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■9
JAHRBÜCHER
DES
VEREINS VON ALTERTHUMSFREÜNDEN
IM
RHEINLANDE.
XXEX ü. XXX.
FÜNFZEHNTER JAHRGANG 1. 2.
HIT 8 LITHOGRAPHIRTEN TAFELN.
BONN,
GEDRUCKT AUF KOSTEN DES VEREINS.
BOHN, BSI A. MABCU8.
1860.
L Cliw^grapliie nd Cesehiditet
1. <0efil^iil^te lirr feuga.
Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, dass die römi-
schen Kunststrassen von Milie zu Milie mit theilweise neun
Puss hohen steinernen Cylindern besetzt waren, an denen
eine Inschrift zum mindesten die Zahl der zurückgelegten
Milien, von der Hauptstadt des Landes oder der Landschaft
aus gerechnet*), meistens aber auch den Namen dieser Haupt*
Stadt, sodann Namen und Titel desjenigen republicanischen
Proconsuls oder desjenigen Kaisers , unter dessen Regierung
die Strasse gebaut worden war, endlich das Jahr des Stras-
senbaus in grösserer oder geringerer Vollständigkeit angab.
Diese Einrichtung ist ziemlich alt, da sie sich bis in die Zeit
der Gracchen, ja bis gegen die Mitte des zweiten Jahrhun-
derts vor Christi Geburt zurück nachweisen lässt ^) ; und um
1) Die hdohflte Zahl der Milien weist wohl mit DCYIII, yon Born
aus gerechnet, ein Stein in der Gegend von Nizza am Yar auf,
ReTue aroh6ol. 1845 p. 173 ff. Mimoires des Antiq. de Franoe
1850 p. 135. Die höchsten bis jetzt aufgefundenen Zahlen von
▲ yenches aus sind 85 Bülien und 56 Leugen, beides in der
Nfthe Yon Baden an der Limmat
2) Für das Jahr 128 ▼. Chr. Plutarchus in C. Graccho 7. Für
die Jahre 117—132 nach Torhandenen Säuleninschrifton bei
Bitschi im Bhein. Mus. 10, 144. OrelU no. 3308. Für das Jahr
140 ungefKhr Zeugnisse des Polybius, welcher 3, 39 ein^ mit
Mlliensteinen yersehene Strasse bis nach Gades in Spanien (vgl.
dazu das Itlnerarium bei OreUi no. 5210) und bei Strabo 7, 7, 4
eine solche bis Thessalonioh am ägäischen Meere anfQhrt.
1
2 Oeichichie der Leuga.
die Zeit von Christi Geburt haben wir uns das ganze weite
Römerreich, von den Säulen des Hercules bis in die Euphrat-
länder und bis an die Catarracten des Nils, gleichsam mit
einem Strassennetze aberdeckt zu denken, das Tausende von
Miliensteinen ansf^amen mi fiBsthalten^).
Fast ebenso bekannt dürfte es sein, dass die einzige Aus-
nahme von dieser Regel die Provinz Gallien machte, inso-
fern als es ihr und ihr alMn gestattet war, einen grossem
als den gewöhnlichen Massslab anzulegen, nämlich Strassen-
steine auf eine Entfernung von anderthalb zu anderthalb
Milien zu setzen und dieses grössere Wegmass Leuga zu
nennen.
Allein wenn wir nun weiter fragen: beruht diese Aus-
nahme von der Regel auf einem schon bei der Eroberung
Galliens angetroffenen Zustand, oder ist sie eine Vergünsti-
gung« die irgend ein Kaiser dem gallischen NationalgefabI
glaubte machen zu sollen , i;nd welches sind chronologisch
und geographisch genau die Granzen des Leugengebiets f so
erhalten wir meines Wissens nirgends eine Antwort. Wer
sich mit dem Studium römischer Inschriften befasst hat, weiss
welche Verwirrung Ober diesen Gegenstand herrscht. Selbst
Mommsen in seinem bekannten Neujahrsblatt „die Schweiz
in römischer Zeit^ S. 7 begnügt sich uns zu sagen , man
treffe in der Schweiz und in ganz Gallien Milien- und Leu-
gensteine neben einander, da sich in dieser Provinz allein
eine nationale Wegesbezeichnung behauptet habe neben der
sonst (Iberall durchgefühi^teif und auch in Gallien eingeführten
Rechnung nach Milien. Dies wird freilich demjenigen nicht
genügen können, der sich den starren Schematismus der rö-
mischen Provincialverwaltung vergegenwärtigt; ja es muss
3} D4» Wort Milie Ut eingebürgert im QrieoluAQhen, aber aaoh im
Qebritiselien und Syrieol^ii, ygl. BSrang. Matth. 5, 41; wo aber
Ulfila« noob aina ra9tß hat
sogar filT Handel und Wandel gan« ernste und practiscbe
Bedenken erregen. Selbst das Vergnagen, das nach einer
artigen Stelle Quintilians *) der Fussreisende empfindet, wenn
er die zurückgelegten Meilensteine zählt und liest , wäre
mein' ich arg geschmälert worden, wenn zwei Rechnungen,
die sich zu einander wie 2 zu 3 verbalten, auf irgend eine
Weise neben einander her oder durch einander gegangen
wären. So müssen wir nun selbst suchen uns Rath zu
schaffen.
Wenden wir uns zunächst an die alten Schriftsteller , so
lehren uns Ammianus Marcellinus, der heilige Hieronymus
und noch Spätere, dass zu ihrer Zeit das Leugenmass in
ganz Gallien, mit Ausschluss der Narbooensis oder der alten
Provincia, also von Lyon an laudeinwärts bis ans Meer ge-
bräuchlich war und das Zwölffache eines griechischen Sta-
diums, das Anderthalbfache einer römischen Milie, aber nur
4) Qoiiitil. 4, 5, 22: faoientibas iter moltam detrahunt fatigationU
notata insoriptifl lapidibus apatia ; nam et exhaasti laboris noBse
mensuram Toluptati est, et hortatur ad reliqua fortius exeqaenda
scire quantum supersit; nihil enim longum Tideri neoesse est, in
qno quid oltlmam Bit certiun est. Ygl. RutiliuB NamatianuB 2,
7 sq. Sidonius Apollin. oarm. 24 ^ 6 sq. Codex Theodosianus
15, 3, 6. Der SchluBB der Stelle Quintilians wird nur yerBtan-
den, wenn man annimmt, dass (entsprechend den Uebersohriften
der einzelnen Strassenzüge im Itinerarium Antonini) auch in den
Hauptstädten, von denen aus eine Zählung anhob, ein Stein
aufgestellt war, welcher wenigstens die Gesammtlänge der Strasse,
meist aber auch die einzelnen Stationen derselben übersichtlich
angab. Von der Art sind auch einige Beispiele erhalten und
zusammengestellt Im Annufiire de la soci6t6 des Antiq. de France
1850 p. 226 — 238. Steine i die an der Grenze mehrerer Stras-
sengebtete standen, hatten auch zwei und drei Massbestimmun-
gen ; so der Stein Yon Alichamp, Annuaire 1850 p. 239^ und der
Stein Ton Nasseiifels, ygl. Oberbayerisches Archiy 18, 2 p. 115 ff.
Zell no. 1376.
4 Oesckickte der Leugä.
die Hälfte einer genuinischeii Rasta oder, wie wir jetet
sagen, Stande betrug. Von Ammianus^) abwärts lässt sich
eine susammenhangende Eette von Zeugnissen bilden aus
Auetoren, DriLunden, Legenden u.s. w. bis in das Mittelalter
hinein zum Beweise, dass man vom J. 400 an ununterbrochen
in Gallien nach Leugen rechnete, so dass an der Identität
des Wortes leuga^) mit den spätlateinischen und neuromani-
schen Wortformen leuca, levva, lega, legua, legoa und lieue
nicht gezweifelt werden kann.
Dm einen Schritt weiter zurflck, nämlich bis ins Jahr 3M,
bringt uns das Itinerarium Hierösolymitamim ^). Die in
demselben gegebene Reiseroute eines Pilgers, welcher das
heilige Land besuchte, hebt in Bordeaux an der Garonne
an und zählt hinter einander 14 Stationen auf, die nach
Leugen gemessen sind. Aber mit Toulouse, als der ersten
Stadt der Narbonensis, hört das Leugenmass auf und begin-
nen die Milien, um bis Jerusalem nicht mehr unterbrochen
zu werden. Es sind aber diese Stationen nicht beliebig an-
gesetzt, sondern es sind die wirklichen Lokalitäten der Post-
strassen; denn eine zu 6 Leugen angegebene Station heisst
auch ad Sextum, zum sichern Beweise, dass dort ein mit
5) Ammianoa Marc. 15, 11, 17. 16, 12, 8. Hleronymus in loelem
8, 18 t6 p.215 Yallars. Hesyohius a. y. livy^, lordanis hiat.
Qet. zu Anfang seiner EraShlung der catalaanisohen Schlacht
(cap. 60 der alten Ausgaben). Agrimensores p. 332 Rigalt. Isi-
doruft etym. 15, 16, 1 — 3. Acta b. Qenoyefae bei Lindenbrog
EU Amm. Marc. 16, 12, 8. Urkunde Ton712 bei Zeuss traditio-
nes Wlzenb. p. 266 und p. XIII. Beda de numer. diris. Wes-
■obrunner Handsohiift in Pfeiffers Germania 2, 90. Diouil de
mensura orbis p. 49 ed. Walokenaer u. s. w.
6) Nur Leuga, mit g, bt die richtige Orthographie für die römi.
sehe Zeit.
7} Hinter dem Itinerarium Antonini, Ausg. Ton Wesseüng p. 150 ff.
Ausg. Ton Parthey und Pinder p. 261 iL
Oeiohichie der Leuga^ 5
Ijevf ae VI. bexeicboeter Stein gtand ; gerade 8o wie die bei.
den ersten Milienstationen ad Nonum und ad Vieesiamm heis.
sen, weil sie eben auf der Strasse von Toulouse nach Car-
cassonne und Narboune am neunten und am swansigsten
Miliensteine lagen. Hieraus ergibt sich, dass im J. 388 in
Aquitanten Leugensteine, in der Narbonensis aber Milien*
steine an den Poststrassen aufgestellt waren.
Vollständigen Aufschluss aber gans Gallien und fttr das
dritte Jahrhundert erhalten wir durch swei Post- und Reise-
werke oficiellen oder halbofBciellen Characters: ich meine
das Itinermium AmtatüfH Atyusü und die s. g. Tabula Peu*
ÜmgerknuL Das Itinerarium ist ein Postbucb, welches eine
Attfofthlung aller kaiserlichen Strassen des Reiches gibt, und
awar in der Weise, dass jede Strasse erst im Allgemeinen
nach ihrem Anfangs- und Endpuncte benannt und nach ih-
rer Gesammtl&nge in Milien bestimmt, sodann im Binselnen
von Station zu Station specificiert und ihre Gesammtlftnge in
ebenso viele Posten von Zahlen aufgelöst wird. Von diesem
Itinerarium besitzen wir zahlreiche und zum Theil sehr alte
Abschriften. Nur in einem Exemplar hingegen, das wahr-
scheinlich im J. 12d5 im Dominicanerkloster zu Basel ge-
schrieben ist^) und sich jetzt in Wien befindet, hat sich die
Strassencarte erhalten, die man Tabula Peutingeriana nennt.
Diese Tabula ist eine zum Zusammenlegen und Mitnehmen
eingerichtete, aus zwölf Pergamentbogen, die der Lange nach
an einander geleimt sind, bestehende Postcartc des Reiches,
8) Änno MCCLXV mappam mundi dewripH in pellen XII per-
pamenif sagt nXmlioh der Yerf. der Annalee Colmarientes, die
ihrem gr^Merea Thell nach Bseler Kaohrichten enthalten and In
Baeel aufgexeiehnet sind. Der Yerfasier der Anaalen ist 1221
geboren und sehlieftst mit 1305. Ausgaben Yon Wuratisen und
TerbeMert, aber nicht ganz TenroUstäadigt» wou Bi^hmsr Fontes
ler. Gen»#]u %, 2., Statt^. 19^
6 Quchichie der Leuga.
worauf säiomtliche Poststalionen ein^seichnet and mit Aber»
geschriebenen Namen bexeiehnct aind; je swei benachbarCe
Orte verbindet ein Striebi und aber den Strich ist eine Zahl
beigeschrieben, welche die Entfernung der beiden Orte angibt
Beide beschriebenen Werke sind Itinerarien, jenes ein buch-
förmiges, scriptum^ dieses ein kartenflirmiges, jHctum. Sie
stimmen im Grossen und Gänsen durchaus mit einander Ober*
ein, so dass sie nothwendiger Weise den au einer bestimmten
Zeit Torhandenen Stand des Postwesens darstellen und ofli-
cioUen Ursprungs sein mOssen. Der Privatindustrie dttrfte
es einsig angehören, dass auf der Peutingertafel in das
Strassennetff allerlei Namen und Zeichnungen von Gebirgen,
Flössen , Seen , Völkerschaften, Meereskflsten, Inseln u. dgl.
eingetragen sind, welche der Postcarte bis su einem gewis-
sen Grade den Oharacter einer Landkarte verleihen. Diese
Zuthaten gerade sind sehr fehlerhaft und gehören verschie*
denen Jahrhunderten an.
Von diesen beiden Itinerarien nun lasst sich mittelst Ver-
gleichung der jetsigen Entfernungen leicht erweisen und ist
auch schon durch den fransösischen Academiker Nioolas
Fröret (f ir49) grandlich erwiesen®), dass alle ihre Stras*
seuzfige innerhalb des eigentlichen Galliens nicht, wie im
gansen übrigen Reiche nach Milien, sondern ohne irgend
eine Ausnahme nach Leugen bestimmt sind. Dabei darf es
nicht stören, dass auf der Tabula die Lengensahlen nicht
unterschieden sind von den Milienzahlen ausserhalb Galliens;
9) MimofroB des losoHpi et BL« 14 p. 168 ff. Za wlikfn Bdwei.
••n iit itieuerdids* (1817) der mit der TabaU übereiuiltlmmend«
urBp^üfl^liohe Aohtoeitige groBse Leug^eiisteth von Tongern hinsa-
gekoitemen, der »of seinen versohiedeaen Seiten aoht StraMonli-
nion mit Ihren Stationen and Enifernnngen yersdelinete, duroh-
weg in Lengen t -rfjL BiMfler 2 A. no. 1614 a. Ofeili nö. 528d.
Ananaire de 1* sooiM des Aati^ de naao« 1800 ^ tt6 &
6t$ehiehte der Le^ga. 7
es II1V98 vielmehr bei der sparsamen Oeeonomie dieser Karte
genflgen, dass ein fflr alle Mal bei Lyon angemerkt ist
^Lugduno eapui GalUarum ^% UBf/ue Mc legas' ; nnd ebenso
darf es bei dem Itinerarium nicht befremden, wenn die Schrei-
ber die ihnen nngewObnliche Abkürzung fUr leugas in legio
verdorben oder mit dem ihnen geläufigeren Zeichen fOr miUa
vertauscht haben. Wir mflssen uns vielmehr GlOck wün-
schen, dass mehrere StrassensOge das beigeschriebene leugas
constant bewahrt haben, besonders aber daran festhalten, dass
auf aswei Hauptstrassen , die vom Auslande her Galliens
Granne überschreiten , der Umschlag der Milien in Leugen
eben an der Gränse deutlich bemerkt ist. Nftmlich auf der
grossen Kriegsstrasse aus Italien an die Nordsee sind von
Mailand her über Turin, Susa, Briancon bis nach Lyon alle
Stationen nur in Milien, von Lyon an aber über Reims und
Amiens bis Boulogne alle Stationen in Milien und Leugen
sugleicb ausgesetst. Ebenso ist der grosse Strassenzug von
Ungarn her Ober Wien, Augsburg und Bregentz bis Pfyn an
der Thur nur in Milien, dann aber von Pfyn an über Win-
discb« Äugst, Strassburg bis Trier in Milien und Leugen
zugleich (wenigstens ursprünglich) specificiert. Nur auf die-
sen beiden Strecken, Lyon - Boulogne und Pfyn -Trier, ist
die Rechnung doppelt geführt, offenbar nur um die Summa-
tion vom Anfangs *- bis zum Bndpuncte in Milien vollziehen
zu fcdnnen. Bedauern muss man insonderheit, dass auf eini-
gen ans dem Auslande auf gallisches Gebiet übergehenden
Strassen der Punct, wo die Milien in Leugen umschlagen,
nicht angemerkt ist. So auf der Strasse von Genf über
Nyon, Lausanne, Orbe, Pontarlier, Besancon an den Rhein,
femer auf der Strasse vom grossen Bernhardsberge über
Martigny, Vivis, Avenches, Solothum, Äugst nach Mainz;
M) Merkwürdig» d«M elmhso bei d«Bi anddA Lagduso, L«yden in
Ifftll^rfi ^ftft fiiiiaiisiliiin lübiliMibl ÜMini flmlnsrfinim
8 Geschichte der Leuga.
endlich aaf der Strasse von Regensbarg durch Schwaben
aber Rotenburg, Rottweil und Zurzach nach Windisch. Hier
ist der Specialforschung noch ein bedeutender Raum gelas-
sen. Aber soviel sehen wir deutlich, dass sur Zeit der Ab-
fassung der beiden Itinerarien die Reichsregierung das Leu-
genmass anerkannt und eingeffihrt hatte in Gallien von den
Rheinmündungea bei Leyden an bis an die Psrrenäen.
Aber wann diese Itinerarien herausgegeben sind, das ha-
ben bisher die Geographen und Philologen nicht genau be-
stimmen können, eben weil sie auf die Leugen nicht gehörig
achteten ; wir werden unten auf diesen Punct anirOckkommen.
Von den Itinerarien rückwärts wird in der Utteratur auch
das Wort leuga nicht mehr angetroffen. Wir sehen uns da-
her genöthigt, die uns gestellte Frage: wie alt ist das Leu-
genmass in Gallien? an die Wegsäulen selbst 2U richten,
die uns aus dem Alterthum flbrig geblieben sind. Eben diese
Steine sollen uns auch die Ostgränsen des Leugengebiets,
an deren Saum wir einstweilen Toulouse, Lyon und Pfyn
kennen gelernt haben, etwas vollständiger fliehen helfen; sie
endlich sollen uns sagen, wie alt die Itinerarien sind.
Wenn man die sämmdichen Strassensäulen des gallischen
Bodens durchmustert, so muss man bedauern, dass von die*
ser interessanten Gattung alter Steinschriften nicht mehr,
und namentlich aus dem eigentlichen Frankreich nicht mehr
Stücke, und von den erhaltenen so wenig vollständig erhal-
tene auf uns gekommen sind. Inzwischen kann ich versi-
chern , dass ich alle mir erreichbaren ^^) Inschriftenwerke
durchgenommen habe, um über den Gegenstand, welcher
mich beschäftigte. Gewissheit zu erlangen. Die Hauptresul-
tate dieser Untersuchung sind kurz folgende:
11) Manohe Sammlongen Ton Franzosen waren mir unztigSnglioh;
80 namenUio]» Bolsaleu iaflor. de Lyon p. 308 — 372, «ndtautn-
Ate XiMil».der..MÄm«te9..dfu^Antiq«alM0.4e fraoos.. .
GefcAJcMe der Leuga. 9
1. Leugensteine gibt es nur auf dem bereits omscIiriebeDen
Gebiete GalUeas, durchaus keine ^^) in der Narbonensis, keine
in Spanien, Italien, Raetien, Britannien.
2» Auch auf dem gallischen Boden gibt es keine Leugen-
sftulea, die vor dem dritten Jahrhundert gesetzt waren; die
bekannt gewordenen gehören alle dem dritten und vierten
Jahrhundert an.
3. Die gallischen Strassensteine , welche im ersten und
«weiten Jahrhundert aufgestellt worden sind, sind Hilien-
saulen.
Dm die beiden letzten Sätze mit einigen Beispielen su be-
legen, ffihre ich an, dass man Miliensteine gefunden hat aus
den Jahren 96 und 99 in den Umgebungen von Besancon,
Lisienx und Avenches, aus dem J. 119 bei Trier und Aven-
chesy aus dem J. 140 bei Avenches und Cöln, aus dem J. 168
bei Cöln und Leyden ^^) ; Leugensäulen dagegen aus dem J.
292 bei Avenches , Soissons und Cöln ^^) , aus den J. 218.
12) AU einzige Ausnahme bezeiobnet Mommsen Insor. helv. p. 64
einen auch sonst rätbselbaften Leagenstein Yom J. 252, der in
Sitten in Wallis gefunden sein soll» derselbe wird aber, da er
erst seit 1817 beaobtet ist, wohl in früherer Zeit dahin aus dem
Wadtlande yerschleppt worden sein. Noch merkwürdiger wäre
es, wenn sieh in Montpellier und zwar aus dem J. 30 ein Leu-
genstein befände, wie Perrot lettres sur Nismes, Nismes 1840
p. 387 behauptet Hofientlich steht in M6m. des Antiq. de Fr.
XI p. 115 £F. Besseres. Wenn LXIII in der Sohlusszeile richtig
ist, so muss man natürlich nicht L/eugae Xlllf sondern (milia)
LXJII lesen.
13) SchSpflin Als. ilL 1, 547. Annuabre de la soc!6t6 des Antiq. de
Fr. 1850 p. 286. Mommsen insor. hely. p. 72. Steiner 2 A. no.
2271. 1843. 1844. 2297. 986. 987.1002.1485. MiUensteine yon
Langrea und Clarmont aus der Zeit des Claudius in M4m. des
Insor. et BL. 14| 151.
14) Mommsen hely. p. 73. M6m. des Inscr. et BL. 3, 260. 258.
14» 151 ff. Bheinl. Jahrb. von Bonn 23 p.81.
10 OeicUcMe der Ltuga.
ns. 288 M Baden-Baden und Soissons^), aus dem J. 887
bei Peurs westlich von Lyon *«), aus dem J. 251 bei Avcn-
ches ^') , aus dem J. 265 bei St. Malo in der Bretagne ^^),
aus dem J. 270 bei Rouen in der Normandie ^'), aus dem J.
276 bei Ober-Baden fUr Avenches*^^), aus dem J. 285 und
ebenso wieder aus 307— 328 bei Speier '^).
Also von 202—823 eine ununterbrochene Anfertigung von
Lengensteinen und kein einziger Milienstein *>). Es ist zu
bemerken, dass ich von meiner Aufzahlung alle diejenigen
Inschriftensäulen ausgeschlossen habe, welche vermöge ihrer
Verstümmelung oder Unleserlichkeit nur von zweifelhafter
Auetoritat sein können^). Obige Zusammenstellung berech*
15) Steiner 2A. no. 871. 872. 873. 887. 897. 890. MarAtori p. 456,4.
457, 2. M6m. dos Insor. 3, 250. 253. 14| 151 ff. M^m- de
l*Aoad6mie celtique 5, 334.
16) M6m. des Insor. 14, 151 ff. Mto. des Antiq. de Fr. 18, 387 ff.
17) Mommsen hely. p. 64.
18) OreUi no. lOia M6m. des Insor. 14, 155.
19) OrelU no. 1019. VLhm. des Insor. 3, 255.
20) Mommsen heW. p. 74.
21) Steiner 2 A. no. 745. 738. 753. Orelli no. 5245. JKger im er-
sten Jahresberloht p. 32.
22) Der MiHenstein des CSlner Bezirks bei Steiner 2A. no. 1002
ist in den Rheinl. Jahrb. yon Bonn 25 p. 28 ff. ganz unrichtig
ins J. 226 gesetzt worden. Der Stein in Orleans aus dem J.
275 bei Orelli no. 5551 ist am Sohlusse rerstümmelt und war
ohne Zweifel ein Leugenstein.
28) So den Stein yon Allohamp in der N&he ron Bourges, der an
dem Yereinigungspunot dreier Strassenzüge stand und -rielleioht
in die Zelt des Severus oder Garaoalla gehört; den Stein Ton
Auxerre, der Milien und Leugen cagleiob gez£hlt zu haben
scheint; den Stein ron Tongern, den Roulez in Diooletians Zeit
▼erlegt; rgl. Annuaite des Anflq. de ^ranee 1890 ^. 226 ff.
Die beiden Steine Ton Salzig aus den Jahren 220 und 271, für
welehe aber Sofeiel adullöh daa Laateamaaa trdflkh erwie.
sen hat
OesohicMe der Lenga. 11
Agi ohne Zweifel m dem Schlüsse, dass das Leagemystem
kein ron jeher in Gallien anerkanntes , aber ein wenigstens
von 202 ab bestehendes war und seitdem von allen Regie-
rangen ohne Ausnahme als Prineip der gallischen Strassen-
messnng gehandhabt wurde.
Bhe ich aber weiter gehe und die Genesis des Leugensy-
stems teu ermitteln suche, muss ich erst Einiges beifOgen*^),
um auf der Ostgrttnse Galliens die Scheidelinie zwischen dem
Lettgen- und dem Miliengebiete etwas geoauer festzustellen.
Ist doch die Nichtbeachtung dieser Strassenscbeide an un-
zahligen Irrungen und namentlich an der Meinung Schuld
gewesen, als habe man gleichzeitig auf den gleichen Stras-
sen beiderlei Wegsteine gesetzt , also in dieser Sache gar
kein Prineip befolgt.
Ans dem Itinerarium Hierosolymitanum ist bereits angemerkt,
dass westwärts von Toulouse das Leugensystem galt. Nun
lag zwar Toulouse bereits in der Narbonensis, aber es schien
practlseher, das kleine Stack der Strasse nach Bordeaux,
das noch diesseits der aquitanischen Gränze lag, in die
Rechnung des ganzen Strassenzuges aufzunehmen. Der um»
gekehrte Fall Ander statt, wenn von le V^lay aus, obgleich
diese Stadt innerhalb der aquitanischen Grenzlinie liegt, doch
Hifiensteine ^) gefunden wurden ; dieselben standen eben an
der aus diesem Berglande in die Narbonensis führenden
24) MltAusöhiuBft des rein Oeograplilsohen, d«d za weit führen würde.
Denn es fragt sieh, ob tmsre Geo- und Karthographen der An-
gabe der Alten, wonaoh die Loire bis an ihre Quelle, dann das
SeTOnnengebirge die Ostgrenze Aqiütaniens bildete, Yollstindig
gerecht geworden sind. So schwankt Pliniusi ob er die Ruten!
and die Gabali, Strabo ob er die Helvi zur Narbonensb oder
sa Aquitanlen rechnen soll.
25) Aus den Regierungen des Severus Alexander, des Maximinua
oiid FhiUpptti. OrelU ao. 5220. M6m. de» AatI). da Fi. 18,
iaiff.
18 Geschichie der hmga.
Strasse. Aas dem Gebiete der Segosiaver, jelat Peurs^),
und der Gabali, jetzt GöFaudaa^^), scheinen nar LeugensAa«
len erwAhnt au werden.
Ein recht anschauliches Beispiel , wie sich die ROmer in
solchen Collisionsfkllen mögen benommen hallen, bietet die
Gegend um den Genfersee dar. Der Genfersee bildet doch
eine für die beiden Strassengebiete trefflich geeignete Grtns«
scheide« Politisch gehörte die alte Allobrogerstadt Ckaava,
wie der Sfidrand des Sees zur Narbonensis, das Waliis erst
zu Ratien, später ebenfalls zur Narbonensis ^% demnach das
Dferland im Süden, Osten und Westen des Sees zum Hiliea-
gebiete, dagegen bildete das Nordufer als helvetisches Gebiet
einen Theil der Lugdunensis, musste folglich nach Lengen
rechnen. Hatte man nun am nördlichen Seeufer ohne Wei-
teres das Leugeasystem eingeführt, so wäre der Verkehr
aus Genf nach dem Wallis und aus dem Wallis nach Genf,
der bekanntlich nur am Nord-, nicht am Sfldufer stattfinden
kann, sehr erschwert worden, da man sich fflr eine so kurze
Strecke eines verschiedenen Wegmasses hatte bedienen mfls»
sen. Diesem Uc^belstande kam man nun zuvor, wenn man
die nördliche Uferstrasse dem Leugenverbande entzog und
dem Miliensystem einverleibte, dann aber die von dieser
Leugenachse nordwärts abzweigenden Strassenlinien sofort
26) Aus der Zeit des Maximinus. M6m. des Insor. 14, 151. 155.
M6m. des Antiq. de Fr. 18, 867 fL 443. Von unbekannter Her-
kunft ist das M. P. bei Comarmond musöe lapid. de Lyon p. 53.
27) Nämlioli in der beiBergier bist. d. grands cbemins2 p. 800 und
Mto. des Inscr. 14 p. 154 mitgetbeilten Scblusaformel einer nn-
ter Postbumus errlobteten StrassensJtule ^rPGABALLY ist leu-
gaeV. niobt zu rerkennen. MP muss falsob gelesen sein, oder
sollte es Municipium bedeuten?
28) Ausser Plinius und Ptolemäus sind zwei Insobriften zu beacb-
ten bei OrelU.Henzen no. 488. 6939; für die spätere Zeit Festus
Bufusy Asunianusi die Notitien.
Oeschichte der LeugO. 13
Ton der Baris aus mit Leugensftulen aussteinte. So erkläre
ich mir den Thatbestand, wie er sich aus der Betrachtung
der vorhandenen Meilensteine ergibt. Wir haben nämlich
eine Anzahl von Miliensänlen aus verschiedenen Jahrhunder-
ten, namentlich auch ans den Jahren 292—328, also aus der
Leugenzeit, welche von Martinach abwärts Aber St. Maurice,
Villeneuve, Vivis und Lnlly, also bis nahe zu Lausanne , eine
Zählung von 37 und mehr Milien aufweisen ^), und ebenso
auf der andern Seite, auch aus der Mitte des driften Jahr-
hunderts, einige Säulen des Bezirkes Nyon, die vorwärts
gegen Genf und rückwärts gegen Lausanne ebenfalls Milien
aufweisen '^); daneben aber auch vom See nächst Lausanne 'M
angefangen und weiter nördlich mehrere zum Rayon von
Avencbes gehörende Säulen, die in der frühern Zeit Milien,
in der spätem Leugen zählen. Mit dem aus den Steinen
ermittelten Sachverhalt stimmen die beiden Itinerarien voll-
ständig flberein. Die Strasse von Aosta über den Bernhard
zählt Milien bis Vivis, von da über Moudon, Avenches u. ?. w.
Leugen ; die Strasse von Aosta über Annecy nach Genf zählt
Milien über Nyon bis Lausanne, von Lausanne über Orbe,
Pontarlier u. s. f. Leugen. Auch die Strecke zwischen Lau-
sanne und Vivis ist auf der Tabula zu 13 d. i. nothwendig
Miliea, angegeben. Denn in Ermanglung ausdrücklicher
Benennungen in den Itinerarien müssen die Entfernungen
selbst sprechen.
lieber die Strecke von Genf abwärts bis Lyon und nord-
westwärts gegen Chalons an der Saoiie und Besancon hin
lässt sich keine genügende Autwort geben, da in diesem
Lande kein Strassenzug verzeichnet, meines Wissens auch
kein Wegstein gefunden ist. Inzwischen vermutbe ich, dass
29) Mommsen heW. p. 65 ff.
30) MommBen hely. p. 69 ff.
31) ICommsen heW. p. 73, no. 332.
14 OeicMoUe der
4ie NarboQensU , also das Miliengebiet , sich anf w^ oidit
unbeträchtliche Strecke hin nordwärts Ober die Rhone er-
streckte; ich vermuthe dies nach einer Stelle Cäsars, wo von
Allobrogern die Rede ist^ welche jenseits der ^hone Dörfer
und Besitzungen haben, nach zwei Stellen des Plinius, die
den Jura als Grenzgebirge zwischen der Narbonensis und
liugdunensis bezeichnen, und nach einer Stelle des Amoiia«
nus Marcellinus, wo gesagt ist, dass die Rhone nach ihren
Austritt aus dem Genfersee durch SaFoyen per Sapaudiam
fliesse »^).
Im ganzen Btlndner- und St« Gallerland rechnete man nach
Milien, da sie zu Rätien gehörten; aber nach dieser {Seite
hin von Unterwallis aus nordwärts Ober den Zflrchersee weg
bis Pfyn die Landes- und Leugengränze zu bestimmen, wird
schwerlich jemals gelingen.
Von Pfyn nordwärts zog sie sich tiber den Rhein nach
den Donauquellen, und sodann nach der trefflichen Untersu-
chung von Leichtlen längs der rauhen Alp bis an jene
scharfe Ecke der Teufeismauer bei Lorch, welche die Gränze
von Gallien und Rätien kenntlich macht. Von da bis aas
Meer fallen die Leugengränze und die Reichsgränze überall
zusammen.
Ich wende mich nun zur Frage, wann und von wem
das Leugenmass in Gallien eingeftihrt sei. Die Beantwor«.
tung derselben kann nach dem Bisherigen nicht mehr schwie-
rig sein. Wie oben ausgeführt, schliesst die Reihe der gal-
lischen Miliensteiue mit dem J. 162 '^), hebt die der Leugen-
steine mit 202 au. Hieraus ergiebt sich mit Noth wendigkeit,
82) OaesAr b. 0. 1, 11. PHnfas nat. hiat. 8, 81. 4, 105 SUl. an
letzterer Stelle mit Berufung auf Agrippa. Ammianua Maro.
15, 11, 17.
88) Dooh Tgl. da« Fragment bei Steiner 2A. no. 927, dap einem
Mülenateine des J. 164 anxugehören aoheint,
OefcUol^e der leugß. Ift
im^ {niieirhali^ 4er 40 J^hra von 162—202 die Bhiifniiig
eiii)(efa|irt sein muss. Ich spreche mich mit valler lieber-
ztug^ug für eioea der Jahre voa 198 bis 202, mit eiaem
boheu Grade von Wahrscheinlichkeit für 202 aus.
Nämlich an die beiden ebenfalls in den umgranzten Zeit-
raum fallenden Regierungen des Marcus Aurelius und des
Commodus kann man , scheint es mir, durchaus nicht den-
ken; einmal weil diese beiden Regenten zn Gallien in gar
keinem persönlichen Verhält niss der Anhänglichkeit oder des
Wohlwollens standen , sodann und hauptsächlich , weil unter
ihnen filr den Sfrassenbau überhaupt wenig oder nichts ge-
schah, lu der That ist mir nicht eine einzige Wegsäule
in den rheinischen Gegenden und in ganz Gallien vorge-
kommen, die in den letzten 15 Jahren des Marcus oder in
den 12 Jahren des Commodus errichtet worden wäre. Ein
positiver Beweis für die Vernachlässigung des Strassenbaus
während dieser beiden Regierungen liegt in den Formeln,
deren sich ihr Nachfolger Severus auf seinen Strassendenk-
mälern so oft bediente , Formeln wie vias et pantes resiU
tueruni oder vias et miliario renovaverunt u, drgl. Dieser
Formeln bedient sich Septimius Severus (im Pluralis spricht
er, weil er bald nach seinem Regierungsantritte seinen äl«
tern Sohn, später beide zu nominellen Mitregenten angenom-*
men hatte) — solcher Formeln bedient er sich gleich in seinen
ersten Regierungsjahren, 193 (F. iudem er durch die zahlrei-
chen Kriege, die er gegen drei Nebenbuhler zur Behauptung
seiner Herrschaft und gegen auswärtige Feinde zum Schutze
des Reiches in den verschiedensten Gegenden zu führen hatte,
das Bedfirfniss und den Nutzen guter Land- und Militär-
strassen lebhafter zu empfinden veranlasst war, als seine
beiden unkriegerischen Vorgänger. Daher sind schon in den
beiden Jahren 195 und 196 , in denen Severus von Byzan-
tium aus durch Pannonien und Noricum nach Gallien heran-
zog, um seinen letzten Gegner Clodius Albinus zu stürzen^
M Oesckb^e der Leuga,
in den Dooangegendf n zahlreiche Strassenaulagen und Brttk-
kenbauten von ihm ausgeführt. Für unsre rheinischen Ge-
genden wurden dergleichen Arbeiten durch den erwähnten
Krieg begreiflicher Weise etwas verspätet ; aber der rastlos
thatige, dabei besonders sehr baulustige Mann holte das Auf-
geschobene möglichst bald nach. Sehr zahlreich sind daher
die dem Jahr 202 angehörigen Meilenzeiger, auf denen nächst
Severus auch seine beiden Söhne , Caracallus als Consul,
Geta bloss als Cäsar, aufgeführt werden. Bloss aus den
Donaugegenden stellt Joseph von Hefner") deren 48 zu.
sammen.
Sollte es nun reiner Zufall sein, dass die ältesten bekann-
ten Leugensäulen eben auch im J. 202 errichtet und mit dem
Namen des Severus und seiner beiden Söhne bezeichnet sind ^
Zufall, dass von dieser Art nicht weniger als drei, und an
drei so weit aus einander liegenden Orten, wie Avenches,
Soissons und Cöln , gefunden worden sind , aus der spätem
Regierungszeit des Severus aber keiner?
Man kann bedauern , dass Über Severus grossartige Stras-
senarbeiten keiner seiner Biographen einen bezüglichen Satz
niedergeschrieben hat; indessen muss ich doch noch bemer-
ken, dass eine sehr nahe Beziehung zu unserm Gegenstande
eine Angabe bei Spartianus ^) hat , wonach Severus i. J.
198 das Postwesen, das bisher Privaten tibertragen war auf
den kaiserlichen Piscus tibernahm. Man kann sich denken,
dass auch diese Uebernahme der Postanstalten des Reiches
für den energischen Mann ein weiterer Antrieb war, nament-
lich seit Herstellung des Friedens, dem Strassenbau die aus-
serste Sorgfalt zuzuwenden.
34) Oberbayriaohes Arohir 18, 2 p. 103 ff. Mfinohen 1857.
35) SpartianuB in Severo 14 : post haeo cum se vellet oommendaro
hominibus, yehioularium munas a priTatis ad fisoum traduxit
Dazu Casaubonas ad Spart Hadr. 7.
OaeUchie der Leuga. 17
WoMi CS also erUvbt ist, av9 ien rorgelefl^ten Material
einen Sdiluss su nteben, so dürfte ioi Jahre 202 das Leu-
gemnass in Gallieii eingeftthrt sein.
Ilass die LeugenreclMiuog in OalKen eine altgewohnte i?ar,
ehe sie zur oCficieUen erhoben wurde, versteht sich von seihst,
auch ohne dass wir uns auf das schlüpfrige Gebiet der gtt-
lischen nnd kymrischen Linguistik begeben, auf dem man
das Wort leuga als ein uraltes einheimisches zu erweisen
versucht hat^^). Ebenso liegt es in der Natur der Sache,
dass mit der Einführung des neuen Strassenmasses den gal-
lischen Völkerschaften eine Freundlichkeit irgend einer Art,
höchst wahrscheinlich als Anerkennung oder Gegendienst,
eraeigt werden sollte. Auch das passt auf Severus vor-
trefflich.
Lange vor seinem Regierungsantritte noch unter Commo-
dus verw*altete Severus das Amt eines kaiserlichen Statthal-
ters im Lugdttoensischen Gallien '^) und erwarb er sich in
dieser Stellung durch seine Strenge und Uneigeunütxigkeit
die Liebe der Proviucialen, nach dem Ausdrucke Spartiaas '^),
wie keiner sonst. In Lyon '^) gebar ihm seine Gattin , die
berühmte Mater castromm lulia Domna, seinen altern Sohn
Bassianus, der spater Antoninus genannt und als Regent un-
ter dem Namen Caracallus unrühmlich genug bekannt ge-
worden ist, den 4. April 188. Spater befehligte Severus
am Rhein, ebenfalls mit Auszeichnung, die Legionen des
germanicianischen Heeres ^^), und dieses schlug sich, als ihn
im Frühling 193 die paniioniscben Legionen in der Nahe
36) T£^. Mahn in Herrlgs Zeitschrift f. neuere Sprachen 28, 173.
87} Spartianns in Seyero 8. in Peseennio Nfsro 8. Die Gassins 74, 3.
88) Spartianaa in Severo 4.
89) Aar. ^ctor epit. 21. Die Oassius 78, 6.
40) Spariianas in Severe 4. in aodio Albino 1.
2
18 Oeickichte der Levga.
yon Wien nm Kais^ abriefen,. Boglekb auf seine Seile ^).
In Gallien endlicli and zwar in der Nahe von Lyon ftel aai
19. Febr. 197 ^^) die entsclieidende Sclilaclit vor, darch weU
che sich Sevenis seines letzten Nebenbuhlera entledigt sab
und Alleinherr des Weltreiches wurde. Dies sind , wie mir
scheint, Momente genug, welche eine ftreundliche Gesinnung
Severs gegen Gallien begrOnden und eine so eigettthflmli-
che Auszeichnung, wie die Leugenrechnung in der römischen
Verwaltung sein musste, erklärlich machen. Eine noch gUln-
zendere und zugleich practischere ^) Auszeichnung der dem
Kaiser bewahrten Treue ^^) war es, wenn die Verleihung
des lus Italicum an sUmmtliche Einwohner des Lugdunensi-
sehen Galliens, von welcher Verleihung der Jurist Julius Pau-
lus ("i* um 230) spricht^), wirlilich von Severus ausgegan-
gen sein sollte ^). Severus Anhänglichkeit au Gallien gieng
auch auf seinen Sohn und Nachfolger Über , und es ist aus
vielen Anekdoten bekannt genug, in wie drastischer, mitun*
ter selbst lacherlicher, Weise Caracallus seine Vorliebe f&r
dieses sein Geburtsland kund gab.
Schliesslich füge ich noch einige Worte Ober die Abfaa-
41) Daher auf Münzen Severe alle 4 iheinischen Legionen yeret*
nigt sind.
42) Spartianae In Seyero 11.
43) Practlscli wäre aacH die AuBzelclinung in Betreff der Wegmes-
sung gewesen, wenn, wie einer meiner Freunde yermuthete, die
Gallier auf ihren Leugenstrassen nur das Passagieigeld der MI*
lienstrassen au bezahlen gehabt hStten. Allein das Bezahlen
eines Postplatzes konnte nur unerlaubter Weise und in Folge
eines Unterschleifs rorkommen.
44) Vgl. die interessante Episode ron dem Schulmeister Numerianna
bei Dio Cassius 75, 8.
45) Digest 50, 15, 8: Lugdunenses Qalli, item Viennenses in Kar-
bonensi iuris Italioi sunt
46) Dirksen Scriptores bist. Aug. p. 117 ff.
I
Geschickte der Leuga. 19
suDgsseit der beiden Itinerarien bei, iodem ich deren Her-
ausgabe oder wenigstens Vorbereitung dem ganzen Gang
meiner Untersuchung zufolge glaube Severus zuschreiben zu
dürfen, unstreitig sind die drei von Severus nachgewiese-
nen Thatsachen, dass er zahlreiche neue Strassen anlegte,
dass er die Postanstalt ganz auf seinen Fiscus (Ibernahm, dass
er für den Nordwesten des europäischen Festlandes eine neue,
disparate Strassenmessung einfOhrte, ganz geeignet , eine Pub«
lication , worin diese Strassenzfige vollständig verzeichnet ,
der Umschlag der Milien in Leugen sorgfältig angemerkt
und alles dieses der kaiserlichen Aufsicht unterstellt war,
als eine von ihm beabsichtigte und vorbereitete
erscheinen zu lassen. Weiter zu gehen ist nicht nOthig.
Verhält es sich doch ganz ähnlich mit der Notitia Dignita"
fem uirittsque imperü ; deren wirklich erfolgte VerOiFentli-
cbnng kann dem darin erwähnten Comes Gildanlaci patrU
»oitii, dem Wcsj^ius Septem provinciarum u. A. zufolge nicht
vor 400 angesetzt werden ; es liegt aber auf der Hand, dass
die Schrift eine aus den practischen Bedürfnissen durch die
Eeidisthetlang vom J. 395 hervorgerufene amtliche Publica-
tion ist Ebenso führt das Strassenbuch den Titel Itinera-
rim Antonini Augusti. Dass diese Benennung keinen an-
dern meint als Caracallns, den Sohn und Nachfolger des
Severus, hat im Allgemeinen Brissonius ^^) nachgewiesen,
für das fragliche Werk Parthey und Pinder anerkannt. Se-
veraa achloss sein bewegtes Leben den 4. Febr. 211 ^^) in
York, noch im Krieg mit den Caledoniern begriifeu, gegen
die er eben seinen berühmten Wall vom Meer zum Meer er-
baut hatte; im Buche aber sind die britannischen Poststrassen
bis ans Valium Severi fortgesetzt. Also halten wir an der
47) Brittonius de yerb. signif. t. t. Antoninns*, Tgl. Wieling iurlB-
prud. ro0tlt p. 371 ff.
48) Dio CaanuB 76, Ib.
20 Geschickie der Leuga.
Titelflberflchrifk fest. Die Herausgabe besorgte der Sohn
(starb i. J. 217); aber das Material und wohl auch die Con-
ception des Werkes ist vom Vater. Weiter zurück kOnueo
wir Dicht wegen der Leugen, weiter vorwärts dürfen wir
kaum wegen der nur zu bald erfolgten Ablösung der ent-
ferntesten Provinzen, die sich auf der Tafel noch als Rü-
merboden stattlich ausnehmen, wie Schwaben, Dacien, die Ti-
grisgegenden. Die Epoche von Severus Nachfolger leistet
allen Momenten der Erwägung das richtige Genfige. Stö-
rende Einzelheiten kommen nicht in Betracht, da sie sich
unter einander selbst widersprechen und aufheben, demnach
theils als Nachträge späterer Auflagen, theils auch als Mar-
ginalien einzelner Handschriftenbesitzer betrachtet werden
Bfissen ^),
Basel.
Prof. Dr. K« Ii. RoUi. ^}
49} Parthey und Pinder !n der Vorrede zum ItinerAr. Antonini.
Pauly Strassenzug der Peui Tafel, Stuttg. 1836 g. 27 ff.
*) Leider war es dem um die Altertbamskunde so verdienten Ver-
fasser nioht yergonnt den Druck seiner gediegenen Untersuchung
SU erleben. Er starb aus Schmerz über den Mhceitigen To4
seines ältesten hofftaungsTOllen Sohnes, PriTatdooentan ^der ocien-
tauschen Sprachen, am 16. Juli d. J. in Basel.
Die Red.
I.
Der Ursf rang der KirchtbArse iat ein Rätbsel, dessen Lö-
rang bis a«f den heutigen Tag nicht bat gelingen wollen.
Frohere Schriftateller haben darüber gdegentlich ihre An-
sichten geäussert, und es sind da drei gans verschiedene
Meinungen zu Tage gekommen. Die gewtthnlicbste Annahme
ist die, dass die Kirchtbfirme ursprünglich errichtet seien»
am die Glocken, welche die Gemeinde aur Kirche rufen, so
hoch aafaubangen, dass man sie weit hin vemebmea kanne.
Die aber diesen Zweck hinaus gehende Erhebung und Ver*
■dirung der Thflrfne , welche in einer spatern Zeit eintrat,
wird dann aus dem Streben erklart, die Kirchenbauteu aber-
baupt recht grossartig ausaufObren, wobei man theils die Nei-
gnag gewisser Perioden aur Entfaltung .kirchlicher Pracht,
tbdls das Boheslreben des gothisohen Styls, theils die Eifersucht
des mächtig aufblähenden Bfirgeirthwms in Anschlag bringt. Die
Aehnlichkeit gewisser Tburmanlagen mit den im Mittelalter ab-
liehen Befesttgangen der Siadte und Burgen hat jedoch auch
Einige zu der Meinung bewogen , dass die Kircbthflrme aus
solchen Festungsanlagen hervorgegangen seien, indem sie
sich theils an die Beispiele von wirklich befestigten Kirchen
und KlOstem, theils an den kriegerischen Geist des Mittel-
alters, dar sogar im Heliand in der AuiFassung der Geschichte
*) Indem die Redaktion ihren Lesern die nachfolgende Abhand-
lang bringt I lehnt sie dooh insofern die Solidarität der darin
entwickelten Ansichten ab, Als selbstredend unsere Jahrbücher
auch den entgegenstehenden Ansichten sa Gebote stehen.
D. Red.
22 Zur Getchiehte der Kirchihürme.
Christi hervoHritt, erinnerten. Wieder Andere haben in nicht
christlichen Architekt aren die Vorbilder der Kirchtbflrne auf-
gesucht, und da sie solche im griechischen und rftniscben
Alterthume nicht su Anden glaubten, wandten sie ihre Blicke
nach Asien , uro entweder die Stupa's ihr Buddhisten oder
die Minarets der Muhammedaner sich als Muster des Thurm-
bau's darboten. Von allen diesen Erklärungsversuchen nicht
befriedigt, haben neuerdings swei Schriftsteller dieser iVage
eine eingehendere Betrachtung gewidmet, und sind zn Re*
sultaten gelangt, die eben so sehr unter einander, als von
den Ansichten ihrer Vorgänger abweichen. Zuerst hat Job.
Valentin Klein ^)l^ei Gelegenheit der Besprechung eines
merkwürdigen alten Kirchenportals den Versuch gemacht, dHe
Thürme alsSchttpfong einer Symbolik zu erklären, die eben*
sowohl in apokalyptischen Ideen und Auslegungen der alt«
testamenUichen Prophetie, als in antiken Mysterien und astro»
nomisch -mythologischen Ansichten ihre Wursel hat ihn
vielfach folgend, doch in seinen Orundanschauungen vWlig
abweichend, 4iat dann Wilh. Weingärtner') dieser Prag«
eine besondere Schrift gewidmet, welche in dem rdmischen
Alterthume nicht sowohl das Vorbild, als vielmehr den eigent-
lichen Ursprung der Kirchthflrme nachsuweisen untcrnimoit.
Auch die letztere Arbeit hat keine «berxeugende Losung der
Frage gebracht, und die darin aufgestellte Meinung unter«
liegt sehr erheblichen Bedenken. Allerdings ist es ein rieh»
tiger Gedanke, wenn sie von der Voraussetmng ausgebt,
dass die meisten architektonischen Formen, deren sich das
christliche Mittelalter bedient hat, auf irgend ein Vorbild den
römischen Alterthums hinweisen, welches als ihre Orundlam
betrachtet werden muss. Als die Römer das Cbristenthum
1) Die Kirche zu Grossen -Linden bei Giessen, in Oberhewen.
Giessen 1857.
2) System des christUohen TharmbAaes. GStfingen 1860.
Zmr Ge$ekiehie der Kirdiikärme. SS
MaahMe«, miMBteA sie iie Kusiformeo, io iemea rie Mtge*
wachseo waren, den ohrisllichen Bedflrfnifleen und Ansichten
an^ueen, da die geistige Natur dieses neuen Glaubens im
Grande keine neuen Formen, an die Stelle n seinen hatte.
Diese Religion konnte sich nur abwehrend verhalten, in so
fern sie in den herrsohenden Knnstformen etwas specifisch
Heidnisches nu erkennen glaubte* Wo sie aber aufhorte,
UUer- mid knnstfeindlich na sein, da nftgerte sie nicht,
fich das Vorgefiindene annieignen , indem sie je nach den
Vmatanden dasselbe umdeutete oder in untergeordneten Be-
niehangen modelte. Dieser Process war bereits vollendet,
ala die Mftnner des Nordens sich in die Erbschaft des abster*
benden lUHnerreichs im Abendlande theilten. Diese Valker
aber brachten aus ihren heimathlichen Sitnen keine Baukunst
mit, deren Formen sie hfttten im Dienste der neuen Religion
verwenden können: denn die Werke, welche sie au den
Zwecken ihren heimiscben Cultus anfahrten, waren awar
grasnartig durch Bewältigung nngefaenrer Steinmassen, die
maa anfrichtete, übereinander thirmte, oder nach einer ge-
wissen Regel nn wunderbaren Kreisen und Doppelreihen zu*
sammenstelUe, aber diese Werke, die man nicht einmal Bau«
Um nennen kann, waren noch so sehr in den ersten Anftngen
der Ent Wickelung begriffen, dass man an ihnen kaum die dürf-
tigsten Sparen der Bearbeitung durch Hammer und Meissel
antriflt. So warra diese Germanen und Celten darauf an»
gewiesen, die Kunstfertigkeiten und Kunstformen sich ansu*
eignen, welche sie in ihrer neuen Umgebung bei den hoch
dvilimvten Römern vorfanden. Allerdings brachten sie einen
neuen nationalen Geist mit, der Allem, was sie bei sich auf-
nahmen, eine eigentbflmliche Gestalt verlieh. Es ist daher
nicht immer leicht, die Verbindung mit dem Alterthume nach-
anweisen, da in den ersten Jahrhunderten ihres Auftretens
vermittelnde Denkmäler eben so selten sind, als die geschrie-
benen Deberlieferungen , wahrend häufig die aufgenommenen
M Zur eeichbMe der törelUkum^.
Formen später fast bis mt UiikeDBtlickksIt «ngeslftltet er*-
scheinen. Des HBg;eaelitet sind es ininier die Werke des heid->
nisdien Roms, in denen wir mnäclist die Vorläufer nad An*
knflpfunifgpiiiiUe fUr die Aliertbfimer der ebrislUclien Knast
SU suchen haben.
Nach diesen Grundsätsen sollte man erwarlen, Weingart*
ner werde die Tbflnne der alten Welt nnm Ansgangspnnkfo
seiner Untersuchungen machen. Denn es fehlte dem räml«
sdien Alterthum keineswegs an dieser archHektonisehen Iform.
Die Pestungs- und Lencht*Thtlrme sind bekannt genug. Aber
andi ausserdem errichtete man ThUrme lediglich sn dem
Zwecke, eine weite Aussicht nu gewinnen. Häcen bosaso
einen solchen in den Bsquilinischen Oärten. Heran nennt
ihn molem pröpinquam nubibns arduis '), und Nero benntnte
ihn 9 um das Schauspiel des brennenden Roms su lietmeh*
ten^). Aehnliche Bauten kommen an verschiedenen andofw
Zwecken in den Städten vor. in Athen steht noch der Tknrai
der Winde, der eine Wasseruhr enthielt, und in Pairia gingf
erat im J. 1561 der schaue und reioli geschmflckto Thana
au Grunde, den man nach dem Boethius nannte, weil er die«
sem aum Gefängnisse gedient hatte ^). Aach sonst warew
Oefhngnisstharme häuig, so dass man seMechthin Tarrb Mir
Carcer gebrauchte.
Allein Weingärtner läset die wirklichen anttkra Thflnae
unberttcksichtigt nnd sucbt den Ursprung der KirchthOvai«
statt dessen in den heiAnischen Grabmälem der Römer, die
allerdings auweilen eine thurmähnliche Gestalt angenommia
haben, so dass einige von ihnen, wie das der Cädlia Metalla
und das des Hadrian, im Mittelalter au wiikliehen Bargvesten
3) Od. Üb. 3. oarm. 29. v. 10.
4) Sueton. Nero o. 38.
5) AbgebUdei bei BobIsIo intorno al laogo del sapplisio di 8e.
TSxfna Boasio*P«T£s tSt6.
Xur ÖeichieUe der Kirehiküme. S5
eia^ericlitet werden lonnCen. Diese Ansieht slütat sieb auf
eiaea Grandgedanken , dem er jedenfalls eine viel an weite
Aasdehnang giebt, indem er ein au grosses Gewicht auf die
Bedeatnng der Todtenvcrehrung Ar allen religfasen Cultna
iberhavpt vad fillr den ebristlichen insbesondere legt. Sehen
in seiner frOhern Schrift Aber die Basiliken *) nennt er den
Begriff yon Gmb und Tempel in der heidnischen wie in der
christlichen Zeit eng verschwistert. Jedermann weiss , dass
die Verehrong der Märtyrer an gewissen Zeiten eine sehr
bedeatende Rolle gespielt hat* Aber niemals ist sie der ei-
gentUcfce Kern des christlichen Gottesdienstes gewesen. Bie
Beariehnngen an dem Glauben an ein künftiges Leben kannte
man nor sehr nneigentlich dahin ziehen, und davon abge-
sehen lasst sich in keinem der grossen und allgemeinen
christlichen Feste mit alleiniger Ausnahme des Charfkvitags
auch nur entfernt ein Todtencult erkennen.
Bevor wir nwi aber auf eine PrOfung der Frage nach dem
Orspmge der Ktrchlhürme eingehen kt^nnen, muss vor allen
Dingen das Alter der letatem chronologisch festgestellt wer-
den. Iflabesottdere ist ein Irrthom au beseitigen > auf den
sich Wehigartner's Argomentation in mehrfacher Hinsicht sttitzt.
Br behauptet namlieh ^) nach Rlein's ^) Vorgange auf den
Grand einiger Verse desVenantias Fortnnatus'), dass
bereite am Ende des Bten Jahrhunderte nicht allein wirkliche
lirchthtlme, sondern insbesondre auch schon die Frontaltharme
au beiden Seiten des westlichen Portals Oblich gewesen seien.
Das Gedicht des Bisehofs von Pottiers (um eOO), in welchem
Verse stehen , besieht sich allerdings auf den vom
6) Unprong und Entwlokelong des ohiütUohen Kirohengsbaudes.
Leipzig 1858. S. 76 u« dfter.
7) A. A. O. S.67.
8) A. a. 0. S.40.
9) Yenant. Fortunst. opp. Hb. 3. oap. 7 oder In der CoUectio
PiMoreiuis Tom. 6. lib. 8. earm. 5.
W Zur Geichichie der IBrchiUirm9.
Bischof Felix ausgefahrten Bau der Kircbe n Nismet , wi4
es werden daraus xirel Stellen ausgezogen, die aber beide
iLeineswegs das euthalten, was Klein und nach ihm Weing Art-
ner darin cu lesen glauben. Dia Haupistelie spricht nicht
entfernt von der Beschaffenheit des Kirchengebftudes. Sie
lautet:
Gallia, plaude libens, niittit tibi Roma salute»,
Fulgor apostolicos yisitat Allobrogos,
A fade bostili duo propugnacula praesunt»
Quos fidei turres Urbs, caput orbis, habet.
Freue dich Gallien, denn das Heil ist von Rom dir ge-
sendet,
Apostolischer Glann geht dem AUobroger auf.
Gegen den Feind gewandt Bollwerke sind sie godoppell,
Warten des Glaubens besitzt Rom sie, die Herrin der Welt«
Selbst so aus dem Zusammenhange gerissen , wie Klein me
nutgetheilt hat, können die beiden letzten Verse nicht voa
PortalthOrmen verstanden werden. Die Apostel Petras und
Paulus, deren Reliquien die Kirche von Rom erbalten hatte»
sind es^ wdche Bollwerke und Wartthflrme des Olanbens go^
nannt werden. Schon grammatisch kann qnos weder a«f
propugnacula, noch auf turres bezogen werden. Es geht auf
die Apostoli, mit deren Preise das Gedicht beginnt — Die
andere Stelle desselben Gedichts enthält eine Beachreibmif
dar Vorderansicht der Kirche, wie sie erseheint, wenn man
auf das Hanptportal zugeht Es hrisst da:
Vertice sublimi patet aulae forma triformis
Nomine apostolico sanctiflcata Deo;
Quantum inter sanclos meritum supereminet Ulis,
Celsius baec tantum culmina culmen habent,
In medium turritus apex supra ardua teodit,
Quadratumque levans crista rotundat opus,
Altius ut stupeas, arce ascendente per arcus
Instar montis ägens aedis acumen habet*
Zur Qeichiekie der Kirchikürme. 87
Hoch deo Scheitel erhoben ist dreifach die Balle geOffnet,
ht den Aposteln, ist durch sie dem Höchsten geweiht ;
So weit jener Verdienst hervorragt unter den Heirgen»
So viel hober erhebt seinen Giebel das Thor,
Avfgethirmt zum Himmel strebt in der Mitte die Spitze,
Und den eckigen Bau rundet ein luftiger Kamm;
Dass noch mehr du erstaunst, so hat auf Bögen ansteigend
Einen Gipfel der Bau, der wie ein Berg sich erhebt.
Aula ist die Vorhalle, und dreifach heisst sie entweder, weil
sie swei Seitenarkaden hat oder weil sie nur aus drei Bögen
besteht. Ihre Wölbungen, culmina, sind von einem Giebel,
cnlmen, überdeckt« Darüber erhebt sich der obere Theil des
Mittelschiffs, hervorragend wie ein Thurm, und dieser turri-
tos apex bildet ein quadratum opus, welches eine leichte Be«
kröttung, levans crista, etwa ein Bogenfries oder eine Arka-
denreihe, abscbliesst, rotnndat. So steigt der ganze Bau, die
Arz, auf Bogen - Arkaden , arcus in die Höhe und endet in
einem spitzen Dache « acumen, so dass es einem Berge ver«
gleichbar ist, instar montis agens. Nach diesen Worten folgt
dann die Erwähnung der Malereien, welche sich an der
Fronte der Kirche befinden. Also auch hier ist von keinem
Thurm die Rede , am wenigsten von einem , der ttber der
Mitte der Kirche stände, wie Klein und Weingärtner es ver.
stehen wollen.
Niedrige Mittelthflrme erscheinen allerdings viel froher auf
Grabkirchen. Sie sind aber keine eigentlichen Kirchthürme,
und es ist gerade die Frage, ob von ihnen die letatern ab-
geleitet werden dürfen. Die Grabkirche der Gallia Placi-
dia und die von Gregor von Tours erwähnte des heil. An-
tolianns werden daher noch weiter unten ausführlicher zu
besprechen sein.
Erst gegen Ende des Tten Jahrhunderts findet man Erwäh-
nnngen von Thürmchen, etwa nur sogenannte Dachreiter, und
aach diese äusserst selten. - Zuerst eine turricnla eccleoine
Zur Geschichte der Kirchthürme.
jra Laon in der Zeit des fränkischen Major Domus Ebroin
om 675^^). Dann eine turricula auf der MichaelsiLirchey die
zwischen 734 und 738 m St. Wandrille erbaut wird ^^). Viel
bedeutender kann auch der Thurm niclit gewesen sein, den
fireilich nur nach einer einzigen Bandschrift der Vitae Pon-
tifleum des Anastasius Bibliothecarius Papst Stephan IL 770
auf der Peterskirche erbaut haben soll, da er theils mit Gold,
theih mit Silber bekleidet war^'). Dieser und der Thurm-
bauy den Abt Fnlrad von S. Denis 77i zum Abschluss brach-
te ^'), dessen Beschaffenheit aber ebenfalls im Dunkeln bleibt,
sind die ersten wirklichen Rirchthtirme, welche wir kennen.
Ausserdem treffen wir vor dem 9ten Jahrhundert mit Si-
eberheit keinen wirklichen Kirchthurm an. Dass der Thurm
bei S« Apollinare in Classe zu Ravenna nicht mit der Kir-
che gleichzeitig sei, ist anerkannt ^^). Deber einen angebli-
chen Thurm bei S. MIchaele in Affricisco daselbst, in dem
der Erbauer dieser Kirche begraben gewesen sein soll, wer-
den wir spater zu sprechen haben. Zweifelhaft ist auch das
Alter der Thtirme auf den Kirchen -der Maria und des h. Ri-
charins, welche zu der 799 gegründeten Abtei Centula oder
S. Riquier gehören. Sie sind von Petavius ^') „e scripto
codice ix^ajstov^ abgebildet und Lenoir sagt, dass die Zeich-
nung einem karolingischeu Manuscripte entnommen sei^^).
10) Tita S. AnstrudiA bei Mabillon, acta sanol. Benedict, laeo. 1.
Venet 1733. p. 940.
11) Gesta abbatum Fontanellensium bei Pertz, mon. bist. Germ.
Vol. 2. p. 284.
IS) Beschreibung der Stadt Rom ron Platner, Bansen, G^er-
liard und Röstel, Bd. 3. Abih. 1. 8.64«
13) Lenolfy architeoture monaetique (CoUeotion de doeumanto in«
6dit8 sur rhist. de Franoe, S6r. 3). ParU. 1851 (P. 1). pag. 161.
14) AI. Per d. t. Quast, die alt-christk Bauw. von Ravenna, 8.37.
15) De Nithardo Caroli magni nepote syntagma. £ Pa. P. (i. e.
Petayii) otio. Parisius 1613.
16) Aröbit monast. I, p. 27.
Zur Oesddohle der Kirchthürtne. S0
Die Ansicfal des Blattes Ulsst sehr daran zweifeln und Pela«
▼ins giebt nirgend seine Quelle an, wohl aber beruft er sich
da y wo er die tburmartig aufgebaute Vorhalle, moenia qua«
vocantur paradisus turri(a mole surgentia, erwähnt , auf die
in J. 1088 vollendete Geschichte des Klosters Centula von
Hariulf ^^). Vollends grundlos ist es, wenn dem Bischof Pav-
linus von Nola der Bau der dortigen alten Glockeuthflmie sn-*
geschrieben wird, weil eine mindestens sehr unsichere Sage
(yergl. S. 38) die Erfindung der Glocken nach Campanien legt.
UrkMndlich beglaubigt ist wenigstens das Alter jener Thfirme
oicht.
Mit dem Anfange des 9ten Jahrhunderts erhalten wir nun
aber einige Nachrichten tiber Bauten, die weder das Alter,
noch die Beschaffenheit der Thürme im Zweifel lassen. Zu-
oftcbst ist die Kirche zu Germigu)* des Pr^s, welche Abi
Theodulph von Fleury 806 vollendete, noch grösst^ntheils
erhalten. Zwar ist das Schiff später erneuert, aber der öst-
liche Theil gehört dem ursprünglichen Bau an. In der Mitto
desselben erhebt sich ein viereckiger Tburm in so enger Ver^
bindung mit den umgebenden Theilen, dass er von gleichem
Alter sein muss wie diese ^^). Eben so steht noch der im
J« 824 erbaute Munster auf der Insel Reichenau im Boden*»
see, mit einem viereckigen Tburm über der kleinen westlichen
Apsis zwischen den beiden Kircbthttren, A^ch dieser scheint
mit dem alten Bau gleichzeitig su sein ^^). Besonders wich*
tig sind die beiden isolirten Rundthürme zu beiden Seiten
der eine ähnliche westliche Apsis umgebenden Vorhalle, pa*
radisus, auf dem Grundrisse des Klosters S. Gallen, welcher
fflr den Abt Gozpert verfertigt und von diesem bei seinen
830 begonnenen Klosterbau benutzt ist'^). Wendeltreppen
17) A. «. O. p. 7.
18) Lenoir a. a. 0. P. 2. p.27. 124.
19) Waagen, im Kunsiblatt. 18i8. S. 253.
80) BaoiUs des Klosters S. Qallen vom J. 820^ herausgegeben and
so Zur Qe$ehidiU der Kirehih$irme. .
fahren gn Altären iler Erzengel Gabriel and Michael auf
Hiren Gipfel and mit der Kirche sind sie durch schmale
Gttuge verbanden. Solche einfache isolirfe RundthQrne sind
auch die alten TiiQrme in Ravenna und andern Orten Ober-
italienS) so wie die viel besprochenen alten Thfirme Irlands*^),
deren christlicher Ursprung jetzt ausser Zweifel gesetzt ist«
Zu jenen gehören auch die beiden Thllrme der alten kleinen
Klosterkirche S. Lorenzo in Verona, die ursprflngUch eben-
falls isolirt, jetzt aber durch einen spatern Bau mit der Kir-
che verbunden, an den Ecken der kleinen viereckigen Vor-
balle stehen *^). Die der antiken ähnliche Mauerarbeit, bei
der BruchstQcke antiker Sculpturen von heidnischen Tempeln
verwandt sind, zeugt von sehr hohem Alter.
Gleichzeitig entstehen in und um Rom viereckige Kirch-
thfirme, die minder einfach sind, als der zu Oermigny, indem
sie sich in mehreren Stockwerken erheben. Zwar lässt sich
von dem Thurme Hadrians bei der Peterskirche *') dessen
Form, und von den noch erhaltenen römischen Thflrmen die
Zeit der Erbauung nicht bestimmen. Aber die letztem, wie
die von S. Maria in Cosmedin und von S. Giovanni e Paolo,
sind ganz in der Weise aufgefflbrt, wie der Thurm der Kir-
che zu Porto, welche Papst Gregor IV. 830 baute. Letztere
ist von den Sarazenen zerstört, aber in ihren Ruinen ist
noch der grosse viereckige Thurm erhalten, der sich in 5
durch Gesimse abgesonderten Stockwerken erhebt ^) .
Diese ältesten Thllrme befanden sich meistens im Vorhofe,
seltener zur Seite der Kirche, wie bei S. Apollinare in Clazse
zu Ravenua, oder gar hinter der Kirche, wie in Torcello bei
erl&utert Ton Ferd. Keller. ZOrioH 1844. YerUeiaert bei
L 0 n 0 i r 1, p. 24.
21) Sohn aase Gesch. d.bild. Künste, B.4 (Mittelalter B. 2), S.416*
22) Lenoir p. 162. 163 mit einer Abb ildung.
23) Betohreibang Rom*s a. a. 0. S. 64.
24) Lenoir p.l64. 166.
Zur Geichkhie der ßreUhürme. Sl
VeneiKg. Wenn awei Tbflrme Torkomnieo, sieben sie ge-^
wdhalich en beiden Seiten des Eingangs. Aber auch dies
ist nickt ohne Ausnahme. S. Maria de Toscanella hat sie
beide an der nördlichen Umfassungsmauer des Vorhofes '^).
Zuweilen werden sie mit der Vorderwand der Rirche yer-
bunden. In Verbindung mit dem Kirchengebäude selbst findet
man sie in Italien vielleicht schon um dieselbe Zeit in S.
Giorgio in Velabro zu Rom und in dem Dome von Triesf,
während die altern Basiliken nicht darauf eingerichtet waren,
Thflrme su tragen, lieber den Mittelthurm in Germigny,
Bo wie Ober den Frontalthurm des Münsters auf der Insel Rei«
ehenaUy wird noch späterhin 2U sprechen sein.
Seit dem 9ten Jahriiundert mehren sidi nun die Beispiele
▼on Thtirmen , doch werden sie erst im lOten häufig und
seihst im Uten ist es noch nicht als Regel su betrachten,
4*88 jede Rirche einen Thnrm habe. Dann aber werden
sie bald so allgemein, dass die Bettelorden sie zum Theil
wieder ausdrücklich von ihren Kirchen verbannen, indem sie
in ihnen einen unntttbigen Aufwand erblicken. Im Gegen-
n^se gegen diese Einschränkungen wird es aber immer gc-
wflknlicher, den einzelnen Kirchen mehr und mehr Thürme
mu geben. Ausserhalb Italiens werden diese in der Regel
mit i&a Kirehengebäude verbunden, doch ausnahmsweise
kommen namentlich auch in Deutschland tsolirte ThOrme von
Einzelne Beispiele verlieren sich sogar noch in sdir späte
Zeit*^). In Ostfriesland sind noch heutigen Tages alle Kirch«
tbflraie isolirt, mit alleiniger Ausnahme des alten verfallenen
Tbnrms von Marienhave und eines ganz neuen zu Leer« Die
Stellen der Kirchen, an welchen Thflrme vorkommen, sind
tbeib die Vierungen vor der östlichen und westlidien Apsis,
theils die Ecken des Hauptgebäudes , nämlich die Seiten der
85) Lenoir p. 166.
26) Weiagirtner S.63. §.65. Note 4.
81 Zur OmUcUe der KMUhanne.
WestAronte, wo sie mäatf aber 4och mdit inner, ein Roitel
swiflcben sich liaben und die Seiten its Mtichem Chors^ w«
sie bald vor, bald hinter dem Qaerscbiffe, seltener auf der
Mitte der Kreuaflttgel sich erheben. Am häufigsten findet
man den Itstlichen Mittelthurm und die westlichen Portal«
thttrmc. Oft fehlen aber auch gerade diese, wahrend ei^
östliches Thurmpaar mit oder ohne Mittelthurra vorhanden
ist. Die Gestalt dieser Thürme bleibt ausserhalb Italiens
i,n der Zeit des romanischen Styls noch vielfach rund. All-
mftlig macht sich aber die viereckige geltend und in der
gothischen Kunst des 13tcn Jahrhunderts sind die runden
Thtlrme ganz verdrftngt. Höchstens setzt noch der ober«
Theii eines Thurms in*s Achteck umt was mit denUebereck-
Stellungen des gothischen Styls harmonirt und an unscheio«,
baren Stellen kommen allenfalls noch einfache TreppenthOrme,
rund mit einer Wendeltreppe, zum Thdl auch nur ab kleine
Erkertbflrmcben vor.
Fragen wir nun nach dem ursprflnglichen Zweck der
Thurmbauten, so liegt nichts näher, ab an die Verbindnnf
derselben mit den Kirchenglocken wm denken. Von dem
TbQrmchen in S. Wandrilie wird gesagt, dass der Abt eine
Glocke habe hineinhängen lassen, wie es die Sitte der Kiiw
chen sei'^), und der Thurm Stephans IL, von dem eine Hand«
adirift berichtet, soll drei Glocken erhalten haben. Später
hnissen die Thtlrme ganz gewähnlich Cnmpanariä, CampuMi-
lia und noch jetzt werden sie Glockenthärme, in Italien kaum
anders als Campanili genannt Ihre Geschichte geht femct
der der Gbcken ganz parallel. Gläckdien, tintinnnbnla^
gab es schon im Alterthnm von derselben Gestalt , wie n«
fipre Glocken, nur weit kleiner, wie unter andern die Funie
27) Campanam In toRionla eius ooUooandam, at moiii Oit eoeleib-
ram. Perti 1. o.
Zw OefdbtcMe der Kirchikürme. 8S
in den rOnischeii Ralakomben^) beweisen. Aber der Ge-
bmveh von Kircbeng^Iocken , die natürlich weit grosser sein
mvasten, wird zuerst etwa ein Jahrhundert vor der Zeit er-
wähnt, als die ersten Thtirmehen vorkommen. Die Erzäh-
luf von dem altern Columban, Abt auf der Insel Hy in Ir-
land, um 596, ist eine der ersten, wo von Kirchenglocken
die Rede ist^). Im 9ten Jahrhundert, da die eigentlichen
Tharmbanten beginnen, ist auch der Gebrauch der Glocken
allgemein geworden. Später nimmt die Grösse und Zahl
der Glocken wie der Thtlrme zu. Dennoch halt Weingartner
es fOr «Wahnwitz, zn glauben, die Unterbringung der kuh-
fichellartigen Glöcklein könne jene mächtigen Thurmbauten
der christlichen Kirchen herbeigeffihrt haben '®).« Die Ein-
wendungen ans dem angeblich hohem Alter der Thurmbauten
nnd dem späten Gebrauch blosser Dachreiter und Glockenstuben,
wofür auch die Aufhängung in Fensteröffnungen von erhöhten
Mauern, wie in S. Saba zu Rom '^), zu rechnen ist, erledigen
(oben S. 96) sich durch die richtige Auslegung des Venan-
tina Portunatos von selbst. Zogegeben aber, dass, wie auch
aebon Otte bemerkt hat, die Ausdehnung der Thfirme nach
Haaa und Zahl tiber das wirkliche Bedürfniss hinaus irgend
einen beaoadem Grund haben muss, so stellt sich die Frage
doch nur so : wie mag man dazu gekommen sein, den Dach-
leltem und Glockenstflhlen eine so ansserordenliche Höhe zu
gellen, mn Olockenthtirme aus ihnen zu machen? Zwar
meiat Weingärtner : mit dieser winzigsten Form anzufangen,
28) Per r et, cataeombes de Borne. Paris 1825. T. 4. pl. 8. T. 6.
p. 110.
29) CammeneaB Albas, Tita S. Golambae bei Mabillon, an
nales sanetonun Benediotinonun saeo. 1 (Yenei 1733. p. 384).
e. 22. 25. Otte, Glockenkonde. Leipzig 1858. S.4.
80) 8. 27. 28.
31) Lenoir p.l67.
3
34 Zur GMckkhifi dtr IfircMMMW.
sei ein Verfabreii, bei dem neu sicher sein kVMie^ itm «ieli^
tigen Weg glttcklich m yerCshlea '^). IniesseB ist es schwer
einzuseheiiy was fttr Grundstufe historischer Fofschunff ^W'
bieten können^ in dem Thttrmchen den Keim nm Thmwi. sn
vermuthen. Freilich ist es eben sn schwer, in dem Dfmhr
reiter den Debergang vom Grabdenlinial mm Kirchtbnrm am
erkennen.
Es wäre eben kein ), Wahnwits% wenn man anf die Fraipe,
wie wir sie jetst stellen, sich mit der Antwort begnligev
wollte, dass es darauf ankam, die Olacken recht hoch tm
hängen, um ihren Schall weit Ober die höchsten Dicher. und
ausgedehnte Strecken hinweg zn senden, ohne dass deneihe
durch hohe Bäume und andere Hindemisse Unterhrechnlig er^-
leide und dass man sich schon längst gewähnt hatte , krine
Kosten zu scheuen , wenn es einen noch so unbedevtenden
Nebenzweck der Kirche galt Vollends begreiiieh wäre aber
diese auszeichnende ErbOhnng der Glocken, wenn die letm*
tern selbst f&r den christlichi^n Cultns mehr bedeutet hätten,
als blosse Signale, um die Gemeinde zu berufen $ nla Uesne
akustische Telegraphen. Eine habere Bedeutung der Glecfeen
lässt sich nun nicht gerade beweisen, aber dodh mindestemi
einigermassen wahrscheinlich nmchen. Zunächst ist in Bn^
tracht zn ziehen, dass die Glocken als Kiichengeiith he*
sonders heilig gdmlteu wurden. Man weihete sie frObneitig
durch eine besondere Taufe, die nur der Bischof mrnelMieB
durfte. Zwar trat die Kirche anfangs dieser Ceremonle eatge*
gen *'), aber das Verbot blieb fruchtlos und wir sehen dar-
aus nur, dass die Glockentaufe eben so alt ist, als die allge-
meme ßnßlhrung der Glocken selbst In Irland, dem Lande
jener alten Rundthürme, war die Verehrung der Campanae
bainlae besonders gross, so dass ihr Giraldus Cambrensis ein
32) S. 88.
83) Oapit m. ai. 789. o. 18. at oIooab non bsptUeaL
Xm emOUMt der JBrdkOämia. 85
«Ireäet KApitel mmt Topographie widnet ^). Ferner wts-
leo #ir, dasft die Glocken im Mitlelallef 20 verscliiedenen
Shreekon godtent haben, md namentlich seigt das Ritual der
fiicckimtaafe« dasa man die CUoeke nicht bloss ah dn Mit-
lei die-Oaneiode jri bemfen, sondern nngleich ab ein Mit^
M die Dämonen m TerBCheodien^ den BKtz jni brechen und
ddrglcicheB ansah ^). Bekanntlich hat der Gebrauch des
Ckwitlerläntens sich wdt Ahm* das Mittdalter hinaus erhaU
leä Er eiinnort an üe rDmische und dentsche heidnische
Säity bci MoodAnsteniimen dnrch Anschlagen von metallenen
Becfctm and andres Ckrinsch den Dämon zu verjagen , der
dM Uimmelsliiiit vorfinstorto '«).
Man kdante aber anck on die. Möglichkeit denken, dass
bei dier Binflihmng der CHocken noch eine andre heidnische
Votttdlmg sutgewirkt bat Vor dem vorisOglichsten Tem«
fd des höchsten flottes im heidnischen Rom, des capitolini-
sehen Jupiters hat schon Kaiser Augustus Glocken, tintin-
ndbidav au%ohftngt« Er hatfe dort einen nweiten Tempel
dem doBiieniden Jnpiter eibant Da erschien ihm im Traume
der capitolioiskho Jupiter uud beklagte sich, dass durch den
mnnm Tempel sein Cnlt verktbameit trerde« Augustus ent-
sckuldlgto sich damit, dass er den donnernden Jupiter ihm
nur olrTkAriiiter biogoiteUt habe und liess am andern Mor«
f 00 am Tttnpol des letatern die Glocken , die bis auf die
Tkfir boribgebangeto hatten, hoch In den Giebel hangen, um
ibadamift deutUeher akWaebtar an beneichnen, da bekannt-
die Nachtwächter Glocken oder Schellen führten ^0*
ad^ LSb.a 0.33 ^elO^mden AagliM, hlbetnioa atd. soripta. Fran-
cof. 1602. p. 747.
35) Otto Glookeztkonde S. la .
36) TÄtjitu» AakioL 1, 28. lurenaL flai. 6, 422- W. MülUr,
GesoH. a. Syst der alt - dantsoliMi BeHgion, S. 159.
87) J)la. CaiiitfBcUb. 64. o. 4, der diasen Öründ angiebt, araShlt
Bo, ab ob der Tempel jetut erst Glookon bekommen HÄtte. An.
ae Zur GetcJkidUe der BreUkQrme.
Sollte es m venrnAdeiu sein, wenn m ier Zeit^ im Mk der
Typus des Chrislus-Anllitses naeb den Bilde des Aeskotop
l^estaltete , der ein Sofia des höchsten Gottes und nnf leinh
ein Heiland, aoittjf^ war, der Todte erweekt katte and sritst
yon seinem Vater Zeus erscklagen war, und diMsen JAngsr,
die Asklepiaden , nocli fortwährend Wunder winkten , wean
damals auch der Gedanke in den christlichen 43enriltheni I0*
bendig geworden wäre, dass man dem christlichea Gotte die*
selbe Ehre beneugen mflsse ^ die Rom dem kdchsten hadnU
sehen Gotte erwiesen hatte, dass man auch ihm einen Tess-
pel Wächter beigeben misse, der seine Glocken wo miglieh
noch weit höher trage, als der heidnische f Die KiffcbenMi-
rer zogen es freilich vor, die Glocken aas dem jädifcüiea
lUtuSy von den 72 Schdien am Gewände des Bohenpriestera
herzuleiten'^). Auch erinnerten sie an die silbemen Bilr-
ner und an den Vergldch des Paulus mit dem tänendca
Erz").
Vielleicht hat man den GIodLcn ab^ noch einen ganz ande-
ren Sinn untergelegt. Vielleicht betrachtete man sie als die
eherne Zunge , die Namens der Gemeinde Gebete zum Ka^
mel sendet ' Häufig finden sich gerade auf altem Glocke«
Inschriften in diesem Sinne. Der häufigste Spruch Ist das
Gebet: 0 rex gloriae Christo veni in pace, schon IttS m
Freiburg im Breisgau und bis auf die neueste Zelt In doi
mannigfachsten Variationen. Daneben das Ave Maria, dnn
Gloria, Hilf Gott und ähnliche Gebetsformeln ^>. Und vM-
ders Sueton. OotSTÜm. 0. 91, wo in«a *b«r nioht ilolit,
die Glocken ra bedeatsn haben» Gaas Terkehri iit die Saolie
Ton Weingirtner S. 87 aofgefasit
38) Darandi ratloxiale, üb. 1. c. 4.
89) Vergl. Godard, conrs d*aroh6ologIe 8aor6e (T. 1), ed. 2. Pa-
rb et Lyon 1858. pag. 406 soIy.
40) Otte, Glockenkonde S. 80. Leop. v. Ledebur In den Hir*
kitehen Fonohungen, Bd. 6. S. 12S.
Imr GuckUUe der Kirehihfymte. W
bch bat iieh itr Abeiglube, gegen den dieKirdie fiühsei-
scMg cffcrte, der Oloekea besichtigt. Es wird mehrfach
Ar verdieMtBcb oad heilbrineeiid gehalteti. die Glocken so
sebltgen oder Em liatea. In Italien nebt man bei kirchli^
eben Peaten das Volk sich binsndringen , wn die anf man-
chen Kirchen errichteten Glockenspiele an schlagen, und in
Kameben sah O. KoU eine wnnderthatige Kapelle, in der das
kranke Volk Heilnng snebt, indem es selbst, wo möglich
mit dem kranken Oliede, den Strick der Glocke sieht. Der an
Sabnsdimers Leidende nimmt ihn^nwischen die Zahne, der
mü Kopbcbmem Behaftete wickelt ihn nm den Kopf. Der
Bnddhismns, jene Carricntnr des Katholicismus, geht im Ge-
bramte der Glocken nodi weiter. So wie die Mongolen
kleine Wasserräder anMellen, deren Speichen mit Gebeten j
beichrieben sind, nnd die sUdinssiscben Tartaren kleine Krei* j
sei fahren, anf denen die Gebetformel nnsablige Male wie-
deritolt ist, so behingen die Chinesen ihre ntlrme nnd i
selbst ihre Priyatwobnnngen mit kleinen Glocken, die fir
Me beten, wenn sie vom Winde bewegt werden. Aach bei j
den Bnidbisfen ist dss Anschlagen der Glocken verdienst-
lich, b der Ukraine sieht man das Volk sidi schaarenweis j
an den Glocken drtbigen, die neben den bnddhistischenTeai- i
peln I» grosser Menge in alten Bäumen anfgehingt sind. Im
Gnmdo haben anch die Glockenrider, welche in christlichen
Khfchen noch hie nnd da bei feierlichen Gelegenheiten ge-
dreht werden, riel Adinlichkeit mit jenen boddhistischen Oe-
betmaschinen. Es verdient beachtet an werden, dass In
BentscMaad nnd Bnssland Ae KirchenglodLen nicht mit dem
Worte genannt werden, welches das Tönen beseidinet. Denn
Schene (von schallen) wird nnr anf kleine Glickcheu von
besondrer Gestalt bezogen nnd Zwon (von awcnitj tönen,
Maare), das in Böhmen nnd bei den Sfldslawcn die Glocke
bdsst, kommt im Rnssischen nnr noch im Demlnntiv Zwonek
and andern nbgeleiteten Wörtern vor. Difcf«««« »* **« ^^^^
S8 2afr GeieUMe der BtcUkirmä,
waadtschaft vm GImIlc mI yXo»C«<v» gta^ire, gbMhsi» nfielit
sehr wahrseheiulieh. Vklaekr ist das WdrC Cttoeke, iaa
gleichseitig mk dem Oebraiiicbe der KiidiengkcktB in den.
Formea Clocoa und Glegf a ailftrkt ^% da^dke wk das rl»--
siiche Kolokel, au4 beseieliaei das Aasdklagea mil dett KMu
pfel (chlochte althocbdenlscb kloipftei, kal {»«llnisck der Maek,
PCshl, die KenleX ebenso wie aoeh dae inpMigolieche ChonMEi^
das chinesische Oong, ziigUich dea StOssel iia MiMber and'
die Giecke bedealet^).
Es scheint in der Thai, ahl oh die Glocken* bei den tUtt-^
dhisten und den abendll|ndiaehea Christen einorki Dnsinnig
haben) so wie sich aneh ihre OfMse: w4 AMahl. bo Jtteir
ebenso , wie bei diese» gesteigert batr &#Mrto aMi annebt-
men , dass sie von Asien her sm nnn gekoan^fn «Püen, m
wurde die alte Sage ihre Deutung erhalten ,' wonach eie im
Campaniett erfunden nn4 deshalh Campaaar, so wit* kWtet^
Glocken Nolae (daher JiMtß 4k Khr) naick dem dotfügostf
durch seine Kupfier - Arbeiteu vo|i Altera, her bgrohaWcii Bk
schoCssitse genaani waren« Damit wttre der Weg ihrer Ver«
hreitung ttber Unteritalien heocMnel und Qrieehen #iMr:AMr<-'
her konnten die Veratfitler gewese« seinw. AbiT ^ili* hkr'
bau sich beide mehr Mudüob gefen, 4ie <itlofkeii ▼arbnken.
Die Griechen verboten alle lanl(4ftnenden Sigaate i weil ntw*
au oft Hornerschall in iMn KifchcnveiuaaMnbiagen.tdaAdM«-'
chen nun Aufruhr gegeben hatte«' BrsI S0&» ab der i^mM
chische Kaiser üiehael vom iieueig Utfaiis von Veaodir Mtf
Geschenk von 18 Br^gloeken ' erhallen JiaMe , bnwle er- Um
diese etnen Thnn neben der .Sophiaikiltlla u$i sHMeni
erst wurden Glocfcentbttrme bei 4eii GrieebM^gewttbnlMiea f^
41) Otte, Glookenkunde S..6. Kote 3.
42) J. J. Schmidt, mon^olifloh- deutsch -rtissiflohes W$rierbaoh.'
Petersburg 1886. B. 161.
48)BaronH annale» eoolaBimOii ad'a. 865, Ol. Wefl|)g4lr%iiiMr
& 63. §.64. Nota I. .' ,' :.r':i " :• *i. v.v^ar S -i»
Zur GesMokie der Kirchikürme. 9»
?«lleDdfi aker kanen sie in Rassland anf, als sich dort grie-
ehiiciie «od sang oKsche Elemente mischten. Vielleicht er-
klärt sieh aber aach die Ahneigung der Griechen und Ara-
ber gegen die Glocken gerade ^us einer Opposition gegen
den ihnen nahe tretenden Bnddhismns.
Mag sich dies Alles nnn so oder anders verhalten, geniss
ist, dass die Glocken zu den res sacrae gehörten, Grand
gtnngy den Ort, wo sie aufgehängt werden, besonders ans-
snsckhneB nnd hoch nnd wQrdig ror Aller Augen hinsnstel-
len. Aber — meint Weingartner^) ^ „die Capellen in den
christlicben Tharmen beweisen nor Geniige, dass diese Ban-
lickkcitcn anfangs mehr waren, als blosse Glockentrftger nnd
K^mseiitanten, mit einem Wort, dass wir Coltstatten in ih-
nen zm Sachen und an sehen haben/' Non, Galtstatten sind
sie , wenn Glockenlanten ein Cnltos ist Wenn es aber nr-
sprmiglich flblich war, die Glocken n schlagen md nicht
mit dem Stricke sn ziehen, nnd wenn dieses Schlagen eine
kirchlich bedeutsame Bandlung war, so erschdnt es nicht
befremdend, in der Nahe der Glocken, wie auf dem Plan von
St. GnHca ia smnmitate , eine Capelle ananlegen and einen
Altar JM banen.
Immerhin mag es sm , dass die Kiidithirme gleichzeitig
anch noch andern Zwecken gedient haben, wie es ja ndeug-
bar ist, dass sie in spaterer Zeit nicht alle bestimmt waren,
Glocken an tragen, ftagen wir die ältesten Urkunden , so
VtdkB wir neben dem des Olockcntragens noch dnen awie-
ftchen Gebmnch nn, den man tob den Thirmen gemacht
hat. Bamal hat schonOtte^) benMikt, dass sie anm Theil
dams dienten, fie Banlidlkeites n «bersehen. In der Thai
steht auf dem Plane von St Gallen hei der sehneckenttrmig
geaeichneten Wendeltreppe des ciacn Thnrmes geschriehea :
44) 8.2a
45) Hudb. dar etAL Ansfaaologie, 3- A«fl. ».H.
40 Zur Oeichickte der Kirchihwme.
ascensus per cocleam ad univena super üispideBda ilod bei
dem andern Thurme heisst es : alter similis. Eine solche De*
bersicht machten die höher gelegenen Theile des Kircbeage«
baudes selbst, dann die weitlauftigten Klosterbauten und viel«
leicht auch die Besitzungen des Klosters an Aeckem, Wei«
den und Heerden fast sur Nothwendigkeit und man schless
sich auch hier nur an eine alte Sitte an, wie wir sie ia dem
Mäcenatischen Thurme kennen gelernt haben. Bs ist ei»»
leuchtend, dass zu diesem Zwecke ein Thurm auf jeder Seile
des hohen Kirchendaches sein musste. Auch kann es nicfcl
befremdeUi dass auf der Spitze jedes der beiden ThOnne ein
Altar errichtet war, wenn wir beachten, wie die Kirche selbst
allenthalben mit Altären angefüllt ist. Diese beiden Altäre
sind den Erzengeln Michael und Gabriel errichtet und was
war natürlicher, als dass man hier an den Pforten des Pa-
radises und in der grOssten HimmelsnAhe sich mit seiaeai
Gebete an diese beiden Boten Gottes wandte, die zuaichal
an seinem Throne stehen«
Zweitens lesen wir, dass Agilulf, seit 883 Abt zu Bobbio,
auf dem Kloster einen Thurm baute und in demselben Lam«
pen aufhangen Hess. So steht es bei Du Cange^^), wah-
rend Mabillon's Text^^) allerdings campanas statt lampa*-
das hat« Es ist aber wahrscheinlicher, dass ein Abschrei-
ber das ungewöhnliche lampadas in campanas verbesserte, als
umgekehrt Dazu kommt eine noch weit altere Erzählung«
Die Äbtissin des oben erwähnten Klosters zu Laon, die heil»
Anstrudis, um 675, war verlaumdet', und Ebroin, der eben
mit einem Heere in der Nähe war, wollte sie mit Gewalt
aus dem Kloster holen lassen. Da erhoben die versammel-
46) Glossar, med. et inf. latinit. t. Tarris: lampadas feoit in ea
pendere.
47) Miraoula S. Colambae o. 2 in Aoi Sanot. Benediot« saee« 2.
Paris. 1669. pag.41.
Ziir Geichiehie der KirdUkärme. 41
ten Noaaeii ihre Stinaen im Oebet und da die abgeordnet
tm Bieeher» voa dem Gesaage flbe rrascht^ ihre Angen emper
riehCeten, sahen sie yon dem Thflrmchen der Kirche eine
Fenerkngd aosgehen bis aom Himmel. Von Fnrcht erfUit,
berichteten sie dieses Zeichen dem Bbroin, der sich darauf
mit der Äbtissin aussöhnte^). Es liegt nahe, dies so m
deoten, dass die Kri^er den Lichtglana sahen, der vom
Thnrme aasging nnd dass sie in jener wundergl&obigen Zdt
nnd bei der damaligen Seltenheit solcher Thfirme eine himm*
Ksche Encheinong an sehen glaubten. Weingftrtner hat nach
Kleines Vorgange dnige andre Hindentnngen auf einen Licht-
cultns beigebracht, der auf Thflrmen stattfand. Er erinnert
annichsl an die Todtenleuchten, lantemes des nwrts, fisaanz
des cimetitoesy die auf Kirchhöfen den Verstorbenen au Ehren
errichtet wurden, wie der Ort ihrer Aufiitellung und aus*
dricUiches Zeugniss beweisen. Sie sind jedoch keine ThIInne,
sondern nur Siulen oder Pfeiler^), die selten die Gestalt
kiemer Kapellen mit Tbürmchen, wie dielMS gestiftete so-
genannte ewige Lampe au Schulpforla ^), aanehmen. Ob aber
die S&uie auf der Kapelle der beil. Katharina au Fönte«
Trank'') wirklich eine Todtenleuchte und nicht etwa bloss
eia Abaugsrohr fttr Fackel • nnd Idchldonst ist , steht noch
dahin. Sie gleicht vollkommen dem Raucbfange auf der dor-
48} Tito 8. Anstrudia L o. Camqae toom psallentiam tsnotimoiila.
Uam «adireat satellites et oomites Ebroini nimto timoro exterriti,
adsploientoi sunam riderunt de tamoolo ecoleaiae globam
igaeum exire osqae ad ooelaxn.
49) AbbUdangeii bei Lenoir II, 442 and J. OadiOf manne! d*ar.
chMogie» Ed. 3. PacU 1850. p. 10. Fig. 1. 2.
50) Pnttrieh, Denkm. der Bank. Ablh.ll. LietÖ n. 6. 8.4. Ab-
bfld. Taf. 8.
61) Gailhaband, monnments aneiens et modernes. Paris 1856.
Tom. 3.
4M Zur Geschickte der KirdUkürme.
ii§em KlosleiUcbe ^*). Aach lUe (MhvigeD emt dtr Spitse
TM wirUtdien Grabkapellen , wie der sn MoatdioriilM ^*),
b»keD wohl uur diesen Zweck. Ferner bemerkt Welngftrt«
ner^ dass Minar oder Minaret so viel als Leuehtbnrai lieiKl,
ond daas die Türken ikre Minare iin Hamasan bei Nncht
pnacbtveU beleuchten. Er hatte hinnfttgen kOnaeB, dass die
Leuchter und Kandelaber in den christliehen ftirchen ia i■l^-
tdaltcr Phari genannt wurden, was freiKoh bei 0regor von
Tonn auch in der Bedentnug von blossen PMIern vor*
kommt ^) , nnd dass die Thiirmcben auf den 8tTebe|»fdleni
der gothisehen Kirchen flalen (Phialae) heissen, was neben
der Bedeotnng einer Schale oder llasebe ebenfalls die eines
Lenehters hat^ endlich dass festliche Belevditung von Tkir-
men oder Koppeln auch christlicher Gebranch ist, wie die
bekannte grossartige Illumination der Peterskuppel in Rba
beweist, weiche am Ostertage, am Peter- nnd Pauls -Peste
Uni vav Krdnungsfeier des Papstes stattündet. Ausserdem
wird noch aaf die Sage htogewieeen, dass die alten iilsdien
RundthQrme Peuerthftrme der Druiden gewesen seien. lN>tAi
liegt dieser Sage keineswegs eine Volkserinnerung nun»
Gnmde. 6h ist ebtti so eine Erindung der Gtüehrien^),
die gern den Druiden -Cukus mit asiatischen Culten identi*
fidvt haben , wie die durch Montfaucon aufgebrachte Sage,
welche die Grabkapelle von Hontmorillon fflr einen Drui«
dentempel ausgiebt.
' Das sind ungefklhr die wenigen Momente, welche die MeU
52) Lenoir H, p. 348— 356.
53) aailhabaud «. a. O.
ii) ~- türrera a coluomis, pharis heraoUisque tranrrolutlB sroabus
•rexerunt. Qre|;6r. Tur6n. de glorla martynim Üb. I. o. 65*
Die Lesart Mxi oolobuils giabt keinen Slnii. Pharl heraelfl itekt
offenbar im Gegensatze gegen columnae , SSolen and berkoU-
• solle PfeUer.
55)£dw. Ledwioh, anUqmties of Ireland. Dublin X790k.p. 297 f.
Zmt GucUAit der KinMkmme. 4t
wm$ ««iMBliiyM kftiui9a, iau der chrialiieto ThiiniibM
Ml fuwfli Lkhl- oder Fackel - Cultw in VerbiaduDf stAti
Dm AMAidco voa Liebten und Lampen ist ein selir alfet
OekiMch der lürcbe^^), der theib xnr Verherrlicbattc dei^
Feier, Ibeito aar Ehrenbeaeagang^ gefen veraebaie aad iiei^
life Personen « tkeils anr Erleuchlanfi^ in wirklifhen Mtt
lyaibolitehcai Sjnne eingeübrt wurde. Bin Oaltns der Miau
tern Art ist die berfibaite und dareb den UngcstOai der Olfts-^
kigon berfkiiCigt gewordene Encbeinnnf des liebts, weiabd
nach bealifen Tages äUjabrlicb in der Kiidie des heil. Oan-
bea M Jcaasaleai sfaitfindet. Als Bbrenbeaeagnag aflndetb
■na den Todten, den HeHigen and Märtyrern Kernen mm:
Qeber den AiUren waren Lampen anfgehüngt and aacb a«»^
seideai wurden die Kircbea bei feierlieben Anlassen aaf«
gUnaendste erlencbtei Bei Processionen tmg man Kernen^
Van der Taafe des jOngeitli Tbeodosina beneblet Marena
?oa iQana dem Kaiser Arcadias, es bitten dabei die PatiMn»
aad nUo biegertieben nnd miütariscben Wirdentrbger Wacba^
l^***^ gelragea, so daas man g^laabt, dieGesüme mrf i^
Eado wwtfohi an seben'^O- Dieser CUhmacb bat AnbMlr^
faagspnnkte im jidischen, wie im beidniacben Callas., imf
Tempdi an Jefasalem brannte «if dem Altar Jevobas inn
ewigea f^ner, wie in Born anf denn Altar der Veala. iit^
griaebiseban und rOmikcben GnUua nber war das Fener eha
otalfes Srmbal der Beinigaag »«) und in dieaem Sinne komi«^
es wobl ran deii Cbristen anfgewoainien werden. Es tat ni«M
aadenfcbnr, dasa namendicb ein Packel- Colins aas den baM»-
cbmcben Mirsterien «») dkeaso in den chriatlieben Eift» Äber-^
56) 8. dI<>AbkAndlana: Oouroimos de ltt«i^ce«p6dlouWet bei öall-
hAbtnd raroliitectaro da 5. au 17. lAh^lo ftt des arte qul •m,^
di6peadent T. 4. Paria 1858*
57) Baron, annales eocleaUat- •• 401. XXVni. * fl S«^%. *
58) Cr enier, Symbolik (Dentache Sdulfleii AbÖi.1). B.4. ^^^ -^
§9) Daa.8:9l. 166.
ii Zur OeiekkMe der SSrckMme.
ftfaafen ist» wie das Symbol des Weimloekii wdches ebea*
fidb dort schon eine Beniehang anf das kttnllige Leken ge*
kabt hatte, die es im Christentkam allerdings modMdrt ke«
kielt. Dagegen ist es nicht richtig, wenn Weingartner meint,
daas ein solcher Lichtcnltns nothwendig eine Beaiehnng nun
Tndtenenltns andente. Wenn wirklich die Kircbthttrme je»
mala an Lichtträgern bestimmt gewesen sind , so wM mn«
sie nicht ah colossale Todtenleuchten , sondern als Pbari,
Lenekithirme au ketrachtev haben, deren strahlende Fa^el
entweder den Herrn der Welt oder den RirchenheHigen ebenso
ehrte, wie die kleineren Phari, die in der Kirche selbst brann-
ten. PAr die VerUndang des Lichterdienstes mit de» Tod*
toMnUna fttkrt Weingartner noch die bekannten Braahlmtgon
TOB nachtlidben Visionen an, mit denen Ditmar ?on Merse*
bnrg seine Chronik einleitet. Diese gehdren nun gar nicht
hierher. §ie werden hier mit dem ansgesprochenen Zwecke
mMUt, den Lesern die Unsterblichkeit der Seele glattk-
haft an amchen. ^e man aber anch sonst iber sie den«»
kon SMg, die Annahme einer ansschHessIichen oder andi anr
vonnigsweisen Besiehnng des Lichtcnltos an dem Todtenoil»
tns erhilt in ihnen keine Statae.
So haben wir also drei verschiedene Zwecke der llinnn-
banten kennen gdemt , die Aufhängung der Glocken , die
Beaursichtignng der Umgebung und die Erienchtung. Der
awoite, als der praktiscke, war ricHeicht der nrsprfingliclM.
Der letate, wenn er je allgemein war, ist jedenfdls am M«
hosten vergessen. Der erslere dagegen wurde frühseitig ah
die Begel augesehen, so dass man last die BegrWe Tknnn
und Glocke nicht mehr zu trennen wusste.
Aber können nicht die Thflrmc daneben als Begrabniss-
statten benutat worden sPin? Was Weingartner daflir bei-
bringt, ist wenig. Die Kapellen im untersten Stockwerk
einaelner Thfirme, selbst wenn sie mit besondern Apsiden
versehen sind, beweisen nichts, und ebenso wenig die Thflnne,
Zir QuMMe der Eirddküme. 4i
Vfllche iber einer svr Rircbe gdMIrenden Apt» sieb erbe*
bea. Von wirUickeD Grabfit&eten fanerhalb der Thdniie hst
er swei aDgeblicbe Beispiele mitgetbeilt. Sie sind niinde-»
ntens sebr swelfeUiafter Art Zverst soll Baebnuda, der im
Verein mit JaUanns Argentarias an Ravenna die im J. 5di
Ceweibte Rircbe S. Miebafl in Affrieiseo erbaute , in dem
Tbarme neben dieser Rircbe begraben sein. Ware dem s««
sa batten wir bier wirklieb scbon im eten Jabrkvadert einen
Tbnrm. Aber entweder war der angeUicbe Tburm nur ein
Grabmal nacb altrömischer Weise, der mit nidit mebr Reebt
ao genannt wird , als der Tbarm der Cacilia Metella und
die Torre PignaUara, oder das Grab war gar nicbt in, son-
dern aar neben dem Tburme , oder endlicb der Tbvrm ist
erst spater so gebaut, dass er das Grabmal mit einseblaas»
IKe Beriebte sind daraber widersprechend, und da nur noeb
du kleiner Tbeil der Rircbe stebt, so ist die Sacbe nicht
ansaumachen. AgneDns sagt nämlich: in area saxea non
lange ab ipsa archangeli ecdesia infra turrem Bachanda re-
fvieseit, und bei turrem steht die Note: Baehaadae sepid«
cram ^). Der Herausgeber scheint hiernadi der erstem Mei-
Bang gewesen m sein. Aber Fabri sagt: Bacauda U cui
aapolero di marmo daU' storie nostre abbiamo , che gia era
presse il campanlle ^^). Danach war also das Grab bei und
nicbt in dem Tburme.
*
Das aweite betrifft einen der berühmten irischen Rund-
tbinne. Unweit der sUdwestlicben Ecke der Ratbedrale von
St. Canice in Rilkenny stebt ein solcher, dessen Grund ge*»
■aaer untersucht worden ist. Man fand unter einem gepfla-
sterten Boden menschliche Gerippe in regelmassiger Lage
60) Agnelli über ponttfloaÜB od. Bened. Baoohioiai. Yenei 1708.
P. 2. p.94.
61) GiroL Fmhii ie Moie memoiie diBATenna anlies. yenM.1664.
P. 1. p. 289.
46 Ar tfMdUMfo d^ IBteUkarmt,
flrit dtii Fütteo gegen Osten md danmter einen Snrg wlk
■«rei Kindern. Aker die Lage dieser Oertppe war so , dnse
sie Mm Tbeil ren dem Fandament dee Thnmis bedeckt wur*
den« Qer Berichterstatter schiiensl daraus mit Reebt niebts
meiter, als dass der Tbmrm auf dem Boden eines alten Gol-
teaickcrs errichtet war ^*). Ein Orabttal wflrde die Leieben
ginn in seinem Umfang einscbiiessen. Der BeAwd qnricbt
also eber gegeü, als für Weingbrtner's Annahow. In der
That sind diese Tbarme niebts anderes, als Glockentbflnie
and niebi einmal von so ausseroidenüieh hohem Alter, wie die
(Bcvl^tnren an mehreren derseltien beweisen. Anch unter-
acbeiden sie sich von den isolirten Rundthfirmen Englands
nicht so wesentlich, wie auin wohl gemeint bat^). Einige
sind ftuBserlieb schlicht und cylindfiscb, vrie die TbOnne in
lUvenna, andere konisch und in mehrere Stockweifce getheBl,
10 dass sie den Hinarets ähnlich werden» Waft sie AniBdr
lendes haben , nMlicb ihr geringer Durchmesser von 9 bb
i& Fnss und die hochgelegene Tliflr, erklArt sich ans dem
Mangel einer Steintreppe. Sie enthielten von Stockwerk nn
Stockwerk Leitern und die unterste Leiter setzte man ansäen
fXL Das Volk nennt diese Thirme Crlockenhiuser, Clooh«>
theach oder in spaterer Form Qogbochd« Man siebt, mit
der Sache ist der Name vom Continent aus eii^elabrt» Bei
einigen ist noch die Spitze mit Scballl^eni nach dM tittr
WeUgegisnden erhalten und bei dem minarel artigen Thnrm
voif Ardmore sind noch Reste des Qlockensttfbls, ao wio llil^*
Jen in der Tbtir gefunden , in welchen der Strick lief, M
62) The aroheologioal jonmal. Yol. Iß. London 1858. p. 186. 187
(über Orayes and Prim, the hisi , arohiteot and antiqu. of
ihe tethedxld olittroli of St. Gaiüoe, Kilksnny. DtbUn 1857), Wo
sieh eine Zeichnung von der Lage der Gerippe findet.
68} J« €fr«ge^ obaerraüoiis ön the eeolediflUcal «oiiid iew0t» of
Norfolk and Snffolk in der AroheologU. Yol, S8. i^ioadob 1881.
.&f flMftMkte dar Kirek/küm». m
4iM WML vm ftiMea liuteo konnte ^% Wenn fikrifdis Wein«
gftrtner von Apsidon spricht, die sie grOsstentkepIs. ne«h lui-
ken sollen ^)^ so nnss er die Randthfijrme mit den ccltiscben
GcobbOfeln verweohsdi baben, in deren Innern atn timm
bfpelnrtigen Ban von mbehanenen fiteinen mit eine« Imh-
gen Zngange und drei viereckig^en Nisicben indet ^®).
Endlich bemft sieb Weing «rtner noch anf xwü Beisride
von Thttmen, unter denen sich Krypten befnden sollen* Abor
%w(h attt diesen steht es nisslicb. Das eine ist die Kryfdie
«nter den AnsdoMthnme der Kathedrale nu Canterbnry ^^>.
Diese Krypte war offenbar eine NebenkapeUe der alten Rryptf
des DoniSi fiber der bdianntlich ein völlig veränderter Nen-
Ba« anfgeffihrt ist »). Dica geht theib ans den Styl der
Bildverke io dieser Krypte^ iheils aus den Unstande hervor,
dass sie, wahrscheittlieh bei diesen Neu -Bau, zngenuiaevt
wurde nod nur durch ein kleines viereckiges Loch »gkng-*
lieh blieb ^^). Es ist also nindesteds fragfich, ob hier Thnra
■nd Krypte eigentlich nsannen geboren. Das andere Bel^
lyiel ist die Krypte unter den Thnme von Gdllingen bei
Sondersbausen. Aber Kugler, der neben Puttrkh noch Jur
Bot!s nicht publicirte Aufhahnen bcantnt , nennt diesen Bau
gnr nicht einen Thnm, sondern eine thumartige Kapelle,
nalerwarts mit einer viersauligen Krypte , die sich , gleich
den darüber befindlichen Obergeschoss, in eine ostwärts ge«
gf) Ledwiöh ft. a. O. p. 283-305, reicht Wer ael)it den khVl-
dnageu im 1. %, a. 9^ Bde. der Aroheelogia a«8. Die Aibeft
neuPetrta in das Trantacfiona of thoroyallxleh assdemy, ToL
20^ wor mir nsoht ixa Hand.
65) S. 34. Note 2.
66) LedwieH p. 307 f. Abbüdangen auf pl. 25. 26.
67) S. 3a
68) Löbke, Qaeoli. der JueUfteUar. 2. Aufl. KOn ISÖa ^-^^
69} Thom. Whright, the arehaologicol albmn. London 1M5,
p* 25u
4B Im GnekkUe d»r ffirdUMHM.
lefdie VoAalle Mhete ^^). Dmi iits kcfai gewoiudidier
Thum war, m( aodi Weingirtoer nicbt CDlgMigea, der hier
eise auflUlende AehDltebkeit mit GrabdenkBAlern findet ^').
Dm hafimenföraiif en Sagen der Krypte seigen ohnehin, daas
Wer guw ongewobnliclie freadarlige Fonnen mir Anven*
dang gekonmeB sind.
Wenn mn aber diese Beispiele van Gräbern nnd Krypten
kl Tbiinnen unberflcluichtigt bleiben nttssen, so fehlt es Mr
Weingartners Ansicht, dass die Thflnne ans Grabdenkaitieni
hervorgegangen seien, an jeglicher Begründung. Denn die
thnnaartige Gestalt des Grabmals des Theodrrich, der Dar«
ttellungen des Grabes Christi auf einigen Diptychen, nnd ei-
niger Beinhftttser oder Karner (camaria), die ihn an dieser
Meiaang verleitet hat, ist von der Gestalt wahrer Thamie
doch noch sehr weit entfernt. Es wäre kein sclilechterer Bia-
faily wenn Jemand die Thfiime von den Taufkapellen ablei*
len wollte, die wahrlich jenen noch wdt mehr ahnlich sehen,
ab jene Grabmiler und Kamer. Man erinnere sich nnr an
S. Giovanni in Fönte sn Ravenna nnd an dKe Baptisterien
an Fkrena nnd Pisa.
Eine viel auffallendere Aehnlicbkeit unserer Kirchthirae
mit wirklichen Thiirmen anderer, asiatischer Rdigionea bat
mehrfach den Gedanken erregt, dass Asien mit seinem onriU
ten bimmelstarmenden Thurmbau au Babylon, wie ea die
Wiege des Menschengeschlechts und der monotheistischeB
Religionen isf, so auch die Wiege des christlichen Thiinn-
bau's sei« Man hat diesen Gedanken als einen massigen
Einfall bei Seite geschoben ^'). Dennoch lasst sich Man-
ches fflr denselben sagen, was wohl beachtet au werden ver*
dient.
70) Kuglet, Gwoh. der Bankoatt Bd. 8. S. 401.
71) 0. 82.
78) Vergl. Ledwlok s. s. O. p.297.
Znr GtteUdäe der Kitd^UOrme. 4»
Am mdisteii lieg^ der CMaake an die boddlristiflchen Sto-
pa*g iKler Tape's, da sie denselben Ritus anj^ehdren, deai
■dglieher Weise dieGlockeD entnommen sind. Die Grand läge
der Thttrme w&re dann dodi das Grabmal, aber freiUeh daa
Giab Bnddba's, kein ehrisilicbes. Die SCupa's sind nun aber
in ibier Drferm allerdings weniger ThOrmen , als Rappeln
gleich. Indessen sind sie einerseits in China nnd andrerseits
im Norden Pltrsien's nn Eriwan, Selvras und NaktaehewM
an wahren Thflrmen geworden. Selbst im Innern Indien's
erBchtint der gewaltige Kntab Minar, den man frtlher wegen
seines Namens nnd seiner Gestalt für ein mnbammedaniscbes
Siegesdenkmal hielt, als eine solche num seblanken Thurme
imgestaltete Stnpa, wenn man seine Umgebung und die ehe*
■als an seinem Fttsse befindlichen Scnlpturen in Betracht
sieht ^').
Gerade dieser KutabMinar kdnnte das Vorbild für die ani-
hammedanisdien Minarets geworden sein, da der erste Bau
eines solchen, das Minaret auf der Moschee an Damaskus
derdi Cbalif WaHd 11. (706—717), in dieselbe Zeit fällt, als
Indien von den Arabern erobert wurde. Es war schon au
Mahammeds Zeit Sitte, das Gebet von einem Thurme aus au
▼erkindigen. Aber Bil4l, der erste Gebetausnifer des Pro-
pheten, und seine nächsten Nachfolger benutzten hierau einen
Tiereckigen, mit einer Wendeltreppe versehenen Thurm in
dem Hause des Abdallah Ben Omar, welcher Elmitm&r, die
Bichtschnur, hiess. Erst nachdem Walid das Beispiel gege-
ben hatte, erhielt auch die Hoschee von Medina durch Omar
IL ihre ersten Minarets ''% Lange vor Muhammeds Zeiten
hatten die Araber einen Thurm, der als Weltwunder bertihmt
war ^*). Er hiess Ghavarnek oder Churmgah, d. i. Freuden-
73) Kugle r, Gesch. der Baulc. Bd. 1. 8.437.
74} Ferd. Wfistenfeld, Oesoh. der StAdt Medina, S. 75 nach
dem Aushängebogen.
75) D'Herbelot) orientallsohe BlblioHieky u. d. W. Sennamar.
4
60 Zur OeHkUUe der KMiikiirme.
ort SeMMtf bauie ihn flir lUiiig Noau nl Avar von
Uira, der 410 starb« Voa diesem Thurme sab man weit tibar
dcD Buphrat und das Meer hinavs« Die Kunst, sagte ums,
war an ibm so gross^ dass die Farbe der Mauern sieb ttg*
lieh nebrmals änderte und dass ein einsiger Skin das
Oanse ausammenhie lt. Noman aber Hess den Bamneister von
dein Thurme herabstüraen, entweder damit er nicht den ver*
bingnissvollen Stein verrathe, oder damit er keinem Andern
einen noch prachtvollem Thnrm baue. So ward der Frca-
denort zum Schreckensort und seit jener Zeit nennt mnn
einen hinterlistigen Streich einen Schabernack.
Chavarnek und Elmitmär waren allerdings keine Feuer«
thArme, keine Minare. Freilich nicht die Gestalt, wohl aber
der Name und die Sitte festlicher Beleuchtung sind auf den
Thurm des Walid vielleicht von jenen sassanidischen Thtlr*
men flbertragen, wie der au Firun - Abad im Sfldweaten von
Parsistan, welche vermuthlich dem neu errichteten Feueriud*
tus au dienen bestimmt waren ^^). Den christlichen Thfinnen
ist der Minar von Damaskus jedenfalls nidbt nacl^ebildet, da
diese erst ein Jahrhundert spater mit Sicherheit nachgewi^
sen werden können. Allerdings hat sich Watid christlicher
Ktlnstler ans Constantinopel bedient. Daraus folgt aber am
Allerwenigsten etwas für einen christlichen Ursprung der Mi-
narels. Die italienischen Architekten, welche Iwan III. und
IV. nach Moskau beriefen, haben in den von ihnen erbautco
Kirchen kaum einer Erinnerung an den Styl ihr^ Beimatk
Spielraum gewahrt, wtthrend in den Palasten der Caarc w^
nigstens in Einaelheiten die italienische Bauweise eingewirkt
hat. Die berahmte Kirche Wassili . Blagennoi, die Iwan I V^
Hamza Isfahenflis annal. in J. Lassen Basmnssen,
hifli praeoip. ragnorum Arabom ante Islamisrnnm. HaTniael817.
Pag. 9 und pag. 20. notn.
76) K agier Bd. 1. S.4d8. 489.
Zkt O&idUchie der BrchMrm, 6t
1er SdlrecUiche, ÜSl von dttem Veneliaoer aoffflhren liessy
w«rde 80gar eus ier origiielkten and cbanktervolkten
Wefke in griechisch - nonj^olischen Style. Iwan Hess den
Banneislfr blenden, danik w kein nweites Werk baue, wel«
cbes diesem an die Seite gestellt werden könne '^).
Deberblicken wir die bisherigen Erörterungen, so erscheint
es in der That nicht unglanblicb, dass der Kutab Hinar bei
Delhi und der Thurm des Walid zu Damaskus den Pfad be-
sfticbnen, auf welchem der von Alters her in Asien einhei-
nuscbe Tbnrmban für religiöse Zwecke nach Europa gelangt
int, dass ferner eine Erinnerung an den persischen Somien-
■nd Feuer «Gnltus sich, durch den Thurm von Firuz-Abad
Tcrmittelt, damit verknüpft hat, dass endlich der mit asiati-
nehen Gebrauchen ebenfalls verwandte Gebrauch der Glocken
im christlichen Europa von Anfang an mit dem Thurmbau
Ferschmolnen wurde, da die Olockenstahle und Tbflrmchen
bereits die Einleitung getroffen hatten, und der Zweck, wel*
dien der muhammedanische Minar hatte, dem Gebrauche, wel-
«hea die christliche Sitte von den Glocken machte, sehr nahe
verwandt war. Die Gleichartigkeit der Formen des Rutab
Minar, der meisten mnhammedaniscben Minarets in Asien und
einiger der irischen Rondthürme, namentlich des von Ard-
Bore^^), wirde in dieser Annahme ihre Erklärung finden.
Wenn man Mch auf solche Vermuthungen flberhaupt einlas-
BOi wUl, so wird man gegen diesen Zusammenhang wohl
kum einen starkem Einwand erheben können, als der sich
alledfiüla von der Uchterscheinnng auf dem Klostertbfirmchen
ier Anstmdis herleiten Hesse, welches fireilich einige Decen-
nien alter ist, als der Minar von Damaskus. Wollen wir
77) Kagler Bd. 1. S.573. Abbildungen bei Rob. Lyall, Üie
elisracter of tbe RosBfans, London 18^, und BoBengarten,
ariAit6kt(miMhe SiylaHen, S.151. Fig. 162.
78) AtihoologU YoL 1. L<md«i 1770. Fsg« 806.
M Zm^ 6e$ekiehf0 der KirdMürm.
aber a«f diese eatfenteii Beaiehuf en smi Orient nicht eh-
geheOy 80 haben wir auf die Frage nach dem Unpmnge der
Thdrme keine andre Antwort, als die: daaa sie bei dcnChri.
8ten steti Oloekenibllraie gewesen sind.
«
Die Thflme waren im Anfiing« einfacb j ron sekr
ger Dieke und nicht von bedentender Höhe. Sie mögen sich
im Dnrcbschnitt nicht viel aber 100' erhoben haben. Ihre
Zahl beschrftnkte sich auf einen, höchstens nwei bei jeder
Rirche nnd in den meisten Fallen standen sie isolirt. Ilamit
ging eine bedeutende Verinderung vor sich« Blicht »nr
wuchsen sie an Höhe nnd Dicke nnd verinderten ihre <3o«
stalt je nach dem jedesmal herrschenden Bauslyle , bis jene
prachtvollen Kolosse daraus worden, die wir heutiges Tagen
bewundem, sondern es vermehrte sich auch ihre Zahl bei
den einnelnen Kirchen, mit deren Körper sie eng verbunden
wurden, und sie nahmen in Beniehung au dem Kirchengebinde
gana bestimmte, aber doch sehr verschiedene Stellen ein.
Es ist nicht die Absicht , hier die Entwickeinng des Slyls
der Kirchthflrme au erörtern, so weit es die ästhetische nntf
architektonische Seite desselben betrifft Dagegen dirfen wir
nicht unterlassen , noch auf die Frage einaugeben , welebo
Ursachen auf die Vermehrung der Thflrme eingewirkt nnd
Ihnen bestimmte Stellen an dem Kirdiengebftnde angewiesen
haben. Durch diese Betrachtungen werden noch einige Fankto
ihre Erledigung finden, die man mit der Frage nach dem Vr*
Sprunge der Thflrme in Verbindung gebracht hat.
Nachdem die Thflrme eingefflhrt waren, gereichte es nur
nur Kostenerspamiss , wenn man beim Neubau einer Kirche
den Thurm unmittelbar mit der Kircbenmaaer verband. Der-
selbe wurde dann am natflrlicbsCen viereckig und durch eine
Tkir vra ixt Kirche ans sugtagücli genacht und wenn
warnt Lage es gestattete, keaate bum sogar den untern Ranin
als Apsis eiler Kapelle an der Kirche liehen. So geschab
es in dem Mflnsterthuni auf der Insel Reichenan , der eine
Apsis anMschliesst , welche ehenso, wie anf dem Plane von
St. Gallen, «wischen nwei westlichen Kiiththttren angelegt
ist Eaihselhaft bleibt freilich, dass neben der Kirche noch
ein isolirter Rundtharm steht , der aber , wenn ich den Be-
rieht recht yerstdie, gleich dem Chore im spithgothischen
Ocachoiack gebaut ist ^*). Auf ahnliche Weise mögen die
^Atem Thnnnkapellen in den Domen mi Naumburg und Can*
tcffbury sni erklären sein.
Kflbner war es, den Thurm auf die Mitte der Kirche ttber
die Vierung mi setnen. Schon der Bau von Germigny von
806 giebt davon ein Beispiel, und ich kenne kein uwdtes
aus so friher Znt Denn wirkliche Grabkirchen, wie die
der Oalla Pladdia, jetnt S. Nanario e Celso in Ravenna, und
0
die des heiL Antolianus, welche Gregor von Tours *^)
erwähnt, gehören nicht hierher, und unter dieselbe Kategorie
dirfte auch die Kapelle des enbischoüichen Palastes in Ra«-
vewM nu nahlen sein, deren Kuppdthurm gann dem von S.
Mnsnrio e Celso gleicht und die wahrscheinlich nur eine Oe«
denkkirche des heiL Cassianus ist ^0* ferner — ich wie*
deriMlo es -» das Gedicht des Venantius Fortunatus spricht
von keinem Hittelthnrm, die Zeichnung der Kirche S. Richa«
lins bei Petarias aber ist von weit jüngerem Datum. Der
Bau TOB fleraügny neigt nan aaf das deatüehste, dass er aaf
byaaaliaischen Bfadttssen beraht. Der «stliche Theil dieser
Kirehe ist eia Centralbaa voa vier starkea PfeUera mit eiaem
hocbgewölbtea Umgaage, dem sich drei Apsidea von hufei-
79) WAAgan Im KaaiiblsU. 1848. 8.288.
80) 00 gloclA msrtjrain üb. 1. e. 86.
81) Quott •. 0. O. 8.18. Teq^ WetagSfiaor 8.7& 78.
64 Zur G0iMehte der Kirckihärme.
«ennmiipsm Gruiidrtes UeeUattartlg uleg fn. Von itm MkU
lelf feilern aber erhebt sieh anstatt der bysantiniscben Koffd
in mehreren Stockwerken aofsteigend der abendlaadiacht
viereekige Thmin ^'). Es wird gesagt, diese Kirche sei den
Mflnster von Aachen nachgeahmt ^). Das ist aber nur imo*
fem richtig, als beide fonten im bysantiniscben Styl ange*
legt sind. Man hatte allerdings anch einhehniehe OrabkJp«'
eben dabei zom Muster nelimen können, wenn man die nnier
dem Chor betndliche Krypte als Mtrtyrergrab betrachtete.
Jene Grabkirche des Antolianns hatte nicht einmal eine Kup-
pel auf dem Bav, den Gregor bald einen Thnrm, bald ^e
Säule nennt, wahrscheinlich weil sich sofort zeigte, dasa ar
eine solche nicht tragen kttnne ; denn als Bischof Avitns ih n
seiner BanfUUgkeit wegen abtragen lassen wollte, wurden
erst die Balken und Klammem weggenommen ^) , die ihn
noch jrusammen hielten , worauf er dnstirnte , ohne den in
der Mitte stehenden Altar au beschädigen. Wenn indesaen
die Ansicht geherrscht hatte, dass der östliche Theil der
Kirche fiber der Krypte als Grabkirche au betrachten ael,
so mtlssten die Mitteiihflrme oder Kuppdn viel frtlher und
viel allgemeiner vorkommen, als es wirklich der Fall ist*
Denn erst seit dem Ende des lOten Jahrhunderts trcien sie
an verschiedenen Orten häufiger auf, theils als rein by«an^
tinische Kuppeln in Venedig und in Perigord und Umgeg mi,
theils als thurmartige Kuppdbedachungen, wie auf & Gode»
bardi in Hildesheim, theils endlich ähnlich wie in Oemigoy
als viereckige Thttrme, die um so schwerfälliger werden» )e
grosser die Kirche ist, wovon Sngknd die nierkwird^[flCett
Bdspiele aufnwdsen hat. Dass nma vollends die Knn^
oder den SUttelthurm jemals als ein Grabmal fflr den Leib
Lenoir n. p.27. lU. QrnndtlBS F%.dl^, Quanohnitk Flg. 877.
83) Dm. p. 121.
84) iUMit ttga*- asi0Mf «na tdlt^gulat «moTsxi a<ag.T«ron. l.o.
3hir Gesekiehie der KirMküme. B6
betrachtet habe, den »an in der HMtie irerehrte, laael
giek auf keiae Weise begründen. Die Thnrmfomi der Ci-
berien ist dafflr nicht ananfttbren. Diese waren anfangs
ciafacfae mnde Bttcbsen , dann nahnen sie verschiedene Ge-
stalten an, namentlich die der Taube , noch später die einer
Urche, und indem man dem Wedisel der Baustyle folgte,
wurde besonders in der gothischen Zeit auch die der Thürme
•Hieb. Nor so viel liann man vermuthen , dass in Byaann
die der griechischen Kirche eigenthttmlichen Kuppelbauten
deshalb nur Regel geworden sein mllgen, weil man die Ora-
besUrdie und andere GedenUirchen an den heiligen 0er-
tern in Palastina, sowie die kreuafbrmig angelegte kaiserliche
Gnbkirche in Constantinopely die Apostelkirche, als Vorbil-
der ffir andre Kirchenbauten behandelte.
Was den Mittelthurm veranlasst hat, war nichts Anderes,
als die Verbindung der griechischen Gestaltung des Kuppel-
bsaes mit dem abendltndischen Langhause, durch welche die
im Oecident immer mehr ausgebildete Kreungestalt des Grund,
risses der Kirchen geschaffen wurde. Aus früherer Zeit ist
Germigny ein vereinaeltes Beispiel dieser Verbindung , denn
der Dom an Aachen blieb einfach bei der Nachahmung von
& Vitale in Bavenna stehen- Zunächst sieht man im Peri-
gord , wie die byaantinische Bauart von S. Front auf die
Laaghänser der Basiliken angewandt wurde. Doch blieb
diese Bauweise auf einen kleinen Bezirk beschränkt und ein
Thurmban entwickelte sich aus derselben so wenig, dass viel-
amhr dort besondre GlookenthOrme neben den Kirchen, ähn-
lich wie bei S. Marco in Venedig, vorkommen ^^>. Den grAss-
ten Einflnss auf die Verbreitung jener combinirten Krenaan-
läge hat ohne Zweifel Sicilien getibt Hier wurde die ein-
fiichste Zusammensetaung des byzantinischen Kuppelbaues
86) F. de Ysrnellb, l'atehitsotiure bysantiao en Frsaoe. Pa-
ris 1851.
56 Zur GeichichU der KirchihänM.
mit der lateinüchen Baisilika vorgenoauBeo «nd die SieUwig
dieser losel «wischen Orient und Occident, Qrieciieniand mid
Italien, Constanlinopel und Rom macht dies leicht erklftrlkb*
Selbst Afrika und der Islam haben ihre unverkeanbareii
Spuren in dem phantastischen Style der dortigen Kirchen
hinteriassen. Wir kennen diese Kirchen erst seit der nor-
mannischen Eroberung 1072. Vielleicht war aber dieselbe
Verbindung des griechischen und lateinischen Styls schon
früher in Unteritalien vorgenommen. Jedenfalls darf man
wohl annehmen « dass in Sicilien die neuen Herrscher jene
Stylentwickelung bereits vorfanden , wenn sie gleich unter
dem Druck des Islam sich nicht so prachtvoll hatte entfalten
können , wie sie jet^t in den Werken aus Robert Gniscards
und seiner Nachfolger Tagen erscheint. Denn nicht lange
vorher, 1060, tritt dieselbe Verschmelzung der griechischen
und römischen Kirchenanlage so prägnant in dem Domban
von Pisa auf, der bald nach dem Zuge der Pisaner gegen
Sicilien unternommen war, und dessen Baumeister Busketna
man deshalb nicht zum Griechen zu machen ^^) braucht. Mnn
kennt die Verbindung der Normandie mit Sicilien eineneitz
und mit Frankreich und England andrerseits. Ferner weiss
man, welchen Einfluss die Bauweise der Pisaner in der Loa*
bardei geübt hat und in welchen Beziehungen zur Lombar-
dei die deutschen Kaiser standen. So ist die Brücke geacbla-
gen, um den Ursprung der Krenzkirchen und mit diesen den
der Kuppeln und Thürme über der Vierung zu erklaren.
Nächst dem Mittelthurme machen sich die Thflrme besonden
bemerklich , welche , in der Regel zu zweien , die Westseite
86} Dass Busketus nicht aus DoUoliiain war, wie man aus seiner miss-
rerstandenen GrabsehriA gefolgert hat, ist Jetzt hinlänglich bs*
kannt. Man sehe unter Andern Qaatrem^te des Qalnoy
hlst de U ^ et des ouTrages des plus e4i^bree atoUteotee. T. 1.
Paris isaa P.d.
Zur Geickiehie der KircUhürme. 57
der Kirche nach beiden Seiten einfassen. In Deutschland
haben sie in der vorgothbchen Zeit sehr gewöhnlich eine
westliehe Apsis swischen sich, wie z. B. am Bamberger
Don, an S. Oodehardi in Hildesheim und anderwärts. Sie
flind dann meistens noch mnd oder doch achtecliig und glei<-
eben daher volllKommen den beiden Thflrmen auf dem Plan
▼Ott 8. Gallen, nur mit der Ausnahme, dass die Thürme jetjrt
■it der Kirche verbunden w*erden. In andern Fallen sind
sie einer hohen, meist in mehreren Stockwerlien aufgebauten
Vorhalle aufgesetst So am Dom zu Braunschweig und noch
«n Notre Dame su Paris. Solche ThQrme haben die meiste
Analogie mit den Kuppeln auf dem Narthex griechischer Kir-^
chen und mit den Minarets auf den Ecken muhammedanischer
Moscheen. Verschieden davon ist die Anordnung, nach weU
eher swri von dem Boden aufsteigende Thfirme das Haupt*
portal der Kirche zwischen sich haben. Diese Anordnung
int hauptsächlich von Frankreich ausgegangen und der go«
tbische Styl hat bekanntlich aus ihr den grossartigsten, reich«
sten und prachtvollsten Fa^adenbau entwickelt Diese Stel-
lang der Frontalthtirme gleicht so augenfUlig den Befestig un*
gen der Thore in Städten und Burgen, dass niemand in der
That sich bedenkt, die letstern für ihr Vorbild m halten,
«od nachdem das angebliche Thurmpaar des Venantius For-
tnoatus seinen Boden verloren hat, ist auch kein Grund mehr
n bezweifeln, dass wirkliche Befestigungen der Kirchen und
KIMer den ersten Anlass su diesem stolsen Schmuck des
Fortab gegeben haben. Lenoir bemerkt, zur Zeit der Ver*
keemngen durch die Normannen mtlsse die Befestigung der-
selben noch nicht gewöhnlich gewesen sein, da dieser Feind
so wenig Widerstand gefunden hätte. Begreiflicher Weise
worde das Heilmittel erst dann angewandt, als man die Ge-
fahr kennen gelernt hatte. Seit dem Uten Jahriinudert wa-
ren es besonders die Klöster, die sich durch die weitläufig-
iten und vollständigsten WeriLO n sefafition sockten, wie os
88 Zur ßeichiehie der Kirchthürme.
sehon frflher die Mönche im Orieat und Grieciienlaiid f etiiM
liatten. FranlLreich hat davon Beispiele in hinreichender
Zahl. In den folgenden fehdelostigen Zeiten vermehrten atdi
die befestigten Klöster und Kirchen in Frankreich vnd Eng«
land. Selbst im Innern der Städte hielt man sie nicht fir
übeiüflssig. Theils sachte man sie gegen innere AubtAnde
zn schtltzen, theils betrachtete man sie auch als geheiligte
Zufluchtsörter fOr die Bürger und deren Hab und Gnt®^). Na»
mentlich baute man an den Kirchen feste Thiirme ganz nach
Art der Berfriede oder Donjeons mit einem nur von oben
snganglichen Verliess, um die Schatze der Kirchen darin zm
bergen f eine Sitte, die von den Johannitern und Templern
ausging, als dieselben die grossen Banquiers und Schatzmei«
ster der Christenheit wurden ^^). Zur Unterbringung der
wichtigen Urkunden benutzte man die in den Thtirmen an-
gebrachten kapellenartigen Räume sehr allgemein ®'). Manche
der untern Gewölbe, welche man auf den ersten Blick für
Krypten halten mag, sind vielleicht ursprünglich zu solchen
Schatzkammern und Archiven bestimmt gewesen. Man konnte
geneigt sein, dies namentlich von solchen Doppelkapellen zu
vermuthen, die in Festungsthürmen angebracht sind« Der
Einfluss der profanen Baukunst auf die kirchliche Arehüek«-
lur, den Weingftrtner nur ganz im Allgemeinen anerkannt
wissen will ^^) , erhalt hiernach eine bestimmtere Bezietniog
zu gewissen Vorgängen und Zwecken.
Unter den Thflrmen, welche sonst noch vorkommen, sind die
seltensten die auf den Kreuzflflgeln und der dem Mitteltbomi
entsprechende Ober der Vierung vor einer westlichen Apsia
•der über der Vorhalle. Diese scheinen in ähnlicher Wetze
87) Lenoir I. p. 55— 86. 11. p. 490. 491.
88) Bas. II. 380. 881.
89) Das. II. 876 folg.
90) 8. (SS.
Zur Geichiehte der Kirehlhürme. SA
Mf einer Anwendung des byzantinischen Kuppelbaues su be»
ruhen, wie der Östliche Mittelthurm, da sie sich an Stellrn be»
inden, wo gerade die byzantinischen Kirchen ganz gewöhn*
lieh Kappeln haben. Häufiger sind Thflrme cu den Seiten
der Krenzilagel, meist an der östlichen Seite, wo sie die
Chorapsis zwischen sich haben. Zuweilen mag ihnen der
Gedanke zn Grunde liegen, dass man den östlichen Chor eben
so auszeichnen wollte, wie einen gegenflberliegenden westli-
chen. So am Bamberger Dom, wo ein Mittelthurm fehlt« In
andern Fallen mögen sie zunächst den praktischen Zweck
gehabt haben, zu den höchsten Theilen des Gebäudes, und
namentlich unter das Dach zu gelangen. Man findet häufig
gerade an diesen Stellen verstärkte Strebepfeiler oder runde
Anbaue , in denen eine Wendeltreppe hinauf führt und die
lediglidi als ganz untergeordnete Theile des GebAudes be-
handelt sind. Daneben mochte es passend erscheinen, den
mtem Theil dieser Thttrme in ahnlicher Weise zu verwen-
den, wie in Griechenland regelmässig die beiden Neben-Apsi-
den benutzt wurden. Dass man auch aus diesen Aulagen
slaiHidie ThOrme machte, darauf hat ohne Zweifel die herr-
schende Symbolik des Mittelalters nicht geringen Binfluss
geibt. Es ist bekannt, dass man die Kirche gern als ein
Bild des himmlischen Jerusalems behandelte, wie es von Eze-
chiel vorgezeichnet und in der Apokalypse geschildert isi
Die ewige Gottesstadt aber konnte man sich in jener Zeit,
da Beinrich der Vogter Borgen baute und das städtische We-
sen noch in den Anfängen seiner Entwicklung war, nicht
anders als unter dem Bilde einer mit Mauern und Thtirmen
wohlverwahrten Veste denken. Burg, Civitas und Drbs wa-
ren damals gleichgeltende Begriffe, wie Bürger und Städter
noch heute. Im Heliand heisst Jerusalem die Burg. Er-
scheint doch Christus mit seinen Jüngern selbst in diesem
Gedichte noch, wie ein Kriegsherr mit seinen ritterlichen
Dienstmannen. Was Wunder, wenn man den mächlig «n Mit-
OD Zwr Ge$ckiekie der Kirckihärme.
telihnmvals den starken Berfricd beincbtete vmi die Kirche»
MBser den stattlichen Vertheidignngsthfiraien am Thore« rings
nit schlanlicn und hohen Warlthflmien umgah. Einige der
altern Kirchthfirme sind in der That nur solche Erkertharme»
die gleich den Mauertharmen derVesten nicht von der Erde
anbteigen, sondern aus den Ecken der Mauer erst in einer
beträchtlichen HAhe lier vortreten. So auf der von Sprin-
ger'^) mitgetheilten Zeichnung aus einem im ISten Jahr*
hundert geschriebenen Passional , und an der Facade voa
Rolre Dame la Grande 2u Poitiers ^). Der Dom von Sfeier
mit seinen zwei kurzen und dicken Mttteltbtirmen und den
vier schlanken Eckthürmen macht ganz einen ähnliehen Bia-
druck, wie nm Beispiel jenes Castell des Sigismand Tan*
dolph , welches Robert de' Valturi ab ein Muster da* Befe-
stigung preist, wie es Mattheo de Pastis auf zwei MedaiiloBZ
abgebildet hat '').
Klein geht in einer Beziehung noch weiter, indem er, sieh
auf den missverstandenen Venantius Fortunatus stützend, die
Portaltbarme fflr Nachbildungen der Stadithore des irdischen
Roms» als des Abbildes des himmlischen hält» die ihm dam
zugleich die Säulen Jachin und Booz» die beiden nicht ge-
storbenen Enocb und Elias» welche er in den zwei Zeugen
der Apokalypse (Cap. 11» V. 4) wieder erkennt» und endlidi
sfgar die Apostel Petrus und Paulus, sowie auf der andere
Seite Castor und PoUux symbolisch darstellen aollen. Die
Kirchenlehrer wissen von dem Allen niebtsf Dean die adiwal-
91) Die BMikmwt dei okristUohen Mittol«lt6ra. Bona 185i. T«£. 18.
Flg. 27.
92) N. X. Willemisi monamens fraii9ab in^ditt. T.l. pl.49. Le-
noir II. p. 59.
98) 0. Friedllndar, Roberto de* TaltaiL WUsenteluifUIehe MU
doag des Soldaten. Castelloin Slgfsmoadom. BerBa 1860. Zelt-
■ehfift fOr Kunst y Wlssensehaft vnd Qetohiehte des Kriege«.
186a Heft. 8.
Zmr Oe$ekidUe der KhrehikSrme. €1
ftifea RbCajpbeni eines Dichters,. wie VenaBtios, sind keine
Yersteihngen , die ab Symiiole im VoÜLe lebendig sind md
Udbctt. Ilinen bedeutel der Tliuroi den Verkflnder des f tf tU
lidicn Worts, den Praedieator, weil er die Glocke trftgt, von
der schon Aknin sagte, dass sie in der Zeit des Leidens Chri-
itf reistnnnie, weil da die Predigt schweige. Damm solito
■aa gern den Hahn auf die Thunnspitse. Allenfalls wird
aedi spielend hinngefillgt, dass die schlanke Gestalt nni
die hohe Spitne des Thnrms den PrAlaten anneige ^y Blil
Recht erinnert WeingArtaer ^'), die Symbolik schaffe nie For-
■ea, sondern sie verleihe ihnen nur allmftlig nach der 8ch9»
phmg gleichsam Seele und geistige Kraft und dadurch eine
gewime StabOiUt, dass sie dieselben mit dem religiSsen Be«
WBBStsmn des Volkes in Verbindung setae. In der That wird
aifmand glauben, dass diese Idee einer Beniehnng auf das
Predigtamt bei der Schöpfung der ThOrme massgebend ge«
wemn seL Aber diese Idee ist auch von der Art, dass umui
von ihr nicht ebmal den geringsten Einffuss nuf die Ausbil«
daag des Thurmbanes erwarten kann. Auf der andern Seite
ist CS aber auch wahr, dass das Blittdalter sich in mystischen
T^knipfingen alt- und nentestamentlicher Ueberlieferungen
■ad Ideen gelel, und Waltber von Chatillon spottet schon
darlber, dass man einen ttbertriebenen Werth auf die Kennt*
aim solcher Dinge lege ^). Einige solcher Gedanken sind
sehr frAh sni stehenden Symbolen geworden , wie die Thiere
am der Vision des Eaechid und Anderes. Manches ist fer*
aer aus dem Salomonischen Tempel hin und wieder aufge-
Btiunen, ohne dass man sich vielleicht der Bedeutung des*
94) Godard, arohMogie 8aer6e (T.l). £d.2. Parit et Lyon 1868.
pag. 405-407.
95)8.54.
96) Die Seim Gedidita dei Waliher tob Llll«, eenaimt tob
Chat i Hob, horatugogobea tob W. MfildoBor. HaBaoTor
1869. S.48I1
M Zur Ge$cMMe der Kkahlhanne.
sdiien bewwtt i^ar. So der 8iebeiiaraiig€ Leuditer, die «Ü
ileii Worten Jachin uni Booz beseichnetes Sftiden kn Don
m Bambergs ^^). Bndl^h sind gaostUche Ideen ia der Ge»
heiolehro der Templer wieder aufgelebt und es wird woU
nicht wn leugnen sein, daaa sie ihre WirlLuagen auch Aber
diesen Kr«i8 hinaus erstrerlit haben ^^). Will man jedoch
•olehe Ideen • Anknüpfungen weiter verfolgen , als kkore Be«.
weise zwingend vorliegen, so gerftth man allerdiogo auf die
gefahrliche Bahn, welche Klein betreten hat, auf der vamm
alles NO^idie finden icann, weil die Phantasie an keine feste
Schranke gebunden ist.
Die gothische Kunst hat die Tbänne wieder eidgeschriakl«
weil die durch den achten Aristoteles erstandene Tlieolo-
gie, unter deren Auspicien jene merkwürdige Umwattdlung
des kirchlichen Baustyls vor sich ging, keinen Baum «elir
fnr die apokalyptische Symbolik hatte. Man behielt in der
Kegel nur die Portalthfirme bei. Diese aber entwickeUea
sich immer prachtvoller und grossartiger und namentlich 4ie
reich und machtig gewordenen Städte uetaten ihren SMn
darein, ia hervorragenden Kirchen- und Thurmbauten ea aa*
dern zuvorauthun. So forderte Florenz in dem Contractu,
der 13S4 mit Giotto über den dockenthurm des Domes g^
schlössen wurde, dass er ein Gebäude herstelle, welches Allea,
was Griechen und Römer zur Zeit ihrer hdehsten Madit
ausgeführt hatten, an Grösse und Schönheit fiberbiete ^).
Sehr gewöhnlich mussten in dieser Zeit die Kircbthinae
97) StieglitB, «It-deaUohe Baukaiut Taf.dd.
98} Von Hammer-Purgstall, Mytteriam Baphomatia rSTel*-
tarn, in dan Fundgruben des OHanto. Bd. 6. Yiien 1816. 8. 1 — ^120
eine freilich sehr angefochtene Abhandlung.
99) ün edifizio cosi magnificO) che per altezza e qualiU Tengn a au-
perare tanti quanti in quel genera ne foaaero statt fatti da* 0noi
a da* Romaiü na* iempA dalia loro piik florida pntenaa. GL Range
der Qlookenthurm des Doms au Florens. BerUa 1668.
Zur Gesckiehie der KirclUhürtM. n
ngleich die Stelle des städtischoi Berfriedes, Belfridw, Bef«
froj, einoehmen, der die Starmglocke und die Wolioiing dee ;
städtiscbeA Wachlers trägt. Fast nur in den Niederlanden I
kennen wir noch hin und wieder den einzeln stehenden Bef-
■
fray oder den entsprechenden Thurm des Sladthanses, wah* |
rend sehr häufig noch heutiges Tages die Stadt das Eigen*
ihnm an drm von ihrem Wächter bewohnten Kirehthumi vnd
damit aneh die Pflicht seiner Unterhaltung hat.
Zuweilen ging die Einschränkung in Betreff der Zahl der
Tbflrme noch weiter. Zumal in Deutschland sog man nach
dem Vorgange des Hflnsters von Freiburg im Breisgaa selbst
die beiden Portalthörroe zu einem einzigen Thurme Ober der
Mitte der Vorhalle zusammen. Es geschah dies keineswegs
blosn ans Sparsamkeit bei kleinern Kirchen, sondern es ge-
nügte dieser Zeit der eine Glockenthurm und Beifried , der
aber immer nach eine Ergänzung des stolzen Baues, ein
Wahrzeichen der Macht, des Reicbthums und der Opferfähig*
kdt derer war, die den Bau ausgeführt hatten.
Noch später, namentlich im 15ten Jahrhundert, hat man
die ThOrme häufig auch wieder von der Westseite fort an
die Seiten des Chors verlegt. Namentlich ist dies bei Hai*
lenkirchen geschehen, bei denen das Querschiff fehlt und die
Thttrme den Platz derKreuzflOgel einnehmen. Meistentheils
fehlt aber in diesem Falle der Thurm auf der einen Seite
ganz, und es scheint, dass man nicht immer die Absicht ge-
habt habe, beide Thürme auszuführen. Es ist daher bedenk-
lich, zu sagen, dass man mittelst dieser Thurmanlage die
durch den Hallenbau verlorene Kreuzform habe herstellen
wollen. Nur die Demulh einzelner Mönchsorden, die in be-
grflndeter Opposition gegen die reich und üppig gewordenen
altern Orden geflissentlich zur Schau getragen wurde , dul-
dete auch diese letzten Thürme nicht. Im Allgemeinen ist
aber die Vorstellung im Bewusstsein des Volks geblieben,
dass zur Kirche ein Thurm gebärt, und fast jede Stadt Ist
64 Zur GeidOdUe der BnUhärme.
stols aaf ibien Havptdivm , der iem Froiilen ichoB mv
der Fcne als ihr Wahrer ichea ond ab der am nr istea cha«
rakteriatbche Theil ihrer Physiognomie erscheint Ja die
Thime sind in deulschen Landen recht eigentlich wieder
sa Bhren gekommen, seii nun in den grossen dentschen Dom*
bantm die Meisterwerke der Nation wieder aneriuinnt hat
Leider sind sie jnim besten Theil nnvoUendet gebliebea.
Möge es gelingen, die kfilinen Gedanken jener Männer, wcl*
d» ihren Fing Ar die wirren Zeiten des Mittelalten na hoch
genommen hatten, in diesem Jahrhnadert wenigstens an dem
einen, grateten and edelsten Mnsterban des Cölner Doms mme
Aasfihmng na bringen«
Gdttingen.
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fwait' M9 im Gfbfele VM DOireii bcfM tot -MIcn, »itt
die Ursache Aaven nicht hi difrUaflnichCbkffUl jennGcbbs«
fte Mr vitsere Bweeke; soii4irfi in nillligta.iJnMltaiIeii^«i
mh€0.' Bft aOtste anüMleB, wann 'die BUntr, w^Hdw in
alliMi Theiieii iler RlitiiipffoviiiB ; iiflofern «in . Mf deiii fmftr
t» IbdmtfiNr gtttfteä bt, iko sahlnMie Spuven der Fpd
Äodi rerbrMefeft'Kiltur Miftokg;eiMien bahesy weide. nfebci
ler Erii^irskiiiiel , den Aektrbei» nü ¥örliebt> pflegftei» , tioh
liebt ud^ 'iDtiiierfiegMd me4erj;ieiuaea «nlf ängebjMl .Kit»
fen, ireldie la Ihren Wieneii fordtnliiuilbeii^' in ibreamben
■rf bergen tlhf üb VcrthridigMnff dts.UniAa TitBASt glQcb
KcbeiP wd IMier JtoilentaBg wtir. .Der ^vingelische Mirrar
Siflioi rm Aifeui ivMcbev fii Aotaig ditses Jnhrhiadefii
OM ileMMebie d«B friuktohtn RleinuferB^) dmieh dun
Drack bekannt nachle, schildert ona jene Gegend mit fol*
geolen biflbendeir Farben. »Obidene Felder, prildit%e
Wiesen y herrlich angelegte Gartien/EanUe, Triebe ^Landi
baoser, Dnrfer und Städte wechseln auf das angenehmste
mit einander ab. Hier benierkt man schon dass.man sieb
]) Tan Alpfn, Q^^nBhipbj^ ^,o« fcKotcisohea. RUeiauf«rt. KSln 1808
5
M DU Dea Ardmmia.
(leni Reiche ies Tranbengotles nftkert. Die gtfliehea wi
westlichen Abbanj^e der Hfigel ini3 Berge tragea einea
lieblichen Wein , Früchte und Gemüse sind weil yollkon-
mener als sonst irgendwo Die lachenden Bbenen
dieses Kantons nnd Dfirens, seiner Hauptstadt, werden ge-
gen Südwesten von dem Qcbijrge bfgrenst, das hier an»
fingt, nnd in einer Kette fortlaufend sich mit den ArdeBBcn
vereinigt Seine ersten Wölbungen . sind fleissig aagebaaty
Garten, Weinberge nnd FeMer begegnen dem geöfnetea
Auge. Je hAbcr sich das Gebirge erhebt desto geringw wird
die Fruchtbarkeit und Vegetation. . • . Freunde der Natur be-
sachin dna CMiiage der nnemessttehe» Ausaicht «ffeo.
UnboschrelUich ächOn ruht din Teiaenfk Flur dea JflUclh*
adiea und fLAiniBchen ror dem Aige dfs Znachanera*.
Bs wm eine libmende Arbeit , wenn m«n alle Orfa io
dieser Gegend auf einer Karte ireiMichnen wollte, wo eiast
vteiadie AMerthAoMr gefunden wunlen. uod fm JcMt 4io
Spuren ehemaliger staischer Aasindlotg noch «m I^agi^ lie*
gen^). Dm eine anuahemda YbnsteHung idxv#a m gebfUf wie
ireit sith ii() rMnischoKuUur hier verbwMethaMfi woüqp wir
Bdiaamtea nichi. iriedoiMen« SDidoiv nur mC ein.Dprf in
der Mhe ¥dn J>iliBn,'anf Gflmenich hinweisen, iUWi »ps dadnrc^
Aen Weg a»dem Deaklnnle wk hahneu, dtssM yftOfenttif)i«v^
ixt Zmeck dmsea Artikels ist.. Kach bll«i , RMktMfeii bin
an OlMmnifeh herum, ackreibi. uns )dor Baffg#rmfH«tei:.|ff||^
Gthrzeurck?) Hmr Sidüliiilgs-finglsutb» .findiNi siflb. Am^tk^ta
— "^ — -^-i — ** . .;. . ,..-.:
];) Vgl, ^MaUriHfiea bq^ aasphlthte Dar«]|8^ lODfMi M. JBw|ii, D. Biua*
pol s^.: P. J. ^hb^Mh, Dfipei^ 1835* S- 5. ff.
2) In dem Codex intcriptionum Romaaarum Danubii et Bheni toh
Pr. Steiner, kommen hier mehrere Irrthüiner Tor! Im' 2. 'Bande' dieses
Werkes heisst es S. 82. «ttfarmägen das rStAlsche 'M'«rct>dikr Vttr
an der duroh die Eifel ron KSln direkt nach Trier ziehenden RSmar-
Strasse und lieni dabei treflildlliflt gewesenen WaesedeHuagskanal b»
gleicher Riohtong dieser Strsste.*' Dleee Angabe ist nnritiWgbi ^ffr*
IM« Dm Ärdidtma. m
ler Segdl yor; sie siod litafg gat «rbiJtea mi ilm
Ckritee bcHrftiir^ nidit seilen Aber die Hälfte dee Gassen.
VeonnehBiIkh finden sich diegelben swischen Gflrseoicb und
Derkbsineiler, in dar Mitte des Feldes w«lebes Rott genannt
wirJ. Andi anf der cntgegengesetslen Seite nach Birgel hin,
nnd weiter nacb Cky^ finden sieh die Spuren rOniiseber An-
■eünng^ und nanMntiicIi auf jener Strecke welche rar wenig
Jahren nach Boehwald war.^ Hier finden wir uns an jener
SMIe, wo unser der G<lt4in ArduinDa fcwidmetes Denkmal
len wurde. Aber mmik wailer hinauf nach deai Oehirgt
eodttrtim ist 4l8 jetzige Stadt DQren an der Koer, wo nseli dem
bekumtaft Beitohl« das Tadtoiy Annale« IV , fi8 im Jahre 69 naeh
OiHfliof die CktKaorlen der Ubier toh QMSm niedergc^aaen wnrdea.
Caeaae colioriea conua In tioo Maroodiuo ineuriosius agentea^ gute
proottl ripa aberant. Diese Yerwechfllang findet sich auch bei altem
Gelehrten, wie sich aus XJkert*s Geographie II. Th. II. Abth. S. 540.
Kote 79 aas Wlltheim , Lucilburgensia p. 104. u. A. ergibt. Herr
Steiner rerweist auf Minola S. 309, und an dieser Stelle sagt Minola
Berthu 1ial>e 'tf annagen mil Ifareodumm , Dfiren , Terwechselt !! Atif
8. 64. 4>et Stelter wird ein Ort» €(ärsenioK bei Harttagen aofge-
Qhf% und einä IsteUft Ton den Fragment einer iSteiaclien Ära mit-
getiieilt nwelohes als Geschenk des Grafen ron SeheJlard dahifr (^|i
GSrzemch) in die Sammlung d<^ Jß-. ^* Hüpsh gekommen sei". Dieses
GXrxenioh ist das Pfarrdorf Gürzenich bei Dtfren; die Grafen Schel-
lard hatten ihr Schloss nnÜ ihren Wohasits zu GSrzenich , nicht in
Glrseniehy welches wahrseheinlieh nirgendwo anders als in dem Co-
dex Inserfptioanm eziatiri - Etwa 2 nnd eine lialbe Stunde nordwest-
Bek TOtt QBserac Fundstelle liegt das Dorf Gressenieh in einer Fortset-
nag des' naaannlMi Wdd«, dbie aekt jreieka Fnnditelle füf ramSacke
MSnaen, wo man sogar dasAdnatnoum Cisars kat finden wollAn. Zu
eii»er Inschrift welche H. Steiner IL B. S. 241 mitthölt schreibt der-
selbe: sie sei an Gressenieh gefunden worden, «und sei an einem Eck-
hause bei ComelimSnster zu Aachen als Eckstein eingemauert*. Cor-
neünldniter ist keine Kiröfce In Aacken , sondern CorneUmönster Ist
^Devf eder l^tedken nnd inekrere'Sfoadeti von A^okee «mfetnt. Daa
^am iiSAoii^iflbulsshnaiesn JO« 4U.<
,v •.-'-- • - «
M Di» Bfm\ ArAlbma,
9% flaiea sieb Micbi Sparen. Ltab van Gqr eiM Vinüii-
Stande nfther dem GeUrge «v, lOMmvten «befhalb des Ben*'
MB Gronau» findet sich ein Feld unmittelbar an dem FlKsedea
Gebirges welches mit kleiaen Fragmenten rOaiiscIier SEiegel
jflbersUt ist« Links Im Thals daneben finden sich breite Oaa»
hea oder Wälle, und eben so auf dem Kanmie des- Bergen;
welche, ohne Zweifd an jener Art von Vcrdieidignngaweifcen
gehijrctt» Aber «ckkeuna Schneider in sdnet Sdurifil iMr
die alten Befest ignagcn in d» Vogesen lehrrsiche Mittboi«
langen gcanchi hat An jener fiteUo hatte dIeJiatnr' aelliq}
einf^HochwartCy deren erster Zweck in dem römischen Kriegs-
wesen, die Obsen'irung war, hingebaat^ den» an dem .Ab-
hänge dieses Bciigkammes schon, ist die Aimsicbt wie tMA
Alpen sich ausdrückt, in der Tkat eine wiermessliche und
man koante voa dieser Stelle aas die Bewegnngen feindKcber
Kriegsschaarrn ^und PlQndeningsafige in sehr grosser Ent-
fernung beobachten« Es genügen diese Hinweisungen um zu
aeigen, dass wir uns hier auf altramischem Boden befinden.
Indem wir die Inschrift aaf jenem Denkauüe, von 4nm man
Mf Tafel II fine Abbildang ftidet, hier sMtthcifaNi , woHea
vir ans aaaacksl mil der Deutung dcraelkca hcachafiigca.
Die Insehfift lauia :
OEAE • AROBI
NNAETIVLI
VS'AEQ>ALIS
S- L- M
4.L BcM Ailifiii» Titas
Der Stria ist der Gattin Ardulana gewidmet, h des la-
tiiaiuhrnlmrhriftra wurdB aiA selten statt Vgfschricbca;
aa fisdei sttaMrum statt riTum^ lutga stall rirga,fict«
statt rwtarimm, und in mmMts
aaiii
INe Dea Arduinnä. B9
picht ganalMi mribekaint; Auf einer InsebriA bei Gruter
f. 314 II. 3« iLOttmt die Diana mit dem Beinamen Ardniiinft
?er. DaseMsl 40,9 und beiOrelli unter Nr. 1960; beiWalii
Meedrr Gddtneti, N.2I, bei Zell, delectus inecripffonnm, Nr«
SS3, kömmt eine Insduift von einem Voll vstein aus Rom vor
welche der Ardoinaae, Camnlo, lovi n. tt. w. gewidmet, und
wo unter dem Nanen Anlolnna das Bild der Diana darge-
^telU ist. Orelli fügt dieser Inschrift folgende Anmerkun|t
Hagenba^hs ' biAML Ligortn vidcto^ vooem'Ardoinnam existf^
nasse Sabiita», quod ei posita triseripüa a dve Sabino: po^.
tiaSf qnia tdem et 6wh Remw fak,!6allicam vocem hsbeam )
ttota ANueaaa syllra Gälliae» Auch Seiden ist dieser Mei*
ttiiog wie folgende Stelle »igt: Nemorensts item Diana, et
Diana Ardninna, uti alim Albunia dea a cognomiue lud
ittdigetabantur^). Konnte man an der Richtigkeit dieser Br*
Ulmsg awrffeln, so mflssfe, wenn man den Fundort unseres
Dcttkuals in Betracht sieht, dfeser Zweifel schwinden.
Wir gehen dasu Obekr diesen Pundoit naber 2U beseichnen.
Voll Düren fahrt in grader Richtung eine Landslrasse nach
Honfjoie. An der • rechten Seite dieser Landslrasse, wenn
■an van Diren- nach Hontjote geht, in der Nähe des
Pfsnrdorfes Q e y, wurde unser Denkmal im vorigen labre
assgegräben. Die Entfernung des Fundortes von der Land«
Strasse betrtgt etwa fiOO Schritte, von dem genannten Dorfe
etwa S Minirten. Die Dörfer Birgel und Gey waren bis in
die letzten Jahre dnrch einen Hochwald von einer halben
Stande im DurOhmesser, dea Deibusch , geschieden ; dieser
lloebwnld ist nun geschwunden und beim Ausroden wurde
n&ser Detakmal im f ebmai^ des Jahres 1859 entdeckt Dieser
Wald war das Ende, der Saum der Arduinna Silva, des Ar-
dennenwalds, nachCftsars Angabe^), des grössteu Waldes in
1) Seiden, de diU Syrla tynUgma II o. 2. p. 159.
2) Ardaenna §Ür^ Ingefkü m«gnitadlne per medios fiaes TreTirorum
'• Bm Dea ArAkmä.
9*Uiea, 4«r aieh vom SlMmend dm Ormm 4er Yttvint,
to m dea Nerritfrn «nd Reaeni entrttiEte, sich akiilUä
kis aar Scheide hiaaof nud «her M» rOaüsche Meilea laBf
Fv; ea war dieser jaofst rerschwoodeae Wald da« B«de
•der der Aofaaf der Aidciuea , die «u IWtas alher ab
WaldgeUtfe beselehaeti). Weaa die Rttaier se videa ««<.
dem WMdera aad Baiiwaf fOUlieke Ehrea teseuf (es, dan«
wOrde es aidbllea weoa sie ejneai so nnf ebc^mi Walde»
wie der Aidemeiiwald, der so vielen tMmm miilngiiiM-
voll gewovdea war , in weldioa die rAaüacheB LegiwieB e«
fiele Siege erfecbteo, ood so viele ]!lieieria(r*D etütleo, gMl«
liehe Ehre nicht erwiesen hätten. (Plln. iL u. Xli. ».)
Hier erhebt sich ann die Präge ob di« Dea Ardninna auf
•ttsemi Denkaul und die Biana Ardninna tta dasselbe W«.
tea sn halten sei A t Wir glanben diene Frage fordere eine
rerneinende Antworte Wie es eine Diana Abaob«, eiao
Diana des SehwatawtMes gab, so mochte es anck eine Oiaa«
Ardninna geben , aber diese Diana Ardninna sehlicsst nicht
aothweadig die Dea Ardnintfa aas» so weaig ^ Diana
Abnoba die Dea Abnoba aasscMiesst. Ah positives Kmg-
aias das hierfir.sn sprechen schelat, fahren wit aa, da«
bei Jener laschrift der Diina Ardninna das BiU der Diaaa
beigefiOgt ist , wihrend anf beiden Sotten nnserea Drnlriala
da Baum, das Attribut einer WaldgMtin« nbgehttdet ist.
Der genddete Pnnd beschttnht sieh nicht aaf den Vnlln
atdn allein. Neben de« SteindenhuMlo dad, wie der doiw
«ige BOrgcnwister Hr. W. Leen ans betiehtely dne gnen*
Monge rSariscber Ziegel in grossen nnd kleinen StOckea
gefimden worden, and Herr Apotheker Rai^l an Dtfren, fai
• flamine Bheno «d inittom R«mornm pertia«t C«eMr B. O. Y 3
Ardaenn« est totiaa a«lli«e mazima sHt« atqna ab lipU Rhoni finibaa-
qae Tr«T!rorain ad Nerrios p«rtiaet Üaselbst YL ?9.
1) Peiebant aal ins qnibus noin«ii Arda«iua. f*«il aaaai. ni. 4?
dessen Besitz, itr Stein übergegangen bt, besttttlgt ÜHt
Angabe und ffigt hinzu; man habe daselbst anek Scherben
von einer sehr grossen Schale von gi^aner Tkonnmsst gaAm-
den, und nicht weit von dieser Vnndstdle seien ebenMIs eine
Menge nerbrochener rSniseher Seg^I beim Chrabeh n« Tage
gefordert worden.
V6n Köln, dem Mittelpunkte der Provinz, der DaaptstadI
der Germania secnnda oder inferior, lauftn versehMcne ri^
mische Strassen wie Radien von ihrem Ctonlro ans. Bine
dieser Strassen Ifluft an dem linken Rhelanfer Mnanf , die
andere hinab, eine Strasse fflhrtüberJalich nach Tongem^nnd
Belgien, die andere nach Trier u. s.w. Nun aber seheint ein
Strassenvug grade In der Mitte ra fehlen, ein Strassenng
welcher In der Mitte zwischen diesen vier Strassen sieht,
und In grader Richtung nach Oallien hiarinfflhirt , wels-
cher die Wald- uud Gebirgsgegend des Montjoier^Landes, wel-
ches wegen seines Walder und Schluchten dn gOnstiges
Terrain für die Feinde der Römer bildete, durchsehneidet nnd
in grader Richtung nach Gallien führt. Die Pentinger-
sehe Tafel gibt eine Strasse an , welche von Rheims nach
Köln durch den Ardennenwald föhrt; eine Strasse welche
den Geographen aufzuzeigen bisher nicht gelungen Ist. Okert
«gibt sich der Hoffnung hin, dass Nachforschungen In dieser
Gegend näheren Auftchluss geben werden* >)• Zieht man
eine grade Linie von Köln nach Rheims, so wdrde sie von
Düren mit der bezeichneten Landstrasse nach Montjoie m^
sammenfallen. Nun aber finden wir angegeben, die bezeich-
nete Landstrasse in deren Nflhe unser Denkmal geAinden
wurde, sei auf eine ROmerstrasse gegrflndet*). Wenn diesie
Angabe audi richtig ist, so trifft sie doch nicht überall zu.
1) TTlnrt, OdogrAphI« 2. Th. 2. Abtii. S. 557.
2) Vgl. Sammlang Ton MAteii alien cur GotoMohte Dfir^tUt^onBonn,
Bonpel und Fisohbaoh. Düren 1885. S. 6.
fielt ii9«lMi!wo:^iiifr Doifai«! «tfwieH werte, |ec]kt iSp
lettJfK 'LnMnmp. 4ie EMiVftaasse mchi« üic r rstere isl
gtM gevii» 0p9t6r erbaut werden. Ahtv deonech war daf
Bealkmk i«:der liehe* der B#^pe|relr|meef richtet, ioden dies^
wmftt wirvne niclitigites ttesclieii» «ehrrechlfi voa der jctf
eignen Landstrame hinseg^ , we der bequemere imd. kttrscre
Vaeaweg eifk^ l(iß - in #ie leisten Jahre^^ und bia gßt Zer-
aiarMg: te^ Weldee erhalten hatte/ Der eine EndpanlU der
heKeichnelea.iUtai|ei^rai^e wer naeh ^er Peutingenyhen Ta<r
firi Bheime; unn eretreek^ eich nnch der Ardennenweld nach
ler Angabe Ciaars bis su den Benern. Nach Sirabo waren
.die BMer nnter den benachbarten Vfllkersehafteii die ansr
feseiehnetaCen , ihre Hauptstadt Dnrocertora war stark be-
TÜkert und der rtkniscbe Pcäfekt baUe seinen Sit« daselbst
JKine iKrekte Verbindnng mit dieser Stadt , der Haupt*
Stadt des untern Germaniens am Rheioe, mit Kein» erhalt
hierdwch einen neuen Grad innerer Wahrscbeiiilicbkeit 0.
Wir wiMren «nn geneigt auf das eigeatbOmlicbe Zusam-
mentrafen aufmerksam nu machen« dass nemlich der eiae
Vetivalen mit .der Inschrift der Arduinna sein Dasein
eineni^ Bürger ^on Bbeims verdankt, der am Ende des A'r
dannenwaldes einst wehnte, Mehrend Julius Aequalis dej
Den Arduinna unser Denkmal gann an der entgegengeseta«
ten Seite , am Anlange desselben Waldes errichtet ! Allein
es tritt uns hier eine Schwierigkeit entgegen f welche Mir
nieht beseitigmi kttnnen. Denn wir sehen nicht eiD, wie die
«weite Inscbriftt nachdem KeUermann auf den Grund eigener
Ansebaunng des Vetirsteines berichtet^ dass in jener Inschrirt
■ioht Ardeinne nnd CamulO|Sonder# Saturn o et Marti
ny^iowc Strab. Üb. IV. p. 194.
Dm 000» ArdttimHK ff
gimfü vttiM wtam, ^noeh gerettet Verden kl|PMito^>i
ndk WM diese Ipechrifi avs , so bescbritakt sieb 4ie }M\
ier Deakpalcr welche ven eioer Dea oder Diana Apdiiimi^
qMTcehip auf cwei ; auf das eisie bei Qrutcfi uad auf das uiisf)
lige; Id beiden aber lautet der Name Arduiiina*
Jeae Boiaerbiiiig über das Zusamoieoireleo der eiaeo wirk«
Uchcti «it eiiMur anderA auf einer irrigen Lesung bernbeodtK
inichrift, fttbci uns au einer andern Betraebliing. Wenn ii%
MmK eine Eeise au Wasser oder au JLaada npter|ii^bfnep||
so lieCea sie den Scbuta einer oder wdirerer GMfiifjkUm #1%
iBjiem sie denselben naeb glflcklicii voUbracbier Reise e^
bcslimntcs Opfer zu bringen das Gelübde ablegten '). Af4
der Beise aelbst , wurden sokbe Gelübde bei . ge^ebfnciB
Veranlassungen ebenfalls abgelegt^ Gebete wurden ge^Off
cbea, Opfer dargebrachU Neben den Wegen und Strassen
waren au diesem Zwecke Tempel, AltAre, einfacbe Steine
a. s. w. errichtet Wir kttnoen nichts besseres Ibun um
diese religiöse Sichtung der BOmer auf ihren Reisen au biHt
seichaen, als wenn wir den Anfang der Schrift das Appa*
leins hier miltbeilen , die unter dem Titel Floridorum be^
kennt ist. Apuleius leitet seine Schrift mit folgenden Wor«^
tca ein : Ut ferme religiasis viantium moris est» cum alifu'i^
lacus, aut aliquis locus saactus in via oblatus est, v^niam
pestttlare, donum apponere, paulisper assidere: ita et mihi
praefanda venia et babenda oratio, et iahibenda froperatiq
fst Neque enim iuslius reHgipsam morem viatori obieceriTi
aut ara ioribus redimita, aut speluaca frondibns inumtaratai
aut i|nercus cornibus onerata, aut fagus pellibus oormnlai
vel etiam eoUiculus sepiminc coiisecratus, v^l tnincus dolamina
effigiatus, vel ceqies libamine bumigatusi vel lapi« imguina
1) S.GrotefendiZtniEtM feu de WaU Ifoed^rgodinen.ixn XYinHisffe
S. 240 dieser Jahrbücher.
?; 8. TIrgiU Aeadd. V, y. SSb. &
f 4 Die Bea Ardmrma,
MAotto.- Selbsf CiMr imterlMs diene AaladiMbaiitf fitdlt)
er fhat was die meisten tbatea; so eft er steh in den Wn**
f es seMe sprach er einen Mmmnen Spraeii nnd wfedetliMla
denselben dreimal^). Wenn man nvn nur Seite einer rOnii«
seilen Strasse, welche durch einen ungeheuren Wald, durch
tiefe ScMucbten , ftber kable Gegenden , dnrch schanrlidies
Mekiclit fthrty die Deberbleibsel eines Tempels, einer aedi^
cnhi, eines sacelhim findet, so kann dieses niclit im nrin-
dlesten befroDden, und so spredien wir die Ansicht aua ail
dtnr «ftben bezeichneten Fundstelle hiAe eine soldie aedicnh,
du solclies sacellum gestanden. Durch diese Annahme ist
das Vorkommen der grossen Menge von Ziegeln au dieser
Steife erkiflrt. Bei dieser aedicula hatte Julius Aequulis
Wahrscheinlich als er einst eine Reise durch den Arden-
aenwald machte, der Waldgöttin Arduinna ein Gelübde ge«*
flmn, welches er erfflllte indem er jenen Denkstein hier
errichten liess. In dieser Annahme finden auch die Bruch«-
stücke der Schale, die man bei den Siegeln geftinden hat,
ihre Erklärung. Bs war eine Opferschale in welcher der
GMtin Opfbrspeisen dargebracht wurden. Wollte man an«
nehmen die Dea Arduinna auf unserm Oclübdesteine sei idenr
ÜBch mit der Diana Ariluinna, so würde unsere Ansicht da-
durch nur gewinnen kdnnen. Unter den dfls und deabus
tialibüs nahm die Diana eine hohe Stelle ein. JurenHia , sagt
Fbstus IIb. 9, fingebantur Dianae simulacra , quin ea aetas
Avtis est ad tolerandam riam. Diana enim viarum pntaba-
tur dea, und Augustinus de civit dei 7, 16. schreibt Dianam si^
mMter Lunam et viarum praesidem dizerunt Wie Apolloifr,
der Sonnengott, der Wegegott bei Tage,'so ist seine Schwester,
die Diana, der Mond, die WegegOttin bei Nhtht ; sie hat die
Prädikate, sospita« rednx, enodia, iudfera, welche sich alle
auf ihr schütaendes Verhültniss an dem Wanderer und Bel-
1) PUn. 88» 2. Saeton. In lolio Oaes. 87.
Dt$ Bea ätMma. M
taridita« Sa finriaMoZ«it«i,itaiieiitlicb mrAültf
IIWBfc vftmttitm die Rdcheo der ■eeile oder der Bi«Mi
tpeife»« diMt wHrdea tob den Amtfea uBd Hnafemdeii fer^
lehrt, ud es hiesse» die Hecate \aitt sie feaaeeen wi» dai
MaBaat aa ArislapbaaeB Phites 0 Ael. II seeaa i. V. 594
kericMel» Der wenig werthvenen Opferfekale^ deren Sdier*
kca bei aMem Denfcmdie gernadea wnrdea, aidgea aaeh dii
Bfdofm catoproebea babea , die aaeb den Zevgaieee alter
Mlfftotcller nielit inner eebr fein and aaflgewftliK waren«
Hacb eiaer epaterea MHtheilaag 4es Birgeribeisteia Leen
Iber diesen Ptod haben sieh an der beseichneten Stelle Seher»
hea VM mehr als einer Sehale geftinden. Diese Angabe
kaaa aasere Meinang nicht sebwäehen, inden sie daraaf bin^
weisea wtirde, dass der €Nlttin hier von nebr ald elaeia
nebeadea oder Hfllfe und Sdiata Sachendea Opfer darge«
kraebt wardea. Der genannte Beriehterstatter fflgt hinan i
In Radisieht aaf dieSehei^hen der Opfersehale nuis iehaeeb
dae Bcawiliang aber die Teebaib naeben. Dass die Schale
tnf der Töpferscheibe geaneht ist , leuchtet aaf dea erslea
BKck ein. Dieselbe ist aber nicht nach Art der jetaigea
TVpferelea Mos nit dennngam gedreht, ader wie der teeh-*
■ische Aosdmck sagt »aufgedreht^, sondern sie ist , wie ee
jdnt befaa Pereellan und Fayence geschieht, aaehden sie an«
getra<&aet war , nlt einen scharfen lastranente von MelaH
ahgedrent worden.
Aasser aasern Votirsfeine and den bezeiehneten Frag^
■eatea wanien nadi efaiige Anticaglien hier geftinden. Kn^
alebsf erwähnen wir eiaes Siemes aas einer ranisoben Dandi
wMtb, Br stanmt^ wie iter geaannte Berichterstatter aas
neide^ aas deü Nledemendiger Steinbraehen, aas deaea aaeh
jMst die Rtabfcteine berkonnea. Der Stein bat IS Zell in
n Die Deä ArMma,
DirdimfflMr. DieRinneD In demfclkeii gleichen gMfse.Mieii»
ite diBii auch gegenwllrtig ia ilie Mabblekie cmlwii(;;«r Mr
lerBfheiAci sich aber vsa ien neuer» NaUeUiaeiiy inieai iv
Bidil ilitdi eiiii4ern convez zagehtue n i^t
Eiidtich Murde, was unsrnn Foudorie iiech ein boa^pderai
Itlerees? gibt » aitcb ein Steinmaeeer von 8 ZM LMise ga^
fiMideak. Sa eriqaert dasselbe seiner QestaU aaeh a4 eii
aalefees M^cr, welches unter Kr^ 15 anf Tafel 6 inE^c4r#,
i^ <»rigine Germ^aoriin^ abgebiMet i«! m/tA Ctr. aii
beUiges Nesser vonfiinigf«! erUart worden. Wie^iases,lll«sacr
an diaae Stelle gekommra« ab es vor dt» Eamera' hier gawc^
am, WMH es gedient» ob es ein heiliges Messer irgaad. eimaa
Qmidea» ob es eiae Waffe u. s. w, die Dnlersndpng 4ifacf
Fragen, höaale den Stoff au lehrreichen Belrachtaagea darhiar
iea, ohae au einer beslianilen und sichern Aniwart au fOhrai^
Da die Flache, auf welcher sich röaiische Ziegel heli»*
dea^ nichl weniger als sehn morgen beiragt, so darf aiaf
sich der Hoianng hingeben, dass im Laafe der aadistea Zeil
dar Sufiall oder die Nachforschuag dorl noch nebr ans Lichl
bringen and nas SCoff aa eiae« veaen Berichte geben waif*
den, ia welehem auch die aagedcoCelcn Fragen ihre SleUe
fiadea kOaaea.
. Erna bevor «an, van Daran koauaend, am daai F«i4arte
gelangt, abersehreilet man einen kleinen Bach, weicher dar
Beybach genannt wird. Weiter hiuaaf fahrt der Bacb« dba
wo er ebeaNJa von einem scbanerlichea Dickicht, ^|amAia-
»ea husch, verborgen wurde, wie dieses Dickicht salhat, lUn
MaaMSi Biaaesbasch aad Biaaesback Der Bjgaa^hiam'
■aaemi Votivsteias, Herr Bampel , ist geaeigt dicnea Nmm|
•ttderDeaArdttiaaa, Ard-biaaa ia Veibiadaag an hiinceau
OM Schlwae dieses Artikels babea wir nochr sarci Dev
aierkaagea hinauaufügen ; die erste gilt einem mdglichea Miaa-
verstladnisse voranbeugen.
Weaa wir aber vom bisher aabekaantea Laufe einer tU^
Dea Ardmnna. 77
mentnune ier Peutiogencheii Tafel gesproeben haben , so
kann es uns nicht einfallen, diese Sache als eine ausgemachte
anzusehen, vielmehr sind wir der doppelten Ueberneogung,
dass sie eine eigene Prüfung fordere und verdiene.
Die Zweite: In kuraer Zeit haben wir dreimal Gelegen-
heit gdiabt aber römische Funde au berichten, welche bei
Ansmdnigen von Waldungen gemacht wurden. So von Pun-
ilen ii dem Stommeler Walde bei Kdln, in dem Probsteiwalde
bei Stolberg, und jetnt in dem Beibusehe bei DUmi. Baas
in dieaen Wildem römische Niederlassungen gewesen, davon
hefte man keine Ahnung; «Kose WuMer machten vielmehr
Jen Eh druck ah seien sie Urwälder und nie dem Pfluge
uulerworftn gewesen. Man erkennf hieraus von Neuem wie
ainrk iNo BovMkenmg am Wiein gewesen, als die Römer Aber
diese Gegenden herrschten.
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' , . • • • ■ . : . . . . • , ' • •
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9. Wttnn Boii ßttttitif,
Me flüker bereits io 4er Eflrse erwiduile MarvonitelMlte
der Oiena 0» ^^n welcher eine AbbiMwif nach der voft Qer*
fcard nUgelbeillen Zeicbauog nnt Taf. 1, 1 (tgebea itif warde
bei Berlrieh aaf der Baaabeaemer Mar, aa eiona Abkaage
gefvadea, aa vrcicbea eich ia eiaerLftage vea etwa dreiang
FasB die GrHadaMaem eiaee Gebftadee biaaiebea« Aaf itm
l|<Hrteleetricb deeedbea warde dieeelbe aebea auuieberlei Aa-
tioigUea aad nonaea der Kaiser Hadriaa, Aatoaiaae« Caai*
modas aad Valeatiaieaas aertrttmiaert eiitdecU» aa daea dar
ebere Tbeil des KOehers, der linke Ann aad der Kapf mt
8|Mlter aam Vorscheia kaaiea ; jetat iai sie bis aaf dea liakaa
Vorderarai aad dea ganaea rechlea Ana vellstkndig vorhaadea.
Die Stataette, welche der gegeawkrtige Besitaer bei eiaeai
karaea Aafenthalt in Bonn mich ia Aageaache ia aehaien lien,
ist etwa aaderthalb Fuss hoch» von feineai, alabaalerilHili-
ehern Maraier and ohne soaderlieh feiae AnaAhraag fabrik-
aiäMig gearbeitet, daher ohne eigentlich stiliatiachea Werlh.
Allein aasaer dem eigeathtlBlicbea Interesse, welches Jede Ia
der EheiaproTiaa aafgefandeae Sealptar als Beitrag aar Keaat-
aiss der in den römischen Provinaea geObten Knast gewfthrt,
bietet diese Stataette dae Vorstellang derDiaaa dar, welche
ia dieser Modiücation selten aam Versebein gekeauaea iat.
Der TypBs der rasch dahineilenden Jagdgttttin, welcher ia
der Diaaa von Versailles einen so Hberans lebendigen Ans«
drack gefnnden hat, liegt aach hier an Graade. Dea liakaa
1) Gerhard aroh. Ans. 1869 p. 4*, 19. Jbb. des Vereiiii XXVIII
p. 106 f.
Dkrna 9(m Bmirioh. f9
Wmm kriftig^ vonetseiiii schraiet sie weil aas, so Hm der
rechte av mit den Zehen die Erde berihrl, der ganaeKor-
yer wie aach der Kopf find Yorwarfa geneigt. Die Fonaen
Had der Aaadrack des Gesichts sind aafidlend jogendlich,
waaa aach das ia die HMie gestricheae and ia einen Knoten
msanuBengeEasste Haar wohl stimait. Der anaellese dorische
Chhoa ist bb avf die Knie anfgenonunen and flattert iai ra-
schea Laaf vom Wiade bewegt baaschig aai dieselben, oater
der Brast Yon einem schmalen Oflrtel aasammengehaken ist
er am den Leib noch einmal gegirtet , so dass die flberfal-
lemitm Falten das Band verdecken« Ein Deherwarf ist am
de« Torwarts gestreckten linken Arm gewnnden ; der rechte
Arai , welcher fehlt , war der Richtang der Schalter nach
nicht erhoben, aach ist der Kicher, den sie aaf dem Rflckea
img, geschlossen, so dass sie also heinea Pfeil aas demset
he« henroraiehea koante. Dies wUrde aach nicht passea aa
der «amittolhar neben der Göttin herlaafenden Hiadia , wei-
eho roa dem an ihr aafspriageadea Hoade so eben ereilt
wird; sie konnte also kein Ziel mehr flr das Oescboss der
femhiattslrnden Göttin sein, ofeabar hat die schnellflssige
Diana Im Wettlaaf mit ihrem Hqade das Wild eijagen wol-
Ion and ist im Begriff es sa erfassen, wie die Diaaa Toa Ver-
aaillea die liadia schon erfasst hat ').
■ine grosse DebereinstaMaaag mit dieser StataeUo acigt
eiae grisDcra Manaorstatae des Pariser Masenms ia ihren an-
dkoB TheüMi *>* Dm FOsse haben genaa dicselho aasachrei-
2) Auf ©Jnem VaeenbUd (aroh. Ztg. 1846, 46. tt. oÄrAOi. II, 92)
ODd Äuf Mänsen von Ephesos, DaldU, Chereonesos (tt- o6ram.
II p. 300 f.) ist Diana yorgostellt , wie sie der Im Lauf ereüten
Hhi«n auf den Raeken knieet , gana den VorsteUangen dea
Herakles mit der kerynitiaohen Hindin entepreohend.
^ CUrac moa. de se. 286, 419. DIo Brginiungen sind nibet an.
gegeben ebend. t. IV p'44, 1218.
M Diana tarn BertriA.
tedde SttUung^ bwc liod sie nackt, wähmd wuiMt DiaM
mit den hauig varkornfflendea fcarjien Jigdfltiefdn {ivi^pu''-^
dsc) bekleMet ist; derChitan ist ebenso geseiiacst uad aeigi
aueh ia alleai Weseatliehen denselkea FaHeawarf , auch ist
der Deherwuvf in entspreehender Welse aber die Mitte des
Haken Anns gebing t. Der nutcsre Tlieil desselben ist ahge»
brocken ond cogleioh seheiat >ein Theii -des flberbangenien
Gewandes verloren gegangen an sein. Von dem reebten
Oberarm isi noch ein Tbeil erhalten und giebt den Beweia,
dass dersfdbe nicht gehoben war, der Kopf sowie der Ui>
ober sind nen, dock Ist das «ber die Bnist gebend« lUckor*
band denllich angegeben* Offenbar gehen btido Statnen Jinf
ein Original sorAck, von dessen Verdiensten die pariser filn-
lue sowaht dureh feine AasfOhrang des flewandcaal» dnrok
die Lebendigkeit und Oraiie des AnUdmeks enie 'bei weiton
f llnstägiere Vosstelkmg giebt. Die Omppo der Hindin ^mü
dem Hnnde fehlt. derselbeki; ob dies der'aach aanst mnofol»
kalten Brhaknng auausebreibea sei, «der ok der Kflnstler .^as
nkht fOr n^tbig gehalten habe , dib rasche Be#egang • dar
JagdgOtti» auf solche Weise naber m ebaMklerisHM»Jftna(
lick schweriidi entscheiden.- ■'
•Die beiden Thiere finden sieh dagegen ftei . dnigeft< Stn^
tuen der Diana, die wiedemai nicht gann .nAt*ifer.nnaii||an
«bereinstkttmen. BhibMamefsiatnsderdvcadftnerfiaiiimhnii^^)
ist m- ahnlicher Beiregnng aufüefisast, allein sie notot 4en
veehlen-Vuss anstatt; des linke» oornnd 'giebt dem- OkeshViv
per eine Wendung nach links hin , welche der ganaen Hal-
tung des Körpers einen etwss verschiedenen Charakter mit-
theilt. Der Chiton ist ähnlich geschiirat und bebandelt; der
üeberwurf aber bauscht sich (Iber der linken Schulter in
einem Bogen in die Hohe anstatt tiber den Arm geschlagen
4t) Löplat tnArbres 59.' Beol^er Att^iteum 101. Glarao hi^b. Ae so.
570, 1216. «• •
Diana oon BertridL 81
ra seio« Kopf und Anne sind neu und sehr sweifelhafl, ob
der Ergänser, weleher sie so eben den Pfeil entsenden Iftssi,
dasBichiige getroifeD habe; der halhgeftifttete KOcher ist alt«
Zd den Ftlssen der Göttin liegt die Hindin, über welche ein
Hand hergestflrst ist; die Vorstellung eines gemeinsamen
Wettlanfens, wie sie in unserer Gruppe aosgedrflckt ist^ tritt
hier surflck vor der des glücklich bezwungenen Wildes.
In der schreitenden Bewegung steht der unserigen wie-
derum eine Marmorstatue im Museo Borboiiico ^) näher, nur
dass diese Bewegung ungleich gemässigter erscheint; auch
ist der Kopf der Göttin nach vorne und unterwärts geneigt,
wo der rasch voranlaufende Hund die Hindin ereilt, die so
eben vor ihm niedergestflrst zu sein scheint , ebenfalls hält
sie den linken Arm gesenkt, während der rechte abgebro-
chen ist. Der Kopf hat nicht den Charakter des jungen
Mädchens , wie bei unserer Statue , sondern ist dem allge-
meinen Charakter der Diana gemäss gehalten, von ernst
kräftigem Ausdruck mit einfach geordnetem Haar. Wichti-
ger ist, dass das Gewand insofern anders behandelt ist, als
der Ueberwurf nicht über den linken Arm gehängt, sondern
zusammengedreht und nach Art eines Gürtels um die Mitte
des Leibes gewunden ist, eine Tracht, welche sich in glei-
cher Weise bei vielen Bildern der Diana findet. Mit dieser
neapolitanischen Statue stimmt aber wiederum ein Torso im
Palazno Stroazi in Rom^) so genau fiberein, dass beide für
Wiederholungen desselben Originals gelten müssen und wenn
neben der letzteren der Hund ohne die Hindin erscheint,
dies nur dem Zufall der minder guten Erhaltung zuzuschrei-
ben ist
So bestätigt auch diese Zusammenstellung verwandter Sculp-
5) CUrao mus. de bc. 570 B, 1224 B. Gerhard Neap. ant. Bildw,
p. 26, 75.
6} CUrao mos. de bo. 570 A, 1224 A.
A
n Diana eon Bertrich»
tHren iie oft gemachte Beobachtung, iäsSf nacbdein die we-
sentlichen Charaktenflge einer Gottheit in den Motiven der
bildenden Kunst ihren bestimmten Ausdmck gefunden hatten,
die spätere Zeit in freier Benutiiuttg derselben durch Umbil-
den und Versetzen zahlreiche Spielarten herrorrief, die ohne
den Gmndcharaktcr zn beeinträchtigen, auch eines gewissen
Reizes der Neuheit nicht entbehren«
Bonn.
OH« SmMMM.
3. fl!ptgrapl)tfd|e Slnalekten.
Bs ist rin nicht getinges Verdienst unserer Zftit, Aus sieh
dieAherfhmiMforsehQDg mit den regsten Elfer der kritischen
Behandlsng und SIcbtang rtarischer' Inschriften zugewendet
hat, weiche viisweiieihaft führ die Geschichte und Oeograpliie,
fir Kunst und Alterlhttmer , flilr die Kenntniss aller Theile
des Ufentlichen und Privatlebens eine der wichtigsten und
sichcnlen Quellen hilden. Um nur nahe liegende Beispiele
aasufUhren, erinnere ich daran, dass das sogenannte Decu-
aiatenlattd auf den rechten Rheinuftr erst in neuester Zeit
duidi die darin auf^efinidenen Inschriften, woraus wir aus«
scr SuHMbeennac (Aottenburg) noch andere blühende Städte
(dvitates) mit römischen Municipal - Einrichtungen kennen
lernen, seiner Bedeutung nach erschlossen worden ist ^). Wie
viele Namen von sonst nicht genannten Localgottheiten wir
allein den redenden Steinen verdanken, dafür bieten unsre
Jahrbücher ;tthlreiche Zeugnisse in Beziehung auf die müt-
teriichen Gottheiten (matres, matronae), deren eifrige Ver-
ehrung so viele Steinschriften in den niederrlieinischen Lan-
dern beurkunden. Ebenso haben wir bloss durch Inschriften
von den rOmisch - gallischen Göttinnen Hludana (oder Hlu-
d^a '), Unucsaila oder SunuisalUs ') Kunde erhalten. Von
1
1) Leiohtlen, das romische S oh wa'ben. 182Ö. Von Jaumann^
Colonia Sumlooenne. Staitgart 1840. Th. Mommsen in den
Berichten üb. d. Yerhandl« d. Bachs» Ges. d. Wiss. PhiloI..hist.
a. B. 4. 1852. S. 19a
2) Rhein. Jahrhb. XXII, 62.
B} In dies. Jahrbb. Xrf. S. 45 u. XXY, 18.
84 Epigrapkische AnaleUm
welcher Wichtigkeit die Inschriftea mn BestiniDiiiig der
Lage mancher Orte sind, dafür kann das auf der Peotinger'-
schen Charte genannte Belginnm zum Belege dienen, welches
nach einer jüngst aufgefundenen Steinschrift mit Recht in die
Nähe des stumpfen Thurms aufdemHunsrflcken rersetst wor-
den ist ^). In gleicher Weise lassen die im Laufe dieses Som-
mers am Rupertsberge bei Bingen aiif einer ausgedehnten
Oraberstitte zu Tage gekommenen neue SoIdaienstHoei de-
ren Anzahl nwmehr auf die Zahl secha gcsticgeB ist, keinen
Zweifel ftbrig , dasa auch auf der finken Nnbeseite dio 80-
mer ein festes Standquartier fiBr eine zaUreiehe Beaalzuag
erriditet hatteo.
Wir glaubten diese Bemerkungen rorausscbicken am- min-
sen, um daran die Besprechung yon zwei Inacbrifen zu knip.
fen , welche geeignet sind , eine bisher streilign Fingt ftbor
einen wichtigen Punkt der rdauschen Geographie und Statin
stik wmn nicht zu entscheiden^ so doch der EniMheidung nahe
zu fiihren.
I.
In den ^Lokaluntenuelnngen' unseres ehemaligen Verefns-
mitgliedes, des KOnigl. Preuss. Oberst «Lieutenant P. W.
Schmidt 'Ober den Pfahlgraben oder limes transrhenanus
Tom Rhein unterhalb Neuwied bis Oebringen, sowie Aber die
alten Befestigungen zwischen Lahn und 8ieg% welche des-
sen Bruder B. Schmidt^ Kdnigl. Preuss. Major a. D. , aui
den Papieren des Verstorbenen zusammengestellt und in den
Annalen des Nassau'schen Vereins Bd. VI. H. 1 ron S. 116 — M2
herausgegeben hat, werden zwei Inschriften mit erläutern-
den Zusätzen des Unterzeichneten mitgetheilt, die bei dem
Bau der Rheinstrasse unter französischer Herrschaft am Russe
der Burg RheinedL gefunden wurden. Da auf die gennne
4) In dlet. Jahrbb. W, 43 ff.
EpigrtipMidie Anakklmk 8S
BnDittdiuig to PoBdortefl viel ankommt, so lassen wir Ober
den Tbatbestand der Anfllndoiig dien Worllaul des Berichtes
S. 72 folgen:
«Der sog. Heidengralieo, welcher von der Lahn ausgehend
in nordwestlicher lUcbtnng bis anun Rheine geführt war,
fand an der Mfindnng des Baals-(Paals- oder PfahIs-)Baches
seinen Anschlnss an der Ehein. Diese \lag früher der des
Vinxtbachs, welebts sieb inlerhalb der Burg Rheineck
befindet, gegenüber, aber durch Uebereinkunft der Gemein-
den Rbeinbrohl und Bünningen ist in neaerer Zeit das Bett
des Baaibacbes bis nahe an den loUitern Ort geführt worden.
IKeser ansehnliche Vinxtbach (Pfingstbacb)^ von den An-
wohnern wie Fins-, Fiensbach ausgesprochen, bildete bis zur
Besitanahme des linken Rheiniifcrs ^urch die Franzosen die
Grinse zwischen den Erzditf cesen Ct^ln und Trier. Die jetzt
Aber ihn führende Brücke der Rheinsliasse ist 1810 durch
den gegenwärtig (1839) in Horchheim bei Coblenz wohnen-
den Baumeister Suder erbaut worden. • Bei dieser Gelegen-
heit bat man mehrere Fuss tief unter der jetzigen Bodenfla-
che in den zu beiden Seiten liegenden Weingarten nicht nur
Substructionen alter Mauern nebst Münzen gefunden, sondern
nach zwei Votivsteine, durch deren örtliche Auffindung es
wohl kaum zu bezweifeln sein dürfte, dass dieser Bach die
Gränze zwischen Ober- und Niedergermanien bestimmte. Beide
Steine , welche von Niedermendiger oder Beller Lava schön
gearbeitet sind , und den Schriftzügen nach in das zweite
Jahrhundert geboren, befanden sich 1834 in der Sammlung
von Alterthümem des Grafen Rencsse -Breitenbach zu Cob-
lenz, wo der Verfasser die Inschriften kopirt hat. No. I, der
von oben nach unten gesprungen ist, ohne dass dadurch die
Inschrift wesentlich gelitten bat, ist oberhalb des Baches (ge-
ge» Andernach), No. II aber, der hier wichtigste und dabei
voHkomaea erhallen, nomitlelbar an seinem nördlichen Ufer,
wo. dfo Brflcke «tebt« aufgeflinden worden :
86 Epü/raphiiche AnohUM.
1.
I - 0 * H
ET * 6BNI0 * LOCI
IVNONI-REOINAB
TBRTINIVS
SBVBRVS
MIL - LEG • VHI • AVe
B * P * COS • EX • VOTO
P-VS-L-L-M
lovi optimo mazimo et Genio loci , lononi retinae Terti*
nius Sevenis miles legionis octavae Augastae benellciariiiB
consolis ex veto posuif: votum solvic lactiis hibens merito.
2.
FINIBVS • ET
GEMO'LOCI
ETI-O-M'MILIT
LEG • XXX • V • V
N • MASSLGM
VS • SECVNDVS
ET • P • AVRELIVS
DOSSO
VSLM
Pinibus ei Geoio loci et lovi optimo maximo milites legio-
nis tricesimae Ulpiae victricis M. Massiaenius Secundos et
F. Aurelius Dosso votuoi solverunt lubentes merito.
Oberhalb der Brücke aber den Vinxtbach sind Moch Naner-
reste am Rhein, sowie gegenüber am rechten Ufer, und hier
ist, wie in der Gegend die Sage geht, der Rhein durch eine
Kette gesperrt gewesen. Wahrscheinlich war hier eine alte
trierische Zollstatte.^
Hierzu bemerke ich noch, dasa nach brieilidier MittlieilHW
meines verehrten Preundes, des Profofsor Dr. Fiedler in We-
sel, welcher in den nwawiger Jahren vom flm» Kamammli
E^igrapMsche ÄnaleUm. Bt
Dinget in Br^l eine Abschrift beider iBschriOen erhalten
nnd die Steine selbst nachher in Coblenn besichtigt bat« No,
1 angeblich unterhalb Remagen , No. 2 aber bei Fornich«
oberhalb Brohl gefunden worden ist» eine Angabe, welche
im Allgemeinen mit der oben nitgetheilten sich rereinigea
lasst, jedoch dem Berichte des Baumeisters Suder gegenüber
nicht massgebend sein kann. Nach der Abschrift des Prof.
Fiedler fehlt in der letzten Zeile ron No. 1 das S nach
V(otnm). Bei dem Steine No. % welcher ron Fiedler bereits
in den Neuen Mittheilangen des tharing.-sächs« Alterth.-V».
I, Sy SO und nach ihm von Steiner Cod. Ins« Rom* Daonb. et
Rhen« I. N. 076 bekannt gemacht worden ist, giebt derselbe
Z. 3 die Schreibung HILU, und Z. 4 HASSUNI statt -M
an, weldirs letatere auf einem Versehen beruhen mOcbte;
endlich Z. 7 nach ET* statt F den Buchstaben L(ucios).
Diese Lesart scheint die richtige nu sein, obgleich die Sigle
F fflr Festns auch bisweilen als Vorname auf Inschriften sich
findet *)• Von dem weiteren Schicksale dieser Steine habe
ich nur so vid erfahren können , dass dieselben nach dem
Tode des Grafen Rennese mit den dbrigen Sammlungen,
NOnveUy Gemälden und Rococco's von dem ältesten sdner
Sohne nach Antwerpen geschaift und Öffentlich versteigert
worden seien. Der bekannte Verfasser des itein. Antiqua-
rittSy Hr. von Stramberg in Coblen^, will sogar wissen, dass
der wichtigste Stein No. 2 von einem Engländer für 6Frcs
erstanden worden und, wie so mancher andere Schatz des
Alterthums aus den Rheinlanden, über den Canal gewan*
dert sei.
Wenden wir uns nach vorstehender Darlegung des That«
bestandes ssnr näheren Betrachtung der fraglichen Inschriften,
so gibt uns bei dem Stein Nr. I das Vorkommen eines Sol-
5) C. Zell, Uandbaoh der rOm. Epigraphik 2. Theil. 8. 84.
88 EpigrapkUsoke Amkkien.
daten TertiDins^ von 4er 8. Legion, welche kebumtlidi ilur
Standquartier in Strassburg hatte uad , wie aus Mthlreicbca
Denkmälern hervorgeht, ail 100 Jahre lang rar Bfsatnng
ud Vertheidigung des Decuaatenlandes diente ^), eineo bödut
beachtensM^erthen Fingerzeig, dass die PnndstAlte dieses Vo*
tivsteins zu Obergermanien gehört haben möge, da auter
einigen Ziegeln oder Backsteinen in Cleve und Xanten kei-
nerlei Denkmaler dieser Legion am Niederrhein bekannt sind.
Diese Vermuthung gewinnt an Wahrscheinlichkeit durch die
sich leicht aufdrängende Annahme, dass am linken Ufer ge-
genflber dem Bndpunkte, wo sich der Pfahlgraben an den
Rhein anschloss, ein Wachtposten aufgestellt war, weldier
mit der grösseren, in Niederbiber bei Neuwied statfonirten
Besatzung von Soldaten der 8. Legieu in nnmittelbarer Vevu
bindung stand «). Fflr eine Station an der Stelle des Fmad.
ortes spricht auch der genius loci'), der Ortsgeist^ welchem
neben den höchsten Gottheiten , dem Jupiter und der Jnno^
diese Votiirara geweiht ist.
In der Inschrift No. 2 tritt uns zunächst der dem genins
loci und dem Jupiter voraogesetzte Name dw Fines, w«|-
clier hier ohne Zweifel 'Oranzgotthelt' bezeichnet, so bedea.
tungsToU entgegen, dass wir denselben beim Fehlen einer
näheren Bestimmung nicht leicht auf die Gränze einer Um-
sen Ortsgemarkuog beziehen können, wie diess Steiner Coä.
6) In oiner Wormser Insohr. (Aimalen d* Ver. für Nasf. Abtii. IV
3. S. 675) begegnet uns derselbe Namen unter Hasüferi oivlutfs
Maitiaoorum.
. 7) Vergl. Prof. Klein über die Legionen, welehe In Obergerma-
nien standen. Mainz 1853. S. 19.
8) Ueber die zahlreioben Ziegelinschriften der leg, VIII. Aug. zu
Kiedert)iber vrgl. diese Jahrbb. XXVI. S. 196 u. XXVll 148J
9) Ueber den genius loci, welcher vom Ende doa zweiten Jahr-
hunderts an hSafig auf Votlvstelnen vorkommt, vergl. Lersch
C,-Mus. I. n. 4.
Epigrßpidsche AuaUUen, 60
L R. 1,967 getban bat. Beachtenswerth ist noch, liais das
Wort Tines' in dieser Bedeutung , so viel mir bekannt ist,
nur einmal in einer alterlhflmlichen Formel, womit die Fe*
tialen von einem benachbarten Volke für Gebietsverletzun«
gen. Genugthunng fordern, gebraucht wird^^). Auch hier
erscheinen die personificirten GrAnzen (fines) in Verbindung
mit Jnptter, dem Beschützer der GrSnzen , woher auch spä-
ter Jupiter Terminus oder Terminalis, bei den Griechen Zeig
Sgiog hiess, und werden als Zeugen für das verletzte Recht
angemfen. Wir werden demnach auf einen anderweitigen,
nmfi&nglichern Gränzbezirk hingewiesen, und da der Votiv*
stcia nicht von Civilpersonen , sondern von Soldaten errich»
tet ist, scheint die Annahme eines solchen Bezirks geboten^
welcher unter militärische Verwaltung gestellt war. Es kann
nun aber an dem Fundorte der beiden Steine, wo noch heute
das über dem Winkel zwischen dem Rhein und der Vinxt-
bacb thronende Schloss Rh^ineck in Bezug auf Sprache und
Sitte das 'Oberland' (Land der Trevirer) von dem 'Nieder-
land' (dem Wohnsitze der Eburoneo» später der Ubier) schei-
det ^^), keine andere Gränzscheide gemeint sein, als die zwi-
schen Germania superior und inferior. Die Eintheilung des
Landes westlich vom Rhein, von seiner Quelle bis zur Mün-
dung, welches wahrscheinlich schon vor der Ankunft CSsar's
am Rheine von den mit Ariovist verbündeten deutschen Völ-
kern besetzt war , in Germania superior und inferior ^^) er-
li
10) LiTiiw ab ü. C. I. o. 32. §. 6. 'Audi, Japlter, audite, finos' e. q. s.
11} Karl Simrook, Rheinland. 3. Aufl. S. 311.
12) Dass beide Germanien niolit eigenüiche Provinzen, wie man
gewöhnlioh annimmt, 'sondern nur besondere dioeceses, d. b.
militärisobe Verwaltungsbeairke gebUdet haben, wel-
che «u Gallia Belglca gehörten und unter eigenen MiUtärgou.
Ternaur» (legaU Augusti, pro praetore exeroitus Germ^nicl)
standen, hat Theodor Mommeen in «den Berichten über die
90 Epigraphiicke AnakUm,
wfthnl TadtiiB als schon zur Zeil des Tiberivs bestelieiid^
ohne jedoch die Grande der beiden Germania« nach Westen
weiter anjnigeben, als dass sie, mit Ansschluss derTreTirer,
die Sequaner und die Lingonen berfihrt haben ^'). Bbeaso
anbestimmt ist die Grflnze awischen Ober- vnd Untergerma*
nien ; nur der Geo^aph Ptolemaeus nennt in der rielbespro.
ebenen Stelle II, 9 einen Fluss ^OßQtyyai^Oß^/yxa, ^Ofiß^ixa)
als Grtnascheide , setzt ihn jedoch irrthQmlich südlich von
Mofoutiacum, welches nach dem einstimmigen Zeugnisse des
Tadtus und anderer Geschichtschreiber, sowie auf den Grund
zahlreicher Inschriften zu Ober^Germanien gehörte. Die AI-
terthnmsforscher haben sich mit Muthmassungen ersebiffft,
diesen räthselhaften Namen genauer zu bestimmen. WnhreiHl
Yerliandlangen dar Königl. Sachs. Ges. d. Wias. zu Leipzig.
Fliilol.^hist. CUsse\ 4. B. 1852. S. 231 ff. scharfsinnig naohge-
wiesen^ nach Vorgang Fechter^s: 'HeWetien in der Yorconstanti-
nisohen Provinzial - Eintheilung Galliens* (in Gerlach^s, Hottin-
ger*8 u. Wackemagel*8 Schweiz. Museum fQr hlst WIss. Bd. B.
Fraueafeld 1889. S. 806—341. Diese Ansicht hat bis jetet rfoh
faet allgemeinen Beifall erworben und moohte aohwerlioh durah
den Widerspraoh ▲• W. Zumpt's (Aug. Guielm. Zumptii «la.
dia Romana slve de selectis anti^uitatam Roman, capitibus oapita
quatuor. Berol. 1859} erschüttert werden, welcher sich übrigens
durch die sorgfältige Zusammenstellung der einzelnen Legaten in
beiden Germanien unsern Dank yerdient hat In einem Punkte
scheint uns jedoch Th. Mommsen zu weit zu gehen, wenn er
die Einführung gallischer Institutionen in den bdden Germanien
so weit ausdehnt, dass er die Völkerschaften derselben an den jlUir-
Ilchen Landtagen der drei gallischen ProTinzen in Lyon sowie
an der damit verbundenen religiösen und polltisehen Gemein-
Schaft Theil nehmen lässt, da dieser Grad von AbhSngigkelt
der linksrheinischen Germanen durch keine einzige darauf be-
zügliche Inschrift erwiesen werden kann.
13) Fr. A. üokert, Geogr. der Grieohen u. Römer. IL Th. 2. Abth.
8. 240.
Epigrapkische Analekim. 91
einige denselben sogar aaf dem rechten Rheinufer suchten
nnd für den Main erl^Iarten, haben ihn andere ffir die Mo^
nel ausgegeben, andere ftlr die bei Sinnig in den Rhein mun-
dende Ahr; andere, welche sich durch eine dunkle Namens-
Ähnlichkeit leiten Hessen, dachten an den Ober-Rhein*
gaa, eine Ansicht, welcher noch jüngst Prof. Klein ^^) sei-
nen Beifall geschenkt hat. Bndlich hat Prof. Btfcking in
seiner schätzbaren Ausgabe der Notitia Dignitatum ^^) mit
grossem Aufwand von Gelehrsamkeit den Plussnamen bei Pto-
lenaeos mit der Nahe (Nava) zu identificiren gesucht
Diese verschiedenen Erklärongsversuche werden nunmehr
flämmtlich der glücklichen Hypothese des um die Erforschung
der römischen Strassen und JBefestignngen in den Rheinlan«-
den sehr verdienten Oberst-Lieutenant F. W. Schmidt weichen
■ifissen, welcher, gestützt auf die Thatsache , dass gerade
der Pfingst- oder Vinxtbach bis zur französischen Er-
oberung des linken Rheinufers die Granze des Cölnischen
«nd Trier'scben Erzstiftes bildete, sowie auf die Aehnlich-
keit des Namens, der im Munde des Volkes P i n s - (P i e n s -)-
back lautet, mit dem inschriftlichen Pin es, in diesem Ba-
che die Grinzscheide zwischen Ober- und Untergermanien
erkannt hat
Um die von Schmidt nur angedeuteten Beweise zu befe-
stigen und zu erganzen , bemerken wir noch , dass wie im
Allgemeinen die Begranzung der alten DiOcesen mit der po-
litischen Landeseintheilung unter den Römern und diejenige
der geistlichen Sprengel und Dekanate mit der Gauabthei-
Inng in der frankischen und spätem Zeit übereinstimmt, so
auch die Gränzcn des südlichsten der zum Kölnischen Erz-
itift gehörenden Gaue, des sog. Ahr- oder Bonngaus, gerade
bb über die Ahr reichen, indem der ganz in der Nähe des
14} In dios. Jahrbb. H. XXY; 7a
15) Notil Ocddeotis p. 483 f.
M Epigraphische AtuüdUen.
Vinxtbaches g^elcgene Ort Breisig ilen sadlichsteii Pimkl
bildete ^^).
Kehren wir zur nähf m Betrachtung der Inschrift surfick,
flo bietet die Erwähnung von Soldaten der 30. Legion ein^
willkommene Bestätigung unserer oben aufgestellten Hypo-
these: gleichwie nämlich auf der Südseite des Vinxtbaches
ein Soldat der in Obergermanien stationirten 8. Legion deo
Votivstein geweiht hat, so erscheinen auf der an dem gegen-
ttberliegenden Ufer gefundenen Votivara als Dedicatoren Sol-
daten der Leg. XXX. Ulpia Victrix, welche bekanntlich von
Kaiser Trajan gebildet ist und von Anfang ihrer Errichtung
bis in die späte Kaiserzeit ihre Standquartiere in Unterger-
manien, meistens in Castra Ve.tera (Xanten- Birten) gehabt
hat^''). Man wird daher der weiteren Polgemng gern Mk
pflichten, dass die auf dem Steine genannten Marcus Man-
siaenius Secundus und Lucius Aurelius Dosso ebenfalls . ssu
einem Militärposteu gehört haben, dessen Bestimmung es war,
tbeils die G ranze zu bewachen , theils die eingehenden Ber
fehle der Militärbehörden weiter zu befördern. Dieser Po-
sten , auf dessen Vorhandensein die nach dem Zeugnisse des
Oberst - Lieut. Schmidt früher noch sichtbaren Mauer reste
am Rhein oberhalb der Brflcke Ober den Vinxthach hinzu-
weisen scheinen, stand sehr wahrscheinlich mit dem in Re-
magen (Rigomagus), wo noch in jüngster Zeit die interes-
sante Inschrift des Arcias Marinus, eines Priest^ars des Jopi-
ier Dolichenus ^®), an's Licht gekommen ist, garnisoniren^en
16) Man yergl. Dr. Eokertz: 'Die Ausdohnang des fr&okiaohen RU
puarlandes auf der linken RheinBeite/ (Progr. des Fried r..'Wilh..
Oymn. zu Köln vom J. 1854) S.8. s
17) Grotefend In Zimmermannes Zeitsohr. f. AUerthumswissensohaft.
1840. S. 661.
18) Jupiter Dolichenus* Erklärung einer cu Remagen gefundenen
Steinsohrift a.s.w. Von Prof. Braun. Winekelmanneprogr. f. 1852.
Epigraphüohe ÄMUkkn. 93
GorpB \m nächster Bezidnmg. Am dieser Inschrift geht her«*
▼or, dass die dortige Garnison damab aus 'einer Syrischen
Cohorte (Coh. I Flavia Damascenomin) bestanden hat; doch
Ddgen anch zeitweilig Soldaten der 30. Legion dort gestan-
den haben, welcher die Cobortensoldaten attacbirt waren.
Noch verdient schliesslich die Tkatsache angeführt zu wer-
den, dass auf Schloss Rheineck zu verschiedenen Zeiten rO«
mische Mausen und im J. 1842, als der jetzige knnstliebende
Besitzer, Herr Cultusminister von Bethmann - Hollweg einen
Weg planiren liess, ein römisches Grab mit Vasen und Ur-
nen gefunden worden ist ^'), ein Beweis, dass die Römer die»
neu bis nahe zum Rhein vorspringenden, weitschauenden Berg
SU besetzen und mit einem Wachthurm zu versehen nicht
nnterlassen haben werden.
Passen wir die einzelnen Momente zusammen, welche wir
snr Unterstfitzong und Erläuterung der Schmidt'schen Hypo-
these ausgeflihrt haben: zunächst die Namensahnlichkeit des
Vinxtbaches mit dem inschrifUicheu Fines, sodann die voll-
kommene Uebereinstimmung der durch diesen Bach bestimm-
ten Gränzeu der beiden Germanien mit denjenigen der Köl-
nischen und Trier'schen Diözesen, welche das ganze Mittel-
alter hindurch bis zur neuern Zeit fast unverändert bestan-
den haben, ferner den Parallelismus zwischen den zu beiden
Seiten des Gränzbaches stationirten Soldaten verschiedener
Legionen, endlich den bedeutungsvollen Umstand, dass noch
heute das Schloss Rheineck in Bezug auf Sprache und Sitte
Jas Oberland von dem Niederland scheidet — : so wird man
Jen von Ptolemäus sicher aus alten Quellen aufgenommenen
Grftnzflnss 0 b r i n ga endlich als nachgewiesen und auf Grund
zweier inschrifilicher Denkmaler den Vinxtbach ab sol-
dien betrachten dürfen, welcher zur Römerzeit Ober- und
19) 8. dieM Jabrb. n. 8. 8S.
M Epigrapkkche AnaldUen,
DfUerf ernaiieB eiaeneito naeh Norden, aadreneits nach Sfl-
den begrftnste.
Das8 eia, wcan auch siemlich aaseholieher Baeh» die Grasa«
adieide zweier Lander bildete , kann uns ebensowenig be-
Aremden, als dass zu Caaar's Zeit ein jetat fast namealoaer
Bach, der Rubicon, Italien vom Cisalpiniacben Gallien trennte.
Knm Schlüsse sprechen wir die Erwartung aus, dasa das
auf so gewichtvolle Grande gestfitzte Ergebniss unserer Cn-
tersnchung den Beifall der Fachmänner sich fTwerben werde,
wie denn auch bereits nach dem Vorgang des Dnleraeichne*
ten'^) Prof. Becker '0 und Prot Fiedler (laut brielicber Mit-
tfaeilnng) sich vollkommen damit einverstanden erklart haben.
II.
Der um die vaterlandische Geschichte und Kunst so ver*
diente Prof. L. Lersch ging bei der Ausarbeitung seines Cen-
tralmuseums rheinlandischer Inschriften (Bonn 1839 — 42)
von dem Grundsatze aus, nichts aufzunehmen, als was noch
vorfindlich war und von ihm mit eignen Augen genau ge-
prüft werden konnte, damit durch Ausscheidung mancher
theils iuterpolirter, theUs erdichteter Inschriften, welche ohne
Kritik in die grosseren Sammelwerke aufgenommen worden
sind, eine feste Grundlage für diese so wichtige Gattung ro-
mischer Denkmaler gelegt würde. So zweckmassig dieses
Verfahren für den Anfang auch war, so drangt sich doch
jetzt bei dem grossen Fortschritt, den die Wissenschaft der
Epigraphik gemacht hat, das unabwrisslichc Bcdflrfuiss auf,
auch diejenigen Inschriften, von denen nur Abschriften vor-
20) F. W. Sohmidty Lokaluntersaoh. S. 74 Anm.
21) J. Becker im Arch. fOrFrankf. Gesell. N.F. 1. B. S. 2. Aam.1.
AnalMen. M
iMAdtii sind, ««f Um Quelle, iL h. die tiiti0 fumasfa^ w^
rückaiiffihren und die GUabwürdigkeii der ersten Heraesge-
geber sorgfidti^ zu uotersttchea. Wir wollen diesen SaU
dnrcb Bespreebung einer vor beinahe 300 Jahren in der
Stadt Bann gefundenen Insehrift erläutern , welche nna üu*
gkich Gelegenheit bietet, daa fast gandi erloschene Anden-
iLen «ines gelehrten Landsmannes , welcher sich um die va-
terlindische fipigvaphik grosse Verdienste erworben hat, des
Becbii- and Alterthumskundigen Jacobua Campias, nn
dieser Steile zu emeoem. Wir meinen die in Gruter's Cor-
pas Inscript p. LVUI, n. 4 befindliche Insdirift , nach wel-
cher ein Praefeclus Anrelias Sintus zur Begierungszeit des
Diocletian und Maximian, unter demConsuIat desTuscus und
Anulinas (285) n. Cbr« anen Tempel des *Mars Militaris'
¥on Grand auf wieder errichten liess. Gmter gib.t dasdhst all
seine Quelle an: 'Ex Modii lectionibns Novantifois.' Durch die
Gate meines hochgesch Atzten Freundes, des Hrn. Prof. Scho-
pen, war es mir vergönnt, dieses selten gewordene Buch, wel-
ches unter dem Titel: 'Francisci Modi Brugensis Novantiquae
Lectiones tributae in Epistolas centum et quod superest' [133]
zn Prankfart a. M. bei Andr. Wecbels Erben im J. 1S64 er-
schienen, und später in dem V. Bande der Xampas sive fax
artium liberalium' von Janus (Brüter inl J. 1607 zu Frankf.
abgedruckt worden ist, näher einzusehen. Gleich der 8.
Brief dieser Sammlung enthält eine gründliche, in fliessen-
dem und gewähltem Latein geschriebene Untersuchung des
Jacobns Campins Aber die ara Ubiorum, an deren Schluss
sowobl die fragliche, jetzt verloren gegangene Inschrift, als
eine zweite den Fortnnis Salutaribus geweihte, die in dem
benachbarten Godesberg gefunden worden und jetzt im hie-
sigen Museum der vaterländischen Alterthümer aufbewahrt
wird, abgedruckt ist. Lersch führt in der Note zu der im
Centralmus. 11. No. 18 mitgetheilten Godesberger Inschrift
diese älteste Quelle nicht an und scheint sie überhaupt nicht
M Bjrigrapküeke AnfMtlen.
gtkMiBt H hnktn* Dieser Brief, weleber vw Jacob Kanp
oai ins J. 1582 an Modim f eachrieben war md Ton diesen
dem berfihniten Ilerausg;eber des Tacitus, Justus Lipsins*
wörtlich mitgetheilt wurde, ist um so bedeatsamer, als er
OBler den Granden, welche dafiir sprechen , die von Tacitns
erwabate Ära Ublorum, nicht nach Godesberg, wie der aw-
geseiehnete Humanist und Beftrderer der Wisseuscbaflen snr
Eeit der Reformation, Graf Hermann von Neatnaar, annahm,
sondern nach Bonn uu verlegen, einige nicht mehr voiban^
dene Denkmalerreste, ein uraltes Gebäude am WicheMiof
und eine Wasserleitung mit Bogenstellung (aqnae ductus
structilis ^) erwähnt Ein genauer Abdruck dieses Doeumentn
nadi der ersten Ausgabe der Novantiquae lectiones von Mo«
diuB , welchen wir unter dem Texte geben , wird daher den
Freunden der rheinischen Alterthflmer nicht unwillkommett
sein**).
22*) Von dieser Wasaerleitung, welche ron der Elfel au« über Dräns-
dorf nach dem castmm führte, hat mein rerehrter Freand, Prof.
Simroek, nooh in seiner Jugend Reste auf der an dem sog.
Rennweg, der swischen dem Kirchhof und der Thonfabrik tob
Hrn. Sarter Torbeifiihrt, gelegenen Aeokern au Tage stehend«
Ruders gesehen. Jetzt hat man alles Mauerwerk sorgfaltig aus-
gebroohen. Die Ton Gampias fSr den Namen Yigelshof, der
jetzt Wiohelshof heisst, angegebene Ableitung yon vigiles scheint
annehmbar; noch spSter nannten die Kölner die WartthQrme
der Stadtmaner ' WiohhSuser*. Vrgl. Minola, kurze TJebereioht
desseni was sieh am Rhein Merkw. ereignete. S. 240.
23) Franc. Modius lusto Lipsio S.
De ara Ubiorum, cujus apud Tacitum tuum, Lipsi amicissimOy
mentio esty haec nunc ad te mitto , quae nuper totidem TOrbisy
immo ilsdem, ad me scripsit Iuris et antiquitatis peritissimns
Jacobus Campius: 'Aram Ubiorum, Inquit, existimo inlbl loci
fuissOi ubi nunc est oppidum Bonna. Kam Tacitus aram apud
esstra primae legionis posoH. Alt enim legatos ab senata regres-
. SOS apud Aram Ublonun Qermanicam adüste: Dons M logtoi.
BpigraphUiAe Anakklen. 9t
In neuerer Zeit haben xwar besonders Hannert in seiner
alten Geographie nnd Fr. Ritter in diesen Jabrbfiehem (A.
nof, prlmaxn atqae vigedmam hyemaise: Ao Planonm legatlo-
nU princlpem a tomultu et farore inilltam perloUtantem ^ In oa-
Biris prima« leglonls sabridlam qaaesisse» IDlo dgna et aqitflam
amplexnm, rellglooe sese tatatum. At oaetra primae legtonis
prop« Bonnam dta faisse, ex eodemTaolio patet: oam UbroXX
Bonnam hybema Primae legionla nomlnat Cur Tero loltio iuae
hlfltoriaeTaeitasBonnae mentionem non faoiat, oauBsa est, quod
loeus flle, ab! nunourbs est, ex dintama legionam in eo oom-
moratlone demum frequentari et in oppidi nominis ejosf cnius
ante oastra falssent, formam aedificari coeptus sit, nt de Yete-
ribns anetor eodem Ubro scribit: 'Tallum morosqne ilrmabant,
subrersa longae paols opera band proool eastris in modnm
mimielpii exstrueta*. Et nosti, Modi, ex Euneidi ad praesidem
Galliae oratione, saepe eiritates deTOtfssimaram legionam hy-
bema, quae restdes aqnas, noTOsqne amnes fessis orbiom viaoe-
ribus infbnderent, expetUsse. Jam perpetaa füisse Bonnae Pri-
mae Legionis bybema, quamdiuRbeni ripam Romanae legiones
insederanty praeter Tacitiim etiam Ptolomaeas indido est, qni
Bonnae legionem Primam attribult, dararitqQe ad Caroli Magni
et Lndovioi nsqae tempora, nt nrbs Bonna Castra Bonnensia di-
eeretar passlmque in antiqnis Ecclesiae nostrae monimentis oppi-
dam Castrobonnense indigetatur. Quid qaod hodleqne ex-
stant eertissima oastrornm indieia, band proool oppidoy nbl niino
nobOiam Tirginum ooUegiam est, Diedekirohen -mlgo diotnm, ad
portam, qnaeColonlam Agrippinam duoit? Ao non procol hino
rilla aedifioiamqne perretastum immineni ripae Rbeid, quod a
Tigilom stattonibus (nisl me fallit oonjeotura) nomen etfamnom
retlnet Vigelshoyen, sub oujus fttndo, oum flamen riooiori-
bos aestatibas a ripa reoedit, in ipso aWeo, et yineis, qnas no-
Ulbsiml Tini feraoissimas Tidnas habet, TOterum namismatom
ab Augnsto, Tiberio, Nerone, ad Oraecoa usque Imperatores
Constaatinos, Yalentinlanos , magn# oopi» reporitar, adhaeo
Tasa etiam efTodluntar antiqni plane operlsr «* ^•*^' ytM% t»-
rie iasoripta. Cons^oitar praeterea aquaednotus atructiUs, qni In
Rkenam exoitrrit: band amblgu«. cäateorum Indiola. Sed re-
98 ^pi^apkkcbe Außkkien.
XVIL S 47« Note) der vou Upsius angenonpeaf^ Aimclitt
dto Ära CKonim sei in dec dvitaa Obiorum^ der spAtereo
deAmu» ad Tadtam, oulus distantiae intor Aratn Ubiorum et
' ' Yetera Bönnae ab eisdem interttUium plane reBpoirdet:-loqueii8
' Ä(eiftpe) de Qdinta et ündevlgesima JogiombuB, ait, eas apud
eexagesimum lapidem, in loeo, eul Vetera aoiiieii estet, hyber.
nässe, quae rati6 noatra'e ratiocinationi plane et ommao oon-
graens est: tanto edim interrallo oppidara Xanotensium (Vetera
haee fuenrnt) 'Bonna distat ' FuSt oum existimarem hano Ubio-
ram aram sltatn fuisse in aroe Qodesberg, quae est Arobiepis-
copi Cdlömensis; ad Y. fere lapidem supra Bonnam, quod illio
fäDum Aösculapii fuisse, ex inseripüone antiqm lapidls eoQstaret,
' et yeriaimile Tlderetar, aram in editiere looo posltam. -Hooque
adeo mihi petsuaserat illtistris Movae Aqoilae Cemes Hermannas,
' antiqultaHs et historlarum oUm peritis^mus. Persnaseram et
ego' odmxnumbus quibosdam amlclB , oum eis in aedibns meis e
' muforum pidnis aroem Ulam ostenderem. Sed errayimus« - si non
toto toelo, quod aiunt, eerte bona eius parte : nam et nimis longo
' a Primae iegionift oastris abest, neo alla sunt vesUgia, quam la-
pidis isttus Aesoulapiani , yeri similiusque adeo est, Romanos
longo pOst tempore, cum Bonnam inoolerent, sanitatis Doo illio
'saoellum constituisse, in quo quidem ipso etiom säum quidem,
tfed a6eeptum a Oraeois morem obseryarunt, quo, auctore Plu-
taröbo, et in lools editisi et extra* opplda, faaa hulo Deo pone-
bantur; 84 d, quo oertius etiam oredas, [non] nos errasee, inye-
nimus none nupet Berobemius et ego lapidem* Bonnaa, in pa-
blica Tia negligenter looatum, ouius litterae rotarum attrita exe-
sae' insoriptioftem indioant huius (sio !) rei magis congr^entem.
Testatur enim lUe templum Martir inibl fUisse, tuno retustate
* boUapsum, ao temporibus Diocletiani et Maximlatii AA. a solo
restaüratum. UtHusque* lapldis tnscriptionem tibi iransmitto, te-
q&e adeo eonsulo, Modi, absurdene adeo faoturum ' pntes , qui
oonieoerit, Ublos oum ab. Augustoirf GaUiam traducti , et in
proximis Rheno agris oolloeati essent, aram oonstituiase, ad quam
iurisiarandi Deoi^omque religionO ee adstcingerentyin fide man-
soroB. Qaod st tibi oredlbilo TidebitOf, yidebitur, haud' dubio, et
Qlad; Marti »qa potiasiinuni »aorain iUam rolaisse. Guiaa anim
BohroMicie Amdekien. M
0«lorf«AgiipfuicMi8 SU mchfB, bdgvpli^teti jcioeh habet
ü# TiNi Canpiog Mr die UeniüeiraDf vm Ära Dbionm,
D«! nömtne larieiurandf formula potius eoaolperetiiri quam elafi
quem gei^s haac pra«clpQo tempor honore eoluit? S«d etTran^
qiilUiii tradU, Aagustum qvorondam Barbarorum pxteotpes Ui
ao4o Martis altoria inraro ooe,gUie, maoauros «• in fida et p^ee«
quam peterent. lUud est, quod mihi non aatis plaoet| qaod ad<«
ieetam hio Marti et attributum prope otlosum yidetar, nid si ta
aliter Btataet, et ideo ad rem facere putabis ut per hoo slgnifi.
oentor Ubfi non pacem tantam eultiiri ipd« sed militatuH etiam
•
ad hoo delnoeps adTersns hosiea Romani nominis; et Bcribit
certe de üs Tacitus in.libello De meribus Germanornm] expe-
rlmeoU» fidei aaper iptam Rheni ripam eoUoeaios, ut aroerent,
noB nt euetodirentnr. Et liaee qnldem de Ära Ubioxmn qnae
dioerem, jam habebam, quae si forte tibi> Modi, non plaeebant:
dieamns sane Ubios iolenti tum oonsaetudine Aagotto aram eon-
.«titaisso, in memoiiam beBofiefl, qao ab oq tradneti, drt ab
Agrippa militiae Tiotoriaeque Aagosti, ut Taoitua alt, sooio in
fidem acceptii et in proximls Kheno agris ooüooati füerunt, ad-
ditis aaorificiis, deleetisque ex primoribus gentls saeerdottbuB, in
qulbns fnit Bigiamundus Segettis filios, qul saoerdot apudAram
Ubioram oreatus, defielentibus Germanls Tittas mperat, profu-
goa ad rebelies. Sie Augusto Ära dedioata Lngdnnii saoerdoto
oreato C. Juüo Yeroondari Aedno, Jttlio Antonio et Fab. Aftt-
eano Cosb.^ Bio eidem Augneto Narbone Ära in foro podta
eet, eertisque legibus dedioata, ut statis diebus eiuB numini sup-
piioaretur hostiaeque immolarenturi T. Statüio Tauro, M. Aemi-
lio Lepido Coss. ut habet insoriptio marmoris, quam odidit Eliaa
Ylnetus in Ausoniom. Bio in Biftannia templum D. daudio
eonstitutum, quasi arrha aetemae domlnationis. Deniquo deAn-
gttsto qoidem auotor quidem TranquiUnSi plerasque provincia-
rum praeter templa et aras, ludos quoqoe quinquennales pene
oppidatim ei eonstituisse. üt Jam nihü mirum ^rlderi posslt, si
et UbU Aram Augosto dioaTorint, adhibitU in hoo ceremonUt,
•) Bnetunias in Claudio, Florui opliome üb. OXXXIX. (\9g.
OUXVU) Uatoiiae UfUnaa. .
100 Bpigfü^fUidie AnaUiUn.
dem Sland^artier der 1. imd M. LegiM «atcr TibcAii
(Tac. Au. I, 86), mit Bonna mid Bonnensia eastn, wie der
Ort in der Geschichte des Bataverkriegs voa Tadtoa geaaul
wird (Hbt. IVy 25, 90), geltend genachien Orftnde, Daaent-
lich die durch das Beispiel vonVetera (Xanten) nnterstfltste
Annahae, dass der flrtlher namenlose oder nnbedentende Ort
doTch den langen Aufenthalt Ton Legionen allmählich m
einer rolkreichen Stadt (oppidum) angewachsen sei, sodann
■«•»
mt in tpeolem religiools saam erga prlnolpem, Pop. Q. Rom. pro-
barent fidam. Nam ut eos a foeda et penüeiosa adnlatlone,
qaae postea inoloTit, utpro DooAugtistns habareinr, ezimamas;
qaid prohibet dloare , UbioB aeternae memoriae et reTarentiae
arga Augaatam Aram ooUooaBS«? Qaod ogo taman at ÜIA,
Modi, probem, noa laboro: ago inqaam, qai Araa hniiia sltum
at regionem indioaua oontontus, religionam, qsam la aa oolaa-
ront, Aogustiqaa anod^iüHUVf cum Arminio Gennano ridea, oam
TartuUiano etiam detestor*.
Habas, mi Lipsi, doetissimi Tiri Bupar haa ra leateiitiam,
quam at taa oomprobari, aat argumentii alloqni debültari ye-
hamenter optenk, ita na quid hie deesee ponet tibi, qaoqno
modo hac perttnens, plaeuit inBoriptiones, de qaibaB aglt Cam-
pioB, hie Babiungere, Bi quid forte in alterutram partam apad
te Talera poBsent, Yale.
In aree Godeiberg:
FORTVNIS
SALYTARIBVS
AESCVLAPIO HYG///*)
Q-VBNIDIVS RVP///
MARIYS MAXIM ///
CALVINUNV/^
LBG-LEG-I'M-P///
LEG • AVG •/////// PR .
PBOyiNO'CIHG^/
D/A//////
*) JByyr^fjir^pato fiÜBBe. Videatar Thes. aatiqnhatfa H.Golt.
bU noBtii. et Aldi 0'rthographla..omn.a]ibi lom ii^Hmie p. 171«
Epigraphiiche Analeklen. iOl
üb geoue UebereinsliimBaog der vod Tacitils (Ann. I, 45),
angegebenen Entfernung der An Ilbiomm mit der wirklU
eben Lage Bonns, — so viel Einlencbtendes ond Uebenen*^
gendes, dass diese Ansiebt, welcbe aueh Oelenius, Clnver,
von Cierolt, Bflckstnhl u. A. tbeilen, als die an meisten be^
tecbtigte encheint Uebrigens müssen wir der von Prof.
Ritter an der angeftthrten Stelle ausgesprochenen Ansicht, dass
die Ära Dbiorum, welche von den Ubiern ohne ZweiM dem
vergötterten Angustns geweiht war (gleichwie die Gallier
ihm die berflhmte Ära in Logdunum errichtet hatten) , nicht
mit dem in dem Bonner Museum befindlichen grossen Steine
mit der Inschrift 'Deae Victoriae Sacrum' identificirt werden
dürfe.
Kehren wir nach dieser kleinen Absehweifiing Hber die
Ära Ubiorum nu unserer Aufgabe, der in dem Briefe auerst
mitgetheilten Inschrift des Mars Militaris zurück, so müssen
wir aunftchst die Tbatsache hervorheben, dass Jacob Cam-
plus in Ckmeinschaft mit seinem Freunde Berchem nu Bonn
auf einer nicht näher bezeichneten öffentlichen Strasse den
fraglichen Inschriftstein, woran die Charaktere bereits durch
das Darttber&hren von Wagenrädern abgerieben waren, nadi-
Bonnae:
INH-DD
PRO • SAXVTE • IMPP •
DIOCLETIAKI ET MAXIMI
ANI • AVOa • C0N8TANTI ///
ET MAXIMIANI ' NOBB '
CAESS • TEMPLYM - MARTI///
ILITARIS • VETVSTATE COL
L APSYM • AYR • SINT VS PRAE
£EC • IM • S • A • SOLO • RESTI
Tvrr • DIE xm • kal • oc •
//VSOO a- ANVLINO COS' ♦)
*) Id eat, TuMo ei Anulino Com. quorom oonf uUluf faioldil
In ssnom Cluifti 29&
10t Bplgräj^chä änaldML
IHüig eingekgt (bcalimi) |;efiuiieii nad di« Inadnift ••*
pirt iwbei Bbie f enanere Angabe Ober des Pimdort dct
Siekis bieten ^ die Materialieii jBur geisil. ood wdUivhen fila*
tistik des niedenbein. und westphldiscben Kreises.' Erlatigei
1781» Bd.L H.a S. 182) wonach der Siein innarlialb der
Stadt Bonn, wabrschriiilieb bei dem Neubau des dureii Braad
serstörten Klosters in J. ISdS ausgegraben wurde. Wo*
ttigstens iLamea damals laut einer alten KlosterehronilL ^) bei
der Erdarbeit grosse steinerne Sirge mit iiddniseliea Tod^
teagebeinen, woron S im Klosterhofe lange stehen Uleboa^
cum Vorschein , und b der Chronik heisst es ausdrücklieh t
*Diese unsre Kirch und Closter ist ror alten Zeiten Kin
Heydnisdier affgOtzen tempel gewesen, darin der kMgpÜ
Mars verehret worden ak ein oberster abgodt in dessen Ihr
der Tempel erbauet worden' — : eine Tradition, wekhe aidi
ohne Zweifel auf unsern Inschriftstein grindeL In neuenr
Zeit hat der Hainaer Archiolog Lehne *») die Aeebthdt ier
Inschrift in Zw^el gesogen und die Vermuthung ausgvspro«
chen y dass der Stein mit Terwitterter Inschrift durch einen
neuen Stein und eine der alten nicht treu nachgebildete In*
schrift ersetnt worden seL Als Gründe, weiche Ür eine spS»
tere Zeit aeuge n sollen , werden angefllhrt : der nnrgmiselie
Zusatn 'militaris* m HIartis, dann 'praefectus imp(eratoris)\
endlich die moderne Beaeichnung des Datums DIE XIII. H.
OC. Die erste dieser Ausstellungen , das Attribut des Mais
betreffend, woran auch Jacob Campius angestossen ist, erle-
digt sich sehr leicht durch Vergleichung einer Parallelin-
schrift bei Henien n-Sen, worin ebenfalls ein Mars Mili-
taris Torkommt Dieser Beiname des Mars bt mit 'Gam pe-
ster' (Or. n. 18SS. flg. SdM) au vergleichen ; durch beide
24) Getoh. der Stadt Bonn r. K. A. Mfiller. Bonn 1884. S. 34.
86) Dorow, did Denkmale genn. a. rOm. Zelt in don rheinitoh-
wsatphSUiohan ProTinsen. Stuttg. u. Tttblng. 1828. t.Bt. S. 48.
Epigraphiiche AnaHdäen. lOS
Beinamen wird Mars als Schntzpatron des gesamnten Waf*
fenbandwerks y als eigentliclier Gott der rttmisclien Lager
und liegionen bezeichnete^). Begrfindeter wflrde der zweite
Verdachtsgnind sein, wenn die Lesung IMP, welche Dorow
anfgenomnien, richtig wäre : denn mänes Wissens tndet sich
dn praefectus mit dem Zusatz Imperatoris nirgendwo auf
Inschriften , da die versttImmeUe Inschrift bei Orell. n. 8421
nichts beweisen kann. Allein in der Bd. princepsi d. h. in
der Abschrift unseres Campius steht IM. , eine Sigle , deren
Deutung freilich uns in neue Bedenlilichkeiten verwickelt
Deuten wir dieselbe nämlich mit Orelli (n. 1856) durch im-
pensa sna*, so bleibt praefeclus ohne ein die Charge näher
bezeichnendes Attribut z. B. Urbi, praetorio, alae, cohortis,
legionis, wdches nach dem Stil der Inschriften niemals fehlt.
Um diese Schwierigkeit zu lOsen sehe ich keinen andern
Ausweg, als die auf den notorisch verwitterten Zustand des
Steins , auf dem nach Kampfs Abschrift in der 4. Zeile ein
I hinter Constanti , in der 6. Z. das S bei Marti in der 7.
das M bei MiUtaris, in der 8. Z. das N, endlich das T im
Anfang der letzten Zeile fehlt , gestfttzle Vermuthung, dass
Jacob Campius in der 8, und 9. Zeile einzelne halberloschene
-Buchstaben, die' er nicht mehr genau lesen konnte, nach eig-
nen Ermessen ergänzt habe. Wenn ich mich nicht tättsche,
so stand in der 8. Z. nach PRAE noch ein F, femer war
in Z. 0 der erste Buchstabe nicht ein P, sondern ein L, end-
Heh Ist C in 6 zu verwandeln. Nach dieser im Ganzen ge^
linden Aendemng stellt sieh ein PRAEF(BCTVS) LEO • I *
n % d. h. der P(rima) M(inervia) heraus, welche hier einzig
nud allein genannt sein kann. Ein Praefectus derselben Le*
gio erscheint mit gleicher Bezrichnung, PR. LEO. IM. ohne
den spätem gewöhnlichen Zusatz P(ia) F(elix) bei Lersch
C.-M.II, 20. Gruter. CHI, 11. Noch erfibrigt das folgende
26) L. Prelier, rom. Mythologi«. Berl. 1858. S. 310' nebtt Aam. 5.
104 BpigraphiMche AnaleUem,
8 n erklAren. Wenn Dicht vor dem S eis P gestuiea, m
dasa wir die Sigle S(«a) P(eciiiiia) annehmen konnten « aa
Ueiht die Möglichkeit daa S durch Severianae oder Sepü-
mianae an deuten, ein Beiname, der von Dr. BeUermann ala
der hieaigen Legion angehörend nachgewiesen worden ist *^).
Was den dritten Anstoss betrifft, so ist dagegen na bemerken,
dass Lehne wahrscheinlich nach Hflpsch, Epigrammatografhic
fUschlicb XUIL M(ensU) OC. statt XIIL KaL OC. liest, wel-
che letstere Besmchnnng, jedoch in der Hegel ohne vorge-
setates DIE, die gewöhnliche ist
Somit wftren die gegen unsere von Orelli unbedenklich
aufgenommene und von Henaen nicht angefochtene faischrift,
ffir deren Aechtbeit jetnt auch der Name des ersten Editor'a
bargen kann, aufgeworfenen Zweifel glflcklich gehoben.
Wir finden also in unserer Inschrift ein ausdracklichea
Zeugniss , dass auf dem Boden des jetat abgetragenen En-
gelthaler • Klosters ein Tempel des Mars stand, weldier vor
Alter verfallen war und unter dem Consulate des Tuscua
und Anulinus, d. h. im J. S96 n. Chr. vom Conunandanten
der 1. Minervischen Legion, Aurelius Si(n)tus, von Gnad
aus hergestellt und dem heidnischen Cultus wieder gegeben
wurde* Ist unsre Deutung des S. P. = sua pecunia richtige
so erscheint dieser Praefectus als ein Mann, welcher in die
Intentionen der Christenfeindlichen Kaiser Diodetian und
Maximian bereitwillig einging und bei den Fortschritten der
Lehre des Evangeliums, welche damals bereits in den römi-
schen Heeren nahlreiche Bekenner aihlte, kein persönUchea
Opfer scheute, um durch Wiederaufbau einer heidnischen Cri-
tusstätte den eikaltenden Eifer filr die alten Götter unter
seinen Soldaten aufs Neue au bdeben. Unsre Vermuthung
wird nicht au gewagt erscheinen , wenn wir erwögen , daas
nicht volle 10 Jahre fMher nach der alten Ueberlieferung
27} In dies. Jahrbb. H. XXVm. S. 109 f.
Epi^apkisdie AnakU^m. lOi
iter a» Thekaiscbe Legion, worin wk trots Tielfachea
AnfiMksOdnagen ein unverwerflicber Kern findet, f ende die
Stadt Bonn, nebst G«ln «nd Xanten, ab Scbanplati beneicb-
■et wird, wo anf das Gebot des Haximianns Hereniens nwet
Ofickre md sieben Soldaten der besagten Legion ihm Glan«
benstrene mit dem Tode gebflsst haben ^).
Wir wenden nns nnnmehr an dem letiten Theil nnser^r
Anfgabe, worin, sovid es die wenigen von uns anrgeAinde-
■cn HotiKen erianben, ein Bild rom Leben und von der wis-
aenscbafUicIien Tlifttigkeit unseres gelehrten Landsnnnnes
Jacob Kaap entworfen werden soll. Deber seine Geburt
und seine Eltern ist uns nichts bekannt ; nur scheint er dem
NiBMi nadi der noch jetst an Bonn in weiblicher Nachkon-
■easchaft Uib^nden Paailie 'Kanp' entstaaiat au sein. Sn.
eben wir daher aanichst die in deai oben abgedruckten
Briefe enthaltenen Andeutungen auf, so ergiebt sich , dasa
Kaaip au Bonn ein eignes Haus bewohnte, von dessen Mauer-
sianen ans er das damals noch in seiner Herrlichkeit pran-
gende Schloss Godesberg ^) , wo der von ihm mitgetheilte
Stein , der Fortanis Saintaribus geweiht , gefunden worden
war, betrachten konnte. Die Frage, was dies wohl fflr eine
Wohnung gewesen sein mdchte, bin ich durch Auffindung von
fwd urfamdHcben Quellen im Stande au beantworten. Das
Eirchenarchir des alten Cassiussfifles, der jetaigen Blartins*
oier HflttsterpGarrei bewahrt nämlich einen alten PergamenU
codex, welcher die Stiftungsurkunden einer im Anfange des
14. Jahrhunderts errichteten Fraternität anm h. Johannes
im Itafer enthält^); unter den Namen der dngesdiriebe.
28) Prot Brana, rar GaAohieiito der Thebaischen Ijoaion. WInekel.
BMUiiiVPrograiiim f. d. J. 1855. & 16 und Anm. 1.
29) Daa Tom Enbisohof Theodaiiob von H«Ui»b«rg 1210 ©rbauto
ScUoM wurde im J. 1583 in Folge der Gebhard Tmohteaa'.
Mhen Winea bis auf den festen Tborm serstSrt.
90) In dem Codex befinden sieh iwel alto Ablaewutanden, die olno
iOt EfigrapUMchB AfuOMen.
neu URtgWtier ilieser zum Besten der scbleelit gesteDteii VI*
Cftrien gegründeten Bruderschaft findet sich vnter derBubsik
Nonina Decanomm an der 15. Stelle: Jacobus Kampiva 0.
Doctor Decantis Officialis Bonnensis d. 15. Decenbris a. 15M
mit eigner Hand aufgeaeiehnet. Danach steht fest , daas «i«
ser Kampius in dem angegebenen Jahre , als er sieb in 4as
Albam der Braderschaft einschrieb, die Stelle eines Decanoa
an Cassiosstifte bekleidete. Das aweite ZengnisB ist ein mttM
dem Sehiflbruch der das Cassiusstift betreffraden Orlranim
gerettetes, ebenfalls im Archiv^ der Martinspfarre niederge*
legtes Brmahnnngsschrriben des Erzbiscbofs Oebhard Traeb-
sess, welches d. dato 11. October 1578 Tom Schloss Bffliil
aus erlassen ist, und von dem Dechant Jacobus Kampiin
am 28. Oct. dem versammelten Kapitel mitgetheilt wnnhw
in diesem auch in kulturhistorischer Biaaicht merkwirdigca
Encydicum'^) wird dem Decan nur strengsten Pficht fl^
TOD dem zu Ayignon residirendea Papste Benedict XII. im J.
1338, die andere von dem zu Bonn weilenden Cardinal Pileus,
im J. 1382 unter Urban VI. ausgestellt Bei der Seltenli^t »o
alter Indulgenzbrfefe aollen beide Urkunden an ^nem «nderea
Orte abgedruckt werden.
81) Der Eingang dieses Ermahnungssohreibens, dessen Ifittheilosg
ich der Güte des Hm. Hauptmann sen. yerdanke, enthält unter
anderem Klagen darüber, "dass etliche Geistliche Personen, in
und ausserhalb unserer Stadt Köln, menniglioher zu sohlmpfer-
lichen Ezempel, da man doch inen, bey dieser seltzamer Welt,
ohnedar nicht fast gewogen, mit ungepurliohen Kleid^ng«a,
Rurtaen Mänteln, zerschnitten Hosen, Sammeten Fadtsr, ▲«£•
haltung Terdechtiger Personen, Leistungh und Ansteilnngh mller-
handt rielfaltiger Gesellschaft und Comessatfon und sonst go-
gen olerikalische Zugt Ir Leben unordentlich treiben^' •*— . Dass
unser Dechant in Folge dieses Rescripts mit ernster Strenge ge-
gen die davon Betroffenen eingeschritten sd, beweisen zwei
noch Im Torgenannten Archiv erhaltene Dlsoiplinarprotooolle
aus den Jahren 1578 und 1679 ftber grobe Exoesse von drei
Ef^graphbche Anakkten. lOf
uttcki^ iaranf sa mshen, dass '^die Canonieben, Viearieii) Of*
Idaalen und andere Geistliche Personen, den hh. caaoniliiis»
Synadalibua und Provindalibus Slatutis, ihrem Stand und
Vecation gemäss sich verhalten und die jungen Cananid sich
SU den studiis in und ausserhalb der Stadt CMn , in catha«
lids Sttivcrsitatibus — 2u begeben , angehalten werden.''
Diese Driiunde aeigt uns Jacob Camp schon ein Jahr nach
der Erhebung des 6ebhar4 Trucbscss auf den ErubischOli-
eben Stuhl als Decan des Brauer Stiftes. Als solcher hatte
er eine besondere , dem Stifte gehörige Amtswohnung , weU
che nebst anderen , bei der Erweiterung der Festnngsbauten
iBter dem mit Ludwig XiV« rerhüadeten Clemens Joseph^
Biedergerissenen Kapitelsbausern hinter dem Monster lag und
an die dort vorbeilaufende Stadtmauer mit ihren Zinnen
Camronmi f innis') stiess. Dass ihn seine Neigung mehr au
huaianistischen, ab sra theologischen Studien hinzog, beaen-
;eo, ausser seiner Verbindung mit dem bertthmten Niederlän-
dischen Philologen M o d i u s , welcher damals zum Zwecke set»
aer Studietf die reichen handschriftlichen Schatze der Kölner
StiAs. und Kloster-Bibliotheken benutzte, seine freundschafU
liehen Beziehungen zu anderen rheinischen Gelehrten und
Befördern des Humanismus, die nicht Theologen waren. Als
solche erscheinen in den Briefen des Modius der in Bonn
wohnende Janus Palmerius Meiler, welchem Modius
CoBJecturen zum Silius Italiens flberschickt, ein Herr von
Bornhfim, Adolf Scheiffart von Bferode, dessen Be-
kaaatschaft Modius unserem Kamp verdankte, ein Graf Eg-
ttond in Kein, in desssen Hause Modius die gastlichste Auf-
aahme gefunden hatte, vor allen aber sein unzertrennlicher
Freund, der Kölner Rechtsgelehrte Hieron ymus Berchem,
SttftsnütsUedern, welche sa Karzersträfen von 14 Tagen bis fu
6 Woehen, Terbunden mit Fasten und BussUbongen, rerurtheUt
worden.
tos Bpigraphliohe AmUden:
Wdcbeito HIoAas bein Tode des auch als iateinisdier Diehier ge*
prieseoen Freundes Janas Palmerins einen Cyelos von Blegieea
gewidmet hat Wie lange es nnseren Raap vergönnt war, ins
Vereine mit diesen in der Pflege humanistischer Bildung ge*
genseUig wetteifernden Männern, neben seiner wichtigen Amto-
thttigfceit am Bonner Stifte seine Neigung au histoiischea
und epigrapliischen Studien au befriedigen, darOber waren
wir nicht im Stande, etwas Sicheres zu ermitteln. Uebrr
seine ScbiciLsale in- den nächstfolgenden jwei Jafamehatca
herrscht tiefes Schweigen, selbst in Haraheim's BfUiothek
der Gelehrten des Erzstiftes Köln wird seiner nicht erwäbsL
Bnit im Anfange des 17. Jahrh« taucht sein Name und seine
•tille Wirksamkeit in der ehrenvollsten Weise wieder a«f.
9er bekannte Oeschichtschreiber der Stadt Mainz, Nicolana
Serarius ^^)f fttbrt ihn unter dem Titel eines Churmainsischea
^Geistlichen Richters und Protonofarius' als noch leben! an
und beruft sich in Betreff des Eichelsteins zu Mainz auf die
•^"
82) Mogantiftoaram rerum libri Y auot NIo. Serario S. I. S. Th. Dr.
«0 In Aoad. Mogunt. Prof. Mog. 160i. p. 61 'Sazeam iatoini
qaae hodie saperesti molem videri esse Drusianam [ut eredam]
xnoYet me P tarn yetos tamque omniaoi' ore iactata fam« : da*
inde taata tarn maltorum et bonorum, quos indloaTi, seriptomm
auotoritas, quibus In Theatri urbium Tom. V. oh. XXrU sunm
addere caloulam Tideo Antiquitatis peritissimami admodamIl.D.
Jaeobum Oampium Moguntinae huias sedis Archlep. Eoclesia«
sticam iudioem et Protonotariiun sapientissimam. Cnm enlin
de illo, qnod apad Treriros est, Egelano monnmento dieaeniis-
set, adiicit: Eimdem nominü monumenium ßxtat MogwUia^
prope muroi, guod induhüatum mihi e$i in honorem Dru9i Oer»
manid exitruetum, — Ait Suetonios, ad illad qaotannis deoar-
rere militem. Oportuit iffitur, alt 1. c. 'D. Campius*: tumulum
non momenianeum negue levis operie $ed fimUorte ei perma^
' nentie fuisse» Auf p. 62 f flhrt Serarius wegen der Herleltong
des Namens Eiehelstein Ton aquila nochmals Kamp's Autorl-
tKt an: 'quod aguilae slgnum ei superpositum fuerft*.
Epigrapldsche Anakktm. lOf
Atctorttlt *fl€8 in der Alfterthaaskunde so erfkbrenen' Jac
Canpins. DOrfen wir aber die Ursacheo, welche imserea
geiebrleii Stifts -Decaa bewogen haben mdgen, seine ehren-
▼olle «nd far ihn so angenehme Stellung in Bonn mit einer
neuen WirfcsamlLeit in der Metropole einer fremden DiOzese
SU rerüittscben, eine Mutbrnassung wagen, so bieten die den
Tnidisessisdien Wirren nachfolgenden bis num J. 1588 an-
dauernden Kriegssttirmf , in welchen die Stadt Bonn durch
wiedethoite Belagerung und durch denUebermuth der einge»
drungenen SchenlLischen Schaaren aufs Aergste heimgesucht
wurde, xu einem solchen Entschlüsse die nattlriichste und da«-
her wahrscheinlichste Veranlassung. Dass unser Kamp auch
IQ Main«, dem Sitae einer Universität und einer so reichen
Faodstatte römisdier DenlLmfller , die ihm vergönnte Müsse
SU seinem LieUingsstudium der Archäologie verwandt habr^
Keht ans dem eben angeführten Zeugnisse des Serarius zur
fienflge hervor. Hiernach erfahren wir ausdrticklich , dass
er an dem jetzt selten gewordenen historisch-geographischen
Bilder- und Karten- Werke des Dechanten Georgius Agrippa
Brnin (Brauu) , welches zu KOln vom J. 1572 bis 1618 in
6 Foliobanden gleichzeitig in lateinischer, deutscher und fran*
zösischer Sprache erschienen ist, Mitarbeiter war; wahr-
scheinlich hat er die historisch - antiquarischen Notizen Ober
die von den Römern gegrandeten Rheinstadte mit ihren noch
vorhandenen Denkmälern grOsstentheils redigirt^).
33} y«rgl. iiber das Werk, welches weder die Ueslge UnlrerBitlU-
bibUotheky noch die Stadtbibliotheken yon KSin und Koblenz
besitz«!, Dr. Gwinner im Arohir für Frankfurts Qesehlehte und
Kunst. N. F. 1. Bd. Frankfurt 1860. S» 279. Der deutsche Ti.
tel des Buches ist: 'Beschreibung u. Gontrafactur Ton den Tor-
nembsten Stetten der Welt'. Von der lateinischen Bearbeitung,
die den Titel fährt: Urhtum praetsifmarum mundi thectrum,
' finde« sich ein Exemplar 4n des städtischen Bibliothek su Mains {
Idder aber fehlt laut brieflicher Mltthellaag des Hm^ Prof.
!§• Epigraphische AnMten.
zweites thtenits Zeugnm. über «nsereii Kanp^ Weichet
ieiue mit Eifer uni EtMg fortgesetzlen epifraphischcii Be^
fehifligiiflfgen bekundcl , kat Grvter io der Vorrede Mm mm
mem Corpus uiscriptiomrai (Heidelberj^oe 1608 und 168S) Um^
terlassen ^). Wir eebeii daraus, dass Groter eineo niehl «o«
bedeutenden Theil der seiner Sammlttng einverleibCea tbot«
niscben Inscbriften mittelbar dem rbeioiscben Archidiacoav
verdankte* Dieser hatte nämlich von den nahlrricheu TMtt<-
sehen Steinen ^^) , wekhe bald daranf die Stürme des t7>
Jahrh. grdssentheils der Zerstl^rung Preis gaben, Abschriften
genommen ond das Manuscript seinem Freunde Marqvnrd
Fr eher, dem Geschichtschreiber der Pfal^, n« Hddelberg
überlassen, welcher dasselbe wiederum dem Gruteras Aer^
liess* Gruter bezeichnet die Herkunft dieser Inschriften gc«
ivöhnlich durch die Wortes Campius Frehero, .welche auoh
in Hflpseh Epigrammatographie bei niederrheinischeft Stei«
neu, z.B* no. 23 und no.36« angefahrt sind. Die Bichtigfcnit
dieser Thatsache bestätigt noch der spätere Historiker vm
Klein gerade das Ton mir verlangte 23. Blatt des 5. B.| da«
von dem früheren Bibliothekar Bodmano ausgerissen worden
sein soll.
34) In der (unpaginirten) Praef. führt Q., nachdem er zuerst die
BdllrXge des jthagem Meroator und sines Aaohener FVeundes,
Joh« ViTiaauSi d«r ihm die von dem kiui8lUebeiide& «Qrafba
Hermann yon Blankenheim gesammelten Insohriflen absusohr«!-
ben Sbemommea hatte» u.A. dankbar erwähnt^ also f ort s Qaod
et de te dictum volo, Marqaarde Frohere , ^ .euggeBsisÜ enim
illa omniai quae pridem ab interitu yindicarAt,' tractu Ma^nüno,
JaoobufCampius Archldiaoonus, reram literarumque TOterum
imponse dootus — .
. 30) 'DamaU standen noch 1000 schSne r$m. Steine überall io Mains,
ehe sie in d. J. 1632 ff. und 1683 zn Grunde gingen^ »chreibt
. mir Prof. Klein Ton Mains» der mii; Gber Gampiat daakeiMwerthe
i^ingerxelge gegeben.
Epigraphische Analekten. 111
Maiu Faehs ^) , der aber wahrscheinlich nur aus Serarlus
feschöpft bat Ausser dem hier AngefOhrten erfahren wir
nichts mehr weder über die wissenschaftlichen Arbeiten, noch
über die Lebensschicksale Kamp's. S c h u n k , in seinem Ge«
lehrten Mainz '^), weiss nichts Aber ihn zu berichtent als die
den Serarius entlehnte Notiz, dass er zu Anfang des 17.
Jahrb. Erzb. Mainz. Protonotarius und der Verfasser (?)
oder Mitarbeiter des Theatri Urbium gewesen. So vollsian-
dif war das Andenken an den verdienstvollen nnd edelge-
aianteo Gdehrten in Folge der durch den verheerenden dreis^
sigAhrigen Krieg einreissenden Barbarei erloschen, dass sich
mcfat einmal eine Angabe über sein Todesjahr erhalten hat.
Doch anch die dürftigen überlieferlen Thatsachen lassen uns
in Jaoob Kamp eine jener edlen Naturen erkennen, welcho
ihr hAchales Vergnflgen im Forschen und Erkennen der Wahr«
Ml finden und die Frflchte ihrer stillen, erfolgreichen B^
mAimigen neidlos strebenden Freunden Abblassen, ohno
selbst nach Schriftstellermhm zu geizen. Möge dieser kurze
biographiache Versuch Veranlassung geben, ttber die Lebens«
«nstittde und das Wirken eines mit Unrecht vergessenen Ar«
cbielogen weitere Nachforschungen anzustellen ; mttglich^ dasa
die werthvoUe Handschrift» die er dem Historiker Freher
schenkte, noch irgendwo im Winkel einer oberrheinischen Bi*
bliothek verstedit Uegt.
Bonn«
36) FucIm, Alte Oesoh. Yon Mainz. 1771. B. I. 186.
37) Beitrag« zur Malaz. Ge»chichte. III. Bd. II. H. Mainz 1792.
S. 168.
4. jRapaneu0.
(Hiertu Taf. 11, 18).
Der schtae N. 13 abgebildete Carneol, der sich in Be«
siüi des Herrn Gr h.*Rath v. Quast befindet , stellt auf der
Vorderseile in eigentbümlicher Weise den Stura des Kaym«
aeus dar, während er auf der Hinterseite einen Scarabftns hil*
det*> Dieser Sturz des Kapaneus gehört an den eindmcka*
▼ollsten y ungeheuersten Ereignissen des ersten Thekischca
Krieges, der an solchen und an hochalterthflmlichen IdcMS
reicher war als irgend ein anderes Griechisches Epoa. Ge-
hörte doch auch der Stoff der Thebais einer weit älteren
Zeit an als der der liias und der Dichter derselben ist nna
nnr als Homeros, unter keinem andern Namen, bekannt ge<*
worden, so wie die der Uias und der Odyssee, während fast
alle andern alten epischen Gedichte, indem sie auch vntcr
diesem rolksäblichen Namen und Ehrentitel des ans meh-
ren einaelnen Heldenliedern ausammengesetsten Gedichts
giengen, doch auf ihre Eigennamen in verschiedenen Oegen-
den aurflckgefflhrt wurden. Diese Thebais hatten die Atti-
*) Oolegentlioh eines Besuches bei dem Hrn. Qeli..R«th ▼. Quaet
gewährte mir derselbe die Anschaaung dieses Torireffliohen Inta-
glios sammt der Erlaabniss, denselben für eine Fabllcation in die*
sen JahrbüSbem tu benatzen» Der Stein seichnet Ach durah
ein stÜToll flaches und scharfes Relief aus und ist beafiglloh
seiner Herkunft au sagen, dass Hr. y. Quast ihn Ton dem Ter-
storbenen Geh.*Rath Schulz in Dresden erUelt und dieser Ihn
wahrseheinlioh wShrend seines Aufenthaltes in ünterltalien er-
warb. E. aas*n Weerth.
KapmmB. 118
fldieii Tragiker nr Qnelle wo sie den Kapaneiis berührten,
mi nUe Andern* Nur das Bine ist von ihm bekannt, dass
er das Brklhnen der Sieben von Argos die Kadnieische Veste
sack gegen den Rafth des Sehers itnd die Zeichen des ^ Zeus
erobern nn wollen, weiter trieb als einer der Andern nnd
gaon nahe der Einnahme der Stadt, da er die Stnrmleiter
angesetzt und erstiegen hatte, deren Erfinder er genannt
wird ^), von Zeus hermbgeblitst wurde. Sophokles giebt ihm
eiae Fackel in die Hand ^) , womit er die Stadt annuzQnden
dachte. Zeus hatte das gegen die Stimme des Amphiaraos
bescMossne Unternehmen Schritt vor Schritt mit fiblen Zd-
eben und Sehrecknissen verfolgt; aber die Muthigen hatten
sich nicht abschrecken lassen. Das ahnungsvolle Grauen wei-
ebes das von einem roissachteten Seherspruch ausgehendev
die ansserste Kriegswuth und Feindschaft athmende Gedicht
beherrschte, nimmt Aeschylus in den Sieben num Anlass den
trotrigen Muth des ganzen Heers im Kapaneus auf die Spitze
SU steigern, indem er ihn im vorstflrmenden blinden Helden-
math den Blitaaeichen des Zeus vor dem Auszug aus Argos,
deren er sich in diesem entscheidenden Augenblick sehr na*
ttlrilch erinnerte, ausdrficklich Trotz bieten lasst:
Denn ob es Gott gefalle, sprach er, oder nicht,
Werd' er die Stadt austilgen und ihm numner Zeus
Groll in den Grund einschlagend hemmen seine Bahn:
Der Blitze Leuchtuogen und der Donnerkeile Wurf,
Was seyn sie mehr? mittagig schwflhie Sonnenglut.
Die Vennessenheit des Sophokleischen Ajas ist sehr viel
geringer; er ist seines Mutbs und seiner Kraft so voll, dass
er prahlt auch ohne den Beistand der Athena siegen zu
Wollen, wofiDr er erfahren muss , wie ohnmachtig und nich-
tig der Mensch ohne Gott sey. Kapaneus • spricht fem Tau«*
1) Yeget de re milit 4, 21.
1^) AmSf. 185 ntf^ipi^oQ.
8
114 JGnNMwiiti
nd Beiner Kampfliiet, ein entschieden Unfliniriger an üe
Seher und die Zeichen in so fMher Zeit, den Ckwiltemeioh«i
des Zens Hohn^ die ihn nicht abhalten stillen seinen Willen
dttrchsusetnen 9 nur Erseheinungen seyen und nichts hedea-
teten. Zeus aher richtet auf seinen Nacken, als er scton
auf der üdhe der Zinne angelangt ist , den Blitn nnd er
sinlit hinab.
Fflr die Kunst ist dieser Gegenstand minder günstig , im
sie an so trotaige Ueberktihnheit und verwegene Frtigeisle*
rei nur erinnern, sie nicht ausdrücken kann« Selbst nur als
Giganten den Kapaneus danrastellen , wie ihn Aesehyhin
nennt, vermöchte sie nur in Verbindung mit andern ScenM
des Kriegs, wie wir ihn auch aufgenommen finden in Gemil*
den des Philostratus (2, 29. 30) und wie er in einem vnn
Zoega erwähnten Relief der Villa Pamfili vorkommt: andi
an einer Etrurischen Aschenkiste ist er riesiggross; aber
diess bedeutet nicht viel. Es wird daher auch kein alten
Kunstwerk gerflhmt das ihn darstellte, obgleich nwel ake
Gemälde knra erwähnt werden. Dm so mehr Aufmerksam*
keit verdient ein Albanisches Basrelief in pentdischem Mar*
mor bei Winckelmann (Taf. IM) und Zoega (Taf. 47), des-
sen Meister verstanden hat wenigstens die ttbergewfthnliche,
die wunderbare Natur und Kraft des Kapaneus anmdeuten«
Der Riese nemlich, indem er vom Blita in den Nacken ge-
troffen nusammenkracht , greift noch dahin wie nach einer
Wunde ; er erscheint mit grunmigem, abmr uaveraerrtem, ge«
fasstem Gesicht und mit noch nicht gana erseht^pftor Kraft
in dem aurflckgreifenden wie in dem noch den Schild hal«>
tenden Arm und in den dem Hinstaraen widerstrebenden Bei-
nen* Der Blita selbst hat nicht vermocht ihn aogenblieUkh
au töden. Die Figur gehört an den sinnreichsten und ge-
waltigsten ')• Unter den von Argos nach Delphi geweihetea
8) Nioht richtig f«Ml Zoags den Oadaalwii dei A.tMk3rii» auf:
M0pmeu$. 115
Scttoea der sidbca Anftbnt. gtgtn Thekea war auch die
des Kapaneas und cia Epigramm auf dae ist erhalten 0*
Für geschnittcae Sieine, die oft an die berflhmUsten He-
reenmythen mehr erinaern wollen um einen Ringstein an
kenaaeichnen, als ihnen einen voUatftndigen und den Regeln
der Conpoaition von allen Seiten genügenden Ausdruck ge*
ben, war Rapaneus ein aiemlich anlockender Gegenstand,
weil die Scene so stark auiltillt und auf -die Ratastrophe des
Bdden allein beschrttakt ist. Auch werden deren neun frü-
her bekannte veraeichnet ^). Ob darunter eine Arbeit ist,
wddie der hier bekannt gemachten an Verdienst gleich
kommt 9 kann ick jetat nicht untersuchen : an Abwechslung
fehlt es nattirttch nicht , dass der Held jetat die Leiter er*
rteigty Yott ihr herabgeblitat wird , auf Stflcken derselben au
Boden liegt u. s« w. Gana sinnig ist der Gedanke des nn-
srigeii» Der Blita ist am Hinterhaupt sichtbar und der Leib
ist scheu entseelt 9 der linke Arm hangt gerade herab 1 die
Botne knicken ein : doch fasst noch die Rechte die Leiter, an
TantandoBi oh' anoh* a dispetto dS Glore la eitt& avrebbe In-
oendiata — - dalla feroofU della mossa oh* anoora saooambendo
Mmhra minaeeiare e dal dispettoso modo oome tot la carrioa,
CTO poreosso V avea U fulmine 9 dirigo la destra 9 quasi par
atrapparne la saotta 0 dl nnoTO scagliarla oontro GIoto. Dieas
UebormaBS hat dem Staüas in der Thebais gefallen 10, 897 ff. :
Ton Aeaohylus, welchen Zoega anführt, ist es fern. Auoh hätte
er nnter den Bedenkliohkeiteny die man einwenden kSnnte, nicht
nennen solleni dass man nichts Ton dem Blitze sieht. Denn der
BUtsstrahl ist sehon yorüber Indem Kapaneus der Wirkung des-
•elbea mit der Hand nachgeht. Ohnehin lässi die edelste Kunst
nioht seltan abiiohtUoh die Bhigo aus, deren Wirkung erkannt
werden soll, wie sie Personen und ihre Handlung Toraussetst
und hinzudenken lässt
4) Pausan. 10, 10, 2. Anthol. Qr. 4, 8.
5) In den Gemmenyerzeiohnissen und in Overbeoks Bildwerken des
Thebisohan und Trolscheii Kreises S. 126 f. Auoh eine Münze
Ton PhÜippua dem ersten.
1 IC Kapamm$.
weldMV der Karper biMbstOrst , im Fallen an. Der abeve
Tbeil der Leker, wefchen allein der Stein fasste, briebt un-
ten mit einer Stnfe ab: da man aicb mit ihm als einor Ab*-
bre?ial«r der Leiter ohnehin bebdfen mneste, sa wellte
man den Sebein dasa sie nach unten in das Dnbestimnile
fartliefe, nicht mit der Verunstaltung erbanfen dass nie
das eine Bein der flgur deckte und in dem Oval doch nicht
nach ihrer reg elmassigen Form hervorträte. Man hat an ein
Thor fedaebt, und da wohl in mehr als einer Sage der
kehosto und gewaltigste der Stftdteerstarmer das Stadttbor
aushebt, so gäbe ein Held und ein Thor auch ein gutes Rin^
bHd ab. Aber Kapaneus ist das Gegentbea eines Eroberern.
Wahr ist es dass dne Leiter leicht weit besser ansudentea
war. Da aber ein Thorfltigel nu den nlten Pestungsmauera
durchaus nicht passt, anch die Andeutung dass derUngMck-
Hebe neben einem der sieben Stadttbore herabgefallen sey^
leer und einem so geschickten ROnstler nicht annutraueB
seyn wirde, so mflssen wir sagen dass das Ding an welchen
Kapaneus sich noch im Fall mit dem Arm annuklammerm
scheint, m errathen flbrig bleibt.
Da in diesen Zeiten, bei hochgestiegenem wissenschaftli-
chem Fleiss, der Hang herrscht durch ^^sanunensncbung und
Vergleichung des Besonderen an gleichartigen Dingen die
Kenntniss zu erweitern, so wttrde es keine verächtliche Dn-
tersuchung abgeben, wenn man aus allen Vorräthen der Oem-
menabdrttcke diejenigen aussonderte, worin Beschränkung
und Bedingtheit der reinen Darstellung durch den Raum er-
kennbar ist. Man wflrde dann nach geeigneten Qesichtspunk-
len unterscheiden, Andeutungen, Abbreviaturen, Nothbehelfe
auf gewisse Regeln und Oewohnheiten nurackführen, mandie
Dunkelheiten und Zweifel verscheuchen, au Vielem als höchst
sinnreich sich erfreuen. Manches ohne Zweifel auch aus be-
stimmten Orfinden tadeln.
Renn. w. Ck IVeleluir^
5. €ltnr %xxtdfifdft unli rine timifd^t 9ttfd|nf! in Ailtu
In 4er im Juli 18M Id Köki versteigerten Sammlung der
irersforbvnen Frau Mertens - Schaaffhausen befand sich em
mter Nr. 1918 des Katalogs ver^ekluieler Orabslein »table
de marbre blase avec inie ins4^riptiim yrecque a^palcrale^
halt. IB Cent., larg. t2 cent.^, welcher nach der Versiehe-
nug des Herrn Lemperfs noch nkbl bekannt genaehl wor-
den ist. Wenn auch dSese Ueine wohlerhaltene Gedachtniss-
tafel niclit im Rheinlaade gefunden, sondern aus Rom hier-
her gekommen ist, so kann sie doch als ein Besitzthnm der
unserem Verein bis num Tode treu verbundenen gelebrCen
Ptau Anspruch machen , In diesen SlAttem besprodien mu
werden. Wer weiss, in wessen Besit« dieses Denkmal ge-
kommen und ob es jemals wieder fOr eine wissenschaOlieho
Benutzung aufgestellt sein wird. Bei Besicbtigmg der Mer-
tens - Schaaffhausen'scheii Sammlung am Tage vor der Ver-
steigerung nahm sieh der Unterzeichnete eine treue Absohritt
jenes Denkaals und Iheilt sie hier niil:
e K
C- ^ H H O N I C Y N
Bl(0 KAAYi^fANH
CYNBIOC MNIAC
XAPIN eZH A6
&6otg Karax^vioig.
118 Eine griecMicke und eine romieehe Insekrifl m Kibu
Deutsch ttbersetet heisseD die Worte:
„Den Göttern der Unterwelt Ihrem Ehemann Sextu Del-
len (setzte diesen Stein) die Ehefran Claudiana xüt Erinne*
rung. Er lebte S5 Jahre/*
Die auf römischen Grabsteinen gewöhnliche Widmvn|rs-
formel D. M. Diis Manibus, d. h. den gnadigen Göttern oder
den Geistern der Verstorbenen, wird auf griechischen Grab-
steinen der römischen Zeil durch die Buchstaben &. IL oder
KAT. KATAXQ. beseichnet, d. h. f^ott; »arax9ov/oig, wo-
Cor auch x^^^^^i oder imx^ov^oig gesetzt wird , d. b« doa
unterirdischen Göttern. Sonst wird das römische Wort Ha-
nes griechisch durch XQV^^^^ ausgedrückt, denn in der älte-
sten Sprache Latiums bezeichnete das adjectivische Wort na-
nus, woher mane, frtlh^ am Morgen, gebildet ist , hell , gut,
gnädig, und die DU Manes werden als boni und prosperi
gedeutet. Nach einem den klassischen Sprachen eigenthüm«
liehen Euphemismus heissen daher die Verstorbenen, die
durch die Weihe der Bestattung geläutert und gleichsam cob-
secrirt oder göttlicher Ehre gewflrdigt sind, Mani, oder naeh
,der gewöhnlicheren Form Manes, die Verklarten, die guten,
gnädigen Geister^).
Der Buchstabe C statt S rov dem Namen Dellon ist die
Sigle fflr Sextus. Der Verstorbene war ein griechiacher
Sklave mit dem römischen Vornamen seines Herrn. Der
Name seiner Gattin Claudiana deutet darauf hin , dass er in
einem Hause der Claudier wohnte. Die aus der Cursir-
Schrift entlehnten Formen der Buchstaben C, Q nnd U) wor-
den in Rom seit der Zeit des Kaisers Gaudius auf griechi-
schen Steinschriften und in Hellas selbst im Zeitalter Ha-
drians und der Antonine sehr gewöhnlich '), ebenso die Form
1) S. die Naohwatsangen in Prell er's B8m. Mythologie. Berlin
1858. S. 72 fg. 455 fgg. '
2) Fransii Elementa Epigr. Gr. p. S44. ef. p. 88S.
i
Bim griedd$che und eine römieche Inechrift in Köln. 119
des BücbstabeD M, wie aie sich anch anf rOniaeheD iDSchriC-
teo der Kaiseraeit findet» an' neben der Form des A findet
sich schon die dem lateinischen L sich annfthernde Form
X , welche gleichsam auf römischen Steinschriften voriLommt.
Nan hönnie awar vermuthen, dass der Name des Verstorbe-
nen j^tifitov i^ewesen sei, allein die beiden Buchstaben sind
nicht verbunden und oben steht awischen beiden ein Komma
ähnlicher Strich, von dem ich nicht weiss, ob er mit Absicht
eiogehanen oder nur aufällig aus Versehen des Steinmetaen
dabin gekommen ist. Die in dem Namen Jijkkmv (von Ji}^
Xo( gebildet) stattfindende Verdoppelung des ji^ wie in noX-
Ug^ ^lovXXog^ ist auf griechischen Inschriften aus der romi-
schen Kaiseraeit nicht ungewöhnlich '). Mit dem Namen
Dellen ist DeUius, den jeder Leser des HoraUus kennt, ver-
wandt, der ursprtinglich Delius gelautet haben mag. Luppus
and Tittins fllr Lupus und Titius kommen auf griechischen
Inschriften vor.
CYNBIOCj worin die gewöhnliche Verwandlung des N vor
dem Lippenbuchstaben B in M unterlassen ist, entspricht
hier dem römischen Worte cootubernalis , welches von den
in einer Sklavenehe (coatubernium) lebenden Eheleuten ge-
braucht wird ^). Die Wegiassung des Jota subscripti in aw-
ßiio ist auf Steinschriften der römischen Zeit sehr gewöhnlich.
Die Formel MINIAC XAPIN^ memoriae causa, wofür
häufig auch das gleichbedeutende fiv^f^Jjg X^Qf^^ steht, ist auf
3) Fransii £1. Epigr. Qr. p. 247.
4) Stephani Thes. L. Gr. ed. Paris. Vol. YII. p. 1052. Eheleate
im Sklayenstande waren contubernalesi ilire Ehe ein contuber-
oiam, nicht matrimoniam oder connablum, und die aus dieser
Yarblndung herrori^egangenen Kinder (Temae) gehörten dem
Herrn als Eigentham. S. über diese naptiae serdles , wie sie
Piautas im Prolog aar Casina 68 fif. nennt, Birnbaum*s Zu-
sStse au Greuser^s B9m. Aatiq. S.482 ff. d. I. Ausg.
ISO Bme grteohisi^ und eine römÜMcke Inedirip m KHn»
Grabsteinsehrifteii sebr gewöhnlich % Mvlag Ar juWag bt
nach der zu jener Zeit in Rom üblichen Anfle^raehe des
Griechischen geschrieben oder £ ist dnreh Nachlässigkeit
des Schrifthauers ausgelassen worden. €Z* ist Abbreviatar
far sC,riü€. Die Angabe des Alters anf griechischen Stein-
schriften wurde erst in der römischen Periode gewdhnlicb,
und war es schon frtther in Aegypten , wo die Chronologie
nnd Horologie beliebte Wissenschaften waren und daher anf
Grabdenkmälern das Lebensalter des Verstorbenen mit der
grtlssten Genauigkeit angegeben wnrde , wie wir auch anf
spfttern, numal christlich - römischen Inschriften nicht bloss
die Lebensjahre y sondern auch Monate , Tage und Standen
der Lebensdauer des Verstorbenen bezeichnet finden.- Anstatt
des folgenden H* sollte man die Sigle ET, htij erwarten,
denn H kann hier weder fflr htcarov stehen, wie anderwärts,
noch auch "^(liifuq bezeichnen, woflir es auch als Sigle hänig
vorkommt. Denn Oellons Lebensdauer zahlte Oaudiana nicht
nach Tagen, sondern nach Jahren, und der Mann hatte flnf
und dreissig Jahre gelebt, wie die Zahlzeichen AQ aussagen.
Man muss annehmen, dass hier der Schrifthauer dasH statt
desf gesetzt hat, entweder ans Nachlässigkeit oder in Folge
der Aussprache, nach welcher ungebildete Steinschrifthaner
httufig Buchstaben vertauschten.
Eine, so viel ich weiss, noch nicht bekannt gemachte ro-
mische Inschrift findet sich aufgestellt in dem Vestibül
oder in der Vorhalle zu der Gemftlde - Gallerie des Herrn
6) Fr«ns. im angaf. W. p.2d8. 340.
Am gri^okUoke und eine rämiiche Inschrift in Köln, ist
%. D. Jos, Peter Weyer inKiVln (Roth-
gerberbach-Sirasse Nr. 1). Das kleine sierlich g;earbeitete
Grabdenknal von weissem Marmor, g:egea 7 Zoll hoch und
9 Zoll breit, stammt ans Italien und kam am Ende des Jah-
res 1817 durch den italienischen Kunsthändler Gaetano Gior-
giao nach Köln mit vielen andern fttr das Kabinet des kur«
vorher verstorbenen Königs von Wörtemberg bestimmten
Kunstschatzen und römischen Antiken, welche aber ip'ossen-
tbeils derStadtrath von Köln in Folge einer dringenden Vor-
stellung des Canonicus Wallrafs aus stadtischen Mitteln an-
kaufte und sie dem Wallraf sehen Museum einverleibte. Zu
den ihrigen Stocken, welche von andern Kunst- und Alter-
thuBsfreunden bei dieser Gelegenheit angekauft wurden, ge-
hört das vorliegende kleine Denkmal, das in den Besitz des
Herm Weyer gekommen ist» Ausf&hrlich hat Aber jene aus
Itdkn nach Köln gebrachten Alterthumsschatae und deren
Ankauf berichtet der Herr Archivar Dr. Ennen in den
,iZeitbUdem aus der neuem Geschichte der Stadt Köln, mit
besonderer Rücksicht auf Ferdinand Franz Wallraf.« Köln
1867. S. 857—882.
Die weisse Marmortafel, die einst das Grab eines kaiser-
lichen Freigelassenen schmückte, stammt aus der Zeit des
Kaisers Claudius, wie aus der Inschrift selbst hervorgeht, und
ist schmuckvoU gearbeitet. Der obere dachförmig gebildete
Theil hat im Frontispice in flachem Relief gearbeitet zwei
Vögel, die sich gegeniber stehend mit den Schnftbeln in eine
Frucht, die einem Apfel gleicht, einhacken; unter der In-
scbrifk ist ein Frucht- und Blumengewinde und in der' Mitte
des untern Theils eine zierlich gearbeitete Gorgonenmaske
von edler Bildung als schätzender Talisman angebracht^).
Die Seüen sind mit verzierten Säulen eingefiasst.
6) Siehe fiber dessen Bedeatung d!o Jahrb. unseres Vereins XXtIL
S. 576.
IM EmB grieehuch$ und eine rämieche Imchrift m HWn.
D M
Tl CLAVDIO • AVC
L SCAPVLAE • TA
BVL • CASTR • CLA/Oll
VICTOR . lANVARl
SCORPVSINCITAT-
LIBPATRONOB MF
Diis Manibus (sacruni). Tiberio Claudio , Augusti liberto
Scapulae, tabulario castrensi (caatroruni) Claudii, Victor, Jm-
nuarius (sive: Jauuarii filius) Scorpua, lacitatus, liberti, pa-
trono bene merenti fecerunt.
Es errichteten alao dieses Denkmal vier (oder drei) Frei-
gelassene des Ttberius Clandins Scapula« der selbst ein' Frei-
gelassener des Kaisers Clattdios war and ungleich das mi-
litärische Amt eines Registrators oder Archivars im Lager
des Claudius verwaltete. Es ist eine bekannte Tbatsache,
dass in Rom'^am kaiserlichen Hofe der Einllass der Liberti*
nen, meist gebildeter Griechen, besonders unter Claudias be-
deutend XU werden anilng und viele Civil- und Militftrstdk
len mit solchen Leuten besetst wurden. Des Kaisers Dmge-*
bong bestand grösstentbeils aus Freigelassenen, die durch
Reichlhum und Bildung sich geltend nu machen wussten.
Wie freigeborene Römer zwischen den Oentil- und den Zu-
namen den Namen des Vaters und häufig auch des Grossva-
ters 2U setzen pflegten, wie TL Caesari, Divi Augusti F.,
Divi Julii nepoti Augusti , so schoben die liberti nach dem
von ihren ehemaligen Herren angenommenen Gentilnamen
gewöhnlich noch L oder LIB. und den ihres jetnigen Patro-
nus ein. Als Sklav hiess der Verstorbene Scapula* Dieses
Wort, das ein Schulterblatt bedeutet, kommt als Beiname
Buerst in der gens Cornelia vor. Im Jahr S88 v. Chr. war
Ebie griechisehe und eine römUche Ineekrift in Köbu IM
dn P. Cornelius Scapula CoDsal ^). In spanischea Kriege
Cisan gegea des Pompejiis Söhne stand ein Scapula an
der Spitne eines Aufstandes in Corduba, wo er sich, um der
Gefangenschaft an enf gehen, Ton seinen Begleitern tddten
and dann rerbrennen liess. Andere Scapula sind auf Stein-
schriften genannt. Unser Scapula war ein tabularius ca-
ttrensis oder militum, der die Fahruog der Registratur und
Aabicbt des militärischen oder Corps -Archivs zn besorgen
hatte. Dieses hiess tabularium castrense und wird auch auf
Steinschriften erwftbnt. So heisst ein in demselben Amte
stehender MOitar-Beamte tabularius castrorum. Auf Hermes
a, einer im Jahr 1717 bei Mains gefundenen, jetzt nicht
mehr vorhandenen Steinschrift, wird ein auf Säulen ruhen-
des Archivgebaude tabularium pensile genannt, als dessen
Erbauer ein Ingenieur-Hauptmann (centurio stratorum) L. Au*
relius Pestinus und Adjutor oder Adjutant Cassius Martinus
unter dem Consulate des Präsens und Extricatus im J. S17
B. Chr. bezeichnet werden ").
Die folgenden vier Namen gebaren nicht einem Polyony-
mos oder vielnamigen Libertus an , der seinem Patronus den
Denkstein setzte, sondern es sind ohne Zweifel vier einna-
mige Liberti des Scapula. Dass zu lANVARl nicht illius hin-
zugedacht werden müsse, sondern die fehlende Endung VS des
Raumes wegen ausgelassen wurde, kann wohl ab gewiss an-
genommen werden. Der eigenthUmliche und wohl selten vor-
kommende SCORPVS^ ist ohne Zweifel ein griechischer Name,
der entweder mit oxoqmoq verwandt ist, oder eine Zusam-
mensetzung aus anmq^ stercus, und novq^ wonach es den
deutschen Rothfnss bezeichnen wOrde. INCITAT(us), wo
7) LIt. Vin, 22.
8) Dar Stein ist abgebildet in Fuchs alte Geschlohte Ton Mainsi
Bd. I. 8. 40 ff. Tab.y, n. XXY. Lehne*8 Qesamm. Schriften
S. 211. n. 59. Steine r*s Cod. Inscr. Bhen. I. n.488.
Itl EmM grieohitcke und eine räaiii$ch0 Insührifl m Köln.
auf der loschrift des Raanies wegen die Bndiuig VS wie !■
der vorhergehendeu Zeile bei laouarl fehlt , ist oieht allm
der Name des als ausgeseichneten Renners bekanatea Liefc-
liagspferdes des Kaisers Calignla, der ihn sogar die coosc*
larische Wflrde angedacht hatte ^) , sondern wir finden aseh
Wettfahrer (anrigae circenses) mit diesem Namen ^% Unser
Incitatos hatte als Sklav wahrscheinlich die Dienste eines
Läufers (cursor) verrichtet und daher seinen Namen erhal-
ten. So pflegte der Kaiser Aelius Veras seinen Lanfern Na*
men von Winden au geben und sie mit Pittigen m schmflk-
ken ^^). Dass die dankbaren Liberti ihrem «wohlverdienten*
(Bene Merenti) Patronus den Stein haben setaen lassen, macht
ihm nicht weniger Ehre, ab seinen Freigelassenen.
WeseL
Prof« Piedler«
9) Saeton. CaligaU o. 55.
10) MartiaUs Epigramm. X, 6, 6. XI, 1, 16.
11) Spartian. in t. Ael. Yeri o. 5. ed. Bip. I. p. 34. Gursoiibus suis
exemplo Capidinum alaa freqaenter apposuit eosque yantoram
nominibua aaepe Tocitayit : Boream alium, alium Notumi et item
Aquilonem autCirciumi oeterisque nominibua appellana et inde-
faaae aique inhumaniter faoiens ourdtare'
6. fornilee Sttronue.
Fflr deo Freood wie fttr den gelehrten Forscher der Na-
tur ist das Brohlthal unterhalb Andernach an Rhein gleich
anxieheud. Was aber das Interesse dieses romantischen Tha*
les erhöht, ist, dass auch der Freund des Alterthums sich
hier auf einem ergiebigen Boden seiner Beobachtungen und
Forschungen befindet. Die grossen Tuftteinbrflche , welche
hier 2ur Zeit der Römer schon ausgebeutet wurden , erseu-
geo fort und fort einen lebhaften Verkehr in dem engen und
tiefeingeschnittenen Thale , und man kann , ohne Gefahr zu
irren 9 sagen, dass die gegenwartige Industrie durch eine
Hoonterbrochene Kette mit der alt-römischen msammenhftngt.
Von der Anwesenheit der Römer zeugen nicht allein die
gewaltigen Steinbrüche, auch Mttnzen und Altäre und Ge*
Iflbdesteine geben von ihrem Aufenthalte an dieser Stelle
Zeogniss. Fflr eine so schwere und gefahrliche Arbeit,
wie das Steinbrechen, konnte der Römer des Schutzes einer
sdner Gottheiten nicht entbehren , und es ist mit Rflcksicbt
auf die Kraftanstrengung , welche das Geschäft in Anspruch
mdim, sehr begreiflich, dass man sich an deo Hercules Sa-
xmins, den Felsenberkides um HOlfe wandte. Daher ist denn
auch eine »hebliche Anzahl von Inschriften in dem Brohl-
thale gefunden worden, welche dem Herkules gewidmet sind
Ton denen sowohl in dem Centrabnaseum rheinlandischer
Insdiriften von Lorsch, als in diesen Jahrbüchern gehandelt
worden. Der neueste Fund dieser Art ist auf einer Besitzung
des Herrn Hedicinalrathes Dr. Julius Wegeier zu Coblenz
aaf der Brohl^ in diesem Jahre gemacht worden. Ganz in
der Nahe der Orsbach's Sltthle wurde in einem von deuRö-
IM Hereulei SooMWiif .
mern berdls aosfcbeuteten Steinbrocbe eine Ära von T«ff-
stein mit einer lateinischen Inschrift gefunden, deren Lesnnf
aber bisher unserer und des Hrn. Dr. Wegeier Bemtthnag
nicht gann gelungen ist Die Schrift ist sehr nnregefanas-
sig und der Stein, an sich schon sehr pords, enthalt so Yide
Vertiefungen, dass die EnIsiiFetiing äusserst schwierig, ob-
wohl, wie wir glauben, nicht unmdglich ist. Anfiaog nad
Ende der Inschrift lauten:
HERCVLI SAXANO
SACRVM IVLIVS VIC
TOR ) PRO SE ET
COMMIUTONES
LEO. AVe?STA V.S. L. M
Hercuü Saxano sacrum lulius Victor centurio pro se eC
commilitones Legio Augusta. Votum solvit lubeim
merito.
Neben diesem Votirsteine wurde ein anderer gefiindeB,
welcher diesem Funde ein eigenthOmliches Interesse gibt.
Der suletst genannte Votivstein ist dem ersten genau nach--
gebildet, hat dieselbe Grösse, dieselbe Form , nur dass er
besser erhalten ist Dieselbe Inschrift, welche der erstge«
nannte Stein *trftgt , findet sich auf dem nweiten , aber aiobi
eingehauen, sondern mit gann feinen rothen Strichen tut den
Steinhauer vorgeseichnet Diese Striche sind indessen regel»
massiger, als die Schriftnflge auf dem erstgenannten Deak*
male, und merkwOrdiger Weise hören diese Siriohe in den
mittleren Zeilen, da wo das erste Denkmal schwer nu lesen
ist, auf. Ob sie nie da gewesen, oder spater rerschwunden,
wissen wir nicht nu sagen. Wie rerhalten sich nun beide
Voti?steine su einander ? Wir rerargen es IKemand, der hier
an die neuesten Nachrichten aber Rheinnabem denkt Aber
aa Ort und Stdle erfllbrt man niehta^ was diesen Gedanken
ncbtfertigte ; jedenfaDs mflsste derVersueh der VervielfaUi-
gmg rmr langer Zeit anf^tellt worden sein. Aber was
sollte denn abgebalten baben, das Werk bü vollenden? Es
können dann aber, wenn man diesen Gedanken nicht auf-
kommm lassen darf, rerschiedene Verhältnisse nwischen bei-
den Denkmälern gedacht werden. Wollte nun ein anderer
Widmender denselben Stein errichten? Fand man die Aus.
filhmng der Inschrift auf dem altern Steine an mangelhaft
und wollte man sie auf dem neuen^ Steine besser und regel-
mässiger herstellen? Gewiss ist, dass die Quadratarii die
ihnen aufgegebenen Inschriften nicht immer genau und ohne
Vehler auf den Stein tibertrngen. Erklärt wird diese Thatsache
hinlänglich durch die Bildungsstufe, auf welcher diese Stein-
hauer standen. Aber es scheint , dass sie nicht immer aus
Versehen Fehler in ihren Ausnhmngen auf dem Steine mach-
ten, sondern dass sie sich zuweilen auch absichtlich Vetfknr
demngen bei der Uebertragnng erlaubten. Wir schöpfen diese
Ansicht aus folgenderstelle. Apollinaris Sidonius sendet dem
Secandns eine Grabscbrift au mit dem Gesuche, fflr die ge-
naue Eintragung in den Marmor Sorge an tragen und av-
ansehen , dass der Steinhauer keinen Fehler mache , sei es
aus Absicht, sei es aus Versehen ^). Vide ut Vitium non fa-
dat in marmore lapididda: quod factum sive ab industria,
seu per incuriam , mihi magis , quam quadratario lividus le-
ctor adacribat. Aber wie sollten die Qnadratarii dann kom-
men, mit Absicht, de industria, eine Veränderung in einer
Inschrift vorauoehmen ? Sollten sie sich unterstanden haben,
diesea^^aus Scbalkheit an thnn? Wir aweifeln daran. Aber
wahrscheinlich geschah dieses so. Den Quadratariero wur-
den oft Inschriften aufgegeben von Leuten , welche in der
1) SidonH ApolUnarU opara. edit. 2. Sirmondi p. 76. epUt üb. III.
epitt XIL
188 Hetemhi SoMUtm.
wie in der OranmaUk echwaeh werea; üe
Qvadratarii yerbeMerlen mancheB Fehler vad so worden aie
geneigt aach dort Verbeflieniagea ananbringen, wo nebta na
rerbeseem ond ihre Verbegsemug eine Verscblinunemng wnr.
Sidonins Hess die Insdirift, woFon oben die Rede war, wat
einen Grabstein, welcher fir das Grab seines Grossvaten
bestimmt war, einhanen. Der Grossvater des Sidonins wnr
schon langst gestorben ; nufilllig kam Sidonins dam als man
im Begriffe war, dessen Grab mit vielen andorn Gräbern ca
nerstilren und der Erde gleich an machen ; um nun das Aa^*
denken seines Ahnen an dieser Statte an erhalten, verfer*
tigte Sidonins eine neue, lange Inschrift, die sofort an die*
ser Stelle eingehanen werden sollte. Fand man nun eben 8#
an der Brohl, dass der alte Stein au sehr durch die Seit
gelitten hatte, und fand ein spaterer Steinarbeiter oder Sd*
dat sich dnrch Arommen Sinn angeregt, den altem Stein er-
neuern an lassen f War der Widmende vielleicbt einer sei^
ner Vorfiihren, vielleicht ein Soldat , ein Centurio, der der-
selben Legion, denelben Cohorte angehttrt hatte? Dann
die römischen Soldaten in diesen SteinbrOchen beschüligt
waren ist bekannt; die Ramer und die rOmiseken Soldaica
krauchten diese Steinart nn ihren Banten. Lorsch, Central*
Museum U. S. 98 , sagt : «es sei bemerkenswerth , dass es
nach den von ihm mitgethdlten Inschriften gerade die Lo^o
X gemina gewesen sei, die au den Arbeiten in diesen Stein*
brtichen verwendet worden sei. Unsere Inschrift neigt^ inas
auch Soldaten einer Legio Augusta daau genommen wnnlen«
Bonn.
7. 9rr JKittprt^unn unterhalb tfinfica nv!t Hoa f^dfkxtVQ
bei #01111*
I.
Wober der bekannte Tburm ia Rhein unterhalb Bingen
Jen Namen Maneethurni erhallen , dar aber gibt et ver*
schiedenc Meinungen. Die Sage, welche diese Benennung
Ten ifim Ernbiscbofe Halto Fon Mains herleitet , ist gut er*
fanden, aber sie hat keinen hislorisclien Halt und setat das
Andenken dieses verdienten Mannes in ein falsches Licht.
Die Ableitung von Mauth, Manththurm hat viel Schein
fOr sich; aber wir halten anch sie nicht für die richtige^
weswegen wir eine andere su begründen suchen werden.
MuS| Muse konnit im Gothischea vor und bedeulet hier
Barnisch; dasselbe Wort hat sich auch im Hochdeutschen er»
halten« Museisen , welches noch in der Limburger Chronik
vorkommt, Musisen , Musenier bt ein Theil des Panaers , die
eiserne Bekleidung der Arme, im Deutschen erweiterte das
Wort seine Bedeutung und wurde allgemein vom Waffenplata
gebraucht Daher kommt Musbaus, Mäushus in alten Chro-
niken als Waffeuplalz, als Zeughaus vor. Das Zeughaus
selbst heisst auch Muserie. In Lübeck und in Braunschweig
wurden diejenigen Mitglieder des Rathes, welchen die Auf-
sicht aber das Zeughaus tibertragen war, Muse. Meister ge-
nannt. Dreyer leitet daher auch das Wort jlfiifketier ab.
Das Wort Muskete kommt allerdings im FranaOsischen Maus*
ficef, im Spanischen Mosqueie^ im Italienischen Moscbettö
vor; allein daraus folgt nicht, dass dasselbe nicht deutschen
Ursprungs sei. Die franaOsische Sprache hat nicht wenige
Worte ans dem Deutschen in sich aufgenommen, die ihren
9
130 Der MämeOiurm unterhalb Bingen
deutschen Ursprung gar nicht mehr verrathen. So wird
man in dem Worte Bivouac den deutschen Ursprung schwer-
lich errathen und doch ist das Wort nichts anderes als das
ieuisehe Betwachj Biwachj daher Bivouac! Der Musihwrm
ist hiernach nichts anderes, als ein WaiFenplatz, ein Ort,
welcher mit Waffen versehen ist und daher zum Schutze vob
Menschen oder Landern dient.
Es lassen sich noch andere nähere Belege für diese Ab-
leitung beibringen. Als Bonn noch eine Festung war, er-
hoben sich (wo jetzt das Hauptgebäude des Schlosses steht)
die beiden Bollwerke Katz und Mausi vor denen ein mäch-
tiges Aussenwerk fast den ganzen jetzigen Hofgarten be-
deckte. Diese Maus war ein Zeughaus, wie der Festuogs-
thurm, wie der Mäusethurm bei Bingen. Diese Mus, dieser
Musthurm in Bonn ist zerstört, aber die Erinnerung daran
hat sich nicht bloss in den Ueberlieferungen der Stadt Bonn
erhalten, auch eine Gasse Bonn's, deren Namen sonst mehr^
fach falsch gedeutet worden , bewahrt das Andenken an die^
sen Thurm. Die schmale Gasse Bpnn's, welche geradezu auf
die Maus oder Mus hinffihrte, erhielt und bewahrt daher
ihren Namen Mauspfad. Neben der Maus gab es in Bona
eine Katze. Wurde ein Bollwerk, ein Schirmwerk bei einer
befestigten Stadt Maus genannt, dann lag es sehr nahe, das
andere entsprechende, die Ratze zu nennen. Dieses gesehah
aber wahrscheinlich erst dann, als man die ursprflngliche Be-
deutung von Mus vergessen hatte und dafür an-eine Mauz
dachte. Auch das Wort Katze kommt an andern Orten als
zu Bonn in der bezeichneten Bedeutung vor. j^Da kamen,
schreibt die Limpurger Chronik, die feind in der nacht heim-
lich und spickten die Ratzen und stiessen sie an und ver-
brannten sie. Vnd verplieben deren von Frankfurt flinfiHf
todt.^ Die Stadt Trier nennt eines ihrer Thore das jlÜK^-
thor, porta musüis^ die Strasse Musthorstrasse. In den Oe-
stis Trevirorum tom. I. p. 380 lesen wir folgende SteUe:
und da» Bochkreu* bei Bonn. ISl
qnoqoe dutoditnm erat a fidelibits ecclesiae, qui
loadam die, siciit praeconsultimi fiieral per portam Moselim
(IhsOim) aoxiliarios intromittentes , victualibus et hominibus
sopervenieiitibiis manienint palatiam. Das Muslbor fQhrt hier
znm] Palatiam, welches in VerCheidigungszustand gesetzt wird.
Aach jetzt noch fflhrt dieses Thor zur Kaserne in Trier hin.
Ans den voranstehenden Mittheilungen erhellt auch, woher
die Bezeichnung K a t z e n k o p f \ d. i. Böller oder kleiner Mör-
ser stammt
II.
In einem kleinen Aufsätze, welcher in dem 26. Hefte die-
ser Jahrbücher S. IM abgedruckt ist, haben wir die An-
sieht zn begrfinden gesucht, dass das Hochkreuz zwisclien
Bonn nnd Godesberg zur Sfihne eines Todtschlages errichlet
worden sei. Indem wir auf dem dort betretenen Wege die
Erklärung gesucht haben, welcher Veranlassung das genannte
Denkmal seinen Ursprung verdanke, gelangten wir zugleich
in das Gebiet der mittelalterlichen Rechtsalterthfimer und zwar
an eine Stelle, die noch wenig aufgeklart ist. Zu denjeni*
gen Stellen, die wir damals zur Begründung unserer Erkift-
mng anführten, können wir jetzt noch zwei neue hinzufOgen,
in denen auch über das gerichtliche Verfahren selbst, wel-
ches bei solchen Strafen beobachtet wurde, nähere Anfschlflsse
gegeben sind. Wir verdanken diese Stellen dem Herrn Wal-
thierer zu Beilngries im baierischen Regenkreise, welcher
dieselben nach den Original - Urkunden aus dem Archiv zu
BeiIngTies in No. 6 des Nfirnberger Anzeigers vom J. 1860
veröffentlicht hat. Hier heisst es:
^1436, Montag nach Unser L Frauentag in der Vasten.
lianhart SebAehsterss, genannt Hecker , wird vor mehreren
133 Der MoHsethurm bei Bingen
genanDten Spnichleuteo mit Anna der Warnfritsrya gestiuit,
wegen des an ihrem Manne begangenen Todtschlages. Die
Aecker, um welche der Streit mit dem Wanifritz begaao,
blieben der Wamfritzyn und deren Kindern; die ebenfalls
zum Streite beitragende Geldschuld ist ab. Becker hat bin-
nen Jahresfrist eine Romfahrt und Achfahrt zu thiin und
darüber gute Urkunde beizubringen, ein Steinkreutz
setzen zu lassen, wo es ihm die Warnfritzyn weisen
wird. Ferner soll er derselben 12 flor. rh. zahlen und, 9
h. Messen an drei Orten ffir die Seele des Erschlagenen le*
sen lassen.^
«1463, Mittwoch vor Oculi. Grabenscheintz und Graben-
friedeil, Gebrüder zu Hirsperg haben Ulein Pöggel d. j. des
Ulrich Pöggel, zu Kaidorf gesessen, leiblichen Sohn, erschla-
gen. Sie werden nun von H^rrn Albrecht von WoI£st«in,
Pfleger zu Hirsperg, und Sebastian Ponlanter, Richter am
Berngau, als erbetenen Spruchleuten, mit dem Vater und den
Brüdern des Ulein auf nachfolgende Bedingung gesühnt: Bis
kommende Ostern lassen sie SO Seelenmessen lesen und ge^
ben 20 Pfund Wachs dazu; binnen Jahresfrist untemehaiui
sie eine »Romefahrt und eine Achfahrt.^ Sie lassen j^in
steyne kreutz fertigen und setzen an die cnndt do aoücher
totschlag geschehen.^ Den Hinterbliebenen zahlen sie 15 iL
rh. Beide Theile machen sich zu einer dem Herrsdiaflspfle-
ger verfiillenen Conventionsstrafe von 30 fl. rh. verbindlich,
falls sie diese Sühne nicht halten, oder deren Artikel nner-
füllt laasen.«^
Die Errichtung eines Kreuzes zur Sühne eines Todtschla-
ges wurde von den Gerichten als ordentliche Strafe verhängt
Allein ausser dieser Strafe mussten die Todtschlager sich
noch andern Strafen unterziehen und dazu gehörte in Devtsch*
land die Aach fahrt. Aber was ist eine Aachfahrtf
Achfabrt wird in dem 17. Bande des oberbawrischen Ar-
durch eine WallfUirt nach Achen am Acheaser uiTy»
und das Uockkreuz bei Bann. 133
rol erklärt. Herr Walthierer weist auf Schroer, Nachtrag
zum Wörterbuch der deutschen Hundarten des ung^arischeo
Berglandes (Wien 1853) hin , zur Begründung der Ansicht,
dass hier unter Achfahrt eine Bussfahrt nach Aachen zu ver-
stehen sei. Dieser Ansicht muss man beipflichten. Aachen
reihte sich im Mittelalter den grossen Wallfahrtsorten : Jeru-
salem, Rom und St. Jakob von Compostella an. Bei der
Heiligthumsfahrt erschien eine zahlreiche Prozession selbst
aas dem entlegenen Lande der Ungarn ! Wie man eine Rom-
fahrt machte, so machte man auch eine Aachfahrt, eine Pil-
gerfahrt nach Aachen. Solche Wallfahrten unternahm man
ans eigenem freien Antrieb, oder sie wurden jemand in der
Beichte als Busse auferlegt, oder endlich sie wurden jemand
von dem Gerichte als Strafe zuerkannt. Dem Grafen Felix
von Werdenberg wurde, weil er den Grafen Andreas von
Sonnenberg ermordet hatte, von den kaiserlichen Commissa-
rien unter Anderm folgendes als Strafe auferlegt: „Er soll
dise nachgehende Kilchfart thun und von dem wallen und rei-
sen nit lassen, bis dass die all vollbracht werden : die ersten
gen Jerusalem, die andere gen Rom, die dritte gen Sanct Ja-
kob und die vierte gen Auch.^ ^) Auchj ist hier Aachen ; die
Aachfahrt wird auch Ochfahrt, Ochvart genannt, wie
das Volk in Aachen selbst die Stadt Aachen Ochen, Och-
gen ausspricht. Die Aachfahrt erscheint uns hier als ein
interessanter Beitrag zu den deutschen Rechlsaltertbümern,
welcher den Stoff zu weiterer Untersuchung bietet.
Bonn.
Prof. Braan«
1) 8. VMoiti, Gesohiohta dar Orafea ron Montfort 5. 651. Vgt.
Dr. Märeker im Anzeiger für Kunde der deataehen Vorzeit.
N. F. 7. Jahrgang. 1860. N. 19.
8. Whaxfd^t Mttlttißrhtr.
Bekannt bt schon manchem Leser dieser Blätter itr glick-
liche Fund sweier römischer Meilensldne, die im Jahr 1856
dem Flussbett des Rheins bei S aisig, einem Dorfe am
linken Ufer unseres Stromes, eine Stunde oberhalb Boppard,
wieder abgewonnen und durch die Aufmerksamkeit des Nas-
sauischen AlterthumsFereins und des kundigen Conacnraton
am Museum der Altertbümer eu Wiesbaden, Dr. K.Bo8^-
sei diesem Museum angeführt worden sind. Letaterer Um-
stand darf uns nicht hindern, auch hier von diesem Funde,
der ursprünglich unsrer Sammlung augedacht war , Akt sa
nf hmen, wobei wir uns auf den Bericht fiber denselben durch
den genannten Dr. Rössel in den Annalen filr Naasauiscbe
Alterthumskunde und Geschichte, Band VI. 1859, beaiehen.
Lange waren diese beiden Steine als ein besonders bei
niedrigem Wasserstande die Schifffahrt belästigendes Hinler-
niss den Schiffern der Umgegend bekannt. Mancher venao-
thete kostbare Marmorsäulen, Andere dachten an dort mög-
licher Weise versenkte schwere Geschfltae, bis endlich die
Königliche Wasserbaubehörde jra Coblena bei Gelegenheit von
Baggerarbeiten und Strombauten diese Steine heraufhebea
Hess. Es sind sedis Fuss hohe Cylinder von Sandstein mit
einem Durchmesser des einen von 16, des andern von tt Zoll;
Obgleich die darauf eingegrabenen Inschriften durch die Lange
der Zeit, durch das Wasser und durch SchiiDbkiele und Floss-
stamme, die an ihnen Jahrhunderte lang vorbeigestreift haben,
Böudscke MeUmuiek^. 1S5
tteilwcMe «deseriidi geworden wbA , so bat doch Dr. Bos«
id «as defli noch Lesbaren nadigewiesen, dass der eine Stein
snr Zeit des Eaisers Blagabal , reg. 218—228 » der andere
xir Zeit Aoreliansi reg. 270 — 272, errichtet worden ist Sie
bestätigen uns die Existenz einer römischen Heerslrasse lAngs
des Bbeioe von Mains bis Coln, deren Meilen, oder genaver
gilliscbe Leuken von Mainz an, y^A. MOG.^, als dem Haupt*
orte der damaligen Provinz Germania superior, gerechnet
wurden« Auf dem einen Steine ist die Leukenanzahl vom
aUea Hoguntiacum bis zum ursprünglichen Standorte der
Säule auf 29 berechnet, auf der andern liest man jetzt, aber
oavoIlBliiidig, 25f urqHünglicb vielleicht 27 oder28j so dass
diiser Stein als einer der nächsten nach Mainz hin auf den
enteren folgte. Diese Zidilen entsprechen ziemlich genau
ier Entfernung des Fundortes der Sieine von Mainz, so dass
MC von ihren ersten wirklichen Standorten nicht gar zu ent-
fernt lag«n. Sie geben aber jedenfalls, davon Zeugniss, dass
auch in jenem engen Bheinthale zwischen Bingen und Cob-
lenz eine römische Strasse vorbanden war, für deren Erhal-
tng man auch zur Zeit der beiden genannten Kaiser Sorge
getragen. S^ wd sie nicht uninteressante Bausteine zur Ge*
schiebte des römischen Lebens in unserip deutschen Vater-
lande, — so wie sie jetzt, nach vielen Jahrhiinderten ihrer
Verborgenheit, ein werthvoller Schmuck des Wiesbadener
Mnseuum aind» in dessen Vorhalle sie aufgestellt worden«
II.
Von weit unvollkommnerer Beschaffenheit ist d^, was das
Museum vaterländischerAlterthOmer jsuBonn von rOmischen
Meilensteinen besitzt. Es beschränkt sicb^ dies auf drei kurze
Sänlenfragmente, keine überSPusaiocb, und nur auf zweien
derselben findet sich eine Zeitbestimmung. Das erste, unweit
Bemagea gefundene Cy|inderstflck gehört der Begierungszeit
des Kaisers Antoninus Pius an, reg. 188—161; das zwdte
1S6 AAn^fcAe
in der Nahe Ton COln gefundene ist ans der Zeit des Flo*
rianus, reg^. 276; das dritte Fragment, am St. Thomas bei
Andernach gefunden, ist ohne Zeitdatnm. Vergl. Lorsch«
Centralmusenm I. S. 51. II. 8. 64. Ov er heck, Katalog
des Rheinischen Museums, Bonn 1851. No. 10. 11. 13.
Die sammtlichen bisher in der Rheingegend gefundenen
Meilensteine hat kArelich Prof. Klein in Mains flbersieht«
lieh im Rheinischen Museum fQr Philologie, N* F. XV. n.
sannnengestellt Bs sind dort 36 Steine aufgeflihrt.
IIL
Da solche Meilensteine wichtige topographische und chro-
nologische Zeugnisse besonders fiberAnlagCy Piege «ndVer-^
besserung rdniscber Heerstrassen in dem weiten Umfange das
alten ROmerreichs liefern, so theilen wir hiemach acht In-
schriften von Denksteinen dieser Art mit, die einer noch ent-
flemteren römischen Provins, der Prov. Tarraconensis in Bis-
panien angehören, in Braga, der alten Bracara Augusta,
jetst Hauptstadt der nördlichen Provins Portugals Bntre Minho
oDouro sah der Unterzeichnete im Jahre 1834 auf demPlatse
CarvalhAes de SAo SebastiAo swOlf mehr oder weniger gut
erhaltene, 8 bis IS-Fuss hohe Meilensteine aufgestellt, deren
Inschriften er, soweit sie noch lesbar waren, genau abge.
sehrieben hat. Nur einige derselben sind in des Portugiesen
Jeroaymo Contador Argote Werk, de anCiquitatibvs conren^
tus Bracarae Augustae, Olisipone 1738, 4, jedoch nicht gaas
correkC, aufgenommen. Ich gebe daher hier acht derselben,
die am besten erhaltenen, und welche zugleich geschichtliche
und Ortliche Data liefern, chronologisch geordnet. Sie ge«
hOren den drei ästmi christlichen Jahrtanderten an und tra-
gen den Charakter ihrer Zeit; die alteren halten sich in ein-
facher KOrse , die sp&teren gefirilen sich , so unbedeutend
auch die darin genannten Kaiser waren, in adulatorischer
Breite.
Bimitche Meilenüeine.
197
I.
D1VI IVLI AV6
PONT MAXIMVS IMP
VIII CONSVLV TR POTEST
XXIV BRACARAV6
IUI
II.
TI CLAVDIVS CAESAR
AVGVSTVS
GERMANICVS
PONTIFEX MAX
IMP V COS III
TRIBVNICIA POTES
TÄTE 111 P. P. BRACA
IUI
III.
IMP CAESARI
TRAIANO UADRIA
AVG
PONTIF MAX
TRIB POTES XVIII
COS III P P
A BRACARA AVft
MPXUI
IV.
IMP CAES DIVI SEVERI PII KIL
DIVI ■ MARCl ANTONINI NBPOS
OIVI • ANTONINI PII PRONEPOS
DIVI • HADRIANI • ABNEPOS
DIVI - TRAIANI ■ PART • BT OlVl
NERVAB ■ ADNBPOT •
M ' AVREUO • ANTONINO • PIO ' PEL ' AVC
PART ■ MAX • BRIT ' MAX •
GBRMANICO ■ MAX •
PONTIFICI • MAX .
TRIB • POT ' XVII IMP • DI
COS IIU P. P. PROCOS I
1S8 JUMcdk« MeUeiuteme.
V.
SEVERI PII NE . . . ANTONINI PH
MAONI, nuo
ANTONIN
PONT MA
COSH PROC
FORTISSI
PRINCin
A BRACAR
M P III
VI.
IMP CAESAR 6 IVUVS
VERVS MAXIMINVS P-P*
AV6 ' GERMANIC • MAX • DACIC
MAX SARMATIC • MAX PONT
MAX TRIB • POTESTATIS
V IMP* VII PP COS -PRO
COS- ET 6 «IVUVS VERVS
MAX • NOBILISSIMVS CAESA
GERMANIC • MAX • DAOC
MAX 'SARMATIC MAX PRINCEP8
IV VBNTVTIS • PIUVS • D • N • IMP • C
IVU VBRI MAXIMINI P ' P • A VG
VIAS ET PONTES TEMPORE
VETVSTATIS CONLAPSOS (sie)
RESTITVERVNT CVRANTE Q
DBCIO * LEG * AVGG PR PR
ABRA'AVG-MPI
Bßmseh» MeUernUkM. 1S9
VIL
IMP AC NOBIUS
SIMO CAES PRINCIPI
IVVENT M AVREUO
CARINO P. F. INVICTO
AVO P. M. TR POT COS PROCOS
A BRAC
M P VI.
AVO
MAX
TRIB POTEST IIX
COS lil P P
A BRACAR AV6
ASTVR
MP . .
1. Vierter Meilenstdn, wie alle fllirige ron Bmcar» ras
gfMhU. Dieser aus 4er Regieningtacit des Tibet; reg.
14-87.
9. Vierter Meilensteiii , aas 4er Zeit des Claudim, reg.
41— S4.
5. DreiseiiBter Meilenstein, ans der Zeit des Hadrian, reg.
117 — 138. Ihm ftlinlich ist der zwanzigste MeilMstein die-
ser Strasse, der in dem Städtchen Ponte de Lima aufgestellt,
ist 8. Zimmermann's Zeitschrift fOr Alterthnmswissensrhaft.
1840. S.7S1. 11.
4. Denkstein zu Ehren des Caracalla; reg. Sil — 217,
Sohns des Kaisers Severus. ihm ähnlich wiederum der 20.
Stein in Ponte de Lima aufgestellt, a. a. 0. S. 731. I.
6. Dritter Meilenstein aus der Zeit des Elagabal; reg.
S18— S22, der sich den Sohn des Caracalla nannte.
l46 Römische Meilensieine.
6. Ersler MeilensteiD, aus der Zeit des Maxiainus Thrax,
reg:. 235—238, und dessen Sohnes, des Caesar lul. Veros
Maximus, zu deren Zeit, wie auf dem Steine bemerkt wird,
die durch Alter verfallenen Heerstrassen und Brücken die-
ser Provinz wieder hergestellt worden waren. — Aehnlich
ist der 18. Stein aus derselben Regierungszeit, in Bertiando
aufgestellt. S. Orelli 965.
7. Sechster Meilenstein, aus der Zeit des Carinus, reg«
283-284.
8. Ein Meilenstein, zwar nicht mehr zu bestimmen der
wievielte der Heerstrasse , auf welchem aber nicht nur der
Anfangspunkt der Strasse Bracara, sondern auch der Eud*
punkt derselben, die Stadt Asturica, des heutigen Astorga«
genannt ist.
Das Antoninische Itinerar giebt vier verschiedene Heer-
strassen von Bracara nach Asturica an, von welchen nur
eine in möglichst gerader Linie über das hohe Gerezge-
birge das Land der Callaiker oder Gallaecia und Asturien
verband, dagegen die Anderen im Zickzack eine Menge Stjldte
oder Maiitärpositienea in Zusammenhang brachten; Mum
Theil kühne Werke römischer Grossartigkeit und Beharr-
lichkeit, die aber jetzt nur noch hier uqd da durch ihre
Trümmer, einzelne Brücken und eine grosse Anzahl solcher
Meilensteine aufzufinden sind.
Portugal und Spanien bedürfen noch einer besonderen
Theilnahme und Untersuchung in Bezug auf die dortigen
römischen Alterthüfuer. Für die Inschriften wird jetzt diese
Aufgabe durch die Reise des Dr. Hübner auf die befrie^
digcndste Weise gelöst werden, welcher bereits der Berliner
Academie mehrere interessante Berichte aus Spanien einge*
sandt hat. Vergl. Monatsberichte der Akademie der Wis-
senschaften zu Berlin, Maiheft 1860 und ff. — lieber die in
Poitugal noch verhandenen römischen Alterthfimer überhaupt,
Bauwerke, Sculpturen und graphische Denkmäler vergl. des
Ramische Meilensteine, tu
Dnterseiclinef en : Erinnerungen aus Sfideuropa. Geschichtli-
che, topographische und literarische Mittheiiungen aus Ita-
lien, dem südlichen Frankreich, Spanien und Portugal. Ber-
lin 1851. S. 195—304.
Bonn, im November 1860.
Cs Bellermanii«
9. tfrimce-lampei ein tfraberfunH oom McrUftr^ttn.
(Hierzu Tftf. II, 3. 4 5. 6. 7. 8.)
All den dem Rheine zugekehrten Abhänge der Hflgelketfe
bei der Stadt Calcar, deren höchste Punkte Calcarberg, Mon-
reberg und Plrenberg heissen, führt fast auf der Hftlfte des
Weges zwischen dem Monreberg und Pirenberg von der Höhe
des sich westlich von dem Bergrücken bis zum Niersthale
ausbreiteuden Hochlandes, durch Bergschlucbten ein Waldweg
in die Niederung, welcher von seiner Benutzung (die Bewoh-
ner der Hnhe bedienen sich seiner zum Hinaufschaffen ihres
Wasserbedarfs aus dem in der Niederung fliessenden Gewäs-
ser Munt) der Wasserweg genannt wird. Starke Regen-
güsse schwemmen diesen Bergweg regelmässig aus. Nach
einem solchen Ereignisse traten im Spätsommer dieses Jah-
res, als man zur Ausfüllung der ausgetieften Sohle des We*
ges die Bergwand abgrub, im unteren Drittel des Weges
hart an diesem und nahe beieinander zwei in die Bergwand
eingesenkte römische Aschensärge zu Tage, welche von einer
Menge unregelmässiger Bruch- und Tuffsteinreste umgeben
waren. Die etwa V hohen, ebenso langen und IVi' breiten
Särge waren aus Tuffstein, aussen roh, innen glatt gearbei-
tet und mit fiberstehenden Decksteinen von weissgelber Farbe
fest geschlossen. Sie enthielten Schalen, Krüge, urnenartige
Gefhsse, Thonlampen, Asche und Knochenreste. Die Knochen-
reste des einen Sarges wurden von einem Sachkundigen als
einer Kinderleiche angehörig erkannt; dieser Sarg enthielt
ausser einer flachen Schale von Siegelerde mit dem TOpfer-
zeichen GRACVNASF (Fig. 7) auch die auf der beiliegenden
Bronce^Lampej ein Gräberftmd eom iViecferrAetn. 14$
ZeidumDg (ilg. 8 von der Seite, Fig. 4 von oben) abge-
bildete interessante wohlerhaltene Lampe von Bronze, welche
rieh jetflt im Besitze der Eigenthflmerin des Monreberges,
des nrftnleins J. Ponek zu Goch befindet.
Die Lampe stellt einen Fisch dar, unter dessen erhobener
Schwanzflosse ein kleinerer delphinartiger Fisch so ange-
bracht ist, dass dadurch ein Oehr zum Durchstecken des Pin-
gen beim Tragen gebildet wird. Der kleinere Fisch ist dem
grösseren in sehr gefälliger Art angefOgt; die Schnauze
schemt sich unter der Schwanzflosse einzubeissen , der Kör-
per ist bogenförmig gekrfimmt, die Schwanzflosse liegt filcher«
Armig ausgebreitet auf der Bauchflache des grösseren Fi*
sches. Durch diese vollkommenere Construction des Oehrs
VDteiseheidet sich diese Lampe von einer ahnlichen, welche
sich im Königl. rfaein. Museum vaterl. Alterth. (luv. 638.
Orerbeck*s Katalog S. 122) befindet. Steckt man den Zei-
gefinger durch das Oehr und Ifisst dieses zugleich auf dem
gebogenen Mittelfinger ruhen, so kann man auch ohne Mi(-
balfe des Daumeos die Lampe sicher und bequem tragen.
Dieselbe ist aber auch zum Stehen eingerichtet. Hierzu die*
Den die im Dreieck stehenden drei Bauchflossen, zwei vor-
dere und eine hintere.
Zum Aufhangen ist die Lampe mit 3 Kettchen versehen,
welche, obgldch in mehrere Stücke zerfallen, doch noch bei-
nahe vollständig erhalten sind und von welchen zwei an den
hinter dem Kopfe liegenden durchbohrten Seitenflossen, die
dritte in der Mitte der ebenso durchbohrten und wie die er-
steren mit einem durchgezogenen Ringe versehenen Schwanz*
fiome befestigt sind. Die beiden vorderen Kettchen sind etwa
11^', die hinteren 9%" lAog; jede tragt an ihrem Ende einen
kleinen Ring, dazu dienend eingehakt zu werden, wenn die
Lampe aufgehängt werden soll. Das hintere Kettchen ist
■och dadurch ausgezeichnet, dass an ihm in verschiedenen
Abstanden zwischen die Kettenglieder den Schlussringen
tu Bronce^Lampe^ ein Gräberfund tom Niederrhein.
gleiche Ringe elugefügt sind, offenbar m demZwed^e, iiean
Kette beim Hängen beliebig verkürzen zu können nm beim
alliDähligcn Verbrennen des Oeles dieses letztere dem Dochte
besser zufliessen zu lassen. Von den beiden SeitenkeCten
besteht die rechte aus 4i Gliedern und ist offenbar Follstän-
dig erhalten, die linke bat noch 43^ die hintere 39 Glieier.
An der letzteren finden sich die erwähnten Verkflrzungsringe
zwischen dem XI. und 12. y dem 17. und 18., dem Sl. md
32. Gliede eingefügt.
Die Kettenglieder selbst sind aus Metalldraht geschouick«-
voll gearbeitet und bestehen aus Doppelgliedern von bin-
fOrmiger Gesfalti paarweise so zusammengefügt, daas die
aus ihnen zusammengesetzten Ketten vierseitig erscheinen. Bei
der Ansicht von vorne sieht man nur einfache Glieder vad
zwar hier wie an der entgegengesetzten Seite diese mit den
breiten Enden nach oben (Fig. 5), an den beiden anderen Sei*
ten aber nach abwärts gerichtet, während man bei einer hal«
ben Drehung (Fig. 6) die Doppelgliederung bemerkt.
Die Lampe ist zum Theil leicht mit Grünspan ttbercogOD,
an anderen Stellen aber ganz blank und glänzend. Sie ist
von der Schnauze bis zu der Kopfflosse des als Heakd die*
nenden kleineren Fisches b" 3'" lang, V 4"' hoch imd xwU
sehen den Kopfflossen 2" Ü*' breit. Die Schwanzflosse ist
2" 1'" breit; jedes Kettenglied A'" lang und 2'" breit Daa
Gewicht der Lampe mit Einschluss der Kettchen beträgt
21 Va Loth n. G.
In dem Aschensarge fand sich die Lampe auf dem Boden
stehend und auf ihr lag ein runder, spitz zulaufender Sttft
von demselben Metall, 4!' S'" lang und y,« Loth schwer,
offenbar zum Berausstochern des Dochtes bestimmt (Fig* 8).
Goch im Dezember 1859.
10. iteilrSge jur rl^rinlSnlrtfc^fn ^nfc^nflrnkunbe.
Wiewohl rieh seit längerer Zeit, vielseitig und wohlbegrfin-
deC, das Bedfirfniss ffihlbar gemacht hat, eine dem heutigen
Stande der epigraphischen Kritik entsprechende möglichst
volbtftndige Sammlang der römischen Inschriften der Rhein-
lande, d. h. der rheinischen Vorlande der römischen Provinz
Gallien, ab Fortsetzung und Erweiterung des Lersch'schen
Centralmnsenms rheinlandischer Inschriften veranstaltet zu
sehen: so dflrfte doch die durch das projektirte Corpus inscri-
ptiottum latinamm beabsichtigte und, soviel bekannt ist, in
gatem Fortgange begriffene Zusammenstellung aller römi-
8cben Insehriften zunächst die Bemühungen auch der rheini-
sclien Epigraphik zur Förderung dieses grossen Zieles um
80 lebhafter in Anspruch zu nehmen berechtigt sein, als nur
aaf dem Gmnde tfichtiger und grflndlicher Vorarbeiten der
lacalen Detailforschvng der fflr Alle bestimmte Gesammtbau
mit Erfolg aufgeführt werden kann. Die Hauptpunkte und
Erfordernisse , auf welche es dabei am meisten anzukommen
hat, sind, wie uns dfinkt, etwa folgende. Vor Allem fflr*s
ErBte die möglichste Vervollständigung desMateri]als
d. h. des Inschriftenscbatzes selbst, sei es durch Aufsuchen
and Veröffentlichung der öfter in Privatsammlungen und Woh-
nungen oder öffentlichen Museen vergrabenen oder in hand-
MbriftKchen Quellen oder seltenen Druckwerken überliefer-
ten kleinem and grossem inschriftlichen Denkmäler, oder
auch durch Beleuchtung der Schicksale einzelner Inschrif-
ten, der Gesehichte ihrer Publikation und die Kritik
des Verfabrens und der Methode ihrer Herausgeber und Be-
10
146 Beüräge zur rheinidndischen buchriflenkunde.
arbeiter. Daran reiht sich weiter die nicht oft genog; jri
wiederholende Wiedervergleichung der noch vor-
handenen Originale mit deren Veröffentlichungen, 2a-
mal bei der Erwägung, dass öfter eine besondere epigraphi*
sehe Beobachtung oder Entdeckung zu ihrer allseitigen Be-
stfttigung und Begründung geradezu eine neue Durchverglei-
chung der Originale unumgänglich erfordert. Mit beiden
Anforderungen steht im engsten Zusammenhange das fort-
gesetzte, durch den Fortschritt der Inschriftenkunde ge-
botene, Studium der epigraphischen Texte, und die
auf mannigfachen Wegen zu versuchende Entzifferung
bisher als unleserlich aufgegebener Inschriften, deren ver-
waschene Züge und Jahrhunderte lang verschlossener bbalt
sich oft in glücklicher Stunde dem geübten Auge und der
scharfsinnigen Combination des unermüdeten Forschers cr-
schliessen. Dazu kommt endlich die Ausdeutung und I n-
terpretation der überliefertenlnschriften selbst,
welche bekanntlich so häufig durch die speciellsten loca-
len Beziehungen ein Licht nnd eine Bedeutung erhallen,
welche zu ihrem vollen Verständnisse unerlässlich sind, lodern
zu allem Diesem in Folgendem einige Beiträge und Belege
gegeben werden, erscheint es zweckmässig, die Insebriften
öffentlicher Denkmäler und offizieller Urkunden den
Grab- und Votivinschriften voranzustellen.
•
I. Oeffentliche Denkmäler.
Die Zahl der Urkunden dieser Art in den fUieinlanden ist
in der neuesten Zeit durch eine leider fragmentirte zu Al-
te nburg an der Aare bei Windisch (Vindonissa) auf«
gefundene , jetzt zu Königsfelden aufbewahrte lasehrift
vermehrt worden, welche als das älteste Zeugniss iber die
vorgenannte römische Militärstation in dem^Anzeif er fAr
Schweizerische Oeschichle und Alterlliuniz-
Beiiräge nur rheüüdndiichen Inschriflenkunde, 147
kiiBde.* VL Jahrg. n. 1 u* 2. Jani 1800 von Hrn. Dr. H.
Meyer besprochen wurde, welcher sich durch seine schäU-
kure yGescbicbte der XI. und XXI. Legion^ (Mit-
thciL der anüfuar. Ocsellschafl in Zürich. VII. Bd. & H.
1853. vgl. Jahrb. XXII. S. 108 ff.) namhaftes Verdienst um
die Geschichte der milifarischen Organisation der Römer am
Biieine erworben hat. Dieses in schönen und tief einge-
sehnitteaen Zügen von ungewöhnlicher Grösse gehaltene Frag-
ment beurkundet sich ohne Zweifel als Theil einer Aufschrift
eioes öffentlichen Denkmals aus Vindonissay von wo es in
spät-römischer Zeit mit andern Trümmern nach A 1 1 e n b u r g
verschleppt worden sein mag. Die Tafel selbst ist 4' 6"
lang und 3' breit ^ die Buchstaben der ersten Zeile beinahe
1 ' hoch. Die Reste der Schrift laufen :
0 * CAESARS
POTESTAT • X
0 • POMPONIO * S
0-LEGATO-AVGV
wobei noch eine Spur von C im Anfange der zweiten Zeile
a«f das vorhergegangene TRIBVNIC hinweiset. Es bezieht
sich diese Inschrift nftmlich offenbar auf den auch als Dich-
ter hochgefeierten L.Pomponius Secundus^)j welcher nach
Tacit. Ann. XII, 27 unter Kaiser Claudius (41—51 n. Chr.)
die Stelle eines kaiserlichen Legaten in Obergermanien be-
kleidete und mit den räuberischen Chatten glücklich kämpfte ;
C8 ist somit durch unser Fragment ein direktes Zeugniss für
die seither schon aufgestellte Annahme gewonnen , dass un-
ter Claudius die MilitargrSnze am Rhein organisirt und in
Folge dessen die Legio XXI in Vindonissa inr Standquar-
tier genommen habe. Die Anwesenheit des kaiserlichen Le-
1) Uaber dat bald als Lnoias, bald als PabUas oder Qaintas be-
saiehneta praenomen des Pomponias Seoundiu Tgl. Pauly Real-
enc. V, p. 1879, n. 84.
148 BeUräge wr rJMnlAMfifeften b$$ditiflmJnmde.
gaten Pomponius ftUt aber naeh iem Cknge der bei Tad*
tos erzählten Ereigntne in die Jalire M nnd 51 n. Cto.,
was liier wieder genau mit der tribanida potestas X des Kai*
sers Ciaodins (M n. Chr.) znsamnien Allt : es ist deBaadi
offenbar der Namen des Kaisers Claudius vor CAESARE m
ergänzen und demnach su venrolktändigen (vgl. Or. 715);
[TI - CLAVDI]0 • CAESARE - [AVGVSTO ' GERMANICO * FONTIP • HAX*]
[TRIBVNIC] POTESTAT -T (IUP* XVI -COS -IUI «COS • DESIGN* P-P-]
[C£NS'LVCI]OPOMPONIO*SrECVTfDO .]
[ ]OLEGATO-AVGV[STI .]
Es wird zugleich aber durch diesen Fund, wie Hr. Dr.H»
Meyer a.a.O. S. 105 mit Recht bemerkt, auch ein weitcrea
bereits 1849 ebenfalls bei Altenburg ausgegrabenes
Fragment als Theil eines denselben Legaten betreffenden tf*
fentlichen Denkmals zu deuten die Möglichkeit gegeben. Auf
einer grossen prächtigen Steinplatte findet sich nämlich der
spärliche Deberrest dreier Zeilen einer Inschrift, deren Buch-
staben mit gleicher Eleganz, wie auf der obigen, geschnitten
und ebenfalls 1' hoch sind; sie lauten nach Mommsen Inscr.
Helv. n. 248:
AVGVSTO
VNDO'LEO.AV
LEGIO
was sich naeh dem oben bemerkten leicht ergänzen lässl:
[TICLAVDIO * CAESARE] AVGVSTO [GERMANICO - PONT* MAX* TRIB*
POT ' "X- IUP • XVI • COS • ini • COS • DESIGN • P • PJ
[LVCIO'POMPONIO-S£qVNDO*LEGAV[GVSn
[....... JLEGIO [XXI R
indem zugleich nach LEGIO die Zahl XXI, wie auch
Mommsen anniamit, gewaltsam ausgemeisBelt warte: es
rührt demnach letztere Inschrift wohl von einem Denkmale
her, welches die Legio XXI Rapax errichtet hatte, was flbri«
JMirdl^ mr rhmmUbkAtdkm bu^rifteiüamde. 149
f€M aach bei jeaen ofcigra ier Fall gewesea au seia
Mfceial *).
n. Orabaebriftea.
Bßcht minder bemerkenswertb and in mehrfacher Hinsicht
von grossem epigraphischem Interesse sind auch die Beiträge,
welche au den Grabinschriften aus römischer Zeit in den
Rheinlandea theils in noch nnedirten, theils unrichtig
gelesenen und falsch gedeuteten Stcindenkmalernge-
gegeben werden können. Voranausteilen sind darunter 3 dem
an iaachriftlichen Denkmälern so reichen Boden von M a i n a
and seiner Umgegend entstaamiende Grabinschriften von S o 1 •
dalen, welchen längere , in metrische Form eingeklei-
dete Ergüsse des Sciuaeraes und der Klage beigefügt sind,
die theils den Verstorbenen selbst in den Mund gelegt werden,
didia nach von deren Angehörigen und Freunden als Nach-
ruf gewidawt siad. Es sind diese metrischen Grabinschriften
2) Aa gloiohem Fundorte wurde jUngat auoli dat ebenfalls jetzt
Im alten KlostergebSude sa Königs felden aufbewahrte Q r a b-
stein eines rSmisoben Reiters mit Reliefbild entdeckt, dessen
Inschrift leider gSnslich serstSrt ist Das Reliefbild, Yon dem
In dem nAnselger'' a. a. O. Tafel II eine Abbildung und
8. 107 f. eine Besohrelbung gegeben ist, enthält die gewöhnliche
Darstellung eines Reiters in roUem Galoppe, der mit der Lin-
ken den Zllgel des Pferdes und den oralen SohUd am Riemen
festhflt, während die Rechte eine lange Lanze gegen einen un-
ter dem Pferde niedergeworfenen Feind kehrt, der Im Begriffe
ist, das Dolchmesser dem Pferde In denBauoh su stossen: hin-
ter dem Pferde schreitet ein mit Helm und Waffenrock aus-
gestatteter Mann her; das ganze Bild Ist In seinen Einzelheiten
nicht mehr deutlich. Insbesondere die NationalitXt des Feindes
aus Bekleidung und Bewaffnung nicht mehr zu erkennen ; ähn-
liche Darstellungen bei Fuchs, Gesch. v. Mainz, p. 100. Taf. XIII.
Ze|lMhr. d. Mainzer Vereins. 1859. II. B. 20& n. 36.
ISO BeUrägß »ur rheinländischen Imchriftenkunde^
des Rheinlandes von um so grösserem Interesse, da Mcse Art
von Ergössen gerade auf Grabsteinen von Soldaten als «ehr
selten bezeichnet Wfrden muss. Den bei Orelli-Henaen
6686 und 6788 aus Aquileia und Brrscia beigebrachten rei-
het sich zunächst die erste dieser in Zahlbach beiMains
gefundenen Grabschriflen an, welche weder bei Fuchs,
Lehne und Steiner, noch auch von Lersch in diesen
Jahrb. V. VI. S. 306. n. 196 genau wiedergegeben and mu
dem erreichbaren Abschlüsse vervollständigt worden ist. Sie
lautet nach den uns vorliegenden wiederholt verglichenen
und studierten Abklatschen also:
CIVUVSC-P-VOLT
CARC * NIGER - MI
LES • LEG * II • ANNoR
XXXXV • AER • XVII
H S E *
HOSPES - ADES • PAVCIS - ET * PERLECE - VER
SIBVS * ACTA - AETERNVM • PATRIAE * HIC
BRIT • IPSA • DOMVS • HIC • ERIT • INCLVSVS • TVMV
LO * HIC * I VLIVS - IPSE - HIC * CIMS * ET * CARD - COR
PORE • FACTVS • ERIT • CVM • MER • IVCVNDE
AETAS • FLOREBAT • AB • ANNIS • ADVENIT • FATIS
TERMINVS * IPSE * MEIS • VLTIMVS • IPSE * FVIT
XXXXV • ANNVS • CVM • MIHI • FAJALIS • VE
NIT * ACERBA - DIES ' HIC * ECO * NVNC * COCOR
STYCIAS • TRANSIRE * PALVDES* SEDIBVS - AETER
NIS * ME ' MEA ' FATI • TENENT • ME • MEMINI f CAL
LIR» NATVM* CAROQ • f lARE .. S • ET • MILES • COLLO«
FORTITER • ARM ... LI • CAVDIA • CRVDELIS • TRI
BVIT • MIHI- NV HCVLTOS • ARTVS • TER
RA • CINISQ OCNATVS
MILES • LEO • II vP TERIS
EIVS , .EST
BeUräge mr rhemländüchen Inschriftenkunde, 151
Mit Aiiil09uii{^ der Abbreviaturen uoil Zusammenordnnng
der Verse g^estaltet sich der Text dieser Grabschrift in fol-
gender Weise zu einem Eingänge und Schlüsse nebst da-
swischen geschobener Anrede des Verstorbenen an den vor.
fiberaiebenden Wanderer in einer aus 7 Distichen bestehen-
den metriBchen Composition:
Gaivs Julius y Gai filins, Voltinia, Carcasone, Niger, miles
legionis secundae, annorum qnadraginta quinque, aerum sede*
cim, hie Situs est.
Hospes, ades pancis et perlege versibus acta:
Aetemum patriae hic erit ipsa domus.
Hie erit inclusus tumnlo hic Julius ipse,
Hic cinis et caro corpore factus erit.
Cum nea iucunde aetas florebat ab annis , 5
Advenit fatis terminus ipse. meis.
ültimus ipse fnit quintns quadragesimns annus,
Cum mihi fatalis venit acerba dies.
Hic ego nunc cogor Stygias transire paludes :
Sedibus aetemis me mea fata tenent 10
He memini natum caroqne *)
Et miles collo fortiter arffl[atu]Ii.
Gaudia crudelis tribuit mihi nu[lla iuveutus?]
Incttltos artus terra cinisque [manet?]
.... ognatus miles legionis secnndae teris
eins est
Im Eingange wurde seither VOL gelesen ; allein der deut*
lieh erhöhte und mit einem Querstriche überdeckte Haupt-
strich des Ly welches dazu auch in der Höhe des 0 einen
ersten Querstrich hat, beurkunden eine unzweifelhafte Li-
*) Wir ergXiyen V. 11 also :
Me memini patriaß netam oaroqae par^nti»
Vi Red.
152 BeUräge »wr rhebdändiMchm Ituehr^enkunde*
gaUa von L uni T. Z* 1 der metrischen Composilion kt
SIB von VERSIBVS fast ganx zerstört, ACTA dagegen voll-
kommen lesbar. Z. 4 hat der Stein deutlich ET, wahrend
Oberstndienrath Dilthey und Prof. Bachelor EX lesen
wollen. Der Hiatus in Z. 3 stellt sich dem in caesura pri-
maria in Z.5 an der Seite, wenn man mit Bachelor sintt
des offenbar versehenen SIEB ein MEA annimmt. Z. 7 er-
scheint es in diesem Produkte soldatischer Metrik aus der
Zeit von 9 — 43 nach Chr., wahrend welcher die Leg. II am
Oberrhein stand, unnöthig, mit Lorsch qnintu' et quadra-
gesimus su lesen; ebenderselbe hat ftlschlicb auchZ.8
NATALIS aufgenommen gegen das FATALIS des Stdns ud
einiger der fraheren Herausgeber. Z> 10 scheint das FATI
des Steines an die Personifikation des PATVM In einen PA-
TVS zu erinnern , dem spater die FATA an die Seite trat
(Preller, BOm. Myth. S.350). Von Z. II an verwirren die
bisherigen Herausgeber der Inschrift sowohl die Versablhei-
lung als auch den Schluss, dessen Ende noch Niemand fest-
gestellt hat; freilich ist das sinnlose CAL*LIB sowohl als
das halbzerstörte Schlusswort hinter CABOQ bis jetzt jni
entziffern noch nicht gelungen, aber der Schluss des Verses
11 ist doch erkannt, wie auch nicht minder, dass mit FOB-
TITEB nicht etwa ein neuer Vers, sondern die zweite Hftlfle
des Pentameters beginnt Statt ABM lasen die ersten Her-
ausgeber ADM: jetzt sind von BM nur schwache Spuren
Obrig, dagegen ist LI deutlich hinter der Lttcke sichtbar und
somit die Ergänzung TVLI nahe gelegt. Z. 13 darfteGAV-
DIA allein aus den theilweise schwachen ZOgen hergestellt
und sammt der Vermuthung am Schlüsse durch eine andere
metrische Grabschrift aus Zahlbach bei Lehne 353 g^
stOtzt werden können, in welcher das erste Distichon lautet:
Cum mihi prima novos spargebat flore iuventus
Heu miser aeiatis praemia nüUa tuU.
Z. 14 steht in vor cuUas nicht ganz sicher: am ScUnsse
Beiirdge aar rhänländischen Inschriftenkunde» 153
aber ist das O hinter CINIS^ worin man den Anfang iron
0S8A sehen wollte, offenbar nicbts als Q^ wie Z« 11, su-
mal aach das Versmass eine kurse Silbe hinter CINIS er-
forderte.
Mit Ansnahme des letzten Verses und des Schlusses bis
jetst ganz unedirt ist folgende nach dem Cataloge des
Mainzer Museums S. 51. Nr. 121 bei Steiner II, 1617 wie-
derholte, leiderioben verstümmelte Grabinschrift eines Le-
giottssoldaten , welche ihm ein engbefreundeter Commilitona
statt der Mutter und der fernen Angehörigen widmete:
• • • t FLESI ••••••••••••••
CVH BIS DVODBNOS AETAS ... 0
TVM • RAPVIT • FATlS ■ MORS ' INlMlCA • SVIS •
VT ■ RESCIt • MATER PLANXIT ■ FLEVERE * SODALBS •
PLEVISSET • GENITOR ■ OCCIDIT • IPSE • PRIOR •
C06NATI • PROPRII • LONGA • RE6I0NE • REUCTI •
HI POMPAM • ORNASENT • FVNERIS * VSQVE • MEI
QVI • POSVIT - PROCVLVS-TITVLVM • NOMENQ ■ SODALIS
INSCRIPSIT * MAERENS • HIC • PIETATIS • BONOS
SIS • FELIX • VALEAS • ET ■ TE • TV A • SERVET • ORIGO
ET • dIcAS • CLARO • SIT • TIBI * TERRA • LEVIS
L ' VALERIVS • PROCVLVS
GOMMANIPVLARIS
D • S • P • C •
Wiewohl hier auf dem Steine selbst die Verseiiitheiluag ein-
gehalten ist, wiederholen wir dennoch den Text selbst, na
dttige Besonderheiten besser hervortreten zu lassen:
.... lies
Gon bis duodenos aefas [complererat annos?]
Tum rapnit fatis mors inimica suis.
Ut rescit, nater planxit, flerere sodales,
Flevisset genitor: occidit ipse prior.
Cognati proprü longa regione relicti: ü
154 BeUräge stir rhebUändischen Inschriftenkunde.
Hi pompam ornassenl funeris usque mei.
Qai posuit Proculus titulam nomenqae sodalis,
In^cripstt maerens : hie pietatis bonos :
Sis felix, valeasy et te tua servet origo, 10
El dicas Claro: sit tibi terra levis.
Lucius Valerius Proculus, commaDipuIaris , de suo ponen-
dum curavit.
Bemerkenswerth ist vor Allem die öfter begegnende Ans-
prägeng des langen i durch ein über die Linie verlängertes
I, besonders Z. 4 in VT * RESCiT , d. h. ut resciit, wonach
die beiden i des Metrums halber in ein langes vereinigt ^er-
den: es muss also ut resciit mater zusammengezogen wer-
den. Während oben zunächst nach der jetzt fehlenden Er-
wähnung von Namen, Heiraath, Corps, Alter und Dienstjah*
rrn des Verstorbenen in wenigstens 6 Distichen dessen frfl-
her Tod, der Schmerz der Mutter, die Trauer der Jugend-
genossen und Commilitonen zusammengefasst ist, folgt alsdann
der Name"des am Schlüsse genannten Proculus, welcher dem
Fretmde dieses letzte Liebeszeichen und diese letzte Ehre er-
wies, worauf in dem letzten Distichon mit der fiblichen
Anrede an den Wanderer geschlossen wird, welchem* ein
glfickliches Leben gewünscht, ein Lebewohl zugerufen und
und die Hoffnung ausgesprochen wird, das ihn sein Ursprung,
d. h. die Erde, lange bebalten möge : schliesslich soll er dem
hier bestatteten Clarus den bekannten Wunsch aussprechen;
denn dass der Verstorbene den ziemlich häufigen Zunamen
Clarus hatte (vgl. Mural. MCCCLXXVI, 9; MCDVi, I.
Mommsen 1. R. N. 2. 1952. 2287. 4103. 6306 u. a. m.) ist
hieraus nach Prof. Büchelers scharfsinniger Bemerkung
ersichtlich, während f man früher claro als Adverbium zo
deuten geneigt war. — In gleicher Weise unten und oben
verstümmelt ist leider auch eine 3te Zahlbacher Inschrifl,
wdchefsehon Lehne (150 S. 96) so beschädigt fand, dass
er nur den ersten Vers und auch diesen nicht einmal voll-
Beiträge zur rhemländisehen Inschriflenkunde. 155
ständig entziffern zu können erklärte; dennoch aber gestat-
tet der uns vorliegende Papierabdruck auch jetzt noch Alles
SU lesen, was sich auf dem Steine erhalten hat:
• • • • KCl
. ALEAVS
MIL • LEG • Üil ■ I . .
JMVNATI-AI
XXXVU • AER • X . .
BIC • SITVS ■ EST • L • SE . . . .
ONIVS ' AVSO • ) ' IVLI M . . . .
TIALIS ■ EXS • TESTAME
FECIT * VIVITE • FELICES • VIBVS • EST
DATA • VITA ■ FRVENOI • NAM • MIHI
NON • FATO • DATVM • EST ■ FELICE •
MORARl • BIC • EGO ' NVNC • lAC . .
FATIS • COMPOSTVS ' . IIQV
. CRVDELES • SVPERINl
FORTVNA • INIQV
MEA • lAM •
NON
Mit Benutzung des von Lehne noch nnverstflmmelt flber-
liefeiten Anfangs der Inschrift, ergänzt sich dieselbe in fol-
gender Weise;
Titüs Caecilius, Tili filius, Galeria, Auso, oiiles legionis
quartae, macedonicae, centnria Munal!, anuorum triginta Se-
ptem, aerum septemdecim, hie situs est. Lucios Sempronins
Auso, centuria lulii Martialis, exs testamento fecit.
l^rite fcüces, quibus est data vita frnendi:
Nam mihi non fato datum est felice morari.
Hie ego nunc iaceo fatis compostus iniquis,
Cmdeles superi fortuna iniqua.
mea iam 5
Noa ; . . .
Ifitf BeUräge nur rkeinUndischen buchriflekhmde.
Doriehtig ohne Zweifel las Lehne Z. 3 AVSONI, wel-
ches er in AVSONIVS ergAnsle oni aof die Stadt Ausa im
Terraconensischen Gallien ab*, Heimathsbeseichnang besag;
in diesem Falle aber mOsste vielmehr eben der Name der
Stadt selbst erwartet werden ; es ist aber AVSO dasselbe
öfter begegnende cognomen, wie das des Lucios Sempronivs
und steht ganz regelrecht hinter dem Namen der Tribus.
Darf man, wie oben geschehen ist, aus der Erwähnung der
im. Legion einen Schluss auf die Zeit der Abfassung die-
ser Orabsehrift sieben, so fallt dieselbe in die Jahre dS — 70
T. Chr., in welcher Zeit jene unter der Regierung des Clau-
dius und Nero am Rheine Standquartier hatte. Bemerkens-
werth ist auch das schon in der ersten Inschrift vorkom-
mende seltene AiSRVM filr STIPENDIORVM, wie beiOrelli
S551. Zu bedauern ist die Verstümmelung der nur in He-
xametern abgefassten metrischen Composition , deren Inhalt,
wie deren Sprache und Metrik das grOsste Interesse selbst In
den wenigen Zeilen bieten, welche erhalten sind. Lehne
las den ersten Vers nur bis vor fruendi , daher Prof. B i •
c hei er in Fleckeisen^s Jahrb. LXXVII. H. 1. S. 68 am
Schlüsse beata ergänzte, indem er nugleich den im Verse
liegenden, so oft ausgesprochenen Gedanken durch weitere
Verweisungen belegte, denen man 0 r e 1 1 i 7409 »Vivite feil.
ces, qui legitis*' und 4807: «dum vivimus vivamus*', Ornt.
419, 6: »vivite felices, moneo mors omnibns instat^ und das
Virgirsche : vivite felices, quibus est fortuna peracta*' beiffl-
gen kann ; vivere ist hier nä mlich der ganne Inbegriff des
sinnlichen Geniessens, des sa&iCf ntvt, natl^f, ede, bibe, lüde ;
nicht unerwähnt mag dabei der von Le Blant Inscript cbr^-
tiennes p. 65 nachgewiesene Gege nsats der christlichen
Anschauungsweise bleiben, wie sie sich gleichfalls auf Grab«,
Ring- und sonstigen Aufschriften ausspricht: vivas in deo,
vivas in pace dei, vivas feiiciter, vivatis in Christo n. a. m.
Weiteriiin aprkbt sich in dem fahm mm felix und ittfata
BeUtäge stir rh^nUndnchen buekrifienkunde. IST
hriqma derselbe Gedanke ans, wie er in beiden obigen In-
aehriften ond öfter anf heidnischen Grabschriften begegnet.
Sdiwer erklärlicli erscheint das hinter SVPERI folgende Nj^
was dicht angeschlossen ist, wobei es auch zweifelhaft bleibt,
ob nicht auch SVPERENI gelesen werden kOune: an dem
Hiatns in fortuna iniqua am Schlüsse des Hexameters, wie
es acheint , darf wiederum , wie an den beiden oben in der
ersten Inschrift bemerkten, kein Anstoss genommen werden.
Einem Soldaten derselben Legion gehörte wahrscheinlich
aoeh die leider fast gana verwaschene Inschrift eines Zahl«-
bacher Steines an, welcher vor einigen Jahren in das Main«
ser Museum gebracht wurde und nach Puehs, Gesch. von
Hains h S.SS2, von Prof. Klein im Mainzer Wochenblatt
1857. n. 127. S.1113 folgendermassen wiederholt wird, da
äia Lehne in seine Sammlung nicht aufnahm :
S ' COPINEL . .
SP'PVPIPAIR
AS*SE
vs-
AC
AN
• S
TEN
Der uns vorliegende Papierabdrpck lässt aber nvr noch
folgendes erkennen:
S • COR»I V
SP-PVP-HIR
AS*SI I
vs-
AC-
AN
H-
TER.
Darnach beataUgt sich Z. 1 die Vermutbung Klaia*s, daaa
ifi6 Bdiräge zur rkeMändüchen huchrißenkunde,
Z. 1 CORNELIVS zu lesen sei^ denn B ist mit N legirt, von
L noch der gerade Strich erkennbar, am Schlüsse aber nur
noch die untere Spitze des V vorbanden, zwischen dessen
Schenkeln, wie öfter, das S gestanden zu haben scheint.
Z. 2 sind die 4 ersten Buchstaben deutlich , das 2te P in
PVP kaum mehr zu erkennen; weiterhin nur ein senkrech-
ter Strich vor der obem Spitze des A sichtbar: vielleicht
war es P oder R, wozu schwache Spuren anleiten; R am
Ende ist unzweifelhaft, ebenso der senkrechte Strich vor
demselben ; ob in diesen Zügen mit Einschluss des. deutlichen
AS von Z* 3 die Bezeichnung der Heimath zu suchen sei
ist. ebenso zweifelhaft, als aus Sl und VS von Z. 4
ein coguomen SECVNDVS mit Prof. Klein herzustellen;
nicht minder zweifelhaft bleibt desselben Gelehrten Ergän-
zung: [MIL. LEG. Uli M]AC, wenn auch wiederum Z. 6
die Bezeichnung (AN) der Lebens« und Dieostjahre und Z. 7
das H * S ' E nicht zu verkennen ist. Z* 7 ist eigentlich nur
TEI sicher, und schwer zu sagen, worauf sich dieser Schluss
bezog.
Aehnliche kleine Verbesserungen der Textworte ermöglicht
die wiederholte Lesung des Originals auch bei andern Denk-
malern des Mainzer Museums. So wird eine 1804 zu Wei«
senau gefundene Grabschrift eines Soldaten der Leg. I.
Adiutrix bei Lehne 136 folgendermassen wiedergegeben:
C ' ANICINIVS
C-PCLRVPVS
APRO-MILLEG-
lADIAN-XXXrST-.
XVll-e*S- E-EX-T-F*C-
wahrend die genauere Ansicht des Steines selbst ganz un-
zweifelhaft folgende, nicht unbedeutende Aenderungen ge-
bietet :
e Mir rheMändkcken hu^riftetAunde. ISO
C • ANTONIVS
C-F-CL'RVFVS
APRO ' MIL ■ LEG •
lADIANXXXI-ST*
XVII-HSEHEXTPC
Z« 1 ist C fast ganz erloschen; Z. 4 AN ligirt nnd ST
stark verwischt ; Z. 5 endlich steht deutlich H* vor fiX, was
Lehne flbersah; es ist demnach der Grabstein durch den
Erben, nach der Bestimmung des Testamentes, vie so oft
sich findet, errichtet worden.
Eine andere Inschrift desselben Museums ausCastel wird
in der ^Zeitschrift des Mainzer Vereins* 1, S. 499
folgendermassen edirt:
D. H
OCLATIE MASVONl
MATRONE • PIENT
ISSIME • OCLATIVS
. . VCARIO ■ LIBER
TVS • VIVVS • POSI
IT • INPENDIO
S V 0
Die auf dem Steine in seiner jetzigen Gestalt noch vor-
handenen Schriftzttge, welche, schttn und quadratisch gehair
ten, auf dne frühere Zeit hinweisen, lassen sich genau ßo
feststellen:
) M D M
LATiE MSVol} [OC]LATi[A]B MASVONI[AB]
TRONE • PI3M [PA]TRON[A]E • PIEN[T]
SIME • OCLATiV • d. li. [IS]SiM[A]& • OCLATIV[S]
NCARIO • LIBSl . . NCARIO • LIBER
S • VIVvS • *£ • Sil [TV]S • VIVVS • ET SIBI
IT • INP3IDI0 [FECjlT • INPENDIO
S V 0 S V O
Z. .1 ist von D nur die KrOmmung (Ibrig, da die VentOiB-
• •
• •
• •
IM BeUräae mr rhebilänXschen
melung des Steines an der rechten Seite 2 — S Anfaagsbach«
ataben aller Zeilen vcrniciitel hat. Z.2 sind I und 0» ebenso
Z.4 I vor V Meiner als die flbrigen Buchstaben, daxu auch
MA und NI ligirt, wie auch Z. 3 EN, Z. 5 ER, Z. 6 ET
und, wie es scheint , war auch Bl von SIBI verbunden , da
wie Z. 1 das I am Schlüsse höher ist, als die andern Buch-
staben, endlich ist auch Z.7 EN verbunden. Ob Z.6 neben
den zweiten V noch ein zweites V kleiner elngehauen ist,
lasst sich wohl kaum mehr mit Sicherheit bestimmen, da die-
ses letztere auch nur eine Aussprengung des Steines sein
kann, so dass VIVS wie Öfter statt VIVVS gesetzt wäre,
wofOr zahlreiche Beispiele in diesen Jahrb. XV. S. 96 beige-
bracht worden sind. Demnach dürft« die ganze Inschrift
also zu ergänzen sein : Diis Manibus. Oclatiae Masuoniae pa-
tronae pientissimae Oclatius . . . ncario libertus vivus et sibi
fecit impendio suo, und es ist demnach die Grabscbrift, wel-
che der Freigelassene Oclatius . . . ncario seiner Herrin , pa-
trona, Oclatia Masuonia und zugleich sich selbst bei Leb-
zeiten auf eigene Rosten setzen Hess* Was den in dieser
Inschrift vorkommenden Namen betriflFt, so ist schon in der
Mainzer Zeitschr. a.a. 0. S«500f» auf die in Steinschrif-
ten nachweisbaren OCLATII hingewiesen worden , denen
einerseits ier M. Oclatius PuUus der Marm. Salonit. X.
p. 107, wenn anders diese Legende ein blosser Schreibfehler
statt Oclatius ist, andrerseits der MOCL RVFVS einer in
dem Bullet 1848. p. 35 erwähnten Inschrift angereiht wer-
den kann, worin Borghesi einen Marcus Oclatius Rufüs er-
kennt. Auf dieselbe Namensform werden ohne Zweifel dann
auch die angebliche OCI ATI A SECVNDA (Grut.5l, 9), so-
wie die COELIA OCTATIA bei Katancsich Istr. adcol. II.
p. 53. n. CCCCXIX, Märm.SaIoni t. X. p. 184 zurflckzufoh-
ren sein, wiewohl sich freilich neben letztere eine OCIACIA
ERVCINA als uxor eines Helvius Ecimarus einer Inschrift
9m Nimes stellt: ,vgl. Catal. d. mus. d. Nimes. p.78. n. 84,
BMrSge 9ur rhemUMhöhen tmchripmkimde* 161
weldie teidit statt OCTACIA verlesen sein kann. Jedenfalls
kat anf maerer Insclirift der libertos Oclaüus . . • ncarie
sein praenomen nach bekanntem Gebraoche von seiner pa-
troaa OeUtiia enmommen. Sein eognonen . . . ncarie ist
leider ▼trstAmmelt ond deutet in dieser Gestalt fast auf einen
fi;riechischen Namen; denn es ist doch wobi kaum an
eine von AneariM (Mu rat. MiCDXIX, 7; MDCXXX, 4. 5)
alsNebeafurm von Anebarius (Orut.850, 7; 352, 1; 754, 9)
abgeleitete besondere Bildung auf o ssu denken; jedenfalls
ist .der vor C noch übrige Schriftaug kein V, sondern on«
sweifelkafi ein flragmentirtes iVl Dieser Orabschrift mag das
aaserei Wissens noch u n e d i r t e Fragment einer andern an-
gereiht werden, welches in demselben Museum aufbewahrt
wird und durch seine schlechte, durch Querlinien abgetheilte
Sebffift auf eine spl&tere Zeit hinweiset ; es enthält folgende
iehrifireste:
PLACIP
RVVSSAl
MIL ' LEG - 0
XSIMB ' MBR
CITET yiLI
Z. S ist R nicht gann sicher, ebenso MI in Z. 4, wie auch
Z, 5 X und R; wahrscheinlich gebttrie dieses Fragment au
der Grabschrift eines Placidus, des Sklaven, SERVVS, eines
Legionssoldaten, SATVRNINVS, welcher es demselben viel-^
leicht ob merita errichten liess , wie ähnliche Beispiele s* B.
ia der „Zeitschrift des Mainzer Vereins^ I, S. 83
and sanol vorliegen.
Eins weitere Bereicherung erbalten die Grabschriflen der
Elieinlande durch einige bis jetat ganz unbekannt
gebliebene, in frühem Jahrhunderten dem klassischen
Boden von Trier entstiegene Denkmäler, welche der ge-
ll
102 BtUrä§e fimr rkeMSmikdim huiAirjipaJhnäK
ff
lehrte FranaoBe Le Blaat in dev i. Bande setaer iddi*
Jballigen und far das Stndiam der diristlichen InaiJiriftett m
überaus werthvoUen Saaunluqg der loserijptipns chriüennes de
la Gaule (Paris 185«) p. 3M. sub n. 3S& SM UNlffntbeilM
veranlasst war. Le Blant erhielt nUilicb in Boa dvrdi
den, nach Borghesi's Hinscheiden wohl ersten Kpigrapbiker
Italiens^ Herrn 6. B. de Bossi, Kenntniss ynn rheinlAndi«
sehen Inschriften , welche sich unter andern auf der letctea
Seite eines Exemplars von Gruter verzeichnet finden, dan
zuerst J. Scaltger, dann 6* Vossius^ zuletzt G. Marini gc*
hört hatte und jetzt der Vaticaniscben Bibliothek eiaverieibt
ist. Eine handschriftliche Notiz von G. Vossius, vom aa
diesem Exemplari bearkundet, dass die letzte Seile von der
Hand Scaligers besehriehen sei. Den Codex, aus welebeai
diese Inschriften genommen sind, kennt man nicht; er mima
sehr alt gewesen sein , da er durch ex veteri oder retttte
membrana bezeichnet zu werden pflegt und dabei das Wort
»Inschrift^ nicht durch ninscriptio?, sondern durch jmema^
ria^ ausgedrückt wird. Während nun bei Le Blant p.S66
— 72 zwei christliche Inschriften aus Trier durch ^exmeai-
brana vetusta Treveris' und ^ex eadem membrana vetnsta
Treveris^ eingeführt werden , finden sich p. 968. sub n. MO
aus demselben Codex 1 christliche und 3 heidnische,
deisen Herkunft nicht angegeben ist , welche a^r siohcriieh
ebenfalls Trier angehttren, zumal die christliche offenbar die
Dedikatioasinschrift der St. Laurentios • Kirche ^ der oedi
ad Palacima, ist; sie lautet:
ex eadem*
DN ' PLACIDVS • VALBNTINIANVS • PIVS
FELIX ' A VG * DEDICA VIT ' AEDES - SCI ' AC
BEATISSIMI * MABTYBI8 ' LAVBENTIS
Die 3 heidnischen werden folgendermassen angeführt:
•I ••
BMrige mtr rhmnldndiicken Imchripenkimde. IflS
1.
ex eadeni membraiia.
CCABSIOCF-PAPIVSTOC-CABSIVSPAPIVSTVS
liil yiR*APQ-A-nLIO-PIISSIMO
BT VBTTIA'STE-PRISCA*PRIVI6N0
OPTIMO'LDD-D-
2.
ex eadem aembrana.
AREA SBPVLTVRAB * IN * FRONTE • XX
IN - AGR -P-XL*H*M*H*N'S'
8.
ex eadem.
GLITIA * M - PILI A ' FLACCI * VXOR * SIBI • ET
VIRO * SVO • FACIENDVM • CVRA VIT •
FVNVS • ET • LOC VS • PVBUCE •
Iq Nr« 1 ist Z, 2 der //!/ viratus AediUeia PetesiaU
des C Caesiiu lastiis bemerkeuswerth, der siigleich als Q. A.
d. b. quaeH^r aerarü bezeichnet wird ; beide muoieipale
Wflrdeii werden öfter (lieilweise mit denselben Abbreviatn-
res. wie hier erw&hat, vgLOrelli 1401.2321. 8219. 4906.
3967. 71dl. 4109 tt. a. m. AuffaUend ist aber die hinter
VETTIA folgende Sigle STE, die abiiche Bezeiclinang (vgl
Orelli-Henaen 7407 o. Lersch, Ceulral-Mus. II. n.74.
d.68) der iribus Stellatina, wahrend doch diese Tribus-Be*
seicbnoag (vgl. M äff ei ars crit. p. 861; Zell, Handbuch
p. Epigr. I. p. 117) bei dem Namen der Frauen, da sie nicht
Niigliedfr einer Tribus im rechtlichen Sinne waren, nicht
beigefigt worden ist und daher Grut. 714, 4: IVLIANA'C*
V • SCAPT für falsch gelesen oder unacht erklart wird. Es
ist demnaeh jedenfalls in 8TE ein Irrthum des Abschreiben
X« unterstellen , wor Ober der competente Kenner rllmischer
Tribuaverh<nisse , Hr. Archivsekretar Dr. Grate fend in
HannoTer akb, Alles erledigend« brieflich also ausspricht: nlch
IM Bmträge wur rkmnUmdisek^n ImchrifienlmndB*
JBweifle durchaus nicht, dass die Buchataben STE nichts An-
deres sind, als STatii Filia. Sie wfirden gewiss selber
gleich darauf gefconuDen sein , wenn der Name SiaÜM ge*
wohnlicher wäre; die TolieBeseicknungC'P'PAP* Terlangt
bei der Frau, eine gleiche Vollstflndigkeit. Sonderbar ist es,
dass gerade die Veiiier unter den wenigen Familien vertre-
ten sind, in denen der Vorname Slirftw auch sonst vorkommt.
Muratori 1764,6 hat eine Turiner Inschrift, worauf ein L*
VETTIVS STATI FIL • POL genannt wird.«" Auch der Na-
men der 6LITIA, der Gattin des PLACCVS in N. 3 wird in
gleicher Weise und an erster Stelle durch den Zusatz lll(arci)
FILIA vervollständigt Eine GLITIA MANSVETA findet
sich bei Murat 1210, 9, ein GLITIVS GALLVS bei Tac
Ann.XV, 56, r, ein L'GLITIVS VBRVS und zwei Q'GU-
TIVS ATILIVS und FELIX, bei Grnt.OIS, 4; 416^6; 64,5;
auch am Schlüsse denelben Inschrift ist LOCVS PVBLICE
dem Sinne nadi dasselbe wie N. 1 der Locus Datw Dccu-
rionom Deereto; aicbl minder ventiadiick ifl das tUiche Hoc
Moamnentum Herodom Non Seqnitwr von N. B, wie Orelli
B807 und aftvn
«ohliesslich m»gen diesen fbeinländiialien Gtaboefariilea
zwei andere angereiht werden, deren Wiederholnig^ , wie*
w^ rie i^ht gerade die Rheialande kefreffni» nln ao mehr
gereehiftertigt sein wird , ab sie theilwelse in antiquarischen
Werken mitgetheilt werden, wdche nicht leidiC allgemein
zugänglich nnd ' verbreitet sind, wogegen diese JahrUkhcr^
als eines der Daoptsamroel werke epigraphischen ' Maieiiala,
deren allgemeinere Verwerthnng in sichere Aussicht stcUea.
Die erste derselben , jetzt aufbewahrt in der ' reiekan Anti-
kensarnnriung des Baron Westreenen Im Haag, wird- voa
ftof. K. B. Stark in seinen «Beitragen zur antikew Bienk*
malerkttode« in den Berichten der phil.-^hist^ Gl. der Kgk
Snobs. Oesdlseb. der Wissensch. 1660. S. 8 nlso tMtn^ thir
geÜhrCt »An einer Asehenkiste ziebl sich reehis and Unka
Bülräge aar rluiMnditdten budtrtflenlutnde. m
Foa der Inschrift an den beiden Seiten ein Binnen- und Prncht-
krans hin; vorn zeigen sidi dabei cwet pieicrnde VOgel.
Die Inschrift laatet«:
D. M.
ATBRIAE • SABINAE
VXORI nETATB ET CASTITATJB
INCOMPARABILI
ViX' ARNOS XLV
GLO0IVS MOERENS
POS-
Die xwrlte 'Inschrift , nu Bath in England gefunden nnd
jetst so Bieter bei Dr. Mnsgrave anfbewahrt, lautet nach
dein Procedings tat 1851. Memoirs ilTustratire of ^he history
and intiquitfes of Bristof an the Western cnnnties of Gr.
Britain. With nany plates. London 1659. gr. '8. p. LXVHI
also:
DM
CAMILLVS
SATVRNALIS CA
MILLE NATVLE PAT
RONE MERENTISSIME
PBCIT
Es Ist dieses also, tthnlich wie oben dieCasteler Inschrift
des Mainzer noseumsy eine 70ti dem FVeigelassenen CAMIL-
LVS* SATYRN ALIS seiner patrona merentissima CAMILLA
NATVLA gewidmete' Grabsclirift. Die Tfamen Camilliis und
Cainflla smd ziemlich häuü;; 7gl. Grüt. 864, 1; Mnraf.
MCDXLVlIIy 8, eine Camilla Amata findet sich bei Grut
97« 1 ;' Caroilla Sempronia beiMurat. MCXLV, 7. Wie von
AdaiKtits (Mommsen hVl.26Si)'Adauchda (ibid.S920), so
ist ym IVatos (Ibid. 6310 [59]) Natulä abgeleitet; eine iVa-
Hrfö ^ifChe findet sich bei Murat. MDXI, 1; auch Nerula
(Mo m m s e n I. c 2614. 2615) Verufa (S t e i n e r If, 328) und
klmliclie Namenbildnogen lassen sieh dazu vergleichen*
IM Beiträfe mr HkeMcürdit rken Imchrifletikmde.
III. Votiviaschrifteiu
I. Unbekannte Gottheit
An die Spitze der hier m erwfthDenden Inschriften stellt
sich nunftcbst die Anfiichrift eines aehteclLifen^ leider iikea
abgebrochenen Steines, welchen schon Lehne 119 vnd dar-
nach der Catalof des Mainner lluseunis S.S8. b.S6
als eine Votivara erklärten, wiewohl dieses nicht mit wolli-
ger Bestimmtheit aosgemacht werden kann. Die Ton Lehne
ausgelassene erste Zeile hat nnerst Lorsch in diesen Jalvb.
lly S.98 (und ihm folgend Steiner II, 99d) nach eigner
Vergleichnng nachgetragen, ohne sie aber genau wiadenm-
geben, noch auch einen bedeutenden Irrtbum in dem Texte sn
besoitfgen; es lautet nämlich die Inschrift genu also:
^R * 1 1. V WR OR/i
VALERIE PA^ST' S
LAMBRB M0M8TVS
^"•STOR
VALBRVu • ALBA^VS
^CTOR •
POSVERVIT * R • S
Z. 1 ist nur noch der untere Theil eines I oder T uiler
P und des A fibrig, worauf ein Punkt folgt: Torber schont
ein V gestanden nu haben, also vidleickt F/R^ Hiater iem
Punkte deuten die II fast unnweideutig auf ein verwiseitfes
üf, worauf eine Lticke folgt, in weicher nicht «Hein ein
ganser Buchstabe, sondern auch die HAlfte dnea A^ gestma»
den sn haben scheint; ilenn das folgende V ist sehr spitn
und kann als solche Hftifte gelten ; weiter ist F.und A ligirtt
wie X* % A und F, Z. 6 das A und /, sowie il und AT uad
Z. 7 ÜT und T; ebenso ist am Schlüsse Ton Z. 1 AFJf eng o
verbunden : es kann nur VARORVM oder VARIORVH ge-
lesen werden ; lelnteres, insofern swisehen R und O naf ier
BdMg» mut tkemUmdMim ln$chriftmikHnde* Wt
Kaste des Steiiiea /, wosu Baam da ist, gerade so «eistört
wiMrien sein ksaa, wie das Z.8 gerade darooter beindliche
V MbSL mehr siebibar «nd gleicherweise aoch Z. 3 das letzte
E halb verwischt ist. Es scheint demnach in der ersten Zeile
irgend ein collegium Tignnariontm oder ähnliches erwähnt
gewesen an sein. Weiter ist Z. 2 das letate V in VALE-
UVS Ueiner (wie auch Z. 5 das erste S) eingemeiselt nnd
S gleidbfalls veriileinert darüber gestelll. Z.S lasLersch
LAHBIBE, hat sich aber durch eine geradlinige QberB und
R von der Mitte beider Buchstaben an hinausgehende Aus-
sprengang des Steines irre ftthren lassen, welche er für I
ansah. Z. 4 sahen er und Lehne nebst ihren Nachfolgern
in dem vor S noch flbrigen Obe^theil eines Buchstabens ein
P mit darinliegendem I d. b. PISTOB ; es ist aber vielmebr
dar Meriheii eines B, dessen obere Qoerlinie^ wie die Ver-
gidehaBg mit den. flbrigen E der faischrift aeigt, etwas nach
vom flbergekrflmmt ist; auch ist gerade vor diesem Beste
dnes E die Spitae eines A Qbrig; es stand also, wie auch
die Ranmvertheilung der Zeilen b^rkundet, Q VAESTOR und
CS kann wohl kaum geawrifeK werden, dass, wenn Valerius
Albaoua als ACTOB, Lambreiis Modestus als QVABSTOB
beaeichnet waren, der voMausgehende Valerius Faustus als
CVBATOR eingefohrt war; in gana gleicher Rangfolge er-
scbdnen nämlich diese 3 muaicipalen Aemter auf einer
Iftia wMt Maina geAmdenen Votivara der Portana;
nHBTVNAE
AVG * SAC • G
NBMdNIVS^SB
mCiO^CVBTT
TBBTIVS*FEUXQ
BT CATiVS*VEBB
! m CVNDVS-AOT
D*S*P
wabddia flt^iehiauteadeSchlassformel de sno po^
168 BeUräge Mir rkriMnÜiekm biMekrtflmiamd$.
sverunt nichlmflkeraeheo i8t(vgLZeltschTiftiieftMäin-
«er VereUsI, S.64. n. 18); aueh in einer anieni Maiii^
ser Inschrift (elicndorl Ü, 1 u. 3. S* M9; n. 98) vriti dm
VRSINI * ACT * erwälint.
S. Hygia.
Einer gieiclien VerlieBsennif des Textes bedtrf Midi die
bei Lehne 99 in folgender Gestalt ergännle Vedriatdirift:
NVMpNi]
HYGIfAB]
[EJT • ABS[CV]
[L]API[0}
QVIE[TA] - [BO]
MVLA-[P]-
Anf dem in dem Mafnner Hnsenn helndlichett Fmgtto*
liest Ban nadi de« uns verliegenden Abklatsd» nar aneh
folgende Reste:
1VJ
YGIy
VALA
PI
L L I
QVI • II
HVLA
d. h. wohl Noniai Ygiae.Valerius Albinns yatnm solril in-
bens laettts aerito . Z. 9 ist jetat kein Stridi
eines H fibrig, welches Oberhaupt gar nidit dagestanden an
haben scheint, denn auch die Form des Namens o h n e H ist
n. B. durch Orelli 4918 benrknodet; hinter / ist noch der
untere Theil des ersten Schenkels von A sichtbar. Z. S ist
von V und dem nweiten A nur geringe Spur flbrig. Z. 6,
welche Lehne gana tibergdit, enthielt wohl die Weihfonnel
V. S. L. L. M. Z. 6 ist QVI deutfich durch einen Punkt
von den folfriiden, jetnt gana verwischten Scfariftatgen f e>
Bettrdge %ur rhemtänäiichen Inschriflenkunde, 109
treant, also keinesfalls QVIETA an^unehateo. Mit Recht
IkaC ibr^eas Lehne selbst fegen seinen eigenen Ergln-
saBfsrersaeh darauf hingewiesen, dass der Namen desAescn«
lapins in der Regel voran und nur auf unserer Ära nach«
stlade^ er steht aber hier überhaupt gar nicht da, so
imm also auch jene Rangordnung keine Störung erleidet,
vdcke aof allen uns rorliegenden Denkmälern dieser Gott-
bcitea eingehalten ist. In Uebrigen erscheint der Text der
beidea lotsten Zeilen so wunderbar, dass ein bestimmter Sinn
BichC mehr m ermitteln sein dflrfle.
S* Mars Leueetius.
Weit grössere Schwifrigkeifen als diese einfache Votiv»
widoning setzen 2 andere bis jetzt noch nnedirte Frag-
■eate desselben Museums jedem Restitulionsversucbe insofern
eatgegea, als beide, wie der Stein und die sch((nen gros-
tta und quadratisch -regelmässigen SchriftzOge augenschein-
lich bekunden, olTenbar einem grossen Denkmale und zwar,
vie es scheint, einem religiösen angehören, ein passender
Zisammenbaag sich aber aicht recht herstellen Usst Sie
iaatea:
1.
/C EIIu
/LLAFON
ONEMSVA
ARESACr
2.
IVLIVS h
TEMET-IT
M-ADTEM
PVBLICEP
In N. 1 ist Z. I, wenn nicht Alles trügt, LEVCETIO oder
LOVCETIO zu lesen, unter welchem keltischen wahrscbein«
lieb von den Leuci entnommenen Beinamen der rVmiache
170 BeUrige »ur rhehMndi$chm ImchrifUidamd^
Man in mekreren Votiviiisckrifteu enchdat, welche tfieib
der Umgegend von Malus, theils auch Enj^Iand angefadren
(vgl. Steiner U, 571 n. 572, 248 nad Orotefend in
Jahrb. XVIII. p. 243) ; es wftre somit unsere Steinschrift das
Anfte Denkmal dieser keltisch -römischen Gottheit. Dnge-
wiss aber bleibt bei. der Zusammenbanglosigkeit der Cebmr-
resto ob Z.3 vielleicht OB CONSERVATIONEM SVAM nnd
Z; 4 nach Orelli 4360 das auf GrahdenkmUern vorkommendt
CORONARE SACRIFICARB nu erganzen seien. Mehr An-
haltspunkte scheint dagegen N. 2 nu bieten, indem vor In*
lius ein praenomen, nach demselben das cognomen ausge-
fallen sein dürfte, so dass das Ganne gelesen werden könnte:
lulius • • • . templum et itum ad templum publice
posuit, wiewohl auch bei dieser Ergänzung nicht alle Bc«
denken beseitigt sind. Vielleicht sind beide Fragmente als
Theile einer grossen Votivinschrift au einem dem Mars Leu«'
cetius , geweihten Tempel anzusehen , wobei die Motive zu
dessen Erbauung , sowie einzelne dabei betheiligte Personen
in der Inschrift erwähnt waren.
4. Duna und Meduna*
Andere und zwar bis jetzt ganz unbekannt gewesene keU
tische Gottheiten sind in der tetzten Zeit durch den kleinen
Votivaltar aus Bertrich bekannt geworden, dessen in diesen
Jahrb. XXVIII. S. 109 mitgetheilte Inschrift
DEVERCANE
ET MEDVNE
L • TACCITVS
V-S-L-M
hier wiederholt wird, um der Göttin MEDVNA eine bis jetzt
gleichfalls ganz unbekannt gewesene DVNA vergleichend an
die Seite zu stellen, welche letztere, wie öfter die keltischen
Göttinnen, mit einem Mars Bolvimms gepaart wird. Die
erste Notiz ober diese Gottheiten brachte, soviel uns bekannt
«iir rheinUbidischm Imchriflenkunde* 171
ist, 1er fraiuiöskche Alterthumsforscher Clönent in einea
Berichte aber den Fond zweier Inschriften xü Bouhy swi-
sehen St. Amand und Enirains in de Cnnmont's Bulletin
monumentnl 1854. voU XX. p. 252, worauf sie in re rbesser-
ter Gestalt Le Blaut Inscripliens cbr^tieunes de la Oaule
(Paris 1856) I. p. 28 wiederholt hat:
MART-BOLV
NNi-CABlNI
VS SBVEBVS
DONVM DB
DIT
wobei C Knien t auf die noch exislirende Familie Chabin
(Cabittius) su Bouhy aufmerksam macht, in dessen Nahe
sidi auch ein Dorf Boulin befinde, auf welches der Namen
des Aolviniiiu ab Localgott absiele. Offenbar waren näm-
lich, wie liO Blant bemerkt, den Bttmern die Hineralwas«
ser von Bouhy bekannt, wie mehrere andere derselben Ge»
geadl (Ni^vre), welche Abbö G r e p p o in seinem Werke über
die Baus themalrs et miw&rales de la Gaule (Pi|ris 1816)
p.8Tf besonders erwähnt. Bs scheint aber weniger dev
Localgott BoMmms^ wie seine IdeatUirinwg mit Mars (nicht
mit Apollo) Migt, als vielmehr eine eigene QbUii^Bfma di^'
topinehe Badegottheit derWasser von Bouhy gewesen, w
sein, gerade wie auch OetTercou und die vielleicht mitjmMV
Dünn identische oder verwandte Meduna (wahrscheinlich
soviel ab Mater Duna) als locale VoTateherinnon.4es
Bades Bert rieh angenommen werden können. Qs wlri
nämlich jene Dmm nusammen mit Mars Botvbmus in^einer
«weiten Inschrift desselben Fundortes also eingeführt :
in Beiträge nur rhrinländisehen Inschriftenkunde.
AVG • SACR
MARTI • BOLV
INNO ET DVNA
C * DOMIT • vim
LIS-DBCVRIO*PRO
SALVT * SVA • ET • IVL
THALLI ' VIRILLI
ANI • FILI • ET • AVI
TILLAB • AVITI • FIL
VX0R1SV*S*L*H
Ohne Zweifel hat der Gemeinderath Gaius Domitius Virilis
Ar dm emililschteii gaten Erfolg einer Badekar flir sfok,
PVaa und Sohn dem LoealgoCte und der BadegVttin
den schuldigen Dank mit dieser Votivwidnraug abgestattet Bn*
merkenswerth Ist dabei, dass auch noch anderf^ NamenbtldaB-
gen Ton denselben Stammt DVNA auf keltischem Gebiete um
begegnen. So ersebeint derselbe Mars in seiner IdentifiM«
mng mit dem DBVS SBGOMO einestheib ab SEGOH«
CVNCTINVS, andemthdis als MARS SEGOHO Umi uk
BiVS MARS SBGOMO DVNAS auf lasdniftoi von Co ä^
ttn bd MiMy Arinthod (Jnra), Lyon ndCvlos (Mf».
le TAIn) rgl. Rer. areh^oi. tSSIL > 815 sf q. B o t s s 1 ^ n to*
ättift. d^ Lyon p. 9sq. Orellt-Hennett f4mj); eb^üo
Indet sich ein C - DVNATIVS GRATVS auf eher bidhct
|[ans unbekannten MaCroiieninschrift ini Bull, archiol. de
rAtttn. fferanfais I8W. n. %'f. 16, sowie eine christKcbe
WNAMIOLA auf einer Trierer InschilR bei Steinet
II, »806.
5. Rosmerta.
Seit unserer Zusanunenstellung der Denkmäler des Mer-
emrius und der Ro^merto in diesen Jahrb. XX. S. 109—120
haben die den Mercurius und seine göttlichen Begleiterinnen
betreffenden Steinschriften und Bilder mebneitig theila nähere
Beiirdge zur rkehdändiicheH In$ckrift$akund0. ir$
Belcochfiingy theil» auch durch neue Funde eine Bereicherung
gefunden, welche die Revision jener a. a. 0« vereinigtei^N^^
nimente als sehr wilnschenswerth erächeineu lässt. Um bei
dem Schlüsse jener Zusammenstellung 20 beginnen, so babej|
die wenigen und seltenen Deukmflier des Mercurius und der
JKaiff. einen neuen Zuwachs durch den werthvollen Altar er*
baltra, dessen Insdhrift Heep nebst den Bruchstficken einer
andern gleichfalls beiden Gottheiten geviidmeten .in diesen
Jakrh. XXVIL S. 68 und 73 mitgetheilt hat ;. es ist jedoch
dabei ohne Zweifel kein weiterer Wertb auf die dem Mercur
rias nad seiner Mutter gemeinsani gemachte Widmung eines
cadvceua und. einer ara xu legen, um darnach etwa auf Deofc-
■Odem. des Mercurius und einer mit dem cadoceus versehe*
oengftttlicben Begleiterin in dieser letztern flberall eineMaif
sehen xu wollen:. vielmehr aeigt gerade die Widmung, eines
cpdncevs nur auf Mercur allein, dem nugleich ttberdie^
eine ara geneinsam mit üf ata geweiht war, da nach Ma-
crob. ly 19 im Monate Mai die Kaufleute Maiae pariterque
Hercorio cu opfern pflegten. — Ein weiteres . viertes Denkr
ml m den 8. 109—^119 angefahrten des Mercurius und
der Foriwia durfte in dem leider fragmentirten Steinrelief
in Speierer Museums su sehen sein, welches bei Lau dstu^hl
aater deai s* g. Heidenfels ohnweil einer Quelle in eiBe9
WaMtbai 1848 gefunden wurde und im „Zweiten Berichte
des bist. Vereins der Pfalz« (Speier 1847) TaC 11. n. 5 abi-
gebildet ist; leider sind auf diesem Relief aus rothem Sandte
steino nur noch links die FUsse und die herabgestreckte
raebteHand des Mercurius mit dem caduceusi und rechts di^
ganae Figur* (ohne KopQ einer schlanken, bekleideten weibr
lieben. Gestalt übrig, welche die Rechte herabhftU, im linkep
Arme aber^ wie man nodi deutlich sehen kann, ein PtlU*
hor-o trag, was jetzt > abgeschlagen ist« — - Zu diesen SSih
sammenstellutigen des Mercurius mit Maia^ Venus (a*. a> 0«
8» lI9H*.ise) «ad Fortuna kommt endfich noch ^ wenn a^-
174 BeUräg» mir rhemländUd^ huchrtflenkimde
iets iit gdUliehe Begleiterin richtig erkanat ist, Mimervm
asf einem sn Canstatt in Wflrtemberg am das Jahr 1820 ge-
fondenrn, jetzt aber wahrschf inlieh nicht mehr varhaodenen
Steindenkmale, welches die Minerva und itnMeremrius mit
dem Beutel im Basrelief dargestellt haben soll; vgl. Wfir*
temberg. Jahrb. 1885. I. Heft. S. 20. a. 13; 3. n. 4. Jahrg.
S.173 nnd v. Memminge r, Beschrdbung yon Canstatt
(1632). S. 18.
Besonderer Sichtung bedürfen endlich ancb die Denkaiiler
des Mercuriu8 und der Rasmerta selber, wobei die aosM*
scheidenden leicht wieder durch andere bis jetst abenehcae
oder neu aufgefundene ersetat werden können. Zanidist
ist au demS. 113 aum erstenmale eingefflhrten die Abbildnng
bei Sattler Topogr. Geschiebte v. Wflrtemberg. Stuttgart
1784. S. 14 und 19 nachautragen, deren Ansiebt dieBeglei*
lerin Mercnrsy namentlich beaflglich ihrer Kopfbedeckung,
gerade so unverkennbar als unrOmisch und barbarisch er-
scheinen lasst, wie auf dem Sulabacher Denkmale (Floren*
eourt ig. 5) und wie auf einem Viergötterahare, der gleich-
falls in Wflrtemberg gefunden nnd bei Sattler a. a. 0. S. 2ft
beschrieben und abgebildet ist; auf allen drei DeidLmaleni
bat die der fio^merfo der flbrigen Denkmaler entaprecheade
Begleiterin des Mercur dieselbe Gewandung und, wie dieser
Gott, tragt sie den caduceus. Gana in derselben Weise
hekleidet und ausgestattet erscheint auch der mit Recht von
Jf'lorencourt S. 42''43 (N. IX) als Roamerfa gedeutete Tono
einer bei Neustadt a. d. Haardt gefundenen weiblichen Figur,
die man gleichfalls als Mala gedeutet hatte; dne Abbilduag
derselben findet sich auch in der Beilage des «Intelligenablat-
ies des Rheinkreises' 1828. n. 18. v. T. August a.e. S.M7.
— Es kommen nun aber weiter hierau noch andere bis jetat
als solche noch nicht erkannte Darstellungen des Mercmrimi
nnd der Rosmerta. Dasselbe alntelligenablaft*' bringt in aeiacr
Beilage Nr. 112 v.28. Nov. 1826. n.2. S.584 Beachreibwig
e «iir rheinlandischen Inechrifienhunde. 17S
mid AbbilduDi^ sweier offenbar sasammengehOrigen
aente, welche nach einer schriftlichen Notiz achoa 1706 an
der Kirchenmaner 2u Ohnibach in der baierischen Pfalx als
»Heidenköpfe" eingemauert waren ; der Zustand der ZerstOmng,
in welchem sie sich befinden, der Ort, wo man sie anbrachte,
£eigen znr Genflge, dass wir ein alt «.heidnisches religiöses
Denkmal vor uns haben. Die eine männliche Figur mit an-
geblichen ^Hörnern'' und als Paunus gedeutet, ist Niemand
als Mercwius mit dem peiasus und seine Begleiterin, de«
ren Gewandung man nicht verkennen kann , sicherlich Nie-
mand als Rosmerta^ deren Haar und Hauptschmuck wiederum
dem der Begleiterin des Mercurius auf dem Sulsbacher Denk-
mal ähnlich erklärt werden muss. — Demselben Sulsbacher
Denkmale wird aber endlich auch von Schnoeringer im
Bffllefin 18SI. n. H und lU. p. 44-— 45. n. 3 ein Basrelief ver*-
glichen , welches aus den Funden von Guudershojfen und
Dtenhoffen (nicht weit von Niederbronn) im d^p. du bos Rhin
stammt. Diese Funde enthielten ausser zahlreichen Votiv-
Widmungen an Mercurius allein auch ein Steinrelief, welches
eine Gruppe von zwei Personen darstellt, deren eine ein jn^
gendlicher Mercurius mit petasus und Börse in der Rech-
ten, zur Seite den Bock, darstellt. Von der andern Persou
heisst es : un personage k en juger d'apr^s la draperie quf
seule en reste avec le bras qui repose sur celui de Mercure
peraft £tre mi femrne et repr^senter sa compagne Hestia ou
une d^esse d'nn nom peut-£tre diff^rent et dont les relattons
ävec Mercure sont les m^mes: le nom le plus propre pour
ce basrelief serait probablement celui de Lora." Ohne Zwei«
fei ist aber auch hier weder Mala noch Hestia noch Lara,
sondern nur Rosmerta' i\e Begleiterin des Mercurius, wenn
sie auch in keiner der dort gefundenen Votivinschriflen ne-
ben letzterm ausdrflcklich genannt ist; finden wir doch aurk
auf dem Wiesbadener Denkmale (Floren court fig.4) zwar
beide Gottheiten abgebildet, aber nur den MeitvrieB
176 Bmträge Mir rheinUndücken buchripeuhmd^
Nandioator in der luschriflt erwAhut — Einen weiteren un-
erwarteten und wiehtigen Zuwachs erhielten die Zeugnisse
für diesen Doppelkoitus einer römischen und barhariscben
.Gottheit, Ober deren Namen man vordem noch nicht einmal
im Klaren war (vgl* Florencouct S. 17), durch die Auf*
deckuog des Kapellcbens derselben bei Andernach» worQber
diq. scbfttsbaven Mittheilungcm Freu de n b er g 's in dies»
Jabrk XXVI. S. 154 if. die er.wflnschten Aufklärungen ge«
bracht haben. — Erhielten durch diesen bedeutenden Fund
sowohl die plastischen als die iaschriftlichen DenkmAler des
Eosmerta-Cultus eine namhafte Bereicherung , wodurch
sich insbesondere die Zahl der letxtern auf acht vermehrte, so
sind andererseits die in dies. Jahrb. XX« S« 114 t dem Uns«
nicrta*Cultus angewiesene badische Inschrift (Steiner 11»
879), wie auch das in England aufgefundene angeblidi ein«
nige Zeugniss ftir denselben Cult als nicht hierher gehörig
und fabcb gedeutet anssuscheidep. Beide Inschriften geboren
nttmUeh Grabsteinen an, wie einerseits dievoas Fröhner
(die Grosshers, Sammlung vaterl« Alterthflmer in Carisnihe.
ISBO. S. 88. n. 64) ermittelte und festgestellte Lesung , an
dar vorderhand festzuhalten ist, andererseits Prof. B rann's
AusfBhrung in diesen Jahrb. XXVI, S. 109 ff. und Dr. H a b-
n^^r's Mitlheilung in dem »Rhein. Museum« N. F.XIV. S.SU
nachweisen. Das englische Inschriftmal ist nämlich die Grab-
sehrift eines Soldaten Namens SmerialuSf wie M o m ms e n er-
gilnnt hat, oder vielleicht besser eines Smeriifliiantf^ (Lehne
864), welche Namen nebst der von Braun (S. 110) ange»
führten Smertqria und der SjieQTOfiuQa (wie Belatunuira«
Atismara u. a. mOt sowie den Sfiigiai^ .einem britamii-
af)he|i Volke bei Ptolemäus offenbar auf densellien \irort*
atamm surackgehen, welcher auch dem Worte Ito^mer^a su
GrMude liegt; es ist demnach in keinem Falle mit Florei^
court S.47f. und Andern bei diesem Naipen an das deut-
iC|be^<|SS.a|ideukeiy, sondern vielmehr mit Zenas GiMia).
Bäträffe war rhei$MMisckeH Ifuehriflenknnde. t7t
GdL IL p. 889« Mt ranacliBt euie ZaftamluieiisetnDg «vs
der «irirooBbäreii PttrUkel EO und der Wursel SHBRT foi-
MhalleiL Allen diesen Nanea ist endlich avch der SJHElb-
TVOCVS der Cnnivichrift aus Vccbten an die Seite na stel-
len , welche in diesen Jahrb. XXV, S. Sl ff. gleiehfalls nb
eine der Rosmerta geiridflMte VeCivinBchrifl nn deuten rär^
saeht wnrden ist: ein Versuch , welcher gleich den beiden
nhcn erwähnten nunächst wird auf sich beruhen müssen«
Inswiscben sind aber swei weitere inschriftlidie Dcab-
nAler dieses BoppelcuMus nu Tage gefkrdert und damit die
Oesasuntnald der Uerhergehdrigen Steinschriften auf nehn
sriyiht worden, ans Irekhen jedoch nurer noch die der
Snmmlnag des Rentners Hrn« Bändel nn Worms angehdrige
iMer wiedcffholt werden mag» «reil sie weder in diesen Jahri».
XIX, S.aS, noch von Prof. Klein in seiner Schrift lAer
die «Hessische Lvdwigsbidin,' Mainz 185a S. 103. n. a, noch
aneh ron Steiner H, 8877 (nach Bhm. Bandds Absehritt)
richtig nnd genau mitgetheiB woNen ist. Sie kwld:
DBO
HBBCVRi
BTROSH
BRTE -L
SSRVANPI
VS*QVIBT
VS EX VoTo
DfSV-P
Noch Vergleicbnng der uns von iLundiger Hand sngegan.
genen Ahscfeift* der famchrift mit der in dem prmchtvoUon
und sehnnswerthen rUmisch - germanischen GentmUMmeum nn
Mainn heindlichen getreuen Nachbildung des Originals Igsst
sich Poigendes nur Schrift selbst bemerken« 9- 1« l^iBO üdit
auf der obem Leiste, wurde darum wohl von den ersten Heu-
aasgebem leicht tbecsehen. Z. % iu ME uui VR li»^, im
f am Schlüsse klein nnd erhi>ht neben die letnte Ligatur ge-
13
If8 BvUrdge siir rheM^dMien hnekriflenkmide.
st«llt Z. S »tdit Jentlich Aber B ehi UeiBes T mit üum
PMkle iland»«ii. Z. 4 ist TJB «nd ebcMO Z.b JBR wd 0/
UglrL Z. 6 ist / verkleioerl den Ictsteft Schenkid V aaf-
gesetst. Z. 7 ist A* in seiter mteni BAlfte, sowie der «o-
tere Tiidi des ersten Schenkels von V xerstört, weiter die
beiden O yerUeittert neben T einfeneisselt
Uster den drei andern noch wenig beftannt gewordenen
Inschriflen derRosmerta stellen wir die nnMetn frfnndcse
voran, na mglckh auch fcurn die tbrigen gldehneitigen
IVinde von dort ananfthreny welche insgesanunt jetst im M».
leinn daselbst aufbewahrt nnd sowohl in den BoHcIni de la
soeiMd d'arefaMogie et d'hiatoire de la Moselle^ prenMtos
annM Hetn I8M. p. 64-^67 ala auch in der Bevne des so-
elMda savantes ISTO. Tom. V. p. M5 mehr oder weniger
villlsttoüg aitgetfaeilt werden. — Ausser ehieni Bmehstidke
niil den Bachstaben 1^ N. D. sini aunftehat die OnAsteine
nwder Franen bomeitenswcvth, von denen die eine in ehMsr
Nische In langem Gewände abgebfldet ist » ndt der daribieir
befindlichen fragnentirten Inschrift:
CARADBO?NA
HL
Das Relief der andern neigt sie ebenfalls in einer Nbche, in
der einen Hand eine Rolle, mit der andern scheint sie ihr
Kleid an heben oder an halten, darOber steht:
HI
PERPrISBCVR
■ILTIAB-IVLUNA
Wbbtf der letate Namen an den L * IVLLONIVS I^ViUlVfB
Mner MMimfr Insdirift (Z. d. M. Vereins I. S. ffff) ctlkh-
'aert. Ansser diesen Grabsteinen fand sich aber auch ein
•ftdiefbfid des Hercnlea fn einer viereckigen Nische ; der Gott
hat Mf dtr SchaRer die Kenle nnd presst ndt der Idnken
^Mofldilange gegen die Brust; darflber afeht:
i
HBRCVU
FATLOVNVS
OaiOi4ABr
Weit wichtiger ist aber endUcli e i^e weitere Votivara, ge«
faoden «aa coin de la nie Taiara jur one pierre rectangu.
laire<< Mit folgender Inschrift;
DEo ' nsacvRio * homjbri ae
MVSICVS ' ULLVTE- FILE *.SVL * EX VOTO
nfur erste A«hlkfc dieser Inschrift «iAg4 - hialft^gtti^h yw
der acUef hten Leswg und Abschrift derieUiefb jpreJcM nihl^
f ache Ugaluren im enthalten scheint ; wenn, nicht Alles Urftgl,
so ist in der g.2eUe ebenso gewiss MVSICVS PIU> SAliVTC
FILIE SVE als in der 1. DEO MBBCVBIO [KT] ROSp
MISEXAB an lesen » wohei nanenftlicii in der % Zeile; viel-
leidU dK Ligntar ton U» sowie von AS ttb^rsehen yvnrd«.;
dfir Bfannen des Btosicns bedarf keines nibern Belege; .her
kann! ist auch der Arat C. IVLIVS nVSKVS MC «i«MP
Wormser Siegelsteine (f^ Prof. Klein «die Hess. Lud wigs^
bahn' S. 106). Dass aber 4ie .EntndAlion der 1. Zeile eine
ebenso naheliegende als geshsherte ist ^/beweiset die weitere
Beaerknng des franadsischen Beranagebers : „audessus de
rinscription se tronvent des traoe$ vjsibles de pieds qni in-
diqnent qne ilen x siaiues «^taiaat plasfSes snr cette pierre qni
lenr aervsdt dr aode ; pK^s de Ut on a fnonr^ une M\t Ar
bonc en pierre et nn amas de döbris de lamhesf i^ bras» de
dmpcffiea pmvenlMit d'nn monnm^nt impotiant«^ Es schninen
dewmafh nach diim Resfe einer ^otdea Meteurii .et Bnaüe»-
lan^. nril »d^o aigna* i^igebttrt.au .haben, wie daa. obenet»
wibttte Kapellchen bei Andernach anf 4er . baatgliohen In«-
sabaift btneiobnet «ird. . .
Sine 10. lasehffift dtr Rosmeftta wurde ro« einiger Zell an
Chnimoy (ddp. das Voagea) gefnn^n.und rmilt. Reniet in
desn iMBMin da la aaeiM«. uupdrifile 4m luitiqnainei.da
180 BeUrä^ »ur rhemti$iä$dim hudirifkHlamdk.
France. I irimest. 1859. pJ MO mÜ den Abrigea »uummtüf^
stdit Sie hütet (vgl. PMltdogw XVI, 2. p.861):
MERCVHIO
BT aOSMBRTAE
SACRVM
BBGALIS ET
AV6VSTVS BV
HABEEDBS FBBE
VyAfi«ILK»M
4. 1i. Mer««ii# et lt«6aertae sacfm. Regalit et Auciütv
EM (o^er Biütii) Fiebniarial hcefedes wtmm MdrevMl 1«*
bMtes flierit*. Ofsabar hatte ier lapMariM «He Wmrle BV»
FU FBBBVAMNI meivt ansgelaaaea und daan an Stellea
-ekigesclialtety wo noch einiger Pküi war«
Noeh apttter als Aeee wurde JL Renier eine weitere IL
laaebrift beitannti welclie bu Sodoeee geAtaden, jetnt im Mn«
aeun von Bf inal anfbewabrt wird. Sie lantet <vf I. Plrilelo.
gni XVI, 2. p.8«i)r
»M-BT-R»
SMBRTB*ft
ONO*DBMT
ALBVLA
BXVOTO
S-Ii-M
i« b. Deo Merenrio ot Roanertae dono dedit Albnla ex wto
anseq^to inbena mirito^ wobei die AbUnung D.N, lesbar
darwf Msweiaet, da« die Verbindang beider QottkeitMi all
•llgeveine Begel in solchen Wiimnngen an die R«»»
OMrta galt; denn et hat sieh bis jetat noch kein DenkanI
dieser kelijachen CMttin gefimden, welches sie allein, ohne
ihren Begleiter Mercarius, aofgeaeigt halte, wie aolciea iloah
s. B. bei der Bea SironiA der F^ll ist , welche tbeBa «it,
tfceMs ohne Apollo oder Apollo arannni anf ihren. AIIBvaa
-¥orbsnnnt Im Oebrlgen^ . oeheill ans den • Fnndorton nUet
Bäiräfie utr rheinlaimli$0hm InBchriflenkmdß. 181
Bieter hscMfleii , ' iImb rnnftehst ab HaaptcalUwgebM ier
Dea Rosnierta das Land swiscben Bhtin , Neckar , über die.
Vogesen bis sor Mosel hin angesehen werden kann«
6« Inschrift auf einem Moaaikbaden.
Schliesslich erflbrigt nadi eine kider avm TIml MrsMrie
laschrift XU wiederholen, welche zu beiden Seiten eines schon
m Jahre ISSS n Tbntxton in England geAmdenea pracht-
TaUeä Maaaikbodena in einnr Einfassong gleichfaUa eioge-
legt ist 9 und welche bei ans wohl noch gar nicht bekyuint
geworden sein dflrfle; Wir entifehnen dieselbe den Proce*
äags of the Arcbaeological bslitnte of Gr. Britain #nd Ire«
isnd jfiir 1849. Hemoirs illustradve of the history and an*
tii|nilies ofWiltsbire aad the city ofSalisbury. U^ndonlSBO.
8. f. S41 ; auf der Binfassung einer Seite der ymdratischen
aütleren liage des Masaikbodrns liesst man in einer SSeiler
OVINTVS NATAUVS NATALINV8 BT BODEm
a$ entsprechende Einfassnag der . entgagengesetsten Seite ist
leider test gans serstOrt, so dass nur am Ende noch an ei^
kennen ist :
V ... 0
wenacb die englischen Erklirer die ganae Inschrift ergftn*
sea: Qainlns NaCalias Natalinns et Bodeni fecemat ex Tota;
fielMdit ist jedoch eher am Schlasie Mmpf« aim an rer«
Mtken. Die Namen Natalins nnd Natalinus scheinen nicbt
gerade bMüg vorankommen; ein NATAUVS flndet sich bei
S tei n e r II, 46. RAtbselhaft erscheint der Namen BODENI^
bd welchem dieselben Erklirer einestheils an B^iemous oder
AnBucss, den lignriscben Namen des Padns, bei Polyb. II,
16, IS nnd Plln. III, 10, fO, andemtheils an das britannische
Volk der Dobmä bei, PtolemAns erinnern , welches bei IHo
Cassias LX, 10 Boiwti genannt wird nnd im hentig eii Olo«
«mtenhire woknte , ia an die . sarauitisehea. Bmhvoi oder
I (nol.,9^A H) o4fir A^tHlfipo^ Bniiiii oder B#diii
182 BeUräge sur rliemländisehen huekriflelAmie,
(vgl. Forbiger HUndb. d. alt. Geogr. IH. S. litt) MUftrKdi
Hiebt gedacht irerdeii ktam
7. Ueber eioe römische Inadirift mb OUl
lo den XXVin. Hefte dieser Jahrbttcher S. 88 f. wird fei-
ende IttschriA änn COln mtgethcitt:
LONOmVS * BLARTA * NSAB W'
«BflfiSVS« EQ * ALAB* SVIiP- AN*XXXVI-
irikd dabei bepaerkf, dasa die hier geaanate «ala Ss^icitM*
bbher vobekannt, der Gründer ieracAben, Siil|piciiis, nicht
nadwiivreiaeB , auch das VMl aicht leicht aamgeben lei,
welcfieii die Name« Marfa und Maa aagdillvlea^ wobei aaff
die thraliiache Sfadt Bisa and die tbrakiachea Waalter and
Bistonen weaiger Hachdraek gelegt wird , als aaf einea gal^
liarhea Q. Biaiaa Secaadiia. Alle diese Bedeakea lassea sfcbr
jedaeh dhae MObe erledigen. Zaaaekat ist die ia Finge tl^
heade ala liogst aas Grat p. 355, 6. Orelli-neaaea
AMd als aitf SaljfPfcia (witf bei Grater ansgeschriebea
ÜCht) bekataai aad ist ? on Heaaea in diesea Jahrb. XHI,
8« 74 geseigt worden, dass dieselbe von dem Kaiser (Stl^i*
cias) Galba ohae Zweifel ebeaso gebildet wordea sei, wie die
Alae GlaaAa, Flarla, Ulpia, Aelia a. a. voo dea ealapfe^ea-
ätm KaiaeMi , deren Namen eiafaeh beigefilgt wardea. Voa
diaaea Beiaaiiea aaterseheldeB sieh die aaf faptfas yoa Per«
ioa^aaamea geUldefen Benenaaagea roa alae and eabor*
fei, wdche aonst denselben bdgefBgt erseheinea, wie Gemel-
liaaa/Rroafoaiaaa, Apriaaa a.a. m,, welche ebeadort S«r(ft
theilweis^ aafgeaahlt siad: es ist demnach eiae ate Siüpt"
da, nicht 8nlpiriaaa festaahalten, wie aach wohl der ala>
rias Balptf iiis bei Ordli fOU aasserdem and welter beweisea
dOffftä. Bbeaso klar ist« dass Blarta« Blsae Ullas, dem tbra-
Icisclie» Stianae allerdlags aagehSrte, deaa er wird aeiacr
IMmalb aadi ia 4er laadirift aelbst ab B08$u beaelchaet ;
dia ftsMwaraliaherWkiaaätoli da ibrAklaeher, «M
Beiiräge swr rhemldndiiohen buchriflenkunde. 183
dea Btaern nach vamiigfiiciien Kämpfen unterworfener
SCmain, dessen Wohnsitse uns Strabo, Ptolemäus und Plinius
naber iingeben ; vgl. Pauly , Realencyel. L S« llOd. Dass
die Römer aus ihnen ebenfalls ganxe Auxiliarcohorten gebildet
haben» beweiset die cohar$ 11 Flmia Bessoritm des Milltärdi-
ploms Ton Trqan aus dem Jahre 108 beiOjrclli*HeniBe]|
6857; wie denn auch weiter unter andern TruppenkOrpern
danelne Angehörige dieses Stammes erwähnt werden, so ist
daa Diplom des Titos v. J. 80 Soloni, Musedli ilio» ArsM
angestellt ; ein Jnlius Langlmu 1Me$j Bitieenti flliasy BesM9
»miH sich bei Orelli-Henoen 8S&8; ein Aurelius Abitns^
natioae Bes$us und ein L* Valerius Valens , natione Bessm
ehendort «MB und MOa Neben Lm^lmu BUrta stellt sich
also dar obenerwähnte Lmiginrng BqIm und mi beiden Na*
aus BUtrta und Biau Tcrgleichen sich andere thrakischo
PeiMMBbeaelchmuigen, wie IhnttibrüMf der Vater eines Pe«
tronius Disacentns (FgL oben Biticetttos), und ein Oemäa^
Vater dcsSese, auf rhetuischen Inschriften bei Lehne n»Mt
a* SSS* Es ist also klar und unsweifelhafty dass einerseits
der die Abstammung beaeichnende Zusata Be$$uM Ober die
Heiaath Thrakien des Blarta und Bisa bestinunte Aus-
kaoit*gibiy als andererseits in den thrakisehen mäna-
liehen Namensfbnnen Bmäubrlsu^ Oemia u. a. m* Analo-
giea au jenen beiden der COlner Inschrift vorliegen.
Prankfurt a« M.
In der groflsen Sanmliuig voo Ägyptischen , hetrowdiaiy
giiei^phea und römisehea Altertbanera , wekhe ran Be-
aiUe des Gcafea Caylus geborten , komnit auch eine Vase
van.Bronae mit. Relieft vor, in welches: , nach der Wrinwag
de» gelehrten. Grafen, der Streit eines Kampfers dargcsleiU
wird. Es ist weder die Erklärung , welche des Qni Car-
los voa diesen Figuren gegeben, die unsere Aufaiarksanibeit
auf diese Vase sieht, aoch die Absiebt eine andere DcaitaBSg
n ▼cfsocben, sondern es ist eine gana aadeve Frage, wakhe
uns veranlasst, jene Bronaevase an dieser Stelle sarSpiacbe
an bringen» In der deulscbeu Uebersetaung des Werkes des
Grafen Caylus, in welcheai die Dealunaler jener Samahmg
beschrieben und erklart werden, ist die beaeichnete Vase kl
eisten Bande auf S.S29 abgebildet; sie wurde etwa 10 Jahre
beror Caylus sie beschrieb an Cisterun, einer kleinen Siadt
in der Provence, gefunden und kam dann in die Sammlwng
des genannten Grafen*
In diesem Augenblicke befindet sieh in dem Besitaa des
Renlneiu 101111 Samuel Baruch, eines glflcklichen Samaders
von Kunstwerken , besonders aus Elfenbein , eine bronaene
Vase, welche der von Caylus abgebildeten auf das Genaueste,
entspricht und awar so genau entspricht, dass gana kleine,
kaum bemerkbare Schaden an der letatgenannten Vase auch
in der Abbildung au erkennen sind. Aus diesem Thatbe-
funde entspringen mehre Fragen. Erstens: ist die Brona-
vase in der Sammlung des Herrn S. Baruch nach der Ab->
bildung bei Caylus, oder ist jene Abbildung bei Caylus nach
Eine Brome^Voie am der Sammlung des Grafen Caylus. 185
ier BroDjvase des Herrn Banich gemacht? oder mit an-
dern Wortoi: ist die Vase, welche HerrBantch besitzt, die-
jenige , welche der Oraf Caylus besessen und beschrieben
bmCT Zweitens: wenn die Vase des Herrn Baroch nicht die
Vane des Grafen Caylus ist, ist dieselbe dann der Abbil-
iung oder den Exemplar des Grafen Caylus nachgebildet?
oder mit andern Worten: ist die Vase des Herrn Samuel
Barach nnicht und nachgemacht? Ist sie in spaterer Zeit
nachgemacht worden, oder wurde sie bald nachdem die Vase
des Grafen Caylus bekannt geworden in den Handel gebracht?
oder aber sind am Ende rielleicht beide Vasen einem frObem
Master nachgebildet, und sind somit beide uottcht? Oelango
es , was dem Anscheine nach nicht sehr schwer sein dfirfte,
die Vnse des Grafen Caylus £u ermitteln, so worden sich an
diese Thatsache neue Betrachhingen ankuQpfen lassen, weiche
rtr die Archäologie jedenfalls yon Nutzen, wenn auch nur
tarn negativem Nutzen sein wCirden. Indem wir durch diese
Zeilen auf die Sache selbst in weitern Kreisen auAnerksam
maciiett wollen, erwäbnea wir, dass beide Vasen, die des
Bra, Barach wie die des Grafen Caylus von grober Arbeit aber
niebt ohne Geschmadi sind. Kur darin unterscbeidet sieii
die Vase des Herrn Baruch von der Abbildung bei Caylus,
dasa hier die Gesichter einen gewissen Ansdrack haben, wah-
rend die Gesiehter auf der Bronaevase des Herrn Barach des
Ausdrucks entbehren«
Bonn.
i% Humen Ift rSnfcripttün ttuutturalc l^c rtfltfe U
SK4iDtt3r(KW^0rf*
Lft iFillage de Schwafferheindorf, prte deBoia, »ir la rir*
dMÜe da Shiu , esl jiiilcaient fter de ee belle ^Ute, c^^
lieke floraiatn de la pensde chretieaae an XIP"* aiede, <&
tfiBtin du aoiifle poetiqae de TOrient que les vtimemoL dea
Gfoiaadeft avaient rappartd daaa lea pite de leuva iroitaaei^
Haus M veaena pas deerire ee moanneiii d« Boyea Afa,
car celto tacbe a dtd parfiiiteaMiit reaiplie par Bbaaaa ^).
Naire bat est de souiaeitre k aa examea eritifae aa pien»
aoaiaiteevatiTe de la fondatioa qu'eUe reafenae^
Naaa aveaa d^jk, daas an r^eeat aiteeire, Mwi qaalfaea
dealea aar Faalheotieilö de ce deeaoieal *), et naaa aeaa pva»*
paaana aajeard'bai de camplMer cette dtade.
Celle pierre k i^k fait Id aiget dea dtadea de ptaadeani
aavaata') qai paraiaaeat l'avair coaaidMe eaauae aa daea«^
■cat da Xli*>~ aitele; aaaa ae poavaaa piitifer ca|la>
apiaiaa.
1) Die Doppelkirohe m Schwärs- Rhdindorfi Ton Andreas Slmoni
Bonn 1846«
2) Notioe aar Wlbald. Bolletins de TAcademie Boyale de Belgl-
qae. Tom. XXIY. No. 1.
a) Dr. Hundeshagen, SUdt and ünlTerdtilt Bonn (1832) pag.185.
— Blnierlm Soffraganel Colon« extraord. Malm 1843. pag. S8.
-^ Dr. Janiseai » Wlbald tob StoUo. Mflnstes 1834. pag. 7.
Voie a
Examen de fmioripüm mtmgurale d» Figlise etc. t8t
Oe ineumtnt poite, i'tprto la copie de Shqms ftti eii h
Ml «HC tfttide paiüculitre , ce q ui satt : f Anno Dominicae
iacanalMoii HCU dedicata Mt faaee
capella a venerabOi Missinensiuni episcopo Alberto ,
itOB vnerabili Leodiensiam episcopo Heinrieo io bonore bea-
tiwiBi Cleneiitis martyrä et papae, beati Petri principts apa*
stolomm successoris; altare yero sinistrom in hoaore beafi
Laorentti nartyria et omniiim confessornai, altare vero dex-
tnHD in banore beati Stepbani proComartyris et onniom mar-
tymai , aUare vrro mediom in hoaore apostolonim Petri et
Pmiü; avpeiiaria avtem eapellae altare in bonore beatissi«
HHie niatfis donint semper virgiiiis Mariae et Johannis eiran*
gdlatna a venerabili Prisiiigensiam episeopo Ottone , doaiiai
Conrndi Eoarnnoram regis aogiigti fratre, ipso eodem rege
praeaettle, necaon AmoMo pae reoordatloBia fandatore, tvac
GM«nicttris eeclesiae etecto ; praesente f aoq ue venerabili Cor«
beieoalnni domino Wibaldo abbate et Stabnlensi, Walterb,
naiorla rcclesiae in Colonia decano, e Sainensi praeposita
et areMdiaeaao Oerharda, renerabili quo) oe Sigebargensittoi
abbate Nicolaoi niultis praeterea personis et plarlmis tarn no»
blllbos f oan minisferialibus« Dotata qaoqae est ab eodett
Amrdatare et a fratre sao Bnrcbardo de Withe et sarore saa
Hathewiga, Asnidensi Lergisheimensi abbatissa, et sorore saa
Hicecliay abbatissa deWileka, praedio in Rullstorf can ooiai-
bns auis appendiciisi agris, rioeis, domibus* Feliciter« Amen.
Pasaona b l'examen de ce texte.
Nona n'entrerons pas dans les discossioas soalevAes par les
savanta aar la data da joor de la dedicace , car oes in«
certitndea ne penveot serrir de b&se b ane prenre qael-
canque.
Nona ne vonlans tirer aacoae consiSqaence snr son empla-
cemeat raldgoö, ni snr la matibre grossibre de la pibrre*),
i) Die Urkunde, eingeUtten In eine 6' 3" UngOi 3' 7" hob«
ttS Examen de Fimeripiwm tiumguräle
bien qa'il ne aoit fufen» pfiobable qac, ai coite iMiMpOon
teuAt de la famtlle de Wied , eile eat ea oelte plaee et al
pea de splendear, oe voulant cbercber qua daoa aea teiBle'
800 defaat d'aatbeaticitö.
L'inscriplion fait d'abord fei par eile aitee fa'dk ii*eat
pas d'Arnold le foadatear, car eile porte cea BMla; nee mh
Am0ldo piae reeardationis fundatwre.
Elle u*a pas H€ placke aoa plaa par Ica laeoibrea de la
faniile de Wied denl eile porte lea aoma: 1. Les de Wied«
ä cefte epof ue, daas les dipl6aies que noaa possedons a'dcri--
vaient Wede et Wide >) et aon pas Witbe cMHOe daas Fuh-
scriptloii. Qttc^ucs vi»» il ^1 vrai* porteat Widke^) et
Whida'^), nais jamais Witht\ S. L'archeTfcftte AmaU, le
foiidateur, estd^cöde en Mai 11 56 et döjä ea fiept<^<mlIW
Boas pess^doas ua dipldaie ') oi soat ^auaier^ea UnU^ las
possessiOBs de r^gliae et noa sealciaeal ellea aoat piai cia-
siddrables qoe celle» de rinscription , mais ellca soat sitviste
ea d'autres Iteux.
Noas sarona qa' oa objectera qae cea bieaa soat de aa«Tel-
les acqaisitioBs et quo celte loai^v^ daameration eat la preava
qae la pierre a ötd placi^ imniiidieteaieBt aprte la aiort
d'Araold et que de Mai ea Septeiabre UM ob a fatt taaa
cea Boaveanx doBS»
Platte Ton Mainzer Qrobkalk, befindet sich in der mittleren
Nisohe der untern östlichen Chorrand ang unter dem Feseter.
Simons I. e. p. 9.
5) Laoomblet, Urkundeabuch für die Gesohiohte des mederrheint.
I. No. 889.. 834. 448.
6) Lacomblet 1. o. No. 554.
7) Book, Qetohiehte der HXuser Iseaburg eto. Anhang Mo. 6. Le
No. 7 est le No. 554 de Laoomblet Les No. 6, 12» 14, 17, 18
et 19 portent Wede, Wiede, Wide» Weda, Wieda et Wied.
. 8) Lftoomblet L o. No. 389.
Mali cMt objedioD tonbe d'elle mteie deraiit lei consi-
Mnlioos fittivasles:
Comnent expliqodr qn' Hadewige la co-fondatrice qui fai-
tili 4djä bitir m couvent en ces lieux n' alt rien die des dons
qa'dla yrojetait de faire knioMialeaient?
Mais il y a plus, le diplAme de Septembre 1156 s^pare
Ics bieiis donnes paf Arnold de ceux donniis par sa soear
■adwige el nous y Toyons qu* oofre la curiis de Rnlistorf
et ses appeiidkes dont parle l'inscription et qui sont ^nitm^-
rees dans ce dipl6me, Arnold a encore donnä la ewrüs Sven-
fetfiM. Nons y trouvons encore les terres et biens donnes par
Hadew't^e et dont Pfnscriptton ne di( pas un mot. Ce dtpldme
iiotts dit encore qu*il önomera ^oiife^ les propidtös de TEglise
de Scbwarxrbeindorf et il nc dit pas un not de Anrelbaid
dont parte rtuscription.
Cest qn'en eiTet, ce n'est que plus tard que Burkhard a
iait ses donations b I'dglifle ^) et cette donation consistait en
an eouTent; et incontlnent aprte, Hadewige fbnda ce mona-
iftre; Forganisa, augmenta Kglise. Peut-on dire mainto-
naat que cette inscription est exacte , qn'elle a ii€ faite du
Ti?aai des donateors et qu'ils aaraient oubli6 ee don de Bark-
bard l#al Ua rapprilent le non, et les vingt^ix propriA-
t^s et rb6tel de Cologne dont parle le dipldme de im^<^).
Naa, aon, oefte ioacription b iit faite b une ^qtte oii cette
ftndatian eiait pdv^ de taus ses biens de son couyeat H
oji eUe Aait Feare de son aaiique splendenr*
9) Laeomblet 1. o. No. 460. Post Arnold! mortem frater eiai
domnuftBarehardasi oonaensa uxoris luae .... elau$irum deo
eoneatrfi.
10) Laeomblet 1. e. No. 445. Huio autem eeolefliad (Anioldue) omne
fotrimwiUum ^[Qbd in praedieto looo habebal eam pl«rhbift alü9
prediia contuUt.
190 Emamßm de rmiorifüm^ maupurMk
mensi ahhaiissä, Hadwige, la soear d'AnmU, n'» jtmair
iii abbesse de Lerbhcioi et ce tUre vieat k rencoatre de
tous leg documenüi historiques que noiu poss^dona.
Ell eiFet> dans tooa lea dipMnea qui se rapporteat k tette
fondalioD et dans tous ceux oü figure Hadwige, noiia la to-
yons toujours de 1156 k 1176 porfer le titre d'abbesse d'Ea-
aen, mais janaia celui d'abbesse de« Lerisheim; eile aitee
ne s'btUuIß jamais qu' abbesse d'&aeo ^^), il serais vrai-
ment (Strange qo'elle n*eiit pril ce double titre qoe daas
ce lieu«
L'ioscripf ion, bien qoe faite apr^ la aiort d'Aroold a Wen
aoin de rapporter les titrea dont ötaient reT^lus, lors de la coa*
a^cratioa en 1151 , les nenibres de la famille de WIed, car
eile dit d'Arnold qo'il n'^laif aloni qa* arch^T^ae ilm de
Cologne.
Or nous poss^dons nne lettre de Wibald k sa soeor Hade-
vige de Decembre 1 160 dans laqneUe il la ttlicite de ce
qa' eile vienf d'Ctre proinise k la dignit^ d'abbesse de Leris-
beim ^'). Voila donc le siige rempli par nne antra abbcsac^
Mais, dira-(-oa avec Simeaa et Jaasseaa ^'), cetta Halke»
wige, k laqueUe Wibald «erit, est la s^ar d'Araaldf c'cat
la aitee, ee n'est pas la soeur de Wibald«
Nous priereas ces savants de relire la lettre 70 de Wibald
lel ils y troureront cette phrase qae Wibald «et 4aM la
boocbe de sa seear et qai s'adresse k lai; »hoaio ille aaria-
simus in nnmero fratmm camalium adscriptas et snsceptas ;
ils tronveront k la fin que Wibald lui reconmande les allai-
11) Laoomblet 1. o« No. 389* 408. 444. 415. 459. 460. EgeHathe-
wigU AatnidtiiBis abbAÜMiu
Id) Mactene, AapÜMlma CoUmÜo* Tom IL Spist mbald. ^p. S20.
13) SlmoDB 1. 0. p. 83. — JauBsens 1. o. p. 6 el 7. .
M dto noire /r^rr ofttifi^ frmbr^ nasbri ; mitf s'ik reakat
biMk rapffodier cette lettre ie la IcHre 939» ib n'auroiil pfan
de doaCe qoe celle H«deirige o'eUil bkn la seevr de Wi-
bald. nVoaa aFea iU , jiisqa' k prdseat $mir0 seemr , lai
diUil, nais vous neos serez d^ormais et une soeur et wue
ipouse d'aatant plus ob^rey que par votre nooveaa thre, tous
entreres plos iatinemeiit dans toutes dos sollicitudes. Nous
vous avons envoy^ ranneau^ etc.
Du rcste comnent sopposer, si ces deox Hadewiga ae for-
■laieDt qa* one seole personne, qa' entre mai IISI, date de
la coDs^ratkn de Schwarzrheindorf, et Septembre 1160,
date de la lettre de Wibald b sa soeur, eUe eAt recu en
treis mek k direction de deox importants coiiveots, saus avoir
fall ses preuves daus Tun ou Tautre?
Avouons le donc, k vraisembknce, ks documento hktoriqnes,
tont Proteste coutre cette double d^nominatkn que coolknt
la yierre de Schwarzrheindorf.
4. Entin terminons par Terrenr k plus grave et qui suf-
ftrait b elk seuk pour donner k preuve de k valeur histo-
riqoe de rkscriptkn, c'est qu'en Mai 1165, Arnold n'etait
plus archevdque ilu^ nais bien archevique confirmi par le
pape. Lacombkt nous en foumit k preuve dans cette in«-
portante huHe du 8 Janvier 1151 qui fait k gkire deTillu.
tre eglise de Cologne ^%
Nous passerons sous silence quelques aulres irregukritös
de rin^cription ; notre but est rempli, et nous croyons avoir
pronvö que ce document ne peut ni 6tre considör^ conme
emanaiit de la famille de Wied, ni comme un monument du
douzibme sitele, parce qu'il se trouve en contradiction avec
tontea les sources historiques de cet kgt. II ne pourra donc
plus servir de fondement b Topinion qui relbve comuie une
14) Lfteomblet 1. o. No. 372.
las Examen db Fm§enpiiom mawgttrmb de r^Jrte efe.
•erttHr Vtmaeriion de Marteiie et de ScbiMser ^ WiMf
■mteii uae socvr du «o» d'Hadwige; il iie flcmra pl«e k
biUef le frtoe de Wibald du nooikre des chaacelien de TE«-
plre et k embuMiUer gravemeal pliiaieara poiats de rhistam
de rAlleaMgne«
Malmedy.
Iftr« Are* do Vailto«
la Per KaniP in prafcrpmiu
(Vergt. dio Al>bildimg su H«ft Y. Taf. IX und X),
Unter icnselben Titel enehien 1844 in den Jahrktlehem
des Vereins von Alterthomsfreunden im Rheinlande V n. VI»
8. VS eine Abhandlung filier den betreffenden Qeffenstand
nebst Abbildnng von Dr. Drlichs. DieZeiefanong ist nieht
von Prot Sehnid selbst, sondern durch ihn besorgt worden«
Bn die Besiehtignng des SnrlLophages manche Verschieden-
heft desselben mit der Zeichnung herausstellt, auch nach
nnsrer Meinung manches nicht gann Riditige von Hrn. Dr.
Ddichn aufgestellt ist» so olauben wfar uns um so mehr den
Gegenstand einer abermaligen Besprechung nn unterwerfen,
als wir durdi den Besitz der drei *) Abzeichnungen und die
jftngst geschehene Besichtigung uns dazu veranlasst sehen.
Wir nehmen uns die Frehieit, den Aufsatz des Hrn. Dr. D r-
lichs als Leitfaden au&unehmen und unsere Bemerkungen
daran zu knflpfen. Vorab sei bemerkt, dass die Erzählung
des Hm. D., dass der Sarkophag mit den »porphymen^ (Ora-
^) Die erste Zelohirang, die des Aachener ArohiTars Hrn. KrSmer,
sor Zeit des Aachener Congresses erschienen , auf Stein skiz-
drt; die zweite, Ton Prof. Quiz, der Besohrefbong der MSnster-
kirohe beigegeben, aber ohne alle Besehrelbang ; die dritte, die
obengenannte, zierUeh ansgeführty aber, gleloh den beiden Tori-
gen, nloht ganz getrevi doch mit dem Voisugei dass die Unke
Sehnialseite (des Besohanacs) dazu gegeben ist
13
194 Der Raub der Proeerpina.
nit-) Sftulen aus Ravesna gdLoanen, uns gmiis neu isC ; da«
er dem Kaiser Karl io der Gruft vun Fussscbenel gedient»
wissen wir auch io keinem Gironiksehreiber gelesen sv ha-
ben. Weder Thegan noch Adamar, welche die BeerdU
gung und erste Erbebung Karls genau bescbreiben , wissen
davon Etwas. Das scheint aber aus der Ersftblung den
cmltii. Aqtdseinct des Slgebert, welcher sagt: «de (■•
mulo marmmHk leüanttes* Inincdltiligjea nysuntrunt*, nim«
lieh bei 4er zweiten. Erhebung und Seligsfrecfrang, henror*
migehen, dass der Sarkophag bei der ersten Erbebnng unter
Otto 1IL nr Verwenditeg gekuHUnen ^). Hr^^IT« ncnal das eben
Besproshene aber auch nur eine walnucheinlsdie iSnge« .-wnmn
er aber von den aus Schutt und Trammern ewtandenen
Säulen .spricht, die durch die .Gnade Sr.Haj. des Kdnigs wie-
der auf dem Hochmünstar prangten, so lasst disss oine nr-
kdirte Auffussung nu, indem es den Ansdiein gibt, als hüten
die frannOsischen Republikaner die Sdnleniso aasgebrochen,
.dnss die GewMbe nacbgesittrxt wären ; da die Säulen mnr anr
Zierde dienen und keine Träger des Bauwerkeu anid| so konaie
dergleichen nidit geschdien. Audi ist die mit dem 8«fc^
pbage und ihrem Gegenbilde , dem Pinienanpfen , aas Paris
«urickgekehrte WOlin nidit von Stein, soadera von Bfx,
wie der Zapfen.
Nach dieser Absebweifting kommen wir auf unsem dgent-
lichen Gegenstand. Hn U. nennt «die. Vonleilmig.des.Rr^
serpinacaubes auf JSarkophagen wegen ihrer Beniehmig auf
Tod und Auferstehung eine beliebte.^ Dass die Beiiebuag
auf den Tod eine natürliche und populär »fasslicbe gewesen
sein könne y gestehen wir gerne au, mflssen aber in Abrede
^) Ult uelser Iftiiiiiiig itImiDt mein Landtmsim , Profi B o ok sa
Freiburg in der S^irift: des Asebeaer Batbhsm 6. 88L Andrer
Meinung ist Hr. Prof. aus'm Weerth in niaem Worke: Kuast-
denkmftler det Mittelalton IL p-llO»
Äff' ilaii6' d^ I¥mm'piM. IM
Hdtai^' dM»4l«viPtM«rpliilirMb «19 MM dei» A« fe Ml#h a n g
M taf Allen gegiOUm tnM9\ i0t\l «ie 'MMliiiltirt dieselbe
#At4amilinea. ' lilm^Midit'^ies* Mi'keftieit «ns^iiti ersten
AlMHrfitn<Cdittftstellefii, ih nMh blt iteii Aeftien lebten.
AtlMMM Mf t (de ilNrafto. 1^br0eH) ;^ JICitAr^ yi^ tä ndptu
iU^ it^pkttAtf^' pmri ^Hißatv» pk^t'^ndkof %4 (ßttfim' Vnd beim
mkiacins Priix lagt der Beide Caeilins i ^AsOUs fäMaa «1-
Hianit et annectint^ renaeei-se fermt post nMüeai n.8. w«;
Imb AraaMns (eontr. gent. L, Sl) : Andetis tidere nos, food
■ertnanini dieamaa resarrectiooeBi fafnram. Oder aas de«
Manie eines Uassiseliea DieMers selbst: Oix eati imj^c &u^
vinag ig qtdog fioXeti^ Bs versteht sieh, dass flberally aaeh
kein Praser|»laaranbe die Anferstehung nrit dem Kdrper, nicht
Seelenirandemag oder dgL gemeini ist (Bnripid. Aleeste
Act A). Cieero Ist uns wohl der bedte EriLlttrer der Pabel.
Br sagt im 9. Bnehe de natur Deor. 26 : Terrena antem vis
Mab at^ne natnra Diti patri dicata est, qui DireSy ut apnd
Chnacos JIXot$fQiif, quiaet reddant omnia in terms, et orian-
tar e terris. Is rapait Proserpinam, qnod Oraecomm nomen
est . , » • ., quam frugum semen esse volunt, abseonditam-
fae qnaeri a matre fingant. Und demgemass sagt Angnsti-
wm de dvit. De i L. 7. eap. M : „De quibus iste (Varro) ni-
hil inlerpfetabatnr, nisi qned attinet ad frmnentuni, qnod Ce*
tes inrenit , et ad Proserpinani , quam rapiente Oreo perdi-
dit Bt hanc ipsam didt significare foecnnditatem seninnni.
Qaae cnm defiiisset qnodam tempore, eademque sterilitate
tertn inoereret ^ eertam esse opinionem , qnod tiliam €ereris,
id est ipsam foecnnditatem , qaae a proserpendo Proserpina
dicta esset, orcus absfulerat et apud inferos detinnerat« Man
nebt , dass nach Augustinus Varro mit Cicero ansammen-
Der Sarkophag ist von weissem^ sehr festem Marmor und
<1M Jht ätmb dtt nwmrpkm.
in Qmumi k«iier cvhillai, ab wir vcnHlhelMi; 4mi «r
fid vor «failgM Jahraiy ab «an Um nr «bmi Hase iar
JKrraBl^aafllo httanfiridbaa w^lMai aaf 4a0 Staiakalac Imvi^
ter^> 8r M «ia« Liafe Tau ^wa 7, dae Jliailt Wft.t,
uad eiae Bähe Taa t Vaai, oad iti äffen« Da im Saifca
pbag jetat ia dacn halaeraea Kaatea stellt» weldier rldfaeh
ausceschaitat aar fkaheca Qrgd g^art habea eaUf $m iat
aar iHe Tordeae LaaneHe aad die liake SaiHBaleeile enidit^
Ueh. IMie elad oit BelieMavalfiUaagea gceduaacktt was
.aach, .weaa ami die prtifeade Haad anlegl, aüt der rfditra
Sohaialsdte der Fall ist, wegegea die hialere l^uigielte aieh
glatl aad aakemeisselt aaftthlt Qera haUea wir aadi 4ie
redite Sdinalsdte angesebea aad in Besdurdbong milgelheilc,
weaa es aar in etwa maglidi gewesen wäre.
Der erste Blick aaf das Belief der Laagsdte sagt bm»
4ass darin der Baab dar Köre, der Praserpina daifcalalli
ist. Die HauptqueUea dieser Fabel slad aater den nach Wei-
cker van Hrn. U. angefahrten — denn Hygin» Besiad sind
an kun, Paasaaias ^) Bericht dreht dch aar am dea Ort dar
Eatftthrang — Diodor V, S— 5, Homers Hynme anf Ger«%
Ovid's net^marpb. V, 341 ff. , Fast! IV, 417 iE , besoadcas
Claadiaade raptn Proserpinae. Das letalere Epos in SBA-
ehern möchten wir fflr das Haaptrorbild halten, was dem
Kflnstler vorgeschwebt, und welches er und awar aar adt
geriagen Aeadcniagea und Zusataen in sdner Darstdlaag wie>
dergegebea hat Um diese unsre Meinung an anterstataen, w^
len wir bei der Beschreibnng der Darstellaag jedesmal die
betreffeadea Stellen des Glaadiaa biaanfttgen.
Dea Bdgea führt rechte aaf dem Bilde Merkur, am Kapfe
beflagelt, mit flatterndem Oewaade, womit, wie bd der Haupt«-
^ Bsdolit daHiber Im KaiufbUtt Ton 1844. p. 164.
^) Die AUegation dos PaoMniM ist nicht VII, 21, 8 sto.,
1, 38 a. 39.
J
Der Bai$b der Pro$erjrina. WT
fCfW«.« RtaCo, ier Kfliistkr die Bile des Raubes andevten
will» Merkur ist aber bif r oicbt in seiner Eigenschaft als
yfSeolevgdäter'^y sondern als Bote und Diener des Herrschers
der Dntervrelt; denn er führt nl die ZOgel der Bosse. Es
heisni bei Claodian von Pluto:
Tum Mala genitum, qui ferrida dicta reportet,
iwtperai aeetri. Cylienius adstilH äle9*
L. I. F. TT— 78.
Atlaufis Tegeee nepos, conunune profiindis
Et soperis numen, qui fas per Urnen utrunmue
Solos habfSy geminoque fsds commercia mundo.
L. L ▼. 89-*91.
Merkur steht hier gerade in limine. Die nächste Figur
dicht unter Merkur ist der dreiköpfige HOllenhund Cerberus,
aber nur mit 9 KOpfen sichtbar ;
silent
Atria; latratum triplicem compescuit ingens
Janifor. Oaud. L. I. v. 65*— 66.
Den dem Cerbems benachbarten, bis an den halben Leib
in einem Strom stehenden bttrtigen Alten halten wir nicht
für den Riesen ^yEnkelados**, denn dieser liegt nach der Fa-
bel unter dem Aetna niedergestreckt ; auch ist gar nicht er-
sichflichy dass «er den Huf eines Bosses niederziehe'S viel-
mdir ladet er nur mit beiden Händen num Eintritt ein,
nimmt die Neuankommende in Empfang. Der Huf des drit-
ten Bosses berührt seinen Kopf ; man sieht , er ist ein alter
Bekannter ; daher halte ich ihn für Pldegethon als Flussgott
personificirt, von dem es heisst;
-T -^ ^ Dominis intrantibns ingens
Amarfit Phleptthon. Fti^grantibns Uspidn rivis
JBoria madol» toloq ue flnwt infoendin vultn.
Gkni IfP. V. 81d-:8l«.
IM mm wiM.ar.«b taai««il llMMi<alleta.i0iMMtf»
Itt Der Banh der Pteeerptmu
Wir koanett j«tft nm ViergeBpaiitt. BtMMt M A«i
Kflnsller sehr gelungen und nHunter ie» Beste in der gnn-
nen Seene. Hier ist es wieder ClandiMi, der von einer ^Qn«»
driga redet nnd die rier Resne benennt :
Orpbnaeus cmdele micanSy Aetknn^ sagittn
Ocior et Hygii snUiws gloria Nyctens
Armenli) IHtiafne nota aignntns Alaater.
L. L V. 884— SM.
Die ZQgel des einen Paares halt, wi^ Dr. U^ redii sagt,
Pinto y nicht aber „der neben ihm fliegende Amor, tin Hy-
menans^, sondern dieser tragt yieloMlir eine kiime Packd
seinen Amte gemäss, die aber nnm grOssten Theile abge-
brochen ist:
NimUs Hgmetmeue hinicis
Intonat et testes firmant connnbia flitmmae.
L. II. V. no— stt.
Die Hauptpersonen der Gruppe sind : Ploto , in drasen star*
ken Annen die sieh sträubende Köre, das Haar 4iafgel^t und
mit den Hunden in die Luft schlagend:
Interea yoincri ferlnr P/roserpina currq,. ^ f n
Caesariem dfffusa noto, plaactufue laeertef < n- •
Verberat,* et fuestns ad nn^ila nunpit inaacs. . ?
Cl. hlL y. 847—819. i
Hinter Ihnen Prilas mit Hohn und fiprtr -^ A^K,.deB
Schild sehe ich dcht^ wie es Hr. U. thnt — :
-^ ^ *-• Tt4tonia 0mMe fUva •
Caeiatnm tTypholia feriC — ^ L. ' ; * < <
Hastaque terribili ceti' i-' •» iJui'vi.,
••*'•;"' "i'- M« 1 .i . .-M -L.it t; 81—84.
Sie hat iber'WfaklMl «K-Hahd ttuf n6ätifki''^ä^ nnd
scheint sir^M bet^mtti; litrem attelr iHbhiiftttIffiA'mnngrew
fen. ner-tsfüy'Wd-deriAnstler nicht mit dem aandinn
iH(irtiMi8iHnt»>UlflHmlmi Um ^»mti,<imf» ^imimit kiß
Bw Jtdvft der Pr^erplmt. IM
de» kottttte, ffwei in ier Zeil onterscbielene Seenen i?iisaiii-
g«bnieht, ninlidi die Bntnihrang, and das Anfsncben
ä die Verfolgung der Mutter. Hatte er, wie der Dichter,
IHiierr« sieb ?or die Rosse, Gewalt anwendend, stellen las-
seD, so wtirde Geres den Rauher erreioht hahen, und so das
Drann nlcbt nu seiner Lösung gekommen sein. Dass aber
muA Minerva nieht mU der Kntrtthmng einverstanden ist, er-^
keMU OMii daran, dass der hinter ihr schwebende Liebesgott
nie an Oevkrande nnrickbälf« Von Pallas und IKana sagt
der Dichter:
Nee ipalnw oeiiint StinNdat eomanmis is ama
Vkgtnilas^ ctimenque feri raptoris acerbat
UV. v,907-r-206.
Was die Stellung des Pluto betrifft» so fallt dem Zuschauer
auf» dass dieselbe etwas in's Uebermassige gebt» eben wie
Mm Qandifp der Vergleich mit einem Löwen , 4er dne
jwige Kuh erjasst hat und mit seinen Tatzen ihre Einge«
weide, doicbwiüüt, ein ecbwulstiger ist. L.il. v. 209^213. .
Hinter Minerva und dem Wagen Pluto's sind nwei kpi^nde
Fiaiien , welche umstttrseade Blumenkörbe festhalten. Pro-
serpina war nämlich auf der J?*lur von Enna mit Blumenlesen
beschäftigt, in ihrem Geleite ausser den nach Claudian.von
Jnpiter gesandten Venus^ Minerva und Diana auch sicilische
Nymphen (Comitantur euntem Nal'des, L. IL v. 56). Ausser
Veni^s ist aber nicht ersichtlich im Epos, dass Minerva und
Diana mitwissend waren an der Anordnung Jupiters, der
seinen Bpider die Köre entführen Hess. Die beiden Nym*
phen sind ungefähr. gleich gekleidet,. ich kann dahef nifht,
wie Dr. U. thut, Diana und Venus in ihnen ersehen. Ihr
Gewand ist im 'Faltenwurf ziemlicli' vernachlässigt, so dass
namentlich an der dem Wagen nächsfeti f*^gur kaum i;u im-
teivcheiden ist, ob sie dinf^BtfMilitlerdM Vorderkörper oder
den Rdck^ znkehK. Aueb'Utel Üth dnt'chnirs^ ntebi erken.
, dam sie liilV»l|1brM'«I%k<^n*'(«te tine 1^
900 Der Raub der Proeerpma*
die verfolgende Ceree mrflekwiokeo wollen*, iio MuMekeuo
gut dieselbe herbeirufen. Hoaer fBhrt in der flynne em
Ceres Ober 90 Gespielinnen der Köre an» dnrunler auch
Pallas und Artemis ; der die letatem nennende Vers ist aber
von F. A. Wolf als falsch ringeUaamierl, So ist es doMi
wieder nur Clandian, wdcher die Qtfttinnen als mitliA»*
dein de Personen auflFQbrt, wie der KflnsUer sie bildet
wir gleich sehen werden. Die BlnmenkOrbchca ud
eboi als geflochtene abgebildet, wie Clandian sagt:
Nunc oimiiie texto
Badentes caUrihos spoliis agrestibns m/leL
U IL T. ISS^IM.
In der weiblidien Figur , wdche vor desi Wagen der Ceres
einherschwebt, und die Hr. ü. Ar Iris halt, lisst sfdi bes-
ser Venus erkennen , ihre leichte Bekleidung und der detuel-*
ben eigene Peplos , worin sie allen Uebrein verborgen Mit,
berechtigt uns dasu. Audi flieht sie schuMbewusst vor äiir
aflmenden Mutter und hat sich hinter ihrem Amor um
Fluge erhoben.
Ausser noch awelen Genien, beide geflQgdt, wovon der
eine in sehr kleiner Gestalt fan Wagen Pluto's sitst, der an-
dere, welcher, wie der friher erwähnte HymenSus seine linke
Hand, hier den Kopf eingebilsst hat, welche Figuren wohl
ausschmtickende Zugabe des Kflastlers sein mOgen, wäre nodi
bei der ersten Scene des Bildes, der Bntflihrung, die untet
den Bossen liegende weibliche Figur su erklären« Wir hat-
ten sie (&r die begleitende Nymphe Cyane. Von Ihr heisst
es bei Claudian, sie sm die hervorscheinendste :
Cyane totum supereminet aguMn. U II. r. 61.
Dan te S. B. r. ttf— lU:
— ^ MedBa invenimns arvis
Slüupfaaem Oyanep; etxyfix redimita i»Ci*gf . .
Pt ciUgantes maicebM|.^fn|4,ffyimip. , , . . ,j
Der Raub der Proserpina. 901
ApgrediiBiir sabitae ef easus scitamur heriles,
(Nan preprior cladi steterat) quis vultus eguorumi
Qua regalt lila nihil, tacito sed laesa veneno
SalTitar in laticem, subrepit criDibus kumor.
Daa Veneaun mag wobi durch die sich gegen die Nymphe
wkideBde Schlange beseichnet sein, das Wasser ist binier
ihr. 0?id lasst in den Metamorphosen die Cyane sich dem
eilenden Zage des nuto' entgegenwerfen.
Nun mr Erklining der «weiten Scene, der Verfolgung
des Räubere durch Ceres. Links auf der Darstellung des
Beliels eilt Geres auf Ihrem mit swei Drachen bespannten
Wagen heran , mit fliegendem, gesträubten Haare , ihr Ober«
gewand im Winde flatternd , Arme und Brust entblässt y in
den esstem die brennenden Fackeln niederbeugend :
— et pleno rimatur lumine campos,
/ücfiMlftie Caces. L.in. v. 441— 443.
Als Kackda hat die Göttin swei Gypressen abgehauen: Qae
placnere £aces. L. UL v. 870— aSS. — Auf dem Wagen der
Gattin ist nicht y wie Hr. D. sagt, »eine Schlange gebildet,
ein auf die Erde beaOgliches Thier^, sondern es ist nur eine
schlängelnde Verrierung, dieselbe wie auf Pluto's Wagen-
Es bleibt noch die vor Ceres als Wngenlenkerin eiAGertcben
ia der Hand tragende Figur ttbrig« Ich wflrde kein^ Ann
stand nehmen, sie fär Diana, die noch fehlende Peeson im
Gedichte des Claudian, an halten, wenn sie nur nicht .gcdllU
galt gewesen ; ich sage gewesen , denn ein hervorragender
Oegenstaml am Belief ist abgehrocben, den ich aber nicht
aaden ak fiir eiiien FiOgd erklären kann. Diana. hält beim
Cbudian eine lange Klage, aber den Baub ; dies frftchUaaa
Bcdaneni veimoehte aber der Känstler nicht damstaUsik
Banm hni er .wohl seinen Stoff nun der Bymae ■ouKf'ä get
bslL Ber besteigt Bekate, die mit Diana und Lunn.oipf
Gattin acin anll, arit Ceres den Wagen und eilen aie fp.He<^
Kasi der ibMU danBäuber offuihartt Ahmr die F|«fel| Mk
SfOi Der Ritub der Pröserptna.
weiss nicht, 6b ich m ihrer Brkläinup eine (Stelle ixa dea
alten Natalls Comes anführen darf. Kr S8g;t im Cap. XV«
L. III über Hekatb : Sophron fabulam huiusmodi recHavit, vi
alt Theocriti enarrator: lovi a lunone nata est pneHa Am^
gelus nottikie, cet. also «776X0^ Botin. Und etwas späM*$
ffon deftierimt tarnen, qui illam natam e tove et Cerere err^
dlderunt, quae cum robore corporis et magnitndine exeelleret,
ad quaerendam Proser pinam misi^a est Sehf g^ross^ist sie
kier nun 2war nicht, sondern klein, sie Aickt aber- Mch
wohl iUI Vagen theils wegen der fiber ihr geschwmigriidk
Packen, theils mag sie als Verrltherin ron Pinto nitht gern
erkannt sein. '
Aar der linken Schmalseite des Sarkopttags beflnden* sft*b,
aber viel roher gearbeitet, swei weibliehe Fignreto , wofnu
die eine swei Blumenk((rbe auf der eiligen Flucht gerettet,
die andere aber, wier scheint, allein gellohen Ist; es rfndCte-
spieliuAen der Kote, und beweisen, da sie dieselbe CFeWatt->
dang, wie dfe früher erwähnten, auf dem Bodtin knieeiikieil
tfwri Figuren des Hauptbildes tragen , dass diese keine CMC«*
ihmeif , sondern auch Gespielinnen der Froserpina Mud.' liinks
an der Ecke der Schmalseite steht, dner Kanephore iHhli^h;
Mne halbbddiRidete Knaben- oder Zwergligmr, wetebe aber
nllAt'WMf dete Kdpf^; sondern vor der Bnist einen BlnlBiett-
korV trftgft. 9a rfe die Zunge halb anim Munde heraufliti^ry
gibt ^ii ein MemMeh fratzenhaftes Bild.
• Bs wurde flingangs geäussert, dass der Siarkopfhif 'M
KarTs eriter Erhebung' dureb Otio wvhl gebraucht w^sirih^v^i^'
AMcii «ach AdAmtfr »och gaas^n Kdrper MneInMtegeto (FtMl
mtt^* IV. ]».130)i ' Die' IhrMthe, warum Adamif^ rflebt^fM
gütkUptlgf »erWttlNit, >ier dtnfli »bla üur frMnlliffiKHbn'lliMMI
dIB >viHgM »IMilllubArM'*-^* fti »dlttCro^' mtan>td> iJHMrt
IMäaHy-^'^m imhtetf lUgüngtf^d^s^tOkll^lfottli yuü eli^
nMttdll btfaM, i«ag WcM das wenig *cbtf8iA^'RMidr-)t^
Ihr AotA d0t Proie^piwg. MB
tif ilMHiw MneitenlHst iHit den W<»Hfii: tepis «blöiigviip
eai nihil caelafurae micrae, 8<*d insigni lapieidaraMi ait« oim
ex parle incisiia raptas Prtfserpinae, quod mdee demkrar^ nirf
Ibrte poetici' figoieiiti invölacTo mystica rabsif intellrifimtia«
•Ho lit. erbieh dureh seine Mntfer Theophan^ eine grlecM^
tefce Er^ielmigr , derdh seine Lehrer Berni^aril, BIseiief* vm
Hildesheim, Meinwerk, Bischof von Paderborn, eine gdetirie
Bildaog. Der erstere war selbst ein ausübender Rflnsflerin
Skol^tiit', wie das, in' einem im J. 1856 unter dem Titel „eine
Kuatreliqnie des 10. Jahrb.^ edirten, Scbriftchen von uns
beschriebene, Beruward zugeschriebene und dem Otto gewid«
■MCe, elfenbeinerne Weihkesselchen beweiset ^). Otto muss viel
Geschmack an Skulptur-Arbeit gehabt haben; denn das ge-
namite Gefäss enthAlt 11 Reliefdarstellungen aus der Lebens-
wid Leidensgeschichte Christi. Dass er überhaupt eine Kunst-
MUBmlottg besass erhellt daraus, dass die Hildesheimer Chro-
nik (S. Perts) von Bernward sagt, dass er nach dem Tode
Otto's Vieles aus dessen »Schatze' für Hildesheim angekauft
habe.
Dr. Waagen von Berlin war der Meinung , dass die Dar-
stellangen auf dem Elfenbeingehsse für die damalige Zeit-
e|Kiehe zu schön seien, um sie dem b. Bernward zusehreiben
za kllnnen , der jetzige hochw. Bischof von Hildesheim äus-
serte aber in einem Schreiben an uns , „dass der h. Bern-
ward mit dem Kaiser Otto bei einer Bmptfrung der Römer
aach Griechenland sich geflüchtet und dort sich in der Kunst
gewizz Manches angeeignet habe, wodurch seine Werke vor
deaeo seiner Zeitgenossen hervorragen/* Könnte auf dieselbe
Weise der Sarkophag nicht auch mit Otto den Weg nach
Deatsebland gefunden haben? Wir mflssen Dies gelehrteren
uihI keaatnlssreicheren Archäologen zur Entscheidung flber-
lasMD, welche aus der Beschaifenheit der Arbeit das Alter
*) Jetst im Bfitfsehdn Musanm.
9M
Der Raub der Proeerpima.
ies KoHftwerfces bestimmen mögen ; uns eei es gmMK» 4nf
Wenife nnr mehreren Aufliellnng desselben beigebmcht ms
hnben, eines WerlLes, das bisher noch m wenig benchtal
werden isl und einen BrklArer verdiente, wie ihn in den
DenfcmAlem elc von Gerhard 1857, Lf. 84 der Sarlinphng
der Irenenkirehe nn Conslanlinopel na Dr. Otto ¥nsk
fanden hat
Aachen.
14. Hau tkmfift Hfdfnflm mm tLttfnttbntß kct $m$nL
(Hienu Taf. IH)
Bei ita in Mtacm SoMicr für iit links-rMsiMiM BiiW-
babn weiter nOthig gewordenoi Abbtaduingi-Arbeilea M
ileni Bergabfcange, Aber weldien der Qvittrichgweg oacb den
BbelM hiaftthrte, wurden, gegen 850 Schritt nttrdllch der
Stdie , wo die im Heft XXVUL & 79 ff. beschriebenen drei
riniselien Grabsteine geAinden worden sind, — nienilicb den
jetaigen Babnhdfen gegenüber — swd Scliaehte in den Berg
gelrieben, wovon der sfldlicheao und der nördliche 80 Sebritt
breit war. Beim AbrAumen dieses, Ober den Schienen theil-
weise 16' hohen, Abschnitts wurden unter der Weinbergs»
kmme swei steinerne Knpfe gefunden, wovon der eine einer
Slatne des h. Petrus, der andere aber, mit breiten, rohgear-
bciteleo, lang herunterhangenden Seiteuhaaren, einem Bauor-
namente des frahem Klosters anzugehören seheint Etwa 6'
unter der BodenoberflAche traf man in beiden Schachten auf
eine lange Edhe römischer Gräber, welche, wie die in dem
H. XXVUL S. 88 erwAhnten, durchschnittlich aus c. 1%' la».
gen umä 1' hohen und breiten Schiefer platten ausammenge«»
setnt waren , in denen rieh die Todtenumen und die Beige-
Iksse befanden. Nur einige waren aus andern platten Stei-
nen snaammengesetat; und in dem sfldlichen Schachte kam
ein Grab vor, wo die Gefhsse, wohl 6 mit der Urne, auf der
blossen Erde standen und mit dem obem Theil eines Dolimna
bedeckt waren, woran die Tfllle und die beiden Henkel gut
mhalten aind und auf dem Bauche der Stempel H. Q. ¥ «ich
bulndii. Die Urnen waren gewöhnlich von sdiwirsUdier
206 Neue römische Inschriften com Ruperfsberge bei Bingen.
Farbe und die Mehrzahl der Beigefässe von grau gescblenn*
ier Erde und grösstentheils wohl erhalten , was bei den Ur-
nen nicht immer der Fall war, indem sie bei ihren dünnen
Wänden durch den Druci( der in ihnen befindlichen Erde nur
gar zu leicht auseinander getrieben wurden. Es kamen je-
dtf^H> auch fiiniitid iwtnfcr'SelMleliibeii, littinpdiett ittckrin
rother Erde vor, und }q ,dem. Schutt^ wurden Scherben von
terra, sigillata mit vorscbiedenen Figuren gefunden. Ein
tJMipcboh hätle ubHin .Heu .SttMfri^'. MOfiVFi - Aiicb Her
■enbel eini» DoliiraMi wOi ritt^loaehrift üOAX (Leg. JCV;!)
wurde aus dem Sehstle äufgcnonMien/ Obglefob in Hieimlr
Oi^fttwarl drei Grabarnen vorsicbtig* geleert wurdei, m fän-
den sieh darin doch keine MQazeti 'T#r, tini mv in lier efnen
war auf dem Boden eM platter Stein ron vebrirän ZoH
Durelunesser. Von de» Münzen« welche angdblick in deni
Scliutte des sfidliehen Schachtes gefonden worden sindi, habe
ich folgende gesiJien : S Mittelcrze ^*- v. Augnsfus Her. S.
C. « . . III VIR (Monetarieu-MOOTO); — v. Aoghstus Hev-
niOVIDENT. S. Cw Altar; — v. Caligula Rev. eBRMANI.
CVS. CAESAR. Tl. AV6VST. P. IMVI. AVO. N« Kopf des
Oerm. ; ^— v. Domhianus Rev. verwischt; «^ zwei voaTra-
jAAUs (gut erhalten) Rev. TR. POT. COS. IUI. S. C Die
schreitende Victoria tragt einen Schild, worauf stefatt 8% P«
Q^ R. ; •— von Antoninus Plus Rev. FELICITA& A V6^ COS.
III. S. C. Stehende Felicttas in d. R. caduceos , ' in ier L.
Kranz; -^ 1. unkenntlich; -m und 1 Orosserz ^on AntoniU
nus Pius, Rev. PIETATI. AV«. COS. Uli. 9. C. Hefas mit
zwei Rindern auf den Armen zwischen zwei Rindem «tebenl.
Nach diesen Manzen zu ortheRen dürfte dieser fifttierphtz
Viirzvgswefse im ersten md zweiten Jahrhundert' betanist
wurden «ein.
In dem nirWdien Sebnchfe wurde an 7. JoN, cint|fe RMi
Torwtriz der gedachten obersten Offtberrdbe «nid ;0' Utar
den SAieMtt ei» firabztehi an^sfwidenyawoMuf ^fte iMssiiriR?:
Ntmrömkekfi italsAiq^iMp» Jt^qM«i&ei^ MT
» / i * »» '
milesex-cohTpanno . . . .;.
• • NATtOifB»BRÄ?<i\'«'
AN XXXVISTIPXVI H'Ste*P.
i. e. Brcucus BIaeda(ki filius?), miles ex cohoWe prirn*
PaunoiiioruiDf iiatione Breucus, annorum triginta sex, stipen-
dioruin sedecim, hie situs est. Hcres posuit.
DieBreoci waren bel^aiintlicb der bedeuleudste Volks$taiiin|i
in ^ederpannonien«
Gleiehadtig fand sich der obere Theil einer Nische nnd
der davon abgeUste Kopf des Soldaten ; es ist daher keinem
Zweifel unterworfen) dass Beides zu diesem luschrinslein ge«
hMy dn^ wie die noch auf demselben befindlichen Fflsse zei-
gen y der obere Theil cn haut relief ausgearbeitet war und
ausserdem die Breitenmaasse abereinstimmen. Das Monument
besteht aus weichem Sandsteinet, dalier denn auch die nicht
tiefe Schrift in den drei obersten Zeilen abgestossen und
beschädigt ist. Die Buchstaben sind in der obersten Zeile
2VV\ in <i^r 2ten und 3ten etwas weniger und in der dten
2'' 3'" hoch. Der Inschriftstein ist 24" hoch, 32'' breit
und II'' dicky wahrend das unten daran befindliche Falz-
stfick, durch welches der Grabstein zwischen zwei Steinen
aufrecht stand, J2" hoch, 27" breit und 7" dick ist.
Da die beiden in der Isten und 3ten Zeile befindlichen R
unten geschwänzt sind, so erkennt Hr. Dr. Rössel den dritt-
letzten Buchstaben der Isten Zeile nicht für ein A ^n , und
da es kein N gewesen sein kann, so muss es ein K sein.
Weiter nach unten befindet sich rechts (vom Steine aus) ein
sebr grosses , in späterer Zeit sehr ungeschickt eingehaue-
um R.
Dieser Inschriftstein befand sich noch am 28. Juli an dem
Gä^Kschuppen der Rhein - Nahebahn angelehnt, wo die, im
üeiEbs^ gefimdenen ebenfal^ stehen, und ist yon.dain 4er
JWiM f^taJMte AmMMm vmi JhHMflift0fW Am
Nacbt vom ST. auf M. Jdi wkcfidfkkor Woie entirea-
iel worden.
Den 14 Joli wurde U$i n ieiMlben Sldle, nnr etwas
liefer in den Berg hinein and gegen 8' li5ker, ein 6' langer
steinerner Sarg gefunden, welcher mit unten sehr nngleichca
Sandsteinplatten flberdeckt war. In demselben lag nur der
gut erhaltene Schädel mit Knochenflberresten« Da jededi
dieser Sarg von den Arbeitern sofort gedffhet wurde, und
fai den später aufgedeckten Sargen stets Olas-Oeftsse geftn-
den worden sind, so Iftsst sich annehmen , dass auch in die»
sem dergleichen gewesen. Dabei wurde eine, flrtther sciion
zersprungene Sandsteinplatte mit Inschrift aufgefunden, wo-
von jedoch nur vier Theile vorhanden sind. Die Platte ist
20'' hoch und W breit gewesen« Der Sandstdn ist aber
so weich, dass schon 8 Tage nach der Auflindung sich die
Schrift des Wortes MTER abgebröckelt hatte. Die sehr
schlecht ausgeftthrte Inschriftj deren Buchstaben etwa 1 " hoch
sind, lautet:
^ :^ M
♦yoTJVRONIE • PAT
TEPlklB-ETFIRMl
NIOy/ASiWTO CP
NERO ///)>*VTORIA
•obPod.P?
BODIC'VMTER
DESVO]///VA POSl
i. e. Diis Manibus. F(s. P)ocoroniae Pattae, ftliae, et Flr-
Sinto, Caii ftlio, Nero Deu(iu)toria Bodicus (f ) maier de
suo • . sua (f ) posuit.
in dieser Inschrift steht dass blosse E statt AE dreimal.
Auf Mttnzen von Constantinus II. bis Julianus Apostata kommt
diese Schreibweise öfters vor, und darnach würde also die
Inschrift in das 4. Jahrhundert gehören.
In dem am 81. Juli, dicht neben der Stelle, wo der vorige
gestanden , aufgegrabenen kleineren Steinsarge ftmien sichi
Nmie rötmche Imckr^m wm Biipert$bmrge bm Bingen: M9
den kkuea Schidel wd dea Kn^henresten , Glas«
ud andere Gefftfise ? er. Da der obige loechrifteteia ia der
Nahe dieser beiden Sirge aufgefunden wurde , so darf man
vrnbl annebmen, dass sie die Gebeine ron den Kindern der
Dea(in)toria enthielten.
An demselben Tage wurde fast in der Mitte des nördlichen
Schachtes 9* etwas verwarte nach dem Rheine hin und etwa
6 * Aber den Schienen , ein nweiter Seidaten - Grabstein von
festerem Sandstein gefunden , von welchem aber der obere
Theil» mit der vollständigen Figur bis unter die Knie, neben
dem untern, noch aufrechtstehenden, im Schutt lag. Die gut
erhaltene Inschrift dieses untern Theilff^ worauf sich noch
die Ffisse befinden, lautet:
DATO • DASANTIS ' PIL •
NATI0NE-DIT10*MILEX-
GH'IilPDELniATARVlH • A
NNXXXVSTIPENDIORXV-
H'S-E*H-P-
i. e, BatOy Dasantis filius, natione Ditio ^), miles ex coborte
f uarta Delmafarum , annorum XXXV, stipendiorum XV, hie
Situs est. Heres posuit.
Die Buchstaben der Isten und 2ten Zeile sind 2%"y die
der 3ten 2'% die der dten IW und die der 5ten 1" hoch.
Der Raum unter der Schrift betragt 1' 7 Vi". Dieser untere
Theil ist 2' 10'' hoch, 2' 4'' breit und 11'' dick; dagegen ist
der obere 4' hoch, 2' d" breit und 7%" dick. Die Figur ist
en bas relief ausgehaoen. Der Kohortensoldat steht in der
oben gewalbten Nische in blossem Kopfe, mit dem Waffenrock
bekleidet und mit dem Schwerte an der rechten und dem
Dolche an der linken Seite umgürtet. Der linke Arm liegt
*) Die Ditiones wsnn ein YoUusUmin ixi Dalmatien [PUn. H. N. III,
2S^ Anin. der Red«]
14t
IIB Mmurdmkekg ^tlmifhii mm Av^Oberg« bei 0Mf(H.
NMht vom V. anf SS. Jdl «ikacnf« efn wnii^ roifcstnckl
det ward«. ^te B«iri f^alttn bat, M
Den 14. JoU wuNe ftiC i>^ obwe TbeU ist nkkt acbia
Ikbr in dca Berg Undn ap y^bäiea iiAem Seiten irt cii
tleinenier Sw
SandsteinpUl Stelle, wo min ile beUcn
gnt criialtMi rnrde, ebcnMls B' Aber des
dicKr Sarg ' dritter, gut erhaltener Stcia-
in den ap&tet In denselben befanden «i(A,
den worder ' lochenresten, wie gewBhriidi
sea derr j/»
serspr- ^^^.^^ *'*'' ^^^ <* derselben Btthe wie friber,
V(" V^^V<*^ Sdiachte noch iwd 6' lange Striart^e
M> i^ ^rdea> Der eine (4te), welcher gegen 16 SchiiU
f i^^^ der Mhern Pnadstdle anfgegraben wurde, eal-
^^'*0ieT iem Schtdel und den Knocbenresten, drei Olas-
»1^ «oTon S rechtt und der Olasbecher links m Ftaea
r^ irihrcnd bei den Übrigen diese Oefkoie in derselben
''^^fttg "■> Kopfe aufgestellt waren. Der andere (fite)
^jflffaTg stand TOB dem vorigen gegen 50 Schritt weiter
^H^ , gans in der Nahe der cnletxt entdeckten Stnsaen-
^e>). Wthrend die Schädel der flbrlgen nach Norden lagea,
1} Dtwer StrMMndarolutioli Hogt belnab« 300 ScIit. nSrdUek foo
dar Fnodetalla der drd Im Oot 1859 maFgodeoUeB armbiltliw
(■) nnd Qbw lOO Sahritt sfldUob du sobon frShei, Im JoU
1660, in BOrdwMtnolMr Blofatimg asf atne Llof e von SOO S«hr.
»nfgafandenen StOoki dar BSmantraM«, wtlelifl danh d«n iiri-
tcili«n dtr Cobkniar CbMMte nnd dam Mtwunlan Q^ttdoht-
«aga galegeusn Beoh nach dam Bhrelne UnfOhrte. Dia nv
tliallwelia mafgadeokta, 1' hohe, au gactBoktan QranwMkan, mü
KI«i nndHSrt«! antgefllUt, bestalienda nnd sofS' boliam Lahm-
bodan, tn wolobom dob ainialna nabobanaoa groto« Porpbji-
und QranwaokanateU« baBndoni robond« Bedeinniv dw ttlit-
New rmjfdkf huOnriftm mm Bupertsberge bd Bingen Ml
wir ier in iiesera Sarge naeh N. W. gerichtet Von den
tein f efnidencsi drei Olasgeftoen sind awei besonders lier-
vemhekeii. Das eine ist eine einbeniLlige sclilanke Rasche
fOB schöner Form, t4%" hoch; das andere, unten inKogel-
fom von e" und der Hals Ton 4'' IV" Höhe. Bereits in
Torigen Somnwr ist , wie ich jetat erst erfiidiren habe , Mn
Steinsarg gegen 60 Schritt sfidlich der Stelle , wo man im
Berhst die S Inschriftsteine fand, aufgegraben worden; und
CS soUen Tcrdnnelte Schädel und Knochen mehrfach vorge-
In dem Schotte wurde auch das Stflck eines Dolches,
woran noch der ChrüF, aufgefunden. Auf dem aufgedeckten
Strassenstllcke lag ein ganses und ein halbes kleines Huf
eisen, Termnihlich Ton einem Manlthiere«
?on den im nihrdlichen Schachte aufgefundenen Mtlozen
habe ich nur eine gewöhnliche Erzmfinze von Tetricus pa-
ler mit dem Kev. Spes publica gesehen. Diese Mtlnxe und
gedaoliten BtrassezMtfloks Hegt e. 4' über den Schienen, und
UeBit deren Breite, TOn weloher der 9ilBohe Thell daroh dl«
firlbem Abböschnngi- Arbeiten beraits abgekSoomt igi, noch sn
ermitteln. Die ndrdliehe FoxteeiBong daTon ISset eioh In den
der Goblenzer ChAaM6e allmShIioh sieh nlKhemden BSiehni^en
bi« dahin noch erkennen, wo der Quittrichsweg in diese Chatts-
8^e einlief.
Za derselben Zeit erfahr ich auch Yon dem Ziegeleibesitzer
Wilhelm auf dem Rupertsberge , dass er vor 6 , sein Nachbar
Tor 20 und sein Vater Yor 25 Jahren auf eine Streokö toh fast
400 Sehr. — zwischen den Setzstoinen 19,88 und 19,92 der
Coblenz-Binger Ghauss^e — jedooh 8' westUch derselben, 6 bis
6' onter der BodenoberflSche ein 14' breitos, in gerader Rieh»
tung hinziehendes, Stück der alten RSmerstrasse aufgefunden
haben. Der'// hohe StrassenkSrper bestend aus gestückton Wak-
ken und Kalksteinen and ruhte unmittelbar auf dem gewachse-%
nen festen Lehmboden.
%ii'N0ue romüche Imdr^lm eom BMipmM^rge bn BmffmL
die daselbst aHfgefinndeoeii Inschriftsteiiie Ussen rei
dass diese Stelle hauptsächlich in Sten und 4tea Jahiimndert
als Ocabstätte im Gebrauch war. Die aufgefundesen Sicia«
Monumente waren stets mit der Sehriftseite der Nahe o4rr
dem Rheiue nugewendet und standen mithin an der wcslli*
eben Seite der ROmerstrasse.
Von dem Bergabhange steht jetnt nur noch ein ThdU wmA
dieser liegt «wischen den ftrtther und neulich aufgebodeMO
GrnberplAtnen. In diesem Theile der aus ScUefwfelsmiy we«
nigstens nach dem Rhein hin, besteht, sind früher and jetnl
Grftber an den Stellen vorgekommen , wo es der Boden «nr
einigermassen nugelassen hatte. Dieser Thcily wdchernadi«
stens in Angriff genommen werden wird , liegt itatlicb des
Stücks der ROraerstrasse, welches erst vorKunem eatdeoJU
worden ist Vermuthlich sind längs der gannen Östlichen
Seite der Römerstrasse ebenso Gräber gewesen, wie es hk9§ß
der westlichen der Fall war. Auf der westlichen Seite ist
dieser Gräberplatn, mit Ausnahme des mehrgedachten TheilSy
auf mehrere hundert Schritt aufgegraben. Da sich ttbrigens
die Spuren der alten Strasse in den fertigen, dicht an der
Chausöe befindlichen Bttochungen weiter nördlich noch «ei-
gen, so ist es sehr wahrschdnlich, daas sich auch die Grä-
ber in dieser Strecke noch unter der Chaussee fortsetnen.
An dieses Referat Aber das in jflngster Zelt am Ruperts-
berge Aofgeftindene schliessen sich hier einige Berichtigun-
gen u. s. w. Aber die in dem Hefte XXVIU. S. 79 ff. gedach-
ten fMhem daselbst stattgehabten Funde an.
Der S. SO erwähnte Gegenstand, weichen der Sohn in der
Rechten hält, ist nicht ein Anker, sondern es sind die lUten
der von der linken Schulter herabfallenden Toga* — üeber
der Brust der beiden BogenschOtnen befindet sidi das Ton
der linken Schulter nach der rechten Seite hinlaufende Kä-
cherband, und da an beiden Figuren (S. 81 u. 83) die Schul-
tarn mehr oder weniger fehlen, so ist es erUärlich, dass
Nene rämkche hwihrißen vom Rupertsberge het Bingen. 313
KBcher selbst nichts mehr zu sehen, daher denn auch
das S« 81 deshalb Geäusserte zu streichen ist. Der Schurz
scheint übrigens aus einem Drahtgeflechte zu bestehen. —
Die S. 81 gedachten Walste haben sich, nach einer gefälligen
Mhthellong des Hrn. Oberlehrers Prendenberg , als die un-
tern Oeberreste der Attisbrflder herausgestellt. — Hyperanor
(8. 89) bftlt noeb in der Rechten einqn nach unten gesenk-
te« Pfeil. ^> Das BXSa am Ende der 3. Zeile in der In-
Mhrift 2 (S. 80) wird Ton Hm. Prof. Klein in Mainz richtiger
fir KL erklftrt Die Buchstaben dieser Inschrift sind mit
diauerhaft rother Parbe ausgefiillt gewesen, so dass sogar
tarch den Gypsabdmck, wdchen der Mainzer Geschichts- n,
AiCerthams -Verein neulich sowohl Ton diesem als von den
aadem beiden (frohem) Grabmonuraenten so schttn hat neh-
■Mii lasaen, die Sparen daroa nicht ganzlich verschwunden
In der ersten Hälfte des Monats September 1860 wurde auf
dem romischen Grftberplatze am Rupertsberge ganz in der Nahe
der Stelle, — den Bahnhöfen in Bingerbrflck schräg gegen-
tber, — wo die beiden im Juli aufgefunden worden sind, ein
ftefter Soldaten-Grabstein aufgedeckt. Derselbe lag mit dem
Gesicht nach dem Rheine zu, etwas vorwärts. Die am Steine
befindliche Palze ist sy," hoch , 1/ 5 " breit und 9" dick.
Auf dem V 1" hohen, 2' e%" breiten und 11'' dicken untern
Tbeile befindet sich die Inschrift:
ANNAIVS • PR • AVAl • P- DA VBRrVS
MIL-BXCOH UUDELMATARVM
ANN • XXXVI • STIPEND • XV'
H • 8 - B . H - P *
S14 Neue rönmehe Insehriflen wm Bmperi$ber§6 hei Jiwyan,
i. e. Anoaiitt Pr(iiiiii8) O9 Avai Filius, Uertneim 'X viti*
ex cohorte quarta Delnataruniy annomia trigiota sex, stifea-
dioron quindecim ^)f hie situs est. Beres posiiit
Die BachstabeD sind wold erbaltea, aber nidit tief eiaft^
sehnitten; die der drei obersten Zeilea sind 1'' 7"' UBä Um
der dten 1" b'" bocb. DarOber befindet rieh dift oMbr m
baut relief ausgearbeitete Soldaten -* Pigor in einor Niaehe,
welche letztere oben nnsdielartig anegebanen ist INeiw
obere Tbeil des aus Sandstein bestehenden BlMnneats ist Ifc' *
1 VV boch , oben »' b%" breit and 1' diek. Die Nsse der
Figur y der Schwertgriff und die linke NisehcBleisle —Ion
sind beschädigt* Ausserhalb oben sind noch die Tatnen vmn
drei vierflissigen Tbieren, wahrscbenlich Löwen, siehtbnr.
Die flrflher vereinnelt aufgefundenen Theile von nwei kleinaBy
ans Sandstein gefertigten , Löwen scheinen jedoch niobi s«
diesem Monumente an gehören. An jeder der dicken Settaa
der Büsche befindet sich (ausserhalb) ein Attis mit ttberge-
sddagenen Beinen, in der gewöhnlichen trauernden SteUmg
und der phrygischen Mfitze dargestellt. Die en firont ste-
hende Figur des Rohortensoldaten ist, mit Ausnahme der
Nase und der schon erwähnten Beschädigungen, sehr gut er-
halten und von schöner Zeichnung und Arbeit. Die Darstel-
1) PB' Iflt TOXI mir Primas gelesen worden. Ob es ober eInMi
Namen oder den wievielsten Annalos bedeuten aoU, das mnis
loh den MSnnem Tom Fach anhelm steUen.
2) Die Daörisi — Daöriei oder Dai^rsoi — waren aaoh Pliniiu
ein YSlkerstamm in Ullria romana, der um den Flnss Naro un-
ter den Dalmatiem wohnte (s. Pirer VniT.Lezioon). Dayerseus
scheint die latinisirte Ableitung Yon Daörizl zu sein. pSTergl. For-
oellini Lex. y« Daondi wo die Stellen über diese libumisohe
Völkerschaft und ihren vielfach wechselnden Kamen gesammelt
sind. Anm. d. Bed.]
8) Pas hinter XT befindliche HXkohen scheint einen Punkt lu be-
deotan«
Neue rmmehe Imekrifien wm B^ferteberffe bei Bmgen. 816
iatig ist Ui Allgenciiieo dieselbe, wie auf ileo in Octoker
USB eufgieSnieaen Begeoschatsen - Grshsteioen , il.li.Bit
Messen Beiaea, mit den ans Drabtgefleclit bestehenden Scbara,
an welchem oben die breite Krampe sichtbar ist, mit etwas
ahgenmdetor fidteareicher Tuaica nad mit dem WehrgefaSage ,
waraa rechts das kmue Schwert aad liaks der Dolch ; aber
aasserdem ist der Soldat auf diesem Steine noch mit dem
langen Kriegsmaatel , welcher hiaten herabhttagt, bekleidet.
Der KriogSBMtttel ffellt in schttaer Draperie von der linken
Schalter Ober die Brust and ist aaf der rechten Schalter
danh eine Kbola befcatigt. Die linke Baad hUt den Griff
des im Innern der linken Nischenseite von den Füssen bis
aar linken Schalter dargestellten viweckigen Schildes ; der
rechte Vorderarm ist etwas gehoben aad arit der rechtea
Sand hält er awei, anf der rechten Nischenleiste darge-
Dm dkaelbe Zeit ist ein steinern« Sarg yon der Be-
sshaffenheit der friber gefiindenen aofgegrahea woidea.
Bbeaso kommea immer aoch Grftber aüt Urnen and Beige»
Ossen TOT. Bin HandmOhbtebi diente dnem dieser Gchber
als Deckd 0, wie das schon froher cinaud der FUl war*
Im September and October sind ferner anf diesem Griber-
platae wichtige Fände vorgekommen.
Aosser dem schon erwtimten grossen (0.) Steinsarge ist
aodi an derselben Stelle^ jedoch einige Fhss nardlichery ein
siebenter anter denselben H6hen -Verhaltnissen , wie bei den
frohem aafgeftraden worden , welcher einen Schädel , Kno»
eben und drei Gläser barg.
Etwas nördlich von dieser Fandslelle begann das nnn sei*
1) Za dsmMlbsa Zweeke diente ein didker , Sbes V langet «ad
iMtebesM bMitorZi^fll ffit der loMbsift LEa'JJWPft PF.
fil6 Neue römüche Insckriflm wm ButpertAmrge hm Bmgem.
störte, nach dem Mäosefhvnii hiiUBieheiide , SMok itr
merstrasse, welches, nachdem der theilweise 8^ datAber khi«>
lagernde Boden entfernt worden war, noch eine BreUe nm
6* hatte. Beim weiteren Aufgraben des Reehs, welches nwfr-
sehen dieser Strasse und der CoMenner Chauss^ beindHcli
Ist, tmf man etwa 6' unter der Bodenoberüftche anf eioe 1
bis 1%' hohe Rohlenschicht, in und unter welcher Sdierbea
von TömischcB Thongegenständen vorkamen, und schtimt
diese demnach eine Stfttte gewesen su sein, wo die Lmchm
verbrannt wurden. Hr« George jon. hierselbst bat in 4er
Ntthe dieser Stelle, folgende Kngo mit T^pfcmamen aufgele«
sen : Eine Lampe mit I VCARI, eine dergl., worauf eine Mnske,
mit lAM , das Brudistttek eines Schalchens von terra sigil-
lata mitPACATVS, ein dergl. orit MBCO* F und ein dev|^«
mit eRILVS.
Es dürfte hier auch am Orte sein die erkennbaren Siom»
pel ansufOhren, welche sieh auf den, im B. XXVÜL dieser
Jabrbfteher S« S8 erwahnlen, rttmischen CtefiMen befanden«
Auf dem Boden einer Patent von terra sigUIata (Ister Qnailt>
stand ANN, auf einer dergi ANANO, auf nwei dergL
OFPRIMA , and ausserdem war auf der änsaem Wand einoa
dergl. Salbgefasses das Wort HPACHOT eingeritjrt.
Am 31. Octbr. c. wurde 2S. Schritt weiter ndrdUch von
diMcr KoUenschicbt und etwa 60 Schritt von der Stelle
entfernt, wo im Sommer die drei Soldaten-Grabsteine gefin-
iw worden sind« ein Grab mit Urne — welche jedoch ser-
beuchen Wßt und wobei sich keine Minne, nach der Angabe^
hed^nA — und dicht daneben ein umgestflrntes, in drei Stocke
verAflleiies Grab -Monument aufgedeckt. Das untere vier*
eckige Stück lag mit der Schrift nach unten, und der De^
htn^est der noch darauf befindlichen FOsse nach dem Rheine
SU, so dass hieraus hervorgeht, dass die Front dieses Honu*
monts dem Strome und der c 10' üstlich dnvon bingesoge<»
nen Q^meritraase angewendet gewnsen ist» Pieser untere
p
Nmm romiicke In$ckriften Dam RuperUberge bei Bingen, 217
Tbeil staod 8 bis 2f hoher als di€se Strasse, so dass er wie
die froher aofgedeckten sich obngefähr 6 bis 7' über den
Sebieiien befand. Derselbe wurde in meiner Gegenwart ge-
hoben, und obgleich die sehr flache Schrift, — welche in den
eraten vwei Zeilen eine Hohe von 2'' 3''' und in den beiden
totsten nor von V hat, — wegen des sehr weichen Sand-
steios, haaptsächlich aber dadurch theilweise verwittert ist,
dasa gerade an der Stelle, wo er gefunden wurde, der Bo-
den viel Feuchtigkeit enthält, so habe ich diese Inschrift
doch sofort in folgender Weise entrifferl :
80BNVS-ASSBN10NIS-
P*MIL'BX-CHOT*PANNONI
ORVM- ANN*XXXV • STIP'
XVII * H • S * B •
L e. Soenus, Assenionis filins, miles ex cohorte prima Pan-
nonioniai, annomn XXXV, stipendiorom XVII, hie sitos est.
d. h. Soenus, des Sohn des Assenio, Soldat von der ersten
Kohorte der Pannonier, alt 85 Jahre, gedient 17 Jahre,
li^gl hici*«
9a in der Nacht vom Sl; Oct« auf den 1. Nov. der Frost
eingetreten ist , so steht sehr au befilrchien , dass sich von
dieser Inschrift auf dem 1' 9^' 9%'" hohen , V »* breiten
und 11 V«'' dicken, mit Feuchtigkeit geschwAngerten Sand-
steine Tbeile abblttttem werden.
Der obere, wie es scheint erst beim Herausnehmen in nwei
Sticke gebrochene , 4f 10" hohe und 2' 8'' breite Theil ent-
halt fio, aus den angeführten Ursachen, sehr besehtdigte*
SoUat^-Figur, welche en bas relief 7" S'" uisgehauen ist,
— und die 11'' dicke Nische. Oben auf der Mitte der leta*
fern befindet sich ein fünfmal gewundener, 7%'' hoher und
8" iai Durdunesäer habender Bund, und liiAs davon, nach
der Bcke ssu^ zeigen sich die Ueberreste eines Thiers, wovon
nur noch ein Theil des Kopfes mit dem linken Obre eikenn-
bar ist» .
S18 Neue ramUche Imchriften vom Bmferiäberfe Im Bmgm.
Dieser obere TMl eriniierf, was Material, Arbett nd Aar«
stelluBg itf Figur betriilt, ia auffallender Weise 4ui 4m fri«
her bei dem BATO- Steine besebriebenen, so dass adi dadnrcb
au der Vermutbung gekommen bin, dass der letatere« ^>^
wennglehch die Slaasse nicht genau übereinstimmen, was is»-
merhin dureb die grosse Beschädigung desselben erUftrbar
ware> — au dem entwendeten BEEVCVS - Steine gehM»
wfthrend der bei diesem Steine erwähnte obero Nisebentbeä
und Kopf, welche beide auf die gute Arbeit dassaemUeb vidl-
standig erhaltenen ANNAIVS- Steins hinweiseiv d^BATO«-
Steine ausutheilen sein dirfte: denn beide gedachten Manu-
mente haben gana nahe beieinauder festanden»
Die Figur des hier ia Bede stehandcn (finenus-)8teines
ist, wie gewöhnlich, en front in blassem Kopfe, — von des-
sen tiakem Untertheile ein kleiner gebogener Gegenstand,
wie ein Zäpfchen, vontebt, — mit dem bin. auf die halben
nackten Schenkel herabgehenden, abgerundeten Sagum be-
kleidet, — ttber welchem das Wehrgebioge ant damSchiHrte
an der rechten Seite nur noch sichtbar ist, — und .mÜ H0§^
sen Beioen dargestellf. Der vechte Arm ist, ^n wenig ge-
haben, vorgestreckt, und hat amt der Cshlenden Bcahtea iKe
beiden Laauen gehalten, von deren Sch&ftett auf dam unlisni
Theile der reahtan Niaehnnkaste noch Debetrasla erkennbar
sind. Der linke Arm liegt am Leibe lieranter, und hai die
Unke den Sdhild gubalten, von velcham innerhalb ider Un-
ken Ifiachenlaiale noch Daberreate sichtbar aiad. Darth die.
Verwitterung, welche die Weichheit daa Sandsteins und die
Nisse beflMrderten, hat sich das Gesicht dergestalt abgdiat,
dass es leicht abgenommen werden kann. An des baiden
tussem Seiten der Nischenleisten ist die S' hohe Darstallung
des Atya, in derselben Weise wie bei dem Amudaa nngcfe-
ban, fast noch gana sichtbar.
In letaterer Zeit hat mau auch an dem Theile dea Keehs»
welcher sieh sfldlich an denjenigen anacUiesst, wo im
Neue rämkckelhuekriften vom RmperUberge bm Bingen. S19
per gegraben worde, aiit dem Forlrftameii des Bfdbodem
begMBWf und es haben eich daselbet Gr&ber mit Drnea eto»
te 4eraelben Hohe, aber «ehr vorwärts nach den Bheiae m,
geAmden , wie bei der frOhf r erwahaten Graberreihe, b
diiM» Theile ist afwh die Fertsetaang der lUUneisftraflee
aaali Mden hin «a veanmlheD, iadeai, wie flchon firflher ge*
sagt worden, eich in der geraden Aiohlang nach dem, nnn
■anlMrian, nirdlchtn Tbeile ieiselben hin Sparen davon an
flrifen aeheinen« was aber bei der fiertgeseftaten Abgrabong
nach naher an etmiilala MeibL
Atr Vontand 4et anti^narisebJlisiovifleben Vermns (Mr Nahe
and Bunflvttcken iiat in 4ea letalen Tagen die in den Sftrgon
geimdenen CHiser, die Urnen elc. sowie die Grabmonvmenie
naeh Krenanacb bringen lassen.
Madk ist sddieMiieh an erwähnen, daas in der ersten W#-
che 4. IL fltwa Uf ntvdüeh der Stelle, wo am Si« Oeibr. €•
der Cheabstein 4et rtaisdien Sridatca Soenus ran der lalen
ItenoeiBahen Kohorte anfgedeckt wurde« ein siebentes Sol«*
dalen* Monument nebat fiffab, ebenfsls einige Fnss wesitteh
der nnn demolirten ROmerstrasse , anfgefnnden worden ist
Dasselbe ist dine den, ttber Vi Fnss hohen, Ansata zur Fest«
stcUnng in der Basis, welche sich in dem Boden, an der ur-
qMngiidmi SMle hefand, iu»h 4! haoh, wovon V V V"
Mr «den ontem TheM , worauf Ae lascbnft befindlich gowe«^
scn, kommen, ao dam nar t' 8" 5"' fftr die Deberreste /der
Figur verbleiben. Die Breite betragt 2' 8" 10"' nnd 4ie
BiAe 1'. Da die Figur 6%" tief ausgabauen iat, so war
sie IblgUeh «a haut reütf dargaotellt Von ihr aind ab»
aar naeh die naeUrn Vnierbeiney von den biMn bis m
dea ffisami, vorhanden, jedoch haisidi i» «r«iM^ TJiett
nO Nem rönüiche Inschrifhn vom Ruperiiberge bei Bfngefi«
«leg rechten vom Knie bis in dlie Nahe ies Pusses abgcUfnl^
mid nach der Schwere dieses f^etreoaten Stacks n milMHstt
bestand das Monument aas hartem Sandsteine: altein 4ardi
die grosse Nässe, welche sich an der Fnndstelie befand, hat
dasselbe so sehr gelitten , dass von der Pigor oberhalb dor
Knie nichts mehr vorhanden ist, and von den fehlenden TM^
lea hat sich vereinzelt auch nichts vorgefunikn. Die Solda-
ten-Figur ist mit dem Kriegsmantel, der noch auf dem Stdao
grOsstentheils sichtbar und in der Nihe der Waden abferun«
det ist, bekleidet gewesen, und hat, wie die untern Thcilo
der beiden auf der rechten Nischenleiste beindüchen Laauta-
scbifte anaeigen , mit der Rechten die beiden Speeie gehal-
ten« An den iussem Seiten der Nischenleisten seheinl niokts
dargestellt gewesen au sein.
Da die Schrift vermuthlich sehr lach war> so ist sie aaeb
aua dem oben angegebenen Grunde bat gftnxlich verwischt,
und nur der Anfang der aweiten Zeile ist mit COH * I * I —
wovon die Buchstaben über 2f' hoch siad — noch aa tnU
sUfcra. Das letate I scheiat obea mit daem, kaaai auch
erkennbaren, Hikchen (') in Verbiadaag gewooea au seia,
wofaus, wean diess richtig ist, hervorgohe n dttrfle, dass die»
ser Orabsteia ebenbllla, wie der am 81. Octbr. aafigefln«
doae, voB der COH*I*PANN eta henlhrt
Die ROmerstrasse, welche immittea des gros«
sen romischen Soldaten «Oriberplataes aaf
dem Rupertsberge bei Bingen durchfihrt, bo-
treff etid.
Wie bereits erwähnt, faad sich — als der nach dem
Rheine aa auch etwas voiapringeadot achieferf eisige Thell
des alemlich steilea Bwgabhaages (Reohs) dea jetaigta Baha*
hofea gegeatlber im September d. J. abgograboa wurde,
Nene maiMcie buchriflen oom Buperkberge Im Biwgen. St21
wom lieb die sidlidie VorUtigMug der Rttnentruase gcboa
dieses Sonmer durch eiaen DurcbscbniU, der über 100 Schritt
FOQ dem nerst nördlich aufgefiindeuen Stück derselben ent-
fernt lag und an welchem dicht westlich ein Steinsarg (der
finfie) aufgededLt wurde, anzdgte, — ausser einer Gräber-
gnppe, weiCer westlich von dieser eine Reihe römischer
(Kasten-)6räber mit Urnen etc. ganz von der Beschaffenheit
und wohl in gleicher Hohe, wie die im Juli c. weiter nOrd«
lidiy aber mehr westlich» aufgefundene.
Einige Fuss westlich dieser neuentdeckten Grftberreiht
stiess man nun in diesem Monate, 10' über der Schieuenlage,
auf die Fahrbahn eines kurzen Stücks der Römerstrasse, de-
ren gerade Richtung nördlich nach dem erwähnten Durch-
schnitte und südlich nach dem Hdtel Rupertsberg über die
Stelle hinweiset, wo im Octbr. v. J., in der^ Nahe des damals
als Bahnhof mit benutzten Güterschuppens der Rhein -Nähe-
Bahn, die drei im H. XXVUI dies. Jahrb. S.79ff. beschrie*
benen Grab-Monumente noch aufrechtstehend gefunden wur-
den, über welche früher der sogenannte Quittrichsweg hin-
führte. Da diese Grabsteine mit der Front gegen Rhein und
Nahe standen, so muss die Römerstrasse östlich davon hin-
gegangen sein; und da dieselben nur etwa 3' über der
Schienenlage sich befanden, so Iftsst uch auch vermuthen, dass
diese Strasse ^ ebenso hoch gelegen war, und dass sie folg-
1) In dem H. XXYHL S. 88 Ist ▼ermuthet worden, dass die RS-
merstrAsselbUiy«' über dem Planam des Grüns gelegen habe:
allein dies beruhte bei der damals schon Torgenommenen Ter-
rain-VerSnd er ung auf einem Irrthume des Ref., indem der so-
gen. Qrün (eine Wiesenfläohe) in dem westlichen Winkel, wel-
ehen Rhein und Nahe bilden, begann und sio& ISngs des Rheins
ausdehnte. Südwestlioh dieses Grüns erhob sich das Terrain
aUmaUig zu einem gegen 500 Schritt langen , siemlioh steUen
Abhänge (Reoh), welcher von 10 bis zu 80 Schritt Ton der
99S Neue rthniiche Imduriflen vom RuperMerge bet Bbtgeu,
lieh in der Nfthe dieser Stelle nach Norden nd nteh flilen
hin Steigung gehabt hat.
Das neu entdeckte Stflck der Römerstrasse ist gegen Sfl-
den pr. p. 250 Schritt von der ebengedachten Orabstein-Pnnd-
stelle und gegen Norden etwa 180 Schritt von der bereits
abgehobenen Strassenstrecke entfernt und hat dessen Stras-
senkorper, welcher gegen 2' hoch und etwa 14' breit ist, in
Ganzen die gleiche Konstruktion wie die der fiHher anfge-
fundenen Theile dieser ROmerstrasse , jedoch befindet sich
derselbe grOsstentheils unmittelbar auf den hier vorhandenen
Schieferfelsen gelegt. Einige Fuss westlich dieses Strassen-
sttlcks und an 8' Ober dasselbe erhaben , fanden sich nicht
nur mehrere Kastengräber , sondern auch swei menschliche
Gerippe — wie diess schon flrflher sich ereignet bat — vor,
welche letztere mit Kalk tlberschtlttet waren , und nur we-
nig weiter westlich, aber 6' höher und 6' unter der Boden-
oberflache*), zeigte sich eine ganz gleiche regelmftssige
Reihe römischer Kastengräber, wie die im Juli c weiter
nördlich vorgekommene, mit welcher sie gleiche Richtong
und Hohe hat. Da sich nun an dieser Stelle der ROmerstrasse
auf beiden Seiten derselben Gräber vorgefunden haben, so
Coblenzer Chaussee entfernt war, und an welchem Un der so-
gen. Qnittrlohtweg fKhrte. Dieses erhabene Terrain war vor An-
lage der Eisenbahn lu Weinbergen und QSrten benufiiy und
Ist nun, etwas nördUoh Tom Hdtel Rupertsberg bis siemlloh dam
Mäusethurme gegenüber, grossenthefls abgetragen«
2) Die hier angeffihrten nihem Hohen-Angaben Terdanke leh vor-
Bugsweise dem Bau -Aufseher Ton der links «rheinisohen Eisen«
bahn Herrn Kühn. Leider war der grSsste Theil des hier in
Rede stehenden StrassenstOoks , weil die Erdarbeiten idoht von
oben, sondern Ton der Seite unternommen werden f bereits ent>
femt f als loh glücklicher Weise die kleine , hier näher betraeh-
tete, thells nooh mit Schutt bedeckte Stelle davon eatdedkla.
römücke Insckrifien 9om Ruperbberge bei Bingen. 88S
Mrfte doch wohl daraus der Schluss zu sieben sei«, dasa
diess auf der gaoaeo Strecke des Gräberpiatees der Fall ge«
wesea, und lassC es sich demnach ermessen, welche Menge
solcher Gräber bei den frtthern Eisenbahn-- Erdarbeiten auf-
gefunden worden sein muss, deren inbaU theils zerstört,
theils verschleppt worden ist — In Bezug auf das nach Nor-
den orientirte Kärtchen (Taf. 111) bemerlLe ich, dass dasselbe
in einer Skizze vorlag, und die in neuester Zeit dort vor-
gekommenen Veränderungen und Entdeckungen k coup d'oeil
eingetragen sind. Der mehrfach erwähnte, zwischen der
CoUenzer Causs6e und dem Quittrichswege gelegen gewe-
sene, steile Abhang (Rech) ist nicht gezeichnet, weil diess
den Angaben Ober die Fundstellen Eintrag gethan hätte.
Auch erlaube ich mir noch hinzuzufügen, dass in der oben
S. 206 mitgetheilten fragmentirten Inschrift, welche gleich-
falls abbanden gekommen ist, nach der Ansicht des Hrn. Ober-
lehrer Freudenberg das 3. Stttck, die Worte NERO/// | BO-
Die * I DE SVO enthaltend , wahrscheinlich zu einer andern
zerstörten Inschrift gehört hat und dass die Worte auf dem
4. Stfick wohl MATER (Pecunia S)VA POS(V)IT zu deuten
sind. Ebenso dürfen nach der Mittheilung des Hrn. Freu-
denberg S.213 in der Annaius- Inschrift die Buchstaben PR
nicht durch PRIMVS gedeutet, sondern sind mit dem folgen-
den SRI verbinden = PRAVAI , indem laut eines von Hm«
Dr. Rein gemachten Abklatsches hinter PR kein Punkt steht,
sondern nur eine zuAlIige Vertiefung. S. 205 Z. 6 ist statt
8S0 zu lesen: 300.
Kreuznach, im Dec. 1800.
B« Solmldtf Major *. D.
15. UiitstxT^tinxfd^t /untre.
(Hiena Taf. I, 2. Taf. n, 9. 10. 11. 12).
Die ausgebreitete Sammel - Lust römischer AlterthOmr und
in Folge dessen der so Überaus thfttige Runstbandel des lo«
und Auslandes, der vermöge Telegraf und Eiseobabn sich
jedes kaum der Erde enthobenen Fundes schneller benach*
tigt, als sich die Wissenschaft seiner versichern kann, ver-
schulden es, dass noch immer eine Menge wissenswerther
Funde der Publication entweder überhaupt entaogen werden
oder dass wenigstens die für Topografie und Geschichte wich-
tige Kenntniss ihrer Fundstelle verloren gebt. Durch meine
vielfachen Reisen und Localforschungen im Rheinlande sind
mir desshalb eine nicht unbedeutende Anzahl solcher unedirter
Werke des rtfmischen Alterthums und späterer Zeit bekanol
geworden, die eine Veröffentlichung verdienen, und ich werde
von Zeit zu Zeit eine Reihe derselben, begleitet von den Mm
ihrem Verstfindniss nothwendigen Remerkungen, in dieaen
Jahrbüchern veröffentlichen.
1) Silbermflnze des Augustus in der Grösse der beigeg»*
benen Abbildung (Taf. II, 9). Lorbeerbekrioster jugendli-
cher Kopf des Augustes mit der Umschrift caesari augvslo.
Der Lorbeerkranz trägt hinten eine herabhängende Schleife.
Revers: Runder sechssäuliger Tempel auf drei Stufen aufge-
baut mit runder Kuppel und Zinnenkranz. In der Mitte des
Tempels steht ein Legionsadler, daneben zwei Cohortenzei-
chen. Fundort: Rtfmerstrasse, ungefähr 2 Stunden oberhalb
> Xanten beim Hause Loo. Wenngleich diese Münze schon
Niederrhehmche Fimde. Stt
wefea ihrer fidtenheit ^) in DeutscIdaBd pubUdrf n werii»
yerdient, so veranlassten dazu noeb besonders die dieSach«
läge < verwirrenden und su fLeinem Resultat gelang^enden Zu*
aamnenslellunf en von Lerseh im 14. Hefte dieser Jabrbfleber
p. 05 in seinem Anfisatne Mars nitor. Sueton berichtet näm-
lich im Leben des Augöstus c. 29, dass derselbe beim Baue
des neuen Forums auch dem Mars ultor einen Tempel errich-
tet habe, den Augnstus gelobte, als er, um seinen Vater nu
flehen, den Pbiiippischen Krieg begann. Augnstus bestimmte
dann, dass in diesem Tempel der Senat aber Kriege und
Trinmfe befragt werden und hier die Siegeszeichen nieder«
gelegt werden sollten u. s. w.
Bagegen berichtet Bio Cassius 84, 8, dass Augnstus in
Veranlassung der von den Parthern aurficicgegebenen römi-
sdien Feldneichen nu deren Aufbewahrung einen Tempel des
Ums nItor auf dem Capitol errichtet habe, als Oegenstflck
den Tempels des Jupiter Feretrius.
IHeae bdden Nachrichten sucht nun der erwfthhte AufiMts
mi vereinen und flire Widersprüche in Bezug auf Ort , Zeit
und Form zu heben, während dadurch nur eine um so grtts-
scte Confiision entsteht Denn es ist kein triftiger Grund
vorhanden sich der Einsicht zu verschliesseh , dass die bei-
den Schriftstdler Dio Cafisius und Sueton von zwei ganz
venschiedenen Gebäuden ireden, die eine ganz verschiedene
Form haben und zu verschiedenen Zwecken und Zeiten ge-
bml wurdesL
Der erstere der beiden Tempel war derjenige, von dem
Dio CSassins berichtet, den Augnstus 734 zur Aufbewahrung
der von de« Parthem zurückgegebenen römischen Fddzei-
eben als Gegenstflck des Tempels des Jupiter Ferietrius auf
1) Mionnet, de la raret6 des mdd. rotn. Paris 1815. p. 76. — Co«
Hen, deeoriptions lust. des monnales frapp^es sous remplre rom«
I. p.59.
15
•M JYiiirfnrrirtiifafl>< fimdc
den Copitol Mrüchtet. Br war ein khiMr HMraflcrM, wie
iha ier Aeren «nseKr Mtase als aeia AkUU aeigl.
Dea «weiten grftsgeren- baate Aogaatas mni 18 Jahn
später (758) auf seinem neuen Pemini als fielOliBiss f^gea
die Mörder seines Vaters. Van diesen stehen noch drei Sin-
lea auf dem Fomm, and ilm gilt der varerwihate Bericht
dN Saetan nad die aaf den ersteren Tempel gar nicht an-
wendbaren Warte des Tacitas Aan. D, 64: Stmeti et arcns
eiream latrra Templi Hartas Dltoris com ettgie Caesamm
(Oermaniei atqne Drusi). Debrif ens scheint anch die Enlh«-
lang dieser Bqifebenheiten bei Orid ') anf swei rersehiedcne
Tempel an deuten.
2) IKwei bei Xanten f efandene geschnittene Steine (Taf.
ly 2 uad 11^9 IS). Beide InUgUo's und Caraeak sind kn
verflossenen Jahre gefinden. Der ersten beindcl sieh jctnl
im Besitae des Geheimen Ober-Baaraths Busse nu Bariin»
der andere ist Eigenthum unseres verehrten Mitgliedes, des
Herrn Regienmgs-Bänrathes Kriger au OflsseMarf. Wir vnr-
danken die Sttttheiinng beider Steine dem Herrn Bombaumsi
ster Cuao au Xanten« Der erste Intaglio neigt einen rwtm»
schreitenden Knaben, der in der Linken den Heroldstab dea
Hermes trtgt, mit der rechten Hand dem Munde der Sttinnge
dieses Stabes atwas entgegenaubalten ader deamdben nu f»-
bieten scheint Undeutlich erscheint der Tom eadneeus uns*
gehende um die Mnke Hfifte der Uetnen Figur sieh legende
bandartige Streifen, den man oabedingt Ar den Sfii#ana
einer mreiten Schlange ansehea wtbrde, wenn der cadaetus
spiterer nqrthologisdier Vorstellung anstatt mit einor Schlange
mit awdea umwunden wäre. Von Belang für den jugendlichon
Hermes dieser Ctemme ist noch die allgeaieine Aehnliehkail
seines Voranschreitens und seiner Bewegung der Arme mit
der im Jahre 186a gefandenen Xaatener Bronceflgnr.
2) OYid, FMt V, 448-9a
NkdirrkiU$ehi hmdB. MT
Vm üQJWth gsfiMiMr tMmlmng tot aktr itr sweite
SUiB. Um «iMMdU ein» weibliche gfliffelta Hgw, 4ie auf
ihMi Ifaqple eioeftilelA Utgt» in itoer LWoeni« »Uerdiiig»
•IVM «Hle«ttidier Wetoe eis FOlIkoni liill, md wt te
B«ek(e« eine ZiuawMiietaUviig vm AUrikatott berührt, de«
NB beide ehenten wir ale swei Aehrea aad eiae dreikttraife
Firadit cdieaaea, Teai aaleiaten ee aber aweifelhaft laesea,
•b CS eiae Magichaar oder eis Bader eei. la der apaierea
Maiflchra Seil, de aian in Biaa aiehr aa der Ootleevereb-
mg ato eokher^ ab ia geaaoer Abgieaaaag und DeiailioD
itiff—, was aiaa verehrea woUUs fieethielt aad Exm dadarcb
ier Sita aller Beligieaea aad ihrer Vefaüichaag oatereiar
aader warde, biMetea eich paatheletieche Aflsehaamgea» die
fielfach ia Kaastwerken ibrea Reflex bewahrt haben. Es
•lad OattergeaCalten, die susaauaenhaageloe mit dea Attribn-
katea and Symbolen aaderer Gatter ausgestattet erscheiuea.
Habdiegende Zeugnisse solcher verwirrter Religious - Aa-
fchaaaagea bielea uns in oniaittdbamter Nahe die Kanad-
Küefe des Dones aa Aachen ')• Eiae solche panthelstische
Dsrstdiang aogt naser Stein. Aagdeluä stad die Ferschie»
doica SyadMe an die Oeslalt der Minenra ; deaa als solche
charakteriiirt sie der Helm. Die aaderen Attribute, beson-
tes Fdlhara, Aebrea, Früchte aad Mngschaar |;ehflrea an-
üdbsl dem cerealisoben CHltterkreise aa. Zieht man es in-
demea rar« das au Fassen unserer Figur ruhende Gerath an-
ititt daer Pflugschaar fttr ein Ruder anzusehen , so fehlen
•ach daür Aaalogiea aidit , indem auf aaderea paathelsti.
•eben Aassdnaflckaagea der Miaerra neben dem Öfter wie-
ieriMirenden Fdlhom das Schiflsruder ausdrflcklich vor-
9 B. sWm Wserlh, Koutdeiik«. d. IflttelaHdrs Im Bhetnl. 11.
4) Layftrd^ Vtna» Tat 47: lüiiePTm mit Rate, OeUwelg and
tt8 «MkrrMiittth» fbMb.
3) Lanpe a» fdbraoiiten wefMen Thoa (IW.H» M ud
11). Dieie kleine Lanpe, die terdi üiren nuriea Fom m-
wollt sam Aufstellen wie dttrch die beiden Ohren na Obm^
theil mm Hängen eingeriebtet ist , nriehnet sieh dnrdi ihre
niedliche, einem kleinen Fasse nschgeahsMe Vorm ans. Me
OeiTnanf sum Eingiessen des Oeles hellndel sieh eben an
der Stelle, wo bei einem Passe der Spnnd an adn piegt,
wogegen die Dochldffnong seitwärts angebracht ist Der
Poss , auf welchem die Lampe anfsteht , tragt den Stempel
Cassi (11). Das kleine Bausgeritb hat eine BMie von «*
ond eine L&nge von 4^ und wnrde von mir, sammt der m^
ter 1 beschriebenen Augustnsmttnae , bei einer Ausgrabung
auf dem Dause Loo bei Xanten gefunden ^).
4) 1| N
IVLiVS^LIAlC
veteIranvs ex
lEGiONEXXX VV
PrUtEB ¥
Diese in ni§i Stfldce geferoeheae Steininiciirift waHe M
Calear uad sw«r gans in der Nlhe des Grabes, dessca
haaftsfteUieheB Inhalt die MittiieflaBg des Dr. Bergrath p.l4»
m
dieses Heftes beschreibt, geftinden nnd befindet sich jetnt im
Besitae des Museums vaterländischer AHerthAmer an Dom.
Eak nnd Oaduoeos reohU, UdIes Oohseokopf, HsUmioad nnd
Stein. Sie steht »af einem LSwea. Cftusieus T4f, 17: Mi.
nenr* mit Ruder und FüUhotn. Taf. 47 Fortuna ebenso. Bul«
let Napol. Taf. 8: Sitzende Minenra , linke FfilliiorB, reohtt
TertcUedene Embleme.
5) Diese kleine Lampe, die loh meiner rerstorbenen Freundin, der
Frau Merfeni-Sohaaffhausen seitwebe Übergab, gerietii brthBm-
lieh auf die im Jahre 1857 bei Lemperta absehalteae Konst-
Anetlon und wurde Ten mir dort aoHleksesof «■•
tm LcfUf dirfto bis a«f ieo Bi|C«oii«inen, in flreilich ui
MS« Attinug ueb kam eine aa^re Aaflösaag müsset,
«ine ScbwieiigkelleB sdB und «war so lasten:
Die Nanlbve
Inline HeUatiene
Vefernnne ex
L^iene XXX mpia rlctrice
Prater Pedt.
BckannUidi stani die dreieeigste Legien mit dem Zanamen
Dlpa vIcCrIz meieteae am Niedenbein, wie ZiegA und In-
idirillen von Xanten Unlinglich beweisen»
Kessenieh bei Bonn im Jan. 1861.
16. Bttfut iu IL 3 'tf|»t(|tii|i^ffii^ SItittIckini' S. 108. Slini. 32
mi» S. 109f. %tm.^
Nachieiii die AbbMflUiuig bereite abgedruckt war^ «cUek
icb durch «leioen Freund Or. SareUberg io Aachea naiiereii
Nabhweis Aber das ao.fcttea gewardene BUderwefk.deaDe?
cbanten Georgias Braun » von w^lcl^em ^icb drei Bande «iif
der. Aachener Stadtbibliotbek fmden: ^Urbiua praedpuanui
totius mundi Hb. III und V nebst Bd. V unter dem besondeni
Titel : Trbium praecipuarum mundi theatrum quintun,
auctore Georgio Braunio Agrippinate' (ohne Jahresaabi). In
der Praefatio 2um V^ Bande, welche aber die dem Mars, als
der Hauptgottheit der kriegerischen Deutschen, geweihten
nahlreichen Orte in Deutschland handelt, wird unser Jac
Campius in folgender Weise erwähnt: 'Bomani Bonnae pri-
mam Legionem Martis numine tutam et munitam cupientes^ in
Porta quae Ubios respieciebat , et nunc Coloniensis didtuTt
Sacra Marti Militari fecerunt. Quemadmodum ex antiquissuna
inscriptione et in loco, per Excellentissimum virum Jacobaai
Campium Collegiatae Bonnensis Ecciesiae Decanum longo dig-
nissimnm, nunc vero Protonotarium et Consiliarinm Mogu-
tinum inventa, et in historicorum gratiam detecta, manifeste
constat Qnae talis est' : Es folgt nun der Text der Inschrifti
welcher von dem nach Modius Novaatiquae L. oben S« 101 ab-
gedruckten, ausser einigen geringem Varianten (Zeile 6 HAK-
TIS, Z.7 ilfiL, CO st COL) hauptsächlich darin abweidil,
dass in der vorletsten Zeile DIE-XIU'H-OC statt DIE XIII
K AL * OC geschrieben ist.
Belangreicher ist die aweite Erwähnung Kamp's in der Be-
ZkmAi m dm ^nirßphkehm AnaleUm, ttl
Mkdbmr «■■ **• BB'^'* ^LoMriNnrgini oioNmeiitimi Bo-
te fflia IfefldlaM %di.' %m Brf ttmmiiir <«r ^^
NT iMtk dem Awnf e im SerariM «üfeHieiHen fitdle
wir itm volIslimiigeiiTat der audi jetst Mcb iMeM-
wcfftiM BMizKamp's «ber da« Igder Momnaent hier folg:«»:
D. Jacobi Canpii ProloMlarU Mogntfai, de MotellaM
iila aiitHiiiilale sententia haee est ^Qaod nomea babeat ab
A^ila, foaa Aiste Oalli voeaat Na« Aqailae flragnentiini
in fastig^o restat globo insidentis, cni expaosae alae, et ante
f cetas velum apparef. Aef yptii aBinan signUearif Toleates,
Aytilan piofebaat, al tradnt, qui de iUerof lyphkis scvipae.
nmt Et prisd Btbaici eoa, qai iainortalitalem adepti easenty
Afiila vebi tradebaat Bxtaal oaaimaatay pro apotbeoai
tapp, qoonmdaa cusa, qaibua in antica parle acriptnn est
CONSBCRATIO. In poslica habent Aquilam montis fastigio
iuideateiB expansia alia coelvaiy ereeto eapite intnentem, et
f «aai Tolatu in altum contendere nitentem« Onibiia consen-
Üt Irialoria Hemdiani, qui libro quarto noreni Caeaaron eon-
nacrandonna descriUt Haee aqallao aignifieatio non male
MBToait animaneato in aMnoriaai defianclonini edito, aire Uli
Boiairi» aire Oaiii terint Nan et Oalloi ante natnni Oirl-
stm opiniooea de mnnHurnni innaortaütate babniase, ac IIa
a Drnydibaa Saeeidotibvi ania edoctoa ftdase , ooribM lulina
Caeaar lib. 6 de b^o Gallieo. Uoet ille ad juartjtc^vjrMrfr
Fjrihaf oficam id detorqoeat. Sic Uli ab aetema niente ifln-
staatit iam ton aale ad pradiviaa reoipiendaai Bvaagdii In-
ooB, diriniina faemot pvaeparali. CM ad Aquilinnai lapideni,
mm Aigelatein noatmai revertannnr. Qaadeni nominia aiona-
■eatttB ezatat Nognnüae prope niuroa, Quod indubitatnni nlbl
cot in bonorcm Binai Ctemmnid eontmetum« ^näaiTia Upaios
i» oonlnirnlariia, Kbra aeeuado ad TacAtum id negare videa-
tml Bbiaiai ^fanra Braao nuivmaftu (afo!) diverais in loeia
petita (leg. poaita) faare. Snadet M Boetontaa ia Clandio:
Kaoadtnni tefuM» Bnao bonorarinM^ tmnalmn ittdraa^i «irea
8SS ZmnU m dm epigtaplik^km AaaUktm.
foem deinoeps siato die ^Mtantib oiiki iccvnrtrefc. Qpdi-
tuit igitur tunmlttiii noa iioiiieiiüiiieMi^ Mf«e kv» ofiew^aad
irmiorie et permueslia faisse. Cmn igitur in DMsi* conc«>
cratioaem is tomolas positos Aterii, Eaaiani ritas otaBoetada
paatdabaty ut Afiiila ia apiee poaeretur. Et liiae paitari,
fai Oallicay GenaaDicaqae praanscae atebimtBr liagaa« noaien
iadideraat Aigelstein« Verisimile est, et alim CalaaiaiB aiaiila
aiaaaaieataai fuisae, aade etiaamam porta yicasfae arbia, Ai-
gelsteia remaasit'«
Aesser diesen awet Citatioaen wird Jak. Kaaip nirgends,
weder im 6. Bande, worin sich unter 84 'Coehmensis et llo-
nasterii (Mflnstermaifeld), urbium TrenrensiuBi topograpbia',
bei Nr. 85 ^Sarburgum, Palatiolum', Nr. 86 ^emeastdhna
and Bbnderscbeit' abgebildet inden, noeb auch in 4. Bande«
woau sieb anter Nr. 83 'Neuss' und 84 'Wiesel und Boppatd*
Oelegenbeit geboten hätte, naaielitlich aageflibrt. Wean sich
daher in den beiden ersten and in dem 6. Bande keine wei*
•
twen Gtate von Kamp finden aalUen, so scheint seine BaChei-
ligung an dem grossen topographischen BilderwafcA nicbl
sa.bedeutead gewesen na seut, als diese S. IM: vermnthwsgs-
waise ausgesprochen worden ist Wenigstens geht aaa der
Alt des CiÜreas hervor, daos er nioht mgentlieher Mitaibcitcr
war, sondern dem Berausgeber Braua wohl nur seine CaUac«»
tanaea and einaelne Aassirbeitangen aakooHnen Hesb.
Auch von der dentedhen Bearbeitung des Stidtetiiealcri
konnte ich nodi bei dem hiesiffcn Antifsar Hrn. Lempaito
den 8. 8. and 4.Baai eiaaeheta, worin aia HÜarbeiter Bruna
Fiaaa Hogenberg und Simon Navdkanf (van dar Naaval)
geaaaat sind.
SchHeesUch mass ich noch . bemeiken , dasa der Varfaaser
des bfsprachnenan Wörkcs aicht Georgias Agrippa^Bvattn^
wie ich naeh Vorgang von Dr. Gwinnev (Archiv £. Ikanki.
Gesch. ai d.a.4)v) nnfiehlig geaehrieben habo^ h^ sondern
einl»cl)denNamea ffieorgias B/ führte ( dcvbtl^ isl^dapah
Zufoto Stt den epigraphigcken Analeklen. 9S8
itn iit Heifliatb KMn beseicbnenden Zasats 'Agrippinas* ia
Titd aeltsmer Weise veraiilaMt worden.
Aach SU Nr. I S.91 io Betreff der AbleituDg des Pf« ngst-
bachs von Fines sei es uns erlaulit nacliträglicli au be-
merlLen, dass in diesen Jahrbüchern H. V. VI S. 2S9 von
Bappenegger dasFlttsschen PfinSy woran Remcbingen liegt,
passend aus 'ad fines' erklart wird, 'weil dasselbe wahrsche|n*
lieh ehemals in dortiger Gegend die Granse des Gebietes
der dvitas Aquensis (Baden) bildete*. Ein noch schlagende-
res Beispiel bietet der in der Peutinger'scbeu Tafel und im
lünerarium Antonini auf der Route von Pannonien und Gal-
lien , swischen Raetia prima und Maxima Seqnanorum , ge-
naiiBCe Ort 'ad ftnes\ welcher jetst Pfyn heisst, was ohne
Zweifel aus fines entstanden ist (vergl. Boecking, Notitia
Dignitat. Pars post. p. 758 und p. 804). Das g in 'Pfingst--
badi' ist offenbar nur der leichteren Aussprache wegen vor
II sugesetst' worden.
••BB, 4em 1« Februar IMl.
• LHeratir«
1. Keue fritrigf jur alten (ßtfd)\d)U unH (Stogtoplfk in S^etn-
lanbe von Dr. Socob S5d|ndlier. (Erfk iolge. •fiffeD^orfi 18Ga
Verlag Her S5d|aub7d|en fudj^anl^lung {€. S5d|opptng). YUL
120 S5§^. 8. Auch unter dem besondern Titel:
9it K^emlanHftiiafl oan Kiymwegen bio lantm unter Her 9.enr-
ptl^aft lier Kimer. Nack den QueUenschriftstellem uad eige-
nen Localforschungen dargestellt von Dr. Jacob Schneider.
Mit einer Karte in Farbendruck , enthaltend die alten Was-
aerläufe und Danune^ die Römerstrassen, Lager» Castelle «nd
Warten, Städte und Ortschaften, Gräber u. s. w*
Der durch seine Localforschungen Mi Qelieie df r Mniel,
det-Ubgisen und des Niederrhrins thitige und ala Schrift-
steller Aber die BefesUgungswerke der Rdmer in dieacn Ge-
genden (Ober die TrOmner der Langnaner, iber Eltenberg
und Monferland , Aber die alten Befestigungen in den Voge-
sen u« a.) bekannte Hr. Dr. J. Schneider, Oberlehrar ans
K. Gymnasium su Dflsseldorf, bat in dnr roriiegenden enlen
Folge seiner »neuen Beiträge* eine den Freunden des rhei-
nischen Alterthums willkommene Uebermcht alles dessen ge-
geben, was auf der, durch mehrmalige Verlegung des Bhcte-
stroms vielfach veränderten Landschaft nwischen Xanten wmt
Nymwegen während der mmiscben Herrschaft oder von Jn-
lius Cäsar bis nur Binwandeiung der Franken su Anfimge
des ^.'Jahrhunderts, sich ereignet hat Er hat das reiche Ma-
terial bald in ausAhrlieher Ei^rtemng, bald in allgemelBeB
Sdmäier^ mme BeUrige wmr dim Qe$ekkkl9 efe. IM
OniBiai fai IS Abgdmitleii TciwMleC, aMcktlich tMgt Br-
dgniiM, wie üe Kampfe unter Mazioiieniiey Gonstafltiw nd
C— ■iMilini mit dea Aber ien Rkein ehiMiigendea Fraakes,
■Wtfetoii oier mmt endeatend. HacMen der Hr* Verft tai
erelea Alsehaitl vns ein Bild der physisehen BeiebidfcB»
heil der fiegead ud des rerttaderCea Stroailairfes des Rheiai
aad der Waal gegebea, die ältesten Deicliaalagea awiseiiea
Gleve and Nyanregea aad die Grannen der batarisdien laset
beseicbaet hat, geiit er iai aweitea aar historisehea U^
banricbt tiber, mit Jalias Ctsar beginneadi aad aeift, wie
daKk die Dnternebmangen des Drasas, Tiberins aad Oenaa»
ueas die ASaier ein Gränslaad aaf dem recliten Rheinafrr
erlneltrn und den Rhein nur Granaseh^e des rdniisehen
Beiehes aaehten. lai dritten und vierten Abschnitte
werden das Gasteil aaf desi Elteaberge, die Hochwarte des
■anferlandes aad die Wartthflnae an Baipd und bei Mehr
saninif der Befeslignagsliaie des Graaalaades aasfohrlich he»
sdirieben. lai fflnften führt uns der Verf* die ältesten Be«
wriMer des linken Bheinafers ror and geht im sechsten
mta liMMstadt Nyaiwegen und aar BlNneiatcasse , von da
nadk deai Heledorn nnd wciler nach der Maas and aaeh
Glavo Aber and erwihai die aaf dem Hanerhergev aa Ubber»
fe«^ Brak» Wjkr bei Cmaenborf and Doalbrafgen gebm*
denen Atteithimer. Der siebente bekaadelt die BOamiw
steassen voa Qeve aaebRyadem, Hilliagen, Ninuaregen, Da«
reabarg mil des dort gegvandetea Anlagen der BASMr. Dar
aabla fahrt ana aaf die Hochwacte voa Clere aad aa dea
van dtit ansgahendea Strassea neah Qiialbarg aad aaeh dem
Gakaibeaga und weiset die dorigetaidaienrMiiscbeftDerfbf
Mlet and Gfabhagcl nach. Im neunten gtlaagen wir
99(fk dar Rfmerstation BniBinacinm bei dem Laadgule 4>f
gen Vom» anf die Heehwarte dea Montarbergea imd an daa
liafef baiNe»*LoaisendorfsiHrMiisebf»G«tbem* DiaOtrast
San «an Alt- Cnleex vmk de» Dawe Keteam am JRasaa des
•tt fiUbMfar, nme Bmfyräf wmr aUen Qmekiekie eie.
Moiitnkergpes üd bw Xanten, die Laodwhttft swiachoi HaM
W4 RkiNn and die WaUa«lagen «wiaelicii Nyaiwegfii nad
XmU» iraidfa IUI nehnten lud elCteBAhachMlte oultei
hiem (eMrendeo Ortsebaftea, BeCesligaagea , Laadtaaiita
aad firikarn besdirieben« Hieraaf gelaagea vir im a w 51 f «
laa au den UaiaaN und StrasMaanlagea desDrasas aaf daa
Bacblea and linken Ufern des Eheines aad dar Waal ; Ibncr
werdea die Befesiigrangen dieses kaiaerUehen fitiafsahaeay die
Aasiedlaagea der Sigambrer aaf dem liaken Rheinafer , die
Vertreibaag der Priesen ans dem oslrheinischea Orändaade
aad der batavische Krieg, insoweit er die beaeidiaete Cto«
read berührt, erwähnt aad die allaiahlig« Eatsteheag der
riaiiaehen Niederlassnngen bei Op gen Bern, Ryndem aad
Nyaiweg en, Holedorn, Qaalburg u. a«, die Aagabea der Pe«.
tiager'schen Tafel und des Antoniniscfaen ItinerariaaM, die
Schicksale der niederrheinischen Ortlnabefestignngea bis
Datergaafr der Rtfmerberraohaft ia diesea Landen kura
flbeiaicbf lieh behaadelt» wobei aaai Schlasse die Aaftage dea
Christenthaais ia aasrer Oegead aagedentet werdea. Diaaeo
Micha Material der awölf Abschnitte wird auf »1 SaÜett ab-
gohaadtil, aad dana folgen ron S.9S bis & IM eiiaatende
Aanefkaagen aad Citata and eine karae Nachadiiift» hatnaf*
fnd die der Akhaadlaag den haliaadlseben flalehrtea llaaNwr
aber Giaadias Cünlb aad seiaea Kaaipf adt dea RMem bei-
gegebeae Karte des Kriegssehaaplataes aai NiederriielBt m^^
aha ia elaigea PaaiUea voa den Aagabea dea Sr. SdUMÜar
abweidit Eia Abdrack der dtirtea Stellen wttrde deai Le-
set die Make erspart habea, diese nacbaasdlAagea, aad nidil
jeder Leser dtffte die dtiitea Sicher bei der Haad kiAao«
Aber der Hr. Verf« beieissigt sich auch hier, wie ia dar
Barstallang, der Kttrae aad beacbiiakt rieh, alks Sakaaaie
flbargahead aad aur dea Padea der Breigirisse fesdialhaad,
aar die Irörteraag derjenigen Paukte, die bis heran
weder eiaer» • seiner Aasicbt aaah, uaiiehlfgaa Beataag
Seknäd&r^ nmie E^Urige war allmi fiitcMcMf eio. iSf
lugen oder einer nfthern Aufklarnof vMlif entbehrt haben,
die ttwi nun der Verf. In vorliefender Schrift Tolbttadig
bringen wird. Dass n dieser Aafklämng Ober die älteste
Beschaffenheit und Geschichte der niederrheinischea Land-
schaft Hr. Oberlehrer Dederich in seiner Schrift: Cki-
schichte der Römer und der Deutschen am Niederrbein, Um*
nierich 1854, schon wichtige Beitrage gegeben hat , kOonen
wir nicht nnbemerkt lassen, sumal der Hr. Verf. dieses Buch
gann n ignoriren scheint, obschoa er dasselbe offenbar be*
iinfnt hat
Die auf S. 6 ausgesprochene Behauptung, dass ^Julius Oä*
nr in den von uns betrachteten Landstrich (in's Glorisdie
»uf der linken Rheinseite) niemals gelangt sei*, und ferner,
dass die Vertreibung der eingedrungenen Dsipeten und Tene-
teren von der linken Rheinseite auf die rechte in ihre frt.
heren Wohnsitae durch Cftsar „in den Gegenden des Mlttd»
rbeins* geschehen sei, wird durch Dederich's begründete Be*
weisflrtnrung Ober die ursprOnglichenWohnsitue beider VMker
auf der recbten Rheinseite nwischen Wesel und Bmtterfch
md weiterhin b» snir Yssel, sowie Ober die Lage des Peides,
wo die sich lagernden Germanen von Cllsars Reiterei Ober-
fhHett wurden, wahrend er in der Nahe, an der Maas stand ^),
berichtiget. Dieser Ueberfall wurde aber auf dem Plateau bei
Oodi ausgeführt. Ware Cäsar niemals In's Clevische ge«
kommen, so würde sich sein Andenken gewiss nicht in den
Sagen hier nu Lande erhalten haben und Julius COsar nidvt
als der Gründer der Burg au Cleve genannt worden sein«
Wfe sich aber das Andenken an die Thaten des kühnen
Peldherrn Drusus bis auf den heutigen Tag am NiederrheM
«leirtiaft* erhalten hat, so ist auch das des Julius COsar niohi
guna rerschwunden. Wenn Ref. auch sugeben will, dass der
Rhein bei Xanten nur Rdmeraeit nicht so dicht an der Stadt
^} 8. JiiM>(leaer d%$ V. t. A. im RkefeL H. Y. S.85S ft
ttfi SdkiMHbr* niMC Bmiräae Mur oIRm QüoMaÜo «|0l
rarllbcr gelMsea ist, ds es anf dm SHutiMsplaa m Im*
bm'a AotiqnriwB angefeken isl, to seheiat arfr 4odi dft
raai Naawn Pislei aatlakafe Oraad gaaa uahaltbar {kmm. 4.
aam 1. Absebaiti, S.f»), deaa üe Brfcftrair ümm WaaiHW»
ifl» jel«t dm wahnchcf Bliehea UekEerresI dea titealaa Ebola,
kailefl bcaeichaety aas der cdtischea Spraebe kl sehr aaal»
eher, aad so ist aaeh die BehaapCaag graadias, dass Iwaiis
var dcBi Mitleiaiter oder la der Periode der BttflMrheifaehaft
der Haaptetroai hier aieht aiefcr varhaadea war, da ssapt»
aach des Hm. Verf. AasichC, dieser Bach eioea vMisahaa
oder deatachea Naaien fldirai aad aichl dea soadarfcaiea aaU
lisehea i^Wasserhadi« hehaltea habea wirde. Me Behaap-
taaf aaf S. 5, »dass ohae die Aalage voa DiaNBoa aa eiaa
Bawobaaag dieses eiaer fortwahreadea (?) UebeHlalbaag aaa*
gcsetalen Bodeasf rielM aieht aa daakea sei, aad dass aas dea
aar dfeseai Bodea gefaadeaea UeberresleB itadscfaer Aa«
siedhaigea srit NothweadigiLeit her?orgebe, dasa bmits die
■llSMr schtttaeade Dttaaae gegea die Wasseribthea aagalsfl
haheft* — ist iasolera aa bcsehrtiBkea, als die jelaigeaBheia-
•benehweauBaagea sieh weit iMbr aasbrmtea aad haher sCai»
gen, ab vor 1600 Jahrea, da aoeh fcnae Mama daaBheia
besahriahten aad dea sdnieilea AbBass dar WassenaassHi
Uadarlaa, wie dies bei deai jetaigen IMehbaa der FaH ist
aaeh die Sola des naasbettes sieb aoch aieht aoerhMit balta,
wie jatat. Dass dieses iai Altertbaai tiebr war aad dalMr
aach Bahr Wasser fSusen «ad farlsebafM kaaate, aatarttmt
wohl kefaMai Zweifel.
So koBBte das Laad selbst ie der Nihe dos SIkobm ba^
wabat aad aagebaaet aeia, aad war ea gewiss aach afhaa
iBagst rar dar Aakaaft der Bitaaer, wie ja aasdrAeUich aasb
GAsar (de B. G- IV,4) bcaierkt, dass die HaBafiar aaf bei-
daa DteB des Bbeias PeUer, 6obiada aad Weilar adcr JMcw
fer besassea , ohae dass die Ueberiatbaagea dlesea Aabaa
biadertaa. Warea Aberhaapt voa Aabegiaa aa BiaiBMt «der
fliisMfafar, mne BmMIge mr mUm fihf obMbito üa IM
SdiHtaieicIie nolbiraidif , s« mikmca wir Um erste Aütg«
teiMoMipieni MNfshreiben, nebt ie& Rtaieni ; war absr das
LanA an Uieiiuifer auch akiici 0ekhe fir dea Ackerbau fe*
ngßi&if so werlea auch die RVnicff diese oiaheToUeii und kost-i
s^Mgtti Aakfea mterlassen babeiL Wena sieDaane Inm*
tesp w gesebab dieses aidit sum Scbota des Aokerlaades aad
iar WohattUey soadera aiir BeguUruag oder Abknkaag des
SitMrianiis ^). Dass «aaser Laadstrieh* oder das devisehe
Laad wm IHedsnbda aad aa der Waal lai J. 12 v. Gbn
Feldaag des Drusus g ef ea die Ilsipetea nad Teaefterer
ofBtcaMale mil BcatiaHaÜirit ia derGesebichfte ersdidat,
wie wd &7 gesagt wfard, aiOeble aicbt gaas richtig sola,
wem wir erwäg ea, dass schoa eiaige Jahre fkUher, ist J» M
V« Chr», 4er am Niederrhcia eoaiaiaadireade Legal M. Lol«
li«a, eia beisi Kaiser Aagaslos aogesebeaer aad gescbita«
tat Staatsauuia, der gefrieseae Freaad des Horatias, nut dta
•her im Bbeia. aaf das rtaisebe Gebiet eiagebrocheaea . 8L»
ganhcra, Usipatea aad Teaeterera kaaipAe (Die UV, ta
Veliej« Uf 97) aad voa diesea Oenaaaea flberfattea dea Adlss
der fllaftea Legioa rerlor (elades LoUiaaa)) derea Staad«
f artier aaf dem Firsteaberge odtor im Lager Vetera bei
Xaaiea daveh die Ziegel mit dem Steaif el der LEG. V. ei^
wieaeD ist, aad Tacitas aeaot sie gleichfalls aater dea aie^
derrheiaisehea Legionea (Aaa. 1, 31). Dass der ?erloreae
Adler aater Claadius aurflciLgegebea warde, sagt Bio Caa»
sns LX, a Dass er diesea Daiall im Cieriscbea erUtten
habe, gebt aicbt aUeia aas der Lage der Wobasitae hervor^
1) Die al testen uns bekannten Schutz deiche legte Qerhard Yon Per-
wjB, Graf zu Hoorn, TermShIt mit einer olevischen QrSfuii bei
Cranenbnrg an, das er als Mitgift erhalten hatte, und gab Im
J. 1848 die erste Deiohordnnng ; naoh Ihm brachte der Hersog
Adolf Ton CAev« die cieitehen Deiohs In 2M«nQMahamg anar
üaHla Dsbhgijtfe aa.
wddie die g eBannten Gerauaen iuie battco , sondeni '
aw den Uastania, ilaw Amgv»Um baM dara«C nacb .den Ortt
dieses Dnglficks reiste vnd Mum Schafs der Gegead einübe-
fesligtes Lager , dessen Naae Vetera ist, aalegle« Ja schrä
viar Lolttus fiodea wir im's J. 25 r. Chr* des rMissim L^
gaten M. Viniclus am Niederrheia, welcher wegto der Br*
norduag röiaiscber Kaoflente, die auf deai recbtea Dfer n*
ler deo Germanen Geschäfte machten wollten, an einifen
Germanen Rache nahm. Ans den Nachrichten des IHn (LBI»
M) und des Geographen Strabo (Vill, 1) geht herFor^ iaas
diese Mord- vnd Raciie-Scenen am Niederrhein nad awar in
der Gegend voriden, wo der lluss die HiMner von deo Dsi*
peten und Tencterem trennte , also anf Clenacbem Onmi
nnd Boden. Im siebenten Abschnitt spricht der VerC» ron
einer Theilnng der ron Vetera herabkonmendeB RttaMstranoa
aidlich von Cleve in nwei Arme , von denen der eine aich
Aber die Hdhe nach Nymwegen siehe, der andere aber an
der Stadt vorbei gen Norden durch eine theilweise kthmUich
m lUesem Zwecke gegrabene Schlacht, die Graft fenami^
seine Richtung nach der bataviscben Insel ndunen and n-
nttchst nach Ryndern nnd von da weiter nach BDttingien «nd
Nymwegen fohren solle. Was nun jenen i,kinstlichen Hohlwof*
wlangt, der unter dem Namen der Gruft bekamt ist, so ist
dessen Alter sehr nweifdhaft nnd reicht wohl nicht bis in
a» Rdmerarit hinauf; vielmehr ist mir von einem der Lo«
cnlitAten kundigen Herrn ans Cleve veisichcrt worden, dnas
^iesctGruff* mt im vorigen Jahrhmdert entstanden und dnri
nie eine Strasse gewesen sei. Auch ist bekannt, daas die
Römer bei ihren Strassenanlagen Hohlwege vermieden nnd
Defileen, wo es nicht nöthig war, gewiss nicht kanstlich ge-
macht haben. Ebenso wenig dürfte der alte Ryndem'sche
Deich die Moles oder der Damm des Drusus gewesen sein,
den er nur Stromlaufs-Aenderung der Waal angelegt hat.
Dieser Danun wflrde danu nicht aosgereichi haben^ «ni nicht
Schneider^ neue BeUräge zur atten Geschichte etc. 241
» Sttnie gewesen sein, die Wassermasse des Stromes (der
altea Waal) su 2wing[en, in dem Rheinbette fortzuströmen
umi das Bette des abgelenkten Stromarmes trocken zu le-
gen. Auch Dedericb's Darstellung und Angabe auf der Karte
scheint nteht die richtige zu sein, obgleich er seiner Ansicht
so gewiss ist, dass er den Ryndern'schen Deich den ^offcn-
bar ältesten in hiesiger Gegend^ nennt, der aus der Zeit
herrftbre, wo 'der Rhein von Cleve Ober Ryndern demElten-
berge zoströmte, und es als eine an Gewissheit gränzende
Wahrscheinlichkeit betrachtet, dass wir in diesem Deiche die
Deberreste des ersten Dammes des Drusus in seinen Grund-
airiagen erblicken ^). Dieser Damm soll nun zugleich als
ronische Niliiarstrasse gedient haben, um nach Arenacam
(Baadern) und weiter zur Sfromtheiinng (ad divorlia Rheni)
ond längs der Waal nach Noviomagus zu gelangen. Diese
Meinaag hat Hr. Dederich ausgesprochen und Hr. Dr. Schnei-
der 9tittait ihr bei. Ref. kann sich davon nicht tiberzeugen,
da bei dem römischen Wegebau der Grandsatz unter allen
6a»tandea befolgt wurde, die Strassenlinie Aber die domi-
nirendea Hoben und Wasserscheiden zu ziehen, Hohlwege
ScMncbten zu umgehen und nicht unmittelbar neben
Flosse hinzulegen, wenn dessen Ueberschwemmungen
4er Passage leicht hinderlich werden konnten. Derartige
biriia Deiche, wie wir sie am Niederrhein und in Holland
dvrohf IbbObong der Flussbetten zu bauen genöthigt sind,
hafen die Rdmer gewiss nicht gebaut und hatten es auch
nlebt nOthfg, weil man der Ueberlhithung mehr Raum liess
ttod diese sich daher schneller verlief. Auch die Ströme
wollen wie die Völker ihre Freiheit behalten, und jede zu
grosse Einschränkung ihrer freien Bewegung bringt Nach-
theil. Es ist ein Irrthum, der zu unrichtigen Folgerungen
1) S. Dededch's Gesoh. derB5ai«r und IXeotoolien amNiedenrhein.
S. 44—50.
16
242 Schneider^ neue Betiräge 9imr alien OeeehiMe efe.
führt, wenn man sich die rönfscbeB Ddck« «■ NidanMi
— wena sie flberhaapt solche Schntzwebren gekaut hahea ^
in einer solchen Hdhe und in solcher sosaniMonhaagesden
Ausdehnung, oft gans in der Nahe des Flusse«, vorstdlt,
wie^ die heutigen Cultonrerbältnisse des Landes sie niMhig
machen und unter Umstanden oft grossem Schaden als Nataen
bringen.
Dass der Hr. Verf. das oppidum Batarorum oder Batavo-
durum unterscheidet von Noviomagum (oder Noviomagus) und
dieses wieder ron dem Castell oder der Ars auf dem beuti-
gen Valkhofe ^) und ron dem befestigten Lager hei dem heu*
tigen Fort Krayenhof , und diese vier Punkte als getrennte
Oerter betrachtet, ist eine von der kisherigen Ansiekt gana
abweichende, deren Begrflndung wir in einer noch au verM*
fentlichenden Abhandlung des Verf. entgegen sehen. Vor*
läufig werden uns auf S. 104 in den Anmerkungen die Haupt*
puncto dieser bisher einer näheren Aufklärung vNilg ent-
behrenden Auffassung der topographischen VoliäHRisse aa-
gedeutet. Wir enthalten uns daher iber die Wehtigkcit die-
ser neuen Auffassung jedes Urtbeils, bis uns die versprockene
Abhandlung hierfiber die ndthlge Begrtbidung gebra^ h^
ben wird, obwohl aus den voiliegenden Stellen der Alten
hervorgeht, dass Batavodurum und oppidum Batavorum Na«
men ein und desselben Ortes sind , der erstere ein eeltiscker,
der andere eine römische Uebersetsung desseiken, die kcide
dem seit dem dritten Jahrhunderte aufkommenden Namen Na-
vionmgus weichen mussten ; dass dieser aber keinen von der
alten Bataverstadt versckiedenen Ort beaeiehnet hake, son-
1) Dieses Castell» dessen Erbauung dem Drusus angeschrieben wird|
•oll Ton den Franken als oastrnm Numagam wieder hergestellt
and mit der zugleich wieder erbauten Stadt NoTiomagus yerei-
nigt worden sein, sc dass au diesen beiden Anlagen das heu-
tigo Nymwegen herrorgegangen sei.
Sdmädfir, neue BeUrägfi wr itUßn QeMchu^ ^^ ^^ß
den ma die mm im TrftaBOierB der «entörteo B«toventedl
«ieder bergMteUte , und iä$s dieser Nave F^HCSogswei^. M
der «Iten Borg, aa der rOffliecben, nacbber fränkischen Arf^
mä dem Valkiiofe haftete, wo auch in Mittelalter daa.ca«
siniiii Nnmagm oder Neom^gwo, Npviomagiim niii der Pfala
Karl'a des Grossen und den Bobenstaufen stand. Der Nym-
weger Antiquar und Dichter Jobannes Smith bat daher seine
16IS n Ansterdan in 4to gedruckte Schrif$ Ober jene Stadt
oit Recht betitelt; Oppidum Batavorum seu Novionagum, um
gleich von vornherein den Leser auf die Identität beider Na*
nsea ab Beseiobnungen eines und desselben Ortes anfmerkp"
sam m machen , was in der Schrift selbst mit altholländi*
flcher Belesenheit nnd Grandlichkeit bewiesen wird. Daa
ausserhalb der Stadt liegende ROmerlager war wohl kein
für die Daaer eingericlitetes nnd kann nicht von dem oppi*
dam getrennt oder als eine besondre Niederlassung betrach^
tct werden.
Eine andere, gewiss nicht richtige topographische Bestim-
nsuag findet sich auf der Schneider'schen Karte bisi Trice«
simaot das der VerfL ganu in die Nuhe des heutigen Bifttn,
nicht weit von Vetera, als einen besondern Ort ansetst, der
als aolcher gar nicht existirt hat, wogegen Colonia Trojan
viel no weit nördlich von Vetera steht, von dem es ußth dem
Aaloninisdien Itinerar nur MP oder tnusend Schritte oatfeprnt
iatf wonach also die Colonia gerade an der Stelle des heu«
tagen Xanten gestanden haben muss. Es ist 4lbefhaupt mtht^
«wiesen, und wird sich wohl auch nicht evident erweisen
lassen, dass Tricesimae, welcher Name allein von Amfunufw:
nngeffihrt wird, ein von Col. Trajana verschiedener Ort g^
wesen sei, denn es steht durch Zeugnisse fest, dass Col. Tra-
jana als Standquartier der XXX. Legion seit der Regierung
des Kaisers Ulpius Trajanus bis zur Zeit der frankischen
Einfitlle, im gewöhnlichen Leben nicht nur Castra . Ulpia,
aondem auch Tricesimae, d. h. statin oder castra . legionia
U4 SdbMftfer, neue Beiiräge «nr Men Ge$chMle eio.
6l|nfte tricemmae^ genannt vruHe^)^ wie «ndi yiete «nion
Ktamrtfldte ihren Manien von dem Legionen eitlelten', die
in ihnen ab Besatsmige* lagen; ich erinnere nur an Kaliea
in Sj^nien, an Legio (den heuligen Loon) Germanica in
Rleinaeien n. a. Der lir* Verf. hat nicht erwähnt, das» die
Angalie der Bntfemnng von Veteribos nach Coiö Trojana,
XL, wie eie auf der Pentinger'schen Tafel steht, nnridiüg
seia mue, dasa diese Entfcmnng nicht 40 Millien helrftgt,
sondern nur eine. Warum der Verf. die Angabe der Tab.
Peot. und des Itiner. Anton. eingelLlammert hat, daraber laaal
et uns in Zweifel, indmn er nichts hierabt»* bemerlLt« Balt
er vielleidit die Worte fflr nnacht und filr einen spaiem Bin-
scbab? oder wiH er ihnen eine andere Stelle anweisen , n»
das Dorf Kellen bei Cir ve au dieser Colonia Trajani , wie
sie auch im Itinerar genannt wird , au erheben , dem Vor«
gange daver^s oder Wilhelni's folgend, welcher 4ie nnriali-
tige Zahl XL in XXI ändert, um die Entfernung awisehen
Xanten und Kellen herausaubringen, obgleich das riobtige MP
UB Maetar steht.
Wir brechen Jiierv um nidit die gesfecktea efünnen am'
fibersdnreüen, ' mlsere Bemeiknngen ab und spredien nur nodi
den Wnnadi aus', dass diese eiste Folge der «NeneB Bei-
trage* eine eiwinsehte Nachfelge erhalten mage , wom ea
dem Hfm. Vferf. an Stisff nichl fehlen wird , um die alte md
mittlere Oeschicbie und Geographie «»eres deviseben Laä-
des ilaaier mehr anfeiklaren und von Irrthamem, wo alo
sieb nMk vorluden, an befreien. Mdge es dem Hm^ Verf.
bei BsMnsgabo der nweican Folgo gefriien, die Anmerlivn^
gen Unter jedem einmelnen Abschnitte folgen und die dtfnen
1} 8. Rdm. BenkmSIer der Qegend von Xanten und Wesel S. 232 ff.
Das Rlcliäge hatte sohon Hadrianiis Valesias in der Notitia
GaUiarnm p. 180 gesehen. Vergl. Cannegleter dis«. de ÜHtten-
bsvgo p. a».
Schneiderj neue BeUräge aur aUen Oeickichte elc 246
Stellen wörtlich abdrucken so lassen, was den Oebranch des
Boches sehr erleichtem durfte, da das Nachsuchen der ange-
fllhrten Stellen bei der jetzigen Einrichtong des Buches, fttr
dessen Aosstattong äbrigens die Verlagshandlnog lobenswerth
gesorgt hat, aiendich viel Zeit erfordert, sumal da jeder Ab*
wbnitt seine besondem Naranern der Anmerkung hat, wah-
rend fortlaufende das Auffinden der im Text angeneigten
Anmerkungen erleichtert haben wflrden*
Vledler«
■
2. jRunfllrenkmSler lueo d|rtflltd)rn Altttelaltero tn l^en n^etn-
lanitn. ^erouegegeben oon tfrnfl aue^mSfrert^.
BiDfiter fattH. feipjig 1860.
Deo Lesern unserer Jahrbficher ist aus der im vorigen
Hefte mitgetheilten Chronik des Vereins sclion bekannt^ dass
der zweite Band dieses bedeutenden Denknftlerwerkes , wel-
eher besonders die Kirchenschätze von Essen und Aachen zum
ersten Male fast vollständig publicirt , am Ende des vorigen
Jahres erschienen ist. Der Kunsifreund wird mit Befriedi-
gung daraus ersehen, dass dem Vandalismus der Revolutions-
zeit, der gegen die Denkmäler und Symbole des christlichen
Glaubens wflthete und so vieles, womit der fromme Sinn
unserer Vorfahren die rheinischen Kirchen geschmfickt halte,
entweder zerstörte oder zerstreute, doch noch genug entgan*
gen ist , um es dem Forscher möglich zu machen , die Ent-
Wickelung der christlichen Kunst im Mittelalter an ursprfing-
lichen Denkmälern nachzuweisen. Mit derselben Sorgfalt und
Schönheit der AosfQbrung, die schon aus dem froheren Bande
bekannt ist, sind in diesem Theile auf 19 Blättern (Tab.
XXI — XXXX) die Kunstwerke abgebildet, welche der Ver-
fasser in den Kirchen am Niederrhein von Wesel bis Coln
aufgefunden hat, und in einem beigegebenen Texte von 145
Qnartseiten umfassend und grOndlich erläutert. Wie Aachen
sowohl seiner reichen Schätze als seiner historischen Bedeu-
tung wegen bei dem Verf. den grössten Raum einnimmt, so
wollen auch wir vorzugsweise bei demselben verweilen.
Wir betreten hier einen durch das Andenken an Karl den
Grossen geweihten Boden, auf dem man, wie Cicero von Athen
KuMidenkmdter de$ christlichen MÜtelaUers eic. 247
aafi, nirgends den Puss hinsetaen kann , ohne auf eine Ge-
schiebte zu treten: Quacnmqae ingredimur, in aliquan histo-
riam Testiginm poninius.
Als Karl der 6r. im Jahre 794 den Entschlnss fasste, sei-
neai Hofe statt des bisherigen Wanderlebens einen bleiben-
dea Aufenthalt und seiner Regierung einen festen Mittelpunkt
sn geben, bestimmten ihn dazu zwei Gründe : zuerst die Noth-
wendigkeit der Centralisation , ohne welche ein grosses und
ans verschiedenartigen Elementen componirtes Reich zusam-
menzuhalten unmöglich schien, und sodann die Rflcksicht
auf den Sadisenkrieg. Der Entschlnss zur Gründung einer
festen Residenz ging in der That unmittelbar aus dem Auf-
stande der Sachsen im Jahr 798 hervor. Denn man braucht
lieh aar in Karls damalige Lage und Stimmung zu versetzen,
«■ den Schmerz zu begreifen, mit dem er diesen Krieg, wel-
chen er in hoffnungsreicher Jugend begonnen hatte, jetzt, wo
seine Jahre sich zu neigen begannen, von neuem ausbrechen
sah. Eine der Hauptaufgaben seines Lebens wäre unausge-
Ahrt geblieben, wenn er die Sachsen nicht dem Frankischen
Reiche einverleibt und dem kirchlichen und politischen Sy-
stem desselben unterworfen hätte. Bittere Erfahrungen hat-
ten ihn belehrt , dass dieses Ziel mit vorübergehenden Feld-
Zügen nicht zu erreichen sei, sondern dass ein methodisches
und systematisches Verfahren befolgt werden müsse. Daraus
ging sein Entschluss hervor, sich nicht mehr aus der Nähe
von Sachsen zu entfernen, bis er das halsstarrige Volk durch
Unterwerfung oder Vernichtung gebändigt habe. Zur Errci-
ehnng dieser Absicht wurde es daher nöthig, in der Rhein-
gegend eine bleibende Residenz zu gründen, au der es bis-
her dem Fränkischen Reiche gefehlt hatte.
Die Gründung einer Residenz ist immer in der Geschichte
eines grossen Reiches von hoher Bedeutung und die Wahl
des Ortes auf die Geschicke desselben oft von nicht gerin-
ges Einflüsse. Denn durch sie wird der Schwerpunkt des
24B Kunsidenkmäier des christlichen MiüelaUeri efc.
Reiches bestimmt und seiner Entwickelang ilire Babn ai^a»
wiesen. Dass Karl bei einer so wicbtigen Eatscheidiivf sieb
nicht vom Zufalle oder von persönlicher Liebhaberei» MmderB
von der Rttcksicht auf das Wohl des Reiches leiten licasy
darf man bei einem Charakter, wie der seioige war« romas-
setzen. In der Tbat war unter der Voraussetsung der Bu-
heit seines Reiches die Wahl von Aachen eine glttcklidie n
nennen, da mit ihr der natürliche Schwer|MiniU der Hoiiar'-
chie getroffen war. Denn wer möchte zweifeln, daaa Kpfl
der Gr. an die Dauer und Haltbarkeit seiner Mourcbie g«>
glaubt habe? Wenn aber auch politische Rflckaichtc« boi
der Wahl der Residenz der Hauptbestimmungsgrund waiea,
SP schliesst dies doch nicht aus, dass, wie die Schriflatellftr
der karolingischen Zeit angeben, auch persönliche Vorliebe
des grossen Königs für Aachen entschied. Freilieh isl das
»in genitali solo' des Nönchs von St. Gallen nicht so
verstehen, als ob Aachen Karls Geburtsort gewesen sei,
dern es bezeichnet nur im Allgemeinen die eigentlicbe Hei*
mathstatte des karolingischen Hauses, allein auch in dieacv
Sinne hatte für die neue Residenz kein festerer Rodea ge>
wählt werden können, als der, aus dem ursprfinglicb die
Macht der Herrseberfamilie emporgewachsen war. EndUch
trug Karls Vorliebe für die warmen QpeUcm « die ihm daz
alte Aquisgranum darbot, nicht wenig dazu bei, ihm diese»
Ort zu empfehlen. Schon den Römern waren die Heilf«cl«
len von Aachen und Spaa bekannt, wie die ansfftbrlieh^
Analyse einer solchen Quelle im Lande, der Tw^gver
Plinins (bist nat. lib, XXXI, cap, 8) beweist; such
ohne Zweifel von ihnen Anlagen zu deren Benniznng ge-
macht worden, die aber, da sie von den Franken nicht «n-*
terhalten wurden, wieder verfielen. So spmdelten denn Jnhr-
hunderte lang diese warmen Gewisser hervor, ohne dnas
etwas zu ihrer Einfassung nnd Leitung gtscheben wirc« Von
dem Augenblicke an, wo Karl hier aeine Residenz nnincUnf ,
Kumtdaümähr des ckrislUcheH MÜtelaUen etc. 94ß
Aa'erU sieb aber alles lud Aacheo, ißs bisher eine Villa
gfw^Afi war» verwaa4elte sich schoell io ciae grosse Sta4(.
Stwnii baute er hier eiuea Palast io noch grossartiger^ip
Styk, flio der Mher von ihm w Ingelheim errichtete war.
Shf rhMpaUf e baiserliohe P^lasl nu Ravenna war für Riesen
Bern nkhl allein das IHnster^ sondern lieferte ancb sum Tbeil
di« Materialien au demselben , da der Papst , dem durch die
ProigiebigiLeit der Harolinger Ravenna .gehi^rte , dem Könige
a«C 4efliei| Sitte ülarmorU^ebe nnd Mosaikwerke voa dort
Aholen nn lassen erlaubte. So ward der kaiserliche Palast
in Büvoniia abgetragen, um in Aachen von neuem avsam-
emnge^ttM w werden. Mas mebt auch hier, wie in Karls
Qriits kmier mehr der Enlschluss reifte, die kaiserlic)^
Wflr4s wieder heranstellen nnd mit dem Palaste der alten
45ftsartii anrb deren Macht und Stellung fiber die Alpen nu
vmrlfgeii, Aueh von Trier, das ehemals eine Römisch *-l(ai*
mriifbf Residena gewinn war, liess er Pracbtstticke antiker
RUDil «nr VeraieriHig seines Palastes nach Aacban schaff^ :
Kafolna muMpn marmor et muaeum plurimum de Treberi ad
Aflpia palaeinm veadi (gest. Trev. ap- Perts, Vlil, p.103].
Sfnbon im Jahr 790 war der Bau so weit fertig, dass er vo9
ibm hMPgeil wwden konnte« Qass er grossartig war, dilr*
fefl ^\t ß^f^ der Bewunderung der Zeitgeuossen scbliessen ;
diP 4^ ffV^AWW war, sehen wir daraus, dass nun i^ ihfp
die llaiebft- «nd Kü^bpuversaiaimluogen gehalten wiird^.
JieMar ißt abfi* l^ine Spur von ihm Obrig geblieben, da 4if
erUtlertfP Feindte Karla des Grossen, die Normannen, spjiter
eben ap in A^^cai wie in Ingelheim keinen Steif ^af ifugt
Wi^m gelassen habe^i« — Die warmen Quellen lieiis Kar^ In
ein Bassin leiten, das geräumig genug war, um mehr eis
hundert Badende auf einmal aufsunehmen. Er selbst war
ein trefflieher Schwimmer und liebte es, in Gesellschaft zu
hadefi , so dass er nach Einhards Zeugnisse seinen Hofstaat
nnd seife lifthgarde jnit ins Wasser nahm und sich im Schwim-
flSO KuMtdetdunäler dei chrUUMm MiUdäUen.
meii Aken Hess. Dbm eis so froMner Kttaig, wie EM icr
Grosse, wo er sich eineo prachtvollen Pülast baute, aveh efai
noch f rächt volleres Gotteshaus errichtet haben wende , v«r*
steht sich von selbst. In der That bante er eine dnch otnen
StnlengaDg^ mit dem Palast verbundene Kirche n Ehren
der Jungfrau Maria, die von einem Kenner, wie Binhnrd,
basilica mirabiii oprre constructa genannt wird. Von dieser
Kirche, dem heutigen Aachener Münster, ist die Rotunde in
der Form eines AcbtcciLs so erhalten, wie sie von Karl iem
Grossen gebaut worden ist.
Aachen wurde also von 796 an der Mittelpunkt aller Stnato-
geschflfte, von wo die Befehle ausgingen und wohin die Be*
richte susammenliefen. Es war, wie es vonNithard (üb. IV,
cap« 1) genannt wird , sedes prima Franciae und blieb es
auch nach der Theilung der Monarchie unter Karls Enkel, 49l
durch diese die Einheit des Reiches nicht aufgehoben werden
sollte. So lange hier Kaiser Lothar I. thronte , war dno
•wischen Frankreich und Deutschland sich binniehende L«*
tharingien mit seiner Hauptstadt Aachen der Kern und Mit»
telpunkt, an den sich jene beiden andern Reiche westlich wid
Mlieh ab Fittgel anlehnten. Allein dem Centralpunkte fehlte
die Kraft, bei den fortwährenden Theilungen und der Ver-
dickung des natürlichen Schwerpunktes die nach Decentm-
lisation strebenden Elemente des Frftnkischen Reiches minm-
menauhalten> und es war noch kein Jahrhundert nach An-
chen*s Qrflndung verflossen, so lag die Hauptstadt in Trim^-
mem und das Fränkische Reich war aul|^elltat Wie rrther
aus dem Verfalle des merovingischen Reiches die Macht der
Karolinger hervorgegangen war, so erhob sieh jetst auf ien
Trümmern der karolingisehen Monarchie die Macht der Lu •
d o 1 f i n g e r. Dieses in Sachsen mit der hersogliehen Wtrde
bekleidete Haus hatte den kr&ftigen Volksstamm, den es be-
herrschte, mit kriftiger Hand nsammengehalten, und wu
war natürlicher , als dasa mit dem Vebergewkht der Macht
I
Kunsidenhmäler des christHchm MUieUUiers. m
ancb die Krone von den Franken auf die Sachsen flbfrg;ingf
Dass Deatschiand nach seiner liossreissung aus dem Verbände
der karoHngischen Monarchie sich nicht in so viele König-
reiche auflöste, als es verschiedene Volksstftmnie und Berzoge
an deren Spitze gab, war dem LudolAnger Otto dem Gros«-
sen zu verdanken. Wenn aber auch Aachen, nunmehr an
den Grftnzmarken des neuen deutschen Reiches gelegen, nicht
mehr als dessen Mittelpunkt betrachtet werden konnte, so
blieb es doch als dessen Gebortsstatte von hoher Bedeutung.
Denn hier ward Otto zum König der Deutschen gewählt und
empfing in der von Karl dem Grossen gestifteten Kirche die
Salbung und Krönung so vrie die Huldigung der weltlichen
und geistlichen Grossen. Der Besitz von Aachen Hess die
dentsehen Könige als die berechtigten Nachfolger Karls des
Grossen erscheinen. Der Thron und das Grab dieses Herr-
schers war und blieb die heiligste und ehrwördigste Reliquie
der deutschen Nation.
Der Verf. hat mit Pleiss und Sachkenntniss nachgewiesen,
dass Aachen aus der Zeit der Karolinger und Ottonen noch
viele Kunstschatze von hohem Werthe besitzt. Ob in der
Zeitbestimmung und lii der Auslegung derselben überall da«
Richtige getroffen sei, mfissen wir den Archäologen vom Pa^
che zu beurtheilen überlassen. Dagegen dürfen wir mit vol^
lern Rechte ihm das grosse Verdienst zuerkennen, diese Denl^
Mler vollständig publicirt und namentlich auf Tab. XXXVf ^
«um erstenmal eine Abbildung des Schreines gegeben zu |^
beu, in welchem die GebeineKarls des Grossen ruhen. W
man bedenkt , wie viel Mühe und Kosten es den V
verursachte, die Erlaubniss «um Herunternehmen des
»es von seinem hohen Standpunkte zu erlangen, r
auf angebrachieii Bildwerke abzeichnen und die
abschreiben zu lassen, so wird man es ihm -^
dass er das Verdienst der Prioriiat gegen
derer, die seine OOte missbrauchten, um ibm
ti9 KuHBtdenkmäler des ckristtieken MiUelaUers..
fttr sich in Anspruch nimmt. Alles, was sieh auf Karls des
Qrosseo Beiselsung im Mttnster zu Aachen berieht , hti van
dem Verf. vellständig zusammengestellt und kritisdi erörtert
worden. Ehen so bat er die Grabesüffnuag^ durch Otto lUL
nach dem Berichte des Grafen von Lomellino, der nebst zwei
Bischöfen mit dem Kaiser in die GmCt hinabstieg, gesobilderl
und endlich die Canonisation Karls auf Veranstaltung Prie*
drich Barbarossa's und die Niederlegung der Gebeine des
neuen Heiligen in den Schrein, der sie gegenwärtig wn-
schliesst, nach den Quellen erMhlt. Natürlich stelle^ die
Reliefis, welche den Schrein schmCIcken, die Thaten dar, dunh
welche sich Karl der Grosse Anspruch auf den HeUigen-
schein erworben hat, aber nicht der wahren Geschichte ge-
miss die von ihm als bewaffnetem Apostel bewiikte Bekeh-
rung der heidnischen Sachsen, sondern nach der liegende
seiue Bekämpfung der ungUubigen Saranenen. Da die Verw
fertigung des Schreines in eine Zeit filllt, wo bei dep geist.'
lieben Geschichtschreibern der Geschmack an fiabelhafter Le-
gende den Sinn fflr historische Wahrheit au verdrängen an«
gefangen hatte, so darf es uns nicht wundem, dass der fal»
sehe Turpin' mehr Auctoritftt besassi als der wahrhafte Ein*
hard, besonders nachdem seit dem Jahre 11 S2T¥rpin8 IQgen*
hafte Chronik durch einen päpstlichen Hachtsprudi beglaubigt
worden war« Denn es ist bekannt, dass in dem genannten
Jahre der Papst Kalixtus IL den Pseudo - Turpinus als echte
Quelle für die Geschichte Karls des Grossen bestätigte, so
dass z. B. Wattenbach in seinem Werke Ober Deutschland^
Gescbii^htoquellen (S. 3d0) sich versucht fühlt , diesen Pajw^
selbst als Verfasser der dem angeblichen Tnrpin nugeschri^
benen Vita Caroli Hagni et Bolandi au bezeichnen* Auß
diesem Legendenkreise sind also die Darstellungen enlp^n«
mipn , welche uns der VerL in wobigelungenen AbbiMmg»
sum erstemal vor Augen gestellt und in deqi beigegebenen
Texte von S. 106 bis S. 182 ansftthrlich erläutert hat B4
Kunsidenkmäler des ckrisilicken MiUelaUer$, S58
der HiiyerikeDBbaren Wichtigkeit, welche scharfe Zeitbestim«
Hangen für die Kunstgeschichte des Mittelalters haben, ver-
langen die herrlichen Schmelzarbeiten von Essen wie der
Brsgttss eines siebenarmigen Leuchters daselbst , eine beson-
dere Erw&hnung. Denn der Herausgeber gibt die histori«
sdiea Beweismittel 9 dass sie fromme Gaben des ottonis^hen
Bnnses sind nnd macht darauf aufmerksam, dass sie in ihrer
eigemhamlieben' Pracht Zeugniss ablegen von der dofeh üt
Eaiserin Theophano in DiNitschland eiagefilhrten Byaantinischen
Geschmacksrichtung.
Nicht bloss der Kunstfreund , sondern auch jeder Freund
der Geschichte wird sich dem Hrn. Dr. aus'ra Weerth für
seine Bemflhungen zum Dank verpflichtet fühlen und mit uns
wflnschen, dass er Untersttitzung und Aufmunterung finden
iliftge, um sein verdienstvolles Werk rüstig fortzusetzen und
glücklich zu beendigen
Vi»« I«oreats«
8» 9* tf^^i ftrrtertc^teri IKttgltrti IrretPrrrine für tfcfcl^td^e*
unk SUfert^amekuntie We^folrn«: 9it Sibfetktrd^ ju -Vlnrtaii
tßUmifif'^wcdftinimiifdi targrftrlt Cffm bei iätrdirt 185&
16 Srttrn in 8.
Wir haben im vorigen Hefte dieser Jahrbflcher die käme
Aniseige einer Monografie des Geh..Ratli Stiller und Prof.
Lolide Aber die berühmte Ableikirche von Werden au der
Enhr gebracht, und dürfen desshalb um so weniger einer
kleineren Schrift vergessen, die, wenn auch nicht mit so
reichen Abbildungen ausgestattet, doch ein Jahr früher er*
schien und in Besug des gebrachten historischen Naterials
gerade von der späteren Arbeit zum Ausgangspunkte der IIa-
tersnchung gemacht wurde. Der Verfasser berührt zunächst
einige Specialquellen 2sur Geschichte der Abtei Werden and
unter diesen besonders die Annales imperialium immediata-
rum liberamm et exemptarum ei^clesiarum Werdenensis et
Helmstadiensis ordinis s. Benedict, congreg. Bursf. a viro
Historiarum gnaro domino Gregorio Overhamm praeposito
Helmstadiensi, quondam ceUario, Archivario et Priore Wer-
dinensi , gebt dann zur Beschreibung der Einzelheiten des
Baues über und stellt schliesslich die Daten der Baugeschichto
zusammen« Von dem Bethanse, welches der h. Ludger im
Anfange des neunten Jahrhunderts errichtete, rühren demnach
nur noch die Seltenwände der Cryftti her, die dann 1059
ihre jetzige Gestalt erhielt Da darauf im Jahre 875 eine
Weihe durch Erzbischof Wilibert von Cüln gemeldet wird,
so muss ein Neubau in dieser Zeit angenommen werden,
welchem der nntere Theil der wesilicben Kirche angehnrt
Die Abieikireke «ti Werden ete* fU
Die f Mammte übrige Kirche soll dann ans der ersten Hftlfte
des jEwalften Jahrhunderts stammen, mit Ausnahme des etwas
spater entstandenen Thurmes auf der Vierung, weil 1119
fast die ganae Kirche abbrannte. Der Verfasser glaubt einen
sweiten, nämlich swischen 12S5 und 1257 vermeldeten Brand,
uad die in Folge dessen geschehenen Neubauten niclit fltr be*
laofreich halten an dürfen, weil der auf uns gekommene
imnierhiii noch romanische Kirchenbau unmöglich in BinUang
mm bringen sei mit dem anr Zeit dieses letzten Brandes schon
herrschenden S|Htaeabogenstil und hat vom iiunstgesehicbtli-
eben Standpunicte im Allgemeinen auch Recht, den vorhan*
denen Kircbenbau dem Stile nach in's awOlfte Jahrhundert
sa setzen. Dass in diesem Baue aber ein merkwtirdiges Fest-
halten am romanischen Stile noch im dreizehnten Jahrhun-
dert sich bekundet und der letzte grosse Neubau wirklich
erst nach dem Brande von 1255 stattfand, hat die Lohde'sche
Schrift, wie wir in der früheren Besprechung derselben er-
wlhnten, erwiesen«
4. Mfbtt CrojaiM (kmemf Ww^wbxitht nm Sofrpir 3lfc|^kif|«
Mit 2 Stfdn unü 3 ^oUf^mUen. Wm. 9U» »er katftarU l$0f«-
und Stoat0ltudie»r. 1868. (Bcsoadere abfcinickt aas itai:
Allgast* Hefte des IlL Hhfg. der „Mittlieilinigea der k» k.
CfDlnl-CoBinissioB sssr Erforschttng^ «od Brballmg der
BaadeakoDsle«.) 24 S. 4.
5. 9te britonmfditn Ktmitartntppfn in im rimiföftn iomm-
lanUnn. Von Sofrpf^ Kfdjbad^. »tm 1860. 29 S. 8. (Ans den
Jahrbuch für vateriandische- Geschichte, Wieo 1860»
besonders abgedmckt)
Obgleicb dfe beiden AbhaadliingeB , «i weldieii der
als Bpigrapbiker aosgesetcbnete GesdüchtsCtrscker die AI*
tertkiMBftvuBde Oestreichs beschenkt hat, das RheingeMet
jniB&chst nicht angehen, se siöchte doch ein knnes Referat
iber die Ergebnisse der in mannigfacher Besiebong interes^
santen Untersnchnngen für die Leser nnserer Jakrbttcher will«
Veranlassnng nnr erstgenannten Schiifl Aber den BrAcken -
ban Trajans gab dem gelehrten Verfasser der nngewihnlich
niedere Wasserstand der Denan un Jannar 1856, in Pnlge
dessen die sehen yeni Grafen Harsigli im AnCuig des 18»
Jakrh* ansgesprecheae Ansieht, dass Trajan's steinerne BrAcke
einige Meilen eberhalb Orsera mchst dssn eisernen Thnre
gfntanden habe^ rellkeaaen bestätigt wnrde. Nach dem Be-
richte des Majer fanbriseric kennten aa Ift* Janmr, wo der
Wassorstand nach dem Orsoraer ftgA V 4r nnter HnU he.
tmg^ M PfcUer der niten Btaciftrtcke iber tan Wi
ifisgtl wnhifCMMnen worden. In der Ktle
Ueber Trajan$ steinerne Denaubrucke etc. VU
pfeilers fand sieh ein Eicbenstanm eingemaoerly und in den
Deberresten des Mauerwerks entdeckte man^ Ziegelsteine mit
den Stempeln COH II HI8P d. h. cohors secnnda üispano-
nuD und • • HICRB d. i. coHors prima Civinip Romanomm
Bqvitata«
Der grossartige Brftekenban begann knrs nadi Beendigung
des ersten Dacischen Krieges gegen Decebalus, welcher sich
denitbig unterwerfen mnsste, jedoch seine Herrschaft behielt
(in J> 108 n. Chr.) , und wurde unter der Leitung des be-
rOhnten Architekten Apollodorns von Damascus in dem un-
glaublich kurzen Zeitraum Eines Jahres vollendet ; eine That-
saehe, die sich nur aus den Einrichtungen des römischen
Heerwesens erklaren Ittsst, indem den einseinen Abtheilnngen
des Heeres, besonders den sahireichen HfllfiBtruppen barbari-
scher Völkerschaften, bestimmte Theile des Baues bersustellen
angewiesen wurden.
Die Hauptstelle über die Construction und die Dimensions-
verhaltnisse der Brficke bietet Dio Cassius (lib.56, 18); sie
lautet also : *'Bs sind 80 Pfeiler aus Quadersteinen, die Höhe
derselben beträgt, ungerechnet die Fundamente, 150 Fuss, die
Breite aber 80 Fuss, Die Pfeiler selbst stehen 170 F. von
einander ab und sind durch Bogen miteinander verbunden.
Sie sind in dem wirbelvollen Wasser und auf dem lehmigen
Boden aufgeftthrt worden, denn man konnte den Fluss nir-
gendwobtn ableiten". Dieselben Hassangaben gibt der spa-
tere byzantinische Schriftsteller Tsetses (Joann. Tsets. Chil.
l.n V. 87ff.) und fflgt noch aus dem Werke des Patricfais
Theophilus die interessante Notis bei, dass der Ardiitdit
Apollodor den Brückenbau in der Weise bewerkstelligt habe,
dass er Kasten oder Kammern im Flusse angelegt, in der
Länge von 180', in der Breite von 80' sur Fnndirung der
Pfeiler.
Da es die 6rensen dieser Anseige flberschreiten wflrde,
woflten wir den Versuch des Verf. theils aus den Angaben
17
858 Ueber Trojans steinerne Donaübrücke eic.
des Dio Cassiusy T^et^es uDd Procopius, tbeik aus den jüngst
angeslellteD LocaluntersucbuDgeD den Hergang des Brieken-
baues näher zu ermitteln^ wiedergeben, so heben wir daraus
nur hervor, dass nach Vollendung eines Drittels der Brücke,
die von einer vorspringenden Landzunge am linken Donaa-
ufer, in der Nähe des heutigen Ortes Turn Severin, ausging,
unter den fertigen Pfeilern, die auf dem Lande standen, zur
Aufnahme eines Flussarmes ein Canal gegraben, und die aus-
gegrabene Erde zur Aufscbflttung einer künstlichen Insd
gegen die Mitte des Stromes verwendet wurde. Durch Ab-
dämmungen legte mau Kammern von ISO' Länge und 80'
Breite im Flusse trocken. Auf eingerammte Eichenstämme
wurden die Pfeiler gebaut. Nur die äussere Verkleidung
bestand aus Quadersteinen, der mittlere Theil war mit ge-
mischtem Hauerwerk gefüllt. Da die auf den beiden hohen
Ufern erbauten Castelle mit der Brücke dermassen in VerUu-
düng standen, dass man nur von ihnen aus auf den Brflckeu-
weg gelangen konnte, so mnssten die Pfeiler in einer sehr
ansehnlichen Höhe aufgerichtet sein. Jedoch scheint die An-
gabe der PfeilerbOhe von 150' bei Dio Cassius ungenau, zu-
mal er erwähnt, dass die Ftaadamente in dem HühenoMsae
nicht inbegriffen wären. Ohne die beiden Brückenköpfe wa-
ren es 20 Pfeiler, welche in ihren Axen 170' voneinander
abstanden. Weil aber jeder Pfeiler W Breite hatte , so be-
trug der Durchlass zwischen den Pfeilern oder ihre Span-
nenweite nur'iaO'. Da die Breite und der Abstand aller
Pfeiler gleich ist, so ergibt sich aus den 20 Pfeilern mit den
beiden Brückenköpfen die Entfernung der beiden Ufer : 21 x
170 = 8570' römisch, welches Mass der gegenwärtigen Strem-
breite an der Stelle, welche 596 Klafter oder 3567 Wiener
Fuss beträgt, sehr nahe entspridit. In der Frage, ob die
Pfeilerverbindungen aus gewälbten Bogen oder aus Holzcon-
structionen bestanden, entscheidet sich Hr. Aschbach schon
aus Rücksicht auf Dauer und Festigkeit des Riesenwerkes
CTefrer Tr^ifgM tiemmne DtmaulMkike ete. 8W
Mr striaerae Bog«n oad einen steinernen Ueiiergangswegy
ohne kebeiyten m wollen, daas nicht die Qallerien und man*
des Beiweik der obersten Brückenbedecknng von Hob ge-
wesen sein können.
Dieser Wnnderbav, der schon anf BKlnaen Trajan's vom J.
101 erwähnt wird, und für die Ewigkeit berechnet schien,
■osste schon nach awei Decennien dem kleinlichen Neide
Badrians fallen. Unter dem Vorwande, die steinerne Brfteke
kanoe dem römischen Reiche gefährlich werden , da sie die
Biabrache der Barbaren erleiditere, Hess er den oberen Theil
ier Biücke abtragen und die steinernen Bogen sprengen.
Nvr die hohen Brflckenpfeiler blieben stehen als traurige
Dcakmuler des Riesenbaues. Der Neid Ober den Ruhm sei-
MS grossen Vorgangers sollte auch dem Erbauer der Donan-.
Meke verderblich werden. Der kaiseiüebe Dilettant in der
Baoknnsl liess den genialen Ktlnstlery nachdem er dessen Ta-
leat noch Ar amne Baawerke ansgebentet hatte, binrichlen.
Spaier beautate Conatantin der Grosse die steinenien Pfei*
icf von der Donaubrttdte, in deren Nähe auf dem mOslachen
Dfer der Ort Bgeta anstanden war, aum Bau einer neuen
8t«ineraeB Brieke, deren obowr Theil jedoch bald darauf
?en den Rtaem selbst wieder abgetragen wurde*
Ala Resultat der gediegenen Monographie steht also m^
viderruiidi fest, dass die Trajansbraeke nicht in die Nihe
der AlutamAndung in die Donau , unweit 6ieli , wie nadi
Schvars (nin. Panegyric Praefat) neuerdings Franeke
(aar Geachiehte Trajans) und Bfldinger angenommen ha*
bea, zu setaen sei, sondern nur awischen dem wallacbiscben
Orte T«m Severin und dem serbischen Dorfe Fetislan (Ga*
dova) erbant werden konnte.
Sdiliesalicb bemerken wir noch, dass kura vor BrdffiNHig
des Daeiscben Krieges Trajan den schon von Tiberios be*
gennenen Weg, welcher dnige Stunden oberhalb Ors^va am
sfidliebcn Donannfer, längs dem Strome durch die Felsen
MO lieber Trajann steinerne Danaubrücke eto.
f^ehaaen wurde, vollenden Hess, was durch folgende in den
Felsen selbst eingehauene Inschrift, deren beide letsten ver-
stammeKen Zeilen der Verf. nach Ameth's Vorgang gnC her-
gestellt hat, bezeugt wird:
IMP - CAES • DIVI • NERVAE • P
NERVA TRAIANVSAV6GERM
PONTIP • NAXIN VS TRIB • POT - iui
PATER - PATRIAE COS ' IUI
MONTIS [ET FLVVl] DAN[VBI BVPIjBVS
SVP[BR]ATflS VIAM PATJB [PECIT].
Die 2. Abhandlung bietet sowohl fDr die römischen Kriegs-
alterthflner als für die Geschichte überhaupt vielfache Beleh-
rung. Zunächst stellt der Hr. Verf. den bisher schwankenden
Unterschied zwischen Britanni und Brittones in 4cr
Weise fest, dass unter enteren die Bewohner des eigentli-
chen oder römischen Britattniens, das durch Schutswebren
von Brit. barbära und Caledonia geschieden war, unter lefs-
teren aoftnglich die noch nicht der römischen Berrschaft
unterworfenen Bewohner Britanniens zu verstehen soien.
Nachdem zu der frttheren Britannia proprio zwei neue Pro-
vinzen, Brit. Prima s. Inferior und Br. Secunda s. Superior
(Wallis) errichtet waren, erhielten die Bewohner dieser neuen
Theile vorzugsweise den Namen Brittones.
Britannische Auxiliartruppen kommen erst nach den S. 49
n« Chr. vor, als der Kaiser Claudius die ersten festen Er-
oberungen auf der Insel gemacht hatte. Wir linden diesel-
ben zuerst am Rhein gegen die Oermanen verwende; eine
festere Eintheilung mit den Bezeichnungen Cohortes Britan-
nicae (die nach der Analogie eigentlich Coh. Britannarum
beissen sollten) und Coh. Brittonum verdanken sie dem Kai-
ser Vespasianus. Vom Rheine verlegten sie die Kaiser des
Plaviscben Hauses besonders in die Donaulftnder, indem wir
Veber Trajam stememe Donaubfücke eio. S6t
m PtaiHHiicii schon am Ende des 1. Jahrb. eine Coh. I BrU
Uaoica nnd eine Coh. I Briitonuii finden.
Beide Cohoiien erscheinen bald mit dem Zosatse miliaria,
i. i. sie stiegen von dem gewöhnlichen Stand ?on 500 Mann
aof die Zahl 1000. Die Coh. I Britanoica miliaria stand
iffl Jahr 110 nach einem von Kaiser Trajan für Hfilfstnippen
10 Baden gegebenen Miiiiardiplom unter denselben. Zahl,
reicher sind die Cobortes Brittonum, wovon sich mehrere mit
der Zahl I , dann aber auch mit der Nummer 11, UI und VI
■achweisen lassen. Eine Coh. I Brittonum kommt in Pan-
asaien im J. 8& unter Domitian vor, wahrscheinlich dieselbe,
wekbe in einem Militardiplom des Kaisers Antoninus Pius
rem J. 145 Coh. 1 Ulpia Brittonum genannt wird. An der
mittleren Donau findet sich im J. 114 die Coh. Aug. Nervia
Parcensis miliaria Brittonum. Keine der britannischen Au-
lüiartmppen hat aber grossere Wichtigkeit, als die schon
TSE Tadtns erwähnte Ala Britannien, welche bald Ala Brit.
■üiaria, Ala Flavia Brit. MiL Civium Bomanorum und Ala
I n. Aug. Brit. Mit. C R« beigenannt wird. Vespasian, wel-
eher ihr den Beinamen Flavia gegeben, sandte sie vom Rhein
nach Paanonien. Noch unter den Flaviem erhielt sie wegen
ihrer Tapferkeit den weitern ehrenvollen Brinamea Augusta.
Der Zusatz Civium Bomanorum rührt nach Aschbach's un-
keswdfelt richtiger Ansicht daher, dass in ihren Reihen auch
solche, weldie bereits ausgedient und das ritmische Bürger«
recht erhallen hatten, fortdienten.
Bue ausführliche Besprechung widmet der Verf. der in«
ichriH eines jetut verlorenen vielbesprochenen Steines, der
sich frfllier in Wien befand, und stellt den nur in einer feh«
leibaften Abschrift vorhandenen Text (Gruter 548, 7. Orelli
n. 3041) , mit Benntsung von Th« Mommsens Verbesserung
des sinnlosen IVR. ITAUCI in der 4. Z. in TVR. ITALICI,
MgendMoasoen her: .
S82 (706er Trajan$ »lememe Donaubrücke eic.
T-FL*VBRECVND
MA6(untina8) EQVB8 ALAB
I FLA-AVG*BRIT*aO
C * R • T VB»a ITAUCi AN
XXXX*S*XIX-H-S*EST BX
TBrtamento PRISCINVS VBXilhiriw
^B INOBNVvS HERBDes [posuerunt].
Mit gleicher Sorgfalt erläutert Hr. Asehlrach eine io diesen
Jahrfctchem (H. XVI, S. 107) vom Unterzeidineten bespra«
ebene Inschrift auf T. Varius Clemens aus der Pannonischen
Stadt Celeia (Ciily), welcher hohe Staatsftmter und anseha*
Hohe MlUtarchargen bekleidet hatte und zuietnt Staats «Se-
kretftr nweier Kaiser nnd Statthalter in Dacien gewesen war.
In Pannonien befehligte er die Ala PL Aug. Brit. Mil. Ciir.
Rom., die jedoch einfach in den von vier Seiten dem Var*
Clemens gewidmeten Inschriften Ala Britannica MiL genannt
wird. Der Verf. berichtigt die von Knabl (Schriften den
Ver. t d. Oeseh. von Inneröstreich. !• Heft) aufgcsteltto A»-
sidit, wonach T. Var. Ciomens in die Zeit der Kaisor Dlo«
detian nnd Maximian flillt , dahin , dass er unter die Regie-
rung des M. Aurelius und h* Verus nu setxen sei. Der HnnpU
beweis hierftlr beruht auf einer bisher gann dbersehenen Stelle
des Dio Cassius (B. 71, 13), woraus erhellt, dass die rdmi-
sehe Provinn Dacien, welche in der Zeit des M. Aurel. von
den Vandalen beunruhigt wmde, an dem dortigen ClemMm
(der offenbar mit unserem T* Var. Clemens identisch ist) einen
kriftigen und umsichtigen FeMherm hatte. Die grosso Bh-
rentnsebrifti welche gegenwartig in der Bofbibliothek von
Wien sich beAndet, wird nach einer genauen Abschrift in
einigen, jedoch unwesentlichen Punkten verbessert.
MOge es dem mit wichtigen Amtsgesehtften betrauten Verf.
vergönnt sein, auch fernerhin seine Mussestunden ähnlichen
Cur die Alterthumswissenschaft fhichtreichen PorscilMgen no
widmen. Sm rremdeakerar«
IV. HiseelleH.
1. Adnamata». In dem 9. Hefte S. 61 und in dem 14. Hefte
S. 98 dieser Jahrbücher , wo der Name Adnamatus, Adnamatius Tor-
kommt, hat der verstorhene Prof. Lorsch Mehreres zusammengestellt,
um daraus diesen Namen zu erklären. Die begonnene Untersuchung
ist noch keineswegs an ihrem Ziele angelangt und wir halten es daher
der MQhe werthi für den Fall, dass Jemand diese Untersuchung von
Neuem aufnehmen woUte, Folgendes zur Berücksichtigung hier aufzu-
zeichnen. Nach einem kurzen Berichte Ton Dimitz zu Laibach, in
den „Mittheilungen des historischen Vereins für Krain, im Not. 1859,**
hat man dort einzelne Münzen mit dem Namen Adnamat gefanden,
welche Ton Eiidgen für slaTonische, von Andern für oeltischa Münzen
erklSrt werden. Auf diesen Münzen steht entweder Adnomat, oder
aneh abgekürzt Adnam. Man hat diese Aufschrift in zwei Wörter gethellt
Adna mat und die Münze als eine slayonische erklärt. Der
Name Adnamatus auf den bezeichneten lateinischen Insclxriften in die-
sen Jahrbüchern verdient jedenfalls hier in Betracht gezogen zu wer-
den, indem er über jene Münzen Licht yerbrelten und von ihnen em-
pfangen kann. Wir erinnern zugleich an die neuesten zu Bingerbrück
gef^denen Inschriften, ausweichen hervorgeht, dass Dalmater,
Bewohner der romischen Provinz Illyncum , sich unter den Truppen
befinden, welche die Römer zur Vertheidigung der Rheingrenzen hier
aufgestellt hatten. Die eine Inschrift von Lorsch mit dem Namen Ad-
namatius wurde zu Cöln gefunden, eine andere mit dem Namen
Adnamatus zu Basel u. s. w. Die a. a. O. in den Mittheilungen
für Krain besprochene Münze hat auf dem Avers caput diadema-
tum, auf dem Revers equitem citato cursu. Vgl. auch: neue-
ster Fund römischer Inschriften in CiUi, beschrieben von Richard
Knabl im IX. Hefte des historischen Vereins für Steiermark, wo der
Name Adnamius Flavlnius auf einem Votivsteine vorkommt
Miicellen.
2. Juppiteroulminalfs. In dem 26. Hefte dieser JahrbAeher
8. 112 ist eine Inschrift aus Steiermark mitgetheilt worden, deren erste
Zeilen also laaten: I. O. M. CYLMINA. Das Schwierigste in dieser
Inschrift war die Erklärung des Wortes GVLMINA. Herr KnaU hatte
die Deutung auf yerschiedenen Wegen yersuoht , ohne indessen zu
einer sichern Ansicht zu gelangen. An der oben angegebenen Stelle
dieser Jahrbücher wurde ein neuer Versuch dieses W^ort zu deuten
angestellt und nun schreibt Herr Knabl darüber in seinen epigraphi-
schen Excursen im Jahre 1858 wie folgt:
„Ich habe ihre Deutung nach yerschiedenen Richtungen hin yeraaeht,
aber mich genöthlgt gesehen, yorderhand bei ihrem Wortlaute stehen
zu bleiben und sie mit CVLMINATYS zu erklären. Am Wahrschein,
lichsten war es allerdings, dass sie dasselbe andeuten wolle, was die
Kelten unter Poeninus yerstanden, nämlich den auf den HShen
wohnenden Jupiter*). Allein für den keltischen Beinamen wollte
kein Ausdruck in der lateinischen Sprache zusagen. Besser gestaltete
sich der Versuch zur Deutung und Wiedergabe dieser Sigla in der
griechischen Sprache, welchen Herr Professor Braun*) gemacht hat,
indem er sie yon dem griechischen Worte ax^is Culmen, Bergspitze,
Berggipfel ableitet, woher das Adjeotivum inaxQtos oder IniaxQiog ge^
bildet ist. Denn da man sich Im ganzen Griechenland den Jupiter
als auf den höchsten Höhen wohnend yorstellte, und er daher auch
den Beinamen inCaxQiog erhielt, so war es folgerecht zu schliessen,
dass die Sigla CVLMINA dieselbe Bedeutung haben müsse. Kur han-
delte es sich noch um ihre Biegung in der lateinischen Sprache, denn
das Wort GVLMINATYS drückt den wahren Begriff weder nach der
keltischen noch nach der griechischen Sprache gehörig aus« Nach
dem Berichte, welchen Dr. Theodor Mommsen Über die Ergeb-
nisse seiner epigraphischen Reise in den österreichischen Donauländem
der königl. preussischen Akademie der Wissenschaften Übergeben hat*),
hat der Cilller Stein über die Biegung der unyoUständigen Sigla CYL.
MINA selbst Auskunft gegeben. Mommsen hat nämlich bei Besieh*
tigung dieses Steines im August 1857 entdeckt, dass darauf GVLMI-
NaL, d. i. culminali, stehe, und culminalis ist eben jenes lateinlscbe
1) PreUer, röm. Mythologie. 1858. S.215.
2) Bonner Jahrbücher. 18. Jahrg. 26. Heft. S. 112— 114.
8) Monatsbericht der Akad. d. W. zu Berlin. 1857. S.454.
UiiceUen. M6
AdjeetiTnm , welobes dem keltischen Poenliiiu und dem grieohUchea
laixfftos Tollkommen enttpriobt AU ich den Stein vor dr^ Jahren
mm enten Male sah, war darauf nur OVLMINA sa loten. £b ist
jedoeh mSglich , dasB der Buchstobe L nach obiger Sigia mit Kalk-
tfiiiehe yerdeokt war, and in Folge des Wittemngs-Einflusses Ton sei.
bor aUmiQig befreit ward; denn jetat ISsst sich dieser Bachstabe schon
aof eine Entfernung Ton zwei Schritten deutlich erkennen, wie ich mich
am !& April 1859 au meiner Verwunderung selbst überseugte.*
3. In dem 27. Hefte S. 141 hat Herr Q..O.-L. Freudenberg eine
Bronistataeite des Merenr, welche bei Weingarten gefunden worden,
besprochen, und auf ^e e!genthi|mliche Haltung der Attribute an
dieier Statuette auftnerksam gemacht Vor einiger Zeit hat man au
Woreester (Shropshire) in England mehre römische Anticaglien tou
Bronze gefunden, z. B. SchlQssel, Fibulcn u. s. w., eine Statuette der
Diana' und eine andere des Mercur. Die letztere entspricht Tollkom-
mcn der yon Herrn Freudenberg besoluiebenen.
Prof. Braun.
i, Wesel. Die Houben'sohe Sammlung römischer AltcrthQmer
besteht nicht mehr, seitdem sie am 4. und 5. Juni d. J. durch die zu
KöLq abgehaltene Versteigerung In alle Welt zerstreut worden Ist.
Der Rest derselben, aus einer grossen Anzahl von römischen Thon-
gefissen bestehend , wird im September d. J. theils In Xanten , theüs
in Köln rersteigert werden. Die Rltume des Museums in dem rer-
kauflen Hanse des Tcrstorbenen Houben werden künftig zu LehrsXIen
for die zu errichtende geistliche Knabenschule dienen. Da ein Ver-
ksuf der Sammlung im Ganzen, wie sie wohl nicht wieder In Xanten
in einem aolchen Umfange sich erneuem wird , sich nicht ansfOhren
Hess, obwohl es der Wunsch des Besitzers gewesen war; so sahen
Bch die Erben genöthlgt, das mit Tielen Mühen und bedeutenden
Geldopfem gesammelte Erbtheil zu Tersteigem. Es Ist zu bedauern,
dass diese fBr die Kulturgeschichte des Rheinlandes so wichtige Samm«
long hat zersplittert werden müssen und dass der geringste Thell der-
selben am Rhein geblieben ist; die seltensten und schönsten StOdke
sind ln*s Ausland gewandert, meist nach England, Frankreich, Bel-
Sien und Holland. Von den Inschrlfisteinen ist der schönste, der bei
Burginadum im J. 1881 gefundene Orabstein des Trevirers C. Julias,
MM MisoeUen.
Adar*8 Bohn, in das Museum nach Trier gekommen, der des Ä.dler-
trXgers Luoius Vettius von der XXI. Legion und der bei Asberg ge-
fandene und in den Jahrbüolieni des Vereins Jahrg. XIL H. 1 be-
schriebene! durch Schenkung der Uouben*schen Erben in das rheini-
sche Maseum vaterländischer Alterthümer nach Bonn, den ez-Tolo-
Stein der Alateivia hat der Unterseichnete angekauft. Die In einem
fränkischen Grabe gefundenen Gegenstände, wozu der bisher fSr eine
Fürstenkrone gehaltene metallene Kübelbeschlag gehörte (s. Jahrb. d. Ter.
Jahrg. XIY. 2. H. 28. S. 73) sind Eigenthum eines englisohen Antiquars
geworden (für 21 Thlr. 5Sgr.), wie auch der für 20 Thlr. Torkanfte
Dreifuss ; femer das TCrgoldete Füllhorn für 67 Thlr. ; die Bronsesta-
tuetten des Merour für 151 und die des Bacchus für 100 Thlr. Das
sehüne Gorgoneion oder Medusenhaupt (zu 115 Thlr. angekauft) ist
nach Paris gekommen. Von den wenigen, nach dem Diebstahl zu-
rückgebliebenen Münzen ist das seltene Medaillon Antoninus Pias Cos
ni. für 210 Thlr. nach Paris yerkauft* Unter den geschnittenen Stei-
nen erhielten das Gamee. Medaillon mit den drei Köpfen (Ulysses, Pe-
nelope und Telemach oder Gallienus, dessen Gemahlin und Sohn) den
hüohsten Preis, 15 Thlr., und der Intaglio eines antiken Ringee mit
der Silenus-Maske 18 Thlr. Gute Preise erhielten die Gläser, beson-
ders die Nummern 214—216, 226, 234, 249—250 des ausgegebenen
Katalogs. Die aus der Leyen'sohen Sammlung zu einem hohen Creise
erworbene Lampe (trimyxos) mit dem Reliefbilde eines an einer gros-
sen Maske arbeitenden Bildhauers erhieli nur den Preis Ton 4 Thlr.
Die übrigen Lampen gingen zu niedrigem Preisen weg. Von den Ge-
fäflsen aus terra sigillata erhielt Nr. 370 des Katalogs den höchsten
Preis, 21 Thlr. 25 Sgr. Geringe Preise machten die schwarzen und
übrigen Thongefässe, Statuetten und Figuren. Die 74 om. hohe, gut
erhaltene Amphora (Nr. 473) wurde zu 7 Thlr. 29 Sgr. rerkanft; das
thurmartige, mit kleinen Fenstern TCrsehene Thongebilde (Nr. 470),
ein noch nicht erklärtes Unicum, ist für das Museum in Leiden für 15
Thlr. erworben. Auch die Sammlung derErotica (Nr. 555— 590) wurde
zersplittert und brachte nur 90 und einige Thlr. aof. *- Die Alter-
thumsfreunde In Bonn wurden im Versteigerangssaale des Herrn An-
tiquar Lemperts zu unserm Bedauern yermisst; sie schienen es Ter*
gössen zu haben, dass in ihrer Nähe die Sammlung yerateigert wurde,
deren Gesammtbesitz sie vor einigen Jahren für wichtig und erwünaoht
gehalten hatten. Eine solche Gelegenheit, wie diese jetzt sich darbot,
Miscellen. 2ßT
da» Bonner Museum mit manchem seltenen StÜok mit geringen Aus«
gaben an bereiohern, dflrfte wohl nicht bald wieder kommen. In dem
mehr als 2000 Stuok enthaltenden Rest der Sammlang von Thonge.
flasen, die im September cum Verkauf kommen i dürfte sich vielleicht
noch manches durch Form und Arbeit Ausgezeichnetes finden, was
sor YerTollstXndigung antiquarischer Sammlungen überhaupt und für
die Geschichte der alten Kerameutik und Angeiologie insbesondere
brauehbar sein kann; daher ich Kenner und Liebhaber darauf auf-
merksam EU machen mir erlaube' [Der Verkauf ist am 24. October
1860 abgehalten worden.] Fiedler.
5. Hamm. Ausgrabungen auf der Hohenburg. Die
Hohenburgy 10 Minuten von Nordherringen, 1 Meile westlich Ton Hamm,
besteht aus awei fast kreisrunden , in der Richtung ron Süden nach
Norden nur etwa 20 Schritte Toneinander entfernt liegenden Hügeln,
dfe, wie sich noch deutlich erkennen ISsst, früher mit mehreren Wil.
len ond Gräben umgeben waren. Der Hügel nach der Südseite hat
ebe HÜhe von 10 bis 20, der an der Kordseite fon 90 bis 35 Fuss;
die OberflSche des ersteren h< gegen 200, die des zweiten 130 Fuss
hn Durchmesser. Bisher wurden in der NIhe der Hügel nur Scher-
ben Tott Urnen, kleine Stücke Sandstein, Brocken von Ziegelsteinen,
Lara und dgL gefunden. In diesem Monate (Juni 1860) wurde aber in
dem zwMten, dem hüheren Hügel, gegen 6 Schritte Tom nSrdliohen,
19 Sehritte rom westliehen, ebenso weit yom üstlichen Rande entfernt,
5 Fuss unter der Oberfliche eine merkwürdige Anlage entdeckt. Sie
besteht aus einem dureh s. g- trockne Mauern eingehegten Räume Ton
12 Pubs Breite und gleicher LSnge. Die Mauern werden ron sehwe«
•
ren SandstelnblÜcken gebildet, die 2 Fuss hoch lothrecht übereinander
liegen, aber nicht durch M$rtel yerbunden sind. In diesem .Räume
fand sich zwischen grossen, anscheinend an der Luft getrockneten,
durch das Feuer in dem Räume selbst etwas gebrannten Ziegelsteinen
und kleinen , rothgeb rannton Sandsteinen ein Gemenge ron Kohlen,
Aiehe, Yerbrannten und unrerbrannten Knochen, Hufen und ZShnen
▼on Pferden oder MauUhieren, ganz kleinen und etwas grosseren Huf-
eisen, Watfen, IlXgel u. s. w. Die aufgeschüttete Erde (Sand), woraus
^er fiügel bMteht, ist Über und unter dem Räume, auch an den Sei-
ten desselben , rein und f^M Ton allen fremden Bestandthellen. Der
aas MitceUen.
Beritser der Hohenborg, Hen Gatsbeaitser und Wirth Brand, wol-
oher die Naohgrabungea auf seine Kosten Tomehmen Hessi soheakte
dem Unterseiohneten die bisher gefundenen Sachen. Es sind folgende:
1. Eine eiserne Lanzenspitze, 8 Zoll 10 Linien rheinl. lang, un-
ten mit einer naoh Innen sich verengenden TSIle (Höhlung fSr den
Schaft), am Ende 1 Zoll 2 Linien im Durchmesser haltend. Sie l&uft^
3 Zoll 4 Linien vom unteren Ende, 2yt Z. weit blattförmig aus ; dann
folgt die eigentliche 3 Z. lange TierecUge, etwa 3 L. dicke Spitze.
Die grösste Breite des Blattes beträgt 2 Z. Das Eisen ist Ton vor.
züglieher Güte. Die Form stimmt mit der Abbildung in dem Diotion-
naire des Antiq. Romaines Ton Antony Rieh bei dem Artikel nCuspis."
2. Eine PfeUspiUe mit Tiflle, blatUrtig, 3 Z. 10 L. lang, 1 Z.
2 L. breit.
Eine desgL 3 Z. 9 L. lang, 1 Z. breit
Eine Shnliohe, Ton welcher die Spitze abgebrochen Ist
Eine Pfeilspitze mit Widerhaken 3 Z. lang, 1 Z. 1 L. broU; die
Haken an den Seiten stehen Tom Mitteltheii nur 3 L. ab und sind
2 L. länger, wie dieses.
3. Zwei Sporen, nicht mit Bädehen, sondern bloss mit Stüleo, je-
der Sporn Ton überhaupt 4 Z. 10 L. Länge, wovon 3 Z. 5 L. auf
die Schere (den an den Fuss sich schliessenden Theil), 1 Z. 5 L. auf
den Stift fallen. Die Arme der Schere, etwas gebogen, stehen , wo
sie enden, 3 Z., in der Mitte 2 Z. 4 L. Toneinander und haben an
beiden Enden zwei kleine Löcher (Oesen); in einer steckt noch dn
Stückchen Eisen, anscheinend von einem Kettohen. Fast in der Mitte
des Stiftes befindet rieh ein Tiereckiges Plättohen, das an den vier
Ecken 2, sonst nur IL. vorspringt; darauf folgt die7L. lange Spitie.
4. Zwei HufeUen 3 Z. 10 L. lang, 3 Z. 5 L. breit
Drei n 4 „ 2 „ „ 3 „ 7 „ „
Ein n 4„8ffn8»8ff n
Ein « 4 M 9 „ „ 3 n 9 „
Ein , 4 „ 11 „ » 3 „ 10 . „
die ersten 7 Stück mit drei Nägeln, das letate mit vier Nägeln an je-
der Seite. Alle haben Stollen, aber keinen Ociff , keine Furehen für
die Nagellöcher; sie dehnen sich an den Stellen, wo die Nägel an-
gebracht rind, etwas aus. In sieben Stücken finden rieh die mit läng*
liehen Köpfen versehenen Nägel, in einem fehlen sie. Die Köpfe der
Nägel stehen nach unten fast so weit hervori wie die Stollen.
Miscdlen. 9M
5. Ein Sohloflg, bestehend aus dem SoMoBakssten ' von TierdeUger
Form, 4 Z. 9 L. lang, 5 Z. 8L. breit, und einem Haken (oder einer
Klappe) darüber. Dieser ist mit einem Gelenk versehen; dnroh Zu-
Beklagen desselben wurde Irgend ein Raum, ein Koffer oder derglei-
chen Terschlossen. Wahrscheinllck sass das Sobloss an einem Kof-
fer, — der Kasten am unteren Theil, der Haken am Deokel. Die iU
testen SohlSsser waren Ton dieser Art — Die Feder, der SeblSssel eto.
sind vom Rost gans zerfressen.
6. Eine nur zum Theil erhaltene sehr yerrostete Kandare. Der
noch Torhandene Theil ist 4 Z. 10 L. lang und 4 Z. 2 L. breit; das
ISiaeüf welohes dem Thiere in*8 Maul gelegt wird, hat in der Mitte dne
Falze 3 Z. 10 L. lang.
7. Zwei Spangen und einige Ringe Ton Qeschirren für Zugthiere,
Higel , Hespen und andere Eisenstucke , auch mehre Stücke Kupfer-
blech, anscheinend Ton einem Kofferbeschlag herrührend.
8. Stücke einer auf der Drehscheibe Tcrfertigten Urne, rothlioh ron
Farbe. Der Rand, etwas umgebogen, hatte nach Aussen 7% Z., nach
Innen 5 Z. im Durchmesser und ist 2 L. dick. Nach unten wird die
Wand dünner, das GefSss weiter; es mochte in der Mitte einen Durch-
messer Yon einem Fnss haben. Der innere Theil ist durch Asche welss-
gran gefSrbt.
9. Ein kleines irdenes TSpfchen, etwa 3 Zoll hoch, 1% Zollbreit,
mit kaum 1 L. dicken Wunden, anscheinend ein s. g. ThrinentSpfehen,
— nur unTollstlndig erhalten.
10. Ein rothgebrannter Stein, gegen 7 Z. lang, 6 Z. hoch und
breit, mit yielen Versteinerungen (Muschel-Abdrucken), Ton der Stein-
art (Qnara-Knauer), die nur auf dem St. Annenberge bei Haltern und
in der nSchsten Umgebung yorkommt. Auf dem Annenberge hatten
die RSmer bekanntlich ein Lager.
Die Hufe, nach der Aussage Sachkundiger, Ton Maulthleren, rind
snm Theil Tcrkohlt Ein Tollstündig erhaltener Hufknochen Ist 2 Z.
10 L. lang und, wo er am stKrksten, ebenso breit.
Stücke Ton Tcrkohlten und unTcrkohlten Bein- und Hüflknochen,
auch schwarz gebrannte ZShne i sSmmÜich Yon Thieren , fanden sich
in Menge. Alles Naehsuohens ungeachtet war aber keine Spur Ton
Mensohenkttoohen zu entdeeken. Dieser Umstand 12sst Termnthen, dasii
obgleich sieh eine Urne fand, hier keine menschliche Leiche verbrannt,
oder, wenn es geschehen, nach dem Verbrennen die Ueberreste ge-
S70 MüceUem.
sammelt und an einem anderen Orte geborgen worden« — Bei spSteren
Naehgrabungen an sehr vielen Stellen bis zu 7 — 8 Fum Tiefe fanden
Bioh an einer Stelle:
11. Zwei Stucke yon einem irdenen Qefäsee mit fingerdioker Wand»
die an mehreren Stellen darchlSobert war. Die Stuoke Bind etwas
konkay, Ton Feuer und Fettigkeiten sohwarz-braun gefärbt; derBauoh
zeigt die gewdhnliobe Ziegelfarbe. Es sobeinen Stücke yon einem cli-
banus zu sein. Nahe dabei lagen yiele Holzkoblen und Ziegelstüoke
mit rundlichen und rechtwinkligen Aushöhlungen, — auch ein yerro-
stetes Messer. — Schliesslich bemerke ich, dass die oben erwähnten
yermeintlichen Ziegelsteine nach der Analyse des Chemikers W. yon
der Marck als Trass mit yielen Bimsteinbrocken erkannt wor-
den sind. Essellen, Hofrath.
6. Bonn. Als ich in den letzten Herbstferien einige Tage in
Simmem, dem Hauptorte des Hundsrückensi yerweilte, erhielt ich duroh
den als Dichter in Hundsrücker Mundart rühmlichst bekannten Herrn
Bürgermeister Rottmann yon mehrem in der Umgegend yorgekomme*
nen Alterthumsfunden nShere Nachricht, welche hier mitgetheilt za
werden yerdienen.
Vor fünf Jahren fand ein* Landmann zu Steinbach unweit des
aSrdliohen Arms der yon Trier nach Bingen führenden Rdmerstrasse
(yergl. Bach, das Kloster Rayengirsburg l.Bd. S.200fig.) bei derOeff-
nung eines Hügels einen Steinsarg yon 2 Fuis Höhe und gleicher
DiokOf welcher mit einem nach beiden Seiten abgeflachten Deckel yer-
sehen war und im Innern eine sohSne, mit zwei kunstreieh geformtoa
Henkeln und einem Deckel yersehene Glasume umschloss« Ii«Ider
konnte mein Auftrag, das Qefäss zu erwerben y nicht ausgeführt wer-
den, da dasselbe kurz darauf yon Kreuznacher KansthSndlem für
einen missigen Preise angekauft worden ist.
7. In dem sogen. Bürgerstüok, '/i M. yon Simmem sind in einem
Distrikt, welcher yor 50 Jahren noch starker Hochwald war, unlingst
zwei Grabhügel geöffnet worden. In dem einen fwsd mauf ausser
einer Menge Seherben yon aschgrauem und braunem Thon, yermischt
mit Fragmenten yon Terrakotten mit rothem Bruoh, aber beideieeitf
weisser Qlasur, eine Anzahl poröser Steine, yon mehrepi Zoll im
Durchmesser, welahe die Farbe wie Mendiger Steine hatten, doch
weniger schwer waren. Dieselben scheinen als Einfassung des Grabes
MüeeUen. Wl
gedient ca haboiti welches süsser den Thonsachen keine weitem Bei.
gaben enthielt Dagegen entdeckte man in dem zweiten Hügel sieben
Stück eiserner Waffen, bestehend in mehrern Pfeil- und Lanzenspitzen^
nebst einem Meissei und einem Beil, welches hinten stark 1 ZoU| Tom
an der Schaftöffnung ly« Z. hoch ist Der merkwürdigste Gegenstand
des Fundes ist ein Instrum ent, welches einer Tuohmaoherkratze fthnelt;
an der Scheide ist es 4 Zoll breit und seine Schaftoffnung ist der
Sohneide entgegengesetzt. Der Inhalt beider Grabhügel, welchen Ur.
Bürgermeister Rottmann besitzt, deutet offenbar auf germanischen Ur-
sprang.
8. Bei dem Dorfe Külz unweit Simmem wurde etwa Yor 4 Jah-
ren aus einem Grabhügel ein unten ganz spitz zulaufendes, flaschen-
artiges GefSss Ton schwarzem Thon mit unregelmXssig yertikalen Strl-
ehen, welches oben hermetisch Terschlossen war, zu Tage gefordert.
Aus Neugierde, den Inhalt zu erfahren, zerschlag der Finder den Hals
der Thonflasche und fand eine sehr übel schmeckende Flüssigkeit
Dem seltsamen GefSsse war ein 2'/! Z. langer, wohl erhaltener Schlüs-
sel Ton Erz beigesellt, dessen Gonstruction der bei den Römern ge-
wöhnlichen Form entspricht. Beide Fundstücke sind im Simmerer
Sohlosse auf dem Bürgermeisterei -Bureau aufbewahrt
J. Freudenberg.
9. Die Alterthümer aas Rheinzabern. Wir haben un-
sere Ansicht über die unersohopfliehen Fundgruben römiseher Alter-
thfimer zu Rheinzabern bereits im Jahre 1855 in diesen Jshrbüohem
Heft ZXni. S. 97 susgesprochen und haben einen Artikel über den
SÜTanus Teteus mit folgenden Worten geschlossen. „Für die Betrü-
ger dieser Art, sie mögen den Betrug aus Gewinnsucht oder aus Sehers
geübt haben, gibt es eine Strafe, deren sie nicht entgehen sollten, und
welche die Freunde der Alterthumskunde selbst bestimmen und aus-
führen können: die Namen der Betrüger Öffentlich zu nennen.^ Wenn
die Rheinsabem^schen Funde auch spater noch, und nachdem andere
Stimmen, Klein in Mainz, Becker in Frankfurt u. A., sieh entschieden
gegen die Aechtheit derselben ausgesprochen hatten, Vertheidiger ge-
fanden, so war uns dieses unbegreiflich, und um so unbegreiflioher,
als Münner Ton Auszeichnung auf dem Gebiete der römisohen Alter-
97* Müedlm.
thumBkunde cu denselben zEhlten. Darob diese unbeeohrSnkte giSn-
bige Hingabe an die Aechtbeit dieser Fände mnsste das Entdeoknngs-
talent f3r solehe Alterthiimer immer kShner werden und Sachen an
Tage fordern, welche geeignet sind den Zweifel auch aus seiner tief-
sten Lethargie aufzuwecken. Wir theilen den Bericht des Herrn Ton
Hefner in dem Abendblatte zur neuen Münchener Zeitung Tom27.JnIi
1860 über die Fälschungen der Terraootten Ton Rhelnzabem TollstSn«
dig mit und fügen diesem einen kurzen Artikel des Prof. Klein aas
Mainz bei*
DUeber die Fälschungen der Terracotten Ton Rhein«
zabern. Bheinzabern hat, als die reichhaltigste Fundgrube rSmi-
scher Terracotten In neuerer Zeit die Aufmerksamkeit der Alter-
thumsfreunde und Forscher yielfach auf sich gezogen. Die dort aua-
gegrabenen Gegenstände fanden sowohl wegen der interessanten Dar*
steUungen ihrer Reliefe und runden Formen, als auch wegen deren
Mannigfalt überhaupt yielfache Käufer im In- und Auslande. Diese
veranlasste den Betrug sich durch ihre Nachbildung dne Quelle rei-
chen Erwerbes zu suchen, die ihm auch bereits geraume Zeit zufliesst.
Die Fälschungen konnten jedoch den Männern vom Fach nicht ent-
gehen und es begann gegen die Terracotten Ton Rheinzabem ein
nicht ungerechtes Misstrauen sich geltend zu machen. Warnende
Stimmen Hessen sich Tcmehmcn ; aber man ') ging zu weit , erklärte
offehbar ächte Stücke*), die man nur aus Übelgerathenen AbbUdon-
gen kannte, als gefälschte und schüttete, wie man sprichwSctUoh aagt»
das Kind sammt dem Bade aus.
Die Fälschung umfasst bereits drei Zeitabschnitte. Sie
begann mit blosser Ab formung antiker Gegenstände aus Thon und
zwar nur solcher, die rücksichtllch ihrer Technik keine Schwierigkel-
ten in der Nachbildung boten. Vorzüglich waren es Basreliefe , die
hiezu gewählt wurden. Lararien mit freistehenden Säulchen und fla-
ohen Rundbogen, sowie die sogenannten Samisohen Oefässe und die
Fabrioate der Ziegeleien zog sie nicht in das Bereich ihrer unsanbecn
Thätigkeit Die unäehten Stücke Tcrrathen sich doch sogleleb, wenn
man sie mit äobten zusammenstellt, durch kleinere Form, die Ihren
Chrund In dem Schwinden des Thones bat, Termüge welchem Sobwia-
1) Wer?
2) Welche?
2rs
daa die toü <iea anlikeii Oiig^nttlen abgeaomiBeiüta nmen Fohado
nmtk dem TrookzMn nod Bceimea imner kleinere Bilder liefern,
nie die §Ma der Mutteiforai herrorgegangenen entiken Originale sind.
Eis fecneree Kennzeichen ist die Besoh äffen helfe des T hon es,
der bei gefrischten Stftoken weder die Farbe, noch die F^nheii dee
bei antiken Terwendeten hat.
Das Gelingen der Taosehnng steigerte die Frechheit der FIQsoher.
Der »weite Zeitabschnitt ihrer Betrügereien begnügte eich nicht
mdur mit Prodnetcn, die aas dem blossen Abformen antiker Stücke
eatitaBden waren. Man euohte Abweohselong in die antiken. Därstel-
langen an bringen und malte , wie Horaz sagt, einen Delphin in die
Wälder and einen Eber in die Floihen. Arabesken und Schnörkel aus
der Benaistranceseit wardeti antiken Darstellungen beigefügt, oder ir-
gend etwas Modernes am OosfUme angebracht. So entstand ein Ge-
misch antiker and modernerFormen, wobei jedoch der antike
Typas immer der Torwaltende bUeb.
Der dritte Zeitabschnitt, mit dem die Fälschung hoffentlieh
aaf ihrem Calmiaationspunote wird angelangt sein, lieferte Gebilde,
welche der plastischen Kunst der letzten zwei Jahrhunderte
angehj^n. Diesen Fabrieaten suchten die FJUscber dadurch antikes
Ansehen zu geben, indein aie ihnen römische Inschriften beifügten, wie
die nachstehende Fundgeschichte zeigt.
Am 4. Juli heurigen Jahres Teranstaltete der bekannte AntikenhSnd-
1er MichacA Kauffmann in Bheinzabem die Aufdeckung eines Inder
Gewanne »über der* Kandierstrasse" in der Richtung Ton Rbeiaäsabem
n«sh Landau in einem ihm gehörigen Kleeacker gelegenen antiken Top-
ferefens. Es fanden sich ausserhalb desselben Trümmer von Thon«
reltefen and samisehen Geschirren, dann, bei vorgerüekter. Tiefo d^
Aasgrabong, kamen, senkrecht in dem Boden stehend , zwei Xhon-
re liefe zum Vorschein. Da» eine davon 25Centimeter hoch und 21
Ctm. breit, stellt einen romisch -deutschen Kaiser zu Pferd yor.
Das lockige PerUokenhaar de<)kt ein Lorberkranz. Der Kaiser erscheint
ImBeiehsmantel, mit Brost- uiid Beinharnisoh, weiten Stülpstiefeln und
grossen Sporen. Seine Rechte hält das Schwert, seine Linke fasst
den ZOgeL A\ß Schmuck trägt das Pferd eine reich gestickte Sattel,
decke und Straussfedem am Kopfe und über dem Schweife. Ueber
diesem Bilde liest man, mit einzeln vertieft eingedrückten Buchstaben
die Worte ANTONVS VS AG. Die Rückseite hat den Stempel ABO-
18
»4 MiceOm..
fiTS F« DerVontettnig iiMk sn mÜMOen, g«Ii9ft ittBOd dtmlMa
das 17.| oder dem Anfange dee 18. Jahrhnndorti sn, nnd stellt wAhr-
•cheinlieK den^aiser Leopold I. vor. Das andere i mit diesem g«.
fandene TKonrellefi dO Oentlmeter hoeh| 33 breit» hat anm Gegen-
stände dl0 In Rheinzabem häufig in Stein und Thon sieh findande
antike Qestalt eines Reiters , anter dessen Pferd sieh eine. In ^nen
geringelten Sohweif Sloh endigende Franengestalt befindet. Der
auf der Rüekseite der Platte angebraohte Stempel lantet ABOBYS F.
Werften wir mm auf die bisher bekannt gewordenen Filsohoagany
nnd besonders auf die beiden gerade erwähnten neuesten Fände elaen
Bliok, so finden wir» dass die FJQscker wohl einigermaassen des Zeieh-
nensy aber nicht im Geringsten der latetaisehen Spraehe kundig sind.
Diess aeigt die Insehiift fiber dem Kaiserbilde: ANTONYS TS AG,
die wahrseheinlich ANT0N1V8 AVG. bedeuten solL Ebenso der aof
der Rttokseite beider Basreliefe i naoh antiker Welse, mit erhabenen
Buchstaben eingedrfiokte Stempel ABORTS F. Der unwissende Fil*
scher hatte anf samlsohen GefSsseo Ton Rhefauabem den Stempel
ABBOF (Abbo fedt) gefunden und diesen in Aborus f. umgebildet
und, um seiner Ignorans die Krone aufkusetsen, diesen auf dem Sa-
liefe mit dem Reiter und der Frauengestalt angebrachten Stempel
sogar auf das Relief mit dem r5miBch.d%utsehen Kaiser ge-
setst Auf einer, gleichzeitig mit diesen iwei ReUefcn geAmdenen
Lampe, einen Fuss mit Sandalen ▼orstdlend, fand rieh der Stempel
ABOFYSF — ein Pendant au dem Torigen. — Diess sind jedoch nidht
die einzigen BUtasen, die rieh der Fälscher gab. Er stellte den dsrut-
schen Kaiser unter einen Ton 2 Säulen getragenen Flachbogen, wie
ihn die Tfaoidararien Ton Rheinzabem haben und Torsah das Pferd
des antiken Reiters mit Hufeisen, die durch drei Nägel angesehla-
gen ^d — ein Anachronismus, den aueh die Pferde der b^den M-
her ausgegrabenen kämpfenden Reiter haben.
Diesen Inneren Kriterien der Unäehtiieit der beiden obengenann-
ten Reliefe gesellt sieh auch ein tesseres bei , dass nämlich weder
die Farbe, noch die Feinheit des Thones mit den antiken Sttfoken
Vberelnslimmt
Hingen diese wenigen Andeutungen zur Vorsieht bei Erwerbung Ton
'Rheinzabner T^rraeotten Veranlassung sein und zur Entdeokung der
Fälscher fahren, deren Namen die Ansslolit blAt, an den 'literariiehen
Pranger geheftet zu werden, wohin sie gehdren!*'
nDI« AlterthUmer aus Rhef nsabern. Professor ▼. äef-
aeria Müaohen ^bt in dem Abendblatt cur Neuen MSnobener Zei-
tung (Nr. 217 T. 11. Sept.) weitere Attfaehiüsse Aber die t^ilsclian-
gen der Antiken toh Rheinsabemi woraus wir aasheben wotten, was
ans BunSohst interesrirt Es heisst hier wSrtlieh : „Das rSmisoh - ger-
msnisohe Central- Maseam in Mainz hat TOr Kurzem das Antiken-
Cabinet des Dr. Hepp aus Keustadt an der Haardt kSoflioh erwor-
ben: eine werthyolle Aoquisition durch seine Bronzen und QlSser *•
und daher ein Verlust f3r die Sammlungen Bayerns i denen sie ent-
ging — und interessant durch die bedeutede Anzahl von Terracotten
aus Rheinzabem, Ton denen aber leider ein grosser Theü als gefälscht
bezdchnet werden muss. Reichlich sind hier die Lararlen TCrtreten,
unter denen sich auch dn unSchtes mit Rundbogen und SKulenstellung
befindet, das aber dem Fälscher schlecht gerathen ist. Von dem un-
iehten Saoellam mit Romulns und Remus unter der WSlfin 9 das sich
auch in der Speyerer Sammlung findet , ist hier ebenfalls ein Exem-
plar ▼orhanden.*' Weiter wird noch als grober Bcikrttg erwihnt ein
Tempelohen mit Kuppeldach, darunter ein Kriegeri wahrscheinlich ein
Man ultor, — wie wir meinen, nioht unähnlich den Darstellungen
auf dem hier gefundenen Tiberius^Schwert, welnhes, beiläufig bemerkt,
immer noch in En^^and zum Kaufe TOiliegt, wie wenigstens Tor nicht
langer Zeit uns angezeigt wurde. Femer nennt Herr v. Hef ne« jetzt
auch die von uns neulich (Rh. BL Nr. 190) beargwöhnten Bronzen
falsch, wiewohl sie in der eben erschienenen Beschreibung der gross-
hstiogliohen Sammlung in Karlsruhe ohne Verdacht aufgeführt werden.
Wir Qbergehen weitere Fälschungen im Speyerer, MünOhener und
anderen Museen, auch wie jetzt drei Exemplare Tom rSmisch-deutschen
Kaiser Leopold durch den bekannten Michael Kaufinann in den Han-
del Icamen» bei deren einem die TerhängnissToUen Stulpstiefel und die
ärgerlichen Sporen abgeschabt sind.
Ffir unsere Gegend wird noch bemerkt, dass bei dem j&dischen
Anfiquitätenhändler Nathan Hess in Wiesbaden auch soliolie tal-
■ che AlterthÜmer zum Kaufe stehen, wovon einige jedoch Hess
Mlbit fSr unächt erklärt; sie sind aus Rheinzabem.
Bei diesen redenden Thatsachen wundem wir uns nur^ wie Herr
▼. Hefner also schliessen kann: «Ich halte an meiner bisherigen Ue-
berseugung fest, dass weder die gefälschten Brönzestatuetten noch die
gefllsehten Terracotten in Rheinzabem selbst fabitsltt worden.
976 MiiceOm.
•ondem dMs *d«r AntJkanMndler Miobad KauftnMiii bIo siim Ver-
soMeU»« Ton auswirts «rhalta.^ — Woher, fragen w!r, eoU «r ei« det»
erlialten baben? — Kaufmann fand doch selbst auf seinem Aokor
den berflobägten Leopold. Wir baiton Rbeinaabern für' den Heerd
der Filtobnngen und finden die BestiUigang in den neuesten Fabiiea-
teni oder Kaufmann bekennOi wober er diese falseben Dinge erbalten
bat BIfl dien gesobeben , bleibt der bSse Verdaebt auf Rbeinsaboni
sttsen.^
Prof. Braun.
10. Bonn, Verseiobniss einiger alten R8mar. Mflnien » wolebe
im Laufe dieses Jabres (18G0) in und um Bonn au Tage gefordert
worden sind. '
1. M. Agrippa P. X. 12. M. AORIPPA L. F. COS IIL Kopf
Agiippa's mit einer B^risne aus 8oUfbsobnSbeIn.
R. 8. C. Stehender Neptun, in der Rechten einen Delphin und in
der Linken einen Dreiaäok haltend. iE. L Mod.
2. Nero P. X. 64. TMP. NERO CAESAR. AYG. P. M. TR. P.
Kopf Nero*8, links sehend, mit Lorbeer gekrSnt.
R. PACE P. R. TERRA MARIQVE lANVM CLVSIT. 8. C. Der
geschlossene Janus-Tempel. 2ß. Max. Mod.
3. Faustina II. P. X. 161. FAVSTINA AVGVSTA. Kopf der
jQngeren Faustina mit zierHchem Haarsohmuck.
R. TEMPORVM FELIC. S. C. Stehende Frau mit 6 Kindern.
£• L M.
4 Oallienus P. X. 259. IMP. OALLIENVS AYG. Kopf Qal.
Uenus* mit einer Strahlenkrone.
R. LIBERO. P. CONS. AYG. Hn Panther, und im Absohnitt der
Buchatabo D. JB. m. M.
6. aaudius GotbieuB. P. X. 268. IMP. CLAYDIY3 AYG. Kopf
des Kaisers mit einer Strablenkrone.
R. PAX AYGYSTI, im Felde H. Die GOttln des Frieden» i^
hamä, bn der Reebten einen OeUweig und in der linken aliiMi Stab
haltend« & IIL M.
6. Q^Blflloa P. X. 270. IMP. CM. AYR. QYINTILLYS AYG.
Kopf des Kaisen mil einer Strablenkrone.
Mi$ceUm. MV
IL PROVIDEMT. AVG» Im F«lde B. Di« GKMfaui der YorMhang
Blehend, in der Rechten einen langen Stab haltend und mit der Lfa«
ken mit einem kleinen Stäbchen anfeinen vor ihren FSaaen liegenden
Globas deutend. M, UL ^.
7. Probns P. X, 277. IMP. C. tt. AYR. PROBTS AYG. Kopf
des Kaiaen mit einer Strahlenkrone.
R. MARTI PAGIFERO, im Abschnitt 11. Maie stehend mit Helm,
Lause nnd Schild, In der Rechten einen Oelswelg haltend. iE. III. M.
8. Constantinns CSilonis P. X. 804. FL. lYL. GOKSTANTIYS
KOB. G. Kopf des Kaisers mit Lorbeer gekrönt
R. GENIO POPYLI ROMANI, im Felde B nnd im Abschnitt G,
ein stehender nackter Genius mit einein Modias auf dem Kopfe, in
dar Rechten eine patera und in der Linken • ein FttUhom haltend.
,^S. U. M.
9. Theodora P. X. 308. FL. MAX. THEODOBA AYG. Kopf
der Kaiserin mit schVnem Haarsohmnek.
R. PIETAS ROMANA. Stehende Frau mit einem Kinde auf dem
Arme, im Abschnitt P. TR. M. min. Mod.
10. Gonstantin der Grosse. P. X. 811. IMP. GONSTAKTINYS
AYG. Die Bfiste Gonstantins des Gbossen mit Lorbeer gekrönt
R. SOLI INYICTO GOMITI. Büste des Sonnengottes mtt Sirah.
lenkrone. iE. n. M.
IL Magnentiifli P. X. 887. MAGNBNTIYS AYG. Nackter Kopf
des Kaisers.
B« FELIOITAS REIPYBLlGAEi im Felde A, im Absdmitt TR. P.
Der Kaiser stehend, in der Rechten dasLabarum mit den Monogram-
men Ghristi und in der Linken eine Ueine Yictoria haltend i welche
ihm einen Lorbeerkrans darreicht. M, II. M.
12. Tkeodolins der Grosse. P» X. 879. D. N. THEODOSIYS P.
F. AYG. Bfiste des Kaisers mit Diadem.
n* SALYS REIPYBI4IOAE, fan Felde Jfi , im Abschnitt P. Q. Yic-
totia mit der Rechten einen Palmsweig fiber die Schulter haltend und
mit der Linken einen neben Ihr knieenden Sklayen mit den Haaren
fassend. M, nun. Mod.
• Merkwürdig Ist es, dass die sub Nr. 8 und 10 beschriebenen MÜn-
sen, sowie auch eine der Kaiierin Helena und eine ton Gonstantin
dem Jfii^eren, also eine gante FamiQe: Mann und FraUi Sohn und
Enkel, beisammen am hiesigen Klein - ThSrchen anliiehudeB worden
beim Ibbraoli des «Uen Sohiilg«bfa4o» d«r Stolle, wo IMflier die ohnr-
fiitstUolie «MOiue'' geetaoden hat.
Femer woirdea hier und tn der nSohstea Umgegend gefonden und
sind ia den Bedtz des ProfLBraaa gekommea: eta Hadxiaa In Ghosi-
en Ton hdehet seltener SehdaheÜ; Haaptaeite:
HADBIANYS AVGVBTVS, Kopf HAdrien» mit Lorbeer gekrSat
B. COS m S.G. Borna Ia Toller Büstong altoead saf Waffen, In
der Beohton eine kleine Vieioiia haltend, welohe ihr einen Lorbeer-
krana danreleht, und in der Linken ein Fällhom. (Diese ao^geseieh-
net schöne Mfince wurde su Blankenbeig bei Siegboig Im Monat Sep-
tember gefanden.)
Alexander Serenis P. X. 228. IMP. S£V. ALEIUNP. GAB. AVG.
Kopf dai KaisBo mit Leibeec gekrönt
B. SPES PVBLIGA. Spes stehend ror einem Altere. JB. IIL M.
Otoellla SoTera P. X. 224« OTAGIL. SEVOBA AVG. Bttste der
Kaiserin über efaiem Halbmond mit ilediehem Haarsohmaofc.
B. PIETA8 AVaySTAB. Pietas stehend mit einer Opferschale.
M. m. M.
Postomiis L P. X. 258. IMP. C. P0STVMY8 P. F. AVO. Kopf
mit Strahlenkroae.
E. HBBCVLl MAOV8ANO. Heckoles stehend , in der Beehten
einen Zweig and fai der Linken efai Füllhorn haltend. Blllon IIL M«
Yloterlnas P. X. 265. IMP. YIOTOBINYS AVG. Kopf mit Stsah-
lenkrone. M, m. M.
B. FIDES MILITYM. Stehende Figur mit awel BilJltihiieiehen.
£ m. M.
Tetrloos L P. X. 267* IMP. G. P. TETBICT3 AVG. Kopf mH
Strahlenkrone.
B. PAX AYQ. Stehende GSttin des Friedens mit Steh und Zweig.
M. in. M.
Tetrieus IL P. X. 268, TETKIGVS GAE8. Kopf mit Strahlanknme.
B. PBINa IVVENT. Ein klaiaer Tempel. J&. min. Mod.
Glaudlus Qothious. P. X. 268. IMP. GLAYDIO AYG. Kopf mit
Strahlenkrone.
B. SLABITAS kVQ, Stehende GSttin mit Zweig und FiUhem.
M. liL Mod.
Goaslatttintts IL P. X. 887. GONSTANTINYS lYN. NOB. (jL Kopf
all Lofbeer gekrilat
R. OliORU KXEHOITyS, Im Abioliaitt 8. L. H. A. Zwü BoU
dM«ii mit Helm) SohUd und Luise, in deren Mitte swei Stendnrtenr
£. HL M .
Die Uer beecliriebenen M Qnsen sind nur ein iehr kleiner TheU tou
den Tielen, welehe in der konenZeit Ton kenm dreiTtertel Jahr hier
In Bonn und nSohBter Umgegend nn^efanden worden ilnd in eilen
drei Metellen und Qrtaeni aus den frükesten bis au den letaten Zei-
ten der Bteerkerrachaft am Rhein , welehe sie mehr als 800 Jahre
inne gehabt haben. Bin neuer Beweis, wie releh unser klaisisoher
Boden nooh immer an Uebexresten aus libigst Torsehwundenen Zei-
ten ist
Dr. Krosoh.
11. Vor Knrsem wurden in der NXhe des Dorfes SiOTernioh
(Kreis Dflien) in ^er dem Gutobesltser Fr. Sohwecht sngehftrigen Mer«
gelgrube, 6Fn8s tief unter der OberflSehe, Tersehiedene auf rSmisohen
Uisprong hindeutende Gegenstände aulgefunden. Beim Abtragen des
Mergels fand man einen masdyen Tiereokigen Sarg Ton ri^thliohem
Sandstein, ohroa 4Vt Fuss lang, 3 Fuss breit, 3Vs Foss hoch, Inwen«
dig SU einer nmden NIsohe ausgehaaen und mit einer sohweren Platte
Ton rothem Sandstein fiberdeokt; ferner eine Platte tou kalkartigem
Stein, 3% Fuss lang, 3% Fuss breit, 1 Fnis diok ; auf der OberaSohe
befindet doh eine Tiereokige Höhlung, oirea 4 Zoll im Quadrat, an
der Vorderseite, in des Mitte die ganse Dioke der Platte einnehmend,
halb erhaben, ein riesiger Mannskopf, gut gemeisaelt, mit einer über
der Stirn aufgeschlagenen Kopfbedeckung ; der untere Theil des Kopfes
bis sur HSUle der Ohren ist yerloren gegangen, der obere Theil aber
erhalten. Leider war der Sarg noch am spKten Abende Ton Unberu-
fenen mit Zerbrechen der Platte aufgebrochen und durchwühlt worden,
woduroh die am andern Morgen noch darin Torhandenen GegenstCnde
sehr TCrletzt gefunden wurden. Ausser mehreren irdenen Krügen fand
man Im Sarge ein Messer, dessen Klinge Tom Roste beinahe ganz
▼ersehrt ist Das Heft Ist schSn erhalten , circa 5 Zoll lang , rund,
sehraubenfSrmig gewunden, aus einer dunkeln, glasartigen Masse ge-
formt, oben und unten mit % Zoll breiten goldenen Reifen Tersehen,
leider Msoh durchgebrochen. Femer fand man ein feines, künstlich ge-
arbeitetes sübemes StXbohen, circa 5 ZoU lang, oben mit einer ge-
980 MiiC^ea.
krömmtan Venieruni^y woTon dtn Theil frisch abgebrooheo war, outen
geformt, wie ein umgebogenes OhriSffelchen* Bndlioh fand man meh-
rere 6 Zoll breite und 4 Zoll hohe TSfelohen Yon Schildpatt mit Spu-
ren -ron elfenbeinerner Umrabmnng. Dieselben zeigen anf ihrer Ober-
fläche Itünäilerlsohe Basrelief-Darstelhingen Ton krlegeiischeo Seeoen,
B. B. Helden auf mit zwei Pferden bespannten Kriegswagen« nnd Tl-
garen in römisoher Kleidung mit wie zum Belfallsjanohzen emporgeho-
benen Armen und Händen. Leider sind die meisten dieser Xäföieben
thells stark Terwitterti theils auch bei dem unTorsiohtigen Daiohanohea
verletzt worden«
12. Koblenz. Bei dem Ausgraben eines Fundamentes zu einem
Hause in hiesiger Stadt, in dem sogenannten Rondell am Leeräiore,
fhnd man Tor Kurzem etwa acht Fuss tief unter der Erde einen ganz
wohlerhaltenen Sarg aus Tuffstein , welcher mit einer tiborragenden
Steinplatte wohl Terschlossen war. Der Sarg wurde in Gegenwart
des ersten Commandanten unserer Stadt, Generals Prinzen tob Hol-
stein, mehrerer Generale, Beamten und Gelehrten geSffhet, und ausser
Tcrschiedenen menschlichen Knochen fand man an dem naoh Norden
stehenden Ende einen Schädel , in dessen Oberkiefer noch eine voU-
•tXndige Reihe wohlerhaltener Zähne. Sonst lag noch darin eine kleine
konische Opfer- oder Trinksohale Ton Glas, eine kleine BronzesehnaRe,
eine kleine Metallspange und noch ein kleiner Gegenstand Ton Kupfer,
über dessen Bestimmung man sieh nioht tergewfssem konnte.
13. Bonn. Im vorigen Hefte statteten wir unseren Lesern Be-
richt ab Qber das Welcker-Fest (S. 100— 104). In Verfolg dessen thei-
len wir mit, dass die bis dahin zu einer Capitalsumme Ton 2000
Thlrn. angewachsene Welcker-Stiftung ihre erste Preisaufgabe gestellt
hat Dieselbe verlangt eine Darstellung Solons als Gesetzgebers and
Sti^tsmannes und sind zu ihrer Lösung nur Studierende der hiesigen
UniTenitft zulässig.
14. Bon n. Im yorigen Sommer wurden unweit der Stadt Mayen
bei dem Dorfe Allenz die Mauerreste eines römischen Einzelbades ge-
Miscellen. S81
fanden, und unter der umaiohtigen Üeitung des Herrn Berg-Qeschwo-
renen Uauchekome aus Mitteln d. K. Regierung zu Coblenz ausgegra-
ben. Die - Mauerreste stehen mehrere Fuss über der Erde und sind
nooh mit farbigen StuckTerzierungen« allerdings geringen Werthes, be-
kleidet. Die kleinen Dimensionen der Anlage lassen keinen Zweifel
übrig, dass sie nur zum Einzelgebrauch bestimmt sein konnte. Das
Ganze besteht ans einem nicht heitzbaren Yorgemaoh und Friglda-
riam mit Wanne und einem durch Hypocausten erwärmbaren Cali-
darium. Da wir im künftigen Sommer eine weitere Ausgrabung er-
hoffen, 80 Tersohieben wir eine nähere Beschreibung bis dahin.
15. Bonn. Die Sparen rSmSsoher Ansiedelung, welofaei da« Ter-
rain swiaohen dem Rheine und der Goblenzer Strasse fast bei jedem
Uansbaae zu Tage bringt, sind durch allerlei Funde auf demQrund-
eigenthume der Herren Loeschigk , Troost und Ermenkeil yermehrt
worden. So Tiel wir wissen, wurde das gemauerte Grab mit den
jetzt im hiesigen Museum befindlichen Attisstatuetten und dem Yotlv-
stein der L. Candidinius im LoeschigVschen Garten gefunden. Eine
ansehnliche mit einem Medusenhaupte geschmückte Lrampe unseres
Besitzes rührt ebenfalls ron dieiem Funde her. In derselben Rloh-
iang nördlicher fanden sich im Troost*soben Orundatttoke eine Menge
römischer Urnen und im Ermonkell^sohen Garten eine ypn grossen
Ziegelplatten gebildete und überdeckte Wasserrinne.
W.
V. Chrnik des Yerehs.
Das nrfickgelegte Oescbäftsjahr unseres Vereines g^ewährte
die Oenngthuang, densdlien in steigender BlflChe n sehen.
BHclit der Hinsntritt vieler neuer HifgUeder aUein bt es, der
diese 'steigende BlAthe iiegrtndet, sondern die pendnlichc
und wissenseliaftliche Bedeutung, die diesen neuen Mtglie*
dem beiwohnt Gewahrt es an und für sich schon ein er-
hebendes Bewusstsein, in jenem einsichtigen deutschen Por-
sten« der in wechselseitigem Vertrauen von KOnig und Volk
die Verwaltung unseres Staates leitet , einen sichern Kenner
alter Kunst m verehren , so darf unser Verein es mit dop*
peKer Befriedigung melden» dass Se. Hoheit Purst Karl /in-
tott m Hohennollem-Sigmaringen von nun an m seinen Bb*
renmitgliedern gebort. Wir glauben dem Wunsche der Ver-
einsgenossen au entsprechen, wenn wir das Schreiben seinem
Wortlaute nach mittheilen, wodurch Se. Hoheit dem Vor-
stande die Binsendung des Diploms au beantworten geruhten.
Dem Verein von AlterthumsAreunden im Rheinlande
bin ich recht aufrichtig dankbar fflr Meine Ernennung
•um Bhrenmitgliede, die ich durch das gütigst flbersen-
dete, überaus sinnig und kflnstlerisch ausgestattete Di-
plom SU empfangen die Preude gehabt habe. Bei der
Ueberseugung , dass die Portschritte unserer Zeit in
Kunst und Wissenschaft durch Erforschung des Alten
am wesentlichsten gefördert werden, lege Ich einen ho-
hen Werth darauf, dem Alterthmnsvereine derjenigen
Chronik de$ Vereins. MS
Pronu anngehOreDy die in dieser Besiebuog wohl
reichsteD Ergebsiflse liefert, and werde es Mir auch
emsUich angelegen sein lassen, in seinen scbOnen und
erfolgreicben Bestrebungen nach Möglichkeit mltavwirken«
Dflsseldorf, den 8. November 1800.
Carl Anton, Fflrst zu Hohensollem-Sigoiaringen.
Ausser Sr. Hoheit dem Fürsten zu Hohenzollern-Sigmarin-
gen wurde die Zahl der Ehrenmitglieder durch die Aufnahme
des Staatsministers a. D. Hm. Hilde au Breslau vermehrt.
Als neue ordentliche Mitglieder begrflssen wir die Herren:
Dr. med. Bergrath in Goch, Geb. Justiaratb Prof« Dr. Bluhme
in Bonn, Rentner fi. Baruch in Gdln , BArgermeister Conaen
in Aachen« Landbaumeister Cremer in Cdln, Freiherr v. Dier-
gardt Jan. in Bona, Hofk^tb Essellen in Hamm, Dr. phil. Heibig
in Dresden, Begierungs-Bauratb Junker in Coblena, Professor
L. liohde in Berlin, Regierungs - Baurath KrOger in Dflssel*
darf, Dr. van Noorden in Bonn, Pastor Otte in FrOhden bei
Jflterbogk, Bentner Peill in Bonn, Rittergutsbesitser und PrA-
sident des landwirthscbaftl. Vereins in Rheippreussen H. von
Rath au Lauersfort bei Hdrs , Privatdocent Dr* Reifferscheid
in Bona, Rentner Schmitbals in Bonn, Kreissecretair Wirst
in Bonn und Domcapitular voa Wümowsky in Trier. Zum
ansserordantlielien HitgUede wurde bei Gelegenbeit seines
JubUiums der um Westpbalens Geschichte hochverdiente
Krrisgerichtsratb Dr. Seiberts in Arnsberg ernannt. Leider
bat der Verein auch schme raliche Verluste erlitten. Einige
Hitglieder sind ausgetreten. Der Tod entriss uns drei Hit-
glieder, die dem Verein seit seiner Stiftung angehorten und
deren Ruf weit, ttb^r die Gaaen Deutschlands reichte , Arndt,
Baasen und Dahlmaan. Aassar den Genannten beUagen wir
meA daa Ableben iea General • Ueutenaat WMtich an Bonn.
Besondem Dank schuldet der Verein noch awei seiner Mit-
glieder, dem Herrn Stad aumeister Thomann ftlr die bereit-
284 Ckronik de$ Verems.
willige und vmeigennützige kflustlerische HersCelluDg des wür-
digen Vereinsdiploms, doreli welches der Vorstand 8e. Hoheit
den Porsten sn Hohenzollern zum Ebrenmitgliede ernannt,
dem Geh. Bergraih Bt^eking für die unserer VereinsUbliothek
geschenkten werth vollen kunst-bistorisdien Werke*)* Aach
den Herren Verfassern, die uns mit der Zusendung Ihrer
neuesten Schriften beehrten , sei herzlicher Dank ausgespro-
chen *^). Möchte das Beispiel der Geber Nachahmung finden
*) 1) Dorow , die Denkmäler germ. u. röm. Zeit in den r5m..we8t-
fai. ProTlnzen. 2 B. 1823 u. 1826.
2) Montfauoon, grieoh. u. rdm. Alterth. , in deatsohen Auszug
gebmolit Ton M. J. Schatz. 2 BS&de.
3) Raison, rSm. Altetth. sa Augsburg n. imOber-DonaQkreife. 1880.
4) J. Emele, Besolirelb. fdm. u; deutBoher AKertkOin. Hiäos 1684.
5) Dorow, Opferstätten u. Grabhügel d. Geonanen u. RSmar am
Rhein. 2. Abth. 1826.
6) Lorenti Cajua Igula. Luxemburg 1769.
7) Grivaud, Antiquit^s gauloises et romaines. Pi^ris 1807.
8) DehkmtinKen z. Geschichte Friedrich Wflhelmlll. Berlin 1834.
' 9) Dambonri Ohsrte de oonfirmatfon des blen« de i'abbayo de
S. QiosBlnde. Metz 1843.
10) 2 3lbiide Knpferstiefae.
11) Heloh. Kyaell, Orid's MeUmoip^ AJigsb- 16B1.
f) Wir arhiaUen folgende Zusaadaagen y«n ihsoa yarfaiMna:
1) Dr. Bergrath, in Goch: Das Briiderhaos uni die Augnstiaer
Canonie zu Goch 1859.
2) M. Dirks: Monnaies anciennes trouT^es en Frise. 1859.
3) Dr. Ennen: Der Cölner Schiedsspruch Tom Jahr 1179.
4) Dr. L. J. Jannsen: OudheldkundigeYerhandlingen en Mede-
delingen. II u. III.
6) B. Kelohaer: Die Ton XJfleDbaoh'sehen Maansoripte aaf der
Siadibibliotliak zu F^ankAirt am Main.
6) Dr. Sob&eldar : BeitEÜge aar Qasehioliis and Qa^giapUe das
Niederrheins, late Folge*
7) Steiner : Codex inscriptionum Danabii et Rheni. 4ten Theilea
2te8 u. 3te8 Heft. 1860.
de$ Verebu* MK
ud 80 naiidws an Bflcbern, Urkundeo, Mliiwen und sonstif en
AsIiqniMUeii, welches hin und wieder fär die zufälligen Be-
siUer oder Finder keinen Werth hat, dem Vereine flberge*
ben werden. Bibliothek und Archiv befinden sich seit dem
Beginn des Vereiusjahres auf dem Bathhause unserer Stadt,
gemäss der in voriger Chronik schon erwähnten dankens-
wertben Bewilligvng eines Raumes daselbst von Seiten der
Btädliseben Behörden.
Somit konnte die wie immer am Geburtstage Winckelmann's
im Senatssaale hiesiger Universität stattfindende Generalver-
samaUnng nur ein günstiges Zeugniss der Vereinsthätigkeit
ablegen. Der Rechenschaftsbericht ergab einen nicht unbe-
deatenden Cassenfiberscbuss und eine Mitgiiederzahl von 13
Bbreomitgliedorn, 286 ordentlichen und 12 ausserordentli-
chen Mitgliedern^ also im Ganzen von 261 Mitgliedern. Der
biaberige Vorstand wurde mit ungetbeiitem Vertrauen fttr das
neue Geschäftsjahr wiedergewählt und somit bestehet der-
selbe aus dem Präsidenten Prof. Dr. Braun , dem ersten
Tflllig* Secretär Prof. Dr. aus'm Weerlb, dem zweiten oorresp«
Secretär Hrn. Staatsratb Prof. Dr. Lorentz , dem Cassirer
Prof. Dr. Krafft und dem Archivar Oberlehrer Freudenberg.
Dos Winckelmann's * Programm! welches am Geburtstage des
gflossen Heimgegangenen ausgegeben wurde: ,|Die Lauen»
forier Pbalerae erläutert von Otto Jabn^ tibertrifft wobl an
gegewtändlidMr Bedeutung und Kostbarkeit der Ausstattung
die Brwartungen unserer Hitglieder, indessen glaubte der
Vorstand den Beruf des Vereines vor Allem darin erkennen
m müssen, dass sich derselbe der bedeutendsten anti^ari-
neben Funde im Bhdnlande möglichst schnell
mm sieh ihre angemessenste PuUication zu sichern,
Pbalerae sind nächst der Broncefigur in Xanten aber nustfei»
Üg der bedeutendste rheinieche Fund der letzten Jahre« In*
dem es dem Vorstünde dessbalb zur Freude gereicht, sie in
188 Chnmik des Veremi.
wirUgBter Weise publicirt jm Mbes, glättet derselbe In Be^
MMidereii noch seiDem Milgliele Hrn. Prof. Otto Jalm iea
Dank des Vereines ab für die bereilwillige üebemahae Hirer
Bearbeitung* Die Mitglieder empfangen fBr das Jahr 1880
nieht wie gewOlmlicb zwei Hefte, sondern, wie dies anch in
Jahre 1844 geschab, ein Doppelheft, natflrlich von den dop-
pelten Umfange der letzten Binzdheffe. Der Grand diesem
Massregel beruht lediglieh in den Wunsche, die Verpllicb«>
tungen Ar das Jahr 1880 nicht in das neue Jahr nit fain-
übernehnen zu nflssen. Wir sind dadurch in Stande, das
erste Heft des Jahrganges 1881 baldigst nachfolgen zu las-
"sea. Me seit Jahren geflbte Sitte, an Abende des Winckel-
nann's-Tages eine Peier zu veranstalten, fand auch In diesen
Jahre unter zahlreicher Theilnahne derVereinsnitglieder in
Saale des Hotel Kley statt. Das Bildniss Winckdnana's
prangte in frischen Blunenscbnuck und zablreicbe kleine
Kunstwerke waren zur Erhöhung des fesfliehen Zweckes auf*
gostdlt* Die Reihe der Vortrage eröffnete der Präsident Herr
-Prof. Dr. Braun nit einer Darlegung des Statuarwesens M
dm Rttneni, er spmeh zunadwt Aber Ursprung, Bntwiekehnig,
BtdeutuBg und Eintheilung der Statuen, dann Aber den Stoff
aus den de verfertigt. Aber das Recht sie zu errichten, Hire
Orasse u. s» w. An diesen aHgeneinen Theil schloss *4lir
Redner Benerkungen Aber das im vorigen Jahre zu StMUMl^
don Geburtsorte Winckdnann's, erridHete Mouunent doMÜ«*
iwn, welches von den verstorbenen BUdiiauer Ludwig Wiolii>
UMun nodettirt und in Bronceguss ausgefllhrt wufde. INo
Btaiso Int eine HAhe von 7 Fuss. Der Kopf ist Poftrull ; or
ist tilwas gesenkt und doch zu geistigen Autwhwung geho*
bon. Me liuke Hand, von weiten Mantel aungeben, <hAit MA
ScknibtaM ; die rechte, nit den CMlel, ist nal«e m's feint
erhoben und seheint ^nen Gedanken, der sieh so eben In dMi
denkenden Haupte gebildet hat, niederzuzehreiben. Derredite
9wu nM attf eiacr kieiMn Brtolmi^; wie mm sagt, kat
tar Kiaflfler iwärnnh Winckdaami ab ciaen Mam in FarU
atbtittea dantellea wolkn.
ReebtB von WiackelaiaiMio erbeki sich der akere Thcil eiiieB
flaaleMckafles ait jaiiiedieia Gapääl ; er soll dem Kilfer
mna Aahaltapaakle dieoen. Auf diesem Saolemckafle erkliekt
aM« eine BisCe; was der Ktastler dabei gedadit, bat er selbst
nldit aasgesprocheB.
Aaf der vorderes Plinthe der Brastatoe stehen die Worte :
Johann Jakob Wiaekelmann
von seinen Verehrern.
Anf dem vorderen Fdde des Piedestals vonGnurit Ites't hnhi;
Dem Erforscher und beredten Verfcflnder der Konst des
Alterthnms,
Dann die Worte:
Geboren Stendal » den 9. Dec. 17ff,
gestorben den 8» Juni 1706.
PM. ans^m Weertb besprach hieraaf den lierrlichen Mo»
ssikboden der in den Mer Jahren kel Nennig an der oberen
Mosel entdeckten ramischen Villa. Der Redner ging von dar
lobpreisenden ScMIdemog aas, die Aasonlas, derlNcMer des
vielen Jahrhanderts , in seinem hetuhmten Gedichte MoseNa
von den Tempeln, Badern and Villen der MoseNOfer ent-
wltft ; kemerkte dann, dasa das Erhaltene and büber an Mt
Moad Gefandene ia keinem Einklänge an dieser Schlttaimg
gewesen sei , Ms man in den letzten Jahren die vier rtaii-
sehen THIea au Wiltlagen, Wassertleseh, Mayen uml Nennig
aafgefmiden habe. Von den Pnndeo an Mayen and Wiltin*
gen lagen ZeMiaangen und PVagmeate vor. fVirbIge grosse
Handaeiehnaagea der aasserordentKehsten Art von dem Mo«-
ssikboden an Nenoig dienten aar Eriaatenmg dieses ftaeht«
Werkes vaailselier ftanst. Dieselben sind , wie der Rednte
■aohdrMklleh karvarhob , von dem in der BnCDisdiang fcr
Rnnslwerke der Voraeit hoehverdtekiMi DsmeapitnUHr v.Wi^
MB dronjfc des Vermis.
■iowBki in Trier, dem ami avefa dieBettasf mi AmU^tkMg
4tg HoflaikMeos nmei»! verdankt, mit einer «HiergevMMi-
liehen Hingebung und Befllliignng geseiehnet und niil dnn*
kenewenheni Vertrauen dem Redner sn seinem Vortrage an-
vertrant worden. Die Kunetdarstellnngen den M ffnea Uuh-
gen und 83 Fuse brüten Mosaikes na Nennig gebilren dem
Oladintorenkampfe an , wie er in dem kaaeerlidien Bom in
den Belustigungen de« Ampliitheaters Statt fand und eitte
faai leidenschaftliche Beiiebtiieit besass, so dass man diePor«
trait - Statuen der Gladiatoren mit ihren Namensinsehriflea
aufstellte. Da nun ausserdem auch Gladiatorenspiele nach-
weinbat nu den MaUneilen veranstaltet wurden , so lu>nnte
es auch nicht Wunder nehmen, sie auf dem Fnssboden des
Tricliniums einer Villa nu finden , um so mehr, als Mosaik-
bdden mit ähnlichen Darstellungen vielfach vorhanden nin^
n. B. aus den Thermen des Caracalla, jelat im Lateran sn
Rom , in der Villa B orghese nu Rom , nn Italica in Spanien
u. s. w» Rein einniges der bekannten Fussboden - Mosaikea,
von denen freilieb jene kloneren , in eine andere tLMkigmwt
gehörenden Kunstwerke der Alexanderscblacht in Notfel» dnr
eapitoKnischen Tanbe um s. w. ausgenommen blieben, dtUrfte
db Vortrefflichkeit des nenniger Bodens aberlbreffen. Dar
Vorfrag schleus mit dea Worten , daas es dem Verein wfm
Alterlhumsfrennden gelingen müge^ dieses ansg.aneiclinele
fanttAwerk n pnbliciren.
Ferner berichtete Prof. Kraft Qber eine vor einiger. 2eit
gemachte Ausgrabung an der coblenner Strasse hierselhnl,
in der Nahe des jetnigen änssersten Sollbanses. Sjyn efevfr
mals überwölbtes rtaiisches Grab , das hier nn Tage f elm»
tf n, liefert den Beweis , wie wdt sieh die alte QeMM»cslrnnie
stidwirts fsrtersliMkl hat. Das Grab eatbidt einen V^f^
stein mit wohlerhattener Inschrift, dnige nohr als 2 fws
hohe Aechcnnraen, sodann ein auf einem Sonkd anijgeflffH^
tes BelieC einns «na lanler. kleinen ntaffelAden Flanwawi..t»>
Chronik des Vereint. 289
UUelMiFeaen md eadlidi swciaufPostaineiitenau^cstellte
SlalQea aus KalksteiBy welcher Marbeln entbttit Die 8la-
ImD atad jedoch durch dua eingaatttrate Ckwölbe beachldift
werden. Beide Statuen ateHeu Figuren dar, atehend mit
ibergeacUagenen Beinen, in einer betrachtenden Stellung,
einen gekrOninteu Stab su Boden geaeniLt in der Hand hai^
tend. Es liegt hier ein neuea Beispiel des Attis*CnItus rar,
der hier am Rheine rerhrritet war (vgl. Urlicha im XXIIL
Hefte der Jahrbtteher dea Alterthums - Vereins). Attis wird
nicht aliein httniig arit Mithraa identificirt, sondern er wird
auch aelbat als die Sonne, und awar als die Rrihlingssonne,
betrachtet , deren Entfernung iai Winterschlaf duMi seinen
Tod yersinnUcht und deren Wiedererscheinung in dem Feste
Hilarla gefeiert wurde. Wenn Attis auf den rheinischen Denk-
mälern gewöhnlich, wie auch hier, doppelt erscheint, so liegt
darin vielleicht die doppelte BenieiiHng auf die sich entfer-
nende und wieder erscheinende Sonne. Dann Hesse sich auch
jene Flamttendantelhtng in diesem Grabe auf die wieder
henrorbrechenden Strahlen der Frflhlinggsonne deuten und
darin die Erwartung der Unsterblichkeit ausgedrflckt finden.
— Nadidem schon frtther ein Tfaeil des Fundes dem hiesigen
Mnsenm rheinischer Alterthflmer einverleibt worden, ist die
am beaten erhaltene Attisatatue, auf deren Postament C. F. A.
sidi eingegraben findet, nun auch dorthin gelangt.
Der folgende Redner, Geh. Bergrath Prof. N«ggerath,
aprach nach einer Einleitung Ober fossile Meoschenkuochen
Aber die «llesten Reste menschlicher Cultur in Mittel-Europa,
' und namfontlicb Ober die chronologische Bintheilung der vor-
hialorischcn Zeiten ffir dieses Lindergtikiet , welche letatere
a^inche Archflologen nt das Stein-^ das Bra- und daa Eisen-
Zeitalter aerfallen lassen. Der Redner glaubt zwar an die
Rziatean fossiler Menschenknodien , woMr er interessante
Tbalaachen anfahrte, hält es aber fllr aweifelhaft^ daaa daa
Menschengeschlecht schon )n der Zeit exiatirt habe , in wel-
19
290 Chronik des Vereins.
eher die vorwelllichen , ausgestorbenen grossen SäagetMer-
Arten, das Mammutb, der Höhlenbär, die HOhlenbyAne n. s. w.,
deren Reste sich im Diluvium finden, gelebt haben. Im yo«
rigen Jahre sind in der Pariser Akademie mehrere Verhaad.
lungen Aber auffallende Funde in der Gegend vom Amiens
vorgekommen. Daselbst wurden nämlich Beile oder Aexte
von Feuerstein — unverkennbare uralte Artefacten — tief
in einer sogenannten Diluvial - Formation , welche eugleich
vorweltliche Säugethiere enthielt, aufgefunden. Man wollte
jene Kunstgegenstände und diese Knochen als Einer und der-
selben Entstebungszeit angehdrig betrachten, welches also
die Gleichzeitigkeit des Menschen mit jenen vorweltlichen
Säugethieren beweisen wfirde. Der Redner zeigte aber die
Möglichkeit, dass Gegenstände solcher Art von sehr verschie-
denem Entstehungsalter in Eine und dieselbe aufgeschwemmte
Gebirgsschicht gelangen und von ihr eingf hflitt werden kön-
nen, und hält daher die angefahrten Thatsachen flir nicht
hinreichend, dasjenige zu beweisen, was sie darthun sollten.
Speciell verbreitete sich dann der Redner fiber die merkwür-
digen in Dänemark entdeckten sogenannten KjOkkenmOddin-
ger, aber die Funde von Alterthflmern in den Torfmooren
(Waldmooren), ebenfalls in Dänemark, und fIber die Pfisbl-
bauten oder SeedOrfer in sehr vielen schweizerischen Seen.
So viel uns bekannt ist, wird der geehrte Redner den
Gegenstand seines Vortrages in besonderer Ausarbeitung
dem Drucke in den Westermann'schen Monatsheften fiber-
geben, wesshalb wir es Angesichts unseres beschränkten
Raumes an dieser Stelle unterlassen, ein ausführlicheres
Referat zu geben. Ffir diejenigen, welche dasselbe dennoch
wünschen, verweisen wir auf die Colner Zeitung vom M.
Dez. 186a
Ein heiteres Mahl hielt die Festgenossen noch lange bei-
sammen. Unter vielen Trinksprflcben heben wir nur diejeni-
gen auf Sc. Hoheit den Pflrsten Carl Anton zu Hohenzollem*
Chranik des Vereins. 291
Sigmmngtü als neues Ehreomitglied und auf den um den
Verein viel verdienten Professor F. 6. Weickcr, der durch
KnnUeit veriiindert war, dem Feste beizuwohnen, hervor.
Bonn 9 im Januar 1861.
Fir den Vorstand des Vereins von Alterthnmsfreiuiden
im Rheinlasdet
Der redigirende SeoretSi Fltf. au*m WeOfO.
J
Verieieluiiss der Hitglieder.
Eh reu -Mitglieder.
Seine Königliche Hoheit Prins Friedrieh von PreuBsen.
Seine Hoheit Cari Anton Meinrad, Fürst zu HoheMollem-
Sigmaringen.
Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen-Wdinar-
Eisenaeh.
Seine Excelleoz der Staats - Minister a« D. und Oberpit-
sident der Provinz Brandenburg Herr Dr. FlottwelL
Seine Excellenz der wirkL Staatsminister und Minister
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal - Aogelegenheiteo
Herr Dr. von Bethmann- Hollweg.
Seine Excellenz der wirkliche Staatsminister Herr Rudolf
von Auerswald.
Der Staatsminister a. D. Herr Milde in Breslau.
Der General - Director der Königlichen Museen, Oebeimer
Legationsrath Herr Dr. von Olfers in Berlin.
Der wirkliche Geh. Oberregierungsrath Herr Dr. Johannes
Schulze in Berlin.
Der Ober - Berghauptmann Herr Dr. von Deehen in Bonn.
Herr Geheimerath Professor Dr. Bttcking in Bonn*
Herr Prof. Dr. Welcker in Bonn.
Herr Kommerzienrath Job. Heinr. Richarz in Coln.
Veneiehniis der MHglMer.
t9S
Ordentliche Mitglieder.
Die nit * beselohneteo Herren sind ainwftrtige Secretftre des Vereiui,
Aachen,
Bliehoffy HandelsgeriohtspiSsident
Claeuen - Senden I J., Oberpost-
eomnÜMar.
Conizen, B^getmeiBter.
Oau, A., Dr., Stiftaherr.
KreuUeri Pfarrer*
Prisac, Stiflsherr.
^Sayeleberg, Q.-O.-L. Dr.
Saermondt, Rentner.
de Syoy KdnigL Landgerichtsrath.
Adeium.
Fonokf Landrath.
AUehofbt BaU>e,
Plaaeman, Amtmann u. Gutsbeuta.
Anuterdam,
Boot, J.| Prof. Dr.
Six Tan Hillegom, J. P.
Moll, Prof. Dr.
iliMEsnMcJb.
Rosenbanm, Domherr, Pfarrer n.
Professor Dr.
Anholi.
Aohtecfeldt, Friedr., Stadtpfarrer.
Amhiw^
Tan Stegeren, Oymn.-Dir. Dr.
Itatel.
Oerlaeh, ProC J>t.
♦Viecher, Pi»f, »f,
Bentatk,
LeTen, Bttrgermeliter.
BetUn,
ChasBOt Ton Florenoourt, W.
Gerhard, Prof. Dr.
Liebenow, W., Geh. ReviBor.
Lohde, Ladw., Prof. Dr.
T. Mallinokrodt, Regier. - ABBOBior.
♦Piper, Lioentiat Prof. Dr.
Bern*
Jahn, A., Bibliothekar.
BiOefM.
WeBtermann, C. F.
Hofm.
Aohterfeldt, Prof. Dr.
Baaerband, Geh. Justisrath Prof.
Dr., Kron-SyndikuB n. Mitglied
des Herrenhaases.
Bellermann, Chr., Dr., Fast. em.
Brandis, G. A., Geh. Reg.-Rath
Prof. Dr., Mitgl. d. HerrenhaUBes.
Braun, Prof. Dr.
Gähn, Albert, Banqoier.
Clason, Kaufmann.
Gehen, Fritz, BuchhSndler.
DeliuB, Prof. Dr.
Dieekhoff, Baainspeotor.
T. Diergardt, Baron.
FloBB, Prof. Dr.
Freudenberg, Gymn.- Oberlehrer.
Georgi, Carl.
Gerhards, Beigeordneter.
Graham, ReT. Mr.
Heimsoeth, Prof. Dr.
294
Verzeichniss der Mitglieder»
Uenryi Aim6. ,
Heyer, Dr.
Humportj Dr.| Qymn.-Oberlehrer.
Jahn, O., Prof. Dr.
Kampsoholtoi Prof. Dr.
Kaufmann, Ober-Bürgermeister.
Kram, W., Prof. Dr.
La Valette St Qeorge, Baron, Dr.
und Privatdooent.
Lorentz, Staatsrath Prof. Dr.
MarouB, Q.
Mendelssohn, Prof. Dr.
von Monschaw, Notar.
Nioolovius, Prof. Dr.
Nöggerath, Qeb. Bergrath Prof. Dr.
▼on Noorden, Carl, Dr.
Reifferacheid, Dr.
Reinkens, Pfarrer.
Remacly, Qymn..Oberlehrer«
Ritsobl, Geh..R. Prof. Dr.
Ritter, Prof. Dr.
▼. Sandt, Landrath.
Schmidt, L., Proü Dr.
Sehmithala, Rentner.
Sohmlta, Referendar.
Schopen, Gymn.-Dir. Prof. Dr.
Simrook, K., Prof. Dr.
Springer, Prof. Dr.
Thomann, Stadtbaumeister.
Troost, Albreoht.
Werner, Q7inB.-Oberlehrer.
Wolff, Geh. Sanititsr. Dr.
Zartmana, Dr. med«
Beokmann, Prof. Dr.
Watterioh, Pkof. Dr.
FrfedUeb, Prof. Dr.
Königl. Museum für Kunst und
Alterthum.
Reinkens, Prof. Dr.
• BrüsMeL
Robiano, M., Graf.
Coblenz.
^Baersch, Geheime Reg.-Rath Dr.
Eltester, Landger.-Rath.
Henrich, Reg.- u. Schulrath.
Junker, Reg.- u. Baursth.
Lucas, Reg.- u. PrOT.-SohoIr. Dr.
Montigny, GymnaslaULehrer Dr.
Wegeier, Mcdicinalrath Dr.
Wiesmann, Dr., General . Superin-
tendent.
Cochtfifi»
Schmidt, Dechant
CMn.
Baruoh, S.
Broicher, Che^rSsldent d. Rhein.
Appellhofes.
ClaT6 ▼. Bonhaben, Gutsbesitzer.
Dumont, Jos., Stadtrath.
Düntser, Biblothekar Prof. Dr.
Eisen, F. C.
Ennea, Archivar Dr.
*Garthe, Hugo.
Grass, J. P.
Haugh, Appellationsgerichtsraih.
Heimsoeth , Dr. , SenatsprSsident
beim Kgl. Appellhofe.
Hooker, Dr.
Hom, Pfarrer an St Cunibert
Lauti, Landgeiiehtsratfa.
Lemperts, H., BaohUbidl«r.
MSrtens, Baumeister.
Ton M5Uer, Bair-^Udeiit
der Münder.
Saal, Gymn.-Oborlebier Dr.
Stappy Jastizrath and Oberbürger«
meister.
Zwimer, Geh. Reg.- a. Baurath.
*£tok, A.
CrefOd.
•Bein, Dlrector Dr.
Dellhoyeiii Jacob.
SteTon, Pfarrer.
mrbosaar h.' Jülich.
Blum, Lio. Pfarrer.
Bampely Apotheker.
Cramery Jastisrath u. Ady.-Anw.
£bermaier, Reg. u. Med..Rath, Dr.
Grand, WasserbaninBpeotor.
Krfiger, Reg.- u. Baurath.
*Sohmelzer, Jastiirath.
Sehneider, J., Dr.
Wiegmann, Prof.
EdMwrg,
Sehmita, Dr.
EUterfdd.
Boaterweck, Gymn.-Director Dr.
Gyronasiai.Bibliothek.
Krafft, Pfarrer.
Eßnmerich»
Dederioh, Gymnesial-Oberlehrer.
Erfurt,
Roohe, Begierangs- u. Soholrath.
Lamby, lii, med.
▼. Reamont, A., Geh. Legationa*
rath Dr.
Frankfurt a, M.
Becker, Prof. Dr.
Borgnis, M., Rentner.
▼on Cohausen, K. PreoBs. Inge-
nieur^ Hauptmann.
Kelohner, E., AmanuensiuB der
Stadtbiblioihek.
Tkissen, Domeapitnlar und Siadt-
pfarrer.
Book, 0. P., Prof. Dr.
Schreiber, H., Prof. Dr.
Qemünd.
Dapper, Oberpfarrer.
Gent.
Roulez, Prof. Dr.
Oürneken*
Prosper Oaypere.
Goch.
Bergrath, Dr.
Göttüigen.
Ungar, Dr. Aasessor» Seoretair d.
K. BibUothek.
•Wieseler, Prof. Dr.
Gürzenich.
Schillings, Bürgermeister.
Haag.
Green van Prinsterer, G., Dr.
Guyot, Ritter.
HäUe.
Eckstein, Conreetor Dr.
aä$äc!aag (Kr. Prüm).
Cremer, Pfarrer u. Landdeohant.
Ver»eickm9$ der Mitglieder.
Hmmover.
Qrotefend, C. L., Arohiyar Dr.
Haus Itenbwg b, Mülh, a, Kk.
T. Sybel, Geh. Reg..Ratli.
Baut Leihmathe,
O^erweg, Carl, Rittergatsbesitzer.
Haus Lohausen b, DüssMorf.
Lantz, H., Rittergatsbesitzer.
HäUgenstadi.
Kramarozlk, Oysmasial-Direotor.
Mngberth 6. Saarbrüeken.
Krämer I Friedrich und ^aiarich,
Hüttenbesitser.
Kalk 6. Deutx.
T. Lassaulxi H.^ Ingenieur.
Katnpsn»
Holhuysen, .P. C, ArchiTar«
Kessenich h, Bomn^
Ernst aus'm Weerth, Profi Dr.
Kmspel Cfn ScUesien).
Sohober, Qutsbentzer u. Erbdohter.
Koxhausen 6. Neuerbwp»
Heydingeri Pfarrer.
KrßtHstHünster,
•Piringer, Heda, Prof. Dr.
Krsuznaeh*
Der Yorstand des antiquarisch-hi-
storischen Vereins.«
Laach.
Deliusi L., Landrath.
Lauenfari 6. CrtfM*
H. y. Rath, Rittergutsbesitser und
Präsident des landwirthsohaftt.
Vereins der RheinproTinz.
Leudeaiorf.
Dommermuth, Pfarrer.
Legden.
Bodel-Nyenhuis, J., Dr.
«Janssen, L* J. F., Dr., Conaerra-
tor d. Kgl. Museams d. Alter-
thümer.
Leemans , Dr. , Direoior des Mu-
seums der Alterthümer.
de Wal, Prof. Dr.
Un» a. JUdfi.
Qerreke, Dr., Kreisphysikoa.
*Marchand, Reotor Dr.
T. Roishausen, F., Freiherr.
IMttieh.
Hagemans, Q., Dr.
iMxeoiJbwrg.
Namur, Prof. Dr., Seoretär d. Ar-
ohäol. Gesellschaft.
Mechenäch.
Schmitz, Bürgermeister.
MedinghoeeH,
Ton KeufyiUe, W., Rittergirtibee.
Jlftel.
Yon Neufville, B., Rlttergutsbes.
Müddershekn b. as&pM.
Yon Geyr-Müddersheim, Freiherr.
JlfülficA^ft.
Cornelius, Prof. Dr.
Münster.
Clemens, Prof. Dr.
♦Doyoks, Prof. Dr.
Seine bisch. Gnaden, der Bischof
Ton Münster, Dr. Johann Georg
MüUer.
umloh, Nie, Reatoer.
Verteichm$$ der Mitglieder.
397
BMmtTB, Dr., P&rrer.
Neu$9,
JostoD^ F.
Niederh'€iaig,
QommelsliAiueii, Pfarrer.
OberwmieK
Reite, Pfarrer.
Oekhoven.
Lenteen, Dr., Pfarrer.
OUweäer,
Hansen» Pfarr«r.
Paris,
Rendu, Eag^ne, Chef im Ministe-
rium d. Unterrichts a. d. Cultus.
Auf der Qumt b. Trier,
Kiaeraer, Adolph, Hüttenbesitzer
and Commerzienrath.
Renaix QBelgim;),
Joly, Dr.
Rheindorf b, Bonn,
Yon Bansen, Q., Dr.
Riedlingen iWürfemberff).
Kaatzer, Georg, Pfarrer.
Ronu
Alertz, Geh. SaaiftXtsrath Dr.
iU^ermond,
Gaillon, Gh., Notar.
SMoee RoeOety.
▼. Weicht-GIan, Freiherr, Mitglied
des Herrenhauses.
Roitenbwrg,
▼oa Jaumann, Domdecan.
8€unbrücken.
*Karo]ier, Ed., Fabrikbesiteer.
Hewer, Dr.
Sdigensiadt.
Steiner, Dr., Hofrath.
Sieeg.
Hepp, Pfarrer.
StultffoH,
Stemberg, Kedaoteor.
Trier,
Eberhard, Dr., Domkapitular und
Präses des Priesterseminars.
Holzer, Dr., Domprobst.
Kellner, Regierungsrath.
*Ladner, Dr.
Martini, Generalvloac der Di9oete
Trier.
Sch&effer, Religionslehrer.
▼on Thielmann, Freiherr.
Wilokens, Forstkassen-Rendant.
Ton Wilmowsky, Domkapitular.
Verdingen. -
Herbertz, Balthasar, Gutsbesitzer.
Uerzig a, d, Mosel,
Dieden, Kaufmann.
ütrechi,
Karsten, Prof. Dr.
Rorers, F. A. C, Prof. Dr.
Viersen.
T. Diergardt, Geh. Commerzienrath.
Vogdensang,
Borret, Dr.
Wachtendank,
Mooren, Pfarrer.
Wtnikm,
Westerhoff, R., Dr.
896
Ff rsetcAiiMs der Mitglieder,
Weismes.
Weidenhaupt, Pfarrer.
V Wesa.
Fiedler, Prof. Dr.
Wien.
Aschbaoh, Prof. Dr.
Wünbtny.
Müller, H., Prof. Dr.
♦UrUcht, Prof. Dr.
Zeist.
yan Lennepi J. H.
Zürich.
Hartmann, Dr., Jastizrath, emecÜ
Leibarzt Ihrer Konigl. Hoheit
der Kronprinzessin Charlotte Frl-
derike yon Dänemark.
Aasserordentliche Mitglieder.
Aachen.
FSttter, Arnold, Prof. Dr., Lehrer
an d. hohem Bürgenchule*
Amäbefp.
Selbertz, Kreisgerlohtsrath, Dr.
Brdgge.
Lanaens, P.
cm.
Feiten, Bauoonduotear.
Dieiinifen,
Arendt, Dr.
Grebel, Fiiedensiloht«r.
Bürtgen.
Welter, Pfarrer.
Mahnedy.
Ars^ne de Noüe, AdT.-Anw. Dr.
Müiu^hen,
Correns, C. H.
Neusokt C^mgamy
Zipser, Dr.
StMgtarU
Paulas, Topograph.
Wien.
Heyder, Bibliothekar.
Verieichiiiss
der Academieen und Vereine , mit welchen unser
Verein in literarischer Verbindung steht.
.]. Historiseber Verein m Bamberg.
8. Historischer Verein von Oberfranken zu Bayrentb.
3. Königlich bayerische Academie der Wissenschaften m
Manchen.
4. Historischer Verein von nnd f. Oberbayem mMdncben.
5. Historischer Verein von Unterfranken und Aschaffenborg
KU Wflrsburg.
6. Historischer Verein fllr die Oberpfals raRegensburg.
7. Historischer Verein f flr Niedersachsen in Hannover.
8. Verein fflr hessische Geschichte in Cassel.
0. Historischer Verein fDr das Grosshersogthum Hessen in
Darmstadt
10. Soci^t^ ponr la conservation des monuments htotoriqoes
dans le grand-dache de Laxembourg.
11. Historiseber Verein fOr Steiermark zu Grats.
IS. Historischer Verein fflr Krain zu Laib ach.
18. Königlich böhmische Gesellschaft der Wissenschaften
SRI Prag.
14. K* k* Centralkommission zur Erforschung und Erhal-
tung der Baudenkmaler in Oesterreich zu Wien.
15. Der AKerthomsverein in Wien.
16. Historische Section der Westphalischen Gesellschaft zur
Beförderung der vaterländischen Coltur zu Minden.
SOO Venekhniis der Academieen und Vereme u. $. ip.
17. Verein für Geschichte und AltertbaniskaiideWes^baleiis
zu Hflnster and zu Paderborn.
18. Geschicbts- und Altertbumsforschende Gesellschaft des
Osterlandes in Alten bürg*
19. Schleswig-holsteinische Gesellschaft fflr valerlftndische
Geschichte zu Kiel.
SO. Zfircher Gesellschaft für vaterländische Alterthflnier n
Zttrich.
21. Gesellschaft far vaterländische Alterthäner in Basel.
28. Tharingisch- Sächsischer Verein für Erfsrschung der
vaterländischen Alterthttmer su Halle.
23. Verein zur Erforschung der rheiiiischea Geschichte ud
Alterthümer m Mains«
24. The royal archaeological Society o( Loadon*
25. The numismatic Society of London.
26. Sociötiü scientififue et litt^raire de Linbourg ä Toli-
grös.
27. Känigl. Sächsischer Verein fflr Erforachimg und Erhal-
tung vaterländischer AltertbOnier n Dresden«
28. Oberlausitäische Gesellschaft der WisseoidMften n
Görlitz.
29. Verein fflr nassauische AlterthuMburie «imI GesttichlB-
forschung zu Wiesbaden.
30. Historischer Verein fflr das wärteaber^ehe Fnnkw
Mergentheim.
31. Verein fUr thüringische Geschichte und Alterthnünfcnnde
in Jena.
32. Archäologische Section flir das k. bohsK Mnseui in P r a g.
33. Verein f ttr siebenbflrgische Landeskunde inHerMann-
otadt.
34. K. Gesellschaft für nordische Altertbunskunde in K o -
penhagen.
35. Sodiii numismatique in Metz.
36. Gesellschaft fflr nfltzliche Forschungen in Trier.
Veneichni$$ der Academieen und Vereine ti. 8. tr. SOI
87. Oesanintverein der deutschen Geschieh ts- und Alterthoms-
vereine in Dresden.
88. Alterthams - Verein für das Grossherzogthom Baden so
Carlsruhe.
80i Germanisches Museum in Nflrnberg.
40. Soeiiüt^ numbmatique beige ä Bruzelles.
41. Bistoriseber Verein für den Niederrhein in Coln.
42. Bistoriseher Verein der 5 Orte: Luzern, Uri, Schwyz,
Unterwaiden und Zug in Luzern.
48. Soci^t^ arcb^ologique de Namur.
44. Socii^t^ Royale de litt^rature et des beaux arts ä Q a n d.
45. L'institut archi^ologique Li^gois ä Li^ge.
46. De kouinklijke Akademie van wetenschapen te Am-
sterdam.
47. Het Friesch Genootschap voor Geschied-, Oudheid- en
Taalkunde te Leeuwarden.
48. Verein fflr Mecklenburgische Geschichte und Alterthnms-
künde in Schwerin.
49. Der Alterthumsverein in Lflneburg.
fiO. Das Institut fflr archäologische Correspondens in Rom.
51. K. k. geographische Gesellschaft zu Wien.
58. Die Smithsonian Institution zu Philadelphia.
53. Die Universität zu Christiania.
Die kOnigL Akademie gemeinnfltziger Wissenschaften
zu Erfurt.
Bonn f Druck Ton Carl Qeorgl.
L
fttirUnrit.t.illmSluiiJmaiT
yf-
Ii ih vFr.Krf liC-im inBimn .
JAHRBUCHER
DES
TEREINS TON ALTERTHÜMSFREÜNDEN
IM
RHEINLANDE.
^\^/^;\
XXXI.
SECHSZEHNTER JAHRGANG 1.
Bnthaltend des verstorbenon K. P. Oberst-LieutenaDts F. W. Sehmidt
hiiitarUMdne Fonohnngen Über die Römentrassen etc. im Rheinlande,
bearbeitet aus den Aufzeichnungen des Verstorbenen von dessen Bruder
Major a. D. L Schmidt
MIT 4 LITHOGRAPHIRTEN TAFELN.
BONN,
GEDRÜCKT AUF KOSTEN DES VEREINS.
BOFF, BEI A. MARCUS.
1861.
Vorrede.
Kdüe Proyinx iles römischen Reiches isl so vorherrschend
m8 lange Gegenstand kriegerischer Bewegungen und mannig-
faeber Cultorentfaltungen geweseif, als Unter - Germanien.
Das erste fiindringen der römischen Adler in die waldge-
schitxten Wohnsitze der germanischen Volker geschah onter
der Fflhtnng' Hei gfdssfrnr fOmfschen Feldherrn, der uns
M den Tagebücheini ireines kriegerischen Zuges die erste
fftfnde ton Land, Völit «ind SHte unserer Hefanath aufbe*
irfthrt hat • Die Erilaltnng des y<Hi Cisar am^ Rheine er«
Worhenen Besifaes bKeb fttr Rom eine dauernde Sorge.
Rdinische MifftairhanMi und unter Ihrem Scbutne friedliche
Colonirn 'entsteigen dnunterhrochen dnn Boden und rier^
schirinden in 'wachsender Wtchfigkeit nidtt mehr aus den
Annalen der OescMchte. Die Situation des linken Rhein-
•fers lils 'Ausgangspunkt der Kriege gegen Oermaniens
Vttiker hegrühdete ron rorn herein eine unirerhftif nissmassige
BShe der GarhiSoneu, theils in festen CMellen, theifs m
wechselnden P^ldtagem. Diese' bis zu den mittleren Rafsem
dauernden ungeheuren mililairischen Einrichtungen eines
erobernden Vordringens terminderten sich nicht, als sie im
VcrMle der römischen MAcht einen rertfaeidigenden Charakter
Annahmen. Mit Aufbietung aller Mittel erneute noch Kaiser
Mian im rierteh Jahrhundert die bereits von den Pranken
bedrohten oder * s^hon rerlieerten Befestigungen. Aber die
besiegende Deberlegenbek wohnte liur noch den Angreifiern,
aiiAt mehr den Mast untiberwindlichen Vertheidigern bei. Rom
hatte Seine Weifmissidn vollt^det^ Auf den Trümmern detr
sfMelnen rMiseben Vesten ulid €ol0nien entwickdn ^ Hi«
fon deta Keimen ' römischer Culhir erflilCen unter deM^'CMJ
SMMitnamett ' Franko jetat auftretenden BingeborUs^ < MM
IV
Ei^euleben. Die römischen Colonieii wurden unter den
Einflüsse der alten Municipalverfassung im aiittelalter blfikende
Städte.
So steigert sich während des Verfalles des mminchM
Reiches am Rheine die Ucale Entwickdupg^» . , Urier » ^ie
Reaiden;B römischer Kaiser , ward der Vorort des Chrinten-
thums, Coln der Sit« fr(Uikischer Könige , der Ausgaogg-
punkt des rheinischen Verkehrs und der kirchlichen Macb^
entfaltung.
War und bUcb somi^ daa Le^a dfr Römer am Akc^
ein. vorherrschend milUairisdies, so muss «ine .beaomdcre
Aufforderung ffir die dem ctestigea L^hf n der Völker nacht»
q^rende hi^tpriscbe Wissei^aft duria liefen, f» g^nM^
von dieser Seite an. der Hand der lömiacbea SchriCiMlellcr
und unter steter B^rtlcksicjhligung df«r Torhanflenea. Rente
voA Miiitairhauten, Ueeratraasen und CanAlea an betracbtci^
Seit fast 20 Jahren ist die ThAtigkeit unseres Vereiaa . aaf
die Erforschung des römischen liebena. aa^ R^ei^ gerichtet,
und sie hat auch in der angsgebenoi Besieliyog wicb^g/e
Ein^selforschnngen in unseren Jf|hrbOcherA aufauweison, Bina
Gesaauntforschung » üb^r die niili(airische Organisation «dw
Eheinlande aur Zeil der römische» Herr/whaft kai^ite T^iUfa
nur vou den Voraussetaungen- eingehendster militairifMdiver
Einsicht und genaacy^ter Untemuchnng des ganaen ia Bciniichl
kommenden Terrains ausgehen. Pie Forschuagaa des k. puL
Oberstlieuteni^nU Schmidti 4ie dersfab^. F9ip 189B— }8S» ftber
die von den Römern in den RbeiaUnden hiaterlaaseiieB
Befestigungen, Militairslrasscn» i4|i|ftdiikte etc. aus eigeneai
Antriebe unteraoaMaen , und woau ihm daamla der Chef den
Qeaeralatabes der Armee gern die BewilUgiing» jedoch wbÜ
der Weisung ertheilte, die Resultate davon -höhera Orte
mitaudieilen, muastea somit von der Altertharngforachuag
freudig begrtlast werden. Leider rief dfr i. Ted 1846 iem
unermüdlichen Forscher eher vonhiQneni al^, fr edbatamne
mf dietfem WeUt Ui-liM loHgf^sctsieu» BriiiHelyiiteii d<»
Verftffenllichwf ibergebaii t oanle. 8b wftr Arisilicb aug tAntm
aflitliditn Berickte «bnr die ROmeuBtiMSf n kvr« n«eb jkrflfi
Bttrcichaiif im Im Akten durdh des vor KorMm Mddr
▼cTBtorbenen DoMkattOiewter Geh. Regienmgsrath Zwiraer
ia der €• Liefening des 12. Jibrg^ngfs der ViirbanJIluegäi
des Ct^werbefleisies in Premsen eine aaasOgltehe VerdSimI*
lidiODg geaehebco. Schon lediglieb di<^ser autaifigil^he Oha^
rakter venndamle den Vereüorbenen, jener obnoseint BHIignng
geaehebenen VerOffentliebvng seine Anerkennudg zw refsig^n.
D«r Vonrtaiid uneeies 'Vereines eAlarte • sieb' Aeeshali
bereit y das Anerbieten des Bhidejis des' Veratorbeoen, - dc^
Herrn Majors a. D. B. Schmidt in Rrenanaeb, anBVoehnen'i
nnd tea von dieseni nach den hinleriasaenen Papieren^) des
Vetslovbeitfen ndt nioler Nif he nbd SorgfaH t«digitle Mamrf«
seripl n dracken« Bs liegt in dieseni Hefte vor unsi IMr
Vonland ist sieh wol bewnsst gewraen, dnss seh dem Todi
des Verfiassita 15 Jahre vergangen aind^ vnd dadurch mancbe
Loealforscbnugen nnd Vmide ein^nes verändert, anderes
erweitert haiMn. Aber einestheils bat gerade die RtcksiiAty
dnrch einen festen Ausgaogsaukt den Localforsehungeii
allerorta entgegen su konnnen, uns mir Publication veranlasst;
andemtheiis ist sowol der Bearbeiter des Oansen, Hert Major
Sohmidty irie die Redaction bemflbt gewesen, alles im Texle
einsutragen, was die Wissenschaft spftter festgestellt hat
Besonderen Dank 'Oprechen wir in dieser Hinsieht ätä Herren
*-■■««■
1) Di« UiilBi«aehsiigendeiObentUeiil€BaBtsSdlunidteberd«iiPliAhl.
gr«beft befinden sicli. in den AniMileii det Yereln/Bi. für, Ha».
saoiaohe Alierthumskande. Bund 6 p«g. 107 ff. 1859 y und in
einem besondern Abdruck in Coromission bei R. Yoigtländer in
Kreusnach. In der Zeitschrift des Vereines für Qesohiobte und
Alterthumskunde Westfalens sind Band 10 p. 859* ff. die Notizen
des Yentorbenen über sdpe westflUisoken NachfoAofaungen
zusammengestelit.
VI
PtoL Itav^ Fiodler in Wesel wi DiNcter Ir« Eein m
CrofeU für die Durohrictit der Drnclibogeii aw Aiick Hei»
A^ Kiek in CtmoMni geUbrt denelke fir die BevisiMi
defljetiigea Bogewi der den Rtaercannl kehandelir Mt
fenenntjen Mitglieder unsere» Vereins, wie nnch unser ArekiTsr
Herr Oberfehrer Preudenberg, Herr Mnjor 'Schmidt
und der .Untertciclinete haben bin und wieder AAaMrkungen
den TDito bneigengl- Bs ist dabei so gehallen wmden^
dass üeArr der erst genannten tknret die r nib . Annwrfcnng
mit seinem vollen Namen, die folgiinden' mit den Anfangat
bnehstaben desselben antemeicbnefe., wekbes idstene Abrigfens
darcbgingig veii dem Majnr Schmidt: und dem UiternddU
neten geschehen ist.
• Die irier Tafeln» weidie dfem Tckte bctgeg^en aind^ ba^
dtlrlm nur in Besag auf die Lu. IV. ein^ knmen BeaierfcMng.
Asr ^uten» der sagenaanbin Canalkarte^ 4st anlen nneb«
trl^ioh noch ans einer nnedirlen Arbeit des rerritorienen
Bentamisleia Trimborn in Bann einer Jener Lnftsebnebtft
beigegeben I die p* M erwähnt wa*den^ Die erste Kartt
wurde als Uebersicbtskarte der Zwiraerseben Veil^ientlifdiung
(Iberiiommen , indessen ebenso wol durch HinweglasMing der
Oebirgsnejebnung , der neuem Strassen ^ Ueiner Flttaae und
vieler unwichtigerer kleiner Orts vereinfacht^ wie durah
nmnnigCscbe gfitige Verbesserungen des Herm Najar fi q k m I d 4
vervollkammnel
. Haien wii^ dass durch die Herausgabe dieser Pntersndmmgen
in den betreffenden Gegenden, denen sie gelten, ortskundige
Mftnner veranlasst weNen, dieselben fortsuselseli « su er-
weitern und, wo es die Sache erfordert, au berichtigen, damit
das von dem verstorbenen Forsther erstrebte Ziel seinem
baldigen sicheren Abschlüsse entgegengehe.
Bonn, im October 1S61.
Fflr den Vorstand des Alterthtunsvereinn,
Der red. Secretär Pnf. nvs'BI. Weertk.
Iihilts - Varseidudss.
s«iu.
Vonrort III— VI
InhAlto-YeraeichniBs yil-YIII
EJnlaltang uad I. AUgooieiaa Bemerkungen ...... 1—3
n. Speziellere Angaben.
1. Zwei Arten Ton Römerstrusen 8 — 4
2. Mit weieken Mitteln die MiUteiritraMen erbaut und
unterhalten wurden 4 — 5
3. Ueber die Riohtangeny in welchen die römischen Militair-
•tTMsan geführt lind 5—6
4. Ueber den Bau, die Dimensionen und das Gef&Ue der
rSmischea MiÜtairstrassen auf der Itnicen Rheinseite . 6—10
5. Maessey womit die R5mer die LiCnge ihrer Strassen und
die Entfernungen der Orte Ton einander bestimmten 10 — 12
6. Ueber die kidserliehen Etappen und Haltpunkte . . 12 — 14
7. Ueber das Itinerarium des Antonin und die Peu-
tingersehe Tafel 14—17
ilL Naohweia der elnaelaea RÖmerstrassen etc.
1» Bdmisehe Militairstraste ron Trier auf der rechten
Seite der Mosel naeh Mets 17-22
Naohtrag*) kiersn S. 22 Z, 5. - Z. 28.
Seitenstrassen Ton Nro. 1, welche nach dem Lager bei
Dalhflim und Castel bei Saarburg führten» so wie über
das Letstei« selbst 22—24
2. MUiUirstrasse Ton Trier auf der Unken Seite der Mosel
naeh Metz 26 -27
Nachtrag hieran . . S. 27 Z. aO. — S. 28 Z. 10.
Die Rainen des rOmisehen Lagers bei Dalheim . . . 28—29
Seitenstrassen ren Nro. 2 29—30
3. MlHUirstrasse ron Trier nach Rheims 30-38
Ueber Alttrier, Eohtemaeh eto 82—33
1) Um die zu Grunde gelegten Untersuchungen des
Verf. aus den Jahren 1828 und 1829 Ton den ipStern
an untersoheiden, sind diese Nachtrlge und Er*
ginsungen mit Anffihrungszeichen Yersehen. Da
dieselben jedoch beim Drucke einigemal irrthflm-
lieh weggelassen worden, so sind diese Zusfttze
hier nach Seite und Zeile besonders bemerkt
VIII
Seite
4. MIliUintraMe Ton Trier, thetU fiber Belgioa, theils fiber
Zaiploh nach Cöln, theils Ton ZQlpich nach Neuss eto. 38— 48
Das wischen Nachtrag über die lilchtung der Köm er-
Strasse yon Trier nach Pens Mosae. S.40. — S. 41 Z. ?.
Ueber den römischen AquXdukt, welcher aas der Eifel
nach C51n führte 48— 61
5. Militairstrasse Ton Trier Über Föhren eto. nach Maien
und Andernach nebst ihren Seitenstrassen u. s. w. 62 — 66
6. Römerstrasse am Halten .Bheinitfer abwttrts yon der
Mündung der Mosel bis Nym wegen 66 — 128
Nachtrag au Bonn . . . S. 76 Z. 27—77 Z. 20
ff für die Strecke ron
CölnbisWorringenS.86 Z. 12—86 Z. 23
„ SU Worringen . S. 87 Z. 7-88 Z. 18
M „ Dormagen . ,f 89 Z. 13—89 Z. 26
„ „ Bfirgel eto. . » 91 Z. 8—93 Z. 6
Ergänzung su Neuss eto. . „ 94 Z. 4^96 Z. 16
„ su Gellepp . . n 96 Z. 2-96 Z. 16
y, Ton QeUepp Ms sum
Fürstenberge . „ 99 Z. 17—103 Z. 15
I, zum Fürstenberge „ 108 Z. 13—110 Z. 13
„ SU Xanten . . „ 113 Z. 20-<114 Z. 8
„ für die Streolce Ton
Xanten bis Nym.
wegen . . . „ 118 Z. 16-123 Z. 32.
7. Römerstrasse ron Golonla Trajana nach Cöln . . . 124—126
BrgSnzung zu Nro. 7 S. 127—137 Z. 7.
Die Gegend ton Düren, Gressenioh eto. . . 8.137 Z.8— 138
8. Die römische Rheinstrasse yon Mainz nach Coblens 138—170
9. Römerstrasse Ton Trier fiber den Hansrfioken naoh
Bittgen 170--197
Ad 9. Römerstrasse, welche bei Dörrebaoh yon der
nach Bingen abging und naoh der Hddenmaner bei
Kreuznach führte 197—206
10. Römerstrasse von Trier über den Hochwald nach
Frauenberg an der Nahe n. s. w 206 — 208
Der Ring be! Otzenhansen 208^310
11. Römerstrasse Ton Trier naoh der römischen Befestigung
auf dem Schanenberge und dem Yarntwalde bei
Tholey, und ron da theils nach dem Herappel bei
Forbaoh, theils nach dem Wörsohwefler Kloster an
der Blies 210—216
Das Mithras-Monument bei Sohwarzerden .... 216 — 216
12. Römerstrasse Ton Metz über Narb6fontaine und den
Herappel naoh dem Wörschweiler Kloster und Ton da
wahrscheinlich nach Mainz 216—219
Ergänzung zu Nro. 12. . . S. 219 Z. 26. — S. 220.
Yerselehniss der Mitglieder 221—227
Gallien niugs schon vor Cäsar's Ankunft mit einzelnen grossen
Strassen versehen gewesen sein, denn sonst hätte er mit seinen
Legionen nicht so leicht die schnellen Marsche durch das ganze
Land von einem Ende zum andern ausfahren können. Uralt war
die sQdliche Kaiserstrasse von den Pjrrenäen nach Hassilia
und weiter nach Italien. Der plänmässige Strassenbau nach
römischer Weise und für militairische Zwecke beginnt aber
erst unter der Alleinherrschaft des Octavian. Denn sobald
er durch den Sieg bei Actium (81 v. Chr.) in den alleinigen
und ruhigen Besitz des römischen Reichs gekommen war, Hess
er Gallien durch seinen grossen Feldherm M. Vipsanius Agrippa
nach römischen Principien militairisch organisiren, d. h. durch
Anlegung von festen Plätzen und Militairstrassen fttr die Be-
hauptung und durch Ansiedelung römischer Kolonisten für die
Romanisirung von Gallien sorgen. Dieses von Augustus ein*
geftthrte System wurde von seinen Nachfolgern beibehalten.
Von diesen Strassen-, Befestigungs- und Kolonial-Anlagen
sind in der preussischen Rheinprovinz und den angrenzenden
Ländern noch bedeutende Deberreste vorhanden. Der Ver-
fasser hat viele derselben aufgesucht und bereiset, und er
giebt hier die dadurch gewonnenen Resultate, indem er Fol-
gendes als Einleitung voranschickt.
l. SUigemritte itmtrkungen.
Die Römer sahen die Militairstrasseti als eins der vorzflg-
liebsten Mittel zur Behauptung und Ausbreitung ihrer Hadit
an. Sobald sie ein Land durch die Kraft ihrer WaiEen er-
obert hatten, legten sie in demselben an geeigneten Punkten
— gewöhnlich gegen die äussersten, den noch nicht unter,
worfenen Völkern zugekehrten Grenzen des eroberten Landes
— befestigte Plätze an und besetzten dieselben mit ihren
Legionen. Diese befestigten Punkte wurden unter einander
und mit den rückwärts gelegenen Hauptorten durch Militair-
1
2
Strassen verbunden , welche sich an die Hauptstrassen-l
tnogen anschlössen , die von Rom aasgingen und solcheige.
stalt sowohl die Verbindung unter einander, als mit dem
Mittelpunkte des Reichs und dem Sitce der Regierung sicher^
ten» Durch diese Haassregel setzten sich die Riemer nicht
nur in dem eroberten Lande fest, sondern bildeten sich
auch zugleich neue Operationsbasen ffir fernere Eroberungen.
In einem Staate, wo ursprünglich alle Institutionen flBr
Eroberungs-Rriege berechnet waren, hatten auch die Staats«
Strassen bloss mUitairische Bestimmungen, und wurden da-
her Consular- oder Militairstrassen benannt. Herkantilische
Rticksichten kannten die ROmer bei Anlegung ihrer Staats«
Strassen nicht, sondern sie gaben denselben die Richtungen,
welche ftir ihre militairischen Zwecke die geeignetsten schienen.
Ueberhaupt waren die Erbauung und Unterhaltung der Strassen,
Brücken und aller öffentlichen Anlagen, welche ewc Innern und
äussern Sicherheit des Reichs beitrugen , durch die rümische
Staats-Religion vorgeschrieben und hingen genau mit den reli«
giösen Ansichten der Riemer zusammen. So führte der erste
Beamte, der die religiösen Angelegenheiten des Staates leitete,
den Titel Pontifex maximus (der oberste Brückenbauer), und
nach dem Untergange der Republik war von Augnstus an ein
jeder Kaiser auch Pontifex maximus des rftmischen Staats 0*
Italien war bereits nur Zeit der Republik mit Heerstrassen
versehen worden. Augustus liess zuerst ausserhalb Italiens
in den Provinzen seines ungeheuren Reichs Strassen in
grosser Anzahl anlegen. In Gallien geschah dieses beson«
ders nnter der Leitung seines grossen Feldherm und Cheft
seines Generalstabes, Harens Vipsanios Agrippa*), der
1} Diese Benennung des Oberpriesters a ponte faolendo besieht
bIcIi nur auf den pont sublioinsi auf die hSlzeme BrSoke Über
die Tiber. S. Preller*8 R8m. Mythologie. 8. 613. fg. N. 8. (Fiedler).
2) Fr. Ritsch ly über die Yermessimg des rtoisohen Relohes uatar
Aogustas, im Rheiii. Mns. t FhUoL 1842 6. 481-»^ (Frendeab.).
bestäDÜgen Beaorger der Strassen- und Wasserbauten des
Reichs ernannt worden war. Zu den gössen Strassen-
anlagen, die unter diesem thatigen und einsichtsvollen Manne
in Gallien ausgeführt wurden, gehört unter anderm fBr die
Rheingegenden die lange Strassenlinie, welche von Mailand
aus durch das Thal von Aosta Über den grossen Bernhard
über Martinachy Avenches, Solothurn, Äugst und auf dem.
linken Rheinufer hinab bis zur Nordsee führte.
Unter den Kaisern nach Augustus haben sich besonders
Vespasianus, Trajanus, Hadrianus, Antoninus Pius, M. Aure-
liusy Sept. SeveruSy Constantinus der Grosse und andere
durch Anlegung neuer und Ausbesserung schon vorhandener
Strassen ausgezeichnet.
Obgleich die üeberreste von rtfmischen Militairstrassen,
welche sich in den Rheingegenden befinden, in ihrer Anlage
und Ausführung nicht den hohen Grad von Pracht und
Luxus zeigen, wie z« B. die Appische und Flaminische Strasse
in Italien ; so sind sie doch geeignet, theils durch ihre grosse
Anzahl und Ausdehnung« theils durch ihre geschickten Rich-
tungen und durch die Festigkeit ihrer Bauart, uns mehr als
alle andern Üeberreste des rtf mischen Alterthums ein Bild
von der Grtfsse und dem Character dieses Volks zu verschaffen.
II. Spedelltre Angaben.
1) Zwei Arten von Römerstrassen.
Die Römer theilten ihre Strassen: a) in Consular-
oder Militairstrassen, und b) in Vicinalstrasseu.
Zu den ersteren — den eigentlichen Staatsstraasen —
gehörten die grossen Strassenlinieui welche ursprünglich von
Rom — von der goldenen Meilensäule — ausgehend, am Meere,
an grossen Flüssen, in grossen Orten, oder in andern Haupt-
strassen endeten, deren Erbauung und Unterhaltung auf
kaiserlichen Befehl durch angestellte Beamte geschah, und
welche sich gewöhnlich durch ihre Richtung, durch ihre
grösaern DimensioDen und festere Bauart von den letstem
unterschieden. Diese — die Vicinalstrassen — waren Ver-
bindungswege, welche die Landeseinwobner nu ihrem Ge-
brauch anlegten, und wurden nur in den Fallen za den
öffentlichen Strassen gerechnet, wenn sie Militairstrassen
mit einander verbanden. Dass die kaiserlichen Strassenanf-
«eher den Provinasialen nur solche Wege anzulegen erlanb-
ten, welche die militairischen Rdcksichten nicht compromit-
tirten, liegt in der Natur der Sache.
2) Mit welchen Mitteln die Militairstrassen
erbaut und unterhalten wurden.
Diejenigen 9 welche den Bau leiteten und den technischen
Theil desselben besorgten, wurden aus dem Staatsschatze
bezahlt. Dahin gehören : Die Ingenieure , welche die Sich-
tung der Strasse bestimmten, Architekten, welche den Bau
derselben leiteten , femer Steinmetzen , Maurer, Zimmerleute
und andere Arbeiter, welche den Bau von Brficken und die
andern nöthigen Kunstarbeiten ausfohrten.
Die Hand- und Gespann - Arbeiten geschahen durch die
unteijochten Landeseinwohner und durch die Legions-Solda-
ten*), und verursachten dem Staate, ebenso wie das nOtJiige
Land und Material, keine Kosten.
8) Es ist aus der römischen Gesohlohte genugsam bekannt, dass
die Legionen in Friedenszeiten zum Baa Ton Mllitairstrasaen,
▼on Festungen, Ton Kanälen, Wasserleitungen, zum Austroeknen
Ton Sümpfen, zum Anlegen von Weinbergen etc. etc. Tielfaoli
gebraucht wurden. Diese Maassregel war weniger durch Oeko-
nomle als durch die Noth herbeigefQhrt worden, indem eine
oft wiederkehrende Erfahrung gezeigt hatte, dass der rSmisohe
lange Zeit dienende und gut bezahlte Soldat fortwihrend be-
schäftigt werden musste , wenn er nicht Meutereien und Unord-
nungen anfangen sollte. Auch glaubte der KSmer, dass Rohe
den Soldaten Terweichliohe, während eine ununterbrochene und
harte kSrperliche Arbeit die physischen Kräfte desselben stShle
und für den Krieg geschickt mache, daher die häufigen Klagen
Die Unierbaltniig gesebah vorschriftsoiftssig durch die
ProvinziaieD unter Aufsicht der kaiserlichen Strassen -Kom«
missaire* Wenn eine Strasse, oder einzelne Stredien der-
selben, durch langen Gebrauch oder durch Naturereignisse
verdorben worden waren, so wurde das Schadhafte auf
kaiserlichen Befehl von neuen gebaut, wie viele noch vor-
handene Inschriften auf Milliensteinen diess anzeigen* Letzte-
rem Umstände ist es wohl hauptsachlich zuzuschreiben, dass
man auf einer und derselben Strasse Stellen findet, die noch
vollkommen gut erhalten, wahrend daran stossende ganz
zerstört sind , und zwar an Orten , wo man eine durch die
neuere Agricultur herbei gefihrte absichtliche Zerstörung der
Strassen nicht voraussetzen kann.
3) Heber die Richtungen, in welchen die
römischen Militalrstrassen geführt sind.
Die Römer hatten bei ihren Strassenbauten weder mit
Entschadigungskosten noch mit dem sogenannten merkanti-
üschen Interesse der Civilbehörden und der Landeseinwohner
zu kämpfen. Sie wählten zwischen den Orten, die sie mit-
einander verbinden wollten, die kürzesten Richtungen, führ-
ten ihre Strassen auf den Höhen, und hielten so lange es
die Hauptrichtung erlaubte, 'die Wasserscheiden. Thaler
wurden möglichst vermieden, und wo sie die Strassen über
der Legions-Soldaten über die fortwährenden harten Arbeiten,
die sie ansfflhren mnssten. Oft ■ohrieen sie nnter Drohungen:
dass sie gelernt hStten das Sehwert und nloht die Sohanfel an
führen, dass sie mit dem Feinde und nloht mit der Katar
kämpfen wollten eto. eto. Ofk gingen diese Klagen in Wath
Über. So wurde selbst der grosse und Ton den Soldaten sonst
sehr geliebte Kaiser Probus ein Opfer ihrer "Wuth , als er ihre
KrSlfte bei Anlegung von Weinbergen zu sehr in Anspruoli
genommen hatte. (Flar. Vopisoi Probus Imp. Cap. XX. F.)
6
sdche führen musslen, da gesebah das Ak- aml Aofsftdgeo
nicht in Seilenthttlern, sondern auf den nwiscben letnlem
befindlichen Bergabhüngen. Sie hatten « indem sie ihren
Strassen solche Richtungen gaben , theils militairische, theils
ökonomische Zwecke. Die militairischen Vortheile solcher
Strassen, bei deren Eichtung die DefiUen möglichst ver-
mieden und die Behauptung der Höhen und der Wasserscheiden
gesichert wurden, leuchten ein. In ökonomischer Rücksicht
gewannen sie durch solche Richtungen fast immer die kfime-
sten und bequemsten Linien , ersparten eine Menge koalBpidi-
ger Brtickenbauten und setnten ihre Strassen weniger der
Zerstörung durch die Gewässer und durch die von den Höhen
herabgeschwemmte Erde aus. Auch sind die Römerstrassen
auf den Höhen> wo sie nicht absichtlich zerstört sind , fast
noch durchgangig erhalten, während sich an den Bergab-
hängen und in den Thälern nur noch selten Ueberreste von
ihnen vorfinden.
Wenn man die Richtungen der römischen Militairstrassen
näher verfolgt, so findet man, dass sie fast durchgängig
mit grosser Umsicht und Kenntniss des Terrains gewählt
waren.
4. lieber den Bau, die Dimensionen, und das Oe*
fälle der römischen Militairstrassen auf dem
linken Rheinufer.
a. Bauart.
Alle von dem Verfasser auf dem linken Rheinufer gesehe-
nen römischen Militairstrassen haben eine dammartige An-
läge, gewöhnlieh aus Lehmerde mit Sand vermischt be-
stehend, die sich mit Einschluss der Besteinung nuweilen
selbst auf ebenem Boden bis 12 Foss erhebt, und wo dieser
Damm zur Ausfallung der Senkungen des Terrains dient,
noch höher ist. An den Stellen» wo diese Strassen in der
jetsigea Terrainoberiäche einf eUmen , oder mit ihr gleich-
hoch mi liegen scheinen^ da kam man immer mit BestimmU
heit aonehmeo, das« sie von aufgeschwemmter Erde bedeckt,
oder verstört worden sind. Diese Brddttmme sind gegen-
wttrtig, sei es durch die Länge der Zeit oder durch das
ursprflogiidie Znsammenrammen der Erde, so fest, dass es
Mflhe macht, mit der Spitnhaue in sie einzudringen.
Wegen dieser Erhdhung werden diese Strassen von den
römischen Schriftstellern oft bloss DiUnme (aggeres) genannt,
und es ist ausdrücklich bemerkt , dass man ihnen diese 6e*
stalt gab, tbeils nm sie bei jedem Witterungswechsel trocken
nu erhalten (welchen Zweck sie auch vollkommen erfOllten),
theils um eine freiere Aussicht von ihnen m haben , beson«-
ders aber um von einem hdhem Standpunkte den andringen-
den Feind besser bekämpfen zu kttnnen und den Soldaten
als Wall und Schutnwebr zu dienen.
In diese Erddämme ist die Besteinung dngesetzt, und
die einzelnen Lagen derselben mit Kalk und Mttrtel in sich
and mit einander verbunden« Zu dra Besteinungen ist
gewöhnlich die Steinart genommen, welche si<^ in der Nähe
vorfindet, und nur in den Fällen, wo die in der Nähe vor*
kommende Stetnart, wie z. B« der Sandstein, fMr die obem
Sdiichten zu weich war, wurden ffir letztere härtere Stein-
gattungen, als Basalt, Quarz, Orauwacke, harter Kalkstdn
nnd besonders Kies aus grösserer Ferne herbeigescbaA. In
Gegenden, wo es keine Bruchsteine giebt, wie am Nieder«
rhein , bestehen diese Strassen bloss aus einem hohen Brd«
dämme, der eine Lage von 2 bis SV, Fuss hohem und mit
Mörtel verbundenem Bheinkiese zur Decke hat.
Die verschiedene Art der Besteinung der römischen Mili-
tairstrassen , so weit der Verf. dieselben hat keimen lernen,
ist hier nach den Profil-Auftiahmen bemerkt, die er mit der
mögUchsten Sorgfalt von wohlerbaltenen Stellen solcher
Strassen genommen hat.
8
Das Profil auf Taf. UL Nro. 1 bt kei den HeleBenkreu
auf der Hdhe von* Bibringeo von der Sirasse gcnoniBeo,
wdche ¥00 Trier auf der Vechten Seite der Mosd Hack
Mete fOhrle. Die Oebirgaforaatioa in der Nahe besteht ans
einem harten KaULSteine, der haufif tafelftormif hriebt. Die
nnterate Lage steht höriaontal auf festgeschlag eaer Brde
und besteht aus abwechselnd schräg stehenden Kalkstein-
platten von 10 bis 12 Zoll Höhe und S bis 6 Zoll Dicke,
welche in Mörtel gesetnt and mit diesem Material verbun-
den sind. Auf dieser Lage liegt als sweite eine Schickt
von dicht gescUageaer Lehmerde ohne Kalkverbindang von
5 bis 6 Zoll Dicke. Beide Lagen sind an den Seiten durch
grosse Kalksteinplatten begrenat. Als dritte Schicht folgt
eine 18 Zoll hohe Lage von aerschlagenen Kalksteinen, die
mit Mörtel verbunden sind. Auf dieser liegt als vierte und
letate Lage eine Schicht vou kleinen Kieseln, ebeuEslls mit
Mörtel verbunden. Diese Schicht nimmt die ganse obere
Breite der Strasse ein, ist an den Seiten gegen 8 und in
der Mitte gegen 12 Zoll und mehr dick* — Dasselbe Profil,
oder ihm gans ahnlich , hat der Verf. wiederholt geftmden,
wo dieselbe Steinart vorherrschend ist.
Der Durchschnitt auf Taf. III. Nro. 2 ist in dem Kyllthale bd
JOnkerath von der Römerstrasse, welche von Trier nach
Cöln föhrte , genommen. Herabgeschwemmte Brde hat die
Strasse an dieser Stelle sum Theil bedeckt, so dass nur
noch die beiden obem Schichten Ober die jetaige Erdober-
fläche hervorstehen. Das Fundament von 10 Zoll Höhe
besteht aus Kalksteinpiatteo , die auf die breite Seite gelegt
und mit Mörtel verbunden sind. Auf diesen liegt eine Schicht
Grauwackensteine von 10 bis 11 Zoll Dicke, awischen denen
sich bloss Lehraerde befindet Hierauf kommt eine Lage von
festgeschlagenem Lehm mit Sand vermischt von 6 bis 8 Zoll
Dicke. Auf diese folgt eine Lage Kies mit Mörtel verbun-
den von 9 Zoll Höhe, und nuletat als Decke klein aer-
seblagff ne Grauwackensteine mit Ries oBtermiacht ind mit
Kalk verbanden. Diese letztere Lage nimmt ebenfalls die
ganze Breite der Strasse ein, ist an den Seiten gegen 6 Zoll
ond in der Mitte 10 bis 11 Zoll hoch.
Das Profil Tafel III. Sto. 3 ist bei dem Dorfc Wispelt (auf
der Hdhe zwischen dem Alf- und Oesthale) von einer Römer«
Strasse genonmien, die von Trier in die Gegend von Raisers-
esch etc. führte. Die Besteinung ruht hier auf einem bei-
nahe 5 Foss hohen Erddamme« Die unterste horizontal-
stehende Lage besteht aus behauenen und in Mörtel ge-
setzten Grauwackensteinen von 10 Zoll Höhe. Die zweite
Lage wird durch klein geschlagene und mit Mörtel verbun-
dene Grauwackensteine gebildet und ist 8 Zoll dick. Beide
Lagen werden an den Seiten durch Steinplatten begrenzt.
Die dritte Lage besteht aus einer Schicht von dicht ge-
schlagener Lehmerde y 6 Zoll dick, und die oberste Lage,
die ebenfalls die ganze Breite der Strasse einnimmt, aus
Ries mit Ralk verbunden. Diese letzte Schicht hat an den
Seiten eine Höhe von 14 und gegen die Mitte von 18 bis
19 Zoll.
Obgleich diese Profile im Einzelnen von einander ab-
weichen, so sind sie doch im Ganzen einander sehr ahnlich.
b. Dimensionen.
Es ist oben gesagt . worden , dass diese Strassen (der
Erddamm mit der Besteinung) in ebenen Gegenden gewöhnlich
4 bis 6 Fuss, an einzelnen Stellen selbst bis 12 Fuss, und
wo sie durch Senkungen des Terrains führen , noch mehr
Aber die Oberfläche des Bodens erhöht sind. Die Besteinung
betragt nach obigen Angaben, mit Einschluss der dazwischen
liegenden Brdschicht, sy, bis höchstens 4 Fuss.
Die oberste Steinschicht ist gegen die Mitte bei allen
10
Strassen , um den Abflass des Wassers n bewirken , vm
einige Zoll erhobt.
ß. Breite*
Die untersten Steinlagen bat der Verf. durchgängig gegen
SO PusSy und die oberste, oder die eigentliche Strasse an
allen Stellen , die noch wohlerhalten sind, gegen 18 Poss
breit gefunden, so dass man 18 Fuss als Normalbreite der
romischen Militairstrassen annehmen kann.
Die Dossirungen des Erddamms betragen da, wo sie nickt
durch die Zeit gelitten haben, gegen 45^
0. GefSlle.
An Bergabhängen sind diese Strassen , wie die jetiEigen,
in gebrochenen und schlangenfOrmigen Linien geführt. An
sehr steilen Partien sind ihre Spuren fast durchgängig ver-
schwunden, und ihre Richtung ist nur noch da au erkennen,
wo sie durch Felsen gebrochen waren. Nivellements ergelien,
dass sie an solchen Stellen 12 bis 14 Zoll Gefälle auf die
rheinische Ruthe hatten, also V2 mehr, als das Normalgefälle
der heutigen Kunststrassen beträgt.
d. Sommerwege.
An vielen Stellen findet man, dass das neben den Strassen
liegende Terrain auf einer oder auf beiden Seiten derselben,
in der Breite von SO bis 30 Schritten kunstmässig geebnet
ist f so dass es scheint , als hätten die Römer zur Schonung
derselben und aur Bequemlichkeit, vielleicht auch um in
breitern Fronten marschiren au können, noch besondere
Sommerwege neben den Strassen angelegt
ft. Maasse, womit die Römer die Länge ihrer
Strassen und die Entfernung der Orte von
einander bestimmten.
a) Der römische (geometrische) Schritt (passus) sn 6 rOmi-»
sehen Fassen, war das Normalmaass. Tansead aolcher
Schritte machten eine römische Meile oder Millie.
11
Da die Lftage der rOnischeii Millie nach neoern Maassen
kennen am lernen , hat man die Entfernungen verschiedene
MiUiensteine von einander gemessen, jedoch nicht gans
gleiche Resultate erhalten« Am richtigsten scheint das Ver-
hftitniss m sein, wenn man 4094 rheinische Fasse =r 5000
römischen Füssen oder 1 Ml|Iie annimmt, so dass 1 geo-
graphische Meile = 5 römischen Millien und 191 rheini-
schen Füssen^ oder 1 Millie = Vs geographischen Meile und
38 Vb rheinischen Füssen (beinahe 756 Toisen)^).
b) Die Leuca, Leuga oder Lega (wovon das jetzige fi*an-
sösische lieue und das englische league) war in Gallien
gewöhnlich und enthielt 1500 römische Schritte oder VJj
Millie. Das Itinerarium Antonini und die Peutingersche
Tafel berechnen die Entfernungen in Gallien und am Rhein
gewöhnlich nach Leuken '^).
c) Das Stadium — griechischen Ursprungs — wurde von
den Römern an den Klistengegenden des Mittelländischen
Meeres gebraucht. Das (olympische) Stadium enthielt 126
römische Schritte oder 625 römische Fusse, und 8 Stadien
machten 1 Millie.
d) MiUiensteine. Jedes Tausend geometrischer Schritte,
eine römische Meile oder Millie , wurde durch einen Millien*
stein (lapis oder milliarium) bezeichnet. Auf diesen Steinen
war der Abstand von den Hauptorten, welche durch die
Strasse verbunden wurden, angegeben, und gewöhnlich ent-
hielten sie auch noch die Angabe, von welchem Kaiser die
Sirasse gebaut, oder wieder hergestellt worden war^).
4) Vgl. d. B. d. V. ▼. A. F. iip RH. H. IX. S. 173 und die An-
nalen für Nassauisolie Alterthamskunde YI p. 291 > wo in den
erstem die rSmische Millie zu 760 Toisen, und in den letziem
zu 4720 rhein. Füssen angegeben ist.
5) S. Bein 's Geldaba. Crefeld 1851. S. 6. Anm. 10. Rotli Ge-
schichte der Leuga im XXX. Heft dieser JahrbQoher.
6) Im Jahre 1828 fand man nördlich von Bittbarg bei dem Natten-
12
SowoM in dem Itinerar des Autonin als auf der Peatin-,
gerseben Tafel sind die Entfernungen zwischen den Orten
immer in ganzen Zaiilen (in ganzen Millien , Leuken oder
Stadien) angegeben, und die Bruchtheile auf die nächst vor-
gehenden oder folgenden Entfernungen übertragen.
6. Ueber die kaiserlichen Etappen und
Haltpun cte.
Zur schnellem Besorgung der kaiserlichen Befehle und
Beförderung der in kaiserlichen Auftragen reisenden Beam-
ten, so wie zur Unterbringung , Verpflegung und Fortschaf-
fung der marschirenden Truppen, waren seit Augustus längs
den Heerstrassen die nöthigen V orkehrungen getroffen. Da-
bin gehi^ren:
a) Die Mutationes (Orte, wo die Pferde gewechselt wurden),
einzelne an den Strassen in gewissen Abständen von ein-
ander liegende Gebäude, in welchen wenigstens 20 Pferde,
eine Anzahl von Ochsen, Maulthieren und Eseln, so wie von
Reise- und Transport wagen, für den Staatsdienst unterhalten
wurden.
b) Die Mansiones (Herbergen, Etappen), wo die marschiren-
den Truppen und die reisenden Staatsbeamten übernachteten.
Sie befanden sich, in grossem und kleinern Orten und lagen
gewöhnlich einen Tagemarscb^) auseinander. An solchen
hdimer WlOdchen, als zar Anlage der gegenwärtigen Chausa^a
naoh Prüm die BSmerstrasBe benutzt wurde, neben letzterer
zwei MUUensteine, woyon der eine unier Hadrian im Jahre
Christi 121 und der zweite unter Antonin dem Frommen 139
gesetzt worden war. Beide geben die Entfernung Ton Trier
zu 22,000 Schritt (22 Million) an. Diese Steine sind rund und
haben , bei 3 Fusi im Umfange , 8 Fuss Höhe mit EinsohloM
des unbehauenen 2 Fuss hohen Postaments. [Vergl. L. Lersch,
Centralmus. rheinl. Inschr. in, n. 1 u. 2, so wie in Betreff der
bei Salzig aus dem Rheine gehobenen beiden Milliensteine
die Annalen für Nassauische Alterthumskunde. VI. p. 287. ff.]
7) Naeh Yegetius über das römische Kriegswesen (I. 9.), betrug
13
Orten wurden wenigstens 40 Reit- und Wagenpferde, so
wie eine angemessene Zahl von Saum- und Zugtbieren, von
Reise, und Packwagen, unterhalten. Hier befanden sich Ma-
gazine, woraus die im Marsch begriffenen Truppen ihre
Rationen und Portionen, ja selbst die nOlhigen Bekleidungs-
and Bewaffnungs - Gegenstände erhielten. Bei ausserordent-
lichen Truppenmarschen mussten die Provinzen die ntfthigen
Verpflegungs» und Transportmittel stellen. Ueberhaupt fielen
die Unkosten, welche die Posten und Etappen verursachten,
den Provinzen zur Last, bis Sept. Severus diese Ausgabe
aus dem Fiskus zahlen Hess.
Nur die In kaiserlichen Auftragen reisenden Staatsbeamten
durften sich, wie schon gesagt, der öffentlichen Posten be-
dienen, und hatten hierzu eine besondere Legitimation nOthig,
welche von dem Kaiser selbst, oder von den höchsten Staats-
behörden ertheilt war. Auf diesen Legitimationen war die
Zahl der Reit- Zug- und Saumthiere, die Rationen und Por-
tionen, so wie das Gewicht des Gepäcks, welches der Reisende
mit sich fflhren durfte, genau bestimmt.
Reisen, die keine besondere Eile erforderten, machten die
Römer gewöhnlich zu Pferde, und au den Heerstrassen waren
zum bequemen Aufsteigen (sie hatten bekanntlich keine
Steigbflgel) besondere Vorrichtungen angebracht. Bei Reisen,
die schnell ausgeführt werden mussten, bedienten sie sich
leichter zweirädriger Fuhrwerke und reisten damit ebenso
der gewöhnliche Tagemarsch der rSmUchen Soldaten im ge-
wöhnlichen Maraohsohritte 20,000 römische Schritte oder 20
Millien, und in einer schnellem Marschcadcnce 24,000 solcher
Schritte, die in beiden Gangarten in 5 römisohen Sommer«
Blonden Burüokgelegt wurden. Rechnet man 12 römische Som-
merstanden zu 16 der unsrigen, so betragen 5 römische Som-
merstunden 6Vj der unsrigen. Der römische Soldat legte folg-
lich in der gewöhnlichen Gangart 50 doppelte oder 100 ein-
fache, und in der schnellern Gangart 60 doppelte oder 120
einfache Schritte in einer Minate zurüelc*
14
schnell y ab es heat su Tage geschieht Nach kaiserttchea
Bestimmungen durften solche Postkaleschen nur mit SOO
rttmischen Pfunden belastet werden. Für den Transport der
Effecten hatten sie, ausser den Saumthieren, iheils schwere
zweirädrige Fuhrwerke, die mit 600 Pfund beladen wardeo,
theils vierrädrige, die hdchsiens 1000 Pfund tragen durften.
1000 römische Pfunde waren folglich das grösste Gewicht»
womit die Militairstrassen belastet wurden, und dieses, ver-
bunden mit den breiten Felgen der rtfmischen Fuhrweri^e,
musste vorsflglich zur Conservation jener Strassen beitragen.
7. lieber das Itinerarium des Antoninus und
die Peutingersche Tafel.
Da von beiden bei Beschreibung der rtfmischen Militair-
strassen tf fterer die Rede sein wird , so verdienen sie hier
einer kurzen Erwähnung.
Vegetius sagt in seinem Buche (III. 6.), welches von dem
rtf mischen Kriegswesen handelt, dass den Generalen und
andern htfhern Beamten, wenn sie in die Provinzen geschickt
wurden, zur bessern Orientining und Kenntniss der Gegend,
sowoht geschriebene als gezeichnete itineraria (Wegver-
zeichnisse, Wegweiser) mitgegeben worden seien. Die ge*
schriebenen enthielten die Angabe der Strassen, der aa
ihnen liegenden Städte, Lagerplätze und Nachtlager, nebst
den Entfernungen von einander. Die gezeichneten, oder
Landcharteu, gaben ebenfalls die Entfernungen der an den
Strassen gelegenen Orte von einander an, und bemerkten
zugleich durch ein Bildchen des Orts, ob es eine Hauptstadt,
eine Festung, Kolonie, Bad oder ein gewöhnlicher Ort war.
Auch waren auf letzteren Berge, Flüsse und Vtflkernamen, selbst
der nicht zum rtfmischen Reiche gehörenden Vtfiker, angegeben.
Das Itinerarium des Antoninus und die Peutingersche Tafel
sind solche Wegweiser, das erste ein geschriebenes, das
zweite ein gezeichnetes, welche von den Römern auf uns
15
gekMinieii sind, obgleich darch die Kopisten des Mittelalters
io den Angaben der Ortsnamen und der Zahlen sehr verdorben.
a) Das Itinerarium Antonini besteht eigentlich ans zweiltine*
rarien, wovon das eine die Marschroute von Rom nach Gallien
auf sechs verschiedenen Strassen enthält, und das sweite sich
auf alle Provinaen des römischen Reichs erstreckt. In der
Gestalt, wie diese Itinerarien auf uns gekommen sind,
kann keiner der Kaiser , die den Namen Antoninus führten,
Urheber davon sein, indem Oerter in ihnen vorkommen,
welche erst nach der Periode der Antonine entstanden sind.
Wahrscheinlich bat Antoninus Pius, nach einer genauem Ver^
nMssung der Strassen, den ersten Wegweiser entwerfen lassen,
in welchen später das Neuentstandene nachgetragen wurde.
An die Itinerarien des Antoninus scbliesst sich das itinera-
rium Hierosolymitanum , oder der Wegweiser von Rordeauz
nach Jerusalem, welcher in einer spätem Zeit entstanden
vnd vollständiger als jene ist, indem in ihm selbst die Mu-
tationen angegeben sind.
b) Die Peutingersche TafeP) besteht aus 11 kaum einen
Fuss breiten Pergamentblättern, die zusammen eine Länge
von 80 Fuss geben. Das zwölfte Blatt, welches das westliche
Africa, Portugal, Spanien und einen Theil von Britannien
enthielt, ist verloren gegangen. Das auf uns gekommene
Exemplar ist die sehr fehlerhafte Kopie eines Mönches aus
dem 13. Jahrhundert Es wurde von dem Dichter Celtea
aofgefunden und dem Augsburger Conrad Peutinger ge-
schenkt, von dem es den jetzigen Namen führt. Später
brachte es der Prins Eugen von Savoyen mit grossen Kosten
an sich, und mit dessen Sammlungen von Charten und
BOcbera ist es in die kaiserliche Bibliothek au Wien gekommen^
8) Ygl« IVeadenberg*! BeurtheUangen der neaesten Sohriften über
die Tabula Peatingeiiana ia d. Jahrb. d. V. Heft IX. 168 o. %XV.
167. F.
16
IHcse rOmMcbe Landcbarf e (wenn man anders eine Zddi*
nang mit dem Namen einer Landeharte belegen darf, anf
welcher die geographische Lange und Breite und die GeaCalt
des Landes gänzlich onberflcksichtigt geblieben und bloss
die Richtungen und das Zusammentreffen der Strassen nebst
den Entfernungen angegeben sind) enthalt die Mehraahl der
Militairstrassen des Ungeheuern römischen Reichs und lihrt
östlich bis tief in Asien und bis zur Insel Ceylon« Aus den
zum Theil erst später entstandened Oertem, die auf ihr
angegeben sind, lässt sich scbliessen dass ihre Entotehng
nicht ttber die Zeit von .Theodosius dem Grossen hinauf-
zufahren sei. — So weit die Peutingersche Tafel die Ehein-
gegenden berührt, ist auf Taf. II eine Copie beigefilgt.
Die Peutingersche Tafel ist in den Angaben der Orts-
namen und der Entfernungen (wahrscheinlich durch die
Schuld des Kopisten) viel fehlerhafter ab die Itinerarien des
Antonin. Zur Erklärung und Ergänzung der letzteren ist
sie jedoch unentbdirlich , und enthält viele Strassen und
Etappenorte, die auf jenen fehlen.
Noch muss bemerkt werden, dass in den Itinerarien' des
Antonin und auf der Peutingerschen Tafel viele Strassen-
littien fehlen, von welchen sich noch Ueberreste vorAnden.
So gingen, z. B. von Trier acht römische Bfilitaintrassen
aus, von denen in dem Itinerar nur 4 und auf der Tafd
nur 8 angegeben sind.
Zum Schluss noch eine Bemerkung Aber die römineben
Militairstrassen in den Rheingegenden.
Wer die Ueberreste dieser Strassen nicht kennt, könnte
fragen: sind dieselben noch gegenwärtig fär militairische
Zwecke zu benutzen?
Hierauf muss geantwortet werden:
a) als Communikationslinien sind sie nicht mehr zu ge«
brauchen. Denn ob sich gleich lange Strecken von diesen
Strassen vorfinden, die noch wohl erhalten sind, und welche
17
selbst fef enwärtig noch als Verbindiiogswege benutst wer-
den ; 80 sind dieselben doch fssl durchgängig an denjenigen
Sldlen, wo man besonders der Strassen bedarf, an Berg-
fthhttagen und bei Uebergängen Aber Gewässer — zerstört,
h) Was hingegen die Riehtungen dieser Strassen betrifft,
so verdienen sie bei neuen Strassenanlagen alle Aufmerk-
sanfcdit, und es ut vielfach zu bedauern, dass man bei
neuem Strassenbauten — oft bloss um einige Baracken in
die Strassenlinie zu ziehen — die Richtungen der Römer
vcrtassen hat
IIL Sad^toeio iier einjelnen Mmtxftta^tn.
Dem scharfen Blicke der Römer war die Vortrefflichkeit
der militairischen Lage von Trier in Bezug auf den Rhein
wd auf Germania magna nicht entgangen , und obgleich in
dieser Hinsicht seine grosse Wichtigkeit besonders erst im
S. Jahrhunderte beginnt, so kann doch aus vielen römi-
schen Schriftstellern bewiesen werden, dass es bereits unter
den ersten Kaisem ein Ort von grosser Bedeutung war, und
schon Pomp. Mela (Ui, 2») unter dem Kaiser Claudius nennt
unter den reichsten und angesehensten Städten von Belgien
Trier zuerst-
Wir gehen daher und um so mehr von Trier (Tre viris,
Attgusta Trevirorum, Colonia Augusta Trevi-
r o r u m) aus, weil sich hier die aus Gallien kommenden und nach
dem Rhein fahrenden Strassen grösstentheils konzentrirteu.
Den römischen Namen Colonia Augusta oder auch nur
Augusta erhielt Trier ^) von einer römischen unter Augustus
dahin geschickten Kolonie, und derselben verdankt Trier,
9) Vgl. Jahrb. d. V. ▼. A. P. im RH. H. XXVII. S. 20 bis 23
nnd S. 26. (Die Stelle in Mela lieist : Belgarum olarisslmi sunt
Traroriy nrbesqne opnleiitissimao In Treriris Augiuta eto. F.\
2
18
wenn auch nicht seine erste Orindhingy ddeh wnigsteas
.seine Vergrössening vnd Binricbtang als grosse befestigte
Stadt. Die miiitairische Wichtigkeit von Trier hebt v#r-
lEUgsweise mit der Mitte des S. Jahrhunderts an, wo sieb
am Oberrhein der Bond der Allemannen , «nd an Nieder-
rheine der Bund der Franken bildete, dnrch welche vontig«
lieh , nach einer Reihe von blutigen Kftmpfen , die rIMniscke
Herrschaft am Rheine nnd in Gallien vernichtet wurde.
Trier, fast in der Mitte awischen dem Ober- und Meder»
rheine und in gehöriger Entfernung von diesem Greustfome
gelegen, um den ersten Invasionen der tiberrheinischen Völ-
ker nicht ausgesetzt xu sein, dabei durch den einaigen
ficbillbaren Fluss , der mehr aus dem Innern von Gallien die
Zufuhr erleichterte, mit dem Rheine verbunden , eignete skh
mehr als ein anderer Ort zfim Centralpunkte der röarischen
Rbeinvertheidigung und num Baiftdepot der am Rheine
kämpfenden Heere. Wegen dieser LokalverhUtnisse wurde
Trier seit Maximianus Herculeus bis auf Valentinianns IL
(von 387 bis 390) der gewöhnliche Aufenthaltsort der
Kaiser, und seit Constantinas Magnus der Situ der Verwal*
tungen von Gallien, Spanien und Britannien.
Von dem Verf. sind bereits acht Hauptstrassen-Riebtnngen
aufgefunden worden, welche von Trier ausgingen, von denen
vier nach dem Inneni von Gallien , und vier mit mehreren
abgehenden Seitenstrassen nach den römischen Festungen
am Ober-, Mittel- und Niederrheine ffehrten.
1. Römische Militairstrasse von Trier auf der
rechten Seite der Mosel nach Mets.
Diese Strasse Nro. 1. ist auf der Peutingerschen Tafel ange-
geben ; die Entfernungen sind jedoch so unrichtig bemerkt, '
dass es schwer ist, dieselben mit den wirklichen in Ueberdn-
stimmung zu bringen. Sie ging in der Richtong der gegen«
19
wftrtigen ChaoMiSe^^) von Trier nach der Conxerbrflcke ^^)y
wo Mich AuMuittfl (Nosella, v. 91 und 02) eine römU
sehe steinerne BrOcke von 6 Pfeilern Ober die Saar
flkrte^^). Von Trier bis in die Nahe der Nargarethen-Kapelle
bei Tawem sind die Spuren dieser Strasse verschwunden.
Bier wird sie suerst sichtbar. Oberhalb Tawern, am Posse
des Flohberges , geht sie auf die linl^e Seite des Dalbaches,
und Ton dieser Stelle an ist sie durchgängig noch sichtbar
grossentheils gut erhalten und wird auf längere Strecken
als Dorf- und Feldweg benutst An dem steilen Abbange
des Metnenberges ist sie zum Theil in Felsen gebrochen
und führt in mehreren Zicksacks auf die Hdhe swischen
dem Manebacher und Onsdorfer^^) Thale, und hier ist eine
der wenigen Stellen, wo man an steilen Bergabhangen
die Richtungen dieser Strassen noch deutlich erkennen kann,
Das GefUle betragt hier auf die rhein. Rothe 1 Fuss. Auf
der Hohe von Bilzingen hei dem Helenenkreuu geht eine.
Sdtmstrasse rechts ab, und die Hauptstrasse wendet sich
links nach
Merskirchen. Dieser Ort ist römischen Ursprungs,
wie die vielen Ueberreste von römischem Qemauer, das
10) Vgl. Jahrb. H. XIII. S. 23 und 24.
11) Die jetiige steinerne Brfloke Qber die Saar bei Conz Ist erst in
neuerer Zeit Ton Orand au neu erbant und im Jahre 1784
ToUendet worden, nachdem die frühere, wahrscheinlich die alte
rSmiaohe, durch die Franzosen unter Grequl zerstört worden
war. — Das Dorf Conz ist höchst wahrscheinlich das römische
Contfonaenm , Ton wo mehrere noch Torhandene Gesetze des
" Kaisers Valentinian L vom Jahre 371 datirt sind. In dem
Garten der dortigen Pfarrei befinden sich^ zum Theil nooh
oberirdisch, die Ueberbleibsel eines grossen und prächtigen
römischen Gebäudes, auf einer Höhe gelegen, die eine überaus
schöne Aussieht nach dem Mosel« und Saarthaie gewährt.
12) Vgl. JAhrb. etc. H. V. und VI. S. 186 ff. und H. IX. B. 4.
13) Vgl. Jahrb. etc. H. Vil. S. 157 und 160.
20
sich auf eine tangiere Strecke auf beiden Seiten der Strasse
unter der Erde findet, die vielen hier gefundenen römiscben
Münzen, Waffen etc. etc. beweisen* Seiner wird von krinen
der noch vorhandenen römischen Schriftsteller gedacht. Es
ist jedoch mehr ab wahrscheinlich , dass der alte Namen
Marciacum , der in einer Schenkungsurkunde auf dem Saar«
gaue genannt wird, dem jetzigen Merzkirchen zu Grunde
liege, welches auf alten Karten Martiskirchen und Nertens-
kirchen geschrieben wird^^).
Von Merzkirchen führt die Strasse in der Richtung des
alten Weges von Perl nach Trier, wendet sich auf der
Hohe zwischen Butzdorf ^^) und Oberlencken links, schneidet
die neue Chaussee von Perl nach Trier, führt durch den
Borger Busch , zwischen HeUendorf und Efft durch das
sumpfige Wiesenthal des *Leuckbaches , Ostlich der Kapelle
von Tfintittgen und in dem Walde zwischen Wtzingen und
Scheuerwald nach einer Stelle, wo sich ein grosses rOmi«
sches Etablissement befand. Von Merzkirchen bis auf die
Hohe von Münzingen ist sie noch gut erhalten , von da bis
zum Borger Busch grOsstentheils zerstört, und in letzterm,
so wie zwischen Ritzingen und Scheuerwald ebenfalls noch
gut erhalten.
Ricciacum (bei Ritzingen). Auf der Peutingerschen
Tafel wird die eine Etappe auf dieser Strasse Ricciacum ge«
nannt und ihre Entfernung von Trier zu 20 Leuken ange-
geben. Diese Entfernung triilk so ziemlich auf die Ueberreste
des römischen Orts, welche sich in dem Walde zwischen
Ritzingen und Scbeuerwald befinden, und man kann daher
dieselben mit Bestimmtheit für das alte Riedacum annehmen,
um so melir da sich die alte Benennung in dem, in der Nähe
gelegenen, neuen Orte Ritziugen erhalten hat.
14) Der Name Ist wohl aus MarÜnAkirchen enUtaDden und hat
mit dem Mars niohts za thnn. F.
15) Vgl. Jahrb. H. XXIII. 8. 181.
21
Von der weitern Partsetrang dieser Strasse ist dem Verf.
mir so viel bekannt, dass die auf dem Haclienberge bei Bid-
lingen befindlichen Rainen ffir das auf der Peutingerschen
Tafel angegebene Caranosca gehalten werden ^ und dass die
Romerstrasse in der Gegend von Bidlingen und Büdingen
noch sehr wohl erhalten sein soll.
Mets (Divodurum, Hauptstadt des gallischen
Volkes der Mediomatriker). Divodurum Medioma-
tricorum war nach Trier die wichtigste Festung der Römer
an der Mosel. Nachdem dieser Ort im Jahre 406 durch
die Vandalen und 451 durch die Hunnen erobert und ver-
beert worden war, kam er in die Qewalt der Franken, und
wurde nach Chlodwigs Tode seit 612 der KönigssitE des
Austrasischen Reiches. Die Franken änderten den alten
Namen in Mettis oder Metis, woher das jetzige Mets. Zu
den Deberresten römischer Grösse gehören vorzflglich die
Ruinen einer Wasserleitung , welche oberhalb Metz bei louy
aux arches Ober die Mosel fflhrte, und wovon sich die ge-
waltigen Pfeiler noch bis jetzt immitten des Flusses erhal-
ten haben*
Ausser diesen genannten römischen Etablissements befin«
den sieb auf beiden Seiten der Strasse in den Thälern noch
viele Spuren römischen und gallischen Anbaues, und werden
mit jedem Jahre neue aufgefunden, so dass diese Gegend
zur Zeit der Römer sehr kultivirt gewesen sein muss. Be-
sonders zeichnen sich die Gegend um Rirf und das Leuck-
thal in dieser Hinsicht aus.
Diese Römerstrasse wird von den Landleuten in der Um-
gegend der Rem, Kim oder hohe Rem (wahrscheinlich das
Stammwort von dem französischen chemin) genannt. Was
die Bauart und die Dimensionen dieser Strasse betrifft s. Pro-
fil Taf. in. Nro. 1. Sie verschwindet mit jedem Jahre mehr,
da die Landleute die Erfahrung gemacht haben , dass die
obern Schiebten, wegen der grossen Menge von Kalk,
22
die sie enthalten , einen treCflichen Dflnger für die FeMer
abgeben. Ihre Richtung ist die kflneste und giOcklicbste ,
welche man einer Militairstrasse nwischen Trier vnd Mets
geben konnte.
Nachtrag. «Sie geht von Efi an der Kapelle von
Tflntingen und 300 Schritt iteUicb dieses Orts vorbei in ge-
rader Richtung nach Ritsingen; sQdlicb von Ritsingen, den
östlichen Theil des Schirmeter Waldes berflhrend , aber den
Anfang eines kleinen Baches und auf die Höhe ttstüch von
demselben , wo sie eine andere , in gerader Richtung von
Scheuerwald komniende Strasse aufninunt; von da auf der
Hohe, Ostlich des obengenannten und nach ObemanaMi
fliessenden Baches , fort, und dann auf der Wasserscheide
nwischen Mosel und Saar durch den Caldenhovener Forst,
westlich von Kaienberg vnd St. Marguerite vorbei, nach
einer , nordöstlich von Bidlingen gelegenen , kegelfkmigen
Anhöhe, Hackenberg genannt, worauf eine Kirche und einige
Hauser liegen. Alsdann führt sie durch den Wald östlick
von Bfldingen, bei Elsing ober den Cannerbach, In gerader
Richtung das Dorf Meüseresche am östlichen Rande berühr
rend, oberhalb der Bichenmfthle (Moulin des chtaes) Aber
den Bibiche-Bach , dann durch den Bois de Logne «nd di
Fl^vy, iFseotUeh von dem Schlosse Ghdalnconrt, und trUR
dicht Westlich von Antilly in die Chaussee von Mets nach
Busendorf (Bounonville), welche von hier an Ober St. lullen
bis an die Barriere des Forts Bellecroiz auf die Römer-
strasse gelegt ist, und auch , besonders bei St. Julien , die*
selbe steile Neigung beibehalten hat*.
Seitenstrassen, welche von Nro. 1, ausgehen:
a) Bei dem Helenenkreun auf der Höhe von Bilaingen geht dne
Traverse rechts ab, und fahrt durch die Qemeindewaldungen
von Rommelfangen , Sfldlingen und Dillmar nach der Sfosel
bei Palnem. Diese Strasse Ist fast durchgangig noch sehr
gut erbalten, und wird grösstenUieiis noch als Weg be-
23
mrtst. Sie ffllnrie nach dem rönischeo Lager bei Dal-
heia ^^ md verband die beiden Militairstrassen, welche auf
der rechten mid linken Seite der Mosel von Trier nach
Meis gingen. Ihrer wird bei Nro« 3. weiter gedacht werden.
b) Castel oberhalb Saarbarg. Eine starke Stunde
oberhalb Saarbarg liegen auf der linken Seite der Saar die
Rainen eines römischen Lagers, von welchem das in der
Nahe gelegene Dorfeben noch jetzt Castel genannt wird.
Aaf einer alten Steininscbrift^'^), die jedoch verloren ge-
gangen isty soll dieser Punkt Castra Sarrae genannt und
bemerkt werden i dass er von Julius Caesar befestigt wor-
den sei«
Diese Ruinen nehmen den ganzen Raum des kleinen, höchst
romantisch gelegenen Plateaus ein, welches von drei Seiten
dorch senkrechte Felsen begrenzt wird. Die vierte Seite,
wo das Dörfchen Castel liegt» wird durch tiefe Felsscbluch-
Wn, die von den beiden Seitenthälern ausgehen, bis auf
einen schmalen Zugang gesperrt. Dieser Zugang war durch
Kunst vertieft und mit den Seitenschluchten in einen tiefen
Graben umgewandelt, an dessen Bskarpe ein wenigstens
SO' hoher Erdwall noch jetzt beSndlieh ist. Diese durch
die Konst erhöhte natörliche Festigkeit machte den Ort fflr
die alten Belagerungswaffen fast unangreifbar.
Fortwahrend werden hier bei Bebauung des Feldes noch
viele römische Alterthümer, oft von Werth, gefunden, und
die vielen Consularmtlnzen , die man hier aufgefunden bat
schmien den Ursprung dieses Lagers durch Julius Caesar
n bestätigen^»).
16) Vgl. Jabrb. H. VII S. 160.
17) Vgl. ebeodas. H. VII. S. 155, 158 und 159. - G. Bärach
Kaobriohten über den Stetnring, Castell und Montclair. 2. Aufl.
Trier 1839.
18) Der Verf. hUt Castel für das Lager des Labienas, eines Le-
24
Die wenigen Nachgrabungen, welche man in den lösten
Jahren vorgenommen hat, hahen dargethan, dass dieser feate
Punkt nach einem Ueherfalle , oder nach einer ErstOrmung,
durch. Brand zerstört worden ist, und man fand auf dem Fass-
boden mehrerer aufgedeckten Häuser menschliche Geripfie,
die mit dem Gesicht gegen den Boden lagen. Die MtUiflen,
welche hier gefunden werden, gehen dnrch die ganse rtad«
sehe Kaiserperiode bis auf Honorius, und es ist wahr-
scheinlich , dass dieses Lager bei dem Zuge der Vandalen,
Sueven und Alanen durch Gallien nach Spanien im Jabre
406, wo fast alle römische Orte in der Umgegend von Trier
und Metz von der Erde vertilgt wurden, zerstört worden ist
Von Castel aus finden sich auf der linken Seite der Saar
noch die Ueberreste einer Römeratrasse, welche am öatlichen
Abhänge des Biderberges, oberhalb Freudenburg und Weiten
nach Orschholz und durch den Wald, Schwarzbrucfa ge*
nannt, sichtbar sind, und zwischen Buschdorf und Tilntingen
in die Hauptstrasse ^^) eingehen.
Zu den noch erhaltenen interessanten römischen Alter*
thfimern in und bei Castel, deren AufzlMong zu weit fuh-
ren würde, gehören besonders die Ueberreste einer unter-
irdischen Wasserleitung , welche vom östlichen Abhänge des
Eiderberges nach Castel führte.
gaten des Jal. CäBar, fn wdlakem erstarer mit einer Legton rar
Beobachtung der Trevirer aufgestellt war, wSlirend letserer
andere Völker OalUens unterwarf. Ist diese Annahme dehtlg,
wofür wenigstens die Lokalität i wie sie CSsar in seinen Com-
mentarien (de B. G. Y. 53. 57) beschreibt, YoUkommen passt,
so war es Yor diesem Lager, wo die TroTirer unter Induciomai
von Labienus gesohlagen, und Induciomar auf der Flucht beim
Durohreiten eines Flusses (hier die Saar bei Saarburg} Ton
den Römern ersohlagen wurde.
19) Vgl. Jahrb. H. VH. S. 160.
25
ilitairstrasse von Trier auf derlinkeo
Seite der Mosel nach Mets.
Diese Strasse wird nur in dem Itinerar des Antonin
angegeben ^^)y und zwar als die Fortsetzung einer grossen
Strassenlinie y welche von Sirmium^O in Pannonien auf
der Südseite der Donau über Augsburg, Strasshurg und
Metz nach Trier führte.
Von der Moselbrücke bei Trier ausgebend, finden sich
noch einzelne Spuren dieser Strasse in den Fluren der Dörfer
Euren und Zewen. In Jgel ging sie an dem schönen und gut
erhaltenen Denkmale der Sekundiuischen Familie'^) vorbei
und führte in der Richtung der jetzigen Chaussee nach
Luxemburg über Wasserbillig ^'). Westlich von diesem
Orte, auf der Höbe bei Mertert, geht sie von der genannten
Chaussee rechts ab und ist von jetzt an allen Orten noch
sichtbar und zum Theil gut erhalten. Etwa 200 Schritt
oberhalb der jetzigen Brücke über die Sier zieht sie über
diesen Bach und die Anhöhe hinauf gegen Munschecker,
welches Dorf sie rechts liegen lasst. Auf der Höhe bei
20) Vgl. Jahrb. H. XVH. S. 53. ff.
21) Sirmium war seit Konstantin d. Gr. das fGr die rSmisohe
DonauYertlieidigung , was Trier für die des Rheins war. Die
Kaiser hielten sich , je naohdem es die UmstSnde erforderten,
bald in dem einem bald in dem andern auf. Eine grosse Aiu
aahl Ton noch Yorhandenen Reiohsgesetzen , die theils Yoa
Trier theils von Sirmium datirt sind, beweisen, dass die Kaiser
oft in dem Zeiträume von wenigen Tagen ihren Aufenthalt von
Trier nach Sirmium , und urogekehrti verlegt hatten. Sirmium
ist während der Yolkerwanderung von der Erde vertilgt worden ;
seine Ruinen befinden sich eine Stunde von Mitrowitz an der Save.
22) Vgl. ebendas. H. XIII. S. 189 ff. u. H. XIX. S. 33 ff.
23) Ebendas. H. m. S. 56 ff.
26
Wecker (die Namen der Dörfer Wecker und Hagelsdorf
oder Halsdorf sind auf der Ferrariseben Karte verwechselt)
wendet sie sich links, und schneidet am Ursprünge des
Baches, an welchem die Chauss^^e von Grävenmacbem ^)
nach Luxemburg aufwärts führt, dieselbe, geht durch den
Wald von Grävenmachern , lässt den Potascbenhof dicht
rechts und den Spittelhof auf mehrere 100 Schritt links.
Eine Viertelstunde oberhalb Beiern geht sie durch ein
flaches, nach letzterm Orte gehendes, Wiesenthal, dann durch
das Beierbolz und durch die Flur von Schttttriogen und
Schrassig. Den Hackenhof lasst sie gegen 500 Schritt links,
und schneidet eine Viertelstunde südlich von Oetringen
die Chaussee von Luxemburg nach Remich. Von dieser
Chaussee an führt sie am nördlichen Saume eines Wäld-
chens entlang, bei einem steinernen Kreuze vorbei und den
ziemlich steilen Medinger Berg hinan. Das Dorf Hedingen
bleibt an 400 Schritt rechts, und auf der Höhe oberhalb
dieses Dorfes, wo der Weg nach Ersingen abgeht, macht
sie eine kleine Wendung rechts, führt durch das Bockholz
und auf die Höhe westlich von Dalheim. Hier Ittsst sie die
Ruinen eines römischen Lagers links liegen, geht zwischen
den Dörfern Assel (Aspelt) und Filsdorf , zwischen Breisch
und Haltingen, zwischen Nieder-Rintchen und Hessingen*
zwischen Dodeohofen und Breistroff, an Roussy le Boorg
ud Ober-Part vorbei nach Boust. Von diesem Orte führt
sie durch den Wald von Roussy le Bourg, schneidet ober-
halb des Dragonerhofes die Chaussi^e von Tkionville (Dlden-
bofen) nach Luxemburg, geht über den Hettinger Bach und
durch den Wald von Thionville nach dem zerstreut liegen*
den Dorfe Ober -Gentringen. Von hier ist sie, etwa 1600
Schritt westlich von dem Glacis von Diedenhofen vorbei-
gehend, bis jenseits Tervillc noch sichtbar, wo sie dann
24] Jahrb. H. VIL S. 26 u. U. YIIL S. 89. ff.
27
auf eine längere Strecke Ferscbwuidet. Sie wird wiedei
siclitbar auf der Udhe von Httckingeo, auf beiden Seiten der
Chaois^ nacli Longwy und bt wohl erhalten bb aum St.
Annenhofe, oberhalb der Brucfcmflhley wo rie sich abennala
▼crliert, und erst anf der rechten Seite der Orne, der Mühle
Fon Bnssingen gegenüber, wieder nm Vorschein kommt.
Vm hier geht sie noch wohl erhalten in einer fast gans
geraden Linie, d«n Pusse des linken Thalrandes der Mesel
folgend, bis y. Stunde ron Mets, wo sie bei Maison Bouge
in die Chaussi^ von Thionrille eingeht. Von Mets bis mr
Aransösischen Grenze bei Assel Ist diese Strasse auf der
Cassinischen Karte von Frankreich bemerkt.
Von der Höhe bei Mertert bis Maison Rouge ist diese
ROmerstrasse fast noch durchgängig sichtbar, und an vielen
Stellen noch sehr gut erhalten. Sie wird noch jetat von
den Bewohnern der Umgegend, besonders von Passgängeni
und Reitern, als kürzeste Kommunikation nach Metz benutzt.
Auf längere Strecken wird sie auch befahren , und ist , wie
die Strasse Nro. 1-, Inder ganzen Umgegend unter dem
Namen des Kem, Kim oder der Kimstrasse bekannt. Leider
haben in den letzten Jahren, wie bei der Strasse Nro. 1.,
die Landleute in dem Niederländischen angefangen die obern
Lagen derselben hie und da auszubrechen und als Dünger
für ihre Felder zu verwenden, so dass an vielen Stellen
gegenwärtig nur noch das Fundament der Strasse, aus
grossen Bruchsteinen wie das Profil Nro. L bestehend, sicht-
bar ist. Sie hat in ihrer ganzen Länge kein bedeutendes
Thal, und ausser dem steilen , jedoch nicht hoben Berge bei
Medingen auch keine Höhe von Bedeutung zu passiren.
Nachtrag. »Von Boust geht sie durch den Wald in
ganz gerader Richtung noch gut erhalten und noch als
Weg benutzt. Sie schneidet bei dem einzelnen Hause Suz-
ange die Chaussee von Thionville nach Luxemburg, führt
Uer über den Kisselbach, südlich von demselben durch Wald
28
und östlich an Ober- und Nieder-Oentringen (GuenCrange)
und westlich an TerFille vorbei, durch Dasf^ich, westlich
an Ehingen (Ebange) , durch den Bois de Bichemont nach
Nieder - Bussing^en (Basse Boossange) , nnd sttdlidi von hier
über die Ome, welcher Fluss die Grenze zwischen den deut-
schen und französischen Ortsbenennungen madit, dann an
Fusse des linken Thalrandes der Mosel in gerader Linie
Tort, bis sie östlich von Wrippy bei Maison Rooge in die
Chaussee von Thionvilie nach Metz triA und mit dieser
nach letzterm Orte fQhrt^.
Ruinen eines römischen Lagers auf dem
Plateau zwischen Dalheim und Filsdorf.
Auf einer schönen und fruchtbaren Hochebene, die nach
allen Seiten eine weite Aussicht gestattet, und nördlich
durch den tiefen Felsgrund, in und an welchem das Dorf
Dalheim gelegen ist, begrenzt wird, liegen die weitläufigen
Trümmerhaufen eines römischen Lagers. Die Römerstrasse
Nro. 2. geht westlich an diesen Ruinen vorbei nnd ist durch
eine Seitenstrasse mit ihnen verbunden. Der Name dieses
römischen Etablissements ist verloren gegangen. Der in dem
Itinerar des Antonin ausgelassene Name eines Etappenortes
auf der Strasse zwischen Metz und Trier, wobei jedoch die
Angabe der Entfernungen unrichtig ist, soll wahrscheinlich
dieses Lager bezeichnen. Die Landleute nennen diesen, mit
zum Tbeil schöngearbeiteten Säulenstücken, mit Steinplatten,
worauf Inschriften befindlich sind, und mit Ziegelhaufen be-
deckten Platz, von den vielen gemauerten römischen Brunnen,
die sich auf ihm befinden, »Piitzel' ^^). Noch täglich werden
hier bei Bearbeitung des Feldes und bei dem Ausbrechen der
römischen Hauern Utensilien, Waffen und besonders Münzen in
25) Vgl. Jahrb. H. I. S. 124 ff., H. XIV. S. 1 ff. u. H. XXVI. 8. 178.
29
grosser Menge gefunden. Fast alle diese Münzen sind aus
der mittlem und spatem römischen Kaiserperiode, so dass es
scheint , dass dieser Punkt erst gegen die Mitte des 3. Jahr-
hundertSy — vielleicht unter Gallienus, wo der Andrang der
deutschen Völker gegen die römische Rheingrenze und die
Einfälle derselben in Gallien mit grösserer Kraft und häufiger
als früher sich erneuerten, — entstanden. Wann und bei
welcher Gelegenheit dieses Lager zerstört worden ist, lässt
sich bei dem Mangel aller Nachrichten nicht ausmitteln, und
es ist wahrscheinlich , dass es zu derselben Zeit wie Castel
die Saarburg seinen Untergang gefunden hat.
Seite nstrassen von Nro. 2. Auf der Höhe von
Dalheim geht von der Hauptstrasse eine Seitenstrasse links
ab, fahrt durch das obengenannte Lager und von da fibcr
Weifringen , durch den Weifringer Wald und in der Rich-
tung des Weges von letzterm Orte nach Bous, wo sie auf
der Höhe von jenem Orte rechts von diesem Wege abgehf,
durch das Wiesenthal und über den Bach von Bous führt
md sich von dem östlichen Theile dieses Dorfes an der
Höhe fort gegen die Mosel bei Stadtbredimus zieht. Ihre
Fortsetzung . auf der rechten Seite der Mosel ist die oben
unter Nro. 1 , sub a angegebene Seitenstrasse. Diese Tra-
verse ist wahrscheinlich aus spaterer Zeit, und diente als
nächste Verbindung zwischen dem Kaiserpalaste zu Conz,
dem Lager bei Dalheim und der Strasse Nro. 2. Ihre
westliche Portsetzung von der Hauptstrasse bei Dalheim
geht nach Weiler zum Thurm (östlich der Chaussee von
Thionville nach Luxemburg), wo noch vor nicht vielen Jah*
ren ein jetzt abgebrochener römischer Thurm von grossen
Dimensionen sich befand. Von hier ist diese Strasse von
dem Verf. nicht weiter aufgesucht worden. Sie scheint
jedoch in westlicher Richtung nach der interessanten Mili-
tarposition auf dem Titelberge (zwischen Differdingen, Nieder-
Koro und la Madelaine), wo sich ein römisches Lager be«
30
fand, geführt und dieses mit dem Lager bei Dalheim ver-
banden zu haben.
3. Militairstrasse von Trier nach Rheims
(Durocortoru m)^*).
Diese Strasse findet sich nur in dem Itinerar des Antonin,
und führte von Rheims über Vungus (jetzt Vonc), Epoissum
(Carignan), Orolaunum (Arlon) und Andethenna oder Ande-
thennale vicus (Nieder-Anwen oder Nieder-Anweiler) nach
Trier. Die auf dem Itinerar angegebene Entfernung von
Trier nach Nieder-Anwen zu 15 Leuken ist richtig. Von
Nieder-Anwen nach Arlon haben einige Ausgaben 15, andere
20 Lenken. Die letztere Lesart ist die richtigere.
Diese Strasse ^^) folgte der Richtung von Nro. S bis auf
26) RheimB (Durooortoruxn , Hauptstadt des gallischen Yolka der
Remi, und unter den Römern Hauptstadt ron Belgica seounda)
war schon vor den Römern ein wichtiger Ort Dte Remi uatw-
stützten Jttl. Cäsar bei seinen Eroberungen in Gallien, nad
blieben bis sum Untergange der römischen Herrschaft in diesem
Lande treue Bundesgenossen der Römer, und daher wurde ihro
Hauptstadt von denselben zu einer der grössten und blühend-
sten SUdte Galliens erhoben. Nach der Eroberung dieses Landes
durch die Franken behielt sie zum Theil ihren frühem Glanz. 496
wurde Chlodwig in ihr getauft, und nahm mit seinen Franken den
römisch-katholischen Glauben an. (In letzterm Umstände Ist
Torzüglich das Fortbestehen und die Vergröseening der Maohi
der Franken zu suchen, indem die andern ientsohen TSUmti
welche eich in dem weströmischen Reiche festsetzten — die
West- und Ostgöthen, die Burgunder, SucTen, Vandalen nnd
Longobarden — sich zum Arianismus bekannten, und beson-
ders durch die Einwirkung der katholischen Geistlichkeit und
ihres Oberhauptes, den baldigen Untergang fanden). Die Fran-
ken änderten den gallischen Namen Duroeertorum iiaoh dem
Volke, dessen Hauptstadt es war, In Rheims.
ff!) Vgl. Jahrb. U. XIK. S. 125 C
81
die Htthe zwitchen Crivennacbeni und Berg, wo sie rechts
▼OD jener abging. Den Vereinigungspunkt beider bat der
Verf. nicht anfgefanden, und wahrscheinlich ist bei Anlegung
der gegenwartigen Chaussee nach Luxemburg die Römer-
strasse nach Eheims auf eine längere Strecke benutzt wor-
den. Die ersten Spuren derselben finden sich westlich Fon
Berg, wo dieselbe links von der jetzigen Chaussee abgeht , und
sieb am nördlichen Abhänge des Wittenberges fortzieht* An
mehreren Stellen noch sichtbar, kann man die Römerstrasse
200 bis 300 Schritt südlich der Chaussee bis Nieder-Anwen
▼erfolgen, wo sie wieder in diese eingeht. Ausser Mflnzen«
die zuweilen in und bei Nieder -An wen gefunden werden,
befinden sich keine andern Ueberbleibsel römischer Anwesen-
heit in diesem Orte, der im Itinerar auch bloss als vicus
(Dorf — offener Ort) bezeichnet ist Südlich von Hostert,
wo sich die Chaussee am Anfange des Grunewaldes links
wendet, gebt die Römerstrasse, noch vollkommen gut erhal-
ten nnd als Weg benutzt, in gerader Richtung fort durch
diesen Wald und verschwindet in der Nahe von Weimars-
bof am Anfange des Thaies , welches zwischen den beiden
Forts Grunewald nach dem Pfaffenthale herabf&hrt. Vor
einigen Jahren fand man bei Aufgrabung des rothen Bruiu
neus in der Mitte der Oberstadt Luxemburg ein bedeutendes
Stick Rdmerstrasse , das nach dem Pfaffenthale hinunter
Ahrte und die Portsetzung der obigen zu sein schien. Lu-
zemburg ist nicht römischen Ursprungs, sondern stammt aus
den Afittdalter, wie auch der Name „Lützelburg^ zeigt*
Zwischen Luxemburg und Arion hat der Verf. keine
Ueberreate der Römerstrasse gefunden, und dieselbe scheint
bm Anlegung der CbaussiSe zwischen beiden Orten benutzt
imd . so zerstört worden zu sein.
A r lo n (im Lande Arel genannt — das römische Orolaunum)
wird in dem Itinerar bloss als Dorf (vicus), in spatem Nach-
richten als RDlitairstation (Castellnm Orolaunum) bezeichnet.
32
In diesem y auf einer kegelAmigen AnliMie fdegenen
Orte werden noch fortwahrend viele rdmische AlterÜiftner
gefunden y weshalb ihn auch Berlholet in seiner Oeschiehie
von Luxemburg das Pantheon von Bdgien nennt.
Die weitere Fortsetzung dieser Strasso gegen Rhdno ist
dem Verf. unbekannt Dieselbe führte bei Moncon (Mose)
aber die Maas, wo eine andere Strasse von ihr abging, die
durch die Ardennen nach (Mtk fahrte, nnd in der Pf utinger-
sehen Tafel angegeben ist Die Strasse von Rheins nach
Trier ist eine der ältesten ROmerstrassen in hiesigen Gegen-
den, und gewiss eine von denen, wdche M. Vipsanius Agrip|ia
in Gallien hat erbauen lassen.
Alttrier, oder auf der Schanz, eine römische Mili*
tairstation, nördlich von Nieder-Aowen, awischen Luxemburg
und Echtemach, auf einem hohen Plateau gelegen, ist gegen«
warlig ein Weiler von wenigen Häusern. Die vielen hier
gefundenen römischen Alterthümer sprechen für die ehemalige
Wichtigkeit dieses Ortes. Der römische Name desselben
ist unbekannt, und die Meinung derjenigen, welche den NaiMn
Alt-Trier von Ala Trevirorum herleiten und annehmen, dass
der Reiterflilgel , welchen die Trevirer als Contingent den
Römern stellen mussten, hier garnisonirt, oder sein Depot
hier gehabt habe, scheint zu gesucht
Der Ort Echternach (in alten Urkunden seit dem 6. Jahr-
hundert Epternacum genannt) ist ebenfalls römischen Or"*
Sprungs. Desgleichen Berdorf oberhalb Echtemach auf der
rechten und Bollendorf (vielleicht Apollinis vicusf) auf der
linken Seite der Sauer und mehrere andere Orte. In dem
Walde zwischen Bollendorf und Weilerbach befindet sich
noch der untere Theil eines schön gearbeiteten und der
Diana geweihten Denkmals; ein anderes ebenfalls dieser
Göttin der Jagd gewidmetes soll sich in dem Walde bei
Bnrglinster befinden. Der Diaoa*Dienst hatte sidi in dieaea
Waldschluchten auf beiden Seiten der Sauer th in das 1&
33
JahrhuDdert erhalteo, wie mehrere Nachrichten beweisen,
ond wahrscheinlich ist die berflcbtigte Spring - Prozession,
welche alljährlich su EcbteVnach gefeiert wird, und zu
welcher sich die wallonbche Bevölkerung der Ardennen aus
weiter Feme zu vielen Tausenden einfindet, noch ein lieber^
res! dieser Verehrung'^).
4s Militairstrasse von Trier, theils über
Belgica, theils Aber Zttlpich, nach Cöln, theils
von ZOlpieh nach Neuss.
Die Hauptstrasse islt in dem Itinerar des Antonin und auf
der Peutingerschen Tafel angegeben. Die auf ihr bemerk-
ten Etappenorte von Trier aus sind :
Beda (Bittburg) IS Leuken.
Ausava (bei Oos) 18 n
Icorigium (Jtlnkerath) 18 ,»
Marcomagus (Marmagen) 8 «
Jenseits Marmagentheilte sich die Strasse
und ging theils, die nähere Richtung,
über Belgica (den Kaiserstein bei Billig) 8 „
nach Agrippina civit. (Cöln) 16 „
theils, mit einem Dmwege tlber Tolbia-
cum CZtOpich), 13 n
nach Agrippina civit (Cöln) f6 » ^
Die Gesammt - Entfernung auf der kürzeren Linie ist in
dem Itinerar zu 67 Leuken, folglich um 1 Leuke zu gering
angegeben. Wo die Entfernungen der einzelnen Orte von
der Wirklichkeit abweichen, wird weiter unten angegeben
werden.
2S) Das Dianendenkmal zu Bollendorf iat abgebildet bei Ram-
boux: Alterth. und Naiurans. im Mosellhale bei Trier. Ueber
die SpringproceBsion yergl. Bits: l'Abbaye de S* Willibrord
et la proeoMlon des Saint« Dansant« eto. Luxemburg 18f>l. W.
3
34
Alle diqenigen, welche Ms jetzt Ober römbcbe Alter-
tbGmer in hiesigen Gegenden geschrieben haben, sind ohae
eigene Untersuchung der Meinung von Hontheim gefolgt,
welcher diese Römerstrasse von Trier über Igel nach N6wol
hat gehen lassen. Abgesehen davon, dass sich «von Igel
nach Nttwel auch nicht die geringsten Spuren einer Boner-
strasse vorfinden, so lag auch ein so grosser Umweg nicht
im Charakter des rttmischen Strassenbaus. Der Verf. hat
snvei ROroerstrassen aufgefunden, welche aus dem Moselthale
bei Trier den linken Thalrand hinauffiSfaren und sich auf
der Höhe von Ntfwel vereinigen. Beide sind fast durch-
•gftngig noch sichtbar und sum Theil wohl erhalten.
a) Die Hauptstrasse ging von der Moselbrflcke in der
Richtung des alten Weges, der vor Anlegung der neuen
Chaussee von Trier auf die Höhe des linken Thalrandes in
die Gegend des neuen Hauses führte, oder vielmehr dieser
sogenannte alte Weg war grösstentbeils die Römerstrasse
selbst. Sie ging durch Pallien, wo sie durch Felsen ge-
brochen ist; jenseits dieses Dorfes führte sie über den Bach,
der sich, über Felsen herabstürzend und eine Reibe von
Kaskaden bildend , bei Pallien in die Mosel ergiesst. Auf
der linken Seite dieses Baches war sie wieder auf eine
längere Strecke durch Felsen gebrochen. Diese Stelle ist
seit 2 Jahren (1826) durch Ankgung eines Weinberges zer-
stört worden. Von hier wendet sie sich links und führt auf
einer neuen steinernen Brücke über einen Bach, der sidi
20 Schritt weiter unterhalb 80' hoch von einem Felsen her-
abstürzty und geht von jetzt an durchaus sichtbar und noch
erhalten an der westlichen Seite der tiefen Schlucht auf-
wärts, an deren östlichen Seite die neue Chausste angelegt
ist Bei dem Neuenhause '^) wird letztere zweimal von ihr
durchschnitten, und eine halbe Stunde von Nöwel nimmt
29) Vgl. Jahrb. H. IH. S. 56 ff. und 8. 72 and M. Xni. 8. 23.
j
35
die jetzige Chaussee die RichtoDg der Römerstratee an und
ist suin Tlieil ailf diese erbaut
b) Die zweite Rttmerstrasse führt von Pralzel, eine Stunde
unterhalb Trier, in einem grossen Bogen und in Felsen ge-
brochen den linlLen Thalrand der Mosel aufwärts und in
dem Pfalzeler Walde in mebrern Krümraungen um die An-
fange der Schluchten herum, die nach dem Kyllthale herab-
geben. Von der Höhe oberhalb Lorich geht sie zwischen
Besselich und Butzweiler , und Nüwel ^) einige 160 Schritt
links lassend , jenseits diesem Dorfe in Nro. a und in die
gegenwärtige Chaussi^e. Sie wird noch als sehr schlechter
Fahrweg von Pfalzel nach der Chaussee bei Ntfwel benutzt
Pfalz et '0 (Palatium — später Palatiolum undKönigsbof
der fränkischen Könige aus dem merovingischen und karo-
lingischen Stamme). Hier hatten , wie auch der Name sagt,
die römischen Kaiser der spätem Periode einen Palast, wo-
von vor nicht langer Zeit noch ein hober Thurm existirte.
Die vielen Ueberreste von römischem Gemäuer und andern
Alterthttmern , die hier gefunden werden, lassen vermuthen,
dass dieser Ort eine grössere Ausdehnung hatte und zum
Depot von Kriegsbedfirfnissen bestimmt war, die theils die
Mosel hinab, theils auf den Landstrassin nach Cöln, Ander-
nach, Coblenz und Mainz, mit denen Pfalzel in Verbindung
stand, geschafft wurden.
Von Noewel an ist die neue Chaussee bis Bittburg '^)
in der Richtung der Römerstrasse geführt, und das Material
der letztem zum Bau der Chaussee verwendet worden , und
30) Ygl. ebendas. H. IV. S. 208 und H. XHI. S. 24.
31) Vgl. ebend. H. XIII. S. 25.
32) Ygl. über die östlich von der Römeratrasse hinlaufende Lang-
maaer — Dr. J. Schneider „die Triimmer der so genannten
Langmauer etc. etc. Trier bei Gall", — und Jahrb. H. III. S. 69
und 98, H. V und VI. S. 383 ff., H. VII. S. 146. ff., H. VIII.
8. 184 und H. IX. S. 163.
36
wird noch tüglich zur Aiisbesserang derselben benulzt. Die
Römerstrasse ist in dieser ganzen Enirernnng noch sichtbar.
Bittburg (in dem lUnerar Beda vicus (Dorf), auf der
Peutingerscben Tafel bloss Beda , und in spätem Nachrich-
ten Castrum Bedense genannt} war die erste Station auf
der Römerstrasse.
Dieser befestigte römische Etappenplats lag auf einer
kegelförmigen Anhöhe, die nach allen Seiten mit 8 bis 3
Grad abfUlt, und nahm die nördliche Hälfte des gegeuwftr-
tigen Bittburg ein. Die Römersfrasse führte in der Mitfe
und in gerader Richtung durch denselben. Die römischen
12' dicken und an mehrern Stellen noch 12 bis 80' hohen Um-
fassungsmauern lassen sich in den HäuserD| Stalljen und Gär-
ten von Bittburg noch ringsum auffinden. Die Befestigung bil-
dete ein Iftngliches Viereck mit abgestumpften Winkeln, dessen
Längendurehschnitt längs der Strasse 240 und der Quer*
durchschnitt in der Mitte 198 Schritt beträgt. Da Beda in
dem Itiuerar bloss als Dorf verzeichnet ist, so scheint diese
Befestigung nicht vor der Mitte des 3. Jahrhunderts ent-
standen zu sein, wo sich die Römer, wegen der häufigen Ein Alle
der Franken, genöthigt sahen, ihre Etappenorte zu befestigen.
In und bei Bittburg sind jederneit viele römische Alter-
thümer gefunden worden , worunter auch viele Consular-
münjen, welche den frtlhen Ursprung von Beda beweisen.
Ueberreste von römischen Gebäuden von grossem Umfange,
Münzen, besonders aus der Zeit von Diokletian uni später,
finden sich in der Umgegend von Bittburg besonders zu Ober-
weiss, wo auch noch die Ruinen einer römischen Brücke in
der Prtim, zu Fliessem ''}, wo noch ein römischer Kanal und
die Reste einer römischen Villa mit wohlerhaltenen Mosaik-
böden, zu Rittersdorf und Pfalzkyll.
33) Sohmidt: Die JsgdviUa zu FUeiMin. Trier 18i3. VgL dasu
Jahrb. IV. S. 196. W.
87
Vm Bhtfcarg ist die neue Chamsee auf die Röaersirasse
gelegt worden, und ihre Spur ist daher bis For den Wax-
koin, wo sie rechts von der Chaussee abgeht, Ferschwnnden«
Bei dem Nattenheiner Wäldchen wurden bei Erbauung der
Chaussee im Jahre 1823 neben der Römentrasse die beiden
Milliensteine ^^) gefunden , deren oben Erwähnung gelchehen
ist. Diese geben die Entfernung von Trier m S2 Hillien
ao. Da die Entfernung von Trier bis Bittburg in den
Kiaerar und auf der Pentingerschen Tafel 2u 18 Leuken
= 18 Miliien angegeben is(, und der Punkt, wo die Heilen-
iteine gefunden wurden , 4 Millien nördlich von Bittburg
liegt, so ist dadurch die Richtigkeit dieser römischen Etft-
feravagsangaben bewiesen.
Etwa 1500 Schritt sfldlich von dem neuen Wirtbshause
Waxbom geht, wie schon gesagt, die Römerstrasse rechts
TQB der Chauss4^ ab, fahrt Aber ein Meines Thal und dann
aif der Höhe zwischen Neidenbach und Balesfeld nach dem
Kyllwalde. In demselben hat der Verf. auf eine Iftngere
Strecke die Spur dieser Strasse verloren, und sie ertft west-
lich der Baracken von Weissenseifen , in der Richtung Ober
BMcsheiffl bis zur BrOcke bei Oos*^) wiedergeAinden.
h dem Itinerar und auf der Pentingerschen Tafel ist die
Estfemung von Bittburg bis zur nächsten Station Ausava
m IS Leuken angegeben. Diese Entfernung auf der Römor«
stmse gemessen triA auf die Höhe stidlich von Bildesheim.
Haatbeim und Andere, die ihm gefolgt sind, nehmen wegen
ler Namensähnlichkeit Oos, das in alten Urkunden Huosa
gmaant wird , für das römische Ausava. In diesem Orte,
<er 14 Lenken von Bittburg und über 1000 Schritt östlich
▼Ol der Römerstrasse gelegen ist, finden sich jedoch nicht die
geriagsten Spuren von römischer Anwesenheit, während in
34) Vgl. Jahrb. H. m. S. 68.
36) Tgl. obend. H. XXV. 8. 204.
38
Badesheim häuftg :Illan^B et^ etc. gtfqndeo wefieo , te
dass es scheist , als könne ipan mit melir Recjbt leUCern
Ort für das römiscbe Amuiv« halten.
Von der Brücke bei Oos bis zur nächsten Station JOnke-
rath ist das Terrain durch viele Thaleinschnitte zerrissen,
und der Verf. hatdahf^r die ROmerstrasse nur neich stück-
weise aufAnden kännen. Sie ging von jener Brücke west-
lich von Scheuren und Aue! in der Richtung gegen Stefflen,
und von da durch den Lissendorfer Wald, wo sie noch
erhalten ist. Hier' wendet sie sich > Gönnersdorf rechts las-
send , nach dem Kyllthal^ herab und trifft gerade auf die
Ueberreste der römischen Befestigung bei Jiinkerath. In
den römischen Nachrichten ist die Entfernung von Ansava
bis Icorigiun unrichtig zu 12 Leuken angegeben, indem die
wirkliche von Jttnkerath bis Oos nur 6% und bisBfidesheim
8 Leuken — und wollte man das fortwährende Steigen nnd
Valien der Strasse mitrechnen «— höchstens 10 Leuken betragt.
Icorigium^^)beiJflQkerath(s. Zeichnung Taf. III. Nr.4.)
Die Ueberreste ^^) dieses römischen Etappenorts und befestigten
Uebergaugispnnktes über die KyH erscheinen auf den etstett An-
blick kreisfilrmig, bei näherer Untersuchung und nach Wegrau«
mung des Schuttes findet man jedoch , dass sie ein regeU
massiges Achteck bilden mit wenig vorspringenden rnnden
Tbflrmoi auf den ausgehenden Winkeln. Die rOnDseben
Gussmaneirf stehen noch 6 bis 8 Fuss über den Boden her«
vor und haben eine Dicke von .beinahe .16 Fuss. Der Doreh-
36) El ist wahrsohelnlioh , dasa die Benennung loorigiam grieohl-
Botien Ursprungs ist, und von oixos Wohnung giyog kalt —
SU deufsoht nkalte Wohnung i kalte Herberge^ herkommt;
doim doa BSmem fsawle . aUerdinge diese hochgelegene £ilW-
gegend kali und rauh erseheinen, wodurch dieeer in einer
hohen » rauhen und kalten Gegend gelegene Punkt oharakteri-
stisch genug bezeichnet wurde. (Richtiger glaube ich den Namen
Yon loorix, einem oeltisohen Eig^nnameAi alisuleiftoa. F.)
37) Vgl. Jahrb. H. UL S- 62 ff. und H. XXIII. S. 145.
39
nesser des iniierB Raumes der Befestigung betragt 19& Sc hritt
oder 39 preussiacl^e Rutheo. Der vorige Besitzer des Hü(-
teowerkes Hess vor etwa 40 Jahren die noch hohen Mauern
end Thfirme bis auf ihre jetzige Höhe niederreissen und
den innern Raum zu Garten- und Ackerland einrichten. Bei
Wegrfluaiung der Mauern und des Schuttes wurden mehrere
interessante rtfmische Denkmäler» mehrere Tausende von
Münzen, worunter äusserst seltene — unter andern Gold-
nfinzen vom Tyrannen Marina — viele Waffen, Utensilien
ete. etc. gefunden.
Da, wo die Rtfmerstrasse das rechte Ufer der Kyll bei a.
erreicht, ist die Erde von diesem Flusse weggespült worden,
wodurch nicht nur das Profil derselben ganz zu Tage ge-
kommen ist (s. Durchschnitt Nro. 2.), sondern auch neben ihr,
5' unter der jetzigen Oberfläche, mehrere eichene Bohlen und
Pfähle von einer rtfmischenlLaufbrücke eptblösst worden sind.
Die Römerstrasse geht oberhalb Jünkerath von dem Wege
nach Peusdorf links ab und trifft auf der Höhe nördlich
von diesem Orte in die Strasse von Hillesheim nach Blauken-
keim. Sie folgt , noch ziemlich wohl erhalten , derselben
und ihre Richtung ist schon aus der Feme durch mehrere
an ihr. liegende Grabhügel kenntlich. Auf dem Heidenkopfe,
einem hohen freiliegenden Plateau, wendet sie sich in einem
Bogdu rechts, wahrscheinlich um einem ehemaligen Sumpfe
auezuweicben , und. hat hier, auf. eine längere Stpecke, eine
Höl^e yon la^ Nördlich von. dieser Krümmung tbeilt sie
si^ Jn zwei Anne* ,
ad Der links abgehende, nur noch streckenweise sicht-
bare A^ füfirtan mehrem hohen Grabhügeln vorbei, und
v^^^hwindet ^n.dem Ursprünge des nach Dahlem fliessen-
den Baches. Dieser links abgehende Arm war die Strasse
vo^ Trier nach Maastricht (Pons Mosae) und kommt noch
wohl erhalten auf der hohen Veen wieder zum IVorschein
wo er in der Richtung gegen Eupen führt.
40
Nachtrag ad a. lieber die Römerstrasse von
Trier nach Pons Mosae liegt von der Band des
Verfassers folgende Notiz aus dem Tagebuche des Gra-
fen Ltltfichau, vom 31. August 1821, vor, wonach derselbe su
Fuss von PrOm über Gondenbretf, Wascheid, Schlansenbaeh,
Auw über die Schneiffel , Holzheim, BoUingen, Surbrod und
tiber die hohe Veen nach Eupen ging. «In Surbrod ange-
langt, nahm ich einen Boten,, der mich zur BOmerstrasse
führen sollte. Mit mehrern Umwegen, um bequemer zu
gehen, gelangte ich auf selbige. Ihre Bichtung ist von Süden
nach Norden (S. 0. nach N. *W.) , und eben dieses Iftsst
mich vermufhen , dass es eine solche ist, die von Trier nach
Belgien geführt hat. letzt ist sie für denjenigen, der sie
nicht kennt, durchaus unkenntlich, indem 2 bis 8' Erde
und Gras sie bedecken. In neuerer Zeit ist sie stellenweise
aufgegraben worden, und es hat sich gefunden, dass ihr
Grund aus Fichtenstümmen , nach der Lunge gelegt, besteht,
auf diese sind srhr grosse Steine etc. etc. geworfen; letztere
kann man sehr weit verfolgen. Sehr alten Ursprungs moss
diese Strasse sein, weil wek und breit keine Nadelholzer
gekannt sind, denn der Eupener Wald besteht aus Eichen,
Buchen und Eschenholz, abo aus LaubhOlzem; ihre Anlage
muss daher in eine Zeit fallen, wo die hohe Veen mit
Nadelholz bedeckt war, und dass dieses so gewesen, zeigt
sich aus den Torfstichen, wo man fortwahrend grosse Baun*
wurzeln etc. etc. herausgegraben hat. Auf dieser Strasse
angelangt, verüess miclK der Bote mit der Wammig »vor-
sichtig ' zu sein*. Ich Hess mir die Bichtung auf Bupen
geben, nahm diese, so wie die der Bümerstrasse mit der
Nadef, und wanderte längs derselben bis wo sie sich am
Anfange des Eupener Waldes verlor* etc. etc.
In einer Mittheilung des Prem. Lieutenant Balmert vom
26. April 18S1 heisst es: »Eine alte Bümerstrasse , durch
den Herzogenwald nach Membacb hinab, ist zum Theil atif-
41
gedeckt worden, und besonders ist ihre gerade Linie bei
dem belgischen Forsthause Hestreux (Heislerberg) sichtbar^
b) Der zweite Ann, noch fast durchgängig gnt erhalten
folgt der Richtung der jetzigen Blankenheimer Strasse, führt
dem Schmittheimer Eichholz entlang bis an den Weg ^^),
welcher von dem Manderscheiderhofe kommt, wo er sich in
drm Wäldchen Olbrflck nach Norden wendet und mit dem
genannten Wege an der alten Burg vorbei, durch die Urft
(hier Oroff genannt) theils nach Marmagen führt, theils
dieses Dorf auf eine halbe Stunde links liegen lasst
Marmagen (Marcomagus)'®) war von Icoriginm
ans der nächste Etappenort, und nach dem Itinerar und der
Pentingerschen Tafel 8 Leuken davon entfernt. Die wirk-
liche Entfernung längs der ROmerstrasse beträgt gegen 9
Leuken. In diesem , auf einer freiliegenden Anhohe befind-
lichen, Dorfe werden gegenwärtig nur wenige römische
Alterthfimer gefunden* Was gefunden wird, besteht in Mauer-
flberresten unter der Erde, in wenigen Münzen, Todtenurnen
0. 8. w., auch scheint dieser Ort zur Zeit der ROmer nicht
von Bedeutung gewesen zu sein*
Von Marmagen aus ist die Römerstrasse nicht mehr sieht-
88) Ton diesem Fnnkte geht eine noch siehtbare RomerstrasBe,
die jedoch toed Yerf. nicht wdter Terfoigt worden ist, gerade
ans, dicht am Blankeoheimerdorf Torbei und eoheint nach Bonn
geffihrt zn haben.
39) Die oeltogallisohe Endung magus, welche in mehr^rn Orts-
namen in den Rheingegenden vorkommti hat mit dem deutschen
„Stadt y Ort" gleiche- Bedeutung. Hier Marcomagus — Qrenz-
Stadt , — weil dieser Ort auf der Grenze der TreYirer und
Ubier gelegen war. Sonst noch: Noviomagus (jetzt Keumagen
und auch Nim wegen) , Borbetomagus (Worms) , Rigomagos
(Remagen), Durnomagus (Dormagen) und mehrere andere. Diese
Orte scheinen alle vor den Römern bereits Torhanden gewesen
KU sein.
42
bar. Sie scheint auf der Höhe gegea Netteahetm ^^) fort*
gegangen zu sein, nnd sicii mit der obengenannten Richtung
b» die ohne Marmagen zu berühren auf der Höbe des lin-
ken Thalrandes der Drft fortgeht und noch sichtbar Ist,
vereinigt und mit dieser bei RickerAihr über die Drft geführt
•zu haben. An dem steilen Rickerberge am rechten Thal«
rande der Drft ist diese Strasse , wie die hier befindlichen
Deberreste ausweisen , auf die Höhe hinaufgegangen und
hat von hier in zwei Richtungen niich CMn geführt.
A) A rm der Rttmer Strasse, welche über den
Kaiserstein (Belgien) nach Cöln führte.
Auf der Höhe des rechten Thalrandes der Drft geht diese
Richtung rechts ab und führt zum Tbeil noch sichtbar und
erhalten über Weyer , zwischen Btserfey und Oarzhei»,
zwischen Weiler und Eschweiler nach Wachendorf, einem
römischen Etablissement , das so wie Antweiler wahrschein-
lich kleinere Militarstationen von dem grossem Lager Bei-
gica waren. An beiden Orten werden noch römische Alter«
thümer gefunden. Von Wachendorf zieht sich diese Sfraasf
in gerader Richtung nach dem
Kaiserstein (Belgien) beiBillig. Dnter der
Benennung Kaiserstein werden in der Gegend die weitlinf-
tigen, sich jetzt nur noch unter der Bodenilftcbe befindlichen
Ruinen eines grössern römischen Etablissements verstanden,
die am Fusse der Vorberge der Eifel in den Fluren zwischen
den Dörfern Billig und Rbeder gefunden werden. Es leidet
keinen Zweifel , dass der Raiserstein , durch welchen die
Römerstrasse führt, das in dem Itinerar angegebene Belgien
ist , dessen Name sich in dem nahegelegenen Dorfe Billig
erhalten hat, obgleich die bemerkte Entfernung von Manna-
gen von 8 Lenken in der Wirklichkeit 10 Lenken betrftgt.
40) Vgl. Jahrb. H. XXV. S. 33.
43
grosse AusdebBuug dieser Bnioeo nnd die vielen bei
Be^rbeituiig des Feldes jederzeit hier gefundenen römischen
Alterthflmer^^) scheinen darsuthun, dass Belgica eine Mili-
tairstation ?on grosserer Bedeutung und mit mehrern kleinen
Posten, wie Antweiler, Wachendorf, dem Herkelstein und
andern umgeben war.
Die Fortsetzung der BOmerstrasse ist von dem Raiser-
steine in diesem niedrig gelegenen Lande auf beiden Seiten
der Erft auf weitere Strecken nicht mehr sichtbar, und er-
scheint erst wieder westlich von Esch , wo sie in gerader
Bichtung, Strassfeld und Mflckenhausen rechts lassend, nach
Metfemich ftthrt und in dieser Ausdehnung noch jetzt als
Weg benutzt wird. Von Mettemidi fiber die Ville und in
dem Bheinthale bis Coln hat der Verf. keine sichtbaren
Spuren dieser BOmerstrasse mehr aufllBden können«
B) Bichtung aber Zaipich (Tolbiacum)
nach COln.
Dieser Arm ging von der Hohe des rechten Thalrandes
der Urft gerade aus und führte nach dem
K 0 n i gs f e 1 d e auf den Floren Ostlieh von Keldenich^),
wo sieh ein römisches Etablissement befand und wo noch
fortwährend viele rOmische Münzen und Anticaglien ge-
41) Vgl. Jahrb. H. I. 3. 85, 127, 128, H. V. and VI S. 381.
und 840.
42) Dau Keldenioh das Calydona des Ammian. (XXVII, 1.) so&»
— (was durch Valesius unnöthiger Weise in Cablllona [Ern.
liest Cobilona] umgeKndert wird), — Ton wo Charietto den Se-
yerianns mit den divitensSsohen (von Diest bei Tongern) und
taogritohen Truppen zu sieh beordert, um gegen die AUeman-
nen am Oberrheine au kÄmpfen, ist nicht unwahrsoheinlloli, da
SeTorianus mit den genannten Truppen wohl auf der Hohe
▼on Keldenich aufgestellt sein konnte, unn von da aus daa
niedere Land gegen die Streifereien der Pranken «u docken,
(Vgl. Minola üebersioht etc. etc. S. 73.)
44
fuiiden werden. Von dem Königsfelde an bis Kaipich führt
diese Rtfnierstrasse in einer fast ganz geraden Richtung,
und ist noch durchaus sichtbar und zum Theil erhalten.
Sie geht durch Dotteln , an dem westlichen Abbange des
Bleiberges vorbei, lässt Strempt rechts, Hostel links, ffibrt
durch den Wald von Eicks, 200 Schrilt unterhalb der Eick-
ser Mühle tiber den Rothbacb, dann durch das zerstörte
Dorf Düth (Eruich), lässt Merzenich links, und trifft gerade
auf das Thor des ehemaligen Klosters Hoven bei Zfll-
pich. Von diesem Orte geht sie in ganz gerader Richtung
Ober Liblar, die Ville und Herrmttlheim nach der Weyher
Pforte von Coln. Sie ist noch jetzt von Zülpich bis Coln
die gewöhnliche Verbindungsstrasse und in der ganzen
Umgegend unter dem Namen «der Römerstrasse* ^') bekannt,
ob sich gleich die ursprüngliche römische Bauart derselben
nur noch an einzelnen Stellen erhalten, und ihre Breite
durch den fortwährenden Gebrauch voo der Bömerzeit bis
jetzt um das zwei- und dreifache der ursprünglichen Breite
erweitert hat.
Die Römerstrasse von Trier nach Göln ist eine der älte-
sten in hiesigen Gegenden, und ist, wenn anders die Angabe
der Inschrift eines bei Manaagen gefundenen und später
verloren gegangenen Millienstetns ^) rieblig ist, von M.
Vipsanius Agrippa erbaut worden.
Zülpich (Tolbiaciun — in dem Itinerar bloss alavieus
(offener Ort, Dorf) später als Castellnm bezeichnet) «in ur-
alter Ort , zur Zeit der Römer als Vereinigungspunkt meh-
rerer Strassen wichtig. Das Castellnm Tolbiacum befand
sich auf der Höhe, wo jetzt die Kirche und das Schloss
liegen, und erstreckte sich auf selbiger fort gegen das ehe-
4d) Vgl. Jahrb. H. III. S. 99 H. XX. S. 126 und H. XXIU. S. 81.
44) YgL ebead. H. XXY. S. 28 S. [und dasu H. XXIX. and XXX.
S. 10 Nro. 22. F.]
45
Balige Kloster Hoveii. In dieser Gegend werden noch jebst
▼iele römische AlterthOmer^) gefunden. Von der römischen
Befestigung ist oberirdisch nichts mehr vorhanden, — (die
jetsige Stadtbefestignng ist von dem kOluiscben Erzbischof
Hanno aus dem 13. Jahrhundert) — ; in der Gestalt des
Orts hingegen, in der Richtung der Strassen mit den 4
Thoren, hat sich noch ganz die Form, welche die Römer
ihren befestigten Orten zu geben pflegten, erhalten. i
Besonders wichtig in historischer Hinsicht ist Zflipich fflr
die Geschichte der Franken« Hier gründete Chlodwig durch
den entscheidenden Sieg Aber die Aüemanneu (496) seine
und seines Volkes Herrschaft^); hier stfirzte Chlodwigs
45) Vgl. für Zulpioh und Uzngegend Jahrb. H. I. S. 116, H. III. S. 99
und 196, H. V. und VI. Ö. 341, H. XII. S. 42 ff, H. XVn.
S. 112, H. XX. S. 81, H. XXII. S. 131. H. XXIII. S. 61. ff.
H. XXV. S. 38, 122 ff. und 161, IT. XXVI. S. 200. XXVITI.
S. 105. Die militairisohe Bedeutung ZülpiohB erhellt aus Tacitus
Hist. IV. 79. w!
46) Diese welthistorisehe Sohlacht, in welcher die zwei damals
mMohtigsten deutschen Volker für ihre eigene Unabhängigkeit
und um die Herrschaft Ton Gallien und Deutschland kämpften,
wurde auf der Scheyelshaide , eine Stunde südöstlich von
Zülpich bei Dürscheven auf beiden Seiten des Blelbaohs, ge-
schlagen. Chlodwig war mit seinen Salischen Franken vor den
Allemannen yom Oberrheine bis Zülpich zurückgewichen (Vgl.
SohSpflin Alsatia illusi 6. 480 ff.) wahrscheinlich um seinen
Hülfsquellen näher zu sein. Am ersten Tage der Schlacht
wurden die Franken gesohlagen. In der darauf folgenden
Nacht vereinigte sich Sigibert von Cöln, König der Ripuarischen
Franken, mit Chlodwig, worauf dieser am folgenden Morgen
das Gefecht erneute und das Gelübde that „Christ zu werden,
wenn ihm der Gott der Christen den Sieg geben würde*. Die
Schlacht (S. Jahrb. H. III. S. 30 ff. H. XV. S. 35 ff. und 218 ff.)
wurde am 2. Tage bei Wiehterlch (Victoriacuii(i) entschieden,
und endete mit dem Tode des allemannischcn Königs und mit
der gänzlichen Vernichtung des allemannidohen Heeres. Bei
46
Sohn, Theodorich I. ROnig von Auslrasien, den letsten König
der Thüringer Hermannfried (681) meuchlings von den Zin-
nen der Mauer, und hier kämpften Theodebert II. und Theo-
dorich II. (612) mit den Kräften von Gallien und Deutsch-
land um die Herrschaft über Austrasien.
Romische Militlirstrass.en, ivelche von
Zlllpich ausgehen.
Von der Strasse, welche von Trier tiber Zttlpich nach
Wiohterioh war es, wo nach der Legende während des Gefechts
eine Taube das bekannte FlSschohen mit dem SalbSl vom Himmel
brachte. In der nnterirdisoheii Kapetle der uralten Kirche Ton
Zülpich wird noch der Stein gezeigt , auf dem Chlodwig nach
der Schlacht gekniet und das katholische Glaubensbekenntniss
abgelegt haben soll (S. Jahrb. H. III. S. 81 ff. und U.
XXYIII. S. 106). [Dass Zfilpich eine fränkische Feste war, geht
hervor aus Gregor v. Tours üb. III c. 8; dass die berühmte
Alemannenschlaoht dort stattfand erwäftnt Gregor bei der Be-
schreibung der Schlacht nicht, kann aber aus einer späteren
Stelle zurückbezogen werden, in der wahrscheinlichen Yoraus-
Setzung dass an beiden Stellen von ein und derselben Schlacht
die Rede ist, dass aber die Taufe Chlodwigs in Zfllpich statt-
fand wird bekanntlich angefochten und muss nach Gregors
Worten zu Gunsten von Hheims bezweifelt werden. Vgl. Gregor
lib. II c. 30 und 37. Die Legende von der Taube mit dem
Salböl findet sich in Hinkmars vita des h. Remigius. W.]
Im Jahre 1813 hat die damalige französische Regierung swd
grosse Tafeln von schwarzem Marmor nach ZÜlpich geschlokt.
Auf der einen, welche über dem Kölner Thore von Zülpich
befestigt werden sollte , steht die Inschrift : Tolbiacum , Chlo-
dovei victoria insigne, Francorum fortunae et imperi inoun*bula.
Auf der andern, die für die unterirdische Kapelle bestimmt war :
Uic, ut fama loci est, sacris primum intinctus undis, Chlodoveos
de Germanis victor votum solvit A. CCCCLXXXXVI. Die kxie-
gertsohen Ereignisse von 1813 und 1814 haben das Aufhängen
dieser Tafeln verhindert, und beide befinden sich gegenwärtig
auf der Bürgermeisterei zu ZÜlploh.
47
Cdln fjihrtf y ist bereits gesprochen worden. Ausser dieser
verdieuen bemerkt zu werden:
a) Die Militärstrasse von Zttipich nach
Neuss^^) (Novesium).
Diese Strasse ist als eigentliche Fortsetzung der Strasse
von Trier zu betrachten, und war die kürzeste Verbindungs-
linie zwischen Trier und dem Niederrheine , ohne Coln zu
berühren. Sie wird in der Gegend die „Heerstrasse* ge-
nannt, ob sie gleich gegenwärtig nur tbeilweise als Weg
benutzt wird. Da diese Strasse von Ztilpich bis Neuss
gr5sstentheils durch Aecker und fetten Lehmboden führt, so ist
sie an den meisten Stellen zerstört oder überdeckt, und nur
noch streckenweise als ROmerstrasse zu erkennen. Sie ist
weder in dem Itinerar, noch auf der Peutingerscben Tafel
angegeben. Sie führt aus dem nördlichen Thore von Zfll-
pich (dem Bachthore), geht in gerader und fast nörd-
licher Richtung an Gladbach vorbei nach Luxheim, und
folgt der linken Thalhöhe des Neffelbaches bis in die Gegend
von Blatzheim. In dieser Entfernung ist ihre römische Bau-
art noch an vielen Stellen sichtbar« Bei Bolheim führt die-
selbe durch die Ueberreste eines römischen Etablissements,
in welchen vor einigen Jahren viele Alterthümer gefunden
worden sind. Von Blatzheim gebt sie in gerader nördlicher
Richtung durch Mülheimer Loch nach Pfaffendorf, und
folgt von diesem Orte an der linken Thalhöhe der Erft.
Sie ist von dem Verf. nicht weiter verfolgt worden. Der
Hecken Caster, welchen diese Strasse an 1000 Schritt öst-
lich liegen lässt, wird allgemein für ein römisches Castrum
gehallen. Die Ruinen der alten Burg von Caster und die
Mauern , welch« den Ort umgeben, stammen jedoch aus dem
47} Vgl. Jahrb. H. I. S. 107, H. IL S. 45, und H. V. u. VI. S. 407.
48
Mittelaller aiid «eigen iiirgeaiU einen rOmiadien Ursprung.
Auch sind , so viel der Verf. hat in Erfahrung bringen kön-
nen, niemals in Caster römische AUerthflmer gefunden worden.
b) Militairstrassevon Zülpicb nach Gemfi ad.
Von Z tt 1 p i c h aus sind noch die Spuren einer Römer-
Strasse sichtbar» welche fiber Bttrwenidi in der Richtung
des gegenwärtigen Weges nach Gemfind fObrte. Dieses ist
ohne Zweifel diejenige Strasse, welche auf der Peutinger-
schen Tafel bemerkt ist, und welche von Rheims ausgehend,
bei Mouzon (Mose) die Maas flberschritt und fiber Meduantum
und Muuerica nach C 0 1 n ffihrte. Meduantum ist das
jetsige Mande bei Bastogne (Munerica vielleicht Mfirringen).
Auf der Wasserscheide der Ourte und Dr ist diese Strasse
an vielen Stellen noch sichtbar.
Ausser den genannten ffihrten von Zfilpich noch Römer-
Strassen nach Belgica, Bonn und Dfiren (Marcodurum)« Sie
sind jedoch sflmmtlich dergestalt «erstfirt , und ihre Rich-
tung ist so unkenntlich geworden, dass darflber nichts mit
nur einiger Bestimmtheit augegeben werden kann.
Ueber den römischen unterirdischenAqni-
dukt,welcheraus derEifel nach Cölnffihr-
^^9 (gegenwärtig von den Anwohnern die
Ader, Adrof, Aderich, Teufelsader, Teufels-
Calle (Canal) und in alten Urkunden «der
A d ucht' genannt).
1) Rloht ung an d Lauf.
In den vielen Schriften, worin seit sehr alter Zeit bis
jet«t dieses römischen Aquädukts Erwähnung geschieht, wird
die Behauptung aufgestellt, dass derselbe von Trier nach
Göln geführt habe^). Man sab die sichtbaren Ueberreste
•
48) Ea gibt wenig Gegenstände, worüber so Tiel gelehrter Unsinii
geschrieben worden ist, als Über diese römische 'Wasserleltong.
fickcn AMaehMf i«r BifH ui 4er Rklitaig such Oün
wiHle iM seia« «rsy rtagliehe Bm<>wag wAAi s« «rkli^
m, mJ gtedUe nur ds4««fi dem GtBsea eisen seiaer GrMse
tsfeMeMenen Zweck unCemlegeiiy weim man Ihn Ue Trier
fcrtttMe» and da^urdl die keiden wiclitigsfett' Punkte der
iMwr in den Meingegenden dareb ihn verbnaden rieh
iMiite. Za dfesea Irrthmne gab gewiss aach der Umstand
liiasB/dass die RdmeiMrasse ndrdllcli von Biltbarg in der
Bifd van den Landlenten, sa wie der Ranal, die Ader ge-
aiaät wird« Alle digeaigen , welclie aber diese Wasser*
Irftmig gesellrieben babea, sahen rie entweder gar niehl, oder
aar an einaelnen Stellen , nnd datier siai aacb alle bis jelat
bckaaal gemachten Angaben aber dieselba sehr mangelKaft
md aar theBweise richtig^*
Der Terf. ist bemaht gewesea, sieh aber dieaes wähl
mäkmWrnpU Baawerk der Hamer ia den Aheingegenden
ile sügKchste Aafkltfaag na rersehaffen , aad hat seiae
VatanachaBgea reraagüdi aach darauf gerichtet, ansnunitteln,
ÄJm merXwfirdiastoa bleibt die MeSniag derj«nige»i welebe die-
Ußk Ceiuü aus 4em Moeelthsle bei Trier in naanterbroobenem
Laiife und ohne TbeSlang fiber du ^ifel^birge iiaek CSln
gehen laseea , und axmehmeB , dass er bestimmt gewesen se!»
den XJeberinu tob Wein , welchen die Moselgegenden erzeug,
ten, naeli CStn zu ffihren, oder aaeki dan die R8mer dttreh
denselb^ mit Hülfe tob Wassertegeln eine Sdiiiellpost iwl-
eelMa Trinr nnd OSiit etabürt gehabt hatten und dergL mehr.
49) aeleatas da mJ^tavd. OoL p. 254 p. Tiimbom: Belgjoa i»
MSggeraths ProTinsialblSttem Ton 1836. Ifdggerath fiber dea-
■eibea Gegenstand in WesternMuma Monatsheften 1868 p* 165.
Bfaie aof immittelbareii Unftersnehtuigen berahende Abband-
hukg TOB Sieh ia Comadtn enehelntia Knrsem nnter dem Titel:
•Die «teisohe Wassedeitong ans der £ifel naoh CSln, mit be-
lendteer RidEsiciit aal die malohst gelegenen rSmiseheii Nieder.
laasnngäB o. s« w. mü einer Kaite und Zeiehaongen. W.
4
tfb
ob yon 4er hobt« Bifel ia sMIidier ftiditiiBf fia JLtMl mA
Trier herab , so wie nttrilticb noch C«l» gefAhrt habe. Alte
BcmfibiiiigeQ in dieser Hinticht siad jedocb vei^eblkb ge»
wesen, und pirgeads bat er die Spuren eiaea aolehea Kaaab
am sttdUcben Abhänge der Bifel gefuaden. Hier war ee
immer jdie Ramentraase , welche von den Aawohiieni uicbt
fttr eioe. ehemalige Strasse , soadera ualer der Bcpenimi^
der Ader und der Teufels-Ader fUr cioen Kaaal gebrtlea
wird , ttod deren Bichtuog auf den Paben fort schon km^
reichend ist, eine solche Meinung au widerlegen.
Die ersten Spuren des ramischen AfuäduMs bat der Vari
oberhalb Dalbenden an dem rechten Thalraade ier Dcft» w#
derselbe durch di^ berabgefabrte Erde entblösst und a« Tage
gebracht worden ist, gefainden. Hi^r erscheint, er.beao^ la
einer Höhe von 36 bis 40' ttber der Thalaoble der DrUi
woraus au schliessen ist , dass ^r weiter oberhalb gf gen die
Quellen dieses kleinen Flusses seinefi Anfong nimmt,. nnd
dass letaterer höchst wahrscheialicb bei der allfu Bui;^ wa
^römisches Gemäuer au Tage steht uad ein bedeutender Kabcm-
bach der Urft entspringt, zu suchen sei« Von jener Stelle
an aiebt er sich, wi» auf der Karte Taf. IV bemerkt ist,
an vielen Stellen sichtbar, an Dalbenden^*) nnd Soeteaich
vorbei und steigt an dem Thalrande der Urfl mit dem nathi-
gen Niveau immer haher, so dass er Call gegenüber schon
hoch oben am Thalrande erscheint Bei diesem Orte fliesst
vpn der rechten Seite ein Bach in die Urft^ An dem linken
Thalrande dessdben fflfait er aus dem Drfttbale hcvans, und
wendet sich durch die Senkung nördlicb von Kddenidi «nd
50) Vgl. Jahzb. H. XVin. 8. 314 SL (Naoh ^en Mittbaam^ea det
Herrn £iek dar im AUgeaetnen die Angaben des YerfaaMrs
darohoac beitStigt, Uge.dec Unprung dM Caaala lüebt to weit
aofirXrtB als der YerfoiBer yennathet» eondem gleieh aaterhalb
der BoeenihAler*MShIe im UriUhjile, niobi tea -des TJ«beig«nges
der RtaemiMMe über dteten Bach bei Riokorf^r. W^
51 ^
IMteh, i/m MMuoä AUmige «les Eleiberg» gegenüber,
em iea Stromgebiet der Maas m das des Rheuis, uad gebt
darth dw Garten dea Pfarrers von Calmath und an der
rechtaft S^ eines Seiteatbales dea Feybacbes nach letsterrai
kiaak. Wo derselbe von der linken auf die rechte Seite
ücsts Baches gefiüirt liat^ ist nicht sichtbar. An dem rechten
Tbalrande des ^eybaches geht er an Urfey, Eiserfey^
BreilenJkenden abwArts, und steigt an demselben, sp wie
]■ Drfltbale, Iminer böber. Bei der Yeyer Mflble, nwisdien
Brätf übenden und BurgCey, liegt die Sohle des Kanals tW V*
and Entafey gegeniber bereits 149' 7" Ober der Thalsoble
des rcybacbas'^^), und sein Gefalle beträgt hier auf 000
Batben SS' 7*" rheinisch.
Unterhalb Ratnfey, wo der rechte Tbalrand des Peybaches
niedfig^ wird, wendet /nch der Kanal von deni Feybache
ab, geht un ein kleines Sdtispthal desselben hemai, lasst
Lessenich und Antweiler rechts und nieht sich am südlichen
Abhnnfe der P6J5enbairt nach dem Brfttbale bei Weingarten,
wo er auf der Habe des linken Tbalrandes dieses Flusses
auf ^m Upg^re Strecke reisebwindet Entweder der Hauft-
kanal oder ein Arm desselben scheint nach der ramischen
HiKtainiation auf dem nahen Kaisers<eiae (Belgica) geführt
an haben , und. soll in dem Keller des am hllcbsten gelege-
nen Hauses von Rheder sichtbar sein. In der Gegend von
Bheder ist der Kanal von der linken auf die rechte Seite
51) OiMe NWeHements hat Herr HStten - Inspektor Ooboer so Me-
chendch auf die Bitte des Yerf. maoHen lassen. Kaoh einer
Notis des Verf. hat Herr t. Dechen im Juni 18d0 folgende
Barometer.Messmngen angestellt: Üeber dem Rheinpegel Kro. 8
bei Bonn, ist die Sohle 4e9 Römer-KanaU bei dem HQttenwerka
Dalbenden 1166,4 par. F., im Steinbüsoh bei Callerheistert
lld8|0 p.' F.| im Pastoratgarten zu Calmath 1069|0 p. F., und
aal der Qrensa der Begieningsbesirke A^aohen und Coln 767|1
par. Fose^
se
Üer Brft iberge|raagen* UebenrMte eiMr Bfi|feBst«Ilaaf n
nicht sehr vorhairfeä.^ In den Pddcrn MwiMbea Pldniei»^
heim und FlanerBheim*') hat Ihn in vorigen Jahre (IMS)
der OotsbesiCser v. d. Leyen auf eine grössere Strecke am*
brechen lassen. Bei der Kirche ron Niederkastenhols ke*
findet sich ein nicht tiefer runder, Bmnnen^ der etir« V
im Durchmesser hält, und mit einem noch zwa Theil erhal-
tenett römischen Mauerkranse umgeben ist. Das Wasaer
dieses Bmnnens ist ron vorsüglicher Beschaffenheif. Ala
man diesen Brunnen vor einigen Jahren reinigte, fand niM
anf dem Boden noch woM erhaltene römische Mosaik wd
einen gemauerten Kanal, der nach dem Hauptkanal beralk
angehen und diesen mit dem Wasser des Bmnnens gespeioel
zu haben scheint
Aus der Gegend von Palmersheim wendet sieb 4er Kanal
nach dem Schorrenwalde, und fthrt am nörOichen
Saume desselben, an mehreren Stelleii nchtbar, in einem
grossen Bogen am Fusse des nördlichen Abhanges der Vor-
berge der Eifel um Rheinbach, wo er auf eine grössere
Strecke verschwindet'*). In den Feldem nwiscben Meekoi^
heim und Ramershoven soll man an mehrem Orten llc
Spuren dieses Kanals entdeckt haben. Erst unterhtdfc Ltt-
telberg kommt er an dem westlichen Abhänge der hlur
52) Vgl. Jahrb. H. XIV. 8. 172.
bS) Die grosse Krfmmang, welche der Kansl llngs der Vorbargs
der £ifel um die Ebene yod Rbeinbach maobt, war nSthigi um
das erforderliche QefäUe zu gewinnen, womit er Über die VQle
gefSUirt werden konnte. Die Ville Ist der flache und bewaldete
Höhenrücken zwischen dem Rheinthale und dem Schwisti>aeke
(weiter unterhalb der Erft). Dieser aus Braunkohlenlagem be-
stehende und mit aufgeschwemmten Kies- und Sandsehiehlen
bedeckte H^henzflcken erhebt sich bei Meekenhelm kaum sMt-
bar über die Torllegende Ebene, und wird erst weiter
halb höher«
I»
rieh weaif flker die llidie eriMbenieo ?We wieier-siuB
ToradreuL 1b den Weiker des ScMortes rm Baschhovea
«fehl er wa Tnge^ «od flihil, IV onter der jeztifeli Ober-
flicht, dinreh des Bmnnen des Baueni Stol« in diesen Dierfe.
B«ld mtetliftlb inecbhoTen iet er airf eine Ittagere Strecke
aoegebrochen , uod sein Material amn Bau des ehenaligea
Kiostera Capettea verwendet wordm. Kr gebt hier aa dem
rieemen Maane^t) , elaer eisernea Grenaatange drder hier
aasäanaeaatossendea Qeaieiade-Markea, rarbai , aad^ fahrt ia
adiriger Rfohtaag darch dea Wald Ober die Vilie. Ab den
gsfliielieB Abbattge derselbea seakt er sieb aaeh Cadorf '^^j
berib, wo er aa Tage kommt, uad Hlaft an diesem Ab»
haage, aa nehrera' SteUea a« B. Henaierieh and Mertea
aiebtbar, fort aach Walberberg, wo er antcr der westlicbea
■iascrroibe dieaes Dorft fortülkrt aad In nebrera Hftttsera
ab Kdler beaatat wird.>^) ^
VoB Walberberg aas ist er aidrt anbr sichtbar; seiae
weitere Fortsetaaag gogea Mescheaich ist jedoch darch das
alte OeaAoer» auf welches die Laadleate bei Bearbeitung
des Feldes treffen, und durch das schlechte Wachstbnm des
Gotrddos in trockenen Jahren au erkennen. Von Mesche-
aich wendet er sich gegen die Chaassfe von Ctfln nach
Bona, aad fihrto awischea den Sd« aad Vk OhaasaöesteiBe
•ater den Nanea der Teafbls-- Catle (Kaaal) Aber dieselbe
«ai daf der Hieben BMie fort nach der aitea Barg ober-
halb Cola.
M) Tgl. Jalub. H. XXVin. (S. 107. S. Minola^s Abhsiidlang
ia Brewer*B TSteriandisoher Ckronik J. 1826. H. VL S. 321
fg. Fl
W) Vgl. eboad. H. XXVU. S. 101.
6«) Bei Walbsrberg ist dar im Hoft XXVII p. 161 disM» Jahrb.
erwäbale Wsrtthami aas dem Material des ROmeroanaU er-
baat. W.
54
Auf Mden SeKen icr Ctoiasd« Mt er yof «uii||^ Jalum
aof eine Iftngere Stnecl^ MMigebrodien wurden. In der
alten Bvrg, einem ebemidigen rMiiAchen ILiinteU, warde
wahrscbueinlkh da^ durch den Kanal herbeigeftthrte^ WjMser
gesaaunelty und von hier aiM weiter nach C«l« geleitet md
vertheilt
Alle frflbem Nachrichtcsi iiaben dieae Wasierleitnng.voii
Walbeifterg längs der Ville aber Pinadorf ^ Vodie» , Fiacha*
nicb, BemOhlbeini und Eiferen nach COln gehen laa9e%
Ojesea ist jedoch nach den hydrauBsehen Gesets^n oonittg-
Bcb, da die Gegend van Pinsdorf bis Uennflblheiai writ hAer
liegt f als der Kanal in Walberberg, und dieser Imbun is(
daher entstanden, dass sich von Bfferen^^) nach C5ln m,
bei Schleifkotten und weiter , . nadi die UebamstfS ein««
andern, rdnusehan A^iMubla vaiHnden, dar ojlierhrdisdi. anf
Bogenstellungen nach Cöin ging und. in welchem der jetaig ^
Mdbacb nach dieaem 9rte geleitet .wurde^^). .
67) Vgl. J«htb4 H. XIV. ß. 183..
58) V^l. «bead. H. XXVII. 9. 144. Nach dem Referate In der
KSlniMhen Zeitung t. J. 1859. Nro. 862. hat derselbe Herr
Verfaaser Geh. Raih. Prof. NöggerAth in Bonn am 28. D^eettb^
1859 einen Vortrag ttber diesen Qegenstand gehaltM.- Daittaoh
lassen sieh die i^psoren de^ l^asMrlsitiing nur Ton KlOn Ms la
das Kalkg^hkte derfiSfel yerfolfiBDi und. sie wellen niehl blass
anf ehieAeUiBigeilTraiaps hin, «s w^f mindestens drei soloher
Leitungen vorhanden. Eine dieser Leitungen nahm in der Kffel bei
dem Dorl^ Gaimuth die dort Torhandeneui jetst sum TheQ Ter-
sumpften Quellen auf. Sie ging über Llblar, wo auf dem Felde
der BrannkoiileiwCoaoasslon Concordia an der grossen xdminhen
Heerstrakse ein rSmIsohea 'Castrum «tand» Von da setste sie
in einer noch Torhandenen Bösohe, ElTengraben jetst genannt,
im Walde der Ville fiber den Rtloken des sogenannten Vorge»
bifgesy und ging über Voehem, Keadeniohi Hermühlheim, Eiferai
Sehleifkotten naeh der alten Oolonla zu. Die andere Leltuag^
nahm oberhalb Eiserfey die Quellen yon Dreimflhlen auf, setzte
0« weH irr Kanl gegcimftitig iwch «iebllnnr M^ gebt
«r inrebMft nteririwch «iid ist, am das ui^lbige Gefällt
M gewiaaeii, mit grosser Kanst in gebroeheaer imd scMan«
gwBhrmigcr Liaie so gcüihrt, dass e^ a. B. an den recfatea
TMrande der Urft and des Fejrbaehesy tro er ttirer viite
Hebeiiibftler und äehlvchten bijiweg geleitet werden mnsste,
aar der eiaea Seile derselben so lange aufwärts gebt, bis er
mk deai aatbigea Niveau aater denselben dareb and airf
> t
4l»eh ^^ FhjliiBXt sti dlMsm In das Thai der S{ft, in d«a
Kr#i« BheJBlNMh and fiber Lülflelberg und BuiolthoveO' naoh
-dmn Yojrf eblrge, sn diOMoa ösüiohd): Qdte jsie nach Walberb«c|f
«nd Keldenichy ua4 dann mehr In östlio^or Bichtung nach dem '
römi^oben Kastell bei Bodeokircben ging. Die höchste Wa/iser-
leitung war aber diejenige , welche nach Zülptoh führte. Sie
nahm nSrdlich Ton Schmfttheim Quellen auf , welche jetzt in
df« Urft einmünden, ffihrte dureh das Üi^al M& oberhalb
Call und zog unterhalb Keldenioh und Dottete <iaolt Ziflpioh
Idn. Pie Lingenetraeke dletet etemtUe^en Waaeerleiftangen
betrSgt an ^6 MeUen^ und da« gtoasartige romische Bauwerk
Ut etwa der Ausführung grosserer Eisenbahnen zu Tergleiohen.
Herr Geb* Ober-Berg.Bath Nöggerath sprach auch über den
schonen Marmor, welcher aus der Sinterbildung in der Was*
Berleltung gewonnen worden Ist, und zu welchen Bauten er
verwendet Worden, fir zeigte äntÜk, wie aus den Strattfikatio-
aeti diese« Marmors ttnd der Dlelie seines Absatzes die Zelt
seiner Bildung steh berechnen lasflf. JBtefteeh würde das
Waaaer. eti^ 600 Jahre lang in der Leitung gefloisen sein,
und wenn man annimmt, dass dieselbe unter Karl dem Grossen
■erstSd werden, um den Marmor »u gewinnen (nach OBlenius
p. 961) WofSr Manches spricht, «e kannte ihre Erbauung gegen
daa Ende des 2. Jahrh. unserer Zeitrechnung fallen. (NaOh den
Untersuchungen des Hjsm Eick wib» nur ein einziger unge*
th'eüler Canal an« d*r ^fel naeh 0^ gegangen und der etwa
SO-Mlnaten lA derLInge betragende Seitenarm ton I>reimühlen,
mandete gleich unterhalb des alten Hammers In die aus dem
Urftthale kommende Haupt Wasserleitung. W.
>
56
itr ortf egatif ofetitai Seite wie^ Mwb iem fcwpUfcilr
heribgeflDlirt werden koMle. Mar •• efaudBeB werige«
Scellea , wo er tber grttaBere ThJUer hnwqfgeflhel wcvtai
flMtflBte, wie & B. bei Wieder von der Hakea wf die veeUe
Sdte dee Erfttliaies , edidot dieees eberirdiseli md B^fe»*
itteilmgen feeclidieo m eei», obgleieh daves kciM S§mm
Mehr dditbftr eiad. AoBehaieft m wolkig dMt er wmtk
Uer «ttter der Sift dircbfegaogni sei, nad dMt dieWae»
eemasse des Raiiftb durch das fresse OeAlle, welebes dia-
aelbe tob der BMie bei Weiagartea nadi Rheder nad aach
der Brfl beral hatte , avf der rechlen Seite dieses kleiaea
Russes darch dea Druck afleia wieder so iiocb gehobea
wordea sei, am d b e r die Ebene von PataiersiieiBi förtiieasen
aa können I scheint nnwahrscheiaiich : deaa welche DiaMs-
aiooen artsste hier das Mauerwerk dieses Kaaab gehabt
habea, aai den Brack euer so grossea Wassenaassa
halten aa kMaea^).
Es firagt sich aaa, wricties waren die Uiaachea, wai
die Röaier diesen Kanal eaterirdisch flihrten, aad dadurch
seine direkte Lange um das Vielfadie vergrassertea, wo sie
oft durch eiae eiafache Bogensfellang denselben ttbrr die
schaalea Sdteatkiler aad Schlachten haften leiten können f
Dem VerL scheinen Mgende die wahrscbeialidtftaa :
l)'das Wasser warde dadaroh iai Soanaer kihl aad
frisch eriiaHen, aad
S) wihread des Wiaters in dieser nOrdüdien aad
60) Naoh Hem Bteki MftihsUaaaoii aind wsdsr sm BHIOnse bei
Rhed« nocih Am Sdiwhtbaohe oberhalb LSflalbs^ Boaenetel-
Isngeii Torhandea geweeeiiy (andere wollen rfe gesehen haben)
mütebt denen der Kanal Ton einem sam sudem-Ufer hinfiber-
geftthrt worde, toadem in beiden FSUen g^fat deisübe anter
dem Baehbette durah. Nor einmal Sndet sieh eine Bogeaslel«
luag Im Feybaoherthale gerade don Dorfe Tuieem gegonllber,
um zwei nah tusammentretende Bergabh&ige au Terhittden.
hl
Tlieil hochgelegenen Oegend gegen las Binfrieren get
ttehert. üeherdiess
8) erithk Frontlnnf , dnis die Böner die A^nftdukle^
welche den, in der Nttfae der 6ren«e gelegenen nnd
den feindHcben Invasionen ausgceeinten Orten nnd
RKlHairstalionen Wasser nufabren sdllen , nnterirdisch
geleitel hatten, um dieselben den Avgen des Feindea
n cntnieben. Meser Omnd alkin wttrde hinreichoil,
die nnlorMisehe Anlage dieses Kanals an erklären.
Bsuart and Dimensionen.
Das Hanerwi^k besteht aus dem Material, welches in der
Blihe gefunden wird. In dem Thale der Urft ist dasselbe
ans den sehr guten Kalksteinen, die hier gebrochen werden,
angefertigt. In der Ntthe des Feybaches sind es Grauwacke»-
stmne, woraus hier der Gebirgsabhang besteht, welche die
Mauerung bilden, nnd die Steinbruche, welche das Material
liafarton, sind noch längs dem Kanäle sichtbar. Von der
linken Sdte der Brft an tiber die Ebene von Palmersbelm
nnd Rheinbach und tIber die ViUe, wo es keine Bruchsteine
gibt, besteht die Mauerung gans aus Gusswerk von Quam*
kiesein, welche von den grossen aufgeschwemmten Kiesel-
schichten genommen sind, die mehrere Fuss hoch die Braun-
kohlenlager der Ville bedecken. Dieser aus Quarakieseln
nnd rtaischem Mörtel bestehende Guss ist so fest, dass der-
sdbo in der Umgegend noch jetnt su ThorgewOlben , su
Tbir« und Fensterrahmen sugehaaen und benutnt wird.
Die Dlamisionen des Aquädukts (Taf. IV. 1.) sind dem Hl tten-
werk Burgfey gegenfiber genommen worden, und bleiben auch
an andern Stellen dieselben, obgleich anderwärts, wie schon
bemerkt, die Mauerung von verschiedener Beschaifenbeit ist.
Hier bei Burgfey besteht das Fundament aus einer aufrecht
sishsnden Mauerung von 6 ZoU Hdhe ; auf diesem liegt loses
Maaerwerk von 7 9oll Dicke, und auf diesem die fioUe des
68
I
K^iiab am wasserdiektom Mörtel, von Traas imd kWn ge-?
schlaff nen Ziegeln bestehend, von 7 Mü ioi DardMiesaer.
Die anteae Weke des Kanals , anf der Sohle genaaaeB , he«
Mgt sr ZoH, die obere 89 Zoll, and die betdea AbsAlse
mit gerechnet, wo dte Wölbung naOtigt, 84 ZoH. Ke Sei-
tenwinde desselbea siad 89 Zoll hoeh, md die gantt innere
Btihe ron der Sohle bis cor höchsten Wölbang betfigt &5
ZoH, oder 4' r*. An den Seitenwinden befindot skb ein
9 bis 10 Linien Acker imd geglfttteter Axmmtf ¥oq deai-
selben wasserdichten Mörtel, woraus die Sohle bestellt.
An allen Orten , wo Regen und Schneewasser die Maue-
rung des Kanals nicht entblösst tat, ist derselbe mit einer
mehrere Fuss dicken Erddecke belegt. Auf den ersten An-
blick erscheint die innere Form des Aquftdnkis MmenfÖnuig
bis man bei näherer Untersuchung findet, dass sieh auf der
Sohle und an den Seifenwönden desselben durch dctt
Wassemiederschlag Kalksinter ^ angesetzt hat, der rou A
bis 12'' — an einseinen Stellen noch mehr-— im Ihirch«^
messer li<, und beweiset, dass lange Zeit hindurch VfmairtT
in diesem Kanüle geflossen ist.
In gewissen Abständen bei Burgfey^ und im Oarten 4^
60) Dieser Kalksinfer ist ron feiner Struktur und nimmt eine sehr
BoHone Politur an. Aus ihm bestehen die kleinen Slulen an
def BÜdllohen Süssem Kundung des SeMtfs t^m MQnster wä
Bomi, df» gegen 1' im Darehmeteer und 7 M 8* in der
üöhs heltm, «ni eina Söole in den NlülaraltonkabiBet. za Pef:
ptUdojrC. Die«e SSalen ilpd lange sin Problem. ^Ur die BUne-
^ ralogen zu Bonn gewesen, und man wustte niohti welcher ^^inj
art dieselben angehören könnten, bis man im Jahre 1828
beim Ausbrechen des römischen Kanals l)ei Cadorf das Wahre'
fand. (Ebenso Ist er zu SSuIen, Altarplatten und sonsl zu
' Verzierungen- rerwendet in den Kirchen zu Ltfflelberg, HÜnslori
elfiily filegbargy Laaoh,. AlMtoaÜr, Flamenlieisa , Ornnmü^
Midfer, B. CKoiHs und S. Geryea su GSIti. W«) i * ^ a'
99
Herrn UlehiMrf in Rmchhofeii Ihfde» sUh Loftsehachte, wdcbe
iKe i^anie Isnefe Weite ites Kanals einnehinen, um! «ber
welclieii als Decken Thfinnelien gestanden na haben scheinen.
Wo dieser Af nidnkt nicht gewaltsanier Weise nersISrt wot&
Am iaty ftndet er sich noch ihrehnos wohl erhalten. Anf
grosse (Strecken ist er jeioeh ausgebrochen , nnd ans Senoni
Hntenil sind Darfer, Mtlenwerke, KMster, Kirchen etc. etc»
ovhani worden , nnd gegenwärtig wird er in den Begendei^,
wo er noch nicht nerstOrt ist, als ein onerschopiicber Steinig
kmcb benaint.
Bostlmmnag dleset Kanals und wahrsohelaHolie
Zelt seiner Erbauung.
Bfcser Aqnidnkt hatte gewiss keine andere Besllslninng»
als GMn — nnd anch wohl die in seiner Nihe Nefenden
NMtaifstationen «« mit frischem Trinkwasser nn terseben,
wie es der Geschmadk des RMiers liebte^). An Miaeral*
Wasser, welciies in ihm nach CMn geleitet worden sei, iot
dabei nieht nn denken. Wasserleitnngen waren Qberlianf t dn
Littnsattikei der Romer, eine Modesache, die an Orten niebt
ftdilen dnrfte, wo sieb dieses Volk anfllielt. Dalier die o»»
nkbligen Ueberreste von Aquädukten, die sich in allen Lin«
dem inden, welebe der rtaiischen Herrschaft nnterwotfen
wnrnn. Priber die Konsuln nnd spifer die Kaiser konnten
das rtaiisdNi Volk dordi nichts mehr erfreuen, durch nichts
ileb mehr bei ihm beliebt madien als durch die Anlegung
ohwr neuen und prächtigen Wasserleitung, nnd mehrere dcfw
leiben habeif sich in Rom bis auf unsere Tage erhalten. Dio
61) Stiften dtese CanSle nicht auch besonders d«n 2^«reek gehabt
^aben , bin und wiedar mit- den Hauptatrassea sosaamensvi^
Ireilqn um die Passanten mit Wasser %n Torsorgen und dia als
h^tUchMMe jedaatet#n obero Oeffnungen sind sie nicbt auf^
jül^m Wassefschöpfea be^tiinrQt gewesen? W. ,
rfttudieii Bürger «nd VetemircB , welches dai jetaif e Cäh
•eine eif entlidie- Grindwif verdtnkt^ braelitea dieee lieb«-
baberei mit von Ron. Die Rtaer Hebten das kalte and
barte ^^«ellwaeeer, dasfeaigey welckee in Salkfefcirgen ent-
•priaii^. Dae Waseer, welches sich nai Cftln fndet, isl wek
ches Wasser, «ad aar erst in weiterer Pene, in itm Kalk»
gehirfs , werin die Qaellea der Ucft Hqr^a , hesital das
.Wasser Jiqeaifen Eigenschsften ^ .welche van den BiaMn
f eschatjt wvrdea.
Man konnte fragen, wie war es niOglicb, dnasein IM
wie Caln ein se UDgeheueres Werk aasflibren koante, dra»
sen Erhaanng -gegenwärtig die Kräfte eines, grossem Stnals
erschöpfen wflrde ! Hierauf ist sn erwiedern : Die Anlegung
nnd . AasfiUimng salehnr Werlie geschah nicht .auf iBtuats-
kaslsn nnd noch weniger auf Cnkasten eines fdnirinsn
Oües, Sandern dnrcb die Bande 4er untei^ochtan Pnavtaudar
len und darch viele Tansende raa Saidatan, wideba wSIip-
rand des Friedens bescbiftigt werden ainssten* Nur ans
dissem Oeskhtspnnkte lasst sich das Entstehen diasea md
nnderer rüauschen Banwerkc, bei welchen Arfefui^ nnd
Bestknmnng in kainesi Verbttltniss an stehsn sehaiaem, an»
kttkren.
' Die Bnnnridieses Kanals ist eben sa sebta nnd fwsbnMufci
irall» ^ sie eia^a haben Grad von Daner and Festigkeil
besitat, waren die lange Erhaltung dca besjien Beweis
Ikiort Seine AnsAIhmng gehört in «e Vibrndsto kria4e
der rOaiiacbeo Baukunst ^ und ist bOehal. wabiachrjalicb nsah
isr Erhebung von CMn an einer Kalanialstadt in 4lis Mger
Jahre nach Christus au setaen. In dieser Zeit gab der
Kaiser Claadius die Eroberungen in Deutschland auf, nnd
nag die Legionen auf das linke Rheinufer aurfick , wadnrch
eine längere Waffearuhe aai Rheine herbeigeftlbrt wurde.
Dsss es rtaische Staatsmaxine war, die LegionssoUnten in
FriedoMaeiten nnanfhoriich an besdUiftigen, uai sie rar
61
MlKif fang andi UttordnaDgen m bewahreOf und ihre physi-
schen Kräfte ffir folgende Kriege m stählen , ist in der
Einleitung 2« den römischen Militairstrassen gesagt worden.
Aach erwähnt Tacitns mehrere grosse BanwerlLC, die am
Rhein nnd in Gallien in den Zeiten der Eahe vnter Oan-*
dins nnd Nero durch die Legionen theils angefangen ^ tiieüs
rollendet wurden. So liess der kommandirende General am
Hiederrhein , Corbulo , als er im Jahre 47 auf Befehl von
Clandius die Legionen aus Deutschland nur&ckge sogen hatte,
wn dieselben au beschäftigen, die 23 römische MilUen (Ober
^Va geographische Meilen) lange Fossa Corbulonis, das
jetnige Flnit oder Maaslandsslnys nwischen Leyden und
filnt^y graben, um durch diese Verbindung swisdien der
Haas und tfem damaligen Hauptanne des Rheins die gttfkhr^
tkhe Sdiilbhrt durch die Nordsee nu vermeiden und um
fie UeberschwemoNugen am Niederrhein zu vermindern. Sein
Nadiforger Paullinus Pompejus vollendete durch die Hände
der Sddaten bald nachher den 6S Jahre flrflher von Drusus
angefangenen Rheindeich, um das gallische Ufer gegen die
üeberschwemmungen dieses Stromes an sichern; und zu
gleicber Zeit Hess der kommandirende General am Oberrheio,
L. Vetns, durch die Legionen von Obergermanien einen Ka-
nal anfangen, der die Saone mit der Mosel vereinigen sollte,
am durch diese Verbindung mittelst der Rhone und Saone
einerseits , der Mosel und des Rheins anderer Seits eine
SdiüKahrt aus dem mittelländischen Meere in die Nordsee
SU bewirken. Letsterer Kanal kam jedoch wegen der
Eifersucht des Legaten von Belgien nicht zu Stande. Taci-
tns wirde in gleicher Art des Aquädukts nach Coln ge*
dacht haben, wenn die Bestimmung dieses Bauwerkes f&r
grässere Staatszwecke und nicht bloss lokal gewesen wäre«
62
5. MiUtairstraase von Trier ober Föhren^ Bach,
Olkenbachy Hontheim^ Driesch, Maien nac^
Andernach.
• " • ■
^ Diese wegen ihrer Riehinng so iateressante Strasse^ üß
von Ebrang bis jenseits Kaisersesch noch durcbans sichtbar
und nun Tbeil wohl erhalten ist , indct sich w^der im Ui-
iierar noch auf der Peutingerschen Tafel , und iat uc|i m
neueren Nachrichten nirgends bemerkt
Sie ist von der Moselhrficke hei Trier in der lUchluiif
dcf gilgeawBrtigen Chauss^ Jibeir Biewer gegangen. Wo
iUese sich links nach Ebrang wendet, ging die Mmer^tmie
gerade ans , und filhrte unterhalb Ehrug ftbtr die ^EjrtL
Am linken Ufer dieses Flüssig wird ß\e Mcrst sichtlMr,
Ahrt hier «wischen einer römisdien GnibstiUe durch uM
schneidet bei der Milo-Kapelle. die Chaussde» Oberhaik dsr
<^ttinl. hat 8|e ttber den Bach und von da in der lUebtng
der Ghaussto bis auf die Hohe geftthrti wo sie HnM v^
dieser abgebt , und sich auf der H&he des Hilowaldes fori
und nach Fdhren herabaieht« Von diesem Orte lis^ sie
den tiefen Einschnitt, der nach Bet^eralh herabgtbt, ueciifs»
schneidet nördlich von diesem Orte die Chaussee , filhrf auf
dem. flachen AOpken frrt uud fib^r ein^u kleinen BKh nach
^t g^enwttrt^ aerstttrten uralten BrAcke Ober ^^ie Si^
oberhalb Esch. Von dieser Brücke geht sie unter dep. Na*
pen der Bengeler Strasse^), ohne einea Ort n b^
rtthren, die Hfthe hinauf, auf dersdbea westlich mi4 Mf4^
Östlich von Polbacb fort, lAnge des BaardtwAldchqis, muß
führte^ an der nordwestlichen Abdachung des StUTelbjpif es, 9ft>
lieh von Haardt und Altrieb, oberhalb Platin au£ der jetat
ebenfalls verschwundenen Pfeffierbrild^e Aber die Ueser, tmß
awiscben Wingeror und Wahlholz in gerader Richtung ahdi
62} Von einem Dorfo in der Nähe Namens Beogel am Alfbaehe.
«8
Mkeflbaell. Vm hier sieht rie sioh^ nur Mch weaif ndUbar,
an 4cni linken Thalrande 4e§ Alfbachefl aufwiU'ts ; erscheint
anf der Bttbe noch volttinnnien erhalten, l«Mt Wiepelt linka
nnd gebt nach Hontbeink Von Henthdm wendet sie . sieh
■ach item Oeathale, wo ihre Spuren an den beiden steilen
Tbalrindern verschwunden sind. Anf der habt des linken
trscbcint sie wieder , filhrt bei einem behen Grabhilgel in
Hm Wef Ten LIilnerath nach KenAis, und ohn^ in diC'Senkunf
hinahmgehen , in welcher Ltttaeratli gelegen ist , auf der
nahe fert nach Driesch und in die Ghaussto* Diese ist auf
der. lUhe Mi die Römerstcasse erbaut worden und die Wd^
taug der letztem wird nur nech dnreh Grabbagel beneich-
nat, die sieh ndrdlicb iangg der Chaussde beiaden* Auf der
■•he des reebten Tbainndes des Martjpis* oder Ibrterthalei
eraeheint die Rteerstrasse wieder links von der Chaussde,
wri scheint jMrdlicher als diese aber dieses Thal g^brt
an haben« Vor Kaiseroesdi gehl die BMierstrasse Hnh»
voa der Chansite ab, fihrt durch dan Wald voUkqnMna«
gut erhalten # und anf der Hivhe fort an lichnhalz vorbei in
der BiehtMg gegen Maien ^) , wo sich auf der Unken Seite
der Nette die Spuren eines remiiehen EtabUsseaien^ vor«
ftndan. Von Lehnhola an hat der Verl die Bishtung dieser
Strasse verloren. Sie ist jedoch höchst wahrscheinlich nach
Andernach gegangen.
Die Richtung dieser Strasse ist die glücklichste, welche
nun einer Beerstrasse in dieser von vielen tiefen Thalem
dnrchsehnittenea Gegend geben konnte. Sie vemeidet von
Trier bis Oikonbach alle die tiefen Thal^, durch welche
im Chmissto ttber fletjtfrodt und Wittlich gefahrt ist, und
selbst das Aufsteigen derselben an der linken Seite des Alf-
baches geschieht an einer sich weit verflachenden und nicht
steilen Hohe.
63) VgL Jshrb. U. XXI. S. 18» ff.
S^HejittrasteB von Nro. & a) Bitte fialke Btmit
koriMHeh vott lisch geht eiae S^iteafitraste ran . Nhk 6
ah| aail fuhrt aaeh sichthar Aber Palhach , Claaaea , aaf im
Mhe ies atcftt^eu Knkm Thalraaiea der Biasel aherhalb
Pemes. la dieMm Orte hat akh- die Sage erhaltea, daes «
«llea Zeilen hier eine gresse Strasse Aber die Siasd gefMirC,
wo¥an der Ort seinen Namen erhalten hahe^ Is iiadca sich
aaeh wirkfich nach hei Ferres in der linken Thalwani der
mosel die Spnrai einer in die Felsen gehrocbenen -Stwssi,
Biese RAam^trasse , die hier tther die Mesel Mbrte, kaa
theihi von Heaniagen , theils war es die ftrtasUnng ds^
jenigen, dih vani stonipfen Thanne berahiuuB.^
b) fiine aweUe SeMenstrasse geht fw K9b. 6 hai -ilaal-
heläi ngidüch ah , and fahrt aaf der flfthe awischän deai
•ea- and AIRhale nttA StrotiMlsch, wo sie verschwiadel;
Bnielne 6]paren einer IMNncntrasse hat der ¥etf bsl
Mehren, hei Bann, hei Pelm (hei aüea diesen Orten Anden
sieh Oeherreate rttaritfcher Anwesenheit) ao%efMieB. Wibiw
«heMlch ihMl diese weaigen Reste dia Fortaetaang jenar
Strasse, welche aach der Strasse van Trier nach GAlii ga-
fflht aa hhhen scheint ^).
Aaf der Mhe nArdHeh van ^UeA Anden sich dfe Spnrai
&i) AnfllnsUeli hi«lt der Verf. den in der Eifel unter dem Namen
„der Kohlensimse , Weinstrasse , Ortinstrasse** 1>elcannien «nd
Tlelfaoh benntaten Weg, welcher ^ron Mehren aaf der Waüto-
•eMd«! und ohne ein Thal TSn BedetHang ■« pauetisn, aa
den hSeksteaBasalAEegehi der EAM (dem Hoeliikelberf, der
Niir%ticg, der Hehaflbt and dem KalMfaben) voibsl aaMi 40^
Rhein« and AhrihaU bei Sinala iükrt , für dia Forteetna«. aV-
ger RSmerskame« Nähere Untersuehnngen haben jedoeh e»>
geben, dass jener keine RSmerstrasae , sondern ein a^tOfUeher
angebauter Weg ist, der, weil er darohgXngig auf Feligrand
und aaf der H8he forüluft, au Jeder Jahressdt, aasseaomaiea
bei hohem Behnee, paasiil werden kann.
65
eines rOmisehen Etablissements , wo öfterer Alterthflmer ge-
funden worden sind. Oestlich von dieser Stelle , in dem
Thale des Murbaehes, ist noch ri^misches Gemäuer und viele
Ueberreste römischen Bergbaues auf Silber und Blei vor-
handen, und auf der linken Seite dieses Baches, in dem
Hohpochterer Walde, hat man im Jahre 1828 bei dem
Relschhofe mehrere römische Inschriften und viele Münzen
gefunden.
Dass die Römer das jetzige Bad Bertrich^^) im Oesthale
kannten und benutzten, geht aus Ueberresteu von römischen
Badern, aus vielen Münzen und Denkmälern hervor, die
man daselbst gefunden hat.
Bei Pommern und Carden an der Mosel sind häufig Mün-
zen und andere römische Alterthümer gefunden worden.
Der Name Pommern scheint römischen Ursprungs zu sein
(Pomarium) ; denn noch jetzt wird hier das beste Obst an der
Mosel gezogen.
Auf dem linken Thalrande der Mosel, unterhalb Pommern,
auf dem Marberge (Marsberge) ^^) befindet sich viel römisches
Gemäuer, Fussböden von Mosaik etc. etc., und häufig sind
hier Ziegel mit Legionsstempeln ausgegraben worden, so
dass an diesem Punkte eine Militairstation der Römer ge-
wesen zu sein scheint, welche wahrscheinlich mit einem rö-
mischen Uebergangspunkte über die Mosel bei Pommern in
Verbindung stand.
6. Rttmerstrasse am linken Rheinufer abwärts
von der Mündung der Mosel bis Nimwegen.
Diese Strasse ist auf der Peutingerschen Tafel , die hier
nach Leuken zählt, folgendermaassen verzeichnet:
65) Tgl. Jahrb. H. XXVHI. S. 108.
66) Ist wohl richtiger von Maar, laous , ynlkanisoher Bergsee , ab-
zalelten , wie der Name des Dorfes Blsohofsmar, lacus episco*
paus, in der Eifel. F.
5
66
von Cotifluentes (Coblens)
nach Anlunnacum (An-
dernach) \IV' (vrirkl. Entfernang 8 Lfiiken)
von Anlunnacum nach Ri-
gomagum (Semagen) Villi « » S% »
von RigoMagum nach
Bonna (Bonn) VIII i, „ 8% ,
von Bonna nach Agrip-
pina (Cöln) XI ^ ,i 12 „
von Agrippina nach
Novesium (Neuss) XVI „ ^ 16 «
von Novesium nach As-
ciburgium (Asberg) Xllll ^ » 14 «
von Asciburgium nach
Vefera (Fflrstenberg
beiBirlcn) XIII „ , 13 ,
von Vetrra nach Co-
loniaTrajana (Xanten) XL (diese Zahl ist ein Schreibfehler
soll heissen 1 Lenke)
von CoIoniaTrajana
nach Burginacium
(auf dem Born) V (wirkliche Entfernung 5 „)
von Burginacium
nach Arenacium
(Qualburg) VI „ „ 6 «
von Arenacium nach
Noviomagum
(Nimwegen) X « , lOy» n
In dem Ifinerar des Antonin ist diese Strasse sweimal
angegeben, und es ist dabei su bemerken, dass das H. P.
(mille passus, in der Mehrzahl millia passuum), welches
sonst römische Millien bedeutet, hier für gallische Lenken
zu lesen ist* Die eine Strasse geht Ton Leyden (Lugda-
67
ninn) den Rhein aufwärts bis Strasburg, <ie zweite®^) ist
die Fortsetzung einer grössern Strassenlioie , welche von
Semlin (Taurunum) über Strasburg und den Rhein abwärts
nach den Standquartieren der 30. Legion (Colonia Trajana)
führte.
Von Coblenz bis Cöln ist die Römerstrasse durch Anle-
gung der gegenwärtigen Chaussee fast gänzlich verschwun-
den. Erst nördlich von Cöln, wo die Chaussee noch nicht
gebaut ist, oder wo man ihr eine von der Römerstrasse ver-
schiedene Richtung gegeben hat, kommt letztere auf längeren
Strecken wieder zum Vorschein.
Von Cöln abwärts hat der Rheinlauf vielfach eine andere
Richfuug genommen, als er zur Zeit der Römer hatte ^^).
Orte , die in römischen Nachrichten als dicht an dem Rheine
gelegen angeführt werden, liegen gegenwärtig von diesem
Strome entfernt, und Burungum (das jetzige Schloss Biirgel)
ist seit der Römerzeit in Folge des veränderten Rheinlaufes
von dem linken auf das rechte Ufer versetzt worden. Da
jedoch die alten Strombetten des Rheins noch fast durch-
gängig sichtbar sind, so lässt sich auch hier die Wahrheit
ohne unsichere Hypothesen ausmitteln.
Es sind der Punkte am Rheine so viele, welche durch
die Alterthfimer, die bei ihnen gefunden werden, die An-
wesenheit der Römer verrathen, dass sich der Verf. der
Ktirze halber genöthigt sieht, bei Verfolgung der römi-
schen Rheinstrasse nur diejenigen anzuführen, welche in
den römischen Nachrichten als befestigte Grenzplätze und
als Militairstationen gegen Germanien genannt werden*
Die Rheinstrasse, von welcher hier keine Spur mehr vor-
handen ist, führte von Coblenz nach
67) Vgl. Jahrb. H. L S. 118 ff. und H. XX. S. 5.
68) Vgl ebend. H. V. u. VI. 8. 238 u. 264. ff. S. Dr. A. Rein 's
. Abb. Haus BQrgel, das römieobe Buruogum nach Lage, Namen
und Alterthtlmern. Crefeld, 1855. 8.
68
Andernach (Antunnacum , Antonacum und Antenna-
cum)^®) einer der befestigten Grenzplatze der Römer am
Rheine, und nach der Notitia impcrii die letzte Militairstation
(wenigstens in spaterer Zeit) von Obergermanien ^^). Aus-
69) Vgl. ebend. H. YII. (InhAng S. 116 und 117. Anm. 60.)
70) In des Verf. Lokaluntenaohangen über den Pfahlgraben ete.
etc., welche in dem 6. Bande der Nauasauiachen Annalen (und
in einem besondem Abdrucke bei R. YoigtlXnder in Kreuznach)
erschienen sind, sagt derselbe (S. 176 ff. und S. 72 ff.): In
der Rheinebene ist er (der Pfahlgraben) durch die Kultur
zerstört, und nichts mehr von ihm sichtbar; jedoch mnss er
auf der Südseite des Baalbaches fortgegangen sein, und an
der Mündung desselben seinen Anschluss an den Rhein gefun-
den haben. Diese lag früher der des Pfingstbaches (Yinxt-
baches), welche sieh unterhalb der Burg Rhdneck befindet, gegen-
über, aber durch die Uebereinkunft der Gemeinden Rheinbrol
und Hönningen ist in neuerer Zeit das Bett des Baalbaclies in
der Rheinebene Terlegt und bis nahe an letztem Ort geführt
worden. Dieser ansehnliche Yinxtbach , Ton den Anwohnern
wie Fiensbach ausgesprochen, bildete bis zur Besitznahme
des linken Rheinufers durch die Franzosen die Qrenze zwi-
schen den Erzdiooesen Cöln und Trier. Die jetzt über Ihn
führende Brücke der Rheinstrasse ist 1810 durch den gegen-
wärtig (1839) in Horchheim bei Coblenz lebenden Baumeister
Suder erbaut worden. Bei dieser Gelegenheit hat man mehrere
Fuss tief unter der jetzigen Bodenfl&ohe in den zu beiden Sei-
ten liegenden Weingärten nicht nur Substruktionen alter Mauern,
Münzen ete. etc. gefunden, sondern auch zwei Yotirsteine,
durch deren örtliche Auffindung es wohl kaum zu bezwdfeln
sdn dürfte^ dass dieser Bach die Grenze zwischen Ober- und
Nieder-Germanien bestimmte. Beide Steine , welche Ton Nle-
dermendiger oder Beller Laya schön gearbeitet sind, und den
Schriftsügen nach in das 2. Jahrhundert gehören, befanden sich
1834 in der Sammlung Ton Alterthümern des Grafen Renesse-
Breitenbach zu Coblenz , wo der Yerf. die Inschriften ko^rt
hat. Nro. I., der von oben nach unten gesprungen ist, ohne
dass dadurch die Inschrift wesentlich gelitten hat» ist oberhalb
6»
des Baohes (gegen Andernach) , Nro. 11. aber, der hier wich*
tigste und dabei Tollkommen erhalten, unmittelbar an seinem
nördlichen Ufer, wo die Brücke steht, aufgefunden worden.
Bekanntlich hatte die 8. Legion im 2. und 3. Jahrhundert
ihr Standquartier in Strasburg, und Monumente Ton ihr finden
sich in grosser Anzahl in Obergermanien und in dem Deku-
matenlande auf dem rechten Rheinufer; dagegen hatte die SO.
Legion ihr Standquartier in Golonia Trajana oder Castra XJlpia
bei Xanten, und die yielen Ton ihr aufgefundenen Monumente
bezeugen, dass Abtheilungen Ton ihr durch ganz Niederger-
manien aufgestellt waren.
Nro. L
I * O ' M * IotI optimo maximo et Dem höchsten, mächtig.
ET • GENIO • LOCI- Genio loci lunoni Regi- ^P^ Jupiter und dem
Schutzgeiste dieses Orts
IVNONr REGINAE • nae Tertinius Sererus und'der Herrscherin Ju-
TERTINIYS miles legionis octarae no setzt nach einem Ge-
SEVERVS Augustae beneficiarius J^^^,®.' ^^®!!* Gelübde
, ^ freudigen Herzens er-
MIL • LEG • VIII • AVG • Consulis ex voto posuit füllend, dieses Denkmal
B • F • COS • EX • VOTO ' Totum solvens laetus Tertinius Severus, Sol-
P-VS-L-L-M- lubensmerito. ^** f */ f: ^^TA*^"
sehen) Legion und Ge-
freiter des Consuls.
Nro. n.
FINIBVS'ET- Finibus et Genio loci Den Grenzgottheiten
GENIO * LOCI ' et IoyI optimo maximo und dem Schutzgeiste
ET-I*0'M-MILIT- milites legionis tricesi- dieses Orts und dem
LEG • XXX • V • V * mae XJlpiae victricis M. höchsten , mächtigsten
M-MASSl£NI Massiaenius Secundus Jupiter (weihen dieses
VS-SFCVNDVS et F. Aurelius Dosso Denkmal), ihr Gelübde
ET • F • A VRELIVS votum soWerunt luben- mit Freuden losend, die
DOSSO" tes merito. Soldaten der dreissig-
V-S-L-M- 8ten siegreichen ulpl-
sehen LegionM. MassiK
nius Sekundus und F.
AureUas Dosso.
Zu diesen beiden Inschriftsteinen hat Herr Oberlehrer Freuden-
berg folgende Bemerkungen gemacht:
70
a d I. Die Inschrift Nr. I. wird hier zum crBtenmale yeröffentliohi.
Sie ist 7on Wichtigkeit, da wir auf derselben einen benefioiariua
consulis (Gefreiten) Ton der 8. Legion kennen lernen, Yon wel-
cher ausser mit Stempeln Tersehenen Ziegeln am Niederrhein
höchst selten Inschriftsteine gefunden worden sind.
ad IL Die IL Inschrift: Finibus et genio loci u. s. w. iat bereite
Ton Professor Fiedler in den ^Neuen Mittheilangen des
thüring. Sachs. Alterthums - Ter. I. 8, 20, und naoh ihm toh
Steiner Cod. inscr. rom. danub. et rhen. I. Nro. 976 bekannt
gemacht mit der Angabe des Fundorts Fomioh. Steiner be-
zieht das erste Wort Fines als Grenzgottheit, auf die Grenze
der Ortsgemarkungf wo dieser Altar errichtet worden ist. Da
sich indessen die beiden Yotlysteine zu beiden Seiten dnes
Baches, welcher bis in die jüngste Zeit als Grenzsohelde
zweier Diooesen diente, vorgefunden haben, so bin ich geneigt,
der Ansicht des Herrn Oberstlieutenants Schmidt beizupfliehteut
dass hier die Grenze yon Germania superior und inferior war,
welche yon keinem alten Schriftsteller, mit Ausnahme des Pto-
.lemaeus, der den rSthselhaften Fluss Obringa nennt, genauer
angegeben worden. Der Gegenstand ist jedenfalls einer n2hem
Untersuchung würdig. Einen genaueren, mit weitem Gründen unter-
stützten Nachweis von der Wahrscheinlichkeit der Schmidt'schen
Hypothese habe ich im XXIX. u. XXX. H. unserer Jahrbb. S. 84 ff.,
zu liefern versucht. Zugleich bin ich jetzt im Stande über das
Schicksal der in den 40er Jahren in Antwerpen öffentlich ver-
steigerten Inschriftsteine Näheres anzugeben : Nro. 1 befindet sich
nemllch in dem Mus^e provincial de Li6ge; vergl. Bullet de
rinstitut arohSoL Liögois. T. III. Uv. 4 (Liege 1860), welches
einen beschreibenden Katalog des dortigen Prov. Museums ent-
hält und unsere Inschrift unter Nro. 3 aufführt Ueber den wichti-
gen Stein Nro. IE Finibus eto. theilt Herr Dr. Leemans, Director
des Reichsmuseums in Leyden in einem an unsern red. Sekr.
Prof. aus'm Weerth gerichteten Briefe mit: «Auf einem sehr
kurzen Besuche in Brüssel am Ende Oct 1860 habe loh die
sehr gut erhaltene und ziemlich deutlich leserliche, Inschrift
angetroffen i» Mus ^e Royale des armofres d^aatlquit^s et d'Eth-
nologie. Fr.
71
ser den Gewölben ^0« worauf das Raihhaus erbaut Ut,
hat der Ort oberirdisch keine Ueberreste von den Rö-
mern mehr , und die Ruinen der alten Burg , die an der
Strasse nach Coblenz liegen, so wie der hohe Tburm am
nördlichen Ausgange nach Remagen, sind nicht römisch,
wofflr sie oft gehalten werden, sondern im 12, Jahrhundert
Tom Erxbischof Friedrich von Cöln erbaut. Der jeztige
Ort liegt auf dem Schutte der zerstörten Römerfeste und
noch in diesem Jahre (1828) stiess man an zwei Stellen
beim Graben eines Brunnens und eines Kellers, IG' unter
der jetzigen Oberfläche, auf das römische Strassenpflaster'^'),
welches beweiset, dass sich auch das Rheinbett''') in dieser
Gegend sehr erhöht haben muss.
Unterhalb Andernach finden sich noch einige Ueberreste
von der Römerstrasse, welche hier westlich von der Chausst^e
Ober Namedy ftthrte. in Niedcrbreisig und auf der Burg
Rheineck sind öfter römische Altertbttmer^^) gefunden
worden. Desgleichen sind vor 2 Jahren am Budelberge bei
Franken viele interessante Dinge ausgegraben worden. Auf*
fallend ist es, dass sich in dem, an der Mflndung des Aar-
Ibales interessant gelegeneu Sinzig, einem sehr alten, aber
von römischen Schriftstellern nicht genannten Orte, so wenig
Ueberreste von der Anwesenheit der Römer vorfinden. Desto
71) Vgl. Jahrb. H. XVIII. S. 217. ff. und IL XXIII. S. 180.
72) Im März 1860 entdeckte man beim Bau eines Hauses Tor dem
K5lnerthore, 8' unter der Oberfläche, eine alte fesfgebaute Heer-
strasse. Dieselbe besteht aus einer Packlage und Eiesdecke
Ton 2' Durchmesser. Eine römische Münze wurde auf der
Strasse gefunden. Die Breite der Strasse beträgt 24'; an bei-
den Seiten sind Platten yon Thonschiefer als Fusswege ange-
legt. (Cobl. Ztg. T. J. 1860, Nro. 80).
73) VgL Jahrb. H. XVII. S. 1^. ff.
74) Vgl. ebend. H. VIT. S. 13 und 4^, und H. XXVI. S. 154. ff.
72
mehr ist jederzeit in und bei
Remagen (Rigomagus) gefunden worden. Dieser be-
festigte römische Grenzplatz lag an der Stelle, wo der
jetzige Ort liegt ; es hat sich von den ROmern jedoch hier
oberirdisch nichts als ein Stück Mauer neben der Kirche
erhalten. Als in den 60ger Jahren des vorigen Jahrhunderts
der Kurfflrst von der Pfalz, Carl Theodor, den ersten Gmiid
zu der jetzigen Chaussee von Remagen abwärts legen Hess,
fand man ausser vielen römischen Alterthflmem, (wovon
gegenwartig noch mehrere Steine mit Inschriften unterhalb
des Apollinarisberges^^) in die Felsen eingemauert sind), die
hier verschtittete ROmerstrasse und einen Millienstein von
den Kaisern M. Aurelius und L. Verus vom Jahre 163, wel-
cher die Entfernung bis Coln ganz richtig zu SO römischen
Millien angibt.
In Oberwinter sind häufig römische Votivsteine, Mflnzen
etc. etc., gefunden worden. Diesen Ort jedoch fQr das Win-
terlager der 1. Legion, welches Tacitus erwähnt, anzunehmen,
dafür fehlen alle weiteren Beweise.
B o n n (Bonna , Castra Bonneusia) eine von Drusus gegen
13 vor Chr. erbaute Festung, früher das Standquartier der
1. und später der 21. Legion. Bonn gegenüber an der
Sieg wohnten damals die Sigambern oder Sykambern (Sieg-
anwohner), eins der machtigsten und kriegerischsten Volker
Deutschlands, welches die Fortschritte der ROmer in Deutsch-
land lange aufhielt, bis es von Tiberius besiegt, zum Theil
unter dem Namen der Gugerner zwischen den Rhein und
die Maas in die Niederungen auf beiden Seiten der Niers
verpflanzt wurde. Gegen dieses streitbare und gegen dif
ROmer besonders feindlich gesinnte Volk scheint Drusus
diese Festung ursprünglich angelegt zu haben. Bonn wurde
zuerst in dem batavischen Kriege durch Civilis erobert, und
75) Vgl. ebead. U. XXYI. S- 114 ff. und 186 ff.
TS
Im Jdm SU von dett Fraaken * aekit fast tllwikrifm
«ttttitehea BefeftigwfMi an HMenrlicia f^rwiitcf, Catar
Miaa bdhstift« es, naeh Vertraibuif itr FraakaiiY SM
vaü aeoeai, woranf ta 886 von ilca Fraalm afcenudi du
•bfrt «Di Buletat bei Altik's 2a|^ nach OalHeii datck
üe BandM uad die ihnea Mfcaden deatsdMO Vdlker van
d«r Erde reiiilgt warde. Von raausclics Oebtadien , Be-
feaügaagen etc. bat aicb daher aber der Erde mchla iMhr
effnaUettk
. Ibch des. Uatemiebangen , die der Verf. an Ott aad
Steile aBfartellt hat. In« das rimieche Lager nardlieb van
dem jetaigea Boaa — aaf der aitea Maaer — aad eebeint
eis regdarilfliigas VieredL^*) gebiidet an haben, welchea
aatHch vaai Rheine, eidiich yon der Jetat deaMlirten Be.
fcatifBBg ¥(Hi Baaa, .weatlich durch den weattidieB Weg
(den leiterweg). ?oa Baaa naeh Rbebderf vad aardUch
darth eiae Liaie begteast wird, welelie yoa dem geaaaatea
Wege an dem Jesniteohale vorbei nach deai Bheiae flhit.
laaerhdb dieser Begreaaaag Hegt der Raaai, der »aaf der
alten Maaer*' geaaaat wird , imt völlig geebaet aad Aber
7€) Bs Ist bekiintit, dMs ä\e R5mer nseh Art der Blrttrl«: ihren
feeteo Pliteen und telbsl ihren M«reohUgem fest Immer die
Qesiiilt ^ne« QaedraU oder Ifoglioheii Yiereoka $ahwh uod nar
in den FSIIen ron dieser Form itbwiohen, wo des Terridn
eine andere Torsohrieb. Bildete die GesUlt ein Qaedrat, so
befand sloh gewöhnlich in der Mitte einer jeden Seite ein Thor,
and war dieselbe ein Reohteok, so waren oft zwei AusgSnge
an jeder der langen Seiten angebracht Die Hanptstrasse gfng
gewOhnlieh In der Uitte daroh die Befestigang und wurde ron
den Querstrassen rechtwinkelig gesohnitten. (Ausffihrlioh Qber
diesen Gegenstand handelt Uyginus in seiner römischen Castca-
aetation, und Abbildungen und Beschreibungen römischer Lager
finden doh fast in jedem Werlc^, welches über das römisohe
Kiiegswesen handelt)
74
im ik^st Feld erlMIbr^) enehrfnt, mi w% Qtmmä mai
Bodka voll vm rtaischei lll«ierii ist, woi^r mIm BMcarnnf
cotstaiideii« Bie BrlHriMmf aicses PfaUses Aber ica aütUrs
BheimiMnie beirtfft €• M% nnil iBaerhalfc dcwelb» w d«r
Make des Wicheliliofes ^*) war es , wo in dea Jabnii tsm
Ms inO die Ton Dorow bekaaat goHucbleii rOnusdieB Ka«
senien aasfegrabea wamlen* - Linga der MUchea Seite
dieMs Vierecks , wo' daa Ufer ron den Rheiae abfeiyÜI
worden ist , sieht man bis au 20^ Tiefe Ziegel , Seherbea^
Maaeiwerk, Fassbl^dtn ete», und es slnil .darmter Mrei
boriaoatal laufeade Sebichtea roa Jüdhleo nad Aaebe, voa
7 bis 8f Abereinaader , in der ganaen Ansdehnaag deulHcb
an erkennea. Mitten darcb das Viereek «f dil voa Sadea
nach Nordea die Römerstrasse nalich Rheindorf, aocb j&tai
die ,,alte Strasse, Sieinstrasse^, und ta altea Fiarblicbem die
«Heeratvasse^ geaanat* Diese Strasse wird von einen aadcm
Wege, welcher vom Rheiae keiamt uad den Naatca «Heer*
weg^ führt, reebtwiakelig geschakteik Die Kortaetamf
dieses Weges Aber die Chaussee nach Colu in der Riebtaag
aach Badenich, wo er sich ia den Feldern rerliert, aeigl aa
mehreren Stellen noch die deutlichsten Spuren der ranischea
Konstraktioa , und es ist wahrscheinlich die Rdmeratraeae,
welche von Bonn nach Trier fahrte uad westlich von Blan-
keaheimerdorf in die von Trier nach CAln gehende Raner-
strasse einging. Mehrere andere Wege ianerhalb des Vier-
eckes, die sich fast sammtlich rechtwinkelig schneiden, wer-
den Heidenwege genannt.
Nach Florus vereinigte Drusns Bonna und Gesonia ^*) durch
eine Brücke und deckte dieselbe mit einer Flotte, Dem
77) Vgl. Jahrb. H. XVH. S. 1&6 ff.
78] Ebendas. S. lOS ff.
79) Vgl. Jahrb. H. I. S. 1 ff., H. Ift. S. 1 ff., H. VIII. 3. 5J ff., H.
IX. a 78 und S. 202, H. XVIF. S. 1 ff, H. XVHC. S. «19 ff
und U. XXYI. 8. 49.
76
Jesuitenbofe gegeDflber auf der rechten Rheinseite werden
noch jetzt mehrere Hauser von Schwarz -Rheindorf ^im
Gensen^ genannt, und es ist wahrscheinlich, dass dieses das
römische Gesonia ist, und dass diese Brflcke, welche Dru-
SOS zum Behuf seiner Expeditionen gegen Deutschland bauen
liess — und wahrscheinlich eine Schiffbrücke Mar — in der
Nihe des Jesuiten- oder Wicheishofes gelegen hat. Alle
diese LokalitAten zusammen genommen und die vielen römi-
schen Alterthflmer, welche jederzeit aufder alten Mauer
gefunden worden sind, lassen mit Bestimmtheit die Lage
des römischen Lagers in dem oben bestimmten Räume, und
nicht in dem jetzigen Bonn, wie man gewöhnlich glaubt,
annehmen. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich häufiger
wie z. B. bei Asberg, bei Xanten etc. etc., dass neuere Orte,
die aus den Trümmern der alten römischen festen Plätze,
welche durch die grflsslichen Zerstörungen wt&hrend der
Völkerwanderung von der Erde vertilgt worden waren, her-
vorgegangen sind, nicht auf den alten Ruinen selbst, sondern
in ihrer Nahe erbaut worden sind, und zwar aus dem ein-
fachen Grunde, weil es leichter war, sich auf einer neuen
Stelle , als auf einer mit Schutt und Trümmern angefüllten,
anzusiedeln.
Von dem Platze „auf der alten Mauer^ führt die Römer-
strasse zum Theil noch sichtbar, über Rheindorf nach Hersel,
wo römische Alterthümer gefunden werden. Von diesem
Orte bis Cöln ist jede Spur verschwunden.
Nachtrag vom Jahre 1840. Die Castra Bonnensia
haben „auf der alten Mauer^ gelegen. Dieser Raum wird
begrenzt östlich durch das hohe Rheinufer, südlich durch
den Heerweg, westlich durch den Reiterweg und nördlich
durch eine Linie, die vom Jesuitenhofe nach dem Reiterwege
gezogen wird, und ist 8 bis 10' über die umliegende Gegend
erhöht, gegen welche er westlich und nördlich einen sehr
sichtbaren Abfall hat.
76
Die Richtung der römischen Rheinstrasse ^^) hat sich noch
in der jetzigen Stadt Bonn erhalten, welche zu beiden Seiten
derselben erbaut worden ist. Sie tritt durch das CoblensEer
Thor in die Stadt, und geht über den Belderberg, dieHunds-
gasse, die Sandkaule und die Nonnenstrasse durch dieselbe
bis zur Stadtmauer, wo das Thor zugemauert ist. Durch
die alte Befestigung^^) ist sie von der Stadtmauer an ver-
stört bis sie da, wo sie den Heerweg schneidet, wieder xum
Vorschein kommt, und durch die Mitte des Lagers unter dem
Namen «alte Strasse^ nach Rheindorf führt. Wo sie den
Heerweg schneidet und südlich in das Lager tritt, würde die
porta decumana, und wo sie nördlich aus demselben führt,
(wo sie einen stumpfen Winkel links macht) die porta prae-
toria zu suchen sein. Diese Strasse bildete die via oder
platea praetoria des Lagers, so wie der Weg , der von dem
Wicheishofe nach dem Reiterwege führt, die via principalis;
und die porta principalis dextra würde beim Wicheishofe
und die porta principalis sinistra da zu suchen sein , wo.
jener Weg mit dem Reiterwege zusammen trifft — Dass
noch grosse Ueberreste von der Umfassungsmauer des Lagers
nebst den .Thürmen und den abgerundeten ausspringenden
Winkeln unter dem Boden liegen, ist mehr als wahrschein-
lich, und würde sich durch genaues Sondiren mit einer eiser-
nen Stange längs dem Heer- und Reiterwege, von letzterm
nach dem Jesuitenbofe und von diesem Ostlich an dem
Wicheishofe vorbei, ausmitteln lassen. Bei Sondining der
letztern (der Rhein-) Front würde man von der Stelle ausgehen,
wo der Verf. 1840 diese Mauer in dem von dem Heerwege
nach dem Rheine führenden Hohlwege zu Tage liegend fand.
Bei diesen Untersuchungen ist hauptsachlich dasjenige zu
80) Vgl. Jahrb. H. I. S. 22, H. III. S. 197, H. IX. S- 129, H. XVII.
S. 122 und 123.
81) Vgl. ebend. H. XXV. S. 98 fF.
77
beachten, was Dorow über seine Nachgrabungen beim
Wicheishofe hekannt gemacht hat ; auch bleibt 2u ennitteln,
ob nicht gerade dem Lager gegenüber sich die ehemalige
Mündung der Sieg befunden hat; und überdiess sind alle
Notizen zu sammeln, die sich über das Vorhandensein eines
römischen Aquädukts, der aus der Gegend von Nettekoven
nach dem Lager bei Bonn geführt haben könnte, etwa
vorfinden®^).
Die grosse römische Militairstrasse, die von dem Lager
nach Gallien, zunächst nach Trier führte, ist in der Um-
gegend unter dem Namen ^Heerweg oder Heerstrasse^ be-
kannt. Sie ist die Fortsetzung des Heerweges ^auf der
alten Mauer^ und führte nördlich an Endenich etc. etc. vorbei»
Die römische Rheinstrasse folgt oberhalb Bonn zunüchst der
Chaussee, geht dann östlich von derselben über Plittersdorf,und
trifft erst vor Mehlem wieder in die erstcre ; unterhalb Bonn
geht sie unter dem Namen der »alten Strasse^ durch Rhein-
dorf nach Hcrsel. Zwischen diesem Orte und Widdig ist
sie vom Rheine zerstört, und erst unterhalb Widdig geht
sie in der Richtung der gegenwärtigen Chaussee nach Cöln'«
Auf der alten Burg oberhalb Cöln , in alten Urkunden
Castrum vetus genannt, wo gegenwärtig eine Windmühle
steht, und wo viele Legionsziegel , Münzen, Geräthschaften,
römisches Gemäuer etc. etc. ausgegraben wurden, hat ein
römisches Castell gestanden, von welchem bei Beschreibung
iies römischen Aquädukts, der aus der Eifel nach Cöln
führte, schon die Rede gewesen ist.
Coeln (früher Oppidum oder Civitas Ubiorum, Stadt
der Ubier, und später Colonia Agrippinae oder Agrippinen-
sis genannt).
82) Die Spuren dieser Wasserleitung, welche Ton der Eirel aus
über Dransdorf nach dem castrum fUhrte, habe ich nachgewiesen
im XXIX. H. der Jahrb. g. 96 Not. 22. Fr.
78
Ein deatsdies, schon frflh Handel treibendes und sich durch
höhere Kultur vor den übrigen Oermanen auszeichnendes, und
daher von diesen gehasstes Volk, die Ubier, wohnte vor
der römischen Periode auf dem rechten Rheinufer swischni
der Lahn und Sieg. Dieses Volk von seinen Grensnachbara,
den Sueven, gedrängt, henutjste die Anwesenheit und Siege
J. Caesars in .Gallien, und suchte die gefährliche Frennd«-
schaft der Römer, wodurch der zweimalige Rheinübergang
Caesars (55 und 53 v. Chr.) veranlasst wurde.
. Im Jahre 86 v« Chr. versetzte der Präfekt von Gallien
JH. Vips. Agrippa, die Ubier, um sie aus der Nachbarschaft
ihrer mächtigen Feinde zu entfernen, von dem rechten auf
das linke Rheinufer (wie Tacitus sich ausdrückt: um abzn-
wehren, nicht un^gehtttet zu werden), Hess auf einer Anhöhe
am Rhein das Oppidum Uhiorum für sie anlegen und be*
festigen, und räumte ihnen den Landstrich ein, der östlich
durch den Rhein von Uerdingen bis Sinzig, südlich durch
die Aar, westlich durch die Roer bis zu ihrer Mündung in
die Haas und nördlich von diesem Punkte bis Uerdingen
.begrenzt wird. Von diesem Moment an waren die Ubier
den Römern treu ergeben, und bald dergestalt romanisirt^
dass sie sich ihres germanischen Ursprungs schämten. Im
Jahre 50 n. Chr. bewog Agrippina, die Tochter des Ger-
manikus, Mutter des Nero und Gemahlin des Kaisers Clau-
dius, welche während der Feldzüge ihres Vaters am Rhein
in dem Oppidum Ubiorum geboren worden war, ihren Ge-
mahl und den Senat eine Kolonie Veteranen nach ihrem
Geburtsorte zu senden. Viele römische Patrizier und Rürger
folgten dahin. Das Oppidum wurde erweitert, durch Rau-
werke verschönert, und erhielt den Namen Colonia Agrip»
pinae oder Agrippinensis und Agrippinensium. Cöln wurde
.von nun an die bedeutendste Stadt der Römer am Nieder*
(rhein und blieb es während ihrer Herrschaft.
Bei dem Einfalle der Franken im Jahre 855 wurde Cöln
79
Mum ersienmale von ibnen erobert und serstOrt Julian
liess es im Jahre 356 wieder aufbauen. Im Jahre 449 wurde
es zum zweitenmale von den Frauken unter Merovftus er-
obert; 451 bei Attilas Zuge ilber den Rhein von den Hunnen
zerstört, und 457 nach Ermordung des Römers Aegidius
durch Meroväus Sohn , Childericb, der^römischen Herrschaft
in Coln und am Rheine ein Ende gemacht. Cöln wurde von
jetst der KOnigssitz der Ripuarischen Franken, und diesem
Umstände ist es wohl hauptsachlich zuzuschreiben , dass
zieh in dieser Stadt noch so viele Spuren der ehemaligen
römischen Befestigung erhalten haben. Siegbert, Childerichs
Neffe und Nachfolger, vergrOsserte durch gifickliche Kriege
das Königreich Cöln, und entschied durch seine Ankunft die
Schlacht bei Zttipich gegen die Allemannen (496) zu Gun-
sten Chlodwigs. Dafür Hess ihn dieser durch den eigenen
Sohn auf der Jagd ermorden, klagte alsdann den Sohn des
Vatermordes an,' liess ihn hinrichten, und nahm von Cöln
Besilz. Auf diese Weise kam Cöln zu den iibrigen Eroberun-
gen Chlodwigs und zu dem Reiche der salischen Franken, und
geborte bei der Theilung nach dessen Tode zu Auslrasien.
Die Colonia Agrippina nahm die Altstadt des jetzigen
Cöln ein, und lag auf dem in der ganzen Umgegend am
meisten über dem Rheine erhabenen Punkte. Der Rhein
theilte sich zur Zeit der Römer hier in zwei Arme und
bildete eine Insel. Durch das spätere Zurücktreten des
Stromes von der linken Seite und durch Ausfüllungen im
Hittelalter verschwand der linke Arm, und die frühere Insel
wurde mit dem linken Rheinufer verbunden. Im Jahre 1784,
wo der Rhein bis 40' am Pegel stieg, trat anfangs die
ganze Insel hervor, und als der Rhein jenen höchsten Was-
serstand erreicht hatte, blieb nur noch die Römerstrasse in
der ganzen Umgegend von der Ueberschwemmung verschont.
Die römischen Stadtmauern bilden beinahe ein Viereck
und begrenzen den höchsten Theil der Anhöhe. Das vor
80
ihnen gelegene Terrain ist aller Orten niedriger, und die
Colonia scheint ringsum mit Niederungen und Wasser um-
geben gewesen zu sein, wovon sich noch die vielen Localbe-
nennungen — Pohl (Pfuhl) und Lach (lacus) erhalten haben.
An der Nord-, West- und Sfldseite sind die Ueberreste dieser
Mauern noch sichtbar, an der Ostseite hingegen sind sie
verschwunden, oder in die Häuser eingebaut.
An der nördlichen Seite von Maria ad gradus, hinter
und längs der jetzigen Domkirche, Ober die Pfaffenpforte, die
Burgmauer bis St. Ciaren, befinden sich noch folgende
Thfirme und Mauerreste:
a) ein Eckthurm; Mauerreste hinter dem Dome, bei dem
Durchgänge neben der Pfaffenpforte. Die Häuser der Trank*
gasse liegen sehr tief;
b) ein runder Thurm auf der Burgmauer, frflher d^s
Wichhaus ^^) zum alten Dom genannt. Von hieran ragen
noch unzerstörbare Reste der Mauer über das Pflaster der
Burgstrasse hervor. Die Schmiergasse liegt viel niedriger,
so dass alle hier anstossenden Gebäude die Eingänge von
der Schmiergasse in die Erdgeschosse und von der Burg-
strasse aus in die 2. Geschosse haben;
c) ein runder Thurm in der Nähe des Zeughauses; im
Mittelalter das vordere Wichbaus genannt;
d) zwischen dem Zeughause und dem Kornhause finden
sich Reste eines Thurmes (Juden •Wichbaus) und ansehn-
liche Mauerstücke. Auch steht das Zeug- und Kornhaas
auf der römischen Mauer, und im Zeughause befindet sich
ein römischer Brunnen;
e) ein runder Thurm noch ziemlich erhalten und mit
Verzierungen versehen. Von diesem bis zu
83) Die Benennung 'Wichhans, welohe fast BXmmtHohe in Cöln er-
haltend Mauerthürme führen, kommt Ton dem lateinischen "Vlgilia
— Wache •— ; folglich ist Wiohhaus gleichbedeutend mit Warte.
81
0 'cn Eektlnimie sind noch bedeutende Mauerreste er-
halteB, und dieser von allen am besten erhaltene Thurm ist
mit Venrietungen von Tempehi (?) nnd mit Rosetten versehen.
Die westliche Seite beginnt mit dem oben genannten
BdLtbiHiBe vnd liegt längs der Apernstrasse , der alten
Maver von Aposteln und am Lach bis sur Griechpferte.
Die Mauer ist hier durchaus noch sichtbar, an einzelnen
Stellen sehr bodi , und heisst die alte Mauer. Die hier be-
indticben Thflrme sfnd:
g) ein halbrunder Thurm im Garten von St. Ciaren;
h) em dergleichen im Braubause zum Esel ;
i) ein ganzrunder neben der Apostelpforte;
k) ein dergleichen mit Verzierungen am Lach; und
1) ein halbrunder in dem Garten bei Mauritius Steinweg.
Die sttdliche Seite gebt von der Griechenpforte hinter
den Bftusern der Rotfagerber längs dem Feldbache bis Maria
ia Capitölio. Die auf dieser Linie liegenden Gebäude raben
(wenigstens bis zur Hocbpforte) mit den hintern Wänden
auf den Resten der Ritanermauem. Die Spuren der ThUrme
sind hier verschwunden.
Die ästliche Seite ging von Maria in Capitölio auf
der Hähe fort bis Maria ad gradus. Die Mauerreste sind
liier, wie schon bemerkt, verschwunden.
Bei näherer Untersuchung findet man, dass der Bau dieser
Mauern nnd Thflrme zwei verschiedenen Perioden angehört,
und dass die oberen Theile nach vorausgegangener Xerstö-
rmg anf die Uekerreste der alten Mauer aufgefährt sind.
Die unteren Mauern verrathen eine grössere Sorgfalt und
Veatigkdt als die oberen, und sind wahrscheinlich noch die
Deberreste der alten Stadtmauer, die S&5 von den IVanken
zerstört wurde, während die oberen von Julian herrühren,
der 96ß Cöln von neuem befestigte.
Was die Thore der Stadt betrifft i so lassen sieb drei
mit Bestinntttheit angeben, nämlich:
6
82
A) die Hochpforie (porta al(a) an ilcr Südseite, wo die
Strasse von Bonn einging. Diese Strasse führte io der
Richtung der jetzigen Bochstrasse dorch die Colonia, und
ging nördlich durch die jetzige
B) Pfaffenpfortewieder aas derselben. Als dieses TiMir
im Jahre 1826 abgebrochen wurde, fand man einen nodi
gut erhaltenen römischen Bogen mit der Aufschrift C. C
A. A. ^) (Colonia Claudia Augusta Agrippinensis). Die Ak»
leitung der jetzigen Benennung Pfaffenpforte von einem Tempel
der Venus Paphia, der hier gestanden haben soll, ist Ifleher-
lieh. In alten Urkunden wird dieses Thor porta Clerko-
rum genannt y weil die Geistlichen von Andreas etc. nach
dem alten Dome durch sie gingen. An der Ostseite befuMl
sich
C) die Marspforte (porta Martis)^) als Ausgang nach
dem Rheine und nadi der Constantinsbrticke. Die Denen*
nung Marspforte (oder Marsthor) bat sich in den Rhein-
gegenden an den Fronten mehrerer römischer Befestigungen
erhalten, die gegen den Rhein hinliegen.
An der Westfront lassen sich die ehenwlifen römischen
Thore mit weniger Sicherheit bestimmen. Es ist jedoch
wahrscheinlich, dass
D) da, wo das jetzige Ehrenthor am Ende der breiten
Strasse bejBndlich ist, auch ein römisches Thor war, und dass
ein zweites jetzt zugemauertes
E) im Lach sidi befand.
Die römischen Strassen, welche von Colonia ausgingen,
waren :
1) von der Sttdfront die Strasse theils nach Bonn thefls
nach Trier;
84) Vgl. Jahrb. H. XXYII. S. 88. Die Reste dieses Thores beflndett
sich !m CSlner Museum. W.
85} Vgl. ebend. U. XXYI. S. 54 und H. XXYII. S. 19 ff.
83
9) von der Westfront die StraMen nach Kfllpieh und Jfllieh ;
3) von der Nordfront die Rheinstrame nach Dormagen
ete. und wahrsclieinlicb noch eine aweite , die von dem
Gereenslaeh über Caster, Erkelens nach der Maas ging^ und
wovon nodi einige DeberresCe vorhanden sind.
Constantinshrticke ^^). Mehrere römische Schriftsteller
der flfitern Zeit gedenken einer grossen massiven Brück e,
die Cottstantin d. Or. (gegen 810) xnm Behuf seiner Ex-
peditionen gegen die Franken bei Cöln über den Rhein
habe bauen lassen. Im Jahre 1766 scheiterte bei sehr
niedrigem Wasserstande ein Schiff auf den Trümmern eines
der Salsgasse gegenüberliegenden Brückenpfeilers. Durch
die hierauf erfolgte Untersuchung des kölnischen Ingenieurs
Reinhardt wurde die vormalige Existenz ^^) der Brücke
Konstantins ausser Zweifel gesetnt. Er fand die Entfernung
86) Vgl. Jahrb. H. VII. S. 162 ff. Annalen des hiat. Veroina für den
Ntederrhein etc. I. a. 47. ff.
87) In der ESlner Zeitung t. J. 1845 wird unterm 27. Febr. be-
rietet: Bei dem üaseerBt niedem Stande des Rheins wäre das
Dampfboot I welches die Fähre besorgt und die beiden Ufer
Torbindet, beinahe gescheitert, indem es unfern des Deutzer
Ufersi gegenüber dem Gasthofe zum Marienbilde, auf einen der
Brückenpfeiler atieas, welcher weiland die von Konstantin ge-
baute Koroerbrücke trug, über deren Erbauung und Standpunkt
die Qelehrten bisher gestritten hatten. Der Pfeiler, welcher
später untersucht wurde i ragte bis auf l'/i' etwa zum Wasser-
spiegal, und konnte an seiner bemerkbaren obern Stelle, etwa 6'
im Oevierte messen. Er bestand aus steinhart gewordenem Mörtel,
aus welchem Steinbruchstücke hervorragten, welche durch die
Strömung mannigfaltig zerklüftet waren und ein bimsteinartiges
Anaehen gewonnen hatten. In Folge des gestern eingetretenen
Thauwetters ist der Rhein so viel gewachsen, dass das lang
yerborgene Denkmal wieder unsichtbar geworden; dennoch
yermeiden die Dampfer sorgfältig die Stelle, welche ihnen Ge-
fahr drohen könnte.
dreier Pfeiler tm Mitte su MiUe 7 Katbea 4 Vuse f imm.
«ad die Breile der Brücke 96' »' preius. IKe RidilVBf
dieser Brflcke is4 von der Marepforte flker die^Sal^assca-
pfortei, und sie aus aos «wei Tlieilea beetmadeo liakcn,
wovon der kleiaere die bsel «t der SOnentadi in Ver-
bindung aetele. Beinalie alle Schriftateller der afatwen
Zeit atininiea darin Obereia, da» diese Brflcke eaniBit den
SU ibrer Deckung erbasCen Kastell nu Deuts dnrch den
Brsbischoff Bruno L , Bruder Otto des Gr.» m Jabre WO
aingebrochen, und die Steine nur Erbauung von St« PaBtaloMi
verwendet worden seien.
Von den ehemaligen römischen affentlicben Gebanden in
Ctfln lasst sich gegenwärtig nur noch mk Beatimnithcil
die Lai^e des Capitolinm nachweisen. Ba lag auf der Aidriihr
aber dem westlichen Bheiaarme » wo jetst 8U Maria in Ca^
pitolio befindlich ist, war nach der rdmischen Periode der
Palast der fränkischen KODige^ und wurde durch Plektmdis,
die Gemahlin Pipins von Heristal , in ein Frauenstifl ver-
wandelt
Zur Zeit der Hemer lag die Bheinflotte , die theüs nur
Deekung des Rheins, theils um Getreide etc. uns Gallien
und Britannien su holen und die römiscften Platine am Rhein
damit zu versehen , bestimmt war, bei Cöln. Bei Erbauung
des Seminars auf dem Domhofe 1743 fand man in dem auf-
geschatteten Boden Mauern mit Ringen sum Anbinden der
Schiffet und eine Menge sum Schiffbau dienender Oertth-
Schäften , so dass «s scheint , ab habe der Hafen nur Anf-
Anbme der Flotte nn dieser Stdie, und Mglicii Innerimlb
der Befestigang gefegen.
Deuts*^) (Tuilium, Casteltum divitense oder tuttense)
jler BrOckenkopf von Cöln. Deber die Entstehung dieser
römischen Befestigung, die in spStern römischen Schrift*
88) Vgl. Jahrb. H. T. S. 114, and H. XV. S. 1 ff. nad 8. 1&5 ff.
85
steilern nebremial fenaBBt wM , feUea alle NacbrichteB.
Von dkaciB Kaalell bat sich aidila obmrdiach erhaltca, «ad
acm DfliraBf , der aicht badeoteBd geweaoi an aeia acheiat,
lal daher niebl ao bealifliBieB. Beim Bau eines Hanaes int
▼MfigeB Jahre (1897) traf man aaf die rMiiscbe Umfasaungs-
maner und die Ueberreste eines Tlrarmes, nebst vielen Min.
sen BBd Ziegeln der 21. Legion.
Die ftdmerstrasse IBhrte ran CMn abwärts^*) nieht in der
S9) Im N0tiz1>Qobs des Verf., wcj^eket er 1828 aagefangen b*ty
hdsat es (ohne Datum) : Von KSla in der Riohliuig nach Keusi
finden üek feigende alte Strassen:
1) die Heerstrasse oder der Heerweg geht von Köln östlioh
an Longerioh Torhei fiher Yolkhoyen und Weiler nach dem
westliohen Uferrande des Worrioger Broiohs — (einer Serpen-
tine des alten Rhetnlaufes, die unterhalb liangel aus dem
jetztigen Bheinlanfe aus- und dieht oberhalb Worrfngen wieder
in selbigen einging) "^ wo sie sieh thelit, mnd der westUehe
▲m an ThenhoveB nad Beggendotf Tori>ei Über Hacikenbroiehi
westtioh Toa NioTenlieim nnd Klw^am Yorbei anf di# neue
Bcflbfiiclie nnd in die Riohtuig von Neuss traf; wo hingegen
der aweite (SsÜtohe) Ann über den Berger- und Erebelhof
unter dem Namen der Hogenberger oder Uohen-Strasse nach
Dormagen ging.
2) Die Steinstrasse geht yon Köln Über Kiehl, westlich von
Merkenioh, Rheinkassd und Langel in die neue Chaussee und
anf dieser naob Worringon, and es iai wahrsehelnfieh eine
fttrasse des MUteialters: denn war die sub 1. gedaehte Bhein-
•erpentine aar Zeit der Rdmtr Torhanden« so konnte diese
8tras«s nieht naeh Worringen führen. Dieser Ort Hegt sehr
niedrig und kann nur dnroh einen hohen Rheindeieh gegen die
üebersehwemmnngen des Stromes gesiehert werden. Auch die
gegenwartige Chaussee IKuft Ton Worringen bis Dormagen auf
^nnn hohen Damme. Bei Anlage derselben sind in der NShe
Ton Wonlagen Urnen gefunden worden. Worringen liegt bei-
aahe eise Viertalstande CsHich Ton der sub 1 gedaehten Rö-
meistrasse und ist netnetn Urspraags. -^ Wakrseheintich sind
86
RichtuDg der gegenwärtigen Chaufle^e, soBdeni nfther an
dem Rheine. Sie wird gegenwärtig die ,alte Straaae* oder
wohl auch die «Grtlnstrasse^ genannt, weil sie nnr ab Pdd-
weg benutzt wird und daher mit Gras bewadiaen ist Sie
geht von Cöln nach Niehl und ist unterhalb dioaeai Orte
durch den Rhein, der hier sich westlich gewendet hat, anf
eine längere Strecke zerstört worden; führt dicht an Kassel-
hergy wo vielleicht ein rAmisches Kastei lag (t) und «och
viele Alterthttmer gefunden werden, und Rheinkassel vorbei,
und trifft stidlich von Worriugen bei dem 60. Chauss^estoioe
in die gegenwärtige Chaussee.
Nachtrag vom Jahre 1889. »Die Steinstrasse seigt
noch an vielen Stellen die dammartige Anlage und Kies-
Unterlage. In Rheinkassel finden sich nicht die geringsten
Spuren römischer Anwesenheit; keine Mauerreste, keine
Münzen. In Kasselberg desgleichen, mit Ausnahme einiger
Mauerreste, die aber einem Schlosse des Mittelalters ange-
hltren sollen. — Der Kasselberger Ort ist eine Kiesbank,
die von Rheinkassel schräg durch den Rhein gegen Bittorf
setzt, und bei dem kleinsten Wasserstande noch 8' Wasser bat
Ehe sich die Steinstrasse mit der Chaussee vereinigt, liegt
Ostlich von ihr eine kleine Anhöhe, auf welcher sich rOmi<-
sches Gemäuer findet ^^).^
die in der Ep!grttnmatograplil6 Ton Rübsoh angeffllirten lasohrifl-
steine nicht in Worringen selbst, sondern io der NUio dieses
Ortes an der RSmerstrasse aufgefunden worden.
90) Zu beiden Seiten der Steinskrasse wurden im JahM 1860 rSmi-
sehe Or&ber mit den gewÖhnliohen ThongefKssen , Ziegelplatten
und Scherben Ton terra sigillata, mehrere mit Stempeln, wie
BOVDYSPEG und AEMIG [L?] F, gefunden, aaohdem schon
im Jahre 1869 auf dem westlichen UÖhenrande swisehen Ber-
gerhof und der Windmiihie, auf beiden Selten der Eisenbahn
die aus Brach- und Ziegelsteinen bestehenden Mauern rSmiseher Qe-
bHude, snm Theil mit wohlerhaltenem bunten Bewarf Mosaikresten,
87
Worriofeo^O ^ rttmischen Unprongs, wie die vielen
hier gefuiuieueB AUerthfloier und Ueberrrsle von römischen
Manern beweisen. Es ist jedoch nicht das im liinerar be-
merkte Burangum, sondern dieses ist, wie der Verd glaubt
and weiter unten ausführen wird, das jetaige Schloss Bflrgel
auf der rechten Rheinseite.
Nachtrag vom Jahr 1839. »Worringen. Die alte Pan-
kraf iuskirche , die zu einem Schulhause eingerichtet wurde,
liegt auf einer bedeutenden Anhahe, die bei hohem Wasser,
wie au Fastnacht 1837 , den Bewohnern als Zufluchtsstätte
dient, und selbst bei der grdssten Wasserflnth, welche der
Niederrhein in neuern Zeiten erfahren hat und bei welcher
das Wasser Aber einaelne Häuser des Orts hinwegging,
nämlich 1781, vom Wasser frei blieb. Diese Hohe, welche
die Kirche, den sie umgebenden Kirchhof und einen Theil
des Orts, der westlich von ihr gelegen ist, einnimmt, ist die
Steile, wo das alte Boruncum gelegen hat.
Aach werden hier noch viele römische Mauerreste unter
der Erde ^gefunden , und die Fundameute, worauf die Pan-
kraiiuskirche ruht, sind römisch. Der ftbirige Theil des Orts
wird bei hohem Wasser überschwemmt.
Auf dieser Hohe hat wahrscheinlich auch die Burg gf-
standen, welche Siegfried von Wesferburg in Worringen
anlegte, wovon jedoch jetat keine Spuren mdir vorhanden
sind.
Als bei Brbaming der gegenwärtigen Chaussee , «wischen
Scherben der yersohledenArtigsten GefXsse, such Terzierier yon
terra ilgillata, und eisernen Gerftthsohaften , zum tiefem Bau
des Bodens ausgehoben worden waren. Der ganze scharf ab-
gesohnittene HShenrand, welcher westtieh Ton Worringen und
der Chaussee bis Dormagen sich hinsieht, aelgt einen mit Bruch-
•tiioken rSmiioher Ziegel und GefSsse gemisohten Boden* Rein.
91) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 238, H. XIX. S 58, H. XXI.
S. Si und H. XXUI. S- 145.
88
1808 luid 1810, i9M obere (Kttlnsdie) eof^e umi hasfidM^e
Thor akgeriMeo wurde, bod maii sv beideo Miea doasdbcB
2wei Steine^ welche ursprtoglich jusanmeii gobtrlea, «ad
einen Votivstein nebsl Poetanent badeten ^^). RttMeche Allor*
Ihflmer werden in der ganaen Umgegend roa Worringea
gefunden. Die angeblichen alten Mauern , die n^ in dem
Bbeinanae, der die Insel von dem rechten Ufer tmal, luden
sollen^ redusiren flicht nach Angabe des UnterbtlrgenMisiers
Bito, auf eine Anaahl groeier Steine, die hier in dem Rheine
liegen, und bei kleinem Waner der Schiffahrl nacbtheüig
werden.
Die C|iattsste von Worringen nach Dormagen, die gegen-
wärtig augleich den Rheindeieh bildet, ist im Jahre 1884
erlittbt und erweitert worden. Längs derselben wurden da-
mals viele römische Graber gefunden , ein Beweis, daas auch
die alte römische Strasse in dieser Richtung ging« Das
Gefundene befindet sich gritostentheils in der Saaunlung des
Herrn Delhoven^.
Von Worringen nach Dormagen ist die Spur der Rtaer-
Strasse verschwunden. Das in römischen Nachrichten ateheeio
Mal genannte
Dormagen*') (Dornomagus), wo nach demlUnerar eiae
Ala stand , lag auf dem hohen linken Thalrande des Rhcias,
aur Zeit der Römer dicht aa diesem Flusse, stdlich von
dem jetsigen Orte Dormagen ^), da wo sich unter dem Boden
eine Menge römisches Gemaner befindet, und -wo man ia
92) S. H. III. S. 100.
98) Vgl. ebend. H. Y und YL S. 238, H. XIX. S. 58 and H. XXL
S. 29 ff.
94) Im Notisbuche des Yerf. Lit später bemerkt: Daraomasus lag
in der Mitte des jetsigen Orts. Ober- und unterhalb, noeh im
Orte selbst; sind die Qr&ber. Am Abhänge gegen den alten
Rbelnlauf hin ist 2 bis 3' unter der Erde eiae 4' dieke Maaet
Ton Gusswerk.
89
im tetstcB Jakren viele umi mm Thcil schdoe rttmische
Alterlhfloier aMfegraben hat. Aus den gnmea Unifaoge
dieser lluiiieii mwi ana dem, waa naa bis jetat hier gefanden
liat, Ittasi sich scMieascB, dass Demagen avr Zeit der ROner
flla befestigter Plats ron Bedeotvng war« Uoter den hier
aasgegrabeaen Ziegelo befinden sich viele mit dem Zeichen
der 14* Legion, welche den Beinamen trannrhenana germa-
■ieft ffihrte. Diese Legion hatte fiHhery wie auch ihre Be-
■emmg sagt, ihre Station auf dem rechten Rheinnfer, und
wurde, als Claudius die ttberrheinischen Eroberungen aufgab
nmi den Rhein aur Orenae gegen Deutschland machte, auf
das linke Ufer auracfcgeaogen.
Nachtrag vom Jahr 1889.^^) »Das alte Dumomagus
lag anf dem hohen linken Dferrande des Rheins, der östlich
längs dem Orte vorbeilloss , und wovon die Niederung jetat
wohl noch SO' tiefer liegt. Es erstreckte sich von den
Krümmungen, welche die Sirasse bei dem Eingange und bei
dem Ausgaage macht, und welches auch der hdchste Theil
des Ortes und wasserfrei ist Der alte Rheinlauf von Dor-
magen bis Zons war dem jetaigen gerade entgegengesetst,
d. h. von Dormagen abwärts machte er einen weiten Bogen
links (is Zons» wie die dadurch entstandene Niederung neigt.
— Die gegenwartige ChauBsde scheint in der Richtung der
allen Rimerstrasse aagelegt au sein, und an mehrem Stellen
ist isdich von ihr noch ein alter Riesdamm zu sehen*.
96} Der Yerf. iheilt die Insohriften der drei Platten des Mithrae-
monamentfl, welches sieh in der Sammlang des Herrn Delhoven
befindet, mit, wovon jedooh zwei mit der Lesung im XXI. Hefte
der Jahrb. S. 50 nnd 52 nieht ganz dbereinstimmen.
Der Verf. hat die eine gelesen:
DEO-SOLM-M-PSL»SYRAy/*
DVP • m ALE • NORICORVM
(yergl. H. XXIIL S. 146) und die andere:
(/H^ 18 • DIDIL
STIWA AX'y.^hm
90
Itt dem Itiuerar wird der ottchste Ort aaCerhalb DomafeB
Burungum^^} als Standort einer Ala genannt. OewMiB«
lieh wird Worringen, wie schon gesagt, fdr das römische
Bttmnguni gebalten, und angenommen, dass dieser Ort in
den Intinerar durch einen Fehler statt oberhalb, unterhalb
Uormagen gesetxt sei. Dem ist jedoch nicht so , sondern
das romische Burungum ist in dem jetzigen , dem Oralen
7on Nesselrode gehörigen , Schlosse Bflrgel auf der recbton
Rheinseite am suchen, und ist erst im 15. Jahrhundert bei
einem Dnrchbruche des Rheins swischen Zons und BOrgel
von dem linken auf das rechte Ufer des Flusses rersetit
worden. Das alte Strombette, worein sich der Piwss bei
hohem Wasser noch gegenwärtig ergiesst, heisst noch immer
der alte Rhein. Die Umfassungsmauern des Schlosses Birgd,
besonders die ganue eine Seite, worauf die Ställe und Wlitfi*
schaftsgebaude ruhen, sind noch die alten römischen aus
Basalt, Trass und Gusswerk bestehenden.
In den neuem Mauern des Schlosses und in dem Garten
desselben befinden sich viele Steine mit rdmischen Insdiiif-
ten , wovon mehrere den SchutngUttinnen der hier gestande-
nen Ala gewidmet sind.
Was der Annahme, dass das rdmische Burungum in Birg d
tu suchen sei, noch mehr Gewissheit gibt, ist, dans die RA-
merstrasse von Neuss aus in fast gerader Richtung nadi
Bflrgel gefflhrt n haben schdnt, ehe sie nwisoben Hladies.
beim und Stflrselberg durch die neuere westliche Richtung
des Stroms nerstOrt worden ist.
Zwischen Dormagen und Bttrgel hat der veränderte Rhein-
lauf jede Spur der Rtfmerstrasse vernichtet, und dieselbe
koBunt unterhalb Stfirnelberg, wie bereits bemerkt, erst
96) Vgl. Jahrb. H. V und VI. a 288, H. XIX. 8. 68, EL XXI. S.
84 and 86 and H. XXIIL 8. 141 ff.
91
wicdw San Vorscbe», ?<mi wo sie oberlialb Grinüiif haasen
ttber ilie Erft und nach Neuss geführt hat.
Nachtrag von Jahr 1839. »Das rdmisehe Kastell xu
BOrgel scheint ein aiemlich regelmässiges Viereck geblMet
sa haben, von 96 bis 100 Schritt Seitenlänge and mit ab*
gerundeten Ecken. Durch die Erbauung der Scheuer ist
die westliche Seite der Mauer zerstdrt worden, und nur
noch in dem Schafstalle ist ein Theil derselben, so wie die
abgerundete Ecke sichtbar. Die Mauer besteht aus Chiss
nd mag 7 bis 8' dick sein. Der untere Theil derselben
scheint älter zn sein, und hier sind mehrere Lagen grosser
Ziegel eingemauert. Dass der obere Theil jflnger und wahr-
scheinlich nach einer vorausgegangenen Zerstörung wieder«
hergestellt ist, dflrfke auch aus dem 18" hohen und 19''
breiten, auf beiden Seiten mit Lorbeeraweigen verzierten,
Votiv-Altare»^) mit der Inschrift:
tATRONS
iVFAMABVS
C'LVCILIVS
CRISPVS
VSLM*
hervorgehen , welcher aus dem Innern der Oossmauer her-
ausgenommen und gegenwärtig im Garteu aufgestellt ist.
Nach Aussage des Rentmeisters Wtlra steckt der gaue Hof*
räum voller Mauerreste.
Die Mflnzeo , welche der Verf. hier gesehen hat , gingen
bis auf Arcadius , folglich bis auf die letzte Zeit der rämi«
sehen Herrschaft am Rhein.
In der, inmitten der Kastellumfassuugsmauem liegenden,
Kapelle beftndet sich ein uralter runder Taufstein aus schwar-
zem Basalt,* woran mehrere Kinderköpfe und ein borstiger
Eber, Verzierungen, welche wohl bei sehr alten heiligen
97) Vgl. Jahrb. H. V und VI. B. 288 und H. XXIII. S. 150 ff.
92
Gefissoi vorkoBBea. Die Kapelle soll frillier grltaBer fa«
wesen sein, ood ist an deren Westseite folgender laaebrift-
stein eingenaoert :
MATRONIS
RVMIGHIS
«) oder FE''») ET MAVIAITI
NEHISCIVL*
Die unterste Zeile ist ttbertfincht and aicbt m losen.
Links an Bingaage in das Haas Migel befndet sieh ein
dritter Stein mit Inschrift, welche IgV,'' hoch and 14'' brat
ist. Sie lautet:
MATRONIS
^) oder AL^ ALA6ABIABVS
IVLIVS VAL-
PRO SE* ET- IVUS""^)
PERE6RIN0-
SPERATO •
SEVERO •
VSLUI-
Herr Wflra hat aus Bruchstücken römischer Steinmonn-
mente, die in neuerer Zeit hier gefunden worden ainil mmi
worunter mehrere Inschriften oüt Hatronis etc., im Garten
eine kleine Raine aufgefahrt.
Bei Ueherschwemmungen wird die ganae Gegend von Bar«
gel unter Wasser gesetat und dasselho dringt his in die Kn-
palie. Im alten Rheine bei Uidonbnch » wekhes anf dessen
rechtem hohen Ufer liegt, steigt das Wasser bis an W.
Unierbnlb Grimlinghausen ^^) (ft«her Quinom) mflsson be-
96) VgL Jahrb. H. V. und VL 8. 288 und H. XXni. 8. 160 H.
99) Vgl. sbead. H. V. nad VL 8. 237 und 339 und U. XXUL
8. 160 ff. Ueber die 3 Inschriften ygl. Rein, Haus Bürgel. 8. 44. ff.
und Aber die in Anm. 93 enthaltene das. 8. 20.
100) Vgl. abend. H. H. 8. 45, H. V. n. VI. 8. 407, H. VOI. 8. 181 ff.
und H. XXVI. 8. 181 ff. und 3. 201 ff.
«3
imäiMUie Dferimoteli votgtnommtn weiden , am deo Bkki
s« verhindern, die frühere Ricblunfj^ an Nevss ▼«rbci «i
nehmen. — Auf dem Oberfelde, nOrdlich der Erft (hei Grim«
linghavsen) werden viele römische Ueherreste gefimdea, nnd
wie in Neuss, Ziegel mit dem Stempel der 6., 16. und 17»
Legion.
Neusg (Novesium), eine von Dmsus gebaute gHtaere
Festung der EOmer am Rhein, der einsl an den Manem der
fitodt vorbeistrdmte^^O« Ver Name des Stifters hat sieh noch
in dem Drusosthore^^'), oder Drusas^Kastelle (dem jetntgdi
•herdiore) erhallen, dessen gegenwärtiges MauerwerlL jedoeh,
Mich der Ansicht des Verf., nicht römisch ist, sondetn dem
Mittelalter angehört , obgleich die Form dieses Thores den
hAnfig vorkommenden Reversen auf .spAtera römischen Mon^
Meu volIkoBMuen entsteht. Ebenso scheinen die Manerreste
der alten Slndtbffes^igung sAtasillich aus dem NittelaMer
mi sein. Nach dem itinerar des Antonia stand in Neuss
«he Ala. Auch von der 1^ 16., und 80« Legion sind hier
Monumente gefunden worden, in dem batavischen Siii^
wird Novesium imuiig genannt. Es wutde von Civilis Vfer-
wflstet und durch Cerealis wieder hergestellt. Bei den Eio^
fillen der funken im d» und 5. Jahrhundert ist es von die-
sen mehrere Male erobert und aerstört worden.
Von Neuss abwärts haben sich an der westlichen Seite
der gegenwftrt^en Chaussee über Brtlhl und Strttmp noch
Ueherreste der Römerstrasse erhalten. Zwischen Strttmp
tad Latmta fthrte sie flhor Mn altes StromheH^<^<) des Rheins,
101) Vgl. Jahrb. H. n. S. 45, H. V. und VI. S. 238 ff. und S. 407,
H. vor. S. 181 ff. H. XVII. S. 141, H. XXVI. 8. 181 ff.
102) Vgl. H. XXVri. 8. 26.
108) Bei höh&m Wasserstande erglesst tioh der Rkein grossentheUs
In einem alten Strombette oder Flussarme Über Kloster Meer,
Isselhof, Meerhof, zwisohen StrÜmp und Latum durch , Über
Lina, Boekum , Meure nach Stromeurs und trifft bei Rheinberg
wieder mit der gegenwärtigen Riehtung des Flasaea zusammen.
94
wo lioses aa scbnialiteii ist, nod wendet sich iber Lftto«,
wo sie noch jetst dir Römerstmsse (?) genannt wird, nneh dem
Borfe Gellep ^^).
•Ergftnsunf ron Jahr 1839. »Neoss liegt anf einer
AnhMie, am höchsten die Kireha. In der Gegend deneifcen,
ako in der Mitte der Stadt, lag das rdmische Kastruni.
Unterhalb Neoss an dem Erftkanale kommt noch die Be-
nennnng ^der alte Rhein* ^im alten Rhein^ vor.
Wenn man der Chanssto aus dem Rheintbore längs dem
hoben Dferrande des allen Rheinlaufs bis dahhi folgt (etwa
1600 Schritt), wo sich dieselbe östlich wendet, geht ron
derselben in nördlicher Richtung ein bedeutend erhöbeter
Kiesweg ab , welcher den Namen hohe Strasse flhrt ntfd
sich in gerader Richtung gegen BrflhI wendet, wo er vor
dem Orte wieder in die Chaussee trift Er gdit westlich
▼on Zoppenbroich und am Dickhof vorbei. Bei Anlegung
der neuen Chaussto ist vieler Kies von dieser Strasse go-
nommen worden, und sie ist daher gegenwärtig nicht mehr
gann fahrbar.
Nach Aussage eines Ortskundigen macht sie im Busche
eine kleine Krümmung.
Von Brühl an muss die gegenwartige Chausste auf die
104) Die grosse römisclie Heerstrasse führte nicht auf und daroh
Gelduba selbst, sondern am wesfliohen Fasse der spSter erwXhn-
ten AnhShe TorOber, war aber daroh sweli Tielleioht drei, iiord-
StUioh und SstUoh geriohtete SeUenstfMsen mit dsm Kaololl
verbanden. Vgl. Rein, die rSmischen Stationsorte S. 39. ff. über
diese und die nördliche Richtung der Romersiraaae, sowie S. 27. ff«
Ober die in und um Gelb gefundenen Alterthümer, denen swei
im Mai 1861, nordwesÜioh yon Latum, ausgegrabene Stein-
sXrge mit Knochen, zierlichen GlJ&sem, Bronsgeganstanden, u. 1
ampulla olearia und 2 strigiles, durch Eettohen an Ringe be-
festigt, und mehreren ThongefHseen, u. a. 1 Schflsael Ton terra
sig. mit dem Stempel LEOFEC, beicafilgen sind. R.
95
RlMiientrasse gelegt sein, da dieselbe bis nOrillich von StrOnp
aof einem HOhenrfleken zwischen zwei Niedening en läuft.
In dem langen Dorfe Latum^ das zu beiden Seiten der Strasse
gelegen ist, heisst dieselbe noch die hohe Strasse. An zwei
Sldlen ging, bevor die Cliaussiie scImt erhilht wurde, näm«
lieh in Strflmp und in dem nördlichen Tbeile von Latom,
hei hohem Uieinstande das Wasser über die Strasse und
ergoss sieh von letzterer Stelle nach Linn etc. Wo die
Sirasse nOrdlich von Stratum (Stratheim) die Wendung
nach Derdingen nimmt, scheint die Rdmerstrasse östlich von
Uerdiügen, wo gegenwärtig der Rhein fliesst, geführt zu
haben« Denn nördlich von Uerdingen zeigt sich östlidi von
der Chaussee eine mit Bflschen bewachsene SandhOhe, an
welcher ein erhöheter alter Kiesweg läuft (in der Nähe des
Kirchhofes), der sttdlich gerade auf die Riohlang von Stra-
tum trifft und weiter nördlich in die Chaussee einläuft« Das
römische
6 e 1 1 e p (Geldttba) wird auch Gelb oder Geldub genannt ^^).
Dieser römische befestigte Platz, frttber dicht am Rhein,
jetzt etwas von ihm entfernt, auf einer Anhöhe gelegen,
verdankt höchst wahrscheinlich Drusus seine Entstehung«
In dem batavischeu Kriege wurde dieser Ort von Civilis
erobert, und die Römer verloren zwischen ihm und Neuss
ein Kavalleriegefecht. Nach Plinius (bist. nat. XIX, 28)
wuchs hier eine Art Zockerwurzel (?) (siser)^^^}, die als
Leckerbissen in die Hofkiiche des Kaisers Tiberius ge-
liefert werden musste. Von den Römern hat sich in Gcllep
Aber der Erde nichts mehr erhalten ; unter der Erde findet
sich jedoch altes Gemäuer, Münzen Gefässe etc. aller Orten.
Uerdingen wird in römischen Nachrichten nicht genannt,
und es sind in diesem Orte auch, so viel der Verf. hat aus*
106) Vgl. Jahrb. H. XX. S. 1 ff. und H. XXVI. S.. 181 ff.
106) Vgl. ebend. H. I. S. 109. und H. V. und VI. S. 251.
96
nittela kOimen, uienak röaisehe AUertliflner gefmik» woiicfl.
Erg&nsung^ vom Jahr 1M& »GeUep liegt mf einer
Auhtthe, iit nie vom Rlieine ttkerachwcrami wird and die Ur-
saclie der Anlage des rttmischea Kastells gewesen su seinachdat
Sie ist oben gaas eben, fftllt nach allen Seiten gleichmlssig
aby und man erkennt nodi, dass die römische BefeatigsBg
ein <tuadrat bildete. Der Rhrin scheint frtther dicht at
Oelkp vorbeigeflosseu su sein. Es werden daseüist vide
rOmisoho Mausen gefunden ; nach ein fliegel mit LEO ' X *
ud Scbeihen mit BOVAVS FEC. sind enldedit woi^n«
nie Aihnerstrasse scheint dnrch die westliche Bicbtmg des
iUieins hei Derdingen anf dne Strecke neratgrt s» sein.
Bei Uerdingen wtehst die Sellery von vontgUcher CMMe
«ad wird sa Salat, Ragovt and Suppea gebraacfat. Ihre
Oestalt ist süt der Siser des PMnius «bereinsUmmend^
Die ROmerstrasse führte von Gdduha nach Calo. Die
Entfernung trifft auf Raldenhausen^^^)^ wofilr auch 4io Na-
mensahnUchkdt passt, obgleich in diesem Orte keine Sparen
von der Anwesenheit der Rdmer sich vorfinden. Bhcnso
wenig hat der Verf. swischen Gdlep and Kaideahaasea
Deberreste von der Rihnerstrasse gefanden, wdche fiOckst
wahrscheinlich durch die erst in neaerer 2dt entstandene
Richtuag des Rheins nach Uerdingen serstttit wanlen ist
Nördlich von Kaldenhaasen wird die ROmersttrasse wieder
gans sichtbar and fuhrt aach
As borg (Asdbargium)^^») Nach Tacitas lag Asdbnr-
107) Vgl. H. XXVn. S. 159.
108) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 238 ff., H. XVII. 8, 141., H. XX.
S. 1 ff., H. XXI. S. 32 und 36 und H. XXHI. 8. 84 ff. Ueber
den Ursprang dlesea uralten, schon Torrömiechen Orts tbeüt
Taoitui (Germ. 3) eine h^hst merkwürdig« Sage mit, und es ist nioht
unwahrsoheinlioh , dass unter Ulysses [Odysseus] den Tacitas
als Gründer des Orts angibt, der Stammgott der germanischen
Völker und der erste der Asengötter, Odin, und unter Aselbur«
glura, Asgart oder die Burg der Äsen su Terstehen sei.
97
gim an MielBe, wethalb man ea geirtthalkb in Bflsenberg
fcaocbt bat Dieses ist jedoch ein Irrthmn. Aadbiirgimn
lag südlich von dem jetaigen Asberg, auf dem sogenannten
Bargfelde, wo sich noch in weiter Ausdehnung Ruinen römi-
scher Gebäude , Keller etc. vorAnden , und noch forlw&h-
lond eine Menge Mtinaen, Utensilien etc. ausgegraben wer-
den. Die ROmerstrasse ffthrt mitten Aber das Borgfeld.
Bne NioderungOstlich vom Borgfeld heisst noch jetst »im alten
Rhein* und beweiset , dass sur Zeit der Römer der Rhein
in dieser Richtung floss. In dem batavischen Kriege , und
bd den spätem Binfiülen der Franken ^ theilto Asciburgium
das Schicksal fast aller festen römischen Orte am Niederrbein,
und wurde auletst im Jahre dSl durch die Franken, welche
den Hannen nachzogen, gänalich zerstört.
Von Asborg aus ist die ROmerstras^e noch ganz sichtbar
und erhalten, und bildet den westlichen Theil der neuen
Strasse (die hohe Strasse genannt, wovon jedoch (1828) nur
die Erdarbeiten vollendet sind) bia an Stromeurs, wo sie von
derselben links ab und über die Loete nach dem Eugenia-
aisehen Kanal geht. Nördlich von diesem Kanäle (der bei
nasser Jahresseit von Rheinberg bis Kloster Camp mit Käh-
nen befahren wird) ftibrt sie ebenfalls noch wohl erhalten
Aber die Millinger Haide, und berührt hier die Ostliche Seite
einer grossen qnadratfttrmigen Verschanzuug , wovon sich
snm Theil ein doppelter Erdwall und die tieberreste eines
davor liegenden Grabens erbalten haben. Die römischen
Todtenurnen und andere romische AlterthOmer, welche um
diese Verschanzung herum gefanden werden, lassen vermuthen,
dass dieses ein römisches Sommerlager^^) gewesen sei, in
109) Die Römer nAnnien die eigentlichen Standquartiere der Legio*
nen Winter* oder Standlager (Castra hibema oder statiTa) und
diejenigen Pankte, wo die Legionen wShrend des Sommers zu-
sammengezogen wurden, Sommerlager (Castra aestiva). Die
7
98
welchem die Legionea wahrend der gateo Jahmseit
mengexogtü und geübt wurden. Von dieser Unwnllang fahrt
die Römerstrasse in gerader Richtung durch daa Dorf Miliin-
gen und bei Drüpt auf die Felder «op gen Hfilmpt (auf
dem Helm)^. Uier sind schon froher, und besonders nach
einem Rbeindurchbrucbe , im Jahre 182S> und bei Anlegung
der jetsigen Chanssiie viele ramische Alterthamer gefiindcn
worden ^^^>. Unter andern kam ein ramiscber Ziof elofeuf 4er
mehrere tausend Ziegel mit dem Stempel LEG* XXX' ent-
hielt, nuffl Vorschein, und es scheint, dass diese Leginn,
die eigentlich in Colonia Trajana bei Xanten statlonirt war,
hier einen festen Posten und Ziegelbrennereien hatte. Das
nahe gelegene Alpen wird gewahnlich wegen der Namens-
ahnlichkeit für die von Trajanus gegrfindeten und in rami-
schen Nachrichten genannten Castra lllpia gehalten. An die-
sem Orte hat jedoch der Verf., selbst nicht in den Ruinen
der dortigen alten Burg, Ueberreste römischer Anwesenheit
gefunden , und die Castra DIpia sind , wie weiter unten an-
gefahrt werden wird, eins und dasselbe aüt Colonia Trajnnn.
Von den Feldern »op gen Rfllmpt* schneidet die Ramcr-
strasse in dem nerstreut liegenden Dorfe Banningen , wcal-
lich von dem Post, und Wirthshause Grflnthal (Comcamnnn)
die Chaussde von Venloo nach Wesel, fahrt an der Wind.
mahle bei dem Hanse Loo vorbei und nardlich derselben in
die neue Chaussiie, mit deren Richtung sie Ober die Menaelcner
Haide nach Birten fortgeht In der Nabe jener Wndmilhle
letzteni dienten faet nur bu UebunseplüUen der Traf^u, und
wurden, gleich einem jeden Marachlager, mit Wall und Graben
umgeben.
110) Ausgrabungen, die ich auf diesen Feldern yerschiedenüloh ver-
anstaltet, waren niemals ohne Erfolg und ergaben stets «ine
Menge kleiner Anticaglien, zu denen unter vielen herrorsuheben
sind die Heft XXX d. Jahrb. Taf. II. 9 u. 10 abgebildeten
Gegenstände. W.
99
ist die Römerstrasse durchstochen, und erscheint als ein Damm
von 10 bis 12' Hi^be über der jetzigen Erd-Oberfläche, dessen
untere Anlage aus fest gerammter Lehroerde und die Decke
aus 2V2' hohem Rheinkiese , der mit Mörtel verbunden ist,
besteht
Bei Bergmannshof am Fusse der Rttnninghardt fängt ein
Kanal an, der unter dem Namen des «Rttmergrabens^
Ober die Hen^elener Haide und östlich an Winnenthal vor-
bei fahrt und oberhalb Hirten in den alten Rhein ausgeht.
Dieser 30' breite Kanal ist noch allenthalben sichtbar , und
enthält von seinem Anfange bei Bergmannshof bis xur Land-
wehr von Winnenthal noch Wasser. Seine ehemalige Be-
stiauDung ist jetzt schwer auszumitteln. Wahrscheinlich war
es ein blosser Abwftsserungskanal, der die Gewässer, welche
jetzt durch die Pollgers (PoUgeet, PoUgraben) dem alten
Rheine zugeführt werden, dahin führte.
Ergänzung vom Jahr 1838 und 1889« i^Calo hat
nicht in Kaldenhausen , sondern etwas nördlich davon , im
Busche Hühlenwinkel, nahe an einer Rheinniederung gelegen.
— Kaldenhausen liegt zwar auf beiden Seiten der alten
römischen Heerstrasse, oder der gegenwärtigen Chauss^; es
werden jedoch in diesem Dorfe durchaus keine römischen
Altertbflmer gefunden. Dagegen liegt 8 bis 10 Minuten öst-
lich von Kaldenhausen, gen Rumein zu, der Volkesberg, der
höchste Punkt dieser Gegend, und in allen Aeckern, die gu
diMer Höhe gehören, werden römische Mauerreste etc.
gefunden. Besonders viele Ziegel mit dem Stempel LEG'
Xr werden hier gefunden, und es ist nicht zu zweifein,
dass hier Calo, und zwar wie Gelduba, etwas östlich von
der Heerstrasse gelegen hat Der Voikesberg liegt an der
nördlichen Seite einer Niederung, die einerseits bei dem
Hagschinkel die Chaussee berührt, und sich über dieselbe
nach dem Uerdinger Bruche zieht, andrerseits nach dem Burg-
sehen Hofe wendet, von wo sie theils an Biersheim vorbei
100
nach FrimershciiD, aDdrerseits unter dem Namen dea „Sittard-
braches^ sfldlich am Trompeter vorbei nach dem Mtlhleii*
Winkel etc. geht. Die Niederung , die westlich an Kalden-
hausen vorbei geht, heisst der Donic. Eine dritte Niedenmg
soll von dem Burgschen Hofe gegen Bergheim und von da
östlich am Borgfelde vorbei nach Essenberg gehen. Der
Mühlenwinkel liegt sOdwestlich vom Trompeter gegen »D^g*
felds^ und besteht aus sandigen Höhen, die mit Bäumeo vnd
Gesträuch bewachsen sind.
Nach Aussage des jungen Röltgen sind nur einige Maver-
reste im Mfihlenwinkel gefunden worden, und in einer std-
lich gelegenen Sandhöhe (nicht Hunnenberg, wie Jansen sagt,
sondern Himberg genannt) einige Urnen. Der MOhieBwIakd
ist lange nicht so wichtig als der Volkesberg ; jedoch isl
die Angabe von Fiedler , dass diese Stelle (er sdieinl
den MOhlenwinkel zu meinen, da er von Btlschen spricht,
die sich hier belinden, wfthrend der Volkesberg gaas aus
freien Aeckern besteht) die alte Burg genannt werde, eine
Benennung, die ganz unbekannt ist, wohl nur irrtbimlich ^^0«
111) Der Volkesberg ist kaum eine U5he ra nennen , und war bis
in die 60er Jahre mit dichtem , jetsi gerodetem Gebfiseh bo.
deckt An der Nordseite dieses kaum 200 Q Ratheo messenden
Aufwurfs fanden sich Ziegel and QefSsse, angeblich auch eine
Steinstrasse einige Fuss unter der BodenoberflSche* Zu den
älteren Funden auf der U5he des Mühlenwinkels, an der Nord -
Seite des unter dem Namen Sittard nordwestlich gerichteten
alten Rheinarms, sind durch die theilweise Rodung des jenen
bedeckenden Waldes und GebQscheS) ^iele neue und bedeutende
gekommen , welche in weltyerbreiteten Mauerresten) Terzierten
Steinen, Gefitesen, Stücken Ton Glassscheiben und dgL bestehend,
eine grössere römische Niederlassung bexeugen, Ton welcher
eine Steinstrasse ostwärts zur grossen Heerstrasse, eine andere
nordwärts nach Asciburglum führte, und su welcher die früher
und später ost- und westärts gefundenen Gräber gehört haben.
Durch den Sittardbruch führte ein Kiessdamm, an dessen Seite
101
9
Die Niederong südlich vom Trompeter füllt sieb bei jedem
hoben Rheiustande mit Wasser; im Jahre 1837 stieg das-
selbe bis in die untere Etage des Trompeters, und zerstörte
die Cbaossfe. Unmittelbar bei dem Trompeter fängt die
hohe Strasse an und ist bis zu dem Hause Adam Leven,
wo die Benennung Borgfeld beginnt, 4 bis 8' erhöht. Sie
besteht, wie es scheint, ganz aus Kiessand und hat keine
Unterlage von grossen, in Kalk gesetzten, Steinen, wie Jansen
sagt. Von dem Hause «am Brügges*, das nächste vom Pickert
nördlich , geht von der hohen Strasse ein hoher und breiter,
mit Bäumen besetzter Brdwall mit davor liegendem Graben
in östlicher Richtung, und ist auf 205 Schritt noch wohl er-
balten. Scheinbar ist er fortgegangen bis zur Niederung
und vor ihm läuft ein Kiesweg. Doch scheint dieser Wall
nicht die Südfront des Lagers gebildet .zu haben , da die
Erhobung der Hohenstrasse bis Adam Leven, wo die Be-
nenuung Borgfeld anfängt, reicht.
Asberg wird in der Gegend Asburg genannt.
Die Benennung «auf dem Borgfeld e^ fängt südlich
von Asberg da an , wo die hohe Strasse eine Krümmung
macht , dehnt sich östlich bis zum alten Rhein , südlich bis
nördlich vom Pickert und westlich bis über die hohe Strasse
ans« Nördlich bis gegen Asberg und südlich bis gegen Kal-
denhausen erstrecken sich längs der hohen Strasse die Grä-
ber vom Borgfelde aus. Die fränkischen Alterthümer sind
von Diedrich Bergmann westlich vom Borgfelde, zwischen
römischen Drnen, gegen Schwafhrim hin gefunden worden.
Bei Pickert zieht sich eine Niederung hin , die das Borgfeld
wahrscheinlich südlich begrenzte.
im Norember 1858 die silbernen Phaleren gefunden wurden.
Vgl. Jahrb. H. XXVn. S- 155. ff. n. AnnaU XXXII. S. 161. ff.
Der angezweifelte Name „alte Burg" ist im Volksmunde der
Höhe des Mühlenwinkela , wie ehier Stelle in der Nähe des
Bmgsphen Hofe» geblieben. B.
102
In Drfipt selbst werden keine römischen Alterthümer ge»
funden, wohl aber, besonders Münzen, auf den Feldern zwi-
schen Drflpt und DrOpstein, besonders in der Nähe des
letztern. Diese ganze Feldmark führt die Benennung ^op
gen Bülmpt^. — Der Ziegelofen mit den Ziegeln der LB6*
XXX* wurde daselbst dicht auf der Südseite der neuen
Brücke links geftinden, wo überhaupt viele Alterthümer in
dem Boden stecken sollen. (Vergl. Anmerk. 110.)
Der sogenannte schwarze Mühlgraben, oder die Loete, geht
oberhalb Stromeurs aus dem alten Rheinbette und fliesst
über Alpen durch Bönningen, an Drüpt und Drüpstein vor-
bei, nfthert sich dem Bordschen Graben (Ley), geht unter
dem Namen , „Loete^ westlich an Menzelen vorbei , ver-
einigt sich dann mit der Bordschen Ley oder dem Pollgraben
(Pollgeuth) und fliesst bei dem Poll von Birten in den alten
Rhein. Die Loete ist breit und tief, und die neue Chaussee
führt zwischen Drüpt und Drüpstein über sie. Nach dem
alten Rheinlaufe, der von Ossenberg kommt, ergoss sich
dieselbe zur römischen Zeit bei Drüpstein in den Rhein,
und das rtf mische Kastell (op gen Rülmpt) lag zwischen ihr
und dem Rhein.
Die Römerstrasse hat zwischen der Windmühle und Bön-
ningen eine obere Breite Von 14 bis 16' bei einer Höhe von
10 bis 14'.
Zwischen Neubflderich und Gest befindet sich eine flache
Höhe, die sich 10 bis 16' über die umliegenden Felder er-
heben mag und der Gesterberg genannt wird. Sie erstreckt
sich von der Windmühle von Neubüderich bis zu dem Feld-
wege, der von diesem Orte nach der alten Strasse von Wesel
nach Xanten führt. Der östliche Theil dieser Höhe gegen
den genannten Feldweg heisst der ^Steinacker* weil die Felder
hier mit Brocken römischer Ziegel, TufiiBteinen, Scherben
von römischen Gefkssen und anderm Mauerschntt bedeckt
sind. Auf diesen Feldern werden viele römische Münzen
103
and «nlcre Alterthimer geftmdeoy so dais nicht ku sweifeln
ist, dass bicr ein römisdier Ort gestanden bat. Die Münzen,
die hier gefmidea wurden und die der Sclireiner Pont^ gesehen
hat, gehen bis auf Anfenin (?)• Auch bei Anlegung der
CbansM^ von Conmesmann (Grfinfbal) nach Wesel sind bis
avf die Hdbe von Altbfiderich viele Alterthäner gefunden
worden. Desgleichen zu Altbfiderich, unter andern Ziegel
nit Legionssteoipeln, worunter eine mit LEG « XXII' lieber-
haupC Ist diese ganae Gegend bis nach Altbüderich reich an
romischen AUerthfimern. Auch wurde bei Erbauung des
Armenhauses von Neubflderich Vieles gefunden, unter ander m
ein 4 Zoll grosses Brustbild der Minerva mit Augen von
kleinen Stelnep.
Wo Beck liegt, flo#s ehemals der Rhein und wendete
flidi von da nach Xanten in die Niederung.
Vetera Caatra oder bloss Vet er a^^*) (das alte Lager)
am südliebeB Abhänge des Ffirstenberges bei dem Dorfe
IHrten^^*)« Nach der schmachvollen Niederlage, welche im
Jahre 18 vor Chr. der Legat H« LoUins am Niederrheine
dardi die tiansrhenanischen Germanen erlitten hatte , in
welcher der Adler der V« Legion eine Beute der Sieger
geworden war , kam Augustns selbst in diese Gegenden und
liess dieses Lager ffir 2 Legionen (12000 Mann ohne die
dasa gehörigen Hfllfstruppen) anlegen. Dasselbe bekam in
npftterea Zeiten, da es eine der ersten Befestigungen der
11t) Vgl. Jahrb. H. V. und Vi. S. 238 ff. und S. 2G4 ff., H. XVII.
S. 141, H. XXI. S. 36, H. XXIII. S. 42 und H. XXVI. S.
181 ff.
113) Der Verf. folgt bei Bestimmung der Lage dieses wichtigen
Punktes einzig den römischen Nachrichten, den gefundenen Monu«
menten und den noch vorhandenen Ueberresten , und übergeht
die Phantasien der Gelehrten , welche mit den Lokalitäten un-
bekannt I die Torschiedenartigsien Meinungen hierüber aufge-
•teil« 'haben.
104 I
Römer am Rhdn war, den Namen des altea Lagen ( Velcra). '
Nach dem Zeugnisa von Tacitos (bist. IV. c. SS) wnrde
dieser feste Platz von Angustos bloss fftr offensive Zwecke
angelegt, — um von hier aus Deutscbland m beobachten
und zu unterwerfen, und als Sammelplatz der nach Dentscbland
ziehenden oder von dort zurückkehrenden Truppen gm die«
neu. Von Vetera ans unternahmen die B5mer beinabe alle
ihre offensiven Operationen gegen Deutschland , und zwar
theils zu Lande an der Lippe aufwärts etc., theils zu Waaser
den Rhein hinab, durch den Drusiscben Kanal (die neue Yssrl)
und durch die Zuider- und Nordsee in die Ems, Weser und
Elbe.
Augustus wftblte für die Anlage dieses Lagers den Ptlr«
stenberg, die erste bedeutende, trti liegende und eine weite
Aussicht gewahrende Anblthe, welche sich von Bonn abwirta
auf dem linken Rheinufer an der Steile erhebt ^ wo, durch
die gegenober Ne genden Hohen (?) von Diersfort begrenzt , die
Rheinniederung die geringste Breite hat. Nach Tncttni
(bist IV. c 23) lag Vetera an dem sanften Abhänge «aea
HOgels an dem Rheine. Seine Befestigung bestand ans einer
Mauer und einem davor liegenden Erd walle, und es wird
ausdrflcklich bemerkt, dass auin bei der Anlage aof die
Festungswerke keine besondere Mflhe verwendet habe, indem
Augustus dieses Lager fOr die Offirnsivzwecke erbauen Uesa,
und nicht daran dachte, dass es jemals eine Belagemag
wOrde aushalten mOssen.
Nach den Untersuchungen , die der Verf. angestellt liat,
erstreckte sich dieses Lager am sOdlicben Abhänge des FOr-
stenberges , von der Hohe desselben bis in die Nibe des
Dorfes Birten und bildete, wie fast alle römischen Befesti-
gungen, ein Viereck. In dieser Ausdehnung sind bereits eine
grosse Menge Steinmonumente und besonders Ziegel mit
Legionsstempeln, desgleichen MOnzen etc. gefunden worden.
Die Mehrzahl dieser MOnzen sind Consular»Milnzen und aus
105
der erslrn Kaiserperlode bis iocl. Nero. Auffalleud ist die
grosse Anaahl von Gemmen , besonders lotaglios , die noch
fditirftbrend hier gefunden werden, und es seheint, dasa
Uer Gemmepschneider gewohnt haben. Mauerreste dagegen
werden hier weniger als an anderen Oiien, wo sich die
Ritmer längere Zeit aufhielten, gefunden, und dieselben sind
entweder bereits ausgebrochen, oder sie liegen tief unter der
Erde, was sieh bei dem Mangel an Nachgrabungen nicht
hat ausnitteln lassen, oder die M'ohngebaude der Soldaten
waren nur von leichter Bauart« Das letztere ist das Wahr-
itcheinllchere, da Vetera ein blosser Waffenplats, ein soge-
nanntes Winterlager (castra hiberna) war, welches im Innern
ausser den Baracken oder Kasernen ffir die Soldaten , nur
noch dij^ nOthigen Magazine für den Mund- und Kriegsbe-
darf enthielt. Alles, was nicht zum Militair gehörte, wohnte
ausserhalb des Lagers, und nach Tacitus (bist. IV, c. 22)
hatten bei Ausbrach des batavischen Krieges die Ansiede,
langen der Kanfleute, Handwerker, Marketender ptc. vor
den Lag» fttnnlich die Gestalt einer römischen Muoiiripal«
Stadt angenommen* Dieser Anbau wurde bei der Annähe-
rung des Feindes zerstört, damit sich derselbe in ihm nicht
festsetzen konnte. — Von der römischen Befestigung von
Vetera finden sich zum Tbeil an der West- und Sfidfrout
noch Ueberreste des Erdwalles, und bestimmen zugleich
die Aosdebnung des Lagers von diesen Seiten. An der
Ostfront ist der Abhang nach dem Rheine abgestochen, und
an demselben zwischen den beiden Wegen , die nach der
BrOcke* führten, — in der Nähe von Biesemannshof, — ein
vollkommen geebneter Platz gebildet worden, wahrscheinlich
um fer die bequemere Communikation mit der Brocke Raum
zn gewinnen. Von einer ehemaligen Pfahlbrficke^'^) die
114} Tielleiobt «ind dioBes noch Ueberreste von der Brfioke bei
YeterA, die in den Gesehichtsbachem des Taeitas erwähnt
106
Ton Vetera über den Rhein flhrte, haben sich noch (adri-
lieh von Biesemaan) Pfähle in dem alten Rhein erhaltetti
wovon der eben gedachte Hofbesitaer noch in diesem Jabfe
(18S8) mehrere hat ausi^iehen lassen. Diese Pßlhle bestehen
aus Bicheiistflmmen y die mehr als 2' im Durchmesser balCrn
und unten mit Eisen beschlagen sind. Das Bkhenhote bat
ganz die Schwere, Härte und Farbe des Ebenholaes ange-
nofluaen. Nach dieser Brtlcke führten zwei Wege aus dem
Lager, die noch jetat vorhanden sind. Der nördliche , wel-
cher noch ,,der Rttmerweg^ genannt wird, Mhrte aus dem
Lager Ober die Heesberge und vereinigte sich bei Weynanns-
hof mit der Rtaerstrasse welche aus Colonia Trajana nach
der Maas ihre Richtung hatte. Unterhalb der Ueberreste
dieser Brflcke sollen sich grosse Pandamente von Mauern
in dem alten Rheine befinden, welche fkUher den Schif^m
oft gefährlich wurden, und es ist wahrscheinlich, dass sich
die Werfte und der Hafen von Vetera in dieser Gegend be-
fanden, wo sich Drusus und Oermanicus mit den Legionen
an ihren Unternehmungen gegen Deutschland einsiMlleB.
Am Nordende des Dorfes Birten sind noch die Ueberreste
eines Amphitheaters sichdiar, welches in der Gegend Victors-
Loch oder Victors -Lager genannt wird, weil nach der
Legende in ihm der heilige Victor mit der letsten Mann-
schaft der Thebaischen Legion erschlagen worden sein soll.
Diese Ueberreste bestehen aus einem ovalen Brdwalle, der
sich von aussen gegen 30, von innen gegen 80 Vüsb erhebt
und der vier Eingange bat, die genau nach den vier
Himmelsgegenden liegen. Der äussere Umfang dieses Brd-
walles hat gegen 800 Schritt, und der Durchschnitt von
Osten nach Westen beträgt gegen 135 Schritt. Da man
keine Spuren von Mauerwerk in diesem Amphitheater findet,
wird, und über welche Drusas, Yarus, GermraicTis eto. die
Lesionen gegen Deutoohland fährten.
107
go scheint es ganz aus Erde und Holz erbaut gewesen zu
sein, und noch kann man an der stufenartigen innern Dos»
sirung die Einschnitte für die Sitze der Zuschauer erkenneni
Auf dem Pürstenberge und auf den Feldern von Birten
sind Monumente und Ziegel mit dem Stempel der LEG. F,
IV. V, VI, VIII, X, XI, XII, XIV, XV, xviii, XIX, XXI, xxn,
XXIin und XXX gefunden norden, welche zu verschiedenen
Zeiten in Vetera ihr Standquartier hatten. Unter diesen
wurden die XVIII und XIX in der Varusschlacht vernichtef,
und das höchstmerkwürdige Cenotaphium des Legaten der
18. Legion M. Caelius, der in jener Schlacht geblieben war
wurde bei Birten gefunden und ist gegenwärtig in Bonn^^^).
Als unter Claudius die Eroberung von Deutschland auf-
gegeben wurde und die Römer sich am Rhein auf die De-
fensive beschränkten, sowie durch die Erhebung von Cöln
XU einer römischen Kolonie, welche in derselben Zeit erfolgte,
verlor Vetera seine frühere Wichtigkeit, und Cöln wurde
seit M nach Chr. der wichtigste Ort der Römer am -Nie^
derrhein.
In dem batavischen Kriege wurde die Besatzung von Ve-
tera, nach einer langen Belagerung und nach zwei abge-
schlagenen Stürmen, zuletzt durch Hunger gezwungen zu
fcapituliren (71 n. Chr.), worauf der Ort von Civilis ver-
brannt wurde. Nach dem unglücklichen Gefecht vor der
Moselbrücke bei Trier, in- demselben Jahre, gegen Cereal»
zog sich Civilis nach Vetera zurück. Durch neue Truppen
aus Deutschland verstärkt, war er entschlossen hier das
Glück der Waffen von neuem zu versuchen. Er legte einen
Damm schräg in den Rhein und überschwemmte dadurch die
fiberdiess niedere Gegend vor dem Lager und die Römer-
Strasse, auf welcher Cerealis gegen ihn anrückte. Dieser
Damm kann nur südlich von Birten aus dem alten Rhein in
115) Vgl. J4hrb. H. XXV. S. 76.
i08
der Ricbtun; über Strttters-Kath nach der Veenscheo Ley
gelegen haben, welche Gegend jetst noch sehr niedrig i§f.
Hinter diesem Damme stellte Civilis die Germanen auf den
linken Flügel mit dem Rttrken gegen den Rhein und die
Bataver und Gugerner in die Mitte und auf den rechten
PlOgel. Der erste Tag des Gefechts war fttr die ROmrr
unglflcklich, als ihnen aber am sweiten Tage ein Ceberlanfer
eine seichte Steile durch die Ueberscliwemmung zeigte, brach
suerst ihre Reiterei durch und sprengte die Germanen in
den Rhein. Die nachfolgenden Legionen jagten die Bata-
ver auf der Römerstrasse in ihr Vaterland zurück, und Ce-
realis Hess Vetera nicht wieder aufbauen ^^^).
Ergänzung aus dem Notizbuche des V er f« (ohne
Datum). «Die nördliche Grenze von Castra veter» scheint
bei Peters Hause zu sein, wo der Weg die Krümmung macht
und der hohe Abstich gegen Westen läuft. Wenn man ans
dem Marsthore von Xanten kommt, tritt der obere Theil
des Fttrstenbergs deutlich hervor. Das Kloster, wo das Prae-
torium gestanden haben mag, lag am höchsten. Nach Aus-
sage des alten Kaufmanns Dames, sind in seiner Jugend
längs dem Fürstenberge die eichenen PfUiIe zu hunderten
aus dem alten Rheine ausgebrochen worden. Sie fangen
bei Schermannshof an und gehen bis gegen Beck. Die mei-
sten stehen in der Richtung, wo früher der Rhein die Direk*
tion gegen Xanten nahm, und bildeten keine Brücke, sondern
eine Verpfhhlung, um den Rhein vom Fürstenberge und von
der Richtung nach Xanten abzuhalten^.
116) Tdtera's TrQmmer dienten später cum Baa der Col. TVaJAnA und
eines im XI. Jalirh. gegründeten Benediotiner- dann Cisteriienser»
Klosters. Zwei römische Thürme standen noch im Jalire 1670;
die damalige Äbtissin liess sie abbrechen, um die Tuffsteine nach
Holland' zum Wasserbau zu rerkaufen. J. Fiedler's Antiquarium
Houbens p. Y. n. 4. und E. aus*m Weerth: Kunstdenkm. des
Mittelalters in den Rheinl. Erste Abth. Band L p. 81. F.
109
Ergänzung vom Jahr 1839. „Der Hof des Herrn
V. Hochwttchter auf dem Ftfrstenberge nimmt mit seinen Ge-
bäuden und Gürten den Raum des alten Klosters ein. Von
demselben hat man eine herrliche Aussicht nach Westphalen
und den Rhein auf- und abwärts« Der gan«e Raum, den
der Ffirstenberger Hof mit seinen Gebunden und Gärten ein-
nimmt, ist voll alter Mauerreste, und es Iflsst sich eine Um-»
fassungsmauer verfolgen, welche diesen Raum eingeschlossen
ffu haben scheint. Von dem Hofe gegen Schermanns und
eine längere Strecke gegen den Birtener Weg wird nichts
gefunden. Dagegen ist das eigentliche Plateau des Ptlrsten-
berges (aequissimus locus bei Tacitus) wieder mit römischen
Ziegeln und andern Mauertrtimmern bedeckt, und hier wer-
den die meisten Gemmen gefunden. Durch diesen bezeich-
neten Raum geht die alte Weseler Strasse in der Mitte durch,
und derselbe zieht sich noch Ostlich Aber den Birtener Weg.
Wo die Wege zusammentreffen und Lehm- und Sandgruben
vorhanden sind, siebt man ringsum 2 bis 4' unter der jetzi-
gen Oberfläche Lagen von Ziegeln nebst Fussbttden von Est-
rich und eine Lage von Kohlen und Asche. — Der Verf.
hält dafür, dass die €astra vetera, die von Civilis zerstört
wurden , sich auf dem Plateau des Berges innerhalb des
oben angedeuteten Raumes befanden. Auch sieht man noch
auf der westlichen Seite eine Vertiefung, die sich von Stiden
nach Norden zieht und den angedeuteten Raum in Westen
begrenzt. Nimmt man das Plateau des Berges als denjenigen
Punkt an, wo die von Civilis zerstörten Castra lagen, so
würde der Fürstenberger Hof eine abgesonderte Befestigung
gebildet haben, oder was wahrscheinlicher ist, es würden
die spätem Castra gewesen sein, die vermuthlich von Tra-
jan erbaut wurden. — Auffallend ist der Weg, der nach
der Hees führt, durch die wallartige Erhöhun^^, die er auf
beiden Seiten, besonders auf der nördlichen, bat und welche
sich bis zu den Büschen zieht. — Das alte Lager auf dem
110
Pialcmu Mhdiit wcai^er a» grMaen Gcktaica, df au roa
Ziegela enrichCeten Soldatea-Wolurangcii bcslaa^eo gm haken,
4a man in ditäem Rammt keine grattcn HäaertriauMr ia
der Brie findet Bs ist aker aacb hier noch m wenig ge-
graben worden, nn dieses an enüftdn. — Die Arena dca An^
pbiibealers bat c 105 Scbriit von Osten nach Wesleii nnd
c 80 Schritt von Sflden nach Norden. Die 4 Eingänge
liegen genau nach den 4 Bimmelsgegenden, nnd der starke
Erdwall, der das Ganne nnigibt, nag 20^ Habe haken. Wo
die alte Strasse im Dorfe Birten die neue Cbanss^ ver-
lasst und sich gegen den alten Bhein wendet, liegt nicht
Vinkes Kath, sondern der neue und alte Schwan nnd das
Armenhaus*.
Von Vetera ffihrte die ROmerstrasse nach Colonia Tra-
jana. Der Spanier DIpins Trajanus (unter Donütian nnd
Nerva kommandirender General am Niederrbein, von Letaterm
im Jahre 97 adoptirt und von 98 bis 117 Kaiser) grindete
während seiner Begierung diese Kolonie durch Vetemnen
und römische Bürger. Die von Trajan errichtete XXX. Le-
gion, mit dem Beinamen Ulpia Victriz, hatte hier ihr Stand-
quartier, daher der Ort auch Castra Ulpia, und von Anunian
bloss Triceshnae^^''). (Standquartier der XXX.) genannt wird.
Ueber die ehemalige Lage dieser römischen Festung herr-
schen die verschiedenartigsten Ansichten. Einige setaen sie
nach dem Dorfe Kellen bei Cleve> Andere auf den Ffirstenkerg,
Andere nach Xanten nnd noch Andere machen aus den drei
verschiedenen Benennungen, welche dieselbe fahrte, auch drei
verschiedene Orte. Bei näherer Vergleichung und Zusam-
menstellung der rt^miscben Nachrichten, bei genauerer Kennt-
niss der Lokalitat und der bereits gefundenen DenkauUer,
wird es auch hier nicht schwer sein , das Wahre au findeib
117) Vgl. Jahrb. H. III. S. 1G6 ff.
111
Nördlieb von Xaoten^^^), auf beiien Seiten iet Strasse
nach €leire, findet sich ein viereckiger, erbdliter Rauoiy
ieaaea Grund und Boden voll alten Gemäuers ist, und die
Rainen eines grossen römischen Gebäudes , die alte Burg
genannt, sind zum Theil noch oberirdisch. Oestlich wird
dieser Raum durch die Pisteley (ht^chst wahrscbeinlich ein
Deberbleibsel des idten Rbeinlaufes, der nach alten Nach-
richten in fiHhem Zeiten dicht an Xanten vorbei gegangen
nein soll), und westlich durch das Langwasser begrensrt.
An der nördlichen Seite wurden im letzten Sommer (18S8)
da, wo die hier sichtbare Römerstrasse diesen Raum ver-
Usst und eine Wendung links macht, auf beiden Seiten der-
selben grosse quadratförmige Steinmassen, die das Fundament
des nördlichen Ausgangsthores gebildet zu haben scheinen,
ausgegraben. Vor der Südseite dieses Raumes befindet sich
in den Feldern und Gttrten gegen Xanten zu ein grosser
Grfiberplats der XXX. Legion und der Einwohner von Co-
lonia Trajana, und bekanntlich mussten die Todten nach
dem römischen Gesetz ausserhalb der Mauern beerdigt wer-
den. Die Römerstrasse ist in der Richtung der neuen Chaussee
mitten durch diesen Raum gegangen und wird am nördlichen
Ende desselben auf eine grössere Strecke sichtbar. Die in
dem itinerar des Antonin angegebene Römerstrasse, welche
Ton Colonia Trajana nach der Maas und auf einem Umwege
nach Cöln führte, hat der Verf. in der jetzigen Grtln-
fltrasse wieder aufgefunden. Sie ist in der Mitte der
westlichen Front des Lagers ausgegangen, und hat um den
noch jetzt sumpfigen Heerde-Kamp herumgeftihrt Von dem
Gehöft des Bauern Scholz an ist sie noch ganz als Römer-
strasse zu erkennen, und tlber Sonsbeck etc. in der im Itinerar
angegebenen Richtung zu verfolgen.
118) Vgl. ebend. H. V. und VI, S. 288 ff. , H. X. S. 66, H. XVn-
8. Hl, und II. XXVI. S. ISl.-ff.
112
Nimmt man am iem Gesagten die in dem Itinerar ange^
gebene Entfernung von Vetera bis Colonia Trajana van
1 Lenke, die vielen Monumente und Ziegel der 30. Legion,
die auf dem bexeichneten Baume bis jetnt gefunden worden
sind, und die vielen Mtlnsen etc., die noch alljährlich bei
Bearbeitung des Feldes hier gefunden werden , so lässt sich
kaum xweifeln, dass auf dieser Stelle jener von Trajan ge-
grflndete Ort gelegen habe. Derselbe hat nach Julians Zeit
SU Anfange des V. Jahrhunderts seinen gannlicben Unter-
gang gefunden.
Man ki^nnte fragen, warum Trajan so dicht bei Vetera
einen «weiten festen Plata anlegte. Bierauf lasst sich er-
wiedern: in Vetera war nach dem batavischea Kriege nur
eine Legion stationirt. Trajan hatte wahrend seiner An-
wesenheit die militairischen Verhaltnisse am Niederrhein, die
Gefabren, welche hier von der rechten Bheinseite den Btimem
drohten , kennen lernen, und hielt die Gegend um den Für-
stenberg fttr die Defensive fttr eben so wichtig, als sie Au-
gustus fttr die Offensive gehalten hatte. Je grdsser die Zahl
der römischen Truppen war, welche sich an einem Punkte
vereinigt befand, desto häuüger waren Unnufriedenheit, Meu-
tereien und Empörungen. Von Vetera, wo frilber nwei Le-
gionen standen, waren nach dem Tode von Angustus nnd
Nero die Empörungen der am Bhein stehenden Legionen
ausgegangen. Trajan hielt es daher fttr aweckmAssiger, die
von ihm errichtete und zur Verstärkung des Niederrheins
bestimmte 30« Legion nicht mit den bereits in Vetera gar-
nisonirenden 2U vereinigen, sondern legte fttr dieselbe m
besonderes Lager an. Deberdiess war Vetera, wie oben
gesagt worden ist , eine blosse Militairstation, Colonia Tra-
jana hingegen eine Militair-Kolonie, und die römischen Hili-
tair-Kolonien hatten, ausser den nöthigen Besatsuagen und
den fttr die Bewaffung, Bekleidung etc. der Truppen dienen-
den Etablissements, noch manche andere Bestimmungen, welche
aus der römischen Staatspolitik hervorgingen.
118
Xasten liegt niedriger als jener lieneicluiete Raun» «od
hier aind, so viel dem Verf. bekannt ist, bloea rOnuecbe
Gräber bis jetnt gefunden worden. Dieser Ort verdankt
den Pranken seinen Ursprang, die ihn ans den Trflniniem
vnn Vetera und Golonia Trajana erbanten. Die Franken,
welche jetnt an die Stelle der Rasier getreten waren, woll-
ten diesen in Hinsicht ihres Urspranga nicht nachstehen, nnd
die alten fränkischen Sagen von ihrer Trojanischen Abstam-
aang (von Francus den Sohne Hectors) sind bekannt genug.
Vielleicht hangen diese alten Sagen mit der Einwanderung
der deutschen Staasme aus Asien unter Odin lusammen. Die
Franken machten aus Colonia Trajana, Colonia Trojana,
■nd nannten ihren neiq^egrOndeten Ort Keu-Troja, Klein-
Troja, Troja Francorum, und weil die Gebeine des heiligen
Victor und der mit ihm erschlagenen christlich römischen
Soldaten hier anfbewahrt sein sollen, — Troja Sancta^^^). Unter
allen diesen Benennungen kommt Xanten auf Mttnnen und
in Urkunden des Mittelalters vor. Aus Saacta ist das
spatere deutsche Sauten ^^) und das jetaige Xanten entstanden.
Ergänzung vom Jahr 1889. »Xanten und das ganae
Feld bei der Wiodmflhie nach Rurzheck und gegen Asmanns-
hof liegen so hoch, dass auch der höchste Wasserstand die-
119) Vergl. E. Aus^m Weerth, Kanstdenkmäler des Mitielmlters in den
Rheinl. I. Abthl. B. I pAg. 82 and Prof. Brwin, die Trojaner
am Rhein Festprogramm sa Wlnokelmann*s Geburtstag am
9. Deo. 1866. Bonn 1856.
120) Zu Santen am Ryne wohnten naoh dem Nibelungenliede In
dner berühmten und gUnxenden Burg der König Slgimnnd und
die Röoigin Slgellnde, Sigfrieds Aeltem. Man hat in der letztern
Zeit auf zwei Basreliefs am Thore das TOm Marktplatz zur
Kirehe führt , den gehörnten Siegfried erkennen wollen. Nach
der Ansieht des Verf. Ist dieses jedoeh theils der h. Viotor,
theila der h. Oeorg, deren Thaten nach der Legende hier ab-
gebildet sind. YergL E« a^is'm Weerth, KunstdenkmSler in den
Kheliil. !. Abthl. B. I. Taf. XYIT. 3.
8
114
selben niemals eiteiiiKt. Tor leih ^Kirlft-^ntore 'MiDden
steh kiä ^men feetWo bM* jtAiBtgeh thaM^e^ Viele MaMK
retrte dtitet ller Kräh ^ be^oMi^rs im iie aM Bfih% tod di^
Windmühle. In den ISliHfen 4MI *6elläiiden i^ WMdmmfe
'findet man Vömi^chtB BuM(H*tion<». BbcMb Hhfteii nMii
dieselbefa 'Ms xitä 'itKen HhrinTanfe ilnd Ms gfegen Asauids-
liof ; I^Mft OhA von KriWNeek bis 'äsünfa «lAr (CHMK^r, 'Wte
atich hl XMdteh IgftfAinlMn ifVHli^».
Bie nmdft IJHMoa Mf .ddr >ilMfei^s<MiMle Vdb CoMMb
Trajana ato> Utfr 5 LHRAb Von ikiMr eütMNit, UM* >blir.
gintKcivdi^«) tHiMr Blüfdohtfalft, «% üädi '(Mi KilieMr ¥ili
nauhrftagH mn ^SULnU^lia^iifr 'Mifle.
Die RMtt^MHiise üfi^l 'iloirllWIMIilik ^on HAr SMH^ *%r Ah
der Verf. 'CUöhia ^Mjktiiä ^e^^fttt «ift, IMM ifi 'die j/füMge
Cbanssto avs^'tinii diese IMbei ^¥€r mbauttU;; flb«r lIlitfetaMiwIi
'bis zu dVte ^Mkin Jigerlillllite «ff Ute IMWcMflMSe <K«le|ft
worden, fei^ fMnilKl sMiWe deMSIMMite^liilkn, «nd^tlie
121) Diew &itdedktti«aisliid'«iht Mit Vollem Mwe (1827) ^oroh
einen 'Maarer «in Cleve 'geuMolit worden. Dieter Mau» Initte
geaeheo, das« Auf den Feldern op gen Born li&ufig Traauteiae
AutgepflQgt wurden , ein Artikel, der in Holland sehr gut be-
zahlt wird. Aus Spekulation liess er nachgraben und fand
mehr fah'tor sttohte. Ms »ieh der Verf. auf dem B^orn be-
fknd, wurde ^ein HauB -au%ede<At, In welehem 'eine gniese An-
sahl *TOn Aus Elstfndraht igefloohtener PamarhiemdMi aafge-
Bohiohtet war. In einem andern -llanse' fand man wenig Tage
Yorker ! gegen 600 SilbermSnsen , woranter sehr seltene ^ und
ttber Vi Genfner Ki^fisnnünsen , die in einen grossen Klumpen
zusammen gerostet waren; in einem dritteai wahrscheinlich der
Weikstatt 'eines HolsarbeCtersy yieles Handwericssevg , worunter
der Verf. 10 Versohiodene Arten von Beilen und Aexten eto.
zählte. I>a bei diesen Naohgrabungen Alles, was nicht Metall-
werth hattb, zerstört worden ist, ntad selbst die -QegenstSnde Ton
Metall an Jud«i efto. Ti^ohleudeH Worden sind, so Terdienta
dieser Punkt wohl in jeder Rüeksieht grS^ei« Auftaierkflamkait
1115
RMientniMe gdit noch sichtbar gerade au^ und tühri auf
den Feldern des Baaergntes op geo Barn (auf .dem Boro)
durch die Ueberresle eines rttnischen MUUair^Etablifiaements^^).
Ba diese Buinen gerade ^5 liCttken Kon Cokmia Tr/gana
coiiearnt Hegen, so ist dadurch die iLage dw aMea iBuvgiua-
cim beatinoM;. Jkits^ sttmisahe BebsCigvog (hat ei« Viereck
'1B0O Mmibe /600 SohriH fidUeidange gehildat. Der durqh
«dieses Viereck feinfescUosseDe Baum iat nehreire f!iiss ^ und
.nde es Mbdnt, kflnstKch ifibgr )die umUagende Nied^miog
«rMfat, lund i^ird .noch jetzt wma Hhtil ivon einem aqhinatoi
MMsen 6naben umgeben und odrdliob ducch iden Ci^cai:-
«cben (Ley begvennt Dieser tcaleanolie i^Ley, :AUflh .MiHid ge-
kannt, ;ist .der Cebenest des ahemaligwi BJieinlav(es, Qd^r
•eines Arms desselben, und noch jetnt ergiasat isioh 4^r 8lro9i
)htel;bakeqi iWasser in dieser Kiohiungf .und. nimmt ,Vjon dtim
rHandasbeege (Monreberg, Moiiierberg) .einen Mrdw.^t-
Jichcn ^Ltfiuf iber Calcar und .Griethausan .naeh der ab^mali-
Igen CMienfcensobana. In dem gaweii Jnn^vn Aaqm^ dia$^
Vierecks stOsst man in der Tiefe von 1 bis V .qnter df|r
jetzigen lObetflAche auf die aus Tr/isa und Basalt bestehenden
mauern .der römisshfn .OehAude« Burginaeium i«t Wiabr-
}Seheijilick nach einem Ueberfalle durch Feuer zerstört wqr^-
^en, ui)d »wie es scheint, ohne vocausgegangene Plflnderuj]\g :
idenn «as das Feuer niebt 'zerstöten konnte, lii^t nocJi
niFersehrt wf dem :Fussbodan der frOnuischen Hülivpr, ^|s
122) Diese Angabe bedarf uuofeim der Beriol^tiguiig , als die gro/^e
i^oroische Heerstrasse boi dem Hause Kehram sich wesüicb auf
die Höhe wendete, und nur ein dstlioher Arm derselben nach
Burginatium und Yon da am Fusse des Höhenzuges hin über
Aitoalcar ebenfaUs auf diesen führte. Vgl. Bein, Die rSmisohen
Stationsorle. 8. 61 ff. lieber neuere an und ^nf d^m Höhenzuge
bei BnrgiAaÜum gemachte Funde. Y^rgl. . J^hrb. XZIX. u. XXjX.
S. 142. ff. und S. 228. ff. B.
116
Steinmonameotey Waffen aller Art, HaDlwerkasrag, Dtcn-
stiieo, Mfiuen io groaatt Menge ^^) etc.
Von dem Lager op gen Born sieht sich dn dreifacher
Erdwall, der fast durchgängig noch slohthar ist, anf die Iahe
binaaf und naschliesat den höchsten TImU denelbcB, den Hontcr-
berg (von dem Flflsachen Munna so genannt), von wekhcai
man eine der freiesten Anssicbten anf die Vw^^tmä iMt
Anf dem Nonterberge sind iianig rOousche AitertbiaMT
gefunden worden « nnd es^j^elndeC sich anf dcasetten ein
mit Trass gemauerter und noch vollkommen gut erlialtcBer
römischer Brunnen von IM' Hefe und 6%' Durdunenser,
bei dessen Reinigung vor 9 Jahren (18M) mehrere Mmiache
Dinge gefunden worden sind. Durch die Anlage eines
Schlosses, welches die HersOge v^n Cleve hier anf den riNni»
sehen Ruinen erbauen Hessen, ist jedoch die urspringliche
Form dieses rUmischen Etablissements nentOrt worden, nnd
aus den noch vorhandenen Gräben nnd Erdwallen läset sieb
nicht mehr beurtheilen, was davon römisch ist, und was der
neuern Zeit angehört.*'^)
Die Befestigung anf dem Mouterberge, welche durch den
dreifachen Erdwall mit derjenigen von op gen Born Ter*
bunden war, nnd mit ihr eine einsige Vertheidigungslinie
bildete [vergl. Caes. de R. O. VII. 86 Tamen etc.] , hatte
wohl SKum Thfil die Bestimmung, dass sich die Bewohner
der letntem bei hohem Wasser auf den Monterberg surftck-
ssogen; vielleicht bej^weclLte man auch durch beide Befesti-
gungen die Strasse, welche hier als enges DefUi^e awischen
den Höhen und dem ehemaligen Rheinlanfe hinging, nnd,
wegen der noch jetzt sehr sumpfigen und impraktikablen
Niederung, die sich von der Niers an dem östlichen Abhänge
123) Vgl. JAhrb. H. X. S. 61 ff. und S. 66, H. XXII. S. 62. H. XXIII.
S. 82 ff., H. XXV. S. 16 uod H.- XXVI. S. 181 ff.
124) Schneider, der Monterberg uad seihe altertbffmliche Umgebung.
Emmerioh 1851.
117
jener H«bea bis an den Calearschen Ley sieht, — dands
die einalge Kommmiikation a» Rhein auf- und abwärts
bildete, xu declcen. Die Behauptung dieses Defil^ war um
so widitiger, da die hiullgen EinfUIe der Franlien rorailg-
lieh diese Gegend trafen.
Die Felder op gen Born liegen so niedrig« dass sie noch
jefnt bei jeden etwas hohen Bheinstande unter Wasser ge*
setat werden, und selbst der Rheindeich, welcher von Drusus
angefangen und 08 Jahre später durch Paullinus Pompejus
▼oUeodet wurde, wird dieses hier gelegene römische Lager
nicht immer gegen die RheinOberschwemmungen gesichert
haben. Von dieser niedern Lage hatte Borginacium gewiss
auch seinen Namen erhalten. Dieser ist gaaa deutsch, —
von Burg und ac (Wasser) — folglich Wasserburg, und
auch die jetaige Benennung auf dem Born entspricht der
ehemaligen.
Die auf dem Born gefiindenen Hinaen , welche^ der Verf.
gesehen bat, «fangen mit Sept. Severus an und geben bis
auf Honorius. Dieser Ort scbeiRt daher nicht vor dem
Ende des 9. Jahrhunderts entstanden au sein. Die hier ge-
fundenen Inschriften und Ziegel, sind von der 6. und 80.
Legion*
Die Römerstrasse fohrt westlich von den Feldern op gen
Born gegen die Anhöhe , wo sie veisebwindet« und weiter
abwirta von dem Verf. nicht wieder aufgefunden worden ist
Sie fMirte von Burginacium nadi
Arenatium^'^), welches 6 Lenken von jenem entfnrnt
war. Diese Bnttenung trül auf das jetaigo Dorf Qnalbnrg,
wo bis jetat viele rönrische DenkmUir goAuden worden
125) Tgl. J«1ttb. H. X. S. 61 ff,. H. TVU. 8. 821. u. 222. H. XXt.
S. 174, ü. XXn. S. 92 ir., S. 62 und & Ml. ft, H. StPI.
8. 82 Ci H. aXV. 8. 7 81, K XXVT. 8. 101^193 v. 8 lt9<
and, 900 aad H. XSSfll. 8. 1 C
118
siad. Beides, das OefoDd^ae nid die ricbtige Eatfenwifp,
spricht daMr, das» AreDaAum in oad bei Qoalfturg gelegea
hahe.
Die Stadt Cleve ist neaera Unpinngs ; dagegen tmi «aa
auf dem Scfalossberge von Cleve , in dem Thitrgarte», ia
dem Geböte bei Berg und Thal, zu Materboni* uvi Kbyaittn
(Rindern) Altefthttmer und Ueberrtate vao ritmiaehcii Aq^
siedelungifn geftmden*
Nymwegen (Naviomaglu ader N eomagna) dne der grMaer»
Festungen der Römer am Rfceii, and längere Zeit das Stmad->
quartier der lO^r Legten. Vmi römiseben Alterthttmern hat
sieb nnr ««dl di6 aehöM Ruine einta Tempels erluMen. Eim
früher tkdn irobi «riialtenes römisches Beakmal, die alte
Burg , iM ii» deitf fraaiöaischen Revolutionskriegen in im
Jahred 1796 und IfÜB aerstirt worden.
Ergänaungen vom Jahr 1837 und später.
jyDer Rheinlaaf aur RMMtzeil ging vom nintenberge an
Xanten ) ColMia Trajana, Asmannsfaof, wo die Sage von
dnem Uebetgavge ist^ WKidt, VyMen, nördlich von Mariea-
baum^ op gen Born, am Msfaterberge voitd nach Galear.
Er führt in dieser gatfae» Strecke die Beneaaang Ley, aad
zwar bd Xanten — Pisteley und bei Calcar -* Calearaelie
Ley. Von Callar ging er tttfter dem beatigen Namea dea
WettMüga (wabtediefnltd» Waterring) nbrdlidb an Moylaadl,
Htssdt aad Qaalburg voiM nadb dem Kinrisdahl, und vaa
da östlich von Wasserburg Inai- «wischen RUtdcvn u«d Ward»
huseii durdi gegen Sdwaikdlsddnia. Z^iAohea Cleva tad
Rindera hdast er jetat Swdsirdü/ oad vmi HinAertt uörd-
lidk nieder Wadlidf*
Burginacium erstreckte sich noch sOdlich der.jQuuiaB^
und weiter westlich; das, Gehöft d^s vau.de Wey liegt noch
im l^ager. -^fiei^.den Il^achgrabunj[eo im. Jabre 1828 stiess
PnstoaF% daige handert-zScbfitt^^stliih nm Fusy dfaJMoa-
terberges, auch auf ein gM>«ses OKratda^Magasin/in wel-
119
cbcia <lcir vcrk^Wtp Vl^f^n, ^' tqqh Inf, ^l^^ seion^ AWlft^
Schiefer rSiaKip^rbqi li)ge|i au» i|«ff Wflfff . N^c* P^09i{s
Aiiaa|g)fi sii|4 auf 4em |lor^ Sßi/^c)^ ipi^ ifiB Steiffpelp der
Ij;a-:2(^ «i^ ^?C, gelhivliip werden, Das^ iffl|Oi>^, de«
C. AU.. Prifif^ aiff Twrt ft?M»?r dfpr üa Nar^mo,. er^ic^i-.
tele Mwufiemi , vielelie^ i^ ifu. ^^^% df» NqUr Houbeo
gtl^owve^ ist., w¥f49 ini ^^V ^^ l^i>" Chaussdebau,
gefi|i|de]i^ [ü^ btftQdet sVcb jetzt iu dffi^ I^us^um ^^ Tsier J
SffMse von PurgUi^f |Mn|i§,c^ i^renaf uffi. Voi^
WirtM^aufe Nfv-K,ebrwfi, tfl» 9Wfß fliause ^mi^ i^ ^ i^q-
I^e 4fif ^h9iUß^ilf di^ ^fte I|ie||stf4««/; aufgftoiicbei) W^4
jeo^ ^ranf gelegt VM«- Vw bie» «f^ fl|e fi.ct\ A^^
BWI l|ipw, iiM V( IBwifcb^f dfn 9|ai|AI^«C( un^ ^eq) (}Itm
Pant^a^ in 4i0 al^ (Cleiter |^4^tBi|f|f^ getroffeiv. piesc
Richtung und die Beoennung «hohe Strasse^» Sie ist jetzt
40 bis 60 Schritt breit, und theltt die Peldnarken: nörd-
lich TffP Altca^a^, Mqj^DKtli^ P«W^H jm4 Qo^bnrg, und
südlich v^n Nett- und AUhlifWMprf i|*d Sfhpeppen-
bäum. Sin geht sitfich an Bndbnrg rorbei und ^ alten
TMergarten (bei CleiFe) entlang bis nun Wirlbshause Kuckuck,
wo sie die Benennung «hohe Strasse* verliert. Von hier
scheint sie die Richtung der gegenwärtigen Strasse vom
Kuckucl^ nach Cleve vf rfQl^^ ifud durch das Nau^^auer Thor
her^ingf fflh^ ^ habei|.
Wfi l[^n4ve|if , ^Tflohe 4eo llilf^ Thierg«Ft«i bf grenzt,
•oU skh am öatliobon ünde dossdfcon durch Sehneifanbauni
gogwi Keppolon wendon*
Cleve ^^'). Bier ist der Herteberg srit itm Schlosse ein
' f ^
Ton Nymwegen naoh Coblenz ^flf^eadsf Zi^^ffunenftsUang
120
vortreflUcber Paukt Ar eine rdmitclie Warte. Ihn gegtn^
tiber liegen der Heidenberjr, wo angeblich ein ApoIlotcfli]ieI
anf dem grossen Markte stand, und der Klockberg. Nach
Angabe des Gottfried Cosmann siebt sieb eine rominche,
gegen 6' dicke, Maner von der Synagoge, wo frUber das
Regiemngsgebande stand, einige hnndert Schritt afMIich
von dem Schlosse, mehrere Puss tief unter der Erde dorch
die Goldgasse über den kleinen Markt « die katholische
Kirche dicht links lassend, gegen die Stadtmauer, Vielleicht
ist der angebliche Tempel in dem Garten des Herrn Chiosen
ein Eckthurm, der den Hddenberg und den grossen Harkt
eingeschlossen hatte, wo man häufig auf römische Maaem
und AlterthQmer stossen soll. Ware dieses der FUl, ao
wtirde die {etsige Hauptstrasse von Geve die via praetoria
des romischen Rastrums gewesen sein, und hatte ihren Eingang
am' Haackschen Thore gehabt — Der sogenannte yenns-
tempel im Thiergarten liegt auf einer mit Gestraadi be-
der EntfemungsAngaben des Ittnerars und der PeaÜDgencheii
Tafel mit der wirkllohta Entfemong betragt, letstere: Ton Nym*
wegen Ms OleTd 10*/t Lenken, welobe Entfemong In den alten
Thiergarten trifft; Ton Giere bis auf den Born 6Vs Lenken;
Tom Monterberge bis Colcmia Trajana oder Tom fiom bis Xanten
5 Leuken ; yon Xanten bis auf den FQrstenberg 1 Leuke ; Tom
Fürstenberge bis auf das Borgfeld bei Asberg 12yt Leuken;
Tom Borgfelde bis Neuss 13% Leuken und wenn die KrOm-
mnngen mit gerechnet werden wohl 14 Lenken; Ton Neuss
bis G61n anf dem geraden Wege 16 Leuheli ; anf dem Stein-
wege und Über Sttrunenm aber Idyi Lenlsen; Ton G81a naoh
Bonn genan 11 Leuken; yon Bonn naeh Remagen 9% Lonkon;
Ton Remagen ataeh Aademaeh 9 Leoken; — (Die Mandnng
des Vinxtbaohes liegt 5 Leuken oberhalb Remagen und 4 Leuken
unterhalb Andemaoh;) — und Ton Andemaoh naoh Coble&s
die gerade ISehtkmg 8 Lenken, und wenn ttan der KiHmnmag
des Bheins folgt 9 Lenken*
121
iiacbsenen Erhöhmig zwischen ScbloM ODadeathal midi
Wasserbmrg«
Die Orte um Cleve , wo rOmiscbe Alterthflner geAindea
werden, sind:
1) Bedburgs (oder Bedbur), wo nach Anssage des GottMed
Cosmann viel gefunden wird. Die Nacbgrabnagen desselben
erstreckten sich nicht sfldlich der alten Landstrasse , daher
es audi noch ungewiss ist, ob sich der römische Ort dahin
ausgedehnt hat. Seine Nachgrabungen fanden «wischen der
Landstrasse und dem Orte, und auch in der Niederung gegen
Hasselt, statt, wo er grosse, mit Eisen beschlagene Bich-
stamme herausniehen Hess. Viele Mflnnen aus der spitesten
römischen Zeit wurden gefunden«
t) OiM^lbnrg^*^) das alte Quadriburgium. (Die Inschrift
urit Matribus Quadriburg. s. in Buggenhagen und Fiedler.)
Der Platn , worauf die Kirche liegt , und Ostlich und stid«
lieh davon , ist hoch und der Abfall gegen den Wettliag
kann gegen W betragen. Hier finden sich auch die römi-
schen Alterthflmer. Schon Teschennf acher erwAhnt der
grossen Menge von eisernen Gefkssen, die hier geflsnden
wurden, und auch bei Anlegung der neuen Chaussee hat
man hier viel geschmolzenes Eisen von vortrefllicher Qualität
gefunden, so dass es wahrscheinlich ist, dass die BOmer eine
Bisenschmelze und Bisengiesserei hier hatten. Auilhllend
ist die grosse Menge kleiner Mflnzen von Konstantin d. Or.
bis Valentinian L Bei den Nachgrabungen wurde auch eine
römische Strasse gefunden, welche die Kichtnng gegen
Bedburg hatte.
8) Kindern ^^. Die römischen Alterthtlmer werden um
187) Yi^ Jalirb. H. XXIH. S. 40. S. Sohnaider*» Nana Baitrig«.
S. 43 ff.
128) Vgl. ebend. H. XVII. 8. 221 ft, H. XSLIU. 8. 82 ff. und H.
XXV. S. 7 ff: S. Dederiob's Qeaah. der Bömar «ad der
DeutMhen am Kiederrhebi. B. 102 ff.
122
4m KirdMi, opd nANlicb »4 (f^OUk lUww ia dcp Girtra
and Feldern geAmden« Cosmann ans Cleve, der hm vorigco
Jakrc hier kal linbM bsMsn« fand ansaer Tnfrtci^rHaMra
anch andere von Ziegeln, worunter viele nül LegioMsIcafcta,
▼an denen jedech keiner mekr vorbanden war. Aach eine
»endieb lange WaeeerleiUing an« ^i^dplA^tni von 8 Qna*
dratfnss, velcbo nocb vorbandba wäre», wnrde bei dienen
Aneyfcnngwi anegebrodien. Viele UtinneA ana 4er ifitem
r««iseben Zeit wurden geCnnden. *r^ Der ebeaudige Teafel
den Mars Cemda« bildet die IU|MDe der jeurigea Kivdiev
die aocb groeseAtbeUs ans rOauscben Steinen anigebant isi^
Der anC de« Scblosae an Cleve avfbuwabrte VotiTstrin 4c9
Mars Camnlns^'^) war in dem Altare 4er KifeVg fWg^
naaeri} wo ibn Baggenbagen aasbreebe^ lieiiiK 4li der
IVecdecMe dieser Kapelle befindet sich 4er angeguMierte Kwr
gang, 4er sebon im frohen MUtelaltef neh^t inä Ba^ei^fr
w«lbe aai 9f erhöht worden ist, weil sich der Pp4tn nm
die Kirche erhobt bat
Pia Kirch« iwd der Kaan, wo die röwacheü ^mne^ |^
fandoa weiden, liegt ttberfaanpi hoher als die ÜPfegend.
4) Der Beideahircbhof liegt westlich an 4er Sfiraaifi vm
CSranenhurg nach GQcb , etwas oberhalb FraastU| vU ejaer
Anhöhe im Wal4e. Bier befin4en sieb, Mcb 4^r Avimg«
4es CfSflMino, römische Maacrp aa4 Baiiiea ip ^ia^v ipWßm
Aaedebaang, and eine römische Strusse aiebt ?oa 4« w ge-
fa4er lUcbtaag darcb den Keieh«^ aA4 Clever WuM W^^
Matecbora nad geg^ 4as iUack«ch« Thpr vqh GleTi^ ,
Bei der Dmsnsborg» oder dem versunkenen Kl99^fiL WCf^
Uch vea Nen«Kles(er and Kessd w 4or Nwif , f^Vh Vlrle
römische AUerthttmer gefunden werden. DesgleicheB.Jbci
Schloss Calbeck an der Wfers, Dieser' ^nkt ist besonders
149) ir^t Jshrl. M. X;: 6. «1 S^ H. XVin. & 184 ff. v. H. %XVL
8. 199 ff.
133
wiehtt;. Westlich von Calbeck, auf der linken Seite der
Niers, in dem Walde, durch welchen die Strasse von Goch
nach Weese führt, sind viele Grabhflgel. Das Schloss Cal*
beok itt WM Iftagerer Zeil abgebBMMrf und gegemravtig
Bana
Aaswr a« den genarngten Orttn ioicn sich rHanscha Aller«
ttatoet in icr Omgegend von Cle¥o ai Halevbani, Bassolt^
Donsbrflggm^^^)y Dilffelwaard und Renken, so dasB dtv alle
fkbeinlatff dorc^fttagigr die Gvenn bildet, bis wohin sieskh
erstrecken.
In Keden mmi in dAi fctafen 40 Jahn» dmehwo keine
römischen Alterthflmer gefunden wordo» Es weios über-
haupt Niemand , dasg dort jemals dergleichen vorgekommen
sind. Das Saactuarium der Kirche ist aus Tnftteinen ge-
baut und sehr alt; der Thunn und der tibrige Anbau ist
neuer. In der Kirchenmauer ist ein sdnr alter verwitterter
Inschriltalein eingemauert, dessen Bncliilabeo «ad Eckver-
»erungeo von guter mittelalterlicher Arbeit siaA, and noch
ein aweiter, der wahrscheinlich aus de» nahen SehwHhusen
barrttkrt ^0*
m» fttuhche Strasse von Clevo nach Nywwegen ist tut
Allgtoietneii Ae alte Strasse awisehen beiden Orten vor
Anlegung der neuen Chaussöe. Sie ging jedoch ans dem
Hoidenberger Thore, und traf awischen Cleverberg und dem
Gestell, welches die Grenne des Thimrgartens bildet, in die
Richtang dar allea Strasse. Die an ihr gelegenen Häuser
awisehen Cranonbarg nnd der Holländischen Grenae heissen
„HoehscriM«^. Die Strasse macht Ostlich von Craneiiburg
eine bedeutende Krflnunung nach Sflden, um der Waalniede-
rung auszuweichen.
l>as alte Schloss Byland liegt jetzt in der alten Waal,
und sind dessen Trümmer bei kleinem Wasser nach sichtbar^.
ISO) Vgl. Jahfb. n, xxn. s. $2.
131) Vgl. ebend. H. X. S. 61 ff.
tu
7. ROinerstrasse von Colonia Trajana nach
Afrippina (Coln).
Dieae in den lünerar des Antonin angegebene Slraaie
besteht eigentlich aus awei Strassen, welche von COln nnd
Colonia Trajana ^^') ausgebend sieb in der Nähe von Fal*
kenberg (Valkraburg) vereinigten und bd Maastriebl ibcr
die Maas flibrten'^^).
Das Itinerar nennt von Colonia Trajana aus folgende
Zwischenorte und Entfernungen :
Modiolano (bei Geldern) 91. P. (hier Leuken) VIII.
Sablonibus (Kloster Sand) » » « VIIL
Mederiacum (?) » » «X.
Tbeudurum (Tttdderen) » » » VniL
Coriovalluin (bei Falken-
berg-Valkenburg) « » 9 VH.
JuHacwn (Jfllich) « n , XIL
Tiberiacum (s. unten) « «1 » VUI.
Colonia Agrippina (C«ln) 9 » 9 X.
Die Strasse ging aus der Mitte der westlichen Sdte von
Colonia Trajana aus , und führt von den Bofe des Baacrn
Sdiols an unter dem jetsigen Namen der »Orttastrasso^, da
13«) Vgl ebend. H. in. S. 83 ff. u, S. 194. ff., H. Vm. S. 179 ff.,
H. XXm. 8. 176 ff., H. XXV. S. 1 ff. u. H. XXVH. S. 1 ff.
US) Dia Fortietcnng dieser Strasse ging über Tongern (iLduaea Ton»
groram)» Bataj (Bagacum), Csmbray (Gananoiim) ote. «nd
ist diooelbe, welche den nSrdliohen XheU des Sobla^klMdaB
Ton Llgny berührt, nad im Jahre 1815 Tielfaoh. Ton den Preus-
sischen Kriegern betreten wurde. Warum diese and ander«
Bömerftrassenim nSrdliohen Fraakreioh und in Belgien ChaaMiaa
de Brunebanit genannt werden, Ist unbekannt *Wabrsehein11e]i
hat die berOehtigte und sehr baulustige austraaiBohe Kdiügln
BranoMlde vehiere dieior Ramentraiiea aoeboseeni Useon und
daduroh SU dieser Beneiuiung Anläse gegeben.
125
Romerstrasse noch sichtbar , am den aiiiii]iftgen Heerdekanp.
Bei Waynaonsbof vereinigt sich eine andere iMmerstrasse
mit ihr^ die von der Rbeinbriicke bei Vetera kam, nnd beide
gehen von hier in der Richtung der gegenwartigen Strasse
von Xanten nach Sonsbeck« Von diesem Orte bis Capellen
hat der Verf. keine Spuren der Rnmerstrasse gefunden. Von
Capellen an wird sie wieder sichtbar , nnd bildet nnm Theil
die gegenwärtige Strasse, welche von diesen Orte nach
Geldern und Straelen führt. Das oben aufgefahrte Medio-
lanum, welches 8 Leoken von Cotonia Trajana entfernt war,
hat höchst wahrscheinlich da gelegen, wo diese Strasse Aber
die Nlers ging. Bierher trifft die angegebene Etttfernungi
und hier werden auch hftniig römische Alterthflmer gefimden.
Auch in Geldern, in Diesdonk und in Pont findet man viele
Spuren romischer Anwesenheit. Von dem Eugenianischen
Kanäle an ist die neue Chaussee von Venloo auf die ROmer-
strasse gelegt worden, und letztere daher bis auf y^ Stunde
von Straelen verschwunden. Von hier verlnsst die Romer-
strasse die Chaussee und fahrt in gann gerader Richtung,
und noch wohl erhalten, unter dem Namen der ^Hochstrasse^
nach dem ehemaligen Kloster Zand. Dieses ist die römische
Station Sablones und die lateinische Benennung bloss eine
VeberseüBung des deutschen Sand. Die Entfernung ist jedoch
in dem Itinerar um 2 Leuken zu ^oss angegeben. Von
Kloster Sand aus ist diese Strasse auf eine halbe Stunde
in südlicher Richtung noch sichtbar, wo sie verschwindet
nnd ihre Fortsetzung von dem Verf. nicht wieder aufgefunden
worden ist.
Auf der linken Seite der Maas befinden sich in dieser
Gegend die Ueberreste dreier römischer fester Plätze, nem-
lich in Lottum, dessen romischer Name unbekannt ist, in
Blerick bei Venloo, dem ehemaligen Blariacum und in Kessel,
dem alten Castellum Menapiorum. Auf der auf der Peutinger-
schen Tafel angegebenen Strasse, welche von Nymwegen auf
196
4m unke iJfar ider JWaM umi ««f Actbigen aufwärts jiaieh
'twgank XOhrU^y wird Klaijacun als SUathm tmtMnU
Aus der (irgend der Naaa meodiet akh der Tevf. naoh
JiliUb^'^)n den Tllflriacbeii JaliacHii. Bei Aateg^« der
OitadeUe von Ülicb nd die Ueberreete des irttWMben Ha.
.«teils MnMfsi wasdeiiy imd .ausser .MttMsp jind rrMdstboD
iCrfberii yi^^arim ßfgenwArüg au diaseiQ ts(e iuwe Aüdurai
.SfAireu-uttmischer Anwesenheit {efnuieu.
Von JtOich .nA«h'»^) C6lu ist 4ie ueuc ClMWtfe Ate Sb-
4orf auf die AMierstiasse feleg t werden inu0 iak» in
.dieser Entiernumc lUersciiwuBdeu. Bd KbdMf » w# .«kh idie
Chausaieünksuadi Bergheini imwndet, w#d die BöuMlstrasse
jttcbibar, niid fllbri in gerader iBichtung Aal »«her (Brühen,
Tliorr und durch <die Minderung derSrft naob lOuadmt Jftas
rtoiscbe Tiberiacum., wel<:hsn nach idem ItiomHr 8 .l«ufcen
Tun Jülich .und 10 iiSuken vun 'Cdln entfernt tilg i ist his
Jetnt allgemein nach Bergheim vessetAt urarden. Diesen ist
jedoch unrichtig,. da .die Eüvemtrasse Befgheiui weil nlird-
lieb liefen Jftsat, und ancb an tdissem .Orte kwie irOuiischen
^AlterthOmer gefunden werden. Die -m deni :Ilin^w langs-
gebene Butfemuiig triJft auf nine 'atelle hn KnVt .uwiseh^
Gruben <und Thorr, wo unter ^r 'Bade unnb »rtaischfs
fGemiuer und hAnfig dManuen igefunAsn twoiyUn* »A«<h
in Quadrat finden sith .noch TJek «Sfuren iiftnlKher An-
wesenheit* Tiberiacnni . ist daher tontweder bei 9hwr ieritr
nach Quadrat nu.setuen; das Erstere ssheini dasiiidMiger?i
da die angegebenen Entfernungen dahin treiEsn. Vsp Qwi-
drat aus ist die Rdmerstrasse nördlich von der Qmusade im
Walde noch sichtbar. fVon GrossiKönigsdorf bis Gttln ist die
jetzige Cliaussiie auf .die Bömerstnssse gelegt worden , und
daher die letztere nicht mehr sichtbar*
lft4) iVgl. Jahrb. lU. Y. und VI. S. Wß ff., H. SVI. 8.61 -ff. jM
ü» 'XX*Y. '0. ; 189 1 ff«
.135) Vgl •b«adM..U.Xir. S. 134 ff.
1217
Ergänzung seit den iMOger Jahren. St^ass^e
¥a>M C^ol^Miia Trnjana nach der M»a«. .«Die Griln-
«trafise hat «die doppelte Breite einer Rüaentrasae , nnd ihre
jclflrige 'Anlage «ist ans späterer Zeit* Bie alte Weseraohe
Strasse geht in gerader Richtung von dem Ffirstenbergie
vwjsohcn dem 'verfaMeutn Hofe Daes und dem Hofe Witte
durch, und wendet sieh vedite gegen das Bans Räs'clien, um
den sicikn Abhang, welchen die Heesberge gegen den Bruch
habtin, an umgehen. Bei Htfs^chen -.geht die alte von Xanten
hemmeode LanAwehr tter die Simsse und Anrch den Gartmi
¥Ott Etts'oheu. Biese diändwebr seheint auf dar Strasse n
liegen, fleuta mo «idi«dieaelbe sfldlieh wendet, geht die Ihlmer-
sfrasse noch wohl erhalten durch eiben Kieferwald westlich,
nad "weadet «sich igegen den Aaubhof , und trifft bei dem-
seibea wieder in üe Landstiasse , wdohe von jetat an, von
dem «adwestKeb igelegenen Wi^thshause Xant^furth, die
'Purth?sche Stritose, und die düh^n, aber welche isie nach
Sonabeck ftfhrt, flietNAiiihsehea« oder die, »Balherge^i genannt
wekdcn. in «einer Orkuode des 14. ffahthundevts wird sie hisr
die »hohe Strasse*^ genannt. Zu Pachtlandshof, wo dicht
nsrdöstlieh 'Von ^Sonsbeck am -Akhaof^ der Haben neben
dies^ Strasse >die von Tescheiimacher erwähnten römischen
Ruinen lae|pen , — ist in neuerer 'Zeit «nichts iRftmisches ge-
funden worden. ^^ -Bie Hauptstrasse ipon Sonsbeok ist die
RMemtrosse , welche im Orte < die iHohsUrasse . genannt wird.
Bc«glei<{hen fii wischen Sonsbeck «ind Capellen, und awisohen
diesfim^rte und Oddevn. Hie und da ist noch der « rämiache
StmssendMmn >au 'erkennen.
Ob jedoch >die 'ftGmerstrasse von Sonsbeck Mich Ca-
pellen "die «giigeowärüge Richtung hatte, oder Bicht viel-
mehr in .gerader Birection durch den Winkeler Busch und
am Schloss Winkel vorbei nach Capellen ging, das ist sehr
die Frage. Sie durchschneidet das Borf Capellen, wo sie
frflher die Grenze awischen den Heraogthfimem Cleve und
128
Geldern bildete. Bei Capelleii giag sie Ober die Pleth. Die
Baaerschaft Daauaeshoek .und der Hof op gen DaaMD haben
von ihr den Namen. Sie nachl ferner die Grease nwiacbcn
den Dorfacbaften Capellen nad Wetten , obgleich ihre Eich-
tnng dieses nicht recmuthen Iftsst, and fOhrt bis aar Gbaassfe
▼on Clere nach Geldern die Benenanag „Ilochstiasae^% ist
jedoch dardi dea langea Gebraadi ndairty nad hat vaa der
ronischen Aalage nichts als die Richtaag behaltea* Sie
giag aaterhalb des gegeawirtigm Weges aad aaterfaalb der
Wilickschea Mfthle Ober die Niers. Die alte Brttcfce ut rar
lingerer Zeit abgebrochea wordea / and es sollen sich aach
In der Niers and ia dea aahe liegeaden Wiesea die Brickea-
pfhhle aeigea« Zwischen der FleCh and Niers sind fcciae
römischen Rainen aafgcfanden worden; dagegen warden hei
Anlegang der Fossa Eageaiaaa im Jahre 1696 da, wo sie
Me Cbauss^ schneidet, yiele römische AlterthOmer aafgededU,
aad ebenso bei der Brbaaaag der Chaasste iroa Stradcn
im Jahre 1869 bei Diesdonk, gaas nahe bei Pont, Cbther,
Drnen, Mflnaen nad die Ueberreste der alten Strasse aa^a-
ftinden.
Es dflrfte statt Viil , XII Leoken an lesen sein , so daas
dann Mediolanom anf die Hohe bei Pont da aa liegea kisM,
wo die neae Cfaaass^e nach Straelen eine Weadaag redils
amcht, and wo sowohl bei Anlegang dieser Cbaass^e« als
anch in den letaten Jahren beim Kiesgraben, viele rOaHscbe
Alterthflmer gefnndea worden sind* Diese Stelle liegt awi-
schea den HOfen Luerhaas, (Lanerhaas) und Daertman, awiacbcn
welchen durch die Strasse auf dieses Ikkdifeld alehti aad wo
aach der Tradition eine grosse Stadt, Nameas Daert, gefegea
haben soll. Die Gegend von Pont ist niedrig, daher ad
Pontes, und wo die Alterthflmer gefunden werden, tritt ile
Strasse aus der Niederung auf die Hohe.
Wo die ChtLüuit die Krümmung gegen Straelen maebt,
gehl die ROmerstrasse gerade aus, and führt snerst #sa
129
thmaa f^Bitt StratM* ; weiter sMweBfHdi gegeo die Hon-
ieKtft BeUiert sieht sie unter dem Namen der »lidhen Strasee^
oder »der Orinstrasse^y als mit Öras bewaclisener und erhöhe-
ter Pddwef « in gerader Riehtang fegen Zand. dOO Schritt
Ter diesem Orte verschwindet sie in den Feldern, nnd ist
erst näher gegen Zand in dem Bruche bei dem Schlosse Conl
wieder anfgefinnde n worden. In Zand sind keine Alterthtlmer
gefiinden worden, so dass es-nidit wahrscheinlich ist, dass Sab-
loses hier gelegen habe. Ein goldener Quinar ron Trebo-
nianns Oallus ist in diesem Sommer an der Römerstrasse in
dieser Gegend g efundeii und an den Kaufmann Adolf Justen
in Venloo verkauft worden. Nach Angabe des Herrn Engele
am Zand wird die hohe Strasse auch »Prinzen Heerbahn" in
der Gegend genannt.
IMe Niederungen der Niers waren bis 1778 noch grosse
SOnpfe, wo Friedrich d. Gr. durch die Besaüsungen von
Geldern und Wesel den Nierskanal von Geldern nach der
Maas graben liess, und dadurch jene Sfimpfe in die vortreff-«
üehsten Wiesen verwandelte".
Im Jahre 1889. «Von Zand aus wird auch die gerade
Strasse über Hinsbeck nach Dfliken und nördlich Aber Strae-
len und Walbeck etc. ,,hohe Strasse" genannt.
Die Hohestrasse von Zand nach Melich geht
unter diesem Namen von Zand aus in gerader Richtung
gegen die Windmtlhle von Heringen. Eine halbe Stunde
von Zand trennt sich links von ihr die hohe Strasse nach
Hinsbeck. Von dem Trennungspunkte geht sie noch eine
Strecke in gerader Richtung gegen die Windmfihle und ist
der Communikationsweg nach Heringen. In den Feldern
vor diesem Dorfe verschwindet sie und erscheint erst wieder
an dem südlichen Ausgange von Niederdorf-Heringen. Doch
wissen sich alte Leute noch sehr wohl zu erinnern , dass
vor Anlegung des Nordkanals ein sehr befahrner Weg von
der Hodbstrasse von Niederdorf in gerader Richtung über
9
ido
den Windmahlenberir saeh de« eken f eiiMiiiwi Wef e Murte.
Von dem sOdlicheo AwBgwage von Niederdorf ist Nane, Bick-
tuDsr und BeecbaffNiheit der Strasse auf die Lftage tob eiaer
halben Stunde vorhandea^ wo sie in der Haide versdiwiadet.
Von den Wegen , die 4urdi die Baide naeh Lenth nl Kai*
denkirehen ftthren, ist nicht mit Oewissheit mt kcatimmeB,
ob einer von ihnen die alte Römerstrasse ist Von KaMos*
kirchen ans erscheint sie wieder unter dem Namea iat
«Ravenstrasse" , und führt in gerader lUchtunf als dn jetnt
noch benutnter Fahrweg dnreh die Ravenshaide and ^
Htthen herab, welche den rechten Thalrand der Maas kilden,
nach dem weissen Steine, wo der »Prinnendych* anfingt. Der
Prinzendyck ist ein gerader Daaun, der dordi die somfCge
Haide, das ,,Merlebmch^* genannt, parallel mit den Halles,
welche das Haasthal begrennen, und einige hundert Sdiritt
von ihnen entfernt, über den untern Theil der sadlichstcn
und am meisten vorBpringenden Höhe fortlauft » dne kleine
Wendung rechts macht und scheinbar die gerade Bkhtnng
nach Helich nimmt. Er lUsst sich von der Habe herabkom-
mend durch die Haide bis mir Swalm verfolgen, tiber welche
er etwas oberhalb Swalmen f&hrt. Mit Ausnahme einer
Anzahl von Grabhügeln , die nu beiden Seiten des Masen-
dycks liegen, sind auf der ganaen Strecke von Zani bis
2ur Swalm keine römischen Alterthamer ermittelt worden.
Nach den Mittheilungen des Herrn Notar Cb. Gnillon mm
Ruremonde fahrt die Ramerstrasse von der Swalm iunh
Maelbroeck, dem östlichen Theile von Maasnid nach Strang
wo sie eine kleine Krümmung macht un4 sich nach HeUch
wendet Sie heisst in. der Gegend die »Kaisentrasse" und ist
auf der ganaen Strecke als Kiesstrasse noch wdil erhalten.
Sowohl in Melich als auch in der jetat baumlosen Baide
awischen Melich und Straet werden rünrische Alterthimer,
besonders viele Mflnaen geflmdeni und es ist nicht an awefr-
fein, dass Mdich das im Itinerar angegebene Mederiacnm
181
ist. Die Stnune soll an dier flteHe, wo lierDebergong Ufeer
lue Roer nack (Mllieiikorf statt Amiet, diesen Fhiss über-
sdiritten lialieii. Bei Mehrum ist der Dranislierf , und eine
iKiMohe Brhöhimg bei Karken.
Nach denselben Mittheilnngen geht die fUnerstrasse auf
der 1 i n k en Seite der Maas westiieh Ton Blerick (wo keine
rOBiischen Altertbtnier gefunden werden) vorbei nadi Baerlo
(wo deren sdir viele und vor einigen Jaiiren sogar gegen
iOOO Gold-" und SUber-Mflnisen beisannnen geftmden wurden),
westlieh Ton Kessel nach Neer , und von da an Haelen vor-
bei nach Groot-Melenberg (gleichfalls ein reicher Fundort
von AlterthOmern , wober die Steine des Herrn Guillon),
weldies von diesem fflr das Catualium der Peut. Tafel gehalten
wird. Sie heisst in der Gegend der „Heerweg^*. Von Groot-
Melenberg flihrt dieselbe westlich von Hom nach Beegden,
nördlich von Heel und Thorn etc*. ^
Aus dem Notinbuche von dem Jahre 1838 oder
1888. »Die ROmerstrasse von Jfllich nach Ton-
gern geht sfldlich von Coslar, an Pranenrath und Ungers-
liansen , an Rotgen vorbei, die nördlichen Hecken von Baes-
weiler, so wie den nörflichen Saum des Wäldchens bei
Bttschscheiden (Boschelen) berührend, sfldlich von Weyenberg
vorbei , an dem rechten Thalrande der Wurm hinab und
durch die sumpfige rechte Niederung dieses Flusses, — wo
noch die starken eichenen Pfähle einer langen Bockbrttcke,
— nördlich an Schloss Rimburg , bei der Mflhle Aber die
jetrige Wurm und durch die breite und sumpfige linke Thal-
ttlederung derselben, den linken Thalrand hinauf, nördlich
an Grfinstrass vorbei , nördlich von Kastell Schaesburg ^)
durch Swyr, südlich von Wynandsrade nach Aalbeck (Aal-
beck). Die Strasse ist «wischen Jülich und Rimburg nur
136) Bei KüBtell Sohaesberg, olmwelt Heerlen, sind 1838 beim Bau
dnST OhauMÖe lieU rSmiflOlis AltertKfimer gefimden worden.
i
1»
wodf ikcr im lOni mUkü, Sbn EnUammg tat jtUA
inxAgfmfjtg Mdi n Um ItJMi vwlNiaicB od ihre Eich-
tttii^ imnk 4em aeUccfctai Waftednun ics OctreMes kcui-
har. SchlMB Riahov, f ef CMrirtig avf 4er UiriMi, choMb
auf der rechtes Seite iat Wom, — (die eich firther liagB
den rechtcM Thelnade catbuif amg od aech gegettwirtig
durch dnea smpigeB Orahea, die alle Wmrm f eaunt, eidii-
har tat), — heladlich , liegt nt einer Brdeihöhng « etwa
W Aber der ffiedcnug, dta MO Schritt iaag and IM hicit
ist, — md adMiat ein rfaüidMa Kastell gewesea am ada.
INe sehr starkes Maoem md dta vieles Seaterrains dca-
seihen sind ans den 19. Jahrimndert , nnd nnr in den Vmm-
daaenten des Gesrilncn scheinen noch Ueherrcste rtaüscher
OassHMHem sich nn inden. RMusdie Minnen sollen banig
hei diesem Sdilosse gefnnden worden sein. Binige Iwndeit
Sdiritt stdlich von dcawdhen, jetat anf der rechten, früher
aaf der linken Seite in der BOedening der Wnim ist ein
wohl erhaltener ranrischer Grahhflgel von W Hahe nnd
ie2 Schritt in UaifiMge. Bin anderer, afidlidi davon ge^
legener, ist aerstiit.
Nach der Mittheilnng des Herrn Romhey au Geilenkirdicn
soll der PoUaei-GoaMissar Herr Cadell an Maastricht viele
Nachrichten aber die rOnitachen Alterthtlmer dieser Gegend
gesamsielt hahen. Sein Gehtlfe ddkei war Herr Ofergeld
an Baschschleiden*.
«Von Herrn Cuddl, daawta Friedensrichter aa Haaselt, liegt
ein sehr detaUlirter fraaaasischer Brief voai 18. Jau 18S4
vor, woria er, gestfltat aaf seiae seit 1M8 anf Veraalassa^g
des Geschichtsvereias aa Maastricht geaiachtea antiq. histo»
Tischen Forschaagen, dem Vert die gewtaschte Aaskanft
giebt, aad es aiOge daher gestattet seia daraas Folgeades
hier knra BitaatheUea.
Voa der Röaierstrasse , welche voll Toagem nach Maas-
tricht fAhrte, sind von eiatemi Orte ans strediLenwrise Veber-
183
reste taxtgelmitn worden : in Berf , florieren iml im Tom-
mondd, wo rio noch jetst ^<e SCeeostrwt* hoiast. Das
Aliffiiemeat üoser Stflcke weiset in gau gerader lUclilimg
auf das Dfertlior von Maastrielit, Notre Dame genannt, hin
«niMiier moss die RttmerstraBse die Haas auf dem Pons Mosae
akersehritten liaben. Auf der rechten Seite dieses Plnsses
haben sich Spuren davon an der H5ho von Berg und bei
iem Hofe Ilarensbosch geftinden, welche sich im genanen
AUgnement mit denen auf der linken Seite befimden, und
darnach n urtbeilen, hat sich die Rttmerstrasse durch Ae
PeMer von Amby fertgesetat und die lUhe von Berg iber«
•ehritten, von wo sie in das Thal der Genie herabgestiegen,
ilieses' FMsschen Hbersetst bat, awischen dem Dorfe Houthen
and dem Hofe Ravensbosch dnrchgegangmi ist und sich auf
das, nach der Oeule hin sienriich cskarpirte, Plateau nwischen
Ingendal, Haesdal und Arensgenhout genogen hat.
Von diesem Plateau aus hat Herr Cudell die Fortsetaung
dieser Strasse nach Mlich^hin gans in derselben Weise wie
der Verf- gefimden. Sie wird in der dortigen Gegend noch
jetnt »die ROmerBtrasse" genannt. Bei Bimbnrg betrug die
Dicke des sehr festen, wie Oberall in dortigen Gegenden,
aas sehr grobem Kies bestehenden und auf gewachsenem
Tbonboden ruhenden Strassenk§rfers Sf Centimetres.
Auf dem Plateau uwischen Haesdal und Arensgenhout ist
firUher ein regelmassiges, aiemlich ausgedehntes Stack Piaster
aufgefunden worden, welches jedenfeUs der Strasse eines Orts
aagdiOrt hat, da die Rttmorstrassen in den dortigen, an
Stcinon sehr armen, Gegenden durchgängig nur aus Kies
erbaut gowasen sind. Auch Brocken ramischer Ziegel werden
dort hinSg gefimden. Dieses Plateau, auf weldiem die von
Teudurum nach Coriovalkmi geflibrto Ramentrasse, wie die
SyurcB davon deutlich neigen, die von Tongern nach Jalidi
gegangene grtroifen hat, war für dnen befestigten rdmischen
Btappeaplata sehr günstig geiegont und da dio in dem Itinerar
194
von Aüoaca Tungroratt nach CorioraUuBi aagegekene Bat*
fernung gemm wai diese Stelle trifft , m hitt dieselbe Heir
Cttdell nnbesweifelt fttr diejenige, wo CorioTnUon geettn*
den bat.
Nach Herrn €udell ist in der angegebenen Eiehtnng dieaer
R^taaerstraaee die wirkliehe Entfemung von Tongern naeh
Jfilich IS Landlienea (Lieues dn Pays) oder H. P. XXXIX^
nämlich von Jfllich ifacb Rimbnfg 4 Lienea, von Riaib«^
nach Maastridit 6 und v6n Maastricht naeh Tongern S Uencs.
Da nun die im Itinerar von Adnaca nach Coriovnllnni vor«
tfeiebnete Entfernung von M. P. XVL oder von ft^/2 Lienci
genau die Distann von Tongern nach dem Plateau iat, so
bleiben fttr die von Coridvallnm bis Juliacum M. P. XXIH.
In demselben Itinerar sowohl als auf der PeutingerBchen TaM
sind jedoch Ar diese Distanz nur H. P. XVUI., und auf der
Tafel für die von Aduaea nach Coriovallom nur M. P. XD.
angegeben, was mit den wiikHcken Entfernungen nicht llber-
eiostimmt. Wandelt man jedoeh, ohne dem Text Oewah
annuthun, in der ersten Ziffer das V in X und in der nweitea
das erste I in V um , so hat man die mit der Wirklichfcott
fibereinstimmenden Entfemnngsangaben. Denn wenn von dea
Kopisten Fehler gemacht wordoi siad, so konnten es gewiss
am leichtesten die eben beaetchneten sein.
Herr Pelerin gedenkt m sdnem Werke «Essai hislori^e
et critifue sor le däpartement de la Meuse iMMenre ot in
ville de Maastricht* der im Jahre 17f 1 innerhdHk seinen,
V2 Liene sQdwesdich des Plateaus und im Thale der Qeufe
gelegenen, Landgutes Ilavensbo$6b aufgeftmlenen vielen rtnri-»
sehen AlterthOmer, Ane jedoch diesriben so wie deren Find,
stellen speciell anngtben. Das oben gedachte Stock BMMsr*
Strasse wurde damala ebenfklls nirilgedeckfy und «her daa
dort gefandene Siegel euKs Augeaarntes ^*'} hat Christophonm
137) Vgl. ii.^BL H. XX. S. 171 C
136
SmAm micr itm Titel »ie veterb nedici ocaUrii genuna
ifimgide profc Tnjeetvn ad MMan auper enita* geschrieben»
Das anf iitm Plateaa aa^efiio4eiie Piaster bat Herr Pelerin
awheben «ad mm Pflaatem in sdnen Oute verwenden lassen.
■r aabiB dassetbe, gaas mit Unrecht, als au einer Heerstrasse
gehörig an, indem er sein Gut RaTeasboscb als die Stelle
betrachtete, wo Coriovallnm gelegen gewesen, and daher er
aodi in dem neuen Namen die fltmische oder altdeutsche
Uebersetaang von Corlorallom finden wollte. Ein barger.
Kehca römisches Btablissement mag Übrigens daselbst gestan-
den haben.
Dia Bntfernung von Teudurum^'') nach Coriovallum ist in
dem Itinerar — nach Wesseling *- M« P. VII., beaeichnet, was^
ebenfalls ein Schreibfehler ist« Wenn man jedoch nach
•biger Weise das V in X verwandelt, so erhält man die
ZUhr Xn, was so aiemlich richtig der wirkHchen Entfernung
des Plateaus «wischen Haesdal und Arensgenhout von TOd-
deren entapricht. Dass in dem Namen des letatem der des^
alten Teudvram sich erhalten hat, ist alleraeit unbestritten
anerkannt worden. Allein der römische Ort ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach nördlich von dem heutigen auf dem
erhabenen PeMe awisdien Milien, Haverl und HOngen zu
sndien, wo au verschiedenen Zeiten AlterthOmer gefunden
worden sind^'^). Es hat sieh in der Gegend die Tradition
138) XJsber die Alterthflmer ton Xaddem Tergl. Jahrb. H. m. S. 83ff.
Qod 8. 210, 80 wie H. YIII. 8. 179. ff. Fr.
109) In Kro. 70 der Köln. Zelfg. Tom Jahr« 1841 berichtet Dr. Yoget
über die Aa»grabimg rSmbeher Alterthümer auf der Wester-
halde im Kreiie Helnabeig, wobei unter anderm gesagt wird:
Betraehten wir snertl die Srtfiohe Lage der Westerhaide, so
Saden wir, dass sie nooh jetat eine der besten Positioiien für
ein befestigtes Lager darbietet In westiieher Blohiang drei
gtttidea von Heintbera eotfemt, etwa 15 Minuten ron dem
jetzigen Dozfe TQdderen gelegen , gewahrt man «Ine kahle, mit
136
eviialteDy dass niehl mar TtiitTfm ehevak die greise Stail
geweeen sei, sondern das» auch eine solche avf den Plaica«
zwischen Haesdai und Areasfonhonl g esteoiea habe.
Von der von Teudurvm nach Coriovalfann gefthrten Blkner*
Strasse sind verschiedeoUiche Ueberresle anfgeftiadeB wofden«
Ein betrachUiehes Stade derselben ist südlich von Taddoroa,
in den Feldern awischen den Dorfe Broeksiltard^^) nnd
Stadt- Broek — Vorstadt von Sittard ^ erkennbar. Sie
lasst das sfidliche Thor von Sittard etwas rechts and
nimmt augenscheinlich ihre Richtung fiher St Jeaa-Ooleen
gegen das Plateau zwischen Haesdai und Arensgenhont. In
diesem Alignement ist seit dnigen Jahren nwisdien Adbfck
und Schimmert in den Landereien des Herrn MemhrMe ein
anderes Stflck von dieser Strasse entdeckt, nnd der Kies
davon zur Wegausbesserung benutzt worden. BndHch wtad
diese Strasse auf FlinCenschusswdte von dem Plateau «wi-
schen Haesdai und Arensgenhoul, und zwar zwischen beiden
Orten, in einem Stück Land wahrgenoaunen, wdcbes «hei
Steenland^ wegen der Kiesfaige, die sieh daselbst in demi
Haidlkrsut bawsdisene htfgelige Ebene» FUolie BrdwaUe mtih"
sein mit grösBom und Ideinern Yertittfungen ab; #ine gv^HS
Zahl flacher, zum Theil etwaa eingesunkener Hqgel (Xmnuli)
bedeckt den Boden. Es wurden 10 Umeni ausser diesen eine
Streitaxt, ein Speer, Sporen u. a. gefunden.
140) In der Prenss. Staate-Zettg. tom 8. Jwl 1813 (Nro. 166) wM
aus Maastrieht rom 2. Juni beilohiet: In efaiem Banpfe der
(Gemeinde Broeksittard ftn Htraogthum LlnAurg, liai num eine
Entdeckung gemaohii die alle Arohltologeii iatereadrae dflrfle.
Es Ist diest eine hUlsenie Brfioke Ton etw* 1250 BSltm, Linge
und drei Ellen Breite. Die Balken dieser Bcileke sind hart
wie Steip, aber die Boklen« die darSber Hegen, sind gfaiHoh
Tennodert; eine ÜMte Masse , die man für eine Art Oement
klUti bedeekt sie. Die BrUce sehfliat ^on den ramimliea Heeren
erbaut sa iein>
187
•biigtM Toa jeikr Art voa StubiMi fir«iw, Ihonigdi T«raiii
httnietj genannt wird.
Zam Schlsss sagt Herr Cndlell nodi, dass nnr Zeit seiner
Studien auf der Universität nu €(dn, Zi^verich, wdclies
V4 Meile nördlich vm Tborr liegt , flir das alte Tiberiacvm
gebalten worden sd, und dass dieser neue Ortsname dem
von Tiberiacum ebenso entspreche wie Zflipich -^ Tolbiacum.
In Dflren (Marcodurum) , einem Grenaorte der Ubier, der
von Tacitus genannt wird, haben sich von den Römern keine
Ueberreste mehr erhalten.
Von Dflren abwärts, auf der linken Seite der Roer, finden
sich zwischen Hoven und Merken an einem Orte, der
»auf der heidnischen Burg^ genannt wird, die Spuren einer
römischen Niederlassung, wo häufig Alterthflmer gefunden
werden, und wo die Ueberbleibsel einer Römerstrasse auf
eine grössere Strecke noch sichtbar sind.
Bei dem Dorfe Gressenich , eine Stunde östlich von Stol-
berg, finden sich auf einer mit Gesträuch bewachsenen Höiie
die Ruinen eines römischen Etablissements, wovon die Mauer-
reste num Theil noch mehrere Fuss flber die Bodenfläche
hervorragen. Von dieser Niederlassung gingen 4 Strassen
aus, die zum Theil noch sichtbar sind. Die eine ging in
westlicher Richtung flber S 1 0 1 b e r g gegen Aachen, die a weite
in nördlicher flber Weis weil er gegen Jfllich, die drike in
östlicher gegen Dflren, und die vierte in sfldKcher nach dem
hohen Veen.
In der Umgegend von Gressenich ^^^) und Stolberg finden sich
viele Spuren , dass die Römer hier Bergbau auf Galmei,
KnpfNr wd Silber trieben, und vielleicht war dieser Punkt
MT Deckung und ram Sehutn des Bergbaues angelegt. Die
Behauptung des van Alpen, dass das von AiUus Caesar
141) Vgl. Jahrb. iL XXY. S. 808. ff.
138
(B. G* VL Jft) geMlmte A4iiataca Btoi^MHii M GraMrich
gdegeu habe, bt ein Inrthani.
^ Die rdniiche Rheinetraeee von Hains
Bach Ceblens^^).
Das Itinerar des Antonin und die Pentingeracbe Tafel
geben hier folgende Orte und Entfernungen an:
von Mogontiacum (Hains) nach Bingiuni (Bingen) 18 Leuken
9 Bingiuni nach Vosaria^^) (Ober- Wesel) wel-
cher Ort nur auf der Tafel genannt wird 9 »
a Vosayia nach Baudobrica Bontobrice [auf tab. Pent]
(Boppard) 9 Lenken
n Baudobrica nach Confluentes (Coblenn) 8 »
in Summa 38 Lenken
oder llVs geographische Meilen. Die drei ersten Angaben
treffen mit den wirklichen Entfernungen genau flberein. Von
Boppard bis Coblenn hingegen betragt die wirklidie Ent-
fernung längs dem Rheine auf der gegenwärtigen Rhein«
Strasse 9V2 Leuken, und nur, wenn man die Entfernung von
Boppard Aber die Höhe östlich an Waldesch ^) vorbei ni
über das Fort Alexander nach Coblenn misst, erhalt man
genau 8 Leuken. Da sich, wie weiter unten angeführt werden
wird, in dieser Richtung die Spuren einer Römerstrasoe
142) Nach der rom Yerfaster «aoh fOr dSate StraMaastrebke Tor-
liegenden Zasaramenatelinng der Entfemvngsengaben des Itfne-
ru8 imd der Peatlngersohen Tafel mit der wlrirUehen EntFanniiig
belrlgt letileie: Ton M«lns bto BfngiBn 19 f Tön Bhigeii Ue
Oberweeel 9» tob Obetweeei bis Beppsrd 9 lad ve» BapptstA
noek Ooblea* Sber die KarlliMso 8» Utag« dem Bhitee aboc
9 Lenken.
148) Anf dem Tongerteken Meflentteinfragmente wird Yoeaiin — -
[Yo]iolTU genannt (YleUelolii iit die unprln^loke Leearl
YosalUs gewesen, daher yosMU9>yosairin entstanden* P. F.)
144) Vgl. Jahrb. H. XVUI. S. 70 und H. XZVI. S. ß.
180
te«», 80 M €8 sekr ab walmehcfaiHdi ^ iMi äi» rtaiiaDbe
Bheinitnwe wm iea grimca Bogen , welchen iet Rhein
nwiseben Boppard ual Rhemie macht, ira renadieSy von
enten» Orte an das Ebeinthal verlaaeen, lieh anf die Bdhe
<cr linken Thalrante hinauf, nad an den Kflhkof f wieier
in daeadhe herab nach Cohlemi gesogen habe.
Hains (Rlogontiacuni , auch Mognnciacuni) , ^ Haiyt*
fesluag der Römer am Mittelrbein und die Hauptetadl von
•her -Germanien, enthidt nach römischen Angaben und in
Dekereinatimmnttg mit den Deberresten, welche man in aenerer
Zeit geftmden hat, folgende Werke:
1) Dae Castrum Mogonfiacnm , -^ das von Dnrnns anf
der Hübe swischen dem jetsigen Mainz und dem Darb
Zahlbach angelegte Hauptwerk, die eigentUche Festung^
S) das Castellum (Drusi), das jetsige Castel, als RrOekoft-
köpf anf der rechten Rheiasrite , ebetfalls von Arusus
angelegt;
S) das Castell auf der Mainspitse^^), dessen Onmdmauam
bei Anlegung der Gustavsburg, im Jahre 1II3S, mit
vielen Monumenten etc. aufgefunden wurden;
4) das Castellum superius B[adrian](das jsbere Port bdrian)
anf der Hohe von Welssenan, und
145) Hofrath Stdnor (TopofinrapUe des Maingebietos S. 128 ff.) stellt
die Yermuthung auf, dasB der Main zur Römeneit sioh bei
Glnsbelm in den Rhein ergossen habe. Die Terrainoonfiguratlon
Kwisehen Raunheim, RBsselheim und Bauschhelm maeht ei'
•Qerdings wahrsehelnSoh , dass in sehr Mher Ztff ein Am
des IMns In dieser Riehtang geflossen ist Zur Rteeizeit wax
jedoch die Mündung — oder wenigstens die Hsapimiiiidsag
.— desselben aa der gegenwärtigen BteUe. Denn au welohem
Zwecke hätte sonst das Kastell auf der Mainspitze » wo die
Gastaysburg lag, so nahe bei dem Brückenkopfe Ton Castel,
dienen sollen, wenn es nicht die Bestimmung gehabt hXtte, die
Vereinigung beider Flüsse und die Strassen y welche hier über
den Main führten, zu de^en?
140
6) *» CasMlmi iiifnriMHadiwiii(4las witefc Port ■«<■<»■)
an ier Stell« diea jeCsigm HaiipMelD»^ bei icM« Ba*
tesügmag ia Jabre 1714 die DaifasaugHiaiief» im
rUmieeiieii Caatdb gefimdeB wnrikiL
Ihiter den vielen Befestignngen , wddie Brtsna mit itm
Jahre 14 vor Cifrfstes längs iem linken Rheinafer snr B»?
B^nf seiner CMTe nsiv-Operationen gegen DentaelllaBti aalegte,
war 4ie ven Mains, ilirer Lage und Ansddmnng naciiy die
widrigste. Dieser für die Offensive gegen Dentedilnad m
widirig gelegene Punkt erbielt gleieh bei seiner cnten dka*
läge eine Ausdehnung sur Aufnahme von nwel Legiimcn
(nnt de» Hüifirtruppen gegen M,00d Mann), dev II. «hI XIV.,
nnd die letnlere, welche erst nach 7a Jahren (im Jabre eo
n« Chr.) Mains verliess, kann als die eigenilicbe Erhanerin
dieser Pestang angesehen werden ^^).
Nach den Ueberresten der Unfassungsnattem, weldie man
im Jahre 1632 und später aufgefunden hat, mnaeUeas die
rftariscbe Befestigung den bdchslen Theil der Höbe nwisdien
dem jetnigen Mains und Zahlbach, und halle die Form eines
länglichen Vierecks. IMe nördliche lange Seile desselben
ging von dem Graben der Citadelle an der Windmflhlr vorbei
und längs dem Abhänge der Höhe an der Siephanakircbe
und an dem Gauthore (wahrscheinlich der römischen porta
praeloria) entlang, bis sum Abhänge des Linsenberges. Die
Länge dieser Seile beträgt 6516 rhein. Fuss, und üeberreste
der römischen IJmfassung;smauer sind noch sichtbar: in dem
Graben der Ciladelle, an der Windmühle, an der Stephans«
Urche nnd in den nördlich von ihr gdegenen Weinbergen.
Ble weslHehe kurse Seile des Vierecks sog rieb von dem
runden Pniverthurme « der auF den Fundamenten eines römi-
sdien Thurmes steht, längs dem Abfidl des LinsenbergeB,
IM) Tgl. Klein, Qber die Lagfonen welohe in Obafgermmtiatt atandoa.
(Maini 1863). S. 4 ft
141
oier 4#r Kht^ w^ldie Mch den von ZabÜNieli koMKodes
Bache ablUlt, fort, ihhI kier kat naii, keMaden kei Aalegimg
der Joeefbs- wd Liaaeakerf er Schaase, die ramiaekea Da«*
faMoliffsiBaaeiii in der Aaedekmnig voa M2§ rheia. Wwm
aafgefandea. Voa der stdlieken lanfea Seite bat aian awi*
eehea deai Olaeb de§ doppeltea Zaagenwerkea and den
Batenpftikl ader Draaenloeb , eo wie ia der MüippiBdMniaa»
▼Ide Manerreste entdeckt; desgleichen roa der astUchea
knraen Seite in dem westlichen Glacis der Blisaketkschanae
and ia der Nake der Citadelle bis an den Akhang des Alkaas-
berges gegea den Rkda. Die rOmiscke Umfassung kestaad
ans awei starken parallelen Gussmauern mit ThOnnen. Zwi-
schen beiden Mauern befand sich ein 15 Pnss breiter Zwischen-
räum, der mit Erde ausgeffilli gewesen zu sein scheint.
Zu den ausgezeichneten Bauwerken der Riemer, von welchen
sich in der Nahe ron Mainz noch Ueberreste erhalten haben,
gebart :
1) Der A qnaed nct '^^y welchen Dmsnsgewiss an gleicher
147) Im 6. Bde. 2. Hefte der Annalen für Nasa. Alterthums-Kunde
etc. werden S. 355 — 361 ^Kurze Andeutungen über die wirk-
liohe Richtung der römischen Wasserleitung bei Mainz ron Dr.
H. Malten** mitgetheilt , und spricht sich der Yerf. in seinem
Begleitschreiben Tom 27. Mai 1846 über die Tendenz seiner
Arbeit folgendermaassen aus : »Die beikommenden Andeutungen
haben im Grande kein anderes Yerdienst, als das an sich sehr
geringe einer fast ' zweijährigen Nachforschung mit dem Suoh-
eisen, welche den Verf. Ton Pfeiler zu Pfeiler geführt und ihm
schliesslich die Ueberzeugung gegeben hat, dass der rerdienst-
ToUe, grSsstentheils nach persönlichen Forschungen an Ort und
Stelle folgernde Pater Fuchs sich geirrt, wenn er angenommen,
dass die römische Wasseileitung am sogen. Königsbom , eine
Viertelstunde nördlich Ton Finten (l'/t Stunde westlich Ton
Mainz) ihren Anfang genommen, den Fuss des Fintener Berges
umschlangen und dann in gerader Richtung bis zu der ports
142
BMI mk 4er PMlng »i^BM Uci«» wmtm ICBi KtaifiH
fenunai swischen HeMeahdai nd FiBl« (FtntaM) Ar üe
BcMlsnag das Mtliifc Wasier wrafMirai. Vm dien«
AfMdakl «nd bd den Dorfe Zftblbach Mch die Uebenrerte
van M Pfeileni riebibar, wovon euiMlne aoeb me Habe
?0D ao' aber der Brde haben. Die Waaaerlettnag soll, wo
sie aai lidcbsten war, 188', and ihre ganne Lan^ tob deai
KanissbninBeB, bis m dem Dmsenlocb tt^tU Voss betragn
deomnans des Csslnim lioguntÜMum aith entroekl hmbe« Am
Könlgtboni I dasseD Quelle sehr nnbedoatoad ist, bietol Mk
aieht die geringste Spur Ton rSmiBohem oder anderm Msaeiw
werk , all Ueberrest einer Brunnenstabe , eben so wenig ale
man Spuren Ton Pfeilern durch das Thal bis au dem 40 Minuten
entfernten Fuss des Flntener Berges bemerkt Dagegen erstreokte
sich die lange Pfeilerlinie Ton der nooh Torhandenen sogenann-
ten Langstdn-Reihe , hti Zahlbach, hinweg durch die Ebene
bis zu dem Fusse der sogen. Hohloi oder des kfinstlleh In den
Berg eingegrabenen 2600 Fuss langen Behllters, unterhalb des
Dorfes Drais'^. In dieser angedeuteten Blohtung, welohe, 8820
Fuss Ton dem Drusenloeh entfernt, unweit des nSrdliehen üfeia
der Attach nach der Brunnenaue hinläuft, hat Dr. Malten auf
11440' Entfernung 542 Pfeiler theüs über, theUs unter der Erde
aufgefunden, ron da ab aber werden (auf 8735' bis zum hSeh-
sten Rande der Hohle) die Pfeiler durch eine Ay%' breite un-
unterbrochene Rinnmauer ersetzt Die ganze Ausdehnung Tom
Drusenloch bis zur Hohle beträgt demnach 15,175 rhein. Fuss.
Kaoh einer mir Tor Kurzem zufällig gewordenen MittheÜm^;
des Herrn Hell ans Mainz ist derselbe In seinem Hofgarlea au
Finten , wo rieh der K6nigsbom mit den 16 Quellen befindet»
bei Anlegung eines Weihers auf den unteiirdlsohen Aquädukt
getroffen, welcher bei ganz ähnlicher Konstruktion wie der aus
der Elfel nach GMn führende Kanal, in dieser Welse bis aum
Thale hinzieht, dieses auf PfeUem ilbersetzt und so sieh Stflieh
Ton Drais mit dem südlichen Atme Tereinlgt hat Ueber die
Wasserleitung bd Zahlbach TorgL Klein» die rSmIiehen Denk-
mäler In und bd Mainz. (1861). S. 7 ff.
148
Üben. DfiT Wasterbchalter 4« Afoftiokts beCuii sich nsser^
lialb der sMliiJien UnbrniiigsBiaiier, vor der jelmgen PUlipfe-
echaase imd des doppdten ZMigen werke, westlich ndkea
der Strasse iiadi Zshlhach. Noch jetst ist an dieser Strik
in den Feldeni eine Vertief nng sichtbar» weldie BntenpftiU
oder Dmsenloeh (Drusilacns) ^^) genannt wird. Die Ziegd,
wekbe man bei den Kttnigsbninnen and längs dem Zage
des AfnAdnlLts gefimdea hat, hatten saauatlich den Stempel
der XIV. Legion.
8) Der Bichelstein. Im Jahre 9 vor Chr. vntemabm
Dnsms von Matna ans seinen denkwürdigen Zug in das
Innere ren Deutschland und drang Iris an die Elbe var. Auf
dem Rückmärsche nach dem Rheine starb er an den Polgen
mnes Stunes mit dem Pferde, und die trauernden Legionen
errichteten ihrem grossen Peldherrn bei Maiua ein Denkmal,
bei welchem alljährlich aum Andenken desselben kriegerische
Spiele gefeiert wurden. Nach einer uralten Tradition haben
sich die Ueberreste dieses Monuments in dem sogenannten
Bichelstein erhalten. Diese thurmähnliche sehr beschädigte
Steinmasse aus rftmischem Gusswerk beindet sich an dem
rechten Schulterwinkel der Drususbastion der Citadelle,
ist noch 42' Aber dem Wallgange erhaben und mag mehrere
W unter demselben yerbörgeu sein. Erst in neuerer Zeit
ist in dieselbe für eine Wendeltreppe eine Htthlung gebrochen
worden« Zu Anfange des 16. Jahrhunderts war dieses Mo«
■ament noch IW hoch , hatte unten 133' im Umfange und
oben eine Fläche von 8'. Es ist wahrscheinlich, dass die
Benennung Eichelstein von Aquila, oder vielmehr von dem
gallischen Aigle, der Adler, entstanden ist, da auf der Spitae
dieses Monuments, wie auf der Säule bei Igel und auf andern
ahnlichen Denkmalen, ein Adler als Sinnbild der Unsterb-
lichkeit befindlich gewesen sein mag^^).
148) VgL Jahrb. H. XXVH. 8. 26.
149) S. Kitin, die rtfmiselien Denkmäler in and bei Main«. 8. 1 &
144
S. Die rdBische Rhetnbrieke bei Maiss. !■»■
iMt bis jetsrt 18 Pfeiler res diceer Brtcke in iea EheiM
«nd die Ueberreste von drei andern bei Erbananf des Xenf-
banses unter der Erde geftinden. Sie sieben W von eiiH-
ander nnd sind 86' diciL. Da ancb anf der Seite von Castel
ftflber einige gefunden worden sein sollen , so fibrt dieses
anf die Vennnthung , dass der Rhein , nur Zeit der Böier»
hm eine grössere Breite hatte, oder, was wafaisclMiniicher
ist, dass diese Brficke sehr hoch war nnd dass daher anf
beiden Dfem Flntbbogen standen. Die Richtung dieser Pfeiler
geht Ton der sttddstlichen Ecke des Zeughauses in'gcndcr
Richtung nach dem Thnrme von CasteL Die Erbauang di
BrUcke hat man früher dem Drusus sugeschrieben, bis
bei dem kleinen Wasserstande in dem Winter von 1818 auf
einem der Brückenpfeiler einen 4' langen und S' breiten
Stein ^^) nrit dem Zeichen der 28. Legion ^^^) geftinden hat
B. 5 BSgt Klein: »der Name EichelBtein wird wohl am betten
Ton seiner Geetelt Abgeleitet, diei ehe die Spitse abgebroehsn
war, einer Eiohel nicht unähnlioh sah". Fr.
150} Nach einer Notis des Verf. aas den Annalen des Yer. IQr
Nass. Alterth. Kunde etc. — Bd. 2. Hefl 3. ▼. 1887. S. 233w
— wird es als sehr gewagt hingestellt, den hier erwihnften
Stein mit dem Stempel der 22. Legion als Haupturkonde des
römischen Brückenbaues zu betrachten, and Tielmehr daroh
daselbst entwickelte Gründe dargethan, dass die noch Tor-
handenen Pfeiler-Ueberreste nur -von der Brttcke Karis d.-Qr;
henilhren kdnnen, mit welcher Ansicht aaeh Prof. Brava In
Mains (TgL Jahrb. H. U. S. 86 ff.) TSUig übereinstimmt Deiw
selbe hat übrigens den qu. Stein, — welcher 1819 (nicht 1818)
▼on Schiffern nicht auf einem der Brückenpfeiler, sondern mit
andern Quadern mehr am Casteler Ufer, nahe unterhalb der
Schiffbrücke, und also etwas weiter oben als die Pfeilerlinie
im Rheine anzeigt, gefanden worden ist, — sogleich an Ort
und Stelle für die städtische Sammlang angekaoft. VgL aoaier-
4em Jahrb. U. UI. S. 197 iL [Yor tMma iü aa T«rgl. In der
145
Da difge Lf pon cnt mter Tita» , fegen itas fahr 80 nach
Chr^ nach Mains fekommen, so bat man angenommen, dase
dieae Brfldce upler Trajan erbaul worden sei* Ihre Decke
adieint von Bel^s gewesen aru sein , indeni der Cäsar Julian
dieselbe im Jahre 357 bereits zerstört fand, und sich in dem
Kriege mit den Alemannen geni^tiiigt sah , bei Mainz eine
Scbiinirttcke schlagen zn lassen, um auf das rechte Ufer des
Rheins übergehen zu k§nnen. Karl d. 6r. liess auf die
PInler der römischen eine hölzerne Brttcke erbauen, welche,
Mcb lOjahriger Arbeit, kurz nach ihrer Vollendung, im
Jakvo 818 wieder abbrannte.
Zeitoohr. des Verona xur Erforsch, der rhefnlsolien G^selitoliie
n. Alterih. zu Mainz. 2. Bd. 1. a. 2. H. (1859) : Dr. l^ttmann, Chro-
nik der niedrigsten Wasserstande des Rheins t. J. 70 b. Chr. G.
T)i8 1858, Insbesondere über die im Jahre 1857^1858 sioht.
baren 19 Steinpfeilerreste der ehem. festen BrttDke bei Mains,
8. 76 ff. Als Resultat der Untersaohungen wird 8. 92 aafgostellt,
dast diese ehem. BrBeke nieht Yon den R9mem erbaut worden
fet| sondern dass diese Reste toh janer Brücke herrOlireni n
deren Errichtung Ton Karl d. Qr. 10 Jahre (yon 803— 81B.
Tergl. Einhardi Tita Caroll M. c. 32) verwendet wurden. Fr.J
151) Die XXir. Legion , mit den Beinamen Primigenia, Pia^ FIdeliSi
war eine der Legionen , welche unter Tltus Jecnsalem erobert
tmd zerstört hatten. 8ie seichnete sich daroh ihre AnhSngUeh«
keit aa Titus aus, und hat nach Ihrer Versetzung naoh Maiis
diesen Oet nickt wieder verlassen. Von Ihr sind die meldten
Monumente, welohe in und an Mainz gefunden werden. Viele
noch jetzt bestehende Orte auf beiden Seiten des Rheins i und
In einer grösseren Entfernung von Mainz sind, wie die aufge-
fundenen Inschriften beweisen, durdh Veteranen-Kolonien dieser
Legion entstanden. Mit Ihr sind wahrscheinlich auch die ersten
Christen In diese Gegenden gekommen, denn bereits unter Trajan
fengea die ChrUtenverfolgungen zu Mainz an, und wiederholen
sich mit gesteigerter Wuth unter Mark Aurel, Sept Seyerus etc.
[Üeber die XXII. Legion siehe die Abh. von Wien er» de legione
. Eom. tfoesima seounda. Darmstadll 1830.1
10
146
Das Mnnieipium von Mainz. Die Standquartiere
der Legionen am Rheine enthielten innerhalb ihrer Befesti-
gungen bloss die nötbigen Militairgebaude etc. Die mancher-
iei Verbältnbse einer so grossen Anzahl von Kriegern , die
in Mainz garnisonirten, der lange Friede am Rhein unter den
Antoninen, der üandel, der von hier aus mit den GemaneB
auf der rechten Rheinseite getrieben wurde, gaben die
Veranlassung, dass neben der Festung an dem östlichen
und südöstlichen Abbange gegen den Rhein eine btlrgerliclie
Stadt (Municipium) entstand ,^ welche einen grossen fbeH
des jetzigen Mainz ^^^) einnahm. Die hier gefundenen IHonit*
mente fangen gegen das Ende des 2. Jahrhunderts an, and
auf ihn^n werden die Civcs Aomani von den Cives Taunensea
jederzeit unterschieden , welches beweiset, dass dieses Muni-
dpium von römisclien BQrgern und von Germanen, welche
von dem Taunus gelLommen und sich hier angesiedelt hatte»,
bewohnt war.
Während des batavischen Krieges kam Mainz auf kurze
Zeit in die Gewalt des Civilis, und wurde durch die Sl* Ciegioa,
welche in Vindonissa (Win4isch) ihr Standquartier hatte,
wieder befreit Später ist dieser Ort mehrere Male der Schau-
platz blutiger Thaten geworden. Der Kaiser Alexander
Sevems, der einen schimpflichen Frieden von den AllemanaeB
erkauft hatte, wurde wegen dieser Entehrung, der römlscbca
Waffen, nebst seiner Mutter Mamaea, von den aufgekrachtea
Legionen in der Nähe von Mainz (wahrscheinlich zu Bretzw-
heim) ^^') im Jahre 235 ermordet. Dasselbe widerAthr 907 dem
Usurpator von Gallien, Posthumus, als er diese Festung,
worin sich der Tyrann Laelianus eingeschlossen, erobert
hatte und den Soldaten nicht zur PIflnderung ttberhmMa
wollte. Nach der neuen Militair^Organisatioii des röaiachca
15$) Vgl j*hpb. H. xrvnr. 8. ii4.
15S) In SlcUä, sAgt LAmpridiiu o. 59, d#in heutigen StoUbJon. P.
147
Beicbes iwcA Konstantiii i. GrI wurde Mains der Sitz eiiies
der 12 konuBaadireiideii Generale (duces), welche deu Ober«
be£eU Qber die Proyinzea des Reiches hatten. . Der von
Maina kommandirte von Selz bis Andernach. Unter dem
Sohne Konstantins, Konstantins II , wurden alle rOmiscbe
Orte am Oberrhein Ton den Alemannen, sowie die am Niei-
derrbeip von den Franken eroberti und erst der Cäsar Julian
setste sich im Jahre 357, nach der Schlacht bei Strasburg,
welcbe er tkber den Heerffihrer der Alemannen , Chnodomar,
gewann, wieder in den Besitz von Mainz, Worms, Speier
el^ Unter Valentiaian I, gegen 366, ilberflel der Alemanae
Rando daß von Truppen eptblösste Mainz, richtete ein grosses
Blutdad an und kehrte mit Gefangene^ und ßeute beladen
Aber den Rhein zurück , wofür sich Valentinian I. durch die
Schlacht bei Solicinium am Neckar (360) rächte. Als der
Feldherr des Kaisers Honorius, Stilicbp, die Legionen, welche die
Rbeingrenze yertheidigten , nach Italien gezogen hatte, um
dieses Land gegen die Einfälle der Westgothen und anderer
femaniseher VMker zu schützen, ging ein Heer von Van-
dalen, Qna,den, Sarmaten , Alanen, Gepiden, Herulern, Sach-
sen , Rurgundionen und Sueven Ober den Rhein , und Mainz
wurde am letzten Tage des Jahres 406 von den Vandalen
erobert und die Festungswerke geschleift. Rei Attilas
Z^ge nach GaUiim (d51) wurde Mainz endlich gänzlich
icerwüstet und dem Roden gleich gemacht. Erst unter
Chlodwigs Enkel, Theodobert I., gegen 534, fing dieser Ort
an, sich von neuem aus seinen Trümmern zu erheben, und
verdankt seine eigentliche Wiederherstellung Dagobert I.
. gegen 630,
In der Nähe von Mainz sind die Römerstrassen grüssten-
theils durch die Agrikultur zerstört worden, und man findet
Ton ihnen nur noch wenige Spuren. Ueberreste sind noch
vorhanden :
1) von der Rheinstrasse. Sie ging von der dslUchen kurzen
148
Seite des Kastruins auf der Hohe iron Weissenaii Tort,
lieh von Laubenheim von derselben herab, und wendete sieh
in gerader Richtung durch die Rheinaue nach Nidienhein;
2) von einer Strasse, die in der Richtung gegen Alsey
gefahrt hat ; und
3) von einer andern, die durch Zahlbach gegen Drais md
wahrscheinlich nach der Beidenmauer bei Kreusnaefa ge»
gangen ist.
Von einer 4. Strasse, nach Bingen hin, sind grossere Ueher«
reste vorhanden. Sie finden sich in der Direktion von itm
Hauptsteine Über Gonsenheim, an Heidesheini vorbei asd
verlieren sich im Sande bei den Sporkenheiner Bifen.
Die gegenwärtige Chaussee von Mainx Aber Füederingd-
heini natfa Bingen isl auf die Ueberreste einer alten Sleia*
Strasse gelegt Worden, weldie in der Umgegend die StFaaae
Karls d. Gr. genannt wurde, und wahrscheinlich efne Rtaier-
Strasse, vielleicht die eigentliche Militairstrasse von IHaliis
nach Bingen war; wenigstens ist ihre Richtung gans Maisch.
B i n g i um (in dem Itinerar des Antoniu Vingium, einmal ▼»*
cum genannt) ein wichtiger, vermuthlich mient dnrdi Dmsiis, be.
Festigter Punkt bei dem Einflüsse der Nahe in den Rhein, wo sich
die grosse Militairstrasse von Trier mit der Rhdnstrasse
vereinigte. Ob das römische Bingen auf der rechten , oder
auf der linken Seite der Nahe gelegen habe, darüber sind
die Meinungen verschieden'^). Auf beiden Seiten dieses
154) Vgl Jahrb. H. VII. S. 176. a. Anhang ro H. VH. 8. 16 u. 69,
H. XYI. S. 1 ff., H. XVII. S. 218 ff. a. Dr. Keasoher i^Bingaa
zur Zeit der R(>mer' Im 1. Bde. 3. H. der ZelUohrill des V^a-
zer Alterth. nad Qesoh. Vereins. S. 273 ff. Bingen helMt aaek
in der Moiella des Ausonioi t. 2. Vinomn , wo «acli die Tom
Kaber JuUanns erbauten Mauern der Sladi ervihnl werden.
▲uun. Mareeli. XVUI^ 2, 4. Der Geograph ¥on BaTOona Uh.
IV. Of 24 nennt den Ort Bingum. (In der neoeetea Aoagabe
▼on Pinder und Farthej (1B60) & 227. Z* 7 iit wenIcMeni
die«e Sohreibang aufgenommen worden.)
149
Wlfunm, .80 woU Auf itT uQ^tersle« Terrasse i^ linken steil
•kMlesien Tlialraade» desseUcii, dem jetsigenBingeu gegen-
ttber^')» als ancli auf der reditin Seite der Nalie ^^)f in dem
liodigelegeoen TlieUe der jetzigen Stadt , werden rOmiscIie
AllMrthfiner geAinden. In militairischer Bflcksicbt war die
fleil nacli der Nahe abfallende Hi^ba auf der linken Seite
derselben, wo sieh noek riele und ausgedehnte Haaertrflmnier
unter der Erde befinden, viele Hfiaaen efe. gefaädm Werden»
der geeigneteste Punkt des ebemaligen Kastells ^^^>, dessen
156) VgL Jahrb. ^ H. XVI. S. 136, H. XXVIII. S. 79 ff. H. XXIX.
und XXX. S. 205. ff. und Dr. Keusohor a, a/O. S. 301.
156) S. Dr. Keuaober a. a. O. S. 273 ff. u. Jahrb. H. XXV. S. 115.
157) Der Verf. hat in aeioem Kotiz -Buche Tom Jahre 1829 die
Bemerkang gemaohi: „es soheiixt» dasB Bingium auf beiden
Seiten der Nahe gelegen hat". Aber da er im obigen Texte
moht erwähnt, daes in dem heutigen Bingen üeberreste von
dam romisehen ILaAteU rorhanden sind, sp muss wohl ange.
aemmen weiden, das« die mit grosser Bestimmtheit .in dieser
Beziehung von Dr. Keuscher S. 304* ff« im I. Bde. 3. Heft der
Zeitschrift des Mainser Alterthums •, Vereix&s gemachten Angaben
damals noch nicht in soloher Welse bekannt .waren. Denn
tonst würde er diess, bei der Art wie er seine antiquarischen
Ermittelungen su machen p.fiegte i gewiss nSd^t unbeachtet ge-
lassen und besonders herrorgehoben: haben. Nach Dr. Keuscher
^ a. O. S. 301. waren bis dahin, nur wenige. rdmische Funde auf
uj^d an dem Rupertsberge Torgekommen, wohingegen er S. 308 ff.
' Tiele der in Bingen und nächster Umgegend gemachten auf-
zShlt. Von den letzteren führt er nur als unbesweifelt von
Soldaten herrührend S. 309, S. 310 und S. o20 Waffen und
S. 316 Ziegel mit dem Stempel LEG XXII'P • P-.F- auf,
während die übrigen dem bürgerlichen Hausgeräthe etc. ange-
hSren. Auch der S. 317 gedachte, 1845 beim Hausbau des
Maurer Marx an der Bingen - Mainzer Chaussee aufgedeckte,
Gräberplatz enthielt nur Bürgerliches , wie die Menge der dort
gefundenen Todten- Urnen mit ihren theilweise prächtigen
Beigefässen beyrelsen. Ausser den erwähnten Ziegeln, sind
160
I
ftfliche Pront dnreh dU Nahe und iurcli iäs'h^bt Ml
stette Ufer derselben, and die östliche durch dm Ucia
bis %va Z^t des Dr. EeuMlier nur die 8. 806 tt. 818 gelohten
Altire mit Insehriften in Bingen «ofigededkl worden. Dagegen
lind 1859 und 1860 am nSrdüehen Ftste dee Bepertebe^gee
doroh die Eleenbahabsiiten die im B. IPLYin. S. 79 ff« t»d im
DeppeUu XXIZ n* XUi, S. 205 ff. besohriebenen nenn IneohxifU
■teinei woinnfter sieben Soldaten-Denkmlleri aufgegraben wer-
den, welobe auf dem naob dem Rh^e hin lang gedebntsn
SoldatengrXbeiplatse an der riieinabwärts geführten rSmisehen
Strasse gestanden haben.
Wexin nun zwar bei dieser Gelegenheit Üeberreste tob einem
auf dem Rupertsberge gestandenen rSmisohen Kastell ideht
Torgefünden worden sind, was an und für sieh dureh die im
Laufe der Jahrhunderte gerade auf dieser - Stelle TOrgenom-
menen BautenTerSnderungen (ygl. M. Merlan — Besehreibnng
der Tomembsten StiCtt und PUtz in denen ErtzBbtumen MayntSi
iSier und Cöln — 1646. — S. 15 und H. Yoigt — Khelaisehe
Gesohiohten und Sagen. Frankfiirt b/U. 1817. HT. Bd. 8. 109 ff.)
nicht auffallen kanui so durften doch dieser grosse BoLdatea-
grftberplatz und die im Doppelh. XXIX u. XXX. 8. 210 ff^ S.
212, 8. 216, S. 219 u. 220 ff. bereiU erwähnten Strassen-
stQoke immer darauf hinweisen , dass links der Kahe ein
solches Etablissement gestanden habe; zumal wenn man nach
Yegetius IIL 7. die bei den RSmem eingeführte Kriegsregel
erwSgty womaeh im Felde stehende Truppen für den FaU, dass
sie über einen Flass eine Brüeke zu sohlagen gen6thigt waresi
welche fOr Utngere Zeit im Gebrauch bleiben sollte, an beiden
Enden derselben Schanzen mit breiten und tiefen Graben
anzulegen hatten. Die heutigen weit tragenden Sohusswaffen
lassen es zu, dass bei richtig gew&hltem Punkte fOr eine
solche nur passagere Brücke eine einzige Schanze zu deren
Deckung hinreicht , wShrend man bei permanenten Befestigna-
gen jenseits des Flusses stets Brückenköpfe anlegt, und so ist
es wohl auch , schon nach Obigem zu nrtheilen , Ton den
B$mem im letztem Falle gehalten worden, und hier am Unken
Ufer der Nahe um so niehr , als nicht nur der Uebergang ttber
151
jgeitekt wurde» HU dieser Annabme ist avch die Stelle des
Tacitus (bist. IV. c. 70) fibereinstimmend, wo dieser Gescbichts-
diesen FlasB, sondern gleichzeitig «neh die beiden, aus dem
RheintHale aufwSrts und vom Hunsrüoken herab, nach jenem
Ufer führenden Heerstrassen dnrch ein Kastell zu decken waren
& darf Übrigens im Allgemeinen angenommen werden, und
Üeberreste von einigen rheinabwarts gelegenen romischen Kastellen
sprechen dafür, dass, so lange die filSmer den breiten Rhein-
strom zur Grenze gegen Deutschland hatten , sie sieh durch
denselben gegen plötzliche üeberfftlle gesichert glaubten, und
dass sie daher ihr hauptsKohllchstes Augenmerk auf die von
ihnen längs des linken Kheinufers erbaute Strasse und auf die
in dieselbe einmündenden Strassen von den, an der erstem
angelegten, Kastellen aus richteten, weil ihnen von da Gefahr
drohte, wie sich dieses auch im ersten Jahrhundert bei dem
Aufstande der mit den Trevirem yerbundenen Batayer deutlich
zeigte.
in dieser Beziehung erlaube ich mft um so mehr hier kurz
die Meinung des Herrn Dr. Rössel in Wiesbaden anzuführen,
als wir Beide uns im Sommer 1860 auf diesem Felde begegnet
sind, ohne dass wir jedoch deshalb mit einander Rüeksprache
genommen. Derselbe, welcher den 1859 tnd 1860 am Ruperts-
berge statt gehabten Ausgrabungen mit bekannter Sachkennt-
niss Öfters an Ort und Stelle gefolgt ist, spricht it TXio, 15 u.
16 der Periodischen Blätter der Alterfhumsrereine zu Kassel,
Darmstadt und ^Viesbaden, — worin er S. 4SI ff. seine interes-
santen Erhebungen nicht nur Über die am Rupertsberge Torge-
'kommenen Gräber- und Tnschriftstein-Funde, sondern auch über
die aufgedeckten Stücke der ron Bingen nach Goblenz im
Rheinthale geführten römischen Heerstrasse mitgethent hat, —
und zwar am Schlüsse (S. 486 und 487) über die Lage des
römischen Bingen seine unmassgebllche Ansicht aus, wie sich
dieselbe unter dem Eindrucke seiner antiqnarisehen Beobaoh-
tungen gebildet hat.
Beim AbTiairen des im Juli 1860 nördlich des Rupertsberges
aufgefundenen Stücks der Römerstrasse rheinaufwärts hat nem-
lieh Herr Dr. Rössel ermittelt, dass ihre südliche geradlinige
152
Schreiber von den Ereignissen ^es bataviseften ftrleges Im
Fortsetaang auf d«# linke Uf«r der Nahe an der S^Ue traf,
wo Bloh die Fähre befindet, welche die Yerbindimg des Unken
ufert mit der Stadt Bingen yermittelt» and er nimmt daher an»
dasfl daselbtti wenigstens sur Zeit des TaoituSf der Uebergang
fiber die Nahe gewesen sein mOsse. Als Sohlüsselponkt fSr
diesen und die sieh ror demselben vereinigenden Strassen ans
dem Rheinthale aofwSrts nnd ^yom Hansrnoken herab findet
aaeh er das kleine , alle drei Objeote dominirende, Plateau,
wo das Kloster Bupertsberg gestanden, am geeignetesten
aur Kastell -Anlage. — üeber das, was er in Bezug anf die
schon im 2. Jahrhundert TerSnderten Moüye des Grenzkrleges,
Über Anlage f Zerstörung und Wiederherstellung der Stadt-
mauern des heutigen Bingen und am Schlüsse über Zusammen-
steUung etc. aller innerhalb Bingen gefundenen Altertfaümer
sagt| bitte ich den angesogenen Bericht selbst nachiuseheni
imd bemerke nur noeh, dass er das Blnglum dos Tadtos
und das des Ausonins an swei ganz Tcrschiedenen OeiÜieh-
keiten findet, die aber aus nahe liegenden Gründen denselban
Namen führen.
Das in den 1830ger Jahren erbaute Haus des Herrn HSrIer
-* Hotel Rupertsberg — steht auf den Fundamenten der ehe-
maligen Klosterkirche, und die Bogen des Innern Schiffs der-
selben sind In dasselbe eingebaut und noch su sehen. Von dem,
jetst üstUch des In Felsen gehauenen Elsenbahneinsohnitia
gelegenen, Thurme der Klosterkirche sind nur noch Reste tob
der Gttssmauer über dem Boden Torhanden. In der Umgebung
des Hörtersohen Hauses etc. werden oft rSmlMhe und mhtal.
alterliche Münzen gefunden, woTon ein Goldquinar yon lusÜniu
n. (mit dem Ayeia : D - N' lYSTINVS * P P * A * Büste des Kaisera,
und mit dem Beyers: 'AVXAIHOTOIV — d. h. VIetorU
lustitti August! — Stehendes Kreuz mit Balken , darüber ITA,
darunter CON'oB*} — und eine in Tours geschlagene SQber-
Münze Philipps des SohSnen mit der bekannten Insohiift BNDICTV:
etc. erwShnenswerth sind.
Die yon Dr. Keuscher a. a. O. S. 801 erwähnten, linki der
Nahe gefundenen, wichtigen Alterthümer bestehen: 1) in einer
15S
Miro n Meh Ckr* ^iMH^»*). Die rtorifcbia AtterlMiwr,
Örabstatte mit Särgen eto. , welolie sltk an Mden Selten iMt
' CoUenx-BInger.Clüatfte, nnweH der Binger Brüoke be€en4;
2) in Bni«lifitiioken TQn Mauerwerk und einem , in ■ der
^ähe des Hildegudiabriinnohens aufgedeckten* römischen Bade,
auf ^^m Rupertsberge gefunden; und 3) in Ueberresten r5roi-
•ohen Getriebes, welche sich in dem Soherr sehen Garten am
nördliohen Fnsse des Rupertsberges *— ganz in der N&he der
obgedaohten Fähre — Torfanden. — * Dr. K. hält Bbrig^« 8. 993
den Tön der Brfloke naoh Weikr fahrenden iteüea Weg, —
früher FoetitittMe — ^e Mfihe genannt, fOr den Aatog der
aaoh Trier g^iihrtan B^merstrasee.
Auf S. 48a der obengedaohten Periodisohen Blätter theilt
Herr Dr. Bossel die im Doppelh. XXIX und XXX. S. 208 ge-
gebene und auch 8. 223 erwähnte fragmentarlsohe Insohrift mit.
Er meint, dass nach der Mitte zu ein Stückchen dayon fehle
und dast daher die Entzifferung schwer bleibe, betrachtet aber lenet,
wie ich, diese Fragmente als zu ein und denolben InBohrifl
gehSrig. Da nun aber Herr Dr. Bossel .die fehlenden Bue^
Stäben nur durch Punkte marUrt hat, so bleiben Tor wie naeh
der männliehe Name reohta und der weibliche Unkni daher ieh
mich auch jetzt noch nicht Ton meiner gleich Anfangs, htn-
Biohtlioh der drei letzten Zeilen, gefassten Ansicht trennen kann,
dass diese dooh „Nero Bodie. de suo — Deutorla, mater, (de)
sua — posuit^ zu lesen sein dürften. [Herr Prof. Beoker in
Ptankfort hat mir brieflloh folgende Emendatfon der fragUohen
Worte mitgetheilti ADIVTORIA | BODICA MATER | VIVA
POSYIT, woduroh die Insehrlft theilweise hergestellt ist. Fr.]
-* S. 219 Z. 15 Ton unten Ist statt „d. M.* yNoTember* zu lesen.
— Nachdem ich meinen später genommenen Abklatsoh der S. 213
und 228 gedachten Insehrlft näher betraehtet, habe ieh wie die
Hbrren Dr. Rein und Dr. Rössel gefunden, dass PBAYAI zu
lesen ist, indem R u. A. im engsten Zusammenhange stehen und
die hinter ersierm befindliehe, übrigens den Punkten sehr ähnliche,
Vertiefung eine zufällige ist. E. S.
158) Nachdem OlTiUs und seine Yerbündeten alle römisohen festen
Plätze zwischen der Nordsee, der Maas, dem Rheine, der Nahe,
IM
■mI in 4er Nike der alten Barg; Klapp gefniea werica,
f ehirea hdchal wakncbeialieh dac» Mcgedichea BaUia.
fea^at aa, derea ei ia der Nftlie ran Bia|^ea ■duren feg ebea
hat, aad die rieHeicht darcb Veteraaea-Koloaiea der Be*
satnag; von Biagen gegründet wordea sind. Ka grUaseres
röniichea EtablbsemeBt dieser Art hat aach aaf der Bdbe
awiscben Badesheim und Ockenheim gelegen, wo noch fart-
arihread riele Alterthtaier gefaadea.werdea.
Kaeh dem batarisdmi Kriege blieb Bingea in der Gewalt
der Rtaier bis gegen die Mitte des 4* JabilinMierts , wo es
bei dea Verbeerangen der Allemaanen and Fraaken aof dem
liaken Rlieinafer ebenfalls erobert uad serstOrt warde. Der
Cäsar Jalian liess es im Jahre 357 von nenem wieder aaf-
baaen aad befestigen, woraaf es bei den Zflgen der Vanda-
lennd andeier Völker (406o.d07X und der Hannen (dSl) nach
OaHien abenaals nersMirt wurde. Seiae gftnaliche Verwttstaag
erfitt es durch die Narmaanen gegea die Hitte des 9. Jabr-
bttnderts, und erst nach dieser völligen Zerstirang ist daa
jetaige Bingen auf der rechten Seite der Nahe entstaaden.
und lelbst Auf kurze Zeit Mains erobert hatten , TerabsIamieB
•i« die AlpenpSsse zu besetoen, um dadorob -dat VorrÜeken
vSmisoher Streitkräfte aas Italien gegen den RbeSn sn verhindern.
Als ein rSmiMbe» Heer unter SexUUus Felis über die Alpen
gegangen war, sog »ich Toter, der ein Hul/akorps der TreTirer
am Oberrhelne kommandirte i auf die linke Seite der ^abe
zaiSek, liesa ^e Biüoke Über diesen Fluss zerstören, und nalini
bei Bingium, eine Stellnng, wie Teoitas sagt, auf die Festig-
kelt dieses Orts sieh Tedassend. Tutor liaAte offenbar die Ab-
siebt, durob diese Stellung die Strassoi die siob hier naeh Trier
nnd naek dem Niederrbein tbellte, zn deoken. Sextllias Felix
passirte mit seinen Truppen die Nabe mittelst Fubrten (offenbar
oberbalb der feindliohen Stellung), griff die Trerirer in der
reebten Flanke und im Rfieken an« schaia ibnen den BOekzug
nach Trier abj sprengte das ganze Corps auseinander und vor-
155
WüB die BMeiBtraMe von Bteg^e» Ut Cokteu keiiiSty
so yerdient dieser Gegenstand hier eine nähere Anseinrnder»
netsuiif,
^bgletdi in de» Hiaerar vnd atf der Pfulinferseliiii
Tafel Baad^briga (Bopf «rd) nnd auf der letoUra «neb
VosATia (IMkerwesel) als Btappenorte auf dieser Sirasae
genannt werden , and andere rOauaohe Nachrichten VM
Tripf enmttrschen sprechen , welche in dieser Gegend linp
dem Bheine slattgefanden haben (a. B. Tacilos hist» IV» e.
M) ; so hat man dodi bis jetst dlgeamla in Abrede .gealettt,
dass sich eine rtfmische Militairstrasse von Bingen bis Coblena
längs dem Rheine befanden habe ^^^), und hat diese Behanptang
daraus au beweisen gesucht, dass man tbeils bei Efbanang
der gegenwärtigen Rheinstrasse in dieser Gegend nicht auf
die Üeberreste einer römischen gestossen, theils bei Anlegung
der neuen Chaussee geawungen gewesen sei , an mehrern
Stellen die FdsBMSsen au q^reagen, welche :das Strombett
des Rheins aaf der linken Seite eia^geni am die Anlage
einer Strasse möglich au machen* Diese Gründe siud
jedoch nur scheinbar, denn
J) bat sich das Strombett des Rheins an vielen Stellen
seit der rtfmischen Periode so bedeutend erhtfht, dass die
üeberreste von römischen Strassen, Gebäuden etc. gegen-
wärtig bis an 16^ unter der Bodenfläche und 6 bis V unter
dem jetaigen Niveau des Flusses gefuadea werden (wie bei
Neuwied, Andernach etc.). Durch diese ErhObang ist die
Rtfmerstrasse gleichfalls durch den Fluss entweder gänzlich
niohtete dadaroh das Uhidemiss, welches sldh dem YorrSoken
der RSmer nach dem Niederrhein und nach Trier entsegensetzte.
169) S. Jahrb. H. 11. S. 3 and H. XYIU. S. 38. Dr. Kenscher
a. a. O. S. 801 stellt ebenfalis die r^mieohe RheinstraMe , und
dass diese auf dem Rapertsberge sich mit der über den
HonsrOeken von IVf er kommenden rereinisea konnte^ in Abrede.
156
MMMNrt oder mehtew Fass mii Eide^ Mim «te. tkcrteekl
ITifrdeB;
S) ist der Rhdo gerade an den Stelleo, wo man bei A«lafe
der neiieii Strasse die in 4en FhM fehenden Pdemntsen
«frenge« ninsste (wie Canb gegenfiber, nwiadieft fiberwesrl
oed Sl. Ooar, femer oberii^ Hirsenach ete.) emt in oevere r
Seil Ton den rechten Ufer svrtickgewicbea nod hol «eh
g^n das linhe gewendet : eine Eneheinnng^ die sich noch
jeütt fertsetnt, ond den Bewohnern dee BheisrtbakB \m dicepr
6^;eBd^^)'odir belLannt ist;
160|) Herr Dt. BoMel i«gi in Miner liehtrallan Abhandlung ttbor den
jüngsten Fond zweier rSmbchen MilUensteine bei Salzig (kn-
nalen des Vereins fOr Nass. Alterthums- Kunde eio- Bd. Tl.
2. Heft S. 300 und 301) : »Die alte MiÜtairstrasse zog daher
ctioht am' damaligen Rande des Stromes her. Da iran dvr
Mittelrhein — naoh Jahrhnndeiie langtut Beobaehtioigwi —
mehr nnd mehr dem Unken. Ufer sloh auwlilk» und daher be-
dcvtoilde Uaberflathnngen und LaadeInbrÜohe naoh und naoh
besonders an flaohem Stellen wie bei Salzig, statt gafäaden
haben müssen j da die Salziger behaupten , einen Landstrich
Yon 30 Ruthen Breite duroh die Yerbauung der Ufer eingebSssl
zu haben, was noch an Tielen Stellen naohgewfesen werden
kann ; da ein sehr weites Hinabroüen der Biülen Tom üfcr
aus gegen die Mitte des Stromes wegen der BeechaffenheÜ dea
Betfes fai Jener Stromgegead nioht statt gefabdeB haben kaayi:
so fcdgt daraus» dass der Uferrand des Bhain^i anf dem Aa
rSmifOhe Ueerttrasse hinzog, im 8. Jahrhundert mindestapis
10 Ruthen, vom jetzigen Rande des Leinpfades an gerechnet,
Strom einwSrts gelegen und am Rande dieses jetzigen Wasser-
k&ndels sich hingezogen haben moss*'. Dann halset es In An-
I
merkung 10 weiter : „Das seichte Wasser am wilden Qefihr
unterhalb Bacharaoh zeigt lieute noch deutlioh die Yerbiadang
jenes Uferstriches mit dem trockenen Lande. — An der jetzt
Tom Wasser umspülten , 80 Us 40 Ruthen Tom Uferrande ent-
legenen Klippe unterhalb, Oberwesel haben die Laote noch
167
• »
1f) war one RMicvsfrasse, bei der geringen Breite, iMkiie
lüeselben tiatteR, viel leichter zwischen den Flusse und den
Felswänden, wetehe denselben anf der linken Sciie etnengen,
na fahren, als eine neuere; und endlich .
4) beweiset Folgendes, dass sich noch wirklich Ueberreste
einer römischen Militairstrasse in dieser Gegend voribid«»
Aln In Senner yoa tSM nnteibalb (Mkerwcsel bei den
Ausbau der neuen Strasse ein DurcUass angelegt wnsdsti
stiena man in der Tiefe rnn 6 bis 7' unter der jetnigen
Bodenllache anf die Ueberreste einer alten Strasse , welciie
der Verf. ihrer Bauart und ihren Dinensionen nacb segleich
fttr die röniscbe erkannte. Man wflrde an anderen Stdien
ähnliche Entdeckungen genacht haben, wenn man tbdis
▼or einem MenAohexialter in der Art gefischt, dass man Tom
Ufer aus trookenen Fusses zur Klippe gelangte. — So würden
gewiss von allen Punkten am Ufer sick Thatsachen und Erinne-
rungen sammeln lassen, die einst Ton grosser Bedeutung I9r
die Topographie unsers Mitteirkeinlandes werden kdntien> nütd
wir mSckten alle, die 68 angekt, zumal aber ^ Freundis
rkeinisoker Gesokiokte, darauf aufmerksam maeken, alle soicke
topograpkisoke Notizen erkeben und sammeln zu keifen , eke
der fortsckreitende Wege- und Uferbau alle derartige Unter-
suckungen für immer unmSgUok mackt Sollten nicht kier und
da selbst nock Spuren des alten StrassenkSrpers und seiner
Pflasterung siok finden lassen, Tielleiokt gar sohon Un und
wieder gefunden und nur au« Unkenniniss onbeaektetf geblieben
■ein**? (Etwa 1500 Sehritt unterhalb des MKaeelhiunns bei
Biogen sind Im J. 1869 bei den Erdarbeiten für die Unksrhein.
Eisenbahn dem steilen Thale des Kreuzbaches gegenttberi der
jetzt, nachdem er eine kurze Strecke nooh am Fasse der
Berge hingelaufen, weiter nördlich In den Rhdn mündet, in
dem zwischen diesem Strome und der Chaussee befindlichen
Ackeivtrelfen römische, tkeihreise Terzierte Wericstfleke von
Sandstein aufgefunden worden, welche einem Durchlnse der
Mmerstrasse angehört zu haben scheinen).
158
Hmal geichtet^ the'ds in Jiiedf en Ctefcato oicht.ile nH*
geaefai rerbreitete irrige YcnUUnng iMit^ nach wdehar
mam mh nter Hitaierstrasseii hrcfle und mit grossen Stein-
platten gepflasterte Strassen denkt«
ist es w^hl 'denkbar, dass die Ettmer, — die ait so grower
Sorgfalt dnmnf kedneht waren, gebaute Strassen für ihre
Müitair4>paralionen in der gannsn Aasdebonng ihres weiten
fteiebes anzulegen, nnd in dieser Hinsiebt jedes Temin*
Mndemiss nn ftberwinden wussten^ — lings dep Rheine,
der mehrere Jdirhnnderte hindnrch, mit der grossen Annahl
der an ihm erbauten Festungen und Kastelle , die befestigte
6reanlinie gegen die EinfUle der Cteiinanen bildete, keine
Militairetrasse nwischen Bingen und GoUenn — und folglich
keine direkte Verbindung s wischen dem Ober- und Nieder*
rheine — gehabt haben sollten! und da sieh keine üeber-
reste einer solchen Strasse vorfinden , welche in näherer
oder weiterer Entfernung mit dem Rhein parallel von Bingen
nach Coblenn geführt haben ki^nnte^^^), so kann die in dem
itiner«r und auf der Peutingerschen Tafel angegebene
in dem Bberathale selbst gegangen sein^^').
161) Um zur YoUen QewlMhoit au gelaagen, ob eine rSmitohe Strame
paraliel mit dem Rheine von Bingen nsoli Ooblenz Über den
Honarfloken exiatitt habe» hat der Verf. diese Gegend genau
antertoeht und nirgends eine solobe gefunden. Sr riehtete
sein Augenmerk besonders auf die sogenannte Klsselbaoher
• mragse, oder die alte LandsCrassei duroh welehe Tor Anlegung
der neuen BhelnoHaussöe die Verbindung swisehen Bingen und
Coblena stattfand. Diesd alte, jetst lum Xheil gans ^erwaek-
eeae Strasse» welohe ron Bingen über RbeinbOUeni KIsselbaob
und Tdn da ununterbrochen auf der Wassersohdde awrisoben dem
.Rhelny der Nahe und der Mosel nach Goblens giag^ aeigt jedoeh
ftlfgends Sporen riSmisoher Konstruktion, wovon sieh In dimer
wenig angebauten und bewaldeten Q«gend gewiss Uebexresta er>
halten haben würden, wenn es eineBSmerstrasse gewesen wire.
159
Als nflclister Etappenort auf dieser Strasse unterhalb Bin-
gen wird
[In H. in. S. 198 der Jahrb. wird hei GelegenHeit d«r B».
Bpreohuns über dett Fand eines Sfeeinsarges mh einer edi^^neft
Glaftinie -- (ein gtm Ifaalieher Fand hat 1867 bei dielabaehi
^ordSeiUoh yon Slmmerny statt gefanden} — einer RSmerstrasse
bei Biokenbacb , Bürgermeisterei PfaUfeld , gedacht; . eben ao
H. TIU. S, 174 ff. 0« U. XX. 8. 169, so daaa wohl der WunsoU
nach einer sehr genauen Ermittelang hier gerechtfertigt ersoheinen
diirft». Vgl. «osaerdem H. XYIIL 8. 27 ff. und H. XXVI.
8. 1 ff.} wo der Herr Jng. Major t. Cohaasen in awei sehr
interessanten Mlttheünngen die altett VerBohansongea aof den
HansrQeken bespricht]
169) Sehott bcTOr die, yorstehend in Anm. 167 bei Bfaglaia, erwähn«
ten guten Zeugen auch für diese Amdoht dea Verfaaaers aus
der Erde faerTorgetrsten, waren bereits dafür unyerdftohtige
und ToUwiehttge aas dem Rheinstrome emporgestiegen. Es
sind die beiden rSmfoehen Mlllienstdne* welche aus dem Rheine
bei dem eine Wegstunde oberhalb Boppard liegenden Salzig
gehoben worden and jetst im Museum au Wiesbaden befindlich
sind. Herr Dr. Rössel hat über dieselben In dem AufiMtze
„die dalsiger Meilensteine*' a. a. O. S. 287 ff. «usführttoh und
fiehtroll gesehrieben , und indem ieh aasdrficUieih daraiif hin*
weise, gestatte loh mir nur Im allgemeinem Interesee daraas
Folgendes hier mifzatheilen.
Diese Steine, welche manj>is an Uirer Hebung entweder für
kostbare MarmorsXulen oder für sohwere Kanonenrohre gehalten
hatte, lagen in einem Wasaerkilndel des Salsiger Grandes, des
sogenannten Sehneiders, wie die Mulde im Rheine helsst« D*
sie inabesondere bei niedrigem Wasserstande der Sehifffahrt
sehr hittderiieh wurden , so waren sie aueh Ton jeher den
Schiffern der Umgegend bekannt, und die WasserbaubehSrde
Hess sie daher, gelegentlich der in den sehr trocknen Jahren
1867 und 1868 angeordneten Baggerarbeiten und Strombauten,
im Jannar 1868, wo nur noch 8' Wasser an dieeer Stelle stand^
erheben, womit aieht nar der Sehifffahrt , « sondem auch der
V^savia feaanni, iM ütie atigef ebene Satfemmig Mll
genau aof Obera^sel. Weser ufaUe Ort scheiiit aar Zeit te
iUner y4m keiner g^ossta Bedeotimg gevresea an sein, deaa
«s werden kier miBtr weaige Alterihiimer gjKfvBden, a4«r Bit
TCO len Retgan iiefabgefift)irte Srde ati^» sawie die iianligea
VehevttchweaaHiiigen dee Riieiae» habea da^fsBlier VaiiiaadMie
iheUs v^niehtety tlieib fitf mUer ißt jeteigea ^Qkariladie
AUerthuintwissensebAfl ein tdhr erbebBoher IMcast gdtfitet
worden iftt
Die 12 Rutiiexi tora Unken Ute entfdvnt ttnlerlialb gelegene,
aus dem tethUehen Sandsielne der untem ICaingegend beflehende
Mfiüensftttle (Ntt> I) ist, bei eineni DnrobmeMr tob 16", 6' 4f' hooh,
wovon 18^ anf die eben so breite Tferkanttge Baiis kommen.
' Dttfch iiieae «ohwere Basia katle lie eine tebrige Lage in. dam
etwa« wieder ansteigenden Boden dee FluaibettjM erhalten, weU
ckem'XJnetande es bbI( beiiomesaen ist, dass die Sohrifl kn obem
Theile doretr die Eeibimgen der darüber hbigemteehten SekUb-
kiele und FloesstSrnme sehr gelitten hat« Was am Kopfende
der SXule Sonst noch besohüdlgt ist, Bohebien Barbarenhinde
Tor Ihrem Umetnrz^ Terriehtet aa haben, indem der genae obere
Bieinkraaa mit Hämmern la{»^enarüg Ton -oben naeh nntsn
heru&tergesohlagen, Und dadttreh die oberste achilftxeile bis In
^ die Httfle der Baohslaben mit herunter g^uinen wosden ist
Bte ICeüensiale IXto. 2, — 96' obJsrhalb der erstem und
.10 Ruthen vom linken Ufer entfernt gelegen, — besteht at»
' einem blossen SHUdensohaOe Ton 6' H5he bei einem Dnroh-
mestfer Ton 22Vt'*i und dieser Form, so wie dem gHastlgen
Zufalle, dass der griJssere l^efl der Sohiilt nach unten lag,
ist es Bu verdanken, dass alle Zefien dnroh die Siojtfffskiele,
EissehoUen etc. nur 8 bis 4 Endbuehstaben elngebllsat haben.
Iht Material ist der hellere, graubraune Sandstein der uniein
Kfthegegend.
Herr Dr. Rössel hat die sehr besehüdigtelnaehdft tob Kro< 1.
-^ in welcher der Name des Kaisers, unter dem d|« Stmssen-
anläge erneuert wurde,* fast durohgSnglg ndt den^ Jfeicsl sorg*
- fUtig vertagt worden ist, was beiUuisÜeli ^^Bg^nela a«if den
161
kogffiben. lUe MerÜdieo DebanresCe eines sehr alten Thors
Monumenten desEUgabal bald nach seiner Ermordung gesoheheni
— sehr Bcharfsinnfg in folgender Welse hergestellt:
imp . caes . DITI MAGN! i. e. Imperator! Caesar! DIyI Magnl
antonlNI • PI • FL! • DIVI Antonini PU Füio D'vri Sept.
B. seyeri. NEPOt'MAYR* Seyeri Nepot! M. Aurelio An-
antoniNo p!o*felIGI tonino Pio Felle! Augusto
aug'PM TRP. IIICOS Pontifici Maxime Trib. Pot.
DesiGNATO IH'PP-PRO III. Gonsoll Designato HI.
GonSTL'AM Patri Patriae Proconsuli.
XXiX A Mogontiaco
XXIX.
0ie Insohrifl yon Nro. 2 hat derselbe wie folgt hergestellt:
PBRPETVO • imp. 1. l e. Perpetuo Imperatori Lucio Do-
DOMITIO' ayre mitio AureUano Pio Felic! Au-
LIANO*PI-fol. gusto Ponüfici Maxime Tiib.
AVG'P M-Tr. pot Pot. Consuli Patri Patriae
COS • P • P • PRooos. Prooonsuli.
AMOG A Mogontiaco
xxYii xxvn.
(Die Ergänzung der InsohrlAen ist hier und weiter unten nur
durch kleine Buchstaben angedeutet)
Wir sehen daraus, dass der MilUenstein Nro. 1, unter Elagabal
im Anfänge des Jahres 220, Nro. 2 dagegen unter Aurelian im
Jahre 271 errichtet worden, in welche Zwischenzeit die unbe-
sehreibliohe Verwirrung im romisehen Reiche fUlt, so dass
aller Wahrscheinlichkeit nach der erstere, welcher, wie später
der andere, an der, dicht am damaligen Rande des Rheinstroms
hinlaufenden, Strasse stand , bei einem der Einfälle der über-
rhelnisohen Germanen in den ganz nahen Rhein hinabgestürzt
wurde, und also auch, schon seiner Schwere yon 10 bis 12 Gent-
ner und des quadratischen Sockels wegen, ziemlich an derselben
Stelle liegen geblieben ist Bas letztere dürfte auch bei dem
Steine Nro 2 der FaU gewesen sein, weil , wie schon bemerkt,
die OerÜichkeit der Fundstelle daftlr spricht
11
162
an den obern Aasf ange tob Okerwesel, ilie laan fOr riaipch
hälfy gehören wohl dem frühem Mittelalter an.
Da der Stein Nro. 1 ZXJX Leuken Ton HaIiu an der Straaee
Beinen Standort hatte , also nur eine Leuke oberhalb dee mit
XXX bezeichneten Steins stand , wejloher sieh in der, In dem
Itinerar und auf der Feutingerschen Tafel angegebenen, Entfer-
nung von Mogontiaoo nach Baudobriee befand, lo muss auch
der letztere noch oberhalb des heutigen Boppard gestanden
haben. Auf dem Milliensteine Nro. 2 felüen in der Sohlussseile
einige Zahlzeichen , und es sind nur noeh dayon yorhandea
XXY, daher es nicht geringe Schwierigkeit hatte diese Entfer-
nungszahl mit den vorhanden gewesenen Einerstrichen zn er-
gänzen i und es ist dem Herrn Dr. Rössel nur dureh die sorg-
fältigsten Erwägungeni und durch genaue Abmessung auf dem
Steine selbsty gelungen zu ermitteln» dass zwei Einerstriohe Yor-
wiacht und also zuzusetzen sind, so dass die ganse Entfer-
nungszahl XXVn beträgt. Hiernach hätte also Stein Nro. 2
nur 27 Leuken Ton Mainz abgestanden, während Stein Nro. 1
29 Leuken davon aufgestellt gewesen wäre , und dooh müsaan
beide Steine ganz in der Nähe ihres Fundortes, also fast an
ein und derselben Stelle an der Strasse erriohtet gewesen sein.
Dieser Widerspruch konnte nur dadurch gelost werden , dasa
man bei Stein 2 die Haasse zu Grunde legte , welche auf dem —
im Jahre 1817 bei Gelegenheit des Baues der Chauss^ Ton
Tongern nach Brüssel vor der porte de St Trend des orBtem
Orts in einer Art Stern, von wo rerschiedene Römerstraasen aus-
gegangen, ^ aufgefundenen Fragmente einer aehtseitig gewesenen
grossen MiUiensäule von 38 Gentimetret Darohmeaaer , auf der
einen der noch lesbaren drei Seiten, die Route rhelnaolwlrts
von Remagen bis Worms enthaltend, angegeben sind. Da
diese» merkwürdigen Fragments in dem oben erwähnten Briefe
des Herrn Gudell ausführlich gedacht wird, wdchem dasselbe
B. Z. zur Entzifferung anvertraut gewesen ist und weloher davon
einen Abklatsch genommen , und da in dem Tagebaohe des
Verf. die noch auf den drei lesbaren Seiten beftndliehen Sohrift-
zOge verzeichnet sind , halte loh es für angemessen , aie hier
mit den Bemerkungen des Herrn Cudell wieder an geben.
168
Wichtiger als Vosavia war der nächste befestigte Etappenort
Baudobriea (auch Bodobriga und Bontobrice geschrie-
1. Seite
•• • 1
2. Seite.
Darauf steht die, in dem Itinerar
Auf dieser ist dn Stück der
angegebene 1 Strassenronte nach
Route Ton Bh^ms bis Amiens
Rom über den Sommam Penni-
Über Noyau an der Oise, wovon
nun, woTon die
Strecke von
sioh ein TheQ selbst bei d'An-
Remagen bis Worme deatUoh
ville nicht finden soU.
etketobar Ist
. L-XI
L'XV
(Rigo) MAGVS .
. L- Villi
(Nov) lOMAG . . . L^XV
(Anta) NKAOVM
. LVIII
DVROCORIER . . LXU
(CH>nfl) VENTE3
. Lvm
AD FINES .... L.XII
Bo) KDOBRTCA
. Lvni
AVO'BVEÖSIONVM
(Vo) SOLVIA .
. Lvm
L- . . XU
(Bi) NOIYM
. L'vm
ISARA L'XVI
(Mo) GONTIAC
. LXII
ROVDIVM . . . LVim
(Baiio) ONICA .
. L-VUi
STEVIAK .... LVm
(Borbl) TOMAa
. L-XT
SAMARABRIVA
3. £
^eite.
Aof dieeer ist
die Route von
ITEM
A CAS-
TELLO (ad)
FINES ATREB
L • XIIII
Eines Atrebatum nach Nemetaoum.
ATVM
KEMETAC I
j . •
ITEM
AD . .
Hiernach sind von Bondobrica (Bontobrioe — Baudobriea)
bis Mogontiacum nur 28 Lenken gerechnet worden , so dass
also die auf dem Müliensteine Nro. 2 ergänzte Entfemungszahl
XXVn der auf dem Müliensteine Nro. 1 insofern entspricht,
«la beide Steine 1 Leuke oberhalb Bondobrica gestanden haben.
164
bell), das jcUfge Boppaird, w« iich nach 4er Ifolilte iafcrii
ocddenUlis da» Depot des sehweren CkschOlaes für die
Die auf dam Tongersohen MilUeniteinfragmente » von den In
dem Ittnerw des Antonin und auf der Peatingenclien Tafel
«i^gogobenen y abweichenden Entfemungsanraben der Straaeen-
strecke von Mains bis Boppard lassen doioh Stein 2 keinen
Zweifel fibrig, dass der kräftige Aurelian die Bheinstraese niekt
hat nur wiederhef st^M , sondern auch neu TermesBen lassen.
[Dieser Meilenstein yon Tongern ist abgedinekt in
dem Orelli^sohen Corp. Inscriptt. n. 5286. YgL auch C Y.
Hennequin» diss. de origine et natura prinoipatus Trajecti ad
Mosam medio acTO* Lovanii 1829, wo sich ein genauer Abdruck
dieses wichtigen Fragmentes findet. Zur ErklSrung der Insduifl
lieferten beaohtungswerthe BeitrSge die Herrn Cndell und
Prof. Roulez in Gent, im ExtriUt du Bulletin de TAcade-
mie royale de Bruxelles, ann6e 1886 pag. 370 sqq. et 1837,
pag. 21 sqq. 162. sqq. W.]
Am 16. Juli 1861 hatte ich Gelegenheit die in diesem Jahrb.
H. Yin. S. 174. ff. berührten beiden Leukensteine, weloha
oberhalb des Yiadukts an der rechten Seite des nach Sohloss
Stolzenfels hinaufführenden Burgweges aufgestellt sind, besich-
tigen zu können. Beide sind yon grauem Sandsteine und Ton
konischer Form.
Der unweit des Yiadukts stehende (Nro. 1.) ist c. & hoch,
wovon etwa Vi Fubs auf die Tierkantige Basis kommt, und
hat einen ohngefähren Durchmesser yon 1%'. Auf zwei Seiten
ist derselbe oben fiber Vi' abgeschlagen, so dass nur noch
der mittlere Theil davon vorhanden ist. Yon der Inschrift
sind in den 5 obersten Zeilen nur noch einige Buchstaben
zu erkennen, deren Stellung zu einander mit mSgUchster
Genauigkeit kopirt worden ist. Der letzte Theü des R
mit dem darauf folgenden O in der 2. Zeile konnte eben-
sowohl auf L. Yerus als auf Sepi Sevems hindeuten ; aber
auch auf Sev. Alexander können diese beiden Buchstaben
bezogen werden, und wohl um so mehr, da des L. Yerus auf
dergleichen DenkmUem stets nur in Yerbindung mit If. Aure-
litts gedacht wird , und da Sept. Severus gewohnUeh schon auf
166
filMUirerthciiligiuig befand, und der hier stehende Praefectns
hallistariorom (Kommandeur der Artillerie) stand unter dem
Münzen mehrere Namen führt, welche gewiss aaf einem Stein-
Monumente nicht fehlen würden, wlUirend Ser. Alexander auf
jenen grSsstentheils blosB IM ' (▼. IMP *) S * (y. SEY ) ALEXAND *
AVG' oder IMP • ALEXANDER • PIVS- AVG • genannt wird,
and wenn man bei PIVS'AYG* weiter in Betracht zieht, dass
von Gommodtta Münzen sowohl mit PIYS * FELIX * AYG *
als mit AYG'PIYS' existiren, so bin ich schon des auf dem
Steine befindlich gewesenen einfachen Namens wegen geneigt
anzunehmen, dass derselbe unter Sey. Alexander errichtet
worden sei, und ich gestatte mir daher seine Inschrift In folgen-
der Weise herzustellen:
IM*
alexandRO . aYgrsto .
ptO . p . M ' tr . p .
cOs.p.p . pro
coNsYL *a.mog
• •
Der 125 Schritt weitet naoh oben, auf der Suesersten Kante
- eInoB steilen Absatzes mit der Schrift nach diesem, aufgestellte
andere Lenkenstein (Nro. 2.) ist o. 2' 10" hooh und hat einen
ohngefShren Durohmesser Ton 1*/]'. Da die letzte (7.) Zeile
mit der Entfernungsangabe theilwelBe in dem Boden steht, so
konnte nicht ermittelt werden i ob sich an diesem Steine eben-
falls eine Baste befindet.
Die Insohrift auf Nro. 2. erscheint besser erhalten als die aufNro. 1.,
und gewiss würde jene schon an Ort und Stelle ziemlich genau zu ent-
ziffern gewesen sein, wenn es die Aufetellung des Steins zugelassen
hStle. In allen 7 Zeilen lassen sich Worte und Buchstaben,
die naeh ihrer Stellung zu einander mit der mSgUehsten Sorg-
falt abgeschrieben worden sind, erkennen. In der 2. Zeile i«t
naeh Caes« LAI wahrzunehmen, was jedenfalls nur durch fehler-
haftes Nachziehen des C entstanden Ist. Aus OAES * CAI in der
2.| aus MA in der 3. und COS'DESIG- in der 5. Zeile, so
wie aas dem in der 2. und 8. Zeile für O * lYLIO * YERO '
«wisohen CAI und MA yorhandenen Baume (s. l Band für hessische
166
koimiiaiidiTendeB General (duz) von Hall». Auch in HitleU
alter war Boppard ein Ort von grösserer Bedeutang, ond
Gesohiohte und Alterthiiini.Kuxide S. 328 ff.) lasst tioh achlieBsen,
dasa Stein Nro. 2. unter Maximinas Tlurai ond zwar im ersten
Jahre seiner Regierung gesetzt worden ist. Denn es ezistfren
Münzen von demselben, welche im Reyerse die Legende P * M '
TR-P-P'P- haben, während andere mit P-M-TR'P'II.COS-
P ■ P * von ihm yorhanden sind , woraus erhellt, dass er erst im
2. Regierongs-Jahre ConiBul gewesen ist. Uebrigens wird er
auf Münzen nur AYG' oder PIYS' AVG* genannt Dieses
alles in Erwägung gezogen würde die Inschrift auf Stein Kro. 2.
folgendermaassen herzustellen sein:
inTiGto . imperatori .
CaSSCAIo.lYUo.
▼ero ' MAzimino .
Pio.aVG-P'M'tr.p.
GOS'DESIG'p.p.pro
cosAB'MOG-
XX . .
Indem ich, als Dilettant in dergleidifiii Dingen, hier mebe
über diese MiUienttelne gewonnene Ansicht mittheile , unterziehe
ich mich in dieser Hinsicht gern dem bessern Ermessen der
Fachmänner, und es wird mir schon hinlängliehe Befriedigung
gewähren, wenn ich damit die Aufmerksamkeit den SaehTcr-
ständigen auf diese Steininschriften hingeleitet habe. Von
grossem Interesse würde es sein, wenn die Fundstellen dieser
Steine ausgemittelt werden konnten. Ob beide nämlich auf
der Höhe über Stolzenfels an der yon Boppard über Waldesch
nach Gablenz führenden Rümersttasse aufgefunden worden
sind, oder ob einer oder der andere davon am Fusie yon
Stolzenfels -^ im Rheinthale — aufgedeckt worden ist, in
welchem Falle alsdann auch ein Beweis • f(ir den längs des
Rheins yon Boppard nach Coblenz hix^efflhrten Arm der Bömer-
strasse yorliegen würde. £. Soh*
Die Periodischen Blätter Nro. 15 und 16 des JLltecthums.
Yereine «u Kassel, Dann^tadt und ^Hesbaflen enthalten 8. 481
167
KüDige der Franken hatten hier eine Cortis regia ^*^).
Der Ort wird noch jetzt in die Ober- MitteK und Unterstadt
ejngetheilt , und jede dieser Abtheilungen ist mit starken
Mauern und Thürmen umgeben, so dass Boppard aus drei
besonders befestigten Abschnitten bestand. An den Mauern
ff. einen ^die rSmlsche Militairstrftsse Ton Bingen nach Coblenz*
ftboTBcliiiebenen Aufsatz, in welehem Herr Dr. Boseel nicht nuz
das s2$rdliek de« Rupertsberges, Bingen gegenüber , auf dem
grossen rSmischen Soldaten*Gräber.Platse aufgefundene Stuck
dieser Strasse näher betrachtet i sondern auch Über ein weiter
rheinabwSrts zu Tage gelcommenes Folgendes mittheilt:
Zwischen Salzig und Hirzenach ungefähr, in der Mitte des
Weges, wurde das römische Strassenpflaster im Sommer 1859
Ton Herrn Bauführer Keller — gelegentlich der Arbeiten an
dar linksrheinischen Eisenbahn —In 10* Tiefe unter der bis*
hexigen Oberfläche aufgefunden» Es wurde hier auf mehr als
400' Länge verfolgt und bloss gelegt; in Folge der Senkung
der Oberfläche lag die alte Strasse an andern Stellen nur noeh
5' tief. Ihre ToUe Breite wurde» da keine Veranlassung dazu
▼orlagy nicht ermittelt| jedoch auf 12 bis 14' weit durchbrochen
und das Material thcil weise anderweit Temutzt. Der Strassen-
kSrper bestand aus einem Oestick, ähnlich dem, das auch der
neuere Strassenbau anwendet, doch waren die Steine der Unter-
lage mehr als doppelt so gross als die in der Neuzeit ver-
wendeten, auf die schmale Kante gestellt und ^e Zwischen-
räume mit verklefnertem Material auagezwickt. Das |;anze
Oestick hatte eine Starke von 1' bis 15"; die Oberfläche der
Strasse zeigte in der Mitte eine schwache Wölbung. Eine
weitere Yerfolgung der alten Strasse war nicht mSglicli, da die
kmitige Landstrasse von Bingen naeh Coblenz dieselbe bedeckt.
163) Nach Yemichtung der römischen Herrschaft an dem Rheine
und in Gallien wurden die meisten römischen Kastelle von den
ffäakisohen Königen zu Krondomänen unter der Benennung:
' Patatium, Ourtis rogia, Tilla regia verwandelt, so dass
man fast Immer mit Gewissheit sohliesen kanh , dass sich an
•olehen Stalten, 'wo die Könige der Frianken Rönigshöfe hatten
Mhdr römische Befestigungen befanden.
168
und Tbflrmen der Mittelstadt, die wie ein^ rftmisehe Festoiif
ein längliches Viereck bildet, glaubt mau noch an raehrern
Stellen die alte römische Befestigung zu erkennen, und hier
werden auch die meisten Alterlhümer gefunden, so dass
man mit Grund das aKe Baudobrica an dieser Stelle aa^
nehmen kann.
Unterhalb Boppard , wo der Rhein sieh östlich wendet,
werden auf dem kleinen Plateau eines Berges, der durch
2wei steil nach dem Rheine abfallende Seltenthaler gebildel
wird, noch jetzt riele rtf mische Mauerreste, Mflnzen etc.
gefunden. Dieser Ort, die alte Burg genannt, scheint die
Ceberreste eines rtfmischen Kastells zu enthalten.
Es ist schon oben gesagt worden, dass sich auf der Höhe
zwischen Boppard und Coblenz, auf der Wasserscheide zwischen
dem Rhein und der Mosel, noch Ueherreste einer Römer-
Strasse finden. Diese Strasse wird mierst sichtbar zwischen
dem Jesuitenhofe und Waldesch, lAsst letztem Ort wesllidi
liegen , zieht immer die Wasserscheide haltend , durch den
Wald und an dem Ktihkopf herab gegen das Fort Alexan-
der ^^). Da sich die Ceberreste dieser Strasse in der geraden
Richtung zwischen Boppard und CoUenz kdlnden, nnd vmi
ihrer Fortsetzung gegen den Hunsräeken von dem Verf.
keine Spuren aufgefunden worden sind, so ist es mehr ab
wahrscheinlich, dass dieselbe zur Verbindung der beiden
genannten Orte gedient hat, womit auch, wie oben gesagt
worden ist, die Angabe der Entfernung übereinstimmt. Bier-
aus läset sich jedoch nicht folgern, dass nicht ancb eine
Rtfmerstrasse längs dem Rheine vpa Boppard nach CoUenz
164} Im Mai lud Juli 1860 sind am Löhxibore und in der LSfar-
stratae sa Cobleni rSmiiche QrSher, 6' onter dem jetalfea
Boden, anfgedeekt iforden, was auf die naek den Castell
Conflaeatos geführte Heentrasae hinweiset (8» CohL «ad KSln.
Zeitong.)
169
gefOhrl haben konnte , welche fflr Fuhrwerke, obgleich mit
einem bedeutenden Umwege, weit bequemer sein musste^ Der
Umstand, dass sich zu Boppard das Depot der Kriegsmaschinen
befand, deren Transport nicht zu jeder Jahreszeit auf dem
Rheine statt finden konnte, gibt dieser Annahme einige
Wahrscheinlichkeit.
Der nächste unterhalb Boppard an der Bheinstrasse ge-
legene befestigte Etappenort war
Confluentes, das jetzige Coblenz. Dieser Ort. wird
in dem Itinerar, auf der Peutingerschen Tafel, bei Ammian
nnd in der Notitia iroperii genannt, nach welcher der Prae-
fectus militum defensomm hier sein Standquartier hatte.
Das römische Castell lag auf der Anhöbe, die sich von der
Moselbrticke bis zur Kompforte an der Mosel herabzieht, einer-
seits gegen die genannte Brticke , auf der andern gegen
den Entenpfuhl und gegen die St. Florinskirche abftllt,
und auf deren höchstem Punkte die Liebf^auenkirche gelegen
ist. Folglich hatte das römische Coblenz einen geringern
Umfang als das jetzige. Nach Vernichtung der römischen
Herrschaft an dem Rheine, entstand an der Stelle, wo das
römische Kastell lag, eine Villa regia der frankischen Könige,
die später von den deutschen Kaisern an die Erzbischöfe
von Trier kam.
Gewöhnlich setzt man die Legio Trajana des Ptolemaeus
nach Coblenz , weil die Angabe der geographischen Breite
derselben mit der Breite von Coblenz nur um 10 Minuten
differirt. Ptolemaeus gibt der Legio Trajana 27^ 20' Lange
und 50^ 15' Breite ^«»^).
165) Der grieohlsoha Geograph Ptolemäas, der unter Hedrian lebte
gibt in Beiner Geographie die geographiaohe LXnge und Breite
der aa dem Rhein gelegenen wichtigeren römischen Orte an.
Seine Breitenaagaben türaroen oft mit neuem Beobachtungen
genau überein , oder differiten nur um eioselae Minuteui z. B.
170
Zusatz. »Die Brflcke Aber die Mosel bei Coblcns ist
zwischen 1330 and 1810 vom Erzbischof Baldoin erbaut
worden. Trithemius sagt: »construxit pontem lapidenm ie
n o V o", woraus herrorzugehen scheint, dass die BrQcke von
Balduin erneuert worden ist und noch Ueberreste einer
frühem, von den Römern herrOhrenden , vorhanden waren.
Was Über dem Wasser ist, gehört Balduini und nirgends finden
sich Sparen römischer Substrukfionen. Dass die Brflcke
nicht gerade, sondern im Winkel gebaut ist, dflrfte schllessen
lassen, dass Balduin die Ueberreste alter Fundamente be-
nutzt habe*.
9. Römerst rasse von Trier Aber den Hunsrflcken
nach Bingen.
Diese Strasse führte von Trier in zwei Armen, theila
Ober die Büdlicher Brflcke und Grafendhron , theils über
Neumagen nach dem Plateau des Hunsrflckens. Beide Arne
vereinigten sich bei dem Heidenpflfz ^^^), und gingen von da
vereinigt über die Hochfläche des Hunsrficken bis vor Sin-
mern, wo sich die Strasse abermals in zwei Richtungen theilte,
wovon die eine fiber das Soongebirge direkt nach Binf^en,
die andere an dem nördlichen Fusse dieses Gebirges in das
bei Cöln, welches Ptolemäofl 50* 65' nördliohar Breite eetet.
Die Römer TersUnden mit dem Gnomon die Polli5be siemlieli
genau zu bestimmen, und aus den Angaben des Ptolemfioa
geht heryor, dass sie längs dem Rheine astronomische Beo-
bachtungen angestellt haben.
166) Unter dem Namen Heidenpütz werden in der Umgegend die
sehr wasserreichen Quellen bezeichnet , welche den Bach von
Elsenroth bilden. Dieeolben liegen beinahe eine geographiaohe
Meile westilefa Tom stumpfen Thnrme an dem südliehen Abhang«
der Haard an der Stelle } wo eich die beiden obeogenannlen
Arme der Rtfmerstrasse rereiolgen.
171
Rbfiiithal hinab in die rtfmisehe Rbeinstrasse und mit dieser
nach Bingen fObrte.
Der Arm der Strasse, welcher von Trier über die Bfld-
licher Brflcice und Grafendhron nach dem Heidenpfltz fahrte,
und welchen wir mit A bezeichnen werden, wird nur in
dem Itinerar des Antonin genannt; der Arm hingegen,
wekber von Trier Hber Neumagen nach dem Heidenptttz
ging, und hier mit B bezeichnet werden soll, wird sowohl
in dem Itinerar als auf der Peutingersehen Tafel angegeben.
Die Richtung A ist in dem Itinerar folgendermassen ver-
zeichnet :
A Treveris Argfentoratum (von Trier nach Strasburg.)
Baudobricam XVIII.
Salissonem XXII.
Bingium (Vingium) XXIII. u. s. w.
Der Verf. setzt aus Gründen, die weiter unten entwickelt
werden sollen, Baudobrica bei die Berger -Wacken und
Salisso nach Kirch berg ^^^).
Das Itinerar zahlt hier offenbar nach Millien und nicht
nach Leuken. Die walire Entfernung von Trier nach
den Berger- Wacken beträgt 1772 Millien oder 11 Va Leuken
von da bis Kirchberg „ 26V2 9 » l^^Va «
von da bis Bingen »26 » » l^Va 9
Die in dem Itinerar angegebenen Entfernungen vop Bau-
dobrica bis Salisso zu XXiL und von Salisso bis Bingium
zu XXIII sind walirscheinlich durch einen Schreibfehler ent-
standen und mtlsseii beide in XXVI umgewandelt werden.
Die Richtung B ist auf der Strasse angegeben, welche in
dem Itinerar die Ueberschrift bat: «A Lngduuo capite Ger-
maniarum Argentoratum usque'*. Diese Strasse führte von
Leyden an dem linken Rbeinufer aufwSlrta über die römi-*
167) ^gl. Jaht^ iL K. 'S. 186 ff.
i
172
scbeii La^er- und EtappeepUktce bis Bisgro» Ferlic» bier
die RheiDslrassc, uod wendete sieb voa Biogen über Ncb-
nagen, Trier, MeU ete. aacb Strasburg. Das Itinerar
bemerkt auf ihr zwischen Bingen und Trier, mit Deber-
gebung der Zwischenorte
Viacum (wobl yerschrieben statt Bnginai)
Nommagnoi XXXYIL
Treveros XIII.
Das Itinerar reebnet bier nach Lenken. Die wahre Bnt-
femung von Bingen nach Nenmagen betragt 96% «nd von
Neumagen nach Trier 13 Leuken ; folglich ist obige Angabe
bis anf eine kleine Differenz ganz richtig.
Auf der Peutingerscben Tafel findet sich diese Strasse
mit Angabe folgender Ortsnamen und Entfernungen anfge-
jEeichnet:
Angusta Treverorum
Noviomago VIII.
Belginum ^X.
Dumno VIII.
Bingium XVI*
Die Entfernungen in Gallien sind auf der Tafel bekannt-
lieb nach Lenken berechnet. Die wirkliche Entfernung von
Trier nach Neumagen betragt, wie bereits oben gesagt
worden ist, 18 Leuken, und die auf der Tafel^ bemerkten
Vni mfiissen in XIII , oder das V in X umgeändert werden.
Von Neumagen nach Belginum (dem stumpfen Tburm) sind
10 Leuken. Anf der Tafel steht auf einer aureimai gebrocke-
X
neu Linienj^ , wo?on offenbar das eine X durch die Schuld
des Abschreibers n viel gesefst ist. Yen Belginum nach
Dumno oder Dumnum (Kircbberg. s. S. 185) gibt die Tafel Vm,
die wiikUcbe Entfernwig ist 9^A, nai ym H UaBinKCHi gibt
17»
M» Tafd ZVL an, die wirkliche Entfeninng beirftgt aber
ITVa Leaken.
Die Aiditnag B ist dieselbe Strasse, auf welcher der Dichter
Ausonitts von Bingen über Neumagen nach Trier reiste,
wohin er von dem Kaiser Valentinian I. als Erzieher des
Cäsar Gratian berufen worden war, und welche er zu An-
fange seines Gedichts »Mosella^ beschreibt Das von Auso-
nitts angefahrte Dumnissus ist derselbe Ort, welchen die
Peutingersche Tafel Damno oder Damnum nennt, und die
von ihm bemerkten Tabemae können kein anderer Ort, als
das Belginnm der Tafel sein.
Noch ist in Bezug anf die Strassenrichtung A eine Stein-
Schrift zu erwähnen, welche bd Mainz gefunden und von
dem Pater Fuchs im 2, Bande seiner Geschichte von Mainz
pag. 314 bekannt gemacht worden ist Sie lautet:
IMPCAES*
T-AEUO-AN
TONINO'AVG-
PID PONT -MAX •
TR•P0T•1I•C0S•1^
PP-AC0LAV6-
TRMPLXXXVIII-
Dieser Stein ist, wie die Inschrift sagt, im 2. Regierungs-
jahre des Kaisers Antoninus Pius (im Jahre Chr. 139) gesetzt
worden. Da zu Anfange der letzten Zeile vor dem R ein
Buchstabe verwischt ist, so wusste der Pater Fuchs nicht,
von welcher Colonia Augusta hier die Rede sei. Ergänzt
■an den vor R fehlenden Buchstaben in T, so erhalt man:
A Colonia Aognsfa Treverorum millia passuum LXXXVIII,
oder 88 Millien, und diese Entfernung stimmt auch ganz
genau mit der wirklichen Entfernung von Mainz nach Trier
fiberein, wie folgende Messungen auf derjenigen Richtung
der l^dmerstrasse, die wir weiter unten als die iUtere bezeichnen
werden, beweisen:
174
VoaMainaiiaehByigeB 18 Millien = 12 Leokeii,
n Biogeo Aber deo Soon*
waM oach Kircbberg 96 9 = 17V, ^
„ Kirchber; oach dem
sCiimpfen Thorme 14 « =973 9
9 dem stumpfen Thorme
oach den Berger- Wacken ISVs „ = 8V3 ,
„ den Berger- Wacken nach
Trier ITV^ , = 11^3
in Snmma 88 Millien oder SSVa Lenken.
Diese Inschrift befand sich folglich auf dem ersten Millien-
steine, welcher auf der Strasse voo Haios nach Trier ge-
setzt war.
Richtung A der Römerstrasse voo Trier über
die Bfidlicher Brücke, die Berger-Wacken nnd
Grafendhroo oach dem Heideopütx.
Die ersten Spuren dieser Strasse werden V« Stunde öst-
lich voo Trier an dem Eingange in das Abeler Thal, bei
der ehemaligen Tabaksmüble, sichtbar, wo dieselbe über
den römischen Aquädukt ^^^) führte, der oberhalb Waldrach
168) Dieser Aquädukt, welcher oberhalb Waldraoh in dem Thide
der Ruwer seinen Anfang nimmt, an dem linken Thalrande
dieses Flusses ab- und an dem rechten der Mosel aufwSHi
nach dem Amphitheater bei Trier führte, nnd bei letstenn ia
den Olewiger- und Kandelbaoh mfindete, sehelai kanptsSek*
lieh die Bestimmung gehabt zu haben, sur Reinigung dar
Arena jenes Amphitheaters das nöthige Wasser zu liefern, oad
durch Seitenarme Trier selbst damit zu yersehen* Die An-
nahme , dasB jene Arena zugleich als Naumaohie gedienti und
durch den Aquädukt mit dem nöthigen Wasser Tersehen worden
seil ist ganz unwahrsohelnlieh , da theÜs die Arena eine zu
geringe Ausdehnung in der Länge , Breite und Tiefe hat, «n
176
in den Rawerdiale semen Anfang nimmt, und von da nach
dem Amphitheater bei Trier etc. geführt war. Von der
Tabakomühle folgt sie in der Richtung des Weges, welcher
von Trier tther den Grflnberg und an dem Grunhause vorbei
nach der Brücke über die Rnwer bei der Mertesdorfer Mühle
etc. fülhrt, und ist in dieser Entfernung grösstentheils sichtbar.
Bei dem Grünhause ging sie zum zweiten Male über den
ebengenannten Aquädukt , oder unter ihm durch. Auf der
rechten Seite der Ruwer verlflsst sie den Weg nach Mertes-
dorfy wendet sich rechts gegen die Anhöhe und verschwindet
in den Feldern von Mertesdorf. Erst eine halbe Stunde
weiter, auf der Höhe östlich von der ChaussfSe von Trier
nach Henneskeil, kommt sie wieder zum Vorschein, zieht
sich zunächst um den Anfang des Baclies, der bei Longuich
in die Mosel flült, und dann in einer Schlangenlinie an dem
In Ihr Sehlffgefeohte dantellen zu kSnnen, tlieils doli dlclit
neben dem Amphitheater in dem Thale des Kandelbaches nooh
Tiele Ueberreate vorfinden, weiohe es fa5oht wahreoheinliob
machen ) dass die Naumaohie sich an dieser Stelle befanden
habe.
Der AquSdukt ging grösstentheils unterirdisoh an den Thal*
rändern der Kawer und der Mosel , und nur an den Stellen,
wo er über die Seitenthäler gefQhrt werden musste, geschah
dieses oberirdisch auf massiyen Bogenstellangen. So weit der-
selbe onterirdisoh geführt war, ist er grSsstentbeils erhalten.
Seine Weite beträgt 4' im Lichten und seine Höhe vom Boden
bis zum Schlusssteine des Gewölbes 5' 10''. Die Seitenmauem
und der Fussboden der Wasserleitung sind mit einem wasser-
dichten Cemente, der auf dem Fussboden 2", an den Seiten-
wSnden IVa" stark Ist, bekleidet. Die Bogenstellungen , auf
welchen dieselbe über die Seitenthäler geführt war, sind, mit
Ausnahme einiger Ueberreste bei dem Grünhause, durchgängig
rerschwunden. (Vgl. Jahrb. H. XV. S: 219 und 220 und H,
XXni 8. 156).
176
steilen linken Thalrande des Fdlerkackes Unak in den Wcf
von Trier nach Oberfell and mit diesem nach letalerem Orte.
In dieser Strecke ist sie svm Tbeil noch wohl eihallca
und durchgängig siehtbar. Unterhalb der Vereinignag der
verschiedenen Bäche, welche in Oberfell ansammenflieascB
und den Fellerbach bilden, ist sie über letstem gegangen»
hat durch den nördlichen Theil von Oberfell nnd von da
auf der rechten Seite des Saarbaches aufwärts gefilhrt, wie
noch einzelne Deberreste zeigen. Wo der Saarbach CV4 Stnn*
den oberhalb Oberfell) sich sfldlich wendet, verlässt sie das
Thal desselben, zieht in gerader Linie fiber die bewaldete
Anhohe, 850 Schritt sfldlich von dem Viehhanse, nnd senkt
sich an dem Galgenberge nach der Bfldlicber Brflcke herab.
Sie ist in dieser ganzen Entfernung noch 4 bis 0^ Ober den
Boden erhöht nnd mit uralten Eichen bewachsen. Wo die
gegenwärtige Bfldlicher Brflcke steht, hat sie flber die west-
liche Dhrone gefflhrt Ueberreste einer romischen Brücke
sind nicht mehr vorhanden. An dem steilen rechten Thal-
rande der westlichen Dhrone, der Bfldlicher Brflcke gegen-
flber, sind die Spuren dieser Strasse verschwunden. Erst
weiter oberhalb, wo der Abhang weniger steil ist, wird sie
wieder sichtbar, und zieht in ununterbrochenem Zusammen-
hange, 4 bis V über den Boden erhöht, auf der Hohe zwischen
Breit und Talling, an roehrern hohen Grabhügeln vorbei,
nach dem nördlichen Theile des Haardwaldes. In diesem
Walde, gegen 200 SchriU sfldlich von den Berger-Wacken^^),
169) Die Berger. Wacken sind zum Theil an lOO^ hohe, auf der H5he
ganz i8oUrt »tehende QuarzfeUen, die mehrere hundert Schritt
im Umfange haben und sieh eine halbe Stunde südwestlich
Ton dem Dorfe Berg -Licht im nordlichen Theile des Haard-
waldes befinden. Wegen ihrer Höhe ragen sie weit über die
Bäume des Waldes hervor, werden weit gesehen, und erscheinen
aus der Feme als die Thürme nnd Zinnen einer alten Burg.
Akrt ilte Moterslrasse als JIT kis W hdher md n^brer^
hnttdert SebflU länger Damm , der auf der nördlichen Seite
iiit grossen QoarzMsen, welche mehrere Puss über die
StrdMe beitorragen , tesetot isl , Aber eine SumpfMrecke
md Aber meht^ere kleine Znflüsse, die den Bach bilden^ der
iber Berglidit nach der dstlichen Dhrone herahfiesst. An
nebrem flielleta, wo dieser Damm darcb jene Zifflasse dnrcb-
brocben ist, scheinen ehemals steinerne Brtttken gewese»
2a seht , wie die Menge von grossen Baosteinen bewdsHif
Welebe hier Hegen. Sltdlicb diebt neben der Strafe auf
Mter- kleinen Anbdhe befinden sich Ueberreste alter GAftnde^^
wi3ehe mit Baum- und Strauchwerk fiberwachstn sind; und*
Ae hemmiregenden rttmiieben 2iegd deuten darauf bin;
dts^ lieser mmtsebe Birtnen sind.' Nimmt man zu diesen
Lokalilfttto, dass die Entfernung, welche das Itinerar swischen
Trier und Baudobrica zu XYIII MiDien än^bl, auf der
BOmentraase gemessen, IfVi MWen beträgt, so scheint es
ausser Zweifel zu sein, dass jene r(^miscli^ Station hier
geleiten habe.
Weber die Sichtung der Bdmerstrame ^on Trier nach
Bingen, und besonders Aber die Lage von Baudobrica, das
bftttiig mit dem Tikaischen Orte gleiches Namens am Bbein,
dem h^tttigenf Boppard , verwechselt worden , ist aus Maiigef
an Lokalkenntniss viel Unrichtiges geschrieben worden. D'An«
ville und nach ihm' Hetzrodt sind In Bezog* auf Baudobrida
der Wahrheit am nächsten gekommen. Der Letztere aettft
dasselbe in seinen Notices snr fes andens Trevirois pag. fM^
weil ^er' eine Namensähnüchkeit zu finden glaubte^ nach Bftd-
Hdf. Abgegeben davon, dass diese Entfernung mit dem Itinerar
..4.«. ■» .^.
Wenn man Yon d6m Stampfenthurme aus d!e Richiang der
RSmeritraaBe y^rfolgt, so hat man sie fbrtwiUirend im Auge
und dl» Ei(iiidr eph^non bsl Aalegoag dieser Straue doli avf
dies« Felsmasseo alignirt su haben. - -
12
■
I
17«
Vi Stviil« VW 4ef RftnientrMae ?iitfim4 lif«(i M f«4t«
lieh Mch in der Dpif efenl ve« IMMIidi w« i^ Bttfidiff
BriMske oichl flie gmt^f^tn Spwrti einer MpiiMiew A»iie<t
Ipog. GlBeUieber ist VMztQit im der 8ik)M|it «ep W^Kei
Saudobriea selbst ([eweeen. Kr leitet ee irfs iem «Um
gellisehea oder germaatscbea Ben'o fder Bodo üf de^tMb
uWeld*' uod von briet i'^) (brigo oder bri¥«) mß denteel
,Br4eke« ab , 00 dass Baodobriea sn devtscb »Waldbff«cto*
beissea würde» eine BeaenoHng , welche gaan fipr die ^ben
beeehriebene Lokalität passt, w^ die Stfssse aaf
hohen Damme der, daceh mehrere Brtteken verl
war , dnreh eine sumptge Waldstrecke geU^t ist. Bis jetnl
haben die Ruinen von Baudobi^ca in dieser edeii I^Taldgegemd
nater Bhnmen nnd GAstraneh verborgen gelegeo , wd. ee iol
den Freunden der Geschieh te nnd des AMfftbipis^ oder der
flortsebreitendeo AgrikulCor, vorbehalten, dieselben an im
Ifiekt au niehen.
Von diesen Ruinen niebt die Rdmerstrasse , IdOO Sehritt
sidlieh von Berg. Lieht, iber die Hebe tat nnd eeAt
sich alsdann , an dem steilen Leisberge , in das tief eing^
sehnittene Thal der Ostlichen Ohrone nach Grftfendhron nnd
nach der Brücke, walcbe in diesem Dorfe Ober jenen Bach
ftthrt, hinab. Von dieser Brücke ^^ folgt die Rümonfmasn
im Allgemeinen dem Wege, weleber von Oriifendhron über
4en Heidenpüts nach dem stampfen Thnmw Abft ttf geht
sehr steil die sogenannte lange Hecke binsmf, llset dna
Dorf Haag ^^0 gegen 500 Schritt rechts liegen , fiDhit anf
der Hübe von Haag an einem hohen CUabh^gel voi^ei nnd
durch den Struthbnscb über den Ursprung mehrerer Bichc,
die über Hunolstdn nach der Ostlichen Dhrone berabflieBOCB,
170) VgL Jahrb. a IX. S. 168 und R. SIT. 8. 18Ü ft
171) Vgl. ebend. H, IV. 8. «OT.
179
web dwHeitaiirMB)^^^). ^ irt too 4er Brücke in Grafen.
lUiffii kw .4ii|seb dqi StroDiiMiseh H«eh «[chibar, 2U91 TheU
Bfcb -wiib) eThnUMu V«n 4% bis ia die Nähe des fleidenp
ffttSf w» sie auf «ine längere Streeke (Iber eine sandige
Pnide fitfiri, isl ihre Biehtiijqig nnr nodi an den h^ruailiegeo^
Miä Steinen «n «rkenneo«
ftiebtttng B der AOmerstrasse Von Trier fiber
Neuinagen nach de^i Beidenpütis,
Dieser Arm der Strasse scheint von Trier in der Richtung
der gegenwftrCf gen Cbamssde Aber Ruwer nach ier Sebiveicber
nhre geführt su haben. In dieser Entfernung sind Deberw
reste dsnron nicht mehr vorhanden. Die ersten Spuren finden
sich in den Wege, der unter dem Namen des Kimweges^^*)
In gerader Richtung von der Scfaweicher Fahre, an Kirsch
vad Longuicb vorbei , bei der Louguieher MflMe Ober den
Mltfrtaeb, von da dnreb die Felder von RioP^^) und Meb-
172) Vgl. ebend. H. XVI. S. 68.
178) Es ist bereits früher bemerkt worden, dass «aeh die bddea
RBmeratraBsen , welche Tcm Trier auf beiden Seiten der Mosel
nach Metz fSliren, in der Umgegend „Kimweg*', „Kimstrasse**
oder ,hohe Kemm'' genannt werden.
17^ Riol oder Rigol, 9 Standen unterhalb Trier, ist das Ton Taoitas
(bist. IV. 71) genannte Rigoddam, wo Tespasians Feldherr
Pefilins CerealiSf wXhrend des bata vischen Krieges (im Jahre
n. Ch« 71), die Trevirer unter Talentiniis schlug, llfaohdem
das Heer der Verbündeten unter Tutor bei der Binger Brüoke
Ton Sext. Felix geschlagen und zerstreut worden war, hatte
Valentinas, wahrscheinlich um Trier su decken, eine Stellung
bei ßlgodolum genommen , welches in dem Thale sswischen
der Mosel und den stellen Hohen gelegen ist, die sich Ton der
Mündung des Fellerbaohes bis Mehring gegenüber in einem
Halbkreise um den Ort herumaiehen, und diese Stellung durch
QrSben und Felsmassen, naeh galltsoher und germanischer Sitte
ring gegenfiber sich an iem reckten Thnlrande' der VkmSi
durch den Wald hinanf in den Weg niehty der gegenwirtig
von Trier über den Mehringer Berg nach der Bfldlieber BrCekt
fahrt Von dem Wegweiser an^ wo sich die gegenwftrfigen
Wege nach der Badlicher Brflcke, bach-BetM« mid Mck
Neumagcn scheiden, folgt die Rdmersfrasse in Allgeineinea
dem letzteren, si^t sich dnreh den Wald auf dem hohe«
und steilen Felsrllcken fort, der sich zwischen der Kosd
und der Dhrone befindet, und senkt sich alsdann nach Nea«
magen und in das Moseltlial hinak In den Feldeta Toa
Riol, an dem Mehringer Berge und auf der BOhe swischea
der Mosel und der Dhrone ^^') ist diese lUmerstrasse mtdk
fast durchgängig sichtbar und an mehreren Stellen noch gat
erhalten«
Neumagen. Das alte Nommagus hat den obera Tbill
des jetsigen Orts Neumagen in sich begriffen» ■• aebeial
ein yoUkommencs Viereck gebildet an haben , woTOa Joie
sa beÜBstigea gonaohi Ceraali« hatte die rSmlBohea Strettkrlfte
»XL MaIoz yerdnigt und langte toh Mains am dritten Martoh-
tage bei Rigodnlum an, war folgüoli in drei Tagen 16 deatteiio
Meilen manehlrt. Er war dabei der Riebtang A der RSmer-
Strasse bis auf die Höhe swiseben der Btidlieber BrM» wd
dem Felierbaobe gefolgt; Uess Ton dieser Hdhe ans doroh seia
FoBSTolk das Im Tbale liegende yersohanite loiger des Valea-
tlnus stfirmen, und seblokte sugleiob einen Tb^ seiner Reiter
auf der Höbe, die sieb swiseben RIol und dem Fellerbaebo
nacb der Mosel binabsiebt, fort, um dem Feinde den Rfieksug
nacb Trier absusobneiden. Die Trevlrer wurden geseUagea,
Talentlnos gefkngen, und Cerealis sog am Tage aaoh der
Seblaobt in Trier ein.
Mit Aasnabme dnselner MOnsen, welebe Ton Zelt au Zeit
in und bei Riol gefunden werden, haben sieh hier kelna Ueber»
reste der Römer erbalten.
175) Vgl. Jahrb. U. XVII. S. 221.
181
Seiie 880 Ms 400 Schritt lang war. Die Westsdte dieses
Vierecks laf üdu u der Mosel, a«f dem gegen SO' liohei
reckten Dfer derselben. Zn Browers Zeiten waren die römi-
sehen PnCassuttgsmavertt nnd Tbflrae noch sum Tfaeil er*
ballen, wie 4ic AblMldnng in seinen Trierschen Annalen
beweiset Spiter haben die Herren ?on Hnnolstein hier
jünt Bnrg angelegt, welche mit den dasn gehürigen Wirth-
IMhaftq^ebanden, Garten etc* den ganzen Umfang der römi-
schen Bnincn einnimmt. In den ersten Jahren der CranslU
sischen Berolntion ist aoch diese neuere Anlage grösstentheils
neiBtdrt worden nnd in die B<Mide eines PriTStmannes in
Trier gekommeni so dass sich jetzt nicht mehr nnterscheiden
lassty was von den noch vorhandenen Graben und Wallen
der rOnnschen oder der spatern Zeit angehört. Das noch
vorhandene M^aerwerk ist ans neuerer Zeit, jedoch grttssten-
thoUs ans den Trümmern römischer Gebäude aufgefttbrt
la den Slanesa der an den Burggarten stossenden Häuser
inden sich noch mehrere röaniscbe Steinbilder eingemauerti
darunter ein schön gearbeiteter kolossaler Kopf and ein
BantrdieC von schlechter Arbeit^ den Laokoon nnd seine
Söhne im Kampfe mit den Schlangen darstellend. Die vielen
Ueherreste römischer Hauern von grossen Dimensionen, welche
sich «nter der Obeillache in dem inaern Bnrgraume befinden,
die Menge von römischen Steinbildern, Inschriflen, Hfinnen
etc., welche li€ber hier gefunden wurden, jedoch bis auf
Weniges, was in den letften Jahren in das Museum nach
Trier gekommen ist, verloren gegangen sind, beweisen, dass
dieses befestigte römische Etablissement grosse und mit
LuKus anfgefthrte Gebäude in sich schloss.
Ansonius nennt in seiner Mosella (v. II) Noviomagus
Castr» incUta Constantfau (die herrliche Burg des Constantin),
nnd in einer Brknndo vom Jahre 1107 wird ein Wiricus
IVoviomngi, Constantnuani Castri, genannt Hieraus läsM
sich folgern, dass Constantin d. 6* der. Erbauer Heass Ra^
182
stells gewesen ist, uod däss lieine BtoUSlehiiiip noch in ttm
Mittetalter bekannt war, welches auck miC ieü Sagen, Äe
sich hl dem Munde des Volks erhalten haben, ttberelnsfininft.
Veber die Ursachen, Warum ConstantM idieseii'Kasteli anfegte,
und welche Bestininiung dasselbe hatte» soll wtiter imten
gesprochen werden.
In den Feldern von Nenmageif und Dbron hat die Agri*
knltur die lli^niersträsse «erstdrt. Erst bei d^ Kapelle räm
Nlederemmel, V, Stunde dcrtlieh von Nfennag#n, wird tdieselhe
wieder sic&tbar, nnd zieht isieh von hier an in itamiterbroeheneai
Zusammenhange gr^sstentheils dnreh Wald auf dem sanft
abfallenden H^henrficken nwiscfaen den ThMern, wUcfae
einerseits nach der Östlichen Dfarone* nnd andererseHs nach
dem Mtlhlheimer Bache binabfallcn, bis anf die BMhb der
ilaard hinauf. Sobald sie bei dem Welhplats den Kamai
d^r Ilaard erreicht hat, wendift sie sich mit Ikst rechtwhikr«
liger Rrfiinmung östlich , und senkt Mch nrft Mnftem ¥M
an dem südlichen Abhänge der Haärd nach itm BeideniriHjr,
wo sie die Rkhtniig A aufnimmt. Dieise Strecke der llOmfr-
atrasse von der KapelFe von Nlederemmel bis Mm WeinpMjT,
und besonders von diesem tiber den Beidenpftis nach 'dem
stumpfen Thurme etc. gehört m den am besten erhidtiuctt
in den Rheirigegenden und wird noch gegäiwirfi|f ris der
geWtfhnlidie Kommunikationsweg zwischen dem VansHlefefii
und der Gegend von Nehmagen beniitzt. Sie ist an vtelMi
Stellen bis an iV Ober den Boden erbSht, hat nit den SMten
tiefe Graben, und erseheint als ein Steindämm ram mittr*
alOrbarer Pestfgkrft.
Nach der Vereinigong der Anne A nad^ B ImÜ' AM BtfANK
pQlir fttbrt die Ramerstrasse von da avif dir HtitiMIcbe
des ■msrfickens fort nach deti rBmiseheii fcirflMi Mf 'iem
trttmpfen Thnrme. Diestf^Rtiinen, Welel»^ mf einM sAniildi
1IMie«rMkirn gelegen sind, der MMfieh gegen ^flMMwAi
wd mff^i(b^g4n Wedira^h abflÜIt; Iföniltek iMr4A '' ^
183
B elgf ia flln ^^*) 4er PentingerBclieB Tafel nd im Taber«
sae^^^) des Aufonius angehören, indem sie die einsigeii
Veberreste eines römiscben Orts enthalten, der swischen
Dnanio oder Ddmnissns (Kirchbeff) nnd Novlemagus (Neu«
nMigen) an der Strasse gelegen war, und sich beinahe in der
ntfe nwisdhen j<^nen beiden OHen beCnden« Die Ausdehnung
dieser Ruinen in der Länge betragt gegen 890^ in der Breite
gegen aOO Sehritt, und die Strasse, welche hier eine Breite
VM iV hat, nhtt in gerader Bicbtung der Lange nach
toch dieselbeii. Parallel mit der Strasse scheint auf jeder
0eite derseAen , in der Entfernung von fO Sebritkn , eine
Oaoso sich beAindeA m haben. Einzelne D^berresle von
Gebäuden llnd^l ttian noefa auf eine Magere Entfernung
östlich und westlich Mngs iei Strasse. An der Stidseito
der Iftslem sind die römisehen Mauern grasstenihelia aus*
gebroehen und der Boden ist i* Ackerland umgewandeM
w#rden; an der nardlichen Seite hingegen ist Haiddand,
und obgleich der Boden auch hier vielfach durchwühlt ist
so läset sieh doiii die Oesfalt und Grosse der «eisten Httuser
noch erkennen. Diese nur kleinen Bäuser haben gewOhnlicih
gtfgen die Strasse eine Breite von SO' , bei einer Tiefe von
dO bis tO\ und hinter den meisten derselben Anden sich die
Buiuen von Nebengebftuden. Die vielen noch vorhandenem
Maoerreste bestehen aus Thonsehiefer und Segeln, und
sind von schlechter BeschaffenhcU. Ueberreste grosser und
ifeh durch die SUrke und FesUgkek Ihrer Mauern aus«
belehnender Gebttnde sind unter diesen Trinnem nirgemls
so sehe». Die fltaser wnrrn mit Schiefer gedeckt, wie die
vMen heruMlIegendett und niendieb unftmdgea Schiefier^lattett
buweisen, in welchen noch die Ladie# m sehen sind, durch
welche die Nagel n ihr» Befestigung gesehlageo waren« •
IW) y$\. Jahfb; if. m. 8. 4S A und H. Y. und Tl. 8. 38^.
m) V|l. ebesd. ü XTliL «8« 1 ft
184
Die 9ege«8tMd|s t irdcbe tia jeüit ia die^oi« Bue« ge*
fundeA wor^eo . sM) geboren mthr den ftoUnreadigpt^
hnusliciiep Bediirfiittsen,. als dem Luxus au:, uod besUkm
aus Haufeu rou. Scberiieit grob gearbeileUr jideaer GtStmut^
aus Wenigen kupGemen -und vielem eisernen flaffni*>^4M^
und aus einer grosse^ Ansahl von Mttnxeu, gisOselenthetti
von Kupfer u»d aips der spMern Ze.it v?on DjoUetfafi Ui
bnofiua«
Ueberreste einer Befest igung bat der Yerf» nicbt gtfimd^n
mil Auflipabnie eines doppelten Walles und Grabest, die skb
an dem Östlichen p!nde dieser Buinen befinden^ upd-vnn dem
stumpfen Tborme bis in das WOldcben von W^ei^ wA^k
Nacb Aussage der Landleute soll dieser d^ppflte^ErdMf»
w.urf sich.sgdUch bis an die sumpfgen Wiet^ntVoiki die
Hatfpt<itielle der OstUcben Dbrone Uegt, fon^eselnt babeni
und erst in neueüer Zeit bei : Orb^rmacbung de«-. Lances
geebnet worden sein«. <Da an den fibprigen ilr^-S^ilM 4ef
vOmiseben Buinen » aueb an den Stellen t wo das LfMid noob
nifibt ttiiisr. femacbi worden; ist» k^iM fiipnrea ve» der
Fortsetnnng dieses Erdaufwurfs v^banden. aii|d.ir .üi-acbmnt
derselbe dem Mittelalter meinen Umprung. an verdanken .und
nebst dem stumpfen Tburme dict BesüMlungj gehabt nn
haben 9 die nmiere Strasse gu apcrrea, weif hie sidi hierin
ambrc^re Arme, tbeils nadi 4tm Bheini^» theUs naehitdhK
Bbm^l und Saar, theilt. Was jenen halb '«fiytlMitenrTbgnw
batrifit, den man gewObnlieh als einen Best 4fr. iMMm
Gmfafstingsnmueni ansieht , sn :gdiir^ deraalbo oeinmEvBnlüit
nash deni Hittelalter an, und wind- in^nlttti •Qrhuadda« nin
WAobttbunti beneiehnelt. Br hat gami .isfrliHtN>aiiifr»->gg*
et iindeu sich nirgends Spnrew\ Ia« meht«inoii]Bn«»iM
ihn angOKbUtton bähe« • :• .! us hivy ^\U '»iHi«
Aus dem Gesagten lässt sieh mit Grund vermutben, dass
der hier, gfstpadene rOnii£|cA(^ OrtKfceinoi lülitnicrta^M k^
Wesen sei, und seine EnMehnagjdet'fte^ttens^dtr-ftriR»
185
im iu klJitartt Zeit 4«> rftniiadien Bemditft m Ttrtullci
gfkabt htAe. Das frffter «bgefasile Itinerartuai AattMol
■rant Um.giqr akhi; AiuoBiufl boiseicbpel ib» tls Tab^raa^
(Scbf iikett, WirtiishMsf T> wd ctst iBe, wakrsebdalidi wief
TtaendiMm d. Qr. eatolaadnie, Peutiageiaehe TaM fObit
yn Alt Belgiaiin aaf. Dm die l4age der Tkberane iiAber
jpa bcaeiebiMn^ oenat Aiisoaias dieselbeii, im OcgeaMte au
dem waiaenurmen Damniwia, riguaa perenai foaCe <mil nia
vevBief ender Quelle), welebea, gaaa auf die Lage der oben
beacbriebeneti RiuDen paaai« bei welehea afch sfldticb die
Mbr «MhBserreiebe Haiipt^aelle der datlteben. Dbrone, «id
nüi^ifb 4ie Qaelleii dea Kauleabaebes befiodeii'
Voa dem ataa^^fen Thurme gebt die ROmeEatraaae ia eiiietf
ktfiofAe gaoa geraden Biebluag naeb d«r Höbe ven Kirebif
beff« welebes nmi ?en bier aua liegen sidit. Die j(Mige
CUraase filbrt aaf ibr bia eine balbe Stande Ostlicb rm dmtt
itamplea Tbarme, wo aie ?en ihr liaka abgeht , die lUtoec«
flraaa« aber gerade ami dareh daa Darf Heebaebetd. liaht^
deaa« oOrdlicbf» G^^t aie UldeL Van lathacbeid fibrt
ala^ ttaabmcb gegen fioa Sebrill nmrdHth liegen laanend, im
deiHIHU awiachen Hincbftld und KrnmaienaH dareh i naA
g«Cei 8W Schritt aQdlich ¥an Niederweiler Aber den #aft
djifem Daife kaamianden Bach« Van der Unken Seile iteaai
9aabc8. geht aiei inuaer die gerade Linif beibehaltend, iker
ifiate Beide naisb dem Sobf eabadie» g^ea IMO Sehiitt niril^
lieh jren DiU l)ber denselben ^ nnd iusA de» GemcindeiamM
vfm DJH nsffib 4em Hahnebaebe, Ober wekben sie bei de# ■cfe»»
aMlUe ffllnri; Bier stand nach wm 80 Jahita die alteiSrlehsi^*
Md Mcb. jtft2t sieht man Oeberreste:ren -d^nelbf& -Voii)
der .Bebmihle aiebl sie dift BDbe hium, triA etwa lOOOiWbritti
TM JUrchbtoSg inüe gsgwwiit^ Cbaassde, nni niabl arit'
derselben mitten durch diesen Ort. Die Richtung der Strasse
?on dem stwpipfeB Thurme bis Kirchberg ist, ftasperstbeqneip
und sie hat in dieser gaaaea Eatferaung^. kein Thal und
186
kritte Mke fei BMfeitMf mi fmmiHa. Vm ima^ ^ümmptm
VlHnvM bis ia ii0 Ckgend rat Horbraeh M sie iMcb ivitli«
f iaftf trhalten; voa dt bis an Kiröbberff tot lie BeetdMag
gmaieoflieils aaagebroebcn va< wm dem Baa der neac« Stntte
vmi BAchenbeoera aaeb Kircbfterg venrendet wevlea« 9er
ft Ua 0* habe 8rddaaim Ist jedoch auch hier nach värliaadea
fad dieHt aaia Theil als aflcbstevloaMHuiikafionswef swischea
Khrdiberg' aad der ia der Nahe der ftaaterstrassa gidageaca
Oriseballea. Die Brocken , aaf welehea dieselbe 4lher dk
Bicfaa fMnle^ sind saamtlieb versekarnadea.
Baliaaa» Daaiaa, Damnisaas das jetalcfe Kfreh«
berg. Das Itiaerar aennt awisehen Bingiam aad BMda-
brlea •**- fiallasa , die Peutf agerscke Tafel awlsehea Biagiaai
aad Iklgf Ba« -^ Danna , aad Aasanias awMiea Bfaigiaai
aad Taberaae «^ Daainlssus. Diese drei vaiaehiedeBa» NaMa
kMae» nach Verglaiehang der BatferaaBgea , aadi ikiar
Isaga gegan.dte llbrigett Migedeatetra Orte aad aaeb deai
VorfcaDieaseia grosaeiter raaiseber Rainea, die alcil an dir
BttaterslraSBa beAnden^ nar Uaeaen beaeiebaan, aad 4laier
lag in: aad bei Aem jetafgea ftlre&berg. Dieser lataacasaaie
iaalLt« »der Mitta äwlsohea Maiaa aad Trier aaf ciaer
Aababe gelegen, die sieb bedeutend ttter die ■ocUhaks
des Baasirflekens erhebt and aus weiter Pwae ges#beii ^M,
aeiidaahie dieser Oeitlicbkail die Anlage einer riariaebca
MWiaifMallaa, welche wssbrsdieMteh wegen der haben Lage
Daaaaa ader Daamissus ^ tob deai altea Worte daa^*^),
die Bbe , lülae ~ genannt wafde« Deir ramiaeba (M lag
tbsUa an der SMIe des jetaigiea Kinhberg, theüs ttsfficb
davon aaf beiden Mten derMrassa/ wo sieb fi^ Oartf«
baiaiiai Her wenlea in der Erde Mdi viele 'Uebencale
vüft aiai TbsM Mr statten vdolhMhaii llaaeb« vferit Minaa,
Uli iiil in", I !•
Wy Vgl) Mrti. Ef . xnr. S. t5S ft Monop die gAtitie&s' SpttS^he
187
Ziegel «• A. gefunden , und SM Sebrkl OsUkA vra Kiltb*
Berg, neben der Strasse, findet sich ein gut erkalteMr «Ml
tieftr rdniiseber Ziehbrunnen, der noch jetst den Bewobneiti
▼on Kircbberg das beste Wasser liefert und inneiMfe 'das
rttmisehen Orts gelegen war.
IMe römischen Rainen von Kirchberg liegen fn der MKte
nwisehen Bingen und den Berger» Wacken , wehtn d^ Teif.
Bandohrica gesetzt, und einen starken rOmisehen Mafscli
vra beinahf XYIII Leuken oder XXVI MüKen Ton jedem
dieser Orte entfernt. Diese Ruinen sind die einzigen, lie
iich an der Ronierstrasse auf mehrere Heilen westlieh uni
listlich Ton Kircbberg belinden. Nimmt man dan , das» die
Angabe der Entfernung, wie solche das Itinerar «wischen
Binginm und Baudobrica bemerkt, ziemlich mit def wftfc«
tichen fibereiiisfimmt , und dass höchst wahncfielriU*' dnreh
die l^httld der Abschreiber statt XXVI — XXai m» XXMl
gesttst worden ist ; so scheint es ausser Zweifel zu tciii,
tass jenes Saüsso hier gelegen und spftter den Namen Dumtto
dder Dtfmnissus ron^ seiner hohen Lage erhalten habe«
INese beiden letzteren Benennungen sind offenbar hur ^^«^
B4^lelene Schreibarten, welche einen und denselben Ort-begeleh&*
nen, ttid dieses wird auch durch Urkunden besttttigt, welche Mi
in das 10« Jahrhundert zurtlckgehen und ' In wekAen das
kleine IMt Densen, das eine Viertelstunde ntfrdOfttlfeh'von
Atrebberg und 800 Schritt nürdHeh von der Römerstrasse
In einem Wiesen thale gelegen ist, Domnissa, Donnhsa undToil'»
nense genaant wird. Dieses ist auch die Veranlassung gewesen;
4ass man bis jetzt allgemein das römische Dumnissus (Vumno)
nach' Densen (Denzen) gesetzt bat, jedoch mit Unrecht, denn
In diesem, ton der Römerstrasse entfernt Regendte, 'Vdrfe
Anden bich nicht die geringsten Spuren römischer Adw'esen*
kelt, «njl es ist ^Wahrscheinlich , dass sich, nach der" ii»i
aiörung iM römischen Kastells bei Kircbberg «^Mhredd dbr
Völkerwanderung , die' Ueberteste seiner BeVölkening Vtet
188
MfasMd^ fuA des Maaes DwplMM atf iiwea ipttar
MMMieoeo Ort flbergelngen habto, wk diesM ms ilub.
UcbeB Bfeifpidw» teen «di in ica BheiofegeadeB «dwi^
iodoii bevifBflii werden känote^ Oaw DHomimis iMki dae
g»g«nwttrti||;e Densen sein kann » geht auch aas der Angi|ke
des AnsMW barv^r, wo dieser Diditer in seiner Hantlia
(tr* 7) sagt: Praetereo arentesir sitientilHis nndifne Icnis»
ItanisBuni etc. Ansonios nenni liier Dnuiissas «daa tracfceae
sut ieelinettden mmren*^ dne Beneiduinnf » - d^e dnreliaps
nMit aaf Densen FMsl, ~ wo sieh niUen im Derfb das
lehr wasserreiclie Quelle. mit yortrefflicbem Wasser indel^
die bald uateriialk eine Mfthle treibt- und wahracbMaliek die
Veraolassttag der s^ern Ansiedelung {[ewrsen ist» — w«M
aber an£ Rirehberg^ das bei der hoben Lage in seiner Nibe
keino Qnfile bat , und sieb dnrch-eine giAssere Ansabl von
s#r tinfiip SKcbbmnnen das natbige Wasser machnfi«
PNM» nnd wo in . trockenen Semmern und in Winter»^ die
anC trockene Herbste folgen» tti«b diese Bninneni selbst der
amsserhilb dem Ort» an der Strasse gelegene rgmis(A%
avslrooknen nnd nmn alsdann geagtbigt ist, daas Wasser
ans fftsserer Verne herbeisnschaiBn. Das jetnige Kiich-
borg isiim Mittelaller anC die Ruinen des sbmisebeft Oits
etba^t wordeui und beisst in Urkunden Kircbbergense i aiti nm
Ifß war bis in* die neuere Zeit dno kleine Feftunf:i wovon
mm Tbeil der. Graben nnd die Danfaasungsmauer nocb honlo
sbpirtbar.aind. fls scheint, daas man bei der Jienen Aniago
4ie fifllbece rtatsc|ie Form im Allgein^en belbebalton bat:
denn Airchberg bat nocb jetat die Gestalt einer rflarisrbiw
Rebptignng» dur^b welche die Strasse in der MiHe Met.
Vop Ki«ßhberg bfai 1800 Schritt vor Simnern ist die
gMWfvJlrtige Qmiss^e nuE die Rtlmentrasse fgniegt. wfNrda%
and; ^, Spuren ^ derselben sind d^har v^r^wunde«^ Snit
in der. apgegebeoen fbitfernung, von Simmem iwlisat^ ük
ncsfp CMvtMte die Rkbtung der A4taM)rstraitf^.iufidkl«looe
1^
urenlet ttcb reells iber den Siflutoerbaeh ^^)* S|liiräi cüur
fttOcke siiii tiiehC mehr rorlwBdeD. AM der Hnfeen lieMe
iet ShmierlMdie» thefR tidi diesellpe i» swel Armß.
m) Der Bttdüehe Am, welcher mcb in der nicbsleB Mek.
iMg: iber dt D SooDwald nach BiDgen wendet, g:At €M Schritt
we«IIMi fon Scbanfbofe nnd MO Schritt Oetticb von dM
Ünrfe Mesweiler vorbei nach den Argenthaler Bache, liiar
liegM auf der rechten Seite diese« Baches in einem Gebiadie
die Attinen eines grossen rihnischcn Gebindes rän. Qnaiev«>
steinen. Die hemmliegenden Deberreste von Sfeeinmonnmenk
len, woninter der vordere Theil eines nicmlidi gnt gearbei»
tefen Liwen in natirlicher Orisse beflndHob, beweisen , dais
dieses Gebittde mit Luxus aufgeTihK war. Da sich an tiem
MMchen Abhänge des Soonwaldes bei Dirrebach Me Ruinen
eines ibnlicben Gebindes betnden, so scheint es, dtai diese
beMen Gebilde kaiserliche Posthinser (Mntntiones) waren,
nm bei dem Debergange Aber den Soonwald die Merde nn
weebsehi. Vm der Unken Seile des Argenihnler Bncbcn
gebt die Strasse, noch wohl erhalten nnd * bii •* Aber
ien B0d«n erhiht, durch die JUmerhecke hi schriger Moh-
Inng den flauptnng des Soonwaldes hinauf, Mnft anC dte
Eamme desselben eine Strecke fort, und senkt sich durch
den Thiergnrten, dicht östlich am Firslerhanse , nach dem
Sdbenbache herab; fihrt bei dem Heidenslock — einer
aMon, jetit verschwundenen Grennsiule — > iber diesen Bach
nnd nm den nirdliehen Abhang des hohen Oppelberges
herum nach den Ruinen des obengenannten römischen Qt*
bindes. Dasselbe hatte eine noch grössere Ausdehnung als
das am Argentbaler Bache, und bei Ausbrecbung der Mauern
in den letnten Jahren sind eine grosse Menge römischer
Dinge gefunden worden, besonders sehr viele Mflnnen. Diese
■ninen heissen in dem Mnnde des VoBls «das Atnweiler
179) Tgl. Jsbrb. H. XXUL 8. 184.
«r Jcdwpit dat w« iIid M» Imdlevte^^es Hwii«xifc«ip ipf
•lie TeiiipelktNriw^iUMer «1^^ jaacblM«. rMiaeii»
Jlnineii g«fiuMlea hut, Vob 4hMm Ratee» Bk«! ,4m MM|^«
0MMMe Müh iMrNkidi, wo ven iiir raditowtBte MBifitm Am
abgeht wri itdi mwh der BcUoMMiiiar bei RdßMimtch wcw^
«tttoa Ureiier naten die R«de aein wirL Die iteiMe^ wmä
MBfpii fobi ron INMrrebaeh »«f . der flMie fert» ebodulb
iem Weuiberferbtiife rorbei, Mch den ehemdigeo güllM
JitgtUMteaehfl« ficbleese «aUtenfeb (Go|le»feie>» StrywbMV
KefeMber, unl ist oArdUeb von dieBopD flriileemt iti 4m
»•1 des Girideabecbes (GAUenbachefl) himhgt§m§tn. A«f
Ata OiiMeftfelae tiad. a« den Fims^ dessdben w Tbale du
Aridetabachos werden blliiCg rMi|«cbe MMera, MliMei»
lltiiea elt. ui der Erde getmimf und 9iß vtr eiMgeii JahiM
jdie «iCe Br«efce, welfbe ia Ctaroabers Ober im OdUettbicb
lihrtap »bgebroehe« wHvde, so fMd win in den FmdasMleB
imwibeo^ awieebeii cwei tmean <)ndoiilebM« , cwR.Mhio
irrhillfpe Silbcmdofe roo Cimslenttfiiis Tyiwaus, woUe
i«i Sefilff des Vetfc ist Vra «teoüberg tiio Siicm. sM
«Ito Sforsii df^r Bitaeretroflse ^^^) rersebwwideAt Md 90ib
>■» n»»» «I <^ ■
• • •
190) Dt. Kett«A«r* «. s. O. 8. 99S und 994 saigk dAkSber:* JBfea
dioMr BfOeke ^ntoltoh bei Biagaft über dlo Kslii) llftritf *
riMi^ft .Ho»ntsMM gdl« Mfihe«* kbiMl, iN dl^ THiTTliirtii
Auf ihr erbaut war» und aU das »tSokireUe rBinbobe SlraaM«-
pflaster cu holperioh wurde, brach man ei 1834 und 1835 auft
Etwa 1500 Schritt yor Weiler, wo linke die alte Chaussee
abbiegt und rechts ein Fusspfad zum obern Theile des Dorfs
hinführt, geht die Romerstrasse genau in der IMagonale "roa
beiden Wegen aus In gerader Richtung fort. Efn c. 90 Fase
IsBgar mudmm in de» aiMiaeeanjiwi Hflgel aelgt noch dvat
Ueb dit alt» Bahn and 4 bin 5' unter det nsw^Bgede 4«
römische Pflaster. Ferner führte die R(bnecwtrasao aia uatan
Ende von Weiler hinter dem. jetiigea xieaea SohuUiauif TOfOber
m
ikr V^KMknung elois alten iinmun tat fle mVNnMrligr
%7fQtW iahten^ Mf die MiaeivlraMe K^l^l wm^oo, WMHt
aacb ihre UchUiiig flbcreiiistimmt.
b) Der ndrdliche Arm 4er IlömerBtrasee bHiilt «e Rielu
limg bei, in* wMdier dieselbe ren deoi Weiiiplattfe aber de«
elimpfini Tbim mid Kircbber; bb auf die fiske Seite dee
Simmerbaehee gtt9lbti bat, «nd iiier, vee a abgeheiidy durch«
ielMiid^l. deraelbe 4e ChaiMte aaek Afgealhai, wa der
Weg MB Bhltembiedt in lelbige ciafeiü, UM AUw eidelbaab
M» aad Walbach SOaSehritt attrdlieh liecea, geht 1000 Sebnit
aidUeb ¥aa MMrib«Db uad durch dea Wald aach der Iküek^
He bei Bheiaböllen Aber den Gvideabaili führt Vpa biea
9riA er bia aaf die Hdhe aberhalb Dichlelkaeh ia der Rieb«
4aag der MBaese von RhebbiUlen aaeb Baebaaaeh» weadet
alcb <afli AnCaage de§ Wiee^lbaJsy welcM naeb Pichtribaeb
bipabfilhrt^ eadNiliak durch den Wald, und aiafclelcb fen
hier anauHl sehr aüesigftt GeMIe auf dem eckala^lA IMdiM»
der akb awiechea den Blkthen van Mehaeb md MMbMb
beiidet« van der Bacbliche dee lunergebena nnah 4bna AbebN
tbale hinab, uAd triA awiscben dem BaCe Petoraacbf r ^^}} «idi
Beimbacb bi die rttndeebe Rheinsirasge, Dienor An» iat Ytn
dem Pnabte, wo er eich von a trennt, hie in die Qegeml
aoa. AKweidelbacb grOeetentheila aeratbrt; vaa da hie aa
RbainbMlen ist er grossentbeBs nach crhakaa; dfiglnebin
nad darofasohaitt in f«hielM RioliUiag ohi^eCiU« IdO ßiikrm
d»Ton die Chsiua^y bei dereo Bau sie bloM gfilegt wurde*.
[Der hier erwähnte Einsohnitt mit den Spuren der R$mer*
Btrasae ist im Sommer 1860 von mir niohi mehr Torgefanden
worden. £. S.]
181) In der yom Verf. für die Rheinstraase forHegenden Znsammen«
•lelliiiig der fiatfbnraflgMngabctt des Htoeisttit und der Betaa«
genebea TsM mH der wiridipiieii BntfemuBg halut eai ^^
• Pelemeker bei Helmbaoh ll#gt 6 Le«ken aberba^ Qknwm^^
Um 4er ^geirf v<m BIcliMlbadi , md a«f lern «ebiiftteii
IMckeii swfwhei Mi Dii^lNkclie himI HelaAäche M er^beofSillt
itHrdl üt Aalftge-vdB Wdrtergen gnmettthcil» VfiMhwaHJett.
«
9eaerka«fea «b«r die'Ver«eliie4eaea Arne,
weUb« ilie R^nerttCAfrs« swUeh«« Trifr iiai4
Bi0fM Jial, Aber das .W«|irs0|ieift|iebe j4i|er
4era«lbeB und ttberihre Bauart
•
Dia Aicbtmif iH Anm A ifter 4ie MMcher Bridte «ri
iMrfbiidIbimi ist Ae littMsle, wdcba mm eiter 0tfMia*?4i
TMer nach legi 9Uit^ ika BuiiMPtdieas gebeift kwifito,
Mbei ist AcMlbe aber wegfea der lief uad eieii eiageMlMrfll^
ie» TUler iar Rawer, 4es VellMhachM, 4^ wgrtliclKai
wd «elttdieB MMwie^ «ber wekha sie geOblrt'ireiiaii «mM^
Mabel biiMihwerlkh. Ba Ae Boaier nw siMea /* aai - iM
4MHIe n vertheil«,lkr^Sli«aMi toSQckaa^aid^SdrtaftgaK
Natea Albrtea, and fo Ttel wie oHlfltelif die a:era<c iilaift
belbAMlea, ao todeii sieb aaf di«Mr 4Mfasse a» di» üaR
äbflrileadea Thslfüdepa dar abeiifeiiaMitea BidM tfMlM^
#• Üegillia adt Miir als I& Oivd Maigt aai lUtt» eis 9m^'
ilaad, der diese filtasse besoaders - Mr ftiifwtrfc arttslg
güilfBet iMN^hle. Babai ist die ftawtt defsetbea ttriiiMBlg#
Barglrit liad FartiglLM aisgefthrt^ aad «hra-VrbiMnf aM
f eriager , als die der Strasse vaa Heaamgea aaflb dM-
■i4defl|«lv. Biese letstere (B> ist artl *aa Daiwcfe «aa
8 Leafcen (beinahe 1 geogr. Meile) roa Trier aadi dar
■acbflaehe des BaDsraclLens g^tthrt Dlesdbe hat aMscbea
Trier aad Reuagea« aasser dem Mdiringer Berge, keine
Habe roa Bedeutung au übersteigen, und awischen Na»-
BMgea and deai Heidenpttta ist ihre Richtung die. befaeasta»
welche man einer Uiliuirslrasse aus de« Maa^hak aaeh
daai Vlataaa dea RuasriAeM gabaa kaaata,r iMaA m$t ihr
aUa die ttaf ajagaasiuillMiBa Tbilat faMiedatt^ . wwdcB,
ireMa die Rlehtang A passtana aiassfa; Riert« -ka«M die
198
attieroTiantltcb feste Bauart and die vaimtgMch gute Er«
bftitmigy welebe die Strasse B von Neumagen nach dem
BeidiNipilta bat
Alles dieses lässt mit Grund vermuthen, dass die Richtung
A die frühere, wahrscheinlich schon unter Aogustus von Trier
nach Bingen erbaute, Strasse war, welche später, wo nicht
gans verlassen, doch nur von Reitern und Fussgflngem als
die kArveste Richtung benutzt wurde; die Richtung B hin-
gegen erst unter Constantin d. 6r. suglelch mit der An«
legung von Neumagen entstanden ist und später als eigent-
liche Hilitairstrasse von Trier nach Bingen gedient hat*
Der immer heftiger werdende Andrang der germanischen
Vetter gegen die rflmische Rheingrenze war. die Veran-
lassung, dass Trier von Maximian I. an (v. 287) der gewOfan-
liebe Aufenthaltsort der Kaiser und Cäsaren, so wie der
Hauptwaffenplatz und das Hauptdepot filr die Rheinvertbd-
digung wurde. Diese Verhältnisse erforderten , besonders
für die Zufbhr von Bewaffnungs-, Bekleidungs- und Ver-
pflegungsgegenständen nach dem Oberrheine eine bequemere
Strasse, als diess die vorhandene war. Dm den beschwerlichen
Landtransport dieser Dinge zwischen Trier und dem Huns-
rficken durch die tiefen Thäler zu vermeiden, wählte Kon.
stantin einen Punkt an der Mosel unterhalb Trier, bis wohin
von diesem Orte aus die Bedürfnisse ftlr die Truppen am
Oberrheine mittelst der Wasserstrasse geschafft und von da
aus, ohne jene Thäler zu berühren, zu Lande weiter trans-
portirt werden konnten. Von keinem Punkte an der Mosel
unterhalb Trier konnte eine Fahrstrasse mit mehr Bequem-
lichkeit nach dem Plateau des Hunsrückens hinauf geführt
werden, als aus der Gegend von Neumagen, und diesem
Umstände allein verdankte dieser Ort seine Entstehung durch
Konstantin. Neumagen diente als Zwischen- Depot zwischen
Trier und dem Oberrheine, und war als solches nach römi-
scher Art befestigt.
13
194
Bei dem HeideDpfltz hatte die frflhere Strasse das natea«
des HunsrttdLens erreicht und führte ron da in gerader
Richtung auf der Flache desselben fort bis an SinHueni.
Konstantin behielt bei Anlegung der neuen Strasse diese
bequeme Richtung bei, baute jedoch wahrscheinlich diese
ganse Strecke von neuem , denn an allen Stellen, wq sie
in neuerer Zeit nicht gewaltsam serstOrt worden ist, hat
sie dieselbe Bauart und Festigkeit, wie die Strecke von
Neumagen nach dem Heidenpfitss.
Vor Simmem thdlte sich die Strasse abermals und fUirte
in zwei Richtungen nach Bingen. Der kflrnere Arm (a)
ging tlber das Soongebirge, durch das tiefe Thal des GMdes-
bachs bei Stromberg und den hohen und steilen linken
Thalrand der Nahe nach Bingen herab« Derselbe war, seiner
nähern Richtung wegen, wohl für Fossgftnger und Reiter,
aber nicht für schweres Fuhrwerk geeignet, und ddier
entstand später — - und gewiss zu gleicher 2dt mit der
Strasse von Neumagen nach dem Heidenptts — die ausseist
bequeme Richtung b, welche mit dem Umwege von % Leokeii
(gegen eine Stunde) ohne den Soonwald nu^ berfibren , van
der Hochfläche des Hunsrfickens in das Rheinthal herab mnä
in selbigem aufwärts nach Bingen fflhrte. Der Arm b Ist
die einzige Rtf merstrasse , welche von dem Plateau des
HunsrddLens nach dem Rheinthale herabging ^^*) > und war
aus diesem Orunde zugleich die nächste Verbindungsstrasse
zwischen Trier und den am Rhein hinab bis Coblenz ge-
legenen Kastellen, Etappenorten etc. Sollte der Rhein bei
dem Binger Loch zur Zeit der Römer nicht s<;hiffbar gewesen
182) Die Angabe Ton Hetzrodt und Andern, daM eine RSmerstraasa
sron dem stampfen Thnrme über WÜrrioh nnd Castellaun naoh
Coblens gegangen sei, ist nieht riobtig. Der Verf. hat diese
Gegend yom stampfen Thunne bis an Waldesoh genau nnler-
iaoht and nirgends die Sparen einer soloben Strasse gefanden.
195
Min , wie es wabndioiBlicb ist , so hatte dieser Ann b ier
Eömerstrasse noch eine WichtiglLeit mehr g^ehabt.
Die Strasse y welche aus dem Moseithale bei Nenmsgen
iber den Hiinsracken in das Rheinlhal bei Niederheimbach ^^)
führte, und welche iiir als die spätere, von Eonstantin
theils neu angelegte, theils wiederhergestellte MUitairstrasse
von Trier nach Bingen beneichnet haben, wird von den
Laadlenten in dieser ganzen Ausdehnung die ^Steinstrasse^
genannt, eine Benennung, die schon im Mittelalter gebrauch-
iich war ^^), und welche diejenigen Arme der lUmerstrasse,
die wir für die frfihere Richtung derselben halten, nicht
fahren.
Um die Bauart dieser Strasse, deren Festigkeit so viden
lahrhonderten getrotat hat, kennen zu lernen, hat der Verf.
diesdbe an swei Stellen durchstechen lassen , westlich yom
stampfen Thurme und in der Gegend von Dill. An beiden
Stdlen lag die Bcsteinung in einem 4% bis 5' hohen Erd-
damme, wozu die Erde aus den zu beiden Seiten der Strasse
noch jetzt beilndlichen Graben genommen ist Das Punda*
nent der Besteinung hatte an' beiden Stellen eine Breite
von 21' und 11 bis 13" Höbe. Es bestand bei dem eisten
Durchschnitt aus Schieferplatten, die in Lehm und auf die
breite Seite gelegt und an beiden Seiten mit hohen Bord-
188) Naoh den spStem Untenuohnngen dcjs Veif. über den Pfahl-
graben (e. Annalen des Vereins für Kass. Alterthams-Kunde
etc. Bd. VI. S. 163 und den besondem Abdruck -^ in Kom-
mission bei B, Yoigfländer in Kreuznacb — S. 59) setzte sich
diese Strasse über dem Rheine TOn Loioh durch das Wisper«
thal etc. und Über die alten Burgen bei Holshausen auf der
Hai de und bei Oberbreohen naoh der Hunenburg bei Butzbach
fort, SO dass sie als die Operationslinie der Römer yon Trier
naoh der obem Lahn erscheint E. S.
164) Steinstraza — Tid. Urkunde Yom Jahre 1006 in Hfstor. et
Cromment. Aeademlae Palatinae Y. 142.
196
steiiicta versehen waren , nnd bei den «weiten Barchschaitl
fanden sich grosse ^ fest in einander gesetste ood dnrcb
Lehm verbundene ^H^rnsteine. Dieses Fundament war bei
beiden Durchschnitten mit einer 4 bis 5'^ hohen Schicht
von Kalk, mit Sand gemischt, bedeckt, worauf eine Lage
vo» klein geschlagenem Quarz, die nach oben mit Kies
vennisoht ist nnd 18" lUhie bat , folgte. Diese kleinen
Steine, welche die Grosse eines Bies bis nn der einer Wall*
niiss haben, sind dost zusammen gerammt, nach unten mit
KalkHud Sand, nach, oben mit Lehm verbunden, wobei na
bemerken ist, dass in dem Thonschiefergebirge des Huns-
rOckens kein Kalk^^^) vorkommt, und dass derselbe ans der
Gegend von Trier, oder von dem Olan, folglich ans einer
Entfernung von 10 bis 12 Stunden; herbei gesehaflt werden
mnsste. Die Hohe der Bestetnnng betrigt folglich gegen S^
Die ob^re Breite der Strasse war an beiden Dnrdisebnitten
zwischen 18 und 19^ nnd ihre Wölbung 6"'. An den Steilen,
wo diese Strasse jetnt noch als Weg benutzt wird und daher
nicht aberwachsen tet, erscheinen die kleinem Stdne, welche
die Decke bilden, als ein festes Mosaik, das nur mit der
Spitzhaue zerstört werden kann.
Noch vor wenigen Jahren war diese Strasse in ihrer
ganzen Ausdehnung von Neumagen bis an den Miein voll*
kommen erhalten« Die fortschreitende Agrikultur , und
besonders die Menge des vortreflticben Quarzes, worans
185) Wenn suoh sohon lur rSmlsohen Zeit die bei Stromberg und
in näherer und weiterer Feme davon befindUohen Kalkstein-
brüohe bekannt gewesen sein sollten, so haben die RSmer
diesen Kalk dooh wohl seiner wenigen GQie wegen idcht su
solehen Baaten yerwendet, welohe, wie die Heerstrassen ete.f
eine besondere Festigkeit und Dauerhaftigkeil Torlangten. —
Der auf dem Rapertsberge befindliohe » sehr gute Kalk ist erst
seit einigen Jahren aafgef unden worden. £• S.
197
üeMlke gehmi ist^ sind jedoch die Vertalanaiig fewordeo,
dass dieselbe in dea Lelatea Jahren anf dem^ Honarttekea
gröflateatheils aenttfrt und ihr Material an neuen Strasgen«
Anlagoi benutzt worden ist, lud noch taglich beuutzt wird,
8p dass in kuraer Zeit dieses schöne Monument der Römer
gänzlich verschwunden sein wird.
Ad 9. Romerstrasse, welche bei DOrrebach von
der Strasse nach Bingen abging und nach der
Heidenmauer bei Kreuznach etc. führte.
Diese Strasse, welche, die Bestimmung gehabt zu haben
acheint, eine nähere Verbindung zwischen Trier und dem
Oberrheine, als mittelst der Rheinstrasse von Bingen Aber
Mainz etc. zu bewirken, wird weder in dem Itinerar des
Antonin noch auf der Peutingerschen Tafel genannt. Auch
gehörte dieselbe , nach den Ueberresten zu urtheilen , welche
von ihr noch vorhanden sind, ihrer Bauart nach nicht zu
den grossen Militairstrassen des römischen Reiches, sondern
Bwhr in die Klasse der Vicinalstrassen.
Sie geht bei Dörrebach von dem Arme der Römerstrasse,
der aus der Gegend von Simmem tlber das Soongebirge
nach Bingen führte , rechts ab , zieht sich , unter dem
alten Namen der «Lehnstrasse^ 200 Schritt westlich von
Schöneberg und ebensoweit östlich von Hergeofeid auf der
Höbe fort, und trifft oberhalb Windesheim In die neue
Chanas^e von Stromberg, wo sich^dieselbe in einem beinahe
rechten Winkel nach Kreuznach wendet. Diese CJbaussiSe
ist von diesem Punkte an Ober die Höhe, der hungrige
Wolf genannt, bis dicht vor Kreuznach auf die Römerstrasse
gelegt, wo die letztere links von ihr abging und sich über
die Nahe nach der Heidehmauer wendete. Die unter dem
Namen
Hoideamauer noch vorhandenen Ruinen dnd die Ueber-
resten eines römischen Kastells, welches die Bestimmung hatte,
198
ilcB Uebergaof obiger Strasse Aber die Nahe sn jeckea.
Diese Ruinen liegen eOO Schritt nordiMlicb von Erennaach
auf der rechten Seite der Nabe und bilden ein vollkoaunenes
VieredL ^^% woran jede Seite 240 SehriU lang ist Die IS'
186) BoTor die Arbeiten sa dem Bau der Rheln-Naliebalin an der
Heideamaoer ontemommen wurden, konnte derjeidgei weleher
diese Rainen zum eretenmale sah (ygL oben im Text nnd
Jahrb. H. XV. «6 211 ff.)» '^^^ S^' >^ leicht die Ansieht gewinnen,
als ob deren Umfassongsmaaem ein Rechteck bildeten, indem
esi an der westUohen Seite daroh den mehr naoh Innen und
an der nördlichen Seite durch den mehr nach Aussen cum
Festhalten des Ackerlandes aafgehXuften, mittelst Waekenlagea
gestützten, Schutt und bei der durch die Ebene beschrSnkten
Umsicht, nicht sofort ins Auge fiel, dass grosse Stücke Ton
den westlichen und nördlichen Seiten da, wo beide zur nord.
westlichen Kastellecke zusammen gestossen, schon IXngst ober-
halb des Bodens Torschwunden sind. letzt, wo man Ton den
naoh dem Bahnkörper führenden Rampen eine freie Uebersloht
hat, wird eine solche Täuschung nicht mehr mSglieh selni und
nur die Tor der nördlichen Seite durch den aufgehäuften Sohutt
bewirkte Bodenerhöhung , welche sich unmittelbar an den , die
nordöstliche Ecke bildenden, vorspringenden TheU derselben
anschliesst, könnte noch zu einer unrichtigen Verllngemng
naoh Westen hin veranlassen, um jefdoch Über Form und
Ausdehnung des Kastells eine mehr richtige Ansieht zu gewfnnea,
habe ieh an Ort und Stelle, unter Beihülf^ dee mir befreundelHi
Betitzert dieser Ruinen i Ermittelungen angestaut. Hiecnaoh
schliesst zieh der 240 Sehritt langen südUchen Seite die 2d0
Schritt lange östliche rechtwinkelig, und die westlli^he, welche
nur noch in einer Länge von c. 180 Schritt vorhanden Ut,
stumpfwinkelig an. Von der sich an die Östliche Seite an-
schliessenden nördlichen Ist nur noch ein c. 90 Schritt langes
Stück über der Erde sichtbar, woTon etwa 70 Sehritt auf den
— im H. XXI. S. 2 erwähnten — naeh aussen abgerundetes,
baokenarügen Vorsprung (Faoe) und o. SO SohxitI aa£ den
südwestUeh sehräg aUaofendep Ansatz (Flanke) kommen. An
199
dicke DafiMsaagamaner stekl riogs an noch 5 bis 8' über
dies Boden hervor , und ist an der OsCseite noch fegen 18'
den letstem setit tioh die» mehr in südwesüloher Rlohtangi
einige Fase unter dem Boden, fortlaofende gerade Linie (Coor-
tlne) an, wie diees an dem spSrliohen Waohsthume der Feld-
frttchte sa erkennen isi Es ist seHr wahrsoheinlioh , dass die
nordwestliche Kastell- Eoke dieselbe Gestalt gehabt hat, und
es dfirfte daher ziemlich an das Richtige streifen, wenn
man die nördliche Seite (in gerader Linie Yon Ecke zu
Eoke) auf 255 Schritt and die westliche auf 245 Schritt
schätzt Diese Konstraktion ist jedenfalls daroh die Yorgefan-
dene Terrainbesehaffenheit bedingt gewesen , and da bei dem,
Yor mehrem Jahren stattgefandenen , Abbräche des in gerader
Linie, aber mehr nach Süden als nach Westen, sieh fort-
setsenden Theils der nördlichen Seite das Maaerwerk bis za
15' dick gefunden wurde, so Ist es aehr wahrseheinUoh, dass
die nördliche Umfassungsmauer dicht an dem rechten Ufer
der Nahe gestanden und dass daher ihre homwerkartige Gestalt
den bcsondem Zweck gehabt habe, die Deckung des Fluss-
fibergangs mehr zu Yorstärken. Gewiss standen alsdann auch
die Grftben, welche Tor den drei übrigen Fronten bofindUch
waren, mit dem Flusse In Verbindung, so dass dadurch die
oft gemaohte Behauptung, „das Kastell habe auf einer Insel
gelegen^, geroohtfertigt erscheinen dürfte. Nach yegetius'(IY. 2}
s^en die Umfassungsmauern mit Thflrmen Tersehen sein, und
dieses Ist bei unserm KasteU an der Östlichen, südlichen und
westllehen zu je drei auch der Fall gewesen, während sie wohl
an der nördllehen durch das Homwerk ersetzt wurden und
nur In der Mitte der Courtine einer gestanden haben mag,
in welchem das Thor war (s. Yeg- lY. 4). Die Fundamente
eines solehen halbrunden Thurmes wurden Yor mehreren Jahren,
etwa 60 Schritt you der nordöstlichen Ecke, an der Aussen-
selte der östlichen Umfassungsmauer aufgedeckt, und ist an
dieser Stalle der Yorspringende Halbkreis in dem daranstossen«
deh Acker an dem magern Stande der Feldfrüchte noch erkennbar.
Yon dem Thurme, welcher 60 Schritt Yon der südöslUchen
200
bocb. An ten Ecken denelben waren gnnmunfc und na
den Seiten vra 60 m 60 Schritt bdkninde Tharme. Nach
Eoke an derselben UmfatsongsmAner gestanden hat| sind anseer-
halb des 86 Schritt langen and noek 5 Us 25' hohen
ziemlioh gut erhaltenen Stücks derselben (ygl. H. XY. S. 211
ff. a. H. XXI S. 1 ff.) ^ Ueberreste Ms an 13' Hohe deutlich
sichtbar I und wenn man hiernach auf die übrigen irorhanden
gewesenen Thürme schllessen darf, so standmi sie auf 10 Schritt
längs der Mauer - Aussenseite und waren mit ^em Radiaa
Ton 5 Schritt abgerundet, wodurch sie auch gleichzeitig
als Strebepfeiler dienten. Vor längerer Zeit sind in der weat-
Uchen Umfassungsmauer, gegen 145 Sehritt Ton der südwest-
lichen Ecke entfernt, die Pfosten - Unterlagen des Thores mit
dem durchführenden Pflaster aufgedeckt worden, und es scheint
demnach, dass die porta decumana in der Mitte der beiden,
an dieser Seite am nördlichsten gelegenen, Thürme durehgefülirt
habe, und Tcrmuthlich hat auch an der SsUiehen Seite die
porta praetoria dieselbe Lage gehabt, woduroh es sich erklären
dürfte, warum gerade auf dem , Tor dieser Stelle nach Osten
hingelegenen, Felde die meisten Münzen gefunden worden
sind. Die Umfassungsmauern scheinen Tersohiedenen Zeiten
anzugehören , d. h. sie sind nach dem Torhandsnen Bedürfnisse
entweder theilweise Ton Grund aus wieder nenerbaut oder
nur ausgebessert worden. Denn das schon gedachte, einige
40 Schritt Ton der südüstllohen Ecke, noeh ziemlieh gut er-
haltene Stiick der üstliohen Seite besteht im Innern naeE
H. XV. S. 211 ff. aus opus spioatum, während das nSrdliehste
klehie Stück der westlichen Seite, welches bei dem Eisenbahn-
baue an%edeckt und . abgebrochen wurde, bei einer obem
Dicke Ton 8' jox genz gewöhnliebe Qussmauer adgte, an deren
Fundament sogar drei Fragmente yon- starken, mit Sehuppenwerk
grob Terzierten, Sandsteinsäulenschäften mitTerwendet nnd die,
auf dem Boden durch die Rundung derselben entstandenen,
Zwischeoräame nicht ausgefüllt waren. Erst w^ter* nach Süden hin
Hess sieh die regelmässige mit Absätzen Tcnehene und, wie
das Yorgedaohte Stück, auf Brandschutt stehende (s. H. XYL
S» 56 ff«) ^ Fundaaeaürang wahrnehmen* Allein dieees aohleeht
201
der Terrainbesebaffcnbeit zu urtheilen, scheint dieses K^tell
rings von der Nabe umflossen gewesen zu sein und auf einer
Amdamexilirte Stfiek Mauer hatte doch durch den gnten rSmi-
sehen MSrtel eine solohe Festigkeit , dass ee nur mit der
grStsten Schwierigkeit zn beseitigen war, was hingegen mit den
im H. XXYII. S. 64 gedachten Mauern, welche die am Innern
dieser Seite aufgefundenen Grüfte bildeteui leicht geschehen
konnte. — Im Winter TOn 1859—1860 wurde an der Sussem Seite
der südlichen Umfassungsmauer — (ron der südwestUohen Ecke
bis gegen 80 Schritt hin) — mehrere Fnss tief gegraben und
es kam die wohl erhaltene Bekleidungsmaner sum Vorschein.
Von den im H. XV. S. 214 u. H. XXn. S. 1 ff. erw&hnten
RSmerstrassen y welche nach und aus der Heidenaauer föhrteni
Ist nur diejenige mit Sicherheit naohsuweiseni die bei DSrrebach
Ton der Strasse Yon Trier nach Biogen abging, sich über den
hungrigen Wolf — wo TOr einigen Jahren wieder römische
Grftber aufgedeckt wurden — dann IXngs des link«i Thalrandes
der Nahe — au welcher im Jahre 1808 der frühere Besitzer
der unweit y nordwestlich Ton der Heidenmauer gelegenen Oel-
mfihle Spuren daron aufgefunden haben soll — fortsetste und
über diesen Fluss in die nördliche Seite des Kastells einlief,
Ton welchem aus sie sich südöstUch nach Alsey hin fortzog.
Von dem letztem Arme sind in neuerer Zeit an zwei Stellen
— gegen 300 und 1000 Schritt südösüich ron der Heiden«
mauer entfernt ^ Ueberreste ausgegraben worden, und der-
gleichen 6nden sich auch noch an dem Abhänge des Galgen-
berges, gegen den Darmstiidter Hof hin, unter, dem Boden,
was an dem spärlichen Wachsthume der Feldfrfichte zu erkennen
ist, daher denn auch dieser Ackerstrioh «die feurige Kutsch^ im
Volksmunde heisst Alignirt man diese einzelnen Thefle mit
einander, so gewinnt es den Anschein, als ob dieser Arm
wenige Sehritte Tor der östlichen Kastellseite sieh s&döstlioh
abgebogen habe und etwa l&O Schritt östlich tob dem Darm-
stXdter Hofe — wo noch in neuerer Zeit Qräber aufigedeekt
wurden — fortgezogen sei. Da nun die im H. XXI. S. 1 ff.
erwähnten, 18238, 1889 u. s. w. zwischen dem Planiger und
den Bosanheiner Wege aufgeAindenen , grossen Grabstätten
202
Insel gtlegeu zu haben, and im vorigen Jahrliundert sollen
noch die üeberreste einer steinernen Brücke vorbanden ge-
auf mehrere hundert Schritt unanterhroehen Tor der tildllcheii
Kaetellseite lagen, und da man in dem Whiter Ton 1859 — 1860
in den Aeckem, welehe gegen 70 Schritt nSrdlleh dieser
Grabstätten rieh befinden, aaf eine rieh weit yerbrdtende doppelte
Lage Ton schlechtem Wackenpflaster stiess, auf nnd unter
welchem Scherben Ton rSmischen GrabgefSssen , der Henkel
eines DoUums, Basammengeschmolsene NSgel, Thierknochen
etc. und drei gnt erhaltene Mittelerimünaen Ton M. Anrel rieh
Torfanden, — was mit den Vorhandenen Brandspuren. doch wohl
aof eine StStte hinweisen dürfte, wo die Römer ihre Todten
Terbrannten — , so wird es auch dadurch sehr wahrseheinltohy
dass dieser Strassenarm nicht aus der sSdliohen KasteUseite
ausgegangen sei.
In geringer Entfernung you der Ssfliohea Front «iehen rieh
bie an 1200 Schritt unterhalb der Heidenmaner die GrSber
Ulngs der Nahe hin, und w&hrend dieser Fluss In der N&he
des Kastells sich gern links Bahn au brechen sucht, hat er
weiter abwlrts die Neigung sich mehr nach rechts hiaauwerfen ,
wodurch denn bei grossem Wasser und bei Eisgingea schon
öfters Gräber mit ihrem Inhalte bloss gelegt worden sind. Diese
lange Gräberreihe deutet jedenfalls auf die Yom Kastell nach
Bingen geführte Strasse hin, tou welcher sieh unterhalb Bretsea*
heim, und Yormuthlich gans in der Nähe tob Genringen, ein
Arm rechts abgezweigt haben mag, der nach NiederilBgelheim
führte, wo er in die grosse Bheinstrasae mündete, und mit der-
selben weiter nach Mainz sog. Für das letstere spricht dis
Benennung n^r alte Mainzer Weg**, welche in den alten und
neuen Lageibücliem der Ton Kreuznach, längs der nürdliohea
Kastellseite, an der Nahe bis gegen Gknsingen hinlaufende,
sehr ausgewaschene > schlechte und jetzt nur noch Ton den
Gensingem benutzte Weg führt, und auch die neuere Straiis
Ton Kreuznach nach Mains behält im Allgemeinen diese Sich-
tung bei, well sie die bequemste und kürzere ist Der Verf.
sagt oben S. 148 sub 3, dass die Strasse, Ton welcher rieh noeh
Üeberreste durch Zahlbaeh gifgen Orais liln aelgen, Tonmithlieh
203
wegen seini wekbe von dieser Befestigung flker die
jeUige Nahe fahrte. Der Name und die Zeit der Entstehung
nach der Heidenmauer bei Kreuznach geföhrt habd. Die gerade
Richtung derselben würde so ciemlich genau über Sauerschwaben-
heim , Bubenheim , Oberhilbersheim , Biebelsheim und Planig
nach dem Kreuznacher Kastell treffen und auch die kSrzere
sein, wenn dabei nicht ein bedeutendes Hügelland au über-
schreiten wäre. Von der Strasse» welche aus der porta deeumana
die Nahe aufwärts geführt hat, ist kein sicheres Merkmal mehr
Yorhanden, jedoch wurden hier yor etwa 5 Jahren bei dem
Bau eines Hausee am Schlossplatse Gräber aufgedeckt, und
dabei eine sehr verschlissene Mittelerzmünze gefunden, welche
dem Anschein nach der Zeit der Antonine angehört. Uebrigens
wird in Nro. 11 der Periodischen Blätter der Gesohiohts- und
Alterthums- Vereine in Kassel, Wiesbaden und Darmstadi S. 298
des Qesohenks eines Metallbohrers Yon Eisen, wdoher kolossal,
▼ierseitig, 1' 4'^ l^ng} tAch beiden Seiten zugespitzt und 11 Pfund
sohwer ist, mit dem Bemerken gedacht ^gefunden auf römi-
schem Pflaster oberhalb Kreuznach.** Die Ton mir darüber
angestellten Erkundigungen haben ergeben, dass dieser Fund
an dem Eisenbahn • Einschnitte hinter dem Hotel Ldw bei
Münster am Stein gemacht worden ist, wo mehrere derartige
Gegenstände von Eisen gefunden wurden, welche aber von
Andern für Ton der Ebemburg abgeschnellte mittelalterliche
ProjeotUe gehalten werden. Etwa 4' tief lag unter SteingerSÜ,
welehes dort fortwährend Ton dem steilen Bergabhange herab-
roUt, das 9" dicke und etwa W breite auf oiroa 2*/t' hohen
Lehmkies gebettete Pflaster, welches übrigens keine Mörtel«
spuren zeigte. Es mögen davon an 50 Fuss in der Länge
aufgedeokt worden sein. Dasselbe schien von dem bewaldeten
Bergabhange herzukommen und seine Richtung von Norden
nach Süden gegen die Ebemburg zu sein.
Gegen Ende des Aufsatzes in dem H. XXn. S. 1 ff wird
nach Sohneegans (hist-top. Beschr. v. Kreusnach. Coblenz 1889.)
gesagt, dass sich unter dem Namen »Heerstrasse** noch Spuren
einer Römerstrasse vorfinden sollen, welche von der Heiden-
mauer durch den Langenlonsheimer Wald nach Bingen geführt
204
dieses Kastells mmi onbekannt, und! anter dien vieleB benitt«
lief enden rOausehen Ziegeln kat der Verf. keine mit LegiMs«
SU haben soheiae, nad im H. XV, B. 314 wird dieser Heer.
•trasM im Langenlonsheimer Walde tn der Weise gedacht,
das« sie fom Hansrflcken herabkomme und noch als erkenn*
bare RSmerstraese am Kreusnacher Kastell Torbei naeh Alsey
und Worms geführt habe. Nach den Ton mir auf dem Font-
hause im Langenlonsheimer Walde darüber eingesogenen Er-
kundigungen befinden sieh in der Riohtung des, Ton Sohwep-
penhausen über Waldlaubersheim dureh den Waldlaubeiehmmer
und Langenlonsheimer Wald naeh Langenlonahelm führenden
Weges grosse Qrabhflgel, welche HunnengrSber genannt werden ;
dass aber in dem Langenlonsheimer Walde noeh Spuren ron
einer Strasse Torhanden w&ren, welche in der Umgegend ,|Heer-
Strasse** genannt werde, daTon ist dem seit fast 60 Jahren
daselbst angestellten Herrn tou Borisini niehte bekannt. Der-
selbe hat einen dieser Hügel, welcher dieht istlioh tx>r dem
Forsthause sieh befand, aufgraben und abtragen lassen, nnd
es wurden Lanxenspitsen und andere Alterthumsgegenstiade
daiin gefunden , welche nach Mains gekommen und dort fSr
altdeutsch erkannt worden rind. An demselben Wege, etwa
1600 Schritt nördlich Tom Forsthause, wurden ror' ISngerer
Zelt twel kubisehe SteinsSrge aufgedeckt, in welchen sich ausser
einem iingUch sohmalen Glase nichts Ton SrhebHohkeiC rorfsnd.
Auch der antiq.^hist. Verein fBr Nahe und HunsrScken hat
einige dieser Hfigel aufgraben lassen, alMn es Ist dabei, ausser
einer Lansenspitze, nichts nennenswerihes gefanden worden. Wenn
man nun trotz dem annimmt, dass diese QrabhOgel die Wchtong
einer alten RSmerstrasse beseiehnen, so wird man auch angeben
müssen, dass dieselbe entweder ron dem, bei Dürrebach Ton der
Strasse Ton Trier nach Bingen abgehenden nnd sieh naeh der
Heidenmauer bei Kreuznach wendenden, Arme Hnks, etwa
nürdüch Ton SchSneberg, oder, was wegen der au Btromberg
Über den Qüldenbach gefQhrten Brücke noeh wahrscheinlicher
sein dürfte, bei dem letitgedaehten Orte reohta Ten jener
Strasse abging, und tn der angegebenen BlehlQng Über Langea-
lonskeiiB mitlelst einer Fuhrt iwisehen Geasingen an4 Bretten-
205
«tempeln gefunden. Die grosse Anzahl von ri^miscben MQnsen,
die innerhalb der Umfassungsmauer und östlich von derselben
gegen die Nahe hin gefunden werden und dem Verf. zu
Gesieht gekommen sind, umfassen die Periode von Gallienus
bis Honorius. Wenige waren älter, und es scheint daher,
dass diese Befestigung unter Gallienus entstanden und unter
Honorius, bei dem Elnfatle der Vandalen und der mit ihnen
verbundenen Völker, im Jahre 407, mit so vielen andern
römischen Etablissements awischen Mainz, Metz und Trier
zerstört worden ist.
Die Fortsetzung der J^merstrasse las^t sich von der
Heidenmaner bis auf die Höhe beim Darmstädter Hofe ver-
folgen. Wahrscheinlich hat dieselbe zunächst nach Alzey
geführt, wo man wieder die Spuren eines römischen Kastells
gefunden hat. Auf einer grössern Strecke von der Heiden-
maner aulB finden sich neben dieser Strasse in dem Boden
viele Deberreste römischer Gebäude, und auf der Höhe beim
Darmstädter Hofe, so wie auf der linken Seite der Nahe
auf der Höhe, der hungrige Wolf genannt, hat man grosse
römische Grabstätten entdeckt, wo in den letzten Jahren
viele Urnen von Glas und gebrannter Erde, Münzen etc.
ausgegraben worden sind. Ueberbaupt ist die ganze Um-
gegend von Kreuznach sehr reich an römischen Alterthflmern.
Kreuznach selbst ist nicht römischen Ursprungs, aber wahr-
scheinlich bald nach der Zerstörung obigen Kastells ent-
standen, da dieser Ort bereits eine Domäne der ersten
Karolinger war, die hier ein Palatium hatten.
heim an dem Punkte die Nahe überschritten habe, wo sieh die
am rechten Ufer dieses Flusses von der Heidenmauer herab-
kommende Strasse theils nach Bingen, theils nach Mainz wendete.
E. S. (üeber die neuesten Funde werden wir im Anschluss
an den Bericht In Heft XXYII p. 63 im näohsten Hefte Mit-
theilangen -vorlegen. Die Red.)
206
10. Römerstraflse von Trier ilber den Hohwald
nach Frauenberg an der Nahe u. a. w.
Diese Strasse wird weder in den lünerarien noch auf der
Peutingerschen Tafel aufgeführt. Auch gehörte dieselbe
ihrer Bauart nach, wie die noch vorhandenen Ueberreste
zeugen, nicht zu den grossen Militaiiistrassen des römischen
Reichs. Sie hat zwar dieselbe Breite wie jene, aber ihre
Erhöhung über den Boden und ihre Besteinung ist nicht so
bedeutend und sie dürfte daher eher za der Klaase der
Vicinalstrassen zu zAhlen sein.
Sie folgte der Römerstrasse , welche von Trier fiber jlit
Büd lieber Brücke nach dem Heidenpiltz etc. führte, bis auf
die Höhe zwischen Mertesdorf und Fell (1 % Stunde von Trier).
Hier geht sie rechts von dieser ab und in der Richtung der neuen
Chaussöe von Trier nach Hermeskeil, nur noch wenig sicht-
bar, auf der Höhe von Thom fort bis zu dem Anfange des
Hohwaldes zwischen Farschweiler und Osburg. Bald nach
dem Eingange in den Hohwald schneidet sie dia nene
Strasse und führt östlich von derselben, in gerader Richtung
der Höhe folgend, gegen l&OO Schritt westlich von Pölert
und zwischen den ThAlern, welche nördlich nach der west-
lichen Dhrone und südlich nach der Prims herabfallen, nach
dem sogenannten Königsfelde. Dieser auf der Höhe
zwischen Hermeskeil und Pölert gelegene theils kulti-
virte, theils' mit Wald bestandene Punkt, wo noch fort-
wahrend römische Alterthümer gefunden werden, war offenbar
der Etappenort zwischen Trier und dem zweiten römischen
Etablissement bei Frauenberg.
Das Königsfeld liegt fast in der Mitte zwischen Trier
und Frauenberg, und ist von Trier 6, von Frauenberg
7 Stunden entfernt. Elwa 1600 Schritt westlich von dem
Rönigsfelde, an der Römerstrasse und an den Quellen des
Rothenhaehes , liegt der Heidenbrnch , ein Ort , wo * ktaCg
207
röniseke Minsea and GrAber gefunden werden, und welcher
wahrscbeinlich der ri^rainehe Begrftbnissplats von dem Etabli^
sem^t auf dem Känigsfelde war.
Von dem Königsfelde sieht sich die ROmerstrasse in nord-
dstlicber Richtung in einem grossen Bogen auf der Eüht an
der rechten Seite der Prims hinauf bis an den sfldlichen
Abhang des Steinkopfs bei Halbom. Die Römer haben
wahrscheinlich der Strasse diese Richtung gegeben , um die
Brucbstrecken xa umgehen j in welcher die Quellen der
Prims liegen. Sie wendet sich dann sQdAsflich über den
Hohwald^"), führt bei] Börftnk Aber das flache Thal der
Trau oder Traun , und nwischen diesem und Rinaenberg
ttber den Hauptnug des Hohwaldes. Von Rinnenberg geht
sie nach der Gollenberger Spitne und durch den Wald
„Wasserschied^ genannt, nach der Stelle, wo sich die Strasse
TOtt Birkenfeld nach Oberstein und Neben theilt. Hier be-
finden sich die Ruinen eines grossen römischen Geb&udes,
in welchen vor einigen Jahren ein Steinbild des Vulkan
gefunden worden ist. Von dieser Stelle wendet sie sich
Aber Rimsberg nach Kronweiler an der Nahe und auf die
Höhe bei
Frauenberg. Hier befinden sich auf einem kleinen
187) Am nSrdliclieii Abhänge des Hohwaldes liegen die Hainen
der uralten Barg Dhronecken oder Throneok, die früher der
Familie Ton Hagen geh5rte. Südlich davoU} im Hohwaldoi
der sonst wie die Vogesen den l(amen Wasgaaer Wald führte}
befindet sieh der ThrSnenweiher (die Quelle der Traa), wo
naoh einer fiagOi die sich In dem Mande des Tolks erhalten
hat, ein KSnig ermordet worden sein soll, und an diese Qegend
grenzt der Hunsrücken (das Land der Heunen) und es ist sehr
wahrscheinlich, dass der Dichter der Niebelungen die Ermordung
Siegfried^s durch Hagen von Throneck in diese Qegend setzt,
nnd dass diese Dichtung auf einem geschichtliohen Faktum
bemhl, welches in dieser Gegend statt fand.
208
Plalean, welcheB gefen die Nahe iibiI gegen swei Seite»-
tbäier derselben steil abfUtt, die Ruinen rttnischer Gebäude,
und die Lage derselben macht es wahrsdieinlich , data ea
eine rtfnische Befestigung war. Mfinsen nnd andere Alter-
thfimer werden hier noch fortwährend sehr viele gefunden.
Von den rdmischen Ruinen bei Fraueuberg ffibrie die
Römerstrasse an Ausweiler vorbei, und vereinigte sidi bei
Breunchenborn mit einer andern , welche von der römischen
Befestigung auf dem Schauenberge bei Tholey kommend,
aber Wolfersweiler , (iber den Feldberg nördlich von Baum-
holder, dann sOdlich von. Frohnhausen und auf der Höbe
fort uwiscben Bllenbach und Kewersheim gegen Grumbach ^^)
etc. führte. Hier hat der Verf. die Spuren dieser Strasse
verloren, und kann daher nicht angeben, wohin sie weiter
geftthrt hat.
Der Ring bei Otsenhansen (südöstlich von
Hermeskeil). Eine halbe Stunde nordöstlich von Otnrn»
hausen befindet sich auf der Kuppe eines hohen
bewaldeten Vorberges des Hohwaldes, der söd-
lieh und westlich gegen Otaenhausen und nördlich gegen
ein Seitenthal der Prims steil abfällt, eine uralte Befestigung,
welche in der Umgegend der «Ring'' ^^) genannt wird. Dic-
188) TgL Jahrb. H. I. S. 100 ff. H. XVII. 8. 226 und 227 und
H. XXÜI. S. 181.
189) Ringe oder RingwlOle heisMii bekanntUch die aaf dem Tamrai
und in den westflUisohen Gebirgen auf den Bergkappen anf.
gebXaften SteinwiUle» welche den Germanen bei den InTasionen
der Römer Ton dem linken Rheinufer aoa als Zoflaoht«. und
Yertheidigttngspunkte dienten. Aehnliche Befestigungen befinden
sich auf den Yogesen im Elsass und in der Pfals, so wie auf
dem Soon* und dem Hohwalde. unter letstem Ist der Ring
bei Otsenhausen der bedeutendste, so wie in der Pfals die
Heidenmauer bei Dürkheim, welohe das Plateau eines hohen
gegen das Rheinthal abfallenden Berges nrnsohlleseti and an
909
MMe karteht atts cio^m Walle ron kOnsIlicb aiif|reiiaaftea
Grauwackea. und Qaarcsteieen , ireldifr die oTalfbmtige
ffSehe des Berges umsdiKesst, vod ansseit ^g^ den AUiaiif
It bn S0% Ton innen 6 bis W HObe imd eine untere Aii-
lag^e ron M bis 36^ bat Daa flanae bat einea Uarfang
von beinabe einer halben Stunde , und an der Sfldaeite, wo
der jetilge Weg^ von Sotem naeb Ziaeb durcbfflbrty eine
OeiTnung oder Eingang von der Breite einer Wag eaapttr«
Etwa M Scbritt von der Hauptunwallmig beAndet sieb an
dem steilsten Abbange des Berges ein sweiler ftbnKcber
Steinwally der die erste von drei Seiten naschliesst und von
•uasen xom Theil bis 40^ boch ist Die Masse von Steioeni
woraus diese beiden Wälle bestehen, scheint groasenibeils
anf der Höbe des Berges, innerhalb der Hauptumwallnug
gebrochen worden au seioi und noch vor 80 oder 40 Jahren soll
sieb innerhalb der letatern eine Quelle befundeu haben,
welche gegenwärtig am Fusse des Berges entspringt .und
sehr wasserreich ist«
In der Gegend von Abentbeuer ^^) und dann in 4er Bld»-
Mkg gegen Rinnenberf belindeii sieb an dem sNticben
Abhänge des HohwaMes noch abnliebe SteinwMe, jedoch
von geringerer Ausdehnung als der Rfaig bei Glaenhausen.
dm Stellen, wo der Zugang weniger stell ist, einen tiefen und
breiten Graben Tor sieh hat. Alle Befettlgansen der Art anf
der linken Rheintette eehelnea In der ZeU entetaaden so tela,
wo sieh die Deutsobea (hier die Allei»annan) in dem damals
r^misoheii Qebiete festausetsen anfingeiif und ihnen als Yer-
theidigon^pankte zonSohst gegen die R5mer und später wohl
auoh gegen die andern Volker gedient zu haben , welche bei
dem Untergänge des weströmisohen Reiches der Reihe nach
tiber den Rhein gingen und steh in den römischen PrOTlnsen
festsetzten. (Vgl. Jahrb. H. VH. 8. 120 ff.)
19^ Vgl. Jahrb. H. XXHT. 8. 131 und den beriehtigeadea AHlliel
bi deiqs* H. S. 194 fff
14
Vor. ieBselbea am Fafie to Clebirfes Sniti mm Jiock
viele Deberreste voa GrAbero, welche »ich bis ao itu Biog^
erstrecken und in der Ungegend die Huanennchtti aea gcunt
werden« Dies«^ JUfaißi iiiclit i^bne Grund vermutben, dnp ^i
dem Einfalle Atlilae in Gallien (451) die damalig scbM
genaanifcbe Bevölkerung der Gegend sich in das bewaldete
Gebirge des ftobwaUes geflacMei ^nd xa ihver yertheidft-
giwg nadi genaaniscber Sitte, eine gritaisere verscbannte
JUinie von Ringenberg. bis an Otaeeubaiiaen angel^ ll^be«
wovM der Ring das HaMptreduit bildete«
11. ROmerstrasse von Trier nacb der römischen
Befestigung auf dem Scfaanenberge und den
Varuswalde bei Tholey, und von da theils nach
dem Herappel bei Forbacb, theils nach dem
WO rsch weiter Kloster an der Blies.
Diese Strasse mit ihren Seitenarmen, wovon sieb nodi
«lelo Qcbeifesle erbaUen 'haben, • wird wieder in Aem Minerar
des Amtonig ; noqb sißi der Pi^ulkingi^ra^hen Jafel genangti
obgleich dieselbe ihroc.üonstmktion «leh m den grOsnei^
Hilitahmtcnaseii deo : r^Hiischen Reichs gehOri m h%h«P
scheint.
Pie ersten Spuren di^er Römerstra^^ werden auf deas
WoUbberge« % Stunde von Trier , sichtbar, von wo sich
dieselbe durch den HathAuseie: Wald nicht,, und eidlich voa
diesem WaMe die neue Chaussee von Trier nach Pellingea
berührt. Sie lauft von da M Schritt Ostlidi von der neuen
Chaussöe mit dieser parallel bis dahin, wo die letsterc
sich nach Pellingen wendet. Die Römerstrasse geht in ge-
rader Richtung über die Höhe westlich von Pel^ngen, uu4
trifft südlich von dieser Höhe wieder mit der Strasse uych Nie*
1 demerf Msamnmn, der sie im Allgemeinen über die Pollimer
Haide bis n drei hohen Grabhügeln, dm* JlrcMLopg^. gnnannt,
4
an
to\gt. Hier veriftsst die ROmerstrasM «lie geg;enwartige nach
Niederzferr, wendet sicli auf der Httlie fort nm den Benraiber
Weiher, und trifft wieder In jene Strasse bei dem Wegweiser^
wo der Weg nach Merzig von ihm abgeht Von hier fahrt
die JStrasse nach Niederzerf auf der Römerstrasse bis an
dieses Dorf/ wo die letztere am westlichen Ende desselben
Aber den Zerfer Bach ging, sich steil tlber die Höhe wendet^
'die neue Chaüsis^e nach Weisskirchen schneidet, östlich von
derselben in der Richtung des alten Weges Ober den bei
Proramersbach in die Ruwer fallenden Bach führt und an
der rechten Seite desselben auf den HauptrUcken des Hoh-
Walded hinaufführt. An dem südlichen Abhänge des Höh-
waldes ist die neue Chaussee grossentheils auf die Römer-
strasse gelegt, und hi^r befinden sieh auf beiden Seitett
derselben die Ceberreste eines grossen römischen massiven
Gebäudes, wahrscheinlich eines kaiserlichen t^osthaoses (Mu-
tatio). Von diesen Ruinen geht die römische Strasse gegen
400 Schritt westlich von Weisskirchen vorbei, und wendet
sich oberhalb Theilen in der Richtung der gegenwärtigen
Chaussee gegen Wadem. Eine hand* Stunde westlich' von^
fliesem Orte terlässt sie die genannte' 'Cbaufisfe'tfiid^rendet
iäch östlich von Noswendel gegen flie Priins', 'Aber *itdche
sie bald unterhalb der Mthidung des Wadrillbacbes' geführt
hat. Ueberreste MnerBrtieke sind Irier nicht mehr torhänden:
Auf der linken äeite der Prims füiirt sie die Höhe hinauf,
Aber däi Dieusterhof, nathOeberrotb, nach Roth nnd sfldlfch
an Basborn vorbei nach dem römi^cfafen Kastell auf der
itoppe des Schauenberges bei Tbnley^*^).
Auf diesem hohen Berge, der eine ausserordentlich weite
Aussicht gestattet, befinden sich noch drei halbkreisförmige,
wohl erhaltene Erdwälle, welche sieh terrassenförmig hinter
Mnän^^r etteben, und die obere Ffäeh^ des Berges bis n
..lai).,^^,. jafcr*. ^. X. s. IS.« ...
212
dem steiIeD uiid felsigen sfidlieben Abfalle gegen Tkoley
umschliesBen. Längs der Krete dieses steilen Abfalls sind
noch die Ueberreste einer starken römischen Gnssnaner
sichtbar, welche sich von dem einen Endpunkte des aosser-
sten Erdwalles bis nu dem andern erstreckte. Eine andere
Haner führte lAngs dem Banket des innersten Erdwalles,
so dass die Befestigung auf der nugAnglichen Seite gegen
Westen, Norden und Osten aus drei Gräben, drei ErdwäUen
und einer Mauer bestand. Die Eskarpe des innersten Erd-
walles bis nur Grabensohle hat gegen 36% die des mittlem
gegen 25\ die des äussersten gegen 15' Bähe und ror
letzterem befindet sich noch ein 10' tiefer Graben. Der
Eingang in das Innere der Befestigung führt von Norden
her in der Milte durch die drei ErdwäUe, und die noch
vorhandenen Mauerreste beweisen, dass eben so viele Thore
hier waren. In dem Innern östlichen Baume befinden sieb
noch die Euinen einer Burg von geringem Umfange, welche
den Grafen von Schauenburg gehörte, und wovon die noch
vorhandenen Hauern groasentheils aus nerschlagenen römi-
sdien Steinmonumenten bestehen. Der von den Ruinen dieses
Schlosses nkht eingenommene innere Baum ist mit rUmischea
Hanem, die aum Theil aber die Bodenfläehe hervomgqi,
bedeckt. Eben so linden sich ausserhalb der Befestigung
an dem sfldlichen Abhänge des Berges, wo derselbe gegen
Tholey flacher wird, noch viele Ueberreste römischer Gdktnde
Auf der Höhe des Schanenberges entspringen mehrcr«
jedoch nicht wasserreiche Quellen. Viele römische Alter«
thOmer, besonders Waffen und Hannen, werden nodi forU
während auf und an dem Schauenberge gefunden.
In Verbindung mit der römischen Befestigung auf dem
Schauenberge stehen die weitläufigen römischen Eninea,
welche, eine kleine halbe Stunde östlich davnn, in dem
sogenannten Varuswalde gelegen sind. Die Römerstmise
von Trier fahrt theils aber den Sdiauenberg nach diesen
S18
BflioeB, tkfüs geht ein nftherf r Arm derselben auf der Hube
iwiecben dem Deiuterbofe mid Deberrolh linke ab, ttber den
Trauschberg und ni^rdlich von Theley vorbei nacb dem
Varuawalde. Dieser ganae Wald ist mit TrOmmerhanfen
rdmiscber Oebände und Hauern, die zum Theil noch mehrere
PnsB über den Boden hervorragen, bedeckt, welehe die
ehemalige Existeme eines Orts von grösserm Umfange be«
weisen. Noch im letzten Frtthjahre (1829) wurden hier.
Mm Behuf von Bausteinen, die Ruinen eines runden Tempels
ansgegraben, in welchem sich ausser acht grossen, scbOn
gearbeiteten Säulen, drei Statuen von Stein und eine grössere
Anzahl kleiner bronzener Votivbilder fanden. Alles war
bereits, als der Verf. nach Theley kam, zerschlagen oder
ai| die Juden verkauft. Neben dem Wege von Tholey nach
Bliesen ist unter diesen Ruinen noch ein wohl erhaltener
rdmischer Brunnen sichtbar. Ueber den Ursprung und die
Benennungen der rAmiseben Befestigung auf dem Schauen«
berge und des Btablissements in dem Vamswalde schweigen
die auf uns gekommenen römischen Nachrichten. Nach einer
Tradition, die sich in der Gegend erhalten hat, soll Riecius
Varus, der unter Maximian I (gegen 290) Statthalter von
Gallien war und sich durch seine blutigen Verfolgungen der
Christen auszeichnete, der Grflnder dieser Orte gewesen sein,
wogegen jedoch die vielen Münzen aus der frOhern römi-
schen Periode, die hier gefunden werden, zu sprechen
scheinen.
Die vielen römischen Alterthömer» welche man bis fetzt
bei dem Imsbacherhofe » bei Theley, bei Steinbadi, Oresau-
bach, Limbach, Urexweiler, in dem Walde bei Stennweiler
etc. gefunden hat, beweisen, dass sich in der ganzen Um-
gegend von Tholey römische Ansiedelungen^^) befanden.
192) Der Verf. ist der Anaioht, dass die meisten römiiohen Etablis-
sements In den Rheingegende« .dmek Veteranen -Kolonien ent*
und dasis die Bcffstignng aaf dem SchauenUerge irailiradiriii-.
iicb SM Schills derselben, so wie des greaaen Btabliaaebents
in Varuawalde dieiitr.
Unter den ATflnscen , ivelehe bei Tholey gefunden werdca
und dem Verf. zu Geaichi gekommen sind , haAmden sich
9wei Goldstücke von Valentinian Ili (tou 4^ Ma 465)
welche zu beweisen scheinen, daaa — wenigstens die Be-
festiguttg auf dem Sthauenberge — nicht ihren Untergang bei
den Verheerungen der Vandalen etc. in den Jahren 4M nnd
4M gefunden hat^ sondern wahrscheinlich erst dnrcb die
Hunnen 451 , oder nochepiler durch die Franken ^ verstM
worden Uf. : ' / : . » : i :
Vott dem Varuswalde geht die Römefc6tcatee innter den
jetsigen Nataien der. ^iRtiuisfraase? (Oreiiiatrasse ,- weil sie
die Oefaiarknagen .der! anf jbcideft StüHisk in dea^ThÜeni
liegcsiden Di^rfor sc*eMet)i:aaf der Btthe ii^ sAdBcher Rieb-
tnngi:A>#t hiä iU; den Wi^U voi St^aiiweMer^ wo sich waedct
Eujinen eineb: römiscben.SCaAlisseflmkls. fiiidlSQ, Sie iel ia
dieser fiulferuung noch fast durchgangig sichtbar, ftei dea
gedachten Ruinen theiit sich die Strasse in xwei Arme.
sUnddo sind. Nmch der rSmlaobeD MiliUiryarfaasuns^ erhiaUeit
die Soldaten, die Infanteristen ^ewöhnlioh nach ^Ojähriger, die
Kavalleristen nach l6jähriger Dienatzfit, ihre Entlassung apd
mit derselben von Seiten der Regierung grössere oder kleinere
Strecken Land und die nöthigen Mittel zur Urbarmachung und
Anbauuog desselben. * Die SShne dieser V^terän^n traten ge^tyhn-
libh jnft dem 1-9. ödjer, 20. Jahre i^i^dorlh ^lUkairdieiiitay und
efaatit^n;g^s0iaxitkeiU.d^n Abganff. , Ma« ^nd^ 4aft}|(if fast aa
allen den Ortep> wo sich . rSn\Uohe ^pt^festigungen Ton einiger
, Bedeutung befanden ,. die Uaberreste solches, Ansiedolungen,
denen die Befestigung, von der sie auagfngen, bei der liavasion
der Germanen als Zufluchtsort diente. Eine sehr grosse Anzabl
▼on Ortschaften in den Rheingegenden Terdankt ihren ersten
"Un^rttng' Bolekeii'r9miaeheli Veteraeen-Holonieo.
A beA&tt die frilbere AUhtmig «nd 'den MMeH lUnh-
shttssA und ffhrt an NeuDkii^h^n verkei gegen das Wftrseb«
weller Rtofttet. -- Dfe 'weitere Forisetsung dieser Strasse
filt deih Verf. nicht bekannt, es ist jedoch htfcbst wahi^
silhetiiHch; dass^ dieselbe nach Stmssburg (Argenloratam)'
fiibtte, nnd in der spatern rsmiscben Periode die nächste
VerbindUBg swisehen dieser r5inisehen Haäptfestung am
OberrhcSn und Trier bildete.
'- B geht redit» ab über Steanweiler itnd anter itm Namen
der Grit nlFngastrasffe aerf der H^be fort awtsehen den
Friedriebstliater und F^ob-Baehe aber das Steigerhaos,
Jägerhaus y a» der BiMstdcker H5he und dem Hfinerfelder»
böte eie. rottet iiadi dem Saartliale herab. Ste ist oberhalb^
Guersweiler über die Saar gegangen ^ und wie es «chefnti
äAvf Triller PfaMbrflefte, indem sieb hier ita der Saar noch
die ' !Bei>erreeie von sehr starken eicbenen mit Elsen b^-
aeÜfagctteB Pfosten beftndetai, und bat von da nacbdeof
Üentppel getBbrt.
'^Dier Chrtnünga- und Rennstrasse ist die alte Terbinduag'
swineben» SKaarbrüiiLen und Trier, und wird bis an den
Vianiawald noch jetat als Fahrweg benutat. Von dem Varus«
wcalde ging sie ttber den Imsbacherhof, Hettnieh, Castel,
westlich von Nonnweiler vorbei und über Hermeskeil nach
Trier. Zwischen dem Varuswalde «nd Mettnieh ist dieselbe
gegenwärtig als Sebmucklerweg verboten.
Monument desMithras bei Schwarzerden, gegen
2 Stunden südwestlich von Cusel.
' Dieses i^ebr beschädigte iTTonument''^) befindet sich auf der
linken Seite eines Wiesenthkles und ist en relief in eine
gegen l^flden gewendete Felswand von rothem Sandsteine
gehauen. Dasselbe liegt i^ i)is 18' Ober der Sohle der
Wi^e und es scheineii Stufen von letzterer zu ibm hinauf
I «■ i • ^*
•I
ia0^«.lfoi|l* «Jahvb« n. l a ICdaad.H* |y. £k 96b. .. 4
»10
gefllkit Bu fcafeen^ die gegciiwartif mit Brde bededU siod.
D«8 eigfntliche M»ii««oat Ul 6' 10" hoch uad hreit» u4
hat vor sich bis auoi Abfall gegan die Wiese eise abeae
RIache Toa u 6'. Die ia die Felswaad gehaacAea Lltehcr
aber dem Bilde habea ofeabar auai Kiasetaea voa Balkea
gedienli welche eia ttber dem MoBumeaie errichtetes Daeh
tragea. Die Ausfühniag war, so viel sich ans dea Uaber-
restea noch erkennen lasst, nur mUtelmassig« Der Stier
kniet mit dem rechten Vorderfasse auf einem Steine, oder
Altare, uad unter ihm silat ein Lttwe. Ueber der ebem
Einfassung, au beidea Seiten, sind awei sehr beschädigte
Figuren, worou die eine einea Baam damustellea schaiat,
awischM dessen Zweigen eine meascUiche Figar sitat; die
andere Figur ist stehend.
Dem Honameat gegenftber, auf der rechten Thaihttbe der
Wiese, befiaden sich Ueberreate von rttmischen Gebinden,
wo viele Mtlnaen, Utensilien ete» gefunden werden. Das
Dorf Schwaraerden liegt einige hundert Schritt stdtallieh
voa diesen Ruinen. In dem Thale, welches sich von Sishwaiw-
erden nach PfeiTelbach herabaieht , werden virie röarische
Alterthüraer gefunden. Bei dem nordwestlich davon gelegenen
Dorfe Fraisen sind schöne rdmische Bader aufgedeckt worden.
12. Rttmerstraase von Meta über Narbifontaiae
und den Berafpel nach dem Wörschweiler
Kloster, und von da wahrscheinlich nach
Maina.
Diese Strasse ist weder in dem Itinerar noch auf der
Pentingerschen Tafel angegeben Von Meta bis Narb^foa*
taine kt dieselbe von dem Verf. nicht bereiset worden.
Iietaterer Ort, wo noch viele rttmische AlterthQmer gefunden
werden, scheint die erste Etappe von Mela aus gewesen
an sein. Von Narbtfontaine wendet sich die Strasse über
Bttschborn, l«sst Sl. Avold rechts Hegen, ist bei Bammerleh
(Hpnbourf rEvA^oe) Ober iie BoMd g efaagw wtd tähti
?6a iBf noch sUmlicb erliaUeDy an Beniagen nn4 Kodieren
rortei auf den
HerappoK Von Amaal an der Saar niebt licli ein
gvoeeenlbeUe bewaldeter Hdbenracken gegen 8L Avold»
■ine Stande etdwesUieh von Porbacb, awiecben Monbaeh^
BoetarfidL und Kocberen , tritt von jenem Htfhenricken eine
bedcntende AnbOhe gegen die Ebene benror, in welcher die^
Cbau»6e yon Forbaeb Aber RoebrAck nach Mets fiBbrt. Anf
dieser AnhAhCi welche der Herappel (wahiacbeinlich von
Blerapolie) genannt wird, befinden sich noch die Udkerreste
dner grossen rttmischen Befestignng, wo noch fortwihrend
viele römische Altertbimer, Wafen efc getoden werden«
Diese Anböbe ist von drei Sdten dnreh nenkrecbt bebaoeno
Felsen nnd durch steile Abhinge begreut » nnd httngt nnr
östlich dnreh rinen schnmlen Sattel nwiseben dem Anfange
der kleinen Thaler , 4ie nach Kocheren nnd nach Morsbach
herabgehen, mit der Hochfläche nusommen. LAnga der
Krete dieser Btthe befinden neb noch die nm Theil aber
den Boden hervorragenden Ueberreste einer starken rfiad^
sehen Oossmaner. Diese Befestignng hatte swei Ansgtnge»
einen gegen Süden , gegen Kocberen , wo die Strasse von
Metn in dieselbe führte, nnd einen gegen Osten, wo dtesdbe
Strasse wieder ans der Befestignng herausging. Bd dem
sfldliehen Ausgange, wo das Terrain weniger stdl abftllt^
befand sich vor der genannten Haner ein senkrecht abge»
bUschter Abschnitt, der mit grossen Quadern revetirt war«
Der Astttche Ausgang war ausser der Mauer nodi durch
dnen hohen und starken Brdwall, der aum Theil erhalten
ist, geschAtst. An beiden Ausgangen dnd die Einscbnittev
wo sich die Thore befanden, noch deutlich an erkennen*
Vor dem östlichen Ausgange war der Graberplatn del: Be«
satanag, wo besonders viele Waffen und gläserne CkBtee
gelsude» wefden.
^^i}^mUm\mT- rbt'4em' dsÄidli^n ^Amgmig^ • thdte OÜk 4k
SitB^Be'in sn'ei Arme. D^r Arn rethu iii liocb eriblMi
und sieht auf der Höhe fort, lüsst Folkling^ dtekt 4ittte^
Md weiidet «kh «Ikr TenfMiugfen' IB ^r RwMime« (fegieo
Slm«0buF^.' Voa 'dem ]iiik«ii Araie der Strasse sind nur Mdi
weitif^ UeberrMle sichtbar, fir fshft« roii «der fldbe herab
iti'der Mtdifuiig: «aek Moinbach, «od sekehr^sieh hier lAerw
wiü^' geiSkMt ku halben , m das» der linke Zweijp oberiialb
Otterswtiler tiber- die iSaar und nach den Varuflwalda Jiei
Theley y der fechte in d«t 'Rilhftuif^ '4er .gej^Miwänifmi
OiMMde Jliber Vwbaöh: big auT die' HMid Mn 4Saaikr|lckett
i^V^H^ '^^i «d /sich ^n >diii Aber Avnual nepch den
Ueberresti» Jrr^-tfoilacbett.SMlcke «bev di^ Saar^ die ddi
Ml »Pttsrt idea i HaHbergea beimko, .fcov^elri hat. .. Bs «nl
sirarhi dieser BAIfeni«ng Mine Spuren der.RtfacKtnme
fluHit vdriHmVen:; iüeselbe haan jedsck^ der TertaiäbttehäSen«
bUt haeb , »mn dieae: Kicfttu^giifehabl huben, Vfaa.mek.nit
deii> AD«a|en.iderrLaiidleute .ttbeildlnflliaioiitv wcdeMe iBer*-
aiaberten ,! daiaoioch vor. wenigen Jaibrta Ui der Scakvng«
welcbe «leb von sAiraunI nach deff Cbanaede r^n. Foiliach
hkumfirieltt , • die ßputen^ einer alten Sleinatraiae aichibar
geweaea seibn^.
Am KuaB« dus - fläUbergea, > ^Arniial. gcfgiettübef , aikd •. firflher
uieb rOiiiscbe fiteinaMnumenite ausgegraben irbffdan , und
irerdkb aodi jrtai häufig. rOnlscbe Mauern find MAHzen unter
der firda geinaden ^ «ruraus dh Sage ^eiitstaudeu iat , dtaa
Saarhrttcken-vhemala. in daeaer Stelle gelc;gen habe* lu dar
Sliar beluden rieh hier nach viele grosse Quddeieteiiie » aU
Doberreste einer atrintruen Brtlöke. Viele dieser Siejue, da.
si«' der Schiffahrt licschwerlieh fi^ren , alnd in neuerer Zeit
aus« ideal Pluase gesogen worden. INtee SteUe .heisit uoob
jetMt Im Munde des Volkes ^n der Heidenbrücke^
* teid^r Nfthe des. Hallberges suid keine Sparen der.BbaacP
Strasse mehr vorhanden, und dieselbe erschaiat ank. wiodwt;
m
^ftir'beiralAHfii'BöheiirflckM, itt i^h» •fliHcll<'AiiB>^i'
fUk Von «er g^genWftHlp^n ClHittssM «ach : Mains 4»MhiNläv
«fad Mehl/ iiii Alfgemffinfenmi^lir'selrr gut ertälf^/ob^HiiiAli
d^ ReiltH^eh^r Btffe , IStl feigrOert ^tMMMr die hutMn^de»
iffUMeii 'Burg Kirilti nai^f» 'dei* efteteflülgön ' < • * <
Wtfr^cfhweiler Klostet ftof der ri^ehtCTi <M(6 dH"
Mfes, a^ii ilttfcn 'Seh#alr2«näcKl^r g^enflber. ^^ -
- Aut fkm PTateau diesel^ nach drei l9ei(»n stell ftiMIIfifd«i
Mhe, worauf das ehemalige Clsterxienser 'Kloster uM -gegen*-
wttriig der Obenrdrse1i#HI^'IIof liegt, trefttind- rf^ dta^
#tfnirscNe Beftstigungf; die wahrsdfteinl^h' die illlehstliPtite)n»e
auf ^er iSMrasse rondem HerappeP^) aus bildet«^.' CTiiter ifleii
RilftMnr ^es 'klosl^» h^ben^skR- hoch vfele ilebtrresle rMri^
Miet Mlfiu^m, mehrere *ri»niiscH<ftB#um»eA Üt. HbM^m Vti
AimiXiMAg i^ rMaisehen VtffkssnrigsflMttei'V'Aerett'ülA^e«^
1k§tb''4i^ gtfiMffh THeir «fs^HHafi^aM 'eMiiekMiiV«o #M
die grosse Menge von Münzeii^^^'lirlaffm^ifef«.; dic^ Ih^
wahrend hier gefunden werden, beweisen, dass diese Befesti-
gung eine grossere Ausdehnung hatte. Bei den gegenüber
liegenden Schwarzenacker Höfen, auf der linken Seite der
Blies, befand sich der Bcgrabnissplatz der Besatzung.
Die weitere Fortsetzung dieser ROmerstrasse hat der
Verf. nicht aufgefunden. Es scheint jedoch ausser Zweifel,
dass dieselbe nach Mainz geführt und die Verbindung
zwischen diesem Orte und Metz gebildet hat.
Ergänzung. »Die ROmerstrasse von Metz nach Mainz
194) Eine andere Römerstrasse, die ebenfalls yom Herappel gekommen
zu sein scheint, idt bei Ouidingen über die Saar gegangen, wo
sich noch in dem Flusse die Ueberrcdto eines römischen Brüoken-
pfeileri* befinden, um welche sich gegenwärtig eine kleine Insel
gebildet hat. Der Verf. hat die Ueberreste der Strasse von
Ouidingen über Mimbach ^ Ixheim bis auf die Höhe von Pirmasens
verfolgt. Blieskastel, welches gewöhnlich fUr einen römischen
Ort gehalten wird, verdankt seinen Ursprung dem Mittelalter,
280.
scheint von enteran. Orte kia nn üe frannUsitcfce NM 4in
Richtani^ der jefnigen Strasse nach Saarlonis gdiabl nn
haben. Hier bei Ponlignyy wo sich die Strasse links wendet,
geht die Rtaerstn8s.e rechts gerade ans, HHttelst einer
Brflcke über die deutsche Nied , und durch die Felder Aber
Ifarbdfantaine nach Buschbom (Boacheporn). Sie ist von
Pontigny bis Basehbom sehr gut erhalten nnd wird als
KonininoilLationsweg benntst. Von Bnschbom durch den
Wald von SU Avold ist sie nicht weiter verfolgt worden.
Nachdeal sie diesen Wald verlassen hat, führt sie unterhalb
Niedeihombnig Ober die Rössel und auf der reehtea Seile
dieses Flusses an Fasse der Anhöhen, welche das Thal
begrennen, nach Kocheren und von hier auf den HerappeL
Der flerappel ist eine gegen aOO" hohe Anhohe dicht bd
Rocheren* Von den Herappd scheint sie an Oetingcnund
Spicheren vorbeigegangen nnd nach dem Saarlhale oberhalb
Saarbritaken geführt an hnben^*
Verieicluiiss der Mitflieder.
Ehren-Mitglieder.
Seine König liebe Hoheit Prin« Friedrich von Preussea«
Seine Königliche Hoheit Carl Anton Meinrad , Vikni nv
BohenMlIern-Sigmaringen.
Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar-
Eisenach.
Seine Excellenz der Staats - Minister a. D. und Oberprä-
sident der Provinz Brandenburg Herr Dr. FlottwelL
Seine Excellenz der wiriLl. Staatsminisler und Minister
der geistlichen y Unterrichts- und Medicinal - Angelegenheiten
Herr Dr. von Bethmann-HoUweg.
Seine Ezcellenz der wirkliche Staatsminister Herr Rudolf
von Auerswald.
Seine Excellenz der wirkliche Geheimerath und General«
director der Königlichen Museen, Herr Dr. v. Olfers in Berlin.
Der wirkliche Geh. Oberregierungsrath Herr Dr. Johanoea
Schulze in Berlin.
Der Ober -» Berghauptmann Herr Dr. von Deehen in Bonn.
Herr Gehefaneratb Professor Dr. Böcking in Bonn.
Herr Prof. Dr. Welcker in Bonn.
222
Ordentliche Mitglieder.
Die mit * bezeichnefen Herren sind aiiswürtfge Secretäre des Veretna.
• •
Aock€n,
Bisehoff, HandelBgeriehtoprXsideni
Claessen - Senden , J, , OberpotV
oommiflsar.
Coofsen, Btfrgentfeisief.'
i<[AV^-f ^^«9 Sd/taherr.
Kreutzer, Pfarrer.
FnMO,.ßii|taberr.' , ,
♦Savelsberg, G.-O.-L. Dr.
SnermondL Rentner,
de SyOy KSnigl. Lanagericbtsrath.
Aäenau,
Fonck, Landratb.
*' ' Anehofb. Balve.'
Plassman, Amtmann u. Outsbestti.
^ ' AÜeAt.'* ... *
> > I
Frank, Pastor.
•»Jdt;'4J.} «Pfüf. OK ' •
«aidb'lMH» !Hllleg(lil]^ «T. .iP»
Moll, Prof. Dr.
.» r
BerUn.
ChasBot Yon Florenooort, W.
Gerbard,. Pf of. Dr.
Heibig, ' Dr. 'phiL
Liei>enoW, W., Q^fa.'AeyMdr.'''
r Ldhde,'Ladw.j' Paoi* 'Drt^ u
y. .Ifalliqokr^dij IU^gieniJ}0f-B«fl|.
' *PIpor, liicentiat 'Pxa&^ Hr*-
B£m»
Jabx^ A.,. Bibliothekar,
Bielefdd.
Westermann, C. F.
Bonn.
Äcbterfeldt, t>rdf. Dr.
Bauerband, Geh. '«TnitLtrath Ttot
' br/, Kt(m4S7ii^ikUB in; HitjfUed
des HerrenbaMf« . ' * > '
. r< 1 jBlahmet Geh. - Ber-Batiu.
BoecWng, . Oberberfrivüi.^^ .
Brandisi C. A. , G^h. Reg! - Bath
Prof. Dr., Miigt d. Henenhaases.
Sraun", Prht -Ör^.'^ - »
i }
• • • •
Rosenbau^,,^o??hep, .Pfar« 1^ . CKhi, Üb^, l»*Mlifoi> ^^^^
Clato%>Kflr^fmmtti... 'i'i r. H
Cohen, Frits, BuohhSndler.
Professor Dr.
Anhalt.
Aobterfeldt, Friedr., SUdtpfarrer.
Bani.
Gerlaob, Prof. Dr.
•Vischer, Prof. Dr.
Betunik.
Leren, Bürgermeister.
: .«.
Delius, Prof. Dr.
Dieokhoff, Baulnspector.
-9. Diergardt, Baron.
Floss, Prof. Dr.
Fröndenberg, G7mn.-Oberl6hrer.
l Georgi, Carl, Stadtrerordneter.
sas
Qraham, Rey. Mr/' '
. flcdsMoelb» Prof, Pr.
Henry, Aimö. ^ •
Hey^r, Dr. , ,
Humpert, Dr., Qymn.- Oberlehrer.
Jahn, O., Prof. Dr.
Kampschulte, Prof. Dr.
Kaufmann, Ober-Barf^eiteeitter.
Knfft, W.y.Pfdf, Dr.
La Valette St Qeorge, Baron» ^f-
und PriTatdooent.
Mareos, G., BuchhXndler.
Mendelssohn, Pro^. Dr.
Yon Monschaw, Notar.
Nicoloyius, Prof. Ür.
Nöggerath, Qeh. Bergrath Prof. Dr.
Ton Noorden, Carl, Dr.
Peill, Rentner.
Heifferscheid, Prfvatdocent Dr.
Reinkens, Pfarrer.
Remaoly, Gymn.-Oberfehrer.
Ritschi, Qeh.-R. Prof. Dr.
Ritter, Prof. Dr. . -
T. Sa^^t, L«A4;ra|ih. ' . .
Schmidt, L., Prof. Dr. . .
Sohmithals, Rentner«
Schmitz, Referendar. , ^
Schopen, Qymn.-Dir. Prof. Dr.
Seidemann, Arclnteot.
Simrock, K., Prof Dr.
Springer, Prof. Dr.*
T. Sybel, Prof. Dr.
Thomann, Stadtbaameittev.
Troosty Alforeeht, Rentner.
Werner, Qymn.-(>berlehrec.
Wolff, Geh. SaniUUr. Dr.
WOrst, KreisseoretJfo«.
■
Zartmani^JDl^t npu^d»-
Beckmann, Prof. Dr.
Waj^riofa, Prof.* Dn
Breslaui
FriedUob, Prof. Dr.
Königl. Museum für Kunst nad
Alterthum«
Reinkens, Prof. Dr.
Brasset,
Robiano, M., Graf.
Coblenz, ' '
*Baer8ch, Geheimer Reg..Rath Dr.
Eltester, Landger.-Rath.
Henrich, Reg., u. S.chuUath.
Junker, Reg.- u. Baurath.
Lucas, Reg., u- Prov.-Schufr. Dr.
Montigny, Gymnasial- Lehrer Dr.
Wegelery Geheimer Mediclkialrath
Dr.
Cochem,
Schmidt, Dechant.
Cäln. ' '
Baruch, S., Rentnte. ' . <l
Bmlcherr Ghefpflisidaat ^. ^.)^^,
A|^fiAlholi9i. ;
Clay^ V. B^uhabea, Gnts^esitzer-
Cremer, Baumeister,
Düntzer, B|\)Iothekar Prof. Dr^ ^
DUch, Cavl.
Ennen, Archivar Dr.
♦Garthe, Hugo.
Grass, J. P.
Haugh, Appellatiousgerichtsrath.
Heimsoeth , Dr. , SenatsprSsident
beim Kgl. AppeUh4>ffw
HoekeC] Dr.
Hörn, Pfarrer an. St. Cunibert.
Lautz, Landgerichtsratb«. .
224
LempertSi BL, Baelihlndler.
MärienSf Banmelstdr.
Ton Möller, Regierung B-FrSildent.
Pepyfl, OasanstalUdireotor.
Saal, Qymn..Oberlehrer Dr.
BtQppy Geheimer Regierungs- und
JuBtizrathy Oberbürgermeister.
COtMHttlU
*£lok, A.
CrrfM.
.*Rein, Direcior Dr.
Dormagen,
Dellioren, Jacob.
Doveren,
Steren, Pfarrer.
DürbosHar h. JWeh.
Blum, Lic. Pfarrer.
Ditren.
Rumpel, Apotheker.
DüuMarf.
Oftmer, Justbralh u« AdT.-Ajiw.
Ebermaier, Reg. u. Med..Rath/ Dr.
Grund, Wasaerbauinspeetor.
KrQger, Reg.« u. Bauraih«
•Sohmelzer, Justlarath.
Schneider, J., Dr., Gymo. Ober-
lehrer.
Wiegmann, Prof.
EdMitrg,
Schmitz, Dr.
EihertM.
Bouterweck, Gymn-Direotor Dr.
Gymnaalal-Blbliothek.
Kraflk, Pfarrer.
Bmmerkk,
Dederioh, GymneslikUObevlehrer.
Brfürt»
Roche, Regierung»- u. Schnlrath.
Eupen.
Lamby, Dr, med.
Floretuu
T. Reumont, A., Geh. Legatlooc-
rath Dr.
FtxMkftttft tf. M»
Becker, Prof. Dr.
Borgnis, M., Rentner.
Ton Cohausen; K. Preuse. Inge-
nieur- Hauptmann.
Kelchner, £., AmanueniU der
SUdtbibUothek.
Thiasen, Domcapitular und Stiidt-
pfarrer.
BMkuig,
Bock, C. P,,^ Prof. Dr.
Schreiber, U., Prof. Dr.
Frt^kien h. Jifefbogk.
Otte, Paitor.
Gemänd,
Dapper, Oberpfarrer.
Gent.
Roulezi Prof. Dr.
Ginneken,
ProBper Cuypers.
GöUingen.
Unger, Dr. Aaieieor, SeeceUir d.
K. Bibliothek.
«Wieaeler, Prof. Df.
Sehülingi, Bttrgennelaler.
225
Groea tui PrlnitorAr, O., Dr.
Eckstein, Gonreotor Dr.
HaUcklag CKr. Prüm).
Cremer, Pfarrer u. Landdeohani
Bamm.
Esaelloik, K. Pr. Hofrath.
Hamiaver.
Grotttfend, G. L., Archivar Dr.
Hahn, Fr. Hofbachhändler.
Haus Umkburg 6. MüVk. a. Bk.
y. Sybel, Geh. Reg.-Rath.
Hau» MittlaiMtke.
OTCrweg, Carl, Ritlargotabedtzer.
HauM ijohmum b. DüssMoff.
LantZi H., RittargratobetlUer.
aaUgtntiadi.
Kramarozik, Gymnasial« Dlreetor.
Ingberth b, S00rbraekem,
Krfimer, Friedrich und Heinrich,
Hflttenbesitzer.
Kmlk h. Deuix.
T. Lasaiüx, H., Ingenieur.
Kampen.
Molhuysen, P. C.« Arehivar.
K£99eHiek b, Bonn.
Ernst aus'm Weerth, Prof. Dr.
KnUpel (In ScktesUn).
Schober, GutsbesiUer a. Erbrichter.
Koxkauten b, Senerbtuy-
Heydinger, Pfarrer.
Kptm9tnflm$itr»
«Piringer, Beda, Prof. Dr.
MtimmmelL
Der Vorstand des antiquailsolv-hi.
stoiisohen Vereins.
haaek,
Delius, L., Landrath.
Lanertfari b. CrefM,
H. y. Rath, Rittergutsbesitzer und
PrSsident des landwlrthsehaftl;-
Vereins der Rheinproylna.
Leudesdorf.
Dommermuth, Pfarrer.
Leifden,
Bodel-Nyenhuls, J.y Dr.
'Janssen, L. J. F., Dr., Gonserya-
tor d. Kgl. Niederl. Reichsmu-
seums.
Leemans , Dr. , Dtrector des Kgl.
Niederl. Kelchsmuseums.
de Wal, Prof. Dr.
Unz a, Rhein,
Gerreke, Dr., Krelsphyslkiu.
*Marchand, Reotor Dr.
y. Roishausen, F., Freiherr.
Lüttick,
Hagemans, G., Dr.
Luxemburg.
Namur, Prof. Dr., Seoretär d. Ar-
chäol. Gesellschaft.
Jaayen,
Uecking, Bürgermeister.
Meekemich.
Schmits, Bürgermeister.
Medingkoi^än.
yon Neufyille, W., Rittergufsbes.
mm,
yon Neufyttle, B., Rittergatsbes.
15
226
MüäderMkehn fr. mOtpUki
▼öD.Qtfyr^&CaddenbeilD, Fcenierr.
Corneliasi Prof. Dr.
Mütuier.
Clemens, Prof. Dr.
•'Deyoks, Prof. Dr.
Seine bisoh. Gnaden der Bisoliof
von MÖntter, Dr. Johann Qedrg
MOUer.
Zumloh, Nie., Rentner.
SaHbaek b, SaatiotUa,
Ramersi Dr., Pfarrer.
Neu$9.
Joaten, F.
QommeUhauaen, Pfarrer.
Oberwmter.
Reita, Pfarrer.
Oekkoven,
LenUen, Dr., Pfarrer.
OUweOer,
Hansen, Pfarrer.
Pmrii,
Rendu, Eugene, Chef Im Ministe-
rium d. Unterrichts u. d. Cultus.
Auf der QyhU b. TrUir,
Kraemer Adolph , HQttenbesitser
und Commerzienrath.
ReJMkß CBOgUn,')
Joly, Dr.
KkeMfnfb, Bovtn, .
TOB Bansen, G.| Dr.
RiedUti0m cWürUmbetf).
Kauteeri Georg, Pfarser.
Born, i
Alerts; Geh.. 5 aaMtsraÜi Dr.
Roermamd. '^*
GuiUon, Gh., ^otar.
ScMasM Roesberp.
T. Weiohi.Glan, Freiherr, Mi^lled
des Herrenhauses.
Roitsnbwy,
Ton Jaamann, Domdeoan.
SaoiUHekm.
*Karoher, Ed., Fabrikbesitser.
Hewer, Dr.
Steliier^ Dr., Hofrath.
SOtsf b, Bmekm'mck.
Heep, Pfarrer.
' matgari.
Stero^erg, HedaoteaV.
THer.
Holzer, Dr.| Domprobst.
Kelineri Regier ungsrath.'
*Ladner, Dr.
Martini» GeneralTioar der Dl^ese
Trier.
Sohaeffer, iUU|foail«KiMr. .
Ton Thielma n nFreiherr.
Wilokens, Fo rstkaasea-Rendant.
Ton Wilmowsky, Domkapitular.
Verdingen, .
Herbertzi Balthasar, Gutsbesitzer.
V€r%i$ n. 4. JIM*
Diedea, ]QaafmaAn*
227
KarateOi Prof. Dr.
Royers, F. A. C, Prof. Dr.
Vienen.
Freiherr y. Diergardl, Qeb. Com-
merzieoratb.
Borret, Dr.
Wmcktendonk,
Mooren, Pfarrer.
Weeterhoff, R, Dr.
Weiimei,
Weidenhaapt, Pfarrer.
Fiedler, Prof. Dr.
Wiem.
Atchbaoh, Prof. Dr.
MüUer, H., Prof. Dr.
^Urliobs, Hofratb, Prof. Dr.
Tan Leonep, J. H.
IBarich.
Uartmann, Dr., Justizrath, emerit
Leibarzt Ibrer Königl. Hobeit
der KronprinzeMiD Charlotte Fri-
derike yon DSnemark.
Aasserordentliche Mitglieder.
Aaehenf
Förster, Arnold, Prof. Dr., Lebrer
an d. bSbern Bürgerschule*
AmiO€tT0»
Seibertz, Kreisgericbtsratb, Dr.
Brügge,
Lansens, P.
€01».
Feiten, Baumeister.
DiOingm,
Arendt, Dr.
Si. Goar,
Orebel, Friedensriobter.
Hürfgen,
Welter, Pfarrer.
M4fim€dg,
Ars^ne de Nou8., Ady.-Anw. Dr.
München,
Correns, C. H.
NeuMokl C Ungarn).
Zipser, Dr.
Stuitgart.
Paulus, Topograph.
Wien,
Heyder, Bibliothekar.
{(
. "1 .
InickffU^-TenefckMiss«
Seite 19 Z. 15 von oben muss am Ende ein Punktum sein,
yi 19 ly 17 f, „ ist am Ende das Punktum zu strelohen.
,f 25 Anm. Z- 2 yon unten Hess Jahrb. statt ebendas.
I, 28 Z. 8 von oben Hess VVoippy statt Wrippy.
„ 29 I» 11 „ ,f „ bei statt die.
«y 87 „ 1 „ y, ,y Von Bittburg an.
yy 39 yy 11 ,y „ yy liuko statt rochte.
y, 48 Anm. letzte Z. liess geschrieben statt gesohriehen.
yy 49 yt Z. 8 von unten liess magnitud. statt magnitaud*
9» ^ » » 7 yy ,y ist die Klammer vor „S. 107** zu strei-
chen und dahinter zu setzen.
n &d »I II 7 yi oben liess Material statt Materal.
y, 68 Z. ] von unten liess Jahrb. statt ebendas.
yy 75 y, 27 ,y obcu yy fchlt vor «Dic" das Anführungszeichen.
,y 81 y, 2 „ unten „ Rdmerstadt statt Stadt,
y, 89 unterm Strich liess Anm. 95 stott 96.
ly 90 Z. 5 von oben liess Itinerar statt Intinerar.
yy 92 Anm. Z. 3 von unten liess 95 statt 93.
yy 98 Z. 6 V. ob. fehlt hinter „Legion** das Schlussanfnhrungszeichen.
,y 95 yy 16 yy y, fohlt Untor „einläuft** dasselbe Zeichen.
,y 103 „ 15 yy ,1 yy „ „Nioderung** dasselbe Zeichen,
yy 114 u. S. 116 sind die beiden Anm. 121 u. 123 verdruckt.
„ 116 Z. 23 von oben liess B. G. statt R. G.
„ 119 ,y 5 yy ,y y, X. XL SUtt XXI.
,y 120 Anm. Z. 2. von oben ist das Komma hinter „beträgt** zu streichen.
yy 123 Z. 8 von oben liess Kecken statt Kenken.
,y 131 yy 30 yy yy „ das cinc Mal Aelbeok.
„ 137 yy 7 „ y, fchlt hlutcr „Tolbiacum" das SchlussanfQh-
rungszeichen.
y, 142 Anm. Z. 3 von unten fehlt hinter „hat". £. S. und dann vor
yyüeber" und Z. 1 von unten nach ff. fehlen die Klammern.
y, 150 Anm. Z. 16 von oben liess S. 11 sUtt S. 15.
y, 165 yy sind in der Inschrift Z 12 ff. von oben das O in der 3.,
das O in der 4. und das N in der 5. Zeile gerade unter
das U der 2. Z. zu setzen. Ob übrigens in dieser Z. doch
nioht 1. seveRO statt alezandRO zu lesen wäre?
,y 201 Anm. Z. 16 von oben liess an statt au.
Bonn, Druck von Carl Georgi.
!• •
t •
• t
\ \
4
1
llTSKARTE
I IT jSf CHMIDT,
Mfhn} ^^^^^ ^*^^ taidjpafer
"^e/k van Z'eanTlrcAert
Tnh,L
V-x.
•»
. ; I
■i
Jahrb. tr-.
i
Tab.l
< e^i
A
l ^
Jtfauxaß
MkcKos Fh
Bonco»ic* U-
i '''. Ä/Är..W-
4 M^lil^T"-^— ^'
•IE
U4t/.
I
Jiit7i. X'.Se'n'r-Y d C hen i ßcn
./»iri.>f.ir,.jj:..M»r,Hf.fff/t XQZ
4. rnS.M-
//A\^\\\^\^\^{l;C^///'J!w^wfiSX^.l
t
d
4
.^Afid.renUFimRkaKlfftAIin.
/^
J<
\
M
JAHRBUCHER
DES
YEREINS TON ILTERTHÜIIISFREMDEN
IM
RHEINLANDE.
XXXIl.
SECHSZEHNTER JAHRGANG 2.
MIT 2 LITHOGBAPfflRTEN TAFELN.
BONN,
GEDRUCKT ADF KOSTEN DES VEREINS.
BONN, au A. MARCUS.
1862.
L CÜMrtgrapkie ni (ieseUditet
1. (Srunliung Irer Stallt Ktuß im Jal^re 69 unfrer Britred^nung.
fUxUn Irer Sd^aupla^ einte nadjtlic^tn Sitgea itx (Sermanm
über Vit üimrr.
Wie jede BnAhlnng des Cornelius Tadtas als Meisterstflek
der Darstellimg unsere Bewonderang verdient, so Iftsst sieh
dieses auch von der Besehreibonf des Batavisehen Krieges,
weleher in den Jabren 09 und 70 nach Chr. unter Anftthrong
des Julius Civilis gegen die Bltaner gefillirt wurde, gans
besonders behaupten. Die weehselvollen Ereignisse dieses
erbitterten Kampfes bewegen sich auf einem dem Braahler
fern gelegenen und mit eigenen Augen t so oft es auch be-
hauptet ist, niemals gesehenen Boden : und doch sieben alle
Begebenheiten in voller Klarheit vor unsern Augen vorflber,
wenn wir uns die Mühe geben , diese Darstellung mit jener
Aufmerksamkeit au verfolgen, welche ihr Urheber von seinen
Lesern erwartet uud begehrt hat. Zwei Stellen jedoch machen,
so wie wir jetst den Tacitos lesen, von dieser mit Recht
gerflhmten Anschaulichkeit der Erzählung eine Ausnahme.
Die erste derselben findet sich Histor. Illi 26: ingressis
Nouaesium sexta decima legio con iungitur« Additus Vocidae
in partem euraKim Herennius Gallus legatus; ne^ ausi ad
bestem pergere (loco Gelduba nomen est) eastra fecere.
Wo haben die LegtonenfOhrer Vocula und Oallus damals
ihr Lager aufgeschlagen? 'Bei Oelduba* antworten sAmmt*
liehe Ausleger des Tacitus, 'n u N e u s s' lautet meine Antwort ;
2 Gründung d. Stadt Neuss im Jahre 69 unsrer Zurechnung efc.
sehen wir, wer Recht hat. Wollte uns Tacitus hier erMblea,
die Römischen Feldherren hatten bei Gelduba ihr Lager
aufgeschlagen, so hätten wir alle Ursache, uns Aber die
Fassung seiner Worte zu verwundern, und wenn das bisher
nicht geschehen ist, so liegt die Ursache in der unbegrfinde-
ten Vorau8£i^|q^r^ 4ik biet stehendes Worte teien so auf*
zufassen, als wenn geschrieben stftnde nee ausi ad hosten
pergere castra fecere; loco Gelduba nomen est. Was der
Text des Tacitus aber bietet, ist hiervon ganz verschieden.
Denn durch eine Parenthese kann immer nur ein Vorher-
gehendes ergänzt oder begründet werden, niemals das-
jenige, was auf die Parenthese folgt, den Fall ausgenommen,
wenn durch ein Bindewort vor der Parenliiese das mch
/dieser Folgende bereits «tgeknlipft ist Das ist hier nicbt
der FaU; daher kMnen die Worte loeo Ckidnba nomeo est^
wie sie jetzt stehen , nur auf aec ausi ad hostem pergere
bezogepi werden , eine Beziehung zu diesen aber isl ganz
und gar nicht aufzuftadeo. Ist dieser Uebelstand etwa bisher
nicht gefohlt worden ? Allerdings. Sehen in einigen jflagera
Handschriften, welche aas der alten Florentiner des eilften
Jehrhun^rts gellosaen sind, steht geschrieben nee anei ml
hostem pergere loco, cni Geldnba nomen est, casira ffeeere«
Das gibt wenigstens einen Sinn, nnd daher ist diese
Fassung in aUen Ausgaben von Bmesti, der eni aas swei
interpolierten Bandschriften aafgeimmmen hat, bis io die
nepeste. %tH die geltende Lesart geblieben. Brst die aHer-
neuesten flerausgeber sind auf dkt diplomatisch besser
yerhflrgte alte JUpsart zurOchgegangen , zueest Fr. Baase,
der in seiner Ausgabe vom Jahre 18&& eni als nneeht asB
jB^niBiiiern umgebeai dann C» Bahn, welcher nach einer V»*
arathnng von Ed. Wurm das Zeichen einer LOcice vor loco
Gelduba noaMn est geaelzt hat. Um einen festen Beden für
meine weiteiie Ansfihmng zu gewinn«, muss idi diese dM
Versnche der Beihe^ haeh prflfen: denn wenn einer mlcr
Qrvndmigd.SiadiKeu$$imJahrß69tiM$rerZelirjtehmmgelc. 8
fenflftey 80^ lodflrfto es offealar eines neuen kiicht
Weiler* Was nun »leret jenen Zusatn der interpolierten
JQlfn^scbkriften betriff^ leco, c u i staU loco, eo entbldt dieselbe
eii|en syntaküschen SckniUer: denn leeo eastra fecere statt
i n loco ist nieht minder fcAlefhaft , als wenn jemand urbe
oastra feeese statt in urbe adireiben wollte; Bin sweites
ans dem Znaarnmenhange sieb ' ergebendes Bedenken gegen
diesen Versncfa will ich bald nachher aniihren, weil dasselbe
nigleich die beiden andern (riiR. Die alte von Baase her-
gestellte l^esart enthalt, wie oben geneigt wurde, ebenfalls
einen syntaktischen Fehler » und ist obendrein baarer Unsinn«
Das hat Wurm gefühlt und daher au der kühnen Annahme
sich entschlossen, dass tot Ipco mehrere Worte ausgefallen
seien, welche er versuchsweise so ergannen will: ad quin tum
ab Nonaesio lapidem (loco Geldnba nomen est) eastra
fecere. Der Erganaungs-Versnch ist nicht glücklich ausge-
faUen, da in ihm die Entstehung der Lücke durch ein
Versehen des Abschreibers nicht au erkennen ist, abgesehen
davon, dass die Entfernung swischen Keuss und Gelb oder
Gellep sicher unrichtig angegeben ist, da diese vier bis
fünf Stunden betrigt.
So weit hat meine Kritik die Gestalt der besprochenen
Stelle mit Beschränkung auf sie selbst geprüft und jede bis
jetat versuchte Fassung derselben als unanlüssig befunden.
Betrachten wir dieselben nun aber aach in ihrem Verhiltniss
au der übrigen Darstellung des Tacitns, so werden sieb noch
grüssere Schwierigkeiten dagegen erbeben. Als das von
Haina aussiehende und gegen den vor Birten (Vetera) stehen»
den Balavischen Heerführer Civilis geschickte Bümische Heer
über Bona und Cdln nach Heuss gekommen war (ingressis
Nouaesium), da gesellte sich au demselben die 16. Legion,
und die Führung der Armee wurde durch einem aweiten
L^gionslegaten (Gallos) ergünat. Dieser Verstftrkung unge«
neblet wagten die Führer (Vocula und GaUus) doch
4 Oftifidwigr d. Siadi Nsumb im Jahre Ü9 untrer Zeiirechmmg Oc
ttioht gegen CiriHn vorstarOcken Md errichletcB
ein Lager: nee iusi ail kosten pergere (Iom Gelduba Bemen
est) castra fecmre. Wean dieses Lager nidlt m Neass,
gondera m Belh aofgeschlageD warde, so würde aas Taeitos
ia eiaeai Athen crsahlea , die ROnIsehea Feldkerrea k&ttca
Hiebt dea Math gehabt, gegen Civilis Toa Neuss vomrickca,
aad warea doeh vorgertlekt , aftnlieh aaeb Oelb , welehes
den Civilis an eiaea .TageoMrsck aaher als Neass gelegea
wtf. Also bleibt aar . die Aanahne fibrig, dass au Neass
das hier erwahate Lager errichtet warde. Das ist
der wahre Hergang der Sache: denn das jetat aa Neass
errichtete Lager wird von dieser Stuade aa ein Haiqptscbau^
plata in Balavischea Kriege, wiid von den ROnem nit
aUer Vorsicht aasgestattet and befestigt , un an ihn gegen
Civilis aad dessen Heere eine feste Operationsbasis an ge*
winnen : ibi strnenda ade , nunidndo aallaadoqae et ceteris
belli neditaneatis nHiten fimabaat, so eraahlt Tadtas aadi
dea oben aagefübrten -Worten weiter. Weil die Rttniaeben
Heerfdhrer den Pall , wie er spftter in der That eintraf,
als aiAglich voraussahen , dass Civilis mit seinen Batavera
und Oemanen von Birten bis Neuss 'Vorhicken wtirde, ao
stellten .sie ihre Legtonen hier au einen Trdfen auf, das
hciist, sie voUaogen das Manöver eiaer Schlacht bei Neass^
achatatea ihr Lager durch eiae Mauer (nuaieado), aagea
endlich einen Grabea and Wall an Lager und Ringnauer
(nailaado)* Dass die Ausdrticke n u n i e n d o uallaadoqna
hier technisch au fassen sinjl und die Aufftthrung von Mauera
und Lagerwall bedeuten, das ergibt sich nit voll« Sidier-
heit aas eiaer späterea Anrede des Vocala aa seine Soldaten
in Lager au Neuss (Histor. UU 68): si pauelis aden,
indignan id quiden, sed est uallun nnrique ettrahendi
artes. Vocala sagt seinen entnuthrgten Soldaten 9 wenn sie
nicht wagten, den -Civilis und seinen Heere eine Schlacht
in freien Felde au liefern, so nOchten sie sich auf die Ver«
GrüBdmig d. Stadt Neuss im Jahre 69 unsrer Zeiirechnung etc. 5
IbeMi^Df jler Mauern unÄ des Walles ihres Lag^ers be««
schrttaken» bis Verstftrkdngf anlange , die in nächster Zeit
M «twarfen sei.
Ich habe in diesem letsten Theile meiner Erdterung die
Worte' loc^ Gelduba nomeh est ganz ausser Acht gelassen,
nnd wenn meine Leser so gütig sein' wollen , ein.Oleiches
«tt thon, so verspreche ich ihnen bald nachher mit jenen
Worten schon fertig 2u werden. Dass ich nicht gleich dairauf
losgebe, dazu bestimmt mich der Umstand, dass hier der
Ort ist, tlber etwas zu sprechen, was mir viel wichtiger
an^ anziehender zu sein scheint. Denn gleichsam unbemerkt
sind teir hier an der Wiege der Stadt Neuss angekommen.
Merkt es euch, ihr Rhrtnländer und vor allen ihr Btirger
iron Pfeuss, im Sommer des Jahres 69 nach Christi Geburt
wurde der Grundstetti zur Stadt Neuss gelegt. Dass bereita
eiii Anbau, sei' es ein Dorf, sei es ein Hof, doirt bestand, als
Toculä und Gallus mit ihren ^ Legionen ankamen, das zeigen
fiiis die Worte ingressis Nouaestitm n. 's. w., aber bis dahin
hatte diese AAsiedelung von Neu haus, was Nouaesiuni
bedeutet*), als militärischer Sammelplatz noch keine Be:.
dttkMg: data ward Neuss aber jetzt durch die Anlage
eines festen und selbst für die Winteriseit dauernden Lagers
ertibben; aus diesem Lager ist die S t ä d t Neuss auf dieselbe
Welse entstanden, wie Mainz und ftingen, Coblenz und
Andfirnach, Bonn und COln, Birten und Xanten. Auch wurde
das Römische Lager auf dem Grunde der heutigen Stadt, in
einiger Entfernung vom Ufer des Rheins angelegt,
und wenn, wie behauptet wird, der Rhein in alter Zeit
*) In Deuts^hUnd und in Qermanisoliea Lüadern' gibt es oioe
grosse Anzahl yon HSfsn oder DSrfern aad StXdteo, weloho
am Neuenhaase oder Neuhaas oder Neheim oder
Nauheim heissen und Ihren ehemaligen geringen Anfang
durch ihren Namen Terrathen.
6 QrünAmg d 8ladilleu$s im Jahre 09 umrer ZeUreekmmgele.
naher aach Neofi hin sein Stronähett genaamen hat, m Hegt
4i€8e Zeit aof jeilen Fall schon vor den Bane den BAarineben
Lagers. Dean dass dieses nicht an Rheianhr, «Midera in
einiger Entfenrang Tan denselben lag , neigt nns die Be.
Schreibung, welche bei Tadtns nach Erriefatung des Lagen
m Neuss falgt c. ST: farte nauen band prcrcul eaatrist
frunento grauen, cnn per uada haesisset, Oemani fai anan
ripan (rabehaat. Sobald die Rdner Neuss als Saanaeiplata
ihres Heeres gewählt hatten, da OMisste auch für bedeniende
Hund-Vorrftthe gesorgt werden. Solche wurden ihnen tbcils
nu Lande, theils auf dem Rhcia ngefiibrt, und ab rias
dieser Getreidefahrsenge nicht weit von Lager aaf
Untiefen sitaen geblieben war, icanen die Gemaaen ran
jeaseiligen Ufer, benachtigten sich des Schiffes, und scUugen
die Gehörte, welche Gallus gegen sie geschickt hatte. Das
passt auf die Lage des jetoigen Neuas , welches eine halbe
Stande von Rbdn abliegt In Verlaufe des BataTiaabca
Krieges gelang es den Gifilis, sich dieses fnten Platses
durch Verrath au benachtigen, bald aber wurde ierseibe
ron den Eonern anrtck erobert nnd nrit neuen Befcstignngen
g^chert. Das alles ist bei Tacitus nadhanaeben Eisten BU
B7-M, 09^ 70, n, 79, V tS.
Jetat ist auch nu aeigea, woher die de» richtigen Zn-
sanmenhaag der Tadteischea Darslellang stdreaden Weite
loco Geldaba aonen est gekonnen und wie sie bieher
gerathen sind. Dieser Zusata gehört einen alten Oloasator
and hat ehenals an linken Bande jener Bandschrifl ge»
standen, aus welcher unsere älteste Quelle der Historien dea
Tadttts, die alte Florentiner, geflossen ist Wenn der Leser
den nächsten Tcrtikalen Stridi als die Grenae nwischen den
Texte und den Bande jener alten Handschrift sich ilfenken
will, so kann er den Hergatig sich also vergegenwärtigen:
i| nee ausi ad hosten pergere
loco Gelduba nonen est. eastra fecere. ibi struenda
Grmdung d. Stadt Neuss im Jahre G9 unsrer ZeUrechntmg etc* 1
fSia neuer Abschjreiber bielt die Werte zar Liokea gerade
wie die flbrigeii fttr Taciteiscbe und hat durch Aufnahiae
derselben die ganze Steile verdorben nnd der lilaren Dar*
atdluag des Tacitns grossen Schaden augefügt 'Woher hat
aber jener Glossator diesen Zusatz entnommen^? so muss
jeder denkende Leser fragen , und wenn ich diese für die
endliehe Gntseheidung wichtige Frage nicht genügend be-
antworten könnte, so würde ich lieber jedes andere Verderbniss
jener Worte voraussetzen und, wenn ich selbst keine Heilung
des Schadens ermitteln ki^nnte. Hülfe von einem Scharf-
sinnigem erwarten. Dazu ist jedoch hier keine Nöthigung»
Vielipehr liegt die S^che so. Die Römer behielten ihre
Stellung zu Neuss längere Zeit inne, und so sehr auch
Civilis die im Lager zu Birtea eingeschlossenen Legionen
bedrängte« zo wagten jene doch nicht znm Entsätze ihrer
Laadsleute nach Birten vorznrücken; s. Histor, Uli 27-*3(l.
Nach einiger Zeit aber langte im Lager zu Neuss die Nach-
richt an, dass die Heere des Vitellius bei Cremona durch
4ie Anhanger des Vespasiaans aufs Hauf t geschlagen seien
upd dass in Folge davon fast alle Provinzen von Vitellius
zu Vespasianus abgefallen waren. Das bewog die Feldherren,
ihre Soldaten auf den Namen des Vespasianus zu vereidigen,
wozfi difse kftom zu bringen waren. Die Abneigung der
gemeinen Soldaten gegen Vespasianus, welche aus ihrer
IWtsqhiedenen Vorliebe zu Vitellius entsprang, und damit
aaifeh .ihr Misstrauen gegen ihre eigenen Führer, die dem
Vespasianua ergeben waren, wurde bedeutend gesteigert, als
^ Sabreiben des Antonius Primus, des für Vespasianus in
Italien mit grossem Glücke streitenden Feldherrn, an Civilis
vorgelesen wnrde, worin feindliche Aensserungen über das
AOmische Beer in Germanien vorkamen: lectae deinde (so
feeisst es Bislor. IUI 89) pro contione epistulae Antonii ad
Cidlem suspitiones militnm irriCauere, tamquam ad socimn
fartium scriptae et de Germanico exercitu hostiliter. Dieses
8 Gründung d, Stadi Neuss im Jahre 09 unsrer ZeUrechmmg eie.
Vorlesen fescbah noch im Lager nn Neos«: deirn
bis dahin war kein Vorrficken des Römischen Heeres vnd
keine Veränderung des bisherigen Lagers erfolgt Jetst aber
rückte dieses Heer wenigstens bis Geldnba am Rhdn hin-
unter: Mox (so ßlhrl Tacitus fort) adlatis Geldnhani in
castra nuntiis eadem (dasselbe wie vorher im Lager s«
Neuss) dicta factaque. Woher die Rttmischen HeerfBhrer
den Muth gewannen , wenigstens bis Gelduba TonrarttcikcQ,
was sie bis dahin nicht gewagt hatten , hat Tacitns nidit
angegeben, weil ein aufmerksamer Leser (und solche seCst
er fiberall voraus) dieses selbst aus dem Zusammenhange
der Ereignisse ersehen kann. Denn Civilis hatte bis dahin
unter der Maske gekftmpft, dass er gegen ViteHins nnd für
Vespasianos streite» Daher hofften die Rdmischen Feldherren,
dass jet^t der Krieg ein Ende haben werde; in dieser Br-
Wartung rückten sie um einen Tagemarsch vor und scUcktea
danii eine Botschaft an Civilis, worin sie ihre Hofftaung
aussprachen und ihn aufforderten, jetat die Waffen ruhen zn
lassen und' in sein früheres Terhältniss au den BOmem
jEurflckaukehren. Das Alles ist für den aufmerksamen Leser
klar und '^verständlich , aber ein solcher war der Difaeber
der Worte loco Geldnba nomen est nicht. Weil er in des
oben angefahrten Worten auf die Erwähnung eines Lagers an
Gelduba stiess, ohne dass die Errichtung desselben ausdrAck-
lieh angegeben war, und weil das Vorrficken der ROmer nur
durch ein später (mox = Interiecto deinde tempore), dann
auch durch eadem ffir den denkenden Leser dentlieh genug
angedeutet war, so gerieth der Verfasser jener unnfitaen
Worte auf die falsche Meinung, das hier (cap. SS) etwas
kura erwähnte Lager sei das nämliche wie das im M. Capifd
genannte (nee ausi ad hostem pergere castra flecere), und
Alles bisher berichtete sei bei Gelduba und nicht sn
Neuss vorgefallen. Di her schrieb er seine Glosse hro
Gelduba nomen est, wollte jedodi den Tacilus damk nicht
Oründumg d, 6iadi Nem^ m Jahre 09 unsrer Zeitrechnung etc. Q
interpolieren; denn wenn das seine Absiebt gewesen wäre,
so wflrden wir den Zusatz nach eastra fecere lesen , wo er
allein einen Sinn, wenn gleicb einen störenden und verkehrten,
haben kannte. Die gegenwartige Stelle desselben erklärt
rieh nnr daraus, dass diese Worte ursprünglich auf dem
linken Rande jener Urhandschrift des Tacitus geschrieben
standen. Dafür spricht auch das Punctum, welches ich
sowohl hinter pergere als nach nomen est in der alten
Florentiner Handschrift gefunden habe*). Uebrigens haue
das Lager von Gelduba weder dieselbe Bestimmung wie
das au Neuss errichtete, noch dessen Bedeutung fQr den
Krieg, sondern sollte dem Heere für einige Nttchte, bis die
Antwort des Civilis von Birten anlangte, einen sichern Ruhe-
plata gewähren ; darum war es, wie jedes andere Lager der
^) Bei dieser Gelegenheit spreche ich die Behauptung aus, dast
in dem gegenwärtigen Texte des Taoitua ähnliche unechte Be-
merkungen wie die eben nachgewiesene , welche bald auf dem
rechten, bald auf dem linken Rande einer alten nicht mehr
Torhandenen Handschrift standen, In grosser Ansahl nooh
verborgen steeken, und dass die Darstellung des Tacitus nooh
Tielfach dadaroh beeintrfiohtlgt und Terdunkelt wird. Ich werde
dieselben in einer Reihe von Aufsätzen im Rheinischen Muadupi
(ygl. XVI 3 und XVII 1) und im Philologus an*s Lieht siehen
und hoffe dadurch den Taciteischen Text wesentlich zu TOr-
bessern und vielen Unsinn daraus zu entfernen. Da mir jedoch
wohl bekannt Ui, wie leicht diese Art der Kritik in Missbrauch
ausarten kann, so habe ich in jenen Aufsätzen zuerst sichere
Kriterien aufgestellt, nach welchen ein fremdartiger Zusatz
zu erkennen ist Diese sind: 1) der Zusatz muss naoh Lihalt
oder Form oder nach bilden als ein dem eohten Autor unaa-
gemessener und fremdartiger aufgedeckt werden ; 2) die Entstehung
des Zusatzes aus der nächsten Umgebung des Autors aelbst«
oder auch, was jedoch selten der Fall ist, aus andern nicht
entlegenen Quellen muss einfach und Überzeugend dargethan
werden.
10 GrüMdiimg d» Siadi Jieu$$m Jahre 69 un$rerZeiir9climmg^o.
Art, «war mit Wall und Graben, aber aicbt mü
ODgeben, Das zeigt sich auch aoa der f em^ea Entwicfcelag
des BataTkebea Krie^ces: denn als Civilis im Bbf^ialfcaif
roQ Birten vorrftckle, da war es ihm ein Leichtes^ Geldsba
9u nehmen (Bist. IUI 36 : Cinilis capit Geldobam), aber non
^eg en Neuss unternommener Versuch blieb ohne Brfelg, nnd
er konnte diesen festen Plata erst später und nur durch
Verrath gewinnen (Bist IUI 57— 59), Darauf erklärt akh
auch 9 warum unter den Orten, deren Lager nach Wieder*
i^roberung des unteren Germanieas durch diefittmer neu befestigt
wurden, Neuss genannt, aber Gelduba nicht erwähnt wird
(Bist V 22).
W«nn wir vorher auf Worte gestossen sind, die don
Tacitus von unbefugter Band nugefOhrt sind und ifeine
Ersählung verworren gemacht haben, so treffen wir das
Gegentheil an einer andern Stelle, wo die Auslassung eines
fllr die Beschreibung wesentlichen Namens diese nicht wenig
beeinträchtigt hat« Der Römische Oberfeldherr Petilüis Cerialis
reiste, nachdem er den Civilis aus den Rheinischen Pro«
vjnsen verjagt und nach der Insel der Bataver nurttck-
geworfen hatte, nach Neuss und Bonn, nm die Lager,
welche hier fflr die Ueberwinte rung der Legio-
nen errichtet wurden (ad uisenda castra, qnae hiema-
türlslegionibus ertgebautur), zu besichtigen, welche Mittheilung
jedoch nicht so su fassen ist, als waren gans neue Lager
dort errichtet worden, wo ja solche bereits bestanden. Viel-
fuehr hatten diese Lager durch die Eroberung und Besetrang
j^rselben von Seiten des Civilis und der Bataver stark
gelitten und warm daher mannigfacher Ausbesserung be-
dtrftig. Dtese also nn besiehtigen, reiste Cerialis nach
Neuss und Bonn. Von dort kelifrte er und sein Gefolge nu
Schiffe nach dem ünterrhein surflck (Histor« V 22). Der
Rückzug geschah ohne Ordnung und Vorsicht; der Zug
ging zertheiU, die Nachtwachen waren fahrlässig (aauibus
GrimArnffd. 8fadiNeu$$ im Jahre 69 unsrerZeUreckmmgeic. It
rcseadbal, disiecio «gnine» toeorioBis uigOiis). Das neifcteii
die Qemaneii auf der rechten Rbeinseite «ad beeehlofseii
einen nftchüicben Ueberfall: electa nox atra naUbos, et
prone anoe rapti, nulle prebibente, uallum inennt. Dana
beisst es von den dnreh diesen unerwarteten UeberMl ent-
setiten und von ihrem Lager aufgeecbreekten ROmern, daas
sie nach ihren Waffen suchten und darch die Strassen
stfinfen (Romani uulneribus exciti qnaenint ama, mnnt per
vias). Welche Strassen waren diese, und welcher
Lagerwall? Wollte oian mir antworten , der Wall und
die Strassen des Lag era, was die ROmer am Ufer des Rheins
f Or die Nacht aufgeworfen hatten , so wäre su erwidern«
dass solche Lager nur in Feindes Lande von einem Römi-*
sehen Beere fflr jede Nacht errichtet wurden, das» aber das
vntere Germanien, wo dieses vorflel, von Feinden damals
bereits gesAubert war, die Römer also in eigenem Lande
reisten , dass die Errichtung eines Lagers bei jenem sehr
sorglosen Zuge weder vorausgesetat werden kann, noch
irgend eine Andeutung davon sich findet, auch ein Bedtlrfiiisi
daau nich vorhanden war, da der Rflckmig zu Wasser aus«
gefthrt wurde. Ohne Zweifel haben die ROmer damals
ein schon bestehendes Lager fSr ihte Nachtruhe benutst
Und das war das Lager m Birten (Vetera). Dass hier
der Sehauplata jenes Deberfalls war, ist aus der Angabe m
ersehen, dass die Germanen am folgenden Morgen das von
ihneir erbeutete Romische Admiralschiff (praetoria triremis)
die Lippe hinauf sieben: multa luce — praetoriam
triremem flumine Lupia donum Velaedae^) traxere. Die
*) VeUeda wird dieser Käme sechsmal in der alten Florentiner
gesohrieben und nur einmal (Hist. V 22) ist dort aelede an
finden, was ebenso gut auf Velaedae aU Yeledae au deuten
fot, da anoh bald nachher (c. 24) wieder aelaedam folgt
Danach wird der Name dieser Wahr&ageirin Vclaeda au sehreibea
12 Griifuhfi; d. SiadiNeuss ün JahreOQunsrerZeUreehmnfg efe.
Lippe oAmltch mfloiiet am jenseUigeD oder den Germaniscken
Ufer, etwas oberhalb Birten in den Riiein. Darans erklart
sich auch der Ausdmck, dass die Germanen dnreh di«
Neige des Stroms fortgerissen (proAo amnerapti) in
den Lagerwall eingetreten wftren. Denn die in den Rhefii
mindende Lippe treibt die Masse des Rheinstroms von der
rechten Sdte nach der linken hinOber und das erleicbteter
den Germanen, den Einen das Hinflbei^chwimmen , Andern
die Anfahrt an das jenseitige Ufer. Im Lager zu Birten
gab es aber auch genug für den Cerialis 2u thun , um dort
nicht einen, sondern mehrere Tage mi verweilen. Denn
nachdem Civilis und das Heer der Bataver dasselbe lange
belagert und endlich sut Uebergabe gezwungen hatten (Hisfor.
IUI 60), da haften Feuer und Schwerdt entsetielich darin
gdMtost, und daher bedurfte dieses Lager noch mehr ab
die SU Bonn und Neuss einer grtind liehen Ansbesserong.
Baraus erkISM sich auch die Möglichkeit, dass an der Lippe
ebi kleines Heer der Germanen sich sammeln und die Vor-
bereitung XU einem nächtlichen Ueberfalle trelTen konnte,
was auch nicht in wenigen Stunden geschehen konnte.
Wenn aus der bisher geführten Untersuchung hervorgeht,
dass nur xn Birten jene Begebenheit sich ereignen konnte,
80 ergibt sich daraus von selbst, dass dieses Lager in der
sonst so klaren und aiischaulichen Beschreibung des Täcitns
anch genannt werden musste, und dass dessen Name nur
dnrcb das Versehen eines Abschreibers ausgefallen sein kann,
lenen Namen also an der rechten Stelle einzusetzen, wird
nm die Aufgabe der Kritik sein. Es konnte vermuthet
werden, Tacitus habe geschrieben nauibus Vetera remeabat,
allein diese Ergänzung wtirde gegen sich haben, dass der
Hergang der Auslassung daraus nicht erklärt werden konnte.
selii, und wenn bei dem Dichter SUtius (Silv. 14 90) capUnaeqne
preoet Veledse Vorkommt, so haben wir darin eine dichteriöohe
Freiheit sa erkennen.
armdittigd.fUadtNeuuimJakree9mi$rerZeUrechm^ 18
Daker setae icii jenen Namen elwas epflier in folgenden
Worten ein: et prono amne rapli, nollo prohibenie, Veter nm
vaUuD inennt Die Worte Vetemm vallnn würden in der
alten Viorentinev Handschrift des Tacitna (aus ihr sind alle
übrigen geflossen) so gesehrieben werden ueto nall0| mid
ihnlieh werden dieselben auch in ihrem Original ausgesehen
haben. Da erklftrt sich die Auslassung genügend ; das Auge
des Abschreibers schweifte von dem « des ersten Wortes
num tt des nweiten über, und dadurch ging das erste ver*
loren. Erleichtert wurde dieser Fehler durch die gleiche
liüngCy welche beide Formen in der alten Schrift zeigen*).
Fragen wir bei dieser Gelegenheit, welche Rolle der
Römische Oberfeldherr Cerialis bei diesem für die Rdmer
empfindlichen Verluste (die Feinde nahmen die ganae Flotte
weg) spielte, so lautet die Antwort, eine merkwürdige, aber
wenig ehrenvolle, bei der ich jedoch noch etwas bu verweilen
habe, weil auch hier ein Verderbniss des Textes die volle
Einsicht in den Hergang der Sache gestdrt hat« Tacitus
enühlt, wie Cerialis seine eigene Rettung nur einem Zufalle
au verdanken hatte, indem er nicht auf dem AdmiralschiiFe,
wie die Germanen voraussetaten, sondern an der Seite einer
schonen Ubierin wahrend jener Nacht anbrachte. Hier heisst
es nach. dem Texte der alten Florentiner: Cerialis alibi nane
egerat, ut pleriqne credidere, ob stuprum Claudiae Sacratae,
mulieris Dbiae. Darin verstüsst n a u e gegen den Lateinischen
*) Der uns überlieferte Text des Taoitus ist durch die Hand einea
Abäohrefbers gegangen, der ein Biachen Latein, und duroh die
Hand eines andern, der gar nichts davon Terstand a&d die
Torliegenden Buchstaben nur nachmalte. Dieser letztere hat
unzählige bald kleinere, bald grossere Auslassungen sieh sa
Schulden kommen lassen. Ein guter Theil dayon ist duroh die
Kritik bereits nachgewiesen, aber viel bleibt auch darin nooh
zu thun übrig, und ich werde in den vorher angeführten Auf-
sStzen noch mehr als 150 bald kleinere bald grSssere Lfleken
aiifzadeoken haben.
14 Oründang cL SiadiNeuss im Jahre ßBumret ZeUredmmgele.
and Taeiteischen Sprachgebrauch , da Wjeoigatflaw ia naae
oder i B 9 4 u i erfarderlich wäre^ und daraai steht in jingem
und ioierpotierten Handschriften alibi n oclen cfcnt Ahcr
^aniit kann das Richtige auch nicht gelroSe» sdn : denn dien
wir de hejssen : Cerialis hatte anderswo »eine Nacht
n «geh rächt. Allein Cerialis hatte nur die ersten Stnndca
der Nacht in sttsseni Schlnnuner nugebrncht, und war anf
den hald erhohenen Ijftmi , ohne Fusshekleidnnf and aar
mit einer Tunica dflrftig hedeckt, (prope intectua sagt
TacituSy nur im Hemde wflrden wir sagen) ins Lager
gerannt Einen andern Versuch nur Verbessemng der fiehler-
haHen Worte hat Ed. Wurm gemacht, indem er alio in nane
statt alibi nane schreiben wollte, eine Vermntkung, wdcbe
C. Halm in den Text seiner Ausgabe anfgenoounen hnt
Pagegen habe ich nweierlei au erinnern, auerst von sprach-
licher Seite, dass auf das unschuldige alibi (nicht auf dem
Admiralboot, sondern anderswo) kein gegrindeter Verdacht
fällt, und dass ich daher, wenn naue beibehalten werden
sollte, lieber in naue wagen wflrde. Aber auch dieses gefUlt
mir gar nicht, und awar wegen eines sachlichen Grundes»
der zugleich den Wurm-Halmschen Text gann unnniiasig
erscheinen Iftsst. Denn weder wird berichtet, dass der
Rt^mischeHeerfOhrer aus einem S c h i f f e ans Land gespruBgcn
nnd so beinah nackt ins Lager geeilt wäre, sondern im
Gegentheil wird erafthlt, dass die Feinde das Admiralboot
mit den übrigen Römischen Fahraeugen erbeuteten (mnlta
luce reuecti hostes captiuis ^) nauibns u. s. w.), also Cerialb
^} Sollte sich Einer meiner Leeer darüber wundem , waram die
R9mer gar keinen Yerflaoh macheni den Qermanen die erbeate-
ten Sohiffe wenigstens am hellen Tage (multa laee) wieder
SU entreissen, so ist Folgendes su erwägen. Da jener Haufe
der Germanen, weloher den Ueberfall auf die RSmisehe Flotte
ausführte, theUs schwimmend, theils mit Naohen Tom xeehtea
ßritikbmgASiadiffBwii im Jahre69 iMsretZeUrechnung eiö. 15
liebst fieitwv GtHeMcn in 4it Httnde d^ Pdndes gefarieii
«mre^ ^i^m «6 aaf einem Schüfe ifewesen -ii^ftren, abgesehen
ianm, ilass Cerialis, wenn er die Claudia s n sich auf die
Flotte bescbiedei» hatte, sie auf jeden Fall auf das stattliche
Admirtilbdot geladen haben würde. So war es aber nicht.
Denn Claudia Sacrata war Iceine gemeine Dirne, sondern
eine Tornehme Dbische Dame. Dass sie eine solche war,
fcann der Kenner Taciteischer Darstellung mit Sicherheit
liehon d ai aus schHessen, dass sie mit 0wei Namen genannt
wird, noch mehr aber aus der Rflcksicht, womit der Römische
Feldherr sie behandelte. Denn damit die süsse Ruhe des
liebenden Paare nicht gestört würde, war den Nachtwachen
Ter boten, die nftchtliche Parole in den vorgeschriebenen
Stunden ausaurufen, und dadurch waren auch diese rom
Schlafe überfallen worden: uigiles flagitinm suum ducis
dedfcore excusabant, tamquam iussi silere, ne quietem eius
tvrbarent; ita intermisso signo et uocibus sequoque in somnum
lapsos* Daraus ist su ersehen, dass Cerialis der Ubierin in ihrer
eignen Wohnung einen nächtlichen Besuch abstattete, und
dass diese Wohnung dem Lager gana nahe lag; daraus wird
auch die wahre Heilung des Schadens sich ergeben. Es ist
ai bessern alibi noctu egerat statt alibi naue egerat, er
hatt^ anderswo aur Nachtaeit sich aufgehalten.
Dieses noctu lautete in der Aussprache eines Itali&nischen
Ufer herübergekommen war, und mit Seilen die Romisclien
Schiffe in den Strom gezogen hatte (infcere uinola, trahere
puppis tagt Tacitus), so wurden diese durch die Macht des
Flusses eine Strecke unterhalb Birten an das jenseitige Ufer
getrieben. Dort angelangt nahmen die Germanen ihre Richtung
mit den erbeuteten Schiffen Rhein aufwärts bis zum Einfluss
der Lippe in den Rhein; das geschah bei hellem Tageslichte
und die Römer auf dem linken Rheinufer mussten, Ihrer Flotte
1>iftraubi, mit nicht geringem Yerdruss ansehen, wie die Germanen
Ih^ B^te in Sicherhett braehteit:
16 Orikdimgd,8iadiNeuuimJahre6Om$rerZeUr0ekmtk^elc,
Absckreiben n o 1 1 o, und war vidleidit » itm Altera OrigiMl
Dtu gescbrieken ; die VeranlaaBUDg, naue steftt aocla ot
Bchreibes, gab die swdoutlige Erwilmniig tm Seblffea ia
der nächsten Umgebnng^).
Wenn mir bisher gelungen ist, einige Fehler nw der
Beschreibnng des Batavischen Krieges hei Tacitos m herieh-
tigen, so werden mdne Leser mir nn so eher erlanbe«, sie
noch anf einen Schreibfehler in dieser Bnahlnng anfaieikaaai
so machen, «umal in einer Begebenheit, die vor den Tlmren
von Neuss sich ereignete« Bist IUI 36 lesen wir in dem
handschriftlich ttberlieferten Texte : Cinilis capk Oeidvbam ;
mox haud procul Nouaesio equestri proeüo prospere cerCaTit:
sed miles secundis aduersisque perinde in exitivm dncnm
accendebatur. Das hier stehende collective miles bedevtel
die Ramische Armee, und duces sind ebenfalls die
Ramiscfaen. Wenn nun weiter hervorgehoben wird, dass
die Ramischen Soldaten nicht minder durch glickllehe
als ungläckliche Ereignisse gegen ihre Fihrer noai Ham
entflammt worden waren, so ist daraas au schHessen, dass
vor Neuss der giflcklicbe Erfolg des Kampfes nichi auf
^iten des Civilis war, sondern dass die ROmer in diesem
Reitergefecht die Oberhand behielten. Das hat Onlmann
richtig erkannt, und daher wollte er mox Vocula t- cerlauit
schreiben, was Halm in seinen Text aufgenommen hat,
wahrend Weissenborn in prospere statt prospere andern
wollte, so dass Civilis das Subject auch dieses Satnes bliebe.
Gegen den Outmannschen Versuch ist au bemerken, da«
^) Bellftufig möge hior noch ein dritter Fehler in der beiproohenen
Stelle seine Beriohtigang finden, nXmlioli in den Wortoo inoisit
tabemaeoloram funlbos ist interolslt su Terbaseara denn
die Gennanen begnügten sieh nicht einen Einselinitt In die
Seile der Römisohen Zelte zu maohen, was Ine Isis bedeatan
wftrde, sondern sie schnitten dieselben gewa Itssm ant-
swei; incisis ist statt intöisis, d. t interoisis Tertahrlahaf
Orändung d Sladi Neut$ im Jahre 69 unsrerZmirechtmiig eio. 17
Ausfall des NancDS Vocula an dieser Stelle nieht
erklärt werden kann, da ja weder ein gleich lautendes
Wort folgt noch ein solches 9 das snm Anfangsbuchstaben
ein V hatte , an We issenborns Vermnthung missflUlt , dass
die Kunst des Tacitus in der Gegenflberstelluog von Gegen-
sätzen darunter leidet, und dass miles im Sinne von miles
Roüantts, wie es sich unmittelbar ansehUesst, eili vorauf-
gehendes Satsglied erfordert, worin ein Römischer Fahrer
oder das Romische Heer ausdrücklich genannt war» da
man sonst unter miles, gann gegen den Znsammenhang der
Stelle, die Soldaten des Civilis au verstehen verleitet wird.
Daran hat auch wobl Halm gedacht, wenn er von GntaMinns
Eiifinnung sagt quod probabiiius uidetur quam qood Weissen*
bora coniecit c e t., nur dass ich ans dem angegebenen Grunde
Mich diese ProbabilitAt nicht gelten lassen, kann. Daher
schreibe ich: mox — equestri proelio Romanas prospere
cortavit. Romanus setat Tacitus nach einem ihm eigcntham-
lichen Spracbgebraocbe so, dass er das ganne Heer in seinem
Führer gleichsam ansummen fasst, und auf ahnliche Weise
schreibt er Parthns, Rritannns cet. Vgl. Annal. I 50:
al Romanns agmine propere slluam Caesiam limitemque a
Tiberio coeptum scindit, castra in limite ponit, frontem ac
tergnm uallo, latera concaedibus munitus; Uli 47: quam
(cohortem) Romanus propCam ad pericula — band procul
instruzerat in der alten Florentiner Handschrift wird Ro-
manus gewöhnlich mit der Abkflraung IL oder r» geschrieben,
und so wird dieses auch im Original der Florentiner gestanden
haben. Wie dieses r. vor einem Worte mit awei gleichen
Lauten, vor prospere übersehen, oder wie es swischen awei
mit ahnlichem Anlaute beginnenden Würlern (proelio pro*
spere) überhört werden konnte, ist leicht au begreifen» und
daher darf diese Ergänzung wohl als eine methodisch oder
kunstgerecht bewerkstelligte betrachtet werden.
Frauia illMer«
II« »I <■ ■
2
8. iie 3Uterf^fimfr non Xijija unt tfitniQ.
Dnter den TusendeB, wulebe seil so vleleii Jahren te 4ea
niMen Rliaa Nian'«, anCer Oelhtttmen, Oraagea »dl Paine«
Linderang derBescbwerdea aad LeMen de« nordlsehen Wfnte»
sachteoi gab es ianaer nur wenige, welcbe dort des AlUrtbawi
gedachten. Aber nicht bloss die Curgaste rca Niana, auch die
Biageborenea y gelten nicht ohne Grund in dfeaer Mckakfat
filr alten sorglos. Keine Sammlnng Ton einiger BeiMfvng
erinnert hier anter vailig »aderner Umgebung den Besndlcr,
dass er grieehisobe Luft atbmet, dass sein Pass eine der
ältesten Caltarstattea des W]estlicli«B Burapa betritt. Cad
doch sind gerade in und bei Nisaa fir den Randigaa alae
Menge ran Zeugen jener frabestea Ereignisse voiliaadea,
welche Sinn und Auge in gleichem Masse auf sieh alehea,
wie sein OemOlb an der Schönheit des Landes und Mecrca
sich erqniclit. Von einigen der wichtigsten soll Mer in der
KArae gesprochen werden.
Dass Niaaa griechischen Ursprunges sei , neigt schon sein
Name ; Ni'xaia , Nicaea bedeutet »die Stadt des Sieges*, ein
Name, der sich bekanntlich auch anderwärts, wie am indischen
Hydaspes und in Bithynien wiederfindet. Alexander der
Grosse und Lysimachus verewigten durch GrOndungen dleara
Namens das AndeniLen ron Siegen, und so wurde auch
diese Niederlassung der Massalioten, welcbe von Pholcaa her-
stammten, ohne Zweifel wegen eines Sieges Ober ihre bar-
barischeu Nachbarn gegrflndet und benannt. Wann aber
diese Grtlndung geschehen sei, ob im vierten oder Anften
Jahrhundert vor Christo, ist keinesweges genau au bestimmen.
Diese Frage hftngt allerdings ausammen mit jener nach der
Bie Aiiärihümer von Amm Und Cimiez. 19
flctt ikv OMniliiDgr vtoHhüalMi du-di iii Pkekäei', mütUe
wMt tiwam (apttd Seynlraiii Cbitatai MO sq.) IM Jahre
rar der .Schhdit M Mamifl, ako im HfL 4& iel, und nicbt
«ü ikr ▼Mi ikrod; I 168^167 eniUiIt^ Cfarfindoog^ voll
V4itf iardi r«r f en Pefsero f eiobene PkakAer OL 00 sä
'vmü^keUi i«t, was fniKch fteUkst im ' Alter Ami» 'schon
ipeachUk Hiertber Ut seh- Niebakr's AnefaiilldeisetMiig
(moin; Oesdi. II. 581), Arm Anite gefolgt mail (rergl/C. P.
BetaMn^ 6riteb. StAalsaUerth. §. 78, 28), sdlwe^Uch tiodi
!ciB KweiM sNI^ch. Die Arflbesfe BrwAbbimg^ dto GridduDg
JMsMia'a SlHicb die Pboktttr.imd ihres Seesi^es Aber die
Jlertitt|fer<bei Korsika) fiadci ftieb tei Tbte^d. L tt, kftbraini
Bta'odoCiis Aersdben Didbt gedenkl. Den Hergang der Auf*>
nähme pbok«iseher Rauilcvt^ (HiitarGb. Sol. ü) a«f gallt^
oehem Boden , dorch die Vermfthlaog' des PHokaen Enienos
mit PeUa, der Tochter eines galüscben Kthiigs Nanns» stellt
ATisfofeies (apnd Athen. XIH, 36 p. 676 a) ak einen gaua
friedfiehen dar, und so hielt auch spateihih die Stadt mid
4bm Oemelnwesen von Hassalia mit den Dmwohneni mög.
Ikhst Frieden, ohne darmn driecbkcbe Art, BHdnng and
flprathe Jcaak anfangeben. So hekst es bei Livius XXXVII,
M in der A. U. 568 =: t. Olr. 18» im Römkchen Senate
von den Rliodiem gehaltenen Rede: Massifiensk, quos, si
Mitora idsita reint ingenio terrae vinci posset, iam pridem
efferassent tot indomitae circomfiisae gentes, in eo faonore,
in ea merilo dignitate andimns apnd vos esse, ac si mediom
ambüieHm Graeciae iaeolerent. Non enim sonvm modo lingvae
vestitnmqw et häbitom , sed ante omnia mores et leges et
ingeniam sineerum integmmque a contagione aecolamm ser«
varuat. Und noch in der Zeit des Augustns nnd Tiberius,
da Strabo seine Bücher rerfasste, zeichnete Massilia dorch
grieeUsche Bildung und Wissenschaft dergestalt sich aus,
daas riele Rtf mer dort , anstatt in Athen , sich ausaubilden
plegten. (Tadt Ann. IV; 440 Ja selbst ihre Oescbafls«
20 Die AUerAümer tan Kis%a lind Cknie^
bAcher (ra avfißSXmia) waren griechisch, uoii SMiit theiHe
gewisse Kenntniss und Liebe gricebiscber Schrift mmi Spnche
rieh sogar den benachbarten Ckilliem ait. (fHrab. IV. 1, 4* p. 181
Cas.) Man hat dabei nicht unpassend an die griecMsdi ge-
schriebenen Tafeln erinnert, welche Cäsar (B. €i. !• M)in Lager
der HelTclier fahd. Van dem fremdschaftlichen VerbtUHisBe
Rons na MassiBsf berifnen wir andi sonst , vor nid'Mush
den Kriegen gegen Karthago, Beweise. Es genügt ^ ra iie
nachdracleliche HOlfe na erinnern, welche im Jahr d. St* 660,
T. Chr. 154 der Consnl Q« Opimins den Massiliem gegen
die rftoberiscben Angriffe der lignrischen Ozybier lind De-
cteten leistete (i»olyb. XXXIII. a Ut. Epit. XLVH), m
wie an Cftsar's schonende Behnndinng ron Masailia, das
erst nach langer Belagerung dnrch seinen Legaten C. Tre»
bonins ibni sich ergab. Caesar magis eos pro nonine et
vetustate, quam pro meritis in se civitatis consenrat. (Caea.
B. C. L SS.) Und noch in der Jngendneit des Cneins Miss
Agricola erUicken wir in Hassilia das BiM grieehbchef
Bildung and Freiheit, und es sog den EAmer dort an bdlo»
Bischer Weisheit Staiim parvnlns , sagt TacÜna Agr* 4.,
sedem ac mägistram sfadiomm Massiliam habnit, iocnm
Graera comitate et prorinciaK parsimonia mixtum ac bene
compositum. War doch Agricda in Um benadibartfn Porani
Julii, das Jalins Cäsar A. D. 710 gegriadet hatte, den
beutigen Frrjus, aus einer Procuratoren • Familie geboren,
und sein Vater Julius Orftcinus, wie sein Name schon an
griechische Herkunft mahnt, in Beredtsamkeit und Weialieit
bewandert, und eben deshalb dem rohen Cains Cftsar vevkaast.
Doch nicht nur Bildung und Wissenschaft bitihte su
salia. Bandelschaft und ktihne führten , wie jene des
rflhmten Pytheas, der schon im vierten Jdirbunderte vor
unsrer Zeitrechnung tief in die nordischen Meere , bis sar
Bernsteinkiste vordrang (vgl. loh. Voigt preussisehe de*
schichte L IS.)» settS» von der untemehmendetti wagdasü-
Die AUerihumer tan Niua und Cimku 31
gm Art ikter ecklfriechMclien Manmtailt. Forderte doch
ichoB die Lage derselbeo, nm der bttchCenreichei), gebirgigea
BferdkOete des Mittelmeeres , deren BeschaiFenheit, wie sie
Boeli heute ersclieialy Strabo« meisterhaft beschreibt, im
Angesicht von Corsiea und Spanien, su immer neuen Nieder*
lassangen auf, welche augleich den Handel und die Bildung
Massalia's weiter trugen, in Massalia auf der Burg stand
der Tempel der Bphesisehen Artemis und des Delphinischen
Apolion« das gemeinsame Heiligthum aller loner, wie Strabe
sagt (IV 1, 4), und einen ähulichen Tempel erbaute man
an der MOndung des Bhodanus, um das Land ginalich sich
ansocjgnen. An der Koste aber lagen die StAdte der Mas«
siKer Taaroention oder Tauroeis (Caes. B. C. 11. 4)^ das man
dort sucht, wo jetst Ciotat liegt, Olbia (bei Hitres), Anti-
polM (Antibes) und Nicaea; zwischen beiden grflndete dann
Gasar Forum Julii. (Frejus) dessen lateinischer Name es sieht*
bar unterscheidet von den griechisch benannten Städten der
Massilier. Zwischen Anüpolis aber und Nicaea, welche fast
immer als Nachbarn ausammen genannt werden, und awar
merst bei Polyb. XXXIII, 8, also in der Mitte des aweiten
Jttbrhnnderts vor nnsrer Zeitrechnung, deren Ursprung daher
in eine und dieselbe Zeit, etwa* das vierte Jahrhundert, fallen
HMf , fliesBl der Varus, der noch beute Varo heisst, die Grana-
ncheide swischeo Italien und Gallien. «Daher, fügt Strabo
(IV 1, 9) hiazu, gebort Nikäa au lUlien, obgleich sie
Bcsita der Massalier ist Denn dieselben haben diese Nieder-
lassungen begrtodet gegen die höher wohnenden Barbaren,
wott sie das Meer von ihnen frei erhalten wollen, wahrend
das gebirgige Land jenen, (d. h« den Salyem und Ligurera)
atmtehl«. In Stnbon's Zeit stand Niktta noch unter Massalia,
wihnmd Antipolis von ihnen sich losgesagt hatte« Hieraus ist
an seblicssen, dass es nicht bloss den Charakter, sondern
awdi die Schicksale der Mutterstadt beständig theilte, wie
es a. B. dam|Js geschab, als im Jahr 154 v. Chr. die Ligurer,
22: Di& MMikSmm fkm Mmm md Omie^.
wekhe «ieto ieu UfauwiUetii feiiidlicfa warn , Aatipolii Mi
Kicaea belagerten» Ua die Ktfiatr aie «vtlckBcliIiigea , aoi
ibre SCa4t Aegitea , die jaaa bald in Agay , bald üb Ckilfc
Jhioan oder Naponle, «wiacbes.Fr^s vmä Aaiibca, «iedeiw
fiildea wollte, nahaMa. So laage dieae BergvMkcr «arike*
awaageo waren, so lange bcotand auch ein fortwnteader
KriegBaoataDd zwischen ihnen und 4sr srebebcrracfccnden
Qriecbenstadl. Nachdem aber die Rftaier lerren in fiallin
wardea , Iraten robigere Zeilen ein. Ans solchen rührt dea
Plinius (H. N* HL 6, 7 ed. Sillig.) Beschreibnng jener Gtgcndte
her, die wir ihrer Kflrae halber anAdiren. Igitnr ab aMao
Varo Nicaea oppidam. a Maaaaliensibns eondituai, Mmrim
Vnalo. (aK Polo , s, Pado) , Alpes populif ne laalpini Ballia
noonnibus, sed asaxnaie CapilbUi oppido Vedaantioraai chri»
UiliB Ceaenelioy portas Hercnlis Monoeci, Lignalina 4irn,
Etlr den Naaun Cenieaeiio lieaet DanvÜle Gonenelion, Andro
QenielUno ^er Qeneailo (so Lnd. v. Jan in aeiner Aasgabe»
qaeh Cod. A-X GemoUio, Gemelian, Cearailion CInver llaL
m* h 9. Wir fiaden denselben Nanen K^uvÜMtv ait dtsa
IhWtm OvB(a)iiavti^y h miQaU^iQ ^AKn9Qtv bei ieai Ptofem.
Q^ogK. III. 1, 48 nnd in deai Itia. Afltoai& p* Me. Ceaa«
iKdiini*
. Die Stelle des Itineraüs igt hesondem Ar den Sbm i»
Vjn Aarelia wichtig, welche von Rom dhirch Tnsden über
Piaae.i .Genua und die Alpes 'nariliniae nach Anelatnai. npak
D€ea;CIVl flMirte. Von Genua aa sind die Staaane»: Uha.
i:iiifli.i»pink XXXVI, Dertnnanipob XXXV, A»nrnipa, XXVIU,
Grixiu. «pm« XXX , Ganalieo npm. X, Vadia Snhatia ni|pak
XH^.Pnlliipke ii«Mi.XII, AJbingauno ap«. Vm LvwBeennnl
mpa. XV, Goata Balanae «pHK XVI, Alhbtialia nipna XVI,
iinoMne npni. X , Alpe sanM npa. VI (hue as^e ItnUa^
iMinai GtUia) Gcalenei« u^ul VHU« Varum iumen aspni* Vl^
AntipQli flipai. X.» ad. Hnoran mpa. XII, Poinni Julil
^llh Das Weitere neigt die Riohtong Über Afnaa Sbxü
Die AUerihümer f>on Mssa und ÖMties. 28
nach Massilia und Arelate. In dem Gegebenen aber ist der
Zug der Strasse von Genua Ober Tortona, Acqui, Vado,
Albenga, Vintimiglia , Lescareua (wenn Lapie Recht hat)|
oder Scarena , Cimiez , den ¥aro , Antibes und nrejus der
Gebirgswege halber, die erst von Albenga an ungefMir den
Zug der heutigen Strasse einhalten , bemerkeuswerth. Auf
dieser letztem Strecke, bei Turbia und Menfone sind mehrere
Römische Meilensteine gefunden, von welehen einige die
Bibliothek zu Nizza besitzt. In dem Itinerarimn portumn
rel positionum navium dagegen kommen (p. 502) sowohl
Genua, als Savona, Albenga, porto MaurMo, ViBtimiglla,
Monaco (hier Herde Manico), Eza (Avisiene), Anao, VHIa-
flranca (Olirula) als Häfen, Nicia (so) nur als plagia
(d. i. spatlateinisch für Strand, Rhede, italienisch ptaggla),
dagegen Antibes, Frejus und Marseille (hier Massilia Orae«
corum) wieder als Hafen vor, wie es damals in der Tbat
sich verhielt. Diesem entspricht genau die Tabula Peuttn«
geriana, welche gar nichts von Nicaea weiss, dagegen den
Strassenzug von Genua bis Manelfle folgendetmässen angibt
(Sect. II. e. u. in. d. ed. Maunert, Lips. 11934) : Geana XVi
and westlich davon, der Rtlste ziemMoh parallel : aJ Fig linaa
XX Hasta XHI ad NaviKlia VII , (Ober den Fluas Labsnia)
Alba BocfNa XIH Vlco Vtrgiiiis X Yadis Saibatea Villi («ber
den Ftuss Lucus) Albfdcauno XXtX Lnco Boramni XV Caaü
■eltene Albentimillo XVI in alpe maritima VUH Gemenelto
Vfifl Varum VI (tiber den Floss Varos) Antipoli X ad Hör«
rea XII Foro Jülii XVII foro Voconi XVII Matanone XXH
ad turrem XVII tegulata XVI Aquis S^xtto XLIH Masilia
Graecorum XVHI. Von Vada Sabatia an bis Massilia sind
die (Nationen, abgesehen ron Scbreibfeblern , wie Boramni
MV Bormani, beilene für bidaena«, AlbentfaDÜIw f. Albinti»*
tüfh'^ GMneneRo f. Cemenelo, hier dieselben, IM selbai
Hoeti in Mr Kosmographie des Anonymus von Ravena, der
In das siebento Jahrhundert su gabiren ackeini^ tndiui wir
24 Die MUrthümer van Nisuia u$id Ctmje».
^11 jeiuea Gegenden SUiifeiiamei^ welchf, obgleich barbariseh
entstellt, an die allen erinnern. So heissl es bei den Cieogr.
JUv. IV. 28 9 p. 243 (ed. H. Finder et G. Parthey, BeraL
]W0): Item iuxla praefata« Burgundiam proxima mari
Gallfco est patria fuae dicitur provincia Septtmana. — In
i|iia Septiautna plnriaas Aiisse civitatea leginns, ex qiubw
alifttantas deeignare volunias, id est Pomnne, Scarpiaaa,
Nicea, Mdaconditia, Anthopolis, Orea^ foro Oiri
J tt 1 i i, Fora Boconi, T e 1 o n i, Pataum, Carcarinai, Tegalida,
Afuis Seztis, Marsilia. Aehnlieh V. 3. p. 389: Itenn
^t dvltas Ponuae, Scapiana, N i c e a, Micalo colonia Dioeo«
rym, A n t i p o 1 i s. Auf die Oentung der barbarischen Name«
versiebten wir fttr's Erste. Doch aengt die Stelle fflr Niasa,
Antibes, Pr^jvs, Tonion, Aix nnd Marseille ioi sicbentco
Jahrhundert, aur Zeit der Burgunder* nnd Franicenniacht,
nnd nicht minder ist von Bedeutung, dass von dem im sech*
sten aerstürten Cemeneünm keine Rede mehr ist Ver-
glicht man hiermit den mit dem Anon* Rav. von Pioder
nnd Parthejr auerst beransgegebenen gewiss nicht alteni
Geographen Guido, der vielleicht in's aobte Jahrhundert
binabreicht, so hOren wir bei ihm B. 7 : Tertia vero iaia
Itafiae est mare Gallicnm, fuod et Tyrriienum, incipirna m
praedictis monlibns (d. i. moates excelsi, qaos qnidam Titanaa
dicunt, alii Alpes lovias nominant« wie es €• 6 heisst) fui
dlvidunt inter civitat^m Vigintimilinm et Niceam dvitalcBi
provinciae Septimaniae, und C. 79 und 80 l^en wir dami
Namen von Stidten, welche, wie sehr auch entstellt, an jene
des Unerars, odier vielmehr der Tab. Peuting. erinnern:
Genua^ Fidinis, Asla, Navalia, Alba Vicilia, Vicus vif^giiil%
Vati» . Sabbatis, Albingani, Loco germinis, Costa baleni%
Vigentimilium, Alpis auiritima, Pomona, Scapiana, Nicea« Bio
dnei letalen Namen aber: Pomona« Scapiana iiq4 Nieea
stehe» weder im Itin. noch auf der Tab. Peuting. sondern
nnr bei dem Geogr. Rav«; ^^^ Wfrden dajifjr wob) 'ff
Die AlUrthümer van Ni^ta und Cimie». 25
ftpilerti Zeit angehören^ in welcher dessen Verfasser scbriek
Welche Orte darunter na verstehen sind, bleihi näherer Unter-
suebttng; flberlassen. Dass die Nachbarschaft von Nisaa
feneinl sei , ist kanm su benweifeln. Scarpiana konnte
Scareaa sein , oberhalb Nisxa am Paglione , Poaona etwa
Sospello i^eiter nordostlich am Pluss Bevera, der, alt
der Roja vereinigt bei Vintimiglia mündet Es ist immer
merkwOrttgi dass Guido anstatt des alten Albintinilium
schon das neuere Vigentimilium setxt. Jedenfalls aber zeugt
er ftkr da» Bestehen von Nteza als Stadt im siebenten Jahr,
hundert.
Auch Pompon. Mein sagt iL 4 ed. Tsschucke: Deinde Luna
Ligurum et Tigulia et Genua et Sabatia et Albingannum.
Tum Paulo et Varum iumina utraque ab Alpibus delapsa
sed Vamm, qoia Italiam init, aliquanto notius. Man erkennt
hier Imcht den berühmten Hafen von Luna , jetnt Spesnia,
Genua, Savona, Albeaga und die Flüsse Paglione, der bei
Nma uud Varo , der weiter nach Westen sich ins Meer
ergiesst Ob aber der Name bei den Alten Paulo oder Palo
gelaoitet haboi steht dahin. FAr Pado dagegen, das Harduia
und V. Jkn bei Plinius, nach den codd. vorwogen, sprieht
nur Weniges, lieber die Lage von Ntcaea sagt Mela II 5 iu
seiner rednerischen Art: Nicaea tangit Alpes, taagit oppidum
Dedatum, tangit Antipolis , deinde Forum Julii Octavauorua
colouia. Bu wilrde uns uu weit führen, wollten wir aller
Meinungen gedenken^ welche tiber oppidum Deciatum u. s« w.
sdion laut geworden sind^ Uns genügt diesmal der Blick
aaf die Lage von Niaza am Fusse der Meeralpen, wie sie
BOdi heute sich neigt, der selten wasserreiche Riglione vorbei^:
•der durch die beutige Stadt üiessend, der Vavo westlich iv
einiger Baifemung, jenstits vorspringender Bergrücken, die
aaf beiden Seiten nach Ost und Westen diese Bucht umschliesseni
AHi Meer eilend« Wenn ferner Ptolem. HL 1, 8 sagt: ftna ri^
fO0 QidffOv ntnafjLW iMßoXig iv t(o jtvfvawtx^ nAdiij^i Jlfaou>
26 Die AUerikümer tum JVtM« und Cimie^
Kov Xiftijv • AiyovQiaq, xara is HSkkrivaq AiYvatixf,g ntt^a ti
jityvatiMov nikttyog,^AXßiyt€ftiiktWf Akßi'yawoy^ (y^^AXßt'yyav^
m)f) riv9va^ go erkeMien wir baU in dieser Reiheiifol|^e vwi
Westen nadi Osten iit Orte Nisxa, den HaffO von Villafrmnca,
Tnrbia (Tropaea), Monaco, dann in Ligvrien Vinthniglia, AI-
benga und Genua. Unter diesen besitzt Albenga noch hevte nralto
Mattem und Thilrne anm Theil rdmischen Vrsprunf es. Biwa
drei Minuten östlich vor der Stadt steht noch eine rdmische
Bride (ponte Inngo) von vier Bogen ^ neben der heoHgen
Strasse. Ueberhaupt zeigt sich iiberail an der KOste zwischen
Genua und Nizza «ne Menge uralter Warten und Rninen,
gvttsstf n Theils wohl aus dem Mittelalter zum Scbntze gegen
Uebcrfkile, jedoch manche audi ans Idtern Zeiten. Durch
solche Erinnerungen werden die malerischen Reize dieser
unvergleichlichen Strasse an der Corniehe , welche man in
ihrer gegenwärtigen Gestalt und Ffthvung Napoleov zu ver«*
danken bat, sehr gehoben. Auch zog die alte Aüaiorstmsso
v#n Genua nach Mateüia, deren Reste vielfacbr zu Tngie
stehen, fast parallel mit derseften tiber den KamA der jliieB
Vorberge der Seealpen. So war es noch gegen Bnde den
vieften Jahrhunderts nnch Christo, da Anmrian. Mnre. XV. 1 i
in der Beschreibung Galliens auch dieser Gegenden erwlhnt:
Areialo et Vakntia, ^ibns Massilia inngillir, euins soeicinte
et viribus in diseriminibus ardnis fultam aüfnolies leghans
Romans. Bis prope Snlluvü sunt et Nicaea et Andpolin in*
nilfieque Stoeehades. Wir lassen diese etwas unsicberi Inzehi
Tiorläuig auf sich beruhen (vo-muthlich sind es die bei HibreaV
um dafür das hier bezeugte Bestehen von Nicaen und Anti-
polia nn Jnlian's Zeiten hervorzuheben. Denn freüieh sind
Stellen, wo Iffizza im spitem Alterthum erwfthdt wird
selten» Desto mehr ist es nbthig, auf Iiiicbriflen nttd
tfuiliche Denkmale zu aehlen, und dien habe» denn nrndK
die Mbepm Foracher auf diesem Gebiete, wie VAwfifte}
Vk AUertkSmer von. Uma und Cimien. 27
Bottcb^ und Papon (bisttire de Provence), Spon, (Mit*
cdL enid« Anliq.) Jofredus, (Kicaea ÜliM^rata): Millin
o. A« lleii0ig gcthan , so dass uns fars Erste woU nur eina
Nachlese und Siebtang ttbrig bleibt« Nameatlich ist Piistro
Gioffredoy geboren auNizaa 1629, der 1660 seine Nkaea
Civitas herausgab, dann 1663 nach Turin berufen wurde^
VB die Eriiehung des Prinzen . Victor Amadeus m ieiten^
•pftter beuzoglieber Bibliothekar, endlicb Abi au 84. Poos
bei Nisiaa wurde , wo er 1692 starb , mit verdienten . Lobe
JBU erwAbnen. Preilicb führte auch ihn 4er gelehrte Eifer
■itunter an weit, 2. B. wenn er den Namen CeiMaelion
•rid&rt: Cemen llioa, was bedeuten soll: ^ilion inter montes*
da diese Stftdl von Troja herauleiten sei, wie sich denn das
Bild des Aaneas mehrfach auf dort gefundenen Besten neige.
Kaum mdohte dagegen der gallische Ursprung des Namens
Cemenelion au beiweifcln sein, womit denn jeder andern
Brklftrung der Stab gebrechen ist Unwiilktlrlicb erinaert
man sich dabei an den bei Strabo IV. 1* p. 188 etc. vor^
kommenden Namen der Cevennen Kififi$vop ogioq^ und ver*
mnthet eine entsprechende Bedeutung, wie Steia , Thal oder
ieffgleiehen. Man erklttri das belgische Com, Comb aia
Thal mit.aanca«en Bergabhangen, und Oe ist PraeijK, man
oder maen bedeutet Siein. Doch wir verlassen gern den
sehlf pfrigen Boden GaUischer Namendeulungen.
4s ist. sehr au bedanern, dass der grSsslo Theil der in
Blaza gefimdeneni AltertbOmer voriftagst in alle Wek ner*
slieut: wufde , was^ aber noch vorfaaaden , ibcils ziemlich
sdMeehl gebndnelr, theOs unier strengnai Verschlwh (bei dar
GmAn üarin ete.) gebaken ist« Beben wir daher dasj^uifDO
kervor, was hinsichtUcb des Altertkflmer in liid bei Niaan
ikm- niibefangatten Bficke dos Beobachters sich miä oikigev
llarhail.darbieiet, ohne denselben durch die Hnsge ^noi>
IkMEeliieiien au zerstreuen* Bitv springt ntfst die Logo
iia. idto» NIcata abi von der dca heutigen Niaaa aienflidi
28 Die AUerthümer von JVissa und Cmie%.
verschieden in die Aogen. Deiia um die Akropolis, de«
State der frflhem Festungswerke mit Spaziergangen «nd Ruhe-
biltiken geschmOekten Schlessberg, gegen Westen md Nord»
Osten lag die alte Stadt, uuterkalb derselben der i#andeplntn
der Schiffe oder die Rhede. Ein sicherer Zufluchtsort für die-
selben bot sieb indem Hafen des Hercules, in geringer
Butferming gegen Westen, da wo jetzt Villafranca, ebe
Grtindnog der Anjoo, um IdOO entstanden, liegL Der Pttnlon
oder Palo, mochte er aocb, wie alle diese Bergstrt^me, kiutg
sein Bett Indem, floss westlich an der Stadt vorbei. Von
derselbca stieg in Windungen ostwärts die Strasse nach
Genua auf, welche noch heute in zwei starken Stunden etwa
Turbia erreicht, dessen grossartiges ROmerdenkmal (Tropaea
Aogusti, nach PtoK) weithin vom Meere sichtbar ist, obgleick
seine Form bentnutage schwer sich erkennen lisoi. Bn
war, scheint es, ein runder Thurm auf viereckiger GraatI*
läge, mit Marmorverzierungen und Bildwerken, und zwei
Tboreo im Norden und Stiden. Oben, glaubt man , standen
Waffenbindel und Siegeszeichen. Ob aber wirklich, wie
man glaubt, auf der Stidseite gegen das Meer hin mit goldenen
Buchstaben in weissem Marmor jene Inschrift eingiymbn
war, die uns Plinius H. N. 111. 80 von dem Tropaonm Alpiuan,
wie er es nennt, anftthrt: Imperatori Caesari divt
F. Aug. pontifici mazumo imp. Xilil trib. pol.
XVII S. P. 0- R. quod eins ductn anzpiciisfue
gentes Alpinae omnes quae a mari supero ai
inferum pertinebant suk Imperium pop. Rohl
sunt redactaci sauMUt den vielen Ramen der Vdlker, H»
dort folgen , das lassen wir billig dabingestdlt sein , okne
OS f erndezn fiDr unmöglich zu erklären. Viel wichtifsr izt
nnz die Lnge der Stadt Nicaea auf deSü äusseinten VonprofO
der Seealpen mit dem Blicke links auf das weite Meer ui
die fernen Berge von Gorsika, die in der MorgesMkho aick
im Nebel aeigen^ so wie auf ii6 vorgesirecklo Kllnlo f^M
Die AUerihümer ton Nh%a Und Gmims. 28
WmMi^ wo Antipotfe^ «die Siadt g^feoftber«, ikr« «IIb
OeiMtiiMii^ 20 carkettnen isl» «od rechts in die eeböMQ Wia«
duf eil dcf woiilaiigebiiiiten Tlwlee hinein« das mii Oelgailen
vnd Rehen prangt» s^ weit das Auge reicht. Im Hinter*
gmnde ragt ein schirmender Gttrtei machtiger Berge empor»
Die hdchstc Spitse heisst jetst Mont cbaU) oder chanve, ge-
wöhnlich Monte calvo, ron der man einer nnermessiichen
Aussicht geniesst. Gegen Osten reihen sich andre Gipfel
daran. Auf einem felsigen Rflcken liegen Aber nwei Stunden
von Ninna landeinwärts die SchlosstrOmmer von Torrefta
oder Tourette, wo sich viele römische Inschriften gefunden
haben. Die Ruinen selbst jedoch sind aus dem spatern
Mittelalter. Hier und bei Chateauneuf (Castrum novum),
wo auch Inschriften sich fanden , mag Krieg und Wache
gegen die kriegerischen Nachbarn in alter Zeit oft Statt
gefunden haben. Auf dem Westabhange des Monte CaIvO|
gegen den Fluss Varo hin, liegen die Ruinen von Aspre-
mont, lange Besitz der Herren von Torretta« dann der
Orimaldi-Lascaris. Lasst sieh nach diesen Umrissen, die cur
volligen Deutlichkeit allerdings des Blickes auf eine genauere
Karte (s. B. sfldOstliches Frankreich N. 14 c. in den Nach«
tragen su Stielers Handatlas, Gotha 1856 oder besser
noch H. Kiepert's Specialkarte von Ober- und Mitielitalien,
Berlin, D. Reimer, 1860), bedttrfen, die Schönheit sugleich
und Zweckmassigkeit der Anlage des alten LandeplaUes
Nicaea schon ermessen, so steigt dessen Bedeutung wesent-
lich , sobald wir auf die sehr ausgedehnten Ueberreste des
nahen Cimiez, unser Auge richten, das nur eine Stnnde
entfernt auf einem der Vorberge des Monte calvo , mit der
Aussicht auf Nizi^a und das Meer, so wie andrerseits auf
das Thal des Paglione bis nach Torretta hin, eben so
sicher, als heiter und gesund angelegt war.
Unstreitig sind die Ruinen und Alterthümer von Cimien
nicht aus griechischen, sondern alle aus römischen Zeiten«
90 Die AUerMimer tom NUta mtd OtoiM»
Mm hatla«0hfifteii hier ftAuMlai, vdhhe 4en «ttca N«bm
dM OrtM thcr «llctt Zweifel erbeben. Aa teksantetlea kl
jene Ms den dtitt«* iährhaiideri (961 o. Cbn)v wdehe •■§
8p«a. Mitell. f. l«3 » Ordtf^ 8anRl«»g (N. IM«) lber>
gegUf eo ist
CORNBUAE.SALO
NINAp:, .
SANCTIS/SIM. AVa
C0NIV6I 6ALLIENI
IVNIORIS AVG. N.
ORDO CEMENEIi.
CVRANT. . AVRELIO
lANVARlÖ V. E.
Aebniiche Weihinschriffen su Salonina's Ehren , ander-
wärts gefunden, siehe bd Orelli N. 1009 und 1011, so dass
eine besondere Neigung derKaiserinn ffir die Stadt Cemene«»
Hon, oder gar ein Aufenthalt derselben an diesem Orte aus
der Inschrift nicht herrorgeht ; Auch ans einer andern in
Cimiez gefundenen:
P. AELIO SEVERINO
V. E. P.
PRAESIDI OPTIMO
ORD. CEHBNEL.
PATRONO
(wenn die Lesart richtig ist) möchte fflr die Redeutung derStadt
nicht allzuviel su folgern sein. Nur eines geht mit Sicher-
heit ans beiden hervor, nämlich der Name Cemenelion,
wie er tn den bessern codd. und edd. des Plinins und bei
Ptolem. und Antonin. Itin. bereits erscheint. Nehmen wir
i!erner Cemenelium mit Plinius und Ptolemaus als rianptort
des Alpen Volkes der Vediantier, welche su den haarge-
schmtlcicten (capilfati, xofttjvai) Galllern gerechnet wnrden,
00 liegt am Tage , dass es ursprilnglich rine Vorborg jener
Yinker gegen das Meer hin und nur Abwehr der griechischen
Colonisten von Nicaea gewesen, welche spllter ttrtt ittaHboi
ie ÄUetthümer ton Nma t^üd OtimVs. 31
Im näcbater Verbindung studitn« Nicht ainder beireinen
dies« hsehrifteiiy dass hinsichClich der wahren Ltigt von
CemeneBott aveh bei deo besten der Neuem noch greise
Irrthllnier herrschen. So ist die Bestunnivng bei ¥. A. Dkert^
fieogr. der Ckiechen und Rftoer II, % S- 439: »Osftieb voitt
Vnr^ 0war niebt unrichtig, aber nngenan. Denn Cemenelioil
lug gnf nicht am Vans, weder westlich, noch Sstlich, sondern
war: von ih» dnrch den an 3000 FViss hoben Monte Calve
nad seine wenig.niedrigere Fortsetnng geschieden. Die bei«
gegebene Karte von GailiiBt laast dies ebenfalls nicht erkennen.
Noch anfallender ist der Irrthun in Sproners Atlas ahliqvus
(1660) N. XL, wo Cemeueliam geradezu am Vams Uegt,'
wfthrend Nicaea am Ausgange des Thaies des Paulo (ober^
halb dessen Cemenelion wirklich lag) , richtig geneichnet
ist Hierans erhellt, wie sehr es einer genauen , mit Kennt-
niss des alten Zustandes entworfenen Karte dieser Gegenden
bedOrfte, dergleichen, wie verlautet, gegenwärtig nicht einmal
flir den jetsigen Zustand vorbanden ist, der sich freiiicfr
itmeffhalb weniger Jahre namhaft verändert hat. Den»
hier genOgt auch Heinrich Kiepert's sonst vortreffliche
Speeialkarte von Ober- Italien, des Massstabes: ^^^ wegen,
natürlich nicht ganz, da a. B. Cimiea, St. Pons, Turbia
bei Ihm fehlen.
Was wir heute in Cimien an Bauwerk und Trtimmem sehen,
deutet meist in den colossalen Unterlagen der Mauern auf
altgallische, in den gediegen festen Werken auf rtfmische
Zeiten. Da von der griechischen Nicaea erweislich nichts
erkalten ist, weder Mauern, noch Tempel und Siulen, so
steigt dadurch der Werth dieser Rdmerreste aus einer Zeit,
da Cemenelion in der Umgegend geachtet und anstatt Nicaeas
Sita höherer Behörden war. Was mir davon im Herbste
dieses Jahres besonders auffiel, will ich kurs namhaft machen,
und dabei augleich des Landschaftlichen, sofern es aum
Verständniss nOthig scheint, gedenken.
82 Die Alterlhumer tom NUna und OiMtes.
Da» heutige Bün«, Hanptori der seit dem AüMiBg ISM
Bit Prankreieh vereioigtea, frfiher saveykchcii gteiekoanigca
GrafisehafI (die aehao v«i J 7M bis 1814 su FraBfareicb geterte),
lieateht aus swei Tbeilea, der allen Stadt mit dem SeUoaae
ayf dem linlLeB Ufer des Pagliaae gegea Sfldtatea, ond der
aevea Stadt auf desaeu reehten Ufl», wriehe duroh dea
aleigenden PreaidenbeuHch voa Jahr au Jahr aa UnfaBg
und Oiaiia suaiaMt, und die frfiher dort Tereinaelt liegendes
kleinen Orte, Kirchen und KlOiter sich mehr und a^hr ein*
verleibt^ Hier aai Meere aeigen sich in langen Eeihen die
scbdnen Landhäuser, wo die reichern Preaiden sich auCsubal-
len fflegen« Bs ist der Anfang jener schönen , fruchtbaren
Landaottge die sich im Südwesten flher die MOndung des
Varo hinaus bis nach Antibes ond Cannes erstreckt Das Var*
gebirge Sant' Ospisio im Osten und das Cap Garanpe im
Westen oberhalb Antibes sind die beiden vorspringenden
Spitaen der Bucht von Niasa» welche in alter Zeit schon
die Gründang einer Stadt hier veranlasste« Laadebwirts
siebt sich erst ndrdlich, dann nach Nordosten, von iaMner
hohem Gipfeln umgeben das schöne Thal des Paglione, daa
sich fast bestandigen Prühlings auch im Winter erfreut,
weil» es vor den Nord- und Ostwinden geschitat » nur dem
Sfld und West sich dffnet. Jenseits des Schlossbergea von
Niaaa erbebt sich dstlich der kahle Peb des Moni Boron,
mit Mauern und Scbidsschi» gekrönt. Zwischen ihm nnd
dem Schlosse befindet sich jetzt der awar kleine, aber sichere
Hafen von Niassa, mit Leuchtthurm und Gebäuden, der erst
im vorigen Jahrhundert angelegt ist. Hier von reiaenden
Landsitaen umgeben , isl auch der Anfaag jener neuen
Strasse von Niaaa nach Villafranca , die bereits 1857 im
Beisein der Kaiserinn Motter von Russland erOftiei aber noch
immer nicht fertig wurde. Die Stelle der alten Nicaea ist
unbestritten der Rhede gegenfiber auf dem Abhänge des
Die AUerikümer von Niz%a vnd Ctmie*, 83
Berf €8, foli^ich in einiger Entferamig von dem Fhisse Pagliene
vni von den neuern Stadtvierteln.
Wer rnn Nisna nacli Cemenelion gehen will, schlftgt
am besten jenen Weg ein, der aus der neuen Stadt über
St. Barthelemy an einer Menge schöner Villen und Gärten
vorüber diirdi St Etienne uaeh den OlivenbOhen von Bran-
eolar und an einer ebenfalla mit aabllosen Oelbftumen be-
pflannten Hoehebene fahrt. Hier liegt, etwas rechts am
Abhänge gegen das Thal hin, das bescheidene Frandscaner-
-Kloster snd die Kirche von Cimiez, wie der heutige Namen
in der Mundart von Nisna lautet, die aus italienisdien und
provennalisohen Blementen eben so wunderlich gemischt
eneheint, wie derCbaraicter der Bevölkerung, welche seit
den Mteslen Zeiten, nach Strabo, zwischen Italien und
OsMien sehwnnkte* Das Kloster ist von neuerem Ursprung,
die- Kirche 14S0 auf den Trflmraeni eines Tempels der Diana
erbaut, in wdchen damals zahlreiche Reste des Alterthums
euMeckt wurden. Aus dem Klostergarten geniesst man der
hevriiehsten Aussicht auf das Thal, auf NiMa, den Schloss*
berg und das Meer« Noch immer werden in der Nähe von
den Landlenten Mttnzen, Lampen und andere Geräthe geflinden,
welche dann rasch in fremde Hände kommen. Nur eine
Ansnabme- hiervon ist bekannt Die gräfliche Familie
Garin nämlidi besitst eine Villa, welche etwa die Mitte der
äHen Stadt annimmt und von weitläufigen Gärten, Oelpflan-
nungen und Weinbergen umgeben ist. Gerade hier, wo
frfUier die Ausbeute am grOssten war, wo die Hauptinschriften
von •Cemeneliom geAinden sind , die zum Theii noch in den
lUunneff d^r tevCsltenen, innner verschlossenen Villa beruhen
solkn, kt das Nachgraben untersagt Dennoch ist hier und
in der Nachbarschaft Manches zu sehen. Zuerst ein ziemlich
wohl' erhaltenes Amphitheater, dessen Arena als Garten
benutzt wM, etwa flMFiiss lang und 150 breit Die volks-
UMUmigfs'BMenttttng: la tkiadeMe fata, »dieBatte derPeen^,
3
d4 Die AliMkäwier i^mi Nium und CÜMiei.
ftk ob es «in gruflser WasserkfsMtcff f ewcsea, nag uf ife
alten Naumachien hiDdeute«. Die witeni Begengftagt awi
theil^eis^ noch vorbanden ; dnrcb einen derselben Hhtt jetst
ier Rabr^ccf. Von den obem sind nur Eeate fibriy, jedndi
so vidy dass man von oben den Blick anf das ScUobb von
NixM und anf 4as blaue Heer jensdto in dler Herdicbkeü
^eniessty so fem es der wuchernde BannisrMag geslnllet
Dieses BKckes anf d^ Meer flrenten sieb ebwt die Birger
Cesieneliums , obgleich sie von demselben Über eine Sinnde
enifemi waren. Es mnss einen giossartigen. Bindrucfc ge-
machl haben , hier acht- oder nebntansend Znsrbnner (denn
fAr eine solche Annahl scheint der Rann nureichendy von
fißstlicher Lust , im Angesichi des Heeres , bewegt nn sehen.
Ob darnach die einstige BevoUiemng von CeaMneiion nnf
SSv<NM) oder 30,000 Seelen nu bestimmen sei» wie man glanbt,
lassen wir unentschieden« Hiebt weit vom Amphitbonter in
der Besitjioog des (trafen Garin erbebt sich ein aosehnlidies
vierecluges GebAude von nwei Stocinwerfcen Jetnt ab Wohnung
itx^ Gftrtners » und im IBrdgescboss als Viehstall hcmntni
Alle Verhältnisse dieses Sanes mnd grossarUg und sehta.
Han bemerlKt vorspringende Brker und Kragsteine liier und
da, so wie Fensteröfnungen und gowMbte Oingn, in echt
rdmischem Siegelbau. An dem roh. nachgebesserten Stell-
eiognnge sind Reste von Marmorstatuen eiageMiuert* Dies
GebMttde wird gewAbnIich Tempeldes Apollnsi» (audi
wohl Tiempel der Diana)« genannt, wdl iu der liegende des
b» Pontius, de? hier unter Valerianus MO im AaNfbllllualw
gmn«rtert wurde , sich der Ausdrucli des Praesea .Onudfaui
{findet,; ficce proxime venerabilisi ApeUws.tmuplnm:. nncoie
et sacrifica! <v. Acta Sunef. H. Hai. Tom. Hl p* VHS^.t-
Bin Reweis, dessen Schwiche in die Augen AUt; Sn ist
4in dem Bauwefiie selbst nicht das Hindeste an beuKrtMi»
da9 uuo nöthigste, es für einen Tempdi uawentldi Ar
««e^u. AfpUu» l^uipel » und. uieht fieliiebr Ar 4m
AUerOumer von JVtssa md Cimie%, 36
Qaus, ein Slaatsgeb&ude oin Jcrglmheti n erlüAren.
9er Bewobaer des Baases, eio schlicbter Bauer bot, arir
fine HaadyoU rttmis^her Ktt|rf)eniiflBaen m Kaat kh
beaeikte üfk^ügi D. Aagastos pater, ADtoninos piusy wbü
IL PoQtif. n. tr. pt^t XI. Cos. III., Philippiis B. Bona
sitaend aü der Weltkwgel, Constantious Tr. p. n. a. w. fai
Hiaza sdl ea grossere SamadmigeB hier gefuudeBer Mtoaea
g^beo , welche bis auf die leisten Zdten des westramiscbea
Bekhes hinabgehea. Aach fani das CbrlsteiithuB Uer
^itig AufnahaM. Bassus, ein Sehfller des h. Dabnatioa,
war der ^rste, der Bdner Pontius (nnter Valertan) der
aweite Bischof von Cemenelittan, beide hier far den Olanben
getddtet. Xum Andenken des lelstem ward auf BefeU
des grossen Karl in der Nabe die Abtei St. Pontins (St Pens)
anrichtet, die noch besteht. In der alten Lq^ende von
S Pontios, die einem Angenaeug^n Valerius jnigeschrieben
wird , findet sich auch auerst (cap. 8, p. 277) der Name .
Cimella für Cemenelium; »Drbe egressus Pontius, Valeriana
et Oallieno imperantibus, fines Italiae transiens, nrbem
sab iugo Alpium procnl sitam petiit nomine
Cineliam^ Ob aber der Form Cimella jemals, fät
Cemenelion, im Volksmunde war, steht dahin^ da das heutige
Cimiea eher auf letateres deutet. Unterdessen ward Stadt
und Land 407 von den Oothen, 674 von den Longobarden unter
Alboin schrecklich verheert. Von dieser SSeratdrung erholte
sich Cemenelton niemals, Nicaea erst spater, indem die Oe-
flachteten dort um 560 eine neue Stadt erbauten, welche
bald unter der Herrschaft der austrasischen Pranken, dana
unter eignen Grafen bis auf Carl den Grossen sich der
Angriffe der Saracenen nach Möglichkeit erwehrte, und so
das gaoae Mittelalter hindurch bald unter dem Schutae der
Grafen von Provence, bald unter den Anjou von Neapel
aoletat unter den Grafen von Savoyen (seit 1388) die ver-
Schickssie erfuhr. Auch die neuere Geschichte
36 Die AUerffUsmer eon Nhta und Cimie%.
Nina's, bis -auf die Gegfeuvrart, zeiget uns.Kriege and Kinpfe
ohne Unterlass. Ist es da zu verwundern, wenn onter solchen
nNizna auch der letzte Rest • der alten Zeit verschwaad,
wenn zn Cimiez bloss ein witetes Durcheinander Ton Hauen
und Steinhaufe» sich erhielt^ welche der allmählich steigende
Anbau des Bodens noch taglidi möglichsl beseitigt? — Brut
in neuerer Zeit hat man nachgegraben in der Nihe des
sogenannten' Apollo-Tempels, und dabei Reste einer Wasser«
Mtung (fiC' ohne Zweifel zum Amphitheater fIBhrte), und
niehrere:Aad«r nrit Hypokausten u* s. w. entdeckt Besooden
zu beobachten Ist aber auf der Südseite gegen das Meer
hin, am Abhänge der üochHäeke, wo die Oarinische Besitzung
mdet, ein starker Thutnn oder ein Vertheidigungswerk —
propugnaottlum — , dessen ungeheure Grundlagen fast k^Io-
pischer Art weithin sichtbar sind* Wenn einmal, wie es zu
wttnsthen ist, ein getmuer Plan dieser geringen Deherreste
der einst, blühenden Römeffstadt, die noch unter Qallienus
zu. den ersten zahlte und der Kaiserinn Salonina namentlich
huldigte, .von einem ^Oeometer, der zugleich Kenner des
Alterttiums wäre, aufgenommen wOrde, so Hesse sich leichter
ergründen, ^vrelches der ursprüngliche Zweck dieser Befesti«
gung, und ob es dabei mehr auf Sicherheit gegen das Meer
(also gefen Nicaea), oder gegen das Gebirge und seine un-
ruhigen Bewohner abgesehen war;
MAnster 1861.
8. 9U jftdlturinnen am Kleine.
In dem 22. Hefte S. 80 o. ff. dieser Jabrbttcher haben wir
«
über die eigenthfimliche Sitte der Kolnerinnen berichtet, welche
sich am Vorabende des Festes des h. Johannes des Täufers
an den Rhein begaben, sich mit wohlriechenden JKräntern gür-
teten und indem sie gewisse Sprüche sagten Waschungen
vornahmen. Wir haben dort gezeigt dass diese Sitte sich
auf Köln nicht beschränkte, dass sie eine weit verbreitete
und eine uralte war, indem sie nicht allein in Neapel, sondern
auch in Afrika schon zu den Zeiten des h. Augustinus
bekannt war. Wir kehren mit den nachfolgenden Bemer-
kungen noch einmal zu dieser Sitte zurück, um sowohl ihrem
Ursprünge näher zu kommen, als ihre Verbreitung unter
den entlegensten Völkern mehr in's Licht zu stellen. Wenn
wir tn dem frühern Artikel den Beweis geführt haben, dass
man die am Rbein bestehende Sitte in Afrika kannte, so
wollen wir jetzt beweisen dass dieselbe in Deutschland auch
ausserhalb Köln bekannt war, und dann es mindestens wahr-
scheinlich machen , dass man dieselbe in Habessynien bis
auf diesen Augenblick ausübt.
Um den Beweis zu fuhren dass jene Sitte nicht lloss in
Köln sondern auch anderwärts in unserer Provinz geübt wurde,
berufen' wir uns auf den Cäsarius von Heisterbach. Er
erzählt in dem 30. Kapitel des fünften Buches seiner Memo-
inbilien : zwei Jünglinge seien einstens an dem Johannisabend
nacH • Sonnenuntergang an dem Ufer des PIflsschens Prüm in
der Eifel spatzieren geritten, während sie an dem entgegen»
38 Die Köbtermnen am Rheine.
gesetsten Ufer eine weibliche Gfstall, in einen IciaeiicB
Oewande erblickt bitten, und da sie geglaubt sie fibe Zanbcr-
werke, wie diese» von einigen in der Johannisnacbt mi ge-
schehen pflege , waren sie durch den Fluss geritten nn sie
festsunehmen. Sie sei aber geflohen, und so schnell sie ihr
auch nu Pferde nachgesetst, sei es doch nicht möglich ge-
Wesen sie einzuholen; einem unter ihnen sei die Sadie
bedenklich geworden, ihm sei die Furcht gekommen, ob
dieses nicht der Teufel sei, und da or das Kreuseichcn
gemacht, sei die Erscheinong sofort versch wunden« — Duo
iurenes saeculares nondum milites • . in quadam vigllia
sancti Johannis Baptistae post solis occasum circa rindnm,
qui monasterium praeterfluit, in dextrarüs spatiabantur. Vidoites
fz altera parte rivuli quasi speciem muliebrem in vcste
linea, putantes quia maleficia exerceret, ut qnibusdam mos
est in noete illa, ut caperent eam, aquam transierunt -^ Wir
ersehen aus dieser Stelle welche hundert Jahre ftller ist
als das Zeugniss des Petrarca, dass die in Rede atehaide
Sitte auch ausserhalb Kdln ausgeübt wurde, und daas in
der von Cäsarius erwfthnten Oeschichte ein einnelnes Weib
aber keine Schaar wie nu Kdln, in den Fluss geht« Dort wie
in Köln ist die Vigilia des h. Johannes, nach Sonnenuntergang,
als der Zeitpunkt angegeben, an welchem jene Waschungen
vorgenommen werden. Das Weib bei dem Cäsarius erscheint
in veste linea; wir ersehen daraus dass die Sitte mit der
Taufe in Verbindung stand; denn die Täuflinge erschienen
gewöhnlich in weissen, leinenen Kleidern; daher die Benennung
weisser Sonntag, dominica in albis, weil an diesem
Tage die Katechumenen welche in weisse Oew&nder gekimdet
waren, die Taufe empfingen. Cftsarins berichtet, die Hand-
lung des Weibes stehe nicht vereinzelt da, es habe einer
Sitte gehuldigt die von einzelnen gefibt werde und mit
dieser Sitte sei die Ausübung einer Art Zauberei veikundf n
gewesen.
DiB BUmrbmm am Bheiae., S9
. Wir grheii zu dem sswtiitm Punkte unserer Aotg§kt
iker.
huMlf in udaer Geuehickte IbbeesyraeiiSt lodem er tm
den CMaubea und den kirchlichen Bisrichtunfen der Btbec»'
Bfmr handelt y berichteC Folgendes. An Bpiphtnietifcsta
welches die Hthessynier am 11. Januar hegehen, der hei uns
dem sedwten Januar entspricht , feiern die Haiiessynier xnr
Bfinnesang an die Taufe- Christi, ein heileres Jahreufest Dia
Ckfstliehen erdfistn diese Feier hei Anbruch des Tafpes ; der
Etaig ttad sda Hof, der Hetn^fuHt und seine Geistliche,
die Vornehmen und das Volk, Alte und Junge, s^igett rot
Sonnenaufgang mit wenigen Ausnahmen einiger Voraebmen,
nackend in Fltese und Teiche » tauchen darin unter und
bringen einen Tergntgten Tag darin zu. Die Priester weiche
dabei anwesend, gehen jedem der ihnen begegneti indem sie
darum gebeten werden, den Segen mit diesen Worten: »Gott
segne dich* oder »es segne dich Gott Vater , Sohn und
li. Geist^. Wie aber grosse nreode selten ohne Ausgelassenheit
endet s so heginnen auch diese Jfinglinge allerlei Muthwilkn,
sie springen, schwimmen, einer taucht den Andern unter
und erflUen die Umgebung mit Eufen und Schreien. So
wifd diese Waschung nicht so sehr ein fronunes duristUches
Fest, als ein ausgelassenes Spielt
Genauere Nachrichten, von diesem Feste, obgleich im Wesent-
lichen mit den gegebenen Qbereinstimmend, gibt James Bruce
in seiner Reise nur Entdeckung der Quellen des Nils ^X »Das
1) nSotendam est Hsbesainos XI. Js&nsttt^ qui nobifl VI. elusdem
et epIpliABiorom solenne est , sidiilt& tarn apad illos •estaie,
laetiBsimum, In memoriam baptismi »erYatoris, qii6in eo die
eontigisse oum mnHis veteram pro oertum habent, fastum oele-
brare. JUaoesoenle die, oleriei laeto oanta solaimiiatem ordiantar,
' rex omn aillse rase piMoUbt^ metrspdUo oou oleriols, eobiles
et plebei, sanes et iarenes In flamlns et ttagäfa nadi, paaelsslmlB
40 Die Kötnerümm am Bheme.
Andenken an Christi Ttufe an Feste der beiligen drei KMige,
und das Segnen des Wassers an diesem Tage ist ein alter
Ckkranch der morg enlandiadien Kirche, der ehenab Aüentnch
in Aegypten, so wie noeh heutiges Tages in AetUopicn feicr.
lieh begangen wird. Seitdem Aiexäiidrien den Mehamr
danem in die Hände fiel, hat Ftarcht vor Belddigmgeii nwi
Entheiligungen die Einwohner genOdiigt diese Ceremenien,
so wie alle feierlichen Umgänge innerhalh der Hanem der
Kirche ansustellen*. Bruce weldier dnem solchen Finte sdbsl
beiwohnte y berichtet darftber, das Wasser sei vorher von
dem GebHichen eingeweiht worden und dann hüten sie von
diesem Wasser in die Hand genommen und es den Anwesen»
den y namentlich den Vornehmen auf den Kopf gesprengt;
jragleich hätten sie dnen Becher mit Wasser uum Trinken darge-
reicht und nachdem man getrunken sagte der Geistliche Gnier
y' barack: Gott segne dich! Endlich nachdem alle wddie
im Gefolge des Statthalters besprengt waren, und alle
denen man den Becher nicht gerdcbt hatte , aus eigener
Hand getrunken hatten, sprangen 2 bis 800 Knaben, die sich
fllr Diakonen ausgaben ins Wasser, sie waren nur mit einem
weissen Tuche das sie um die Lenden gebunden hatten be-
kleidet, und besprengten nun ihre Freunde und Verwandte,
und überhaupt alle die am Rande des Flusses oder Bebens
inter praeoipais exoeptlsi ante ortnm solfs desoendant, Ibiqtie
mersitando sese laetum dfem ag^nt Intdreunt presbyterii a
quibns obTiam yenientosy nt alias semper motis , benddiottonem
petore solenti quam Ulis reddunt bis fere verbis: benedioat ko
Pens, Tel b'enedleat iedeus pater, filiiiB et epiritus
•anotae . . . Yerom enlm yero, iat magna läetitia raro oaret
petulaaüa: ita adolescentes lasoi^re, saUrei aatare, alios alios
flubmergere et Tioinoa oampos Tooiferatlonibas atque olamoribu«
oomplwe ; ale Ua ladiortam id potins balneom, quam pinm oluiatla«
norüm festom habetur. Jobi Lndolfi, historia afltthiopioa. Franoof
ad M. 1681 Üb. HL o. 6.
Die Kölnerifmen am Rheine. 41
Biamien ntt Wasser. Anfangs geschah dieses mit ziemAehefli
Ansande von den Knaben ans der Stadt; nachdem aler die
bessere Klasse ren Anwesenden besprengt war, entstand ein
wildes lärmen daraus; die Knaben machten das Wassei'
sdüammig nnd sprengten es umher auf Alle die sie wohl
und reinlich gekleidet sahen. Der Statthalter begab sich
nuerst weg, darauf die Ultfnche, endlich die Kreuze; der
■ach war nunmehr den Knaben und den sehwarnen Chnrden
Qherlassen, die ihr Unwesen bis nwei Uhr Nachmittags darin
trieben^
Das Fest welches wir hier in seinen Einnelnhdten naher
haben kennen gelernt, ist dem Andenken an die Taufe
Christi im Jordan gewidmet. In Klimaten wie jenes ist,
von dem wir hier sprechen, konnte dieses Fest im Januar
gefeiert werden, denn der Januar gehört hier «i den beisse-
sten Monaten des Jahres; der Himmel bleibt Tag und Nacht
vollkommen heiter und es gibt keine unverhaltnissmttssig^
lange Nacht 2Hi Shoa sind selbst im Januar Tag und
Nacht gleich, wenigstens dem Augenschein nach ^). In weniger
heissen Klimaten und gann besonders in kalten kann das
Fest unmöglich im Januar gefeiert werden. Wollte man es
aber dennoch feiern, so musste man es in eine gflnstigero
Jahresneit verlegen, und so wurde es denn auf den Tag des
b. Johannes des Tftufen, welcher auf den 84. Juni ftlli,
übertragen.
In Habessynien beginnt das Fest, d. h. die Einsegnung
der Flüsse, Bäche, Teiche um Mitternacht; das eigentliche
Fest, sobald die Sonne ihre ersten Strahlen aussendet ; in
Afrika pflegte man während der Nacht oder des Morgens
in den Fluss, den Bach und den Sumpf siu gehen ; in Köln
begann die Feier gegen die Zeit wo die Sonne unterging»
1) lArucd tt. a. O. V. Buch 2. Kapitel.
42 Die KihMrimun am Rheme.
Itt Hdbcftfyiiiai, wo 1er Hiaund die Mtcht huiiiirdi
hritar bleibt, «ach in Afrika, fiberiiMipi in warnen «nl
Klimaten , wo das •ffenttidie Leben aidi a^hr in die Hacht
hineiasielit , iLoante das Fest ohne Anstoss wabrend dar
Nadit begangen werden« In Eöln begann dasselbe ff^gfca
Abend» eben so in Neapel und «war hier wahrend der Dininie.
mng^ weil dort Hanner und Weiber ins Wasser stiegen,
nnd num die Finstemiss wie die au grosse Klarheit TcnMidcn
wollte.
Erwagt man nun aber wie nahe bei der ursprflngiichca
Idee dieses Festes die Ausartung gelif^ ist, nnd wie leicht
noch ernstere Missbrauche und UnsehicUicbkeiten sich daran
ansetaen konnten , als diejenigen sind, Ton denen Bruce be-
richtet, und erinnert man sich daran dass man nach Cisaiimi von
Heisterbach Zauberwerke damit in Verbindung bradKe, so
begreift man wie Augustinus dann kam , gegen diese Fcs^
lichkeit mit so grossem Nachdrucke au eifern und anf ihre
Abstellung mit der ganaen Macht seines Wortes und sefaies
Ansehens au dringen. Das Ansehen des einflnssreidslen
aller Kirchenlehrer war aber gross genug auf die Abschaihag
dieses Festes auch ausserhalb Afrüia einauwirken, da seiae
Scbrifkea und Reden in der ganaen Kirche verbreitet waren,
und so wird es erklärlich, wie das Fest andenwo spnries
verschwunden war, von dem Petrarca nur noch einen TheO
in Köln mit ansah.
Wir haben oben gesehen dass das Fest in Habeasyniea
um Mittemacht mit der Weibe des Wassers, des FInsses
oder des Teiches begann ; dann wartete man bis die ersten
Strahlen der Sonne sich neigten, und dann begannen die
Besprengungen mit Wasser, das Eintauchen u. s. w. Far
diese beiden Zeitpunkte finden wir auch gegeawartig aocfe
die Anhaltspunkte in der kirchlichen Liturgie. Der lotroitas
nur Messe in der Vigiiie der Epiphania beginnt mit folgender
Stelle aus dem Propheten Jesaias : Dum medium aüfnChm
Die KölnerinneH am Rhema. 48
teMrnii o«iia , et nox smini cursmn nedivm iter halieret^
•nnipoteiis semm im Bomine «. «• w.^)* Hier haben wit
die : Mitteniadit als deageDigen Zeitponkt an welchea die
Bnweiban; beginnt. In der Messe ani EpiplDanienfeste
selbst ist die Epistel den Propheten Jesaias entnoamen.
Sie beginnt mit den Worten: Surge, illnminare Jerosalem,
qoia veul laaen Umo , et gloria Domini super te orta est.
Et anibulabunt gentes in lumine tuo, et reges in splendore
ortus tui. Leva in drcuitu oculos tuos et vide, omnes isti
congregati sunt'). Der nweite Theil des Festes begann
oder beginnt noch in Habessynien sobald man die ersten
Strahlen der aufgehenden Sonne erblickt, und die Wahl
dieses Zeitpunktes findet ihre volle Deutung und Erklärung
in den angefahrten Worten des Propheten Jesaias.
Wir wissen nicht ob man hiernach noch geneigt sein wird
die Abwaschung der kölnischen Frauen für einen Ueberrest
des heidnischen Mitsommerfestes gu erklaren und einen Grund
fflr diese Annahme in dem Umstände zu finden, dass das
Christenthum diese Sitte spater abgestellt habe '). Wir könnten
uns 2u dieser Ansicht nur dann bekennen , wenn man ganz
unzweideutige Grflnde dafflr beibrachte. Darin aber dass
das Christenthum diese Sitte abgestellt hat, können wir
nicht den entferntesten Grund fQr jene Annahme finden ; denn
wenn die Sitte auch einen rein christlichen Ursprung hatte,
so hinderte dies schlechterdings das Christenthum nicht diese
1) Bnoh der Weisheit 18, 14.
2) Jesidas 60, 1 ff.
8) Man yerglefohe Ober diese Sitte Grimms Mythologie I. S. 566
n. 666 und Simrooks Handbuch der dentsohen Mythologie S. 569.
Die neuesten Künstler haben sich dieses Stoffes bemSohtIgt; so
der Maler Spangenberg zu Berlin daroh sein BQd: der Johannis-
Abend in K81n, und Eduard Stelnle in den Fresken des Museums
Wallraff-Rioharts.
44 Die Kölnerifmen am Rheine.
Sitte aiirnheben , DMbdeni sie so grosse ünnlittf lidifceilM
lierwryerafen hatte. Das Christealliini hal-sdur ?ide Sittm,
dUe es eingefllhrl , spater seihst abgestellt Debenlies aber
ist diese Sitte Dicht überall durdi das Christeathuni abgcatdil
w^rdeo , da sie ja wie wir gesdiea haben , is HdiessynieB
z. B., bis aaf diesen Tag fortbesteht
IL leikMftler.
1. <fptgrapt|if(f)f0,
1. Die Legio V Macedonica and die Legio
V Alauda»).
SchoD in Band XXVI dieser Jahrbflcber S. 125 ff. habe
«
ich nachgewiesen, wie die Denkmäler der Vexiilarier besonders
schätzbare Anhaltspunkte für die Geschichte der rtlmischen
Legionen gewahren. Hier ein neuer Beweis dafür.
Die Monatsberichte der Berliner Akademie der Wissen*
Schäften, Jahrg. 1861. S. 35, enthalten in einem Reiseberichte
von Emil HObner eine frtther in der Ermita de S* Eufemia
bei Linares aufbewahrte, leider jet^t nicht mehr vorhandene,
am Anfange und am Schlüsse der Zeilen verstQmmelte
Inschrift, die ich mit den nothwendigen Ergänzungen hier
wiederhole :
M . CORINELIO . M . F . GAL . YALERIANO . PRA£[£F » ALAE . . .
.^ : . . OPKA.EP . YEXILLARIORVM . IN . TRACfflA . XV . [A. LEG-
V . MACE]DONICA . A . LEG . VRI . AVGVSTA . A. TRIB VNIS . L A[TICL AVIS
EI . inN0R]lBV8 . A . PRABF . CHORTIVM . 8TATVI8 . CORON[IS.DbN ATO
]L0inBll.BT.CH0RTIS.8BBVIAE.1WENALIS.r[ ......
IA]&UF.0PTATAE.VXOBI.HVI0.COLONIA.FATBqCli . . .
Dia. hier gegebenen Ergftwangen sind Ibeilweise irmt
Bflbnff, theilwcise von Th. Mommsen voi^feaeUagaa
^) Ich bediene mich hier der gebräuchlichen Form des Namens,
ohne desfifaalb Mommsen^s Leeong A 1 a u d a e (Inser. Neap.
p» 475 s. T.) geradetu Terwerfen zu wellen.
46 Die Legio K Macedaniea und die Legio V. Abmda.
und werieo den Beifall der Kundigen Snden; inde»
Ich durchaas bezweifeln, das« am Ende von Zeile 8 oder w
Anfange von Zeile 3 noch Plats f&r den Naaen einer
dritten Legion gewesen sei, wie Hommsen (ich begreife
nicht ans welchem Grande) als gewiss annimmt
Demnach haben wir hier Vexillarier nweier Legionen,
einer IMacedonica und der VIIL Augusta. Da, wie Momni-
sen a. a. 0. schon bemerkt hat, an die qnsrta Macedomca
nach der niemlich genau bekannten Geschichte dersellien
schwerlich au denken ist^ haben wir es hier also mit der
qointa Macedonica sa thun, und es fragt sich nun, m welcher
Zeit diese V. Macedonica mit der Vlli. Augusta die Besntnmg
einer Provinn ausmacht; denn dass derartige VexUIationen
verschiedener Legionen stets aus einer Provinn genommen
wurden, glaube ich in dem oben erwähnten Aufsatae (XXVI,
S. 127) dargelegt ^u haben. Die Antwort auf diese Frage
ist aber durchaus nicht so leicht, als sie aussieht, da die
frühere Geschichte der V. Macedonica, wenn man die Sadie
genauer untersucht, leider noch nicht so feststeht, als es
nothwendig ist, um auf dem Grande derselben Schlosse
aufzubauen.
Die Hauptschwierigkeit der Frage liegt darin, dass die
Schriftsteller des ersten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung
uns nwel legiones qui^tae nennen, ohne sie durch ihre
Beinamen. au unterscheiden, die eine in Genaani^ infierior
(T,ac. Ann. V, 31) die andere in Mof»ia. (Tac Ann« XV, 6).
Welclin von diesen war nno die MaeedQntca# welche die
Alanda t ich meines Theils habe hia jalat nie dantngwweifdl,
der V. Macedonica die Besataung von Vetera ananaehreilien
md die V« ^anda nach MSsien su verlegen , von wo nie
(nach Ta^ltns Ann. XV; 6; Joseph. BifH. jiid. Tl^ 5,3;
Inschrift bei Orelli 750) im Jahre 63 nach Armenien
geführt worden sei. 8. die Uebersicbten in Seebode's
Krit. Bibl. f&r das ScbuU und üntorrichtswesen 1880, S. 53T,
Die Legia F. Macedaniea und die Legio Y. Älauda. 47
ii der Zeitschrift fir die AUerthumwiM. 1840, S. 658 f.,
sowie die Artikel Legio V. Alauds und Legio V.Mace»
4' o ■ i c a in der P a v 1 y 'sehen Real-Bncy dop. der class. Alter-
thvnsknnde« Auch ist diese Ansicht von andern Schriftsidlem
Iker die römische Legionsgeschichte adoptirt worden; so
YOB Klein in diesen Jahrbüchern XXV. S. 88 ff., von
Pfitnner in seiner Allgemeinen Geschichte der römischen
JKaiserlegionen bis Hadrian (Parchim 1854.) S. 9 und 18 *),
▼an Lehmann in daodioa und Nero (Gotha 1858) I, S. 189
nnd 191. Der Banptgmnd dieser Annahme war die vjni
Fiedler, Römische Denkmäler der Gegend von Xanten
mai Wesel S. 188, gebrachte Nachricht : «Von der V. Legion
werden [bei Xanten] viele Ziegel gefimden mit dem Stempel
LBG. V.MAC, oder LEG. V. und darunter T.LVSEN««*).
Die erstere Art gibt Fiedler Taf* II, Fig. 8 auch in Ab-
MWnng, ohne jedoch annaftthren , wo das Original seiner
AbbiMung anfanfinden ist. Bestätigt wurde diese Nachricht
scheinbar durch den JtHichsohen Ziegel bei G r u t e r 514, 6.
Haan kam ein Fingerring im Bonner Hnsenm, der ancb sehr
wohl aus Xanten oder Birten stammen konnte, mit der ver-
kehrt (d. h. nun Abdruck geeignet) eingegrabenen Inschrift :
LBGw V« HA. (Dorow, Denkmale germanischer und römi-
scher Zeit I, S. 113; Lorsch, Centralmoseum rheinland.
Inschrift. II, n. 69, S. 61; 0 verbeck, Katalog desKönigl.
rhein. Mnseoms S. Id5. VII, 1. c.) und ausserdem noch ein
Ziegel in dem ehemaligen Hftpschischen Museum mit der
*) In ■eines frCQierea Sohriflen 6ber cLenselben Gegenatand Ut
PfUsner ebenso unaiieohnungsfälug als die meiiien Heraus-
geber des Taeittts, selbst Orelll nicht aasgesohiossen, der sich
bJKafig geradecn selbst widerspriobt.
**) Klein a. a. O. führt blemaoh irrthamlieh einen Ziegel mit
der Aufsohzift: LEU. Y. MAC I| T. LYSEN, an; ihm folgen
Stein er« Meyer und Andere« Mir soheint Fiedler bloss
einen Ziegel mit LEO. Y g T. LYSEN, im Auge gehabt s« haben.
48 Die Legio V. Macedonica Mfid dfe Le^o K Aktuda.
losehrift LSG. V. BL (v. flflpsch^ EpignuwnaiografUa
Gern« inf. p. 8& n. 46). Die ausaerien noch bei Xantea
gefudenen Ziegel Jler fünften Legion, die fon Klein a. n. O.
am r#lIfiUndigiten anfgesaliU werden, enthaUen nnr dk ZaU,
nicht den Namen der Legion , und i^ttnnen aino Aber, die
Wahl zwischen Macedonica und Alanda eben so woug
entscheiden, als die Inschrift des Torquatns NoveUim Attieos,
die in diesen Jahrbüchern, XXVi. S. 18^ ron mir besprockon
ist , oder die bekannte tiburtiuische Inschrift bei O r e 1 1 i,
.7&0, in welcher ein LEGAT. LEG. V. IN. GEEMANU
genannt- wird.
•Nnn tritt aber der bedenkliche Umstand ein, dass von des
.«Yislen Ziegeln mit dem Stempel LEG. V. MAC.« weder in
dem H o a b e nscben Antiquatiuro, dessen Legionsniegel simmi^
lieh in meinen Besitz flbergegangen sind^), noch in dem
•Bonner Moseum, noch sonst wo, sich anch nnr e i n Exempfaur
nachweisen lllsst, und dass der Fundort des erwähnten Ringes
unbestimmt ist Es bleibt also nur der Ziegel mit LEG. V. M.,
der aber, als gleichfalls nicht mehr aufaufinden, neben den
*) Von der fUnften Legiou habe ich aas dem üottbenaohen
ADtiquariam zwei Ziegel erhalten, einen mit L. Y. AY. und
einen mit L. Y. || SATRI. Ygl. noch Fiedler, R5m. Antiquariam
Ton Houben in Xanten S. 66 und Tafel XLY. Ob man bereeh-
tigt sein dürfte, aus dem ersten der beiden Ziegel eine L«yio
Y. kytgutia zxL dedneiren, bezweifle feh ; wage aber aaeh aleht,
die nicht anders za lesenden Buchstaben desselben zu deutan.
— Aoffallead Ist, dass 0 annaglet er, De Biitfenbargo p. 16,
erzfthlt: ^ipse duas tegulas habeo, CUvIa mihi a doetissimo
Hagenbachioaeo dono missas hao inseriptlone: LBQ. Y|KARC.
et LEO. XY*. Dass der Buchstabe R in dem Worte MARC,
nicht etwa ein Druokfehler sei, zeigt der Index Toenm el rerum,
wo unter Legiones ^Leg. Y. Marela 16.* anfgeftthrt wird,
bt dies etwa die £rUuter«ug der n^ielen Ziegel mit LEG. Y.
MAC." 2
We Legio V, Maoedonha und die Legio F. Ataudä. 49
tiegtln nrtt L. V. AV. nni L. V. B. uni anderen nidilt
Brbekliehes beweisen kann.
Wenden wir unsern Blick ann nacii der anderen Seiten
00 finden wir, dass Borgkesl in seiner Nota sidle Iq^ioni
che slansiarono nelle due Oermanie da Tiberio fiao a OalUeno
pw 81 f. (Annali deir inst di corrisp. archeol. XI p. 146 f.)
md p. 39 f. (Ann. p. 1A7 f.) die V. Macedonica für die
ttOsisdie, die V. Alaada für die gemanisohe Leg;ion erklttrl*)«
Als Orttnde dafür führt er drei Insdiriften an, in denen die
▼. Macedonica mit der IV. Scytiiica, der anerkannten Besatanng
HOsienB in den ersten Jahren der ckristlicben Zeitrechnung^,
nasaannen erBchefnt Zwei derselben können einer schärferen
Kritik nicht genügen. Die an letzter Stelle von Borghesi
aafg€€ibrte giebt in der Gestalt , wie wir sie ausser den
Mn Borgbes-i angegebenen Stellen aaeh bei Ooti, Inscr*
antiq. Btr. II, 293 und Mural ori 881, 4 finden, allenfalla
Veranlassung annunehmen, dass die IV. Scytliica die Besatmng
fron Masien gebildet habe; aber für die V. Macedonica,
deren Name durch eine doppelte Lücke , am Sdilosse und
am Anfange einer Zdie, ron dem der IV. Scythica getrenni
ist, kann sie nicht entscheiden, höchstens nu einem secundaren
Beweismittel dienen. In BetreiF der zweiten von Borghesi
angeführten Inschrift aber hat sich dieser sonst so umsichtige
Gelehrte auf dieselbe Wrise geirrt-, wie 0 r e 1 1 i bei seiner
m- iMd (vgl. meine Berichtigung in L ersch'a Ceatralmuseum
Ui, S. IIS. n. 64); er citirt Gruter 13, 19, wahrend die
^ Aach So-hmidt in seiner Oesehiohte dee GbrosehenogthaRis
Hessen II, S. 414 erklärt die Alaud« für die getmanisehe, die
Maoedonioa für die mdaisohe Legion.
**) Vgl. meinen Aufdatz in diesen Jahrbb. XI, S. 83; Pfitzner,
Allg. Q.esoh. der röm. Kaiserlegionen S. 9 ; A. W. Zumpt,
Commentat. epigr. II, p. 9. — Der Arfikel Legio IT. Scythioa
in der Pauiy'scben Real-Enoycl. der olasS. AJterth. bedarf
hlscaaahi einer wesentliehen Beciohtigiuig.
4
60 Die Ugio V. Macedamea md die Ugio F. AUmitL
Namen itrhtg. V. Maoedonict und IV« Scylhiea m Grate r
13, 17 gehören, was Borghesi schon aus der dabei ange-
wandten besondern Form des Buchstaben L hatte sehen
kMnen*); und diese letntere Inschrift verrath durch den
Namen AVR. IVLIANVS schon ihren weit spateren Ursprung.
Nor die von Borghesi primo loco aagefAhrte Inachrifl«
Mnratori 2S8, 4, die von verschiedenen Schriftstelkm
als an der Strasse bei Orsova in die Felsen gehauen gegeben
wird 9 kann einigen Anspruch auf Entscheidung onserrr
Frag« machen. Sie ist bei Muratori a, a. 0.; Paget,
Ungarn und Siebenbürgen II, S. 88 ; S es t i n i, Viaggi e opus»
coli diverü p. 46; Zell, Delect lasen 1379 verschiedentlich
abweichend su finden und lautet etwa so:
TL CABSARB. AVG. DIVI || AVGVSTI. F. IMPBAAT6BB
li PONT. HAX. TR. POT. XXX |i LSG. IHl. SCYTA
ET. V. HACBD.
Die beiien damals die Besatnung Mitoiens bildenden Legionen
hatten abo die Heerstrasse an der Donau gebaut und dios
in dieser Felseninschrift der Nachwelt berichtet Dien kl
wohl der Grund, weshalb A s c h bacb. Die Bojer und Aindior
unter Kaiser Trajan in Panuonien (Wien 1868) S. 7., die
Geschiebte der Lcgio V. Macedonica folgendermassen enahlt:
^Sie hatte schon frtthneitig, unter Augustua und Tiberias,
ihr Siandlager am Niederrhein gehabt, nur kune Zeit wwde
sie unter Tiberius in Mösien verwendet. Sie kam iann
wieder an den Niederrheio, wo sie bis in die Zeit der Begierung
des Kaisers Domitian verblieb. In MOsien hatte seit der Zeit
des Kaisers Claudios eine andere ftiofte Legion mit dem
Beinamen Alauda ihr Quartier genommen, welche im partU-
schen Kriege unter Nero und bei der Belagerung von Jerusalem
unter Titus verwendet ward und dann nach MOsien aurttck-
kehrte. Im Kriege geg^ die Sarmaten fand sie ihren
Untergang» als Domitian regierte. Dann erst wurde nm
*) Auoh A. W. Zaifipt th«ilt a. a. O. diesen auffklleadea Fehler.
Die Legio F. M^edonioa und die Legio V. Alauda. 51
BnaU der veraicbteten Leg» V. Alauda die rheinische Leg.
V. Htcedouica nach Möeien verlegt, wo sie bis in den Anfang
der Regierang Trajans ihr Standlager hatte.« Man sieht,
Aschhach echliesst eich möglichst eng an meine Anffiusung
der Geschichte der Leg, V. Alauda und Macedonicai wie ich
sie in P a n ly 's Real-Encydopadie dargelegt , an und medi-
licirt diese nur so Gunsten der obigen Pelsenioschrift; es
acheint rathsam, umzuschauen, ob er wohl daran gethan hat.
Ausser den oben erwähnten drei Inschriften besieht sich
Borghesi noch auf drei andere Inschriften, um die Rich-
tigkeit seiner Annahme in Betreff der V. Alauda und V*
Macedonica au beweisen. Die eine derselben, Orelli n. 749,
ist einem Soldaten und Centurio der V. Macedonica, der
•pater in der VI. Victriz und in der XV. ApoUinaris als
Centurio und in der XII. (sie f ) Gemina als Primipilus diente,
gewidmet, donis donato ab imp. Vespasiano aug. hello ludaico,
torquibds, armillis, phaleris, corona vallari. Hier anauaehmen,
dass die am Schlüsse der militairischen Chargen des Hannes
avfgefahrten Ehreaaeichen von ihm im Beginn seiner Lauf«
bahn in gana untergeordneter SteHung erworben seien, heisst
offenbar gewaltsam verfahren, aumal die XV* ApoUinaris
entschieden Theil hatte am jttdiscben Kriege» Diese Inscbrifl
beweist also Nichts. — Wichtiger ist die a weite, von K e 11 er-
m a n Ui Vigilea n* 276, nach dem au Rom befindlichen Originale
gegebene: N. BLOSSIO || Q. F. AM. PVDENTI || 7. LEG. VT
MACBDONIC II DONIS. MILITARIBVS || DONATO. AB ||
LMP. VBSPASIANO. AV6. || TORQVIB. ARMILL. PHALBR ||
CORONA. AVRBA etc. Hier kann kein Zweifel sein,
dass Blossius seine Bhrenaeichen als Centurio der V. Maee-
donica vom Kaiser Vespasian erhalten hat^ und da die
fünfte Legion, welche in Deutschland stand, als Anhangerin
des Vitellius wohl keine Gelegenheit gegeben hat von Ves-
pasian mit Bhrenaeichen bedacht au werden, ist Borghesi 's
Annahme, dass diese Bhrenaeichen im jQdisdion Kriege ver-
52 Dm Legio V. Maceiamea md die Legio V. Aiauda.
iHfBt seioi , wo fic fiofte Legion fticb vcnekMeitHch
geseichoet hat, wie wir an Josepiiaa wiasea, bftchst wahr*
sdieiolicli. — Ebea so wichtig ist die dritte loschrift, Maratori
8M, 8 («• aach Mommseii, loser. Neap. 6080), Icidkr aar
oln Fragaient:
MIL . LB6. V* ALAVOAB
..... MILITARIB. DONATO. A. TL CLAVDH»
V. PL. PR. TBSTAMBNTO. FIBIU. IVSS.
Borgbesi venaathet, daas der in der V. Alaada DiMosde,
dessen Grahsteia wir hier vor ans haben , bei der hritnnni*
sehen Bzpedition onter Clandias sich seine Ehrenafdchen
verdient habe, sei es nnn, dass die ganne Legion sich hei
deneiben betbeiligt habe« oder als Mitglied einer Vezillntion
derselben^ nnd da nur britannisehen Bxpeditiou des Clandina
vornehmlich die gennanischen Besatnnngen gehranchl wnrdcn
(die Leg. IL Augastn nnd die XX. Vaicria Victrix; vgL
Lehmann, Claudius und Nero und ihre ZA I, S. BSS),
sieht er, a. a. 0. Id9 (84)« aach hierin einen Beweis, daas
die in Ctermaoien stationirte fiafie Legion die Alanda, aichl
die Maeedonica war.
Allein es giebt auch noch einige andere Inschriften , die
wir hier besprechen müssen, weil sie mit Recht oder Dnreoht
als Beweisorittel ttr die na entscheidende Frage hemfcnogen
werden hOnnen. Zwei Inschriften, in denen die ¥• Mnce«>
denica ausdrücklich als Besatsuog von MOsien anfigefttcf
wird, werden von Borghesi, wie von allen andern Schrill-
stcliera iber diesen Ctegeastaad, der spateren Anwesenhdl
dieser Legion in Mösien, nach Beeadignng des jtMiochen
Krieges • zugeschrieben. Da wir nämlich bei Joseph na.
Bell. jud. VII,, 5, 3, finden, dass Titos von Alesandrien ans
-dfplbtv» ndktv aaniateikev , üg fiiv ri^v Mva/av ti uifint9Py
41q Ilavpoi^tot¥ ii ro nBvtsHttiihcutw ; da da» Itineiarinm
Antonini sie nach Oescns ui Nteder-Hösien setit nnd
Die Legio F. Macedotdca und dia Legio' F. Älauia. 63
BcbiedeDe liiscbrifteQ Ober ihre Theilnabne «ii deii dacitchek
Krkg^o herkhten , in deren Folge sie in Dacien aelbst ibr0
Standqaarliere erhielt , so konnte die Beaseicbiiunf LEG. V.
MAC IN. MOESIA selbst denjenigen durcbans nieht auffallen,
die der V. Hacedoniea vor Vespasianos ibfe Standquartiere
in Germanien anwiesen« Die beiden erwähnten Insehriftisn
floden sich bei Gruter 481, 1 und 490, 9; beiden fehlt
€ine directe Zeitangabe, indess bieten beide verschiedene
Momente dar, welche sich nur nngeflihren Seitbestimmung
benutnen lassen. Die Inschrift 490, 2 bat Aschbach zum
Gegenstande eingehender Untersuchungen gemacht (Die Bojer
lind Analier unter Kaiser Trajan in Pannoni^n; Wien 18S8),
und das Resultat derselben, dass die Abfassung der Inschrift
wigefilbr in das Jahr 100 nach Chr. nu setzen sei, dürfte
von der Wahrheit nicht sehr entfernt sein ; wir kdnnen diese
Inschrift also hier ibergehen. Die andere Inschrift dagegen
ist bbher noch nicht genauer in Betracht gesogen worden*
Sie lautet:
M. TALBE. M. F || GAL . PROPINQVO || GRATTIO .
CBRBALI 11 BDITANO . FLAM || P. H. C U CVI. HONOBBS .
CIVITATIS II SV AB . RBSP . ACC .... || LVSIT.*)
ADLECTO . IN || EQVITE . AT . INR«») PRABF || FABR.
H . PRAEF . COHOR || SECVND . ASTVR . IN || GERM .
TRIB . LEG . V. MAC || IN . MOESIA ^PRAEF . ALAE \\
PHRYOVn . ITEM . PRABF i| ALAE . DI . TBRACVM . IN .
SYR R P . H . C . (Tarracone).
Eine der von M. Valerius Propinquus bekleideten Chargen
kann dann benutzt werden , die Zeit nu errathen , welcher
die Inschrift angehört Valerius Propinquus war, bevor er
Tribun der V. Macedonica in Mösien wurde, Prttfect der
Cohors II Astnrum in Germania. Nun wissen wir aber, dass
•) ACC. INDVLSIT sohligt Soallger vor.
^) «)twa ADLECTO lUter EQVITE« kh IMP. oder A. T. TMP
odef A. TL IMP.
64 Die Ugio V. Macedoniea und üe Legio V. Alaudü,
iie Cohen II Attoram mter den Cobortea OemasieM aaf
dea MiliUir-lNplomea VespasitM und Trtjtns a«» den Jabrca
74 and 116 (Rössel in den Annalen des Vereins fQr Nas*
saviscbe Alterthnniskvnde V, 1. S. 10. 11) nicht gefnadca
wird, dass sie aber lt5 nach Chr. einen Tbeil der Beialsnaf
Britanniens ansaacbte (Militair - Diplom Hadrians In diesen
Jahrbicbern XIII, S. 64; Inschrift bei Gruter 436,5),
dagegen auf den scheinbar sich ergänaenden Militair-Diplonien
Trajans aus den Jahren 104 und 106 (C ardin ali Dipkmi
imperiali di privilegj accordati ai militari n. XI und XII)
noch nicht erscheint. Wollen wir nun nicht annehmen, dass
die Anwesenheit der genannten Cohorte in Germanien nor
gans kurze Zeit gedauert habe, so mfissen wir, da die Zeit
von 74 — 126 wegen der obigen Militair.Diplome , und die
Folgeaeit wegen der baldigen, leider nicht genau su.bestim-
menden Versetsung der V. Macedonica nach Dacien ver-
scblosseii ist, die Anfertigung der Inschrift auf die Zeit vor
dem Jahre 74 oder vielmehr vor dem Jahre 63, in welchem
die V. Macedonica (wenn wir diese fttr die mflaische Legion
erklaren) nach Armenien hinüberging, verlegen und dttrfen
somit dieselbe gleichfalls als einen freilich nicht sehr starken
Beweis ansehen, dass die Legio quinia, welche vor dem Jahre
63 iu Mösien lag, die V. Macedonica war und nicht die
V. Alanda« Denn allerdings darf hierbei nicht verschwiegen
werden, dass, falls man etwa die Worte AT.DHP in der
obigen Inschrift durch A Ttto IMPeratore deuten, was jeden-
falls die ungeawungenste Auslegung sein dirfte , nnd den
Aufenthalt der Cohors II Astumm in Germanien gerade
nwischen 74 und 1 16, etwa um das Jahr 90, annehmen will,
die Anwesenheit der V. Macedonica in Mdsien ebensowohl
passen würde , als die Abwesenheit der Cohon II Astnmm
von Britannien. Dass keine Spur der Cohors II Astorum in
Germanien sich bisher gefunden hat, spricht eher Air einen
kuraen Aufenthalt daselbst , als fttr ein längeres Verweilen«
JX0 Legio F. Macedamea mmI die Legio Y. Alauda. 55
wmi kennt also der leUteita Ansicht m gvte; mch der
Beuats des Naneas der Proviaaea aa den der Trafpencorpe
aekdnt auf die aogef^etoie spatere Zeit aa deatea.
Weaa sonit Borfhesi Becht daraa getlian liat, diese
beiden Inseliriften nicht als Beweisnitte! fllr die.frtthere
Oesehichte der V. Macedoaica ananffibren , so bat er dach
jedeafalls adt Oarecbt eine aadere ttbersehen, die ihn aus
Cbrdiaaii, Diplani inperiali n. 436 (Tgl. Orelli n. 6Stt8),
bekannt sein nnsste, da ans ihr aienlich deutlich hervargebt,
dass die V. Macedanica vor ader uater der Begierang des
Qandias die Besataang von Mdsien bildete. Sie laaiet:
C.BAEBIO.P. P.CLA |j ATTICO || ü. VIR.I.D. PBIMO.
PIL II LEO . V . MAGEDOmC . PRAEP || CIVITATIVM .
HOBSIAE.ET |j TBEBALLIAE > PBAEF . OVITAT || IN.
ALPIB . MARITVHIS • TR . MIL . COH || VIII . PR. PRIMO .
PIL . ITBR * PROCVRATORI (f TI . CLAVDI . CAESABIS .
AVG.OBRMANICI || IN . NOBICO || CIVITAS || SAEVATVM;
BT . LAIANCORVM.
Wean wir uftnlieb finden, dass nach der laschtift bei
Orelli 609» eia Prunipilas der XXL Bapax aan Pmef.
Raetis» Viadolids, Vallis Poeniaae ernannt wurde, dass nach
der Inschrift bei Orelli M90 ein Ceatario (ich halte das
D . Atar ein Centnrionenaeichen) legionis XI. Claad. Praefectus
civifaiia Maeaeiorun wurde , dass nach der obea schoa er-*
wähnten Inschrift bei Grate r d90, 2 eia »Praef. Gab. I.
Naricorun in Pannonia^ nun Praefectus ripae Danuvi et
eivitatian doaran Bojoram et Aaaliorun, sowie nach der
Inashrift bei Orelli 8334 ein «Praef. Coh.L Pann. in Dbcia«
aun Praef. ripae Tibissi Danuvii avandrte, so ktanen wir,
abgesehen von der einleachtenden ZwecknSssigkeit d<^ Mass-
regely schon aus diesen Beispielen abnehmen, dass dergleichen
Posten, wie der Praefectus dvitatium Moesiae rt Treballiae,
durch Officiere in der Nahe gelegener Legionen verseben
wurden (vgl. auch Hennen in diesen Jahrbb. XIII. p« 41).
56 Dm EegU F. ItacUkmwm wkl d» Legia V. AhnML
dass üw a«di die ¥• IHai^dciilctfy W welcher «nltor MeHw
•vorher fcdient hatte, ia HlaieB aUtioiiirt war ind «war, 'im
Baebius spater Frocarator dea Kanari Claudias io NmIcmb
warde, vor oder dach i» Aikfange der Kefiemiig dieses
Kaisers.
Ich sollte denken , dass das Vorhergehende vMÜg^ dann
berechtigt, mit Borghesi die V. Alavda Air diejenige
1^0 quinta 0« eridiren, welche in Niedergemänisn, naaifnl*
Heh in Vetera, lag, die V« Mäcedoniea.' abor ftfr diafcniga
quinta , die anfangs MSsien deckte , dann aber Jiadi Asien
geschickt warde und im jüdischen Kriege sich aasneiebnefa
. Da es nun, wie oben schon erwähnt ist, feststeht, dass ton
den beiden anter Augusts Regierung in lUsien stationirten
Legionen die IV. Scythica vielleicht schon nater Clandtas.
also etwa 48 n. Chr., nach Germanien verlegt war, am dea
Abgang mehrerer germanischer Legionen nach Britannien
au ersetaen, und man annehmen mass^ dass im Jahre M
n. Chr. auch die V. Macedonica, die andere musische Legiani
behuf des armeaischen Krieges nach Asien gesandt wnrde,
wabin einige Jahre Aüher schon die iV. Seythica ams
Oermanien abgegangen war; da es fsmer feststeht, dasa bei
dem Aasbmehe der Bfirgerkriege nach Nero's Tode die Vil.
Clandia und VIIL Angusta die Besatnng Marfans bildeten •)
(Tadtns Bist II, 86) ; so bleibt uns nur noch m untefsaaben,
welche von diesen beiden Legionen an die Stelle der IV. Scy*
thica, welche an die der V. Macedonica ia Mfaien eingerackl
ist; und da bietet denn unsere oben gegebene Inschrifl von
Unares durch ihre VexHIationen der V. Macedonica «id
VIIL Angnsta einen Anhaltspunkt, indem de darauf hinweist,
dass die Vill. Augusts schon in Mdsien lag, als die V. Mace.
donica noch nicht von dort abgerufen war, dass also die
*) Di6 Vtl. Claadia hatta Mher In Dalmatien, die Vlil. AugusM
aber in raaaonton gelegeii.
Dh Legbk V. MaeediMca utid die Degid K MaudH. 67
ViU^ logMta an die Stelle der IV. SciKhiea d^rt otf erteilt
mL Mit dieser Annahoe stimt auch die Bemerkua; ibereiiii
dass gitü eine rerbftltntssttftssig groaee Anealil ?•» Denk
Bäleni der VII. CUudia in Dalaiaticn findet, ÜMchriflen der
VIIL Aiigasia in Pauonien aber gar nicbl vorkonnen; daie
man aho anf einen I&ngeren AvfentbaU der ViL Claudia in
Balmatien, auf einen kürzeren der VUh Auguata ia Pännoniei
sehliessen kann.
Mesemnaeh wirde die Zeit, in welcher Cernetii» Valerianue
die Vexiltalionen der V. Macedonica und VIII. Angoeta anführt e^
awieehen den Jahren 4S und 63 der christlichrn Seitrecbnung
SU evchen sein, wir müssten denn etwa annehmen ^ die VH.
Angusla sei nadi hesdtigteni Aufstände des Civilis, ebensn
wie die V. Macedoniea, wiederum nur Besatzung Miteiens
bestimmt worden : eine Annahme, wenn yorlanfig wenigstens
kein Grund vorhanden nu sein scheint Die spatere Geschichte
aber der V. Macedonica und der VfU. Augnsta, von den
indschen Kriegen an , ist nu bekannt , als dass man daran
denken kttnnte, nscre Inschrift in diese Zeit nu verlegenL
— Zugleich dürfte es gestattet sein, aus dem Vorigen den
Schluss 2n sieben, dass in der Inschrift ron Linares wirk-
lich nur die Namen zweier Legionen gestanden haben, nicht
auch einer dritten, wie Mommsen rermuthete.
Schliesslich muss ich noch zweier anderer Fälle gedenken,
in denen die Zahlen und Namen der beiden Legionen gleich-
üalls zusammen erscheinen. Beide scheinen durchaus nichts
mit dem gemeinschaftlicben Cantonnement der beiden Legionen
in einer Provinz sn thun zu haben , sondern dem Zufall
ibren Ursprung zu verdanken, und zwar ein jeder einem
besonderen. — Auf Münzen von Berytus in Phönlke ans den
Zeiten der Kaiser Augustus und Claudius findet sich neben
zwd Legionsadlem die Inschrift : V . VIII . COL . BBR . (E c k-
bei, Doctr. num. vet. III, SSß; Sestini, Deser. num. vet.
p. dSS). Strabo XVI, p. 7&6 sq. berichtet uns» dass Agripp^,
68 INe Legiö F. Macedoniea und die Legio F. Alamia,
I« Berytef swei Legioiieii aogeBieiflt habe; aai N •]!■■&,
Bionysiaea XLI, 380 ff., folgert Eckhel, <asa dies aar
Belobnmg ihrer biente in dem Kriege gegai Ueapalm
geschehen sei; am den obigen Münnen erlabren wir die
Zahlen der beiden in Berytns angesiedelten Legtonen. —
Aaf ÜMnaen von Heliopolis in Cdlesyrien ans den Zeiten der
Kaiser Phiiippus Vater und Sohn finden sich ebenfaUa die
Namen LEO . V . MACED . VIII . A V6. oder LSG . VID . AVO •
V.MACBDON. (Eckhel, Doctr. num. vet. lU, p. MS;
Sestini, Descr. num. vet. p. 5S9; Bllonnet, Snppl. Vül,
p. SlO sq. n. 75). Sie sind offenbar ein Beweis einer ia
qiaierer Zeit, vielleicht von Pbilippns selbst, nach Beliop«Jis
gefflhrten Mililair-Colonie , nicht, wie Eck hei BMini, ein
Beweis , dass diese beiden Legionen in Heliopdis gestanden
hatten. Dass die beiden Legionen damals in einer Frovina
gestanden hatten , geht aus den Mausen also nicht hervor ;
auch wird man nicht, wie B o r g h e s i a. a. 0. S. 14B (ffl)
andeutet, die Namen der Legionen ans den Minnen von
Heliopolis auf denen von Berytns ergannen dflrfen.
2. Die Cohors VII. Rhaetorum equitata«
Noch eine andere Inschrift wird von Bffbner a.a«0.
S. 43 mitgetheilt, die von Interesse f&r die Kunde der i^nn*
sehen Besataungen in Germanien ist* Sie ist in der venia
de los Santos bei Aldea hermosu in Ja<Sn copirt und lautet:
[P . LI]CINIO . PJi' II [ 6A] L . LICINI AN[ O || P]RAEPBCTO ||
[C]0HORTIS . VII I) [R]HAETORVM jj [E]QVITATAEJN ||
[G]ERMANIA || {T]RIBVNO jj {MIU]TVM . LEO . XXII II
[PRIMI01ENIAE . PIAE || [FIDBUS . PR]AEFBCTO ||
• • • •
Die Cohors VII. Rhaäorum equUaia, 59
Ue InKMft ist schon läagsi kckaMt; wir tnieii sie
bei Oruter &M, 4^) und Orelli n. 3485; aber süHt
RHAETOBVM wird dort PRAEFECTO. RVM, sUtt LEG.
XXII . PRIMI6ENI AE . PUE sogar LEO .\H . EVI A gegeben,
was Benzen verleitet hat , LEG . VII . 6EMIN . PI AE
PELIC. als richtige Lesart vorzuschlagen« M äff ei, Ars crit
lapid. p. 347, zweifelt dieser Absonderlichkeiten wegen an
jder Bchtbeit der Inschrift; Cardinal i| Dipl. nrilit. p. 84,
corrigirt REABTORVM staU PRAEPECTO . RVM, was von
Bttcking, ad Notit. inp. 11, 7M, mit Unrecht beanstandet
wird ; Orelli schlagt nach G r nie r PRAELEGTORVM
vor und verweist wegen des LEG. VII. EVI A auf PI in ins
Bist, nat ill, 3 (11), wo eine Stadt Evia im conventus Bis-
palensis genannt wird. Alles dies wird durch die obige
genauere Abschrift , die nach einer Photographie genommen
ist, bei Seite geschoben , und es erledigt sich nun auch die
Frage, ob die Cohors VII. Rhaetorum in Germania eine
Cohors equitata war oder nicht; vgl. Aschbach in diesen
Jahrbbv XX, S. 79 f.; Rössel in den Annalen des Vereins
fUr Nassauische Alterthumskuade V, 1. S. 50.
Die Cohors VII. Rhaetorum lag übrigens nach dem Militair*
Diplome* des Vespasian vom J. 74 und nach dem des Trajan
vom J. 116 in Germania supcrior (vgl. Asch b ach und
R o S5.e 1 a. a, 0.) ; nach den bei Windisch gefundenen Ziegeln
mit C. VII.R« hatte sie, mindestens zeitweise, zu Vindonissa
ihr Standquartier (M o mm s en, Inscr. conf. Belvet. n. 340, 10;
Meyer Geschichte der XI. und XXI. Legion 8. 128), wo
schon von Tacitus Bist. I, 67. Raeticae alae cohortes-
que genannt werden. Schon aus der Inschrift bei Orelli
n. 516 war bekannt, dass eine Cohors VII. Rhaetorum
equitata existirte; man wusste nur nicht mit Bestimmtheit,
*) woselbst p. 550| 5 auch eine andere Tnsohrfft desselben Mannes
gegeben wird; Tgl. Oean.D«r müdes» Samario p. 48.
60 IMe BramtefiiMcimien CipiUB.
•b din die in Gcimnlctt statwairte war; die oMfalaaArift
mtacbeidet ia ihrer berichtigteB flestak dioae Fragiei
a. Die Bronzefabrieanten Cipiaa.
Inr dem Buliettino dali* instltuto di corrispondeasa archea-
Ibgica per l*anno 1859 werden S. 228 awd loackrHIeB
g^egebeo, welche auf einer broiiaenea Casserolle eiageaeblagea
rind. Die eine derselben SORS . MERCVRII • wird daselM
des Weiteren besprochen ; sie ist es nicht, weldie mich ver-
anlasst, darauf aurflckzukommen. Die aadere^ welche den
Namen des Fabricanten enthalt: P. CIH. NICOMAC ., nft
mir einen Namen ins Oedachtniss aurOck^ der auf dem Stiek
einer ahnlichen Casserolle eingeprigt ist, die bei Sottorf,
Amts Salahausen im Königreiche Hannover, gefunden ist und
Im Vereins * Rluseam au Hanhover aufbewahrt wird. Siehe
die Abbildung des Stieles mit dem Namen P . CIPI . POLIM •
in der Zeitschrift des historischen Vereins (fir Niedersachsen
185J, S. 47.
• *
Wenn daselbst der verstorbene Conservator des Hannover-
schen Vereins, Assessor C. Einf cid, unter den Bemerkungen
über den Namen P.CIPI.POLIBI« noch einen andern Bronse-
arbeiter aus der Familie der Cipier aufführt , den P. Cipins
P. I. Phiteros aus der Inschrift bei Mommsen Inscr. Neap.
3093, so beruht das doch auf einem leichten Irrfliume, da
Mommsen au n. 3098 durchaus nichts von einer Bronae
berichtet und der blosse Genitiv des Namens nicht auf einen
Fabrikstempel schliessen lasst ; eher hatte noch der Pompe-
janische Stempel bei Mommsen Inscr. Neap. B310, n. S6
mit der Inschrift CIPI . PAMPHILI . angefahrt werden kaaaea.
Uro so iaieressanler ist nun der P. Cipius Nicomachaa als
Verfertiger von ga|ia Jlbalichen Bronacfofksae«.
DU IWbimt cokartium. 61
Wm ümier ias Cognomfiii des HMHorersdieii P. Cipioi
aalangt, so mochte ich nicht mit Ein Feld für Foiyhivs
stimmen, soadern den in der griechischen Mythologie öfter
vorkommenden Namen Polybus fttr den richtigen Namen
halten. Im Uebrigen bezeichnen die griechischen Cognomina
aller der oben genannten Cipier dieselben als Preigelasseneb
4. Die Tribuni Cohortium.
Ptm4§r9 — — — — -,
Quem äeeeal cktri praeitantior ordo IrihtnL
SktL SUm. ViU 9Ji H9»
Auf den Dutevschied zwischen Präfecten und Tribunen von
HOlfsoohiMrten machte zuerst Henaen in diesen Jahrbttchem
XUI» S* 50 £ auteerksam; er glaubte zu bemerken, »dasa
heaonders die Cohortea primae unter Befehlshabern mit
dem Titel Tribunus standen; ferner die der voluntarii*.
Ein davon abweichendes Resultat suchte ich bei Gelegenheit
einiger Bemerknogeft zum Corpus inscriptionum graecaium,
die ich im Philologus XII, 8. 484 ff* niederlegte, zu begrOnden)
indem ich die Tribunen vorzugsweise den Cohortes miliariae
znschrieb. Da ich dabei unglücklicher Weise bei der Auf«>
aftblung der verschiedenen Cobortes miliariae und derjenigen
Cohortea, weiche unter Tribunen standen, Coborte« von
iüialicher Benennung, die jedoch offenbar unterschieden werden
saissen» vermischt habe, suchte Henzen meine Ansicht in
einem besondem Aufsatze ^Sui tribuni militari comandaati
ik coorti ausiliari^ in den Annali di corrisp. arcbeol« 1856,
p« 17 ff. zu widerlegen und schliesst mit den Worten : ^A me
sembra procedimento piü pradente di contentarmi di qoanlo
prima avea di giä propostu, che cio6 i tribuni ausiliari, per
grado uguali a' tribuni legionarj » eraoo , prescindendo dalie
ooorti delle guardie pret^rie cd urbane, da quelle de' vigili
62 Die Tränmi cohortunn^
e de' FOloBtaij, ]wrlieolaniieDtie deyvtati al owaado ü
ceoüi prine. Dal l'altro lato le coorti nüiarie eran* aach'
«Sie speclalnieDte coorii prime, e oasi awieoe che taiiti
ftribaoi Irovaaai preposü a coorti aiUiarie, seasa che se sc
poftM perora dediirre alcuna regola fiflsa e stabUita*^. ich
meines Thals kano mich mit diesem Resaltate, zum weaif«
sten mit der Passung desselben, nicht befriedigt erklaren,
sondern möchte die Sache so auffassen: Die Befehlshaber
von einaelnen Cohorten sind im Allgemeinen Pr&fecften;
nur die Befehlshaber von besonders bevorzugten Cohorten,
oder Cohortenbefehlshaber y die man besonders bevormgen
wollte, waren Tribunen. Daher sind alle Befehlshaber
der Cobortes praetoriae, der Cohortes urbanae und der Cohortcs
vigilam Tribunen, ebenso alle Befehlshaber der GiAortes
roluntarionim civium Romanorum*) und die BeCehiahaher
der Numeri equitnm singularium; daher erklart ca sich
auch, warum sonst durchaus die Befehlshaber der Cohortcs
miKariae Tribunen «nd; daher erklart es sich, daas ia
den spftteren Zeiten der Notitia imperii die Befehlsbabw aller
Auxiliar-Cohorten Tribuni hiessen, indem man nach und nach
dahin kam allen den höheren Titel au geben, der früher
nur einaelnen unter ihnen ankam. Dass die Saht I einer
Cohorte eine solche Bedeutung verlieben habe, dass ihr B^
fehlshaber de« Rang und Titel eines Tribunen erhalten habe
statt des eines Prafecten ; dagegen streitet schon ein iSchtigcr
Oeberblick des Henaenschen Iudex au Orelli's Inschriften,
wo man 8. 134 ff. eine Menge von Pr&fecten erster CahMtca
veradchnet findet, und ebenso die Anaahl von Tribunen
solcher Cohorten, die nicht die Zahl I führten. Will man
nun nicht augeben, dass alle Cohorten, welche in den awci
oder drei ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung
*) Die beiden seheiabar entgegeiutehendeii FXlle (Orelll S686
und 6756) alnd yon mir im Pbflelogiti XII, 488 Anm. bsasllift
ie Triinmi Cohortwm. 63
(denn von denen kann doch wohl hier nur die Rede sein)
YM Tribunen comaandirt wurden, miliariae gewesen sden,
so aag man meinethalben annehmen, dass die Beilegung
des Tilels Tribnnus eine persönliche Vergünstigung gewesen
sei, wie bei uns der eine Regiments «Commandeur Obent-
Ideutenant, der andere Oberst sein kann, ohne dass die
Qualität des Regimentes auf diesen Unterschied einwirkte^
Hieraus kdnnte sich dann auch das Vorkommen von PrAfeeten
und Tribunen derselben oder doch gleichnamiger Coborten
erklären. Es wird die Richtigkdt dieser Auffassung noch
deutlicher hervortreten, wenn wir die Reihe der bekannten
Gohortes miliariae mit ihren Tribunen oder Prafecten und
die Reihe der bekannten Tribuni cobortium flberbaupt, nattir«
lieh mit Uebergehung der schon oben ausgenonunenen Cohortes
praeioriae, urbanae, vigilum, voluntariorum und der Numeri
equitum singularium *), durchgehen. Der leichteren Uebersicbt
wegen werde ich dieselben nach der alphabetischen Reihen-
folge der Volker ordnen, aus denen sie ursprünglich aus«
gehoben waren, und werde nuerst diejenigen Coborten be
sprechen, welche als miliariae bekannt sind.
Eine Cobors AELA(nensi8) oo in Dacia ripensi erwAhnl
das Bruchstflck eines MiliCair- Diploms des Antoninns Plus
vom Jahre 145 ; A r n e t h, Zwölf rtfm. Militair-Diplome. S. 62«
Tat XXII; Borghesiin Memorie dell' institnto di corrisp.
*) Dahin rechnen wir denn auoh die Cohors I voluntaria Campanorum,
deren Tiiban auf einer Inschrift bei Orelli n. 8898 genannt
wird, und die Cohora II Italica, deren Tribunen wir durch eine
Inschrift bei Muratori 2035, 1 kennen lernen, sowie die Coh
Mil. Italic. Yolant qaae est in Syria, deren Tribun aus der
Inschrift bei Qruter 434, 1 bekannt ist Auch die Cohortes
speoulatorum mögen dazu gehören. So haben wir wenigstens
bei Ren i er Inscr. de TAlg. n. 8579 einen TRIB . COU . SP.
PB . MAVR »CAES . d. h. einen Tribunus cohortis speculatorum
proTittciae Mauretaniae Caesariensis.
64 Die Trünmi Cakarihm.
AfcheoL I, p. M. Bei Reoicr, latcriplMBs iml ie TAlgMt
u. M6& haboi wir eisen TEIB.COB. ABL.BXraMTAB, 4er
ekea so wohl dieser. AelsMssis wliaria «■gch^rra kaas,
«is einer eines Vdlkersaaens gans entbehrendeja Aelia.
Ceiiors 1. BRITANNICA • HUiU ABl A . BT J. BBITTON VH •
MILLIARIA finden wir «in Pannonia* in dem MUiUir^Dipiose
des Domitian vom Jabre 85; Orelii MM. In dem Blilitair*
INplome des Titas vom Jabre 80 (Orelli 5428), das gkidi.
lUls pannonisehe Cdiorten nmissst, heisst die entere bbm
Cohorsl.BBlTANNICA; ein Beweis, dass der Znsats Jfil«
liaria^ nicht jedesmal dem Namen der Caiiarte hinngafli^
wurde. Nacb dem Militair*DiploflM des Trajan vom Jahre
110 (Or Olli 5443) lag die Coliors f . BBITAMNICA OO C. &
in Baden. Einen TBIBVN . COH . I. BRIT . ITBM . VBXIL.
DACOR . PARTHIC • ete. finden wir in einer dncisdien inedurift
bei Orelli3575; einen TBIB.COB. I.BE. OD B«. hei
Muratori 778, 2; beide werden Tribunen der oMgen
Cohon I Britannica in Dacien gewesen sd, die also miC vnH»
sUMidigem Namea Cohars I Britannien milinria dvinm Bnma«
norum equitata hfass. — * Naeh dem oben erwähnten Milüair«
Diplome des Antoninns Pins vom Jahre 145 lag die OOH.
I. VLPiA . BBITTON . 00 , die nach dem Mnnogeflg^n RnaMn
Dipia venehiedeo ist von dem ben erwähnten Cob. L Brittnnnm,
gidebfalls «in Dada ripenn^. — Ansserdem haben wir noch
bei Orelli 2223 einen TRIB. COH. f. AELI AB. BRITTON.,
^iner Coborte, die no^b im Jabre 238 existirte (Annaii ddl'
instit. di corr. arcb. 1819. 8. 68), bei.Orelli 6519 daen
TRIB. COH. I.FL. BRITTON. nnd bd Oruter 193^ lüeinm
TRIB.CAOR.I.PL.BRIT., also Tribunen von swd mit
den obengenaotiten nicht identischen Cohorten, die wohl eiien
wie die I Brittonnm und die 1 ülpia Brittouum miliariM
waren. — Die Colion iT. AVG . NERVI A . PACENSIS 00
BRITTON . laff zufolge des MiUtair.Ditl«a8 ^ Trajjaa ▼•■
Jahre 114 «in Pannoaia iafcriftre«; Orelli «8W^ llfie^
Die Tribuni Cohortium, 65
Namen Nervia Paeensis au erklAren mail, ob namentlich der
Name Nervia auf die Nervii oder Nerva hindeutet, wage ich
nicht nu entscheiden.
COB.T/F.DAM. OD haben bei Friedberg in derWetterau
gefmden« Cohortenziege); Elefn, Inscr. lat prov. Hass.
transrhen« n« 55* Das Militafar- Diplom Trajans jrom Jahre
116 flihri «in Germania svpeiiore^ die Cobors I. FLAVIA.
DAMASCBN« auf (Rössel in den Anaalen des Vereins für
Nassau. Alterth. V, 1 S. 11); wieder ein Beweis, dass die
Btneichming als miliaria nicht beständig binzugefögt wird.
Schwieriger ist schon die Entscheidung, ob wir eine Cohors
poditaU' oder eine Cohors equitata in ihr haben, denn ein
bei Alsbeim geftindener Stein nennt eine COH.I.F. D.PED.,
wahrend eine in Strassheim bei Friedberg gefundene Inschrift
der Cra.l.FL.DAÜAS. OD EQ . SAG. (Benzen liest
SAGUlortonon) gedenkt; vgl. Rössel a. a. 0. S. 33 f.;
Borghesi in den Annali dell* inst, di corrisp. archeol. XI,
p. 185 sq. Zn unterscheiden ist wohl die COB.PRIM.
DAMASC., deren Prafect in einer Inschrift bei Orelli 65
vork6nHnt.
Ein TRIB.GOB.T.HILIARIAE.DELMATARVM. wird
ims in einer ad fontem Timavi (in Istrie n) gefundenen Inschrift
bei Orelli 1833 genannt. Nach einer Inschrift bei Muratori
465, 1. (Annali dell' inst, di corrisp. archeol. 1849, p. 277)
hat die GOB. T oO DEL . SVB . CVR . GRANI . FORTVNAT .
TRIB.GOB.EIVSDEM. ein Stfick der Mauer von Salona
im Jahre 170 gebaut. Eine Inschrift bei Seivert, Inscr.
mon. rom. in Dacia medit. p. 78, n. 111 nennt einen P.
ANTO.TRIB.COL.III.ID.MAIARVM, d. i. TRIB.COB.
I . DELMATARVM. Diese drei Inschriften werden sich alle
auf dieselbe Cohorte beziehen, die in Delmatien selbst und
in der Nabe desselben stationirt war. Eine andere Cohors L
D ALM AT. oder DELM. scheint es aber, trotz Benzen 's
Widerspruch, zu sein, die nach den Militair-Diplomen Trajans
5
i
66 iHe TrOmmCokarlkm.
r. J. lOecCardinali, DipL kup. m. XII) wmi fltiriMt
Jahre 184 (Orelli m 64W) io Britaanieft In«, die Mck
den Inschriften bei Orelli 8716 und 8717 nach aatcr Ami^
Ainus Pias in Britaanien lag uad nach dcasetbcB, aawie
nach den Insebriftea kei Orelli 81U» d06S, 41» «ai kei
Muratori 8I898 von Prftfedeo oomauHndirt warda. Mcaer
letztern gehörte aadiy wie idi .jai Pbttalagiis a. a- 0« S. 469
Anm. 6 dargethaa, ala Prafeatas, aicbl ala TrUbow« 4cr
Dichter Juveaal aa*
COH . I . KEBVAItA . GBBMANOA. 00 EQ* ie^ dar mUa
Name einer |b England elatioairten Coharta ^aa Ganaaaca,
welche unter Eaiser Nerva eirichtet m Beia 9cMnt ; laachr«
im Rheiu. Mus. fOr Philal. Xlll^ f. WZ. Nil daa Nenriara
bat dieselbe nichts an scbaSea. Sie slaad aatar ^naai Tribaaea ;
B. die Inschriften bei Orelli .66M aad Stejpar, Gad.
inscr. Rheni n. 85*)«
COH.I.oo HEM.GOIU>IANA.SAOITT.EQ*G.a, bgim
Jahre 840 in Panaanien, wie wir fuw eiaejr lafchrift bei
Orelli 7414aa (III, S. 488) erfahrea. Eiaea TftlE«OOB.
PR. HEMESEN. finden wir in der f niniininrhrn iaarbrift
bä Orelli 6887.
Das Hilitair-Diplom Trajans vam Jdire 118 (Qre^lli 8448)
nennt uns in Dacien eine Cobars r.IIISPAN8E*P«P.**)
*) fintgegenstehendddmPBABF.COH.I.aBRMANOIL beiÖrttlll
4949, w0lol|6 fineWA ti»oh .den KaMdii Q^Bnanidb &• oHkdlMi
unter Galigula gesetzt »ein »ttifitei wtthteiid die Li|^>l ItoBes
auf eine Zeit naoh Nero hindeutet | wea für di^ Ae^^elt der
Insohrift nioht sprioht. Ein PRiLEB' . GOHORT . QERHAK iit
auoh bei Huratori 771, 3-
' **) R 0 8 s e 1 a. a. O. S. 43. Anm. will ^Ediiata gelesen wissen,
und findet in diesem Zusätze gerade den Gegensatz zu der in
Britannien liegenden EQtnYaM. Allein eine Inseliriit zu Niels
(Henzen in diesen Jahrbb. Xni, p. 89 ; Ballet! deU' last 1848,
p. 74) Iiat auek einen tnoQxO^ £iTMiPHJS B StdSWi
EYZEJBOY£ UVSTHX.
JNe IWbiiRt C^korUmk 67
nd eise Gohors I.FLAVIA.VLPIA.EISPANORVH. oo •
CR. Bciie lagen nach dem Militur-Diplooie des Antoninas
Piua (Ameth a. a. O. S. 02) im Jabre 145 noch in Daeien ^).
Die entere wird wokl diegeNke Cohors T.HISPAN. sein,
wckhc nach dem Miiüair- Diptome Nero'a vom Jahre 60
(Ore 1115407) »itt Illyrieo^ la^^, wahrend die Cohen I.
HffiPADOEVM, wekhe nach dem Militair - IHj^eme Trajans
Tom Jahre. IM (Orelli 5442) in Britannien lag^, wenn
gleich die Namen flbereint timmea , offenbar von derselben
Terachiedett war, da der vom Kaiser Hadrian nach Britannien
geaandte M. Maenios Agrippa dort TRIB . COH J. HISPAN .
■QVIT.wnrde. (Inschriften bei Orelli 804 und beiHors*
loy, Brit Rom. p. 270, Cnmberl. n. LXII**). Diese letztere
Cohorte liefert zugleich einen deutlichen Beweis , dass die
Beilegung des Titels Tribunus mitunter eine peretfniiche
Vergfluatigiing war, da. zwei andere an demselben Orte
gafuadeno lanehriften Prafecten der COH . f. HISP . BQ .
neani^n (s. Hennen, Sui tribuni militari p. 22; Bflbner
im Ahdpi. Mas. fflr Philol. 6. 84; vgL den PRABF. COH.
BISPANQR . BQViTATAE einer Seaünischen Inschrift im
JMleUß dell' iaatt di corr. areh. .ItSßy S. 141, 3.)* — Ausser
der Cobon L Flavia (HpiA Hispanorum waren aber noch zwei
fMMtw I. Hispanoram mlliariae; eine Inschrift in Rom
(OreUiOfll) nennt uns einen TRIB.COH.T.FLAVIAE.
BiSP. OD >BQn einige bei Netfaerby in Cumberland gefundene
taadoriften ans der Zeit des 8e venis Alexander (Orelli 6786 ;
*) Die Cohors I. Hispanorum , welche Ameth, Militair- Diplom.
S. 57 in dem Militair-Diplom Hadrians Tom Jahre 129 als „^n
Daoia inferiorft'* liegend finden will, war eine Ala; dagegen
wird in dletem Diplom« noch eine Cohors I . HISPANOR .
VETERAN, genannt, die Ton der oben erwähnten I. Hispanorum
P. F. wahrscheinlich yersohieden ist.
*^} Diese bei Elenborough in Cumberland gefundene Insohrift lautet :
I.O.MI COH.r.HIS g CVI.PRAE D ll.llA£NI||yS. AQRIP. |
TRIBV 1 POS.
68 Die Tfihmi CohorthuL
vgL Rhein. Mus. f. PhiloK XI, S. 10 ; Philos. Tnntact Itm.
Vd. Uli , p. 1S4, Tab. XI.) einen TRIB . COH . f. MEh .
HISPANORVM . M « EQ. Da» die einen FRABP . COB . I.
FL • HISPANORVM gewUmefe kisehrift bei Hur atori 70&»5
acht sei, lassen die senderbaren Namen Lyaens nnd CresefaM
beaweifeln, wiewehl der EX.PRAEP.COH.I.PL.HISP. bei
Repier Inscr. rem. de TAlg. n. 9886 daflhr spreehen
mdchte. -< Attcb die COH .U. HISPANORVM. BQ.C^R. stand
unter einem Tribunen (Orelli 6764). Sie war es, die naeb
einem Militair*- Diplome Nero's (Orelli 54W) im JalHre 60
»in lUyrico^ nach den Militair-Diplomen des TMas und BemMaa
(Orelli 612a 5460) im Jahre 80 und 85 inPamonien lag,
aber wohl au unterscheiden ist von der COH . II , HiSPANA
(nicht HISPANORVM), welche nach der Inschrift bei Orelli
6944 unter Prafecten stand.
COH. 00 . MAVROR. bat eine Inschrift bei Orelli S401.
Die Cohors I . A V6 . NERVIorioi finden wir svfolge des
Militair-*Diploms des Antoninns Pius vom Jahre 145 (Arn^tb,
Zwölf rtfm. Militeir. Diplome S. 6i. Taf. XXII) in »ada
ripensi. Ob sie eine ariliaria war, wissen wir nicht ; dagegen
wird die Cohors iU.NEIRV.] N. «in Britannia« uns in dem
MUitair-Diplome des Hadrian vom Jahre IM, Orelli 5466^
genannt Auf einer Inschrift bei Ho r sley a. a. 0. Northumk
113 heisst sie COH. III.NBRVIORVM. O.R., was Hora ley
und Becker (Rhein. Mas. XIII, S.6S8) GkRaumonai lesea
wollen , verfahrt durch den Namen der oben erwabnlcn
Cohors I Nervana Geraanorum. Es scheint Ctriimi namanorum
gedeutet werden zu mflsseo. Ein TRIB. COH. m.NBRVIO.
RVN.C.R. findet sich bei Muratori 457, 3.
Eine Cohors T. VLPIA. PANNON . 00 , die in Pannoaia
superior ihre Standquartiere hatte, wird in dem Militair-
Diplome des Antoninus Pius vom Jahre 155 bei Arn et h
tL^ a. 0. S. 64 f., aufgeführt. Bei Gruter 1007, 8 finden
wir einen TRIB . COH . (so ist au lesen statt COLL.) PRIM.
le Tribufii Cohortiuni. 69
PANN., der seinem PRABSIDI OPTINO, einem LEG . AV6.
PEO . PRAB . PROV . PANN . SVPBR . huldigt. Die gleiclien
Standquartiere lassen liier wohl die Identität der I. DIpia
Pannoniomm mit der siropeln Prima Pannoniorum nicht
Terkennen« Wir finden hier wieder einen Tribunen bei einer
Cobors miliaria, wahrend die COH.T.PAN. IN . DACIA
nach Orelli n. 8284 eben sowohl unter einem Prftfecten
stand, als die COR. I.PANNONICA. (nicht Pannoniorum) IN.
BRITTANIA nach der Inschrift bei M o m m s e n, Inscr. Neap.
n. 5084 (v|ri. Cardinal], Dipl. imp. XII).
Btoea TRIB . MIL . COR . VLPIAB . PETREOR . MILLIAR.
BQVIT.y der unter Trajans Reperung gedient hat, nennt
uns dne Inschrift bei Orelli 616; nach der Lesart bei
Huratarl 1008, 8 war diese Cohorte eine COHors IL
Einen inagxov ant/ffig 'nfoktjg (AuXiaffia^ Qgaxwv , also,
der gewt^hnllcben Bedeutong des Wortes an$!:fa nach, einen
PMefeelas cohortis L miliariae Thracum, sehen wir in einer
bei Clasomenae gefundenen Inschrift, Boeckh Corp. Inscn
Or. U, n. 8188. Bs fragt sich nur, ob nicht anetga hier
fir ala gekraucht ist, wie in der Inschrift Corp. inscr. Gr.
UI, n. eni, vgL Philologus XII, S. 487. Den PRAEP.
OOHOR.THR.MI. oder IHIL. in einer Inschrift bei Oori III,
885, den man mit obiger Cohorte in Verbindung bringen könnte,
hat aebstt Honaen in den Annali 1868 8. 97 beseitigt.
V#n 4en Cohortes Tungrorum finden wir die I. und die IL,
beide iniliariae^ in England. Die Inschriften, durch welche
sie uns bekannt werden , sind folgende, und nwar von der
Cokml:
CohofS T . T VNimORVHI . MILU ARIA. IN . BRIT-
TANNIA. Mflitair-Diplom des Trsgan vom Jahre 104, Orelli
n. &442.
COH . r. TVN6R0RVM . MIL . CVI . PBAEEST . Q . VEBIVS.
SVPERSTIS. PRAEFECTVS. Uousesteads in Northumberland,
Orelli n. 8888.
70 Die Tribum Cohartimn.
COH . T . TVNGaOR . MIL . CVI . PRÜBBST . P . ABL .
MODESTVS.PRAE. Hoittügteails, Horsley a. «. 0. S. MOL
Northumberl. n. XLI.
Aber auch ohne den Zusate mtlitfia vird sie um gaamaalL :
Cohorsl.TVNOa IN. BRITANN. "») BHIitair^iplMi
des Hadrian vom Jahre 1S4, Orelli n. 545S.
QVIN . FLORIVS . M ATERNVS . PRAEF . COR . I . TVR6 .
Housesteadfl, Horsley a. a. 0. p* SSO. n. XL.
Ferner voq der Cobors II Tnigronim:
COR . 11 . TVN6R. H . EQ . C. [R.] CVI . PRAEEST . ALB.
SEVERVS . PRAEF. Walloii Chestcrsin CumberiaBd, Orelli
«80.
COR . II . TVNOROR.CKHl . M w EQ . [C« a]€Vi .PRABB8T
. . . CLAVD « . . PRAN*. aas deni Jahre Ml.
Castlesteads in Cumheriaad, Orelli WM.
COH.U. TVN6R. HIL. EQ. R. CVI . [PR]AB88T A¥BH#.
OPTATVS P[RAB]F. Casllestead«, Rihei» Mateitni ttr PUtoL
XI, p. 4S. lind ebenso ebne den Snsatsttiiliarlar > •
COH.ir.TVNfiRO.SVB. SILVI». AVSPlCB.PBABIl' (m
ist EU lesen slati : SVB . SlfO. bAVSPiCB. PRAF «B^ Bineos,
Orelli 50S1. und COB . 11 . TVNOR . CVI . PBRBBST.
SILVIVS . AVSPBX . PRAEF. Rhein. MMevü »t Philei^lOlf,
S. S61. ' :.:..••.!
Weshalb diese beiden Cohories roHiariäe «idit mW IWIneü^
sondern stets von Präfeeten befeUigt wnrdeoi wfthvesd ioeh
alle Obrigen Cohortes niHiariae weni([;stenii neünniie mK«r
Tribunen standen , weiss leb mir nieht M effklüren ; «der
rangirte dieser Praefectus cohortis miliafiae gar lili cfve«
Praeffctus alae, nicht mit den flbrig^n PraeCsctia cohMrCimn,
und war also von noch hMiere« Raufe ab 4io Tribwi
cohortium?
*) Dam der Zusatz miliaria hier fohlt, wie bei der I F!d« VArdu-
loram, Ist um so auffallender, da er bei tvre\ sukÜi^fn CöHeHen,
/reilich nur durch M. bezeichnet, Bich findet •••"'* ** ' ' * ^ '
ßH Tribmi Cohorlmm. 71
Die CohmT. VALCIONVM Ceorr. VANGIONVM) . MIL.
UARIA Jag i,]u Brittanoia'' Umt dem Mfiiitair.Diplome Trajans
forn Jabre 104, Orelli 544i. Auf dem MiUtair- Diplome
des Hadriaa vom Jahre IM heisst sie Cohors L VANGm.,
was Henaen durch TangloDom miliaria erklärt. C[OH.] f.
V ANGION. OD P » F . & CVM . AEMIL . SALVI AN . TRIB . 8 VO
teden wir auf einer laschriftaii Bisiagham in Northumberland
aus dem J. 805 oder 206, Orelli n. 6701. Derselbe Tribun
selate dieobendaselbsi gefundene Inschrift bei 0 r e 1 1 i n. ettSt
d^ Tribmi Fabius .Honoratus die bei Walwickcbesters in
Narthombcriaad gefundene, Ho i^sley tu a. 0. p. S17, North.
mi XXVh'i Aneh die Inschrift v6n Risiogbam bei Horsley
ä* ä, 0. |K tti» North, n. LXXXII» nuss hier erwähnt werden :
COH . I . VANO II raCIT. CVRANTB » IVL . PAVLLO . TRIB.
Sie erwähnt eines Tribunen , der auch den Herculesaltar bei
H^riley'ä.'a. 0«'n. LXXXlil gesetat bat Inschriften der
TMbittte JdbiB -Victor und AemUias Aemilianus s. in dem
Rhein. Hüs. Hr PUlol.'XI, S. 48.
. Ei«e:COH.T.PiDA.VARDVL. CR. BQ. OD. ANTONI-
NIANA« lenien wir tm einer Inschrift au Rlchester in Nor!«
bnmleriwi. mm Jahre Slft fc^nneu, Orelli 8d04 und 6700.
Sit:heiito€ ift einer andern ebendaselbst gtflmdenen Inschrift,
Onlll araS: COB.I.P.[V]AROVL.C.R.BQ.DI., in einer
am Oanningtn gefhndenen (lahrhb. des Bonner Vereins XIII,'
&«0)3 COR iETFOVARDVIiORVH.C.R.BQ. OD, und stand
unter Tribunen, wie Inschriften aus Northumberland bei
Orelli Mte, in diesen Jahrbb. xm, S. 89 und im Rheini-
sehen Museum flir Philel. XI , S. dft und XII, 8. 73 aeigen.
Das'Miillair^DiplouiBadrians vom Jahre IM, Orelli 5466,
nennt sie Uoas Cohors I.[P]IDA. V[A]RD.C.R. IN.
BRITANN. Benaen aieht hierher auch den PRAB[P.] COR.
PRIMAE . ÜDAB . CARDVLORVM einer an ThibiUs in Africa
gefimdenea Insehffift bei Renier Inscr. de TAlg. n. M94,
indem er daselbst VARDVLORVM oonrigirt Wenn diejc
72 Di0 Tribnni OokarHmiL
Conrectur richtig ist, wie ich hanptsftcblicli wegen ies seUeaeB
Beiworfes FIDAE nichl bezweifele, haben wir hier wieder
ein Beispiel davon, dass die Verleihung des Titels Tribinim
Cohortis zum Theil persönliche Vergfinstigong ist
Auch eine COH.ll. VARDVLORVH. CR. EQ. HL, die
unter einem Tribunen stand , finden wir auf dner Inscliiift
von Lanchester in Durham, Orelli MW. Ihr wird nnch
die daselbst gefundene Inschrift der [VBX]ILLAT1 . COB •
[0.] VARDVLOR[VH0 C . R . EQ. OD . aumschreibea sein, in
welcher gerade die Zahl vM'loschen ist, Horsley a. a. 4k
p. 29d^Durhani n. XXVL Dasä dagegen auch der PRAEF.
GOH. II. VARC.EQ. bei Orelli 8«51 als ein Praefcctes
cohortis 0. Varduloruni anffunehmea sei, wie Heaaea (Sni
tribuni etc. p. 24) vennuthet, mochte ich beaweifda. tm
Index zu Orelli deutet Henaea selbst das VARC. durch
Varcaeorum; mir ist dieser Name unbekannt; kh mdcbta
vielmehr lieber Varcianorum lesen und die Heimalh der Caiwrte
nach Ober-Pannonien verlegen ; ein lANTVMARVfi . ANDB<^
DVNIS . F . VARCIANV8 diente unter Nera in düf CCMi . 11 .
HISPAN. als Rcdter, Orelli MOT. WUl man aber darcbaas
ftadero, so hat die Cobors IL Vascoaua fa Britanaie».(Car«
dinali, Dipl. imp* a. XII), die nach Orelli »MS aatcr
einem Prilfecten stand, ebenso viel Anrechte, aof dio be-
sprochene Inschrift, als die Cohors IL Varduloram, und wnm
man die Uebereinstimmung In dem Titel des ComBaodaalea
in Rechnung bringt, noch weit grossere.
Schliesslich haben wir noch bei Mommsen» latcr. Neap.
n. 4643, einen TBIB . MUi . COHOR . 1 . RUL . VINDBUCOR^
einer Coborte, die. nach dem. Militair^lNplaai des AtttMiaas
Pias vom Jahre 4», Ort Ui <89^N in Daciea la(E.
Es bleibt uns niiQ noch öl^rgig» dicjeuigoa .X«llbaii .eohaitima
aufsuaat^en, irdcJ^e fol^cya A}pik9fiLm\ßßgp\t9rmt die aidit
als miliariae belLaont sind. Bs, sind dies felgeade i
Die Tribtmi Cohortkm. 73.
TRIB.COH.T. ASTVRVM. Orelli 9619, ani TRIB.
CHORT . I . ASTVRVM. M nr ato r i 20»S, 7 •).
TRIB : COH .- III : BAT. Schttnwisner, Iter per PftMmiiao
Hpa« n, p. 265 n. XVII.
XEIA. KOOPT . & . BAT^ONilN. Corp. inscr. gr. 6771.
TRIB . COR . I . FL . CANATBBNORVM. R e n i e r , laacr.
de l'Alf. n. 1534 und 1585.
TRIB . COR . I . CARTOV .... Orelli 5873.
XUIAPXON SPEIPAS nPÜTHS KlMKßN. CMr^
iaacr. g r. n. 3497.
COR . I . AEL . DACORVM . POSTVMIANA . C . P. (cai
praeest) PROB . AVGENDVS . TRIB. Orelli e6Bl. — . COH.
I . AEL . DAC . TETRICIANORVM . C . PR . LVTI . . . VS.
DESIONATVS . TRIB. Orelli 0608. — COH. I. AEL.
DAC . C . P . STATIVS . LONOINVS . TRIB. G r ■ t e r MW7, 4.
~ COH . I . ABL . DAC . CVI . PRiEBST . ABUVS . PA . . . .
VS.TRIB. Gruter 1064, 1 — COH, I. AE. DAC. POSTVML
C. P. MARC. GALICVS. TRIB. Rhein. Mus. für Pbilel. XI,
p. ».. - COH . I . AEL . DAC . CVL PRAEEST . M . CL .
MBNANDSR . TRIB. Rhein. Mos. für PhUol. XUI, p. 854.
TRIB . MIL . COH . I . OAL. Orelli 318.
TRIB . COH ; lU . VLPIAE ET . . . AEO. . . (vielleicht
BTVRABORVM oder ITVRAEORVM I). Mnretori 677, 1.
TRIRVNVS . CHO .1 . (oder II.) LING. Insebrift vm
Luchcstcr in Dnrhan bei M n r a t. 78, 8. Orellii 1707**).
. TRIB. COH. PRIM. LIGVRVM..Grttt. tlOO, 3.
*} EntgeK«iiatak«nd dem PRA,EF.COH. P. ASTY . PBOV . BRITT
INFER. bri Renier, Iiuer. de l'AIg. n. 670 nnd dem PEAEF.
COH . I . ASTTRYM . BRITTANIAE daselbst ä5?9.
**) Dagegen haben wir drei PB . COH . I . L . QOB. in Insehriften
aas denelbea Gegend bri Orelli 975 n. H o r s 1 e 7 a. a. O.
DarhaU k-'W q. 14, nnd einen PBAEl^ . CDfi .'S . LINQON. in
•iaer Obuebtlfl in Torkddre bei Orelli S061, sowl« einen PRAliSF.
. COH.Ü.UNa.fiQ. bei 0>«lli4Q|9.
74 IHe Tr»um CMkorlnini.
. TRIB . OOH . mi. SYN H GB r^tira SVIfue^nm CMmm
Rammommt) -IlAiiUr, loser, it VAlgirie 366(K
TUBVNVS.N .SYRORVM . MIVE N8IVM. — DVM.DBBV.
CIT . E . MORE . BE8S[0]S .00 .llM . TIN6ITANA{II] .
PROVINCIAM. Renicr, Insor. de l'Alg^rie 8930.
Mftdi dasjftiigeni Plioitts Briefen, III, 9, 16, war
SiilloDiiis Priscus Tribonus coborÜB uater dem ' Pmoom«!
Caecüins Clamiem in Hieptnia Baetiea« Leider wird der
Nanie der Coborte nieht anf eg elienl
Schliesslich erwähne ich noch einiger Trilrairi cdhoitiwn
aas luscbrifteby deren Aechthelt oder richüge Lesang aichi
gtlfttrig- verfeflrgt ist ;
. TRIB. COV.I.AQVITAMCA« findet sich ia^erlaeclirift^
didAAgekliebldi Jahre 940 g^set^t Ist, bei Haratari Ml, 9
^escbedls). Beben der Ifanie der €«horte Ist • VerdacMg.
Bei Or«ter 684 , 4 und in einer engliseben Inschritt bei
Mtrfe^ Mon* bist. Brit'pi'CXIY; ii. ta bab^n wir wenigstens
^wei:mAEV • GOB. I ; AQVITANÖR.
vDhss die. InschrM des TRiB . MIL . €0H . A8TVR . CSAb.
LABC. bei 6 r n t ei 109, JV ttnd die des Tribunas e^rtk l
Macedonicae bei 6f b t e r <d3,- i falsch seien, wie so 'Mnche
tte Bebottirs gelieferte, ' seig^ bei der ktatefw «die
Vribtis PALtfNji« K Wrbfndang bR dem OebarCsorteTAMlAOe
Her TRIB . COH . i : RAl^TOR. beiO r ttt ^r 409, « aMMble
wohl eher dn TRR « COH A PRABfdR. sein, da die Goboia L
Raetomm sonst unter Prafecten steht (f^gl. Orelli 39f0),
und die Inschrift bei Grnter 409, 4 mit Ihrem TRIB.
CO. I . RE . . . 01^. doch zu problematisch ist.
, ,&• Gab es eine Lefio VII.Mace4f>li<^''
. Zwei laschiiAen gvbeaviwle ale Ms jetat felesaa «ardea,
uns den Namen einer Legiö Vil fh^eelouea; beiie^^dMiea
StA e$ eme Legio Yll Macedoniea? 75
•üeiibar dem cnsten Jahiliiuidert der ckristHcbeii Zeitrecbttof
an imd dad von Autoritäten wie Sloanisen, Heaaea^
Braan nidit ang^eaweifelt. Betrachten wir sie naher!
IHe riae ist ein aa Miseaam f efondeaes Fragmeal, roo welchem
adiott O 0 r i und M a r a t o r i berichten ; ich gehe es hier
nach Moimmsen, biscr. Neap. n. S860, der übrigens mit
Gori If 2d8, genau flbereiastimmt , während Muratort
875, 4 LEO . VUI. statt LEG . VU. gieht:
LEO . VU . HACEDONiC . PBimtpIto ....
LEG . UU . SCYTBIG ..T&IB . COH
' PRnDPUiO . ITEB . LEG . XVI * GAilic
FROO*. Tl.. CLAVDI . CAKSARiS . AVy. .
Bio aiade^ ist. eine -von Brunn in Cariikola^ deai aten
Sinucasa, «efioddew and im Bulkltino von . 18öfr publMM
lisdhtift;. die Heaaea unter a. 6768 der Supplemente au
OrcHi 's Inschriften wiederholt:
TI.iyU&.TI^F.FAL
ITALICO :
:/ LEG . Vil V MAGEBON
7 LEG .XV . PBBHOEN
r*'7.'\".» .":7 1iEG.. XW.GBII.P^R ■ t..
Wdr sidiqiit^den aeuerea Unt^uebangea Ober dieiNllnIsriito
LegiönageseUefate vertraut gemadit hat, weiss, dass unter
KaiSfi Claudios keine aadere Lef^o Vli eoristirte, als dn»'
jeaige^ weiche von dieseoi Kaiser im Jahre 48 die BM'e»«
aamea Claudia Pia FideKa erhielt Bass diese Legion frflher
daa Namen Hacedonica gefahfi habe, ist nicht hekaanti' Bie
in Baimatfea, dem Standqaartiero der Legio 111 in der eialeo
Kaiseraeit, getodenea illeren Insehrlllen nennen sie samml*
lieh nur LIG . YIL B. Marafort 1088, 7; Orelli 38»;
Laaaa, Antiche lapiili Salofittane n. snfl.XYn. XLVHl
XUX. L ; Archiv für Kunde (toterreich. Geschiclitsfuellen 18&1 , L
76 Oab e$ eme Legio VII Maeedomea?
f^ SM| SS8. Wollte nan aber aueh anDebmcOy dan
in der Provinx , deren Besatanni; die Legion kildeie^ der
Namen HacedoDica nicht fir nötbig erachtet worden vflrr,
wie das Jiei der 1 Germanica und der XVI Gallica der fM
gewesen an sein scheinty so steht dem die aweite der obigtn
lascbriften entgegen, in wekher die VI Macedoniea mit der
XV Primigenia aasammen genannt wird. Da die Legio XV
Primigenia erst in Folge der britanniachen Expedition des
Jahres 48 ihren Kamen erhalten hat (s. die Geschichte dieser
Legion in P a u I y 's Real-Bncyclopadie der class. Alterthnmsk.
VI, S. 895, bei Borghesi,. Sidle iacriaioni. romane dd
Reno S. 37 ff., und f^on K le i n in diesen Jahrbb. XXV» S. 94),
so kann man nicht erwarten, die Legio VII, wdcha achon ror
dieser Expedition die Namen Claudia Pia Pldelis sich rcrdiait
hatto, in Verbindung mit der XV Primigenia noch mit ihrem
daaMia schon verschwundenen Namen benannt nu* sehen.
Aus dieaen Grtlnden halte ich daür , daaa die Zahl VU
in nnsem beiden. Inschriften doch nichts Anderes ist, ala' eine
schlecht gelesene oder schlecht eingehaoene IIU , und daaa
beide Inschriften der IV Macedonien au vindidren »nd.
Dass die Inschrift bei Oadius 186, 4 falsch ut, neigt
schon die Berufung auf L i g o r i u s.
Was fflr eine Bewandtniaa aber es nüt der LEG • VIÜL
MACBDONICA hat, deren Bxiatenn unter Angustua d«di
rine ron Vi scher auerst publidrte athenisdie inaehrift,
Orelii 6456a, yerbllrgt wird, wage ich nicht nn entseheidin,
Sie httinte. eine von Augustns spiftter aufigdiate Legion aoin;
sie.ktfnnte aber auch den Namen naoedonica spiter arft dem
Namen iHispaaa vedauschl haben , denn das ist der tinige
Nnnwv dbr in der spiterea Kniaarneit ton der Legis IX
n^ahi gefflhft wird, und ^war • achon unter lüriuer Tihcriis»*
w«fl»iriiiß laadwift bei #il9kM JHW YrtrlÜdh. idltliat:, wla
nkriia« Atl> II, *l^ 708, bohaiiptet
Die Legiö H Aijufrix in Brüanmen. 77
0. Dit.Lef io U. Adjotrix in BriCannie«.
Schon ö ruter 554, 2 |>^iebt eine Grabscbrift, ^ie einem
Soldaten der Legiö II. Adjutrix zu BatI) in England gesetst
Ist. Sie lautet in der genaueren Abschrift bei ' H o r s I ey,
Britannia Romana p. 326, Somerset n. 2 <er. Rhein, nfuseum
fOr Philof. XIII, S. 250) :
C . M V R R I Y S
G . P . ARNIENSIS
PORO . IVLI . MO
DBSTVS.MIL
LE6 . U . AD . P . P
[7] IVLI . SECVNDI
ANN.XXV.STIP.[VJ
H . {S . E.]
Da man weiter keine Anhaltspunkte hatte, dass die 11 Ad«
jtttrix jemals in Britannien gestanden habe, konnte noch
■ Obner im Rhein. Museum fflr Philologie XI » S. 8 ver-
muthen, dass dieser C. Murrius Modestus vielleicht in den
Bädern m Bath [den Aquae calidae, "Yiata 9sg^d des
Ptolemaeus; den fontes calidi, quibus praesul sit Minenra,
des S ol i n US ; den Aquae Solis des Itiner. A n t o n i n i p. 486.]
fleilung gesudit und den Tod dort gefunden habe, und
mofnen, dass man daraus noch nicht auf den Aufenthalt der
Legion In England schliessen dürfe.
Auch die Schriftsteller , welche sich mit der Geschichte
der rümiscben Legionen besonders beschäftigt haben, wissen
nichts von einem Aufenthalte der Legio II Adjutrix in England.
Borghesi (in den Annali deir instit di corrisp. archeol.
*XI, p. 142, Separatabdruck S. 17) weiss nur: „Muciano
per la guerra di Civile la mandd in Germania (T a e. Bist IV,
68), ovo per la prima volta stette in battaglia (V, 16), ed
era suo tribuno Adriano quando sul cadere dell' impero di
Dismisiano (Spart. Hadr. 2) fu trasferita nella Mesia, ove
bifiatti troviamo che pugnd nelle guerre dacicbe (MarinI
78 Die Legh 11. AJ^Oriit m BrUmmimk.
Vr. Atr. f. fOßf. Ich settst (b. Meioai Artikd Leg U
IQ Pauly'B Real-Encyclop. ier dass. Alterih. IV, S. 878)
glaubte, sie sei nach BeeBdigiiag des Kriege« gqpea CivOis
gleich aadi Nieler-PaaaoDieB gcacUckt werdea, «rf Aach«
hach- (Die römischen Legionen Prima nni Secnda Ai-
jtttriz im Aprilhefte des Jahrg. 1816 der Sitmngsbcricfcle
der philos.-hi8tor. Classe der Kais. Akad. der Wisseasdinft.
nu Wien, S. 880. Anm. 3) sagt in gleicher Ansicht: Jlas
Jahr, in welchem die IL Adjntrix nach Pannonica in ftr
schon froher bestimmtes (t) Staadlager iiam, iisst
sich nicht ermitteln: jedenMI^ aber war es noch unter
Vespasianns Regiemog sogleicli nach Beendignng des bata*
vischen Aufstandes. Dass die Legion noch bis auf Trajaa's
Zeit am Rhein gestanden, wie.einigo Neuere behaupten, ist
Mher ein^ iinricitfigc Ansicht. Ai|s dieser epsteii 2||eift des
Aufenthalts der IL A^ntrix in Pannonien mog die aehr Tcr-
st4mme]te Inschrift (bfi .IWuratori .765, &) herrflhna^
welche Nommsen Inscr* regn» Neap. n. 388 nacheigeacr
Besichtigung sehr verbessert und v^rvollstAitdigt hat; es
wird dnrm von einem Tribuons npiUtum leg. . II Adjutricis
Piae Fi^^lis gesprochen, der bdl/o Suehico et Sarnwtic» mit
pebreren Ehreoneichen beschenkt worden war« Allerdings
klHiQte 4!^ Inschrift auch der 2Seit des HI. Aurelius aago-
htfren^. Unter die Neueren, von welchen Aschbacli in
der eben mngefahrtiBn Stelle spricht, gehört Pfitnner, der
in seiner Ope(or*Dissertation üfi legionibus, jqune in Olprico
telenderuni, S. 17 ausdricklieh die IL Adjutrix unter Tmjan
aus Deutschland nach dem Illyricum versetnn Usst; wen
Aschbach sonst noch meinen könnte, ist mir unbekannt.
Zu bemerken ist hier noch, dass der erste Schriftsteller, von
dem man eine Erwähnung der Legio II. Ailjutiiz in ihnn
neuen Quartleren erwarten konnte, der Geograph Ptole^
maeus, ein Zeitgenosse des Antoninus Pins, in safaür
Beschreibung von Nieder -Pannonien (II, 14 ed, Wtlb.yi/m
Ldfpo IL A^fuitis te Brikmmm. 19
fkmem lAtoüftuntw , den nMUierigeii steten Studqmrtlere
der Legie IL Adjutrix » üwar da^ Wort A.ffyiW hiiuraffig^
allein den Namen der Legion niehi dabeiaetni^ wie es dock
nonsi von Ihm gewÜmUeh gesebieht leh kenierke dies nnr
der VnUslindigkeit w^en, ekwiAl, wie wir unten sehoi
werden, die Snehe ohne weitere Wichtigkeit n sein scbeink
Dm so interessanter mnss mm ein Grabstein sein, der vor
einigen Jahren (ieh glanbe 1849) in Linooln anfgefanden
nnd ?en Arthur Trollope desi beitischen Musrum gescheiakt
worden ist. Ar ist in einer Abbandinng des. Adguatus
W*. Franks »on tbe additions to the cdiection of national
anifttities in the British Maseam* in Nro; 41 des Archaeo«-
iogical J^omal in einem sanberen Bolnschnitle mitgetheilty
Jndess, w^U er.sowebl dort, als bei seiner ante» gann liberi.
Mchlieh^ PuUieation in den Memoijs illuiKn of the histovy
aM aatiqVQities of the coanty add eity of Lintohi <Londoi
jl«M) r..XXVm nicht richtig gedenlet, ja beinahe gann
Wfceantlich gemaqht wur, in seiner vollen: WichtigliLeit noch
aicht gowtirdigi. Die Inschrift lautet :
T.VALBRIVS.T.P
GL A . FVDBNS . SAV
MIL. LI», n. A. P. F
7 . DOSSENNI . .
PROCVU . A . XXX
. ABftiX.« .P.D.&P
H.S.B.^ .
• Deber dejr Insehilft sind in einem spitnea Giebel ein Preif
aack nnd awei Delphine abgebildet^ anter derselben ist eine
asda dargestellt.
^ Der Sohlufls lautet woM : [HN.J Krater Dtf Suö PohUi, We SifuJ»
E«#. Statt der ZaKl X zeigt der Holzsohnitt allerdings eher ein
A; die Nothweadlgkeit der kier aagenemmenen VerbeMemng
]. erhellt ober aas der Amahl der Leben^iihre (XX K).
80 Bie LegHö IL A^tOrix in BrUamiim.
' Daub die hier gemmife Legion die 11» Adjvtriz und nieht
die IL Au|pi8ta sei, wie die Alisciirift in den genannten
Memoirs unbedenklich Mniamt, «eigen die ifkimjFefillgten
Bdmunen Pia Fidelis, die nur jener, nidit dieser mkomnien,
Aneserdeni aber sind die See-Attribile, Dreisack Md Delphin,
4in passendes Seiehen ftr die Legio IL Adjulrix, die bekannt»
lieh von Vespasian aus Ciassieis errichtet war, nicht aber
Mr die Leglo IL Augnsta.
Die Form der beiden In Hngland geAmdenen Inschriften
der IL Adjutrix weist dieselben entsdiieden in das erste
Jahrhundert der christlichen Zeitrechmnig ; die Rinsofllgnng
4er Centnrie, in welcher die beiden Seidaten gedieirt babrn,
seheint noch besonders ansndenten , dass mindestens die be-
srichneten Centnrien in der Nftbe des Fundortes der Grab»
sieiiie gestanden haben, und da bei diesem «weiten in England
begrabenen Soldaten der Legio IL Adjutrix nicht wohl ein
gleicher Grund fOr Trennung von seiner Legion angcnottaen
werden kann, wie er früher bei dem ersten angenommen
worden ist , so dürfte jctit der Behauptung , die Legio IL
Adjutrix sei nach Beendigung des Krieges mit Cirilis neit-
weilig nach Britannien geschickt worden, fliglich nichts Er-
hebliches entgegengesetst werden können, man mtlsste denn
annehmen wollen , es sei nur eine Vexillatio der Legio IL
Adjutrix dorthin gesandt, wie etwa die VexUlationes miliariae
tres expediUotte Brittannica leg. VIL Geminae» VIIL Angvstae,
XXIL Priffligeniae der Inschrift bei Orelli 5456, weldie
ich im XXVL Hefte dieser Jahrbflcher S. 186 ff. behandelt
habe. Mag nun aber die ganne Legion oder nur eine
Abtheilung derselben in Britannien sich zeitweilig anfgelwlten
haben, so bleibt uns doch immer noch zu erörtern, wann
.dies ,etwa Statt gefunden haben könne. Wir haben oben
schon gesehen, dass die Form der beiden Grabschriften auf
das erste Jahrhundert nach Christo hinweist. Die Legio IL
Adjutrix ist , wie wir wissen , im Jahre 70 von Ve^asian
Die Legh IL AJ^uMx m BrUamdm. 81
PMItiuMdiateB orrichteC noi gldch su Kriege gegen leii
Cävilis an dei Rheio beordert worden. Daso die ersten
Soldaten der Legion, wie der Name Adjatrix schon andentet»
wirklich Classici gewesen sind, neigt die Tabula lionestao
ateionia ans dem ästen Regierungsjahre des Vespasian fllr
den Desidiateii Nerva, den Sohn des Laidus, der als Oemeiner
in der Legio U« Adjutrix gedient hatte (Cardinali Diplomi
militari Tav. 4 p. XIX). Br erhielt erst bei seiner Ent-
lassung das römische Bürgerrecht. Anders ist es bei unseren
beiden Soldaten» die das römische Bürgerrecht durch Geburt
besassen und von denen der eine aus Forum Julii (in Venetien)
gehfirtig war und zur Tribus ARNIENSIS (oder richtiger
ANIBNSIS; vgl. Zeitochrift fflr die Altcrthumsw. 1886, n. 116)
gehörte, der andere aber aus SA Varia (in Pannonien)
gebürtig war und nur Tribus CLAudia gehörte. Beide
waren also keine Flottensoldaten gewesen, woau bekanntlich
keine römischen Bürger verwandt wurden, konnten mithin
erst spater in die Legion eingetreten sein, frühestens als
Ersatn der durch ehrenvolle Entlassung daraus Geschiedenen.
Da nun der Letztere schon 10 Jahre Soldat der IL Adjutriz
gewesen war, als er starb, kann man die Zeit seines Todes
and folglich auch den Aufenthalt der IL Adjutriz in Britan-
nien (nach unseren Inschriften) nicht früher als in das Jahr 81,
in den Anfang der Regierung des Domitian, setzen. Wenn
wir alsdann bei Spartian (Hadr. 2) lesen: »atque inde
(Hadrianus) tribunus secundae Adjutricis legionis creatus,
post hoc in inferiorem Moesiam translatus, extremis iam
Domitiani temporibus^, und mit Casanbonus und Borg-
hesi annehmen wollen, dass Hadrian mit der Legio U. Ad-
jnlrix als deren Tribun nach Nieder-IHösien versetzt sei, so
können wir dreist die Versetzung der IL Adjutrix von
Britannien nach den Donaulandern in die dacischen und
marcomannisehen Kriege des Domitian in den Jahren 86—90
setzen, so dass also die Legio IL Adjutrix gerade wahrend
6
itt VerwallODg' des Agmol» in' Brhaniiiai gewrtmä iiw£
Leider bevekliilet uns T-aci tus m seiner LeboMbendireibonf
des: Agrioda nur eine von itasen Legionen mit Namen,
die nennte, und es ist merkwürdig genug, und wird nur
tnrdk'die grössere Binfaciilieit jener 2Seiten erklarlidiy dam
anch ven dieser netinten Legion, ausser einigen Ziegeln,
hnr nwei Insckriften Iridier in England gefunden sind, die
Insehriften bei Orelli dM4 und 6676 (vgl. Hob n er im
Ehein. Nasenm für Philologie XI , p. 17 f.) , wie auA von
der Legio XIV. Oemfna, dei«n Anfenthalt in Britannien
gleichfalls in das erste Jahrhundert naeh Christo fUit, nur
eine einzige Inschrift daselbst gefiinden ist (Philos. Transaetions
Vok 49, 1. f. 19g, Tab. V, Fig. a. — Havtsborne Salopia
Mtiqua p. 190).
7. Zwei neuentdeckte Mainner Inschriften.
Die schönen Tage der Praükftirter PMIologen-Versammlong
waren vorftber. Nach allen Weltgegenden hin eilten den
28. September die Mitglieder derselben ihrer Heimath wieder
zu. Mich fflhrte mein Weg nach Mainz, wo ich dem rOmiseh-
germanischen Museum einige Stunden zu widmen gedachte.
Freund Linden seh mit machte mir die Freude, mich nn
zwei erst Tags vorher beim Baggern im Mieine gefundenen
Inschriftsteinen zu fShren, deren Inhalt um so gewisser nach
unbekannt war, da wir von beiden den Rheinschlanun , mit
welchem sie noch Überzogen waren , ersi durch wiederboHe
Abspfllnngen entfernen mussten. Beide zeigten mcb ab wohl-
erhaltene,* interessante, durchaus ungewfthnliefae OraMnschrif»
^n, die es wobi verdienen, da^ wir ihnen hier eiirige Beflmi
ynimat. Die «lae dciBelb«, w«lch« «bea siKiwImi OnaaMa-
100 eiMB oacktcB Geaiiis seift, ier aicli daeai v« üun
•tdl«Bi|«o Bimeakorke di« Binde MMtredit, l«alel *.
D.M.
TCLBSraORlS . BT
nARnV« . BIV8 . PARBN'BS
nUAB . DVLCISSIMAl:
QVBRI . NBCBSSB . B8T . DB
PVBLLYLA . DVLCI
NB. TV . PV£9SB8 . SI . rVTVRA
TAH . 6RATA. BRBVI . RBVBRt
VNDB . N0BI8 . BDITA
NATIVOH . BS8BT . ST . PAR3«
TIBVS.LVCTV
SBMI88BM . ANNI . VIXIT
BT . DiBS . OCTO
ROSA . SIMVL . FLORIVIT
BT . STATIN . PBRIIT.
- Schon 14 Tage vorher war in Mainz selbst (Mittemacht
Nro. 4) folgende Inschriftmit einer ähnlichen Genius-Darstellung
ausgegraben :
D. M
TELESPBO
RIS.ET.MA
RITYS . EIVS
PARENTES
FILUE . DVLCISSI
MAE
4
Bio wgeiiauiter Beriditerttaller fai den MahiBer Wochea-
klatte vom 17. Sept. d. J. Obenetet diet: »Des Sehatten-
ftMtera 1 Telesiihwis nd ibr Gatte (Hefen hier) ; die Bltern
JMÜbcB der sfisBeateii Tockter (diesen Stefai geseCsl)^ Sodann
.iM^rt es 10 deoHelbeo Berichle! «Die loichrift sdgt «war
84 üioet n$äm(ld$€kie Mulmtr buMdurifUtL
Mae LOck« nd dia ZcUen bM rtttsOndiic bMchrioboi;
AMxh fehlott an Bade des vierteD uad ia der «kkcatea Zdk
die Zeitwatter.. Da ia der letatea ZeUe die drei BaelttCahea
(ana vora sIelieB uad aocii eia grosser leerer Raoai Mft»
8o scheiaC die laschrift afcbl gaaa feitfg au seia; wahp-
scheialieli solltea aecli die Nanea der Bfem^ vielleidiC erst
aacli ilirem Tode, eingatragea werdea*^.
Uasere laschrift, der^a Aafaag geaaa eken so lautet, wie
die ebea gegebeae, belehrt aas eia«s Kesierea. Es fcAlca
aicht awei Zeitwttrter, 80Bd<»a aar biater DYLasSIMAE
das eiafacbe, Icfcht au ergiaaeade and eflenbar deshalb hier,
wie so oft in fthnlicbea Paiiea, ealbliebeae „fecerunt*; auch
sollten nicht die ffanea der Eltera hier hinangfefllgt werden,
sondern es wird höchsteos der Namen der Tochter venaisst;
denn, was das Wichtigsie iat, Telespboris und ihr Gatte
siad selber die begrabeadea Eltern, aicht die hier begrabeaea
Kinder.
Dass die kleinere Mainaer laschrift nicht gaaa fertig sei,
können wir immerhia glauben ; wir mflssten ja soast aanehpea,
dass dieselben Eltern aweimal in die traurige Lage versetat
seien, einer ungenannten Tochter einen Leichenstein au
setxen ; was - aber der Grund der mangelndea Vollenduag
sein mag, da doch auf der grosseren Inschrift gaaa dieselbea
Worte, nur auf eine geringere Zeilenaahl vertheilt, sich wieder-
finden, und weshalb der Stein nicht au andern Zweckea
roa dem Steiametaen verbraucht sein mag, das wird aas
wohl unklar bleiben. Allein trota dem,, dass der lahalt
dieses Theiles uuserer Inschrift nun gana verstaadlich ist:
«Den Schattengattem der sflssesten Tochter habea Telespbaris
and iha Gatte,, ala BItean, [diesen Stein geseta^^, Ueibi aas
4aeh. nach allerlei au IwBwrken.
Es gdiort aUerdiaga au dea Setteaheitea, weaa aaf fln**
denkamlea der NanM des Setaeadea steht, der des dataattr
Jteerabeaaa dber fabltf aber es ist daeb aieht i>bae Eiispisl,
8. mmt Groter MS, % 70«, la flS, •> 7ie, lt.. No»bu
8 e B iBscr. Keap. b. S55. Iftt. U89. Hat bibb fccb sogtr
Orabscbriftefl gefasdea, auf deaea weder der Verstorbene
Qocb der Seiseode oambaft gemacht sind; so bei Homai-
Ben iBscr. Neap. b. 1251; PILI. MATRI, and a. 9J08:
CONIVX » CONIVGL ~ Weit auffalleader nocb ak die Aas*
lassnag des Nameas der Verstorbenen ist jedenfalls das
eiafacbe ET . MARITVS • BIVS ohae Nennung des Nameas,
was hier aoeh aaffallender wird durch das gana ungewöhn-
liche Vortreten der Frau. Mir ist wenigstens icein ahnliches
Beispiel belcannt; selbst das fthnlichsto und bei weitem
weniger auffsllende , dessen ich mich eatsiaae : M . ABL •
PATER . BT . MARITVS bei Mommsea Inscr. Neap. a. 51
wird voB diesem aageaweifelt«
Auch die folgendea Sätae, die ualeugbar dem rhetorisch
uagebildetea Geiste einer sentimentalen Prau Biederen Standes
(daher auch der einfache und auf den Staad ejaer Freige»
lassenen deutende griechische Name Telesphoris) entsprungen
an sein sdieiaea , eathaltea maaches Soaderbare. »Ne tu
fnisseSy si futura tarn grata brevi reverti, aade nobis edita,
aativom easet, et pareatibus luctu* lisst sich grammatisch
alcht erklarea. Es soll wohl beissea: »Wftrest du. doch nie
gewesea, weaa dir, die so lieblich werdea sollte, bei der
Geburt scboa bestinuat war, dahia aurückankehrea, tob wo
du aas gegebea bist, uad deinen Eltern Schmera aa berettea".
Dabei nuss naa aber »aativom^ ia eiaer ttogewI^halicheB
Bedeutuag aaerkennen; muss aaaehmea, dass «fatura tarn
grata^, weaa es au »nativom esset^ belogen werdea soll,
die Stelle eiaea Dativs (tibi) oder weaa es mit dem Bäbei}-
steheaden »reverti^ rerbuadea seia soll, die- Stelle ehies
Accusatives rertritt; muss »es^ bei «edita^ uad »esse^ bei
^luctuß]^ ergiaaea uad das »et pareatibus luctui esse^ als
gleichfalls voa «nativom esset^ abhangig betrachten. Mit
dieaeii, Absoaderlichkeitea fai Stil and Sj^atax hana^airt
86 Ami äeutätdeMe MaUmdtlmAnflm»
iam ffaa «fthl die fAlotefle FmucFLOBIVIT Ür lliOftVIT
«o wie 4m pkwUMtiscIift STATIN a^n SIHVL *).
In mdnfaeher Bezieliang noch interfssaoter erscheint die
zwdte Grabschrüt, Aber welcher in einer mit reichen Oma-
nenten nm^ehenen Nische ein gdlüge\ttt Genius mit mige-
kehrtem Hirtenstabe und einer Tasche (?) dargestellt ist.
Sie lautet:
ARAM
D . M .ET. INNOCBN
TIAB.HIPPONICI.SBR
OIONILL AE . IVN . PASTOBIS
LEG . LEG . XXII . PR . P . P.
HBDYEPES . BT . OENESIA
PARBRTB8
VT . PRUnVM . ADOLEVIT . POLLENS
VIRIBVS . DECORA . PACIE . CVPIDINIS
OS . HABITVMQVB . GEBENS . MBTVARI
MCERE . APOLUNEVS . H VIC . BXPLBTIS
TER. CENTVM .TER. BENISQVE. DIBBVS
INVISAE . PARCAE . SOLLEMNEM . CHiB
BRARE . DIBM . I AMQVE . VT . ESSET . 6RA
TVS . ANiaS . INVIDIA . SVPERVM . CBS
SAVIT.AMAIU.
Aach diese Inschrift xermit, wie die vorige, in swd
Theiie. Der erste nennt uns den Verstorbenen und die den
Grabstein setsenden Eltern, wieder ohne das leicht s« ergtn-
sende „feoemnt* oder «posuemnt^; der andei^e ei^ht sidi
b nit Anklilngen ans Dichtem ansgestatteten LobsprSdcn
des Veratorbenen und in Klagen Aber seinen fkühen Tod.
Wenn ttberhanpt die Bezeichnung Ära Ar Grabstda n
den seltneren gezahlt werden iMss (aiir sind mar die Inachrif-
*) tuA mOMie ««nii mtui fdr MtuOa^ nii t'nthlAim mHküA
ZtDMi n0U0nfyheUe MaüMer Imckriflen. 87
Hn bei.Orelll 4MU 46fi& 46S& ^Uf. TSUL Jll«r«lori
JS4, 7* i203yA und Boitsi««, Inicr« aiit de Lyao p..48«
gegenwärtig), so ist es. noch weit auffallender, hier die Bo-
selcbBiiiig A&AM gewisseraasaen als Vej^ecscbrift /des Volgen«
icu SU finden; indesa kat diese Beseichaimg wegen der aua*
drOcklich dabei genannten Dii Man es seine volle Berech*
tigwg und erinaert durefaMs an das ahnliche ARAM BBVM
JBirPERVM bei Orelli 4649. Weit seltsamer ist der Zisats
BT IMN0CENTI4E, für welchen ich als eiitaige einigeraiasset
gaitige Analogie das MBMORIAB ET PIBTATI Q. VIBl
CRBSCENTiS einer Rtfauschen Inschrift bei Orelli A451
aosufabren wfisste, da der gewöhnliche Zusals ET MEMORIAB
ABTBRNAB, oder das D. M . BT ABTBRNAB SBCVRITATI
(Orelli 7376), oder das D.M. BT ABTBRNAB QVUVI
(Boissieu a* a. O.), oder dasPBRPBTVAB ABTBRNITATI
(bei Orelli 4463) nicht eine gerflbat« Eigenschaft des
Vetstarbenen beseichnen^ sondern den Zweck des Denkuials.
Der Verstorbene ist Hipponicus, servus Dignillae,
[uxorls] Junii Pastoris, legati legiänis XXIL Pri^-
migeniae piaefidelis. Je wenige wir über den Sclaven
Hipponicus und über dessen Herrin, die Dignilla, angeben
kdmen, desto erfreulicher ist es, dass wir ttber der Letateren
Gemahl Nilheres heimbringen im Stande sind. Bei R eil er-
sann, Vigiles n. S45, finden wir eine „alla Ceochina^
ausgegrabene Inschrift, die wir mit Kellern an ii*s Brgao^
aungen ^) hier wiederholen : [P . I]VNIO . P . PIL . FAm[A |t
PA]ST0R1 . L . CAESENNI[0 1| HOJSHTI . COS . LEG . A VO l\
*) Nur am Sohlasse der fünften und am Anfang« der sechsten
ZeUe, wo Kellermann LEU * PRO[V . . . . . «] ergänzt,
habe ioh mir eine kleine Aenderung erlaubti diiroh ESuschiebung
des offenbar fehlenden PROPraetore. ' Auch die Inschrift
n. 252 bei K e 1 1 e r m a n n hat einen Legatut pro PraetorOi der
naohher erst Praetoi^ geworden Ut.
88 2ii>M neitmUdmÜe MaimBer Ims^rifteiK
[PR]0.ni. PBOV . BBLO. LBG. AV[G ||LE]0. XXn.P.R
P. PRABT. LEO. PRO(P|tPROV .... TR.] PLBB . «*
AVO 11 Wir erfahren doreh «ieselbe akht
bloss deu vollsUndigen Nanen onseres Junias Pastw, dar
als Sohn eines Publiasy als aar Trihos Fabia gebdrig ond
als Adoptivsohn eines L. Gaeseanias Hospes, dessen voUfn
Namen er deshalb fohrt, beaeichnet wird ; sondern yemehaen
aueh, dass er, ehe er die Stelle eines Legaten der Legio XXBL
Primigenia beUeidetei Qnaestor, Tribunns plebis, Propraetar
dner leider nicht bekannten Proriaa und Praetor gewesen
war« vad dass er darauf sum Propraetor der Prorioa Belgien
arandrte und endlich sogar das Consnlat erlangte. Der
letatere Umsfand ist deshalb besonders wichtig, weil wir
durch ihn die Zeit, welcher unser Grabstein angehört, an-
nähernd bestiflunen kOnaen. Die Pasten ffihren im Jahre IM
nach Chr. (nicht IM, wie Kellermann sagt) die Coasnin
LaeUanus und Pastor auf. Dass der erste derselben nldit
L. Aelianus, wie Reland glaubte und wie auch Grnter
in seiner Inschrift S* 126 schreibt, sondern M. Pontius Lae-
liamis heisst ^), lehrt uns eine Inschrift bei M u r a to r i SS7, 7 ;
den vollen Namen des Pastor erfahren wir aus der von
Kellermann gegebenen Inschrift. Dass Pastor (vffmutii*
lieh) nach dem ersten Halbjahre abdankte und dem Q. Hustani
Priscus Plat« machte, lernen wir aus der Vergleichang
sweier von Muratori aufbewahrter laschriften, einer bei
San Ghristoval in Oalicien gefundenen (886, 7), worin IIIL
IDVS . IVNIAS . LAELI ANO ^^) . BT . PASTORE . COS., und
*) Selaon ToUen Namen lehrt ans «Ine fnsohrift bei Q rater 467, 2;
Orelli 3186, deren Anfang lautet: M . PONTIO .M .F . PVP.
LAELUKO (80 mnM ee helMen sUtt L . ABTIANO) . LARCIO .
SABINO . COS . PONTIFIGI . SODALI . ANTONnOANO .
VERLANO ete.
^} Moratorl hat auoh hier L . ABU ANO.
Zwei nei§miidecUe Mahner Inedirißei^ 89
daer Rftaischen oder Pariser (Murat 887, 7* Orelli
4719), woria IUI . NONAS . AV6VSTAS . « . MVSTIO .
mSCO . M . PONTIO . LAELIANO . COS. Torkonmt ~
WenD also Pastor iai Jahre 168 Coosul, vorher aher Legatus
pro Praetore der Provios Belgien geweseo war, so kOimett
wir die Zeil, wo er als Legat der XXII. Legion in Mains
lebte nnd wo der Sklave seiner Gemahlin Dignilla dort
heerdigt ist, nicht wohl tiefer als in das Jahr 158 nach Chr«
herabsetzen.
Den Grabstein setsen die Eltern des Hipponicns, Bedy-
epes nnd Genesia, deren Sklavenstand ans dem Mangel
eines Namen sowohl, als aus dem ansdrOcklich bezeichneten
Stande des Sohnes gefolgert werden darf. Dass alle drei
Namen, 'Innivucog, VivintiQ und Fsveata, wie die meisten
Sklavennamen , griechischen Ursprungs sind , dient nur Be-
stätigung dieser Folgerung. — Der Name des Sohnes bedarf
keiner Erläuternng. Der Name des Vaters ist mir bis dahin
noch nicht vorgekommen, aber analog gebildet den Namen
Hedylalos bei Gruter 888,6; Hedymelesbei Gruter
885, 14; KtTiaiinii^ bei Boeckh, Corp. inscr. graee* 8388.
Der Name der Mutter endlich ist wohl von yBvicioq (die
Geburt betreffend) abzuleiten, obwohl nicht ganz klar ist,
welchen Sinn Tevtoia als Name einer Frau haben soll.
Wir wenden uns nun zu dem zweiten Theile unserer
Inschrift* Sie lautet mit jetzt gewöhnlicher Interpunction :
Ut primum adolevit pollens viribus , decora facie , Cupidinis
OS habitumque gerens (metuam dicere: Apollineus), huic,
expletis, ter centum ter denisque diebus, invisae Parcae
sollemnem celebrare diem, jamque, ut esset gratus amicis,
invidi& Superum cessavit amari. Nicht der dichterische
Schwung allein erschwert das genaue VerstAndniss dieses
Nachrufes; der Verfasser hat darin auch einzelne Eigen-
thflmlichkeiten des Ausdrucks nnd selbst der Oraaunatik
sich erlaubt, welche störend
90 Zwei nmmMeMe MaüMer hBckriflm.
Was die dichterisck«! Aiklftnfe aola^« m nOaica wir
vor Allan dea vollständigen, wenn auch nicht scbincn,
doch, wie die dichteriBche Umschrtihug , »ter centu ler
denisf ie^ für «trecentis et Iriginla^ ^ifft, nicht gaa« nuAdligca
Hexaineler
Explelis ter centum ter denisf ne diebos
und das Virgil's Aenets I, 316 noicbgekildele «Cnpidittis
OS habitumque gerens* hervorheben. Der Anadraok adeeoi«
facie' erinnert an Horas Sat. I, 3, 87, der Ansdracft
j»8ollemneni celebrare diem^ etwa an Boras Sat II» 2, Mf.,
wo es helsst:
— — *-"* natales aliosve diennn
Festos albatos eelebret
Aveh der Schluss ),invidi& Supemm cessavit amari'^ hat
oinen metrisdieo Rhythmus, wenn sieh anch niebl nadiwcioen
lasst, welche Stelle eines alten Dichters den Vertaser dos
Nachrofes vorgeschwebt haben möchte; ond seihst die Gon>
stmcCion des Wortes ^polleas^ mit einem Ablativ ist nnr
bei Dfehtem «nd den nach Dichtern sieh richtenden Prosaisten
SU linden; ja man ktante versodit werden, auch in dem
«dicere Apollineos metoam* (ich ftndere absichtlich die Wort-
folge) eine Reminiscenn aus einem Dichter su Teranrthen.
Um so aoffallender mass, solchen dichterischen Remins-
censen gegenOber, es fflr uns sein, »inrideo* als Depottens
gebraucht zu finden ; denn weder der Sinn des gannen Nach-
rufes, noch die Scheu von der Macht der Parcen selber ISsst
es zu, „invisae* in der gewöhnlichen passiven Bedentung
rerhasst au nehmen*). «Huic invisae Parcae sollemnem
celebrare diem* kann nur heissen : »Ihm gönnten die Pareen
*) Vgl. die Zasammenstellang der Epitheta der Paroen bei K 1 a u s en
in der Zeitsohrift für die Alterthumswias. l640. Nro. 30. S. 250-
Wir finilen daselbst woU „neidisol!'', lücbt aber »Torbassif oder
etwas dem AebnlhiiieS' ' ■ ♦ mi 7 • .
Zwei neuetUdecUe Ifafaser Inschriften, '^1
akht, miätn, Gebiirlsta|f zu feiern^ sie rarfiieii ilm ans vor
dem sarAckgdeg^ea vollen Jahre; »ImriMe' [se. sunt]
«lebt idso. statt ^^faividemt*, ein Sprachgtkfaueh , von dtm
waiw wenigstens bislier nirgends ein Beispiel rergekomsien
asC DasB in diesem Satne «soUemnis dies* seiner ursprüng-
lichen Bedentang und Ableitung gemäss gefasst ist und den
^jährlich wiederkehrenden* Gebvrtstag beneicbnet, braucht
wobl nieht berrorgehoben su werden.
Weniger getttafig dttrlte die Bedeutung sein, in der hier
die Partikeln «jam* und ^ut* des folgenden Satzes genommen
werden massen. j^Jam* ist hier nur Verbindungs*PartikeI :
nun, demnach; ^ut* aber steht für ^fac ut^, angenommen
dass oder wenn auch; und nun, wenn er auch lieh war
dea Freunden , hOrte er durch den Neid der GMter auf
■geliebt zu werden* ; die Freunde verloren die Gelegenheit,
ihm ihre Liebe zu zeigen, weil tr nämlich durch den Tod
(die ^invidia Superom*) ihnen entrissen wurde.
Es bleibt uns zam vMligen Verständnisse des Nachrufes
nur noch ein Ausdruck zu erklaren, der Anfang des Ganzen :
^Dt primum adolCTit*, »als er eben das JAnglingsalter erreicht
hatte*. Varro (bei Censorinus D. N. 14) sagt: Primo
gradu usque ad annum XV. pueros dictos, quod sint pufi
(i. e. impubes, daher oben INNOCBNTIAE), secundo ad XXX.
annum ab adolescendo sie nominatos*. Da Hipponicus nun
nach erreichtem Jünglingsalter (d. i. nach zurflck gelegtem
14. Jahre) noch ter centom ter denisque diebus gelebt hat,
ist er 14 Jahre und 830 Tage alt geworden.
8. Berichtigung.
In Band XXVI dieser Jahrbücher S. 119 ff. habe ich die
bei Zahlbach aufgestellten römischen Inschriften besprochen
und dabei S. 1S8 f. die Scblussformel eines der dortigen
62 Berichügmig,
Grabsleiae: H .S. E. H.E . T. SBCVS.H. P. fareh ,Bc
silus est. Heres ex testamento seciis hoc poovit'^ gedesteii
80 da68 also sccus als Adverbiui genonineii isl* Es war
mir dabei enigaDgen, dass S teio«r, Cod. iascr. roai. DanubH
et Rheni II, p. 394 , also an einen leicht sa akecaehendca
Orte, dieselbe Erklärung dies« Formel gegeben hatte, wahrrnd
er an der rechten Stelle, w n. 518> gleich andern EiUaren,
SECVS fUr einen Eigennanen n halten schien.. Herr Prot
Hommsen machte mich indess kume Zeit nachh« daranf
aufmerksam, dass Marini in den Atti dei fratelli Anrali II,
S, 549. €25. eine grosse Ansahl Ton Inschriften anffilhfe» in
welchen ein SECVNDVS HERES genannt wird, nnd damlcr
auch 4 Inschriften, in denen SECVS .HER. statt SECVNDVS.
HERES geschrieben ist, nftmlich die Inschriften bei Grnler
tt9, S. 509» 7. Fabret ti Inscr. p. »6, n. TT nnd SS.
Maria! bemerkt dasra: «L'aversi qnattro volte SECVS pmr
secmubts nelle citate lapidi puA far pensare ehe cosi si
dicesse dal volgo^. Ich habe nicht verfehlt, meinen Irrthnm
bei der ersten Gelegenheit, die sich mir darbot, im PhiMogns
Rand XIV, p, 484 Anm. nu widerrufen ; dort mag aber der
Widerruf au versteckt gewesen sein, und da man neuerdings
wiederholt auf die falsche Erklärung deg SECVS mrick-
gefcommen ist (s. diese Jahrbficher Rd. XXVIH, 8. 77;
Klein, Die römischen Denkmäler in nnd bei Mains [MainUy
1861.] S. 14.), so habe ich es nicht unnfltn erachtet, hier
nochmals die Rerichtignng au wiederholen.
Hannover im November 1861.
Herr Prof. Dr. Becker hat zur Begrilssuiig der XX. Ver-
sammlung deutscher Philologen zu Frankfurt a. M. eine Ab«
bandlung dem Drucke übergeben, in welcher die Heddernheimer
Bronzehandy ein Votivdenkmal des Juppiter DolicheuuSy zum
Gegenstand gelehrter Erörterungen gemacht wird und an
deren Ende der Verfasser eine vollständige und weitergeführte
Uebersicbt aller bis dabin bekannt gewordenen Bronzehftnde
gegeben hat. In demselben Jahre, 1861 nftmlichi bringen
die Aiittheilungen des historischen Vereins für Steiermark,
im zehnten Hefte einen Bericht von Dr. Carl Weinhold Ober
Grab-Altertbümer in Klein -Glein in Untersteierroark, zu
welchen auch zwei Hände aus Bronzeblech gehören.
Herr Weinhold weist die Meinung, dass diese Hände Rüstungs«
stocke gewesen, ohne Weiteres ab. Denn diese flachen, grad-
fingerigen, dünnen Bledie ohne Biegung und Gelenk, hatten
unmöglich zu Büstungszeug dienen können; nirgends zeigten
zieh auch an den Seiten Löcher, durch welche das Blech
auf Leder oder Leinwand hatte aufgeheftet werden können ;
das spitze untere Ende komme ebenfalls in Betracht, und ihre
Bestimmung sei anderswo zu suchen; sie müsse symbolisch
sein. Der Berichterstatter fährt dann also fort:
»Diese Hände kamen aus einem norischen Grabhflgel, wir
nflssen also nach ähnlichem auf keltischem Boden suchen.
Werig Licht wird die Hand auf manchen keltischen Münzen 0
1) Z. B. auf einer amorikanisohen Mflnze (Schreiber Tasohenbaoh
fQr Saddentsohland III Taf. 2, flg. 15) imd einer Podniokler
(ebend. Fig. 9).
94 Brontene VoUohdnde.
geben, die auf Nachbildung römiscber Kupfermansen ^) bernbea
mag ; eben so die bronzene vollgegossene Hand, die jeUd ia
MOnzkabinet zu Paris ist^) und schon durch ihre Inschrift
2TMB0^0N nPOS OTEjiAVNlOYS sich unter grie-
chischen Einfluss stellt, wie sie zugleich beweist, dass auch
die sadgaliischen Völkerschaften ;4ie Hand ab Sinnbild des
Gelöbnisses und der Gastfreundschaft') betrachteten« Auch
das Lyoner Antikenkablnet hat dergleichen Hände. ^) Sie
können auf die Votivhande flberleiten, welche theils einfach,
theils mit bildlichen bezeichnenden Darstellungen und mit
symbolischem Getfaier sich namentlich aus der späteren römi-
schen Zeit erhalten haben. Vielleicht verwandter Bedeai«ng
sind die elfenbeinernen Unterarme mit Händen gewesen, die
in dem an interessanten Gegenständen aus Elfenbein, Gold,
Silber, Erz, Glas und Thon reichen Funde von Palästrina
lagen. Sie waren mit Basreliefs bedeckt, welche Centaaren
und ähnliche Wesen, so wie Thiere in archaistischem Style
darstellten. Aus der Stellung der Bilder ergab sich, dass
diese Arme zum aufhängen bestimmt waren. Nur eine
einzige war ganz erhalten ; aus den Trümmern ergab sich
flbrigens mit grosser Gewissheit, dass es sämmtlich rechte
Bände gewesen waren. ^)
1) Einen Trions und einen Quadrans mit der Hand swisohea tirei
Keulen, s. bei Montfaucon antiquitö expliqu6e III pl. 90.
2) Montfaucon a. a. O. III pl. 197 gibt eine Abbildung,
d) Deztrae hospitii inslgne Taoit. bist. 1, 54.
4) K. B. %i«rk StSdieleben , Kunst und Alterthitm in PrankreicB,
&575.
5) £. Biwia fan BaUeliao dall* tostitato. 1865. 8. XLVL üato
do» andern Fimditaeken Terdionfn B|wlhnaq(8 Etfenbdaficvma
mit einer Art Stola um die Schultern, Soheiben Ton Elfenbein
und Ton Bronae, WOrfel mit Zahlen, eine Goidkette nii hnndert
kleinen Sphinxen als Anhängseln, ein bronaener SeUld, ein
eherner Meissel, ein kleiner Kesselwagen (ona di qnaUa bradere
J
Brannene VoHohände. dS
Oinaitttelkar auf das ToAenwesen besieheo sich üt beiden
HttiHie oder aaeh die Arme mit dänden, die zuweilen aof
rttmifeNTben mid griecbiscfaeD Grabsteioen eingehaoen sind. ^)
Sie BcheiDen den Scbuto der Gottbeit aoznflehen. Derartige
Bttlide aber, wie unsere Gletner, sind meines Witten» nirgends,
weder in gallischen, noch in belretisclieu, noch in rbaiischefl
•der norischen Grabstätten vorgelLommea. Dagegen liat ein
sdiv^flhisebes Grab Seitensticke , wenn gleich ans anderem
Stoffe , ergeben. Anf dem Todtenfelde von Oberfliacbt am
Lupfen im würtembergischen Amte Tuttlingen fanden sicti
Attmlleh in einigen Grabern hl^lseme Fdsse*), je einer anf
Jeder Seite der Leiche, und in dem einen Grabe aiieli holneme
■ande.') Diese HolagHeder mflssen in den heidnischen Ge»
brauchen der Deutschen eine wichtige Bedeutung gehabt
haben, da auf der frankischen Reichsversammlung und Synode
von Liptinae in Flandern 7d8 ein Verbot gegen sie ausging.^)
Sie wurden, wie das Oberllachter Grab lehrt, den Todten
"ittiigegfhen, und beisogen sich also gleich ilem Gerath und
den Waffen, den Stäben und den Lichtstöcken auf die Reise
in das Todtenreich und auf das Fortleben. Schon K. Sim-
o turibuli oollocaü sopra raote, ma pur essa di stilo meoo
nobile di quello di Ceryeteri nel Gcegoriano), zwei Kisten in
Art der ficoronisohen, Spiegel u. dgl. a.
1) Gruter p. DCCCXX. MCXXIX.
2) Diese HolzfQsse sind Ton den Ledersohuhen derselben QrSber
zu scheiden; nur in letzteren sind die Todtenschahe für die
Wanderung der Abgeschiedenen zu sehen. Liobrecht in Pfeiffer*s
Germania 5, 482 brachte Verwirrung hinein.
8) Die HeidengrSber am Lapfen. Besohrieben Ton t. Dürrich und
W. Menzel. Stuttgart 1847. Vergl. auch meine TodtenbesUttung
1?5 f.
4) Der 29. TItulus des dort aufgestellten indieulus sapervtitionnm
et paganiarom handelt de Ugneis pedibus Tel manibus pagano
ritn. Leider haben wir nnr die Ueberschri/len.
96 Branstene YaUohämde.
rock^ halte die Vermathiuig (eawuert, Imb dieM MtacffMa
Glieder als ZoU fflr den Vähmami oder auf der Tadtaikricke
bestiamt waren und hatte dafür anf einige Zflge in lUnicr-
marcben und in dentaehen Gedichten des dreisehnicn Jnht^
hnnderto verwiesen. Ich trat dieser Mrianng bei *) nnd begaUge
mich hier folgendes iLorü annfUirett. Wie nach den brid-
ttischen Glauben unserer Vorfahren die Henackea aos den
Wolken nur Geburt niedcnteigen, so kehren sie daUn nach
dem Tode nurflek. Es geschieht in den WasserstHiniea des
Himmels, unter Sturm und Gewitter. Die niederfallenden
Blitze erschienen der Einbildung als abgehanoM GliedmaBsea,
und man deutete sie als einen Zoll, welchen die Verstorbenen
beim Eingange in das Todtenreich m entrichten hatten*
Mussten doch selbst die Gdtter beim Gange in die Unterwett
anf solche Weise sich pfänden laasen , wie Odin mit einem
Auge, Tyr mit der rechten Hand. Um die leiblichen Htade
nnd POsse su retten, legte man den Todten nachgemachte
in das Grab , an deren Annahme Seitens des himUscben
Zollners man nicht s^weifelte. Andererseits enchieneo die
Blitne auch wie faUende GoldstOcke; man glaubte daher
eben so an einen GoldnoU und gab daher den Leichen ein
Geldstück mit, wie noch beute in manchen Gegenden heim-
licher Brauch ist.')
Die Vorstellungen der Deutschen und der Kelten über die
Fahrt in das Todtenland trugen gemeinsame Zfige.*) Ich
deute daher die Gleiner Bronzehände wie die Oberllacbter
1) Slmrook, Handbaoh der deatoohen Mythologie 299. Vergl. aoeh
W. Maller in Pfeiffers QermaaU 1. 433 /.
8) Mdne heidniBohe TodtenboBUttong 50.
8) Ebend. 128. Ueber die hier angedeuteten mythieohen Vor-
■tellungen b. W. SohwarU Ur^rong der Mythologie (Berlin 1860)
S. 66. 231.
4) J. Grimm deatBobe Mythologie 793 t
Brmnme VothkäHde. 97
IHH— raca als Hitg^aben , be stinint , bei der Reise ia das
iT^dteiireioh als Lösemittel der leiblicbea Bande au dienen,
welehe sonst verfallen wären.^
Wir baben die ganae Stelle ans dem Berichte des histo-
fischen Vereins fttr fiUeiennark hier mhgetheili, weil jene
¥ereinssehriften nvr wenigen Mitgliedern unsers Vereins aor
Hand sind, nicht aber ah stimmten wir der darin versuchten
Erklävuilf jRf.
Die Anaabl dieser Vetivhande wird sehr erfirenlich vermehrt
äwtth efaien merkwflrdigrn Fand über den die ans eben
flsgekommenen «Hittheilungen der antiquarischen Gesellschaft
in 2irich^ berichten, und von denen Abbildungen dem XIIL
Baade> Abtbeilung S, Beft 1, beigegeben sind. Bier heisst
es S. 126. «Ein schönes Stück ist ferner eine Votivhand
in Brenpe, aia welcher drei Pinger wie aum Schwur aus-
Hestfeckt, .die heilten letsten eingebogen sind. Auf dfer
Inssom Seite dieser Frauenhand, sind verschiedene Thtere
abgebildet^ die im römischen Aberglauben als wundertbatige
Amnlete beliebt waren, nämlich, Schlange, Eidechse, Frösche
und Schildkröte. Die Schlange nimmt die erste Stelle ein;
sie kriecht von der Bandwurzel aufwärts, und streckt den
Kopf awischen den Zeige- und Mittelflnger . hindurch in die
innere Band hinela. Der Köpf ist aber niclit der einer
gewöhnlichen Schlange, sondertt der efaies Drachen, denn er
hat einen Kamm, crista, und «rfnen langen Bart, wie er auch
auf anderen antiken Denkmalern dargestellt erscheint. Auf
dem Daumen sitzt eia Pinienna^n, das Attribut der Cybele,
in der Innern Band ist unten aiif einem Tische ebenfalls ein
fiuiieaaapfen aufgestellte Das (uns uabekanate) GeMbde,
weMie durch diese Votivhand bildlich dargesleUt wird,
^«int. an. fiis. Göttin GFbele gerichtet* (TafeM, i). Eine
andere Votivhand, auf welcher die Gottheiten, denen sie
geweiht, sind,; abgebildet .sind, befindet sich üu Avenches.^
Da ansere Absicht an dieser Stelle keine ändert ist, als
7
98 AvwMM YaÜMMe.
ZagfUse m der im Biogange m diesem Artikel feBumtea
AbbaodiuDg ra geben, so schliessea wir der rorhergdieadei
Mitthcilong die folgende Nachricbl an.
Es gibt bekanntlieb eine eigene Gattnag Ton Denkateinett,
welche Oangerichtssteine genannt werden, d. h. aoklle
Steine, die als Wahraeicben der alten Oangeriehte angeaehcn
werden. Anf diesen Steinen beCndet sieb, wie beridtei wird,
eine Hand eingebauen und diese Hand soll das Ansaehen eines
Daumenbandschnbs baben. In der Perm stimmen also diese
Hände anf den Oaugerichtssteinen, namentlich mit den Händen
ttberein, welche Herr Weinhold an der aagefUirtea Stelle
beschrieben hat und die Untersuchung würde sieh die Mrage
stellen mtlssen ob und in welcher Beaiehnng diese Hände mi
einander stehen t ^)
Wir lassen hier eine Inschrift folgen, die mit dem Gegen-
stande, den wir oben besprochen haben, nur in s^hr losem
ZnsammenhaJDge steht In dem Werke des Joannes Vignel
Petilianensis, de Colamna imperatoris Antonini Pii, Smnae
17<Ui, wird anf S. 986 folgende Inschrift ans der Sammlung
des Joseph Valetti m Neiapel mitgetheilt
D. HL
TI . CL . MAIUNVS
NONAGBN • CL . PR . uns
BT . ABUA . NICOLAI
CONIVX . BIVS . SIBI
LIBERTIS . UBBRTA
B VSQ . POSTBRIS« . BOR
PBCBRVNT
Es ist aus den neuesten Schriften tber den Dolielienns-
eult bekannt, dass derselbe seinen Ursprung in itr Stadt
Dolicbe in der syrischen Provinn Commagene hafte,
1) S. Anselger fQr Kunde der dentsclieii Toneli Neae Folge,
9. Jshrgf. im. Nro. I. '
Browiene Voiiehände. 99
und dass er yon hier aud in die entlegensten Provinzen des
rfimischen Reiches verbreitet wurde. Uebersieht man die
Inschriften die dem Juppiter Doiichenus gewidmet worden, so
kann man die Bemerkung machen, dass der Name Marinus
unter den Widmenden mehremale vorkommt. Wenn man
anch daraus nicht schliessen kann, dass das Priesterthum des
Juppiter Doiichenus in der Familie der Marini erblich gewesen
sei, so kann man doch das daraus entnehmen, dass die Glieder
dieser Familie zu den vorzOglichen Verehrern dieses Gottes
gehörten. In der voranstehenden neapolitanischen Inschrift finden
wir den Namen Marinus wieder, freilich ohne eine Beziehung
auf den Juppiter Doiichenus. Marinus wird dort n o na-
gen arius, ein neunzigjähriger genannt, aber in einer Weise,
dass wir die Lesart nonagenarius für nicht richtig halten und
zwar aus Grflnden die von selbst in die Augen springen«
Wir lesen dafür Commagenus. Es kann nicht auffallen,
in der classis praetoria Misenensis einen Soldaten aus Com-
magenc zu finden, schon um deswillen nicht, weil wir in
demselben Werke S. 298 eine andere Inschrift finden, die
einen Soldaten derselben Classis praetoria Misenensis gewidmet
ist, dessen Vaterland Syrien, also jene Provinz ist, in welcher
Commagene gelegen war. Wir können aber noch eine andere
Inschrift aus dem Königreiche Neapel anführen , in welcher
selbst ein praefectus cohortis Commagenorum genannt uud ^),
endlich die Annahme begründet wird, dass selbst eine Cohorte
aus Commagene in der dortigen Gegend gestanden habe.
1) InscripÜones Regni Neapolitani Latinae. Ed. Th. Mommsen Lips.
1852 N. 1116. Mein Programm: Juppiter Doiichenus S. 10.
Prof. Dr. Braan«
8. mann tß lirr (ßmilbikau it» Wem» in Syrier nttßimtai?
Die neueren Kunstforscher sind darflber einige, dass der
Gewölbebau des Domes von Mainz dem des Domes tob Speier
vorangegangen sein muss; es hat sich aber fiber ersCeren
Dom bisher nur festsfeilen lassen , dass derselbe bis zu dem
Brande von 1081 mit einer getäfelten HoUdecke verschen
war, und dass die Dmwandelung der noch nach dem UM
erfolgten Tode des K. Heinrichs IV. im Schutte liegenden
Basilika *) in einen Gewölbebau entweder bei der Herstellung
des Geb&udes nach dem erwähnten, oder erst nach einem
abermaligen Brande von 1137 erfolgt sei. So sind die be-
treifenden Untersuchungen 2ulet2t von Schnaase(D. KunstU.
1858 S. 145) flfusammengefasst worden, welcher sich ffir die
Entstehung des Gewölbebaues in Mainz nach 1081 entscheidet:
gegen v. Quast und Wetter, welche die Bauperiode nach
1137 annehmen. Von dieser verschiedenen Ansicht abhängig
wird dann der Gewölbebau in Speier von Schnaase etwa
um 1100, von v. Quast aber nach einem dortigen Brande
von 1159 angesetzt, und zwar, weil geschichtliche Nach-
richten fehlen, lediglich aus kunst|;eschichtlichen Polgernngen.
Wenn nun hier die bisher offene Frage nochmals aufgenommen
*) ^Heu Mogantia, quantam deons perdidistii quaa ad reparaadam
monasterii toi raiaam talem artifioem (so. Uenrioom lY.) amiaiati !
Si Buperstos euet, dam operi monastarü tui, quod inaeperat,
extremam manum imponeret'', eto. ruft der gleichzeitige Biograph
des Kaisers (Pertz, M. G. 14, ^0). Yergl. Remlingy der
Bpeierer Dom S* Si*
Ifofift itider GewolbAau de$ Doms in Speier enUlcmden? 101
wird, so bat eine gai» Tor Kurzem erBcMenene Schrift*),
die au vMig abweichendeo Ergebnissen fährt, die Veran-
laaraag dazu gegeben. Der würdige, uin die Speiersche
Geschichte bereits anderweitig hochverdiente Herr Verf. hat
in gründlicher wissenschaftlicher Weise alle geschichtlichen
Data, alle neueren kunstgeachichtlichen Urtheile über den
Speierer Dom nicht bloss zusammengestellt und unparteii-
scher Kritik unterzogen, sondern auch wohl zu beachtende,
neue technische Gutachten von Architekten beigebracht,
und ist so zu dem Schlüsse gekommen , dass der Dom zu
Speier bereits bei seiner Gründung auf Gewölbebau berechnet
und im Wesentlichen 1061 vollendet gewesen sei. Es ist
indess zu beklagen, dass er gerade die neuesten und letzten
Auslassungen derjenigen Forscher, deren frühere Veröffent-
lichungen er kritisch behandelt , ausser Acht gelassen hat,
und dass seine sonst so fleissige Schrift desshalb der Unvoll-
standigkeit geziehen werden rouss, weil er, was Kugler
in seiner Geschichte der Baukunst (Bd. 11), was v. Ouast,
in der Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst
(Pd« I), was Wetter in dem Texte zu dem photographi-
scben Werke über den Mainzer Dom , und was Schnaase
im D« Kunstblatt (a. a. 0.) zuletzt gesagt haben, nicht
berücksichtigt hat Allerdings würde der Herr Verf. dadurch
nicht in dem Schlussergebniss seiner Untersuchung erschüttert
worden sein, was jedoch vielleicht der Fall gewesen wäre,
wenn «r die von W. Giesebrecht schon in der ersten
AniL der Geschichte der deutschen Kaiserzeit (2. Aufl. 2, 611)
gegebenen Berichtigungen einiger in der Geschichte des
Speierer Doms alt-hergebracbter und ungestört fortgepflanzter
*) Der Bpeterer Dom, znnXchst über dessen Bau, Begabung, Weihe
unter den Saliern. Eine DexikBohrift zur Feier seiner 800jährigen
Weihe von Dr. F. X. Ramling, Domcapitiilar eto. su Speler.
Mainz 1861. VI a. 210 S. 8.
102 Wwm i$i der Gewölbdfüu de$ Dom in Speier enUimidem?
Irrlhfiner fekannt hätte. Sei es diAer gesMieif He Ba«-
gescbichte des herrlicheo Kauerdones mit BerütkskiMgemg
der voo Remling^ unbeniitzt felanenen PoblicatiaMB te
aller Rflrae ni recapitulirea.
Der Dom au Speier wurde von Roarad IL ia dea eiatca
Jahren seiner Regierung^ gegrfladet, wahrscbeinlidi spiter
als das Rloster Limburg und frflher als das Johannesstifl
(S. Guido) in Speier , die ibre Grfladung deaMelbea Raiser
au verdanken hatten. Die Grttndungsjabre dieser Stiftttagea
lassen sich nicht sicher nachweisen ; der Tag der Grund-
steinlegung war bei allen dreien der 18. Juli, viellcichl der
Geburtstag Roarad 's (und desshalb später auch sein Begrib^
nisstsg), aber nicht in dnem, sondern in verschiedenen
Jahren. Die gewöhnliche Angabe über die Gründung der
gedachten drei Stiftungen an einem und demselben Tage
hat nur sagenhafte , und die Hinauffigung der Jahrcsaalri
1080 vollends gana unsichere Beglaubigung : der Raiser befiMd
sich im Sosuner 1080 im Rriege in Ungarn. Bis aum Tode
Ronrad's scheint nur die Rrypta des Domes fertig gewesen
au sein , vor welcher er 1030 in der unvollendeten Rirehe
begraben wurde. Raiser Heinrich III. beorderte Anlkngs
den Bau durch mehrere Schenkungen eifrig , entaog jedoch
später der Stadt und dem Dome seine Gunst, und bei seinem
1056 erfolgten Begräbniss war die Rirehe noch nnvollendet
(adhuc imperfecta). Letateres läugnet Berr Dr. Remling,
indem er annimmt, der Dom sei damals nvr noch nteht voll-
ständig ausgestattet gewesen ; da indess die von ym (8. M)
angeführte Ansprache des Speierer Dompropstes an einen
neu erwählten dortigen Bischof, wie Giesebreeht a*a.O.
nachgewiesen hat, nicht in das Jahr 1083 fallen lumn,
sondern 1056 oder 1060 au setaen ist^ so mnss nach Bein-
rieh's III. Tode der Dombau gana unterbrochen gelegen
liaben, und die unfertigen Mäaem standen haltlos (»Varietes
ecclesiae interrnpti peodentes*}. Dnti^r der nnn folgenden
Watm iU der fietpolbebaii de$ Doms m Spekr etitilanden? 108
FonHJilMihftftlidm BegieniDg der Kauerin Wittwe Agnes
mwsB. iler Bau mit eraeuteoi Eifer wieder anfgenomniea
worden sein, vad es kannte in den Jahren «wischen 1066
nnd lOfSy wahrscheinlich im Jahre 1061, eine Kirchweiha
erfolgen, die sich indess nnr anf einen Theil des Gebindes
(das .Altarhans) benagen haben wird, womit in keiner Weise
streitet, dass der der L Maria gewidmete Hochaltar bereits
1057 kaiserliche Geschenke erhalten hatte, nnd dass damals
ancb schon ein Altar des h* Emmeram bestand« Auch die
Aenssemng in Schenknngs^Urknnden Heinrich's IV., dass der
Dom an Speier von seinen Vorfishren Konrad und Heinridi
nn Bluren der h. Jnngfran gebaut sei, beweist um so weniger,
dass der San schon yon ihnen Tollendet worden, als in
einer anderen Urkunde von 1105, als der Dom nun endlich
im Wesentlichen fertig war, der Kaiser sich ausdrficklich
Aeben seinen Vorfahren als Miterbauer bendchnet. (Vergl.
Remling S. 87). in der That scheint der Aufbau minde-
atans des gannen Langhauses erst in die Zeit seiner Regierung
m CsUen. Von Bischof Einhard (lOeO— 1067) besagte eine
anscheinend gleichseitige, im XV. Jahrh. noch vorhandene
Inschrift, dass er den Triumphbogen vor dem Chore erbaut
hohe, wodurch wohl augleich die Grenne beseichnet wird,
bis au welcher der Bau damals vorgeschritten war, dessen
Bestand sich durch die Fluthen des östlich und südlich nu
nahe vorbeistrOmenden Rheines so bedroht erwies, dass der
berühmteste Bautechniker der Zeit, Bischof Benno von Osna«
brück (106&*-1088) desshalb herbeigerufen wurde , dem es
auch gelang der Unterwaschung des herrlichen Domes durch
machtige Steinmassen vorzubeugen, über welchem Grundbau
spater mehrere zum Domstifte gehörige Gebäude errichtet
wurden. Fortgesetzte Schenkungen zeugen von der Fürsorge,
welche Heinrich IV. dem Dome widmete; allein der Bau
desselben schritt höchst schleppend fort, und die angewie-
senen Baugelder wurden von den betrügerischen
104 Wann i$i der Oenwttebav de$ Dom$ in Bpekt enkkmäm?
Müm grMMO Thtilt ia ihrtn Nntatüi vcrweadef , m^AnXkiet
KaiBer endlich bei seiner 1M7 crfolgtai Rtckkchr
Italien seinen heimlichen Bath OUa (seit 1103 Bisckof
Bamberg) mit der Leitung des ganam Weifces betraaH^
welcher nicht blass eine musterhafte Oeldwirthscbift «ioMhtia,
saüd^rn aaek dadurch seine Biasicht bekandetar dais er das
riciitige Maas der Kircbenfeaster entwarf and dem Kaiser
atir GenehmhaUaog varlegta Letatere dem älteren Biagrafbea
Qlto's vom Bamberg entnomaiene, vom den KunstscktillBteRcni
aaseres Wissens bisher anbeachtet gebliebene inteteigaatc
Notia sucht Herr Dr. Bemling auf alle Weise an eaU
kr^ften *) ; sie beweist indess Wohl sehr klar, wie w«it der
Bombau damals noch aurfick «ein masstOi wenn es sicii dabei
noch um den Bntwarf der Fenster haadeln kannte. Die
Befensterung einer romanischen Kirche nach dem bergai-
brachten Schema war awar an sich eine sehr leiehte aad
einfache Aufgabe; wenn man aber die schon ron Kaglel'
▼oraflglich belobte sinnreiche Umrahmoag der Fenster des
fipeierer Doms mit den Btfgen beachtet, welche sich Aber
den yor den ZwischenpfeUem des aaf uns gekmnH
OewMbebaues befindlichen Halbsaulen eifceben, so wird
^it Ebbe darin ein Indicinm der ^ingeniosa diligentia*- Hnas
Erfinders noch heute bewundern.
' Die Vollendung des Dorobaues unter der Begieniag Jleia-
rich's IV. wird vmi den Schriftstellern des XIL Jafcrh., aaler
diesen auch von dem trefflichen Otto von Frdsiag, ftbereia-
stimmend bekundet, und wenn Herr Dr. Bemling die Ver-
dienste dieses Kaisers lediglich aaf die innere Ausstaflaag
*) Die Biographie Otto^s von Beinern ICaplan Ebbe ist awar aar
in einer gpSteren Ueberarbeitung auf uns gekommen,' K5pke
liat aber in den M. G. tom. XIY den ursprihigUelien Text' naeh
MSgUohkdt wieder herxastelien rerbueht; ▼^■'Sl' die BeaeBbade
SfteUe a. a. O. S. 835.
Wmm Ui der Gewolbebau de$ Doms m Speier enteiandenf 106
it^ Dooie» und auf den Anbau der Afrakapelk, did bei den
Tode Heioridi's IV. noch nicht lange (non diu) geweilil
war, besdirXnht wissen will, so steht dieser Annahme die
ab^a angeführte Ansprache des Dompropstes vnd die Ersah«
Img des Ehbo wesentlich entgegen. Eine andere Präge
abep ist es, ob fieser erste Bau des Domes schon auf Ueber«>
wOlbung des Langhauses berechnet .war, and wir sind
lükevaengt, dass schlechthin niemand, der mit der Entwieke*
lung des romanischen I^irchenbaues wirklich vertraut ist,
.Mcb dem jelrigeii Stande der kunstgeschichttichen Forschung
dieselbe» wird bejahen können* Gesetzt den Fall , der von
Otto von Bamberg vollendete Dom su Speier wäre ein Ge-
wi^l bebau gewesen, und dieser geistliche Baumeister hatte
ias Verdienst, die grosse Aufgabe einer Steintiberwttlbung
fies Langhauses zuerst ghlcklich gelöst 2u haben , wttrde er
.ttch dann bei der spateren Erbauung seiner eigenen Kathe-
drale in Bamberg, wo er doch die in Speier gesammelten
Erfahrungen benutaen fconmte, mit einer flach gedeckten
Basilika begnflgt haben, was doch sicher der Fall war, da
selbst der auf uns gekommene dortige Üebergang8*6ewölbe-
bau , wie die vermauerten Fensteröffnungen , welche hinter
den Aafallspunkten der Gewölbe des Hocbschiffes liegen,
beweisen, erst als Umbau einer Basilika mit Holadecke au
betrachten ist Dass der Dom zu Speier, wie Geier gegen
V. Quast (bei Remling S. 134 ff.) behauptet, schon
nrsprönglich mit überwölbten Seitenschiffen versehen gewesen
sei , können wir zugeben, da Gleiches von der schon 1031
beendigten grossartigen Basilika zu Echternach nachgewiesen
werden kann, müssen jedoch gestehen, dass die auch von
Geier bemerkte Auszwickung der aufrechtstehenden 5-6
Pnss hohen Sandsteinplatteu , aus welchen die Wandpfeiler
in den Seitenschiffen bestehen , uns doch sehr wenig für die
gleicbaeitige Errichtung derselben mit der Bruchsteinmauer
zu sprechen scheint, zumal wenn man die Technik dieser
106 Wagm ifl der GewöWebau du Doms m Speier eniämdenf
*
Theile an den UmrMguBgflwänden an Linborf in Verflddi
sieht Gefreut and in unseren Anaiditen iiesUrkl bat um,
dass nach Geier, wie es aneh nicht filglich anders sein
kann, die Deberwttlbang des Mittelschiffes einem spatem
Umbau aascbreibt , möge dieser nun nach dem Brande vmk
1159, »oder viellmbt schon in der Zeit Hdnricb's V.« (t)
«statt gefunden haben. Den von Otto von Bamberg in der
Zeit von 1097 bis 1108 im Wesentlichen vollendeten anpring*
liehen Bau des Langhauses denken wir uns gann nach der
von Kugler angedeuteten Eeconstrnction (Pftbu Stadien,
im a KunstU. 1864 Nro. 8; vergL bei Remling S. ISO),
so dass wir also die mit Wflrfelcapitälen versebenen Halb-
sftttlenvorlsgen der Zwiscbenpfeiler für nrspringlich er-
achten, dagegen eine naditrftgliche Verstärkung der jetnigen
Ilaaptpfeiler annehmen, and nwar selbstverstindlich nicht
bloss durch die vorgelegten HalbsAalen mit den Zwischen«
capitalea, sondern einschliesslich dieser durch Vorbau der
Pilaster an die Blasse des alten Pfeilerkems, womit sich
auch die Ermittelungen des Herrn Architekten Peederle
(bei Eemling S. 188 ff.) vereinigen lassen, wahrend die
mehr oder weniger klaren Eriunerungen der bei dem letnteo
Restaurationsbau des Domes beschäftigt gewesenen ehrsamen
Maurer nicht von Erheblichkeit sein dftrften.
Nachträglich. Nachdem der vorstehende Aufsatn schon
in Druck gegeben war, kommt uns eine Besprechung des Rem-
lingschen Werkes von Schnaase (Mittheil, der k. k.
Centralcommission 6, 275) zu Gesicht, worin die endgültige
Entscheidung der offenen Frage der nächstens zu erwarten-
den Fortsetzung des von dem letzten Restaurator des Domes,
Dr. Htlbsch herausgegebenen Werkes über altchristliche
Kirchen vorbehalten wird.
4. irotorUfeU^eti iwt 9«rpelbiii8ett a. Di. SR^UfüB te0 foduilfi.
(Hlersn Taf. I.)
Die Landstriche am Nieder- wie am Oberrheio sind nocK
immer reichhaltige Fundorte für römisches Alterthum. Kein
Jahr geht vorflber, ohne dass ihteressante GegenstAnde,
Spuren des antilien Lebens, welches einst hier sich ent-
faltete, an das Tageslicht treten. Aber es darf auch dem
Boden nicht zu viel zugemuthet werden, wie dies geschähe,
wenn ihm eine jede hier in den Bändel kommende Metall-
oder Topferarbeit als ein Schatz augerechnet wflrde, den er
mehr denn tausend Jahre lang in seinem Schoosse verborgen
und uns aufbewahrt haben soll, bis irgend ein gtflcklicher
Zufall uns ihn wieder heben lässt. Sammler mflssen hier
mit Vorsicht zu Werke gehn, um nicht sich und Andere zu
mystificiren.
Vor wenigen Jahren wurde liier ein kleines Bronzetafel-
chen auf den Markt der AlterthOmer gebracht, das angeblich
im Ahrthale, unweit dem Städtchen Ahrweiler, von Erdarbeitern
gefunden worden war, und das bald darauf als Geschenk
durch befreundete Hand in die Antikensammlung der Univer-
sität Jena gekommen ist, wo es sich gegenwärtig noch
belindet. Das Täflein ist nicht ganz drei Zoll hoch, zwei
Zoll breit, und stellt in einem Relief-Bilde eine Scene aus
dem Mythus des Herkules dar. Dieser ist, nach den Er-
zählungen des Apollodor, des Livius und Virgil*), die sich
gegenseitig ergänzen, aber die Fabel auch immer mehr aus-
bilden und ausschmflcfcen, von der im atlantischen Ocean
*) ApoUodor II. 5| 10 iq. Uvlui I. 7. Vifg. Aen. VIII. 198 iq.
Orid. Fast. I. 543 sq.
106 Braw^iäfelchen mit DargteUungen aus d. MythuM JL Herkuki,
liegendeD Insel Erytheia mit den dort geraubten Rindern des
Geryon surflckgekebrt und auf seiner Heimfahrt nach Griechen*
land ffu Eurystheus begriffen. Er ist bereit« in Italien bis
sum Tiberflusse gekommen, und dort im Lande der Abori-
gnier bei der Stadt de» Enander, Pallantinm, von den An-
strengungen der Reise ermfldet, neben seiner Heerde ein-
geschlafen. Ein hier lebender Hirt von widerwärtiger
Gestalt und riesiger Kraft, Cacus, wird von der Sdkönheit jener
Rinder so eingenommen, dass er einen Diebstahl unternimmt
Damit aber Herkules beim Erwachen die Spur der ent-
wendeten Stiere nicht verfolgen könne, ist er bemflht, Ein
Thier nach dem Anderen, indem er es beim Scbwanse ergreift,
rücklings nach sich in die von ihm bewohnte Höhle au ziehen.
Diesen Moment stellt jenes T&felchen dar. Cacus steht am
Eingang seiner Höhle. Der Stier, an welchem er so eben
Gewalt austibt, sieht sieb, wie wiederstrebend, um; weiter
zurück wird man noch ein zweites Thier gewahr, das mit
Neugier und Theilnahme der Entführung zuzusehen scheint,
und dem ein gleiches Schicksal bevorsteht« Im Hintergründe
der Landschaft deuten die zum Theil mit Waldung bedeckten
Böhen vielleicht die alte Burg des Euander auf dem Palati-
nischen Hügel und andere Oertlichfceiten der späteren Roma
an. Ganz im Vordergrunde schlaft Herkules.
Dieses Bronzetäfelchen ist sofort mit einem kurzen erklär-
renden Conunentar als eine Arbeit antiker Kunst vom Geh.
Hofrath Professor Göttling mit dem Jenaer Dniversitäts-
cataloge für das Winterhalbjahr 1859/60 publicirt worden.*)
Da ein solcher Fund aus unserer Nähe auch für unsem
Verein von Bedeutung zu sein schien, so erbat ich mir das
Täfelchen zur Ansicht und erhielt es mit dankenswerther
*) Index soholar. hibern. in unir. liier. Jenensl oet Praemifsnm
: OBt C. GöttUngli eommentarlolum da «naglypho Romano, nnper
reperto. Jenae 1859.
BrontkMfMieHmliDarsitilmgenimid. MfOimd. Serlmks* 109
Zavorkomaenbeil ku beliebiger Beontnnf • Die jescr BriMk*
sobrift beif i^ebene Abbildung ettlspricbt gtnma iem Originolt.
Der GegcBBtand ist mil Gescbidc bebaDidt, die AiufllhniDg
beweist eine gute Tecbnik, wenn auch keine unbedingte
Sebtabeift in den Permen der nKnaehlicben Kgiiren, nanMit«
tteh des Herkules, sieblhar ist. Welchen Grad von üftsaiid^
keit der KOnstler dem missgestalteten Cacus geben weilte,
darüber i&t mit ihm nicbi mu rechten. Der landscbaftHebe
TbetI des Bildchens konnte auch nicht auffallen; da auf
späterea römischen Bildwerken, wie auf den WandgemMdea
von Pompeji und Herculanum ähnliche Seenerie yorkömmt.
Auflallen konnten aber die von dem Style der alten Kunst
abweichenden Zflge des Herkules-Kopfes, die mehr an Bilder
des Mittelalters als an den antiken Typus erinnern; denn
nach diesem erscheint der Ki^f des Herkules iiamer klein,
im Vergleich au dem riesigen Leibe, wozu auch das immer
kuragescboroe Haupthaar beitragt Auibllen kennte auehf
der Uttverbaltnissmassig grosse, nnbenniste Raum auf dem
ebern Thetle der Platte.
Bei einem Besuche des fttr mittelalterliche Kunst wichligeii
Hus^e de Cluny in Paris im Sommer 1860 wurde ich aufs
höchste aberrascht, daselbst ein ganz gleiches BroftEetafelcben,
dem Jenaer in GrOsse und Darstellung genau entsprechend,
all inden, ^) mit dem einaigen Unterschiede, dass der erwähnte
obere leere Raum au einer Inschrift benutat war, wel6be
lautet: 0. MODERN!.
Nach Bonn aurflckgekehrt, wo ich jenes Plättchen der
Jenaer Sammlung noch verwahrte, um es copiren au lassen,
war bei genauer Besichtigung df^sselben nicht au verkennen,
dass auch hier jene Worte gestanden hatten, aber mit mög-
*) Es Hegt Inj dritten Ssale In einem Olaskasten nebst Tfelen sndem
kl«knen Bt^niegeginstibiden , ohne' besondere firwXhnung im
Catalog.
110 ArMM4{f«(oikefiMirJ)artl0flMN9^
Uahftor fihrgfalt weg fenomvn warai, ioidi sa, ^mb
naal warn um ToUes SMmenUcht aaf die Tafd feHM
lins, die Spuren der Bttchstafcea gaos imsireifelkafl wieder
erkennen iLonnte.
Ali ich endlieb ia vorigen Jahre in Berlin mvt nnd im
derflgen hftniglkhen Mneenm die nuttelaHerlichen Knnet-
iektttne dnrehsah, fand ich nneh dort dnaielbo Bildchen in
einer Bleieopie wieder, nebet drei anderen offenbar dnnn
geharigen Tafelchen, welche ebenfalla Scenen ans der Her-
knlei-Fabel darstellen, alle vier ait derBclben Inschrift 0.
HODBRNI versehen. •)
So gehören ieon diese Hetallarbeitoi der anttelaltcrliclien
Bonst an, uad swar dacm italienischen Bflnstler Moderne,
der nwar nicht nach seinen Lebensonstanden, aber dnreh
seine schatnbaren Arbeiten in Metall nnd andern StoBn
bekannt genng ist. Nagler giebt in seinem Rflnstleriexicon ^
von ihm feigende Nachricht: »Moderno, ein nnbeknnnisr
Binstler« der in seiner Weise die httchste AuAnerkaamkeit vcr«
dient. Er fertigte kleine Basrelieft in Metall nnd anderen
Materien. Man fndet in Italien solche Basrelieb nnd Medaillons,
die der Bflnstler mit Opns Modemi beseichnete. Piconsi^**)
sagt, das Haaptwerk besitne der Director des Medaillen-
Oabinets IB. Cattaneo in Mailand; nnd in der CapeBe di
Lttxembnrgo seien swei mit ausserordentlicher Genauigkeit
nnd in Silber ansgefflhrte Basrelieb von ihm. Das eine steUt
*) Dia Cotslogd dM MMeams, aaoh der «OfllUirliolitta TOn Kn^sr:
Besohrofbimg der in der K5nlgl. Konstkeminer rorhandenen Kuatt»
BAmmlong, Berlin, 1838| erwähnen die TSfelohen nicht beBonders.
Doch sind sie in dem Glaskasten, der sie Terwalirt, mit III. 49.
99. 100. 101 bezeichnet
♦♦) Bd. 9. 8. 838.
) Pleoaiä, Dlsaionarlo degU areUtetUi senlloil, pittori eet MDabo
1880. 4 Voll. Attseer demj wa» Negier hlereaa aaffibx^ Ist idehli
weiter darin über Um au finden.
BrtmuiäfeltkmmUDanleUmigenmsd, Mffikfk$ d BwrlmleM. 111
dte OdsMlaoi; yer, wo Chrufvs deni Laokoon näcl^eBlMl
ist, das andere eiae sitsende Madonna mit anderen Fij^ren,
onter welelieo St Sebastian Ton höchster Sehdnbeft ist. Aaf
IT
diesem Werke liest man nvr Opus Moderai'.
Die Seltenheit und Tttcktiflieil der Werke dieses Künstlers
berechtigt genug, die erwähnten Tafelchen allgemeinerer Noti^
nahm« auganglicher au machen. Nachdem ich dem Geh. Hafn
FnrfL Oöttling das Vorhandensein derselben in denCabinet-
ten von Berlin and Pmris mitgetheilt, hat derselbe mit der den
wahren Gelehrten beaeichnenden Humanität und Gewissenhaftig-
keit, dem die Wahrheit auch in der Wissenschaft über Alles
gilt, in einem Briefe mich selbst aufgefordert, diese Ent-
deckung nicht aurflckstthalten, sondern alle vier Basreliefo jm
verdffentlichen, welches nun auf Taf. I dieses Heftes geschieht
0er Gewogenheit des Generaldirectors der Känigl. Museen
in Berlin, Herrn von Ol fers, verdanke ich auerst vier Ab-
drficke derselben in Stanioi, die der Directorial-Assistent am
Antiquarium, Herr Dr. Julius Priedländer selbst die Gflte
gehabt hat, ftlr mich anzufertigen; später erhielt ich auch
noch vier Abgüsse in Gyps, und nüt Hülfe dieser doppelten
Copien haben die vier Täfelchen geaeichnet werden können.
Die drei ersten gehören gemeinschaftlich jener Braahlung
von Herkules und Cacus an. Auf Nro. 1 ist der Brstere
noch auf der Insel Erytheia und im Begriff die Rinder des
Geryon, nachdem er diesen mit semem Bogen erlegt hat,
aus ihren prachtvollen Ställeji hervorauaiehen und sich in
Besita derselben an setaen. Nro. 2 ist die schon besdiriebene
Scene, wo der Hirt Cacus dem schlummernden Herkules
einige der Stiere stiehlt Nro S stellt die Bestrafung und den
Tod des Cacas durch Herkules dar; denn, so wird weiter
berichtet, wie Heirkules, aua dem Schlafe erwacht, beim
Ueberaählea seiner Heerde den an ihm begangenen Raub ent-
deckt, jedoch die aur Höhle gewandten Fusstritte gewahr
wird, so beschliesst er mit seinen ükrigen Riadern diesea
112 BraH%eldfidlekmmüDar9§Mtngmamid.Mfflhm$4LH0thi^^
mikmmXiAtn Ort n veriaaMii. Ab er akcr ücm M d«r
■oMe ies CaM» yorbeitreikt, da kgibt es sidi, dass 4te d»-
selbst eiii|;eflperrten Stiere das Gebmll der Aadem seh»»
sfichtig erwiedem» wonuf Herludefl «mkehrt» den Biaber
jiaeb gewaltifem Kaaipfe mit aeiaer Keale erlegt «ad aicb
wieder in Beeittf aeiaes BigentiiiUDa aetat. So aehea wir
aaf dieaeai driiten Blättcbeo au den PAuen dea Herfcnica dea
eraebkgeneo Cacita in der Nahe aeiner Htthle. Daa vierte
TAfelebea endlieh neigt uns nach eine andere That dea Jopiler.
aehna, wie er nlUnlicb einen Centauren erwiliigt Saleber
KAnpfe hatte Herkulea mehrere an beatehen* Doeh iat hier
wieder die abwöchende Auffassung dea mederoen Kflnatlen
in Beaug auf die Centaarenbildnng au beaieikea. Baa
AlterthuB dachte sieh und bildete die Centaaren, SyaAole
einer rohen Naturkraft, ieinier als Hischwesen ausamnen-
gesetat aua Mensch und Pferd, wie dies nnaihltge plaatisebe
Kunatwerke und ein schönes Gemälde aus Hereulaaam be-
weisen, und der Dichter nennt sie daher
Der Ungeheuer Zwitterheer von Mann aad Eaaa;^)
aalten wird der bei fihr daa Pferd substituirt, schweriieh
ein anderes Thier. Auf unserm Bildchen ist dagegen der
tUerlscbe Tbeil des Ceniauren von einem Stiere «oder Lowen
eatiehat.
Wenn nun aber nach dieaem Allen jenem nfelcben in der
JFenaer Antikeiisammlung der aHrdmische Ursprung abaa-
sprechen ist, so ist ihm keiaesweges sein Wertb dadoaeh
genOBMaen, dnaa ea einem neueren tOchtigen KAnatler angdMirl,
and die Vertfentiichaag desselbea in jenem Universitais-
Programm hat nun das Verdienst, eine nähere Beapreehung
eiaea weaiger bekaaaten • italienischen Künstlers und seiner
Werke teaanlasst M haben*. Ja ea Uaibt dach die galefarte
BehaMiangund heilsame Anwenditeg der Rabel AeaOacns
Bromeiäfelchen mU DargteUungen au$ d, Mythus d. HerkuleM. 113
in jenen Prof ramm G^Ottlings fflr unsere und alle Zeiten
höchst beheraigenswerth, ond wir können uns daher nicht
venagen, diese hier anm Schlüsse mitaulheilen. Der gelehrte
und geistreiche Commentaior sagt : »Das Bildchen kann dem
Beschauer die Worte versinnlichen, die vor nicht langer Zeit
mit grosser Entschiedenheit ausgesprochen worden sind: Die
Wissenschaft muss umkehren ! Welches Wort doch schnür*
stracks dem Worte des Apostels entgegen ist: Den Geist
dampfet nicht. Cacus stellt in uns^m Bilde gewissermassen
jene Richtung dar, die sich bestrebt, die Wissenschaft auf
einen andern Weg rOckwörts lenken au wollen. Und die
Wissenschaft mit einer Kuh au vergleichen, hierau berechtigt
uns der Ausspruch Schillers:
Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem
Andern
Eine tflchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt
Wie aber des Cacus Anstrengungen durch den bald wieder
erwachenden Herkules vereitelt wurden, so schmeichle sich
auch Niemand mit einem bleibenden Erfolge seines Bestrebens,
der Wissenschaft eine rfickgangige Bewegung aufzwingen
MU wollen ; es wird ihr vielmehr immer von neuem verstattet
werden mflssen, gleich einem Pegasus ihren Plug vorwärts
und aufwärts au nehmen.^
Bonn, Januar 1862.
8
& iütäftißidit Snfd^riftftdne in in iftunßerhiri)^ ja inmi.
Erste F^lgo*
Hlenm Tafel n.
Im Krensgance der Mdasterkirche su Boio sUbi a«B io
dcasen Westmaaer seit uogeAbr einem Jabr«elmt eine aa
anderer und nicht mehr zu bestimmender Stelle der Kirche
gefundene flache Steinplatte eingemauert, die bisher das Inter-
esse aller sie besichtigenden Archäologen in Anspruch nahm,
auch beiläufig erwähnt worden ist^), ohne unseres Wissens
veröffentlicht worden am sein '). Die besagte Steinplatte misst
S' 4" in der Länge, 1' 6'' in der Breite, ist durch einfache
Lineamente umrandet und dient nur Aufnahme eines von
vertieften Linien gebildeten Rreunes, in desseo Balken sich
die ebenfalls vertieft gearbeitete Inschrift befindet:
OBIIT VI . ID . FEBh. GODRSCALC . D.
Die Wahrnehmung) dass sich unter den Basen von filnf
1) Von T. Quast: Zur Chronologie der GebSude Cdlns Im X. Efefle
dieser JabrbQolier p. 199.
2} Unserem yerehrten VerelnsmltgUede Herrn Pastor Otte sn FrShden
bei Jüterbog hatten wir für die neae Auflage seines aosgeseieh^
neten Handbuches der ArohSologle die Zeichnung dee SieUes 1
mltgethellt, derselbe hat dessen Inschrift p. 83 seiner In diesem
Augenblick erschienenen Geschichte der kirchlichen Kunst des
Mittelalters in ausgewählten Beispielen 1862, nicht gans richtig
wiedergegebeni indem er nach dem Worte Godescalc anstatt
des dastehenden £) das Wort SVBDl (aconus) folgen Usst Die
ebendaselbst angeführten ähnlichen Steine Im Museum an CSIn
haben wir gefundeni nicht aber in der Kirche au Kriel bei CUn.
AUekritiUoke hi$€Mfkteme m der MitmieMrdie M ^ 115
fiariett der Crypta te Bmuct fliOoitcrs IbBliehe Steine
Tctiianert befanden, liesB es tof aller weiteren Untenwchung
wüschenswertb erscheiiKtt, diese ans Tageslicht au aiehen.
Mit anerkennenswerthesler Bereitwilligkeit gab uns der Herr
Oberpfiirrer van Wähnen die Erlaubniss nr Ausgrabung
der im gegenwartigen Augenblicke bereits neben dem erwähn*
ten Steine eingemauerten beiden Platten 2 md S der beige-
Ittgten Abbildung» Sie wurden xn nerstört yorgefundeui um
sofort eine sichere und gelauf ge Lesung mi gestatten.
Der Stein 8, messend 8' 9f' n. 1' V' enthalt in seinem Kreuze
die Inschrift:
OBIIT XI "L OCTBR FRITUBBVBHC
in einem offenbar spater augefBgten zweiten Hauptbalken
des Kreuses die Worte:
NON SBPTBR OBUT GVTVVPHO
Etwas kleiner wie die beiden anderen, ist die Steinplatte 2,
sie misst nur 9f V n. V 2V2''. Die Inschrift ihres Kreuaes
lautet:
OBIIT K + OCTBR REMIOH VU>VA . LAICA.
Ausserdem aeichnet sie sich vor den vorigen durch ihre
igflrlichen Darstellungen und die umrandende Inschrift aus,
4lie soweit me erhalten ist heist:
DIUOAH . . V . . . AA . CARTTA • . . DEO ES . . VI
DIUGIT BRAT EMS. V ... VII %TVS EST 91
VIVIT IN EO +
Die figMichen Dantdlongen bestehen aus awei ftelieC.
Sraatbildem eines jangeren Mannes und einer alteren Frau
acitwaffts des oberen Krenaarmes, die sich alsbald als Per-
aonifioltionen von Sonne und Mond au erkennen geben.
Die mannliche Figur, langgelockt mit einer Strahlenkrone
ums Haupt, in der Hand eine Fackel, ist der römische 60I,
die weibliche altere Frau mit langer Habkranse, die Sichel
auf dem Haupte, ebenfalls fackeltragend, die Mondgattin Luna.
Bas Erschdnen dieser beiden Figoren-an Selten, einea Ei«uaes
116 ÄUchriiiUche ImaHfbMiie in der MSmieHOrcke m Bona.
und bei einer auf dea Tod besflglichea hndirift, kann keta
Befremden erregen^ da man von achten bis seduebnlea Jahr"
hundert bei den Darstellungen dar Kreusignng diese Per-
sonifikationen von Sonne und Mond fast iaaer ond stets
an derselben Stelle seitwftrts des oberen Kreutanaes ia synu
bolischer Bedeutung vorfindet^)
Die Lesung unsrer InschriCten, ihre Zeitstellaagy Ihre geae>
relle Bedeutung und der Nachwds der darin vorkoauaeadca
Personen nimmt gleichmassiges Interesse in Anspruoh.
Die erste Inschrift wird zweifellos zu lesen sein: Mut
ante diem sextum Idus Febmarii Godescalcus Diaconus^
wobei wir nur bemerken wollen, dass das in sdnem Umrisse
etwas zerstossene D hinter Qodescakus in seiner Mitte ein
kleines i umschliesst. Die zweite Inschrift (3) dOrfte zaaäckst
im Kreuze folgende Lesung verlangen : Obiit ante diem nnde-
cimum Kalendas Octobris Frithebubh Canonicns, im zugeAgten
Langarm: Obiit Noais Septembris Outuupho.
Die spatere Zufflgung dieser letzteren Inschrift zur ersterca
lässt mit Wahrscheinlichkeit vermuthen, dato Frithebabh und
Gutupho zwei in verwandtsehafUichem Verhältaiss zu daan-
der stehende Personen waren. Wenngleich das letzte C ia
erstcrer Inschrift dem letzten Buchstaben des Eigeaaameas
naher steht, als es die getrennte Auslegung — CaaoBlcut —
zu gestatten scheint, so.mass bemeikt werden, daas der man-
gelnde Baum hier kehse Trennung zuliess. In der aadctea
Inschrift ist dann der Aalugsbuchstkbe 6 im Namea Oalapho
freilich nur in seinem linken Theile eben eikeanbar, aber wol
schon so viel nach rechts geschwungen, um auf ein Q scUiessen
zu dflrfen. Freilieh bleibt ein O, selbst ein L, nicht ganz
ausgeschlossen.
Die Inschrift des dritten Steines besagt im Kreuze ziemlich
unzweifelhaft: Obüt Kalendb Octobris Remigh vidna laka.
1} Piper : Mythologie uii4 Symbolik d«r ohii«tt. Koiut ü. p. 1 16 - 100.
AttebrütHehe Insckriftsteme in der Mümterkireke «i Bonn. 117
BachsUben hinter Reibi dnd besehädiff, aber jeder
Hälfte, der ersCere in der unteren, der «weite in der
oberen soweit erhalten um ea erkennen, dass hier nur ein 6
und H gestanden haben können. Hinter dem 6 ein A sn
Anden wflrde freilich willkommener gewesen sein, da der
Name Remiga ein in der entsfrechenden Zeitperiode häufig
▼orkommender ist') Die ersten S Buchstaben des folgen-
den Wortes Vidua sind von uns ergänzt, einmal weil sie
«ur deutlich erkennbaren Endung VA und zur vorhandenen
rtumlichen Ausdehnung passen, dann aber, weil im Momente
der Ausgrabung diese Buchstaben theilweise noch wirklich
sichtbar waren und erst durch eine etwas rauhe Behandlung
der ObcrflAche in ihren deu^icheren Spuren verschwanden«
Zumeist gelitten hat die den Stein einfassende Inschrift, und
obgleich sich einzelne Ergänzungen mit Sicherheit darbieten,
80 werden wir doch erst In der zweiten Folge dieser Be-
zprechung darluf surflckkommen, und ebenso den Nachweis
der genannten Personen erst dann versuchen, weil von der
eben geschehenen Ausgrabung der beideu letzteren Steine
bb zum heutigen Tage uns nicht die hinreichende Zeit ver-
gönnt war, um diese bisher ungenannten Diacone, Canonici
und Laienschwestem in der Feme der Jahrhunderte aufzu-
suchen«
Ftlir die Zeitstellung unsere^ Inschriften können wir
indess schon heute ein ientscheidendes Moment beibringen.
Der älteste Bautheil der Bonner Münsterkirche ist jener
«wischen dem Haoptthurme und dem Ostchore befindliche
Langchor, der auswärts sein Alter durch die von abwech-
selnden Ziegeln und Tuffsteinen gebildeten Bogenstellungen
kennzeichnet. Der unter diesem Langchore befindliche Theil
4er Crypta ist gleich alt mit ersterem, das heisst, alter als
der vor ihm belegene östliche Theil der Crypta; was sich
1) Förtt6tt«nii: Aitdeutselies Ksmeiibiioh I p. 1055.
118 AUekriMche Jh«ckd/li^dM tu der MürisleHsireke wu Binm.
kesonders dvrcb die V^cdchiediiiheii Sor Im Frage
im ISäulea und Pfeijer erweist. B^ide Bulhelk
spätoBt^M 4€9r Mitle .de».ii; JdifboBderto» wie av dea ▼••
V. Quast be]gekraehieii.An.aAl«gi(to and der Vergleiehaaf
«lit den Sftiden und CapUtien ter AHMaischeA Crypfa. wm
Sieg^urg hervorgehe, k4hriieii alu^r uabeaweiftdbar eine frihcns
EnUtefaung haben^ 'waa qus aaaserdfdenclicli wahraeliriättcfc
dünkt. Unter den SAuJen dieser fyitfstens um lOftO er*
bauten Crypta befände^ «ich nun die Inschriften S-aadS
2ur Herstellung einer enMP^^^den FiOche fac die Ab&
seUEung der Sadenbasen vwmatierl, mitbin waren ait tot
1050 als Deafcnftler nad Dücniiente ferwörfen and Tan ihoer
einstmaligen Bede^tnag herabgesiiAen su gewöhnlichen Bas»
steinen. An diese snuntttasMidie Tbalaache batpft sieh aotet
die Frag^y mu . weMer Zeit haben sie dem ihre Bntalehmig
gefunden und wann «nd warum ihne Bedeutung verloren I
Da unsre Steine sich ak unbedingt ehristficbe ehmralUcffisiraa»
ao beantwortet sich der erste Theil dieser Frage im Allge»
meinen sebr einfach, indem wir fftr di« Entslehnng rom im
11. Jahrhumlert ▼erworfenen christlidien Gedenksteinen minir
atens ins 10. oder 9. Jahrhundert aurttckgehen misseni nad
damit in die fränkische .Qeschichtsperio4e gelangen^ aHt «elcher
die allgemeine Christianisirung am Bheine ausaflunenfUlt, gm
welcher die Namensformen der Inschriften am ehesten stiaMen
und in welche die Gründung der Boaner Münsteskirche ihBt
Wozu noch in Betracht kAaunt, dasa nach dem gitigat aril-
getheilten UrtheU unseres yerehrlen yereinsmitgliedes des
Ben» Geh. Oberbergratbes Prot Dr. Nüggecath das Material
4inserer Steine aus einem tertiären dichten Kalkstein des
Jlainser Beckens beateht, der gans besondere von den .Btmriw
:an ihren hiesigen Bauten ond Denkmilcm verwendet «mifda.
jSind somit wahrscheinlich unsere Steine eher in der ft ühcnm
als in der späteren frankischen Zeit entstanden, so erregt
esnnsre Wissbegierde nu tacfahren^ wann nnd «aiwm ale ihre
AttchrisUiche buehrifisieine in der MümUrkirche %u Bonn. 119
Qedeafuag verloren haben. Jedeo falls war ihre Bedeutung
vm 1060 dahin« denn damals wurden sie als Mauersteine
behandelt Warum, das wird sich freilich nur beantworten
lassen» wenn wir vorerst die Bedeutung dieser Steine Oberhaupt
nn ergrflttden im Stande sind. Von vorn herein kann man
sie wol fflr Grabsteine halten; bei eingehender Erwägung
der charakteristischen Eigenschaften muss man indess wieder
davon abgehen. Wenn aus der Gleichheit des Haterials, der
Gleichheit der Grosse, der Gleichheit der Rand« und Eck-
Verzierungen, wie der wiederkehrenden Kreuzesform für die
Anbringung der Hauptinschrift, auf eine gemeinsame Ent-
atehuogszeit nu schliessen ist, so dürfte auch die Gleichartig-
keit des inschrifUichen Inhaltes auf dessen generelle Bedeutung
einen Schluss ermöglichen.
Sehen wir von der Randschrift des Steines 8 vorläufig ab,
80 enthalten nämlich alle vier Inschriften nichts weiter, als
die Angabe des'Todestages von vier verschiedenen Personen
und zwar in der bestimmten Weise, dass der aufrechte Kreuz-
balken den Namen des Verstorbenen, der Querbalken des
Kreuzes den Todestag desselben anzeigt Fflr das Wesen der
einfachsten Grabsteine wflrde das ungenflgend erscheinen. Wer
auf dem Grabsteine den Todestag so sorgfältig, wie es auf
unseren Steinen der Fall ist, der Zukunft zu erhalten sucht,
wird, wenn nicht des Todesjahrs, was seltener aber doch
znweileu» geschieht,^) so doch des Alters des Verstorbenen
gedenken ')• Wer als Nachlebender dem Heimgegangenen ein.
Denkmal, sei es auch so einfach wie unsre Steine, errichtet,
sich wahrlich besonders als Christ nicht mit der trockenen
1) So in einer Mainzer Inielirift aas dem IL Jahrkiiadert, miife-
theill Ton t. Qua«( im Correspondenzblatt 1858 Nr. 5 p. 87.
2) Naheliegende Beispiele gewähren die ohrisüiohen Inschriften
Ton Trier in unsern Jahrbüohem und Nr. 15 u. 16 p. 458 der
periodisehen BlStter der Alterihnms-Yereine an Cattel, Darmstadt
und Wiesbaden.
120 Alichriittiche Inschrifisteine in der Mümterkirche sii Bmm.
Ang^abe von Namen und l^odeaUg begnOgen^ sondern des
Wiedersehens und der Enigkeit ein Wort widmen. So an-
passend und unwahrscheinlich das Gegentheil sein wQrde, so
wenig entspricht dieses auch der Analogie. Die schlichtesten
Grabsteine der Catacomben besitzen ihr: Requiescat in pace.
Wenn somit die beiden charakteristischen Eigensehafteo
unserer Inschriften, nämlich die Beschränkung auf Todestag
mid Namen, ihren Zweck als Grabsteine unwahrscheinlich
erscheinen lassen, so werden wir ihre wirkliche Bestimnong
auch gerade aus diesen beiden Eigenschaften erspähen mOssea.
Namen und Todestag, und tfwar nur diese, sind im kirdi-
iichen Leben von denjenigen Terstorb^nen wichtig, deren
Jahrgedächtniss am Sterbetage durch eine Todtenmesse ge*
f^ert werden soll. Dazu ist das Jahr gleichgfiltig und ninr
der Sterbetag erforderlich. An diese Jahrgedächtnisse ftir
Verstorbene erinnert zu werden, sie besonders dann durch
ein Dokument zu sichern, wenn sie durch eine ausdrückliche
Stiftung fundirt waren, ddrflen unsre Inschrift-Täfdn gedient
haben.
Waren sie aber zu diesem Zwecke in den Wättden der
Kirchen und Kreuzgänge eingemauert, dann wird durch die
uothwendig vorauszusetzende hohe Anzahl solcher Tafeln ihre
geringe Grösse erklärt, wie ihr Wegfall als eine selbs^er-
ständliche Folge der Einführung geschriebener Necrologien.
Vier Reste ähnlicher Steine im Museum zii Coln, <weie ia
Museum zu Bonny fernere in der Münsterkirchfc dilselbst werden
lins zur Portsetzung dieser Untersuchung im iitfchsten Hefte
der Jahrbücher dienen.
Kofrsenich, im April IMft.
Prof.
in. Litteratw.
1. Sie tiimifdim %iptnfixa^tn in \ftt Söfwtt}, Von 9r. l^* JBe^er.
Mxxd^ 9n <(0mmtf)ton bei AleQet lu Better. 1861. 20. S. 4.
mit 2 ltt^0r. tafeln KbbiOiiutgem (2 fr. 50 et.)
Der Hin die lateinische Litteratur und Alterthanskunde
hocl^verdiente Verfosser behandelt in dieser neuen Arbeif,
irdche als das 4. Heft der 2. Abtheilung des XIII. Bandes
derso inhaltreichen Nitth eilungen der antiquarischen
Gesellschaft in Zürich erschienen ist, eine der wichtig-
sten Fragen der alten Geographie und Geschichte, welche
stellenweise fk'cilich auch zu den schwierigsten und dunkel-
sten gehört Ohne eigne Anschauung der Gegenden und
Orte ist auf diesem Felde kein Erfolg zu erlangen. Dies ist
eine Ueberzeugung , welche vor Jahren bereits dem Unter-
zeichneten sich aufdrängte, da er im XI. Bande der Jahr-
bflcher (1847) in einem ^antiquarische Alpenwande-
rung* überschriebenen Aufsätze ttber eine im vorhergehenden
Jahre vom Solothurn und Bern aus durch das Thal der
Rhone und fiber den grossen St. Bernhard bis Aosta und
Ivrea von ihm unternommene Reise berichtete. Es lichteten
sich dabei so manche Nebel, die auf den alten Zeugnissen
tlber jene Thaler und Höhen seit Jahrhunderten lagerten,
und das Bild der frfihesten Vergangenheit, da betriebsame
.. . * " »^ ,
KauJieute aus weiter Feme und muthige Kämpfer sie durch-
zogen, trat neu erhellt hervor. In ähnlichem Sinn und mit
entschiedenem Erfolge hat jetzt Herr Dr. Meyer diese west-
liehen Alpen besucht, und damit höchst anziehende Unter-
122 Die Bämitchm Alpenslraum m der SAweU efc
rachiiogen der uralt wichtigen Strassen durch die BhfttisdieB
Alpen verbunden, und so erwächst dem Rec. ans dieser ver-
dienstlichea Arbeit, ausser vielfacher Belehrung, auch die
Freude, dass die Ansichten des neueren Forschers mit itm
von ihm selbst vor Jahren ausgesprochenen meistens
sammentrelFen. Namentlich ist dies der Fall im I.
der Meyer 'sehen Abhandlung: »die Strasse über den grossen
St. Bernhard im Wallis*, welche mit Recht fflr einen der
Ititesten Alpenpässe erklärt wird , wie sie denn nach dem
hin. Ant ein Theil der römischen Militairstrasse war, weldie
von Mailand nach Mains filbrte, so wie noch im Hai 1800
Buonaparte auf diesem Wege das fraosOsische Beer nach
Italien fahrte, um bei Marengo mt siegen. Auf der Hoh^
des Mona Poeninns hatten die Drbewehner dieser Gegenden,
die keltischen Veragrer, ihrem Hauptgotte, den die ROmer
Jupiter Poeninus nennen, ein HeUigthum errichtet, in
4esseu TrOmmern Anticaglien von verschiedener Art, Mflnaen,
Beräthe» und besonders Inschriften, namentlich Votiv tafeln
iron achntnbedarfligen und dankbaren Reiarndoi gestiftet«
mu veiBchiedenen Zeiten aufgefunden worden sind, deren das
Bo«pis des Grossen St. Bernhard in seinem Museum noch
manche bewahrt ^) Herr Meyer hat anf awei Steindruck-
iaCeln von den vorhandenen 16 Votiv.lnschriften ttaf^ die
*aieh dureh Schrift und Inhalt ansieichnen, abbilden lassen,
einige derselben neigen nämlich die schäne Schrift der Zeit
ides VeapMiäutts, während andre in den Zagen mit Inschriften
des lU. u. IV. Jahrhunderts ttbereinstimmenu Es ist bekannt
(Zoirim. VI. 2), dass noch im Jahre dOS n. Chr. lOmische
.Lefi^uDn 4ieses Weges nogen. So lange wird anch der
ü^MP^I 4#s Poejilnns (nicht Pemiinns, vfL meine antif-
t' I ■
. *):^9l^- iV!^ A»H- A^W»i|»lH"»*niV- S- W- Af^-^W»- A- **
Die Römackm Alpensirßgsem m der ßckwei^ de. 129
piMh ii«iile keatehende Hesylinm nm £clMi<«e d«r Wfi«4«f<er
gfiMete. Bier fandca sicii jedoch nickt nur (etwa aOO)
rMiidie, loadeni «iicii 45 keHiMsh^ etruskiscbe, niASttlischf
Mliuitii, nd deren gallische NachahmuogeBi wie de in Pie«
aont und der Lombardei tovfig vorkoamieBy ebeafalb sind
friechkche MBnien, in Unteritalien «nd Sicilien geprttgf,
die. in Itilien und Gallien uraltes Mittel des Verkeiors waren^
hier nicht selten. Unter den gefnndenen Qegensttoden ist
hesondtn aerkwflrdig eine aof Tafel I bei Herrn Meyer
afegebiMele Vativhand in Bronae, nrft drei ansgeslreckten
nwei gebogenen Fingern, mit Schlange, Eidechse, Frosch and
SiaktUkrdle, ron iinbesweifelt mystiseher Bedeutung. Deber
aine ahnliclie Vothrhand aus Ayenticani hat Herr Meyer in
den Ant«|. Mitthelllingen (Bd. XI 700 18fi6) Mher berichlet
Auf TaüBl U. gibt er die AbbiMangen ron acht dort gcAtn^
denen kleinen Odtterblldem in Bra, nAalich Jupiter mit dem
Adler, Htroulcs (aweinial» einmal ohne Keule), Hoia, Victoria,
Isis , Minerya. Aus dem Funde griechischer Mflnaen, «reiche
miter kartlMgiochnr Hemchaft in Sicilien geprigi sind, ist
-flicht an achUessen, dass Hannibal iber den Poeniaus in
ttaHett eingedrungen seL Nach dem sdian ran livius XXi. 86.
fegen diese irrige Anaabme. Vorgcbraehlen, .ist es fiMt
wunderbar, sie hier und da immer wieder auftandien nu
aebaa. Vgl. meine anttf. Alpenwandemng S. 18 f. mit Mamm-
nen's Rgm. Gesebichte h bSß, weleber mit Hecht nneh den
(entanathangen der BnglBnder Widham und Cramcr diese
adelbet^rochene Rrage jetat für eatscinedsn erklaiitjni«6ansten
das kleiaea St. Benahaed, in den mesilicdien Alpen »bei weiten
der bequemsten Beeiatrasse voa den Altesten 2eitan her.
Ansh Hair >Ms9«r mird diesen Grtnden seinen Bcifali nicht
yersagea wollen.
: In der II. ^AbCheHaag babandek der Vert die Stiaase «her
den Simplen im Wallis, welche nadi einer in aeneair
ifeMt im IW J'Ossala M Vagogna m ainem Fdsen cnCdeckten
124 Die Römkehen Alpeniira$$en ni der Schiom elc
ie» SeptiBiiBS Sevenn in «weiten Coasdat des C. DMUtni
Dexter und Pttsem (A- N. M9, n. Chr. 196), ab» w#M «■■
BdHife dee Zages gegra dea ia GalMea slÜ mif^nmäa^
»adias AlUaas, der im folgeadea Jahre aateriiq;!. Vk
Beweise für das Dasein dieser Strasse aad deren WchCng
rahen jedack Uoss aaf »wei MeUeasteiafB raai Jeim »I
aad 905 n. Clir., bei Hemiance and Messery, aai Sidafer
des Genfer Sees gefaadea, uad sind desshalb aar aril Var-
siclit geltend aa nadien. HU graaser Mrae banidl Herr
Meyer Aber diesen dnnkeln Pnnkt.
Desto lebrreicber sind die Mittheilangen des ID. Absctaillcs
»die rtfDischea Strassen in Rbatiea.« Sie erbalten nacb
bfthera Wcrtb dadareh , dass der Verf- Wer darcbana nach
eigner Ansebaanng redet. Polybias erwähnt belLaanflich nnirr
den vier Strassen darch die Alpeakette , deren «r gedeakl,
auch des Weges «her die rbfttiseben Aljpen, und beaierkt, er
aei gleieh dea fibrigen steil and geflüniieh; Straba kenal
hier schon aiehrere Strassen, ohne de genau na natonseheiden.
Sie warea lerbaat voa Aagiastas bei Gelegenhidt der Unter-
jochung der Ehater und Vindelikcr durch Tiberins und Dms^
im J. d. St. 7M, 16 y. Chr. In der Folga h«fcn wir yaa
■ehn» Strassen darch diese Gebirge , ohne daaa üe Xcit
ihrer Erbaaang fest stände, und «war ttbcr den Jnliec»
Septfaner, SpMgen, V<^elberg (jetst Benihardia) und vidleichl
nach über dea Lmaaier; La Grdna aad Ofenerpaas ia
Minsterthal , »ja es gab vielleicht noch nu>hreiiD (aagt dar
Verf.) ; denn kein anderes Volk baute so riele und ao gale
. Strassen f wie das ritaaiscbe,« Nur zwei deraaibfsi lernen
wir ans deia Itia. Aat (p. 277) and der rOpaU^^k^i^ Bdcha-
karte kennen:
1) ran Bregena nach Char und ttbcr den Juliar #dcr
SepHner nach Conio aad Mailaad;
S) 'MD Br^gciia aach Char uad über den S^Mgan uash
Die RSmUchen A^ensiroisen in der Schweb eic. 135
Coino. Bic .Stationen derselben: liapidmia , Cunew avrfNii
und Tarreasede sind aber dunkel; Meilensteine wurden Ma
jetnt hier nii|;ends gefunden. Doch halten die Bewohner
diesen .Landes die rttmiscben Strassen immer noch in hohen
Ehren , weil sie gut gebaut und dem Charakter der Berge
und den Witteningsverhaltnissen angemessen sind. ,|Die
Römer, sagt der Verf., wählten fflr den Bau der Strasse
inuDer, wo es nur irgend möglich war, die Sonnenseite des
Berges« weil dieselbe warmer und trockener i^t, damit im
Winter eine geringere Schneemasse sich aufhäufe und die
Strasse im FrOhling schneller vom Eise befreit werde« Nicht
minder bemüht waren sie, jene Bergstellen au umgehen, wo
grosse Schneemassen ausammengeweht werden und oft m
S0*>-<^ Puss Hohe sich aufthflrmen, oder wo Lauinen oder
Ueberschwemmuagen den Weg Öfter bedrohen. Nach dem
Urtheile der Sachverständigen sind Oberhaupt diese Strassen
mit solcher Vorsicht ausgeführt, dass sie auch jetat noch in
der schlimmen Jahreszeit, im Winter vorngsweise, benutat
werden, und Viele bedauern, dass die neuem Strassen so
oft die frohere Richtung verlassen haben. Die ROmer haben
rieh daher in diesen Alpenthälern ein schönes Denkmal ge-
stiftet, das immer noch fortlebt und ihren Ruhm nicht unter*-
gehen lässt* Im Einzelnen behandelt alsdann der Verf. die
Strasse Ober den Julier und Septimer, von der imBergell
und weiter bedeutende Reste übrig sind, die Strasse Ober
den Septimer, welche er jedoch nur aus Erzählungen einiger
Bewohner von Silva plana und Casaccia kennt, die Strasse
Ober den J u 1 i e r, auf dessen Hohe noch zwei Säulen stehen,
die von einem römischen Tempel herzurOhren scheinen, da
hier MOnzen der Kaiser von Augustus bis auf Constantius
gefunden wurden. Ob die Ableitung des Namens Juli er von
dem Jul, oder Sonnengott, welche der Verf. billigt, Stich
halte, bleibt freilich zu untersuchen, Avien. 6919 gedenkt der
Columna Solis an der Rhonequelle, und dies mOchte der
126 Die RßwHichen Alptnilra»»en in der Schtek He.
Verf. avf 4eu Jvlier ileiiteny wätirenl Auire icn hohca
Gtlenttoek oberhalk des RhenegleUchen iafBr halten» RR
Fiel» und ürtheti sammelt der Verf. hier jede Spvr rOmisdiea
Baseins ^ und Mhrt uns dann von Chiarenna dvrck das
Jakabstbal Aber den SplOgen auf aHrOmisehen, freHicb- kSchsi
schwierigen Pfttden bis zur Hffhe und nach Cbur binunter.
Vom SpMgen abwärts dureh das Schamser Tbal ist der
Weg leiditer, als auf der ilalienisehen Seite, anfkninden.
Bndlieb betreten wir die alte Strasse über den Monsavium
(Montaquil im MMtelalte r), welche Mailand, Cono, Beliinsona
(Bellitiona beim Geogn Rav. IV. 30. p. 851. ei. Finder.) be^
tihrt^ dann die Höbe hinan , welche bei Luitprand noch
UNins arinm hefsst, jetct nacfi der Kapeile des im Jahr 1444
gestorbenen heiligen Bernhardin von Siena Bernhardin
genannt» und dann in*s Rbefaithal hinabsteigt Auch hier
fand Herr Meyer die alte Sttuase an vielen Stellen vMIig
erhalten, und sogar theilweise noch im Gebrandi. Gewiss
haben whf uns CHUck nu wünschen, dass gerade er der
schwierigen Aufgabe sich untersag, auch in diesen veilaasenei
Th&lem 4ie Spuren der alten «Herren der Welt**, anfau-
suchen, die flberall das Gleiche verfcflnden, den Ruhm der
ewigen Stadt.
finster.
k**i
Jufim»cn0(fUlU utOi aklirt onn flmf. ti. Alitn in ülaiiQ.
In der Zeitschrifk des Vereins für hessische Geschiebte
nnd Landeskunde, Bd. VIH. Hft. L S. 58—77. (Kassel, 18M.)
hat Herr firof. K 1 e i n, der thatige und kundige Exeget der
mittelrheinischen Alterthtlmer und Inschriften, die aus der
Zeit der Rtfmerherrschaft in dem Kurfflrstenthum gefiindrnen
und grossen theils im Museum zu Kassel aufbewahrten Deuki
mftier mit römischen Inscbriften zusammengestellt und mit
beigeftigten literarischen Nachweisungen erklart. Allen
Freunden epigraphischer Studien wird diese Arbeit eine will-
kommene Oabe sein, denn nur durch solche auf Autopsie
gegründete Special-Sammlungen wird der Inschriftenschati
der Rhein-, Main- und Neckargebiete vervollständigt werden.
Die erste Abtheilung der Klein'schen Sammlung enthäR
die Inschriften, welche auf kurfürstlich -hessischem Boden
selbst gefhuden worden sind, und zwar bei Grosskrotzenburg,
Hanau, Rfickingen und Bergen, wo eine Abtheilung der
XXII. Legion, die ihr Standquartier lange Zeit in Mains
hatte, gestanden hat. Die näheren Nachweisungen hierü^
giebt des Herrn Verf. Schrift : üeber die Legionen, welche
in Obergermanien standen. Mainz 1853.
Im zweiten Abschnitte, stellt der Verf. die Inschrinen zu-
zammen, welche ausserhalb der Grenzen Jes Kurfürstenthums
Hessen gefunden wurden, aber im Museum zu Kassel auf-
bewahrt werden« Von diesen hatte sechs bei Zahlbach in
der Nabe von Maimi gefilindene schon der Pater P^ehs in
zeiiier Cksdricfate von Mainz bekannt genmcht, eben so eine
bei Weisenau unweit Mainz an d^ Heerstrksse aufjgegrabene
128 Laieimsche Imchriflen des Kurfürtienümm» Hessen.
1778 YerOffentlieht. Dms autgerdem noch swd in der Nike
von Mainx gefundenen Grabsteine rOmiscber Soldaten ait
Bildwerk und Schrift in Dresden im kOnigL Mnseini der
Gypsabgflsse aufbewahrt werden, giebt Hettner's Katalog dieser
Sammlnog unter Nro. 286 nnr kurs an, ohne nähere Be»
Schreibung des Bildwerks und ohne die Inschriften.
Bei der Zusamoienstellung der Kasselscben Insehriften
scheint der Verf. die Beschreibung des Museoms in Kassel
¥on Friedrich Stoltx (Kassel, 1838) nicht gekannt n
haben, da er mehrere Steinschriften, welche er num ereten-
male verttiTentlicht zu haben glaubt, in der Stolts'schen Be-
schreibang schon abgedruckt — theilweise freilich nicht gans
richtig — bitte fnden kttnnen. So finden sich die Grabsteine
Nro. 87 u. 88 bei Klein abgedruckt, bei StoKn unter Nro. TS
u. 78, eben so Nro. 74, welche der Ver£ als sum «entenmale
von ihm citirte* beneichnet. Wie ich aus eigener, wenn
auch nur flflchtiger Anschauung der Rasseischen Denkmäler
vermuthen darf, hat Herr Prof. Klein die Inschriften nicht
alle selbst copiert, so dass nu deren Berichtigung eine noch-
malige sorgttltige Eerision nöthig sein mOcfate. Anch fehlt
in seiner Zusammenstellung die genaue Angabe der Grdsse.
Die Anführung der dort befindlichen griechischen Inschriften
lag freilich ausser dem Plane des Verf., aber die rdmischen
Denkmäler mit Bildwerk ohne Schrift, wie der durch P. Fuchs
bekannt gemachte merkwärdige Altar mit den calendarischea
Göttern jEur Bezeichnung der Wochentage (Nro. M des Stoits*»-
*) Als Verf. im Sept. des Jahres 1859 in Kassel war, um das
Museum zu besiolitigen, war dasselbe auf karfSrstUohen BefeU
dem Publikum nicht zugSngllohi und nur durch die besondere
Gefüllgkeit eines hochgestellten Beamten erUeli er aof kane
Zeit EinlasSy so dass es Ihm nicht mSgUoh war, Abiehilflsa
TOB den Steinen zu nehmen. Ein Münadlebitahl hatte jenes
Verbot yeranlassti das nun wieder anfj^^ehoben Ist
ZtuammengesieUi und erklärt tan Prof. K. Klein in Main». 129
ficben Catalogs, S. 77) and einige andere bfttien doch können
mit aufgefftbrt werden.
Auf der obern oder äussern Seite des Deckels eines kleinen
Steinsarges stehen die noch leserlichen Buchstaben SNORCF,
aus welchen die Verf. den Namen «Snor, des Cajus Sohn^
herausgefunden hat. Ich glaube darin einen equeS NORicae
(oder Noricorum) Cohortis I. zu finden. Die nur zum Theil
verfallene Schrift auf der Innern Seite desselben Deckels
bezieht sich wohl nicht unmittelbar auf den Verstorbenen,
sondern enthielt die Angabe, unter welchem Kaiser der Stein-
sarg gemacht ist, denn nur auf jenen können sich die Worte
TRibuniciae Potestatis V. COS. (consul) II (iterum) Pater
(patriae) beziehen. Der erste Buchstabe D, der vor TR.
ateht, ist unsicher, daher ich mich einer Erklärung enthalte.
Da nach des Verf. richtiger Bemerkung die angegebene
Jahresbezeichnung nur bei den Kaisern Commodus, Septimius
Severus, Gordianus und Aurelianus vorkommt, nehmlich in
den Jahren 165, 197, 242 und 275, so muss dass Denkmal
aus einem dieser Jahre herrtthren. Das Fragment Nro. 91 bei
Stoltz ist vom Verf. nicht angeftihrt; es heisst:
. . . . NIA MIL (es)
LEG. XXI. RAP.
Es ist das Denkmal eines Soldaten der 22sten Legion, die
bekanntlich den Beinamen Rapax führte.
Zu den christlichen Grabinschriften Nro. 27 und 29 der
Klein'schen Zusammstellung rechne ich auch Nro. 23, bei Stoltz
Nro. 71, eine marmorne Votivtafel, welche in dem steinernen
Sargdeckel oben eingelegt war, wie dergleichen auf der
Steinsärgen von Trier häufig vorkommen. Die Inschrift
heisst :
ET MEMORIAE AET(ernae)
D. SEVERINAE. MAT. DVLC. M.
PIENT. B. M. SEVERI
NA (eine Ascia) F. F. (filia posuit.)
9
130 Lateinische budiriflen des Kurfürsknümns Hessen.
Das ET vor memoriae verbinde man mit den ra Anfange
und zu Ende der zweiten (nicht der dritten, wie der VerL
angiebt) Zeile stehenden D. — M. Diis Hanibns. Dass diese
heidnische Formel auch auf christlichen Grabdenkmtlem Mch
vorkommt, beweisen nnbezweifelt christliche Denkmäler. S.
Steiner's Sammlunjj^ und Erklärung altchristlicher Inschriften
im Rheingebiete (Seligenstadt, 1853) S. 38 Nro. 86. Herr Prof.
Becker in Frankfurt mttge also in seiner demnftchst so er-
wartenden Zusammenstellung der ältesten Spuren des Ckri-
stenthums am Mittelrhein auf dieses im Kassel'schen Mweam
befindliche christliche Denkmal aus der letzten römiscben
Periode, wo Heidnisches und Christliches noch neben einander
bestand, berflcksichtigen« Die memoria aeterna und mater
dulcissima, pientissima^ bene mereiis fehlen auf äbnlicbca
christlichen Grabsteinen nicht«
Dass das Fragment Nro. 17 bei Klein, Nro. 90 bei StoMz,
ACABKV
ESPASI
ANMPPT
RPCOS
sich auf den Kaiser Vespasianns bezieht, ist wohl nicht zu
bezweifeln, denn offenbar enthalt.en die Buchstaben (K der
ersten Zeile soll wohl S sein) die Namen: Caesar Vespasia-
nns (Imp.) Pater Patriae, Tßib. Potestaiis, Coosul. Ob das
A zu. Anfange der ersten Zeile der letzte Budistahe eines
Wortes oder die Präposition ist, lAsst sich nicht entschei«
den. Nur eine sorgfähige Untersuchung der verstümmelten
Schrift kann zur richtigen Lösung fahren» In der yweken
Zeile hat Herr Prof, Klein die gewiss unrichtige Lesart
ESRASI statt ESPASI. Fuchs im 1. Bde. die Oescfa. von
Mainz S. 228. n. XIIL Usst das erste A ganz weg. Auch
sagt er, dass er die Schrift selbst abgeschrieben habe, aber
gewiss nicht ganz richtige denn dass sie, wie der neueste
Herausgeber bemerkt ,aiif dem Stein deutUcli zn lesen* sei,
ZusamrnengestelU und erklärt van Prof. K. Klein m Main». 131
mochte ich bezweifeln, und Fuchs nennt die Buchstaben «sehr
unArmliche^ Da Herr Prof. Klein leicht Gelegenheit hat, sich
an Ort und Stelle durch Autopsie von der Richtigkeit oder
Unrichtigkeit dieser Bemerkungen zu überzeugen und das
Richtige zu finden, so glaube ich ihn im Interesse der Epi-
graphie und Geschichte darum freundlichst ersuchen und den
Vorschlag machen zu dürfen, die berichtigten kurfürstlich-
hessischen mit denen im Orossherzogthum Hessen-Darmstadt,
so wie mit denen in der Landgrafschaft Hessen-Homburg
vereinigt herauszugeben, wie die im Herzogthum Nassau
befindlichen und gefundenen Denkmäler mit Inschriften das
Glück einer wissenschaftlichen Bearbeitung und Herausgabe
durch den Herrn Verf. erfahren haben. Schliesslich muss
ich meinen Herrn CoUegen in Mainz noch ersuchen, bei der vor-
geschlagenen Revision der Inschriften-Steine im Museum zu
Kassel ja nicht die Lampen und Legionsziegel mit Stempeln
fibersehen zu wollen. Sie sind leider in verschiedenen Glas-
schränken zwischen alten und neuen Kunstsachen und Guriosi-
täten zu suchen, doch werden die meisten in den Schranken
des vierten Zimmers aufbewahrt^ besonders in den mit D. E.
F. G. bezeichneten, die sehr viele bis dahin noch nicht bekannte
und nicht beschriebene Anticaglien von Bronze und Terra
cotta enthalten, welche einer wissenschaftlichen Untersuchung
werth sind. Von den grösseren Antiken, Statuen und Basreliefs
sind nur einige von Gksner, andere von dem Oberhofrath
und Director VOlkel. in Welcker's Zeitschrift f. Archäologie
H. 1. S. 151 ft, und die berühmte Bronzestatue der Victoria
von C. A. Büttiger beschrieben. Ein umfassendes Verzeich-
ntss der Antiken des auch an Gemmen reichen Kasseischen
Museums fehlt noch, würde aber jedem Besucher desselben
willkommen sein.
Wesel, im März 1861.
Prof. Dr« iFiddler.
IT. Hiscellei.
1) üeber die Fände bei Beckum, Regiernngs-Bezirk
Münster, im Monat April 1860. Im Monat April Torigen Jakret
fanden sich beim Drainiren eines QrundstUoksi etwa 15 Minuten süd-
westlich Ton Beckum, 1 Vi bis 1 Vt Fuss tief, Ueberresta von mensoUieken
Skeletten und yon Pferdegerippen, ausserdem Waffen und andere
Alterthümer. Die Sacken wurden Ton mir erworben und beschrieben«
Sie bestehen aus folgenden Stücken:
1) Zwei Schwertklingen, ohne Grat und ohne Parirstange, einschnei-
dig, — die eine, mit dem Dorn von 4 Zoll, 19 Zoll Rheinl. lang'
BunSchst am Dom IV4 Zoll breit, — die andere, mit dem Dom von
3 Zoll 10 Linien, 16% Zoll lang, am Dom 1% ZoU breit. ^ 2) Zwei
eiserne Spitzen von Wurf- oder Stosswaffen. Der untere Theil ist
rund und hat eine Höhlung für den Schaft; der obere Theil fast
platt, ähnlich dem länglichen Blatte einer Weide, und läuft nach
beiden Seiten in eine Schneide, am Ende in eine Spitze aus. — Ein
Stück ist 14Vji Zoll lang, unten, wo die Höhlung, IVs Zoll, oben, wo
es sich am weitesten ausdehnt, l'/4 Zoll breit; — das andere IS'/s Zoll
lang, Ton derselben Breite wie jenes. Nach dem Dictionnaire des
Antiquit^s romaines par Anton Rieh, traduit de TAnglals sous Is
direction de Ch^ruel, Paris 1859, wurde das romisohe Pilnm als
Wurfspeer und, wenn die Umstände es geboten, als Pike gebraucht;
obgleich kürzer wie die Lanze, hatte es doch eine stärkere und längere
Eisenspitze. Der Schaft steckte in dieser; das Holz, soweit es nicht
die Höhlang füllte, war Yon derselben Länge, wie die Eisenspitze. —
8) Zwei Ueberreste yon Messern oder Dolchen, 6 und 4% Zoll lang.
— 4) Ein länglich plattes Stück Eisen, ungefähr 4 Linien breit, 4 Zoll
lang, in der Mitte mit einer kleinen Torspringenden Schneide. Das
MüoetteH. 133
Stück ist den Instrnmenton Khnlioh, welche jetzt noch sum Aderlässen
der Pferde gebraucht werden. — 5) Zwei Stücke Yon Bronze, an-
scheinend das Heft oder die Scheide einer dabei gefundenen Lanzette
Ton BroDze. Diese hat in der MittOi jedoch üur an einer Seite, einen
Grat und ist 2 Zoll 5 Linien lang. — 6) Vierzehn Stücke Yon Bronze,
augenscheinlich Theile Yon Schnallen und Brechen. Bei der chemi-
echen Untersuchung hat sich herausgestellt, dass die Bronze aus einer
.Mischung Ton Kupfer und Zinn besteht, also antik ist — 7) Eine
Pferdetrense yon Bronze mit einem Gelenk in der Mitte. Jede Hälfte
endet m!t einem Ring, woran eine Kette befestigt war, dann folgt
eine Art Kugel von etwa 8 Linien im Durohmesser, durchbohrt; die
dadurch entstandene runde Oeffnung ist an beiden Seiten durch PlStt-
chen in zwei gleich grosse Theile getheilt, an der Kugel sitzt die
durch das Maul des Thieres gehende Stange. Jede Hälfte ist, den
Ring einbegriffen, 4Vi Zoll, die ganze Trense also SV« Zoll, das
eigentliche Gebiss nur etwa ö'/i Zoll lang. — 8) Eine Trense Ton
Eisen, ähnlich der ToHgen, hat aber nach aussen an beiden Seiten,
wo die bronzene eine Kugel, einen Ring, durch welchen eine etwas
gekrümmte Stange Yon 5 Zoll Länge geht. — Die Römer gebrauch-
ten Trensen der hier beschriebenen Art. Gochet, S^pultures gauloises,
romaines etc. Ronen 1857, pag. 233. — 9) Zwei Rosetten zum Pferde-
geschirr Yon Bronze mit Verzierungen, jede im Durchmesser 1 Zoll
7 Linien haltend. — 10) Zwei desgleichen Ton Eisen, in der Mitte
mit Bronzekn5pfen, haltend Im Durchmesser 2 Zoll 4 Linien. — 11)
Mehrere Theile Ton Trensen, dann grössere und kleinere eiserne Ringe,
Stücke Yon Ketten etc. — 12) Eine kleine Zange oder Plnoette Yon
Bronze, mit dem daran befestigten Ringe 4 Zoll lang, noch elastisch.
Sie wird nach unten hin, wo die beiden Arme aneinander gedrückt
werden können, etwas breiter und hält hier reichlich 4 Linien. Jeder
Arm hat an der Aussenseite die eingegrabenen hier genau nachgebil-
deten Zeichen
XIX
Unter den Legionen des Varianischen Heeres, welche im Teuto-
burger Walde ihren Untergang fanden, war, wie wir bestimmt wissen,
die neunzehnte. Dem römischen Heere unter Germanicus gelaug Im
Herbst 15 auf dem Zuge dem linken Ufer der Ems entlang bis etwa
Rietberg die Wiedereroberung des Adlers der 19. Legion (Tacit. Ann.
I. 60). Die römischen Soldaten hatten auf den Ziegeln, welche sie
134 MisceUm.
Terfartfgten odar Tarfertlgen Ueaami, die Nummer ihrer Legion. Sollte
die Nummer nicht eaeh auf andere Saehen, die lie mit sieh fShiten,
gesetst sein? Es Ist sehr wohl mdglioh, dass das Instrument Ton der
19. Legion herrShrt
Noch sind gefanden: 18) £^n grosser Zalin Yon einem HShlenibiren,
an einem Ende durchbohrt. 14) Gegen 80 Stflok sog. oeltieehe Korallen
aus Qlasflnssy Kieself gemischt mit Feldspath, terra eotta etc. sum
Theil mit allerhand Versierangen, Ton 2 bis 5 Linien im Durelunesser,
rund, Unglioh rund etc., blau, hellblau^ gelb, roth, braun gefirbt,
ganz ähnlich den bei Nordendorf in Bayern gefundenen. (Die uralten
Grabstätten bei Nordendorf, Ton Dr. Ton Kaiser, und Fortsetsong,
Augsburg 1844 und 1847.)
Die Skelette und Pferdegerippe zerfielen bei der geringsten Beiffli-
rung. Es konnten nur Stücke yon Mcnschenschftdeln und Ton Pferde-
knoohcn aufgenommen werden.
Die eisernen Spitzen Ton Stosswaffen (Nr.* 2 oben) sind ganz so
beschaffen, wie die in dem Werke ,yDenkm&ler Ton Castra retera eto.,
in Hottben*s Antlquarlum In Xanten*', Tafel 47, abgebildeten, die
Korallen (Nr. 14) wie der Schmuck auf Tafel 22 Nr. 2.
Die erste Nummer des Gorrespondenzblattes des Gesammtreretus
der deutschen Gesohichts- und Alterthums - Vereine für dieses Jahr
enthiüt eine Beschreibung, welche Ton der meinigen fast in aUen
Punkten abweicht loh finde mich desshalb yeranlasst, hierdurch zu
erklären, dass meine Beschreibung mit Sorgfalt aufgenommen ist und
ich daran nach nochmaliger Untersuchung nichts zu ändern finde. Zu
bemerken habe ich jedoch Nachstehendes.
a. Zu 6 oben. Der Verfasser der neuen Beschreibung nennt das
Instrument ein Taschenmesser. Mehrere Aerzte, die es besichtigt,
erkannten darin eine Lanzette. Das Instrument hat oben in der Mitte
einen Grat, unten eine geringe Aush^Uung und gleicht dem oberen
Theile eines Babensohnabels, iveshalb es wohl als dasjenige chirur-
gische Werkzeug angesehen werden kann, das ^e Romer eorros
nannten. (Celsus VII, 9.)
b. Zu 12 oben. Dieses Instrument, eine Tolsella, ist mit Lack oder
Firniss dünn fibenogen. (Plinius Eist, nai 34 §§. 9 u. 81.) Ee eat-
hält nur drei in das MetaU eingegrabene Zeichen, nehmlieh KIX
nicht Tier, wie nach der Zeichnung neben dem neneceii Beciehi
Aus einer Lücke im Ueberzug» die ungefähr einem Stiieh ähnlsh
MUceUen. 185
eiehf, hat der Beriohtserstatter das yierte Zeichen I gemacht. So
bringt er die räthselhafte Zahl IXIX heraus.
Das oben angezogene Werk Ton A. Rieh hat Seite 711 bei dem
Art. „Yolsella" die Abbildung eines ganz ähnlichen bei Rom ansge-
grabenen Instruments. Auch in Frankreich und Deutschland sind
derartige Instrumente in Urnen gefunden.
Ob die Zahl XIX als ein Legionszeichen angesehen werden kann,
mag Yorrest dahin gestellt bleiben. Beachtenswerth ist es aber gewiss,
dass das Instrument In derselben Qegend angetroffen worden, in der
die lUJmer 6 Jahre nach der Schlacht im Teutoburger Walde den
Adler der .neunzehnten Legion wieder eroberten. Unberücksichtigt
darf auch nicht bleiben, dass drei chirurgische Instrumente nahe zu-
sammen gefunden sind, (Nr. 4, 5, 12 oben), also die Vermuthung nahe
liegt, dass an der Stelle ein Arzt gefallen. Die Aerzte der Römer
waren fast ausschliesslich Sklayen; es lässt sich wohl als möglich
denken) dass ihnen Instrumente geliefert wurden, die mit den Zeichen
der betreffenden Legion yersehen waren.
o. Die Stücke von Brechen (Nr. 6 oben) haben ebenfalls einen
dünnen Ueberzug von Lack oder dergl. und entweder gar keine, oder
doch nur ganz dnfache Verzierungen aas Linien und kleinen Doppel-
kreisen bestehend.
d. Beim Zuwerfen der Gräben für die Drainröhren fanden sich noch
folgende früher nicht beeohriebene Sachen:
aa. Eine gut erhaltene und sehr gut gearbeitete Lanzen- oder Pilum.
spitze. Die eigentliche Spitze, auf beiden Seiten mit einem Grat
Tersehen, ist 1 Fuss, die Tülle V« ^*0 l^^g.
bb. Zwei eiserne OTale Schnallen, jede V/t Zoll lang, 10 Linien
breit, mit bronzenem Dom.
cc. Ein kreisrunder massiver Ring yon Bronze, im Durohmesser
1 Zoll 6 Linien haltend. Die Wand des Ringes, 8 Linien breit, ist
nicht rund, sondern Tiereckig.
0. Auch in den Feldern an den Seiten des drainirten Grundstücks
finden sich viele nur theilweise erhaltene Menschenknochen.
Der Verfasser der neueren Beschreibung nimmt an, dass die Saohen
Ton einer Sohlacht zwischen den Franken und Sachsen im Jahre 784
herrühren. Wörtlich spricht er sich dahin aus:
„Es wird in £ginhard*s Annalen einer den Sachsen im Dreingau
unfern der Lippe gelieferten Schlacht, worin dieselben geschlagen,
136 MUeMm.
umständlich erw&hnt. Der in Bede stehende Fandort liegt bekmnnttteh
im Dreingau and in der Nahe der Lippe. Daa Schlaohtfeld ist daher
wohl das Terrain, worin diese Gegenstände gefanden word«i>
Dagegen zon&ohst die Bemerkung» dass der Fundort Tom naohsten
Punkte an der Lippe, wohin aber nooh heatigen Tages kein Weg
führt, über 1 Meile entfernt ist — Der Fandort liegt also nicht in
der Nähe der Lippe, ist überdem Ton diesem Flosse darch ein höehst
schwieriges Terrain getrennt
Ueber das Treffen im Jahre 784 finde ich folgende Naehziohten:
Annales Eginhardi ad A. 784.
^CaroluB rero filias ejus, cum ei iter agenti in pago Draigai,
juxta Lippiam fluTiam, ooeurrisset exeroitus commisso oam
eis eqaestri prelio, felici et prospero dimioavit eTenitu. Nam
magno eorom numero interfeoto exterris in diyersa fbgatis Tiotor
ad patrem Wormatiam reversus est.'
Annales Bertiani ad A. 784, aaeh Ann. Laorlss. a. 784 (Perti 1, 107)
ffWestfalia Tero yolaerunt se c<Rigregare ad Idpplam, quo aadito
Carolas filias Domini Regis Caroli obyiam eis aocessit ona cum
soara, qoae cum cum demissa erat in pago, qoi dloitor Dragini,
et inierant bellum. Et auxiliante Deo Carolas minor Tictor
extitit ona cum Francis, maltis Saxonibus interfectis etc.*
Es war ein Reitertreffen, worin diesen Nachrichten safolge Carl der
Jüngere siegte. Die hügelige, noch jetst mit vielen Waldungen bedeckte,
unwegsame, fast unsngängUohe Qegend Ton Beckum würde für eb
Treffen, woran fränkischer Seits hauptsächlich oder ausechliessHeh
KaTallerie Thefl nahm, sehr Übel gewählt gewesen sein. Aeltere Schrill-
steiler, darunter Kleinsorgen, yerlegen das Sohlachtfeld nach Cappel
bei Lippstodt Die Westphalia von Dr. Tross, Jahrgang 1825, 4*. S. 119
enthält darüber Nachstehendes:
„Schliesslich mSchte ich auf eine Stelle in WitÜi historia WestphalU
auftnerksam machen. Nachdem er nehmÜch yon den Schlachten Karls
des Grossen gegen die Sachsen geredet, macht er die Bemerkung: es
seien sonst noch manche Schlachten Torgefallen an der Lippe und
Weser, insbesondere da, wo jetzt Lippstadt liege. Bei Cappelen seien
die Todten begraben, und schliesst mit den Worten: «nln ci^jiu rsi
argumentum nostris temporibus, dum pro reformatione monasterii
(Liesbom.) terra fodiebatur, inter mortuorum ossa etiam arma et
lorioas, terra pene oonsumptas, e soll visceribus extractus Tidimus,
tt«
137
Dieses berichtet Witte ftls Augenzeugei der zu Lippstadt geboren,
1520 als M5noh za Liesborn starb."
Diese Nachrichten berechügen eben nicht zur Annahme des Kampf,
platzes Yom Jahre 784 in den Feldern bei Beckum. Darüber, In
welcher Zeit die Schlacht geschlagen worden, Ton der die in diesen
Feldern ruhenden Leichen etc. herrühren, werden nur die aufgefun-
denen Sachen Aufschluss geben können. Es scheint nicht rocht glaub-
lich, dass die leichten gut gearbeiteten Lanzen- oder Pilamspitzen,
die zierlichen Rosetten (yom Verfasser des neuen Berichts gar nicht
richtig gezeichnet), die chirurgischen Instrumente und andere Stücke
dem neunten Jahrhundert angehören sollten. —
Zu bemerken ist noch, dass bei den Pferdegerippen wohl Trensen,
Rosetten, Schnallen und dergl. aber weder Hufeisen noch Steigbügel
angetroffen sind.
Hamm, April 1861.
Essellen.
2} Bonn. Im 26. Hefte p. 191 dieser Jahrbücher wurden die Beste
römischen Anbaues am Yorgebirge zu Kessenioh Tormeldet. Es seheint,
dass sich parallel der römischen Fundlinie am Rhein eine zweite am
Vorgebirge hinzieht, denn unterhalb Eessenich haben sich nach
Endenich zu, besonders bei den Bauten der Herrn Michels und Dr.
Herz, oberhalb bei Friesdorf Spuren römischer Niederlassungen ge-
fanden. Die Ueberreste bei Friesdorf, freilich an und für sich nur
zusammenh^ingslose Trümmerstücke, lassen kostbarere Bauten Toraus-
setzen, als unsere bisherigen hiesigen Funde sie constatiren. Eine
Menge bunter Marmortäfelchen, bestimmt zur Zusammensetzung geo-
metrischer Figuren an Fussböden, Reste von oannelirten Säulenschäften
u. s. w. wurden von uns gesehen und zum Theil erworben. Die Fund-
stelle befindet sich oberhalb Friesdorf am Bergabhange der Schlucht,
welche die Woltersche Bierbrauerei umschliesst.
£. atts*m Weerth.
3) Aachen. Bei der im Frühjahre 1861 geschehenen Fundamen-
tirung einer neuen Badehalle in der Edelstrasse, stiess man auf die
mächtigen Substruotionen eines römischen Gebäudes und fand zugleich
eine Menge Trümmer yon Ziegeln, Urnen, Fläsohchen u. s. w. Ein-
138 Mi$cellen.
seine AntioagUen dieses Fundes befinden doh auf dem Hathliaiue la
Aachen. Ueber die bei Burtscheid entdeckte rOmisöhe Wasserleitong,
wie über die abermalige Nachgrabung Im Münster an Aachen nach
dem Grabe Carls d. Gr. berichten unsere Jahrbücher ausführlich im
nlohsten alsbald folgenden Hefte.
E. aus'm W«erth.
4) Bonn. BSmisohe Alterthümer, gefunden im Februar
1862 zwischen Rederund Weingarten bei Münstereifel.
Bei Vertiefung einer Grube in der Kähe des RSmer-Kanals bei dem
Dorfe Weingarten und des dort vor einigen Jahren bei dem Baue einer
Strasse aufgefundenen röraischen Bades ^d folgende GegenstSnde
KU Tage gefordert worden: 1 Fibula, 2 kleine Lampen, 1 Salben-
fläsohchen, 3 kupferne und 6 eiserne NSgel, einige Marmortafelchen
und mehrere Fragmente Ton römischen Vasen aus terra sigillata mit
allerlei Verzierungen, als Hunde, Haasen, Mohnköpfe, Weinreben
mit Buttern und Trauben u. s. w.^ Dann mehrere romische Münsen,
als: Vespasianus, in Gold. IMF VESP AVG P M COS im
Kopf mit Lorbeer gekrönt. Rer. IMF, der Kaiser in einer Quadriga
eitzend, in der Rechten einen Stab haltend.
Nemausus, eine zwar sehr häufig Torkommende Münze, die aber,
ihrer seltenen Schönheit und des ungewöhnlichen Fundortes wegen
Tcrdtent hier genannt zu werden.
Trajanus, in Silber 8^ Grösse, mit der Büste der Maitsians,
der Schwester Trajans, auf der Rückseite; eine höchst seltene Münze,
die aber leider idoht sehr gut erhalten ist.
Vibius Voluslanus in Silber: IMF CAES VIB VOLVSIANVS
AVG. Kopf des Kaisers mit einer Strahlenkrone. Rot. VIRTVS AVG.
Mars in Rüstung mit Schild und Lanze.
Constantius Gallus, in Erz 3« Grösse D N CO NST AKTIVS
NOB CAES. Büste des Constantius mit naktem Kopf. Rot. FEL
TEMP REPARATIO, unten : ALEX., ein Soldat, welcher im Begriffe
ist, einen neben ihm stehenden Reiter mit einer Lanze zu erstechen.
Maximianus Hercules. IMF MAXIMIANVS P F AVG. Büste
des Kaisers mit Lorbeer gekrönt Rot. GEKIO POPVLI ROMAKI, cib
nackter Genius mit einem Modius auf dem Kopfe, in der Rechten ein
KrSnzchen und in de^ Linken ein Füllhorn haltend, im Felde ein
B und Stern, unten TR. Erz 2«r Grösse. Ferner 1 Constantius
MkeeUm. 139
3 TOB ConMiß^nn, 6 toh OonatAQtla«]!., 4 vpn Yalen^i Hpd
«](id]iclx ein sdhr gat «rhultener Y ftlentininiias junior Lp
KUimetz.
B onn.
Dr. K r 0 8oh.
5) Das Auffinden des Judenbades zu K51n. Als ein wiöh.
tiger Beitrag zur jüdischen Geschichte KSlns kann wohl die Auffindung
des Judenbades angesehen werden, das bei dem Abbruche des nun
zum Rathhause gehörigen sogenannten Plasm aussehen Hauses zum
Torschein kam. Wfihrend in den meisten rheinischen Städten^ wo
rieh eine Synagoge befand, wie Worms, Speyer, Andernach ^) eto.» das
Jndenbad nachgewiesen werden kann, war dasselbe fn K^ den
Forschem unbekannt geblieben; wohl aus der Ursache, weil' nach
der Vertreibung der Juden ans R81n ihre HXuser in- und ausserhalb
ihres Ghetto*s Tom kölnischen Bargermeister Franko ▼. Hom und
Erzbischof Wilhelm confisoirt und getheilt, an Prirate Tcrkauft und
die Sohlstätte des Jadenbades zur Erweiterung des Raihhauses ttW-
baut wurde. Allem Anscheine nach befand sieh auch das SehSohi-
oder Schlachthaus der Jaden an dieser Stelle, worauf wohl die Ein-
richtungen des alten GebSudes deutlich hinweisen. F3r den od« der
Topographie unserer Stadt unbekannten Leser möge folgende Bemer-
kung dienen: Das alte Raihhaus lag rom jetzigen Sathhausplatze
stadtwärts, da, wo jetzt die Gebäude stehen, wo die Binkommensteäer
bezahlt wird. Nahe dabei, nach der Marspforte zu, stand die
Synagoge oder Schule der Juden, und an der Ecke der Judengasse,
gegenüber dem Plasman^schen Hause, befand sich das Oapitelhaus
(capitulum judaeorum), wo der Judenbischof mit den zwölf Aeltesten
sich Yersammelte. Im Erdgeschosse dieses Gebäudes waren Gefäng*
nisse mit Ketten und Fusseisen, welche an marmornen Filaren befestigt
waren. (S. Alfter's Manuscripte in der Jesuiten-BIbliothek.) Genannte
Gebäude^ so wie der Raum bis zur alten Eheinstadtmaaer, woTon
1) Das Judenbad In Andernach ist bekannilloh im WInokelmanns-
Programm unseres Vereins Tom Jahre 1853 Ton unserem Pri-
sidenten besprochen und als einer anderen Bestimmung ange-
hörig nachgewiesen worden. Die Bedaotioa.
140 MüeOlen.
t>6{m jetzigen Abl)nie]ie Beste atifgefanden, gehörten naoli der alteii
Länrenzpfarre. Die unbebaute GrandflSobe bis zur alten tätadtmauer
wurde ^abrsobeliillch geben !n sebr frtlber Zeit aU ^Hofstitten*^ Tom
Stadtrogte in seinem Hofe (Laurenzplatz Nro. 1) an Juden toifarafL
(S. Glasen jpEdles ESln*'.) Das Plasman'sobe Haus wurde um die
Mitte des 14. Jabrbunderts Ton einem Juden, Isaak t. Abrweiler
bewobnt, der sebr relob war und dem die ^tadt den Zoll am Ba3ren
fBr 1000 Imperialen TetpfSudet batte. Ausserdem Terlieb die Stadt
diesem Juden für geleistete Dienste am „Stadtbause^ mebrere Serrituten
bei seinen baulioben EInriobtnngen. Hiebst wabrsobeinlleb ist auob
noob das jetzige RatbbauS) dem man so gern ein bobes Alter beilegen
will, «uf Soblstätten jüdisober Qebäude erriobtet worden, da sebon
gleicb naob dem ersten Kreuzzuge (1096) auob die erste Judenrer-
folgung ibren Anfang nabnu Kaobwelslicb wurde auob erst die Grund-
flSobOi worauf die Gebäude des Batbbauses siob naeb dem Altenmarkte
an, 4ber die alte Stadtmauer UnauSi befinden, Ton der Patrlcier-Famflie
BirkUn erworben* Femer datirt sich ja aueb die Reibe der kolnisoben
Bürgermeister erst mit Erriobtung des Verbund, nnd Transfiz-Briefss
(1395), da vor dieser Zeit jede Pfarre Ihr eigenes Gebürbaus batte,
und diese, der kolnisoben Cbronik gemSss, naob genanntem Jabre
erst aufg^l5s*t wurden. Wenn aueb einige Zelt Tor 1395 der Ausdruek
«Burgermelster'' vorkommt, so darf darunter nur Sprengels-Bfirgermeister
verstanden werden. Soblieesliob geborten diese naob der'Rbeinselte
des Ratbbausplatzes gelegenen Gebäude der Juden naob der alten
Laurenzpfarre und wurden naob der letzten Vertreibung derselben im
Jabre 1424 der ebemaligen Brigittenpfarre zugezftblt
K51n. Zeit Nr. 216. 1861.
6) C ö 1 n. Zum Vorbandensein von unterirdisoben GaniUen in G5ln
aus der B^merzeit, bemerkt die Cölner Zeitung vom 10. Aprü dieses
Jabres, dass- ein solober Canal unter der grossen Budengasse liege,
der vermöge seiner Dimensionen zum Lagern von Bier gute Dienste
leiste. Ein äbnllober Canal befindet siob unter dem Hause &es Herrn
H. J. Giersberg (Hoobstrasse 43). Die Soble dieses Canals, dessen
Wände aus Gussmauerwerk, die EinwSlbung aber aus Tuffstdnen
bestebt, liegt 25 Fuss unter dem Pflaster der Hoobstrasse. Wäbrend
dieser Canal naob dem Rbeine bin gebaut ist, In welober Biebtnng
seine Spur bis zum Kronengässoben verfolgt wurde, stand er einerseits
MUceUen. 141
nach den Y!erwinden und andererseits nacli der Stemengaase hin mit
NebenoaniUen in Verbindung, die so gross sind, dass sich ein Kind
darin bewegen kann. In dem ungefähr 4 Fuss breiten Haaptcanal
kann der grdsste Mann aufrecht stehen. Da der hier in Rede stehende
Canal nur beiläufig 100 Ruthen Ton jenem der grossen Budengasse
entfernt ist, so ist anzunehmen, dass das Köln der Römerzelt mit
einem Tollständlgen, yieWerzwe igten Canal-System ausgestattet war.
7) Im Brohlthale wurde Tor einiger Zeit abermals ein antiqua-
rischer Fund gemacht, der in sofern bemerkenswerth erscheint, als die
unterhalb Brohl zu Tage geförderten MGnzen, auf denen man jedoch
nur die Umrisse der Köpfe noch erkennen kann, unter einem ziemlich
mächtigen, Ton festem Trassgebirge überdeckten Lager Ton Kugel-
basalten, das zu Strassenbauzwecken abgeräumt wurde, ihre Fund-
stelle hatten.
8) Köln, 17. April. Dieser Tage wurde etwa sieben Minuten Tor
dem Gereonsthore, an dem sogenannten Nussbaumerwege, auf dem
Grundstücke des Herrn Advokaten Fay eine wohl erhaltene römische
Wasserleitung von Gussmauer gefunden; der Kanal liegt etwa 2 Fuss
unter der Erde, ist ungefähr 10 Zoll breit und 9 Zoll hoch. Da das
Gefälle nach Westen gerichtet Ist, so hat der Kanal Tielleioht einer
römischen Villa aus der reich yersehenen Stadt Quellwasser zugeführt.
Ein Stück des Kanals wird dem Museum übergeben werden.
(K. Z.)
V. (üiriniiL des Vereinsu
Wie es der. Wechsel aller menschlichen Verhältnisse mit
sich bringt, so haben wir auch aus dem zurückgelegten
zwanzigsten Geschäftsjahre unseres Vereins neben erfreu-
lichen Erfolgen über schmerzliche Verluste zu berichten.
Zwei Ehrenmitglieder, der Staatsminister a. D. Dr. Milde in
Breslau, und der durch seinen Bürgersinn geadelte Stifter
des Cölner Museums, Commerzienrath i. H. Bichartz zu COln,
wie sieben ordentliche Mitglieder, nämlich der rastlose Dom-
baumeister Geheimer Regierungsrath Zwirner, dem das vor-
her nicht Geglaubte, den Dom in zwei Deeennien unter Dach
zu bringen, gelungen war, als die unerbittliche Parze seinen
Lebensfaden zu früh für das Riesenwerk germanischer Bau-
kunst durchschnitt, der Verleger der COlner Zeitung Joseph
Dumont und der Buchhändler Eisen zu Gtfln, Dr. Bergrath
zu Goch, der noch in Verlauf dieser Zeilen genannte Dom-
decan von Jaumann zu Rottenburg, der Ritter von Guyot
in Haag, der k. k. Pfleger Ignaz v. Kürsinger zu Salzburg
und der in Rom kürzlich verschiedene Prof. Dr. Clemens aus
Münster wurden uns durch den Tod entrissen.
Den engern Kreis des Vorstandes unmittelbar bat ein
harter Verlust durch den Tod unseres correspondirenden
Secretärs, des Herrn Staatsrath Profi Dr. Fn Lorentz, be-
troffen, der am 10. Mai 1861 das zeitliche Leben Verliese«
Der Verstorbene, der 25 Jahre in S. Petersburg zuletzt als
Chromk des Verems. 143
Dfrector der dcutscheB Hauptscbden zu S* Petri fllr deutsehe
BUdung als Pädagog und Historiker wirkte, und durch seiae
Lehrtimtigkcit wie durch die Herau8f;abe seiner Epoche machen«
den rossisdien Weltgeschichte nnbestimnibar viel beigetragen
bat ssur fertschrdtenden Büdüng Rmslands, liess sich imi
Jahre 18Sf bei uns in Ronn nieder , und gewann durch-
seine reine Humanität das Wohlwollen und die Achtung Aller
die ihn kannten. Als Historiker und Rheinländer — er war
180S in Kreuznach geboren — verband ihn ein doppeltes
Interesse mit mserem Vereine. Wir beklagen den Ver-
lust des theuren CoUegen in dem Maasse, als derselbe una
durch sein umfassendes Wissen und sein mildes edles Wesen
theuer ward ^).
Als neu eingetretene Mitglieder begrtlssen wir den bei
seinem Beginne dem Vereine schon einmal als Archivar und
Mitarbeiter angehörenden Prof. Heinrich von Sybel und die
Herren Rentner Albrecht Troost, Landgerichtsrath Dr. von
ProffJmich, Renlner Rapp» Architecten Seydemann, Bueh-
htndler Mathias Lempertn, Institutsvorsteher Morsbaeh, Rent-
ner Loren* Wolter, sänuntlich in Ronn, Prof. Dr. Firmenieh-
Richartn, Ranfmann Haanen, Rentner Gaul, Gasanstalts-
director Pepys, Dombildhauer Mohr und Carl Diseb in Cfiln^
Oberlehrer . Völker in Elberfeld , Rürgermeister Hecking in
Mayen, Pastor Frank in Aliens bei Mayen und Pastor Clasen
inl Rönigswinter. Unser Verein besteht somit im gegenwär-
tigen Geschäftsjahre aus 11 Ehrenmitgliedern, 237 ordent-
lichen und 12 ausserordentlichen Mitgliedern. In Ansehung
dieser Zahlen würde auch der Cassenbestand des Vereins
ein sehr günstiger sein, wenn nicht einzelne Mitglieder mit
ihren Beiträgen eine längere Reihe von Jahren zurück-
geblieben wären. Ein Verein, dessen Kraft auf der freien
1) Zur Erinnerung an den Verstorbenen erscluen für dessen Freunde
•o eben seine letzte im DonnerstagsTereiner zu Bonn gehaltene
Vorlesung: „Der falsche Demotrius*^. Berlin bei H. Müller 1862.
144 Chronik det Vereim.
Beidlwilligkeit aeiaer Mitg^eder beraht, aas Yoa imm
nrevdigkeit an der genehisanen Sache erwarten dirfettf itm
ne diejenigen Plicklen erfttUen^ wdeiie fMiriHff anfeiiegia
find. Wenn der Verein im voileMen Jakre die fteeUa den
WinckeloMunsprefranuaei »die Lanenferfer Pkakrne*, iai
rerfossenen Vereinqahre diejenigen Ar den Dmek ies werCii*
vollen Sehnddladien Weriiee über die KMieraCmBeen anfing
bringen ▼emMcIiCe, na der Aasgraboag ies Allenacr Badea
für das leUite Winckelmaansprogranun beümg nnd Ueraiit
die fk'endige Knnde aoespricht, itm er Man nichfllen Winckel*
nMnnsfeste dnrdi die Zusage seines gesohatnien MiCgUedes»
des Herrn DoBMapknlais ?an Wilmewsky in Trier iai Stands
sein wird, den grossen Mosaikfassboden von Nennig (vergL
die leiste Chronik in XXX. Hefte) heransnngeben^ so beneigt
er daant seiae fortschreitende Tbktigkeit, aber er steht aneh
hart an der Grenne des mit seinen finanaiellen Mitteln Br«
reiehbaren, md darf dies ausavsprechen nicht anteriassenp
Unsere Vereinsbibliothek hat ist verflossenen Jahre dmall
die gefklHgen Zusendungen der adt ans in SdariBenanatansch
stehenden gelehrten Anstalten und Vereine^ denen nenerdlnga-
die Sodety of antiquariea of Scotland in Edtaburgh aidi an*
sehloss, wie durch einaelne Geschenke nnd Brwerbnngen
wesentliche Bereicherungen erfahrea» die wir hieraut dadk«*
bar auffilhren.
AaBAlen des hlstor. Veseins f. Niederrhein. Heft 8. 9. ICK 09la 1860 a. 61.
Mlttheilongen de» hiat Yereins für Krsin 14. 15.
Dr. Becker, Infchriften yon BiagerbrÜok.
R. Keyser, norske KerkealÜBtorie ander Katholiolsmas. CkrittiaiiU
1856 ff. 4 Bde.
Munck, Ckronicft regum Manniae et insularum. GkrlsÜanis 1860.
Monard, de t! loglcae ratlonls. Gkristianla 1858.
Mittheilungen der k. k. Oentraloommiasion fOr BaudeakmUffr eis. Wien
Jahrgang Y. VI.
B. Gerhard, archSolog. Zeitung Lieferang 47 — 52.
Abhandlangen der hlator. Klasse der Academie sa Mflndliett Band 8»
Ahih. 8. tt. Band 9. Abth. 1.
Ckrmik 4m Yereim^ 145
T. Marijiif, Deokrifde »uf A. t. Humboldt Maaolvn 1-860.
T. Budhart, Erinnerung an ▼. Lori. München.
Mattet! 'Qebartctags*R0de, MOnohen.
Oberbaymah^a Arohiy. MOaohen Bd. XCC. 2» XX. 2. XXI. 2.
Jahreaberioht 2). 4es bi^tor. Vereins su Münoben*
Dirks, sur un jetoa. d« 2^ VI. Si^ole.
Dirks, Monnaies anciennes, . trouT^ea en ^riee. BrnzeUea.
Aasviger des Germ« Museums in Nürnberg Jahrg. 60 u. 61 u. Anfang -62«
Berliner WinekeliDaxins-Programm von 1860 und 1861.
Die KlosterUte^e Kliageatbal in Basei t. Burkhard und Riggenbaok.
Bassel 1860.
Steiner, Insoripi Rom. Dan. et RhenL Pars IV;
Dedfedehv atir ültoAten Gesch. des «levisohen Landes. Programm 1859.
BuUetin de rihstitut aroh6ologiqtte liiägeois, T. IV. Uyr. 2.
S. HaTeicampi de Alexandxi Mv numismat^. Lugd. B. 1722. 4^
Bericht 23 über den histor. Verein in Oberfranken. Bayreuth.
Jabresberieht füt Siebenbürgisehe Landeskunde. Hermaanstadt 1859.
Progifamm des Gymtiasiums in Hermannstadt 1859.
Jahrbücher der Sohleawigkholsi Getoilschaft für yateiel. Geschichte.
Kiel 1859. 60. 61.
Zdtschrifl des hlstor. Vereins für ISiedersachsen. HannoT. 1858 u. 60.
E. L. Grotefend, Entwiekelung der Stadt Hannover 1860.
Urkundenbuch des histor. Vereins für Niedersaohsea. Heft V. 1860.
Nachrichten über denselben Verein. Hannover 1860.
Monnaies de Macon^ par Charles R.
Notes sur les Monnaies auetrasieunes inedites p. C R.
Periodische' BUitteir des Geschichts. und AI terth. - Vereins su Cassel.
Dannstadt, Wiesbaden Nro. 13. 14.
2e!t8ehrift des Vereins für hess. Geschichte und Landeskunde. Cassel
Bd. VHL IX. 1. u. tSuppl. 5.
MittheÜangen desselben Vereins. Kro. 1-— 4.
Verhandlungen des bist Vereins der Oberpfals. Bd. 19. Regensburg.
Arohir des histor. Vereins von Ünterfranken u. Aschaffenburg. Würz-
bürg 1861 und 1862, 1. Heft.
Dr. Janssen, de ontdekte muurbesohilderlngen te Haarlem 1860.
Desselben Bei^oht über die habitations lacustres. Leyden 1861.
Battonn, Beschreibung der Stadt Frankfu^ '^•/H. herausgegeb. ▼. Euler.
Heft 1.
10
146 Ckrmnk dn ¥erem$.
MitCheilaxigeii des Yereins fOr QeMh. n. Altoiih. in tVankftiii Bd. 1
und Bd. 2, 1.
Steitz, die Melanohihon- und LaÜieriierberge zu Frankfurt »/tf.
D. HermanB, de Woonplatsen der Hers. Hersogenbnaeh 1860.
Or. Giefersi Zar Gesebleüte der Borg Iburg nad Stadt Diibnrg.
Dess. AnfSnge des Blgthnnui Paderborn. Paderb. 1860.
DesB. der Dom su Paderborn. Soest 1861.
Zeitschrift ffir Vaterl. Gesch. und AKerthnmsk. Westphalens. 3. Folge
Bd. 1. a. Ton der ersten Ausgabe Bd. 1. % 9. 10.
Annali delV institato areheologieo di Roma. YoL 82. 1860.
Balletino per Tanno 1860. Roma.
Monamenti tnediti, pabl. daH* instftiilD.
Zeitschrift d. Vereins f. ThVrlnglsehe Gesch. n. Alterth. Bd. 4» Jena 1861.
De Trije Fries, Deel 8. n. 4. Lenwarden 186a 1860. 1861.
ürhondenbuch der Abtei Bberbaoh Ton Dr. Rössel. Bd. 1« Heft 1. 2.
Wiesbaden.
Sitzangsber. der k. Bayr* Aead. der Wissenschaften 1861. 11. Heft* I.n
Sitzongsber. der k. B8hm. Ges. der Wissenschaften. Jahrgang 1860.
Nene Mittheilangen histor-antlq. Forschungen des ThSxIng.'.Sieltt-
Yereins. Halle 1860.
Neues Laositzer Magazin. GSriite. Bd. 88. Heft 1. 2. Bd. 29, 4 n. 38. 4-
BuUetin de la soc d*Areh^ologie et d*histolM de to Moeelle 1860.
Memolres de la mtoe soe. Mets 1860.
MittheOongen des lüstor. Yerdns fOr Steiermatk. Heft 10. 1861.
Archiv für Gesch. a. Alterth. In Obeifrankmi. Bayreuth Bd. 8. Heft 2-
Jahresber. der Ges. für nütsUehe Forschungen au Trier. 1859 — 60.
Arohit des Yereins ftfar Siebenbürg. Landkunde. Bd. lY. Heft 8.
Sagen und Lieder von Wittstook. Bbtrfte 1860.
Programm von Bistritz 1860. Thronstreit «wischen Ferd. i u. Joh.Z^oUa
Bietz, zur Gesch. des Steuerwesens In Slebenbfirg. 1861.
M2tz, Progr. des Schassburger Gymn. 1860, Siebenbürgiseh. sSeha.
Bauemfrdheit
Programm des kath. Gymnas. in Hermannstedt 1859. 1860. Daken
und Geten. Aeschylus und Seneea.
Programm des evang. Gymnas. das. 1860. Weinbau in ^ebenbürgen.
Mittheilungen an die Mitglieder des Nassauischen Alerthums- Yereins-
Report of the Smithsonian Institution. Washington 1858.
Seoond Report of a geologioal Recon. of Arcansas. Philadelphia 1859-
Norton, Litterary Letter. New-Tork 1869. 60.
Chronik des Verebis. 147
Arobiv für den histor. Verein Ton Bern.
Alb. Jahn, Keltische AlterthQmer in der Schweis. Bern 1860.
MittheOangen derk. k. Oei^r. aeseUsohaft sa Wien. Jahrg. lY. 1860.
A. T. Cohauseni Ringwälle eto. im Taunus. Braunachweig 1861.
Mittheilungen der Antiquarisohen Gesellsohaft in Zürich. Band. Xlli.
Heft 4. XIV. 1.
Berichte der Antiquar, aesellsohaft in Zürich. 1859. 1860.
Würtembergisch-Franken, Mergentheizn. Bd. 5 Heft 2.
Publieations de la soc* pour la oons. des Mon. Luxembourg. XVI. 1861-
Archiv des histor. Vereins ffir Hessen-DarmsUdt Bd. 9. 1861.
ArohiT des Vereins fSr Meoklenburg. Qeschiehte und Alterthamskunde.
Schwerin. Jahrgang 3—26 u. Reg. Bünde 1. 2. 3.
Jahrbücher der k. Academie der gem. Wissenschaften au Erfurt. Neue
Folge. Heft I. II.
Der Geschichtsfreund. Mtttheil. des hist. Vereins der Orte Luzem,
Uri, Schwyz, Unterw. Zug. Bd. 17.
Friedr. Lorentz, eine Lebensskizze, Manuscript für Freunde. Bonn 1861*
Dirks, Neerologle de Guyot et Macare 1861.
Proceedings of the society of Antiquariea of Sootland. Edinburgh.
VoL HI. P. 1. 2.
Gh. Robert, numismatique Lorraine (Extrait de la revue num. 1861.)
Berichte u. MittheU. d. Alterthums- Vereins in Wien, Bd. IV. V. 1860. 1861.
Bulletin de Tlnstitut aroh6ologique LiSgois. T. V. livr. 1. 1862.
Robert» Notes sur les monnaies des comtes de Champagne. Rheims 1861.
Periodische Blitter der Qesoh. u. Alterth.-Vereine su Cassel, Darmstadt
und Wiesbadent Nro. 15 und 16.
24. Bericht des histor. Vereins zu Bamberg im Jahre 186(V6].
Zeitschrift des Mainzer Vereins zur Erforschung der rheinischen Ge-
schichte etc. 1. Band 1845—51. IL Band. 1. 2.
Abbildungen der Mainzer Alterthümer lU. IV. V. VI.
Bericht über die Wirksamkeit des Mainzer Vereins 1855 und 1856.
Jaarboek Tan de K. Akademie yan Wetensohappen. Amsterdam
Toor 1860.
Lndw. Bauer, hessische Urkunden. 2. Bd. 1. Abthl. Darmstadt 1861.
Chr. Jehanseni die Nordfrlesisohe Sprache naoh der Föbringer und
Amrumer Mundart. Kiel 1862.
Quellensammlung der Schleswig - holst. -lauenburgisolien Gesellschaft
für Taterlandische Geschichte. 1. Band. Chronicon Holtzsatiae.
Herausgegeben Yon Lappenberg. Kiel 1862.
146 Chronik des VerOm.
Dr. Qiefen, Beiträge sar Geaeh. u. Geogr. der «. Gemuuieil.
Dess. Aeia Sanoti Pa^oeii.
Die am 9. Dezember am Geburtstage Wkickelmaaiw im geaatB
saale hiesiger ünirersitftt abgebaltene Generatversaamlimg
wählte den bisherigen Vorstand von Neuem und zum Brsats
für den verstorbenen CpIIegen Lorentz Herrn Dr. Bellermana,
indem sie diesem das Amt des Archivars Übertrug. Der Vor-
stand besteht somit für das laufende GeschAftsjahr aus:
dem Präsidenten ProL Dr. Braun,
dem ersten redig. Secretär Prof. Dr. aus'm Weortb,
dem zweiten correspond. Secretär Oberl. Freudenherg,
dem Kassirer Prof. Dr. Krafft,
dem Archivar Dr. Bellermann.
Zu dem Winckelmannsfestei. welches am Abende des 9. De*
zembers im Saale des Hotel Kley stattfand, war vom Vor*
Stande durch das in den Händen unsrer Mitglieder bcfindüche
Pestprogramm des redig. Secretärs: »das Bad zu Allouz*
eingeladen worden. Das Festlocal erschien geschmOckt durch
die Bflsten Winckelmanns, Borghesi's, Visconti's und Bckhel's,
Abbildungen und Gypsabgttsse unedirter Kunstwerke lagen
zur Beschauung vor. Unter den zahlreichen Anwesenden
erfreuten uns die besonders zum Feste Wübergekommeaen
auswärtigen Mitglieder, unter denen wir die Herren Prof.
Dr. Fiedler aus Wesel und Direetor Rein aus Crefeid als
zwei unsrer ältesten und thätigsten Vereinsgenossen hervor-
heben. Nachdem der Präsident Herr Prof. Dr. Braun in
einer kurzen Ansprache das Fest eingeleitet, besprach der
in unseren Vereinsfesten nie fehlende Nestor der deutschen
Archäologen Herr Prof. Dr. Weicker, zwei hisber unedirte
altitalisehe Vasenbilder, deren eine aus d^ Gampaua'sehcn
Sammlung herrührend, sich auf die Hochzeit des Zeus md
der Hera und den Siegesgesang nach der Titanomachie
in Anschluss an den Pindarischen Hymnus bezog. Geheime-
rath Prof. Ritschi sprach, unter zu Grundelegung einer
Otronik de$ Vermn$, 149
altitaliscbai Inschrift aus Palestrina, Aber ^as VerhAltnisa
der Sprache sur Schriftbildiinr« Prof. Dr. Fiedler aus Wesel
berichtete unter BdAigmg ei|;ener Bemerkungen über die
arclMtologisehe Reise des Conservators des Beicbsmnseum
Dr. Janssen zu Leyden, welche letzterer 1859 durch Deutsch*
Band, Ungarn und die Schweiz vollführte und in holländischer
Sprache dem Drucke Übergab. Dr. Rein legte der Versanunlnng
neun mit Anfscbriften versehene Scherben römischer Gelttsse
vor, weldie er im September d. J. ans der Samndung des
Herrn Domdeican von Jaumann sni Rottenburg am Neckar mit
dessen Einwilligung entlehnt hatte. Er machte darauf auf-
merksam, wie nicht bloss die eingeritaten, sondern auch die
sdieinbar eingestempelten Aufschriften gefälscht, doch —
abgesehen von ihrem ganz ungewöhnlichen Inhalte und der
ebenso ungewöhnlichen Stelle ihrer Anbringung an den
Gefilsseo, — so künstlich und meist mit so täuschender
Nachbildung der alten Schriftzeichen angefertigt seien, dass
nicht wenige Kenner kerameutischer Alterthttmer irre geleitet
werden konnten, bis die von anderen Seiten gegen die Aecht*
heit erhobenen Zweifel durch eine hiermit beauftragte
Commission geprüft, und die F&Ischungen auch technisch
nachgewiesen wurden. Dass Jaumann selber, bei dem Wunsche
und der Hoffnung, das unermüdlich von ihm Gesuchte, neue
schriftliche Belege seiner Ansichten zu finden, und bei seiner
unbefangenen Freude aber alle derartigen Funde, durch die
grosse äusserliche Aehnlichkeit derselben mit ächten Auf-
schriften nur zu leicht und unbedenklich sich irre führen
Hess, erklärte Rein aus seiner harmlosen und wahrheits-
liebenden Gesinnung, welche selbst jeder Täuschung unfähig
und jedem Argwohn einer solchen fremd, nicht an die Mög-
lichkeit einer neckischen, auf seine zum Steckenpferde ge-
wordene Vorliebe für das Rtfmerthum seiner Umgebung
zielenden Täuschung zu denken sich entschloss, diese etwa
am wenigsten von derjenigen Seite vermuthete, von welcher
150 Chramk de$ Fermt.
sie, Dach der Venicberang vieler ftolteabnrger, angesliftei
und ausgeführt sein soU. Schliesslich erwähnte Bein der
in den Museen nn Carlsmbe» Mannkein und Speler ?on
ihfli gesehenen und nach ihrer eigentlichen Färbung soCsii
unterschiedenen Gefässe von terra sigillata aus Eheia-
abern» Da die meisten derselben, wie aahlreiche andere
ebendaher stammende Gegenstände von gebranntem rothea
Tbone, namentlich Altftre mit Bildem und Inschriften, oder
mythologische Gruppen, schon im vorigen Jahrhundert
in die beiden nuletnt genannten Sammlongen gekommen
sind , fßgte er den '^Wunsch bei, d ass der Entstdiung dieser
älteren, auch unnweifelhaften Fälschungen ebenso erfolg-
reich, wie der der neueren und neuesten nachgespärt wer-
den möge. Zuletnt sprach Dr. Bellermann Ober nwei neue
rheinische Funde, nämlich* aber jenes kleine Hetallreiief
mit einer Darstellung ans dem Mythus des Herakles,
welches den Gegenstand der Abhaadlnng des Bedners
in diesem Jahrbucbe bildet und Aber eine kleine aUehristlicbe
Bronne, den Propheten Jonas darstellend, die im nächsten
Jahrbuche nur Veröffentlichung gelangt Ein heitores Mahl
scbloBs wie flblich anch diesmal die Feier.
«
Bonn, im April 1S62.
m
Für den Vorstand des Alterthumsvereins im Bheinlande.
Der redigirende Secretär
Professor ätts'm Weertk
VeneiduiisR der Mitglieder.
Ehreo-Mitglieder.
Seiae Könij^liche Hoheit Prinss Friedrich von Preussen.
Seine Königliche Hoheit Carl Anton Meinrad ^ Farst zu
Hoben2ollern*Sigmaringen.
Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen- Weimar*
Eiaenacb.
«
Seine Excellenx der Staats - Minister a^ D. und Oberpra-
sident der Proviaa Brandenburg Herr Dr. Flottweih
Seine Excellenz der Staatsminister a. D. Herr Dr. von
Betbmann-Hollweg.
Seine Excellenz der Staatsminister a. D. Ober-Burg-Oraf
von Marienbarg Herr Rudolf von Auerswald.
Seine Excellenz dei^ wirkliche Gebeimerath und General-
director der Königlichen Museen, Herr Dr. v. Olfers in Berlin.
Der wirkliche Geh. Oberregiemngsrath Herr Dr. Johannes
Schulze in Berlin.
Der Ober - Berghauptmann Herr Dr. von Dechen in Bonn.
Herr Gebeimerath Professor Dr. Böckiog in Bonn.
Herr Prof. Dr. Welcker in Bonn.
152
Ver%eichnti$ der MUglieder.
Ordentliche Mitglieder.
Die mit "^ besetohneten Berren tind aiuwirtige Secretftre des VereiM.
Aachen,
Biachoff, Handelsgeriohtspräsident.
Ciaessen - Senden , J. , Oberpost-
oommissar.
Contseoi Bflrgermeistor.
Gau, A.y Dr., StifUherr.
Kreutzer, Pfarrer.
Prisac, Stiftsherr.
*SaT6lsberg, Q.-O.-L. Dt.
Suermondt, Rentner,
de Byof KSnigl. LandgeiioktirtfOi.
Adenau,
Fonok, I^andrath.
AUehofb» Balve,
Plasamaa, Ehrenamtsiana u, Quta-
bedtaer*
AUenx,
Frank, Pastor. .
Amsterdam.
Öoot, J., Prof. Dr.
Six Tan Hillegom, J. P.
MbH, Prof. Dl*.
Andefnüeh,
Rosenbaum, Domherr, Pfarrer«.'
Professor Dr.
Anhoit.
Aohterfeldt, Friedr., Stadtpfarrer.
Datei.
Gerlaoh, Prof. Dr.
♦Viseher, Prof. Dr.
Benntth,
Leren, Bürgermeister.
BerUn,
Chassot von Florenoonrt, W.
Gerhard, Prof. Dr.
Heibig, Dr^ phü.
Liebenow, W., Geh. Rertsor.
Lohde, Lüdw., Prof. Dr.
Vnfer Büstetd^rf.
*Piper, Lioentzat Prof. Dr.
Bern,
Jahn, A., Bibliothekar.
BidefM.
Westennann, C. F. '
Bonn,
Aohterfeldt, 'l^ivi^ Dr.
Bäuetband, Geh. Juitbratb Prof.
Dr.| Kfoa^yodlkfte a. MttgUe4
dte Hecteahawes.
BeHermaai^ Ghr., lix^p Pasi em.
Blahoi^ Geh, Reg-Rath.
Boecking, Oberbergrath-
Brandis, G. A., Geh. Reg.-Rath
Prof. DK, Mitgl. d. Herrenhauses.
Braon, Prof. Dr.
CÄhn, Albert, BUD<)itler.
Glason, Kaufmann.
Cohen, FriU, Buchhlbidler.
DelittS, Prof. Dr.
Dieokhoff, Baulnspeotor.
T. Diergardt, Baron.
Floss, Prof. Dr.
Fröndenberg, Gymn.-OberlehrQr.
Georg!, Carl, StadtTerordneter.
VernMMss der UOgHeder.
158
Qrahftm, Rot. Mr.
Heimsoethy Prof. Dr.
Henry, Aimö.
Heyer, Dr.
Hampert, Dr., Gymii..Obeilahrer.
Jahn, O., Prof. Dr.
Kampsohalte, Prof« Dr.
Kaofmann, Ober-Bürgermeister.
Kram, W., Prof. Dr.
De la Valette St. Qeorge , BaroD,
Prosektor u. Priyatdooent Dr.
Lempertz, M. Buchhändler.
Macous, G., Buchhändler.
Mendelssohn, Prof. Dr.
Ton Monsohaw, Notar.
Morsbaob, InstiUtrorsteher.
NiooloTittS, Prof. Dr.
N5gg^rath| Qeh. Bergrath Prof. Dr.
Ton Noorden, Carl, Dr.
▼. Proff-Irnich, Landgeriohterath
Dr.
Peill, Rentner.
Rapp, Ed.
Reiffersoheld, Prlyatdocent Dr.
De Reinkens, Pfarrer.
Remaoly, Gymn.-Oberle^er.
RUsqhl, Geh..R. . Prof. Dr.
Ritter, p^^f, d^.
T. Sandt, Landrath.
Schmidt, L., Prof. Dr.
Sohmithalsy Rentner. '
Sohmits, Referendar.
Sohopen, Qymn.-Dir. Prof. Dr.
Seidemann, Architeot.
Simrook, K., Prof. Dr.
Springer, Prof. Dt.
T. Sybel, Prof. Dr.
Thomann, Stadtbaiimei»tor.
Troost, Alhroohi, Bentnor.
Werter, GymiL-Oberlehrer.
Wolff, Qeh. SanitäUr. Dr.
Wolter, Lorenz.
WUrst, Kreisseoretär.
Zartmann, Dr. m#d*
jynnifMOrfy.
Beckmann, Prof. Dr.
Watterich, Prof. Dr.
BresUiu.
Priedlieb, Prof. Dr.
Reinkens, Prof. Dr.
Robiano, M., Graf.
ColtUnz,
*Baersch, Geheimer R0g..B«tli Dr.
Eltester, Landger^.Rath. *
Henrich, Reg.- o. Schulrath.
Junker, Reg.- u. Baurath.
Lucas, Reg.- u. Prov.-Schulr. Dr.
Montigny, Gymnasial.Lehrer Dr.
Wegeier, Geheimer Medicinalrath
Dr.
can.
Baruch, S., Rentner.
B reicher, Chefpräsldeat d.- Rhein.
Appellhofes.
Glayi T. Bouhaben, Gutsbesitzer«
DOntzer, BibUothekar Prof. Dr.
Disoh, Carl.
Enuen, AroMyar Dr.
Firmenich-Richarz, Prof.
'^'Garthe, Hugo.
Gauly Notar und Rentner.
Grass, J. P.
Haugh, Appellaticmsgerichisiath.
154
Vtrukkmu der mttMtr,
H— aep, hf Kanftnim»
Hflimsooftk, Dr., O—itipffiridtat
beim KfL Appellhoia.
Hocker, Dr.
Hom, Pfiirrer aa 8t. Ciutfbart
Lsots, Landgeiiolitsralfa.
LemperUy iL, BoehhSndler.
MSrtans» B«iiineister.
Mohr, DombfldhAaer.
▼on MSIler, Regiemngs-PrUdent
Pepya, Qasanstaltodireetor.
Saaly Gyinii..0berlehr6r Dr.
Stopp» Geheimer KegfemngB- und
Jofftizrath, Oberb&gemelsler.
^Eiek, A.
OnfM.
«Bein, Direetor Dr.
DelhoTen, Jacob.
MP0V€9'€tl,
SteTcn, Pfarrer.
DihrbassUar h. JÜfeft.
Blum, Lio. lYarrer.
Bompel, Apotbeker.
Orameri Jastbrath a. AdT.-A]iw.
Ebermaier, Reg. n. Med..Rath, Dr.
Grund, WaMerbaninspeetor.
Krflger, Reg.- n. Baarath.
T. Mallinekrodt, fiegiemzigsrath.
*Sohmel2er, Jostixratii.
Sohneider, J., Dr., Gyiiio..Ober.
lehrer.
Wiegmano, Prof.
Eehizk. Mmm
Cremer, B., PCurar.
SehmitB, Dr.
Booterweek, Gyiii]i.-Direeior Dr.
Gymiiaaial.Bibliothak.
Kralfl, Pfarrer.
Volker, Oberlehrer Dr.
Dederieh, Gymnarial-Obaclehrer.
Roche, RegieniBg». v. Sehnlfath.
Lamby, Dr. med.
▼. Remnont, A., Geh. Legatfons-
rath Dr.
IFnmikput 0m Jt^
Becker, ProC Dr.
Borgnia, M. Bentaer.
Ton Gohaosen, K. Preuss. Jnge-
nieor- Hauptmann.
Kelohner, E., Amannenwa der
SUdtbibliolhek.
Thiaeen, DomoapitaUr imd Stadi.
pfärrer.
Avteiny.
Book, C P., Prof. Dr.
Schreiber, H., Prof. Dr.
Otte, Pastor.
Dapper, Oberpfarter.
Eoules, PMf. Dr.
YerMeiclmiis der
löö
Pro^per Caypers.
B6itin$en.
Unger, Dr. Assessor, Secrefcair d.
K. BibUothek.
*Wio8eler, Prof. Dr.
Günenkh.
SohilUngs, Bürgermeister.
Haag.
QroenVan Prlnsterer, Q., Dr.
BaOe,
Eckstein, Conrector Dr.
Hamm.
EsseUen, K. Pr. Hofrath.
Hannover.
Qrotefe&d, C. L., ArcluYÄr Dr.
Hahn, Fr., Hofbuohhändler.
Haus Isenburg b. Mülh. a. Rh.
T, Sybel, Geh. Reg.-Rath.
Haus Lefhmathe.
Orerweg, Carl, Rittergutsbesitzer.
Haus Ijohausen 6. Düsseldorf,
Lantz, H., Rittergutsbesitzer.
HeiUgensfadi,
Kramarczik, Gymnasfal-Director.
Ungberth h, SaairMkeken.
Krämer, Friedrich und Heinrieh,
Hüttenbesitser.
Kalk h. Deuiz.
T. Lasaulx, H., Ingenieur.
Kampen,
Molhuysen, P. C, Archivar.
Kessenkh 6. Bonn,
Ernst aus*m Weettb» Prof. Dr.
Kniepol C^ aeMesien).
Sehober, QntftbesitBerii. Erbrlehter.
Königswinler.
Pfarrer Clasan.
Koxhausen 6. Neuertas^.
Heydinger, Pfarrer.
Kremsmnnster.
•Piringer, Beda, Prof. Dr.
Krguxnach.
Der Vorstand des antiquarisch-hi-
storischen Yeieins.
Laach.
Delius, L., Landratii.
Lauersfort h. CrefM.
H. ▼. Rath, Rittergutsbesitzer and
Präsident des landwirthsohaftL
Vereins der RheinproTioc.
Lettdesdorf
Dommermuth, Pfarrer.
Leyden,
Bodel-Nyenhuis, J., Dr.
^Janssen, L. J. F., Dr., Conserva-
tor d. Kgl. Niederl. Reichsmu.
seums.
Leemans , Dr. , Director det Kgl
Niederl. Relohsmuseamt.
de Wal, Prof Dr.
Unx a. Rhein.
Oerreke, Dr., Kreisphysikus.
^Marsohand, Rector Dr.
T. Roishausen, F., Freiherr.
lÄUÜch.
Hagemans, G., Dr.
Luxemburg,
Namur, Prof. Dr., Seoretär d. Aj-
ohäol. Gesellsohaft
Ma^en.
Hebking, BSrgermelstor.
166
Veneickniis der MUgHeder.
MeckenUek»
Sohmits, Bfirgermeifier.
Medinfikwen,
Ton NeufviUe, W., Rittorgutebes.
Ton NeufviUe, B., Riitergutsbes.
Müddershekn b: ZHHpich,
Ton Geyr-MÜddersheim^ Freiherr.
München.
Cornelias, Prot Dr.
Münster.
•DeyekB, Prof. Dr.
Seine biBoH. Gnaden der Bisohof
Ton Münster, Dr. Jobann Georg
MüUer.
Zumlohy Nio., Rentner.
NtOback b. SamUmis,
Ramer», Dr., Pfarrer.
Neuss,
Josten, F.
NMertireis^.
Gommelshausen, Pfarrer.
Oberwinter,
Reits, Pfarrer.
Oekkaven,
Lentzen, Dr., Pfarrer.
PaH$.
Bendu, Eugene, Ohef im Ministe,
rium d. Unterrichts u. d. Cultus.
Auf der Qnku 6. Trier.
Kraemer Adolph, Hatteabesitzer
und CommeraieoratiL.
Renaix (^Bdgiem.^
Joly, Dr.
Bkdndorfb. Bonn,
Ton Bunien, G., Dr.
JUiedUn^en ( Würiemberg).
K*ntser, Georg, Pfarrer.
JlOffI*
Alerts, Geh. SanitStsrath Dr.
Roermand,
Guillon, Gh., Notar.
SeMoss Mtoesbeip.
T. Weichs-GIan, Freiherr, Mlt^ied
des Herrenhanees.
Saarbrücken.
^Karoher, Ed., Fabrikbesitzer.
Satufbutg»
Hewer, Dr.
Sdiffenstadi,
Stelner, Dr., Hoft'ath.
Sieeg b. Baekarack.
Heep, Pfarrer.
ßtuU0ari*
Stemberg, Rtedaeteor.
Drier.
Holzer, Dr., Domprobst
KeUner, Regierangsrath.
^Ladner, Dr.
Martini, GeneraMoar der Diöoese
Trier.
▼on-Thielmann Freiherr.
Wilokena, FotttkaasenOiandaat.
Ton WUmewskys DomkApltsli».
Veneichniii der
157
Uerdkigen.
Herberts, Balthasar, Gutebesitser.
Uerxig a. d, MoH.
DIedeo, Kaufmann.
üireM.
Karaten, Prof. Dr.
Rayert, F. A. C, Prof. Dr.
Vienen,
Freiherr ▼. Diergardt, Geh. Com-
mersienrath.
Vogelensang,
Borret, Dr.
Wacktendonk.
Mooren, Pfarrer.
Warfim.
Westerhoff, R., Dr.
Weiimes.
Weidenhanpt, Pfarrer.
We$a.
Fiedler, Prof. Dr.
Wmn.
Aschbach, Prof. Dr.
MaUer, H., Prof. Dr.
*Urliohfl, Hofrath, Prof. Dr.
ZeM.
yan Lennep, J. H.
SSürich,
Harimann^ Dr., Jnsdnalh, emarii
Leibarzt Ihrer K3n%L Hohett
der Kronprinsessln Charlotte Fri-
derike von DSnemark.
Attsserordeniliche Mitglieder.
Aachen,
Förster, Arnold, Prof. Dr., Lehrer
an d. hohem Bürgerschule.
Amsbety,
Selbertz, Kreisgerfohtsrath, Dr.
Brügge,
Lansens, P.
aon.
FeHeni Baametsler.
DieUngen,
Arendt, Dr.
. St. Goür.
Grebel, Friedensrichter.
Bürfgen.
Welter, Pfarrer.
Malmedy.
Arsine de NouS., Adr.- Anw. Dr.
Münehen,
Correns, C H.
NeiuoU l^üfugamy
Zipser, Dr.
ShOigmfU
Paulas, Topograph.
Heyder, BibUothekar.
VerieieiiEiss
der Academieefl und Vereine , mit welchen unser
Verein in literarischer Verbindung steht.
1. Historiseber Verein su Bamberg.
2. Historiseber Verein von Oberfranken zu Bayreuth.
S^ Ktaigtich Bayerische Acaderaie der Wissenschaften m
Mincben.
4. Historischer Verein von und f. Oberbayem nMflnchen.
5. Historischer Verein für Unterfranken und Asdiaffenburg
m Wflrzburg.
6. Historischer Verein fOr die Oberpfalz suRegensburg.
7. Historischer Verein Ar Niedersachsea in Hannover.
8. Verein fflr hessische Geschichte und Landeskunde in
CasseL
f^ Historischer Verein fBr das Grossherzogthun Hessen in
Oarmstadt.
10. Sociöti^ pour la conservation des monunients historiqnea
dans le Grand-Duchö de Luxembourg.
11. Historischer Verein für Steiermark zu Gratz.
12. Historischer Verein fttr Rrain zu Laibach.
18. Rdniglich BUhmisehe GesellschafI der WisseBschafien
zu Prag.
14. R. k. Gentralkommission zur Erforschung und Brhal»
tung der Baudenkmaler in Oesterreich zu Wien.
15. Der Alterthumsverein in Wien.
16. Historische Section der Westphalischen GeseHscbaA zur
Beförderung der vaterlandischen Cultur zu Minden.
Yer»eiohm$$ der Academieen und Yereime tf. $. u>. 150
17. Verein ftr Oesehiehte and Alterthomskiinde Westphalens
SU Mflnster und zu Paderborn.
18- Gescbicbts- und alterthomsforscbende Oeseilscbaft des
OsCerlandes in Altenbnrg.
19. Schleswig - Holsteinische Gesellschaft fllr vateriändisehe
Geschichte sn Kiel.
SO. Zürcher Gesellschaft für vaterländische AlterthOmer sn
Zflricb.
21. Historische Gesellschaft in Basel.
ThQringisch- Sächsischer Verein filr Erforschung der
vaterlandischen Alterthtlnier au Halle.
Verein cor Erforschung der rheinischen Geschichte und
Alterthinier sb Mains.
24. The royal archaeological Society of Liündon.
tt. The numismatic Society of L o n d o n.
M» Socii^t^ scientifique et littöraire de Limbourg ä Ton-
17. Königl. Sächsischer Verein ffär Erforschung und Erhal-
tung vaterländischer AlterthOmer zu Dresden.
OberlansitJrische Gesellschaft der Wissenschaften zu
Görlitz.
Verein für nassauische Alterthumskunde und Geschichts«
forschung zu Wiesbaden.
Historischer Verein fir das wflrtembergische Pranken
zu Mergentheim.
81. Verein filr thflringiscbe Geschichte und Alterthumskunde
in Jena.
Archäologische Section filr das k. bohm. Museum in P r a g.
Verein filr Siebenbtirgische Landeskunde in Her mann -
stadt.
8d. K. Gesellschaft filr nordische Alterthumskunde in Ko-
penhagen.
Sod^t^ nnmismatiiiue in Metz.
Gesellschaft fOr ntitzlicbe Forschungen in Trier.
160 r^uiamu 4hr Ac^dernkm mtd Fmrekm n. «. m.
rcreiae üi SAaiif urt
ÜiMi Baies so CarUrvk«..
Sft GopfUMick^fl Htoiewi in N«r aller f»
40. Societi^ BoaiflBaliqve k BrajctUeik
M. Hiitorisdier Vereis ffir 4«b Nkdbn[|Mte » C4lik
42. Hislorischer Verein der 5 Orte: Laaem , Oif , Sckwys,
Doterwalden uni Z«f m Lisera#
41^ SocUli MfthMopqiie ^e Nt«ar.
44. Sod^M Bojale 4e lttt4ra(«ne et lea kea« aito 4 A a a 4.
491, L'iaatitat ffcbMacifa^ UAgaia k ItUfffu
40. De kott]Bkli|ke Akadean« ya« welaaackafeft le Aa«
eterdapi.
4f. Hei Prieack 6eaaolücbaf war fleaekiej.» Oadkril - c»
Taalkvade te Leeairardea.
48. Vereia ffir HeckleBbargtecke Oeeekiekte md AUfrtkvaa-
kaade ia Sckareri«.
49. Der Altertkaaievereia in Ltaekarg.
M. Daalaatitat flir ar cfcaal^giecka Corra<yan4^ag in Aaai^
61. &• k. feografkiscke Gesellaekaft aa Wien«
AJL Tke SWUkaaaiaB InetÜtaliaB an Waakingtan.
S8. Die Daiveraiiät n Ckristiania*
U. Die kftaifl. Akad^püe ceMtanttatger Wkiron^ptaftf
an Erfurt
AB. Sacietfr of aatiyiariea of Scatlaad in Kdin^nrf k. .
i^niiy Dmok von Cari Geoigi.
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Tab I.
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