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Full text of "Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande"

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JAHRBÜCHER 


DES 


VEREINS  VON  ALTERTHUMSFREÜNDEN 


IM 


RHEINLANDE. 


XXEX  ü.  XXX. 


FÜNFZEHNTER   JAHRGANG  1.  2. 


HIT  8  LITHOGRAPHIRTEN  TAFELN. 


BONN, 

GEDRUCKT  AUF  KOSTEN  DES  VEREINS. 

BOHN,  BSI  A.  MABCU8. 
1860. 


L    Cliw^grapliie  nd  Cesehiditet 


1.    <0efil^iil^te  lirr  feuga. 

Es  darf  als  bekannt  vorausgesetzt  werden,  dass  die  römi- 
schen Kunststrassen  von  Milie  zu  Milie  mit  theilweise  neun 
Puss  hohen  steinernen  Cylindern  besetzt  waren,  an  denen 
eine  Inschrift  zum  mindesten  die  Zahl  der  zurückgelegten 
Milien,  von  der  Hauptstadt  des  Landes  oder  der  Landschaft 
aus  gerechnet*),  meistens  aber  auch  den  Namen  dieser  Haupt* 
Stadt,  sodann  Namen  und  Titel  desjenigen  republicanischen 
Proconsuls  oder  desjenigen  Kaisers ,  unter  dessen  Regierung 
die  Strasse  gebaut  worden  war,  endlich  das  Jahr  des  Stras- 
senbaus  in  grösserer  oder  geringerer  Vollständigkeit  angab. 
Diese  Einrichtung  ist  ziemlich  alt,  da  sie  sich  bis  in  die  Zeit 
der  Gracchen,  ja  bis  gegen  die  Mitte  des  zweiten  Jahrhun- 
derts vor  Christi  Geburt  zurück  nachweisen  lässt  ^) ;  und  um 


1)  Die  hdohflte  Zahl  der  Milien  weist  wohl  mit  DCYIII,  yon  Born 
aus  gerechnet,  ein  Stein  in  der  Gegend  von  Nizza  am  Yar  auf, 
ReTue  aroh6ol.  1845  p.  173  ff.  Mimoires  des  Antiq.  de  Franoe 
1850  p.  135.  Die  höchsten  bis  jetzt  aufgefundenen  Zahlen  von 
▲  yenches  aus  sind  85  Bülien  und  56  Leugen,  beides  in  der 
Nfthe  Yon  Baden  an  der  Limmat 

2)  Für  das  Jahr  128  ▼.  Chr.  Plutarchus  in  C.  Graccho  7.  Für 
die  Jahre  117—132  nach  Torhandenen  Säuleninschrifton  bei 
Bitschi  im  Bhein.  Mus.  10,  144.  OrelU  no.  3308.  Für  das  Jahr 
140  ungefKhr  Zeugnisse  des  Polybius,  welcher  3,  39  ein^  mit 
Mlliensteinen  yersehene  Strasse  bis  nach  Gades  in  Spanien  (vgl. 
dazu  das  Itlnerarium  bei  OreUi  no.  5210)  und  bei  Strabo  7, 7, 4 
eine  solche  bis  Thessalonioh  am  ägäischen  Meere  anfQhrt. 

1 


2  Oeichichie  der  Leuga. 

die  Zeit  von  Christi  Geburt  haben  wir  uns  das  ganze  weite 
Römerreich,  von  den  Säulen  des  Hercules  bis  in  die  Euphrat- 
länder  und  bis  an  die  Catarracten  des  Nils,  gleichsam  mit 
einem  Strassennetze  aberdeckt  zu  denken,  das  Tausende  von 
Miliensteinen  ansf^amen  mi  fiBsthalten^). 

Fast  ebenso  bekannt  dürfte  es  sein,  dass  die  einzige  Aus- 
nahme von  dieser  Regel  die  Provinz  Gallien  machte,  inso- 
fern als  es  ihr  und  ihr  alMn  gestattet  war,  einen  grossem 
als  den  gewöhnlichen  Massslab  anzulegen,  nämlich  Strassen- 
steine  auf  eine  Entfernung  von  anderthalb  zu  anderthalb 
Milien  zu  setzen  und  dieses  grössere  Wegmass  Leuga  zu 
nennen. 

Allein  wenn  wir  nun  weiter  fragen:  beruht  diese  Aus- 
nahme von  der  Regel  auf  einem  schon  bei  der  Eroberung 
Galliens  angetroffenen  Zustand,  oder  ist  sie  eine  Vergünsti- 
gung« die  irgend  ein  Kaiser  dem  gallischen  NationalgefabI 
glaubte  machen  zu  sollen ,  i;nd  welches  sind  chronologisch 
und  geographisch  genau  die  Granzen  des  Leugengebiets  f  so 
erhalten  wir  meines  Wissens  nirgends  eine  Antwort.  Wer 
sich  mit  dem  Studium  römischer  Inschriften  befasst  hat,  weiss 
welche  Verwirrung  Ober  diesen  Gegenstand  herrscht.  Selbst 
Mommsen  in  seinem  bekannten  Neujahrsblatt  „die  Schweiz 
in  römischer  Zeit^  S.  7  begnügt  sich  uns  zu  sagen ,  man 
treffe  in  der  Schweiz  und  in  ganz  Gallien  Milien-  und  Leu- 
gensteine neben  einander,  da  sich  in  dieser  Provinz  allein 
eine  nationale  Wegesbezeichnung  behauptet  habe  neben  der 
sonst  (Iberall  durchgefühi^teif  und  auch  in  Gallien  eingeführten 
Rechnung  nach  Milien.  Dies  wird  freilich  demjenigen  nicht 
genügen  können,  der  sich  den  starren  Schematismus  der  rö- 
mischen Provincialverwaltung  vergegenwärtigt;  ja  es  muss 


3}  D4»  Wort  Milie  Ut  eingebürgert  im  QrieoluAQhen,  aber  aaoh  im 
Qebritiselien  und  Syrieol^ii,  ygl.  BSrang.  Matth.  5,  41;  wo  aber 
Ulfila«  noob  aina  ra9tß  hat 


sogar  filT  Handel  und  Wandel  gan«  ernste  und  practiscbe 
Bedenken  erregen.  Selbst  das  Vergnagen,  das  nach  einer 
artigen  Stelle  Quintilians  *)  der  Fussreisende  empfindet,  wenn 
er  die  zurückgelegten  Meilensteine  zählt  und  liest ,  wäre 
mein'  ich  arg  geschmälert  worden,  wenn  zwei  Rechnungen, 
die  sich  zu  einander  wie  2  zu  3  verbalten,  auf  irgend  eine 
Weise  neben  einander  her  oder  durch  einander  gegangen 
wären.  So  müssen  wir  nun  selbst  suchen  uns  Rath  zu 
schaffen. 

Wenden  wir  uns  zunächst  an  die  alten  Schriftsteller ,  so 
lehren  uns  Ammianus  Marcellinus,  der  heilige  Hieronymus 
und  noch  Spätere,  dass  zu  ihrer  Zeit  das  Leugenmass  in 
ganz  Gallien,  mit  Ausschluss  der  Narbooensis  oder  der  alten 
Provincia,  also  von  Lyon  an  laudeinwärts  bis  ans  Meer  ge- 
bräuchlich war  und  das  Zwölffache  eines  griechischen  Sta- 
diums, das  Anderthalbfache  einer  römischen  Milie,  aber  nur 


4)  Qoiiitil.  4,  5,  22:  faoientibas  iter  moltam  detrahunt  fatigationU 
notata  insoriptifl  lapidibus  apatia ;  nam  et  exhaasti  laboris  noBse 
mensuram  Toluptati  est,  et  hortatur  ad  reliqua  fortius  exeqaenda 
scire  quantum  supersit;  nihil  enim  longum  Tideri  neoesse  est,  in 
qno  quid  oltlmam  Bit  certiun  est.  Ygl.  RutiliuB  NamatianuB  2, 
7  sq.  Sidonius  Apollin.  oarm.  24  ^  6  sq.  Codex  Theodosianus 
15,  3,  6.  Der  SchluBB  der  Stelle  Quintilians  wird  nur  yerBtan- 
den,  wenn  man  annimmt,  dass  (entsprechend  den  Uebersohriften 
der  einzelnen  Strassenzüge  im  Itinerarium  Antonini)  auch  in  den 
Hauptstädten,  von  denen  aus  eine  Zählung  anhob,  ein  Stein 
aufgestellt  war,  welcher  wenigstens  die  Gesammtlänge  der  Strasse, 
meist  aber  auch  die  einzelnen  Stationen  derselben  übersichtlich 
angab.  Von  der  Art  sind  auch  einige  Beispiele  erhalten  und 
zusammengestellt  Im  Annufiire  de  la  soci6t6  des  Antiq.  de  France 
1850  p.  226 — 238.  Steine  i  die  an  der  Grenze  mehrerer  Stras- 
sengebtete  standen,  hatten  auch  zwei  und  drei  Massbestimmun- 
gen ;  so  der  Stein  Yon  Alichamp,  Annuaire  1850  p.  239^  und  der 
Stein  Ton  Nasseiifels,  ygl.  Oberbayerisches  Archiy  18, 2  p.  115  ff. 
Zell  no.  1376. 


4  Oesckickte  der  Leugä. 

die  Hälfte  einer  genuinischeii  Rasta  oder,  wie  wir  jetet 
sagen,  Stande  betrug.  Von  Ammianus^)  abwärts  lässt  sich 
eine  susammenhangende  Eette  von  Zeugnissen  bilden  aus 
Auetoren,  DriLunden,  Legenden  u.s.  w.  bis  in  das  Mittelalter 
hinein  zum  Beweise,  dass  man  vom  J.  400  an  ununterbrochen 
in  Gallien  nach  Leugen  rechnete,  so  dass  an  der  Identität 
des  Wortes  leuga^)  mit  den  spätlateinischen  und  neuromani- 
schen Wortformen  leuca,  levva,  lega,  legua,  legoa  und  lieue 
nicht  gezweifelt  werden  kann. 

Dm  einen  Schritt  weiter  zurflck,  nämlich  bis  ins  Jahr  3M, 
bringt  uns  das  Itinerarium  Hierösolymitamim  ^).  Die  in 
demselben  gegebene  Reiseroute  eines  Pilgers,  welcher  das 
heilige  Land  besuchte,  hebt  in  Bordeaux  an  der  Garonne 
an  und  zählt  hinter  einander  14  Stationen  auf,  die  nach 
Leugen  gemessen  sind.  Aber  mit  Toulouse,  als  der  ersten 
Stadt  der  Narbonensis,  hört  das  Leugenmass  auf  und  begin- 
nen die  Milien,  um  bis  Jerusalem  nicht  mehr  unterbrochen 
zu  werden.  Es  sind  aber  diese  Stationen  nicht  beliebig  an- 
gesetzt, sondern  es  sind  die  wirklichen  Lokalitäten  der  Post- 
strassen; denn  eine  zu  6  Leugen  angegebene  Station  heisst 
auch   ad  Sextum,  zum  sichern  Beweise,   dass  dort  ein  mit 


5)  Ammianoa  Marc.  15,  11,  17.  16,  12,  8.  Hleronymus  in  loelem 
8,  18  t6  p.215  Yallars.  Hesyohius  a.  y.  livy^,  lordanis  hiat. 
Qet.  zu  Anfang  seiner  EraShlung  der  catalaanisohen  Schlacht 
(cap.  60  der  alten  Ausgaben).  Agrimensores  p.  332  Rigalt.  Isi- 
doruft  etym.  15,  16,  1 — 3.  Acta  b.  Qenoyefae  bei  Lindenbrog 
EU  Amm.  Marc.  16,  12,  8.  Urkunde  Ton712  bei  Zeuss  traditio- 
nes  Wlzenb.  p.  266  und  p.  XIII.  Beda  de  numer.  diris.  Wes- 
■obrunner  Handsohiift  in  Pfeiffers  Germania  2,  90.  Diouil  de 
mensura  orbis  p.  49  ed.  Walokenaer  u.  s.  w. 

6)  Nur  Leuga,  mit  g,  bt  die  richtige  Orthographie  für  die  römi. 
sehe  Zeit. 

7}  Hinter  dem  Itinerarium  Antonini,  Ausg.  Ton  Wesseüng  p.  150  ff. 
Ausg.  Ton  Parthey  und  Pinder  p.  261  iL 


Oeiohichie  der  Leuga^  5 

Ijevf  ae  VI.  bexeicboeter  Stein  gtand ;  gerade  8o  wie  die  bei. 
den  ersten  Milienstationen  ad  Nonum  und  ad  Vieesiamm  heis. 
sen,  weil  sie  eben  auf  der  Strasse  von  Toulouse  nach  Car- 
cassonne  und  Narboune  am  neunten  und  am  swansigsten 
Miliensteine  lagen.  Hieraus  ergibt  sich,  dass  im  J.  388  in 
Aquitanten  Leugensteine,  in  der  Narbonensis  aber  Milien* 
steine  an  den  Poststrassen  aufgestellt  waren. 

Vollständigen  Aufschluss  aber  gans  Gallien  und  fttr  das 
dritte  Jahrhundert  erhalten  wir  durch  swei  Post-  und  Reise- 
werke oficiellen  oder  halbofBciellen  Characters:  ich  meine 
das  Itinermium  AmtatüfH  Atyusü  und  die  s.  g.  Tabula  Peu* 
ÜmgerknuL  Das  Itinerarium  ist  ein  Postbucb,  welches  eine 
Attfofthlung  aller  kaiserlichen  Strassen  des  Reiches  gibt,  und 
awar  in  der  Weise,  dass  jede  Strasse  erst  im  Allgemeinen 
nach  ihrem  Anfangs-  und  Endpuncte  benannt  und  nach  ih- 
rer Gesammtl&nge  in  Milien  bestimmt,  sodann  im  Binselnen 
von  Station  zu  Station  specificiert  und  ihre  Gesammtlftnge  in 
ebenso  viele  Posten  von  Zahlen  aufgelöst  wird.  Von  diesem 
Itinerarium  besitzen  wir  zahlreiche  und  zum  Theil  sehr  alte 
Abschriften.  Nur  in  einem  Exemplar  hingegen,  das  wahr- 
scheinlich im  J.  12d5  im  Dominicanerkloster  zu  Basel  ge- 
schrieben ist^)  und  sich  jetzt  in  Wien  befindet,  hat  sich  die 
Strassencarte  erhalten,  die  man  Tabula  Peutingeriana  nennt. 

Diese  Tabula  ist  eine  zum  Zusammenlegen  und  Mitnehmen 
eingerichtete,  aus  zwölf  Pergamentbogen,  die  der  Lange  nach 
an  einander  geleimt  sind,  bestehende  Postcartc  des  Reiches, 


8)  Änno  MCCLXV  mappam  mundi  dewripH  in  pellen  XII  per- 
pamenif  sagt  nXmlioh  der  Yerf.  der  Annalee  Colmarientes,  die 
ihrem  gr^Merea  Thell  nach  Bseler  Kaohrichten  enthalten  and  In 
Baeel  aufgexeiehnet  sind.  Der  Yerfasier  der  Anaalen  ist  1221 
geboren  und  sehlieftst  mit  1305.  Ausgaben  Yon  Wuratisen  und 
TerbeMert,  aber  nicht  ganz  TenroUstäadigt»  wou  Bi^hmsr  Fontes 
ler.  Gen»#]u  %,  2.,  Statt^.  19^ 


6  Quchichie  der  Leuga. 

worauf  säiomtliche  Poststalionen  ein^seichnet  and  mit  Aber» 
geschriebenen  Namen  bexeiehnct  aind;  je  swei  benachbarCe 
Orte  verbindet  ein  Striebi  und  aber  den  Strich  ist  eine  Zahl 
beigeschrieben,  welche  die  Entfernung  der  beiden  Orte  angibt 
Beide  beschriebenen  Werke  sind  Itinerarien,  jenes  ein  buch- 
förmiges,  scriptum^  dieses  ein  kartenflirmiges,  jHctum.  Sie 
stimmen  im  Grossen  und  Gänsen  durchaus  mit  einander  Ober* 
ein,  so  dass  sie  nothwendiger  Weise  den  au  einer  bestimmten 
Zeit  Torhandenen  Stand  des  Postwesens  darstellen  und  ofli- 
cioUen  Ursprungs  sein  mOssen.  Der  Privatindustrie  dttrfte 
es  einsig  angehören,  dass  auf  der  Peutingertafel  in  das 
Strassennetff  allerlei  Namen  und  Zeichnungen  von  Gebirgen, 
Flössen ,  Seen ,  Völkerschaften,  Meereskflsten,  Inseln  u.  dgl. 
eingetragen  sind,  welche  der  Postcarte  bis  su  einem  gewis- 
sen Grade  den  Oharacter  einer  Landkarte  verleihen.  Diese 
Zuthaten  gerade  sind  sehr  fehlerhaft  und  gehören  verschie* 
denen  Jahrhunderten  an. 

Von  diesen  beiden  Itinerarien  nun  lasst  sich  mittelst  Ver- 
gleichung  der  jetsigen  Entfernungen  leicht  erweisen  und  ist 
auch  schon  durch  den  fransösischen  Academiker  Nioolas 
Fröret  (f  ir49)  grandlich  erwiesen®),  dass  alle  ihre  Stras* 
seuzfige  innerhalb  des  eigentlichen  Galliens  nicht,  wie  im 
gansen  übrigen  Reiche  nach  Milien,  sondern  ohne  irgend 
eine  Ausnahme  nach  Leugen  bestimmt  sind.  Dabei  darf  es 
nicht  stören,  dass  auf  der  Tabula  die  Lengensahlen  nicht 
unterschieden  sind  von  den  Milienzahlen  ausserhalb  Galliens; 


9)  MimofroB  des  losoHpi  et  BL«  14  p.  168  ff.  Za  wlikfn  Bdwei. 
••n  iit  itieuerdids*  (1817)  der  mit  der  TabaU  übereiuiltlmmend« 
urBp^üfl^liohe  Aohtoeitige  groBse  Leug^eiisteth  von  Tongern  hinsa- 
gekoitemen,  der  »of  seinen  versohiedeaen  Seiten  aoht  StraMonli- 
nion  mit  Ihren  Stationen  and  Enifernnngen  yersdelinete,  duroh- 
weg  in  Lengen  t  -rfjL  BiMfler  2  A.  no.  1614  a.  Ofeili  nö.  528d. 
Ananaire  de  1*  sooiM  des  Aati^  de  naao«  1800  ^  tt6  & 


6t$ehiehte  der  Le^ga.  7 

es  II1V98  vielmehr  bei  der  sparsamen  Oeeonomie  dieser  Karte 
genflgen,  dass  ein  fflr  alle  Mal  bei  Lyon  angemerkt  ist 
^Lugduno  eapui  GalUarum  ^%  UBf/ue  Mc  legas' ;  nnd  ebenso 
darf  es  bei  dem  Itinerarium  nicht  befremden,  wenn  die  Schrei- 
ber die  ihnen  nngewObnliche  Abkürzung  fUr  leugas  in  legio 
verdorben  oder  mit  dem  ihnen  geläufigeren  Zeichen  fOr  miUa 
vertauscht  haben.  Wir  mflssen  uns  vielmehr  GlOck  wün- 
schen, dass  mehrere  StrassensOge  das  beigeschriebene  leugas 
constant  bewahrt  haben,  besonders  aber  daran  festhalten,  dass 
auf  aswei  Hauptstrassen ,  die  vom  Auslande  her  Galliens 
Granne  überschreiten ,  der  Umschlag  der  Milien  in  Leugen 
eben  an  der  Gränse  deutlich  bemerkt  ist.  Nftmlich  auf  der 
grossen  Kriegsstrasse  aus  Italien  an  die  Nordsee  sind  von 
Mailand  her  über  Turin,  Susa,  Briancon  bis  nach  Lyon  alle 
Stationen  nur  in  Milien,  von  Lyon  an  aber  über  Reims  und 
Amiens  bis  Boulogne  alle  Stationen  in  Milien  und  Leugen 
sugleicb  ausgesetst.  Ebenso  ist  der  grosse  Strassenzug  von 
Ungarn  her  Ober  Wien,  Augsburg  und  Bregentz  bis  Pfyn  an 
der  Thur  nur  in  Milien,  dann  aber  von  Pfyn  an  über  Win- 
discb«  Äugst,  Strassburg  bis  Trier  in  Milien  und  Leugen 
zugleich  (wenigstens  ursprünglich)  specificiert.  Nur  auf  die- 
sen beiden  Strecken,  Lyon  -  Boulogne  und  Pfyn -Trier,  ist 
die  Rechnung  doppelt  geführt,  offenbar  nur  um  die  Summa- 
tion  vom  Anfangs  *-  bis  zum  Bndpuncte  in  Milien  vollziehen 
zu  fcdnnen.  Bedauern  muss  man  insonderheit,  dass  auf  eini- 
gen  ans  dem  Auslande  auf  gallisches  Gebiet  übergehenden 
Strassen  der  Punct,  wo  die  Milien  in  Leugen  umschlagen, 
nicht  angemerkt  ist.  So  auf  der  Strasse  von  Genf  über 
Nyon,  Lausanne,  Orbe,  Pontarlier,  Besancon  an  den  Rhein, 
femer  auf  der  Strasse  vom  grossen  Bernhardsberge  über 
Martigny,  Vivis,  Avenches,  Solothum,  Äugst  nach  Mainz; 


M)  Merkwürdig»  d«M  elmhso  bei  d«Bi  anddA  Lagduso,  L«yden  in 
Ifftll^rfi  ^ftft  fiiiiaiisiliiin  lübiliMibl  ÜMini  flmlnsrfinim 


8  Geschichte  der  Leuga. 

endlich  aaf  der  Strasse  von  Regensbarg  durch  Schwaben 
aber  Rotenburg,  Rottweil  und  Zurzach  nach  Windisch.  Hier 
ist  der  Specialforschung  noch  ein  bedeutender  Raum  gelas- 
sen. Aber  soviel  sehen  wir  deutlich,  dass  sur  Zeit  der  Ab- 
fassung der  beiden  Itinerarien  die  Reichsregierung  das  Leu- 
genmass  anerkannt  und  eingeffihrt  hatte  in  Gallien  von  den 
Rheinmündungea  bei  Leyden  an  bis  an  die  Psrrenäen. 

Aber  wann  diese  Itinerarien  herausgegeben  sind,  das  ha- 
ben bisher  die  Geographen  und  Philologen  nicht  genau  be- 
stimmen können,  eben  weil  sie  auf  die  Leugen  nicht  gehörig 
achteten  ;  wir  werden  unten  auf  diesen  Punct  anirOckkommen. 
Von  den  Itinerarien  rückwärts  wird  in  der  Utteratur  auch 
das  Wort  leuga  nicht  mehr  angetroffen.  Wir  sehen  uns  da- 
her genöthigt,  die  uns  gestellte  Frage:  wie  alt  ist  das  Leu- 
genmass  in  Gallien?  an  die  Wegsäulen  selbst  2U  richten, 
die  uns  aus  dem  Alterthum  flbrig  geblieben  sind.  Eben  diese 
Steine  sollen  uns  auch  die  Ostgränsen  des  Leugengebiets, 
an  deren  Saum  wir  einstweilen  Toulouse,  Lyon  und  Pfyn 
kennen  gelernt  haben,  etwas  vollständiger  fliehen  helfen;  sie 
endlich  sollen  uns  sagen,  wie  alt  die  Itinerarien  sind. 

Wenn  man  die  sämmdichen  Strassensäulen  des  gallischen 
Bodens  durchmustert,  so  muss  man  bedauern,  dass  von  die* 
ser  interessanten  Gattung  alter  Steinschriften  nicht  mehr, 
und  namentlich  aus  dem  eigentlichen  Frankreich  nicht  mehr 
Stücke,  und  von  den  erhaltenen  so  wenig  vollständig  erhal- 
tene auf  uns  gekommen  sind.  Inzwischen  kann  ich  versi- 
chern ,  dass  ich  alle  mir  erreichbaren  ^^)  Inschriftenwerke 
durchgenommen  habe,  um  über  den  Gegenstand,  welcher 
mich  beschäftigte.  Gewissheit  zu  erlangen.  Die  Hauptresul- 
tate dieser  Untersuchung  sind  kurz  folgende: 


11)  Manohe  Sammlongen  Ton  Franzosen  waren  mir  unztigSnglioh; 
80  namenUio]»  Bolsaleu  iaflor.  de  Lyon  p.  308 — 372,  «ndtautn- 
Ate  XiMil».der..MÄm«te9..dfu^Antiq«alM0.4e  fraoos..    . 


GefcAJcMe  der  Leuga.  9 

1.  Leugensteine  gibt  es  nur  auf  dem  bereits  omscIiriebeDen 
Gebiete  GalUeas,  durchaus  keine  ^^)  in  der  Narbonensis,  keine 
in  Spanien,  Italien,  Raetien,  Britannien. 

2»  Auch  auf  dem  gallischen  Boden  gibt  es  keine  Leugen- 
sftulea,  die  vor  dem  dritten  Jahrhundert  gesetzt  waren;  die 
bekannt  gewordenen  gehören  alle  dem  dritten  und  vierten 
Jahrhundert  an. 

3.  Die  gallischen  Strassensteine ,  welche  im  ersten  und 
«weiten  Jahrhundert  aufgestellt  worden  sind,  sind  Hilien- 
saulen. 

Dm  die  beiden  letzten  Sätze  mit  einigen  Beispielen  su  be- 
legen, ffihre  ich  an,  dass  man  Miliensteine  gefunden  hat  aus 
den  Jahren  96  und  99  in  den  Umgebungen  von  Besancon, 
Lisienx  und  Avenches,  aus  dem  J.  119  bei  Trier  und  Aven- 
chesy  aus  dem  J.  140  bei  Avenches  und  Cöln,  aus  dem  J.  168 
bei  Cöln  und  Leyden  ^^) ;  Leugensäulen  dagegen  aus  dem  J. 
292  bei  Avenches ,  Soissons  und  Cöln  ^^) ,   aus  den  J.  218. 


12)  AU  einzige  Ausnahme  bezeiobnet  Mommsen  Insor.  helv.  p.  64 
einen  auch  sonst  rätbselbaften  Leagenstein  Yom  J.  252,  der  in 
Sitten  in  Wallis  gefunden  sein  soll»  derselbe  wird  aber,  da  er 
erst  seit  1817  beaobtet  ist,  wohl  in  früherer  Zeit  dahin  aus  dem 
Wadtlande  yerschleppt  worden  sein.  Noch  merkwürdiger  wäre 
es,  wenn  sieh  in  Montpellier  und  zwar  aus  dem  J.  30  ein  Leu- 
genstein befände,  wie  Perrot  lettres  sur  Nismes,  Nismes  1840 
p.  387  behauptet  Hofientlich  steht  in  M6m.  des  Antiq.  de  Fr. 
XI  p.  115  £F.  Besseres.  Wenn  LXIII  in  der  Sohlusszeile  richtig 
ist,  so  muss  man  natürlich  nicht  L/eugae  Xlllf  sondern  (milia) 
LXJII  lesen. 

13)  SchSpflin  Als.  ilL  1,  547.    Annuabre  de  la  soc!6t6  des  Antiq.  de 

Fr.  1850  p.  286.     Mommsen  insor.  hely.  p.  72.    Steiner  2  A.  no. 

2271.  1843.  1844.  2297.  986.  987.1002.1485.    MiUensteine  yon 

Langrea  und  Clarmont  aus  der  Zeit  des  Claudius  in  M4m.  des 

Insor.  et  BL.  14|  151. 

14)  Mommsen  hely.  p.  73.  M6m.  des  Inscr.  et  BL.  3,  260.  258. 
14»  151  ff.    Bheinl.  Jahrb.  von  Bonn  23  p.81. 


10  OeicUcMe  der  Ltuga. 

ns.  288  M  Baden-Baden  und  Soissons^),  aus  dem  J.  887 
bei  Peurs  westlich  von  Lyon  *«),  aus  dem  J.  251  bei  Avcn- 
ches  ^') ,  aus  dem  J.  265  bei  St.  Malo  in  der  Bretagne  ^^), 
aus  dem  J.  270  bei  Rouen  in  der  Normandie  ^'),  aus  dem  J. 
276  bei  Ober-Baden  fUr  Avenches*^^),  aus  dem  J.  285  und 
ebenso  wieder  aus  307— 328  bei  Speier  '^). 

Also  von  202—823  eine  ununterbrochene  Anfertigung  von 
Lengensteinen  und  kein  einziger  Milienstein  *>).  Es  ist  zu 
bemerken,  dass  ich  von  meiner  Aufzahlung  alle  diejenigen 
Inschriftensäulen  ausgeschlossen  habe,  welche  vermöge  ihrer 
Verstümmelung  oder  Unleserlichkeit  nur  von  zweifelhafter 
Auetoritat  sein  können^).  Obige  Zusammenstellung  berech* 

15)  Steiner  2A.  no.  871. 872. 873.  887.  897.  890.  MarAtori  p.  456,4. 
457,  2.  M6m.  dos  Insor.  3,  250.  253.  14|  151  ff.  M^m-  de 
l*Aoad6mie  celtique  5,  334. 

16)  M6m.  des  Insor.  14,  151  ff.     Mto.  des  Antiq.  de  Fr.  18,  387  ff. 

17)  Mommsen  hely.  p.  64. 

18)  OreUi  no.  lOia     M6m.  des  Insor.  14,  155. 

19)  OrelU  no.  1019.    VLhm.  des  Insor.  3,  255. 

20)  Mommsen  heW.  p.  74. 

21)  Steiner  2  A.  no.  745.  738.  753.  Orelli  no.  5245.  JKger  im  er- 
sten Jahresberloht  p.  32. 

22)  Der  MiHenstein  des  CSlner  Bezirks  bei  Steiner  2A.  no.  1002 
ist  in  den  Rheinl.  Jahrb.  yon  Bonn  25  p.  28  ff.  ganz  unrichtig 
ins  J.  226  gesetzt  worden.  Der  Stein  in  Orleans  aus  dem  J. 
275  bei  Orelli  no.  5551  ist  am  Sohlusse  rerstümmelt  und  war 
ohne  Zweifel  ein  Leugenstein. 

28)  So  den  Stein  yon  Allohamp  in  der  N&he  ron  Bourges,  der  an 
dem  Yereinigungspunot  dreier  Strassenzüge  stand  und  -rielleioht 
in  die  Zelt  des  Severus  oder  Garaoalla  gehört;  den  Stein  Ton 
Auxerre,  der  Milien  und  Leugen  cagleiob  gez£hlt  zu  haben 
scheint;  den  Stein  ron  Tongern,  den  Roulez  in  Diooletians  Zeit 
▼erlegt;  rgl.  Annuaite  des  Anflq.  de  ^ranee  1890  ^.  226  ff. 
Die  beiden  Steine  Ton  Salzig  aus  den  Jahren  220  und  271,  für 
welehe  aber  Sofeiel  adullöh  daa  Laateamaaa  trdflkh  erwie. 
sen  hat 


OesohicMe  der  Lenga.  11 

Agi  ohne  Zweifel  m  dem  Schlüsse,  dass  das  Leagemystem 
kein  ron  jeher  in  Gallien  anerkanntes ,  aber  ein  wenigstens 
von  202  ab  bestehendes  war  und  seitdem  von  allen  Regie- 
rangen  ohne  Ausnahme  als  Prineip  der  gallischen  Strassen- 
messnng  gehandhabt  wurde. 

Bhe  ich  aber  weiter  gehe  und  die  Genesis  des  Leugensy- 
stems  teu  ermitteln  suche,  muss  ich  erst  Einiges  beifOgen*^), 
um  auf  der  Ostgrttnse  Galliens  die  Scheidelinie  zwischen  dem 
Lettgen-  und  dem  Miliengebiete  etwas  geoauer  festzustellen. 
Ist  doch  die  Nichtbeachtung  dieser  Strassenscbeide  an  un- 
zahligen Irrungen  und  namentlich  an  der  Meinung  Schuld 
gewesen,  als  habe  man  gleichzeitig  auf  den  gleichen  Stras- 
sen beiderlei  Wegsteine  gesetzt ,  also  in  dieser  Sache  gar 
kein  Prineip  befolgt. 

Ans  dem  Itinerarium  Hierosolymitanum  ist  bereits  angemerkt, 
dass  westwärts  von  Toulouse  das  Leugensystem  galt.  Nun 
lag  zwar  Toulouse  bereits  in  der  Narbonensis,  aber  es  schien 
practlseher,  das  kleine  Stack  der  Strasse  nach  Bordeaux, 
das  noch  diesseits  der  aquitanischen  Gränze  lag,  in  die 
Rechnung  des  ganzen  Strassenzuges  aufzunehmen.  Der  um» 
gekehrte  Fall  Ander  statt,  wenn  von  le  V^lay  aus,  obgleich 
diese  Stadt  innerhalb  der  aquitanischen  Grenzlinie  liegt,  doch 
Hifiensteine  ^)  gefunden  wurden ;  dieselben  standen  eben  an 
der   aus    diesem  Berglande    in  die    Narbonensis  führenden 


24)  MltAusöhiuBft  des  rein  Oeograplilsohen,  d«d  za  weit  führen  würde. 
Denn  es  fragt  sieh,  ob  tmsre  Geo-  und  Karthographen  der  An- 
gabe der  Alten,  wonaoh  die  Loire  bis  an  ihre  Quelle,  dann  das 
SeTOnnengebirge  die  Ostgrenze  Aqiütaniens  bildete,  Yollstindig 
gerecht  geworden  sind.  So  schwankt  Pliniusi  ob  er  die  Ruten! 
and  die  Gabali,  Strabo  ob  er  die  Helvi  zur  Narbonensb  oder 
sa  Aquitanlen  rechnen  soll. 

25)  Aus  den  Regierungen  des  Severus  Alexander,  des  Maximinua 
oiid  FhiUpptti.     OrelU  ao.  5220.    M6m.  de»  AatI).  da  Fi.  18, 

iaiff. 


18  Geschichie  der  hmga. 

Strasse.  Aas  dem  Gebiete  der  Segosiaver,  jelat  Peurs^), 
und  der  Gabali,  jetzt  GöFaudaa^^),  scheinen  nar  LeugensAa« 
len  erwAhnt  au  werden. 

Ein  recht  anschauliches  Beispiel ,  wie  sich  die  ROmer  in 
solchen  Collisionsfkllen  mögen  benommen  hallen,  bietet  die 
Gegend  um  den  Genfersee  dar.  Der  Genfersee  bildet  doch 
eine  für  die  beiden  Strassengebiete  trefflich  geeignete  Grtns« 
scheide«  Politisch  gehörte  die  alte  Allobrogerstadt  Ckaava, 
wie  der  Sfidrand  des  Sees  zur  Narbonensis,  das  Waliis  erst 
zu  Ratien,  später  ebenfalls  zur  Narbonensis  ^%  demnach  das 
Dferland  im  Süden,  Osten  und  Westen  des  Sees  zum  Hiliea- 
gebiete,  dagegen  bildete  das  Nordufer  als  helvetisches  Gebiet 
einen  Theil  der  Lugdunensis,  musste  folglich  nach  Lengen 
rechnen.  Hatte  man  nun  am  nördlichen  Seeufer  ohne  Wei- 
teres das  Leugeasystem  eingeführt,  so  wäre  der  Verkehr 
aus  Genf  nach  dem  Wallis  und  aus  dem  Wallis  nach  Genf, 
der  bekanntlich  nur  am  Nord-,  nicht  am  Sfldufer  stattfinden 
kann,  sehr  erschwert  worden,  da  man  sich  fflr  eine  so  kurze 
Strecke  eines  verschiedenen  Wegmasses  hatte  bedienen  mfls» 
sen.  Diesem  Uc^belstande  kam  man  nun  zuvor,  wenn  man 
die  nördliche  Uferstrasse  dem  Leugenverbande  entzog  und 
dem  Miliensystem  einverleibte,  dann  aber  die  von  dieser 
Leugenachse  nordwärts  abzweigenden  Strassenlinien  sofort 


26)  Aus  der  Zeit  des  Maximinus.  M6m.  des  Insor.  14,  151.  155. 
M6m.  des  Antiq.  de  Fr.  18,  867  fL  443.  Von  unbekannter  Her- 
kunft ist  das  M.  P.  bei  Comarmond  musöe  lapid.  de  Lyon  p.  53. 

27)  Nämlioli  in  der  beiBergier  bist.  d.  grands  cbemins2  p.  800  und 
Mto.  des  Inscr.  14  p.  154  mitgetbeilten  Scblusaformel  einer  nn- 
ter  Postbumus  errlobteten  StrassensJtule  ^rPGABALLY  ist  leu- 
gaeV.  niobt  zu  rerkennen.  MP  muss  falsob  gelesen  sein,  oder 
sollte  es  Municipium  bedeuten? 

28)  Ausser  Plinius  und  Ptolemäus  sind  zwei  Insobriften  zu  beacb- 
ten  bei  OrelU.Henzen  no.  488.  6939;  für  die  spätere  Zeit  Festus 
Bufusy  Asunianusi  die  Notitien. 


Oeschichte  der  LeugO.  13 

Ton  der  Baris  aus  mit  Leugensftulen  aussteinte.    So  erkläre 
ich  mir  den  Thatbestand,    wie  er  sich  aus  der  Betrachtung 
der  vorhandenen  Meilensteine   ergibt.      Wir  haben  nämlich 
eine  Anzahl  von  Miliensänlen  aus  verschiedenen  Jahrhunder- 
ten, namentlich  auch  ans  den  Jahren  292—328,  also  aus  der 
Leugenzeit,  welche  von  Martinach  abwärts  Aber  St.  Maurice, 
Villeneuve,  Vivis  und  Lnlly,  also  bis  nahe  zu  Lausanne ,  eine 
Zählung  von  37  und  mehr  Milien  aufweisen  ^),  und  ebenso 
auf  der  andern  Seite,  auch  aus  der  Mitte  des  driften  Jahr- 
hunderts,   einige  Säulen  des  Bezirkes  Nyon,  die  vorwärts 
gegen  Genf  und  rückwärts  gegen  Lausanne  ebenfalls  Milien 
aufweisen  '^);  daneben  aber  auch  vom  See  nächst  Lausanne 'M 
angefangen  und  weiter  nördlich   mehrere  zum  Rayon  von 
Avencbes  gehörende  Säulen,  die  in  der  frühern   Zeit  Milien, 
in  der  spätem  Leugen  zählen.    Mit  dem  aus  den  Steinen 
ermittelten  Sachverhalt  stimmen  die   beiden  Itinerarien  voll- 
ständig flberein.    Die  Strasse  von  Aosta  über  den  Bernhard 
zählt  Milien  bis  Vivis,  von  da  über  Moudon,  Avenches  u.  ?.  w. 
Leugen ;  die  Strasse  von  Aosta  über  Annecy  nach  Genf  zählt 
Milien   über  Nyon   bis  Lausanne,  von  Lausanne  über  Orbe, 
Pontarlier  u.  s.  f.  Leugen.    Auch  die  Strecke  zwischen  Lau- 
sanne und  Vivis  ist  auf  der  Tabula  zu  13  d.  i.  nothwendig 
Miliea,   angegeben.     Denn    in   Ermanglung    ausdrücklicher 
Benennungen   in   den  Itinerarien    müssen   die   Entfernungen 
selbst  sprechen. 

lieber  die  Strecke  von  Genf  abwärts  bis  Lyon  und  nord- 
westwärts  gegen  Chalons  an  der  Saoiie  und  Besancon  hin 
lässt  sich  keine  genügende  Autwort  geben,  da  in  diesem 
Lande  kein  Strassenzug  verzeichnet,  meines  Wissens  auch 
kein  Wegstein  gefunden  ist.    Inzwischen  vermutbe  ich,  dass 


29)  Mommsen  heW.  p.  65  ff. 

30)  MommBen  hely.  p.  69  ff. 

31)  ICommsen  heW.  p.  73,  no.  332. 


14  OeicMoUe  der 

4ie  NarboQensU ,  also  das  Miliengebiet ,  sich  anf  w^  oidit 
unbeträchtliche  Strecke  hin  nordwärts  Ober  die  Rhone  er- 
streckte;  ich  vermuthe  dies  nach  einer  Stelle  Cäsars,  wo  von 
Allobrogern  die  Rede  ist^  welche  jenseits  der  ^hone  Dörfer 
und  Besitzungen  haben,  nach  zwei  Stellen  des  Plinius,  die 
den  Jura  als  Grenzgebirge  zwischen  der  Narbonensis  und 
liugdunensis  bezeichnen,  und  nach  einer  Stelle  des  Amoiia« 
nus  Marcellinus,  wo  gesagt  ist,  dass  die  Rhone  nach  ihren 
Austritt  aus  dem  Genfersee  durch  SaFoyen  per  Sapaudiam 
fliesse  »^). 

Im  ganzen  Btlndner-  und  St«  Gallerland  rechnete  man  nach 
Milien,  da  sie  zu  Rätien  gehörten;  aber  nach  dieser  {Seite 
hin  von  Unterwallis  aus  nordwärts  Ober  den  Zflrchersee  weg 
bis  Pfyn  die  Landes-  und  Leugengränze  zu  bestimmen,  wird 
schwerlich  jemals  gelingen. 

Von  Pfyn  nordwärts  zog  sie  sich  tiber  den  Rhein  nach 
den  Donauquellen,  und  sodann  nach  der  trefflichen  Untersu- 
chung von  Leichtlen  längs  der  rauhen  Alp  bis  an  jene 
scharfe  Ecke  der  Teufeismauer  bei  Lorch,  welche  die  Gränze 
von  Gallien  und  Rätien  kenntlich  macht.  Von  da  bis  aas 
Meer  fallen  die  Leugengränze  und  die  Reichsgränze  überall 
zusammen. 

Ich  wende  mich  nun  zur  Frage,  wann  und  von  wem 
das  Leugenmass  in  Gallien  eingeftihrt  sei.  Die  Beantwor«. 
tung  derselben  kann  nach  dem  Bisherigen  nicht  mehr  schwie- 
rig sein.  Wie  oben  ausgeführt,  schliesst  die  Reihe  der  gal- 
lischen Miliensteiue  mit  dem  J.  162  '^),  hebt  die  der  Leugen- 
steine  mit  202  au.    Hieraus  ergiebt  sich  mit  Noth wendigkeit, 


82)  OaesAr  b.  0.  1,  11.  PHnfas  nat.  hiat.  8,  81.  4,  105  SUl.  an 
letzterer  Stelle  mit  Berufung  auf  Agrippa.  Ammianua  Maro. 
15,  11,  17. 

88)  Dooh  Tgl.  da«  Fragment  bei  Steiner  2A.  no.  927,  dap  einem 
Mülenateine  des  J.  164  anxugehören  aoheint, 


OefcUol^e  der  leugß.  Ift 

im^  {niieirhali^  4er  40  J^hra  von  162—202  die  Bhiifniiig 
eiii)(efa|irt  sein  muss.  Ich  spreche  mich  mit  valler  lieber- 
ztug^ug  für  eioea  der  Jahre  voa  198  bis  202,  mit  eiaem 
boheu  Grade  von  Wahrscheinlichkeit  für  202  aus. 

Nämlich  an  die  beiden  ebenfalls  in  den  umgranzten  Zeit- 
raum fallenden  Regierungen   des  Marcus  Aurelius  und  des 
Commodus  kann  man ,   scheint  es  mir,  durchaus  nicht  den- 
ken;   einmal  weil  diese  beiden  Regenten  zn  Gallien   in  gar 
keinem  persönlichen  Verhält niss  der  Anhänglichkeit  oder  des 
Wohlwollens  standen ,  sodann  und  hauptsächlich ,  weil  unter 
ihnen  filr  den  Sfrassenbau  überhaupt  wenig  oder  nichts  ge- 
schah,    lu  der  That  ist  mir  nicht  eine   einzige  Wegsäule 
in  den  rheinischen  Gegenden   und  in   ganz  Gallien   vorge- 
kommen,  die  in  den  letzten  15  Jahren  des  Marcus  oder  in 
den  12  Jahren  des  Commodus  errichtet  worden  wäre.     Ein 
positiver  Beweis  für  die  Vernachlässigung  des  Strassenbaus 
während  dieser  beiden  Regierungen   liegt  in   den  Formeln, 
deren  sich  ihr  Nachfolger  Severus  auf  seinen  Strassendenk- 
mälern  so  oft  bediente ,  Formeln  wie  vias  et  pantes  resiU 
tueruni  oder  vias  et  miliario  renovaverunt  u,  drgl.   Dieser 
Formeln  bedient  sich  Septimius  Severus  (im  Pluralis  spricht 
er,  weil  er  bald  nach   seinem  Regierungsantritte  seinen  äl« 
tern  Sohn,  später  beide  zu  nominellen  Mitregenten  angenom-* 
men  hatte)  —  solcher  Formeln  bedient  er  sich  gleich  in  seinen 
ersten  Regierungsjahren,  193  (F.  iudem  er  durch  die  zahlrei- 
chen Kriege,  die  er  gegen  drei  Nebenbuhler  zur  Behauptung 
seiner  Herrschaft  und  gegen  auswärtige  Feinde  zum  Schutze 
des  Reiches  in  den  verschiedensten  Gegenden  zu  führen  hatte, 
das   Bedfirfniss  und   den  Nutzen   guter  Land-  und  Militär- 
strassen  lebhafter  zu  empfinden   veranlasst  war,    als  seine 
beiden  unkriegerischen  Vorgänger.    Daher  sind  schon  in  den 
beiden  Jahren  195  und  196 ,    in  denen  Severus  von  Byzan- 
tium  aus  durch  Pannonien  und  Noricum  nach  Gallien  heran- 
zog, um  seinen  letzten  Gegner  Clodius  Albinus  zu  stürzen^ 


M  Oesckb^e  der  Leuga, 

in  den  Dooangegendf  n  zahlreiche  Strassenaulagen  und  Brttk- 
kenbauten  von  ihm  ausgeführt.  Für  unsre  rheinischen  Ge- 
genden wurden  dergleichen  Arbeiten  durch  den  erwähnten 
Krieg  begreiflicher  Weise  etwas  verspätet ;  aber  der  rastlos 
thatige,  dabei  besonders  sehr  baulustige  Mann  holte  das  Auf- 
geschobene  möglichst  bald  nach.  Sehr  zahlreich  sind  daher 
die  dem  Jahr  202  angehörigen  Meilenzeiger,  auf  denen  nächst 
Severus  auch  seine  beiden  Söhne ,  Caracallus  als  Consul, 
Geta  bloss  als  Cäsar,  aufgeführt  werden.  Bloss  aus  den 
Donaugegenden  stellt  Joseph  von  Hefner")  deren  48  zu. 
sammen. 

Sollte  es  nun  reiner  Zufall  sein,  dass  die  ältesten  bekann- 
ten Leugensäulen  eben  auch  im  J.  202  errichtet  und  mit  dem 
Namen  des  Severus  und  seiner  beiden  Söhne  bezeichnet  sind  ^ 
Zufall,  dass  von  dieser  Art  nicht  weniger  als  drei,  und  an 
drei  so  weit  aus  einander  liegenden  Orten,  wie  Avenches, 
Soissons  und  Cöln ,  gefunden  worden  sind ,  aus  der  spätem 
Regierungszeit  des  Severus  aber  keiner? 

Man  kann  bedauern ,  dass  Über  Severus  grossartige  Stras- 
senarbeiten  keiner  seiner  Biographen  einen  bezüglichen  Satz 
niedergeschrieben  hat;  indessen  muss  ich  doch  noch  bemer- 
ken, dass  eine  sehr  nahe  Beziehung  zu  unserm  Gegenstande 
eine  Angabe  bei  Spartianus  ^)  hat ,  wonach  Severus  i.  J. 
198  das  Postwesen,  das  bisher  Privaten  tibertragen  war  auf 
den  kaiserlichen  Piscus  tibernahm.  Man  kann  sich  denken, 
dass  auch  diese  Uebernahme  der  Postanstalten  des  Reiches 
für  den  energischen  Mann  ein  weiterer  Antrieb  war,  nament- 
lich seit  Herstellung  des  Friedens,  dem  Strassenbau  die  aus- 
serste  Sorgfalt  zuzuwenden. 


34)  Oberbayriaohes  Arohir  18,  2  p.  103  ff.    Mfinohen  1857. 

35)  SpartianuB  in  Severo  14 :  post  haeo  cum  se  vellet  oommendaro 
hominibus,  yehioularium  munas  a  priTatis  ad  fisoum  traduxit 
Dazu  Casaubonas  ad  Spart  Hadr.  7. 


OaeUchie  der  Leuga.  17 

WoMi  CS  also  erUvbt  ist,  av9  ien  rorgelefl^ten  Material 
einen  Sdiluss  su  nteben,  so  dürfte  ioi  Jahre  202  das  Leu- 
gemnass  in  Gallieii  eingeftthrt  sein. 

Ilass  die  LeugenreclMiuog  in  OalKen  eine  altgewohnte  i?ar, 
ehe  sie  zur  oCficieUen  erhoben  wurde,  versteht  sich  von  seihst, 
auch  ohne  dass  wir  uns  auf  das  schlüpfrige  Gebiet  der  gtt- 
lischen  nnd  kymrischen  Linguistik  begeben,  auf  dem  man 
das  Wort  leuga  als  ein  uraltes  einheimisches  zu  erweisen 
versucht  hat^^).  Ebenso  liegt  es  in  der  Natur  der  Sache, 
dass  mit  der  Einführung  des  neuen  Strassenmasses  den  gal- 
lischen Völkerschaften  eine  Freundlichkeit  irgend  einer  Art, 
höchst  wahrscheinlich  als  Anerkennung  oder  Gegendienst, 
eraeigt  werden  sollte.  Auch  das  passt  auf  Severus  vor- 
trefflich. 

Lange  vor  seinem  Regierungsantritte  noch  unter  Commo- 
dus  verw*altete  Severus  das  Amt  eines  kaiserlichen  Statthal- 
ters im  Lugdttoensischen  Gallien  '^)  und  erwarb  er  sich  in 
dieser  Stellung  durch  seine  Strenge  und  Uneigeunütxigkeit 
die  Liebe  der  Proviucialen,  nach  dem  Ausdrucke  Spartiaas '^), 
wie  keiner  sonst.  In  Lyon  '^)  gebar  ihm  seine  Gattin ,  die 
berühmte  Mater  castromm  lulia  Domna,  seinen  altern  Sohn 
Bassianus,  der  spater  Antoninus  genannt  und  als  Regent  un- 
ter dem  Namen  Caracallus  unrühmlich  genug  bekannt  ge- 
worden ist,  den  4.  April  188.  Spater  befehligte  Severus 
am  Rhein,  ebenfalls  mit  Auszeichnung,  die  Legionen  des 
germanicianischen  Heeres  ^^),  und  dieses  schlug  sich,  als  ihn 
im  Frühling  193  die  paniioniscben  Legionen  in  der  Nahe 


36)  T£^.  Mahn  in  Herrlgs  Zeitschrift  f.  neuere  Sprachen  28,  173. 
87}  Spartianns  in  Seyero  8.  in  Peseennio  Nfsro  8.  Die  Gassins  74, 3. 

88)  Spartianaa  in  Severo  4. 

89)  Aar.  ^ctor  epit.  21.    Die  Oassius  78,  6. 
40)  Spariianas  in  Severe  4.  in  aodio  Albino  1. 

2 


18  Oeickichte  der  Levga. 

yon  Wien  nm  Kais^  abriefen,.  Boglekb  auf  seine  Seile  ^). 
In  Gallien  endlicli  and  zwar  in  der  Nahe  von  Lyon  ftel  aai 
19.  Febr.  197  ^^)  die  entsclieidende  Sclilaclit  vor,  darch  weU 
che  sich  Sevenis  seines  letzten  Nebenbuhlera  entledigt  sab 
und  Alleinherr  des  Weltreiches  wurde.  Dies  sind ,  wie  mir 
scheint,  Momente  genug,  welche  eine  ftreundliche  Gesinnung 
Severs  gegen  Gallien  begrOnden  und  eine  so  eigettthflmli- 
che  Auszeichnung,  wie  die  Leugenrechnung  in  der  römischen 
Verwaltung  sein  musste,  erklärlich  machen.  Eine  noch  gUln- 
zendere  und  zugleich  practischere  ^)  Auszeichnung  der  dem 
Kaiser  bewahrten  Treue ^^)  war  es,  wenn  die  Verleihung 
des  lus  Italicum  an  sUmmtliche  Einwohner  des  Lugdunensi- 
sehen  Galliens,  von  welcher  Verleihung  der  Jurist  Julius  Pau- 
lus ("i*  um  230)  spricht^),  wirlilich  von  Severus  ausgegan- 
gen sein  sollte  ^).  Severus  Anhänglichkeit  au  Gallien  gieng 
auch  auf  seinen  Sohn  und  Nachfolger  Über ,  und  es  ist  aus 
vielen  Anekdoten  bekannt  genug,  in  wie  drastischer,  mitun* 
ter  selbst  lacherlicher,  Weise  Caracallus  seine  Vorliebe  f&r 
dieses  sein  Geburtsland  kund  gab. 

Schliesslich  füge  ich   noch  einige  Worte  Ober  die  Abfaa- 


41)  Daher  auf  Münzen  Severe  alle  4  iheinischen  Legionen  yeret* 
nigt  sind. 

42)  Spartianae  In  Seyero  11. 

43)  Practlscli  wäre  aacH  die  AuBzelclinung  in  Betreff  der  Wegmes- 
sung gewesen,  wenn,  wie  einer  meiner  Freunde  yermuthete,  die 
Gallier  auf  ihren  Leugenstrassen  nur  das  Passagieigeld  der  MI* 
lienstrassen  au  bezahlen  gehabt  hStten.  Allein  das  Bezahlen 
eines  Postplatzes  konnte  nur  unerlaubter  Weise  und  in  Folge 
eines  Unterschleifs  rorkommen. 

44)  Vgl.  die  interessante  Episode  ron  dem  Schulmeister  Numerianna 
bei  Dio  Cassius  75,  8. 

45)  Digest  50,  15,  8:  Lugdunenses  Qalli,  item  Viennenses  in  Kar- 
bonensi  iuris  Italioi  sunt 

46)  Dirksen  Scriptores  bist.  Aug.  p.  117  ff. 


I 

Geschickte  der  Leuga.  19 

suDgsseit  der  beiden  Itinerarien  bei,  iodem  ich  deren  Her- 
ausgabe oder  wenigstens  Vorbereitung  dem  ganzen  Gang 
meiner  Untersuchung  zufolge  glaube  Severus  zuschreiben  zu 
dürfen,  unstreitig  sind  die  drei  von  Severus  nachgewiese- 
nen Thatsachen,  dass  er  zahlreiche  neue  Strassen  anlegte, 
dass  er  die  Postanstalt  ganz  auf  seinen  Fiscus  (Ibernahm,  dass 
er  für  den  Nordwesten  des  europäischen  Festlandes  eine  neue, 
disparate  Strassenmessung  einfOhrte,  ganz  geeignet ,  eine  Pub« 
lication ,  worin  diese  Strassenzfige  vollständig  verzeichnet , 
der  Umschlag  der  Milien  in  Leugen  sorgfältig  angemerkt 
und  alles  dieses  der  kaiserlichen  Aufsicht  unterstellt  war, 
als  eine  von  ihm  beabsichtigte  und  vorbereitete 
erscheinen  zu  lassen.  Weiter  zu  gehen  ist  nicht  nOthig. 
Verhält  es  sich  doch  ganz  ähnlich  mit  der  Notitia  Dignita" 
fem  uirittsque  imperü ;  deren  wirklich  erfolgte  VerOiFentli- 
cbnng  kann  dem  darin  erwähnten  Comes  Gildanlaci  patrU 
»oitii,  dem  Wcsj^ius  Septem  provinciarum  u.  A.  zufolge  nicht 
vor  400  angesetzt  werden ;  es  liegt  aber  auf  der  Hand,  dass 
die  Schrift  eine  aus  den  practischen  Bedürfnissen  durch  die 
Eeidisthetlang  vom  J.  395  hervorgerufene  amtliche  Publica- 
tion  ist  Ebenso  führt  das  Strassenbuch  den  Titel  Itinera- 
rim  Antonini  Augusti.  Dass  diese  Benennung  keinen  an- 
dern meint  als  Caracallns,  den  Sohn  und  Nachfolger  des 
Severus,  hat  im  Allgemeinen  Brissonius  ^^)  nachgewiesen, 
für  das  fragliche  Werk  Parthey  und  Pinder  anerkannt.  Se- 
veraa  achloss  sein  bewegtes  Leben  den  4.  Febr.  211  ^^)  in 
York,  noch  im  Krieg  mit  den  Caledoniern  begriifeu,  gegen 
die  er  eben  seinen  berühmten  Wall  vom  Meer  zum  Meer  er- 
baut  hatte;  im  Buche  aber  sind  die  britannischen  Poststrassen 
bis  ans  Valium  Severi  fortgesetzt.    Also  halten  wir  an  der 


47)  Brittonius  de  yerb.  signif.  t.  t.  Antoninns*,   Tgl.  Wieling  iurlB- 
prud.  ro0tlt  p.  371  ff. 

48)  Dio  CaanuB  76,  Ib. 


20  Geschickie  der  Leuga. 

Titelflberflchrifk  fest.  Die  Herausgabe  besorgte  der  Sohn 
(starb  i.  J.  217);  aber  das  Material  und  wohl  auch  die  Con- 
ception  des  Werkes  ist  vom  Vater.  Weiter  zurück  kOnueo 
wir  Dicht  wegen  der  Leugen,  weiter  vorwärts  dürfen  wir 
kaum  wegen  der  nur  zu  bald  erfolgten  Ablösung  der  ent- 
ferntesten Provinzen,  die  sich  auf  der  Tafel  noch  als  Rü- 
merboden  stattlich  ausnehmen,  wie  Schwaben,  Dacien,  die  Ti- 
grisgegenden. Die  Epoche  von  Severus  Nachfolger  leistet 
allen  Momenten  der  Erwägung  das  richtige  Genfige.  Stö- 
rende Einzelheiten  kommen  nicht  in  Betracht,  da  sie  sich 
unter  einander  selbst  widersprechen  und  aufheben,  demnach 
theils  als  Nachträge  späterer  Auflagen,  theils  auch  als  Mar- 
ginalien einzelner  Handschriftenbesitzer  betrachtet  werden 
Bfissen  ^), 

Basel. 

Prof.  Dr.  K«  Ii.  RoUi.  ^} 

49}  Parthey  und   Pinder  !n    der   Vorrede   zum  ItinerAr.  Antonini. 
Pauly  Strassenzug  der  Peui  Tafel,  Stuttg.  1836  g.  27  ff. 

*)  Leider  war  es  dem  um  die  Altertbamskunde  so  verdienten  Ver- 
fasser nioht  yergonnt  den  Druck  seiner  gediegenen  Untersuchung 
SU  erleben.  Er  starb  aus  Schmerz  über  den  Mhceitigen  To4 
seines  ältesten  hofftaungsTOllen  Sohnes,  PriTatdooentan  ^der  ocien- 
tauschen  Sprachen,  am  16.  Juli  d.  J.  in  Basel. 

Die  Red. 


I. 

Der  Ursf rang  der  KirchtbArse  iat  ein  Rätbsel,  dessen  Lö- 


rang  bis  a«f  den  heutigen  Tag  nicht  bat  gelingen  wollen. 
Frohere  Schriftateller  haben  darüber  gdegentlich  ihre  An- 
sichten geäussert,  und  es  sind  da  drei  gans  verschiedene 
Meinungen  zu  Tage  gekommen.  Die  gewtthnlicbste  Annahme 
ist  die,  dass  die  Kirchtbfirme  ursprünglich  errichtet  seien» 
am  die  Glocken,  welche  die  Gemeinde  aur  Kirche  rufen,  so 
hoch  aafaubangen,  dass  man  sie  weit  hin  vemebmea  kanne. 
Die  aber  diesen  Zweck  hinaus  gehende  Erhebung  und  Ver* 
■dirung  der  Thflrfne ,  welche  in  einer  spatern  Zeit  eintrat, 
wird  dann  aus  dem  Streben  erklart,  die  Kirchenbauteu  aber- 
baupt  recht  grossartig  ausaufObren,  wobei  man  theils  die  Nei- 
gnag gewisser  Perioden  aur  Entfaltung  .kirchlicher  Pracht, 
tbdls  das  Boheslreben  des  gothisohen  Styls,  theils  die  Eifersucht 
des  mächtig  aufblähenden  Bfirgeirthwms  in  Anschlag  bringt.  Die 
Aehnlichkeit  gewisser  Tburmanlagen  mit  den  im  Mittelalter  ab- 
liehen  Befesttgangen  der  Siadte  und  Burgen  hat  jedoch  auch 
Einige  zu  der  Meinung  bewogen ,  dass  die  Kircbthflrme  aus 
solchen  Festungsanlagen  hervorgegangen  seien,  indem  sie 
sich  theils  an  die  Beispiele  von  wirklich  befestigten  Kirchen 
und  KlOstem,  theils  an  den  kriegerischen  Geist  des  Mittel- 
alters, dar  sogar  im  Heliand  in  der  AuiFassung  der  Geschichte 


*)  Indem  die  Redaktion  ihren  Lesern  die  nachfolgende  Abhand- 
lang bringt  I  lehnt  sie  dooh  insofern  die  Solidarität  der  darin 
entwickelten  Ansichten  ab,  Als  selbstredend  unsere  Jahrbücher 
auch  den  entgegenstehenden  Ansichten  sa  Gebote  stehen. 

D.  Red. 


22  Zur  Getchiehte  der  Kirchihürme. 

Christi  hervoHritt,  erinnerten.  Wieder  Andere  haben  in  nicht 
christlichen  Architekt aren  die  Vorbilder  der  Kirchtbflrne  auf- 
gesucht,  und   da  sie  solche  im  griechischen  und  rftniscben 
Alterthume  nicht  su  Anden  glaubten,  wandten  sie  ihre  Blicke 
nach  Asien ,  uro  entweder  die  Stupa's  ihr  Buddhisten  oder 
die  Minarets  der  Muhammedaner  sich  als  Muster  des  Thurm- 
bau's  darboten.    Von  allen  diesen  Erklärungsversuchen  nicht 
befriedigt,  haben  neuerdings  swei  Schriftsteller  dieser  iVage 
eine  eingehendere  Betrachtung  gewidmet,   und  sind  zn  Re* 
sultaten  gelangt,   die  eben  so  sehr  unter  einander,  als  von 
den  Ansichten  ihrer  Vorgänger  abweichen.    Zuerst  hat  Job. 
Valentin  Klein  ^)l^ei  Gelegenheit  der  Besprechung  eines 
merkwürdigen  alten  Kirchenportals  den  Versuch  gemacht,  dHe 
Thürme  alsSchttpfong  einer  Symbolik  zu  erklären,  die  eben* 
sowohl   in  apokalyptischen  Ideen  und  Auslegungen   der  alt« 
testamenUichen  Prophetie,  als  in  antiken  Mysterien  und  astro» 
nomisch -mythologischen  Ansichten  ihre  Wursel   hat      ihn 
vielfach  folgend,  doch   in  seinen  Orundanschauungen  vWlig 
abweichend,  4iat  dann  Wilh.  Weingärtner')  dieser  Prag« 
eine  besondere  Schrift  gewidmet,   welche  in  dem  rdmischen 
Alterthume  nicht  sowohl  das  Vorbild,  als  vielmehr  den  eigent- 
lichen Ursprung  der  Kirchthflrme  nachsuweisen  untcrnimoit. 
Auch  die  letztere  Arbeit  hat  keine  «berxeugende  Losung  der 
Frage  gebracht,  und   die  darin  aufgestellte  Meinung  unter« 
liegt  sehr  erheblichen  Bedenken.    Allerdings  ist  es  ein  rieh» 
tiger  Gedanke,   wenn  sie  von  der  Voraussetmng  ausgebt, 
dass  die  meisten  architektonischen  Formen,  deren  sich  das 
christliche  Mittelalter  bedient  hat,  auf  irgend  ein  Vorbild  den 
römischen  Alterthums  hinweisen,  welches  als  ihre  Orundlam 
betrachtet  werden  muss.     Als  die  Römer  das  Cbristenthum 


1)  Die  Kirche  zu   Grossen -Linden   bei   Giessen,  in   Oberhewen. 
Giessen  1857. 

2)  System  des  christUohen  TharmbAaes.    GStfingen  1860. 


Zmr  Ge$ekiehie  der  Kirdiikärme.  SS 

MaahMe«,  miMBteA  sie  iie  Kusiformeo,  io  iemea  rie  Mtge* 
wachseo  waren,  den  ohrisllichen  Bedflrfnifleen  und  Ansichten 
an^ueen,  da  die  geistige  Natur  dieses  neuen  Glaubens  im 
Grande  keine  neuen  Formen,  an  die  Stelle  n  seinen  hatte. 
Diese  Religion  konnte  sich  nur  abwehrend  verhalten,  in  so 
fern  sie  in  den  herrsohenden  Knnstformen  etwas  specifisch 
Heidnisches  nu  erkennen  glaubte*  Wo  sie  aber  aufhorte, 
UUer-  mid  knnstfeindlich  na  sein,  da  nftgerte  sie  nicht, 
fich  das  Vorgefiindene  annieignen ,  indem  sie  je  nach  den 
Vmatanden  dasselbe  umdeutete  oder  in  untergeordneten  Be- 
niehangen  modelte.  Dieser  Process  war  bereits  vollendet, 
ala  die  Mftnner  des  Nordens  sich  in  die  Erbschaft  des  abster* 
benden  lUHnerreichs  im  Abendlande  theilten.  Diese  Valker 
aber  brachten  aus  ihren  heimathlichen  Sitnen  keine  Baukunst 
mit,  deren  Formen  sie  hfttten  im  Dienste  der  neuen  Religion 
verwenden  können:  denn  die  Werke,  welche  sie  au  den 
Zwecken  ihren  heimiscben  Cultus  anfahrten,  waren  awar 
grasnartig  durch  Bewältigung  nngefaenrer  Steinmassen,  die 
maa  anfrichtete,  übereinander  thirmte,  oder  nach  einer  ge- 
wissen  Regel  nn  wunderbaren  Kreisen  und  Doppelreihen  zu* 
sammenstelUe,  aber  diese  Werke,  die  man  nicht  einmal  Bau« 
Um  nennen  kann,  waren  noch  so  sehr  in  den  ersten  Anftngen 
der  Ent Wickelung  begriffen,  dass  man  an  ihnen  kaum  die  dürf- 
tigsten Sparen  der  Bearbeitung  durch  Hammer  und  Meissel 
antriflt.  So  warra  diese  Germanen  und  Celten  darauf  an» 
gewiesen,  die  Kunstfertigkeiten  und  Kunstformen  sich  ansu* 
eignen,  welche  sie  in  ihrer  neuen  Umgebung  bei  den  hoch 
dvilimvten  Römern  vorfanden.  Allerdings  brachten  sie  einen 
neuen  nationalen  Geist  mit,  der  Allem,  was  sie  bei  sich  auf- 
nahmen, eine  eigentbflmliche  Gestalt  verlieh.  Es  ist  daher 
nicht  immer  leicht,  die  Verbindung  mit  dem  Alterthume  nach- 
anweisen,  da  in  den  ersten  Jahrhunderten  ihres  Auftretens 
vermittelnde  Denkmäler  eben  so  selten  sind,  als  die  geschrie- 
benen Deberlieferungen ,  wahrend  häufig  die  aufgenommenen 


M  Zur  eeichbMe  der  törelUkum^. 

Formen  später  fast  bis  mt  UiikeDBtlickksIt  «ngeslftltet  er*- 
scheinen.  Des  HBg;eaelitet  sind  es  ininier  die  Werke  des  heid-> 
nisdien  Roms,  in  denen  wir  mnäclist  die  Vorläufer  nad  An* 
knflpfunifgpiiiiUe  fUr  die  Aliertbfimer  der  ebrislUclien  Knast 
SU  suchen  haben. 

Nach  diesen  Grundsätsen  sollte  man  erwarlen,  Weingart* 
ner  werde  die  Tbflnne  der  alten  Welt  nnm  Ansgangspnnkfo 
seiner  Untersuchungen  machen.  Denn  es  fehlte  dem  räml« 
sdien  Alterthum  keineswegs  an  dieser  archHektonisehen  Iform. 
Die  Pestungs-  und  Lencht*Thtlrme  sind  bekannt  genug.  Aber 
andi  ausserdem  errichtete  man  ThUrme  lediglich  sn  dem 
Zwecke,  eine  weite  Aussicht  nu  gewinnen.  Häcen  bosaso 
einen  solchen  in  den  Bsquilinischen  Oärten.  Heran  nennt 
ihn  molem  pröpinquam  nubibns  arduis  '),  und  Nero  benntnte 
ihn  9  um  das  Schauspiel  des  brennenden  Roms  su  lietmeh* 
ten^).  Aehnliche  Bauten  kommen  an  verschiedenen  andofw 
Zwecken  in  den  Städten  vor.  in  Athen  steht  noch  der  Tknrai 
der  Winde,  der  eine  Wasseruhr  enthielt,  und  in  Pairia  gingf 
erat  im  J.  1561  der  schaue  und  reioli  geschmflckto  Thana 
au  Grunde,  den  man  nach  dem  Boethius  nannte,  weil  er  die« 
sem  aum  Gefängnisse  gedient  hatte  ^).  Aach  sonst  warew 
Oefhngnisstharme  häuig,  so  dass  man  seMechthin  Tarrb  Mir 
Carcer  gebrauchte. 

Allein  Weingärtner  läset  die  wirklichen  anttkra  Thflnae 
unberttcksichtigt  nnd  sucbt  den  Ursprung  der  KirchthOvai« 
statt  dessen  in  den  heiAnischen  Grabmälem  der  Römer,  die 
allerdings  auweilen  eine  thurmähnliche  Gestalt  angenommia 
haben,  so  dass  einige  von  ihnen,  wie  das  der  Cädlia  Metalla 
und  das  des  Hadrian,  im  Mittelalter  au  wiikliehen  Bargvesten 


3)  Od.  Üb.  3.  oarm.  29.  v.  10. 

4)  Sueton.  Nero  o.  38. 

5)  AbgebUdei  bei  BobIsIo  intorno  al  laogo  del  sapplisio  di  8e. 
TSxfna  Boasio*P«T£s  tSt6. 


Xur  ÖeichieUe  der  Kirehiküme.  S5 

eia^ericlitet  werden  lonnCen.  Diese  Ansieht  slütat  sieb  auf 
eiaea  Grandgedanken ,  dem  er  jedenfalls  eine  viel  an  weite 
Aasdehnang  giebt,  indem  er  ein  au  grosses  Gewicht  auf  die 
Bedeatnng  der  Todtenvcrehrung  Ar  allen  religfasen  Cultna 
iberhavpt  vad  fillr  den  ebristlichen  insbesondere  legt.  Sehen 
in  seiner  frOhern  Schrift  Aber  die  Basiliken  *)  nennt  er  den 
Begriff  yon  Gmb  und  Tempel  in  der  heidnischen  wie  in  der 
christlichen  Zeit  eng  verschwistert.  Jedermann  weiss ,  dass 
die  Verehrong  der  Märtyrer  an  gewissen  Zeiten  eine  sehr 
bedeatende  Rolle  gespielt  hat*  Aber  niemals  ist  sie  der  ei- 
gentUcfce  Kern  des  christlichen  Gottesdienstes  gewesen.  Bie 
Beariehnngen  an  dem  Glauben  an  ein  künftiges  Leben  kannte 
man  nor  sehr  nneigentlich  dahin  ziehen,  und  davon  abge- 
sehen lasst  sich  in  keinem  der  grossen  und  allgemeinen 
christlichen  Feste  mit  alleiniger  Ausnahme  des  Charfkvitags 
auch  nur  entfernt  ein  Todtencult  erkennen. 

Bevor  wir  nwi  aber  auf  eine  PrOfung  der  Frage  nach  dem 
Orspmge  der  Ktrchlhürme  eingehen  kt^nnen,  muss  vor  allen 
Dingen  das  Alter  der  letatem  chronologisch  festgestellt  wer- 
den. Iflabesottdere  ist  ein  Irrthom  au  beseitigen  >  auf  den 
sich  Wehigartner's  Argomentation  in  mehrfacher  Hinsicht  sttitzt. 
Br  behauptet  namlieh  ^)  nach  Rlein's  ^)  Vorgange  auf  den 
Grand  einiger  Verse  desVenantias  Fortnnatus'),  dass 
bereite  am  Ende  des  Bten  Jahrhunderte  nicht  allein  wirkliche 
lirchthtlme,  sondern  insbesondre  auch  schon  die  Frontaltharme 
au  beiden  Seiten  des  westlichen  Portals  Oblich  gewesen  seien. 
Das  Gedicht  des  Bisehofs  von  Pottiers  (um  eOO),  in  welchem 
Verse  stehen  ,    besieht  sich  allerdings  auf  den  vom 


6)  Unprong  und  Entwlokelong  des  ohiütUohen  Kirohengsbaudes. 
Leipzig  1858.  S.  76  u«  dfter. 

7)  A.  A.  O.  S.67. 

8)  A.  a.  0.  S.40. 

9)  Yenant.  Fortunst.  opp.  Hb.  3.  oap.  7  oder  In  der  CoUectio 
PiMoreiuis  Tom.  6.  lib.  8.  earm.  5. 


W  Zur  Geichichie  der  IBrchiUirm9. 

Bischof  Felix  ausgefahrten  Bau  der  Kircbe  n  Nismet ,  wi4 
es  werden  daraus  xirel  Stellen  ausgezogen,  die  aber  beide 
iLeineswegs  das  euthalten,  was  Klein  und  nach  ihm  Weing Art- 
ner  darin  cu  lesen  glauben.  Dia  Haupistelie  spricht  nicht 
entfernt  von  der  Beschaffenheit  des  Kirchengebftudes.  Sie 
lautet: 

Gallia,  plaude  libens,  niittit  tibi  Roma  salute», 

Fulgor  apostolicos  yisitat  Allobrogos, 

A  fade  bostili  duo  propugnacula  praesunt» 

Quos  fidei  turres  Urbs,  caput  orbis,  habet. 

Freue  dich  Gallien,  denn  das  Heil  ist  von  Rom  dir  ge- 
sendet, 
Apostolischer  Glann  geht  dem  AUobroger  auf. 

Gegen  den  Feind  gewandt  Bollwerke  sind  sie  godoppell, 

Warten  des  Glaubens  besitzt  Rom  sie,  die  Herrin  der  Welt« 
Selbst  so  aus  dem  Zusammenhange  gerissen ,  wie  Klein  me 
nutgetheilt  hat,  können  die  beiden  letzten  Verse  nicht  voa 
PortalthOrmen  verstanden  werden.  Die  Apostel  Petras  und 
Paulus,  deren  Reliquien  die  Kirche  von  Rom  erbalten  hatte» 
sind  es^  wdche  Bollwerke  und  Wartthflrme  des  Olanbens  go^ 
nannt  werden.  Schon  grammatisch  kann  qnos  weder  a«f 
propugnacula,  noch  auf  turres  bezogen  werden.  Es  geht  auf 
die  Apostoli,  mit  deren  Preise  das  Gedicht  beginnt  —  Die 
andere  Stelle  desselben  Gedichts  enthält  eine  Beachreibmif 
dar  Vorderansicht  der  Kirche,  wie  sie  erseheint,  wenn  man 
auf  das  Hanptportal  zugeht    Es  hrisst  da: 

Vertice  sublimi  patet  aulae  forma  triformis 

Nomine  apostolico  sanctiflcata  Deo; 

Quantum  inter  sanclos  meritum  supereminet  Ulis, 

Celsius  baec  tantum  culmina  culmen  habent, 

In  medium  turritus  apex  supra  ardua  teodit, 

Quadratumque  levans  crista  rotundat  opus, 

Altius  ut  stupeas,  arce  ascendente  per  arcus 

Instar  montis  ägens  aedis  acumen  habet* 


Zur  Qeichiekie  der  Kirchikürme.  87 

Hoch  deo  Scheitel  erhoben  ist  dreifach  die  Balle  geOffnet, 
ht  den  Aposteln,  ist  durch  sie  dem  Höchsten  geweiht ; 
So  weit  jener  Verdienst  hervorragt  unter  den  Heirgen» 
So  viel  hober  erhebt  seinen  Giebel  das  Thor, 
Avfgethirmt  zum  Himmel  strebt  in  der  Mitte  die  Spitze, 
Und  den  eckigen  Bau  rundet  ein  luftiger  Kamm; 
Dass  noch  mehr  du  erstaunst,  so  hat  auf  Bögen  ansteigend 
Einen  Gipfel  der  Bau,  der  wie  ein  Berg  sich  erhebt. 
Aula  ist  die  Vorhalle,  und  dreifach  heisst  sie  entweder,  weil 
sie  swei  Seitenarkaden  hat  oder  weil  sie  nur  aus  drei  Bögen 
besteht.    Ihre  Wölbungen,  culmina,  sind  von  einem  Giebel, 
cnlmen,  überdeckt«    Darüber  erhebt  sich  der  obere  Theil  des 
Mittelschiffs,  hervorragend  wie  ein  Thurm,  und  dieser  turri- 
tos  apex  bildet  ein  quadratum  opus,  welches  eine  leichte  Be« 
kröttung,  levans  crista,  etwa  ein  Bogenfries  oder  eine  Arka- 
denreihe, abscbliesst,  rotnndat.  So  steigt  der  ganze  Bau,  die 
Arz,  auf  Bogen  -  Arkaden ,  arcus  in  die  Höhe  und  endet  in 
einem  spitzen  Dache «  acumen,  so  dass  es  einem  Berge  ver« 
gleichbar  ist,  instar  montis  agens.  Nach  diesen  Worten  folgt 
dann  die  Erwähnung  der  Malereien,   welche  sich  an  der 
Fronte  der  Kirche  befinden.     Also  auch  hier  ist  von  keinem 
Thurm  die  Rede ,  am  wenigsten  von  einem ,  der  ttber  der 
Mitte  der  Kirche  stände,  wie  Klein  und  Weingärtner  es  ver. 
stehen  wollen. 

Niedrige  Mittelthflrme  erscheinen  allerdings  viel  froher  auf 
Grabkirchen.  Sie  sind  aber  keine  eigentlichen  Kirchthürme, 
und  es  ist  gerade  die  Frage,  ob  von  ihnen  die  letatern  ab- 
geleitet werden  dürfen.  Die  Grabkirche  der  Gallia  Placi- 
dia  und  die  von  Gregor  von  Tours  erwähnte  des  heil.  An- 
tolianns  werden  daher  noch  weiter  unten  ausführlicher  zu 
besprechen  sein. 

Erst  gegen  Ende  des  Tten  Jahrhunderts  findet  man  Erwäh- 
nnngen  von  Thürmchen,  etwa  nur  sogenannte  Dachreiter,  und 
aach  diese  äusserst  selten.  -  Zuerst  eine  turricnla  eccleoine 


Zur  Geschichte  der  Kirchthürme. 

jra  Laon  in  der  Zeit  des  fränkischen  Major  Domus  Ebroin 
om  675^^).  Dann  eine  turricula  auf  der  MichaelsiLirchey  die 
zwischen  734  und  738  m  St.  Wandrille  erbaut  wird  ^^).  Viel 
bedeutender  kann  auch  der  Thurm  niclit  gewesen  sein,  den 
fireilich  nur  nach  einer  einzigen  Bandschrift  der  Vitae  Pon- 
tifleum  des  Anastasius  Bibliothecarius  Papst  Stephan  IL  770 
auf  der  Peterskirche  erbaut  haben  soll,  da  er  theils  mit  Gold, 
theih  mit  Silber  bekleidet  war^').  Dieser  und  der  Thurm- 
bauy  den  Abt  Fnlrad  von  S.  Denis  77i  zum  Abschluss  brach- 
te ^'),  dessen  Beschaffenheit  aber  ebenfalls  im  Dunkeln  bleibt, 
sind  die  ersten  wirklichen  Rirchthtirme,  welche  wir  kennen. 
Ausserdem  treffen  wir  vor  dem  9ten  Jahrhundert  mit  Si- 
eberheit  keinen  wirklichen  Kirchthurm  an.  Dass  der  Thurm 
bei  S«  Apollinare  in  Classe  zu  Ravenna  nicht  mit  der  Kir- 
che gleichzeitig  sei,  ist  anerkannt  ^^).  Deber  einen  angebli- 
chen Thurm  bei  S.  MIchaele  in  Affricisco  daselbst,  in  dem 
der  Erbauer  dieser  Kirche  begraben  gewesen  sein  soll,  wer- 
den wir  spater  zu  sprechen  haben.  Zweifelhaft  ist  auch  das 
Alter  der  Thtirme  auf  den  Kirchen  -der  Maria  und  des  h.  Ri- 
charins,  welche  zu  der  799  gegründeten  Abtei  Centula  oder 
S.  Riquier  gehören.  Sie  sind  von  Petavius  ^')  „e  scripto 
codice  ix^ajstov^  abgebildet  und  Lenoir  sagt,  dass  die  Zeich- 
nung  einem  karolingischeu  Manuscripte   entnommen  sei^^). 

10)  Tita  S.  AnstrudiA  bei  Mabillon,  acta  sanol. Benedict,  laeo.  1. 
Venet  1733.  p.  940. 

11)  Gesta  abbatum  Fontanellensium  bei  Pertz,  mon.  bist.  Germ. 
Vol.  2.  p.  284. 

IS)  Beschreibung  der  Stadt  Rom  ron  Platner,  Bansen,  G^er- 
liard  und  Röstel,  Bd.  3.  Abih.  1.  8.64« 

13)  Lenolfy  architeoture  monaetique  (CoUeotion  de  doeumanto  in« 
6dit8  sur  rhist.  de  Franoe,  S6r.  3).  ParU.  1851  (P.  1).  pag.  161. 

14)  AI.  Per  d.  t.  Quast,  die  alt-christk  Bauw.  von  Ravenna,  8.37. 

15)  De  Nithardo  Caroli   magni   nepote  syntagma.    £  Pa.  P.    (i.  e. 
Petayii)  otio.    Parisius  1613. 

16)  Aröbit  monast.  I,  p.  27. 


Zur  Oesddohle  der  Kirchthürtne.  S0 

Die  Ansicfal  des  Blattes  Ulsst  sehr  daran  zweifeln  und  Pela« 
▼ins  giebt  nirgend  seine  Quelle  an,  wohl  aber  beruft  er  sich 
da  y  wo  er  die  tburmartig  aufgebaute  Vorhalle,  moenia  qua« 
vocantur  paradisus  turri(a  mole  surgentia,  erwähnt ,  auf  die 
in  J.  1088  vollendete  Geschichte  des  Klosters  Centula  von 
Hariulf  ^^).  Vollends  grundlos  ist  es,  wenn  dem  Bischof  Pav- 
linus  von  Nola  der  Bau  der  dortigen  alten  Glockeuthflmie  sn-* 
geschrieben  wird,  weil  eine  mindestens  sehr  unsichere  Sage 
(yergl.  S.  38)  die  Erfindung  der  Glocken  nach  Campanien  legt. 
UrkMndlich  beglaubigt  ist  wenigstens  das  Alter  jener  Thfirme 
oicht. 

Mit  dem  Anfange  des  9ten  Jahrhunderts  erhalten  wir  nun 
aber  einige  Nachrichten  tiber  Bauten,  die  weder  das  Alter, 
noch  die  Beschaffenheit  der  Thürme  im  Zweifel  lassen.  Zu- 
oftcbst  ist  die  Kirche  zu  Germigu)*  des  Pr^s,  welche  Abi 
Theodulph  von  Fleury  806  vollendete,  noch  grösst^ntheils 
erhalten.  Zwar  ist  das  Schiff  später  erneuert,  aber  der  öst- 
liche Theil  gehört  dem  ursprünglichen  Bau  an.  In  der  Mitto 
desselben  erhebt  sich  ein  viereckiger  Tburm  in  so  enger  Ver^ 
bindung  mit  den  umgebenden  Theilen,  dass  er  von  gleichem 
Alter  sein  muss  wie  diese  ^^).  Eben  so  steht  noch  der  im 
J«  824  erbaute  Munster  auf  der  Insel  Reichenau  im  Boden*» 
see,  mit  einem  viereckigen  Tburm  über  der  kleinen  westlichen 
Apsis  zwischen  den  beiden  Kircbthttren,  A^ch  dieser  scheint 
mit  dem  alten  Bau  gleichzeitig  su  sein  ^^).  Besonders  wich* 
tig  sind  die  beiden  isolirten  Rundthürme  zu  beiden  Seiten 
der  eine  ähnliche  westliche  Apsis  umgebenden  Vorhalle,  pa* 
radisus,  auf  dem  Grundrisse  des  Klosters  S.  Gallen,  welcher 
fflr  den  Abt  Gozpert  verfertigt  und  von  diesem  bei  seinen 
830  begonnenen  Klosterbau  benutzt  ist'^).     Wendeltreppen 

17)  A.  «.  O.  p.  7. 

18)  Lenoir  a.  a.  0.  P.  2.  p.27.  124. 

19)  Waagen,  im  Kunsiblatt.  18i8.  S.  253. 

80)  BaoiUs  des  Klosters  S.  Qallen  vom  J.  820^  herausgegeben  and 


so  Zur  Qe$ehidiU  der  Kirehih$irme.  . 

fahren  gn  Altären  iler  Erzengel  Gabriel  and  Michael  auf 
Hiren  Gipfel  and  mit  der  Kirche  sind  sie  durch  schmale 
Gttuge  verbanden.  Solche  einfache  isolirfe  RundthQrne  sind 
auch  die  alten  TiiQrme  in  Ravenna  und  andern  Orten  Ober- 
italienS)  so  wie  die  viel  besprochenen  alten  Thfirme  Irlands*^), 
deren  christlicher  Ursprung  jetzt  ausser  Zweifel  gesetzt  ist« 
Zu  jenen  gehören  auch  die  beiden  Thllrme  der  alten  kleinen 
Klosterkirche  S.  Lorenzo  in  Verona,  die  ursprflngUch  eben- 
falls isolirt,  jetzt  aber  durch  einen  spatern  Bau  mit  der  Kir- 
che verbunden,  an  den  Ecken  der  kleinen  viereckigen  Vor- 
balle stehen  *^).  Die  der  antiken  ähnliche  Mauerarbeit,  bei 
der  BruchstQcke  antiker  Sculpturen  von  heidnischen  Tempeln 
verwandt  sind,  zeugt  von  sehr  hohem  Alter. 

Gleichzeitig  entstehen  in  und  um  Rom  viereckige  Kirch- 
thfirme,  die  minder  einfach  sind,  als  der  zu  Oermigny,  indem 
sie  sich  in  mehreren  Stockwerken  erheben.  Zwar  lässt  sich 
von  dem  Thurme  Hadrians  bei  der  Peterskirche  *')  dessen 
Form,  und  von  den  noch  erhaltenen  römischen  Thflrmen  die 
Zeit  der  Erbauung  nicht  bestimmen.  Aber  die  letztem,  wie 
die  von  S.  Maria  in  Cosmedin  und  von  S.  Giovanni  e  Paolo, 
sind  ganz  in  der  Weise  aufgefflbrt,  wie  der  Thurm  der  Kir- 
che zu  Porto,  welche  Papst  Gregor  IV.  830  baute.  Letztere 
ist  von  den  Sarazenen  zerstört,  aber  in  ihren  Ruinen  ist 
noch  der  grosse  viereckige  Thurm  erhalten,  der  sich  in  5 
durch  Gesimse  abgesonderten  Stockwerken  erhebt  ^) . 

Diese  ältesten  Thllrme  befanden  sich  meistens  im  Vorhofe, 
seltener  zur  Seite  der  Kirche,  wie  bei  S.  Apollinare  in  Clazse 
zu  Ravenua,  oder  gar  hinter  der  Kirche,  wie  in  Torcello  bei 

erl&utert  Ton  Ferd.  Keller.    ZOrioH  1844.    YerUeiaert   bei 
L  0  n  0  i  r  1,  p.  24. 

21)  Sohn  aase  Gesch.  d.bild.  Künste,  B.4  (Mittelalter  B.  2),  S.416* 

22)  Lenoir  p.  162.  163  mit  einer  Abb  ildung. 

23)  Betohreibang  Rom*s  a.  a.  0.  S.  64. 

24)  Lenoir  p.l64.  166. 


Zur  Geichkhie  der  ßreUhürme.  Sl 

VeneiKg.  Wenn  awei  Tbflrme  Torkomnieo,  sieben  sie  ge-^ 
wdhalich  en  beiden  Seiten  des  Eingangs.  Aber  auch  dies 
ist  nickt  ohne  Ausnahme.  S.  Maria  de  Toscanella  hat  sie 
beide  an  der  nördlichen  Umfassungsmauer  des  Vorhofes '^). 
Zuweilen  werden  sie  mit  der  Vorderwand  der  Rirche  yer- 
bunden.  In  Verbindung  mit  dem  Kirchengebäude  selbst  findet 
man  sie  in  Italien  vielleicht  schon  um  dieselbe  Zeit  in  S. 
Giorgio  in  Velabro  zu  Rom  und  in  dem  Dome  von  Triesf, 
während  die  altern  Basiliken  nicht  darauf  eingerichtet  waren, 
Thflrme  su  tragen,  lieber  den  Mittelthurm  in  Germigny, 
Bo  wie  Ober  den  Frontalthurm  des  Münsters  auf  der  Insel  Rei« 
ehenaUy  wird  noch  späterhin  2U  sprechen  sein. 

Seit  dem  9ten  Jahriiundert  mehren  sidi  nun  die  Beispiele 
▼on  Thtirmen ,  doch  werden  sie  erst  im  lOten  häufig  und 
seihst  im  Uten  ist  es  noch  nicht  als  Regel  su  betrachten, 
4*88  jede  Rirche  einen  Thnrm  habe.  Dann  aber  werden 
sie  bald  so  allgemein,  dass  die  Bettelorden  sie  zum  Theil 
wieder  ausdrücklich  von  ihren  Kirchen  verbannen,  indem  sie 
in  ihnen  einen  unntttbigen  Aufwand  erblicken.  Im  Gegen- 
n^se  gegen  diese  Einschränkungen  wird  es  aber  immer  gc- 
wflknlicher,  den  einzelnen  Kirchen  mehr  und  mehr  Thürme 
mu  geben.  Ausserhalb  Italiens  werden  diese  in  der  Regel 
mit  i&a  Kirehengebäude  verbunden,  doch  ausnahmsweise 
kommen  namentlich  auch  in  Deutschland  tsolirte  ThOrme  von 
Einzelne  Beispiele  verlieren  sich  sogar  noch  in  sdir  späte 
Zeit*^).  In  Ostfriesland  sind  noch  heutigen  Tages  alle  Kirch« 
tbflraie  isolirt,  mit  alleiniger  Ausnahme  des  alten  verfallenen 
Tbnrms  von  Marienhave  und  eines  ganz  neuen  zu  Leer«  Die 
Stellen  der  Kirchen,  an  welchen  Thflrme  vorkommen,  sind 
tbeib  die  Vierungen  vor  der  östlichen  und  westlidien  Apsis, 
theils  die  Ecken  des  Hauptgebäudes ,  nämlich  die  Seiten  der 


85)  Lenoir  p.  166. 

26)  Weiagirtner  S.63.  §.65.  Note 4. 


81  Zur  OmUcUe  der  KMUhanne. 

WestAronte,  wo  sie  mäatf  aber  4och  mdit  inner,  ein  Roitel 
swiflcben  sich  liaben  und  die  Seiten  its  Mtichem  Chors^  w« 
sie  bald  vor,  bald  hinter  dem  Qaerscbiffe,  seltener  auf  der 
Mitte  der  Kreuaflttgel  sich  erheben.  Am  häufigsten  findet 
man  den  Itstlichen  Mittelthurm  und  die  westlichen  Portal« 
thttrmc.  Oft  fehlen  aber  auch  gerade  diese,  wahrend  ei^ 
östliches  Thurmpaar  mit  oder  ohne  Mittelthurra  vorhanden 
ist.  Die  Gestalt  dieser  Thürme  bleibt  ausserhalb  Italiens 
i,n  der  Zeit  des  romanischen  Styls  noch  vielfach  rund.  All- 
mftlig  macht  sich  aber  die  viereckige  geltend  und  in  der 
gothischen  Kunst  des  13tcn  Jahrhunderts  sind  die  runden 
Thtlrme  ganz  verdrftngt.  Höchstens  setzt  noch  der  ober« 
Theii  eines  Thurms  in*s  Achteck  umt  was  mit  denUebereck- 
Stellungen  des  gothischen  Styls  harmonirt  und  an  unscheio«, 
baren  Stellen  kommen  allenfalls  noch  einfache  TreppenthOrme, 
rund  mit  einer  Wendeltreppe,  zum  Thdl  auch  nur  ab  kleine 
Erkertbflrmcben  vor. 

Fragen  wir  nun  nach  dem  ursprflnglichen  Zweck  der 
Thurmbauten,  so  liegt  nichts  näher,  ab  an  die  Verbindnnf 
derselben  mit  den  Kirchenglocken  wm  denken.  Von  dem 
TbQrmchen  in  S.  Wandrilie  wird  gesagt,  dass  der  Abt  eine 
Glocke  habe  hineinhängen  lassen,  wie  es  die  Sitte  der  Kiiw 
chen  sei'^),  und  der  Thurm  Stephans  IL,  von  dem  eine  Hand« 
adirift  berichtet,  soll  drei  Glocken  erhalten  haben.  Später 
hnissen  die  Thtlrme  ganz  gewähnlich  Cnmpanariä,  CampuMi- 
lia  und  noch  jetzt  werden  sie  Glockenthärme,  in  Italien  kaum 
anders  als  Campanili  genannt  Ihre  Geschichte  geht  femct 
der  der  Gbcken  ganz  parallel.  Gläckdien,  tintinnnbnla^ 
gab  es  schon  im  Alterthnm  von  derselben  Gestalt ,  wie  n« 
fipre  Glocken,  nur  weit  kleiner,  wie  unter  andern  die  Funie 


27)  Campanam  In  toRionla  eius  ooUooandam,  at  moiii  Oit  eoeleib- 
ram.    Perti  1.  o. 


Zw  OefdbtcMe  der  Kirchikürme.  8S 

in  den  rOnischeii  Ralakomben^)  beweisen.  Aber  der  Ge- 
bmveh  von  Kircbeng^Iocken ,  die  natürlich  weit  grosser  sein 
mvasten,  wird  zuerst  etwa  ein  Jahrhundert  vor  der  Zeit  er- 
wähnt, als  die  ersten  Thtirmehen  vorkommen.  Die  Erzäh- 
luf  von  dem  altern  Columban,  Abt  auf  der  Insel  Hy  in  Ir- 
land, um  596,  ist  eine  der  ersten,  wo  von  Kirchenglocken 
die  Rede  ist^).  Im  9ten  Jahrhundert,  da  die  eigentlichen 
Tharmbanten  beginnen,  ist  auch  der  Gebrauch  der  Glocken 
allgemein  geworden.  Später  nimmt  die  Grösse  und  Zahl 
der  Glocken  wie  der  Thtlrme  zu.  Dennoch  halt  Weingartner 
es  fOr  «Wahnwitz,  zn  glauben,  die  Unterbringung  der  kuh- 
fichellartigen  Glöcklein  könne  jene  mächtigen  Thurmbauten 
der  christlichen  Kirchen  herbeigeffihrt  haben '®).«  Die  Ein- 
wendungen ans  dem  angeblich  hohem  Alter  der  Thurmbauten 
nnd  dem  späten  Gebrauch  blosser  Dachreiter  und  Glockenstuben, 
wofür  auch  die  Aufhängung  in  Fensteröffnungen  von  erhöhten 
Mauern,  wie  in  S.  Saba  zu  Rom  '^),  zu  rechnen  ist,  erledigen 
(oben  S.  96)  sich  durch  die  richtige  Auslegung  des  Venan- 
tina  Portunatos  von  selbst.  Zogegeben  aber,  dass,  wie  auch 
aebon  Otte  bemerkt  hat,  die  Ausdehnung  der  Thfirme  nach 
Haaa  und  Zahl  tiber  das  wirkliche  Bedürfniss  hinaus  irgend 
einen  beaoadem  Grund  haben  muss,  so  stellt  sich  die  Frage 
doch  nur  so :  wie  mag  man  dazu  gekommen  sein,  den  Dach- 
leltem  und  Glockenstflhlen  eine  so  ansserordenliche  Höhe  zu 
gellen,  mn  Olockenthtirme  aus  ihnen  zu  machen?  Zwar 
meiat  Weingärtner :  mit  dieser  winzigsten  Form  anzufangen, 


28)  Per r et,  cataeombes  de  Borne.  Paris  1825.  T.  4.  pl.  8.  T.  6. 
p.  110. 

29)  CammeneaB  Albas,  Tita  S.  Golambae  bei  Mabillon,  an 
nales  sanetonun  Benediotinonun  saeo.  1  (Yenei  1733.  p.  384). 
e.  22.  25.    Otte,  Glockenkonde.  Leipzig  1858.  S.4. 

80)  8. 27.  28. 

31)  Lenoir  p.l67. 

3 


34  Zur  GMckkhifi  dtr  IfircMMMW. 

sei  ein  Verfabreii,  bei  dem  neu  sicher  sein  kVMie^  itm  «ieli^ 
tigen  Weg  glttcklich  m  yerCshlea  '^).  IniesseB  ist  es  schwer 
einzuseheiiy  was  fttr  Grundstufe  historischer  Fofschunff  ^W' 
bieten  können^  in  dem  Thttrmchen  den  Keim  nm  Thmwi.  sn 
vermuthen.  Freilich  ist  es  eben  sn  schwer,  in  dem  Dfmhr 
reiter  den  Debergang  vom  Grabdenlinial  mm  Kirchtbnrm  am 
erkennen. 

Es  wäre  eben  kein ), Wahnwits%  wenn  man  anf  die  Fraipe, 
wie  wir  sie  jetst  stellen,  sich  mit  der  Antwort  begnligev 
wollte,  dass  es  darauf  ankam,  die  Olacken  recht  hoch  tm 
hängen,  um  ihren  Schall  weit  Ober  die  höchsten  Dicher.  und 
ausgedehnte  Strecken  hinweg  zn  senden,  ohne  dass  deneihe 
durch  hohe  Bäume  und  andere  Hindemisse  Unterhrechnlig  er^- 
leide  und  dass  man  sich  schon  längst  gewähnt  hatte ,  krine 
Kosten  zu  scheuen ,  wenn  es  einen  noch  so  unbedevtenden 
Nebenzweck  der  Kirche  galt  Vollends  begreiiieh  wäre  aber 
diese  auszeichnende  ErbOhnng  der  Glocken,  wenn  die  letm* 
tern  selbst  f&r  den  christlichi^n  Cultns  mehr  bedeutet  hätten, 
als  blosse  Signale,  um  die  Gemeinde  zu  berufen  $  nla  Uesne 
akustische  Telegraphen.  Eine  habere  Bedeutung  der  Glecfeen 
lässt  sich  nun  nicht  gerade  beweisen,  aber  dodh  mindestemi 
einigermassen  wahrscheinlich  nmchen.  Zunächst  ist  in  Bn^ 
tracht  zn  ziehen,  dass  die  Glocken  als  Kiichengeiith  he* 
sonders  heilig  gdmlteu  wurden.  Man  weihete  sie  frObneitig 
durch  eine  besondere  Taufe,  die  nur  der  Bischof  mrnelMieB 
durfte.  Zwar  trat  die  Kirche  anfangs  dieser  Ceremonle  eatge* 
gen  *'),  aber  das  Verbot  blieb  fruchtlos  und  wir  sehen  dar- 
aus nur,  dass  die  Glockentaufe  eben  so  alt  ist,  als  die  allge- 
meme  ßnßlhrung  der  Glocken  selbst  In  Irland,  dem  Lande 
jener  alten  Rundthürme,  war  die  Verehrung  der  Campanae 
bainlae  besonders  gross,  so  dass  ihr  Giraldus  Cambrensis  ein 


32)  S.  88. 

83)  Oapit  m.  ai.  789.  o.  18.  at  oIooab  non  bsptUeaL 


Xm  emOUMt  der  JBrdkOämia.  85 

«Ireäet  KApitel  mmt  Topographie  widnet  ^).  Ferner  wts- 
leo  #ir,  dasft  die  Glocken  im  Mitlelallef  20  verscliiedenen 
Shreekon  godtent  haben,  md  namentlich  seigt  das  Ritual  der 
fiicckimtaafe«  dasa  man  die  CUoeke  nicht  bloss  ah  dn  Mit- 
lei die-Oaneiode  jri  bemfen,  sondern  nngleich  ab  ein  Mit^ 
M  die  Dämonen  m  TerBCheodien^  den  BKtz  jni  brechen  und 
ddrglcicheB  ansah  ^).  Bekanntlich  hat  der  Gebrauch  des 
Ckwitlerläntens  sich  wdt  Ahm*  das  Mittdalter  hinaus  erhaU 
leä  Er  eiinnort  an  üe  rDmische  und  dentsche  heidnische 
Säity  bci  MoodAnsteniimen  dnrch  Anschlagen  von  metallenen 
Becfctm  and  andres  Ckrinsch  den  Dämon  zu  verjagen ,  der 
dM  Uimmelsliiiit  vorfinstorto '«). 

Man  kdante  aber  anck  on  die.  Möglichkeit  denken,  dass 
bei  dier  Binflihmng  der  CHocken  noch  eine  andre  heidnische 
Votttdlmg  sutgewirkt  bat  Vor  dem  vorisOglichsten  Tem« 
fd  des  höchsten  flottes  im  heidnischen  Rom,  des  capitolini- 
sehen  Jupiters  hat  schon  Kaiser  Augustus  Glocken,  tintin- 
ndbidav  au%ohftngt«  Er  hatfe  dort  einen  nweiten  Tempel 
dem  doBiieniden  Jnpiter  eibant  Da  erschien  ihm  im  Traume 
der  capitolioiskho  Jupiter  uud  beklagte  sich,  dass  durch  den 
mnnm  Tempel  sein  Cnlt  verktbameit  trerde«  Augustus  ent- 
sckuldlgto  sich  damit,  dass  er  den  donnernden  Jupiter  ihm 
nur  olrTkAriiiter  biogoiteUt  habe  und  liess  am  andern  Mor« 
f  00  am  Tttnpol  des  letatern  die  Glocken ,  die  bis  auf  die 
Tkfir  boribgebangeto  hatten,  hoch  In  den  Giebel  hangen,  um 
ibadamift  deutUeher  akWaebtar  an  beneichnen,  da  bekannt- 
die  Nachtwächter  Glocken   oder  Schellen  führten  ^0* 


ad^  LSb.a  0.33  ^elO^mden  AagliM,  hlbetnioa  atd.  soripta.  Fran- 
cof.  1602.  p.  747. 

35)  Otto  Glookeztkonde  S.  la  . 

36)  TÄtjitu»  AakioL  1,  28.    lurenaL  flai.  6,  422-    W.  MülUr, 
GesoH.  a.  Syst  der  alt  -  dantsoliMi  BeHgion,  S.  159. 

87)  J)la.  CaiiitfBcUb.  64.  o.  4,  der  diasen  Öründ  angiebt,  araShlt 
Bo,  ab  ob  der  Tempel  jetut  erst  Glookon  bekommen  HÄtte.  An. 


ae  Zur  GetcJkidUe  der  BreUkQrme. 

Sollte  es  m  venrnAdeiu  sein,  wenn  m  ier  Zeit^  im  Mk  der 
Typus  des  Chrislus-Anllitses  naeb  den  Bilde  des  Aeskotop 
l^estaltete ,  der  ein  Sofia  des  höchsten  Gottes  und  nnf leinh 
ein  Heiland,  aoittjf^  war,  der  Todte  erweekt  katte  and  sritst 
yon  seinem  Vater  Zeus  erscklagen  war,  und  diMsen  JAngsr, 
die  Asklepiaden ,  nocli  fortwährend  Wunder  winkten ,  wean 
damals  auch  der  Gedanke  in  den  christlichen  43enriltheni  I0* 
bendig  geworden  wäre,  dass  man  dem  christlichea  Gotte  die* 
selbe  Ehre  beneugen  mflsse  ^  die  Rom  dem  kdchsten  hadnU 
sehen  Gotte  erwiesen  hatte,  dass  man  auch  ihm  einen  Tess- 
pel Wächter  beigeben  misse,  der  seine  Glocken  wo  miglieh 
noch  weit  höher  trage,  als  der  heidnische  f  Die  KiffcbenMi- 
rer  zogen  es  freilich  vor,  die  Glocken  aas  dem  jädifcüiea 
lUtuSy  von  den  72  Schdien  am  Gewände  des  Bohenpriestera 
herzuleiten'^).  Auch  erinnerten  sie  an  die  silbemen  Bilr- 
ner  und  an  den  Vergldch  des  Paulus  mit  dem  tänendca 
Erz"). 

Vielleicht  hat  man  den  GIodLcn  ab^  noch  einen  ganz  ande- 
ren Sinn  untergelegt.  Vielleicht  betrachtete  man  sie  als  die 
eherne  Zunge ,  die  Namens  der  Gemeinde  Gebete  zum  Ka^ 
mel  sendet  '  Häufig  finden  sich  gerade  auf  altem  Glocke« 
Inschriften  in  diesem  Sinne.  Der  häufigste  Spruch  Ist  das 
Gebet:  0  rex  gloriae  Christo  veni  in  pace,  schon  IttS  m 
Freiburg  im  Breisgau  und  bis  auf  die  neueste  Zelt  In  doi 
mannigfachsten  Variationen.  Daneben  das  Ave  Maria,  dnn 
Gloria,  Hilf  Gott  und  ähnliche  Gebetsformeln  ^>.    Und  vM- 


ders  Sueton.  OotSTÜm.  0.  91,  wo  in«a  *b«r  nioht  ilolit, 

die  Glocken  ra  bedeatsn  haben»    Gaas  Terkehri  iit  die  Saolie 

Ton  Weingirtner  S.  87  aofgefasit 
38)  Darandi  ratloxiale,  üb.  1.  c.  4. 
89)  Vergl.  Godard,   conrs  d*aroh6ologIe  8aor6e  (T.  1),  ed.  2.  Pa- 

rb  et  Lyon  1858.  pag.  406  soIy. 
40)  Otte,   Glockenkonde  S.  80.    Leop.  v.  Ledebur  In  den  Hir* 

kitehen  Fonohungen,  Bd.  6.  S.  12S. 


Imr  GuckUUe  der  Kirehihfymte.  W 

bch  bat  iieh  itr  Abeiglube,  gegen  den  dieKirdie  fiühsei- 
scMg  cffcrte,  der  Oloekea  besichtigt.  Es  wird  mehrfach 
Ar  verdieMtBcb  oad  heilbrineeiid  gehalteti.  die  Glocken  so 
sebltgen  oder  Em  liatea.  In  Italien  nebt  man  bei  kirchli^ 
eben  Peaten  das  Volk  sich  binsndringen ,  wn  die  anf  man- 
chen Kirchen  errichteten  Glockenspiele  an  schlagen,  und  in 
Kameben  sah  O.  KoU  eine  wnnderthatige  Kapelle,  in  der  das 
kranke  Volk  Heilnng  snebt,  indem  es  selbst,  wo  möglich 
mit  dem  kranken  Oliede,  den  Strick  der  Glocke  sieht.  Der  an 
Sabnsdimers  Leidende  nimmt  ihn^nwischen  die  Zahne,  der 
mü  Kopbcbmem  Behaftete  wickelt  ihn  nm  den  Kopf.  Der 
Bnddhismns,  jene  Carricntnr  des  Katholicismus,  geht  im  Ge- 
bramte  der  Glocken  nodi  weiter.  So  wie  die  Mongolen 
kleine  Wasserräder  anMellen,  deren  Speichen  mit  Gebeten  j 

beichrieben  sind,  nnd  die  sUdinssiscben  Tartaren  kleine  Krei*  j 

sei  fahren,  anf  denen  die  Gebetformel  nnsablige  Male  wie- 
deritolt  ist,   so  behingen  die  Chinesen  ihre  ntlrme  nnd  i 

selbst  ihre  Priyatwobnnngen  mit  kleinen  Glocken,  die  fir 
Me  beten,   wenn  sie  vom  Winde  bewegt  werden.     Aach  bei  j 

den  Bnidbisfen  ist  dss  Anschlagen  der  Glocken  verdienst- 
lich,   b  der  Ukraine  sieht  man  das  Volk  sidi  schaarenweis  j 
an  den  Glocken  drtbigen,  die  neben  den  bnddhistischenTeai-  i 
peln  I»  grosser  Menge  in  alten  Bäumen  anfgehingt  sind.  Im 
Gnmdo  haben  anch  die  Glockenrider,  welche  in  christlichen 
Khfchen  noch  hie  nnd  da  bei  feierlichen  Gelegenheiten   ge- 
dreht  werden,  riel  Adinlichkeit  mit  jenen  boddhistischen  Oe- 
betmaschinen.      Es  verdient  beachtet  an  werden,   dass  In 
BentscMaad  nnd  Bnssland  Ae  KirchenglodLen  nicht  mit  dem 
Worte  genannt  werden,  welches  das  Tönen  beseidinet.  Denn 
Schene  (von  schallen)  wird  nnr  anf  kleine  Glickcheu  von 
besondrer  Gestalt  bezogen  nnd  Zwon   (von  awcnitj   tönen, 
Maare),  das  in  Böhmen  nnd  bei  den  Sfldslawcn  die  Glocke 
bdsst,  kommt  im  Rnssischen  nnr  noch  im  Demlnntiv  Zwonek 
and  andern  nbgeleiteten  Wörtern  vor.     Difcf««««  »*  **«  ^^^^ 


S8  2afr  GeieUMe  der  BtcUkirmä, 

waadtschaft  vm  GImIlc  mI  yXo»C«<v»  gta^ire,  gbMhsi»  nfielit 
sehr  wahrseheiulieh.  Vklaekr  ist  das  WdrC  Cttoeke,  iaa 
gleichseitig  mk  dem  Oebraiiicbe  der  KiidiengkcktB  in  den. 
Formea  Clocoa  und  Glegf  a  ailftrkt  ^%  da^dke  wk  das  rl»-- 
siiche  Kolokel,  au4  beseieliaei  das  Aasdklagea  mil  dett  KMu 
pfel  (chlochte  althocbdenlscb  kloipftei,  kal  {»«llnisck  der  Maek, 
PCshl,  die  KenleX  ebenso  wie  aoeh  dae  inpMigolieche  ChonMEi^ 
das  chinesische  Oong,  ziigUich  dea  StOssel  iia  MiMber  and' 
die  Giecke  bedealet^). 

Es  scheint  in  der  Thai,  ahl  oh  die  Glocken*  bei  den  tUtt-^ 
dhisten  und  den  abendll|ndiaehea  Christen  einorki  Dnsinnig 
haben)  so  wie  sich  aneh  ihre  OfMse:  w4  AMahl. bo  Jtteir 
ebenso ,  wie  bei  diese»  gesteigert  batr  &#Mrto  aMi  annebt- 
men ,  dass  sie  von  Asien  her  sm  nnn  gekoan^fn  «Püen,  m 
wurde  die  alte  Sage  ihre  Deutung  erhalten ,'  wonach  eie  im 
Campaniett  erfunden  nn4  deshalh  Campaaar,  so  wit*  kWtet^ 
Glocken  Nolae  (daher  JiMtß  4k  Khr)  naick  dem  dotfügostf 
durch  seine  Kupfier  -  Arbeiteu  vo|i  Altera,  her  bgrohaWcii  Bk 
schoCssitse  genaani  waren«  Damit  wttre  der  Weg  ihrer  Ver« 
hreitung  ttber  Unteritalien  heocMnel  und  Qrieehen  #iMr:AMr<-' 
her  konnten  die  Veratfitler  gewese«  seinw.  AbiT  ^ili*  hkr' 
bau  sich  beide  mehr  Mudüob  gefen,  4ie  <itlofkeii  ▼arbnken. 
Die  Griechen  verboten  alle  lanl(4ftnenden  Sigaate  i  weil  ntw* 
au  oft  Hornerschall  in  iMn  KifchcnveiuaaMnbiagen.tdaAdM«-' 
chen  nun  Aufruhr  gegeben  hatte«'  BrsI  S0&»  ab  der  i^mM 
chische  Kaiser  üiehael  vom  iieueig  Utfaiis  von  Veaodir  Mtf 
Geschenk  von  18  Br^gloeken  '  erhallen  JiaMe ,  bnwle  er-  Um 
diese  etnen  Thnn  neben  der  .Sophiaikiltlla  u$i  sHMeni 
erst  wurden  Glocfcentbttrme  bei  4eii  GrieebM^gewttbnlMiea  f^ 

41)  Otte,  Glookenkunde  S..6.  Kote  3. 

42)  J.   J.   Schmidt,   mon^olifloh- deutsch -rtissiflohes  W$rierbaoh.' 
Petersburg  1886.  B.  161. 

48)BaronH  annale»  eoolaBimOii  ad'a.  865,  Ol.  Wefl|)g4lr%iiiMr 
&  63.  §.64.  Nota  I.   .'    ,'  :.r':i    "    :•  *i.  v.v^ar  S -i» 


Zur  GesMokie  der  Kirchikürme.  9» 

?«lleDdfi  aker  kanen  sie  in  Rassland  anf,  als  sich  dort  grie- 
ehiiciie  «od  sang oKsche  Elemente  mischten.  Vielleicht  er- 
klärt sieh  aber  aach  die  Ahneigung  der  Griechen  und  Ara- 
ber gegen  die  Glocken  gerade  ^us  einer  Opposition  gegen 
den  ihnen  nahe  tretenden  Bnddhismns. 

Mag  sich  dies  Alles  nnn  so  oder  anders  verhalten,  geniss 
ist,  dass  die  Glocken  zu  den  res  sacrae  gehörten,  Grand 
gtnngy  den  Ort,  wo  sie  aufgehängt  werden,  besonders  ans- 
snsckhneB  nnd  hoch  nnd  wQrdig  ror  Aller  Augen  hinsnstel- 
len.  Aber  —  meint  Weingartner^)  ^  „die  Capellen  in  den 
christlicben  Tharmen  beweisen  nor  Geniige,  dass  diese  Ban- 
lickkcitcn  anfangs  mehr  waren,  als  blosse  Glockentrftger  nnd 
K^mseiitanten,  mit  einem  Wort,  dass  wir  Coltstatten  in  ih- 
nen zm  Sachen  und  an  sehen  haben/'  Non,  Galtstatten  sind 
sie ,  wenn  Glockenlanten  ein  Cnltos  ist  Wenn  es  aber  nr- 
sprmiglich  flblich  war,  die  Glocken  n  schlagen  md  nicht 
mit  dem  Stricke  sn  ziehen,  nnd  wenn  dieses  Schlagen  eine 
kirchlich  bedeutsame  Bandlung  war,  so  erschdnt  es  nicht 
befremdend,  in  der  Nahe  der  Glocken,  wie  auf  dem  Plan  von 
St.  GnHca  ia  smnmitate ,  eine  Capelle  ananlegen  and  einen 
Altar  JM  banen. 

Immerhin  mag  es  sm ,  dass  die  Kiidithirme  gleichzeitig 
anch  noch  andern  Zwecken  gedient  haben,  wie  es  ja  ndeug- 
bar  ist,  dass  sie  in  spaterer  Zeit  nicht  alle  bestimmt  waren, 
Glocken  an  tragen,    ftagen  wir  die  ältesten  Urkunden ,   so 
VtdkB  wir  neben  dem  des  Olockcntragens  noch  dnen  awie- 
ftchen  Gebmnch  nn,  den  man  tob  den  Thirmen  gemacht 
hat.    Bamal  hat  schonOtte^)  benMikt,  dass  sie  anm Theil 
dams  dienten,  fie  Banlidlkeites  n  «bersehen.     In  der  Thai 
steht  auf  dem  Plane  von  St  Gallen  hei  der  sehneckenttrmig 
geaeichneten  Wendeltreppe  des    ciacn  Thnrmes  geschriehea  : 


44)  8.2a 

45)  Hudb.  dar  etAL  Ansfaaologie,  3-  A«fl.  ».H. 


40  Zur  Oeichickte  der  Kirchihwme. 

ascensus  per  cocleam  ad  univena  super  üispideBda  ilod  bei 
dem  andern  Thurme  heisst  es :  alter  similis.  Eine  solche  De* 
bersicht  machten  die  höher  gelegenen  Theile  des  Kircbeage« 
baudes  selbst,  dann  die  weitlauftigten  Klosterbauten  und  viel« 
leicht  auch  die  Besitzungen  des  Klosters  an  Aeckem,  Wei« 
den  und  Heerden  fast  sur  Nothwendigkeit  und  man  schless 
sich  auch  hier  nur  an  eine  alte  Sitte  an,  wie  wir  sie  ia  dem 
Mäcenatischen  Thurme  kennen  gelernt  haben.  Bs  ist  ei»» 
leuchtend,  dass  zu  diesem  Zwecke  ein  Thurm  auf  jeder  Seile 
des  hohen  Kirchendaches  sein  musste.  Auch  kann  es  nicfcl 
befremdeUi  dass  auf  der  Spitze  jedes  der  beiden  ThOnne  ein 
Altar  errichtet  war,  wenn  wir  beachten,  wie  die  Kirche  selbst 
allenthalben  mit  Altären  angefüllt  ist.  Diese  beiden  Altäre 
sind  den  Erzengeln  Michael  und  Gabriel  errichtet  und  was 
war  natürlicher,  als  dass  man  hier  an  den  Pforten  des  Pa- 
radises  und  in  der  grOssten  HimmelsnAhe  sich  mit  seiaeai 
Gebete  an  diese  beiden  Boten  Gottes  wandte,  die  zuaichal 
an  seinem  Throne  stehen« 

Zweitens  lesen  wir,  dass  Agilulf,  seit  883  Abt  zu  Bobbio, 
auf  dem  Kloster  einen  Thurm  baute  und  in  demselben  Lam« 
pen  aufhangen  Hess.  So  steht  es  bei  Du  Cange^^),  wah- 
rend Mabillon's  Text^^)  allerdings  campanas  statt  lampa*- 
das  hat«  Es  ist  aber  wahrscheinlicher,  dass  ein  Abschrei- 
ber das  ungewöhnliche  lampadas  in  campanas  verbesserte,  als 
umgekehrt  Dazu  kommt  eine  noch  weit  altere  Erzählung« 
Die  Äbtissin  des  oben  erwähnten  Klosters  zu  Laon,  die  heil» 
Anstrudis,  um  675,  war  verlaumdet',  und  Ebroin,  der  eben 
mit  einem  Heere  in  der  Nähe  war,  wollte  sie  mit  Gewalt 
aus  dem  Kloster  holen  lassen.     Da  erhoben  die  versammel- 


46)  Glossar,    med.   et  inf.  latinit.  t.  Tarris:  lampadas  feoit  in  ea 
pendere. 

47)  Miraoula  S.  Colambae  o.  2   in  Aoi  Sanot.  Benediot«  saee«  2. 
Paris.  1669.  pag.41. 


Ziir  Geichiehie  der  KirdUkärme.  41 

ten  Noaaeii  ihre  Stinaen  im  Oebet  und  da  die  abgeordnet 
tm  Bieeher»  voa  dem  Gesaage  flbe rrascht^  ihre  Angen  emper 
riehCeten,  sahen  sie  yon  dem  Thflrmchen  der  Kirche  eine 
Fenerkngd  aosgehen  bis  aom  Himmel.  Von  Fnrcht  erfUit, 
berichteten  sie  dieses  Zeichen  dem  Bbroin,  der  sich  darauf 
mit  der  Äbtissin  aussöhnte^).  Es  liegt  nahe,  dies  so  m 
deoten,  dass  die  Kri^er  den  Lichtglana  sahen,  der  vom 
Thnrme  aasging  nnd  dass  sie  in  jener  wundergl&obigen  Zdt 
nnd  bei  der  damaligen  Seltenheit  solcher  Thfirme  eine  himm* 
Ksche  Encheinong  an  sehen  glaubten.  Weingftrtner  hat  nach 
Kleines  Vorgange  dnige  andre  Hindentnngen  auf  einen  Licht- 
cultns  beigebracht,  der  auf  Thflrmen  stattfand.  Er  erinnert 
annichsl  an  die  Todtenleuchten,  lantemes  des  nwrts,  fisaanz 
des  cimetitoesy  die  auf  Kirchhöfen  den  Verstorbenen  au  Ehren 
errichtet  wurden,  wie  der  Ort  ihrer  Aufiitellung  und  aus* 
dricUiches  Zeugniss  beweisen.  Sie  sind  jedoch  keine  ThIInne, 
sondern  nur  Siulen  oder  Pfeiler^),  die  selten  die  Gestalt 
kiemer  Kapellen  mit  Tbürmchen,  wie  dielMS  gestiftete  so- 
genannte ewige  Lampe  au  Schulpforla  ^),  aanehmen.  Ob  aber 
die  S&uie  auf  der  Kapelle  der  beil.  Katharina  au  Fönte« 
Trank'')  wirklich  eine  Todtenleuchte  und  nicht  etwa  bloss 
eia  Abaugsrohr  fttr  Fackel  •  nnd  Idchldonst  ist ,  steht  noch 
dahin.  Sie  gleicht  vollkommen  dem  Raucbfange  auf  der  dor- 


48}  Tito  8.  Anstrudia  L  o.  Camqae  toom  psallentiam  tsnotimoiila. 
Uam  «adireat  satellites  et  oomites  Ebroini  nimto  timoro  exterriti, 
adsploientoi  sunam  riderunt  de  tamoolo  ecoleaiae  globam 
igaeum  exire  osqae  ad  ooelaxn. 

49)  AbbUdangeii  bei  Lenoir  II,  442  and  J.  OadiOf  manne!  d*ar. 
chMogie»  Ed.  3.  PacU  1850.  p.  10.  Fig.  1.  2. 

50)  Pnttrieh,  Denkm.  der  Bank.  Ablh.ll.  LietÖ  n.  6.  8.4.  Ab- 
bfld.  Taf.  8. 

61)  Gailhaband,  monnments  aneiens  et  modernes.  Paris  1856. 
Tom.  3. 


4M  Zur  Geschickte  der  KirdUkürme. 

ii§em  KlosleiUcbe  ^*).  Aach  lUe  (MhvigeD  emt  dtr  Spitse 
TM  wirUtdien  Grabkapellen ,  wie  der  sn  MoatdioriilM  ^*), 
b»keD  wohl  uur  diesen  Zweck.  Ferner  bemerkt  Welngftrt« 
ner^  dass  Minar  oder  Minaret  so  viel  als  Leuehtbnrai  lieiKl, 
ond  daas  die  Türken  ikre  Minare  iin  Hamasan  bei  Nncht 
pnacbtveU  beleuchten.  Er  hatte  hinnfttgen  kOnaeB,  dass  die 
Leuchter  und  Kandelaber  in  den  christliehen  ftirchen  ia  i■l^- 
tdaltcr  Phari  genannt  wurden,  was  freiKoh  bei  0regor  von 
Tonn  auch  in  der  Bedentnug  von  blossen  PMIern  vor* 
kommt  ^) ,  nnd  dass  die  Thiirmcben  auf  den  8tTebe|»fdleni 
der  gothisehen  Kirchen  flalen  (Phialae)  heissen,  was  neben 
der  Bedeotnng  einer  Schale  oder  llasebe  ebenfalls  die  eines 
Lenehters  hat^  endlich  dass  festliche  Belevditung  von  Tkir- 
men  oder  Koppeln  auch  christlicher  Gebranch  ist,  wie  die 
bekannte  grossartige  Illumination  der  Peterskuppel  in  Rba 
beweist,  weiche  am  Ostertage,  am  Peter-  nnd  Pauls -Peste 
Uni  vav  Krdnungsfeier  des  Papstes  stattündet.  Ausserdem 
wird  noch  aaf  die  Sage  htogewieeen,  dass  die  alten  iilsdien 
RundthQrme  Peuerthftrme  der  Druiden  gewesen  seien.  lN>tAi 
liegt  dieser  Sage  keineswegs  eine  Volkserinnerung  nun» 
Gnmde.  6h  ist  ebtti  so  eine  Erindung  der  Gtüehrien^), 
die  gern  den  Druiden -Cukus  mit  asiatischen  Culten  identi* 
fidvt  haben ,  wie  die  durch  Montfaucon  aufgebrachte  Sage, 
welche  die  Grabkapelle  von  Hontmorillon  fflr  einen  Drui« 
dentempel  ausgiebt. 
'  Das  sind  ungefklhr  die  wenigen  Momente,  welche  die  MeU 


52)  Lenoir  H,  p.  348— 356. 

53)  aailhabaud  «.  a.  O. 

ii)  ~-  türrera  a  coluomis,  pharis  heraoUisque  tranrrolutlB  sroabus 
•rexerunt.  Qre|;6r.  Tur6n.  de  glorla  martynim  Üb.  I.  o.  65* 
Die  Lesart  Mxi  oolobuils  giabt  keinen  Slnii.  Pharl  heraelfl  itekt 
offenbar  im  Gegensatze  gegen  columnae ,   SSolen  and  berkoU- 

•  solle  PfeUer. 
55)£dw.  Ledwioh,  anUqmties  of  Ireland.  Dublin X790k.p. 297  f. 


Zmt  GucUAit  der  KinMkmme.  4t 

wm$  ««iMBliiyM  kftiui9a,  iau  der  chrialiieto  ThiiniibM 
Ml  fuwfli  Lkhl-  oder  Fackel  -  Cultw  in  VerbiaduDf  stAti 
Dm  AMAidco  voa  Liebten  und  Lampen  ist  ein  selir  alfet 
OekiMch  der  lürcbe^^),  der  theib  xnr  Verherrlicbattc  dei^ 
Feier,  Ibeito  aar  Ehrenbeaeagang^  gefen  veraebaie  aad  iiei^ 
life  Personen «  tkeils  anr  Erleuchlanfi^  in  wirklifhen   Mtt 
lyaibolitehcai  Sjnne  eingeübrt  wurde.    Bin  Oaltns  der  Miau 
tern  Art  ist  die  berfibaite  und  dareb  den  UngcstOai  der  Olfts-^ 
kigon  berfkiiCigt  gewordene  Encbeinnnf  des  liebts,  weiabd 
nach  bealifen  Tages  äUjabrlicb  in  der  Kiidie  des  heil.  Oan- 
bea  M  Jcaasaleai  sfaitfindet.     Als  Bbrenbeaeagnag  aflndetb 
■na  den  Todten,  den  HeHigen  and  Märtyrern  Kernen  mm: 
Qeber  den  AiUren  waren  Lampen  anfgehüngt  and  aacb  a«»^ 
seideai  wurden  die  Kircbea   bei  feierlieben  Anlassen  aaf« 
gUnaendste  erlencbtei    Bei  Processionen  tmg  man  Kernen^ 
Van  der  Taafe  des  jOngeitli  Tbeodosina   beneblet  Marena 
?oa  iQana  dem  Kaiser  Arcadias,  es  bitten  dabei  die  PatiMn» 
aad  nUo  biegertieben  nnd  miütariscben  Wirdentrbger  Wacba^ 
l^***^  gelragea,  so  daas  man  g^laabt,  dieGesüme  mrf  i^ 
Eado  wwtfohi  an  seben'^O-     Dieser  CUhmacb   bat  AnbMlr^ 
faagspnnkte  im  jidischen,  wie  im   beidniacben  Callas.,    imf 
Tempdi   an  Jefasalem  brannte  «if  dem  Altar  Jevobas  inn 
ewigea  f^ner,  wie  in  Born  anf  denn  Altar  der  Veala.    iit^ 
griaebiseban  und  rOmikcben  GnUua  nber  war  das  Fener  eha 
otalfes  Srmbal  der  Beinigaag  »«)  und  in  dieaem  Sinne  komi«^ 
es  wobl  ran  deii  Cbristen  anfgewoainien  werden.  Es  tat  ni«M 
aadenfcbnr,  dasa  namendicb  ein  Packel- Colins  aas  den  baM»- 
cbmcben  Mirsterien  «»)  dkeaso  in  den  chriatlieben  Eift»  Äber-^ 

56)  8.  dI<>AbkAndlana:  Oouroimos  de  ltt«i^ce«p6dlouWet  bei  öall- 
hAbtnd  raroliitectaro  da  5.  au  17.  lAh^lo  ftt  des  arte  qul  •m,^ 
di6peadent  T.  4.  Paria  1858*  

57)  Baron,   annales  eocleaUat-   ••  401.  XXVni.  *    fl  S«^%.  * 

58)  Cr enier,  Symbolik  (Dentache  Sdulfleii  AbÖi.1).  B.4.  ^^^  -^ 

§9)  Daa.8:9l.  166. 


ii  Zur  OeiekkMe  der  SSrckMme. 

ftfaafen  ist»  wie  das  Symbol  des  Weimloekii  wdches  ebea* 
fidb  dort  schon  eine  Beniehang  anf  das  kttnllige  Leken  ge* 
kabt  hatte,  die  es  im  Christentkam  allerdings  modMdrt  ke« 
kielt.  Dagegen  ist  es  nicht  richtig,  wenn  Weingartner  meint, 
daas  ein  solcher  Lichtcnltns  nothwendig  eine  Beaiehnng  nun 
Tndtenenltns  andente.  Wenn  wirklich  die  Kircbthttrme  je» 
mala  an  Lichtträgern  bestimmt  gewesen  sind ,  so  wM  mn« 
sie  nicht  ah  colossale  Todtenleuchten ,  sondern  als  Pbari, 
Lenekithirme  au  ketrachtev  haben,  deren  strahlende  Fa^el 
entweder  den  Herrn  der  Welt  oder  den  RirchenheHigen  ebenso 
ehrte,  wie  die  kleineren  Phari,  die  in  der  Kirche  selbst  brann- 
ten. PAr  die  VerUndang  des  Lichterdienstes  mit  de»  Tod* 
toMnUna  fttkrt  Weingartner  noch  die  bekannten  Braahlmtgon 
TOB  nachtlidben  Visionen  an,  mit  denen  Ditmar  ?on  Merse* 
bnrg  seine  Chronik  einleitet.  Diese  gehdren  nun  gar  nicht 
hierher.  §ie  werden  hier  mit  dem  ansgesprochenen  Zwecke 
mMUt,  den  Lesern  die  Unsterblichkeit  der  Seele  glattk- 
haft  an  amchen.  ^e  man  aber  anch  sonst  iber  sie  den«» 
kon  SMg,  die  Annahme  einer  ansschHessIichen  oder  andi  anr 
vonnigsweisen  Besiehnng  des  Lichtcnltos  an  dem  Todtenoil» 
tns  erhilt  in  ihnen  keine  Statae. 

So  haben  wir  also  drei  verschiedene  Zwecke  der  llinnn- 
banten  kennen  gdemt ,  die  Aufhängung  der  Glocken ,  die 
Beaursichtignng  der  Umgebung  und  die  Erienchtung.  Der 
awoite,  als  der  praktiscke,  war  ricHeicht  der  nrsprfingliclM. 
Der  letate,  wenn  er  je  allgemein  war,  ist  jedenfdls  am  M« 
hosten  vergessen.  Der  erslere  dagegen  wurde  frühseitig  ah 
die  Begel  augesehen,  so  dass  man  last  die  BegrWe  Tknnn 
und  Glocke  nicht  mehr  zu  trennen  wusste. 

Aber  können  nicht  die  Thflrmc  daneben  als  Begrabniss- 
statten  benutat  worden  sPin?  Was  Weingartner  daflir  bei- 
bringt,  ist  wenig.  Die  Kapellen  im  untersten  Stockwerk 
einaelner  Thfirme,  selbst  wenn  sie  mit  besondern  Apsiden 
versehen  sind,  beweisen  nichts,  und  ebenso  wenig  die  Thflnne, 


Zir  QuMMe  der  Eirddküme.  4i 

Vfllche  iber  einer  svr  Rircbe  gdMIrenden  Apt»  sieb  erbe* 
bea.  Von  wirUickeD  Grabfit&eten  fanerhalb  der  Thdniie  hst 
er  swei  aDgeblicbe  Beispiele  mitgetbeilt.  Sie  sind  niinde-» 
ntens  sebr  swelfeUiafter  Art  Zverst  soll  Baebnuda,  der  im 
Verein  mit  JaUanns  Argentarias  an  Ravenna  die  im  J.  5di 
Ceweibte  Rircbe  S.  Miebafl  in  Affrieiseo  erbaute ,  in  dem 
Tbarme  neben  dieser  Rircbe  begraben  sein.  Ware  dem  s«« 
sa  batten  wir  bier  wirklieb  scbon  im  eten  Jabrkvadert  einen 
Tbnrm.  Aber  entweder  war  der  angeUicbe  Tburm  nur  ein 
Grabmal  nacb  altrömischer  Weise,  der  mit  nidit  mebr  Reebt 
ao  genannt  wird ,  als  der  Tbarm  der  Cacilia  Metella  und 
die  Torre  PignaUara,  oder  das  Grab  war  gar  nicbt  in,  son- 
dern aar  neben  dem  Tburme ,  oder  endlicb  der  Tbvrm  ist 
erst  spater  so  gebaut,  dass  er  das  Grabmal  mit  einseblaas» 
IKe  Beriebte  sind  daraber  widersprechend,  und  da  nur  noeb 
du  kleiner  Tbeil  der  Rircbe  stebt,  so  ist  die  Sacbe  nicht 
ansaumachen.  AgneDns  sagt  nämlich:  in  area  saxea  non 
lange  ab  ipsa  archangeli  ecdesia  infra  turrem  Bachanda  re- 
fvieseit,  und  bei  turrem  steht  die  Note:  Baehaadae  sepid« 
cram  ^).  Der  Herausgeber  scheint  hiernadi  der  erstem  Mei- 
Bang  gewesen  m  sein.  Aber  Fabri  sagt:  Bacauda  U  cui 
aapolero  di  marmo  daU'  storie  nostre  abbiamo ,  che  gia  era 
presse  il  campanlle  ^^).    Danach  war  also  das  Grab  bei  und 

nicbt  in  dem  Tburme. 

* 

Das  aweite  betrifft  einen  der  berühmten  irischen  Rund- 
tbinne.  Unweit  der  sUdwestlicben  Ecke  der  Ratbedrale  von 
St.  Canice  in  Rilkenny  stebt  ein  solcher,  dessen  Grund  ge*» 
■aaer  untersucht  worden  ist.  Man  fand  unter  einem  gepfla- 
sterten Boden  menschliche  Gerippe  in  regelmassiger  Lage 


60)  Agnelli  über  ponttfloaÜB  od.  Bened.  Baoohioiai.  Yenei  1708. 
P.  2.  p.94. 

61)  GiroL  Fmhii  ie Moie  memoiie  diBATenna  anlies.  yenM.1664. 
P.  1.  p.  289. 


46  Ar  tfMdUMfo  d^  IBteUkarmt, 

flrit  dtii  Fütteo  gegen  Osten  md  danmter  einen  Snrg  wlk 
■«rei  Kindern.  Aker  die  Lage  dieser  Oertppe  war  so ,  dnse 
sie  Mm  Tbeil  ren  dem  Fandament  dee  Thnmis  bedeckt  wur* 
den«  Qer  Berichterstatter  schiiensl  daraus  mit  Reebt  niebts 
meiter,  als  dass  der  Tbmrm  auf  dem  Boden  eines  alten  Gol- 
teaickcrs  errichtet  war  ^*).  Ein  Orabttal  wflrde  die  Leieben 
ginn  in  seinem  Umfang  einscbiiessen.  Der  BeAwd  qnricbt 
also  eber  gegeü,  als  für  Weingbrtner's  Annahow.  In  der 
That  sind  diese  Tbarme  niebts  anderes,  als  Glockentbflnie 
and  niebi  einmal  von  so  ausseroidenüieh  hohem  Alter,  wie  die 
(Bcvl^tnren  an  mehreren  derseltien  beweisen.  Anch  unter- 
acbeiden  sie  sich  von  den  isolirten  Rundthfirmen  Englands 
nicht  so  wesentlich,  wie  auin  wohl  gemeint  bat^).  Einige 
sind  ftuBserlieb  schlicht  und  cylindfiscb,  vrie  die  TbOnne  in 
lUvenna,  andere  konisch  und  in  mehrere  Stockweifce  getheBl, 
10  dass  sie  den  Hinarets  ähnlich  werden»  Waft  sie  AniBdr 
lendes  haben ,  nMlicb  ihr  geringer  Durchmesser  von  9  bb 
i&  Fnss  und  die  hochgelegene  Tliflr,  erklArt  sich  ans  dem 
Mangel  einer  Steintreppe.  Sie  enthielten  von  Stockwerk  nn 
Stockwerk  Leitern  und  die  unterste  Leiter  setzte  man  ansäen 
fXL  Das  Volk  nennt  diese  Thirme  Crlockenhiuser,  Clooh«> 
theach  oder  in  spaterer  Form  Qogbochd«  Man  siebt,  mit 
der  Sache  ist  der  Name  vom  Continent  aus  eii^elabrt»  Bei 
einigen  ist  noch  die  Spitze  mit  Scballl^eni  nach  dM  tittr 
WeUgegisnden  erhalten  und  bei  dem  minarel artigen  Thnrm 
voif  Ardmore  sind  noch  Reste  des  Qlockensttfbls,  ao  wio  llil^* 
Jen  in  der  Tbtir  gefunden ,  in  welchen  der  Strick  lief,  M 


62)  The  aroheologioal  jonmal.  Yol.  Iß.  London  1858.  p.  186.  187 
(über  Orayes  and  Prim,  the  hisi ,  arohiteot  and  antiqu.  of 
ihe  tethedxld  olittroli  of  St.  Gaiüoe,  Kilksnny.  DtbUn  1857),  Wo 
sieh  eine  Zeichnung  von  der  Lage  der  Gerippe  findet. 

68}  J«  €fr«ge^  obaerraüoiis  ön  the  eeolediflUcal  «oiiid  iew0t»  of 
Norfolk  and  Snffolk  in  der  AroheologU.  Yol,  S8.  i^ioadob  1881. 


.&f  flMftMkte  dar  Kirek/küm».  m 

4iM  WML  vm  ftiMea  liuteo  konnte  ^%  Wenn  fikrifdis  Wein« 
gftrtner  von  Apsidon  spricht,  die  sie  grOsstentkepIs.  ne«h  lui- 
ken  sollen  ^)^  so  nnss  er  die  Randthfijrme  mit  den  ccltiscben 
GcobbOfeln  verweohsdi  baben,  in  deren  Innern  atn  timm 
bfpelnrtigen  Ban  von  mbehanenen  fiteinen  mit  eine«  Imh- 
gen  Zngange  und  drei  viereckig^en  Nisicben  indet  ^®). 

Endlich  bemft  sieb  Weing «rtner  noch  anf  xwü  Beisride 
von  Thttmen,  unter  denen  sich  Krypten  befnden  sollen*  Abor 
%w(h  attt  diesen  steht  es  nisslicb.  Das  eine  ist  die  Kryfdie 
«nter  den  AnsdoMthnme  der  Kathedrale  nu  Canterbnry  ^^>. 
Diese  Krypte  war  offenbar  eine  NebenkapeUe  der  alten  Rryptf 
des  DoniSi  fiber  der  bdianntlich  ein  völlig  veränderter  Nen- 
Ba«  anfgeffihrt  ist »).  Dica  geht  theib  ans  den  Styl  der 
Bildverke  io  dieser  Krypte^  iheils  aus  den  Unstande  hervor, 
dass  sie,  wahrscheittlieh  bei  diesen  Neu -Bau,  zngenuiaevt 
wurde  nod  nur  durch  ein  kleines  viereckiges  Loch  »gkng-* 
lieh  blieb  ^^).  Es  ist  also  nindesteds  fragfich,  ob  hier  Thnra 
■nd  Krypte  eigentlich  nsannen  geboren.  Das  andere  Bel^ 
lyiel  ist  die  Krypte  unter  den  Thnme  von  Gdllingen  bei 
Sondersbausen.  Aber  Kugler,  der  neben  Puttrkh  noch  Jur 
Bot!s  nicht  publicirte  Aufhahnen  bcantnt ,  nennt  diesen  Bau 
gnr  nicht  einen  Thnm,  sondern  eine  thumartige  Kapelle, 
nalerwarts  mit  einer  viersauligen  Krypte ,  die  sich ,  gleich 
den  darüber  befindlichen  Obergeschoss,  in  eine  ostwärts  ge« 


gf)  Ledwiöh  ft.  a.  O.  p.  283-305,  reicht  Wer  ael)it  den  khVl- 
dnageu  im  1.  %,  a.  9^  Bde.  der  Aroheelogia  a«8.  Die  Aibeft 
neuPetrta  in  das  Trantacfiona  of  thoroyallxleh  assdemy,  ToL 
20^  wor  mir  nsoht  ixa  Hand. 

65)  S.  34.  Note  2. 

66)  LedwieH  p.  307  f.  Abbüdangen  auf  pl.  25.  26. 

67)  S.  3a 

68)  Löbke,  Qaeoli.  der  JueUfteUar.  2.  Aufl.  KOn  ISÖa  ^-^^ 
69}  Thom.  Whright,  the  arehaologicol   albmn.    London  1M5, 

p*  25u 


4B  Im  GnekkUe  d»r  ffirdUMHM. 

lefdie  VoAalle  Mhete  ^^).  Dmi  iits  kcfai  gewoiudidier 
Thum  war,  m(  aodi  Weingirtoer  nicbt  CDlgMigea,  der  hier 
eise  auflUlende  AehDltebkeit  mit  GrabdenkBAlern  findet  ^'). 
Dm  hafimenföraiif en  Sagen  der  Krypte  seigen  ohnehin,  daas 
Wer  guw  ongewobnliclie  freadarlige  Fonnen  mir  Anven* 
dang  gekonmeB  sind. 

Wenn  mn  aber  diese  Beispiele  van  Gräbern  nnd  Krypten 
kl  Tbiinnen  unberflcluichtigt  bleiben  nttssen,  so  fehlt  es  Mr 
Weingartners  Ansicht,  dass  die  Thflnne  ans  Grabdenkaitieni 
hervorgegangen  seien,  an  jeglicher  Begründung.  Denn  die 
thnnaartige  Gestalt  des  Grabmals  des  Theodrrich,  der  Dar« 
ttellungen  des  Grabes  Christi  auf  einigen  Diptychen,  nnd  ei- 
niger Beinhftttser  oder  Karner  (camaria),  die  ihn  an  dieser 
Meiaang  verleitet  hat,  ist  von  der  Gestalt  wahrer  Thamie 
doch  noch  sehr  weit  entfernt.  Es  wäre  kein  sclilechterer  Bia- 
faily  wenn  Jemand  die  Thfiime  von  den  Taufkapellen  ablei* 
len  wollte,  die  wahrlich  jenen  noch  wdt  mehr  ahnlich  sehen, 
ab  jene  Grabmiler  und  Kamer.  Man  erinnere  sich  nnr  an 
S.  Giovanni  in  Fönte  sn  Ravenna  nnd  an  dKe  Baptisterien 
an  Fkrena  nnd  Pisa. 

Eine  viel  auffallendere  Aehnlicbkeit  unserer  Kirchthirae 
mit  wirklichen  Thiirmen  anderer,  asiatischer  Rdigionea  bat 
mehrfach  den  Gedanken  erregt,  dass  Asien  mit  seinem  onriU 
ten  bimmelstarmenden  Thurmbau  au  Babylon,  wie  ea  die 
Wiege  des  Menschengeschlechts  und  der  monotheistischeB 
Religionen  isf,  so  auch  die  Wiege  des  christlichen  Thiinn- 
bau's  sei«  Man  hat  diesen  Gedanken  als  einen  massigen 
Einfall  bei  Seite  geschoben  ^').  Dennoch  lasst  sich  Man- 
ches fflr  denselben  sagen,  was  wohl  beachtet  au  werden  ver* 
dient. 


70)  Kuglet,  Gwoh.  der  Bankoatt  Bd.  8.  S.  401. 

71)  0.  82. 

78)  Vergl.  Ledwlok  s.  s.  O.  p.297. 


Znr  GtteUdäe  der  Kitd^UOrme.  4» 

Am  mdisteii  lieg^  der  CMaake  an  die  boddlristiflchen  Sto- 
pa*g  iKler  Tape's,  da  sie  denselben  Ritus  anj^ehdren,  deai 
■dglieher  Weise  dieGlockeD  entnommen  sind.  Die  Grand  läge 
der  Thttrme  w&re  dann  dodi  das  Grabmal,  aber  freiUeh  daa 
Giab  Bnddba's,  kein  ehrisilicbes.  Die  SCupa's  sind  nun  aber 
in  ibier  Drferm  allerdings  weniger  ThOrmen ,  als  Rappeln 
gleich.  Indessen  sind  sie  einerseits  in  China  nnd  andrerseits 
im  Norden  Pltrsien's  nn  Eriwan,  Selvras  und  NaktaehewM 
an  wahren  Thflrmen  geworden.  Selbst  im  Innern  Indien's 
erBchtint  der  gewaltige  Kntab  Minar,  den  man  frtlher  wegen 
seines  Namens  nnd  seiner  Gestalt  für  ein  mnbammedaniscbes 
Siegesdenkmal  hielt,  als  eine  solche  num  seblanken  Thurme 
imgestaltete  Stnpa,  wenn  man  seine  Umgebung  und  die  ehe* 
■als  an  seinem  Fttsse  befindlichen  Scnlpturen  in  Betracht 
sieht  ^'). 

Gerade  dieser  KutabMinar  kdnnte  das  Vorbild  für  die  ani- 
hammedanisdien  Minarets  geworden  sein,  da  der  erste  Bau 
eines  solchen,  das  Minaret  auf  der  Moschee  an  Damaskus 
derdi  Cbalif  WaHd  11.  (706—717),  in  dieselbe  Zeit  fällt,  als 
Indien  von  den  Arabern  erobert  wurde.  Es  war  schon  au 
Mahammeds  Zeit  Sitte,  das  Gebet  von  einem  Thurme  aus  au 
▼erkindigen.  Aber  Bil4l,  der  erste  Gebetausnifer  des  Pro- 
pheten, und  seine  nächsten  Nachfolger  benutzten  hierau  einen 
Tiereckigen,  mit  einer  Wendeltreppe  versehenen  Thurm  in 
dem  Hause  des  Abdallah  Ben  Omar,  welcher  Elmitm&r,  die 
Bichtschnur,  hiess.  Erst  nachdem  Walid  das  Beispiel  gege- 
ben hatte,  erhielt  auch  die  Hoschee  von  Medina  durch  Omar 
IL  ihre  ersten  Minarets ''%  Lange  vor  Muhammeds  Zeiten 
hatten  die  Araber  einen  Thurm,  der  als  Weltwunder  bertihmt 
war  ^*).    Er  hiess  Ghavarnek  oder  Churmgah,  d.  i.  Freuden- 


73)  Kugle r,  Gesch.  der  Baulc.  Bd.  1.  8.437. 

74}  Ferd.  Wfistenfeld,    Oesoh.  der  StAdt  Medina,  S.  75  nach 

dem  Aushängebogen. 
75)  D'Herbelot)    orientallsohe  BlblioHieky  u.  d.   W.  Sennamar. 

4 


60  Zur  OeHkUUe  der  KMiikiirme. 

ort  SeMMtf  bauie  ihn  flir  lUiiig  Noau  nl  Avar  von 
Uira,  der  410  starb«  Voa  diesem  Thurme  sab  man  weit  tibar 
dcD  Buphrat  und  das  Meer  hinavs«  Die  Kunst,  sagte  ums, 
war  an  ibm  so  gross^  dass  die  Farbe  der  Mauern  sieb  ttg* 
lieh  nebrmals  änderte  und  dass  ein  einsiger  Skin  das 
Oanse  ausammenhie lt.  Noman  aber  Hess  den  Bamneister  von 
dein  Thurme  herabstüraen,  entweder  damit  er  nicht  den  ver* 
bingnissvollen  Stein  verrathe,  oder  damit  er  keinem  Andern 
einen  noch  prachtvollem  Thnrm  baue.  So  ward  der  Frca- 
denort  zum  Schreckensort  und  seit  jener  Zeit  nennt  mnn 
einen  hinterlistigen  Streich  einen  Schabernack. 

Chavarnek  und  Elmitmär  waren  allerdings  keine  Feuer« 
thArme,  keine  Minare.  Freilich  nicht  die  Gestalt,  wohl  aber 
der  Name  und  die  Sitte  festlicher  Beleuchtung  sind  auf  den 
Thurm  des  Walid  vielleicht  von  jenen  sassanidischen  Thtlr* 
men  flbertragen,  wie  der  au  Firun  -  Abad  im  Sfldweaten  von 
Parsistan,  welche  vermuthlich  dem  neu  errichteten  Feueriud* 
tus  au  dienen  bestimmt  waren  ^^).  Den  christlichen  Thfinnen 
ist  der  Minar  von  Damaskus  jedenfalls  nidbt  nacl^ebildet,  da 
diese  erst  ein  Jahrhundert  spater  mit  Sicherheit  nachgewi^ 
sen  werden  können.  Allerdings  hat  sich  Watid  christlicher 
Ktlnstler  ans  Constantinopel  bedient.  Daraus  folgt  aber  am 
Allerwenigsten  etwas  für  einen  christlichen  Ursprung  der  Mi- 
narels.  Die  italienischen  Architekten,  welche  Iwan  III.  und 
IV.  nach  Moskau  beriefen,  haben  in  den  von  ihnen  erbautco 
Kirchen  kaum  einer  Erinnerung  an  den  Styl  ihr^  Beimatk 
Spielraum  gewahrt,  wtthrend  in  den  Palasten  der  Caarc  w^ 
nigstens  in  Einaelheiten  die  italienische  Bauweise  eingewirkt 
hat.    Die  berahmte  Kirche  Wassili .  Blagennoi,  die  Iwan  I V^ 


Hamza  Isfahenflis  annal.  in  J.   Lassen   Basmnssen, 
hifli  praeoip.  ragnorum  Arabom  ante  Islamisrnnm.  HaTniael817. 
Pag.  9  und  pag.  20.  notn. 
76)  K agier  Bd.  1.  S.4d8.  489. 


Zkt  O&idUchie  der  BrchMrm,  6t 

1er  SdlrecUiche,  ÜSl  von  dttem  Veneliaoer  aoffflhren  liessy 
w«rde  80gar  eus  ier  origiielkten  and  cbanktervolkten 
Wefke  in  griechisch  -  nonj^olischen  Style.  Iwan  Hess  den 
Banneislfr  blenden,  danik  w  kein  nweites  Werk  baue,  wel« 
cbes  diesem  an  die  Seite  gestellt  werden  könne '^). 

Deberblicken  wir  die  bisherigen  Erörterungen,  so  erscheint 
es  in  der  That  nicht  unglanblicb,  dass  der  Kutab  Hinar  bei 
Delhi  und  der  Thurm  des  Walid  zu  Damaskus  den  Pfad  be- 
sfticbnen,  auf  welchem  der  von  Alters  her  in  Asien  einhei- 
nuscbe  Tbnrmban  für  religiöse  Zwecke  nach  Europa  gelangt 
int,  dass  ferner  eine  Erinnerung  an  den  persischen  Somien- 
■nd  Feuer  «Gnltus  sich,  durch  den  Thurm  von  Firuz-Abad 
Tcrmittelt,  damit  verknüpft  hat,  dass  endlich  der  mit  asiati- 
nehen  Gebrauchen  ebenfalls  verwandte  Gebrauch  der  Glocken 
im  christlichen  Europa   von  Anfang   an  mit  dem  Thurmbau 
Ferschmolnen  wurde,  da  die  Olockenstahle  und  Tbflrmchen 
bereits  die  Einleitung  getroffen  hatten,  und  der  Zweck,  wel* 
dien  der  muhammedanische  Minar  hatte,  dem  Gebrauche,  wel- 
«hea  die  christliche  Sitte  von  den  Glocken  machte,  sehr  nahe 
verwandt  war.     Die  Gleichartigkeit  der  Formen  des  Rutab 
Minar,  der  meisten  mnhammedaniscben  Minarets  in  Asien  und 
einiger  der  irischen  Rondthürme,  namentlich   des  von  Ard- 
Bore^^),  wirde  in  dieser  Annahme  ihre  Erklärung  finden. 
Wenn  man  Mch  auf  solche  Vermuthungen  flberhaupt  einlas- 
BOi  wUl,   so  wird  man  gegen  diesen  Zusammenhang  wohl 
kum  einen  starkem  Einwand  erheben  können,  als  der  sich 
alledfiüla  von  der  Uchterscheinnng  auf  dem  Klostertbfirmchen 
ier  Anstmdis  herleiten  Hesse,  welches  fireilich  einige  Decen- 
nien  alter  ist,  als  der  Minar  von  Damaskus.     Wollen  wir 


77)  Kagler  Bd.  1.  S.573.  Abbildungen  bei  Rob.  Lyall,  Üie 
elisracter  of  tbe  RosBfans,  London  18^,  und  BoBengarten, 
ariAit6kt(miMhe  SiylaHen,  S.151.  Fig.  162. 

78)  AtihoologU  YoL  1.  L<md«i  1770.  Fsg«  806. 


M  Zm^  6e$ekiehf0  der  KirdMürm. 

aber  a«f  diese  eatfenteii  Beaiehuf  en  smi  Orient  nicht  eh- 
geheOy  80  haben  wir  auf  die  Frage  nach  dem  Unpmnge  der 
Thdrme  keine  andre  Antwort,  als  die:  daaa  sie  bei  dcnChri. 
8ten  steti  Oloekenibllraie  gewesen  sind. 


« 

Die  Thflme  waren  im  Anfiing«  einfacb  j  ron  sekr 
ger  Dieke  und  nicht  von  bedentender  Höhe.  Sie  mögen  sich 
im  Dnrcbschnitt  nicht  viel  aber  100'  erhoben  haben.  Ihre 
Zahl  beschrftnkte  sich  auf  einen,  höchstens  nwei  bei  jeder 
Rirche  nnd  in  den  meisten  Fallen  standen  sie  isolirt.  Ilamit 
ging  eine  bedeutende  Verinderung  vor  sich«  Blicht  »nr 
wuchsen  sie  an  Höhe  nnd  Dicke  nnd  verinderten  ihre  <3o« 
stalt  je  nach  dem  jedesmal  herrschenden  Bauslyle ,  bis  jene 
prachtvollen  Kolosse  daraus  worden,  die  wir  heutiges  Tagen 
bewundem,  sondern  es  vermehrte  sich  auch  ihre  Zahl  bei 
den  einnelnen  Kirchen,  mit  deren  Körper  sie  eng  verbunden 
wurden,  und  sie  nahmen  in  Beniehung  au  dem  Kirchengebinde 
gana  bestimmte,  aber  doch  sehr  verschiedene  Stellen  ein. 

Es  ist  nicht  die  Absicht ,  hier  die  Entwickeinng  des  Slyls 
der  Kirchthflrme  au  erörtern,  so  weit  es  die  ästhetische  nntf 
architektonische  Seite  desselben  betrifft  Dagegen  dirfen  wir 
nicht  unterlassen ,  noch  auf  die  Frage  einaugeben ,  welebo 
Ursachen  auf  die  Vermehrung  der  Thflrme  eingewirkt  nnd 
Ihnen  bestimmte  Stellen  an  dem  Kirdiengebftnde  angewiesen 
haben.  Durch  diese  Betrachtungen  werden  noch  einige  Fankto 
ihre  Erledigung  finden,  die  man  mit  der  Frage  nach  dem  Vr* 
Sprunge  der  Thflrme  in  Verbindung  gebracht  hat. 

Nachdem  die  Thflrme  eingefflhrt  waren,  gereichte  es  nur 
nur  Kostenerspamiss ,  wenn  man  beim  Neubau  einer  Kirche 
den  Thurm  unmittelbar  mit  der  Kircbenmaaer  verband.  Der- 
selbe wurde  dann  am  natflrlicbsCen  viereckig  und  durch  eine 


Tkir  vra  ixt  Kirche  ans  sugtagücli  genacht  und  wenn 
warnt  Lage  es  gestattete,  keaate  bum  sogar  den  untern  Ranin 
als  Apsis  eiler  Kapelle  an  der  Kirche  liehen.  So  geschab 
es  in  dem  Mflnsterthuni  auf  der  Insel  Reichenan ,  der  eine 
Apsis  anMschliesst ,  welche  ehenso,  wie  anf  dem  Plane  von 
St.  Gallen,  «wischen  nwei  westlichen  Kiiththttren  angelegt 
ist  Eaihselhaft  bleibt  freilich,  dass  neben  der  Kirche  noch 
ein  isolirter  Rundtharm  steht ,  der  aber ,  wenn  ich  den  Be- 
rieht  recht  yerstdie,  gleich  dem  Chore  im  spithgothischen 
Ocachoiack  gebaut  ist  ^*).  Auf  ahnliche  Weise  mögen  die 
^Atem  Thnnnkapellen  in  den  Domen  mi  Naumburg  und  Can* 
tcffbury  sni  erklären  sein. 

Kflbner  war  es,  den  Thurm  auf  die  Mitte  der  Kirche  ttber 
die  Vierung  mi  setnen.  Schon  der  Bau  von  Germigny  von 
806  giebt  davon  ein  Beispiel,  und  ich  kenne  kein  uwdtes 
aus  so  friher  Znt  Denn  wirkliche  Grabkirchen,  wie  die 
der  Oalla  Pladdia,  jetnt  S.  Nanario  e  Celso  in  Ravenna,  und 

0 

die  des  heiL  Antolianus,  welche  Gregor  von  Tours  *^) 
erwähnt,  gehören  nicht  hierher,  und  unter  dieselbe  Kategorie 
dirfte  auch  die  Kapelle  des  enbischoüichen  Palastes  in  Ra«- 
vewM  nu  nahlen  sein,  deren  Kuppdthurm  gann  dem  von  S. 
Mnsnrio  e  Celso  gleicht  und  die  wahrscheinlich  nur  eine  Oe« 
denkkirche  des  heiL  Cassianus  ist  ^0*  ferner  —  ich  wie* 
deriMlo  es  -»  das  Gedicht  des  Venantius  Fortunatus  spricht 
von  keinem  Hittelthnrm,  die  Zeichnung  der  Kirche  S.  Richa« 
lins  bei  Petarias  aber  ist  von  weit  jüngerem  Datum.  Der 
Bau  TOB  fleraügny  neigt  nan  aaf  das  deatüehste,  dass  er  aaf 
byaaaliaischen  Bfadttssen  beraht.  Der  «stliche  Theil  dieser 
Kirehe  ist  eia  Centralbaa  voa  vier  starkea  PfeUera  mit  eiaem 
hocbgewölbtea  Umgaage,  dem  sich  drei  Apsidea  von  hufei- 


79)  WAAgan  Im  KaaiiblsU.  1848.  8.288. 

80)  00  gloclA  msrtjrain  üb.  1.  e.  86. 

81)  Quott  •.  0.  O.  8.18.    Teq^  WetagSfiaor  8.7&  78. 


64  Zur  G0iMehte  der  Kirckihärme. 

«ennmiipsm  Gruiidrtes  UeeUattartlg  uleg fn.  Von  itm  MkU 
lelf feilern  aber  erhebt  sieh  anstatt  der  bysantiniscben  Koffd 
in  mehreren  Stockwerken  aofsteigend  der  abendlaadiacht 
viereekige  Thmin  ^').  Es  wird  gesagt,  diese  Kirche  sei  den 
Mflnster  von  Aachen  nachgeahmt  ^).  Das  ist  aber  nur  imo* 
fem  richtig,  als  beide  fonten  im  bysantiniscben  Styl  ange* 
legt  sind.  Man  hatte  allerdings  anch  einhehniehe  OrabkJp«' 
eben  dabei  zom  Muster  nelimen  können,  wenn  man  die  nnier 
dem  Chor  betndliche  Krypte  als  Mtrtyrergrab  betrachtete. 
Jene  Grabkirche  des  Antolianns  hatte  nicht  einmal  eine  Kup- 
pel auf  dem  Bav,  den  Gregor  bald  einen  Thnrm,  bald  ^e 
Säule  nennt,  wahrscheinlich  weil  sich  sofort  zeigte,  dasa  ar 
eine  solche  nicht  tragen  kttnne ;  denn  als  Bischof  Avitns  ih  n 
seiner  BanfUUgkeit  wegen  abtragen  lassen  wollte,  wurden 
erst  die  Balken  und  Klammem  weggenommen  ^) ,  die  ihn 
noch  jrusammen  hielten ,  worauf  er  dnstirnte ,  ohne  den  in 
der  Mitte  stehenden  Altar  au  beschädigen.  Wenn  indesaen 
die  Ansicht  geherrscht  hatte,  dass  der  östliche  Theil  der 
Kirche  fiber  der  Krypte  als  Grabkirche  au  betrachten  ael, 
so  mtlssten  die  Mitteiihflrme  oder  Kuppdn  viel  frtlher  und 
viel  allgemeiner  vorkommen,  als  es  wirklich  der  Fall  ist* 
Denn  erst  seit  dem  Ende  des  lOten  Jahrhunderts  trcien  sie 
an  verschiedenen  Orten  häufiger  auf,  theils  als  rein  by«an^ 
tinische  Kuppeln  in  Venedig  und  in  Perigord  und  Umgeg mi, 
theils  als  thurmartige  Kuppdbedachungen,  wie  auf  &  Gode» 
bardi  in  Hildesheim,  theils  endlich  ähnlich  wie  in  Oemigoy 
als  viereckige  Thttrme,  die  um  so  schwerfälliger  werden»  )e 
grosser  die  Kirche  ist,  wovon  Sngknd  die  nierkwird^[flCett 
Bdspiele  aufnwdsen  hat.  Dass  nma  vollends  die  Knn^ 
oder  den  SUttelthurm  jemals  als  ein  Grabmal  fflr  den  Leib 


Lenoir  n.  p.27.  lU.  QrnndtlBS  F%.dl^,  Quanohnitk  Flg. 877. 

83)  Dm.  p.  121. 

84)  iUMit  ttga*- asi0Mf «na  tdlt^gulat  «moTsxi  a<ag.T«ron.  l.o. 


3hir  Gesekiehie  der  KirMküme.  B6 

betrachtet  habe,  den  »an  in  der  HMtie  irerehrte,  laael 
giek  auf  keiae  Weise  begründen.  Die  Thnrmfomi  der  Ci- 
berien  ist  dafflr  nicht  ananfttbren.  Diese  waren  anfangs 
ciafacfae  mnde  Bttcbsen ,  dann  nahnen  sie  verschiedene  Ge- 
stalten an,  namentlich  die  der  Taube ,  noch  später  die  einer 
Urche,  und  indem  man  dem  Wedisel  der  Baustyle  folgte, 
wurde  besonders  in  der  gothischen  Zeit  auch  die  der  Thürme 
•Hieb.  Nor  so  viel  liann  man  vermuthen ,  dass  in  Byaann 
die  der  griechischen  Kirche  eigenthttmlichen  Kuppelbauten 
deshalb  nur  Regel  geworden  sein  mllgen,  weil  man  die  Ora- 
besUrdie  und  andere  GedenUirchen  an  den  heiligen  0er- 
tern  in  Palastina,  sowie  die  kreuafbrmig  angelegte  kaiserliche 
Gnbkirche  in  Constantinopely  die  Apostelkirche,  als  Vorbil- 
der ffir  andre  Kirchenbauten  behandelte. 

Was  den  Mittelthurm  veranlasst  hat,  war  nichts  Anderes, 
als  die  Verbindung  der  griechischen  Gestaltung  des  Kuppel- 
bsaes  mit  dem  abendltndischen  Langhause,  durch  welche  die 
im  Oecident  immer  mehr  ausgebildete  Kreungestalt  des  Grund, 
risses  der  Kirchen  geschaffen  wurde.  Aus  früherer  Zeit  ist 
Germigny  ein  vereinaeltes  Beispiel  dieser  Verbindung ,  denn 
der  Dom  an  Aachen  blieb  einfach  bei  der  Nachahmung  von 
&  Vitale  in  Bavenna  stehen-  Zunächst  sieht  man  im  Peri- 
gord ,  wie  die  byaantinische  Bauart  von  S.  Front  auf  die 
Laaghänser  der  Basiliken  angewandt  wurde.  Doch  blieb 
diese  Bauweise  auf  einen  kleinen  Bezirk  beschränkt  und  ein 
Thurmban  entwickelte  sich  aus  derselben  so  wenig,  dass  viel- 
amhr  dort  besondre  GlookenthOrme  neben  den  Kirchen,  ähn- 
lich wie  bei  S.  Marco  in  Venedig,  vorkommen  ^^>.  Den  grAss- 
ten  Einflnss  auf  die  Verbreitung  jener  combinirten  Krenaan- 
läge  hat  ohne  Zweifel  Sicilien  getibt  Hier  wurde  die  ein- 
fiichste  Zusammensetaung    des    byzantinischen   Kuppelbaues 


86)  F.  de  Ysrnellb,   l'atehitsotiure  bysantiao  en  Frsaoe.    Pa- 
ris 1851. 


56  Zur  GeichichU  der  KirchihänM. 


mit  der  lateinüchen  Baisilika  vorgenoauBeo  «nd  die  SieUwig 
dieser  losel  «wischen  Orient  und  Occident,  Qrieciieniand  mid 
Italien,  Constanlinopel  und  Rom  macht  dies  leicht  erklftrlkb* 
Selbst  Afrika  und  der  Islam  haben  ihre  unverkeanbareii 
Spuren  in  dem  phantastischen  Style  der  dortigen  Kirchen 
hinteriassen.  Wir  kennen  diese  Kirchen  erst  seit  der  nor- 
mannischen Eroberung  1072.  Vielleicht  war  aber  dieselbe 
Verbindung  des  griechischen  und  lateinischen  Styls  schon 
früher  in  Unteritalien  vorgenommen.  Jedenfalls  darf  man 
wohl  annehmen «  dass  in  Sicilien  die  neuen  Herrscher  jene 
Stylentwickelung  bereits  vorfanden ,  wenn  sie  gleich  unter 
dem  Druck  des  Islam  sich  nicht  so  prachtvoll  hatte  entfalten 
können ,  wie  sie  jet^t  in  den  Werken  aus  Robert  Gniscards 
und  seiner  Nachfolger  Tagen  erscheint.  Denn  nicht  lange 
vorher,  1060,  tritt  dieselbe  Verschmelzung  der  griechischen 
und  römischen  Kirchenanlage  so  prägnant  in  dem  Domban 
von  Pisa  auf,  der  bald  nach  dem  Zuge  der  Pisaner  gegen 
Sicilien  unternommen  war,  und  dessen  Baumeister  Busketna 
man  deshalb  nicht  zum  Griechen  zu  machen  ^^)  braucht.  Mnn 
kennt  die  Verbindung  der  Normandie  mit  Sicilien  eineneitz 
und  mit  Frankreich  und  England  andrerseits.  Ferner  weiss 
man,  welchen  Einfluss  die  Bauweise  der  Pisaner  in  der  Loa* 
bardei  geübt  hat  und  in  welchen  Beziehungen  zur  Lombar- 
dei die  deutschen  Kaiser  standen.  So  ist  die  Brücke  geacbla- 
gen,  um  den  Ursprung  der  Krenzkirchen  und  mit  diesen  den 
der  Kuppeln  und  Thürme  über  der  Vierung  zu  erklaren. 

Nächst  dem  Mittelthurme  machen  sich  die  Thflrme  besonden 
bemerklich ,  welche ,  in  der  Regel  zu  zweien ,  die  Westseite 


86}  Dass  Busketus  nicht  aus  DoUoliiain  war,  wie  man  aus  seiner  miss- 
rerstandenen  GrabsehriA  gefolgert  hat,  ist  Jetzt  hinlänglich  bs* 
kannt.  Man  sehe  unter  Andern  Qaatrem^te  des  Qalnoy 
hlst  de  U  ^  et  des  ouTrages  des  plus  e4i^bree  atoUteotee.  T.  1. 

Paris  isaa  P.d. 


Zur  Geickiehie  der  KircUhürme.  57 

der  Kirche  nach  beiden  Seiten  einfassen.  In  Deutschland 
haben  sie  in  der  vorgothbchen  Zeit  sehr  gewöhnlich  eine 
westliehe  Apsis  swischen  sich,  wie  z.  B.  am  Bamberger 
Don,  an  S.  Oodehardi  in  Hildesheim  und  anderwärts.  Sie 
flind  dann  meistens  noch  mnd  oder  doch  achtecliig  und  glei<- 
eben  daher  volllKommen  den  beiden  Thflrmen  auf  dem  Plan 
▼Ott  8.  Gallen,  nur  mit  der  Ausnahme,  dass  die  Thürme  jetjrt 
■it  der  Kirche  verbunden  w*erden.  In  andern  Fallen  sind 
sie  einer  hohen,  meist  in  mehreren  Stockwerlien  aufgebauten 
Vorhalle  aufgesetst  So  am  Dom  zu  Braunschweig  und  noch 
«n  Notre  Dame  su  Paris.  Solche  ThQrme  haben  die  meiste 
Analogie  mit  den  Kuppeln  auf  dem  Narthex  griechischer  Kir-^ 
chen  und  mit  den  Minarets  auf  den  Ecken  muhammedanischer 
Moscheen.  Verschieden  davon  ist  die  Anordnung,  nach  weU 
eher  swri  von  dem  Boden  aufsteigende  Thfirme  das  Haupt* 
portal  der  Kirche  zwischen  sich  haben.  Diese  Anordnung 
int  hauptsächlich  von  Frankreich  ausgegangen  und  der  go« 
tbische  Styl  hat  bekanntlich  aus  ihr  den  grossartigsten,  reich« 
sten  und  prachtvollsten  Fa^adenbau  entwickelt  Diese  Stel- 
lang  der  Frontalthtirme  gleicht  so  augenfUlig  den  Befestig un* 
gen  der  Thore  in  Städten  und  Burgen,  dass  niemand  in  der 
That  sich  bedenkt,  die  letstern  für  ihr  Vorbild  m  halten, 
«od  nachdem  das  angebliche  Thurmpaar  des  Venantius  For- 
tnoatus  seinen  Boden  verloren  hat,  ist  auch  kein  Grund  mehr 
n  bezweifeln,  dass  wirkliche  Befestigungen  der  Kirchen  und 
KIMer  den  ersten  Anlass  su  diesem  stolsen  Schmuck  des 
Fortab  gegeben  haben.  Lenoir  bemerkt,  zur  Zeit  der  Ver* 
keemngen  durch  die  Normannen  mtlsse  die  Befestigung  der- 
selben noch  nicht  gewöhnlich  gewesen  sein,  da  dieser  Feind 
so  wenig  Widerstand  gefunden  hätte.  Begreiflicher  Weise 
worde  das  Heilmittel  erst  dann  angewandt,  als  man  die  Ge- 
fahr kennen  gelernt  hatte.  Seit  dem  Uten  Jahriinudert  wa- 
ren es  besonders  die  Klöster,  die  sich  durch  die  weitläufig- 
iten  und  vollständigsten  WeriLO  n  sefafition  sockten,  wie  os 


88  Zur  ßeichiehie  der  Kirchthürme. 

sehon  frflher  die  Mönche  im  Orieat  und  Grieciienlaiid  f  etiiM 
liatten.  FranlLreich  hat  davon  Beispiele  in  hinreichender 
Zahl.  In  den  folgenden  fehdelostigen  Zeiten  vermehrten  atdi 
die  befestigten  Klöster  und  Kirchen  in  Frankreich  vnd  Eng« 
land.  Selbst  im  Innern  der  Städte  hielt  man  sie  nicht  fir 
übeiüflssig.  Theils  sachte  man  sie  gegen  innere  AubtAnde 
zn  schtltzen,  theils  betrachtete  man  sie  auch  als  geheiligte 
Zufluchtsörter  fOr  die  Bürger  und  deren  Hab  und  Gnt®^).  Na» 
mentlich  baute  man  an  den  Kirchen  feste  Thiirme  ganz  nach 
Art  der  Berfriede  oder  Donjeons  mit  einem  nur  von  oben 
snganglichen  Verliess,  um  die  Schatze  der  Kirchen  darin  zm 
bergen f  eine  Sitte,  die  von  den  Johannitern  und  Templern 
ausging,  als  dieselben  die  grossen  Banquiers  und  Schatzmei« 
ster  der  Christenheit  wurden  ^^).  Zur  Unterbringung  der 
wichtigen  Urkunden  benutzte  man  die  in  den  Thtirmen  an- 
gebrachten kapellenartigen  Räume  sehr  allgemein  ®').  Manche 
der  untern  Gewölbe,  welche  man  auf  den  ersten  Blick  für 
Krypten  halten  mag,  sind  vielleicht  ursprünglich  zu  solchen 
Schatzkammern  und  Archiven  bestimmt  gewesen.  Man  konnte 
geneigt  sein,  dies  namentlich  von  solchen  Doppelkapellen  zu 
vermuthen,  die  in  Festungsthürmen  angebracht  sind«  Der 
Einfluss  der  profanen  Baukunst  auf  die  kirchliche  Arehüek«- 
lur,  den  Weingftrtner  nur  ganz  im  Allgemeinen  anerkannt 
wissen  will  ^^) ,  erhalt  hiernach  eine  bestimmtere  Bezietniog 
zu  gewissen  Vorgängen  und  Zwecken. 

Unter  den  Thflrmen,  welche  sonst  noch  vorkommen,  sind  die 
seltensten  die  auf  den  Kreuzflflgeln  und  der  dem  Mitteltbomi 
entsprechende  Ober  der  Vierung  vor  einer  westlichen  Apsia 
•der  über  der  Vorhalle.    Diese  scheinen  in  ähnlicher  Wetze 


87)  Lenoir  I.  p.  55— 86.  11.  p.  490.  491. 

88)  Bas.  II.  380.  881. 

89)  Das.  II.  876  folg. 

90)  8.  (SS. 


Zur  Geichiehte  der  Kirehlhürme.  SA 

Mf  einer  Anwendung  des  byzantinischen  Kuppelbaues  su  be» 
ruhen,  wie  der  Östliche  Mittelthurm,  da  sie  sich  an  Stellrn  be» 
inden,  wo  gerade  die  byzantinischen  Kirchen  ganz  gewöhn* 
lieh  Kappeln  haben.  Häufiger  sind  Thflrme  cu  den  Seiten 
der  Krenzilagel,  meist  an  der  östlichen  Seite,  wo  sie  die 
Chorapsis  zwischen  sich  haben.  Zuweilen  mag  ihnen  der 
Gedanke  zn  Grunde  liegen,  dass  man  den  östlichen  Chor  eben 
so  auszeichnen  wollte,  wie  einen  gegenflberliegenden  westli- 
chen. So  am  Bamberger  Dom,  wo  ein  Mittelthurm  fehlt«  In 
andern  Fallen  mögen  sie  zunächst  den  praktischen  Zweck 
gehabt  haben,  zu  den  höchsten  Theilen  des  Gebäudes,  und 
namentlich  unter  das  Dach  zu  gelangen.  Man  findet  häufig 
gerade  an  diesen  Stellen  verstärkte  Strebepfeiler  oder  runde 
Anbaue ,  in  denen  eine  Wendeltreppe  hinauf  führt  und  die 
lediglidi  als  ganz  untergeordnete  Theile  des  GebAudes  be- 
handelt sind.  Daneben  mochte  es  passend  erscheinen,  den 
mtem  Theil  dieser  Thttrme  in  ahnlicher  Weise  zu  verwen- 
den, wie  in  Griechenland  regelmässig  die  beiden  Neben-Apsi- 
den  benutzt  wurden.  Dass  man  auch  aus  diesen  Aulagen 
slaiHidie  ThOrme  machte,  darauf  hat  ohne  Zweifel  die  herr- 
schende Symbolik  des  Mittelalters  nicht  geringen  Binfluss 
geibt.  Es  ist  bekannt,  dass  man  die  Kirche  gern  als  ein 
Bild  des  himmlischen  Jerusalems  behandelte,  wie  es  von  Eze- 
chiel  vorgezeichnet  und  in  der  Apokalypse  geschildert  isi 
Die  ewige  Gottesstadt  aber  konnte  man  sich  in  jener  Zeit, 
da  Beinrich  der  Vogter  Borgen  baute  und  das  städtische  We- 
sen noch  in  den  Anfängen  seiner  Entwicklung  war,  nicht 
anders  als  unter  dem  Bilde  einer  mit  Mauern  und  Thtirmen 
wohlverwahrten  Veste  denken.  Burg,  Civitas  und  Drbs  wa- 
ren damals  gleichgeltende  Begriffe,  wie  Bürger  und  Städter 
noch  heute.  Im  Heliand  heisst  Jerusalem  die  Burg.  Er- 
scheint doch  Christus  mit  seinen  Jüngern  selbst  in  diesem 
Gedichte  noch,  wie  ein  Kriegsherr  mit  seinen  ritterlichen 
Dienstmannen.    Was  Wunder,  wenn  man  den  mächlig «n  Mit- 


OD  Zwr  Ge$ckiekie  der  Kirckihärme. 

telihnmvals  den  starken  Berfricd  beincbtete  vmi  die  Kirche» 
MBser  den  stattlichen  Vertheidignngsthfiraien  am  Thore«  rings 
nit  schlanlicn  und  hohen  Warlthflmien  umgah.  Einige  der 
altern  Kirchthfirme  sind  in  der  That  nur  solche  Erkertharme» 
die  gleich  den  Mauertharmen  derVesten  nicht  von  der  Erde 
anbteigen,  sondern  aus  den  Ecken  der  Mauer  erst  in  einer 
beträchtlichen  HAhe  lier vortreten.  So  auf  der  von  Sprin- 
ger'^) mitgetheilten  Zeichnung  aus  einem  im  ISten  Jahr* 
hundert  geschriebenen  Passional ,  und  an  der  Facade  voa 
Rolre  Dame  la  Grande  2u  Poitiers  ^).  Der  Dom  von  Sfeier 
mit  seinen  zwei  kurzen  und  dicken  Mttteltbtirmen  und  den 
vier  schlanken  Eckthürmen  macht  ganz  einen  ähnliehen  Bia- 
druck,  wie  nm  Beispiel  jenes  Castell  des  Sigismand  Tan* 
dolph ,  welches  Robert  de'  Valturi  ab  ein  Muster  da*  Befe- 
stigung preist,  wie  es  Mattheo  de  Pastis  auf  zwei  MedaiiloBZ 
abgebildet  hat ''). 

Klein  geht  in  einer  Beziehung  noch  weiter,  indem  er,  sieh 
auf  den  missverstandenen  Venantius  Fortunatus  stützend,  die 
Portaltbarme  fflr  Nachbildungen  der  Stadithore  des  irdischen 
Roms»  als  des  Abbildes  des  himmlischen  hält»  die  ihm  dam 
zugleich  die  Säulen  Jachin  und  Booz»  die  beiden  nicht  ge- 
storbenen Enocb  und  Elias»  welche  er  in  den  zwei  Zeugen 
der  Apokalypse  (Cap.  11»  V.  4)  wieder  erkennt»  und  endlidi 
sfgar  die  Apostel  Petrus  und  Paulus,  sowie  auf  der  andere 
Seite  Castor  und  PoUux  symbolisch  darstellen  aollen.  Die 
Kirchenlehrer  wissen  von  dem  Allen  niebtsf  Dean  die  adiwal- 


91)  Die  BMikmwt  dei  okristUohen  Mittol«lt6ra.  Bona  185i.  T«£.  18. 
Flg.  27. 

92)  N.  X.  Willemisi  monamens  fraii9ab  in^ditt.  T.l.  pl.49.  Le- 
noir  II.  p.  59. 

98)  0.  Friedllndar,  Roberto  de*  TaltaiL  WUsenteluifUIehe  MU 
doag  des  Soldaten.  Castelloin  Slgfsmoadom.  BerBa  1860.  Zelt- 
■ehfift  fOr  Kunst  y  Wlssensehaft  vnd  Qetohiehte  des  Kriege«. 
186a  Heft.  8. 


Zmr  Oe$ekidUe  der  KhrehikSrme.  €1 

ftifea  RbCajpbeni  eines  Dichters,. wie  VenaBtios,  sind  keine 
Yersteihngen ,  die  ab  Symiiole  im  VoÜLe  lebendig  sind  md 
Udbctt.  Ilinen  bedeutel  der  Tliuroi  den  Verkflnder  des  f  tf  tU 
lidicn  Worts,  den  Praedieator,  weil  er  die  Glocke  trftgt,  von 
der  schon  Aknin  sagte,  dass  sie  in  der  Zeit  des  Leidens  Chri- 
itf  reistnnnie,  weil  da  die  Predigt  schweige.  Damm  solito 
■aa  gern  den  Hahn  auf  die  Thunnspitse.  Allenfalls  wird 
aedi  spielend  hinngefillgt,  dass  die  schlanke  Gestalt  nni 
die  hohe  Spitne  des  Thnrms  den  PrAlaten  anneige  ^y  Blil 
Recht  erinnert  WeingArtaer  ^'),  die  Symbolik  schaffe  nie  For- 
■ea,  sondern  sie  verleihe  ihnen  nur  allmftlig  nach  der  8ch9» 
phmg  gleichsam  Seele  und  geistige  Kraft  und  dadurch  eine 
gewime  StabOiUt,  dass  sie  dieselben  mit  dem  religiSsen  Be« 
WBBStsmn  des  Volkes  in  Verbindung  setae.  In  der  That  wird 
aifmand  glauben,  dass  diese  Idee  einer  Beniehnng  auf  das 
Predigtamt  bei  der  Schöpfung  der  ThOrme  massgebend  ge« 
wemn  seL  Aber  diese  Idee  ist  auch  von  der  Art,  dass  umui 
von  ihr  nicht  ebmal  den  geringsten  Einffuss  nuf  die  Ausbil« 
daag  des  Thurmbanes  erwarten  kann.  Auf  der  andern  Seite 
ist  CS  aber  auch  wahr,  dass  das  Blittdalter  sich  in  mystischen 
T^knipfingen  alt-  und  nentestamentlicher  Ueberlieferungen 
■ad  Ideen  gelel,  und  Waltber  von  Chatillon  spottet  schon 
darlber,  dass  man  einen  ttbertriebenen  Werth  auf  die  Kennt* 
aim  solcher  Dinge  lege  ^).  Einige  solcher  Gedanken  sind 
sehr  frAh  sni  stehenden  Symbolen  geworden ,  wie  die  Thiere 
am  der  Vision  des  Eaechid  und  Anderes.  Manches  ist  fer* 
aer  aus  dem  Salomonischen  Tempel  hin  und  wieder  aufge- 
Btiunen,  ohne  dass  man  sich  vielleicht  der  Bedeutung  des* 


94)  Godard,  arohMogie  8aer6e  (T.l).  £d.2.  Parit  et  Lyon  1868. 

pag.  405-407. 
95)8.54. 
96)  Die  Seim   Gedidita   dei  Waliher  tob  Llll«,  eenaimt  tob 

Chat i Hob,  horatugogobea  tob  W.  MfildoBor.    HaBaoTor 

1869.  S.48I1 


M  Zur  Ge$cMMe  der  Kkahlhanne. 

sdiien  bewwtt  i^ar.  So  der  8iebeiiaraiig€  Leuditer,  die  «Ü 
ileii  Worten  Jachin  uni  Booz  beseichnetes  Sftiden  kn  Don 
m  Bambergs  ^^).  Bndl^h  sind  gaostUche  Ideen  ia  der  Ge» 
heiolehro  der  Templer  wieder  aufgelebt  und  es  wird  woU 
nicht  wn  leugnen  sein,  daaa  sie  ihre  WirlLuagen  auch  Aber 
diesen  Kr«i8  hinaus  erstrerlit  haben  ^^).  Will  man  jedoch 
•olehe  Ideen  •  Anknüpfungen  weiter  verfolgen ,  als  kkore  Be«. 
weise  zwingend  vorliegen,  so  gerftth  man  allerdiogo  auf  die 
gefahrliche  Bahn,  welche  Klein  betreten  hat,  auf  der  vamm 
alles  NO^idie  finden  icann,  weil  die  Phantasie  an  keine  feste 
Schranke  gebunden  ist. 

Die  gothische  Kunst  hat  die  Tbänne  wieder  eidgeschriakl« 
weil  die  durch  den  achten  Aristoteles  erstandene  Tlieolo- 
gie,  unter  deren  Auspicien  jene  merkwürdige  Umwattdlung 
des  kirchlichen  Baustyls  vor  sich  ging,  keinen  Baum  «elir 
fnr  die  apokalyptische  Symbolik  hatte.  Man  behielt  in  der 
Kegel  nur  die  Portalthfirme  bei.  Diese  aber  entwickeUea 
sich  immer  prachtvoller  und  grossartiger  und  namentlich  4ie 
reich  und  machtig  gewordenen  Städte  uetaten  ihren  SMn 
darein,  ia  hervorragenden  Kirchen-  und  Thurmbauten  ea  aa* 
dern  zuvorauthun.  So  forderte  Florenz  in  dem  Contractu, 
der  13S4  mit  Giotto  über  den  dockenthurm  des  Domes  g^ 
schlössen  wurde,  dass  er  ein  Gebäude  herstelle,  welches  Allea, 
was  Griechen  und  Römer  zur  Zeit  ihrer  hdehsten  Madit 
ausgeführt  hatten,  an  Grösse  und  Schönheit  fiberbiete  ^). 

Sehr  gewöhnlich  mussten  in  dieser  Zeit  die  Kircbthinae 


97)  StieglitB,  «It-deaUohe  Baukaiut  Taf.dd. 

98}  Von  Hammer-Purgstall,  Mytteriam   Baphomatia    rSTel*- 
tarn,  in  dan  Fundgruben  des  OHanto.  Bd.  6.  Yiien  1816.  8. 1 — ^120 
eine  freilich  sehr  angefochtene  Abhandlung. 

99)  ün  edifizio  cosi  magnificO)  che  per  altezza  e  qualiU  Tengn  a  au- 
perare  tanti  quanti  in  quel  genera  ne  foaaero  statt  fatti  da*  0noi 
a  da*  Romaiü  na*  iempA  dalia  loro  piik  florida  pntenaa.  GL  Range 
der  Qlookenthurm  des  Doms  au  Florens.   BerUa  1668. 


Zur  Gesckiehie  der  KirclUhürtM.  n 

ngleich  die  Stelle  des  städtischoi  Berfriedes,  Belfridw,  Bef« 
froj,  einoehmen,  der  die  Starmglocke  und  die  Wolioiing  dee  ; 

städtiscbeA  Wachlers  trägt.     Fast  nur  in  den  Niederlanden  I 

kennen  wir  noch  hin  und  wieder  den  einzeln  stehenden  Bef- 

■ 

fray  oder  den  entsprechenden  Thurm  des  Sladthanses,  wah*  | 

rend  sehr  häufig  noch  heutiges  Tages  die  Stadt  das  Eigen* 
ihnm  an  drm  von  ihrem  Wächter  bewohnten  Kirehthumi  vnd 
damit  aneh  die  Pflicht  seiner  Unterhaltung  hat. 

Zuweilen  ging  die  Einschränkung  in  Betreff  der  Zahl  der 
Tbflrme  noch  weiter.  Zumal  in  Deutschland  sog  man  nach 
dem  Vorgange  des  Hflnsters  von  Freiburg  im  Breisgaa  selbst 
die  beiden  Portalthörroe  zu  einem  einzigen  Thurme  Ober  der 
Mitte  der  Vorhalle  zusammen.  Es  geschah  dies  keineswegs 
blosn  ans  Sparsamkeit  bei  kleinern  Kirchen,  sondern  es  ge- 
nügte  dieser  Zeit  der  eine  Glockenthurm  und  Beifried ,  der 
aber  immer  nach  eine  Ergänzung  des  stolzen  Baues,  ein 
Wahrzeichen  der  Macht,  des  Reicbthums  und  der  Opferfähig* 
kdt  derer  war,  die  den  Bau  ausgeführt  hatten. 

Noch  später,   namentlich  im  15ten  Jahrhundert,  hat  man 
die  ThOrme  häufig  auch  wieder  von  der  Westseite  fort  an 
die  Seiten  des  Chors  verlegt.     Namentlich  ist  dies  bei  Hai* 
lenkirchen  geschehen,  bei  denen  das  Querschiff  fehlt  und  die 
Thttrme  den  Platz  derKreuzflOgel  einnehmen.    Meistentheils 
fehlt  aber  in  diesem  Falle  der  Thurm  auf  der  einen  Seite 
ganz,  und  es  scheint,  dass  man  nicht  immer  die  Absicht  ge- 
habt habe,  beide  Thürme  auszuführen.  Es  ist  daher  bedenk- 
lich, zu  sagen,  dass  man  mittelst  dieser  Thurmanlage    die 
durch  den   Hallenbau  verlorene  Kreuzform  habe  herstellen 
wollen.    Nur  die  Demulh  einzelner  Mönchsorden,  die  in  be- 
grflndeter  Opposition  gegen  die  reich  und  üppig  gewordenen 
altern  Orden  geflissentlich  zur  Schau  getragen  wurde ,   dul- 
dete auch  diese  letzten  Thürme  nicht.     Im   Allgemeinen  ist 
aber   die  Vorstellung   im  Bewusstsein    des  Volks   geblieben, 
dass  zur  Kirche  ein  Thurm  gebärt,  und  fast  jede  Stadt  Ist 


64  Zur  GeidOdUe  der  BnUhärme. 

stols  aaf  ibien  Havptdivm ,  der  iem  Froiilen  ichoB  mv 
der  Fcne  als  ihr  Wahrer ichea  ond  ab  der  am  nr istea  cha« 
rakteriatbche  Theil  ihrer  Physiognomie  erscheint  Ja  die 
Thime  sind  in  deulschen  Landen  recht  eigentlich  wieder 
sa  Bhren  gekommen,  seii  nun  in  den  grossen  dentschen  Dom* 
bantm  die  Meisterwerke  der  Nation  wieder  aneriuinnt  hat 
Leider  sind  sie  jnim  besten  Theil  nnvoUendet  gebliebea. 
Möge  es  gelingen,  die  kfilinen  Gedanken  jener  Männer,  wcl* 
d»  ihren  Fing  Ar  die  wirren  Zeiten  des  Mittelalten  na  hoch 
genommen  hatten,  in  diesem  Jahrhnadert  wenigstens  an  dem 
einen,  grateten  and  edelsten  Mnsterban  des  Cölner  Doms  mme 
Aasfihmng  na  bringen« 
Gdttingen. 


»       *      •• 


I  •  •      .      *  '  .  •  " 


•     •     t     . 


H  V^nkinilef« 


t     I      I        r 


Ip    Sie  Mi  XrMma; 


Hlerm  Tafel  il.  n.  l.u.  2.     ;    ' 


WMn  aie^e  lahtMiehinr  bMivr  Mften  aber  «Btii|ntfiMt 
fwait'  M9  im  Gfbfele  VM  DOireii  bcfM  tot -MIcn,  »itt 
die  Ursache  Aaven  nicht  hi  difrUaflnichCbkffUl  jennGcbbs« 
fte  Mr  vitsere  Bweeke;  soii4irfi  in  nillligta.iJnMltaiIeii^«i 
mh€0.'  Bft  aOtste  anüMleB,  wann 'die  BUntr,  w^Hdw  in 
alliMi  Theiieii  iler  RlitiiipffoviiiB  ;  iiflofern  «in .  Mf  deiii  fmftr 
t»  IbdmtfiNr  gtttfteä  bt,  iko  sahlnMie  Spuven  der  Fpd 
Äodi  rerbrMefeft'Kiltur  Miftokg;eiMien  bahesy  weide. nfebci 
ler  Erii^irskiiiiel ,  den  Aektrbei»  nü  ¥örliebt>  pflegftei» ,  tioh 
liebt  ud^  'iDtiiierfiegMd  me4erj;ieiuaea  «nlf  ängebjMl  .Kit» 
fen,  ireldie  la  Ihren  Wieneii  fordtnliiuilbeii^'  in  ibreamben 
■rf  bergen  tlhf  üb  VcrthridigMnff  dts.UniAa  TitBASt  glQcb 
KcbeiP  wd  IMier  JtoilentaBg  wtir.  .Der  ^vingelische  Mirrar 
Siflioi  rm  Aifeui  ivMcbev  fii  Aotaig  ditses  Jnhrhiadefii 
OM  ileMMebie  d«B  friuktohtn  RleinuferB^)  dmieh  dun 
Drack  bekannt  nachle,  schildert  ona  jene  Gegend  mit  fol* 
geolen  biflbendeir  Farben.  »Obidene  Felder,  prildit%e 
Wiesen  y  herrlich  angelegte  Gartien/EanUe,  Triebe  ^Landi 
baoser,  Dnrfer  und  Städte  wechseln  auf  das  angenehmste 
mit  einander  ab.     Hier  benierkt  man  schon  dass.man   sieb 


])  Tan  Alpfn,  Q^^nBhipbj^  ^,o«  fcKotcisohea.  RUeiauf«rt.  KSln  1808 

5 


M  DU  Dea  Ardmmia. 


(leni  Reiche  ies  Tranbengotles  nftkert.  Die  gtfliehea  wi 
westlichen  Abbanj^e  der  Hfigel  ini3  Berge  tragea  einea 
lieblichen  Wein  ,  Früchte  und    Gemüse  sind  weil  yollkon- 

mener   als   sonst   irgendwo Die   lachenden    Bbenen 

dieses  Kantons  nnd  Dfirens,  seiner  Hauptstadt,  werden  ge- 
gen Südwesten  von  dem  Qcbijrge  bfgrenst,  das  hier  an» 
fingt,  nnd  in  einer  Kette  fortlaufend  sich  mit  den  ArdeBBcn 
vereinigt  Seine  ersten  Wölbungen  .  sind  fleissig  aagebaaty 
Garten,  Weinberge  nnd  FeMer  begegnen  dem  geöfnetea 
Auge.  Je  hAbcr  sich  das  Gebirge  erhebt  desto  geringw  wird 
die  Fruchtbarkeit  und  Vegetation. .  • .  Freunde  der  Natur  be- 
sachin  dna  CMiiage  der  nnemessttehe»  Ausaicht  «ffeo. 
UnboschrelUich  ächOn  ruht  din  Teiaenfk  Flur  dea  JflUclh* 
adiea  und  fLAiniBchen  ror  dem  Aige  dfs  Znachanera*. 

Bs  wm  eine  libmende  Arbeit ,  wenn  m«n  alle  Orfa  io 
dieser  Gegend  auf  einer  Karte  ireiMichnen  wollte,  wo  eiast 
vteiadie  AMerthAoMr  gefunden  wunlen.  uod  fm  JcMt  4io 
Spuren  ehemaliger  staischer  Aasindlotg  noch  «m  I^agi^  lie* 
gen^).  Dm  eine  anuahemda  YbnsteHung  idxv#a  m  gebfUf  wie 
ireit  sith  ii()  rMnischoKuUur  hier  verbwMethaMfi  woüqp  wir 
Bdiaamtea  nichi.  iriedoiMen«  SDidoiv  nur  mC  ein.Dprf  in 
der  Mhe  ¥dn J>iliBn,'anf  Gflmenich  hinweisen, iUWi  »ps  dadnrc^ 
Aen  Weg  a»dem  Deaklnnle  wk  hahneu,  dtssM  yftOfenttif)i«v^ 
ixt  Zmeck  dmsea  Artikels  ist..  Kach  bll«i ,  RMktMfeii  bin 
an  OlMmnifeh  herum,  ackreibi.  uns  )dor  Baffg#rmfH«tei:.|ff||^ 
Gthrzeurck?)  Hmr  Sidüliiilgs-finglsutb»  .findiNi  siflb.  Am^tk^ta 

— "^ — -^-i — **     .  .;.      .  ,..-.: 

];)  Vgl,  ^MaUriHfiea  bq^  aasphlthte  Dar«]|8^  lODfMi  M.  JBw|ii,  D.  Biua* 
pol  s^.:  P.  J.  ^hb^Mh,  Dfipei^  1835*  S-  5.  ff. 

2)  In  dem  Codex  intcriptionum  Romaaarum  Danubii  et  Bheni  toh 
Pr.  Steiner,  kommen  hier  mehrere  Irrthüiner  Tor!  Im' 2. 'Bande' dieses 
Werkes  heisst  es  S.  82.  «ttfarmägen  das  rStAlsche  'M'«rct>dikr  Vttr 
an  der  duroh  die  Eifel  ron  KSln  direkt  nach  Trier  ziehenden  RSmar- 
Strasse  und  lieni  dabei  treflildlliflt  gewesenen  WaesedeHuagskanal  b» 
gleicher  Riohtong  dieser  Strsste.*'    Dleee  Angabe  ist  nnritiWgbi  ^ffr* 


IM«  Dm  Ärdidtma.  m 

ler  Segdl  yor;  sie  siod  litafg  gat  «rbiJtea  mi  ilm 
Ckritee  bcHrftiir^  nidit  seilen  Aber  die  Hälfte  dee  Gassen. 
VeonnehBiIkh  finden  sich  diegelben  swischen  Gflrseoicb  und 
Derkbsineiler,  in  dar  Mitte  des  Feldes  w«lebes  Rott  genannt 
wirJ.  Andi  anf  der  cntgegengesetslen  Seite  nach  Birgel  hin, 
nnd  weiter  nacb  Cky^  finden  sieh  die  Spuren  rOniiseber  An- 
■eünng^  und  nanMntiicIi  auf  jener  Strecke  welche  rar  wenig 
Jahren  nach  Boehwald  war.^  Hier  finden  wir  uns  an  jener 
SMIe,  wo  unser  der  G<lt4in  ArduinDa  fcwidmetes  Denkmal 

len  wurde.    Aber  mmik  wailer  hinauf  nach  deai  Oehirgt 


eodttrtim   ist  4l8  jetzige  Stadt  DQren  an  der  Koer,  wo  nseli  dem 
bekumtaft  Beitohl«   das  Tadtoiy  Annale«  IV ,  fi8  im  Jahre  69  naeh 
OiHfliof  die  CktKaorlen  der  Ubier  toh  QMSm  niedergc^aaen  wnrdea. 
Caeaae   colioriea  conua  In  tioo  Maroodiuo   ineuriosius  agentea^  gute 
proottl  ripa  aberant.    Diese  Yerwechfllang  findet   sich  auch  bei  altem 
Gelehrten,   wie  sich  aus  XJkert*s  Geographie  II.  Th.  II.  Abth.  S.  540. 
Kote   79    aas  Wlltheim  ,  Lucilburgensia  p.   104.   u.  A.    ergibt.     Herr 
Steiner  rerweist  auf  Minola  S.  309,  und  an  dieser  Stelle  sagt  Minola 
Berthu  1ial>e  'tf annagen  mil  Ifareodumm ,  Dfiren ,  Terwechselt !!    Atif 
8.  64.  4>et  Stelter  wird  ein  Ort»  €(ärsenioK  bei  Harttagen  aofge- 
Qhf%  und  einä  IsteUft  Ton  den  Fragment  einer  iSteiaclien  Ära  mit- 
getiieilt  nwelohes  als  Geschenk  des  Grafen  ron  SeheJlard  dahifr  (^|i 
GSrzemch)  in  die  Sammlung  d<^  Jß-.  ^*  Hüpsh  gekommen  sei".  Dieses 
GXrxenioh  ist    das  Pfarrdorf  Gürzenich  bei  Dtfren;  die  Grafen  Schel- 
lard  hatten   ihr  Schloss   nnÜ  ihren  Wohasits   zu  GSrzenich ,   nicht   in 
Glrseniehy  welches  wahrseheinlieh  nirgendwo  anders    als  in  dem  Co- 
dex Inserfptioanm  eziatiri  -  Etwa  2  nnd  eine  lialbe  Stunde  nordwest- 
Bek  TOtt  QBserac  Fundstelle  liegt  das  Dorf  Gressenieh  in  einer  Fortset- 
nag  des'  naaannlMi  Wdd«,  dbie  aekt  jreieka  Fnnditelle  füf  ramSacke 
MSnaen,  wo  man  sogar  dasAdnatnoum  Cisars  kat  finden  wollAn.    Zu 
eii»er  Inschrift  welche  H.  Steiner  IL  B.  S.  241  mitthölt  schreibt  der- 
selbe:  sie  sei  an  Gressenieh  gefunden  worden,  «und  sei  an  einem  Eck- 
hause  bei  ComelimSnster  zu  Aachen  als  Eckstein  eingemauert*.    Cor- 
neünldniter  ist  keine  Kiröfce  In  Aacken ,  sondern  CorneUmönster  Ist 
^Devf  eder  l^tedken  nnd  inekrere'Sfoadeti  von  A^okee  «mfetnt.  Daa 
^am  iiSAoii^iflbulsshnaiesn  JO« 4U.< 


,v  •.-'--     •         -     « 


M  Di»  Bfm\  ArAlbma, 

9%  flaiea  sieb  Micbi  Sparen.  Ltab  van  Gqr  eiM  Vinüii- 
Stande  nfther  dem  GeUrge  «v,  lOMmvten  «befhalb  des  Ben*' 
MB  Gronau»  findet  sich  ein  Feld  unmittelbar  an  dem  FlKsedea 
Gebirges  welches  mit  kleiaen  Fragmenten  rOaiiscIier  SEiegel 
jflbersUt  ist«  Links  Im  Thals  daneben  finden  sich  breite  Oaa» 
hea  oder  Wälle,  und  eben  so  auf  dem  Kanmie  des- Bergen; 
welche,  ohne  Zweifd  an  jener  Art  von  Vcrdieidignngaweifcen 
gehijrctt»  Aber  «ckkeuna  Schneider  in  sdnet  Sdurifil  iMr 
die  alten  Befest ignagcn  in  d»  Vogesen  lehrrsiche  Mittboi« 
langen  gcanchi  hat  An  jener  fiteUo  hatte  dIeJiatnr'  aelliq} 
einf^HochwartCy  deren  erster  Zweck  in  dem  römischen  Kriegs- 
wesen, die  Obsen'irung  war,  hingebaat^  den»  an  dem  .Ab- 
hänge dieses  Bciigkammes  schon,  ist  die  Aimsicbt  wie  tMA 
Alpen  sich  ausdrückt,  in  der  Tkat  eine  wiermessliche  und 
man  koante  voa  dieser  Stelle  aas  die  Bewegnngen  feindKcber 
Kriegsschaarrn  ^und  PlQndeningsafige  in  sehr  grosser  Ent- 
fernung beobachten«  Es  genügen  diese  Hinweisungen  um  zu 
aeigen,  dass  wir  uns  hier  auf  altramischem  Boden  befinden. 
Indem  wir  die  Inschrift  aaf  jenem  Denkauüe,  von  4nm  man 
Mf  Tafel  II  fine  Abbildang  ftidet,  hier  sMtthcifaNi ,  woHea 
vir  ans  aaaacksl  mil  der  Deutung  dcraelkca  hcachafiigca. 
Die  Insehfift  lauia : 

OEAE  •  AROBI 
NNAETIVLI 
VS'AEQ>ALIS 
S-      L-      M 


4.L  BcM  Ailifiii»  Titas 


Der  Stria  ist  der  Gattin  Ardulana  gewidmet,  h  des  la- 
tiiaiuhrnlmrhriftra  wurdB  aiA  selten  statt  Vgfschricbca; 
aa  fisdei  sttaMrum  statt riTum^ lutga  stall  rirga,fict« 
statt  rwtarimm,  und  in  mmMts 

aaiii 


INe  Dea  Arduinnä.  B9 

picht  ganalMi  mribekaint;  Auf  einer  InsebriA  bei  Gruter 
f.  314  II.  3«  iLOttmt  die  Diana  mit  dem  Beinamen  Ardniiinft 
?er.  DaseMsl  40,9  und  beiOrelli  unter  Nr.  1960;  beiWalii 
Meedrr  Gddtneti,  N.2I,  bei  Zell,  delectus  inecripffonnm,  Nr« 
SS3,  kömmt  eine  Insduift  von  einem  Voll vstein  aus  Rom  vor 
welche  der  Ardoinaae,  Camnlo,  lovi  n.  tt.  w.  gewidmet,  und 
wo  unter  dem  Nanen  Anlolnna  das  Bild  der  Diana  darge- 
^telU  ist.  Orelli  fügt  dieser  Inschrift  folgende  Anmerkun|t 
Hagenba^hs '  biAML  Ligortn  vidcto^  vooem'Ardoinnam  existf^ 
nasse  Sabiita»,  quod  ei  posita  triseripüa  a  dve  Sabino:  po^. 
tiaSf  qnia  tdem  et  6wh  Remw  fak,!6allicam  vocem  hsbeam ) 
ttota  ANueaaa  syllra  Gälliae»  Auch  Seiden  ist  dieser  Mei* 
ttiiog  wie  folgende  Stelle  »igt:  Nemorensts  item  Diana,  et 
Diana  Ardninna,  uti  alim  Albunia  dea  a  cognomiue  lud 
ittdigetabantur^).  Konnte  man  an  der  Richtigkeit  dieser  Br* 
Ulmsg  awrffeln,  so  mflssfe,  wenn  man  den  Fundort  unseres 
Dcttkuals  in  Betracht  sieht,  dfeser  Zweifel  schwinden. 
Wir  gehen  dasu  Obekr  diesen  Pundoit  naber  2U  beseichnen. 
Voll  Düren  fahrt  in  grader  Richtung  eine  Landslrasse  nach 
Honfjoie.  An  der  •  rechten  Seite  dieser  Landslrasse,  wenn 
■an  van  Diren-  nach  Hontjote  geht,  in  der  Nähe  des 
Pfsnrdorfes  Q  e  y,  wurde  unser  Denkmal  im  vorigen  labre 
assgegräben.  Die  Entfernung  des  Fundortes  von  der  Land« 
Strasse  betrtgt  etwa  fiOO  Schritte,  von  dem  genannten  Dorfe 
etwa  S  Minirten.  Die  Dörfer  Birgel  und  Gey  waren  bis  in 
die  letzten  Jahre  dnrch  einen  Hochwald  von  einer  halben 
Stande  im  DurOhmesser,  dea  Deibusch ,  geschieden ;  dieser 
lloebwnld  ist  nun  geschwunden  und  beim  Ausroden  wurde 
n&ser  Detakmal  im  f  ebmai^  des  Jahres  1859  entdeckt  Dieser 
Wald  war  das  Ende,  der  Saum  der  Arduinna  Silva,  des  Ar- 
dennenwalds,  nachCftsars  Angabe^),  des  grössteu  Waldes  in 


1)  Seiden,  de  diU  Syrla  tynUgma  II  o.  2.  p.  159. 

2)  Ardaenna  §Ür^  Ingefkü  m«gnitadlne  per  medios  fiaes  TreTirorum 


'•  Bm  Dea  ArAkmä. 

9*Uiea,  4«r  aieh  vom  SlMmend  dm  Ormm  4er  Yttvint, 
to  m  dea  Nerritfrn  «nd  Reaeni  entrttiEte,  sich  akiilUä 
kis  aar  Scheide  hiaaof  nud  «her  M»  rOaüsche  Meilea  laBf 
Fv;  ea  war  dieser  jaofst  rerschwoodeae  Wald  da«  B«de 
•der  der  Aofaaf  der  Aidciuea ,  die  «u  IWtas  alher  ab 
WaldgeUtfe  beselehaeti).  Weaa  die  Rttaier  se  videa  ««<. 
dem  WMdera  aad  Baiiwaf  fOUlieke  Ehrea  teseuf (es,  dan« 
wOrde  es  aidbllea  weoa  sie  ejneai  so  nnf ebc^mi  Walde» 
wie  der  Aidemeiiwald,  der  so  vielen  tMmm  miilngiiiM- 
voll  gewovdea  war ,  in  weldioa  die  rAaüacheB  LegiwieB  e« 
fiele  Siege  erfecbteo,  ood  so  viele  ]!lieieria(r*D  etütleo,  gMl« 
liehe  Ehre  nicht  erwiesen  hätten.  (Plln.  iL  u.  Xli.  ».) 

Hier  erhebt  sich  ann  die  Präge  ob  di«  Dea  Ardninna  auf 
•ttsemi  Denkaul  und  die  Biana  Ardninna  tta  dasselbe  W«. 
tea  sn  halten  sei A  t  Wir  glanben  diene  Frage  fordere  eine 
rerneinende  Antworte  Wie  es  eine  Diana  Abaob«,  eiao 
Diana  des  SehwatawtMes  gab,  so  mochte  es  anck  eine  Oiaa« 
Ardninna  geben ,  aber  diese  Diana  Ardninna  sehlicsst  nicht 
aothweadig  die  Dea  Ardnintfa  aas»  so  weaig  ^  Diana 
Abnoba  die  Dea  Abnoba  aasscMiesst.  Ah  positives  Kmg- 
aias  das  hierfir.sn  sprechen  schelat,  fahren  wit  aa,  da« 
bei  Jener  laschrift  der  Diina  Ardninna  das  BiU  der  Diaaa 
beigefiOgt  ist ,  wihrend  anf  beiden  Sotten  nnserea  Drnlriala 
da  Baum,  das  Attribut  einer  WaldgMtin«  nbgehttdet  ist. 

Der  genddete  Pnnd  beschttnht  sieh  nicht  aaf  den  Vnlln 
atdn  allein.  Neben  de«  SteindenhuMlo  dad,  wie  der  doiw 
«ige  BOrgcnwister  Hr.  W.  Leen  ans  betiehtely  dne  gnen* 
Monge  rSariscber  Ziegel  in  grossen  nnd  kleinen  StOckea 
gefimden  worden,  and  Herr  Apotheker  Rai^l  an  Dtfren,  fai 


•  flamine  Bheno   «d  inittom  R«mornm   pertia«t    C«eMr  B.  O.  Y    3 
Ardaenn«  est  totiaa  a«lli«e  mazima  sHt«  atqna  ab  lipU  Rhoni  finibaa- 
qae  Tr«T!rorain  ad  Nerrios  p«rtiaet  Üaselbst  YL  ?9. 
1)  Peiebant  aal  ins  qnibus  noin«ii  Arda«iua.  f*«il  aaaai.  ni.  4? 


dessen  Besitz,  itr  Stein  übergegangen  bt,  besttttlgt  ÜHt 
Angabe  und  ffigt  hinzu;  man  habe  daselbst  anek  Scherben 
von  einer  sehr  grossen  Schale  von  gi^aner  Tkonnmsst  gaAm- 
den,  und  nicht  weit  von  dieser  Vnndstdle  seien  ebenMIs  eine 
Menge  nerbrochener  rSniseher  Seg^I  beim  Chrabeh  n«  Tage 
gefordert  worden. 

V6n  Köln,  dem  Mittelpunkte  der  Provinz,  der  DaaptstadI 
der  Germania  secnnda  oder  inferior,  lauftn  versehMcne  ri^ 
mische  Strassen  wie  Radien  von  ihrem  Ctonlro  ans.  Bine 
dieser  Strassen  Ifluft  an  dem  linken  Rhelanfer  Mnanf ,  die 
andere  hinab,  eine  Strasse  fflhrtüberJalich  nach  Tongem^nnd 
Belgien,  die  andere  nach  Trier  u.  s.w.  Nun  aber  seheint  ein 
Strassenvug  grade  In  der  Mitte  ra  fehlen,  ein  Strassenng 
welcher  In  der  Mitte  zwischen  diesen  vier  Strassen  sieht, 
und  In  grader  Richtung  nach  Oallien  hiarinfflhirt ,  wels- 
cher die  Wald-  uud  Gebirgsgegend  des  Montjoier^Landes,  wel- 
ches wegen  seines  Walder  und  Schluchten  dn  gOnstiges 
Terrain  für  die  Feinde  der  Römer  bildete,  durchsehneidet  nnd 
in  grader  Richtung  nach  Gallien  führt.  Die  Pentinger- 
sehe  Tafel  gibt  eine  Strasse  an  ,  welche  von  Rheims  nach 
Köln  durch  den  Ardennenwald  föhrt;  eine  Strasse  welche 
den  Geographen  aufzuzeigen  bisher  nicht  gelungen  Ist.  Okert 
«gibt  sich  der  Hoffnung  hin,  dass  Nachforschungen  In  dieser 
Gegend  näheren  Auftchluss  geben  werden*  >)•  Zieht  man 
eine  grade  Linie  von  Köln  nach  Rheims,  so  wdrde  sie  von 
Düren  mit  der  bezeichneten  Landstrasse  nach  Montjoie  m^ 
sammenfallen.  Nun  aber  finden  wir  angegeben,  die  bezeich- 
nete Landstrasse  in  deren  Nflhe  unser  Denkmal  geAinden 
wurde,  sei  auf  eine  ROmerstrasse  gegrflndet*).  Wenn  diesie 
Angabe  audi  richtig  ist,  so  trifft  sie  doch  nicht  überall  zu. 


1)  TTlnrt,  OdogrAphI«  2.  Th.  2.  Abtii.  S.  557. 

2)  Vgl.  Sammlang  Ton  MAteii alien  cur  GotoMohte  Dfir^tUt^onBonn, 
Bonpel  und  Fisohbaoh.  Düren  1885.  S.  6. 


fielt  ii9«lMi!wo:^iiifr  Doifai«!  «tfwieH  werte, |ec]kt iSp 
lettJfK  'LnMnmp.  4ie  EMiVftaasse  mchi«  üic  r rstere  isl 
gtM  gevii»  0p9t6r  erbaut  werden.  Ahtv  deonech  war  daf 
Bealkmk  i«:der liehe*  der B#^pe|relr|meef richtet,  ioden  dies^ 
wmftt  wirvne  niclitigites  ttesclieii»  «ehrrechlfi  voa  der  jctf 
eignen  Landstrame  hinseg^ ,  we  der  bequemere  imd.  kttrscre 
Vaeaweg  eifk^  l(iß  -  in  #ie  leisten  Jahre^^  und  bia  gßt  Zer- 
aiarMg:  te^  Weldee  erhalten  hatte/  Der  eine  EndpanlU  der 
heKeichnelea.iUtai|ei^rai^e  wer  naeh  ^er  Peutingenyhen  Ta<r 
firi  Bheime;  unn  eretreek^  eich  nnch  der  Ardennenweld  nach 
ler  Angabe  Ciaars  bis  su  den  Benern.  Nach  Sirabo  waren 
.die  BMer  nnter  den  benachbarten  Vfllkersehafteii  die  ansr 
feseiehnetaCen ,  ihre  Hauptstadt  Dnrocertora  war  stark  be- 
TÜkert  und  der  rtkniscbe  Pcäfekt  baUe  seinen  Sit«  daselbst 
JKine  iKrekte  Verbindnng  mit  dieser  Stadt ,  der  Haupt* 
Stadt  des  untern  Germaniens  am  Rheioe,  mit  Kein»  erhalt 
hierdwch  einen  neuen  Grad  innerer  Wahrscbeiiilicbkeit  0. 
Wir  wiMren  «nn  geneigt  auf  das  eigeatbOmlicbe  Zusam- 
mentrafen aufmerksam  nu  machen«  dass  nemlich  der  eiae 
Vetivalen  mit  .der  Inschrift  der  Arduinna  sein  Dasein 
eineni^  Bürger  ^on  Bbeims  verdankt,  der  am  Ende  des  A'r 
dannenwaldes  einst  wehnte,  Mehrend  Julius  Aequalis  dej 
Den  Arduinna  unser  Denkmal  gann  an  der  entgegengeseta« 
ten  Seite ,  am  Anlange  desselben  Waldes  errichtet !  Allein 
es  tritt  uns  hier  eine  Schwierigkeit  entgegen  f  welche  Mir 
nieht  beseitigmi  kttnnen.  Denn  wir  sehen  nicht  eiD,  wie  die 
«weite  Inscbriftt  nachdem KeUermann  auf  den  Grund  eigener 
Ansebaunng  des  Vetirsteines  berichtet^  dass  in  jener  Inschrirt 
■ioht  Ardeinne  nnd  CamulO|Sonder# Saturn o  et  Marti 


ny^iowc  Strab.  Üb.  IV.  p.  194. 


Dm  000»  ArdttimHK  ff 

gimfü  vttiM  wtam,  ^noeh  gerettet  Verden  kl|PMito^>i 
ndk  WM  diese  Ipechrifi  avs ,  so  bescbritakt  sieb  4ie  }M\ 
ier  Deakpalcr  welche  ven  eioer  Dea  oder  Diana  Apdiiimi^ 
qMTcehip  auf  cwei ;  auf  das  eisie  bei  Qrutcfi  uad  auf  das  uiisf) 
lige;  Id  beiden  aber  lautet  der  Name  Arduiiina* 

Jeae  Boiaerbiiiig  über  das  Zusamoieoireleo  der  eiaeo  wirk« 
Uchcti  «it  eiiMur  anderA  auf  einer  irrigen  Lesung  bernbeodtK 
inichrift,  fttbci  uns  au  einer  andern  Betraebliing.  Wenn  ii% 
MmK  eine  Eeise  au  Wasser  oder  au  JLaada  npter|ii^bfnep|| 
so  lieCea  sie  den  Scbuta  einer  oder  wdirerer  GMfiifjkUm  #1% 
iBjiem  sie  denselben  naeb  glflcklicii  voUbracbier  Reise  e^ 
bcslimntcs  Opfer  zu  bringen  das  Gelübde  ablegten ').  Af4 
der  Beise  aelbst ,  wurden  sokbe  Gelübde  bei .  ge^ebfnciB 
Veranlassungen  ebenfalls  abgelegt^  Gebete  wurden  ge^Off 
cbea,  Opfer  dargebrachU  Neben  den  Wegen  und  Strassen 
waren  au  diesem  Zwecke  Tempel,  AltAre,  einfacbe  Steine 
a.  s.  w.  errichtet  Wir  kttnoen  nichts  besseres  Ibun  um 
diese  religiöse  Sichtung  der  BOmer  auf  ihren  Reisen  au  biHt 
seichaen,  als  wenn  wir  den  Anfang  der  Schrift  das  Appa* 
leins  hier  miltbeilen ,  die  unter  dem  Titel  Floridorum  be^ 
kennt  ist.  Apuleius  leitet  seine  Schrift  mit  folgenden  Wor«^ 
tca  ein :  Ut  ferme  religiasis  viantium  moris  est»  cum  alifu'i^ 
lacus,  aut  aliquis  locus  saactus  in  via  oblatus  est,  v^niam 
pestttlare,  donum  apponere,  paulisper  assidere:  ita  et  mihi 
praefanda  venia  et  babenda  oratio,  et  iahibenda  froperatiq 
fst  Neque  enim  iuslius  reHgipsam  morem  viatori  obieceriTi 
aut  ara  ioribus  redimita,  aut  speluaca  frondibns  inumtaratai 
aut  i|nercus  cornibus  onerata,  aut  fagus  pellibus  oormnlai 
vel  etiam  eoUiculus  sepiminc  coiisecratus,  v^l  tnincus  dolamina 
effigiatus,  vel  ceqies  libamine  bumigatusi  vel  lapi«  imguina 


1)  S.GrotefendiZtniEtM  feu  de  WaU  Ifoed^rgodinen.ixn  XYinHisffe 
S.  240  dieser  Jahrbücher. 
?;  8.  TIrgiU  Aeadd.  V,  y.  SSb.  & 


f  4  Die  Bea  Ardmrma, 

MAotto.-  Selbsf  CiMr  imterlMs  diene  AaladiMbaiitf  fitdlt) 
er  fhat  was  die  meisten  tbatea;  so  eft  er  steh  in  den  Wn** 
f es  seMe  sprach  er  einen  Mmmnen  Spraeii  nnd  wfedetliMla 
denselben  dreimal^).  Wenn  man  nvn  nur  Seite  einer  rOnii« 
seilen  Strasse,  welche  durch  einen  ungeheuren  Wald,  durch 
tiefe  ScMucbten ,  ftber  kable  Gegenden ,  dnrch  schanrlidies 
Mekiclit  fthrty  die  Deberbleibsel  eines  Tempels,  einer  aedi^ 
cnhi,  eines  sacelhim  findet,  so  kann  dieses  niclit  im  nrin- 
dlesten  befroDden,  und  so  spredien  wir  die  Ansicht  aua  ail 
dtnr  «ftben  bezeichneten  Fundstelle  hiAe  eine  soldie  aedicnh, 
du  solclies  sacellum  gestanden.  Durch  diese  Annahme  ist 
das  Vorkommen  der  grossen  Menge  von  Ziegeln  au  dieser 
Steife  erkiflrt.  Bei  dieser  aedicula  hatte  Julius  Aequulis 
Wahrscheinlich  als  er  einst  eine  Reise  durch  den  Arden- 
aenwald  machte,  der  Waldgöttin  Arduinna  ein  Gelübde  ge«* 
flmn,  welches  er  erfflllte  indem  er  jenen  Denkstein  hier 
errichten  liess.  In  dieser  Annahme  finden  auch  die  Bruch«- 
stücke  der  Schale,  die  man  bei  den  Siegeln  geftinden  hat, 
ihre  Erklärung.  Bs  war  eine  Opferschale  in  welcher  der 
GMtin  Opfbrspeisen  dargebracht  wurden.  Wollte  man  an« 
nehmen  die  Dea  Arduinna  auf  unserm  Oclübdesteine  sei  idenr 
ÜBch  mit  der  Diana  Ariluinna,  so  würde  unsere  Ansicht  da- 
durch nur  gewinnen  kdnnen.  Unter  den  dfls  und  deabus 
tialibüs  nahm  die  Diana  eine  hohe  Stelle  ein.  JurenHia ,  sagt 
Fbstus  IIb.  9,  fingebantur  Dianae  simulacra ,  quin  ea  aetas 
Avtis  est  ad  tolerandam  riam.  Diana  enim  viarum  pntaba- 
tur  dea,  und  Augustinus  de  civit  dei  7, 16.  schreibt  Dianam  si^ 
mMter  Lunam  et  viarum  praesidem  dizerunt  Wie  Apolloifr, 
der  Sonnengott,  der  Wegegott  bei  Tage,'so  ist  seine  Schwester, 
die  Diana,  der  Mond,  die  WegegOttin  bei  Nhtht ;  sie  hat  die 
Prädikate,  sospita«  rednx,  enodia,  iudfera,  welche  sich  alle 
auf  ihr  schütaendes  Verhültniss  an  dem  Wanderer  und  Bel- 


1)  PUn.  88»  2.  Saeton.  In  lolio  Oaes.  87. 


Dt$  Bea  ätMma.  M 

taridita«  Sa  finriaMoZ«it«i,itaiieiitlicb  mrAültf 
IIWBfc  vftmttitm  die  Rdcheo  der  ■eeile  oder  der  Bi«Mi 
tpeife»«  diMt  wHrdea  tob  den  Amtfea  uBd  Hnafemdeii  fer^ 
lehrt,  ud  es  hiesse»  die  Hecate  \aitt  sie  feaaeeen  wi»  dai 
MaBaat  aa  ArislapbaaeB  Phites  0  Ael.  II  seeaa  i.  V.  594 
kericMel»  Der  wenig  werthvenen  Opferfekale^  deren  Sdier* 
kca  bei  aMem  Denfcmdie  gernadea  wnrdea,  aidgea  aaeh  dii 
Bfdofm  catoproebea  babea ,  die  aaeb  den  Zevgaieee  alter 
Mlfftotcller  nielit  inner  eebr  fein  and  aaflgewftliK  waren« 

Hacb  eiaer  epaterea  MHtheilaag  4es  Birgeribeisteia  Leen 
Iber  diesen  Ptod  haben  sieh  an  der  beseichneten  Stelle  Seher» 
hea  VM  mehr  als  einer  Sehale  geftinden.  Diese  Angabe 
kaaa  aasere  Meinang  nicht  sebwäehen,  inden  sie  daraaf  bin^ 
weisea  wtirde,  dass  der  €Nlttin  hier  von  nebr  ald  elaeia 
nebeadea  oder  Hfllfe  und  Sdiata  Sachendea  Opfer  darge« 
kraebt  wardea.  Der  genannte  Beriehterstatter  fflgt  hinan  i 
In  Radisieht  aaf  dieSehei^hen  der  Opfersehale  nuis  iehaeeb 
dae  Bcawiliang  aber  die  Teebaib  naeben.  Dass  die  Schale 
tnf  der  Töpferscheibe  geaneht  ist ,  leuchtet  aaf  dea  erslea 
BKck  ein.  Dieselbe  ist  aber  nicht  nach  Art  der  jetaigea 
TVpferelea  Mos  nit  dennngam  gedreht,  ader  wie  der  teeh-* 
■ische  Aosdmck  sagt  »aufgedreht^,  sondern  sie  ist ,  wie  ee 
jdnt  befaa  Pereellan  und  Fayence  geschieht,  aaehden  sie  an« 
getra<&aet  war ,  nlt  einen  scharfen  lastranente  von  MelaH 
ahgedrent  worden. 

Aasser  aasern  Votirsfeine  and  den  bezeiehneten  Frag^ 
■eatea  wanien  nadi  efaiige  Anticaglien  hier  geftinden.  Kn^ 
alebsf  erwähnen  wir  eiaes  Siemes  aas  einer  ranisoben  Dandi 
wMtb,  Br  stanmt^  wie  iter  geaannte  Berichterstatter  aas 
neide^  aas  deü  Nledemendiger  Steinbraehen,  aas  deaea  aaeh 
jMst  die  Rtabfcteine  berkonnea.    Der  Stein  bat  IS  Zell  in 


n  Die  Deä  ArMma, 

DirdimfflMr.  DieRinneD  In  demfclkeii  gleichen  gMfse.Mieii» 
ite  diBii  auch  gegenwllrtig  ia  ilie  Mabblekie  cmlwii(;;«r  Mr 
lerBfheiAci  sich  aber  vsa  ien  neuer»  NaUeUiaeiiy  inieai  iv 
Bidil  ilitdi  eiiii4ern  convez  zagehtue n  i^t 

Eiidtich  Murde,  was  unsrnn  Foudorie  iiech  ein  boa^pderai 
Itlerees?  gibt »  aitcb  ein  Steinmaeeer  von  8  ZM  LMise  ga^ 
fiMideak.  Sa  eriqaert  dasselbe  seiner  QestaU  aaeh  a4  eii 
aalefees  M^cr,  welches  unter  Kr^  15  anf  Tafel  6  inE^c4r#, 
i^  <»rigine  Germ^aoriin^  abgebiMet  i«!  m/tA  Ctr.  aii 
beUiges  Nesser  vonfiinigf«!  erUart  worden.  Wie^iases,lll«sacr 
an  diaae  Stelle  gekommra«  ab  es  vor  dt»  Eamera'  hier  gawc^ 
am,  WMH  es  gedient»  ob  es  ein  heiliges  Messer  irgaad.  eimaa 
Qmidea»  ob  es  eiae  Waffe  u.  s.  w,  die  Dnlersndpng  4ifacf 
Fragen,  höaale  den  Stoff  au  lehrreichen  Belrachtaagea  darhiar 
iea,  ohae  au  einer  beslianilen  und  sichern  Aniwart  au  fOhrai^ 
Da  die  Flache,  auf  welcher  sich  röaiische  Ziegel  heli»* 
dea^  nichl  weniger  als  sehn  morgen  beiragt,  so  darf  aiaf 
sich  der  Hoianng  hingeben,  dass  im  Laafe  der  aadistea  Zeil 
dar  Sufiall  oder  die  Nachforschuag  dorl  noch  nebr  ans  Lichl 
bringen  and  nas  SCoff  aa  eiae«  veaen  Berichte  geben  waif* 
den,  ia  welehem  auch  die  aagedcoCelcn  Fragen  ihre  SleUe 
fiadea  kOaaea. 

.  Erna  bevor  «an,  van  Daran  koauaend,  am  daai  F«i4arte 
gelangt,  abersehreilet  man  einen  kleinen  Bach,  weicher  dar 
Beybach  genannt  wird.  Weiter  hiuaaf  fahrt  der  Bacb«  dba 
wo  er  ebeaNJa  von  einem  scbanerlichea  Dickicht,  ^|amAia- 
»ea husch,  verborgen  wurde,  wie  dieses  Dickicht  salhat,  lUn 
MaaMSi  Biaaesbasch  aad  Biaaesback  Der  Bjgaa^hiam' 
■aaemi  Votivsteias,  Herr  Bampel ,  ist  geaeigt  dicnea  Nmm| 
•ttderDeaArdttiaaa,  Ard-biaaa  ia  Veibiadaag  an  hiinceau 

OM  Schlwae  dieses  Artikels  babea  wir  nochr  sarci  Dev 
aierkaagea  hinauaufügen ;  die  erste  gilt  einem  mdglichea  Miaa- 
verstladnisse  voranbeugen. 

Weaa  wir  aber  vom  bisher  aabekaantea  Laufe  einer  tU^ 


Dea  Ardmnna.  77 

mentnune  ier  Peutiogencheii  Tafel  gesproeben  haben ,  so 
kann  es  uns  nicht  einfallen,  diese  Sache  als  eine  ausgemachte 
anzusehen,  vielmehr  sind  wir  der  doppelten  Ueberneogung, 
dass  sie  eine  eigene  Prüfung  fordere  und  verdiene. 

Die  Zweite:  In  kuraer  Zeit  haben  wir  dreimal  Gelegen- 
heit gdiabt  aber  römische  Funde  au  berichten,  welche  bei 
Ansmdnigen  von  Waldungen  gemacht  wurden.  So  von  Pun- 
ilen  ii  dem  Stommeler  Walde  bei  Kdln,  in  dem  Probsteiwalde 
bei  Stolberg,  und  jetnt  in  dem  Beibusehe  bei  DUmi.  Baas 
in  dieaen  Wildem  römische  Niederlassungen  gewesen,  davon 
hefte  man  keine  Ahnung;  «Kose  WuMer  machten  vielmehr 
Jen  Eh  druck  ah  seien  sie  Urwälder  und  nie  dem  Pfluge 
uulerworftn  gewesen.  Man  erkennf  hieraus  von  Neuem  wie 
ainrk  iNo  BovMkenmg  am  Wiein  gewesen,  als  die  Römer  Aber 
diese  Gegenden  herrschten. 


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9.    Wttnn  Boii  ßttttitif, 

Me  flüker  bereits  io  4er  Eflrse  erwiduile  MarvonitelMlte 
der  Oiena  0»  ^^n  welcher  eine  AbbiMwif  nach  der  voft  Qer* 
fcard  nUgelbeillen  Zeicbauog  nnt  Taf.  1, 1  (tgebea  itif  warde 
bei  Berlrieh  aaf  der  Baaabeaemer  Mar,  aa  eiona  Abkaage 
gefvadea,  aa  vrcicbea  eich  ia  eiaerLftage  vea  etwa  dreiang 
FasB  die  GrHadaMaem  eiaee  Gebftadee  biaaiebea«  Aaf  itm 
l|<Hrteleetricb  deeedbea  warde  dieeelbe  aebea  auuieberlei  Aa- 
tioigUea  aad  nonaea  der  Kaiser  Hadriaa,  Aatoaiaae«  Caai* 
modas  aad  Valeatiaieaas  aertrttmiaert  eiitdecU»  aa  daea  dar 
ebere  Tbeil  des  KOehers,  der  linke  Ann  aad  der  Kapf  mt 
8|Mlter  aam  Vorscheia  kaaiea ;  jetat  iai  sie  bis  aaf  dea  liakaa 
Vorderarai  aad  dea  ganaea  rechlea  Ana  vellstkndig  vorhaadea. 

Die  Stataette,  welche  der  gegeawkrtige  Besitaer  bei  eiaeai 
karaea  Aafenthalt  in  Bonn  mich  ia  Aageaache ia  aehaien  lien, 
ist  etwa  aaderthalb  Fuss  hoch»  von  feineai,  alabaalerilHili- 
ehern  Maraier  and  ohne  soaderlieh  feiae  AnaAhraag  fabrik- 
aiäMig  gearbeitet,  daher  ohne  eigentlich  stiliatiachea  Werlh. 
Allein  aasaer  dem  eigeathtlBlicbea  Interesse,  welches  Jede  Ia 
der  EheiaproTiaa  aafgefandeae  Sealptar  als  Beitrag  aar  Keaat- 
aiss  der  in  den  römischen  Provinaea  geObten  Knast  gewfthrt, 
bietet  diese  Stataette  dae  Vorstellang  derDiaaa  dar,  welche 
ia  dieser  Modiücation  selten  aam  Versebein  gekeauaea  iat. 

Der  TypBs  der  rasch  dahineilenden  Jagdgttttin,  welcher  ia 
der  Diaaa  von  Versailles  einen  so  Hberans  lebendigen  Ans« 
drack  gefnnden  hat,  liegt  aach  hier  an  Graade.  Dea  liakaa 


1)  Gerhard  aroh.  Ans.  1869  p.  4*,  19.    Jbb.  des  Vereiiii  XXVIII 
p.  106  f. 


Dkrna  9(m  Bmirioh.  f9 

Wmm  kriftig^  vonetseiiii  schraiet  sie  weil  aas,  so  Hm  der 
rechte  av  mit  den  Zehen  die  Erde  berihrl,  der  ganaeKor- 
yer  wie  aach  der  Kopf  find  Yorwarfa  geneigt.  Die  Fonaen 
Had  der  Aaadrack  des  Gesichts  sind  aafidlend  jogendlich, 
waaa  aach  das  ia  die  HMie  gestricheae  and  ia  einen  Knoten 
msanuBengeEasste  Haar  wohl  stimait.  Der  anaellese  dorische 
Chhoa  ist  bb  avf  die  Knie  anfgenonunen  and  flattert  iai  ra- 
schea  Laaf  vom  Wiade  bewegt  baaschig  aai  dieselben,  oater 
der  Brast  Yon  einem  schmalen  Oflrtel  aasammengehaken  ist 
er  am  den  Leib  noch  einmal  gegirtet ,  so  dass  die  flberfal- 
lemitm  Falten  das  Band  verdecken«  Ein  Deherwarf  ist  am 
de«  Torwarts  gestreckten  linken  Arm  gewnnden ;  der  rechte 
Arai ,  welcher  fehlt ,  war  der  Richtang  der  Schalter  nach 
nicht  erhoben,  aach  ist  der  Kicher,  den  sie  aaf  dem  Rflckea 
img,  geschlossen,  so  dass  sie  also  heinea  Pfeil  aas  demset 
he«  henroraiehea  koante.  Dies  wUrde  aach  nicht  passea  aa 
der  «amittolhar  neben  der  Göttin  herlaafenden  Hiadia ,  wei- 
eho  roa  dem  an  ihr  aafspriageadea  Hoade  so  eben  ereilt 
wird;  sie  konnte  also  kein  Ziel  mehr  flr  das  Oescboss  der 
femhiattslrnden  Göttin  sein,  ofeabar  hat  die  schnellflssige 
Diana  Im  Wettlaaf  mit  ihrem  Hqade  das  Wild  eijagen  wol- 
Ion  and  ist  im  Begriff  es  sa  erfassen,  wie  die  Diaaa  Toa  Ver- 
aaillea  die  liadia  schon  erfasst  hat '). 

■ine  grosse  DebereinstaMaaag  mit  dieser  StataeUo  acigt 
eiae  grisDcra  Manaorstatae  des  Pariser  Masenms  ia  ihren  an- 
dkoB  TheüMi  *>*    Dm  FOsse  haben  genaa  dicselho  aasachrei- 


2)  Auf  ©Jnem  VaeenbUd   (aroh.  Ztg.  1846,  46.    tt.  oÄrAOi.  II,  92) 
ODd  Äuf  Mänsen  von  Ephesos,   DaldU,  Chereonesos  (tt-  o6ram. 
II  p.  300  f.)  ist  Diana  yorgostellt ,  wie  sie  der  Im  Lauf  ereüten 
Hhi«n  auf  den   Raeken  knieet ,     gana   den  VorsteUangen  dea 
Herakles  mit  der  kerynitiaohen  Hindin  entepreohend. 

^  CUrac  moa.  de  se.  286,  419.     DIo  Brginiungen  sind  nibet  an. 
gegeben  ebend.  t.  IV  p'44,  1218. 


M  Diana  tarn  BertriA. 

tedde  SttUung^  bwc  liod  sie  nackt,  wähmd  wuiMt  DiaM 
mit  den  hauig  varkornfflendea  fcarjien  Jigdfltiefdn  {ivi^pu''-^ 
dsc)  bekleMet  ist;  derChitan  ist  ebenso  geseiiacst  uad  aeigi 
aueh  ia  alleai  Weseatliehen  denselkea  FaHeawarf ,  auch  ist 
der  Deherwuvf  in  entspreehender  Welse  aber  die  Mitte  des 
Haken  Anns  gebing t.  Der  nutcsre  Tlieil  desselben  ist  ahge» 
brocken  ond  cogleioh  seheiat  >ein  Theii  -des  flberbangenien 
Gewandes  verloren  gegangen  an  sein.  Von  dem  reebten 
Oberarm  isi  noch  ein  Tbeil  erhalten  und  giebt  den  Beweia, 
dass  dersfdbe  nicht  gehoben  war,  der  Kopf  sowie  der  Ui> 
ober  sind  nen,  dock  Ist  das  «ber  die  Bnist  gebend«  lUckor* 
band  denllich  angegeben*  Offenbar  gehen  btido  Statnen  Jinf 
ein  Original  sorAck,  von  dessen  Verdiensten  die  pariser  filn- 
lue  sowaht  dureh  feine  AasfOhrang  des  flewandcaal»  dnrok 
die  Lebendigkeit  und  Oraiie  des  AnUdmeks  enie  'bei  weiton 
f  llnstägiere  Vosstelkmg  giebt.  Die  Omppo  der  Hindin  ^mü 
dem  Hnnde  fehlt. derselbeki;  ob  dies  der'aach  aanst  mnofol» 
kalten  Brhaknng  auausebreibea  sei,  «der  ok  der  Kflnstler  .^as 
nkht  fOr  n^tbig  gehalten  habe ,  dib  rasche  Be#egang  •  dar 
JagdgOtti»  auf  solche  Weise  naber  m  ebaMklerisHM»Jftna( 
lick  schweriidi  entscheiden.-  ■' 

•Die  beiden  Thiere  finden  sieh  dagegen  ftei .  dnigeft<  Stn^ 
tuen  der  Diana,  die  wiedemai  nicht  gann  .nAt*ifer.nnaii||an 
«bereinstkttmen.  BhibMamefsiatnsderdvcadftnerfiaiiimhnii^^) 
ist  m- ahnlicher  Beiregnng  aufüefisast,  allein  sie  notot  4en 
veehlen-Vuss  anstatt;  des  linke»  oornnd 'giebt  dem- OkeshViv 
per  eine  Wendung  nach  links  hin ,  welche  der  ganaen  Hal- 
tung des  Körpers  einen  etwss  verschiedenen  Charakter  mit- 
theilt.  Der  Chiton  ist  ähnlich  geschiirat  und  bebandelt;  der 
üeberwurf  aber  bauscht  sich  (Iber  der  linken  Schulter  in 
einem  Bogen  in  die  Hohe  anstatt  tiber  den  Arm  geschlagen 


4t)  Löplat  tnArbres  59.'  Beol^er  Att^iteum  101.  Glarao  hi^b.  Ae  so. 
570,  1216.  «•    • 


Diana  oon  BertridL  81 

ra  seio«  Kopf  und  Anne  sind  neu  und  sehr  sweifelhafl,  ob 
der  Ergänser,  weleher  sie  so  eben  den  Pfeil  entsenden  Iftssi, 
dasBichiige  getroifeD  habe;  der  halhgeftifttete KOcher  ist  alt« 
Zd  den  Ftlssen  der  Göttin  liegt  die  Hindin,  über  welche  ein 
Hand  hergestflrst  ist;  die  Vorstellung  eines  gemeinsamen 
Wettlanfens,  wie  sie  in  unserer  Gruppe  aosgedrflckt  ist^  tritt 
hier  surflck  vor  der  des  glücklich  bezwungenen  Wildes. 

In  der  schreitenden  Bewegung  steht  der  unserigen  wie- 
derum eine  Marmorstatue  im  Museo  Borboiiico  ^)  näher,  nur 
dass  diese  Bewegung  ungleich  gemässigter  erscheint;  auch 
ist  der  Kopf  der  Göttin  nach  vorne  und  unterwärts  geneigt, 
wo  der  rasch  voranlaufende  Hund  die  Hindin  ereilt,  die  so 
eben  vor  ihm  niedergestflrst  zu  sein  scheint ,  ebenfalls  hält 
sie  den  linken  Arm  gesenkt,  während  der  rechte  abgebro- 
chen ist.  Der  Kopf  hat  nicht  den  Charakter  des  jungen 
Mädchens ,  wie  bei  unserer  Statue ,  sondern  ist  dem  allge- 
meinen Charakter  der  Diana  gemäss  gehalten,  von  ernst 
kräftigem  Ausdruck  mit  einfach  geordnetem  Haar.  Wichti- 
ger ist,  dass  das  Gewand  insofern  anders  behandelt  ist,  als 
der  Ueberwurf  nicht  über  den  linken  Arm  gehängt,  sondern 
zusammengedreht  und  nach  Art  eines  Gürtels  um  die  Mitte 
des  Leibes  gewunden  ist,  eine  Tracht,  welche  sich  in  glei- 
cher Weise  bei  vielen  Bildern  der  Diana  findet.  Mit  dieser 
neapolitanischen  Statue  stimmt  aber  wiederum  ein  Torso  im 
Palazno  Stroazi  in  Rom^)  so  genau  fiberein,  dass  beide  für 
Wiederholungen  desselben  Originals  gelten  müssen  und  wenn 
neben  der  letzteren  der  Hund  ohne  die  Hindin  erscheint, 
dies  nur  dem  Zufall  der  minder  guten  Erhaltung  zuzuschrei- 
ben ist 

So  bestätigt  auch  diese  Zusammenstellung  verwandter  Sculp- 


5)  CUrao  mus.  de  bc.  570  B,  1224  B.    Gerhard  Neap.  ant.  Bildw, 

p.  26,  75. 
6}  CUrao  mos.  de  bo.  570  A,  1224  A. 

A 


n  Diana  eon  Bertrich» 

tHren  iie  oft  gemachte  Beobachtung,  iäsSf  nacbdein  die  we- 
sentlichen Charaktenflge  einer  Gottheit  in  den  Motiven  der 
bildenden  Kunst  ihren  bestimmten  Ausdmck  gefunden  hatten, 
die  spätere  Zeit  in  freier  Benutiiuttg  derselben  durch  Umbil- 
den und  Versetzen  zahlreiche  Spielarten  herrorrief,  die  ohne 
den  Gmndcharaktcr  zn  beeinträchtigen,  auch  eines  gewissen 
Reizes  der  Neuheit  nicht  entbehren« 

Bonn. 

OH«  SmMMM. 


3.    fl!ptgrapl)tfd|e  Slnalekten. 

Bs  ist  rin  nicht  getinges  Verdienst  unserer  Zftit,  Aus  sieh 
dieAherfhmiMforsehQDg  mit  den  regsten  Elfer  der  kritischen 
Behandlsng  und  SIcbtang  rtarischer' Inschriften  zugewendet 
hat,  weiche  viisweiieihaft  führ  die  Geschichte  und  Oeograpliie, 
fir  Kunst  und  Alterlhttmer ,  flilr  die  Kenntniss  aller  Theile 
des  Ufentlichen  und  Privatlebens  eine  der  wichtigsten  und 
sichcnlen  Quellen  hilden.  Um  nur  nahe  liegende  Beispiele 
aasufUhren,  erinnere  ich  daran,  dass  das  sogenannte  Decu- 
aiatenlattd  auf  den  rechten  Rheinuftr  erst  in  neuester  Zeit 
duidi  die  darin  auf^efinidenen  Inschriften,  woraus  wir  aus« 
scr  SuHMbeennac  (Aottenburg)  noch  andere  blühende  Städte 
(dvitates)  mit  römischen  Municipal  -  Einrichtungen  kennen 
lernen,  seiner  Bedeutung  nach  erschlossen  worden  ist  ^).  Wie 
viele  Namen  von  sonst  nicht  genannten  Localgottheiten  wir 
allein  den  redenden  Steinen  verdanken,  dafür  bieten  unsre 
Jahrbücher  ;tthlreiche  Zeugnisse  in  Beziehung  auf  die  müt- 
teriichen  Gottheiten  (matres,  matronae),  deren  eifrige  Ver- 
ehrung so  viele  Steinschriften  in  den  niederrlieinischen  Lan- 
dern beurkunden.  Ebenso  haben  wir  bloss  durch  Inschriften 
von  den  rOmisch  -  gallischen  Göttinnen  Hludana  (oder  Hlu- 
d^a  '),  Unucsaila  oder  SunuisalUs  ')  Kunde  erhalten.    Von 


1 

1)  Leiohtlen,  das  romische  S oh wa'ben.  182Ö.  Von  Jaumann^ 
Colonia  Sumlooenne.  Staitgart  1840.  Th.  Mommsen  in  den 
Berichten  üb.  d.  Yerhandl«  d.  Bachs»  Ges.  d.  Wiss.  PhiloI..hist. 
a.  B.  4.  1852.  S.  19a 

2)  Rhein.  Jahrhb.  XXII,  62. 

B}  In  dies.  Jahrbb.  Xrf.  S.  45  u.  XXY,  18. 


84  Epigrapkische  AnaleUm 


welcher  Wichtigkeit  die  Inschriftea  mn  BestiniDiiiig  der 
Lage  mancher  Orte  sind,  dafür  kann  das  auf  der  Peotinger'- 
schen  Charte  genannte  Belginnm  zum  Belege  dienen,  welches 
nach  einer  jüngst  aufgefundenen  Steinschrift  mit  Recht  in  die 
Nähe  des  stumpfen  Thurms  aufdemHunsrflcken  rersetst  wor- 
den ist  ^).  In  gleicher  Weise  lassen  die  im  Laufe  dieses  Som- 
mers am  Rupertsberge  bei  Bingen  aiif  einer  ausgedehnten 
Oraberstitte  zu  Tage  gekommenen  neue  SoIdaienstHoei  de- 
ren Anzahl  nwmehr  auf  die  Zahl  secha  gcsticgeB  ist,  keinen 
Zweifel  ftbrig ,  dasa  auch  auf  der  finken  Nnbeseite  dio  80- 
mer  ein  festes  Standquartier  fiBr  eine  zaUreiehe  Beaalzuag 
erriditet  hatteo. 

Wir  glaubten  diese  Bemerkungen  rorausscbicken  am-  min- 
sen,  um  daran  die  Besprechung  yon  zwei  Inacbrifen  zu  knip. 
fen ,  welche  geeignet  sind ,  eine  bisher  streilign  Fingt  ftbor 
einen  wichtigen  Punkt  der  rdauschen  Geographie  und  Statin 
stik  wmn  nicht  zu  entscheiden^  so  doch  der  EniMheidung  nahe 
zu  fiihren. 

I. 

In  den  ^Lokaluntenuelnngen'  unseres  ehemaligen  Verefns- 
mitgliedes,  des  KOnigl.  Preuss.  Oberst  «Lieutenant  P.  W. 
Schmidt  'Ober  den  Pfahlgraben  oder  limes  transrhenanus 
Tom  Rhein  unterhalb  Neuwied  bis  Oebringen,  sowie  Aber  die 
alten  Befestigungen  zwischen  Lahn  und  8ieg%  welche  des- 
sen Bruder  B.  Schmidt^  Kdnigl.  Preuss.  Major  a.  D. ,  aui 
den  Papieren  des  Verstorbenen  zusammengestellt  und  in  den 
Annalen  des  Nassau'schen  Vereins  Bd.  VI.  H.  1  ron  S.  116 — M2 
herausgegeben  hat,  werden  zwei  Inschriften  mit  erläutern- 
den Zusätzen  des  Unterzeichneten  mitgetheilt,  die  bei  dem 
Bau  der  Rheinstrasse  unter  französischer  Herrschaft  am  Russe 
der  Burg  RheinedL  gefunden  wurden.     Da  auf  die  gennne 


4)  In  dlet.  Jahrbb.  W,  43  ff. 


EpigrtipMidie  Anakklmk  8S 

BnDittdiuig  to  PoBdortefl  viel  ankommt,  so  lassen  wir  Ober 
den  Tbatbestand  der  Anfllndoiig  dien  Worllaul  des  Berichtes 
S.  72  folgen: 

«Der  sog.  Heidengralieo,  welcher  von  der  Lahn  ausgehend 
in  nordwestlicher  lUcbtnng  bis  anun  Rheine  geführt  war, 
fand  an  der  Mfindnng  des  Baals-(Paals-  oder  PfahIs-)Baches 
seinen  Anschlnss  an  der  Ehein.  Diese  \lag  früher  der  des 
Vinxtbachs,  welebts  sieb  inlerhalb  der  Burg  Rheineck 
befindet,  gegenüber,  aber  durch  Uebereinkunft  der  Gemein- 
den Rbeinbrohl  und  Bünningen  ist  in  neaerer  Zeit  das  Bett 
des  Baaibacbes  bis  nahe  an  den  loUitern  Ort  geführt  worden. 
IKeser  ansehnliche  Vinxtbach  (Pfingstbacb)^  von  den  An- 
wohnern wie  Fins-,  Fiensbach  ausgesprochen,  bildete  bis  zur 
Besitanahme  des  linken  Rheiniifcrs  ^urch  die  Franzosen  die 
Grinse  zwischen  den  Erzditf cesen  Ct^ln  und  Trier.  Die  jetzt 
Aber  ihn  führende  Brücke  der  Rheinsliasse  ist  1810  durch 
den  gegenwärtig  (1839)  in  Horchheim  bei  Coblenz  wohnen- 
den Baumeister  Suder  erbaut  worden.  •  Bei  dieser  Gelegen- 
heit bat  man  mehrere  Fuss  tief  unter  der  jetzigen  Bodenfla- 
che in  den  zu  beiden  Seiten  liegenden  Weingarten  nicht  nur 
Substructionen  alter  Mauern  nebst  Münzen  gefunden,  sondern 
nach  zwei  Votivsteine,  durch  deren  örtliche  Auffindung  es 
wohl  kaum  zu  bezweifeln  sein  dürfte,  dass  dieser  Bach  die 
Gränze  zwischen  Ober-  und  Niedergermanien  bestimmte.  Beide 
Steine ,  welche  von  Niedermendiger  oder  Beller  Lava  schön 
gearbeitet  sind ,  und  den  Schriftzügen  nach  in  das  zweite 
Jahrhundert  geboren,  befanden  sich  1834  in  der  Sammlung 
von  Alterthümem  des  Grafen  Rencsse -Breitenbach  zu  Cob- 
lenz, wo  der  Verfasser  die  Inschriften  kopirt  hat.  No.  I,  der 
von  oben  nach  unten  gesprungen  ist,  ohne  dass  dadurch  die 
Inschrift  wesentlich  gelitten  bat,  ist  oberhalb  des  Baches  (ge- 
ge»  Andernach),  No.  II  aber,  der  hier  wichtigste  und  dabei 
voHkomaea  erhallen,  nomitlelbar  an  seinem  nördlichen  Ufer, 
wo.  dfo  Brflcke  «tebt«  aufgeflinden  worden  : 


86  Epü/raphiiche  AnohUM. 

1. 

I  -  0  *  H 

ET  *  6BNI0  *  LOCI 

IVNONI-REOINAB 

TBRTINIVS 

SBVBRVS 

MIL  -  LEG  •  VHI  •  AVe 

B  *  P  *  COS  •  EX  •  VOTO 

P-VS-L-L-M 

lovi  optimo  mazimo  et  Genio  loci ,   lononi  retinae  Terti* 

nius  Sevenis  miles  legionis  octavae   Augastae  benellciariiiB 

consolis  ex  veto  posuif:  votum  solvic  lactiis  hibens  merito. 

2. 

FINIBVS  •  ET 

GEMO'LOCI 

ETI-O-M'MILIT 

LEG  •  XXX  •  V  •  V 

N  •  MASSLGM 

VS • SECVNDVS 

ET  •  P  •  AVRELIVS 

DOSSO 

VSLM 

Pinibus  ei  Geoio  loci  et  lovi  optimo  maximo  milites  legio- 
nis tricesimae  Ulpiae  victricis  M.  Massiaenius  Secundos  et 
F.  Aurelius  Dosso  votuoi  solverunt  lubentes  merito. 

Oberhalb  der  Brücke  aber  den  Vinxtbach  sind  Moch  Naner- 
reste  am  Rhein,  sowie  gegenüber  am  rechten  Ufer,  und  hier 
ist,  wie  in  der  Gegend  die  Sage  geht,  der  Rhein  durch  eine 
Kette  gesperrt  gewesen.  Wahrscheinlich  war  hier  eine  alte 
trierische  Zollstatte.^ 

Hierzu  bemerke  ich  noch,  dasa  nach  brieilidier  MittlieilHW 
meines  verehrten  Preundes,  des  Profofsor  Dr.  Fiedler  in  We- 
sel, welcher  in  den  nwawiger  Jahren  vom  flm»  Kamammli 


E^igrapMsche  ÄnaleUm.  Bt 

Dinget  in  Br^l  eine  Abschrift  beider  iBschriOen  erhalten 
nnd  die  Steine  selbst  nachher  in  Coblenn  besichtigt  bat«  No, 
1  angeblich  unterhalb  Remagen ,  No.  2  aber  bei  Fornich« 
oberhalb  Brohl  gefunden  worden  ist»  eine  Angabe,  welche 
im  Allgemeinen  mit  der  oben  nitgetheilten  sich  rereinigea 
lasst,  jedoch  dem  Berichte  des  Baumeisters  Suder  gegenüber 
nicht  massgebend  sein  kann.  Nach  der  Abschrift  des  Prof. 
Fiedler  fehlt  in  der  letzten  Zeile  ron  No.  1  das  S  nach 
V(otnm).  Bei  dem  Steine  No.  %  welcher  ron  Fiedler  bereits 
in  den  Neuen  Mittheilangen  des  tharing.-sächs«  Alterth.-V». 
I,  Sy  SO  und  nach  ihm  von  Steiner  Cod.  Ins«  Rom*  Daonb.  et 
Rhen«  I.  N.  076  bekannt  gemacht  worden  ist,  giebt  derselbe 
Z.  3  die  Schreibung  HILU,  und  Z.  4  HASSUNI  statt  -M 
an,  weldirs  letatere  auf  einem  Versehen  beruhen  mOcbte; 
endlich  Z.  7  nach  ET*  statt  F  den  Buchstaben  L(ucios). 
Diese  Lesart  scheint  die  richtige  nu  sein,  obgleich  die  Sigle 
F  fflr  Festns  auch  bisweilen  als  Vorname  auf  Inschriften  sich 
findet  *)•  Von  dem  weiteren  Schicksale  dieser  Steine  habe 
ich  nur  so  vid  erfahren  können ,  dass  dieselben  nach  dem 
Tode  des  Grafen  Rennese  mit  den  dbrigen  Sammlungen, 
NOnveUy  Gemälden  und  Rococco's  von  dem  ältesten  sdner 
Sohne  nach  Antwerpen  geschaift  und  Öffentlich  versteigert 
worden  seien.  Der  bekannte  Verfasser  des  itein.  Antiqua- 
rittSy  Hr.  von  Stramberg  in  Coblen^,  will  sogar  wissen,  dass 
der  wichtigste  Stein  No.  2  von  einem  Engländer  für  6Frcs 
erstanden  worden  und,  wie  so  mancher  andere  Schatz  des 
Alterthums  aus  den  Rheinlanden,  über  den  Canal  gewan* 
dert  sei. 

Wenden  wir  uns  nach  vorstehender  Darlegung  des  That« 
bestandes  ssnr  näheren  Betrachtung  der  fraglichen  Inschriften, 
so  gibt  uns  bei  dem  Stein  Nr.  I   das  Vorkommen  eines  Sol- 


5)  C.  Zell,  Uandbaoh  der  rOm.  Epigraphik  2.  Theil.  8. 84. 


88  EpigrapkUsoke  Amkkien. 

daten  TertiDins^  von  4er  8.  Legion,  welche  kebumtlidi  ilur 
Standquartier  in  Strassburg  hatte  uad ,  wie  aus  Mthlreicbca 
Denkmälern  hervorgeht,  ail  100  Jahre  lang  rar  Bfsatnng 
ud  Vertheidigung  des  Decuaatenlandes  diente  ^),  eineo  bödut 
beachtensM^erthen  Fingerzeig,  dass  die  PnndstAlte  dieses  Vo* 
tivsteins  zu  Obergermanien  gehört  haben  möge,  da  auter 
einigen  Ziegeln  oder  Backsteinen  in  Cleve  und  Xanten  kei- 
nerlei Denkmaler  dieser  Legion  am  Niederrhein  bekannt  sind. 
Diese  Vermuthung  gewinnt  an  Wahrscheinlichkeit  durch  die 
sich  leicht  aufdrängende  Annahme,  dass  am  linken  Ufer  ge- 
genflber  dem  Bndpunkte,  wo  sich  der  Pfahlgraben  an  den 
Rhein  anschloss,  ein  Wachtposten  aufgestellt  war,  weldier 
mit  der  grösseren,  in  Niederbiber  bei  Neuwied  statfonirten 
Besatzung  von  Soldaten  der  8.  Legieu  in  nnmittelbarer  Vevu 
bindung  stand  «).  Fflr  eine  Station  an  der  Stelle  des  Fmad. 
ortes  spricht  auch  der  genius  loci'),  der  Ortsgeist^  welchem 
neben  den  höchsten  Gottheiten ,  dem  Jupiter  und  der  Jnno^ 
diese  Votiirara  geweiht  ist. 

In  der  Inschrift  No.  2  tritt  uns  zunächst  der  dem  genins 
loci  und  dem  Jupiter  voraogesetzte  Name  dw  Fines,  w«|- 
clier  hier  ohne  Zweifel  'Oranzgotthelt'  bezeichnet,  so  bedea. 
tungsToU  entgegen,  dass  wir  denselben  beim  Fehlen  einer 
näheren  Bestimmung  nicht  leicht  auf  die  Gränze  einer  Um- 
sen  Ortsgemarkuog  beziehen  können,  wie  diess  Steiner  Coä. 

6)  In  oiner  Wormser  Insohr.  (Aimalen  d*  Ver.  für  Nasf.  Abtii.  IV 

3.  S.  675)  begegnet  uns  derselbe  Namen  unter  Hasüferi  oivlutfs 
Maitiaoorum. 

.     7)  Vergl.  Prof.  Klein  über  die  Legionen,   welehe  In  Obergerma- 
nien  standen.  Mainz  1853.  S.  19. 

8)  Ueber  die  zahlreioben  Ziegelinschriften  der  leg,  VIII.  Aug.  zu 
Kiedert)iber  vrgl.  diese  Jahrbb.  XXVI.  S.  196  u.  XXVll    148J 

9)  Ueber  den  genius  loci,  welcher  vom  Ende  doa  zweiten  Jahr- 
hunderts an  hSafig  auf  Votlvstelnen  vorkommt,  vergl.  Lersch 
C,-Mus.  I.  n.  4. 


Epigrßpidsche  AuaUUen,  60 

L  R.  1,967  getban  bat.  Beachtenswerth  ist  noch,  liais  das 
Wort  Tines'  in  dieser  Bedeutung ,  so  viel  mir  bekannt  ist, 
nur  einmal  in  einer  alterlhflmlichen  Formel,  womit  die  Fe* 
tialen  von  einem  benachbarten  Volke  für  Gebietsverletzun« 
gen.  Genugthunng  fordern,  gebraucht  wird^^).  Auch  hier 
erscheinen  die  personificirten  GrAnzen  (fines)  in  Verbindung 
mit  Jnptter,  dem  Beschützer  der  GrSnzen ,  woher  auch  spä- 
ter Jupiter  Terminus  oder  Terminalis,  bei  den  Griechen  Zeig 
Sgiog  hiess,  und  werden  als  Zeugen  für  das  verletzte  Recht 
angemfen.  Wir  werden  demnach  auf  einen  anderweitigen, 
nmfi&nglichern  Gränzbezirk  hingewiesen,  und  da  der  Votiv* 
stcia  nicht  von  Civilpersonen ,  sondern  von  Soldaten  errich» 
tet  ist,  scheint  die  Annahme  eines  solchen  Bezirks  geboten^ 
welcher  unter  militärische  Verwaltung  gestellt  war.  Es  kann 
nun  aber  an  dem  Fundorte  der  beiden  Steine,  wo  noch  heute 
das  über  dem  Winkel  zwischen  dem  Rhein  und  der  Vinxt- 
bacb  thronende  Schloss  Rh^ineck  in  Bezug  auf  Sprache  und 
Sitte  das  'Oberland'  (Land  der  Trevirer)  von  dem  'Nieder- 
land'  (dem  Wohnsitze  der  Eburoneo»  später  der  Ubier)  schei- 
det ^^),  keine  andere  Gränzscheide  gemeint  sein,  als  die  zwi- 
schen Germania  superior  und  inferior.  Die  Eintheilung  des 
Landes  westlich  vom  Rhein,  von  seiner  Quelle  bis  zur  Mün- 
dung, welches  wahrscheinlich  schon  vor  der  Ankunft  CSsar's 
am  Rheine  von  den  mit  Ariovist  verbündeten  deutschen  Völ- 
kern besetzt  war ,  in  Germania  superior  und  inferior  ^^)  er- 


li 


10)  LiTiiw  ab  ü.  C.  I.  o.  32.  §.  6.  'Audi,  Japlter,  audite,  finos'  e.  q.  s. 

11}  Karl  Simrook,  Rheinland.  3.  Aufl.  S.  311. 

12)  Dass  beide  Germanien  niolit  eigenüiche  Provinzen,  wie  man 
gewöhnlioh  annimmt,  'sondern  nur  besondere  dioeceses,  d.  b. 
militärisobe  Verwaltungsbeairke  gebUdet  haben,  wel- 
che «u  Gallia  Belglca  gehörten  und  unter  eigenen  MiUtärgou. 
Ternaur»  (legaU  Augusti,  pro  praetore  exeroitus  Germ^nicl) 
standen,  hat  Theodor  Mommeen  in  «den Berichten  über  die 


90  Epigraphiicke  AnakUm, 

wfthnl  TadtiiB  als  schon  zur  Zeil  des  Tiberivs  bestelieiid^ 
ohne  jedoch  die  Grande  der  beiden  Germania«  nach  Westen 
weiter  anjnigeben,  als  dass  sie,  mit  Ansschluss  derTreTirer, 
die  Sequaner  und  die  Lingonen  berfihrt  haben  ^').  Bbeaso 
anbestimmt  ist  die  Grflnze  awischen  Ober-  vnd  Untergerma* 
nien ;  nur  der  Geo^aph  Ptolemaeus  nennt  in  der  rielbespro. 
ebenen  Stelle  II,  9  einen  Fluss  ^OßQtyyai^Oß^/yxa,  ^Ofiß^ixa) 
als  Grtnascheide  ,  setzt  ihn  jedoch  irrthQmlich  südlich  von 
Mofoutiacum,  welches  nach  dem  einstimmigen  Zeugnisse  des 
Tadtus  und  anderer  Geschichtschreiber,  sowie  auf  den  Grund 
zahlreicher  Inschriften  zu  Ober^Germanien  gehörte.  Die  AI- 
terthnmsforscher  haben  sich  mit  Muthmassungen  ersebiffft, 
diesen  räthselhaften  Namen  genauer  zu  bestimmen.  WnhreiHl 


Yerliandlangen  dar  Königl.  Sachs.  Ges.  d.  Wias.  zu  Leipzig. 
Fliilol.^hist.  CUsse\  4.  B.  1852.  S.  231  ff.  scharfsinnig  naohge- 
wiesen^  nach  Vorgang  Fechter^s:  'HeWetien  in  der  Yorconstanti- 
nisohen  Provinzial  -  Eintheilung  Galliens*  (in  Gerlach^s,  Hottin- 
ger*8  u.  Wackemagel*8  Schweiz.  Museum  fQr  hlst  WIss.  Bd.  B. 
Fraueafeld  1889.  S.  806—341.  Diese  Ansicht  hat  bis  jetet  rfoh 
faet  allgemeinen  Beifall  erworben  und  moohte  aohwerlioh  durah 
den  Widerspraoh  ▲•  W.  Zumpt's  (Aug.  Guielm.  Zumptii  «la. 
dia  Romana  slve  de  selectis  anti^uitatam  Roman,  capitibus  oapita 
quatuor.  Berol.  1859}  erschüttert  werden,  welcher  sich  übrigens 
durch  die  sorgfältige  Zusammenstellung  der  einzelnen  Legaten  in 
beiden  Germanien  unsern  Dank  yerdient  hat  In  einem  Punkte 
scheint  uns  jedoch  Th.  Mommsen  zu  weit  zu  gehen,  wenn  er 
die  Einführung  gallischer  Institutionen  in  den  bdden  Germanien 
so  weit  ausdehnt,  dass  er  die  Völkerschaften  derselben  an  den  jlUir- 
Ilchen  Landtagen  der  drei  gallischen  ProTinzen  in  Lyon  sowie 
an  der  damit  verbundenen  religiösen  und  polltisehen  Gemein- 
Schaft  Theil  nehmen  lässt,  da  dieser  Grad  von  AbhSngigkelt 
der  linksrheinischen  Germanen  durch  keine  einzige  darauf  be- 
zügliche Inschrift  erwiesen  werden  kann. 
13)  Fr.  A.  üokert,  Geogr.  der  Grieohen  u.  Römer.  IL  Th.  2.  Abth. 
8.  240. 


Epigrapkische  Analekim.  91 

einige  denselben  sogar  aaf  dem  rechten  Rheinufer  suchten 
nnd  für  den  Main  erl^Iarten,  haben  ihn  andere  ffir  die  Mo^ 
nel  ausgegeben,  andere  ftlr  die  bei  Sinnig  in  den  Rhein  mun- 
dende Ahr;  andere,  welche  sich  durch  eine  dunkle  Namens- 
Ähnlichkeit  leiten  Hessen,  dachten  an  den  Ober-Rhein* 
gaa,  eine  Ansicht,  welcher  noch  jüngst  Prof.  Klein  ^^)  sei- 
nen Beifall  geschenkt  hat.  Bndlich  hat  Prof.  Btfcking  in 
seiner  schätzbaren  Ausgabe  der  Notitia  Dignitatum  ^^)  mit 
grossem  Aufwand  von  Gelehrsamkeit  den  Plussnamen  bei  Pto- 
lenaeos  mit  der  Nahe  (Nava)  zu  identificiren  gesucht 

Diese  verschiedenen  Erklärongsversuche  werden  nunmehr 
flämmtlich  der  glücklichen  Hypothese  des  um  die  Erforschung 
der  römischen  Strassen  und  JBefestignngen  in  den  Rheinlan«- 
den  sehr  verdienten  Oberst-Lieutenant  F.  W.  Schmidt  weichen 
■ifissen,  welcher,  gestützt  auf  die  Thatsache ,  dass  gerade 
der  Pfingst-  oder  Vinxtbach  bis  zur  französischen  Er- 
oberung des  linken  Rheinufers  die  Granze  des  Cölnischen 
«nd  Trier'scben  Erzstiftes  bildete,  sowie  auf  die  Aehnlich- 
keit  des  Namens,  der  im  Munde  des  Volkes  P  i  n  s  -  (P  i  e  n  s  -)- 
back  lautet,  mit  dem  inschriftlichen  Pin  es,  in  diesem  Ba- 
che die  Grinzscheide  zwischen  Ober-  und  Untergermanien 
erkannt  hat 

Um  die  von  Schmidt  nur  angedeuteten  Beweise  zu  befe- 
stigen und  zu  erganzen ,  bemerken  wir  noch ,  dass  wie  im 
Allgemeinen  die  Begranzung  der  alten  DiOcesen  mit  der  po- 
litischen Landeseintheilung  unter  den  Römern  und  diejenige 
der  geistlichen  Sprengel  und  Dekanate  mit  der  Gauabthei- 
Inng  in  der  frankischen  und  spätem  Zeit  übereinstimmt,  so 
auch  die  Gränzcn  des  südlichsten  der  zum  Kölnischen  Erz- 
itift  gehörenden  Gaue,  des  sog.  Ahr-  oder  Bonngaus,  gerade 
bb  über  die  Ahr  reichen,   indem  der  ganz  in  der  Nähe  des 


14}  In  dios.  Jahrbb.  H.  XXY;  7a 
15)  Notil  Ocddeotis  p.  483  f. 


M  Epigraphische  AtuüdUen. 

Vinxtbaches    g^elcgene   Ort  Breisig   ilen   sadlichsteii   Pimkl 
bildete  ^^). 

Kehren  wir  zur  nähf  m  Betrachtung  der  Inschrift  surfick, 
flo  bietet  die  Erwähnung  von  Soldaten  der  30.  Legion  ein^ 
willkommene  Bestätigung  unserer  oben  aufgestellten  Hypo- 
these: gleichwie  nämlich  auf  der  Südseite  des  Vinxtbaches 
ein  Soldat  der  in  Obergermanien  stationirten  8.  Legion  deo 
Votivstein  geweiht  hat,  so  erscheinen  auf  der  an  dem  gegen- 
ttberliegenden  Ufer  gefundenen  Votivara  als  Dedicatoren  Sol- 
daten der  Leg.  XXX.  Ulpia  Victrix,  welche  bekanntlich  von 
Kaiser  Trajan  gebildet  ist  und  von  Anfang  ihrer  Errichtung 
bis  in  die  späte  Kaiserzeit  ihre  Standquartiere  in  Unterger- 
manien,  meistens  in  Castra  Ve.tera  (Xanten- Birten)  gehabt 
hat^'').  Man  wird  daher  der  weiteren  Polgemng  gern  Mk 
pflichten,  dass  die  auf  dem  Steine  genannten  Marcus  Man- 
siaenius  Secundus  und  Lucius  Aurelius  Dosso  ebenfalls .  ssu 
einem  Militärposteu  gehört  haben,  dessen  Bestimmung  es  war, 
tbeils  die  G  ranze  zu  bewachen ,  theils  die  eingehenden  Ber 
fehle  der  Militärbehörden  weiter  zu  befördern.  Dieser  Po- 
sten ,  auf  dessen  Vorhandensein  die  nach  dem  Zeugnisse  des 
Oberst  -  Lieut.  Schmidt  früher  noch  sichtbaren  Mauer reste 
am  Rhein  oberhalb  der  Brflcke  Ober  den  Vinxthach  hinzu- 
weisen scheinen,  stand  sehr  wahrscheinlich  mit  dem  in  Re- 
magen (Rigomagus),  wo  noch  in  jüngster  Zeit  die  interes- 
sante Inschrift  des  Arcias  Marinus,  eines  Priest^ars  des  Jopi- 
ier  Dolichenus  ^®),  an's  Licht  gekommen  ist,  garnisoniren^en 


16)  Man  yergl.  Dr.  Eokertz:  'Die  Ausdohnang  des  fr&okiaohen  RU 
puarlandes  auf  der  linken  RheinBeite/  (Progr.  des  Fried r..'Wilh.. 
Oymn.  zu  Köln  vom  J.  1854)  S.8.  s 

17)  Grotefend  In  Zimmermannes  Zeitsohr.  f.  AUerthumswissensohaft. 
1840.  S.  661. 

18)  Jupiter  Dolichenus*  Erklärung  einer  cu  Remagen  gefundenen 
Steinsohrift  a.s.w.  Von  Prof.  Braun.  Winekelmanneprogr.  f.  1852. 


Epigraphüohe  ÄMUkkn.  93 

GorpB  \m  nächster  Bezidnmg.  Am  dieser  Inschrift  geht  her«* 
▼or,  dass  die  dortige  Garnison  damab  aus 'einer  Syrischen 
Cohorte  (Coh.  I  Flavia  Damascenomin)  bestanden  hat;  doch 
Ddgen  anch  zeitweilig  Soldaten  der  30.  Legion  dort  gestan- 
den haben,  welcher  die  Cobortensoldaten  attacbirt  waren. 
Noch  verdient  schliesslich  die  Tkatsache  angeführt  zu  wer- 
den, dass  auf  Schloss  Rheineck  zu  verschiedenen  Zeiten  rO« 
mische  Mausen  und  im  J.  1842,  als  der  jetzige  knnstliebende 
Besitzer,  Herr  Cultusminister  von  Bethmann  -  Hollweg  einen 
Weg  planiren  liess,  ein  römisches  Grab  mit  Vasen  und  Ur- 
nen gefunden  worden  ist  ^'),  ein  Beweis,  dass  die  Römer  die» 
neu  bis  nahe  zum  Rhein  vorspringenden,  weitschauenden  Berg 
SU  besetzen  und  mit  einem  Wachthurm  zu  versehen  nicht 
nnterlassen  haben  werden. 

Passen  wir  die  einzelnen  Momente  zusammen,  welche  wir 
snr  Unterstfitzong  und  Erläuterung  der  Schmidt'schen  Hypo- 
these ausgeflihrt  haben:  zunächst  die  Namensahnlichkeit  des 
Vinxtbaches  mit  dem  inschrifUicheu  Fines,  sodann  die  voll- 
kommene Uebereinstimmung  der  durch  diesen  Bach  bestimm- 
ten Gränzeu  der  beiden  Germanien  mit  denjenigen  der  Köl- 
nischen und  Trier'schen  Diözesen,  welche  das  ganze  Mittel- 
alter hindurch  bis  zur  neuern  Zeit  fast  unverändert  bestan- 
den haben,  ferner  den  Parallelismus  zwischen  den  zu  beiden 
Seiten  des  Gränzbaches  stationirten  Soldaten  verschiedener 
Legionen,  endlich  den  bedeutungsvollen  Umstand,  dass  noch 
heute  das  Schloss  Rheineck  in  Bezug  auf  Sprache  und  Sitte 
Jas  Oberland  von  dem  Niederland  scheidet  — :  so  wird  man 
Jen  von  Ptolemäus  sicher  aus  alten  Quellen  aufgenommenen 
Grftnzflnss  0  b r i  n  ga  endlich  als  nachgewiesen  und  auf  Grund 
zweier  inschrifilicher  Denkmaler  den  Vinxtbach  ab  sol- 
dien  betrachten  dürfen,  welcher  zur  Römerzeit  Ober-  und 


19)  8.  dieM  Jabrb.  n.  8.  8S. 


M  Epigrapkkche  AnaldUen, 

DfUerf ernaiieB  eiaeneito  naeh  Norden,  aadreneits  nach  Sfl- 
den  begrftnste. 

Das8  eia,  wcan  auch  siemlich  aaseholieher  Baeh»  die  Grasa« 
adieide  zweier  Lander  bildete ,  kann  uns  ebensowenig  be- 
Aremden,  als  dass  zu  Caaar's  Zeit  ein  jetat  fast  namealoaer 
Bach,  der  Rubicon,  Italien  vom  Cisalpiniacben  Gallien  trennte. 

Knm  Schlüsse  sprechen  wir  die  Erwartung  aus,  dasa  das 
auf  so  gewichtvolle  Grande  gestfitzte  Ergebniss  unserer  Cn- 
tersnchung  den  Beifall  der  Fachmänner  sich  fTwerben  werde, 
wie  denn  auch  bereits  nach  dem  Vorgang  des  Dnleraeichne* 
ten'^)  Prof.  Becker '0  und  Prot  Fiedler  (laut  brielicber  Mit- 
tfaeilnng)  sich  vollkommen  damit  einverstanden  erklart  haben. 


II. 

Der  um  die  vaterlandische  Geschichte  und  Kunst  so  ver* 
diente  Prof.  L.  Lersch  ging  bei  der  Ausarbeitung  seines  Cen- 
tralmuseums  rheinlandischer  Inschriften  (Bonn  1839 — 42) 
von  dem  Grundsatze  aus,  nichts  aufzunehmen,  als  was  noch 
vorfindlich  war  und  von  ihm  mit  eignen  Augen  genau  ge- 
prüft werden  konnte,  damit  durch  Ausscheidung  mancher 
theils  iuterpolirter,  theUs  erdichteter  Inschriften,  welche  ohne 
Kritik  in  die  grosseren  Sammelwerke  aufgenommen  worden 
sind,  eine  feste  Grundlage  für  diese  so  wichtige  Gattung  ro- 
mischer Denkmaler  gelegt  würde.  So  zweckmassig  dieses 
Verfahren  für  den  Anfang  auch  war,  so  drangt  sich  doch 
jetzt  bei  dem  grossen  Fortschritt,  den  die  Wissenschaft  der 
Epigraphik  gemacht  hat,  das  unabwrisslichc  Bcdflrfuiss  auf, 
auch  diejenigen  Inschriften,  von  denen  nur  Abschriften  vor- 


20)  F.  W.  Sohmidty  Lokaluntersaoh.  S.  74  Anm. 

21)  J.  Becker  im  Arch.  fOrFrankf.  Gesell.  N.F.  1.  B.  S.  2.  Aam.1. 


AnalMen.  M 


iMAdtii  sind,  ««f  Um  Quelle,  iL  h.  die  tiiti0  fumasfa^  w^ 
rückaiiffihren  und  die  GUabwürdigkeii  der  ersten  Heraesge- 
geber  sorgfidti^  zu  uotersttchea.     Wir  wollen   diesen  SaU 
dnrcb  Bespreebung  einer  vor  beinahe  300  Jahren   in  der 
Stadt  Bann  gefundenen  Insehrift  erläutern ,  welche  nna  üu* 
gkich  Gelegenheit  bietet,  daa  fast  gandi  erloschene  Anden- 
iLen  «ines  gelehrten  Landsmannes ,   welcher  sich  um  die  va- 
terlindische  fipigvaphik  grosse  Verdienste  erworben  hat,  des 
Becbii-  and  Alterthumskundigen  Jacobua  Campias,  nn 
dieser  Steile  zu  emeoem.    Wir  meinen  die  in  Gruter's  Cor- 
pas  Inscript  p.  LVUI,  n.  4  befindliche  Insdirift ,  nach  wel- 
cher ein  Praefeclus  Anrelias  Sintus  zur  Begierungszeit  des 
Diocletian  und  Maximian,  unter  demConsuIat  desTuscus  und 
Anulinas  (285)  n.  Cbr«  anen  Tempel  des  *Mars  Militaris' 
¥on  Grand  auf  wieder  errichten  liess.  Gmter  gib.t  dasdhst  all 
seine  Quelle  an:  'Ex  Modii  lectionibns  Novantifois.'  Durch  die 
Gate  meines  hochgesch Atzten  Freundes,  des  Hrn.  Prof.  Scho- 
pen,  war  es  mir  vergönnt,  dieses  selten  gewordene  Buch,  wel- 
ches unter  dem  Titel:  'Francisci  Modi  Brugensis  Novantiquae 
Lectiones  tributae  in  Epistolas  centum  et  quod  superest'  [133] 
zn  Prankfart  a.  M.  bei  Andr.  Wecbels  Erben  im  J.  1S64  er- 
schienen, und  später  in  dem  V.  Bande  der  Xampas  sive  fax 
artium  liberalium'  von  Janus  (Brüter  inl  J.  1607  zu  Frankf. 
abgedruckt  worden    ist,   näher  einzusehen.     Gleich  der  8. 
Brief  dieser  Sammlung  enthält   eine  gründliche,  in  fliessen- 
dem   und  gewähltem  Latein  geschriebene  Untersuchung  des 
Jacobns  Campins  Aber  die  ara  Ubiorum,  an  deren  Schluss 
sowobl  die  fragliche,  jetzt  verloren  gegangene  Inschrift,  als 
eine  zweite  den  Fortnnis  Salutaribus  geweihte,  die  in  dem 
benachbarten  Godesberg  gefunden  worden  und  jetzt  im  hie- 
sigen Museum  der  vaterländischen  Alterthümer  aufbewahrt 
wird,  abgedruckt  ist.     Lersch  führt  in  der  Note  zu  der  im 
Centralmus.  11.  No.  18   mitgetheilten  Godesberger  Inschrift 
diese  älteste  Quelle  nicht  an  und  scheint  sie  überhaupt  nicht 


M  Bjrigrapküeke  AnfMtlen. 

gtkMiBt  H  hnktn*  Dieser  Brief,  weleber  vw  Jacob  Kanp 
oai  ins  J.  1582  an  Modim  f eachrieben  war  md  Ton  diesen 
dem  berfihniten  Ilerausg;eber  des  Tacitus,  Justus  Lipsins* 
wörtlich  mitgetheilt  wurde,  ist  um  so  bedeatsamer,  als  er 
OBler  den  Granden,  welche  dafiir  sprechen ,  die  von  Tacitns 
erwabate  Ära  Ublorum,  nicht  nach  Godesberg,  wie  der  aw- 
geseiehnete  Humanist  und  Beftrderer  der  Wisseuscbaflen  snr 
Eeit  der  Reformation,  Graf  Hermann  von  Neatnaar,  annahm, 
sondern  nach  Bonn  uu  verlegen,  einige  nicht  mehr  voiban^ 
dene  Denkmalerreste,  ein  uraltes  Gebäude  am  WicheMiof 
und  eine  Wasserleitung  mit  Bogenstellung  (aqnae  ductus 
structilis  ^)  erwähnt  Ein  genauer  Abdruck  dieses  Doeumentn 
nadi  der  ersten  Ausgabe  der  Novantiquae  lectiones  von  Mo« 
diuB ,  welchen  wir  unter  dem  Texte  geben ,  wird  daher  den 
Freunden  der  rheinischen  Alterthflmer  nicht  unwillkommett 
sein**). 


22*)  Von  dieser  Wasaerleitung,  welche  ron  der  Elfel  au«  über  Dräns- 
dorf  nach  dem  castmm  führte,  hat  mein  rerehrter  Freand,  Prof. 
Simroek,  nooh  in  seiner  Jugend  Reste  auf  der  an  dem  sog. 
Rennweg,  der  swischen  dem  Kirchhof  und  der  Thonfabrik  tob 
Hrn.  Sarter  Torbeifiihrt,  gelegenen  Aeokern  au  Tage  stehend« 
Ruders  gesehen.  Jetzt  hat  man  alles  Mauerwerk  sorgfaltig  aus- 
gebroohen.  Die  Ton  Gampias  fSr  den  Namen  Yigelshof,  der 
jetzt  Wiohelshof  heisst,  angegebene  Ableitung  yon  vigiles  scheint 
annehmbar;  noch  spSter  nannten  die  Kölner  die  WartthQrme 
der  Stadtmaner  '  WiohhSuser*.  Vrgl.  Minola,  kurze  TJebereioht 
desseni  was  sieh  am  Rhein  Merkw.  ereignete.  S.  240. 

23)  Franc.  Modius  lusto  Lipsio  S. 

De  ara  Ubiorum,  cujus  apud  Tacitum  tuum,  Lipsi  amicissimOy 
mentio  esty  haec  nunc  ad  te  mitto ,  quae  nuper  totidem  TOrbisy 
immo  ilsdem,  ad  me  scripsit  Iuris  et  antiquitatis  peritissimns 
Jacobus  Campius:  'Aram  Ubiorum,  Inquit,  existimo  inlbl  loci 
fuissOi  ubi  nunc  est  oppidum  Bonna.  Kam  Tacitus  aram  apud 
esstra  primae  legionis  posoH.  Alt  enim  legatos  ab  senata  regres- 
.  SOS  apud  Aram  Ublonun  Qermanicam  adüste:  Dons  M  logtoi. 


BpigraphUiAe  Anakklen.  9t 

In  neuerer  Zeit  haben  xwar  besonders  Hannert  in  seiner 
alten  Geographie  nnd  Fr.  Ritter  in  diesen  Jabrbfiehem  (A. 


nof,  prlmaxn   atqae  vigedmam   hyemaise:  Ao  Planonm  legatlo- 
nU  princlpem  a  tomultu  et  farore  inilltam  perloUtantem  ^  In  oa- 
Biris  prima«  leglonls  sabridlam  qaaesisse»  IDlo  dgna  et  aqitflam 
amplexnm,  rellglooe  sese  tatatum.     At   oaetra  primae  legtonis 
prop«  Bonnam  dta  faisse,  ex  eodemTaolio  patet:  oam  UbroXX 
Bonnam  hybema  Primae  legionla  nomlnat    Cur  Tero  loltio  iuae 
hlfltoriaeTaeitasBonnae  mentionem  non  faoiat,  oauBsa  est,  quod 
loeus  flle,  ab!  nunourbs  est,  ex  dintama  legionam  in  eo  oom- 
moratlone  demum  frequentari   et  in  oppidi  nominis  ejosf  cnius 
ante  oastra  falssent,  formam  aedificari  coeptus  sit,  nt  de  Yete- 
ribns  anetor  eodem  Ubro  scribit:  'Tallum  morosqne  ilrmabant, 
subrersa   longae  paols  opera  band   proool  eastris  in  modnm 
mimielpii  exstrueta*.    Et  nosti,  Modi,  ex  Euneidi  ad  praesidem 
Galliae  oratione,   saepe  eiritates  deTOtfssimaram  legionam  hy- 
bema,  quae  restdes  aqnas,  noTOsqne  amnes  fessis  orbiom  viaoe- 
ribus  infbnderent,  expetUsse.     Jam  perpetaa  füisse  Bonnae  Pri- 
mae Legionis  bybema,  quamdiuRbeni  ripam  Romanae  legiones 
insederanty    praeter  Tacitiim  etiam  Ptolomaeas  indido  est,  qni 
Bonnae  legionem  Primam  attribult,  dararitqQe  ad  Caroli  Magni 
et  Lndovioi  nsqae  tempora,  nt  nrbs  Bonna  Castra  Bonnensia  di- 
eeretar  passlmque  in  antiqnis  Ecclesiae  nostrae  monimentis  oppi- 
dam   Castrobonnense    indigetatur.      Quid  qaod    hodleqne  ex- 
stant  eertissima  oastrornm  indieia,  band  proool  oppidoy  nbl  niino 
nobOiam  Tirginum  ooUegiam  est,  Diedekirohen  -mlgo  diotnm,  ad 
portam,  qnaeColonlam  Agrippinam  duoit?    Ao  non  procol  hino 
rilla  aedifioiamqne  perretastum  immineni  ripae  Rbeid,  quod  a 
Tigilom  stattonibus  (nisl  me  fallit  oonjeotura)   nomen  etfamnom 
retlnet  Vigelshoyen,  sub  oujus  fttndo,  oum  flamen  riooiori- 
bos  aestatibas  a  ripa  reoedit,  in  ipso  aWeo,  et  yineis,  qnas  no- 
Ulbsiml  Tini  feraoissimas  Tidnas  habet,    TOterum  namismatom 
ab  Augnsto,  Tiberio,  Nerone,  ad  Oraecoa   usque  Imperatores 
Constaatinos,    Yalentinlanos ,  magn#   oopi»    reporitar,     adhaeo 
Tasa  etiam  efTodluntar  antiqni  plane  operlsr  «*  ^•*^'  ytM%  t»- 
rie  iasoripta.    Cons^oitar  praeterea  aquaednotus  atructiUs,  qni  In 
Rkenam  exoitrrit:   band  amblgu«.  cäateorum  Indiola.    Sed  re- 


98  ^pi^apkkcbe  Außkkien. 

XVIL  S  47«  Note)  der  vou  Upsius  angenonpeaf^  Aimclitt 
dto  Ära  CKonim  sei  in  dec  dvitaa  Obiorum^  der  spAtereo 


deAmu»  ad  Tadtam,  oulus  distantiae  intor  Aratn  Ubiorum   et 
'  '  Yetera  Bönnae  ab  eisdem  interttUium  plane  reBpoirdet:-loqueii8 
'    Ä(eiftpe)  de  Qdinta  et  ündevlgesima  JogiombuB,  ait,  eas  apud 
eexagesimum  lapidem,  in  loeo,  eul  Vetera  aoiiieii  estet,  hyber. 
nässe,    quae  rati6  noatra'e  ratiocinationi  plane  et  ommao    oon- 
graens  est:  tanto  edim  interrallo  oppidara  Xanotensium  (Vetera 
haee  fuenrnt)  'Bonna  distat '  FuSt  oum  existimarem  hano  Ubio- 
ram  aram  sltatn  fuisse  in  aroe  Qodesberg,  quae  est  Arobiepis- 
copi  Cdlömensis;  ad  Y.  fere  lapidem  supra  Bonnam,  quod  illio 
fäDum  Aösculapii  fuisse,  ex  inseripüone  antiqm  lapidls  eoQstaret, 
'  et  yeriaimile  Tlderetar,  aram  in  editiere  looo  posltam.    -Hooque 
adeo  mihi  petsuaserat  illtistris  Movae  Aqoilae  Cemes  Hermannas, 
'   antiqultaHs  et  historlarum   oUm   peritis^mus.     Persnaseram   et 
ego'  odmxnumbus  quibosdam  amlclB ,  oum  eis  in  aedibns  meis  e 
'    muforum  pidnis  aroem  Ulam  ostenderem.  Sed  errayimus«  -  si  non 
toto  toelo,  quod  aiunt,  eerte  bona  eius  parte :  nam  et  nimis  longo 
'  a  Primae  iegionift  oastris  abest,  neo  alla  sunt  vesUgia,  quam  la- 
pidis  isttus  Aesoulapiani ,   yeri   similiusque  adeo  est,   Romanos 
longo  pOst  tempore,  cum  Bonnam  inoolerent,  sanitatis  Doo  illio 
'saoellum  constituisse,  in  quo  quidem  ipso  etiom  säum  quidem, 
tfed  a6eeptum  a  Oraeois  morem  obseryarunt,  quo,  auctore  Plu- 
taröbo,  et  in  lools  editisi  et  extra*  opplda,  faaa  hulo  Deo  pone- 
bantur;    84  d,  quo  oertius  etiam  oredas,  [non]  nos  errasee,  inye- 
nimus  none  nupet  Berobemius  et  ego  lapidem*  Bonnaa,   in  pa- 
blica  Tia  negligenter  looatum,  ouius  litterae  rotarum  attrita  exe- 
sae'  insoriptioftem  indioant  huius  (sio !)   rei  magis   congr^entem. 
Testatur  enim  lUe  templum  Martir  inibl  fUisse,   tuno  retustate 
*    boUapsum,  ao  temporibus  Diocletiani  et  Maximlatii  AA.  a  solo 
restaüratum.    UtHusque*  lapldis  tnscriptionem  tibi  iransmitto,  te- 
q&e  adeo  eonsulo,  Modi,  absurdene  adeo  faoturum ' pntes ,   qui 
oonieoerit,  Ublos  oum   ab.  Augustoirf  GaUiam  traducti ,  et   in 
proximis  Rheno  agris  oolloeati  essent,  aram  oonstituiase,  ad  quam 
iurisiarandi  Deoi^omque  religionO  ee  adstcingerentyin  fide  man- 
soroB.    Qaod  st  tibi  oredlbilo  TidebitOf,  yidebitur,  haud' dubio,  et 
Qlad;  Marti  »qa  potiasiinuni  »aorain  iUam  rolaisse.    Guiaa  anim 


BohroMicie  Amdekien.  M 

0«lorf«AgiipfuicMi8  SU  mchfB,  bdgvpli^teti  jcioeh  habet 
ü#  TiNi  Canpiog  Mr  die  UeniüeiraDf  vm  Ära  Dbionm, 


D«!  nömtne  larieiurandf  formula  potius  eoaolperetiiri  quam  elafi 
quem  gei^s  haac  pra«clpQo  tempor  honore  eoluit?  S«d  etTran^ 
qiilUiii  tradU,  Aagustum  qvorondam  Barbarorum  pxteotpes  Ui 
ao4o  Martis  altoria  inraro  ooe,gUie,  maoauros  «•  in  fida  et  p^ee« 
quam  peterent.  lUud  est,  quod  mihi  non  aatis  plaoet|  qaod  ad<« 
ieetam  hio  Marti  et  attributum  prope  otlosum  yidetar,  nid  si  ta 
aliter  Btataet,  et  ideo  ad  rem  facere  putabis  ut  per  hoo  slgnifi. 
oentor  Ubfi  non  pacem  tantam  eultiiri  ipd«  sed  militatuH  etiam 

• 

ad  hoo  delnoeps  adTersns  hosiea  Romani  nominis;  et  Bcribit 
certe  de  üs  Tacitus  in.libello  De  meribus  Germanornm]  expe- 
rlmeoU»  fidei  aaper  iptam  Rheni  ripam  eoUoeaios,  ut  aroerent, 
noB  nt  euetodirentnr.  Et  liaee  qnldem  de  Ära  Ubioxmn  qnae 
dioerem,  jam  habebam,  quae  si  forte  tibi>  Modi,  non  plaeebant: 
dieamns  sane  Ubios  iolenti  tum  oonsaetudine  Aagotto  aram  eon- 
.«titaisso,  in  memoiiam  beBofiefl,  qao  ab  oq  tradneti,  drt  ab 
Agrippa  militiae  Tiotoriaeque  Aagosti,  ut  Taoitua  alt,  sooio  in 
fidem  acceptii  et  in  proximls  Kheno  agris  ooüooati  füerunt,  ad- 
ditis  aaorificiis,  deleetisque  ex  primoribus  gentls  saeerdottbuB,  in 
qulbns  fnit  Bigiamundus  Segettis  filios,  qul  saoerdot  apudAram 
Ubioram  oreatus,  defielentibus  Germanls  Tittas  mperat,  profu- 
goa  ad  rebelies.  Sie  Augusto  Ära  dedioata  Lngdnnii  saoerdoto 
oreato  C.  Juüo  Yeroondari  Aedno,  Jttlio  Antonio  et  Fab.  Aftt- 
eano  Cosb.^  Bio  eidem  Augneto  Narbone  Ära  in  foro  podta 
eet,  eertisque  legibus  dedioata,  ut  statis  diebus  eiuB  numini  sup- 
piioaretur  hostiaeque  immolarenturi  T.  Statüio  Tauro,  M.  Aemi- 
lio  Lepido  Coss.  ut  habet  insoriptio  marmoris,  quam  odidit  Eliaa 
Ylnetus  in  Ausoniom.  Bio  in  Biftannia  templum  D.  daudio 
eonstitutum,  quasi  arrha  aetemae  domlnationis.  Deniquo  deAn- 
gttsto  qoidem  auotor  quidem  TranquiUnSi  plerasque  provincia- 
rum  praeter  templa  et  aras,  ludos  quoqoe  quinquennales  pene 
oppidatim  ei  eonstituisse.  üt  Jam  nihü  mirum  ^rlderi  posslt,  si 
et  UbU  Aram  Augosto  dioaTorint,  adhibitU  in   hoo  ceremonUt, 


•)  Bnetunias  in  Claudio,  Florui  opliome  üb.  OXXXIX.  (\9g. 
OUXVU)  Uatoiiae  UfUnaa. . 


100  Bpigfü^fUidie  AnaUiUn. 

dem  Sland^artier  der  1.  imd  M.  LegiM  «atcr  TibcAii 
(Tac.  Au.  I,  86),  mit  Bonna  mid  Bonnensia  eastn,  wie  der 
Ort  in  der  Geschichte  des  Bataverkriegs  voa  Tadtoa  geaaul 
wird  (Hbt.  IVy  25,  90),  geltend  genachien  Orftnde,  Daaent- 
lich  die  durch  das  Beispiel  vonVetera  (Xanten)  nnterstfltste 
Annahae,  dass  der  flrtlher  namenlose  oder  nnbedentende  Ort 
doTch  den  langen  Aufenthalt  Ton  Legionen  allmählich  m 
einer  rolkreichen  Stadt  (oppidum)  angewachsen  sei,  sodann 


■«•» 


mt  in  tpeolem  religiools  saam  erga  prlnolpem,  Pop.  Q.  Rom.  pro- 
barent  fidam.  Nam  ut  eos  a  foeda  et  penüeiosa  adnlatlone, 
qaae  postea  inoloTit,  utpro  DooAugtistns  habareinr,  ezimamas; 
qaid  prohibet  dloare ,  UbioB  aeternae  memoriae  et  reTarentiae 
arga  Augaatam  Aram  ooUooaBS«?  Qaod  ogo  taman  at  ÜIA, 
Modi,  probem,  noa  laboro:  ago  inqaam,  qai  Araa  hniiia  sltum 
at  regionem  indioaua  oontontus,  religionam,  qsam  la  aa  oolaa- 
ront,  Aogustiqaa  anod^iüHUVf  cum  Arminio  Gennano  ridea,  oam 
TartuUiano  etiam  detestor*. 

Habas,  mi  Lipsi,  doetissimi  Tiri  Bupar  haa  ra  leateiitiam, 
quam  at  taa  oomprobari,  aat  argumentii  alloqni  debültari  ye- 
hamenter  optenk,  ita  na  quid  hie  deesee  ponet  tibi,  qaoqno 
modo  hac  perttnens,  plaeuit  inBoriptiones,  de  qaibaB  aglt  Cam- 
pioB,  hie  Babiungere,  Bi  quid  forte  in  alterutram  partam  apad 
te  Talera  poBsent,    Yale. 

In  aree  Godeiberg: 

FORTVNIS 

SALYTARIBVS 

AESCVLAPIO  HYG///*) 

Q-VBNIDIVS  RVP/// 

MARIYS  MAXIM  /// 

CALVINUNV/^ 

LBG-LEG-I'M-P/// 

LEG  •  AVG  •///////  PR . 

PBOyiNO'CIHG^/ 

D/A////// 
*)  JByyr^fjir^pato  fiÜBBe.  Videatar  Thes.  aatiqnhatfa  H.Golt. 
bU  noBtii.  et  Aldi  0'rthographla..omn.a]ibi  lom  ii^Hmie  p.  171« 


Epigraphiiche  Analeklen.  iOl 


üb  geoue  UebereinsliimBaog  der  vod  Tacitils  (Ann.  I,  45), 
angegebenen  Entfernung  der  An  Ilbiomm  mit  der  wirklU 
eben  Lage  Bonns,  —  so  viel  Einlencbtendes  ond  Uebenen*^ 
gendes,  dass  diese  Ansiebt,  welcbe  aueh  Oelenius,  Clnver, 
von  Cierolt,  Bflckstnhl  u.  A.  tbeilen,  als  die  an  meisten  be^ 
tecbtigte  encheint  Uebrigens  müssen  wir  der  von  Prof. 
Ritter  an  der  angeftthrten  Stelle  ausgesprochenen  Ansicht,  dass 
die  Ära  Dbiorum,  welche  von  den  Ubiern  ohne  ZweiM  dem 
vergötterten  Angustns  geweiht  war  (gleichwie  die  Gallier 
ihm  die  berflhmte  Ära  in  Logdunum  errichtet  hatten) ,  nicht 
mit  dem  in  dem  Bonner  Museum  befindlichen  grossen  Steine 
mit  der  Inschrift  'Deae  Victoriae  Sacrum'  identificirt  werden 
dürfe. 

Kehren  wir  nach  dieser  kleinen  Absehweifiing  Hber  die 
Ära  Ubiorum  nu  unserer  Aufgabe,  der  in  dem  Briefe  auerst 
mitgetheilten  Inschrift  des  Mars  Militaris  zurück,  so  müssen 
wir  aunftchst  die  Tbatsache  hervorheben,  dass  Jacob  Cam- 
plus  in  Ckmeinschaft  mit  seinem  Freunde  Berchem  nu  Bonn 
auf  einer  nicht  näher  bezeichneten  öffentlichen  Strasse  den 
fraglichen  Inschriftstein,  woran  die  Charaktere  bereits  durch 
das  Darttber&hren  von  Wagenrädern  abgerieben  waren,  nadi- 


Bonnae: 
INH-DD 
PRO  •  SAXVTE  •  IMPP  • 
DIOCLETIAKI  ET  MAXIMI 
ANI  •  AVOa  •  C0N8TANTI  /// 
ET  MAXIMIANI '  NOBB  ' 
CAESS  •  TEMPLYM  -  MARTI/// 
ILITARIS  •  VETVSTATE  COL 
L APSYM  •  AYR  •  SINT VS  PRAE 
£EC  •  IM  •  S  •  A  •  SOLO  •  RESTI 

Tvrr  •  DIE  xm  •  kal  •  oc  • 

//VSOO  a-  ANVLINO  COS'  ♦) 
*)  Id  eat,  TuMo  ei  Anulino  Com.  quorom  oonf uUluf  faioldil 
In  ssnom  Cluifti  29& 


10t  Bplgräj^chä  änaldML 

IHüig  eingekgt  (bcalimi)  |;efiuiieii  nad  di«  Inadnift  ••* 
pirt  iwbei  Bbie  f  enanere  Angabe  Ober  des  Pimdort  dct 
Siekis  bieten  ^  die  Materialieii  jBur  geisil.  ood  wdUivhen  fila* 
tistik  des  niedenbein.  und  westphldiscben  Kreises.'  Erlatigei 
1781»  Bd.L  H.a  S.  182)  wonach  der  Siein  innarlialb  der 
Stadt  Bonn,  wabrschriiilieb  bei  dem  Neubau  des  dureii  Braad 
serstörten  Klosters  in  J.  ISdS  ausgegraben  wurde.  Wo* 
ttigstens  iLamea  damals  laut  einer  alten  KlosterehronilL  ^)  bei 
der  Erdarbeit  grosse  steinerne  Sirge  mit  iiddniseliea  Tod^ 
teagebeinen,  woron  S  im  Klosterhofe  lange  stehen  Uleboa^ 
cum  Vorschein ,  und  b  der  Chronik  heisst  es  ausdrücklieh  t 
*Diese  unsre  Kirch  und  Closter  ist  ror  alten  Zeiten  Kin 
Heydnisdier  affgOtzen  tempel  gewesen,  darin  der  kMgpÜ 
Mars  verehret  worden  ak  ein  oberster  abgodt  in  dessen  Ihr 
der  Tempel  erbauet  worden'  — :  eine  Tradition,  wekhe  aidi 
ohne  Zweifel  auf  unsern  Inschriftstein  grindeL  In  neuenr 
Zeit  hat  der  Hainaer  Archiolog  Lehne  *»)  die  Aeebthdt  ier 
Inschrift  in  Zw^el  gesogen  und  die  Vermuthung  ausgvspro« 
chen  y  dass  der  Stein  mit  Terwitterter  Inschrift  durch  einen 
neuen  Stein  und  eine  der  alten  nicht  treu  nachgebildete  In* 
schrift  ersetnt  worden  seL  Als  Gründe,  weiche  Ür  eine  spS» 
tere  Zeit  aeuge n  sollen ,  werden  angefllhrt :  der  nnrgmiselie 
Zusatn  'militaris*  m  HIartis,  dann  'praefectus  imp(eratoris)\ 
endlich  die  moderne  Beaeichnung  des  Datums  DIE  XIII.  H. 
OC.  Die  erste  dieser  Ausstellungen ,  das  Attribut  des  Mais 
betreffend,  woran  auch  Jacob  Campius  angestossen  ist,  erle- 
digt sich  sehr  leicht  durch  Vergleichung  einer  Parallelin- 
schrift  bei  Henien  n-Sen,  worin  ebenfalls  ein  Mars  Mili- 
taris  Torkommt  Dieser  Beiname  des  Mars  bt  mit  'Gam  pe- 
ster' (Or.  n.  18SS.  flg.  SdM)  au  vergleichen ;  durch  beide 


24)  Getoh.  der  Stadt  Bonn  r.  K.  A.  Mfiller.    Bonn  1884.  S.  34. 
86)  Dorow,   did  Denkmale  genn.  a.  rOm.  Zelt  in  don  rheinitoh- 
wsatphSUiohan  ProTinsen.  Stuttg.  u.  Tttblng.  1828.  t.Bt.  S.  48. 


Epigraphiiche  AnaHdäen.  lOS 

Beinamen  wird  Mars  als  Schntzpatron  des  gesamnten  Waf* 
fenbandwerks  y  als  eigentliclier  Gott  der  rttmisclien  Lager 
und liegionen  bezeichnete^).  Begrfindeter  wflrde  der  zweite 
Verdachtsgnind  sein,  wenn  die  Lesung  IMP,  welche  Dorow 
anfgenomnien,  richtig  wäre :  denn  mänes  Wissens  tndet  sich 
dn  praefectus  mit  dem  Zusatz  Imperatoris  nirgendwo  auf 
Inschriften ,  da  die  versttImmeUe  Inschrift  bei  Orell.  n.  8421 
nichts  beweisen  kann.  Allein  in  der  Bd.  princepsi  d.  h.  in 
der  Abschrift  unseres  Campius  steht  IM. ,  eine  Sigle ,  deren 
Deutung  freilich  uns  in  neue  Bedenlilichkeiten  verwickelt 
Deuten  wir  dieselbe  nämlich  mit  Orelli  (n.  1856)  durch  im- 
pensa  sna*,  so  bleibt  praefeclus  ohne  ein  die  Charge  näher 
bezeichnendes  Attribut  z.  B.  Urbi,  praetorio,  alae,  cohortis, 
legionis,  wdches  nach  dem  Stil  der  Inschriften  niemals  fehlt. 
Um  diese  Schwierigkeit  zu  lOsen  sehe  ich  keinen  andern 
Ausweg,  als  die  auf  den  notorisch  verwitterten  Zustand  des 
Steins ,  auf  dem  nach  Kampfs  Abschrift  in  der  4.  Zeile  ein 
I  hinter  Constanti ,  in  der  6.  Z.  das  S  bei  Marti  in  der  7. 
das  M  bei  MiUtaris,  in  der  8.  Z.  das  N,  endlich  das  T  im 
Anfang  der  letzten  Zeile  fehlt ,  gestfttzle  Vermuthung,  dass 
Jacob  Campius  in  der  8,  und  9.  Zeile  einzelne  halberloschene 
-Buchstaben,  die'  er  nicht  mehr  genau  lesen  konnte,  nach  eig- 
nen Ermessen  ergänzt  habe.  Wenn  ich  mich  nicht  tättsche, 
so  stand  in  der  8.  Z.  nach  PRAE  noch  ein  F,  femer  war 
in  Z.  0  der  erste  Buchstabe  nicht  ein  P,  sondern  ein  L,  end- 
Heh  Ist  C  in  6  zu  verwandeln.  Nach  dieser  im  Ganzen  ge^ 
linden  Aendemng  stellt  sieh  ein  PRAEF(BCTVS)  LEO  •  I  * 
n  %  d.  h.  der  P(rima)  M(inervia)  heraus,  welche  hier  einzig 
nud  allein  genannt  sein  kann.  Ein  Praefectus  derselben  Le* 
gio  erscheint  mit  gleicher  Bezrichnung,  PR.  LEO.  IM.  ohne 
den  spätem  gewöhnlichen  Zusatz  P(ia)  F(elix)  bei  Lersch 
C.-M.II,  20.  Gruter.  CHI,  11.     Noch  erfibrigt  das  folgende 


26)  L.  Prelier,  rom.  Mythologi«.  Berl.  1858.  S.  310'  nebtt  Aam.  5. 


104  BpigraphiMche  AnaleUem, 

8  n  erklAren.  Wenn  Dicht  vor  dem  S  eis  P  gestuiea,  m 
dasa  wir  die  Sigle  S(«a)  P(eciiiiia)  annehmen  konnten «  aa 
Ueiht  die  Möglichkeit  daa  S  durch  Severianae  oder  Sepü- 
mianae  an  deuten,  ein  Beiname,  der  von  Dr.  BeUermann  ala 
der  hieaigen  Legion  angehörend  nachgewiesen  worden  ist  *^). 
Was  den  dritten  Anstoss  betrifft,  so  ist  dagegen  na  bemerken, 
dass  Lehne  wahrscheinlich  nach  Hflpsch,  Epigrammatografhic 
fUschlicb  XUIL  M(ensU)  OC.  statt  XIIL  KaL  OC.  liest,  wel- 
che  letstere  Besmchnnng,  jedoch  in  der  Hegel  ohne  vorge- 
setates  DIE,  die  gewöhnliche  ist 

Somit  wftren  die  gegen  unsere  von  Orelli  unbedenklich 
aufgenommene  und  von  Henaen  nicht  angefochtene  faischrift, 
ffir  deren  Aechtbeit  jetnt  auch  der  Name  des  ersten  Editor'a 
bargen  kann,  aufgeworfenen  Zweifel  glflcklich  gehoben. 

Wir  finden  also  in  unserer  Inschrift  ein  ausdracklichea 
Zeugniss ,  dass  auf  dem  Boden  des  jetat  abgetragenen  En- 
gelthaler •  Klosters  ein  Tempel  des  Mars  stand,  weldier  vor 
Alter  verfallen  war  und  unter  dem  Consulate  des  Tuscua 
und  Anulinus,  d.  h.  im  J.  S96  n.  Chr.  vom  Conunandanten 
der  1.  Minervischen  Legion,  Aurelius  Si(n)tus,  von  Gnad 
aus  hergestellt  und  dem  heidnischen  Cultus  wieder  gegeben 
wurde*  Ist  unsre  Deutung  des  S.  P.  =  sua  pecunia  richtige 
so  erscheint  dieser  Praefectus  als  ein  Mann,  welcher  in  die 
Intentionen  der  Christenfeindlichen  Kaiser  Diodetian  und 
Maximian  bereitwillig  einging  und  bei  den  Fortschritten  der 
Lehre  des  Evangeliums,  welche  damals  bereits  in  den  römi- 
schen Heeren  nahlreiche  Bekenner  aihlte,  kein  persönUchea 
Opfer  scheute,  um  durch  Wiederaufbau  einer  heidnischen  Cri- 
tusstätte  den  eikaltenden  Eifer  filr  die  alten  Götter  unter 
seinen  Soldaten  aufs  Neue  au  bdeben.  Unsre  Vermuthung 
wird  nicht  au  gewagt  erscheinen ,  wenn  wir  erwögen ,  daas 
nicht  volle  10  Jahre  fMher  nach   der  alten  Ueberlieferung 


27}  In  dies.  Jahrbb.  H.  XXVm.  S.  109  f. 


Epi^apkisdie  AnakU^m.  lOi 


iter  a»  Thekaiscbe  Legion,  worin  wk  trots  Tielfachea 
AnfiMksOdnagen  ein  unverwerflicber  Kern  findet,  f  ende  die 
Stadt  Bonn,  nebst  G«ln  «nd  Xanten,  ab  Scbanplati  beneicb- 
■et  wird,  wo  anf  das  Gebot  des  Haximianns  Hereniens  nwet 
Ofickre  md  sieben  Soldaten  der  besagten  Legion  ihm  Glan« 
benstrene  mit  dem  Tode  gebflsst  haben  ^). 

Wir  wenden  nns  nnnmehr  an  dem  letiten  Theil  nnser^r 
Anfgabe,  worin,  sovid  es  die  wenigen  von  uns  anrgeAinde- 
■cn  HotiKen  erianben,  ein  Bild  rom  Leben  und  von  der  wis- 
aenscbafUicIien  Tlifttigkeit  unseres  gelehrten  Landsnnnnes 
Jacob  Kaap  entworfen  werden  soll.  Deber  seine  Geburt 
und  seine  Eltern  ist  uns  nichts  bekannt ;  nur  scheint  er  dem 
NiBMi  nadi  der  noch  jetst  an  Bonn  in  weiblicher  Nachkon- 
■easchaft  Uib^nden  Paailie  'Kanp'  entstaaiat  au  sein.  Sn. 
eben  wir  daher  aanichst  die  in  deai  oben  abgedruckten 
Briefe  enthaltenen  Andeutungen  auf,  so  ergiebt  sich ,  dasa 
Kaaip  au  Bonn  ein  eignes  Haus  bewohnte,  von  dessen  Mauer- 
sianen  ans  er  das  damals  noch  in  seiner  Herrlichkeit  pran- 
gende Schloss  Godesberg  ^) ,  wo  der  von  ihm  mitgetheilte 
Stein ,  der  Fortanis  Saintaribus  geweiht ,  gefunden  worden 
war,  betrachten  konnte.  Die  Frage,  was  dies  wohl  fflr  eine 
Wohnung  gewesen  sein  mdchte,  bin  ich  durch  Auffindung  von 
fwd  urfamdHcben  Quellen  im  Stande  au  beantworten.  Das 
Eirchenarchir  des  alten  Cassiussfifles,  der  jetaigen  Blartins* 
oier  HflttsterpGarrei  bewahrt  nämlich  einen  alten  PergamenU 
codex,  welcher  die  Stiftungsurkunden  einer  im  Anfange  des 
14.  Jahrhunderts  errichteten  Fraternität  anm  h.  Johannes 
im  Itafer  enthält^);  unter  den  Namen  der  dngesdiriebe. 

28)  Prot  Brana,  rar  GaAohieiito  der  Thebaischen  Ijoaion.  WInekel. 
BMUiiiVPrograiiim  f.  d.  J.  1855.  &  16  und  Anm.  1. 

29)  Daa  Tom  Enbisohof  Theodaiiob  von  H«Ui»b«rg  1210  ©rbauto 
ScUoM  wurde  im  J.  1583  in  Folge  der  Gebhard  Tmohteaa'. 
Mhen  Winea  bis  auf  den  festen  Tborm  serstSrt. 

90)  In  dem  Codex  befinden  sieh  iwel  alto  Ablaewutanden,  die  olno 


iOt  EfigrapUMchB  AfuOMen. 

neu  URtgWtier  ilieser  zum  Besten  der  scbleelit  gesteDteii  VI* 
Cftrien  gegründeten  Bruderschaft  findet  sich  vnter  derBubsik 
Nonina  Decanomm  an  der  15.  Stelle:  Jacobus  Kampiva  0. 
Doctor  Decantis  Officialis  Bonnensis  d.  15.  Decenbris  a.  15M 
mit  eigner  Hand  aufgeaeiehnet.  Danach  steht  fest ,  daas  «i« 
ser  Kampius  in  dem  angegebenen  Jahre ,  als  er  sieb  in  4as 
Albam  der  Braderschaft  einschrieb,  die  Stelle  eines  Decanoa 
an  Cassiosstifte  bekleidete.  Das  aweite  ZengnisB  ist  ein  mttM 
dem  Sehiflbruch  der  das  Cassiusstift  betreffraden  Orlranim 
gerettetes,  ebenfalls  im  Archiv^  der  Martinspfarre  niederge* 
legtes  Brmahnnngsschrriben  des  Erzbiscbofs  Oebhard  Traeb- 
sess,  welches  d.  dato  11.  October  1578  Tom  Schloss  Bffliil 
aus  erlassen  ist,  und  von  dem  Dechant  Jacobus  Kampiin 
am  28.  Oct.  dem  versammelten  Kapitel  mitgetheilt  wnnhw 
in  diesem  auch  in  kulturhistorischer  Biaaicht  merkwirdigca 
Encydicum'^)  wird  dem  Decan  nur  strengsten  Pficht  fl^ 


TOD  dem  zu  Ayignon  residirendea  Papste  Benedict  XII.  im  J. 
1338,  die  andere  von  dem  zu  Bonn  weilenden  Cardinal  Pileus, 
im  J.  1382  unter  Urban  VI.  ausgestellt  Bei  der  Seltenli^t  »o 
alter  Indulgenzbrfefe  aollen  beide  Urkunden  an  ^nem  «nderea 
Orte  abgedruckt  werden. 
81)  Der  Eingang  dieses  Ermahnungssohreibens,  dessen  Ifittheilosg 
ich  der  Güte  des  Hm.  Hauptmann  sen.  yerdanke,  enthält  unter 
anderem  Klagen  darüber,  "dass  etliche  Geistliche  Personen,  in 
und  ausserhalb  unserer  Stadt  Köln,  menniglioher  zu  sohlmpfer- 
lichen  Ezempel,  da  man  doch  inen,  bey  dieser  seltzamer  Welt, 
ohnedar  nicht  fast  gewogen,  mit  ungepurliohen  Kleid^ng«a, 
Rurtaen  Mänteln,  zerschnitten  Hosen,  Sammeten  Fadtsr,  ▲«£• 
haltung  Terdechtiger  Personen,  Leistungh  und  Ansteilnngh  mller- 
handt  rielfaltiger  Gesellschaft  und  Comessatfon  und  sonst  go- 
gen  olerikalische  Zugt  Ir  Leben  unordentlich  treiben^'  •*— .  Dass 
unser  Dechant  in  Folge  dieses  Rescripts  mit  ernster  Strenge  ge- 
gen  die  davon  Betroffenen  eingeschritten  sd,  beweisen  zwei 
noch  Im  Torgenannten  Archiv  erhaltene  Dlsoiplinarprotooolle 
aus  den  Jahren  1578  und  1679  ftber  grobe  Exoesse  von  drei 


Ef^graphbche  Anakkten.  lOf 

uttcki^  iaranf  sa  mshen,  dass  '^die  Canonieben,  Viearieii)  Of* 
Idaalen  und  andere  Geistliche  Personen,  den  hh.  caaoniliiis» 
Synadalibua  und  Provindalibus  Slatutis,  ihrem  Stand  und 
Vecation  gemäss  sich  verhalten  und  die  jungen  Cananid  sich 
SU  den  studiis  in  und  ausserhalb  der  Stadt  CMn ,  in  catha« 
lids  Sttivcrsitatibus  —  2u  begeben ,  angehalten  werden.'' 
Diese  Driiunde  aeigt  uns  Jacob  Camp  schon  ein  Jahr  nach 
der  Erhebung  des  6ebhar4  Trucbscss  auf  den  ErubischOli- 
eben  Stuhl  als  Decan  des  Brauer  Stiftes.  Als  solcher  hatte 
er  eine  besondere ,  dem  Stifte  gehörige  Amtswohnung ,  weU 
che  nebst  anderen ,  bei  der  Erweiterung  der  Festnngsbauten 
iBter  dem  mit  Ludwig  XiV«  rerhüadeten  Clemens  Joseph^ 
Biedergerissenen  Kapitelsbausern  hinter  dem  Monster  lag  und 
an  die  dort  vorbeilaufende  Stadtmauer  mit  ihren  Zinnen 
Camronmi  f  innis')  stiess.  Dass  ihn  seine  Neigung  mehr  au 
huaianistischen,  ab  sra  theologischen  Studien  hinzog,  beaen- 
;eo,  ausser  seiner  Verbindung  mit  dem  bertthmten  Niederlän- 
dischen Philologen  M  o  d  i  u  s ,  welcher  damals  zum  Zwecke  set» 
aer  Studietf  die  reichen  handschriftlichen  Schatze  der  Kölner 
StiAs.  und  Kloster-Bibliotheken  benutzte,  seine  freundschafU 
liehen  Beziehungen  zu  anderen  rheinischen  Gelehrten  und 
Befördern  des  Humanismus,  die  nicht  Theologen  waren.  Als 
solche  erscheinen  in  den  Briefen  des  Modius  der  in  Bonn 
wohnende  Janus  Palmerius  Meiler,  welchem  Modius 
CoBJecturen  zum  Silius  Italiens  flberschickt,  ein  Herr  von 
Bornhfim,  Adolf  Scheiffart  von  Bferode,  dessen  Be- 
kaaatschaft  Modius  unserem  Kamp  verdankte,  ein  Graf  Eg- 
ttond  in  Kein,  in  desssen  Hause  Modius  die  gastlichste  Auf- 
aahme  gefunden  hatte,  vor  allen  aber  sein  unzertrennlicher 
Freund,  der  Kölner  Rechtsgelehrte  Hieron ymus  Berchem, 


SttftsnütsUedern,  welche  sa  Karzersträfen  von  14  Tagen  bis  fu 
6  Woehen,  Terbunden  mit  Fasten  und  BussUbongen,  rerurtheUt 
worden. 


tos  Bpigraphliohe  AmUden: 

Wdcbeito  HIoAas  bein  Tode  des  auch  als  iateinisdier  Diehier  ge* 
prieseoen  Freundes  Janas  Palmerins  einen  Cyelos  von  Blegieea 
gewidmet  hat  Wie  lange  es  nnseren  Raap  vergönnt  war,  ins 
Vereine  mit  diesen  in  der  Pflege  humanistischer  Bildung  ge* 
genseUig  wetteifernden  Männern,  neben  seiner  wichtigen  Amto- 
thttigfceit  am  Bonner  Stifte  seine  Neigung  au  histoiischea 
und  epigrapliischen  Studien  au  befriedigen,  darOber  waren 
wir  nicht  im  Stande,  etwas  Sicheres  zu  ermitteln.  Uebrr 
seine  ScbiciLsale  in-  den  nächstfolgenden  jwei  Jafamehatca 
herrscht  tiefes  Schweigen,  selbst  in  Haraheim's  BfUiothek 
der  Gelehrten  des  Erzstiftes  Köln  wird  seiner  nicht  erwäbsL 
Bnit  im  Anfange  des  17.  Jahrh«  taucht  sein  Name  und  seine 
•tille  Wirksamkeit  in  der  ehrenvollsten  Weise  wieder  a«f. 
9er  bekannte  Oeschichtschreiber  der  Stadt  Mainz,  Nicolana 
Serarius  ^^)f  fttbrt  ihn  unter  dem  Titel  eines  Churmainsischea 
^Geistlichen  Richters  und  Protonofarius'  als  noch  leben!  an 
und  beruft  sich  in  Betreff  des  Eichelsteins  zu  Mainz  auf  die 


•^" 


82)  Mogantiftoaram  rerum  libri  Y  auot  NIo.  Serario  S.  I.  S.  Th.  Dr. 
«0  In  Aoad.  Mogunt.  Prof.  Mog.  160i.  p.  61  'Sazeam  iatoini 
qaae  hodie  saperesti  molem  videri  esse  Drusianam  [ut  eredam] 
xnoYet  me  P  tarn  yetos  tamque  omniaoi'  ore  iactata  fam« :  da* 
inde  taata  tarn  maltorum  et  bonorum,  quos  indloaTi,  seriptomm 
auotoritas,  quibus  In  Theatri  urbium  Tom.  V.  oh.  XXrU  sunm 
addere  caloulam  Tideo  Antiquitatis  peritissimami  admodamIl.D. 
Jaeobum  Oampium  Moguntinae  huias  sedis  Archlep.  Eoclesia« 
sticam  iudioem  et  Protonotariiun  sapientissimam.  Cnm  enlin 
de  illo,  qnod  apad  Treriros  est,  Egelano  monnmento  dieaeniis- 
set,  adiicit:  Eimdem  nominü  monumenium  ßxtat  MogwUia^ 
prope  muroi,  guod  induhüatum  mihi  e$i  in  honorem  Dru9i  Oer» 
manid  exitruetum,  —  Ait  Suetonios,  ad  illad  qaotannis  deoar- 
rere  militem.  Oportuit  iffitur,  alt  1.  c.  'D.  Campius*:  tumulum 
non  momenianeum  negue  levis  operie  $ed  fimUorte  ei  perma^ 
'  nentie  fuisse»  Auf  p.  62  f flhrt  Serarius  wegen  der  Herleltong 
des  Namens  Eiehelstein  Ton  aquila  nochmals  Kamp's  Autorl- 
tKt  an:  'quod  aguilae  slgnum  ei  superpositum  fuerft*. 


Epigrapldsche  Anakktm.  lOf 

Atctorttlt  *fl€8  in  der  Alfterthaaskunde  so  erfkbrenen'  Jac 
Canpins.  DOrfen  wir  aber  die  Ursacheo,  welche  imserea 
geiebrleii  Stifts -Decaa  bewogen  haben  mdgen,  seine  ehren- 
▼olle  «nd  far  ihn  so  angenehme  Stellung  in  Bonn  mit  einer 
neuen  WirfcsamlLeit  in  der  Metropole  einer  fremden  DiOzese 
SU  rerüittscben,  eine  Mutbrnassung  wagen,  so  bieten  die  den 
Tnidisessisdien  Wirren  nachfolgenden  bis  num  J.  1588  an- 
dauernden  Kriegssttirmf ,  in  welchen  die  Stadt  Bonn  durch 
wiedethoite  Belagerung  und  durch  denUebermuth  der  einge» 
drungenen  SchenlLischen  Schaaren  aufs  Aergste  heimgesucht 
wurde,  xu  einem  solchen  Entschlüsse  die  nattlriichste  und  da«- 
her  wahrscheinlichste  Veranlassung.  Dass  unser  Kamp  auch 
IQ  Main«,  dem  Sitae  einer  Universität  und  einer  so  reichen 
Faodstatte  römisdier  DenlLmfller ,  die  ihm  vergönnte  Müsse 
SU  seinem  LieUingsstudium  der  Archäologie  verwandt  habr^ 
Keht  ans  dem  eben  angeführten  Zeugnisse  des  Serarius  zur 
fienflge  hervor.  Hiernach  erfahren  wir  ausdrticklich ,  dass 
er  an  dem  jetzt  selten  gewordenen  historisch-geographischen 
Bilder-  und  Karten- Werke  des  Dechanten  Georgius  Agrippa 
Brnin  (Brauu) ,  welches  zu  KOln  vom  J.  1572  bis  1618  in 
6  Foliobanden  gleichzeitig  in  lateinischer,  deutscher  und  fran* 
zösischer  Sprache  erschienen  ist,  Mitarbeiter  war;  wahr- 
scheinlich hat  er  die  historisch  -  antiquarischen  Notizen  Ober 
die  von  den  Römern  gegrandeten  Rheinstadte  mit  ihren  noch 
vorhandenen  Denkmälern  grOsstentheils  redigirt^). 


33}  y«rgl.  iiber  das  Werk,  welches  weder  die  Ueslge  UnlrerBitlU- 
bibUotheky  noch  die  Stadtbibliotheken  yon  KSin  und  Koblenz 
besitz«!,  Dr.  Gwinner  im  Arohir  für  Frankfurts  Qesehlehte  und 
Kunst.  N.  F.  1.  Bd.  Frankfurt  1860.  S»  279.  Der  deutsche  Ti. 
tel  des  Buches  ist:  'Beschreibung  u.  Gontrafactur  Ton  den  Tor- 
nembsten  Stetten  der  Welt'.  Von  der  lateinischen  Bearbeitung, 
die  den  Titel  fährt:  Urhtum  praetsifmarum  mundi  thectrum, 
'  finde«  sich  ein  Exemplar  4n  des  städtischen  Bibliothek  su  Mains  { 
Idder   aber  fehlt    laut  brieflicher  Mltthellaag   des   Hm^  Prof. 


!§•  Epigraphische  AnMten. 


zweites  thtenits  Zeugnm.  über  «nsereii  Kanp^  Weichet 
ieiue  mit  Eifer  uni  EtMg  fortgesetzlen  epifraphischcii  Be^ 
fehifligiiflfgen  bekundcl ,  kat  Grvter  io  der  Vorrede  Mm  mm 
mem  Corpus  uiscriptiomrai  (Heidelberj^oe  1608  und  168S)  Um^ 
terlassen  ^).  Wir  eebeii  daraus,  dass  Groter  eineo  niehl  «o« 
bedeutenden  Theil  der  seiner  Sammlttng  einverleibCea  tbot« 
niscben  Inscbriften  mittelbar  dem  rbeioiscben  Archidiacoav 
verdankte*  Dieser  hatte  nämlich  von  den  nahlrricheu  TMtt<- 
sehen  Steinen  ^^) ,  wekhe  bald  daranf  die  Stürme  des  t7> 
Jahrh.  grdssentheils  der  Zerstl^rung  Preis  gaben,  Abschriften 
genommen  ond  das  Manuscript  seinem  Freunde  Marqvnrd 
Fr  eher,  dem  Geschichtschreiber  der  Pfal^,  n«  Hddelberg 
überlassen,  welcher  dasselbe  wiederum  dem  Gruteras  Aer^ 
liess*  Gruter  bezeichnet  die  Herkunft  dieser  Inschriften  gc« 
ivöhnlich  durch  die  Wortes  Campius  Frehero,  .welche  auoh 
in  Hflpseh  Epigrammatographie  bei  niederrheinischeft  Stei« 
neu,  z.B*  no.  23  und  no.36«  angefahrt  sind.  Die  Bichtigfcnit 
dieser  Thatsache  bestätigt  noch  der  spätere  Historiker  vm 


Klein  gerade  das  Ton  mir  verlangte  23.  Blatt  des  5.  B.|  da« 
von  dem  früheren  Bibliothekar  Bodmano  ausgerissen  worden 
sein  soll. 
34)  In  der  (unpaginirten)  Praef.  führt  Q.,  nachdem  er  zuerst  die 
BdllrXge  des  jthagem  Meroator  und  sines  Aaohener  FVeundes, 
Joh«  ViTiaauSi  d«r  ihm  die  von  dem  kiui8lUebeiide&  «Qrafba 
Hermann  yon  Blankenheim  gesammelten  Insohriflen  absusohr«!- 
ben  Sbemommea  hatte»  u.A.  dankbar  erwähnt^  also  f ort s  Qaod 
et  de  te  dictum  volo,  Marqaarde  Frohere ,  ^  .euggeBsisÜ  enim 
illa  omniai  quae  pridem  ab  interitu  yindicarAt,' tractu  Ma^nüno, 
JaoobufCampius Archldiaoonus,  reram literarumque TOterum 
imponse  dootus  — . 
.  30)  'DamaU  standen  noch  1000  schSne  r$m.  Steine  überall  io  Mains, 
ehe  sie  in  d.  J.  1632  ff.  und  1683  zn  Grunde  gingen^  »chreibt 
.  mir  Prof.  Klein  Ton  Mains»  der  mii;  Gber  Gampiat  daakeiMwerthe 
i^ingerxelge  gegeben. 


Epigraphische  Analekten.  111 

Maiu  Faehs  ^) ,  der  aber  wahrscheinlich  nur  aus  Serarlus 
feschöpft  bat  Ausser  dem  hier  AngefOhrten  erfahren  wir 
nichts  mehr  weder  über  die  wissenschaftlichen  Arbeiten,  noch 
über  die  Lebensschicksale  Kamp's.  S  c  h  u  n  k ,  in  seinem  Ge« 
lehrten  Mainz  '^),  weiss  nichts  Aber  ihn  zu  berichtent  als  die 
den  Serarius  entlehnte  Notiz,  dass  er  zu  Anfang  des  17. 
Jahrb.  Erzb.  Mainz.  Protonotarius  und  der  Verfasser  (?) 
oder  Mitarbeiter  des  Theatri  Urbium  gewesen.  So  vollsian- 
dif  war  das  Andenken  an  den  verdienstvollen  nnd  edelge- 
aianteo  Gdehrten  in  Folge  der  durch  den  verheerenden  dreis^ 
sigAhrigen  Krieg  einreissenden  Barbarei  erloschen,  dass  sich 
mcfat  einmal  eine  Angabe  über  sein  Todesjahr  erhalten  hat. 
Doch  anch  die  dürftigen  überlieferlen  Thatsachen  lassen  uns 
in  Jaoob  Kamp  eine  jener  edlen  Naturen  erkennen,  welcho 
ihr  hAchales  Vergnflgen  im  Forschen  und  Erkennen  der  Wahr« 
Ml  finden  und  die  Frflchte  ihrer  stillen,  erfolgreichen  B^ 
mAimigen  neidlos  strebenden  Freunden  Abblassen,  ohno 
selbst  nach  Schriftstellermhm  zu  geizen.  Möge  dieser  kurze 
biographiache  Versuch  Veranlassung  geben,  ttber  die  Lebens« 
«nstittde  und  das  Wirken  eines  mit  Unrecht  vergessenen  Ar« 
cbielogen  weitere  Nachforschungen  anzustellen ;  mttglich^  dasa 
die  werthvoUe  Handschrift»  die  er  dem  Historiker  Freher 
schenkte,  noch  irgendwo  im  Winkel  einer  oberrheinischen  Bi* 
bliothek  verstedit  Uegt. 
Bonn« 


36)  FucIm,  Alte  Oesoh.  Yon  Mainz.  1771.  B.  I.  186. 

37)  Beitrag«  zur  Malaz.  Ge»chichte.    III.  Bd.    II.  H.    Mainz  1792. 
S.  168. 


4.    jRapaneu0. 

(Hiertu  Taf.  11,  18). 

Der  schtae  N.  13  abgebildete  Carneol,  der  sich  in  Be« 
siüi  des  Herrn  Gr h.*Rath  v.  Quast  befindet ,  stellt  auf  der 
Vorderseile  in  eigentbümlicher  Weise  den  Stura  des  Kaym« 
aeus  dar,  während  er  auf  der  Hinterseite  einen  Scarabftns  hil* 
det*>  Dieser  Sturz  des  Kapaneus  gehört  an  den  eindmcka* 
▼ollsten  y  ungeheuersten  Ereignissen  des  ersten  Thekischca 
Krieges,  der  an  solchen  und  an  hochalterthflmlichen  IdcMS 
reicher  war  als  irgend  ein  anderes  Griechisches  Epoa.  Ge- 
hörte doch  auch  der  Stoff  der  Thebais  einer  weit  älteren 
Zeit  an  als  der  der  liias  und  der  Dichter  derselben  ist  nna 
nnr  als  Homeros,  unter  keinem  andern  Namen,  bekannt  ge<* 
worden,  so  wie  die  der  Uias  und  der  Odyssee,  während  fast 
alle  andern  alten  epischen  Gedichte,  indem  sie  auch  vntcr 
diesem  rolksäblichen  Namen  und  Ehrentitel  des  ans  meh- 
ren einaelnen  Heldenliedern  ausammengesetsten  Gedichts 
giengen,  doch  auf  ihre  Eigennamen  in  verschiedenen  Oegen- 
den  aurflckgefflhrt  wurden.     Diese  Thebais  hatten  die  Atti- 


*)  Oolegentlioh  eines  Besuches  bei  dem  Hrn.  Qeli..R«th  ▼.  Quaet 
gewährte  mir  derselbe  die  Anschaaung  dieses  Torireffliohen  Inta- 
glios  sammt  der  Erlaabniss,  denselben  für  eine  Fabllcation  in  die* 
sen  JahrbüSbem  tu  benatzen»  Der  Stein  seichnet  Ach  durah 
ein  stÜToll  flaches  und  scharfes  Relief  aus  und  ist  beafiglloh 
seiner  Herkunft  au  sagen,  dass  Hr.  y.  Quast  ihn  Ton  dem  Ter- 
storbenen  Geh.*Rath  Schulz  in  Dresden  erUelt  und  dieser  Ihn 
wahrseheinlioh  wShrend  seines  Aufenthaltes  in  ünterltalien  er- 
warb. E.  aas*n  Weerth. 


KapmmB.  118 

fldieii  Tragiker  nr  Qnelle  wo  sie  den  Kapaneiis  berührten, 
mi  nUe  Andern*  Nur  das  Bine  ist  von  ihm  bekannt,  dass 
er  das  Brklhnen  der  Sieben  von  Argos  die  Kadnieische  Veste 
sack  gegen  den  Rafth  des  Sehers  itnd  die  Zeichen  des  ^  Zeus 
erobern  nn  wollen,  weiter  trieb  als  einer  der  Andern  nnd 
gaon  nahe  der  Einnahme  der  Stadt,  da  er  die  Stnrmleiter 
angesetzt  und  erstiegen  hatte,  deren  Erfinder  er  genannt 
wird  ^),  von  Zeus  hermbgeblitst  wurde.  Sophokles  giebt  ihm 
eiae  Fackel  in  die  Hand  ^) ,  womit  er  die  Stadt  annuzQnden 
dachte.  Zeus  hatte  das  gegen  die  Stimme  des  Amphiaraos 
bescMossne  Unternehmen  Schritt  vor  Schritt  mit  fiblen  Zd- 
eben  und  Sehrecknissen  verfolgt;  aber  die  Muthigen  hatten 
sich  nicht  abschrecken  lassen.  Das  ahnungsvolle  Grauen  wei- 
ebes  das  von  einem  roissachteten  Seherspruch  ausgehendev 
die  ansserste  Kriegswuth  und  Feindschaft  athmende  Gedicht 
beherrschte,  nimmt  Aeschylus  in  den  Sieben  num  Anlass  den 
trotrigen  Muth  des  ganzen  Heers  im  Kapaneus  auf  die  Spitze 
SU  steigern,  indem  er  ihn  im  vorstflrmenden  blinden  Helden- 
math den  Blitaaeichen  des  Zeus  vor  dem  Auszug  aus  Argos, 
deren  er  sich  in  diesem  entscheidenden  Augenblick  sehr  na* 
ttlrilch  erinnerte,  ausdrficklich  Trotz  bieten  lasst: 
Denn  ob  es  Gott  gefalle,  sprach  er,  oder  nicht, 
Werd'  er  die  Stadt  austilgen  und  ihm  numner  Zeus 
Groll  in  den  Grund  einschlagend  hemmen  seine  Bahn: 
Der  Blitze  Leuchtuogen  und  der  Donnerkeile  Wurf, 
Was  seyn  sie  mehr?  mittagig  schwflhie  Sonnenglut. 
Die  Vennessenheit  des  Sophokleischen  Ajas  ist  sehr  viel 
geringer;  er  ist  seines  Mutbs  und  seiner  Kraft  so  voll,  dass 
er  prahlt  auch  ohne  den  Beistand  der  Athena  siegen  zu 
Wollen,  wofiDr  er  erfahren  muss ,  wie  ohnmachtig  und  nich- 
tig der  Mensch  ohne  Gott  sey.    Kapaneus  •  spricht  fem  Tau«* 


1)  Yeget  de  re  milit  4,  21. 
1^)  AmSf.  185  ntf^ipi^oQ. 

8 


114  JGnNMwiiti 

nd  Beiner  Kampfliiet,  ein  entschieden  Unfliniriger  an  üe 
Seher  und  die  Zeichen  in  so  fMher  Zeit,  den  Ckwiltemeioh«i 
des  Zens  Hohn^  die  ihn  nicht  abhalten  stillen  seinen  Willen 
dttrchsusetnen  9  nur  Erseheinungen  seyen  und  nichts  hedea- 
teten.  Zeus  aher  richtet  auf  seinen  Nacken,  als  er  scton 
auf  der  üdhe  der  Zinne  angelangt  ist ,  den  Blitn  nnd  er 
sinlit  hinab. 

Fflr  die  Kunst  ist  dieser  Gegenstand  minder  günstig ,  im 
sie  an  so  trotaige  Ueberktihnheit  und  verwegene  Frtigeisle* 
rei  nur  erinnern,  sie  nicht  ausdrücken  kann«  Selbst  nur  als 
Giganten  den  Kapaneus  danrastellen ,  wie  ihn  Aesehyhin 
nennt,  vermöchte  sie  nur  in  Verbindung  mit  andern  ScenM 
des  Kriegs,  wie  wir  ihn  auch  aufgenommen  finden  in  Gemil* 
den  des  Philostratus  (2,  29.  30)  und  wie  er  in  einem  vnn 
Zoega  erwähnten  Relief  der  Villa  Pamfili  vorkommt:  andi 
an  einer  Etrurischen  Aschenkiste  ist  er  riesiggross;  aber 
diess  bedeutet  nicht  viel.  Es  wird  daher  auch  kein  alten 
Kunstwerk  gerflhmt  das  ihn  darstellte,  obgleich  nwel  ake 
Gemälde  knra  erwähnt  werden.  Dm  so  mehr  Aufmerksam* 
keit  verdient  ein  Albanisches  Basrelief  in  pentdischem  Mar* 
mor  bei  Winckelmann  (Taf.  IM)  und  Zoega  (Taf.  47),  des- 
sen  Meister  verstanden  hat  wenigstens  die  ttbergewfthnliche, 
die  wunderbare  Natur  und  Kraft  des  Kapaneus  anmdeuten« 
Der  Riese  nemlich,  indem  er  vom  Blita  in  den  Nacken  ge- 
troffen nusammenkracht ,  greift  noch  dahin  wie  nach  einer 
Wunde ;  er  erscheint  mit  grunmigem,  abmr  uaveraerrtem,  ge« 
fasstem  Gesicht  und  mit  noch  nicht  gana  erseht^pftor  Kraft 
in  dem  aurflckgreifenden  wie  in  dem  noch  den  Schild  hal«> 
tenden  Arm  und  in  den  dem  Hinstaraen  widerstrebenden  Bei- 
nen* Der  Blita  selbst  hat  nicht  vermocht  ihn  aogenblieUkh 
au  töden.  Die  Figur  gehört  an  den  sinnreichsten  und  ge- 
waltigsten ')•    Unter  den  von  Argos  nach  Delphi  geweihetea 


8)  Nioht  richtig  f«Ml  Zoags  den  Oadaalwii  dei  A.tMk3rii»   auf: 


M0pmeu$.  115 

Scttoea    der  sidbca  Anftbnt.  gtgtn  Thekea  war  auch  die 
des  Kapaneas  und  cia  Epigramm  auf  dae  ist  erhalten  0* 

Für  geschnittcae  Sieine,  die  oft  an  die  berflhmUsten  He- 
reenmythen  mehr  erinaern  wollen  um  einen  Ringstein  an 
kenaaeichnen,  als  ihnen  einen  voUatftndigen  und  den  Regeln 
der  Conpoaition  von  allen  Seiten  genügenden  Ausdruck  ge* 
ben,  war  Rapaneus  ein  aiemlich  anlockender  Gegenstand, 
weil  die  Scene  so  stark  auiltillt  und  auf  -die  Ratastrophe  des 
Bdden  allein  beschrttakt  ist.  Auch  werden  deren  neun  frü- 
her bekannte  veraeichnet  ^).  Ob  darunter  eine  Arbeit  ist, 
wddie  der  hier  bekannt  gemachten  an  Verdienst  gleich 
kommt  9  kann  ick  jetat  nicht  untersuchen :  an  Abwechslung 
fehlt  es  nattirttch  nicht ,  dass  der  Held  jetat  die  Leiter  er* 
rteigty  Yott  ihr  herabgeblitat  wird ,  auf  Stflcken  derselben  au 
Boden  liegt  u.  s«  w.  Gana  sinnig  ist  der  Gedanke  des  nn- 
srigeii»  Der  Blita  ist  am  Hinterhaupt  sichtbar  und  der  Leib 
ist  scheu  entseelt  9  der  linke  Arm  hangt  gerade  herab  1  die 
Botne  knicken  ein :  doch  fasst  noch  die  Rechte  die  Leiter,  an 

TantandoBi  oh'  anoh*  a  dispetto  dS  Glore  la  eitt&  avrebbe  In- 
oendiata  — -  dalla  feroofU  della  mossa  oh*  anoora  saooambendo 
Mmhra  minaeeiare  e  dal  dispettoso  modo  oome  tot  la  carrioa, 
CTO  poreosso  V  avea  U  fulmine  9  dirigo  la  destra  9  quasi  par 
atrapparne  la  saotta  0  dl  nnoTO  scagliarla  oontro  GIoto.  Dieas 
UebormaBS  hat  dem  Staüas  in  der  Thebais  gefallen  10,  897  ff. : 
Ton  Aeaohylus,  welchen  Zoega  anführt,  ist  es  fern.  Auoh  hätte 
er  nnter  den  Bedenkliohkeiteny  die  man  einwenden  kSnnte,  nicht 
nennen  solleni  dass  man  nichts  Ton  dem  Blitze  sieht.  Denn  der 
BUtsstrahl  ist  sehon  yorüber  Indem  Kapaneus  der  Wirkung  des- 
•elbea  mit  der  Hand  nachgeht.  Ohnehin  lässi  die  edelste  Kunst 
nioht  seltan  abiiohtUoh  die  Bhigo  aus,  deren  Wirkung  erkannt 
werden  soll,  wie  sie  Personen  und  ihre  Handlung  Toraussetst 
und  hinzudenken  lässt 

4)  Pausan.  10,  10,  2.    Anthol.  Qr.  4,  8. 

5)  In  den  Gemmenyerzeiohnissen  und  in  Overbeoks  Bildwerken  des 
Thebisohan  und  Trolscheii  Kreises  S.  126  f.  Auoh  eine  Münze 
Ton  PhÜippua  dem  ersten. 


1  IC  Kapamm$. 

weldMV  der  Karper  biMbstOrst ,  im  Fallen  an.  Der  abeve 
Tbeil  der  Leker,  wefchen  allein  der  Stein  fasste,  briebt  un- 
ten mit  einer  Stnfe  ab:  da  man  aicb  mit  ihm  als  einor  Ab*- 
bre?ial«r  der  Leiter  ohnehin  bebdfen  mneste,  sa  wellte 
man  den  Sebein  dasa  sie  nach  unten  in  das  Dnbestimnile 
fartliefe,  nicht  mit  der  Verunstaltung  erbanfen  dass  nie 
das  eine  Bein  der  flgur  deckte  und  in  dem  Oval  doch  nicht 
nach  ihrer  reg elmassigen  Form  hervorträte.  Man  hat  an  ein 
Thor  fedaebt,  und  da  wohl  in  mehr  als  einer  Sage  der 
kehosto  und  gewaltigste  der  Stftdteerstarmer  das  Stadttbor 
aushebt,  so  gäbe  ein  Held  und  ein  Thor  auch  ein  gutes  Rin^ 
bHd  ab.  Aber  Kapaneus  ist  das  Gegentbea  eines  Eroberern. 
Wahr  ist  es  dass  dne  Leiter  leicht  weit  besser  ansudentea 
war.  Da  aber  ein  Thorfltigel  nu  den  nlten  Pestungsmauera 
durchaus  nicht  passt,  anch  die  Andeutung  dass  derUngMck- 
Hebe  neben  einem  der  sieben  Stadttbore  herabgefallen  sey^ 
leer  und  einem  so  geschickten  ROnstler  nicht  annutraueB 
seyn  wirde,  so  mflssen  wir  sagen  dass  das  Ding  an  welchen 
Kapaneus  sich  noch  im  Fall  mit  dem  Arm  annuklammerm 
scheint,  m  errathen  flbrig  bleibt. 

Da  in  diesen  Zeiten,  bei  hochgestiegenem  wissenschaftli- 
chem Fleiss,  der  Hang  herrscht  durch  ^^sanunensncbung  und 
Vergleichung  des  Besonderen  an  gleichartigen  Dingen  die 
Kenntniss  zu  erweitern,  so  wttrde  es  keine  verächtliche  Dn- 
tersuchung  abgeben,  wenn  man  aus  allen  Vorräthen  der  Oem- 
menabdrttcke  diejenigen  aussonderte,  worin  Beschränkung 
und  Bedingtheit  der  reinen  Darstellung  durch  den  Raum  er- 
kennbar ist.  Man  wflrde  dann  nach  geeigneten  Qesichtspunk- 
len  unterscheiden,  Andeutungen,  Abbreviaturen,  Nothbehelfe 
auf  gewisse  Regeln  und  Oewohnheiten  nurackführen,  mandie 
Dunkelheiten  und  Zweifel  verscheuchen,  au  Vielem  als  höchst 
sinnreich  sich  erfreuen.  Manches  ohne  Zweifel  auch  aus  be- 
stimmten Orfinden  tadeln. 

Renn.  w.  Ck  IVeleluir^ 


5.    €ltnr  %xxtdfifdft  unli  rine  timifd^t  9ttfd|nf!  in  Ailtu 


In  4er  im  Juli  18M  Id  Köki  versteigerten  Sammlung  der 
irersforbvnen  Frau  Mertens  -  Schaaffhausen  befand  sich  em 
mter  Nr.  1918  des  Katalogs  ver^ekluieler  Orabslein  »table 
de  marbre  blase  avec  inie  ins4^riptiim  yrecque  a^palcrale^ 
halt.  IB  Cent.,  larg.  t2  cent.^,  welcher  nach  der  Versiehe- 
nug  des  Herrn  Lemperfs  noch  nkbl  bekannt  genaehl  wor- 
den ist.  Wenn  auch  dSese  Ueine  wohlerhaltene  Gedachtniss- 
tafel niclit  im  Rheinlaade  gefunden,  sondern  aus  Rom  hier- 
her gekommen  ist,  so  kann  sie  doch  als  ein  Besitzthnm  der 
unserem  Verein  bis  num  Tode  treu  verbundenen  gelebrCen 
Ptau  Anspruch  machen ,  In  diesen  SlAttem  besprodien  mu 
werden.  Wer  weiss,  in  wessen  Besit«  dieses  Denkmal  ge- 
kommen und  ob  es  jemals  wieder  fOr  eine  wissenschaOlieho 
Benutzung  aufgestellt  sein  wird.  Bei  Besicbtigmg  der  Mer- 
tens -  Schaaffhausen'scheii  Sammlung  am  Tage  vor  der  Ver- 
steigerung nahm  sieh  der  Unterzeichnete  eine  treue  Absohritt 
jenes  Denkaals  und  Iheilt  sie  hier  niil: 


e  K 

C-  ^  H  H  O  N  I  C  Y  N 
Bl(0  KAAYi^fANH 
CYNBIOC  MNIAC 
XAPIN    eZH    A6 


&6otg  Karax^vioig. 


118    Eine  griecMicke  und  eine  romieehe  Insekrifl  m  Kibu 

Deutsch  ttbersetet  heisseD  die  Worte: 

„Den  Göttern  der  Unterwelt  Ihrem  Ehemann  Sextu  Del- 
len (setzte  diesen  Stein)  die  Ehefran  Claudiana  xüt  Erinne* 
rung.    Er  lebte  S5  Jahre/* 

Die  auf  römischen  Grabsteinen  gewöhnliche  Widmvn|rs- 
formel  D.  M.  Diis  Manibus,  d.  h.  den  gnadigen  Göttern  oder 
den  Geistern  der  Verstorbenen,  wird  auf  griechischen  Grab- 
steinen der  römischen  Zeil  durch  die  Buchstaben  &.  IL  oder 
KAT.  KATAXQ.  beseichnet,  d.  h.  f^ott;  »arax9ov/oig,  wo- 
Cor  auch  x^^^^^i  oder  imx^ov^oig  gesetzt  wird ,  d.  b«  doa 
unterirdischen  Göttern.  Sonst  wird  das  römische  Wort  Ha- 
nes  griechisch  durch  XQV^^^^  ausgedrückt,  denn  in  der  älte- 
sten Sprache  Latiums  bezeichnete  das  adjectivische  Wort  na- 
nus,  woher  mane,  frtlh^  am  Morgen,  gebildet  ist ,  hell ,  gut, 
gnädig,  und  die  DU  Manes  werden  als  boni  und  prosperi 
gedeutet.  Nach  einem  den  klassischen  Sprachen  eigenthüm« 
liehen  Euphemismus  heissen  daher  die  Verstorbenen,  die 
durch  die  Weihe  der  Bestattung  geläutert  und  gleichsam  cob- 
secrirt  oder  göttlicher  Ehre  gewflrdigt  sind,  Mani,  oder  naeh 
,der  gewöhnlicheren  Form  Manes,  die  Verklarten,  die  guten, 
gnädigen  Geister^). 

Der  Buchstabe  C  statt  S  rov  dem  Namen  Dellon  ist  die 
Sigle  fflr  Sextus.  Der  Verstorbene  war  ein  griechiacher 
Sklave  mit  dem  römischen  Vornamen  seines  Herrn.  Der 
Name  seiner  Gattin  Claudiana  deutet  darauf  hin ,  dass  er  in 
einem  Hause  der  Claudier  wohnte.  Die  aus  der  Cursir- 
Schrift  entlehnten  Formen  der  Buchstaben  C,  Q  nnd  U)  wor- 
den in  Rom  seit  der  Zeit  des  Kaisers  Gaudius  auf  griechi- 
schen Steinschriften  und  in  Hellas  selbst  im  Zeitalter  Ha- 
drians  und  der  Antonine  sehr  gewöhnlich  '),  ebenso  die  Form 


1)  S.  die  Naohwatsangen  in  Prell er's  B8m.  Mythologie.    Berlin 
1858.  S.  72  fg.  455  fgg.  ' 

2)  Fransii  Elementa  Epigr.  Gr.  p.  S44.  ef.  p.  88S. 


i 


Bim  griedd$che  und  eine  römieche  Inechrift  in  Köln.    119 

des  BücbstabeD  M,  wie  aie  sich  anch  anf  rOniaeheD  iDSchriC- 
teo  der  Kaiseraeit  findet»  an'  neben  der  Form  des  A  findet 
sich  schon  die  dem  lateinischen  L  sich  annfthernde  Form 
X ,  welche  gleichsam  auf  römischen  Steinschriften  voriLommt. 
Nan  hönnie  awar  vermuthen,  dass  der  Name  des  Verstorbe- 
nen j^tifitov  i^ewesen  sei,  allein  die  beiden  Buchstaben  sind 
nicht  verbunden  und  oben  steht  awischen  beiden  ein  Komma 
ähnlicher  Strich,  von  dem  ich  nicht  weiss,  ob  er  mit  Absicht 
eiogehanen  oder  nur  aufällig  aus  Versehen  des  Steinmetaen 
dabin  gekommen  ist.  Die  in  dem  Namen  Jijkkmv  (von  Ji}^ 
Xo(  gebildet)  stattfindende  Verdoppelung  des  ji^  wie  in  noX- 
Ug^  ^lovXXog^  ist  auf  griechischen  Inschriften  aus  der  romi- 
schen Kaiseraeit  nicht  ungewöhnlich  ').  Mit  dem  Namen 
Dellen  ist  DeUius,  den  jeder  Leser  des  HoraUus  kennt,  ver- 
wandt,  der  ursprtinglich  Delius  gelautet  haben  mag.  Luppus 
and  Tittins  fllr  Lupus  und  Titius  kommen  auf  griechischen 
Inschriften  vor. 

CYNBIOCj  worin  die  gewöhnliche  Verwandlung  des  N  vor 
dem  Lippenbuchstaben  B  in  M  unterlassen  ist,  entspricht 
hier  dem  römischen  Worte  cootubernalis ,  welches  von  den 
in  einer  Sklavenehe  (coatubernium)  lebenden  Eheleuten  ge- 
braucht wird  ^).  Die  Wegiassung  des  Jota  subscripti  in  aw- 
ßiio  ist  auf  Steinschriften  der  römischen  Zeit  sehr  gewöhnlich. 

Die  Formel  MINIAC  XAPIN^  memoriae  causa,  wofür 
häufig  auch  das  gleichbedeutende  fiv^f^Jjg  X^Qf^^  steht,  ist  auf 


3)  Fransii  £1.  Epigr.  Qr.  p.  247. 

4)  Stephani  Thes.  L.  Gr.  ed.  Paris.  Vol.  YII.  p.  1052.  Eheleate 
im  Sklayenstande  waren  contubernalesi  ilire  Ehe  ein  contuber- 
oiam,  nicht  matrimoniam  oder  connablum,  und  die  aus  dieser 
Yarblndung  herrori^egangenen  Kinder  (Temae)  gehörten  dem 
Herrn  als  Eigentham.  S.  über  diese  naptiae  serdles ,  wie  sie 
Piautas  im  Prolog  aar  Casina  68  fif.  nennt,  Birnbaum*s  Zu- 
sStse  au  Greuser^s  B9m.  Aatiq.  S.482  ff.  d.  I.  Ausg. 


ISO    Bme  grteohisi^  und  eine  römÜMcke  Inedirip  m  KHn» 

Grabsteinsehrifteii  sebr  gewöhnlich  %  Mvlag  Ar  juWag  bt 
nach  der  zu  jener  Zeit  in  Rom  üblichen  Anfle^raehe  des 
Griechischen  geschrieben  oder  £  ist  dnreh  Nachlässigkeit 
des  Schrifthauers  ausgelassen  worden.  €Z*  ist  Abbreviatar 
far  sC,riü€.  Die  Angabe  des  Alters  anf  griechischen  Stein- 
schriften wurde  erst  in  der  römischen  Periode  gewdhnlicb, 
und  war  es  schon  frtther  in  Aegypten ,  wo  die  Chronologie 
nnd  Horologie  beliebte  Wissenschaften  waren  und  daher  anf 
Grabdenkmälern  das  Lebensalter  des  Verstorbenen  mit  der 
grtlssten  Genauigkeit  angegeben  wnrde ,  wie  wir  auch  anf 
spfttern,  numal  christlich  -  römischen  Inschriften  nicht  bloss 
die  Lebensjahre  y  sondern  auch  Monate ,  Tage  und  Standen 
der  Lebensdauer  des  Verstorbenen  bezeichnet  finden.- Anstatt 
des  folgenden  H*  sollte  man  die  Sigle  ET,  htij  erwarten, 
denn  H  kann  hier  weder  fflr  htcarov  stehen,  wie  anderwärts, 
noch  auch  "^(liifuq  bezeichnen,  woflir  es  auch  als  Sigle  hänig 
vorkommt.  Denn  Oellons  Lebensdauer  zahlte  Oaudiana  nicht 
nach  Tagen,  sondern  nach  Jahren,  und  der  Mann  hatte  flnf 
und  dreissig  Jahre  gelebt,  wie  die  Zahlzeichen  AQ  aussagen. 
Man  muss  annehmen,  dass  hier  der  Schrifthauer  dasH  statt 
desf  gesetzt  hat,  entweder  ans  Nachlässigkeit  oder  in  Folge 
der  Aussprache,  nach  welcher  ungebildete  Steinschrifthaner 
httufig  Buchstaben  vertauschten. 


Eine,  so  viel  ich  weiss,  noch  nicht  bekannt  gemachte  ro- 
mische Inschrift  findet  sich  aufgestellt  in  dem  Vestibül 
oder  in  der  Vorhalle  zu  der  Gemftlde  -  Gallerie  des  Herrn 


6)  Fr«ns.  im  angaf.  W.  p.2d8.  340. 


Am  gri^okUoke  und  eine  rämiiche  Inschrift  in  Köln,    ist 


%.  D.  Jos,  Peter  Weyer  inKiVln  (Roth- 
gerberbach-Sirasse  Nr.  1).  Das  kleine  sierlich  g;earbeitete 
Grabdenknal  von  weissem  Marmor,  g:egea  7  Zoll  hoch  und 
9  Zoll  breit,  stammt  ans  Italien  und  kam  am  Ende  des  Jah- 
res 1817  durch  den  italienischen  Kunsthändler  Gaetano  Gior- 
giao  nach  Köln  mit  vielen  andern  fttr  das  Kabinet  des  kur« 
vorher  verstorbenen  Königs  von  Wörtemberg  bestimmten 
Kunstschatzen  und  römischen  Antiken,  welche  aber  ip'ossen- 
tbeils  derStadtrath  von  Köln  in  Folge  einer  dringenden  Vor- 
stellung des  Canonicus  Wallrafs  aus  stadtischen  Mitteln  an- 
kaufte und  sie  dem  Wallraf  sehen  Museum  einverleibte.  Zu 
den  ihrigen  Stocken,  welche  von  andern  Kunst-  und  Alter- 
thuBsfreunden  bei  dieser  Gelegenheit  angekauft  wurden,  ge- 
hört  das  vorliegende  kleine  Denkmal,  das  in  den  Besitz  des 
Herm  Weyer  gekommen  ist»  Ausf&hrlich  hat  Aber  jene  aus 
Itdkn  nach  Köln  gebrachten  Alterthumsschatae  und  deren 
Ankauf  berichtet  der  Herr  Archivar  Dr.  Ennen  in  den 
,iZeitbUdem  aus  der  neuem  Geschichte  der  Stadt  Köln,  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  Ferdinand  Franz  Wallraf.«  Köln 
1867.  S.  857—882. 

Die  weisse  Marmortafel,  die  einst  das  Grab  eines  kaiser- 
lichen Freigelassenen  schmückte,  stammt  aus  der  Zeit  des 
Kaisers  Claudius,  wie  aus  der  Inschrift  selbst  hervorgeht,  und 
ist  schmuckvoU  gearbeitet.  Der  obere  dachförmig  gebildete 
Theil  hat  im  Frontispice  in  flachem  Relief  gearbeitet  zwei 
Vögel,  die  sich  gegeniber  stehend  mit  den  Schnftbeln  in  eine 
Frucht,  die  einem  Apfel  gleicht,  einhacken;  unter  der  In- 
scbrifk  ist  ein  Frucht-  und  Blumengewinde  und  in  der' Mitte 
des  untern  Theils  eine  zierlich  gearbeitete  Gorgonenmaske 
von  edler  Bildung  als  schätzender  Talisman  angebracht^). 
Die  Seüen  sind  mit  verzierten  Säulen  eingefiasst. 


6)  Siehe  fiber  dessen  Bedeatung  d!o  Jahrb.  unseres  Vereins  XXtIL 
S.  576. 


IM    EmB  grieehuch$  und  eine  rämieche  Imchrift  m  HWn. 


D  M 

Tl  CLAVDIO  •  AVC 
L  SCAPVLAE • TA 
BVL  •  CASTR  •  CLA/Oll 
VICTOR  .  lANVARl 
SCORPVSINCITAT- 
LIBPATRONOB   MF 


Diis  Manibus  (sacruni).  Tiberio  Claudio ,  Augusti  liberto 
Scapulae,  tabulario  castrensi  (caatroruni)  Claudii,  Victor,  Jm- 
nuarius  (sive:  Jauuarii  filius)  Scorpua,  lacitatus,  liberti,  pa- 
trono  bene  merenti  fecerunt. 

Es  errichteten  alao  dieses  Denkmal  vier  (oder  drei)  Frei- 
gelassene des  Ttberius  Clandins  Scapula«  der  selbst  ein' Frei- 
gelassener des  Kaisers  Clattdios  war  and  ungleich  das  mi- 
litärische Amt  eines  Registrators  oder  Archivars  im  Lager 
des  Claudius  verwaltete.  Es  ist  eine  bekannte  Tbatsache, 
dass  in  Rom'^am  kaiserlichen  Hofe  der  Einllass  der  Liberti* 
nen,  meist  gebildeter  Griechen,  besonders  unter  Claudias  be- 
deutend XU  werden  anilng  und  viele  Civil-  und  Militftrstdk 
len  mit  solchen  Leuten  besetst  wurden.  Des  Kaisers  Dmge-* 
bong  bestand  grösstentbeils  aus  Freigelassenen,  die  durch 
Reichlhum  und  Bildung  sich  geltend  nu  machen  wussten. 
Wie  freigeborene  Römer  zwischen  den  Oentil-  und  den  Zu- 
namen den  Namen  des  Vaters  und  häufig  auch  des  Grossva- 
ters 2U  setzen  pflegten,  wie  TL  Caesari,  Divi  Augusti  F., 
Divi  Julii  nepoti  Augusti ,  so  schoben  die  liberti  nach  dem 
von  ihren  ehemaligen  Herren  angenommenen  Gentilnamen 
gewöhnlich  noch  L  oder  LIB.  und  den  ihres  jetnigen  Patro- 
nus  ein.  Als  Sklav  hiess  der  Verstorbene  Scapula*  Dieses 
Wort,  das  ein  Schulterblatt  bedeutet,  kommt  als  Beiname 
Buerst  in  der  gens  Cornelia  vor.     Im  Jahr  S88  v.  Chr.  war 


Ebie  griechisehe  und  eine  römUche  Ineekrift  in  Köbu   IM 


dn  P.  Cornelius  Scapula  CoDsal  ^).  In  spanischea  Kriege 
Cisan  gegea  des  Pompejiis  Söhne  stand  ein  Scapula  an 
der  Spitne  eines  Aufstandes  in  Corduba,  wo  er  sich,  um  der 
Gefangenschaft  an  enf gehen,  Ton  seinen  Begleitern  tddten 
and  dann  rerbrennen  liess.  Andere  Scapula  sind  auf  Stein- 
schriften genannt.  Unser  Scapula  war  ein  tabularius  ca- 
ttrensis  oder  militum,  der  die  Fahruog  der  Registratur  und 
Aabicbt  des  militärischen  oder  Corps -Archivs  zn  besorgen 
hatte.  Dieses  hiess  tabularium  castrense  und  wird  auch  auf 
Steinschriften  erwftbnt.  So  heisst  ein  in  demselben  Amte 
stehender  MOitar-Beamte  tabularius  castrorum.  Auf  Hermes 
a,  einer  im  Jahr  1717  bei  Mains  gefundenen,  jetzt  nicht 
mehr  vorhandenen  Steinschrift,  wird  ein  auf  Säulen  ruhen- 
des Archivgebaude  tabularium  pensile  genannt,  als  dessen 
Erbauer  ein  Ingenieur-Hauptmann  (centurio  stratorum)  L.  Au* 
relius  Pestinus  und  Adjutor  oder  Adjutant  Cassius  Martinus 
unter  dem  Consulate  des  Präsens  und  Extricatus  im  J.  S17 
B.  Chr.  bezeichnet  werden  "). 

Die  folgenden  vier  Namen  gebaren  nicht  einem  Polyony- 
mos  oder  vielnamigen  Libertus  an ,  der  seinem  Patronus  den 
Denkstein  setzte,  sondern  es  sind  ohne  Zweifel  vier  einna- 
mige  Liberti  des  Scapula.  Dass  zu  lANVARl  nicht  illius  hin- 
zugedacht werden  müsse,  sondern  die  fehlende  Endung  VS  des 
Raumes  wegen  ausgelassen  wurde,  kann  wohl  ab  gewiss  an- 
genommen werden.  Der  eigenthUmliche  und  wohl  selten  vor- 
kommende SCORPVS^  ist  ohne  Zweifel  ein  griechischer  Name, 
der  entweder  mit  oxoqmoq  verwandt  ist,  oder  eine  Zusam- 
mensetzung aus  anmq^  stercus,  und  novq^  wonach  es  den 
deutschen  Rothfnss  bezeichnen  wOrde.     INCITAT(us),    wo 


7)  LIt.  Vin,  22. 

8)  Dar  Stein  ist  abgebildet  in  Fuchs  alte  Geschlohte  Ton  Mainsi 
Bd.  I.  8. 40 ff.  Tab.y,  n.  XXY.  Lehne*8  Qesamm.  Schriften 
S.  211.  n.  59.    Steine r*s  Cod.  Inscr.  Bhen.  I.  n.488. 


Itl    EmM  grieohitcke  und  eine  räaiii$ch0  Insührifl  m  Köln. 

auf  der  loschrift  des  Raanies  wegen  die  Bndiuig  VS  wie  !■ 
der  vorhergehendeu  Zeile  bei  laouarl  fehlt ,  ist  oieht  allm 
der  Name  des  als  ausgeseichneten  Renners  bekanatea  Liefc- 
liagspferdes  des  Kaisers  Calignla,  der  ihn  sogar  die  coosc* 
larische  Wflrde  angedacht  hatte  ^) ,  sondern  wir  finden  aseh 
Wettfahrer  (anrigae  circenses)  mit  diesem  Namen  ^%  Unser 
Incitatos  hatte  als  Sklav  wahrscheinlich  die  Dienste  eines 
Läufers  (cursor)  verrichtet  und  daher  seinen  Namen  erhal- 
ten. So  pflegte  der  Kaiser  Aelius  Veras  seinen  Lanfern  Na* 
men  von  Winden  au  geben  und  sie  mit  Pittigen  m  schmflk- 
ken  ^^).  Dass  die  dankbaren  Liberti  ihrem  «wohlverdienten* 
(Bene  Merenti)  Patronus  den  Stein  haben  setaen  lassen,  macht 
ihm  nicht  weniger  Ehre,  ab  seinen  Freigelassenen. 

WeseL 

Prof«  Piedler« 


9)  Saeton.  CaligaU  o.  55. 

10)  MartiaUs  Epigramm.  X,  6,  6.  XI,  1,  16. 

11)  Spartian.  in  t.  Ael.  Yeri  o.  5.  ed.  Bip.  I.  p.  34.  Gursoiibus  suis 
exemplo  Capidinum  alaa  freqaenter  apposuit  eosque  yantoram 
nominibua  aaepe  Tocitayit :  Boream  alium,  alium  Notumi  et  item 
Aquilonem  autCirciumi  oeterisque  nominibua  appellana  et  inde- 
faaae  aique  inhumaniter  faoiens  ourdtare' 


6.    fornilee  Sttronue. 

Fflr  deo  Freood  wie  fttr  den  gelehrten  Forscher  der  Na- 
tur ist  das  Brohlthal  unterhalb  Andernach  an  Rhein  gleich 
anxieheud.  Was  aber  das  Interesse  dieses  romantischen  Tha* 
les  erhöht,  ist,  dass  auch  der  Freund  des  Alterthums  sich 
hier  auf  einem  ergiebigen  Boden  seiner  Beobachtungen  und 
Forschungen  befindet.  Die  grossen  Tuftteinbrflche ,  welche 
hier  2ur  Zeit  der  Römer  schon  ausgebeutet  wurden ,  erseu- 
geo  fort  und  fort  einen  lebhaften  Verkehr  in  dem  engen  und 
tiefeingeschnittenen  Thale ,  und  man  kann ,  ohne  Gefahr  zu 
irren 9  sagen,  dass  die  gegenwartige  Industrie  durch  eine 
Hoonterbrochene  Kette  mit  der  alt-römischen  msammenhftngt. 
Von  der  Anwesenheit  der  Römer  zeugen  nicht  allein  die 
gewaltigen  Steinbrüche,  auch  Mttnzen  und  Altäre  und  Ge* 
Iflbdesteine  geben  von  ihrem  Aufenthalte  an  dieser  Stelle 
Zeogniss.  Fflr  eine  so  schwere  und  gefahrliche  Arbeit, 
wie  das  Steinbrechen,  konnte  der  Römer  des  Schutzes  einer 
sdner  Gottheiten  nicht  entbehren ,  und  es  ist  mit  Rflcksicbt 
auf  die  Kraftanstrengung ,  welche  das  Geschäft  in  Anspruch 
mdim,  sehr  begreiflich,  dass  man  sich  an  deo  Hercules  Sa- 
xmins,  den  Felsenberkides  um  HOlfe  wandte.  Daher  ist  denn 
auch  eine  »hebliche  Anzahl  von  Inschriften  in  dem  Brohl- 
thale  gefunden  worden,  welche  dem  Herkules  gewidmet  sind 
Ton  denen  sowohl  in  dem  Centrabnaseum  rheinlandischer 
Insdiriften  von  Lorsch,  als  in  diesen  Jahrbüchern  gehandelt 
worden.  Der  neueste  Fund  dieser  Art  ist  auf  einer  Besitzung 
des  Herrn  Hedicinalrathes  Dr.  Julius  Wegeier  zu  Coblenz 
aaf  der  Brohl^  in  diesem  Jahre  gemacht  worden.  Ganz  in 
der  Nahe  der  Orsbach's  Sltthle  wurde  in  einem  von  deuRö- 


IM  Hereulei  SooMWiif . 

mern  berdls  aosfcbeuteten  Steinbrocbe  eine  Ära  von  T«ff- 
stein  mit  einer  lateinischen  Inschrift  gefunden,  deren  Lesnnf 
aber  bisher  unserer  und  des  Hrn.  Dr.  Wegeier  Bemtthnag 
nicht  gann  gelungen  ist  Die  Schrift  ist  sehr  nnregefanas- 
sig  und  der  Stein,  an  sich  schon  sehr  pords,  enthalt  so  Yide 
Vertiefungen,  dass  die  EnIsiiFetiing  äusserst  schwierig,  ob- 
wohl, wie  wir  glauben,  nicht  unmdglich  ist.  Anfiaog  nad 
Ende  der  Inschrift  lauten: 

HERCVLI  SAXANO 

SACRVM  IVLIVS  VIC 

TOR    )  PRO  SE  ET 

COMMIUTONES 


LEO.  AVe?STA  V.S.  L.  M 
Hercuü  Saxano  sacrum  lulius  Victor  centurio  pro  se  eC 

commilitones Legio  Augusta.  Votum  solvit  lubeim 

merito. 

Neben  diesem  Votirsteine  wurde  ein  anderer  gefiindeB, 
welcher  diesem  Funde  ein  eigenthOmliches  Interesse  gibt. 
Der  suletst  genannte  Votivstein  ist  dem  ersten  genau  nach-- 
gebildet,  hat  dieselbe  Grösse,  dieselbe  Form ,  nur  dass  er 
besser  erhalten  ist  Dieselbe  Inschrift,  welche  der  erstge« 
nannte  Stein  *trftgt ,  findet  sich  auf  dem  nweiten ,  aber  aiobi 
eingehauen,  sondern  mit  gann  feinen  rothen  Strichen  tut  den 
Steinhauer  vorgeseichnet  Diese  Striche  sind  indessen  regel» 
massiger,  als  die  Schriftnflge  auf  dem  erstgenannten  Deak* 
male,  und  merkwOrdiger  Weise  hören  diese  Siriohe  in  den 
mittleren  Zeilen,  da  wo  das  erste  Denkmal  schwer  nu  lesen 
ist,  auf.  Ob  sie  nie  da  gewesen,  oder  spater  rerschwunden, 
wissen  wir  nicht  nu  sagen.  Wie  rerhalten  sich  nun  beide 
Voti?steine  su  einander  ?  Wir  rerargen  es  IKemand,  der  hier 
an  die  neuesten  Nachrichten  aber  Rheinnabem  denkt     Aber 


aa  Ort  und  Stdle  erfllbrt  man  niehta^  was  diesen  Gedanken 
ncbtfertigte ;  jedenfaDs  mflsste  derVersueh  der  VervielfaUi- 
gmg  rmr  langer  Zeit  anf^tellt  worden  sein.  Aber  was 
sollte  denn  abgebalten  baben,  das  Werk  bü  vollenden?  Es 
können  dann  aber,  wenn  man  diesen  Gedanken  nicht  auf- 
kommm  lassen  darf,  rerschiedene  Verhältnisse  nwischen  bei- 
den Denkmälern  gedacht  werden.  Wollte  nun  ein  anderer 
Widmender  denselben  Stein  errichten?  Fand  man  die  Aus. 
filhmng  der  Inschrift  auf  dem  altern  Steine  an  mangelhaft 
und  wollte  man  sie  auf  dem  neuen^  Steine  besser  und  regel- 
mässiger herstellen?  Gewiss  ist,  dass  die  Quadratarii  die 
ihnen  aufgegebenen  Inschriften  nicht  immer  genau  und  ohne 
Vehler  auf  den  Stein  tibertrngen.  Erklärt  wird  diese  Thatsache 
hinlänglich  durch  die  Bildungsstufe,  auf  welcher  diese  Stein- 
hauer standen.  Aber  es  scheint ,  dass  sie  nicht  immer  aus 
Versehen  Fehler  in  ihren  Ausnhmngen  auf  dem  Steine  mach- 
ten, sondern  dass  sie  sich  zuweilen  auch  absichtlich  Vetfknr 
demngen  bei  der  Uebertragnng  erlaubten.  Wir  schöpfen  diese 
Ansicht  aus  folgenderstelle.  Apollinaris  Sidonius  sendet  dem 
Secandns  eine  Grabscbrift  au  mit  dem  Gesuche,  fflr  die  ge- 
naue Eintragung  in  den  Marmor  Sorge  an  tragen  und  av- 
ansehen ,  dass  der  Steinhauer  keinen  Fehler  mache ,  sei  es 
aus  Absicht,  sei  es  aus  Versehen  ^).  Vide  ut  Vitium  non  fa- 
dat  in  marmore  lapididda:  quod  factum  sive  ab  industria, 
seu  per  incuriam ,  mihi  magis ,  quam  quadratario  lividus  le- 
ctor  adacribat.  Aber  wie  sollten  die  Qnadratarii  dann  kom- 
men, mit  Absicht,  de  industria,  eine  Veränderung  in  einer 
Inschrift  vorauoehmen  ?  Sollten  sie  sich  unterstanden  haben, 
diesea^^aus  Scbalkheit  an  thnn?  Wir  aweifeln  daran.  Aber 
wahrscheinlich  geschah  dieses  so.  Den  Quadratariero  wur- 
den oft  Inschriften  aufgegeben  von  Leuten ,  welche  in  der 


1)  SidonH  ApolUnarU  opara.  edit.  2.  Sirmondi  p.  76.  epUt  üb.  III. 
epitt  XIL 


188  Hetemhi  SoMUtm. 


wie  in  der  OranmaUk  echwaeh  werea;  üe 
Qvadratarii  yerbeMerlen  mancheB  Fehler  vad  so  worden  aie 
geneigt  aach  dort  Verbeflieniagea  ananbringen,  wo  nebta  na 
rerbeseem  ond  ihre  Verbegsemug  eine  Verscblinunemng  wnr. 
Sidonins  Hess  die  Insdirift,  woFon  oben  die  Rede  war,  wat 
einen  Grabstein,  welcher  fir  das  Grab  seines  Grossvaten 
bestimmt  war,  einhanen.  Der  Grossvater  des  Sidonins  wnr 
schon  langst  gestorben ;  nufilllig  kam  Sidonins  dam  als  man 
im  Begriffe  war,  dessen  Grab  mit  vielen  andorn  Gräbern  ca 
nerstilren  und  der  Erde  gleich  an  machen ;  um  nun  das  Aa^* 
denken  seines  Ahnen  an  dieser  Statte  an  erhalten,  verfer* 
tigte  Sidonins  eine  neue,  lange  Inschrift,  die  sofort  an  die* 
ser  Stelle  eingehanen  werden  sollte.  Fand  man  nun  eben  8# 
an  der  Brohl,  dass  der  alte  Stein  au  sehr  durch  die  Seit 
gelitten  hatte,  und  fand  ein  spaterer  Steinarbeiter  oder  Sd* 
dat  sich  dnrch  Arommen  Sinn  angeregt,  den  altem  Stein  er- 
neuern an  lassen  f  War  der  Widmende  vielleicbt  einer  sei^ 
ner  Vorfiihren,  vielleicht  ein  Soldat ,  ein  Centurio,  der  der- 
selben  Legion,  denelben  Cohorte  angehttrt  hatte?  Dann 
die  römischen  Soldaten  in  diesen  SteinbrOchen  beschüligt 
waren  ist  bekannt;  die  Ramer  und  die  rOmiseken  Soldaica 
krauchten  diese  Steinart  nn  ihren  Banten.  Lorsch,  Central* 
Museum  U.  S.  98 ,  sagt :  «es  sei  bemerkenswerth ,  dass  es 
nach  den  von  ihm  mitgethdlten  Inschriften  gerade  die  Lo^o 
X  gemina  gewesen  sei,  die  au  den  Arbeiten  in  diesen  Stein* 
brtichen  verwendet  worden  sei.  Unsere  Inschrift  neigt^  inas 
auch  Soldaten  einer  Legio  Augusta  daau  genommen  wnnlen« 

Bonn. 


7.    9rr  JKittprt^unn  unterhalb  tfinfica  nv!t  Hoa  f^dfkxtVQ 

bei  #01111* 

I. 

Wober  der  bekannte  Tburm  ia  Rhein  unterhalb  Bingen 
Jen  Namen  Maneethurni  erhallen ,  dar  aber  gibt  et  ver* 
schiedenc  Meinungen.  Die  Sage,  welche  diese  Benennung 
Ten  ifim  Ernbiscbofe  Halto  Fon  Mains  herleitet ,  ist  gut  er* 
fanden,  aber  sie  hat  keinen  hislorisclien  Halt  und  setat  das 
Andenken  dieses  verdienten  Mannes  in  ein  falsches  Licht. 
Die  Ableitung  von  Mauth,  Manththurm  hat  viel  Schein 
fOr  sich;  aber  wir  halten  anch  sie  nicht  für  die  richtige^ 
weswegen  wir  eine  andere  su  begründen  suchen  werden. 

MuS|  Muse  konnit  im  Gothischea  vor  und  bedeulet  hier 
Barnisch;  dasselbe  Wort  hat  sich  auch  im  Hochdeutschen  er» 
halten«  Museisen ,  welches  noch  in  der  Limburger  Chronik 
vorkommt,  Musisen ,  Musenier  bt  ein  Theil  des  Panaers ,  die 
eiserne  Bekleidung  der  Arme,  im  Deutschen  erweiterte  das 
Wort  seine  Bedeutung  und  wurde  allgemein  vom  Waffenplata 
gebraucht  Daher  kommt  Musbaus,  Mäushus  in  alten  Chro- 
niken als  Waffeuplalz,  als  Zeughaus  vor.  Das  Zeughaus 
selbst  heisst  auch  Muserie.  In  Lübeck  und  in  Braunschweig 
wurden  diejenigen  Mitglieder  des  Rathes,  welchen  die  Auf- 
sicht aber  das  Zeughaus  tibertragen  war,  Muse. Meister  ge- 
nannt. Dreyer  leitet  daher  auch  das  Wort  jlfiifketier  ab. 
Das  Wort  Muskete  kommt  allerdings  im  FranaOsischen  Maus* 
ficef,  im  Spanischen  Mosqueie^  im  Italienischen  Moscbettö 
vor;  allein  daraus  folgt  nicht,  dass  dasselbe  nicht  deutschen 
Ursprungs  sei.  Die  franaOsische  Sprache  hat  nicht  wenige 
Worte  ans  dem  Deutschen  in  sich  aufgenommen,   die  ihren 

9 


130  Der  MämeOiurm  unterhalb  Bingen 

deutschen  Ursprung  gar  nicht  mehr  verrathen.  So  wird 
man  in  dem  Worte  Bivouac  den  deutschen  Ursprung  schwer- 
lich errathen  und  doch  ist  das  Wort  nichts  anderes  als  das 
ieuisehe  Betwachj  Biwachj  daher  Bivouac!  Der  Musihwrm 
ist  hiernach  nichts  anderes,  als  ein  WaiFenplatz,  ein  Ort, 
welcher  mit  Waffen  versehen  ist  und  daher  zum  Schutze  vob 
Menschen  oder  Landern  dient. 

Es  lassen  sich  noch  andere  nähere  Belege  für  diese  Ab- 
leitung beibringen.  Als  Bonn  noch  eine  Festung  war,  er- 
hoben sich  (wo  jetzt  das  Hauptgebäude  des  Schlosses  steht) 
die  beiden  Bollwerke  Katz  und  Mausi  vor  denen  ein  mäch- 
tiges Aussenwerk  fast  den  ganzen  jetzigen  Hofgarten  be- 
deckte. Diese  Maus  war  ein  Zeughaus,  wie  der  Festuogs- 
thurm,  wie  der  Mäusethurm  bei  Bingen.  Diese  Mus,  dieser 
Musthurm  in  Bonn  ist  zerstört,  aber  die  Erinnerung  daran 
hat  sich  nicht  bloss  in  den  Ueberlieferungen  der  Stadt  Bonn 
erhalten,  auch  eine  Gasse  Bonn's,  deren  Namen  sonst  mehr^ 
fach  falsch  gedeutet  worden ,  bewahrt  das  Andenken  an  die^ 
sen  Thurm.  Die  schmale  Gasse  Bpnn's,  welche  geradezu  auf 
die  Maus  oder  Mus  hinffihrte,  erhielt  und  bewahrt  daher 
ihren  Namen  Mauspfad.  Neben  der  Maus  gab  es  in  Bona 
eine  Katze.  Wurde  ein  Bollwerk,  ein  Schirmwerk  bei  einer 
befestigten  Stadt  Maus  genannt,  dann  lag  es  sehr  nahe,  das 
andere  entsprechende,  die  Ratze  zu  nennen.  Dieses  gesehah 
aber  wahrscheinlich  erst  dann,  als  man  die  ursprflngliche  Be- 
deutung von  Mus  vergessen  hatte  und  dafür  an-eine  Mauz 
dachte.  Auch  das  Wort  Katze  kommt  an  andern  Orten  als 
zu  Bonn  in  der  bezeichneten  Bedeutung  vor.  j^Da  kamen, 
schreibt  die  Limpurger  Chronik,  die  feind  in  der  nacht  heim- 
lich und  spickten  die  Ratzen  und  stiessen  sie  an  und  ver- 
brannten sie.  Vnd  verplieben  deren  von  Frankfurt  flinfiHf 
todt.^  Die  Stadt  Trier  nennt  eines  ihrer  Thore  das  jlÜK^- 
thor,  porta  musüis^  die  Strasse  Musthorstrasse.  In  den  Oe- 
stis  Trevirorum  tom.  I.  p.  380  lesen  wir  folgende  SteUe: 


und  da»  Bochkreu*  bei  Bonn.  ISl 

qnoqoe  dutoditnm  erat  a  fidelibits  ecclesiae,  qui 
loadam  die,  siciit  praeconsultimi  fiieral  per  portam  Moselim 
(IhsOim)  aoxiliarios  intromittentes ,  victualibus  et  hominibus 
sopervenieiitibiis  manienint  palatiam.  Das  Muslbor  fQhrt  hier 
znm]  Palatiam,  welches  in  VerCheidigungszustand  gesetzt  wird. 
Aach  jetzt  noch  fflhrt  dieses  Thor  zur  Kaserne  in  Trier  hin. 
Ans  den  voranstehenden  Mittheilungen  erhellt  auch,  woher 
die  Bezeichnung  K  a  t  z  e  n  k  o  p  f \  d.  i.  Böller  oder  kleiner  Mör- 
ser  stammt 


II. 

In  einem  kleinen  Aufsätze,  welcher  in  dem  26.  Hefte  die- 
ser Jahrbücher  S.  IM  abgedruckt  ist,  haben  wir  die  An- 
sieht zn  begrfinden  gesucht,  dass  das  Hochkreuz  zwisclien 
Bonn  nnd  Godesberg  zur  Sfihne  eines  Todtschlages  errichlet 
worden  sei.  Indem  wir  auf  dem  dort  betretenen  Wege  die 
Erklärung  gesucht  haben,  welcher  Veranlassung  das  genannte 
Denkmal  seinen  Ursprung  verdanke,  gelangten  wir  zugleich 
in  das  Gebiet  der  mittelalterlichen  Rechtsalterthfimer  und  zwar 
an  eine  Stelle,  die  noch  wenig  aufgeklart  ist.  Zu  denjeni* 
gen  Stellen,  die  wir  damals  zur  Begründung  unserer  Erkift- 
mng  anführten,  können  wir  jetzt  noch  zwei  neue  hinzufOgen, 
in  denen  auch  über  das  gerichtliche  Verfahren  selbst,  wel- 
ches bei  solchen  Strafen  beobachtet  wurde,  nähere  Anfschlflsse 
gegeben  sind.  Wir  verdanken  diese  Stellen  dem  Herrn  Wal- 
thierer  zu  Beilngries  im  baierischen  Regenkreise,  welcher 
dieselben  nach  den  Original  -  Urkunden  aus  dem  Archiv  zu 
BeiIngTies  in  No.  6  des  Nfirnberger  Anzeigers  vom  J.  1860 
veröffentlicht  hat.    Hier  heisst  es: 

^1436,   Montag  nach  Unser  L  Frauentag  in  der  Vasten. 
lianhart  SebAehsterss,  genannt  Hecker ,  wird  vor  mehreren 


133  Der  MoHsethurm  bei  Bingen 

genanDten  Spnichleuteo  mit  Anna  der  Warnfritsrya  gestiuit, 
wegen  des  an  ihrem  Manne  begangenen  Todtschlages.  Die 
Aecker,  um  welche  der  Streit  mit  dem  Wanifritz  begaao, 
blieben  der  Wamfritzyn  und  deren  Kindern;  die  ebenfalls 
zum  Streite  beitragende  Geldschuld  ist  ab.  Becker  hat  bin- 
nen Jahresfrist  eine  Romfahrt  und  Achfahrt  zu  thiin  und 
darüber  gute  Urkunde  beizubringen,  ein  Steinkreutz 
setzen  zu  lassen,  wo  es  ihm  die  Warnfritzyn  weisen 
wird.  Ferner  soll  er  derselben  12  flor.  rh.  zahlen  und,  9 
h.  Messen  an  drei  Orten  ffir  die  Seele  des  Erschlagenen  le* 
sen  lassen.^ 

«1463,  Mittwoch  vor  Oculi.  Grabenscheintz  und  Graben- 
friedeil,  Gebrüder  zu  Hirsperg  haben  Ulein  Pöggel  d.  j.  des 
Ulrich  Pöggel,  zu  Kaidorf  gesessen,  leiblichen  Sohn,  erschla- 
gen. Sie  werden  nun  von  H^rrn  Albrecht  von  WoI£st«in, 
Pfleger  zu  Hirsperg,  und  Sebastian  Ponlanter,  Richter  am 
Berngau,  als  erbetenen  Spruchleuten,  mit  dem  Vater  und  den 
Brüdern  des  Ulein  auf  nachfolgende  Bedingung  gesühnt:  Bis 
kommende  Ostern  lassen  sie  SO  Seelenmessen  lesen  und  ge^ 
ben  20  Pfund  Wachs  dazu;  binnen  Jahresfrist  untemehaiui 
sie  eine  »Romefahrt  und  eine  Achfahrt.^  Sie  lassen  j^in 
steyne  kreutz  fertigen  und  setzen  an  die  cnndt  do  aoücher 
totschlag  geschehen.^  Den  Hinterbliebenen  zahlen  sie  15  iL 
rh.  Beide  Theile  machen  sich  zu  einer  dem  Herrsdiaflspfle- 
ger  verfiillenen  Conventionsstrafe  von  30  fl.  rh.  verbindlich, 
falls  sie  diese  Sühne  nicht  halten,  oder  deren  Artikel  nner- 
füllt  laasen.«^ 

Die  Errichtung  eines  Kreuzes  zur  Sühne  eines  Todtschla- 
ges wurde  von  den  Gerichten  als  ordentliche  Strafe  verhängt 
Allein  ausser  dieser  Strafe  mussten  die  Todtschlager  sich 
noch  andern  Strafen  unterziehen  und  dazu  gehörte  in  Devtsch* 
land  die  Aach  fahrt.    Aber  was  ist  eine  Aachfahrtf 

Achfabrt  wird  in  dem  17.  Bande  des  oberbawrischen  Ar- 
durch  eine  WallfUirt  nach  Achen  am  Acheaser  uiTy» 


und  das  Uockkreuz  bei  Bann.  133 

rol  erklärt.  Herr  Walthierer  weist  auf  Schroer,  Nachtrag 
zum  Wörterbuch  der  deutschen  Hundarten  des  ung^arischeo 
Berglandes  (Wien  1853)  hin ,  zur  Begründung  der  Ansicht, 
dass  hier  unter  Achfahrt  eine  Bussfahrt  nach  Aachen  zu  ver- 
stehen sei.  Dieser  Ansicht  muss  man  beipflichten.  Aachen 
reihte  sich  im  Mittelalter  den  grossen  Wallfahrtsorten :  Jeru- 
salem, Rom  und  St.  Jakob  von  Compostella  an.  Bei  der 
Heiligthumsfahrt  erschien  eine  zahlreiche  Prozession  selbst 
aas  dem  entlegenen  Lande  der  Ungarn !  Wie  man  eine  Rom- 
fahrt machte,  so  machte  man  auch  eine  Aachfahrt,  eine  Pil- 
gerfahrt nach  Aachen.  Solche  Wallfahrten  unternahm  man 
ans  eigenem  freien  Antrieb,  oder  sie  wurden  jemand  in  der 
Beichte  als  Busse  auferlegt,  oder  endlich  sie  wurden  jemand 
von  dem  Gerichte  als  Strafe  zuerkannt.  Dem  Grafen  Felix 
von  Werdenberg  wurde,  weil  er  den  Grafen  Andreas  von 
Sonnenberg  ermordet  hatte,  von  den  kaiserlichen  Commissa- 
rien  unter  Anderm  folgendes  als  Strafe  auferlegt:  „Er  soll 
dise  nachgehende  Kilchfart  thun  und  von  dem  wallen  und  rei- 
sen nit  lassen,  bis  dass  die  all  vollbracht  werden :  die  ersten 
gen  Jerusalem,  die  andere  gen  Rom,  die  dritte  gen  Sanct  Ja- 
kob und  die  vierte  gen  Auch.^  ^)  Auchj  ist  hier  Aachen ;  die 
Aachfahrt  wird  auch  Ochfahrt,  Ochvart  genannt,  wie 
das  Volk  in  Aachen  selbst  die  Stadt  Aachen  Ochen,  Och- 
gen  ausspricht.  Die  Aachfahrt  erscheint  uns  hier  als  ein 
interessanter  Beitrag  zu  den  deutschen  Rechlsaltertbümern, 
welcher  den  Stoff  zu  weiterer  Untersuchung  bietet. 

Bonn. 

Prof.  Braan« 


1)  8.  VMoiti,  Gesohiohta  dar  Orafea  ron  Montfort  5.  651.  Vgt. 
Dr.  Märeker  im  Anzeiger  für  Kunde  der  deataehen  Vorzeit. 
N.  F.  7.  Jahrgang.  1860.  N.  19. 


8.    Whaxfd^t  Mttlttißrhtr. 


Bekannt  bt  schon  manchem  Leser  dieser  Blätter  itr  glick- 
liche  Fund  sweier  römischer  Meilensldne,  die  im  Jahr  1856 
dem  Flussbett  des  Rheins  bei  S aisig,  einem  Dorfe  am 
linken  Ufer  unseres  Stromes,  eine  Stunde  oberhalb  Boppard, 
wieder  abgewonnen  und  durch  die  Aufmerksamkeit  des  Nas- 
sauischen AlterthumsFereins  und  des  kundigen  Conacnraton 
am  Museum  der  Altertbümer  eu  Wiesbaden,  Dr.  K.Bo8^- 
sei  diesem  Museum  angeführt  worden  sind.  Letaterer  Um- 
stand darf  uns  nicht  hindern,  auch  hier  von  diesem  Funde, 
der  ursprünglich  unsrer  Sammlung  augedacht  war ,  Akt  sa 
nf  hmen,  wobei  wir  uns  auf  den  Bericht  fiber  denselben  durch 
den  genannten  Dr.  Rössel  in  den  Annalen  filr  Naasauiscbe 
Alterthumskunde  und  Geschichte,  Band  VI.  1859,  beaiehen. 

Lange  waren  diese  beiden  Steine  als  ein  besonders  bei 
niedrigem  Wasserstande  die  Schifffahrt  belästigendes  Hinler- 
niss  den  Schiffern  der  Umgegend  bekannt.  Mancher  venao- 
thete  kostbare  Marmorsäulen,  Andere  dachten  an  dort  mög- 
licher Weise  versenkte  schwere  Geschfltae,  bis  endlich  die 
Königliche  Wasserbaubehörde  jra  Coblena  bei  Gelegenheit  von 
Baggerarbeiten  und  Strombauten  diese  Steine  heraufhebea 
Hess.  Es  sind  sedis  Fuss  hohe  Cylinder  von  Sandstein  mit 
einem  Durchmesser  des  einen  von  16,  des  andern  von  tt  Zoll; 
Obgleich  die  darauf  eingegrabenen  Inschriften  durch  die  Lange 
der  Zeit,  durch  das  Wasser  und  durch  SchiiDbkiele  und  Floss- 
stamme, die  an  ihnen  Jahrhunderte  lang  vorbeigestreift  haben, 


Böudscke  MeUmuiek^.  1S5 

tteilwcMe  «deseriidi  geworden  wbA  ,  so  bat  doch  Dr.  Bos« 
id  «as  defli  noch  Lesbaren  nadigewiesen,  dass  der  eine  Stein 
snr  Zeit  des  Eaisers  Blagabal ,  reg.  218—228 »  der  andere 
xir  Zeit  Aoreliansi  reg.  270 — 272,  errichtet  worden  ist  Sie 
bestätigen  uns  die  Existenz  einer  römischen  Heerslrasse  lAngs 
des  Bbeioe  von  Mains  bis  Coln,  deren  Meilen,  oder  genaver 
gilliscbe  Leuken  von  Mainz  an,  y^A.  MOG.^,  als  dem  Haupt* 
orte  der  damaligen  Provinz  Germania  superior,  gerechnet 
wurden«  Auf  dem  einen  Steine  ist  die  Leukenanzahl  vom 
aUea  Hoguntiacum  bis  zum  ursprünglichen  Standorte  der 
Säule  auf  29  berechnet,  auf  der  andern  liest  man  jetzt,  aber 
oavoIlBliiidig,  25f  urqHünglicb  vielleicht  27  oder28j  so  dass 
diiser  Stein  als  einer  der  nächsten  nach  Mainz  hin  auf  den 
enteren  folgte.  Diese  Zidilen  entsprechen  ziemlich  genau 
ier  Entfernung  des  Fundortes  der  Sieine  von  Mainz,  so  dass 
MC  von  ihren  ersten  wirklichen  Standorten  nicht  gar  zu  ent- 
fernt lag«n.  Sie  geben  aber  jedenfalls,  davon  Zeugniss,  dass 
auch  in  jenem  engen  Bheinthale  zwischen  Bingen  und  Cob- 
lenz  eine  römische  Strasse  vorbanden  war,  für  deren  Erhal- 
tng  man  auch  zur  Zeit  der  beiden  genannten  Kaiser  Sorge 
getragen.  S^  wd  sie  nicht  uninteressante  Bausteine  zur  Ge* 
schiebte  des  römischen  Lebens  in  unserip  deutschen  Vater- 
lande,  —  so  wie  sie  jetzt,  nach  vielen  Jahrhiinderten  ihrer 
Verborgenheit,  ein  werthvoller  Schmuck  des  Wiesbadener 
Mnseuum  aind»  in  dessen  Vorhalle  sie  aufgestellt  worden« 

II. 


Von  weit  unvollkommnerer  Beschaffenheit  ist  d^,  was  das 
Museum  vaterländischerAlterthOmer  jsuBonn  von  rOmischen 
Meilensteinen  besitzt.  Es  beschränkt  sicb^  dies  auf  drei  kurze 
Sänlenfragmente,  keine  überSPusaiocb,  und  nur  auf  zweien 
derselben  findet  sich  eine  Zeitbestimmung.  Das  erste,  unweit 
Bemagea  gefundene  Cy|inderstflck  gehört  der  Begierungszeit 
des  Kaisers  Antoninus  Pius  an,   reg.  188—161;  das  zwdte 


1S6  AAn^fcAe 

in  der  Nahe  Ton  COln  gefundene  ist  ans  der  Zeit  des  Flo* 
rianus,  reg^.  276;  das  dritte  Fragment,  am  St.  Thomas  bei 
Andernach  gefunden,  ist  ohne  Zeitdatnm.  Vergl.  Lorsch« 
Centralmusenm  I.  S.  51.  II.  8.  64.  Ov  er  heck,  Katalog 
des  Rheinischen  Museums,  Bonn  1851.  No.  10.  11.  13. 

Die  sammtlichen  bisher  in  der  Rheingegend  gefundenen 
Meilensteine  hat  kArelich  Prof.  Klein  in  Mains  flbersieht« 
lieh  im  Rheinischen  Museum  fQr  Philologie,  N*  F.  XV.  n. 
sannnengestellt    Bs  sind  dort  36  Steine  aufgeflihrt. 

IIL 

Da  solche  Meilensteine  wichtige  topographische  und  chro- 
nologische Zeugnisse  besonders  fiberAnlagCy  Piege  «ndVer-^ 
besserung  rdniscber  Heerstrassen  in  dem  weiten  Umfange  das 
alten  ROmerreichs  liefern,  so  theilen  wir  hiemach  acht  In- 
schriften von  Denksteinen  dieser  Art  mit,  die  einer  noch  ent- 
flemteren  römischen  Provins,  der  Prov.  Tarraconensis  in  Bis- 
panien  angehören,  in  Braga,  der  alten  Bracara  Augusta, 
jetst  Hauptstadt  der  nördlichen  Provins  Portugals  Bntre  Minho 
oDouro  sah  der  Unterzeichnete  im  Jahre  1834  auf  demPlatse 
CarvalhAes  de  SAo  SebastiAo  swOlf  mehr  oder  weniger  gut 
erhaltene,  8  bis  IS-Fuss  hohe  Meilensteine  aufgestellt,  deren 
Inschriften  er,  soweit  sie  noch  lesbar  waren,  genau  abge. 
sehrieben  hat.  Nur  einige  derselben  sind  in  des  Portugiesen 
Jeroaymo  Contador  Argote  Werk,  de  anCiquitatibvs  conren^ 
tus  Bracarae  Augustae,  Olisipone  1738,  4,  jedoch  nicht  gaas 
correkC,  aufgenommen.  Ich  gebe  daher  hier  acht  derselben, 
die  am  besten  erhaltenen,  und  welche  zugleich  geschichtliche 
und  Ortliche  Data  liefern,  chronologisch  geordnet.  Sie  ge« 
hOren  den  drei  ästmi  christlichen  Jahrtanderten  an  und  tra- 
gen den  Charakter  ihrer  Zeit;  die  alteren  halten  sich  in  ein- 
facher KOrse ,  die  sp&teren  gefirilen  sich ,  so  unbedeutend 
auch  die  darin  genannten  Kaiser  waren,  in  adulatorischer 
Breite. 


Bimitche  Meilenüeine. 


197 


I. 

D1VI  IVLI  AV6 
PONT  MAXIMVS  IMP 
VIII  CONSVLV  TR  POTEST 
XXIV  BRACARAV6 
IUI 


II. 

TI  CLAVDIVS  CAESAR 

AVGVSTVS 

GERMANICVS 

PONTIFEX  MAX 

IMP  V  COS  III 

TRIBVNICIA  POTES 

TÄTE  111  P.  P.  BRACA 

IUI 


III. 

IMP  CAESARI 

TRAIANO  UADRIA 

AVG 

PONTIF  MAX 

TRIB  POTES  XVIII 

COS  III  P  P 

A  BRACARA  AVft 

MPXUI 

IV. 

IMP  CAES  DIVI  SEVERI  PII  KIL 
DIVI  ■  MARCl  ANTONINI  NBPOS 
OIVI  •  ANTONINI  PII  PRONEPOS 
DIVI  •  HADRIANI  •  ABNEPOS 
DIVI  -  TRAIANI  ■  PART  •  BT  OlVl 
NERVAB  ■  ADNBPOT  • 
M '  AVREUO  •  ANTONINO  •  PIO '  PEL '  AVC 
PART  ■  MAX  •  BRIT '  MAX  • 
GBRMANICO  ■  MAX  • 
PONTIFICI  •  MAX . 
TRIB  •  POT '  XVII  IMP  •  DI 
COS  IIU  P.  P.  PROCOS  I 


1S8  JUMcdk«  MeUeiuteme. 


V. 
SEVERI  PII  NE .  .  .  ANTONINI  PH 

MAONI,  nuo 

ANTONIN 
PONT  MA 
COSH  PROC 
FORTISSI 
PRINCin 
A  BRACAR 
M  P  III 

VI. 

IMP  CAESAR  6  IVUVS 

VERVS  MAXIMINVS  P-P* 

AV6  '  GERMANIC  •  MAX  •  DACIC 

MAX  SARMATIC  •  MAX  PONT 

MAX  TRIB  •  POTESTATIS 

V  IMP*  VII  PP  COS -PRO 

COS- ET  6 «IVUVS  VERVS 

MAX  •  NOBILISSIMVS  CAESA 

GERMANIC  •  MAX  •  DAOC 

MAX 'SARMATIC  MAX  PRINCEP8 
IV  VBNTVTIS  •  PIUVS  •  D  •  N  •  IMP  •  C 
IVU  VBRI  MAXIMINI  P '  P  •  A  VG 

VIAS  ET  PONTES  TEMPORE 
VETVSTATIS  CONLAPSOS  (sie) 

RESTITVERVNT   CVRANTE   Q 
DBCIO  *  LEG  *  AVGG  PR  PR 
ABRA'AVG-MPI 


Bßmseh»  MeUernUkM.  1S9 

VIL 

IMP  AC  NOBIUS 
SIMO  CAES  PRINCIPI 
IVVENT  M  AVREUO 
CARINO  P.  F.  INVICTO 
AVO  P.  M.  TR  POT  COS  PROCOS 
A  BRAC 
M  P     VI. 

AVO 
MAX 
TRIB  POTEST  IIX 
COS  lil  P  P 
A  BRACAR   AV6 
ASTVR 
MP  .  . 

1.  Vierter  Meilenstdn,  wie  alle  fllirige  ron  Bmcar»  ras 
gfMhU.  Dieser  aus  4er  Regieningtacit  des  Tibet;  reg. 
14-87. 

9.  Vierter  Meilensteiii ,  aas  4er  Zeit  des  Claudim,  reg. 
41— S4. 

5.  DreiseiiBter  Meilenstein,  ans  der  Zeit  des  Hadrian,  reg. 
117 — 138.  Ihm  ftlinlich  ist  der  zwanzigste  MeilMstein  die- 
ser Strasse,  der  in  dem  Städtchen  Ponte  de  Lima  aufgestellt, 
ist  8.  Zimmermann's  Zeitschrift  fOr  Alterthnmswissensrhaft. 
1840.  S.7S1.  11. 

4.  Denkstein  zu  Ehren  des  Caracalla;  reg.  Sil — 217, 
Sohns  des  Kaisers  Severus.  ihm  ähnlich  wiederum  der  20. 
Stein  in  Ponte  de  Lima  aufgestellt,  a.  a.  0.  S.  731.  I. 

6.  Dritter  Meilenstein  aus  der  Zeit  des  Elagabal;  reg. 
S18— S22,  der  sich  den  Sohn  des  Caracalla  nannte. 


l46  Römische  Meilensieine. 

6.  Ersler  MeilensteiD,  aus  der  Zeit  des  Maxiainus  Thrax, 
reg:.  235—238,  und  dessen  Sohnes,  des  Caesar  lul.  Veros 
Maximus,  zu  deren  Zeit,  wie  auf  dem  Steine  bemerkt  wird, 
die  durch  Alter  verfallenen  Heerstrassen  und  Brücken  die- 
ser Provinz  wieder  hergestellt  worden  waren.  —  Aehnlich 
ist  der  18.  Stein  aus  derselben  Regierungszeit,  in  Bertiando 
aufgestellt.  S.  Orelli  965. 

7.  Sechster  Meilenstein,  aus  der  Zeit  des  Carinus,  reg« 
283-284. 

8.  Ein  Meilenstein,  zwar  nicht  mehr  zu  bestimmen  der 
wievielte  der  Heerstrasse ,  auf  welchem  aber  nicht  nur  der 
Anfangspunkt  der  Strasse  Bracara,  sondern  auch  der  Eud* 
punkt  derselben,  die  Stadt  Asturica,  des  heutigen  Astorga« 
genannt  ist. 

Das  Antoninische  Itinerar  giebt  vier  verschiedene  Heer- 
strassen von  Bracara  nach  Asturica  an,  von  welchen  nur 
eine  in  möglichst  gerader  Linie  über  das  hohe  Gerezge- 
birge  das  Land  der  Callaiker  oder  Gallaecia  und  Asturien 
verband,  dagegen  die  Anderen  im  Zickzack  eine  Menge  Stjldte 
oder  Maiitärpositienea  in  Zusammenhang  brachten;  Mum 
Theil  kühne  Werke  römischer  Grossartigkeit  und  Beharr- 
lichkeit, die  aber  jetzt  nur  noch  hier  uqd  da  durch  ihre 
Trümmer,  einzelne  Brücken  und  eine  grosse  Anzahl  solcher 
Meilensteine  aufzufinden  sind. 

Portugal  und  Spanien  bedürfen  noch  einer  besonderen 
Theilnahme  und  Untersuchung  in  Bezug  auf  die  dortigen 
römischen  Alterthüfuer.  Für  die  Inschriften  wird  jetzt  diese 
Aufgabe  durch  die  Reise  des  Dr.  Hübner  auf  die  befrie^ 
digcndste  Weise  gelöst  werden,  welcher  bereits  der  Berliner 
Academie  mehrere  interessante  Berichte  aus  Spanien  einge* 
sandt  hat.  Vergl.  Monatsberichte  der  Akademie  der  Wis- 
senschaften zu  Berlin,  Maiheft  1860  und  ff.  —  lieber  die  in 
Poitugal  noch  verhandenen  römischen  Alterthfimer  überhaupt, 
Bauwerke,  Sculpturen  und  graphische  Denkmäler  vergl.  des 


Ramische  Meilensteine,  tu 

Dnterseiclinef  en  :  Erinnerungen  aus  Sfideuropa.  Geschichtli- 
che,  topographische  und  literarische  Mittheiiungen  aus  Ita- 
lien, dem  südlichen  Frankreich,  Spanien  und  Portugal.  Ber- 
lin 1851.  S.  195—304. 

Bonn,  im  November  1860. 

Cs  Bellermanii« 


9.    tfrimce-lampei  ein  tfraberfunH  oom  McrUftr^ttn. 

(Hierzu  Tftf.  II,  3.  4  5.  6.  7.  8.) 

All  den  dem  Rheine  zugekehrten  Abhänge  der  Hflgelketfe 
bei  der  Stadt  Calcar,  deren  höchste  Punkte  Calcarberg,  Mon- 
reberg  und  Plrenberg  heissen,  führt  fast  auf  der  Hftlfte  des 
Weges  zwischen  dem  Monreberg  und  Pirenberg  von  der  Höhe 
des  sich  westlich  von  dem  Bergrücken  bis  zum  Niersthale 
ausbreiteuden  Hochlandes,  durch  Bergschlucbten  ein  Waldweg 
in  die  Niederung,  welcher  von  seiner  Benutzung  (die  Bewoh- 
ner der  Hnhe  bedienen  sich  seiner  zum  Hinaufschaffen  ihres 
Wasserbedarfs  aus  dem  in  der  Niederung  fliessenden  Gewäs- 
ser Munt)  der  Wasserweg  genannt  wird.  Starke  Regen- 
güsse schwemmen  diesen  Bergweg  regelmässig  aus.  Nach 
einem  solchen  Ereignisse  traten  im  Spätsommer  dieses  Jah- 
res, als  man  zur  Ausfüllung  der  ausgetieften  Sohle  des  We* 
ges  die  Bergwand  abgrub,  im  unteren  Drittel  des  Weges 
hart  an  diesem  und  nahe  beieinander  zwei  in  die  Bergwand 
eingesenkte  römische  Aschensärge  zu  Tage,  welche  von  einer 
Menge  unregelmässiger  Bruch-  und  Tuffsteinreste  umgeben 
waren.  Die  etwa  V  hohen,  ebenso  langen  und  IVi'  breiten 
Särge  waren  aus  Tuffstein,  aussen  roh,  innen  glatt  gearbei- 
tet und  mit  fiberstehenden  Decksteinen  von  weissgelber  Farbe 
fest  geschlossen.  Sie  enthielten  Schalen,  Krüge,  urnenartige 
Gefhsse,  Thonlampen,  Asche  und  Knochenreste.  Die  Knochen- 
reste des  einen  Sarges  wurden  von  einem  Sachkundigen  als 
einer  Kinderleiche  angehörig  erkannt;  dieser  Sarg  enthielt 
ausser  einer  flachen  Schale  von  Siegelerde  mit  dem  TOpfer- 
zeichen  GRACVNASF  (Fig.  7)  auch  die  auf  der  beiliegenden 


Bronce^Lampej  ein  Gräberftmd  eom  iViecferrAetn.     14$ 

ZeidumDg  (ilg.  8  von  der  Seite,  Fig.  4  von  oben)  abge- 
bildete interessante  wohlerhaltene  Lampe  von  Bronze,  welche 
rieh  jetflt  im  Besitze  der  Eigenthflmerin  des  Monreberges, 
des  nrftnleins  J.  Ponek  zu  Goch  befindet. 

Die  Lampe  stellt  einen  Fisch  dar,  unter  dessen  erhobener 
Schwanzflosse  ein  kleinerer  delphinartiger  Fisch  so  ange- 
bracht ist,  dass  dadurch  ein  Oehr  zum  Durchstecken  des  Pin- 
gen beim  Tragen  gebildet  wird.  Der  kleinere  Fisch  ist  dem 
grösseren  in  sehr  gefälliger  Art  angefOgt;  die  Schnauze 
schemt  sich  unter  der  Schwanzflosse  einzubeissen ,  der  Kör- 
per ist  bogenförmig  gekrfimmt,  die  Schwanzflosse  liegt  filcher« 
Armig  ausgebreitet  auf  der  Bauchflache  des  grösseren  Fi* 
sches.  Durch  diese  vollkommenere  Construction  des  Oehrs 
VDteiseheidet  sich  diese  Lampe  von  einer  ahnlichen,  welche 
sich  im  Königl.  rfaein.  Museum  vaterl.  Alterth.  (luv.  638. 
Orerbeck*s  Katalog  S.  122)  befindet.  Steckt  man  den  Zei- 
gefinger durch  das  Oehr  und  Ifisst  dieses  zugleich  auf  dem 
gebogenen  Mittelfinger  ruhen,  so  kann  man  auch  ohne  Mi(- 
balfe  des  Daumeos  die  Lampe  sicher  und  bequem  tragen. 

Dieselbe  ist  aber  auch  zum  Stehen  eingerichtet.  Hierzu  die* 
Den  die  im  Dreieck  stehenden  drei  Bauchflossen,  zwei  vor- 
dere und  eine  hintere. 

Zum  Aufhangen  ist  die  Lampe  mit  3  Kettchen  versehen, 
welche,  obgldch  in  mehrere  Stücke  zerfallen,  doch  noch  bei- 
nahe vollständig  erhalten  sind  und  von  welchen  zwei  an  den 
hinter  dem  Kopfe  liegenden  durchbohrten  Seitenflossen,  die 
dritte  in  der  Mitte  der  ebenso  durchbohrten  und  wie  die  er- 
steren  mit  einem  durchgezogenen  Ringe  versehenen  Schwanz* 
fiome  befestigt  sind.  Die  beiden  vorderen  Kettchen  sind  etwa 
11^',  die  hinteren  9%"  lAog;  jede  tragt  an  ihrem  Ende  einen 
kleinen  Ring,  dazu  dienend  eingehakt  zu  werden,  wenn  die 
Lampe  aufgehängt  werden  soll.  Das  hintere  Kettchen  ist 
■och  dadurch  ausgezeichnet,  dass  an  ihm  in  verschiedenen 
Abstanden    zwischen    die  Kettenglieder   den    Schlussringen 


tu     Bronce^Lampe^  ein  Gräberfund  tom  Niederrhein. 

gleiche  Ringe  elugefügt  sind,  offenbar  m  demZwed^e,  iiean 
Kette  beim  Hängen  beliebig  verkürzen  zu  können  nm  beim 
alliDähligcn  Verbrennen  des  Oeles  dieses  letztere  dem  Dochte 
besser  zufliessen  zu  lassen.  Von  den  beiden  SeitenkeCten 
besteht  die  rechte  aus  4i  Gliedern  und  ist  offenbar  Follstän- 
dig  erhalten,  die  linke  bat  noch  43^  die  hintere  39  Glieier. 
An  der  letzteren  finden  sich  die  erwähnten  Verkflrzungsringe 
zwischen  dem  XI.  und  12.  y  dem  17.  und  18.,  dem  Sl.  md 
32.  Gliede  eingefügt. 

Die  Kettenglieder  selbst  sind  aus  Metalldraht  geschouick«- 
voll  gearbeitet  und  bestehen  aus  Doppelgliedern  von  bin- 
fOrmiger  Gesfalti  paarweise  so  zusammengefügt,  daas  die 
aus  ihnen  zusammengesetzten  Ketten  vierseitig  erscheinen.  Bei 
der  Ansicht  von  vorne  sieht  man  nur  einfache  Glieder  vad 
zwar  hier  wie  an  der  entgegengesetzten  Seite  diese  mit  den 
breiten  Enden  nach  oben  (Fig.  5),  an  den  beiden  anderen  Sei* 
ten  aber  nach  abwärts  gerichtet,  während  man  bei  einer  hal« 
ben  Drehung  (Fig.  6)  die  Doppelgliederung  bemerkt. 

Die  Lampe  ist  zum  Theil  leicht  mit  Grünspan  ttbercogOD, 
an  anderen  Stellen  aber  ganz  blank  und  glänzend.  Sie  ist 
von  der  Schnauze  bis  zu  der  Kopfflosse  des  als  Heakd  die* 
nenden  kleineren  Fisches  b"  3'"  lang,  V  4"'  hoch  imd  xwU 
sehen  den  Kopfflossen  2"  Ü*'  breit.  Die  Schwanzflosse  ist 
2"  1'"  breit;  jedes  Kettenglied  A'"  lang  und  2'"  breit  Daa 
Gewicht  der  Lampe  mit  Einschluss  der  Kettchen  beträgt 
21  Va  Loth  n.  G. 

In  dem  Aschensarge  fand  sich  die  Lampe  auf  dem  Boden 

stehend  und  auf  ihr  lag  ein  runder,   spitz  zulaufender  Sttft 

von  demselben  Metall,  4!'  S'"  lang   und  y,«  Loth  schwer, 

offenbar  zum  Berausstochern  des  Dochtes  bestimmt  (Fig*  8). 

Goch  im  Dezember  1859. 


10.   iteilrSge  jur  rl^rinlSnlrtfc^fn  ^nfc^nflrnkunbe. 

Wiewohl  rieh  seit  längerer  Zeit,  vielseitig  und  wohlbegrfin- 
deC,  das  Bedfirfniss  ffihlbar  gemacht  hat,  eine  dem  heutigen 
Stande  der  epigraphischen  Kritik  entsprechende  möglichst 
volbtftndige  Sammlang  der  römischen  Inschriften  der  Rhein- 
lande,  d.  h.  der  rheinischen  Vorlande  der  römischen  Provinz 
Gallien,  ab  Fortsetzung  und  Erweiterung  des  Lersch'schen 
Centralmnsenms  rheinlandischer  Inschriften  veranstaltet  zu 
sehen:  so  dflrfte  doch  die  durch  das  projektirte Corpus  inscri- 
ptiottum  latinamm  beabsichtigte  und,  soviel  bekannt  ist,  in 
gatem  Fortgange  begriffene  Zusammenstellung  aller  römi- 
8cben  Insehriften  zunächst  die  Bemühungen  auch  der  rheini- 
sclien  Epigraphik  zur  Förderung  dieses  grossen  Zieles  um 
80  lebhafter  in  Anspruch  zu  nehmen  berechtigt  sein,  als  nur 
aaf  dem  Gmnde  tfichtiger  und  grflndlicher  Vorarbeiten  der 
lacalen  Detailforschvng  der  fflr  Alle  bestimmte  Gesammtbau 
mit  Erfolg  aufgeführt  werden  kann.  Die  Hauptpunkte  und 
Erfordernisse ,  auf  welche  es  dabei  am  meisten  anzukommen 
hat,  sind,  wie  uns  dfinkt,  etwa  folgende.  Vor  Allem  fflr*s 
ErBte  die  möglichste  Vervollständigung  desMateri]als 
d.  h.  des  Inschriftenscbatzes  selbst,  sei  es  durch  Aufsuchen 
and  Veröffentlichung  der  öfter  in  Privatsammlungen  und  Woh- 
nungen oder  öffentlichen  Museen  vergrabenen  oder  in  hand- 
MbriftKchen  Quellen  oder  seltenen  Druckwerken  überliefer- 
ten kleinem  and  grossem  inschriftlichen  Denkmäler,  oder 
auch  durch  Beleuchtung  der  Schicksale  einzelner  Inschrif- 
ten, der  Gesehichte  ihrer  Publikation  und  die  Kritik 
des  Verfabrens  und  der  Methode  ihrer  Herausgeber  und  Be- 

10 


146        Beüräge  zur  rheinidndischen  buchriflenkunde. 

arbeiter.  Daran  reiht  sich  weiter  die  nicht  oft  genog;  jri 
wiederholende  Wiedervergleichung  der  noch  vor- 
handenen Originale  mit  deren  Veröffentlichungen,  2a- 
mal  bei  der  Erwägung,  dass  öfter  eine  besondere  epigraphi* 
sehe  Beobachtung  oder  Entdeckung  zu  ihrer  allseitigen  Be- 
stfttigung  und  Begründung  geradezu  eine  neue  Durchverglei- 
chung  der  Originale  unumgänglich  erfordert.  Mit  beiden 
Anforderungen  steht  im  engsten  Zusammenhange  das  fort- 
gesetzte, durch  den  Fortschritt  der  Inschriftenkunde  ge- 
botene, Studium  der  epigraphischen  Texte,  und  die 
auf  mannigfachen  Wegen  zu  versuchende  Entzifferung 
bisher  als  unleserlich  aufgegebener  Inschriften,  deren  ver- 
waschene Züge  und  Jahrhunderte  lang  verschlossener  bbalt 
sich  oft  in  glücklicher  Stunde  dem  geübten  Auge  und  der 
scharfsinnigen  Combination  des  unermüdeten  Forschers  cr- 
schliessen.  Dazu  kommt  endlich  die  Ausdeutung  und  I n- 
terpretation  der  überliefertenlnschriften  selbst, 
welche  bekanntlich  so  häufig  durch  die  speciellsten  loca- 
len  Beziehungen  ein  Licht  nnd  eine  Bedeutung  erhallen, 
welche  zu  ihrem  vollen  Verständnisse  unerlässlich  sind,  lodern 
zu  allem  Diesem  in  Folgendem  einige  Beiträge  und  Belege 
gegeben  werden,  erscheint  es  zweckmässig,  die  Insebriften 
öffentlicher  Denkmäler  und  offizieller  Urkunden  den 
Grab-  und  Votivinschriften  voranzustellen. 

• 

I.    Oeffentliche  Denkmäler. 

Die  Zahl  der  Urkunden  dieser  Art  in  den  fUieinlanden  ist 
in  der  neuesten  Zeit  durch  eine  leider  fragmentirte  zu  Al- 
te nburg  an  der  Aare  bei  Windisch  (Vindonissa)  auf« 
gefundene ,  jetzt  zu  Königsfelden  aufbewahrte  lasehrift 
vermehrt  worden,  welche  als  das  älteste  Zeugniss  iber  die 
vorgenannte  römische  Militärstation  in  dem^Anzeif  er  fAr 
Schweizerische    Oeschichle    und    Alterlliuniz- 


Beiiräge  nur  rheüüdndiichen  Inschriflenkunde,        147 

kiiBde.*  VL  Jahrg.  n.  1  u*  2.  Jani  1800  von  Hrn.  Dr.  H. 
Meyer  besprochen  wurde,  welcher  sich  durch  seine  schäU- 
kure  yGescbicbte  der  XI.  und  XXI.  Legion^  (Mit- 
thciL  der  anüfuar.  Ocsellschafl  in  Zürich.  VII.  Bd.  &  H. 
1853.  vgl.  Jahrb.  XXII.  S.  108  ff.)  namhaftes  Verdienst  um 
die  Geschichte  der  milifarischen  Organisation  der  Römer  am 
Biieine  erworben  hat.  Dieses  in  schönen  und  tief  einge- 
sehnitteaen  Zügen  von  ungewöhnlicher  Grösse  gehaltene  Frag- 
ment beurkundet  sich  ohne  Zweifel  als  Theil  einer  Aufschrift 
eioes  öffentlichen  Denkmals  aus  Vindonissay  von  wo  es  in 
spät-römischer  Zeit  mit  andern  Trümmern  nach  A 1 1  e  n  b  u  r  g 
verschleppt  worden  sein  mag.  Die  Tafel  selbst  ist  4'  6" 
lang  und  3'  breit  ^  die  Buchstaben  der  ersten  Zeile  beinahe 
1 '  hoch.     Die  Reste  der  Schrift  laufen : 

0  *  CAESARS 

POTESTAT  •  X 

0  •  POMPONIO  *  S 

0-LEGATO-AVGV 
wobei  noch  eine  Spur  von  C  im  Anfange  der  zweiten  Zeile 
a«f  das  vorhergegangene  TRIBVNIC  hinweiset.  Es  bezieht 
sich  diese  Inschrift  nftmlich  offenbar  auf  den  auch  als  Dich- 
ter hochgefeierten  L.Pomponius  Secundus^)j  welcher  nach 
Tacit.  Ann.  XII,  27  unter  Kaiser  Claudius  (41—51  n.  Chr.) 
die  Stelle  eines  kaiserlichen  Legaten  in  Obergermanien  be- 
kleidete und  mit  den  räuberischen  Chatten  glücklich  kämpfte ; 
C8  ist  somit  durch  unser  Fragment  ein  direktes  Zeugniss  für 
die  seither  schon  aufgestellte  Annahme  gewonnen ,  dass  un- 
ter Claudius  die  MilitargrSnze  am  Rhein  organisirt  und  in 
Folge  dessen  die  Legio  XXI  in  Vindonissa  inr  Standquar- 
tier genommen  habe.     Die  Anwesenheit  des  kaiserlichen  Le- 


1)  Uaber  dat  bald  als  Lnoias,  bald  als  PabUas  oder  Qaintas  be- 
saiehneta  praenomen  des  Pomponias  Seoundiu  Tgl.  Pauly  Real- 
enc.  V,  p.  1879,  n.  84. 


148       BeUräge  wr  rJMnlAMfifeften  b$$ditiflmJnmde. 

gaten  Pomponius  ftUt  aber  naeh  iem  Cknge  der  bei  Tad* 
tos  erzählten  Ereigntne  in  die  Jalire  M  nnd  51  n.  Cto., 
was  liier  wieder  genau  mit  der  tribanida  potestas  X  des  Kai* 
sers  Ciaodins  (M  n.  Chr.)  znsamnien Allt :  es  ist  deBaadi 
offenbar  der  Namen  des  Kaisers  Claudius  vor  CAESARE  m 
ergänzen  und  demnach  su  venrolktändigen  (vgl.  Or.  715); 

[TI  -  CLAVDI]0  •  CAESARE  -  [AVGVSTO '  GERMANICO  *  FONTIP •  HAX*] 
[TRIBVNIC]  POTESTAT  -T  (IUP*  XVI -COS -IUI  «COS  •  DESIGN*  P-P-] 

[C£NS'LVCI]OPOMPONIO*SrECVTfDO .] 

[ ]OLEGATO-AVGV[STI .] 

Es  wird  zugleich  aber  durch  diesen  Fund,  wie  Hr.  Dr.H» 
Meyer  a.a.O.  S.  105  mit  Recht  bemerkt,  auch  ein  weitcrea 
bereits  1849  ebenfalls  bei  Altenburg  ausgegrabenes 
Fragment  als  Theil  eines  denselben  Legaten  betreffenden  tf* 
fentlichen  Denkmals  zu  deuten  die  Möglichkeit  gegeben.  Auf 
einer  grossen  prächtigen  Steinplatte  findet  sich  nämlich  der 
spärliche  Deberrest  dreier  Zeilen  einer  Inschrift,  deren  Buch- 
staben mit  gleicher  Eleganz,  wie  auf  der  obigen,  geschnitten 
und  ebenfalls  1'  hoch  sind;  sie  lauten  nach  Mommsen  Inscr. 
Helv.  n.  248: 

AVGVSTO 

VNDO'LEO.AV 

LEGIO 

was  sich  naeh  dem  oben  bemerkten  leicht  ergänzen  lässl: 

[TICLAVDIO  *  CAESARE]  AVGVSTO  [GERMANICO  -  PONT*  MAX*  TRIB* 

POT '  "X-  IUP  •  XVI  •  COS  •  ini  •  COS  •  DESIGN  •  P  •  PJ 

[LVCIO'POMPONIO-S£qVNDO*LEGAV[GVSn 

[....... JLEGIO  [XXI  R 

indem  zugleich  nach  LEGIO  die  Zahl  XXI,  wie  auch 
Mommsen  anniamit,  gewaltsam  ausgemeisBelt  warte:  es 
rührt  demnach  letztere  Inschrift  wohl  von  einem  Denkmale 
her,  welches  die  Legio  XXI  Rapax  errichtet  hatte,  was  flbri« 


JMirdl^  mr  rhmmUbkAtdkm  bu^rifteiüamde.       149 


f€M   aach  bei  jeaen  ofcigra  ier  Fall  gewesea  au   seia 
Mfceial  *). 

n.    Orabaebriftea. 

Bßcht  minder  bemerkenswertb  and  in  mehrfacher  Hinsicht 
von  grossem  epigraphischem  Interesse  sind  auch  die  Beiträge, 
welche  au  den  Grabinschriften  aus  römischer  Zeit  in  den 
Rheinlandea  theils  in  noch  nnedirten,  theils  unrichtig 
gelesenen  und  falsch  gedeuteten  Stcindenkmalernge- 
gegeben  werden  können.  Voranausteilen  sind  darunter  3  dem 
an  iaachriftlichen  Denkmälern  so  reichen  Boden  von  M  a  i  n  a 
and  seiner  Umgegend  entstaamiende  Grabinschriften  von  S  o  1  • 
dalen,  welchen  längere ,  in  metrische  Form  eingeklei- 
dete Ergüsse  des  Sciuaeraes  und  der  Klage  beigefügt  sind, 
die  theils  den  Verstorbenen  selbst  in  den  Mund  gelegt  werden, 
didia  nach  von  deren  Angehörigen  und  Freunden  als  Nach- 
ruf gewidawt  siad.    Es  sind  diese  metrischen  Grabinschriften 


2)  Aa  gloiohem  Fundorte  wurde  jUngat  auoli  dat  ebenfalls  jetzt 
Im  alten KlostergebSude sa  Königs felden aufbewahrte  Q r a b- 
stein  eines  rSmisoben  Reiters  mit  Reliefbild  entdeckt,  dessen 
Inschrift  leider  gSnslich  serstSrt  ist  Das  Reliefbild,  Yon  dem 
In  dem  nAnselger''  a.  a.  O.  Tafel  II  eine  Abbildung  und 
8. 107  f.  eine  Besohrelbung  gegeben  ist,  enthält  die  gewöhnliche 
Darstellung  eines  Reiters  in  roUem  Galoppe,  der  mit  der  Lin- 
ken den  Zllgel  des  Pferdes  und  den  oralen  SohUd  am  Riemen 
festhflt,  während  die  Rechte  eine  lange  Lanze  gegen  einen  un- 
ter dem  Pferde  niedergeworfenen  Feind  kehrt,  der  Im  Begriffe 
ist,  das  Dolchmesser  dem  Pferde  In  denBauoh  su  stossen:  hin- 
ter dem  Pferde  schreitet  ein  mit  Helm  und  Waffenrock  aus- 
gestatteter Mann  her;  das  ganze  Bild  Ist  In  seinen  Einzelheiten 
nicht  mehr  deutlich.  Insbesondere  die  NationalitXt  des  Feindes 
aus  Bekleidung  und  Bewaffnung  nicht  mehr  zu  erkennen ;  ähn- 
liche Darstellungen  bei  Fuchs,  Gesch.  v.  Mainz,  p.  100.  Taf.  XIII. 
Ze|lMhr.  d.  Mainzer  Vereins.  1859.  II.  B.  20&  n.  36. 


ISO       BeUrägß  »ur  rheinländischen  Imchriftenkunde^ 

des  Rheinlandes  von  um  so  grösserem  Interesse,  da  Mcse  Art 
von  Ergössen  gerade  auf  Grabsteinen  von  Soldaten  als  «ehr 
selten  bezeichnet  Wfrden  muss.  Den  bei  Orelli-Henaen 
6686  und  6788  aus  Aquileia  und  Brrscia  beigebrachten  rei- 
het sich  zunächst  die  erste  dieser  in  Zahlbach  beiMains 
gefundenen  Grabschriflen  an,  welche  weder  bei  Fuchs, 
Lehne  und  Steiner,  noch  auch  von  Lersch  in  diesen 
Jahrb.  V.  VI.  S.  306.  n.  196  genau  wiedergegeben  and  mu 
dem  erreichbaren  Abschlüsse  vervollständigt  worden  ist.  Sie 
lautet  nach  den  uns  vorliegenden  wiederholt  verglichenen 
und  studierten  Abklatschen  also: 

CIVUVSC-P-VOLT 
CARC  *  NIGER  -  MI 
LES  •  LEG  *  II  •  ANNoR 
XXXXV  •  AER  •  XVII 
H  S  E  * 

HOSPES  -  ADES  •  PAVCIS  -  ET  *  PERLECE  -  VER 
SIBVS  *  ACTA  -  AETERNVM  •  PATRIAE  *  HIC 
BRIT  •  IPSA  •  DOMVS  •  HIC  •  ERIT  •  INCLVSVS  •  TVMV 
LO  *  HIC  *  I VLIVS  -  IPSE  -  HIC  *  CIMS  *  ET  *  CARD  -  COR 
PORE  •  FACTVS  •  ERIT  •  CVM  •  MER  •  IVCVNDE 
AETAS  •  FLOREBAT  •  AB  •  ANNIS  •  ADVENIT  •  FATIS 
TERMINVS  *  IPSE  *  MEIS  •  VLTIMVS  •  IPSE  *  FVIT 
XXXXV  •  ANNVS  •  CVM  •  MIHI  •  FAJALIS  •  VE 
NIT  *  ACERBA  -  DIES  '  HIC  *  ECO  *  NVNC  *  COCOR 
STYCIAS  •  TRANSIRE  *  PALVDES*  SEDIBVS  -  AETER 
NIS  *  ME  '  MEA '  FATI  •  TENENT  •  ME  •  MEMINI  f  CAL 
LIR»  NATVM*  CAROQ  •  f lARE ..  S  •  ET  •  MILES  •  COLLO« 
FORTITER  •  ARM ...  LI  •  CAVDIA  •  CRVDELIS  •  TRI 

BVIT •  MIHI-  NV HCVLTOS  •  ARTVS  •  TER 

RA   •    CINISQ OCNATVS 

MILES    •   LEO  •   II   vP TERIS 

EIVS ,    .EST 


BeUräge  mr  rhemländüchen  Inschriftenkunde,        151 

Mit  Aiiil09uii{^  der  Abbreviaturen  uoil  Zusammenordnnng 
der  Verse  g^estaltet  sich  der  Text  dieser  Grabschrift  in  fol- 
gender Weise  zu  einem  Eingänge  und  Schlüsse  nebst  da- 
swischen  geschobener  Anrede  des  Verstorbenen  an  den  vor. 
fiberaiebenden  Wanderer  in  einer  aus  7  Distichen  bestehen- 
den metriBchen  Composition: 

Gaivs  Julius  y  Gai  filins,  Voltinia,  Carcasone,  Niger,  miles 
legionis  secundae,  annorum  qnadraginta  quinque,  aerum  sede* 
cim,  hie  Situs  est. 

Hospes,  ades  pancis  et  perlege  versibus  acta: 

Aetemum  patriae  hic  erit  ipsa  domus. 
Hie  erit  inclusus  tumnlo  hic  Julius  ipse, 

Hic  cinis  et  caro  corpore  factus  erit. 
Cum  nea  iucunde  aetas  florebat  ab  annis ,  5 

Advenit  fatis  terminus  ipse.  meis. 
ültimus  ipse  fnit  quintns  quadragesimns  annus, 

Cum  mihi  fatalis  venit  acerba  dies. 
Hic  ego  nunc  cogor  Stygias  transire  paludes : 

Sedibus  aetemis  me  mea  fata  tenent  10 

He  memini natum  caroqne *) 

Et  miles  collo  fortiter  arffl[atu]Ii. 
Gaudia  crudelis  tribuit  mihi  nu[lla  iuveutus?] 

Incttltos  artus  terra  cinisque  [manet?] 

....  ognatus  miles  legionis  secnndae teris 

eins est 

Im  Eingange  wurde  seither  VOL  gelesen ;  allein  der  deut* 
lieh  erhöhte  und  mit  einem  Querstriche  überdeckte  Haupt- 
strich des  Ly  welches  dazu  auch  in  der  Höhe  des  0  einen 
ersten  Querstrich  hat,   beurkunden  eine  unzweifelhafte   Li- 


*)  Wir  ergXiyen  V.  11  also : 

Me  memini  patriaß  netam  oaroqae  par^nti» 

Vi  Red. 


152       BeUräge  »wr  rhebdändiMchm  Ituehr^enkunde* 

gaUa  von  L  uni  T.    Z*  1  der  metrischen  Composilion   kt 
SIB  von  VERSIBVS  fast  ganx  zerstört,  ACTA  dagegen  voll- 
kommen lesbar.     Z.  4  hat  der  Stein  deutlich  ET,  wahrend 
Oberstndienrath  Dilthey  und   Prof.  Bachelor  EX  lesen 
wollen.     Der  Hiatus  in  Z.  3  stellt  sich  dem  in  caesura  pri- 
maria  in  Z.5  an  der  Seite,  wenn  man  mit  Bachelor  sintt 
des  offenbar  versehenen  SIEB  ein  MEA  annimmt.     Z.  7  er- 
scheint es  in  diesem  Produkte  soldatischer  Metrik  aus  der 
Zeit  von  9 — 43  nach  Chr.,  wahrend  welcher  die  Leg.  II  am 
Oberrhein  stand,  unnöthig,  mit  Lorsch  qnintu'  et  quadra- 
gesimus  su  lesen;  ebenderselbe  hat  ftlschlicb  auchZ.8 
NATALIS  aufgenommen  gegen  das  FATALIS  des  Stdns  ud 
einiger  der  fraheren  Herausgeber.    Z>  10  scheint  das  FATI 
des  Steines  an  die  Personifikation  des  PATVM  In  einen  PA- 
TVS  zu  erinnern ,    dem  spater  die  FATA  an  die  Seite  trat 
(Preller,  BOm.  Myth.  S.350).    Von  Z.  II  an  verwirren  die 
bisherigen  Herausgeber  der  Inschrift  sowohl  die  Versablhei- 
lung  als  auch  den  Schluss,  dessen  Ende  noch  Niemand  fest- 
gestellt hat;  freilich  ist  das  sinnlose  CAL*LIB  sowohl  als 
das   halbzerstörte  Schlusswort  hinter  CABOQ  bis  jetzt  jni 
entziffern  noch  nicht  gelungen,  aber  der  Schluss  des  Verses 
11  ist  doch  erkannt,  wie  auch  nicht  minder,  dass  mit  FOB- 
TITEB  nicht  etwa  ein  neuer  Vers,  sondern  die  zweite  Hftlfle 
des  Pentameters  beginnt    Statt  ABM  lasen  die  ersten  Her- 
ausgeber ADM:  jetzt  sind   von  BM  nur  schwache  Spuren 
Obrig,  dagegen  ist  LI  deutlich  hinter  der  Lttcke  sichtbar  und 
somit  die  Ergänzung  TVLI  nahe  gelegt.    Z.  13  darfteGAV- 
DIA  allein  aus  den  theilweise  schwachen  ZOgen  hergestellt 
und  sammt  der  Vermuthung  am  Schlüsse  durch  eine  andere 
metrische  Grabschrift  aus  Zahlbach  bei  Lehne  353  g^ 
stOtzt  werden  können,  in  welcher  das  erste  Distichon  lautet: 
Cum  mihi  prima  novos  spargebat  flore  iuventus 
Heu  miser  aeiatis  praemia  nüUa  tuU. 
Z.  14  steht  in  vor  cuUas  nicht  ganz  sicher:  am  ScUnsse 


Beiirdge  aar  rhänländischen  Inschriftenkunde»       153 

aber  ist  das  O  hinter  CINIS^  worin  man  den  Anfang  iron 
0S8A  sehen  wollte,  offenbar  nicbts  als  Q^  wie  Z«  11,  su- 
mal  aach  das  Versmass  eine  kurse  Silbe  hinter  CINIS  er- 
forderte. 

Mit  Ansnahme  des  letzten  Verses  und  des  Schlusses  bis 
jetst  ganz  unedirt  ist  folgende  nach  dem  Cataloge  des 
Mainzer  Museums  S.  51.  Nr.  121  bei  Steiner  II,  1617  wie- 
derholte, leiderioben  verstümmelte  Grabinschrift  eines  Le- 
giottssoldaten ,  welche  ihm  ein  engbefreundeter  Commilitona 
statt  der  Mutter  und  der  fernen  Angehörigen  widmete: 

•    •     •    t    FLESI   •••••••••••••• 

CVH  BIS  DVODBNOS  AETAS  ...  0 

TVM  •  RAPVIT  •  FATlS  ■  MORS  '  INlMlCA  •  SVIS  • 
VT  ■  RESCIt  •  MATER  PLANXIT  ■  FLEVERE  *  SODALBS  • 

PLEVISSET  •  GENITOR  ■  OCCIDIT  •  IPSE  •  PRIOR  • 
C06NATI  •  PROPRII  •  LONGA  •  RE6I0NE  •  REUCTI  • 

HI  POMPAM  •    ORNASENT  •  FVNERIS  *  VSQVE  •  MEI 
QVI  •  POSVIT  -  PROCVLVS-TITVLVM  •  NOMENQ  ■  SODALIS 

INSCRIPSIT  *  MAERENS  •  HIC  •  PIETATIS  •  BONOS 
SIS  •  FELIX  •  VALEAS  •  ET  ■  TE  •  TV A  •  SERVET  •  ORIGO 

ET  •  dIcAS  •  CLARO  •  SIT  •  TIBI  *  TERRA  •  LEVIS 

L  '  VALERIVS  •  PROCVLVS 

GOMMANIPVLARIS 

D  •  S  •  P  •  C  • 

Wiewohl  hier  auf  dem  Steine  selbst  die  Verseiiitheiluag  ein- 
gehalten ist,  wiederholen  wir  dennoch  den  Text  selbst,  na 
dttige  Besonderheiten  besser  hervortreten  zu  lassen: 

....  lies 

Gon  bis  duodenos  aefas  [complererat  annos?] 

Tum  rapnit  fatis  mors  inimica  suis. 
Ut  rescit,  nater  planxit,  flerere  sodales, 

Flevisset  genitor:  occidit  ipse  prior. 
Cognati  proprü  longa  regione  relicti:  ü 


154        BeUräge  stir  rhebUändischen  Inschriftenkunde. 

Hi  pompam  ornassenl  funeris  usque  mei. 
Qai  posuit  Proculus  titulam  nomenqae  sodalis, 

In^cripstt  maerens :  hie  pietatis  bonos : 
Sis  felix,  valeasy  et  te  tua  servet  origo,  10 

El  dicas  Claro:  sit  tibi  terra  levis. 

Lucius  Valerius  Proculus,  commaDipuIaris ,  de  suo  ponen- 
dum  curavit. 

Bemerkenswerth  ist  vor  Allem  die  öfter  begegnende  Ans- 
prägeng  des  langen  i  durch  ein  über  die  Linie  verlängertes 
I,  besonders  Z.  4  in  VT  *  RESCiT ,  d.  h.  ut  resciit,  wonach 
die  beiden  i  des  Metrums  halber  in  ein  langes  vereinigt  ^er- 
den: es  muss  also  ut  resciit  mater  zusammengezogen  wer- 
den. Während  oben  zunächst  nach  der  jetzt  fehlenden  Er- 
wähnung von  Namen,  Heiraath,  Corps,  Alter  und  Dienstjah* 
rrn  des  Verstorbenen  in  wenigstens  6  Distichen  dessen  frfl- 
her  Tod,  der  Schmerz  der  Mutter,  die  Trauer  der  Jugend- 
genossen und  Commilitonen  zusammengefasst  ist,  folgt  alsdann 
der  Name"des  am  Schlüsse  genannten  Proculus,  welcher  dem 
Fretmde  dieses  letzte  Liebeszeichen  und  diese  letzte  Ehre  er- 
wies, worauf  in  dem  letzten  Distichon  mit  der  fiblichen 
Anrede  an  den  Wanderer  geschlossen  wird,  welchem*  ein 
glfickliches  Leben  gewünscht,  ein  Lebewohl  zugerufen  und 
und  die  Hoffnung  ausgesprochen  wird,  das  ihn  sein  Ursprung, 
d.  h.  die  Erde,  lange  bebalten  möge :  schliesslich  soll  er  dem 
hier  bestatteten  Clarus  den  bekannten  Wunsch  aussprechen; 
denn  dass  der  Verstorbene  den  ziemlich  häufigen  Zunamen 
Clarus  hatte  (vgl.  Mural.  MCCCLXXVI,  9;  MCDVi,  I. 
Mommsen  1.  R.  N.  2.  1952.  2287.  4103.  6306  u.  a.  m.)  ist 
hieraus  nach  Prof.  Büchelers  scharfsinniger  Bemerkung 
ersichtlich,  während  f  man  früher  claro  als  Adverbium  zo 
deuten  geneigt  war.  —  In  gleicher  Weise  unten  und  oben 
verstümmelt  ist  leider  auch  eine  3te Zahlbacher  Inschrifl, 
wdchefsehon  Lehne  (150  S.  96)  so  beschädigt  fand,  dass 
er  nur  den  ersten  Vers  und  auch  diesen  nicht  einmal  voll- 


Beiträge  zur  rhemländisehen  Inschriflenkunde.        155 

ständig  entziffern  zu  können  erklärte;  dennoch  aber  gestat- 
tet der  uns  vorliegende  Papierabdruck  auch  jetzt  noch  Alles 
SU  lesen,  was  sich  auf  dem  Steine  erhalten  hat: 

•  •  •  •  KCl 

.  ALEAVS 

MIL  •  LEG  •  Üil  ■  I  .  . 

JMVNATI-AI 

XXXVU • AER • X  .  . 
BIC  •  SITVS  ■  EST  •  L  •  SE  .  .  .  . 
ONIVS  '  AVSO  •  )  '  IVLI     M  .  .  .  . 

TIALIS  ■  EXS  •  TESTAME 

FECIT  *  VIVITE  •  FELICES  •  VIBVS  •  EST 
DATA  •  VITA  ■  FRVENOI  •  NAM  •  MIHI 
NON  •  FATO  •  DATVM  •  EST  ■  FELICE  • 
MORARl  •  BIC  •  EGO  '  NVNC  •  lAC    .    . 

FATIS  •  COMPOSTVS  '  .  IIQV 

.  CRVDELES  •  SVPERINl 

FORTVNA  •  INIQV 

MEA  •  lAM    • 

NON 

Mit  Benutzung  des  von  Lehne  noch  nnverstflmmelt  flber- 
liefeiten  Anfangs  der  Inschrift,  ergänzt  sich  dieselbe  in  fol- 
gender Weise; 

Titüs  Caecilius,  Tili  filius,  Galeria,  Auso,  oiiles  legionis 
quartae,  macedonicae,  centnria  Munal!,  anuorum  triginta  Se- 
ptem, aerum  septemdecim,  hie  situs  est.  Lucios  Sempronins 
Auso,  centuria  lulii  Martialis,  exs  testamento  fecit. 

l^rite  fcüces,  quibus  est  data  vita  frnendi: 

Nam  mihi  non  fato  datum  est  felice  morari. 

Hie  ego  nunc  iaceo  fatis  compostus  iniquis, 

Cmdeles  superi fortuna  iniqua. 

mea  iam 5 

Noa ;    .    .    . 


Ifitf       BeUräge  nur  rkeinUndischen  buchriflekhmde. 

Doriehtig  ohne  Zweifel  las  Lehne  Z.  3  AVSONI,  wel- 
ches er  in  AVSONIVS  ergAnsle  oni  aof  die  Stadt  Ausa  im 
Terraconensischen  Gallien  ab*, Heimathsbeseichnang  besag; 
in  diesem  Falle  aber  mOsste  vielmehr  eben  der  Name  der 
Stadt  selbst  erwartet  werden ;  es  ist  aber  AVSO  dasselbe 
öfter  begegnende  cognomen,  wie  das  des  Lucios  Sempronivs 
und  steht  ganz  regelrecht  hinter  dem  Namen  der  Tribus. 
Darf  man,  wie  oben  geschehen  ist,  aus  der  Erwähnung  der 
im.  Legion  einen  Schluss  auf  die  Zeit  der  Abfassung  die- 
ser Orabsehrift  sieben,  so  fallt  dieselbe  in  die  Jahre  dS — 70 
T.  Chr.,  in  welcher  Zeit  jene  unter  der  Regierung  des  Clau- 
dius und  Nero  am  Rheine  Standquartier  hatte.  Bemerkens- 
werth  ist  auch  das  schon  in  der  ersten  Inschrift  vorkom- 
mende seltene  AiSRVM  filr  STIPENDIORVM,  wie  beiOrelli 
S551.  Zu  bedauern  ist  die  Verstümmelung  der  nur  in  He- 
xametern abgefassten  metrischen  Composition ,  deren  Inhalt, 
wie  deren  Sprache  und  Metrik  das  grOsste  Interesse  selbst  In 
den  wenigen  Zeilen  bieten,  welche  erhalten  sind.  Lehne 
las  den  ersten  Vers  nur  bis  vor  fruendi ,  daher  Prof.  B  i  • 
c hei  er  in  Fleckeisen^s  Jahrb.  LXXVII.  H.  1.  S.  68  am 
Schlüsse  beata  ergänzte,  indem  er  nugleich  den  im  Verse 
liegenden,  so  oft  ausgesprochenen  Gedanken  durch  weitere 
Verweisungen  belegte,  denen  man  0  r  e  1 1  i  7409  »Vivite  feil. 
ces,  qui  legitis*'  und  4807:  «dum  vivimus  vivamus*',  Ornt. 
419,  6:  »vivite  felices,  moneo  mors  omnibns  instat^  und  das 
Virgirsche :  vivite  felices,  quibus  est  fortuna  peracta*'  beiffl- 
gen  kann ;  vivere  ist  hier  nä  mlich  der  ganne  Inbegriff  des 
sinnlichen  Geniessens,  des  sa&iCf  ntvt,  natl^f,  ede,  bibe,  lüde ; 
nicht  unerwähnt  mag  dabei  der  von  Le  Blant  Inscript  cbr^- 
tiennes  p. 65  nachgewiesene  Gege nsats  der  christlichen 
Anschauungsweise  bleiben,  wie  sie  sich  gleichfalls  auf  Grab«, 
Ring-  und  sonstigen  Aufschriften  ausspricht:  vivas  in  deo, 
vivas  in  pace  dei,  vivas  feiiciter,  vivatis  in  Christo  n.  a.  m. 
Weiteriiin  aprkbt  sich  in  dem  fahm  mm  felix  und  ittfata 


BeUtäge  stir  rh^nUndnchen  buekrifienkunde.       IST 

hriqma  derselbe  Gedanke  ans,  wie  er  in  beiden  obigen  In- 
aehriften  ond  öfter  anf  heidnischen  Grabschriften  begegnet. 
Sdiwer  erklärlicli  erscheint  das  hinter  SVPERI  folgende  Nj^ 
was  dicht  angeschlossen  ist,  wobei  es  auch  zweifelhaft  bleibt, 
ob  nicht  auch  SVPERENI  gelesen  werden  kOune:  an  dem 
Hiatns  in  fortuna  iniqua  am  Schlüsse  des  Hexameters,  wie 
es  acheint ,  darf  wiederum ,  wie  an  den  beiden  oben  in  der 
ersten  Inschrift  bemerkten,  kein  Anstoss  genommen  werden. 
Einem  Soldaten  derselben  Legion  gehörte  wahrscheinlich 
aoeh  die  leider  fast  gana  verwaschene  Inschrift  eines  Zahl«- 
bacher  Steines  an,  welcher  vor  einigen  Jahren  in  das  Main« 
ser  Museum  gebracht  wurde  und  nach  Puehs,  Gesch.  von 
Hains  h  S.SS2,  von  Prof.  Klein  im  Mainzer  Wochenblatt 
1857.  n.  127.  S.1113  folgendermassen  wiederholt  wird,  da 
äia  Lehne  in  seine  Sammlung  nicht  aufnahm : 

S '  COPINEL  .  . 

SP'PVPIPAIR 

AS*SE 

vs- 

AC 

AN 


•       S 
TEN 
Der   uns  vorliegende  Papierabdrpck  lässt  aber  nvr  noch 
folgendes  erkennen: 

S  •  COR»I  V 
SP-PVP-HIR 
AS*SI  I 

vs- 

AC- 
AN 
H- 
TER. 
Darnach  beataUgt  sich  Z.  1  die  Vermutbung  Klaia*s,  daaa 


ifi6        Bdiräge  zur  rkeMändüchen  huchrißenkunde, 

Z.  1  CORNELIVS  zu  lesen  sei^  denn  B  ist  mit  N  legirt,  von 
L  noch  der  gerade  Strich  erkennbar,  am  Schlüsse  aber  nur 
noch  die  untere  Spitze  des  V  vorbanden,  zwischen  dessen 
Schenkeln,  wie  öfter,  das  S  gestanden  zu  haben  scheint. 
Z.  2  sind  die  4  ersten  Buchstaben  deutlich ,  das  2te  P  in 
PVP  kaum  mehr  zu  erkennen;  weiterhin  nur  ein  senkrech- 
ter Strich  vor  der  obem  Spitze  des  A  sichtbar:  vielleicht 
war  es  P  oder  R,  wozu  schwache  Spuren  anleiten;  R  am 
Ende  ist  unzweifelhaft,  ebenso  der  senkrechte  Strich  vor 
demselben ;  ob  in  diesen  Zügen  mit  Einschluss  des.  deutlichen 
AS  von  Z*  3  die  Bezeichnung  der  Heimath  zu  suchen   sei 

ist. ebenso  zweifelhaft,  als  aus  Sl und  VS  von  Z.  4 

ein  coguomen  SECVNDVS  mit  Prof.  Klein  herzustellen; 
nicht  minder  zweifelhaft  bleibt  desselben  Gelehrten  Ergän- 
zung: [MIL.  LEG.  Uli  M]AC,  wenn  auch  wiederum  Z.  6 
die  Bezeichnung  (AN)  der  Lebens«  und  Dieostjahre  und  Z.  7 
das  H  *  S '  E  nicht  zu  verkennen  ist.  Z*  7  ist  eigentlich  nur 
TEI  sicher,  und  schwer  zu  sagen,  worauf  sich  dieser  Schluss 

bezog. 

Aehnliche  kleine  Verbesserungen  der  Textworte  ermöglicht 
die  wiederholte  Lesung  des  Originals  auch  bei  andern  Denk- 
malern des  Mainzer  Museums.  So  wird  eine  1804  zu  Wei« 
senau  gefundene  Grabschrift  eines  Soldaten  der  Leg.  I. 
Adiutrix  bei  Lehne  136  folgendermassen  wiedergegeben: 

C '  ANICINIVS 

C-PCLRVPVS 

APRO-MILLEG- 

lADIAN-XXXrST-. 

XVll-e*S-  E-EX-T-F*C- 
wahrend  die  genauere  Ansicht  des  Steines  selbst  ganz  un- 
zweifelhaft folgende,  nicht  unbedeutende  Aenderungen  ge- 
bietet : 


e  Mir  rheMändkcken  hu^riftetAunde.        ISO 

C  •  ANTONIVS 
C-F-CL'RVFVS 
APRO '  MIL  ■  LEG  • 
lADIANXXXI-ST* 
XVII-HSEHEXTPC 
Z«  1  ist  C  fast  ganz  erloschen;  Z.  4  AN  ligirt  nnd  ST 
stark  verwischt ;  Z. 5  endlich  steht  deutlich  H*  vor  fiX,  was 
Lehne  flbersah;    es  ist  demnach   der  Grabstein  durch  den 
Erben,  nach  der  Bestimmung  des  Testamentes,  vie  so  oft 
sich  findet,  errichtet  worden. 

Eine  andere  Inschrift  desselben  Museums  ausCastel  wird 
in  der  ^Zeitschrift  des  Mainzer  Vereins*  1,  S.  499 
folgendermassen  edirt: 

D.  H 

OCLATIE  MASVONl 
MATRONE  •  PIENT 
ISSIME  •  OCLATIVS 
. .  VCARIO  ■  LIBER 
TVS  •  VIVVS  •  POSI 
IT  •  INPENDIO 
S  V  0 

Die  auf  dem  Steine  in  seiner  jetzigen  Gestalt  noch  vor- 
handenen Schriftzttge,  welche,  schttn  und  quadratisch  gehair 
ten,  auf  dne  frühere  Zeit  hinweisen,  lassen  sich  genau  ßo 
feststellen: 

)  M  D  M 

LATiE  MSVol}  [OC]LATi[A]B  MASVONI[AB] 

TRONE  •    PI3M  [PA]TRON[A]E  •  PIEN[T] 

SIME  •  OCLATiV  •    d.  li.  [IS]SiM[A]&  •  OCLATIV[S] 

NCARIO  •  LIBSl  .  .  NCARIO  •  LIBER 

S  •  VIVvS  •  *£  •  Sil  [TV]S  •  VIVVS  •  ET  SIBI 

IT   •   INP3IDI0  [FECjlT  •  INPENDIO 
S        V        0  S         V         O 

Z.  .1  ist  von  D  nur  die  KrOmmung  (Ibrig,  da  die  VentOiB- 


•    • 


•   • 


•    • 


IM       BeUräae  mr  rhebilänXschen 


melung  des  Steines  an  der  rechten  Seite  2 — S  Anfaagsbach« 
ataben  aller  Zeilen  vcrniciitel  hat.  Z.2  sind  I  und  0»  ebenso 
Z.4  I  vor  V  Meiner  als  die  flbrigen  Buchstaben,  daxu  auch 
MA  und  NI  ligirt,  wie  auch  Z.  3  EN,  Z.  5  ER,  Z.  6  ET 
und,  wie  es  scheint ,  war  auch  Bl  von  SIBI  verbunden ,  da 
wie  Z.  1  das  I  am  Schlüsse  höher  ist,  als  die  andern  Buch- 
staben, endlich  ist  auch  Z.7  EN  verbunden.  Ob  Z.6  neben 
den  zweiten  V  noch  ein  zweites  V  kleiner  elngehauen  ist, 
lasst  sich  wohl  kaum  mehr  mit  Sicherheit  bestimmen,  da  die- 
ses  letztere  auch  nur  eine  Aussprengung  des  Steines  sein 
kann,  so  dass  VIVS  wie  Öfter  statt  VIVVS  gesetzt  wäre, 
wofOr  zahlreiche  Beispiele  in  diesen  Jahrb.  XV.  S.  96  beige- 
bracht worden  sind.  Demnach  dürft«  die  ganze  Inschrift 
also  zu  ergänzen  sein :  Diis  Manibus.  Oclatiae  Masuoniae  pa- 
tronae  pientissimae  Oclatius  . . .  ncario  libertus  vivus  et  sibi 
fecit  impendio  suo,  und  es  ist  demnach  die  Grabscbrift,  wel- 
che der  Freigelassene  Oclatius  . . .  ncario  seiner  Herrin ,  pa- 
trona,  Oclatia  Masuonia  und  zugleich  sich  selbst  bei  Leb- 
zeiten auf  eigene  Rosten  setzen  Hess*  Was  den  in  dieser 
Inschrift  vorkommenden  Namen  betriflFt,  so  ist  schon  in  der 
Mainzer  Zeitschr.  a.a.  0.  S«500f»  auf  die  in  Steinschrif- 
ten nachweisbaren  OCLATII  hingewiesen  worden ,  denen 
einerseits  ier M.  Oclatius  PuUus  der  Marm.  Salonit.  X. 
p.  107,  wenn  anders  diese  Legende  ein  blosser  Schreibfehler 
statt  Oclatius  ist,  andrerseits  der  MOCL  RVFVS  einer  in 
dem  Bullet  1848.  p.  35  erwähnten  Inschrift  angereiht  wer- 
den kann,  worin  Borghesi  einen  Marcus  Oclatius  Rufüs  er- 
kennt. Auf  dieselbe  Namensform  werden  ohne  Zweifel  dann 
auch  die  angebliche  OCI ATI A  SECVNDA  (Grut.5l,  9),  so- 
wie die  COELIA  OCTATIA  bei  Katancsich  Istr.  adcol.  II. 
p. 53.  n. CCCCXIX,  Märm.SaIoni t. X.  p.  184  zurflckzufoh- 
ren  sein,  wiewohl  sich  freilich  neben  letztere  eine  OCIACIA 
ERVCINA  als  uxor  eines  Helvius  Ecimarus  einer  Inschrift 
9m  Nimes  stellt:  ,vgl.  Catal.  d.  mus.  d.  Nimes.  p.78.  n.  84, 


BMrSge  9ur  rhemUMhöhen  tmchripmkimde*        161 

weldie  teidit  statt  OCTACIA  verlesen  sein  kann.  Jedenfalls 
kat  anf  maerer  Insclirift  der  libertos  Oclaüus  . .  •  ncarie 
sein  praenomen  nach  bekanntem  Gebraoche  von  seiner  pa- 
troaa  OeUtiia  enmommen.  Sein  eognonen  . . .  ncarie  ist 
leider  ▼trstAmmelt  ond  deutet  in  dieser  Gestalt  fast  auf  einen 
fi;riechischen  Namen;  denn  es  ist  doch  wobi  kaum  an 
eine  von  AneariM  (Mu  rat.  MiCDXIX,  7;  MDCXXX,  4.  5) 
alsNebeafurm  von  Anebarius  (Orut.850,  7;  352,  1;  754,  9) 
abgeleitete  besondere  Bildung  auf  o  ssu  denken;  jedenfalls 
ist  .der  vor  C  noch  übrige  Schriftaug  kein  V,  sondern  on« 
sweifelkafi  ein  flragmentirtes  iVl  Dieser  Orabschrift  mag  das 
aaserei  Wissens  noch  u  n  e  d  i  r  t  e  Fragment  einer  andern  an- 
gereiht  werden,  welches  in  demselben  Museum  aufbewahrt 
wird  und  durch  seine  schlechte,  durch  Querlinien  abgetheilte 
Sebffift  auf  eine  spl&tere  Zeit  hinweiset ;  es  enthält  folgende 
iehrifireste: 


PLACIP 

RVVSSAl 

MIL  '  LEG  -  0 

XSIMB  '  MBR 

CITET  yiLI 

Z.  S  ist  R  nicht  gann  sicher,  ebenso  MI  in  Z.  4,  wie  auch 
Z,  5  X  und  R;  wahrscheinlich  gebttrie  dieses  Fragment  au 
der  Grabschrift  eines  Placidus,  des  Sklaven,  SERVVS,  eines 
Legionssoldaten,  SATVRNINVS,  welcher  es  demselben  viel-^ 
leicht  ob  merita  errichten  liess ,  wie  ähnliche  Beispiele  s*  B. 
ia  der  „Zeitschrift  des  Mainzer  Vereins^  I,  S.  83 
and  sanol  vorliegen. 

Eins  weitere  Bereicherung  erbalten  die  Grabschriflen  der 
Elieinlande  durch  einige  bis  jetat  ganz   unbekannt 
gebliebene,    in  frühem   Jahrhunderten  dem  klassischen 
Boden  von  Trier  entstiegene  Denkmäler,  welche  der  ge- 
ll 


102       BtUrä§e  fimr  rkeMSmikdim  huiAirjipaJhnäK 

ff 

lehrte  FranaoBe  Le  Blaat  in  dev  i.  Bande  setaer  iddi* 
Jballigen  und  far  das  Stndiam  der  diristlichen  InaiJiriftett  m 
überaus  werthvoUen  Saaunluqg  der  loserijptipns  chriüennes  de 
la  Gaule  (Paris  185«)  p.  3M.  sub  n.  3S&  SM  UNlffntbeilM 
veranlasst  war.  Le  Blant  erhielt  nUilicb  in  Boa  dvrdi 
den,  nach  Borghesi's  Hinscheiden  wohl  ersten  Kpigrapbiker 
Italiens^  Herrn  6.  B.  de  Bossi,  Kenntniss  ynn  rheinlAndi« 
sehen  Inschriften ,  welche  sich  unter  andern  auf  der  letctea 
Seite  eines  Exemplars  von  Gruter  verzeichnet  finden,  dan 
zuerst  J.  Scaltger,  dann  6*  Vossius^  zuletzt  G.  Marini  gc* 
hört  hatte  und  jetzt  der  Vaticaniscben  Bibliothek  eiaverieibt 
ist.  Eine  handschriftliche  Notiz  von  G.  Vossius,  vom  aa 
diesem  Exemplari  bearkundet,  dass  die  letzte  Seile  von  der 
Hand  Scaligers  besehriehen  sei.  Den  Codex,  aus  welebeai 
diese  Inschriften  genommen  sind,  kennt  man  nicht;  er  mima 
sehr  alt  gewesen  sein ,  da  er  durch  ex  veteri  oder  retttte 
membrana  bezeichnet  zu  werden  pflegt  und  dabei  das  Wort 
»Inschrift^  nicht  durch  ninscriptio?,  sondern  durch  jmema^ 
ria^  ausgedrückt  wird.  Während  nun  bei  Le  Blant  p.S66 
— 72  zwei  christliche  Inschriften  aus  Trier  durch  ^exmeai- 
brana  vetusta  Treveris'  und  ^ex  eadem  membrana  vetnsta 
Treveris^  eingeführt  werden ,  finden  sich  p.  968.  sub  n.  MO 
aus  demselben  Codex  1  christliche  und  3  heidnische, 
deisen  Herkunft  nicht  angegeben  ist ,  welche  a^r  siohcriieh 
ebenfalls  Trier  angehttren,  zumal  die  christliche  offenbar  die 
Dedikatioasinschrift  der  St.  Laurentios  •  Kirche  ^  der  oedi 
ad  Palacima,  ist;  sie  lautet: 

ex  eadem* 
DN  '  PLACIDVS  •  VALBNTINIANVS  •  PIVS 
FELIX '  A  VG  *  DEDICA VIT '  AEDES  -  SCI '  AC 
BEATISSIMI  *  MABTYBI8  '  LAVBENTIS 
Die  3  heidnischen  werden  folgendermassen  angeführt: 


•I  •• 


BMrige  mtr  rhmnldndiicken  Imchripenkimde.       IflS 

1. 
ex  eadeni  membraiia. 

CCABSIOCF-PAPIVSTOC-CABSIVSPAPIVSTVS 
liil  yiR*APQ-A-nLIO-PIISSIMO 

BT  VBTTIA'STE-PRISCA*PRIVI6N0 
OPTIMO'LDD-D- 

2. 
ex  eadem  aembrana. 
AREA  SBPVLTVRAB  *  IN  *  FRONTE  •  XX 
IN  -  AGR  -P-XL*H*M*H*N'S' 

8. 
ex  eadem. 
GLITIA  *  M  -  PILI A '  FLACCI  *  VXOR  *  SIBI  •  ET 
VIRO  *  SVO  •  FACIENDVM  •  CVRA  VIT  • 
FVNVS  •  ET  •  LOC  VS  •  PVBUCE  • 

Iq  Nr«  1  ist  Z,  2  der  //!/  viratus  AediUeia  PetesiaU 
des  C  Caesiiu  lastiis  bemerkeuswerth,  der  siigleich  als  Q.  A. 
d. b.  quaeH^r  aerarü  bezeichnet  wird ;  beide  muoieipale 
Wflrdeii  werden  öfter  (lieilweise  mit  denselben  Abbreviatn- 
res.  wie  hier  erw&hat,  vgLOrelli  1401.2321.  8219.  4906. 
3967.  71dl.  4109  tt.  a.  m.     AuffaUend  ist  aber  die  hinter 
VETTIA  folgende  Sigle  STE,  die  abiiche  Bezeiclinang  (vgl 
Orelli-Henaen  7407  o.  Lersch,  Ceulral-Mus.  II.  n.74. 
d.68)  der  iribus  Stellatina,  wahrend  doch  diese  Tribus-Be* 
seicbnoag  (vgl.  M  äff  ei  ars  crit.  p.  861;  Zell,  Handbuch 
p.  Epigr.  I.  p.  117)  bei  dem  Namen  der  Frauen,  da  sie  nicht 
Niigliedfr  einer  Tribus  im  rechtlichen  Sinne  waren,  nicht 
beigefigt  worden  ist  und  daher  Grut. 714,  4:  IVLIANA'C* 
V  •  SCAPT  für  falsch  gelesen  oder  unacht  erklart  wird.  Es 
ist  demnaeh  jedenfalls  in  8TE  ein  Irrthum  des  Abschreiben 
X«  unterstellen ,   wor Ober  der  competente  Kenner  rllmischer 
Tribuaverh&ltnisse ,  Hr.  Archivsekretar  Dr.  Grate fend  in 
HannoTer  akb,  Alles  erledigend«  brieflich  also  ausspricht:  nlch 


IM       Bmträge  wur  rkmnUmdisek^n  ImchrifienlmndB* 

JBweifle  durchaus  nicht,  dass  die  Buchataben  STE  nichts  An- 
deres sind,  als  STatii  Filia.  Sie  wfirden  gewiss  selber 
gleich  darauf  gefconuDen  sein ,  wenn  der  Name  SiaÜM  ge* 
wohnlicher  wäre;  die  TolieBeseicknungC'P'PAP*  Terlangt 
bei  der  Frau,  eine  gleiche  Vollstflndigkeit.  Sonderbar  ist  es, 
dass  gerade  die  Veiiier  unter  den  wenigen  Familien  vertre- 
ten sind,  in  denen  der  Vorname  Slirftw  auch  sonst  vorkommt. 
Muratori  1764,6  hat  eine  Turiner  Inschrift,  worauf  ein  L* 
VETTIVS  STATI  FIL  •  POL  genannt  wird.«"  Auch  der  Na- 
men  der  6LITIA,  der  Gattin  des  PLACCVS  in  N.  3  wird  in 
gleicher  Weise  und  an  erster  Stelle  durch  den  Zusatz  lll(arci) 
FILIA  vervollständigt  Eine  GLITIA  MANSVETA  findet 
sich  bei  Murat  1210,  9,  ein  GLITIVS  GALLVS  bei  Tac 
Ann.XV,  56,  r,  ein  L'GLITIVS  VBRVS  und  zwei  Q'GU- 
TIVS  ATILIVS  und  FELIX,  bei  Grnt.OIS,  4;  416^6;  64,5; 
auch  am  Schlüsse  denelben  Inschrift  ist  LOCVS  PVBLICE 
dem  Sinne  nadi  dasselbe  wie  N.  1  der  Locus  Datw  Dccu- 
rionom  Deereto;  aicbl  minder  ventiadiick  ifl  das  tUiche  Hoc 
Moamnentum  Herodom  Non  Seqnitwr  von  N.  B,  wie  Orelli 
B807  und  aftvn 

«ohliesslich  m»gen  diesen  fbeinländiialien  Gtaboefariilea 
zwei  andere  angereiht  werden,  deren  Wiederholnig^ ,  wie* 
w^  rie  i^ht  gerade  die  Rheialande  kefreffni»  nln  ao  mehr 
gereehiftertigt  sein  wird ,  ab  sie  theilwelse  in  antiquarischen 
Werken  mitgetheilt  werden,  wdche  nicht  leidiC  allgemein 
zugänglich  nnd ' verbreitet  sind,  wogegen  diese  JahrUkhcr^ 
als  eines  der  Daoptsamroel werke  epigraphischen  '  Maieiiala, 
deren  allgemeinere  Verwerthnng  in  sichere  Aussicht  stcUea. 
Die  erste  derselben ,  jetzt  aufbewahrt  in  der '  reiekan  Anti- 
kensarnnriung  des  Baron  Westreenen  Im  Haag,  wird-  voa 
ftof.  K.  B.  Stark  in  seinen  «Beitragen  zur  antikew  Bienk* 
malerkttode«  in  den  Berichten  der  phil.-^hist^  Gl.  der  Kgk 
Snobs.  Oesdlseb.  der  Wissensch.  1660.  S.  8  nlso  tMtn^  thir 
geÜhrCt  »An  einer  Asehenkiste  ziebl  sich  reehis  and  Unka 


Bülräge  aar  rluiMnditdten  budtrtflenlutnde.       m 

Foa  der  Inschrift  an  den  beiden  Seiten  ein  Binnen-  und  Prncht- 
krans  hin;  vorn  zeigen  sidi  dabei  cwet  pieicrnde  VOgel. 
Die  Inschrift  laatet«: 

D.    M. 
ATBRIAE  •  SABINAE 
VXORI  nETATB  ET  CASTITATJB 
INCOMPARABILI 
ViX' ARNOS  XLV 
GLO0IVS  MOERENS 
POS- 
Die  xwrlte 'Inschrift ,  nu  Bath  in  England  gefunden  nnd 
jetst  so  Bieter  bei  Dr.  Mnsgrave  anfbewahrt,  lautet  nach 
dein  Procedings  tat  1851.  Memoirs  ilTustratire  of  ^he  history 
and  intiquitfes  of  Bristof  an  the  Western  cnnnties  of  Gr. 
Britain.  With  nany  plates.  London  1659.  gr.  '8.  p.  LXVHI 
also: 

DM 
CAMILLVS 
SATVRNALIS  CA 
MILLE  NATVLE  PAT 
RONE  MERENTISSIME 
PBCIT 
Es  Ist  dieses  also,  tthnlich  wie  oben  dieCasteler  Inschrift 
des  Mainzer  noseumsy  eine  70ti  dem  FVeigelassenen  CAMIL- 
LVS* SATYRN  ALIS  seiner  patrona  merentissima  CAMILLA 
NATVLA  gewidmete'  Grabsclirift.    Die  Tfamen  Camilliis  und 
Cainflla  smd  ziemlich  häuü;;  7gl.  Grüt.  864,   1;   Mnraf. 
MCDXLVlIIy  8,  eine  Camilla  Amata  findet  sich  bei  Grut 
97«  1 ;' Caroilla  Sempronia  beiMurat.  MCXLV,  7.   Wie  von 
AdaiKtits  (Mommsen  hVl.26Si)'Adauchda  (ibid.S920),  so 
ist  ym  IVatos  (Ibid.  6310  [59])  Natulä  abgeleitet;  eine  iVa- 
Hrfö  ^ifChe  findet  sich  bei  Murat.  MDXI,  1;  auch  Nerula 
(Mo  m  m  s  e  n  I.  c  2614. 2615)  Verufa  (S  t  e  i  n  e  r  If,  328)  und 
klmliclie  Namenbildnogen  lassen  sieh  dazu  vergleichen* 


IM        Beiträfe  mr  HkeMcürdit rken  Imchrifletikmde. 

III.    Votiviaschrifteiu 

I.  Unbekannte  Gottheit 

An  die  Spitze  der  hier  m  erwfthDenden  Inschriften  stellt 
sich  nunftcbst  die  Anfiichrift  eines  aehteclLifen^  leider  iikea 
abgebrochenen  Steines,  welchen  schon  Lehne  119  vnd  dar- 
nach der  Catalof  des  Mainner  lluseunis  S.S8.  b.S6 
als  eine  Votivara  erklärten,  wiewohl  dieses  nicht  mit  wolli- 
ger Bestimmtheit  aosgemacht  werden  kann.  Die  Ton  Lehne 
ausgelassene  erste  Zeile  hat  nnerst  Lorsch  in  diesen  Jalvb. 
lly  S.98  (und  ihm  folgend  Steiner  II,  99d)  nach  eigner 
Vergleichnng  nachgetragen,  ohne  sie  aber  genau  wiadenm- 
geben,  noch  auch  einen  bedeutenden  Irrtbum  in  dem  Texte  sn 
besoitfgen;  es  lautet  nämlich  die  Inschrift  genu  also: 

^R  *  1 1.  V  WR  OR/i 

VALERIE  PA^ST'  S 

LAMBRB  M0M8TVS 
^"•STOR 

VALBRVu  •  ALBA^VS 
^CTOR  • 

POSVERVIT  *  R  •  S 
Z.  1  ist  nur  noch  der  untere  Theil  eines  I  oder  T  uiler 
P  und  des  A  fibrig,  worauf  ein  Punkt  folgt:  Torber  schont 
ein  V  gestanden  nu  haben,  also  vidleickt  F/R^  Hiater  iem 
Punkte  deuten  die  II  fast  unnweideutig  auf  ein  verwiseitfes 
üf,  worauf  eine  Lticke  folgt,  in  weicher  nicht  «Hein  ein 
ganser  Buchstabe,  sondern  auch  die  HAlfte  dnea  A^  gestma» 
den  sn  haben  scheint;  ilenn  das  folgende  V  ist  sehr  spitn 
und  kann  als  solche  Hftifte  gelten ;  weiter  ist  F.und  A  ligirtt 
wie  X*  %  A  und  F,  Z.  6  das  A  und  /,  sowie  il  und  AT  uad 
Z.  7  ÜT  und  T;  ebenso  ist  am  Schlüsse  Ton  Z.  1  AFJf  eng o 
verbunden :  es  kann  nur  VARORVM  oder  VARIORVH  ge- 
lesen werden ;  lelnteres,  insofern  swisehen  R  und  O  naf  ier 


BdMg»  mut  tkemUmdMim  ln$chriftmikHnde*       Wt 

Kaste  des  Steiiiea  /,  wosu  Baam  da  ist,  gerade  so  «eistört 
wiMrien  sein  ksaa,  wie  das  Z.8  gerade  darooter  beindliche 
V  MbSL  mehr  siebibar  «nd  gleicherweise  aoch  Z.  3  das  letzte 
E  halb  verwischt  ist.  Es  scheint  demnach  in  der  ersten  Zeile 
irgend  ein  collegium  Tignnariontm  oder  ähnliches  erwähnt 
gewesen  an  sein.  Weiter  ist  Z.  2  das  letate  V  in  VALE- 
UVS  Ueiner  (wie  auch  Z.  5  das  erste  S)  eingemeiselt  nnd 
S  gleidbfalls  veriileinert  darüber  gestelll.  Z.S  lasLersch 
LAHBIBE,  hat  sich  aber  durch  eine  geradlinige  QberB  und 
R  von  der  Mitte  beider  Buchstaben  an  hinausgehende  Aus- 
sprengang  des  Steines  irre  ftthren  lassen,  welche  er  für  I 
ansah.  Z.  4  sahen  er  und  Lehne  nebst  ihren  Nachfolgern 
in  dem  vor  S  noch  flbrigen  Obe^theil  eines  Buchstabens  ein 
P  mit  darinliegendem  I  d.  b.  PISTOB ;  es  ist  aber  vielmebr 
dar  Meriheii  eines  B,  dessen  obere  Qoerlinie^  wie  die  Ver- 
gidehaBg  mit  den.  flbrigen  E  der  faischrift  aeigt,  etwas  nach 
vom  flbergekrflmmt  ist;  auch  ist  gerade  vor  diesem  Beste 
dnes  E  die  Spitae  eines  A  Qbrig;  es  stand  also,  wie  auch 
die  Ranmvertheilung  der  Zeilen  b^rkundet,  Q VAESTOR  und 
CS  kann  wohl  kaum  geawrifeK  werden,  dass,  wenn  Valerius 
Albaoua  als  ACTOB,  Lambreiis  Modestus  als  QVABSTOB 
beaeichnet  waren,  der  voMausgehende  Valerius  Faustus  als 
CVBATOR  eingefohrt  war;  in  gana  gleicher  Rangfolge  er- 
scbdnen  nämlich  diese  3  muaicipalen  Aemter  auf  einer 
Iftia  wMt  Maina  geAmdenen  Votivara  der  Portana; 

nHBTVNAE 

AVG  *  SAC  •  G 

NBMdNIVS^SB 

mCiO^CVBTT 

TBBTIVS*FEUXQ 

BT  CATiVS*VEBB 
! m  CVNDVS-AOT 

D*S*P 
wabddia  flt^iehiauteadeSchlassformel  de  sno  po^ 


168       BeUräge  Mir  rkriMnÜiekm  biMekrtflmiamd$. 

sverunt  nichlmflkeraeheo  i8t(vgLZeltschTiftiieftMäin- 
«er  VereUsI,  S.64.  n.  18);  aueh  in  einer  anieni  Maiii^ 
ser  Inschrift  (elicndorl  Ü,  1  u.  3.  S*  M9;  n.  98)  vriti  dm 
VRSINI  *  ACT  *  erwälint. 

S.    Hygia. 

Einer  gieiclien  VerlieBsennif  des  Textes  bedtrf  Midi  die 
bei  Lehne  99  in  folgender  Gestalt  ergännle  Vedriatdirift: 

NVMpNi] 
HYGIfAB] 
[EJT  •  ABS[CV] 
[L]API[0} 
QVIE[TA]  -  [BO] 
MVLA-[P]- 
Anf  dem  in  dem  Mafnner  Hnsenn  helndlichett  Fmgtto* 
liest  Ban  nadi  de«  uns  verliegenden  Abklatsd»  nar  aneh 
folgende  Reste: 

1VJ 

YGIy 

VALA 

PI 
L  L  I 
QVI  •  II 
HVLA 
d.  h.  wohl  Noniai  Ygiae.Valerius  Albinns  yatnm  solril  in- 

bens  laettts  aerito  . Z.  9  ist  jetat  kein  Stridi 

eines  H  fibrig,  welches  Oberhaupt  gar  nidit  dagestanden  an 
haben  scheint,  denn  auch  die  Form  des  Namens  o  h  n  e  H  ist 
n.  B.  durch  Orelli  4918  benrknodet;  hinter  /  ist  noch  der 
untere  Theil  des  ersten  Schenkels  von  A  sichtbar.  Z.  S  ist 
von  V  und  dem  nweiten  A  nur  geringe  Spur  flbrig.  Z.  6, 
welche  Lehne  gana  tibergdit,  enthielt  wohl  die Weihfonnel 
V.  S.  L.  L.  M.  Z.  6  ist  QVI  deutfich  durch  einen  Punkt 
von  den  folfriiden,  jetnt  gana  verwischten  Scfariftatgen  f  e> 


Bettrdge  %ur  rhemtänäiichen  Inschriflenkunde,        109 

treant,  also  keinesfalls  QVIETA  an^unehateo.  Mit  Recht 
IkaC  ibr^eas  Lehne  selbst  fegen  seinen  eigenen  Ergln- 
saBfsrersaeh  darauf  hingewiesen,  dass  der  Namen  desAescn« 
lapins  in  der  Regel  voran  und  nur  auf  unserer  Ära  nach« 
stlade^  er  steht  aber  hier  überhaupt  gar  nicht  da,  so 
imm  also  auch  jene  Rangordnung  keine  Störung  erleidet, 
vdcke  aof  allen  uns  rorliegenden  Denkmälern  dieser  Gott- 
bcitea  eingehalten  ist.  In  Uebrigen  erscheint  der  Text  der 
beidea  lotsten  Zeilen  so  wunderbar,  dass  ein  bestimmter  Sinn 
BichC  mehr  m  ermitteln  sein  dflrfle. 

S*    Mars  Leueetius. 

Weit  grössere  Schwifrigkeifen  als  diese  einfache  Votiv» 
widoning  setzen  2  andere  bis  jetzt  noch  nnedirte  Frag- 
■eate  desselben  Museums  jedem  Restitulionsversucbe  insofern 
eatgegea,  als  beide,  wie  der  Stein  und  die  sch((nen  gros- 
tta  und  quadratisch -regelmässigen  SchriftzOge  augenschein- 
lich bekunden,  olTenbar  einem  grossen  Denkmale  und  zwar, 
vie  es  scheint,  einem  religiösen  angehören,  ein  passender 
Zisammenbaag  sich  aber  aicht  recht  herstellen  Usst  Sie 
iaatea: 

1. 

/C  EIIu 

/LLAFON 

ONEMSVA 
ARESACr 

2. 
IVLIVS    h 
TEMET-IT 
M-ADTEM 
PVBLICEP 
In  N.  1  ist  Z.  I,  wenn  nicht  Alles  trügt,  LEVCETIO  oder 
LOVCETIO  zu  lesen,  unter  welchem  keltischen  wahrscbein« 
lieb  von  den  Leuci   entnommenen  Beinamen   der  rVmiache 


170       BeUrige  »ur  rhehMndi$chm  ImchrifUidamd^ 

Man  in  mekreren  Votiviiisckrifteu  enchdat,  welche  tfieib 
der  Umgegend  von  Malus,  theils  auch  Enj^Iand  angefadren 
(vgl.  Steiner  U,  571  n.  572,  248  nad  Orotefend  in 
Jahrb.  XVIII.  p.  243) ;  es  wftre  somit  unsere  Steinschrift  das 
Anfte  Denkmal  dieser  keltisch -römischen  Gottheit.  Dnge- 
wiss  aber  bleibt  bei.  der  Zusammenbanglosigkeit  der  Cebmr- 
resto  ob  Z.3  vielleicht  OB  CONSERVATIONEM  SVAM  nnd 
Z;  4  nach  Orelli  4360  das  auf  GrahdenkmUern  vorkommendt 
CORONARE  SACRIFICARB  nu  erganzen  seien.  Mehr  An- 
haltspunkte scheint  dagegen  N.  2  nu  bieten,  indem  vor  In* 
lius  ein  praenomen,  nach  demselben  das  cognomen  ausge- 
fallen sein  dürfte,  so  dass  das  Ganne  gelesen  werden  könnte: 

lulius  •  •  •  .  templum  et  itum  ad  templum  publice 

posuit,  wiewohl  auch  bei  dieser  Ergänzung  nicht  alle  Bc« 
denken  beseitigt  sind.  Vielleicht  sind  beide  Fragmente  als 
Theile  einer  grossen  Votivinschrift  au  einem  dem  Mars  Leu«' 
cetius  ,  geweihten  Tempel  anzusehen ,  wobei  die  Motive  zu 
dessen  Erbauung ,  sowie  einzelne  dabei  betheiligte  Personen 
in  der  Inschrift  erwähnt  waren. 

4.    Duna  und  Meduna* 

Andere  und  zwar  bis  jetzt  ganz  unbekannt  gewesene  keU 
tische  Gottheiten  sind  in  der  tetzten  Zeit  durch  den  kleinen 
Votivaltar  aus  Bertrich  bekannt  geworden,  dessen  in  diesen 
Jahrb.  XXVIII.  S.  109  mitgetheilte  Inschrift 

DEVERCANE 

ET  MEDVNE 

L  •  TACCITVS 

V-S-L-M 

hier  wiederholt  wird,  um  der  Göttin  MEDVNA  eine  bis  jetzt 

gleichfalls  ganz  unbekannt  gewesene  DVNA  vergleichend  an 

die  Seite  zu  stellen,  welche  letztere,  wie  öfter  die  keltischen 

Göttinnen,  mit  einem  Mars  Bolvimms  gepaart  wird.     Die 

erste  Notiz  ober  diese  Gottheiten  brachte,  soviel  uns  bekannt 


«iir  rheinUbidischm  Imchriflenkunde*        171 

ist,  1er  fraiuiöskche  Alterthumsforscher  Clönent  in  einea 
Berichte  aber  den  Fond  zweier  Inschriften  xü  Bouhy  swi- 
sehen  St.  Amand  und  Enirains  in  de  Cnnmont's  Bulletin 
monumentnl  1854.  voU  XX.  p.  252,  worauf  sie  in  re rbesser- 
ter  Gestalt  Le  Blaut  Inscripliens  cbr^tieunes  de  la  Oaule 
(Paris  1856)  I.  p.  28  wiederholt  hat: 

MART-BOLV 

NNi-CABlNI 

VS  SBVEBVS 

DONVM  DB 
DIT 
wobei  C Knien t  auf  die  noch  exislirende  Familie  Chabin 
(Cabittius)  su  Bouhy  aufmerksam  macht,  in  dessen  Nahe 
sidi  auch  ein  Dorf  Boulin  befinde,  auf  welches  der  Namen 
des  Aolviniiiu  ab  Localgott  absiele.  Offenbar  waren  näm- 
lich, wie  liO  Blant  bemerkt,  den  Bttmern  die  Hineralwas« 
ser  von  Bouhy  bekannt,  wie  mehrere  andere  derselben  Ge» 
geadl  (Ni^vre),  welche  Abbö  G  r  e  p  p  o  in  seinem  Werke  über 
die  Baus  themalrs  et  miw&rales  de  la  Gaule  (Pi|ris  1816) 
p.8Tf  besonders  erwähnt.  Bs  scheint  aber  weniger  dev 
Localgott  BoMmms^  wie  seine  IdeatUirinwg  mit  Mars  (nicht 
mit  Apollo)  Migt,  als  vielmehr  eine  eigene  QbUii^Bfma  di^' 
topinehe  Badegottheit  derWasser  von  Bouhy  gewesen,  w 
sein,  gerade  wie  auch  OetTercou  und  die  vielleicht  mitjmMV 
Dünn  identische  oder  verwandte  Meduna  (wahrscheinlich 
soviel  ab  Mater Duna)  als  locale  VoTateherinnon.4es 
Bades  Bert  rieh  angenommen  werden  können.  Qs  wlri 
nämlich  jene  Dmm  nusammen  mit  Mars  Botvbmus  in^einer 
«weiten  Inschrift  desselben  Fundortes  also  eingeführt : 


in       Beiträge  nur  rhrinländisehen  Inschriftenkunde. 

AVG • SACR 
MARTI  •  BOLV 
INNO  ET  DVNA 

C  *  DOMIT  •  vim 

LIS-DBCVRIO*PRO 

SALVT  *  SVA  •  ET  •  IVL 

THALLI '  VIRILLI 

ANI  •  FILI  •  ET  •  AVI 

TILLAB  •  AVITI  •  FIL 

VX0R1SV*S*L*H 
Ohne  Zweifel  hat  der  Gemeinderath  Gaius  Domitius  Virilis 
Ar  dm  emililschteii  gaten  Erfolg  einer  Badekar  flir  sfok, 
PVaa  und  Sohn  dem  LoealgoCte  und  der  BadegVttin 
den  schuldigen  Dank  mit  dieser  Votivwidnraug  abgestattet  Bn* 
merkenswerth  Ist  dabei,  dass  auch  noch  anderf^  NamenbtldaB- 
gen  Ton  denselben  Stammt  DVNA  auf  keltischem  Gebiete  um 
begegnen.  So  ersebeint  derselbe  Mars  in  seiner  IdentifiM« 
mng  mit  dem  DBVS  SBGOMO  einestheib  ab  SEGOH« 
CVNCTINVS,  andemthdis  als  MARS  SEGOHO  Umi  uk 
BiVS  MARS  SBGOMO  DVNAS  auf  lasdniftoi  von  Co  ä^ 
ttn  bd  MiMy  Arinthod  (Jnra),  Lyon  ndCvlos  (Mf». 
le  TAIn)  rgl.  Rer.  areh^oi.  tSSIL  >  815  sf  q.  B  o  t  s  s  1  ^  n  to* 
ättift.  d^  Lyon  p.  9sq.  Orellt-Hennett  f4mj);  eb^üo 
Indet  sich  ein  C  -  DVNATIVS  GRATVS  auf  eher  bidhct 
|[ans  unbekannten  MaCroiieninschrift  ini  Bull,  archiol.  de 
rAtttn.  fferanfais  I8W.  n.  %'f.  16,  sowie  eine  christKcbe 
WNAMIOLA  auf  einer  Trierer  InschilR  bei  Steinet 
II,  »806. 

5.    Rosmerta. 

Seit  unserer  Zusanunenstellung  der  Denkmäler  des  Mer- 
emrius  und  der  Ro^merto  in  diesen  Jahrb.  XX.  S.  109—120 
haben  die  den  Mercurius  und  seine  göttlichen  Begleiterinnen 
betreffenden  Steinschriften  und  Bilder  mebneitig  theila  nähere 


Beiirdge  zur  rkehdändiicheH  In$ckrift$akund0.       ir$ 

Belcochfiingy  theil»  auch  durch  neue  Funde  eine  Bereicherung 
gefunden,  welche  die  Revision  jener  a.  a.  0«  vereinigtei^N^^ 
nimente  als  sehr  wilnschenswerth  erächeineu  lässt.  Um  bei 
dem  Schlüsse  jener  Zusammenstellung  20  beginnen,  so  babej| 
die  wenigen  und  seltenen  Deukmflier  des  Mercurius  und  der 
JKaiff. einen  neuen  Zuwachs  durch  den  werthvollen Altar  er* 
baltra,  dessen  Insdhrift  Heep  nebst  den  Bruchstficken  einer 
andern  gleichfalls  beiden  Gottheiten  geviidmeten  .in  diesen 
Jakrh.  XXVIL  S.  68  und  73  mitgetheilt  hat ;.  es  ist  jedoch 
dabei  ohne  Zweifel  kein  weiterer  Wertb  auf  die  dem  Mercur 
rias  nad  seiner  Mutter  gemeinsani  gemachte  Widmung  eines 
cadvceua  und.  einer  ara  xu  legen,  um  darnach  etwa  auf  Deofc- 
■Odem.  des  Mercurius  und  einer  mit  dem  cadoceus  versehe* 
oengftttlicben  Begleiterin  in  dieser  letztern  flberall  eineMaif 
sehen  xu  wollen:. vielmehr  aeigt  gerade  die  Widmung, eines 
cpdncevs  nur  auf  Mercur  allein,  dem  nugleich  ttberdie^ 
eine  ara  geneinsam  mit  üf ata  geweiht  war,  da  nach  Ma- 
crob.  ly  19  im  Monate  Mai  die  Kaufleute  Maiae  pariterque 
Hercorio  cu  opfern  pflegten.  —  Ein  weiteres .  viertes  Denkr 
ml  m  den  8.  109—^119  angefahrten  des  Mercurius  und 
der  Foriwia  durfte  in  dem  leider  fragmentirten  Steinrelief 
in  Speierer  Museums  su  sehen  sein,  welches  bei  Lau  dstu^hl 
aater  deai  s*  g.  Heidenfels  ohnweil  einer  Quelle  in  eiBe9 
WaMtbai  1848  gefunden  wurde  und  im  „Zweiten  Berichte 
des  bist.  Vereins  der  Pfalz«  (Speier  1847)  TaC  11.  n.  5  abi- 
gebildet ist;  leider  sind  auf  diesem  Relief  aus  rothem  Sandte 
steino  nur  noch  links  die  FUsse  und  die  herabgestreckte 
raebteHand  des  Mercurius  mit  dem  caduceusi  und  rechts  di^ 
ganae  Figur*  (ohne  KopQ  einer  schlanken,  bekleideten  weibr 
lieben.  Gestalt  übrig,  welche  die  Rechte  herabhftU,  im  linkep 
Arme  aber^  wie  man  nodi  deutlich  sehen  kann,  ein  PtlU* 
hor-o  trag,  was  jetzt > abgeschlagen  ist«  — -  Zu  diesen  SSih 
sammenstellutigen  des  Mercurius  mit  Maia^  Venus  (a*.  a>  0« 
8»  lI9H*.ise)  «ad  Fortuna  kommt  endfich  noch  ^  wenn  a^- 


174       BeUräg»  mir  rhemländUd^  huchrtflenkimde 

iets  iit  gdUliehe  Begleiterin  richtig  erkanat  ist,  Mimervm 
asf  einem  sn  Canstatt  in  Wflrtemberg  am  das  Jahr  1820  ge- 
fondenrn,  jetzt  aber  wahrschf inlieh  nicht  mehr  varhaodenen 
Steindenkmale,  welches  die  Minerva  und  itnMeremrius  mit 
dem  Beutel  im  Basrelief  dargestellt  haben  soll;  vgl.  Wfir* 
temberg.  Jahrb.  1885.  I.  Heft.  S.  20.  a.  13;  3.  n.  4.  Jahrg. 
S.173  nnd  v.  Memminge r,  Beschrdbung  yon  Canstatt 
(1632).  S.  18. 

Besonderer  Sichtung  bedürfen  endlich  ancb  die  Denkaiiler 
des  Mercuriu8  und  der  Rasmerta  selber,  wobei  die  aosM* 
scheidenden  leicht  wieder  durch  andere  bis  jetst  abenehcae 
oder  neu  aufgefundene  ersetat  werden  können.  Zanidist 
ist  au  demS.  113  aum  erstenmale  eingefflhrten  die  Abbildnng 
bei  Sattler  Topogr.  Geschiebte  v.  Wflrtemberg.  Stuttgart 
1784.  S.  14  und  19  nachautragen,  deren  Ansiebt  dieBeglei* 
lerin  Mercnrsy  namentlich  beaflglich  ihrer  Kopfbedeckung, 
gerade  so  unverkennbar  als  unrOmisch  und  barbarisch  er- 
scheinen lasst,  wie  auf  dem  Sulabacher  Denkmale  (Floren* 
eourt  ig.  5)  und  wie  auf  einem  Viergötterahare,  der  gleich- 
falls in  Wflrtemberg  gefunden  nnd  bei  Sattler  a.  a.  0.  S.  2ft 
beschrieben  und  abgebildet  ist;  auf  allen  drei  DeidLmaleni 
bat  die  der  fio^merfo  der  flbrigen  Denkmaler  entaprecheade 
Begleiterin  des  Mercur  dieselbe  Gewandung  und,  wie  dieser 
Gott,  tragt  sie  den  caduceus.  Gana  in  derselben  Weise 
hekleidet  und  ausgestattet  erscheint  auch  der  mit  Recht  von 
Jf'lorencourt  S.  42''43  (N.  IX)  als  Roamerfa  gedeutete Tono 
einer  bei  Neustadt  a.  d.  Haardt  gefundenen  weiblichen  Figur, 
die  man  gleichfalls  als  Mala  gedeutet  hatte;  dne  Abbilduag 
derselben  findet  sich  auch  in  der  Beilage  des  «Intelligenablat- 
ies  des  Rheinkreises'  1828.  n.  18.  v.  T.  August  a.e.  S.M7. 
—  Es  kommen  nun  aber  weiter  hierau  noch  andere  bis  jetat 
als  solche  noch  nicht  erkannte  Darstellungen  des  Mercmrimi 
nnd  der  Rosmerta.  Dasselbe  alntelligenablaft*'  bringt  in  aeiacr 
Beilage  Nr.  112  v.28.  Nov.  1826.  n.2.  S.584  Beachreibwig 


e  «iir  rheinlandischen  Inechrifienhunde.        17S 


mid  AbbilduDi^  sweier  offenbar  sasammengehOrigen 
aente,  welche  nach  einer  schriftlichen  Notiz  achoa  1706  an 
der  Kirchenmaner  2u  Ohnibach  in  der  baierischen  Pfalx  als 
»Heidenköpfe"  eingemauert  waren ;  der  Zustand  der  ZerstOmng, 
in  welchem  sie  sich  befinden,  der  Ort,  wo  man  sie  anbrachte, 
£eigen  znr  Genflge,  dass  wir  ein  alt  «.heidnisches  religiöses 
Denkmal  vor  uns  haben.  Die  eine  männliche  Figur  mit  an- 
geblichen ^Hörnern''  und  als  Paunus  gedeutet,  ist  Niemand 
als  Mercwius  mit  dem  peiasus  und  seine  Begleiterin,  de« 
ren  Gewandung  man  nicht  verkennen  kann ,  sicherlich  Nie- 
mand als  Rosmerta^  deren  Haar  und  Hauptschmuck  wiederum 
dem  der  Begleiterin  des  Mercurius  auf  dem  Sulsbacher  Denk- 
mal ähnlich  erklärt  werden  muss.  —  Demselben  Sulsbacher 
Denkmale  wird  aber  endlich  auch  von  Schnoeringer  im 
Bffllefin  18SI.  n.  H  und  lU.  p.  44-— 45.  n.  3  ein  Basrelief  ver*- 
glichen ,  welches  aus  den  Funden  von  Guudershojfen  und 
Dtenhoffen  (nicht  weit  von  Niederbronn)  im  d^p.  du  bos  Rhin 
stammt.  Diese  Funde  enthielten  ausser  zahlreichen  Votiv- 
Widmungen  an  Mercurius  allein  auch  ein  Steinrelief,  welches 
eine  Gruppe  von  zwei  Personen  darstellt,  deren  eine  ein  jn^ 
gendlicher  Mercurius  mit  petasus  und  Börse  in  der  Rech- 
ten, zur  Seite  den  Bock,  darstellt.  Von  der  andern  Persou 
heisst  es :  un  personage  k  en  juger  d'apr^s  la  draperie  quf 
seule  en  reste  avec  le  bras  qui  repose  sur  celui  de  Mercure 
peraft  £tre  mi  femrne  et  repr^senter  sa  compagne  Hestia  ou 
une  d^esse  d'nn  nom  peut-£tre  diff^rent  et  dont  les  relattons 
ävec  Mercure  sont  les  m^mes:  le  nom  le  plus  propre  pour 
ce  basrelief  serait  probablement  celui  de  Lora."  Ohne  Zwei« 
fei  ist  aber  auch  hier  weder  Mala  noch  Hestia  noch  Lara, 
sondern  nur  Rosmerta' i\e  Begleiterin  des  Mercurius,  wenn 
sie  auch  in  keiner  der  dort  gefundenen  Votivinschriflen  ne- 
ben letzterm  ausdrflcklich  genannt  ist;  finden  wir  doch  aurk 
auf  dem  Wiesbadener  Denkmale  (Floren  court  fig.4)  zwar 
beide  Gottheiten  abgebildet,  aber  nur  den  MeitvrieB 


176       Bmträge  Mir  rheinUndücken  buchripeuhmd^ 

Nandioator  in  der  luschriflt  erwAhut  —  Einen  weiteren  un- 
erwarteten und  wiehtigen  Zuwachs  erhielten  die  Zeugnisse 
für  diesen  Doppelkoitus  einer  römischen  und  barhariscben 
.Gottheit,  Ober  deren  Namen  man  vordem  noch  nicht  einmal 
im  Klaren  war  (vgl*  Florencouct  S.  17),  durch  die  Auf* 
deckuog  des Kapellcbens  derselben  bei  Andernach»  worQber 
diq.  scbfttsbaven  Mittheilungcm  Freu  de  n b  er  g 's  in    dies» 
Jabrk  XXVI.  S.  154  if.  die  er.wflnschten  Aufklärungen  ge« 
bracht  haben.   —  Erhielten  durch  diesen  bedeutenden  Fund 
sowohl  die  plastischen  als  die  iaschriftlichen  DenkmAler  des 
Eosmerta-Cultus  eine  namhafte  Bereicherung ,  wodurch 
sich  insbesondere  die  Zahl  der  letxtern  auf  acht  vermehrte,  so 
sind  andererseits  die  in  dies.  Jahrb.  XX«  S«  114  t  dem  Uns« 
nicrta*Cultus  angewiesene  badische  Inschrift  (Steiner  11» 
879),  wie  auch  das  in  England  aufgefundene   angeblidi  ein« 
nige  Zeugniss  ftir  denselben  Cult  als  nicht  hierher  gehörig 
und  fabcb  gedeutet  anssuscheidep.  Beide  Inschriften  geboren 
nttmUeh Grabsteinen  an,  wie  einerseits  dievoas  Fröhner 
(die  Grosshers,  Sammlung  vaterl«  Alterthflmer  in  Carisnihe. 
ISBO.  S.  88.  n.  64)  ermittelte  und  festgestellte  Lesung ,  an 
dar  vorderhand  festzuhalten  ist,  andererseits  Prof.  B rann's 
AusfBhrung  in  diesen  Jahrb.  XXVI,  S.  109  ff.  und  Dr.  H  a  b- 
n^^r's  Mitlheilung  in  dem  »Rhein.  Museum«  N.  F.XIV.  S.SU 
nachweisen.    Das  englische  Inschriftmal  ist  nämlich  die  Grab- 
sehrift  eines  Soldaten  Namens  SmerialuSf  wie  M  o m  ms  e n  er- 
gilnnt  hat,  oder  vielleicht  besser  eines Smeriifliiantf^  (Lehne 
864),   welche  Namen  nebst  der  von  Braun  (S.  110)  ange» 
führten Smertqria  und  der  SjieQTOfiuQa  (wie  Belatunuira« 
Atismara  u.  a.  mOt  sowie  den  Sfiigiai^  .einem  britamii- 
af)he|i  Volke  bei  Ptolemäus  offenbar  auf  densellien  \irort* 
atamm  surackgehen,  welcher  auch  dem  Worte  Ito^mer^a  su 
GrMude  liegt;  es  ist  demnach  in  keinem  Falle  mit  Florei^ 
court  S.47f.  und  Andern  bei  diesem  Naipen  an  das  deut- 
iC|be^<|SS.a|ideukeiy,  sondern  vielmehr  mit  Zenas  GiMia). 


Bäträffe  war  rhei$MMisckeH  Ifuehriflenknnde.        t7t 

GdL  IL  p.  889«  Mt  ranacliBt  euie  ZaftamluieiisetnDg  «vs 
der  «irirooBbäreii  PttrUkel  EO  und  der  Wursel  SHBRT  foi- 
MhalleiL  Allen  diesen  Nanea  ist  endlich  avch  der  SJHElb- 
TVOCVS  der  Cnnivichrift  aus  Vccbten  an  die  Seite  na  stel- 
len ,  welche  in  diesen  Jahrb.  XXV,  S.  Sl  ff.  gleiehfalls  nb 
eine  der  Rosmerta  geiridflMte  VeCivinBchrifl  nn  deuten  rär^ 
saeht  wnrden  ist:  ein  Versuch ,  welcher  gleich  den  beiden 
nhcn  erwähnten  nunächst  wird  auf  sich  beruhen  müssen« 

Inswiscben  sind  aber  swei  weitere  inschriftlidie  Dcab- 
nAler  dieses  BoppelcuMus  nu  Tage  gefkrdert  und  damit  die 
Oesasuntnald  der  Uerhergehdrigen  Steinschriften  auf  nehn 
sriyiht  worden,  ans  Irekhen  jedoch  nurer  noch  die  der 
Snmmlnag  des  Rentners  Hrn«  Bändel  nn  Worms  angehdrige 
iMer  wiedcffholt  werden  mag»  «reil  sie  weder  in  diesen  Jahri». 
XIX,  S.aS,  noch  von  Prof.  Klein  in  seiner  Schrift  lAer 
die  «Hessische  Lvdwigsbidin,'  Mainz  185a  S.  103.  n.  a,  noch 
aneh  ron  Steiner  H,  8877  (nach  Bhm.  Bandds  Absehritt) 
richtig  nnd  genau  mitgetheiB  woNen  ist.    Sie  kwld: 

DBO 
HBBCVRi 

BTROSH 
BRTE  -L 
SSRVANPI 
VS*QVIBT 

VS  EX  VoTo 

DfSV-P 

Noch  Vergleicbnng  der  uns  von  iLundiger  Hand  sngegan. 

genen  Ahscfeift*  der  famchrift  mit  der  in  dem  prmchtvoUon 

und  sehnnswerthen  rUmisch  -  germanischen  GentmUMmeum  nn 

Mainn  heindlichen  getreuen  Nachbildung  des  Originals  Igsst 

sich  Poigendes  nur  Schrift  selbst  bemerken«    9- 1«  l^iBO  üdit 

auf  der  obem  Leiste,  wurde  darum  wohl  von  den  ersten  Heu- 

aasgebem  leicht  tbecsehen.    Z.  %  iu  ME  uui  VR  li»^,  im 

f  am  Schlüsse  klein  nnd  erhi>ht  neben  die  letnte  Ligatur  ge- 

13 


If8        BvUrdge  siir  rheM^dMien  hnekriflenkmide. 

st«llt  Z.  S  »tdit  Jentlich  Aber  B  ehi  UeiBes  T  mit  üum 
PMkle  iland»«ii.  Z.  4  ist  TJB  «nd  ebcMO  Z.b  JBR  wd  0/ 
UglrL  Z.  6  ist  /  verkleioerl  den  Ictsteft  Schenkid  V  aaf- 
gesetst.  Z.  7  ist  A*  in  seiter  mteni  BAlfte,  sowie  der  «o- 
tere  Tiidi  des  ersten  Schenkels  von  V  xerstört,  weiter  die 
beiden  O  yerUeittert  neben  T  einfeneisselt 

Uster  den  drei  andern  noch  wenig  beftannt  gewordenen 
Inschriflen  derRosmerta  stellen  wir  die  nnMetn  frfnndcse 
voran,  na  mglckh  auch  fcurn  die  tbrigen  gldehneitigen 
IVinde  von  dort  ananfthreny  welche  insgesanunt  jetst  im  M». 
leinn  daselbst  aufbewahrt  nnd  sowohl  in  den  BoHcIni  de  la 
soeiMd  d'arefaMogie  et  d'hiatoire  de  la  Moselle^  prenMtos 
annM  Hetn  I8M.  p.  64-^67  ala  auch  in  der  Bevne  des  so- 
elMda  savantes  ISTO.  Tom.  V.  p.  M5  mehr  oder  weniger 
villlsttoüg  aitgetfaeilt  werden.  —  Ausser  ehieni  Bmehstidke 
niil  den  Bachstaben  1^  N.  D.  sini  aunftehat  die  OnAsteine 
nwder  Franen  bomeitenswcvth,  von  denen  die  eine  in  ehMsr 
Nische  In  langem  Gewände  abgebfldet  ist »  ndt  der  daribieir 
befindlichen  fragnentirten  Inschrift: 

CARADBO?NA 

HL 

Das  Relief  der  andern  neigt  sie  ebenfalls  in  einer  Nbche,  in 

der  einen  Hand   eine  Rolle,  mit  der  andern  scheint  sie  ihr 

Kleid  an  heben  oder  an  halten,  darOber  steht: 

HI 

PERPrISBCVR 

■ILTIAB-IVLUNA 
Wbbtf  der  letate  Namen  an  den  L  *  IVLLONIVS  I^ViUlVfB 
Mner  MMimfr  Insdirift  (Z.  d.  M.  Vereins  I.  S.  ffff)  ctlkh- 
'aert.  Ansser  diesen  Grabsteinen  fand  sich  aber  auch  ein 
•ftdiefbfid  des  Hercnlea  fn  einer  viereckigen  Nische ;  der  Gott 
hat  Mf  dtr  SchaRer  die  Kenle  nnd  presst  ndt  der  Idnken 
^Mofldilange  gegen  die  Brust;  darflber  afeht: 


i 


HBRCVU 

FATLOVNVS 

OaiOi4ABr 

Weit  wichtiger  ist  aber  endUcli  e i^e  weitere  Votivara,  ge« 
faoden  «aa  coin  de  la  nie  Taiara  jur  one  pierre  rectangu. 
laire<<  Mit  folgender  Inschrift; 

DEo '  nsacvRio  *  homjbri  ae 

MVSICVS '  ULLVTE-  FILE  *.SVL  *  EX  VOTO 
nfur  erste  A«hlkfc  dieser  Inschrift  «iAg4  -  hialft^gtti^h  yw 
der  acUef hten  Leswg  und  Abschrift  derieUiefb  jpreJcM  nihl^ 
f ache  Ugaluren  im  enthalten  scheint ;  wenn,  nicht  Alles  Urftgl, 
so  ist  in  der  g.2eUe  ebenso  gewiss  MVSICVS  PIU>  SAliVTC 
FILIE  SVE  als  in  der  1.  DEO  MBBCVBIO  [KT]  ROSp 
MISEXAB  an  lesen »  wohei  nanenftlicii  in  der  %  Zeile;  viel- 
leidU  dK  Ligntar  ton  U»  sowie  von  AS  ttb^rsehen  yvnrd«.; 
dfir  Bfannen  des  Btosicns  bedarf  keines  nibern  Belege;  .her 
kann!  ist  auch  der  Arat  C.  IVLIVS  nVSKVS  MC  «i«MP 
Wormser  Siegelsteine  (f^  Prof.  Klein  «die  Hess.  Lud wigs^ 
bahn'  S.  106).  Dass  aber  4ie  .EntndAlion  der  1.  Zeile  eine 
ebenso  naheliegende  als  geshsherte  ist  ^/beweiset  die  weitere 
Beaerknng  des  franadsischen  Beranagebers :  „audessus  de 
rinscription  se  tronvent  des  traoe$  vjsibles  de  pieds  qni  in- 
diqnent  qne  ilen  x  siaiues  «^taiaat  plasfSes  snr  cette  pierre  qni 
lenr  aervsdt  dr  aode ;  pK^s  de  Ut  on  a  fnonr^  une  M\t  Ar 
bonc  en  pierre  et  nn  amas  de  döbris  de  lamhesf  i^  bras»  de 
dmpcffiea  pmvenlMit  d'nn  monnm^nt  impotiant«^  Es  schninen 
dewmafh  nach  diim  Resfe  einer  ^otdea  Meteurii  .et  Bnaüe»- 
lan^.  nril  »d^o  aigna*  i^igebttrt.au  .haben,  wie  daa.  obenet» 
wibttte  Kapellchen  bei  Andernach  anf  4er .  baatgliohen  In«- 
sabaift  btneiobnet  «ird.  .     . 

Sine  10.  lasehffift  dtr  Rosmeftta  wurde  ro«  einiger  Zell  an 
Chnimoy  (ddp. das Voagea)  gefnn^n.und  rmilt.  Reniet  in 
desn   iMBMin    da  la  aaeiM«.  uupdrifile   4m  luitiqnainei.da 


180       BeUrä^  »ur  rhemti$iä$dim  hudirifkHlamdk. 


France.  I  irimest.  1859.  pJ  MO  mÜ  den  Abrigea  »uummtüf^ 
stdit    Sie  hütet  (vgl.  PMltdogw  XVI,  2.  p.861): 

MERCVHIO 

BT  aOSMBRTAE 

SACRVM 

BBGALIS  ET 

AV6VSTVS  BV 

HABEEDBS  FBBE 

VyAfi«ILK»M 
4. 1i.  Mer««ii#  et  lt«6aertae  sacfm.  Regalit  et  Auciütv 
EM  (o^er  Biütii)  Fiebniarial  hcefedes  wtmm  MdrevMl  1«* 
bMtes  flierit*.  Ofsabar  hatte  ier  lapMariM  «He  Wmrle  BV» 
FU  FBBBVAMNI  meivt  ansgelaaaea  und  daan  an  Stellea 
-ekigesclialtety  wo  noch  einiger  Pküi  war« 

Noeh  apttter  als  Aeee  wurde  JL  Renier  eine  weitere  IL 
laaebrift  beitannti  welclie  bu  Sodoeee  geAtaden,  jetnt  im  Mn« 
aeun  von  Bf inal  anfbewabrt  wird.  Sie  lantet  <vf I.  Plrilelo. 
gni  XVI,  2.  p.8«i)r 

»M-BT-R» 

SMBRTB*ft 

ONO*DBMT 

ALBVLA 

BXVOTO 
S-Ii-M 
i«  b.  Deo  Merenrio  ot  Roanertae  dono  dedit  Albnla  ex  wto 
anseq^to  inbena  mirito^  wobei  die  AbUnung  D.N,  lesbar 
darwf  Msweiaet,  da«  die  Verbindang  beider  QottkeitMi  all 
•llgeveine  Begel  in  solchen  Wiimnngen  an  die  R«»» 
OMrta  galt;  denn  et  hat  sieh  bis  jetat  noch  kein  DenkanI 
dieser  kelijachen CMttin  gefimden,  welches  sie  allein,  ohne 
ihren  Begleiter  Mercarius,  aofgeaeigt  halte,  wie  aolciea  iloah 
s.  B.  bei  der  Bea  SironiA  der  F^ll  ist ,  welche  tbeBa  «it, 
tfceMs  ohne  Apollo  oder  Apollo  arannni  anf  ihren.  AIIBvaa 
-¥orbsnnnt      Im  Oebrlgen^ .  oeheill  ans   den  •  Fnndorton  nUet 


Bäiräfie  utr  rheinlaimli$0hm  InBchriflenkmdß.        181 

Bieter  hscMfleii , '  iImb  rnnftehst  ab  HaaptcalUwgebM  ier 
Dea  Rosnierta  das  Land  swiscben  Bhtin ,  Neckar ,  über  die. 
Vogesen  bis  sor  Mosel  hin  angesehen  werden  kann« 


6«    Inschrift  auf  einem  Moaaikbaden. 

Schliesslich  erflbrigt  nadi  eine  kider  avm  TIml  MrsMrie 
laschrift  XU  wiederholen,  welche  zu  beiden  Seiten  eines  schon 
m  Jahre  ISSS  n  Tbntxton  in  England  geAmdenea  pracht- 
TaUeä  Maaaikbodena  in  einnr  Einfassong  gleichfaUa  eioge- 
legt  ist  9  und  welche  bei  ans  wohl  noch  gar  nicht  bekyuint 
geworden  sein  dflrfle;  Wir  entifehnen  dieselbe  den  Proce* 
äags  of  the  Arcbaeological  bslitnte  of  Gr.  Britain  #nd  Ire« 
isnd  jfiir  1849.  Hemoirs  illustradve  of  the  history  and  an* 
tii|nilies  ofWiltsbire  aad  the  city  ofSalisbury.  U^ndonlSBO. 
8.  f.  S41 ;  auf  der  Binfassung  einer  Seite  der  ymdratischen 
aütleren  liage  des  Masaikbodrns  liesst  man  in  einer  SSeiler 

OVINTVS  NATAUVS  NATALINV8  BT  BODEm 
a$  entsprechende  Einfassnag  der .  entgagengesetsten  Seite  ist 
leider  test  gans  serstOrt,  so  dass  nur  am  Ende  noch  an  ei^ 
kennen  ist : 

V  ...  0 

wenacb  die  englischen  Erklirer  die  ganae  Inschrift  ergftn* 
sea:  Qainlns  NaCalias  Natalinns  et  Bodeni  fecemat  ex  Tota; 
fielMdit  ist  jedoch  eher  am  Schlasie  Mmpf«  aim  an  rer« 
Mtken.  Die  Namen  Natalins  nnd  Natalinus  scheinen  nicbt 
gerade  bMüg  vorankommen;  ein  NATAUVS  flndet  sich  bei 
S  tei  n  e  r  II,  46.  RAtbselhaft  erscheint  der  Namen  BODENI^ 
bd  welchem  dieselben  Erklirer  einestheils  an  B^iemous  oder 
AnBucss,  den  lignriscben  Namen  des  Padns,  bei  Polyb.  II, 
16,  IS  nnd  Plln.  III,  10,  fO,  andemtheils  an  das  britannische 
Volk  der  Dobmä  bei,  PtolemAns  erinnern ,  welches  bei  IHo 
Cassias  LX,  10  Boiwti  genannt  wird  nnd  im  hentig eii  Olo« 
«mtenhire  woknte ,  ia  an  die .  sarauitisehea.  Bmhvoi  oder 
I  (nol.,9^A  H)  o4fir  A^tHlfipo^  Bniiiii  oder  B#diii 


182       BeUräge  sur  rliemländisehen  huekriflelAmie, 

(vgl.  Forbiger  HUndb.  d.  alt.  Geogr.  IH.  S.  litt)  MUftrKdi 
Hiebt  gedacht  irerdeii  ktam 

7.    Ueber  eioe  römische  Inadirift  mb  OUl 

lo  den  XXVin.  Hefte  dieser  Jahrbttcher  S.  88  f.  wird  fei- 
ende IttschriA  änn  COln  mtgethcitt: 

LONOmVS  *  BLARTA  *  NSAB  W' 
«BflfiSVS«  EQ  *  ALAB* SVIiP-  AN*XXXVI- 
irikd  dabei  bepaerkf,  dasa  die  hier  geaanate  «ala  Ss^icitM* 
bbher  vobekannt,  der  Gründer  ieracAben,  Siil|piciiis,  nicht 
nadwiivreiaeB ,  auch  das  VMl  aicht  leicht  aamgeben  lei, 
welcfieii  die  Name«  Marfa  und  Maa  aagdillvlea^  wobei  aaff 
die  thraliiache  Sfadt  Bisa  and  die  tbrakiachea  Waalter  and 
Bistonen  weaiger  Hachdraek  gelegt  wird ,  als  aaf  einea  gal^ 
liarhea  Q.  Biaiaa  Secaadiia.  Alle  diese  Bedeakea  lassea  sfcbr 
jedaeh  dhae  MObe  erledigen.  Zaaaekat  ist  die  ia  Finge  tl^ 
heade  ala  liogst  aas  Grat  p.  355,  6.  Orelli-neaaea 
AMd  als  aitf  SaljfPfcia  (witf  bei  Grater  ansgeschriebea 
ÜCht)  bekataai  aad  ist  ? on  Heaaea  in  diesea  Jahrb.  XHI, 
8«  74  geseigt  worden,  dass  dieselbe  von  dem  Kaiser  (Stl^i* 
cias)  Galba  ohae  Zweifel  ebeaso  gebildet  wordea  sei,  wie  die 
Alae  GlaaAa,  Flarla,  Ulpia,  Aelia  a.  a.  voo  dea  ealapfe^ea- 
ätm  KaiaeMi ,  deren  Namen  eiafaeh  beigefilgt  wardea.  Voa 
diaaea  Beiaaiiea  aaterseheldeB  sieh  die  aaf  faptfas  yoa  Per« 
ioa^aaamea  geUldefen  Benenaaagea  roa  alae  and  eabor* 
fei,  wdche  aonst  denselben  bdgefBgt  erseheinea,  wie  Gemel- 
liaaa/Rroafoaiaaa,  Apriaaa  a.a.  m,,  welche  ebeadort  S«r(ft 
theilweis^  aafgeaahlt  siad:  es  ist  demnach  eiae  ate  Siüpt" 
da,  nicht  8nlpiriaaa  festaahalten,  wie  aach  wohl  der  ala> 
rias  Balptf iiis  bei  Ordli  fOU  aasserdem  and  welter  beweisea 
dOffftä.  Bbeaso  klar  ist«  dass  Blarta«  Blsae  Ullas,  dem  tbra- 
Icisclie»  Stianae  allerdlags  aagehSrte,  deaa  er  wird  aeiacr 
IMmalb  aadi  ia  4er  laadirift  aelbst  ab  B08$u  beaelchaet ; 
dia  ftsMwaraliaherWkiaaätoli  da  ibrAklaeher,  «M 


Beiiräge  swr  rhemldndiiohen  buchriflenkunde.        183 

dea    Btaern    nach   vamiigfiiciien    Kämpfen   unterworfener 

SCmain,  dessen  Wohnsitse  uns  Strabo,  Ptolemäus  und  Plinius 

naber  iingeben ;   vgl.  Pauly ,   Realencyel.  L  S«  llOd.    Dass 

die  Römer  aus  ihnen  ebenfalls  ganxe  Auxiliarcohorten  gebildet 

haben»  beweiset  die  cohar$  11  Flmia  Bessoritm  des  Milltärdi- 

ploms  Ton  Trqan  aus  dem  Jahre  108  beiOjrclli*HeniBe]| 

6857;   wie  denn  auch  weiter  unter  andern  TruppenkOrpern 

danelne  Angehörige  dieses  Stammes  erwähnt  werden,  so  ist 

daa  Diplom  des  Titos  v.  J.  80  Soloni,  Musedli  ilio»  ArsM 

angestellt ;  ein  Jnlius  Langlmu  1Me$j  Bitieenti  flliasy  BesM9 

»miH  sich  bei  Orelli-Henoen  8S&8;  ein  Aurelius  Abitns^ 

natioae  Bes$us  und  ein  L*  Valerius  Valens ,  natione  Bessm 

ehendort  «MB  und  MOa    Neben  Lm^lmu  BUrta  stellt  sich 

also  dar  obenerwähnte  Lmiginrng  BqIm  und  mi  beiden  Na* 

aus  BUtrta  und  Biau  Tcrgleichen  sich  andere  thrakischo 

PeiMMBbeaelchmuigen,  wie  IhnttibrüMf  der  Vater  eines  Pe« 

tronius  Disacentns  (FgL  oben  Biticetttos),  und  ein  Oemäa^ 

Vater  dcsSese,  auf  rhetuischen  Inschriften  bei  Lehne  n»Mt 

a*  SSS*     Es  ist  also  klar  und  unsweifelhafty  dass  einerseits 

der  die  Abstammung  beaeichnende  Zusata  Be$$uM  Ober  die 

Heiaath  Thrakien  des  Blarta  und  Bisa  bestinunte  Aus- 

kaoit*gibiy  als  andererseits  in  den  thrakisehen  mäna- 

liehen  Namensfbnnen  Bmäubrlsu^  Oemia  u.  a.  m*  Analo- 

giea  au  jenen  beiden  der  COlner  Inschrift  vorliegen. 

Prankfurt  a«  M. 


In  der  groflsen  Sanmliuig  voo  Ägyptischen ,  hetrowdiaiy 
giiei^phea  und  römisehea  Altertbanera ,  wekhe  ran  Be- 
aiUe  des  Gcafea  Caylus  geborten ,  komnit  auch  eine  Vase 
van.Bronae  mit.  Relieft  vor,  in  welches: ,  nach  der  Wrinwag 
de»  gelehrten.  Grafen,  der  Streit  eines  Kampfers  dargcsleiU 
wird.  Es  ist  weder  die  Erklärung ,  welche  des  Qni  Car- 
los voa  diesen  Figuren  gegeben,  die  unsere  Aufaiarksanibeit 
auf  diese  Vase  sieht,  aoch  die  Absiebt  eine  andere  DcaitaBSg 
n  ▼cfsocben,  sondern  es  ist  eine  gana  aadeve  Frage,  wakhe 
uns  veranlasst,  jene  Bronaevase  an  dieser  Stelle  sarSpiacbe 
an  bringen»  In  der  deulscbeu  Uebersetaung  des  Werkes  des 
Grafen  Caylus,  in  welcheai  die  Dealunaler  jener  Samahmg 
beschrieben  und  erklart  werden,  ist  die  beaeichnete  Vase  kl 
eisten  Bande  auf  S.S29  abgebildet;  sie  wurde  etwa  10 Jahre 
beror  Caylus  sie  beschrieb  an  Cisterun,  einer  kleinen  Siadt 
in  der  Provence,  gefunden  und  kam  dann  in  die  Sammlwng 
des  genannten  Grafen* 

In  diesem  Augenblicke  befindet  sieh  in  dem  Besitaa  des 
Renlneiu  101111  Samuel  Baruch,  eines  glflcklichen  Samaders 
von  Kunstwerken ,  besonders  aus  Elfenbein ,  eine  bronaene 
Vase,  welche  der  von  Caylus  abgebildeten  auf  das  Genaueste, 
entspricht  und  awar  so  genau  entspricht,  dass  gana  kleine, 
kaum  bemerkbare  Schaden  an  der  letatgenannten  Vase  auch 
in  der  Abbildung  au  erkennen  sind.  Aus  diesem  Thatbe- 
funde  entspringen  mehre  Fragen.  Erstens:  ist  die  Brona- 
vase  in  der  Sammlung  des  Herrn  S.  Baruch  nach  der  Ab-> 
bildung  bei  Caylus,  oder  ist  jene  Abbildung  bei  Caylus  nach 


Eine  Brome^Voie  am  der  Sammlung  des  Grafen  Caylus.  185 

ier  BroDjvase  des  Herrn  Banich  gemacht?  oder  mit  an- 
dern Wortoi:  ist  die  Vase,  welche  HerrBantch  besitzt,  die- 
jenige ,  welche  der  Oraf  Caylus  besessen  und  beschrieben 
bmCT  Zweitens:  wenn  die  Vase  des  Herrn  Baroch  nicht  die 
Vane  des  Grafen  Caylus  ist,  ist  dieselbe  dann  der  Abbil- 
iung  oder  den  Exemplar  des  Grafen  Caylus  nachgebildet? 
oder  mit  andern  Worten:  ist  die  Vase  des  Herrn  Samuel 
Barach  nnicht  und  nachgemacht?  Ist  sie  in  spaterer  Zeit 
nachgemacht  worden,  oder  wurde  sie  bald  nachdem  die  Vase 
des  Grafen  Caylus  bekannt  geworden  in  den  Handel  gebracht? 
oder  aber  sind  am  Ende  rielleicht  beide  Vasen  einem  frObem 
Master  nachgebildet,  und  sind  somit  beide  uottcht?  Oelango 
es ,  was  dem  Anscheine  nach  nicht  sehr  schwer  sein  dfirfte, 
die  Vnse  des  Grafen  Caylus  £u  ermitteln,  so  worden  sich  an 
diese  Thatsache  neue  Betrachhingen  ankuQpfen  lassen,  weiche 
rtr  die  Archäologie  jedenfalls  yon  Nutzen,  wenn  auch  nur 
tarn  negativem  Nutzen  sein  wCirden.  Indem  wir  durch  diese 
Zeilen  auf  die  Sache  selbst  in  weitern  Kreisen  auAnerksam 
maciiett  wollen,  erwäbnea  wir,  dass  beide  Vasen,  die  des 
Bra,  Barach  wie  die  des  Grafen  Caylus  von  grober  Arbeit  aber 
niebt  ohne  Geschmadi  sind.  Kur  darin  unterscbeidet  sieii 
die  Vase  des  Herrn  Baruch  von  der  Abbildung  bei  Caylus, 
dasa  hier  die  Gesichter  einen  gewissen  Ansdrack  haben,  wah- 
rend die  Gesiehter  auf  der  Bronaevase  des  Herrn  Barach  des 
Ausdrucks  entbehren« 
Bonn. 


i%    Humen  Ift  rSnfcripttün  ttuutturalc  l^c  rtfltfe  U 

SK4iDtt3r(KW^0rf* 

Lft  iFillage  de  Schwafferheindorf,  prte  deBoia,  »ir  la  rir* 
dMÜe  da  Shiu ,  esl  jiiilcaient  fter  de  ee  belle  ^Ute,  c^^ 
lieke  floraiatn  de  la  pensde  chretieaae  an  XIP"*  aiede,  <& 
tfiBtin  du  aoiifle  poetiqae  de  TOrient  que  les  vtimemoL  dea 
Gfoiaadeft  avaient  rappartd  daaa  lea  pite  de  leuva  iroitaaei^ 

Haus  M  veaena  pas  deerire  ee  moanneiii  d«  Boyea  Afa, 
car  celto  tacbe  a  dtd  parfiiiteaMiit  reaiplie  par  Bbaaaa  ^). 
Naire  bat  est  de  souiaeitre  k  aa  examea  eritifae  aa  pien» 
aoaiaiteevatiTe  de  la  fondatioa  qu'eUe  reafenae^ 

Naaa  aveaa  d^jk,  daas  an  r^eeat  aiteeire,  Mwi  qaalfaea 
dealea  aar  Faalheotieilö  de  ce  deeaoieal  *),  et  naaa  aeaa  pva»* 
paaana  aajeard'bai  de  camplMer  cette  dtade. 

Celle  pierre  k  i^k  fait  Id  aiget  dea  dtadea  de  ptaadeani 
aavaata')  qai  paraiaaeat  l'avair  coaaidMe  eaauae  aa  daea«^ 
■cat  da  Xli*>~  aitele;  aaaa  ae  poavaaa  piitifer  ca|la> 
apiaiaa. 


1)  Die  Doppelkirohe  m  Schwärs- Rhdindorfi  Ton  Andreas  Slmoni 
Bonn  1846« 

2)  Notioe  aar  Wlbald.    Bolletins  de  TAcademie  Boyale  de  Belgl- 
qae.  Tom.  XXIY.  No.  1. 

a)  Dr.  Hundeshagen,  SUdt  and  ünlTerdtilt  Bonn  (1832)  pag.185. 
—  Blnierlm  Soffraganel  Colon«  extraord.  Malm  1843.  pag.  S8. 
-^  Dr.  Janiseai »  Wlbald  tob  StoUo.  Mflnstes  1834.  pag.  7. 
Voie  a 


Examen  de  fmioripüm  mtmgurale  d»  Figlise  etc.    t8t 

Oe  ineumtnt  poite,  i'tprto  la  copie  de  Shqms  ftti  eii  h 
Ml  «HC  tfttide  paiüculitre ,   ce  q ui  satt :  f  Anno  Dominicae 

iacanalMoii  HCU dedicata  Mt  faaee 

capella  a  venerabOi  Missinensiuni  episcopo  Alberto , 

itOB  vnerabili  Leodiensiam  episcopo  Heinrieo  io  bonore  bea- 
tiwiBi  Cleneiitis  martyrä  et  papae,  beati  Petri  principts  apa* 
stolomm  successoris;  altare  yero  sinistrom  in  hoaore  beafi 
Laorentti  nartyria  et  omniiim  confessornai,  altare  vero  dex- 
tnHD  in  banore  beati  Stepbani  proComartyris  et  onniom  mar- 
tymai ,  aUare  vrro  mediom  in  hoaore  apostolonim  Petri  et 
Pmiü;  avpeiiaria  avtem  eapellae  altare  in  bonore  beatissi« 
HHie  niatfis  donint  semper  virgiiiis  Mariae  et  Johannis  eiran* 
gdlatna  a  venerabili  Prisiiigensiam  episeopo  Ottone ,  doaiiai 
Conrndi  Eoarnnoram  regis  aogiigti  fratre,  ipso  eodem  rege 
praeaettle,  necaon  AmoMo  pae  reoordatloBia  fandatore,  tvac 
GM«nicttris  eeclesiae  etecto ;  praesente  f  aoq ue  venerabili  Cor« 
beieoalnni  domino  Wibaldo  abbate  et  Stabnlensi,  Walterb, 
naiorla  rcclesiae  in  Colonia  decano,  e  Sainensi  praeposita 
et  areMdiaeaao  Oerharda,  renerabili  quo) oe  Sigebargensittoi 
abbate  Nicolaoi  niultis  praeterea  personis  et  plarlmis  tarn  no» 
blllbos  f oan  minisferialibus«  Dotata  qaoqae  est  ab  eodett 
Amrdatare  et  a  fratre  sao  Bnrcbardo  de  Withe  et  sarore  saa 
Hathewiga,  Asnidensi  Lergisheimensi  abbatissa,  et  sorore  saa 
Hicecliay  abbatissa  deWileka,  praedio  in  Rullstorf  can  ooiai- 
bns  auis  appendiciisi  agris,  rioeis,  domibus*  Feliciter«  Amen. 

Pasaona  b  l'examen  de  ce  texte. 

Nona  n'entrerons  pas  dans  les  discossioas  soalevAes  par  les 
savanta  aar  la  data  da  joor  de  la  dedicace ,  car  oes  in« 
certitndea  ne  penveot  serrir  de  b&se  b  ane  prenre  qael- 
canque. 

Nona  ne  vonlans  tirer  aacoae  consiSqaence  snr  son  empla- 
cemeat  raldgoö,  ni  snr  la  matibre  grossibre  de  la  pibrre*), 


i)  Die  Urkunde,   eingeUtten  In    eine   6'  3"  UngOi  3'  7"  hob« 


ttS  Examen  de  Fimeripiwm  tiumguräle 

bien  qa'il  ne  aoit  fufen»  pfiobable  qac,  ai  coite  iMiMpOon 
teuAt  de  la  famtlle  de  Wied ,  eile  eat  ea  oelte  plaee  et  al 
pea  de  splendear,  oe  voulant  cbercber  qua  daoa  aea  teiBle' 
800  defaat  d'aatbeaticitö. 

L'inscriplion  fait  d'abord  fei  par  eile  aitee  fa'dk  ii*eat 
pas  d'Arnold  le  foadatear,  car  eile  porte  cea  BMla;  nee  mh 
Am0ldo  piae  reeardationis  fundatwre. 

Elle  u*a  pas  H€  placke  aoa  plaa  par  Ica  laeoibrea  de  la 
faniile  de  Wied  denl  eile  porte  lea  aoma:  1.  Les  de  Wied« 
ä  cefte  epof ue,  daas  les  dipl6aies  que  noaa  possedons  a'dcri-- 
vaient  Wede  et  Wide  >)  et  aon  pas  Witbe  cMHOe  daas  Fuh- 
scriptloii.  Qttc^ucs  vi»»  il  ^1  vrai*  porteat  Widke^)  et 
Whida'^),  nais  jamais  Witht\  S.  L'archeTfcftte  AmaU,  le 
foiidateur,  estd^cöde  en  Mai  11 56  et  döjä  ea  fiept<^<mlIW 
Boas  pess^doas  ua  dipldaie  ')  oi  soat  ^auaier^ea  UnU^  las 
possessiOBs  de  r^gliae  et  noa  sealciaeal  ellea  aoat  piai  cia- 
siddrables  qoe  celle»  de  rinscription ,  mais  ellca  soat  sitviste 
ea  d'autres  Iteux. 

Noas  sarona  qa'  oa  objectera  qae  cea  bieaa  soat  de  aa«Tel- 
les  acqaisitioBs  et  quo  celte  loai^v^  daameration  eat  la  preava 
qae  la  pierre  a  ötd  placi^  imniiidieteaieBt  aprte  la  aiort 
d'Araold  et  que  de  Mai  ea  Septeiabre  UM  ob  a  fatt  taaa 
cea  Boaveanx  doBS» 


Platte  Ton  Mainzer  Qrobkalk,  befindet  sich  in  der  mittleren 
Nisohe  der  untern  östlichen  Chorrand  ang  unter  dem  Feseter. 
Simons  I.  e.  p.  9. 

5)  Laoomblet,  Urkundeabuch  für  die  Gesohiohte  des  mederrheint. 
I.  No.  889..  834.  448. 

6)  Lacomblet  1.  o.  No.  554. 

7)  Book,  Qetohiehte  der  HXuser  Iseaburg  eto.  Anhang  Mo.  6.  Le 
No.  7  est  le  No.  554  de  Laoomblet  Les  No.  6, 12»  14,  17,  18 
et  19  portent  Wede,  Wiede,  Wide»  Weda,  Wieda  et  Wied. 

.  8)  Lftoomblet  L  o.  No.  389. 


Mali  cMt  objedioD  tonbe  d'elle  mteie  deraiit  lei  consi- 
Mnlioos  fittivasles: 

Comnent  expliqodr  qn'  Hadewige  la  co-fondatrice  qui  fai- 
tili  4djä  bitir  m  couvent  en  ces  lieux  n'  alt  rien  die  des  dons 
qa'dla  yrojetait  de  faire  knioMialeaient? 

Mais  il  y  a  plus,  le  diplAme  de  Septembre  1156  s^pare 
Ics  bieiis  donnes  paf  Arnold  de  ceux  donniis  par  sa  soear 
■adwige  el  nous  y  Toyons  qu*  oofre  la  curiis  de  Rnlistorf 
et  ses  appeiidkes  dont  parle  l'inscription  et  qui  sont  ^nitm^- 
rees  dans  ce  dipl6me,  Arnold  a  encore  donnä  la  ewrüs  Sven- 
fetfiM.  Nons  y  trouvons  encore  les  terres  et  biens  donnes  par 
Hadew't^e  et  dont  Pfnscriptton  ne  di(  pas  un  mot.  Ce  dtpldme 
iiotts  dit  encore  qu*il  önomera  ^oiife^  les  propidtös  de  TEglise 
de  Scbwarxrbeindorf  et  il  nc  dit  pas  un  not  de  Anrelbaid 
dont  parte  rtuscription. 

Cest  qn'en  eiTet,  ce  n'est  que  plus  tard  que  Burkhard  a 
iait  ses  donations  b  I'dglifle  ^)  et  cette  donation  consistait  en 
an  eouTent;  et  incontlnent  aprte,  Hadewige  fbnda  ce  mona- 
iftre;  Forganisa,  augmenta  Kglise.  Peut-on  dire  mainto- 
naat  que  cette  inscription  est  exacte ,  qn'elle  a  ii€  faite  du 
Ti?aai  des  donateors  et  qu'ils  aaraient  oubli6  ee  don  de  Bark- 
bard  l#al  Ua  rapprilent  le  non,  et  les  vingt^ix  propriA- 
t^s  et  rb6tel  de  Cologne  dont  parle  le  dipldme  de  im^<^). 
Naa,  aon,  oefte  ioacription  b  iit  faite  b  une  ^qtte  oii  cette 
ftndatian  eiait  pdv^  de  taus  ses  biens  de  son  couyeat  H 
oji  eUe  Aait  Feare  de  son  aaiique  splendenr* 


9)  Laeomblet  1.  o.  No.  460.  Post  Arnold!  mortem  frater  eiai 
domnuftBarehardasi  oonaensa  uxoris  luae  ....  elau$irum  deo 
eoneatrfi. 

10)  Laeomblet  1.  e.  No.  445.    Huio  autem  eeolefliad  (Anioldue)  omne 
fotrimwiUum  ^[Qbd  in  praedieto  looo  habebal  eam  pl«rhbift  alü9 
prediia  contuUt. 


190  Emamßm  de  rmiorifüm^  maupurMk 

mensi  ahhaiissä,  Hadwige,  la  soear  d'AnmU,  n'»  jtmair 
iii  abbesse  de  Lerbhcioi  et  ce  tUre  vieat  k  rencoatre  de 
tous  leg  documenüi  historiques  que  noiu  poss^dona. 

Ell  eiFet>  dans  tooa  lea  dipMnea  qui  se  rapporteat  k  tette 
fondalioD  et  dans  tous  ceux  oü  figure  Hadwige,  noiia  la  to- 
yons  toujours  de  1156  k  1176  porfer  le  titre  d'abbesse  d'Ea- 
aen,  mais  janaia  celui  d'abbesse  de«  Lerisheim;  eile  aitee 
ne  s'btUuIß  jamais  qu'  abbesse  d'&aeo  ^^),  il  serais  vrai- 
ment  (Strange  qo'elle  n*eiit  pril  ce  double  titre  qoe  daas 
ce  lieu« 

L'ioscripf ion,  bien  qoe  faite  apr^  la  aiort  d'Aroold  a  Wen 
aoin  de  rapporter  les  titrea  dont  ötaient  reT^lus,  lors  de  la  coa* 
a^cratioa  en  1151 ,  les  nenibres  de  la  famille  de  WIed,  car 
eile  dit  d'Arnold  qo'il  n'^laif  aloni  qa*  arch^T^ae  ilm  de 
Cologne. 

Or  nous  poss^dons  nne  lettre  de  Wibald  k  sa  soeor  Hade- 
vige  de  Decembre  1 160  dans  laqneUe  il  la  ttlicite  de  ce 
qa'  eile  vienf  d'Ctre  proinise  k  la  dignit^  d'abbesse  de  Leris- 
beim  ^').    Voila  donc  le  siige  rempli  par  nne  antra  abbcsac^ 

Mais,  dira-(-oa  avec  Simeaa  et  Jaasseaa  ^'),  cetta  Halke» 
wige,  k  laqueUe  Wibald  «erit,  est  la  s^ar  d'Araaldf  c'cat 
la  aitee,  ee  n'est  pas  la  soeur  de  Wibald« 

Nous  priereas  ces  savants  de  relire  la  lettre  70  de  Wibald 
lel  ils  y  troureront  cette  phrase  qae  Wibald  «et  4aM  la 
boocbe  de  sa  seear  et  qai  s'adresse  k  lai;  »hoaio  ille  aaria- 
simus  in  nnmero  fratmm  camalium  adscriptas  et  snsceptas ; 
ils  tronveront  k  la  fin  que  Wibald  lui  reconmande  les  allai- 


11)  Laoomblet  1.  o«  No.  389*  408.  444.  415.  459.  460.    EgeHathe- 

wigU  AatnidtiiBis  abbAÜMiu 
Id)  Mactene,  AapÜMlma  CoUmÜo*  Tom  IL  Spist  mbald.  ^p.  S20. 
13)  SlmoDB  1.  0.  p.  83.  —  JauBsens  1.  o.  p.  6  el  7.  . 


M  dto  noire  /r^rr  ofttifi^  frmbr^  nasbri ;  mitf  s'ik  reakat 
biMk  rapffodier  cette  lettre  ie  la  IcHre  939»  ib  n'auroiil  pfan 
de  doaCe  qoe  celle  H«deirige  o'eUil  bkn  la  seevr  de  Wi- 
bald.  nVoaa  aFea  iU ,  jiisqa'  k  prdseat  $mir0  seemr ,  lai 
diUil,  nais  vous  neos  serez  d^ormais  et  une  soeur  et  wue 
ipouse  d'aatant  plus  ob^rey  que  par  votre  nooveaa  thre,  tous 
entreres  plos  iatinemeiit  dans  toutes  dos  sollicitudes.  Nous 
vous  avons  envoy^  ranneau^  etc. 

Du  rcste  comnent  sopposer,  si  ces  deox  Hadewiga  ae  for- 
■laieDt  qa*  one  seole  personne,  qa'  entre  mai  IISI,  date  de 
la  coDs^ratkn  de  Schwarzrheindorf,  et  Septembre  1160, 
date  de  la  lettre  de  Wibald  b  sa  soeur,  eUe  eAt  recu  en 
treis  mek  k  direction  de  deox  importants  coiiveots,  saus  avoir 
fall  ses  preuves  daus  Tun  ou  Tautre? 

Avouons  le  donc,  k  vraisembknce,  ks  documento  hktoriqnes, 
tont  Proteste  coutre  cette  double  d^nominatkn  que  coolknt 
la  yierre  de  Schwarzrheindorf. 

4.  Entin  terminons  par  Terrenr  k  plus  grave  et  qui  suf- 
ftrait  b  elk  seuk  pour  donner  k  preuve  de  k  valeur  histo- 
riqoe  de  rkscriptkn,  c'est  qu'en  Mai  1165,  Arnold  n'etait 
plus  archevdque  ilu^  nais  bien  archevique  confirmi  par  le 
pape.  Lacombkt  nous  en  foumit  k  preuve  dans  cette  in«- 
portante  huHe  du  8  Janvier  1151  qui  fait  k  gkire  deTillu. 
tre  eglise  de  Cologne  ^% 

Nous  passerons  sous  silence  quelques  aulres  irregukritös 
de  rin^cription ;  notre  but  est  rempli,  et  nous  croyons  avoir 
pronvö  que  ce  document  ne  peut  ni  6tre  considör^  conme 
emanaiit  de  la  famille  de  Wied,  ni  comme  un  monument  du 
douzibme  sitele,  parce  qu'il  se  trouve  en  contradiction  avec 
tontea  les  sources  historiques  de  cet  kgt.  II  ne  pourra  donc 
plus  servir  de  fondement  b  Topinion  qui  relbve  comuie  une 


14)  Lfteomblet  1.  o.  No.  372. 


las    Examen  db  Fm§enpiiom  mawgttrmb  de  r^Jrte  efe. 

•erttHr  Vtmaeriion  de  Marteiie  et  de  ScbiMser  ^  WiMf 
■mteii  uae  socvr  du  «o»  d'Hadwige;  il  iie  flcmra  pl«e  k 
biUef  le  frtoe  de  Wibald  du  nooikre  des  chaacelien  de  TE«- 
plre  et  k  embuMiUer  gravemeal  pliiaieara  poiats  de  rhistam 
de  rAlleaMgne« 
Malmedy. 

Iftr«  Are*  do  Vailto« 


la   Per  KaniP  in  prafcrpmiu 

(Vergt.  dio  Al>bildimg  su  H«ft  Y.  Taf.  IX  und  X), 

Unter  icnselben  Titel  enehien  1844  in  den  Jahrktlehem 
des  Vereins  von  Alterthomsfreunden  im  Rheinlande  V  n.  VI» 
8.  VS  eine  Abhandlung  filier  den  betreffenden  Qeffenstand 
nebst  Abbildnng  von  Dr.  Drlichs.  DieZeiefanong  ist  nieht 
von  Prot  Sehnid  selbst,  sondern  durch  ihn  besorgt  worden« 
Bn  die  Besiehtignng  des  SnrlLophages  manche  Verschieden- 
heft desselben  mit  der  Zeichnung  herausstellt,  auch  nach 
nnsrer  Meinung  manches  nicht  gann  Riditige  von  Hrn.  Dr. 
Ddichn  aufgestellt  ist»  so  olauben  wfar  uns  um  so  mehr  den 
Gegenstand  einer  abermaligen  Besprechung  nn  unterwerfen, 
als  wir  durdi  den  Besitz  der  drei  *)  Abzeichnungen  und  die 
jftngst  geschehene  Besichtigung  uns  dazu  veranlasst  sehen. 
Wir  nehmen  uns  die  Frehieit,  den  Aufsatz  des  Hrn.  Dr.  D  r- 
lichs  als  Leitfaden  au&unehmen  und  unsere  Bemerkungen 
daran  zu  knflpfen.  Vorab  sei  bemerkt,  dass  die  Erzählung 
des  Hm.  D.,  dass  der  Sarkophag  mit  den  »porphymen^  (Ora- 


^)  Die  erste  Zelohirang,  die  des  Aachener  ArohiTars  Hrn.  KrSmer, 
sor  Zeit  des  Aachener  Congresses  erschienen ,  auf  Stein  skiz- 
drt;  die  zweite,  Ton  Prof.  Quiz,  der  Besohrefbong  der  MSnster- 
kirohe  beigegeben,  aber  ohne  alle  Besehrelbang ;  die  dritte,  die 
obengenannte,  zierUeh  ansgeführty  aber,  gleloh  den  beiden  Tori- 
gen,  nloht  ganz  getrevi  doch  mit  dem  Voisugei  dass  die  Unke 
Sehnialseite  (des  Besohanacs)  dazu  gegeben  ist 

13 


194  Der  Raub  der  Proeerpina. 

nit-)  Sftulen  aus  Ravesna  gdLoanen,  uns  gmiis  neu  isC ;  da« 
er  dem  Kaiser  Karl  io  der  Gruft  vun  Fussscbenel  gedient» 
wissen  wir  auch  io  keinem  Gironiksehreiber  gelesen  sv  ha- 
ben. Weder  Thegan  noch  Adamar,  welche  die  BeerdU 
gung  und  erste  Erbebung  Karls  genau  bescbreiben ,  wissen 
davon  Etwas.  Das  scheint  aber  aus  der  Ersftblung  den 
cmltii.  Aqtdseinct  des  Slgebert,  welcher  sagt:  «de  (■• 
mulo  marmmHk  leüanttes*  Inincdltiligjea  nysuntrunt*,  nim« 
lieh  bei  4er  zweiten.  Erhebung  und  Seligsfrecfrang,  henror* 
migehen,  dass  der  Sarkophag  bei  der  ersten  Erbebnng  unter 
Otto  1IL  nr Verwenditeg  gekuHUnen  ^).  Hr^^IT«  ncnal  das  eben 
Besproshene  aber  auch  nur  eine  walnucheinlsdie  iSnge«  .-wnmn 
er  aber  von  den  aus  Schutt  und  Trammern  ewtandenen 
Säulen  .spricht,  die  durch  die  .Gnade  Sr.Haj.  des  Kdnigs  wie- 
der auf  dem  Hochmünstar  prangten,  so  lasst  disss  oine  nr- 
kdirte  Auffussung  nu,  indem  es  den  Ansdiein  gibt,  als  hüten 
die  frannOsischen  Republikaner  die  Sdnleniso  aasgebrochen, 
.dnss  die  GewMbe  nacbgesittrxt  wären ;  da  die  Säulen  mnr  anr 
Zierde  dienen  und  keine  Träger  des  Bauwerkeu  anid|  so  konaie 
dergleichen  nidit  geschdien.  Audi  ist  die  mit  dem  8«fc^ 
pbage  und  ihrem  Gegenbilde ,  dem  Pinienanpfen ,  aas  Paris 
«urickgekehrte  WOlin  nidit  von  Stein,  soadera  von  Bfx, 
wie  der  Zapfen. 

Nach  dieser  Absebweifting  kommen  wir  auf  unsem  dgent- 
lichen  Gegenstand.  Hn  U.  nennt  «die.  Vonleilmig.des.Rr^ 
serpinacaubes  auf  JSarkophagen  wegen  ihrer  Beniehmig  auf 
Tod  und  Auferstehung  eine  beliebte.^  Dass  die  Beiiebuag 
auf  den  Tod  eine  natürliche  und  populär  »fasslicbe  gewesen 
sein  könne y  gestehen  wir  gerne  au,  mflssen  aber  in  Abrede 


^)  Ult  uelser  Iftiiiiiiig  itImiDt  mein  Landtmsim ,  Profi  B  o  ok  sa 
Freiburg  in  der  S^irift:  des  Asebeaer  Batbhsm  6.  88L  Andrer 
Meinung  ist  Hr.  Prof.  aus'm  Weerth  in  niaem  Worke:  Kuast- 
denkmftler  det  Mittelalton  IL  p-llO» 


Äff'  ilaii6'  d^  I¥mm'piM.  IM 

Hdtai^'  dM»4l«viPtM«rpliilirMb  «19 MM  dei» A«  fe  Ml#h  a  n  g 
M  taf  Allen  gegiOUm  tnM9\  i0t\l  «ie  'MMliiiltirt  dieselbe 
#At4amilinea. '  lilm^Midit'^ies*  Mi'keftieit  «ns^iiti  ersten 
AlMHrfitn<Cdittftstellefii,  ih  nMh  blt  iteii  Aeftien  lebten. 
AtlMMM  Mf t  (de  ilNrafto.  1^br0eH)  ;^  JICitAr^  yi^  tä  ndptu 

iU^  it^pkttAtf^'  pmri  ^Hißatv»  pk^t'^ndkof  %4  (ßttfim'  Vnd  beim 
mkiacins  Priix  lagt  der  Beide  Caeilins  i  ^AsOUs  fäMaa  «1- 
Hianit  et  annectint^  renaeei-se  fermt  post  nMüeai  n.8.  w«; 
Imb  AraaMns  (eontr.  gent.  L,  Sl) :  Andetis  tidere  nos,  food 
■ertnanini  dieamaa  resarrectiooeBi  fafnram.  Oder  aas  de« 
Manie  eines  Uassiseliea  DieMers  selbst:  Oix  eati  imj^c  &u^ 
vinag  ig  qtdog  fioXeti^  Bs  versteht  sieh,  dass  flberally  aaeh 
kein  Praser|»laaranbe  die  Anferstehung  nrit  dem  Kdrper,  nicht 
Seelenirandemag  oder  dgL  gemeini  ist  (Bnripid.  Aleeste 
Act  A).  Cieero  Ist  uns  wohl  der  bedte  EriLlttrer  der  Pabel. 
Br  sagt  im  9.  Bnehe  de  natur  Deor.  26 :  Terrena  antem  vis 
Mab  at^ne  natnra  Diti  patri  dicata  est,  qui  DireSy  ut  apnd 
Chnacos  JIXot$fQiif,  quiaet  reddant  omnia  in  terms,  et  orian- 
tar  e  terris.  Is  rapait  Proserpinam,  qnod  Oraecomm  nomen 
est .  ,  »  •  .,  quam  frugum  semen  esse  volunt,  abseonditam- 
fae  qnaeri  a  matre  fingant.  Und  demgemass  sagt  Angnsti- 
wm  de  dvit.  De i  L.  7.  eap.  M :  „De  quibus  iste  (Varro)  ni- 
hil inlerpfetabatnr,  nisi  qned  attinet  ad  frmnentuni,  qnod  Ce* 
tes  inrenit ,  et  ad  Proserpinani ,  quam  rapiente  Oreo  perdi- 
dit  Bt  hanc  ipsam  didt  significare  foecnnditatem  seninnni. 
Qaae  cnm  defiiisset  qnodam  tempore,  eademque  sterilitate 
tertn  inoereret  ^  eertam  esse  opinionem ,  qnod  tiliam  €ereris, 
id  est  ipsam  foecnnditatem ,  qaae  a  proserpendo  Proserpina 
dicta  esset,  orcus  absfulerat  et  apud  inferos  detinnerat«  Man 
nebt ,  dass  nach  Augustinus  Varro  mit  Cicero  ansammen- 


Der  Sarkophag  ist  von  weissem^  sehr  festem  Marmor  und 


<1M  Jht  ätmb  dtt  nwmrpkm. 

in  Qmumi  k«iier  cvhillai,  ab  wir  vcnHlhelMi;  4mi  «r 
fid  vor  «failgM  Jahraiy  ab  «an  Um  nr  «bmi  Hase  iar 
JKrraBl^aafllo  httanfiridbaa  w^lMai  aaf  4a0  Staiakalac  Imvi^ 
ter^>  8r  M  «ia«  Liafe  Tau  ^wa  7,  dae  Jliailt  Wft.t, 
uad  eiae  Bähe  Taa  t  Vaai,  oad  iti  äffen«  Da  im  Saifca 
pbag  jetat  ia  dacn  halaeraea  Kaatea  stellt»  weldier  rldfaeh 
ausceschaitat  aar  fkaheca  Qrgd  g^art  habea  eaUf  $m  iat 
aar  iHe  Tordeae  LaaneHe  aad  die  liake  SaiHBaleeile  enidit^ 
Ueh.  IMie  elad  oit  BelieMavalfiUaagea  gceduaacktt  was 
.aach,  .weaa  ami  die  prtifeade  Haad  anlegl,  aüt  der  rfditra 
Sohaialsdte  der  Fall  ist,  wegegea  die  hialere  l^uigielte  aieh 
glatl  aad  aakemeisselt  aaftthlt  Qera  haUea  wir  aadi  4ie 
redite  Sdinalsdte  angesebea  aad  in  Besdurdbong  milgelheilc, 
weaa  es  aar  in  etwa  maglidi  gewesen  wäre. 

Der  erste  Blick  aaf  das  Belief  der  Laagsdte  sagt  bm» 
4ass  darin  der  Baab  dar  Köre,  der  Praserpina  daifcalalli 
ist.  Die  HauptqueUea  dieser  Fabel  slad  aater  den  nach  Wei- 
cker  van  Hrn.  U.  angefahrten  —  denn  Hygin»  Besiad  sind 
an  kun,  Paasaaias  ^)  Bericht  dreht  dch  aar  am  dea  Ort  dar 
Eatftthrang  —  Diodor  V,  S— 5,  Homers  Hynme  anf  Ger«% 
Ovid's  net^marpb.  V,  341  ff. ,  Fast!  IV,  417  iE ,  besoadcas 
Claadiaade  raptn Proserpinae.  Das  letalere  Epos  in  SBA- 
ehern  möchten  wir  fflr  das  Haaptrorbild  halten,  was  dem 
Kflnstler  vorgeschwebt,  und  welches  er  und  awar  aar  adt 
geriagen  Aeadcniagea  und  Zusataen  in  sdner  Darstdlaag  wie> 
dergegebea  hat  Um  diese  unsre  Meinung  an  anterstataen,  w^ 
len  wir  bei  der  Beschreibnng  der  Darstellaag  jedesmal  die 
betreffeadea  Stellen  des  Glaadiaa  biaanfttgen. 

Dea  Bdgea  führt  rechte  aaf  dem  Bilde  Merkur,  am  Kapfe 
beflagelt,  mit  flatterndem  Oewaade,  womit,  wie  bd  der  Haupt«- 


^  Bsdolit  daHiber  Im  KaiufbUtt  Ton  1844.  p.  164. 
^)  Die  AUegation  dos  PaoMniM  ist  nicht  VII,  21,  8  sto., 
1,  38  a.  39. 


J 


Der  Bai$b  der  Pro$erjrina.  WT 

fCfW«.«  RtaCo,  ier  Kfliistkr  die  Bile  des  Raubes  andevten 
will»  Merkur  ist  aber  bif  r  oicbt  in  seiner  Eigenschaft  als 
yfSeolevgdäter'^y  sondern  als  Bote  und  Diener  des  Herrschers 
der  Dntervrelt;  denn  er  führt  nl  die  ZOgel  der  Bosse.  Es 
heisni  bei  Claodian  von  Pluto: 

Tum  Mala  genitum,  qui  ferrida  dicta  reportet, 
iwtperai  aeetri.    Cylienius  adstilH  äle9* 

L.  I.  F.  TT— 78. 

Atlaufis  Tegeee  nepos,  conunune  profiindis 
Et  soperis  numen,  qui  fas  per  Urnen  utrunmue 
Solos  habfSy  geminoque  fsds  commercia  mundo. 

L.  L  ▼.  89-*91. 

Merkur  steht  hier  gerade  in  limine.  Die  nächste  Figur 
dicht  unter  Merkur  ist  der  dreiköpfige  HOllenhund  Cerberus, 
aber  nur  mit  9  KOpfen  sichtbar ; 

silent 

Atria;  latratum  triplicem  compescuit  ingens 
Janifor.  Oaud.  L.  I.  v.  65*— 66. 

Den  dem  Cerbems  benachbarten,  bis  an  den  halben  Leib 
in  einem  Strom  stehenden  bttrtigen  Alten  halten  wir  nicht 
für  den  Riesen  ^yEnkelados**,  denn  dieser  liegt  nach  der  Fa- 
bel unter  dem  Aetna  niedergestreckt ;  auch  ist  gar  nicht  er- 
sichflichy  dass  «er  den  Huf  eines  Bosses  niederziehe'S  viel- 
mdir  ladet  er  nur  mit  beiden  Händen  num  Eintritt  ein, 
nimmt  die  Neuankommende  in  Empfang.  Der  Huf  des  drit- 
ten Bosses  berührt  seinen  Kopf ;  man  sieht ,  er  ist  ein  alter 
Bekannter ;  daher  halte  ich  ihn  für  Pldegethon  als  Flussgott 
personificirt,  von  dem  es  heisst; 

-T  -^  ^  Dominis  intrantibns  ingens 
Amarfit  Phleptthon.    Fti^grantibns  Uspidn  rivis 
JBoria  madol»  toloq ue  flnwt  infoendin  vultn. 

Gkni  IfP.  V.  81d-:8l«. 

IM  mm  wiM.ar.«b  taai««il  llMMi<alleta.i0iMMtf» 


Itt  Der  Banh  der  Pteeerptmu 

Wir  koanett  j«tft  nm  ViergeBpaiitt.  BtMMt  M  A«i 
Kflnsller  sehr  gelungen  und  nHunter  ie»  Beste  in  der  gnn- 
nen  Seene.  Hier  ist  es  wieder  ClandiMi,  der  von  einer  ^Qn«» 
driga  redet  nnd  die  rier  Resne  benennt : 

Orpbnaeus  cmdele  micanSy  Aetknn^  sagittn 
Ocior  et  Hygii  snUiws  gloria  Nyctens 
Armenli)  IHtiafne  nota  aignntns  Alaater. 

L.  L  V.  884— SM. 
Die  ZQgel  des  einen  Paares  halt,  wi^  Dr.  U^  redii  sagt, 
Pinto y  nicht  aber  „der  neben  ihm  fliegende  Amor,  tin  Hy- 
menans^,  sondern  dieser  tragt  yieloMlir  eine  kiime  Packd 
seinen  Amte  gemäss,  die  aber  nnm  grOssten  Theile  abge- 
brochen ist: 

NimUs  Hgmetmeue  hinicis 

Intonat  et  testes  firmant  connnbia  flitmmae. 

L.  II.  V.  no— stt. 

Die  Hauptpersonen  der  Gruppe  sind :  Ploto ,  in  drasen  star* 
ken  Annen  die  sieh  sträubende  Köre,  das  Haar  4iafgel^t  und 
mit  den  Hunden  in  die  Luft  schlagend: 

Interea  yoincri  ferlnr  P/roserpina  currq,.    ^  f n 

Caesariem  dfffusa  noto,  plaactufue  laeertef     <   n-  • 
Verberat,*  et  fuestns  ad  nn^ila  nunpit  inaacs.       .  ? 

Cl.  hlL  y.  847—819.  i 

Hinter  Ihnen  Prilas  mit  Hohn  und  fiprtr  -^  A^K,.deB 
Schild  sehe  ich  dcht^  wie  es  Hr.  U.  thnt  — : 

-^  ^  *-•  Tt4tonia  0mMe  fUva    • 
Caeiatnm  tTypholia  feriC — ^  L.  '   ;    *        <    < 

Hastaque  terribili  ceti' i-'     •»  iJui'vi., 

••*'•;"'  "i'-  M«  1  .i  .        .-M   -L.it  t;  81—84. 
Sie  hat  iber'WfaklMl  «K-Hahd  ttuf  n6ätifki''^ä^  nnd 
scheint  sir^M  bet^mtti;  litrem  attelr  iHbhiiftttIffiA'mnngrew 
fen.    ner-tsfüy'Wd-deriAnstler  nicht  mit  dem  aandinn 

iH(irtiMi8iHnt»>UlflHmlmi  Um  ^»mti,<imf» ^imimit  kiß 


Bw  Jtdvft  der  Pr^erplmt.  IM 

de»  kottttte,  ffwei  in  ier  Zeil  onterscbielene  Seenen  i?iisaiii- 
g«bnieht,  ninlidi  die  Bntnihrang,  and  das  Anfsncben 
ä  die  Verfolgung  der  Mutter.  Hatte  er,  wie  der  Dichter, 
IHiierr«  sieb  ?or  die  Rosse,  Gewalt  anwendend,  stellen  las- 
seD,  so  wtirde  Geres  den  Rauher  erreioht  hahen,  und  so  das 
Drann  nlcbt  nu  seiner  Lösung  gekommen  sein.  Dass  aber 
muA  Minerva  nieht  mU  der  Kntrtthmng  einverstanden  ist,  er-^ 
keMU  OMii  daran,  dass  der  hinter  ihr  schwebende  Liebesgott 
nie  an  Oevkrande  nnrickbälf«  Von  Pallas  und  IKana  sagt 
der  Dichter: 

Nee  ipalnw  oeiiint    StinNdat  eomanmis  is  ama 
Vkgtnilas^  ctimenque  feri  raptoris  acerbat 

UV.  v,907-r-206. 
Was  die  Stellung  des  Pluto  betrifft»  so  fallt  dem  Zuschauer 
auf»  dass  dieselbe  etwas  in's  Uebermassige  gebt»  eben  wie 
Mm  Qandifp  der  Vergleich  mit  einem  Löwen ,  4er  dne 
jwige  Kuh  erjasst  hat  und  mit  seinen  Tatzen  ihre  Einge« 
weide,  doicbwiüüt,  ein  ecbwulstiger  ist.  L.il.  v.  209^213. . 
Hinter  Minerva  und  dem  Wagen  Pluto's  sind  nwei  kpi^nde 
Fiaiien ,  welche  umstttrseade  Blumenkörbe  festhalten.  Pro- 
serpina  war  nämlich  auf  der  J?*lur  von  Enna  mit  Blumenlesen 
beschäftigt,  in  ihrem  Geleite  ausser  den  nach  Claudian.von 
Jnpiter  gesandten  Venus^  Minerva  und  Diana  auch  sicilische 
Nymphen  (Comitantur  euntem  Nal'des,  L.  IL  v.  56).  Ausser 
Veni^s  ist  aber  nicht  ersichtlich  im  Epos,  dass  Minerva  und 
Diana  mitwissend  waren  an  der  Anordnung  Jupiters,  der 
seinen  Bpider  die  Köre  entführen  Hess.  Die  beiden  Nym* 
phen  sind  ungefähr. gleich  gekleidet,. ich  kann  dahef  nifht, 
wie  Dr.  U.  thut,  Diana  und  Venus  in  ihnen  ersehen.  Ihr 
Gewand  ist  im 'Faltenwurf  ziemlicli'  vernachlässigt,  so  dass 
namentlich  an  der  dem  Wagen  nächsfeti  f*^gur  kaum  i;u  im- 
teivcheiden  ist,  ob  sie  dinf^BtfMilitlerdM  Vorderkörper  oder 
den  Rdck^  znkehK.  Aueb'Utel  Üth  dnt'chnirs^  ntebi  erken. 
,  dam  sie  liilV»l|1brM'«I%k<^n*'(«te  tine  1^ 


900  Der  Raub  der  Proeerpma* 

die  verfolgende  Ceree  mrflekwiokeo  wollen*,  iio  MuMekeuo 
gut  dieselbe  herbeirufen.  Hoaer  fBhrt  in  der  flynne  em 
Ceres  Ober  90  Gespielinnen  der  Köre  an»  dnrunler  auch 
Pallas  und  Artemis ;  der  die  letatem  nennende  Vers  ist  aber 
von  F.  A.  Wolf  als  falsch  ringeUaamierl,  So  ist  es  doMi 
wieder  nur  Clandian,  wdcher  die  Qtfttinnen  als  mitliA»* 
dein  de  Personen  auflFQbrt,  wie  der  KflnsUer  sie  bildet 
wir  gleich  sehen  werden.  Die  BlnmenkOrbchca  ud 
eboi  als  geflochtene  abgebildet,  wie  Clandian  sagt: 

Nunc  oimiiie  texto 

Badentes  caUrihos  spoliis  agrestibns  m/leL 

U  IL  T.  ISS^IM. 

In  der  weiblidien  Figur ,  wdche  vor  desi  Wagen  der  Ceres 
einherschwebt,  und  die  Hr.  ü.  Ar  Iris  halt,  lisst  sfdi  bes- 
ser Venus  erkennen ,  ihre  leichte  Bekleidung  und  der  detuel-* 
ben  eigene  Peplos ,  worin  sie  allen  Uebrein  verborgen  Mit, 
berechtigt  uns  dasu.  Audi  flieht  sie  schuMbewusst  vor  äiir 
aflmenden  Mutter  und  hat  sich  hinter  ihrem  Amor  um 
Fluge  erhoben. 

Ausser  noch  awelen  Genien,  beide  geflQgdt,  wovon  der 
eine  in  sehr  kleiner  Gestalt  fan  Wagen  Pluto's  sitst,  der  an- 
dere, welcher,  wie  der  friher  erwähnte  HymenSus  seine  linke 
Hand,  hier  den  Kopf  eingebilsst  hat,  welche  Figuren  wohl 
ausschmtickende  Zugabe  des  Kflastlers  sein  mOgen,  wäre  nodi 
bei  der  ersten  Scene  des  Bildes,  der  Bntflihrung,  die  untet 
den  Bossen  liegende  weibliche  Figur  su  erklären«  Wir  hat- 
ten sie  (&r  die  begleitende  Nymphe  Cyane.  Von  Ihr  heisst 
es  bei  Claudian,  sie  sm  die  hervorscheinendste : 

Cyane  totum  supereminet  aguMn.       U II.  r.  61. 
Dan  te  S.  B.  r.  ttf— lU: 

—  ^  MedBa  invenimns  arvis 
Slüupfaaem  Oyanep;  etxyfix  redimita  i»Ci*gf  . . 
Pt  ciUgantes  maicebM|.^fn|4,ffyimip.  ,   ,        . .  ,j 


Der  Raub  der  Proserpina.  901 

ApgrediiBiir  sabitae  ef  easus  scitamur  heriles, 
(Nan  preprior  cladi  steterat)  quis  vultus  eguorumi 
Qua  regalt  lila  nihil,  tacito  sed  laesa  veneno 
SalTitar  in  laticem,  subrepit  criDibus  kumor. 
Daa  Veneaun  mag  wobi  durch  die  sich  gegen  die  Nymphe 
wkideBde  Schlange  beseichnet  sein,   das  Wasser  ist  binier 
ihr.     0?id  lasst  in  den  Metamorphosen  die  Cyane  sich  dem 
eilenden  Zage  des  nuto' entgegenwerfen. 

Nun  mr  Erklining  der  «weiten  Scene,  der  Verfolgung 
des  Räubere  durch  Ceres.  Links  auf  der  Darstellung  des 
Beliels  eilt  Geres  auf  Ihrem  mit  swei  Drachen  bespannten 
Wagen  heran ,  mit  fliegendem,  gesträubten  Haare ,  ihr  Ober« 
gewand  im  Winde  flatternd ,  Arme  und  Brust  entblässt  y  in 
den  esstem  die  brennenden  Fackeln  niederbeugend : 
—  et  pleno  rimatur  lumine  campos, 
/ücfiMlftie  Caces.  L.in.  v.  441— 443. 

Als  Kackda  hat  die  Göttin  swei  Gypressen  abgehauen:  Qae 
placnere  £aces.  L.  UL  v.  870— aSS.  —  Auf  dem  Wagen  der 
Gattin  ist  nicht y  wie  Hr.  D.  sagt,  »eine  Schlange  gebildet, 
ein  auf  die  Erde  beaOgliches  Thier^,  sondern  es  ist  nur  eine 
schlängelnde  Verrierung,  dieselbe  wie  auf  Pluto's  Wagen- 
Es  bleibt  noch  die  vor  Ceres  als  Wngenlenkerin  eiAGertcben 
ia  der  Hand  tragende  Figur  ttbrig«  Ich  wflrde  kein^  Ann 
stand  nehmen,  sie  fär  Diana,  die  noch  fehlende  Peeson  im 
Gedichte  des  Claudian,  an  halten,  wenn  sie  nur  nicht  .gcdllU 
galt  gewesen ;  ich  sage  gewesen ,  denn  ein  hervorragender 
Oegenstaml  am  Belief  ist  abgehrocben,  den  ich  aber  nicht 
aaden  ak  fiir  eiiien  FiOgd  erklären  kann.  Diana. hält  beim 
Cbudian  eine  lange  Klage,  aber  den  Baub ;  dies  frftchUaaa 
Bcdaneni  veimoehte  aber  der  Känstler  nicht  damstaUsik 
Banm  hni  er  .wohl  seinen  Stoff  nun  der  Bymae  ■ouKf'ä  get 
bslL  Ber  besteigt  Bekate,  die  mit  Diana  und  Lunn.oipf 
Gattin  acin  anll,  arit  Ceres  den  Wagen  und  eilen  aie  fp.He<^ 
Kasi  der  ibMU  danBäuber  offuihartt    Ahmr  die  F|«fel|  Mk 


SfOi  Der  Ritub  der  Pröserptna. 

weiss  nicht,  6b  ich  m  ihrer  Brkläinup  eine  (Stelle  ixa  dea 
alten  Natalls  Comes  anführen  darf.  Kr  S8g;t  im  Cap.  XV« 
L.  III  über  Hekatb :  Sophron  fabulam  huiusmodi  recHavit,  vi 
alt  Theocriti  enarrator:  lovi  a  lunone  nata  est  pneHa  Am^ 
gelus  nottikie,  cet.  also  «776X0^  Botin.  Und  etwas  späM*$ 
ffon  deftierimt  tarnen,  qui  illam  natam  e  tove  et  Cerere  err^ 
dlderunt,  quae  cum  robore  corporis  et  magnitndine  exeelleret, 
ad  quaerendam  Proser pinam  misi^a  est  Sehf  g^ross^ist  sie 
kier  nun  2war  nicht,  sondern  klein,  sie  Aickt  aber-  Mch 
wohl  iUI  Vagen  theils  wegen  der  fiber  ihr  geschwmigriidk 
Packen,  theils  mag  sie  als  Verrltherin  ron  Pinto  nitht  gern 
erkannt  sein.  ' 

Aar  der  linken  Schmalseite  des  Sarkopttags  beflnden*  sft*b, 
aber  viel  roher  gearbeitet,  swei  weibliehe  Fignreto ,  wofnu 
die  eine  swei  Blumenk((rbe  auf  der  eiligen  Flucht  gerettet, 
die  andere  aber,  wier scheint,  allein  gellohen  Ist;  es  rfndCte- 
spieliuAen  der  Kote,  und  beweisen,  da  sie  dieselbe  CFeWatt-> 
dang,  wie  dfe  früher  erwähnten,  auf  dem  Bodtin  knieeiikieil 
tfwri  Figuren  des  Hauptbildes  tragen ,  dass  diese  keine  CMC«* 
ihmeif ,  sondern  auch  Gespielinnen  der  Froserpina  Mud.'  liinks 
an  der  Ecke  der  Schmalseite  steht,  dner  Kanephore  iHhli^h; 
Mne  halbbddiRidete  Knaben-  oder  Zwergligmr,  wetebe  aber 
nllAt'WMf  dete  Kdpf^;  sondern  vor  der  Bnist  einen  BlnlBiett- 
korV  trftgft.  9a  rfe  die  Zunge  halb  anim  Munde  heraufliti^ry 
gibt  ^ii  ein  MemMeh  fratzenhaftes  Bild. 
•  Bs  wurde  flingangs  geäussert,  dass  der  Siarkopfhif 'M 
KarTs  eriter  Erhebung' dureb  Otio  wvhl  gebraucht  w^sirih^v^i^' 
AMcii  «ach  AdAmtfr  »och  gaas^n  Kdrper  MneInMtegeto  (FtMl 
mtt^*  IV.  ]».130)i  '  Die'  IhrMthe,  warum  Adamif^  rflebt^fM 
gütkUptlgf  »erWttlNit,  >ier  dtnfli  »bla  üur  frMnlliffiKHbn'lliMMI 
dIB  >viHgM  »IMilllubArM'*-^*  fti »dlttCro^'  mtan>td> iJHMrt 
IMäaHy-^'^m  imhtetf  lUgüngtf^d^s^tOkll^lfottli  yuü  eli^ 
nMttdll  btfaM,  i«ag  WcM  das  wenig  *cbtf8iA^'RMidr-)t^ 


Ihr  AotA  d0t  Proie^piwg.  MB 

tif  ilMHiw  MneitenlHst  iHit  den  W<»Hfii:  tepis  «blöiigviip 
eai  nihil  caelafurae  micrae,  8<*d  insigni  lapieidaraMi  ait«  oim 
ex  parle  incisiia  raptas  Prtfserpinae,  quod  mdee  demkrar^  nirf 
Ibrte  poetici'  figoieiiti  invölacTo  mystica  rabsif  intellrifimtia« 
•Ho  lit.  erbieh  dureh  seine  Mntfer  Theophan^  eine  grlecM^ 
tefce  Er^ielmigr ,  derdh  seine  Lehrer  Berni^aril,  BIseiief*  vm 
Hildesheim,  Meinwerk,  Bischof  von  Paderborn,  eine  gdetirie 
Bildaog.  Der  erstere  war  selbst  ein  ausübender  Rflnsflerin 
Skol^tiit',  wie  das,  in'  einem  im  J.  1856  unter  dem  Titel  „eine 
Kuatreliqnie  des  10.  Jahrb.^  edirten,  Scbriftchen  von  uns 
beschriebene,  Beruward  zugeschriebene  und  dem  Otto  gewid« 
■MCe,  elfenbeinerne  Weihkesselchen  beweiset  ^).  Otto  muss  viel 
Geschmack  an  Skulptur-Arbeit  gehabt  haben;  denn  das  ge- 
namite  Gefäss  enthAlt  11  Reliefdarstellungen  aus  der  Lebens- 
wid  Leidensgeschichte  Christi.  Dass  er  überhaupt  eine  Kunst- 
MUBmlottg  besass  erhellt  daraus,  dass  die  Hildesheimer  Chro- 
nik (S.  Perts)  von  Bernward  sagt,  dass  er  nach  dem  Tode 
Otto's  Vieles  aus  dessen  »Schatze'  für  Hildesheim  angekauft 
habe. 

Dr.  Waagen  von  Berlin  war  der  Meinung ,  dass  die  Dar- 
stellangen  auf  dem  Elfenbeingehsse  für  die  damalige  Zeit- 
e|Kiehe  zu  schön  seien,  um  sie  dem  b.  Bernward  zusehreiben 
za  kllnnen ,  der  jetzige  hochw.  Bischof  von  Hildesheim  äus- 
serte aber  in  einem  Schreiben  an  uns ,  „dass  der  h.  Bern- 
ward mit  dem  Kaiser  Otto  bei  einer  Bmptfrung  der  Römer 
aach  Griechenland  sich  geflüchtet  und  dort  sich  in  der  Kunst 
gewizz  Manches  angeeignet  habe,  wodurch  seine  Werke  vor 
deaeo  seiner  Zeitgenossen  hervorragen/*  Könnte  auf  dieselbe 
Weise  der  Sarkophag  nicht  auch  mit  Otto  den  Weg  nach 
Deatsebland  gefunden  haben?  Wir  mflssen  Dies  gelehrteren 
uihI  keaatnlssreicheren  Archäologen  zur  Entscheidung  flber- 
lasMD,  welche  aus  der  Beschaifenheit  der  Arbeit  das  Alter 


*)  Jetst  im  Bfitfsehdn  Musanm. 


9M 


Der  Raub  der  Proeerpima. 


ies  KoHftwerfces  bestimmen  mögen ;  uns  eei  es  gmMK»  4nf 
Wenife  nnr  mehreren  Aufliellnng  desselben  beigebmcht  ms 
hnben,  eines  WerlLes,  das  bisher  noch  m  wenig  benchtal 
werden  isl  und  einen  BrklArer  verdiente,  wie  ihn  in  den 
DenfcmAlem  elc  von  Gerhard  1857,  Lf.  84  der  Sarlinphng 
der  Irenenkirehe  nn  Conslanlinopel  na  Dr.  Otto  ¥nsk 
fanden  hat 
Aachen. 


14.   Hau  tkmfift  Hfdfnflm  mm  tLttfnttbntß  kct  $m$nL 

(Hienu  Taf.  IH) 

Bei  ita  in  Mtacm  SoMicr  für  iit  links-rMsiMiM  BiiW- 
babn  weiter  nOthig  gewordenoi  Abbtaduingi-Arbeilea  M 
ileni  Bergabfcange,  Aber  weldien  der  Qvittrichgweg  oacb  den 
BbelM  hiaftthrte,  wurden,  gegen  850  Schritt  nttrdllch  der 
Stdie ,  wo  die  im  Heft  XXVUL  &  79  ff.  beschriebenen  drei 
riniselien  Grabsteine  geAinden  worden  sind,  —  nienilicb  den 
jetaigen  Babnhdfen  gegenüber  —  swd  Scliaehte  in  den  Berg 
gelrieben,  wovon  der  sfldlicheao  und  der  nördliche  80  Sebritt 
breit  war.    Beim  AbrAumen  dieses,  Ober  den  Schienen  theil- 
weise  16'  hohen,  Abschnitts  wurden  unter  der  Weinbergs» 
kmme  swei  steinerne  Knpfe  gefunden,  wovon  der  eine  einer 
Slatne  des  h.  Petrus,  der  andere  aber,  mit  breiten,  rohgear- 
bciteleo,  lang  herunterhangenden  Seiteuhaaren,  einem  Bauor- 
namente des  frahem  Klosters  anzugehören  seheint    Etwa  6' 
unter  der  BodenoberflAche  traf  man  in  beiden  Schachten  auf 
eine  lange  Edhe  römischer  Gräber,  welche,  wie  die  in  dem 
H.  XXVUL  S.  88  erwAhnten,  durchschnittlich  aus  c.  1%'  la». 
gen  umä  1'  hohen  und  breiten  Schiefer  platten  ausammenge«» 
setnt  waren ,  in  denen  rieh  die  Todtenumen  und  die  Beige- 
Iksse  befanden.    Nur  einige  waren  aus  andern  platten  Stei- 
nen snaammengesetat;  und  in  dem  sfldlichen  Schachte  kam 
ein  Grab  vor,  wo  die  Gefhsse,  wohl  6  mit  der  Urne,  auf  der 
blossen  Erde  standen  und  mit  dem  obem  Theil  eines  Dolimna 
bedeckt  waren,  woran  die  Tfllle  und  die  beiden  Henkel  gut 
mhalten  aind  und  auf  dem  Bauche  der  Stempel  H.  Q.  ¥  «ich 
bulndii.     Die  Urnen   waren  gewöhnlich  von  sdiwirsUdier 


206  Neue  römische  Inschriften  com  Ruperfsberge  bei  Bingen. 

Farbe  und  die  Mehrzahl  der  Beigefässe  von  grau  gescblenn* 
ier  Erde  und  grösstentheils  wohl  erhalten ,  was  bei  den  Ur- 
nen nicht  immer  der  Fall  war,  indem  sie  bei  ihren  dünnen 
Wänden  durch  den  Druci(  der  in  ihnen  befindlichen  Erde  nur 
gar  zu  leicht  auseinander  getrieben  wurden.     Es  kamen  je- 
dtf^H>  auch  fiiniitid  iwtnfcr'SelMleliibeii,  littinpdiett  ittckrin 
rother  Erde  vor,  und  }q  ,dem.  Schutt^  wurden  Scherben  von 
terra,  sigillata   mit  vorscbiedenen  Figuren    gefunden.      Ein 
tJMipcboh    hätle  ubHin  .Heu  .SttMfri^'.  MOfiVFi  -   Aiicb  Her 
■enbel  eini»  DoliiraMi  wOi  ritt^loaehrift  üOAX   (Leg.  JCV;!) 
wurde  aus  dem  Sehstle  äufgcnonMien/   Obglefob  in  Hieimlr 
Oi^fttwarl  drei  Grabarnen  vorsicbtig*  geleert  wurdei,  m  fän- 
den sieh  darin  doch  keine  MQazeti  'T#r,  tini  mv  in  lier  efnen 
war  auf  dem  Boden  eM  platter  Stein  ron  vebrirän  ZoH 
Durelunesser.    Von  de»  Münzen«  welche  angdblick  in  deni 
Scliutte  des  sfidliehen  Schachtes  gefonden  worden  sindi,  habe 
ich  folgende  gesiJien :  S  Mittelcrze  ^*-  v.  Augnsfus  Her.  S. 
C.  «  .  .  III  VIR  (Monetarieu-MOOTO);  —   v.  Aoghstus  Hev- 
niOVIDENT.  S.  Cw  Altar;  —  v.  Caligula  Rev.  eBRMANI. 
CVS.  CAESAR.  Tl.  AV6VST.  P.  IMVI.  AVO.  N«  Kopf  des 
Oerm. ;  ^—  v.  Domhianus  Rev.  verwischt;  «^  zwei  voaTra- 
jAAUs  (gut  erhalten)  Rev.  TR.  POT.  COS.  IUI.  S.  C    Die 
schreitende  Victoria  tragt  einen  Schild,  worauf  stefatt  8%  P« 
Q^  R. ;  •—  von  Antoninus  Plus  Rev.  FELICITA&  A V6^  COS. 
III.  S.  C.    Stehende  Felicttas  in  d.  R.  caduceos , '  in  ier  L. 
Kranz;  -^  1.  unkenntlich;  -m  und  1  Orosserz  ^on  AntoniU 


nus  Pius,  Rev.  PIETATI.  AV«.  COS.  Uli.  9.  C.  Hefas  mit 
zwei  Rindern  auf  den  Armen  zwischen  zwei  Rindem  «tebenl. 

Nach  diesen  Manzen  zu  ortheRen  dürfte  dieser  fifttierphtz 
Viirzvgswefse  im  ersten  md  zweiten  Jahrhundert'  betanist 
wurden  «ein. 

In  dem  nirWdien  Sebnchfe  wurde  an  7.  JoN,  cint|fe  RMi 
Torwtriz  der  gedachten  obersten  Offtberrdbe  «nid  ;0'  Utar 
den  SAieMtt  ei»  firabztehi  an^sfwidenyawoMuf  ^fte  iMssiiriR?: 


Ntmrömkekfi  italsAiq^iMp»  Jt^qM«i&ei^  MT 


»  /     i  *  »»    ' 


milesex-cohTpanno     .     .  .    .;. 

•  •  NATtOifB»BRÄ?<i\'«' 

AN  XXXVISTIPXVI  H'Ste*P. 

i.  e.  Brcucus  BIaeda(ki  filius?),  miles  ex  cohoWe  prirn* 
PaunoiiioruiDf  iiatione  Breucus,  annorum  triginta  sex,  stipen- 
dioruin  sedecim,  hie  situs  est.    Hcres  posuit. 

DieBreoci  waren  bel^aiintlicb  der  bedeuleudste  Volks$taiiin|i 
in  ^ederpannonien« 

Gleiehadtig  fand  sich  der  obere  Theil  einer  Nische  nnd 
der  davon  abgeUste  Kopf  des  Soldaten ;  es  ist  daher  keinem 
Zweifel  unterworfen)  dass  Beides  zu  diesem  luschrinslein  ge« 
hMy  dn^  wie  die  noch  auf  demselben  befindlichen  Fflsse  zei- 
gen y  der  obere  Theil  cn  haut  relief  ausgearbeitet  war  und 
ausserdem  die  Breitenmaasse  abereinstimmen.  Das  Monument 
besteht  aus  weichem  Sandsteinet,  dalier  denn  auch  die  nicht 
tiefe  Schrift  in  den  drei  obersten  Zeilen  abgestossen  und 
beschädigt  ist.  Die  Buchstaben  sind  in  der  obersten  Zeile 
2VV\  in  <i^r  2ten  und  3ten  etwas  weniger  und  in  der  dten 
2''  3'"  hoch.  Der  Inschriftstein  ist  24"  hoch,  32''  breit 
und  II''  dicky  wahrend  das  unten  daran  befindliche  Falz- 
stfick,  durch  welches  der  Grabstein  zwischen  zwei  Steinen 
aufrecht  stand,  J2"  hoch,  27"  breit  und  7"  dick  ist. 

Da  die  beiden  in  der  Isten  und  3ten  Zeile  befindlichen  R 
unten  geschwänzt  sind,  so  erkennt  Hr.  Dr.  Rössel  den  dritt- 
letzten Buchstaben  der  Isten  Zeile  nicht  für  ein  A  ^n ,  und 
da  es  kein  N  gewesen  sein  kann,  so  muss  es  ein  K  sein. 

Weiter  nach  unten  befindet  sich  rechts  (vom  Steine  aus)  ein 
sebr  grosses ,  in  späterer  Zeit  sehr  ungeschickt  eingehaue- 
um  R. 

Dieser  Inschriftstein  befand  sich  noch  am  28.  Juli  an  dem 
Gä^Kschuppen  der  Rhein  -  Nahebahn  angelehnt,  wo  die,  im 
üeiEbs^  gefimdenen  ebenfal^  stehen,  und  ist  yon.dain  4er 


JWiM  f^taJMte  AmMMm  vmi  JhHMflift0fW  Am 


Nacbt  vom  ST.  auf  M.  Jdi  wkcfidfkkor Woie  entirea- 
iel  worden. 

Den  14  Joli  wurde  U$i  n  ieiMlben  Sldle,  nnr  etwas 
liefer  in  den  Berg  hinein  and  gegen  8'  li5ker,  ein  6'  langer 
steinerner  Sarg  gefunden,  welcher  mit  unten  sehr  nngleichca 
Sandsteinplatten  flberdeckt  war.  In  demselben  lag  nur  der 
gut  erhaltene  Schädel  mit  Knochenflberresten«  Da  jededi 
dieser  Sarg  von  den  Arbeitern  sofort  gedffhet  wurde,  und 
fai  den  später  aufgedeckten  Sargen  stets  Olas-Oeftsse  geftn- 
den  worden  sind,  so  Iftsst  sich  annehmen ,  dass  auch  in  die» 
sem  dergleichen  gewesen.  Dabei  wurde  eine,  flrtther  sciion 
zersprungene  Sandsteinplatte  mit  Inschrift  aufgefunden,  wo- 
von jedoch  nur  vier  Theile  vorhanden  sind.  Die  Platte  ist 
20''  hoch  und  W  breit  gewesen«  Der  Sandstdn  ist  aber 
so  weich,  dass  schon  8  Tage  nach  der  Auflindung  sich  die 
Schrift  des  Wortes  MTER  abgebröckelt  hatte.  Die  sehr 
schlecht  ausgeftthrte  Inschriftj  deren  Buchstaben  etwa  1 "  hoch 
sind,  lautet: 

^  :^  M 

♦yoTJVRONIE  •  PAT 
TEPlklB-ETFIRMl 
NIOy/ASiWTO  CP 
NERO  ///)>*VTORIA 


•obPod.P? 


BODIC'VMTER 

DESVO]///VA  POSl 

i.  e.  Diis  Manibus.  F(s.  P)ocoroniae  Pattae,  ftliae,  et  Flr- 
Sinto,  Caii  ftlio,  Nero  Deu(iu)toria  Bodicus  (f )  maier  de 
suo  •  .  sua  (f )  posuit. 

in  dieser  Inschrift  steht  dass  blosse  E  statt  AE  dreimal. 
Auf  Mttnzen  von  Constantinus  II.  bis  Julianus  Apostata  kommt 
diese  Schreibweise  öfters  vor,  und  darnach  würde  also  die 
Inschrift  in  das  4.  Jahrhundert  gehören. 

In  dem  am  81.  Juli,  dicht  neben  der  Stelle,  wo  der  vorige 
gestanden ,  aufgegrabenen  kleineren  Steinsarge  ftmien  sichi 


Nmie  rötmche  Imckr^m  wm  Biipert$bmrge  bm  Bingen:  M9 


den  kkuea  Schidel  wd  dea  Kn^henresten ,  Glas« 
ud  andere  Gefftfise  ? er.  Da  der  obige  loechrifteteia  ia  der 
Nahe  dieser  beiden  Sirge  aufgefunden  wurde ,  so  darf  man 
vrnbl  annebmen,  dass  sie  die  Gebeine  ron  den  Kindern  der 
Dea(in)toria  enthielten. 

An  demselben  Tage  wurde  fast  in  der  Mitte  des  nördlichen 
Schachtes  9*  etwas  verwarte  nach  dem  Rheine  hin  und  etwa 
6  *  Aber  den  Schienen ,  ein  nweiter  Seidaten  -  Grabstein  von 
festerem  Sandstein  gefunden ,  von  welchem  aber  der  obere 
Theil»  mit  der  vollständigen  Figur  bis  unter  die  Knie,  neben 
dem  untern,  noch  aufrechtstehenden,  im  Schutt  lag.  Die  gut 
erhaltene  Inschrift  dieses  untern  Theilff^  worauf  sich  noch 
die  Ffisse  befinden,  lautet: 

DATO  •  DASANTIS '  PIL  • 

NATI0NE-DIT10*MILEX- 


GH'IilPDELniATARVlH  •  A 
NNXXXVSTIPENDIORXV- 
H'S-E*H-P- 

i.  e,  BatOy  Dasantis  filius,  natione  Ditio  ^),  miles  ex  coborte 
f uarta  Delmafarum ,  annorum  XXXV,  stipendiorum  XV,  hie 
Situs  est.    Heres  posuit. 

Die  Buchstaben  der  Isten  und  2ten  Zeile  sind  2%"y  die 
der  3ten  2'%  die  der  dten  IW  und  die  der  5ten  1"  hoch. 
Der  Raum  unter  der  Schrift  betragt  1'  7  Vi".  Dieser  untere 
Theil  ist  2' 10''  hoch,  2' 4''  breit  und  11''  dick;  dagegen  ist 
der  obere  4'  hoch,  2'  d"  breit  und  7%"  dick.  Die  Figur  ist 
en  bas  relief  ausgehaoen.  Der  Kohortensoldat  steht  in  der 
oben  gewalbten  Nische  in  blossem  Kopfe,  mit  dem  Waffenrock 
bekleidet  und  mit  dem  Schwerte  an  der  rechten  und  dem 
Dolche  an  der  linken  Seite  umgürtet.     Der  linke  Arm  liegt 


*)  Die  Ditiones  wsnn  ein  YoUusUmin  ixi  Dalmatien  [PUn.  H.  N.  III, 
2S^  Anin.  der  Red«] 

14t 


IIB  Mmurdmkekg  ^tlmifhii  mm  Av^Oberg«  bei  0Mf(H. 

NMht  vom  V.  anf  SS.  Jdl  «ikacnf«  efn  wnii^  roifcstnckl 
det  ward«.  ^te  B«iri  f^alttn  bat,  M 

Den  14.  JoU  wuNe  ftiC  i>^  obwe  TbeU  ist  nkkt  acbia 
Ikbr  in  dca  Berg  Undn  ap  y^bäiea  iiAem  Seiten  irt  cii 
tleinenier  Sw 

SandsteinpUl  Stelle,   wo   min   ile  beUcn 

gnt  criialtMi  rnrde,  ebcnMls  B'  Aber  des 

dicKr  Sarg  '  dritter,  gut  erhaltener  Stcia- 

in  den  ap&tet  In  denselben  befanden  «i(A, 

den  worder  '  lochenresten,  wie  gewBhriidi 

sea  derr   j/» 

serspr-     ^^^.^^  *'*''  ^^^  <*  derselben  Btthe  wie  friber, 

V("         V^^V<*^  Sdiachte  noch    iwd  6'  lange  Striart^e 

M>  i^  ^rdea>    Der  eine  (4te),  welcher  gegen  16  SchiiU 

f        i^^^  der  Mhern  Pnadstdle  anfgegraben  wurde,  eal- 

^^'*0ieT  iem  Schtdel  und  den  Knocbenresten,  drei  Olas- 

»1^     «oTon  S  rechtt  und  der  Olasbecher  links  m  Ftaea 

r^  irihrcnd  bei  den  Übrigen  diese  Oefkoie  in  derselben 

''^^fttg   "■>   Kopfe   aufgestellt  waren.     Der  andere  (fite) 

^jflffaTg   stand  TOB  dem  vorigen    gegen  50  Schritt  weiter 

^H^ ,  gans  in  der  Nahe  der  cnletxt  entdeckten  Stnsaen- 

^e>).  Wthrend  die  Schädel  der  flbrlgen  nach  Norden  lagea, 


1}  Dtwer  StrMMndarolutioli  Hogt  belnab«  300  ScIit.  nSrdUek  foo 
dar  Fnodetalla  der  drd  Im  Oot  1859  maFgodeoUeB  armbiltliw 
(■)  nnd  Qbw  lOO  Sahritt  sfldUob  du  sobon  frShei,  Im  JoU 
1660,  in  BOrdwMtnolMr  Blofatimg  asf  atne  Llof  e  von  SOO  S«hr. 
»nfgafandenen  StOoki  dar  BSmantraM«,  wtlelifl  danh  d«n  iiri- 
tcili«n  dtr  Cobkniar  CbMMte  nnd  dam  Mtwunlan  Q^ttdoht- 
«aga  galegeusn  Beoh  nach  dam  Bhrelne  UnfOhrte.  Dia  nv 
tliallwelia  mafgadeokta,  1'  hohe,  au  gactBoktan  QranwMkan,  mü 
KI«i  nndHSrt«!  antgefllUt,  bestalienda  nnd  sofS'  boliam  Lahm- 
bodan,  tn  wolobom  dob  ainialna  nabobanaoa  groto«  Porpbji- 
und  QranwaokanateU«  baBndoni  robond«  Bedeinniv  dw  ttlit- 


New  rmjfdkf  huOnriftm  mm  Bupertsberge  bd  Bingen   Ml 

wir  ier  in  iiesera  Sarge  naeh  N.  W.  gerichtet  Von  den 
tein  f  efnidencsi  drei  Olasgeftoen  sind  awei  besonders  lier- 
vemhekeii.  Das  eine  ist  eine  einbeniLlige  sclilanke  Rasche 
fOB  schöner  Form,  t4%"  hoch;  das  andere,  unten  inKogel- 
fom  von  e"  und  der  Hals  Ton  4''  IV"  Höhe.  Bereits  in 
Torigen  Somnwr  ist ,  wie  ich  jetat  erst  erfiidiren  habe ,  Mn 
Steinsarg  gegen  60  Schritt  sfidlich  der  Stelle ,  wo  man  im 
Berhst  die  S  Inschriftsteine  fand,  aufgegraben  worden;  und 
CS  soUen  Tcrdnnelte  Schädel  und  Knochen  mehrfach  vorge- 


In  dem  Schotte  wurde  auch  das  Stflck  eines  Dolches, 
woran  noch  der  ChrüF,  aufgefunden.  Auf  dem  aufgedeckten 
Strassenstllcke  lag  ein  ganses  und  ein  halbes  kleines  Huf 
eisen,  Termnihlich  Ton  einem  Manlthiere« 

?on  den  im  nihrdlichen  Schachte  aufgefundenen  Mtlozen 
habe  ich  nur  eine  gewöhnliche  Erzmfinze  von  Tetricus  pa- 
ler mit  dem  Kev.  Spes  publica  gesehen.     Diese  Mtlnxe  und 


gedaoliten  BtrassezMtfloks  Hegt  e.  4'  über  den  Schienen,  und 
UeBit  deren  Breite,  TOn  weloher  der  9ilBohe  Thell  daroh  dl« 
firlbem  Abböschnngi- Arbeiten  beraits  abgekSoomt  igi,  noch  sn 
ermitteln.  Die  ndrdliehe  FoxteeiBong  daTon  ISset  eioh  In  den 
der  Goblenzer  ChAaM6e  allmShIioh  sieh  nlKhemden  BSiehni^en 
bi«  dahin  noch  erkennen,  wo  der  Quittrichsweg  in  diese  Chatts- 
8^e  einlief. 

Za  derselben  Zeit  erfahr  ich  auch  Yon  dem  Ziegeleibesitzer 
Wilhelm  auf  dem  Rupertsberge ,  dass  er  vor  6 ,  sein  Nachbar 
Tor  20  und  sein  Vater  Yor  25  Jahren  auf  eine  Streokö  toh  fast 
400  Sehr.  —  zwischen  den  Setzstoinen  19,88  und  19,92  der 
Coblenz-Binger  Ghauss^e  — jedooh  8'  westUch  derselben,  6  bis 
6'  onter  der  BodenoberflSche  ein  14'  breitos,  in  gerader  Rieh» 
tung  hinziehendes,  Stück  der  alten  RSmerstrasse  aufgefunden 
haben.  Der'//  hohe  StrassenkSrper  bestend  aus  gestückton  Wak- 
ken und  Kalksteinen  and  ruhte  unmittelbar  auf  dem  gewachse-% 
nen  festen  Lehmboden. 


%ii'N0ue  romüche  Imdr^lm  eom  BMipmM^rge  bn  BmffmL 


die  daselbst  aHfgefinndeoeii  Inschriftsteiiie  Ussen  rei 
dass  diese  Stelle  hauptsächlich  in  Sten  und  4tea  Jahiimndert 
als  Ocabstätte  im  Gebrauch  war.  Die  aufgefundesen  Sicia« 
Monumente  waren  stets  mit  der  Sehriftseite  der  Nahe  o4rr 
dem  Rheiue  nugewendet  und  standen  mithin  an  der  wcslli* 
eben  Seite  der  ROmerstrasse. 

Von  dem  Bergabhange  steht  jetnt  nur  noch  ein  ThdU  wmA 
dieser  liegt  «wischen  den  ftrtther  und  neulich  aufgebodeMO 
GrnberplAtnen.  In  diesem  Theile  der  aus  ScUefwfelsmiy  we« 
nigstens  nach  dem  Rhein  hin,  besteht,  sind  früher  and  jetnl 
Grftber  an  den  Stellen  vorgekommen ,  wo  es  der  Boden  «nr 
einigermassen  nugelassen  hatte.  Dieser  Thcily  wdchernadi« 
stens  in  Angriff  genommen  werden  wird ,  liegt  itatlicb  des 
Stücks  der  ROraerstrasse,  welches  erst  vorKunem  eatdeoJU 
worden  ist  Vermuthlich  sind  längs  der  gannen  Östlichen 
Seite  der  Römerstrasse  ebenso  Gräber  gewesen,  wie  es  hk9§ß 
der  westlichen  der  Fall  war.  Auf  der  westlichen  Seite  ist 
dieser  Gräberplatn,  mit  Ausnahme  des  mehrgedachten  TheilSy 
auf  mehrere  hundert  Schritt  aufgegraben.  Da  sich  ttbrigens 
die  Spuren  der  alten  Strasse  in  den  fertigen,  dicht  an  der 
Chausöe  befindlichen  Bttochungen  weiter  nördlich  noch  «ei- 
gen, so  ist  es  sehr  wahrschdnlich,  daas  sich  auch  die  Grä- 
ber in  dieser  Strecke  noch  unter  der  Chaussee  fortsetnen. 

An  dieses  Referat  Aber  das  in  jflngster  Zelt  am  Ruperts- 
berge  Aofgeftindene  schliessen  sich  hier  einige  Berichtigun- 
gen u.  s.  w.  Aber  die  in  dem  Hefte  XXVIU.  S.  79  ff.  gedach- 
ten fMhem  daselbst  stattgehabten  Funde  an. 

Der  S.  SO  erwähnte  Gegenstand,  weichen  der  Sohn  in  der 
Rechten  hält,  ist  nicht  ein  Anker,  sondern  es  sind  die  lUten 
der  von  der  linken  Schulter  herabfallenden  Toga*  —  üeber 
der  Brust  der  beiden  BogenschOtnen  befindet  sidi  das  Ton 
der  linken  Schulter  nach  der  rechten  Seite  hinlaufende  Kä- 
cherband,  und  da  an  beiden  Figuren  (S.  81  u.  83)  die  Schul- 
tarn  mehr  oder  weniger  fehlen,  so  ist  es  erUärlich,  dass 


Nene  rämkche  hwihrißen  vom  Rupertsberge  het  Bingen.  313 


KBcher  selbst  nichts  mehr  zu  sehen,  daher  denn  auch 
das  S«  81  deshalb  Geäusserte  zu  streichen  ist.  Der  Schurz 
scheint  übrigens  aus  einem  Drahtgeflechte  zu  bestehen.  — 
Die  S.  81  gedachten  Walste  haben  sich,  nach  einer  gefälligen 
Mhthellong  des  Hrn.  Oberlehrers  Prendenberg ,  als  die  un- 
tern Oeberreste  der  Attisbrflder  herausgestellt.  —  Hyperanor 
(8. 89)  bftlt  noeb  in  der  Rechten  einqn  nach  unten  gesenk- 
te« Pfeil.  ^>  Das  BXSa  am  Ende  der  3.  Zeile  in  der  In- 
Mhrift  2  (S.  80)  wird  Ton  Hm.  Prof.  Klein  in  Mainz  richtiger 
fir  KL  erklftrt  Die  Buchstaben  dieser  Inschrift  sind  mit 
diauerhaft  rother  Parbe  ausgefiillt  gewesen,  so  dass  sogar 
tarch  den  Gypsabdmck,  wdchen  der  Mainzer  Geschichts-  n, 
AiCerthams -Verein  neulich  sowohl  Ton  diesem  als  von  den 
aadem  beiden  (frohem)  Grabmonuraenten  so  schttn  hat  neh- 
■Mii  lasaen,  die  Sparen  daroa  nicht  ganzlich  verschwunden 


In  der  ersten  Hälfte  des  Monats  September  1860  wurde  auf 
dem  romischen  Grftberplatze  am  Rupertsberge  ganz  in  der  Nahe 
der  Stelle,  —  den  Bahnhöfen  in  Bingerbrflck  schräg  gegen- 
tber, —  wo  die  beiden  im  Juli  aufgefunden  worden  sind,  ein 
ftefter  Soldaten-Grabstein  aufgedeckt.  Derselbe  lag  mit  dem 
Gesicht  nach  dem  Rheine  zu,  etwas  vorwärts.  Die  am  Steine 
befindliche  Palze  ist  sy,"  hoch ,  1/  5 "  breit  und  9"  dick. 
Auf  dem  V  1"  hohen,  2'  e%"  breiten  und  11''  dicken  untern 
Tbeile  befindet  sich  die  Inschrift: 

ANNAIVS  •  PR  •  AVAl  •  P- DA  VBRrVS 


MIL-BXCOH  UUDELMATARVM 
ANN  •  XXXVI  •  STIPEND  •  XV' 
H  •  8  -  B  .  H    -    P    * 


S14  Neue  rönmehe  Insehriflen  wm  Bmperi$ber§6  hei  Jiwyan, 


i.  e.  Anoaiitt  Pr(iiiiii8)  O9  Avai  Filius,  Uertneim  'X  viti* 
ex  cohorte  quarta  Delnataruniy  annomia  trigiota  sex,  stifea- 
dioron  quindecim  ^)f  hie  situs  est.    Beres  posiiit 

Die  BachstabeD  sind  wold  erbaltea,  aber  nidit  tief  eiaft^ 
sehnitten;   die  der  drei  obersten  Zeilea  sind  1''  7"'  UBä  Um 
der  dten  1"  b'"  bocb.    DarOber  befindet  rieh  dift  oMbr  m 
baut  relief  ausgearbeitete  Soldaten -*  Pigor  in  einor  Niaehe, 
welche  letztere  oben  nnsdielartig  anegebanen  ist     INeiw 
obere  Tbeil  des  aus  Sandstein  bestehenden  BlMnneats  ist  Ifc'  * 
1 VV  boch ,  oben  »'  b%"  breit  and  1'  diek.     Die  Nsse  der 
Figur  y  der  Schwertgriff  und  die  linke  NisehcBleisle  —Ion 
sind  beschädigt*  Ausserhalb  oben  sind  noch  die  Tatnen  vmn 
drei  vierflissigen  Tbieren,  wahrscbenlich  Löwen,  siehtbnr. 
Die  flrflher  vereinnelt  aufgefundenen  Theile  von  nwei  kleinaBy 
ans  Sandstein  gefertigten ,  Löwen  scheinen  jedoch  niobi  s« 
diesem  Monumente  an  gehören.    An  jeder  der  dicken  Settaa 
der  Büsche  befindet  sich  (ausserhalb)  ein  Attis  mit  ttberge- 
sddagenen  Beinen,  in  der  gewöhnlichen  trauernden  SteUmg 
und  der  phrygischen  Mfitze  dargestellt.    Die  en  firont  ste- 
hende Figur  des  Rohortensoldaten  ist,  mit  Ausnahme  der 
Nase  und  der  schon  erwähnten  Beschädigungen,  sehr  gut  er- 
halten und  von  schöner  Zeichnung  und  Arbeit.    Die  Darstel- 


1)  PB'  Iflt  TOXI  mir  Primas  gelesen  worden.  Ob  es  ober  eInMi 
Namen  oder  den  wievielsten  Annalos  bedeuten  aoU,  das  mnis 
loh  den  MSnnem  Tom  Fach  anhelm  steUen. 

2)  Die  Daörisi  —  Daöriei  oder  Dai^rsoi  —  waren  aaoh  Pliniiu 
ein  YSlkerstamm  in  Ullria  romana,  der  um  den  Flnss  Naro  un- 
ter den  Dalmatiem  wohnte  (s.  Pirer  VniT.Lezioon).  Dayerseus 
scheint  die  latinisirte  Ableitung  Yon  Daörizl  zu  sein.  pSTergl.  For- 
oellini  Lex.  y«  Daondi  wo  die  Stellen  über  diese  libumisohe 
Völkerschaft  und  ihren  vielfach  wechselnden  Kamen  gesammelt 
sind.   Anm.  d.  Bed.] 

8)  Pas  hinter  XT  befindliche  HXkohen  scheint  einen  Punkt  lu  be- 
deotan« 


Neue  rmmehe  Imekrifien  wm  B^ferteberffe  bei  Bmgen.  816 

iatig  ist  Ui  Allgenciiieo  dieselbe,  wie  auf  ileo  in  Octoker 
USB  eufgieSnieaen  Begeoschatsen  -  Grshsteioen ,  il.li.Bit 
Messen  Beiaea,  mit  den  ans  Drabtgefleclit  bestehenden  Scbara, 
an  welchem  oben  die  breite  Krampe  sichtbar  ist,  mit  etwas 
ahgenmdetor  fidteareicher  Tuaica  nad  mit  dem  WehrgefaSage , 
waraa  rechts  das  kmue  Schwert  aad  liaks  der  Dolch ;  aber 
aasserdem  ist  der  Soldat  auf  diesem  Steine  noch  mit  dem 
langen  Kriegsmaatel ,  welcher  hiaten  herabhttagt,  bekleidet. 
Der  KriogSBMtttel  ffellt  in  schttaer  Draperie  von  der  linken 
Schalter  Ober  die  Brust  and  ist  aaf  der  rechten  Schalter 
danh  eine  Kbola  befcatigt.  Die  linke  Baad  hUt  den  Griff 
des  im  Innern  der  linken  Nischenseite  von  den  Füssen  bis 
aar  linken  Schalter  dargestellten  viweckigen  Schildes ;  der 
rechte  Vorderarm  ist  etwas  gehoben  aad  arit  der  rechtea 
Sand  hält  er  awei,  anf  der  rechten  Nischenleiste  darge- 


Dm  dkaelbe  Zeit  ist  ein  steinern«  Sarg  yon  der  Be- 
sshaffenheit  der  friber  gefiindenen  aofgegrahea  woidea. 
Bbeaso  kommea  immer  aoch  Grftber  aüt  Urnen  and  Beige» 
Ossen  TOT.  Bin  HandmOhbtebi  diente  dnem  dieser  Gchber 
als  Deckd  0,  wie  das  schon  froher  cinaud  der  FUl  war* 


Im  September  and  October  sind  ferner  anf  diesem  Griber- 
platae  wichtige  Fände  vorgekommen. 

Aosser  dem  schon  erwtimten  grossen  (0.)  Steinsarge  ist 
aodi  an  derselben  Stelle^  jedoch  einige  Fhss  nardlichery  ein 
siebenter  anter  denselben  H6hen -Verhaltnissen ,  wie  bei  den 
frohem  aafgeftraden  worden ,  welcher  einen  Schädel ,  Kno» 
eben  und  drei  Gläser  barg. 

Etwas  nördlich  von  dieser  Fandslelle  begann  das  nnn  sei* 


1)  Za  dsmMlbsa  Zweeke  diente  ein  didker ,  Sbes  V  langet  «ad 
iMtebesM  bMitorZi^fll  ffit  der  loMbsift  LEa'JJWPft  PF. 


fil6  Neue  römüche  Insckriflm  wm  ButpertAmrge  hm  Bmgem. 


störte,  nach  dem  Mäosefhvnii  hiiUBieheiide ,  SMok  itr 
merstrasse,  welches,  nachdem  der  theilweise  8^  datAber  khi«> 
lagernde  Boden  entfernt  worden  war,  noch  eine  BreUe  nm 
6*  hatte.  Beim  weiteren  Aufgraben  des  Reehs,  welches  nwfr- 
sehen  dieser  Strasse  und  der  CoMenner  Chauss^  beindHcli 
Ist,  tmf  man  etwa  6'  unter  der  Bodenoberüftche  anf  eioe  1 
bis  1%'  hohe  Rohlenschicht,  in  und  unter  welcher  Sdierbea 
von  TömischcB  Thongegenständen  vorkamen,  und  schtimt 
diese  demnach  eine  Stfttte  gewesen  su  sein,  wo  die  Lmchm 
verbrannt  wurden.  Hr«  George  jon.  hierselbst  bat  in  4er 
Ntthe  dieser  Stelle,  folgende  Kngo  mit  T^pfcmamen  aufgele« 
sen :  Eine  Lampe  mit  I VCARI,  eine  dergl.,  worauf  eine  Mnske, 
mit  lAM ,  das  Brudistttek  eines  Schalchens  von  terra  sigil- 
lata  mitPACATVS,  ein  dergl.  orit  MBCO*  F  und  ein  dev|^« 
mit  eRILVS. 

Es  dürfte  hier  auch  am  Orte  sein  die  erkennbaren  Siom» 
pel  ansufOhren,  welche  sieh  auf  den,  im  B.  XXVÜL  dieser 
Jabrbfteher  S«  S8  erwahnlen,  rttmischen  CtefiMen  befanden« 
Auf  dem  Boden  einer  Patent  von  terra  sigUIata  (Ister  Qnailt> 
stand  ANN,  auf  einer  dergi  ANANO,  auf  nwei  dergL 
OFPRIMA ,  and  ausserdem  war  auf  der  änsaem  Wand  einoa 
dergl.  Salbgefasses  das  Wort  HPACHOT  eingeritjrt. 

Am  31.  Octbr.  c.  wurde  2S.  Schritt  weiter  ndrdUch  von 
diMcr  KoUenschicbt  und  etwa  60  Schritt  von  der  Stelle 
entfernt,  wo  im  Sommer  die  drei  Soldaten-Grabsteine  gefin- 
iw  worden  sind«  ein  Grab  mit  Urne  —  welche  jedoch  ser- 
beuchen  Wßt  und  wobei  sich  keine  Minne,  nach  der  Angabe^ 
hed^nA  —  und  dicht  daneben  ein  umgestflrntes,  in  drei  Stocke 
verAflleiies  Grab -Monument  aufgedeckt.  Das  untere  vier* 
eckige  Stück  lag  mit  der  Schrift  nach  unten,  und  der  De^ 
htn^est  der  noch  darauf  befindlichen  FOsse  nach  dem  Rheine 
SU,  so  dass  hieraus  hervorgeht,  dass  die  Front  dieses  Honu* 
monts  dem  Strome  und  der  c  10'  üstlich  dnvon  bingesoge<» 
nen  Q^meritraase  angewendet  gewnsen  ist»    Pieser  untere 


p 

Nmm  romiicke  In$ckriften  Dam  RuperUberge  bei  Bingen,  217 

Tbeil  staod  8  bis  2f  hoher  als  di€se  Strasse,  so  dass  er  wie 
die  froher  aofgedeckten  sich  obngefähr  6  bis  7'  über  den 
Sebieiien  befand.  Derselbe  wurde  in  meiner  Gegenwart  ge- 
hoben, und  obgleich  die  sehr  flache  Schrift,  —  welche  in  den 
eraten  vwei  Zeilen  eine  Hohe  von  2''  3'''  und  in  den  beiden 
totsten  nor  von  V  hat,  —  wegen  des  sehr  weichen  Sand- 
steios,  haaptsächlich  aber  dadurch  theilweise  verwittert  ist, 
dasa  gerade  an  der  Stelle,  wo  er  gefunden  wurde,  der  Bo- 
den viel  Feuchtigkeit  enthält,  so  habe  ich  diese  Inschrift 
doch  sofort  in  folgender  Weise  entrifferl : 

80BNVS-ASSBN10NIS- 
P*MIL'BX-CHOT*PANNONI 
ORVM- ANN*XXXV  •  STIP' 
XVII  *  H  •      S  *      B  • 

L  e.  Soenus,  Assenionis  filins,  miles  ex  cohorte  prima  Pan- 
nonioniai,  annomn  XXXV,  stipendiorom  XVII,  hie  sitos  est. 

d.  h.  Soenus,  des  Sohn  des  Assenio,  Soldat  von  der  ersten 
Kohorte  der  Pannonier,  alt  85  Jahre,  gedient  17  Jahre, 
li^gl  hici*« 

9a  in  der  Nacht  vom  Sl;  Oct«  auf  den  1.  Nov.  der  Frost 
eingetreten  ist ,  so  steht  sehr  au  befilrchien ,  dass  sich  von 
dieser  Inschrift  auf  dem  1'  9^'  9%'"  hohen ,  V  »*  breiten 
und  11 V«''  dicken,  mit  Feuchtigkeit  geschwAngerten  Sand- 
steine Tbeile  abblttttem  werden. 

Der  obere,  wie  es  scheint  erst  beim  Herausnehmen  in  nwei 
Sticke  gebrochene ,  4f  10"  hohe  und  2'  8''  breite  Theil  ent- 
halt fio,  aus  den  angeführten  Ursachen,  sehr  besehtdigte* 
SoUat^-Figur,  welche  en  bas  relief  7"  S'"  uisgehauen  ist, 
—  und  die  11''  dicke  Nische.  Oben  auf  der  Mitte  der  leta* 
fern  befindet  sich  ein  fünfmal  gewundener,  7%''  hoher  und 
8"  iai  Durdunesäer  habender  Bund,  und  liiAs  davon,  nach 
der  Bcke  ssu^  zeigen  sich  die  Ueberreste  eines  Thiers,  wovon 
nur  noch  ein  Theil  des  Kopfes  mit  dem  linken  Obre  eikenn- 
bar  ist»        . 


S18  Neue  ramUche  Imchriften  vom  Bmferiäberfe  Im  Bmgm. 

Dieser  obere  TMl  eriniierf,  was  Material,  Arbett  nd  Aar« 
stelluBg  itf  Figur  betriilt,  ia  auffallender  Weise  4ui  4m  fri« 
her  bei  dem  BATO- Steine  besebriebenen,  so  dass  adi  dadnrcb 
au  der  Vermutbung  gekommen  bin,  dass  der  letatere«  ^>^ 
wennglehch  die  Slaasse  nicht  genau  übereinstimmen,  was  is»- 
merhin  dureb  die  grosse  Beschädigung  desselben  erUftrbar 
ware>  —  au  dem  entwendeten  BEEVCVS  -  Steine  gehM» 
wfthrend  der  bei  diesem  Steine  erwähnte  obero  Nisebentbeä 
und  Kopf,  welche  beide  auf  die  gute  Arbeit  dassaemUeb  vidl- 
standig  erhaltenen  ANNAIVS- Steins  hinweiseiv  d^BATO«- 
Steine  ausutheilen  sein  dirfte:  denn  beide  gedachten  Manu- 
mente  haben  gana  nahe  beieinauder  festanden» 

Die  Figur  des  hier  ia  Bede  stehandcn  (finenus-)8teines 
ist,  wie  gewöhnlich,  en  front  in  blassem  Kopfe,  —  von  des- 
sen tiakem  Untertheile  ein  kleiner  gebogener  Gegenstand, 
wie  ein  Zäpfchen,  vontebt,  —  mit  dem  bin. auf  die  halben 
nackten  Schenkel  herabgehenden,  abgerundeten  Sagum  be- 
kleidet, —  ttber  welchem  das Wehrgebioge  ant  damSchiHrte 
an  der  rechten  Seite  nur  noch  sichtbar  ist,  —  und  .mÜ  H0§^ 
sen  Beioen  dargestellf.  Der  vechte  Arm  ist,  ^n  wenig  ge- 
haben, vorgestreckt,  und  hat  amt  der  Cshlenden  Bcahtea  iKe 
beiden  Laauen  gehalten,  von  deren  Sch&ftett  auf  dam  unlisni 
Theile  der  reahtan  Niaehnnkaste  noch  Debetrasla  erkennbar 
sind.  Der  linke  Arm  liegt  am  Leibe  lieranter,  und  hai  die 
Unke  den  Sdhild  gubalten,  von  velcham  innerhalb  ider  Un- 
ken Ifiachenlaiale  noch  Daberreate  sichtbar  aiad.  Darth  die. 
Verwitterung,  welche  die  Weichheit  daa  Sandsteins  und  die 
Nisse  beflMrderten,  hat  sich  das  Gesicht  dergestalt  abgdiat, 
dass  es  leicht  abgenommen  werden  kann.  An  des  baiden 
tussem  Seiten  der  Nischenleisten  ist  die  S'  hohe  Darstallung 
des  Atya,  in  derselben  Weise  wie  bei  dem  Amudaa  nngcfe- 
ban,  fast  noch  gana  sichtbar. 

In  letaterer  Zeit  hat  mau  auch  an  dem  Theile  dea  Keehs» 
welcher  sieh  sfldlich  an  denjenigen  anacUiesst,  wo  im 


Neue  rämkckelhuekriften  vom  RmperUberge  bm  Bingen.  S19 

per  gegraben  worde,  aiit  dem  Forlrftameii  des  Bfdbodem 
begMBWf  und  es  haben  eich  daselbet  Gr&ber  mit  Drnea  eto» 
te  4eraelben  Hohe,  aber  «ehr  vorwärts  nach  den  Bheiae  m, 
geAmden ,  wie  bei  der  frOhf r  erwahaten  Graberreihe,  b 
diiM»  Theile  ist  afwh  die  Fertsetaang  der  lUUneisftraflee 
aaali  Mden  hin  «a  veanmlheD,  iadeai,  wie  flchon  firflher  ge* 
sagt  worden,  eich  in  der  geraden  Aiohlang  nach  dem,  nnn 
■anlMrian,  nirdlchtn  Tbeile  ieiselben  hin  Sparen  davon  an 
flrifen  aeheinen«  was  aber  bei  der  fiertgeseftaten  Abgrabong 
nach  naher  an  etmiilala  MeibL 

Atr  Vontand  4et  anti^narisebJlisiovifleben  Vermns  (Mr  Nahe 
and  Bunflvttcken  iiat  in  4ea  letalen  Tagen  die  in  den  Sftrgon 
geimdenen  CHiser,  die  Urnen  elc.  sowie  die  Grabmonvmenie 
naeh  Krenanacb  bringen  lassen. 


Madk  ist  sddieMiieh  an  erwähnen,  daas  in  der  ersten  W#- 
che  4.  IL  fltwa  Uf  ntvdüeh  der  Stelle,  wo  am  Si«  Oeibr.  €• 
der  Cheabstein  4et  rtaisdien  Sridatca  Soenus  ran  der  lalen 
ItenoeiBahen  Kohorte  anfgedeckt  wurde«  ein  siebentes  Sol«* 
dalen*  Monument  nebat  fiffab,  ebenfsls  einige  Fnss  wesitteh 
der  nnn  demolirten  ROmerstrasse ,  anfgefnnden  worden  ist 
Dasselbe  ist  dine  den,  ttber  Vi  Fnss  hohen,  Ansata  zur  Fest« 
stcUnng  in  der  Basis,  welche  sich  in  dem  Boden,  an  der  ur- 
qMngiidmi  SMle  hefand,  iu»h  4!  haoh,  wovon  V  V  V" 
Mr  «den  ontem  TheM ,  worauf  Ae  lascbnft  befindlich  gowe«^ 
scn,  kommen,  ao  dam  nar  t'  8"  5"'  fftr  die  Deberreste  /der 
Figur  verbleiben.  Die  Breite  betragt  2'  8"  10"'  nnd  4ie 
BiAe  1'.  Da  die  Figur  6%"  tief  ausgabauen  iat,  so  war 
sie  IblgUeh  «a  haut  reütf  dargaotellt  Von  ihr  aind  ab» 
aar  naeh  die  naeUrn  Vnierbeiney  von  den  biMn  bis  m 
dea  ffisami,  vorhanden,  jedoch  haisidi  i»  «r«iM^  TJiett 


nO  Nem  rönüiche  Inschrifhn  vom  Ruperiiberge  bei  Bfngefi« 

«leg  rechten  vom  Knie  bis  in  dlie  Nahe  ies  Pusses  abgcUfnl^ 
mid  nach  der  Schwere  dieses  f^etreoaten  Stacks  n  milMHstt 
bestand  das  Monument  aas  hartem  Sandsteine:  altein  4ardi 
die  grosse  Nässe,  welche  sich  an  der  Fnndstelie  befand,  hat 
dasselbe  so  sehr  gelitten ,  dass  von  der  Pigor  oberhalb  dor 
Knie  nichts  mehr  vorhanden  ist,  and  von  den  fehlenden  TM^ 
lea  hat  sich  vereinzelt  auch  nichts  vorgefunikn.  Die  Solda- 
ten-Figur ist  mit  dem  Kriegsmantel,  der  noch  auf  dem  Stdao 
grOsstentheils  sichtbar  und  in  der  Nihe  der  Waden  abferun« 
det  ist,  bekleidet  gewesen,  und  hat,  wie  die  untern  Thcilo 
der  beiden  auf  der  rechten  Nischenleiste  beindüchen  Laauta- 
scbifte  anaeigen ,  mit  der  Rechten  die  beiden  Speeie  gehal- 
ten« An  den  iussem  Seiten  der  Nischenleisten  seheinl  niokts 
dargestellt  gewesen  au  sein. 

Da  die  Schrift  vermuthlich  sehr  lach  war>  so  ist  sie  aaeb 
aua  dem  oben  angegebenen  Grunde  bat  gftnxlich  verwischt, 
und  nur  der  Anfang  der  aweiten  Zeile  ist  mit  COH  *  I  *  I  — 
wovon  die  Buchstaben  über  2f'  hoch  siad  —  noch  aa  tnU 
sUfcra.  Das  letate  I  scheiat  obea  mit  daem,  kaaai  auch 
erkennbaren,  Hikchen  (')  in  Verbiadaag  gewooea  au  seia, 
wofaus,  wean  diess  richtig  ist,  hervorgohe n  dttrfle,  dass  die» 
ser  Orabsteia  ebenbllla,  wie  der  am  81.  Octbr.  aafigefln« 
doae,  voB  der  COH*I*PANN  eta  henlhrt 


Die  ROmerstrasse,  welche  immittea  des  gros« 
sen  romischen  Soldaten  «Oriberplataes  aaf 
dem  Rupertsberge  bei  Bingen  durchfihrt,  bo- 
treff etid. 

Wie  bereits  erwähnt,  faad  sich  —  als  der  nach  dem 
Rheine  aa  auch  etwas  voiapringeadot  achieferf eisige  Thell 
des  alemlich  steilea  Bwgabhaages  (Reohs)  dea  jetaigta  Baha* 
hofea  gegeatlber  im  September  d.  J.  abgograboa   wurde, 


Nene  maiMcie  buchriflen  oom  Buperkberge  Im  Biwgen.  St21 

wom  lieb  die  sidlidie  VorUtigMug  der  Rttnentruase  gcboa 
dieses  Sonmer  durch  eiaen  DurcbscbniU,  der  über  100  Schritt 
FOQ  dem  nerst  nördlich  aufgefiindeuen  Stück  derselben  ent- 
fernt lag  und  an  welchem  dicht  westlich  ein  Steinsarg  (der 
finfie)  aufgededLt  wurde,  anzdgte,  —  ausser  einer  Gräber- 
gnppe,  weiCer  westlich  von  dieser  eine  Reihe  römischer 
(Kasten-)6räber  mit  Urnen  etc.  ganz  von  der  Beschaffenheit 
und  wohl  in  gleicher  Hohe,  wie  die  im  Juli  c.  weiter  nOrd« 
lidiy  aber  mehr  westlich»  aufgefundene. 

Einige  Fuss  westlich  dieser  neuentdeckten  Grftberreiht 
stiess  man  nun  in  diesem  Monate,  10'  über  der  Schieuenlage, 
auf  die  Fahrbahn  eines  kurzen  Stücks  der  Römerstrasse,  de- 
ren gerade  Richtung  nördlich  nach  dem  erwähnten  Durch- 
schnitte und  südlich  nach  dem  Hdtel  Rupertsberg  über  die 
Stelle  hinweiset,  wo  im  Octbr.  v.  J.,  in  der^  Nahe  des  damals 
als  Bahnhof  mit  benutzten  Güterschuppens  der  Rhein -Nähe- 
Bahn,  die  drei  im  H.  XXVUI  dies.  Jahrb.  S.79ff.  beschrie* 
benen  Grab-Monumente  noch  aufrechtstehend  gefunden  wur- 
den, über  welche  früher  der  sogenannte  Quittrichsweg  hin- 
führte. Da  diese  Grabsteine  mit  der  Front  gegen  Rhein  und 
Nahe  standen,  so  muss  die  Römerstrasse  östlich  davon  hin- 
gegangen sein;  und  da  dieselben  nur  etwa  3'  über  der 
Schienenlage  sich  befanden,  so  Iftsst  uch  auch  vermuthen,  dass 
diese  Strasse  ^  ebenso  hoch  gelegen  war,  und  dass  sie  folg- 


1)  In  dem  H.  XXYHL  S.  88  Ist  ▼ermuthet  worden,  dass  die  RS- 
merstrAsselbUiy«'  über  dem  Planam  des  Grüns  gelegen  habe: 
allein  dies  beruhte  bei  der  damals  schon  Torgenommenen  Ter- 
rain-VerSnd  er  ung  auf  einem  Irrthume  des  Ref.,  indem  der  so- 
gen. Qrün  (eine  Wiesenfläohe)  in  dem  westlichen  Winkel,  wel- 
ehen  Rhein  und  Nahe  bilden,  begann  und  sio&  ISngs  des  Rheins 
ausdehnte.  Südwestlioh  dieses  Grüns  erhob  sich  das  Terrain 
aUmaUig  zu  einem  gegen  500  Schritt  langen ,  siemlioh  steUen 
Abhänge  (Reoh),   welcher  von  10  bis  zu  80  Schritt  Ton  der 


99S  Neue  rthniiche  Imduriflen  vom  RuperMerge  bet  Bbtgeu, 

lieh  in  der  Nfthe  dieser  Stelle  nach  Norden  nd  nteh  flilen 
hin  Steigung  gehabt  hat. 

Das  neu  entdeckte  Stflck  der  Römerstrasse  ist  gegen  Sfl- 
den  pr.  p.  250  Schritt  von  der  ebengedachten  Orabstein-Pnnd- 
stelle  und  gegen  Norden  etwa  180  Schritt  von  der  bereits 
abgehobenen  Strassenstrecke  entfernt  und  hat  dessen  Stras- 
senkorper,  welcher  gegen  2'  hoch  und  etwa  14'  breit  ist,  in 
Ganzen  die  gleiche  Konstruktion  wie  die  der  fiHher  anfge- 
fundenen  Theile  dieser  ROmerstrasse ,  jedoch  befindet  sich 
derselbe  grOsstentheils  unmittelbar  auf  den  hier  vorhandenen 
Schieferfelsen  gelegt.  Einige  Fuss  westlich  dieses  Strassen- 
sttlcks  und  an  8'  Ober  dasselbe  erhaben ,  fanden  sich  nicht 
nur  mehrere  Kastengräber ,  sondern  auch  swei  menschliche 
Gerippe  —  wie  diess  schon  flrflher  sich  ereignet  bat  —  vor, 
welche  letztere  mit  Kalk  tlberschtlttet  waren ,  und  nur  we- 
nig weiter  westlich,  aber  6'  höher  und  6'  unter  der  Boden- 
oberflache*), zeigte  sich  eine  ganz  gleiche  regelmftssige 
Reihe  römischer  Kastengräber,  wie  die  im  Juli  c  weiter 
nördlich  vorgekommene,  mit  welcher  sie  gleiche  Richtong 
und  Hohe  hat.  Da  sich  nun  an  dieser  Stelle  der  ROmerstrasse 
auf  beiden  Seiten  derselben  Gräber  vorgefunden  haben,   so 


Coblenzer  Chaussee  entfernt  war,  und  an  welchem  Un  der  so- 
gen. Qnittrlohtweg  fKhrte.  Dieses  erhabene  Terrain  war  vor  An- 
lage der  Eisenbahn  lu  Weinbergen  und  QSrten  benufiiy  und 
Ist  nun,  etwas  nördUoh  Tom  Hdtel  Rupertsberg  bis  siemlloh  dam 
Mäusethurme  gegenüber,  grossenthefls  abgetragen« 

2)  Die  hier  angeffihrten  nihem  Hohen-Angaben  Terdanke  leh  vor- 
Bugsweise  dem  Bau -Aufseher  Ton  der  links  «rheinisohen  Eisen« 
bahn  Herrn  Kühn.  Leider  war  der  grSsste  Theil  des  hier  in 
Rede  stehenden  StrassenstOoks ,  weil  die  Erdarbeiten  idoht  von 
oben,  sondern  Ton  der  Seite  unternommen  werden  f  bereits  ent> 
femt  f  als  loh  glücklicher  Weise  die  kleine ,  hier  näher  betraeh- 
tete,  thells  nooh  mit  Schutt  bedeckte  Stelle  davon  eatdedkla. 


römücke  Insckrifien  9om  Ruperbberge  bei  Bingen.  88S 

Mrfte  doch  wohl  daraus  der  Schluss  zu  sieben  sei«,  dasa 
diess  auf  der  gaoaeo  Strecke  des  Gräberpiatees  der  Fall  ge« 
wesea,  und  lassC  es  sich  demnach  ermessen,  welche  Menge 
solcher  Gräber  bei  den  frtthern  Eisenbahn-- Erdarbeiten  auf- 
gefunden worden  sein  muss,  deren  inbaU  theils  zerstört, 
theils  verschleppt  worden  ist  —  In  Bezug  auf  das  nach  Nor- 
den orientirte  Kärtchen  (Taf.  111)  bemerlLe  ich,  dass  dasselbe 
in  einer  Skizze  vorlag,  und  die  in  neuester  Zeit  dort  vor- 
gekommenen Veränderungen  und  Entdeckungen  k  coup  d'oeil 
eingetragen  sind.  Der  mehrfach  erwähnte,  zwischen  der 
CoUenzer  Causs6e  und  dem  Quittrichswege  gelegen  gewe- 
sene, steile  Abhang  (Rech)  ist  nicht  gezeichnet,  weil  diess 
den  Angaben  Ober  die  Fundstellen  Eintrag  gethan  hätte. 

Auch  erlaube  ich  mir  noch  hinzuzufügen,  dass  in  der  oben 
S.  206  mitgetheilten  fragmentirten  Inschrift,  welche  gleich- 
falls abbanden  gekommen  ist,  nach  der  Ansicht  des  Hrn.  Ober- 
lehrer Freudenberg  das  3.  Stttck,  die  Worte  NERO///  |  BO- 
Die  *  I  DE  SVO  enthaltend ,  wahrscheinlich  zu  einer  andern 
zerstörten  Inschrift  gehört  hat  und  dass  die  Worte  auf  dem 
4.  Stfick  wohl  MATER  (Pecunia  S)VA  POS(V)IT  zu  deuten 
sind.  Ebenso  dürfen  nach  der  Mittheilung  des  Hrn.  Freu- 
denberg  S.213  in  der  Annaius- Inschrift  die  Buchstaben  PR 
nicht  durch  PRIMVS  gedeutet,  sondern  sind  mit  dem  folgen- 
den SRI  verbinden  =  PRAVAI ,  indem  laut  eines  von  Hm« 
Dr.  Rein  gemachten  Abklatsches  hinter  PR  kein  Punkt  steht, 
sondern  nur  eine  zuAlIige  Vertiefung.  S.  205  Z.  6  ist  statt 
8S0  zu  lesen:  300. 

Kreuznach,  im  Dec.  1800. 

B«  Solmldtf  Major  *.  D. 


15.    UiitstxT^tinxfd^t  /untre. 

(Hiena  Taf.  I,  2.    Taf.  n,  9.  10.  11.  12). 

Die  ausgebreitete  Sammel  -  Lust  römischer  AlterthOmr  und 
in  Folge  dessen  der  so  Überaus  thfttige  Runstbandel  des  lo« 
und  Auslandes,  der  vermöge  Telegraf  und  Eiseobabn  sich 
jedes  kaum  der  Erde  enthobenen  Fundes  schneller  benach* 
tigt,  als  sich  die  Wissenschaft  seiner  versichern  kann,  ver- 
schulden es,  dass  noch  immer  eine  Menge  wissenswerther 
Funde  der  Publication  entweder  überhaupt  entaogen  werden 
oder  dass  wenigstens  die  für  Topografie  und  Geschichte  wich- 
tige Kenntniss  ihrer  Fundstelle  verloren  gebt.  Durch  meine 
vielfachen  Reisen  und  Localforschungen  im  Rheinlande  sind 
mir  desshalb  eine  nicht  unbedeutende  Anzahl  solcher  unedirter 
Werke  des  rtfmischen  Alterthums  und  späterer  Zeit  bekanol 
geworden,  die  eine  Veröffentlichung  verdienen,  und  ich  werde 
von  Zeit  zu  Zeit  eine  Reihe  derselben,  begleitet  von  den  Mm 
ihrem  Verstfindniss  nothwendigen  Remerkungen,  in  dieaen 
Jahrbüchern  veröffentlichen. 

1)  Silbermflnze  des  Augustus  in  der  Grösse  der  beigeg»* 
benen  Abbildung  (Taf.  II,  9).  Lorbeerbekrioster  jugendli- 
cher Kopf  des  Augustes  mit  der  Umschrift  caesari  augvslo. 
Der  Lorbeerkranz  trägt  hinten  eine  herabhängende  Schleife. 
Revers:  Runder  sechssäuliger  Tempel  auf  drei  Stufen  aufge- 
baut mit  runder  Kuppel  und  Zinnenkranz.  In  der  Mitte  des 
Tempels  steht  ein  Legionsadler,  daneben  zwei  Cohortenzei- 
chen.  Fundort:  Rtfmerstrasse,  ungefähr  2  Stunden  oberhalb 
>  Xanten   beim  Hause  Loo.     Wenngleich  diese  Münze  schon 


Niederrhehmche  Fimde.  Stt 

wefea  ihrer  fidtenheit  ^)  in  DeutscIdaBd  pubUdrf  n  werii» 
yerdient,  so  veranlassten  dazu  noeb  besonders  die  dieSach« 
läge  <  verwirrenden  und  su  fLeinem  Resultat  gelang^enden  Zu* 
aamnenslellunf en  von  Lerseh  im  14.  Hefte  dieser  Jabrbfleber 
p.  05  in  seinem  Anfisatne  Mars  nitor.  Sueton  berichtet  näm- 
lich im  Leben  des  Augöstus  c.  29,  dass  derselbe  beim  Baue 
des  neuen  Forums  auch  dem  Mars  ultor  einen  Tempel  errich- 
tet habe,  den  Augnstus  gelobte,  als  er,  um  seinen  Vater  nu 
flehen,  den  Pbiiippischen  Krieg  begann.  Augnstus  bestimmte 
dann,  dass  in  diesem  Tempel  der  Senat  aber  Kriege  und 
Trinmfe  befragt  werden  und  hier  die  Siegeszeichen  nieder« 
gelegt  werden  sollten  u.  s.  w. 

Bagegen  berichtet  Bio  Cassius  84,  8,  dass  Augnstus  in 
Veranlassung  der  von  den  Parthern  aurficicgegebenen  römi- 
sdien  Feldneichen  nu  deren  Aufbewahrung  einen  Tempel  des 
Ums  nItor  auf  dem  Capitol  errichtet  habe,  als  Oegenstflck 
den  Tempels  des  Jupiter  Feretrius. 

IHeae  bdden  Nachrichten  sucht  nun  der  erwfthhte  AufiMts 
mi  vereinen  und  flire  Widersprüche  in  Bezug  auf  Ort ,  Zeit 
und  Form  zu  heben,  während  dadurch  nur  eine  um  so  grtts- 
scte  Confiision  entsteht  Denn  es  ist  kein  triftiger  Grund 
vorhanden  sich  der  Einsicht  zu  verschliesseh ,  dass  die  bei- 
den Schriftstdler  Dio  Cafisius  und  Sueton  von  zwei  ganz 
venschiedenen  Gebäuden  ireden,  die  eine  ganz  verschiedene 
Form  haben  und  zu  verschiedenen  Zwecken  und  Zeiten  ge- 
bml  wurdesL 

Der  erstere  der  beiden  Tempel  war  derjenige,  von  dem 
Dio  CSassins  berichtet,  den  Augnstus  734  zur  Aufbewahrung 
der  von  de«  Parthem  zurückgegebenen  römischen  Fddzei- 
eben  als  Gegenstflck   des  Tempels  des  Jupiter  Ferietrius  auf 


1)  Mionnet,  de  la  raret6  des  mdd.  rotn.  Paris  1815.  p.  76.  —  Co« 
Hen,  deeoriptions  lust.  des  monnales  frapp^es  sous  remplre  rom« 
I.  p.59. 

15 


•M  JYiiirfnrrirtiifafl><  fimdc 

den  Copitol  Mrüchtet.    Br  war  ein  khiMr  HMraflcrM,  wie 
iha  ier  Aeren  «nseKr  Mtase  als  aeia  AkUU  aeigl. 

Dea  «weiten  grftsgeren-  baate  Aogaatas  mni  18  Jahn 
später  (758)  auf  seinem  neuen  Pemini  als  fielOliBiss  f^gea 
die  Mörder  seines  Vaters.  Van  diesen  stehen  noch  drei  Sin- 
lea  auf  dem  Fomm,  and  ilm  gilt  der  varerwihate  Bericht 
dN  Saetan  nad  die  aaf  den  ersteren  Tempel  gar  nicht  an- 
wendbaren Warte  des  Tacitas  Aan.  D,  64:  Stmeti  et  arcns 
eiream  latrra  Templi  Hartas  Dltoris  com  ettgie  Caesamm 
(Oermaniei  atqne  Drusi).  Debrif ens  scheint  anch  die  Enlh«- 
lang  dieser  Bqifebenheiten  bei  Orid ')  anf  swei  rersehiedcne 
Tempel  an  deuten. 

2)  IKwei  bei  Xanten  f  efandene  geschnittene  Steine  (Taf. 
ly  2  uad  11^9  IS).  Beide  InUgUo's  und  Caraeak  sind  kn 
verflossenen  Jahre  gefinden.  Der  ersten  beindcl  sieh  jctnl 
im  Besitae  des  Geheimen  Ober-Baaraths  Busse  nu  Bariin» 
der  andere  ist  Eigenthum  unseres  verehrten  Mitgliedes,  des 
Herrn  Regienmgs-Bänrathes  Kriger  au  OflsseMarf.  Wir  vnr- 
danken  die  Sttttheiinng  beider  Steine  dem  Herrn  Bombaumsi 
ster  Cuao  au  Xanten«  Der  erste  Intaglio  neigt  einen  rwtm» 
schreitenden  Knaben,  der  in  der  Linken  den  Heroldstab  dea 
Hermes  trtgt,  mit  der  rechten  Hand  dem  Munde  der  Sttinnge 
dieses  Stabes  atwas  entgegenaubalten  ader  deamdben  nu  f»- 
bieten  scheint  Undeutlich  erscheint  der  Tom  eadneeus  uns* 
gehende  um  die  Mnke  Hfifte  der  Uetnen  Figur  sieh  legende 
bandartige  Streifen,  den  man  oabedingt  Ar  den  Sfii#ana 
einer  mreiten  Schlange  ansehea  wtbrde,  wenn  der  cadaetus 
spiterer  nqrthologisdier  Vorstellung  anstatt  mit  einor  Schlange 
mit  awdea  umwunden  wäre.  Von  Belang  für  den  jugendlichon 
Hermes  dieser  Ctemme  ist  noch  die  allgeaieine  Aehnliehkail 
seines  Voranschreitens  und  seiner  Bewegung  der  Arme  mit 
der  im  Jahre  186a  gefandenen  Xaatener  Bronceflgnr. 


2)  OYid,  FMt  V,  448-9a 


NkdirrkiU$ehi  hmdB.  MT 

Vm  üQJWth  gsfiMiMr  tMmlmng  tot  aktr  itr  sweite 
SUiB.  Um  «iMMdU  ein»  weibliche  gfliffelta  Hgw,  4ie  auf 
ihMi  Ifaqple  eioeftilelA  Utgt»  in  itoer  LWoeni«  »Uerdiiig» 
•IVM  «Hle«ttidier  Wetoe  eis  FOlIkoni  liill,  md  wt  te 
B«ek(e«  eine  ZiuawMiietaUviig  vm  AUrikatott  berührt,  de« 
NB  beide  ehenten  wir  ale  swei  Aehrea  aad  eiae  dreikttraife 
Firadit  cdieaaea,  Teai  aaleiaten  ee  aber  aweifelhaft  laesea, 
•b  CS  eiae  Magichaar  oder  eis  Bader  eei.  la  der  apaierea 
Maiflchra  Seil,  de  aian  in  Biaa  aiehr  aa  der  Ootleevereb- 
mg  ato  eokher^  ab  ia  geaaoer  Abgieaaaag  und  DeiailioD 
itiff—,  was  aiaa  verehrea  woUUs  fieethielt  aad  Exm  dadarcb 
ier  Sita  aller  Beligieaea  aad  ihrer  Vefaüichaag  oatereiar 
aader  warde,  biMetea  eich  paatheletieche  Aflsehaamgea»  die 
fielfach  ia  Kaastwerken  ibrea  Reflex  bewahrt  haben.  Es 
•lad  OattergeaCalten,  die  susaauaenhaageloe  mit  dea  Attribn- 
katea  and  Symbolen  aaderer  Gatter  ausgestattet  erscheiuea. 
Habdiegende  Zeugnisse  solcher  verwirrter  Religious  -  Aa- 
fchaaaagea  bielea  uns  in  oniaittdbamter  Nahe  die  Kanad- 
Küefe  des  Dones  aa  Aachen ')•  Eiae  solche  panthelstische 
Dsrstdiang  aogt  naser  Stein.  Aagdeluä  stad  die  Ferschie» 
doica  SyadMe  an  die  Oeslalt  der  Minenra ;  deaa  als  solche 
charakteriiirt  sie  der  Helm.  Die  aaderen  Attribute,  beson- 
tes  Fdlhara,  Aebrea,  Früchte  aad  Mngschaar  |;ehflrea  an- 
üdbsl  dem  cerealisoben  CHltterkreise  aa.  Zieht  man  es  in- 
demea  rar«  das  au  Fassen  unserer  Figur  ruhende  Gerath  an- 
ititt  daer  Pflugschaar  fttr  ein  Ruder  anzusehen ,  so  fehlen 
•ach  daür  Aaalogiea  aidit ,  indem  auf  aaderea  paathelsti. 
•eben  Aassdnaflckaagea  der  Miaerra  neben  dem  Öfter  wie- 
ieriMirenden  Fdlhom  das  Schiflsruder  ausdrflcklich   vor- 


9  B.  sWm  Wserlh,  Koutdeiik«.  d.  IflttelaHdrs  Im  Bhetnl.  11. 
4)  Layftrd^   Vtna»  Tat  47:  lüiiePTm  mit  Rate,  OeUwelg  and 


tt8  «MkrrMiittth»  fbMb. 

3)  Lanpe  a»  fdbraoiiten  wefMen  Thoa  (IW.H»  M  ud 
11).  Dieie  kleine  Lanpe,  die  terdi  üiren  nuriea  Fom  m- 
wollt  sam  Aufstellen  wie  dttrch  die  beiden  Ohren  na  Obm^ 
theil  mm  Hängen  eingeriebtet  ist ,  nriehnet  sieh  dnrdi  ihre 
niedliche,  einem  kleinen  Fasse  nschgeahsMe  Vorm  ans.  Me 
OeiTnanf  sum  Eingiessen  des  Oeles  hellndel  sieh  eben  an 
der  Stelle,  wo  bei  einem  Passe  der  Spnnd  an  adn  piegt, 
wogegen  die  Dochldffnong  seitwärts  angebracht  ist  Der 
Poss ,  auf  welchem  die  Lampe  anfsteht ,  tragt  den  Stempel 
Cassi  (11).  Das  kleine  Bausgeritb  hat  eine  BMie  von  «* 
ond  eine  L&nge  von  4^  und  wnrde  von  mir,  sammt  der  m^ 
ter  1  beschriebenen  Augustnsmttnae ,  bei  einer  Ausgrabung 
auf  dem  Dause  Loo  bei  Xanten  gefunden  ^). 

4)  1|        N 

IVLiVS^LIAlC 

veteIranvs  ex 

lEGiONEXXX  VV 

PrUtEB  ¥ 

Diese  in  ni§i  Stfldce  geferoeheae  Steininiciirift  waHe  M 
Calear  uad  sw«r  gans  in  der  Nlhe  des  Grabes,  dessca 
haaftsfteUieheB  Inhalt  die  MittiieflaBg  des  Dr.  Bergrath  p.l4» 

m 

dieses  Heftes  beschreibt,  geftinden  nnd  befindet  sich  jetnt  im 
Besitae  des  Museums  vaterländischer  AHerthAmer  an  Dom. 


Eak  nnd  Oaduoeos  reohU,  UdIes  Oohseokopf,  HsUmioad  nnd 
Stein.  Sie  steht  »af  einem  LSwea.  Cftusieus  T4f,  17:  Mi. 
nenr*  mit  Ruder  und  FüUhotn.  Taf.  47  Fortuna  ebenso.  Bul« 
let  Napol.  Taf.  8:  Sitzende  Minenra ,  linke  FfilliiorB,  reohtt 
TertcUedene  Embleme. 
5)  Diese  kleine  Lampe,  die  loh  meiner  rerstorbenen  Freundin,  der 
Frau  Merfeni-Sohaaffhausen  seitwebe  Übergab,  gerietii  brthBm- 
lieh  auf  die  im  Jahre  1857  bei  Lemperta  absehalteae  Konst- 
Anetlon  und  wurde  Ten  mir  dort  aoHleksesof  «■• 


tm  LcfUf  dirfto  bis  a«f  ieo  Bi|C«oii«inen,  in  flreilich  ui 
MS«  Attinug  ueb  kam  eine  aa^re  Aaflösaag  müsset, 
«ine  ScbwieiigkelleB  sdB  und  «war  so  lasten: 

Die  Nanlbve 

Inline  HeUatiene 

Vefernnne  ex 

L^iene  XXX  mpia  rlctrice 

Prater  Pedt. 
BckannUidi  stani  die  dreieeigste  Legien  mit  dem  Zanamen 
Dlpa  vIcCrIz  meieteae  am  Niedenbein,  wie  ZiegA  und   In- 
idirillen  von  Xanten  Unlinglich  beweisen» 

Kessenieh  bei  Bonn  im  Jan.  1861. 


16.    Bttfut  iu  IL  3  'tf|»t(|tii|i^ffii^  SItittIckini'  S.  108.  Slini.  32 

mi»  S.  109f.  %tm.^ 

Nachieiii  die  AbbMflUiuig  bereite  abgedruckt  war^  «cUek 
icb  durch  «leioen  Freund  Or.  SareUberg  io  Aachea  naiiereii 
Nabhweis  Aber  das  ao.fcttea  gewardene  BUderwefk.deaDe? 
cbanten  Georgias  Braun »  von  w^lcl^em  ^icb  drei  Bande  «iif 
der. Aachener  Stadtbibliotbek  fmden:  ^Urbiua  praedpuanui 
totius  mundi  Hb.  III  und  V  nebst  Bd.  V  unter  dem  besondeni 
Titel :  Trbium  praecipuarum  mundi  theatrum  quintun, 
auctore  Georgio  Braunio  Agrippinate'  (ohne  Jahresaabi).  In 
der  Praefatio  2um  V^  Bande,  welche  aber  die  dem  Mars,  als 
der  Hauptgottheit  der  kriegerischen  Deutschen,  geweihten 
nahlreichen  Orte  in  Deutschland  handelt,  wird  unser  Jac 
Campius  in  folgender  Weise  erwähnt:  'Bomani  Bonnae  pri- 
mam  Legionem  Martis  numine  tutam  et  munitam  cupientes^  in 
Porta  quae  Ubios  respieciebat ,  et  nunc  Coloniensis  didtuTt 
Sacra  Marti  Militari  fecerunt.  Quemadmodum  ex  antiquissuna 
inscriptione  et  in  loco,  per  Excellentissimum  virum  Jacobaai 
Campium  Collegiatae  Bonnensis  Ecciesiae  Decanum  longo  dig- 
nissimnm,  nunc  vero  Protonotarium  et  Consiliarinm  Mogu- 
tinum  inventa,  et  in  historicorum  gratiam  detecta,  manifeste 
constat  Qnae  talis  est' :  Es  folgt  nun  der  Text  der  Inschrifti 
welcher  von  dem  nach  Modius  Novaatiquae  L.  oben  S«  101  ab- 
gedruckten,  ausser  einigen  geringem  Varianten  (Zeile  6  HAK- 
TIS,  Z.7  ilfiL,  CO  st  COL)  hauptsächlich  darin  abweidil, 
dass  in  der  vorletsten  Zeile  DIE-XIU'H-OC  statt  DIE  XIII 
K  AL  *  OC  geschrieben  ist. 

Belangreicher  ist  die  aweite  Erwähnung  Kamp's  in  der  Be- 


ZkmAi  m  dm  ^nirßphkehm  AnaleUm,  ttl 

Mkdbmr  «■■  **•  BB'^'*  ^LoMriNnrgini  oioNmeiitimi  Bo- 
te fflia  IfefldlaM  %di.'  %m  Brf ttmmiiir  <«r  ^^ 
NT  iMtk  dem  Awnf e  im  SerariM  «üfeHieiHen  fitdle 
wir  itm  volIslimiigeiiTat  der  audi  jetst  Mcb  iMeM- 
wcfftiM  BMizKamp's  «ber  da« Igder Momnaent  hier  folg:«»: 
D.  Jacobi  Canpii  ProloMlarU  Mogntfai,  de  MotellaM 
iila  aiitHiiiilale  sententia  haee  est  ^Qaod  nomea  babeat  ab 
A^ila,  foaa  Aiste  Oalli  voeaat  Na«  Aqailae  flragnentiini 
in  fastig^o  restat  globo  insidentis,  cni  expaosae  alae,  et  ante 
f cetas  velum  apparef.  Aef yptii  aBinan  signUearif  Toleates, 
Aytilan  piofebaat,  al  tradnt,  qui  de  iUerof lyphkis  scvipae. 
nmt  Et  prisd  Btbaici  eoa,  qai  iainortalitalem  adepti  easenty 
Afiila  vebi  tradebaat  Bxtaal  oaaimaatay  pro  apotbeoai 
tapp,  qoonmdaa  cusa,  qaibua  in  antica  parle  acriptnn  est 
CONSBCRATIO.  In  poslica  habent  Aquilam  montis  fastigio 
iuideateiB  expansia  alia  coelvaiy  ereeto  eapite  intnentem,  et 
f  «aai  Tolatu  in  altum  contendere  nitentem«  Onibiia  consen- 
Üt  Irialoria  Hemdiani,  qui  libro  quarto  noreni  Caeaaron  eon- 
nacrandonna  descriUt  Haee  aqallao  aignifieatio  non  male 
MBToait  animaneato  in  aMnoriaai  defianclonini  edito,  aire  Uli 
Boiairi»  aire  Oaiii  terint  Nan  et  Oalloi  ante  natnni  Oirl- 
stm  opiniooea  de  mnnHurnni  innaortaütate  babniase,  ac  IIa 
a  Drnydibaa  Saeeidotibvi  ania  edoctoa  ftdase ,  ooribM  lulina 
Caeaar  lib.  6  de  b^o  Gallieo.  Uoet  ille  ad  juartjtc^vjrMrfr 
Fjrihaf oficam  id  detorqoeat.  Sic  Uli  ab  aetema  niente  ifln- 
staatit  iam  ton  aale  ad  pradiviaa  reoipiendaai  Bvaagdii  In- 
ooB,  diriniina  faemot  pvaeparali.  CM  ad  Aquilinnai  lapideni, 
mm  Aigelatein  noatmai  revertannnr.  Qaadeni  nominia  aiona- 
■eatttB  ezatat  Nognnüae  prope  niuroa,  Quod  indubitatnni  nlbl 
cot  in  bonorcm  Binai  Ctemmnid  eontmetum«  ^näaiTia  Upaios 
i»  oonlnirnlariia,  Kbra  aeeuado  ad  TacAtum  id  negare  videa- 
tml  Bbiaiai  ^fanra  Braao  nuivmaftu  (afo!)  diverais  in  loeia 
petita  (leg.  poaita)  faare.  Snadet  M  Boetontaa  ia  Clandio: 
Kaoadtnni  tefuM»  Bnao  bonorarinM^  tmnalmn  ittdraa^i  «irea 


8SS  ZmnU  m  dm  epigtaplik^km  AaaUktm. 

foem  deinoeps  siato  die  ^Mtantib  oiiki  iccvnrtrefc.  Qpdi- 
tuit  igitur  tunmlttiii  noa iioiiieiiüiiieMi^  Mf«e kv» ofiew^aad 
irmiorie  et  permueslia  faisse.  Cmn  igitur  in  DMsi*  conc«> 
cratioaem  is  tomolas  positos  Aterii,  Eaaiani  ritas  otaBoetada 
paatdabaty  ut  Afiiila  ia  apiee  poaeretur.  Et  liiae  paitari, 
fai  Oallicay  GenaaDicaqae  praanscae  atebimtBr  liagaa«  noaien 
iadideraat  Aigelstein«  Verisimile  est,  et  alim  CalaaiaiB  aiaiila 
aiaaaaieataai  fuisae,  aade  etiaamam  porta  yicasfae  arbia,  Ai- 
gelsteia  remaasit'« 

Aesser  diesen  awet  Citatioaen  wird  Jak.  Kaaip  nirgends, 
weder  im  6.  Bande,  worin  sich  unter  84  'Coehmensis  et  llo- 
nasterii  (Mflnstermaifeld),  urbium  TrenrensiuBi  topograpbia', 
bei  Nr.  85  ^Sarburgum,  Palatiolum',  Nr.  86  ^emeastdhna 
and  Bbnderscbeit'  abgebildet  inden,  noeb  auch  in  4.  Bande« 
woau  sieb  anter  Nr.  83  'Neuss'  und  84  'Wiesel  und  Boppatd* 
Oelegenbeit  geboten  hätte,  naaielitlich  aageflibrt.  Wean  sich 
daher  in  den  beiden  ersten  and  in  dem  6.  Bande  keine  wei* 

• 

twen  Gtate  von  Kamp  finden  aalUen,  so  scheint  seine  BaChei- 
ligung  an  dem  grossen  topographischen  BilderwafcA  nicbl 
sa.bedeutead  gewesen  na  seut,  als  diese S.  IM: vermnthwsgs- 
waise  ausgesprochen  worden  ist  Wenigstens  geht  aaa  der 
Alt  des  CiÜreas  hervor,  daos  er  nioht  mgentlieher  Mitaibcitcr 
war,  sondern  dem  Berausgeber  Braua  wohl  nur  seine  CaUac«» 
tanaea  and  einaelne  Aassirbeitangen  aakooHnen  Hesb. 

Auch  von  der  dentedhen  Bearbeitung  des  Stidtetiiealcri 
konnte  ich  nodi  bei  dem  hiesiffcn  Antifsar  Hrn.  Lempaito 
den  8.  8.  and 4.Baai  eiaaeheta,  worin  aia  HÜarbeiter  Bruna 
Fiaaa  Hogenberg  und  Simon  Navdkanf  (van  dar  Naaval) 
geaaaat  sind. 

SchHeesUch  mass  ich  noch .  bemeiken ,  dasa  der  Varfaaser 
des  bfsprachnenan  Wörkcs  aicht  Georgias  Agrippa^Bvattn^ 
wie  ich  naeh  Vorgang  von  Dr.  Gwinnev  (Archiv  £.  Ikanki. 
Gesch.  ai  d.a.4)v)  nnfiehlig  geaehrieben  habo^  h^  sondern 
einl»cl)denNamea  ffieorgias  B/  führte (  dcvbtl^  isl^dapah 


Zufoto  Stt  den  epigraphigcken  Analeklen.  9S8 

itn  iit  Heifliatb  KMn  beseicbnenden  Zasats  'Agrippinas*  ia 
Titd  aeltsmer  Weise  veraiilaMt  worden. 


Aach  SU  Nr.  I  S.91  io  Betreff  der  AbleituDg  des  Pf«  ngst- 
bachs  von  Fines  sei  es  uns  erlaulit  nacliträglicli  au  be- 
merlLen,  dass  in  diesen  Jahrbüchern  H.  V.  VI  S.  2S9  von 
Bappenegger  dasFlttsschen  PfinSy  woran  Remcbingen  liegt, 
passend  aus  'ad  fines'  erklart  wird,  'weil  dasselbe  wahrsche|n* 
lieh  ehemals  in  dortiger  Gegend  die  Granse  des  Gebietes 
der  dvitas  Aquensis  (Baden)  bildete*.  Ein  noch  schlagende- 
res Beispiel  bietet  der  in  der  Peutinger'scbeu  Tafel  und  im 
lünerarium  Antonini  auf  der  Route  von  Pannonien  und  Gal- 
lien ,  swischen  Raetia  prima  und  Maxima  Seqnanorum ,  ge- 
naiiBCe  Ort  'ad  ftnes\  welcher  jetst  Pfyn  heisst,  was  ohne 
Zweifel  aus  fines  entstanden  ist  (vergl.  Boecking,  Notitia 
Dignitat.  Pars  post.  p.  758  und  p.  804).  Das  g  in  'Pfingst-- 
badi'  ist  offenbar  nur  der  leichteren  Aussprache  wegen  vor 
II  sugesetst' worden. 

••BB,  4em  1«  Februar  IMl. 


•    LHeratir« 


1.  Keue  fritrigf  jur  alten  (ßtfd)\d)U  unH  (Stogtoplfk  in  S^etn- 
lanbe  von  Dr.  Socob  S5d|ndlier.  (Erfk  iolge.  •fiffeD^orfi  18Ga 
Verlag  Her  S5d|aub7d|en  fudj^anl^lung  {€.  S5d|opptng).  YUL 
120  S5§^.  8.     Auch  unter  dem  besondern  Titel: 

9it  K^emlanHftiiafl  oan  Kiymwegen  bio  lantm  unter  Her  9.enr- 
ptl^aft  lier  Kimer.  Nack  den  QueUenschriftstellem  uad  eige- 
nen Localforschungen  dargestellt  von  Dr.  Jacob  Schneider. 
Mit  einer  Karte  in  Farbendruck ,  enthaltend  die  alten  Was- 
aerläufe  und  Danune^  die  Römerstrassen,  Lager»  Castelle  «nd 
Warten,  Städte  und  Ortschaften,  Gräber  u.  s.  w* 

Der  durch  seine  Localforschungen  Mi  Qelieie  df r  Mniel, 
det-Ubgisen  und  des  Niederrhrins  thitige  und  ala  Schrift- 
steller Aber  die  BefesUgungswerke  der  Rdmer  in  dieacn  Ge- 
genden (Ober  die  TrOmner  der  Langnaner,  iber  Eltenberg 
und  Monferland ,  Aber  die  alten  Befestigungen  in  den  Voge- 
sen  u«  a.)  bekannte  Hr.  Dr.  J.  Schneider,  Oberlehrar  ans 
K.  Gymnasium  su  Dflsseldorf,  bat  in  dnr  roriiegenden  enlen 
Folge  seiner  »neuen  Beiträge*  eine  den  Freunden  des  rhei- 
nischen Alterthums  willkommene  Uebermcht  alles  dessen  ge- 
geben, was  auf  der,  durch  mehrmalige  Verlegung  des  Bhcte- 
stroms  vielfach  veränderten  Landschaft  nwischen  Xanten  wmt 
Nymwegen  während  der  mmiscben  Herrschaft  oder  von  Jn- 
lius  Cäsar  bis  nur  Binwandeiung  der  Franken  su  Anfimge 
des  ^.'Jahrhunderts,  sich  ereignet  hat  Er  hat  das  reiche  Ma- 
terial bald  in  ausAhrlieher  Ei^rtemng,  bald  in  allgemelBeB 


Sdmäier^  mme  BeUrige  wmr  dim  Qe$ekkkl9  efe.    IM 

OniBiai  fai  IS  Abgdmitleii  TciwMleC,  aMcktlich  tMgt  Br- 
dgniiM,  wie  üe  Kampfe  unter  Mazioiieniiey  Gonstafltiw  nd 
C— ■iMilini  mit  dea  Aber  ien  Rkein  ehiMiigendea  Fraakes, 
■Wtfetoii  oier  mmt  endeatend.  HacMen  der  Hr*  Verft  tai 
erelea  Alsehaitl  vns  ein  Bild  der  physisehen  BeiebidfcB» 
heil  der  fiegead  ud  des  rerttaderCea  Stroailairfes  des  Rheiai 
aad  der  Waal  gegebea,  die  ältesten  Deicliaalagea  awiseiiea 
Gleve  and  Nyanregea  aad  die  Grannen  der  batarisdien  laset 
beseicbaet  hat,  geiit  er  iai  aweitea  aar  historisehea  U^ 
banricbt  tiber,  mit  Jalias  Ctsar  beginneadi  aad  aeift,  wie 
daKk  die  Dnternebmangen  des  Drasas,  Tiberins  aad  Oenaa» 
ueas  die  ASaier  ein  Gränslaad  aaf  dem  recliten  Rheinafrr 
erlneltrn  und  den  Rhein  nur  Granaseh^e  des  rdniisehen 
Beiehes  aaehten.  lai  dritten  und  vierten  Abschnitte 
werden  das  Gasteil  aaf  desi  Elteaberge,  die  Hochwarte  des 
■anferlandes  aad  die  Wartthflnae  an  Baipd  und  bei  Mehr 
saninif  der  Befeslignagsliaie  des  Graaalaades  aasfohrlich  he» 
sdirieben.  lai  fflnften  führt  uns  der  Verf*  die  ältesten  Be« 
wriMer  des  linken  Bheinafers  ror  and  geht  im  sechsten 
mta  liMMstadt  Nyaiwegen  und  aar  BlNneiatcasse ,  von  da 
nadk  deai  Heledorn  nnd  wciler  nach  der  Maas  and  aaeh 
Glavo  Aber  and  erwihai  die  aaf  dem  Hanerhergev  aa  Ubber» 
fe«^  Brak»  Wjkr  bei  Cmaenborf  and  Doalbrafgen  gebm* 
denen  Atteithimer.  Der  siebente  bekaadelt  die  BOamiw 
steassen  voa  Qeve  aaebRyadem,  Hilliagen,  Ninuaregen,  Da« 
reabarg  mil  des  dort  gegvandetea  Anlagen  der  BASMr.  Dar 
aabla  fahrt  ana  aaf  die  Hochwacte  voa  Clere  aad  aa  dea 
van  dtit  ansgahendea  Strassea  neah  Qiialbarg  aad  aaeh  dem 
Gakaibeaga  und  weiset  die  dorigetaidaienrMiiscbeftDerfbf 
Mlet  and  Gfabhagcl  nach.  Im  neunten  gtlaagen  wir 
99(fk  dar  Rfmerstation  BniBinacinm  bei  dem  Laadgule  4>f 
gen  Vom»  anf  die  Heehwarte  dea  Montarbergea  imd  an  daa 
liafef  baiNe»*LoaisendorfsiHrMiisebf»G«tbem*  DiaOtrast 
San  «an  Alt-  Cnleex  vmk  de»  Dawe  Keteam  am  JRasaa  des 


•tt    fiUbMfar,  nme  Bmfyräf  wmr  aUen  Qmekiekie  eie. 

Moiitnkergpes  üd  bw  Xanten,  die  Laodwhttft  swiachoi  HaM 
W4  RkiNn  and  die  WaUa«lagen  «wiaelicii  Nyaiwegfii  nad 
XmU»  iraidfa  IUI  nehnten  lud  elCteBAhachMlte  oultei 
hiem  (eMrendeo  Ortsebaftea,  BeCesligaagea ,  Laadtaaiita 
aad  firikarn  besdirieben«  Hieraaf  gelaagea  vir  im  a  w  51  f « 
laa  au  den  UaiaaN  und  StrasMaanlagea  desDrasas  aaf  daa 
Bacblea  and  linken  Ufern  des  Eheines  aad  dar  Waal ;  Ibncr 
werdea  die  Befesiigrangen  dieses  kaiaerUehen  fitiafsahaeay  die 
Aasiedlaagea  der  Sigambrer  aaf  dem  liaken  Rheinafer ,  die 
Vertreibaag  der  Priesen  ans  dem  oslrheinischea  Orändaade 
aad  der  batavische  Krieg,  insoweit  er  die  beaeidiaete  Cto« 
read  berührt,  erwähnt  aad  die  allaiahlig«  Eatsteheag  der 
riaiiaehen  Niederlassnngen  bei  Op  gen  Bern,  Ryndem  aad 
Nyaiweg en,  Holedorn,  Qaalburg  u.  a«,  die  Aagabea  der  Pe«. 
tiager'schen  Tafel  und  des  Antoniniscfaen  ItinerariaaM,  die 
Schicksale  der  niederrheinischen  Ortlnabefestignngea  bis 
Datergaafr  der  Rtfmerberraohaft  ia  diesea  Landen  kura 
flbeiaicbf  lieh  behaadelt»  wobei  aaai  Schlasse  die  Aaftage  dea 
Christenthaais  ia  aasrer  Oegead  aagedentet  werdea.  Diaaeo 
Micha  Material  der  awölf  Abschnitte  wird  auf  »1  SaÜett  ab- 
gohaadtil,  aad  dana  folgen  ron  S.9S  bis  &  IM  eiiaatende 
Aanefkaagen  aad  Citata  and  eine  karae  Nachadiiift»  hatnaf* 
fnd  die  der  Akhaadlaag  den  haliaadlseben  flalehrtea  llaaNwr 
aber  Giaadias  Cünlb  aad  seiaea  Kaaipf  adt  dea  RMem  bei- 
gegebeae  Karte  des  Kriegssehaaplataes  aai  NiederriielBt  m^^ 
aha  ia  elaigea  PaaiUea  voa  den  Aagabea  dea  Sr.  SdUMÜar 
abweidit  Eia  Abdrack  der  dtirtea  Stellen  wttrde  deai  Le- 
set die  Make  erspart  habea,  diese  nacbaasdlAagea,  aad  nidil 
jeder  Leser  dtffte  die  dtiitea  Sicher  bei  der  Haad  kiAao« 
Aber  der  Hr.  Verf«  beieissigt  sich  auch  hier,  wie  ia  dar 
Barstallang,  der  Kttrae  aad  beacbiiakt  rieh,  alks  Sakaaaie 
flbargahead  aad  aur  dea  Padea  der  Breigirisse  fesdialhaad, 
aar  die  Irörteraag  derjenigen  Paukte,  die  bis  heran 
weder  eiaer»  •  seiner  Aasicbt  aaah,  uaiiehlfgaa  Beataag 


Seknäd&r^  nmie  E^Urige  war  allmi  fiitcMcMf  eio.    iSf 

lugen  oder  einer  nfthern  Aufklarnof  vMlif  entbehrt  haben, 
die  ttwi  nun  der  Verf.  In  vorliefender  Schrift  Tolbttadig 
bringen  wird.  Dass  n  dieser  Aafklämng  Ober  die  älteste 
Beschaffenheit  und  Geschichte  der  niederrheinischea  Land- 
schaft Hr.  Oberlehrer  Dederich  in  seiner  Schrift:  Cki- 
schichte  der  Römer  und  der  Deutschen  am  Niederrbein,  Um* 
nierich  1854,  schon  wichtige  Beitrage  gegeben  hat ,  kOonen 
wir  nicht  nnbemerkt  lassen,  sumal  der  Hr.  Verf.  dieses  Buch 
gann  n  ignoriren  scheint,  obschoa  er  dasselbe  offenbar  be* 
iinfnt  hat 

Die  auf  S.  6  ausgesprochene  Behauptung,  dass  ^Julius  Oä* 
nr  in  den  von  uns  betrachteten  Landstrich  (in's  Glorisdie 
»uf  der  linken  Rheinseite)  niemals  gelangt  sei*,  und  ferner, 
dass  die  Vertreibung  der  eingedrungenen  Dsipeten  und  Tene- 
teren  von  der  linken  Rheinseite  auf  die  rechte  in  ihre  frt. 
heren  Wohnsitae  durch  Cftsar  „in  den  Gegenden  des  Mlttd» 
rbeins*  geschehen  sei,  wird  durch  Dederich's  begründete  Be* 
weisflrtnrung  Ober  die  ursprOnglichenWohnsitue  beider  VMker 
auf  der  recbten  Rheinseite  nwischen  Wesel  und  Bmtterfch 
md  weiterhin  b»  snir  Yssel,  sowie  Ober  die  Lage  des  Peides, 
wo  die  sich  lagernden  Germanen  von  Cllsars  Reiterei  Ober- 
fhHett  wurden,  wahrend  er  in  der  Nahe,  an  der  Maas  stand  ^), 
berichtiget.  Dieser  Ueberfall  wurde  aber  auf  dem  Plateau  bei 
Oodi  ausgeführt.  Ware  Cäsar  niemals  In's  Clevische  ge« 
kommen,  so  würde  sich  sein  Andenken  gewiss  nicht  in  den 
Sagen  hier  nu  Lande  erhalten  haben  und  Julius  COsar  nidvt 
als  der  Gründer  der  Burg  au  Cleve  genannt  worden  sein« 
Wfe  sich  aber  das  Andenken  an  die  Thaten  des  kühnen 
Peldherrn  Drusus  bis  auf  den  heutigen  Tag  am  NiederrheM 
«leirtiaft*  erhalten  hat,  so  ist  auch  das  des  Julius  COsar  niohi 
guna  rerschwunden.  Wenn  Ref.  auch  sugeben  will,  dass  der 
Rhein  bei  Xanten  nur  Rdmeraeit  nicht  so  dicht  an  der  Stadt 


^}  8.  JiiM>(leaer  d%$  V.  t.  A.  im  RkefeL  H.  Y.  S.85S  ft 


ttfi    SdkiMHbr*  niMC  Bmiräae  Mur  oIRm  QüoMaÜo  «|0l 

rarllbcr  gelMsea  ist,  ds  es  anf  dm  SHutiMsplaa  m  Im* 
bm'a  AotiqnriwB  angefeken  isl,  to  seheiat  arfr  4odi  dft 
raai  Naawn  Pislei  aatlakafe  Oraad  gaaa  uahaltbar  {kmm.  4. 
aam  1.  Absebaiti,  S.f»),  deaa  üe  Brfcftrair  ümm  WaaiHW» 
ifl»  jel«t  dm  wahnchcf  Bliehea  UekEerresI  dea  titealaa  Ebola, 
kailefl  bcaeichaety  aas  der  cdtischea  Spraebe  kl  sehr  aaal» 
eher,  aad  so  ist  aaeh  die  BehaapCaag  graadias,  dass  Iwaiis 
var  dcBi  Mitleiaiter  oder  la  der  Periode  der  BttflMrheifaehaft 
der  Haaptetroai  hier  aieht  aiefcr  varhaadea  war,  da  ssapt» 
aach  des  Hm.  Verf.  AasichC,  dieser  Bach  eioea  vMisahaa 
oder  deatachea  Naaien  fldirai  aad  aichl  dea  soadarfcaiea  aaU 
lisehea  i^Wasserhadi«  hehaltea  habea  wirde.  Me  Behaap- 
taaf  aaf  S.  5,  »dass  ohae  die  Aalage  voa  DiaNBoa  aa  eiaa 
Bawobaaag  dieses  eiaer  fortwahreadea  (?)  UebeHlalbaag  aaa* 
gcsetalen  Bodeasf  rielM  aieht  aa  daakea  sei,  aad  dass  aas  dea 
aar  dfeseai  Bodea  gefaadeaea  UeberresleB  itadscfaer  Aa« 
siedhaigea  srit  NothweadigiLeit  her?orgebe,  dasa  bmits  die 
■llSMr  schtttaeade  Dttaaae  gegea  die  Wasseribthea  aagalsfl 
haheft*  —  ist  iasolera  aa  bcsehrtiBkea,  als  die  jelaigeaBheia- 
•benehweauBaagea  sieh  weit  iMbr  aasbrmtea  aad  haher  sCai» 
gen,  ab  vor  1600  Jahrea,  da  aoeh  fcnae  Mama  daaBheia 
besahriahten  aad  dea  sdnieilea  AbBass  dar  WassenaassHi 
Uadarlaa,  wie  dies  bei  deai  jetaigen  IMehbaa  der  FaH  ist 
aaeh  die  Sola  des  naasbettes  sieb  aoch  aieht  aoerhMit  balta, 
wie  jatat.  Dass  dieses  iai  Altertbaai  tiebr  war  aad  dalMr 
aach  Bahr  Wasser  fSusen  «ad  farlsebafM  kaaate,  aatarttmt 
wohl  kefaMai  Zweifel. 

So  koBBte  das  Laad  selbst  ie  der  Nihe  dos  SIkobm  ba^ 
wabat  aad  aagebaaet  aeia,  aad  war  ea  gewiss  aach  afhaa 
iBagst  rar  dar  Aakaaft  der  Bitaaer,  wie  ja  aasdrAeUich  aasb 
GAsar  (de  B.  G-  IV,4)  bcaierkt,  dass  die  HaBafiar  aaf  bei- 
daa  DteB  des  Bbeias  PeUer,  6obiada  aad  Weilar  adcr  JMcw 
fer  besassea ,  ohae  dass  die  Ueberiatbaagea  dlesea  Aabaa 
biadertaa.    Warea  Aberhaapt  voa  Aabegiaa  aa  BiaiBMt  «der 


fliisMfafar,  mne  BmMIge  mr  mUm  fihf  obMbito  üa    IM 

SdiHtaieicIie  nolbiraidif ,  s«  mikmca  wir  Um  erste  Aütg« 
teiMoMipieni  MNfshreiben,  nebt  ie&  Rtaieni ;  war  absr  das 
LanA  an  Uieiiuifer  auch  akiici  0ekhe  fir  dea  Ackerbau  fe* 
ngßi&if  so  werlea  auch  die  RVnicff  diese  oiaheToUeii  und  kost-i 
s^Mgtti  Aakfea  mterlassen  babeiL  Wena  sieDaane  Inm* 
tesp  w  gesebab  dieses  aidit  sum  Scbota  des  Aokerlaades  aad 
iar  WohattUey  soadera  aiir  BeguUruag  oder  Abknkaag  des 
SitMrianiis  ^).  Dass  «aaser  Laadstrieh*  oder  das  devisehe 
Laad  wm  IHedsnbda  aad  aa  der  Waal  lai  J.  12  v.  Gbn 
Feldaag  des  Drusus  g ef  ea  die  Ilsipetea  nad  Teaefterer 
ofBtcaMale  mil  BcatiaHaÜirit  ia  derGesebichfte  ersdidat, 
wie  wd  &7  gesagt  wfard,  aiOeble  aicbt  gaas  richtig  sola, 
wem  wir  erwäg ea,  dass  schoa  eiaige  Jahre  fkUher,  ist  J»  M 
V«  Chr»,  4er  am  Niederrhcia  eoaiaiaadireade  Legal  M.  Lol« 
li«a,  eia  beisi  Kaiser  Aagaslos  aogesebeaer  aad  gescbita« 
tat  Staatsauuia,  der  gefrieseae  Freaad  des  Horatias,  nut  dta 
•her  im  Bbeia.  aaf  das  rtaisebe  Gebiet  eiagebrocheaea  .  8L» 
ganhcra,  Usipatea  aad  Teaeterera  kaaipAe  (Die  UV,  ta 
Veliej«  Uf  97)  aad  voa  diesea  Oenaaaea  flberfattea  dea  Adlss 
der  fllaftea  Legioa  rerlor  (elades  LoUiaaa))  derea  Staad« 
f  artier  aaf  dem  Firsteaberge  odtor  im  Lager  Vetera  bei 
Xaaiea  daveh  die  Ziegel  mit  dem  Steaif  el  der  LEG.  V.  ei^ 
wieaeD  ist,  aad  Tacitas  aeaot  sie  gleichfalls  aater  dea  aie^ 
derrheiaisehea  Legionea  (Aaa.  1,  31).  Dass  der  ?erloreae 
Adler  aater  Claadius  aurflciLgegebea  warde,  sagt  Bio  Caa» 
sns  LX,  a  Dass  er  diesea  Daiall  im  Cieriscbea  erUtten 
habe,  gebt  aicbt  aUeia  aas  der  Lage  der  Wobasitae  hervor^ 


1)  Die  al testen  uns  bekannten  Schutz  deiche  legte  Qerhard  Yon  Per- 
wjB,  Graf  zu  Hoorn,  TermShIt  mit  einer  olevischen  QrSfuii  bei 
Cranenbnrg  an,  das  er  als  Mitgift  erhalten  hatte,  und  gab  Im 
J.  1848  die  erste  Deiohordnnng ;  naoh  Ihm  brachte  der  Hersog 
Adolf  Ton  CAev«  die  cieitehen  Deiohs  In  2M«nQMahamg  anar 
üaHla  Dsbhgijtfe  aa. 


wddie  die  g eBannten  Gerauaen  iuie  battco ,  sondeni ' 
aw  den  Uastania,  ilaw  Amgv»Um  baM  dara«C  nacb  .den  Ortt 
dieses  Dnglficks  reiste  vnd  Mum  Schafs  der  Gegead  einübe- 
fesligtes  Lager ,  dessen  Naae  Vetera  ist,  aalegle«  Ja  schrä 
viar  Lolttus  fiodea  wir  im's  J.  25  r.  Chr*  des  rMissim  L^ 
gaten  M.  Viniclus  am  Niederrheia,  welcher  wegto  der  Br* 
norduag  röiaiscber  Kaoflente,  die  auf  deai  recbtea  Dfer  n* 
ler  deo  Germanen  Geschäfte  machten  wollten,  an  einifen 
Germanen  Rache  nahm.  Ans  den  Nachrichten  des  IHn  (LBI» 
M)  und  des  Geographen  Strabo  (Vill,  1)  geht  herFor^  iaas 
diese  Mord-  vnd  Raciie-Scenen  am  Niederrhein  nad  awar  in 
der  Gegend  voriden,  wo  der  lluss  die  HiMner  von  deo  Dsi* 
peten  und  Tencterem  trennte ,  also  anf  Clenacbem  Onmi 
nnd  Boden.  Im  siebenten  Abschnitt  spricht  der  VerC»  ron 
einer  Theilnng  der  ron  Vetera  herabkonmendeB  RttaMstranoa 
aidlich  von  Cleve  in  nwei  Arme ,  von  denen  der  eine  aich 
Aber  die  Hdhe  nach  Nymwegen  siehe,  der  andere  aber  an 
der  Stadt  vorbei  gen  Norden  durch  eine  theilweise  kthmUich 
m  lUesem  Zwecke  gegrabene  Schlacht,  die  Graft  fenami^ 
seine  Richtung  nach  der  bataviscben  Insel  ndunen  and  n- 
nttchst  nach  Ryndern  nnd  von  da  weiter  nach  BDttingien  «nd 
Nymwegen  fohren  solle.  Was  nun  jenen  i,kinstlichen  Hohlwof* 
wlangt,  der  unter  dem  Namen  der  Gruft  bekamt  ist,  so  ist 
dessen  Alter  sehr  nweifdhaft  nnd  reicht  wohl  nicht  bis  in 
a»  Rdmerarit  hinauf;  vielmehr  ist  mir  von  einem  der  Lo« 
cnlitAten  kundigen  Herrn  ans  Cleve  veisichcrt  worden,  dnas 
^iesctGruff*  mt  im  vorigen  Jahrhmdert  entstanden  und  dnri 
nie  eine  Strasse  gewesen  sei.  Auch  ist  bekannt,  daas  die 
Römer  bei  ihren  Strassenanlagen  Hohlwege  vermieden  nnd 
Defileen,  wo  es  nicht  nöthig  war,  gewiss  nicht  kanstlich  ge- 
macht haben.  Ebenso  wenig  dürfte  der  alte  Ryndem'sche 
Deich  die  Moles  oder  der  Damm  des  Drusus  gewesen  sein, 
den  er  nur  Stromlaufs-Aenderung  der  Waal  angelegt  hat. 
Dieser  Danun  wflrde  danu  nicht  aosgereichi  haben^  «ni  nicht 


Schneider^  neue  BeUräge  zur  atten  Geschichte  etc.    241 

»  Sttnie  gewesen  sein,  die  Wassermasse  des  Stromes  (der 
altea  Waal)  su  2wing[en,  in  dem  Rheinbette  fortzuströmen 
umi  das  Bette  des  abgelenkten  Stromarmes  trocken  zu  le- 
gen.   Auch  Dedericb's  Darstellung  und  Angabe  auf  der  Karte 
scheint  nteht  die  richtige  zu  sein,  obgleich  er  seiner  Ansicht 
so  gewiss  ist,  dass  er  den  Ryndern'schen  Deich  den  ^offcn- 
bar  ältesten   in  hiesiger  Gegend^  nennt,    der  aus  der  Zeit 
herrftbre,  wo 'der  Rhein  von  Cleve  Ober  Ryndern  demElten- 
berge  zoströmte,  und  es  als  eine  an  Gewissheit  gränzende 
Wahrscheinlichkeit  betrachtet,  dass  wir  in  diesem  Deiche  die 
Deberreste  des  ersten  Dammes  des  Drusus  in  seinen  Grund- 
airiagen  erblicken  ^).     Dieser  Damm  soll  nun   zugleich    als 
ronische  Niliiarstrasse  gedient  haben,    um   nach  Arenacam 
(Baadern)  und  weiter  zur  Sfromtheiinng  (ad  divorlia  Rheni) 
ond  längs  der  Waal  nach  Noviomagus  zu  gelangen.     Diese 
Meinaag  hat  Hr.  Dederich  ausgesprochen  und  Hr.  Dr.  Schnei- 
der 9tittait  ihr  bei.    Ref.  kann  sich  davon  nicht  tiberzeugen, 
da  bei  dem  römischen  Wegebau  der  Grandsatz  unter  allen 
6a»tandea  befolgt  wurde,  die  Strassenlinie  Aber  die  domi- 
nirendea  Hoben  und  Wasserscheiden  zu  ziehen,  Hohlwege 
ScMncbten  zu  umgehen  und  nicht  unmittelbar  neben 
Flosse  hinzulegen,   wenn  dessen  Ueberschwemmungen 
4er  Passage  leicht  hinderlich  werden  konnten.     Derartige 
biriia  Deiche,  wie  wir   sie  am  Niederrhein  und  in  Holland 
dvrohf  IbbObong  der  Flussbetten  zu  bauen   genöthigt  sind, 
hafen   die  Rdmer  gewiss  nicht  gebaut  und  hatten  es  auch 
nlebt  nOthfg,  weil  man  der  Ueberlhithung  mehr  Raum  liess 
ttod   diese  sich  daher   schneller  verlief.     Auch  die  Ströme 
wollen  wie  die  Völker  ihre  Freiheit  behalten,  und  jede  zu 
grosse  Einschränkung  ihrer  freien  Bewegung  bringt  Nach- 
theil.    Es  ist  ein  Irrthum,  der  zu  unrichtigen  Folgerungen 


1)  S.  Dededch's  Gesoh.  derB5ai«r  und  IXeotoolien  amNiedenrhein. 

S.  44—50. 

16 


242    Schneider^  neue  Betiräge  9imr  alien  OeeehiMe  efe. 

führt,  wenn  man  sich  die  rönfscbeB  Ddck«  «■  NidanMi 
—  wena  sie  flberhaapt  solche  Schntzwebren  gekaut  hahea  ^ 
in  einer  solchen  Hdhe  und  in  solcher  sosaniMonhaagesden 
Ausdehnung,  oft  gans  in  der  Nahe  des  Flusse«,  vorstdlt, 
wie^  die  heutigen  Cultonrerbältnisse  des  Landes  sie  niMhig 
machen  und  unter  Umstanden  oft  grossem  Schaden  als  Nataen 
bringen. 

Dass  der  Hr.  Verf.  das  oppidum  Batarorum  oder  Batavo- 
durum  unterscheidet  von  Noviomagum  (oder  Noviomagus)  und 
dieses  wieder  ron  dem  Castell  oder  der  Ars  auf  dem  beuti- 
gen Valkhofe  ^)  und  ron  dem  befestigten  Lager  hei  dem  heu* 
tigen  Fort  Krayenhof ,  und  diese  vier  Punkte  als  getrennte 
Oerter  betrachtet,  ist  eine  von  der  kisherigen  Ansiekt  gana 
abweichende,  deren  Begrflndung  wir  in  einer  noch  au  verM* 
fentlichenden  Abhandlung  des  Verf.  entgegen  sehen.  Vor* 
läufig  werden  uns  auf  S.  104  in  den  Anmerkungen  die  Haupt* 
puncto  dieser  bisher  einer  näheren  Aufklärung  vNilg  ent- 
behrenden Auffassung  der  topographischen  VoliäHRisse  aa- 
gedeutet.  Wir  enthalten  uns  daher  iber  die  Wehtigkcit  die- 
ser neuen  Auffassung  jedes  Urtbeils,  bis  uns  die  versprockene 
Abhandlung  hierfiber  die  ndthlge  Begrtbidung  gebra^  h^ 
ben  wird,  obwohl  aus  den  voiliegenden  Stellen  der  Alten 
hervorgeht,  dass  Batavodurum  und  oppidum  Batavorum  Na« 
men  ein  und  desselben  Ortes  sind ,  der  erstere  ein  eeltiscker, 
der  andere  eine  römische  Uebersetsung  desseiken,  die  kcide 
dem  seit  dem  dritten  Jahrhunderte  aufkommenden  Namen  Na- 
vionmgus  weichen  mussten ;  dass  dieser  aber  keinen  von  der 
alten  Bataverstadt  versckiedenen  Ort  beaeiehnet  hake,  son- 


1)  Dieses  Castell»  dessen  Erbauung  dem  Drusus  angeschrieben  wird| 
•oll  Ton  den  Franken  als  oastrnm  Numagam  wieder  hergestellt 
and  mit  der  zugleich  wieder  erbauten  Stadt  NoTiomagus  yerei- 
nigt  worden  sein,  sc  dass  au  diesen  beiden  Anlagen  das  heu- 
tigo  Nymwegen  herrorgegangen  sei. 


Sdmädfir,  neue  BeUrägfi  wr  itUßn  QeMchu^  ^^    ^^ß 

den  ma  die  mm  im  TrftaBOierB  der  «entörteo  B«toventedl 
«ieder  bergMteUte ,  und  iä$s  dieser  Nave  F^HCSogswei^.  M 
der  «Iten  Borg,  aa  der  rOffliecben,  nacbber  fränkischen  Arf^ 
mä  dem  Valkiiofe  haftete,  wo  auch  in  Mittelalter  daa.ca« 
siniiii  Nnmagm  oder  Neom^gwo,  Npviomagiim  niii  der  Pfala 
Karl'a  des  Grossen  und  den  Bobenstaufen  stand.  Der  Nym- 
weger  Antiquar  und  Dichter  Jobannes  Smith  bat  daher  seine 
16IS  n  Ansterdan  in  4to  gedruckte  Schrif$  Ober  jene  Stadt 
oit  Recht  betitelt;  Oppidum  Batavorum  seu  Novionagum,  um 
gleich  von  vornherein  den  Leser  auf  die  Identität  beider  Na* 
nsea  ab  Beseiobnungen  eines  und  desselben  Ortes  anfmerkp" 
sam  m  machen ,  was  in  der  Schrift  selbst  mit  altholländi* 
flcher  Belesenheit  nnd  Grandlichkeit  bewiesen  wird.  Daa 
ausserhalb  der  Stadt  liegende  ROmerlager  war  wohl  kein 
für  die  Daaer  eingericlitetes  nnd  kann  nicht  von  dem  oppi* 
dam  getrennt  oder  als  eine  besondre  Niederlassung  betrach^ 
tct  werden. 

Eine  andere,  gewiss  nicht  richtige  topographische  Bestim- 
nsuag  findet  sich  auf  der  Schneider'schen  Karte  bisi  Trice« 
simaot  das  der  VerfL  ganu  in  die  Nuhe  des  heutigen  Bifttn, 
nicht  weit  von  Vetera,  als  einen  besondern  Ort  ansetst,  der 
als  aolcher  gar  nicht  existirt  hat,  wogegen  Colonia  Trojan 
viel  no  weit  nördlich  von  Vetera  steht,  von  dem  es  ußth  dem 
Aaloninisdien  Itinerar  nur  MP  oder  tnusend  Schritte  oatfeprnt 
iatf  wonach  also  die  Colonia  gerade  an  der  Stelle  des  heu« 
tagen  Xanten  gestanden  haben  muss.    Es  ist  4lbefhaupt  mtht^ 
«wiesen,  und  wird  sich  wohl  auch  nicht  evident  erweisen 
lassen,  dass  Tricesimae,  welcher  Name  allein  von  Amfunufw: 
nngeffihrt  wird,  ein  von  Col.  Trajana  verschiedener  Ort  g^ 
wesen  sei,  denn  es  steht  durch  Zeugnisse  fest,  dass  Col.  Tra- 
jana als  Standquartier  der  XXX.  Legion  seit  der  Regierung 
des  Kaisers  Ulpius  Trajanus  bis  zur  Zeit  der  frankischen 
Einfitlle,  im  gewöhnlichen  Leben  nicht  nur  Castra .  Ulpia, 
aondem  auch  Tricesimae,  d.  h.  statin  oder  castra . legionia 


U4    SdbMftfer,  neue  Beiiräge  «nr  Men  Ge$chMle  eio. 

6l|nfte  tricemmae^  genannt  vruHe^)^  wie  «ndi  yiete  «nion 
Ktamrtfldte  ihren  Manien  von  dem  Legionen  eitlelten',  die 
in  ihnen  ab  Besatsmige*  lagen;  ich  erinnere  nur  an  Kaliea 
in  Sj^nien,  an  Legio  (den  heuligen  Loon)  Germanica  in 
Rleinaeien  n.  a.  Der  lir*  Verf.  hat  nicht  erwähnt,  das»  die 
Angalie  der  Bntfemnng  von  Veteribos  nach  Coiö  Trojana, 
XL,  wie  eie  auf  der  Pentinger'schen  Tafel  steht,  nnridiüg 
seia  mue,  dasa  diese  Entfcmnng  nicht  40  Millien  helrftgt, 
sondern  nur  eine.  Warum  der  Verf.  die  Angabe  der  Tab. 
Peot.  und  des  Itiner.  Anton.  eingelLlammert  hat,  daraber  laaal 
et  uns  in  Zweifel,  indmn  er  nichts  hierabt»*  bemerlLt«  Balt 
er  vielleidit  die  Worte  fflr  nnacht  und  filr  einen  spaiem  Bin- 
scbab?  oder  wiH  er  ihnen  eine  andere  Stelle  anweisen ,  n» 
das  Dorf  Kellen  bei  Cir ve  au  dieser  Colonia  Trajani ,  wie 
sie  auch  im  Itinerar  genannt  wird ,  au  erheben ,  dem  Vor« 
gange  daver^s  oder  Wilhelni's  folgend,  welcher  4ie  nnriali- 
tige  Zahl  XL  in  XXI  ändert,  um  die  Entfernung  awisehen 
Xanten  und  Kellen  herausaubringen,  obgleich  das  riobtige  MP 
UB  Maetar  steht. 

Wir  brechen  Jiierv  um  nidit  die  gesfecktea  efünnen  am' 
fibersdnreüen, '  mlsere  Bemeiknngen  ab  und  spredien  nur  nodi 
den  Wnnadi  aus',  dass  diese  eiste  Folge  der  «NeneB  Bei- 
trage* eine  eiwinsehte  Nachfelge  erhalten  mage ,  wom  ea 
dem  Hfm.  Vferf.  an  Stisff  nichl  fehlen  wird ,  um  die  alte  md 
mittlere  Oeschicbie  und  Geographie  «»eres  deviseben  Laä- 
des  ilaaier  mehr  anfeiklaren  und  von  Irrthamem,  wo  alo 
sieb  nMk  vorluden,  an  befreien.  Mdge  es  dem  Hm^  Verf. 
bei  BsMnsgabo  der  nweican  Folgo  gefriien,  die  Anmerlivn^ 
gen  Unter  jedem  einmelnen  Abschnitte  folgen  und  die  dtfnen 


1}  8.  Rdm.  BenkmSIer  der  Qegend  von  Xanten  und  Wesel  S.  232  ff. 
Das  Rlcliäge  hatte  sohon  Hadrianiis  Valesias  in  der  Notitia 
GaUiarnm  p.  180  gesehen.    Vergl.  Cannegleter  dis«.  de  ÜHtten- 

bsvgo  p.  a». 


Schneiderj  neue  BeUräge  aur  aUen  Oeickichte  elc    246 

Stellen  wörtlich  abdrucken  so  lassen,  was  den  Oebranch  des 
Boches  sehr  erleichtem  durfte,  da  das  Nachsuchen  der  ange- 
fllhrten  Stellen  bei  der  jetzigen  Einrichtong  des  Buches,  fttr 
dessen  Aosstattong  äbrigens  die  Verlagshandlnog  lobenswerth 
gesorgt  hat,  aiendich  viel  Zeit  erfordert,  sumal  da  jeder  Ab* 
wbnitt  seine  besondem  Naranern  der  Anmerkung  hat,  wah- 
rend fortlaufende  das  Auffinden  der  im  Text  angeneigten 

Anmerkungen  erleichtert  haben  wflrden* 

Vledler« 


■ 

2.    jRunfllrenkmSler  lueo  d|rtflltd)rn  Altttelaltero  tn  l^en  n^etn- 

lanitn.    ^erouegegeben  oon  tfrnfl  aue^mSfrert^. 

BiDfiter  fattH.    feipjig  1860. 

Deo  Lesern  unserer  Jahrbficher  ist  aus  der  im  vorigen 
Hefte  mitgetheilten  Chronik  des  Vereins  sclion  bekannt^  dass 
der  zweite  Band  dieses  bedeutenden  Denknftlerwerkes ,  wel- 
eher  besonders  die  Kirchenschätze  von  Essen  und  Aachen  zum 
ersten  Male  fast  vollständig  publicirt ,  am  Ende  des  vorigen 
Jahres  erschienen  ist.  Der  Kunsifreund  wird  mit  Befriedi- 
gung daraus  ersehen,  dass  dem  Vandalismus  der  Revolutions- 
zeit, der  gegen  die  Denkmäler  und  Symbole  des  christlichen 
Glaubens  wflthete  und  so  vieles,  womit  der  fromme  Sinn 
unserer  Vorfahren  die  rheinischen  Kirchen  geschmfickt  halte, 
entweder  zerstörte  oder  zerstreute,  doch  noch  genug  entgan* 
gen  ist ,  um  es  dem  Forscher  möglich  zu  machen ,  die  Ent- 
Wickelung  der  christlichen  Kunst  im  Mittelalter  an  ursprfing- 
lichen  Denkmälern  nachzuweisen.  Mit  derselben  Sorgfalt  und 
Schönheit  der  AosfQbrung,  die  schon  aus  dem  froheren  Bande 
bekannt  ist,  sind  in  diesem  Theile  auf  19  Blättern  (Tab. 
XXI — XXXX)  die  Kunstwerke  abgebildet,  welche  der  Ver- 
fasser in  den  Kirchen  am  Niederrhein  von  Wesel  bis  Coln 
aufgefunden  hat,  und  in  einem  beigegebenen  Texte  von  145 
Qnartseiten  umfassend  und  grOndlich  erläutert.  Wie  Aachen 
sowohl  seiner  reichen  Schätze  als  seiner  historischen  Bedeu- 
tung wegen  bei  dem  Verf.  den  grössten  Raum  einnimmt,  so 
wollen  auch  wir  vorzugsweise  bei  demselben  verweilen. 
Wir  betreten  hier  einen  durch  das  Andenken  an  Karl  den 
Grossen  geweihten  Boden,  auf  dem  man,  wie  Cicero  von  Athen 


KuMidenkmdter  de$  christlichen  MÜtelaUers  eic.      247 

aafi,  nirgends  den  Puss  hinsetaen  kann ,  ohne  auf  eine  Ge- 
schiebte  zu  treten:  Quacnmqae  ingredimur,  in  aliquan  histo- 
riam  Testiginm  poninius. 

Als  Karl  der  6r.  im  Jahre  794  den  Entschlnss  fasste,  sei- 
neai  Hofe  statt  des  bisherigen  Wanderlebens  einen  bleiben- 
dea  Aufenthalt  und  seiner  Regierung  einen  festen  Mittelpunkt 
sn  geben,  bestimmten  ihn  dazu  zwei  Gründe :  zuerst  die  Noth- 
wendigkeit  der  Centralisation ,  ohne  welche  ein  grosses  und 
ans  verschiedenartigen  Elementen  componirtes  Reich  zusam- 
menzuhalten unmöglich  schien,   und   sodann  die  Rflcksicht 
auf  den  Sadisenkrieg.     Der  Entschlnss  zur  Gründung  einer 
festen  Residenz  ging  in  der  That  unmittelbar  aus  dem  Auf- 
stande der  Sachsen  im  Jahr  798  hervor.    Denn  man  braucht 
lieh  aar  in  Karls  damalige  Lage  und  Stimmung  zu  versetzen, 
«■  den  Schmerz  zu  begreifen,  mit  dem  er  diesen  Krieg,  wel- 
chen er  in  hoffnungsreicher  Jugend  begonnen  hatte,  jetzt,  wo 
seine  Jahre  sich  zu  neigen  begannen,  von  neuem  ausbrechen 
sah.     Eine  der  Hauptaufgaben  seines  Lebens  wäre  unausge- 
Ahrt  geblieben,  wenn  er  die  Sachsen  nicht  dem  Frankischen 
Reiche  einverleibt  und  dem  kirchlichen  und  politischen  Sy- 
stem desselben  unterworfen  hätte.    Bittere  Erfahrungen  hat- 
ten ihn  belehrt ,  dass  dieses  Ziel  mit  vorübergehenden  Feld- 
Zügen  nicht  zu  erreichen  sei,  sondern  dass  ein  methodisches 
und  systematisches  Verfahren  befolgt  werden  müsse.    Daraus 
ging  sein  Entschluss  hervor,  sich  nicht  mehr  aus  der  Nähe 
von  Sachsen  zu  entfernen,  bis  er  das  halsstarrige  Volk  durch 
Unterwerfung  oder  Vernichtung  gebändigt  habe.    Zur  Errci- 
ehnng  dieser  Absicht  wurde  es  daher  nöthig,  in  der  Rhein- 
gegend eine  bleibende  Residenz  zu  gründen,  au  der  es  bis- 
her dem  Fränkischen  Reiche  gefehlt  hatte. 

Die  Gründung  einer  Residenz  ist  immer  in  der  Geschichte 
eines  grossen  Reiches  von  hoher  Bedeutung  und  die  Wahl 
des  Ortes  auf  die  Geschicke  desselben  oft  von  nicht  gerin- 
ges Einflüsse.    Denn  durch  sie  wird  der  Schwerpunkt  des 


24B      Kunsidenkmäier  des  christlichen  MiüelaUeri  efc. 

Reiches  bestimmt  und  seiner  Entwickelang  ilire  Babn  ai^a» 
wiesen.    Dass  Karl  bei  einer  so  wicbtigen  Eatscheidiivf  sieb 
nicht  vom  Zufalle  oder  von  persönlicher  Liebhaberei»  MmderB 
von  der  Rttcksicht  auf  das  Wohl   des  Reiches  leiten   licasy 
darf  man  bei  einem  Charakter,  wie  der  seioige  war«  romas- 
setzen.    In  der  Tbat  war  unter  der  Voraussetsung  der  Bu- 
heit  seines  Reiches  die  Wahl  von  Aachen  eine  glttcklidie  n 
nennen,  da  mit  ihr  der  natürliche  Schwer|MiniU  der  Hoiiar'- 
chie  getroffen  war.     Denn  wer  möchte  zweifeln,  daaa  Kpfl 
der  Gr.  an  die  Dauer  und  Haltbarkeit  seiner  Mourcbie  g«> 
glaubt  habe?     Wenn   aber  auch  politische  Rflckaichtc«  boi 
der  Wahl  der  Residenz   der  Hauptbestimmungsgrund  waiea, 
SP  schliesst  dies  doch  nicht  aus,  dass,  wie  die  Schriflatellftr 
der  karolingischen  Zeit  angeben,    auch  persönliche  Vorliebe 
des  grossen  Königs  für  Aachen   entschied.     Freilieh  isl  das 
»in  genitali  solo'  des  Nönchs  von  St.  Gallen   nicht  so 
verstehen,  als  ob  Aachen  Karls  Geburtsort  gewesen  sei, 
dern  es  bezeichnet  nur  im  Allgemeinen  die  eigentlicbe  Hei* 
mathstatte  des  karolingischen  Hauses,   allein  auch  in  dieacv 
Sinne  hatte  für  die  neue  Residenz  kein  festerer  Rodea  ge> 
wählt  werden  können,  als  der,  aus  dem   ursprfinglicb  die 
Macht  der  Herrseberfamilie  emporgewachsen  war.     EndUch 
trug  Karls  Vorliebe  für  die  warmen  QpeUcm «  die  ihm   daz 
alte  Aquisgranum  darbot,  nicht  wenig  dazu  bei,  ihm  diese» 
Ort  zu  empfehlen.     Schon  den  Römern  waren  die  Heilf«cl« 
len  von  Aachen  und  Spaa   bekannt,   wie   die  ansfftbrlieh^ 
Analyse  einer  solchen  Quelle    im  Lande,  der  Tw^gver 
Plinins  (bist  nat.  lib,  XXXI,  cap,  8)  beweist;    such 
ohne  Zweifel  von    ihnen  Anlagen  zu  deren  Benniznng  ge- 
macht worden,  die  aber,  da  sie  von  den  Franken  nicht  «n-* 
terhalten  wurden,  wieder  verfielen.  So  spmdelten  denn  Jnhr- 
hunderte  lang  diese  warmen  Gewisser  hervor,   ohne   dnas 
etwas  zu  ihrer  Einfassung  nnd  Leitung  gtscheben  wirc«  Von 
dem  Augenblicke  an,  wo  Karl  hier  aeine  Residenz  nnincUnf , 


Kumtdaümähr  des  ckrislUcheH  MÜtelaUen  etc.     94ß 

Aa'erU  sieb  aber  alles  lud  Aacheo,  ißs  bisher  eine  Villa 
gfw^Afi  war»  verwaa4elte  sich  schoell  io  ciae  grosse  Sta4(. 
Stwnii  baute  er  hier  eiuea  Palast  io  noch  grossartiger^ip 
Styk,  flio  der  Mher  von  ihm  w  Ingelheim  errichtete  war. 
Shf  rhMpaUf  e  baiserliohe  P^lasl  nu  Ravenna  war  für  Riesen 
Bern  nkhl  allein  das  IHnster^  sondern  lieferte  ancb  sum  Tbeil 
di«  Materialien  au  demselben ,  da  der  Papst ,  dem  durch  die 
ProigiebigiLeit  der  Harolinger  Ravenna  .gehi^rte ,  dem  Könige 
a«C  4efliei|  Sitte  ülarmorU^ebe  nnd  Mosaikwerke  voa  dort 
Aholen  nn  lassen  erlaubte.  So  ward  der  kaiserliche  Palast 
in  Büvoniia  abgetragen,  um  in  Aachen  von  neuem  avsam- 
emnge^ttM  w  werden.  Mas  mebt  auch  hier,  wie  in  Karls 
Qriits  kmier  mehr  der  Enlschluss  reifte,  die  kaiserlic)^ 
Wflr4s  wieder  heranstellen  nnd  mit  dem  Palaste  der  alten 
45ftsartii  anrb  deren  Macht  und  Stellung  fiber  die  Alpen  nu 
vmrlfgeii,  Aueh  von  Trier,  das  ehemals  eine  Römisch  *-l(ai* 
mriifbf  Residena  gewinn  war,  liess  er  Pracbtstticke  antiker 
RUDil  «nr  VeraieriHig  seines  Palastes  nach  Aacban  schaff^ : 
Kafolna  muMpn  marmor  et  muaeum  plurimum  de  Treberi  ad 
Aflpia  palaeinm  veadi  (gest.  Trev.  ap-  Perts,  Vlil,  p.103]. 
Sfnbon  im  Jahr  790  war  der  Bau  so  weit  fertig,  dass  er  vo9 
ibm  hMPgeil  wwden  konnte«  Qass  er  grossartig  war,  dilr* 
fefl  ^\t  ß^f^  der  Bewunderung  der  Zeitgeuossen  scbliessen ; 
diP  4^  ffV^AWW  war,  sehen  wir  daraus,  dass  nun  i^  ihfp 
die  llaiebft-  «nd  Kü^bpuversaiaimluogen  gehalten  wiird^. 
JieMar  ißt  abfi*  l^ine  Spur  von  ihm  Obrig  geblieben,  da  4if 
erUtlertfP  Feindte  Karla  des  Grossen,  die  Normannen,  spjiter 
eben  ap  in  A^^cai  wie  in  Ingelheim  keinen  Steif  ^af  ifugt 
Wi^m  gelassen  habe^i«  —  Die  warmen  Quellen  lieiis  Kar^  In 
ein  Bassin  leiten,  das  geräumig  genug  war,  um  mehr  eis 
hundert  Badende  auf  einmal  aufsunehmen.  Er  selbst  war 
ein  trefflieher  Schwimmer  und  liebte  es,  in  Gesellschaft  zu 
hadefi ,  so  dass  er  nach  Einhards  Zeugnisse  seinen  Hofstaat 
nnd  seife  lifthgarde  jnit  ins  Wasser  nahm  und  sich  im  Schwim- 


flSO         KuMtdetdunäler  dei  chrUUMm  MiUdäUen. 

meii  Aken  Hess.  Dbm  eis  so  froMner  Kttaig,  wie  EM  icr 
Grosse,  wo  er  sich  eineo  prachtvollen  Pülast  baute,  aveh  efai 
noch  f  rächt  volleres  Gotteshaus  errichtet  haben  wende ,  v«r* 
steht  sich  von  selbst.  In  der  That  bante  er  eine  dnch  otnen 
StnlengaDg^  mit  dem  Palast  verbundene  Kirche  n  Ehren 
der  Jungfrau  Maria,  die  von  einem  Kenner,  wie  Binhnrd, 
basilica  mirabiii  oprre  constructa  genannt  wird.  Von  dieser 
Kirche,  dem  heutigen  Aachener  Münster,  ist  die  Rotunde  in 
der  Form  eines  AcbtcciLs  so  erhalten,  wie  sie  von  Karl  iem 
Grossen  gebaut  worden  ist. 

Aachen  wurde  also  von  796  an  der  Mittelpunkt  aller  Stnato- 
geschflfte,  von  wo  die  Befehle  ausgingen  und  wohin  die  Be* 
richte  susammenliefen.  Es  war,  wie  es  vonNithard  (üb.  IV, 
cap«  1)  genannt  wird ,  sedes  prima  Franciae  und  blieb  es 
auch  nach  der  Theilung  der  Monarchie  unter  Karls  Enkel,  49l 
durch  diese  die  Einheit  des  Reiches  nicht  aufgehoben  werden 
sollte.  So  lange  hier  Kaiser  Lothar  I.  thronte ,  war  dno 
•wischen  Frankreich  und  Deutschland  sich  binniehende  L«* 
tharingien  mit  seiner  Hauptstadt  Aachen  der  Kern  und  Mit» 
telpunkt,  an  den  sich  jene  beiden  andern  Reiche  westlich  wid 
Mlieh  ab  Fittgel  anlehnten.  Allein  dem  Centralpunkte  fehlte 
die  Kraft,  bei  den  fortwährenden  Theilungen  und  der  Ver- 
dickung des  natürlichen  Schwerpunktes  die  nach  Decentm- 
lisation  strebenden  Elemente  des  Frftnkischen  Reiches  minm- 
menauhalten>  und  es  war  noch  kein  Jahrhundert  nach  An- 
chen*s  Qrflndung  verflossen,  so  lag  die  Hauptstadt  in  Trim^- 
mem  und  das  Fränkische  Reich  war  aul|^elltat  Wie  rrther 
aus  dem  Verfalle  des  merovingischen  Reiches  die  Macht  der 
Karolinger  hervorgegangen  war,  so  erhob  sieh  jetst  auf  ien 
Trümmern  der  karolingisehen  Monarchie  die  Macht  der  Lu  • 
d  o  1  f  i  n  g  e  r.  Dieses  in  Sachsen  mit  der  hersogliehen  Wtrde 
bekleidete  Haus  hatte  den  kr&ftigen  Volksstamm,  den  es  be- 
herrschte, mit  kriftiger  Hand  nsammengehalten,  und  wu 
war  natürlicher ,  als  dasa  mit  dem  Vebergewkht  der  Macht 


I 


Kunsidenhmäler  des  christHchm  MUieUUiers.         m 

ancb  die  Krone  von  den  Franken  auf  die  Sachsen  flbfrg;ingf 
Dass  Deatschiand  nach  seiner  liossreissung  aus  dem  Verbände 
der  karoHngischen  Monarchie  sich  nicht  in  so  viele  König- 
reiche auflöste,  als  es  verschiedene  Volksstftmnie  und  Berzoge 
an  deren  Spitze  gab,  war  dem  LudolAnger  Otto  dem  Gros«- 
sen  zu  verdanken.     Wenn    aber  auch  Aachen,  nunmehr  an 
den  Grftnzmarken  des  neuen  deutschen  Reiches  gelegen,  nicht 
mehr  als  dessen  Mittelpunkt    betrachtet   werden   konnte,  so 
blieb  es  doch  als  dessen  Gebortsstatte  von  hoher  Bedeutung. 
Denn  hier  ward  Otto  zum  König  der  Deutschen  gewählt  und 
empfing  in  der  von  Karl  dem  Grossen  gestifteten  Kirche  die 
Salbung  und  Krönung    so  vrie  die  Huldigung  der  weltlichen 
und  geistlichen  Grossen.       Der  Besitz  von  Aachen  Hess  die 
dentsehen  Könige  als  die  berechtigten  Nachfolger  Karls  des 
Grossen  erscheinen.     Der  Thron  und  das  Grab  dieses  Herr- 
schers war  und  blieb  die  heiligste  und  ehrwördigste  Reliquie 
der  deutschen  Nation. 

Der  Verf.  hat  mit  Pleiss  und  Sachkenntniss  nachgewiesen, 
dass  Aachen  aus  der  Zeit  der  Karolinger  und  Ottonen  noch 
viele   Kunstschatze    von    hohem  Werthe  besitzt.     Ob  in  der 
Zeitbestimmung  und  lii  der  Auslegung  derselben  überall  da« 
Richtige  getroffen   sei,  mfissen  wir  den  Archäologen  vom  Pa^ 
che  zu  beurtheilen   überlassen.    Dagegen  dürfen  wir  mit  vol^ 
lern  Rechte  ihm  das   grosse  Verdienst  zuerkennen,  diese  Denl^ 
Mler  vollständig  publicirt  und  namentlich  auf  Tab.  XXXVf  ^ 
«um  erstenmal  eine  Abbildung  des  Schreines  gegeben  zu  |^ 
beu,  in  welchem  die   GebeineKarls  des  Grossen  ruhen.  W 
man  bedenkt ,    wie    viel  Mühe  und  Kosten  es  den  V 
verursachte,  die   Erlaubniss  «um  Herunternehmen  des 
»es  von  seinem   hohen  Standpunkte  zu  erlangen,  r 
auf  angebrachieii  Bildwerke  abzeichnen  und  die 
abschreiben  zu   lassen,  so  wird  man  es  ihm  -^ 
dass  er    das  Verdienst    der  Prioriiat  gegen 
derer,  die  seine  OOte  missbrauchten,  um  ibm 


ti9        KuHBtdenkmäler  des  ckristtieken  MiUelaUers.. 

fttr  sich  in  Anspruch  nimmt.  Alles,  was  sieh  auf  Karls  des 
Qrosseo  Beiselsung  im  Mttnster  zu  Aachen  berieht ,  hti  van 
dem  Verf.  vellständig  zusammengestellt  und  kritisdi  erörtert 
worden.  Ehen  so  bat  er  die  Grabesüffnuag^  durch  Otto  lUL 
nach  dem  Berichte  des  Grafen  von  Lomellino,  der  nebst  zwei 
Bischöfen  mit  dem  Kaiser  in  die  GmCt  hinabstieg,  gesobilderl 
und  endlich  die  Canonisation  Karls  auf  Veranstaltung  Prie* 
drich  Barbarossa's  und  die  Niederlegung  der  Gebeine  des 
neuen  Heiligen  in  den  Schrein,  der  sie  gegenwärtig  wn- 
schliesst,  nach  den  Quellen  erMhlt.  Natürlich  stelle^  die 
Reliefis,  welche  den  Schrein  schmCIcken,  die  Thaten  dar,  dunh 
welche  sich  Karl  der  Grosse  Anspruch  auf  den  HeUigen- 
schein  erworben  hat,  aber  nicht  der  wahren  Geschichte  ge- 
miss  die  von  ihm  als  bewaffnetem  Apostel  bewiikte  Bekeh- 
rung der  heidnischen  Sachsen,  sondern  nach  der  liegende 
seiue  Bekämpfung  der  ungUubigen  Saranenen.  Da  die  Verw 
fertigung  des  Schreines  in  eine  Zeit  filllt,  wo  bei  dep  geist.' 
lieben  Geschichtschreibern  der  Geschmack  an  fiabelhafter  Le- 
gende den  Sinn  fflr  historische  Wahrheit  au  verdrängen  an« 
gefangen  hatte,  so  darf  es  uns  nicht  wundem,  dass  der  fal» 
sehe  Turpin'  mehr  Auctoritftt  besassi  als  der  wahrhafte  Ein* 
hard,  besonders  nachdem  seit  dem  Jahre  11  S2T¥rpin8  IQgen* 
hafte  Chronik  durch  einen  päpstlichen  Hachtsprudi  beglaubigt 
worden  war«  Denn  es  ist  bekannt,  dass  in  dem  genannten 
Jahre  der  Papst  Kalixtus  IL  den  Pseudo  -  Turpinus  als  echte 
Quelle  für  die  Geschichte  Karls  des  Grossen  bestätigte,  so 
dass  z.  B.  Wattenbach  in  seinem  Werke  Ober  Deutschland^ 
Gescbii^htoquellen  (S.  3d0)  sich  versucht  fühlt ,  diesen  Pajw^ 
selbst  als  Verfasser  der  dem  angeblichen  Tnrpin  nugeschri^ 
benen  Vita  Caroli  Hagni  et  Bolandi  au  bezeichnen*  Auß 
diesem  Legendenkreise  sind  also  die  Darstellungen  enlp^n« 
mipn ,  welche  uns  der  VerL  in  wobigelungenen  AbbiMmg» 
sum  erstemal  vor  Augen  gestellt  und  in  deqi  beigegebenen 
Texte  von  S.  106  bis  S.  182  ansftthrlich  erläutert  hat     B4 


Kunsidenkmäler  des  ckrisilicken  MiUelaUer$,         S58 

der  HiiyerikeDBbaren  Wichtigkeit,  welche  scharfe  Zeitbestim« 
Hangen  für  die  Kunstgeschichte  des  Mittelalters  haben,  ver- 
langen  die  herrlichen  Schmelzarbeiten  von  Essen  wie  der 
Brsgttss  eines  siebenarmigen  Leuchters  daselbst ,  eine  beson- 
dere Erw&hnung.  Denn  der  Herausgeber  gibt  die  histori« 
sdiea  Beweismittel  9  dass  sie  fromme  Gaben  des  ottonis^hen 
Bnnses  sind  nnd  macht  darauf  aufmerksam,  dass  sie  in  ihrer 
eigemhamlieben'  Pracht  Zeugniss  ablegen  von  der  dofeh  üt 
Eaiserin  Theophano  in  DiNitschland  eiagefilhrten  Byaantinischen 
Geschmacksrichtung. 

Nicht  bloss  der  Kunstfreund ,  sondern  auch  jeder  Freund 
der  Geschichte  wird  sich  dem  Hrn.  Dr.  aus'ra  Weerth  für 
seine  Bemflhungen  zum  Dank  verpflichtet  fühlen  und  mit  uns 
wflnschen,  dass  er  Untersttitzung  und  Aufmunterung  finden 
iliftge,  um  sein  verdienstvolles  Werk  rüstig  fortzusetzen  und 
glücklich  zu  beendigen 

Vi»«  I«oreats« 


8»    9*  tf^^i  ftrrtertc^teri  IKttgltrti  IrretPrrrine  für  tfcfcl^td^e* 

unk  SUfert^amekuntie  We^folrn«:  9it  Sibfetktrd^  ju  -Vlnrtaii 

tßUmifif'^wcdftinimiifdi  targrftrlt    Cffm  bei  iätrdirt  185& 

16  Srttrn  in  8. 

Wir  haben  im  vorigen  Hefte  dieser  Jahrbflcher  die  käme 
Aniseige  einer  Monografie  des  Geh..Ratli  Stiller  und  Prof. 
Lolide  Aber  die  berühmte  Ableikirche  von  Werden  au  der 
Enhr  gebracht,  und  dürfen  desshalb  um  so  weniger  einer 
kleineren  Schrift  vergessen,  die,  wenn  auch  nicht  mit  so 
reichen  Abbildungen  ausgestattet,  doch  ein  Jahr  früher  er* 
schien  und  in  Besug  des  gebrachten  historischen  Naterials 
gerade  von  der  späteren  Arbeit  zum  Ausgangspunkte  der  IIa- 
tersnchung  gemacht  wurde.  Der  Verfasser  berührt  zunächst 
einige  Specialquellen  2sur  Geschichte  der  Abtei  Werden  and 
unter  diesen  besonders  die  Annales  imperialium  immediata- 
rum  liberamm  et  exemptarum  ei^clesiarum  Werdenensis  et 
Helmstadiensis  ordinis  s.  Benedict,  congreg.  Bursf.  a  viro 
Historiarum  gnaro  domino  Gregorio  Overhamm  praeposito 
Helmstadiensi,  quondam  ceUario,  Archivario  et  Priore  Wer- 
dinensi ,  gebt  dann  zur  Beschreibung  der  Einzelheiten  des 
Baues  über  und  stellt  schliesslich  die  Daten  der  Baugeschichto 
zusammen«  Von  dem  Bethanse,  welches  der  h.  Ludger  im 
Anfange  des  neunten  Jahrhunderts  errichtete,  rühren  demnach 
nur  noch  die  Seltenwände  der  Cryftti  her,  die  dann  1059 
ihre  jetzige  Gestalt  erhielt  Da  darauf  im  Jahre  875  eine 
Weihe  durch  Erzbischof  Wilibert  von  Cüln  gemeldet  wird, 
so  muss  ein  Neubau  in  dieser  Zeit  angenommen  werden, 
welchem  der  nntere  Theil  der  wesilicben  Kirche  angehnrt 


Die  Abieikireke  «ti  Werden  ete*  fU 

Die  f  Mammte  übrige  Kirche  soll  dann  ans  der  ersten  Hftlfte 
des  jEwalften  Jahrhunderts  stammen,  mit  Ausnahme  des  etwas 
spater  entstandenen  Thurmes  auf  der  Vierung,  weil  1119 
fast  die  ganae  Kirche  abbrannte.  Der  Verfasser  glaubt  einen 
sweiten,  nämlich  swischen  12S5  und  1257  vermeldeten  Brand, 
uad  die  in  Folge  dessen  geschehenen  Neubauten  niclit  fltr  be* 
laofreich  halten  an  dürfen,  weil  der  auf  uns  gekommene 
imnierhiii  noch  romanische  Kirchenbau  unmöglich  in  BinUang 
mm  bringen  sei  mit  dem  anr  Zeit  dieses  letzten  Brandes  schon 
herrschenden  S|Htaeabogenstil  und  hat  vom  iiunstgesehicbtli- 
eben  Standpunicte  im  Allgemeinen  auch  Recht,  den  vorhan* 
denen  Kircbenbau  dem  Stile  nach  in's  awOlfte  Jahrhundert 
sa  setzen.  Dass  in  diesem  Baue  aber  ein  merkwtirdiges  Fest- 
halten am  romanischen  Stile  noch  im  dreizehnten  Jahrhun- 
dert sich  bekundet  und  der  letzte  grosse  Neubau  wirklich 
erst  nach  dem  Brande  von  1255  stattfand,  hat  die  Lohde'sche 
Schrift,  wie  wir  in  der  früheren  Besprechung  derselben  er- 
wlhnten,  erwiesen« 


4.  Mfbtt  CrojaiM  (kmemf  Ww^wbxitht  nm  Sofrpir  3lfc|^kif|« 
Mit  2  Stfdn  unü  3  ^oUf^mUen.  Wm.  9U»  »er  katftarU  l$0f«- 
und  Stoat0ltudie»r.  1868.  (Bcsoadere  abfcinickt  aas  itai: 
Allgast*  Hefte  des  IlL  Hhfg.  der  „Mittlieilinigea  der  k»  k. 

CfDlnl-CoBinissioB  sssr  Erforschttng^  «od  Brballmg  der 

BaadeakoDsle«.)    24  S.  4. 

5.  9te  britonmfditn  Ktmitartntppfn  in  im  rimiföftn  iomm- 
lanUnn.  Von  Sofrpf^  Kfdjbad^.  »tm  1860.  29  S.  8.   (Ans  den 

Jahrbuch  für  vateriandische- Geschichte,  Wieo  1860» 

besonders  abgedmckt) 


Obgleicb  dfe  beiden  AbhaadliingeB ,  «i  weldieii  der 
als  Bpigrapbiker  aosgesetcbnete  GesdüchtsCtrscker  die  AI* 
tertkiMBftvuBde  Oestreichs  beschenkt  hat,  das  RheingeMet 
jniB&chst  nicht  angehen,  se  siöchte  doch  ein  knnes  Referat 
iber  die  Ergebnisse  der  in  mannigfacher  Besiebong  interes^ 
santen  Untersnchnngen  für  die  Leser  nnserer  Jakrbttcher  will« 


Veranlassnng  nnr  erstgenannten  Schiifl  Aber  den  BrAcken  - 
ban  Trajans  gab  dem  gelehrten  Verfasser  der  nngewihnlich 
niedere  Wasserstand  der  Denan  un  Jannar  1856,  in  Pnlge 
dessen  die  sehen  yeni  Grafen  Harsigli  im  AnCuig  des  18» 
Jakrh*  ansgesprecheae  Ansieht,  dass  Trajan's  steinerne  BrAcke 
einige  Meilen  eberhalb  Orsera  mchst  dssn  eisernen  Thnre 
gfntanden  habe^  rellkeaaen  bestätigt  wnrde.  Nach  dem  Be- 
richte  des  Majer  fanbriseric  kennten  aa  Ift*  Janmr,  wo  der 
Wassorstand  nach  dem  Orsoraer  ftgA  V  4r  nnter  HnU  he. 
tmg^  M  PfcUer  der  niten  Btaciftrtcke  iber  tan  Wi 
ifisgtl  wnhifCMMnen  worden.  In  der  Ktle 


Ueber  Trajan$  steinerne  Denaubrucke  etc.         VU 

pfeilers  fand  sieh  ein  Eicbenstanm  eingemaoerly  und  in  den 
Deberresten  des  Mauerwerks  entdeckte  man^  Ziegelsteine  mit 
den  Stempeln  COH  II  HI8P  d.  h.  cohors  secnnda  üispano- 
nuD  und  •  •  HICRB  d.  i.  coHors  prima  Civinip  Romanomm 
Bqvitata« 

Der  grossartige  Brftekenban  begann  knrs  nadi  Beendigung 
des  ersten  Dacischen  Krieges  gegen  Decebalus,  welcher  sich 
denitbig  unterwerfen  mnsste,  jedoch  seine  Herrschaft  behielt 
(in  J>  108  n.  Chr.) ,  und  wurde  unter  der  Leitung  des  be- 
rOhnten  Architekten  Apollodorns  von  Damascus  in  dem  un- 
glaublich kurzen  Zeitraum  Eines  Jahres  vollendet ;  eine  That- 
saehe,  die  sich  nur  aus  den  Einrichtungen  des  römischen 
Heerwesens  erklaren  Ittsst,  indem  den  einseinen  Abtheilnngen 
des  Heeres,  besonders  den  sahireichen  HfllfiBtruppen  barbari- 
scher Völkerschaften,  bestimmte  Theile  des  Baues  bersustellen 
angewiesen  wurden. 

Die  Hauptstelle  über  die  Construction  und  die  Dimensions- 
verhaltnisse der  Brficke  bietet  Dio  Cassius  (lib.56,  18);  sie 
lautet  also :  *'Bs  sind  80  Pfeiler  aus  Quadersteinen,  die  Höhe 
derselben  beträgt,  ungerechnet  die  Fundamente,  150  Fuss,  die 
Breite  aber  80  Fuss,  Die  Pfeiler  selbst  stehen  170  F.  von 
einander  ab  und  sind  durch  Bogen  miteinander  verbunden. 
Sie  sind  in  dem  wirbelvollen  Wasser  und  auf  dem  lehmigen 
Boden  aufgeftthrt  worden,  denn  man  konnte  den  Fluss  nir- 
gendwobtn  ableiten".  Dieselben  Hassangaben  gibt  der  spa- 
tere byzantinische  Schriftsteller  Tsetses  (Joann.  Tsets.  Chil. 
l.n  V.  87ff.)  und  fflgt  noch  aus  dem  Werke  des  Patricfais 
Theophilus  die  interessante  Notis  bei,  dass  der  Ardiitdit 
Apollodor  den  Brückenbau  in  der  Weise  bewerkstelligt  habe, 
dass  er  Kasten  oder  Kammern  im  Flusse  angelegt,  in  der 
Länge  von  180',  in  der  Breite  von  80'  sur  Fnndirung  der 
Pfeiler. 

Da  es  die  6rensen  dieser  Anseige  flberschreiten  wflrde, 
woflten  wir  den  Versuch  des  Verf.  theils  aus  den  Angaben 

17 


858         Ueber  Trojans  steinerne  Donaübrücke  eic. 

des  Dio  Cassiusy  T^et^es  uDd  Procopius,  tbeik  aus  den  jüngst 
angeslellteD  LocaluntersucbuDgeD  den  Hergang  des  Brieken- 
baues  näher  zu  ermitteln^  wiedergeben,  so  heben  wir  daraus 
nur  hervor,  dass  nach  Vollendung  eines  Drittels  der  Brücke, 
die  von  einer  vorspringenden  Landzunge  am  linken  Donaa- 
ufer,  in  der  Nähe  des  heutigen  Ortes  Turn  Severin,  ausging, 
unter  den  fertigen  Pfeilern,  die  auf  dem  Lande  standen,  zur 
Aufnahme  eines  Flussarmes  ein  Canal  gegraben,  und  die  aus- 
gegrabene Erde  zur  Aufscbflttung  einer  künstlichen  Insd 
gegen  die  Mitte  des  Stromes  verwendet  wurde.  Durch  Ab- 
dämmungen legte  mau  Kammern  von  ISO'  Länge  und  80' 
Breite  im  Flusse  trocken.  Auf  eingerammte  Eichenstämme 
wurden  die  Pfeiler  gebaut.  Nur  die  äussere  Verkleidung 
bestand  aus  Quadersteinen,  der  mittlere  Theil  war  mit  ge- 
mischtem Hauerwerk  gefüllt.  Da  die  auf  den  beiden  hohen 
Ufern  erbauten  Castelle  mit  der  Brücke  dermassen  in  VerUu- 
düng  standen,  dass  man  nur  von  ihnen  aus  auf  den  Brflckeu- 
weg  gelangen  konnte,  so  mnssten  die  Pfeiler  in  einer  sehr 
ansehnlichen  Höhe  aufgerichtet  sein.  Jedoch  scheint  die  An- 
gabe der  PfeilerbOhe  von  150'  bei  Dio  Cassius  ungenau,  zu- 
mal er  erwähnt,  dass  die  Ftaadamente  in  dem  HühenoMsae 
nicht  inbegriffen  wären.  Ohne  die  beiden  Brückenköpfe  wa- 
ren es  20  Pfeiler,  welche  in  ihren  Axen  170'  voneinander 
abstanden.  Weil  aber  jeder  Pfeiler  W  Breite  hatte ,  so  be- 
trug der  Durchlass  zwischen  den  Pfeilern  oder  ihre  Span- 
nenweite nur'iaO'.  Da  die  Breite  und  der  Abstand  aller 
Pfeiler  gleich  ist,  so  ergibt  sich  aus  den  20  Pfeilern  mit  den 
beiden  Brückenköpfen  die  Entfernung  der  beiden  Ufer :  21  x 
170  =  8570'  römisch,  welches  Mass  der  gegenwärtigen  Strem- 
breite  an  der  Stelle,  welche  596  Klafter  oder  3567  Wiener 
Fuss  beträgt,  sehr  nahe  entspridit.  In  der  Frage,  ob  die 
Pfeilerverbindungen  aus  gewälbten  Bogen  oder  aus  Holzcon- 
structionen  bestanden,  entscheidet  sich  Hr.  Aschbach  schon 
aus  Rücksicht  auf  Dauer  und  Festigkeit  des  Riesenwerkes 


CTefrer  Tr^ifgM  tiemmne  DtmaulMkike  ete.  8W 

Mr  striaerae  Bog«n  oad  einen  steinernen  Ueiiergangswegy 
ohne  kebeiyten  m  wollen,  daas  nicht  die  Qallerien  und  man* 
des  Beiweik  der  obersten  Brückenbedecknng  von  Hob  ge- 
wesen sein  können. 

Dieser  Wnnderbav,  der  schon  anf  BKlnaen  Trajan's  vom  J. 
101  erwähnt  wird,  und  für  die  Ewigkeit  berechnet  schien, 
■osste  schon  nach  awei  Decennien  dem  kleinlichen  Neide 
Badrians  fallen.  Unter  dem  Vorwande,  die  steinerne  Brfteke 
kanoe  dem  römischen  Reiche  gefährlich  werden ,  da  sie  die 
Biabrache  der  Barbaren  erleiditere,  Hess  er  den  oberen  Theil 
ier  Biücke  abtragen  und  die  steinernen  Bogen  sprengen. 
Nvr  die  hohen  Brflckenpfeiler  blieben  stehen  als  traurige 
Dcakmuler  des  Riesenbaues.  Der  Neid  Ober  den  Ruhm  sei- 
MS  grossen  Vorgangers  sollte  auch  dem  Erbauer  der  Donan-. 
Meke  verderblich  werden.  Der  kaiseiüebe  Dilettant  in  der 
Baoknnsl  liess  den  genialen  Ktlnstlery  nachdem  er  dessen  Ta- 
leat  noch  Ar  amne  Baawerke  ansgebentet  hatte,  binrichlen. 

Spaier  beautate  Conatantin  der  Grosse  die  steinenien  Pfei* 
icf  von  der  Donaubrttdte,  in  deren  Nähe  auf  dem  mOslachen 
Dfer  der  Ort  Bgeta  anstanden  war,  aum  Bau  einer  neuen 
8t«ineraeB  Brieke,  deren  obowr  Theil  jedoch  bald  darauf 
?en  den  Rtaem  selbst  wieder  abgetragen  wurde* 

Ala  Resultat  der  gediegenen  Monographie  steht  also  m^ 
viderruiidi  fest,  dass  die  Trajansbraeke  nicht  in  die  Nihe 
der  AlutamAndung  in  die  Donau ,  unweit  6ieli ,  wie  nadi 
Schvars  (nin.  Panegyric  Praefat)  neuerdings  Franeke 
(aar  Geachiehte  Trajans)  und  Bfldinger  angenommen  ha* 
bea,  zu  setaen  sei,  sondern  nur  awischen  dem  wallacbiscben 
Orte  T«m  Severin  und  dem  serbischen  Dorfe  Fetislan  (Ga* 
dova)  erbant  werden  konnte. 

Sdiliesalicb  bemerken  wir  noch,  dass  kura  vor  BrdffiNHig 
des  Daeiscben  Krieges  Trajan  den  schon  von  Tiberios  be* 
gennenen  Weg,  welcher  dnige  Stunden  oberhalb  Ors^va  am 
sfidliebcn  Donannfer,  längs  dem  Strome  durch  die  Felsen 


MO  lieber  Trajann  steinerne  Danaubrücke  eto. 

f^ehaaen  wurde,  vollenden  Hess,  was  durch  folgende  in  den 
Felsen  selbst  eingehauene  Inschrift,  deren  beide  letsten  ver- 
stammeKen  Zeilen  der  Verf.  nach  Ameth's  Vorgang  gnC  her- 
gestellt hat,  bezeugt  wird: 

IMP  -  CAES  •  DIVI  •  NERVAE  •  P 

NERVA  TRAIANVSAV6GERM 

PONTIP  •  NAXIN VS  TRIB  •  POT  -  iui 


PATER  -  PATRIAE  COS '  IUI 

MONTIS  [ET  FLVVl]  DAN[VBI  BVPIjBVS 

SVP[BR]ATflS  VIAM  PATJB  [PECIT]. 

Die  2.  Abhandlung  bietet  sowohl  fDr  die  römischen  Kriegs- 
alterthflner  als  für  die  Geschichte  überhaupt  vielfache  Beleh- 
rung. Zunächst  stellt  der  Hr.  Verf.  den  bisher  schwankenden 
Unterschied  zwischen  Britanni  und  Brittones  in  4cr 
Weise  fest,  dass  unter  enteren  die  Bewohner  des  eigentli- 
chen oder  römischen  Britattniens,  das  durch  Schutswebren 
von  Brit.  barbära  und  Caledonia  geschieden  war,  unter  lefs- 
teren  aoftnglich  die  noch  nicht  der  römischen  Berrschaft 
unterworfenen  Bewohner  Britanniens  zu  verstehen  soien. 
Nachdem  zu  der  frttheren  Britannia  proprio  zwei  neue  Pro- 
vinzen, Brit.  Prima  s.  Inferior  und  Br.  Secunda  s.  Superior 
(Wallis)  errichtet  waren,  erhielten  die  Bewohner  dieser  neuen 
Theile  vorzugsweise  den  Namen  Brittones. 

Britannische  Auxiliartruppen  kommen  erst  nach  den  S.  49 
n«  Chr.  vor,  als  der  Kaiser  Claudius  die  ersten  festen  Er- 
oberungen auf  der  Insel  gemacht  hatte.  Wir  linden  diesel- 
ben zuerst  am  Rhein  gegen  die  Oermanen  verwende;  eine 
festere  Eintheilung  mit  den  Bezeichnungen  Cohortes  Britan- 
nicae  (die  nach  der  Analogie  eigentlich  Coh.  Britannarum 
beissen  sollten)  und  Coh.  Brittonum  verdanken  sie  dem  Kai- 
ser Vespasianus.  Vom  Rheine  verlegten  sie  die  Kaiser  des 
Plaviscben  Hauses  besonders  in  die  Donaulftnder,  indem  wir 


Veber  Trajam  stememe  Donaubfücke  eio.         S6t 

m  PtaiHHiicii  schon  am  Ende  des  1.  Jahrb.  eine  Coh.  I  BrU 
Uaoica  nnd  eine  Coh.  I  Briitonuii  finden. 

Beide  Cohoiien  erscheinen  bald  mit  dem  Zosatse  miliaria, 
i.  i.  sie  stiegen  von  dem  gewöhnlichen  Stand  ?on  500  Mann 
aof  die  Zahl  1000.  Die  Coh.  I  Britanoica  miliaria  stand 
iffl  Jahr  110  nach  einem  von  Kaiser  Trajan  für  Hfilfstnippen 
10  Baden  gegebenen  Miiiiardiplom  unter  denselben.  Zahl, 
reicher  sind  die  Cobortes  Brittonum,  wovon  sich  mehrere  mit 
der  Zahl  I ,  dann  aber  auch  mit  der  Nummer  11,  UI  und  VI 
■achweisen  lassen.  Eine  Coh.  I  Brittonum  kommt  in  Pan- 
asaien  im  J.  8&  unter  Domitian  vor,  wahrscheinlich  dieselbe, 
wekbe  in  einem  Militardiplom  des  Kaisers  Antoninus  Pius 
rem  J.  145  Coh.  1  Ulpia  Brittonum  genannt  wird.  An  der 
mittleren  Donau  findet  sich  im  J.  114  die  Coh.  Aug.  Nervia 
Parcensis  miliaria  Brittonum.  Keine  der  britannischen  Au- 
lüiartmppen  hat  aber  grossere  Wichtigkeit,  als  die  schon 
TSE  Tadtns  erwähnte  Ala  Britannien,  welche  bald  Ala  Brit. 
■üiaria,  Ala  Flavia  Brit.  MiL  Civium  Bomanorum  und  Ala 
I  n.  Aug.  Brit.  Mit.  C  R«  beigenannt  wird.  Vespasian,  wel- 
eher  ihr  den  Beinamen  Flavia  gegeben,  sandte  sie  vom  Rhein 
nach  Paanonien.  Noch  unter  den  Flaviem  erhielt  sie  wegen 
ihrer  Tapferkeit  den  weitern  ehrenvollen  Brinamea  Augusta. 
Der  Zusatz  Civium  Bomanorum  rührt  nach  Aschbach's  un- 
keswdfelt  richtiger  Ansicht  daher,  dass  in  ihren  Reihen  auch 
solche,  weldie  bereits  ausgedient  und  das  ritmische  Bürger« 
recht  erhallen  hatten,  fortdienten. 

Bue  ausführliche  Besprechung  widmet  der  Verf.  der  in« 
ichriH  eines  jetut  verlorenen  vielbesprochenen  Steines,  der 
sich  frfllier  in  Wien  befand,  und  stellt  den  nur  in  einer  feh« 
leibaften  Abschrift  vorhandenen  Text  (Gruter  548,  7.  Orelli 
n.  3041) ,  mit  Benntsung  von  Th«  Mommsens  Verbesserung 
des  sinnlosen  IVR.  ITAUCI  in  der  4.  Z.  in  TVR.  ITALICI, 
MgendMoasoen  her:  . 


S82  (706er  Trajan$  »lememe  Donaubrücke  eic. 

T-FL*VBRECVND 

MA6(untina8)  EQVB8  ALAB 

I  FLA-AVG*BRIT*aO 

C  *  R  •  T VB»a  ITAUCi  AN 

XXXX*S*XIX-H-S*EST  BX 

TBrtamento  PRISCINVS  VBXilhiriw 

^B  INOBNVvS  HERBDes  [posuerunt]. 
Mit  gleicher  Sorgfalt  erläutert  Hr.  Asehlrach  eine  io  diesen 
Jahrfctchem  (H.  XVI,  S.  107)  vom  Unterzeidineten  bespra« 
ebene  Inschrift  auf  T.  Varius  Clemens  aus  der  Pannonischen 
Stadt  Celeia  (Ciily),  welcher  hohe  Staatsftmter  und  anseha* 
Hohe  MlUtarchargen  bekleidet  hatte  und  zuietnt  Staats  «Se- 
kretftr  nweier  Kaiser  nnd  Statthalter  in  Dacien  gewesen  war. 
In  Pannonien  befehligte  er  die  Ala  PL  Aug.  Brit.  Mil.  Ciir. 
Rom.,  die  jedoch  einfach  in  den  von  vier  Seiten  dem  Var* 
Clemens  gewidmeten  Inschriften  Ala  Britannica  MiL  genannt 
wird.  Der  Verf.  berichtigt  die  von  Knabl  (Schriften  den 
Ver.  t  d.  Oeseh.  von  Inneröstreich.  !•  Heft)  aufgcsteltto  A»- 
sidit,  wonach  T.  Var.  Ciomens  in  die  Zeit  der  Kaisor  Dlo« 
detian  nnd  Maximian  flillt ,  dahin ,  dass  er  unter  die  Regie- 
rung  des  M.  Aurelius  und  h*  Verus  nu  setxen  sei.  Der  HnnpU 
beweis  hierftlr  beruht  auf  einer  bisher  gann  dbersehenen  Stelle 
des  Dio  Cassius  (B.  71,  13),  woraus  erhellt,  dass  die  rdmi- 
sehe  Provinn  Dacien,  welche  in  der  Zeit  des  M.  Aurel.  von 
den  Vandalen  beunruhigt  wmde,  an  dem  dortigen  ClemMm 
(der  offenbar  mit  unserem  T*  Var.  Clemens  identisch  ist)  einen 
kriftigen  und  umsichtigen  FeMherm  hatte.  Die  grosso  Bh- 
rentnsebrifti  welche  gegenwartig  in  der  Bofbibliothek  von 
Wien  sich  beAndet,  wird  nach  einer  genauen  Abschrift  in 
einigen,  jedoch  unwesentlichen  Punkten  verbessert. 

MOge  es  dem  mit  wichtigen  Amtsgesehtften  betrauten  Verf. 
vergönnt  sein,  auch  fernerhin  seine  Mussestunden  ähnlichen 
Cur  die  Alterthumswissenschaft  fhichtreichen  PorscilMgen  no 
widmen.  Sm  rremdeakerar« 


IV.    HiseelleH. 


1.  Adnamata».  In  dem  9.  Hefte  S.  61  und  in  dem  14.  Hefte 
S.  98  dieser  Jahrbücher ,  wo  der  Name  Adnamatus,  Adnamatius  Tor- 
kommt,  hat  der  verstorhene  Prof.  Lorsch  Mehreres  zusammengestellt, 
um  daraus  diesen  Namen  zu  erklären.  Die  begonnene  Untersuchung 
ist  noch  keineswegs  an  ihrem  Ziele  angelangt  und  wir  halten  es  daher 
der  MQhe  werthi  für  den  Fall,  dass  Jemand  diese  Untersuchung  von 
Neuem  aufnehmen  woUte,  Folgendes  zur  Berücksichtigung  hier  aufzu- 
zeichnen. Nach  einem  kurzen  Berichte  Ton  Dimitz  zu  Laibach,  in 
den  „Mittheilungen  des  historischen  Vereins  für  Krain,  im  Not.  1859,** 
hat  man  dort  einzelne  Münzen  mit  dem  Namen  Adnamat  gefanden, 
welche  Ton  Eiidgen  für  slaTonische,  von  Andern  für  oeltischa  Münzen 
erklSrt  werden.  Auf  diesen  Münzen  steht  entweder  Adnomat,  oder 
aneh  abgekürzt  Adnam.  Man  hat  diese  Aufschrift  in  zwei  Wörter  gethellt 
Adna  mat  und  die  Münze  als  eine  slayonische  erklärt.  Der 
Name  Adnamatus  auf  den  bezeichneten  lateinischen  Insclxriften  in  die- 
sen Jahrbüchern  verdient  jedenfalls  hier  in  Betracht  gezogen  zu  wer- 
den, indem  er  über  jene  Münzen  Licht  yerbrelten  und  von  ihnen  em- 
pfangen kann.  Wir  erinnern  zugleich  an  die  neuesten  zu  Bingerbrück 
gef^denen  Inschriften,  ausweichen  hervorgeht,  dass  Dalmater, 
Bewohner  der  romischen  Provinz  Illyncum ,  sich  unter  den  Truppen 
befinden,  welche  die  Römer  zur  Vertheidigung  der  Rheingrenzen  hier 
aufgestellt  hatten.  Die  eine  Inschrift  von  Lorsch  mit  dem  Namen  Ad- 
namatius  wurde  zu  Cöln  gefunden,  eine  andere  mit  dem  Namen 
Adnamatus  zu  Basel  u.  s.  w.  Die  a.  a.  O.  in  den  Mittheilungen 
für  Krain  besprochene  Münze  hat  auf  dem  Avers  caput  diadema- 
tum,  auf  dem  Revers  equitem  citato  cursu.  Vgl.  auch:  neue- 
ster Fund  römischer  Inschriften  in  CiUi,  beschrieben  von  Richard 
Knabl  im  IX.  Hefte  des  historischen  Vereins  für  Steiermark,  wo  der 
Name  Adnamius  Flavlnius  auf  einem  Votivsteine  vorkommt 


Miicellen. 

2.  Juppiteroulminalfs.  In  dem 26. Hefte  dieser JahrbAeher 
8.  112  ist  eine  Inschrift  aus  Steiermark  mitgetheilt  worden,  deren  erste 
Zeilen  also  laaten:  I.  O.  M.  CYLMINA.  Das  Schwierigste  in  dieser 
Inschrift  war  die  Erklärung  des  Wortes  GVLMINA.  Herr  KnaU  hatte 
die  Deutung  auf  yerschiedenen  Wegen  yersuoht ,  ohne  indessen  zu 
einer  sichern  Ansicht  zu  gelangen.  An  der  oben  angegebenen  Stelle 
dieser  Jahrbücher  wurde  ein  neuer  Versuch  dieses  W^ort  zu  deuten 
angestellt  und  nun  schreibt  Herr  Knabl  darüber  in  seinen  epigraphi- 
schen Excursen  im  Jahre  1858  wie  folgt: 

„Ich  habe  ihre  Deutung  nach  yerschiedenen  Richtungen  hin  yeraaeht, 
aber  mich  genöthlgt  gesehen,  yorderhand  bei  ihrem  Wortlaute  stehen 
zu  bleiben  und  sie  mit  CVLMINATYS  zu  erklären.  Am  Wahrschein, 
lichsten  war  es  allerdings,  dass  sie  dasselbe  andeuten  wolle,  was  die 
Kelten  unter  Poeninus  yerstanden,  nämlich  den  auf  den  HShen 
wohnenden  Jupiter*).  Allein  für  den  keltischen  Beinamen  wollte 
kein  Ausdruck  in  der  lateinischen  Sprache  zusagen.  Besser  gestaltete 
sich  der  Versuch  zur  Deutung  und  Wiedergabe  dieser  Sigla  in  der 
griechischen  Sprache,  welchen  Herr  Professor  Braun*)  gemacht  hat, 
indem  er  sie  yon  dem  griechischen  Worte  ax^is  Culmen,  Bergspitze, 
Berggipfel  ableitet,  woher  das  Adjeotivum  inaxQtos  oder  IniaxQiog  ge^ 
bildet  ist.  Denn  da  man  sich  Im  ganzen  Griechenland  den  Jupiter 
als  auf  den  höchsten  Höhen  wohnend  yorstellte,  und  er  daher  auch 
den  Beinamen  inCaxQiog  erhielt,  so  war  es  folgerecht  zu  schliessen, 
dass  die  Sigla  CVLMINA  dieselbe  Bedeutung  haben  müsse.  Kur  han- 
delte  es  sich  noch  um  ihre  Biegung  in  der  lateinischen  Sprache,  denn 
das  Wort  GVLMINATYS  drückt  den  wahren  Begriff  weder  nach  der 
keltischen  noch  nach  der  griechischen  Sprache  gehörig  aus«  Nach 
dem  Berichte,  welchen  Dr.  Theodor  Mommsen  Über  die  Ergeb- 
nisse seiner  epigraphischen  Reise  in  den  österreichischen  Donauländem 
der  königl.  preussischen  Akademie  der  Wissenschaften  Übergeben  hat*), 
hat  der  Cilller  Stein  über  die  Biegung  der  unyoUständigen  Sigla  CYL. 
MINA  selbst  Auskunft  gegeben.  Mommsen  hat  nämlich  bei  Besieh* 
tigung  dieses  Steines  im  August  1857  entdeckt,  dass  darauf  GVLMI- 
NaL,  d.  i.  culminali,  stehe,  und  culminalis  ist  eben  jenes  lateinlscbe 


1)  PreUer,  röm.  Mythologie.  1858.  S.215. 

2)  Bonner  Jahrbücher.  18.  Jahrg.  26.  Heft.  S.  112— 114. 

8)  Monatsbericht  der  Akad.  d.  W.  zu  Berlin.  1857.  S.454. 


UiiceUen.  M6 

AdjeetiTnm ,  welobes  dem  keltischen  Poenliiiu  und  dem  grieohUchea 
laixfftos  Tollkommen  enttpriobt  AU  ich  den  Stein  vor  dr^  Jahren 
mm  enten  Male  sah,  war  darauf  nur  OVLMINA  sa  loten.  £b  ist 
jedoeh  mSglich ,  dasB  der  Buchstobe  L  nach  obiger  Sigia  mit  Kalk- 
tfiiiehe  yerdeokt  war,  and  in  Folge  des  Wittemngs-Einflusses  Ton  sei. 
bor  aUmiQig befreit  ward;  denn  jetat  ISsst  sich  dieser  Bachstabe  schon 
aof  eine  Entfernung  Ton  zwei  Schritten  deutlich  erkennen,  wie  ich  mich 
am  !&  April  1859  au  meiner  Verwunderung  selbst  überseugte.* 

3.  In  dem  27.  Hefte  S.  141  hat  Herr  Q..O.-L.  Freudenberg  eine 
Bronistataeite  des  Merenr,  welche  bei  Weingarten  gefunden  worden, 
besprochen,  und  auf  ^e  e!genthi|mliche  Haltung  der  Attribute  an 
dieier  Statuette  auftnerksam  gemacht  Vor  einiger  Zeit  hat  man  au 
Woreester  (Shropshire)  in  England  mehre  römische  Anticaglien  tou 
Bronze  gefunden,  z.  B.  SchlQssel,  Fibulcn  u.  s.  w.,  eine  Statuette  der 
Diana'  und  eine  andere  des  Mercur.  Die  letztere  entspricht  Tollkom- 
mcn  der  yon  Herrn  Freudenberg  besoluiebenen. 

Prof.  Braun. 


i,  Wesel.  Die  Houben'sohe  Sammlung  römischer  AltcrthQmer 
besteht  nicht  mehr,  seitdem  sie  am  4.  und  5.  Juni  d.  J.  durch  die  zu 
KöLq  abgehaltene  Versteigerung  In  alle  Welt  zerstreut  worden  Ist. 
Der  Rest  derselben,  aus  einer  grossen  Anzahl  von  römischen  Thon- 
gefissen  bestehend ,  wird  im  September  d.  J.  theils  In  Xanten ,  theüs 
in  Köln  rersteigert  werden.  Die  Rltume  des  Museums  in  dem  rer- 
kauflen  Hanse  des  Tcrstorbenen  Houben  werden  künftig  zu  LehrsXIen 
for  die  zu  errichtende  geistliche  Knabenschule  dienen.  Da  ein  Ver- 
ksuf  der  Sammlung  im  Ganzen,  wie  sie  wohl  nicht  wieder  In  Xanten 
in  einem  aolchen  Umfange  sich  erneuem  wird ,  sich  nicht  ansfOhren 
Hess,  obwohl  es  der  Wunsch  des  Besitzers  gewesen  war;  so  sahen 
Bch  die  Erben  genöthlgt,  das  mit  Tielen  Mühen  und  bedeutenden 
Geldopfem  gesammelte  Erbtheil  zu  Tersteigem.  Es  Ist  zu  bedauern, 
dass  diese  fBr  die  Kulturgeschichte  des  Rheinlandes  so  wichtige  Samm« 
long  hat  zersplittert  werden  müssen  und  dass  der  geringste  Thell  der- 
selben am  Rhein  geblieben  ist;  die  seltensten  und  schönsten  StOdke 
sind  ln*s  Ausland  gewandert,  meist  nach  England,  Frankreich,  Bel- 
Sien  und  Holland.  Von  den  Inschrlfisteinen  ist  der  schönste,  der  bei 
Burginadum  im  J.  1881  gefundene  Orabstein  des  Trevirers  C.  Julias, 


MM  MisoeUen. 

Adar*8  Bohn,  in  das  Museum  nach  Trier  gekommen,  der  des  Ä.dler- 
trXgers  Luoius  Vettius  von  der  XXI.  Legion  und  der  bei  Asberg  ge- 
fandene  und  in  den  Jahrbüolieni  des  Vereins  Jahrg.  XIL  H.  1  be- 
schriebene! durch  Schenkung  der  Uouben*schen  Erben  in  das  rheini- 
sche Maseum  vaterländischer  Alterthümer  nach  Bonn,  den  ez-Tolo- 
Stein  der  Alateivia  hat  der  Unterseichnete  angekauft.  Die  In  einem 
fränkischen  Grabe  gefundenen  Gegenstände,  wozu  der  bisher  fSr  eine 
Fürstenkrone  gehaltene  metallene  Kübelbeschlag  gehörte  (s.  Jahrb.  d.  Ter. 
Jahrg.  XIY.  2.  H.  28.  S.  73)  sind  Eigenthum  eines  englisohen  Antiquars 
geworden  (für  21  Thlr.  5Sgr.),  wie  auch  der  für  20  Thlr.  Torkanfte 
Dreifuss ;  femer  das  TCrgoldete  Füllhorn  für  67  Thlr. ;  die  Bronsesta- 
tuetten  des  Merour  für  151  und  die  des  Bacchus  für  100  Thlr.  Das 
sehüne  Gorgoneion  oder  Medusenhaupt  (zu  115  Thlr.  angekauft)  ist 
nach  Paris  gekommen.  Von  den  wenigen,  nach  dem  Diebstahl  zu- 
rückgebliebenen Münzen  ist  das  seltene  Medaillon  Antoninus  Pias  Cos 
ni.  für  210  Thlr.  nach  Paris  yerkauft*  Unter  den  geschnittenen  Stei- 
nen  erhielten  das  Gamee. Medaillon  mit  den  drei  Köpfen  (Ulysses,  Pe- 
nelope  und  Telemach  oder  Gallienus,  dessen  Gemahlin  und  Sohn)  den 
hüohsten  Preis,  15  Thlr.,  und  der  Intaglio  eines  antiken  Ringee  mit 
der  Silenus-Maske  18  Thlr.  Gute  Preise  erhielten  die  Gläser,  beson- 
ders die  Nummern  214—216,  226,  234,  249—250  des  ausgegebenen 
Katalogs.  Die  aus  der  Leyen'sohen  Sammlung  zu  einem  hohen  Creise 
erworbene  Lampe  (trimyxos)  mit  dem  Reliefbilde  eines  an  einer  gros- 
sen Maske  arbeitenden  Bildhauers  erhieli  nur  den  Preis  Ton  4  Thlr. 
Die  übrigen  Lampen  gingen  zu  niedrigem  Preisen  weg.  Von  den  Ge- 
fäflsen  aus  terra  sigillata  erhielt  Nr.  370  des  Katalogs  den  höchsten 
Preis,  21  Thlr.  25  Sgr.  Geringe  Preise  machten  die  schwarzen  und 
übrigen  Thongefässe,  Statuetten  und  Figuren.  Die  74  om.  hohe,  gut 
erhaltene  Amphora  (Nr.  473)  wurde  zu  7  Thlr.  29  Sgr.  rerkanft;  das 
thurmartige,  mit  kleinen  Fenstern  TCrsehene  Thongebilde  (Nr.  470), 
ein  noch  nicht  erklärtes  Unicum,  ist  für  das  Museum  in  Leiden  für  15 
Thlr.  erworben.  Auch  die  Sammlung  derErotica  (Nr.  555— 590)  wurde 
zersplittert  und  brachte  nur  90  und  einige  Thlr.  aof.  *-  Die  Alter- 
thumsfreunde  In  Bonn  wurden  im  Versteigerangssaale  des  Herrn  An- 
tiquar Lemperts  zu  unserm  Bedauern  yermisst;  sie  schienen  es  Ter* 
gössen  zu  haben,  dass  in  ihrer  Nähe  die  Sammlung  yerateigert  wurde, 
deren  Gesammtbesitz  sie  vor  einigen  Jahren  für  wichtig  und  erwünaoht 
gehalten  hatten.    Eine  solche  Gelegenheit,  wie  diese  jetzt  sich  darbot, 


Miscellen.  2ßT 

da»  Bonner  Museum  mit  manchem  seltenen  StÜok  mit  geringen  Aus« 
gaben  an  bereiohern,  dflrfte  wohl  nicht  bald  wieder  kommen.  In  dem 
mehr  als  2000  Stuok  enthaltenden  Rest  der  Sammlang  von  Thonge. 
flasen,  die  im  September  cum  Verkauf  kommen  i  dürfte  sich  vielleicht 
noch  manches  durch  Form  und  Arbeit  Ausgezeichnetes  finden,  was 
sor  YerTollstXndigung  antiquarischer  Sammlungen  überhaupt  und  für 
die  Geschichte  der  alten  Kerameutik  und  Angeiologie  insbesondere 
brauehbar  sein  kann;  daher  ich  Kenner  und  Liebhaber  darauf  auf- 
merksam EU  machen  mir  erlaube'  [Der  Verkauf  ist  am  24.  October 
1860  abgehalten  worden.]  Fiedler. 


5.  Hamm.  Ausgrabungen  auf  der  Hohenburg.  Die 
Hohenburgy  10  Minuten  von  Nordherringen,  1  Meile  westlich  Ton  Hamm, 
besteht  aus  awei  fast  kreisrunden ,  in  der  Richtung  ron  Süden  nach 
Norden  nur  etwa  20  Schritte  Toneinander  entfernt  liegenden  Hügeln, 
dfe,  wie  sich  noch  deutlich  erkennen  ISsst,  früher  mit  mehreren  Wil. 
len  ond  Gräben  umgeben  waren.  Der  Hügel  nach  der  Südseite  hat 
ebe  HÜhe  von  10  bis  20,  der  an  der  Kordseite  fon  90  bis  35  Fuss; 
die  OberflSche  des  ersteren  h&lt  gegen  200,  die  des  zweiten  130  Fuss 
hn  Durchmesser.  Bisher  wurden  in  der  NIhe  der  Hügel  nur  Scher- 
ben Tott  Urnen,  kleine  Stücke  Sandstein,  Brocken  von  Ziegelsteinen, 
Lara  und  dgL  gefunden.  In  diesem  Monate  (Juni  1860)  wurde  aber  in 
dem  zwMten,  dem  hüheren  Hügel,  gegen  6  Schritte  Tom  nSrdliohen, 
19  Sehritte  rom  westliehen,  ebenso  weit  yom  üstlichen  Rande  entfernt, 
5  Fuss  unter  der  Oberfliche  eine  merkwürdige  Anlage  entdeckt.  Sie 
besteht  aus  einem  dureh  s.  g-  trockne  Mauern  eingehegten  Räume  Ton 

12  Pubs  Breite  und  gleicher  LSnge.     Die  Mauern  werden  ron  sehwe« 

• 

ren  SandstelnblÜcken  gebildet,  die  2  Fuss  hoch  lothrecht  übereinander 
liegen,  aber  nicht  durch  M$rtel  yerbunden  sind.  In  diesem  .Räume 
fand  sich  zwischen  grossen,  anscheinend  an  der  Luft  getrockneten, 
durch  das  Feuer  in  dem  Räume  selbst  etwas  gebrannten  Ziegelsteinen 
und  kleinen ,  rothgeb rannton  Sandsteinen  ein  Gemenge  ron  Kohlen, 
Aiehe,  Yerbrannten  und  unrerbrannten  Knochen,  Hufen  und  ZShnen 
▼on  Pferden  oder  MauUhieren,  ganz  kleinen  und  etwas  grosseren  Huf- 
eisen, Watfen,  IlXgel  u.  s.  w.  Die  aufgeschüttete  Erde  (Sand),  woraus 
^er  fiügel  bMteht,  ist  Über  und  unter  dem  Räume,  auch  an  den  Sei- 
ten desselben ,  rein  und  f^M  Ton  allen  fremden  Bestandthellen.    Der 


aas  MitceUen. 

Beritser  der  Hohenborg,  Hen  Gatsbeaitser  und  Wirth  Brand,  wol- 
oher  die  Naohgrabungea  auf  seine  Kosten  Tomehmen  Hessi  soheakte 
dem Unterseiohneten  die  bisher  gefundenen  Sachen.  Es  sind  folgende: 

1.  Eine  eiserne  Lanzenspitze,  8  Zoll  10  Linien  rheinl.  lang,  un- 
ten mit  einer  naoh  Innen  sich  verengenden  TSIle  (Höhlung  fSr  den 
Schaft),  am  Ende  1  Zoll  2  Linien  im  Durchmesser  haltend.  Sie  l&uft^ 
3  Zoll  4  Linien  vom  unteren  Ende,  2yt  Z.  weit  blattförmig  aus ;  dann 
folgt  die  eigentliche  3  Z.  lange  TierecUge,  etwa  3  L.  dicke  Spitze. 
Die  grösste  Breite  des  Blattes  beträgt  2  Z.  Das  Eisen  ist  Ton  vor. 
züglieher  Güte.  Die  Form  stimmt  mit  der  Abbildung  in  dem  Diotion- 
naire  des  Antiq.  Romaines  Ton  Antony  Rieh  bei  dem  Artikel  nCuspis." 

2.  Eine  PfeUspiUe  mit  Tiflle,  blatUrtig,  3  Z.  10  L.  lang,  1  Z. 
2  L.  breit. 

Eine  desgL  3  Z.  9  L.  lang,  1  Z.  breit 

Eine  Shnliohe,  Ton  welcher  die  Spitze  abgebrochen  Ist 

Eine  Pfeilspitze  mit  Widerhaken  3  Z.  lang,   1  Z.  1  L.  broU;  die 

Haken  an  den  Seiten  stehen  Tom  Mitteltheii  nur  3  L.   ab  und  sind 

2  L.  länger,  wie  dieses. 

3.  Zwei  Sporen,  nicht  mit  Bädehen,  sondern  bloss  mit  Stüleo,  je- 
der  Sporn  Ton  überhaupt  4  Z.  10  L.  Länge,  wovon  3  Z.  5  L.  auf 
die  Schere  (den  an  den  Fuss  sich  schliessenden  Theil),  1  Z.  5  L.  auf 
den  Stift  fallen.  Die  Arme  der  Schere,  etwas  gebogen,  stehen ,  wo 
sie  enden,  3  Z.,  in  der  Mitte  2  Z.  4  L.  Toneinander  und  haben  an 
beiden  Enden  zwei  kleine  Löcher  (Oesen);  in  einer  steckt  noch  dn 
Stückchen  Eisen,  anscheinend  von  einem  Kettohen.  Fast  in  der  Mitte 
des  Stiftes  befindet  rieh  ein  Tiereckiges  Plättohen,  das  an  den  vier 
Ecken  2,  sonst  nur  IL.  vorspringt;  darauf  folgt  die7L.  lange Spitie. 

4.  Zwei  HufeUen  3  Z.  10  L.  lang,  3  Z.  5  L.  breit 
Drei         n        4  „    2  „      „      3  „    7  „        „ 

Ein  n         4„8ffn8»8ff  n 

Ein  «        4  M    9  „      „      3  n    9  „ 

Ein  ,        4  „  11  „      »      3  „  10  .        „ 

die  ersten  7  Stück  mit  drei  Nägeln,  das  letate  mit  vier  Nägeln  an  je- 
der  Seite.  Alle  haben  Stollen,  aber  keinen  Ociff ,  keine  Furehen  für 
die  Nagellöcher;  sie  dehnen  sich  an  den  Stellen,  wo  die  Nägel  an- 
gebracht rind,  etwas  aus.  In  sieben  Stücken  finden  rieh  die  mit  läng* 
liehen  Köpfen  versehenen  Nägel,  in  einem  fehlen  sie.  Die  Köpfe  der 
Nägel  stehen  nach  unten  fast  so  weit  hervori  wie  die  Stollen. 


Miscdlen.  9M 

5.  Ein  Sohloflg,  bestehend  aus  dem  SoMoBakssten '  von  TierdeUger 
Form,  4  Z.  9  L.  lang,  5  Z.  8L.  breit,  und  einem  Haken  (oder  einer 
Klappe)  darüber.  Dieser  ist  mit  einem  Gelenk  versehen;  dnroh  Zu- 
Beklagen  desselben  wurde  Irgend  ein  Raum,  ein  Koffer  oder  derglei- 
chen Terschlossen.  Wahrscheinllck  sass  das  Sobloss  an  einem  Kof- 
fer, —  der  Kasten  am  unteren  Theil,  der  Haken  am  Deokel.  Die  iU 
testen  SohlSsser  waren  Ton  dieser  Art  —  Die  Feder,  der  SeblSssel  eto. 
sind  vom  Rost  gans  zerfressen. 

6.  Eine  nur  zum  Theil  erhaltene  sehr  yerrostete  Kandare.  Der 
noch  Torhandene  Theil  ist  4  Z.  10  L.  lang  und  4  Z.  2  L.  breit;  das 
ISiaeüf  welohes  dem  Thiere  in*8  Maul  gelegt  wird,  hat  in  der  Mitte  dne 
Falze  3  Z.  10  L.  lang. 

7.  Zwei  Spangen  und  einige  Ringe  Ton  Qeschirren  für  Zugthiere, 
Higel ,  Hespen  und  andere  Eisenstucke ,  auch  mehre  Stücke  Kupfer- 
blech, anscheinend  Ton  einem  Kofferbeschlag  herrührend. 

8.  Stücke  einer  auf  der  Drehscheibe  Tcrfertigten  Urne,  rothlioh  ron 
Farbe.  Der  Rand,  etwas  umgebogen,  hatte  nach  Aussen  7%  Z.,  nach 
Innen  5  Z.  im  Durchmesser  und  ist  2  L.  dick.  Nach  unten  wird  die 
Wand  dünner,  das  GefSss  weiter;  es  mochte  in  der  Mitte  einen  Durch- 
messer Yon  einem  Fnss  haben.  Der  innere  Theil  ist  durch  Asche  welss- 
gran  gefSrbt. 

9.  Ein  kleines  irdenes TSpfchen,  etwa  3 Zoll  hoch,  1%  Zollbreit, 
mit  kaum  1 L.  dicken  Wunden,  anscheinend  ein  s.  g.  ThrinentSpfehen, 
—  nur  unTollstlndig  erhalten. 

10.  Ein  rothgebrannter  Stein,  gegen  7  Z.  lang,  6  Z.  hoch  und 
breit,  mit  yielen  Versteinerungen  (Muschel-Abdrucken),  Ton  der  Stein- 
art (Qnara-Knauer),  die  nur  auf  dem  St.  Annenberge  bei  Haltern  und 
in  der  nSchsten  Umgebung  yorkommt.  Auf  dem  Annenberge  hatten 
die  RSmer  bekanntlich  ein  Lager. 

Die  Hufe,  nach  der  Aussage  Sachkundiger,  Ton  Maulthleren,  rind 
snm  Theil  Tcrkohlt  Ein  Tollstündig  erhaltener  Hufknochen  Ist  2  Z. 
10  L.  lang  und,  wo  er  am  stKrksten,  ebenso  breit. 

Stücke  Ton  Tcrkohlten  und  unTcrkohlten  Bein-  und  Hüflknochen, 
auch  schwarz  gebrannte  ZShne  i  sSmmÜich  Yon  Thieren ,  fanden  sich 
in  Menge.  Alles  Naehsuohens  ungeachtet  war  aber  keine  Spur  Ton 
Mensohenkttoohen  zu  entdeeken.  Dieser  Umstand  12sst  Termnthen,  dasii 
obgleich  sieh  eine  Urne  fand,  hier  keine  menschliche  Leiche  verbrannt, 
oder,  wenn  es  geschehen,  nach  dem  Verbrennen  die  Ueberreste  ge- 


S70  MüceUem. 

sammelt  und  an  einem  anderen  Orte  geborgen  worden«  —  Bei  spSteren 
Naehgrabungen  an  sehr  vielen  Stellen  bis  zu  7 — 8  Fum  Tiefe  fanden 
Bioh  an  einer  Stelle: 

11.  Zwei  Stucke  yon  einem  irdenen  Qefäsee  mit  fingerdioker  Wand» 
die  an  mehreren  Stellen  darchlSobert  war.  Die  Stuoke  Bind  etwas 
konkay,  Ton  Feuer  und  Fettigkeiten  sohwarz-braun  gefärbt;  derBauoh 
zeigt  die  gewdhnliobe  Ziegelfarbe.  Es  sobeinen  Stücke  yon  einem  cli- 
banus  zu  sein.  Nahe  dabei  lagen  yiele  Holzkoblen  und  Ziegelstüoke 
mit  rundlichen  und  rechtwinkligen  Aushöhlungen,  —  auch  ein  yerro- 
stetes  Messer.  —  Schliesslich  bemerke  ich,  dass  die  oben  erwähnten 
yermeintlichen  Ziegelsteine  nach  der  Analyse  des  Chemikers  W.  yon 
der  Marck  als  Trass  mit  yielen  Bimsteinbrocken  erkannt  wor- 
den sind.  Essellen,  Hofrath. 


6.  Bonn.  Als  ich  in  den  letzten  Herbstferien  einige  Tage  in 
Simmem,  dem  Hauptorte  des  Hundsrückensi  yerweilte,  erhielt  ich  duroh 
den  als  Dichter  in  Hundsrücker  Mundart  rühmlichst  bekannten  Herrn 
Bürgermeister  Rottmann  yon  mehrem  in  der  Umgegend  yorgekomme* 
nen  Alterthumsfunden  nShere  Nachricht,  welche  hier  mitgetheilt  za 
werden  yerdienen. 

Vor  fünf  Jahren  fand  ein*  Landmann  zu  Steinbach  unweit  des 
aSrdliohen  Arms  der  yon  Trier  nach  Bingen  führenden  Rdmerstrasse 
(yergl.  Bach,  das  Kloster  Rayengirsburg  l.Bd.  S.200fig.)  bei  derOeff- 
nung  eines  Hügels  einen  Steinsarg  yon  2  Fuis  Höhe  und  gleicher 
DiokOf  welcher  mit  einem  nach  beiden  Seiten  abgeflachten  Deckel  yer- 
sehen  war  und  im  Innern  eine  sohSne,  mit  zwei  kunstreieh  geformtoa 
Henkeln  und  einem  Deckel  yersehene  Glasume  umschloss«  Ii«Ider 
konnte  mein  Auftrag,  das  Qefäss  zu  erwerben  y  nicht  ausgeführt  wer- 
den, da  dasselbe  kurz  darauf  yon  Kreuznacher  KansthSndlem  für 
einen  missigen  Preise  angekauft  worden  ist. 

7.  In  dem  sogen.  Bürgerstüok,  '/i  M.  yon  Simmem  sind  in  einem 
Distrikt,  welcher  yor  50  Jahren  noch  starker  Hochwald  war,  unlingst 
zwei  Grabhügel  geöffnet  worden.  In  dem  einen  fwsd  mauf  ausser 
einer  Menge  Seherben  yon  aschgrauem  und  braunem  Thon,  yermischt 
mit  Fragmenten  yon  Terrakotten  mit  rothem  Bruoh,  aber  beideieeitf 
weisser  Qlasur,  eine  Anzahl  poröser  Steine,  yon  mehrepi  Zoll  im 
Durchmesser,  welahe  die  Farbe  wie  Mendiger  Steine  hatten,  doch 
weniger  schwer  waren.    Dieselben  scheinen  als  Einfassung  des  Grabes 


MüeeUen.  Wl 

gedient  ca  haboiti  welches  süsser  den  Thonsachen  keine  weitem  Bei. 
gaben  enthielt  Dagegen  entdeckte  man  in  dem  zweiten  Hügel  sieben 
Stück  eiserner  Waffen,  bestehend  in  mehrern  Pfeil-  und  Lanzenspitzen^ 
nebst  einem  Meissei  und  einem  Beil,  welches  hinten  stark  1  ZoU|  Tom 
an  der  Schaftöffnung  ly«  Z.  hoch  ist  Der  merkwürdigste  Gegenstand 
des  Fundes  ist  ein  Instrum ent,  welches  einer  Tuohmaoherkratze  fthnelt; 
an  der  Scheide  ist  es  4  Zoll  breit  und  seine  Schaftoffnung  ist  der 
Sohneide  entgegengesetzt.  Der  Inhalt  beider  Grabhügel,  welchen  Ur. 
Bürgermeister  Rottmann  besitzt,  deutet  offenbar  auf  germanischen  Ur- 
sprang. 

8.  Bei  dem  Dorfe  Külz  unweit  Simmem  wurde  etwa  Yor  4  Jah- 
ren aus  einem  Grabhügel  ein  unten  ganz  spitz  zulaufendes,  flaschen- 
artiges GefSss  Ton  schwarzem  Thon  mit  unregelmXssig  yertikalen  Strl- 
ehen,  welches  oben  hermetisch  Terschlossen  war,  zu  Tage  gefordert. 
Aus  Neugierde,  den  Inhalt  zu  erfahren,  zerschlag  der  Finder  den  Hals 
der  Thonflasche  und  fand  eine  sehr  übel  schmeckende  Flüssigkeit 
Dem  seltsamen  GefSsse  war  ein  2'/!  Z.  langer,  wohl  erhaltener  Schlüs- 
sel Ton  Erz  beigesellt,  dessen  Gonstruction  der  bei  den  Römern  ge- 
wöhnlichen Form  entspricht.  Beide  Fundstücke  sind  im  Simmerer 
Sohlosse  auf  dem  Bürgermeisterei -Bureau  aufbewahrt 

J.  Freudenberg. 


9.  Die  Alterthümer  aas  Rheinzabern.  Wir  haben  un- 
sere Ansicht  über  die  unersohopfliehen  Fundgruben  römiseher  Alter- 
thfimer  zu  Rheinzabern  bereits  im  Jahre  1855  in  diesen  Jshrbüohem 
Heft  ZXni.  S.  97  susgesprochen  und  haben  einen  Artikel  über  den 
SÜTanus  Teteus  mit  folgenden  Worten  geschlossen.  „Für  die  Betrü- 
ger dieser  Art,  sie  mögen  den  Betrug  aus  Gewinnsucht  oder  aus  Sehers 
geübt  haben,  gibt  es  eine  Strafe,  deren  sie  nicht  entgehen  sollten,  und 
welche  die  Freunde  der  Alterthumskunde  selbst  bestimmen  und  aus- 
führen können:  die  Namen  der  Betrüger  Öffentlich  zu  nennen.^  Wenn 
die  Rheinsabem^schen  Funde  auch  spater  noch,  und  nachdem  andere 
Stimmen,  Klein  in  Mainz,  Becker  in  Frankfurt  u.  A.,  sieh  entschieden 
gegen  die  Aechtheit  derselben  ausgesprochen  hatten,  Vertheidiger  ge- 
fanden, so  war  uns  dieses  unbegreiflich,  und  um  so  unbegreiflioher, 
als  Münner  Ton  Auszeichnung  auf  dem  Gebiete    der  römisohen  Alter- 


97*  Müedlm. 

thumBkunde  cu  denselben  zEhlten.  Darob  diese  unbeeohrSnkte  giSn- 
bige  Hingabe  an  die  Aechtbeit  dieser  Fände  mnsste  das  Entdeoknngs- 
talent  f3r  solehe  Alterthiimer  immer  kShner  werden  und  Sachen  an 
Tage  fordern,  welche  geeignet  sind  den  Zweifel  auch  aus  seiner  tief- 
sten Lethargie  aufzuwecken.  Wir  theilen  den  Bericht  des  Herrn  Ton 
Hefner  in  dem  Abendblatte  zur  neuen  Münchener  Zeitung  Tom27.JnIi 
1860  über  die  Fälschungen  der  Terraootten  Ton  Rhelnzabem  TollstSn« 
dig  mit  und  fügen  diesem  einen  kurzen  Artikel  des  Prof.  Klein  aas 
Mainz  bei* 

DUeber  die  Fälschungen  der  Terracotten  Ton  Rhein« 
zabern.  Bheinzabern  hat,  als  die  reichhaltigste  Fundgrube  rSmi- 
scher  Terracotten  In  neuerer  Zeit  die  Aufmerksamkeit  der  Alter- 
thumsfreunde  und  Forscher  yielfach  auf  sich  gezogen.  Die  dort  aua- 
gegrabenen  Gegenstände  fanden  sowohl  wegen  der  interessanten  Dar* 
steUungen  ihrer  Reliefe  und  runden  Formen,  als  auch  wegen  deren 
Mannigfalt  überhaupt  yielfache  Käufer  im  In-  und  Auslande.  Diese 
veranlasste  den  Betrug  sich  durch  ihre  Nachbildung  dne  Quelle  rei- 
chen Erwerbes  zu  suchen,  die  ihm  auch  bereits  geraume  Zeit  zufliesst. 
Die  Fälschungen  konnten  jedoch  den  Männern  vom  Fach  nicht  ent- 
gehen und  es  begann  gegen  die  Terracotten  Ton Rheinzabem  ein 
nicht  ungerechtes  Misstrauen  sich  geltend  zu  machen.  Warnende 
Stimmen  Hessen  sich  Tcmehmcn ;  aber  man ')  ging  zu  weit ,  erklärte 
offehbar  ächte  Stücke*),  die  man  nur  aus  Übelgerathenen  AbbUdon- 
gen  kannte,  als  gefälschte  und  schüttete,  wie  man  sprichwSctUoh  aagt» 
das  Kind  sammt  dem  Bade  aus. 

Die  Fälschung  umfasst  bereits  drei  Zeitabschnitte.  Sie 
begann  mit  blosser  Ab  formung  antiker  Gegenstände  aus  Thon  und 
zwar  nur  solcher,  die  rücksichtllch  ihrer  Technik  keine  Schwierigkel- 
ten in  der  Nachbildung  boten.  Vorzüglich  waren  es  Basreliefe ,  die 
hiezu  gewählt  wurden.  Lararien  mit  freistehenden  Säulchen  und  fla- 
ohen  Rundbogen,  sowie  die  sogenannten  Samisohen  Oefässe  und  die 
Fabrioate  der  Ziegeleien  zog  sie  nicht  in  das  Bereich  ihrer  unsanbecn 
Thätigkeit  Die  unäehten  Stücke  Tcrrathen  sich  doch  sogleleb,  wenn 
man  sie  mit  äobten  zusammenstellt,  durch  kleinere  Form,  die  Ihren 
Chrund  In  dem  Schwinden  des  Thones  bat,  Termüge  welchem  Sobwia- 


1)  Wer? 

2)  Welche? 


2rs 

daa  die  toü  <iea  anlikeii  Oiig^nttlen  abgeaomiBeiüta  nmen  Fohado 
nmtk  dem  TrookzMn  nod  Bceimea  imner  kleinere  Bilder  liefern, 
nie  die  §Ma  der  Mutteiforai  herrorgegangenen  entiken  Originale  sind. 
Eis  fecneree  Kennzeichen  ist  die  Besoh  äffen  helfe  des  T  hon  es, 
der  bei  gefrischten  Stftoken  weder  die  Farbe,  noch  die  F^nheii  dee 
bei  antiken  Terwendeten  hat. 

Das  Gelingen  der  Taosehnng  steigerte  die  Frechheit  der  FIQsoher. 
Der  »weite  Zeitabschnitt  ihrer  Betrügereien  begnügte  eich  nicht 
mdur  mit  Prodnetcn,  die  aas  dem  blossen  Abformen  antiker  Stücke 
eatitaBden  waren.  Man  euohte  Abweohselong  in  die  antiken. Därstel- 
langen  an  bringen  und  malte ,  wie  Horaz  sagt,  einen  Delphin  in  die 
Wälder  and  einen  Eber  in  die  Floihen.  Arabesken  und  Schnörkel  aus 
der  Benaistranceseit  wardeti  antiken  Darstellungen  beigefügt,  oder  ir- 
gend etwas  Modernes  am  OosfUme  angebracht.  So  entstand  ein  Ge- 
misch antiker  and  modernerFormen,  wobei  jedoch  der  antike 
Typas  immer  der  Torwaltende  bUeb. 

Der  dritte  Zeitabschnitt,  mit  dem  die  Fälschung  hoffentlieh 
aaf  ihrem  Calmiaationspunote  wird  angelangt  sein,  lieferte  Gebilde, 
welche  der  plastischen  Kunst  der  letzten  zwei  Jahrhunderte 
angehj^n.  Diesen  Fabrieaten  suchten  die  FJUscber  dadurch  antikes 
Ansehen  zu  geben,  indein  aie  ihnen  römische  Inschriften  beifügten,  wie 
die  nachstehende  Fundgeschichte  zeigt. 

Am  4.  Juli  heurigen  Jahres  Teranstaltete  der  bekannte  AntikenhSnd- 
1er  MichacA  Kauffmann  in  Bheinzabem  die  Aufdeckung  eines  Inder 
Gewanne  »über  der*  Kandierstrasse"  in  der  Richtung  Ton  Rbeiaäsabem 
n«sh  Landau  in  einem  ihm  gehörigen  Kleeacker  gelegenen  antiken  Top- 
ferefens.  Es  fanden  sich  ausserhalb  desselben  Trümmer  von Thon« 
reltefen  and  samisehen  Geschirren,  dann,  bei  vorgerüekter.  Tiefo  d^ 
Aasgrabong,  kamen,  senkrecht  in  dem  Boden  stehend ,  zwei  Xhon- 
re liefe  zum  Vorschein.  Da»  eine  davon  25Centimeter  hoch  und  21 
Ctm.  breit,  stellt  einen  romisch -deutschen  Kaiser  zu  Pferd  yor. 
Das  lockige  PerUokenhaar  de<)kt  ein  Lorberkranz.  Der  Kaiser  erscheint 
ImBeiehsmantel,  mit  Brost-  uiid  Beinharnisoh,  weiten  Stülpstiefeln  und 
grossen  Sporen.  Seine  Rechte  hält  das  Schwert,  seine  Linke  fasst 
den  ZOgeL  A\ß  Schmuck  trägt  das  Pferd  eine  reich  gestickte  Sattel, 
decke  und  Straussfedem  am  Kopfe  und  über  dem  Schweife.  Ueber 
diesem  Bilde  liest  man,  mit  einzeln  vertieft  eingedrückten  Buchstaben 
die  Worte  ANTONVS  VS  AG.    Die  Rückseite  hat  den  Stempel  ABO- 

18 


»4  MiceOm.. 

fiTS  F«  DerVontettnig  iiMk  sn  mÜMOen,  g«Ii9ft  ittBOd  dtmlMa 
das  17.|  oder  dem  Anfange  dee  18.  Jahrhnndorti  sn,  nnd  stellt  wAhr- 
•cheinlieK  den^aiser  Leopold  I.  vor.  Das  andere  i  mit  diesem  g«. 
fandene  TKonrellefi  dO  Oentlmeter  hoeh|  33  breit»  hat  anm  Gegen- 
stände dl0  In  Rheinzabem  häufig  in  Stein  und  Thon  sieh  findande 
antike  Qestalt  eines  Reiters ,  anter  dessen  Pferd  sieh  eine.  In  ^nen 
geringelten  Sohweif  Sloh  endigende  Franengestalt  befindet.  Der 
auf  der  Rüekseite  der  Platte  angebraohte  Stempel  lantet  ABOBYS  F. 

Werften  wir  mm  auf  die  bisher  bekannt  gewordenen  Filsohoagany 
nnd  besonders  auf  die  beiden  gerade  erwähnten  neuesten  Fände  elaen 
Bliok,  so  finden  wir»  dass  die  FJQscker  wohl  einigermaassen  des  Zeieh- 
nensy  aber  nicht  im  Geringsten  der  latetaisehen  Spraehe  kundig  sind. 
Diess  aeigt  die  Insehiift  fiber  dem  Kaiserbilde:  ANTONYS  TS  AG, 
die  wahrseheinlich  ANT0N1V8  AVG.  bedeuten  solL  Ebenso  der  aof 
der  Rttokseite  beider  Basreliefe i  naoh  antiker  Welse,  mit  erhabenen 
Buchstaben  eingedrfiokte  Stempel  ABORTS  F.  Der  unwissende  Fil* 
scher  hatte  anf  samlsohen  GefSsseo  Ton  Rhefauabem  den  Stempel 
ABBOF  (Abbo  fedt)  gefunden  und  diesen  in  Aborus  f.  umgebildet 
und,  um  seiner  Ignorans  die  Krone  aufkusetsen,  diesen  auf  dem  Sa- 
liefe  mit  dem  Reiter  und  der  Frauengestalt  angebrachten  Stempel 
sogar  auf  das  Relief  mit  dem  r5miBch.d%utsehen  Kaiser  ge- 
setst  Auf  einer,  gleichzeitig  mit  diesen  iwei  ReUefcn  geAmdenen 
Lampe,  einen  Fuss  mit  Sandalen  ▼orstdlend,  fand  rieh  der  Stempel 
ABOFYSF  —  ein  Pendant  au  dem  Torigen.  —  Diess  sind  jedoch  nidht 
die  einzigen  BUtasen,  die  rieh  der  Fälscher  gab.  Er  stellte  den  dsrut- 
schen  Kaiser  unter  einen  Ton  2  Säulen  getragenen  Flachbogen,  wie 
ihn  die  Tfaoidararien  Ton  Rheinzabem  haben  und  Torsah  das  Pferd 
des  antiken  Reiters  mit  Hufeisen,  die  durch  drei  Nägel  angesehla- 
gen ^d  —  ein  Anachronismus,  den  aueh  die  Pferde  der  b^den  M- 
her  ausgegrabenen  kämpfenden  Reiter  haben. 

Diesen  Inneren  Kriterien  der  Unäehtiieit  der  beiden  obengenann- 
ten Reliefe  gesellt  sieh  auch  ein  tesseres  bei ,  dass  nämlich  weder 
die  Farbe,  noch  die  Feinheit  des  Thones  mit  den  antiken  Sttfoken 
Vberelnslimmt 

Hingen  diese  wenigen  Andeutungen  zur  Vorsieht  bei  Erwerbung  Ton 
'Rheinzabner  T^rraeotten  Veranlassung  sein  und  zur  Entdeokung  der 
Fälscher  fahren,  deren  Namen  die  Ansslolit  blAt,  an  den  'literariiehen 
Pranger  geheftet  zu  werden,  wohin  sie  gehdren!*' 


nDI«  AlterthUmer  aus  Rhef  nsabern.     Professor  ▼.  äef- 
aeria  Müaohen  ^bt  in   dem  Abendblatt  cur  Neuen  MSnobener  Zei- 
tung (Nr.  217  T.  11.  Sept.)  weitere  Attfaehiüsse  Aber  die  t^ilsclian- 
gen  der  Antiken  toh  Rheinsabemi  woraus  wir  aasheben  wotten,  was 
ans  BunSohst  interesrirt    Es  heisst  hier  wSrtlieh :    „Das  rSmisoh  -  ger- 
msnisohe  Central- Maseam  in  Mainz  hat   TOr  Kurzem  das  Antiken- 
Cabinet  des  Dr.  Hepp  aus  Keustadt  an  der  Haardt  kSoflioh  erwor- 
ben: eine  werthyolle  Aoquisition  durch  seine  Bronzen  und  QlSser  *• 
und  daher  ein  Verlust  f3r  die  Sammlungen  Bayerns  i    denen  sie  ent- 
ging —  und  interessant  durch  die  bedeutede  Anzahl  von  Terracotten 
aus  Rheinzabem,  Ton  denen  aber  leider  ein  grosser  Theü  als  gefälscht 
bezdchnet  werden  muss.    Reichlich  sind  hier  die  Lararlen    TCrtreten, 
unter  denen  sich  auch  dn  unSchtes  mit  Rundbogen  und  SKulenstellung 
befindet,  das  aber  dem  Fälscher  schlecht  gerathen  ist.    Von  dem  un- 
iehten  Saoellam  mit  Romulns  und  Remus  unter  der  WSlfin  9   das  sich 
auch  in  der  Speyerer  Sammlung  findet ,  ist  hier  ebenfalls  ein  Exem- 
plar ▼orhanden.*'    Weiter  wird  noch  als   grober  Bcikrttg  erwihnt  ein 
Tempelohen  mit  Kuppeldach,  darunter  ein  Kriegeri  wahrscheinlich  ein 
Man  ultor,  —  wie  wir  meinen,  nioht   unähnlich  den  Darstellungen 
auf  dem  hier  gefundenen  Tiberius^Schwert,  welnhes,  beiläufig  bemerkt, 
immer  noch  in  En^^and  zum  Kaufe  TOiliegt,  wie  wenigstens  Tor  nicht 
langer  Zeit  uns  angezeigt  wurde.    Femer  nennt  Herr  v.  Hef  ne«  jetzt 
auch  die  von  uns  neulich  (Rh.  BL  Nr.  190)   beargwöhnten  Bronzen 
falsch,  wiewohl  sie  in  der  eben  erschienenen  Beschreibung  der  gross- 
hstiogliohen  Sammlung  in  Karlsruhe  ohne  Verdacht  aufgeführt  werden. 

Wir  Qbergehen  weitere  Fälschungen  im  Speyerer,  MünOhener  und 
anderen  Museen,  auch  wie  jetzt  drei  Exemplare  Tom  rSmisch-deutschen 
Kaiser  Leopold  durch  den  bekannten  Michael  Kaufinann  in  den  Han- 
del Icamen»  bei  deren  einem  die  TerhängnissToUen  Stulpstiefel  und  die 
ärgerlichen  Sporen  abgeschabt  sind. 

Ffir  unsere  Gegend  wird  noch  bemerkt,  dass  bei  dem  j&dischen 
Anfiquitätenhändler  Nathan  Hess  in  Wiesbaden  auch  soliolie  tal- 
■  che  AlterthÜmer  zum  Kaufe  stehen,  wovon  einige  jedoch  Hess 
Mlbit  fSr  unächt  erklärt;  sie  sind  aus  Rheinzabem. 

Bei  diesen  redenden  Thatsachen  wundem  wir  uns  nur^  wie  Herr 
▼.  Hefner  also  schliessen  kann:  «Ich  halte  an  meiner  bisherigen  Ue- 
berseugung  fest,  dass  weder  die  gefälschten  Brönzestatuetten  noch  die 
gefllsehten    Terracotten  in  Rheinzabem   selbst  fabitsltt  worden. 


976  MiiceOm. 

•ondem  dMs  *d«r  AntJkanMndler  Miobad  KauftnMiii  bIo  siim  Ver- 
soMeU»«  Ton  auswirts  «rhalta.^  —  Woher,  fragen  w!r,  eoU  «r  ei«  det» 
erlialten  baben?  —  Kaufmann  fand  doch  selbst  auf  seinem  Aokor 
den  berflobägten  Leopold.  Wir  baiton  Rbeinaabern  für'  den  Heerd 
der  Filtobnngen  und  finden  die  BestiUigang  in  den  neuesten  Fabiiea- 
teni  oder  Kaufmann  bekennOi  wober  er  diese  falseben  Dinge  erbalten 
bat  BIfl  dien  gesobeben ,  bleibt  der  bSse  Verdaebt  auf  Rbeinsaboni 
sttsen.^ 

Prof.  Braun. 


10.  Bonn,  Verseiobniss  einiger  alten  R8mar. Mflnien »  wolebe 
im  Laufe  dieses  Jabres  (18G0)  in  und  um  Bonn  au  Tage  gefordert 
worden  sind.  ' 

1.  M.  Agrippa  P.  X.  12.  M.  AORIPPA  L.  F.  COS  IIL  Kopf 
Agiippa's  mit  einer  B^risne  aus  8oUfbsobnSbeIn. 

R.  8.  C.  Stehender  Neptun,  in  der  Rechten  einen  Delphin  und  in 
der  Linken  einen  Dreiaäok  haltend.        iE.  L  Mod. 

2.  Nero  P.  X.  64.  TMP.  NERO  CAESAR.  AYG.  P.  M.  TR.  P. 
Kopf  Nero*8,  links  sehend,  mit  Lorbeer  gekrSnt. 

R.  PACE  P.  R.  TERRA  MARIQVE  lANVM  CLVSIT.  8.  C.  Der 
geschlossene  Janus-Tempel.        2ß.  Max.  Mod. 

3.  Faustina  II.  P.  X.  161.  FAVSTINA  AVGVSTA.  Kopf  der 
jQngeren  Faustina  mit  zierHchem  Haarsohmuck. 

R.  TEMPORVM  FELIC.  S.  C.  Stehende  Frau  mit  6  Kindern. 
£•  L  M. 

4  Oallienus  P.  X.  259.  IMP.  OALLIENVS  AYG.  Kopf  Qal. 
Uenus*  mit  einer  Strahlenkrone. 

R.  LIBERO.  P.  CONS.  AYG.  Hn  Panther,  und  im  Absohnitt  der 
Buchatabo  D.        JB.  m.  M. 

6.  aaudius  GotbieuB.  P.  X.  268.  IMP.  CLAYDIY3  AYG.  Kopf 
des  Kaisers  mit  einer  Strablenkrone. 

R.  PAX  AYGYSTI,  im  Felde  H.  Die  GOttln  des  Frieden»  i^ 
hamä,  bn  der  Reebten  einen  OeUweig  und  in  der  linken  aliiMi  Stab 
haltend«       &  IIL  M. 

6.  Q^Blflloa  P.  X.  270.  IMP.  CM.  AYR.  QYINTILLYS  AYG. 
Kopf  des  Kaisen  mil  einer  Strablenkrone. 


Mi$ceUm.  MV 

IL  PROVIDEMT.  AVG»  Im  F«lde  B.  Di«  GKMfaui  der  YorMhang 
Blehend,  in  der  Rechten  einen  langen  Stab  haltend  und  mit  der  Lfa« 
ken  mit  einem  kleinen  Stäbchen  anfeinen  vor  ihren  FSaaen  liegenden 
Globas  deutend.        M,  UL  ^. 

7.  Probns  P.  X,  277.  IMP.  C.  tt.  AYR.  PROBTS  AYG.  Kopf 
des  Kaiaen  mit  einer  Strahlenkrone. 

R.  MARTI  PAGIFERO,  im  Abschnitt  11.  Maie  stehend  mit  Helm, 
Lause  nnd  Schild,  In  der  Rechten  einen  Oelswelg  haltend.      iE.  III.  M. 

8.  Constantinns  CSilonis  P.  X.  804.  FL.  lYL.  GOKSTANTIYS 
KOB.  G.    Kopf  des  Kaisers  mit  Lorbeer  gekrönt 

R.  GENIO  POPYLI  ROMANI,  im  Felde  B  nnd  im  Abschnitt  G, 
ein  stehender  nackter  Genius  mit  einein  Modias  auf  dem  Kopfe,  in 
dar  Rechten  eine  patera  und  in  der  Linken  •  ein  FttUhom  haltend. 
,^S.  U.  M. 

9.  Theodora  P.  X.  308.  FL.  MAX.  THEODOBA  AYG.  Kopf 
der  Kaiserin  mit  schVnem  Haarsohmnek. 

R.  PIETAS  ROMANA.  Stehende  Frau  mit  einem  Kinde  auf  dem 
Arme,  im  Abschnitt  P.  TR.        M.  min.  Mod. 

10.  Gonstantin  der  Grosse.  P.  X.  811.  IMP.  GONSTAKTINYS 
AYG.    Die  Bfiste  Gonstantins  des  Gbossen  mit  Lorbeer  gekrönt 

R.  SOLI  INYICTO  GOMITI.  Büste  des  Sonnengottes  mtt  Sirah. 
lenkrone.        iE.  n.  M. 

IL  Magnentiifli  P.  X.  887.  MAGNBNTIYS  AYG.  Nackter  Kopf 
des  Kaisers. 

B«  FELIOITAS  REIPYBLlGAEi  im  Felde  A,  im  Absdmitt  TR.  P. 
Der  Kaiser  stehend,  in  der  Rechten  dasLabarum  mit  den  Monogram- 
men Ghristi  und  in  der  Linken  eine  Ueine  Yictoria  haltend  i  welche 
ihm  einen  Lorbeerkrans  darreicht.        M,  II.  M. 

12.  Tkeodolins  der  Grosse.  P»  X.  879.  D.  N.  THEODOSIYS  P. 
F.  AYG.    Bfiste  des  Kaisers  mit  Diadem. 

n*  SALYS  REIPYBI4IOAE,  fan  Felde  Jfi ,  im  Abschnitt  P.  Q.  Yic- 
totia  mit  der  Rechten  einen  Palmsweig  fiber  die  Schulter  haltend  und 
mit  der  Linken  einen  neben  Ihr  knieenden  Sklayen  mit  den  Haaren 
fassend.        M,  nun.  Mod. 

•  Merkwürdig  Ist  es,  dass  die  sub  Nr.  8  und  10  beschriebenen  MÜn- 
sen,  sowie  auch  eine  der  Kaiierin  Helena  und  eine  ton  Gonstantin 
dem  Jfii^eren,  also  eine  gante  FamiQe:  Mann  und  FraUi  Sohn  und 
Enkel,  beisammen  am  hiesigen  Klein  -  ThSrchen  anliiehudeB  worden 


beim  Ibbraoli  des  «Uen  Sohiilg«bfa4o»  d«r  Stolle,  wo  IMflier  die  ohnr- 
fiitstUolie  «MOiue''  geetaoden  hat. 

Femer  woirdea  hier  und  tn  der  nSohstea  Umgegend  gefonden  und 
sind  ia  den  Bedtz  des  ProfLBraaa  gekommea:  eta  Hadxiaa  In  Ghosi- 
en  Ton  hdehet  seltener  SehdaheÜ;  Haaptaeite: 

HADBIANYS  AVGVBTVS,  Kopf  HAdrien»  mit  Lorbeer  gekrSat 

B.  COS  m  S.G.  Borna  Ia  Toller  Büstong  altoead  saf  Waffen,  In 
der  Beohton  eine  kleine Vieioiia  haltend,  welohe  ihr  einen  Lorbeer- 
krana  danreleht,  und  in  der  Linken  ein  Fällhom.  (Diese  ao^geseieh- 
net  schöne  Mfince  wurde  su  Blankenbeig  bei  Siegboig  Im  Monat  Sep- 
tember gefanden.) 

Alexander  Serenis  P.  X.  228.  IMP.  S£V.  ALEIUNP.  GAB.  AVG. 
Kopf  dai  KaisBo  mit  Leibeec  gekrönt 

B.    SPES  PVBLIGA.  Spes  stehend  ror  einem  Altere.      JB.  IIL  M. 

Otoellla  SoTera  P.  X.  224«  OTAGIL.  SEVOBA  AVG.  Bttste  der 
Kaiserin  über  efaiem  Halbmond  mit  ilediehem  Haarsohmaofc. 

B.  PIETA8  AVaySTAB.  Pietas  stehend  mit  einer  Opferschale. 
M.  m.  M. 

Postomiis  L  P.  X.  258.  IMP.  C.  P0STVMY8  P.  F.  AVO.  Kopf 
mit  Strahlenkroae. 

E.  HBBCVLl  MAOV8ANO.  Heckoles  stehend ,  in  der  Beehten 
einen  Zweig  and  fai  der  Linken  efai  Füllhorn  haltend.    Blllon  IIL  M« 

Yloterlnas  P.  X.  265.  IMP.  YIOTOBINYS  AVG.  Kopf  mit  Stsah- 
lenkrone.    M,  m.  M. 

B.    FIDES  MILITYM.    Stehende  Figur  mit  awel  BilJltihiieiehen. 

£  m.  M. 

Tetrloos  L  P.  X.  267*  IMP.  G.  P.  TETBICT3  AVG.  Kopf  mH 
Strahlenkrone. 

B.    PAX  AYQ.    Stehende  GSttin  des  Friedens  mit  Steh  und  Zweig. 

M.  in.  M. 

Tetrieus  IL  P.  X.  268,    TETKIGVS  GAE8.  Kopf  mit  Strahlanknme. 

B.    PBINa  IVVENT.    Ein  klaiaer  Tempel.        J&.  min.  Mod. 

Glaudlus  Qothious.  P.  X.  268.  IMP.  GLAYDIO  AYG.  Kopf  mit 
Strahlenkrone. 

B.  SLABITAS  kVQ,  Stehende  GSttin  mit  Zweig  und  FiUhem. 
M.  liL  Mod. 

Goaslatttintts  IL  P.  X.  887.  GONSTANTINYS  lYN.  NOB.  (jL  Kopf 
all  Lofbeer  gekrilat 


R.  OliORU  KXEHOITyS,  Im  Abioliaitt  8.  L.  H.  A.  Zwü  BoU 
dM«ii  mit  Helm)  SohUd  und  Luise,  in  deren  Mitte  swei  Stendnrtenr 
£.  HL  M . 

Die  Uer  beecliriebenen  M Qnsen  sind  nur  ein  iehr  kleiner  TheU  tou 
den  Tielen,  welehe  in  der  konenZeit  Ton  kenm  dreiTtertel  Jahr  hier 
In  Bonn  und  nSohBter  Umgegend  nn^efanden  worden  ilnd  in  eilen 
drei  Metellen  und  Qrtaeni  aus  den  frükesten  bis  au  den  letaten  Zei- 
ten der  Bteerkerrachaft  am  Rhein ,  welehe  sie  mehr  als  800  Jahre 
inne  gehabt  haben.  Bin  neuer  Beweis,  wie  releh  unser  klaisisoher 
Boden  nooh  immer  an  Uebexresten  aus  libigst  Torsehwundenen  Zei- 
ten ist 

Dr.  Krosoh. 


11.  Vor  Knrsem  wurden  in  der  NXhe  des  Dorfes  SiOTernioh 
(Kreis  Dflien)  in  ^er  dem  Gutobesltser  Fr.  Sohwecht  sngehftrigen  Mer« 
gelgrube,  6Fn8s  tief  unter  der  OberflSehe,  Tersehiedene  auf  rSmisohen 
Uisprong  hindeutende  Gegenstände  aulgefunden.  Beim  Abtragen  des 
Mergels  fand  man  einen  masdyen  Tiereokigen  Sarg  Ton  ri^thliohem 
Sandstein,  ohroa  4Vt  Fuss  lang,  3  Fuss  breit,  3Vs  Foss  hoch,  Inwen« 
dig  SU  einer  nmden  NIsohe  ausgehaaen  und  mit  einer  sohweren  Platte 
Ton  rothem  Sandstein  fiberdeokt;  ferner  eine  Platte  tou  kalkartigem 
Stein,  3%  Fuss  lang,  3%  Fuss  breit,  1  Fnis  diok ;  auf  der  OberaSohe 
befindet  doh  eine  Tiereokige  Höhlung,  oirea  4  Zoll  im  Quadrat,  an 
der  Vorderseite,  in  des  Mitte  die  ganse  Dioke  der  Platte  einnehmend, 
halb  erhaben,  ein  riesiger  Mannskopf,  gut  gemeisaelt,  mit  einer  über 
der  Stirn  aufgeschlagenen  Kopfbedeckung ;  der  untere  Theil  des  Kopfes 
bis  sur  HSUle  der  Ohren  ist  yerloren  gegangen,  der  obere  Theil  aber 
erhalten.  Leider  war  der  Sarg  noch  am  spKten  Abende  Ton  Unberu- 
fenen mit  Zerbrechen  der  Platte  aufgebrochen  und  durchwühlt  worden, 
woduroh  die  am  andern  Morgen  noch  darin  Torhandenen  GegenstCnde 
sehr  TCrletzt  gefunden  wurden.  Ausser  mehreren  irdenen  Krügen  fand 
man  Im  Sarge  ein  Messer,  dessen  Klinge  Tom  Roste  beinahe  ganz 
▼ersehrt  ist  Das  Heft  Ist  schSn  erhalten ,  circa  5  Zoll  lang ,  rund, 
sehraubenfSrmig  gewunden,  aus  einer  dunkeln,  glasartigen  Masse  ge- 
formt, oben  und  unten  mit  %  Zoll  breiten  goldenen  Reifen  Tersehen, 
leider  Msoh  durchgebrochen.  Femer  fand  man  ein  feines,  künstlich  ge- 
arbeitetes sübemes  StXbohen,  circa  5  ZoU  lang,   oben  mit  einer  ge- 


980  MiiC^ea. 

krömmtan  Venieruni^y  woTon  dtn  Theil  frisch  abgebrooheo  war,  outen 
geformt,  wie  ein  umgebogenes  OhriSffelchen*  Bndlioh  fand  man  meh- 
rere 6  Zoll  breite  und  4  Zoll  hohe  TSfelohen  Yon  Schildpatt  mit  Spu- 
ren -ron  elfenbeinerner  Umrabmnng.  Dieselben  zeigen  anf  ihrer  Ober- 
fläche Itünäilerlsohe  Basrelief-Darstelhingen  Ton  krlegeiischeo  Seeoen, 
B.  B.  Helden  auf  mit  zwei  Pferden  bespannten  Kriegswagen«  nnd  Tl- 
garen  in  römisoher  Kleidung  mit  wie  zum  Belfallsjanohzen  emporgeho- 
benen Armen  und  Händen.  Leider  sind  die  meisten  dieser  Xäföieben 
thells  stark  Terwitterti  theils  auch  bei  dem  unTorsiohtigen  Daiohanohea 
verletzt  worden« 


12.  Koblenz.  Bei  dem  Ausgraben  eines  Fundamentes  zu  einem 
Hause  in  hiesiger  Stadt,  in  dem  sogenannten  Rondell  am  Leeräiore, 
fhnd  man  Tor  Kurzem  etwa  acht  Fuss  tief  unter  der  Erde  einen  ganz 
wohlerhaltenen  Sarg  aus  Tuffstein ,  welcher  mit  einer  tiborragenden 
Steinplatte  wohl  Terschlossen  war.  Der  Sarg  wurde  in  Gegenwart 
des  ersten  Commandanten  unserer  Stadt,  Generals  Prinzen  tob  Hol- 
stein, mehrerer  Generale,  Beamten  und  Gelehrten  geSffhet,  und  ausser 
Tcrschiedenen  menschlichen  Knochen  fand  man  an  dem  naoh  Norden 
stehenden  Ende  einen  Schädel ,  in  dessen  Oberkiefer  noch  eine  voU- 
•tXndige  Reihe  wohlerhaltener  Zähne.  Sonst  lag  noch  darin  eine  kleine 
konische  Opfer-  oder  Trinksohale  Ton  Glas,  eine  kleine  BronzesehnaRe, 
eine  kleine  Metallspange  und  noch  ein  kleiner  Gegenstand  Ton  Kupfer, 
über  dessen  Bestimmung  man  sieh  nioht  tergewfssem  konnte. 


13.  Bonn.  Im  vorigen  Hefte  statteten  wir  unseren  Lesern  Be- 
richt ab  Qber  das  Welcker-Fest  (S.  100— 104).  In  Verfolg  dessen  thei- 
len  wir  mit,  dass  die  bis  dahin  zu  einer  Capitalsumme  Ton  2000 
Thlrn.  angewachsene  Welcker-Stiftung  ihre  erste  Preisaufgabe  gestellt 
hat  Dieselbe  verlangt  eine  Darstellung  Solons  als  Gesetzgebers  and 
Sti^tsmannes  und  sind  zu  ihrer  Lösung  nur  Studierende  der  hiesigen 
UniTenitft  zulässig. 


14.    Bon  n.     Im  yorigen  Sommer  wurden  unweit  der  Stadt  Mayen 
bei  dem  Dorfe  Allenz  die  Mauerreste  eines  römischen  Einzelbades  ge- 


Miscellen.  S81 

fanden,  und  unter  der  umaiohtigen  Üeitung  des  Herrn  Berg-Qeschwo- 
renen  Uauchekome  aus  Mitteln  d.  K.  Regierung  zu  Coblenz  ausgegra- 
ben. Die  -  Mauerreste  stehen  mehrere  Fuss  über  der  Erde  und  sind 
nooh  mit  farbigen  StuckTerzierungen«  allerdings  geringen  Werthes,  be- 
kleidet. Die  kleinen  Dimensionen  der  Anlage  lassen  keinen  Zweifel 
übrig,  dass  sie  nur  zum  Einzelgebrauch  bestimmt  sein  konnte.  Das 
Ganze  besteht  ans  einem  nicht  heitzbaren  Yorgemaoh  und  Friglda- 
riam  mit  Wanne  und  einem  durch  Hypocausten  erwärmbaren  Cali- 
darium.  Da  wir  im  künftigen  Sommer  eine  weitere  Ausgrabung  er- 
hoffen, 80  Tersohieben  wir  eine  nähere  Beschreibung  bis  dahin. 


15.  Bonn.  Die  Sparen  rSmSsoher  Ansiedelung,  welofaei  da«  Ter- 
rain swiaohen  dem  Rheine  und  der  Goblenzer  Strasse  fast  bei  jedem 
Uansbaae  zu  Tage  bringt,  sind  durch  allerlei  Funde  auf  demQrund- 
eigenthume  der  Herren  Loeschigk ,  Troost  und  Ermenkeil  yermehrt 
worden.  So  Tiel  wir  wissen,  wurde  das  gemauerte  Grab  mit  den 
jetzt  im  hiesigen  Museum  befindlichen  Attisstatuetten  und  dem  Yotlv- 
stein  der  L.  Candidinius  im  LoeschigVschen  Garten  gefunden.  Eine 
ansehnliche  mit  einem  Medusenhaupte  geschmückte  Lrampe  unseres 
Besitzes  rührt  ebenfalls  ron  dieiem  Funde  her.  In  derselben  Rloh- 
iang  nördlicher  fanden  sich  im  Troost*soben  Orundatttoke  eine  Menge 
römischer  Urnen  und  im  Ermonkell^sohen  Garten  eine  ypn  grossen 
Ziegelplatten  gebildete  und  überdeckte  Wasserrinne. 

W. 


V.    Chrnik  des  Yerehs. 


Das  nrfickgelegte  Oescbäftsjahr  unseres  Vereines  g^ewährte 
die  Oenngthuang,  densdlien  in  steigender  BlflChe  n  sehen. 
BHclit  der  Hinsntritt  vieler  neuer  HifgUeder  aUein  bt  es,  der 
diese  'steigende  BlAthe  iiegrtndet,  sondern  die  pendnlichc 
und  wissenseliaftliche  Bedeutung,  die  diesen  neuen  Mtglie* 
dem  beiwohnt    Gewahrt  es  an  und  für  sich  schon  ein  er- 
hebendes Bewusstsein,  in  jenem  einsichtigen  deutschen  Por- 
sten« der  in  wechselseitigem  Vertrauen  von  KOnig  und  Volk 
die  Verwaltung  unseres  Staates  leitet ,  einen  sichern  Kenner 
alter  Kunst  m  verehren ,  so  darf  unser  Verein  es  mit  dop* 
peKer  Befriedigung  melden»  dass  Se.  Hoheit  Purst  Karl  /in- 
tott  m  Hohennollem-Sigmaringen  von  nun  an  m  seinen  Bb* 
renmitgliedern  gebort.    Wir  glauben  dem  Wunsche  der  Ver- 
einsgenossen au  entsprechen,  wenn  wir  das  Schreiben  seinem 
Wortlaute  nach  mittheilen,  wodurch  Se.  Hoheit  dem  Vor- 
stande die  Binsendung  des  Diploms  au  beantworten  geruhten. 
Dem  Verein  von  AlterthumsAreunden   im  Rheinlande 
bin  ich  recht  aufrichtig  dankbar  fflr  Meine  Ernennung 
•um  Bhrenmitgliede,  die  ich  durch  das  gütigst  flbersen- 
dete,  überaus  sinnig  und  kflnstlerisch  ausgestattete  Di- 
plom SU  empfangen  die  Preude  gehabt  habe.     Bei  der 
Ueberseugung ,   dass  die  Portschritte  unserer  Zeit  in 
Kunst   und  Wissenschaft  durch  Erforschung  des  Alten 
am  wesentlichsten  gefördert  werden,  lege  Ich  einen  ho- 
hen Werth  darauf,  dem  Alterthmnsvereine  derjenigen 


Chronik  de$  Vereins.  MS 


Pronu  anngehOreDy  die  in  dieser  Besiebuog  wohl 
reichsteD  Ergebsiflse  liefert,  and  werde  es  Mir  auch 
emsUich  angelegen  sein  lassen,  in  seinen  scbOnen  und 
erfolgreicben  Bestrebungen  nach  Möglichkeit  mltavwirken« 

Dflsseldorf,  den  8.  November  1800. 

Carl  Anton,  Fflrst  zu  Hohensollem-Sigoiaringen. 

Ausser  Sr.  Hoheit  dem  Fürsten  zu  Hohenzollern-Sigmarin- 
gen  wurde  die  Zahl  der  Ehrenmitglieder  durch  die  Aufnahme 
des  Staatsministers  a.  D.  Hm.  Hilde  au  Breslau  vermehrt. 

Als  neue  ordentliche  Mitglieder  begrflssen  wir  die  Herren: 
Dr.  med.  Bergrath  in  Goch,  Geb.  Justiaratb  Prof«  Dr.  Bluhme 
in  Bonn,  Rentner  fi.  Baruch  in  Gdln ,  BArgermeister  Conaen 
in  Aachen«  Landbaumeister  Cremer  in  Cdln,  Freiherr  v.  Dier- 
gardt  Jan.  in  Bona,  Hofk^tb  Essellen  in  Hamm,  Dr.  phil.  Heibig 
in  Dresden,  Begierungs-Bauratb  Junker  in  Coblena,  Professor 
L.  liohde  in  Berlin,  Regierungs  -  Baurath  KrOger  in  Dflssel* 
darf,  Dr.  van  Noorden  in  Bonn,  Pastor  Otte  in  FrOhden  bei 
Jflterbogk,  Bentner  Peill  in  Bonn,  Rittergutsbesitser  und  PrA- 
sident  des  landwirthscbaftl.  Vereins  in  Rheippreussen  H.  von 
Rath  au  Lauersfort  bei  Hdrs ,  Privatdocent  Dr*  Reifferscheid 
in  Bona,  Rentner  Schmitbals  in  Bonn,  Kreissecretair  Wirst 
in  Bonn  und  Domcapitular  voa  Wümowsky  in  Trier.  Zum 
ansserordantlielien  HitgUede  wurde  bei  Gelegenbeit  seines 
JubUiums  der  um  Westpbalens  Geschichte  hochverdiente 
Krrisgerichtsratb  Dr.  Seiberts  in  Arnsberg  ernannt.  Leider 
bat  der  Verein  auch  schme raliche  Verluste  erlitten.  Einige 
Hitglieder  sind  ausgetreten.  Der  Tod  entriss  uns  drei  Hit- 
glieder, die  dem  Verein  seit  seiner  Stiftung  angehorten  und 
deren  Ruf  weit,  ttb^r  die  Gaaen  Deutschlands  reichte ,  Arndt, 
Baasen  und  Dahlmaan.  Aassar  den  Genannten  beUagen  wir 
meA  daa  Ableben  iea  General  •  Ueutenaat  WMtich  an  Bonn. 

Besondem  Dank  schuldet  der  Verein  noch  awei  seiner  Mit- 
glieder, dem  Herrn  Stad   aumeister  Thomann  ftlr  die  bereit- 


284  Ckronik  de$  Verems. 

willige  und  vmeigennützige  kflustlerische  HersCelluDg  des  wür- 
digen Vereinsdiploms,  doreli  welches  der  Vorstand  8e.  Hoheit 
den  Porsten  sn  Hohenzollern  zum  Ebrenmitgliede  ernannt, 
dem  Geh.  Bergraih  Bt^eking  für  die  unserer  VereinsUbliothek 
geschenkten  werth vollen  kunst-bistorisdien  Werke*)*  Aach 
den  Herren  Verfassern,  die  uns  mit  der  Zusendung  Ihrer 
neuesten  Schriften  beehrten ,  sei  herzlicher  Dank  ausgespro- 
chen *^).    Möchte  das  Beispiel  der  Geber  Nachahmung  finden 


*)   1)  Dorow ,  die  Denkmäler  germ.  u.  röm.  Zeit  in  den  r5m..we8t- 
fai.  ProTlnzen.  2  B.  1823  u.  1826. 

2)  Montfauoon,    grieoh.  u.  rdm.  Alterth. ,  in    deatsohen  Auszug 
gebmolit  Ton  M.  J.  Schatz.  2  BS&de. 

3)  Raison,  rSm.  Altetth.  sa  Augsburg  n.  imOber-DonaQkreife.  1880. 

4)  J.  Emele,  Besolirelb.  fdm.  u;  deutBoher  AKertkOin.  Hiäos  1684. 

5)  Dorow,  Opferstätten  u.  Grabhügel  d.  Geonanen  u.  RSmar  am 
Rhein.  2.  Abth.  1826. 

6)  Lorenti  Cajua  Igula.  Luxemburg  1769. 

7)  Grivaud,  Antiquit^s  gauloises  et  romaines.     Pi^ris  1807. 

8)  DehkmtinKen  z.  Geschichte  Friedrich  Wflhelmlll.  Berlin  1834. 
'    9)  Dambonri   Ohsrte  de  oonfirmatfon  des  blen«  de  i'abbayo  de 

S.  QiosBlnde.    Metz  1843. 

10)  2  3lbiide  Knpferstiefae. 

11)  Heloh.  Kyaell,  Orid's  MeUmoip^    AJigsb-  16B1. 

f)  Wir  arhiaUen  folgende  Zusaadaagen  y«n  ihsoa  yarfaiMna: 

1)  Dr.  Bergrath,  in  Goch:  Das  Briiderhaos  uni  die  Augnstiaer 
Canonie  zu  Goch  1859. 

2)  M.  Dirks:  Monnaies  anciennes  trouT^es  en  Frise.  1859. 

3)  Dr.  Ennen:  Der  Cölner  Schiedsspruch  Tom  Jahr  1179. 

4)  Dr.  L.  J.  Jannsen:  OudheldkundigeYerhandlingen  en  Mede- 
delingen.  II  u.  III. 

6)  B.  Kelohaer:  Die  Ton  XJfleDbaoh'sehen  Maansoripte  aaf  der 
Siadibibliotliak  zu  F^ankAirt  am  Main. 

6)  Dr.  Sob&eldar :  BeitEÜge  aar  Qasehioliis  and  Qa^giapUe  das 
Niederrheins,  late  Folge* 

7)  Steiner :  Codex  inscriptionum  Danabii  et  Rheni.  4ten  Theilea 
2te8  u.  3te8  Heft.  1860. 


de$  Verebu*  MK 

ud  80  naiidws  an  Bflcbern,  Urkundeo,  Mliiwen  und  sonstif  en 
AsIiqniMUeii,  welches  hin  und  wieder  fär  die  zufälligen  Be- 
siUer  oder  Finder  keinen  Werth  hat,  dem  Vereine  flberge* 
ben  werden.  Bibliothek  und  Archiv  befinden  sich  seit  dem 
Beginn  des  Vereiusjahres  auf  dem  Bathhause  unserer  Stadt, 
gemäss  der  in  voriger  Chronik  schon  erwähnten  dankens- 
wertben  Bewilligvng  eines  Raumes  daselbst  von  Seiten  der 
Btädliseben  Behörden. 

Somit  konnte  die  wie  immer  am  Geburtstage  Winckelmann's 
im  Senatssaale  hiesiger  Universität  stattfindende  Generalver- 
samaUnng  nur  ein  günstiges  Zeugniss  der  Vereinsthätigkeit 
ablegen.  Der  Rechenschaftsbericht  ergab  einen  nicht  unbe- 
deatenden  Cassenfiberscbuss  und  eine  Mitgiiederzahl  von  13 
Bbreomitgliedorn,  286  ordentlichen  und  12  ausserordentli- 
chen Mitgliedern^  also  im  Ganzen  von  261  Mitgliedern.  Der 
biaberige  Vorstand  wurde  mit  ungetbeiitem  Vertrauen  fttr  das 
neue  Geschäftsjahr  wiedergewählt  und  somit  bestehet  der- 
selbe aus  dem  Präsidenten  Prof.  Dr.  Braun ,  dem  ersten 
Tflllig*  Secretär  Prof.  Dr.  aus'm  Weerlb,  dem  zweiten  oorresp« 
Secretär  Hrn.  Staatsratb  Prof.  Dr.  Lorentz ,  dem  Cassirer 
Prof.  Dr.  Krafft  und  dem  Archivar  Oberlehrer  Freudenberg. 
Dos  Winckelmann's  *  Programm!  welches  am  Geburtstage  des 
gflossen  Heimgegangenen  ausgegeben  wurde:  ,|Die  Lauen» 
forier  Pbalerae  erläutert  von  Otto  Jabn^  tibertrifft  wobl  an 
gegewtändlidMr  Bedeutung  und  Kostbarkeit  der  Ausstattung 
die  Brwartungen  unserer  Hitglieder,  indessen  glaubte  der 
Vorstand  den  Beruf  des  Vereines  vor  Allem  darin  erkennen 
m  müssen,  dass  sich  derselbe  der  bedeutendsten  anti^ari- 
neben  Funde  im  Bhdnlande  möglichst  schnell 
mm  sieh  ihre  angemessenste  PuUication  zu  sichern, 
Pbalerae  sind  nächst  der  Broncefigur  in  Xanten  aber  nustfei» 
Üg  der  bedeutendste  rheinieche  Fund  der  letzten  Jahre«  In* 
dem  es  dem  Vorstünde  dessbalb  zur  Freude  gereicht,  sie  in 


188  Chnmik  des  Veremi. 

wirUgBter  Weise  publicirt  jm  Mbes,  glättet  derselbe  In  Be^ 
MMidereii  noch  seiDem  Milgliele  Hrn.  Prof.  Otto  Jalm  iea 
Dank  des  Vereines  ab  für  die  bereilwillige  üebemahae  Hirer 
Bearbeitung*  Die  Mitglieder  empfangen  fBr  das  Jahr  1880 
nieht  wie  gewOlmlicb  zwei  Hefte,  sondern,  wie  dies  anch  in 
Jahre  1844  geschab,  ein  Doppelheft,  natflrlich  von  den  dop- 
pelten Umfange  der  letzten  Binzdheffe.  Der  Grand  diesem 
Massregel  beruht  lediglieh  in  den  Wunsche,  die  Verpllicb«> 
tungen  Ar  das  Jahr  1880  nicht  in  das  neue  Jahr  nit  fain- 
übernehnen  zu  nflssen.  Wir  sind  dadurch  in  Stande,  das 
erste  Heft  des  Jahrganges  1881  baldigst  nachfolgen  zu  las- 
"sea.  Me  seit  Jahren  geflbte  Sitte,  an  Abende  des  Winckel- 
nann's-Tages  eine  Peier  zu  veranstalten,  fand  auch  In  diesen 
Jahre  unter  zahlreicher  Theilnahne  derVereinsnitglieder  in 
Saale  des  Hotel  Kley  statt.  Das  Bildniss  Winckdnana's 
prangte  in  frischen  Blunenscbnuck  und  zablreicbe  kleine 
Kunstwerke  waren  zur  Erhöhung  des  fesfliehen  Zweckes  auf* 
gostdlt*  Die  Reihe  der  Vortrage  eröffnete  der  Präsident  Herr 
-Prof.  Dr.  Braun  nit  einer  Darlegung  des  Statuarwesens  M 
dm  Rttneni,  er  spmeh  zunadwt  Aber  Ursprung,  Bntwiekehnig, 
BtdeutuBg  und  Eintheilung  der  Statuen,  dann  Aber  den  Stoff 
aus  den  de  verfertigt.  Aber  das  Recht  sie  zu  errichten,  Hire 
Orasse  u.  s»  w.  An  diesen  aHgeneinen  Theil  schloss  *4lir 
Redner  Benerkungen  Aber  das  im  vorigen  Jahre  zu  StMUMl^ 
don  Geburtsorte  Winckdnann's,  erridHete  Mouunent  doMÜ«* 
iwn,  welches  von  den  verstorbenen  BUdiiauer  Ludwig  Wiolii> 
UMun  nodettirt  und  in  Bronceguss  ausgefllhrt  wufde.  INo 
Btaiso  Int  eine  HAhe  von  7  Fuss.  Der  Kopf  ist  Poftrull ;  or 
ist  tilwas  gesenkt  und  doch  zu  geistigen  Autwhwung  geho* 
bon.  Me  liuke  Hand,  von  weiten  Mantel  aungeben,  <hAit  MA 
ScknibtaM ;  die  rechte,  nit  den  CMlel,  ist  nal«e  m's  feint 
erhoben  und  seheint  ^nen  Gedanken,  der  sieh  so  eben  In  dMi 
denkenden  Haupte  gebildet  hat,  niederzuzehreiben.  Derredite 


9wu  nM  attf  eiacr  kieiMn  Brtolmi^;  wie  mm  sagt,  kat 
tar  Kiaflfler  iwärnnh  Winckdaami  ab  ciaen  Mam  in  FarU 
atbtittea  dantellea  wolkn. 

ReebtB  von  WiackelaiaiMio  erbeki  sich  der  akere  Thcil  eiiieB 
flaaleMckafles  ait  jaiiiedieia  Gapääl ;  er  soll  dem  Kilfer 
mna  Aahaltapaakle  dieoen.  Auf  diesem  Saolemckafle  erkliekt 
aM«  eine  BisCe;  was  der  Ktastler  dabei  gedadit,  bat  er  selbst 
nldit  aasgesprocheB. 

Aaf  der  vorderes  Plinthe  der  Brastatoe  stehen  die  Worte : 
Johann  Jakob  Wiaekelmann 
von  seinen  Verehrern. 
Anf  dem  vorderen  Fdde  des  Piedestals  vonGnurit  Ites't  hnhi; 

Dem  Erforscher  und  beredten  Verfcflnder  der  Konst  des 

Alterthnms, 
Dann  die  Worte: 

Geboren  Stendal »  den  9.  Dec.  17ff, 
gestorben  den  8»  Juni  1706. 

PM.  ans^m  Weertb  besprach  hieraaf  den  lierrlichen  Mo» 
ssikboden  der  in  den  Mer  Jahren  kel  Nennig  an  der  oberen 
Mosel  entdeckten  ramischen  Villa.  Der  Redner  ging  von  dar 
lobpreisenden  ScMIdemog  aas,  die  Aasonlas,  derlNcMer  des 
vielen  Jahrhanderts ,  in  seinem  hetuhmten  Gedichte  MoseNa 
von  den  Tempeln,  Badern  and  Villen  der  MoseNOfer  ent- 
wltft ;  kemerkte  dann,  dasa  das  Erhaltene  and  büber  an  Mt 
Moad  Gefandene  ia  keinem  Einklänge  an  dieser  Schlttaimg 
gewesen  sei ,  Ms  man  in  den  letzten  Jahren  die  vier  rtaii- 
sehen  THIea  au  Wiltlagen,  Wassertleseh,  Mayen  uml  Nennig 
aafgefmiden  habe.  Von  den  Pnndeo  an  Mayen  and  Wiltin* 
gen  lagen  ZeMiaangen  und  PVagmeate  vor.  fVirbIge  grosse 
Handaeiehnaagea  der  aasserordentKehsten  Art  von  dem  Mo«- 
ssikboden  an  Nenoig  dienten  aar  Eriaatenmg  dieses  ftaeht« 
Werkes  vaailselier  ftanst.  Dieselben  sind ,  wie  der  Rednte 
■aohdrMklleh  karvarhob ,  von  dem  in  der  BnCDisdiang  fcr 
Rnnslwerke  der  Voraeit  hoehverdtekiMi  DsmeapitnUHr  v.Wi^ 


MB  dronjfc  des  Vermis. 

■iowBki  in  Trier,  dem  ami  avefa  dieBettasf  mi  AmU^tkMg 
4tg  HoflaikMeos  nmei»!  verdankt,  mit  einer  «HiergevMMi- 
liehen  Hingebung  und  Befllliignng  geseiehnet  und  niil  dnn* 
kenewenheni  Vertrauen  dem  Redner  sn  seinem  Vortrage  an- 
vertrant  worden.  Die  Kunetdarstellnngen  den  M  ffnea  Uuh- 
gen  und  83  Fuse  brüten  Mosaikes  na  Nennig  gebilren  dem 
Oladintorenkampfe  an ,  wie  er  in  dem  kaaeerlidien  Bom  in 
den  Belustigungen  de«  Ampliitheaters  Statt  fand  und  eitte 
faai  leidenschaftliche  Beiiebtiieit  besass,  so  dass  man  diePor« 
trait  -  Statuen  der  Gladiatoren  mit  ihren  Namensinsehriflea 
aufstellte.  Da  nun  ausserdem  auch  Gladiatorenspiele  nach- 
weinbat nu  den  MaUneilen  veranstaltet  wurden ,  so  lu>nnte 
es  auch  nicht  Wunder  nehmen,  sie  auf  dem  Fnssboden  des 
Tricliniums  einer  Villa  nu  finden ,  um  so  mehr,  als  Mosaik- 
bdden  mit  ähnlichen  Darstellungen  vielfach  vorhanden  nin^ 
n.  B.  aus  den  Thermen  des  Caracalla,  jelat  im  Lateran  sn 
Rom ,  in  der  Villa  B  orghese  nu  Rom ,  nn  Italica  in  Spanien 
u.  s.  w»  Rein  einniges  der  bekannten  Fussboden  -  Mosaikea, 
von  denen  freilieb  jene  kloneren ,  in  eine  andere  tLMkigmwt 
gehörenden  Kunstwerke  der  Alexanderscblacht  in  Notfel»  dnr 
eapitoKnischen  Tanbe  um  s.  w.  ausgenommen  blieben,  dtUrfte 
db  Vortrefflichkeit  des  nenniger  Bodens  aberlbreffen.  Dar 
Vorfrag  schleus  mit  dea  Worten ,  daas  es  dem  Verein  wfm 
Alterlhumsfrennden  gelingen  müge^  dieses  ansg.aneiclinele 
fanttAwerk  n  pnbliciren. 

Ferner  berichtete  Prof.  Kraft  Qber  eine  vor  einiger.  2eit 
gemachte  Ausgrabung  an  der  coblenner  Strasse  hierselhnl, 
in  der  Nahe  des  jetnigen  änssersten  Sollbanses.  Sjyn  efevfr 
mals  überwölbtes  rtaiisches  Grab ,  das  hier  nn  Tage  f  elm» 
tf  n,  liefert  den  Beweis ,  wie  wdt  sieh  die  alte  QeMM»cslrnnie 
stidwirts  fsrtersliMkl  hat.  Das  Grab  eatbidt  einen  V^f^ 
stein  mit  wohlerhattener  Inschrift,  dnige  nohr  als  2  fws 
hohe  Aechcnnraen,  sodann  ein  auf  einem  Sonkd  anijgeflffH^ 
tes  BelieC  einns  «na  lanler. kleinen  ntaffelAden  Flanwawi..t»> 


Chronik  des  Vereint.  289 

UUelMiFeaen  md  eadlidi  swciaufPostaineiitenau^cstellte 
SlalQea  aus  KalksteiBy  welcher  Marbeln  entbttit     Die  8la- 
ImD  atad  jedoch  durch  dua  eingaatttrate  Ckwölbe  beachldift 
werden.     Beide  Statuen  ateHeu  Figuren  dar,  atehend  mit 
ibergeacUagenen  Beinen,  in  einer  betrachtenden  Stellung, 
einen  gekrOninteu  Stab  su  Boden  geaeniLt  in  der  Hand  hai^ 
tend.    Es  liegt  hier  ein  neuea  Beispiel  des  Attis*CnItus  rar, 
der  hier  am  Rheine  rerhrritet  war  (vgl.  Urlicha  im  XXIIL 
Hefte  der  Jahrbtteher  dea  Alterthums  -  Vereins).     Attis  wird 
nicht  aliein  httniig  arit  Mithraa  identificirt,  sondern  er  wird 
auch  aelbat  als  die  Sonne,  und  awar  als  die  Rrihlingssonne, 
betrachtet ,  deren  Entfernung  iai  Winterschlaf  duMi  seinen 
Tod  yersinnUcht  und  deren  Wiedererscheinung  in  dem  Feste 
Hilarla  gefeiert  wurde.  Wenn  Attis  auf  den  rheinischen  Denk- 
mälern gewöhnlich,  wie  auch  hier,  doppelt  erscheint,  so  liegt 
darin  vielleicht  die  doppelte  BenieiiHng  auf  die  sich  entfer- 
nende und  wieder  erscheinende  Sonne.  Dann  Hesse  sich  auch 
jene  Flamttendantelhtng  in  diesem  Grabe  auf  die  wieder 
henrorbrechenden  Strahlen  der  Frflhlinggsonne  deuten  und 
darin  die  Erwartung  der  Unsterblichkeit  ausgedrflckt  finden. 
—  Nadidem  schon  frtther  ein  Tfaeil  des  Fundes  dem  hiesigen 
Mnsenm  rheinischer  Alterthflmer  einverleibt  worden,   ist  die 
am  beaten  erhaltene  Attisatatue,  auf  deren  Postament  C.  F.  A. 
sidi  eingegraben  findet,  nun  auch  dorthin  gelangt. 

Der  folgende  Redner,  Geh.  Bergrath  Prof.  N«ggerath, 
aprach  nach  einer  Einleitung  Ober  fossile  Meoschenkuochen 
Aber  die  «llesten  Reste  menschlicher  Cultur  in  Mittel-Europa, 
'  und  namfontlicb  Ober  die  chronologische  Bintheilung  der  vor- 
hialorischcn  Zeiten  ffir  dieses  Lindergtikiet ,  welche  letatere 
a^inche  Archflologen  nt  das  Stein-^  das  Bra-  und  daa  Eisen- 
Zeitalter  aerfallen  lassen.  Der  Redner  glaubt  zwar  an  die 
Rziatean  fossiler  Menschenknodien ,  woMr  er  interessante 
Tbalaachen  anfahrte,  hält  es  aber  fllr  aweifelhaft^  daaa  daa 
Menschengeschlecht  schon  )n  der  Zeit  exiatirt  habe ,  in  wel- 

19 


290  Chronik  des  Vereins. 

eher  die  vorwelllichen ,  ausgestorbenen  grossen  SäagetMer- 
Arten,  das  Mammutb,  der  Höhlenbär,  die  HOhlenbyAne  n.  s.  w., 
deren  Reste  sich  im  Diluvium  finden,  gelebt  haben.  Im  yo« 
rigen  Jahre  sind  in  der  Pariser  Akademie  mehrere  Verhaad. 
lungen  Aber  auffallende  Funde  in  der  Gegend  vom  Amiens 
vorgekommen.  Daselbst  wurden  nämlich  Beile  oder  Aexte 
von  Feuerstein  —  unverkennbare  uralte  Artefacten  —  tief 
in  einer  sogenannten  Diluvial  -  Formation ,  welche  eugleich 
vorweltliche  Säugethiere  enthielt,  aufgefunden.  Man  wollte 
jene  Kunstgegenstände  und  diese  Knochen  als  Einer  und  der- 
selben Entstebungszeit  angehdrig  betrachten,  welches  also 
die  Gleichzeitigkeit  des  Menschen  mit  jenen  vorweltlichen 
Säugethieren  beweisen  wfirde.  Der  Redner  zeigte  aber  die 
Möglichkeit,  dass  Gegenstände  solcher  Art  von  sehr  verschie- 
denem Entstehungsalter  in  Eine  und  dieselbe  aufgeschwemmte 
Gebirgsschicht  gelangen  und  von  ihr  eingf hflitt  werden  kön- 
nen, und  hält  daher  die  angefahrten  Thatsachen  flir  nicht 
hinreichend,  dasjenige  zu  beweisen,  was  sie  darthun  sollten. 
Speciell  verbreitete  sich  dann  der  Redner  fiber  die  merkwür- 
digen in  Dänemark  entdeckten  sogenannten  KjOkkenmOddin- 
ger,  aber  die  Funde  von  Alterthflmern  in  den  Torfmooren 
(Waldmooren),  ebenfalls  in  Dänemark,  und  fIber  die  Pfisbl- 
bauten  oder  SeedOrfer  in  sehr  vielen  schweizerischen  Seen. 

So  viel  uns  bekannt  ist,  wird  der  geehrte  Redner  den 
Gegenstand  seines  Vortrages  in  besonderer  Ausarbeitung 
dem  Drucke  in  den  Westermann'schen  Monatsheften  fiber- 
geben, wesshalb  wir  es  Angesichts  unseres  beschränkten 
Raumes  an  dieser  Stelle  unterlassen,  ein  ausführlicheres 
Referat  zu  geben.  Ffir  diejenigen,  welche  dasselbe  dennoch 
wünschen,  verweisen  wir  auf  die  Colner  Zeitung  vom  M. 
Dez.  186a 

Ein  heiteres  Mahl  hielt  die  Festgenossen  noch  lange  bei- 
sammen. Unter  vielen  Trinksprflcben  heben  wir  nur  diejeni- 
gen auf  Sc.  Hoheit  den  Pflrsten  Carl  Anton  zu  Hohenzollem* 


Chranik  des  Vereins.  291 

Sigmmngtü  als  neues  Ehreomitglied  und  auf  den  um  den 
Verein  viel  verdienten  Professor  F.  6.  Weickcr,  der  durch 
KnnUeit  veriiindert  war,  dem  Feste  beizuwohnen,  hervor. 

Bonn 9  im  Januar  1861. 

Fir  den  Vorstand  des  Vereins  von  Alterthnmsfreiuiden 

im  Rheinlasdet 

Der  redigirende  SeoretSi  Fltf.  au*m  WeOfO. 


J 


Verieieluiiss  der  Hitglieder. 


Eh  reu -Mitglieder. 

Seine  Königliche  Hoheit  Prins  Friedrieh  von  PreuBsen. 

Seine  Hoheit  Cari  Anton  Meinrad,  Fürst  zu  HoheMollem- 
Sigmaringen. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  Bernhard  von  Sachsen-Wdinar- 
Eisenaeh. 

Seine  Excelleoz  der  Staats  -  Minister  a«  D.  und  Oberpit- 
sident  der  Provinz  Brandenburg  Herr  Dr.  FlottwelL 

Seine  Excellenz  der  wirkL  Staatsminister  und  Minister 
der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinal  -  Aogelegenheiteo 
Herr  Dr.  von  Bethmann- Hollweg. 

Seine  Excellenz  der  wirkliche  Staatsminister  Herr  Rudolf 
von  Auerswald. 

Der  Staatsminister  a.  D.  Herr  Milde  in  Breslau. 

Der  General  - Director  der  Königlichen  Museen,  Oebeimer 
Legationsrath  Herr  Dr.  von  Olfers  in  Berlin. 

Der  wirkliche  Geh.  Oberregierungsrath  Herr  Dr.  Johannes 
Schulze  in  Berlin. 

Der  Ober  -  Berghauptmann  Herr  Dr.  von  Deehen  in  Bonn. 

Herr  Geheimerath  Professor  Dr.  Bttcking  in  Bonn* 

Herr  Prof.  Dr.  Welcker  in  Bonn. 

Herr  Kommerzienrath  Job.  Heinr.  Richarz  in  Coln. 


Veneiehniis  der  MHglMer. 


t9S 


Ordentliche  Mitglieder. 
Die  nit  *  beselohneteo  Herren  sind  ainwftrtige  Secretftre  des  Vereiui, 


Aachen, 

Bliehoffy  HandelsgeriohtspiSsident 
Claeuen  -  Senden  I  J.,   Oberpost- 

eomnÜMar. 
Conizen,  B^getmeiBter. 
Oau,  A.,  Dr.,  Stiftaherr. 
KreuUeri  Pfarrer* 
Prisac,  Stiflsherr. 
^Sayeleberg,  Q.-O.-L.  Dr. 
Saermondt,  Rentner. 
de  Syoy  KdnigL  Landgerichtsrath. 

Adeium. 
Fonokf  Landrath. 

AUehofbt  BaU>e, 
Plaaeman,  Amtmann  u.  Gutsbeuta. 

Anuterdam, 
Boot,  J.|  Prof.  Dr. 
Six  Tan  Hillegom,  J.  P. 
Moll,  Prof.  Dr. 

iliMEsnMcJb. 

Rosenbanm,  Domherr,   Pfarrer  n. 
Professor  Dr. 

Anholi. 

Aohtecfeldt,  Friedr.,  Stadtpfarrer. 

Amhiw^ 
Tan  Stegeren,  Oymn.-Dir.  Dr. 

Itatel. 
Oerlaeh,  ProC  J>t. 
♦Viecher,  Pi»f,  »f, 

Bentatk, 

LeTen,  Bttrgermeliter. 


BetUn, 

ChasBOt  Ton  Florenoourt,  W. 

Gerhard,  Prof.  Dr. 

Liebenow,  W.,  Geh.  ReviBor. 

Lohde,  Ladw.,  Prof.  Dr. 

T.  Mallinokrodt,  Regier.  -  ABBOBior. 

♦Piper,  Lioentiat  Prof.  Dr. 

Bern* 
Jahn,  A.,  Bibliothekar. 

BiOefM. 
WeBtermann,  C.  F. 

Hofm. 
Aohterfeldt,  Prof.  Dr. 
Baaerband,  Geh.  Justisrath  Prof. 

Dr.,  Kron-SyndikuB  n.  Mitglied 

des  Herrenhaases. 
Bellermann,  Chr.,  Dr.,  Fast.  em. 
Brandis,  G.  A.,  Geh.  Reg.-Rath 

Prof.  Dr.,  Mitgl.  d.  HerrenhaUBes. 
Braun,  Prof.  Dr. 
Gähn,  Albert,  Banqoier. 
Clason,  Kaufmann. 
Gehen,  Fritz,  BuchhSndler. 
DeliuB,  Prof.  Dr. 
Dieekhoff,  Baainspeotor. 
T.  Diergardt,  Baron. 
FloBB,  Prof.  Dr. 

Freudenberg,  Gymn.- Oberlehrer. 
Georgi,  Carl. 
Gerhards,  Beigeordneter. 
Graham,  ReT.  Mr. 
Heimsoeth,  Prof.  Dr. 


294 


Verzeichniss  der  Mitglieder» 


Uenryi  Aim6.  , 

Heyer,  Dr. 

Humportj   Dr.|  Qymn.-Oberlehrer. 

Jahn,  O.,  Prof.  Dr. 

Kampsoholtoi  Prof.  Dr. 

Kaufmann,  Ober-Bürgermeister. 

Kram,  W.,  Prof.  Dr. 

La  Valette  St  Qeorge,  Baron,  Dr. 

und  Privatdooent. 
Lorentz,  Staatsrath  Prof.  Dr. 
MarouB,  Q. 

Mendelssohn,  Prof.  Dr. 
von  Monschaw,  Notar. 
Nioolovius,  Prof.  Dr. 
Nöggerath,  Qeb.  Bergrath  Prof.  Dr. 
▼on  Noorden,  Carl,  Dr. 
Reifferacheid,  Dr. 
Reinkens,  Pfarrer. 
Remacly,  Qymn..Oberlehrer« 
Ritsobl,  Geh..R.  Prof.  Dr. 
Ritter,  Prof.  Dr. 
▼.  Sandt,  Landrath. 
Schmidt,  L.,  Proü  Dr. 
Sehmithala,  Rentner. 
Sohmlta,  Referendar. 
Schopen,  Gymn.-Dir.  Prof.  Dr. 
Simrook,  K.,  Prof.  Dr. 
Springer,  Prof.  Dr. 
Thomann,  Stadtbaumeister. 
Troost,  Albreoht. 
Werner,  Q7inB.-Oberlehrer. 
Wolff,  Geh.  Sanititsr.  Dr. 
Zartmana,  Dr.  med« 


Beokmann,  Prof.  Dr. 
Watterioh,  Pkof.  Dr. 


FrfedUeb,  Prof.  Dr. 


Königl.  Museum   für  Kunst  und 

Alterthum. 
Reinkens,  Prof.  Dr. 

•   BrüsMeL 

Robiano,  M.,  Graf. 

Coblenz. 

^Baersch,  Geheime  Reg.-Rath  Dr. 
Eltester,  Landger.-Rath. 
Henrich,  Reg.-  u.  Schulrath. 
Junker,  Reg.-  u.  Baursth. 
Lucas,  Reg.-  u.  PrOT.-SohoIr.  Dr. 
Montigny,  GymnaslaULehrer  Dr. 
Wegeier,  Mcdicinalrath  Dr. 
Wiesmann,  Dr.,  General .  Superin- 
tendent. 

Cochtfifi» 

Schmidt,  Dechant 

CMn. 
Baruoh,  S. 
Broicher,  Che^rSsldent  d.  Rhein. 

Appellhofes. 
ClaT6  ▼.  Bonhaben,  Gutsbesitzer. 
Dumont,  Jos.,  Stadtrath. 
Düntser,  Biblothekar  Prof.  Dr. 
Eisen,  F.  C. 
Ennea,  Archivar  Dr. 
*Garthe,  Hugo. 
Grass,  J.  P. 

Haugh,  Appellationsgerichtsraih. 
Heimsoeth ,    Dr. ,  SenatsprSsident 

beim  Kgl.  Appellhofe. 
Hooker,  Dr. 

Hom,  Pfarrer  an  St  Cunibert 
Lauti,  Landgeiiehtsratfa. 
Lemperts,  H.,  BaohUbidl«r. 
MSrtens,  Baumeister. 
Ton  M5Uer,  Bair-^Udeiit 


der  Münder. 


Saal,  Gymn.-Oborlebier  Dr. 
Stappy  Jastizrath  and  Oberbürger« 

meister. 
Zwimer,   Geh.  Reg.-  a.  Baurath. 

*£tok,  A. 

CrefOd. 
•Bein,  Dlrector  Dr. 

Dellhoyeiii  Jacob. 

SteTon,  Pfarrer. 

mrbosaar  h.' Jülich. 

Blum,  Lio.  Pfarrer. 

Bampely  Apotheker. 

Cramery  Jastisrath  u.  Ady.-Anw. 
£bermaier,  Reg.  u.  Med..Rath,  Dr. 
Grand,  WasserbaninBpeotor. 
Krfiger,  Reg.-  u.  Baurath. 
*Sohmelzer,  Jastiirath. 
Sehneider,  J.,  Dr. 
Wiegmann,  Prof. 

EdMwrg, 
Sehmita,  Dr. 

EUterfdd. 
Boaterweck,  Gymn.-Director  Dr. 
Gyronasiai.Bibliothek. 
Krafft,  Pfarrer. 

Eßnmerich» 
Dederioh,  Gymnesial-Oberlehrer. 

Erfurt, 
Roohe,  Begierangs-  u.  Soholrath. 

Lamby,  lii,  med. 


▼.  Reamont,  A.,  Geh.  Legationa* 
rath  Dr. 

Frankfurt  a,  M. 

Becker,  Prof.  Dr. 

Borgnis,  M.,  Rentner. 

▼on  Cohausen,  K.  PreoBs.  Inge- 
nieur^ Hauptmann. 

Kelohner,  E.,  AmanuensiuB  der 
Stadtbiblioihek. 

Tkissen,  Domeapitnlar  und  Siadt- 
pfarrer. 

Book,  0.  P.,  Prof.  Dr. 
Schreiber,  H.,  Prof.  Dr. 

Qemünd. 

Dapper,  Oberpfarrer. 

Gent. 

Roulez,  Prof.  Dr. 

Oürneken* 

Prosper  Oaypere. 

Goch. 
Bergrath,  Dr. 

Göttüigen. 
Ungar,  Dr.  Aasessor»  Seoretair  d. 

K.  BibUothek. 
•Wieseler,  Prof.  Dr. 

Gürzenich. 
Schillings,  Bürgermeister. 

Haag. 
Green  van  Prinsterer,  G.,  Dr. 
Guyot,  Ritter. 

HäUe. 
Eckstein,  Conreetor  Dr. 

aä$äc!aag  (Kr.  Prüm). 
Cremer,  Pfarrer  u.  Landdeohant. 


Ver»eickm9$  der  Mitglieder. 


Hmmover. 

Qrotefend,  C.  L.,  Arohiyar  Dr. 

Haus  Itenbwg  b,  Mülh,  a,  Kk. 
T.  Sybel,  Geh.  Reg..Ratli. 

Baut  Leihmathe, 

O^erweg,  Carl,  Rittergatsbesitzer. 

Haus  Lohausen  b,  DüssMorf. 

Lantz,  H.,  Rittergatsbesitzer. 

HäUgenstadi. 

Kramarozlk,  Oysmasial-Direotor. 

Mngberth  6.  Saarbrüeken. 

Krämer I  Friedrich  und  ^aiarich, 
Hüttenbesitser. 

Kalk  6.  Deutx. 

T.  Lassaulxi  H.^  Ingenieur. 

Katnpsn» 
Holhuysen,  .P.  C,  ArchiTar« 

Kessenich  h,  Bomn^ 
Ernst  aus'm  Weerth,  Profi  Dr. 

Kmspel  Cfn  ScUesien). 

Sohober,  Qutsbentzer  u.  Erbdohter. 

Koxhausen  6.  Neuerbwp» 

Heydingeri  Pfarrer. 

KrßtHstHünster, 
•Piringer,  Heda,  Prof.  Dr. 

Krsuznaeh* 

Der  Yorstand  des  antiquarisch-hi- 
storischen Vereins.« 

Laach. 
Deliusi  L.,  Landrath. 

Lauenfari  6.  CrtfM* 

H.  y.  Rath,  Rittergutsbesitser  und 
Präsident  des  landwirthsohaftt. 
Vereins  der  RheinproTinz. 


Leudeaiorf. 

Dommermuth,  Pfarrer. 

Legden. 

Bodel-Nyenhuis,  J.,  Dr. 

«Janssen,  L*  J.  F.,  Dr.,  Conaerra- 
tor  d.  Kgl.  Museams  d.  Alter- 
thümer. 

Leemans ,  Dr. ,  Direoior  des  Mu- 
seums der  Alterthümer. 

de  Wal,  Prof.  Dr. 

Un»  a.  JUdfi. 

Qerreke,  Dr.,  Kreisphysikoa. 

*Marchand,  Reotor  Dr. 

T.  Roishausen,  F.,  Freiherr. 

IMttieh. 

Hagemans,  Q.,  Dr. 
iMxeoiJbwrg. 

Namur,  Prof.  Dr.,  Seoretär  d.  Ar- 
ohäol.  Gesellschaft. 

Mechenäch. 

Schmitz,  Bürgermeister. 

MedinghoeeH, 
Ton  KeufyiUe,  W.,  Rittergirtibee. 

Jlftel. 

Yon  Neufville,  B.,  Rlttergutsbes. 

Müddershekn  b.  as&pM. 
Yon  Geyr-Müddersheim,  Freiherr. 

JlfülficA^ft. 
Cornelius,  Prof.  Dr. 

Münster. 
Clemens,  Prof.  Dr. 
♦Doyoks,  Prof.  Dr. 
Seine  bisch.  Gnaden,  der  Bischof 
Ton  Münster,  Dr.  Johann  Georg 
MüUer. 
umloh,  Nie,  Reatoer. 


Verteichm$$  der  Mitglieder. 


397 


BMmtTB,  Dr.,  P&rrer. 

Neu$9, 

JostoD^  F. 

Niederh'€iaig, 

QommelsliAiueii,  Pfarrer. 

OberwmieK 

Reite,  Pfarrer. 

Oekhoven. 

Lenteen,  Dr.,  Pfarrer. 

OUweäer, 

Hansen»  Pfarr«r. 

Paris, 

Rendu,  Eag^ne,  Chef  im  Ministe- 
rium d.  Unterrichts  a.  d.  Cultus. 

Auf  der  Qumt  b.  Trier, 
Kiaeraer,  Adolph,  Hüttenbesitzer 
and  Commerzienrath. 

Renaix  QBelgim;), 

Joly,  Dr. 

Rheindorf  b,  Bonn, 
Yon  Bansen,  Q.,  Dr. 

Riedlingen  iWürfemberff). 
Kaatzer,   Georg,  Pfarrer. 

Ronu 
Alertz,  Geh.  SaaiftXtsrath  Dr. 

iU^ermond, 
Gaillon,  Gh.,  Notar. 

SMoee  RoeOety. 
▼.  Weicht-GIan,  Freiherr,  Mitglied 
des  Herrenhauses. 

Roitenbwrg, 
▼oa  Jaumann,  Domdecan. 

8€unbrücken. 
*Karo]ier,  Ed.,  Fabrikbesiteer. 


Hewer,  Dr. 

Sdigensiadt. 
Steiner,  Dr.,  Hofrath. 

Sieeg. 

Hepp,  Pfarrer. 

StultffoH, 

Stemberg,  Kedaoteor. 

Trier, 

Eberhard,  Dr.,  Domkapitular  und 
Präses  des  Priesterseminars. 

Holzer,  Dr.,  Domprobst. 

Kellner,  Regierungsrath. 

*Ladner,  Dr. 

Martini,  Generalvloac  der  Di9oete 
Trier. 

Sch&effer,  Religionslehrer. 

▼on  Thielmann,  Freiherr. 

Wilokens,  Forstkassen-Rendant. 

Ton  Wilmowsky,  Domkapitular. 

Verdingen.   - 
Herbertz,  Balthasar,  Gutsbesitzer. 

Uerzig  a,  d,  Mosel, 
Dieden,  Kaufmann. 

ütrechi, 

Karsten,  Prof.  Dr. 
Rorers,  F.  A.  C,  Prof.  Dr. 

Viersen. 

T.  Diergardt,  Geh.  Commerzienrath. 

Vogdensang, 
Borret,  Dr. 

Wachtendank, 

Mooren,  Pfarrer. 

Wtnikm, 

Westerhoff,  R.,  Dr. 


896 


Ff rsetcAiiMs  der  Mitglieder, 


Weismes. 

Weidenhaupt,  Pfarrer. 

V   Wesa. 

Fiedler,  Prof.  Dr. 

Wien. 

Aschbaoh,  Prof.  Dr. 

Wünbtny. 
Müller,  H.,  Prof.  Dr. 


♦UrUcht,  Prof.  Dr. 

Zeist. 
yan  Lennepi  J.  H. 

Zürich. 

Hartmann,  Dr.,  Jastizrath,  emecÜ 
Leibarzt  Ihrer  Konigl.  Hoheit 
der  Kronprinzessin  Charlotte  Frl- 
derike  yon  Dänemark. 


Aasserordentliche  Mitglieder. 


Aachen. 

FSttter,  Arnold,  Prof.  Dr.,  Lehrer 
an  d.  hohem  Bürgenchule* 

Amäbefp. 

Selbertz,  Kreisgerlohtsrath,  Dr. 

Brdgge. 
Lanaens,  P. 

cm. 

Feiten,  Bauoonduotear. 

Dieiinifen, 

Arendt,  Dr. 

Grebel,  Fiiedensiloht«r. 


Bürtgen. 

Welter,  Pfarrer. 

Mahnedy. 

Ars^ne  de  Noüe,  AdT.-Anw.  Dr. 

Müiu^hen, 
Correns,  C.  H. 

Neusokt  C^mgamy 
Zipser,  Dr. 

StMgtarU 

Paulas,  Topograph. 

Wien. 
Heyder,  Bibliothekar. 


Verieichiiiss 

der  Academieen  und  Vereine ,  mit  welchen  unser 
Verein  in  literarischer  Verbindung  steht. 


.].    Historiseber  Verein  m  Bamberg. 
8.    Historischer  Verein  von  Oberfranken  zu  Bayrentb. 

3.  Königlich  bayerische  Academie  der  Wissenschaften  m 
Manchen. 

4.  Historischer  Verein  von  nnd  f.  Oberbayem  mMdncben. 

5.  Historischer  Verein  von  Unterfranken  und  Aschaffenborg 
KU  Wflrsburg. 

6.  Historischer  Verein  fllr  die  Oberpfals  raRegensburg. 

7.  Historischer  Verein  f flr  Niedersachsen  in  Hannover. 

8.  Verein  fflr  hessische  Geschichte  in  Cassel. 

0.    Historischer  Verein  fDr  das  Grosshersogthum  Hessen  in 
Darmstadt 

10.  Soci^t^  ponr  la  conservation  des  monuments  htotoriqoes 
dans  le  grand-dache  de  Laxembourg. 

11.  Historiseber  Verein  fOr  Steiermark  zu  Grats. 
IS.    Historischer  Verein  fflr  Krain  zu  Laib  ach. 

18.  Königlich  böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
SRI  Prag. 

14.  K*  k*  Centralkommission  zur  Erforschung  und  Erhal- 
tung der  Baudenkmaler  in  Oesterreich  zu  Wien. 

15.  Der  AKerthomsverein  in  Wien. 

16.  Historische  Section  der  Westphalischen  Gesellschaft  zur 
Beförderung  der  vaterländischen  Coltur  zu  Minden. 


SOO    Venekhniis  der  Academieen  und  Vereme  u.  $.  ip. 

17.  Verein  für  Geschichte  und  AltertbaniskaiideWes^baleiis 
zu  Hflnster  and  zu  Paderborn. 

18.  Geschicbts-  und  Altertbumsforschende  Gesellschaft   des 
Osterlandes  in  Alten  bürg* 

19.  Schleswig-holsteinische  Gesellschaft  fflr  valerlftndische 
Geschichte  zu  Kiel. 

SO.    Zfircher  Gesellschaft  für  vaterländische  Alterthflnier  n 

Zttrich. 
21.    Gesellschaft  far  vaterländische  Alterthäner  in  Basel. 
28.    Tharingisch- Sächsischer  Verein   für  Erfsrschung   der 

vaterländischen  Alterthttmer  su  Halle. 

23.  Verein  zur  Erforschung  der  rheiiiischea  Geschichte  ud 
Alterthümer  m  Mains« 

24.  The  royal  archaeological  Society  o(  Loadon* 

25.  The  numismatic  Society  of  London. 

26.  Sociötiü  scientififue  et  litt^raire  de  Linbourg  ä  Toli- 
grös. 

27.  Känigl.  Sächsischer  Verein  fflr  Erforachimg  und  Erhal- 
tung vaterländischer  AltertbOnier  n  Dresden« 

28.  Oberlausitäische   Gesellschaft   der   WisseoidMften    n 
Görlitz. 

29.  Verein  fflr  nassauische  AlterthuMburie  «imI  GesttichlB- 
forschung  zu  Wiesbaden. 

30.  Historischer  Verein  fflr  das  wärteaber^ehe  Fnnkw 
Mergentheim. 

31.  Verein  fUr  thüringische  Geschichte  und  Alterthnünfcnnde 
in  Jena. 

32.  Archäologische  Section  flir  das  k.  bohsK  Mnseui  in  P  r  a  g. 

33.  Verein  f ttr  siebenbflrgische Landeskunde inHerMann- 
otadt. 

34.  K.  Gesellschaft  für  nordische  Altertbunskunde  in  K  o  - 
penhagen. 

35.  Sodiii  numismatique  in  Metz. 

36.  Gesellschaft  fflr  nfltzliche  Forschungen  in  Trier. 


Veneichni$$  der  Academieen  und  Vereine  ti.  8.  tr.    SOI 

87.  Oesanintverein  der  deutschen  Geschieh ts-  und  Alterthoms- 
vereine  in  Dresden. 

88.  Alterthams  -  Verein  für  das  Grossherzogthom  Baden  so 
Carlsruhe. 

80i    Germanisches  Museum  in  Nflrnberg. 

40.  Soeiiüt^  numbmatique  beige  ä  Bruzelles. 

41.  Bistoriseber  Verein  für  den  Niederrhein  in  Coln. 

42.  Bistoriseher  Verein  der  5  Orte:  Luzern,  Uri,  Schwyz, 
Unterwaiden  und  Zug  in  Luzern. 

48.    Soci^t^  arcb^ologique  de  Namur. 

44.  Socii^t^  Royale  de  litt^rature  et  des  beaux  arts  ä  Q  a  n  d. 

45.  L'institut  archi^ologique  Li^gois  ä  Li^ge. 

46.  De  kouinklijke  Akademie  van  wetenschapen  te  Am- 
sterdam. 

47.  Het  Friesch  Genootschap  voor  Geschied-,  Oudheid-   en 
Taalkunde  te  Leeuwarden. 

48.  Verein  fflr  Mecklenburgische  Geschichte  und  Alterthnms- 
künde  in  Schwerin. 

49.  Der  Alterthumsverein  in  Lflneburg. 

fiO.    Das  Institut  fflr  archäologische Correspondens  in  Rom. 
51.    K.  k.  geographische  Gesellschaft  zu  Wien. 
58.    Die  Smithsonian  Institution  zu  Philadelphia. 
53.    Die  Universität  zu  Christiania. 

Die  kOnigL   Akademie  gemeinnfltziger  Wissenschaften 

zu  Erfurt. 


Bonn  f  Druck  Ton  Carl  Qeorgl. 


L 


fttirUnrit.t.illmSluiiJmaiT 


yf- 


Ii  ih  vFr.Krf  liC-im  inBimn . 


JAHRBUCHER 


DES 


TEREINS  TON  ALTERTHÜMSFREÜNDEN 


IM 


RHEINLANDE. 


^\^/^;\ 


XXXI. 

SECHSZEHNTER  JAHRGANG  1. 

Bnthaltend  des  verstorbenon  K.  P.  Oberst-LieutenaDts  F.  W.  Sehmidt 
hiiitarUMdne  Fonohnngen  Über  die  Römentrassen  etc.  im  Rheinlande, 
bearbeitet  aus  den  Aufzeichnungen  des  Verstorbenen  von  dessen  Bruder 

Major  a.  D.  L  Schmidt 


MIT  4  LITHOGRAPHIRTEN  TAFELN. 

BONN, 

GEDRÜCKT  AUF  KOSTEN  DES  VEREINS. 

BOFF,  BEI  A.  MARCUS. 
1861. 


Vorrede. 


Kdüe  Proyinx  iles  römischen  Reiches  isl  so  vorherrschend 
m8  lange  Gegenstand  kriegerischer  Bewegungen  und  mannig- 
faeber  Cultorentfaltungen  geweseif,  als  Unter  -  Germanien. 
Das  erste  fiindringen  der  römischen  Adler  in  die  waldge- 
schitxten  Wohnsitze  der  germanischen  Volker  geschah  onter 
der  Fflhtnng'  Hei  gfdssfrnr  fOmfschen  Feldherrn,  der  uns 
M  den  Tagebücheini  ireines  kriegerischen  Zuges  die  erste 
fftfnde  ton  Land,  Völit  «ind  SHte  unserer  Hefanath  aufbe* 
irfthrt  hat  •  Die  Erilaltnng  des  y<Hi  Cisar  am^  Rheine  er« 
Worhenen  Besifaes  bKeb  fttr  Rom  eine  dauernde  Sorge. 
Rdinische  MifftairhanMi  und  unter  Ihrem  Scbutne  friedliche 
Colonirn  'entsteigen  dnunterhrochen  dnn  Boden  und  rier^ 
schirinden  in 'wachsender  Wtchfigkeit  nidtt  mehr  aus  den 
Annalen  der  OescMchte.  Die  Situation  des  linken  Rhein- 
•fers  lils  'Ausgangspunkt  der  Kriege  gegen  Oermaniens 
Vttiker  hegrühdete  ron  rorn  herein  eine  unirerhftif nissmassige 
BShe  der  GarhiSoneu,  theils  in  festen  CMellen,  theifs  m 
wechselnden  P^ldtagem.  Diese'  bis  zu  den  mittleren  Rafsem 
dauernden  ungeheuren  mililairischen  Einrichtungen  eines 
erobernden  Vordringens  terminderten  sich  nicht,  als  sie  im 
VcrMle  der  römischen  MAcht  einen  rertfaeidigenden  Charakter 
Annahmen.  Mit  Aufbietung  aller  Mittel  erneute  noch  Kaiser 
Mian  im  rierteh  Jahrhundert  die  bereits  von  den  Pranken 
bedrohten  oder  *  s^hon  rerlieerten  Befestigungen.  Aber  die 
besiegende  Deberlegenbek  wohnte  liur  noch  den  Angreifiern, 
aiiAt  mehr  den  Mast  untiberwindlichen  Vertheidigern  bei.  Rom 
hatte  Seine  Weifmissidn  vollt^det^  Auf  den  Trümmern  detr 
sfMelnen  rMiseben  Vesten  ulid  €ol0nien  entwickdn  ^  Hi« 
fon  deta  Keimen '  römischer  Culhir  erflilCen  unter  deM^'CMJ 
SMMitnamett  '  Franko  jetat  auftretenden  BingeborUs^  <  MM 


IV 

Ei^euleben.  Die  römischen  Colonieii  wurden  unter  den 
Einflüsse  der  alten  Municipalverfassung  im  aiittelalter  blfikende 
Städte. 

So  steigert  sich  während  des  Verfalles  des  mminchM 
Reiches  am  Rheine  die  Ucale  Entwickdupg^» . ,  Urier »  ^ie 
Reaiden;B  römischer  Kaiser ,  ward  der  Vorort  des  Chrinten- 
thums,  Coln  der  Sit«  fr(Uikischer  Könige ,  der  Ausgaogg- 
punkt  des  rheinischen  Verkehrs  und  der  kirchlichen  Macb^ 
entfaltung. 

War  und  bUcb  somi^  daa  Le^a  dfr  Römer  am  Akc^ 
ein.  vorherrschend  milUairisdies,  so  muss  «ine  .beaomdcre 
Aufforderung  ffir  die  dem  ctestigea  L^hf n  der  Völker  nacht» 
q^rende  hi^tpriscbe  Wissei^aft  duria  liefen,  f»  g^nM^ 
von  dieser  Seite  an.  der  Hand  der  lömiacbea  SchriCiMlellcr 
und  unter  steter  B^rtlcksicjhligung  df«r  Torhanflenea.  Rente 
voA  Miiitairhauten,  Ueeratraasen  und  CanAlea  an  betracbtci^ 
Seit  fast  20  Jahren  ist  die  ThAtigkeit  unseres  Vereiaa .  aaf 
die  Erforschung  des  römischen  liebena.  aa^  R^ei^  gerichtet, 
und  sie  hat  auch  in  der  angsgebenoi  Besieliyog  wicb^g/e 
Ein^selforschnngen  in  unseren  Jf|hrbOcherA  aufauweison,  Bina 
Gesaauntforschung » üb^r  die  niili(airische  Organisation  «dw 
Eheinlande  aur  Zeil  der  römische»  Herr/whaft  kai^ite  T^iUfa 
nur  vou  den  Voraussetaungen-  eingehendster  militairifMdiver 
Einsicht  und  genaacy^ter  Untemuchnng  des  ganaen  ia  Bciniichl 
kommenden  Terrains  ausgehen.  Pie  Forschuagaa  des  k.  puL 
Oberstlieuteni^nU  Schmidti  4ie  dersfab^.  F9ip  189B— }8S»  ftber 
die  von  den  Römern  in  den  RbeiaUnden  hiaterlaaseiieB 
Befestigungen,  Militairslrasscn»  i4|i|ftdiikte  etc.  aus  eigeneai 
Antriebe  unteraoaMaen ,  und  woau  ihm  daamla  der  Chef  den 
Qeaeralatabes  der  Armee  gern  die  BewilUgiing»  jedoch  wbÜ 
der  Weisung  ertheilte,  die  Resultate  davon  -höhera  Orte 
mitaudieilen,  muastea  somit  von  der  Altertharngforachuag 
freudig  begrtlast  werden.  Leider  rief  dfr i. Ted  1846  iem 
unermüdlichen  Forscher  eher  vonhiQneni  al^, fr  edbatamne 


mf  dietfem  WeUt  Ui-liM  loHgf^sctsieu»  BriiiHelyiiteii  d<» 
Verftffenllichwf  ibergebaii  t oanle.  8b  wftr  Arisilicb  aug  tAntm 
aflitliditn  Berickte  «bnr  die  ROmeuBtiMSf n  kvr«  n«eb  jkrflfi 
Bttrcichaiif  im  Im  Akten  durdh  des  vor  KorMm  Mddr 
▼cTBtorbenen  DoMkattOiewter  Geh.  Regienmgsrath  Zwiraer 
ia  der  €•  Liefening  des  12.  Jibrg^ngfs  der  ViirbanJIluegäi 
des  Ct^werbefleisies  in  Premsen  eine  aaasOgltehe  VerdSimI* 
lidiODg  geaehebco.  Schon  lediglieb  di<^ser  autaifigil^he  Oha^ 
rakter  venndamle  den  Vereüorbenen,  jener  obnoseint  BHIignng 
geaehebenen  VerOffentliebvng  seine  Anerkennudg  zw  refsig^n. 
D«r  Vonrtaiid  uneeies  'Vereines  eAlarte  •  sieb'  Aeeshali 
bereit  y  das  Anerbieten  des  Bhidejis  des'  Veratorbeoen,  -  dc^ 
Herrn  Majors  a.  D.  B.  Schmidt  in  Rrenanaeb,  anBVoehnen'i 
nnd  tea  von  dieseni  nach  den  hinleriasaenen  Papieren^)  des 
Vetslovbeitfen  ndt  nioler  Nif  he  nbd  SorgfaH  t«digitle  Mamrf« 
seripl  n  dracken«  Bs  liegt  in  dieseni  Hefte  vor  unsi  IMr 
Vonland  ist  sieh  wol  bewnsst  gewraen,  dnss  seh  dem  Todi 
des  Verfiassita  15  Jahre  vergangen  aind^  vnd  dadurch  mancbe 
Loealforscbnugen  nnd  Vmide  ein^nes  verändert,  anderes 
erweitert  haiMn.  Aber  einestheils  bat  gerade  die  RtcksiiAty 
dnrch  einen  festen  Ausgaogsaukt  den  Localforsehungeii 
allerorta  entgegen  su  konnnen,  uns  mir  Publication  veranlasst; 
andemtheiis  ist  sowol  der  Bearbeiter  des  Oansen,  Hert  Major 
Sohmidty  irie  die  Redaction  bemflbt  gewesen,  alles  im  Texle 
einsutragen,  was  die  Wissenschaft  spftter  festgestellt  hat 
Besonderen  Dank  'Oprechen  wir  in  dieser  Hinsieht  ätä  Herren 


*-■■««■ 


1)  Di«  UiilBi«aehsiigendeiObentUeiil€BaBtsSdlunidteberd«iiPliAhl. 
gr«beft  befinden  sicli.  in  den  AniMileii  det  Yereln/Bi.  für,  Ha». 
saoiaohe  Alierthumskande.  Bund  6  p«g.  107  ff.  1859  y  und  in 
einem  besondern  Abdruck  in  Coromission  bei  R.  Yoigtländer  in 
Kreusnach.  In  der  Zeitschrift  des  Vereines  für  Qesohiobte  und 
Alterthumskunde  Westfalens  sind  Band  10  p.  859*  ff.  die  Notizen 
des  Yentorbenen  über  sdpe  westflUisoken  NachfoAofaungen 
zusammengestelit. 


VI 

PtoL  Itav^  Fiodler  in  Wesel  wi  DiNcter  Ir«  Eein  m 
CrofeU  für  die  Durohrictit  der  Drnclibogeii  aw  Aiick  Hei» 
A^  Kiek  in  CtmoMni  geUbrt  denelke  fir  die  BevisiMi 
defljetiigea  Bogewi  der  den  Rtaercannl  kehandelir  Mt 
fenenntjen  Mitglieder  unsere»  Vereins,  wie  nnch  unser  ArekiTsr 
Herr  Oberfehrer  Preudenberg,  Herr  Mnjor 'Schmidt 
und  der  .Untertciclinete  haben  bin  und  wieder  AAaMrkungen 
den  TDito  bneigengl-  Bs  ist  dabei  so  gehallen  wmden^ 
dass  üeArr  der  erst  genannten  tknret  die  r nib .  Annwrfcnng 
mit  seinem  vollen  Namen,  die  folgiinden'  mit  den  Anfangat 
bnehstaben  desselben  antemeicbnefe.,  wekbes  idstene  Abrigfens 
darcbgingig  veii  dem  Majnr  Schmidt:  und  dem  UiternddU 
neten  geschehen  ist. 

•  Die  irier  Tafeln»  weidie  dfem  Tckte  bctgeg^en  aind^  ba^ 
dtlrlm  nur  in  Besag  auf  die  Lu.  IV.  ein^  knmen  BeaierfcMng. 
Asr  ^uten»  der  sagenaanbin  Canalkarte^ 4st  anlen  nneb« 
trl^ioh  noch  ans  einer  nnedirlen  Arbeit  des  rerritorienen 
Bentamisleia  Trimborn  in  Bann  einer  Jener  Lnftsebnebtft 
beigegeben  I  die  p*  M  erwähnt  wa*den^  Die  erste  Kartt 
wurde  als  Uebersicbtskarte  der  Zwiraerseben  Veil^ientlifdiung 
(Iberiiommen ,  indessen  ebenso  wol  durch  HinweglasMing  der 
Oebirgsnejebnung ,  der  neuem  Strassen  ^  Ueiner  Flttaae  und 
vieler  unwichtigerer  kleiner  Orts  vereinfacht^  wie  durah 
nmnnigCscbe  gfitige  Verbesserungen  des  Herm  Najar  fi  q  k  m  I  d  4 
vervollkammnel 

.  Haien  wii^  dass  durch  die  Herausgabe  dieser  Pntersndmmgen 
in  den  betreffenden  Gegenden,  denen  sie  gelten,  ortskundige 
Mftnner  veranlasst  weNen,  dieselben  fortsuselseli «  su  er- 
weitern  und,  wo  es  die  Sache  erfordert,  au  berichtigen,  damit 
das  von  dem  verstorbenen  Forsther  erstrebte  Ziel  seinem 
baldigen  sicheren  Abschlüsse  entgegengehe. 

Bonn,  im  October  1S61. 

Fflr  den  Vorstand  des  Alterthtunsvereinn, 

Der  red.  Secretär  Pnf.  nvs'BI.  Weertk. 


Iihilts  -  Varseidudss. 


s«iu. 

Vonrort III— VI 

InhAlto-YeraeichniBs yil-YIII 

EJnlaltang  uad  I.  AUgooieiaa  Bemerkungen   ......        1—3 

n.  Speziellere  Angaben. 

1.  Zwei  Arten  Ton  Römerstrusen 8 — 4 

2.  Mit  weieken   Mitteln  die  MiUteiritraMen   erbaut   und 

unterhalten  wurden 4  —  5 

3.  Ueber  die  Riohtangeny  in  welchen  die  römischen  Militair- 

•tTMsan  geführt  lind 5—6 

4.  Ueber  den  Bau,  die  Dimensionen  und  das  Gef&Ue  der 

rSmischea  MiÜtairstrassen  auf  der  Itnicen  Rheinseite  .        6—10 

5.  Maessey  womit  die  R5mer  die  LiCnge  ihrer  Strassen  und 

die  Entfernungen  der  Orte   Ton  einander  bestimmten      10 — 12 

6.  Ueber  die  kidserliehen  Etappen  und  Haltpunkte      .     .       12 — 14 

7.  Ueber  das  Itinerarium     des    Antonin   und    die   Peu- 

tingersehe  Tafel 14—17 

ilL  Naohweia  der  elnaelaea  RÖmerstrassen  etc. 
1»   Bdmisehe    Militairstraste    ron  Trier    auf    der   rechten 

Seite  der  Mosel  naeh  Mets 17-22 

Naohtrag*)  kiersn S.  22  Z,  5.  -  Z.  28. 

Seitenstrassen  Ton  Nro.  1,  welche  nach  dem  Lager  bei 
Dalhflim  und  Castel  bei  Saarburg  führten»  so  wie  über 
das  Letstei«  selbst 22—24 

2.  MUiUirstrasse  Ton  Trier  auf  der  Unken  Seite  der  Mosel 

naeh  Metz 26  -27 

Nachtrag  hieran      .     .    S.  27  Z.  aO.  —  S.  28  Z.  10. 

Die  Rainen  des  rOmisehen  Lagers  bei  Dalheim  .    .     .  28—29 

Seitenstrassen  ren  Nro.  2 29—30 

3.  MlHUirstrasse  ron  Trier  nach  Rheims 30-38 

Ueber  Alttrier,  Eohtemaeh  eto 82—33 

1)  Um  die  zu  Grunde  gelegten  Untersuchungen  des 
Verf.  aus  den  Jahren  1828  und  1829  Ton  den  ipStern 
an  untersoheiden,  sind  diese  Nachtrlge  und  Er* 
ginsungen  mit  Anffihrungszeichen  Yersehen.  Da 
dieselben  jedoch  beim  Drucke  einigemal  irrthflm- 
lieh  weggelassen  worden,  so  sind  diese  Zusfttze 
hier  nach  Seite  und  Zeile  besonders  bemerkt 


VIII 

Seite 

4.  MIliUintraMe  Ton  Trier,  thetU  fiber  Belgioa,  theils  fiber 

Zaiploh  nach  Cöln,  theils  Ton  ZQlpich  nach  Neuss  eto.      38—  48 
Das  wischen  Nachtrag  über  die  lilchtung  der  Köm  er- 

Strasse  yon  Trier  nach  Pens  Mosae.  S.40.  —  S.  41  Z.  ?. 
Ueber  den  römischen  AquXdukt,  welcher  aas  der  Eifel 

nach  C51n  führte 48—  61 

5.  Militairstrasse  Ton  Trier  Über  Föhren  eto.  nach  Maien 

und  Andernach  nebst  ihren   Seitenstrassen  u.  s.  w.      62 —  66 

6.  Römerstrasse   am  Halten  .Bheinitfer  abwttrts    yon  der 

Mündung  der  Mosel  bis  Nym wegen 66 — 128 

Nachtrag  au  Bonn    .    .    .    S.    76  Z.  27—77    Z.  20 
ff        für  die  Strecke  ron 

CölnbisWorringenS.86  Z.  12—86  Z.  23 
„  SU  Worringen  .  S.  87  Z.  7-88  Z.  18 
M  „  Dormagen  .  ,f  89  Z.  13—89  Z.  26 
„  „  Bfirgel  eto.  .  »  91  Z.  8—93  Z.  6 
Ergänzung  su  Neuss  eto.  .  „  94  Z.  4^96  Z.  16 
„  su  Gellepp  .  .  n  96  Z.  2-96  Z.  16 
y,  Ton  QeUepp  Ms  sum 

Fürstenberge  .     „    99  Z.  17—103  Z.  15 

I,  zum  Fürstenberge  „  108  Z.  13—110  Z.  13 

„  SU  Xanten  .    .    „  113  Z.  20-<114  Z.    8 

„  für  die  Streolce  Ton 

Xanten  bis  Nym. 

wegen  .    .    .    „  118  Z.  16-123  Z.  32. 

7.  Römerstrasse  ron  Golonla  Trajana  nach  Cöln  .     .     .     124—126 
BrgSnzung  zu  Nro.  7 S.  127—137  Z.  7. 

Die  Gegend  ton  Düren,  Gressenioh  eto.  .    .    8.137     Z.8— 138 

8.  Die  römische  Rheinstrasse   yon  Mainz    nach  Coblens     138—170 

9.  Römerstrasse    Ton  Trier  fiber  den  Hansrfioken  naoh 

Bittgen 170--197 

Ad  9.  Römerstrasse,  welche  bei  Dörrebaoh  yon  der 
nach  Bingen  abging  und  naoh  der  Hddenmaner  bei 
Kreuznach  führte 197—206 

10.  Römerstrasse    von   Trier    über   den    Hochwald   nach 

Frauenberg  an  der  Nahe  n.  s.  w 206 — 208 

Der  Ring  be!  Otzenhansen 208^310 

11.  Römerstrasse  Ton  Trier  naoh  der  römischen  Befestigung 

auf  dem  Schanenberge  und  dem  Yarntwalde  bei 
Tholey,  und  ron  da  theils  nach  dem  Herappel  bei 
Forbaoh,  theils  nach  dem  Wörsohwefler  Kloster  an 

der  Blies 210—216 

Das  Mithras-Monument  bei  Sohwarzerden     ....     216 — 216 

12.  Römerstrasse  Ton  Metz   über  Narb6fontaine  und  den 

Herappel  naoh  dem  Wörschweiler  Kloster  und  Ton  da 

wahrscheinlich  nach  Mainz 216—219 

Ergänzung  zu  Nro.  12.     .    .    S.  219  Z.  26.  —  S.  220. 

Yerselehniss  der  Mitglieder 221—227 


Gallien  niugs  schon  vor  Cäsar's  Ankunft  mit  einzelnen  grossen 
Strassen  versehen  gewesen  sein,  denn  sonst  hätte  er  mit  seinen 
Legionen  nicht  so  leicht  die  schnellen  Marsche  durch  das  ganze 
Land  von  einem  Ende  zum  andern  ausfahren  können.  Uralt  war 
die  sQdliche  Kaiserstrasse  von  den  Pjrrenäen  nach  Hassilia 
und  weiter  nach  Italien.  Der  plänmässige  Strassenbau  nach 
römischer  Weise  und  für  militairische  Zwecke  beginnt  aber 
erst  unter  der  Alleinherrschaft  des  Octavian.  Denn  sobald 
er  durch  den  Sieg  bei  Actium  (81  v.  Chr.)  in  den  alleinigen 
und  ruhigen  Besitz  des  römischen  Reichs  gekommen  war,  Hess 
er  Gallien  durch  seinen  grossen  Feldherm  M.  Vipsanius  Agrippa 
nach  römischen  Principien  militairisch  organisiren,  d.  h.  durch 
Anlegung  von  festen  Plätzen  und  Militairstrassen  fttr  die  Be- 
hauptung und  durch  Ansiedelung  römischer  Kolonisten  für  die 
Romanisirung  von  Gallien  sorgen.  Dieses  von  Augustus  ein* 
geftthrte  System  wurde  von  seinen  Nachfolgern  beibehalten. 

Von  diesen  Strassen-,  Befestigungs-  und  Kolonial-Anlagen 
sind  in  der  preussischen  Rheinprovinz  und  den  angrenzenden 
Ländern  noch  bedeutende  Deberreste  vorhanden.  Der  Ver- 
fasser hat  viele  derselben  aufgesucht  und  bereiset,  und  er 
giebt  hier  die  dadurch  gewonnenen  Resultate,  indem  er  Fol- 
gendes als  Einleitung  voranschickt. 

l.    SUigemritte  itmtrkungen. 

Die  Römer  sahen  die  Militairstrasseti  als  eins  der  vorzflg- 
liebsten  Mittel  zur  Behauptung  und  Ausbreitung  ihrer  Hadit 
an.  Sobald  sie  ein  Land  durch  die  Kraft  ihrer  WaiEen  er- 
obert hatten,  legten  sie  in  demselben  an  geeigneten  Punkten 

—  gewöhnlich  gegen  die  äussersten,  den  noch  nicht  unter, 
worfenen  Völkern  zugekehrten  Grenzen  des  eroberten  Landes 

—  befestigte  Plätze  an  und  besetzten  dieselben  mit  ihren 
Legionen.  Diese  befestigten  Punkte  wurden  unter  einander 
und  mit  den  rückwärts  gelegenen  Hauptorten  durch  Militair- 

1 


2 

Strassen  verbunden ,  welche  sich  an  die  Hauptstrassen-l 
tnogen  anschlössen ,  die  von  Rom  aasgingen  und  solcheige. 
stalt  sowohl  die  Verbindung  unter  einander,  als  mit  dem 
Mittelpunkte  des  Reichs  und  dem  Sitce  der  Regierung  sicher^ 
ten»  Durch  diese  Haassregel  setzten  sich  die  Riemer  nicht 
nur  in  dem  eroberten  Lande  fest,  sondern  bildeten  sich 
auch  zugleich  neue  Operationsbasen  ffir  fernere  Eroberungen. 

In  einem  Staate,  wo  ursprünglich  alle  Institutionen  flBr 
Eroberungs-Rriege  berechnet  waren,  hatten  auch  die  Staats« 
Strassen  bloss  mUitairische  Bestimmungen,  und  wurden  da- 
her Consular-  oder  Militairstrassen  benannt.  Herkantilische 
Rticksichten  kannten  die  ROmer  bei  Anlegung  ihrer  Staats« 
Strassen  nicht,  sondern  sie  gaben  denselben  die  Richtungen, 
welche  ftir  ihre  militairischen  Zwecke  die  geeignetsten  schienen. 
Ueberhaupt  waren  die  Erbauung  und  Unterhaltung  der  Strassen, 
Brücken  und  aller  öffentlichen  Anlagen,  welche  ewc  Innern  und 
äussern  Sicherheit  des  Reichs  beitrugen ,  durch  die  rümische 
Staats-Religion  vorgeschrieben  und  hingen  genau  mit  den  reli« 
giösen  Ansichten  der  Riemer  zusammen.  So  führte  der  erste 
Beamte,  der  die  religiösen  Angelegenheiten  des  Staates  leitete, 
den  Titel  Pontifex  maximus  (der  oberste  Brückenbauer),  und 
nach  dem  Untergange  der  Republik  war  von  Augnstus  an  ein 
jeder  Kaiser  auch  Pontifex  maximus  des  rftmischen  Staats  0* 

Italien  war  bereits  nur  Zeit  der  Republik  mit  Heerstrassen 
versehen  worden.  Augustus  liess  zuerst  ausserhalb  Italiens 
in  den  Provinzen  seines  ungeheuren  Reichs  Strassen  in 
grosser  Anzahl  anlegen.  In  Gallien  geschah  dieses  beson« 
ders  nnter  der  Leitung  seines  grossen  Feldherm  und  Cheft 
seines  Generalstabes,  Harens  Vipsanios  Agrippa*),  der 


1}  Diese  Benennung  des  Oberpriesters  a  ponte  faolendo  besieht 
bIcIi  nur  auf  den  pont  sublioinsi  auf  die  hSlzeme  BrSoke  Über 
die  Tiber.  S.  Preller*8  R8m.  Mythologie.  8.  613.  fg.  N.  8.  (Fiedler). 

2)  Fr.  Ritsch ly  über  die  Yermessimg  des  rtoisohen Relohes uatar 
Aogustas,  im  Rheiii.  Mns.  t  FhUoL  1842  6. 481-»^  (Frendeab.). 


bestäDÜgen  Beaorger  der  Strassen-  und  Wasserbauten  des 
Reichs  ernannt  worden  war.  Zu  den  gössen  Strassen- 
anlagen,  die  unter  diesem  thatigen  und  einsichtsvollen  Manne 
in  Gallien  ausgeführt  wurden,  gehört  unter  anderm  fBr  die 
Rheingegenden  die  lange  Strassenlinie,  welche  von  Mailand 
aus  durch  das  Thal  von  Aosta  Über  den  grossen  Bernhard 
über  Martinachy  Avenches,  Solothurn,  Äugst  und  auf  dem. 
linken  Rheinufer  hinab  bis  zur  Nordsee  führte. 

Unter  den  Kaisern  nach  Augustus  haben  sich  besonders 
Vespasianus,  Trajanus,  Hadrianus,  Antoninus  Pius,  M.  Aure- 
liusy  Sept.  SeveruSy  Constantinus  der  Grosse  und  andere 
durch  Anlegung  neuer  und  Ausbesserung  schon  vorhandener 
Strassen  ausgezeichnet. 

Obgleich  die  üeberreste  von  rtfmischen  Militairstrassen, 
welche  sich  in  den  Rheingegenden  befinden,  in  ihrer  Anlage 
und  Ausführung  nicht  den  hohen  Grad  von  Pracht  und 
Luxus  zeigen,  wie  z«  B.  die  Appische  und  Flaminische  Strasse 
in  Italien ;  so  sind  sie  doch  geeignet,  theils  durch  ihre  grosse 
Anzahl  und  Ausdehnung«  theils  durch  ihre  geschickten  Rich- 
tungen und  durch  die  Festigkeit  ihrer  Bauart,  uns  mehr  als 
alle  andern  Üeberreste  des  rtf mischen  Alterthums  ein  Bild 
von  der  Grtfsse  und  dem  Character  dieses  Volks  zu  verschaffen. 

II.    Spedelltre  Angaben. 
1)  Zwei  Arten  von  Römerstrassen. 

Die  Römer  theilten  ihre  Strassen:  a)  in  Consular- 
oder  Militairstrassen,  und  b)  in  Vicinalstrasseu. 

Zu  den  ersteren  —  den  eigentlichen  Staatsstraasen  — 
gehörten  die  grossen  Strassenlinieui  welche  ursprünglich  von 
Rom  —  von  der  goldenen  Meilensäule  —  ausgehend,  am  Meere, 
an  grossen  Flüssen,  in  grossen  Orten,  oder  in  andern  Haupt- 
strassen  endeten,  deren  Erbauung  und  Unterhaltung  auf 
kaiserlichen  Befehl  durch  angestellte  Beamte  geschah,  und 
welche  sich   gewöhnlich  durch  ihre   Richtung,  durch    ihre 


grösaern  DimensioDen  und  festere  Bauart  von  den  letstem 
unterschieden.  Diese  —  die  Vicinalstrassen  —  waren  Ver- 
bindungswege, welche  die  Landeseinwobner  nu  ihrem  Ge- 
brauch anlegten,  und  wurden  nur  in  den  Fallen  za  den 
öffentlichen  Strassen  gerechnet,  wenn  sie  Militairstrassen 
mit  einander  verbanden.  Dass  die  kaiserlichen  Strassenanf- 
«eher  den  Provinasialen  nur  solche  Wege  anzulegen  erlanb- 
ten,  welche  die  militairischen  Rdcksichten  nicht  compromit- 
tirten,  liegt  in  der  Natur  der  Sache. 

2)  Mit  welchen  Mitteln  die  Militairstrassen 
erbaut  und  unterhalten  wurden. 

Diejenigen  9  welche  den  Bau  leiteten  und  den  technischen 
Theil  desselben  besorgten,  wurden  aus  dem  Staatsschatze 
bezahlt.  Dahin  gehören :  Die  Ingenieure ,  welche  die  Sich- 
tung der  Strasse  bestimmten,  Architekten,  welche  den  Bau 
derselben  leiteten ,  femer  Steinmetzen ,  Maurer,  Zimmerleute 
und  andere  Arbeiter,  welche  den  Bau  von  Brficken  und  die 
andern  nöthigen  Kunstarbeiten  ausfohrten. 

Die  Hand-  und  Gespann  -  Arbeiten  geschahen  durch  die 
unteijochten  Landeseinwohner  und  durch  die  Legions-Solda- 
ten*),  und  verursachten  dem  Staate,  ebenso  wie  das  nOtJiige 
Land  und  Material,  keine  Kosten. 

8)  Es  ist  aus  der  römischen  Gesohlohte  genugsam  bekannt,  dass 
die  Legionen  in  Friedenszeiten  zum  Baa  Ton  Mllitairstrasaen, 
▼on  Festungen,  Ton  Kanälen,  Wasserleitungen,  zum  Austroeknen 
Ton  Sümpfen,  zum  Anlegen  von  Weinbergen  etc.  etc.  Tielfaoli 
gebraucht  wurden.  Diese  Maassregel  war  weniger  durch  Oeko- 
nomle  als  durch  die  Noth  herbeigefQhrt  worden,  indem  eine 
oft  wiederkehrende  Erfahrung  gezeigt  hatte,  dass  der  rSmisohe 
lange  Zeit  dienende  und  gut  bezahlte  Soldat  fortwihrend  be- 
schäftigt werden  musste ,  wenn  er  nicht  Meutereien  und  Unord- 
nungen anfangen  sollte.  Auch  glaubte  der  KSmer,  dass  Rohe 
den  Soldaten  Terweichliohe,  während  eine  ununterbrochene  und 
harte  kSrperliche  Arbeit  die  physischen  Kräfte  desselben  stShle 
und  für  den  Krieg  geschickt  mache,  daher  die  häufigen  Klagen 


Die  Unierbaltniig  gesebah  vorschriftsoiftssig  durch  die 
ProvinziaieD  unter  Aufsicht  der  kaiserlichen  Strassen -Kom« 
missaire*  Wenn  eine  Strasse,  oder  einzelne  Stredien  der- 
selben, durch  langen  Gebrauch  oder  durch  Naturereignisse 
verdorben  worden  waren,  so  wurde  das  Schadhafte  auf 
kaiserlichen  Befehl  von  neuen  gebaut,  wie  viele  noch  vor- 
handene Inschriften  auf  Milliensteinen  diess  anzeigen*  Letzte- 
rem Umstände  ist  es  wohl  hauptsachlich  zuzuschreiben,  dass 
man  auf  einer  und  derselben  Strasse  Stellen  findet,  die  noch 
vollkommen  gut  erhalten,  wahrend  daran  stossende  ganz 
zerstört  sind ,  und  zwar  an  Orten ,  wo  man  eine  durch  die 
neuere  Agricultur  herbei gefihrte  absichtliche  Zerstörung  der 
Strassen  nicht  voraussetzen  kann. 

3)    Heber  die  Richtungen,  in  welchen  die 
römischen  Militalrstrassen  geführt  sind. 

Die  Römer  hatten  bei  ihren  Strassenbauten  weder  mit 
Entschadigungskosten  noch  mit  dem  sogenannten  merkanti- 
üschen  Interesse  der  Civilbehörden  und  der  Landeseinwohner 
zu  kämpfen.  Sie  wählten  zwischen  den  Orten,  die  sie  mit- 
einander verbinden  wollten,  die  kürzesten  Richtungen,  führ- 
ten ihre  Strassen  auf  den  Höhen,  und  hielten  so  lange  es 
die  Hauptrichtung  erlaubte,  'die  Wasserscheiden.  Thaler 
wurden  möglichst  vermieden,  und  wo  sie  die  Strassen  über 


der  Legions-Soldaten  über  die  fortwährenden  harten  Arbeiten, 
die  sie  ansfflhren  mnssten.  Oft  ■ohrieen  sie  nnter  Drohungen: 
dass  sie  gelernt  hStten  das  Sehwert  und  nloht  die  Sohanfel  an 
führen,  dass  sie  mit  dem  Feinde  und  nloht  mit  der  Katar 
kämpfen  wollten  eto.  eto.  Ofk  gingen  diese  Klagen  in  Wath 
Über.  So  wurde  selbst  der  grosse  und  Ton  den  Soldaten  sonst 
sehr  geliebte  Kaiser  Probus  ein  Opfer  ihrer  "Wuth ,  als  er  ihre 
KrSlfte  bei  Anlegung  von  Weinbergen  zu  sehr  in  Anspruoli 
genommen  hatte.  (Flar.  Vopisoi  Probus  Imp.  Cap.  XX.  F.) 


6 

sdche  führen  musslen,  da  gesebah  das  Ak-  aml  Aofsftdgeo 
nicht  in  Seilenthttlern,  sondern  auf  den  nwiscben  letnlem 
befindlichen  Bergabhüngen.  Sie  hatten «  indem  sie  ihren 
Strassen  solche  Richtungen  gaben ,  theils  militairische,  theils 
ökonomische  Zwecke.  Die  militairischen  Vortheile  solcher 
Strassen,  bei  deren  Eichtung  die  DefiUen  möglichst  ver- 
mieden und  die  Behauptung  der  Höhen  und  der  Wasserscheiden 
gesichert  wurden,  leuchten  ein.  In  ökonomischer  Rücksicht 
gewannen  sie  durch  solche  Richtungen  fast  immer  die  kfime- 
sten  und  bequemsten  Linien ,  ersparten  eine  Menge  koalBpidi- 
ger  Brtickenbauten  und  setnten  ihre  Strassen  weniger  der 
Zerstörung  durch  die  Gewässer  und  durch  die  von  den  Höhen 
herabgeschwemmte  Erde  aus.  Auch  sind  die  Römerstrassen 
auf  den  Höhen>  wo  sie  nicht  absichtlich  zerstört  sind ,  fast 
noch  durchgangig  erhalten,  während  sich  an  den  Bergab- 
hängen  und  in  den  Thälern  nur  noch  selten  Ueberreste  von 
ihnen  vorfinden. 

Wenn  man  die  Richtungen  der  römischen  Militairstrassen 
näher  verfolgt,  so  findet  man,  dass  sie  fast  durchgängig 
mit  grosser  Umsicht  und  Kenntniss  des  Terrains  gewählt 
waren. 

4.  lieber  den  Bau,  die  Dimensionen,  und  das  Oe* 
fälle  der  römischen  Militairstrassen   auf  dem 

linken  Rheinufer. 

a.    Bauart. 

Alle  von  dem  Verfasser  auf  dem  linken  Rheinufer  gesehe- 
nen römischen  Militairstrassen  haben  eine  dammartige  An- 
läge, gewöhnlieh  aus  Lehmerde  mit  Sand  vermischt  be- 
stehend, die  sich  mit  Einschluss  der  Besteinung  nuweilen 
selbst  auf  ebenem  Boden  bis  12  Foss  erhebt,  und  wo  dieser 
Damm  zur  Ausfallung  der  Senkungen  des  Terrains  dient, 
noch  höher  ist.    An  den  Stellen»  wo  diese  Strassen  in  der 


jetsigea  Terrainoberiäche  einf  eUmen ,  oder  mit  ihr  gleich- 
hoch  mi  liegen  scheinen^  da  kam  man  immer  mit  BestimmU 
heit  aonehmeo,  das«  sie  von  aufgeschwemmter  Erde  bedeckt, 
oder  verstört  worden  sind.  Diese  Brddttmme  sind  gegen- 
wttrtig,  sei  es  durch  die  Länge  der  Zeit  oder  durch  das 
ursprflogiidie  Znsammenrammen  der  Erde,  so  fest,  dass  es 
Mflhe  macht,  mit  der  Spitnhaue  in  sie  einzudringen. 

Wegen  dieser  Erhdhung  werden  diese  Strassen  von  den 
römischen  Schriftstellern  oft  bloss  DiUnme  (aggeres)  genannt, 
und  es  ist  ausdrücklich  bemerkt ,  dass  man  ihnen  diese  6e* 
stalt  gab,  tbeils  nm  sie  bei  jedem  Witterungswechsel  trocken 
nu  erhalten  (welchen  Zweck  sie  auch  vollkommen  erfOllten), 
theils  um  eine  freiere  Aussicht  von  ihnen  m  haben ,  beson«- 
ders  aber  um  von  einem  hdhem  Standpunkte  den  andringen- 
den  Feind  besser  bekämpfen  zu  kttnnen  und  den  Soldaten 
als  Wall  und  Schutnwebr  zu  dienen. 

In  diese  Erddämme  ist  die  Besteinung  dngesetzt,  und 
die  einzelnen  Lagen  derselben  mit  Kalk  und  Mttrtel  in  sich 
and  mit  einander  verbunden«  Zu  dra  Besteinungen  ist 
gewöhnlich  die  Steinart  genommen,  welche  si<^  in  der  Nähe 
vorfindet,  und  nur  in  den  Fällen,  wo  die  in  der  Nähe  vor* 
kommende  Stetnart,  wie  z.  B«  der  Sandstein,  fMr  die  obem 
Sdiichten  zu  weich  war,  wurden  ffir  letztere  härtere  Stein- 
gattungen, als  Basalt,  Quarz,  Orauwacke,  harter  Kalkstdn 
nnd  besonders  Kies  aus  grösserer  Ferne  herbeigescbaA.  In 
Gegenden,  wo  es  keine  Bruchsteine  giebt,  wie  am  Nieder« 
rhein ,  bestehen  diese  Strassen  bloss  aus  einem  hohen  Brd« 
dämme,  der  eine  Lage  von  2  bis  SV,  Fuss  hohem  und  mit 
Mörtel  verbundenem  Bheinkiese  zur  Decke  hat. 

Die  verschiedene  Art  der  Besteinung  der  römischen  Mili- 
tairstrassen ,  so  weit  der  Verf.  dieselben  hat  keimen  lernen, 
ist  hier  nach  den  Profil-Auftiahmen  bemerkt,  die  er  mit  der 
mögUchsten  Sorgfalt  von  wohlerbaltenen  Stellen  solcher 
Strassen  genommen  hat. 


8 

Das  Profil  auf  Taf.  UL  Nro.  1  bt  kei  den  HeleBenkreu 
auf  der  Hdhe  von*  Bibringeo  von  der  Sirasse  gcnoniBeo, 
wdche  ¥00  Trier  auf  der  Vechten  Seite  der  Mosd  Hack 
Mete  fOhrle.  Die  Oebirgaforaatioa  in  der  Nahe  besteht  ans 
einem  harten  KaULSteine,  der  haufif  tafelftormif  hriebt.  Die 
nnterate  Lage  steht  höriaontal  auf  festgeschlag eaer  Brde 
und  besteht  aus  abwechselnd  schräg  stehenden  Kalkstein- 
platten  von  10  bis  12  Zoll  Höhe  und  S  bis  6  Zoll  Dicke, 
welche  in  Mörtel  gesetnt  and  mit  diesem  Material  verbun- 
den sind.  Auf  dieser  Lage  liegt  als  sweite  eine  Schickt 
von  dicht  gescUageaer  Lehmerde  ohne  Kalkverbindang  von 
5  bis  6  Zoll  Dicke.  Beide  Lagen  sind  an  den  Seiten  durch 
grosse  Kalksteinplatten  begrenat.  Als  dritte  Schicht  folgt 
eine  18  Zoll  hohe  Lage  von  aerschlagenen  Kalksteinen,  die 
mit  Mörtel  verbunden  sind.  Auf  dieser  liegt  als  vierte  und 
letate  Lage  eine  Schicht  vou  kleinen  Kieseln,  ebeuEslls  mit 
Mörtel  verbunden.  Diese  Schicht  nimmt  die  ganse  obere 
Breite  der  Strasse  ein,  ist  an  den  Seiten  gegen  8  und  in 
der  Mitte  gegen  12  Zoll  und  mehr  dick*  —  Dasselbe  Profil, 
oder  ihm  gans  ahnlich ,  hat  der  Verf.  wiederholt  geftmden, 
wo  dieselbe  Steinart  vorherrschend  ist. 

Der  Durchschnitt  auf  Taf.  III.  Nro.  2  ist  in  dem  Kyllthale  bd 
JOnkerath  von  der  Römerstrasse,  welche  von  Trier  nach 
Cöln  föhrte ,  genommen.  Herabgeschwemmte  Brde  hat  die 
Strasse  an  dieser  Stelle  sum  Theil  bedeckt,  so  dass  nur 
noch  die  beiden  obem  Schichten  Ober  die  jetaige  Erdober- 
fläche hervorstehen.  Das  Fundament  von  10  Zoll  Höhe 
besteht  aus  Kalksteinpiatteo ,  die  auf  die  breite  Seite  gelegt 
und  mit  Mörtel  verbunden  sind.  Auf  diesen  liegt  eine  Schicht 
Grauwackensteine  von  10  bis  11  Zoll  Dicke,  awischen  denen 
sich  bloss  Lehraerde  befindet  Hierauf  kommt  eine  Lage  von 
festgeschlagenem  Lehm  mit  Sand  vermischt  von  6  bis  8  Zoll 
Dicke.  Auf  diese  folgt  eine  Lage  Kies  mit  Mörtel  verbun- 
den von  9  Zoll  Höhe,   und  nuletat  als  Decke  klein  aer- 


seblagff ne  Grauwackensteine  mit  Ries  oBtermiacht  ind  mit 
Kalk  verbanden.  Diese  letztere  Lage  nimmt  ebenfalls  die 
ganze  Breite  der  Strasse  ein,  ist  an  den  Seiten  gegen  6  Zoll 
ond  in  der  Mitte  10  bis  11  Zoll  hoch. 

Das  Profil  Tafel  III.  Sto.  3  ist  bei  dem  Dorfc  Wispelt  (auf 
der  Hdhe  zwischen  dem  Alf-  und  Oesthale)  von  einer  Römer« 
Strasse  genonmien,  die  von  Trier  in  die  Gegend  von  Raisers- 
esch  etc.  führte.  Die  Besteinung  ruht  hier  auf  einem  bei- 
nahe 5  Foss  hohen  Erddamme«  Die  unterste  horizontal- 
stehende  Lage  besteht  aus  behauenen  und  in  Mörtel  ge- 
setzten Grauwackensteinen  von  10  Zoll  Höhe.  Die  zweite 
Lage  wird  durch  klein  geschlagene  und  mit  Mörtel  verbun- 
dene Grauwackensteine  gebildet  und  ist  8  Zoll  dick.  Beide 
Lagen  werden  an  den  Seiten  durch  Steinplatten  begrenzt. 
Die  dritte  Lage  besteht  aus  einer  Schicht  von  dicht  ge- 
schlagener Lehmerde y  6  Zoll  dick,  und  die  oberste  Lage, 
die  ebenfalls  die  ganze  Breite  der  Strasse  einnimmt,  aus 
Ries  mit  Ralk  verbunden.  Diese  letzte  Schicht  hat  an  den 
Seiten  eine  Höhe  von  14  und  gegen  die  Mitte  von  18  bis 
19  Zoll. 

Obgleich  diese  Profile  im  Einzelnen  von  einander  ab- 
weichen, so  sind  sie  doch  im  Ganzen  einander  sehr  ahnlich. 

b.    Dimensionen. 

Es  ist  oben  gesagt .  worden ,  dass  diese  Strassen  (der 
Erddamm  mit  der  Besteinung)  in  ebenen  Gegenden  gewöhnlich 
4  bis  6  Fuss,  an  einzelnen  Stellen  selbst  bis  12  Fuss,  und 
wo  sie  durch  Senkungen  des  Terrains  führen  ,  noch  mehr 
Aber  die  Oberfläche  des  Bodens  erhöht  sind.  Die  Besteinung 
betragt  nach  obigen  Angaben,  mit  Einschluss  der  dazwischen 
liegenden  Brdschicht,  sy,  bis  höchstens  4  Fuss. 

Die  oberste  Steinschicht  ist   gegen  die   Mitte   bei   allen 


10 

Strassen ,  um   den  Abflass  des  Wassers  n  bewirken ,  vm 
einige  Zoll  erhobt. 

ß.    Breite* 

Die  untersten  Steinlagen  bat  der  Verf.  durchgängig  gegen 
SO  PusSy  und  die  oberste,  oder  die  eigentliche  Strasse  an 
allen  Stellen ,  die  noch  wohlerhalten  sind,  gegen  18  Poss 
breit  gefunden,  so  dass  man  18  Fuss  als  Normalbreite  der 
romischen  Militairstrassen  annehmen  kann. 

Die  Dossirungen  des  Erddamms  betragen  da,  wo  sie  nickt 
durch  die  Zeit  gelitten  haben,  gegen  45^ 

0.  GefSlle. 
An  Bergabhängen  sind  diese  Strassen ,  wie  die  jetiEigen, 
in  gebrochenen  und  schlangenfOrmigen  Linien  geführt.  An 
sehr  steilen  Partien  sind  ihre  Spuren  fast  durchgängig  ver- 
schwunden, und  ihre  Richtung  ist  nur  noch  da  au  erkennen, 
wo  sie  durch  Felsen  gebrochen  waren.  Nivellements  ergelien, 
dass  sie  an  solchen  Stellen  12  bis  14  Zoll  Gefälle  auf  die 
rheinische  Ruthe  hatten,  also  V2  mehr,  als  das  Normalgefälle 
der  heutigen  Kunststrassen  beträgt. 

d.    Sommerwege. 

An  vielen  Stellen  findet  man,  dass  das  neben  den  Strassen 
liegende  Terrain  auf  einer  oder  auf  beiden  Seiten  derselben, 
in  der  Breite  von  SO  bis  30  Schritten  kunstmässig  geebnet 
ist  f  so  dass  es  scheint ,  als  hätten  die  Römer  zur  Schonung 
derselben  und  aur  Bequemlichkeit,  vielleicht  auch  um  in 
breitern  Fronten  marschiren  au  können,  noch  besondere 
Sommerwege  neben  den  Strassen  angelegt 

ft.    Maasse,  womit  die  Römer  die  Länge  ihrer 
Strassen  und  die  Entfernung  der  Orte  von 

einander  bestimmten. 

a)  Der  römische  (geometrische)  Schritt  (passus)  sn  6  rOmi-» 
sehen  Fassen,  war  das  Normalmaass.  Tansead  aolcher 
Schritte  machten  eine  römische  Meile  oder  Millie. 


11 

Da  die  Lftage  der  rOnischeii  Millie  nach  neoern  Maassen 
kennen  am  lernen ,  hat  man  die  Entfernungen  verschiedene 
MiUiensteine  von  einander  gemessen,  jedoch  nicht  gans 
gleiche  Resultate  erhalten«  Am  richtigsten  scheint  das  Ver- 
hftitniss  m  sein,  wenn  man  4094  rheinische  Fasse  =r  5000 
römischen  Füssen  oder  1  Ml|Iie  annimmt,  so  dass  1  geo- 
graphische Meile  =  5  römischen  Millien  und  191  rheini- 
schen Füssen^  oder  1  Millie  =  Vs  geographischen  Meile  und 
38 Vb  rheinischen  Füssen  (beinahe  756  Toisen)^). 

b)  Die  Leuca,  Leuga  oder  Lega  (wovon  das  jetzige  fi*an- 
sösische  lieue  und  das  englische  league)  war  in  Gallien 
gewöhnlich  und  enthielt  1500  römische  Schritte  oder  VJj 
Millie.  Das  Itinerarium  Antonini  und  die  Peutingersche 
Tafel  berechnen  die  Entfernungen  in  Gallien  und  am  Rhein 
gewöhnlich  nach  Leuken '^). 

c)  Das  Stadium  —  griechischen  Ursprungs  —  wurde  von 
den  Römern  an  den  Klistengegenden  des  Mittelländischen 
Meeres  gebraucht.  Das  (olympische)  Stadium  enthielt  126 
römische  Schritte  oder  625  römische  Fusse,  und  8  Stadien 
machten  1  Millie. 

d)  MiUiensteine.  Jedes  Tausend  geometrischer  Schritte, 
eine  römische  Meile  oder  Millie ,  wurde  durch  einen  Millien* 
stein  (lapis  oder  milliarium)  bezeichnet.  Auf  diesen  Steinen 
war  der  Abstand  von  den  Hauptorten,  welche  durch  die 
Strasse  verbunden  wurden,  angegeben,  und  gewöhnlich  ent- 
hielten sie  auch  noch  die  Angabe,  von  welchem  Kaiser  die 
Sirasse  gebaut,  oder  wieder  hergestellt  worden  war^). 


4)  Vgl.  d.  B.  d.  V.  ▼.  A.  F.  iip  RH.  H.  IX.  S.  173  und  die  An- 
nalen  für  Nassauisolie  Alterthamskunde  YI  p.  291  >  wo  in  den 
erstem  die  rSmische  Millie  zu  760  Toisen,  und  in  den  letziem 
zu  4720  rhein.  Füssen  angegeben  ist. 

5)  S.  Bein 's  Geldaba.  Crefeld  1851.  S.  6.  Anm.  10.  Rotli  Ge- 
schichte  der  Leuga  im  XXX.  Heft  dieser  JahrbQoher. 

6)  Im  Jahre  1828  fand  man  nördlich  von  Bittbarg  bei  dem  Natten- 


12 

SowoM  in  dem  Itinerar  des  Autonin  als  auf  der  Peatin-, 
gerseben  Tafel  sind  die  Entfernungen  zwischen  den  Orten 
immer  in  ganzen  Zaiilen  (in  ganzen  Millien  ,  Leuken  oder 
Stadien)  angegeben,  und  die  Bruchtheile  auf  die  nächst  vor- 
gehenden oder  folgenden  Entfernungen  übertragen. 

6.    Ueber  die  kaiserlichen  Etappen  und 

Haltpun  cte. 

Zur  schnellem  Besorgung  der  kaiserlichen  Befehle  und 
Beförderung  der  in  kaiserlichen  Auftragen  reisenden  Beam- 
ten, so  wie  zur  Unterbringung  ,  Verpflegung  und  Fortschaf- 
fung der  marschirenden  Truppen,  waren  seit  Augustus  längs 
den  Heerstrassen  die  nöthigen  V  orkehrungen  getroffen.  Da- 
bin gehi^ren: 

a)  Die  Mutationes  (Orte,  wo  die  Pferde  gewechselt  wurden), 
einzelne  an  den  Strassen  in  gewissen  Abständen  von  ein- 
ander liegende  Gebäude,  in  welchen  wenigstens  20  Pferde, 
eine  Anzahl  von  Ochsen,  Maulthieren  und  Eseln,  so  wie  von 
Reise-  und  Transport  wagen,  für  den  Staatsdienst  unterhalten 
wurden. 

b)  Die  Mansiones  (Herbergen,  Etappen),  wo  die  marschiren- 
den Truppen  und  die  reisenden  Staatsbeamten  übernachteten. 
Sie  befanden  sich,  in  grossem  und  kleinern  Orten  und  lagen 
gewöhnlich   einen  Tagemarscb^)    auseinander.     An  solchen 


hdimer  WlOdchen,  als  zar  Anlage  der  gegenwärtigen  Chausa^a 
naoh  Prüm  die  BSmerstrasBe  benutzt  wurde,  neben  letzterer 
zwei  MUUensteine,  woyon  der  eine  unier  Hadrian  im  Jahre 
Christi  121  und  der  zweite  unter  Antonin  dem  Frommen  139 
gesetzt  worden  war.  Beide  geben  die  Entfernung  Ton  Trier 
zu  22,000  Schritt  (22  Million)  an.  Diese  Steine  sind  rund  und 
haben ,  bei  3  Fusi  im  Umfange ,  8  Fuss  Höhe  mit  EinsohloM 
des  unbehauenen  2  Fuss  hohen  Postaments.  [Vergl.  L.  Lersch, 
Centralmus.  rheinl.  Inschr.  in,  n.  1  u.  2,  so  wie  in  Betreff  der 
bei  Salzig  aus  dem  Rheine  gehobenen  beiden  Milliensteine 
die  Annalen  für  Nassauische  Alterthumskunde.  VI.  p.  287.  ff.] 
7)  Naeh  Yegetius  über  das  römische  Kriegswesen  (I.  9.),  betrug 


13 

Orten  wurden  wenigstens  40  Reit-  und  Wagenpferde,  so 
wie  eine  angemessene  Zahl  von  Saum-  und  Zugtbieren,  von 
Reise,  und  Packwagen,  unterhalten.  Hier  befanden  sich  Ma- 
gazine, woraus  die  im  Marsch  begriffenen  Truppen  ihre 
Rationen  und  Portionen,  ja  selbst  die  nOlhigen  Bekleidungs- 
and Bewaffnungs  -  Gegenstände  erhielten.  Bei  ausserordent- 
lichen Truppenmarschen  mussten  die  Provinzen  die  ntfthigen 
Verpflegungs»  und  Transportmittel  stellen.  Ueberhaupt  fielen 
die  Unkosten,  welche  die  Posten  und  Etappen  verursachten, 
den  Provinzen  zur  Last,  bis  Sept.  Severus  diese  Ausgabe 
aus  dem  Fiskus  zahlen  Hess. 

Nur  die  In  kaiserlichen  Auftragen  reisenden  Staatsbeamten 
durften  sich,  wie  schon  gesagt,  der  öffentlichen  Posten  be- 
dienen, und  hatten  hierzu  eine  besondere  Legitimation  nOthig, 
welche  von  dem  Kaiser  selbst,  oder  von  den  höchsten  Staats- 
behörden ertheilt  war.  Auf  diesen  Legitimationen  war  die 
Zahl  der  Reit-  Zug-  und  Saumthiere,  die  Rationen  und  Por- 
tionen, so  wie  das  Gewicht  des  Gepäcks,  welches  der  Reisende 
mit  sich  fflhren  durfte,  genau  bestimmt. 

Reisen,  die  keine  besondere  Eile  erforderten,  machten  die 
Römer  gewöhnlich  zu  Pferde,  und  au  den  Heerstrassen  waren 
zum  bequemen  Aufsteigen  (sie  hatten  bekanntlich  keine 
Steigbflgel)  besondere  Vorrichtungen  angebracht.  Bei  Reisen, 
die  schnell  ausgeführt  werden  mussten,  bedienten  sie  sich 
leichter  zweirädriger  Fuhrwerke  und   reisten  damit  ebenso 


der  gewöhnliche  Tagemarsch  der  rSmUchen  Soldaten  im  ge- 
wöhnlichen Maraohsohritte  20,000  römische  Schritte  oder  20 
Millien,  und  in  einer  schnellem  Marschcadcnce  24,000  solcher 
Schritte,  die  in  beiden  Gangarten  in  5  römisohen  Sommer« 
Blonden  Burüokgelegt  wurden.  Rechnet  man  12  römische  Som- 
merstanden zu  16  der  unsrigen,  so  betragen  5  römische  Som- 
merstunden 6Vj  der  unsrigen.  Der  römische  Soldat  legte  folg- 
lich in  der  gewöhnlichen  Gangart  50  doppelte  oder  100  ein- 
fache, und  in  der  schnellern  Gangart  60  doppelte  oder  120 
einfache  Schritte  in  einer  Minate  zurüelc* 


14 

schnell  y  ab  es  heat  su  Tage  geschieht  Nach  kaiserttchea 
Bestimmungen  durften  solche  Postkaleschen  nur  mit  SOO 
rttmischen  Pfunden  belastet  werden.  Für  den  Transport  der 
Effecten  hatten  sie,  ausser  den  Saumthieren,  iheils  schwere 
zweirädrige  Fuhrwerke,  die  mit  600  Pfund  beladen  wardeo, 
theils  vierrädrige,  die  hdchsiens  1000  Pfund  tragen  durften. 
1000  römische  Pfunde  waren  folglich  das  grösste  Gewicht» 
womit  die  Militairstrassen  belastet  wurden,  und  dieses,  ver- 
bunden mit  den  breiten  Felgen  der  rtfmischen  Fuhrweri^e, 
musste  vorsflglich  zur  Conservation  jener  Strassen  beitragen. 

7.    lieber  das  Itinerarium  des  Antoninus  und 

die  Peutingersche  Tafel. 

Da  von  beiden  bei  Beschreibung  der  rtfmischen  Militair- 
strassen tf fterer  die  Rede  sein  wird ,  so  verdienen  sie  hier 
einer  kurzen  Erwähnung. 

Vegetius  sagt  in  seinem  Buche  (III.  6.),  welches  von  dem 
rtf mischen  Kriegswesen  handelt,  dass  den  Generalen  und 
andern  htfhern  Beamten,  wenn  sie  in  die  Provinzen  geschickt 
wurden,  zur  bessern  Orientining  und  Kenntniss  der  Gegend, 
sowoht  geschriebene  als  gezeichnete  itineraria  (Wegver- 
zeichnisse, Wegweiser)  mitgegeben  worden  seien.  Die  ge* 
schriebenen  enthielten  die  Angabe  der  Strassen,  der  aa 
ihnen  liegenden  Städte,  Lagerplätze  und  Nachtlager,  nebst 
den  Entfernungen  von  einander.  Die  gezeichneten,  oder 
Landcharteu,  gaben  ebenfalls  die  Entfernungen  der  an  den 
Strassen  gelegenen  Orte  von  einander  an,  und  bemerkten 
zugleich  durch  ein  Bildchen  des  Orts,  ob  es  eine  Hauptstadt, 
eine  Festung,  Kolonie,  Bad  oder  ein  gewöhnlicher  Ort  war. 
Auch  waren  auf  letzteren  Berge,  Flüsse  und  Vtflkernamen,  selbst 
der  nicht  zum  rtfmischen  Reiche  gehörenden  Vtfiker,  angegeben. 

Das  Itinerarium  des  Antoninus  und  die  Peutingersche  Tafel 
sind  solche  Wegweiser,  das  erste  ein  geschriebenes,  das 
zweite  ein  gezeichnetes,   welche  von   den  Römern  auf  uns 


15 

gekMinieii  sind,  obgleich  darch  die  Kopisten  des  Mittelalters 
io  den  Angaben  der  Ortsnamen  und  der  Zahlen  sehr  verdorben. 

a)  Das  Itinerarium  Antonini  besteht  eigentlich  ans  zweiltine* 
rarien,  wovon  das  eine  die  Marschroute  von  Rom  nach  Gallien 
auf  sechs  verschiedenen  Strassen  enthält,  und  das  sweite  sich 
auf  alle  Provinaen  des  römischen  Reichs  erstreckt.  In  der 
Gestalt,  wie  diese  Itinerarien  auf  uns  gekommen  sind, 
kann  keiner  der  Kaiser ,  die  den  Namen  Antoninus  führten, 
Urheber  davon  sein,  indem  Oerter  in  ihnen  vorkommen, 
welche  erst  nach  der  Periode  der  Antonine  entstanden  sind. 
Wahrscheinlich  bat  Antoninus  Pius,  nach  einer  genauem  Ver^ 
nMssung  der  Strassen,  den  ersten  Wegweiser  entwerfen  lassen, 
in  welchen  später  das  Neuentstandene  nachgetragen  wurde. 

An  die  Itinerarien  des  Antoninus  scbliesst  sich  das  itinera- 
rium Hierosolymitanum ,  oder  der  Wegweiser  von  Rordeauz 
nach  Jerusalem,  welcher  in  einer  spätem  Zeit  entstanden 
vnd  vollständiger  als  jene  ist,  indem  in  ihm  selbst  die  Mu- 
tationen angegeben  sind. 

b)  Die  Peutingersche  TafeP)  besteht  aus  11  kaum  einen 
Fuss  breiten  Pergamentblättern,  die  zusammen  eine  Länge 
von  80  Fuss  geben.  Das  zwölfte  Blatt,  welches  das  westliche 
Africa,  Portugal,  Spanien  und  einen  Theil  von  Britannien 
enthielt,  ist  verloren  gegangen.  Das  auf  uns  gekommene 
Exemplar  ist  die  sehr  fehlerhafte  Kopie  eines  Mönches  aus 
dem  13.  Jahrhundert  Es  wurde  von  dem  Dichter  Celtea 
aofgefunden  und  dem  Augsburger  Conrad  Peutinger  ge- 
schenkt, von  dem  es  den  jetzigen  Namen  führt.  Später 
brachte  es  der  Prins  Eugen  von  Savoyen  mit  grossen  Kosten 
an  sich,  und  mit  dessen  Sammlungen  von  Charten  und 
BOcbera  ist  es  in  die  kaiserliche  Bibliothek  au  Wien  gekommen^ 


8)  Ygl«  IVeadenberg*!  BeurtheUangen  der  neaesten  Sohriften  über 
die  Tabula  Peatingeiiana  ia  d.  Jahrb.  d.  V.  Heft  IX.  168  o.  %XV. 
167.  F. 


16 

IHcse  rOmMcbe  Landcbarf e  (wenn  man  anders  eine  Zddi* 
nang  mit  dem  Namen  einer  Landeharte  belegen  darf,  anf 
welcher  die  geographische  Lange  und  Breite  und  die  GeaCalt 
des  Landes  gänzlich  onberflcksichtigt  geblieben  und  bloss 
die  Richtungen  und  das  Zusammentreffen  der  Strassen  nebst 
den  Entfernungen  angegeben  sind)  enthalt  die  Mehraahl  der 
Militairstrassen  des  Ungeheuern  römischen  Reichs  und  lihrt 
östlich  bis  tief  in  Asien  und  bis  zur  Insel  Ceylon«  Aus  den 
zum  Theil  erst  später  entstandened  Oertem,  die  auf  ihr 
angegeben  sind,  lässt  sich  scbliessen  dass  ihre  Entotehng 
nicht  ttber  die  Zeit  von  .Theodosius  dem  Grossen  hinauf- 
zufahren sei.  —  So  weit  die  Peutingersche  Tafel  die  Ehein- 
gegenden  berührt,  ist  auf  Taf.  II  eine  Copie  beigefilgt. 

Die  Peutingersche  Tafel  ist  in  den  Angaben  der  Orts- 
namen und  der  Entfernungen  (wahrscheinlich  durch  die 
Schuld  des  Kopisten)  viel  fehlerhafter  ab  die  Itinerarien  des 
Antonin.  Zur  Erklärung  und  Ergänzung  der  letzteren  ist 
sie  jedoch  unentbdirlich ,  und  enthält  viele  Strassen  und 
Etappenorte,  die  auf  jenen  fehlen. 

Noch  muss  bemerkt  werden,  dass  in  den  Itinerarien'  des 
Antonin  und  auf  der  Peutingerschen  Tafel  viele  Strassen- 
littien  fehlen,  von  welchen  sich  noch  Ueberreste  vorAnden. 
So  gingen,  z.  B.  von  Trier  acht  römische  Bfilitaintrassen 
aus,  von  denen  in  dem  Itinerar  nur  4  und  auf  der  Tafd 
nur  8  angegeben  sind. 

Zum  Schluss  noch  eine  Bemerkung  Aber  die  römineben 
Militairstrassen  in  den  Rheingegenden. 

Wer  die  Ueberreste  dieser  Strassen  nicht  kennt,  könnte 
fragen:  sind  dieselben  noch  gegenwärtig  fär  militairische 
Zwecke  zu  benutzen? 

Hierauf  muss  geantwortet  werden: 

a)  als Communikationslinien  sind  sie  nicht  mehr  zu  ge« 
brauchen.  Denn  ob  sich  gleich  lange  Strecken  von  diesen 
Strassen  vorfinden,  die  noch  wohl  erhalten  sind,  und  welche 


17 

selbst  fef enwärtig  noch  als  Verbindiiogswege  benutst  wer- 
den ;  80  sind  dieselben  doch  fssl  durchgängig  an  denjenigen 
Sldlen,  wo  man  besonders  der  Strassen  bedarf,  an  Berg- 
fthhttagen  und  bei  Uebergängen  Aber  Gewässer  —  zerstört, 
h)  Was  hingegen  die  Riehtungen  dieser  Strassen  betrifft, 
so  verdienen  sie  bei  neuen  Strassenanlagen  alle  Aufmerk- 
sanfcdit,  und  es  ut  vielfach  zu  bedauern,  dass  man  bei 
neuem  Strassenbauten  —  oft  bloss  um  einige  Baracken  in 
die  Strassenlinie  zu  ziehen  —  die  Richtungen  der  Römer 
vcrtassen  hat 

IIL    Sad^toeio  iier  einjelnen  Mmtxftta^tn. 

Dem  scharfen  Blicke  der  Römer  war  die  Vortrefflichkeit 
der  militairischen  Lage  von  Trier  in  Bezug  auf  den  Rhein 
wd  auf  Germania  magna  nicht  entgangen ,  und  obgleich  in 
dieser  Hinsicht  seine  grosse  Wichtigkeit  besonders  erst  im 
S.  Jahrhunderte  beginnt,  so  kann  doch  aus  vielen  römi- 
schen Schriftstellern  bewiesen  werden,  dass  es  bereits  unter 
den  ersten  Kaisem  ein  Ort  von  grosser  Bedeutung  war,  und 
schon  Pomp.  Mela  (Ui,  2»)  unter  dem  Kaiser  Claudius  nennt 
unter  den  reichsten  und  angesehensten  Städten  von  Belgien 
Trier  zuerst- 

Wir  gehen  daher  und  um  so  mehr  von  Trier  (Tre  viris, 
Attgusta  Trevirorum,  Colonia  Augusta  Trevi- 
r  o  r  u  m)  aus,  weil  sich  hier  die  aus  Gallien  kommenden  und  nach 
dem  Rhein  fahrenden  Strassen  grösstentheils  konzentrirteu. 

Den  römischen  Namen  Colonia  Augusta  oder  auch  nur 
Augusta  erhielt  Trier  ^)  von  einer  römischen  unter  Augustus 
dahin  geschickten  Kolonie,  und   derselben  verdankt  Trier, 


9)  Vgl.  Jahrb.  d.  V.  ▼.  A.  P.  im  RH.  H.  XXVII.  S.  20  bis  23 
nnd  S.  26.  (Die  Stelle  in  Mela  lieist :  Belgarum  olarisslmi  sunt 
Traroriy  nrbesqne  opnleiitissimao   In  Treriris  Augiuta  eto.   F.\ 

2 


18 

wenn  auch  nicht  seine  erste  Orindhingy  ddeh  wnigsteas 
.seine  Vergrössening  vnd  Binricbtang  als  grosse  befestigte 
Stadt.  Die  miiitairische  Wichtigkeit  von  Trier  hebt  v#r- 
lEUgsweise  mit  der  Mitte  des  S.  Jahrhunderts  an,  wo  sieb 
am  Oberrhein  der  Bond  der  Allemannen ,  «nd  an  Nieder- 
rheine  der  Bund  der  Franken  bildete,  dnrch  welche  vontig« 
lieh ,  nach  einer  Reihe  von  blutigen  Kftmpfen ,  die  rIMniscke 
Herrschaft  am  Rheine  nnd  in  Gallien  vernichtet  wurde. 

Trier,  fast  in  der  Mitte  awischen  dem  Ober-  und  Meder» 
rheine  und  in  gehöriger  Entfernung  von  diesem  Greustfome 
gelegen,  um  den  ersten  Invasionen  der  tiberrheinischen  Völ- 
ker nicht  ausgesetzt  xu  sein,  dabei  durch  den  einaigen 
ficbillbaren  Fluss ,  der  mehr  aus  dem  Innern  von  Gallien  die 
Zufuhr  erleichterte,  mit  dem  Rheine  verbunden ,  eignete  skh 
mehr  als  ein  anderer  Ort  zfim  Centralpunkte  der  röarischen 
Rbeinvertheidigung  und  num  Baiftdepot  der  am  Rheine 
kämpfenden  Heere.  Wegen  dieser  LokalverhUtnisse  wurde 
Trier  seit  Maximianus  Herculeus  bis  auf  Valentinianns  IL 
(von  387  bis  390)  der  gewöhnliche  Aufenthaltsort  der 
Kaiser,  und  seit  Constantinas  Magnus  der  Situ  der  Verwal* 
tungen  von  Gallien,  Spanien  und  Britannien. 

Von  dem  Verf.  sind  bereits  acht  Hauptstrassen-Riebtnngen 
aufgefunden  worden,  welche  von  Trier  ausgingen,  von  denen 
vier  nach  dem  Inneni  von  Gallien ,  und  vier  mit  mehreren 
abgehenden  Seitenstrassen  nach  den  römischen  Festungen 
am  Ober-,  Mittel-  und  Niederrheine  ffehrten. 

1.    Römische   Militairstrasse  von  Trier  auf  der 
rechten  Seite  der  Mosel  nach  Mets. 

Diese  Strasse  Nro.  1.  ist  auf  der  Peutingerschen  Tafel  ange- 
geben ;   die  Entfernungen  sind  jedoch  so  unrichtig  bemerkt, ' 
dass  es  schwer  ist,  dieselben  mit  den  wirklichen  in  Ueberdn- 
stimmung  zu  bringen.  Sie  ging  in  der  Richtong  der  gegen« 


19 

wftrtigen  ChaoMiSe^^)  von  Trier  nach  der  Conxerbrflcke  ^^)y 
wo  Mich  AuMuittfl  (Nosella,  v.  91  und  02)  eine  römU 
sehe  steinerne  BrOcke  von  6  Pfeilern  Ober  die  Saar 
flkrte^^).  Von  Trier  bis  in  die  Nahe  der  Nargarethen-Kapelle 
bei  Tawem  sind  die  Spuren  dieser  Strasse  verschwunden. 
Bier  wird  sie  suerst  sichtbar.  Oberhalb  Tawern,  am  Posse 
des  Flohberges ,  geht  sie  auf  die  linl^e  Seite  des  Dalbaches, 
und  Ton  dieser  Stelle  an  ist  sie  durchgängig  noch  sichtbar 
grossentheils  gut  erhalten  und  wird  auf  längere  Strecken 
als  Dorf-  und  Feldweg  benutst  An  dem  steilen  Abbange 
des  Metnenberges  ist  sie  zum  Theil  in  Felsen  gebrochen 
und  führt  in  mehreren  Zicksacks  auf  die  Hdhe  swischen 
dem  Manebacher  und  Onsdorfer^^)  Thale,  und  hier  ist  eine 
der  wenigen  Stellen,  wo  man  an  steilen  Bergabhangen 
die  Richtungen  dieser  Strassen  noch  deutlich  erkennen  kann, 
Das  GefUle  betragt  hier  auf  die  rhein.  Rothe  1  Fuss.  Auf 
der  Hohe  von  Bilzingen  hei  dem  Helenenkreuu  geht  eine. 
Sdtmstrasse  rechts  ab,  und  die  Hauptstrasse  wendet  sich 
links  nach 

Merskirchen.     Dieser  Ort  ist  römischen  Ursprungs, 
wie   die  vielen  Ueberreste    von  römischem  Qemauer,     das 


10)  Vgl.  Jahrb.  H.  XIII.  S.  23  und  24. 

11)  Die  jetiige  steinerne  Brfloke  Qber  die  Saar  bei  Conz  Ist  erst  in 
neuerer  Zeit  Ton  Orand  au  neu  erbant  und  im  Jahre  1784 
ToUendet  worden,  nachdem  die  frühere,  wahrscheinlich  die  alte 
rSmiaohe,  durch  die  Franzosen  unter  Grequl  zerstört  worden 
war.  —  Das  Dorf  Conz  ist  höchst  wahrscheinlich  das  römische 
Contfonaenm ,   Ton   wo  mehrere  noch  Torhandene  Gesetze  des 

"  Kaisers  Valentinian  L  vom  Jahre  371  datirt  sind.  In  dem 
Garten  der  dortigen  Pfarrei  befinden  sich^  zum  Theil  nooh 
oberirdisch,  die  Ueberbleibsel  eines  grossen  und  prächtigen 
römischen  Gebäudes,  auf  einer  Höhe  gelegen,  die  eine  überaus 
schöne  Aussieht  nach  dem  Mosel«  und  Saarthaie  gewährt. 

12)  Vgl.  JAhrb.  etc.  H.  V.  und  VI.  S.  186  ff.  und  H.  IX.  B.  4. 

13)  Vgl.  Jahrb.  etc.  H.  Vil.  S.  157  und  160. 


20 

sich  auf  eine  tangiere  Strecke  auf  beiden  Seiten  der  Strasse 
unter  der  Erde  findet,  die  vielen  hier  gefundenen  römiscben 
Münzen,  Waffen  etc.  etc.  beweisen*  Seiner  wird  von  krinen 
der  noch  vorhandenen  römischen  Schriftsteller  gedacht.  Es 
ist  jedoch  mehr  ab  wahrscheinlich ,  dass  der  alte  Namen 
Marciacum ,  der  in  einer  Schenkungsurkunde  auf  dem  Saar« 
gaue  genannt  wird,  dem  jetzigen  Merzkirchen  zu  Grunde 
liege,  welches  auf  alten  Karten  Martiskirchen  und  Nertens- 
kirchen    geschrieben  wird^^). 

Von  Merzkirchen  führt  die  Strasse  in  der  Richtung  des 
alten  Weges  von  Perl  nach  Trier,  wendet  sich  auf  der 
Hohe  zwischen  Butzdorf  ^^)  und  Oberlencken  links,  schneidet 
die  neue  Chaussee  von  Perl  nach  Trier,  führt  durch  den 
Borger  Busch ,  zwischen  HeUendorf  und  Efft  durch  das 
sumpfige  Wiesenthal  des  *Leuckbaches ,  Ostlich  der  Kapelle 
von  Tfintittgen  und  in  dem  Walde  zwischen  Wtzingen  und 
Scheuerwald  nach  einer  Stelle,  wo  sich  ein  grosses  rOmi« 
sches  Etablissement  befand.  Von  Merzkirchen  bis  auf  die 
Hohe  von  Münzingen  ist  sie  noch  gut  erhalten ,  von  da  bis 
zum  Borger  Busch  grOsstentheils  zerstört,  und  in  letzterm, 
so  wie  zwischen  Ritzingen  und  Scheuerwald  ebenfalls  noch 
gut  erhalten. 

Ricciacum  (bei  Ritzingen).  Auf  der  Peutingerschen 
Tafel  wird  die  eine  Etappe  auf  dieser  Strasse  Ricciacum  ge« 
nannt  und  ihre  Entfernung  von  Trier  zu  20  Leuken  ange- 
geben. Diese  Entfernung  triilk  so  ziemlich  auf  die  Ueberreste 
des  römischen  Orts,  welche  sich  in  dem  Walde  zwischen 
Ritzingen  und  Scbeuerwald  befinden,  und  man  kann  daher 
dieselben  mit  Bestimmtheit  für  das  alte  Riedacum  annehmen, 
um  so  melir  da  sich  die  alte  Benennung  in  dem,  in  der  Nähe 
gelegenen,  neuen  Orte  Ritziugen  erhalten  hat. 

14)  Der   Name  Ist  wohl   aus  MarÜnAkirchen    enUtaDden  und    hat 
mit  dem  Mars  niohts  za  thnn.    F. 

15)  Vgl.  Jahrb.  H.  XXIII.  8.  181. 


21 

Von  der  weitern  Partsetrang  dieser  Strasse  ist  dem  Verf. 
mir  so  viel  bekannt,  dass  die  auf  dem  Haclienberge  bei  Bid- 
lingen  befindlichen  Rainen  ffir  das  auf  der  Peutingerschen 
Tafel  angegebene  Caranosca  gehalten  werden  ^  und  dass  die 
Romerstrasse  in  der  Gegend  von  Bidlingen  und  Büdingen 
noch  sehr  wohl  erhalten  sein  soll. 

Mets  (Divodurum,  Hauptstadt  des  gallischen 
Volkes  der  Mediomatriker).  Divodurum  Medioma- 
tricorum  war  nach  Trier  die  wichtigste  Festung  der  Römer 
an  der  Mosel.  Nachdem  dieser  Ort  im  Jahre  406  durch 
die  Vandalen  und  451  durch  die  Hunnen  erobert  und  ver- 
beert worden  war,  kam  er  in  die  Qewalt  der  Franken,  und 
wurde  nach  Chlodwigs  Tode  seit  612  der  KönigssitE  des 
Austrasischen  Reiches.  Die  Franken  änderten  den  alten 
Namen  in  Mettis  oder  Metis,  woher  das  jetzige  Mets.  Zu 
den  Deberresten  römischer  Grösse  gehören  vorzflglich  die 
Ruinen  einer  Wasserleitung ,  welche  oberhalb  Metz  bei  louy 
aux  arches  Ober  die  Mosel  fflhrte,  und  wovon  sich  die  ge- 
waltigen Pfeiler  noch  bis  jetzt  immitten  des  Flusses  erhal- 
ten haben* 

Ausser  diesen  genannten  römischen  Etablissements  befin« 
den  sieb  auf  beiden  Seiten  der  Strasse  in  den  Thälern  noch 
viele  Spuren  römischen  und  gallischen  Anbaues,  und  werden 
mit  jedem  Jahre  neue  aufgefunden,  so  dass  diese  Gegend 
zur  Zeit  der  Römer  sehr  kultivirt  gewesen  sein  muss.  Be- 
sonders zeichnen  sich  die  Gegend  um  Rirf  und  das  Leuck- 
thal  in  dieser  Hinsicht  aus. 

Diese  Römerstrasse  wird  von  den  Landleuten  in  der  Um- 
gegend der  Rem,  Kim  oder  hohe  Rem  (wahrscheinlich  das 
Stammwort  von  dem  französischen  chemin)  genannt.  Was 
die  Bauart  und  die  Dimensionen  dieser  Strasse  betrifft  s.  Pro- 
fil Taf.  in.  Nro.  1.  Sie  verschwindet  mit  jedem  Jahre  mehr, 
da  die  Landleute  die  Erfahrung  gemacht  haben ,  dass  die 
obern    Schiebten,     wegen  der    grossen   Menge  von   Kalk, 


22 

die  sie  enthalten ,  einen  treCflichen  Dflnger  für  die  FeMer 
abgeben.  Ihre  Richtung  ist  die  kflneste  und  giOcklicbste , 
welche  man  einer  Militairstrasse  nwischen  Trier  vnd  Mets 
geben  konnte. 

Nachtrag.  «Sie  geht  von  Efi  an  der  Kapelle  von 
Tflntingen  und  300  Schritt  iteUicb  dieses  Orts  vorbei  in  ge- 
rader Richtung  nach  Ritsingen;  sQdlicb  von  Ritsingen,  den 
östlichen  Theil  des  Schirmeter  Waldes  berflhrend ,  aber  den 
Anfang  eines  kleinen  Baches  und  auf  die  Höhe  ttstüch  von 
demselben ,  wo  sie  eine  andere ,  in  gerader  Richtung  von 
Scheuerwald  komniende  Strasse  aufninunt;  von  da  auf  der 
Hohe,  Ostlich  des  obengenannten  und  nach  ObemanaMi 
fliessenden  Baches ,  fort,  und  dann  auf  der  Wasserscheide 
nwischen  Mosel  und  Saar  durch  den  Caldenhovener  Forst, 
westlich  von  Kaienberg  vnd  St.  Marguerite  vorbei,  nach 
einer ,  nordöstlich  von  Bidlingen  gelegenen ,  kegelfkmigen 
Anhöhe,  Hackenberg  genannt,  worauf  eine  Kirche  und  einige 
Hauser  liegen.  Alsdann  führt  sie  durch  den  Wald  östlick 
von  Bfldingen,  bei  Elsing  ober  den  Cannerbach,  In  gerader 
Richtung  das  Dorf  Meüseresche  am  östlichen  Rande  berühr 
rend,  oberhalb  der  Bichenmfthle  (Moulin  des  chtaes)  Aber 
den  Bibiche-Bach ,  dann  durch  den  Bois  de  Logne  «nd  di 
Fl^vy,  iFseotUeh  von  dem  Schlosse  Ghdalnconrt,  und  trUR 
dicht  Westlich  von  Antilly  in  die  Chaussee  von  Mets  nach 
Busendorf  (Bounonville),  welche  von  hier  an  Ober  St.  lullen 
bis  an  die  Barriere  des  Forts  Bellecroiz  auf  die  Römer- 
strasse gelegt  ist,  und  auch ,  besonders  bei  St.  Julien ,  die* 
selbe  steile  Neigung  beibehalten  hat*. 

Seitenstrassen,  welche  von  Nro.  1,  ausgehen: 
a)  Bei  dem  Helenenkreun  auf  der  Höhe  von  Bilaingen  geht  dne 
Traverse  rechts  ab,  und  fahrt  durch  die  Qemeindewaldungen 
von  Rommelfangen ,  Sfldlingen  und  Dillmar  nach  der  Sfosel 
bei  Palnem.  Diese  Strasse  Ist  fast  durchgangig  noch  sehr 
gut  erbalten,    und  wird  grösstenUieiis   noch  als  Weg  be- 


23 

mrtst.  Sie  ffllnrie  nach  dem  rönischeo  Lager  bei  Dal- 
heia  ^^  md  verband  die  beiden  Militairstrassen,  welche  auf 
der  rechten  mid  linken  Seite  der  Mosel  von  Trier  nach 
Meis  gingen.    Ihrer  wird  bei  Nro«  3.  weiter  gedacht  werden. 

b)  Castel  oberhalb  Saarbarg.  Eine  starke  Stunde 
oberhalb  Saarbarg  liegen  auf  der  linken  Seite  der  Saar  die 
Rainen  eines  römischen  Lagers,  von  welchem  das  in  der 
Nahe  gelegene  Dorfeben  noch  jetzt  Castel  genannt  wird. 
Aaf  einer  alten  Steininscbrift^'^),  die  jedoch  verloren  ge- 
gangen isty  soll  dieser  Punkt  Castra  Sarrae  genannt  und 
bemerkt  werden  i  dass  er  von  Julius  Caesar  befestigt  wor- 
den sei« 

Diese  Ruinen  nehmen  den  ganzen  Raum  des  kleinen,  höchst 
romantisch  gelegenen  Plateaus  ein,  welches  von  drei  Seiten 
dorch  senkrechte  Felsen  begrenzt  wird.  Die  vierte  Seite, 
wo  das  Dörfchen  Castel  liegt»  wird  durch  tiefe  Felsscbluch- 
Wn,  die  von  den  beiden  Seitenthälern  ausgehen,  bis  auf 
einen  schmalen  Zugang  gesperrt.  Dieser  Zugang  war  durch 
Kunst  vertieft  und  mit  den  Seitenschluchten  in  einen  tiefen 
Graben  umgewandelt,  an  dessen  Bskarpe  ein  wenigstens 
SO'  hoher  Erdwall  noch  jetzt  beSndlieh  ist.  Diese  durch 
die  Konst  erhöhte  natörliche  Festigkeit  machte  den  Ort  fflr 
die  alten  Belagerungswaffen  fast  unangreifbar. 

Fortwahrend  werden   hier  bei  Bebauung  des  Feldes  noch 
viele  römische  Alterthümer,  oft  von  Werth,  gefunden,   und 
die  vielen  Consularmtlnzen ,  die  man  hier  aufgefunden  bat 
schmien   den  Ursprung  dieses  Lagers  durch  Julius  Caesar 
n  bestätigen^»). 


16)  Vgl.  Jabrb.  H.  VII  S.  160. 

17)  Vgl.  ebeodas.  H.  VII.  S.  155,  158  und  159.  -  G.  Bärach 
Kaobriohten  über  den  Stetnring,  Castell  und  Montclair.  2.  Aufl. 
Trier  1839. 

18)  Der  Verf.  hUt  Castel  für   das  Lager  des  Labienas,   eines  Le- 


24 

Die  wenigen  Nachgrabungen,  welche  man  in  den  lösten 
Jahren  vorgenommen  hat,  hahen  dargethan,  dass  dieser  feate 
Punkt  nach  einem  Ueherfalle ,  oder  nach  einer  ErstOrmung, 
durch.  Brand  zerstört  worden  ist,  und  man  fand  auf  dem  Fass- 
boden mehrerer  aufgedeckten  Häuser  menschliche  Geripfie, 
die  mit  dem  Gesicht  gegen  den  Boden  lagen.  Die  MtUiflen, 
welche  hier  gefunden  werden,  gehen  dnrch  die  ganse  rtad« 
sehe  Kaiserperiode  bis  auf  Honorius,  und  es  ist  wahr- 
scheinlich ,  dass  dieses  Lager  bei  dem  Zuge  der  Vandalen, 
Sueven  und  Alanen  durch  Gallien  nach  Spanien  im  Jabre 
406,  wo  fast  alle  römische  Orte  in  der  Umgegend  von  Trier 
und  Metz  von  der  Erde  vertilgt  wurden,  zerstört  worden  ist 

Von  Castel  aus  finden  sich  auf  der  linken  Seite  der  Saar 
noch  die  Ueberreste  einer  Römeratrasse,  welche  am  öatlichen 
Abhänge  des  Biderberges,  oberhalb  Freudenburg  und  Weiten 
nach  Orschholz  und  durch  den  Wald,  Schwarzbrucfa  ge* 
nannt,  sichtbar  sind,  und  zwischen  Buschdorf  und  Tilntingen 
in  die  Hauptstrasse  ^^)  eingehen. 

Zu  den  noch  erhaltenen  interessanten  römischen  Alter* 
thfimern  in  und  bei  Castel,  deren  AufzlMong  zu  weit  fuh- 
ren würde,  gehören  besonders  die  Ueberreste  einer  unter- 
irdischen Wasserleitung ,  welche  vom  östlichen  Abhänge  des 
Eiderberges  nach  Castel  führte. 


gaten  des  Jal.  CäBar,  fn  wdlakem  erstarer  mit  einer  Legton  rar 
Beobachtung  der  Trevirer  aufgestellt  war,  wSlirend  letserer 
andere  Völker  OalUens  unterwarf.  Ist  diese  Annahme  dehtlg, 
wofür  wenigstens  die  Lokalität  i  wie  sie  CSsar  in  seinen  Com- 
mentarien  (de  B.  G.  Y.  53.  57)  beschreibt,  YoUkommen  passt, 
so  war  es  Yor  diesem  Lager,  wo  die  TroTirer  unter  Induciomai 
von  Labienus  gesohlagen,  und  Induciomar  auf  der  Flucht  beim 
Durohreiten  eines  Flusses  (hier  die  Saar  bei  Saarburg}  Ton 
den  Römern  ersohlagen  wurde. 

19)  Vgl.  Jahrb.  H.  VH.  S.  160. 


25 


ilitairstrasse  von   Trier  auf  derlinkeo 
Seite  der  Mosel  nach  Mets. 

Diese  Strasse  wird  nur  in  dem  Itinerar  des  Antonin 
angegeben  ^^)y  und  zwar  als  die  Fortsetzung  einer  grossen 
Strassenlinie  y  welche  von  Sirmium^O  in  Pannonien  auf 
der  Südseite  der  Donau  über  Augsburg,  Strasshurg  und 
Metz  nach  Trier  führte. 

Von  der  Moselbrücke  bei  Trier  ausgebend,  finden  sich 
noch  einzelne  Spuren  dieser  Strasse  in  den  Fluren  der  Dörfer 
Euren  und  Zewen.  In  Jgel  ging  sie  an  dem  schönen  und  gut 
erhaltenen  Denkmale  der  Sekundiuischen  Familie'^)  vorbei 
und  führte  in  der  Richtung  der  jetzigen  Chaussee  nach 
Luxemburg  über  Wasserbillig  ^').  Westlich  von  diesem 
Orte,  auf  der  Höbe  bei  Mertert,  geht  sie  von  der  genannten 
Chaussee  rechts  ab  und  ist  von  jetzt  an  allen  Orten  noch 
sichtbar  und  zum  Theil  gut  erhalten.  Etwa  200  Schritt 
oberhalb  der  jetzigen  Brücke  über  die  Sier  zieht  sie  über 
diesen  Bach  und  die  Anhöhe  hinauf  gegen  Munschecker, 
welches  Dorf  sie   rechts  liegen   lasst.     Auf  der  Höhe   bei 


20)  Vgl.   Jahrb.  H.  XVH.  S.  53.  ff. 

21)  Sirmium  war  seit  Konstantin  d.  Gr.  das  fGr  die  rSmisohe 
DonauYertlieidigung ,  was  Trier  für  die  des  Rheins  war.  Die 
Kaiser  hielten  sich ,  je  naohdem  es  die  UmstSnde  erforderten, 
bald  in  dem  einem  bald  in  dem  andern  auf.  Eine  grosse  Aiu 
aahl  Ton  noch  Yorhandenen  Reiohsgesetzen ,  die  theils  Yoa 
Trier  theils  von  Sirmium  datirt  sind,  beweisen,  dass  die  Kaiser 
oft  in  dem  Zeiträume  von  wenigen  Tagen  ihren  Aufenthalt  von 
Trier  nach  Sirmium ,  und  urogekehrti  verlegt  hatten.  Sirmium 
ist  während  der  Yolkerwanderung  von  der  Erde  vertilgt  worden ; 
seine  Ruinen  befinden  sich  eine  Stunde  von  Mitrowitz  an  der  Save. 

22)  Vgl.  ebendas.  H.  XIII.  S.  189  ff.  u.  H.  XIX.  S.  33  ff. 

23)  Ebendas.  H.  m.  S.  56  ff. 


26 

Wecker  (die  Namen  der  Dörfer  Wecker  und  Hagelsdorf 
oder  Halsdorf  sind  auf  der  Ferrariseben  Karte  verwechselt) 
wendet  sie  sich  links,  und  schneidet  am  Ursprünge  des 
Baches,  an  welchem  die  Chauss^^e  von  Grävenmacbem ^) 
nach  Luxemburg  aufwärts  führt,  dieselbe,  geht  durch  den 
Wald  von  Grävenmachern ,  lässt  den  Potascbenhof  dicht 
rechts  und  den  Spittelhof  auf  mehrere  100  Schritt  links. 
Eine  Viertelstunde  oberhalb  Beiern  geht  sie  durch  ein 
flaches,  nach  letzterm  Orte  gehendes,  Wiesenthal,  dann  durch 
das  Beierbolz  und  durch  die  Flur  von  Schttttriogen  und 
Schrassig.  Den  Hackenhof  lasst  sie  gegen  500  Schritt  links, 
und  schneidet  eine  Viertelstunde  südlich  von  Oetringen 
die  Chaussee  von  Luxemburg  nach  Remich.  Von  dieser 
Chaussee  an  führt  sie  am  nördlichen  Saume  eines  Wäld- 
chens entlang,  bei  einem  steinernen  Kreuze  vorbei  und  den 
ziemlich  steilen  Medinger  Berg  hinan.  Das  Dorf  Hedingen 
bleibt  an  400  Schritt  rechts,  und  auf  der  Höhe  oberhalb 
dieses  Dorfes,  wo  der  Weg  nach  Ersingen  abgeht,  macht 
sie  eine  kleine  Wendung  rechts,  führt  durch  das  Bockholz 
und  auf  die  Höhe  westlich  von  Dalheim.  Hier  Ittsst  sie  die 
Ruinen  eines  römischen  Lagers  links  liegen,  geht  zwischen 
den  Dörfern  Assel  (Aspelt)  und  Filsdorf ,  zwischen  Breisch 
und  Haltingen,  zwischen  Nieder-Rintchen  und  Hessingen* 
zwischen  Dodeohofen  und  Breistroff,  an  Roussy  le  Boorg 
ud  Ober-Part  vorbei  nach  Boust.  Von  diesem  Orte  führt 
sie  durch  den  Wald  von  Roussy  le  Bourg,  schneidet  ober- 
halb des  Dragonerhofes  die  Chaussi^e  von  Tkionville  (Dlden- 
bofen)  nach  Luxemburg,  geht  über  den  Hettinger  Bach  und 
durch  den  Wald  von  Thionville  nach  dem  zerstreut  liegen* 
den  Dorfe  Ober -Gentringen.  Von  hier  ist  sie,  etwa  1600 
Schritt  westlich  von  dem  Glacis  von  Diedenhofen  vorbei- 
gehend,  bis  jenseits  Tervillc  noch  sichtbar,  wo  sie  dann 


24]  Jahrb.  H.  VIL  S.  26  u.  U.  YIIL  S.  89.  ff. 


27 

auf  eine  längere  Strecke  Ferscbwuidet.  Sie  wird  wiedei 
siclitbar  auf  der  Udhe  von  Httckingeo,  auf  beiden  Seiten  der 
Chaois^  nacli  Longwy  und  bt  wohl  erhalten  bb  aum  St. 
Annenhofe,  oberhalb  der  Brucfcmflhley  wo  rie  sich  abennala 
▼crliert,  und  erst  anf  der  rechten  Seite  der  Orne,  der  Mühle 
Fon  Bnssingen  gegenüber,  wieder  nm  Vorschein  kommt. 
Vm  hier  geht  sie  noch  wohl  erhalten  in  einer  fast  gans 
geraden  Linie,  d«n  Pusse  des  linken  Thalrandes  der  Mesel 
folgend,  bis  y.  Stunde  ron  Mets,  wo  sie  bei  Maison  Bouge 
in  die  Chaussi^  von  Thionrille  eingeht.  Von  Mets  bis  mr 
Aransösischen  Grenze  bei  Assel  Ist  diese  Strasse  auf  der 
Cassinischen  Karte  von  Frankreich  bemerkt. 

Von  der  Höhe  bei  Mertert  bis  Maison  Rouge  ist  diese 
ROmerstrasse  fast  noch  durchgängig  sichtbar,  und  an  vielen 
Stellen  noch  sehr  gut  erhalten.  Sie  wird  noch  jetat  von 
den  Bewohnern  der  Umgegend,  besonders  von  Passgängeni 
und  Reitern,  als  kürzeste  Kommunikation  nach  Metz  benutzt. 
Auf  längere  Strecken  wird  sie  auch  befahren ,  und  ist ,  wie 
die  Strasse  Nro.  1-,  Inder  ganzen  Umgegend  unter  dem 
Namen  des  Kem,  Kim  oder  der  Kimstrasse  bekannt.  Leider 
haben  in  den  letzten  Jahren,  wie  bei  der  Strasse  Nro.  1., 
die  Landleute  in  dem  Niederländischen  angefangen  die  obern 
Lagen  derselben  hie  und  da  auszubrechen  und  als  Dünger 
für  ihre  Felder  zu  verwenden,  so  dass  an  vielen  Stellen 
gegenwärtig  nur  noch  das  Fundament  der  Strasse,  aus 
grossen  Bruchsteinen  wie  das  Profil  Nro.  L  bestehend,  sicht- 
bar ist.  Sie  hat  in  ihrer  ganzen  Länge  kein  bedeutendes 
Thal,  und  ausser  dem  steilen ,  jedoch  nicht  hoben  Berge  bei 
Medingen  auch  keine  Höhe  von  Bedeutung  zu  passiren. 

Nachtrag.  »Von  Boust  geht  sie  durch  den  Wald  in 
ganz  gerader  Richtung  noch  gut  erhalten  und  noch  als 
Weg  benutzt.  Sie  schneidet  bei  dem  einzelnen  Hause  Suz- 
ange  die  Chaussee  von  Thionville  nach  Luxemburg,  führt 
Uer  über  den  Kisselbach,  südlich  von  demselben  durch  Wald 


28 

und  östlich  an  Ober-  und  Nieder-Oentringen  (GuenCrange) 
und  westlich  an  TerFille  vorbei,  durch  Dasf^ich,  westlich 
an  Ehingen  (Ebange) ,  durch  den  Bois  de  Bichemont  nach 
Nieder  -  Bussing^en  (Basse  Boossange) ,  nnd  sttdlidi  von  hier 
über  die  Ome,  welcher  Fluss  die  Grenze  zwischen  den  deut- 
schen und  französischen  Ortsbenennungen  madit,  dann  an 
Fusse  des  linken  Thalrandes  der  Mosel  in  gerader  Linie 
Tort,  bis  sie  östlich  von  Wrippy  bei  Maison  Rooge  in  die 
Chaussee  von  Thionvilie  nach  Metz  triA  und  mit  dieser 
nach  letzterm  Orte  fQhrt^. 

Ruinen  eines  römischen  Lagers  auf  dem 
Plateau  zwischen  Dalheim  und  Filsdorf. 

Auf  einer  schönen  und  fruchtbaren  Hochebene,  die  nach 
allen  Seiten  eine  weite  Aussicht  gestattet,  und  nördlich 
durch  den  tiefen  Felsgrund,  in  und  an  welchem  das  Dorf 
Dalheim  gelegen  ist,  begrenzt  wird,  liegen  die  weitläufigen 
Trümmerhaufen  eines  römischen  Lagers.  Die  Römerstrasse 
Nro.  2.  geht  westlich  an  diesen  Ruinen  vorbei  nnd  ist  durch 
eine  Seitenstrasse  mit  ihnen  verbunden.  Der  Name  dieses 
römischen  Etablissements  ist  verloren  gegangen.  Der  in  dem 
Itinerar  des  Antonin  ausgelassene  Name  eines  Etappenortes 
auf  der  Strasse  zwischen  Metz  und  Trier,  wobei  jedoch  die 
Angabe  der  Entfernungen  unrichtig  ist,  soll  wahrscheinlich 
dieses  Lager  bezeichnen.  Die  Landleute  nennen  diesen,  mit 
zum  Tbeil  schöngearbeiteten  Säulenstücken,  mit  Steinplatten, 
worauf  Inschriften  befindlich  sind,  und  mit  Ziegelhaufen  be- 
deckten Platz,  von  den  vielen  gemauerten  römischen  Brunnen, 
die  sich  auf  ihm  befinden,  »Piitzel'  ^^).  Noch  täglich  werden 
hier  bei  Bearbeitung  des  Feldes  und  bei  dem  Ausbrechen  der 
römischen  Hauern  Utensilien,  Waffen  und  besonders  Münzen  in 


25)  Vgl.  Jahrb.  H.  I.  S.  124  ff.,  H.  XIV.  S.  1  ff.  u.  H.  XXVI.  8.  178. 


29 

grosser  Menge  gefunden.  Fast  alle  diese  Münzen  sind  aus 
der  mittlem  und  spatem  römischen  Kaiserperiode,  so  dass  es 
scheint ,  dass  dieser  Punkt  erst  gegen  die  Mitte  des  3.  Jahr- 
hundertSy  —  vielleicht  unter  Gallienus,  wo  der  Andrang  der 
deutschen  Völker  gegen  die  römische  Rheingrenze  und  die 
Einfälle  derselben  in  Gallien  mit  grösserer  Kraft  und  häufiger 
als  früher  sich  erneuerten,  —  entstanden.  Wann  und  bei 
welcher  Gelegenheit  dieses  Lager  zerstört  worden  ist,  lässt 
sich  bei  dem  Mangel  aller  Nachrichten  nicht  ausmitteln,  und 
es  ist  wahrscheinlich ,  dass  es  zu  derselben  Zeit  wie  Castel 
die  Saarburg  seinen  Untergang  gefunden  hat. 

Seite nstrassen  von  Nro.  2.  Auf  der  Höhe  von 
Dalheim  geht  von  der  Hauptstrasse  eine  Seitenstrasse  links 
ab,  fahrt  durch  das  obengenannte  Lager  und  von  da  fibcr 
Weifringen ,  durch  den  Weifringer  Wald  und  in  der  Rich- 
tung des  Weges  von  letzterm  Orte  nach  Bous,  wo  sie  auf 
der  Höhe  von  jenem  Orte  rechts  von  diesem  Wege  abgehf, 
durch  das  Wiesenthal  und  über  den  Bach  von  Bous  führt 
md  sich  von  dem  östlichen  Theile  dieses  Dorfes  an  der 
Höhe  fort  gegen  die  Mosel  bei  Stadtbredimus  zieht.  Ihre 
Fortsetzung .  auf  der  rechten  Seite  der  Mosel  ist  die  oben 
unter  Nro.  1 ,  sub  a  angegebene  Seitenstrasse.  Diese  Tra- 
verse ist  wahrscheinlich  aus  spaterer  Zeit,  und  diente  als 
nächste  Verbindung  zwischen  dem  Kaiserpalaste  zu  Conz, 
dem  Lager  bei  Dalheim  und  der  Strasse  Nro.  2.  Ihre 
westliche  Portsetzung  von  der  Hauptstrasse  bei  Dalheim 
geht  nach  Weiler  zum  Thurm  (östlich  der  Chaussee  von 
Thionville  nach  Luxemburg),  wo  noch  vor  nicht  vielen  Jah* 
ren  ein  jetzt  abgebrochener  römischer  Thurm  von  grossen 
Dimensionen  sich  befand.  Von  hier  ist  diese  Strasse  von 
dem  Verf.  nicht  weiter  aufgesucht  worden.  Sie  scheint 
jedoch  in  westlicher  Richtung  nach  der  interessanten  Mili- 
tarposition  auf  dem  Titelberge  (zwischen  Differdingen,  Nieder- 
Koro  und  la  Madelaine),  wo  sich  ein  römisches  Lager  be« 


30 

fand,  geführt  und  dieses  mit  dem  Lager  bei  Dalheim  ver- 
banden  zu  haben. 

3.    Militairstrasse  von  Trier  nach  Rheims 

(Durocortoru  m)^*). 

Diese  Strasse  findet  sich  nur  in  dem  Itinerar  des  Antonin, 
und  führte  von  Rheims  über  Vungus  (jetzt  Vonc),  Epoissum 
(Carignan),  Orolaunum  (Arlon)  und  Andethenna  oder  Ande- 
thennale  vicus  (Nieder-Anwen  oder  Nieder-Anweiler)  nach 
Trier.  Die  auf  dem  Itinerar  angegebene  Entfernung  von 
Trier  nach  Nieder-Anwen  zu  15  Leuken  ist  richtig.  Von 
Nieder-Anwen  nach  Arlon  haben  einige  Ausgaben  15,  andere 
20  Lenken.    Die  letztere  Lesart  ist  die  richtigere. 

Diese  Strasse  ^^)  folgte  der  Richtung  von  Nro.  S  bis  auf 


26)  RheimB  (Durooortoruxn ,  Hauptstadt  des  gallischen  Yolka  der 
Remi,  und  unter  den  Römern  Hauptstadt  ron  Belgica  seounda) 
war  schon  vor  den  Römern  ein  wichtiger  Ort  Dte  Remi  uatw- 
stützten  Jttl.  Cäsar  bei  seinen  Eroberungen  in  Gallien,  nad 
blieben  bis  sum  Untergange  der  römischen  Herrschaft  in  diesem 
Lande  treue  Bundesgenossen  der  Römer,  und  daher  wurde  ihro 
Hauptstadt  von  denselben  zu  einer  der  grössten  und  blühend- 
sten  SUdte  Galliens  erhoben.  Nach  der  Eroberung  dieses  Landes 
durch  die  Franken  behielt  sie  zum  Theil  ihren  frühem  Glanz.  496 
wurde  Chlodwig  in  ihr  getauft,  und  nahm  mit  seinen  Franken  den 
römisch-katholischen  Glauben  an.  (In  letzterm  Umstände  Ist 
Torzüglich  das  Fortbestehen  und  die  Vergröseening  der  Maohi 
der  Franken  zu  suchen,  indem  die  andern  ientsohen  TSUmti 
welche  eich  in  dem  weströmischen  Reiche  festsetzten  —  die 
West-  und  Ostgöthen,  die  Burgunder,  SucTen,  Vandalen  nnd 
Longobarden  —  sich  zum  Arianismus  bekannten,  und  beson- 
ders durch  die  Einwirkung  der  katholischen  Geistlichkeit  und 
ihres  Oberhauptes,  den  baldigen  Untergang  fanden).  Die  Fran- 
ken änderten  den  gallischen  Namen  Duroeertorum  iiaoh  dem 
Volke,  dessen  Hauptstadt  es  war,  In  Rheims. 

ff!)  Vgl.  Jahrb.  U.  XIK.  S.  125  C 


81 

die  Htthe  zwitchen  Crivennacbeni  und  Berg,  wo  sie  rechts 
▼OD  jener  abging.  Den  Vereinigungspunkt  beider  bat  der 
Verf.  nicht  anfgefanden,  und  wahrscheinlich  ist  bei  Anlegung 
der  gegenwartigen  Chaussee  nach  Luxemburg  die  Römer- 
strasse nach  Eheims  auf  eine  längere  Strecke  benutzt  wor- 
den. Die  ersten  Spuren  derselben  finden  sich  westlich  Fon 
Berg,  wo  dieselbe  links  von  der  jetzigen  Chaussee  abgeht ,  und 
sieb  am  nördlichen  Abhänge  des  Wittenberges  fortzieht*  An 
mehreren  Stellen  noch  sichtbar,  kann  man  die  Römerstrasse 
200  bis  300  Schritt  südlich  der  Chaussee  bis  Nieder-Anwen 
▼erfolgen,  wo  sie  wieder  in  diese  eingeht.  Ausser  Mflnzen« 
die  zuweilen  in  und  bei  Nieder -An  wen  gefunden  werden, 
befinden  sich  keine  andern  Ueberbleibsel  römischer  Anwesen- 
heit in  diesem  Orte,  der  im  Itinerar  auch  bloss  als  vicus 
(Dorf  —  offener  Ort)  bezeichnet  ist  Südlich  von  Hostert, 
wo  sich  die  Chaussee  am  Anfange  des  Grunewaldes  links 
wendet,  gebt  die  Römerstrasse,  noch  vollkommen  gut  erhal- 
ten nnd  als  Weg  benutzt,  in  gerader  Richtung  fort  durch 
diesen  Wald  und  verschwindet  in  der  Nahe  von  Weimars- 
bof  am  Anfange  des  Thaies ,  welches  zwischen  den  beiden 
Forts  Grunewald  nach  dem  Pfaffenthale  herabf&hrt.  Vor 
einigen  Jahren  fand  man  bei  Aufgrabung  des  rothen  Bruiu 
neus  in  der  Mitte  der  Oberstadt  Luxemburg  ein  bedeutendes 
Stick  Rdmerstrasse ,  das  nach  dem  Pfaffenthale  hinunter 
Ahrte  und  die  Portsetzung  der  obigen  zu  sein  schien.  Lu- 
zemburg  ist  nicht  römischen  Ursprungs,  sondern  stammt  aus 
den  Afittdalter,  wie  auch  der  Name  „Lützelburg^  zeigt* 

Zwischen  Luxemburg  und  Arion  hat  der  Verf.  keine 
Ueberreate  der  Römerstrasse  gefunden,  und  dieselbe  scheint 
bm  Anlegung  der  CbaussiSe  zwischen  beiden  Orten  benutzt 
imd .  so  zerstört  worden  zu  sein. 

A  r lo n  (im  Lande  Arel  genannt  —  das  römische  Orolaunum) 
wird  in  dem  Itinerar  bloss  als  Dorf  (vicus),  in  spatem  Nach- 
richten  als  RDlitairstation  (Castellnm  Orolaunum)  bezeichnet. 


32 

In  diesem  y  auf  einer  kegelAmigen  AnliMie  fdegenen 
Orte  werden  noch  fortwahrend  viele  rdmische  AlterÜiftner 
gefunden  y  weshalb  ihn  auch  Berlholet  in  seiner  Oeschiehie 
von  Luxemburg  das  Pantheon  von  Bdgien  nennt. 

Die  weitere  Fortsetzung  dieser  Strasso  gegen  Rhdno  ist 
dem  Verf.  unbekannt  Dieselbe  führte  bei  Moncon  (Mose) 
aber  die  Maas,  wo  eine  andere  Strasse  von  ihr  abging,  die 
durch  die  Ardennen  nach  (Mtk  fahrte,  nnd  in  der  Pf utinger- 
sehen  Tafel  angegeben  ist  Die  Strasse  von  Rheins  nach 
Trier  ist  eine  der  ältesten  ROmerstrassen  in  hiesigen  Gegen- 
den, und  gewiss  eine  von  denen,  wdche  M.  Vipsanius  Agrip|ia 
in  Gallien  hat  erbauen  lassen. 

Alttrier,  oder  auf  der  Schanz,  eine  römische Mili* 
tairstation,  nördlich  von  Nieder-Aowen,  awischen  Luxemburg 
und  Echtemach,  auf  einem  hohen  Plateau  gelegen,  ist  gegen« 
warlig  ein  Weiler  von  wenigen  Häusern.  Die  vielen  hier 
gefundenen  römischen  Alterthümer  sprechen  für  die  ehemalige 
Wichtigkeit  dieses  Ortes.  Der  römische  Name  desselben 
ist  unbekannt,  und  die  Meinung  derjenigen,  welche  den  NaiMn 
Alt-Trier  von  Ala  Trevirorum  herleiten  und  annehmen,  dass 
der  Reiterflilgel ,  welchen  die  Trevirer  als  Contingent  den 
Römern  stellen  mussten,  hier  garnisonirt,  oder  sein  Depot 
hier  gehabt  habe,  scheint  zu  gesucht 

Der  Ort  Echternach  (in  alten  Urkunden  seit  dem  6.  Jahr- 
hundert  Epternacum  genannt)  ist  ebenfalls  römischen  Or"* 
Sprungs.  Desgleichen  Berdorf  oberhalb  Echtemach  auf  der 
rechten  und  Bollendorf  (vielleicht  Apollinis  vicusf)  auf  der 
linken  Seite  der  Sauer  und  mehrere  andere  Orte.  In  dem 
Walde  zwischen  Bollendorf  und  Weilerbach  befindet  sich 
noch  der  untere  Theil  eines  schön  gearbeiteten  und  der 
Diana  geweihten  Denkmals;  ein  anderes  ebenfalls  dieser 
Göttin  der  Jagd  gewidmetes  soll  sich  in  dem  Walde  bei 
Bnrglinster  befinden.  Der  Diaoa*Dienst  hatte  sidi  in  dieaea 
Waldschluchten  auf  beiden  Seiten  der  Sauer  th  in  das  1& 


33 

JahrhuDdert  erhalteo,  wie  mehrere  Nachrichten  beweisen, 
ond  wahrscheinlich  ist  die  berflcbtigte  Spring  -  Prozession, 
welche  alljährlich  su  EcbteVnach  gefeiert  wird,  und  zu 
welcher  sich  die  wallonbche  Bevölkerung  der  Ardennen  aus 
weiter  Feme  zu  vielen  Tausenden  einfindet,  noch  ein  lieber^ 
res!  dieser  Verehrung'^). 

4s    Militairstrasse  von  Trier,  theils  über 
Belgica,  theils  Aber  Zttlpich,  nach  Cöln,  theils 

von  ZOlpieh  nach  Neuss. 

Die  Hauptstrasse  islt  in  dem  Itinerar  des  Antonin  und  auf 
der  Peutingerschen  Tafel  angegeben.  Die  auf  ihr  bemerk- 
ten Etappenorte  von  Trier  aus  sind : 

Beda  (Bittburg)  IS  Leuken. 

Ausava  (bei  Oos)  18        n 

Icorigium  (Jtlnkerath)  18        ,» 

Marcomagus  (Marmagen)  8        « 

Jenseits  Marmagentheilte  sich  die  Strasse 
und  ging  theils,  die  nähere  Richtung, 
über  Belgica  (den  Kaiserstein  bei  Billig)  8       „ 
nach  Agrippina  civit.  (Cöln)  16        „ 

theils,  mit  einem  Dmwege  tlber  Tolbia- 

cum  CZtOpich),  13        n 

nach  Agrippina  civit  (Cöln)  f6        »    ^ 

Die  Gesammt  -  Entfernung  auf  der  kürzeren  Linie  ist  in 
dem  Itinerar  zu  67  Leuken,  folglich  um  1  Leuke  zu  gering 
angegeben.  Wo  die  Entfernungen  der  einzelnen  Orte  von 
der  Wirklichkeit  abweichen,  wird  weiter  unten  angegeben 
werden. 


2S)  Das  Dianendenkmal  zu  Bollendorf  iat  abgebildet  bei  Ram- 
boux:  Alterth.  und  Naiurans.  im  Mosellhale  bei  Trier.  Ueber 
die  SpringproceBsion  yergl.  Bits:  l'Abbaye  de  S*  Willibrord 
et  la  proeoMlon  des  Saint«  Dansant«  eto.  Luxemburg  18f>l.   W. 

3 


34 

Alle  diqenigen,  welche  Ms  jetzt  Ober  römbcbe  Alter- 
tbGmer  in  hiesigen  Gegenden  geschrieben  haben,  sind  ohae 
eigene  Untersuchung  der  Meinung  von  Hontheim  gefolgt, 
welcher  diese  Römerstrasse  von  Trier  über  Igel  nach  N6wol 
hat  gehen  lassen.  Abgesehen  davon,  dass  sich  «von  Igel 
nach  Nttwel  auch  nicht  die  geringsten  Spuren  einer  Boner- 
strasse  vorfinden,  so  lag  auch  ein  so  grosser  Umweg  nicht 
im  Charakter  des  rttmischen  Strassenbaus.  Der  Verf.  hat 
snvei  ROroerstrassen  aufgefunden,  welche  aus  dem  Moselthale 
bei  Trier  den  linken  Thalrand  hinauffiSfaren  und  sich  auf 
der  Höhe  von  Ntfwel  vereinigen.  Beide  sind  fast  durch- 
•gftngig  noch  sichtbar  und  sum  Theil  wohl  erhalten. 

a)  Die  Hauptstrasse  ging  von  der  Moselbrflcke  in  der 
Richtung  des  alten  Weges,  der  vor  Anlegung  der  neuen 
Chaussee  von  Trier  auf  die  Höhe  des  linken  Thalrandes  in 
die  Gegend  des  neuen  Hauses  führte,  oder  vielmehr  dieser 
sogenannte  alte  Weg  war  grösstentbeils  die  Römerstrasse 
selbst.  Sie  ging  durch  Pallien,  wo  sie  durch  Felsen  ge- 
brochen ist;  jenseits  dieses  Dorfes  führte  sie  über  den  Bach, 
der  sich,  über  Felsen  herabstürzend  und  eine  Reibe  von 
Kaskaden  bildend ,  bei  Pallien  in  die  Mosel  ergiesst.  Auf 
der  linken  Seite  dieses  Baches  war  sie  wieder  auf  eine 
längere  Strecke  durch  Felsen  gebrochen.  Diese  Stelle  ist 
seit  2  Jahren  (1826)  durch  Ankgung  eines  Weinberges  zer- 
stört worden.  Von  hier  wendet  sie  sich  links  und  führt  auf 
einer  neuen  steinernen  Brücke  über  einen  Bach,  der  sidi 
20  Schritt  weiter  unterhalb  80'  hoch  von  einem  Felsen  her- 
abstürzty  und  geht  von  jetzt  an  durchaus  sichtbar  und  noch 
erhalten  an  der  westlichen  Seite  der  tiefen  Schlucht  auf- 
wärts, an  deren  östlichen  Seite  die  neue  Chausste  angelegt 
ist  Bei  dem  Neuenhause '^)  wird  letztere  zweimal  von  ihr 
durchschnitten,    und  eine  halbe  Stunde  von  Nöwel  nimmt 


29)  Vgl.  Jahrb.  H.  IH.  S.  56  ff.  und  8.  72  and  M.  Xni.  8.  23. 


j 


35 

die  jetzige  Chaussee  die  RichtoDg  der  Römerstratee  an  und 
ist  suin  Tlieil  ailf  diese  erbaut 

b)  Die  zweite  Rttmerstrasse  führt  von  Pralzel,  eine  Stunde 
unterhalb  Trier,  in  einem  grossen  Bogen  und  in  Felsen  ge- 
brochen den  linlLen  Thalrand  der  Mosel  aufwärts  und  in 
dem  Pfalzeler  Walde  in  mebrern  Krümraungen  um  die  An- 
fange der  Schluchten  herum,  die  nach  dem  Kyllthale  herab- 
geben. Von  der  Höhe  oberhalb  Lorich  geht  sie  zwischen 
Besselich  und  Butzweiler ,  und  Nüwel  ^)  einige  160  Schritt 
links  lassend ,  jenseits  diesem  Dorfe  in  Nro.  a  und  in  die 
gegenwärtige  Chaussi^e.  Sie  wird  noch  als  sehr  schlechter 
Fahrweg  von  Pfalzel  nach  der  Chaussee  bei  Ntfwel  benutzt 

Pfalz  et '0  (Palatium  —  später  Palatiolum  undKönigsbof 
der  fränkischen  Könige  aus  dem  merovingischen  und  karo- 
lingischen  Stamme).  Hier  hatten ,  wie  auch  der  Name  sagt, 
die  römischen  Kaiser  der  spätem  Periode  einen  Palast,  wo- 
von vor  nicht  langer  Zeit  noch  ein  hober  Thurm  existirte. 
Die  vielen  Ueberreste  von  römischem  Gemäuer  und  andern 
Alterthttmern ,  die  hier  gefunden  werden,  lassen  vermuthen, 
dass  dieser  Ort  eine  grössere  Ausdehnung  hatte  und  zum 
Depot  von  Kriegsbedfirfnissen  bestimmt  war,  die  theils  die 
Mosel  hinab,  theils  auf  den  Landstrassin  nach  Cöln,  Ander- 
nach, Coblenz  und  Mainz,  mit  denen  Pfalzel  in  Verbindung 
stand,  geschafft  wurden. 

Von  Noewel  an  ist  die  neue  Chaussee  bis  Bittburg '^) 
in  der  Richtung  der  Römerstrasse  geführt,  und  das  Material 
der  letztem  zum  Bau  der  Chaussee  verwendet  worden ,  und 


30)  Ygl.  ebendas.  H.  IV.  S.  208  und  H.  XHI.  S.  24. 

31)  Vgl.  ebend.  H.  XIII.  S.  25. 

32)  Ygl.  über  die  östlich  von  der  Römeratrasse  hinlaufende  Lang- 
maaer  —  Dr.  J.  Schneider  „die  Triimmer  der  so  genannten 
Langmauer  etc.  etc.  Trier  bei  Gall",  —  und  Jahrb.  H.  III.  S.  69 
und  98,  H.  V  und  VI.  S.  383  ff.,  H.  VII.  S.  146.  ff.,  H.  VIII. 
8.  184  und  H.  IX.  S.  163. 


36 

wird  noch  tüglich  zur  Aiisbesserang  derselben  benulzt.  Die 
Römerstrasse  ist  in  dieser  ganzen  Enirernnng  noch  sichtbar. 

Bittburg  (in  dem  lUnerar  Beda  vicus  (Dorf),  auf  der 
Peutingerscben  Tafel  bloss  Beda ,  und  in  spätem  Nachrich- 
ten Castrum  Bedense  genannt}  war  die  erste  Station  auf 
der  Römerstrasse. 

Dieser  befestigte  römische  Etappenplats  lag  auf  einer 
kegelförmigen  Anhöhe,  die  nach  allen  Seiten  mit  8  bis  3 
Grad  abfUlt,  und  nahm  die  nördliche  Hälfte  des  gegeuwftr- 
tigen  Bittburg  ein.  Die  Römersfrasse  führte  in  der  Mitfe 
und  in  gerader  Richtung  durch  denselben.  Die  römischen 
12'  dicken  und  an  mehrern  Stellen  noch  12  bis  80'  hohen  Um- 
fassungsmauern lassen  sich  in  den  HäuserD|  Stalljen  und  Gär- 
ten  von  Bittburg  noch  ringsum  auffinden.  Die  Befestigung  bil- 
dete ein  Iftngliches  Viereck  mit  abgestumpften  Winkeln,  dessen 
Längendurehschnitt  längs  der  Strasse  240  und  der  Quer* 
durchschnitt  in  der  Mitte  198  Schritt  beträgt.  Da  Beda  in 
dem  Itiuerar  bloss  als  Dorf  verzeichnet  ist,  so  scheint  diese 
Befestigung  nicht  vor  der  Mitte  des  3.  Jahrhunderts  ent- 
standen zu  sein,  wo  sich  die  Römer,  wegen  der  häufigen  Ein  Alle 
der  Franken,  genöthigt  sahen,  ihre  Etappenorte  zu  befestigen. 

In  und  bei  Bittburg  sind  jederneit  viele  römische  Alter- 
thümer  gefunden  worden ,  worunter  auch  viele  Consular- 
münjen,  welche  den  frtlhen  Ursprung  von  Beda  beweisen. 

Ueberreste  von  römischen  Gebäuden  von  grossem  Umfange, 
Münzen,  besonders  aus  der  Zeit  von  Diokletian  uni  später, 
finden  sich  in  der  Umgegend  von  Bittburg  besonders  zu  Ober- 
weiss,  wo  auch  noch  die  Ruinen  einer  römischen  Brücke  in 
der  Prtim,  zu  Fliessem ''},  wo  noch  ein  römischer  Kanal  und 
die  Reste  einer  römischen  Villa  mit  wohlerhaltenen  Mosaik- 
böden, zu  Rittersdorf  und  Pfalzkyll. 


33)  Sohmidt:  Die   JsgdviUa  zu  FUeiMin.   Trier   18i3.   VgL    dasu 
Jahrb.  IV.  S.  196.    W. 


87 

Vm  Bhtfcarg  ist  die  neue  Chamsee  auf  die  Röaersirasse 
gelegt  worden,  und  ihre  Spur  ist  daher  bis  For  den  Wax- 
koin,  wo  sie  rechts  von  der  Chaussee  abgeht,  Ferschwnnden« 
Bei  dem  Nattenheiner  Wäldchen  wurden  bei  Erbauung  der 
Chaussee  im  Jahre  1823  neben  der  Römentrasse  die  beiden 
Milliensteine  ^^)  gefunden ,  deren  oben  Erwähnung  gelchehen 
ist.  Diese  geben  die  Entfernung  von  Trier  m  S2  Hillien 
ao.  Da  die  Entfernung  von  Trier  bis  Bittburg  in  den 
Kiaerar  und  auf  der  Pentingerschen  Tafel  2u  18  Leuken 
=  18  Miliien  angegeben  is(,  und  der  Punkt,  wo  die  Heilen- 
iteine  gefunden  wurden ,  4  Millien  nördlich  von  Bittburg 
liegt,  so  ist  dadurch  die  Richtigkeit  dieser  römischen  Etft- 
feravagsangaben  bewiesen. 

Etwa  1500  Schritt  sfldlich  von  dem  neuen  Wirtbshause 
Waxbom  geht,  wie  schon  gesagt,  die  Römerstrasse  rechts 
TQB  der  Chauss4^  ab,  fahrt  Aber  ein  Meines  Thal  und  dann 
aif  der  Höhe  zwischen  Neidenbach  und  Balesfeld  nach  dem 
Kyllwalde.  In  demselben  hat  der  Verf.  auf  eine  Iftngere 
Strecke  die  Spur  dieser  Strasse  verloren,  und  sie  ertft  west- 
lich der  Baracken  von  Weissenseifen ,  in  der  Richtung  Ober 
BMcsheiffl  bis  zur  BrOcke  bei  Oos*^)  wiedergeAinden. 
h  dem  Itinerar  und  auf  der  Pentingerschen  Tafel  ist  die 
Estfemung  von  Bittburg  bis  zur  nächsten  Station  Ausava 
m  IS  Leuken  angegeben.  Diese  Entfernung  auf  der  Römor« 
stmse  gemessen  triA  auf  die  Höhe  stidlich  von  Bildesheim. 
Haatbeim  und  Andere,  die  ihm  gefolgt  sind,  nehmen  wegen 
ler  Namensähnlichkeit  Oos,  das  in  alten  Urkunden  Huosa 
gmaant  wird ,  für  das  römische  Ausava.  In  diesem  Orte, 
<er  14  Lenken  von  Bittburg  und  über  1000  Schritt  östlich 
▼Ol  der  Römerstrasse  gelegen  ist,  finden  sich  jedoch  nicht  die 
geriagsten  Spuren  von  römischer  Anwesenheit,  während  in 


34)  Vgl.  Jahrb.  H.  m.  S.  68. 
36)  Tgl.  obend.  H.  XXV.  8.  204. 


38 

Badesheim  häuftg  :Illan^B  et^  etc.  gtfqndeo  wefieo ,  te 
dass  es  scheist ,  als  könne  ipan  mit  melir  Recjbt  leUCern 
Ort  für  das  römiscbe  Amuiv«  halten. 

Von  der  Brücke  bei  Oos  bis  zur  nächsten  Station  JOnke- 
rath  ist  das  Terrain  durch  viele  Thaleinschnitte  zerrissen, 
und  der  Verf.  hatdahf^r  die  ROmerstrasse  nur  neich  stück- 
weise aufAnden  kännen.  Sie  ging  von  jener  Brücke  west- 
lich von  Scheuren  und  Aue!  in  der  Richtung  gegen  Stefflen, 
und  von  da  durch  den  Lissendorfer  Wald,  wo  sie  noch 
erhalten  ist.  Hier'  wendet  sie  sich >  Gönnersdorf  rechts  las- 
send ,  nach  dem  Kyllthal^  herab  und  trifft  gerade  auf  die 
Ueberreste  der  römischen  Befestigung  bei  Jiinkerath.  In 
den  römischen  Nachrichten  ist  die  Entfernung  von  Ansava 
bis  Icorigiun  unrichtig  zu  12  Leuken  angegeben,  indem  die 
wirkliche  von  Jttnkerath  bis  Oos  nur  6%  und  bisBfidesheim 
8  Leuken  —  und  wollte  man  das  fortwährende  Steigen  nnd 
Valien  der  Strasse  mitrechnen «—  höchstens  10  Leuken  betragt. 

Icorigium^^)beiJflQkerath(s.  Zeichnung  Taf.  III.  Nr.4.) 
Die  Ueberreste  ^^)  dieses  römischen  Etappenorts  und  befestigten 
Uebergaugispnnktes  über  die  KyH  erscheinen  auf  den  etstett  An- 
blick kreisfilrmig,  bei  näherer  Untersuchung  und  nach  Wegrau« 
mung  des  Schuttes  findet  man  jedoch ,  dass  sie  ein  regeU 
massiges  Achteck  bilden  mit  wenig  vorspringenden  rnnden 
Tbflrmoi  auf  den  ausgehenden  Winkeln.  Die  rOnDseben 
Gussmaneirf  stehen  noch  6  bis  8  Fuss  über  den  Boden  her« 
vor  und  haben  eine  Dicke  von  .beinahe  .16  Fuss.    Der  Doreh- 


36)  El  ist  wahrsohelnlioh ,    dasa   die  Benennung  loorigiam    grieohl- 

Botien  Ursprungs  ist,  und  von  oixos  Wohnung  giyog  kalt  — 
SU  deufsoht  nkalte  Wohnung i  kalte  Herberge^  herkommt; 
doim  doa  BSmem  fsawle  .  aUerdinge  diese  hochgelegene  £ilW- 
gegend  kali  und  rauh  erseheinen,  wodurch  dieeer  in  einer 
hohen »  rauhen  und  kalten  Gegend  gelegene  Punkt  oharakteri- 
stisch  genug  bezeichnet  wurde.  (Richtiger  glaube  ich  den  Namen 
Yon  loorix,  einem  oeltisohen  Eig^nnameAi  alisuleiftoa.    F.) 

37)  Vgl.  Jahrb.  H.  UL  S-  62  ff.  und  H.  XXIII.  S.  145. 


39 

nesser  des  iniierB  Raumes  der  Befestigung  betragt  19&  Sc  hritt 
oder  39  preussiacl^e  Rutheo.  Der  vorige  Besitzer  des  Hü(- 
teowerkes  Hess  vor  etwa  40  Jahren  die  noch  hohen  Mauern 
end  Thfirme  bis  auf  ihre  jetzige  Höhe  niederreissen  und 
den  innern  Raum  zu  Garten-  und  Ackerland  einrichten.  Bei 
Wegrfluaiung  der  Mauern  und  des  Schuttes  wurden  mehrere 
interessante  rtfmische  Denkmäler»  mehrere  Tausende  von 
Münzen,  worunter  äusserst  seltene  —  unter  andern  Gold- 
nfinzen  vom  Tyrannen  Marina  —  viele  Waffen,  Utensilien 
ete.  etc.  gefunden. 

Da,  wo  die  Rtfmerstrasse  das  rechte  Ufer  der  Kyll  bei  a. 
erreicht,  ist  die  Erde  von  diesem  Flusse  weggespült  worden, 
wodurch  nicht  nur  das  Profil  derselben  ganz  zu  Tage  ge- 
kommen ist  (s.  Durchschnitt  Nro.  2.),  sondern  auch  neben  ihr, 
5'  unter  der  jetzigen  Oberfläche,  mehrere  eichene  Bohlen  und 
Pfähle  von  einer  rtfmischenlLaufbrücke  eptblösst  worden  sind. 

Die  Römerstrasse  geht  oberhalb  Jünkerath  von  dem  Wege 
nach  Peusdorf  links  ab  und  trifft  auf  der  Höhe  nördlich 
von  diesem  Orte  in  die  Strasse  von  Hillesheim  nach  Blauken- 
keim. Sie  folgt ,  noch  ziemlich  wohl  erhalten ,  derselben 
und  ihre  Richtung  ist  schon  aus  der  Feme  durch  mehrere 
an  ihr.  liegende  Grabhügel  kenntlich.  Auf  dem  Heidenkopfe, 
einem  hohen  freiliegenden  Plateau,  wendet  sie  sich  in  einem 
Bogdu  rechts,  wahrscheinlich  um  einem  ehemaligen  Sumpfe 
auezuweicben ,  und. hat  hier,  auf.  eine  längere  Stpecke,  eine 
Höl^e  yon  la^  Nördlich  von.  dieser  Krümmung  tbeilt  sie 
si^  Jn  zwei  Anne* , 

ad  Der  links  abgehende,  nur  noch  streckenweise  sicht- 
bare A^  füfirtan  mehrem  hohen  Grabhügeln  vorbei,  und 
v^^^hwindet  ^n.dem  Ursprünge  des  nach  Dahlem  fliessen- 
den  Baches.  Dieser  links  abgehende  Arm  war  die  Strasse 
vo^  Trier  nach  Maastricht  (Pons  Mosae)  und  kommt  noch 
wohl  erhalten  auf  der  hohen  Veen  wieder  zum  IVorschein 
wo  er  in  der  Richtung  gegen  Eupen  führt. 


40 

Nachtrag  ad  a.  lieber  die  Römerstrasse  von 
Trier  nach  Pons  Mosae  liegt  von  der  Band  des 
Verfassers  folgende  Notiz  aus  dem  Tagebuche  des  Gra- 
fen Ltltfichau,  vom  31.  August  1821,  vor,  wonach  derselbe  su 
Fuss  von  PrOm  über  Gondenbretf,  Wascheid,  Schlansenbaeh, 
Auw  über  die  Schneiffel ,  Holzheim,  BoUingen,  Surbrod  und 
tiber  die  hohe  Veen  nach  Eupen  ging.  «In  Surbrod  ange- 
langt, nahm  ich  einen  Boten,,  der  mich  zur  BOmerstrasse 
führen  sollte.  Mit  mehrern  Umwegen,  um  bequemer  zu 
gehen,  gelangte  ich  auf  selbige.  Ihre  Bichtung  ist  von  Süden 
nach  Norden  (S.  0.  nach  N.  *W.) ,  und  eben  dieses  Iftsst 
mich  vermufhen ,  dass  es  eine  solche  ist,  die  von  Trier  nach 
Belgien  geführt  hat.  letzt  ist  sie  für  denjenigen,  der  sie 
nicht  kennt,  durchaus  unkenntlich,  indem  2  bis  8'  Erde 
und  Gras  sie  bedecken.  In  neuerer  Zeit  ist  sie  stellenweise 
aufgegraben  worden,  und  es  hat  sich  gefunden,  dass  ihr 
Grund  aus  Fichtenstümmen ,  nach  der  Lunge  gelegt,  besteht, 
auf  diese  sind  srhr  grosse  Steine  etc.  etc.  geworfen;  letztere 
kann  man  sehr  weit  verfolgen.  Sehr  alten  Ursprungs  moss 
diese  Strasse  sein,  weil  wek  und  breit  keine  Nadelholzer 
gekannt  sind,  denn  der  Eupener  Wald  besteht  aus  Eichen, 
Buchen  und  Eschenholz,  abo  aus  LaubhOlzem;  ihre  Anlage 
muss  daher  in  eine  Zeit  fallen,  wo  die  hohe  Veen  mit 
Nadelholz  bedeckt  war,  und  dass  dieses  so  gewesen,  zeigt 
sich  aus  den  Torfstichen,  wo  man  fortwahrend  grosse  Baun* 
wurzeln  etc.  etc.  herausgegraben  hat.  Auf  dieser  Strasse 
angelangt,  verüess  miclK  der  Bote  mit  der  Wammig  »vor- 
sichtig '  zu  sein*.  Ich  Hess  mir  die  Bichtung  auf  Bupen 
geben,  nahm  diese,  so  wie  die  der  Bümerstrasse  mit  der 
Nadef,  und  wanderte  längs  derselben  bis  wo  sie  sich  am 
Anfange  des  Eupener  Waldes  verlor*  etc.  etc. 

In  einer  Mittheilung  des  Prem.  Lieutenant  Balmert  vom 
26.  April  18S1  heisst  es:  »Eine  alte  Bümerstrasse ,  durch 
den  Herzogenwald  nach  Membacb  hinab,  ist  zum  Theil  atif- 


41 

gedeckt  worden,  und  besonders  ist  ihre  gerade  Linie  bei 
dem  belgischen  Forsthause  Hestreux  (Heislerberg)  sichtbar^ 

b)  Der  zweite  Ann,  noch  fast  durchgängig  gnt  erhalten 
folgt  der  Richtung  der  jetzigen  Blankenheimer  Strasse,  führt 
dem  Schmittheimer  Eichholz  entlang  bis  an  den  Weg  ^^), 
welcher  von  dem  Manderscheiderhofe  kommt,  wo  er  sich  in 
drm  Wäldchen  Olbrflck  nach  Norden  wendet  und  mit  dem 
genannten  Wege  an  der  alten  Burg  vorbei,  durch  die  Urft 
(hier  Oroff  genannt)  theils  nach  Marmagen  führt,  theils 
dieses  Dorf  auf  eine  halbe  Stunde  links  liegen  lasst 

Marmagen  (Marcomagus)'®)  war  von  Icoriginm 
ans  der  nächste  Etappenort,  und  nach  dem  Itinerar  und  der 
Pentingerschen  Tafel  8  Leuken  davon  entfernt.  Die  wirk- 
liche Entfernung  längs  der  ROmerstrasse  beträgt  gegen  9 
Leuken.  In  diesem ,  auf  einer  freiliegenden  Anhohe  befind- 
lichen, Dorfe  werden  gegenwärtig  nur  wenige  römische 
Alterthfimer  gefunden*  Was  gefunden  wird,  besteht  in  Mauer- 
flberresten  unter  der  Erde,  in  wenigen  Münzen,  Todtenurnen 
0.  8.  w.,  auch  scheint  dieser  Ort  zur  Zeit  der  ROmer  nicht 
von  Bedeutung  gewesen  zu  sein* 

Von  Marmagen  aus  ist  die  Römerstrasse  nicht  mehr  sieht- 


88)  Ton  diesem  Fnnkte  geht  eine  noch  siehtbare  RomerstrasBe, 
die  jedoch  toed  Yerf.  nicht  wdter  Terfoigt  worden  ist,  gerade 
ans,  dicht  am  Blankeoheimerdorf  Torbei  und  eoheint  nach  Bonn 
geffihrt  zn  haben. 

39)  Die  oeltogallisohe  Endung  magus,  welche  in  mehr^rn  Orts- 
namen in  den  Rheingegenden  vorkommti  hat  mit  dem  deutschen 
„Stadt  y  Ort"  gleiche-  Bedeutung.  Hier  Marcomagus  —  Qrenz- 
Stadt ,  —  weil  dieser  Ort  auf  der  Grenze  der  TreYirer  und 
Ubier  gelegen  war.  Sonst  noch:  Noviomagus  (jetzt  Keumagen 
und  auch  Nim  wegen) ,  Borbetomagus  (Worms)  ,  Rigomagos 
(Remagen),  Durnomagus  (Dormagen)  und  mehrere  andere.  Diese 
Orte  scheinen  alle  vor  den  Römern  bereits  Torhanden  gewesen 
KU  sein. 


42 

bar.  Sie  scheint  auf  der  Höhe  gegea  Netteahetm  ^^)  fort* 
gegangen  zu  sein,  nnd  sicii  mit  der  obengenannten  Richtung 
b»  die  ohne  Marmagen  zu  berühren  auf  der  Höbe  des  lin- 
ken Thalrandes  der  Drft  fortgeht  und  noch  sichtbar  Ist, 
vereinigt  und  mit  dieser  bei  RickerAihr  über  die  Drft  geführt 
•zu  haben.  An  dem  steilen  Rickerberge  am  rechten  Thal« 
rande  der  Drft  ist  diese  Strasse ,  wie  die  hier  befindlichen 
Deberreste  ausweisen ,  auf  die  Höhe  hinaufgegangen  und 
hat  von  hier  in  zwei  Richtungen  niich  CMn  geführt. 

A)   A  rm  der  Rttmer  Strasse,  welche  über  den 
Kaiserstein  (Belgien)  nach  Cöln  führte. 

Auf  der  Höhe  des  rechten  Thalrandes  der  Drft  geht  diese 
Richtung  rechts  ab  und  führt  zum  Tbeil  noch  sichtbar  und 
erhalten  über  Weyer ,  zwischen  Btserfey  und  Oarzhei», 
zwischen  Weiler  und  Eschweiler  nach  Wachendorf,  einem 
römischen  Etablissement ,  das  so  wie  Antweiler  wahrschein- 
lich kleinere  Militarstationen  von  dem  grossem  Lager  Bei- 
gica  waren.  An  beiden  Orten  werden  noch  römische  Alter« 
thümer  gefunden.  Von  Wachendorf  zieht  sich  diese  Sfraasf 
in  gerader  Richtung  nach  dem 

Kaiserstein  (Belgien)  beiBillig.  Dnter  der 
Benennung  Kaiserstein  werden  in  der  Gegend  die  weitlinf- 
tigen,  sich  jetzt  nur  noch  unter  der  Bodenilftcbe  befindlichen 
Ruinen  eines  grössern  römischen  Etablissements  verstanden, 
die  am  Fusse  der  Vorberge  der  Eifel  in  den  Fluren  zwischen 
den  Dörfern  Billig  und  Rbeder  gefunden  werden.  Es  leidet 
keinen  Zweifel ,  dass  der  Raiserstein  ,  durch  welchen  die 
Römerstrasse  führt,  das  in  dem  Itinerar  angegebene  Belgien 
ist ,  dessen  Name  sich  in  dem  nahegelegenen  Dorfe  Billig 
erhalten  hat,  obgleich  die  bemerkte  Entfernung  von  Manna- 
gen von  8  Lenken  in   der  Wirklichkeit  10  Lenken  betrftgt. 


40)  Vgl.  Jahrb.  H.  XXV.  S.  33. 


43 


grosse  AusdebBuug  dieser  Bnioeo  nnd  die  vielen  bei 
Be^rbeituiig  des  Feldes  jederzeit  hier  gefundenen  römischen 
Alterthflmer^^)  scheinen  darsuthun,  dass  Belgica  eine  Mili- 
tairstation  ?on  grosserer  Bedeutung  und  mit  mehrern  kleinen 
Posten,  wie  Antweiler,  Wachendorf,  dem  Herkelstein  und 
andern  umgeben  war. 

Die  Fortsetzung  der  BOmerstrasse  ist  von  dem  Raiser- 
steine  in  diesem  niedrig  gelegenen  Lande  auf  beiden  Seiten 
der  Erft  auf  weitere  Strecken  nicht  mehr  sichtbar,  und  er- 
scheint erst  wieder  westlich  von  Esch ,  wo  sie  in  gerader 
Bichtung,  Strassfeld  und  Mflckenhausen  rechts  lassend,  nach 
Metfemich  ftthrt  und  in  dieser  Ausdehnung  noch  jetzt  als 
Weg  benutzt  wird.  Von  Mettemidi  fiber  die  Ville  und  in 
dem  Bheinthale  bis  Coln  hat  der  Verf.  keine  sichtbaren 
Spuren  dieser  BOmerstrasse  mehr  aufllBden  können« 

B)  Bichtung  aber  Zaipich  (Tolbiacum) 

nach  COln. 

Dieser  Arm  ging  von  der  Hohe  des  rechten  Thalrandes 
der  Urft  gerade  aus  und  führte  nach  dem 

K  0  n  i  gs f  e  1  d  e  auf  den  Floren  Ostlieh  von  Keldenich^), 
wo  sieh  ein  römisches  Etablissement  befand  und  wo  noch 
fortwährend   viele  rOmische  Münzen    und   Anticaglien   ge- 


41)  Vgl.   Jahrb.  H.   I.   3.  85,   127,  128,   H.  V.   and   VI  S.  381. 
und  840. 

42)  Dau  Keldenioh    das   Calydona    des  Ammian.  (XXVII,  1.)  so&» 
—  (was  durch    Valesius   unnöthiger  Weise    in   Cablllona    [Ern. 
liest  Cobilona]  umgeKndert  wird),   —  Ton  wo  Charietto  den  Se- 
yerianns    mit  den  divitensSsohen   (von    Diest    bei  Tongern)  und 
taogritohen  Truppen  zu  sieh  beordert,  um  gegen  die  AUeman- 
nen  am  Oberrheine  au  kÄmpfen,  ist  nicht  unwahrsoheinlloli,  da 
SeTorianus   mit    den    genannten    Truppen    wohl    auf  der    Hohe 
▼on   Keldenich    aufgestellt    sein    konnte,    unn    von   da    aus    daa 
niedere  Land    gegen   die  Streifereien    der    Pranken  «u  docken, 
(Vgl.  Minola  üebersioht  etc.  etc.  S.  73.) 


44 


fuiiden  werden.  Von  dem  Königsfelde  an  bis  Kaipich  führt 
diese  Rtfnierstrasse  in  einer  fast  ganz  geraden  Richtung, 
und  ist  noch  durchaus  sichtbar  und  zum  Theil  erhalten. 
Sie  geht  durch  Dotteln  ,  an  dem  westlichen  Abbange  des 
Bleiberges  vorbei,  lässt  Strempt  rechts,  Hostel  links,  ffibrt 
durch  den  Wald  von  Eicks,  200  Schrilt  unterhalb  der  Eick- 
ser  Mühle  tiber  den  Rothbacb,  dann  durch  das  zerstörte 
Dorf  Düth  (Eruich),  lässt  Merzenich  links,  und  trifft  gerade 
auf  das  Thor  des  ehemaligen  Klosters  Hoven  bei  Zfll- 
pich.  Von  diesem  Orte  geht  sie  in  ganz  gerader  Richtung 
Ober  Liblar,  die  Ville  und  Herrmttlheim  nach  der  Weyher 
Pforte  von  Coln.  Sie  ist  noch  jetzt  von  Zülpich  bis  Coln 
die  gewöhnliche  Verbindungsstrasse  und  in  der  ganzen 
Umgegend  unter  dem  Namen  «der  Römerstrasse*  ^')  bekannt, 
ob  sich  gleich  die  ursprüngliche  römische  Bauart  derselben 
nur  noch  an  einzelnen  Stellen  erhalten,  und  ihre  Breite 
durch  den  fortwährenden  Gebrauch  voo  der  Bömerzeit  bis 
jetzt  um  das  zwei-  und  dreifache  der  ursprünglichen  Breite 
erweitert  hat. 

Die  Römerstrasse  von  Trier  nach  Göln  ist  eine  der  älte- 
sten in  hiesigen  Gegenden,  und  ist,  wenn  anders  die  Angabe 
der  Inschrift  eines  bei  Manaagen  gefundenen  und  später 
verloren  gegangenen  Millienstetns ^)  rieblig  ist,  von  M. 
Vipsanius  Agrippa  erbaut  worden. 

Zülpich  (Tolbiaciun  —  in  dem  Itinerar  bloss  alavieus 
(offener  Ort,  Dorf)  später  als  Castellnm  bezeichnet)  «in  ur- 
alter Ort ,  zur  Zeit  der  Römer  als  Vereinigungspunkt  meh- 
rerer Strassen  wichtig.  Das  Castellnm  Tolbiacum  befand 
sich  auf  der  Höhe,  wo  jetzt  die  Kirche  und  das  Schloss 
liegen,  und  erstreckte  sich  auf  selbiger  fort  gegen  das  ehe- 


4d)  Vgl.  Jahrb.  H.  III.  S.  99  H.  XX.  S.  126  und  H.  XXIU.  S.  81. 
44)  YgL  ebead.  H.  XXY.  S.  28  S.  [und  dasu  H.  XXIX.  and  XXX. 
S.  10  Nro.  22.    F.] 


45 

Balige  Kloster  Hoveii.  In  dieser  Gegend  werden  noch  jebst 
▼iele  römische  AlterthOmer^)  gefunden.  Von  der  römischen 
Befestigung  ist  oberirdisch  nichts  mehr  vorhanden,  —  (die 
jetsige  Stadtbefestignng  ist  von  dem  kOluiscben  Erzbischof 
Hanno  aus  dem  13.  Jahrhundert)  —  ;  in  der  Gestalt  des 
Orts  hingegen,  in  der  Richtung  der  Strassen  mit  den  4 
Thoren,  hat  sich  noch  ganz  die  Form,  welche  die  Römer 
ihren  befestigten  Orten  zu  geben  pflegten,  erhalten.         i 

Besonders  wichtig  in  historischer  Hinsicht  ist  Zflipich  fflr 
die  Geschichte  der  Franken«  Hier  gründete  Chlodwig  durch 
den  entscheidenden  Sieg  Aber  die  Aüemanneu  (496)  seine 
und   seines  Volkes    Herrschaft^);  hier   stfirzte  Chlodwigs 

45)  Vgl.  für  Zulpioh  und  Uzngegend  Jahrb.  H.  I.  S.  116,  H.  III.  S.  99 
und  196,  H.  V.  und  VI.  Ö.  341,  H.  XII.  S.  42  ff,  H.  XVn. 
S.  112,  H.  XX.  S.  81,  H.  XXII.  S.  131.  H.  XXIII.  S.  61.  ff. 
H.  XXV.  S.  38,  122  ff.  und  161,  IT.  XXVI.  S.  200.  XXVITI. 
S.  105.  Die  militairisohe  Bedeutung  ZülpiohB  erhellt  aus  Tacitus 
Hist.  IV.  79.    w! 

46)  Diese  welthistorisehe  Sohlacht,  in  welcher  die  zwei  damals 
mMohtigsten  deutschen  Volker  für  ihre  eigene  Unabhängigkeit 
und  um  die  Herrschaft  Ton  Gallien  und  Deutschland  kämpften, 
wurde  auf  der  Scheyelshaide ,  eine  Stunde  südöstlich  von 
Zülpich  bei  Dürscheven  auf  beiden  Seiten  des  Blelbaohs,  ge- 
schlagen. Chlodwig  war  mit  seinen  Salischen  Franken  vor  den 
Allemannen  yom  Oberrheine  bis  Zülpich  zurückgewichen  (Vgl. 
SohSpflin  Alsatia  illusi  6.  480  ff.)  wahrscheinlich  um  seinen 
Hülfsquellen  näher  zu  sein.  Am  ersten  Tage  der  Schlacht 
wurden  die  Franken  gesohlagen.  In  der  darauf  folgenden 
Nacht  vereinigte  sich  Sigibert  von  Cöln,  König  der  Ripuarischen 
Franken,  mit  Chlodwig,  worauf  dieser  am  folgenden  Morgen 
das  Gefecht  erneute  und  das  Gelübde  that  „Christ  zu  werden, 
wenn  ihm  der  Gott  der  Christen  den  Sieg  geben  würde*.  Die 
Schlacht  (S.  Jahrb.  H.  III.  S.  30  ff.  H.  XV.  S.  35  ff.  und  218  ff.) 
wurde  am  2.  Tage  bei  Wiehterlch  (Victoriacuii(i)  entschieden, 
und  endete  mit  dem  Tode  des  allemannischcn  Königs  und  mit 
der  gänzlichen   Vernichtung   des    allemannidohen   Heeres.     Bei 


46 


Sohn,  Theodorich  I.  ROnig  von  Auslrasien,  den  letsten  König 
der  Thüringer  Hermannfried  (681)  meuchlings  von  den  Zin- 
nen der  Mauer,  und  hier  kämpften  Theodebert  II.  und  Theo- 
dorich II.  (612)  mit  den  Kräften  von  Gallien  und  Deutsch- 
land um  die  Herrschaft  über  Austrasien. 

Romische  Militlirstrass.en,  ivelche  von 

Zlllpich  ausgehen. 

Von  der  Strasse,  welche  von  Trier  tiber  Zttlpich  nach 


Wiohterioh  war  es,  wo  nach  der  Legende  während  des  Gefechts 
eine  Taube  das  bekannte  FlSschohen  mit  dem  SalbSl  vom  Himmel 
brachte.  In  der  nnterirdisoheii  Kapetle  der  uralten  Kirche  Ton 
Zülpich  wird  noch  der  Stein  gezeigt ,  auf  dem  Chlodwig  nach 
der  Schlacht  gekniet  und  das  katholische  Glaubensbekenntniss 
abgelegt  haben  soll  (S.  Jahrb.  H.  III.  S.  81  ff.  und  U. 
XXYIII.  S.  106).  [Dass  Zfilpich  eine  fränkische  Feste  war,  geht 
hervor  aus  Gregor  v.  Tours  üb.  III  c.  8;  dass  die  berühmte 
Alemannenschlaoht  dort  stattfand  erwäftnt  Gregor  bei  der  Be- 
schreibung der  Schlacht  nicht,  kann  aber  aus  einer  späteren 
Stelle  zurückbezogen  werden,  in  der  wahrscheinlichen  Yoraus- 
Setzung  dass  an  beiden  Stellen  von  ein  und  derselben  Schlacht 
die  Rede  ist,  dass  aber  die  Taufe  Chlodwigs  in  Zfllpich  statt- 
fand wird  bekanntlich  angefochten  und  muss  nach  Gregors 
Worten  zu  Gunsten  von  Hheims  bezweifelt  werden.  Vgl.  Gregor 
lib.  II  c.  30  und  37.  Die  Legende  von  der  Taube  mit  dem 
Salböl  findet  sich  in  Hinkmars  vita  des  h.  Remigius.     W.] 

Im  Jahre  1813  hat  die  damalige  französische  Regierung  swd 
grosse  Tafeln  von  schwarzem  Marmor  nach  ZÜlpich  geschlokt. 
Auf  der  einen,  welche  über  dem  Kölner  Thore  von  Zülpich 
befestigt  werden  sollte ,  steht  die  Inschrift :  Tolbiacum ,  Chlo- 
dovei  victoria  insigne,  Francorum  fortunae  et  imperi  inoun*bula. 
Auf  der  andern,  die  für  die  unterirdische  Kapelle  bestimmt  war : 
Uic,  ut  fama  loci  est,  sacris  primum  intinctus  undis,  Chlodoveos 
de  Germanis  victor  votum  solvit  A.  CCCCLXXXXVI.  Die  kxie- 
gertsohen  Ereignisse  von  1813  und  1814  haben  das  Aufhängen 
dieser  Tafeln  verhindert,  und  beide  befinden  sich  gegenwärtig 
auf  der  Bürgermeisterei  zu  ZÜlploh. 


47 

Cdln  fjihrtf  y  ist  bereits  gesprochen   worden.    Ausser  dieser 
verdieuen  bemerkt  zu  werden: 

a)  Die  Militärstrasse  von  Zttipich  nach 

Neuss^^)  (Novesium). 

Diese  Strasse  ist  als  eigentliche  Fortsetzung  der  Strasse 
von  Trier  zu  betrachten,  und  war  die  kürzeste  Verbindungs- 
linie zwischen  Trier  und  dem  Niederrheine ,  ohne  Coln  zu 
berühren.  Sie  wird  in  der  Gegend  die  „Heerstrasse*  ge- 
nannt, ob  sie  gleich  gegenwärtig  nur  tbeilweise  als  Weg 
benutzt  wird.  Da  diese  Strasse  von  Ztilpich  bis  Neuss 
gr5sstentheils  durch  Aecker  und  fetten  Lehmboden  führt,  so  ist 
sie  an  den  meisten  Stellen  zerstört  oder  überdeckt,  und  nur 
noch  streckenweise  als  ROmerstrasse  zu  erkennen.  Sie  ist 
weder  in  dem  Itinerar,  noch  auf  der  Peutingerscben  Tafel 
angegeben.  Sie  führt  aus  dem  nördlichen  Thore  von  Zfll- 
pich  (dem  Bachthore),  geht  in  gerader  und  fast  nörd- 
licher Richtung  an  Gladbach  vorbei  nach  Luxheim,  und 
folgt  der  linken  Thalhöhe  des  Neffelbaches  bis  in  die  Gegend 
von  Blatzheim.  In  dieser  Entfernung  ist  ihre  römische  Bau- 
art noch  an  vielen  Stellen  sichtbar«  Bei  Bolheim  führt  die- 
selbe durch  die  Ueberreste  eines  römischen  Etablissements, 
in  welchen  vor  einigen  Jahren  viele  Alterthümer  gefunden 
worden  sind.  Von  Blatzheim  gebt  sie  in  gerader  nördlicher 
Richtung  durch  Mülheimer  Loch  nach  Pfaffendorf,  und 
folgt  von  diesem  Orte  an  der  linken  Thalhöhe  der  Erft. 
Sie  ist  von  dem  Verf.  nicht  weiter  verfolgt  worden.  Der 
Hecken  Caster,  welchen  diese  Strasse  an  1000  Schritt  öst- 
lich liegen  lässt,  wird  allgemein  für  ein  römisches  Castrum 
gehallen.  Die  Ruinen  der  alten  Burg  von  Caster  und  die 
Mauern ,  welch«  den  Ort  umgeben,  stammen  jedoch  aus  dem 

47}  Vgl.  Jahrb.  H.  I.  S.  107,  H.  IL  S.  45,  und  H.  V.  u.  VI.  S.  407. 


48 

Mittelaller  aiid  «eigen  iiirgeaiU  einen  rOmiadien  Ursprung. 
Auch  sind ,  so  viel  der  Verf.  hat  in  Erfahrung  bringen  kön- 
nen, niemals  in  Caster  römische  AUerthflmer  gefunden  worden. 

b)  Militairstrassevon  Zülpicb  nach  Gemfi  ad. 

Von  Z  tt  1  p  i  c  h  aus  sind  noch  die  Spuren  einer  Römer- 
Strasse  sichtbar»  welche  fiber  Bttrwenidi  in  der  Richtung 
des  gegenwärtigen  Weges  nach  Gemfind  fObrte.  Dieses  ist 
ohne  Zweifel  diejenige  Strasse,  welche  auf  der  Peutinger- 
schen  Tafel  bemerkt  ist,  und  welche  von  Rheims  ausgehend, 
bei  Mouzon  (Mose)  die  Maas  flberschritt  und  fiber  Meduantum 
und  Muuerica  nach  C  0 1  n  ffihrte.  Meduantum  ist  das 
jetsige  Mande  bei  Bastogne  (Munerica  vielleicht  Mfirringen). 
Auf  der  Wasserscheide  der  Ourte  und  Dr  ist  diese  Strasse 
an  vielen  Stellen  noch  sichtbar. 

Ausser  den  genannten  ffihrten  von  Zfilpich  noch  Römer- 
Strassen  nach  Belgica,  Bonn  und  Dfiren  (Marcodurum)«  Sie 
sind  jedoch  sflmmtlich  dergestalt  «erstfirt ,  und  ihre  Rich- 
tung ist  so  unkenntlich  geworden,  dass  darflber  nichts  mit 
nur  einiger  Bestimmtheit  augegeben  werden  kann. 

Ueber  den  römischen  unterirdischenAqni- 
dukt,welcheraus  derEifel  nach  Cölnffihr- 
^^9  (gegenwärtig  von  den  Anwohnern  die 
Ader,  Adrof,  Aderich,  Teufelsader,  Teufels- 
Calle  (Canal)  und  in  alten  Urkunden  «der 

A  d  ucht'  genannt). 

1)  Rloht  ung  an  d  Lauf. 

In  den  vielen  Schriften,  worin  seit  sehr  alter  Zeit  bis 
jet«t  dieses  römischen  Aquädukts  Erwähnung  geschieht,  wird 
die  Behauptung  aufgestellt,  dass  derselbe  von  Trier  nach 
Göln   geführt  habe^).    Man  sab  die  sichtbaren  Ueberreste 

• 

48)  Ea  gibt  wenig  Gegenstände,  worüber  so  Tiel    gelehrter  Unsinii 
geschrieben  worden  ist,  als  Über  diese  römische  'Wasserleltong. 


fickcn  AMaehMf  i«r  BifH  ui  4er  Rklitaig  such  Oün 
wiHle  iM  seia«  «rsy rtagliehe  Bm<>wag  wAAi  s«  «rkli^ 
m,  mJ  gtedUe  nur  ds4««fi  dem  GtBsea  eisen  seiaer  GrMse 
tsfeMeMenen  Zweck  unCemlegeiiy  weim  man  Ihn  Ue  Trier 
fcrtttMe»  and  da^urdl  die  keiden  wiclitigsfett' Punkte  der 
iMwr  in  den  Meingegenden  dareb  ihn  verbnaden  rieh 
iMiite.  Za  dfesea  Irrthmne  gab  gewiss  aach  der  Umstand 
liiasB/dass  die  RdmeiMrasse  ndrdllcli  von  Biltbarg  in  der 
Bifd  van  den  Landlenten,  sa  wie  der  Ranal,  die  Ader  ge- 
aiaät  wird«  Alle  digeaigen ,  welclie  aber  diese  Wasser* 
Irftmig  gesellrieben  babea,  sahen  rie  entweder  gar  niehl,  oder 
aar  an  einaelnen  Stellen ,  nnd  datier  siai  aacb  alle  bis  jelat 
bckaaal  gemachten  Angaben  aber  dieselba  sehr  mangelKaft 
md  aar  theBweise  richtig^* 

Der  Terf.  ist  bemaht  gewesea,  sieh  aber  dieaes  wähl 
mäkmWrnpU  Baawerk  der  Hamer  ia  den  Aheingegenden 
ile  sügKchste  Aafkltfaag  na  rersehaffen  ,  aad  hat  seiae 
VatanachaBgea  reraagüdi  aach  darauf  gerichtet,  ansnunitteln, 

ÄJm  merXwfirdiastoa  bleibt  die  MeSniag  derj«nige»i  welebe  die- 
Ußk  Ceiuü  aus  4em  Moeelthsle  bei  Trier  in  naanterbroobenem 
Laiife  und  ohne  TbeSlang  fiber  du  ^ifel^birge  iiaek  CSln 
gehen  laseea ,  und  axmehmeB ,  dass  er  bestimmt  gewesen  se!» 
den  XJeberinu  tob  Wein ,  welchen  die  Moselgegenden  erzeug, 
ten,  naeli  CStn  zu  ffihren,  oder  aaeki  dan  die  R8mer  dttreh 
denselb^  mit  Hülfe  tob  Wassertegeln  eine  Sdiiiellpost  iwl- 
eelMa  Trinr  nnd  OSiit  etabürt  gehabt  hatten  und  dergL  mehr. 
49)  aeleatas  da  mJ^tavd.  OoL  p.  254  p.  Tiimbom:  Belgjoa  i» 
MSggeraths  ProTinsialblSttem  Ton  1836.  Ifdggerath  fiber  dea- 
■eibea  Gegenstand  in  WesternMuma  Monatsheften  1868  p*  165. 
Bfaie  aof  immittelbareii  Unftersnehtuigen  berahende  Abband- 
hukg  TOB  Sieh  ia  Comadtn  enehelntia  Knrsem  nnter  dem  Titel: 
•Die  «teisohe  Wassedeitong  ans  der  £ifel  naoh  CSln,  mit  be- 
lendteer  RidEsiciit  aal  die  malohst  gelegenen  rSmiseheii  Nieder. 
laasnngäB  o.  s«  w.  mü  einer  Kaite  und  Zeiehaongen.    W. 

4 


tfb 

ob  yon  4er  hobt«  Bifel  ia  sMIidier  ftiditiiBf  fia  JLtMl  mA 
Trier  herab  ,  so  wie  nttrilticb  noch  C«l»  gefAhrt  habe.  Alte 
BcmfibiiiigeQ  in  dieser  Hinticht  siad  jedocb  vei^eblkb  ge» 
wesen,  und  pirgeads  bat  er  die  Spuren  eiaea  aolehea  Kaaab 
am  sttdUcben  Abhänge  der  Bifel  gefuaden.  Hier  war  ee 
immer  jdie  Ramentraase ,  welche  von  den  Aawohiieni  uicbt 
fttr  eioe.  ehemalige  Strasse ,  soadera  ualer  der  Bcpenimi^ 
der  Ader  und  der  Teufels-Ader  fUr  cioen  Kaaal  gebrtlea 
wird  ,  ttod  deren  Bichtuog  auf  den  Paben  fort  schon  km^ 
reichend  ist,  eine  solche  Meinung  au  widerlegen. 

Die  ersten  Spuren  des  ramischen  AfuäduMs  bat  der  Vari 
oberhalb  Dalbenden  an  dem  rechten  Thalraade  ier  Dcft»  w# 
derselbe  durch  di^  berabgefabrte  Erde  entblösst  und  a«  Tage 
gebracht  worden  ist,  gefainden.  Hi^r  erscheint,  er.beao^  la 
einer  Höhe  von  36  bis  40'  ttber  der  Thalaoble  der  DrUi 
woraus  au  schliessen  ist ,  dass  ^r  weiter  oberhalb  gf  gen  die 
Quellen  dieses  kleinen  Flusses  seinefi  Anfong  nimmt,. nnd 
dass  letaterer  höchst  wahrscheialicb  bei  der  allfu  Bui;^  wa 
^römisches  Gemäuer  au  Tage  steht  uad  ein  bedeutender  Kabcm- 
bach  der  Urft  entspringt,  zu  suchen  sei«  Von  jener  Stelle 
an  aiebt  er  sich,  wi»  auf  der  Karte  Taf.  IV  bemerkt  ist, 
an  vielen  Stellen  sichtbar,  an  Dalbenden^*)  nnd  Soeteaich 
vorbei  und  steigt  an  dem  Thalrande  der  Urfl  mit  dem  nathi- 
gen  Niveau  immer  haher,  so  dass  er  Call  gegenüber  schon 
hoch  oben  am  Thalrande  erscheint  Bei  diesem  Orte  fliesst 
vpn  der  rechten  Seite  ein  Bach  in  die  Urft^  An  dem  linken 
Thalrande  dessdben  fflfait  er  aus  dem  Drfttbale  hcvans,  und 
wendet  sich  durch  die  Senkung  nördlicb  von  Kddenidi  «nd 


50)  Vgl.  Jahzb.  H.  XVin.  8.  314  SL  (Naoh  ^en  Mittbaam^ea  det 
Herrn  £iek  dar  im  AUgeaetnen  die  Angaben  des  YerfaaMrs 
darohoac  beitStigt,  Uge.dec  Unprung  dM  Caaala  lüebt  to  weit 
aofirXrtB  als  der  YerfoiBer  yennathet»  eondem  gleieh  aaterhalb 
der  BoeenihAler*MShIe  im  UriUhjile,  niobi  tea  -des  TJ«beig«nges 
der  RtaemiMMe  über  dteten  Bach  bei  Riokorf^r.    W^ 


51  ^ 

IMteh,  i/m  MMuoä  AUmige  «les  Eleiberg»  gegenüber, 
em  iea  Stromgebiet  der  Maas  m  das  des  Rheuis,  uad  gebt 
darth  dw  Garten  dea  Pfarrers  von  Calmath  und  an  der 
rechtaft  S^  eines  Seiteatbales  dea  Feybacbes  nach  letsterrai 
kiaak.  Wo  derselbe  von  der  linken  auf  die  rechte  Seite 
ücsts  Baches  gefiüirt  liat^  ist  nicht  sichtbar.  An  dem  rechten 
Tbalrande  des  ^eybaches  geht  er  an  Urfey,  Eiserfey^ 
BreilenJkenden  abwArts,  und  steigt  an  demselben,  sp  wie 
]■  Drfltbale,  Iminer  böber.  Bei  der  Yeyer  Mflble,  nwisdien 
Brätf übenden  und  BurgCey,  liegt  die  Sohle  des  Kanals  tW  V* 
and  Entafey  gegeniber  bereits  149'  7"  Ober  der  Thalsoble 
des  rcybacbas'^^),  und  sein  Gefalle  beträgt  hier  auf  000 
Batben  SS'  7*"  rheinisch. 

Unterhalb  Ratnfey,  wo  der  rechte  Tbalrand  des  Peybaches 
niedfig^  wird,  wendet  /nch  der  Kanal  von  deni  Feybache 
ab,  geht  un  ein  kleines  Sdtispthal  desselben  hemai,  lasst 
Lessenich  und  Antweiler  rechts  und  nieht  sich  am  südlichen 
Abhnnfe  der  P6J5enbairt  nach  dem  Brfttbale  bei  Weingarten, 
wo  er  auf  der  Habe  des  linken  Tbalrandes  dieses  Flusses 
auf  ^m  Upg^re  Strecke  reisebwindet  Entweder  der  Hauft- 
kanal  oder  ein  Arm  desselben  scheint  nach  der  ramischen 
HiKtainiation  auf  dem  nahen  Kaisers<eiae  (Belgica)  geführt 
an  haben ,  und.  soll  in  dem  Keller  des  am  hllcbsten  gelege- 
nen Hauses  von  Rheder  sichtbar  sein.  In  der  Gegend  von 
Bheder  ist  der  Kanal  von  der  linken  auf  die  rechte  Seite 


51)  OiMe  NWeHements  hat  Herr  HStten  -  Inspektor  Ooboer  so  Me- 
chendch  auf  die  Bitte  des  Yerf.  maoHen  lassen.  Kaoh  einer 
Notis  des  Verf.  hat  Herr  t.  Dechen  im  Juni  18d0  folgende 
Barometer.Messmngen  angestellt:  Üeber  dem  Rheinpegel  Kro.  8 
bei  Bonn,  ist  die  Sohle  4e9  Römer-KanaU  bei  dem  HQttenwerka 
Dalbenden  1166,4  par.  F.,  im  Steinbüsoh  bei  Callerheistert 
lld8|0  p.'  F.|  im  Pastoratgarten  zu  Calmath  1069|0  p.  F.,  und 
aal  der  Qrensa  der  Begieningsbesirke  A^aohen  und  Coln  767|1 
par.  Fose^ 


se 


Üer  Brft  iberge|raagen*  UebenrMte  eiMr  Bfi|feBst«Ilaaf  n 
nicht  sehr  vorhairfeä.^  In  den  Pddcrn  MwiMbea  Pldniei»^ 
heim  und  FlanerBheim*')  hat  Ihn  in  vorigen  Jahre  (IMS) 
der  OotsbesiCser  v.  d.  Leyen  auf  eine  grössere  Strecke  am* 
brechen  lassen.  Bei  der  Kirche  ron  Niederkastenhols  ke* 
findet  sich  ein  nicht  tiefer  runder,  Bmnnen^  der  etir«  V 
im  Durchmesser  hält,  und  mit  einem  noch  zwa  Theil  erhal- 
tenett römischen  Mauerkranse  umgeben  ist.  Das  Wasaer 
dieses  Bmnnens  ist  ron  vorsüglicher  Beschaffenheif.  Ala 
man  diesen  Brunnen  vor  einigen  Jahren  reinigte,  fand  niM 
anf  dem  Boden  noch  woM  erhaltene  römische  Mosaik  wd 
einen  gemauerten  Kanal,  der  nach  dem  Hauptkanal  beralk 
angehen  und  diesen  mit  dem  Wasser  des  Bmnnens  gespeioel 
zu  haben  scheint 

Aus  der  Gegend  von  Palmersheim  wendet  sieb  4er  Kanal 
nach  dem  Schorrenwalde,  und  fthrt  am  nörOichen 
Saume  desselben,  an  mehreren  Stelleii  nchtbar,  in  einem 
grossen  Bogen  am  Fusse  des  nördlichen  Abhanges  der  Vor- 
berge  der  Eifel  um  Rheinbach,  wo  er  auf  eine  grössere 
Strecke  verschwindet'*).  In  den  Feldem  nwiscben  Meekoi^ 
heim  und  Ramershoven  soll  man  an  mehrem  Orten  llc 
Spuren  dieses  Kanals  entdeckt  haben.  Erst  unterhtdfc  Ltt- 
telberg  kommt  er  an  dem  westlichen  Abhänge   der  hlur 


52)  Vgl.  Jahrb.  H.  XIV.  8.  172. 

bS)  Die  grosse  Krfmmang,  welche  der  Kansl  llngs  der  Vorbargs 
der  £ifel  um  die  Ebene  yod  Rbeinbach  maobt,  war  nSthigi  um 
das  erforderliche  QefäUe  zu  gewinnen,  womit  er  Über  die  VQle 
gefSUirt  werden  konnte.  Die  Ville  Ist  der  flache  und  bewaldete 
Höhenrücken  zwischen  dem  Rheinthale  und  dem  Schwisti>aeke 
(weiter  unterhalb  der  Erft).  Dieser  aus  Braunkohlenlagem  be- 
stehende und  mit  aufgeschwemmten  Kies-  und  Sandsehiehlen 
bedeckte  H^henzflcken  erhebt  sich  bei  Meekenhelm  kaum  sMt- 
bar  über  die  Torllegende  Ebene,  und  wird  erst  weiter 
halb  höher« 


I» 

rieh  weaif  flker  die  llidie  eriMbenieo  ?We  wieier-siuB 
ToradreuL  1b  den  Weiker  des  ScMortes  rm  Baschhovea 
«fehl  er  wa  Tnge^  «od  flihil,  IV  onter  der  jeztifeli  Ober- 
flicht,  dinreh  des  Bmnnen  des  Baueni  Stol«  in  diesen  Dierfe. 
B«ld  mtetliftlb  inecbhoTen  iet  er  airf  eine  Ittagere  Strecke 
aoegebrochen ,  uod  sein  Material  amn  Bau  des  ehenaligea 
Kiostera  Capettea  verwendet  wordm.  Kr  gebt  hier  aa  dem 
rieemen  Maane^t) ,  elaer  eisernea  Grenaatange  drder  hier 
aasäanaeaatossendea  Qeaieiade-Markea,  rarbai ,  aad^  fahrt  ia 
adiriger  Rfohtaag  darch  dea  Wald  Ober  die  Vilie.  Ab  den 
gsfliielieB  Abbattge  derselbea  seakt  er  sieb  aaeh  Cadorf '^^j 
berib,  wo  er  aa  Tage  kommt,  uad  Hlaft  an  diesem  Ab» 
haage,  aa  nehrera'  SteUea  a«  B.  Henaierieh  and  Mertea 
aiebtbar,  fort  aach  Walberberg,  wo  er  antcr  der  westlicbea 
■iascrroibe  dieaes  Dorft  fortülkrt  aad  In  nebrera  Hftttsera 
ab  Kdler  beaatat  wird.>^)    ^ 

VoB  Walberberg  aas  ist  er  aidrt  anbr  sichtbar;  seiae 
weitere  Fortsetaaag  gogea  Mescheaich  ist  jedoch  darch  das 
alte  OeaAoer»  auf  welches  die  Laadleate  bei  Bearbeitung 
des  Feldes  treffen,  und  durch  das  schlechte  Wachstbnm  des 
Gotrddos  in  trockenen  Jahren  au  erkennen.  Von  Mesche- 
aich wendet  er  sich  gegen  die  Chaassfe  von  Ctfln  nach 
Bona,  aad  fihrto  awischea  den  Sd«  aad  Vk  OhaasaöesteiBe 
•ater  den  Nanea  der  Teafbls-- Catle  (Kaaal)  Aber  dieselbe 
«ai  daf  der  Hieben  BMie  fort  nach  der  aitea  Barg  ober- 
halb Cola. 


M)  Tgl.  Jalub.  H.  XXVin.   (S.  107.  S.  Minola^s   Abhsiidlang 
ia  Brewer*B  TSteriandisoher   Ckronik  J.   1826.   H.  VL  S.  321 

fg.    Fl 
W)  Vgl.  eboad.  H.  XXVU.  S.  101. 
6«)  Bei  Walbsrberg  ist   dar   im   Hoft  XXVII  p.  161  disM»  Jahrb. 

erwäbale  Wsrtthami    aas   dem   Material   des  ROmeroanaU  er- 

baat.     W. 


54 

Auf  Mden  SeKen  icr  Ctoiasd«  Mt  er  yof  «uii||^  Jalum 
aof  eine  Iftngere  Stnecl^  MMigebrodien  wurden.  In  der 
alten  Bvrg,  einem  ebemidigen  rMiiAchen  ILiinteU,  warde 
wahrscbueinlkh  da^  durch  den  Kanal  herbeigeftthrte^  WjMser 
gesaaunelty  und  von  hier  aiM  weiter  nach  C«l«  geleitet  md 
vertheilt 

Alle  frflbem  Nachrichtcsi  iiaben  dieae  Wasierleitnng.voii 
Walbeifterg  längs  der  Ville  aber  Pinadorf  ^  Vodie» ,  Fiacha* 
nicb,  BemOhlbeini  und  Eiferen  nach  COln  gehen  laa9e% 
Ojesea  ist  jedoch  nach  den  hydrauBsehen  Gesets^n  oonittg- 
Bcb,  da  die  Gegend  van  Pinsdorf  bis  Uennflblheiai  writ  hAer 
liegt  f  als  der  Kanal  in  Walberberg,  und  dieser  Imbun  is( 
daher  entstanden,  dass  sich  von  Bfferen^^)  nach  C5ln  m, 
bei  Schleifkotten  und  weiter , .  nadi  die  UebamstfS  ein«« 
andern,  rdnusehan  A^iMubla  vaiHnden,  dar  ojlierhrdisdi.  anf 
Bogenstellungen  nach  Cöin  ging  und.  in  welchem  der  jetaig ^ 
Mdbacb  nach  dieaem  9rte  geleitet  .wurde^^).  . 


67)  Vgl.  J«htb4  H.  XIV.  ß.  183.. 

58)  V^l.  «bead.  H.  XXVII.  9.  144.  Nach  dem  Referate  In  der 
KSlniMhen  Zeitung  t.  J.  1859.  Nro.  862.  hat  derselbe  Herr 
Verfaaser  Geh.  Raih.  Prof.  NöggerAth  in  Bonn  am  28.  D^eettb^ 
1859  einen  Vortrag  ttber  diesen  Qegenstand  gehaltM.-  Daittaoh 
lassen  sieh  die  i^psoren  de^  l^asMrlsitiing  nur  Ton  KlOn  Ms  la 
das  Kalkg^hkte  derfiSfel  yerfolfiBDi  und.  sie  wellen  niehl  blass 
anf  ehieAeUiBigeilTraiaps  hin,  «s  w^f  mindestens  drei  soloher 
Leitungen  vorhanden.  Eine  dieser  Leitungen  nahm  in  der  Kffel  bei 
dem  Dorl^  Gaimuth  die  dort  Torhandeneui  jetst  sum  TheQ  Ter- 
sumpften  Quellen  auf.  Sie  ging  über  Llblar,  wo  auf  dem  Felde 
der  BrannkoiileiwCoaoasslon  Concordia  an  der  grossen  xdminhen 
Heerstrakse  ein  rSmIsohea  'Castrum  «tand»  Von  da  setste  sie 
in  einer  noch  Torhandenen  Bösohe,  ElTengraben  jetst  genannt, 
im  Walde  der  Ville  fiber  den  Rtloken  des  sogenannten  Vorge» 
bifgesy  und  ging  über  Voehem,  Keadeniohi  Hermühlheim,  Eiferai 
Sehleifkotten  naeh  der  alten  Oolonla  zu.  Die  andere  Leltuag^ 
nahm  oberhalb  Eiserfey  die  Quellen  yon  Dreimflhlen  auf,  setzte 


0«  weH  irr  Kanl  gegcimftitig  iwch  «iebllnnr  M^  gebt 
«r  inrebMft  nteririwch  «iid  ist,  am  das  ui^lbige  Gefällt 
M  gewiaaeii,  mit  grosser  Kanst  in  gebroeheaer  imd  scMan« 
gwBhrmigcr  Liaie  so  gcüihrt,  dass  e^  a.  B.  an  den  recfatea 
TMrande  der  Urft  and  des  Fejrbaehesy  tro  er  ttirer  viite 
Hebeiiibftler  und  äehlvchten  bijiweg  geleitet  werden  mnsste, 
aar  der  eiaea  Seile  derselben  so  lange  aufwärts  gebt,  bis  er 
mk  deai  aatbigea  Niveau  aater  denselben  dareb  and  airf 


>  t 


4l»eh  ^^  FhjliiBXt  sti  dlMsm  In  das  Thai  der  S{ft,  in  d«a 
Kr#i«  BheJBlNMh  and  fiber  Lülflelberg  und  BuiolthoveO'  naoh 
-dmn  Yojrf  eblrge,  sn  diOMoa  ösüiohd):  Qdte  jsie  nach  Walberb«c|f 
«nd  Keldenichy  ua4  dann  mehr  In  östlio^or  Bichtung  nach  dem  ' 
römi^oben  Kastell  bei  Bodeokircben  ging.  Die  höchste  Wa/iser- 
leitung  war  aber  diejenige ,  welche  nach  Zülptoh  führte.  Sie 
nahm  nSrdlich  Ton  Schmfttheim  Quellen  auf ,  welche  jetzt  in 
df«  Urft  einmünden,  ffihrte  dureh  das  Üi^al  M&  oberhalb 
Call  und  zog  unterhalb  Keldenioh  und  Dottete  <iaolt  Ziflpioh 
Idn.  Pie  Lingenetraeke  dletet  etemtUe^en  Waaeerleiftangen 
betrSgt  an  ^6  MeUen^  und  da«  gtoasartige  romische  Bauwerk 
Ut  etwa  der  Ausführung  grosserer  Eisenbahnen  zu  Tergleiohen. 
Herr  Geb*  Ober-Berg.Bath  Nöggerath  sprach  auch  über  den 
schonen  Marmor,  welcher  aus  der  Sinterbildung  in  der  Was* 
Berleltung  gewonnen  worden  Ist,  und  zu  welchen  Bauten  er 
verwendet  Worden,  fir  zeigte  äntÜk,  wie  aus  den  Strattfikatio- 
aeti  diese«  Marmors  ttnd  der  Dlelie  seines  Absatzes  die  Zelt 
seiner  Bildung  steh  berechnen  lasflf.  JBtefteeh  würde  das 
Waaaer.  eti^  600  Jahre  lang  in  der  Leitung  gefloisen  sein, 
und  wenn  man  annimmt,  dass  dieselbe  unter  Karl  dem  Grossen 
■erstSd  werden,  um  den  Marmor  »u  gewinnen  (nach  OBlenius 
p.  961)  WofSr  Manches  spricht,  «e  kannte  ihre  Erbauung  gegen 
daa  Ende  des  2.  Jahrh.  unserer  Zeitrechnung  fallen.  (NaOh  den 
Untersuchungen  des  Hjsm  Eick  wib»  nur  ein  einziger  unge* 
th'eüler  Canal  an«  d*r  ^fel  naeh  0^  gegangen  und  der  etwa 
SO-Mlnaten  lA  derLInge  betragende  Seitenarm  ton  I>reimühlen, 
mandete  gleich  unterhalb  des  alten  Hammers  In  die  aus  dem 
Urftthale  kommende  Haupt  Wasserleitung.    W. 


> 


56 

itr  ortf egatif ofetitai  Seite  wie^  Mwb  iem  fcwpUfcilr 
heribgeflDlirt  werden  koMle.  Mar  ••  efaudBeB  werige« 
Scellea ,  wo  er  tber  grttaBere  ThJUer  hnwqfgeflhel  wcvtai 
flMtflBte,  wie  &  B.  bei  Wieder  von  der  Hakea  wf  die  veeUe 
Sdte  dee  Erfttliaies ,  edidot  dieees  eberirdiseli  md  B^fe»* 
itteilmgen  feeclidieo  m  eei»,  obgleieh  daves  kciM  S§mm 
Mehr  dditbftr  eiad.  AoBehaieft  m  wolkig  dMt  er  wmtk 
Uer  «ttter  der  Sift  dircbfegaogni  sei,  nad  dMt  dieWae» 
eemasse  des  Raiiftb  durch  das  fresse  OeAlle,  welebes  dia- 
aelbe  tob  der  BMie  bei  Weiagartea  nadi  Rheder  nad  aach 
der  Brfl  beral  hatte ,  avf  der  rechlen  Seite  dieses  kleiaea 
Russes  darch  dea  Druck  afleia  wieder  so  iiocb  gehobea 
wordea  sei,  am  d  b  e  r  die  Ebene  von  PataiersiieiBi  förtiieasen 
aa  können  I  scheint  nnwahrscheiaiich :  deaa  welche  DiaMs- 
aiooen  artsste  hier  das  Mauerwerk  dieses  Kaaab  gehabt 
habea,  aai  den  Brack  euer  so  grossea  Wassenaassa 
halten  aa  kMaea^). 

Es  firagt  sich  aaa,  wricties  waren  die  Uiaachea,  wai 
die  Röaier  diesen  Kanal  eaterirdisch  flihrten,  aad  dadurch 
seine  direkte  Lange  um  das  Vielfadie  vergrassertea,  wo  sie 
oft  durch  eiae  eiafache  Bogensfellang  denselben  ttbrr  die 
schaalea  Sdteatkiler  aad  Schlachten  haften  leiten  können  f 

Dem  VerL  scheinen  Mgende  die  wahrscbeialidtftaa : 

l)'das    Wasser   warde  dadaroh  iai  Soanaer    kihl  aad 
frisch  eriiaHen,  aad 

S)  wihread  des  Wiaters  in  dieser  nOrdüdien  aad 


60)  Naoh  Hem  Bteki  MftihsUaaaoii  aind  wsdsr  sm  BHIOnse  bei 
Rhed«  nocih  Am  Sdiwhtbaohe  oberhalb  LSflalbs^  Boaenetel- 
Isngeii  Torhandea  geweeeiiy  (andere  wollen  rfe  gesehen  haben) 
mütebt  denen  der  Kanal  Ton  einem  sam  sudem-Ufer  hinfiber- 
geftthrt  worde,  toadem  in  beiden  FSUen  g^fat  deisübe  anter 
dem  Baehbette  durah.  Nor  einmal  Sndet  sieh  eine  Bogeaslel« 
luag  Im  Feybaoherthale  gerade  don  Dorfe  Tuieem  gegonllber, 
um  zwei  nah  tusammentretende  Bergabh&ige  au  Terhittden. 


hl 

Tlieil  hochgelegenen  Oegend  gegen  las  Binfrieren  get 
ttehert.  üeherdiess 
8)  erithk  Frontlnnf ,  dnis  die  Böner  die  A^nftdukle^ 
welche  den,  in  der  Nttfae  der  6ren«e  gelegenen  nnd 
den  feindHcben  Invasionen  ausgceeinten  Orten  nnd 
RKlHairstalionen  Wasser  nufabren  sdllen ,  nnterirdisch 
geleitel  hatten,  um  dieselben  den  Avgen  des  Feindea 
n  cntnieben.  Meser  Omnd  alkin  wttrde  hinreichoil, 
die  nnlorMisehe  Anlage  dieses  Kanals  an  erklären. 

Bsuart  and  Dimensionen. 

Das  Hanerwi^k  besteht  aus  dem  Material,  welches  in  der 
Blihe  gefunden  wird.  In  dem  Thale  der  Urft  ist  dasselbe 
ans  den  sehr  guten  Kalksteinen,  die  hier  gebrochen  werden, 
angefertigt.  In  der  Ntthe  des  Feybaches  sind  es  Grauwacke»- 
stmne,  woraus  hier  der  Gebirgsabhang  besteht,  welche  die 
Mauerung  bilden,  nnd  die  Steinbruche,  welche  das  Material 
liafarton,  sind  noch  längs  dem  Kanäle  sichtbar.  Von  der 
linken  Sdte  der  Brft  an  tiber  die  Ebene  von  Palmersbelm 
nnd  Rheinbach  und  tIber  die  ViUe,  wo  es  keine  Bruchsteine 
gibt,  besteht  die  Mauerung  gans  aus  Gusswerk  von  Quam* 
kiesein,  welche  von  den  grossen  aufgeschwemmten  Kiesel- 
schichten  genommen  sind,  die  mehrere  Fuss  hoch  die  Braun- 
kohlenlager der  Ville  bedecken.  Dieser  aus  Quarakieseln 
nnd  rtaischem  Mörtel  bestehende  Guss  ist  so  fest,  dass  der- 
sdbo  in  der  Umgegend  noch  jetnt  su  ThorgewOlben ,  su 
Tbir«  und  Fensterrahmen  sugehaaen  und  benutnt  wird. 

Die  Dlamisionen  des  Aquädukts  (Taf.  IV.  1.)  sind  dem  Hl tten- 
werk  Burgfey  gegenfiber  genommen  worden,  und  bleiben  auch 
an  andern  Stellen  dieselben,  obgleich  anderwärts,  wie  schon 
bemerkt,  die  Mauerung  von  verschiedener  Beschaifenbeit  ist. 
Hier  bei  Burgfey  besteht  das  Fundament  aus  einer  aufrecht 
sishsnden  Mauerung  von  6  ZoU  Hdhe ;  auf  diesem  liegt  loses 
Maaerwerk  von  7  9oll  Dicke,  und  auf  diesem  die  fioUe  des 


68 


I 


K^iiab  am  wasserdiektom  Mörtel,  von  Traas  imd  kWn  ge-? 
schlaff nen  Ziegeln  bestehend,  von  7  Mü  ioi  DardMiesaer. 
Die  anteae  Weke  des  Kanals ,  anf  der  Sohle  genaaaeB ,  he« 
Mgt  sr  ZoH,  die  obere  89  Zoll,  and  die  betdea  AbsAlse 
mit  gerechnet,  wo  dte  Wölbung  naOtigt,  84  ZoH.  Ke  Sei- 
tenwinde  desselbea  siad  89  Zoll  hoeh,  md  die  gantt  innere 
Btihe  ron  der  Sohle  bis  cor  höchsten  Wölbang  betfigt  &5 
ZoH,  oder  4'  r*.  An  den  Seitenwinden  befindot  skb  ein 
9  bis  10  Linien  Acker  imd  geglfttteter  Axmmtf  ¥oq  deai- 
selben  wasserdichten  Mörtel,  woraus  die  Sohle  bestellt. 

An  allen  Orten ,  wo  Regen  und  Schneewasser  die  Maue- 
rung des  Kanals  nicht  entblösst  tat,  ist  derselbe  mit  einer 
mehrere  Fuss  dicken  Erddecke  belegt.  Auf  den  ersten  An- 
blick erscheint  die  innere  Form  des  Aquftdnkis  MmenfÖnuig 
bis  man  bei  näherer  Untersuchung  findet,  dass  sieh  auf  der 
Sohle  und  an  den  Seifenwönden  desselben  durch  dctt 
Wassemiederschlag  Kalksinter ^  angesetzt  hat,  der  rou  A 
bis  12''  —  an  einseinen  Stellen  noch  mehr-—  im  Ihirch«^ 
messer  li&lt,  und  beweiset,  dass  lange  Zeit  hindurch  VfmairtT 
in  diesem  Kanüle  geflossen  ist. 

In  gewissen  Abständen   bei  Burgfey^  und  im  Oarten  4^ 


60)  Dieser  Kalksinfer   ist  ron  feiner  Struktur   und  nimmt  eine  sehr 

BoHone   Politur    an.    Aus   ihm  bestehen  die  kleinen  Slulen  an 

def   BÜdllohen   Süssem  Kundung   des   SeMtfs  t^m   MQnster  wä 

Bomi,     df»    gegen    1'    im  Darehmeteer  und  7  M  8*  in  der 

üöhs  heltm,  «ni  eina  Söole  in  den  NlülaraltonkabiBet.  za  Pef: 

ptUdojrC.    Die«e  SSalen  ilpd  lange   sin  Problem.  ^Ur  die  BUne- 

^  ralogen  zu  Bonn  gewesen,  und  man  wustte  niohti  welcher  ^^inj 

art    dieselben    angehören    könnten,    bis    man    im  Jahre    1828 

beim  Ausbrechen    des  römischen  Kanals  l)ei  Cadorf  das  Wahre' 

fand.      (Ebenso    Ist  er   zu   SSuIen,   Altarplatten  und    sonsl    zu 

'  Verzierungen- rerwendet  in  den  Kirchen  zu  Ltfflelberg,  HÜnslori 

elfiily    filegbargy  Laaoh,.  AlMtoaÜr,    Flamenlieisa ,    Ornnmü^ 

Midfer,  B.  CKoiHs  und  S.  Geryea  su  GSIti.     W«)       i    *      ^  a' 


99 

Herrn  UlehiMrf  in  Rmchhofeii  Ihfde»  sUh  Loftsehachte,  wdcbe 
iKe  i^anie  Isnefe  Weite  ites  Kanals  einnehinen,  um!  «ber 
welclieii  als  Decken  Thfinnelien  gestanden  na  haben  scheinen. 
Wo  dieser  Af  nidnkt  nicht  gewaltsanier  Weise  nersISrt  wot& 
Am  iaty  ftndet  er  sich  noch  ihrehnos  wohl  erhalten.  Anf 
grosse  (Strecken  ist  er  jeioeh  ausgebrochen ,  nnd  ans  Senoni 
Hntenil  sind  Darfer,  Mtlenwerke,  KMster,  Kirchen  etc.  etc» 
ovhani  worden ,  nnd  gegenwärtig  wird  er  in  den  Begendei^, 
wo  er  noch  nicht  nerstOrt  ist,  als  ein  onerschopiicber  Steinig 
kmcb  benaint. 

Bostlmmnag  dleset  Kanals  und  wahrsohelaHolie 

Zelt  seiner  Erbauung. 

Bfcser  Aqnidnkt  hatte  gewiss  keine  andere  Besllslninng» 
als  GMn  —  nnd  anch  wohl  die  in  seiner  Nihe  Nefenden 
NMtaifstationen  ««  mit  frischem  Trinkwasser  nn  terseben, 
wie  es  der  Geschmadk  des  RMiers  liebte^).  An  Miaeral* 
Wasser,  welciies  in  ihm  nach  CMn  geleitet  worden  sei,  iot 
dabei  nieht  nn  denken.  Wasserleitnngen  waren  Qberlianf  t  dn 
Littnsattikei  der  Romer,  eine  Modesache,  die  an  Orten  niebt 
ftdilen  dnrfte,  wo  sieb  dieses  Volk  anfllielt.  Dalier  die  o»» 
nkbligen  Ueberreste  von  Aquädukten,  die  sich  in  allen  Lin« 
dem  inden,  welebe  der  rtaiischen  Herrschaft  nnterwotfen 
wnrnn.  Priber  die  Konsuln  nnd  spifer  die  Kaiser  konnten 
das  rtaiisdNi  Volk  dordi  nichts  mehr  erfreuen,  durch  nichts 
ileb  mehr  bei  ihm  beliebt  madien  als  durch  die  Anlegung 
ohwr  neuen  und  prächtigen  Wasserleitung,  nnd  mehrere  dcfw 
leiben  habeif  sich  in  Rom  bis  auf  unsere  Tage  erhalten.  Dio 


61)  Stiften  dtese  CanSle  nicht  auch  besonders  d«n  2^«reek  gehabt 
^aben ,  bin  und  wiedar  mit-  den  Hauptatrassea  sosaamensvi^ 
Ireilqn  um  die  Passanten  mit  Wasser  %n  Torsorgen  und  dia  als 
h^tUchMMe  jedaatet#n  obero  Oeffnungen  sind  sie  nicbt  auf^ 
jül^m  Wassefschöpfea  be^tiinrQt  gewesen?     W.  , 


rfttudieii  Bürger  «nd  VetemircB  ,  welches  dai  jetaif e  Cäh 
•eine  eif  entlidie-  Grindwif  verdtnkt^  braelitea  dieee  lieb«- 
baberei  mit  von  Ron.  Die  Rtaer  Hebten  das  kalte  and 
barte  ^^«ellwaeeer,  dasfeaigey  welckee  in  Salkfefcirgen  ent- 
•priaii^.  Dae  Waseer,  welches  sich  nai  Cftln  fndet,  isl  wek 
ches  Wasser,  «ad  aar  erst  in  weiterer  Pene,  in  itm  Kalk» 
gehirfs ,  werin  die  Qaellea  der  Ucft  Hqr^a ,  hesital  das 
.Wasser  Jiqeaifen  Eigenschsften  ^  .welche  van  den  BiaMn 
f eschatjt  wvrdea. 

Man  konnte  fragen,  wie  war  es  niOglicb,  dnasein  IM 
wie  Caln  ein  se  UDgeheueres  Werk  aasflibren  koante,  dra» 
sen  Erhaanng  -gegenwärtig  die  Kräfte  eines,  grossem  Stnals 
erschöpfen  wflrde !  Hierauf  ist  sn  erwiedern :  Die  Anlegung 
nnd .  AasfiUimng  salehnr  Werlie  geschah  nicht  .auf  iBtuats- 
kaslsn  nnd  noch  weniger  auf  Cnkasten  eines  fdnirinsn 
Oües,  Sandern  dnrcb  die  Bande  4er  untei^ochtan  Pnavtaudar 
len  und  darch  viele  Tansende  raa  Saidatan,  wideba  wSIip- 
rand  des  Friedens  bescbiftigt  werden  ainssten*  Nur  ans 
dissem  Oeskhtspnnkte  lasst  sich  das  Entstehen  diasea  md 
nnderer  rüauschen  Banwerkc,  bei  welchen  Arfefui^  nnd 
Bestknmnng  in  kainesi  Verbttltniss  an  stehsn  sehaiaem,  an» 
kttkren. 

'  Die  Bnnnridieses  Kanals  ist  eben  sa  sebta  nnd  fwsbnMufci 
irall»  ^  sie  eia^a  haben  Grad  von  Daner  and  Festigkeil 
besitat,  waren  die  lange  Erhaltung  dca  besjien  Beweis 
Ikiort  Seine  AnsAIhmng  gehört  in  «e  Vibrndsto  kria4e 
der  rOaiiacbeo  Baukunst  ^  und  ist  bOehal.  wabiachrjalicb  nsah 
isr  Erhebung  von  CMn  an  einer  Kalanialstadt  in  4lis  Mger 
Jahre  nach  Christus  au  setaen.  In  dieser  Zeit  gab  der 
Kaiser  Claadius  die  Eroberungen  in  Deutschland  auf,  nnd 
nag  die  Legionen  auf  das  linke  Rheinufer  aurfick ,  wadnrch 
eine  längere  Waffearuhe  aai  Rheine  herbeigeftlbrt  wurde. 
Dsss  es  rtaische  Staatsmaxine  war,  die  LegionssoUnten  in 
FriedoMaeiten   nnanfhoriich  an  besdUiftigen,  uai  sie   rar 


61 

MlKif fang  andi  UttordnaDgen  m  bewahreOf  und  ihre  physi- 
schen Kräfte  ffir  folgende  Kriege  m  stählen ,  ist  in  der 
Einleitung  2«  den  römischen  Militairstrassen  gesagt  worden. 
Aach  erwähnt  Tacitns  mehrere  grosse  BanwerlLC,  die  am 
Rhein  nnd  in  Gallien  in  den  Zeiten  der  Eahe  vnter  Oan-* 
dins  nnd  Nero  durch  die  Legionen  theils  angefangen  ^  tiieüs 
rollendet  wurden.  So  liess  der  kommandirende  General  am 
Hiederrhein ,  Corbulo ,  als  er  im  Jahre  47  auf  Befehl  von 
Clandius  die  Legionen  aus  Deutschland  nur&ckge sogen  hatte, 
wn  dieselben  au  beschäftigen,  die  23  römische  MilUen  (Ober 
^Va  geographische  Meilen)  lange  Fossa  Corbulonis,  das 
jetnige  Flnit  oder  Maaslandsslnys  nwischen  Leyden  und 
filnt^y  graben,  um  durch  diese  Verbindung  swisdien  der 
Haas  und  tfem  damaligen  Hauptanne  des  Rheins  die  gttfkhr^ 
tkhe  Sdiilbhrt  durch  die  Nordsee  nu  vermeiden  und  um 
fie  UeberschwemoNugen  am  Niederrhein  zu  vermindern.  Sein 
Nadiforger  Paullinus  Pompejus  vollendete  durch  die  Hände 
der  Sddaten  bald  nachher  den  6S  Jahre  flrflher  von  Drusus 
angefangenen  Rheindeich,  um  das  gallische  Ufer  gegen  die 
üeberschwemmungen  dieses  Stromes  an  sichern;  und  zu 
gleicber  Zeit  Hess  der  kommandirende  General  am  Oberrheio, 
L.  Vetns,  durch  die  Legionen  von  Obergermanien  einen  Ka- 
nal anfangen,  der  die  Saone  mit  der  Mosel  vereinigen  sollte, 
am  durch  diese  Verbindung  mittelst  der  Rhone  und  Saone 
einerseits ,  der  Mosel  und  des  Rheins  anderer  Seits  eine 
SdiüKahrt  aus  dem  mittelländischen  Meere  in  die  Nordsee 
SU  bewirken.  Letsterer  Kanal  kam  jedoch  wegen  der 
Eifersucht  des  Legaten  von  Belgien  nicht  zu  Stande.  Taci- 
tns wirde  in  gleicher  Art  des  Aquädukts  nach  Coln  ge* 
dacht  haben,  wenn  die  Bestimmung  dieses  Bauwerkes  f&r 
grässere  Staatszwecke  und  nicht  bloss  lokal  gewesen  wäre« 


62 


5.    MiUtairstraase  von  Trier  ober  Föhren^  Bach, 
Olkenbachy  Hontheim^  Driesch,  Maien  nac^ 

Andernach. 

•  "  •  ■ 

^ Diese  wegen  ihrer  Riehinng  so  iateressante  Strasse^  üß 
von  Ebrang  bis  jenseits  Kaisersesch  noch  durcbans  sichtbar 
und  nun  Tbeil  wohl  erhalten  ist ,  indct  sich  w^der  im  Ui- 
iierar  noch  auf  der  Peutingerschen  Tafel ,  und  iat  uc|i  m 
neueren  Nachrichten  nirgends  bemerkt 

Sie  ist  von  der  Moselhrficke  hei  Trier  in  der  lUchluiif 
dcf  gilgeawBrtigen  Chauss^  Jibeir  Biewer  gegangen.  Wo 
iUese  sich  links  nach  Ebrang  wendet,  ging  die  Mmer^tmie 
gerade  ans  ,  und  filhrte  unterhalb  Ehrug  ftbtr  die  ^EjrtL 
Am  linken  Ufer  dieses  Flüssig  wird  ß\e  Mcrst  sichtlMr, 
Ahrt  hier  «wischen  einer  römisdien  GnibstiUe  durch  uM 
schneidet  bei  der  Milo-Kapelle.  die  Chaussde»  Oberhaik  dsr 
<^ttinl.  hat  8|e  ttber  den  Bach  und  von  da  in  der  lUebtng 
der  Ghaussto  bis  auf  die  Hohe  geftthrti  wo  sie  HnM  v^ 
dieser  abgebt ,  und  sich  auf  der  H&he  des  Hilowaldes  fori 
und  nach  Fdhren  herabaieht«  Von  diesem  Orte  lis^  sie 
den  tiefen  Einschnitt,  der  nach  Bet^eralh  herabgtbt,  ueciifs» 
schneidet  nördlich  von  diesem  Orte  die  Chaussee ,  filhrf  auf 
dem.  flachen  AOpken  frrt  uud  fib^r  ein^u  kleinen  BKh  nach 
^t  g^enwttrt^  aerstttrten  uralten  BrAcke  Ober  ^^ie  Si^ 
oberhalb  Esch.  Von  dieser  Brücke  geht  sie  unter  dep.  Na* 
pen  der  Bengeler  Strasse^),  ohne  einea  Ort  n  b^ 
rtthren,  die  Hfthe  hinauf,  auf  dersdbea  westlich  mi4  Mf4^ 
Östlich  von  Polbacb  fort,  lAnge  des  BaardtwAldchqis,  muß 
führte^  an  der  nordwestlichen  Abdachung  des  StUTelbjpif  es,  9ft> 
lieh  von  Haardt  und  Altrieb,  oberhalb  Platin  au£  der  jetat 
ebenfalls  verschwundenen  Pfeffierbrild^e  Aber  die  Ueser,  tmß 
awiscben  Wingeror  und  Wahlholz  in  gerader  Richtung  ahdi 


62}  Von  einem  Dorfo  in  der  Nähe  Namens  Beogel  am  Alfbaehe. 


«8 

Mkeflbaell.  Vm  hier  sieht  rie  sioh^  nur  Mch  weaif  ndUbar, 
an  4cni  linken  Thalrande  4e§  Alfbachefl  aufwiU'ts ;  erscheint 
anf  der  Bttbe  noch  volttinnnien  erhalten,  l«Mt  Wiepelt  linka 
nnd  gebt  nach  Hontbeink  Von  Henthdm  wendet  sie .  sieh 
■ach  item  Oeathale,  wo  ihre  Spuren  an  den  beiden  steilen 
Tbalrindern  verschwunden  sind.  Anf  der  habt  des  linken 
trscbcint  sie  wieder ,  filhrt  bei  einem  behen  Grabhilgel  in 
Hm  Wef  Ten  LIilnerath  nach  KenAis,  und  ohn^  in  diC'Senkunf 
hinahmgehen ,  in  welcher  Ltttaeratli  gelegen  ist ,  auf  der 
nahe  fert  nach  Driesch  und  in  die  Ghaussto*  Diese  ist  auf 
der.  lUhe  Mi  die  Römerstcasse  erbaut  worden  und  die  Wd^ 
taug  der  letztem  wird  nur  nech  dnreh  Grabbagel  beneich- 
nat,  die  sieh  ndrdlicb  iangg  der  Chaussde  beiaden*  Auf  der 
■•he  des  reebten  Tbainndes  des  Martjpis*  oder  Ibrterthalei 
eraeheint  die  Rteerstrasse  wieder  links  von  der  Chaussde, 
wri  scheint  jMrdlicher  als  diese  aber  dieses  Thal  g^brt 
an  haben«  Vor  Kaiseroesdi  gehl  die  BMierstrasse  Hnh» 
voa  der  Chansite  ab,  fihrt  durch  dan  Wald  voUkqnMna« 
gut  erhalten  #  und  anf  der  Hivhe  fort  an  lichnhalz  vorbei  in 
der  BiehtMg  gegen  Maien  ^) ,  wo  sich  auf  der  Unken  Seite 
der  Nette  die  Spuren  eines  remiiehen  EtabUsseaien^  vor« 
ftndan.  Von  Lehnhola  an  hat  der  Verl  die  Bishtung  dieser 
Strasse  verloren.  Sie  ist  jedoch  höchst  wahrscheinlich  nach 
Andernach  gegangen. 

Die  Richtung  dieser  Strasse  ist  die  glücklichste,  welche 
nun  einer  Beerstrasse  in  dieser  von  vielen  tiefen  Thalem 
dnrchsehnittenea  Gegend  geben  konnte.  Sie  vemeidet  von 
Trier  bis  Oikonbach  alle  die  tiefen  Thal^,  durch  welche 
im  Chmissto  ttber  fletjtfrodt  und  Wittlich  gefahrt  ist,  und 
selbst  das  Aufsteigen  derselben  an  der  linken  Seite  des  Alf- 
baches  geschieht  an  einer  sich  weit  verflachenden  und  nicht 
steilen  Hohe. 


63)  VgL  Jshrb.  U.  XXI.  S.  18»  ff. 


S^HejittrasteB  von  Nro.  &  a)  Bitte  fialke  Btmit 
koriMHeh  vott  lisch  geht  eiae  S^iteafitraste  ran .  Nhk  6 
ah|  aail  fuhrt  aaeh  sichthar  Aber  Palhach ,  Claaaea ,  aaf  im 
Mhe  ies  atcftt^eu  Knkm  Thalraaiea  der  Biasel  aherhalb 
Pemes.  la  dieMm  Orte  hat  akh-  die  Sage  erhaltea,  daes  « 
«llea  Zeilen  hier  eine  gresse  Strasse  Aber  die  Siasd  gefMirC, 
wo¥an  der  Ort  seinen  Namen  erhalten  hahe^  Is  iiadca  sich 
aaeh  wirkfich  nach  hei  Ferres  in  der  linken  Thalwani  der 
mosel  die  Spnrai  einer  in  die  Felsen  gehrocbenen  -Stwssi, 
Biese  RAam^trasse ,  die  hier  tther  die  Mesel  Mbrte,  kaa 
theihi  von  Heaniagen ,  theils  war  es  die  ftrtasUnng  ds^ 
jenigen,  dih  vani  stonipfen  Thanne  berahiuuB.^ 

b)  fiine  aweUe  SeMenstrasse  geht  fw  K9b.  6  hai  -ilaal- 
heläi  ngidüch  ah ,  and  fahrt  aaf  der  flfthe  awischän  deai 
•ea-  and  AIRhale  nttA  StrotiMlsch,  wo  sie  verschwiadel; 

Bnielne  6]paren  einer  IMNncntrasse  hat  der  ¥etf  bsl 
Mehren,  hei  Bann,  hei  Pelm  (hei  aüea  diesen  Orten  Anden 
sieh  Oeherreate  rttaritfcher  Anwesenheit)  ao%efMieB.  Wibiw 
«heMlch  ihMl  diese  weaigen  Reste  dia  Fortaetaang  jenar 
Strasse,  welche  aach  der  Strasse  van  Trier  nach  GAlii  ga- 
fflht  aa  hhhen  scheint  ^). 

Aaf  der  Mhe  nArdHeh  van  ^UeA  Anden  sich  dfe  Spnrai 


&i)  AnfllnsUeli  hi«lt  der  Verf.  den  in  der  Eifel  unter  dem  Namen 
„der  Kohlensimse ,  Weinstrasse ,  Ortinstrasse**  1>elcannien  «nd 
Tlelfaoh  benntaten  Weg,  welcher  ^ron  Mehren  aaf  der  Waüto- 
•eMd«!  und  ohne  ein  Thal  TSn  BedetHang  ■«  pauetisn,  aa 
den  hSeksteaBasalAEegehi  der  EAM  (dem  Hoeliikelberf,  der 
Niir%ticg,  der  Hehaflbt  and  dem  KalMfaben)  voibsl  aaMi  40^ 
Rhein«  and  AhrihaU  bei  Sinala  iükrt ,  für  dia  Forteetna«.  aV- 
ger  RSmerskame«  Nähere  Untersuehnngen  haben  jedoeh  e»> 
geben,  dass  jener  keine  RSmerstrasae ,  sondern  ein  a^tOfUeher 
angebauter  Weg  ist,  der,  weil  er  darohgXngig  auf  Feligrand 
und  aaf  der  H8he  forüluft,  au  Jeder  Jahressdt,  aasseaomaiea 
bei  hohem  Behnee,  paasiil  werden  kann. 


65 

eines  rOmisehen  Etablissements ,  wo  öfterer  Alterthflmer  ge- 
funden worden  sind.  Oestlich  von  dieser  Stelle ,  in  dem 
Thale  des  Murbaehes,  ist  noch  ri^misches  Gemäuer  und  viele 
Ueberreste  römischen  Bergbaues  auf  Silber  und  Blei  vor- 
handen, und  auf  der  linken  Seite  dieses  Baches,  in  dem 
Hohpochterer  Walde,  hat  man  im  Jahre  1828  bei  dem 
Relschhofe  mehrere  römische  Inschriften  und  viele  Münzen 
gefunden. 

Dass  die  Römer  das  jetzige  Bad  Bertrich^^)  im  Oesthale 
kannten  und  benutzten,  geht  aus  Ueberresteu  von  römischen 
Badern,  aus  vielen  Münzen  und  Denkmälern  hervor,  die 
man  daselbst  gefunden  hat. 

Bei  Pommern  und  Carden  an  der  Mosel  sind  häufig  Mün- 
zen und  andere  römische  Alterthümer  gefunden  worden. 
Der  Name  Pommern  scheint  römischen  Ursprungs  zu  sein 
(Pomarium) ;  denn  noch  jetzt  wird  hier  das  beste  Obst  an  der 
Mosel  gezogen. 

Auf  dem  linken  Thalrande  der  Mosel,  unterhalb  Pommern, 
auf  dem  Marberge  (Marsberge)  ^^)  befindet  sich  viel  römisches 
Gemäuer,  Fussböden  von  Mosaik  etc.  etc.,  und  häufig  sind 
hier  Ziegel  mit  Legionsstempeln  ausgegraben  worden,  so 
dass  an  diesem  Punkte  eine  Militairstation  der  Römer  ge- 
wesen zu  sein  scheint,  welche  wahrscheinlich  mit  einem  rö- 
mischen Uebergangspunkte  über  die  Mosel  bei  Pommern  in 
Verbindung  stand. 

6.    Rttmerstrasse  am  linken  Rheinufer  abwärts 
von  der  Mündung  der  Mosel  bis  Nimwegen. 

Diese  Strasse  ist  auf  der  Peutingerschen  Tafel ,  die  hier 
nach  Leuken  zählt,  folgendermaassen  verzeichnet: 

65)  Tgl.  Jahrb.  H.  XXVHI.  S.  108. 

66)  Ist  wohl  richtiger  von  Maar,  laous  ,  ynlkanisoher  Bergsee ,  ab- 
zalelten ,  wie  der  Name  des  Dorfes  Blsohofsmar,  lacus  episco* 
paus,  in  der  Eifel.    F. 

5 


66 

von  Cotifluentes  (Coblens) 
nach  Anlunnacum  (An- 
dernach) \IV'  (vrirkl.  Entfernang  8  Lfiiken) 

von  Anlunnacum  nach  Ri- 

gomagum  (Semagen)    Villi        «  »         S%      » 

von  RigoMagum  nach 
Bonna  (Bonn)  VIII         i,  „         8%      , 

von  Bonna  nach  Agrip- 
pina  (Cöln)  XI  ^  ,i         12        „ 

von  Agrippina  nach 

Novesium  (Neuss)        XVI         „  ^         16        « 

von  Novesium  nach  As- 
ciburgium  (Asberg)    Xllll         ^  »         14        « 

von  Asciburgium  nach 
Vefera  (Fflrstenberg 
beiBirlcn)  XIII  „  ,         13        , 

von  Vetrra  nach  Co- 

loniaTrajana  (Xanten)  XL  (diese  Zahl  ist  ein  Schreibfehler 

soll  heissen  1    Lenke) 

von  CoIoniaTrajana 
nach  Burginacium 
(auf  dem  Born)      V  (wirkliche  Entfernung        5       „) 

von  Burginacium 
nach  Arenacium 
(Qualburg)  VI  „  „  6       « 

von  Arenacium  nach 
Noviomagum 
(Nimwegen)  X  «  ,  lOy»  n 

In  dem  Ifinerar  des  Antonin  ist  diese  Strasse  sweimal 
angegeben,  und  es  ist  dabei  su  bemerken,  dass  das  H.  P. 
(mille  passus,  in  der  Mehrzahl  millia  passuum),  welches 
sonst  römische  Millien  bedeutet,  hier  für  gallische  Lenken 
zu  lesen  ist*    Die    eine  Strasse  geht  Ton  Leyden  (Lugda- 


67 

ninn)  den  Rhein  aufwärts  bis  Strasburg,  <ie  zweite®^)  ist 
die  Fortsetzung  einer  grössern  Strassenlioie ,  welche  von 
Semlin  (Taurunum)  über  Strasburg  und  den  Rhein  abwärts 
nach  den  Standquartieren  der  30.  Legion  (Colonia  Trajana) 
führte. 

Von  Coblenz  bis  Cöln  ist  die  Römerstrasse  durch  Anle- 
gung der  gegenwärtigen  Chaussee  fast  gänzlich  verschwun- 
den. Erst  nördlich  von  Cöln,  wo  die  Chaussee  noch  nicht 
gebaut  ist,  oder  wo  man  ihr  eine  von  der  Römerstrasse  ver- 
schiedene Richtung  gegeben  hat,  kommt  letztere  auf  längeren 
Strecken  wieder  zum  Vorschein. 

Von  Cöln  abwärts  hat  der  Rheinlauf  vielfach  eine  andere 
Richfuug  genommen,  als  er  zur  Zeit  der  Römer  hatte ^^). 
Orte ,  die  in  römischen  Nachrichten  als  dicht  an  dem  Rheine 
gelegen  angeführt  werden,  liegen  gegenwärtig  von  diesem 
Strome  entfernt,  und  Burungum  (das  jetzige  Schloss  Biirgel) 
ist  seit  der  Römerzeit  in  Folge  des  veränderten  Rheinlaufes 
von  dem  linken  auf  das  rechte  Ufer  versetzt  worden.  Da 
jedoch  die  alten  Strombetten  des  Rheins  noch  fast  durch- 
gängig sichtbar  sind,  so  lässt  sich  auch  hier  die  Wahrheit 
ohne  unsichere  Hypothesen  ausmitteln. 

Es  sind  der  Punkte  am  Rheine  so  viele,  welche  durch 
die  Alterthfimer,  die  bei  ihnen  gefunden  werden,  die  An- 
wesenheit der  Römer  verrathen,  dass  sich  der  Verf.  der 
Ktirze  halber  genöthigt  sieht,  bei  Verfolgung  der  römi- 
schen Rheinstrasse  nur  diejenigen  anzuführen,  welche  in 
den  römischen  Nachrichten  als  befestigte  Grenzplätze  und 
als  Militairstationen  gegen  Germanien  genannt  werden* 

Die  Rheinstrasse,  von  welcher  hier  keine  Spur  mehr  vor- 
handen ist,  führte  von  Coblenz  nach 

67)  Vgl.  Jahrb.  H.  L  S.  118  ff.  und  H.  XX.  S.  5. 

68)  Vgl  ebend.   H.  V.  u.  VI.  8.  238  u.  264.  ff.  S.  Dr.  A.  Rein 's 
.  Abb.  Haus  BQrgel,  das  römieobe  Buruogum  nach  Lage,  Namen 

und  Alterthtlmern.  Crefeld,  1855.  8. 


68 

Andernach  (Antunnacum ,  Antonacum  und  Antenna- 
cum)^®)  einer  der  befestigten  Grenzplatze  der  Römer  am 
Rheine,  und  nach  der  Notitia  impcrii  die  letzte  Militairstation 
(wenigstens  in  spaterer  Zeit)    von  Obergermanien  ^^).    Aus- 

69)  Vgl.  ebend.  H.  YII.  (InhAng  S.  116  und  117.  Anm.  60.) 

70)  In  des  Verf.  Lokaluntenaohangen    über   den   Pfahlgraben  ete. 
etc.,  welche  in  dem  6.  Bande  der  Nauasauiachen  Annalen  (und 
in  einem  besondem  Abdrucke  bei  R.  YoigtlXnder  in  Kreuznach) 
erschienen  sind,   sagt  derselbe   (S.  176  ff.    und  S.  72  ff.):     In 
der   Rheinebene    ist   er    (der    Pfahlgraben)    durch    die    Kultur 
zerstört,   und  nichts  mehr  von   ihm    sichtbar;   jedoch   mnss  er 
auf  der  Südseite    des    Baalbaches  fortgegangen  sein,   und  an 
der  Mündung  desselben  seinen  Anschluss   an  den  Rhein  gefun- 
den  haben.     Diese    lag  früher   der    des  Pfingstbaches    (Yinxt- 
baches),  welche  sieh  unterhalb  der  Burg  Rhdneck  befindet,  gegen- 
über, aber    durch    die  Uebereinkunft    der  Gemeinden  Rheinbrol 
und  Hönningen  ist  in   neuerer  Zeit  das  Bett  des  Baalbaclies  in 
der  Rheinebene  Terlegt   und  bis    nahe  an    letztem  Ort  geführt 
worden.    Dieser  ansehnliche  Yinxtbach  ,    Ton    den  Anwohnern 
wie    Fiensbach    ausgesprochen,   bildete   bis    zur    Besitznahme 
des  linken  Rheinufers   durch    die   Franzosen   die  Qrenze   zwi- 
schen  den  Erzdiooesen    Cöln    und  Trier.     Die  jetzt    über   Ihn 
führende  Brücke   der  Rheinstrasse  ist  1810    durch    den  gegen- 
wärtig (1839)   in  Horchheim    bei  Coblenz   lebenden  Baumeister 
Suder  erbaut  worden.    Bei  dieser  Gelegenheit  hat  man  mehrere 
Fuss  tief  unter  der  jetzigen  Bodenfl&ohe  in  den  zu  beiden  Sei- 
ten liegenden  Weingärten  nicht  nur  Substruktionen  alter  Mauern, 
Münzen    ete.  etc.   gefunden,    sondern    auch    zwei    Yotirsteine, 
durch  deren  örtliche  Auffindung  es  wohl   kaum   zu    bezwdfeln 
sdn  dürfte^  dass  dieser  Bach  die  Grenze  zwischen  Ober-  und 
Nieder-Germanien    bestimmte.    Beide  Steine ,  welche  Ton   Nle- 
dermendiger  oder  Beller  Laya  schön  gearbeitet  sind,   und  den 
Schriftsügen  nach  in  das  2.  Jahrhundert  gehören,  befanden  sich 
1834  in  der  Sammlung  Ton  Alterthümern  des  Grafen  Renesse- 
Breitenbach  zu   Coblenz ,   wo    der  Yerf.   die  Inschriften  ko^rt 
hat.    Nro.  I.,  der  von  oben  nach   unten  gesprungen  ist,   ohne 
dass  dadurch  die  Inschrift  wesentlich  gelitten  hat»  ist  oberhalb 


6» 


des  Baohes  (gegen  Andernach) ,  Nro.  11.  aber,  der  hier  wich* 
tigste  und  dabei  Tollkommen  erhalten,  unmittelbar  an  seinem 
nördlichen  Ufer,  wo  die  Brücke  steht,  aufgefunden  worden. 

Bekanntlich  hatte  die  8.  Legion  im  2.  und  3.  Jahrhundert 
ihr  Standquartier  in  Strasburg,  und  Monumente  Ton  ihr  finden 
sich  in  grosser  Anzahl  in  Obergermanien  und  in  dem  Deku- 
matenlande  auf  dem  rechten  Rheinufer;  dagegen  hatte  die  SO. 
Legion  ihr  Standquartier  in  Golonia  Trajana  oder  Castra  XJlpia 
bei  Xanten,  und  die  yielen  Ton  ihr  aufgefundenen  Monumente 
bezeugen,  dass  Abtheilungen  Ton  ihr  durch  ganz  Niederger- 
manien aufgestellt  waren. 

Nro.  L 

I  *  O  '  M  *  IotI  optimo  maximo  et  Dem  höchsten,  mächtig. 

ET  •  GENIO  •  LOCI-      Genio  loci  lunoni  Regi-  ^P^  Jupiter  und  dem 

Schutzgeiste  dieses  Orts 

IVNONr  REGINAE  •    nae   Tertinius   Sererus  und'der  Herrscherin  Ju- 

TERTINIYS  miles  legionis  octarae  no  setzt  nach  einem  Ge- 

SEVERVS  Augustae   beneficiarius  J^^^,®.'  ^^®!!*  Gelübde 

,     ^  freudigen   Herzens  er- 

MIL  •  LEG  •  VIII  •  AVG  •  Consulis  ex  voto  posuit  füllend,  dieses  Denkmal 

B  •  F  •  COS  •  EX  •  VOTO '   Totum  solvens  laetus    Tertinius  Severus,  Sol- 

P-VS-L-L-M-  lubensmerito.         ^**    f */  f:    ^^TA*^" 

sehen)  Legion  und  Ge- 
freiter des  Consuls. 

Nro.  n. 

FINIBVS'ET-  Finibus    et  Genio    loci     Den  Grenzgottheiten 

GENIO  *  LOCI '  et  IoyI  optimo  maximo   und    dem  Schutzgeiste 

ET-I*0'M-MILIT-     milites  legionis  tricesi-    dieses  Orts   und    dem 

LEG  •  XXX  •  V  •  V  *      mae  XJlpiae  victricis  M.    höchsten ,   mächtigsten 

M-MASSl£NI         Massiaenius    Secundus   Jupiter  (weihen  dieses 

VS-SFCVNDVS         et  F.  Aurelius  Dosso    Denkmal),  ihr  Gelübde 

ET  •  F  •  A  VRELIVS      votum  soWerunt  luben-   mit  Freuden  losend,  die 

DOSSO"  tes  merito.  Soldaten  der  dreissig- 

V-S-L-M-  8ten    siegreichen   ulpl- 

sehen  LegionM.  MassiK 

nius  Sekundus  und  F. 

AureUas  Dosso. 

Zu   diesen  beiden    Inschriftsteinen   hat   Herr  Oberlehrer  Freuden- 
berg folgende  Bemerkungen  gemacht: 


70 


a  d  I.  Die  Inschrift  Nr.  I.  wird  hier  zum  crBtenmale  yeröffentliohi. 
Sie  ist  7on  Wichtigkeit,  da  wir  auf  derselben  einen  benefioiariua 
consulis  (Gefreiten)  Ton  der  8.  Legion  kennen  lernen,  Yon  wel- 
cher ausser  mit  Stempeln  Tersehenen  Ziegeln  am  Niederrhein 
höchst  selten  Inschriftsteine  gefunden  worden  sind. 

ad  IL  Die  IL  Inschrift:  Finibus  et  genio  loci  u.  s.  w.  iat  bereite 
Ton  Professor  Fiedler  in  den  ^Neuen  Mittheilangen  des 
thüring.  Sachs.  Alterthums  -  Ter.  I.  8,  20,  und  naoh  ihm  toh 
Steiner  Cod.  inscr.  rom.  danub.  et  rhen.  I.  Nro.  976  bekannt 
gemacht  mit  der  Angabe  des  Fundorts  Fomioh.  Steiner  be- 
zieht das  erste  Wort  Fines  als  Grenzgottheit,  auf  die  Grenze 
der  Ortsgemarkungf  wo  dieser  Altar  errichtet  worden  ist.  Da 
sich  indessen  die  beiden  Yotlysteine  zu  beiden  Seiten  dnes 
Baches,  welcher  bis  in  die  jüngste  Zeit  als  Grenzsohelde 
zweier  Diooesen  diente,  vorgefunden  haben,  so  bin  ich  geneigt, 
der  Ansicht  des  Herrn  Oberstlieutenants  Schmidt  beizupfliehteut 
dass  hier  die  Grenze  yon  Germania  superior  und  inferior  war, 
welche  yon  keinem  alten  Schriftsteller,  mit  Ausnahme  des  Pto- 
.lemaeus,  der  den  rSthselhaften  Fluss  Obringa  nennt,  genauer 
angegeben  worden.  Der  Gegenstand  ist  jedenfalls  einer  n2hem 
Untersuchung  würdig.  Einen  genaueren,  mit  weitem  Gründen  unter- 
stützten Nachweis  von  der  Wahrscheinlichkeit  der  Schmidt'schen 
Hypothese  habe  ich  im  XXIX. u.  XXX.  H.  unserer  Jahrbb.  S.  84  ff., 
zu  liefern  versucht.  Zugleich  bin  ich  jetzt  im  Stande  über  das 
Schicksal  der  in  den  40er  Jahren  in  Antwerpen  öffentlich  ver- 
steigerten Inschriftsteine  Näheres  anzugeben :  Nro.  1  befindet  sich 
nemllch  in  dem  Mus^e  provincial  de  Li6ge;  vergl.  Bullet  de 
rinstitut  arohSoL  Liögois.  T.  III.  Uv.  4  (Liege  1860),  welches 
einen  beschreibenden  Katalog  des  dortigen  Prov.  Museums  ent- 
hält und  unsere  Inschrift  unter  Nro.  3  aufführt  Ueber  den  wichti- 
gen  Stein  Nro.  IE  Finibus  eto.  theilt  Herr  Dr.  Leemans,  Director 
des  Reichsmuseums  in  Leyden  in  einem  an  unsern  red.  Sekr. 
Prof.  aus'm  Weerth  gerichteten  Briefe  mit:  «Auf  einem  sehr 
kurzen  Besuche  in  Brüssel  am  Ende  Oct  1860  habe  loh  die 
sehr  gut  erhaltene  und  ziemlich  deutlich  leserliche,  Inschrift 
angetroffen  i»  Mus ^e  Royale  des  armofres  d^aatlquit^s  et  d'Eth- 
nologie.     Fr. 


71 

ser  den  Gewölben  ^0«  worauf  das  Raihhaus  erbaut  Ut, 
hat  der  Ort  oberirdisch  keine  Ueberreste  von  den  Rö- 
mern mehr ,  und  die  Ruinen  der  alten  Burg ,  die  an  der 
Strasse  nach  Coblenz  liegen,  so  wie  der  hohe  Tburm  am 
nördlichen  Ausgange  nach  Remagen,  sind  nicht  römisch, 
wofflr  sie  oft  gehalten  werden,  sondern  im  12,  Jahrhundert 
Tom  Erxbischof  Friedrich  von  Cöln  erbaut.  Der  jeztige 
Ort  liegt  auf  dem  Schutte  der  zerstörten  Römerfeste  und 
noch  in  diesem  Jahre  (1828)  stiess  man  an  zwei  Stellen 
beim  Graben  eines  Brunnens  und  eines  Kellers,  IG'  unter 
der  jetzigen  Oberfläche,  auf  das  römische  Strassenpflaster'^'), 
welches  beweiset,  dass  sich  auch  das  Rheinbett''')  in  dieser 
Gegend  sehr  erhöht  haben  muss. 

Unterhalb  Andernach  finden  sich  noch  einige  Ueberreste 
von  der  Römerstrasse,  welche  hier  westlich  von  der  Chausst^e 
Ober  Namedy  ftthrte.  in  Niedcrbreisig  und  auf  der  Burg 
Rheineck  sind  öfter  römische  Altertbttmer^^)  gefunden 
worden.  Desgleichen  sind  vor  2  Jahren  am  Budelberge  bei 
Franken  viele  interessante  Dinge  ausgegraben  worden.  Auf* 
fallend  ist  es,  dass  sich  in  dem,  an  der  Mflndung  des  Aar- 
Ibales  interessant  gelegeneu  Sinzig,  einem  sehr  alten,  aber 
von  römischen  Schriftstellern  nicht  genannten  Orte,  so  wenig 
Ueberreste  von  der  Anwesenheit  der  Römer  vorfinden.   Desto 


71)  Vgl.  Jahrb.  H.  XVIII.  S.  217.  ff.  und  IL  XXIII.  S.  180. 

72)  Im  März  1860  entdeckte  man  beim  Bau  eines  Hauses  Tor  dem 
K5lnerthore,  8'  unter  der  Oberfläche,  eine  alte  fesfgebaute  Heer- 
strasse. Dieselbe  besteht  aus  einer  Packlage  und  Eiesdecke 
Ton  2'  Durchmesser.  Eine  römische  Münze  wurde  auf  der 
Strasse  gefunden.  Die  Breite  der  Strasse  beträgt  24';  an  bei- 
den  Seiten  sind  Platten  yon  Thonschiefer  als  Fusswege  ange- 
legt.    (Cobl.  Ztg.  T.  J.  1860,  Nro.  80). 

73)  VgL  Jahrb.  H.  XVII.  S.  1^.  ff. 

74)  Vgl.  ebend.  H.  VIT.  S.  13  und  4^,  und  H.  XXVI.  S.  154.  ff. 


72 

mehr  ist  jederzeit  in  und  bei 

Remagen  (Rigomagus)  gefunden  worden.  Dieser  be- 
festigte  römische  Grenzplatz  lag  an  der  Stelle,  wo  der 
jetzige  Ort  liegt ;  es  hat  sich  von  den  ROmern  jedoch  hier 
oberirdisch  nichts  als  ein  Stück  Mauer  neben  der  Kirche 
erhalten.  Als  in  den  60ger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts 
der  Kurfflrst  von  der  Pfalz,  Carl  Theodor,  den  ersten  Gmiid 
zu  der  jetzigen  Chaussee  von  Remagen  abwärts  legen  Hess, 
fand  man  ausser  vielen  römischen  Alterthflmem,  (wovon 
gegenwartig  noch  mehrere  Steine  mit  Inschriften  unterhalb 
des  Apollinarisberges^^)  in  die  Felsen  eingemauert  sind),  die 
hier  verschtittete  ROmerstrasse  und  einen  Millienstein  von 
den  Kaisern  M.  Aurelius  und  L.  Verus  vom  Jahre  163,  wel- 
cher die  Entfernung  bis  Coln  ganz  richtig  zu  SO  römischen 
Millien  angibt. 

In  Oberwinter  sind  häufig  römische  Votivsteine,  Mflnzen 
etc.  etc.,  gefunden  worden.  Diesen  Ort  jedoch  fQr  das  Win- 
terlager der  1.  Legion,  welches  Tacitus  erwähnt,  anzunehmen, 
dafür  fehlen  alle  weiteren  Beweise. 

B  o  n  n  (Bonna ,  Castra  Bonneusia)  eine  von  Drusus  gegen 
13  vor  Chr.  erbaute  Festung,  früher  das  Standquartier  der 
1.  und  später  der  21.  Legion.  Bonn  gegenüber  an  der 
Sieg  wohnten  damals  die  Sigambern  oder  Sykambern  (Sieg- 
anwohner), eins  der  machtigsten  und  kriegerischsten  Volker 
Deutschlands,  welches  die  Fortschritte  der  ROmer  in  Deutsch- 
land lange  aufhielt,  bis  es  von  Tiberius  besiegt,  zum  Theil 
unter  dem  Namen  der  Gugerner  zwischen  den  Rhein  und 
die  Maas  in  die  Niederungen  auf  beiden  Seiten  der  Niers 
verpflanzt  wurde.  Gegen  dieses  streitbare  und  gegen  dif 
ROmer  besonders  feindlich  gesinnte  Volk  scheint  Drusus 
diese  Festung  ursprünglich  angelegt  zu  haben.  Bonn  wurde 
zuerst  in  dem  batavischen  Kriege  durch  Civilis  erobert,  und 


75)  Vgl.  ebead.  U.  XXYI.  S-  114  ff.  und  186  ff. 


TS 

Im  Jdm  SU  von  dett  Fraaken  *  aekit  fast  tllwikrifm 
«ttttitehea  BefeftigwfMi  an  HMenrlicia  f^rwiitcf,  Catar 
Miaa  bdhstift«  es,  naeh  Vertraibuif  itr  FraakaiiY  SM 
vaü  aeoeai,  woranf  ta  886  von  ilca  Fraalm  afcenudi  du 
•bfrt  «Di  Buletat  bei  Altik's  2a|^  nach  OalHeii  datck 
üe  BandM  uad  die  ihnea  Mfcaden  deatsdMO  Vdlker  van 
d«r  Erde  reiiilgt  warde.  Von  raausclics  Oebtadien ,  Be- 
feaügaagen  etc.  bat  aicb  daher  aber  der  Erde  mchla  iMhr 
effnaUettk 

.  Ibch  des.  Uatemiebangen ,  die  der  Verf.  an  Ott  aad 
Steile  aBfartellt  hat.  In«  das  rimieche  Lager  nardlieb  van 
dem  jetaigea  Boaa  —  aaf  der  aitea  Maaer  —  aad  eebeint 
eis  regdarilfliigas  VieredL^*)  gebiidet  an  haben,  welchea 
aatHch  vaai  Rheine,  eidiich  yon  der  Jetat  deaMlirten  Be. 
fcatifBBg  ¥(Hi  Baaa,  .weatlich  durch  den  weattidieB  Weg 
(den  leiterweg).  ?oa  Baaa  naeh  Rbebderf  vad  aardUch 
darth  eiae  Liaie  begteast  wird,  welelie  yoa  dem  geaaaatea 
Wege  an  dem  Jesniteohale  vorbei  nach  deai  Bheiae  flhit. 
laaerhdb  dieser  Begreaaaag  Hegt  der  Raaai,  der  »aaf  der 
alten  Maaer*'  geaaaat  wird ,  imt  völlig  geebaet   aad  Aber 


7€)  Bs  Ist  bekiintit,  dMs  ä\e  R5mer  nseh  Art  der  Blrttrl«:  ihren 
feeteo  Pliteen  und  telbsl  ihren  M«reohUgem  fest  Immer  die 
Qesiiilt  ^ne«  QaedraU  oder  Ifoglioheii  Yiereoka  $ahwh  uod  nar 
in  den  FSIIen  ron  dieser  Form  itbwiohen,  wo  des  Terridn 
eine  andere  Torsohrieb.  Bildete  die  GesUlt  ein  Qaedrat,  so 
befand  sloh  gewöhnlich  in  der  Mitte  einer  jeden  Seite  ein  Thor, 
and  war  dieselbe  ein  Reohteok,  so  waren  oft  zwei  AusgSnge 
an  jeder  der  langen  Seiten  angebracht  Die  Hanptstrasse  gfng 
gewOhnlieh  In  der  Uitte  daroh  die  Befestigang  und  wurde  ron 
den  Querstrassen  rechtwinkelig  gesohnitten.  (Ausffihrlioh  Qber 
diesen  Gegenstand  handelt  Uyginus  in  seiner  römischen  Castca- 
aetation,  und  Abbildungen  und  Beschreibungen  römischer  Lager 
finden  doh  fast  in  jedem  Werlc^,  welches  über  das  römisohe 
Kiiegswesen  handelt) 


74 

im  ik^st  Feld  erlMIbr^)  enehrfnt,  mi  w%  Qtmmä  mai 
Bodka  voll  vm  rtaischei  lll«ierii  ist,  woi^r  mIm  BMcarnnf 
cotstaiideii«  Bie  BrlHriMmf  aicses  PfaUses  Aber  ica  aütUrs 
BheimiMnie  beirtfft  €•  M%  nnil  iBaerhalfc  dcwelb»  w  d«r 
Make  des  Wicheliliofes  ^*)  war  es ,  wo  in  dea  Jabnii  tsm 
Ms  inO  die  Ton  Dorow  bekaaat  goHucbleii  rOnusdieB  Ka« 
senien  aasfegrabea  wamlen*  -  Linga  der  MUchea  Seite 
dieMs  Vierecks ,  wo'  daa  Ufer  ron  den  Rheiae  abfeiyÜI 
worden  ist ,  sieht  man  bis  au  20^  Tiefe  Ziegel ,  Seherbea^ 
Maaeiwerk,  Fassbl^dtn  ete»,  und  es  slnil  .darmter  Mrei 
boriaoatal  laufeade  Sebichtea  roa  Jüdhleo  nad  Aaebe,  voa 
7  bis  8f  Abereinaader ,  in  der  ganaen  Ansdehnaag  deulHcb 
an  erkennea.  Mitten  darcb  das  Viereek  «f  dil  voa  Sadea 
nach  Nordea  die  Römerstrasse  nalich  Rheindorf,  aocb  j&tai 
die  ,,alte  Strasse,  Sieinstrasse^,  und  ta  altea  Fiarblicbem  die 
«Heeratvasse^  geaanat*  Diese  Strasse  wird  von  einen  aadcm 
Wege,  welcher  vom  Rheiae  keiamt  uad  den  Naatca  «Heer* 
weg^  führt,  reebtwiakelig  geschakteik  Die  Kortaetamf 
dieses  Weges  Aber  die  Chaussee  nach  Colu  in  der  Riebtaag 
aach  Badenich,  wo  er  sich  ia  den  Feldern  rerliert,  aeigl  aa 
mehreren  Stellen  noch  die  deutlichsten  Spuren  der  ranischea 
Konstraktioa ,  und  es  ist  wahrscheinlich  die  Rdmeratraeae, 
welche  von  Bonn  nach  Trier  fahrte  uad  westlich  von  Blan- 
keaheimerdorf  in  die  von  Trier  nach  CAln  gehende  Raner- 
strasse  einging.  Mehrere  andere  Wege  ianerhalb  des  Vier- 
eckes, die  sich  fast  sammtlich  rechtwinkelig  schneiden,  wer- 
den Heidenwege  genannt. 

Nach  Florus  vereinigte  Drusns  Bonna  und  Gesonia  ^*)  durch 
eine  Brücke  und   deckte  dieselbe  mit  einer   Flotte,     Dem 


77)  Vgl.  Jahrb.  H.  XVH.  S.  1&6  ff. 

78]  Ebendas.  S.  lOS  ff. 

79)  Vgl.  Jahrb.  H.  I.  S.  1  ff.,  H.  Ift.  S.  1  ff.,  H.  VIII.  3.  5J  ff.,  H. 

IX.  a  78  und  S.  202,  H.  XVIF.  S.  1  ff,  H.  XVHC.  S.  «19  ff 

und  U.  XXYI.  8.  49. 


76 

Jesuitenbofe  gegeDflber  auf  der  rechten  Rheinseite  werden 
noch  jetzt  mehrere  Hauser  von  Schwarz -Rheindorf  ^im 
Gensen^  genannt,  und  es  ist  wahrscheinlich,  dass  dieses  das 
römische  Gesonia  ist,  und  dass  diese  Brflcke,  welche  Dru- 
SOS  zum  Behuf  seiner  Expeditionen  gegen  Deutschland  bauen 
liess  —  und  wahrscheinlich  eine  Schiffbrücke  Mar  —  in  der 
Nihe  des  Jesuiten-  oder  Wicheishofes  gelegen  hat.  Alle 
diese  LokalitAten  zusammen  genommen  und  die  vielen  römi- 
schen Alterthflmer,  welche  jederzeit  aufder  alten  Mauer 
gefunden  worden  sind,  lassen  mit  Bestimmtheit  die  Lage 
des  römischen  Lagers  in  dem  oben  bestimmten  Räume,  und 
nicht  in  dem  jetzigen  Bonn,  wie  man  gewöhnlich  glaubt, 
annehmen.  Dieselbe  Erscheinung  wiederholt  sich  häufiger 
wie  z.  B.  bei  Asberg,  bei  Xanten  etc.  etc.,  dass  neuere  Orte, 
die  aus  den  Trümmern  der  alten  römischen  festen  Plätze, 
welche  durch  die  grflsslichen  Zerstörungen  wt&hrend  der 
Völkerwanderung  von  der  Erde  vertilgt  worden  waren,  her- 
vorgegangen sind,  nicht  auf  den  alten  Ruinen  selbst,  sondern 
in  ihrer  Nahe  erbaut  worden  sind,  und  zwar  aus  dem  ein- 
fachen Grunde,  weil  es  leichter  war,  sich  auf  einer  neuen 
Stelle ,  als  auf  einer  mit  Schutt  und  Trümmern  angefüllten, 
anzusiedeln. 

Von  dem  Platze  „auf  der  alten  Mauer^  führt  die  Römer- 
strasse zum  Theil  noch  sichtbar,  über  Rheindorf  nach  Hersel, 
wo  römische  Alterthümer  gefunden  werden.  Von  diesem 
Orte  bis  Cöln  ist  jede  Spur  verschwunden. 

Nachtrag  vom  Jahre  1840.  Die  Castra  Bonnensia 
haben  „auf  der  alten  Mauer^  gelegen.  Dieser  Raum  wird 
begrenzt  östlich  durch  das  hohe  Rheinufer,  südlich  durch 
den  Heerweg,  westlich  durch  den  Reiterweg  und  nördlich 
durch  eine  Linie,  die  vom  Jesuitenhofe  nach  dem  Reiterwege 
gezogen  wird,  und  ist  8  bis  10'  über  die  umliegende  Gegend 
erhöht,  gegen  welche  er  westlich  und  nördlich  einen  sehr 
sichtbaren  Abfall  hat. 


76 

Die  Richtung  der  römischen  Rheinstrasse  ^^)  hat  sich  noch 
in  der  jetzigen  Stadt  Bonn  erhalten,  welche  zu  beiden  Seiten 
derselben  erbaut  worden  ist.  Sie  tritt  durch  das  CoblensEer 
Thor  in  die  Stadt,  und  geht  über  den  Belderberg,  dieHunds- 
gasse,  die  Sandkaule  und  die  Nonnenstrasse  durch  dieselbe 
bis  zur  Stadtmauer,  wo  das  Thor  zugemauert  ist.  Durch 
die  alte  Befestigung^^)  ist  sie  von  der  Stadtmauer  an  ver- 
stört bis  sie  da,  wo  sie  den  Heerweg  schneidet,  wieder  xum 
Vorschein  kommt,  und  durch  die  Mitte  des  Lagers  unter  dem 
Namen  «alte  Strasse^  nach  Rheindorf  führt.  Wo  sie  den 
Heerweg  schneidet  und  südlich  in  das  Lager  tritt,  würde  die 
porta  decumana,  und  wo  sie  nördlich  aus  demselben  führt, 
(wo  sie  einen  stumpfen  Winkel  links  macht)  die  porta  prae- 
toria  zu  suchen  sein.  Diese  Strasse  bildete  die  via  oder 
platea  praetoria  des  Lagers,  so  wie  der  Weg ,  der  von  dem 
Wicheishofe  nach  dem  Reiterwege  führt,  die  via  principalis; 
und  die  porta  principalis  dextra  würde  beim  Wicheishofe 
und  die  porta  principalis  sinistra  da  zu  suchen  sein  ,  wo. 
jener  Weg  mit  dem  Reiterwege  zusammen  trifft  —  Dass 
noch  grosse  Ueberreste  von  der  Umfassungsmauer  des  Lagers 
nebst  den  .Thürmen  und  den  abgerundeten  ausspringenden 
Winkeln  unter  dem  Boden  liegen,  ist  mehr  als  wahrschein- 
lich, und  würde  sich  durch  genaues  Sondiren  mit  einer  eiser- 
nen Stange  längs  dem  Heer-  und  Reiterwege,  von  letzterm 
nach  dem  Jesuitenbofe  und  von  diesem  Ostlich  an  dem 
Wicheishofe  vorbei,  ausmitteln  lassen.  Bei  Sondining  der 
letztern  (der  Rhein-)  Front  würde  man  von  der  Stelle  ausgehen, 
wo  der  Verf.  1840  diese  Mauer  in  dem  von  dem  Heerwege 
nach  dem  Rheine  führenden  Hohlwege  zu  Tage  liegend  fand. 
Bei  diesen    Untersuchungen   ist    hauptsachlich  dasjenige   zu 


80)  Vgl.  Jahrb.  H.  I.  S.  22,  H.  III.  S.  197,  H.  IX.  S-  129,  H.  XVII. 
S.  122  und  123. 

81)  Vgl.  ebend.  H.  XXV.  S.  98  fF. 


77 

beachten,  was  Dorow  über  seine  Nachgrabungen  beim 
Wicheishofe  hekannt  gemacht  hat ;  auch  bleibt  2u  ennitteln, 
ob  nicht  gerade  dem  Lager  gegenüber  sich  die  ehemalige 
Mündung  der  Sieg  befunden  hat;  und  überdiess  sind  alle 
Notizen  zu  sammeln,  die  sich  über  das  Vorhandensein  eines 
römischen  Aquädukts,  der  aus  der  Gegend  von  Nettekoven 
nach  dem  Lager  bei  Bonn  geführt  haben  könnte,  etwa 
vorfinden®^). 

Die  grosse  römische  Militairstrasse,  die  von  dem  Lager 
nach  Gallien,  zunächst  nach  Trier  führte,  ist  in  der  Um- 
gegend unter  dem  Namen  ^Heerweg  oder  Heerstrasse^  be- 
kannt. Sie  ist  die  Fortsetzung  des  Heerweges  ^auf  der 
alten  Mauer^  und  führte  nördlich  an  Endenich  etc.  etc.  vorbei» 

Die  römische  Rheinstrasse  folgt  oberhalb  Bonn  zunüchst  der 
Chaussee,  geht  dann  östlich  von  derselben  über  Plittersdorf,und 
trifft  erst  vor  Mehlem  wieder  in  die  erstcre ;  unterhalb  Bonn 
geht  sie  unter  dem  Namen  der  »alten  Strasse^  durch  Rhein- 
dorf nach  Hcrsel.  Zwischen  diesem  Orte  und  Widdig  ist 
sie  vom  Rheine  zerstört,  und  erst  unterhalb  Widdig  geht 
sie  in  der  Richtung  der  gegenwärtigen  Chaussee  nach  Cöln'« 

Auf  der  alten  Burg  oberhalb  Cöln ,  in  alten  Urkunden 
Castrum  vetus  genannt,  wo  gegenwärtig  eine  Windmühle 
steht,  und  wo  viele  Legionsziegel ,  Münzen,  Geräthschaften, 
römisches  Gemäuer  etc.  etc.  ausgegraben  wurden,  hat  ein 
römisches  Castell  gestanden,  von  welchem  bei  Beschreibung 
iies  römischen  Aquädukts,  der  aus  der  Eifel  nach  Cöln 
führte,  schon  die  Rede  gewesen  ist. 

Coeln  (früher  Oppidum  oder  Civitas  Ubiorum,  Stadt 
der  Ubier,  und  später  Colonia  Agrippinae  oder  Agrippinen- 
sis  genannt). 


82)  Die  Spuren  dieser  Wasserleitung,  welche  Ton  der  Eirel  aus 
über  Dransdorf  nach  dem  castrum  fUhrte,  habe  ich  nachgewiesen 
im  XXIX.  H.  der  Jahrb.  g.  96  Not.  22.     Fr. 


78 

Ein  deatsdies,  schon  frflh  Handel  treibendes  und  sich  durch 
höhere  Kultur  vor  den  übrigen  Oermanen  auszeichnendes,  und 
daher  von  diesen  gehasstes  Volk,  die  Ubier,  wohnte  vor 
der  römischen  Periode  auf  dem  rechten  Rheinufer  swischni 
der  Lahn  und  Sieg.  Dieses  Volk  von  seinen  Grensnachbara, 
den  Sueven,  gedrängt,  henutjste  die  Anwesenheit  und  Siege 
J.  Caesars  in  .Gallien,  und  suchte  die  gefährliche  Frennd«- 
schaft  der  Römer,  wodurch  der  zweimalige  Rheinübergang 
Caesars  (55  und  53  v.  Chr.)  veranlasst  wurde. 
.  Im  Jahre  86  v«  Chr.  versetzte  der  Präfekt  von  Gallien 
JH.  Vips.  Agrippa,  die  Ubier,  um  sie  aus  der  Nachbarschaft 
ihrer  mächtigen  Feinde  zu  entfernen,  von  dem  rechten  auf 
das  linke  Rheinufer  (wie  Tacitus  sich  ausdrückt:  um  abzn- 
wehren,  nicht  un^gehtttet  zu  werden),  Hess  auf  einer  Anhöhe 
am  Rhein  das  Oppidum  Uhiorum  für  sie  anlegen  und  be* 
festigen,  und  räumte  ihnen  den  Landstrich  ein,  der  östlich 
durch  den  Rhein  von  Uerdingen  bis  Sinzig,  südlich  durch 
die  Aar,  westlich  durch  die  Roer  bis  zu  ihrer  Mündung  in 
die  Haas  und  nördlich  von  diesem  Punkte  bis  Uerdingen 
.begrenzt  wird.  Von  diesem  Moment  an  waren  die  Ubier 
den  Römern  treu  ergeben,  und  bald  dergestalt  romanisirt^ 
dass  sie  sich  ihres  germanischen  Ursprungs  schämten.  Im 
Jahre  50  n.  Chr.  bewog  Agrippina,  die  Tochter  des  Ger- 
manikus,  Mutter  des  Nero  und  Gemahlin  des  Kaisers  Clau- 
dius, welche  während  der  Feldzüge  ihres  Vaters  am  Rhein 
in  dem  Oppidum  Ubiorum  geboren  worden  war,  ihren  Ge- 
mahl und  den  Senat  eine  Kolonie  Veteranen  nach  ihrem 
Geburtsorte  zu  senden.  Viele  römische  Patrizier  und  Rürger 
folgten  dahin.  Das  Oppidum  wurde  erweitert,  durch  Rau- 
werke  verschönert,  und  erhielt  den  Namen  Colonia  Agrip» 
pinae  oder  Agrippinensis  und  Agrippinensium.  Cöln  wurde 
.von  nun  an  die  bedeutendste  Stadt  der  Römer  am  Nieder* 
(rhein  und  blieb  es  während  ihrer  Herrschaft. 

Bei  dem  Einfalle  der  Franken   im  Jahre  855  wurde  Cöln 


79 

Mum  ersienmale  von  ibnen  erobert  und  serstOrt  Julian 
liess  es  im  Jahre  356  wieder  aufbauen.  Im  Jahre  449  wurde 
es  zum  zweitenmale  von  den  Frauken  unter  Merovftus  er- 
obert; 451  bei  Attilas  Zuge  ilber  den  Rhein  von  den  Hunnen 
zerstört,  und  457  nach  Ermordung  des  Römers  Aegidius 
durch  Meroväus  Sohn ,  Childericb,  der^römischen  Herrschaft 
in  Coln  und  am  Rheine  ein  Ende  gemacht.  Cöln  wurde  von 
jetst  der  KOnigssitz  der  Ripuarischen  Franken,  und  diesem 
Umstände  ist  es  wohl  hauptsachlich  zuzuschreiben ,  dass 
zieh  in  dieser  Stadt  noch  so  viele  Spuren  der  ehemaligen 
römischen  Befestigung  erhalten  haben.  Siegbert,  Childerichs 
Neffe  und  Nachfolger,  vergrOsserte  durch  gifickliche  Kriege 
das  Königreich  Cöln,  und  entschied  durch  seine  Ankunft  die 
Schlacht  bei  Zttipich  gegen  die  Allemannen  (496)  zu  Gun- 
sten Chlodwigs.  Dafür  Hess  ihn  dieser  durch  den  eigenen 
Sohn  auf  der  Jagd  ermorden,  klagte  alsdann  den  Sohn  des 
Vatermordes  an,'  liess  ihn  hinrichten,  und  nahm  von  Cöln 
Besilz.  Auf  diese  Weise  kam  Cöln  zu  den  iibrigen  Eroberun- 
gen Chlodwigs  und  zu  dem  Reiche  der  salischen  Franken,  und 
geborte  bei  der  Theilung  nach  dessen  Tode  zu   Auslrasien. 

Die  Colonia  Agrippina  nahm  die  Altstadt  des  jetzigen 
Cöln  ein,  und  lag  auf  dem  in  der  ganzen  Umgegend  am 
meisten  über  dem  Rheine  erhabenen  Punkte.  Der  Rhein 
theilte  sich  zur  Zeit  der  Römer  hier  in  zwei  Arme  und 
bildete  eine  Insel.  Durch  das  spätere  Zurücktreten  des 
Stromes  von  der  linken  Seite  und  durch  Ausfüllungen  im 
Hittelalter  verschwand  der  linke  Arm,  und  die  frühere  Insel 
wurde  mit  dem  linken  Rheinufer  verbunden.  Im  Jahre  1784, 
wo  der  Rhein  bis  40'  am  Pegel  stieg,  trat  anfangs  die 
ganze  Insel  hervor,  und  als  der  Rhein  jenen  höchsten  Was- 
serstand erreicht  hatte,  blieb  nur  noch  die  Römerstrasse  in 
der  ganzen  Umgegend  von  der  Ueberschwemmung  verschont. 

Die  römischen  Stadtmauern  bilden  beinahe  ein  Viereck 
und   begrenzen  den  höchsten  Theil  der  Anhöhe.    Das  vor 


80 

ihnen  gelegene  Terrain  ist  aller  Orten  niedriger,  und  die 
Colonia  scheint  ringsum  mit  Niederungen  und  Wasser  um- 
geben gewesen  zu  sein,  wovon  sich  noch  die  vielen  Localbe- 
nennungen  —  Pohl  (Pfuhl)  und  Lach  (lacus)  erhalten  haben. 
An  der  Nord-,  West-  und  Sfldseite  sind  die  Ueberreste  dieser 
Mauern  noch  sichtbar,  an  der  Ostseite  hingegen  sind  sie 
verschwunden,  oder  in  die  Häuser  eingebaut. 

An  der  nördlichen  Seite  von  Maria  ad  gradus,  hinter 
und  längs  der  jetzigen  Domkirche,  Ober  die  Pfaffenpforte,  die 
Burgmauer  bis  St.  Ciaren,  befinden  sich  noch  folgende 
Thfirme  und  Mauerreste: 

a)  ein  Eckthurm;  Mauerreste  hinter  dem  Dome,  bei  dem 
Durchgänge  neben  der  Pfaffenpforte.  Die  Häuser  der  Trank* 
gasse  liegen  sehr  tief; 

b)  ein  runder  Thurm  auf  der  Burgmauer,  frflher  d^s 
Wichhaus  ^^)  zum  alten  Dom  genannt.  Von  hieran  ragen 
noch  unzerstörbare  Reste  der  Mauer  über  das  Pflaster  der 
Burgstrasse  hervor.  Die  Schmiergasse  liegt  viel  niedriger, 
so  dass  alle  hier  anstossenden  Gebäude  die  Eingänge  von 
der  Schmiergasse  in  die  Erdgeschosse  und  von  der  Burg- 
strasse aus  in  die  2.  Geschosse  haben; 

c)  ein  runder  Thurm  in  der  Nähe  des  Zeughauses;  im 
Mittelalter  das  vordere  Wichbaus  genannt; 

d)  zwischen  dem  Zeughause  und  dem  Kornhause  finden 
sich  Reste  eines  Thurmes  (Juden •Wichbaus)  und  ansehn- 
liche Mauerstücke.  Auch  steht  das  Zeug-  und  Kornhaas 
auf  der  römischen  Mauer,  und  im  Zeughause  befindet  sich 
ein  römischer  Brunnen; 

e)  ein  runder  Thurm  noch  ziemlich  erhalten  und  mit 
Verzierungen  versehen.    Von  diesem  bis  zu 


83)  Die  Benennung  'Wichhans,  welohe  fast  BXmmtHohe  in  Cöln  er- 
haltend  Mauerthürme  führen,  kommt  Ton  dem  lateinischen  "Vlgilia 
—  Wache  •— ;  folglich  ist  Wiohhaus  gleichbedeutend  mit  Warte. 


81 

0  'cn  Eektlnimie  sind  noch  bedeutende  Mauerreste  er- 
halteB,  und  dieser  von  allen  am  besten  erhaltene  Thurm  ist 
mit  Venrietungen  von  Tempehi  (?)  nnd  mit  Rosetten  versehen. 

Die  westliche  Seite  beginnt  mit  dem  oben  genannten 
BdLtbiHiBe  vnd  liegt  längs  der  Apernstrasse ,  der  alten 
Maver  von  Aposteln  und  am  Lach  bis  sur  Griechpferte. 
Die  Mauer  ist  hier  durchaus  noch  sichtbar,  an  einzelnen 
Stellen  sehr  bodi ,  und  heisst  die  alte  Mauer.  Die  hier  be- 
indticben  Thflrme  sfnd: 

g)  ein  halbrunder  Thurm  im  Garten  von  St.  Ciaren; 

h)  em  dergleichen  im  Braubause  zum  Esel ; 

i)  ein  ganzrunder  neben  der  Apostelpforte; 

k)  ein  dergleichen  mit  Verzierungen  am  Lach;  und 

1)  ein  halbrunder  in  dem  Garten  bei  Mauritius  Steinweg. 

Die  sttdliche  Seite  gebt  von  der  Griechenpforte  hinter 
den  Bftusern  der  Rotfagerber  längs  dem  Feldbache  bis  Maria 
ia  Capitölio.  Die  auf  dieser  Linie  liegenden  Gebäude  raben 
(wenigstens  bis  zur  Hocbpforte)  mit  den  hintern  Wänden 
auf  den  Resten  der  Ritanermauem.  Die  Spuren  der  ThUrme 
sind  hier  verschwunden. 

Die  ästliche  Seite  ging  von  Maria  in  Capitölio  auf 
der  Hähe  fort  bis  Maria  ad  gradus.  Die  Mauerreste  sind 
liier,  wie  schon  bemerkt,  verschwunden. 

Bei  näherer  Untersuchung  findet  man,  dass  der  Bau  dieser 
Mauern  nnd  Thflrme  zwei  verschiedenen  Perioden  angehört, 
und  dass  die  oberen  Theile  nach  vorausgegangener  Xerstö- 
rmg  anf  die  Uekerreste  der  alten  Mauer  aufgefährt  sind. 
Die  unteren  Mauern  verrathen  eine  grössere  Sorgfalt  und 
Veatigkdt  als  die  oberen,  und  sind  wahrscheinlich  noch  die 
Deberreste  der  alten  Stadtmauer,  die  S&5  von  den  IVanken 
zerstört  wurde,  während  die  oberen  von  Julian  herrühren, 
der  96ß  Cöln  von  neuem  befestigte. 

Was  die  Thore  der  Stadt  betrifft i  so  lassen  sieb  drei 
mit  Bestinntttheit  angeben,  nämlich: 

6 


82 

A)  die  Hochpforie  (porta  al(a)  an  ilcr  Südseite,  wo  die 
Strasse  von  Bonn  einging.  Diese  Strasse  führte  io  der 
Richtung  der  jetzigen  Bochstrasse  dorch  die  Colonia,  und 
ging  nördlich  durch  die  jetzige 

B)  Pfaffenpfortewieder  aas  derselben.  Als  dieses TiMir 
im  Jahre  1826  abgebrochen  wurde,  fand  man  einen  nodi 
gut  erhaltenen  römischen  Bogen  mit  der  Aufschrift  C.  C 
A.  A.  ^)  (Colonia  Claudia  Augusta  Agrippinensis).  Die  Ak» 
leitung  der  jetzigen  Benennung  Pfaffenpforte  von  einem  Tempel 
der  Venus  Paphia,  der  hier  gestanden  haben  soll,  ist  Ifleher- 
lieh.  In  alten  Urkunden  wird  dieses  Thor  porta  Clerko- 
rum  genannt  y  weil  die  Geistlichen  von  Andreas  etc.  nach 
dem  alten  Dome  durch  sie  gingen.  An  der  Ostseite  befuMl 
sich 

C)  die  Marspforte  (porta  Martis)^)  als  Ausgang  nach 
dem  Rheine  und  nadi  der  Constantinsbrticke.  Die  Denen* 
nung  Marspforte  (oder  Marsthor)  bat  sich  in  den  Rhein- 
gegenden an  den  Fronten  mehrerer  römischer  Befestigungen 
erhalten,  die  gegen  den  Rhein  hinliegen. 

An  der  Westfront  lassen  sich  die  ehenwlifen  römischen 
Thore  mit  weniger  Sicherheit  bestimmen.  Es  ist  jedoch 
wahrscheinlich,  dass 

D)  da,  wo  das  jetzige  Ehrenthor  am  Ende  der  breiten 
Strasse  bejBndlich  ist,  auch  ein  römisches  Thor  war,  und  dass 
ein  zweites  jetzt  zugemauertes 

E)  im  Lach  sidi  befand. 

Die  römischen  Strassen,  welche  von  Colonia  ausgingen, 
waren : 
1)  von  der  Sttdfront  die  Strasse  theils  nach  Bonn  thefls 

nach  Trier; 


84)  Vgl.  Jahrb.  H.  XXYII.  S.  88.   Die  Reste  dieses  Thores  beflndett 

sich  !m  CSlner  Museum.     W. 
85}  Vgl.  ebend.  U.  XXYI.  S.  54  und  H.  XXYII.  S.  19  ff. 


83 

9)  von  der  Westfront  die  StraMen  nach  Kfllpieh  und  Jfllieh ; 

3)  von  der  Nordfront  die  Rheinstrame  nach  Dormagen 
ete.  und  wahrsclieinlicb  noch  eine  aweite ,  die  von  dem 
Gereenslaeh  über  Caster,  Erkelens  nach  der  Maas  ging^  und 
wovon  nodi  einige  DeberresCe  vorhanden  sind. 

Constantinshrticke  ^^).  Mehrere  römische  Schriftsteller 
der  flfitern  Zeit  gedenken  einer  grossen  massiven  Brück  e, 
die  Cottstantin  d.  Or.  (gegen  810)  xnm  Behuf  seiner  Ex- 
peditionen gegen  die  Franken  bei  Cöln  über  den  Rhein 
habe  bauen  lassen.  Im  Jahre  1766  scheiterte  bei  sehr 
niedrigem  Wasserstande  ein  Schiff  auf  den  Trümmern  eines 
der  Salsgasse  gegenüberliegenden  Brückenpfeilers.  Durch 
die  hierauf  erfolgte  Untersuchung  des  kölnischen  Ingenieurs 
Reinhardt  wurde  die  vormalige  Existenz  ^^)  der  Brücke 
Konstantins  ausser  Zweifel  gesetnt.    Er  fand  die  Entfernung 


86)  Vgl.  Jahrb.  H.  VII.  S.  162  ff.  Annalen  des  hiat.  Veroina  für  den 
Ntederrhein  etc.  I.  a.  47.  ff. 

87)  In  der  ESlner  Zeitung  t.  J.    1845  wird   unterm  27.  Febr.  be- 
rietet: Bei  dem  üaseerBt  niedem  Stande  des  Rheins  wäre  das 
Dampfboot  I  welches  die  Fähre   besorgt    und  die  beiden  Ufer 
Torbindet,  beinahe   gescheitert,   indem   es  unfern   des   Deutzer 
Ufersi  gegenüber  dem  Gasthofe  zum  Marienbilde,  auf  einen  der 
Brückenpfeiler  atieas,  welcher  weiland    die  von  Konstantin  ge- 
baute Koroerbrücke  trug,  über  deren  Erbauung  und  Standpunkt 
die   Qelehrten  bisher    gestritten    hatten.     Der  Pfeiler,   welcher 
später  untersucht  wurde  i    ragte  bis  auf  l'/i'  etwa  zum  Wasser- 
spiegal,  und  konnte  an  seiner  bemerkbaren  obern  Stelle,  etwa  6' 
im  Oevierte  messen.  Er  bestand  aus  steinhart  gewordenem  Mörtel, 
aus  welchem  Steinbruchstücke  hervorragten,  welche    durch  die 
Strömung  mannigfaltig  zerklüftet  waren  und  ein  bimsteinartiges 
Anaehen    gewonnen  hatten.    In  Folge  des  gestern  eingetretenen 
Thauwetters  ist    der  Rhein    so  viel  gewachsen,    dass    das  lang 
yerborgene    Denkmal    wieder    unsichtbar   geworden;    dennoch 
yermeiden  die  Dampfer  sorgfältig  die  Stelle,  welche  ihnen  Ge- 
fahr drohen  könnte. 


dreier  Pfeiler  tm  Mitte  su  MiUe  7  Katbea  4  Vuse  f  imm. 
«ad  die  Breile  der  Brücke  96'  »'  preius.  IKe  RidilVBf 
dieser  Brflcke  is4  von  der  Marepforte  flker  die^Sal^assca- 
pfortei,  und  sie  aus  aos  «wei  Tlieilea  beetmadeo  liakcn, 
wovon  der  kleiaere  die  bsel  «t  der  SOnentadi  in  Ver- 
bindung aetele.  Beinalie  alle  Schriftateller  der  afatwen 
Zeit  atininiea  darin  Obereia,  da»  diese  Brflcke  eaniBit  den 
SU  ibrer  Deckung  erbasCen  Kastell  nu  Deuts  dnrch  den 
Brsbischoff  Bruno  L ,  Bruder  Otto  des  Gr.»  m  Jabre  WO 
aingebrochen,  und  die  Steine  nur  Erbauung  von  St«  PaBtaloMi 
verwendet  worden  seien. 

Von  den  ehemaligen  römischen  affentlicben  Gebanden  in 
Ctfln  lasst  sich  gegenwärtig  nur  noch  mk  Beatimnithcil 
die  Lai^e  des  Capitolinm  nachweisen.  Ba  lag  auf  der  Aidriihr 
aber  dem  westlichen  Bheiaarme »  wo  jetst  8U  Maria  in  Ca^ 
pitolio  befindlich  ist,  war  nach  der  rdmischen  Periode  der 
Palast  der  fränkischen  KODige^  und  wurde  durch  Plektmdis, 
die  Gemahlin  Pipins  von  Heristal ,  in  ein  Frauenstifl  ver- 
wandelt 

Zur  Zeit  der  Hemer  lag  die  Bheinflotte ,  die  theüs  nur 
Deekung  des  Rheins,  theils  um  Getreide  etc.  uns  Gallien 
und  Britannien  su  holen  und  die  römiscften  Platine  am  Rhein 
damit  zu  versehen ,  bestimmt  war,  bei  Cöln.  Bei  Erbauung 
des  Seminars  auf  dem  Domhofe  1743  fand  man  in  dem  auf- 
geschatteten  Boden  Mauern  mit  Ringen  sum  Anbinden  der 
Schiffet  und  eine  Menge  sum  Schiffbau  dienender  Oertth- 
Schäften ,  so  dass  «s  scheint ,  ab  habe  der  Hafen  nur  Anf- 
Anbme  der  Flotte  nn  dieser  Stdie,  und  Mglicii  Innerimlb 
der  Befestigang  gefegen. 

Deuts*^)  (Tuilium,  Casteltum  divitense  oder  tuttense) 
jler  BrOckenkopf  von  Cöln.  Deber  die  Entstehung  dieser 
römischen  Befestigung,    die  in   spStern   römischen   Schrift* 


88)  Vgl.  Jahrb.  H.  T.  S.  114,  and  H.  XV.  S.  1  ff.  nad  8.  1&5  ff. 


85 

steilern  nebremial  fenaBBt  wM ,  feUea  alle  NacbrichteB. 
Von  dkaciB  Kaalell  bat  sich  aidila  obmrdiach  erhaltca,  «ad 
acm  DfliraBf ,  der  aicht  badeoteBd  geweaoi  an  aeia  acheiat, 
lal  daher  niebl  ao  bealifliBieB.  Beim  Bau  eines  Hanaes  int 
▼MfigeB  Jahre  (1897)  traf  man  aaf  die  rMiiscbe  Umfasaungs- 
maner  und  die  Ueberreste  eines  Tlrarmes,  nebst  vielen  Min. 
sen  BBd  Ziegeln  der  21.  Legion. 
Die  ftdmerstrasse  IBhrte  ran  CMn  abwärts^*)  nieht  in  der 


S9)  Im  N0tiz1>Qobs  des  Verf.,  wcj^eket  er  1828  aagefangen  b*ty 
hdsat  es  (ohne  Datum) :  Von  KSla  in  der  Riohliuig  nach  Keusi 
finden  üek  feigende  alte  Strassen: 

1)  die  Heerstrasse  oder  der  Heerweg  geht  von  Köln  östlioh 
an  Longerioh  Torhei  fiher  Yolkhoyen  und  Weiler  nach  dem 
westliohen  Uferrande  des  Worrioger  Broiohs  —  (einer  Serpen- 
tine des  alten  Rhetnlaufes,  die  unterhalb  liangel  aus  dem 
jetztigen  Bheinlanfe  aus-  und  dieht  oberhalb  Worrfngen  wieder 
in  selbigen  einging)  "^  wo  sie  sieh  thelit,  mnd  der  westUehe 
▲m  an  ThenhoveB  nad  Beggendotf  Tori>ei  Über  Hacikenbroiehi 
westtioh  Toa  NioTenlieim  nnd  Klw^am  Yorbei  anf  di#  neue 
Bcflbfiiclie  nnd  in  die  Riohtuig  von  Neuss  traf;  wo  hingegen 
der  aweite  (SsÜtohe)  Ann  über  den  Berger-  und  Erebelhof 
unter  dem  Namen  der  Hogenberger  oder  Uohen-Strasse  nach 
Dormagen  ging. 

2)  Die  Steinstrasse  geht  yon  Köln  Über  Kiehl,  westlich  von 
Merkenioh,  Rheinkassd  und  Langel  in  die  neue  Chaussee  und 
anf  dieser  naob  Worringon,  and  es  iai  wahrsehelnfieh  eine 
fttrasse  des  MUteialters:  denn  war  die  sub  1.  gedaehte  Bhein- 
•erpentine  aar  Zeit  der  Rdmtr  Torhanden«  so  konnte  diese 
8tras«s  nieht  naeh  Worringen  führen.  Dieser  Ort  Hegt  sehr 
niedrig  und  kann  nur  dnroh  einen  hohen  Rheindeieh  gegen  die 
üebersehwemmnngen  des  Stromes  gesiehert  werden.  Auch  die 
gegenwartige  Chaussee  IKuft  Ton  Worringen  bis  Dormagen  auf 
^nnn  hohen  Damme.  Bei  Anlage  derselben  sind  in  der  NShe 
Ton  Wonlagen  Urnen  gefunden  worden.  Worringen  liegt  bei- 
aahe  eise  Viertalstande  CsHich  Ton  der  sub  1  gedaehten  Rö- 
meistrasse  und  ist  netnetn  Urspraags.  -^  Wakrseheintich  sind 


86 

RichtuDg  der  gegenwärtigen  Chaufle^e,  soBdeni  nfther  an 
dem  Rheine.  Sie  wird  gegenwärtig  die  ,alte  Straaae*  oder 
wohl  auch  die  «Grtlnstrasse^  genannt,  weil  sie  nnr  ab  Pdd- 
weg  benutzt  wird  und  daher  mit  Gras  bewadiaen  ist  Sie 
geht  von  Cöln  nach  Niehl  und  ist  unterhalb  dioaeai  Orte 
durch  den  Rhein,  der  hier  sich  westlich  gewendet  hat,  anf 
eine  längere  Strecke  zerstört  worden;  führt  dicht  an  Kassel- 
hergy  wo  vielleicht  ein  rAmisches  Kastei  lag  (t)  und  «och 
viele  Alterthttmer  gefunden  werden,  und  Rheinkassel  vorbei, 
und  trifft  stidlich  von  Worriugen  bei  dem  60.  Chauss^estoioe 
in  die  gegenwärtige  Chaussee. 

Nachtrag  vom  Jahre  1889.  »Die  Steinstrasse  seigt 
noch  an  vielen  Stellen  die  dammartige  Anlage  und  Kies- 
Unterlage.  In  Rheinkassel  finden  sich  nicht  die  geringsten 
Spuren  römischer  Anwesenheit;  keine  Mauerreste,  keine 
Münzen.  In  Kasselberg  desgleichen,  mit  Ausnahme  einiger 
Mauerreste,  die  aber  einem  Schlosse  des  Mittelalters  ange- 
hltren  sollen.  —  Der  Kasselberger  Ort  ist  eine  Kiesbank, 
die  von  Rheinkassel  schräg  durch  den  Rhein  gegen  Bittorf 
setzt,  und  bei  dem  kleinsten  Wasserstande  noch  8'  Wasser  bat 

Ehe  sich  die  Steinstrasse  mit  der  Chaussee  vereinigt,  liegt 
Ostlich  von  ihr  eine  kleine  Anhöhe,  auf  welcher  sich  rOmi<- 
sches  Gemäuer  findet  ^^).^ 


die  in  der  Ep!grttnmatograplil6  Ton  Rübsoh  angeffllirten  lasohrifl- 
steine  nicht  in  Worringen  selbst,  sondern  io  der  NUio  dieses 
Ortes  an  der  RSmerstrasse  aufgefunden  worden. 
90)  Zu  beiden  Seiten  der  Steinskrasse  wurden  im  JahM  1860  rSmi- 
sehe  Or&ber  mit  den  gewÖhnliohen  ThongefKssen ,  Ziegelplatten 
und  Scherben  Ton  terra  sigillata,  mehrere  mit  Stempeln,  wie 
BOVDYSPEG  und  AEMIG  [L?]  F,  gefunden,  aaohdem  schon 
im  Jahre  1869  auf  dem  westlichen  UÖhenrande  swisehen  Ber- 
gerhof und  der  Windmiihie,  auf  beiden  Selten  der  Eisenbahn 
die  aus  Brach-  und  Ziegelsteinen  bestehenden  Mauern  rSmiseher  Qe- 
bHude,  snm  Theil  mit  wohlerhaltenem  bunten  Bewarf  Mosaikresten, 


87 

Worriofeo^O  ^  rttmischen  Unprongs,  wie  die  vielen 
hier  gefuiuieueB  AUerthfloier  und  Ueberrrsle  von  römischen 
Manern  beweisen.  Es  ist  jedoch  nicht  das  im  liinerar  be- 
merkte Burangum,  sondern  dieses  ist,  wie  der  Verd  glaubt 
and  weiter  unten  ausführen  wird,  das  jetaige  Schloss  Bflrgel 
auf  der  rechten  Rheinseite. 

Nachtrag  vom  Jahr  1839.  »Worringen.  Die  alte  Pan- 
kraf iuskirche ,  die  zu  einem  Schulhause  eingerichtet  wurde, 
liegt  auf  einer  bedeutenden  Anhahe,  die  bei  hohem  Wasser, 
wie  au  Fastnacht  1837 ,  den  Bewohnern  als  Zufluchtsstätte 
dient,  und  selbst  bei  der  grdssten  Wasserflnth,  welche  der 
Niederrhein  in  neuern  Zeiten  erfahren  hat  und  bei  welcher 
das  Wasser  Aber  einaelne  Häuser  des  Orts  hinwegging, 
nämlich  1781,  vom  Wasser  frei  blieb.  Diese  Hohe,  welche 
die  Kirche,  den  sie  umgebenden  Kirchhof  und  einen  Theil 
des  Orts,  der  westlich  von  ihr  gelegen  ist,  einnimmt,  ist  die 
Steile,  wo  das  alte  Boruncum  gelegen  hat. 

Aach  werden  hier  noch  viele  römische  Mauerreste  unter 
der  Erde  ^gefunden ,  und  die  Fundameute,  worauf  die  Pan- 
kraiiuskirche  ruht,  sind  römisch.  Der  ftbirige  Theil  des  Orts 
wird  bei  hohem  Wasser  überschwemmt. 

Auf  dieser  Hohe  hat  wahrscheinlich  auch  die  Burg  gf- 
standen,  welche  Siegfried  von  Wesferburg  in  Worringen 
anlegte,  wovon  jedoch  jetat  keine  Spuren  mdir  vorhanden 
sind. 

Als  bei  Brbaming  der  gegenwärtigen  Chaussee ,  «wischen 


Scherben  der  yersohledenArtigsten  GefXsse,  such  Terzierier  yon 
terra  ilgillata,  und  eisernen  Gerftthsohaften ,  zum  tiefem  Bau 
des  Bodens  ausgehoben  worden  waren.  Der  ganze  scharf  ab- 
gesohnittene  HShenrand,  welcher  westtieh  Ton  Worringen  und 
der  Chaussee  bis  Dormagen  sich  hinsieht,  aelgt  einen  mit  Bruch- 
•tiioken  rSmiioher  Ziegel  und  GefSsse  gemisohten  Boden*  Rein. 
91)  Vgl.  Jahrb.  H.  V.  und  VI.  S.  238,  H.  XIX.  S  58,  H.  XXI. 
S.  Si  und  H.  XXUI.  S-  145. 


88 


1808  luid  1810,  i9M  obere  (Kttlnsdie)  eof^e  umi  hasfidM^e 
Thor  akgeriMeo  wurde,  bod  maii  sv  beideo  Miea  doasdbcB 
2wei  Steine^  welche  ursprtoglich  jusanmeii  gobtrlea,  «ad 
einen  Votivstein  nebsl  Poetanent  badeten  ^^).  RttMeche  Allor* 
Ihflmer  werden  in  der  ganaen  Umgegend  roa  Worringea 
gefunden.  Die  angeblichen  alten  Mauern ,  die  n^  in  dem 
Bbeinanae,  der  die  Insel  von  dem  rechten  Ufer  tmal,  luden 
sollen^  redusiren  flicht  nach  Angabe  des  UnterbtlrgenMisiers 
Bito,  auf  eine  Anaahl  groeier  Steine,  die  hier  in  dem  Rheine 
liegen,  und  bei  kleinem  Waner  der  Schiffahrl  nacbtheüig 
werden. 

Die  C|iattsste  von  Worringen  nach  Dormagen,  die  gegen- 
wärtig augleich  den  Rheindeieh  bildet,  ist  im  Jahre  1884 
erlittbt  und  erweitert  worden.  Längs  derselben  wurden  da- 
mals viele  römische  Graber  gefunden ,  ein  Beweis,  daas  auch 
die  alte  römische  Strasse  in  dieser  Richtung  ging«  Das 
Gefundene  befindet  sich  gritostentheils  in  der  Saaunlung  des 
Herrn  Delhoven^. 

Von  Worringen  nach  Dormagen  ist  die  Spur  der  Rtaer- 
Strasse  verschwunden.  Das  in  römischen  Nachrichten  ateheeio 
Mal  genannte 

Dormagen*')  (Dornomagus),  wo  nach  demlUnerar  eiae 
Ala  stand ,  lag  auf  dem  hohen  linken  Thalrande  des  Rhcias, 
aur  Zeit  der  Römer  dicht  aa  diesem  Flusse,  stdlich  von 
dem  jetsigen  Orte  Dormagen  ^),  da  wo  sich  unter  dem  Boden 
eine  Menge  römisches  Gemaner  befindet,  und  -wo  man  ia 


92)  S.  H.  III.  S.  100. 

98)  Vgl.  ebend.  H.  Y  und  YL  S.  238,  H.  XIX.  S.  58  and  H.  XXL 
S.  29  ff. 

94)  Im  Notisbuche  des  Yerf.  Lit  später  bemerkt:  Daraomasus  lag 
in  der  Mitte  des  jetsigen  Orts.  Ober-  und  unterhalb,  noeh  im 
Orte  selbst;  sind  die  Qr&ber.  Am  Abhänge  gegen  den  alten 
Rbelnlauf  hin  ist  2  bis  3'  unter  der  Erde  eiae  4'  dieke  Maaet 
Ton  Gusswerk. 


89 

im  tetstcB  Jakren  viele  umi  mm  Thcil  schdoe  rttmische 
Alterlhfloier  aMfegraben  hat.  Aus  den  gnmea  Unifaoge 
dieser  lluiiieii  mwi  ana  dem,  waa  naa  bis  jetat  hier  gefanden 
liat,  Ittasi  sich  scMieascB,  dass  Demagen  avr  Zeit  der  ROner 
flla  befestigter  Plats  ron  Bedeotvng  war«  Uoter  den  hier 
aasgegrabeaen  Ziegelo  befinden  sich  viele  mit  dem  Zeichen 
der  14*  Legion,  welche  den  Beinamen  trannrhenana  germa- 
■ieft  ffihrte.  Diese  Legion  hatte  fiHhery  wie  auch  ihre  Be- 
■emmg  sagt,  ihre  Station  auf  dem  rechten  Rheinnfer,  und 
wurde,  als  Claudius  die  ttberrheinischen  Eroberungen  aufgab 
nmi  den  Rhein  aur  Orenae  gegen  Deutschland  machte,  auf 
das  linke  Ufer  auracfcgeaogen. 

Nachtrag  vom  Jahr  1889.^^)  »Das  alte  Dumomagus 
lag  anf  dem  hohen  linken  Dferrande  des  Rheins,  der  östlich 
längs  dem  Orte  vorbeilloss ,  und  wovon  die  Niederung  jetat 
wohl  noch  SO'  tiefer  liegt.  Es  erstreckte  sich  von  den 
Krümmungen,  welche  die  Sirasse  bei  dem  Eingange  und  bei 
dem  Ausgaage  macht,  und  welches  auch  der  hdchste  Theil 
des  Ortes  und  wasserfrei  ist  Der  alte  Rheinlauf  von  Dor- 
magen bis  Zons  war  dem  jetaigen  gerade  entgegengesetst, 
d.  h.  von  Dormagen  abwärts  machte  er  einen  weiten  Bogen 
links  (is  Zons»  wie  die  dadurch  entstandene  Niederung  neigt. 
—  Die  gegenwartige  ChauBsde  scheint  in  der  Richtung  der 
allen  Rimerstrasse  aagelegt  au  sein,  und  an  mehrem  Stellen 
ist  isdich  von  ihr  noch  ein  alter  Riesdamm  zu  sehen*. 


96}  Der   Yerf.  iheilt    die  Insohriften  der  drei  Platten  des  Mithrae- 
monamentfl,  welches  sieh  in  der  Sammlang  des  Herrn  Delhoven 
befindet,  mit,  wovon  jedooh  zwei  mit  der  Lesung  im  XXI.  Hefte 
der  Jahrb.  S.  50  nnd  52  nieht  ganz  dbereinstimmen. 
Der  Verf.  hat  die  eine  gelesen: 

DEO-SOLM-M-PSL»SYRAy/* 

DVP  •  m  ALE  •  NORICORVM 

(yergl.  H.  XXIIL  S.  146)  und  die  andere: 

(/H^  18  •  DIDIL 
STIWA  AX'y.^hm 


90 

Itt  dem  Itiuerar  wird  der  ottchste  Ort  aaCerhalb  DomafeB 

Burungum^^}  als  Standort  einer  Ala  genannt.  OewMiB« 
lieh  wird  Worringen,  wie  schon  gesagt,  fdr  das  römische 
Bttmnguni  gebalten,  und  angenommen,  dass  dieser  Ort  in 
den  Intinerar  durch  einen  Fehler  statt  oberhalb,  unterhalb 
Uormagen  gesetxt  sei.  Dem  ist  jedoch  nicht  so ,  sondern 
das  romische  Burungum  ist  in  dem  jetzigen ,  dem  Oralen 
7on  Nesselrode  gehörigen ,  Schlosse  Bflrgel  auf  der  recbton 
Rheinseite  am  suchen,  und  ist  erst  im  15.  Jahrhundert  bei 
einem  Dnrchbruche  des  Rheins  swischen  Zons  und  BOrgel 
von  dem  linken  auf  das  rechte  Ufer  des  Flusses  rersetit 
worden.  Das  alte  Strombette,  worein  sich  der  Piwss  bei 
hohem  Wasser  noch  gegenwärtig  ergiesst,  heisst  noch  immer 
der  alte  Rhein.  Die  Umfassungsmauern  des  Schlosses  Birgd, 
besonders  die  ganue  eine  Seite,  worauf  die  Ställe  und  Wlitfi* 
schaftsgebaude  ruhen,  sind  noch  die  alten  römischen  aus 
Basalt,  Trass  und  Gusswerk  bestehenden. 

In  den  neuem  Mauern  des  Schlosses  und  in  dem  Garten 
desselben  befinden  sich  viele  Steine  mit  rdmischen  Insdiiif- 
ten ,  wovon  mehrere  den  SchutngUttinnen  der  hier  gestande- 
nen Ala  gewidmet  sind. 

Was  der  Annahme,  dass  das  rdmische  Burungum  in  Birg d 
tu  suchen  sei,  noch  mehr  Gewissheit  gibt,  ist,  dans  die  RA- 
merstrasse  von  Neuss  aus  in  fast  gerader  Richtung  nadi 
Bflrgel  gefflhrt  n  haben  schdnt,  ehe  sie  nwisoben  Hladies. 
beim  und  Stflrselberg  durch  die  neuere  westliche  Richtung 
des  Stroms  nerstOrt  worden  ist. 

Zwischen  Dormagen  und  Bttrgel  hat  der  veränderte  Rhein- 
lauf jede  Spur  der  Rtfmerstrasse  vernichtet,  und  dieselbe 
koBunt  unterhalb  Stfirnelberg,   wie  bereits   bemerkt,   erst 


96)  Vgl.  Jahrb.  H.  V  und  VI.  a  288,  H.  XIX.  8.  68,  EL  XXI.  S. 
84  and  86  and  H.  XXIIL  8.  141  ff. 


91 

wicdw  San  Vorscbe»,  ?<mi  wo  sie  oberlialb  Grinüiif haasen 
ttber  ilie  Erft  und  nach  Neuss  geführt  hat. 

Nachtrag  von  Jahr  1839.  »Das  rdmisehe  Kastell  xu 
BOrgel  scheint  ein  aiemlich  regelmässiges  Viereck  geblMet 
sa  haben,  von  96  bis  100  Schritt  Seitenlänge  and  mit  ab* 
gerundeten  Ecken.  Durch  die  Erbauung  der  Scheuer  ist 
die  westliche  Seite  der  Mauer  zerstdrt  worden,  und  nur 
noch  in  dem  Schafstalle  ist  ein  Theil  derselben,  so  wie  die 
abgerundete  Ecke  sichtbar.  Die  Mauer  besteht  aus  Chiss 
nd  mag  7  bis  8'  dick  sein.  Der  untere  Theil  derselben 
scheint  älter  zn  sein,  und  hier  sind  mehrere  Lagen  grosser 
Ziegel  eingemauert.  Dass  der  obere  Theil  jflnger  und  wahr- 
scheinlich nach  einer  vorausgegangenen  Zerstörung  wieder« 
hergestellt  ist,  dflrfke  auch  aus  dem  18"  hohen  und  19'' 
breiten,  auf  beiden  Seiten  mit  Lorbeeraweigen  verzierten, 
Votiv-Altare»^)  mit  der  Inschrift: 

tATRONS 
iVFAMABVS 
C'LVCILIVS 

CRISPVS 
VSLM* 
hervorgehen ,  welcher  aus  dem  Innern  der  Oossmauer  her- 
ausgenommen   und   gegenwärtig  im  Garteu  aufgestellt  ist. 
Nach  Aussage  des  Rentmeisters  Wtlra  steckt  der  gaue  Hof* 
räum  voller  Mauerreste. 

Die  Mflnzeo ,  welche  der  Verf.  hier  gesehen  hat ,  gingen 
bis  auf  Arcadius ,  folglich  bis  auf  die  letzte  Zeit  der  rämi« 
sehen  Herrschaft  am  Rhein. 

In  der,  inmitten  der  Kastellumfassuugsmauem  liegenden, 
Kapelle  beftndet  sich  ein  uralter  runder  Taufstein  aus  schwar- 
zem Basalt,* woran  mehrere  Kinderköpfe  und  ein  borstiger 
Eber,  Verzierungen,  welche  wohl  bei  sehr  alten  heiligen 


97)  Vgl.  Jahrb.  H.  V  und  VI.  B.  288  und  H.  XXIII.  S.  150  ff. 


92 

Gefissoi  vorkoBBea.    Die  Kapelle  soll  frillier  grltaBer  fa« 

wesen  sein,  ood  ist  an  deren  Westseite  folgender  laaebrift- 

stein  eingenaoert : 

MATRONIS 

RVMIGHIS 

«)  oder  FE''»)       ET  MAVIAITI 

NEHISCIVL* 


Die  unterste  Zeile  ist  ttbertfincht  and  aicbt  m  losen. 

Links  an  Bingaage  in  das  Haas  Migel  befndet  sieh  ein 

dritter  Stein  mit  Inschrift,  welche  IgV,''  hoch  and  14''  brat 

ist.    Sie  lautet: 

MATRONIS 

^)  oder  AL^        ALA6ABIABVS 

IVLIVS  VAL- 
PRO SE*  ET- IVUS""^) 
PERE6RIN0- 
SPERATO • 
SEVERO • 
VSLUI- 
Herr  Wflra  hat  aus   Bruchstücken   römischer  Steinmonn- 

mente,  die  in  neuerer  Zeit  hier  gefunden  worden  ainil  mmi 
worunter  mehrere  Inschriften  oüt  Hatronis  etc.,  im  Garten 
eine  kleine  Raine  aufgefahrt. 

Bei  Ueherschwemmungen  wird  die  ganae  Gegend  von  Bar« 
gel  unter  Wasser  gesetat  und  dasselho  dringt  his  in  die  Kn- 
palie.  Im  alten  Rheine  bei  Uidonbnch »  wekhes  anf  dessen 
rechtem  hohen  Ufer  liegt,  steigt  das  Wasser  bis  an  W. 

Unierbnlb  Grimlinghausen  ^^)  (ft«her  Quinom)  mflsson  be- 

96)  VgL  Jahrb.  H.  V.  und  VL  8.  288  und  H.  XXni.  8.  160  H. 
99)  Vgl.  sbead.  H.  V.  nad  VL  8.  237  und  339  und  U.  XXUL 
8. 160  ff.    Ueber  die  3  Inschriften  ygl.  Rein,  Haus  Bürgel.  8.  44.  ff. 
und  Aber  die  in  Anm.  93  enthaltene  das.  8.  20. 
100)  Vgl.  abend.  H.  H.  8.  45,  H.  V.  n.  VI.  8.  407,  H.  VOI.  8. 181  ff. 
und  H.  XXVI.  8.  181  ff.  und  3.  201  ff. 


«3 

imäiMUie  Dferimoteli  votgtnommtn  weiden ,  am  deo  Bkki 
s«  verhindern,  die  frühere  Ricblunfj^  an  Nevss  ▼«rbci  «i 
nehmen.  —  Auf  dem  Oberfelde,  nOrdlich  der  Erft  (hei  Grim« 
linghavsen)  werden  viele  römische  Ueherreste  gefimdea,  nnd 
wie  in  Neuss,  Ziegel  mit  dem  Stempel  der  6.,  16.  und  17» 
Legion. 

Neusg  (Novesium),  eine  von  Dmsus  gebaute  gHtaere 
Festung  der  EOmer  am  Rhein,  der  einsl  an  den  Manem  der 
fitodt  vorbeistrdmte^^O«  Ver  Name  des  Stifters  hat  sieh  noch 
in  dem  Drusosthore^^'),  oder  Drusas^Kastelle  (dem  jetntgdi 
•herdiore)  erhallen,  dessen  gegenwärtiges  MauerwerlL  jedoeh, 
Mich  der  Ansicht  des  Verf.,  nicht  römisch  ist,  sondetn  dem 
Mittelalter  angehört ,  obgleich  die  Form  dieses  Thores  den 
hAnfig  vorkommenden  Reversen  auf  .spAtera  römischen  Mon^ 
Meu  volIkoBMuen  entsteht.  Ebenso  scheinen  die  Manerreste 
der  alten  Slndtbffes^igung  sAtasillich  aus  dem  NittelaMer 
mi  sein.  Nach  dem  itinerar  des  Antonia  stand  in  Neuss 
«he  Ala.  Auch  von  der  1^  16.,  und  80«  Legion  sind  hier 
Monumente  gefunden  worden,  in  dem  batavischen  Siii^ 
wird  Novesium  imuiig  genannt.  Es  wutde  von  Civilis  Vfer- 
wflstet  und  durch  Cerealis  wieder  hergestellt.  Bei  den  Eio^ 
fillen  der  funken  im  d»  und  5.  Jahrhundert  ist  es  von  die- 
sen mehrere  Male  erobert  und  aerstört  worden. 

Von  Neuss  abwärts  haben  sich  an  der  westlichen  Seite 
der  gegenwftrt^en  Chaussee  über  Brtlhl  und  Strttmp  noch 
Ueherreste  der  Römerstrasse  erhalten.  Zwischen  Strttmp 
tad  Latmta  fthrte  sie  flhor  Mn  altes  StromheH^<^<)  des  Rheins, 

101)  Vgl.  Jahrb.  H.  n.  S.  45,  H.  V.  und  VI.  S.  238  ff.  und  S.  407, 
H.  vor.  S.  181  ff.  H.  XVII.  S.  141,  H.  XXVI.  8.  181  ff. 

102)  Vgl.  H.  XXVri.  8.  26. 

108)  Bei  höh&m  Wasserstande  erglesst  tioh  der  Rkein  grossentheUs 
In  einem  alten  Strombette  oder  Flussarme  Über  Kloster  Meer, 
Isselhof,  Meerhof,  zwisohen  StrÜmp  und  Latum  durch ,  Über 
Lina,  Boekum ,  Meure  nach  Stromeurs  und  trifft  bei  Rheinberg 
wieder  mit  der  gegenwärtigen  Riehtung  des  Flasaea  zusammen. 


94 

wo  lioses  aa  scbnialiteii  ist,  nod  wendet  sich  iber  Lftto«, 
wo  sie  noch  jetst  dir  Römerstmsse  (?)  genannt  wird,  nneh  dem 
Borfe  Gellep  ^^). 

•Ergftnsunf  ron  Jahr  1839.  »Neoss  liegt  anf  einer 
AnhMie,  am  höchsten  die  Kireha.  In  der  Gegend  deneifcen, 
ako  in  der  Mitte  der  Stadt,  lag  das  rdmische  Kastruni. 
Unterhalb  Neoss  an  dem  Erftkanale  kommt  noch  die  Be- 
nennnng  ^der  alte  Rhein*  ^im  alten  Rhein^  vor. 

Wenn  man  der  Chanssto  aus  dem  Rheintbore  längs  dem 
hoben  Dferrande  des  allen  Rheinlaufs  bis  dahhi  folgt  (etwa 
1600  Schritt),  wo  sich  dieselbe  östlich  wendet,  geht  ron 
derselben  in  nördlicher  Richtung  ein  bedeutend  erhöbeter 
Kiesweg  ab ,  welcher  den  Namen  hohe  Strasse  flhrt  ntfd 
sich  in  gerader  Richtung  gegen  BrflhI  wendet,  wo  er  vor 
dem  Orte  wieder  in  die  Chaussee  trift  Er  gdit  westlich 
▼on  Zoppenbroich  und  am  Dickhof  vorbei.  Bei  Anlegung 
der  neuen  Chaussto  ist  vieler  Kies  von  dieser  Strasse  go- 
nommen  worden,  und  sie  ist  daher  gegenwärtig  nicht  mehr 
gann  fahrbar. 

Nach  Aussage  eines  Ortskundigen  macht  sie  im  Busche 
eine  kleine  Krümmung. 

Von  Brühl  an   muss   die  gegenwartige  Chausste  auf  die 


104)  Die  grosse  römisclie  Heerstrasse  führte  nicht  auf  und  daroh 
Gelduba  selbst,  sondern  am  wesfliohen  Fasse  der  spSter  erwXhn- 
ten  AnhShe  TorOber,  war  aber  daroh  sweli  Tielleioht  drei,  iiord- 
StUioh  und  SstUoh  geriohtete  SeUenstfMsen  mit  dsm  Kaololl 
verbanden.  Vgl.  Rein,  die  rSmischen  Stationsorte  S.  39.  ff.  über 
diese  und  die  nördliche  Richtung  der  Romersiraaae,  sowie  S.  27.  ff« 
Ober  die  in  und  um  Gelb  gefundenen  Alterthümer,  denen  swei 
im  Mai  1861,  nordwesÜioh  yon  Latum,  ausgegrabene  Stein- 
sXrge  mit  Knochen,  zierlichen  GlJ&sem,  Bronsgeganstanden,  u.  1 
ampulla  olearia  und  2  strigiles,  durch  Eettohen  an  Ringe  be- 
festigt, und  mehreren  ThongefHseen,  u.  a.  1  Schflsael  Ton  terra 
sig.  mit  dem  Stempel  LEOFEC,  beicafilgen  sind.    R. 


95 

RlMiientrasse  gelegt  sein,  da  dieselbe  bis  nOrillich  von  StrOnp 
aof  einem  HOhenrfleken  zwischen  zwei  Niedening en  läuft. 
In  dem  langen  Dorfe  Latum^  das  zu  beiden  Seiten  der  Strasse 
gelegen  ist,  heisst  dieselbe  noch  die  hohe  Strasse.  An  zwei 
Sldlen  ging,  bevor  die  Cliaussiie  scImt  erhilht  wurde,  näm« 
lieh  in  Strflmp  und  in  dem  nördlichen  Tbeile  von  Latom, 
hei  hohem  Uieinstande  das  Wasser  über  die  Strasse  und 
ergoss  sieh  von  letzterer  Stelle  nach  Linn  etc.  Wo  die 
Sirasse  nOrdlich  von  Stratum  (Stratheim)  die  Wendung 
nach  Derdingen  nimmt,  scheint  die  Rdmerstrasse  östlich  von 
Uerdiügen,  wo  gegenwärtig  der  Rhein  fliesst,  geführt  zu 
haben«  Denn  nördlich  von  Uerdingen  zeigt  sich  östlidi  von 
der  Chaussee  eine  mit  Bflschen  bewachsene  SandhOhe,  an 
welcher  ein  erhöheter  alter  Kiesweg  läuft  (in  der  Nähe  des 
Kirchhofes),  der  sttdlich  gerade  auf  die  Riohlang  von  Stra- 
tum trifft  und  weiter  nördlich  in  die  Chaussee  einläuft«  Das 
römische 

6  e  1 1  e  p  (Geldttba)  wird  auch  Gelb  oder  Geldub  genannt  ^^). 
Dieser  römische  befestigte  Platz,  frttber  dicht  am  Rhein, 
jetzt  etwas  von  ihm  entfernt,  auf  einer  Anhöhe  gelegen, 
verdankt  höchst  wahrscheinlich  Drusus  seine  Entstehung« 
In  dem  batavischeu  Kriege  wurde  dieser  Ort  von  Civilis 
erobert,  und  die  Römer  verloren  zwischen  ihm  und  Neuss 
ein  Kavalleriegefecht.  Nach  Plinius  (bist.  nat.  XIX,  28) 
wuchs  hier  eine  Art  Zockerwurzel  (?)  (siser)^^^},  die  als 
Leckerbissen  in  die  Hofkiiche  des  Kaisers  Tiberius  ge- 
liefert werden  musste.  Von  den  Römern  hat  sich  in  Gcllep 
Aber  der  Erde  nichts  mehr  erhalten ;  unter  der  Erde  findet 
sich  jedoch  altes  Gemäuer,  Münzen  Gefässe  etc.  aller  Orten. 

Uerdingen  wird  in  römischen  Nachrichten   nicht  genannt, 
und  es  sind  in  diesem  Orte  auch,  so  viel  der  Verf.  hat  aus* 


106)  Vgl.  Jahrb.  H.  XX.  S.  1  ff.  und  H.  XXVI.  S..  181  ff. 
106)  Vgl.  ebend.  H.  I.  S.  109.  und  H.  V.  und  VI.  S.  251. 


96 

nittela  kOimen,  uienak  röaisehe  AUertliflner  gefmik»  woiicfl. 

Erg&nsung^  vom  Jahr  1M&  »GeUep  liegt  mf  einer 
Auhtthe,  iit  nie  vom  Rlieine  ttkerachwcrami  wird  and  die  Ur- 
saclie  der  Anlage  des  rttmischea  Kastells  gewesen  su  seinachdat 
Sie  ist  oben  gaas  eben,  fftllt  nach  allen  Seiten  gleichmlssig 
aby  und  man  erkennt  nodi,  dass  die  römische  BefeatigsBg 
ein  <tuadrat  bildete.  Der  Rhrin  scheint  frtther  dicht  at 
Oelkp  vorbeigeflosseu  su  sein.  Es  werden  daseüist  vide 
rOmisoho  Mausen  gefunden ;  nach  ein  fliegel  mit  LEO '  X  * 
ud  Scbeihen  mit  BOVAVS  FEC.  sind  enldedit  woi^n« 

nie  Aihnerstrasse  scheint  dnrch  die  westliche  Bicbtmg  des 
iUieins  hei  Derdingen  anf  dne  Strecke  neratgrt  s»  sein. 

Bei  Uerdingen  wtehst  die  Sellery  von  vontgUcher  CMMe 
«ad  wird  sa  Salat,  Ragovt  and  Suppea  gebraacfat.  Ihre 
Oestalt  ist  süt  der  Siser  des  PMnius  «bereinsUmmend^ 

Die  ROmerstrasse  führte  von  Gdduha  nach  Calo.  Die 
Entfernung  trifft  auf  Raldenhausen^^^)^  wofilr  auch  4io  Na- 
mensahnUchkdt  passt,  obgleich  in  diesem  Orte  keine  Sparen 
von  der  Anwesenheit  der  Rdmer  sich  vorfinden.  Bhcnso 
wenig  hat  der  Verf.  swischen  Gdlep  and  Kaideahaasea 
Deberreste  von  der  Rihnerstrasse  gefanden,  wdche  fiOckst 
wahrscheinlich  durch  die  erst  in  neaerer  2dt  entstandene 
Richtuag  des  Rheins  nach  Uerdingen  serstttit  wanlen  ist 

Nördlich  von  Kaldenhaasen  wird  die  ROmersttrasse  wieder 
gans  sichtbar  and  fuhrt  aach 

As  borg   (Asdbargium)^^»)    Nach  Tacitas  lag   Asdbnr- 

107)  Vgl.  H.  XXVn.  S.  159. 

108)  Vgl.  Jahrb.  H.  V.  und  VI.  S.  238  ff.,  H.  XVII.  8,  141.,  H.  XX. 
S.  1  ff.,  H.  XXI.  S.  32  und  36  und  H.  XXHI.  8.  84  ff.  Ueber 
den  Ursprang  dlesea  uralten,  schon  Torrömiechen  Orts  tbeüt 
Taoitui  (Germ.  3)  eine  h^hst  merkwürdig«  Sage  mit,  und  es  ist  nioht 
unwahrsoheinlioh ,  dass  unter  Ulysses  [Odysseus]  den  Tacitas 
als  Gründer  des  Orts  angibt,  der  Stammgott  der  germanischen 
Völker  und  der  erste  der  Asengötter,  Odin,  und  unter  Aselbur« 
glura,  Asgart  oder  die  Burg  der   Äsen  su  Terstehen  sei. 


97 

gim  an  MielBe,  wethalb  man  ea  geirtthalkb  in  Bflsenberg 
fcaocbt  bat  Dieses  ist  jedoch  ein  Irrthmn.  Aadbiirgimn 
lag  südlich  von  dem  jetaigen  Asberg,  auf  dem  sogenannten 
Bargfelde,  wo  sich  noch  in  weiter  Ausdehnung  Ruinen  römi- 
scher Gebäude  ,  Keller  etc.  vorAnden ,  und  noch  forlw&h- 
lond  eine  Menge  Mtinaen,  Utensilien  etc.  ausgegraben  wer- 
den. Die  ROmerstrasse  ffthrt  mitten  Aber  das  Borgfeld. 
Bne  NioderungOstlich  vom  Borgfeld  heisst  noch  jetst  »im  alten 
Rhein*  und  beweiset ,  dass  sur  Zeit  der  Römer  der  Rhein 
in  dieser  Richtung  floss.  In  dem  batavischen  Kriege ,  und 
bd  den  spätem  Binfiülen  der  Franken  ^  theilto  Asciburgium 
das  Schicksal  fast  aller  festen  römischen  Orte  am  Niederrbein, 
und  wurde  auletst  im  Jahre  dSl  durch  die  Franken,  welche 
den  Hannen  nachzogen,  gänalich  zerstört. 

Von  Asborg  aus  ist  die  ROmerstras^e  noch  ganz  sichtbar 
und  erhalten,  und  bildet  den  westlichen  Theil  der  neuen 
Strasse  (die  hohe  Strasse  genannt,  wovon  jedoch  (1828)  nur 
die  Erdarbeiten  vollendet  sind)  bia  an  Stromeurs,  wo  sie  von 
derselben  links  ab  und  über  die  Loete  nach  dem  Eugenia- 
aisehen  Kanal  geht.  Nördlich  von  diesem  Kanäle  (der  bei 
nasser  Jahresseit  von  Rheinberg  bis  Kloster  Camp  mit  Käh- 
nen befahren  wird)  ftibrt  sie  ebenfalls  noch  wohl  erhalten 
Aber  die  Millinger  Haide,  und  berührt  hier  die  Ostliche  Seite 
einer  grossen  qnadratfttrmigen  Verschanzuug ,  wovon  sich 
snm  Theil  ein  doppelter  Erdwall  und  die  tieberreste  eines 
davor  liegenden  Grabens  erbalten  haben.  Die  römischen 
Todtenurnen  und  andere  romische  AlterthOmer,  welche  um 
diese  Verschanzung  herum  gefanden  werden,  lassen  vermuthen, 
dass  dieses  ein  römisches  Sommerlager^^)    gewesen  sei,  in 


109)  Die  Römer  nAnnien  die  eigentlichen  Standquartiere  der  Legio* 
nen  Winter*  oder  Standlager  (Castra  hibema  oder  statiTa)  und 
diejenigen  Pankte,  wo  die  Legionen  wShrend  des  Sommers  zu- 
sammengezogen   wurden,  Sommerlager   (Castra    aestiva).      Die 

7 


98 

welchem  die  Legionea  wahrend  der  gateo  Jahmseit 
mengexogtü  und  geübt  wurden.  Von  dieser  Unwnllang  fahrt 
die  Römerstrasse  in  gerader  Richtung  durch  daa  Dorf  Miliin- 
gen  und  bei  Drüpt  auf  die  Felder  «op  gen  Hfilmpt  (auf 
dem  Helm)^.  Uier  sind  schon  froher,  und  besonders  nach 
einem  Rbeindurchbrucbe ,  im  Jahre  182S>  und  bei  Anlegung 
der  jetsigen  Chanssiie  viele  ramische  Alterthamer  gefiindcn 
worden  ^^^>.  Unter  andern  kam  ein  ramiscber  Ziof elofeuf  4er 
mehrere  tausend  Ziegel  mit  dem  Stempel  LEG* XXX'  ent- 
hielt, nuffl  Vorschein,  und  es  scheint,  dass  diese  Leginn, 
die  eigentlich  in  Colonia  Trajana  bei  Xanten  statlonirt  war, 
hier  einen  festen  Posten  und  Ziegelbrennereien  hatte.  Das 
nahe  gelegene  Alpen  wird  gewahnlich  wegen  der  Namens- 
ahnlichkeit  für  die  von  Trajanus  gegrfindeten  und  in  rami- 
schen Nachrichten  genannten  Castra  lllpia  gehalten.  An  die- 
sem Orte  hat  jedoch  der  Verf.,  selbst  nicht  in  den  Ruinen 
der  dortigen  alten  Burg,  Ueberreste  römischer  Anwesenheit 
gefunden ,  und  die  Castra  DIpia  sind ,  wie  weiter  unten  an- 
gefahrt werden  wird,  eins  und  dasselbe  aüt  Colonia  Trajnnn. 
Von  den  Feldern  »op  gen  Rfllmpt*  schneidet  die  Ramcr- 
strasse  in  dem  nerstreut  liegenden  Dorfe  Banningen ,  wcal- 
lich  von  dem  Post,  und  Wirthshause  Grflnthal  (Comcamnnn) 
die  Chaussde  von  Venloo  nach  Wesel,  fahrt  an  der  Wind. 
mahle  bei  dem  Hanse  Loo  vorbei  und  nardlich  derselben  in 
die  neue  Chaussiie,  mit  deren  Richtung  sie  Ober  die  Menaelcner 
Haide  nach  Birten  fortgeht    In  der  Nabe  jener  Wndmilhle 


letzteni  dienten  faet  nur  bu  UebunseplüUen  der  Traf^u,  und 
wurden,  gleich  einem  jeden  Marachlager,  mit  Wall  und  Graben 
umgeben. 
110)  Ausgrabungen,  die  ich  auf  diesen  Feldern  yerschiedenüloh  ver- 
anstaltet, waren  niemals  ohne  Erfolg  und  ergaben  stets  «ine 
Menge  kleiner  Anticaglien,  zu  denen  unter  vielen  herrorsuheben 
sind  die  Heft  XXX  d.  Jahrb.  Taf.  II.  9  u.  10  abgebildeten 
Gegenstände.     W. 


99 

ist  die  Römerstrasse  durchstochen,  und  erscheint  als  ein  Damm 
von  10  bis  12'  Hi^be  über  der  jetzigen  Erd-Oberfläche,  dessen 
untere  Anlage  aus  fest  gerammter  Lehroerde  und  die  Decke 
aus  2V2'  hohem  Rheinkiese ,  der  mit  Mörtel  verbunden  ist, 
besteht 

Bei  Bergmannshof  am  Fusse  der  Rttnninghardt  fängt  ein 
Kanal  an,  der  unter  dem  Namen  des  «Rttmergrabens^ 
Ober  die  Hen^elener  Haide  und  östlich  an  Winnenthal  vor- 
bei fahrt  und  oberhalb  Hirten  in  den  alten  Rhein  ausgeht. 
Dieser  30'  breite  Kanal  ist  noch  allenthalben  sichtbar ,  und 
enthält  von  seinem  Anfange  bei  Bergmannshof  bis  xur  Land- 
wehr von  Winnenthal  noch  Wasser.  Seine  ehemalige  Be- 
stiauDung  ist  jetzt  schwer  auszumitteln.  Wahrscheinlich  war 
es  ein  blosser  Abwftsserungskanal,  der  die  Gewässer,  welche 
jetzt  durch  die  Pollgers  (PoUgeet,  PoUgraben)  dem  alten 
Rheine  zugeführt  werden,  dahin  führte. 

Ergänzung  vom  Jahr  1838  und  1889«  i^Calo  hat 
nicht  in  Kaldenhausen ,  sondern  etwas  nördlich  davon ,  im 
Busche  Hühlenwinkel,  nahe  an  einer  Rheinniederung  gelegen. 
—  Kaldenhausen  liegt  zwar  auf  beiden  Seiten  der  alten 
römischen  Heerstrasse,  oder  der  gegenwärtigen  Chauss^;  es 
werden  jedoch  in  diesem  Dorfe  durchaus  keine  römischen 
Altertbflmer  gefunden.  Dagegen  liegt  8  bis  10  Minuten  öst- 
lich von  Kaldenhausen,  gen  Rumein  zu,  der  Volkesberg,  der 
höchste  Punkt  dieser  Gegend,  und  in  allen  Aeckern,  die  gu 
diMer  Höhe  gehören,  werden  römische  Mauerreste  etc. 
gefunden.  Besonders  viele  Ziegel  mit  dem  Stempel  LEG' 
Xr  werden  hier  gefunden,  und  es  ist  nicht  zu  zweifein, 
dass  hier  Calo,  und  zwar  wie  Gelduba,  etwas  östlich  von 
der  Heerstrasse  gelegen  hat  Der  Voikesberg  liegt  an  der 
nördlichen  Seite  einer  Niederung,  die  einerseits  bei  dem 
Hagschinkel  die  Chaussee  berührt,  und  sich  über  dieselbe 
nach  dem  Uerdinger  Bruche  zieht,  andrerseits  nach  dem  Burg- 
sehen  Hofe  wendet,  von  wo   sie  theils   an  Biersheim  vorbei 


100 

nach  FrimershciiD,  aDdrerseits  unter  dem  Namen  dea  „Sittard- 
braches^  sfldlich  am  Trompeter  vorbei  nach  dem  Mtlhleii* 
Winkel  etc.  geht.  Die  Niederung ,  die  westlich  an  Kalden- 
hausen  vorbei  geht,  heisst  der  Donic.  Eine  dritte  Niedenmg 
soll  von  dem  Burgschen  Hofe  gegen  Bergheim  und  von  da 
östlich  am  Borgfelde  vorbei  nach  Essenberg  gehen.  Der 
Mühlenwinkel  liegt  sOdwestlich  vom  Trompeter  gegen  »D^g* 
felds^  und  besteht  aus  sandigen  Höhen,  die  mit  Bäumeo  vnd 
Gesträuch  bewachsen  sind. 

Nach  Aussage  des  jungen  Röltgen  sind  nur  einige  Maver- 
reste  im  Mfihlenwinkel  gefunden  worden,  und  in  einer  std- 
lich  gelegenen  Sandhöhe  (nicht  Hunnenberg,  wie  Jansen  sagt, 
sondern  Himberg  genannt)  einige  Urnen.  Der  MOhieBwIakd 
ist  lange  nicht  so  wichtig  als  der  Volkesberg ;  jedoch  isl 
die  Angabe  von  Fiedler ,  dass  diese  Stelle  (er  sdieinl 
den  MOhlenwinkel  zu  meinen,  da  er  von  Btlschen  spricht, 
die  sich  hier  belinden,  wfthrend  der  Volkesberg  gaas  aus 
freien  Aeckern  besteht)  die  alte  Burg  genannt  werde,  eine 
Benennung,  die  ganz  unbekannt  ist,  wohl  nur  irrtbimlich  ^^0« 


111)  Der  Volkesberg  ist  kaum  eine  U5he  ra  nennen ,  und  war  bis 
in  die  60er  Jahre  mit  dichtem ,  jetsi  gerodetem  Gebfiseh  bo. 
deckt  An  der  Nordseite  dieses  kaum  200  Q  Ratheo  messenden 
Aufwurfs  fanden  sich  Ziegel  and  QefSsse,  angeblich  auch  eine 
Steinstrasse  einige  Fuss  unter  der  BodenoberflSche*  Zu  den 
älteren  Funden  auf  der  U5he  des  Mühlenwinkels,  an  der  Nord  - 
Seite  des  unter  dem  Namen  Sittard  nordwestlich  gerichteten 
alten  Rheinarms,  sind  durch  die  theilweise  Rodung  des  jenen 
bedeckenden  Waldes  und  GebQscheS)  ^iele  neue  und  bedeutende 
gekommen ,  welche  in  weltyerbreiteten  Mauerresten)  Terzierten 
Steinen,  Gefitesen,  Stücken  Ton  Glassscheiben  und  dgL  bestehend, 
eine  grössere  römische  Niederlassung  bexeugen,  Ton  welcher 
eine  Steinstrasse  ostwärts  zur  grossen  Heerstrasse,  eine  andere 
nordwärts  nach  Asciburglum  führte,  und  su  welcher  die  früher 
und  später  ost-  und  westärts  gefundenen  Gräber  gehört  haben. 
Durch  den  Sittardbruch  führte  ein  Kiessdamm,  an  dessen  Seite 


101 

9 

Die  Niederong  südlich  vom  Trompeter  füllt  sieb  bei  jedem 
hoben  Rheiustande  mit  Wasser;  im  Jahre  1837  stieg  das- 
selbe bis  in  die  untere  Etage  des  Trompeters,  und  zerstörte 
die  Cbaossfe.  Unmittelbar  bei  dem  Trompeter  fängt  die 
hohe  Strasse  an  und  ist  bis  zu  dem  Hause  Adam  Leven, 
wo  die  Benennung  Borgfeld  beginnt,  4  bis  8'  erhöht.  Sie 
besteht,  wie  es  scheint,  ganz  aus  Kiessand  und  hat  keine 
Unterlage  von  grossen,  in  Kalk  gesetzten,  Steinen,  wie  Jansen 
sagt.  Von  dem  Hause  «am  Brügges*,  das  nächste  vom  Pickert 
nördlich ,  geht  von  der  hohen  Strasse  ein  hoher  und  breiter, 
mit  Bäumen  besetzter  Brdwall  mit  davor  liegendem  Graben 
in  östlicher  Richtung,  und  ist  auf  205  Schritt  noch  wohl  er- 
balten. Scheinbar  ist  er  fortgegangen  bis  zur  Niederung 
und  vor  ihm  läuft  ein  Kiesweg.  Doch  scheint  dieser  Wall 
nicht  die  Südfront  des  Lagers  gebildet  .zu  haben ,  da  die 
Erhobung  der  Hohenstrasse  bis  Adam  Leven,  wo  die  Be- 
nenuung  Borgfeld  anfängt,  reicht. 

Asberg  wird  in  der  Gegend  Asburg  genannt. 

Die  Benennung  «auf  dem  Borgfeld e^  fängt  südlich 
von  Asberg  da  an ,  wo  die  hohe  Strasse  eine  Krümmung 
macht ,  dehnt  sich  östlich  bis  zum  alten  Rhein ,  südlich  bis 
nördlich  vom  Pickert  und  westlich  bis  über  die  hohe  Strasse 
ans«  Nördlich  bis  gegen  Asberg  und  südlich  bis  gegen  Kal- 
denhausen  erstrecken  sich  längs  der  hohen  Strasse  die  Grä- 
ber vom  Borgfelde  aus.  Die  fränkischen  Alterthümer  sind 
von  Diedrich  Bergmann  westlich  vom  Borgfelde,  zwischen 
römischen  Drnen,  gegen  Schwafhrim  hin  gefunden  worden. 
Bei  Pickert  zieht  sich  eine  Niederung  hin ,  die  das  Borgfeld 
wahrscheinlich  südlich  begrenzte. 


im  Norember  1858  die  silbernen  Phaleren  gefunden  wurden. 
Vgl.  Jahrb.  H.  XXVn.  S-  155.  ff.  n.  AnnaU  XXXII.  S.  161.  ff. 
Der  angezweifelte  Name  „alte  Burg"  ist  im  Volksmunde  der 
Höhe  des  Mühlenwinkela ,  wie  ehier  Stelle  in  der  Nähe  des 
Bmgsphen  Hofe»  geblieben.     B. 


102 

In  Drfipt  selbst  werden  keine  römischen  Alterthümer  ge» 
funden,  wohl  aber,  besonders  Münzen,  auf  den  Feldern  zwi- 
schen Drflpt  und  DrOpstein,  besonders  in  der  Nähe  des 
letztern.  Diese  ganze  Feldmark  führt  die  Benennung  ^op 
gen  Bülmpt^.  —  Der  Ziegelofen  mit  den  Ziegeln  der  LB6* 
XXX*  wurde  daselbst  dicht  auf  der  Südseite  der  neuen 
Brücke  links  geftinden,  wo  überhaupt  viele  Alterthümer  in 
dem  Boden  stecken  sollen.  (Vergl.  Anmerk.  110.) 

Der  sogenannte  schwarze  Mühlgraben,  oder  die  Loete,  geht 
oberhalb  Stromeurs  aus  dem  alten  Rheinbette  und  fliesst 
über  Alpen  durch  Bönningen,  an  Drüpt  und  Drüpstein  vor- 
bei, nfthert  sich  dem  Bordschen  Graben  (Ley),  geht  unter 
dem  Namen ,  „Loete^  westlich  an  Menzelen  vorbei ,  ver- 
einigt sich  dann  mit  der  Bordschen  Ley  oder  dem  Pollgraben 
(Pollgeuth)  und  fliesst  bei  dem  Poll  von  Birten  in  den  alten 
Rhein.  Die  Loete  ist  breit  und  tief,  und  die  neue  Chaussee 
führt  zwischen  Drüpt  und  Drüpstein  über  sie.  Nach  dem 
alten  Rheinlaufe,  der  von  Ossenberg  kommt,  ergoss  sich 
dieselbe  zur  römischen  Zeit  bei  Drüpstein  in  den  Rhein, 
und  das  rtf mische  Kastell  (op  gen  Rülmpt)  lag  zwischen  ihr 
und  dem  Rhein. 

Die  Römerstrasse  hat  zwischen  der  Windmühle  und  Bön- 
ningen eine  obere  Breite  Von  14  bis  16'  bei  einer  Höhe  von 
10  bis  14'. 

Zwischen  Neubflderich  und  Gest  befindet  sich  eine  flache 
Höhe,  die  sich  10  bis  16'  über  die  umliegenden  Felder  er- 
heben mag  und  der  Gesterberg  genannt  wird.  Sie  erstreckt 
sich  von  der  Windmühle  von  Neubüderich  bis  zu  dem  Feld- 
wege, der  von  diesem  Orte  nach  der  alten  Strasse  von  Wesel 
nach  Xanten  führt.  Der  östliche  Theil  dieser  Höhe  gegen 
den  genannten  Feldweg  heisst  der  ^Steinacker*  weil  die  Felder 
hier  mit  Brocken  römischer  Ziegel,  TufiiBteinen,  Scherben 
von  römischen  Gefkssen  und  anderm  Mauerschntt  bedeckt 
sind.    Auf  diesen   Feldern   werden   viele  römische  Münzen 


103 

and  «nlcre  Alterthimer  geftmdeoy  so  dais  nicht  ku  sweifeln 
ist,  dass  bicr  ein  römisdier  Ort  gestanden  bat.  Die  Münzen, 
die  hier  gefmidea  wurden  und  die  der  Sclireiner  Pont^  gesehen 
hat,  gehen  bis  auf  Anfenin  (?)•  Auch  bei  Anlegung  der 
CbansM^  von  Conmesmann  (Grfinfbal)  nach  Wesel  sind  bis 
avf  die  Hdbe  von  Altbfiderich  viele  Alterthäner  gefunden 
worden.  Desgleichen  zu  Altbfiderich,  unter  andern  Ziegel 
nit  Legionssteoipeln,  worunter  eine  mit  LEG « XXII'  lieber- 
haupC  Ist  diese  ganae  Gegend  bis  nach  Altbüderich  reich  an 
romischen  AUerthfimern.  Auch  wurde  bei  Erbauung  des 
Armenhauses  von  Neubflderich  Vieles  gefunden,  unter  ander m 
ein  4  Zoll  grosses  Brustbild  der  Minerva  mit  Augen  von 
kleinen  Stelnep. 

Wo  Beck  liegt,  flo#s  ehemals  der  Rhein  und  wendete 
flidi  von  da  nach  Xanten  in  die  Niederung. 

Vetera  Caatra  oder  bloss  Vet  er a^^*)  (das  alte  Lager) 
am  südliebeB  Abhänge  des  Ffirstenberges  bei  dem  Dorfe 
IHrten^^*)«  Nach  der  schmachvollen  Niederlage,  welche  im 
Jahre  18  vor  Chr.  der  Legat  H«  LoUins  am  Niederrheine 
dardi  die  tiansrhenanischen  Germanen  erlitten  hatte ,  in 
welcher  der  Adler  der  V«  Legion  eine  Beute  der  Sieger 
geworden  war ,  kam  Augustns  selbst  in  diese  Gegenden  und 
liess  dieses  Lager  ffir  2  Legionen  (12000  Mann  ohne  die 
dasa  gehörigen  Hfllfstruppen)  anlegen.  Dasselbe  bekam  in 
npftterea  Zeiten,  da  es  eine   der   ersten   Befestigungen  der 


11t)  Vgl.  Jahrb.  H.  V.  und  Vi.  S.  238  ff.  und  S.  2G4  ff.,  H.  XVII. 
S.  141,  H.  XXI.  S.  36,  H.  XXIII.  S.  42  und  H.  XXVI.  S. 
181  ff. 

113)  Der  Verf.  folgt  bei  Bestimmung  der  Lage  dieses  wichtigen 
Punktes  einzig  den  römischen  Nachrichten,  den  gefundenen  Monu« 
menten  und  den  noch  vorhandenen  Ueberresten ,  und  übergeht 
die  Phantasien  der  Gelehrten  ,  welche  mit  den  Lokalitäten  un- 
bekannt  I  die  Torschiedenartigsien  Meinungen  hierüber  aufge- 
•teil« 'haben. 


104  I 

Römer  am  Rhdn  war,  den  Namen  des  altea  Lagen  ( Velcra).  ' 
Nach  dem  Zeugnisa  von  Tacitos  (bist.  IV.  c.  SS)  wnrde 
dieser  feste  Platz  von  Angustos  bloss  fftr  offensive  Zwecke 
angelegt,  —  um  von  hier  aus  Deutscbland  m  beobachten 
und  zu  unterwerfen,  und  als  Sammelplatz  der  nach  Dentscbland 
ziehenden  oder  von  dort  zurückkehrenden  Truppen  gm  die« 
neu.  Von  Vetera  ans  unternahmen  die  B5mer  beinabe  alle 
ihre  offensiven  Operationen  gegen  Deutschland  ,  und  zwar 
theils  zu  Lande  an  der  Lippe  aufwärts  etc.,  theils  zu  Waaser 
den  Rhein  hinab,  durch  den  Drusiscben  Kanal  (die  neue  Yssrl) 
und  durch  die  Zuider-  und  Nordsee  in  die  Ems,  Weser  und 
Elbe. 

Augustus  wftblte  für  die  Anlage  dieses  Lagers  den  Ptlr« 
stenberg,  die  erste  bedeutende,  trti  liegende  und  eine  weite 
Aussicht  gewahrende  Anblthe,  welche  sich  von  Bonn  abwirta 
auf  dem  linken  Rheinufer  an  der  Steile  erhebt ^  wo,  durch 
die  gegenober  Ne genden  Hohen  (?)  von  Diersfort  begrenzt ,  die 
Rheinniederung  die  geringste  Breite  hat.  Nach  Tncttni 
(bist  IV.  c  23)  lag  Vetera  an  dem  sanften  Abhänge  «aea 
HOgels  an  dem  Rheine.  Seine  Befestigung  bestand  ans  einer 
Mauer  und  einem  davor  liegenden  Erd walle,  und  es  wird 
ausdrflcklich  bemerkt,  dass  auin  bei  der  Anlage  aof  die 
Festungswerke  keine  besondere  Mflhe  verwendet  habe,  indem 
Augustus  dieses  Lager  fOr  die  Offirnsivzwecke  erbauen  Uesa, 
und  nicht  daran  dachte,  dass  es  jemals  eine  Belagemag 
wOrde  aushalten  mOssen. 

Nach  den  Untersuchungen ,  die  der  Verf.  angestellt  liat, 
erstreckte  sich  dieses  Lager  am  sOdlicben  Abhänge  des  FOr- 
stenberges ,  von  der  Hohe  desselben  bis  in  die  Nibe  des 
Dorfes  Birten  und  bildete,  wie  fast  alle  römischen  Befesti- 
gungen, ein  Viereck.  In  dieser  Ausdehnung  sind  bereits  eine 
grosse  Menge  Steinmonumente  und  besonders  Ziegel  mit 
Legionsstempeln,  desgleichen  MOnzen  etc.  gefunden  worden. 
Die  Mehrzahl  dieser  MOnzen  sind  Consular»Milnzen  und  aus 


105 

der  erslrn  Kaiserperlode  bis  iocl.  Nero.  Auffalleud  ist  die 
grosse  Anaahl  von  Gemmen ,  besonders  lotaglios ,  die  noch 
fditirftbrend  hier  gefunden  werden,  und  es  seheint,  dasa 
Uer  Gemmepschneider  gewohnt  haben.  Mauerreste  dagegen 
werden  hier  weniger  als  an  anderen  Oiien,  wo  sich  die 
Ritmer  längere  Zeit  aufhielten,  gefunden,  und  dieselben  sind 
entweder  bereits  ausgebrochen,  oder  sie  liegen  tief  unter  der 
Erde,  was  sieh  bei  dem  Mangel  an  Nachgrabungen  nicht 
hat  ausnitteln  lassen,  oder  die  M'ohngebaude  der  Soldaten 
waren  nur  von  leichter  Bauart«  Das  letztere  ist  das  Wahr- 
itcheinllchere,  da  Vetera  ein  blosser  Waffenplats,  ein  soge- 
nanntes Winterlager  (castra  hiberna)  war,  welches  im  Innern 
ausser  den  Baracken  oder  Kasernen  ffir  die  Soldaten ,  nur 
noch  dij^  nOthigen  Magazine  für  den  Mund-  und  Kriegsbe- 
darf enthielt.  Alles,  was  nicht  zum  Militair  gehörte,  wohnte 
ausserhalb  des  Lagers,  und  nach  Tacitus  (bist.  IV,  c.  22) 
hatten  bei  Ausbrach  des  batavischen  Krieges  die  Ansiede, 
langen  der  Kanfleute,  Handwerker,  Marketender  ptc.  vor 
den  Lag»  fttnnlich  die  Gestalt  einer  römischen  Muoiiripal« 
Stadt  angenommen*  Dieser  Anbau  wurde  bei  der  Annähe- 
rung des  Feindes  zerstört,  damit  sich  derselbe  in  ihm  nicht 
festsetzen  konnte.  —  Von  der  römischen  Befestigung  von 
Vetera  finden  sich  zum  Tbeil  an  der  West-  und  Sfidfrout 
noch  Ueberreste  des  Erdwalles,  und  bestimmen  zugleich 
die  Aosdebnung  des  Lagers  von  diesen  Seiten.  An  der 
Ostfront  ist  der  Abhang  nach  dem  Rheine  abgestochen,  und 
an  demselben  zwischen  den  beiden  Wegen ,  die  nach  der 
BrOcke*  führten,  —  in  der  Nähe  von  Biesemannshof,  —  ein 
vollkommen  geebneter  Platz  gebildet  worden,  wahrscheinlich 
um  fer  die  bequemere  Communikation  mit  der  Brocke  Raum 
zn  gewinnen.     Von   einer   ehemaligen   Pfahlbrficke^'^)   die 


114}  Tielleiobt  «ind    dioBes   noch   Ueberreste   von    der    Brfioke   bei 
YeterA,    die    in   den   Gesehichtsbachem    des   Taeitas    erwähnt 


106 

Ton  Vetera  über  den  Rhein  flhrte,  haben  sich  noch  (adri- 
lieh  von  Biesemaan)  Pfähle  in  dem  alten  Rhein  erhaltetti 
wovon  der  eben  gedachte  Hofbesitaer  noch  in  diesem  Jabfe 
(18S8)  mehrere  hat  ausi^iehen  lassen.  Diese  Pßlhle  bestehen 
aus  Bicheiistflmmen  y  die  mehr  als  2'  im  Durchmesser  balCrn 
und  unten  mit  Eisen  beschlagen  sind.  Das  Bkhenhote  bat 
ganz  die  Schwere,  Härte  und  Farbe  des  Ebenholaes  ange- 
nofluaen.  Nach  dieser  Brtlcke  führten  zwei  Wege  aus  dem 
Lager,  die  noch  jetat  vorhanden  sind.  Der  nördliche ,  wel- 
cher noch  ,,der  Rttmerweg^  genannt  wird,  Mhrte  aus  dem 
Lager  Ober  die  Heesberge  und  vereinigte  sich  bei  Weynanns- 
hof  mit  der  Rtaerstrasse  welche  aus  Colonia  Trajana  nach 
der  Maas  ihre  Richtung  hatte.  Unterhalb  der  Ueberreste 
dieser  Brflcke  sollen  sich  grosse  Pandamente  von  Mauern 
in  dem  alten  Rheine  befinden,  welche  fkUher  den  Schif^m 
oft  gefährlich  wurden,  und  es  ist  wahrscheinlich,  dass  sich 
die  Werfte  und  der  Hafen  von  Vetera  in  dieser  Gegend  be- 
fanden, wo  sich  Drusus  und  Oermanicus  mit  den  Legionen 
an  ihren  Unternehmungen  gegen  Deutschland  einsiMlleB. 
Am  Nordende  des  Dorfes  Birten  sind  noch  die  Ueberreste 
eines  Amphitheaters  sichdiar,  welches  in  der  Gegend  Victors- 
Loch  oder  Victors -Lager  genannt  wird,  weil  nach  der 
Legende  in  ihm  der  heilige  Victor  mit  der  letsten  Mann- 
schaft der  Thebaischen  Legion  erschlagen  worden  sein  soll. 
Diese  Ueberreste  bestehen  aus  einem  ovalen  Brdwalle,  der 
sich  von  aussen  gegen  30,  von  innen  gegen  80  Vüsb  erhebt 
und  der  vier  Eingange  bat,  die  genau  nach  den  vier 
Himmelsgegenden  liegen.  Der  äussere  Umfang  dieses  Brd- 
walles hat  gegen  800  Schritt,  und  der  Durchschnitt  von 
Osten  nach  Westen  beträgt  gegen  135  Schritt.  Da  man 
keine  Spuren  von  Mauerwerk  in  diesem  Amphitheater  findet, 


wird,   und  über   welche   Drusas,   Yarus,   GermraicTis  eto.  die 
Lesionen  gegen  Deutoohland  fährten. 


107 

go  scheint  es  ganz  aus  Erde  und  Holz  erbaut  gewesen  zu 
sein,  und  noch  kann  man  an  der  stufenartigen  innern  Dos» 
sirung  die  Einschnitte  für  die  Sitze  der  Zuschauer  erkenneni 
Auf  dem  Pürstenberge  und  auf  den  Feldern  von  Birten 
sind  Monumente  und   Ziegel  mit  dem  Stempel  der  LEG.  F, 

IV.  V,  VI,  VIII,  X,  XI,  XII,  XIV,  XV,  xviii,  XIX,  XXI,  xxn, 

XXIin  und  XXX  gefunden  norden,  welche  zu  verschiedenen 
Zeiten  in  Vetera  ihr  Standquartier  hatten.  Unter  diesen 
wurden  die  XVIII  und  XIX  in  der  Varusschlacht  vernichtef, 
und  das  höchstmerkwürdige  Cenotaphium  des  Legaten  der 
18.  Legion  M.  Caelius,  der  in  jener  Schlacht  geblieben  war 
wurde  bei  Birten  gefunden  und  ist  gegenwärtig  in  Bonn^^^). 

Als  unter  Claudius  die  Eroberung  von  Deutschland  auf- 
gegeben wurde  und  die  Römer  sich  am  Rhein  auf  die  De- 
fensive beschränkten,  sowie  durch  die  Erhebung  von  Cöln 
XU  einer  römischen  Kolonie,  welche  in  derselben  Zeit  erfolgte, 
verlor  Vetera  seine  frühere  Wichtigkeit,  und  Cöln  wurde 
seit  M  nach  Chr.  der  wichtigste  Ort  der  Römer  am  -Nie^ 
derrhein. 

In  dem  batavischen  Kriege  wurde  die  Besatzung  von  Ve- 
tera, nach  einer  langen  Belagerung  und  nach  zwei  abge- 
schlagenen Stürmen,  zuletzt  durch  Hunger  gezwungen  zu 
fcapituliren  (71  n.  Chr.),  worauf  der  Ort  von  Civilis  ver- 
brannt wurde.  Nach  dem  unglücklichen  Gefecht  vor  der 
Moselbrücke  bei  Trier,  in- demselben  Jahre,  gegen  Cereal» 
zog  sich  Civilis  nach  Vetera  zurück.  Durch  neue  Truppen 
aus  Deutschland  verstärkt,  war  er  entschlossen  hier  das 
Glück  der  Waffen  von  neuem  zu  versuchen.  Er  legte  einen 
Damm  schräg  in  den  Rhein  und  überschwemmte  dadurch  die 
fiberdiess  niedere  Gegend  vor  dem  Lager  und  die  Römer- 
Strasse,  auf  welcher  Cerealis  gegen  ihn  anrückte.  Dieser 
Damm  kann  nur  südlich  von  Birten  aus  dem  alten  Rhein  in 


115)  Vgl.  J4hrb.  H.  XXV.  S.  76. 


i08 

der  Ricbtun;  über  Strttters-Kath  nach  der  Veenscheo  Ley 
gelegen  haben,  welche  Gegend  jetst  noch  sehr  niedrig  i§f. 
Hinter  diesem  Damme  stellte  Civilis  die  Germanen  auf  den 
linken  Flügel  mit  dem  Rttrken  gegen  den  Rhein  und  die 
Bataver  und  Gugerner  in  die  Mitte  und  auf  den  rechten 
PlOgel.  Der  erste  Tag  des  Gefechts  war  fttr  die  ROmrr 
unglflcklich,  als  ihnen  aber  am  sweiten  Tage  ein  Ceberlanfer 
eine  seichte  Steile  durch  die  Ueberscliwemmung  zeigte,  brach 
suerst  ihre  Reiterei  durch  und  sprengte  die  Germanen  in 
den  Rhein.  Die  nachfolgenden  Legionen  jagten  die  Bata- 
ver auf  der  Römerstrasse  in  ihr  Vaterland  zurück,  und  Ce- 
realis  Hess  Vetera  nicht  wieder  aufbauen  ^^^). 

Ergänzung  aus  dem  Notizbuche  des  V er  f«  (ohne 
Datum).  «Die  nördliche  Grenze  von  Castra  veter»  scheint 
bei  Peters  Hause  zu  sein,  wo  der  Weg  die  Krümmung  macht 
und  der  hohe  Abstich  gegen  Westen  läuft.  Wenn  man  ans 
dem  Marsthore  von  Xanten  kommt,  tritt  der  obere  Theil 
des  Fttrstenbergs  deutlich  hervor.  Das  Kloster,  wo  das  Prae- 
torium  gestanden  haben  mag,  lag  am  höchsten.  Nach  Aus- 
sage des  alten  Kaufmanns  Dames,  sind  in  seiner  Jugend 
längs  dem  Fürstenberge  die  eichenen  PfUiIe  zu  hunderten 
aus  dem  alten  Rheine  ausgebrochen  worden.  Sie  fangen 
bei  Schermannshof  an  und  gehen  bis  gegen  Beck.  Die  mei- 
sten stehen  in  der  Richtung,  wo  früher  der  Rhein  die  Direk* 
tion  gegen  Xanten  nahm,  und  bildeten  keine  Brücke,  sondern 
eine  Verpfhhlung,  um  den  Rhein  vom  Fürstenberge  und  von 
der  Richtung  nach  Xanten  abzuhalten^. 


116)  Tdtera's  TrQmmer  dienten  später  cum  Baa  der  Col.  TVaJAnA  und 
eines  im  XI.  Jalirh.  gegründeten  Benediotiner-  dann  Cisteriienser» 
Klosters.  Zwei  römische  Thürme  standen  noch  im  Jalire  1670; 
die  damalige  Äbtissin  liess  sie  abbrechen,  um  die  Tuffsteine  nach 
Holland'  zum  Wasserbau  zu  rerkaufen.  J.  Fiedler's  Antiquarium 
Houbens  p.  Y.  n.  4.  und  E.  aus*m  Weerth:  Kunstdenkm.  des 
Mittelalters  in  den  Rheinl.  Erste  Abth.  Band  L  p.  81.     F. 


109 

Ergänzung  vom  Jahr  1839.  „Der  Hof  des  Herrn 
V.  Hochwttchter  auf  dem  Ftfrstenberge  nimmt  mit  seinen  Ge- 
bäuden und  Gürten  den  Raum  des  alten  Klosters  ein.  Von 
demselben  hat  man  eine  herrliche  Aussicht  nach  Westphalen 
und  den  Rhein  auf-  und  abwärts«  Der  gan«e  Raum,  den 
der  Ffirstenberger  Hof  mit  seinen  Gebunden  und  Gärten  ein- 
nimmt, ist  voll  alter  Mauerreste,  und  es  Iflsst  sich  eine  Um-» 
fassungsmauer  verfolgen,  welche  diesen  Raum  eingeschlossen 
ffu  haben  scheint.  Von  dem  Hofe  gegen  Schermanns  und 
eine  längere  Strecke  gegen  den  Birtener  Weg  wird  nichts 
gefunden.  Dagegen  ist  das  eigentliche  Plateau  des  Ptlrsten- 
berges  (aequissimus  locus  bei  Tacitus)  wieder  mit  römischen 
Ziegeln  und  andern  Mauertrtimmern  bedeckt,  und  hier  wer- 
den die  meisten  Gemmen  gefunden.  Durch  diesen  bezeich- 
neten Raum  geht  die  alte  Weseler  Strasse  in  der  Mitte  durch, 
und  derselbe  zieht  sich  noch  Ostlich  Aber  den  Birtener  Weg. 
Wo  die  Wege  zusammentreffen  und  Lehm-  und  Sandgruben 
vorhanden  sind,  siebt  man  ringsum  2  bis  4'  unter  der  jetzi- 
gen Oberfläche  Lagen  von  Ziegeln  nebst  Fussbttden  von  Est- 
rich und  eine  Lage  von  Kohlen  und  Asche.  —  Der  Verf. 
hält  dafür,  dass  die  €astra  vetera,  die  von  Civilis  zerstört 
wurden ,  sich  auf  dem  Plateau  des  Berges  innerhalb  des 
oben  angedeuteten  Raumes  befanden.  Auch  sieht  man  noch 
auf  der  westlichen  Seite  eine  Vertiefung,  die  sich  von  Stiden 
nach  Norden  zieht  und  den  angedeuteten  Raum  in  Westen 
begrenzt.  Nimmt  man  das  Plateau  des  Berges  als  denjenigen 
Punkt  an,  wo  die  von  Civilis  zerstörten  Castra  lagen,  so 
würde  der  Fürstenberger  Hof  eine  abgesonderte  Befestigung 
gebildet  haben,  oder  was  wahrscheinlicher  ist,  es  würden 
die  spätem  Castra  gewesen  sein,  die  vermuthlich  von  Tra- 
jan  erbaut  wurden.  —  Auffallend  ist  der  Weg,  der  nach 
der  Hees  führt,  durch  die  wallartige  Erhöhun^^,  die  er  auf 
beiden  Seiten,  besonders  auf  der  nördlichen,  bat  und  welche 
sich  bis  zu  den  Büschen   zieht.  —  Das  alte  Lager  auf  dem 


110 

Pialcmu  Mhdiit  wcai^er  a»  grMaen  Gcktaica,  df  au  roa 
Ziegela  enrichCeten  Soldatea-Wolurangcii  bcslaa^eo  gm  haken, 
4a  man  in  ditäem  Rammt  keine  grattcn  HäaertriauMr  ia 
der  Brie  findet  Bs  ist  aker  aacb  hier  noch  m  wenig  ge- 
graben worden,  nn  dieses  an  enüftdn.  —  Die  Arena  dca  An^ 
pbiibealers  bat  c  105  Scbriit  von  Osten  nach  Wesleii  nnd 
c  80  Schritt  von  Sflden  nach  Norden.  Die  4  Eingänge 
liegen  genau  nach  den  4  Bimmelsgegenden,  nnd  der  starke 
Erdwall,  der  das  Ganne  nnigibt,  nag  20^  Habe  haken.  Wo 
die  alte  Strasse  im  Dorfe  Birten  die  neue  Cbanss^  ver- 
lasst  und  sich  gegen  den  alten  Bhein  wendet,  liegt  nicht 
Vinkes  Kath,  sondern  der  neue  und  alte  Schwan  nnd  das 
Armenhaus*. 

Von  Vetera  ffihrte  die  ROmerstrasse  nach  Colonia  Tra- 
jana.  Der  Spanier  DIpins  Trajanus  (unter  Donütian  nnd 
Nerva  kommandirender  General  am  Niederrbein,  von  Letaterm 
im  Jahre  97  adoptirt  und  von  98  bis  117  Kaiser)  grindete 
während  seiner  Begierung  diese  Kolonie  durch  Vetemnen 
und  römische  Bürger.  Die  von  Trajan  errichtete  XXX.  Le- 
gion, mit  dem  Beinamen  Ulpia  Victriz,  hatte  hier  ihr  Stand- 
quartier, daher  der  Ort  auch  Castra  Ulpia,  und  von  Anunian 
bloss  Triceshnae^^'').  (Standquartier  der  XXX.)  genannt  wird. 

Ueber  die  ehemalige  Lage  dieser  römischen  Festung  herr- 
schen die  verschiedenartigsten  Ansichten.  Einige  setaen  sie 
nach  dem  Dorfe  Kellen  bei  Cleve>  Andere  auf  den  Ffirstenkerg, 
Andere  nach  Xanten  nnd  noch  Andere  machen  aus  den  drei 
verschiedenen  Benennungen,  welche  dieselbe  fahrte,  auch  drei 
verschiedene  Orte.  Bei  näherer  Vergleichung  und  Zusam- 
menstellung der  rt^miscben  Nachrichten,  bei  genauerer  Kennt- 
niss  der  Lokalitat  und  der  bereits  gefundenen  DenkauUer, 
wird  es  auch  hier  nicht  schwer  sein ,  das  Wahre  au  findeib 


117)  Vgl.  Jahrb.  H.  III.  S.  1G6  ff. 


111 

Nördlieb  von  Xaoten^^^),  auf  beiien  Seiten  iet  Strasse 
nach  €leire,  findet  sich  ein  viereckiger,  erbdliter  Rauoiy 
ieaaea  Grund  und  Boden  voll  alten  Gemäuers  ist,  und  die 
Rainen  eines  grossen  römischen  Gebäudes ,  die  alte  Burg 
genannt,  sind  zum  Theil  noch  oberirdisch.  Oestlich  wird 
dieser  Raum  durch  die  Pisteley  (ht^chst  wahrscbeinlich  ein 
Deberbleibsel  des  idten  Rbeinlaufes,  der  nach  alten  Nach- 
richten in  fiHhem  Zeiten  dicht  an  Xanten  vorbei  gegangen 
nein  soll),  und  westlich  durch  das  Langwasser  begrensrt. 
An  der  nördlichen  Seite  wurden  im  letzten  Sommer  (18S8) 
da,  wo  die  hier  sichtbare  Römerstrasse  diesen  Raum  ver- 
Usst  und  eine  Wendung  links  macht,  auf  beiden  Seiten  der- 
selben grosse  quadratförmige  Steinmassen,  die  das  Fundament 
des  nördlichen  Ausgangsthores  gebildet  zu  haben  scheinen, 
ausgegraben.  Vor  der  Südseite  dieses  Raumes  befindet  sich 
in  den  Feldern  und  Gttrten  gegen  Xanten  zu  ein  grosser 
Grfiberplats  der  XXX.  Legion  und  der  Einwohner  von  Co- 
lonia  Trajana,  und  bekanntlich  mussten  die  Todten  nach 
dem  römischen  Gesetz  ausserhalb  der  Mauern  beerdigt  wer- 
den. Die  Römerstrasse  ist  in  der  Richtung  der  neuen  Chaussee 
mitten  durch  diesen  Raum  gegangen  und  wird  am  nördlichen 
Ende  desselben  auf  eine  grössere  Strecke  sichtbar.  Die  in 
dem  itinerar  des  Antonin  angegebene  Römerstrasse,  welche 
Ton  Colonia  Trajana  nach  der  Maas  und  auf  einem  Umwege 
nach  Cöln  führte,  hat  der  Verf.  in  der  jetzigen  Grtln- 
fltrasse  wieder  aufgefunden.  Sie  ist  in  der  Mitte  der 
westlichen  Front  des  Lagers  ausgegangen,  und  hat  um  den 
noch  jetzt  sumpfigen  Heerde-Kamp  herumgeftihrt  Von  dem 
Gehöft  des  Bauern  Scholz  an  ist  sie  noch  ganz  als  Römer- 
strasse zu  erkennen,  und  tlber  Sonsbeck  etc.  in  der  im  Itinerar 
angegebenen  Richtung  zu  verfolgen. 


118)  Vgl.  ebend.  H.  V.  und  VI,  S.  288  ff. ,   H.  X.  S.  66,  H.  XVn- 
8.  Hl,  und  II.  XXVI.  S.  ISl.-ff. 


112 

Nimmt  man  am  iem  Gesagten  die  in  dem  Itinerar  ange^ 
gebene  Entfernung  von  Vetera  bis  Colonia  Trajana  van 
1  Lenke,  die  vielen  Monumente  und  Ziegel  der  30.  Legion, 
die  auf  dem  bexeichneten  Baume  bis  jetnt  gefunden  worden 
sind,  und  die  vielen  Mtlnsen  etc.,  die  noch  alljährlich  bei 
Bearbeitung  des  Feldes  hier  gefunden  werden ,  so  lässt  sich 
kaum  xweifeln,  dass  auf  dieser  Stelle  jener  von  Trajan  ge- 
grflndete  Ort  gelegen  habe.  Derselbe  hat  nach  Julians  Zeit 
SU  Anfange  des  V.  Jahrhunderts  seinen  gannlicben  Unter- 
gang  gefunden. 

Man  ki^nnte  fragen,  warum  Trajan  so  dicht  bei  Vetera 
einen  «weiten  festen  Plata  anlegte.  Bierauf  lasst  sich  er- 
wiedern:  in  Vetera  war  nach  dem  batavischea  Kriege  nur 
eine  Legion  stationirt.  Trajan  hatte  wahrend  seiner  An- 
wesenheit die  militairischen  Verhaltnisse  am  Niederrhein,  die 
Gefabren,  welche  hier  von  der  rechten  Bheinseite  den  Btimem 
drohten ,  kennen  lernen,  und  hielt  die  Gegend  um  den  Für- 
stenberg  fttr  die  Defensive  fttr  eben  so  wichtig,  als  sie  Au- 
gustus  fttr  die  Offensive  gehalten  hatte.  Je  grdsser  die  Zahl 
der  römischen  Truppen  war,  welche  sich  an  einem  Punkte 
vereinigt  befand,  desto  häuüger  waren  Unnufriedenheit,  Meu- 
tereien und  Empörungen.  Von  Vetera,  wo  frilber  nwei  Le- 
gionen standen,  waren  nach  dem  Tode  von  Angustus  nnd 
Nero  die  Empörungen  der  am  Bhein  stehenden  Legionen 
ausgegangen.  Trajan  hielt  es  daher  fttr  aweckmAssiger,  die 
von  ihm  errichtete  und  zur  Verstärkung  des  Niederrheins 
bestimmte  30«  Legion  nicht  mit  den  bereits  in  Vetera  gar- 
nisonirenden  2U  vereinigen,  sondern  legte  fttr  dieselbe  m 
besonderes  Lager  an.  Deberdiess  war  Vetera,  wie  oben 
gesagt  worden  ist ,  eine  blosse  Militairstation,  Colonia  Tra- 
jana hingegen  eine  Militair-Kolonie,  und  die  römischen  Hili- 
tair-Kolonien  hatten,  ausser  den  nöthigen  Besatsuagen  und 
den  fttr  die  Bewaffung,  Bekleidung  etc.  der  Truppen  dienen- 
den Etablissements,  noch  manche  andere  Bestimmungen,  welche 
aus  der  römischen  Staatspolitik  hervorgingen. 


118 

Xasten  liegt  niedriger  als  jener  lieneicluiete  Raun»  «od 
hier  aind,  so  viel  dem  Verf.  bekannt  ist,  bloea  rOnuecbe 
Gräber  bis  jetnt  gefunden  worden.  Dieser  Ort  verdankt 
den  Pranken  seinen  Ursprang,  die  ihn  ans  den  Trflniniem 
vnn  Vetera  und  Golonia  Trajana  erbanten.  Die  Franken, 
welche  jetnt  an  die  Stelle  der  Rasier  getreten  waren,  woll- 
ten diesen  in  Hinsicht  ihres  Urspranga  nicht  nachstehen,  nnd 
die  alten  fränkischen  Sagen  von  ihrer  Trojanischen  Abstam- 
aang  (von  Francus  den  Sohne  Hectors)  sind  bekannt  genug. 
Vielleicht  hangen  diese  alten  Sagen  mit  der  Einwanderung 
der  deutschen  Staasme  aus  Asien  unter  Odin  lusammen.  Die 
Franken  machten  aus  Colonia  Trajana,  Colonia  Trojana, 
■nd  nannten  ihren  neiq^egrOndeten  Ort  Keu-Troja,  Klein- 
Troja,  Troja  Francorum,  und  weil  die  Gebeine  des  heiligen 
Victor  und  der  mit  ihm  erschlagenen  christlich  römischen 
Soldaten  hier  anfbewahrt  sein  sollen,  —  Troja  Sancta^^^).  Unter 
allen  diesen  Benennungen  kommt  Xanten  auf  Mttnnen  und 
in  Urkunden  des  Mittelalters  vor.  Aus  Saacta  ist  das 
spatere  deutsche  Sauten  ^^)  und  das  jetaige  Xanten  entstanden. 

Ergänzung  vom  Jahr  1889.  »Xanten  und  das  ganae 
Feld  bei  der  Wiodmflhie  nach  Rurzheck  und  gegen  Asmanns- 
hof  liegen  so  hoch,  dass  auch  der  höchste  Wasserstand  die- 

119)  Vergl.  E.  Aus^m  Weerth,  Kanstdenkmäler  des  Mitielmlters  in  den 
Rheinl.  I.  Abthl.  B.  I  pAg.  82  and  Prof.  Brwin,  die  Trojaner 
am  Rhein  Festprogramm  sa  Wlnokelmann*s  Geburtstag  am 
9.  Deo.  1866.  Bonn  1856. 

120)  Zu  Santen  am  Ryne  wohnten  naoh  dem  Nibelungenliede  In 
dner  berühmten  und  gUnxenden  Burg  der  König  Slgimnnd  und 
die  Röoigin  Slgellnde,  Sigfrieds  Aeltem.  Man  hat  in  der  letztern 
Zeit  auf  zwei  Basreliefs  am  Thore  das  TOm  Marktplatz  zur 
Kirehe  führt ,  den  gehörnten  Siegfried  erkennen  wollen.  Nach 
der  Ansieht  des  Verf.  Ist  dieses  jedoeh  theils  der  h.  Viotor, 
theila  der  h.  Oeorg,  deren  Thaten  nach  der  Legende  hier  ab- 
gebildet sind.  YergL  E«  a^is'm  Weerth,  KunstdenkmSler  in  den 
Kheliil.  !.  Abthl.  B.  I.  Taf.  XYIT.  3. 

8 


114 

selben  niemals  eiteiiiKt.  Tor  leih  ^Kirlft-^ntore  'MiDden 
steh  kiä  ^men  feetWo  bM*  jtAiBtgeh  thaM^e^  Viele  MaMK 
retrte  dtitet  ller  Kräh  ^  be^oMi^rs  im  iie  aM  Bfih%  tod  di^ 
Windmühle.  In  den  ISliHfen  4MI  *6elläiiden  i^  WMdmmfe 
'findet  man  Vömi^chtB  BuM(H*tion<».  BbcMb  Hhfteii  nMii 
dieselbefa  'Ms  xitä  'itKen  HhrinTanfe  ilnd  Ms  gfegen  Asauids- 
liof ;  I^Mft  OhA  von  KriWNeek  bis  'äsünfa  «lAr  (CHMK^r,  'Wte 
atich  hl  XMdteh  IgftfAinlMn  ifVHli^». 

Bie  nmdft  IJHMoa  Mf  .ddr  >ilMfei^s<MiMle  Vdb  CoMMb 
Trajana  ato>  Utfr  5  LHRAb  Von  ikiMr  eütMNit,  UM*  >blir. 
gintKcivdi^«)  tHiMr Blüfdohtfalft,  «%  üädi  '(Mi  KilieMr  ¥ili 
nauhrftagH  mn  ^SULnU^lia^iifr  'Mifle. 

Die  RMtt^MHiise  üfi^l  'iloirllWIMIilik  ^on  HAr  SMH^  *%r  Ah 
der  Verf.  'CUöhia  ^Mjktiiä  ^e^^fttt  «ift,  IMM  ifi  'die  j/füMge 
Cbanssto  avs^'tinii  diese  IMbei  ^¥€r  mbauttU;;  flb«r  lIlitfetaMiwIi 
'bis  zu  dVte  ^Mkin  Jigerlillllite  «ff  Ute  IMWcMflMSe  <K«le|ft 
worden,    fei^  fMnilKl  sMiWe  deMSIMMite^liilkn,  «nd^tlie 


121)  Diew  &itdedktti«aisliid'«iht  Mit  Vollem  Mwe  (1827)  ^oroh 
einen 'Maarer  «in  Cleve  'geuMolit  worden.  Dieter  Mau»  Initte 
geaeheo,  das«  Auf  den  Feldern  op  gen  Born  li&ufig  Traauteiae 
AutgepflQgt  wurden ,  ein  Artikel,  der  in  Holland  sehr  gut  be- 
zahlt wird.  Aus  Spekulation  liess  er  nachgraben  und  fand 
mehr  fah'tor  sttohte.  Ms  »ieh  der  Verf.  auf  dem  B^orn  be- 
fknd,  wurde  ^ein  HauB  -au%ede<At,  In  welehem  'eine  gniese  An- 
sahl  *TOn  Aus  Elstfndraht  igefloohtener  PamarhiemdMi  aafge- 
Bohiohtet  war.  In  einem  andern -llanse' fand  man  wenig  Tage 
Yorker  !  gegen  600  SilbermSnsen ,  woranter  sehr  seltene  ^  und 
ttber  Vi  Genfner  Ki^fisnnünsen ,  die  in  einen  grossen  Klumpen 
zusammen  gerostet  waren;  in  einem  dritteai  wahrscheinlich  der 
Weikstatt  'eines  HolsarbeCtersy  yieles  Handwericssevg ,  worunter 
der  Verf.  10  Versohiodene  Arten  von  Beilen  und  Aexten  eto. 
zählte.  I>a  bei  diesen  Naohgrabungen  Alles,  was  nicht  Metall- 
werth  hattb,  zerstört  worden  ist,  ntad  selbst  die  -QegenstSnde  Ton 
Metall  an  Jud«i  efto.  Ti^ohleudeH  Worden  sind,  so  Terdienta 
dieser  Punkt  wohl  in  jeder  Rüeksieht  grS^ei«  Auftaierkflamkait 


1115 

RMientniMe  gdit  noch  sichtbar  gerade  au^  und  tühri  auf 
den  Feldern  des  Baaergntes   op  geo  Barn  (auf  .dem  Boro) 
durch  die  Ueberresle  eines  rttnischen  MUUair^Etablifiaements^^). 
Ba  diese  Buinen  gerade  ^5  liCttken   Kon  Cokmia  Tr/gana 
coiiearnt  Hegen,  so  ist  dadurch  die  iLage  dw  aMea  iBuvgiua- 
cim  beatinoM;.    Jkits^  sttmisahe  BebsCigvog  (hat  ei«  Viereck 
'1B0O  Mmibe  /600  SohriH  fidUeidange  gehildat.     Der  durqh 
«dieses  Viereck  feinfescUosseDe  Baum  iat  nehreire  f!iiss  ^  und 
.nde  es  Mbdnt,   kflnstKch  ifibgr  )die  umUagende  Nied^miog 
«rMfat,  lund  i^ird  .noch  jetzt  wma  Hhtil  ivon  einem  aqhinatoi 
MMsen  6naben   umgeben  und  odrdliob  ducch  iden   Ci^cai:- 
«cben  (Ley  begvennt    Dieser  tcaleanolie  i^Ley,  :AUflh  .MiHid  ge- 
kannt, ;ist  .der  Cebenest  des  ahemaligwi  BJieinlav(es,  Qd^r 
•eines  Arms  desselben,  und  noch  jetnt  ergiasat  isioh  4^r  8lro9i 
)htel;bakeqi  iWasser  in  dieser  Kiohiungf  .und. nimmt  ,Vjon  dtim 
rHandasbeege    (Monreberg,    Moiiierberg)    .einen   Mrdw.^t- 
Jichcn  ^Ltfiuf  iber  Calcar  und  .Griethausan  .naeh  der  ab^mali- 
Igen  CMienfcensobana.    In  dem  gaweii  Jnn^vn  Aaqm^  dia$^ 
Vierecks  stOsst  man   in   der  Tiefe  von  1  bis  V  .qnter  df|r 
jetzigen  lObetflAche  auf  die  aus  Tr/isa  und  Basalt  bestehenden 
mauern  .der  römisshfn  .OehAude«     Burginaeium  i«t  Wiabr- 
}Seheijilick  nach  einem  Ueberfalle  durch  Feuer  zerstört  wqr^- 
^en,  ui)d  »wie  es  scheint,  ohne  vocausgegangene  Plflnderuj]\g : 
idenn   «as  das   Feuer    niebt  'zerstöten  konnte,  lii^t  nocJi 
niFersehrt  wf  dem  :Fussbodan  der  frOnuischen  Hülivpr,  ^|s 


122)  Diese  Angabe  bedarf  uuofeim  der  Beriol^tiguiig ,  als  die  gro/^e 
i^oroische  Heerstrasse  boi  dem  Hause  Kehram  sich  wesüicb  auf 
die  Höhe  wendete,  und  nur  ein  dstlioher  Arm  derselben  nach 
Burginatium  und  Yon  da  am  Fusse  des  Höhenzuges  hin  über 
Aitoalcar  ebenfaUs  auf  diesen  führte.  Vgl.  Bein,  Die  rSmisohen 
Stationsorle.  8.  61  ff.  lieber  neuere  an  und  ^nf  d^m  Höhenzuge 
bei  BnrgiAaÜum  gemachte  Funde.  Y^rgl. .  J^hrb.  XZIX.  u.  XXjX. 
S.  142.  ff.  und  S.  228.  ff.  B. 


116 

Steinmonameotey  Waffen  aller  Art,  HaDlwerkasrag,  Dtcn- 
stiieo,  Mfiuen  io  groaatt  Menge  ^^)  etc. 

Von  dem  Lager  op  gen  Born  sieht  sich  dn  dreifacher 
Erdwall,  der  fast  durchgängig  noch  slohthar  ist,  anf  die  Iahe 
binaaf  und  naschliesat  den  höchsten  TImU  denelbcB,  den  Hontcr- 
berg  (von  dem  Flflsachen  Munna  so  genannt),  von  wekhcai 
man  eine  der  freiesten  Anssicbten  anf  die  Vw^^tmä  iMt 
Anf  dem  Nonterberge  sind  iianig  rOousche  AitertbiaMT 
gefunden  worden «  nnd  es^j^elndeC  sich  anf  dcasetten  ein 
mit  Trass  gemauerter  und  noch  vollkommen  gut  erlialtcBer 
römischer  Brunnen  von  IM'  Hefe  und  6%'  Durdunenser, 
bei  dessen  Reinigung  vor  9  Jahren  (18M)  mehrere  Mmiache 
Dinge  gefunden  worden  sind.  Durch  die  Anlage  eines 
Schlosses,  welches  die  HersOge  v^n  Cleve  hier  anf  den  riNni» 
sehen  Ruinen  erbauen  Hessen,  ist  jedoch  die  urspringliche 
Form  dieses  rUmischen  Etablissements  nentOrt  worden,  nnd 
aus  den  noch  vorhandenen  Gräben  nnd  Erdwallen  läset  sieb 
nicht  mehr  beurtheilen,  was  davon  römisch  ist,  und  was  der 
neuern  Zeit  angehört.*'^) 

Die  Befestigung  anf  dem  Mouterberge,  welche  durch  den 
dreifachen  Erdwall  mit  derjenigen  von  op  gen  Born  Ter* 
bunden  war,  nnd  mit  ihr  eine  einsige  Vertheidigungslinie 
bildete  [vergl.  Caes.  de  R.  O.  VII.  86  Tamen  etc.] ,  hatte 
wohl  SKum  Thfil  die  Bestimmung,  dass  sich  die  Bewohner 
der  letntem  bei  hohem  Wasser  auf  den  Monterberg  surftck- 
ssogen;  vielleicht  bej^weclLte  man  auch  durch  beide  Befesti- 
gungen  die  Strasse,  welche  hier  als  enges  DefUi^e  awischen 
den  Höhen  und  dem  ehemaligen  Rheinlanfe  hinging,  nnd, 
wegen  der  noch  jetzt  sehr  sumpfigen  und  impraktikablen 
Niederung,  die  sich  von  der  Niers  an  dem  östlichen  Abhänge 

123)  Vgl.  JAhrb.  H.  X.  S.  61  ff.  und  S.  66,  H.  XXII.  S.  62.  H.  XXIII. 
S.  82  ff.,  H.  XXV.  S.  16  uod  H.-  XXVI.  S.  181  ff. 

124)  Schneider,  der  Monterberg  uad  seihe  altertbffmliche  Umgebung. 
Emmerioh  1851. 


117 

jener  H«bea  bis  an  den  Calearschen  Ley  sieht,  —  dands 
die  einalge  Kommmiikation  a»  Rhein  auf-  und  abwärts 
bildete,  xu  declcen.  Die  Behauptung  dieses  Defil^  war  um 
so  widitiger,  da  die  hiullgen  EinfUIe  der  Franlien  rorailg- 
lieh  diese  Gegend  trafen. 

Die  Felder  op  gen  Born  liegen  so  niedrig«  dass  sie  noch 
jefnt  bei  jeden  etwas  hohen  Bheinstande  unter  Wasser  ge* 
setat  werden,  und  selbst  der  Rheindeich,  welcher  von  Drusus 
angefangen  und  08  Jahre  später  durch  Paullinus  Pompejus 
▼oUeodet  wurde,  wird  dieses  hier  gelegene  römische  Lager 
nicht  immer  gegen  die  RheinOberschwemmungen  gesichert 
haben.  Von  dieser  niedern  Lage  hatte  Borginacium  gewiss 
auch  seinen  Namen  erhalten.  Dieser  ist  gaaa  deutsch,  — 
von  Burg  und  ac  (Wasser)  —  folglich  Wasserburg,  und 
auch  die  jetaige  Benennung  auf  dem  Born  entspricht  der 
ehemaligen. 

Die  auf  dem  Born  gefiindenen  Hinaen ,  welche^  der  Verf. 
gesehen  bat,  «fangen  mit  Sept.  Severus  an  und  geben  bis 
auf  Honorius.  Dieser  Ort  scbeiRt  daher  nicht  vor  dem 
Ende  des  9.  Jahrhunderts  entstanden  au  sein.  Die  hier  ge- 
fundenen Inschriften  und  Ziegel,  sind  von  der  6.  und  80. 
Legion* 

Die  Römerstrasse  fohrt  westlich  von  den  Feldern  op  gen 
Born  gegen  die  Anhöhe ,  wo  sie  veisebwindet«  und  weiter 
abwirta  von  dem  Verf.  nicht  wieder  aufgefunden  worden  ist 
Sie  fMirte  von  Burginacium  nadi 

Arenatium^'^),  welches  6  Lenken  von  jenem  entfnrnt 
war.  Diese  Bnttenung  trül  auf  das  jetaigo  Dorf  Qnalbnrg, 
wo   bis  jetat  viele  rönrische  DenkmUir  goAuden  worden 


125)  Tgl.  J«1ttb.  H.  X.  S.  61  ff,.  H.  TVU.  8.  821.  u.  222.  H.  XXt. 
S.  174,  ü.  XXn.  S.  92  ir.,  S.  62  und  &  Ml.  ft,  H.  StPI. 
8.  82  Ci  H.  aXV.  8.  7  81,  K  XXVT.  8.  101^193  v.  8  lt9< 
and, 900  aad  H.  XSSfll.  8.  1  C 


118 

siad.  Beides,  das  OefoDd^ae  nid  die  ricbtige  Eatfenwifp, 
spricht  daMr,  das»  AreDaAum  in  oad  bei  Qoalfturg  gelegea 
hahe. 

Die  Stadt  Cleve  ist  neaera  Unpinngs ;  dagegen  tmi  «aa 
auf  dem  Scfalossberge  von  Cleve ,  in  dem  Thitrgarte»,  ia 
dem  Geböte  bei  Berg  und  Thal,  zu  Materboni*  uvi  Kbyaittn 
(Rindern)  Altefthttmer  und  Ueberrtate  vao  ritmiaehcii  Aq^ 
siedelungifn  geftmden* 

Nymwegen  (Naviomaglu  ader  N  eomagna)  dne  der  grMaer» 
Festungen  der  Römer  am  Rfceii,  and  längere  Zeit  das  Stmad-> 
quartier  der  lO^r  Legten.  Vmi  römiseben  Alterthttmern  hat 
sieb  nnr  ««dl  di6  aehöM  Ruine  einta  Tempels  erluMen.  Eim 
früher  tkdn  irobi  «riialtenes  römisches  Beakmal,  die  alte 
Burg ,  iM  ii»  deitf  fraaiöaischen  Revolutionskriegen  in  im 
Jahred  1796  und  IfÜB  aerstirt  worden. 

Ergänaungen  vom  Jahr  1837  und  später. 
jyDer  Rheinlaaf  aur  RMMtzeil  ging  vom  nintenberge  an 
Xanten )  ColMia  Trajana,  Asmannsfaof,  wo  die  Sage  von 
dnem  Uebetgavge  ist^  WKidt,  VyMen,  nördlich  von  Mariea- 
baum^  op  gen  Born,  am  Msfaterberge  voitd  nach  Galear. 
Er  führt  in  dieser  gatfae»  Strecke  die  Beneaaang  Ley,  aad 
zwar  bd  Xanten  —  Pisteley  und  bei  Calcar  -*  Calearaelie 
Ley.  Von  Callar  ging  er  tttfter  dem  beatigen  Namea  dea 
WettMüga  (wabtediefnltd»  Waterring)  nbrdlidb  an  Moylaadl, 
Htssdt  aad  Qaalburg  voiM  nadb  dem  Kinrisdahl,  und  vaa 
da  östlich  von  Wasserburg  Inai-  «wischen  RUtdcvn  u«d  Ward» 
huseii  durdi  gegen  Sdwaikdlsddnia.  Z^iAohea  Cleva  tad 
Rindera  hdast  er  jetat  Swdsirdü/  oad  vmi  HinAertt  uörd- 
lidk  nieder  Wadlidf* 

Burginacium  erstreckte  sich  noch  sOdlich  der.jQuuiaB^ 
und  weiter  westlich;  das, Gehöft  d^s  vau.de  Wey  liegt  noch 
im  l^ager.  -^fiei^.den  Il^achgrabunj[eo  im.  Jabre  1828  stiess 
PnstoaF%  daige  handert-zScbfitt^^stliih  nm  Fusy  dfaJMoa- 
terberges,  auch   auf  ein  gM>«ses  OKratda^Magasin/in  wel- 


119 

cbcia  <lcir  vcrk^Wtp  Vl^f^n,  ^'  tqqh  Inf,  ^l^^  seion^  AWlft^ 

Schiefer  rSiaKip^rbqi  li)ge|i  au»  i|«ff  Wflfff .  N^c*  P^09i{s 
Aiiaa|g)fi  sii|4  auf  4em  |lor^  Sßi/^c)^  ipi^  ifiB  Steiffpelp  der 
Ij;a-:2(^  «i^  ^?C,  gelhivliip  werden,  Das^  iffl|Oi>^,  de« 
C.  AU..  Prifif^  aiff  Twrt  ft?M»?r  dfpr  üa  Nar^mo,.  er^ic^i-. 
tele  Mwufiemi ,  vielelie^  i^  ifu.  ^^^%  df»  NqUr  Houbeo 
gtl^owve^  ist.,    w¥f49   ini   ^^V  ^^  l^i>"    Chaussdebau, 

gefi|i|de]i^  [ü^  btftQdet  sVcb  jetzt  iu  dffi^  I^us^um  ^^  Tsier J 
SffMse  von  PurgUi^f |Mn|i§,c^  i^renaf  uffi.  Voi^ 
WirtM^aufe  Nfv-K,ebrwfi,  tfl»  9Wfß  fliause  ^mi^  i^  ^  i^q- 
I^e  4fif  ^h9iUß^ilf  di^  ^fte  I|ie||stf4««/;  aufgftoiicbei)  W^4 
jeo^  ^ranf  gelegt  VM«-  Vw  bie»  «f^  fl|e  fi.ct\  A^^ 
BWI  l|ipw,  iiM  V(  IBwifcb^f  dfn  9|ai|AI^«C(  un^  ^eq)  (}Itm 
Pant^a^  in  4i0  al^  (Cleiter  |^4^tBi|f|f^  getroffeiv.    piesc 

Richtung  und  die  Beoennung  «hohe  Strasse^»  Sie  ist  jetzt 
40  bis  60  Schritt  breit,  und  theltt  die  Peldnarken:  nörd- 
lich TffP  Altca^a^,  Mqj^DKtli^  P«W^H  jm4  Qo^bnrg,  und 
südlich  v^n  Nett-  und  AUhlifWMprf  i|*d  Sfhpeppen- 
bäum.  Sin  geht  sitfich  an  Bndbnrg  rorbei  und  ^  alten 
TMergarten  (bei  CleiFe)  entlang  bis  nun  Wirlbshause  Kuckuck, 
wo  sie  die  Benennung  «hohe  Strasse*  verliert.  Von  hier 
scheint  sie  die  Richtung  der  gegenwärtigen  Strasse  vom 
Kuckucl^  nach  Cleve  vf rfQl^^  ifud  durch  das  Nau^^auer  Thor 
her^ingf  fflh^  ^  habei|. 

Wfi  l[^n4ve|if ,  ^Tflohe  4eo  llilf^  Thierg«Ft«i  bf grenzt, 
•oU  skh  am  öatliobon  ünde  dossdfcon  durch  Sehneifanbauni 
gogwi  Keppolon  wendon* 

Cleve  ^^').    Bier  ist  der  Herteberg  srit  itm  Schlosse  ein 


'  f  ^ 


Ton   Nymwegen  naoh  Coblenz  ^flf^eadsf  Zi^^ffunenftsUang 


120 

vortreflUcber  Paukt  Ar  eine  rdmitclie  Warte.  Ihn  gegtn^ 
tiber  liegen  der  Heidenberjr,  wo  angeblich  ein  ApoIlotcfli]ieI 
anf  dem  grossen  Markte  stand,  und  der  Klockberg.  Nach 
Angabe  des  Gottfried  Cosmann  siebt  sieb  eine  rominche, 
gegen  6'  dicke,  Maner  von  der  Synagoge,  wo  frUber  das 
Regiemngsgebande  stand,  einige  hnndert  Schritt  afMIich 
von  dem  Schlosse,  mehrere  Puss  tief  unter  der  Erde  dorch 
die  Goldgasse  über  den  kleinen  Markt «  die  katholische 
Kirche  dicht  links  lassend,  gegen  die  Stadtmauer,  Vielleicht 
ist  der  angebliche  Tempel  in  dem  Garten  des  Herrn  Chiosen 
ein  Eckthurm,  der  den  Hddenberg  und  den  grossen  Harkt 
eingeschlossen  hatte,  wo  man  häufig  auf  römische  Maaem 
und  AlterthQmer  stossen  soll.  Ware  dieses  der  FUl,  ao 
wtirde  die  {etsige  Hauptstrasse  von  Geve  die  via  praetoria 
des  romischen  Rastrums  gewesen  sein,  und  hatte  ihren  Eingang 
am'  Haackschen  Thore  gehabt  —  Der  sogenannte  yenns- 
tempel  im  Thiergarten  liegt  auf  einer  mit  Gestraadi   be- 


der  EntfemungsAngaben  des  Ittnerars  und  der  PeaÜDgencheii 
Tafel  mit  der  wirkllohta  Entfemong  betragt,  letstere:  Ton  Nym* 
wegen  Ms  OleTd  10*/t  Lenken,  welobe  Entfemong  In  den  alten 
Thiergarten  trifft;  Ton  Giere  bis  auf  den  Born  6Vs  Lenken; 
Tom  Monterberge  bis  Colcmia  Trajana  oder  Tom  fiom  bis  Xanten 
5  Leuken ;  yon  Xanten  bis  auf  den  FQrstenberg  1  Leuke ;  Tom 
Fürstenberge  bis  auf  das  Borgfeld  bei  Asberg  12yt  Leuken; 
Tom  Borgfelde  bis  Neuss  13%  Leuken  und  wenn  die  KrOm- 
mnngen  mit  gerechnet  werden  wohl  14  Lenken;  Ton  Neuss 
bis  G61n  anf  dem  geraden  Wege  16  Leuheli ;  anf  dem  Stein- 
wege und  Über  Sttrunenm  aber  Idyi  Lenlsen;  Ton  G81a  naoh 
Bonn  genan  11  Leuken;  yon  Bonn  naeh  Remagen 9% Lonkon; 
Ton  Remagen  ataeh  Aademaeh  9  Leoken;  —  (Die  Mandnng 
des  Vinxtbaohes  liegt  5  Leuken  oberhalb  Remagen  und  4  Leuken 
unterhalb  Andemaoh;)  —  und  Ton  Andemaoh  naoh  Coble&s 
die  gerade  ISehtkmg  8  Lenken,  und  wenn  ttan  der  KiHmnmag 
des  Bheins  folgt  9  Lenken* 


121 

iiacbsenen  Erhöhmig  zwischen  ScbloM  ODadeathal  midi 
Wasserbmrg« 

Die  Orte  um  Cleve ,  wo  rOmiscbe  Alterthflner  geAindea 
werden,  sind: 

1)  Bedburgs  (oder  Bedbur),  wo  nach  Anssage  des  GottMed 
Cosmann  viel  gefunden  wird.  Die  Nacbgrabnagen  desselben 
erstreckten  sich  nicht  sfldlich  der  alten  Landstrasse ,  daher 
es  audi  noch  ungewiss  ist,  ob  sich  der  römische  Ort  dahin 
ausgedehnt  hat.  Seine  Nachgrabungen  fanden  «wischen  der 
Landstrasse  und  dem  Orte,  und  auch  in  der  Niederung  gegen 
Hasselt,  statt,  wo  er  grosse,  mit  Eisen  beschlagene  Bich- 
stamme  herausniehen  Hess.  Viele  Mflnnen  aus  der  spitesten 
römischen  Zeit  wurden  gefunden« 

t)  OiM^lbnrg^*^)  das  alte  Quadriburgium.  (Die  Inschrift 
urit  Matribus  Quadriburg.  s.  in  Buggenhagen  und  Fiedler.) 
Der  Platn ,  worauf  die  Kirche  liegt ,  und  Ostlich  und  stid« 
lieh  davon ,  ist  hoch  und  der  Abfall  gegen  den  Wettliag 
kann  gegen  W  betragen.  Hier  finden  sich  auch  die  römi- 
schen Alterthflmer.  Schon  Teschennf acher  erwAhnt  der 
grossen  Menge  von  eisernen  Gefkssen,  die  hier  geflsnden 
wurden,  und  auch  bei  Anlegung  der  neuen  Chaussee  hat 
man  hier  viel  geschmolzenes  Eisen  von  vortrefllicher  Qualität 
gefunden,  so  dass  es  wahrscheinlich  ist,  dass  die  BOmer  eine 
Bisenschmelze  und  Bisengiesserei  hier  hatten.  Auilhllend 
ist  die  grosse  Menge  kleiner  Mflnzen  von  Konstantin  d.  Or. 
bis  Valentinian  L  Bei  den  Nachgrabungen  wurde  auch  eine 
römische  Strasse  gefunden,  welche  die  Kichtnng  gegen 
Bedburg  hatte. 

8)  Kindern  ^^.    Die  römischen   Alterthtlmer  werden  um 

187)  Yi^  Jalirb.  H.  XXIH.  S.  40.  S.  Sohnaider*»  Nana  Baitrig«. 

S.  43  ff. 
128)  Vgl.  ebend.  H.  XVII.  8.  221   ft,   H.  XSLIU.  8.  82  ff.  und  H. 

XXV.  S.  7  ff:  S.    Dederiob's  Qeaah.  der  Bömar  «ad   der 

DeutMhen  am  Kiederrhebi.  B.  102  ff. 


122 

4m  KirdMi,  opd  nANlicb  »4  (f^OUk  lUww  ia  dcp  Girtra 
and  Feldern  geAmden«  Cosmann  ans  Cleve,  der  hm  vorigco 
Jakrc  hier  kal  linbM  bsMsn«  fand  ansaer  Tnfrtci^rHaMra 
anch  andere  von  Ziegeln,  worunter  viele  nül  LegioMsIcafcta, 
▼an  denen  jedech  keiner  mekr  vorbanden  war.  Aach  eine 
»endieb  lange  WaeeerleiUing  an«  ^i^dplA^tni  von  8  Qna* 
dratfnss,  velcbo  nocb  vorbandba  wäre»,  wnrde  bei  dienen 
Aneyfcnngwi  anegebrodien.  Viele  UtinneA  ana  4er  ifitem 
r««iseben  Zeit  wurden  geCnnden.  *r^  Der  ebeaudige  Teafel 
den  Mars  Cemda«  bildet  die  IU|MDe  der  jeurigea  Kivdiev 
die  aocb  groeseAtbeUs  ans  rOauscben  Steinen  anigebant  isi^ 
Der  anC  de«  Scblosae  an  Cleve  avfbuwabrte  VotiTstrin  4c9 
Mars  Camnlns^'^)  war  in  dem  Altare  4er  KifeVg  fWg^ 
naaeri}  wo  ibn  Baggenbagen  aasbreebe^  lieiiiK  4li  der 
IVecdecMe  dieser  Kapelle  befindet  sich  4er  angeguMierte  Kwr 
gang,  4er  sebon  im  frohen  MUtelaltef  neh^t  inä  Ba^ei^fr 
w«lbe  aai  9f  erhöht  worden  ist,  weil  sich  der  Pp4tn  nm 
die  Kirche  erhobt  bat 

Pia  Kirch«  iwd  der  Kaan,  wo  die  röwacheü  ^mne^  |^ 
fandoa  weiden,  liegt  ttberfaanpi  hoher  als  die  ÜPfegend. 

4)  Der  Beideahircbhof  liegt  westlich  an  4er  Sfiraaifi  vm 
CSranenhurg  nach  GQcb ,  etwas  oberhalb  FraastU|  vU  ejaer 
Anhöhe  im  Wal4e.  Bier  befin4en  sieb,  Mcb  4^r  Avimg« 
4es  CfSflMino,  römische  Maacrp  aa4  Baiiiea  ip  ^ia^v  ipWßm 
Aaedebaang,  and  eine  römische  Strusse  aiebt  ?oa  4«  w  ge- 
fa4er  lUcbtaag  darcb  den  Keieh«^  aA4  Clever  WuM  W^^ 
Matecbora  nad  geg^  4as  iUack«ch«  Thpr  vqh  GleTi^         , 

Bei  der  Dmsnsborg»  oder  dem  versunkenen  Kl99^fiL  WCf^ 
Uch  vea  Nen«Kles(er  and  Kessd  w  4or  Nwif ,  f^Vh  Vlrle 
römische  AUerthttmer  gefunden  werden.  DesgleicheB.Jbci 
Schloss  Calbeck  an    der  Wfers,    Dieser'  ^nkt  ist  besonders 


149)  ir^t  Jshrl.  M.  X;:  6.  «1  S^  H.  XVin.  &  184  ff.  v.  H.  %XVL 
8.  199  ff. 


133 

wiehtt;.  Westlich  von  Calbeck,  auf  der  linken  Seite  der 
Niers,  in  dem  Walde,  durch  welchen  die  Strasse  von  Goch 
nach  Weese  führt,  sind  viele  Grabhflgel.  Das  Schloss  Cal* 
beok  itt  WM  Iftagerer  Zeil  abgebBMMrf  und  gegemravtig 
Bana 

Aaswr  a«  den  genarngten  Orttn  ioicn  sich  rHanscha  Aller« 
ttatoet  in  icr  Omgegend  von  Cle¥o  ai  Halevbani,  Bassolt^ 
Donsbrflggm^^^)y  Dilffelwaard  und  Renken,  so  dasB  dtv  alle 
fkbeinlatff  dorc^fttagigr  die  Gvenn  bildet,  bis  wohin  sieskh 
erstrecken. 

In  Keden  mmi  in  dAi  fctafen  40  Jahn»  dmehwo  keine 
römischen  Alterthflmer  gefunden  wordo»  Es  weios  über- 
haupt Niemand  ,  dasg  dort  jemals  dergleichen  vorgekommen 
sind.  Das  Saactuarium  der  Kirche  ist  aus  Tnftteinen  ge- 
baut und  sehr  alt;  der  Thunn  und  der  tibrige  Anbau  ist 
neuer.  In  der  Kirchenmauer  ist  ein  sdnr  alter  verwitterter 
Inschriltalein  eingemauert,  dessen  Bncliilabeo  «ad  Eckver- 
»erungeo  von  guter  mittelalterlicher  Arbeit  siaA,  and  noch 
ein  aweiter,  der  wahrscheinlich  aus  de»  nahen  SehwHhusen 
barrttkrt  ^0* 

m»  fttuhche  Strasse  von  Clevo  nach  Nywwegen  ist  tut 
Allgtoietneii  Ae  alte  Strasse  awisehen  beiden  Orten  vor 
Anlegung  der  neuen  Chaussöe.  Sie  ging  jedoch  ans  dem 
Hoidenberger  Thore,  und  traf  awischen  Cleverberg  und  dem 
Gestell,  welches  die  Grenne  des  Thimrgartens  bildet,  in  die 
Richtang  dar  allea  Strasse.  Die  an  ihr  gelegenen  Häuser 
awisehen  Cranonbarg  nnd  der  Holländischen  Grenae  heissen 
„HoehscriM«^.  Die  Strasse  macht  Ostlich  von  Craneiiburg 
eine  bedeutende  Krflnunung  nach  Sflden,  um  der  Waalniede- 
rung  auszuweichen. 

l>as  alte  Schloss  Byland  liegt  jetzt  in  der  alten  Waal, 
und  sind  dessen  Trümmer  bei  kleinem  Wasser  nach  sichtbar^. 


ISO)  Vgl.  Jahfb.  n,  xxn.  s.  $2. 

131)  Vgl.  ebend.  H.  X.  S.  61  ff. 


tu 


7.    ROinerstrasse  von  Colonia  Trajana  nach 

Afrippina  (Coln). 

Dieae  in  den  lünerar  des  Antonin  angegebene  Slraaie 
besteht  eigentlich  aus  awei  Strassen,  welche  von  COln  nnd 
Colonia  Trajana  ^^')  ausgebend  sieb  in  der  Nähe  von  Fal* 
kenberg  (Valkraburg)  vereinigten  und  bd  Maastriebl  ibcr 
die  Maas  flibrten'^^). 

Das  Itinerar  nennt  von  Colonia  Trajana  aus  folgende 
Zwischenorte  und  Entfernungen : 

Modiolano  (bei  Geldern)  91.  P.  (hier  Leuken)  VIII. 
Sablonibus  (Kloster  Sand)  »  »  «  VIIL 
Mederiacum         (?)  »         »         «X. 

Tbeudurum  (Tttdderen)        »         »  »        VniL 

Coriovalluin  (bei  Falken- 

berg-Valkenburg)  «         »         9        VH. 

JuHacwn  (Jfllich)  «         n         ,        XIL 

Tiberiacum  (s.  unten)  «        «1         »       VUI. 

Colonia  Agrippina    (C«ln)  9        »         9       X. 
Die  Strasse  ging  aus  der  Mitte  der  westlichen  Sdte  von 
Colonia  Trajana  aus ,  und  führt  von  den  Bofe  des  Baacrn 
Sdiols  an  unter  dem  jetsigen  Namen  der  »Orttastrasso^,  da 


13«)  Vgl  ebend.  H.  in.  S.  83  ff.  u,  S.  194.  ff.,  H.  Vm.  S.  179  ff., 
H.  XXm.  8.  176  ff.,  H.  XXV.  S.   1  ff.  u.  H.  XXVH.  S.  1  ff. 

US)  Dia  Fortietcnng  dieser  Strasse  ging  über  Tongern  (iLduaea  Ton» 
groram)»  Bataj  (Bagacum),  Csmbray  (Gananoiim)  ote.  «nd 
ist  diooelbe,  welche  den  nSrdliohen  XheU  des  Sobla^klMdaB 
Ton  Llgny  berührt,  nad  im  Jahre  1815  Tielfaoh.  Ton  den  Preus- 
sischen  Kriegern  betreten  wurde.  Warum  diese  and  ander« 
Bömerftrassenim  nSrdliohen  Fraakreioh  und  in  Belgien  ChaaMiaa 
de  Brunebanit  genannt  werden,  Ist  unbekannt  *Wabrsehein11e]i 
hat  die  berOehtigte  und  sehr  baulustige  austraaiBohe  Kdiügln 
BranoMlde  vehiere  dieior  Ramentraiiea  aoeboseeni  Useon  und 
daduroh  SU  dieser  Beneiuiung  Anläse  gegeben. 


125 

Romerstrasse  noch  sichtbar ,  am  den  aiiiii]iftgen  Heerdekanp. 
Bei  Waynaonsbof  vereinigt  sich  eine  andere  iMmerstrasse 
mit  ihr^  die  von  der  Rbeinbriicke  bei  Vetera  kam,  nnd  beide 
gehen  von  hier  in  der  Richtung  der  gegenwartigen  Strasse 
von  Xanten  nach  Sonsbeck«  Von  diesem  Orte  bis  Capellen 
hat  der  Verf.  keine  Spuren  der  Rnmerstrasse  gefunden.  Von 
Capellen  an  wird  sie  wieder  sichtbar ,  nnd  bildet  nnm  Theil 
die  gegenwärtige  Strasse,  welche  von  diesen  Orte  nach 
Geldern  und  Straelen  führt.  Das  oben  aufgefahrte  Medio- 
lanum,  welches  8  Leoken  von  Cotonia  Trajana  entfernt  war, 
hat  höchst  wahrscheinlich  da  gelegen,  wo  diese  Strasse  Aber 
die  Nlers  ging.  Bierher  trifft  die  angegebene  Etttfernungi 
und  hier  werden  auch  hftniig  römische  Alterthflmer  gefimden. 
Auch  in  Geldern,  in  Diesdonk  und  in  Pont  findet  man  viele 
Spuren  romischer  Anwesenheit.  Von  dem  Eugenianischen 
Kanäle  an  ist  die  neue  Chaussee  von  Venloo  auf  die  ROmer- 
strasse  gelegt  worden,  und  letztere  daher  bis  auf  y^  Stunde 
von  Straelen  verschwunden.  Von  hier  verlnsst  die  Romer- 
strasse  die  Chaussee  und  fahrt  in  gann  gerader  Richtung, 
und  noch  wohl  erhalten,  unter  dem  Namen  der  ^Hochstrasse^ 
nach  dem  ehemaligen  Kloster  Zand.  Dieses  ist  die  römische 
Station  Sablones  und  die  lateinische  Benennung  bloss  eine 
VeberseüBung  des  deutschen  Sand.  Die  Entfernung  ist  jedoch 
in  dem  Itinerar  um  2  Leuken  zu  ^oss  angegeben.  Von 
Kloster  Sand  aus  ist  diese  Strasse  auf  eine  halbe  Stunde 
in  südlicher  Richtung  noch  sichtbar,  wo  sie  verschwindet 
nnd  ihre  Fortsetzung  von  dem  Verf.  nicht  wieder  aufgefunden 
worden  ist. 

Auf  der  linken  Seite  der  Maas  befinden  sich  in  dieser 
Gegend  die  Ueberreste  dreier  römischer  fester  Plätze,  nem- 
lich  in  Lottum,  dessen  romischer  Name  unbekannt  ist,  in 
Blerick  bei  Venloo,  dem  ehemaligen  Blariacum  und  in  Kessel, 
dem  alten  Castellum  Menapiorum.  Auf  der  auf  der  Peutinger- 
schen  Tafel  angegebenen  Strasse,  welche  von  Nymwegen  auf 


196 

4m  unke  iJfar  ider  JWaM  umi  ««f  Actbigen  aufwärts  jiaieh 
'twgank  XOhrU^y  wird  Klaijacun  als  SUathm  tmtMnU 

Aus  der  (irgend  der  Naaa  meodiet  akh  der  Tevf.  naoh 
JiliUb^'^)n  den  Tllflriacbeii  JaliacHii.  Bei  Aateg^«  der 
OitadeUe  von  Ülicb  nd  die  Ueberreete  des  irttWMben  Ha. 
.«teils  MnMfsi  wasdeiiy  imd  .ausser  .MttMsp  jind  rrMdstboD 
iCrfberii  yi^^arim  ßfgenwArüg  au  diaseiQ  ts(e  iuwe  Aüdurai 
.SfAireu-uttmischer  Anwesenheit  {efnuieu. 

Von  JtOich  .nA«h'»^)  C6lu  ist  4ie  ueuc  ClMWtfe  Ate  Sb- 
4orf  auf  die  AMierstiasse  feleg t  werden  inu0  iak»  in 
.dieser  Entiernumc  lUersciiwuBdeu.  Bd  KbdMf »  w#  .«kh  idie 
Chausaieünksuadi  Bergheini  imwndet,  w#d  die  BöuMlstrasse 
jttcbibar,  niid  fllbri  in  gerader  iBichtung  Aal  »«her  (Brühen, 
Tliorr  und  durch  <die  Minderung  derSrft  naob  lOuadmt  Jftas 
rtoiscbe  Tiberiacum.,  wel<:hsn  nach  idem  ItiomHr  8  .l«ufcen 
Tun  Jülich  .und  10  iiSuken  vun  'Cdln  entfernt  tilg  i  ist  his 
Jetnt  allgemein  nach  Bergheim  vessetAt  urarden.  Diesen  ist 
jedoch  unrichtig,. da  .die  Eüvemtrasse  Befgheiui  weil  nlird- 
lieb  liefen  Jftsat,  und  ancb  an  tdissem  .Orte  kwie  irOuiischen 
^AlterthOmer  gefunden  werden.  Die  -m  deni  :Ilin^w  langs- 
gebene  Butfemuiig  triJft  auf  nine  'atelle  hn  KnVt  .uwiseh^ 
Gruben  <und  Thorr,  wo  unter  ^r  'Bade  unnb  »rtaischfs 
fGemiuer  und  hAnfig  dManuen  igefunAsn  twoiyUn*  »A«<h 
in  Quadrat  finden  sith  .noch  TJek  «Sfuren  iiftnlKher  An- 
wesenheit* Tiberiacnni .  ist  daher  tontweder  bei  9hwr  ieritr 
nach  Quadrat  nu.setuen;  das  Erstere  ssheini  dasiiidMiger?i 
da  die  angegebenen  Entfernungen  dahin  treiEsn.  Vsp  Qwi- 
drat  aus  ist  die  Rdmerstrasse  nördlich  von  der  Qmusade  im 
Walde  noch  sichtbar.  fVon  GrossiKönigsdorf  bis  Gttln  ist  die 
jetzige  Cliaussiie  auf  .die  Bömerstnssse  gelegt  worden ,  und 
daher  die  letztere  nicht  mehr  sichtbar* 


lft4)  iVgl.  Jahrb.  lU.  Y.  und   VI.  S.  Wß  ff.,  H.  SVI.  8.61  -ff.  jM 

ü»  'XX*Y.  '0. ;  189 1  ff« 
.135)  Vgl  •b«adM..U.Xir.  S.  134  ff. 


1217 

Ergänzung  seit  den  iMOger  Jahren.  St^ass^e 
¥a>M  C^ol^Miia  Trnjana  nach  der  M»a«.  .«Die  Griln- 
«trafise  hat  «die  doppelte  Breite  einer  Rüaentrasae ,  nnd  ihre 
jclflrige  'Anlage  «ist  ans  späterer  Zeit*  Bie  alte  Weseraohe 
Strasse  geht  in  gerader  Richtung  von  dem  Ffirstenbergie 
vwjsohcn  dem  'verfaMeutn  Hofe  Daes  und  dem  Hofe  Witte 
durch,  und  wendet  sieh  vedite  gegen  das  Bans  Räs'clien,  um 
den  sicikn  Abhang,  welchen  die  Heesberge  gegen  den  Bruch 
habtin,  an  umgehen.  Bei  Htfs^chen  -.geht  die  alte  von  Xanten 
hemmeode  LanAwehr  tter  die  Simsse  und  Anrch  den  Gartmi 
¥Ott  Etts'oheu.  Biese  diändwebr  seheint  auf  dar  Strasse  n 
liegen,  fleuta  mo  «idi«dieaelbe  sfldlieh  wendet,  geht  die  Ihlmer- 
sfrasse  noch  wohl  erhalten  durch  eiben  Kieferwald  westlich, 
nad  "weadet  «sich  igegen  den  Aaubhof ,  und  trifft  bei  dem- 
seibea  wieder  in  üe  Landstiasse ,  wdohe  von  jetat  an,  von 
dem  «adwestKeb  igelegenen  Wi^thshause  Xant^furth,  die 
'Purth?sche  Stritose,  und  die  düh^n,  aber  welche  isie  nach 
Sonabeck  ftfhrt,  flietNAiiihsehea«  oder  die, »Balherge^i genannt 
wekdcn.  in  «einer  Orkuode  des  14.  ffahthundevts  wird  sie  hisr 
die  »hohe  Strasse*^  genannt.  Zu  Pachtlandshof,  wo  dicht 
nsrdöstlieh  'Von  ^Sonsbeck  am  -Akhaof^  der  Haben  neben 
dies^  Strasse  >die  von  Tescheiimacher  erwähnten  römischen 
Ruinen  lae|pen ,  —  ist  in  neuerer  'Zeit  «nichts  iRftmisches  ge- 
funden worden.  ^^  -Bie  Hauptstrasse  ipon  Sonsbeok  ist  die 
RMemtrosse ,  welche  im  Orte  <  die  iHohsUrasse .  genannt  wird. 
Bc«glei<{hen  fii wischen  Sonsbeck  «ind  Capellen,  und  awisohen 
diesfim^rte  und  Oddevn.  Hie  und  da  ist  noch  der « rämiache 
StmssendMmn  >au  'erkennen. 

Ob  jedoch  >die  'ftGmerstrasse  von  Sonsbeck  Mich  Ca- 
pellen  "die  «giigeowärüge  Richtung  hatte,  oder  Bicht  viel- 
mehr in  .gerader  Birection  durch  den  Winkeler  Busch  und 
am  Schloss  Winkel  vorbei  nach  Capellen  ging,  das  ist  sehr 
die  Frage.  Sie  durchschneidet  das  Borf  Capellen,  wo  sie 
frflher  die  Grenze  awischen  den  Heraogthfimem  Cleve  und 


128 

Geldern  bildete.  Bei  Capelleii  giag  sie  Ober  die  Pleth.  Die 
Baaerschaft  Daauaeshoek  .und  der  Hof  op  gen  DaaMD  haben 
von  ihr  den  Namen.  Sie  nachl  ferner  die  Grease  nwiacbcn 
den  Dorfacbaften  Capellen  nad  Wetten ,  obgleich  ihre  Eich- 
tnng  dieses  nicht  recmuthen  Iftsst,  and  fOhrt  bis  aar  Gbaassfe 
▼on  Clere  nach  Geldern  die  Benenanag  „Ilochstiasae^%  ist 
jedoch  dardi  dea  langea  Gebraadi  ndairty  nad  hat  vaa  der 
ronischen  Aalage  nichts  als  die  Richtaag  behaltea*  Sie 
giag  aaterhalb  des  gegeawirtigm  Weges  aad  aaterfaalb  der 
Wilickschea  Mfthle  Ober  die  Niers.  Die  alte  Brttcfce  ut  rar 
lingerer  Zeit  abgebrochea  wordea  /  and  es  sollen  sich  aach 
In  der  Niers  and  ia  dea  aahe  liegeaden  Wiesea  die  Brickea- 
pfhhle  aeigea«  Zwischen  der  FleCh  and  Niers  sind  fcciae 
römischen  Rainen  aafgcfanden  worden;  dagegen  warden  hei 
Anlegang  der  Fossa  Eageaiaaa  im  Jahre  1696  da,  wo  sie 
Me  Cbauss^  schneidet,  yiele  römische  AlterthOmer  aafgededU, 
aad  ebenso  bei  der  Brbaaaag  der  Chaasste  iroa  Stradcn 
im  Jahre  1869  bei  Diesdonk,  gaas  nahe  bei  Pont,  Cbther, 
Drnen,  Mflnaen  nad  die  Ueberreste  der  alten  Strasse  aa^a- 
ftinden. 

Es  dflrfte  statt  Viil ,  XII  Leoken  an  lesen  sein ,  so  daas 
dann  Mediolanom  anf  die  Hohe  bei  Pont  da  aa  liegea  kisM, 
wo  die  neae  Cfaaass^e  nach  Straelen  eine  Weadaag  redils 
amcht,  and  wo  sowohl  bei  Anlegang  dieser  Cbaass^e«  als 
anch  in  den  letaten  Jahren  beim  Kiesgraben,  viele  rOaHscbe 
Alterthflmer  gefnndea  worden  sind*  Diese  Stelle  liegt  awi- 
schea  den  HOfen  Luerhaas,  (Lanerhaas)  und  Daertman,  awiacbcn 
welchen  durch  die  Strasse  auf  dieses  Ikkdifeld  alehti  aad  wo 
aach  der  Tradition  eine  grosse  Stadt,  Nameas  Daert,  gefegea 
haben  soll.  Die  Gegend  von  Pont  ist  niedrig,  daher  ad 
Pontes,  und  wo  die  Alterthflmer  gefunden  werden,  tritt  ile 
Strasse  aus  der  Niederung  auf  die  Hohe. 

Wo  die  ChtLüuit  die  Krümmung  gegen  Straelen  maebt, 
gehl  die  ROmerstrasse   gerade  aus,  and  führt  snerst  #sa 


129 

thmaa  f^Bitt  StratM*  ;  weiter  sMweBfHdi  gegeo  die  Hon- 
ieKtft  BeUiert  sieht  sie  unter  dem  Namen  der  »lidhen  Strasee^ 
oder  »der  Orinstrasse^y  als  mit  Öras  bewaclisener  und  erhöhe- 
ter  Pddwef «  in  gerader  Riehtang  fegen  Zand.  dOO  Schritt 
Ter  diesem  Orte  verschwindet  sie  in  den  Feldern,  nnd  ist 
erst  näher  gegen  Zand  in  dem  Bruche  bei  dem  Schlosse  Conl 
wieder  anfgefinnde  n  worden.  In  Zand  sind  keine  Alterthtlmer 
gefiinden  worden,  so  dass  es-nidit  wahrscheinlich  ist,  dass  Sab- 
loses  hier  gelegen  habe.  Ein  goldener  Quinar  ron  Trebo- 
nianns  Oallus  ist  in  diesem  Sommer  an  der  Römerstrasse  in 
dieser  Gegend  g  efundeii  und  an  den  Kaufmann  Adolf  Justen 
in  Venloo  verkauft  worden.  Nach  Angabe  des  Herrn  Engele 
am  Zand  wird  die  hohe  Strasse  auch  »Prinzen  Heerbahn"  in 
der  Gegend  genannt. 

IMe  Niederungen  der  Niers  waren  bis  1778  noch  grosse 
SOnpfe,  wo  Friedrich  d.  Gr.  durch  die  Besaüsungen  von 
Geldern  und  Wesel  den  Nierskanal  von  Geldern  nach  der 
Maas  graben  liess,  und  dadurch  jene  Sfimpfe  in  die  vortreff-« 
üehsten  Wiesen  verwandelte". 

Im  Jahre  1889.  «Von  Zand  aus  wird  auch  die  gerade 
Strasse  über  Hinsbeck  nach  Dfliken  und  nördlich  Aber  Strae- 
len  und  Walbeck  etc.  ,,hohe  Strasse"  genannt. 

Die  Hohestrasse  von  Zand  nach  Melich  geht 
unter  diesem  Namen  von  Zand  aus  in  gerader  Richtung 
gegen  die  Windmtlhle  von  Heringen.  Eine  halbe  Stunde 
von  Zand  trennt  sich  links  von  ihr  die  hohe  Strasse  nach 
Hinsbeck.  Von  dem  Trennungspunkte  geht  sie  noch  eine 
Strecke  in  gerader  Richtung  gegen  die  Windmfihle  und  ist 
der  Communikationsweg  nach  Heringen.  In  den  Feldern 
vor  diesem  Dorfe  verschwindet  sie  und  erscheint  erst  wieder 
an  dem  südlichen  Ausgange  von  Niederdorf-Heringen.  Doch 
wissen  sich  alte  Leute  noch  sehr  wohl  zu  erinnern ,  dass 
vor  Anlegung  des  Nordkanals  ein  sehr  befahrner  Weg  von 
der  Hodbstrasse  von  Niederdorf  in  gerader  Richtung   über 

9 


ido 

den  Windmahlenberir  saeh  de«  eken  f  eiiMiiiwi  Wef  e  Murte. 
Von  dem  sOdlicheo  AwBgwage  von  Niederdorf  ist  Nane,  Bick- 
tuDsr  und  BeecbaffNiheit  der  Strasse  auf  die  Lftage  tob  eiaer 
halben  Stunde  vorhandea^  wo  sie  in  der  Haide  versdiwiadet. 
Von  den  Wegen ,  die  4urdi  die  Baide  naeh  Lenth  nl  Kai* 
denkirehen  ftthren,  ist  nicht  mit  Oewissheit  mt  kcatimmeB, 
ob  einer  von  ihnen  die  alte  Römerstrasse  ist  Von  KaMos* 
kirchen  ans  erscheint  sie  wieder  unter  dem  Namea  iat 
«Ravenstrasse" ,  und  führt  in  gerader  lUchtunf  als  dn  jetnt 
noch  benutnter  Fahrweg  dnreh  die  Ravenshaide  and  ^ 
Htthen  herab,  welche  den  rechten  Thalrand  der  Maas  kilden, 
nach  dem  weissen  Steine,  wo  der  »Prinnendych*  anfingt.  Der 
Prinzendyck  ist  ein  gerader  Daaun,  der  dordi  die  somfCge 
Haide,  das  ,,Merlebmch^*  genannt,  parallel  mit  den  Halles, 
welche  das  Haasthal  begrennen,  und  einige  hundert  Sdiritt 
von  ihnen  entfernt,  über  den  untern  Theil  der  sadlichstcn 
und  am  meisten  vorBpringenden  Höhe  fortlauft »  dne  kleine 
Wendung  rechts  macht  und  scheinbar  die  gerade  Bkhtnng 
nach  Helich  nimmt.  Er  lUsst  sich  von  der  Habe  herabkom- 
mend durch  die  Haide  bis  mir  Swalm  verfolgen,  tiber  welche 
er  etwas  oberhalb  Swalmen  f&hrt.  Mit  Ausnahme  einer 
Anzahl  von  Grabhügeln ,  die  nu  beiden  Seiten  des  Masen- 
dycks  liegen,  sind  auf  der  ganaen  Strecke  von  Zani  bis 
2ur  Swalm  keine  römischen  Alterthamer  ermittelt  worden. 

Nach  den  Mittheilungen  des  Herrn  Notar  Cb.  Gnillon  mm 
Ruremonde  fahrt  die  Ramerstrasse  von  der  Swalm  iunh 
Maelbroeck,  dem  östlichen  Theile  von  Maasnid  nach  Strang 
wo  sie  eine  kleine  Krümmung  macht  un4  sich  nach  HeUch 
wendet  Sie  heisst  in.  der  Gegend  die  »Kaisentrasse"  und  ist 
auf  der  ganaen  Strecke  als  Kiesstrasse  noch  wdil  erhalten. 

Sowohl  in  Melich  als  auch  in  der  jetat  baumlosen  Baide 
awischen  Melich  und  Straet  werden  rünrische  Alterthimer, 
besonders  viele  Mflnaen  geflmdeni  und  es  ist  nicht  an  awefr- 
fein,  dass  Mdich  das  im  Itinerar  angegebene  Mederiacnm 


181 

ist.  Die  Stnune  soll  an  dier  flteHe,  wo  lierDebergong  Ufeer 
lue  Roer  nack  (Mllieiikorf  statt  Amiet,  diesen  Fhiss  über- 
sdiritten  lialieii.  Bei  Mehrum  ist  der  Dranislierf ,  und  eine 
iKiMohe  Brhöhimg  bei  Karken. 

Nach  denselben  Mittheilnngen  geht  die  fUnerstrasse  auf 
der  1  i  n  k  en  Seite  der  Maas  westiieh  Ton  Blerick  (wo  keine 
rOBiischen  Altertbtnier  gefunden  werden)  vorbei  nadi  Baerlo 
(wo  deren  sdir  viele  und  vor  einigen  Jaiiren  sogar  gegen 
iOOO  Gold-"  und  SUber-Mflnisen  beisannnen  geftmden  wurden), 
westlieh  Ton  Kessel  nach  Neer ,  und  von  da  an  Haelen  vor- 
bei nach  Groot-Melenberg  (gleichfalls  ein  reicher  Fundort 
von  AlterthOmern ,  wober  die  Steine  des  Herrn  Guillon), 
weldies  von  diesem  fflr  das  Catualium  der  Peut.  Tafel  gehalten 
wird.  Sie  heisst  in  der  Gegend  der  „Heerweg^*.  Von  Groot- 
Melenberg  flihrt  dieselbe  westlich  von  Hom  nach  Beegden, 
nördlich  von  Heel  und  Thorn  etc*.    ^ 

Aus  dem  Notinbuche  von  dem  Jahre  1838  oder 
1888.  »Die  ROmerstrasse  von  Jfllich  nach  Ton- 
gern geht  sfldlich  von  Coslar,  an  Pranenrath  und  Ungers- 
liansen ,  an  Rotgen  vorbei,  die  nördlichen  Hecken  von  Baes- 
weiler, so  wie  den  nörflichen  Saum  des  Wäldchens  bei 
Bttschscheiden  (Boschelen)  berührend,  sfldlich  von  Weyenberg 
vorbei ,  an  dem  rechten  Thalrande  der  Wurm  hinab  und 
durch  die  sumpfige  rechte  Niederung  dieses  Flusses,  —  wo 
noch  die  starken  eichenen  Pfähle  einer  langen  Bockbrttcke, 
—  nördlich  an  Schloss  Rimburg ,  bei  der  Mflhle  Aber  die 
jetrige  Wurm  und  durch  die  breite  und  sumpfige  linke  Thal- 
ttlederung  derselben,  den  linken  Thalrand  hinauf,  nördlich 
an  Grfinstrass  vorbei ,  nördlich  von  Kastell  Schaesburg  ^) 
durch  Swyr,  südlich  von  Wynandsrade  nach  Aalbeck  (Aal- 
beck).   Die  Strasse  ist  «wischen  Jülich  und   Rimburg  nur 


136)  Bei  KüBtell  Sohaesberg,  olmwelt  Heerlen,  sind  1838  beim  Bau 
dnST  OhauMÖe  lieU  rSmiflOlis  AltertKfimer  gefimden  worden. 


i 


1» 

wodf  ikcr  im  lOni  mUkü,  Sbn  EnUammg  tat  jtUA 
inxAgfmfjtg  Mdi  n  Um  ItJMi  vwlNiaicB  od  ihre  Eich- 
tttii^  imnk  4em  aeUccfctai  Waftednun  ics  OctreMes  kcui- 
har.  SchlMB  Riahov,  f  ef  CMrirtig  avf  4er  UiriMi,  choMb 
auf  der  rechtes  Seite  iat  Wom,  —  (die  eich  firther  liagB 
den  rechtcM  Thelnade  catbuif  amg  od  aech  gegettwirtig 
durch  dnea  smpigeB  Orahea,  die  alle  Wmrm  f  eaunt,  eidii- 
har  tat),  —  heladlich ,  liegt  nt  einer  Brdeihöhng «  etwa 
W  Aber  der  ffiedcnug,  dta  MO  Schritt  iaag  and  IM  hicit 
ist,  —  md  adMiat  ein  rfaüidMa  Kastell  gewesea  am  ada. 
INe  sehr  starkes  Maoem  md  dta  vieles  Seaterrains  dca- 
seihen  sind  ans  den  19.  Jahrimndert ,  nnd  nnr  in  den  Vmm- 
daaenten  des  Gesrilncn  scheinen  noch  Ueherrcste  rtaüscher 
OassHMHem  sich  nn  inden.  RMusdie  Minnen  sollen  banig 
hei  diesem  Sdilosse  gefnnden  worden  sein.  Binige  Iwndeit 
Sdiritt  stdlich  von  dcawdhen,  jetat  anf  der  rechten,  früher 
aaf  der  linken  Seite  in  der  BOedening  der  Wnim  ist  ein 
wohl  erhaltener  ranrischer  Grahhflgel  von  W  Hahe  nnd 
ie2  Schritt  in  UaifiMge.  Bin  anderer,  afidlidi  davon  ge^ 
legener,  ist  aerstiit. 

Nach  der  Mittheilnng  des  Herrn  Romhey  au  Geilenkirdicn 
soll  der  PoUaei-GoaMissar  Herr  Cadell  an  Maastricht  viele 
Nachrichten  aber  die  rOnitachen  Alterthtlmer  dieser  Gegend 
gesamsielt  hahen.  Sein  Gehtlfe  ddkei  war  Herr  Ofergeld 
an  Baschschleiden*. 

«Von  Herrn  Cuddl,  daawta  Friedensrichter  aa  Haaselt,  liegt 
ein  sehr  detaUlirter  fraaaasischer  Brief  voai  18.  Jau  18S4 
vor,  woria  er,  gestfltat  aaf  seiae  seit  1M8  anf  Veraalassa^g 
des  Geschichtsvereias  aa  Maastricht  geaiachtea  antiq.  histo» 
Tischen  Forschaagen,  dem  Vert  die  gewtaschte  Aaskanft 
giebt,  aad  es  aiOge  daher  gestattet  seia  daraas  Folgeades 
hier  knra  BitaatheUea. 

Voa  der  Röaierstrasse ,  welche  voll  Toagem  nach  Maas- 
tricht fAhrte,  sind  von  eiatemi  Orte  ans  strediLenwrise  Veber- 


183 

reste  taxtgelmitn  worden :  in  Berf  ,  florieren  iml  im  Tom- 
mondd,  wo  rio  noch  jetst  ^<e  SCeeostrwt*  hoiast.  Das 
Aliffiiemeat  üoser  Stflcke  weiset  in  gau  gerader  lUclilimg 
auf  das  Dfertlior  von  Maastrielit,  Notre  Dame  genannt,  hin 
«niMiier  moss  die  RttmerstraBse  die  Haas  auf  dem  Pons  Mosae 
akersehritten  liaben.  Auf  der  rechten  Seite  dieses  Plnsses 
haben  sich  Spuren  davon  an  der  H5ho  von  Berg  und  bei 
iem  Hofe  Ilarensbosch  geftinden,  welche  sich  im  genanen 
AUgnement  mit  denen  auf  der  linken  Seite  befimden,  und 
darnach  n  urtbeilen,  hat  sich  die  Rttmerstrasse  durch  Ae 
PeMer  von  Amby  fertgesetat  und  die  lUhe  von  Berg  iber« 
•ehritten,  von  wo  sie  in  das  Thal  der  Genie  herabgestiegen, 
ilieses'  FMsschen  Hbersetst  bat,  awischen  dem  Dorfe  Houthen 
and  dem  Hofe  Ravensbosch  dnrchgegangmi  ist  und  sich  auf 
das,  nach  der  Oeule  hin  sienriich  cskarpirte,  Plateau  nwischen 
Ingendal,  Haesdal  und  Arensgenhout  genogen  hat. 

Von  diesem  Plateau  aus  hat  Herr  Cudell  die  Fortsetaung 
dieser  Strasse  nach  Mlich^hin  gans  in  derselben  Weise  wie 
der  Verf-  gefimden.  Sie  wird  in  der  dortigen  Gegend  noch 
jetnt  »die  ROmerBtrasse"  genannt.  Bei  Bimbnrg  betrug  die 
Dicke  des  sehr  festen,  wie  Oberall  in  dortigen  Gegenden, 
aas  sehr  grobem  Kies  bestehenden  und  auf  gewachsenem 
Tbonboden  ruhenden  Strassenk§rfers  Sf  Centimetres. 

Auf  dem  Plateau  uwischen  Haesdal  und  Arensgenhout  ist 
firUher  ein  regelmassiges,  aiemlich  ausgedehntes  Stack  Piaster 
aufgefunden  worden,  welches  jedenfeUs  der  Strasse  eines  Orts 
aagdiOrt  hat,  da  die  Rttmorstrassen  in  den  dortigen,  an 
Stcinon  sehr  armen,  Gegenden  durchgängig  nur  aus  Kies 
erbaut  gowasen  sind.  Auch  Brocken  ramischer  Ziegel  werden 
dort  hinSg  gefimden.  Dieses  Plateau,  auf  weldiem  die  von 
Teudurum  nach  Coriovalkmi  geflibrto  Ramentrasse,  wie  die 
SyurcB  davon  deutlich  neigen,  die  von  Tongern  nach  Jalidi 
gegangene  grtroifen  hat,  war  für  dnen  befestigten  rdmischen 
Btappeaplata  sehr  günstig  geiegont  und  da  dio  in  dem  Itinerar 


194 

von  Aüoaca  Tungroratt  nach  CorioraUuBi  aagegekene  Bat* 
fernung  gemm  wai  diese  Stelle  trifft ,  m  hitt  dieselbe  Heir 
Cttdell  nnbesweifelt  fttr  diejenige,  wo  CorioTnUon  geettn* 
den  bat. 

Nach  Herrn  €udell  ist  in  der  angegebenen  Eiehtnng  dieaer 
R^taaerstraaee  die  wirkliehe  Entfemung  von  Tongern  naeh 
Jfilich  IS  Landlienea  (Lieues  dn  Pays)  oder  H.  P.  XXXIX^ 
nämlich  von  Jfllich  ifacb  Rimbnfg  4  Lienea,  von  Riaib«^ 
nach  Maastridit  6  und  v6n  Maastricht  naeh  Tongern  S  Uencs. 
Da  nun  die  im  Itinerar  von  Adnaca  nach  Coriovnllnni  vor« 
tfeiebnete  Entfernung  von  M.  P.  XVL  oder  von  ft^/2  Lienci 
genau  die  Distann  von  Tongern  nach  dem  Plateau  iat,  so 
bleiben  fttr  die  von  Coridvallnm  bis  Juliacum  M.  P.  XXIH. 
In  demselben  Itinerar  sowohl  als  auf  der  PeutingerBchen  TaM 
sind  jedoch  Ar  diese  Distanz  nur  H.  P.  XVUI.,  und  auf  der 
Tafel  für  die  von  Aduaea  nach  Coriovallom  nur  M.  P.  XD. 
angegeben,  was  mit  den  wiikHcken  Entfernungen  nicht  llber- 
eiostimmt.  Wandelt  man  jedoeh,  ohne  dem  Text  Oewah 
annuthun,  in  der  ersten  Ziffer  das  V  in  X  und  in  der  nweitea 
das  erste  I  in  V  um ,  so  hat  man  die  mit  der  Wirklichfcott 
fibereinstimmenden  Entfemnngsangaben.  Denn  wenn  von  dea 
Kopisten  Fehler  gemacht  wordoi  siad,  so  konnten  es  gewiss 
am  leichtesten  die  eben  beaetchneten  sein. 

Herr  Pelerin  gedenkt  m  sdnem  Werke  «Essai  hislori^e 
et  critifue  sor  le  däpartement  de  la  Meuse  iMMenre  ot  in 
ville  de  Maastricht*  der  im  Jahre  17f  1  innerhdHk  seinen, 
V2  Liene  sQdwesdich  des  Plateaus  und  im  Thale  der  Qeufe 
gelegenen,  Landgutes  Ilavensbo$6b  aufgeftmlenen  vielen  rtnri-» 
sehen  AlterthOmer,  Ane  jedoch  diesriben  so  wie  deren  Find, 
stellen  speciell  anngtben.  Das  oben  gedachte  Stock  BMMsr* 
Strasse  wurde  damala  ebenfklls  nirilgedeckfy  und  «her  daa 
dort  gefandene  Siegel  euKs  Augeaarntes  ^*'}  hat  Christophonm 


137)  Vgl.  ii.^BL  H.  XX.  S.  171  C 


136 

SmAm  micr  itm  Titel  »ie  veterb  nedici  ocaUrii  genuna 
ifimgide  profc  Tnjeetvn  ad  MMan  auper  enita*  geschrieben» 
Das  anf  iitm  Plateaa  aa^efiio4eiie  Piaster  bat  Herr  Pelerin 
awheben  «ad  mm  Pflaatem  in  sdnen  Oute  verwenden  lassen. 
■r  aabiB  dassetbe,  gaas  mit  Unrecht,  als  au  einer  Heerstrasse 
gehörig  an,  indem  er  sein  Gut  RaTeasboscb  als  die  Stelle 
betrachtete,  wo  Coriovallnm  gelegen  gewesen,  and  daher  er 
aodi  in  dem  neuen  Namen  die  fltmische  oder  altdeutsche 
Uebersetaang  von  Corlorallom  finden  wollte.  Ein  barger. 
Kehca  römisches  Btablissement  mag  Übrigens  daselbst  gestan- 
den  haben. 

Dia  Bntfernung  von  Teudurum^'')  nach  Coriovallum  ist  in 
dem  Itinerar  —  nach  Wesseling  *-  M«  P.  VII.,  beaeichnet,  was^ 
ebenfalls  ein  Schreibfehler  ist«  Wenn  man  jedoch  nach 
•biger  Weise  das  V  in  X  verwandelt,  so  erhält  man  die 
ZUhr  Xn,  was  so  aiemlich  richtig  der  wirkHchen  Entfernung 
des  Plateaus  «wischen  Haesdal  und  Arensgenhout  von  TOd- 
deren  entapricht.  Dass  in  dem  Namen  des  letatem  der  des^ 
alten  Teudvram  sich  erhalten  hat,  ist  alleraeit  unbestritten 
anerkannt  worden.  Allein  der  römische  Ort  ist  aller  Wahr- 
scheinlichkeit  nach  nördlich  von  dem  heutigen  auf  dem 
erhabenen  PeMe  awisdien  Milien,  Haverl  und  HOngen  zu 
sndien,  wo  au  verschiedenen  Zeiten  AlterthOmer  gefunden 
worden  sind^'^).    Es  hat  sieh  in  der  Gegend  die  Tradition 


138)  XJsber  die  Alterthflmer  ton  Xaddem  Tergl.  Jahrb.  H.  m.  S.  83ff. 
Qod  8.  210,  80  wie  H.  YIII.  8.  179.  ff.    Fr. 

109)  In  Kro.  70  der  Köln.  Zelfg.  Tom  Jahr«  1841  berichtet  Dr.  Yoget 
über  die  Aa»grabimg  rSmbeher  Alterthümer  auf  der  Wester- 
halde  im  Kreiie  Helnabeig,  wobei  unter  anderm  gesagt  wird: 
Betraehten  wir  snertl  die  Srtfiohe  Lage  der  Westerhaide,  so 
Saden  wir,  dass  sie  nooh  jetat  eine  der  besten  Positioiien  für 
ein  befestigtes  Lager  darbietet  In  westiieher  Blohiang  drei 
gtttidea  von  Heintbera  eotfemt,  etwa  15  Minuten  ron  dem 
jetzigen  Dozfe  TQdderen  gelegen ,  gewahrt  man  «Ine  kahle,  mit 


136 

eviialteDy  dass  niehl  mar  TtiitTfm  ehevak  die  greise  Stail 
geweeen  sei,  sondern  das»  auch  eine  solche  avf  den  Plaica« 
zwischen  Haesdai  und  Areasfonhonl  g esteoiea  habe. 

Von  der  von  Teudurvm  nach  Coriovalfann  gefthrten  Blkner* 
Strasse  sind  verschiedeoUiche  Ueberresle  anfgeftiadeB  wofden« 
Ein  betrachUiehes  Stade  derselben  ist  südlich  von  Taddoroa, 
in  den  Feldern  awischen  den  Dorfe  Broeksiltard^^)  nnd 
Stadt- Broek  —  Vorstadt  von  Sittard  ^  erkennbar.  Sie 
lasst  das  sfidliche  Thor  von  Sittard  etwas  rechts  and 
nimmt  augenscheinlich  ihre  Richtung  fiher  St  Jeaa-Ooleen 
gegen  das  Plateau  zwischen  Haesdai  und  Arensgenhont.  In 
diesem  Alignement  ist  seit  dnigen  Jahren  nwisdien  Adbfck 
und  Schimmert  in  den  Landereien  des  Herrn  MemhrMe  ein 
anderes  Stflck  von  dieser  Strasse  entdeckt,  nnd  der  Kies 
davon  zur  Wegausbesserung  benutzt  worden.  BndHch  wtad 
diese  Strasse  auf  FlinCenschusswdte  von  dem  Plateau  «wi- 
schen Haesdai  und  Arensgenhoul,  und  zwar  zwischen  beiden 
Orten,  in  einem  Stück  Land  wahrgenoaunen,  wdcbes  «hei 
Steenland^  wegen   der  Kiesfaige,  die  sieh  daselbst  in  demi 


Haidlkrsut  bawsdisene  htfgelige  Ebene»  FUolie  BrdwaUe  mtih" 
sein  mit  grösBom  und  Ideinern  Yertittfungen  ab;  #ine  gv^HS 
Zahl  flacher,  zum  Theil  etwaa  eingesunkener  Hqgel  (Xmnuli) 
bedeckt  den  Boden.  Es  wurden  10  Umeni  ausser  diesen  eine 
Streitaxt,  ein  Speer,  Sporen  u.  a.  gefunden. 
140)  In  der  Prenss.  Staate-Zettg.  tom  8.  Jwl  1813  (Nro.  166)  wM 
aus  Maastrieht  rom  2.  Juni  beilohiet:  In  efaiem  Banpfe  der 
(Gemeinde  Broeksittard  ftn  Htraogthum  LlnAurg,  liai  num  eine 
Entdeckung  gemaohii  die  alle  Arohltologeii  iatereadrae  dflrfle. 
Es  Ist  diest  eine  hUlsenie  Brfioke  Ton  etw*  1250  BSltm,  Linge 
und  drei  Ellen  Breite.  Die  Balken  dieser  Bcileke  sind  hart 
wie  Steip,  aber  die  Boklen«  die  darSber  Hegen,  sind  gfaiHoh 
Tennodert;  eine  ÜMte  Masse ,  die  man  für  eine  Art  Oement 
klUti  bedeekt  sie.  Die  BrUce  sehfliat  ^on  den  ramimliea  Heeren 
erbaut  sa  iein> 


187 

•biigtM  Toa  jeikr  Art  voa  StubiMi  fir«iw,  Ihonigdi  T«raiii 
httnietj  genannt  wird. 

Zam  Schlsss  sagt  Herr  Cndlell  nodi,  dass  nnr  Zeit  seiner 
Studien  auf  der  Universität  nu  €(dn,  Zi^verich,  wdclies 
V4  Meile  nördlich  vm  Tborr  liegt ,  flir  das  alte  Tiberiacvm 
gebalten  worden  sd,  und  dass  dieser  neue  Ortsname  dem 
von  Tiberiacum  ebenso  entspreche  wie  Zflipich  -^  Tolbiacum. 

In  Dflren  (Marcodurum) ,  einem  Grenaorte  der  Ubier,  der 
von  Tacitus  genannt  wird,  haben  sich  von  den  Römern  keine 
Ueberreste  mehr  erhalten. 

Von  Dflren  abwärts,  auf  der  linken  Seite  der  Roer,  finden 
sich  zwischen  Hoven  und  Merken  an  einem  Orte,  der 
»auf  der  heidnischen  Burg^  genannt  wird,  die  Spuren  einer 
römischen  Niederlassung,  wo  häufig  Alterthflmer  gefunden 
werden,  und  wo  die  Ueberbleibsel  einer  Römerstrasse  auf 
eine  grössere  Strecke  noch  sichtbar  sind. 

Bei  dem  Dorfe  Gressenich ,  eine  Stunde  östlich  von  Stol- 
berg, finden  sich  auf  einer  mit  Gesträuch  bewachsenen  Höiie 
die  Ruinen  eines  römischen  Etablissements,  wovon  die  Mauer- 
reste num  Theil  noch  mehrere  Fuss  flber  die  Bodenfläche 
hervorragen.  Von  dieser  Niederlassung  gingen  4  Strassen 
aus,  die  zum  Theil  noch  sichtbar  sind.  Die  eine  ging  in 
westlicher  Richtung  flber  S 1 0 1  b  e  r  g  gegen  Aachen,  die  a  weite 
in  nördlicher  flber  Weis  weil  er  gegen  Jfllich,  die  drike  in 
östlicher  gegen  Dflren,  und  die  vierte  in  sfldKcher  nach  dem 
hohen  Veen. 

In  der  Umgegend  von  Gressenich  ^^^)  und  Stolberg  finden  sich 
viele  Spuren ,  dass  die  Römer  hier  Bergbau  auf  Galmei, 
KnpfNr  wd  Silber  trieben,  und  vielleicht  war  dieser  Punkt 
MT  Deckung  und  ram  Sehutn  des  Bergbaues  angelegt.  Die 
Behauptung  des  van  Alpen,  dass  das  von   AiUus  Caesar 


141)  Vgl.  Jahrb.  iL  XXY.  S.  808.  ff. 


138 

(B.  G*  VL  Jft)  geMlmte  A4iiataca  Btoi^MHii  M  GraMrich 
gdegeu  habe,  bt  ein  Inrthani. 

^  Die  rdniiche  Rheinetraeee  von  Hains 

Bach  Ceblens^^). 

Das  Itinerar  des   Antonin  und  die  Pentingeracbe   Tafel 
geben  hier  folgende  Orte  und  Entfernungen  an: 
von  Mogontiacum  (Hains)  nach  Bingiuni  (Bingen)  18  Leuken 
9    Bingiuni  nach  Vosaria^^)  (Ober- Wesel)  wel- 
cher Ort  nur  auf  der  Tafel  genannt  wird    9     » 
a    Vosayia  nach  Baudobrica  Bontobrice  [auf  tab.  Pent] 

(Boppard)    9  Lenken 

n    Baudobrica  nach  Confluentes  (Coblenn) 8     » 

in  Summa  38  Lenken 
oder  llVs  geographische  Meilen.  Die  drei  ersten  Angaben 
treffen  mit  den  wirklichen  Entfernungen  genau  flberein.  Von 
Boppard  bis  Coblenn  hingegen  betragt  die  wirklidie  Ent- 
fernung längs  dem  Rheine  auf  der  gegenwärtigen  Rhein« 
Strasse  9V2  Leuken,  und  nur,  wenn  man  die  Entfernung  von 
Boppard  Aber  die  Höhe  östlich  an  Waldesch  ^)  vorbei  ni 
über  das  Fort  Alexander  nach  Coblenn  misst,  erhalt  man 
genau  8  Leuken.  Da  sich,  wie  weiter  unten  angeführt  werden 
wird,    in  dieser  Richtung  die  Spuren  einer  Römerstrasoe 


142)  Nach  der  rom  Yerfaster  «aoh  fOr  dSate  StraMaastrebke  Tor- 
liegenden  Zasaramenatelinng  der  Entfemvngsengaben  des  Itfne- 
ru8  imd  der  Peatlngersohen  Tafel  mit  der  wlrirUehen  EntFanniiig 
belrlgt  letileie:  Ton  M«lns  bto  BfngiBn  19  f  Tön  Bhigeii  Ue 
Oberweeel  9»  tob  Obetweeei  bis  Beppsrd  9  lad  ve»  BapptstA 
noek  Ooblea*  Sber  die  KarlliMso  8»  Utag«  dem  Bhitee  aboc 
9  Lenken. 

148)  Anf  dem  Tongerteken  Meflentteinfragmente  wird  Yoeaiin  — - 
[Yo]iolTU  genannt  (YleUelolii  iit  die  unprln^loke  Leearl 
YosalUs  gewesen,  daher  yosMU9>yosairin  entstanden*  P.  F.) 

144)  Vgl.  Jahrb.  H.  XVUI.  S.  70  und  H.  XZVI.  S.  ß. 


180 

te«»,  80  M  €8  sekr  ab  walmehcfaiHdi ^  iMi  äi»  rtaiiaDbe 
Bheinitnwe  wm  iea  grimca  Bogen ,  welchen  iet  Rhein 
nwiseben  Boppard  ual  Rhemie  macht,  ira  renadieSy  von 
enten»  Orte  an  das  Ebeinthal  verlaaeen,  lieh  anf  die  Bdhe 
<cr  linken  Thalrante  hinauf,  nad  an  den  Kflhkof f  wieier 
in  daeadhe  herab  nach  Cohlemi  gesogen  habe. 

Hains  (Rlogontiacuni ,  auch  Mognnciacuni) ,  ^  Haiyt* 
fesluag  der  Römer  am  Mittelrbein  und  die  Hauptetadl  von 
•her -Germanien,  enthidt  nach  römischen  Angaben  und  in 
Dekereinatimmnttg  mit  den  Deberresten,  welche  man  in  aenerer 
Zeit  geftmden  hat,  folgende  Werke: 

1)  Dae  Castrum  Mogonfiacnm ,   -^  das  von  Dnrnns  anf 
der  Hübe  swischen  dem  jetsigen  Mainz  und  dem  Darb 
Zahlbach  angelegte  Hauptwerk,  die  eigentUche  Festung^ 
S)  das  Castellum  (Drusi),  das  jetsige  Castel,  als  RrOekoft- 
köpf  anf  der  rechten  Rheiasrite ,  ebetfalls  von  Arusus 
angelegt; 
S)  das  Castell  auf  der  Mainspitse^^),  dessen  Onmdmauam 
bei  Anlegung  der  Gustavsburg,  im  Jahre  1II3S,  mit 
vielen  Monumenten  etc.  aufgefunden  wurden; 
4)  das  Castellum  superius  B[adrian](das  jsbere  Port  bdrian) 
anf  der  Hohe  von  Welssenan,  und 


145)  Hofrath  Stdnor  (TopofinrapUe  des  Maingebietos  S.  128  ff.)  stellt 
die  Yermuthung  auf,  dasB  der  Main  zur  Römeneit  sioh  bei 
Glnsbelm  in  den  Rhein  ergossen  habe.  Die  Terrainoonfiguratlon 
Kwisehen  Raunheim,  RBsselheim  und  Bauschhelm  maeht  ei' 
•Qerdings  wahrsehelnSoh ,  dass  in  sehr  Mher  Ztff  ein  Am 
des  IMns  In  dieser  Riehtang  geflossen  ist  Zur  Rteeizeit  wax 
jedoch  die  Mündung  —  oder  wenigstens  die  Hsapimiiiidsag 
.—  desselben  aa  der  gegenwärtigen  BteUe.  Denn  au  welohem 
Zwecke  hätte  sonst  das  Kastell  auf  der  Mainspitze »  wo  die 
Gastaysburg  lag,  so  nahe  bei  dem  Brückenkopfe  Ton  Castel, 
dienen  sollen,  wenn  es  nicht  die  Bestimmung  gehabt  hXtte,  die 
Vereinigung  beider  Flüsse  und  die  Strassen  y  welche  hier  über 
den  Main  führten,  zu  de^en? 


140 

6)  *»  CasMlmi  iiifnriMHadiwiii(4las  witefc  Port ■«<■<»■) 

an  ier  Stell«  diea  jeCsigm  HaiipMelD»^  bei  icM«  Ba* 

tesügmag  ia  Jabre  1714  die  DaifasaugHiaiief»  im 

rUmieeiieii  Caatdb  gefimdeB  wnrikiL 

Ihiter  den  vielen  Befestignngen ,  wddie  Brtsna  mit  itm 

Jahre  14  vor  Cifrfstes  längs  iem  linken  Rheinafer  snr  B»? 

B^nf  seiner  CMTe nsiv-Operationen  gegen  DentaelllaBti  aalegte, 

war  4ie  ven  Mains,  ilirer  Lage  und  Ansddmnng  naciiy  die 

widrigste.    Dieser  für  die  Offensive  gegen  Dentedilnad  m 

widirig  gelegene  Punkt  erbielt  gleieh  bei  seiner  cnten  dka* 

läge  eine  Ausdehnung  sur  Aufnahme  von  nwel  Legiimcn 

(nnt  de»  Hüifirtruppen  gegen  M,00d  Mann),  dev  II.  «hI  XIV., 

nnd  die  letnlere,  welche  erst  nach  7a  Jahren  (im  Jabre  eo 

n«  Chr.)  Mains  verliess,  kann  als  die  eigenilicbe  Erhanerin 

dieser  Pestang  angesehen  werden  ^^). 

Nach  den  Ueberresten  der  Unfassungsnattem,  weldie  man 
im  Jahre  1632  und  später  aufgefunden  hat,  mnaeUeas  die 
rftariscbe  Befestigung  den  bdchslen  Theil  der  Höbe  nwisdien 
dem  jetnigen  Mains  und  Zahlbach,  und  halle  die  Form  eines 
länglichen  Vierecks.  IMe  nördliche  lange  Seile  desselben 
ging  von  dem  Graben  der  Citadelle  an  der  Windmflhlr  vorbei 
und  längs  dem  Abhänge  der  Höhe  an  der  Siephanakircbe 
und  an  dem  Gauthore  (wahrscheinlich  der  römischen  porta 
praeloria)  entlang,  bis  sum  Abhänge  des  Linsenberges.  Die 
Länge  dieser  Seile  beträgt  6516  rhein.  Fuss,  und  üeberreste 
der  römischen  IJmfassung;smauer  sind  noch  sichtbar:  in  dem 
Graben  der  Ciladelle,  an  der  Windmühle,  an  der  Stephans« 
Urche  nnd  in  den  nördlich  von  ihr  gdegenen  Weinbergen. 
Ble  weslHehe  kurse  Seile  des  Vierecks  sog  rieb  von  dem 
runden  Pniverthurme «  der  auF  den  Fundamenten  eines  römi- 
sdien  Thurmes  steht,  längs   dem  Abfidl  des  LinsenbergeB, 


IM)  Tgl.  Klein,  Qber  die  Lagfonen  welohe  in  Obafgermmtiatt  atandoa. 
(Maini  1863).    S.  4  ft 


141 

oier  4#r  Kht^  w^ldie  Mch  den  von  ZabÜNieli  koMKodes 
Bache  ablUlt,  fort,  ihhI  kier  kat  naii,  keMaden  kei  Aalegimg 
der  Joeefbs-  wd  Liaaeakerf er  Schaase,  die  ramiaekea  Da«* 
faMoliffsiBaaeiii  in  der  Aaedekmnig  voa  M2§  rheia.  Wwm 
aafgefandea.  Voa  der  stdlieken  lanfea  Seite  bat  aian  awi* 
eehea  deai  Olaeb  de§  doppeltea  Zaagenwerkea  and  den 
Batenpftikl  ader  Draaenloeb ,  eo  wie  ia  der  MüippiBdMniaa» 
▼Ide  Manerreste  entdeckt;  desgleichen  roa  der  astUchea 
knraen  Seite  in  dem  westlichen  Glacis  der  Blisaketkschanae 
and  ia  der  Nake  der  Citadelle  bis  an  den  Akhang  des  Alkaas- 
berges gegea  den  Rkda.  Die  rOmiscke  Umfassung  kestaad 
ans  awei  starken  parallelen  Gussmauern  mit  ThOnnen.  Zwi- 
schen beiden  Mauern  befand  sich  ein  15  Pnss  breiter  Zwischen- 
räum,  der  mit  Erde  ausgeffilli  gewesen  zu  sein  scheint. 

Zu  den  ausgezeichneten  Bauwerken  der  Riemer,  von  welchen 
sich  in  der  Nahe  ron  Mainz  noch  Ueberreste  erhalten  haben, 
gebart : 

1)  Der  A  qnaed  nct  '^^y  welchen  Dmsnsgewiss  an  gleicher 


147)  Im  6.  Bde.  2.  Hefte  der  Annalen  für  Nasa.  Alterthums-Kunde 
etc.  werden  S.  355 — 361  ^Kurze  Andeutungen  über  die  wirk- 
liohe  Richtung  der  römischen  Wasserleitung  bei  Mainz  ron  Dr. 
H.  Malten**  mitgetheilt ,  und  spricht  sich  der  Yerf.  in  seinem 
Begleitschreiben  Tom  27.  Mai  1846  über  die  Tendenz  seiner 
Arbeit  folgendermaassen  aus :  »Die  beikommenden  Andeutungen 
haben  im  Grande  kein  anderes  Yerdienst,  als  das  an  sich  sehr 
geringe  einer  fast '  zweijährigen  Nachforschung  mit  dem  Suoh- 
eisen,  welche  den  Verf.  Ton  Pfeiler  zu  Pfeiler  geführt  und  ihm 
schliesslich  die  Ueberzeugung  gegeben  hat,  dass  der  rerdienst- 
ToUe,  grSsstentheils  nach  persönlichen  Forschungen  an  Ort  und 
Stelle  folgernde  Pater  Fuchs  sich  geirrt,  wenn  er  angenommen, 
dass  die  römische  Wasseileitung  am  sogen.  Königsbom ,  eine 
Viertelstunde  nördlich  Ton  Finten  (l'/t  Stunde  westlich  Ton 
Mainz)  ihren  Anfang  genommen,  den  Fuss  des  Fintener  Berges 
umschlangen  und   dann  in   gerader  Richtung  bis  zu  der  ports 


142 

BMI  mk  4er  PMlng  »i^BM  Uci«»  wmtm  ICBi  KtaifiH 
fenunai  swischen  HeMeahdai  nd  FiBl«  (FtntaM)  Ar  üe 
BcMlsnag  das  Mtliifc  Wasier  wrafMirai.  Vm  dien« 
AfMdakl  «nd  bd  den  Dorfe  Zftblbach  Mch  die  Uebenrerte 
van  M  Pfeileni  riebibar,  wovon  euiMlne  aoeb  me  Habe 
?0D  ao'  aber  der  Brde  haben.  Die  Waaaerlettnag  soll,  wo 
sie  aai  lidcbsten  war,  188',  and  ihre  ganne  Lan^  tob  deai 
KanissbninBeB,  bis  m  dem  Dmsenlocb  tt^tU  Voss  betragn 


deomnans  des  Csslnim  lioguntÜMum  aith  entroekl  hmbe«  Am 
Könlgtboni I  dasseD  Quelle  sehr  nnbedoatoad  ist,  bietol  Mk 
aieht  die  geringste  Spur  Ton  rSmiBohem  oder  anderm  Msaeiw 
werk ,  all  Ueberrest  einer  Brunnenstabe ,  eben  so  wenig  ale 
man  Spuren  Ton  Pfeilern  durch  das  Thal  bis  au  dem  40  Minuten 
entfernten  Fuss  des  Flntener  Berges  bemerkt  Dagegen  erstreokte 
sich  die  lange  Pfeilerlinie  Ton  der  nooh  Torhandenen  sogenann- 
ten Langstdn-Reihe ,  hti  Zahlbach,  hinweg  durch  die  Ebene 
bis  zu  dem  Fusse  der  sogen.  Hohloi  oder  des  kfinstlleh  In  den 
Berg  eingegrabenen  2600  Fuss  langen  Behllters,  unterhalb  des 
Dorfes  Drais'^.  In  dieser  angedeuteten  Blohtung,  welohe,  8820 
Fuss  Ton  dem  Drusenloeh  entfernt,  unweit  des  nSrdliehen  üfeia 
der  Attach  nach  der  Brunnenaue  hinläuft,  hat  Dr.  Malten  auf 
11440'  Entfernung  542  Pfeiler  theüs  über,  theUs  unter  der  Erde 
aufgefunden,  ron  da  ab  aber  werden  (auf  8735'  bis  zum  hSeh- 
sten  Rande  der  Hohle)  die  Pfeiler  durch  eine  Ay%'  breite  un- 
unterbrochene Rinnmauer  ersetzt  Die  ganze  Ausdehnung  Tom 
Drusenloch  bis  zur  Hohle  beträgt  demnach  15,175  rhein.  Fuss. 
Kaoh  einer  mir  Tor  Kurzem  zufällig  gewordenen  MittheÜm^; 
des  Herrn  Hell  ans  Mainz  ist  derselbe  In  seinem  Hofgarlea  au 
Finten ,  wo  rieh  der  K6nigsbom  mit  den  16  Quellen  befindet» 
bei  Anlegung  eines  Weihers  auf  den  unteiirdlsohen  Aquädukt 
getroffen,  welcher  bei  ganz  ähnlicher  Konstruktion  wie  der  aus 
der  Elfel  nach  GMn  führende  Kanal,  in  dieser  Welse  bis  aum 
Thale  hinzieht,  dieses  auf  PfeUem  ilbersetzt  und  so  sieh  Stflieh 
Ton  Drais  mit  dem  südlichen  Atme  Tereinlgt  hat  Ueber  die 
Wasserleitung  bd  Zahlbach  TorgL  Klein»  die  rSmIiehen  Denk- 
mäler In  und  bd  Mainz.  (1861).  S.  7  ff. 


148 

Üben.  DfiT  Wasterbchalter  4«  Afoftiokts  beCuii  sich  nsser^ 
lialb  der  sMliiJien  UnbrniiigsBiaiier,  vor  der  jelmgen  PUlipfe- 
echaase  imd  des  doppdten  ZMigen werke,  westlich  ndkea 
der  Strasse  iiadi  Zshlhach.  Noch  jetst  ist  an  dieser  Strik 
in  den  Feldeni  eine  Vertief nng  sichtbar»  weldie  BntenpftiU 
oder  Dmsenloeh  (Drusilacns)  ^^)  genannt  wird.  Die  Ziegd, 
wekbe  man  bei  den  Kttnigsbninnen  and  längs  dem  Zage 
des  AfnAdnlLts  gefimdea  hat,  hatten  saauatlich  den  Stempel 
der  XIV.  Legion. 

8)  Der  Bichelstein.  Im  Jahre  9  vor  Chr.  vntemabm 
Dnsms  von  Matna  ans  seinen  denkwürdigen  Zug  in  das 
Innere  ren  Deutschland  und  drang  Iris  an  die  Elbe  var.  Auf 
dem  Rückmärsche  nach  dem  Rheine  starb  er  an  den  Polgen 
mnes  Stunes  mit  dem  Pferde,  und  die  trauernden  Legionen 
errichteten  ihrem  grossen  Peldherrn  bei  Maiua  ein  Denkmal, 
bei  welchem  alljährlich  aum  Andenken  desselben  kriegerische 
Spiele  gefeiert  wurden.  Nach  einer  uralten  Tradition  haben 
sich  die  Ueberreste  dieses  Monuments  in  dem  sogenannten 
Bichelstein  erhalten.  Diese  thurmähnliche  sehr  beschädigte 
Steinmasse  aus  rftmischem  Gusswerk  beindet  sich  an  dem 
rechten  Schulterwinkel  der  Drususbastion  der  Citadelle, 
ist  noch  42'  Aber  dem  Wallgange  erhaben  und  mag  mehrere 
W  unter  demselben  yerbörgeu  sein.  Erst  in  neuerer  Zeit 
ist  in  dieselbe  für  eine  Wendeltreppe  eine  Htthlung  gebrochen 
worden«  Zu  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  war  dieses  Mo« 
■ament  noch  IW  hoch ,  hatte  unten  133'  im  Umfange  und 
oben  eine  Fläche  von  8'.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  die 
Benennung  Eichelstein  von  Aquila,  oder  vielmehr  von  dem 
gallischen  Aigle,  der  Adler,  entstanden  ist,  da  auf  der  Spitae 
dieses  Monuments,  wie  auf  der  Säule  bei  Igel  und  auf  andern 
ahnlichen  Denkmalen,  ein  Adler  als  Sinnbild  der  Unsterb- 
lichkeit befindlich  gewesen  sein  mag^^). 

148)  VgL  Jahrb.  H.  XXVH.  8.  26. 

149)  S.  Kitin,  die  rtfmiselien  Denkmäler  in  and  bei  Main«.  8.  1  & 


144 

S.  Die  rdBische  Rhetnbrieke  bei  Maiss.  !■»■ 
iMt  bis  jetsrt  18  Pfeiler  res  diceer  Brtcke  in  iea  EheiM 
«nd  die  Ueberreste  von  drei  andern  bei  Erbananf  des  Xenf- 
banses  unter  der  Erde  geftinden.  Sie  sieben  W  von  eiiH- 
ander  nnd  sind  86'  diciL.  Da  ancb  anf  der  Seite  von  Castel 
ftflber  einige  gefunden  worden  sein  sollen ,  so  fibrt  dieses 
anf  die  Vennnthung ,  dass  der  Rhein ,  nur  Zeit  der  Böier» 
hm  eine  grössere  Breite  hatte,  oder,  was  wafaisclMiniicher 
ist,  dass  diese  Brficke  sehr  hoch  war  nnd  dass  daher  anf 
beiden  Dfem  Flntbbogen  standen.  Die  Richtung  dieser  Pfeiler 
geht  Ton  der  sttddstlichen  Ecke  des  Zeughauses  in'gcndcr 
Richtung  nach  dem  Thnrme  von  CasteL  Die  Erbauang  di 
BrUcke  hat  man  früher  dem  Drusus  sugeschrieben,  bis 
bei  dem  kleinen  Wasserstande  in  dem  Winter  von  1818  auf 
einem  der  Brückenpfeiler  einen  4'  langen  und  S'  breiten 
Stein  ^^)  nrit  dem  Zeichen  der  28.  Legion  ^^^)  geftinden  hat 


B.  5  BSgt  Klein:  »der  Name  EichelBtein  wird  wohl  am  betten 
Ton  seiner  Geetelt  Abgeleitet,  diei  ehe  die  Spitse  abgebroehsn 
war,  einer  Eiohel  nicht  unähnlioh  sah".  Fr. 
150}  Nach  einer  Notis  des  Verf.  aas  den  Annalen  des  Yer.  IQr 
Nass.  Alterth.  Kunde  etc.  —  Bd.  2.  Hefl  3.  ▼.  1887.  S.  233w 
—  wird  es  als  sehr  gewagt  hingestellt,  den  hier  erwihnften 
Stein  mit  dem  Stempel  der  22.  Legion  als  Haupturkonde  des 
römischen  Brückenbaues  zu  betrachten,  and  Tielmehr  daroh 
daselbst  entwickelte  Gründe  dargethan,  dass  die  noch  Tor- 
handenen  Pfeiler-Ueberreste  nur  -von  der  Brttcke  Karis  d.-Qr; 
henilhren  kdnnen,  mit  welcher  Ansicht  aaeh  Prof.  Brava  In 
Mains  (TgL  Jahrb.  H.  U.  S.  86  ff.)  TSUig  übereinstimmt  Deiw 
selbe  hat  übrigens  den  qu.  Stein,  —  welcher  1819  (nicht  1818) 
▼on  Schiffern  nicht  auf  einem  der  Brückenpfeiler,  sondern  mit 
andern  Quadern  mehr  am  Casteler  Ufer,  nahe  unterhalb  der 
Schiffbrücke,  und  also  etwas  weiter  oben  als  die  Pfeilerlinie 
im  Rheine  anzeigt,  gefanden  worden  ist,  —  sogleich  an  Ort 
und  Stelle  für  die  städtische  Sammlang  angekaoft.  VgL  aoaier- 
4em  Jahrb.  U.  UI.  S.  197  iL  [Yor  tMma  iü  aa  T«rgl.  In  der 


145 

Da  difge  Lf pon  cnt  mter  Tita» ,  fegen  itas  fahr  80  nach 
Chr^  nach  Mains  fekommen,  so  bat  man  angenommen,  dase 
dieae  Brfldce  upler  Trajan  erbaul  worden  sei*  Ihre  Decke 
adieint  von  Bel^s  gewesen  aru  sein ,  indeni  der  Cäsar  Julian 
dieselbe  im  Jahre  357  bereits  zerstört  fand,  und  sich  in  dem 
Kriege  mit  den  Alemannen  geni^tiiigt  sah ,  bei  Mainz  eine 
Scbiinirttcke  schlagen  zn  lassen,  um  auf  das  rechte  Ufer  des 
Rheins  übergehen  zu  k§nnen.  Karl  d.  6r.  liess  auf  die 
PInler  der  römischen  eine  hölzerne  Brttcke  erbauen,  welche, 
Mcb  lOjahriger  Arbeit,  kurz  nach  ihrer  Vollendung,  im 
Jakvo  818  wieder  abbrannte. 


Zeitoohr.  des  Verona  xur  Erforsch,  der  rhefnlsolien  G^selitoliie 
n.  Alterih.  zu  Mainz.  2.  Bd.  1.  a.  2.  H.  (1859) :  Dr.  l^ttmann,  Chro- 
nik der  niedrigsten  Wasserstande  des  Rheins  t.  J.  70  b.  Chr.  G. 
T)i8  1858,  Insbesondere  über  die  im  Jahre  1857^1858  sioht. 
baren  19  Steinpfeilerreste  der  ehem.  festen  BrttDke  bei  Mains, 
8.  76  ff.  Als  Resultat  der  Untersaohungen  wird  8.  92  aafgostellt, 
dast  diese  ehem.  BrBeke  nieht  Yon  den  R9mem  erbaut  worden 
fet|  sondern  dass  diese  Reste  toh  janer  Brücke  herrOlireni  n 
deren  Errichtung  Ton  Karl  d.  Qr.  10  Jahre  (yon  803— 81B. 
Tergl.  Einhardi  Tita  Caroll  M.  c.  32)  verwendet  wurden.  Fr.J 
151)  Die  XXir.  Legion ,  mit  den  Beinamen  Primigenia,  Pia^  FIdeliSi 
war  eine  der  Legionen ,  welche  unter  Tltus  Jecnsalem  erobert 
tmd  zerstört  hatten.  8ie  seichnete  sich  daroh  ihre  AnhSngUeh« 
keit  aa  Titus  aus,  und  hat  nach  Ihrer  Versetzung  naoh  Maiis 
diesen  Oet  nickt  wieder  verlassen.  Von  Ihr  sind  die  meldten 
Monumente,  welohe  in  und  an  Mainz  gefunden  werden.  Viele 
noch  jetzt  bestehende  Orte  auf  beiden  Seiten  des  Rheins  i  und 
In  einer  grösseren  Entfernung  von  Mainz  sind,  wie  die  aufge- 
fundenen Inschriften  beweisen,  durdh  Veteranen-Kolonien  dieser 
Legion  entstanden.  Mit  Ihr  sind  wahrscheinlich  auch  die  ersten 
Christen  In  diese  Gegenden  gekommen,  denn  bereits  unter  Trajan 
fengea  die  ChrUtenverfolgungen  zu  Mainz  an,  und  wiederholen 
sich  mit  gesteigerter  Wuth  unter  Mark  Aurel,  Sept  Seyerus  etc. 
[Üeber  die  XXII.  Legion  siehe  die  Abh.  von  Wien  er»  de  legione 
.   Eom.  tfoesima  seounda.  Darmstadll  1830.1 

10 


146 

Das  Mnnieipium  von  Mainz.  Die  Standquartiere 
der  Legionen  am  Rheine  enthielten  innerhalb  ihrer  Befesti- 
gungen  bloss  die  nötbigen  Militairgebaude  etc.  Die  mancher- 
iei  Verbältnbse  einer  so  grossen  Anzahl  von  Kriegern ,  die 
in  Mainz  garnisonirten,  der  lange  Friede  am  Rhein  unter  den 
Antoninen,  der  üandel,  der  von  hier  aus  mit  den  GemaneB 
auf  der  rechten  Rheinseite  getrieben  wurde,  gaben  die 
Veranlassung,  dass  neben  der  Festung  an  dem  östlichen 
und  südöstlichen  Abbange  gegen  den  Rhein  eine  btlrgerliclie 
Stadt  (Municipium)  entstand  ,^  welche  einen  grossen  fbeH 
des  jetzigen  Mainz  ^^^)  einnahm.  Die  hier  gefundenen  IHonit* 
mente  fangen  gegen  das  Ende  des  2.  Jahrhunderts  an,  and 
auf  ihn^n  werden  die  Civcs  Aomani  von  den  Cives  Taunensea 
jederzeit  unterschieden  ,  welches  beweiset,  dass  dieses  Muni- 
dpium  von  römisclien  BQrgern  und  von  Germanen,  welche 
von  dem  Taunus  gelLommen  und  sich  hier  angesiedelt  hatte», 
bewohnt  war. 

Während  des  batavischen  Krieges  kam  Mainz  auf  kurze 
Zeit  in  die  Gewalt  des  Civilis,  und  wurde  durch  die  Sl*  Ciegioa, 
welche  in  Vindonissa  (Win4isch)  ihr  Standquartier  hatte, 
wieder  befreit  Später  ist  dieser  Ort  mehrere  Male  der  Schau- 
platz blutiger  Thaten  geworden.  Der  Kaiser  Alexander 
Sevems,  der  einen  schimpflichen  Frieden  von  den  AllemanaeB 
erkauft  hatte,  wurde  wegen  dieser  Entehrung,  der  römlscbca 
Waffen,  nebst  seiner  Mutter  Mamaea,  von  den  aufgekrachtea 
Legionen  in  der  Nähe  von  Mainz  (wahrscheinlich  zu  Bretzw- 
heim)  ^^')  im  Jahre  235  ermordet.  Dasselbe  widerAthr  907  dem 
Usurpator  von  Gallien,  Posthumus,  als  er  diese  Festung, 
worin  sich  der  Tyrann  Laelianus  eingeschlossen,  erobert 
hatte  und  den  Soldaten  nicht  zur  PIflnderung  ttberhmMa 
wollte.    Nach  der  neuen  Militair^Organisatioii  des  röaiachca 


15$)  Vgl  j*hpb.  H.  xrvnr.  8.  ii4. 

15S)  In  SlcUä,  sAgt  LAmpridiiu  o.  59,   d#in  heutigen  StoUbJon.   P. 


147 

Beicbes  iwcA  Konstantiii  i.  GrI  wurde  Mains  der  Sitz  eiiies 
der  12  konuBaadireiideii  Generale  (duces),  welche  deu  Ober« 
be£eU  Qber  die  Proyinzea  des  Reiches  hatten.  .  Der  von 
Maina  kommandirte  von  Selz  bis  Andernach.  Unter  dem 
Sohne  Konstantins,  Konstantins  II ,  wurden  alle  rOmiscbe 
Orte  am  Oberrhein  Ton  den  Alemannen,  sowie  die  am  Niei- 
derrbeip  von  den  Franken  eroberti  und  erst  der  Cäsar  Julian 
setste  sich  im  Jahre  357,  nach  der  Schlacht  bei  Strasburg, 
welcbe  er  tkber  den  Heerffihrer  der  Alemannen ,  Chnodomar, 
gewann,  wieder  in  den  Besitz  von  Mainz,  Worms,  Speier 
el^  Unter  Valentiaian  I,  gegen  366,  ilberflel  der  Alemanae 
Rando  daß  von  Truppen  eptblösste  Mainz,  richtete  ein  grosses 
Blutdad  an  und  kehrte  mit  Gefangene^  und  ßeute  beladen 
Aber  den  Rhein  zurück ,  wofür  sich  Valentinian  I.  durch  die 
Schlacht  bei  Solicinium  am  Neckar  (360)  rächte.  Als  der 
Feldherr  des  Kaisers  Honorius,  Stilicbp,  die  Legionen,  welche  die 
Rbeingrenze  yertheidigten ,  nach  Italien  gezogen  hatte,  um 
dieses  Land  gegen  die  Einfälle  der  Westgothen  und  anderer 
femaniseher  VMker  zu  schützen,  ging  ein  Heer  von  Van- 
dalen,  Qna,den,  Sarmaten ,  Alanen,  Gepiden,  Herulern,  Sach- 
sen ,  Rurgundionen  und  Sueven  Ober  den  Rhein ,  und  Mainz 
wurde  am  letzten  Tage  des  Jahres  406  von  den  Vandalen 
erobert  und  die  Festungswerke  geschleift.  Rei  Attilas 
Z^ge  nach  GaUiim  (d51)  wurde  Mainz  endlich  gänzlich 
icerwüstet  und  dem  Roden  gleich  gemacht.  Erst  unter 
Chlodwigs  Enkel,  Theodobert  I.,  gegen  534,  fing  dieser  Ort 
an,  sich  von  neuem  aus  seinen  Trümmern  zu  erheben,  und 
verdankt  seine  eigentliche  Wiederherstellung  Dagobert  I. 
.  gegen  630, 

In  der  Nähe  von  Mainz  sind  die  Römerstrassen  grüssten- 
theils  durch  die  Agrikultur  zerstört  worden,  und  man  findet 
Ton  ihnen  nur  noch  wenige  Spuren.  Ueberreste  sind  noch 
vorhanden : 

1)  von  der  Rheinstrasse.   Sie  ging  von  der  dslUchen  kurzen 


148 

Seite  des  Kastruins  auf  der  Hohe  iron  Weissenaii  Tort, 
lieh  von  Laubenheim  von  derselben  herab,  und  wendete  sieh 
in  gerader  Richtung  durch  die  Rheinaue  nach  Nidienhein; 

2)  von  einer  Strasse,  die  in  der  Richtung  gegen  Alsey 
gefahrt  hat ;  und 

3)  von  einer  andern,  die  durch  Zahlbach  gegen  Drais  md 
wahrscheinlich  nach  der  Beidenmauer  bei  Kreusnaefa  ge» 
gangen  ist. 

Von  einer  4.  Strasse,  nach  Bingen  hin,  sind  grossere  Ueher« 
reste  vorhanden.  Sie  finden  sich  in  der  Direktion  von  itm 
Hauptsteine  Über  Gonsenheim,  an  Heidesheini  vorbei  asd 
verlieren  sich  im  Sande  bei  den  Sporkenheiner  Bifen. 

Die  gegenwärtige  Chaussee  von  Mainx  Aber  Füederingd- 
heini  natfa  Bingen  isl  auf  die  Ueberreste  einer  alten  Sleia* 
Strasse  gelegt  Worden,  weldie  in  der  Umgegend  die  StFaaae 
Karls  d.  Gr.  genannt  wurde,  und  wahrscheinlich  efne  Rtaier- 
Strasse,  vielleicht  die  eigentliche  Militairstrasse  von  IHaliis 
nach  Bingen  war;  wenigstens  ist  ihre  Richtung  gans  Maisch. 

B  i  n  g i um  (in  dem  Itinerar  des  Antoniu  Vingium,  einmal  ▼»* 
cum  genannt)  ein  wichtiger,  vermuthlich  mient  dnrdi  Dmsiis,  be. 
Festigter  Punkt  bei  dem  Einflüsse  der  Nahe  in  den  Rhein,  wo  sich 
die  grosse  Militairstrasse  von  Trier  mit  der  Rhdnstrasse 
vereinigte.  Ob  das  römische  Bingen  auf  der  rechten ,  oder 
auf  der  linken  Seite  der  Nahe  gelegen  habe,  darüber  sind 
die  Meinungen  verschieden'^).     Auf  beiden   Seiten  dieses 


154)  Vgl  Jahrb.  H.  VII.  S.  176.  a.  Anhang  ro  H.  VH.  8.  16  u.  69, 
H.  XYI.  S.  1  ff.,  H.  XVII.  S.  218  ff.  a.  Dr.  Keasoher  i^Bingaa 
zur  Zeit  der  R(>mer'  Im  1.  Bde.  3.  H.  der  ZelUohrill  des  V^a- 
zer  Alterth.  nad  Qesoh.  Vereins.  S.  273  ff.  Bingen  helMt  aaek 
in  der  Moiella  des  Ausonioi  t.  2.  Vinomn ,  wo  «acli  die  Tom 
Kaber  JuUanns  erbauten  Mauern  der  Sladi  ervihnl  werden. 
▲uun.  Mareeli.  XVUI^  2,  4.  Der  Geograph  ¥on  BaTOona  Uh. 
IV.  Of  24  nennt  den  Ort  Bingum.  (In  der  neoeetea  Aoagabe 
▼on  Pinder  und  Farthej  (1B60)  &  227.  Z*  7  iit  wenIcMeni 
die«e  Sohreibang  aufgenommen  worden.) 


149 

Wlfunm,  .80  woU  Auf  itT  uQ^tersle«  Terrasse  i^  linken  steil 
•kMlesien Tlialraade» desseUcii,  dem jetsigenBingeu gegen- 
ttber^')»  als  ancli  auf  der  reditin  Seite  der  Nalie  ^^)f  in  dem 
liodigelegeoen  TlieUe  der  jetzigen  Stadt ,  werden  rOmiscIie 
AllMrthfiner  geAinden.  In  militairischer  Bflcksicbt  war  die 
fleil  nacli  der  Nahe  abfallende  Hi^ba  auf  der  linken  Seite 
derselben,  wo  sieh  noek  riele  und  ausgedehnte  Haaertrflmnier 
unter  der  Erde  befinden,  viele  Hfiaaen  efe.  gefaädm  Werden» 
der  geeigneteste  Punkt   des  ebemaligen  Kastells  ^^^>,  dessen 


156)  VgL  Jahrb.  ^  H.  XVI.  S.  136,  H.  XXVIII.   S.  79  ff.  H.  XXIX. 
und  XXX.  S.  205.  ff.  und  Dr.  Keusohor  a,  a/O.  S.  301. 

156)  S.  Dr.  Keuaober  a.  a.  O.  S.  273  ff.  u.  Jahrb.  H.  XXV.  S.  115. 

157)  Der  Verf.  hat  in  aeioem  Kotiz -Buche  Tom  Jahre  1829  die 
Bemerkang  gemaohi:  „es  soheiixt»  dasB  Bingium  auf  beiden 
Seiten  der  Nahe  gelegen  hat".  Aber  da  er  im  obigen  Texte 
moht  erwähnt,  daes  in  dem  heutigen  Bingen  üeberreste  von 
dam  romisehen  ILaAteU  rorhanden  sind,  sp  muss  wohl  ange. 
aemmen  weiden,  das«  die  mit  grosser  Bestimmtheit  .in  dieser 
Beziehung  von  Dr.  Keuscher  S.  304*  ff«  im  I.  Bde.  3.  Heft  der 
Zeitschrift  des  Mainser  Alterthums  •, Vereix&s  gemachten  Angaben 
damals  noch  nicht  in  soloher  Welse  bekannt  .waren.  Denn 
tonst  würde  er  diess,  bei  der  Art  wie  er  seine  antiquarischen 
Ermittelungen  su  machen  p.fiegte  i  gewiss  nSd^t  unbeachtet  ge- 
lassen  und  besonders  herrorgehoben:  haben.  Nach  Dr.  Keuscher 
^  a.  O.  S. 301. waren  bis  dahin,  nur  wenige. rdmische  Funde  auf 
uj^d  an  dem  Rupertsberge  Torgekommen,  wohingegen  er  S.  308  ff. 

'  Tiele  der  in  Bingen  und  nächster  Umgegend  gemachten  auf- 
zShlt.  Von  den  letzteren  führt  er  nur  als  unbesweifelt  von 
Soldaten  herrührend  S.  309,  S.  310  und  S.  o20  Waffen  und 
S.  316  Ziegel  mit  dem  Stempel  LEG  XXII'P  •  P-.F-  auf, 
während  die  übrigen  dem  bürgerlichen  Hausgeräthe  etc.  ange- 
hSren.  Auch  der  S.  317  gedachte,  1845  beim  Hausbau  des 
Maurer  Marx  an  der  Bingen  -  Mainzer  Chaussee  aufgedeckte, 
Gräberplatz  enthielt  nur  Bürgerliches ,  wie  die  Menge  der  dort 
gefundenen  Todten- Urnen  mit  ihren  theilweise  prächtigen 
Beigefässen  beyrelsen.       Ausser   den  erwähnten   Ziegeln,    sind 


160 

I 

ftfliche  Pront  dnreh  dU  Nahe   und  iurcli  iäs'h^bt  Ml 
stette  Ufer  derselben,   and  die  östliche  durch  dm  Ucia 


bis  %va  Z^t  des  Dr.  EeuMlier  nur  die  8.  806  tt.  818  gelohten 
Altire  mit  Insehriften  in  Bingen  «ofigededkl  worden.  Dagegen 
lind  1859  und  1860  am  nSrdüehen  Ftste  dee  Bepertebe^gee 
doroh  die  Eleenbahabsiiten  die  im  B.  IPLYin.  S.  79  ff«  t»d  im 
DeppeUu  XXIZ  n*  XUi,  S.  205  ff.  besohriebenen  nenn  IneohxifU 
■teinei  woinnfter  sieben  Soldaten-Denkmlleri  aufgegraben  wer- 
den,  welobe  auf  dem  naob  dem  Rh^e  hin  lang  gedebntsn 
SoldatengrXbeiplatse  an  der  riieinabwärts  geführten  rSmisehen 
Strasse  gestanden  haben. 

Wexin  nun  zwar  bei  dieser  Gelegenheit  Üeberreste  tob  einem 
auf  dem  Rupertsberge  gestandenen  rSmisohen  Kastell  ideht 
Torgefünden  worden  sind,  was  an  und  für  sieh  dureh  die  im 
Laufe  der  Jahrhunderte  gerade  auf  dieser  -  Stelle  TOrgenom- 
menen  BautenTerSnderungen  (ygl.  M.  Merlan  —  Besehreibnng 
der  Tomembsten  StiCtt  und  PUtz  in  denen  ErtzBbtumen  MayntSi 
iSier  und  Cöln  —  1646.  —  S.  15  und  H.  Yoigt  —  Khelaisehe 
Gesohiohten  und  Sagen.  Frankfiirt  b/U.  1817. HT.  Bd.  8. 109  ff.) 
nicht  auffallen  kanui  so  durften  doch  dieser  grosse  BoLdatea- 
grftberplatz  und  die  im  Doppelh.  XXIX  u.  XXX.  8.  210  ff^  S. 
212,  8.  216,  S.  219  u.  220  ff.  bereiU  erwähnten  Strassen- 
stQoke  immer  darauf  hinweisen ,  dass  links  der  Kahe  ein 
solches  Etablissement  gestanden  habe;  zumal  wenn  man  nach 
Yegetius  IIL  7.  die  bei  den  RSmem  eingeführte  Kriegsregel 
erwSgty  womaeh  im  Felde  stehende  Truppen  für  den  FaU,  dass 
sie  über  einen  Flass  eine  Brüeke  zu  sohlagen  gen6thigt  waresi 
welche  fOr  Utngere  Zeit  im  Gebrauch  bleiben  sollte,  an  beiden 
Enden  derselben  Schanzen  mit  breiten  und  tiefen  Graben 
anzulegen  hatten.  Die  heutigen  weit  tragenden  Sohusswaffen 
lassen  es  zu,  dass  bei  richtig  gew&hltem  Punkte  fOr  eine 
solche  nur  passagere  Brücke  eine  einzige  Schanze  zu  deren 
Deckung  hinreicht ,  wShrend  man  bei  permanenten  Befestigna- 
gen jenseits  des  Flusses  stets  Brückenköpfe  anlegt,  und  so  ist 
es  wohl  auch ,  schon  nach  Obigem  zu  nrtheilen ,  Ton  den 
B$mem  im  letztem  Falle  gehalten  worden,  und  hier  am  Unken 
Ufer  der  Nahe  um  so  niehr ,  als  nicht  nur  der  Uebergang  ttber 


151 

jgeitekt  wurde»    HU  dieser  Annabme  ist  avch  die  Stelle  des 
Tacitus  (bist.  IV.  c.  70)  fibereinstimmend,  wo  dieser  Gescbichts- 


diesen  FlasB,  sondern  gleichzeitig  «neh  die  beiden,  aus  dem 
RheintHale  aufwSrts  und  vom  Hunsrüoken  herab,  nach  jenem 
Ufer  führenden  Heerstrassen  dnrch  ein  Kastell  zu  decken  waren 
&  darf  Übrigens  im  Allgemeinen  angenommen  werden,  und 
Üeberreste  von  einigen  rheinabwarts  gelegenen  romischen  Kastellen 
sprechen  dafür,  dass,  so  lange  die  filSmer  den  breiten  Rhein- 
strom zur  Grenze  gegen  Deutschland  hatten ,  sie  sieh  durch 
denselben  gegen  plötzliche  üeberfftlle  gesichert  glaubten,  und 
dass  sie  daher  ihr  hauptsKohllchstes  Augenmerk  auf  die  von 
ihnen  längs  des  linken  Kheinufers  erbaute  Strasse  und  auf  die 
in  dieselbe  einmündenden  Strassen  von  den,  an  der  erstem 
angelegten,  Kastellen  aus  richteten,  weil  ihnen  von  da  Gefahr 
drohte,  wie  sich  dieses  auch  im  ersten  Jahrhundert  bei  dem 
Aufstande  der  mit  den  Trevirem  yerbundenen  Batayer  deutlich 
zeigte. 

in  dieser  Beziehung  erlaube  ich  mft  um  so  mehr  hier  kurz 
die  Meinung  des  Herrn  Dr.  Rössel  in  Wiesbaden  anzuführen, 
als  wir  Beide  uns  im  Sommer  1860  auf  diesem  Felde  begegnet 
sind,  ohne  dass  wir  jedoch  deshalb  mit  einander  Rüeksprache 
genommen.  Derselbe,  welcher  den  1859  tnd  1860  am  Ruperts- 
berge statt  gehabten  Ausgrabungen  mit  bekannter  Sachkennt- 
niss  Öfters  an  Ort  und  Stelle  gefolgt  ist,  spricht  it  TXio,  15  u. 
16  der  Periodischen  Blätter  der  Alterfhumsrereine  zu  Kassel, 
Darmstadt  und  ^Viesbaden,  —  worin  er  S.  4SI  ff.  seine  interes- 
santen  Erhebungen  nicht  nur  Über  die  am  Rupertsberge  Torge- 
'kommenen  Gräber-  und  Tnschriftstein-Funde,  sondern  auch  über 
die  aufgedeckten  Stücke  der  ron  Bingen  nach  Goblenz  im 
Rheinthale  geführten  römischen  Heerstrasse  mitgethent  hat,  — 
und  zwar  am  Schlüsse  (S.  486  und  487)  über  die  Lage  des 
römischen  Bingen  seine  unmassgebllche  Ansicht  aus,  wie  sich 
dieselbe  unter  dem  Eindrucke  seiner  antiqnarisehen  Beobaoh- 
tungen  gebildet  hat. 

Beim  AbTiairen  des  im  Juli  1860  nördlich  des  Rupertsberges 
aufgefundenen  Stücks  der  Römerstrasse  rheinaufwärts  hat  nem- 
lieh  Herr   Dr.  Rössel   ermittelt,  dass  ihre  südliche  geradlinige 


152 
Schreiber  von  den  Ereignissen  ^es  bataviseften  ftrleges  Im 


Fortsetaang  auf  d«#  linke  Uf«r  der  Nahe  an  der  S^Ue  traf, 
wo  Bloh  die  Fähre  befindet,  welche  die  Yerbindimg  des  Unken 
ufert  mit  der  Stadt  Bingen  yermittelt»  and  er  nimmt  daher  an» 
dasfl  daselbtti  wenigstens  sur  Zeit  des  TaoituSf  der  Uebergang 
fiber  die  Nahe  gewesen  sein  mOsse.  Als  Sohlüsselponkt  fSr 
diesen  und  die  sieh  ror  demselben  vereinigenden  Strassen  ans 
dem  Rheinthale  aofwSrts  nnd  ^yom  Hansrnoken  herab  findet 
aaeh  er  das  kleine ,  alle  drei  Objeote  dominirende,  Plateau, 
wo  das  Kloster  Bupertsberg  gestanden,  am  geeignetesten 
aur  Kastell -Anlage.  —  üeber  das,  was  er  in  Bezug  anf  die 
schon  im  2.  Jahrhundert  TerSnderten  Moüye  des  Grenzkrleges, 
Über  Anlage  f  Zerstörung  und  Wiederherstellung  der  Stadt- 
mauern des  heutigen  Bingen  und  am  Schlüsse  über  Zusammen- 
steUung  etc.  aller  innerhalb  Bingen  gefundenen  Altertfaümer 
sagt|  bitte  ich  den  angesogenen  Bericht  selbst  nachiuseheni 
imd  bemerke  nur  noeh,  dass  er  das  Blnglum  dos  Tadtos 
und  das  des  Ausonins  an  swei  ganz  Tcrschiedenen  OeiÜieh- 
keiten  findet,  die  aber  aus  nahe  liegenden  Gründen  denselban 
Namen  führen. 

Das  in  den  1830ger  Jahren  erbaute  Haus  des  Herrn  HSrIer 
-*  Hotel  Rupertsberg  —  steht  auf  den  Fundamenten  der  ehe- 
maligen Klosterkirche,  und  die  Bogen  des  Innern  Schiffs  der- 
selben sind  In  dasselbe  eingebaut  und  noch  su  sehen.  Von  dem, 
jetst  üstUch  des  In  Felsen  gehauenen  Elsenbahneinsohnitia 
gelegenen,  Thurme  der  Klosterkirche  sind  nur  noch  Reste  tob 
der  Gttssmauer  über  dem  Boden  Torhanden.  In  der  Umgebung 
des  Hörtersohen  Hauses  etc.  werden  oft  rSmlMhe  und  mhtal. 
alterliche  Münzen  gefunden,  woTon  ein  Goldquinar  yon  lusÜniu 
n.  (mit  dem  Ayeia :  D  -  N'  lYSTINVS  *  P  P  *  A  *  Büste  des  Kaisera, 
und  mit  dem  Beyers:  'AVXAIHOTOIV  —  d.  h.  VIetorU 
lustitti  August!  —  Stehendes  Kreuz  mit  Balken ,  darüber  ITA, 
darunter  CON'oB*}  —  und  eine  in  Tours  geschlagene  SQber- 
Münze  Philipps  des  SohSnen  mit  der  bekannten  Insohiift  BNDICTV: 
etc.  erwShnenswerth  sind. 

Die  yon  Dr.  Keuscher  a.  a.  O.  S.  801  erwähnten,  linki  der 
Nahe  gefundenen,  wichtigen  Alterthümer  bestehen:   1)  in  einer 


15S 
Miro  n  Meh  Ckr*  ^iMH^»*).  Die  rtorifcbia  AtterlMiwr, 


Örabstatte  mit  Särgen  eto. ,  welolie  sltk  an  Mden  Selten  iMt 
'  CoUenx-BInger.Clüatfte,  nnweH  der  Binger  Brüoke  be€en4; 
2)  in  Bni«lifitiioken  TQn  Mauerwerk  und  einem ,  in  ■  der 
^ähe  des  Hildegudiabriinnohens  aufgedeckten*  römischen  Bade, 
auf  ^^m  Rupertsberge  gefunden;  und  3)  in  Ueberresten  r5roi- 
•ohen  Getriebes,  welche  sich  in  dem  Soherr sehen  Garten  am 
nördliohen  Fnsse  des  Rupertsberges  *—  ganz  in  der  N&he  der 
obgedaohten  Fähre  —  Torfanden.  — *  Dr.  K.  hält  Bbrig^«  8.  993 
den  Tön  der  Brfloke  naoh  Weikr  fahrenden  iteüea  Weg,  — 
früher  FoetitittMe  —  ^e  Mfihe  genannt,  fOr  den  Aatog  der 
aaoh  Trier  g^iihrtan  B^merstrasee. 

Auf  S.  48a  der  obengedaohten  Periodisohen  Blätter  theilt 
Herr  Dr.  Bossel  die  im  Doppelh.  XXIX  und  XXX.  S.  208  ge- 
gebene und  auch  8.  223  erwähnte  fragmentarlsohe  Insohrift  mit. 
Er  meint,  dass  nach  der  Mitte  zu  ein  Stückchen  dayon  fehle 
und  dast  daher  die  Entzifferung  schwer  bleibe,  betrachtet  aber  lenet, 
wie  ich,  diese  Fragmente  als  zu  ein  und  denolben  InBohrifl 
gehSrig.  Da  nun  aber  Herr  Dr.  Bossel  .die  fehlenden  Bue^ 
Stäben  nur  durch  Punkte  marUrt  hat,  so  bleiben  Tor  wie  naeh 
der  männliehe  Name  reohta  und  der  weibliche  Unkni  daher  ieh 
mich  auch  jetzt  noch  nicht  Ton  meiner  gleich  Anfangs,  htn- 
Biohtlioh  der  drei  letzten  Zeilen,  gefassten  Ansicht  trennen  kann, 
dass  diese  dooh  „Nero  Bodie.  de  suo  —  Deutorla,  mater,  (de) 
sua  —  posuit^  zu  lesen  sein  dürften.  [Herr  Prof.  Beoker  in 
Ptankfort  hat  mir  brieflloh  folgende  Emendatfon  der  fragUohen 
Worte  mitgetheilti  ADIVTORIA  |  BODICA  MATER  |  VIVA 
POSYIT,  woduroh  die  Insehrlft  theilweise  hergestellt  ist.  Fr.] 
-*  S.  219  Z.  15  Ton  unten  Ist  statt  „d.  M.*  yNoTember*  zu  lesen. 
—  Nachdem  ich  meinen  später  genommenen  Abklatsoh  der  S.  213 
und  228  gedachten  Insehrlft  näher  betraehtet,  habe  ieh  wie  die 
Hbrren  Dr.  Rein  und  Dr.  Rössel  gefunden,  dass  PBAYAI  zu 
lesen  ist,  indem  R  u.  A.  im  engsten  Zusammenhange  stehen  und 
die  hinter  ersierm  befindliehe,  übrigens  den  Punkten  sehr  ähnliche, 
Vertiefung  eine  zufällige  ist.  E.  S. 
158)  Nachdem  OlTiUs  und  seine  Yerbündeten  alle  römisohen  festen 
Plätze  zwischen  der  Nordsee,  der  Maas,  dem  Rheine,  der  Nahe, 


IM 


■mI  in  4er  Nike  der  alten  Barg;  Klapp  gefniea  werica, 
f  ehirea  hdchal  wakncbeialieh  dac»  Mcgedichea  BaUia. 
fea^at  aa,  derea  ei  ia  der  Nftlie  ran  Bia|^ea  ■duren  feg ebea 
hat,  aad  die  rieHeicht  darcb  Veteraaea-Koloaiea  der  Be* 
satnag;  von  Biagen  gegründet  wordea  sind.  Ka  grUaseres 
röniichea  EtablbsemeBt  dieser  Art  hat  aach  aaf  der  Bdbe 
awiscben  Badesheim  und  Ockenheim  gelegen,  wo  noch  fart- 
arihread  riele  Alterthtaier  gefaadea.werdea. 

Kaeh  dem  batarisdmi  Kriege  blieb  Bingea  in  der  Gewalt 
der  Rtaier  bis  gegen  die  Mitte  des  4*  JabilinMierts ,  wo  es 
bei  dea  Verbeerangen  der  Allemaanen  and  Fraaken  aof  dem 
liaken  Rlieinafer  ebenfalls  erobert  uad  serstOrt  warde.  Der 
Cäsar  Jalian  liess  es  im  Jahre  357  von  nenem  wieder  aaf- 
baaen  aad  befestigen,  woraaf  es  bei  den  Zflgen  der  Vanda- 
lennd  andeier  Völker  (406o.d07X  und  der  Hannen  (dSl)  nach 
OaHien  abenaals  nersMirt  wurde.  Seiae  gftnaliche  Verwttstaag 
erfitt  es  durch  die  Narmaanen  gegea  die  Hitte  des  9.  Jabr- 
bttnderts,  und  erst  nach  dieser  völligen  Zerstirang  ist  daa 
jetaige  Bingen  auf  der  rechten  Seite  der  Nahe  entstaaden. 

und  lelbst  Auf  kurze  Zeit  Mains  erobert  hatten ,  TerabsIamieB 
•i«  die  AlpenpSsse  zu  besetoen,  um  dadorob  -dat  VorrÜeken 
vSmisoher  Streitkräfte  aas  Italien  gegen  den  RbeSn  sn  verhindern. 
Als  ein  rSmiMbe»  Heer  unter  SexUUus  Felis  über  die  Alpen 
gegangen  war,  sog  »ich  Toter,  der  ein  Hul/akorps  der  TreTirer 
am  Oberrhelne  kommandirte  i  auf  die  linke  Seite  der  ^abe 
zaiSek,  liesa  ^e  Biüoke  Über  diesen  Fluss  zerstören,  und  nalini 
bei  Bingium,  eine  Stellnng,  wie  Teoitas  sagt,  auf  die  Festig- 
kelt  dieses  Orts  sieh  Tedassend.  Tutor  liaAte  offenbar  die  Ab- 
siebt,  durob  diese  Stellung  die  Strassoi  die  siob  hier  naeh  Trier 
nnd  naek  dem  Niederrbein  tbellte,  zn  deoken.  Sextllias  Felix 
passirte  mit  seinen  Truppen  die  Nabe  mittelst  Fubrten  (offenbar 
oberbalb  der  feindliohen  Stellung),  griff  die  Trerirer  in  der 
reebten  Flanke  und  im  Rfieken  an«  schaia  ibnen  den  BOekzug 
nach  Trier  abj  sprengte  das  ganze  Corps  auseinander  und  vor- 


155 

WüB  die  BMeiBtraMe  von  Bteg^e»  Ut  Cokteu  keiiiSty 
so  yerdient  dieser  Gegenstand  hier  eine  nähere  Anseinrnder» 
netsuiif, 

^bgletdi  in  de»  Hiaerar  vnd  atf  der  Pfulinferseliiii 
Tafel  Baad^briga  (Bopf «rd)  nnd  auf  der  letoUra  «neb 
VosATia  (IMkerwesel)  als  Btappenorte  auf  dieser  Sirasae 
genannt  werden ,  and  andere  rOauaohe  Nachrichten  VM 
Tripf  enmttrschen  sprechen ,  welche  in  dieser  Gegend  linp 
dem  Bheine  slattgefanden  haben  (a.  B.  Tacilos  hist»  IV»  e. 
M) ;  so  hat  man  dodi  bis  jetst  dlgeamla  in  Abrede  .gealettt, 
dass  sich  eine  rtfmische  Militairstrasse  von  Bingen  bis  Coblena 
längs  dem  Rheine  befanden  habe  ^^^),  und  hat  diese  Behanptang 
daraus  au  beweisen  gesucht,  dass  man  tbeils  bei  Efbanang 
der  gegenwärtigen  Rheinstrasse  in  dieser  Gegend  nicht  auf 
die  Üeberreste  einer  römischen  gestossen,  theils  bei  Anlegung 
der  neuen  Chaussee  geawungen  gewesen  sei ,  an  mehrern 
Stellen  die  FdsBMSsen  au  q^reagen,  welche  :das  Strombett 
des  Rheins  aaf  der  linken  Seite  eia^geni  am  die  Anlage 
einer  Strasse  möglich  au  machen*  Diese  Gründe  siud 
jedoch  nur  scheinbar,  denn 

J)  bat  sich  das  Strombett  des  Rheins  an  vielen  Stellen 
seit  der  rtfmischen  Periode  so  bedeutend  erhtfht,  dass  die 
üeberreste  von  römischen  Strassen,  Gebäuden  etc.  gegen- 
wärtig bis  an  16^  unter  der  Bodenfläche  und  6  bis  V  unter 
dem  jetaigen  Niveau  des  Flusses  gefuadea  werden  (wie  bei 
Neuwied,  Andernach  etc.).  Durch  diese  ErhObang  ist  die 
Rtfmerstrasse  gleichfalls   durch  den  Fluss  entweder  gänzlich 

niohtete  dadaroh  das  Uhidemiss,  welches  sldh  dem  YorrSoken 
der  RSmer  nach  dem  Niederrhein  und  nach  Trier  entsegensetzte. 
169)  S.  Jahrb.  H.  11.  S.  3  and  H.  XYIU.  S.  38.  Dr.  Kenscher 
a.  a.  O.  S.  801  stellt  ebenfalis  die  r^mieohe  RheinstraMe ,  und 
dass  diese  auf  dem  Rapertsberge  sich  mit  der  über  den 
HonsrOeken  von  IVf er  kommenden  rereinisea  konnte^  in  Abrede. 


156 

MMMNrt  oder  mehtew  Fass  mii  Eide^  Mim  «te.  tkcrteekl 
ITifrdeB; 

S)  ist  der  Rhdo  gerade  an  den  Stelleo,  wo  man  bei  A«lafe 
der  neiieii  Strasse  die  in  4en  FhM  fehenden  Pdemntsen 
«frenge«  ninsste  (wie  Canb  gegenfiber,  nwiadieft  fiberwesrl 
oed  Sl.  Ooar,  femer  oberii^  Hirsenach  ete.)  emt  in  oevere r 
Seil  Ton  den  rechten  Ufer  svrtickgewicbea  nod  hol  «eh 
g^n  das  linhe  gewendet :  eine  Eneheinnng^  die  sich  noch 
jeütt  fertsetnt,  ond  den  Bewohnern  dee  BheisrtbakB  \m  dicepr 
6^;eBd^^)'odir  belLannt  ist; 


160|)  Herr  Dt.  BoMel  i«gi  in  Miner  liehtrallan  Abhandlung  ttbor  den 
jüngsten  Fond  zweier  rSmbchen  MilUensteine  bei  Salzig  (kn- 
nalen  des  Vereins  fOr  Nass.  Alterthums- Kunde  eio-  Bd.  Tl. 
2.  Heft  S.  300  und  301) :  »Die  alte  MiÜtairstrasse  zog  daher 
ctioht  am'  damaligen  Rande  des  Stromes  her.  Da  iran  dvr 
Mittelrhein  —  naoh  Jahrhnndeiie  langtut  Beobaehtioigwi  — 
mehr  nnd  mehr  dem  Unken.  Ufer  sloh  auwlilk»  und  daher  be- 
dcvtoilde  Uaberflathnngen  und  LaadeInbrÜohe  naoh  und  naoh 
besonders  an  flaohem  Stellen  wie  bei  Salzig,  statt  gafäaden 
haben  müssen  j  da  die  Salziger  behaupten ,  einen  Landstrich 
Yon  30  Ruthen  Breite  duroh  die  Yerbauung  der  Ufer  eingebSssl 
zu  haben,  was  noch  an  Tielen  Stellen  naohgewfesen  werden 
kann ;  da  ein  sehr  weites  Hinabroüen  der  Biülen  Tom  üfcr 
aus  gegen  die  Mitte  des  Stromes  wegen  der  BeechaffenheÜ  dea 
Betfes  fai  Jener  Stromgegead  nioht  statt  gefabdeB  haben  kaayi: 
so  fcdgt  daraus»  dass  der  Uferrand  des  Bhain^i  anf  dem  Aa 
rSmifOhe  Ueerttrasse  hinzog,  im  8.  Jahrhundert  mindestapis 
10  Ruthen,  vom  jetzigen  Rande  des  Leinpfades  an  gerechnet, 
Strom einwSrts  gelegen  und  am  Rande  dieses  jetzigen  Wasser- 
k&ndels  sich  hingezogen  haben  moss*'.    Dann  halset  es  In  An- 

I 

merkung  10  weiter :  „Das  seichte  Wasser  am  wilden  Qefihr 
unterhalb  Bacharaoh  zeigt  lieute  noch  deutlioh  die  Yerbiadang 
jenes  Uferstriches  mit  dem  trockenen  Lande.  —  An  der  jetzt 
Tom  Wasser  umspülten ,  80  Us  40  Ruthen  Tom  Uferrande  ent- 
legenen Klippe  unterhalb,  Oberwesel   haben   die  Laote   noch 


167 

•  » 

1f)  war  one  RMicvsfrasse,  bei  der  geringen  Breite,  iMkiie 
lüeselben  tiatteR,  viel  leichter  zwischen  den  Flusse  und  den 
Felswänden,  wetehe  denselben  anf  der  linken  Sciie  etnengen, 
na  fahren,  als  eine  neuere;  und  endlich    . 

4)  beweiset  Folgendes,  dass  sich  noch  wirklich  Ueberreste 
einer  römischen  Militairstrasse  in  dieser  Gegend  voribid«» 
Aln  In  Senner  yoa  tSM  nnteibalb  (Mkerwcsel  bei  den 
Ausbau  der  neuen  Strasse  ein  DurcUass  angelegt  wnsdsti 
stiena  man  in  der  Tiefe  rnn  6  bis  7'  unter  der  jetnigen 
Bodenllache  anf  die  Ueberreste  einer  alten  Strasse ,  welciie 
der  Verf.  ihrer  Bauart  und  ihren  Dinensionen  nacb  segleich 
fttr  die  röniscbe  erkannte.  Man  wflrde  an  anderen  Stdien 
ähnliche  Entdeckungen  genacht   haben,  wenn   man    tbdis 


▼or  einem  MenAohexialter  in  der  Art  gefischt,  dass  man  Tom 
Ufer  aus  trookenen  Fusses  zur  Klippe  gelangte.  —  So  würden 
gewiss  von  allen  Punkten  am  Ufer  sick  Thatsachen  und  Erinne- 
rungen sammeln  lassen,  die  einst  Ton  grosser  Bedeutung  I9r 
die  Topographie  unsers  Mitteirkeinlandes  werden  kdntien>  nütd 
wir  mSckten  alle,  die  68  angekt,  zumal  aber  ^  Freundis 
rkeinisoker  Gesokiokte,  darauf  aufmerksam  maeken,  alle  soicke 
topograpkisoke  Notizen  erkeben  und  sammeln  zu  keifen ,  eke 
der  fortsckreitende  Wege-  und  Uferbau  alle  derartige  Unter- 
suckungen  für  immer  unmSgUok  mackt  Sollten  nicht  kier  und 
da  selbst  nock  Spuren  des  alten  StrassenkSrpers  und  seiner 
Pflasterung  siok  finden  lassen,  Tielleiokt  gar  sohon  Un  und 
wieder  gefunden  und  nur  au«  Unkenniniss  onbeaektetf  geblieben 
■ein**?  (Etwa  1500  Sehritt  unterhalb  des  MKaeelhiunns  bei 
Biogen  sind  Im  J.  1869  bei  den  Erdarbeiten  für  die  Unksrhein. 
Eisenbahn  dem  steilen  Thale  des  Kreuzbaches  gegenttberi  der 
jetzt,  nachdem  er  eine  kurze  Strecke  nooh  am  Fasse  der 
Berge  hingelaufen,  weiter  nördlich  In  den  Rhdn  mündet,  in 
dem  zwischen  diesem  Strome  und  der  Chaussee  befindlichen 
Ackeivtrelfen  römische,  tkeihreise  Terzierte  Wericstfleke  von 
Sandstein  aufgefunden  worden,  welche  einem  Durchlnse  der 
Mmerstrasse  angehört  zu  haben  scheinen). 


158 

Hmal  geichtet^  the'ds  in  Jiiedf en  Ctefcato  oicht.ile  nH* 
geaefai  rerbreitete  irrige  YcnUUnng  iMit^  nach  wdehar 
mam  mh  nter  Hitaierstrasseii  hrcfle  und  mit  grossen  Stein- 
platten  gepflasterte  Strassen  denkt« 

ist  es  w^hl 'denkbar,  dass  die  Ettmer,  —  die  ait  so  grower 
Sorgfalt  dnmnf  kedneht  waren,  gebaute  Strassen  für  ihre 
Müitair4>paralionen  in  der  gannsn  Aasdebonng  ihres  weiten 
fteiebes  anzulegen,  nnd  in  dieser  Hinsiebt  jedes  Temin* 
Mndemiss  nn  ftberwinden  wussten^  —  lings  dep  Rheine, 
der  mehrere  Jdirhnnderte  hindnrch,  mit  der  grossen  Annahl 
der  an  ihm  erbauten  Festungen  und  Kastelle ,  die  befestigte 
6reanlinie  gegen  die  EinfUle  der  Cteiinanen  bildete,  keine 
Militairetrasse  nwischen  Bingen  und  GoUenn  —  und  folglich 
keine  direkte  Verbindung  s wischen  dem  Ober-  und  Nieder* 
rheine  —  gehabt  haben  sollten!  und  da  sieh  keine  üeber- 
reste  einer  solchen  Strasse  vorfinden ,  welche  in  näherer 
oder  weiterer  Entfernung  mit  dem  Rhein  parallel  von  Bingen 
nach  Coblenn  geführt  haben  ki^nnte^^^),  so  kann  die  in  dem 
itiner«r  und  auf  der  Peutingerschen  Tafel  angegebene 
in  dem  Bberathale  selbst  gegangen  sein^^'). 


161)  Um  zur  YoUen  QewlMhoit  au  gelaagen,  ob  eine  rSmitohe  Strame 
paraliel  mit  dem  Rheine  von  Bingen  nsoli  Ooblenz  Über  den 
Honarfloken  exiatitt  habe»  hat  der  Verf.  diese  Gegend  genau 
antertoeht  und  nirgends  eine  solobe  gefunden.  Sr  riehtete 
sein  Augenmerk  besonders  auf  die  sogenannte  Klsselbaoher 
•  mragse,  oder  die  alte  LandsCrassei  duroh  welehe  Tor  Anlegung 
der  neuen  BhelnoHaussöe  die  Verbindung  swisehen  Bingen  und 
Coblena  stattfand.  Diesd  alte,  jetst  lum  Xheil  gans  ^erwaek- 
eeae  Strasse»  welohe  ron  Bingen  über  RbeinbOUeni  KIsselbaob 
und  Tdn  da  ununterbrochen  auf  der  Wassersohdde  awrisoben  dem 
.Rhelny  der  Nahe  und  der  Mosel  nach  Goblens  giag^  aeigt  jedoeh 
ftlfgends  Sporen  riSmisoher  Konstruktion,  wovon  sieh  In  dimer 
wenig  angebauten  und  bewaldeten  Q«gend  gewiss  Uebexresta  er> 
halten  haben  würden,  wenn  es  eineBSmerstrasse  gewesen  wire. 


159 

Als  nflclister  Etappenort  auf  dieser  Strasse  unterhalb  Bin- 
gen wird 


[In  H.  in.  S.  198  der  Jahrb.  wird  hei  GelegenHeit  d«r  B». 
Bpreohuns  über  dett  Fand  eines  Sfeeinsarges  mh  einer  edi^^neft 
Glaftinie  --  (ein  gtm  Ifaalieher  Fand  hat  1867  bei  dielabaehi 
^ordSeiUoh  yon  Slmmerny  statt  gefanden}  —  einer  RSmerstrasse 
bei  Biokenbacb ,  Bürgermeisterei  PfaUfeld ,  gedacht; .  eben  ao 
H.  TIU.  S,  174  ff.  0«  U.  XX.  8.  169,  so  daaa  wohl  der  WunsoU 
nach  einer  sehr  genauen  Ermittelang  hier  gerechtfertigt  ersoheinen 
diirft».  Vgl.  «osaerdem  H.  XYIIL  8.  27  ff.  und  H.  XXVI. 
8.  1  ff.}  wo  der  Herr  Jng.  Major  t.  Cohaasen  in  awei  sehr 
interessanten  Mlttheünngen  die  altett  VerBohansongea  aof  den 
HansrQeken  bespricht] 
169)  Sehott  bcTOr  die,  yorstehend  in  Anm.  167  bei  Bfaglaia,  erwähn« 
ten  guten  Zeugen  auch  für  diese  Amdoht  dea  Verfaaaers  aus 
der  Erde  faerTorgetrsten,  waren  bereits  dafür  unyerdftohtige 
und  ToUwiehttge  aas  dem  Rheinstrome  emporgestiegen.  Es 
sind  die  beiden  rSmfoehen  Mlllienstdne*  welche  aus  dem  Rheine 
bei  dem  eine  Wegstunde  oberhalb  Boppard  liegenden  Salzig 
gehoben  worden  and  jetst  im  Museum  au  Wiesbaden  befindlich 
sind.  Herr  Dr.  Rössel  hat  über  dieselben  In  dem  AufiMtze 
„die  dalsiger  Meilensteine*'  a.  a.  O.  S.  287  ff.  «usführttoh  und 
fiehtroll  gesehrieben ,  und  indem  ieh  aasdrficUieih  daraiif  hin* 
weise,  gestatte  loh  mir  nur  Im  allgemeinem  Interesee  daraas 
Folgendes  hier  mifzatheilen. 

Diese  Steine,  welche  manj>is  an  Uirer  Hebung  entweder  für 
kostbare  MarmorsXulen  oder  für  sohwere  Kanonenrohre  gehalten 
hatte,  lagen  in  einem  Wasaerkilndel  des  Salsiger  Grandes,  des 
sogenannten  Sehneiders,  wie  die  Mulde  im  Rheine  helsst«  D* 
sie  inabesondere  bei  niedrigem  Wasserstande  der  Sehifffahrt 
sehr  hittderiieh  wurden ,  so  waren  sie  aueh  Ton  jeher  den 
Schiffern  der  Umgegend  bekannt,  und  die  WasserbaubehSrde 
Hess  sie  daher,  gelegentlich  der  in  den  sehr  trocknen  Jahren 
1867  und  1868  angeordneten  Baggerarbeiten  und  Strombauten, 
im  Jannar  1868,  wo  nur  noch  8'  Wasser  an  dieeer  Stelle  stand^ 
erheben,    womit  aieht  nar  der  Sehifffahrt , « sondem  auch  der 


V^savia  feaanni,  iM  ütie  atigef ebene  Satfemmig  Mll 
genau  aof  Obera^sel.  Weser  ufaUe  Ort  scheiiit  aar  Zeit  te 
iUner  y4m  keiner  g^ossta  Bedeotimg  gevresea  an  sein,  deaa 
«s  werden  kier  miBtr  weaige  Alterihiimer  gjKfvBden,  a4«r  Bit 
TCO  len  Retgan  iiefabgefift)irte  Srde  ati^»  sawie  die  iianligea 
VehevttchweaaHiiigen  dee  Riieiae»  habea  da^fsBlier  VaiiiaadMie 
iheUs  v^niehtety  tlieib  fitf  mUer  ißt  jeteigea  ^Qkariladie 


AUerthuintwissensebAfl  ein    tdhr    erbebBoher    IMcast   gdtfitet 
worden  iftt 

Die  12  Rutiiexi  tora  Unken  Ute  entfdvnt  ttnlerlialb  gelegene, 
aus  dem  tethUehen  Sandsielne  der  untem  ICaingegend  beflehende 
Mfiüensftttle  (Ntt>  I)  ist,  bei  eineni  DnrobmeMr  tob  16",  6'  4f'  hooh, 
wovon  18^  anf  die  eben  so  breite  Tferkanttge  Baiis  kommen. 
'  Dttfch  iiieae  «ohwere  Basia  katle  lie  eine  tebrige  Lage  in.  dam 
etwa«  wieder  ansteigenden  Boden  dee  FluaibettjM  erhalten,  weU 
ckem'XJnetande  es  bbI(  beiiomesaen  ist,  dass  die  Sohrifl  kn  obem 
Theile  doretr  die  Eeibimgen  der  darüber  hbigemteehten  SekUb- 
kiele  und  FloesstSrnme  sehr  gelitten  hat«  Was  am  Kopfende 
der  SXule  Sonst  noch  besohüdlgt  ist,  Bohebien  Barbarenhinde 
Tor  Ihrem  Umetnrz^  Terriehtet  aa  haben,  indem  der  genae  obere 
Bieinkraaa  mit  Hämmern  la{»^enarüg  Ton  -oben  naeh  nntsn 
heru&tergesohlagen,  Und  dadttreh  die  oberste  achilftxeile  bis  In 
^  die  Httfle  der  Baohslaben  mit  herunter  g^uinen  wosden  ist 

Bte  ICeüensiale  IXto.  2,  —  96'  obJsrhalb  der  erstem  und 
.10  Ruthen  vom  linken  Ufer  entfernt  gelegen,  —  besteht  at» 
'  einem  blossen  SHUdensohaOe  Ton  6'  H5he  bei  einem  Dnroh- 
mestfer  Ton  22Vt'*i  und  dieser  Form,  so  wie  dem  gHastlgen 
Zufalle,  dass  der  griJssere  l^efl  der  Sohiilt  nach  unten  lag, 
ist  es  Bu  verdanken,  dass  alle  Zefien  dnroh  die  Siojtfffskiele, 
EissehoUen  etc.  nur  8  bis  4  Endbuehstaben  elngebllsat  haben. 
Iht  Material  ist  der  hellere,  graubraune  Sandstein  der  uniein 
Kfthegegend. 

Herr  Dr.  Rössel  hat  die  sehr  besehüdigtelnaehdft  tob  Kro<  1. 

-^  in  welcher  der  Name  des  Kaisers,  unter  dem  d|«  Stmssen- 

anläge  erneuert  wurde,*  fast  durohgSnglg  ndt  den^  Jfeicsl  sorg* 

-    fUtig  vertagt  worden  ist,  was  beiUuisÜeli  ^^Bg^nela  a«if  den 


161 
kogffiben.    lUe  MerÜdieo  DebanresCe  eines  sehr  alten  Thors 


Monumenten  desEUgabal  bald  nach  seiner  Ermordung  gesoheheni 
—  sehr  Bcharfsinnfg  in  folgender  Welse  hergestellt: 

imp .  caes  .  DITI  MAGN!  i.  e.  Imperator!  Caesar!  DIyI  Magnl 

antonlNI  •  PI  •  FL!  •  DIVI  Antonini   PU  Füio  D'vri  Sept. 

B.  seyeri.  NEPOt'MAYR*  Seyeri  Nepot!  M.  Aurelio  An- 

antoniNo  p!o*felIGI  tonino     Pio     Felle!    Augusto 

aug'PM  TRP.  IIICOS  Pontifici    Maxime    Trib.    Pot. 

DesiGNATO  IH'PP-PRO  III.     Gonsoll    Designato     HI. 

GonSTL'AM  Patri  Patriae  Proconsuli. 

XXiX  A  Mogontiaco 

XXIX. 

0ie  Insohrifl  yon  Nro.  2  hat  derselbe  wie  folgt  hergestellt: 

PBRPETVO  •  imp.  1.  l  e.  Perpetuo  Imperatori  Lucio  Do- 

DOMITIO'  ayre  mitio  AureUano  Pio  Felic!  Au- 

LIANO*PI-fol.  gusto  Ponüfici  Maxime  Tiib. 

AVG'P  M-Tr.  pot  Pot.    Consuli    Patri    Patriae 

COS  •  P  •  P  •  PRooos.  Prooonsuli. 

AMOG  A  Mogontiaco 

xxYii  xxvn. 

(Die  Ergänzung   der  InsohrlAen  ist  hier   und  weiter   unten  nur 
durch  kleine  Buchstaben  angedeutet) 

Wir  sehen  daraus,  dass  der  MilUenstein  Nro.  1,  unter  Elagabal 
im  Anfänge  des  Jahres  220,  Nro.  2  dagegen  unter  Aurelian  im 
Jahre  271  errichtet  worden,  in  welche  Zwischenzeit  die  unbe- 
sehreibliohe  Verwirrung  im  romisehen  Reiche  fUlt,  so  dass 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  der  erstere,  welcher,  wie  später 
der  andere,  an  der,  dicht  am  damaligen  Rande  des  Rheinstroms 
hinlaufenden,  Strasse  stand ,  bei  einem  der  Einfälle  der  über- 
rhelnisohen  Germanen  in  den  ganz  nahen  Rhein  hinabgestürzt 
wurde,  und  also  auch,  schon  seiner  Schwere  yon  10  bis  12  Gent- 
ner und  des  quadratischen  Sockels  wegen,  ziemlich  an  derselben 
Stelle  liegen  geblieben  ist  Bas  letztere  dürfte  auch  bei  dem 
Steine  Nro  2  der  FaU  gewesen  sein,  weil ,  wie  schon  bemerkt, 
die  OerÜichkeit  der  Fundstelle  daftlr  spricht 

11 


162 

an  den  obern  Aasf ange  tob  Okerwesel,  ilie  laan  fOr  riaipch 
hälfy  gehören  wohl  dem  frühem  Mittelalter  an. 


Da  der  Stein  Nro.  1  ZXJX  Leuken  Ton  HaIiu  an  der  Straaee 

Beinen  Standort  hatte ,    also  nur  eine  Leuke  oberhalb  dee  mit 
XXX  bezeichneten  Steins  stand ,   wejloher  sieh  in  der,   In  dem 
Itinerar  und  auf  der  Feutingerschen  Tafel  angegebenen,  Entfer- 
nung von  Mogontiaoo   nach  Baudobriee  befand,   lo  muss  auch 
der   letztere   noch    oberhalb    des   heutigen   Boppard  gestanden 
haben.    Auf  dem  Milliensteine  Nro.  2  felüen  in  der  Sohlussseile 
einige  Zahlzeichen ,   und  es  sind    nur  noeh    dayon   yorhandea 
XXY,  daher  es  nicht  geringe  Schwierigkeit  hatte  diese  Entfer- 
nungszahl mit  den  vorhanden    gewesenen  Einerstrichen  zn  er- 
gänzen i  und  es  ist  dem  Herrn  Dr.  Rössel  nur  dureh    die  sorg- 
fältigsten Erwägungeni  und  durch  genaue  Abmessung   auf  dem 
Steine  selbsty  gelungen  zu  ermitteln»  dass  zwei  Einerstriohe  Yor- 
wiacht  und   also   zuzusetzen  sind,  so  dass   die   ganse  Entfer- 
nungszahl XXVn  beträgt.     Hiernach   hätte   also    Stein  Nro.  2 
nur  27  Leuken  Ton  Mainz   abgestanden,  während  Stein  Nro.  1 
29  Leuken  davon  aufgestellt  gewesen  wäre  ,   und  dooh  müsaan 
beide  Steine  ganz  in  der  Nähe  ihres  Fundortes,  also  fast  an 
ein  und  derselben  Stelle  an  der  Strasse  erriohtet  gewesen  sein. 
Dieser  Widerspruch   konnte    nur  dadurch  gelost  werden ,   dasa 
man  bei  Stein  2  die  Haasse  zu  Grunde  legte ,  welche  auf  dem  — 
im  Jahre   1817  bei  Gelegenheit   des   Baues   der  Chauss^  Ton 
Tongern  nach  Brüssel  vor  der  porte  de  St  Trend  des  orBtem 
Orts  in  einer  Art  Stern,  von  wo  rerschiedene  Römerstraasen  aus- 
gegangen, ^  aufgefundenen  Fragmente  einer  aehtseitig  gewesenen 
grossen  MiUiensäule  von  38  Gentimetret  Darohmeaaer ,  auf  der 
einen  der  noch  lesbaren    drei  Seiten,  die  Route  rhelnaolwlrts 
von  Remagen   bis   Worms    enthaltend,   angegeben    sind.     Da 
diese»  merkwürdigen  Fragments  in  dem  oben  erwähnten  Briefe 
des  Herrn  Gudell  ausführlich  gedacht  wird,  wdchem  dasselbe 
B.  Z.  zur  Entzifferung  anvertraut  gewesen  ist  und  weloher  davon 
einen  Abklatsch    genommen ,   und  da   in   dem  Tagebaohe  des 
Verf.  die  noch  auf  den  drei  lesbaren  Seiten  beftndliehen  Sohrift- 
zOge  verzeichnet  sind ,    halte  loh  es  für  angemessen ,  aie  hier 
mit  den  Bemerkungen  des  Herrn  Cudell  wieder  an  geben. 


168 


Wichtiger  als  Vosavia  war  der  nächste  befestigte  Etappenort 
Baudobriea  (auch  Bodobriga  und  Bontobrice   geschrie- 


1.  Seite 

••    •         1 

2.  Seite. 

Darauf  steht  die,  in  dem  Itinerar 

Auf  dieser    ist    dn    Stück   der 

angegebene  1  Strassenronte  nach 

Route  Ton   Bh^ms  bis  Amiens 

Rom  über  den  Sommam  Penni- 

Über  Noyau  an  der  Oise,  wovon 

nun,  woTon   die 

Strecke  von 

sioh  ein  TheQ  selbst  bei  d'An- 

Remagen    bis   Worme    deatUoh 

ville  nicht  finden  soU. 

etketobar  Ist 

.    L-XI 

L'XV 

(Rigo)  MAGVS    . 

.    L- Villi 

(Nov)  lOMAG     .    .    .     L^XV 

(Anta)  NKAOVM 

.    LVIII 

DVROCORIER       .    .      LXU 

(CH>nfl)  VENTE3 

.  Lvm 

AD  FINES     ....      L.XII 

Bo)  KDOBRTCA 

.  Lvni 

AVO'BVEÖSIONVM 

(Vo)  SOLVIA      . 

.  Lvm 

L-  .    .    XU 

(Bi)  NOIYM 

.  L'vm 

ISARA L'XVI 

(Mo)  GONTIAC 

.    LXII 

ROVDIVM      .    .    .      LVim 

(Baiio)  ONICA     . 

.    L-VUi 

STEVIAK    ....       LVm 

(Borbl)  TOMAa 

.    L-XT 

SAMARABRIVA 

3.  £ 

^eite. 

Aof  dieeer  ist 

die  Route  von 

ITEM 
A  CAS- 
TELLO  (ad) 
FINES  ATREB 
L  •  XIIII 

Eines  Atrebatum  nach  Nemetaoum. 
ATVM 

KEMETAC      I 

j      .    • 

ITEM 

AD     .    . 

Hiernach  sind  von  Bondobrica  (Bontobrioe  —  Baudobriea) 
bis  Mogontiacum  nur  28  Lenken  gerechnet  worden ,  so  dass 
also  die  auf  dem  Müliensteine  Nro.  2  ergänzte  Entfemungszahl 
XXVn  der  auf  dem  Müliensteine  Nro.  1  insofern  entspricht, 
«la  beide  Steine  1  Leuke  oberhalb  Bondobrica  gestanden  haben. 


164 


bell),  das  jcUfge  Boppaird,  w«  iich  nach  4er  Ifolilte  iafcrii 
ocddenUlis   da»  Depot   des   sehweren    CkschOlaes  für   die 


Die  auf  dam  Tongersohen  MilUeniteinfragmente »  von  den  In 
dem  Ittnerw  des  Antonin  und  auf  der  Peatingenclien  Tafel 
«i^gogobenen  y  abweichenden  Entfemungsanraben  der  Straaeen- 
strecke  von  Mains  bis  Boppard  lassen  doioh  Stein  2  keinen 
Zweifel  fibrig,  dass  der  kräftige  Aurelian  die  Bheinstraese  niekt 
hat  nur  wiederhef st^M ,   sondern  auch  neu  TermesBen  lassen. 

[Dieser  Meilenstein  yon  Tongern  ist  abgedinekt  in 
dem  Orelli^sohen  Corp.  Inscriptt.  n.  5286.  YgL  auch  C  Y. 
Hennequin»  diss.  de  origine  et  natura  prinoipatus  Trajecti  ad 
Mosam  medio  acTO*  Lovanii  1829,  wo  sich  ein  genauer  Abdruck 
dieses  wichtigen  Fragmentes  findet.  Zur  ErklSrung  der  Insduifl 
lieferten  beaohtungswerthe  BeitrSge  die  Herrn  Cndell  und 
Prof.  Roulez  in  Gent,  im  ExtriUt  du  Bulletin  de  TAcade- 
mie  royale  de  Bruxelles,  ann6e  1886  pag.  370  sqq.  et  1837, 
pag.  21  sqq.  162.  sqq.     W.] 

Am  16.  Juli  1861  hatte  ich  Gelegenheit  die  in  diesem  Jahrb. 
H.  Yin.  S.  174.  ff.  berührten  beiden  Leukensteine,  weloha 
oberhalb  des  Yiadukts  an  der  rechten  Seite  des  nach  Sohloss 
Stolzenfels  hinaufführenden  Burgweges  aufgestellt  sind,  besich- 
tigen zu  können.  Beide  sind  yon  grauem  Sandsteine  und  Ton 
konischer  Form. 

Der  unweit  des  Yiadukts  stehende  (Nro.  1.)  ist  c.  &  hoch, 
wovon  etwa  Vi  Fubs  auf  die  Tierkantige  Basis  kommt,  und 
hat  einen  ohngefähren  Durchmesser  yon  1%'.  Auf  zwei  Seiten 
ist  derselbe  oben  fiber  Vi'  abgeschlagen,  so  dass  nur  noch 
der  mittlere  Theil  davon  vorhanden  ist.  Yon  der  Inschrift 
sind  in  den  5  obersten  Zeilen  nur  noch  einige  Buchstaben 
zu  erkennen,  deren  Stellung  zu  einander  mit  mSgUchster 
Genauigkeit  kopirt  worden  ist.  Der  letzte  Theü  des  R 
mit  dem  darauf  folgenden  O  in  der  2.  Zeile  konnte  eben- 
sowohl auf  L.  Yerus  als  auf  Sepi  Sevems  hindeuten ;  aber 
auch  auf  Sev.  Alexander  können  diese  beiden  Buchstaben 
bezogen  werden,  und  wohl  um  so  mehr,  da  des  L.  Yerus  auf 
dergleichen  DenkmUem  stets  nur  in  Yerbindung  mit  If.  Aure- 
litts  gedacht  wird ,  und  da  Sept.  Severus  gewohnUeh  schon  auf 


166 

filMUirerthciiligiuig  befand,  und  der  hier  stehende  Praefectns 
hallistariorom  (Kommandeur  der  Artillerie)  stand  unter  dem 


Münzen  mehrere  Namen  führt,  welche  gewiss  aaf  einem  Stein- 
Monumente  nicht  fehlen  würden,  wlUirend  Ser.  Alexander  auf 
jenen  grSsstentheils  blosB  IM '  (▼.  IMP  *)  S  *  (y.  SEY  )  ALEXAND  * 
AVG'  oder  IMP  •  ALEXANDER  •  PIVS- AVG  •  genannt  wird, 
and  wenn  man  bei  PIVS'AYG*  weiter  in  Betracht  zieht,  dass 
von  Gommodtta  Münzen  sowohl  mit  PIYS  *  FELIX  *  AYG  * 
als  mit  AYG'PIYS'  existiren,  so  bin  ich  schon  des  auf  dem 
Steine  befindlich  gewesenen  einfachen  Namens  wegen  geneigt 
anzunehmen,  dass  derselbe  unter  Sey.  Alexander  errichtet 
worden  sei,  und  ich  gestatte  mir  daher  seine  Inschrift  In  folgen- 
der Weise  herzustellen: 

IM* 
alexandRO .  aYgrsto . 

ptO .  p .  M '  tr .  p . 
cOs.p.p .  pro 

coNsYL  *a.mog 


•  • 


Der  125  Schritt  weitet  naoh  oben,  auf  der  Suesersten  Kante 
-  eInoB  steilen  Absatzes  mit  der  Schrift  nach  diesem,  aufgestellte 
andere  Lenkenstein  (Nro.  2.)  ist  o.  2'  10"  hooh  und  hat  einen 
ohngefShren  Durohmesser  Ton  1*/]'.  Da  die  letzte  (7.)  Zeile 
mit  der  Entfernungsangabe  theilwelBe  in  dem  Boden  steht,  so 
konnte  nicht  ermittelt  werden  i  ob  sich  an  diesem  Steine  eben- 
falls eine  Baste  befindet. 

Die  Insohrift  auf  Nro.  2.  erscheint  besser  erhalten  als  die  aufNro.  1., 
und  gewiss  würde  jene  schon  an  Ort  und  Stelle  ziemlich  genau  zu  ent- 
ziffern gewesen  sein,  wenn  es  die  Aufetellung  des  Steins  zugelassen 
hStle.  In  allen  7  Zeilen  lassen  sich  Worte  und  Buchstaben, 
die  naeh  ihrer  Stellung  zu  einander  mit  der  mSgUehsten  Sorg- 
falt abgeschrieben  worden  sind,  erkennen.  In  der  2.  Zeile  i«t 
naeh  Caes«  LAI  wahrzunehmen,  was  jedenfalls  nur  durch  fehler- 
haftes Nachziehen  des  C  entstanden  Ist.  Aus  OAES  *  CAI  in  der 
2.|  aus  MA  in  der  3.  und  COS'DESIG-  in  der  5.  Zeile,  so 
wie  aas  dem  in  der  2.  und  8.  Zeile  für  O  *  lYLIO  *  YERO ' 
«wisohen  CAI  und  MA  yorhandenen  Baume  (s.  l  Band  für  hessische 


166 


koimiiaiidiTendeB  General  (duz)  von  Hall».  Auch  in  HitleU 
alter  war  Boppard  ein  Ort  von  grösserer  Bedeutang,  ond 


Gesohiohte  und  Alterthiiini.Kuxide  S.  328  ff.)  lasst  tioh  achlieBsen, 
dasa  Stein  Nro.  2.  unter  Maximinas  Tlurai  ond  zwar  im  ersten 
Jahre  seiner  Regierung  gesetzt  worden  ist.  Denn  es  ezistfren 
Münzen  von  demselben,  welche  im  Reyerse  die  Legende  P  *  M ' 
TR-P-P'P-  haben,  während  andere  mit  P-M-TR'P'II.COS- 
P  ■  P  *  von  ihm  yorhanden  sind ,  woraus  erhellt,  dass  er  erst  im 
2.  Regierongs-Jahre  ConiBul  gewesen  ist.  Uebrigens  wird  er 
auf  Münzen  nur  AYG'  oder  PIYS'  AVG*  genannt  Dieses 
alles  in  Erwägung  gezogen  würde  die  Inschrift  auf  Stein  Kro.  2. 
folgendermaassen  herzustellen  sein: 

inTiGto .  imperatori . 

CaSSCAIo.lYUo. 

▼ero '  MAzimino . 

Pio.aVG-P'M'tr.p. 

GOS'DESIG'p.p.pro 

cosAB'MOG- 

XX  .  . 

Indem  ich,  als  Dilettant  in  dergleidifiii  Dingen,  hier  mebe 
über  diese  MiUienttelne  gewonnene  Ansicht  mittheile ,  unterziehe 
ich  mich  in  dieser  Hinsicht  gern  dem  bessern  Ermessen  der 
Fachmänner,  und  es  wird  mir  schon  hinlängliehe  Befriedigung 
gewähren,  wenn  ich  damit  die  Aufmerksamkeit  den  SaehTcr- 
ständigen  auf  diese  Steininschriften  hingeleitet  habe.  Von 
grossem  Interesse  würde  es  sein,  wenn  die  Fundstellen  dieser 
Steine  ausgemittelt  werden  konnten.  Ob  beide  nämlich  auf 
der  Höhe  über  Stolzenfels  an  der  yon  Boppard  über  Waldesch 
nach  Gablenz  führenden  Rümersttasse  aufgefunden  worden 
sind,  oder  ob  einer  oder  der  andere  davon  am  Fusie  yon 
Stolzenfels  -^  im  Rheinthale  —  aufgedeckt  worden  ist,  in 
welchem  Falle  alsdann  auch  ein  Beweis  •  f(ir  den  längs  des 
Rheins  yon  Boppard  nach  Coblenz  hix^efflhrten  Arm  der  Bömer- 
strasse  yorliegen  würde.    £.  Soh* 

Die  Periodischen  Blätter  Nro.  15  und  16  des  JLltecthums. 
Yereine  «u  Kassel,  Dann^tadt  und  ^Hesbaflen  enthalten  8.  481 


167 

KüDige  der  Franken  hatten  hier  eine  Cortis  regia  ^*^). 
Der  Ort  wird  noch  jetzt  in  die  Ober-  MitteK  und  Unterstadt 
ejngetheilt ,  und  jede  dieser  Abtheilungen  ist  mit  starken 
Mauern  und  Thürmen  umgeben,  so  dass  Boppard  aus  drei 
besonders   befestigten  Abschnitten  bestand.    An  den  Mauern 


ff.  einen  ^die  rSmlsche  Militairstrftsse  Ton  Bingen  nach  Coblenz* 
ftboTBcliiiebenen  Aufsatz,  in  welehem  Herr  Dr.  Boseel  nicht  nuz 
das  s2$rdliek  de«  Rupertsberges,  Bingen  gegenüber ,  auf  dem 
grossen  rSmischen  Soldaten*Gräber.Platse  aufgefundene  Stuck 
dieser  Strasse  näher  betrachtet  i  sondern  auch  Über  ein  weiter 
rheinabwSrts  zu  Tage  gelcommenes  Folgendes  mittheilt: 

Zwischen  Salzig  und  Hirzenach  ungefähr,  in  der  Mitte  des 
Weges,  wurde  das  römische  Strassenpflaster  im  Sommer  1859 
Ton  Herrn  Bauführer  Keller  —  gelegentlich  der  Arbeiten  an 
dar  linksrheinischen  Eisenbahn  —In  10*  Tiefe  unter  der  bis* 
hexigen  Oberfläche  aufgefunden»  Es  wurde  hier  auf  mehr  als 
400'  Länge  verfolgt  und  bloss  gelegt;  in  Folge  der  Senkung 
der  Oberfläche  lag  die  alte  Strasse  an  andern  Stellen  nur  noeh 
5'  tief.  Ihre  ToUe  Breite  wurde»  da  keine  Veranlassung  dazu 
▼orlagy  nicht  ermittelt|  jedoch  auf  12  bis  14'  weit  durchbrochen 
und  das  Material  thcil weise  anderweit  Temutzt.  Der  Strassen- 
kSrper  bestand  aus  einem  Oestick,  ähnlich  dem,  das  auch  der 
neuere  Strassenbau  anwendet,  doch  waren  die  Steine  der  Unter- 
lage mehr  als  doppelt  so  gross  als  die  in  der  Neuzeit  ver- 
wendeten, auf  die  schmale  Kante  gestellt  und  ^e  Zwischen- 
räume mit  verklefnertem  Material  auagezwickt.  Das  |;anze 
Oestick  hatte  eine  Starke  von  1'  bis  15";  die  Oberfläche  der 
Strasse  zeigte  in  der  Mitte  eine  schwache  Wölbung.  Eine 
weitere  Yerfolgung  der  alten  Strasse  war  nicht  mSglicli,  da  die 
kmitige  Landstrasse  von  Bingen  naeh  Coblenz  dieselbe  bedeckt. 
163)  Nach  Yemichtung  der  römischen  Herrschaft  an  dem  Rheine 
und  in  Gallien  wurden  die  meisten  römischen  Kastelle  von  den 
ffäakisohen  Königen  zu  Krondomänen  unter  der  Benennung: 
'  Patatium,  Ourtis  rogia,  Tilla  regia  verwandelt,  so  dass 
man  fast  Immer  mit  Gewissheit  sohliesen  kanh ,  dass  sich  an 
•olehen  Stalten, 'wo  die  Könige  der  Frianken  Rönigshöfe  hatten 
Mhdr  römische  Befestigungen  befanden. 


168 

und  Tbflrmen  der  Mittelstadt,  die  wie  ein^  rftmisehe  Festoiif 
ein  längliches  Viereck  bildet,  glaubt  mau  noch  an  raehrern 
Stellen  die  alte  römische  Befestigung  zu  erkennen,  und  hier 
werden  auch  die  meisten  Alterlhümer  gefunden,  so  dass 
man  mit  Grund  das  aKe  Baudobrica  an  dieser  Stelle  aa^ 
nehmen  kann. 

Unterhalb  Boppard ,  wo  der  Rhein  sieh  östlich  wendet, 
werden  auf  dem  kleinen  Plateau  eines  Berges,  der  durch 
2wei  steil  nach  dem  Rheine  abfallende  Seltenthaler  gebildel 
wird,  noch  jetzt  riele  rtf mische  Mauerreste,  Mflnzen  etc. 
gefunden.  Dieser  Ort,  die  alte  Burg  genannt,  scheint  die 
Ceberreste  eines  rtfmischen  Kastells  zu  enthalten. 

Es  ist  schon  oben  gesagt  worden,  dass  sich  auf  der  Höhe 
zwischen  Boppard  und  Coblenz,  auf  der  Wasserscheide  zwischen 
dem  Rhein  und  der  Mosel,  noch  Ueherreste  einer  Römer- 
Strasse  finden.    Diese  Strasse  wird  mierst  sichtbar  zwischen 
dem  Jesuitenhofe  und  Waldesch,  lAsst  letztem  Ort  wesllidi 
liegen ,  zieht  immer  die  Wasserscheide  haltend ,  durch  den 
Wald  und   an  dem  Ktihkopf  herab  gegen  das  Fort  Alexan- 
der ^^).    Da  sich  die  Ceberreste  dieser  Strasse  in  der  geraden 
Richtung  zwischen  Boppard  und  CoUenz  kdlnden,  nnd  vmi 
ihrer   Fortsetzung   gegen   den  Hunsräeken  von   dem  Verf. 
keine  Spuren   aufgefunden   worden  sind,  so  ist  es  mehr  ab 
wahrscheinlich,   dass   dieselbe   zur  Verbindung   der  beiden 
genannten  Orte  gedient  hat,  womit  auch,  wie  oben  gesagt 
worden  ist,  die  Angabe  der  Entfernung  übereinstimmt.   Bier- 
aus  läset  sich  jedoch  nicht  folgern,  dass  nicht  ancb  eine 
Rtfmerstrasse  längs  dem  Rheine  vpa  Boppard  nach  CoUenz 


164}  Im  Mai  lud  Juli  1860  sind  am  Löhxibore  und  in  der  LSfar- 
stratae  sa  Cobleni  rSmiiche  QrSher,  6'  onter  dem  jetalfea 
Boden,  anfgedeekt  iforden,  was  auf  die  naek  den  Castell 
Conflaeatos  geführte  Heentrasae  hinweiset  (8»  CohL  «ad  KSln. 

Zeitong.) 


169 

gefOhrl  haben  konnte ,  welche  fflr  Fuhrwerke,  obgleich  mit 
einem  bedeutenden  Umwege,  weit  bequemer  sein  musste^  Der 
Umstand,  dass  sich  zu  Boppard  das  Depot  der  Kriegsmaschinen 
befand,  deren  Transport  nicht  zu  jeder  Jahreszeit  auf  dem 
Rheine  statt  finden  konnte,  gibt  dieser  Annahme  einige 
Wahrscheinlichkeit. 

Der  nächste  unterhalb  Boppard  an  der  Bheinstrasse  ge- 
legene befestigte  Etappenort  war 

Confluentes,  das  jetzige  Coblenz.  Dieser  Ort. wird 
in  dem  Itinerar,  auf  der  Peutingerschen  Tafel,  bei  Ammian 
nnd  in  der  Notitia  iroperii  genannt,  nach  welcher  der  Prae- 
fectus  militum  defensomm  hier  sein  Standquartier  hatte. 
Das  römische  Castell  lag  auf  der  Anhöbe,  die  sich  von  der 
Moselbrticke  bis  zur  Kompforte  an  der  Mosel  herabzieht,  einer- 
seits gegen  die  genannte  Brticke ,  auf  der  andern  gegen 
den  Entenpfuhl  und  gegen  die  St.  Florinskirche  abftllt, 
und  auf  deren  höchstem  Punkte  die  Liebf^auenkirche  gelegen 
ist.  Folglich  hatte  das  römische  Coblenz  einen  geringern 
Umfang  als  das  jetzige.  Nach  Vernichtung  der  römischen 
Herrschaft  an  dem  Rheine,  entstand  an  der  Stelle,  wo  das 
römische  Kastell  lag,  eine  Villa  regia  der  frankischen  Könige, 
die  später  von  den  deutschen  Kaisern  an  die  Erzbischöfe 
von  Trier  kam. 

Gewöhnlich  setzt  man  die  Legio  Trajana  des  Ptolemaeus 
nach  Coblenz ,  weil  die  Angabe  der  geographischen  Breite 
derselben  mit  der  Breite  von  Coblenz  nur  um  10  Minuten 
differirt.  Ptolemaeus  gibt  der  Legio  Trajana  27^  20'  Lange 
und  50^  15'  Breite  ^«»^). 


165)  Der  grieohlsoha  Geograph  Ptolemäas,  der  unter  Hedrian  lebte 
gibt  in  Beiner  Geographie  die  geographiaohe  LXnge  und  Breite 
der  aa  dem  Rhein  gelegenen  wichtigeren  römischen  Orte  an. 
Seine  Breitenaagaben  türaroen  oft  mit  neuem  Beobachtungen 
genau  überein ,  oder  differiten  nur  um  eioselae  Minuteui  z.  B. 


170 


Zusatz.  »Die  Brflcke  Aber  die  Mosel  bei  Coblcns  ist 
zwischen  1330  and  1810  vom  Erzbischof  Baldoin  erbaut 
worden.  Trithemius  sagt:  »construxit  pontem  lapidenm  ie 
n  o  V  o",  woraus  herrorzugehen  scheint,  dass  die  BrQcke  von 
Balduin  erneuert  worden  ist  und  noch  Ueberreste  einer 
frühem,  von  den  Römern  herrOhrenden ,  vorhanden  waren. 
Was  Über  dem  Wasser  ist,  gehört  Balduini  und  nirgends  finden 
sich  Sparen  römischer  Substrukfionen.  Dass  die  Brflcke 
nicht  gerade,  sondern  im  Winkel  gebaut  ist,  dflrfte  schllessen 
lassen,  dass  Balduin  die  Ueberreste  alter  Fundamente  be- 
nutzt habe*. 

9.  Römerst  rasse  von  Trier  Aber  den  Hunsrflcken 

nach  Bingen. 

Diese  Strasse  führte  von  Trier  in  zwei  Armen,  theila 
Ober  die  Büdlicher  Brflcke  und  Grafendhron ,  theils  über 
Neumagen  nach  dem  Plateau  des  Hunsrflckens.  Beide  Arne 
vereinigten  sich  bei  dem  Heidenpflfz  ^^^),  und  gingen  von  da 
vereinigt  über  die  Hochfläche  des  Hunsrficken  bis  vor  Sin- 
mern,  wo  sich  die  Strasse  abermals  in  zwei  Richtungen  theilte, 
wovon  die  eine  fiber  das  Soongebirge  direkt  nach  Binf^en, 
die  andere  an  dem  nördlichen  Fusse  dieses  Gebirges  in  das 


bei  Cöln,  welches  Ptolemäofl  50*  65'  nördliohar  Breite  eetet. 
Die  Römer  TersUnden  mit  dem  Gnomon  die  Polli5be  siemlieli 
genau  zu  bestimmen,  und  aus  den  Angaben  des  Ptolemfioa 
geht  heryor,  dass  sie  längs  dem  Rheine  astronomische  Beo- 
bachtungen angestellt  haben. 
166)  Unter  dem  Namen  Heidenpütz  werden  in  der  Umgegend  die 
sehr  wasserreichen  Quellen  bezeichnet ,  welche  den  Bach  von 
Elsenroth  bilden.  Dieeolben  liegen  beinahe  eine  geographiaohe 
Meile  westilefa  Tom  stumpfen  Thnrme  an  dem  südliehen  Abhang« 
der  Haard  an  der  Stelle }  wo  eich  die  beiden  obeogenannlen 
Arme  der  Rtfmerstrasse  rereiolgen. 


171 


Rbfiiithal  hinab  in  die  rtfmisehe  Rbeinstrasse  und  mit  dieser 
nach  Bingen  fObrte. 

Der  Arm  der  Strasse,  welcher  von  Trier  über  die  Bfld- 
licher  Brflcice  und  Grafendhron  nach  dem  Heidenpfltz  fahrte, 
und  welchen  wir  mit  A  bezeichnen  werden,  wird  nur  in 
dem  Itinerar  des  Antonin  genannt;  der  Arm  hingegen, 
wekber  von  Trier  Hber  Neumagen  nach  dem  Heidenptttz 
ging,  und  hier  mit  B  bezeichnet  werden  soll,  wird  sowohl 
in  dem  Itinerar  als  auf  der  Peutingersehen  Tafel  angegeben. 

Die  Richtung  A  ist  in  dem  Itinerar  folgendermassen  ver- 
zeichnet : 

A  Treveris  Argfentoratum  (von  Trier  nach  Strasburg.) 
Baudobricam  XVIII. 

Salissonem  XXII. 

Bingium  (Vingium)        XXIII.  u.  s.  w. 

Der  Verf.  setzt  aus  Gründen,  die  weiter  unten  entwickelt 
werden  sollen,  Baudobrica  bei  die  Berger -Wacken  und 
Salisso  nach  Kirch  berg  ^^^). 

Das  Itinerar  zahlt  hier  offenbar   nach  Millien   und  nicht 
nach  Leuken.    Die  walire  Entfernung  von  Trier  nach 
den  Berger- Wacken        beträgt  1772  Millien  oder  11  Va  Leuken 
von  da  bis  Kirchberg        „      26V2       9        »     l^^Va      « 
von  da  bis  Bingen  »26  »        »     l^Va      9 

Die  in  dem  Itinerar  angegebenen  Entfernungen  vop  Bau- 
dobrica bis  Salisso  zu  XXiL  und  von  Salisso  bis  Bingium 
zu  XXIII  sind  walirscheinlich  durch  einen  Schreibfehler  ent- 
standen und  mtlsseii  beide  in  XXVI  umgewandelt  werden. 

Die  Richtung  B  ist  auf  der  Strasse  angegeben,  welche  in 
dem  Itinerar  die  Ueberschrift  bat:  «A  Lngduuo  capite  Ger- 
maniarum Argentoratum  usque'*.  Diese  Strasse  führte  von 
Leyden  an   dem  linken  Rbeinufer  aufwSlrta  über  die  römi-* 


167)  ^gl.  Jaht^  iL  K.  'S.  186  ff. 


i 


172 

scbeii  La^er-  und  EtappeepUktce  bis  Bisgro»  Ferlic»  bier 
die  RheiDslrassc,  uod  wendete  sieb  voa  Biogen  über  Ncb- 
nagen,  Trier,  MeU  ete.  aacb  Strasburg.  Das  Itinerar 
bemerkt  auf  ihr  zwischen  Bingen  und  Trier,  mit  Deber- 
gebung  der  Zwischenorte 

Viacum  (wobl  yerschrieben  statt  Bnginai) 

Nommagnoi  XXXYIL 

Treveros  XIII. 

Das  Itinerar  reebnet  bier  nach  Lenken.  Die  wahre  Bnt- 
femung  von  Bingen  nach  Nenmagen  betragt  96%  «nd  von 
Neumagen  nach  Trier  13  Leuken ;  folglich  ist  obige  Angabe 
bis  anf  eine  kleine  Differenz  ganz  richtig. 

Auf  der  Peutingerscben  Tafel  findet  sich  diese  Strasse 
mit  Angabe  folgender  Ortsnamen  und  Entfernungen  anfge- 
jEeichnet: 

Angusta  Treverorum 

Noviomago  VIII. 

Belginum  ^X. 

Dumno  VIII. 

Bingium  XVI* 

Die  Entfernungen  in  Gallien  sind  auf  der  Tafel  bekannt- 
lieb  nach  Lenken  berechnet.  Die  wirkliche  Entfernung  von 
Trier  nach  Neumagen  betragt,  wie  bereits  oben  gesagt 
worden  ist,  18  Leuken,  und  die  auf  der  Tafel^ bemerkten 
Vni  mfiissen  in  XIII ,  oder  das  V  in  X  umgeändert  werden. 
Von  Neumagen  nach  Belginum  (dem  stumpfen  Tburm)  sind 
10  Leuken.  Anf  der  Tafel  steht  auf  einer  aureimai  gebrocke- 

X 

neu  Linienj^    ,  wo?on  offenbar  das  eine  X  durch  die  Schuld 

des  Abschreibers  n  viel  gesefst  ist.  Yen  Belginum  nach 
Dumno  oder  Dumnum  (Kircbberg.  s.  S.  185)  gibt  die  Tafel  Vm, 
die  wiikUcbe  Entfernwig  ist  9^A,  nai  ym  H  UaBinKCHi  gibt 


17» 

M»  Tafd  ZVL  an,  die  wirkliche  Entfeninng  beirftgt  aber 
ITVa  Leaken. 

Die  Aiditnag  B  ist  dieselbe  Strasse,  auf  welcher  der  Dichter 
Ausonitts  von  Bingen  über  Neumagen  nach  Trier  reiste, 
wohin  er  von  dem  Kaiser  Valentinian  I.  als  Erzieher  des 
Cäsar  Gratian  berufen  worden  war,  und  welche  er  zu  An- 
fange seines  Gedichts  »Mosella^  beschreibt  Das  von  Auso- 
nitts  angefahrte  Dumnissus  ist  derselbe  Ort,  welchen  die 
Peutingersche  Tafel  Damno  oder  Damnum  nennt,  und  die 
von  ihm  bemerkten  Tabemae  können  kein  anderer  Ort,  als 
das  Belginnm  der  Tafel  sein. 

Noch  ist  in  Bezug  anf  die  Strassenrichtung  A  eine  Stein- 
Schrift  zu  erwähnen,  welche  bd  Mainz  gefunden  und  von 
dem  Pater  Fuchs  im  2,  Bande  seiner  Geschichte  von  Mainz 
pag.  314  bekannt  gemacht  worden  ist     Sie  lautet: 

IMPCAES* 
T-AEUO-AN 
TONINO'AVG- 
PID  PONT -MAX  • 
TR•P0T•1I•C0S•1^ 
PP-AC0LAV6- 
TRMPLXXXVIII- 
Dieser  Stein  ist,  wie  die  Inschrift  sagt,  im  2.  Regierungs- 
jahre des  Kaisers  Antoninus  Pius  (im  Jahre  Chr.  139)  gesetzt 
worden.    Da  zu  Anfange  der  letzten  Zeile  vor  dem  R  ein 
Buchstabe  verwischt  ist,  so  wusste  der  Pater  Fuchs  nicht, 
von  welcher  Colonia  Augusta  hier  die  Rede  sei.    Ergänzt 
■an  den  vor  R  fehlenden  Buchstaben  in  T,  so  erhalt  man: 
A  Colonia  Aognsfa  Treverorum  millia  passuum  LXXXVIII, 
oder  88  Millien,   und   diese  Entfernung  stimmt   auch   ganz 
genau  mit  der  wirklichen  Entfernung  von  Mainz  nach  Trier 
fiberein,  wie   folgende  Messungen  auf  derjenigen  Richtung 
der  l^dmerstrasse,  die  wir  weiter  unten  als  die  iUtere  bezeichnen 
werden,  beweisen: 


174 

VoaMainaiiaehByigeB  18    Millien  =  12    Leokeii, 

n    Biogeo  Aber  deo  Soon* 

waM  oach  Kircbberg  96         9      =  17V,      ^ 

„    Kirchber;  oach  dem 

sCiimpfen  Thorme  14  «      =973        9 

9    dem  stumpfen  Thorme 

oach  den  Berger- Wacken      ISVs       „      =  8V3        , 

„    den  Berger- Wacken  nach 

Trier  ITV^      ,      =  11^3 


in  Snmma  88  Millien  oder  SSVa  Lenken. 

Diese  Inschrift  befand  sich  folglich  auf  dem  ersten  Millien- 
steine,  welcher  auf  der  Strasse  voo  Haios  nach  Trier  ge- 
setzt war. 

Richtung  A  der    Römerstrasse  voo  Trier  über 

die  Bfidlicher  Brücke,  die  Berger-Wacken  nnd 

Grafendhroo  oach  dem  Heideopütx. 

Die  ersten  Spuren  dieser  Strasse  werden  V«  Stunde  öst- 
lich voo  Trier  an  dem  Eingange  in  das  Abeler  Thal,  bei 
der  ehemaligen  Tabaksmüble,  sichtbar,  wo  dieselbe  über 
den  römischen  Aquädukt  ^^^)  führte,  der  oberhalb  Waldrach 


168)  Dieser  Aquädukt,  welcher  oberhalb  Waldraoh  in  dem  Thide 
der  Ruwer  seinen  Anfang  nimmt,  an  dem  linken  Thalrande 
dieses  Flusses  ab-  und  an  dem  rechten  der  Mosel  aufwSHi 
nach  dem  Amphitheater  bei  Trier  führte,  nnd  bei  letstenn  ia 
den  Olewiger-  und  Kandelbaoh  mfindete,  sehelai  kanptsSek* 
lieh  die  Bestimmung  gehabt  zu  haben,  sur  Reinigung  dar 
Arena  jenes  Amphitheaters  das  nöthige  Wasser  zu  liefern,  oad 
durch  Seitenarme  Trier  selbst  damit  zu  yersehen*  Die  An- 
nahme ,  dasB  jene  Arena  zugleich  als  Naumaohie  gedienti  und 
durch  den  Aquädukt  mit  dem  nöthigen  Wasser  Tersehen  worden 
seil  ist  ganz  unwahrsohelnlieh ,  da  theÜs  die  Arena  eine  zu 
geringe  Ausdehnung  in   der  Länge ,  Breite  und   Tiefe  hat,  «n 


176 

in  den  Rawerdiale  semen  Anfang  nimmt,  und  von  da  nach 
dem  Amphitheater  bei  Trier  etc.  geführt  war.  Von  der 
Tabakomühle  folgt  sie  in  der  Richtung  des  Weges,  welcher 
von  Trier  tther  den  Grflnberg  und  an  dem  Grunhause  vorbei 
nach  der  Brücke  über  die  Rnwer  bei  der  Mertesdorfer  Mühle 
etc.  fülhrt,  und  ist  in  dieser  Entfernung  grösstentheils  sichtbar. 
Bei  dem  Grünhause  ging  sie  zum  zweiten  Male  über  den 
ebengenannten  Aquädukt ,  oder  unter  ihm  durch.  Auf  der 
rechten  Seite  der  Ruwer  verlflsst  sie  den  Weg  nach  Mertes- 
dorfy  wendet  sich  rechts  gegen  die  Anhöhe  und  verschwindet 
in  den  Feldern  von  Mertesdorf.  Erst  eine  halbe  Stunde 
weiter,  auf  der  Höhe  östlich  von  der  ChaussfSe  von  Trier 
nach  Henneskeil,  kommt  sie  wieder  zum  Vorschein,  zieht 
sich  zunächst  um  den  Anfang  des  Baclies,  der  bei  Longuich 
in  die  Mosel  flült,  und  dann  in  einer  Schlangenlinie  an  dem 


In  Ihr  Sehlffgefeohte  dantellen  zu  kSnnen,  tlieils  doli  dlclit 
neben  dem  Amphitheater  in  dem  Thale  des  Kandelbaches  nooh 
Tiele  Ueberreate  vorfinden,  weiohe  es  fa5oht  wahreoheinliob 
machen )  dass  die  Naumaohie  sich  an  dieser  Stelle  befanden 
habe. 

Der  AquSdukt  ging  grösstentheils  unterirdisoh  an  den  Thal* 
rändern  der  Kawer  und  der  Mosel ,  und  nur  an  den  Stellen, 
wo  er  über  die  Seitenthäler  gefQhrt  werden  musste,  geschah 
dieses  oberirdisch  auf  massiyen  Bogenstellangen.  So  weit  der- 
selbe onterirdisoh  geführt  war,  ist  er  grSsstentbeils  erhalten. 
Seine  Weite  beträgt  4'  im  Lichten  und  seine  Höhe  vom  Boden 
bis  zum  Schlusssteine  des  Gewölbes  5'  10''.  Die  Seitenmauem 
und  der  Fussboden  der  Wasserleitung  sind  mit  einem  wasser- 
dichten Cemente,  der  auf  dem  Fussboden  2",  an  den  Seiten- 
wSnden  IVa"  stark  Ist,  bekleidet.  Die  Bogenstellungen ,  auf 
welchen  dieselbe  über  die  Seitenthäler  geführt  war,  sind,  mit 
Ausnahme  einiger  Ueberreste  bei  dem  Grünhause,  durchgängig 
rerschwunden.  (Vgl.  Jahrb.  H.  XV.  S:  219  und  220  und  H, 
XXni  8.  156). 


176 

steilen  linken  Thalrande  des  Fdlerkackes  Unak  in  den  Wcf 
von  Trier  nach  Oberfell  and  mit  diesem  nach  letalerem  Orte. 
In  dieser  Strecke  ist  sie  svm  Tbeil  noch  wohl  eihallca 
und  durchgängig  siehtbar.  Unterhalb  der  Vereinignag  der 
verschiedenen  Bäche,  welche  in  Oberfell  ansammenflieascB 
und  den  Fellerbach  bilden,  ist  sie  über  letstem  gegangen» 
hat  durch  den  nördlichen  Theil  von  Oberfell  nnd  von  da 
auf  der  rechten  Seite  des  Saarbaches  aufwärts  gefilhrt,  wie 
noch  einzelne  Deberreste  zeigen.  Wo  der  Saarbach  CV4  Stnn* 
den  oberhalb  Oberfell)  sich  sfldlich  wendet,  verlässt  sie  das 
Thal  desselben,  zieht  in  gerader  Linie  fiber  die  bewaldete 
Anhohe,  850  Schritt  sfldlich  von  dem  Viehhanse,  nnd  senkt 
sich  an  dem  Galgenberge  nach  der  Bfldlicber  Brflcke  herab. 
Sie  ist  in  dieser  ganzen  Entfernung  noch  4  bis  0^  Ober  den 
Boden  erhöht  nnd  mit  uralten  Eichen  bewachsen.  Wo  die 
gegenwärtige  Bfldlicher  Brflcke  steht,  hat  sie  flber  die  west- 
liche Dhrone  gefflhrt  Ueberreste  einer  romischen  Brücke 
sind  nicht  mehr  vorhanden.  An  dem  steilen  rechten  Thal- 
rande der  westlichen  Dhrone,  der  Bfldlicher  Brflcke  gegen- 
flber,  sind  die  Spuren  dieser  Strasse  verschwunden.  Erst 
weiter  oberhalb,  wo  der  Abhang  weniger  steil  ist,  wird  sie 
wieder  sichtbar,  und  zieht  in  ununterbrochenem  Zusammen- 
hange, 4  bis  V  über  den  Boden  erhöht,  auf  der  Hohe  zwischen 
Breit  und  Talling,  an  roehrern  hohen  Grabhügeln  vorbei, 
nach  dem  nördlichen  Theile  des  Haardwaldes.  In  diesem 
Walde,  gegen  200  SchriU  sfldlich  von  den  Berger-Wacken^^), 


169)  Die  Berger. Wacken  sind  zum  Theil  an  lOO^  hohe,  auf  der  H5he 
ganz  i8oUrt  »tehende  QuarzfeUen,  die  mehrere  hundert  Schritt 
im  Umfange  haben  und  sieh  eine  halbe  Stunde  südwestlich 
Ton  dem  Dorfe  Berg -Licht  im  nordlichen  Theile  des  Haard- 
waldes befinden.  Wegen  ihrer  Höhe  ragen  sie  weit  über  die 
Bäume  des  Waldes  hervor,  werden  weit  gesehen,  und  erscheinen 
aus  der  Feme   als  die  Thürme  nnd  Zinnen  einer    alten   Burg. 


Akrt  ilte  Moterslrasse  als  JIT  kis  W  hdher  md  n^brer^ 
hnttdert  SebflU  länger  Damm ,  der  auf  der  nördlichen  Seite 
iiit  grossen  QoarzMsen,  welche  mehrere  Puss  über  die 
StrdMe  beitorragen ,  tesetot  isl ,  Aber  eine  SumpfMrecke 
md  Aber  meht^ere  kleine  Znflüsse,  die  den  Bach  bilden^  der 
iber  Berglidit  nach  der  dstlichen  Dhrone  herahfiesst.  An 
nebrem  flielleta,  wo  dieser  Damm  darcb  jene  Zifflasse  dnrcb- 
brocben  ist,  scheinen  ehemals  steinerne  Brtttken  gewese» 
2a  seht ,  wie  die  Menge  von  grossen  Baosteinen  bewdsHif 
Welebe  hier  Hegen.  Sltdlicb  diebt  neben  der  Strafe  auf 
Mter- kleinen  Anbdhe  befinden  sich  Ueberreste  alter  GAftnde^^ 
wi3ehe  mit  Baum-  und  Strauchwerk  fiberwachstn  sind;  und* 
Ae  hemmiregenden  rttmiieben  2iegd  deuten  darauf  bin; 
dts^  lieser  mmtsebe  Birtnen  sind.'  Nimmt  man  zu  diesen 
Lokalilfttto,  dass  die  Entfernung,  welche  das  Itinerar  swischen 
Trier  und  Baudobrica  zu  XYIII  MiDien  än^bl,  auf  der 
BOmentraase  gemessen,  IfVi  MWen  beträgt,  so  scheint  es 
ausser  Zweifel  zu  sein,  dass  jene  r(^miscli^  Station  hier 
geleiten  habe. 

Weber  die  Sichtung  der  Bdmerstrame  ^on  Trier  nach 
Bingen,  und  besonders  Aber  die  Lage  von  Baudobrica,  das 
bftttiig  mit  dem  Tikaischen  Orte  gleiches  Namens  am  Bbein, 
dem  h^tttigenf  Boppard ,  verwechselt  worden ,  ist  aus  Maiigef 
an  Lokalkenntniss  viel  Unrichtiges  geschrieben  worden.  D'An« 
ville  und  nach  ihm'  Hetzrodt  sind  In  Bezog*  auf  Baudobrida 
der  Wahrheit  am  nächsten  gekommen.  Der  Letztere  aettft 
dasselbe  in  seinen  Notices  snr  fes  andens  Trevirois  pag.  fM^ 
weil  ^er' eine  Namensähnüchkeit  zu  finden  glaubte^  nach  Bftd- 
Hdf.  Abgegeben  davon,  dass  diese  Entfernung  mit  dem  Itinerar 


..4.«.       ■»      .^. 


Wenn  man  Yon  d6m  Stampfenthurme  aus  d!e  Richiang  der 
RSmeritraaBe  y^rfolgt,  so  hat  man  sie  fbrtwiUirend  im  Auge 
und  dl»  Ei(iiidr  eph^non  bsl  Aalegoag  dieser  Straue  doli  avf 
dies«  Felsmasseo  alignirt  su  haben.  -     - 

12 


■ 

I 


17« 

Vi  Stviil«  VW  4ef  RftnientrMae  ?iitfim4  lif«(i  M  f«4t« 
lieh  Mch  in  der  Dpif efenl  ve«  IMMIidi  w«  i^  Bttfidiff 
BriMske  oichl  flie  gmt^f^tn  Spwrti  einer  MpiiMiew  A»iie<t 
Ipog.  GlBeUieber  ist  VMztQit  im  der  8ik)M|it  «ep  W^Kei 
Saudobriea  selbst  ([eweeen.  Kr  leitet  ee  irfs  iem  «Um 
gellisehea  oder  germaatscbea  Ben'o  fder  Bodo  üf  de^tMb 
uWeld*'  uod  von  briet  i'^)  (brigo  oder  bri¥«)  mß  denteel 
,Br4eke«  ab ,  00  dass  Baodobriea  sn  devtscb  »Waldbff«cto* 
beissea  würde»  eine  BeaenoHng ,  welche  gaan  fipr  die  ^ben 
beeehriebene  Lokalität  passt,  w^  die  Stfssse  aaf 
hohen  Damme  der,  daceh  mehrere  Brtteken  verl 
war ,  dnreh  eine  sumptge  Waldstrecke  geU^t  ist.  Bis  jetnl 
haben  die  Ruinen  von  Baudobi^ca  in  dieser  edeii  I^Taldgegemd 
nater  Bhnmen  nnd  GAstraneh  verborgen  gelegeo ,  wd.  ee  iol 
den  Freunden  der  Geschieh  te  nnd  des  AMfftbipis^  oder  der 
flortsebreitendeo  AgrikulCor,  vorbehalten,  dieselben  an  im 
Ifiekt  au  niehen. 

Von  diesen  Ruinen  niebt  die  Rdmerstrasse ,  IdOO  Sehritt 
sidlieh  von  Berg. Lieht,  iber  die  Hebe  tat  nnd  eeAt 
sich  alsdann ,  an  dem  steilen  Leisberge ,  in  das  tief  eing^ 
sehnittene  Thal  der  Ostlichen  Ohrone  nach  Grftfendhron  nnd 
nach  der  Brücke,  walcbe  in  diesem  Dorfe  Ober  jenen  Bach 
ftthrt,  hinab.  Von  dieser  Brücke  ^^  folgt  die  Rümonfmasn 
im  Allgemeinen  dem  Wege,  weleber  von  Oriifendhron  über 
4en  Heidenpüts  nach  dem  stampfen  Thnmw  Abft  ttf  geht 
sehr  steil  die  sogenannte  lange  Hecke  binsmf,  llset  dna 
Dorf  Haag  ^^0  gegen  500  Schritt  rechts  liegen ,  fiDhit  anf 
der  Hübe  von  Haag  an  einem  hohen  CUabh^gel  voi^ei  nnd 
durch  den  Struthbnscb  über  den  Ursprung  mehrerer  Bichc, 
die  über  Hunolstdn  nach  der  Ostlichen  Dhrone  berabflieBOCB, 


170)  VgL  Jahrb.  a  IX.  S.  168  und  R.  SIT.  8.  18Ü  ft 

171)  Vgl.  ebend.  H,  IV.  8.  «OT. 


179 

web  dwHeitaiirMB)^^^).  ^  irt  too  4er  Brücke  in  Grafen. 
lUiffii  kw  .4ii|seb  dqi  StroDiiMiseh  H«eh  «[chibar,  2U91  TheU 
Bfcb  -wiib)  eThnUMu  V«n  4%  bis  ia  die  Nähe  des  fleidenp 
ffttSf  w»  sie  auf  «ine  längere  Streeke  (Iber  eine  sandige 
Pnide  fitfiri,  isl  ihre  Biehtiijqig  nnr  nodi  an  den  h^ruailiegeo^ 
Miä  Steinen  «n  «rkenneo« 

ftiebtttng  B  der  AOmerstrasse  Von  Trier  fiber 
Neuinagen  nach  de^i  Beidenpütis, 

Dieser  Arm  der  Strasse  scheint  von  Trier  in  der  Richtung 
der  gegenwftrCf gen  Cbamssde  Aber  Ruwer  nach  ier  Sebiveicber 
nhre  geführt  su  haben.  In  dieser  Entfernung  sind  Deberw 
reste  dsnron  nicht  mehr  vorhanden.  Die  ersten  Spuren  finden 
sich  in  den  Wege,  der  unter  dem  Namen  des  Kimweges^^*) 
In  gerader  Richtung  von  der  Scfaweicher  Fahre,  an  Kirsch 
vad  Longuicb  vorbei ,  bei  der  Louguieher  MflMe  Ober  den 
Mltfrtaeb,  von  da  dnreb  die  Felder  von  RioP^^)  und  Meb- 


172)  Vgl.  ebend.  H.  XVI.  S.  68. 

178)  Es  ist  bereits  früher  bemerkt  worden,  dass  «aeh  die  bddea 
RBmeratraBsen ,  welche  Tcm  Trier  auf  beiden  Seiten  der  Mosel 
nach  Metz  fSliren,  in  der  Umgegend  „Kimweg*',  „Kimstrasse** 
oder  ,hohe  Kemm''  genannt  werden. 

17^  Riol  oder  Rigol,  9  Standen  unterhalb  Trier,  ist  das  Ton  Taoitas 
(bist.  IV.  71)  genannte  Rigoddam,  wo  Tespasians  Feldherr 
Pefilins  CerealiSf  wXhrend  des  bata vischen  Krieges  (im  Jahre 
n.  Ch«  71),  die  Trevirer  unter  Talentiniis  schlug,  llfaohdem 
das  Heer  der  Verbündeten  unter  Tutor  bei  der  Binger  Brüoke 
Ton  Sext.  Felix  geschlagen  und  zerstreut  worden  war,  hatte 
Valentinas,  wahrscheinlich  um  Trier  su  decken,  eine  Stellung 
bei  ßlgodolum  genommen ,  welches  in  dem  Thale  sswischen 
der  Mosel  und  den  stellen  Hohen  gelegen  ist,  die  sich  Ton  der 
Mündung  des  Fellerbaohes  bis  Mehring  gegenüber  in  einem 
Halbkreise  um  den  Ort  herumaiehen,  und  diese  Stellung  durch 
QrSben  und  Felsmassen,  naeh  galltsoher  und  germanischer  Sitte 


ring  gegenfiber  sich  an  iem  reckten  Thnlrande'  der  VkmSi 
durch  den  Wald  hinanf  in  den  Weg  niehty  der  gegenwirtig 
von  Trier  über  den  Mehringer  Berg  nach  der  Bfldlieber  BrCekt 
fahrt  Von  dem  Wegweiser  an^  wo  sich  die  gegenwftrfigen 
Wege  nach  der  Badlicher  Brflcke,  bach-BetM«  mid  Mck 
Neumagcn  scheiden,  folgt  die  Rdmersfrasse  in  Allgeineinea 
dem  letzteren,  si^t  sich  dnreh  den  Wald  auf  dem  hohe« 
und  steilen  Felsrllcken  fort,  der  sich  zwischen  der  Kosd 
und  der  Dhrone  befindet,  und  senkt  sich  alsdann  nach  Nea« 
magen  und  in  das  Moseltlial  hinak  In  den  Feldeta  Toa 
Riol,  an  dem  Mehringer  Berge  und  auf  der  BOhe  swischea 
der  Mosel  und  der  Dhrone  ^^')  ist  diese  lUmerstrasse  mtdk 
fast  durchgängig  sichtbar  und  an  mehreren  Stellen  noch  gat 
erhalten« 

Neumagen.  Das  alte  Nommagus  hat  den  obera  Tbill 
des  jetsigen  Orts  Neumagen  in  sich  begriffen»  ■•  aebeial 
ein  yoUkommencs  Viereck  gebildet  an  haben ,  woTOa  Joie 


sa  beÜBstigea  gonaohi  Ceraali«  hatte  die  rSmlBohea  Strettkrlfte 
»XL  MaIoz  yerdnigt  und  langte  toh  Mains  am  dritten  Martoh- 
tage  bei  Rigodnlum  an,  war  folgüoli  in  drei  Tagen  16  deatteiio 
Meilen  manehlrt.  Er  war  dabei  der  Riebtang  A  der  RSmer- 
Strasse  bis  auf  die  Höhe  swiseben  der  Btidlieber  BrM»  wd 
dem  Felierbaobe  gefolgt;  Uess  Ton  dieser  Hdhe  ans  doroh  seia 
FoBSTolk  das  Im  Tbale  liegende  yersohanite  loiger  des  Valea- 
tlnus  stfirmen,  und  seblokte  sugleiob  einen  Tb^  seiner  Reiter 
auf  der  Höbe,  die  sieb  swiseben  RIol  und  dem  Fellerbaebo 
nacb  der  Mosel  binabsiebt,  fort,  um  dem  Feinde  den  Rfieksug 
nacb  Trier  absusobneiden.  Die  Trevlrer  wurden  geseUagea, 
Talentlnos  gefkngen,  und  Cerealis  sog  am  Tage  aaoh  der 
Seblaobt  in  Trier  ein. 

Mit  Aasnabme  dnselner  MOnsen,  welebe  Ton  Zelt  au  Zeit 
in  und  bei  Riol  gefunden  werden,  haben  sieh  hier  kelna  Ueber» 
reste  der  Römer  erbalten. 
175)  Vgl.  Jahrb.  U.  XVII.  S.  221. 


181 

Seiie  880  Ms  400  Schritt  lang  war.  Die  Westsdte  dieses 
Vierecks  laf  üdu  u  der  Mosel,  a«f  dem  gegen  SO'  liohei 
reckten  Dfer  derselben.  Zn  Browers  Zeiten  waren  die  römi- 
sehen  PnCassuttgsmavertt  nnd  Tbflrae  noch  sum  Tfaeil  er* 
ballen,  wie  4ic  AblMldnng  in  seinen  Trierschen  Annalen 
beweiset  Spiter  haben  die  Herren  ?on  Hnnolstein  hier 
jünt  Bnrg  angelegt,  welche  mit  den  dasn  gehürigen  Wirth- 
IMhaftq^ebanden,  Garten  etc*  den  ganzen  Umfang  der  römi- 
schen Bnincn  einnimmt.  In  den  ersten  Jahren  der  CranslU 
sischen  Berolntion  ist  aoch  diese  neuere  Anlage  grösstentheils 
neiBtdrt  worden  nnd  in  die  B<Mide  eines  PriTStmannes  in 
Trier  gekommeni  so  dass  sich  jetzt  nicht  mehr  nnterscheiden 
lassty  was  von  den  noch  vorhandenen  Graben  und  Wallen 
der  rOnnschen  oder  der  spatern  Zeit  angehört.  Das  noch 
vorhandene  M^aerwerk  ist  ans  neuerer  Zeit,  jedoch  grttssten- 
thoUs  ans  den  Trümmern  römischer  Gebäude  aufgefttbrt 
la  den  Slanesa  der  an  den  Burggarten  stossenden  Häuser 
inden  sich  noch  mehrere  röaniscbe  Steinbilder  eingemauerti 
darunter  ein  schön  gearbeiteter  kolossaler  Kopf  and  ein 
BantrdieC  von  schlechter  Arbeit^  den  Laokoon  nnd  seine 
Söhne  im  Kampfe  mit  den  Schlangen  darstellend.  Die  vielen 
Ueherreste  römischer  Hauern  von  grossen  Dimensionen,  welche 
sich  «nter  der  Obeillache  in  dem  inaern  Bnrgraume  befinden, 
die  Menge  von  römischen  Steinbildern,  Inschriflen,  Hfinnen 
etc.,  welche  li€ber  hier  gefunden  wurden,  jedoch  bis  auf 
Weniges,  was  in  den  letften  Jahren  in  das  Museum  nach 
Trier  gekommen  ist,  verloren  gegangen  sind,  beweisen,  dass 
dieses  befestigte  römische  Etablissement  grosse  und  mit 
LuKus  anfgefthrte  Gebäude  in  sich  schloss. 

Ansonius  nennt  in  seiner  Mosella  (v.  II)  Noviomagus 
Castr»  incUta  Constantfau  (die  herrliche  Burg  des  Constantin), 
nnd  in  einer  Brknndo  vom  Jahre  1107  wird  ein  Wiricus 
IVoviomngi,  Constantnuani  Castri,  genannt  Hieraus  läsM 
sich  folgern,  dass  Constantin  d.  6*  der. Erbauer  Heass  Ra^ 


182 

stells  gewesen  ist,  uod  däss  lieine  BtoUSlehiiiip  noch  in  ttm 
Mittetalter  bekannt  war,  welches  auck  miC  ieü  Sagen,  Äe 
sich  hl  dem  Munde  des  Volks  erhalten  haben,  ttberelnsfininft. 
Veber  die  Ursachen,  Warum  ConstantM  idieseii'Kasteli  anfegte, 
und  welche  Bestininiung  dasselbe  hatte»  soll  wtiter  imten 
gesprochen  werden. 

In  den  Feldern  von  Nenmageif  und  Dbron  hat  die  Agri* 
knltur  die  lli^niersträsse  «erstdrt.  Erst  bei  d^  Kapelle  räm 
Nlederemmel,  V,  Stunde  dcrtlieh  von  Nfennag#n,  wird  tdieselhe 
wieder  sic&tbar,  nnd  zieht  isieh  von  hier  an  in  itamiterbroeheneai 
Zusammenhange  gr^sstentheils  dnreh  Wald  auf  dem  sanft 
abfallenden  H^henrficken  nwiscfaen  den  ThMern,  wUcfae 
einerseits  nach  der  Östlichen  Dfarone*  nnd  andererseHs  nach 
dem  Mtlhlheimer  Bache  binabfallcn,  bis  anf  die  BMhb  der 
ilaard  hinauf.  Sobald  sie  bei  dem  Welhplats  den  Kamai 
d^r  Ilaard  erreicht  hat,  wendift  sie  sich  mit  Ikst  rechtwhikr« 
liger  Rrfiinmung  östlich ,  und  senkt  Mch  nrft  Mnftem  ¥M 
an  dem  südlichen  Abhänge  der  Haärd  nach  itm  BeideniriHjr, 
wo  sie  die  Rkhtniig  A  aufnimmt.  Dieise  Strecke  der  llOmfr- 
atrasse  von  der  KapelFe  von  Nlederemmel  bis  Mm  WeinpMjT, 
und  besonders  von  diesem  tiber  den  Beidenpftis  nach 'dem 
stumpfen  Thurme  etc.  gehört  m  den  am  besten  erhidtiuctt 
in  den  Rheirigegenden  und  wird  noch  gegäiwirfi|f  ris  der 
geWtfhnlidie  Kommunikationsweg  zwischen  dem  VansHlefefii 
und  der  Gegend  von  Nehmagen  beniitzt.  Sie  ist  an  vtelMi 
Stellen  bis  an  iV  Ober  den  Boden  erbSht,  hat  nit  den  SMten 
tiefe  Graben,  und  erseheint  als  ein  Steindämm  ram  mittr* 
alOrbarer  Pestfgkrft. 

Nach  der  Vereinigong  der  Anne  A  nad^  B  ImÜ'  AM  BtfANK 
pQlir  fttbrt  die  Ramerstrasse  von  da  avif  dir  HtitiMIcbe 
des  ■msrfickens  fort  nach  deti  rBmiseheii  fcirflMi  Mf  'iem 
trttmpfen  Thnrme.  Diestf^Rtiinen,  Welel»^  mf  einM  sAniildi 
1IMie«rMkirn  gelegen  sind,  der  MMfieh  gegen ^flMMwAi 
wd  mff^i(b^g4n  Wedira^h  abflÜIt;  Iföniltek  iMr4A  ''  ^ 


183 

B elgf ia flln  ^^*)  4er  PentingerBclieB  Tafel  nd  im  Taber« 
sae^^^)  des  Aufonius  angehören,  indem  sie  die  einsigeii 
Veberreste  eines  römiscben  Orts  enthalten,  der  swischen 
Dnanio  oder  Ddmnissns  (Kirchbeff)  nnd  Novlemagus  (Neu« 
nMigen)  an  der  Strasse  gelegen  war,  und  sich  beinahe  in  der 
ntfe  nwisdhen  j<^nen  beiden  OHen  beCnden«  Die  Ausdehnung 
dieser  Ruinen  in  der  Länge  betragt  gegen  890^  in  der  Breite 
gegen  aOO  Sehritt,  und  die  Strasse,  welche  hier  eine  Breite 
VM  iV  hat,  nhtt  in  gerader  Bicbtung  der  Lange  nach 
toch  dieselbeii.  Parallel  mit  der  Strasse  scheint  auf  jeder 
0eite  derseAen ,  in  der  Entfernung  von  fO  Sebritkn ,  eine 
Oaoso  sich  beAindeA  m  haben.  Einzelne  D^berresle  von 
Gebäuden  llnd^l  ttian  noefa  auf  eine  Magere  Entfernung 
östlich  und  westlich  Mngs  iei  Strasse.  An  der  Stidseito 
der  Iftslem  sind  die  römisehen  Mauern  grasstenihelia  aus* 
gebroehen  und  der  Boden  ist  i*  Ackerland  umgewandeM 
w#rden;  an  der  nardlichen  Seite  hingegen  ist  Haiddand, 
und  obgleich  der  Boden  auch  hier  vielfach  durchwühlt  ist 
so  läset  sieh  doiii  die  Oesfalt  und  Grosse  der  «eisten  Httuser 
noch  erkennen.  Diese  nur  kleinen  Bäuser  haben  gewOhnlicih 
gtfgen  die  Strasse  eine  Breite  von  SO' ,  bei  einer  Tiefe  von 
dO  bis  tO\  und  hinter  den  meisten  derselben  Anden  sich  die 
Buiuen  von  Nebengebftuden.  Die  vielen  noch  vorhandenem 
Maoerreste  bestehen  aus  Thonsehiefer  und  Segeln,  und 
sind  von  schlechter  BeschaffenhcU.  Ueberreste  grosser  und 
ifeh  durch  die  SUrke  und  FesUgkek  Ihrer  Mauern  aus« 
belehnender  Gebttnde  sind  unter  diesen  Trinnem  nirgemls 
so  sehe».  Die  fltaser  wnrrn  mit  Schiefer  gedeckt,  wie  die 
vMen  heruMlIegendett  und  niendieb  unftmdgea  Schiefier^lattett 
buweisen,  in  welchen  noch  die  Ladie#  m  sehen  sind,  durch 
welche  die  Nagel  n  ihr»  Befestigung  gesehlageo  waren«  • 


IW)  y$\.  Jahfb;  if.  m.  8.  4S  A  und  H.  Y.  und  Tl.  8.  38^. 
m)  V|l.  ebesd.  ü  XTliL  «8«  1  ft 


184 

Die  9ege«8tMd|s  t  irdcbe  tia  jeüit  ia  die^oi«  Bue«  ge* 
fundeA  wor^eo  .  sM)  geboren  mthr  den  ftoUnreadigpt^ 
hnusliciiep  Bediirfiittsen,.  als  dem  Luxus  au:,  uod  besUkm 
aus  Haufeu  rou.  Scberiieit  grob  gearbeileUr  jideaer  GtStmut^ 
aus  Wenigen  kupGemen  -und  vielem  eisernen  flaffni*>^4M^ 
und  aus  einer  grosse^  Ansahl  von  Mttnxeu,  gisOselenthetti 
von  Kupfer  u»d  aips  der  spMern  Ze.it  v?on  DjoUetfafi  Ui 
bnofiua« 

Ueberreste  einer  Befest  igung  bat  der  Yerf»  nicbt  gtfimd^n 
mil  Auflipabnie  eines  doppelten  Walles  und  Grabest,  die  skb 
an  dem  Östlichen  p!nde  dieser  Buinen  befinden^  upd-vnn  dem 
stumpfen  Tborme  bis  in  das  WOldcben  von  W^ei^  wA^k 
Nacb  Aussage  der  Landleute  soll  dieser  d^ppflte^ErdMf» 
w.urf  sich.sgdUch  bis  an  die  sumpfgen  Wiet^ntVoiki  die 
Hatfpt<itielle  der  OstUcben  Dbrone  Uegt,  fon^eselnt  babeni 
und  erst  in  neueüer  Zeit  bei :  Orb^rmacbung  de«-.  Lances 
geebnet  worden  sein«.  <Da  an  den  fibprigen  ilr^-S^ilM  4ef 
vOmiseben  Buinen »  aueb  an  den  Stellen  t  wo  das  LfMid  noob 
nifibt  ttiiisr.  femacbi  worden;  ist»  k^iM  fiipnrea  ve»  der 
Fortsetnnng  dieses  Erdaufwurfs  v^banden.  aii|d.ir  .üi-acbmnt 
derselbe  dem  Mittelalter  meinen  Umprung.  an  verdanken  .und 
nebst  dem  stumpfen  Tburme  dict  BesüMlungj  gehabt  nn 
haben  9  die  nmiere  Strasse  gu  apcrrea,  weif  hie  sidi  hierin 
ambrc^re  Arme,  tbeils  nadi  4tm  Bheini^»  theUs  naehitdhK 
Bbm^l  und  Saar,  theilt.  Was  jenen  halb  '«fiytlMitenrTbgnw 
batrifit,  den  man  gewObnlieh  als  einen  Best 4fr. iMMm 
Gmfafstingsnmueni  ansieht ,  sn  :gdiir^  deraalbo  oeinmEvBnlüit 
nash  deni  Hittelalter  an,  und  wind-  in^nlttti  •Qrhuadda«  nin 
WAobttbunti  beneiehnelt.  Br  hat  gami  .isfrliHtN>aiiifr»->gg* 
et  iindeu  sich  nirgends  Spnrew\  Ia«  meht«inoii]Bn«»iM 
ihn  angOKbUtton  bähe« •  :•   .!  us   hivy  ^\U   '»iHi« 

Aus  dem  Gesagten  lässt  sieh  mit  Grund  vermutben,  dass 
der  hier,  gfstpadene  rOnii£|cA(^  OrtKfceinoi  lülitnicrta^M  k^ 
Wesen  sei,   und  seine  EnMehnagjdet'fte^ttens^dtr-ftriR» 


185 

im  iu  klJitartt  Zeit  4«>  rftniiadien  Bemditft  m  Ttrtullci 
gfkabt  htAe.  Das  frffter  «bgefasile  Itinerartuai  AattMol 
■rant  Um.giqr  akhi;  AiuoBiufl  boiseicbpel  ib»  tls  Tab^raa^ 
(Scbf iikett,  WirtiishMsf T>  wd  ctst  iBe,  wakrsebdalidi  wief 
TtaendiMm  d.  Qr.  eatolaadnie,  Peutiageiaehe  TaM  fObit 
yn  Alt  Belgiaiin  aaf.  Dm  die  l4age  der  Tkberane  iiAber 
jpa  bcaeiebiMn^  oenat  Aiisoaias  dieselbeii,  im  OcgeaMte  au 
dem  waiaenurmen  Damniwia,  riguaa  perenai  foaCe  <mil  nia 
vevBief ender  Quelle),  welebea,  gaaa  auf  die  Lage  der  oben 
beacbriebeneti  RiuDen  paaai«  bei  welehea  afch  sfldticb  die 
Mbr  «MhBserreiebe  Haiipt^aelle  der  datlteben.  Dbrone,  «id 
nüi^ifb  4ie  Qaelleii  dea  Kauleabaebes  befiodeii' 

Voa  dem  ataa^^fen  Thurme  gebt  die  ROmeEatraaae  ia  eiiietf 
ktfiofAe  gaoa  geraden  Biebluag  naeb  d«r  Höbe  ven  Kirebif 
beff«  welebes  nmi  ?en  bier  aua  liegen  sidit.  Die  j(Mige 
CUraase  filbrt  aaf  ibr  bia  eine  balbe  Stande  Ostlicb  rm  dmtt 
itamplea  Tbarme,  wo  aie  ?en  ihr  liaka  abgeht ,  die  lUtoec« 
flraaa«  aber  gerade  ami  dareh  daa  Darf  Heebaebetd.  liaht^ 
deaa«  oOrdlicbf»  G^^t  aie  UldeL  Van  lathacbeid  fibrt 
ala^  ttaabmcb  gegen  fioa  Sebrill  nmrdHth  liegen  laanend,  im 
deiHIHU  awiachen  Hincbftld  und  KrnmaienaH  dareh  i  naA 
g«Cei  8W  Schritt  aQdlich  ¥an  Niederweiler  Aber  den  #aft 
djifem  Daife  kaamianden  Bach«  Van  der  Unken  Seile  iteaai 
9aabc8.  geht  aiei  inuaer  die  gerade  Linif  beibehaltend,  iker 
ifiate  Beide  naisb  dem  Sobf  eabadie»  g^ea  IMO  Sehiitt  niril^ 
lieh  jren  DiU  l)ber  denselben  ^  nnd  iusA  de»  GemcindeiamM 
vfm  DJH  nsffib  4em  Hahnebaebe,  Ober  wekben  sie  bei  de#  ■cfe»» 
aMlUe  ffllnri;  Bier  stand  nach  wm  80  Jahita  die  alteiSrlehsi^* 
Md  Mcb.  jtft2t  sieht  man  Oeberreste:ren  -d^nelbf&  -Voii) 
der  .Bebmihle  aiebl  sie  dift  BDbe  hium,  triA  etwa  lOOOiWbritti 
TM  JUrchbtoSg  inüe  gsgwwiit^  Cbaassde,  nni  niabl  arit' 
derselben  mitten  durch  diesen  Ort.  Die  Richtung  der  Strasse 
?on  dem  stwpipfeB  Thurme  bis  Kirchberg  ist, ftasperstbeqneip 
und  sie  hat  in  dieser  gaaaea  Eatferaung^.  kein  Thal  und 


186 

kritte  Mke  fei  BMfeitMf  mi  fmmiHa.  Vm  ima^  ^ümmptm 
VlHnvM  bis  ia  ii0  Ckgend  rat  Horbraeh  M  sie  iMcb  ivitli« 
f iaftf  trhalten;  voa  dt  bis  an  Kiröbberff  tot  lie  BeetdMag 
gmaieoflieils  aaagebroebcn  va<  wm  dem  Baa  der  neac«  Stntte 
vmi  BAchenbeoera  aaeb  Kircbfterg  venrendet  wevlea«  9er 
ft  Ua  0*  habe  8rddaaim  Ist  jedoch  auch  hier  nach  värliaadea 
fad  dieHt  aaia  Theil  als  aflcbstevloaMHuiikafionswef  swischea 
Khrdiberg'  aad  der  ia  der  Nahe  der  ftaaterstrassa  gidageaca 
Oriseballea.  Die  Brocken ,  aaf  welehea  dieselbe  4lher  dk 
Bicfaa  fMnle^  sind  saamtlieb  versekarnadea. 

Baliaaa»  Daaiaa,  Damnisaas  das  jetalcfe  Kfreh« 
berg.  Das  Itiaerar  aennt  awisehen  Bingiam  aad  BMda- 
brlea  •**-  fiallasa ,  die  Peutf agerscke  Tafel  awlsehea  Biagiaai 
aad  Iklgf Ba«  -^  Danna ,  aad  Aasanias  awMiea  Bfaigiaai 
aad  Taberaae  «^  Daainlssus.  Diese  drei  vaiaehiedeBa»  NaMa 
kMae»  nach  Verglaiehang  der  BatferaaBgea ,  aadi  ikiar 
Isaga  gegan.dte  llbrigett  Migedeatetra  Orte  aad  aaeb  deai 
VorfcaDieaseia  grosaeiter  raaiseber  Rainea,  die  alcil  an  dir 
BttaterslraSBa  beAnden^  nar  Uaeaen  beaeiebaan,  aad  4laier 
lag  in:  aad  bei  Aem  jetafgea  ftlre&berg.  Dieser  lataacasaaie 
iaalLt«  »der  Mitta  äwlsohea  Maiaa  aad  Trier  aaf  ciaer 
Aababe  gelegen,  die  sieb  bedeutend  ttter  die  ■ocUhaks 
des  Baasirflekens  erhebt  and  aus  weiter  Pwae  ges#beii  ^M, 
aeiidaahie  dieser  Oeitlicbkail  die  Anlage  einer  riariaebca 
MWiaifMallaa,  welche  wssbrsdieMteh  wegen  der  haben  Lage 
Daaaaa  ader  Daamissus  ^  tob  deai  altea  Worte  daa^*^), 
die  Bbe ,  lülae  ~  genannt  wafde«  Deir  ramiaeba  (M  lag 
tbsUa  an  der  SMIe  des  jetaigiea  Kinhberg,  theüs  ttsfficb 
davon  aaf  beiden  Mten  derMrassa/  wo  sieb  fi^  Oartf« 
baiaiiai  Her  wenlea  in  der  Erde  Mdi  viele 'Uebencale 
vüft  aiai  TbsM  Mr  statten  vdolhMhaii  llaaeb«  vferit  Minaa, 


Uli  iiil  in",     I  !• 

Wy  Vgl)  Mrti.  Ef .  xnr.  S.  t5S  ft   Monop  die    gAtitie&s'  SpttS^he 


187 

Ziegel  «•  A.  gefunden ,  und  SM  Sebrkl  OsUkA  vra  Kiltb* 
Berg,  neben  der  Strasse,  findet  sich  ein  gut  erkalteMr  «Ml 
tieftr  rdniiseber  Ziehbrunnen,  der  noch  jetst  den  Bewobneiti 
▼on  Kircbberg  das  beste  Wasser  liefert  und  inneiMfe  'das 
rttmisehen  Orts  gelegen  war. 

IMe  römischen  Rainen  von  Kirchberg  liegen  fn  der  MKte 
nwisehen  Bingen  und  den  Berger» Wacken ,  wehtn  d^  Teif. 
Bandohrica  gesetzt,  und  einen  starken  rOmisehen  Mafscli 
vra  beinahf  XYIII  Leuken  oder  XXVI  MüKen  Ton  jedem 
dieser  Orte  entfernt.  Diese  Ruinen  sind  die  einzigen,  lie 
iich  an  der  Ronierstrasse  auf  mehrere  Heilen  westlieh  uni 
listlich  Ton  Kircbberg  belinden.  Nimmt  man  dan ,  das»  die 
Angabe  der  Entfernung,  wie  solche  das  Itinerar  «wischen 
Binginm  und  Baudobrica  bemerkt,  ziemlich  mit  def  wftfc« 
tichen  fibereiiisfimmt ,  und  dass  höchst  wahncfielriU*'  dnreh 
die  l^httld  der  Abschreiber  statt  XXVI  —  XXai  m»  XXMl 
gesttst  worden  ist ;  so  scheint  es  ausser  Zweifel  zu  tciii, 
tass  jenes  Saüsso  hier  gelegen  und  spftter  den  Namen  Dumtto 
dder  Dtfmnissus  ron^  seiner  hohen  Lage  erhalten  habe« 
INese  beiden  letzteren  Benennungen  sind  offenbar  hur  ^^«^ 
B4^lelene  Schreibarten,  welche  einen  und  denselben  Ort-begeleh&* 
nen,  ttid  dieses  wird  auch  durch  Urkunden  besttttigt,  welche  Mi 
in  das  10«  Jahrhundert  zurtlckgehen  und '  In  wekAen  das 
kleine  IMt  Densen,  das  eine  Viertelstunde  ntfrdOfttlfeh'von 
Atrebberg  und  800  Schritt  nürdHeh  von  der  Römerstrasse 
In  einem  Wiesen thale  gelegen  ist,  Domnissa,  Donnhsa  undToil'» 
nense  genaant  wird.  Dieses  ist  auch  die  Veranlassung  gewesen; 
4ass  man  bis  jetzt  allgemein  das  römische  Dumnissus  (Vumno) 
nach'  Densen  (Denzen)  gesetzt  bat,  jedoch  mit  Unrecht,  denn 
In  diesem,  ton  der  Römerstrasse  entfernt  Regendte, 'Vdrfe 
Anden  bich  nicht  die  geringsten  Spuren  römischer  Adw'esen* 
kelt,  «njl  es  ist  ^Wahrscheinlich ,  dass  sich,  nach  der"  ii»i 
aiörung  iM  römischen  Kastells  bei  Kircbberg  «^Mhredd  dbr 
Völkerwanderung ,  die'  Ueberteste  seiner  BeVölkening  Vtet 


188 

MfasMd^  fuA  des  Maaes  DwplMM  atf  iiwea  ipttar 
MMMieoeo  Ort  flbergelngen  habto,  wk  diesM  ms  ilub. 
UcbeB  Bfeifpidw»  teen  «di  in  ica  BheiofegeadeB  «dwi^ 
iodoii  bevifBflii  werden  känote^  Oaw  DHomimis  iMki  dae 
g»g«nwttrti||;e  Densen  sein  kann »  geht  auch  aas  der  Angi|ke 
des  AnsMW  barv^r,  wo  dieser  Diditer  in  seiner  Hantlia 
(tr*  7)  sagt:  Praetereo  arentesir  sitientilHis  nndifne  Icnis» 
ItanisBuni  etc.  Ansonios  nenni  liier  Dnuiissas  «daa  tracfceae 
sut  ieelinettden  mmren*^  dne  Beneiduinnf » -  d^e  dnreliaps 
nMit  aaf  Densen  FMsl,  ~  wo  sieh  niUen  im  Derfb  das 
lehr  wasserreiclie  Quelle. mit  yortrefflicbem  Wasser  indel^ 
die  bald  uateriialk  eine  Mfthle  treibt- und  wahracbMaliek  die 
Veraolassttag  der  s^ern  Ansiedelung  {[ewrsen  ist»  —  w«M 
aber  an£  Rirehberg^  das  bei  der  hoben  Lage  in  seiner  Nibe 
keino  Qnfile  bat ,  und  sieb  dnrch-eine  giAssere  Ansabl  von 
s#r  tinfiip  SKcbbmnnen  das  natbige  Wasser  machnfi« 
PNM»  nnd  wo  in .  trockenen  Semmern  und  in  Winter»^  die 
anC  trockene  Herbste  folgen»  tti«b  diese  Bninneni  selbst  der 
amsserhilb  dem  Ort»  an  der  Strasse  gelegene  rgmis(A% 
avslrooknen  nnd  nmn  alsdann  geagtbigt  ist,  daas  Wasser 
ans  fftsserer  Verne  herbeisnschaiBn.  Das  jetnige  Kiich- 
borg  isiim  Mittelaller  anC  die  Ruinen  des  sbmisebeft  Oits 
etba^t  wordeui  und  beisst  in  Urkunden  Kircbbergense  i  aiti  nm 
Ifß  war  bis  in*  die  neuere  Zeit  dno  kleine  Feftunf:i  wovon 
mm  Tbeil  der.  Graben  nnd  die  Danfaasungsmauer  nocb  honlo 
sbpirtbar.aind.  fls  scheint,  daas  man  bei  der  Jienen  Aniago 
4ie  fifllbece  rtatsc|ie  Form  im  Allgein^en  belbebalton  bat: 
denn  Airchberg  bat  nocb  jetat  die  Gestalt  einer  rflarisrbiw 
Rebptignng»  dur^b  welche  die  Strasse  in  der  MiHe  Met. 

Vop  Ki«ßhberg  bfai  1800  Schritt  vor  Simnern  ist  die 
gMWfvJlrtige  Qmiss^e  nuE  die  Rtlmentrasse  fgniegt.  wfNrda% 
and;  ^,  Spuren  ^  derselben  sind  d^har  v^r^wunde«^  Snit 
in  der.  apgegebeoen  fbitfernung,  von  Simmem  iwlisat^  ük 
ncsfp  CMvtMte  die  Rkbtung  der  A4taM)rstraitf^.iufidkl«looe 


1^ 

urenlet  ttcb  reells  iber  den  Siflutoerbaeh  ^^)*  S|liiräi  cüur 
fttOcke  siiii  tiiehC  mehr  rorlwBdeD.  AM  der  Hnfeen  lieMe 
iet  ShmierlMdie»  thefR  tidi  diesellpe  i»  swel  Armß. 

m)  Der  Bttdüehe  Am,  welcher  mcb  in  der  nicbsleB  Mek. 
iMg:  iber  dt D  SooDwald  nach  BiDgen  wendet,  g:At  €M  Schritt 
we«IIMi  fon  Scbanfbofe  nnd  MO  Schritt  Oetticb  von  dM 
Ünrfe  Mesweiler  vorbei  nach  den  Argenthaler  Bache,  liiar 
liegM  auf  der  rechten  Seite  diese«  Baches  in  einem  Gebiadie 
die  Attinen  eines  grossen  rihnischcn  Gebindes  rän.  Qnaiev«> 
steinen.  Die  hemmliegenden  Deberreste  von  Sfeeinmonnmenk 
len,  woninter  der  vordere  Theil  eines  nicmlidi  gnt  gearbei» 
tefen  Liwen  in  natirlicher  Orisse  beflndHob,  beweisen ,  dais 
dieses  Gebittde  mit  Luxus  aufgeTihK  war.  Da  sich  an  tiem 
MMchen  Abhänge  des  Soonwaldes  bei  Dirrebach  Me  Ruinen 
eines  ibnlicben  Gebindes  betnden,  so  scheint  es,  dtai  diese 
beMen  Gebilde  kaiserliche  Posthinser  (Mntntiones)  waren, 
nm  bei  dem  Debergange  Aber  den  Soonwald  die  Merde  nn 
weebsehi.  Vm  der  Unken  Seile  des  Argenihnler  Bncbcn 
gebt  die  Strasse,  noch  wohl  erhalten  nnd  *  bii  •*  Aber 
ien  B0d«n  erhiht,  durch  die  JUmerhecke  hi  schriger  Moh- 
Inng  den  flauptnng  des  Soonwaldes  hinauf,  Mnft  anC  dte 
Eamme  desselben  eine  Strecke  fort,  und  senkt  sich  durch 
den  Thiergnrten,  dicht  östlich  am  Firslerhanse ,  nach  dem 
Sdbenbache  herab;  fihrt  bei  dem  Heidenslock  —  einer 
aMon,  jetit  verschwundenen  Grennsiule  — >  iber  diesen  Bach 
nnd  nm  den  nirdliehen  Abhang  des  hohen  Oppelberges 
herum  nach  den  Ruinen  des  obengenannten  römischen  Qt* 
bindes.  Dasselbe  hatte  eine  noch  grössere  Ausdehnung  als 
das  am  Argentbaler  Bache,  und  bei  Ausbrecbung  der  Mauern 
in  den  letnten  Jahren  sind  eine  grosse  Menge  römischer 
Dinge  gefunden  worden,  besonders  sehr  viele  Mflnnen.  Diese 
■ninen  heissen  in   dem  Mnnde  des  VoBls  «das  Atnweiler 


179)  Tgl.  Jsbrb.  H.  XXUL  8.  184. 


«r  Jcdwpit  dat  w«  iIid  M»  Imdlevte^^es  Hwii«xifc«ip  ipf 
•lie  TeiiipelktNriw^iUMer  «1^^  jaacblM«.  rMiaeii» 

Jlnineii  g«fiuMlea  hut,  Vob  4hMm  Ratee»  Bk«!  ,4m  MM|^« 
0MMMe  Müh  iMrNkidi,  wo  ven  iiir  raditowtBte  MBifitm  Am 
abgeht  wri  itdi  mwh  der  BcUoMMiiiar  bei  RdßMimtch  wcw^ 
«tttoa  Ureiier  naten  die  R«de  aein  wirL  Die  iteiMe^  wmä 
MBfpii  fobi  ron  INMrrebaeh  »«f .  der  flMie  fert»  ebodulb 
iem  Weuiberferbtiife  rorbei,  Mch  den  ehemdigeo  güllM 
JitgtUMteaehfl«  ficbleese  «aUtenfeb  (Go|le»feie>»  StrywbMV 
KefeMber,  unl  ist  oArdUeb  von  dieBopD  flriileemt  iti  4m 
»•1  des  Girideabecbes  (GAUenbachefl)  himhgt§m§tn.  A«f 
Ata  OiiMeftfelae  tiad.  a«  den  Fims^  dessdben  w  Tbale  du 
Aridetabachos  werden  blliiCg  rMi|«cbe  MMera,  MliMei» 
lltiiea  elt.  ui  der  Erde  getmimf  und  9iß  vtr  eiMgeii  JahiM 
jdie  «iCe  Br«efce,  welfbe  ia  Ctaroabers  Ober  im  OdUettbicb 
lihrtap  »bgebroehe«  wHvde,  so  fMd  win  in  den  FmdasMleB 
imwibeo^  awieebeii  cwei  tmean  <)ndoiilebM« ,  cwR.Mhio 
irrhillfpe  Silbcmdofe  roo  Cimslenttfiiis  Tyiwaus,  woUe 
i«i  Sefilff  des  Vetfc  ist  Vra  «teoüberg  tiio  Siicm.  sM 
«Ito  Sforsii  df^r  Bitaeretroflse  ^^^)  rersebwwideAt  Md  90ib 


>■»  n»»»         «I   <^  ■ 


•  •  • 


190)  Dt.  Kett«A«r*  «.  s.  O.  8.  99S  und  994  saigk  dAkSber:*  JBfea 
dioMr  BfOeke  ^ntoltoh  bei  Biagaft  über  dlo  Kslii)  llftritf  * 
riMi^ft  .Ho»ntsMM  gdl«  Mfihe«*  kbiMl,  iN  dl^  THiTTliirtii 
Auf  ihr  erbaut  war»  und  aU  das  »tSokireUe  rBinbobe  SlraaM«- 
pflaster  cu  holperioh  wurde,  brach  man  ei  1834  und  1835  auft 
Etwa  1500  Schritt  yor  Weiler,  wo  linke  die  alte  Chaussee 
abbiegt  und  rechts  ein  Fusspfad  zum  obern  Theile  des  Dorfs 
hinführt,  geht  die  Romerstrasse  genau  in  der  IMagonale  "roa 
beiden  Wegen  aus  In  gerader  Richtung  fort.  Efn  c.  90  Fase 
IsBgar  mudmm  in  de»  aiMiaeeanjiwi  Hflgel  aelgt  noch  dvat 
Ueb  dit  alt»  Bahn  and  4  bin  5'  unter  det  nsw^Bgede  4« 
römische  Pflaster.  Ferner  führte  die  R(bnecwtrasao  aia  uatan 
Ende  von  Weiler  hinter  dem.  jetiigea  xieaea  SohuUiauif  TOfOber 


m 

ikr  V^KMknung  elois  alten  iinmun  tat  fle  mVNnMrligr 

%7fQtW  iahten^  Mf  die  MiaeivlraMe  K^l^l  wm^oo,  WMHt 
aacb  ihre  UchUiiig  flbcreiiistimmt. 

b)  Der  ndrdliche  Arm  4er  IlömerBtrasee  bHiilt  «e  Rielu 
limg  bei,  in*  wMdier  dieselbe  ren  deoi  Weiiiplattfe  aber  de« 
elimpfini  Tbim  mid  Kircbber;  bb  auf  die  fiske  Seite  dee 
Simmerbaehee  gtt9lbti  bat,  «nd  iiier,  vee  a  abgeheiidy  durch« 
ielMiid^l.  deraelbe  4e  ChaiMte  aaek  Afgealhai,  wa  der 
Weg  MB  Bhltembiedt  in  lelbige  ciafeiü,  UM  AUw  eidelbaab 
M»  aad  Walbach  SOaSehritt  attrdlieh  liecea,  geht  1000  Sebnit 
aidUeb  ¥aa  MMrib«Db  uad  durch  dea  Wald  aach  der  Iküek^ 
He  bei  Bheiaböllen  Aber  den  Gvideabaili  führt  Vpa  biea 
9riA  er  bia  aaf  die  Hdhe  aberhalb  Dichlelkaeh  ia  der  Rieb« 
4aag  der  MBaese  von  RhebbiUlen  aaeb  Baebaaaeh»  weadet 
alcb  <afli  AnCaage  de§  Wiee^lbaJsy  welcM  naeb  Pichtribaeb 
bipabfilhrt^  eadNiliak  durch  den  Wald,  und  aiafclelcb  fen 
hier  anauHl  sehr  aüesigftt  GeMIe  auf  dem  eckala^lA  IMdiM» 
der  akb  awiechea  den  Blkthen  van  Mehaeb  md  MMbMb 
beiidet«  van  der  Bacbliche  dee  lunergebena  nnah  4bna  AbebN 
tbale  hinab,  uAd  triA  awiscben  dem  BaCe  Petoraacbf r  ^^}}  «idi 
Beimbacb  bi  die  rttndeebe  Rheinsirasge,  Dienor  An»  iat  Ytn 
dem  Pnabte,  wo  er  eich  von  a  trennt,  hie  in  die  Qegeml 
aoa.  AKweidelbacb  grOeetentheila  aeratbrt;  vaa  da  hie  aa 
RbainbMlen  ist  er  grossentbeBs  nach  crhakaa;  dfiglnebin 


nad  darofasohaitt  in  f«hielM  RioliUiag   ohi^eCiU«  IdO  ßiikrm 
d»Ton  die  Chsiua^y  bei  dereo  Bau  sie  bloM  gfilegt  wurde*. 

[Der  hier  erwähnte  Einsohnitt  mit  den  Spuren  der  R$mer* 
Btrasae  ist  im  Sommer  1860  von  mir  niohi  mehr  Torgefanden 
worden.  £.  S.] 
181)  In  der  yom  Verf.  für  die  Rheinstraase  forHegenden  Znsammen« 
•lelliiiig  der  fiatfbnraflgMngabctt  des  Htoeisttit  und  der  Betaa« 
genebea  TsM  mH  der  wiridipiieii  BntfemuBg  halut  eai  ^^ 
•  Pelemeker  bei  Helmbaoh  ll#gt  6  Le«ken  aberba^  Qknwm^^ 


Um   4er  ^geirf  v<m  BIcliMlbadi ,  md  a«f  lern  «ebiiftteii 
IMckeii  swfwhei  Mi  Dii^lNkclie  himI  HelaAäche  M  er^beofSillt 

itHrdl  üt  Aalftge-vdB  Wdrtergen  gnmettthcil»  VfiMhwaHJett. 

« 

9eaerka«fea  «b«r  die'Ver«eliie4eaea  Arne, 

weUb«  ilie  R^nerttCAfrs«  swUeh««  Trifr  iiai4 

Bi0fM  Jial,  Aber    das  .W«|irs0|ieift|iebe  j4i|er 

4era«lbeB  und  ttberihre  Bauart 

• 

Dia  Aicbtmif  iH  Anm  A  ifter  4ie  MMcher  Bridte  «ri 
iMrfbiidIbimi  ist  Ae  littMsle,  wdcba  mm  eiter  0tfMia*?4i 
TMer  nach  legi  9Uit^  ika  BuiiMPtdieas  gebeift  kwifito, 
Mbei  ist  AcMlbe  aber  wegfea  der  lief  uad  eieii  eiageMlMrfll^ 
ie»  TUler  iar  Rawer,  4es  VellMhachM,  4^  wgrtliclKai 
wd  «elttdieB  MMwie^  «ber  wekha  sie  geOblrt'ireiiaii  «mM^ 
Mabel  biiMihwerlkh.  Ba  Ae  Boaier  nw  siMea /*  aai  -  iM 
4MHIe  n  vertheil«,lkr^Sli«aMi  toSQckaa^aid^SdrtaftgaK 
Natea  Albrtea,  and  fo  Ttel  wie  oHlfltelif  die  a:era<c  iilaift 
belbAMlea,  ao  todeii  sieb  aaf  di«Mr  4Mfasse  a»  di»  üaR 
äbflrileadea  Thslfüdepa  dar  abeiifeiiaMitea  BidM  tfMlM^ 
#•  Üegillia  adt  Miir  als  I&  Oivd  Maigt  aai  lUtt»  eis  9m^' 
ilaad,  der  diese  filtasse  besoaders  -  Mr  ftiifwtrfc  arttslg 
güilfBet  iMN^hle.  Babai  ist  die  ftawtt  defsetbea  ttriiiMBlg# 
Barglrit  liad  FartiglLM  aisgefthrt^  aad  «hra-VrbiMnf  aM 
f eriager ,  als  die  der  Strasse  vaa  Heaamgea  aaflb  dM- 
■i4defl|«lv.  Biese  letstere  (B>  ist  artl  *aa  Daiwcfe  «aa 
8  Leafcen  (beinahe  1  geogr.  Meile)  roa  Trier  aadi  dar 
■acbflaehe  des  BaDsraclLens  g^tthrt  Dlesdbe  hat  aMscbea 
Trier  aad  Reuagea«  aasser  dem  Mdiringer  Berge,  keine 
Habe  roa  Bedeutung  au  übersteigen,  und  awischen  Na»- 
BMgea  and  deai  Heidenpttta  ist  ihre  Richtung  die.  befaeasta» 
welche  man  einer  Uiliuirslrasse  aus  de«  Maa^hak  aaeh 
daai  Vlataaa  dea  RuasriAeM  gabaa  kaaata,r  iMaA  m$t  ihr 
aUa  die  ttaf  ajagaasiuillMiBa  Tbilat  faMiedatt^ .  wwdcB, 
ireMa  die  Rlehtang  A  passtana  aiassfa;    Riert«  -ka«M  die 


198 

attieroTiantltcb  feste  Bauart  and  die  vaimtgMch  gute  Er« 
bftitmigy  welebe  die  Strasse  B  von  Neumagen  nach  dem 
BeidiNipilta  bat 

Alles  dieses  lässt  mit  Grund  vermuthen,  dass  die  Richtung 
A  die  frühere,  wahrscheinlich  schon  unter  Aogustus  von  Trier 
nach  Bingen  erbaute,  Strasse  war,  welche  später,  wo  nicht 
gans  verlassen,  doch  nur  von  Reitern  und  Fussgflngem  als 
die  kArveste  Richtung  benutzt  wurde;  die  Richtung  B  hin- 
gegen erst  unter  Constantin  d.  6r.  suglelch  mit  der  An« 
legung  von  Neumagen  entstanden  ist  und  später  als  eigent- 
liche Hilitairstrasse  von  Trier  nach  Bingen  gedient  hat* 
Der  immer  heftiger  werdende  Andrang  der  germanischen 
Vetter  gegen  die  rflmische  Rheingrenze  war.  die  Veran- 
lassung, dass  Trier  von  Maximian  I.  an  (v.  287)  der  gewOfan- 
liebe  Aufenthaltsort  der  Kaiser  und  Cäsaren,  so  wie  der 
Hauptwaffenplatz  und  das  Hauptdepot  filr  die  Rheinvertbd- 
digung  wurde.  Diese  Verhältnisse  erforderten ,  besonders 
für  die  Zufbhr  von  Bewaffnungs-,  Bekleidungs-  und  Ver- 
pflegungsgegenständen nach  dem  Oberrheine  eine  bequemere 
Strasse,  als  diess  die  vorhandene  war.  Dm  den  beschwerlichen 
Landtransport  dieser  Dinge  zwischen  Trier  und  dem  Huns- 
rficken  durch  die  tiefen  Thäler  zu  vermeiden,  wählte  Kon. 
stantin  einen  Punkt  an  der  Mosel  unterhalb  Trier,  bis  wohin 
von  diesem  Orte  aus  die  Bedürfnisse  ftlr  die  Truppen  am 
Oberrheine  mittelst  der  Wasserstrasse  geschafft  und  von  da 
aus,  ohne  jene  Thäler  zu  berühren,  zu  Lande  weiter  trans- 
portirt  werden  konnten.  Von  keinem  Punkte  an  der  Mosel 
unterhalb  Trier  konnte  eine  Fahrstrasse  mit  mehr  Bequem- 
lichkeit nach  dem  Plateau  des  Hunsrückens  hinauf  geführt 
werden,  als  aus  der  Gegend  von  Neumagen,  und  diesem 
Umstände  allein  verdankte  dieser  Ort  seine  Entstehung  durch 
Konstantin.  Neumagen  diente  als  Zwischen- Depot  zwischen 
Trier  und  dem  Oberrheine,  und  war  als  solches  nach  römi- 
scher Art  befestigt. 

13 


194 

Bei  dem  HeideDpfltz  hatte  die  frflhere  Strasse  das  natea« 
des  HunsrttdLens  erreicht  und  führte  ron  da  in  gerader 
Richtung  auf  der  Flache  desselben  fort  bis  an  SinHueni. 
Konstantin  behielt  bei  Anlegung  der  neuen  Strasse  diese 
bequeme  Richtung  bei,  baute  jedoch  wahrscheinlich  diese 
ganse  Strecke  von  neuem ,  denn  an  allen  Stellen,  wq  sie 
in  neuerer  Zeit  nicht  gewaltsam  serstOrt  worden  ist,  hat 
sie  dieselbe  Bauart  und  Festigkeit,  wie  die  Strecke  von 
Neumagen  nach  dem  Heidenpfitss. 

Vor  Simmem  thdlte  sich  die  Strasse  abermals  und  fUirte 
in  zwei  Richtungen  nach  Bingen.  Der  kflrnere  Arm  (a) 
ging  tlber  das  Soongebirge,  durch  das  tiefe  Thal  des  GMdes- 
bachs  bei  Stromberg  und  den  hohen  und  steilen  linken 
Thalrand  der  Nahe  nach  Bingen  herab«  Derselbe  war,  seiner 
nähern  Richtung  wegen,  wohl  für  Fossgftnger  und  Reiter, 
aber  nicht  für  schweres  Fuhrwerk  geeignet,  und  ddier 
entstand  später  — -  und  gewiss  zu  gleicher  2dt  mit  der 
Strasse  von  Neumagen  nach  dem  Heidenptts  —  die  ausseist 
bequeme  Richtung  b,  welche  mit  dem  Umwege  von  %  Leokeii 
(gegen  eine  Stunde)  ohne  den  Soonwald  nu^  berfibren ,  van 
der  Hochfläche  des  Hunsrfickens  in  das  Rheinthal  herab  mnä 
in  selbigem  aufwärts  nach  Bingen  fflhrte.  Der  Arm  b  Ist 
die  einzige  Rtf merstrasse ,  welche  von  dem  Plateau  des 
HunsrddLens  nach  dem  Rheinthale  herabging  ^^*)  >  und  war 
aus  diesem  Orunde  zugleich  die  nächste  Verbindungsstrasse 
zwischen  Trier  und  den  am  Rhein  hinab  bis  Coblenz  ge- 
legenen Kastellen,  Etappenorten  etc.  Sollte  der  Rhein  bei 
dem  Binger  Loch  zur  Zeit  der  Römer  nicht  s<;hiffbar  gewesen 


182)  Die  Angabe  Ton  Hetzrodt  und  Andern,  daM  eine  RSmerstraasa 
sron  dem  stampfen  Thnrme  über  WÜrrioh  nnd  Castellaun  naoh 
Coblens  gegangen  sei,  ist  nieht  riobtig.  Der  Verf.  hat  diese 
Gegend  yom  stampfen  Thunne  bis  an  Waldesoh  genau  nnler- 
iaoht  and  nirgends  die  Sparen  einer  soloben  Strasse  gefanden. 


195 

Min ,  wie  es  wabndioiBlicb  ist ,  so  hatte  dieser  Ann  b  ier 
Eömerstrasse  noch  eine  WichtiglLeit  mehr  g^ehabt. 

Die  Strasse  y  welche  aus  dem  Moseithale  bei  Nenmsgen 
iber  den  Hiinsracken  in  das  Rheinlhal  bei  Niederheimbach  ^^) 
führte,  und  welche  iiir  als  die  spätere,  von  Eonstantin 
theils  neu  angelegte,  theils  wiederhergestellte  MUitairstrasse 
von  Trier  nach  Bingen  beneichnet  haben,  wird  von  den 
Laadlenten  in  dieser  ganzen  Ausdehnung  die  ^Steinstrasse^ 
genannt,  eine  Benennung,  die  schon  im  Mittelalter  gebrauch- 
iich  war  ^^),  und  welche  diejenigen  Arme  der  lUmerstrasse, 
die  wir  für  die  frfihere  Richtung  derselben  halten,  nicht 
fahren. 

Um  die  Bauart  dieser  Strasse,  deren  Festigkeit  so  viden 
lahrhonderten  getrotat  hat,  kennen  zu  lernen,  hat  der  Verf. 
diesdbe  an  swei  Stellen  durchstechen  lassen ,  westlich  yom 
stampfen  Thurme  und  in  der  Gegend  von  Dill.  An  beiden 
Stdlen  lag  die  Bcsteinung  in  einem  4%  bis  5'  hohen  Erd- 
damme, wozu  die  Erde  aus  den  zu  beiden  Seiten  der  Strasse 
noch  jetzt  beilndlichen  Graben  genommen  ist  Das  Punda* 
nent  der  Besteinung  hatte  an'  beiden  Stellen  eine  Breite 
von  21'  und  11  bis  13"  Höbe.  Es  bestand  bei  dem  eisten 
Durchschnitt  aus  Schieferplatten,  die  in  Lehm  und  auf  die 
breite  Seite  gelegt  und  an  beiden  Seiten  mit  hohen  Bord- 


188)  Naoh  den  spStem  Untenuohnngen  dcjs  Veif.  über  den  Pfahl- 
graben  (e.  Annalen  des  Vereins  für  Kass.  Alterthams-Kunde 
etc.  Bd.  VI.  S.  163  und  den  besondem  Abdruck  -^  in  Kom- 
mission bei  B,  Yoigfländer  in  Kreuznacb  —  S.  59)  setzte  sich 
diese  Strasse  über  dem  Rheine  TOn  Loioh  durch  das  Wisper« 
thal  etc.  und  Über  die  alten  Burgen  bei  Holshausen  auf  der 
Hai  de  und  bei  Oberbreohen  naoh  der  Hunenburg  bei  Butzbach 
fort,  SO  dass  sie  als  die  Operationslinie  der  Römer  yon  Trier 
naoh  der  obem  Lahn  erscheint    E.  S. 

164)  Steinstraza  —  Tid.  Urkunde  Yom  Jahre  1006  in  Hfstor.  et 
Cromment.  Aeademlae  Palatinae  Y.  142. 


196 

steiiicta  versehen  waren ,  nnd  bei  den  «weiten  Barchschaitl 
fanden  sich  grosse  ^  fest  in  einander  gesetste  ood  dnrcb 
Lehm  verbundene  ^H^rnsteine.  Dieses  Fundament  war  bei 
beiden  Durchschnitten  mit  einer  4  bis  5'^  hohen  Schicht 
von  Kalk,  mit  Sand  gemischt,  bedeckt,  worauf  eine  Lage 
vo»  klein  geschlagenem  Quarz,  die  nach  oben  mit  Kies 
vennisoht  ist  nnd  18"  lUhie  bat ,  folgte.  Diese  kleinen 
Steine,  welche  die  Grosse  eines  Bies  bis  nn  der  einer  Wall* 
niiss  haben,  sind  dost  zusammen  gerammt,  nach  unten  mit 
KalkHud  Sand,  nach,  oben  mit  Lehm  verbunden,  wobei  na 
bemerken  ist,  dass  in  dem  Thonschiefergebirge  des  Huns- 
rOckens  kein  Kalk^^^)  vorkommt,  und  dass  derselbe  ans  der 
Gegend  von  Trier,  oder  von  dem  Olan,  folglich  ans  einer 
Entfernung  von  10  bis  12  Stunden;  herbei  gesehaflt  werden 
mnsste.  Die  Hohe  der  Bestetnnng  betrigt  folglich  gegen  S^ 
Die  ob^re  Breite  der  Strasse  war  an  beiden  Dnrdisebnitten 
zwischen  18  und  19^  nnd  ihre  Wölbung  6"'.  An  den  Steilen, 
wo  diese  Strasse  jetnt  noch  als  Weg  benutzt  wird  und  daher 
nicht  aberwachsen  tet,  erscheinen  die  kleinem  Stdne,  welche 
die  Decke  bilden,  als  ein  festes  Mosaik,  das  nur  mit  der 
Spitzhaue  zerstört  werden  kann. 

Noch  vor  wenigen  Jahren  war  diese  Strasse  in  ihrer 
ganzen  Ausdehnung  von  Neumagen  bis  an  den  Miein  voll* 
kommen  erhalten«  Die  fortschreitende  Agrikultur ,  und 
besonders  die  Menge    des   vortreflticben   Quarzes,   worans 


185)  Wenn  suoh  sohon  lur  rSmlsohen  Zeit  die  bei  Stromberg  und 
in  näherer  und  weiterer  Feme  davon  befindUohen  Kalkstein- 
brüohe  bekannt  gewesen  sein  sollten,  so  haben  die  RSmer 
diesen  Kalk  dooh  wohl  seiner  wenigen  GQie  wegen  idcht  su 
solehen  Baaten  yerwendet,  welohe,  wie  die  Heerstrassen  ete.f 
eine  besondere  Festigkeit  und  Dauerhaftigkeil  Torlangten.  — 
Der  auf  dem  Rapertsberge  befindliohe »  sehr  gute  Kalk  ist  erst 
seit  einigen  Jahren  aafgef  unden  worden.     £•  S. 


197 

üeMlke  gehmi  ist^  sind  jedoch  die  Vertalanaiig  fewordeo, 
dass  dieselbe  in  dea  Lelatea  Jahren  anf  dem^  Honarttekea 
gröflateatheils  aenttfrt  und  ihr  Material  an  neuen  Strasgen« 
Anlagoi  benutzt  worden  ist,  lud  noch  taglich  beuutzt  wird, 
8p  dass  in  kuraer  Zeit  dieses  schöne  Monument  der  Römer 
gänzlich  verschwunden  sein  wird. 

Ad  9.    Romerstrasse,  welche   bei  DOrrebach  von 

der  Strasse   nach  Bingen   abging  und   nach  der 

Heidenmauer  bei  Kreuznach  etc.  führte. 

Diese  Strasse,  welche,  die  Bestimmung  gehabt  zu  haben 
acheint,  eine  nähere  Verbindung  zwischen  Trier  und  dem 
Oberrheine,  als  mittelst  der  Rheinstrasse  von  Bingen  Aber 
Mainz  etc.  zu  bewirken,  wird  weder  in  dem  Itinerar  des 
Antonin  noch  auf  der  Peutingerschen  Tafel  genannt.  Auch 
gehörte  dieselbe ,  nach  den  Ueberresten  zu  urtheilen ,  welche 
von  ihr  noch  vorhanden  sind,  ihrer  Bauart  nach  nicht  zu 
den  grossen  Militairstrassen  des  römischen  Reiches,  sondern 
Bwhr  in  die  Klasse  der  Vicinalstrassen. 

Sie  geht  bei  Dörrebach  von  dem  Arme  der  Römerstrasse, 
der  aus  der  Gegend  von  Simmem  tlber  das  Soongebirge 
nach  Bingen  führte ,  rechts  ab ,  zieht  sich ,  unter  dem 
alten  Namen  der  «Lehnstrasse^  200  Schritt  westlich  von 
Schöneberg  und  ebensoweit  östlich  von  Hergeofeid  auf  der 
Höbe  fort,  und  trifft  oberhalb  Windesheim  In  die  neue 
Chanas^e  von  Stromberg,  wo  sich^dieselbe  in  einem  beinahe 
rechten  Winkel  nach  Kreuznach  wendet.  Diese  CJbaussiSe 
ist  von  diesem  Punkte  an  Ober  die  Höhe,  der  hungrige 
Wolf  genannt,  bis  dicht  vor  Kreuznach  auf  die  Römerstrasse 
gelegt,  wo  die  letztere  links  von  ihr  abging  und  sich  über 
die  Nahe  nach  der  Heidehmauer  wendete.  Die  unter  dem 
Namen 

Hoideamauer  noch  vorhandenen  Ruinen  dnd  die  Ueber- 
resten eines  römischen  Kastells,  welches  die  Bestimmung  hatte, 


198 

ilcB  Uebergaof  obiger  Strasse  Aber  die  Nahe  sn  jeckea. 
Diese  Ruinen  liegen  eOO  Schritt  nordiMlicb  von  Erennaach 
auf  der  rechten  Seite  der  Nabe  und  bilden  ein  vollkoaunenes 
VieredL  ^^%  woran  jede  Seite  240  SehriU  lang  ist    Die  IS' 


186)  BoTor  die  Arbeiten  sa  dem  Bau  der  Rheln-Naliebalin  an  der 
Heideamaoer  ontemommen  wurden,  konnte  derjeidgei  weleher 
diese  Rainen  zum  eretenmale  sah  (ygL  oben  im  Text  nnd 
Jahrb.  H.  XV.  «6  211  ff.)»  '^^^  S^'  >^  leicht  die  Ansieht  gewinnen, 
als  ob  deren  Umfassongsmaaem  ein  Rechteck  bildeten,  indem 
esi  an  der  westUohen  Seite  daroh  den  mehr  naoh  Innen  und 
an  der  nördlichen  Seite  durch  den  mehr  nach  Aussen  cum 
Festhalten  des  Ackerlandes  aafgehXuften,  mittelst  Waekenlagea 
gestützten,  Schutt  und  bei  der  durch  die  Ebene  beschrSnkten 
Umsicht,  nicht  sofort  ins  Auge  fiel,  dass  grosse  Stücke  Ton 
den  westlichen  und  nördlichen  Seiten  da,  wo  beide  zur  nord. 
westlichen  Kastellecke  zusammen  gestossen,  schon  IXngst  ober- 
halb  des  Bodens  Torschwunden  sind.  letzt,  wo  man  Ton  den 
naoh  dem  Bahnkörper  führenden  Rampen  eine  freie  Uebersloht 
hat,  wird  eine  solche  Täuschung  nicht  mehr  mSglieh  selni  und 
nur  die  Tor  der  nördlichen  Seite  durch  den  aufgehäuften  Sohutt 
bewirkte  Bodenerhöhung ,  welche  sich  unmittelbar  an  den ,  die 
nordöstliche  Ecke  bildenden,  vorspringenden  TheU  derselben 
anschliesst,  könnte  noch  zu  einer  unrichtigen  Verllngemng 
naoh  Westen  hin  veranlassen,  um  jefdoch  Über  Form  und 
Ausdehnung  des  Kastells  eine  mehr  richtige  Ansieht  zu  gewfnnea, 
habe  ieh  an  Ort  und  Stelle,  unter  Beihülf^  dee  mir  befreundelHi 
Betitzert  dieser  Ruinen  i  Ermittelungen  angestaut.  Hiecnaoh 
schliesst  zieh  der  240  Sehritt  langen  südUchen  Seite  die  2d0 
Schritt  lange  östliche  rechtwinkelig,  und  die  westlli^he,  welche 
nur  noch  in  einer  Länge  von  c.  180  Schritt  vorhanden  Ut, 
stumpfwinkelig  an.  Von  der  sich  an  die  Östliche  Seite  an- 
schliessenden nördlichen  Ist  nur  noch  ein  c.  90  Schritt  langes 
Stück  über  der  Erde  sichtbar,  woTon  etwa  70  Sehritt  auf  den 
—  im  H.  XXI.  S.  2  erwähnten  —  naeh  aussen  abgerundetes, 
baokenarügen  Vorsprung  (Faoe)  und  o.  SO  SohxitI  aa£  den 
südwestUeh  sehräg  aUaofendep  Ansatz  (Flanke)  kommen.    An 


199 

dicke  DafiMsaagamaner  stekl  riogs  an  noch  5  bis  8'  über 
dies  Boden  hervor ,  und  ist  an  der  OsCseite  noch  fegen  18' 


den  letstem  setit  tioh  die»  mehr  in  südwesüloher  Rlohtangi 
einige  Fase  unter  dem  Boden,  fortlaofende  gerade  Linie  (Coor- 
tlne)  an,  wie  diees  an  dem  spSrliohen  Waohsthume  der  Feld- 
frttchte  sa  erkennen  isi  Es  ist  seHr  wahrsoheinlioh ,  dass  die 
nordwestliche  Kastell- Eoke  dieselbe  Gestalt  gehabt  hat,  und 
es  dfirfte  daher  ziemlich  an  das  Richtige  streifen,  wenn 
man  die  nördliche  Seite  (in  gerader  Linie  Yon  Ecke  zu 
Eoke)  auf  255  Schritt  and  die  westliche  auf  245  Schritt 
schätzt  Diese  Konstraktion  ist  jedenfalls  daroh  die  Yorgefan- 
dene  Terrainbesehaffenheit  bedingt  gewesen ,  and  da  bei  dem, 
Yor  mehrem  Jahren  stattgefandenen ,  Abbräche  des  in  gerader 
Linie,  aber  mehr  nach  Süden  als  nach  Westen,  sieh  fort- 
setsenden  Theils  der  nördlichen  Seite  das  Maaerwerk  bis  za 
15'  dick  gefunden  wurde,  so  Ist  es  aehr  wahrseheinUoh,  dass 
die  nördliche  Umfassungsmauer  dicht  an  dem  rechten  Ufer 
der  Nahe  gestanden  und  dass  daher  ihre  homwerkartige  Gestalt 
den  bcsondem  Zweck  gehabt  habe,  die  Deckung  des  Fluss- 
fibergangs mehr  zu  Yorstärken.  Gewiss  standen  alsdann  auch 
die  Grftben,  welche  Tor  den  drei  übrigen  Fronten  bofindUch 
waren,  mit  dem  Flusse  In  Verbindung,  so  dass  dadurch  die 
oft  gemaohte  Behauptung,  „das  Kastell  habe  auf  einer  Insel 
gelegen^,  geroohtfertigt  erscheinen  dürfte.  Nach  yegetius'(IY.  2} 
s^en  die  Umfassungsmauern  mit  Thflrmen  Tersehen  sein,  und 
dieses  Ist  bei  unserm  KasteU  an  der  Östlichen,  südlichen  und 
westllehen  zu  je  drei  auch  der  Fall  gewesen,  während  sie  wohl 
an  der  nördllehen  durch  das  Homwerk  ersetzt  wurden  und 
nur  In  der  Mitte  der  Courtine  einer  gestanden  haben  mag, 
in  welchem  das  Thor  war  (s.  Yeg-  lY.  4).  Die  Fundamente 
eines  solehen  halbrunden  Thurmes  wurden  Yor  mehreren  Jahren, 
etwa  60  Schritt  you  der  nordöstlichen  Ecke,  an  der  Aussen- 
selte  der  östlichen  Umfassungsmauer  aufgedeckt,  und  ist  an 
dieser  Stalle  der  Yorspringende  Halbkreis  in  dem  daranstossen« 
deh  Acker  an  dem  magern  Stande  der  Feldfrüchte  noch  erkennbar. 
Yon   dem  Thurme,   welcher  60  Schritt  Yon   der  südöslUchen 


200 

bocb.    An  ten  Ecken  denelben   waren  gnnmunfc  und  na 
den  Seiten  vra  60  m  60  Schritt  bdkninde  Tharme.    Nach 


Eoke  an  derselben  UmfatsongsmAner  gestanden  hat|  sind  anseer- 
halb  des  86  Schritt  langen  and  noek  5  Us  25'  hohen 
ziemlioh  gut  erhaltenen  Stücks  derselben  (ygl.  H.  XY.  S.  211 
ff.  a.  H.  XXI  S.  1  ff.)  ^  Ueberreste  Ms  an  13'  Hohe  deutlich 
sichtbar  I  und  wenn  man  hiernach  auf  die  übrigen  irorhanden 
gewesenen  Thürme  schllessen  darf,  so  standmi  sie  auf  10  Schritt 
längs  der  Mauer  -  Aussenseite  und  waren  mit  ^em  Radiaa 
Ton  5  Schritt  abgerundet,  wodurch  sie  auch  gleichzeitig 
als  Strebepfeiler  dienten.  Vor  längerer  Zeit  sind  in  der  weat- 
Uchen  Umfassungsmauer,  gegen  145  Sehritt  Ton  der  südwest- 
lichen Ecke  entfernt,  die  Pfosten  -  Unterlagen  des  Thores  mit 
dem  durchführenden  Pflaster  aufgedeckt  worden,  und  es  scheint 
demnach,  dass  die  porta  decumana  in  der  Mitte  der  beiden, 
an  dieser  Seite  am  nördlichsten  gelegenen,  Thürme  durehgefülirt 
habe,  und  Tcrmuthlich  hat  auch  an  der  SsUiehen  Seite  die 
porta  praetoria  dieselbe  Lage  gehabt,  woduroh  es  sich  erklären 
dürfte,  warum  gerade  auf  dem ,  Tor  dieser  Stelle  nach  Osten 
hingelegenen,  Felde  die  meisten  Münzen  gefunden  worden 
sind.  Die  Umfassungsmauern  scheinen  Tersohiedenen  Zeiten 
anzugehören ,  d.  h.  sie  sind  nach  dem  Torhandsnen  Bedürfnisse 
entweder  theilweise  Ton  Grund  aus  wieder  nenerbaut  oder 
nur  ausgebessert  worden.  Denn  das  schon  gedachte,  einige 
40  Schritt  Ton  der  südüstllohen  Ecke,  noeh  ziemlieh  gut  er- 
haltene Stiick  der  üstliohen  Seite  besteht  im  Innern  naeE 
H.  XV.  S.  211  ff.  aus  opus  spioatum,  während  das  nSrdliehste 
klehie  Stück  der  westlichen  Seite,  welches  bei  dem  Eisenbahn- 
baue an%edeckt  und .  abgebrochen  wurde,  bei  einer  obem 
Dicke  Ton  8'  jox  genz  gewöhnliebe  Qussmauer  adgte,  an  deren 
Fundament  sogar  drei  Fragmente  yon- starken,  mit  Sehuppenwerk 
grob  Terzierten,  Sandsteinsäulenschäften  mitTerwendet  nnd  die, 
auf  dem  Boden  durch  die  Rundung  derselben  entstandenen, 
Zwischeoräame  nicht  ausgefüllt  waren.  Erst  w^ter*  nach  Süden  hin 
Hess  sieh  die  regelmässige  mit  Absätzen  Tcnehene  und,  wie 
das  Yorgedaohte  Stück,  auf  Brandschutt  stehende  (s.  H.  XYL 
S»  56  ff«)  ^  Fundaaeaürang  wahrnehmen*  Allein  dieees  aohleeht 


201 

der  Terrainbesebaffcnbeit  zu  urtheilen,  scheint  dieses  K^tell 
rings  von  der  Nabe  umflossen  gewesen  zu  sein  und  auf  einer 


Amdamexilirte  Stfiek  Mauer  hatte  doch  durch  den  gnten  rSmi- 
sehen  MSrtel  eine  solohe  Festigkeit ,  dass  ee  nur  mit  der 
grStsten  Schwierigkeit  zn  beseitigen  war,  was  hingegen  mit  den 
im  H.  XXYII.  S.  64  gedachten  Mauern,  welche  die  am  Innern 
dieser  Seite  aufgefundenen  Grüfte  bildeteui  leicht  geschehen 
konnte.  —  Im  Winter  TOn  1859—1860  wurde  an  der  Sussem  Seite 
der  südlichen  Umfassungsmauer  —  (ron  der  südwestUohen  Ecke 
bis  gegen  80  Schritt  hin)  —  mehrere  Fnss  tief  gegraben  und 
es  kam  die  wohl  erhaltene  Bekleidungsmaner  sum  Vorschein. 
Von  den  im  H.  XV.  S.  214  u.  H.  XXn.  S.  1  ff.  erw&hnten 
RSmerstrassen  y  welche  nach  und  aus  der  Heidenaauer  föhrteni 
Ist  nur  diejenige  mit  Sicherheit  naohsuweiseni  die  bei  DSrrebach 
Ton  der  Strasse  Yon  Trier  nach  Biogen  abging,  sich  über  den 
hungrigen  Wolf  —  wo  TOr  einigen  Jahren  wieder  römische 
Grftber  aufgedeckt  wurden  —  dann  IXngs  des  link«i  Thalrandes 
der  Nahe  —  au  welcher  im  Jahre  1808  der  frühere  Besitzer 
der  unweit  y  nordwestlich  Ton  der  Heidenmauer  gelegenen  Oel- 
mfihle  Spuren  daron  aufgefunden  haben  soll  —  fortsetste  und 
über  diesen  Fluss  in  die  nördliche  Seite  des  Kastells  einlief, 
Ton  welchem  aus  sie  sich  südöstUch  nach  Alsey  hin  fortzog. 
Von  dem  letztem  Arme  sind  in  neuerer  Zeit  an  zwei  Stellen 
—  gegen  300  und  1000  Schritt  südösüich  ron  der  Heiden« 
mauer  entfernt  ^  Ueberreste  ausgegraben  worden,  und  der- 
gleichen 6nden  sich  auch  noch  an  dem  Abhänge  des  Galgen- 
berges, gegen  den  Darmstiidter  Hof  hin,  unter,  dem  Boden, 
was  an  dem  spärlichen  Wachsthume  der  Feldfrfichte  zu  erkennen 
ist,  daher  denn  auch  dieser  Ackerstrioh  «die  feurige  Kutsch^  im 
Volksmunde  heisst  Alignirt  man  diese  einzelnen  Thefle  mit 
einander,  so  gewinnt  es  den  Anschein,  als  ob  dieser  Arm 
wenige  Sehritte  Tor  der  östlichen  Kastellseite  sieh  s&döstlioh 
abgebogen  habe  und  etwa  l&O  Schritt  östlich  tob  dem  Darm- 
stXdter  Hofe  —  wo  noch  in  neuerer  Zeit  Qräber  aufigedeekt 
wurden  —  fortgezogen  sei.  Da  nun  die  im  H.  XXI.  S.  1  ff. 
erwähnten,  18238,  1889  u.  s.  w.  zwischen  dem  Planiger  und 
den  Bosanheiner   Wege   aufgeAindenen ,   grossen   Grabstätten 


202 


Insel  gtlegeu  zu  haben,  and  im  vorigen  Jahrliundert  sollen 
noch  die  üeberreste  einer  steinernen  Brücke  vorbanden  ge- 


auf  mehrere  hundert  Schritt  unanterhroehen  Tor  der  tildllcheii 
Kaetellseite  lagen,  und  da  man  in  dem  Whiter  Ton  1859 — 1860 
in  den  Aeckem,  welehe  gegen  70  Schritt  nSrdlleh  dieser 
Grabstätten  rieh  befinden,  aaf  eine  rieh  weit  yerbrdtende  doppelte 
Lage  Ton  schlechtem  Wackenpflaster  stiess,  auf  nnd  unter 
welchem  Scherben  Ton  rSmischen  GrabgefSssen ,  der  Henkel 
eines  DoUums,  Basammengeschmolsene  NSgel,  Thierknochen 
etc.  und  drei  gnt  erhaltene  Mittelerimünaen  Ton  M.  Anrel  rieh 
Torfanden,  —  was  mit  den  Vorhandenen  Brandspuren.  doch  wohl 
aof  eine  StStte  hinweisen  dürfte,  wo  die  Römer  ihre  Todten 
Terbrannten  — ,  so  wird  es  auch  dadurch  sehr  wahrseheinltohy 
dass  dieser  Strassenarm  nicht  aus  der  sSdliohen  KasteUseite 
ausgegangen  sei. 

In  geringer  Entfernung  you  der  Ssfliohea  Front  «iehen  rieh 
bie  an  1200  Schritt  unterhalb  der  Heidenmaner  die  GrSber 
Ulngs  der  Nahe  hin,  und  w&hrend  dieser  Fluss  In  der  N&he 
des  Kastells  sich  gern  links  Bahn  au  brechen  sucht,  hat  er 
weiter  abwlrts  die  Neigung  sich  mehr  nach  rechts  hiaauwerfen , 
wodurch  denn  bei  grossem  Wasser  und  bei  Eisgingea  schon 
öfters  Gräber  mit  ihrem  Inhalte  bloss  gelegt  worden  sind.  Diese 
lange  Gräberreihe  deutet  jedenfalls  auf  die  Yom  Kastell  nach 
Bingen  geführte  Strasse  hin,  tou  welcher  sieh  unterhalb  Bretsea* 
heim,  und  Yormuthlich  gans  in  der  Nähe  tob  Genringen,  ein 
Arm  rechts  abgezweigt  haben  mag,  der  nach  NiederilBgelheim 
führte,  wo  er  in  die  grosse  Bheinstrasae  mündete,  und  mit  der- 
selben  weiter  nach  Mainz  sog.  Für  das  letstere  spricht  dis 
Benennung  n^r  alte  Mainzer  Weg**,  welche  in  den  alten  und 
neuen  Lageibücliem  der  Ton  Kreuznach,  längs  der  nürdliohea 
Kastellseite,  an  der  Nahe  bis  gegen  Gknsingen  hinlaufende, 
sehr  ausgewaschene  >  schlechte  und  jetzt  nur  noch  Ton  den 
Gensingem  benutzte  Weg  führt,  und  auch  die  neuere  Straiis 
Ton  Kreuznach  nach  Mains  behält  im  Allgemeinen  diese  Sich- 
tung bei,  well  sie  die  bequemste  und  kürzere  ist  Der  Verf. 
sagt  oben  S.  148  sub  3,  dass  die  Strasse,  Ton  welcher  rieh  noeh 
Üeberreste  durch  Zahlbaeh  gifgen  Orais  liln  aelgen,  Tonmithlieh 


203 

wegen    seini    wekbe    von    dieser    Befestigung    flker    die 
jeUige  Nahe  fahrte.    Der  Name  und  die  Zeit  der  Entstehung 


nach  der  Heidenmauer  bei  Kreuznach  geföhrt  habd.  Die  gerade 
Richtung  derselben  würde  so  ciemlich  genau  über  Sauerschwaben- 
heim ,  Bubenheim ,  Oberhilbersheim ,  Biebelsheim  und  Planig 
nach  dem  Kreuznacher  Kastell  treffen  und  auch  die  kSrzere 
sein,  wenn  dabei  nicht  ein  bedeutendes  Hügelland  au  über- 
schreiten wäre.  Von  der  Strasse»  welche  aus  der  porta  deeumana 
die  Nahe  aufwärts  geführt  hat,  ist  kein  sicheres  Merkmal  mehr 
Yorhanden,  jedoch  wurden  hier  yor  etwa  5  Jahren  bei  dem 
Bau  eines  Hausee  am  Schlossplatse  Gräber  aufgedeckt,  und 
dabei  eine  sehr  verschlissene  Mittelerzmünze  gefunden,  welche 
dem  Anschein  nach  der  Zeit  der  Antonine  angehört.  Uebrigens 
wird  in  Nro.  11  der  Periodischen  Blätter  der  Gesohiohts-  und 
Alterthums- Vereine  in  Kassel,  Wiesbaden  und  Darmstadi  S.  298 
des  Qesohenks  eines  Metallbohrers  Yon  Eisen,  wdoher  kolossal, 
▼ierseitig,  1'  4'^  l^ng}  tAch  beiden  Seiten  zugespitzt  und  11  Pfund 
sohwer  ist,  mit  dem  Bemerken  gedacht  ^gefunden  auf  römi- 
schem Pflaster  oberhalb  Kreuznach.**  Die  Ton  mir  darüber 
angestellten  Erkundigungen  haben  ergeben,  dass  dieser  Fund 
an  dem  Eisenbahn  •  Einschnitte  hinter  dem  Hotel  Ldw  bei 
Münster  am  Stein  gemacht  worden  ist,  wo  mehrere  derartige 
Gegenstände  von  Eisen  gefunden  wurden,  welche  aber  von 
Andern  für  Ton  der  Ebemburg  abgeschnellte  mittelalterliche 
ProjeotUe  gehalten  werden.  Etwa  4'  tief  lag  unter  SteingerSÜ, 
welehes  dort  fortwährend  Ton  dem  steilen  Bergabhange  herab- 
roUt,  das  9"  dicke  und  etwa  W  breite  auf  oiroa  2*/t'  hohen 
Lehmkies  gebettete  Pflaster,  welches  übrigens  keine  Mörtel« 
spuren  zeigte.  Es  mögen  davon  an  50  Fuss  in  der  Länge 
aufgedeokt  worden  sein.  Dasselbe  schien  von  dem  bewaldeten 
Bergabhange  herzukommen  und  seine  Richtung  von  Norden 
nach  Süden  gegen  die  Ebemburg  zu  sein. 

Gegen  Ende    des  Aufsatzes    in  dem   H.  XXn.    S.  1  ff  wird 
nach  Sohneegans  (hist-top.  Beschr.  v.  Kreusnach.  Coblenz  1889.) 
gesagt,  dass  sich  unter  dem  Namen  »Heerstrasse**  noch  Spuren 
einer  Römerstrasse  vorfinden  sollen,  welche  von  der  Heiden- 
mauer durch  den  Langenlonsheimer  Wald  nach  Bingen  geführt 


204 


dieses  Kastells  mmi  onbekannt,  und!  anter  dien  vieleB  benitt« 
lief  enden  rOausehen  Ziegeln  kat  der  Verf.  keine  mit  LegiMs« 


SU  haben  soheiae,  nad  im  H.  XV,  B.  314  wird  dieser  Heer. 
•trasM  im  Langenlonsheimer  Walde  tn  der  Weise  gedacht, 
das«  sie  fom  Hansrflcken  herabkomme  und  noch  als  erkenn* 
bare  RSmerstraese  am  Kreusnacher  Kastell  Torbei  naeh  Alsey 
und  Worms  geführt  habe.  Nach  den  Ton  mir  auf  dem  Font- 
hause  im  Langenlonsheimer  Walde  darüber  eingesogenen  Er- 
kundigungen befinden  sieh  in  der  Riohtung  des,  Ton  Sohwep- 
penhausen  über  Waldlaubersheim  dureh  den  Waldlaubeiehmmer 
und  Langenlonsheimer  Wald  naeh  Langenlonahelm  führenden 
Weges  grosse  Qrabhflgel,  welche  HunnengrSber  genannt  werden ; 
dass  aber  in  dem  Langenlonsheimer  Walde  noeh  Spuren  ron 
einer  Strasse  Torhanden  w&ren,  welche  in  der  Umgegend  ,|Heer- 
Strasse**  genannt  werde,  daTon  ist  dem  seit  fast  60  Jahren 
daselbst  angestellten  Herrn  tou  Borisini  niehte  bekannt.  Der- 
selbe hat  einen  dieser  Hügel,  welcher  dieht  istlioh  tx>r  dem 
Forsthause  sieh  befand,  aufgraben  und  abtragen  lassen,  nnd 
es  wurden  Lanxenspitsen  und  andere  Alterthumsgegenstiade 
daiin  gefunden ,  welche  nach  Mains  gekommen  und  dort  fSr 
altdeutsch  erkannt  worden  rind.  An  demselben  Wege,  etwa 
1600  Schritt  nördlich  Tom  Forsthause,  wurden  ror'  ISngerer 
Zelt  twel  kubisehe  SteinsSrge  aufgedeckt,  in  welchen  sich  ausser 
einem  iingUch  sohmalen  Glase  nichts  Ton  SrhebHohkeiC  rorfsnd. 
Auch  der  antiq.^hist.  Verein  fBr  Nahe  und  HunsrScken  hat 
einige  dieser  Hfigel  aufgraben  lassen,  alMn  es  Ist  dabei,  ausser 
einer  Lansenspitze,  nichts  nennenswerihes  gefanden  worden.  Wenn 
man  nun  trotz  dem  annimmt,  dass  diese  QrabhOgel  die  Wchtong 
einer  alten  RSmerstrasse  beseiehnen,  so  wird  man  auch  angeben 
müssen,  dass  dieselbe  entweder  ron  dem,  bei  Dürrebach  Ton  der 
Strasse  Ton  Trier  nach  Bingen  abgehenden  nnd  sieh  naeh  der 
Heidenmauer  bei  Kreuznach  wendenden,  Arme  Hnks,  etwa 
nürdüch  Ton  SchSneberg,  oder,  was  wegen  der  au  Btromberg 
Über  den  Qüldenbach  gefQhrten  Brücke  noeh  wahrscheinlicher 
sein  dürfte,  bei  dem  letitgedaehten  Orte  reohta  Ten  jener 
Strasse  abging,  und  tn  der  angegebenen  BlehlQng  Über  Langea- 
lonskeiiB  mitlelst  einer  Fuhrt  iwisehen  Geasingen  an4  Bretten- 


205 


«tempeln  gefunden.  Die  grosse  Anzahl  von  ri^miscben  MQnsen, 
die  innerhalb  der  Umfassungsmauer  und  östlich  von  derselben 
gegen  die  Nahe  hin  gefunden  werden  und  dem  Verf.  zu 
Gesieht  gekommen  sind,  umfassen  die  Periode  von  Gallienus 
bis  Honorius.  Wenige  waren  älter,  und  es  scheint  daher, 
dass  diese  Befestigung  unter  Gallienus  entstanden  und  unter 
Honorius,  bei  dem  Elnfatle  der  Vandalen  und  der  mit  ihnen 
verbundenen  Völker,  im  Jahre  407,  mit  so  vielen  andern 
römischen  Etablissements  awischen  Mainz,  Metz  und  Trier 
zerstört  worden  ist. 

Die  Fortsetzung  der  J^merstrasse  las^t  sich  von  der 
Heidenmaner  bis  auf  die  Höhe  beim  Darmstädter  Hofe  ver- 
folgen. Wahrscheinlich  hat  dieselbe  zunächst  nach  Alzey 
geführt,  wo  man  wieder  die  Spuren  eines  römischen  Kastells 
gefunden  hat.  Auf  einer  grössern  Strecke  von  der  Heiden- 
maner aulB  finden  sich  neben  dieser  Strasse  in  dem  Boden 
viele  Deberreste  römischer  Gebäude,  und  auf  der  Höhe  beim 
Darmstädter  Hofe,  so  wie  auf  der  linken  Seite  der  Nahe 
auf  der  Höhe,  der  hungrige  Wolf  genannt,  hat  man  grosse 
römische  Grabstätten  entdeckt,  wo  in  den  letzten  Jahren 
viele  Urnen  von  Glas  und  gebrannter  Erde,  Münzen  etc. 
ausgegraben  worden  sind.  Ueberbaupt  ist  die  ganze  Um- 
gegend von  Kreuznach  sehr  reich  an  römischen  Alterthflmern. 
Kreuznach  selbst  ist  nicht  römischen  Ursprungs,  aber  wahr- 
scheinlich bald  nach  der  Zerstörung  obigen  Kastells  ent- 
standen, da  dieser  Ort  bereits  eine  Domäne  der  ersten 
Karolinger  war,  die  hier  ein  Palatium  hatten. 


heim  an  dem  Punkte  die  Nahe  überschritten  habe,  wo  sieh  die 
am  rechten  Ufer  dieses  Flusses  von  der  Heidenmauer  herab- 
kommende Strasse  theils  nach  Bingen,  theils  nach  Mainz  wendete. 
E.  S.  (üeber  die  neuesten  Funde  werden  wir  im  Anschluss 
an  den  Bericht  In  Heft  XXYII  p.  63  im  näohsten  Hefte  Mit- 
theilangen  -vorlegen.    Die  Red.) 


206 


10.    Römerstraflse   von  Trier  ilber  den  Hohwald 
nach  Frauenberg  an  der  Nahe  u.  a.  w. 

Diese  Strasse  wird  weder  in  den  lünerarien  noch  auf  der 
Peutingerschen  Tafel  aufgeführt.  Auch  gehörte  dieselbe 
ihrer  Bauart  nach,  wie  die  noch  vorhandenen  Ueberreste 
zeugen,  nicht  zu  den  grossen  Militaiiistrassen  des  römischen 
Reichs.  Sie  hat  zwar  dieselbe  Breite  wie  jene,  aber  ihre 
Erhöhung  über  den  Boden  und  ihre  Besteinung  ist  nicht  so 
bedeutend  und  sie  dürfte  daher  eher  za  der  Klaase  der 
Vicinalstrassen  zu  zAhlen  sein. 

Sie  folgte  der  Römerstrasse ,  welche  von  Trier  fiber  jlit 
Büd lieber  Brücke  nach  dem  Heidenpiltz  etc.  führte,  bis  auf 
die  Höhe  zwischen  Mertesdorf  und  Fell  (1  %  Stunde  von  Trier). 
Hier  geht  sie  rechts  von  dieser  ab  und  in  der  Richtung  der  neuen 
Chaussöe  von  Trier  nach  Hermeskeil,  nur  noch  wenig  sicht- 
bar, auf  der  Höhe  von  Thom  fort  bis  zu  dem  Anfange  des 
Hohwaldes  zwischen  Farschweiler  und  Osburg.  Bald  nach 
dem  Eingange  in  den  Hohwald  schneidet  sie  dia  nene 
Strasse  und  führt  östlich  von  derselben,  in  gerader  Richtung 
der  Höhe  folgend,  gegen  l&OO  Schritt  westlich  von  Pölert 
und  zwischen  den  ThAlern,  welche  nördlich  nach  der  west- 
lichen Dhrone  und  südlich  nach  der  Prims  herabfallen,  nach 
dem  sogenannten  Königsfelde.  Dieser  auf  der  Höhe 
zwischen  Hermeskeil  und  Pölert  gelegene  theils  kulti- 
virte,  theils'  mit  Wald  bestandene  Punkt,  wo  noch  fort- 
wahrend römische  Alterthümer  gefunden  werden,  war  offenbar 
der  Etappenort  zwischen  Trier  und  dem  zweiten  römischen 
Etablissement  bei  Frauenberg. 

Das  Königsfeld  liegt  fast  in  der  Mitte  zwischen  Trier 
und  Frauenberg,  und  ist  von  Trier  6,  von  Frauenberg 
7  Stunden  entfernt.  Elwa  1600  Schritt  westlich  von  dem 
Rönigsfelde,  an  der  Römerstrasse  und  an  den  Quellen  des 
Rothenhaehes ,  liegt  der  Heidenbrnch ,  ein  Ort ,  wo  *  ktaCg 


207 

röniseke  Minsea  and  GrAber  gefunden  werden,  und  welcher 
wahrscbeinlich  der  ri^rainehe  Begrftbnissplats  von  dem  Etabli^ 
sem^t  auf  dem  Känigsfelde  war. 

Von  dem  Königsfelde  sieht  sich  die  ROmerstrasse  in  nord- 
dstlicber  Richtung  in  einem  grossen  Bogen  auf  der  Eüht  an 
der  rechten  Seite  der  Prims  hinauf  bis  an  den  sfldlichen 
Abhang  des  Steinkopfs  bei  Halbom.  Die  Römer  haben 
wahrscheinlich  der  Strasse  diese  Richtung  gegeben ,  um  die 
Brucbstrecken  xa  umgehen  j  in  welcher  die  Quellen  der 
Prims  liegen.  Sie  wendet  sich  dann  sQdAsflich  über  den 
Hohwald^"),  führt  bei]  Börftnk  Aber  das  flache  Thal  der 
Trau  oder  Traun ,  und  nwischen  diesem  und  Rinaenberg 
ttber  den  Hauptnug  des  Hohwaldes.  Von  Rinnenberg  geht 
sie  nach  der  Gollenberger  Spitne  und  durch  den  Wald 
„Wasserschied^  genannt,  nach  der  Stelle,  wo  sich  die  Strasse 
TOtt  Birkenfeld  nach  Oberstein  und  Neben  theilt.  Hier  be- 
finden sich  die  Ruinen  eines  grossen  römischen  Geb&udes, 
in  welchen  vor  einigen  Jahren  ein  Steinbild  des  Vulkan 
gefunden  worden  ist.  Von  dieser  Stelle  wendet  sie  sich 
Aber  Rimsberg  nach  Kronweiler  an  der  Nahe  und  auf  die 
Höhe  bei 

Frauenberg.     Hier  befinden   sich   auf  einem   kleinen 


187)  Am  nSrdliclieii  Abhänge  des  Hohwaldes  liegen  die  Hainen 
der  uralten  Barg  Dhronecken  oder  Throneok,  die  früher  der 
Familie  Ton  Hagen  geh5rte.  Südlich  davoU}  im  Hohwaldoi 
der  sonst  wie  die  Vogesen  den  l(amen  Wasgaaer  Wald  führte} 
befindet  sieh  der  ThrSnenweiher  (die  Quelle  der  Traa),  wo 
naoh  einer  fiagOi  die  sich  In  dem  Mande  des  Tolks  erhalten 
hat,  ein  KSnig  ermordet  worden  sein  soll,  und  an  diese  Qegend 
grenzt  der  Hunsrücken  (das  Land  der  Heunen)  und  es  ist  sehr 
wahrscheinlich,  dass  der  Dichter  der  Niebelungen  die  Ermordung 
Siegfried^s  durch  Hagen  von  Throneck  in  diese  Qegend  setzt, 
nnd  dass  diese  Dichtung  auf  einem  geschichtliohen  Faktum 
bemhl,  welches  in  dieser  Gegend  statt  fand. 


208 

Plalean,  welcheB  gefen  die  Nahe  iibiI  gegen  swei  Seite»- 
tbäier  derselben  steil  abfUtt,  die  Ruinen  rttnischer  Gebäude, 
und  die  Lage  derselben  macht  es  wahrsdieinlich ,  data  ea 
eine  rtfnische  Befestigung  war.  Mfinsen  nnd  andere  Alter- 
thfimer  werden  hier  noch  fortwährend  sehr  viele  gefunden. 

Von  den  rdmischen  Ruinen  bei  Fraueuberg  ffibrie  die 
Römerstrasse  an  Ausweiler  vorbei,  und  vereinigte  sidi  bei 
Breunchenborn  mit  einer  andern ,  welche  von  der  römischen 
Befestigung  auf  dem  Schauenberge  bei  Tholey  kommend, 
aber  Wolfersweiler ,  (iber  den  Feldberg  nördlich  von  Baum- 
holder, dann  sOdlich  von.  Frohnhausen  und  auf  der  Höbe 
fort  uwiscben  Bllenbach  und  Kewersheim  gegen  Grumbach  ^^) 
etc.  führte.  Hier  hat  der  Verf.  die  Spuren  dieser  Strasse 
verloren,  und  kann  daher  nicht  angeben,  wohin  sie  weiter 
geftthrt  hat. 

Der  Ring  bei  Otsenhansen  (südöstlich  von 
Hermeskeil).  Eine  halbe  Stunde  nordöstlich  von  Otnrn» 
hausen  befindet  sich  auf  der  Kuppe  eines  hohen 
bewaldeten  Vorberges  des  Hohwaldes,  der  söd- 
lieh  und  westlich  gegen  Otaenhausen  und  nördlich  gegen 
ein  Seitenthal  der  Prims  steil  abfällt,  eine  uralte  Befestigung, 
welche  in  der  Umgegend  der  «Ring''  ^^)  genannt  wird.   Dic- 


188)  TgL  Jahrb.  H.  I.  S.  100  ff.  H.  XVII.  8.  226  und  227  und 
H.  XXÜI.  S.  181. 

189)  Ringe  oder  RingwlOle  heisMii  bekanntUch  die  aaf  dem  Tamrai 
und  in  den  westflUisohen  Gebirgen  auf  den  Bergkappen  anf. 
gebXaften  SteinwiUle»  welche  den  Germanen  bei  den  InTasionen 
der  Römer  Ton  dem  linken  Rheinufer  aoa  als  Zoflaoht«.  und 
Yertheidigttngspunkte  dienten.  Aehnliche  Befestigungen  befinden 
sich  auf  den  Yogesen  im  Elsass  und  in  der  Pfals,  so  wie  auf 
dem  Soon*  und  dem  Hohwalde.  unter  letstem  Ist  der  Ring 
bei  Otsenhausen  der  bedeutendste,  so  wie  in  der  Pfals  die 
Heidenmauer  bei  Dürkheim,  welohe  das  Plateau  eines  hohen 
gegen  das  Rheinthal  abfallenden  Berges  nrnsohlleseti  and  an 


909 

MMe  karteht  atts  cio^m  Walle  ron  kOnsIlicb  aiif|reiiaaftea 
Grauwackea.  und  Qaarcsteieen ,  ireldifr  die  oTalfbmtige 
ffSehe  des  Berges  umsdiKesst,  vod  ansseit  ^g^  den  AUiaiif 
It  bn  S0%  Ton  innen  6  bis  W  HObe  imd  eine  untere  Aii- 
lag^e  ron  M  bis  36^  bat  Daa  flanae  bat  einea  Uarfang 
von  beinabe  einer  halben  Stunde ,  und  an  der  Sfldaeite,  wo 
der  jetilge  Weg^  von  Sotem  naeb  Ziaeb  durcbfflbrty  eine 
OeiTnung  oder  Eingang  von  der  Breite  einer  Wag eaapttr« 
Etwa  M  Scbritt  von  der  Hauptunwallmig  beAndet  sieb  an 
dem  steilsten  Abbange  des  Berges  ein  sweiler  ftbnKcber 
Steinwally  der  die  erste  von  drei  Seiten  naschliesst  und  von 
•uasen  xom  Theil  bis  40^  boch  ist  Die  Masse  von  Steioeni 
woraus  diese  beiden  Wälle  bestehen,  scheint  groasenibeils 
anf  der  Höbe  des  Berges,  innerhalb  der  Hauptumwallnug 
gebrochen  worden  au  seioi  und  noch  vor  80  oder  40  Jahren  soll 
sieb  innerhalb  der  letatern  eine  Quelle  befundeu  haben, 
welche  gegenwärtig  am  Fusse  des  Berges  entspringt  .und 
sehr  wasserreich  ist« 

In  der  Gegend  von  Abentbeuer  ^^)  und  dann  in  4er  Bld»- 
Mkg  gegen  Rinnenberf  belindeii  sieb  an  dem  sNticben 
Abhänge  des  HohwaMes  noch  abnliebe  SteinwMe,  jedoch 
von  geringerer  Ausdehnung  als  der  Rfaig  bei  Glaenhausen. 


dm  Stellen,  wo  der  Zugang  weniger  stell  ist,  einen  tiefen  und 
breiten  Graben  Tor  sieh  hat.  Alle  Befettlgansen  der  Art  anf 
der  linken  Rheintette  eehelnea  In  der  ZeU  entetaaden  so  tela, 
wo  sieh  die  Deutsobea  (hier  die  Allei»annan)  in  dem  damals 
r^misoheii  Qebiete  festausetsen  anfingeiif  und  ihnen  als  Yer- 
theidigon^pankte  zonSohst  gegen  die  R5mer  und  später  wohl 
auoh  gegen  die  andern  Volker  gedient  zu  haben ,  welche  bei 
dem  Untergänge  des  weströmisohen  Reiches  der  Reihe  nach 
tiber  den  Rhein  gingen  und  steh  in  den  römischen  PrOTlnsen 
festsetzten.  (Vgl.  Jahrb.  H.  VH.  8.  120  ff.) 
19^  Vgl.  Jahrb.  H.  XXHT.  8.  131  und  den  beriehtigeadea  AHlliel 
bi  deiqs*  H.  S.  194  fff 

14 


Vor.  ieBselbea  am  Fafie  to  Clebirfes  Sniti  mm  Jiock 
viele  Deberreste  voa  GrAbero,  welche  »ich  bis  ao  itu  Biog^ 
erstrecken  und  in  der  Ungegend  die  Huanennchtti aea  gcunt 
werden«  Dies«^  JUfaißi  iiiclit  i^bne  Grund  vermutben,  dnp  ^i 
dem  Einfalle  Atlilae  in  Gallien  (451)  die  damalig  scbM 
genaanifcbe  Bevölkerung  der  Gegend  sich  in  das  bewaldete 
Gebirge  des  ftobwaUes  geflacMei  ^nd  xa  ihver  yertheidft- 
giwg  nadi  genaaniscber  Sitte,  eine  gritaisere  verscbannte 
JUinie  von  Ringenberg.  bis  an  Otaeeubaiiaen  angel^  ll^be« 
wovM  der  Ring  das  HaMptreduit  bildete« 

11.   ROmerstrasse  von  Trier  nacb  der  römischen 

Befestigung    auf  dem    Scfaanenberge    und    den 

Varuswalde  bei  Tholey,  und  von  da  theils  nach 

dem  Herappel  bei  Forbacb,  theils  nach  dem 

WO rsch  weiter  Kloster  an  der  Blies. 

Diese  Strasse  mit  ihren  Seitenarmen,  wovon  sieb  nodi 
«lelo  Qcbeifesle  erbaUen 'haben, •  wird  wieder  in  Aem Minerar 
des  Amtonig ;  noqb  sißi  der  Pi^ulkingi^ra^hen  Jafel  genangti 
obgleich  dieselbe  ihroc.üonstmktion  «leh  m  den  grOsnei^ 
Hilitahmtcnaseii  deo  :  r^Hiischen  Reichs  gehOri  m  h%h«P 
scheint. 

Pie  ersten  Spuren  di^er  Römerstra^^  werden  auf  deas 
WoUbberge«  %  Stunde  von  Trier ,  sichtbar,  von  wo  sich 
dieselbe  durch  den  HathAuseie:  Wald  nicht,,  und  eidlich  voa 
diesem  WaMe  die  neue  Chaussee  von  Trier  nach  Pellingea 
berührt.  Sie  lauft  von  da  M  Schritt  Ostlidi  von  der  neuen 
Chaussöe  mit  dieser  parallel  bis  dahin,  wo  die  letsterc 
sich  nach  Pellingen  wendet.  Die  Römerstrasse  geht  in  ge- 
rader Richtung  über  die  Höhe  westlich  von  Pel^ngen,  uu4 
trifft  südlich  von  dieser  Höhe  wieder  mit  der  Strasse  uych  Nie* 
1  demerf  Msamnmn,  der  sie  im  Allgemeinen  über  die  Pollimer 
Haide  bis  n  drei  hohen  Grabhügeln,  dm*  JlrcMLopg^.  gnnannt, 


4 


an 


to\gt.  Hier  veriftsst  die  ROmerstrasM  «lie  geg;enwartige  nach 
Niederzferr,  wendet  sicli  auf  der  Httlie  fort  nm  den  Benraiber 
Weiher,  und  trifft  wieder  In  jene  Strasse  bei  dem  Wegweiser^ 
wo  der  Weg  nach  Merzig  von  ihm  abgeht  Von  hier  fahrt 
die  JStrasse  nach  Niederzerf  auf  der  Römerstrasse  bis  an 
dieses  Dorf/  wo  die  letztere  am  westlichen  Ende  desselben 
Aber  den  Zerfer  Bach  ging,  sich  steil  tlber  die  Höhe  wendet^ 
'die  neue  Chaüsis^e  nach  Weisskirchen  schneidet,  östlich  von 
derselben  in  der  Richtung  des  alten  Weges  Ober  den  bei 
Proramersbach  in  die  Ruwer  fallenden  Bach  führt  und  an 
der  rechten  Seite  desselben  auf  den  HauptrUcken  des  Hoh- 
Walded  hinaufführt.  An  dem  südlichen  Abhänge  des  Höh- 
waldes  ist  die  neue  Chaussee  grossentheils  auf  die  Römer- 
strasse gelegt,  und  hi^r  befinden  sieh  auf  beiden  Seitett 
derselben  die  Ceberreste  eines  grossen  römischen  massiven 
Gebäudes,  wahrscheinlich  eines  kaiserlichen  t^osthaoses  (Mu- 
tatio).  Von  diesen  Ruinen  geht  die  römische  Strasse  gegen 
400  Schritt  westlich  von  Weisskirchen  vorbei,  und  wendet 
sich  oberhalb  Theilen  in  der  Richtung  der  gegenwärtigen 
Chaussee  gegen  Wadem.  Eine  hand*  Stunde  westlich' von^ 
fliesem  Orte  terlässt  sie  die  genannte'  'Cbaufisfe'tfiid^rendet 
iäch  östlich  von  Noswendel  gegen  flie  Priins',  'Aber  *itdche 
sie  bald  unterhalb  der  Mthidung  des  Wadrillbacbes' geführt 
hat.  Ueberreste  MnerBrtieke  sind  Irier  nicht  mehr  torhänden: 
Auf  der  linken  äeite  der  Prims  füiirt  sie  die  Höhe  hinauf, 
Aber  däi  Dieusterhof,  nathOeberrotb,  nach  Roth  nnd  sfldlfch 
an  Basborn  vorbei  nach  dem  römi^cfafen  Kastell  auf  der 
itoppe  des  Schauenberges  bei  Tbnley^*^). 

Auf  diesem  hohen  Berge,  der  eine  ausserordentlich  weite 
Aussicht  gestattet,  befinden  sich  noch  drei  halbkreisförmige, 
wohl  erhaltene  Erdwälle,  welche  sieh  terrassenförmig  hinter 
Mnän^^r  etteben,  und  die  obere  Ffäeh^  des  Berges  bis  n 

..lai).,^^,.  jafcr*.  ^.  X.  s.  IS.«   ... 


212 

dem  steiIeD  uiid   felsigen  sfidlieben   Abfalle  gegen  Tkoley 
umschliesBen.    Längs  der  Krete  dieses  steilen   Abfalls  sind 
noch    die   Ueberreste    einer  starken  römischen    Gnssnaner 
sichtbar,  welche  sich  von   dem  einen  Endpunkte  des  aosser- 
sten  Erdwalles  bis  nu  dem  andern  erstreckte.    Eine  andere 
Haner    führte  lAngs  dem  Banket  des  innersten  Erdwalles, 
so  dass  die  Befestigung  auf  der  nugAnglichen  Seite   gegen 
Westen,  Norden  und  Osten  aus  drei  Gräben,  drei  ErdwäUen 
und  einer  Mauer  bestand.    Die  Eskarpe  des  innersten  Erd- 
walles bis  nur  Grabensohle  hat  gegen  36%  die  des  mittlem 
gegen    25\   die  des  äussersten   gegen    15'  Bähe   und  ror 
letzterem  befindet  sich  noch  ein   10'  tiefer  Graben.     Der 
Eingang  in  das  Innere  der  Befestigung  führt  von  Norden 
her  in  der  Milte   durch  die   drei  ErdwäUe,  und   die  noch 
vorhandenen  Mauerreste  beweisen,  dass  eben  so  viele  Thore 
hier  waren.    In  dem  Innern  östlichen  Baume  befinden  sieb 
noch  die  Euinen  einer  Burg  von  geringem  Umfange,  welche 
den  Grafen  von  Schauenburg  gehörte,  und  wovon  die  noch 
vorhandenen  Hauern  groasentheils  aus  nerschlagenen  römi- 
sdien  Steinmonumenten  bestehen.   Der  von  den  Ruinen  dieses 
Schlosses  nkht  eingenommene  innere  Baum  ist  mit  rUmischea 
Hanem,  die  aum  Theil  aber  die  Bodenfläehe  hervomgqi, 
bedeckt.    Eben  so  linden  sich  ausserhalb  der  Befestigung 
an  dem  sfldlichen  Abhänge  des  Berges,  wo  derselbe  gegen 
Tholey  flacher  wird,  noch  viele  Ueberreste  römischer  Gdktnde 
Auf    der  Höhe  des    Schanenberges    entspringen    mehrcr« 
jedoch  nicht  wasserreiche  Quellen.     Viele  römische  Alter« 
thOmer,  besonders  Waffen  und  Hannen,  werden  nodi  forU 
während  auf  und  an  dem  Schauenberge  gefunden. 

In  Verbindung  mit  der  römischen  Befestigung  auf  dem 
Schauenberge  stehen  die  weitläufigen  römischen  Eninea, 
welche,  eine  kleine  halbe  Stunde  östlich  davnn,  in  dem 
sogenannten  Varuswalde  gelegen  sind.  Die  Römerstmise 
von  Trier  fahrt  theils  aber  den  Sdiauenberg  nach  diesen 


S18 

BflioeB,  tkfüs  geht  ein  nftherf r  Arm  derselben  auf  der  Hube 
iwiecben  dem  Deiuterbofe  mid  Deberrolh  linke  ab,  ttber  den 
Trauschberg  und  ni^rdlich  von  Theley  vorbei  nacb  dem 
Varuawalde.  Dieser  ganae  Wald  ist  mit  TrOmmerhanfen 
rdmiscber  Oebände  und  Hauern,  die  zum  Theil  noch  mehrere 
PnsB  über  den  Boden  hervorragen,  bedeckt,  welehe  die 
ehemalige  Existeme  eines  Orts  von  grösserm  Umfange  be« 
weisen.  Noch  im  letzten  Frtthjahre  (1829)  wurden  hier. 
Mm  Behuf  von  Bausteinen,  die  Ruinen  eines  runden  Tempels 
ansgegraben,  in  welchem  sich  ausser  acht  grossen,  scbOn 
gearbeiteten  Säulen,  drei  Statuen  von  Stein  und  eine  grössere 
Anzahl  kleiner  bronzener  Votivbilder  fanden.  Alles  war 
bereits,  als  der  Verf.  nach  Theley  kam,  zerschlagen  oder 
ai|  die  Juden  verkauft.  Neben  dem  Wege  von  Tholey  nach 
Bliesen  ist  unter  diesen  Ruinen  noch  ein  wohl  erhaltener 
rdmischer  Brunnen  sichtbar.  Ueber  den  Ursprung  und  die 
Benennungen  der  rAmiseben  Befestigung  auf  dem  Schauen« 
berge  und  des  Btablissements  in  dem  Vamswalde  schweigen 
die  auf  uns  gekommenen  römischen  Nachrichten.  Nach  einer 
Tradition,  die  sich  in  der  Gegend  erhalten  hat,  soll  Riecius 
Varus,  der  unter  Maximian  I  (gegen  290)  Statthalter  von 
Gallien  war  und  sich  durch  seine  blutigen  Verfolgungen  der 
Christen  auszeichnete,  der  Grflnder  dieser  Orte  gewesen  sein, 
wogegen  jedoch  die  vielen  Münzen  aus  der  frOhern  römi- 
schen Periode,  die  hier  gefunden  werden,  zu  sprechen 
scheinen. 

Die  vielen  römischen  Alterthömer»  welche  man  bis  fetzt 
bei  dem  Imsbacherhofe »  bei  Theley,  bei  Steinbadi,  Oresau- 
bach,  Limbach,  Urexweiler,  in  dem  Walde  bei  Stennweiler 
etc.  gefunden  hat,  beweisen,  dass  sich  in  der  ganzen  Um- 
gegend  von  Tholey   römische  Ansiedelungen^^)  befanden. 


192)  Der  Verf.  ist  der  Anaioht,  dass  die  meisten  römiiohen  Etablis- 
sements In  den  Rheingegende«  .dmek  Veteranen -Kolonien  ent* 


und  dasis  die  Bcffstignng  aaf  dem  SchauenUerge  irailiradiriii-. 
iicb  SM  Schills  derselben,  so  wie  des  greaaen  Btabliaaebents 
in  Varuawalde  dieiitr. 

Unter  den  ATflnscen ,  ivelehe  bei  Tholey  gefunden  werdca 
und  dem  Verf.  zu  Geaichi  gekommen  sind ,  haAmden  sich 
9wei  Goldstücke  von  Valentinian  Ili  (tou  4^  Ma  465) 
welche  zu  beweisen  scheinen,  daaa  —  wenigstens  die  Be- 
festiguttg  auf  dem  Sthauenberge  —  nicht  ihren  Untergang  bei 
den  Verheerungen  der  Vandalen  etc.  in  den  Jahren  4M  nnd 
4M  gefunden  hat^  sondern  wahrscheinlich  erst  dnrcb  die 
Hunnen  451 ,  oder  nochepiler  durch  die  Franken  ^  verstM 
worden  Uf.  :      '  /     : .  »  :     i    : 

Vott  dem  Varuswalde  geht  die  Römefc6tcatee  innter  den 
jetsigen  Nataien  der.  ^iRtiuisfraase?  (Oreiiiatrasse ,- weil  sie 
die  Oefaiarknagen  .der!  anf  jbcideft  StüHisk  in  dea^ThÜeni 
liegcsiden  Di^rfor  sc*eMet)i:aaf  der  Btthe  ii^  sAdBcher  Rieb- 
tnngi:A>#t  hiä  iU;  den  Wi^U  voi  St^aiiweMer^  wo  sich  waedct 
Eujinen  eineb:  römiscben.SCaAlisseflmkls.  fiiidlSQ,  Sie  iel  ia 
dieser  fiulferuung  noch  fast  durchgangig  sichtbar,  ftei  dea 
gedachten  Ruinen  theiit  sich  die  Strasse  in  xwei  Arme. 


sUnddo  sind.  Nmch  der  rSmlaobeD  MiliUiryarfaasuns^  erhiaUeit 
die  Soldaten,  die  Infanteristen  ^ewöhnlioh  nach  ^Ojähriger,  die 
Kavalleristen  nach  l6jähriger  Dienatzfit,  ihre  Entlassung  apd 
mit  derselben  von  Seiten  der  Regierung  grössere  oder  kleinere 
Strecken  Land  und  die  nöthigen  Mittel  zur  Urbarmachung  und 
Anbauuog  desselben.  *  Die  SShne  dieser  V^terän^n  traten  ge^tyhn- 
libh  jnft  dem  1-9.  ödjer,  20.  Jahre  i^i^dorlh  ^lUkairdieiiitay  und 
efaatit^n;g^s0iaxitkeiU.d^n  Abganff.  , Ma«  ^nd^  4aft}|(if  fast  aa 
allen  den  Ortep>  wo  sich .  rSn\Uohe  ^pt^festigungen  Ton  einiger 
,  Bedeutung  befanden ,.  die  Uaberreste  solches,  Ansiedolungen, 
denen  die  Befestigung,  von  der  sie  auagfngen,  bei  der  liavasion 
der  Germanen  als  Zufluchtsort  diente.  Eine  sehr  grosse  Anzabl 
▼on  Ortschaften  in  den  Rheingegenden  Terdankt  ihren  ersten 
"Un^rttng' Bolekeii'r9miaeheli  Veteraeen-Holonieo. 


A  beA&tt  die  frilbere  AUhtmig  «nd  'den  MMeH  lUnh- 
shttssA  und  ffhrt  an  NeuDkii^h^n  verkei  gegen  das  Wftrseb« 
weller  Rtofttet.  --  Dfe  'weitere  Forisetsung  dieser  Strasse 
filt  deih  Verf.  nicht  bekannt,  es  ist  jedoch  htfcbst  wahi^ 
silhetiiHch;  dass^  dieselbe  nach  Stmssburg  (Argenloratam)' 
fiibtte,  nnd  in  der  spatern  rsmiscben  Periode  die  nächste 
VerbindUBg  swisehen  dieser  r5inisehen  Haäptfestung  am 
OberrhcSn  und  Trier  bildete. 

'-  B  geht  redit»  ab  über  Steanweiler  itnd  anter  itm  Namen 
der  Grit nlFngastrasffe  aerf  der  H^be  fort  awtsehen  den 
Friedriebstliater  und  F^ob-Baehe  aber  das  Steigerhaos, 
Jägerhaus  y  a»  der  BiMstdcker  H5he  und  dem  Hfinerfelder» 
böte  eie.  rottet  iiadi  dem  Saartliale  herab.  Ste  ist  oberhalb^ 
Guersweiler  über  die  Saar  gegangen  ^  und  wie  es  «chefnti 
äAvf  Triller  PfaMbrflefte,  indem  sieb  hier  ita  der  Saar  noch 
die '  !Bei>erreeie  von  sehr  starken  eicbenen  mit  Elsen  b^- 
aeÜfagctteB  Pfosten  beftndetai,  und  bat  von  da  nacbdeof 
Üentppel  getBbrt. 

'^Dier  Chrtnünga-  und  Rennstrasse  ist  die  alte  Terbinduag' 
swineben»  SKaarbrüiiLen  und  Trier,  und  wird  bis  an  den 
Vianiawald  noch  jetat  als  Fahrweg  benutat.  Von  dem  Varus« 
wcalde  ging  sie  ttber  den  Imsbacherhof,  Hettnieh,  Castel, 
westlich  von  Nonnweiler  vorbei  und  über  Hermeskeil  nach 
Trier.  Zwischen  dem  Varuswalde  «nd  Mettnieh  ist  dieselbe 
gegenwärtig  als  Sebmucklerweg  verboten. 

Monument  desMithras  bei  Schwarzerden,  gegen 
2  Stunden  südwestlich  von  Cusel. 

'  Dieses  i^ebr  beschädigte  iTTonument''^)  befindet  sich  auf  der 
linken  Seite  eines  Wiesenthkles  und  ist  en  relief  in  eine 
gegen  l^flden  gewendete  Felswand  von  rothem  Sandsteine 
gehauen.  Dasselbe  liegt  i^  i)is  18'  Ober  der  Sohle  der 
Wi^e  und  es   scheineii  Stufen  von  letzterer  zu  ibm  hinauf 


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ia0^«.lfoi|l*  «Jahvb«  n.  l  a  ICdaad.H*  |y.  £k  96b.     ..  4 


»10 

gefllkit  Bu  fcafeen^  die  gegciiwartif  mit  Brde  bededU  siod. 
D«8  eigfntliche  M»ii««oat  Ul  6'  10"  hoch  uad  hreit»  u4 
hat  vor  sich  bis  auoi  Abfall  gegan  die  Wiese  eise  abeae 
RIache  Toa  u  6'.  Die  ia  die  Felswaad  gehaacAea  Lltehcr 
aber  dem  Bilde  habea  ofeabar  auai  Kiasetaea  voa  Balkea 
gedienli  welche  eia  ttber  dem  MoBumeaie  errichtetes  Daeh 
tragea.  Die  Ausfühniag  war,  so  viel  sich  ans  dea  Uaber- 
restea  noch  erkennen  lasst,  nur  mUtelmassig«  Der  Stier 
kniet  mit  dem  rechten  Vorderfasse  auf  einem  Steine,  oder 
Altare,  uad  unter  ihm  silat  ein  Lttwe.  Ueber  der  ebem 
Einfassung,  au  beidea  Seiten,  sind  awei  sehr  beschädigte 
Figuren,  worou  die  eine  einea  Baam  damustellea  schaiat, 
awischM  dessen  Zweigen  eine  meascUiche  Figar  sitat;  die 
andere  Figur  ist  stehend. 

Dem  Honameat  gegenftber,  auf  der  rechten  Thaihttbe  der 
Wiese,  befiaden  sich  Ueberreate  von  rttmischen  Gebinden, 
wo  viele  Mtlnaen,  Utensilien  ete»  gefunden  werden.  Das 
Dorf  Schwaraerden  liegt  einige  hundert  Schritt  stdtallieh 
voa  diesen  Ruinen.  In  dem  Thale,  welches  sich  von  Sishwaiw- 
erden  nach  PfeiTelbach  herabaieht ,  werden  virie  röarische 
Alterthüraer  gefunden.  Bei  dem  nordwestlich  davon  gelegenen 
Dorfe  Fraisen  sind  schöne  rdmische  Bader  aufgedeckt  worden. 


12.   Rttmerstraase  von  Meta  über  Narbifontaiae 

und  den  Berafpel  nach  dem  Wörschweiler 

Kloster,  und  von  da  wahrscheinlich  nach 

Maina. 

Diese  Strasse  ist  weder  in  dem  Itinerar  noch  auf  der 
Pentingerschen  Tafel  angegeben  Von  Meta  bis  Narb^foa* 
taine  kt  dieselbe  von  dem  Verf.  nicht  bereiset  worden. 
Iietaterer  Ort,  wo  noch  viele  rttmische  AlterthQmer  gefunden 
werden,  scheint  die  erste  Etappe  von  Mela  aus  gewesen 
an  sein.  Von  Narbtfontaine  wendet  sich  die  Strasse  über 
Bttschborn,  l«sst  Sl.  Avold  rechts  Hegen,  ist  bei  Bammerleh 


(Hpnbourf  rEvA^oe)  Ober  iie  BoMd  g efaagw  wtd  tähti 
?6a  iBf  noch  sUmlicb  erliaUeDy  an  Beniagen  nn4  Kodieren 
rortei  auf  den 

HerappoK  Von  Amaal  an  der  Saar  niebt  licli  ein 
gvoeeenlbeUe  bewaldeter  Hdbenracken  gegen  8L  Avold» 
■ine  Stande  etdwesUieh  von  Porbacb,  awiecben  Monbaeh^ 
BoetarfidL  und  Kocberen ,  tritt  von  jenem  Htfhenricken  eine 
bedcntende  AnbOhe  gegen  die  Ebene  benror,  in  welcher  die^ 
Cbau»6e  yon  Forbaeb  Aber  RoebrAck  nach  Mets  fiBbrt.  Anf 
dieser  AnhAhCi  welche  der  Herappel  (wahiacbeinlich  von 
Blerapolie)  genannt  wird,  befinden  sich  noch  die  Udkerreste 
dner  grossen  rttmischen  Befestignng,  wo  noch  fortwihrend 
viele  römische  Altertbimer,  Wafen  efc  getoden  werden« 
Diese  Anböbe  ist  von  drei  Sdten  dnreh  nenkrecbt  bebaoeno 
Felsen  nnd  durch  steile  Abhinge  begreut »  nnd  httngt  nnr 
östlich  dnreh  rinen  schnmlen  Sattel  nwiseben  dem  Anfange 
der  kleinen  Thaler ,  4ie  nach  Kocheren  nnd  nach  Morsbach 
herabgehen,  mit  der  Hochfläche  nusommen.  LAnga  der 
Krete  dieser  Btthe  befinden  neb  noch  die  nm  Theil  aber 
den  Boden  hervorragenden  Ueberreste  einer  starken  rfiad^ 
sehen  Oossmaner.  Diese  Befestignng  hatte  swei  Ansgtnge» 
einen  gegen  Süden ,  gegen  Kocberen ,  wo  die  Strasse  von 
Metn  in  dieselbe  führte,  nnd  einen  gegen  Osten,  wo  dtesdbe 
Strasse  wieder  ans  der  Befestignng  herausging.  Bd  dem 
sfldliehen  Ausgange,  wo  das  Terrain  weniger  stdl  abftllt^ 
befand  sich  vor  der  genannten  Haner  ein  senkrecht  abge» 
bUschter  Abschnitt,  der  mit  grossen  Quadern  revetirt  war« 
Der  Astttche  Ausgang  war  ausser  der  Mauer  nodi  durch 
dnen  hohen  und  starken  Brdwall,  der  aum  Theil  erhalten 
ist,  geschAtst.  An  beiden  Ausgangen  dnd  die  Einscbnittev 
wo  sich  die  Thore  befanden,  noch  deutlich  an  erkennen* 
Vor  dem  östlichen  Ausgange  war  der  Graberplatn  del:  Be« 
satanag,  wo  besonders  viele  Waffen  und  gläserne  CkBtee 
gelsude»  wefden. 


^^i}^mUm\mT-  rbt'4em'  dsÄidli^n  ^Amgmig^  •  thdte  OÜk  4k 
SitB^Be'in  sn'ei  Arme.  D^r  Arn  rethu  iii  liocb  eriblMi 
und  sieht  auf  der  Höhe  fort,  lüsst  Folkling^  dtekt  4ittte^ 
Md  weiidet  «kh  «Ikr  TenfMiugfen'  IB  ^r  RwMime«  (fegieo 
Slm«0buF^.'  Voa  'dem  ]iiik«ii  Araie  der  Strasse  sind  nur  Mdi 
weitif^  UeberrMle  sichtbar,  fir  fshft«  roii  «der  fldbe  herab 
iti'der  Mtdifuiig:  «aek  Moinbach,  «od  sekehr^sieh  hier  lAerw 
wiü^'  geiSkMt  ku  halben ,  m  das»  der  linke  Zweijp  oberiialb 
Otterswtiler  tiber-  die  iSaar  und  nach  den  Varuflwalda  Jiei 
Theley  y  der  fechte  in  d«t  'Rilhftuif^  '4er  .gej^Miwänifmi 
OiMMde  Jliber  Vwbaöh:  big  auT  die'  HMid  Mn  4Saaikr|lckett 
i^V^H^ '^^i  «d /sich  ^n  >diii  Aber  Avnual  nepch  den 
Ueberresti»  Jrr^-tfoilacbett.SMlcke  «bev  di^  Saar^  die  ddi 
Ml  »Pttsrt  idea  i  HaHbergea  beimko,  .fcov^elri  hat. ..  Bs  «nl 
sirarhi  dieser  BAIfeni«ng  Mine  Spuren  der.RtfacKtnme 
fluHit  vdriHmVen:;  iüeselbe  haan  jedsck^  der  TertaiäbttehäSen« 
bUt  haeb ,  »mn  dieae:  Kicfttu^giifehabl  huben,  Vfaa.mek.nit 
deii>  AD«a|en.iderrLaiidleute  .ttbeildlnflliaioiitv  wcdeMe  iBer*- 
aiaberten ,!  daiaoioch  vor.  wenigen  Jaibrta  Ui  der  Scakvng« 
welcbe  «leb  von  sAiraunI  nach  deff  Cbanaede  r^n.  Foiliach 
hkumfirieltt ,  •  die  ßputen^  einer  alten  Sleinatraiae  aichibar 
geweaea  seibn^. 

Am  KuaB«  dus  -  fläUbergea,  >  ^Arniial.  gcfgiettübef ,  aikd  •.  firflher 
uieb  rOiiiscbe  fiteinaMnumenite   ausgegraben  irbffdan ,    und 
irerdkb  aodi  jrtai  häufig.  rOnlscbe  Mauern  find  MAHzen  unter 
der  firda  geinaden  ^  «ruraus   dh  Sage  ^eiitstaudeu  iat ,  dtaa 
Saarhrttcken-vhemala.  in  daeaer  Stelle  gelc;gen  habe*    lu  dar 
Sliar  beluden  rieh  hier  nach  viele  grosse  Quddeieteiiie »  aU 
Doberreste  einer  atrintruen  Brtlöke.    Viele  dieser  Siejue,  da. 
si«'  der  Schiffahrt  licschwerlieh  fi^ren ,  alnd  in  neuerer  Zeit 
aus« ideal  Pluase  gesogen  worden.    INtee  SteUe  .heisit  uoob 
jetMt  Im  Munde  des  Volkes  ^n  der  Heidenbrücke^ 
*  teid^r  Nfthe  des. Hallberges  suid  keine  Sparen  der.BbaacP 
Strasse  mehr  vorhanden,  und  dieselbe  erschaiat ank. wiodwt; 


m 

^ftir'beiralAHfii'BöheiirflckM,  itt  i^h»  •fliHcll<'AiiB>^i' 
fUk  Von  «er  g^genWftHlp^n  ClHittssM  «ach :  Mains  4»MhiNläv 
«fad  Mehl/  iiii  Alfgemffinfenmi^lir'selrr  gut  ertälf^/ob^HiiiAli 
d^  ReiltH^eh^r  Btffe ,  IStl  feigrOert  ^tMMMr  die  hutMn^de» 
iffUMeii 'Burg  Kirilti  nai^f» 'dei*  efteteflülgön       '    <     •    *         < 

Wtfr^cfhweiler  Klostet  ftof  der  ri^ehtCTi  <M(6  dH" 
Mfes,  a^ii  ilttfcn 'Seh#alr2«näcKl^r  g^enflber.  ^^         - 

-  Aut  fkm  PTateau  diesel^  nach  drei  l9ei(»n  stell  ftiMIIfifd«i 
Mhe,  worauf  das  ehemalige  Clsterxienser 'Kloster  uM  -gegen*- 
wttriig  der  Obenrdrse1i#HI^'IIof  liegt,  trefttind- rf^  dta^ 
#tfnirscNe  Beftstigungf;  die  wahrsdfteinl^h'  die  illlehstliPtite)n»e 
auf  ^er  iSMrasse  rondem  HerappeP^)  aus  bildet«^.'  CTiiter  ifleii 
RilftMnr  ^es  'klosl^»  h^ben^skR-  hoch  vfele  ilebtrresle  rMri^ 
Miet  Mlfiu^m,  mehrere  *ri»niiscH<ftB#um»eA  Üt.  HbM^m  Vti 
AimiXiMAg  i^  rMaisehen  VtffkssnrigsflMttei'V'Aerett'ülA^e«^ 
1k§tb''4i^  gtfiMffh  THeir  «fs^HHafi^aM  'eMiiekMiiV«o  #M 
die  grosse  Menge  von  Münzeii^^^'lirlaffm^ifef«.;  dic^  Ih^ 
wahrend  hier  gefunden  werden,  beweisen,  dass  diese  Befesti- 
gung eine  grossere  Ausdehnung  hatte.  Bei  den  gegenüber 
liegenden  Schwarzenacker  Höfen,  auf  der  linken  Seite  der 
Blies,  befand  sich  der  Bcgrabnissplatz  der  Besatzung. 

Die  weitere  Fortsetzung  dieser  ROmerstrasse  hat  der 
Verf.  nicht  aufgefunden.  Es  scheint  jedoch  ausser  Zweifel, 
dass  dieselbe  nach  Mainz  geführt  und  die  Verbindung 
zwischen  diesem  Orte  und  Metz  gebildet  hat. 

Ergänzung.    »Die  ROmerstrasse  von  Metz  nach  Mainz 

194)  Eine  andere  Römerstrasse,  die  ebenfalls  yom  Herappel  gekommen 
zu  sein  scheint,  idt  bei  Ouidingen  über  die  Saar  gegangen,  wo 
sich  noch  in  dem  Flusse  die  Ueberrcdto  eines  römischen  Brüoken- 
pfeileri*  befinden,  um  welche  sich  gegenwärtig  eine  kleine  Insel 
gebildet  hat.  Der  Verf.  hat  die  Ueberreste  der  Strasse  von 
Ouidingen  über  Mimbach  ^  Ixheim  bis  auf  die  Höhe  von  Pirmasens 
verfolgt.  Blieskastel,  welches  gewöhnlich  fUr  einen  römischen 
Ort  gehalten  wird,  verdankt  seinen  Ursprung  dem  Mittelalter, 


280. 

scheint  von  enteran.  Orte  kia  nn  üe  frannUsitcfce  NM  4in 
Richtani^  der  jefnigen  Strasse  nach  Saarlonis  gdiabl  nn 
haben.  Hier  bei  Ponlignyy  wo  sich  die  Strasse  links  wendet, 
geht  die  Rtaerstn8s.e  rechts  gerade  ans,  HHttelst  einer 
Brflcke  über  die  deutsche  Nied ,  und  durch  die  Felder  Aber 
Ifarbdfantaine  nach  Buschbom  (Boacheporn).  Sie  ist  von 
Pontigny  bis  Basehbom  sehr  gut  erhalten  nnd  wird  als 
KonininoilLationsweg  benntst.  Von  Bnschbom  durch  den 
Wald  von  SU  Avold  ist  sie  nicht  weiter  verfolgt  worden. 
Nachdeal  sie  diesen  Wald  verlassen  hat,  führt  sie  unterhalb 
Niedeihombnig  Ober  die  Rössel  und  auf  der  reehtea  Seile 
dieses  Flusses  an  Fasse  der  Anhöhen,  welche  das  Thal 
begrennen,  nach  Kocheren  und  von  hier  auf  den  HerappeL 
Der  flerappel  ist  eine  gegen  aOO"  hohe  Anhohe  dicht  bd 
Rocheren*  Von  den  Herappd  scheint  sie  an  Oetingcnund 
Spicheren  vorbeigegangen  nnd  nach  dem  Saarlhale  oberhalb 
Saarbritaken  geführt  an  hnben^* 


Verieicluiiss  der  Mitflieder. 


Ehren-Mitglieder. 

Seine  König  liebe  Hoheit  Prin«  Friedrich  von  Preussea« 

Seine  Königliche  Hoheit  Carl  Anton  Meinrad ,  Vikni  nv 
BohenMlIern-Sigmaringen. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  Bernhard  von  Sachsen-Weimar- 
Eisenach. 

Seine  Excellenz  der  Staats  -  Minister  a.  D.  und  Oberprä- 
sident der  Provinz  Brandenburg  Herr  Dr.  FlottwelL 

Seine  Excellenz  der  wiriLl.  Staatsminisler  und  Minister 
der  geistlichen  y  Unterrichts-  und  Medicinal  -  Angelegenheiten 
Herr  Dr.  von  Bethmann-HoUweg. 

Seine  Ezcellenz  der  wirkliche  Staatsminister  Herr  Rudolf 
von  Auerswald. 

Seine  Excellenz  der  wirkliche  Geheimerath  und  General« 
director  der  Königlichen  Museen,  Herr  Dr.  v.  Olfers  in  Berlin. 

Der  wirkliche  Geh.  Oberregierungsrath  Herr  Dr.  Johanoea 
Schulze  in  Berlin. 

Der  Ober  -» Berghauptmann  Herr  Dr.  von  Deehen  in  Bonn. 

Herr  Gehefaneratb  Professor  Dr.  Böcking  in  Bonn. 

Herr  Prof.  Dr.  Welcker  in  Bonn. 


222 


Ordentliche   Mitglieder. 
Die  mit  *  bezeichnefen  Herren  sind  aiiswürtfge  Secretäre  des  Veretna. 


•  • 


Aock€n, 

Bisehoff,  HandelBgeriehtoprXsideni 
Claessen  -  Senden ,  J, ,    OberpotV 

oommiflsar. 
Coofsen,  Btfrgentfeisief.' 
i<[AV^-f  ^^«9  Sd/taherr. 
Kreutzer,  Pfarrer. 
FnMO,.ßii|taberr.'      ,    , 
♦Savelsberg,  G.-O.-L.  Dr. 
SnermondL  Rentner, 
de  SyOy  KSnigl.  Lanagericbtsrath. 

Aäenau, 

Fonck,  Landratb. 

*'  '    Anehofb.  Balve.' 

Plassman,  Amtmann  u.  Outsbestti. 
^      '  AÜeAt.'*    ...      * 


>  >  I 


Frank,  Pastor. 

•»Jdt;'4J.}  «Pfüf.  OK   '   • 
«aidb'lMH»  !Hllleg(lil]^  «T.  .iP» 
Moll,  Prof.  Dr. 


.»       r 


BerUn. 

ChasBot  Yon  Florenooort,  W. 
Gerbard,. Pf of.  Dr. 
Heibig, '  Dr. 'phiL 
Liei>enoW,  W.,  Q^fa.'AeyMdr.''' 
r  Ldhde,'Ladw.j'  Paoi*  'Drt^  u 
y.  .Ifalliqokr^dij  IU^gieniJ}0f-B«fl|. 
'  *PIpor,  liicentiat  'Pxa&^  Hr*- 

B£m» 
Jabx^  A.,.  Bibliothekar, 

Bielefdd. 
Westermann,  C.  F. 

Bonn. 

Äcbterfeldt,  t>rdf.  Dr. 
Bauerband,  Geh.  '«TnitLtrath  Ttot 
'      br/,  Kt(m4S7ii^ikUB  in;  HitjfUed 
des  HerrenbaMf«     .    '  *     >     ' 

.  r<      1  jBlahmet  Geh. - Ber-Batiu. 
BoecWng, .  Oberberfrivüi.^^     . 
Brandisi  C.  A. ,  G^h.  Reg!  -  Bath 
Prof.  Dr.,  Miigt  d.  Henenhaases. 
Sraun",  Prht  -Ör^.'^  -  » 


i  } 


•  •  •  • 


Rosenbau^,,^o??hep,  .Pfar«  1^   .  CKhi,  Üb^,  l»*Mlifoi>    ^^^^ 

Clato%>Kflr^fmmtti... 'i'i   r.  H 
Cohen,  Frits,  BuohhSndler. 


Professor  Dr. 
Anhalt. 

Aobterfeldt,  Friedr.,  SUdtpfarrer. 
Bani. 

Gerlaob,  Prof.  Dr. 
•Vischer,  Prof.  Dr. 

Betunik. 
Leren,  Bürgermeister. 


:  .«. 


Delius,  Prof.  Dr. 
Dieokhoff,  Baulnspector. 
-9.  Diergardt,  Baron. 
Floss,  Prof.  Dr. 

Fröndenberg,  G7mn.-Oberl6hrer. 
l  Georgi,  Carl,  Stadtrerordneter. 


sas 


Qraham,  Rey.  Mr/'  ' 
.  flcdsMoelb»  Prof,  Pr. 
Henry,  Aimö.  ^     • 

Hey^r,  Dr.  ,       , 

Humpert,  Dr.,  Qymn.- Oberlehrer. 
Jahn,  O.,  Prof.  Dr. 
Kampschulte,  Prof.  Dr. 
Kaufmann,  Ober-Barf^eiteeitter. 
Knfft,  W.y.Pfdf,  Dr. 
La  Valette  St  Qeorge,  Baron»  ^f- 

und  PriTatdooent. 
Mareos,  G.,  BuchhXndler. 
Mendelssohn,  Pro^.  Dr. 
Yon  Monschaw,  Notar. 
Nicoloyius,  Prof.  Ür. 
Nöggerath,  Qeh.  Bergrath  Prof.  Dr. 
Ton  Noorden,  Carl,  Dr. 
Peill,  Rentner. 

Heifferscheid,  Prfvatdocent  Dr. 
Reinkens,  Pfarrer. 
Remaoly,  Gymn.-Oberfehrer. 
Ritschi,   Qeh.-R.  Prof.  Dr. 
Ritter,  Prof.  Dr.      .    - 
T.  Sa^^t,  L«A4;ra|ih.   '     . . 
Schmidt,  L.,  Prof.  Dr. .  . 
Sohmithals,  Rentner« 
Schmitz,  Referendar.  ,  ^ 
Schopen,  Qymn.-Dir.  Prof.  Dr. 
Seidemann,  Arclnteot. 
Simrock,  K.,  Prof  Dr. 
Springer,  Prof.  Dr.* 
T.  Sybel,  Prof.  Dr. 
Thomann,  Stadtbaameittev. 
Troosty  Alforeeht,  Rentner. 
Werner,  Qymn.-(>berlehrec. 
Wolff,  Geh.  SaniUUr.  Dr. 
WOrst,  KreisseoretJfo«. 

■ 

Zartmani^JDl^t  npu^d»- 


Beckmann,  Prof.  Dr. 
Waj^riofa,  Prof.*  Dn 
Breslaui 

FriedUob,  Prof.  Dr. 
Königl.    Museum  für  Kunst  nad 
Alterthum« 

Reinkens,  Prof.  Dr. 
Brasset, 

Robiano,  M.,  Graf. 

Coblenz,  '    ' 

*Baer8ch,  Geheimer  Reg..Rath  Dr. 
Eltester,  Landger.-Rath. 
Henrich,  Reg.,  u.  S.chuUath. 
Junker,  Reg.-  u.  Baurath. 
Lucas,  Reg.,  u-  Prov.-Schufr.  Dr. 
Montigny,  Gymnasial- Lehrer  Dr. 
Wegelery  Geheimer  Mediclkialrath 
Dr. 

Cochem, 

Schmidt,  Dechant. 

Cäln.  '   ' 

Baruch,  S.,  Rentnte.       '  .  <l 
Bmlcherr  Ghefpflisidaat  ^.  ^.)^^, 

A|^fiAlholi9i.  ; 

Clay^  V.  B^uhabea,  Gnts^esitzer- 
Cremer,  Baumeister, 
Düntzer,  B|\)Iothekar  Prof.  Dr^  ^ 
DUch,  Cavl. 
Ennen,  Archivar  Dr. 
♦Garthe,  Hugo. 
Grass,  J.  P. 

Haugh,  Appellatiousgerichtsrath. 
Heimsoeth  ,   Dr. ,  SenatsprSsident 

beim  Kgl.  AppeUh4>ffw 
HoekeC]  Dr. 

Hörn,  Pfarrer  an.  St.  Cunibert. 
Lautz,  Landgerichtsratb«.  . 


224 


LempertSi  BL,  Baelihlndler. 
MärienSf  Banmelstdr. 
Ton  Möller,  Regierung B-FrSildent. 
Pepyfl,  OasanstalUdireotor. 
Saal,  Qymn..Oberlehrer  Dr. 
BtQppy  Geheimer  Regierungs-  und 
JuBtizrathy  Oberbürgermeister. 

COtMHttlU 

*£lok,  A. 

CrrfM. 
.*Rein,  Direcior  Dr. 

Dormagen, 
Dellioren,  Jacob. 

Doveren, 
Steren,  Pfarrer. 

DürbosHar  h.  JWeh. 
Blum,  Lic.  Pfarrer. 

Ditren. 

Rumpel,  Apotheker. 

DüuMarf. 

Oftmer,  Justbralh  u«  AdT.-Ajiw. 
Ebermaier,  Reg.  u.  Med..Rath/  Dr. 
Grund,  Wasaerbauinspeetor. 
KrQger,  Reg.«  u.  Bauraih« 
•Sohmelzer,  Justlarath. 
Schneider,  J.,  Dr.,  Gymo.  Ober- 

lehrer. 
Wiegmann,  Prof. 

EdMitrg, 

Schmitz,  Dr. 

EihertM. 

Bouterweck,  Gymn-Direotor  Dr. 
Gymnaalal-Blbliothek. 
Kraflk,  Pfarrer. 


Bmmerkk, 
Dederioh,   GymneslikUObevlehrer. 

Brfürt» 
Roche,  Regierung»-  u.  Schnlrath. 

Eupen. 
Lamby,  Dr,  med. 

Floretuu 

T.  Reumont,  A.,  Geh.  Legatlooc- 
rath  Dr. 

FtxMkftttft  tf.  M» 

Becker,  Prof.  Dr. 

Borgnis,  M.,  Rentner. 

Ton  Cohausen;  K.  Preuse.  Inge- 
nieur- Hauptmann. 

Kelchner,  £.,  AmanueniU  der 
SUdtbibUothek. 

Thiasen,  Domcapitular  und  Stiidt- 
pfarrer. 

BMkuig, 

Bock,  C.  P,,^  Prof.  Dr. 
Schreiber,  U.,  Prof.  Dr. 

Frt^kien  h.  Jifefbogk. 

Otte,  Paitor. 
Gemänd, 

Dapper,  Oberpfarrer. 

Gent. 
Roulezi  Prof.  Dr. 

Ginneken, 

ProBper  Cuypers. 

GöUingen. 
Unger,  Dr.  Aaieieor,  SeeceUir  d. 

K.  Bibliothek. 
«Wieaeler,  Prof.  Df. 

Sehülingi,  Bttrgennelaler. 


225 


Groea  tui  PrlnitorAr,  O.,  Dr. 

Eckstein,  Gonreotor  Dr. 

HaUcklag  CKr.  Prüm). 

Cremer,   Pfarrer  u.  Landdeohani 

Bamm. 
Esaelloik,  K.  Pr.  Hofrath. 

Hamiaver. 
Grotttfend,  G.  L.,  Archivar  Dr. 
Hahn,  Fr.  Hofbachhändler. 

Haus  Umkburg  6.  MüVk.  a.  Bk. 
y.  Sybel,  Geh.  Reg.-Rath. 

Hau»  MittlaiMtke. 
OTCrweg,  Carl,  Ritlargotabedtzer. 

HauM  ijohmum  b.  DüssMoff. 
LantZi  H.,  RittargratobetlUer. 

aaUgtntiadi. 
Kramarozik,  Gymnasial« Dlreetor. 

Ingberth  b,  S00rbraekem, 
Krfimer,    Friedrich  und  Heinrich, 
Hflttenbesitzer. 

Kmlk  h.  Deuix. 
T.  Lasaiüx,  H.,  Ingenieur. 

Kampen. 
Molhuysen,  P.  C.«  Arehivar. 

K£99eHiek  b,  Bonn. 
Ernst  aus'm  Weerth,  Prof.  Dr. 

KnUpel  (In  ScktesUn). 
Schober,  GutsbesiUer  a.  Erbrichter. 

Koxkauten  b,  Senerbtuy- 

Heydinger,  Pfarrer. 
Kptm9tnflm$itr» 
«Piringer,  Beda,  Prof.  Dr. 


MtimmmelL 

Der  Vorstand  des  antiquailsolv-hi. 
stoiisohen  Vereins. 
haaek, 

Delius,  L.,  Landrath. 
Lanertfari  b.  CrefM, 

H.  y.  Rath,  Rittergutsbesitzer  und 
PrSsident  des  landwlrthsehaftl;- 
Vereins  der  Rheinproylna. 
Leudesdorf. 

Dommermuth,  Pfarrer. 
Leifden, 

Bodel-Nyenhuls,  J.y  Dr. 

'Janssen,  L.  J.  F.,  Dr.,  Gonserya- 
tor  d.  Kgl.  Niederl.  Reichsmu- 
seums. 

Leemans  ,  Dr. ,  Dtrector  des  Kgl. 
Niederl.  Kelchsmuseums. 

de  Wal,  Prof.  Dr. 
Unz  a,  Rhein, 

Gerreke,  Dr.,  Krelsphyslkiu. 
*Marchand,  Reotor  Dr. 
y.  Roishausen,  F.,  Freiherr. 
Lüttick, 

Hagemans,  G.,  Dr. 
Luxemburg. 

Namur,  Prof.  Dr.,  Seoretär  d.  Ar- 
chäol.  Gesellschaft. 
Jaayen, 

Uecking,  Bürgermeister. 

Meekemich. 
Schmits,  Bürgermeister. 

Medingkoi^än. 

yon  Neufyille,  W.,  Rittergufsbes. 

mm, 

yon  Neufyttle,  B.,  Rittergatsbes. 


15 


226 


MüäderMkehn  fr.  mOtpUki 
▼öD.Qtfyr^&CaddenbeilD,  Fcenierr. 

Corneliasi  Prof.  Dr. 
Mütuier. 

Clemens,  Prof.  Dr. 
•'Deyoks,  Prof.  Dr. 
Seine  bisoh.   Gnaden   der  Bisoliof 

von  MÖntter,  Dr.  Johann  Qedrg 

MOUer. 
Zumloh,  Nie.,  Rentner. 

SaHbaek  b,  SaatiotUa, 

Ramersi  Dr.,  Pfarrer. 

Neu$9. 
Joaten,  F. 

QommeUhauaen,  Pfarrer. 

Oberwmter. 
Reita,  Pfarrer. 

Oekkoven, 
LenUen,  Dr.,  Pfarrer. 

OUweOer, 
Hansen,  Pfarrer. 

Pmrii, 

Rendu,  Eugene,  Chef  Im  Ministe- 
rium  d.  Unterrichts  u.  d.  Cultus. 
Auf  der  QyhU  b.  TrUir, 

Kraemer  Adolph ,    HQttenbesitser 
und  Commerzienrath. 
ReJMkß  CBOgUn,') 

Joly,  Dr. 

KkeMfnfb,  Bovtn,  . 

TOB  Bansen,  G.|  Dr. 

RiedUti0m  cWürUmbetf). 
Kauteeri  Georg,  Pfarser. 


Born,  i 

Alerts;  Geh..  5  aaMtsraÜi  Dr. 
Roermamd.  '^* 

GuiUon,  Gh.,  ^otar. 
ScMasM  Roesberp. 

T.  Weiohi.Glan,  Freiherr,  Mi^lled 
des  Herrenhauses. 

Roitsnbwy, 
Ton  Jaamann,  Domdeoan. 

SaoiUHekm. 
*Karoher,  Ed.,  Fabrikbesitser. 

Hewer,  Dr. 

Steliier^  Dr.,  Hofrath. 
SOtsf  b,  Bmekm'mck. 

Heep,  Pfarrer. 
'  matgari. 

Stero^erg,  HedaoteaV. 

THer. 

Holzer,  Dr.|  Domprobst. 
Kelineri  Regier ungsrath.' 
*Ladner,  Dr. 
Martini»  GeneralTioar  der  Dl^ese 

Trier. 
Sohaeffer,  iUU|foail«KiMr.      . 
Ton  Thielma  n  nFreiherr. 
Wilokens,  Fo  rstkaasea-Rendant. 
Ton  Wilmowsky,  Domkapitular. 

Verdingen,   . 
Herbertzi  Balthasar,  Gutsbesitzer. 

V€r%i$  n.  4.  JIM* 
Diedea,  ]QaafmaAn* 


227 


KarateOi  Prof.  Dr. 
Royers,  F.  A.  C,  Prof.  Dr. 
Vienen. 

Freiherr  y.  Diergardl,  Qeb.  Com- 
merzieoratb. 

Borret,  Dr. 

Wmcktendonk, 

Mooren,  Pfarrer. 

Weeterhoff,  R,  Dr. 

Weiimei, 
Weidenhaapt,  Pfarrer. 


Fiedler,  Prof.  Dr. 
Wiem. 

Atchbaoh,  Prof.  Dr. 

MüUer,  H.,  Prof.  Dr. 
^Urliobs,  Hofratb,  Prof.  Dr. 


Tan  Leonep,  J.  H. 
IBarich. 

Uartmann,  Dr.,  Justizrath,  emerit 
Leibarzt  Ibrer  Königl.  Hobeit 
der  KronprinzeMiD  Charlotte  Fri- 
derike  yon  DSnemark. 


Aasserordentliche  Mitglieder. 


Aaehenf 

Förster,  Arnold,  Prof.  Dr.,  Lebrer 
an  d.  bSbern  Bürgerschule* 
AmiO€tT0» 

Seibertz,  Kreisgericbtsratb,  Dr. 
Brügge, 

Lansens,  P. 

€01». 
Feiten,  Baumeister. 

DiOingm, 
Arendt,  Dr. 

Si.  Goar, 

Orebel,  Friedensriobter. 


Hürfgen, 

Welter,  Pfarrer. 

M4fim€dg, 
Ars^ne  de  Nou8.,   Ady.-Anw.    Dr. 

München, 

Correns,  C.  H. 

NeuMokl  C  Ungarn). 
Zipser,  Dr. 

Stuitgart. 
Paulus,  Topograph. 

Wien, 

Heyder,  Bibliothekar. 


{( 


.     "1  . 


InickffU^-TenefckMiss« 


Seite   19  Z.  15  von  oben  muss  am  Ende  ein  Punktum  sein, 
yi       19  ly  17    f,      „     ist  am  Ende  das  Punktum  zu  strelohen. 

,f  25  Anm.  Z-  2  yon  unten  Hess  Jahrb.  statt  ebendas. 

I,  28  Z.  8  von  oben  Hess  VVoippy  statt  Wrippy. 

„  29  I»  11     „     ,f       „     bei  statt  die. 
«y      87  „     1     „      y,        ,y     Von  Bittburg  an. 
yy      39  yy  11     ,y      „       yy     liuko  statt  rochte. 
y,      48  Anm.  letzte  Z.  liess  geschrieben  statt  gesohriehen. 

yy  49     yt      Z.   8  von  unten  liess  magnitud.  statt  magnitaud* 

9»  ^    »      »    7    yy        ,y     ist  die  Klammer  vor  „S.  107**  zu  strei- 
chen und  dahinter  zu  setzen. 
n      &d    »I       II     7     yi      oben  liess  Material  statt  Materal. 

y,  68  Z.    ]  von  unten  liess  Jahrb.  statt  ebendas. 

yy  75  y,  27    ,y    obcu      yy    fchlt  vor  «Dic"  das  Anführungszeichen. 

,y  81  y,    2    „     unten     „    Rdmerstadt  statt  Stadt, 

y,  89  unterm  Strich  liess  Anm.  95  stott  96. 

ly  90  Z.  5  von  oben  liess  Itinerar  statt  Intinerar. 

yy  92  Anm.  Z.  3  von  unten  liess  95  statt  93. 

yy  98  Z.  6  V.  ob.  fehlt  hinter  „Legion**  das  Schlussanfnhrungszeichen. 

,y  95  yy  16    yy        y,    fohlt  Untor  „einläuft**  dasselbe  Zeichen. 

,y  103  „  15   yy        ,1      yy  „      „Nioderung**  dasselbe  Zeichen, 

yy  114  u.  S.  116  sind  die  beiden  Anm.  121  u.  123  verdruckt. 

„  116  Z.  23  von  oben  liess  B.  G.  statt  R.  G. 

„         119     ,y  5        yy  ,y  y,  X.     XL     SUtt    XXI. 

,y    120  Anm.  Z.  2.  von  oben  ist  das  Komma  hinter  „beträgt**  zu  streichen. 

yy     123  Z.   8  von  oben  liess  Kecken  statt  Kenken. 

,y     131  yy  30    yy       yy        „     das  cinc  Mal  Aelbeok. 

„     137  yy     7     „        y,      fchlt  hlutcr  „Tolbiacum"  das  SchlussanfQh- 

rungszeichen. 

y,  142  Anm.  Z.  3  von  unten  fehlt  hinter  „hat".  £.  S.  und  dann  vor 
yyüeber"  und  Z.  1  von  unten  nach  ff.  fehlen  die  Klammern. 

y,    150  Anm.  Z.  16  von  oben  liess  S.  11  sUtt  S.  15. 

y,  165  yy  sind  in  der  Inschrift  Z  12  ff.  von  oben  das  O  in  der  3., 
das  O  in  der  4.  und  das  N  in  der  5.  Zeile  gerade  unter 
das  U  der  2.  Z.  zu  setzen.  Ob  übrigens  in  dieser  Z.  doch 
nioht  1.  seveRO  statt  alezandRO  zu  lesen  wäre? 

,y    201  Anm.  Z.  16  von  oben  liess  an  statt  au. 


Bonn,  Druck  von  Carl  Georgi. 


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llTSKARTE 

I  IT jSf  CHMIDT, 

Mfhn}  ^^^^^  ^*^^  taidjpafer 
"^e/k  van  Z'eanTlrcAert 


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.^Afid.renUFimRkaKlfftAIin. 


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JAHRBUCHER 


DES 


YEREINS  TON  ILTERTHÜIIISFREMDEN 


IM 


RHEINLANDE. 


XXXIl. 


SECHSZEHNTER  JAHRGANG  2. 


MIT  2  LITHOGBAPfflRTEN  TAFELN. 


BONN, 

GEDRUCKT  ADF  KOSTEN  DES  VEREINS. 

BONN,  au  A.  MARCUS. 

1862. 


L   CÜMrtgrapkie  ni  (ieseUditet 


1.  (Srunliung  Irer  Stallt  Ktuß  im  Jal^re  69  unfrer  Britred^nung. 
fUxUn  Irer  Sd^aupla^   einte  nadjtlic^tn  Sitgea  itx  (Sermanm 

über  Vit  üimrr. 


Wie  jede  BnAhlnng  des  Cornelius  Tadtas  als  Meisterstflek 
der  Darstellimg  unsere  Bewonderang  verdient,  so  Iftsst  sieh 
dieses  auch  von  der  Besehreibonf  des  Batavisehen  Krieges, 
weleher  in  den  Jabren  09  und  70  nach  Chr.  unter  Anftthrong 
des  Julius  Civilis  gegen  die  Bltaner  gefillirt  wurde,    gans 
besonders  behaupten.    Die   weehselvollen  Ereignisse  dieses 
erbitterten  Kampfes  bewegen  sich  auf  einem  dem  Braahler 
fern  gelegenen  und  mit  eigenen  Augen  t  so  oft  es  auch  be- 
hauptet ist,  niemals  gesehenen  Boden :  und  doch  sieben  alle 
Begebenheiten  in  voller  Klarheit  vor  unsern  Augen  vorflber, 
wenn  wir  uns  die  Mühe  geben ,  diese  Darstellung  mit  jener 
Aufmerksamkeit  au  verfolgen,  welche  ihr  Urheber  von  seinen 
Lesern  erwartet  uud  begehrt  hat.  Zwei  Stellen  jedoch  machen, 
so  wie  wir  jetst  den  Tacitos  lesen,  von  dieser  mit  Recht 
gerflhmten  Anschaulichkeit  der  Erzählung  eine   Ausnahme. 
Die  erste  derselben    findet    sich   Histor.  Illi  26:  ingressis 
Nouaesium  sexta  decima  legio  con  iungitur«    Additus  Vocidae 
in  partem  euraKim  Herennius   Gallus  legatus;  ne^  ausi  ad 
bestem  pergere   (loco   Gelduba   nomen  est)    eastra   fecere. 
Wo  haben  die  LegtonenfOhrer  Vocula  und  Oallus  damals 
ihr  Lager  aufgeschlagen?  'Bei  Oelduba*  antworten  sAmmt* 
liehe  Ausleger  des  Tacitus,  'n  u  N  e  u  s  s'  lautet  meine  Antwort ; 


2    Gründung  d.  Stadt  Neuss  im  Jahre  69  unsrer  Zurechnung  efc. 

sehen  wir,  wer  Recht  hat.    Wollte  uns  Tacitus  hier  erMblea, 
die  Römischen  Feldherren  hatten  bei   Gelduba  ihr  Lager 
aufgeschlagen,   so   hätten  wir  alle  Ursache,  uns   Aber  die 
Fassung  seiner  Worte  zu  verwundern,  und  wenn  das  bisher 
nicht  geschehen  ist,  so  liegt  die  Ursache  in  der  unbegrfinde- 
ten  Vorau8£i^|q^r^  4ik  biet  stehendes  Worte  teien  so  auf* 
zufassen,  als    wenn  geschrieben  stftnde  nee  ausi  ad  hosten 
pergere  castra  fecere;   loco  Gelduba  nomen  est.    Was  der 
Text  des  Tacitus  aber  bietet,  ist  hiervon  ganz  verschieden. 
Denn  durch  eine  Parenthese  kann  immer  nur  ein  Vorher- 
gehendes ergänzt  oder  begründet  werden,   niemals  das- 
jenige, was  auf  die  Parenthese  folgt,  den  Fall  ausgenommen, 
wenn  durch  ein  Bindewort  vor  der  Parenliiese  das  mch 
/dieser  Folgende  bereits  «tgeknlipft  ist    Das  ist  hier  nicbt 
der  FaU;  daher  kMnen  die  Worte  loeo  Ckidnba  nomeo  est^ 
wie  sie  jetzt  stehen ,  nur  auf  aec  ausi  ad  hostem  pergere 
bezogepi  werden ,  eine  Beziehung  zu  diesen  aber  isl  ganz 
und  gar  nicht  aufzuftadeo.   Ist  dieser  Uebelstand  etwa  bisher 
nicht  gefohlt  worden  ?  Allerdings.   Sehen  in  einigen  jflagera 
Handschriften,  welche  aas  der  alten  Florentiner  des  eilften 
Jehrhun^rts  gellosaen  sind,  steht  geschrieben   nee  anei  ml 
hostem  pergere  loco,  cni  Geldnba  nomen  est,  casira  ffeeere« 
Das    gibt   wenigstens    einen    Sinn,    nnd   daher  ist    diese 
Fassung  in  aUen  Ausgaben  von  Bmesti,  der  eni  aas  swei 
interpolierten  Bandschriften  aafgeimmmen  hat,  bis  io   die 
nepeste.  %tH  die  geltende  Lesart  geblieben.    Brst  die  aHer- 
neuesten    flerausgeber    sind    auf   dkt    diplomatisch    besser 
yerhflrgte  alte  JUpsart  zurOchgegangen ,  zueest  Fr.  Baase, 
der  in  seiner  Ausgabe  vom  Jahre  18&&  eni  als  nneeht  asB 
jB^niBiiiern  umgebeai  dann  C»  Bahn,  welcher  nach  einer  V»* 
arathnng  von  Ed.  Wurm  das  Zeichen  einer  LOcice  vor  loco 
Gelduba  noaMn  est  geaelzt  hat.    Um  einen  festen  Beden  für 
meine  weiteiie  Ansfihmng  zu  gewinn«,  muss  idi  diese  dM 
Versnche  der  Beihe^  haeh  prflfen:  denn  wenn  einer  mlcr 


Qrvndmigd.SiadiKeu$$imJahrß69tiM$rerZelirjtehmmgelc.    8 


fenflftey  80^  lodflrfto  es  offealar  eines  neuen  kiicht 
Weiler*  Was  nun  »leret  jenen  Zusatn  der  interpolierten 
JQlfn^scbkriften  betriff^  leco,  c  u  i  staU  loco,  eo  entbldt  dieselbe 
eii|en  syntaküschen  SckniUer:  denn  leeo  eastra  fecere  statt 
i  n  loco  ist  nieht  minder  fcAlefhaft ,  als  wenn  jemand  urbe 
oastra  feeese  statt  in  urbe  adireiben  wollte;  Bin  sweites 
ans  dem  Znaarnmenhange  sieb '  ergebendes  Bedenken  gegen 
diesen  Versncfa  will  ich  bald  nachher  aniihren,  weil  dasselbe 
nigleich  die  beiden  andern  (riiR.  Die  alte  von  Baase  her- 
gestellte l^esart  enthalt,  wie  oben  geneigt  wurde,  ebenfalls 
einen  syntaktischen  Fehler »  und  ist  obendrein  baarer  Unsinn« 
Das  hat  Wurm  gefühlt  und  daher  au  der  kühnen  Annahme 
sich  entschlossen,  dass  tot  Ipco  mehrere  Worte  ausgefallen 
seien,  welche  er  versuchsweise  so  ergannen  will:  ad  quin  tum 
ab  Nonaesio  lapidem  (loco  Geldnba  nomen  est)  eastra 
fecere.  Der  Erganaungs-Versnch  ist  nicht  glücklich  ausge- 
faUen,  da  in  ihm  die  Entstehung  der  Lücke  durch  ein 
Versehen  des  Abschreibers  nicht  au  erkennen  ist,  abgesehen 
davon,  dass  die  Entfernung  swischen  Keuss  und  Gelb  oder 
Gellep  sicher  unrichtig  angegeben  ist,  da  diese  vier  bis 
fünf  Stunden  betrigt. 

So  weit  hat  meine  Kritik  die  Gestalt  der  besprochenen 
Stelle  mit  Beschränkung  auf  sie  selbst  geprüft  und  jede  bis 
jetat  versuchte  Fassung  derselben  als  unanlüssig  befunden. 
Betrachten  wir  dieselben  nun  aber  aach  in  ihrem  Verhiltniss 
au  der  übrigen  Darstellung  des  Tacitns,  so  werden  sieb  noch 
grüssere  Schwierigkeiten  dagegen  erbeben.  Als  das  von 
Haina  aussiehende  und  gegen  den  vor  Birten  (Vetera)  stehen» 
den  Balavischen  Heerführer  Civilis  geschickte  Bümische  Heer 
über  Bona  und  Cdln  nach  Heuss  gekommen  war  (ingressis 
Nouaesium),  da  gesellte  sich  au  demselben  die  16.  Legion, 
und  die  Führung  der  Armee  wurde  durch  einem  aweiten 
L^gionslegaten  (Gallos)  ergünat.  Dieser  Verstftrkung  unge« 
neblet  wagten  die  Führer  (Vocula   und  GaUus)  doch 


4    Oftifidwigr  d.  Siadi  Nsumb  im  Jahre  Ü9  untrer  Zeiirechmmg  Oc 

ttioht  gegen  CiriHn  vorstarOcken  Md  errichletcB 
ein  Lager:  nee  iusi  ail  kosten  pergere  (Iom  Gelduba  Bemen 
est)  castra  fecmre.  Wean  dieses  Lager  nidlt  m  Neass, 
gondera  m  Belh  aofgeschlageD  warde,  so  würde  aas  Taeitos 
ia  eiaeai  Athen  crsahlea ,  die  ROnIsehea  Feldkerrea  k&ttca 
Hiebt  dea  Math  gehabt,  gegen  Civilis  Toa  Neuss  vomrickca, 
aad  warea  doeh  vorgertlekt ,  aftnlieh  aaeb  Oelb ,  welehes 
den  Civilis  an  eiaea  .TageoMrsck  aaher  als  Neass  gelegea 
wtf.  Also  bleibt  aar . die  Aanahne  fibrig,  dass  au  Neass 
das  hier  erwahate  Lager  errichtet  warde.  Das  ist 
der  wahre  Hergang  der  Sache:  denn  das  jetat  aa  Neass 
errichtete  Lager  wird  von  dieser  Stuade  aa  ein  Haiqptscbau^ 
plata  in  Balavischea  Kriege,  wiid  von  den  ROnem  nit 
aUer  Vorsicht  aasgestattet  and  befestigt ,  un  an  ihn  gegen 
Civilis  aad  dessen  Heere  eine  feste  Operationsbasis  an  ge* 
winnen :  ibi  strnenda  ade ,  nunidndo  aallaadoqae  et  ceteris 
belli  neditaneatis  nHiten  fimabaat,  so  eraahlt  Tadtas  aadi 
dea  oben  aagefübrten  -Worten  weiter.  Weil  die  Rttniaeben 
Heerfdhrer  den  Pall ,  wie  er  spftter  in  der  That  eintraf, 
als  aiAglich  voraussahen ,  dass  Civilis  mit  seinen  Batavera 
und  Oemanen  von  Birten  bis  Neuss  'Vorhicken  wtirde,  ao 
stellten  .sie  ihre  Legtonen  hier  au  einen  Trdfen  auf,  das 
hciist,  sie  voUaogen  das  Manöver  eiaer  Schlacht  bei  Neass^ 
achatatea  ihr  Lager  durch  eiae  Mauer  (nuaieado),  aagea 
endlich  einen  Grabea  and  Wall  an  Lager  und  Ringnauer 
(nailaado)*  Dass  die  Ausdrticke  n u n i e n d o  uallaadoqna 
hier  technisch  au  fassen  sinjl  und  die  Aufftthrung  von  Mauera 
und  Lagerwall  bedeuten,  das  ergibt  sich  nit  voll«  Sidier- 
heit  aas  eiaer  späterea  Anrede  des  Vocala  aa  seine  Soldaten 
in  Lager  au  Neuss  (Histor.  UU  68):  si  pauelis  aden, 
indignan  id  quiden,  sed  est  uallun  nnrique  ettrahendi 
artes.  Vocala  sagt  seinen  entnuthrgten  Soldaten  9  wenn  sie 
nicht  wagten,  den -Civilis  und  seinen  Heere  eine  Schlacht 
in  freien  Felde  au  liefern,  so  nOchten  sie  sich  auf  die  Ver« 


GrüBdmig  d.  Stadt  Neuss  im  Jahre  69  unsrer  Zeiirechnung  etc.    5 

IbeMi^Df  jler  Mauern  unÄ  des  Walles  ihres  Lag^ers  be«« 
schrttaken»  bis  Verstftrkdngf  anlange ,  die  in  nächster  Zeit 
M  «twarfen  sei. 

Ich  habe  in  diesem  letsten  Theile  meiner  Erdterung  die 
Worte'  loc^  Gelduba  nomeh  est  ganz  ausser  Acht  gelassen, 
nnd  wenn  meine  Leser  so  gütig  sein' wollen ,  ein.Oleiches 
«tt  thon,  so  verspreche  ich  ihnen  bald  nachher  mit  jenen 
Worten  schon  fertig  2u  werden.  Dass  ich  nicht  gleich  dairauf 
losgebe,  dazu  bestimmt  mich  der  Umstand,  dass  hier  der 
Ort  ist,  tlber  etwas  zu  sprechen,  was  mir  viel  wichtiger 
an^  anziehender  zu  sein  scheint.  Denn  gleichsam  unbemerkt 
sind  teir  hier  an  der  Wiege  der  Stadt  Neuss  angekommen. 
Merkt  es  euch,  ihr  Rhrtnländer  und  vor  allen  ihr  Btirger 
iron  Pfeuss,  im  Sommer  des  Jahres  69  nach  Christi  Geburt 
wurde  der  Grundstetti  zur  Stadt  Neuss  gelegt.  Dass  bereita 
eiii  Anbau,  sei'  es  ein  Dorf,  sei  es  ein  Hof,  doirt  bestand,  als 
Toculä  und  Gallus  mit  ihren  ^  Legionen  ankamen,  das  zeigen 
fiiis  die  Worte  ingressis  Nouaestitm  n.  's.  w.,  aber  bis  dahin 
hatte  diese  AAsiedelung  von  Neu  haus,  was  Nouaesiuni 
bedeutet*),  als  militärischer  Sammelplatz  noch  keine  Be:. 
dttkMg:  data  ward  Neuss  aber  jetzt  durch  die  Anlage 
eines  festen  und  selbst  für  die  Winteriseit  dauernden  Lagers 
ertibben;  aus  diesem  Lager  ist  die  S  t  ä  d  t  Neuss  auf  dieselbe 
Welse  entstanden,  wie  Mainz  und  ftingen,  Coblenz  und 
Andfirnach,  Bonn  und  COln,  Birten  und  Xanten.  Auch  wurde 
das  Römische  Lager  auf  dem  Grunde  der  heutigen  Stadt,  in 
einiger  Entfernung  vom  Ufer  des  Rheins  angelegt, 
und   wenn,   wie  behauptet  wird,  der  Rhein  in  alter  Zeit 


*)  In  Deuts^hUnd  und  in  Qermanisoliea  Lüadern'  gibt  es  oioe 
grosse  Anzahl  yon  HSfsn  oder  DSrfern  aad  StXdteo,  weloho 
am  Neuenhaase  oder  Neuhaas  oder  Neheim  oder 
Nauheim  heissen  und  Ihren  ehemaligen  geringen  Anfang 
durch  ihren  Namen  Terrathen. 


6    QrünAmg  d  8ladilleu$s  im  Jahre  09  umrer  ZeUreekmmgele. 

naher  aach  Neofi  hin  sein  Stronähett  genaamen  hat,  m  Hegt 
4i€8e  Zeit  aof  jeilen  Fall  schon  vor  den  Bane  den  BAarineben 
Lagers.  Dean  dass  dieses  nicht  an  Rheianhr,  «Midera  in 
einiger  Entfenrang  Tan  denselben  lag ,  neigt  nns  die  Be. 
Schreibung,  welche  bei  Tadtns  nach  Erriefatung  des  Lagen 
m  Neuss  falgt  c.  ST:  farte  nauen  band  prcrcul  eaatrist 
frunento  grauen,  cnn  per  uada  haesisset,  Oemani  fai  anan 
ripan  (rabehaat.  Sobald  die  Rdner  Neuss  als  Saanaeiplata 
ihres  Heeres  gewählt  hatten,  da  OMisste  auch  für  bedeniende 
Hund-Vorrftthe  gesorgt  werden.  Solche  wurden  ihnen  tbcils 
nu  Lande,  theils  auf  dem  Rhcia  ngefiibrt,  und  ab  rias 
dieser  Getreidefahrsenge  nicht  weit  von  Lager  aaf 
Untiefen  sitaen  geblieben  war,  icanen  die  Gemaaen  ran 
jeaseiligen  Ufer,  benachtigten  sich  des  Schiffes,  und  scUugen 
die  Gehörte,  welche  Gallus  gegen  sie  geschickt  hatte.  Das 
passt  auf  die  Lage  des  jetoigen  Neuas ,  welches  eine  halbe 
Stande  von  Rbdn  abliegt  In  Verlaufe  des  BataTiaabca 
Krieges  gelang  es  den  Gifilis,  sich  dieses  fnten  Platses 
durch  Verrath  au  benachtigen,  bald  aber  wurde  ierseibe 
ron  den  Eonern  anrtck  erobert  nnd  nrit  neuen  Befcstignngen 
g^chert.  Das  alles  ist  bei  Tacitus  nadhanaeben  Eisten  BU 
B7-M,  09^  70,  n,  79,  V  tS. 

Jetat  ist  auch  nu  aeigea,  woher  die  de»  richtigen  Zn- 
sanmenhaag  der  Tadteischea  Darslellang  stdreaden  Weite 
loco  Geldaba  aonen  est  gekonnen  und  wie  sie  bieher 
gerathen  sind.  Dieser  Zusata  gehört  einen  alten  Oloasator 
and  hat  ehenals  an  linken  Bande  jener  Bandschrifl  ge» 
standen,  aus  welcher  unsere  älteste  Quelle  der  Historien  dea 
Tadttts,  die  alte  Florentiner,  geflossen  ist  Wenn  der  Leser 
den  nächsten  Tcrtikalen  Stridi  als  die  Grenae  nwischen  den 
Texte  und  den  Bande  jener  alten  Handschrift  sich  ilfenken 
will,  so  kann  er  den  Hergatig  sich  also  vergegenwärtigen: 

i|  nee  ausi  ad  hosten  pergere 
loco  Gelduba  nonen  est.     eastra  fecere.  ibi  struenda 


Grmdung  d.  Stadt  Neuss  im  Jahre  G9  unsrer  ZeUrechntmg  etc*    1 


fSia  neuer  Abschjreiber  bielt  die  Werte  zar  Liokea  gerade 
wie  die  flbrigeii  fttr  Taciteiscbe  und  hat  durch  Aufnahiae 
derselben  die  ganze  Steile  verdorben  nnd  der  lilaren  Dar* 
atdluag  des  Tacitns  grossen  Schaden  augefügt  'Woher  hat 
aber  jener  Glossator  diesen  Zusatz  entnommen^?  so  muss 
jeder  denkende  Leser  fragen ,  und  wenn  ich  diese  für  die 
endliehe  Gntseheidung  wichtige  Frage  nicht  genügend  be- 
antworten könnte,  so  würde  ich  lieber  jedes  andere  Verderbniss 
jener  Worte  voraussetzen  und,  wenn  ich  selbst  keine  Heilung 
des  Schadens  ermitteln  ki^nnte.  Hülfe  von  einem  Scharf- 
sinnigem  erwarten.  Dazu  ist  jedoch  hier  keine  Nöthigung» 
Vielipehr  liegt  die  S^che  so.  Die  Römer  behielten  ihre 
Stellung  zu  Neuss  längere  Zeit  inne,  und  so  sehr  auch 
Civilis  die  im  Lager  zu  Birtea  eingeschlossenen  Legionen 
bedrängte«  zo  wagten  jene  doch  nicht  znm  Entsätze  ihrer 
Laadsleute  nach  Birten  vorznrücken;  s.  Histor,  Uli  27-*3(l. 
Nach  einiger  Zeit  aber  langte  im  Lager  zu  Neuss  die  Nach- 
richt an,  dass  die  Heere  des  Vitellius  bei  Cremona  durch 
4ie  Anhanger  des  Vespasiaans  aufs  Hauf  t  geschlagen  seien 
upd  dass  in  Folge  davon  fast  alle  Provinzen  von  Vitellius 
zu  Vespasianus  abgefallen  waren.  Das  bewog  die  Feldherren, 
ihre  Soldaten  auf  den  Namen  des  Vespasianus  zu  vereidigen, 
wozfi  difse  kftom  zu  bringen  waren.  Die  Abneigung  der 
gemeinen  Soldaten  gegen  Vespasianus,  welche  aus  ihrer 
IWtsqhiedenen  Vorliebe  zu  Vitellius  entsprang,  und  damit 
aaifeh  .ihr  Misstrauen  gegen  ihre  eigenen  Führer,  die  dem 
Vespasianua  ergeben  waren,  wurde  bedeutend  gesteigert,  als 
^  Sabreiben  des  Antonius  Primus,  des  für  Vespasianus  in 
Italien  mit  grossem  Glücke  streitenden  Feldherrn,  an  Civilis 
vorgelesen  wnrde,  worin  feindliche  Aensserungen  über  das 
AOmische  Beer  in  Germanien  vorkamen:  lectae  deinde  (so 
feeisst  es  Bislor.  IUI  89)  pro  contione  epistulae  Antonii  ad 
Cidlem  suspitiones  militnm  irriCauere,  tamquam  ad  socimn 
fartium  scriptae  et  de  Germanico  exercitu  hostiliter.    Dieses 


8    Gründung  d,  Stadi  Neuss  im  Jahre  09  unsrer  ZeUrechmmg  eie. 

Vorlesen     fescbah    noch    im    Lager    nn    Neos«:    deirn 
bis  dahin  war   kein   Vorrficken  des  Römischen   Heeres  vnd 
keine  Veränderung  des  bisherigen  Lagers  erfolgt    Jetst  aber 
rückte  dieses  Heer  wenigstens  bis  Geldnba  am  Rhdn  hin- 
unter: Mox  (so  ßlhrl  Tacitus  fort)   adlatis  Geldnhani  in 
castra  nuntiis  eadem  (dasselbe  wie  vorher  im  Lager  s« 
Neuss)  dicta   factaque.     Woher  die  Rttmischen    HeerfBhrer 
den  Muth  gewannen ,  wenigstens  bis  Gelduba  TonrarttcikcQ, 
was  sie  bis  dahin  nicht  gewagt  hatten ,  hat  Tacitns  nidit 
angegeben,  weil  ein   aufmerksamer  Leser  (und  solche  seCst 
er  fiberall  voraus)  dieses   selbst  aus  dem   Zusammenhange 
der  Ereignisse   ersehen  kann.    Denn  Civilis  hatte  bis  dahin 
unter  der  Maske  gekftmpft,  dass  er  gegen  ViteHins  nnd  für 
Vespasianos  streite»    Daher  hofften  die  Rdmischen  Feldherren, 
dass  jet^t  der  Krieg  ein  Ende  haben  werde;  in  dieser  Br- 
Wartung  rückten  sie  um  einen  Tagemarsch  vor  und  scUcktea 
danii  eine  Botschaft  an   Civilis,   worin  sie  ihre    Hofftaung 
aussprachen  und  ihn  aufforderten,  jetat  die  Waffen  ruhen  zn 
lassen   und'  in  sein  früheres  Terhältniss  au   den   BOmem 
jEurflckaukehren.    Das  Alles  ist  für  den  aufmerksamen  Leser 
klar  und '^verständlich ,  aber  ein  solcher  war  der  Difaeber 
der  Worte  loco  Geldnba  nomen  est  nicht.     Weil  er  in  des 
oben  angefahrten  Worten  auf  die  Erwähnung  eines  Lagers  an 
Gelduba  stiess,  ohne  dass  die  Errichtung  desselben  ausdrAck- 
lieh  angegeben  war,  und  weil  das  Vorrficken  der  ROmer  nur 
durch  ein  später  (mox  =  Interiecto  deinde  tempore),  dann 
auch  durch  eadem  ffir  den  denkenden  Leser  dentlieh  genug 
angedeutet  war,   so  gerieth  der  Verfasser  jener  unnfitaen 
Worte  auf  die  falsche  Meinung,  das  hier  (cap.  SS)  etwas 
kura  erwähnte  Lager  sei  das  nämliche  wie  das  im  M.  Capifd 
genannte  (nee  ausi  ad  hostem  pergere  castra  flecere),  und 
Alles  bisher  berichtete   sei   bei  Gelduba   und  nicht   sn 
Neuss  vorgefallen.    Di  her   schrieb   er  seine  Glosse  hro 
Gelduba  nomen  est,  wollte  jedodi  den  Tacilus  damk  nicht 


Oründumg  d,  6iadi  Nem^  m  Jahre  09  unsrer  Zeitrechnung  etc.    Q 

interpolieren;  denn  wenn  das  seine  Absiebt  gewesen  wäre, 
so  wflrden  wir  den  Zusatz  nach  eastra  fecere  lesen ,  wo  er 
allein  einen  Sinn,  wenn  gleicb  einen  störenden  und  verkehrten, 
haben  kannte.  Die  gegenwartige  Stelle  desselben  erklärt 
rieh  nnr  daraus,  dass  diese  Worte  ursprünglich  auf  dem 
linken  Rande  jener  Urhandschrift  des  Tacitus  geschrieben 
standen.  Dafür  spricht  auch  das  Punctum,  welches  ich 
sowohl  hinter  pergere  als  nach  nomen  est  in  der  alten 
Florentiner  Handschrift  gefunden  habe*).  Uebrigens  haue 
das  Lager  von  Gelduba  weder  dieselbe  Bestimmung  wie 
das  au  Neuss  errichtete,  noch  dessen  Bedeutung  fQr  den 
Krieg,  sondern  sollte  dem  Heere  für  einige  Nttchte,  bis  die 
Antwort  des  Civilis  von  Birten  anlangte,  einen  sichern  Ruhe- 
plata  gewähren  ;  darum  war  es,  wie  jedes  andere  Lager  der 


^)  Bei  dieser  Gelegenheit  spreche  ich  die  Behauptung  aus,  dast 
in  dem  gegenwärtigen  Texte  des  Taoitua  ähnliche  unechte  Be- 
merkungen wie  die  eben  nachgewiesene  ,  welche  bald  auf  dem 
rechten,  bald  auf  dem  linken  Rande  einer  alten  nicht  mehr 
Torhandenen  Handschrift  standen,  In  grosser  Ansahl  nooh 
verborgen  steeken,  und  dass  die  Darstellung  des  Tacitus  nooh 
Tielfach  dadaroh  beeintrfiohtlgt  und  Terdunkelt  wird.  Ich  werde 
dieselben  in  einer  Reihe  von  Aufsätzen  im  Rheinischen  Muadupi 
(ygl.  XVI  3  und  XVII  1)  und  im  Philologus  an*s  Lieht  siehen 
und  hoffe  dadurch  den  Taciteischen  Text  wesentlich  zu  TOr- 
bessern  und  vielen  Unsinn  daraus  zu  entfernen.  Da  mir  jedoch 
wohl  bekannt  Ui,  wie  leicht  diese  Art  der  Kritik  in  Missbrauch 
ausarten  kann,  so  habe  ich  in  jenen  Aufsätzen  zuerst  sichere 
Kriterien  aufgestellt,  nach  welchen  ein  fremdartiger  Zusatz 
zu  erkennen  ist  Diese  sind:  1)  der  Zusatz  muss  naoh  Lihalt 
oder  Form  oder  nach  bilden  als  ein  dem  eohten  Autor  unaa- 
gemessener  und  fremdartiger  aufgedeckt  werden ;  2)  die  Entstehung 
des  Zusatzes  aus  der  nächsten  Umgebung  des  Autors  aelbst« 
oder  auch,  was  jedoch  selten  der  Fall  ist,  aus  andern  nicht 
entlegenen  Quellen  muss  einfach  und  Überzeugend  dargethan 
werden. 


10    GrüMdiimg  d»  Siadi  Jieu$$m  Jahre  69  un$rerZeiir9climmg^o. 


Art,  «war  mit  Wall  und  Graben,  aber  aicbt  mü 
ODgeben,  Das  zeigt  sich  auch  aoa  der  f em^ea  Entwicfcelag 
des  BataTkebea  Krie^ces:  denn  als  Civilis  im  Bbf^ialfcaif 
roQ  Birten  vorrftckle,  da  war  es  ihm  ein  Leichtes^  Geldsba 
9u  nehmen  (Bist.  IUI  36 :  Cinilis  capit  Geldobam),  aber  non 
^eg en  Neuss  unternommener  Versuch  blieb  ohne  Brfelg,  nnd 
er  konnte  diesen  festen  Plata  erst  später  und  nur  durch 
Verrath  gewinnen  (Bist  IUI  57— 59),  Darauf  erklärt  akh 
auch  9  warum  unter  den  Orten,  deren  Lager  nach  Wieder* 
i^roberung  des  unteren  Germanieas  durch  diefittmer  neu  befestigt 
wurden,  Neuss  genannt,  aber  Gelduba  nicht  erwähnt  wird 
(Bist  V  22). 

W«nn  wir  vorher  auf  Worte  gestossen  sind,  die  don 
Tacitus  von  unbefugter  Band  nugefOhrt  sind  und  ifeine 
Ersählung  verworren  gemacht  haben,  so  treffen  wir  das 
Gegentheil  an  einer  andern  Stelle,  wo  die  Auslassung  eines 
fllr  die  Beschreibung  wesentlichen  Namens  diese  nicht  wenig 
beeinträchtigt  hat«  Der  Römische  Oberfeldherr  Petilüis  Cerialis 
reiste,  nachdem  er  den  Civilis  aus  den  Rheinischen  Pro« 
vjnsen  verjagt  und  nach  der  Insel  der  Bataver  nurttck- 
geworfen  hatte,  nach  Neuss  und  Bonn,  nm  die  Lager, 
welche  hier  fflr  die  Ueberwinte  rung  der  Legio- 
nen errichtet  wurden  (ad  uisenda  castra,  qnae  hiema- 
türlslegionibus  ertgebautur),  zu  besichtigen,  welche  Mittheilung 
jedoch  nicht  so  su  fassen  ist,  als  waren  gans  neue  Lager 
dort  errichtet  worden,  wo  ja  solche  bereits  bestanden.  Viel- 
fuehr  hatten  diese  Lager  durch  die  Eroberung  und  Besetrang 
j^rselben  von  Seiten  des  Civilis  und  der  Bataver  stark 
gelitten  und  warm  daher  mannigfacher  Ausbesserung  be- 
dtrftig.  Dtese  also  nn  besiehtigen,  reiste  Cerialis  nach 
Neuss  und  Bonn.  Von  dort  kelifrte  er  und  sein  Gefolge  nu 
Schiffe  nach  dem  ünterrhein  surflck  (Histor«  V  22).  Der 
Rückzug  geschah  ohne  Ordnung  und  Vorsicht;  der  Zug 
ging  zertheiU,  die  Nachtwachen   waren  fahrlässig  (aauibus 


GrimArnffd.  8fadiNeu$$  im  Jahre  69  unsrerZeUreckmmgeic.    It 

rcseadbal,  disiecio  «gnine»  toeorioBis  uigOiis).  Das  neifcteii 
die  Qemaneii  auf  der  rechten  Rbeinseite  «ad  beeehlofseii 
einen  nftchüicben  Ueberfall:  electa  nox  atra  naUbos,  et 
prone  anoe  rapti,  nulle  prebibente,  uallum  inennt.  Dana 
beisst  es  von  den  dnreh  diesen  unerwarteten  UeberMl  ent- 
setiten  und  von  ihrem  Lager  aufgeecbreekten  ROmern,  daas 
sie  nach  ihren  Waffen  suchten  und  darch  die  Strassen 
stfinfen  (Romani  uulneribus  exciti  qnaenint  ama,  mnnt  per 
vias).  Welche  Strassen  waren  diese,  und  welcher 
Lagerwall?  Wollte  oian  mir  antworten ,  der  Wall  und 
die  Strassen  des  Lag era,  was  die  ROmer  am  Ufer  des  Rheins 
f Or  die  Nacht  aufgeworfen  hatten ,  so  wäre  su  erwidern« 
dass  solche  Lager  nur  in  Feindes  Lande  von  einem  Römi-* 
sehen  Beere  fflr  jede  Nacht  errichtet  wurden,  das»  aber  das 
vntere  Germanien,  wo  dieses  vorflel,  von  Feinden  damals 
bereits  gesAubert  war,  die  Römer  also  in  eigenem  Lande 
reisten ,  dass  die  Errichtung  eines  Lagers  bei  jenem  sehr 
sorglosen  Zuge  weder  vorausgesetat  werden  kann,  noch 
irgend  eine  Andeutung  davon  sich  findet,  auch  ein  Bedtlrfiiisi 
daau  nich  vorhanden  war,  da  der  Rflckmig  zu  Wasser  aus« 
gefthrt  wurde.  Ohne  Zweifel  haben  die  ROmer  damals 
ein  schon  bestehendes  Lager  fSr  ihte  Nachtruhe  benutst 
Und  das  war  das  Lager  m  Birten  (Vetera).  Dass  hier 
der  Sehauplata  jenes  Deberfalls  war,  ist  aus  der  Angabe  m 
ersehen,  dass  die  Germanen  am  folgenden  Morgen  das  von 
ihneir  erbeutete  Romische  Admiralschiff  (praetoria  triremis) 
die  Lippe  hinauf  sieben:  multa  luce  —  praetoriam 
triremem  flumine   Lupia  donum  Velaedae^)  traxere.     Die 


*)  VeUeda  wird  dieser  Käme  sechsmal  in  der  alten  Florentiner 
gesohrieben  und  nur  einmal  (Hist.  V  22)  ist  dort  aelede  an 
finden,  was  ebenso  gut  auf  Velaedae  aU  Yeledae  au  deuten 
fot,  da  anoh  bald  nachher  (c.  24)  wieder  aelaedam  folgt 
Danach  wird  der  Name  dieser  Wahr&ageirin  Vclaeda  au  sehreibea 


12    Griifuhfi; d. SiadiNeuss ün JahreOQunsrerZeUreehmnfg efe. 

Lippe  oAmltch  mfloiiet  am  jenseUigeD  oder  den  Germaniscken 
Ufer,  etwas  oberhalb  Birten  in  den  Riiein.  Darans  erklart 
sich  auch  der  Ausdmck,  dass  die  Germanen  dnreh  di« 
Neige  des  Stroms  fortgerissen  (proAo  amnerapti)  in 
den  Lagerwall  eingetreten  wftren.  Denn  die  in  den  Rhefii 
mindende  Lippe  treibt  die  Masse  des  Rheinstroms  von  der 
rechten  Sdte  nach  der  linken  hinOber  und  das  erleicbteter 
den  Germanen,  den  Einen  das  Hinflbei^chwimmen ,  Andern 
die  Anfahrt  an  das  jenseitige  Ufer.  Im  Lager  zu  Birten 
gab  es  aber  auch  genug  für  den  Cerialis  2u  thun  ,  um  dort 
nicht  einen,  sondern  mehrere  Tage  mi  verweilen.  Denn 
nachdem  Civilis  und  das  Heer  der  Bataver  dasselbe  lange 
belagert  und  endlich  sut  Uebergabe  gezwungen  hatten  (Hisfor. 
IUI  60),  da  haften  Feuer  und  Schwerdt  entsetielich  darin 
gdMtost,  und  daher  bedurfte  dieses  Lager  noch  mehr  ab 
die  SU  Bonn  und  Neuss  einer  grtind  liehen  Ansbesserong. 
Baraus  erkISM  sich  auch  die  Möglichkeit,  dass  an  der  Lippe 
ebi  kleines  Heer  der  Germanen  sich  sammeln  und  die  Vor- 
bereitung XU  einem  nächtlichen  Ueberfalle  trelTen  konnte, 
was  auch  nicht  in  wenigen  Stunden  geschehen  konnte. 

Wenn  aus  der  bisher  geführten  Untersuchung  hervorgeht, 
dass  nur  xn  Birten  jene  Begebenheit  sich  ereignen  konnte, 
80  ergibt  sich  daraus  von  selbst,  dass  dieses  Lager  in  der 
sonst  so  klaren  und  aiischaulichen  Beschreibung  des  Täcitns 
anch  genannt  werden  musste,  und  dass  dessen  Name  nur 
dnrcb  das  Versehen  eines  Abschreibers  ausgefallen  sein  kann, 
lenen  Namen  also  an  der  rechten  Stelle  einzusetzen,  wird 
nm  die  Aufgabe  der  Kritik  sein.  Es  konnte  vermuthet 
werden,  Tacitus  habe  geschrieben  nauibus  Vetera  remeabat, 
allein  diese  Ergänzung  wtirde  gegen  sich  haben,  dass  der 
Hergang  der  Auslassung  daraus  nicht  erklärt  werden  konnte. 

selii,  und  wenn  bei  dem  Dichter  SUtius  (Silv.  14  90)  capUnaeqne 
preoet  Veledse  Vorkommt,  so  haben  wir  darin  eine  dichteriöohe 
Freiheit  sa  erkennen. 


armdittigd.fUadtNeuuimJakree9mi$rerZeUrechm^         18 

Daker  setae  icii  jenen  Namen  elwas  epflier  in  folgenden 
Worten  ein:  et  prono  amne  rapli,  nollo  prohibenie,  Veter nm 
vaUuD  inennt  Die  Worte  Vetemm  vallnn  würden  in  der 
alten  Viorentinev  Handschrift  des  Tacitna  (aus  ihr  sind  alle 
übrigen  geflossen)  so  gesehrieben  werden  ueto  nall0|  mid 
ihnlieh  werden  dieselben  auch  in  ihrem  Original  ausgesehen 
haben.  Da  erklftrt  sich  die  Auslassung  genügend ;  das  Auge 
des  Abschreibers  schweifte  von  dem  «  des  ersten  Wortes 
num  tt  des  nweiten  über,  und  dadurch  ging  das  erste  ver* 
loren.  Erleichtert  wurde  dieser  Fehler  durch  die  gleiche 
liüngCy  welche  beide  Formen  in  der  alten  Schrift  zeigen*). 
Fragen  wir  bei  dieser  Gelegenheit,  welche  Rolle  der 
Römische  Oberfeldherr  Cerialis  bei  diesem  für  die  Rdmer 
empfindlichen  Verluste  (die  Feinde  nahmen  die  ganae  Flotte 
weg)  spielte,  so  lautet  die  Antwort,  eine  merkwürdige,  aber 
wenig  ehrenvolle,  bei  der  ich  jedoch  noch  etwas  bu  verweilen 
habe,  weil  auch  hier  ein  Verderbniss  des  Textes  die  volle 
Einsicht  in  den  Hergang  der  Sache  gestdrt  hat«  Tacitus 
enühlt,  wie  Cerialis  seine  eigene  Rettung  nur  einem  Zufalle 
au  verdanken  hatte,  indem  er  nicht  auf  dem  AdmiralschiiFe, 
wie  die  Germanen  voraussetaten,  sondern  an  der  Seite  einer 
schonen  Ubierin  wahrend  jener  Nacht  anbrachte.  Hier  heisst 
es  nach. dem  Texte  der  alten  Florentiner:  Cerialis  alibi  nane 
egerat,  ut  pleriqne  credidere,  ob  stuprum  Claudiae  Sacratae, 
mulieris  Dbiae.   Darin  verstüsst  n  a  u  e  gegen  den  Lateinischen 

*)  Der  uns  überlieferte  Text  des  Taoitus  ist  durch  die  Hand  einea 
Abäohrefbers  gegangen,  der  ein  Biachen  Latein,  und  duroh  die 
Hand  eines  andern,  der  gar  nichts  davon  Terstand  a&d  die 
Torliegenden  Buchstaben  nur  nachmalte.  Dieser  letztere  hat 
unzählige  bald  kleinere,  bald  grossere  Auslassungen  sieh  sa 
Schulden  kommen  lassen.  Ein  guter  Theil  dayon  ist  duroh  die 
Kritik  bereits  nachgewiesen,  aber  viel  bleibt  auch  darin  nooh 
zu  thun  übrig,  und  ich  werde  in  den  vorher  angeführten  Auf- 
sStzen  noch  mehr  als  150  bald  kleinere  bald  grSssere  Lfleken 
aiifzadeoken  haben. 


14    Oründang  cL  SiadiNeuss  im  Jahre  ßBumret  ZeUredmmgele. 

and  Taeiteischen  Sprachgebrauch ,  da  Wjeoigatflaw  ia  naae 
oder  i  B  9  4  u  i  erfarderlich  wäre^  und  daraai  steht  in  jingem 
und  ioierpotierten  Handschriften  alibi  n  oclen  cfcnt  Ahcr 
^aniit  kann  das  Richtige  auch  nicht  gelroSe»  sdn :  denn  dien 
wir  de  hejssen :  Cerialis  hatte  anderswo  »eine  Nacht 
n «geh rächt.  Allein  Cerialis  hatte  nur  die  ersten Stnndca 
der  Nacht  in  sttsseni  Schlnnuner  nugebrncht,  und  war  anf 
den  hald  erhohenen  Ijftmi ,  ohne  Fusshekleidnnf  and  aar 
mit  einer  Tunica  dflrftig  hedeckt,  (prope  intectua  sagt 
TacituSy  nur  im  Hemde  wflrden  wir  sagen)  ins  Lager 
gerannt  Einen  andern  Versuch  nur  Verbessemng  der  fiehler- 
haHen  Worte  hat  Ed.  Wurm  gemacht,  indem  er  alio  in  nane 
statt  alibi  nane  schreiben  wollte,  eine  Vermntkung,  wdcbe 
C.  Halm  in  den  Text  seiner  Ausgabe  anfgenoounen  hnt 
Pagegen  habe  ich  nweierlei  au  erinnern,  auerst  von  sprach- 
licher Seite,  dass  auf  das  unschuldige  alibi  (nicht  auf  dem 
Admiralboot,  sondern  anderswo)  kein  gegrindeter  Verdacht 
fällt,  und  dass  ich  daher,  wenn  naue  beibehalten  werden 
sollte,  lieber  in  naue  wagen  wflrde.  Aber  auch  dieses  gefUlt 
mir  gar  nicht,  und  awar  wegen  eines  sachlichen  Grundes» 
der  zugleich  den  Wurm-Halmschen  Text  gann  unnniiasig 
erscheinen  Iftsst.  Denn  weder  wird  berichtet,  dass  der 
Rt^mischeHeerfOhrer  aus  einem  S  c  h  i  f  f  e  ans  Land  gespruBgcn 
nnd  so  beinah  nackt  ins  Lager  geeilt  wäre,  sondern  im 
Gegentheil  wird  erafthlt,  dass  die  Feinde  das  Admiralboot 
mit  den  übrigen  Römischen  Fahraeugen  erbeuteten  (mnlta 
luce  reuecti  hostes  captiuis  ^)  nauibns  u.  s.  w.),  also  Cerialb 


^}  Sollte  sich  Einer  meiner  Leeer  darüber  wundem ,  waram  die 
R9mer  gar  keinen  Yerflaoh  macheni  den  Qermanen  die  erbeate- 
ten  Sohiffe  wenigstens  am  hellen  Tage  (multa  laee)  wieder 
SU  entreissen,  so  ist  Folgendes  su  erwägen.  Da  jener  Haufe 
der  Germanen,  weloher  den  Ueberfall  auf  die  RSmisehe  Flotte 
ausführte,  theUs  schwimmend,  theils  mit  Naohen  Tom  xeehtea 


ßritikbmgASiadiffBwii  im  Jahre69  iMsretZeUrechnung  eiö.    15 

liebst  fieitwv  GtHeMcn  in  4it  Httnde  d^  Pdndes  gefarieii 
«mre^  ^i^m  «6  aaf  einem  Schüfe  ifewesen  -ii^ftren,  abgesehen 
ianm,  ilass  Cerialis,  wenn  er  die  Claudia  s  n  sich  auf  die 
Flotte  bescbiedei»  hatte,  sie  auf  jeden  Fall  auf  das  stattliche 
Admirtilbdot  geladen  haben  würde.  So  war  es  aber  nicht. 
Denn  Claudia  Sacrata  war  Iceine  gemeine  Dirne,  sondern 
eine  Tornehme  Dbische  Dame.  Dass  sie  eine  solche  war, 
fcann  der  Kenner  Taciteischer  Darstellung  mit  Sicherheit 
liehon  d  ai  aus  schHessen,  dass  sie  mit  0wei  Namen  genannt 
wird,  noch  mehr  aber  aus  der  Rflcksicht,  womit  der  Römische 
Feldherr  sie  behandelte.  Denn  damit  die  süsse  Ruhe  des 
liebenden  Paare  nicht  gestört  würde,  war  den  Nachtwachen 
Ter  boten,  die  nftchtliche  Parole  in  den  vorgeschriebenen 
Stunden  ausaurufen,  und  dadurch  waren  auch  diese  rom 
Schlafe  überfallen  worden:  uigiles  flagitinm  suum  ducis 
dedfcore  excusabant,  tamquam  iussi  silere,  ne  quietem  eius 
tvrbarent;  ita  intermisso  signo  et  uocibus  sequoque  in  somnum 
lapsos*  Daraus  ist  su  ersehen,  dass  Cerialis  der  Ubierin  in  ihrer 
eignen  Wohnung  einen  nächtlichen  Besuch  abstattete,  und 
dass  diese  Wohnung  dem  Lager  gana  nahe  lag;  daraus  wird 
auch  die  wahre  Heilung  des  Schadens  sich  ergeben.  Es  ist 
ai  bessern  alibi  noctu  egerat  statt  alibi  naue  egerat,  er 
hatt^  anderswo  aur  Nachtaeit  sich  aufgehalten. 
Dieses  noctu  lautete  in  der  Aussprache  eines   Itali&nischen 


Ufer  herübergekommen  war,  und  mit  Seilen  die  Romisclien 
Schiffe  in  den  Strom  gezogen  hatte  (infcere  uinola,  trahere 
puppis  tagt  Tacitus),  so  wurden  diese  durch  die  Macht  des 
Flusses  eine  Strecke  unterhalb  Birten  an  das  jenseitige  Ufer 
getrieben.  Dort  angelangt  nahmen  die  Germanen  ihre  Richtung 
mit  den  erbeuteten  Schiffen  Rhein  aufwärts  bis  zum  Einfluss 
der  Lippe  in  den  Rhein;  das  geschah  bei  hellem  Tageslichte 
und  die  Römer  auf  dem  linken  Rheinufer  mussten,  Ihrer  Flotte 
1>iftraubi,  mit  nicht  geringem  Yerdruss  ansehen,  wie  die  Germanen 
Ih^  B^te  in  Sicherhett  braehteit: 


16    Orikdimgd,8iadiNeuuimJahre6Om$rerZeUr0ekmtk^elc, 

Absckreiben  n  o  1 1  o,  und  war  vidleidit »  itm  Altera  OrigiMl 
Dtu  gescbrieken ;  die  VeranlaaBUDg,  naue  steftt  aocla  ot 
Bchreibes,  gab  die  swdoutlige  Erwilmniig  tm  Seblffea  ia 
der  nächsten  Umgebnng^). 

Wenn  mir  bisher  gelungen  ist,  einige  Fehler  nw  der 
Beschreibnng  des  Batavischen  Krieges  hei  Tacitos  m  herieh- 
tigen,  so  werden  mdne  Leser  mir  nn  so  eher  erlanbe«,  sie 
noch  anf  einen  Schreibfehler  in  dieser  Bnahlnng  anfaieikaaai 
so  machen,  «umal  in  einer  Begebenheit,  die  vor  den  Tlmren 
von  Neuss  sich  ereignete«  Bist  IUI  36  lesen  wir  in  dem 
handschriftlich  ttberlieferten  Texte :  Cinilis  capk  Oeidvbam ; 
mox  haud  procul  Nouaesio  equestri  proeüo  prospere  cerCaTit: 
sed  miles  secundis  aduersisque  perinde  in  exitivm  dncnm 
accendebatur.  Das  hier  stehende  collective  miles  bedevtel 
die  Ramische  Armee,  und  duces  sind  ebenfalls  die 
Ramiscfaen.  Wenn  nun  weiter  hervorgehoben  wird,  dass 
die  Ramischen  Soldaten  nicht  minder  durch  glickllehe 
als  ungläckliche  Ereignisse  gegen  ihre  Fihrer  noai  Ham 
entflammt  worden  waren,  so  ist  daraas  au  schHessen,  dass 
vor  Neuss  der  giflcklicbe  Erfolg  des  Kampfes  nichi  auf 
^iten  des  Civilis  war,  sondern  dass  die  ROmer  in  diesem 
Reitergefecht  die  Oberhand  behielten.  Das  hat  Onlmann 
richtig  erkannt,  und  daher  wollte  er  mox  Vocula  t-  cerlauit 
schreiben,  was  Halm  in  seinen  Text  aufgenommen  hat, 
wahrend  Weissenborn  in  prospere  statt  prospere  andern 
wollte,  so  dass  Civilis  das  Subject  auch  dieses  Satnes  bliebe. 
Gegen    den  Outmannschen  Versuch  ist  au   bemerken,  da« 


^)  Bellftufig  möge  hior  noch  ein  dritter  Fehler  in  der  beiproohenen 
Stelle  seine  Beriohtigang  finden,  nXmlioli  in  den  Wortoo  inoisit 
tabemaeoloram  funlbos  ist  interolslt  su  Terbaseara  denn 
die  Gennanen  begnügten  sieh  nicht  einen  Einselinitt  In  die 
Seile  der  Römisohen  Zelte  zu  maohen,  was  Ine  Isis  bedeatan 
wftrde,  sondern  sie  schnitten  dieselben  gewa  Itssm  ant- 
swei;  incisis  ist  statt  intöisis,  d.  t  interoisis  Tertahrlahaf 


Orändung  d  Sladi  Neut$  im  Jahre  69  unsrerZmirechtmiig  eio.    17 


Ausfall  des  NancDS  Vocula  an  dieser  Stelle  nieht 
erklärt  werden  kann,  da  ja  weder  ein  gleich  lautendes 
Wort  folgt  noch  ein  solches  9  das  snm  Anfangsbuchstaben 
ein  V  hatte ,  an  We issenborns  Vermnthung  missflUlt ,  dass 
die  Kunst  des  Tacitus  in  der  Gegenflberstelluog  von  Gegen- 
sätzen darunter  leidet,  und  dass  miles  im  Sinne  von  miles 
Roüantts,  wie  es  sich  unmittelbar  ansehUesst,  eili  vorauf- 
gehendes  Satsglied  erfordert,  worin  ein  Römischer  Fahrer 
oder  das  Romische  Heer  ausdrücklich  genannt  war»  da 
man  sonst  unter  miles,  gann  gegen  den  Znsammenhang  der 
Stelle,  die  Soldaten  des  Civilis  au  verstehen  verleitet  wird. 
Daran  hat  auch  wobl  Halm  gedacht,  wenn  er  von  GntaMinns 
Eiifinnung  sagt  quod  probabiiius  uidetur  quam  qood  Weissen* 
bora  coniecit  c  e  t.,  nur  dass  ich  ans  dem  angegebenen  Grunde 
Mich  diese  ProbabilitAt  nicht  gelten  lassen,  kann.  Daher 
schreibe  ich:  mox  —  equestri  proelio  Romanas  prospere 
cortavit.  Romanus  setat  Tacitus  nach  einem  ihm  eigcntham- 
lichen  Spracbgebraocbe  so,  dass  er  das  ganne  Heer  in  seinem 
Führer  gleichsam  ansummen fasst,  und  auf  ahnliche  Weise 
schreibt  er  Parthns,  Rritannns  cet.  Vgl.  Annal.  I  50: 
al  Romanns  agmine  propere  slluam  Caesiam  limitemque  a 
Tiberio  coeptum  scindit,  castra  in  limite  ponit,  frontem  ac 
tergnm  uallo,  latera  concaedibus  munitus;  Uli  47:  quam 
(cohortem)  Romanus  propCam  ad  pericula  —  band  procul 
instruzerat  in  der  alten  Florentiner  Handschrift  wird  Ro- 
manus gewöhnlich  mit  der  Abkflraung  IL  oder  r»  geschrieben, 
und  so  wird  dieses  auch  im  Original  der  Florentiner  gestanden 
haben.  Wie  dieses  r.  vor  einem  Worte  mit  awei  gleichen 
Lauten,  vor  prospere  übersehen,  oder  wie  es  swischen  awei 
mit  ahnlichem  Anlaute  beginnenden  Würlern  (proelio  pro* 
spere)  überhört  werden  konnte,  ist  leicht  au  begreifen»  und 
daher  darf  diese  Ergänzung  wohl  als  eine  methodisch  oder 
kunstgerecht  bewerkstelligte  betrachtet  werden. 

Frauia  illMer« 

II«     »I     <■  ■ 

2 


8.  iie  3Uterf^fimfr  non  Xijija  unt  tfitniQ. 

Dnter  den  TusendeB,  wulebe  seil  so  vleleii  Jahren  te  4ea 
niMen  Rliaa  Nian'«,  anCer  Oelhtttmen,  Oraagea  »dl  Paine« 
Linderang  derBescbwerdea  aad  LeMen  de«  nordlsehen  Wfnte» 
sachteoi  gab  es  ianaer  nur  wenige,  welcbe  dort  des  AlUrtbawi 
gedachten.  Aber  nicht  bloss  die  Curgaste  rca  Niana,  auch  die 
Biageborenea  y  gelten  nicht  ohne  Grund  in  dfeaer  Mckakfat 
filr  alten  sorglos.  Keine  Sammlnng  Ton  einiger  BeiMfvng 
erinnert  hier  anter  vailig  »aderner  Umgebung  den  Besndlcr, 
dass  er  grieehisobe  Luft  atbmet,  dass  sein  Pass  eine  der 
ältesten  Caltarstattea  des  W]estlicli«B  Burapa  betritt.  Cad 
doch  sind  gerade  in  und  bei  Nisaa  fir  den  Randigaa  alae 
Menge  ran  Zeugen  jener  frabestea  Ereignisse  voiliaadea, 
welche  Sinn  und  Auge  in  gleichem  Masse  auf  sieh  alehea, 
wie  sein  OemOlb  an  der  Schönheit  des  Landes  und  Mecrca 
sich  erqniclit.  Von  einigen  der  wichtigsten  soll  Mer  in  der 
KArae  gesprochen  werden. 

Dass  Niaaa  griechischen  Ursprunges  sei ,  neigt  schon  sein 
Name ;  Ni'xaia ,  Nicaea  bedeutet  »die  Stadt  des  Sieges*,  ein 
Name,  der  sich  bekanntlich  auch  anderwärts,  wie  am  indischen 
Hydaspes  und  in  Bithynien  wiederfindet.  Alexander  der 
Grosse  und  Lysimachus  verewigten  durch  GrOndungen  dleara 
Namens  das  AndeniLen  ron  Siegen,  und  so  wurde  auch 
diese  Niederlassung  der  Massalioten,  welcbe  von  Pholcaa  her- 
stammten, ohne  Zweifel  wegen  eines  Sieges  Ober  ihre  bar- 
barischeu  Nachbarn  gegrflndet  und  benannt.  Wann  aber 
diese  Grtlndung  geschehen  sei,  ob  im  vierten  oder  Anften 
Jahrhundert  vor  Christo,  ist  keinesweges  genau  au  bestimmen. 
Diese  Frage  hftngt  allerdings  ausammen  mit  jener  nach  der 


Bie  Aiiärihümer  von  Amm  Und  Cimiez.  19 

flctt  ikv  OMniliiDgr  vtoHhüalMi  du-di  iii  Pkekäei',  mütUe 
wMt  tiwam  (apttd  Seynlraiii  Cbitatai  MO  sq.)  IM  Jahre 
rar  der  .Schhdit  M  Mamifl,  ako  im  HfL  4&  iel,  und  nicbt 
«ü  ikr  ▼Mi  ikrod;  I  168^167  eniUiIt^  Cfarfindoog^  voll 
V4itf  iardi  r«r  f en  Pefsero  f eiobene  PkakAer  OL  00  sä 
'vmü^keUi  i«t,  was  fniKch  fteUkst  im '  Alter  Ami»  'schon 
ipeachUk  Hiertber  Ut  seh-  Niebakr's  AnefaiilldeisetMiig 
(moin;  Oesdi.  II.  581),  Arm  Anite  gefolgt  mail  (rergl/C.  P. 
BetaMn^  6riteb.  StAalsaUerth.  §.  78,  28),  sdlwe^Uch  tiodi 
!ciB  KweiM  sNI^ch.  Die  Arflbesfe  BrwAbbimg^  dto  GridduDg 
JMsMia'a  SlHicb  die  Pboktttr.imd  ihres  Seesi^es  Aber  die 
Jlertitt|fer<bei  Korsika)  fiadci  ftieb  tei  Tbte^d.  L  tt,  kftbraini 
Bta'odoCiis  Aersdben  Didbt  gedenkl.  Den  Hergang  der  Auf*> 
nähme  pbok«iseher  Rauilcvt^  (HiitarGb.  Sol.  ü)  a«f  gallt^ 
oehem  Boden ,  dorch  die  Vermfthlaog'  des  PHokaen  Enienos 
mit  PeUa,  der  Tochter  eines  galüscben  Kthiigs  Nanns»  stellt 
ATisfofeies  (apnd  Athen.  XIH,  36  p.  676  a)  ak  einen  gaua 
friedfiehen  dar,  und  so  hielt  auch  spateihih  die  Stadt  mid 
4bm  Oemelnwesen  von  Hassalia  mit  den  Dmwohneni  mög. 
Ikhst  Frieden,  ohne  darmn  driecbkcbe  Art,  BHdnng  and 
flprathe  Jcaak  anfangeben.  So  hekst  es  bei  Livius  XXXVII, 
M  in  der  A.  U.  568  =:  t.  Olr.  18»  im  Römkchen  Senate 
von  den  Rliodiem  gehaltenen  Rede:  Massifiensk,  quos,  si 
Mitora  idsita  reint  ingenio  terrae  vinci  posset,  iam  pridem 
efferassent  tot  indomitae  circomfiisae  gentes,  in  eo  faonore, 
in  ea  merilo  dignitate  andimns  apnd  vos  esse,  ac  si  mediom 
ambüieHm  Graeciae  iaeolerent.  Non  enim  sonvm  modo  lingvae 
vestitnmqw  et  häbitom ,  sed  ante  omnia  mores  et  leges  et 
ingeniam  sineerum  integmmque  a  contagione  aecolamm  ser« 
varuat.  Und  noch  in  der  Zeit  des  Augustns  nnd  Tiberius, 
da  Strabo  seine  Bücher  rerfasste,  zeichnete  Massilia  dorch 
grieeUsche  Bildung  und  Wissenschaft  dergestalt  sich  aus, 
daas  riele  Rtf mer  dort ,  anstatt  in  Athen ,  sich  ausaubilden 
plegten.  (Tadt  Ann.  IV;  440    Ja  selbst  ihre  Oescbafls« 


20  Die  AUerAümer  tan  Kis%a  lind  Cknie^ 

bAcher  (ra  avfißSXmia)  waren  griechisch,  uoii  SMiit  theiHe 
gewisse  Kenntniss  und  Liebe  gricebiscber  Schrift  mmi  Spnche 
rieh  sogar  den  benachbarten  Ckilliem  ait.  (fHrab.  IV.  1, 4* p.  181 
Cas.)  Man  hat  dabei  nicht  unpassend  an  die  griecMsdi  ge- 
schriebenen Tafeln  erinnert,  welche  Cäsar  (B.  €i.  !•  M)in  Lager 
der  HelTclier  fahd.  Van  dem  fremdschaftlichen  VerbtUHisBe 
Rons  na  MassiBsf  berifnen  wir  andi  sonst ,  vor  nid'Mush 
den  Kriegen  gegen  Karthago,  Beweise.  Es  genügt ^  ra  iie 
nachdracleliche  HOlfe  na  erinnern,  welche  im  Jahr  d.  St*  660, 
T.  Chr.  154  der  Consnl  Q«  Opimins  den  Massiliem  gegen 
die  rftoberiscben  Angriffe  der  lignrischen  Ozybier  lind  De- 
cteten  leistete  (i»olyb.  XXXIII.  a  Ut.  Epit.  XLVH),  m 
wie  an  Cftsar's  schonende  Behnndinng  ron  Masailia,  das 
erst  nach  langer  Belagerung  dnrch  seinen  Legaten  C.  Tre» 
bonins  ibni  sich  ergab.  Caesar  magis  eos  pro  nonine  et 
vetustate,  quam  pro  meritis  in  se  civitatis  consenrat.  (Caea. 
B.  C.  L  SS.)  Und  noch  in  der  Jngendneit  des  Cneins  Miss 
Agricola  erUicken  wir  in  Hassilia  das  BiM  grieehbchef 
Bildung  and  Freiheit,  und  es  sog  den  EAmer  dort  an  bdlo» 
Bischer  Weisheit  Staiim  parvnlns ,  sagt  TacÜna  Agr*  4., 
sedem  ac  mägistram  sfadiomm  Massiliam  habnit,  iocnm 
Graera  comitate  et  prorinciaK  parsimonia  mixtum  ac  bene 
compositum.  War  doch  Agricda  in  Um  benadibartfn  Porani 
Julii,  das  Jalins  Cäsar  A.  D.  710  gegriadet  hatte,  den 
beutigen  Frrjus,  aus  einer  Procuratoren  •  Familie  geboren, 
und  sein  Vater  Julius  Orftcinus,  wie  sein  Name  schon  an 
griechische  Herkunft  mahnt,  in  Beredtsamkeit  und  Weialieit 
bewandert,  und  eben  deshalb  dem  rohen  Cains  Cftsar  vevkaast. 
Doch  nicht  nur  Bildung  und  Wissenschaft  bitihte  su 
salia.  Bandelschaft  und  ktihne  führten ,  wie  jene  des 
rflhmten  Pytheas,  der  schon  im  vierten  Jdirbunderte  vor 
unsrer  Zeitrechnung  tief  in  die  nordischen  Meere ,  bis  sar 
Bernsteinkiste  vordrang  (vgl.  loh.  Voigt  preussisehe  de* 
schichte  L  IS.)»  settS»  von  der  untemehmendetti  wagdasü- 


Die  AUerihumer  tan  Niua  und  Cimku  31 

gm  Art  ikter  ecklfriechMclien  Manmtailt.  Forderte  doch 
ichoB  die  Lage  derselbeo,  nm  der  bttchCenreichei),  gebirgigea 
BferdkOete  des  Mittelmeeres ,  deren  BeschaiFenheit,  wie  sie 
Boeli  heute  ersclieialy  Strabo«  meisterhaft  beschreibt,  im 
Angesicht  von  Corsiea  und  Spanien,  su  immer  neuen  Nieder* 
lassangen  auf,  welche  augleich  den  Handel  und  die  Bildung 
Massalia's  weiter  trugen,  in  Massalia  auf  der  Burg  stand 
der  Tempel  der  Bphesisehen  Artemis  und  des  Delphinischen 
Apolion«  das  gemeinsame  Heiligthum  aller  loner,  wie  Strabe 
sagt  (IV  1,  4),  und  einen  ähulichen  Tempel  erbaute  man 
an  der  MOndung  des  Bhodanus,  um  das  Land  ginalich  sich 
ansocjgnen.  An  der  Koste  aber  lagen  die  StAdte  der  Mas« 
siKer  Taaroention  oder  Tauroeis  (Caes.  B.  C.  11.  4)^  das  man 
dort  sucht,  wo  jetst  Ciotat  liegt,  Olbia  (bei  Hitres),  Anti- 
polM  (Antibes)  und  Nicaea;  zwischen  beiden  grflndete  dann 
Gasar  Forum  Julii.  (Frejus)  dessen  lateinischer  Name  es  sieht* 
bar  unterscheidet  von  den  griechisch  benannten  Städten  der 
Massilier.  Zwischen  Anüpolis  aber  und  Nicaea,  welche  fast 
immer  als  Nachbarn  ausammen  genannt  werden,  und  awar 
merst  bei  Polyb.  XXXIII,  8,  also  in  der  Mitte  des  aweiten 
Jttbrhnnderts  vor  nnsrer  Zeitrechnung,  deren  Ursprung  daher 
in  eine  und  dieselbe  Zeit,  etwa* das  vierte  Jahrhundert,  fallen 
HMf ,  fliesBl  der  Varus,  der  noch  beute  Varo  heisst,  die  Grana- 
ncheide  swischeo  Italien  und  Gallien.  «Daher,  fügt  Strabo 
(IV  1,  9)  hiazu,  gebort  Nikäa  au  lUlien,  obgleich  sie 
Bcsita  der  Massalier  ist  Denn  dieselben  haben  diese  Nieder- 
lassungen begrtodet  gegen  die  höher  wohnenden  Barbaren, 
wott  sie  das  Meer  von  ihnen  frei  erhalten  wollen,  wahrend 
das  gebirgige  Land  jenen,  (d.  h«  den  Salyem  und  Ligurera) 
atmtehl«.  In  Stnbon's  Zeit  stand  Niktta  noch  unter  Massalia, 
wihnmd  Antipolis  von  ihnen  sich  losgesagt  hatte«  Hieraus  ist 
an  seblicssen,  dass  es  nicht  bloss  den  Charakter,  sondern 
awdi  die  Schicksale  der  Mutterstadt  beständig  theilte,  wie 
es  a.  B.  dam|Js  geschab,  als  im  Jahr  154  v.  Chr.  die  Ligurer, 


22:  Di&  MMikSmm  fkm  Mmm  md  Omie^. 

wekhe  «ieto  ieu  UfauwiUetii  feiiidlicfa  warn ,  Aatipolii  Mi 
Kicaea  belagerten»  Ua  die  Ktfiatr  aie  «vtlckBcliIiigea ,  aoi 
ibre  SCa4t  Aegitea ,  die  jaaa  bald  in  Agay ,  bald  üb  Ckilfc 
Jhioan  oder  Naponle,  «wiacbes.Fr^s  vmä  Aaiibca,  «iedeiw 
fiildea  wollte,  nahaMa.  So  laage  dieae  BergvMkcr  «arike* 
awaageo  waren,  so  lange  bcotand  auch  ein  fortwnteader 
KriegBaoataDd  zwischen  ihnen  und  4sr  srebebcrracfccnden 
Qriecbenstadl.  Nachdem  aber  die  Rftaier  lerren  in  fiallin 
wardea ,  Iraten  robigere  Zeilen  ein.  Ans  solchen  rührt  dea 
Plinius  (H.  N*  HL  6,  7  ed.  Sillig.)  Beschreibnng  jener  Gtgcndte 
her,  die  wir  ihrer  Kflrae  halber  anAdiren.  Igitnr  ab  aMao 
Varo  Nicaea  oppidam.  a  Maaaaliensibns  eondituai,  Mmrim 
Vnalo.  (aK  Polo ,  s,  Pado) ,  Alpes  populif ne  laalpini  Ballia 
noonnibus,  sed  asaxnaie  CapilbUi  oppido  Vedaantioraai  chri» 
UiliB  Ceaenelioy  portas  Hercnlis  Monoeci,  Lignalina  4irn, 
Etlr  den  Naaun  Cenieaeiio  lieaet  DanvÜle  Gonenelion,  Andro 
QenielUno  ^er  Qeneailo  (so  Lnd.  v.  Jan  in  aeiner  Aasgabe» 
qaeh  Cod.  A-X  GemoUio,  Gemelian,  Cearailion  CInver  llaL 
m*  h  9.  Wir  fiaden  denselben  Nanen  K^uvÜMtv  ait  dtsa 
IhWtm  OvB(a)iiavti^y  h  miQaU^iQ  ^AKn9Qtv  bei  ieai  Ptofem. 
Q^ogK.  III.  1,  48  nnd  in  deai  Itia.  Afltoai&  p*  Me.  Ceaa« 
iKdiini* 

.  Die  Stelle  des  Itineraüs  igt  hesondem  Ar  den  Sbm  i» 
Vjn  Aarelia  wichtig,  welche  von  Rom  dhirch  Tnsden  über 
Piaae.i  .Genua  und  die  Alpes 'nariliniae  nach  Anelatnai.  npak 
D€ea;CIVl  flMirte.  Von  Genua  aa  sind  die  Staaane»:  Uha. 
i:iiifli.i»pink  XXXVI,  Dertnnanipob  XXXV,  A»nrnipa,  XXVIU, 
Grixiu.  «pm«  XXX ,  Ganalieo  npm.  X,  Vadia  Snhatia  ni|pak 
XH^.Pnlliipke  ii«Mi.XII,  AJbingauno  ap«.  Vm  LvwBeennnl 
mpa.  XV,  Goata  Balanae  «pHK  XVI,  Alhbtialia  nipna  XVI, 
iinoMne  npni.  X ,  Alpe  sanM  npa.  VI  (hue  as^e  ItnUa^ 
iMinai  GtUia)  Gcalenei«  u^ul  VHU«  Varum  iumen  aspni*  Vl^ 
AntipQli  flipai.  X.»  ad.  Hnoran  mpa.  XII,  Poinni  Julil 
^llh    Das  Weitere  neigt  die  Riohtong  Über  Afnaa  Sbxü 


Die  AUerihümer  f>on  Mssa  und  ÖMties.  28 

nach  Massilia  und  Arelate.  In  dem  Gegebenen  aber  ist  der 
Zug  der  Strasse  von  Genua  Ober  Tortona,  Acqui,  Vado, 
Albenga,  Vintimiglia ,  Lescareua  (wenn  Lapie  Recht  hat)| 
oder  Scarena ,  Cimiez ,  den  ¥aro ,  Antibes  und  nrejus  der 
Gebirgswege  halber,  die  erst  von  Albenga  an  ungefMir  den 
Zug  der  heutigen  Strasse  einhalten ,  bemerkeuswerth.  Auf 
dieser  letztem  Strecke,  bei  Turbia  und  Menfone  sind  mehrere 
Römische  Meilensteine  gefunden,  von  welehen  einige  die 
Bibliothek  zu  Nizza  besitzt.  In  dem  Itinerarimn  portumn 
rel  positionum  navium  dagegen  kommen  (p.  502)  sowohl 
Genua,  als  Savona,  Albenga,  porto  MaurMo,  ViBtimiglla, 
Monaco  (hier  Herde  Manico),  Eza  (Avisiene),  Anao,  VHIa- 
flranca  (Olirula)  als  Häfen,  Nicia  (so)  nur  als  plagia 
(d.  i.  spatlateinisch  für  Strand,  Rhede,  italienisch  ptaggla), 
dagegen  Antibes,  Frejus  und  Marseille  (hier  Massilia  Orae« 
corum)  wieder  als  Hafen  vor,  wie  es  damals  in  der  Tbat 
sich  verhielt.  Diesem  entspricht  genau  die  Tabula  Peuttn« 
geriana,  welche  gar  nichts  von  Nicaea  weiss,  dagegen  den 
Strassenzug  von  Genua  bis  Manelfle  folgendetmässen  angibt 
(Sect.  II.  e.  u.  in.  d.  ed.  Maunert,  Lips.  11934) :  Geana  XVi 
and  westlich  davon,  der  Rtlste  ziemMoh  parallel :  aJ  Fig linaa 
XX  Hasta  XHI  ad  NaviKlia  VII ,  (Ober  den  Fluas  Labsnia) 
Alba  BocfNa  XIH  Vlco  Vtrgiiiis  X  Yadis  Saibatea  Villi  («ber 
den  Ftuss  Lucus)  Albfdcauno  XXtX  Lnco  Boramni  XV  Caaü 
■eltene  Albentimillo  XVI  in  alpe  maritima  VUH  Gemenelto 
Vfifl  Varum  VI  (tiber  den  Floss  Varos)  Antipoli  X  ad  Hör« 
rea  XII  Foro  Jülii  XVII  foro  Voconi  XVII  Matanone  XXH 
ad  turrem  XVII  tegulata  XVI  Aquis  S^xtto  XLIH  Masilia 
Graecorum  XVHI.  Von  Vada  Sabatia  an  bis  Massilia  sind 
die  (Nationen,  abgesehen  ron  Scbreibfeblern ,  wie  Boramni 
MV  Bormani,  beilene  für  bidaena«,  AlbentfaDÜIw  f.  Albinti»* 
tüfh'^  GMneneRo  f.  Cemenelo,  hier  dieselben,  IM  selbai 
Hoeti  in  Mr  Kosmographie  des  Anonymus  von  Ravena,  der 
In  das  siebento  Jahrhundert  su  gabiren  ackeini^  tndiui  wir 


24  Die  MUrthümer  van  Nisuia  u$id  Ctmje». 


^11  jeiuea  Gegenden  SUiifeiiamei^  welchf,  obgleich  barbariseh 
entstellt,  an  die  allen  erinnern.  So  heissl  es  bei  den  Cieogr. 
JUv.  IV.  28  9  p.  243  (ed.  H.  Finder  et  G.  Parthey,  BeraL 
]W0):  Item  iuxla  praefata«  Burgundiam  proxima  mari 
Gallfco  est  patria  fuae  dicitur  provincia  Septtmana.  —  In 
i|iia  Septiautna  plnriaas  Aiisse  civitatea  leginns,  ex  qiubw 
alifttantas  deeignare  volunias,  id  est  Pomnne,  Scarpiaaa, 
Nicea,  Mdaconditia,  Anthopolis,  Orea^  foro  Oiri 
J  tt  1  i  i,  Fora  Boconi,  T  e  1  o  n  i,  Pataum,  Carcarinai,  Tegalida, 
Afuis  Seztis,  Marsilia.  Aehnlieh  V.  3.  p.  389:  Itenn 
^t  dvltas  Ponuae,  Scapiana,  N  i  c  e  a,  Micalo  colonia  Dioeo« 
rym,  A  n  t  i  p  o  1  i  s.  Auf  die  Oentung  der  barbarischen  Name« 
versiebten  wir  fttr's  Erste.  Doch  aengt  die  Stelle  fflr  Niasa, 
Antibes,  Pr^jvs,  Tonion,  Aix  nnd  Marseille  ioi  sicbentco 
Jahrhundert,  aur  Zeit  der  Burgunder*  nnd  Franicenniacht, 
nnd  nicht  minder  ist  von  Bedeutung,  dass  von  dem  im  sech* 
sten  aerstürten  Cemeneünm  keine  Rede  mehr  ist  Ver- 
glicht man  hiermit  den  mit  dem  Anon*  Rav.  von  Pioder 
nnd  Parthejr  auerst  beransgegebenen  gewiss  nicht  alteni 
Geographen  Guido,  der  vielleicht  in's  aobte  Jahrhundert 
binabreicht,  so  hOren  wir  bei  ihm  B.  7 :  Tertia  vero  iaia 
Itafiae  est  mare  Gallicnm,  fuod  et  Tyrriienum,  incipirna  m 
praedictis  monlibns  (d.  i.  moates  excelsi,  qaos  qnidam  Titanaa 
dicunt,  alii  Alpes  lovias  nominant«  wie  es  €•  6  heisst)  fui 
dlvidunt  inter  civitat^m  Vigintimilinm  et  Niceam  dvitalcBi 
provinciae  Septimaniae,  und  C.  79  und  80  l^en  wir  dami 
Namen  von  Stidten,  welche,  wie  sehr  auch  entstellt,  an  jene 
des  Unerars,  odier  vielmehr  der  Tab.  Peuting.  erinnern: 
Genua^  Fidinis,  Asla,  Navalia,  Alba  Vicilia,  Vicus  vif^giiil% 
Vati»  . Sabbatis,  Albingani,  Loco  germinis,  Costa  baleni% 
Vigentimilium,  Alpis  auiritima,  Pomona,  Scapiana,  Nicea«  Bio 
dnei  letalen  Namen  aber:  Pomona«  Scapiana  iiq4  Nieea 
stehe»  weder  im  Itin.  noch  auf  der  Tab.  Peuting.  sondern 
nnr  bei  dem  Geogr.  Rav«;  ^^^  Wfrden  dajifjr  wob)  'ff 


Die  AlUrthümer  van  Ni^ta  und  Cimie».  25 


ftpilerti  Zeit  angehören^  in  welcher  dessen  Verfasser  scbriek 
Welche  Orte  darunter  na  verstehen  sind,  bleihi  näherer  Unter- 
suebttng;  flberlassen.  Dass  die  Nachbarschaft  von  Nisaa 
feneinl  sei ,  ist  kanm  su  benweifeln.  Scarpiana  konnte 
Scareaa  sein ,  oberhalb  Nisxa  am  Paglione ,  Poaona  etwa 
Sospello  i^eiter  nordostlich  am  Pluss  Bevera,  der,  alt 
der  Roja  vereinigt  bei  Vintimiglia  mündet  Es  ist  immer 
merkwOrttgi  dass  Guido  anstatt  des  alten  Albintinilium 
schon  das  neuere  Vigentimilium  setxt.  Jedenfalls  aber  zeugt 
er  ftkr  da»  Bestehen  von  Nteza  als  Stadt  im  siebenten  Jahr, 
hundert. 

Auch  Pompon.  Mein  sagt  iL  4  ed.  Tsschucke:  Deinde  Luna 
Ligurum  et  Tigulia  et  Genua  et  Sabatia  et  Albingannum. 
Tum  Paulo  et  Varum  iumina  utraque  ab  Alpibus  delapsa 
sed  Vamm,  qoia  Italiam  init,  aliquanto  notius.  Man  erkennt 
hier  Imcht  den  berühmten  Hafen  von  Luna ,  jetnt  Spesnia, 
Genua,  Savona,  Albeaga  und  die  Flüsse  Paglione,  der  bei 
Nma  uud  Varo ,  der  weiter  nach  Westen  sich  ins  Meer 
ergiesst  Ob  aber  der  Name  bei  den  Alten  Paulo  oder  Palo 
gelaoitet  haboi  steht  dahin.  FAr  Pado  dagegen,  das  Harduia 
und  V.  Jkn  bei  Plinius,  nach  den  codd.  vorwogen,  sprieht 
nur  Weniges,  lieber  die  Lage  von  Ntcaea  sagt  Mela  II 5  iu 
seiner  rednerischen  Art:  Nicaea  tangit  Alpes,  taagit  oppidum 
Dedatum,  tangit  Antipolis ,  deinde  Forum  Julii  Octavauorua 
colouia.  Bu  wilrde  uns  uu  weit  führen,  wollten  wir  aller 
Meinungen  gedenken^  welche  tiber  oppidum  Deciatum  u.  s«  w. 
sdion  laut  geworden  sind^  Uns  genügt  diesmal  der  Blick 
aaf  die  Lage  von  Niaza  am  Fusse  der  Meeralpen,  wie  sie 
BOdi  heute  sich  neigt,  der  selten  wasserreiche  Riglione  vorbei^: 
•der  durch  die  beutige  Stadt  üiessend,  der  Vavo  westlich  iv 
einiger  Baifemung,  jenstits  vorspringender  Bergrücken,  die 
aaf  beiden  Seiten  nach  Ost  und  Westen  diese  Bucht  umschliesseni 
AHi  Meer  eilend«  Wenn  ferner  Ptolem.  HL  1,  8  sagt:  ftna  ri^ 
fO0  QidffOv  ntnafjLW  iMßoXig  iv  t(o  jtvfvawtx^  nAdiij^i  Jlfaou> 


26  Die  AUerikümer  tum  JVtM«  und  Cimie^ 

Kov  Xiftijv  •  AiyovQiaq,  xara  is  HSkkrivaq  AiYvatixf,g  ntt^a  ti 
jityvatiMov nikttyog,^AXßiyt€ftiiktWf  Akßi'yawoy^  (y^^AXßt'yyav^ 
m)f)  riv9va^  go  erkeMien  wir  baU  in  dieser  Reiheiifol|^e  vwi 
Westen  nadi  Osten  iit  Orte  Nisxa,  den  HaffO  von  Villafrmnca, 
Tnrbia  (Tropaea),  Monaco,  dann  in  Ligvrien  Vinthniglia,  AI- 
benga  und  Genua.  Unter  diesen  besitzt  Albenga  noch  hevte  nralto 
Mattem  und  Thilrne  anm  Theil  rdmischen  Vrsprunf  es.  Biwa 
drei  Minuten  östlich  vor  der  Stadt  steht  noch  eine  rdmische 
Bride  (ponte  Inngo)  von  vier  Bogen  ^  neben  der  heoHgen 
Strasse.  Ueberhaupt  zeigt  sich  iiberail  an  der  KOste  zwischen 
Genua  und  Nizza  «ne  Menge  uralter  Warten  und  Rninen, 
gvttsstf  n  Theils  wohl  aus  dem  Mittelalter  zum  Scbntze  gegen 
Uebcrfkile,  jedoch  manche  audi  ans  Idtern  Zeiten.  Durch 
solche  Erinnerungen  werden  die  malerischen  Reize  dieser 
unvergleichlichen  Strasse  an  der  Corniehe ,  welche  man  in 
ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  und  Ffthvung  Napoleov  zu  ver«* 
danken  bat,  sehr  gehoben.  Auch  zog  die  alte  Aüaiorstmsso 
v#n  Genua  nach  Mateüia,  deren  Reste  vielfacbr  zu  Tngie 
stehen,  fast  parallel  mit  derseften  tiber  den  KamA  der  jliieB 
Vorberge  der  Seealpen.  So  war  es  noch  gegen  Bnde  den 
vieften  Jahrhunderts  nnch  Christo,  da  Anmrian.  Mnre.  XV.  1  i 
in  der  Beschreibung  Galliens  auch  dieser  Gegenden  erwlhnt: 
Areialo  et  Vakntia,  ^ibns  Massilia  inngillir,  euins  soeicinte 
et  viribus  in  diseriminibus  ardnis  fultam  aüfnolies  leghans 
Romans.  Bis  prope  Snlluvü  sunt  et  Nicaea  et  Andpolin  in* 
nilfieque  Stoeehades.  Wir  lassen  diese  etwas  unsicberi  Inzehi 
Tiorläuig  auf  sich  beruhen  (vo-muthlich  sind  es  die  bei  HibreaV 
um  dafür  das  hier  bezeugte  Bestehen  von  Nicaen  und  Anti- 
polia  nn  Jnlian's  Zeiten  hervorzuheben.  Denn  freüieh  sind 
Stellen,  wo  Iffizza  im  spitem  Alterthum  erwfthdt  wird 
selten»  Desto  mehr  ist  es  nbthig,  auf  Iiiicbriflen  nttd 
tfuiliche  Denkmale  zu  aehlen,  und  dien  habe»  denn  nrndK 
die  Mbepm   Foracher  auf  diesem   Gebiete,  wie  VAwfifte} 


Vk  AUertkSmer  von.  Uma  und  Cimien.  27 

Bottcb^  und  Papon  (bisttire  de  Provence),  Spon,  (Mit* 
cdL  enid«  Anliq.)  Jofredus,  (Kicaea  ÜliM^rata):  Millin 
o.  A«  lleii0ig  gcthan ,  so  dass  uns  fars  Erste  woU  nur  eina 
Nachlese  und  Siebtang  ttbrig  bleibt«  Nameatlich  ist  Piistro 
Gioffredoy  geboren  auNizaa  1629,  der  1660  seine  Nkaea 
Civitas  herausgab,  dann  1663  nach  Turin  berufen  wurde^ 
VB  die  Eriiehung  des  Prinzen  .  Victor  Amadeus  m  ieiten^ 
•pftter  beuzoglieber  Bibliothekar,  endlicb  Abi  au  84.  Poos 
bei  Nisiaa  wurde ,  wo  er  1692  starb ,  mit  verdienten .  Lobe 
JBU  erwAbnen.  Preilicb  führte  auch  ihn  4er  gelehrte  Eifer 
■itunter  an  weit,  2.  B.  wenn  er  den  Namen  CeiMaelion 
•rid&rt:  Cemen  llioa,  was  bedeuten  soll:  ^ilion  inter  montes* 
da  diese  Stftdl  von  Troja  herauleiten  sei,  wie  sich  denn  das 
Bild  des  Aaneas  mehrfach  auf  dort  gefundenen  Besten  neige. 
Kaum  mdohte  dagegen  der  gallische  Ursprung  des  Namens 
Cemenelion  au  beiweifcln  sein,  womit  denn  jeder  andern 
Brklftrung  der  Stab  gebrechen  ist  Unwiilktlrlicb  erinaert 
man  sich  dabei  an  den  bei  Strabo  IV.  1*  p.  188  etc.  vor^ 
kommenden  Namen  der  Cevennen  Kififi$vop  ogioq^  und  ver* 
mnthet  eine  entsprechende  Bedeutung,  wie  Steia ,  Thal  oder 
ieffgleiehen.  Man  erklttri  das  belgische  Com,  Comb  aia 
Thal  mit.aanca«en  Bergabhangen,  und  Oe  ist  PraeijK,  man 
oder  maen  bedeutet  Siein.  Doch  wir  verlassen  gern  den 
sehlf  pfrigen  Boden  GaUischer  Namendeulungen. 

4s  ist.  sehr  au  bedanern,  dass  der  grSsslo  Theil  der  in 
Blaza  gefimdeneni  AltertbOmer  voriftagst  in  alle  Wek  ner* 
slieut:  wufde ,  was^  aber  noch  vorfaaaden ,  ibcils  ziemlich 
sdMeehl  gebndnelr,  theOs  unier  strengnai  Verschlwh  (bei  dar 
GmAn  üarin  ete.)  gebaken  ist«  Beben  wir  daher  dasj^uifDO 
kervor,  was  hinsichtUcb  des  Altertkflmer  in  liid  bei  Niaan 
ikm-  niibefangatten  Bficke  dos  Beobachters  sich  miä  oikigev 
llarhail.darbieiet,  ohne  denselben  durch  die  Hnsge  ^noi> 
IkMEeliieiien  au  zerstreuen*  Bitv  springt  ntfst  die  Logo 
iia.  idto»  NIcata  abi  von  der  dca  heutigen  Niaaa  aienflidi 


28  Die  AUerthümer  von  JVissa  und  Cmie%. 

verschieden  in  die  Aogen.  Deiia  um  die  Akropolis,  de« 
State  der  frflhem  Festungswerke  mit  Spaziergangen  «nd  Ruhe- 
biltiken  geschmOekten  Schlessberg,  gegen  Westen  md  Nord» 
Osten  lag  die  alte  Stadt,  uuterkalb  derselben  der  i#andeplntn 
der  Schiffe  oder  die  Rhede.  Ein  sicherer  Zufluchtsort  für  die- 
selben bot  sieb  indem  Hafen  des  Hercules,  in  geringer 
Butferming  gegen  Westen,  da  wo  jetzt  Villafranca,  ebe 
Grtindnog  der  Anjoo,  um  IdOO  entstanden,  liegL  Der  Pttnlon 
oder  Palo,  mochte  er  aocb,  wie  alle  diese  Bergstrt^me,  kiutg 
sein  Bett  Indem,  floss  westlich  an  der  Stadt  vorbei.  Von 
derselbca  stieg  in  Windungen  ostwärts  die  Strasse  nach 
Genua  auf,  welche  noch  heute  in  zwei  starken  Stunden  etwa 
Turbia  erreicht,  dessen  grossartiges  ROmerdenkmal  (Tropaea 
Aogusti,  nach  PtoK)  weithin  vom  Meere  sichtbar  ist,  obgleick 
seine  Form  bentnutage  schwer  sich  erkennen  lisoi.  Bn 
war,  scheint  es,  ein  runder  Thurm  auf  viereckiger  GraatI* 
läge,  mit  Marmorverzierungen  und  Bildwerken,  und  zwei 
Tboreo  im  Norden  und  Stiden.  Oben,  glaubt  man ,  standen 
Waffenbindel  und  Siegeszeichen.  Ob  aber  wirklich,  wie 
man  glaubt,  auf  der  Stidseite  gegen  das  Meer  hin  mit  goldenen 
Buchstaben  in  weissem  Marmor  jene  Inschrift  eingiymbn 
war,  die  uns  Plinius  H.  N.  111.  80  von  dem  Tropaonm  Alpiuan, 
wie  er  es  nennt,  anftthrt:  Imperatori  Caesari  divt 
F.  Aug.  pontifici  mazumo  imp.  Xilil  trib.  pol. 
XVII  S.  P.  0-  R.  quod  eins  ductn  anzpiciisfue 
gentes  Alpinae  omnes  quae  a  mari  supero  ai 
inferum  pertinebant  suk  Imperium  pop.  Rohl 
sunt  redactaci  sauMUt  den  vielen  Ramen  der  Vdlker,  H» 
dort  folgen ,  das  lassen  wir  billig  dabingestdlt  sein ,  okne 
OS  f erndezn  fiDr  unmöglich  zu  erklären.  Viel  wichtifsr  izt 
nnz  die  Lnge  der  Stadt  Nicaea  auf  deSü  äusseinten  VonprofO 
der  Seealpen  mit  dem  Blicke  links  auf  das  weite  Meer  ui 
die  fernen  Berge  von  Gorsika,  die  in  der  MorgesMkho  aick 
im  Nebel  aeigen^  so  wie  auf  ii6  vorgesirecklo  Kllnlo  f^M 


Die  AUerihümer  ton  Nh%a  Und  Gmims.  28 


WmMi^  wo  Antipotfe^  «die  Siadt  g^feoftber«,  ikr«  «IIb 
OeiMtiiMii^  20  carkettnen  isl»  «od  rechts  in  die  eeböMQ  Wia« 
duf  eil  dcf  woiilaiigebiiiiten  Tlwlee  hinein«  das  mii  Oelgailen 
vnd  Rehen  prangt»  s^  weit  das  Auge  reicht.  Im  Hinter* 
gmnde  ragt  ein  schirmender  Gttrtei  machtiger  Berge  empor» 
Die  hdchstc  Spitse  heisst  jetst  Mont  cbaU)  oder  chanve,  ge- 
wöhnlich Monte  calvo,  ron  der  man  einer  nnermessiichen 
Aussicht  geniesst.  Gegen  Osten  reihen  sich  andre  Gipfel 
daran.  Auf  einem  felsigen  Rflcken  liegen  Aber  nwei  Stunden 
von  Ninna  landeinwärts  die  SchlosstrOmmer  von  Torrefta 
oder  Tourette,  wo  sich  viele  römische  Inschriften  gefunden 
haben.  Die  Ruinen  selbst  jedoch  sind  aus  dem  spatern 
Mittelalter.  Hier  und  bei  Chateauneuf  (Castrum  novum), 
wo  auch  Inschriften  sich  fanden ,  mag  Krieg  und  Wache 
gegen  die  kriegerischen  Nachbarn  in  alter  Zeit  oft  Statt 
gefunden  haben.  Auf  dem  Westabhange  des  Monte  CaIvO| 
gegen  den  Fluss  Varo  hin,  liegen  die  Ruinen  von  Aspre- 
mont,  lange  Besitz  der  Herren  von  Torretta«  dann  der 
Orimaldi-Lascaris.  Lasst  sieh  nach  diesen  Umrissen,  die  cur 
volligen  Deutlichkeit  allerdings  des  Blickes  auf  eine  genauere 
Karte  (s.  B.  sfldOstliches  Frankreich  N.  14  c.  in  den  Nach« 
tragen  su  Stielers  Handatlas,  Gotha  1856  oder  besser 
noch  H.  Kiepert's  Specialkarte  von  Ober-  und  Mitielitalien, 
Berlin,  D.  Reimer,  1860),  bedttrfen,  die  Schönheit  sugleich 
und  Zweckmassigkeit  der  Anlage  des  alten  LandeplaUes 
Nicaea  schon  ermessen,  so  steigt  dessen  Bedeutung  wesent- 
lich ,  sobald  wir  auf  die  sehr  ausgedehnten  Ueberreste  des 
nahen  Cimiez,  unser  Auge  richten,  das  nur  eine  Stnnde 
entfernt  auf  einem  der  Vorberge  des  Monte  calvo ,  mit  der 
Aussicht  auf  Nizi^a  und  das  Meer,  so  wie  andrerseits  auf 
das  Thal  des  Paglione  bis  nach  Torretta  hin,  eben  so 
sicher,  als  heiter  und  gesund  angelegt  war. 

Unstreitig  sind  die  Ruinen  und  Alterthümer  von  Cimien 
nicht  aus  griechischen,  sondern  alle  aus  römischen  Zeiten« 


90  Die  AUerMimer  tom  NUta  mtd  OtoiM» 

Mm  hatla«0hfifteii  hier  ftAuMlai,  vdhhe  4en  «ttca  N«bm 

dM  OrtM  thcr  «llctt  Zweifel  erbeben.    Aa  teksantetlea  kl 

jene  Ms  den  dtitt«*  iährhaiideri  (961  o.  Cbn)v  wdehe  •■§ 

8p«a.  Mitell.  f.  l«3  »  Ordtf^  8anRl«»g  (N.  IM«)  lber> 

gegUf  eo  ist 

CORNBUAE.SALO 

NINAp:,     . 

SANCTIS/SIM.  AVa 

C0NIV6I  6ALLIENI 

IVNIORIS  AVG.  N. 

ORDO  CEMENEIi. 

CVRANT. .  AVRELIO 

lANVARlÖ  V.  E. 
Aebniiche  Weihinschriffen  su  Salonina's  Ehren ,  ander- 
wärts gefunden,  siehe  bd  Orelli  N.  1009  und  1011,  so  dass 
eine  besondere  Neigung  derKaiserinn  ffir  die  Stadt  Cemene«» 
Hon,  oder  gar  ein  Aufenthalt  derselben  an  diesem  Orte  aus 
der  Inschrift  nicht  herrorgeht  ;  Auch  ans  einer  andern  in 
Cimiez  gefundenen: 

P.  AELIO  SEVERINO 
V.  E.  P. 

PRAESIDI  OPTIMO 

ORD.  CEHBNEL. 
PATRONO 
(wenn  die  Lesart  richtig  ist)  möchte  fflr  die  Redeutung  derStadt 
nicht  allzuviel  su  folgern  sein.  Nur  eines  geht  mit  Sicher- 
heit ans  beiden  hervor,  nämlich  der  Name  Cemenelion, 
wie  er  tn  den  bessern  codd.  und  edd.  des  Plinins  und  bei 
Ptolem.  und  Antonin.  Itin.  bereits  erscheint.  Nehmen  wir 
i!erner  Cemenelium  mit  Plinius  und  Ptolemaus  als  rianptort 
des  Alpen  Volkes  der  Vediantier,  welche  su  den  haarge- 
schmtlcicten  (capilfati,  xofttjvai)  Galllern  gerechnet  wnrden, 
00  liegt  am  Tage ,  dass  es  ursprilnglich  rine  Vorborg  jener 
Yinker  gegen  das  Meer  hin  und  nur  Abwehr  der  griechischen 
Colonisten  von  Nicaea  gewesen,  welche  spllter  ttrtt  ittaHboi 


ie  ÄUetthümer  ton  Nma  t^üd  OtimVs.  31 

Im  näcbater  Verbindung  studitn«  Nicht  ainder  beireinen 
dies«  hsehrifteiiy  dass  hinsichClich  der  wahren  Ltigt  von 
CemeneBott  aveh  bei  deo  besten  der  Neuem  noch  greise 
Irrthllnier  herrschen.  So  ist  die  Bestunnivng  bei  ¥.  A.  Dkert^ 
fieogr.  der  Ckiechen  und  Rftoer  II,  %  S-  439:  »Osftieb  voitt 
Vnr^  0war  niebt  unrichtig,  aber  nngenan.  Denn  Cemenelioil 
lug  gnf  nicht  am  Vans,  weder  westlich,  noch  Sstlich,  sondern 
war:  von  ih»  dnrch  den  an  3000  FViss  hoben  Monte  Calve 
nad  seine  wenig.niedrigere  Fortsetnng  geschieden.  Die  bei« 
gegebene  Karte  von  GailiiBt  laast  dies  ebenfalls  nicht  erkennen. 
Noch  anfallender  ist  der  Irrthun  in  Sproners  Atlas  ahliqvus 
(1660)  N.  XL,  wo  Cemeueliam  geradezu  am  Vams  Uegt,' 
wfthrend  Nicaea  am  Ausgange  des  Thaies  des  Paulo  (ober^ 
halb  dessen  Cemenelion  wirklich  lag) ,  richtig  geneichnet 
ist  Hierans  erhellt,  wie  sehr  es  einer  genauen ,  mit  Kennt- 
niss  des  alten  Zustandes  entworfenen  Karte  dieser  Gegenden 
bedOrfte,  dergleichen,  wie  verlautet,  gegenwärtig  nicht  einmal 
flir  den  jetsigen  Zustand  vorbanden  ist,  der  sich  freiiicfr 
itmeffhalb  weniger  Jahre  namhaft  verändert  hat.  Den» 
hier  genOgt  auch  Heinrich  Kiepert's  sonst  vortreffliche 
Speeialkarte  von  Ober- Italien,  des  Massstabes:  ^^^  wegen, 
natürlich  nicht  ganz,  da  a.  B.  Cimiea,  St.  Pons,  Turbia 
bei  Ihm  fehlen. 

Was  wir  heute  in  Cimien  an  Bauwerk  und  Trtimmem  sehen, 
deutet  meist  in  den  colossalen  Unterlagen  der  Mauern  auf 
altgallische,  in  den  gediegen  festen  Werken  auf  rtfmische 
Zeiten.  Da  von  der  griechischen  Nicaea  erweislich  nichts 
erkalten  ist,  weder  Mauern,  noch  Tempel  und  Siulen,  so 
steigt  dadurch  der  Werth  dieser  Rdmerreste  aus  einer  Zeit, 
da  Cemenelion  in  der  Umgegend  geachtet  und  anstatt  Nicaeas 
Sita  höherer  Behörden  war.  Was  mir  davon  im  Herbste 
dieses  Jahres  besonders  auffiel,  will  ich  kurs  namhaft  machen, 
und  dabei  augleich  des  Landschaftlichen,  sofern  es  aum 
Verständniss  nOthig  scheint,  gedenken. 


82  Die  Alterlhumer  tom  NUna  und  OiMtes. 


Da»  heutige  Bün«,  Hanptori  der  seit  dem  AüMiBg  ISM 
Bit  Prankreieh  vereioigtea,  frfiher  saveykchcii  gteiekoanigca 
GrafisehafI  (die  aehao  v«i  J  7M  bis  1814  su  FraBfareicb  geterte), 
lieateht  aus  swei  Tbeilea,  der  allen  Stadt  mit  dem  SeUoaae 
ayf  dem  linlLeB  Ufer  des  Pagliaae  gegea  Sfldtatea,  ond  der 
aevea  Stadt  auf  desaeu  reehten  Ufl»,  wriehe  duroh  dea 
aleigenden  PreaidenbeuHch  voa  Jahr  au  Jahr  aa  UnfaBg 
und  Oiaiia  suaiaMt,  und  die  frfiher  dort  Tereinaelt  liegendes 
kleinen  Orte,  Kirchen  und  KlOiter  sich  mehr  und  a^hr  ein* 
verleibt^  Hier  aai  Meere  aeigen  sich  in  langen  Eeihen  die 
scbdnen  Landhäuser,  wo  die  reichern  Preaiden  sich  auCsubal- 
len  fflegen«  Bs  ist  der  Anfang  jener  schönen ,  fruchtbaren 
Landaottge  die  sich  im  Südwesten  flher  die  MOndung  des 
Varo  hinaus  bis  nach  Antibes  ond  Cannes  erstreckt  Das  Var* 
gebirge  Sant'  Ospisio  im  Osten  und  das  Cap  Garanpe  im 
Westen  oberhalb  Antibes  sind  die  beiden  vorspringenden 
Spitaen  der  Bucht  von  Niasa»  welche  in  alter  Zeit  schon 
die  Gründang  einer  Stadt  hier  veranlasste«  Laadebwirts 
siebt  sich  erst  ndrdlich,  dann  nach  Nordosten,  von  iaMner 
hohem  Gipfeln  umgeben  das  schöne  Thal  des  Paglione,  daa 
sich  fast  bestandigen  Prühlings  auch  im  Winter  erfreut, 
weil»  es  vor  den  Nord-  und  Ostwinden  geschitat »  nur  dem 
Sfld  und  West  sich  dffnet.  Jenseits  des  Schlossbergea  von 
Niaaa  erbebt  sich  dstlich  der  kahle  Peb  des  Moni  Boron, 
mit  Mauern  und  Scbidsschi»  gekrönt.  Zwischen  ihm  nnd 
dem  Schlosse  befindet  sich  jetzt  der  awar  kleine,  aber  sichere 
Hafen  von  Niassa,  mit  Leuchtthurm  und  Gebäuden,  der  erst 
im  vorigen  Jahrhundert  angelegt  ist.  Hier  von  reiaenden 
Landsitaen  umgeben ,  isl  auch  der  Anfaag  jener  neuen 
Strasse  von  Niaaa  nach  Villafranca ,  die  bereits  1857  im 
Beisein  der  Kaiserinn  Motter  von  Russland  erOftiei  aber  noch 
immer  nicht  fertig  wurde.  Die  Stelle  der  alten  Nicaea  ist 
unbestritten  der    Rhede  gegenfiber   auf  dem  Abhänge  des 


Die  AUerikümer  von  Niz%a  vnd  Ctmie*,  83 

Berf  €8,  foli^ich  in  einiger  Entferamig  von  dem  Fhisse  Pagliene 
vni  von  den  neuern  Stadtvierteln. 

Wer  rnn  Nisna  nacli  Cemenelion  gehen  will,  schlftgt 
am  besten  jenen  Weg  ein,  der  aus  der  neuen  Stadt  über 
St.  Barthelemy  an  einer  Menge  schöner  Villen  und  Gärten 
vorüber  diirdi  St  Etienne  uaeh  den  OlivenbOhen  von  Bran- 
eolar  und  an  einer  ebenfalla  mit  aabllosen  Oelbftumen  be- 
pflannten  Hoehebene  fahrt.  Hier  liegt,  etwas  rechts  am 
Abhänge  gegen  das  Thal  hin,  das  bescheidene  Frandscaner- 
-Kloster  snd  die  Kirche  von  Cimiez,  wie  der  heutige  Namen 
in  der  Mundart  von  Nisna  lautet,  die  aus  italienisdien  und 
provennalisohen  Blementen  eben  so  wunderlich  gemischt 
eneheint,  wie  derCbaraicter  der  Bevölkerung,  welche  seit 
den  Mteslen  Zeiten,  nach  Strabo,  zwischen  Italien  und 
OsMien  sehwnnkte*  Das  Kloster  ist  von  neuerem  Ursprung, 
die- Kirche  14S0  auf  den  Trflmraeni  eines  Tempels  der  Diana 
erbaut,  in  wdchen  damals  zahlreiche  Reste  des  Alterthums 
euMeckt  wurden.  Aus  dem  Klostergarten  geniesst  man  der 
hevriiehsten  Aussicht  auf  das  Thal,  auf  NiMa,  den  Schloss* 
berg  und  das  Meer«  Noch  immer  werden  in  der  Nähe  von 
den  Landlenten  Mttnzen,  Lampen  und  andere  Geräthe  geflinden, 
welche  dann  rasch  in  fremde  Hände  kommen.  Nur  eine 
Ansnabme-  hiervon  ist  bekannt  Die  gräfliche  Familie 
Garin  nämlidi  besitst  eine  Villa,  welche  etwa  die  Mitte  der 
äHen  Stadt  annimmt  und  von  weitläufigen  Gärten,  Oelpflan- 
nungen  und  Weinbergen  umgeben  ist.  Gerade  hier,  wo 
frfUier  die  Ausbeute  am  grOssten  war,  wo  die  Hauptinschriften 
von  •Cemeneliom  geAinden  sind ,  die  zum  Theii  noch  in  den 
lUunneff  d^r  tevCsltenen,  innner  verschlossenen  Villa  beruhen 
solkn,  kt  das  Nachgraben  untersagt  Dennoch  ist  hier  und 
in  der  Nachbarschaft  Manches  zu  sehen.  Zuerst  ein  ziemlich 
wohl' erhaltenes  Amphitheater,  dessen  Arena  als  Garten 
benutzt  wM,  etwa  flMFiiss  lang  und  150  breit  Die  volks- 
UMUmigfs'BMenttttng:  la  tkiadeMe  fata,  »dieBatte  derPeen^, 

3 


d4  Die  AliMkäwier  i^mi  Nium  und  CÜMiei. 

ftk  ob  es  «in  gruflser  WasserkfsMtcff  f  ewcsea,  nag  uf  ife 
alten  Naumachien  hiDdeute«.  Die  witeni  Begengftagt  awi 
theil^eis^  noch  vorbanden ;  dnrcb  einen  derselben  Hhtt  jetst 
ier  Rabr^ccf.  Von  den  obem  sind  nur  Eeate  fibriy,  jedndi 
so  vidy  dass  man  von  oben  den  Blick  anf  das  ScUobb  von 
NixM  und  anf  4as  blaue  Heer  jensdto  in  dler  Herdicbkeü 
^eniessty  so  fem  es  der  wuchernde  BannisrMag  geslnllet 
Dieses  BKckes  anf  d^  Meer  flrenten  sieb  ebwt  die  Birger 
Cesieneliums ,  obgleich  sie  von  demselben  Über  eine  Sinnde 
enifemi  waren.  Es  mnss  einen  giossartigen.  Bindrucfc  ge- 
machl  haben ,  hier  acht-  oder  nebntansend  Znsrbnner  (denn 
fAr  eine  solche  Annahl  scheint  der  Rann  nureichendy  von 
fißstlicher  Lust ,  im  Angesichi  des  Heeres ,  bewegt  nn  sehen. 
Ob  darnach  die  einstige  BevoUiemng  von  CeaMneiion  nnf 
SSv<NM)  oder  30,000  Seelen  nu  bestimmen  sei»  wie  man  glanbt, 
lassen  wir  unentschieden«  Hiebt  weit  vom  Amphitbonter  in 
der  Besitjioog  des  (trafen  Garin  erbebt  sich  ein  aosehnlidies 
vierecluges  GebAude  von  nwei  Stocinwerfcen  Jetnt  ab  Wohnung 
itx^  Gftrtners »  und  im  IBrdgescboss  als  Viehstall  hcmntni 
Alle  Verhältnisse  dieses  Sanes  mnd  grossarUg  und  sehta. 
Han  bemerlKt  vorspringende  Brker  und  Kragsteine  liier  und 
da,  so  wie  Fensteröfnungen  und  gowMbte  Oingn,  in  echt 
rdmischem  Siegelbau.  An  dem  roh.  nachgebesserten  Stell- 
eiognnge  sind  Reste  von  Marmorstatuen  eiageMiuert*  Dies 
GebMttde  wird  gewAbnIich  Tempeldes  Apollnsi»  (audi 
wohl  Tiempel  der  Diana)«  genannt,  wdl  iu  der  liegende  des 
b»  Pontius,  de?  hier  unter  Valerianus  MO  im  AaNfbllllualw 
gmn«rtert  wurde ,  sich  der  Ausdrucli  des  Praesea  .Onudfaui 
{findet,;  ficce  proxime  venerabilisi  ApeUws.tmuplnm:.  nncoie 
et  sacrifica!  <v.  Acta  Sunef.  H.  Hai.  Tom.  Hl  p*  VHS^.t- 
Bin  Reweis,  dessen  Schwiche  in  die  Augen  AUt;  Sn  ist 
4in  dem  Bauwefiie  selbst  nicht  das  Hindeste  an  beuKrtMi» 
da9  uuo  nöthigste,  es  für  einen  Tempdi  uawentldi  Ar 
««e^u.  AfpUu» l^uipel »  und.  uieht  fieliiebr  Ar  4m 


AUerOumer  von  JVtssa  md  Cimie%,  36 

Qaus,  ein  Slaatsgeb&ude  oin  Jcrglmheti  n  erlüAren. 
9er  Bewobaer  des  Baases,  eio  schlicbter  Bauer  bot,  arir 
fine  HaadyoU  rttmis^her  Ktt|rf)eniiflBaen  m  Kaat  kh 
beaeikte  üfk^ügi  D.  Aagastos  pater,  ADtoninos  piusy  wbü 
IL  PoQtif.  n.  tr.  pt^t  XI.  Cos.  III.,  Philippiis  B.  Bona 
sitaend  aü  der  Weltkwgel,  Constantious  Tr.  p.  n.  a.  w.  fai 
Hiaza  sdl  ea  grossere  SamadmigeB  hier  gefuudeBer  Mtoaea 
g^beo ,  welche  bis  auf  die  leisten  Zdten  des  westramiscbea 
Bekhes  hinabgehea.  Aach  fani  das  CbrlsteiithuB  Uer 
^itig  AufnahaM.  Bassus,  ein  Sehfller  des  h.  Dabnatioa, 
war  der  ^rste,  der  Bdner  Pontius  (nnter  Valertan)  der 
aweite  Bischof  von  Cemenelittan,  beide  hier  far  den  Olanben 
getddtet.  Xum  Andenken  des  lelstem  ward  auf  BefeU 
des  grossen  Karl  in  der  Nabe  die  Abtei  St.  Pontins  (St  Pens) 
anrichtet,  die  noch  besteht.  In  der  alten  Lq^ende  von 
S  Pontios,  die  einem  Angenaeug^n  Valerius  jnigeschrieben 
wird ,  findet  sich  auch  auerst  (cap.  8,  p.  277)  der  Name . 
Cimella  für  Cemenelium;  »Drbe  egressus  Pontius,  Valeriana 
et  Oallieno  imperantibus,  fines  Italiae  transiens,  nrbem 
sab  iugo  Alpium  procnl  sitam  petiit  nomine 
Cineliam^  Ob  aber  der  Form  Cimella  jemals,  fät 
Cemenelion,  im  Volksmunde  war,  steht  dahin^  da  das  heutige 
Cimiea  eher  auf  letateres  deutet.  Unterdessen  ward  Stadt 
und  Land  407  von  den  Oothen,  674  von  den  Longobarden  unter 
Alboin  schrecklich  verheert.  Von  dieser  SSeratdrung  erholte 
sich  Cemenelton  niemals,  Nicaea  erst  spater,  indem  die  Oe- 
flachteten  dort  um  560  eine  neue  Stadt  erbauten,  welche 
bald  unter  der  Herrschaft  der  austrasischen  Pranken,  dana 
unter  eignen  Grafen  bis  auf  Carl  den  Grossen  sich  der 
Angriffe  der  Saracenen  nach  Möglichkeit  erwehrte,  und  so 
das  gaoae  Mittelalter  hindurch  bald  unter  dem  Schutae  der 
Grafen  von  Provence,  bald  unter  den  Anjou  von  Neapel 
aoletat  unter  den  Grafen  von  Savoyen  (seit  1388)  die  ver- 

Schickssie  erfuhr.    Auch  die  neuere  Geschichte 


36  Die  AUerffUsmer  eon  Nhta  und  Cimie%. 


Nina's,  bis  -auf  die  Gegfeuvrart,  zeiget  uns.Kriege  and  Kinpfe 
ohne  Unterlass.  Ist  es  da  zu  verwundern,  wenn  onter  solchen 
nNizna  auch  der  letzte  Rest  •  der  alten  Zeit  verschwaad, 
wenn  zn  Cimiez  bloss  ein  witetes  Durcheinander  Ton  Hauen 
und  Steinhaufe»  sich  erhielt^  welche  der  allmählich  steigende 
Anbau  des  Bodens  noch  taglidi  möglichsl  beseitigt?  —  Brut 
in  neuerer  Zeit  hat  man  nachgegraben  in  der  Nihe  des 
sogenannten' Apollo-Tempels,  und  dabei  Reste  einer  Wasser« 
Mtung  (fiC' ohne  Zweifel  zum  Amphitheater  fIBhrte),  und 
niehrere:Aad«r  nrit  Hypokausten  u*  s.  w.  entdeckt  Besooden 
zu  beobachten  Ist  aber  auf  der  Südseite  gegen  das  Meer 
hin,  am  Abhänge  der  üochHäeke,  wo  die  Oarinische  Besitzung 
mdet,  ein  starker  Thutnn  oder  ein  Vertheidigungswerk  — 
propugnaottlum  — ,  dessen  ungeheure  Grundlagen  fast  k^Io- 
pischer  Art  weithin  sichtbar  sind*  Wenn  einmal,  wie  es  zu 
wttnsthen  ist,  ein  getmuer  Plan  dieser  geringen  Deherreste 
der  einst,  blühenden  Römeffstadt,  die  noch  unter  Qallienus 
zu. den  ersten  zahlte  und  der  Kaiserinn  Salonina  namentlich 
huldigte,  .von  einem  ^Oeometer,  der  zugleich  Kenner  des 
Alterttiums  wäre,  aufgenommen  wOrde,  so  Hesse  sich  leichter 
ergründen,  ^vrelches  der  ursprüngliche  Zweck  dieser  Befesti« 
gung,  und  ob  es  dabei  mehr  auf  Sicherheit  gegen  das  Meer 
(also  gefen  Nicaea),  oder  gegen  das  Gebirge  und  seine  un- 
ruhigen Bewohner  abgesehen  war; 
MAnster  1861. 


8.    9U  jftdlturinnen  am  Kleine. 
In  dem  22.  Hefte  S.  80  o.  ff.  dieser  Jabrbttcher  haben  wir 

« 

über  die  eigenthfimliche  Sitte  der  Kolnerinnen  berichtet,  welche 
sich  am  Vorabende  des  Festes  des  h.  Johannes  des  Täufers 
an  den  Rhein  begaben,  sich  mit  wohlriechenden  JKräntern  gür- 
teten und  indem  sie  gewisse  Sprüche  sagten  Waschungen 
vornahmen.  Wir  haben  dort  gezeigt  dass  diese  Sitte  sich 
auf  Köln  nicht  beschränkte,  dass  sie  eine  weit  verbreitete 
und  eine  uralte  war,  indem  sie  nicht  allein  in  Neapel,  sondern 
auch  in  Afrika  schon  zu  den  Zeiten  des  h.  Augustinus 
bekannt  war.  Wir  kehren  mit  den  nachfolgenden  Bemer- 
kungen  noch  einmal  zu  dieser  Sitte  zurück,  um  sowohl  ihrem 
Ursprünge  näher  zu  kommen,  als  ihre  Verbreitung  unter 
den  entlegensten  Völkern  mehr  in's  Licht  zu  stellen.  Wenn 
wir  tn  dem  frühern  Artikel  den  Beweis  geführt  haben,  dass 
man  die  am  Rbein  bestehende  Sitte  in  Afrika  kannte,  so 
wollen  wir  jetzt  beweisen  dass  dieselbe  in  Deutschland  auch 
ausserhalb  Köln  bekannt  war,  und  dann  es  mindestens  wahr- 
scheinlich machen ,  dass  man  dieselbe  in  Habessynien  bis 
auf  diesen  Augenblick  ausübt. 

Um  den  Beweis  zu  fuhren  dass  jene  Sitte  nicht  lloss  in 
Köln  sondern  auch  anderwärts  in  unserer  Provinz  geübt  wurde, 
berufen'  wir  uns  auf  den  Cäsarius  von  Heisterbach.  Er 
erzählt  in  dem  30.  Kapitel  des  fünften  Buches  seiner  Memo- 
inbilien :  zwei  Jünglinge  seien  einstens  an  dem  Johannisabend 
nacH  •  Sonnenuntergang  an  dem  Ufer  des  PIflsschens  Prüm  in 
der  Eifel  spatzieren  geritten,  während  sie  an  dem  entgegen» 


38  Die  Köbtermnen  am  Rheine. 

gesetsten  Ufer   eine  weibliche  Gfstall,   in  einen  IciaeiicB 
Oewande  erblickt  bitten,  und  da  sie  geglaubt  sie  fibe  Zanbcr- 
werke,  wie  diese»  von  einigen  in  der  Johannisnacbt  mi  ge- 
schehen pflege ,  waren  sie  durch  den  Fluss  geritten  nn  sie 
festsunehmen.    Sie  sei  aber  geflohen,  und  so  schnell  sie  ihr 
auch  nu  Pferde  nachgesetst,  sei  es  doch   nicht  möglich  ge- 
Wesen   sie   einzuholen;  einem    unter   ihnen   sei   die   Sadie 
bedenklich   geworden,  ihm   sei  die  Furcht  gekommen,  ob 
dieses  nicht  der  Teufel  sei,  und  da  or  das  Kreuseichcn 
gemacht,  sei  die  Erscheinong  sofort  versch wunden«  —  Duo 
iurenes    saeculares    nondum    milites  •  .  in    quadam    vigllia 
sancti  Johannis  Baptistae  post  solis  occasum  circa  rindnm, 
qui  monasterium  praeterfluit,  in  dextrarüs  spatiabantur.  Vidoites 
fz  altera  parte  rivuli  quasi    speciem  muliebrem  in    vcste 
linea,  putantes  quia  maleficia  exerceret,  ut  qnibusdam  mos 
est  in  noete  illa,  ut  caperent  eam,  aquam  transierunt  -^  Wir 
ersehen  aus  dieser  Stelle  welche    hundert  Jahre  ftller  ist 
als  das  Zeugniss  des  Petrarca,  dass  die  in  Rede  atehaide 
Sitte  auch  ausserhalb  Kdln  ausgeübt  wurde,  und  daas   in 
der  von  Cäsarius  erwfthnten  Oeschichte  ein  einnelnes  Weib 
aber  keine  Schaar  wie  nu  Kdln,  in  den  Fluss  geht«    Dort  wie 
in  Köln  ist  die  Vigilia  des  h.  Johannes,  nach  Sonnenuntergang, 
als  der  Zeitpunkt  angegeben,  an  welchem  jene  Waschungen 
vorgenommen  werden.    Das  Weib  bei  dem  Cäsarius  erscheint 
in  veste  linea;  wir  ersehen  daraus  dass  die  Sitte  mit  der 
Taufe  in  Verbindung  stand;  denn  die  Täuflinge  erschienen 
gewöhnlich  in  weissen,  leinenen  Kleidern;  daher  die  Benennung 
weisser  Sonntag,  dominica  in  albis,  weil  an  diesem 
Tage  die  Katechumenen  welche  in  weisse  Oew&nder  gekimdet 
waren,  die  Taufe  empfingen.    Cftsarins  berichtet,  die  Hand- 
lung des  Weibes  stehe  nicht  vereinzelt  da,  es  habe  einer 
Sitte  gehuldigt  die  von   einzelnen  gefibt   werde  und    mit 
dieser  Sitte  sei  die  Ausübung  einer  Art  Zauberei  veikundf n 
gewesen. 


DiB  BUmrbmm  am  Bheiae.,  S9 

.  Wir  grheii  zu  dem  sswtiitm  Punkte  unserer  Aotg§kt 
iker. 

huMlf  in  udaer  Geuehickte  IbbeesyraeiiSt  lodem  er  tm 
den  CMaubea  und  den  kirchlichen  Bisrichtunfen  der  Btbec»' 
Bfmr  handelt  y  berichteC  Folgendes.  An  Bpiphtnietifcsta 
welches  die  Hthessynier  am  11.  Januar  hegehen,  der  hei  uns 
dem  sedwten  Januar  entspricht ,  feiern  die  Haiiessynier  xnr 
Bfinnesang  an  die  Taufe-  Christi,  ein  heileres  Jahreufest  Dia 
Ckfstliehen  erdfistn  diese  Feier  hei  Anbruch  des  Tafpes ;  der 
Etaig  ttad  sda  Hof,  der  Hetn^fuHt  und  seine  Geistliche, 
die  Vornehmen  und  das  Volk,  Alte  und  Junge,  s^igett  rot 
Sonnenaufgang  mit  wenigen  Ausnahmen  einiger  Voraebmen, 
nackend  in  Fltese  und  Teiche »  tauchen  darin  unter  und 
bringen  einen  Tergntgten  Tag  darin  zu.  Die  Priester  weiche 
dabei  anwesend,  gehen  jedem  der  ihnen  begegneti  indem  sie 
darum  gebeten  werden,  den  Segen  mit  diesen  Worten:  »Gott 
segne  dich*  oder  »es  segne  dich  Gott  Vater ,  Sohn  und 
li.  Geist^.  Wie  aber  grosse  nreode  selten  ohne  Ausgelassenheit 
endet  s  so  heginnen  auch  diese  Jfinglinge  allerlei  Muthwilkn, 
sie  springen,  schwimmen,  einer  taucht  den  Andern  unter 
und  erflUen  die  Umgebung  mit  Eufen  und  Schreien.  So 
wifd  diese  Waschung  nicht  so  sehr  ein  fronunes  duristUches 
Fest,  als  ein  ausgelassenes  Spielt 

Genauere  Nachrichten,  von  diesem  Feste,  obgleich  im  Wesent- 
lichen mit  den  gegebenen  Qbereinstimmend,  gibt  James  Bruce 
in  seiner  Reise  nur  Entdeckung  der  Quellen  des  Nils  ^X   »Das 


1)  nSotendam  est  Hsbesainos  XI.  Js&nsttt^  qui  nobifl  VI.  elusdem 
et  epIpliABiorom  solenne  est ,  sidiilt&  tarn  apad  illos  •estaie, 
laetiBsimum,  In  memoriam  baptismi  »erYatoris,  qii6in  eo  die 
eontigisse  oum  mnHis  veteram  pro  oertum  habent,  fastum  oele- 
brare.  JUaoesoenle  die,  oleriei  laeto  oanta  solaimiiatem  ordiantar, 
'  rex  omn  aillse  rase  piMoUbt^  metrspdUo  oou  oleriols,  eobiles 
et  plebei,  sanes  et  iarenes  In  flamlns  et  ttagäfa  nadi,  paaelsslmlB 


40  Die  Kötnerümm  am  Bheme. 

Andenken  an  Christi  Ttufe  an  Feste  der  beiligen  drei  KMige, 
und  das  Segnen  des  Wassers  an  diesem  Tage  ist  ein  alter 
Ckkranch  der  morg enlandiadien  Kirche,  der  ehenab  Aüentnch 
in  Aegypten,  so  wie  noeh  heutiges  Tages  in  AetUopicn  feicr. 
lieh  begangen   wird.     Seitdem  Aiexäiidrien   den  Mehamr 
danem  in  die  Hände  fiel,  hat  Ftarcht  vor  Belddigmgeii  nwi 
Entheiligungen  die  Einwohner    genOdiigt  diese  Ceremenien, 
so  wie  alle  feierlichen  Umgänge  innerhalh  der  Hanem  der 
Kirche  ansustellen*.   Bruce  weldier  dnem  solchen  Finte  sdbsl 
beiwohnte  y   berichtet  darftber,  das  Wasser  sei  vorher  von 
dem  GebHichen  eingeweiht  worden  und  dann  hüten  sie  von 
diesem  Wasser  in  die  Hand  genommen  und  es  den  Anwesen» 
den  y  namentlich  den  Vornehmen  auf  den  Kopf  gesprengt; 
jragleich  hätten  sie  dnen  Becher  mit  Wasser  uum  Trinken  darge- 
reicht und  nachdem  man  getrunken  sagte  der  Geistliche  Gnier 
y'  barack:  Gott  segne  dich!  Endlich  nachdem  alle  wddie 
im  Gefolge    des    Statthalters    besprengt    waren,  und   alle 
denen   man   den  Becher   nicht  gerdcbt  hatte ,  aus  eigener 
Hand  getrunken  hatten,  sprangen  2  bis  800  Knaben,  die  sich 
fllr  Diakonen  ausgaben  ins  Wasser,  sie  waren  nur  mit  einem 
weissen  Tuche  das  sie  um  die  Lenden   gebunden  hatten  be- 
kleidet, und   besprengten  nun  ihre  Freunde  und  Verwandte, 
und  überhaupt  alle  die  am  Rande  des  Flusses  oder  Bebens 


inter  praeoipais  exoeptlsi  ante  ortnm  solfs  desoendant,  Ibiqtie 
mersitando  sese  laetum  dfem  ag^nt  Intdreunt  presbyterii  a 
quibns  obTiam  yenientosy  nt  alias  semper  motis ,  benddiottonem 
petore  solenti  quam  Ulis  reddunt  bis  fere  verbis:  benedioat  ko 
Pens,  Tel  b'enedleat  iedeus  pater,  filiiiB  et  epiritus 
•anotae  .  .  .  Yerom  enlm  yero,  iat  magna  läetitia  raro  oaret 
petulaaüa:  ita  adolescentes  lasoi^re,  saUrei  aatare,  alios  alios 
flubmergere  et  Tioinoa  oampos  Tooiferatlonibas  atque  olamoribu« 
oomplwe ;  ale  Ua  ladiortam  id  potins  balneom,  quam  pinm  oluiatla« 
norüm  festom  habetur.  Jobi  Lndolfi,  historia  afltthiopioa.  Franoof 
ad  M.  1681  Üb.  HL  o.  6. 


Die  Kölnerifmen  am  Rheine.  41 

Biamien  ntt  Wasser.  Anfangs  geschah  dieses  mit  ziemAehefli 
Ansande  von  den  Knaben  ans  der  Stadt;  nachdem  aler  die 
bessere  Klasse  ren  Anwesenden  besprengt  war,  entstand  ein 
wildes  lärmen  daraus;  die  Knaben  machten  das  Wassei' 
sdüammig  nnd  sprengten  es  umher  auf  Alle  die  sie  wohl 
und  reinlich  gekleidet  sahen.  Der  Statthalter  begab  sich 
nuerst  weg,  darauf  die  Ultfnche,  endlich  die  Kreuze;  der 
■ach  war  nunmehr  den  Knaben  und  den  sehwarnen  Chnrden 
Qherlassen,  die  ihr  Unwesen  bis  nwei  Uhr  Nachmittags  darin 
trieben^ 

Das  Fest  welches  wir  hier  in  seinen  Einnelnhdten  naher 
haben  kennen  gelernt,  ist  dem  Andenken  an  die  Taufe 
Christi  im  Jordan  gewidmet.  In  Klimaten  wie  jenes  ist, 
von  dem  wir  hier  sprechen,  konnte  dieses  Fest  im  Januar 
gefeiert  werden,  denn  der  Januar  gehört  hier  «i  den  beisse- 
sten  Monaten  des  Jahres;  der  Himmel  bleibt  Tag  und  Nacht 
vollkommen  heiter  und  es  gibt  keine  unverhaltnissmttssig^ 
lange  Nacht  2Hi  Shoa  sind  selbst  im  Januar  Tag  und 
Nacht  gleich,  wenigstens  dem  Augenschein  nach  ^).  In  weniger 
heissen  Klimaten  und  gann  besonders  in  kalten  kann  das 
Fest  unmöglich  im  Januar  gefeiert  werden.  Wollte  man  es 
aber  dennoch  feiern,  so  musste  man  es  in  eine  gflnstigero 
Jahresneit  verlegen,  und  so  wurde  es  denn  auf  den  Tag  des 
b.  Johannes  des  Tftufen,  welcher  auf  den  84.  Juni  ftlli, 
übertragen. 

In  Habessynien  beginnt  das  Fest,  d.  h.  die  Einsegnung 
der  Flüsse,  Bäche,  Teiche  um  Mitternacht;  das  eigentliche 
Fest,  sobald  die  Sonne  ihre  ersten  Strahlen  aussendet ;  in 
Afrika  pflegte  man  während  der  Nacht  oder  des  Morgens 
in  den  Fluss,  den  Bach  und  den  Sumpf  siu  gehen ;  in  Köln 
begann  die  Feier  gegen  die  Zeit  wo  die  Sonne  unterging» 


1)  lArucd  tt.  a.  O.  V.  Buch  2.  Kapitel. 


42  Die  KihMrimun  am  Rheme. 

Itt  Hdbcftfyiiiai,  wo  1er  Hiaund  die  Mtcht  huiiiirdi 
hritar  bleibt,  «ach  in  Afrika,  fiberiiMipi  in  warnen  «nl 
Klimaten ,  wo  das  •ffenttidie  Leben  aidi  a^hr  in  die  Hacht 
hineiasielit ,  iLoante  das  Fest  ohne  Anstoss  wabrend  dar 
Nadit  begangen  werden«  In  Eöln  begann  dasselbe  ff^gfca 
Abend»  eben  so  in  Neapel  und  «war  hier  wahrend  der  Dininie. 
mng^  weil  dort  Hanner  und  Weiber  ins  Wasser  stiegen, 
nnd  num  die  Finstemiss  wie  die  au  grosse  Klarheit  TcnMidcn 
wollte. 

Erwagt  man  nun  aber  wie  nahe  bei  der  ursprflngiichca 
Idee  dieses  Festes  die  Ausartung  gelif^  ist,  nnd  wie  leicht 
noch  ernstere  Missbrauche  und  UnsehicUicbkeiten  sich  daran 
ansetaen  konnten ,  als  diejenigen  sind,  Ton  denen  Bruce  be- 
richtet, und  erinnert  man  sich  daran  dass  man  nach  Cisaiimi  von 
Heisterbach  Zauberwerke  damit  in  Verbindung  bradKe,  so 
begreift  man  wie  Augustinus  dann  kam ,  gegen  diese  Fcs^ 
lichkeit  mit  so  grossem  Nachdrucke  au  eifern  und  anf  ihre 
Abstellung  mit  der  ganaen  Macht  seines  Wortes  und  sefaies 
Ansehens  au  dringen.  Das  Ansehen  des  einflnssreidslen 
aller  Kirchenlehrer  war  aber  gross  genug  auf  die  Abschaihag 
dieses  Festes  auch  ausserhalb  Afrüia  einauwirken,  da  seiae 
Scbrifkea  und  Reden  in  der  ganaen  Kirche  verbreitet  waren, 
und  so  wird  es  erklärlich,  wie  das  Fest  andenwo  spnries 
verschwunden  war,  von  dem  Petrarca  nur  noch  einen  TheO 
in  Köln  mit  ansah. 

Wir  haben  oben  gesehen  dass  das  Fest  in  Habeasyniea 
um  Mittemacht  mit  der  Weibe  des  Wassers,  des  FInsses 
oder  des  Teiches  begann ;  dann  wartete  man  bis  die  ersten 
Strahlen  der  Sonne  sich  neigten,  und  dann  begannen  die 
Besprengungen  mit  Wasser,  das  Eintauchen  u.  s.  w.  Far 
diese  beiden  Zeitpunkte  finden  wir  auch  gegeawartig  aocfe 
die  Anhaltspunkte  in  der  kirchlichen  Liturgie.  Der  lotroitas 
nur  Messe  in  der  Vigiiie  der  Epiphania  beginnt  mit  folgender 
Stelle  aus  dem  Propheten  Jesaias :  Dum  medium  aüfnChm 


Die  KölnerinneH  am  Rhema.  48 

teMrnii  o«iia ,  et  nox  smini  cursmn  nedivm  iter  halieret^ 
•nnipoteiis  semm  im  Bomine  «.  «•  w.^)*  Hier  haben  wit 
die :  Mitteniadit  als  deageDigen  Zeitponkt  an  welchea  die 
Bnweiban;  beginnt.  In  der  Messe  ani  EpiplDanienfeste 
selbst  ist  die  Epistel  den  Propheten  Jesaias  entnoamen. 
Sie  beginnt  mit  den  Worten:  Surge,  illnminare  Jerosalem, 
qoia  veul  laaen  Umo ,  et  gloria  Domini  super  te  orta  est. 
Et  anibulabunt  gentes  in  lumine  tuo,  et  reges  in  splendore 
ortus  tui.  Leva  in  drcuitu  oculos  tuos  et  vide,  omnes  isti 
congregati  sunt').  Der  nweite  Theil  des  Festes  begann 
oder  beginnt  noch  in  Habessynien  sobald  man  die  ersten 
Strahlen  der  aufgehenden  Sonne  erblickt,  und  die  Wahl 
dieses  Zeitpunktes  findet  ihre  volle  Deutung  und  Erklärung 
in  den  angefahrten  Worten  des  Propheten  Jesaias. 

Wir  wissen  nicht  ob  man  hiernach  noch  geneigt  sein  wird 
die  Abwaschung  der  kölnischen  Frauen  für  einen  Ueberrest 
des  heidnischen  Mitsommerfestes  gu  erklaren  und  einen  Grund 
fflr  diese  Annahme  in  dem  Umstände  zu  finden,  dass  das 
Christenthum  diese  Sitte  spater  abgestellt  habe  ').  Wir  könnten 
uns  2u  dieser  Ansicht  nur  dann  bekennen ,  wenn  man  ganz 
unzweideutige  Grflnde  dafflr  beibrachte.  Darin  aber  dass 
das  Christenthum  diese  Sitte  abgestellt  hat,  können  wir 
nicht  den  entferntesten  Grund  fQr  jene  Annahme  finden ;  denn 
wenn  die  Sitte  auch  einen  rein  christlichen  Ursprung  hatte, 
so  hinderte  dies  schlechterdings  das  Christenthum  nicht  diese 


1)  Bnoh  der  Weisheit  18,  14. 

2)  Jesidas  60,  1  ff. 

8)  Man  yerglefohe  Ober  diese  Sitte  Grimms  Mythologie  I.  S.  566 
n.  666  und  Simrooks  Handbuch  der  dentsohen  Mythologie  S.  569. 
Die  neuesten  Künstler  haben  sich  dieses  Stoffes  bemSohtIgt;  so 
der  Maler  Spangenberg  zu  Berlin  daroh  sein  BQd:  der  Johannis- 
Abend  in  K81n,  und  Eduard  Stelnle  in  den  Fresken  des  Museums 
Wallraff-Rioharts. 


44  Die  Kölnerifmen  am  Rheine. 

Sitte  aiirnheben  ,  DMbdeni  sie  so  grosse  ünnlittf  lidifceilM 
lierwryerafen  hatte.  Das  Christealliini  hal-sdur  ?ide  Sittm, 
dUe  es  eingefllhrl ,  spater  seihst  abgestellt  Debenlies  aber 
ist  diese  Sitte  Dicht  überall  durdi  das  Christeathuni  abgcatdil 
w^rdeo ,  da  sie  ja  wie  wir  gesdiea  haben ,  is  HdiessynieB 
z.  B.,  bis  aaf  diesen  Tag  fortbesteht 


IL    leikMftler. 


1.    <fptgrapt|if(f)f0, 

1.    Die  Legio  V  Macedonica  and  die   Legio 

V  Alauda»). 
SchoD  in  Band  XXVI  dieser  Jahrbflcber  S.  125  ff.  habe 

« 

ich  nachgewiesen,  wie  die  Denkmäler  der  Vexiilarier  besonders 
schätzbare  Anhaltspunkte  für  die  Geschichte  der  rtlmischen 
Legionen  gewahren.    Hier  ein  neuer  Beweis  dafür. 

Die  Monatsberichte  der  Berliner  Akademie  der  Wissen* 
Schäften,  Jahrg.  1861.  S.  35,  enthalten  in  einem  Reiseberichte 
von  Emil  HObner  eine  frtther  in  der  Ermita  de  S*  Eufemia 
bei  Linares  aufbewahrte,  leider  jet^t  nicht  mehr  vorhandene, 
am  Anfange  und  am  Schlüsse  der  Zeilen  verstQmmelte 
Inschrift,  die  ich  mit  den  nothwendigen  Ergänzungen  hier 
wiederhole : 

M  .  CORINELIO  .  M  .  F  .  GAL  .  YALERIANO  .  PRA£[£F » ALAE  .  .  . 
.^  :  .  .  OPKA.EP  .  YEXILLARIORVM  .  IN  .  TRACfflA  .  XV  .  [A.  LEG- 
V .  MACE]DONICA .  A .  LEG .  VRI .  AVGVSTA .  A.  TRIB  VNIS .  L  A[TICL  AVIS 
EI .  inN0R]lBV8  .  A .  PRABF .  CHORTIVM .  8TATVI8 .  CORON[IS.DbN ATO 

]L0inBll.BT.CH0RTIS.8BBVIAE.1WENALIS.r[  ...... 

IA]&UF.0PTATAE.VXOBI.HVI0.COLONIA.FATBqCli  .  . . 

Dia.  hier  gegebenen  Ergftwangen  sind  Ibeilweise  irmt 
Bflbnff,  theilwcise  von  Th.  Mommsen    voi^feaeUagaa 


^)  Ich  bediene   mich  hier  der  gebräuchlichen  Form   des  Namens, 
ohne  desfifaalb  Mommsen^s  Leeong  A 1  a u d a e  (Inser.  Neap. 
p»  475  s.  T.)  geradetu  Terwerfen  zu  wellen. 


46    Die  Legio  K  Macedaniea  und  die  Legio  V.  Abmda. 


und  werieo  den  Beifall  der  Kundigen  Snden;  inde» 
Ich  durchaas  bezweifeln,  das«  am  Ende  von  Zeile  8  oder  w 
Anfange  von  Zeile  3  noch  Plats  f&r  den  Naaen  einer 
dritten  Legion  gewesen  sei,  wie  Hommsen  (ich  begreife 
nicht  ans  welchem  Grande)  als  gewiss  annimmt 

Demnach  haben  wir  hier  Vexillarier  nweier  Legionen, 
einer  IMacedonica  und  der  VIIL  Augusta.  Da,  wie  Momni- 
sen  a.  a.  0.  schon  bemerkt  hat,  an  die  qnsrta  Macedomca 
nach  der  niemlich  genau  bekannten  Geschichte  dersellien 
schwerlich  au  denken  ist^  haben  wir  es  hier  also  mit  der 
qointa  Macedonica  sa  thun,  und  es  fragt  sich  nun,  m  welcher 
Zeit  diese  V.  Macedonica  mit  der  Vlli.  Augusta  die  Besntnmg 
einer  Provinn  ausmacht;  denn  dass  derartige  VexUIationen 
verschiedener  Legionen  stets  aus  einer  Provinn  genommen 
wurden,  glaube  ich  in  dem  oben  erwähnten  Aufsatae  (XXVI, 
S.  127)  dargelegt  ^u  haben.  Die  Antwort  auf  diese  Frage 
ist  aber  durchaus  nicht  so  leicht,  als  sie  aussieht,  da  die 
frühere  Geschichte  der  V.  Macedonica,  wenn  man  die  Sadie 
genauer  untersucht,  leider  noch  nicht  so  feststeht,  als  es 
nothwendig  ist,  um  auf  dem  Grande  derselben  Schlosse 
aufzubauen. 

Die  Hauptschwierigkeit  der  Frage  liegt  darin,  dass  die 
Schriftsteller  des  ersten  Jahrhunderts  christlicher  Zeitrechnung 
uns  nwel  legiones  qui^tae  nennen,  ohne  sie  durch  ihre 
Beinamen. au  unterscheiden,  die  eine  in  Genaani^  infierior 
(T,ac.  Ann.  V,  31)  die  andere  in  Mof»ia.  (Tac  Ann«  XV,  6). 
Welclin  von  diesen  war  nno  die  MaeedQntca#  welche  die 
Alanda  t  ich  meines  Theils  habe  hia  jalat  nie  dantngwweifdl, 
der  V.  Macedonica  die  Besataung  von  Vetera  ananaehreilien 
md  die  V«  ^anda  nach  MSsien  su  verlegen ,  von  wo  nie 
(nach  Ta^ltns  Ann.  XV;  6;  Joseph.  BifH.  jiid.  Tl^  5,3; 
Inschrift  bei  Orelli  750)  im  Jahre  63  nach  Armenien 
geführt  worden  sei.  8.  die  Uebersicbten  in  Seebode's 
Krit.  Bibl.  f&r  das  ScbuU  und  üntorrichtswesen  1880,  S.  53T, 


Die  Legia  F.  Macedaniea  und  die  Legio  Y.  Älauda.    47 


ii  der  Zeitschrift  fir  die  AUerthumwiM.  1840,  S.  658  f., 
sowie  die  Artikel  Legio  V.  Alauds  und  Legio  V.Mace» 
4'  o  ■  i  c  a  in  der  P  a  v  1  y  'sehen  Real-Bncy dop.  der  class.  Alter- 
thvnsknnde«  Auch  ist  diese  Ansicht  von  andern  Schriftsidlem 
Iker  die  römische  Legionsgeschichte  adoptirt  worden;  so 
YOB  Klein  in  diesen  Jahrbüchern  XXV.  S.  88  ff.,  von 
Pfitnner  in  seiner  Allgemeinen  Geschichte  der  römischen 
JKaiserlegionen  bis  Hadrian  (Parchim  1854.)  S.  9  und  18  *), 
▼an  Lehmann  in  daodioa  und  Nero  (Gotha  1858) I, S.  189 
nnd  191.  Der  Banptgmnd  dieser  Annahme  war  die  vjni 
Fiedler,  Römische  Denkmäler  der  Gegend  von  Xanten 
mai  Wesel  S.  188,  gebrachte  Nachricht :  «Von  der  V.  Legion 
werden  [bei  Xanten]  viele  Ziegel  gefimden  mit  dem  Stempel 
LBG.  V.MAC,  oder  LEG. V.  und  darunter  T.LVSEN««*). 
Die  erstere  Art  gibt  Fiedler  Taf*  II,  Fig.  8  auch  in  Ab- 
MWnng,  ohne  jedoch  annaftthren ,  wo  das  Original  seiner 
AbbiMung  anfanfinden  ist.  Bestätigt  wurde  diese  Nachricht 
scheinbar  durch  den  JtHichsohen  Ziegel  bei  G  r  u  t  e  r  514, 6. 
Haan  kam  ein  Fingerring  im  Bonner  Hnsenm,  der  ancb  sehr 
wohl  aus  Xanten  oder  Birten  stammen  konnte,  mit  der  ver- 
kehrt (d.  h.  nun  Abdruck  geeignet)  eingegrabenen  Inschrift : 
LBGw  V«  HA.  (Dorow,  Denkmale  germanischer  und  römi- 
scher Zeit  I,  S.  113;  Lorsch,  Centralmoseum  rheinland. 
Inschrift.  II,  n.  69,  S.  61;  0  verbeck,  Katalog  desKönigl. 
rhein.  Mnseoms  S.  Id5.  VII,  1.  c.)  und  ausserdem  noch  ein 
Ziegel  in  dem   ehemaligen  Hftpschischen  Museum  mit  der 


*)  In  ■eines  frCQierea  Sohriflen  6ber  cLenselben  Gegenatand  Ut 
PfUsner  ebenso  unaiieohnungsfälug  als  die  meiiien  Heraus- 
geber des  Taeittts,  selbst  Orelll  nicht  aasgesohiossen,  der  sich 
bJKafig  geradecn  selbst  widerspriobt. 
**)  Klein  a.  a.  O.  führt  blemaoh  irrthamlieh  einen  Ziegel  mit 
der  Aufsohzift:  LEU.  Y.  MAC  I|  T.  LYSEN,  an;  ihm  folgen 
Stein  er«  Meyer  und  Andere«  Mir  soheint  Fiedler  bloss 
einen  Ziegel  mit  LEO.  Y  g  T.  LYSEN,  im  Auge  gehabt  s«  haben. 


48    Die  Legio  V.  Macedonica  Mfid  dfe  Le^o  K  Aktuda. 

losehrift  LSG.  V.  BL  (v.  flflpsch^  EpignuwnaiografUa 
Gern«  inf.  p.  8&  n.  46).  Die  ausaerien  noch  bei  Xantea 
gefudenen  Ziegel  Jler  fünften  Legion,  die  fon  Klein  a.  n.  O. 
am  r#lIfiUndigiten  anfgesaliU  werden,  enthaUen  nnr  dk  ZaU, 
nicht  den  Namen  der  Legion ,  und  i^ttnnen  aino  Aber,  die 
Wahl  zwischen  Macedonica  und  Alanda  eben  so  woug 
entscheiden,  als  die  Inschrift  des  Torquatns  NoveUim  Attieos, 
die  in  diesen  Jahrbüchern,  XXVi.  S.  18^  ron  mir  besprockon 
ist ,  oder  die  bekannte  tiburtiuische  Inschrift  bei  O  r  e  1 1  i, 
.7&0,  in  welcher  ein  LEGAT.  LEG.  V.  IN.  GEEMANU 
genannt-  wird. 

•Nnn  tritt  aber  der  bedenkliche  Umstand  ein,  dass  von  des 
.«Yislen  Ziegeln  mit  dem  Stempel  LEG.  V.  MAC.«  weder  in 
dem  H  o  a  b  e  nscben  Antiquatiuro,  dessen  Legionsniegel  simmi^ 
lieh  in  meinen  Besitz  flbergegangen  sind^),  noch  in  dem 
•Bonner  Moseum,  noch  sonst  wo,  sich  anch  nnr  e  i  n  Exempfaur 
nachweisen  lllsst,  und  dass  der  Fundort  des  erwähnten  Ringes 
unbestimmt  ist  Es  bleibt  also  nur  der  Ziegel  mit  LEG.  V.  M., 
der  aber,  als  gleichfalls  nicht  mehr  aufaufinden,  neben  den 


*)  Von  der  fUnften  Legiou  habe  ich  aas  dem  üottbenaohen 
ADtiquariam  zwei  Ziegel  erhalten,  einen  mit  L.  Y.  AY.  und 
einen  mit  L.  Y.  ||  SATRI.  Ygl.  noch  Fiedler,  R5m.  Antiquariam 
Ton  Houben  in  Xanten  S.  66  und  Tafel  XLY.  Ob  man  bereeh- 
tigt  sein  dürfte,  aus  dem  ersten  der  beiden  Ziegel  eine  L«yio 
Y.  kytgutia  zxL  dedneiren,  bezweifle  feh ;  wage  aber  aaeh  aleht, 
die  nicht  anders  za  lesenden  Buchstaben  desselben  zu  deutan. 
—  Aoffallead  Ist,  dass  0  annaglet  er,  De  Biitfenbargo  p.  16, 
erzfthlt:  ^ipse  duas  tegulas  habeo,  CUvIa  mihi  a  doetissimo 
Hagenbachioaeo  dono  missas  hao  inseriptlone:  LBQ.  Y|KARC. 
et  LEO.  XY*.  Dass  der  Buchstabe  R  in  dem  Worte  MARC, 
nicht  etwa  ein  Druokfehler  sei,  zeigt  der  Index  Toenm  el  rerum, 
wo  unter  Legiones  ^Leg.  Y.  Marela  16.*  anfgeftthrt  wird, 
bt  dies  etwa  die  £rUuter«ug  der  n^ielen  Ziegel  mit  LEG.  Y. 
MAC."  2 


We  Legio  V,  Maoedonha  und  die  Legio  F.  Ataudä.    49 

tiegtln  nrtt  L.  V.  AV.  nni  L.  V.  B.  uni   anderen  nidilt 
Brbekliehes  beweisen  kann. 

Wenden  wir  unsern  Blick  ann  nacii  der  anderen  Seiten 
00  finden  wir,  dass  Borgkesl  in  seiner  Nota  sidle  Iq^ioni 
che  slansiarono  nelle  due  Oermanie  da  Tiberio  fiao  a  OalUeno 
pw  81  f.  (Annali  deir  inst  di  corrisp.  archeol.  XI  p.  146  f.) 
md  p.  39  f.  (Ann.  p.  1A7  f.)  die  V.  Macedonica  für  die 
ttOsisdie,  die  V.  Alaada  für  die  gemanisohe  Leg;ion  erklttrl*)« 
Als  Orttnde  dafür  führt  er  drei  Insdiriften  an,  in  denen  die 
▼.  Macedonica  mit  der  IV.  Scytiiica,  der  anerkannten  Besatanng 
HOsienB  in  den  ersten  Jahren  der  ckristlicben  Zeitrechnung^, 
nasaannen  erBchefnt  Zwei  derselben  können  einer  schärferen 
Kritik  nicht  genügen.  Die  an  letzter  Stelle  von  Borghesi 
aafg€€ibrte  giebt  in  der  Gestalt ,  wie  wir  sie  ausser  den 
Mn  Borgbes-i  angegebenen  Stellen  aaeh  bei  Ooti,  Inscr* 
antiq.  Btr.  II,  293  und  Mural ori  881,  4  finden,  allenfalla 
Veranlassung  annunehmen,  dass  die  IV.  Scytliica  die  Besatmng 
fron  Masien  gebildet  habe;  aber  für  die  V.  Macedonica, 
deren  Name  durch  eine  doppelte  Lücke ,  am  Sdilosse  und 
am  Anfange  einer  Zdie,  ron  dem  der  IV.  Scythica  getrenni 
ist,  kann  sie  nicht  entscheiden,  höchstens  nu  einem  secundaren 
Beweismittel  dienen.  In  BetreiF  der  zweiten  von  Borghesi 
angeführten  Inschrift  aber  hat  sich  dieser  sonst  so  umsichtige 
Gelehrte  auf  dieselbe  Wrise  geirrt-,  wie  0  r  e  1 1  i  bei  seiner 
m-  iMd  (vgl.  meine  Berichtigung  in  L  ersch'a  Ceatralmuseum 
Ui,  S.  IIS.  n.  64);  er  citirt  Gruter  13,  19,  wahrend  die 


^  Aach  So-hmidt  in  seiner  Oesehiohte  dee  GbrosehenogthaRis 
Hessen  II,  S.  414  erklärt  die  Alaud«  für  die  getmanisehe,  die 
Maoedonioa  für  die  mdaisohe  Legion. 
**)  Vgl.  meinen  Aufdatz  in  diesen  Jahrbb.  XI,  S.  83;  Pfitzner, 
Allg.  Q.esoh.  der  röm.  Kaiserlegionen  S.  9 ;  A.  W.  Zumpt, 
Commentat.  epigr.  II,  p.  9.  —  Der  Arfikel  Legio  IT.  Scythioa 
in  der  Pauiy'scben  Real-Enoycl.  der  olasS.  AJterth.  bedarf 
hlscaaahi  einer  wesentliehen  Beciohtigiuig. 

4 


60    Die  Ugio  V.  Macedamea  md  die  Ugio  F.  AUmitL 

Namen  itrhtg.  V.  Maoedonict  und  IV«  Scylhiea  m  Grate r 
13,  17  gehören,  was  Borghesi  schon  aus  der  dabei  ange- 
wandten besondern  Form  des  Buchstaben  L  hatte  sehen 
kMnen*);  und  diese  letntere  Inschrift  verrath  durch  den 
Namen  AVR.  IVLIANVS  schon  ihren  weit  spateren  Ursprung. 
Nor  die  von  Borghesi  primo  loco  aagefAhrte  Inachrifl« 
Mnratori  2S8,  4,  die  von  verschiedenen  Schriftstelkm 
als  an  der  Strasse  bei  Orsova  in  die  Felsen  gehauen  gegeben 
wird  9  kann  einigen  Anspruch  auf  Entscheidung  onserrr 
Frag«  machen.  Sie  ist  bei  Muratori  a,  a.  0.;  Paget, 
Ungarn  und  Siebenbürgen  II,  S.  88 ;  S  es  t  i  n  i,  Viaggi  e  opus» 
coli  diverü  p.  46;  Zell,  Delect  lasen  1379  verschiedentlich 
abweichend  su  finden  und  lautet  etwa  so: 

TL  CABSARB.  AVG.  DIVI  ||  AVGVSTI.  F.  IMPBAAT6BB 
li  PONT.  HAX.  TR.  POT.  XXX  |i  LSG.  IHl.  SCYTA 
ET.  V.  HACBD. 

Die  beiien  damals  die  Besatnung  Mitoiens  bildenden  Legionen 
hatten  abo  die  Heerstrasse  an  der  Donau  gebaut  und  dios 
in  dieser  Felseninschrift  der  Nachwelt  berichtet  Dien  kl 
wohl  der  Grund,  weshalb  A  s  c  h  bacb.  Die  Bojer  und  Aindior 
unter  Kaiser  Trajan  in  Panuonien  (Wien  1868)  S.  7.,  die 
Geschiebte  der  Lcgio  V.  Macedonica  folgendermassen  enahlt: 
^Sie  hatte  schon  frtthneitig,  unter  Augustua  und  Tiberias, 
ihr  Siandlager  am  Niederrhein  gehabt,  nur  kune  Zeit  wwde 
sie  unter  Tiberius  in  Mösien  verwendet.  Sie  kam  iann 
wieder  an  den  Niederrheio,  wo  sie  bis  in  die  Zeit  der  Begierung 
des  Kaisers  Domitian  verblieb.  In  MOsien  hatte  seit  der  Zeit 
des  Kaisers  Claudios  eine  andere  ftiofte  Legion  mit  dem 
Beinamen  Alauda  ihr  Quartier  genommen,  welche  im  partU- 
schen  Kriege  unter  Nero  und  bei  der  Belagerung  von  Jerusalem 
unter  Titus  verwendet  ward  und  dann  nach  MOsien  aurttck- 
kehrte.  Im  Kriege  geg^  die  Sarmaten  fand  sie  ihren 
Untergang»  als  Domitian  regierte.    Dann  erst  wurde  nm 

*)  Auoh  A.  W.  Zaifipt  th«ilt  a.  a.  O.  diesen  auffklleadea  Fehler. 


Die  Legio  F.  M^edonioa  und  die  Legio  V.  Alauda.    51 


BnaU  der  veraicbteten  Leg»  V.  Alauda  die  rheinische  Leg. 
V.  Htcedouica  nach  Möeien  verlegt,  wo  sie  bis  in  den  Anfang 
der  Regierang  Trajans  ihr  Standlager  hatte.«  Man  sieht, 
Aschhach  echliesst  eich  möglichst  eng  an  meine  Anffiusung 
der  Geschichte  der  Leg,  V.  Alauda  und  Macedonicai  wie  ich 
sie  in  P  a  n  ly  's  Real-Encydopadie  dargelegt ,  an  und  medi- 
licirt  diese  nur  so  Gunsten  der  obigen  Pelsenioschrift;  es 
acheint  rathsam,  umzuschauen,  ob  er  wohl  daran  gethan  hat. 
Ausser  den  oben  erwähnten  drei  Inschriften  besieht  sich 
Borghesi  noch  auf  drei  andere  Inschriften,  um  die  Rich- 
tigkeit seiner  Annahme  in  Betreff  der  V.  Alauda  und  V* 
Macedonica  au  beweisen.  Die  eine  derselben,  Orelli  n.  749, 
ist  einem  Soldaten  und  Centurio  der  V.  Macedonica,  der 
•pater  in  der  VI.  Victriz  und  in  der  XV.  ApoUinaris  als 
Centurio  und  in  der  XII.  (sie  f )  Gemina  als  Primipilus  diente, 
gewidmet,  donis  donato  ab  imp.  Vespasiano  aug.  hello  ludaico, 
torquibds,  armillis,  phaleris,  corona  vallari.  Hier  anauaehmen, 
dass  die  am  Schlüsse  der  militairischen  Chargen  des  Hannes 
avfgefahrten  Ehreaaeichen  von  ihm  im  Beginn  seiner  Lauf« 
bahn  in  gana  untergeordneter  SteHung  erworben  seien,  heisst 
offenbar  gewaltsam  verfahren,  aumal  die  XV*  ApoUinaris 
entschieden  Theil  hatte  am  jttdiscben  Kriege»  Diese  Inscbrifl 
beweist  also  Nichts.  —  Wichtiger  ist  die  a weite,  von  K  e  11  er- 
m  a  n  Ui  Vigilea  n*  276,  nach  dem  au  Rom  befindlichen  Originale 
gegebene:  N.  BLOSSIO  ||  Q.  F.  AM.  PVDENTI  ||  7.  LEG.  VT 
MACBDONIC  II  DONIS.  MILITARIBVS  ||  DONATO.  AB  || 
LMP.  VBSPASIANO.  AV6.  ||  TORQVIB.  ARMILL.  PHALBR  || 
CORONA.  AVRBA  etc.  Hier  kann  kein  Zweifel  sein, 
dass  Blossius  seine  Bhrenaeichen  als  Centurio  der  V.  Maee- 
donica  vom  Kaiser  Vespasian  erhalten  hat^  und  da  die 
fünfte  Legion,  welche  in  Deutschland  stand,  als  Anhangerin 
des  Vitellius  wohl  keine  Gelegenheit  gegeben  hat  von  Ves- 
pasian mit  Bhrenaeichen  bedacht  au  werden,  ist  Borghesi 's 
Annahme,  dass  diese  Bhrenaeichen  im  jQdisdion  Kriege  ver- 


52    Dm  Legio  V.  Maceiamea  md  die  Legio  V.  Aiauda. 

iHfBt  seioi ,  wo  fic  fiofte  Legion  fticb  vcnekMeitHch 
geseichoet  hat,  wie  wir  an  Josepiiaa  wiasea,  bftchst  wahr* 
sdieiolicli.  —  Ebea  so  wichtig  ist  die  dritte  loschrift,  Maratori 
8M,  8  («•  aach  Mommseii,  loser.  Neap.  6080),  Icidkr  aar 
oln  Fragaient: 

MIL  .  LB6.  V*  ALAVOAB 

.....  MILITARIB.  DONATO.  A.  TL  CLAVDH» 

V.  PL.  PR.  TBSTAMBNTO.  FIBIU.  IVSS. 

Borgbesi  venaathet,  daas  der  in  der  V.  Alaada  DiMosde, 
dessen  Grahsteia  wir  hier  vor  ans  haben ,  bei  der  hritnnni* 
sehen  Bzpedition  onter  Clandias  sich  seine  Ehrenafdchen 
verdient  habe,  sei  es  nnn,  dass  die  ganne  Legion  sich  hei 
deneiben  betbeiligt  habe«  oder  als  Mitglied  einer  Vezillntion 
derselben^  nnd  da  nur  britannisehen  Bxpeditiou  des  Clandina 
vornehmlich  die  gennanischen  Besatnnngen  gehranchl  wnrdcn 
(die  Leg.  IL  Augastn  nnd  die  XX.  Vaicria  Victrix;  vgL 
Lehmann,  Claudius  und  Nero  und  ihre  ZA  I,  S.  BSS), 
sieht  er,  a.  a.  0.  Id9  (84)«  aach  hierin  einen  Beweis,  daas 
die  in  Ctermaoien  stationirte  fiafie  Legion  die  Alanda,  aichl 
die  Maeedonica  war. 

Allein  es  giebt  auch  noch  einige  andere  Inschriften ,  die 
wir  hier  besprechen  müssen,  weil  sie  mit  Recht  oder  Dnreoht 
als  Beweisorittel  ttr  die  na  entscheidende  Frage  hemfcnogen 
werden  hOnnen.  Zwei  Inschriften,  in  denen  die  ¥•  Mnce«> 
denica  ausdrücklich  als  Besatsuog  von  MOsien  anfigefttcf 
wird,  werden  von  Borghesi,  wie  von  allen  andern  Schrill- 
stcliera  iber  diesen  Ctegeastaad,  der  spateren  Anwesenhdl 
dieser  Legion  in  Mösien,  nach  Beeadignng  des  jtMiochen 
Krieges  •  zugeschrieben.  Da  wir  nämlich  bei  Joseph  na. 
Bell.  jud.  VII,,  5,  3,  finden,  dass  Titos  von  Alesandrien  ans 

-dfplbtv»  ndktv  aaniateikev ,  üg  fiiv  ri^v  Mva/av  ti  uifint9Py 
41q  Ilavpoi^tot¥  ii  ro  nBvtsHttiihcutw ;  da  da»  Itineiarinm 
Antonini  sie  nach  Oescns  ui  Nteder-Hösien  setit  nnd 


Die  Legio  F.  Macedotdca  und  dia  Legio'  F.  Älauia.    63 


BcbiedeDe  liiscbrifteQ  Ober  ihre  Theilnabne  «ii  deii  dacitchek 
Krkg^o  herkhten ,  in  deren  Folge  sie  in  Dacien  aelbst  ibr0 
Standqaarliere  erhielt ,  so  konnte  die  Beaseicbiiunf  LEG.  V. 
MAC  IN.  MOESIA  selbst  denjenigen  durcbans  nieht  auffallen, 
die  der  V.  Hacedoniea  vor  Vespasianos  ibfe  Standquartiere 
in  Germanien  anwiesen«  Die  beiden  erwähnten  Insehriftisn 
floden  sich  bei  Gruter  481,  1  und  490,  9;  beiden  fehlt 
€ine  directe  Zeitangabe,  indess  bieten  beide  verschiedene 
Momente  dar,  welche  sich  nur  nngeflihren  Seitbestimmung 
benutnen  lassen.  Die  Inschrift  490,  2  bat  Aschbach  zum 
Gegenstande  eingehender  Untersuchungen  gemacht  (Die  Bojer 
lind  Analier  unter  Kaiser  Trajan  in  Pannoni^n;  Wien  18S8), 
und  das  Resultat  derselben,  dass  die  Abfassung  der  Inschrift 
wigefilbr  in  das  Jahr  100  nach  Chr.  nu  setzen  sei,  dürfte 
von  der  Wahrheit  nicht  sehr  entfernt  sein ;  wir  kdnnen  diese 
Inschrift  also  hier  ibergehen.  Die  andere  Inschrift  dagegen 
ist  bbher  noch  nicht  genauer  in  Betracht  gesogen  worden* 
Sie  lautet: 

M.  TALBE.  M.  F  ||  GAL .  PROPINQVO  ||  GRATTIO . 
CBRBALI 11  BDITANO  .  FLAM  ||  P.  H.  C  U  CVI.  HONOBBS . 
CIVITATIS  II  SV  AB  .  RBSP  .  ACC  ....  ||  LVSIT.*) 
ADLECTO  .  IN  ||  EQVITE  .  AT .  INR«»)  PRABF  ||  FABR. 
H .  PRAEF  .  COHOR  ||  SECVND  .  ASTVR .  IN  ||  GERM  . 
TRIB  .  LEG  .  V.  MAC  ||  IN  .  MOESIA  ^PRAEF .  ALAE  \\ 
PHRYOVn .  ITEM  .  PRABF  i|  ALAE  .  DI .  TBRACVM .  IN . 
SYR  R  P .  H  .  C .  (Tarracone). 

Eine  der  von  M.  Valerius  Propinquus  bekleideten  Chargen 
kann  dann  benutzt  werden ,  die  Zeit  nu  errathen ,  welcher 
die  Inschrift  angehört  Valerius  Propinquus  war,  bevor  er 
Tribun  der  V.  Macedonica  in  Mösien  wurde,  Prttfect  der 
Cohors  II  Astnrum  in  Germania.   Nun  wissen  wir  aber,  dass 

•)  ACC.  INDVLSIT  sohligt  Soallger  vor. 
^)  «)twa   ADLECTO   lUter  EQVITE«   kh  IMP.   oder  A.  T.  TMP 
odef  A.  TL  IMP. 


64    Die  Ugio  V.  Macedoniea  und  üe  Legio  V.  Alaudü, 

iie  Cohen  II  Attoram  mter  den  Cobortea  OemasieM  aaf 
dea  MiliUir-lNplomea  VespasitM  und  Trtjtns  a«»  den  Jabrca 
74  and  116  (Rössel  in  den  Annalen  des  Vereins  fQr  Nas* 
saviscbe  Alterthnniskvnde  V,  1.  S.  10.  11)  nicht  gefnadca 
wird,  dass  sie  aber  lt5  nach  Chr.  einen  Tbeil  der  Beialsnaf 
Britanniens  ansaacbte  (Militair  -  Diplom  Hadrians  In  diesen 
Jahrbicbern  XIII,  S.  64;  Inschrift  bei  Gruter  436,5), 
dagegen  auf  den  scheinbar  sich  ergänaenden  Militair-Diplonien 
Trajans  aus  den  Jahren  104  und  106  (C ardin ali  Dipkmi 
imperiali  di  privilegj  accordati  ai  militari  n.  XI  und  XII) 
noch  nicht  erscheint.  Wollen  wir  nun  nicht  annehmen,  dass 
die  Anwesenheit  der  genannten  Cohorte  in  Germanien  nor 
gans  kurze  Zeit  gedauert  habe,  so  mfissen  wir,  da  die  Zeit 
von  74 — 126  wegen  der  obigen  Militair.Diplome ,  und  die 
Folgeaeit  wegen  der  baldigen,  leider  nicht  genau  su.bestim- 
menden  Versetsung  der  V.  Macedonica  nach  Dacien  ver- 
scblosseii  ist,  die  Anfertigung  der  Inschrift  auf  die  Zeit  vor 
dem  Jahre  74  oder  vielmehr  vor  dem  Jahre  63,  in  welchem 
die  V.  Macedonica  (wenn  wir  diese  fttr  die  mflaische  Legion 
erklaren)  nach  Armenien  hinüberging,  verlegen  und  dttrfen 
somit  dieselbe  gleichfalls  als  einen  freilich  nicht  sehr  starken 
Beweis  ansehen,  dass  die  Legio  quinia,  welche  vor  dem  Jahre 
63  iu  Mösien  lag,  die  V.  Macedonica  war  und  nicht  die 
V.  Alanda«  Denn  allerdings  darf  hierbei  nicht  verschwiegen 
werden,  dass,  falls  man  etwa  die  Worte  AT.DHP  in  der 
obigen  Inschrift  durch  A  Ttto  IMPeratore  deuten,  was  jeden- 
falls die  ungeawungenste  Auslegung  sein  dirfte ,  nnd  den 
Aufenthalt  der  Cohors  II  Astumm  in  Germanien  gerade 
nwischen  74  und  1 16,  etwa  um  das  Jahr  90,  annehmen  will, 
die  Anwesenheit  der  V.  Macedonica  in  Mdsien  ebensowohl 
passen  würde ,  als  die  Abwesenheit  der  Cohon  II  Astnmm 
von  Britannien.  Dass  keine  Spur  der  Cohors  II  Astorum  in 
Germanien  sich  bisher  gefunden  hat,  spricht  eher  Air  einen 
kuraen  Aufenthalt  daselbst ,  als  fttr  ein  längeres  Verweilen« 


JX0  Legio  F.  Macedamea  mmI  die  Legio  Y.  Alauda.    55 

wmi  kennt  also  der  leUteita  Ansicht  m  gvte;  mch  der 
Beuats  des  Naneas  der  Proviaaea  aa  den  der  Trafpencorpe 
aekdnt  auf  die  aogef^etoie  spatere  Zeit  aa  deatea. 

Weaa  sonit  Borfhesi  Becht  daraa  getlian  liat,  diese 
beiden  Inseliriften  nicht  als  Beweisnitte!  fllr  die.frtthere 
Oesehichte  der  V.  Macedoaica  ananffibren ,  so  bat  er  dach 
jedeafalls  adt  Oarecbt  eine  aadere  ttbersehen,  die  ihn  aus 
Cbrdiaaii,  Diplani  inperiali  n.  436  (Tgl.  Orelli  n.  6Stt8), 
bekannt  sein  nnsste,  da  ans  ihr  aienlich  deutlich  hervargebt, 
dass  die  V.  Macedanica  vor  ader  uater  der  Begierang  des 
Qandias  die  Besataang  von  Mdsien  bildete.    Sie  laaiet: 

C.BAEBIO.P. P.CLA  |j  ATTICO  ||  ü.  VIR.I.D.  PBIMO. 
PIL  II  LEO  .  V  .  MAGEDOmC  .  PRAEP  ||  CIVITATIVM . 
HOBSIAE.ET  |j  TBEBALLIAE  > PBAEF . OVITAT  ||  IN. 
ALPIB .  MARITVHIS  •  TR .  MIL  .  COH  ||  VIII .  PR. PRIMO . 
PIL .  ITBR  *  PROCVRATORI  (f  TI .  CLAVDI .  CAESABIS . 
AVG.OBRMANICI  ||  IN .  NOBICO  ||  CIVITAS  ||  SAEVATVM; 
BT .  LAIANCORVM. 

Wean  wir  uftnlieb  finden,  dass  nach  der  laschtift  bei 
Orelli  609»  eia  Prunipilas  der  XXL  Bapax  aan  Pmef. 
Raetis»  Viadolids,  Vallis  Poeniaae  ernannt  wurde,  dass  nach 
der  Inschrift  bei  Orelli  M90  ein  Ceatario  (ich  halte  das 
D .  Atar  ein  Centnrionenaeichen)  legionis  XI.  Claad.  Praefectus 
civifaiia  Maeaeiorun  wurde ,  dass  nach  der  obea  schoa  er-* 
wähnten  Inschrift  bei  Grate r  d90,  2  eia  »Praef.  Gab.  I. 
Naricorun  in  Pannonia^  nun  Praefectus  ripae  Danuvi  et 
eivitatian  doaran  Bojoram  et  Aaaliorun,  sowie  nach  der 
Inashrift  bei  Orelli  8334 ein  «Praef.  Coh.L  Pann.  in  Dbcia« 
aun  Praef.  ripae  Tibissi  Danuvii  avandrte,  so  ktanen  wir, 
abgesehen  von  der  einleachtenden  ZwecknSssigkeit  d<^  Mass- 
regely  schon  aus  diesen  Beispielen  abnehmen,  dass  dergleichen 
Posten,  wie  der  Praefectus  dvitatium  Moesiae  rt  Treballiae, 
durch  Officiere  in  der  Nahe  gelegener  Legionen  verseben 
wurden  (vgl.  auch  Hennen  in  diesen  Jahrbb.  XIII.  p«  41). 


56    Dm  EegU  F.  ItacUkmwm  wkl  d»  Legia  V.  AhnML 


dass  üw  a«di  die  ¥•  IHai^dciilctfy  W  welcher  «nltor  MeHw 
•vorher  fcdient  hatte,  ia  HlaieB  aUtioiiirt  war  ind  «war,  'im 
Baebius  spater  Frocarator  dea  Kanari  Claudias  io  NmIcmb 
warde,  vor  oder  dach  i»  Aikfange  der  Kefiemiig  dieses 
Kaisers. 

Ich  sollte  denken ,  dass  das  Vorhergehende  vMÜg^  dann 
berechtigt,  mit  Borghesi  die  V.  Alavda  Air  diejenige 
1^0  quinta  0«  eridiren,  welche  in  Niedergemänisn,  naaifnl* 
Heh  in  Vetera,  lag,  die  V«  Mäcedoniea.' abor  ftfr  diafcniga 
quinta ,  die  anfangs  MSsien  deckte ,  dann  aber  Jiadi  Asien 
geschickt  warde  und  im  jüdischen  Kriege  sich  aasneiebnefa 
.  Da  es  nun,  wie  oben  schon  erwähnt  ist,  feststeht,  dass  ton 
den  beiden  anter  Augusts  Regierung  in  lUsien  stationirten 
Legionen  die  IV.  Scythica  vielleicht  schon  nater  Clandtas. 
also  etwa  48  n.  Chr.,  nach  Germanien  verlegt  war,  am  dea 
Abgang  mehrerer  germanischer  Legionen  nach  Britannien 
au  ersetaen,  und  man  annehmen  mass^  dass  im  Jahre  M 
n.  Chr.  auch  die  V.  Macedonica,  die  andere  musische  Legiani 
behuf  des  armeaischen  Krieges  nach  Asien  gesandt  wnrde, 
wabin  einige  Jahre  Aüher  schon  die  iV.  Seythica  ams 
Oermanien  abgegangen  war;  da  es  fsmer  feststeht,  dasa  bei 
dem  Aasbmehe  der  Bfirgerkriege  nach  Nero's  Tode  die  Vil. 
Clandia  und  VIIL  Angusta  die  Besatnng  Marfans  bildeten  •) 
(Tadtns  Bist  II,  86) ;  so  bleibt  uns  nur  noch  m  untefsaaben, 
welche  von  diesen  beiden  Legionen  an  die  Stelle  der  IV.  Scy* 
thica,  welche  an  die  der  V.  Macedonica  ia  Mfaien  eingerackl 
ist;  und  da  bietet  denn  unsere  oben  gegebene  Inschrifl  von 
Unares  durch  ihre  VexHIationen  der  V.  Macedonica  «id 
VIIL  Angnsta  einen  Anhaltspunkt,  indem  de  darauf  hinweist, 
dass  die  Vill.  Augusts  schon  in  Mdsien  lag,  als  die  V.  Mace. 
donica  noch  nicht  von  dort  abgerufen  war,  dass  also  die 


*)  Di6  Vtl.  Claadia  hatta  Mher  In  Dalmatien,  die  Vlil.  AugusM 
aber  in  raaaonton  gelegeii. 


Dh  Legbk  V.  MaeediMca  utid  die  Degid  K  MaudH.    67 

ViU^  logMta  an  die  Stelle  der  IV.  SciKhiea  d^rt  otf erteilt 
mL  Mit  dieser  Annahoe  stimt  auch  die  Bemerkua;  ibereiiii 
dass  gitü  eine  rerbftltntssttftssig  groaee  Anealil  ?•»  Denk 
Bäleni  der  VII.  CUudia  in  Dalaiaticn  findet,  ÜMchriflen  der 
VIIL  Aiigasia  in  Pauonien  aber  gar  nicbl  vorkonnen;  daie 
man  aho  anf  einen  I&ngeren  AvfentbaU  der  ViL  Claudia  in 
Balmatien,  auf  einen  kürzeren  der  VUh  Auguata  ia  Pännoniei 
sehliessen  kann. 

Mesemnaeh  wirde  die  Zeit,  in  welcher  Cernetii»  Valerianue 
die  Vexiltalionen  der  V.  Macedonica  und  VIII.  Angoeta  anführt e^ 
awieehen  den  Jahren  4S  und  63  der  christlichrn  Seitrecbnung 
SU  evchen  sein,  wir  müssten  denn  etwa  annehmen  ^  die  VH. 
Angusla  sei  nadi  hesdtigteni  Aufstände  des  Civilis,  ebensn 
wie  die  V.  Macedoniea,  wiederum  nur  Besatzung  Miteiens 
bestimmt  worden :  eine  Annahme,  wenn  yorlanfig  wenigstens 
kein  Grund  vorhanden  nu  sein  scheint  Die  spatere  Geschichte 
aber  der  V.  Macedonica  und  der  VfU.  Augnsta,  von  den 
indschen  Kriegen  an ,  ist  nu  bekannt ,  als  dass  man  daran 
denken  kttnnte,  nscre  Inschrift  in  diese  Zeit  nu  verlegenL 
—  Zugleich  dürfte  es  gestattet  sein,  aus  dem  Vorigen  den 
Schluss  2n  sieben,  dass  in  der  Inschrift  ron  Linares  wirk- 
lich nur  die  Namen  zweier  Legionen  gestanden  haben,  nicht 
auch  einer  dritten,  wie  Mommsen  rermuthete. 

Schliesslich  muss  ich  noch  zweier  anderer  Fälle  gedenken, 
in  denen  die  Zahlen  und  Namen  der  beiden  Legionen  gleich- 
üalls  zusammen  erscheinen.  Beide  scheinen  durchaus  nichts 
mit  dem  gemeinschaftlicben  Cantonnement  der  beiden  Legionen 
in  einer  Provinz  sn  thun  zu  haben ,  sondern  dem  Zufall 
ibren  Ursprung  zu  verdanken,  und  zwar  ein  jeder  einem 
besonderen.  —  Auf  Münzen  von  Berytus  in  Phönlke  ans  den 
Zeiten  der  Kaiser  Augustus  und  Claudius  findet  sich  neben 
zwd  Legionsadlem  die  Inschrift :  V .  VIII .  COL .  BBR .  (E  c  k- 
bei,  Doctr.  num.  vet.  III,  SSß;  Sestini,  Deser.  num.  vet. 
p.  dSS).   Strabo  XVI,  p.  7&6  sq.  berichtet  uns»  dass  Agripp^, 


68     INe  Legiö  F.  Macedoniea  und  die  Legio  F.  Alamia, 

I«  Berytef  swei  Legioiieii  aogeBieiflt  habe;  aai  N •]!■■&, 
Bionysiaea  XLI,  380  ff.,  folgert  Eckhel,  <asa  dies  aar 
Belobnmg  ihrer  biente  in  dem  Kriege  gegai  Ueapalm 
geschehen  sei;  am  den  obigen  Münnen  erlabren  wir  die 
Zahlen  der  beiden  in  Berytns  angesiedelten  Legtonen.  — 
Aaf  ÜMnaen  von  Heliopolis  in  Cdlesyrien  ans  den  Zeiten  der 
Kaiser  Phiiippus  Vater  und  Sohn  finden  sich  ebenfaUa  die 
Namen  LEO .  V .  MACED .  VIII .  A V6.  oder  LSG .  VID .  AVO  • 
V.MACBDON.  (Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  lU,  p.  MS; 
Sestini,  Descr.  num.  vet.  p.  5S9;  Bllonnet,  Snppl.  Vül, 
p.  SlO  sq.  n.  75).  Sie  sind  offenbar  ein  Beweis  einer  ia 
qiaierer  Zeit,  vielleicht  von  Pbilippns  selbst,  nach  Beliop«Jis 
gefflhrten  Mililair-Colonie ,  nicht,  wie  Eck  hei  BMini,  ein 
Beweis ,  dass  diese  beiden  Legionen  in  Heliopdis  gestanden 
hatten.  Dass  die  beiden  Legionen  damals  in  einer  Frovina 
gestanden  hatten ,  geht  aus  den  Mausen  also  nicht  hervor ; 
auch  wird  man  nicht,  wie  B  o  r  g  h  e  s  i  a.  a.  0.  S.  14B  (ffl) 
andeutet,  die  Namen  der  Legionen  ans  den  Minnen  von 
Heliopolis  auf  denen  von  Berytns  ergannen  dflrfen. 


2.    Die  Cohors  VII.  Rhaetorum  equitata« 

Noch  eine  andere  Inschrift  wird  von  Bffbner  a.a«0. 
S.  43  mitgetheilt,  die  von  Interesse  f&r  die  Kunde  der  i^nn* 
sehen  Besataungen  in  Germanien  ist*  Sie  ist  in  der  venia 
de  los  Santos  bei  Aldea  hermosu  in  Ja<Sn  copirt  und  lautet: 
[P .  LI]CINIO .  PJi'  II  [  6A]  L .  LICINI AN[  O  ||  P]RAEPBCTO  || 
[C]0HORTIS .  VII  I)  [R]HAETORVM  jj  [E]QVITATAEJN  || 
[G]ERMANIA  ||  {T]RIBVNO  jj  {MIU]TVM .  LEO .  XXII  II 
[PRIMI01ENIAE .  PIAE  ||  [FIDBUS  .  PR]AEFBCTO  || 


•  •  •  • 


Die  Cohors  VII.  Rhaäorum  equUaia,  59 

Ue  InKMft  ist  schon  läagsi  kckaMt;  wir  tnieii  sie 
bei  Oruter  &M,  4^)  und  Orelli  n.  3485;  aber  süHt 
RHAETOBVM  wird  dort  PRAEFECTO.  RVM,  sUtt  LEG. 
XXII . PRIMI6ENI AE . PUE  sogar  LEO .\H . EVI A  gegeben, 
was  Benzen  verleitet  hat ,  LEG  .  VII .  6EMIN  .  PI  AE 
PELIC.  als  richtige  Lesart  vorzuschlagen«  M  äff  ei,  Ars  crit 
lapid.  p.  347,  zweifelt  dieser  Absonderlichkeiten  wegen  an 
jder  Bchtbeit  der  Inschrift;  Cardinal i|  Dipl.  nrilit.  p.  84, 
corrigirt  REABTORVM  staU  PRAEPECTO .  RVM,  was  von 
Bttcking,  ad  Notit.  inp.  11,  7M,  mit  Unrecht  beanstandet 
wird ;  Orelli  schlagt  nach  G r nie r  PRAELEGTORVM 
vor  und  verweist  wegen  des  LEG.  VII.  EVI  A  auf  PI  in  ins 
Bist,  nat  ill,  3  (11),  wo  eine  Stadt  Evia  im  conventus  Bis- 
palensis  genannt  wird.  Alles  dies  wird  durch  die  obige 
genauere  Abschrift ,  die  nach  einer  Photographie  genommen 
ist,  bei  Seite  geschoben ,  und  es  erledigt  sich  nun  auch  die 
Frage,  ob  die  Cohors  VII.  Rhaetorum  in  Germania  eine 
Cohors  equitata  war  oder  nicht;  vgl.  Aschbach  in  diesen 
Jahrbbv  XX,  S.  79 f.;  Rössel  in  den  Annalen  des  Vereins 
fUr  Nassauische  Alterthumskuade  V,  1.  S.  50. 

Die  Cohors  VII.  Rhaetorum  lag  übrigens  nach  dem  Militair* 
Diplome* des  Vespasian  vom  J.  74  und  nach  dem  des  Trajan 
vom  J.  116  in  Germania  supcrior  (vgl.  Asch b ach  und 
R  o  S5.e  1  a.  a,  0.) ;  nach  den  bei  Windisch  gefundenen  Ziegeln 
mit  C.  VII.R«  hatte  sie,  mindestens  zeitweise,  zu  Vindonissa 
ihr  Standquartier  (M  o mm  s  en,  Inscr.  conf.  Belvet.  n.  340, 10; 
Meyer  Geschichte  der  XI.  und  XXI.  Legion  8.  128),  wo 
schon  von  Tacitus  Bist.  I,  67.  Raeticae  alae  cohortes- 
que  genannt  werden.  Schon  aus  der  Inschrift  bei  Orelli 
n.  516  war  bekannt,  dass  eine  Cohors  VII.  Rhaetorum 
equitata  existirte;   man  wusste  nur  nicht  mit  Bestimmtheit, 


*)  woselbst  p.  550|  5  auch  eine  andere  Tnsohrfft  desselben  Mannes 
gegeben  wird;  Tgl.  Oean.D«r müdes»  Samario  p.  48. 


60  IMe  BramtefiiMcimien  CipiUB. 


•b  din  die  in  Gcimnlctt  statwairte  war;  die  oMfalaaArift 
mtacbeidet  ia  ihrer  berichtigteB  flestak  dioae  Fragiei 


a.    Die  Bronzefabrieanten  Cipiaa. 

Inr  dem  Buliettino  dali*  instltuto  di  corrispondeasa  archea- 
Ibgica  per  l*anno  1859  werden  S.  228  awd  loackrHIeB 
g^egebeo,  welche  auf  einer  broiiaenea  Casserolle  eiageaeblagea 
rind.  Die  eine  derselben  SORS  .  MERCVRII  •  wird  daselM 
des  Weiteren  besprochen ;  sie  ist  es  nicht,  weldie  mich  ver- 
anlasst, darauf  aurflckzukommen.  Die  aadere^  welche  den 
Namen  des  Fabricanten  enthalt:  P. CIH. NICOMAC .,  nft 
mir  einen  Namen  ins  Oedachtniss  aurOck^  der  auf  dem  Stiek 
einer  ahnlichen  Casserolle  eingeprigt  ist,  die  bei  Sottorf, 
Amts  Salahausen  im  Königreiche  Hannover,  gefunden  ist  und 
Im  Vereins  *  Rluseam  au  Hanhover  aufbewahrt  wird.  Siehe 
die  Abbildung  des  Stieles  mit  dem  Namen  P .  CIPI .  POLIM  • 
in  der  Zeitschrift  des  historischen  Vereins  (fir  Niedersachsen 
185J,  S.  47. 

• * 

Wenn  daselbst  der  verstorbene  Conservator  des  Hannover- 
schen Vereins,  Assessor  C.  Einf  cid,  unter  den  Bemerkungen 
über  den  Namen  P.CIPI.POLIBI«  noch  einen  andern  Bronse- 
arbeiter  aus  der  Familie  der  Cipier  aufführt ,  den  P.  Cipins 
P.  I.  Phiteros  aus  der  Inschrift  bei  Mommsen  Inscr.  Neap. 
3093,  so  beruht  das  doch  auf  einem  leichten  Irrfliume,  da 
Mommsen  au  n.  3098  durchaus  nichts  von  einer  Bronae 
berichtet  und  der  blosse  Genitiv  des  Namens  nicht  auf  einen 
Fabrikstempel  schliessen  lasst ;  eher  hatte  noch  der  Pompe- 
janische  Stempel  bei  Mommsen  Inscr.  Neap.  B310,  n.  S6 
mit  der  Inschrift  CIPI .  PAMPHILI .  angefahrt  werden  kaaaea. 
Uro  so  iaieressanler  ist  nun  der  P.  Cipius  Nicomachaa  als 
Verfertiger  von  ga|ia  Jlbalichen  Bronacfofksae«. 


DU  IWbimt  cokartium.  61 

Wm  ümier  ias  Cognomfiii  des  HMHorersdieii  P.  Cipioi 
aalangt,  so  mochte  ich  nicht  mit  Ein  Feld  für  Foiyhivs 
stimmen,  soadern  den  in  der  griechischen  Mythologie  öfter 
vorkommenden  Namen  Polybus  fttr  den  richtigen  Namen 
halten.  Im  Uebrigen  bezeichnen  die  griechischen  Cognomina 
aller  der  oben  genannten  Cipier  dieselben  als  Preigelasseneb 


4.    Die  Tribuni  Cohortium. 


Ptm4§r9  —  —  —  — -, 

Quem  äeeeal  cktri  praeitantior  ordo  IrihtnL 

SktL  SUm.  ViU  9Ji  H9» 


Auf  den  Dutevschied  zwischen  Präfecten  und  Tribunen  von 
HOlfsoohiMrten  machte  zuerst  Henaen  in  diesen  Jahrbttchem 
XUI»  S*  50  £  auteerksam;  er  glaubte  zu  bemerken,  »dasa 
heaonders  die  Cohortea  primae  unter  Befehlshabern  mit 
dem  Titel  Tribunus  standen;  ferner  die  der  voluntarii*. 
Ein  davon  abweichendes  Resultat  suchte  ich  bei  Gelegenheit 
einiger  Bemerknogeft  zum  Corpus  inscriptionum  graecaium, 
die  ich  im  Philologus  XII,  8.  484  ff*  niederlegte,  zu  begrOnden) 
indem  ich  die  Tribunen  vorzugsweise  den  Cohortes  miliariae 
znschrieb.  Da  ich  dabei  unglücklicher  Weise  bei  der  Auf«> 
aftblung  der  verschiedenen  Cobortes  miliariae  und  derjenigen 
Cohortea,  weiche  unter  Tribunen  standen,  Coborte«  von 
iüialicher  Benennung,  die  jedoch  offenbar  unterschieden  werden 
saissen»  vermischt  habe,  suchte  Henzen  meine  Ansicht  in 
einem  besondem  Aufsatze  ^Sui  tribuni  militari  comandaati 
ik  coorti  ausiliari^  in  den  Annali  di  corrisp.  arcbeol«  1856, 
p«  17  ff.  zu  widerlegen  und  schliesst  mit  den  Worten :  ^A  me 
sembra  procedimento  piü  pradente  di  contentarmi  di  qoanlo 
prima  avea  di  giä  propostu,  che  cio6  i  tribuni  ausiliari,  per 
grado  uguali  a'  tribuni  legionarj »  eraoo ,  prescindendo  dalie 
ooorti  delle  guardie  pret^rie  cd  urbane,  da  quelle  de'  vigili 


62  Die  Tränmi  cohortunn^ 

e  de'  FOloBtaij,  ]wrlieolaniieDtie  deyvtati  al  owaado  ü 
ceoüi  prine.  Dal  l'altro  lato  le  coorti  nüiarie  eran*  aach' 
«Sie  speclalnieDte  coorii  prime,  e  oasi  awieoe  che  taiiti 
ftribaoi  Irovaaai  preposü  a  coorti  aiUiarie,  seasa  che  se  sc 
poftM  perora  dediirre  alcuna  regola  fiflsa  e  stabUita*^.  ich 
meines  Thals  kano  mich  mit  diesem  Resaltate,  zum  weaif« 
sten  mit  der  Passung  desselben,  nicht  befriedigt  erklaren, 
sondern  möchte  die  Sache  so  auffassen:  Die  Befehlshaber 
von  einaelnen  Cohorten  sind  im  Allgemeinen  Pr&fecften; 
nur  die  Befehlshaber  von  besonders  bevorzugten  Cohorten, 
oder  Cohortenbefehlshaber  y  die  man  besonders  bevormgen 
wollte,  waren  Tribunen.  Daher  sind  alle  Befehlshaber 
der  Cobortes  praetoriae,  der  Cohortes  urbanae  und  der  Cohortcs 
vigilam  Tribunen,  ebenso  alle  Befehlshaber  der  GiAortes 
roluntarionim  civium  Romanorum*)  und  die  BeCehiahaher 
der  Numeri  equitnm  singularium;  daher  erklart  ca  sich 
auch,  warum  sonst  durchaus  die  Befehlshaber  der  Cohortcs 
miKariae  Tribunen  «nd;  daher  erklart  es  sich,  daas  ia 
den  spftteren  Zeiten  der  Notitia  imperii  die  Befehlsbabw  aller 
Auxiliar-Cohorten  Tribuni  hiessen,  indem  man  nach  und  nach 
dahin  kam  allen  den  höheren  Titel  au  geben,  der  früher 
nur  einaelnen  unter  ihnen  ankam.  Dass  die  Saht  I  einer 
Cohorte  eine  solche  Bedeutung  verlieben  habe,  dass  ihr  B^ 
fehlshaber  de«  Rang  und  Titel  eines  Tribunen  erhalten  habe 
statt  des  eines  Prafecten ;  dagegen  streitet  schon  ein  iSchtigcr 
Oeberblick  des  Henaenschen  Iudex  au  Orelli's  Inschriften, 
wo  man  8.  134  ff.  eine  Menge  von  Pr&fecten  erster  CahMtca 
veradchnet  findet,  und  ebenso  die  Anaahl  von  Tribunen 
solcher  Cohorten,  die  nicht  die  Zahl  I  führten.  Will  man 
nun  nicht  augeben,  dass  alle  Cohorten,  welche  in  den  awci 
oder  drei  ersten  Jahrhunderten  der  christlichen  Zeitrechnung 


*)  Die  beiden  seheiabar  entgegeiutehendeii  FXlle   (Orelll  S686 
und  6756)  alnd  yon  mir  im  Pbflelogiti  XII,  488  Anm.  bsasllift 


ie  Triinmi  Cohortwm.  63 


(denn  von  denen  kann  doch  wohl  hier  nur  die  Rede  sein) 
YM  Tribunen  comaandirt  wurden,  miliariae  gewesen  sden, 
so  aag  man  meinethalben  annehmen,  dass  die  Beilegung 
des  Tilels  Tribnnus  eine  persönliche  Vergünstigung  gewesen 
sei,  wie  bei  uns  der  eine  Regiments «Commandeur  Obent- 
Ideutenant,  der  andere  Oberst  sein  kann,  ohne  dass  die 
Qualität  des  Regimentes  auf  diesen  Unterschied  einwirkte^ 
Hieraus  kdnnte  sich  dann  auch  das  Vorkommen  von  PrAfeeten 
und  Tribunen  derselben  oder  doch  gleichnamiger  Coborten 
erklären.  Es  wird  die  Richtigkdt  dieser  Auffassung  noch 
deutlicher  hervortreten,  wenn  wir  die  Reihe  der  bekannten 
Gohortes  miliariae  mit  ihren  Tribunen  oder  Prafecten  und 
die  Reihe  der  bekannten  Tribuni  cobortium  flberbaupt,  nattir« 
lieh  mit  Uebergehung  der  schon  oben  ausgenonunenen  Cohortes 
praeioriae,  urbanae,  vigilum,  voluntariorum  und  der  Numeri 
equitum  singularium  *),  durchgehen.  Der  leichteren  Uebersicbt 
wegen  werde  ich  dieselben  nach  der  alphabetischen  Reihen- 
folge der  Volker  ordnen,  aus  denen  sie  ursprünglich  aus« 
gehoben  waren,  und  werde  nuerst  diejenigen  Coborten  be 
sprechen,  welche  als  miliariae  bekannt  sind. 

Eine  Cobors  AELA(nensi8)  oo  in  Dacia  ripensi  erwAhnl 
das  Bruchstflck  eines  MiliCair- Diploms  des  Antoninns  Plus 
vom  Jahre  145 ;  A  r  n  e t  h,  Zwölf  rtfm.  Militair-Diplome.  S.  62« 
Tat  XXII;  Borghesiin  Memorie  dell'  institnto  di  corrisp. 


*)  Dahin  rechnen  wir  denn  auoh  die  Cohors  I  voluntaria  Campanorum, 
deren  Tiiban  auf  einer  Inschrift  bei  Orelli  n.  8898  genannt 
wird,  und  die  Cohora  II  Italica,  deren  Tribunen  wir  durch  eine 
Inschrift  bei  Muratori  2035,  1  kennen  lernen,  sowie  die  Coh 
Mil.  Italic.  Yolant  qaae  est  in  Syria,  deren  Tribun  aus  der 
Inschrift  bei  Qruter  434,  1  bekannt  ist  Auch  die  Cohortes 
speoulatorum  mögen  dazu  gehören.  So  haben  wir  wenigstens 
bei  Ren i er  Inscr.  de  TAlg.  n.  8579  einen  TRIB  .  COU .  SP. 
PB .  MAVR  »CAES .  d.  h.  einen  Tribunus  cohortis  speculatorum 
proTittciae  Mauretaniae  Caesariensis. 


64  Die  Trünmi  Cakarihm. 

AfcheoL  I,  p.  M.  Bei  Reoicr,  latcriplMBs  iml  ie  TAlgMt 
u.  M6&  haboi  wir  eisen  TEIB.COB.  ABL.BXraMTAB,  4er 
ekea  so  wohl  dieser.  AelsMssis  wliaria  «■gch^rra  kaas, 
«is  einer  eines  Vdlkersaaens  gans  entbehrendeja  Aelia. 

Ceiiors  1.  BRITANNICA  •  HUiU  ABl  A .  BT  J.  BBITTON  VH  • 
MILLIARIA  finden  wir  «in  Pannonia*  in  dem  MUiUir^Dipiose 
des  Domitian  vom  Jabre  85;  Orelii  MM.  In  dem  Blilitair* 
INplome  des  Titas  vom  Jabre  80  (Orelli  5428),  das  gkidi. 
lUls  pannonisehe  Cdiorten  nmissst,  heisst  die  entere  bbm 
Cohorsl.BBlTANNICA;  ein  Beweis,  dass  der  Znsats  Jfil« 
liaria^  nicht  jedesmal  dem  Namen  der  Caiiarte  hinngafli^ 
wurde.  Nacb  dem  Militair*DiploflM  des  Trajan  vom  Jahre 
110  (Or  Olli  5443)  lag  die  Coliors f . BBITAMNICA  OO  C.  & 
in  Baden.  Einen  TBIBVN .  COH . I.  BRIT .  ITBM .  VBXIL. 
DACOR .  PARTHIC  •  ete.  finden  wir  in  einer  dncisdien  inedurift 
bei  Orelli3575;  einen  TBIB.COB.  I.BE.  OD  B«.  hei 
Muratori  778,  2;  beide  werden  Tribunen  der  oMgen 
Cohon  I  Britannica  in  Dacien  gewesen  sd,  die  also  miC  vnH» 
sUMidigem  Namea  Cohars  I  Britannien  milinria  dvinm  Bnma« 
norum  equitata  hfass.  — *  Naeh  dem  oben  erwähnten  Milüair« 
Diplome  des  Antoninns  Pins  vom  Jahre  145  lag  die  OOH. 
I.  VLPiA .  BBITTON .  00  ,  die  nach  dem  Mnnogeflg^n  RnaMn 
Dipia  venehiedeo  ist  von  dem  ben  erwähnten  Cob.  L  Brittnnnm, 
gidebfalls  «in  Dada  ripenn^.  —  Ansserdem  haben  wir  noch 
bei  Orelli  2223  einen  TRIB. COH. f.  AELI AB. BRITTON., 
^iner  Coborte,  die  no^b  im  Jabre  238  existirte  (Annaii  ddl' 
instit.  di  corr.  arcb.  1819.  8.  68),  bei.Orelli  6519  daen 
TRIB. COH. I.FL. BRITTON.  nnd  bd  Oruter  193^  lüeinm 
TRIB.CAOR.I.PL.BRIT.,  also  Tribunen  von  swd  mit 
den  obengenaotiten  nicht  identischen  Cohorten,  die  wohl  eiien 
wie  die  I  Brittonnm  und  die  1  ülpia  Brittouum  miliariM 
waren.  —  Die  Colion  iT.  AVG .  NERVI A  .  PACENSIS  00 
BRITTON .  laff  zufolge  des  MiUtair.Ditl«a8  ^  Trajjaa  ▼•■ 
Jahre  114  «in  Pannoaia  iafcriftre«;  Orelli  «8W^    llfie^ 


Die  Tribuni  Cohortium,  65 

Namen  Nervia  Paeensis  au  erklAren  mail,  ob  namentlich  der 
Name  Nervia  auf  die  Nervii  oder  Nerva  hindeutet,  wage  ich 
nicht  nu  entscheiden. 

COB.T/F.DAM.  OD  haben  bei  Friedberg  in  derWetterau 
gefmden«  Cohortenziege);  Elefn,  Inscr.  lat  prov.  Hass. 
transrhen«  n«  55*  Das  Militafar- Diplom  Trajans  jrom  Jahre 
116  flihri  «in  Germania  svpeiiore^  die  Cobors  I.  FLAVIA. 
DAMASCBN«  auf  (Rössel  in  den  Anaalen  des  Vereins  für 
Nassau.  Alterth.  V,  1  S.  11);  wieder  ein  Beweis,  dass  die 
Btneichming  als  miliaria  nicht  beständig  binzugefögt  wird. 
Schwieriger  ist  schon  die  Entscheidung,  ob  wir  eine  Cohors 
poditaU'  oder  eine  Cohors  equitata  in  ihr  haben,  denn  ein 
bei  Alsbeim  geftindener  Stein  nennt  eine  COH.I.F.  D.PED., 
wahrend  eine  in  Strassheim  bei  Friedberg  gefundene  Inschrift 
der  Cra.l.FL.DAÜAS.  OD  EQ .  SAG.  (Benzen  liest 
SAGUlortonon)  gedenkt;  vgl.  Rössel  a.  a.  0.  S.  33  f.; 
Borghesi  in  den  Annali  dell*  inst,  di  corrisp.  archeol.  XI, 
p.  185  sq.  Zn  unterscheiden  ist  wohl  die  COB.PRIM. 
DAMASC.,  deren  Prafect  in  einer  Inschrift  bei  Orelli  65 
vork6nHnt. 

Ein  TRIB.GOB.T.HILIARIAE.DELMATARVM.  wird 
ims  in  einer  ad  fontem  Timavi  (in  Istrie n)  gefundenen  Inschrift 
bei  Orelli  1833  genannt.  Nach  einer  Inschrift  bei  Muratori 
465,  1.  (Annali  dell'  inst,  di  corrisp.  archeol.  1849,  p.  277) 
hat  die  GOB.  T  oO  DEL .  SVB  .  CVR .  GRANI .  FORTVNAT . 
TRIB.GOB.EIVSDEM.  ein  Stfick  der  Mauer  von  Salona 
im  Jahre  170  gebaut.  Eine  Inschrift  bei  Seivert,  Inscr. 
mon.  rom.  in  Dacia  medit.  p.  78,  n.  111  nennt  einen  P. 
ANTO.TRIB.COL.III.ID.MAIARVM,  d.  i.  TRIB.COB. 
I .  DELMATARVM.  Diese  drei  Inschriften  werden  sich  alle 
auf  dieselbe  Cohorte  beziehen,  die  in  Delmatien  selbst  und 
in  der  Nabe  desselben  stationirt  war.  Eine  andere  Cohors  L 
D  ALM  AT.  oder  DELM.  scheint  es  aber,  trotz  Benzen 's 
Widerspruch,  zu  sein,  die  nach  den  Militair-Diplomen  Trajans 

5 


i 


66  iHe  TrOmmCokarlkm. 

r.  J.  lOecCardinali,  DipL  kup.  m.  XII)  wmi  fltiriMt 
Jahre  184  (Orelli  m  64W)  io  Britaanieft  In«,  die  Mck 
den  Inschriften  bei  Orelli  8716  und  8717  nach  aatcr  Ami^ 
Ainus  Pias  in  Britaanien  lag  uad  nach  dcasetbcB,  aawie 
nach  den  Insebriftea  kei  Orelli  81U»  d06S,  41»  «ai  kei 
Muratori  8I898  von  Prftfedeo  oomauHndirt  warda.  Mcaer 
letztern  gehörte  aadiy  wie  idi  .jai  Pbttalagiis  a.  a-  0«  S.  469 
Anm.  6  dargethaa,  ala  Prafeatas,  aicbl  ala  TrUbow«  4cr 
Dichter  Juveaal  aa* 

COH .  I . KEBVAItA .  GBBMANOA.  00  EQ*  ie^  dar  mUa 

Name  einer  |b  England  elatioairten  Coharta  ^aa  Ganaaaca, 
welche  unter  Eaiser  Nerva  eirichtet  m  Beia  9cMnt ;  laachr« 
im  Rheiu.  Mus.  fOr  Philal.  Xlll^  f.  WZ.  Nil  daa  Nenriara 
bat  dieselbe  nichts  an  scbaSea.  Sie  slaad  aatar  ^naai  Tribaaea ; 
B.  die  Inschriften  bei  Orelli  .66M  aad  Stejpar,  Gad. 
inscr.  Rheni  n.  85*)« 

COH.I.oo  HEM.GOIU>IANA.SAOITT.EQ*G.a,  bgim 
Jahre  840  in  Panaanien,  wie  wir  fuw  eiaejr  lafchrift  bei 
Orelli  7414aa  (III,  S.  488)  erfahrea.  Eiaea  TftlE«OOB. 
PR.  HEMESEN.  finden  wir  in  der  f  niniininrhrn  iaarbrift 
bä  Orelli  6887. 

Das  Hilitair-Diplom  Trajans  vam  Jdire  118  (Qre^lli  8448) 
nennt  uns  in  Dacien  eine  Cobars  r.IIISPAN8E*P«P.**) 

*)  fintgegenstehendddmPBABF.COH.I.aBRMANOIL  beiÖrttlll 

4949,  w0lol|6  fineWA  ti»oh  .den  KaMdii  Q^Bnanidb  &•  oHkdlMi 

unter  Galigula  gesetzt  »ein  »ttifitei  wtthteiid  die  Li|^>l  ItoBes 

auf  eine  Zeit  naoh  Nero  hindeutet  |  wea  für  di^  Ae^^elt  der 

Insohrift  nioht  sprioht.    Ein   PRiLEB' .  GOHORT .  QERHAK  iit 

auoh  bei  Huratori  771,  3- 

'    **)  R  0  8  s  e  1  a.  a.  O.  S.  43.  Anm.  will  ^Ediiata  gelesen  wissen, 

und  findet  in  diesem  Zusätze  gerade  den  Gegensatz  zu  der  in 

Britannien  liegenden  EQtnYaM.    Allein  eine  Inseliriit  zu  Niels 

(Henzen  in  diesen  Jahrbb.  Xni,  p.  89 ;  Ballet!  deU'  last  1848, 

p.   74)   Iiat  auek  einen    tnoQxO^  £iTMiPHJS  B    StdSWi 

EYZEJBOY£  UVSTHX. 


JNe  IWbiiRt  C^korUmk  67 

nd  eise  Gohors  I.FLAVIA.VLPIA.EISPANORVH.  oo  • 
CR.  Bciie  lagen  nach  dem  Militur-Diplooie  des  Antoninas 
Piua  (Ameth  a.  a.  O.  S.  02)  im  Jabre  145  noch  in  Daeien  ^). 
Die  entere  wird  wokl  diegeNke  Cohors  T.HISPAN.  sein, 
wckhc  nach  dem  Miiüair- Diptome  Nero'a  vom  Jahre  60 
(Ore  1115407)  »itt  Illyrieo^  la^^,  wahrend  die  Cohen  I. 
HffiPADOEVM,  wekhe  nach  dem  Militair  -  IHj^eme  Trajans 
Tom  Jahre. IM  (Orelli  5442)  in  Britannien  lag^,  wenn 
gleich  die  Namen  flbereint timmea ,  offenbar  von  derselben 
Terachiedett  war,  da  der  vom  Kaiser  Hadrian  nach  Britannien 
geaandte  M.  Maenios  Agrippa  dort  TRIB .  COH  J.  HISPAN . 
■QVIT.wnrde.  (Inschriften  bei  Orelli  804  und  beiHors* 
loy,  Brit  Rom.  p.  270,  Cnmberl.  n.  LXII**).  Diese  letztere 
Cohorte  liefert  zugleich  einen  deutlichen  Beweis ,  dass  die 
Beilegung  des  Titels  Tribunus  mitunter  eine  peretfniiche 
Vergfluatigiing  war,  da.  zwei  andere  an  demselben  Orte 
gafuadeno  lanehriften  Prafecten  der  COH .  f.  HISP  .  BQ . 
neani^n  (s.  Hennen,  Sui  tribuni  militari  p.  22;  Bflbner 
im  Ahdpi.  Mas.  fflr  Philol.  6.  84;  vgL  den  PRABF.  COH. 
BISPANQR .  BQViTATAE  einer  Seaünischen  Inschrift  im 
JMleUß  dell'  iaatt  di  corr.  areh.  .ItSßy  S.  141,  3.)*  —  Ausser 
der  Cobon  L  Flavia  (HpiA  Hispanorum  waren  aber  noch  zwei 
fMMtw  I.  Hispanoram  mlliariae;  eine  Inschrift  in  Rom 
(OreUiOfll)  nennt  uns  einen  TRIB.COH.T.FLAVIAE. 
BiSP.  OD  >BQn  einige  bei  Netfaerby  in  Cumberland  gefundene 
taadoriften  ans  der  Zeit  des  8e venis  Alexander  (Orelli  6786 ; 

*)  Die  Cohors  I.  Hispanorum ,  welche  Ameth,  Militair- Diplom. 
S.  57  in  dem  Militair-Diplom  Hadrians  Tom  Jahre  129  als  „^n 
Daoia  inferiorft'*  liegend  finden  will,  war  eine  Ala;  dagegen 
wird  in  dletem  Diplom«  noch  eine  Cohors  I .  HISPANOR . 
VETERAN,  genannt,  die  Ton  der  oben  erwähnten  I.  Hispanorum 
P.  F.  wahrscheinlich  yersohieden  ist. 
*^}  Diese  bei  Elenborough  in  Cumberland  gefundene  Insohrift  lautet : 
I.O.MI  COH.r.HIS  g  CVI.PRAE  D  ll.llA£NI||yS.  AQRIP.  | 
TRIBV 1  POS. 


68  Die  Tfihmi  CohorthuL 

vgL  Rhein.  Mus.  f.  PhiloK  XI,  S.  10 ;  Philos.  Tnntact  Itm. 
Vd.  Uli ,  p.  1S4,  Tab.  XI.)  einen  TRIB  .  COH .  f.  MEh . 
HISPANORVM .  M « EQ.  Da»  die  einen  FRABP .  COB .  I. 
FL •  HISPANORVM gewUmefe kisehrift  bei  Hur atori  70&»5 
acht  sei,  lassen  die  senderbaren  Namen  Lyaens  nnd  CresefaM 
beaweifeln,  wiewehl  der  EX.PRAEP.COH.I.PL.HISP.  bei 
Repier  Inscr.  rem.  de  TAlg.  n.  9886  daflhr  spreehen 
mdchte. -<  Attcb  die  COH .U. HISPANORVM.  BQ.C^R.  stand 
unter  einem  Tribunen  (Orelli  6764).  Sie  war  es,  die  naeb 
einem  Militair*- Diplome  Nero's  (Orelli  54W)  im  JalHre  60 
»in  lUyrico^  nach  den  Militair-Diplomen  des  TMas  und  BemMaa 
(Orelli  612a  5460)  im  Jahre  80  und  85  inPamonien  lag, 
aber  wohl  au  unterscheiden  ist  von  der  COH .  II ,  HiSPANA 
(nicht  HISPANORVM),  welche  nach  der  Inschrift  bei  Orelli 
6944  unter  Prafecten  stand. 

COH.  00  .  MAVROR.  bat  eine  Inschrift  bei  Orelli  S401. 

Die  Cohors  I .  A V6 .  NERVIorioi  finden  wir  svfolge  des 
Militair-*Diploms  des  Antoninns  Pius  vom  Jahre  145  (Arn^tb, 
Zwölf  rtfm.  Militeir. Diplome  S.  6i.  Taf.  XXII)  in  »ada 
ripensi.  Ob  sie  eine  ariliaria  war,  wissen  wir  nicht ;  dagegen 
wird  die  Cohors  iU.NEIRV.]  N.  «in  Britannia«  uns  in  dem 
MUitair-Diplome  des  Hadrian  vom  Jahre  IM,  Orelli  5466^ 
genannt  Auf  einer  Inschrift  bei  Ho  r  sley  a.  a.  0.  Northumk 
113  heisst  sie  COH.  III.NBRVIORVM.  O.R.,  was  Hora ley 
und  Becker  (Rhein.  Mas.  XIII,  S.6S8)  GkRaumonai  lesea 
wollen ,  verfahrt  durch  den  Namen  der  oben  erwabnlcn 
Cohors  I  Nervana  Geraanorum.  Es  scheint  Ctriimi  namanorum 
gedeutet  werden  zu  mflsseo.  Ein  TRIB. COH. m.NBRVIO. 
RVN.C.R.  findet  sich  bei  Muratori  457,  3. 

Eine  Cohors  T.  VLPIA.  PANNON  .  00  ,  die  in  Pannoaia 
superior  ihre  Standquartiere  hatte,  wird  in  dem  Militair- 
Diplome  des  Antoninus  Pius  vom  Jahre  155  bei  Arn  et  h 
tL^  a.  0.  S.  64  f.,  aufgeführt.  Bei  Gruter  1007,  8  finden 
wir  einen  TRIB .  COH .  (so  ist  au  lesen  statt  COLL.)  PRIM. 


le  Tribufii  Cohortiuni.  69 

PANN.,  der  seinem  PRABSIDI  OPTINO,  einem  LEG .  AV6. 
PEO .  PRAB .  PROV .  PANN .  SVPBR .  huldigt.  Die  gleiclien 
Standquartiere  lassen  liier  wohl  die  Identität  der  I.  DIpia 
Pannoniomm  mit  der  siropeln  Prima  Pannoniorum  nicht 
Terkennen«  Wir  finden  hier  wieder  einen  Tribunen  bei  einer 
Cobors  miliaria,  wahrend  die  COH.T.PAN.  IN .  DACIA 
nach  Orelli  n.  8284  eben  sowohl  unter  einem  Prftfecten 
stand,  als  die  COR.  I.PANNONICA.  (nicht  Pannoniorum)  IN. 
BRITTANIA  nach  der  Inschrift  bei  M  o  m  m  s  e  n,  Inscr.  Neap. 
n.  5084  (v|ri.  Cardinal],  Dipl.  imp.  XII). 

Btoea  TRIB .  MIL  .  COR  .  VLPIAB .  PETREOR .  MILLIAR. 
BQVIT.y  der  unter  Trajans  Reperung  gedient  hat,  nennt 
uns  dne  Inschrift  bei  Orelli  616;  nach  der  Lesart  bei 
Huratarl  1008,  8  war  diese  Cohorte  eine  COHors  IL 

Einen  inagxov  ant/ffig  'nfoktjg  (AuXiaffia^  Qgaxwv ,  also, 
der  gewt^hnllcben  Bedeutong  des  Wortes  an$!:fa  nach,  einen 
PMefeelas  cohortis  L  miliariae  Thracum,  sehen  wir  in  einer 
bei  Clasomenae  gefundenen  Inschrift,  Boeckh  Corp.  Inscn 
Or.  U,  n.  8188.  Bs  fragt  sich  nur,  ob  nicht  anetga  hier 
fir  ala  gekraucht  ist,  wie  in  der  Inschrift  Corp.  inscr.  Gr. 
UI,  n.  eni,  vgL  Philologus  XII,  S.  487.  Den  PRAEP. 
OOHOR.THR.MI.  oder  IHIL.  in  einer  Inschrift  bei  Oori  III, 
885,  den  man  mit  obiger  Cohorte  in  Verbindung  bringen  könnte, 
hat  aebstt  Honaen  in  den  Annali  1868  8.  97  beseitigt. 

V#n  4en  Cohortes  Tungrorum  finden  wir  die  I.  und  die  IL, 
beide  iniliariae^  in  England.  Die  Inschriften,  durch  welche 
sie  uns  bekannt  werden ,  sind  folgende,  und  nwar  von  der 
Cokml: 

CohofS  T .  T VNimORVHI .  MILU ARIA. IN .  BRIT- 

TANNIA.  Mflitair-Diplom  des  Trsgan  vom  Jahre  104,  Orelli 
n.  &442. 

COH .  r.  TVN6R0RVM .  MIL .  CVI .  PBAEEST .  Q .  VEBIVS. 
SVPERSTIS.  PRAEFECTVS.  Uousesteads  in  Northumberland, 
Orelli  n.  8888. 


70  Die  Tribum  Cohartimn. 

COH  .  T .  TVNGaOR  .  MIL  .  CVI .  PRÜBBST  .  P  .  ABL . 
MODESTVS.PRAE.  Hoittügteails,  Horsley  a.  «.  0.  S.  MOL 
Northumberl.  n.  XLI. 

Aber  auch  ohne  den  Zusate  mtlitfia  vird  sie  um  gaamaalL : 

Cohorsl.TVNOa IN. BRITANN. "»)  BHIitair^iplMi 

des  Hadrian  vom  Jahre  1S4,  Orelli  n.  545S. 

QVIN .  FLORIVS  .  M ATERNVS .  PRAEF  .  COR .  I .  TVR6 . 
Housesteadfl,  Horsley  a.  a.  0.  p*  SSO.  n.  XL. 

Ferner  voq  der  Cobors  II  Tnigronim: 

COR .  11 .  TVN6R.  H .  EQ .  C.  [R.]  CVI .  PRAEEST .  ALB. 
SEVERVS . PRAEF.  Walloii  Chestcrsin  CumberiaBd,  Orelli 
«80. 

COR .  II .  TVNOROR.CKHl .  M  w  EQ .  [C«  a]€Vi  .PRABB8T 

.  .  .  CLAVD «  .  .  PRAN*.  aas  deni  Jahre  Ml. 

Castlesteads  in  Cumheriaad,  Orelli  WM. 

COH.U.  TVN6R.  HIL.  EQ.  R.  CVI .  [PR]AB88T  A¥BH#. 
OPTATVS  P[RAB]F.  Casllestead«,  Rihei»  Mateitni  ttr  PUtoL 
XI,  p.  4S.  lind  ebenso  ebne  den  Snsatsttiiliarlar  >    • 

COH.ir.TVNfiRO.SVB.  SILVI».  AVSPlCB.PBABIl'  (m 
ist  EU  lesen  slati :  SVB .  SlfO.  bAVSPiCB.  PRAF  «B^  Bineos, 
Orelli  50S1.  und  COB  .  11  .  TVNOR  .  CVI  .  PBRBBST. 
SILVIVS .  AVSPBX .  PRAEF.  Rhein.  MMevü  »t  Philei^lOlf, 

S.  S61.  '  :.:..••.! 

Weshalb  diese  beiden  Cohories  roHiariäe  «idit  mW  IWIneü^ 
sondern  stets  von  Präfeeten  befeUigt  wnrdeoi  wfthvesd  ioeh 
alle  Obrigen  Cohortes  niHiariae  weni([;stenii  neünniie  mK«r 
Tribunen  standen ,  weiss  leb  mir  nieht  M  effklüren ;  «der 
rangirte  dieser  Praefectus  cohortis  miliafiae  gar  lili  cfve« 
Praeffctus  alae,  nicht  mit  den  flbrig^n  PraeCsctia  cohMrCimn, 
und  war  also  von  noch  hMiere«  Raufe  ab  4io  Tribwi 
cohortium? 


*)  Dam  der  Zusatz  miliaria  hier  fohlt,  wie  bei  der  I  F!d«  VArdu- 
loram,  Ist  um  so  auffallender,  da  er  bei  tvre\  sukÜi^fn  CöHeHen, 
/reilich  nur  durch  M.  bezeichnet,  Bich  findet  •••"'*    **   '  '     *  ^ ' 


ßH  Tribmi  Cohorlmm.  71 

Die  CohmT.  VALCIONVM  Ceorr.  VANGIONVM) .  MIL. 
UARIA  Jag  i,]u  Brittanoia''  Umt  dem  Mfiiitair.Diplome  Trajans 
forn  Jabre  104,  Orelli  544i.  Auf  dem  MiUtair- Diplome 
des  Hadriaa  vom  Jahre  IM  heisst  sie  Cohors  L  VANGm., 
was  Henaen  durch  TangloDom  miliaria  erklärt.  C[OH.]  f. 
V ANGION.  OD  P » F .  &  CVM .  AEMIL .  SALVI AN .  TRIB .  8 VO 
teden  wir  auf  einer  laschriftaii  Bisiagham  in  Northumberland 
aus  dem  J.  805  oder  206,  Orelli  n.  6701.  Derselbe  Tribun 
selate  dieobendaselbsi  gefundene  Inschrift  bei  0  r  e  1 1  i  n.  ettSt 
d^  Tribmi  Fabius  .Honoratus  die  bei  Walwickcbesters  in 
Narthombcriaad  gefundene,  Ho i^sley  tu  a.  0.  p.  S17,  North. 
mi  XXVh'i  Aneh  die  Inschrift  v6n  Risiogbam  bei  Horsley 
ä*  ä,  0.  |K  tti»  North,  n.  LXXXII»  nuss  hier  erwähnt  werden : 
COH .  I .  VANO II  raCIT.  CVRANTB  »  IVL .  PAVLLO .  TRIB. 
Sie  erwähnt  eines  Tribunen ,  der  auch  den  Herculesaltar  bei 
H^riley'ä.'a.  0«'n.  LXXXlil  gesetat  bat  Inschriften  der 
TMbittte  JdbiB  -Victor  und  AemUias  Aemilianus  s.  in  dem 
Rhein.  Hüs.  Hr  PUlol.'XI,  S.  48. 

.  Ei«e:COH.T.PiDA.VARDVL.  CR. BQ.  OD.  ANTONI- 
NIANA« lenien  wir  tm  einer  Inschrift  au  Rlchester  in  Nor!« 
bnmleriwi. mm  Jahre  Slft  fc^nneu,  Orelli  8d04  und  6700. 
Sit:heiito€  ift  einer  andern  ebendaselbst  gtflmdenen  Inschrift, 
Onlll  araS:  COB.I.P.[V]AROVL.C.R.BQ.DI.,  in  einer 
am  Oanningtn  gefhndenen  (lahrhb.  des  Bonner  Vereins  XIII,' 
&«0)3  COR  iETFOVARDVIiORVH.C.R.BQ.  OD,  und  stand 
unter  Tribunen,  wie  Inschriften  aus  Northumberland  bei 
Orelli Mte,  in  diesen  Jahrbb.  xm,  S.  89  und  im  Rheini- 
sehen  Museum  flir  Philel.  XI ,  S.  dft  und  XII,  8.  73  aeigen. 
Das'Miillair^DiplouiBadrians  vom  Jahre  IM,  Orelli  5466, 

nennt  sie  Uoas  Cohors  I.[P]IDA. V[A]RD.C.R. IN. 

BRITANN.  Benaen  aieht  hierher  auch  den  PRAB[P.]  COR. 
PRIMAE .  ÜDAB .  CARDVLORVM  einer  an  ThibiUs  in  Africa 
gefimdenea  Insehffift  bei  Renier  Inscr.  de  TAlg.  n.  M94, 
indem  er  daselbst  VARDVLORVM   oonrigirt     Wenn  diejc 


72  Di0  Tribnni  OokarHmiL 

Conrectur  richtig  ist,  wie  ich  hanptsftcblicli  wegen  ies  seUeaeB 
Beiworfes  FIDAE  nichl  bezweifele,  haben  wir  hier  wieder 
ein  Beispiel  davon,  dass  die  Verleihung  des  Titels  Tribinim 
Cohortis  zum  Theil  persönliche  Vergfinstigong  ist 

Auch  eine  COH.ll.  VARDVLORVH.  CR.  EQ.  HL,  die 
unter  einem  Tribunen  stand ,  finden  wir  auf  dner  Inscliiift 
von  Lanchester  in  Durham,  Orelli  MW.  Ihr  wird  nnch 
die  daselbst  gefundene  Inschrift  der  [VBX]ILLAT1 .  COB  • 
[0.]  VARDVLOR[VH0  C .  R .  EQ.  OD  .  aumschreibea  sein,  in 
welcher  gerade  die  Zahl  vM'loschen  ist,  Horsley  a.  a.  4k 
p.  29d^Durhani  n.  XXVL  Dasä  dagegen  auch  der  PRAEF. 
GOH.  II.  VARC.EQ.  bei  Orelli  8«51  als  ein  Praefcctes 
cohortis  0.  Varduloruni  anffunehmea  sei,  wie  Heaaea  (Sni 
tribuni  etc.  p.  24)  vennuthet,  mochte  ich  beaweifda.  tm 
Index  zu  Orelli  deutet  Henaea  selbst  das  VARC.  durch 
Varcaeorum;  mir  ist  dieser  Name  unbekannt;  kh  mdcbta 
vielmehr  lieber  Varcianorum  lesen  und  die  Heimalh  der  Caiwrte 
nach  Ober-Pannonien  verlegen ;  ein  lANTVMARVfi  .  ANDB<^ 
DVNIS .  F .  VARCIANV8  diente  unter  Nera  in  düf  CCMi .  11 . 
HISPAN.  als  Rcdter,  Orelli  MOT.  WUl  man  aber  darcbaas 
ftadero,  so  hat  die  Cobors  IL  Vascoaua  fa  Britanaie».(Car« 
dinali,  Dipl.  imp*  a.  XII),  die  nach  Orelli  »MS  aatcr 
einem  Prilfecten  stand,  ebenso  viel  Anrechte,  aof  dio  be- 
sprochene Inschrift,  als  die  Cohors  IL  Varduloram,  und  wnm 
man  die  Uebereinstimmung  In  dem  Titel  des  ComBaodaalea 
in  Rechnung  bringt,  noch  weit  grossere. 

Schliesslich  haben  wir  noch  bei  Mommsen»  latcr.  Neap. 
n.  4643,  einen  TBIB .  MUi .  COHOR .  1 .  RUL .  VINDBUCOR^ 
einer  Coborte,  die.  nach  dem.  Militair^lNplaai  des  AtttMiaas 
Pias  vom  Jahre  4»,  Ort Ui  <89^N  in  Daciea  la(E. 

Es  bleibt  uns  niiQ  noch  öl^rgig»  dicjeuigoa  .X«llbaii  .eohaitima 
aufsuaat^en,  irdcJ^e  fol^cya  A}pik9fiLm\ßßgp\t9rmt  die  aidit 
als  miliariae  belLaont  sind.    Bs,  sind  dies  felgeade  i 


Die  Tribtmi  Cohortkm.  73. 

TRIB.COH.T.  ASTVRVM.  Orelli  9619,  ani  TRIB. 
CHORT .  I .  ASTVRVM.  M  nr ato r i  20»S,  7  •). 

TRIB : COH .- III : BAT.  Schttnwisner,  Iter  per  PftMmiiao 
Hpa«  n,  p.  265  n.  XVII. 

XEIA.  KOOPT .  & .  BAT^ONilN.  Corp.  inscr.  gr.  6771. 

TRIB .  COR .  I .  FL .  CANATBBNORVM.  R  e  n  i  e  r ,  laacr. 
de  l'Alf.  n.  1534  und  1585. 

TRIB . COR . I . CARTOV  ....  Orelli  5873. 

XUIAPXON  SPEIPAS  nPÜTHS  KlMKßN.  CMr^ 
iaacr.  g r.  n.  3497. 

COR .  I .  AEL  .  DACORVM  .  POSTVMIANA  .  C  .  P.  (cai 
praeest)  PROB .  AVGENDVS .  TRIB.  Orelli  e6Bl.  — .  COH. 
I .  AEL  .  DAC .  TETRICIANORVM .  C .  PR .  LVTI  .  .  .  VS. 
DESIONATVS  .  TRIB.  Orelli  0608.  —  COH. I.  AEL. 
DAC .  C .  P .  STATIVS .  LONOINVS .  TRIB.  G  r  ■  t  e  r  MW7, 4. 
~  COH .  I .  ABL .  DAC .  CVI .  PRiEBST .  ABUVS .  PA  . . . . 
VS.TRIB.  Gruter  1064, 1 — COH,  I.  AE.  DAC.  POSTVML 
C.  P.  MARC.  GALICVS.  TRIB.  Rhein.  Mus.  für  Pbilel.  XI, 
p.  »..  -  COH  .  I .  AEL .  DAC  .  CVL  PRAEEST .  M .  CL . 
MBNANDSR .  TRIB.  Rhein.  Mos.  für  PhUol.  XUI,  p.  854. 

TRIB .  MIL .  COH .  I .  OAL.   Orelli  318. 

TRIB  .  COH  ;  lU  .  VLPIAE  ET  .  .  .  AEO.  .  .  (vielleicht 
BTVRABORVM  oder  ITVRAEORVM I).  Mnretori  677,  1. 

TRIRVNVS  .  CHO  .1  .  (oder  II.)  LING.  Insebrift  vm 
Luchcstcr  in  Dnrhan bei  M n r a t. 78,  8.  Orellii  1707**). 
.  TRIB.  COH.  PRIM.  LIGVRVM..Grttt.  tlOO,  3. 


*}  EntgeK«iiatak«nd  dem  PRA,EF.COH.  P.  ASTY .  PBOV .  BRITT 
INFER.  bri  Renier,  Iiuer.  de  l'AIg.  n.  670  nnd  dem  PEAEF. 
COH .  I .  ASTTRYM .  BRITTANIAE  daselbst  ä5?9. 
**)  Dagegen  haben  wir  drei  PB .  COH .  I  .  L  .  QOB.  in  Insehriften 
aas  denelbea  Gegend  bri  Orelli  975  n.  H  o  r  s  1  e  7  a.  a.  O. 
DarhaU  k-'W  q.  14,  nnd  einen  PBAEl^ .  CDfi .'S .  LINQON.  in 
•iaer Obuebtlfl in  Torkddre bei  Orelli S061,  sowl«  einen  PRAliSF. 

.    COH.Ü.UNa.fiQ.  bei  0>«lli4Q|9. 


74  IHe  Tr»um  CMkorlnini. 

.  TRIB  .  OOH  .  mi.  SYN  H  GB  r^tira   SVIfue^nm  CMmm 
Rammommt)  -IlAiiUr,  loser,  it  VAlgirie  366(K 

TUBVNVS.N  .SYRORVM .  MIVE  N8IVM.  —  DVM.DBBV. 
CIT  .  E  .  MORE  .  BE8S[0]S  .00  .llM  .  TIN6ITANA{II] . 
PROVINCIAM.  Renicr,  Insor.  de  l'Alg^rie  8930. 

Mftdi  dasjftiigeni  Plioitts  Briefen,  III,  9,  16,  war 
SiilloDiiis  Priscus  Tribonus  coborÜB  uater  dem '  Pmoom«! 
Caecüins  Clamiem  in  Hieptnia  Baetiea«  Leider  wird  der 
Nanie  der  Coborte  nieht  anf  eg elienl 

Schliesslich  erwähne  ich  noch  einiger  Trilrairi  cdhoitiwn 
aas  luscbrifteby  deren  Aechthelt  oder  richüge  Lesang  aichi 
gtlfttrig- verfeflrgt  ist  ; 

.  TRIB.  COV.I.AQVITAMCA«  findet  sich  ia^erlaeclirift^ 
didAAgekliebldi  Jahre 940  g^set^t  Ist,  bei  Haratari  Ml,  9 
^escbedls).  Beben  der  Ifanie  der  €«horte  Ist  •  VerdacMg. 
Bei  Or«ter  684 ,  4  und  in  einer  engliseben  Inschritt  bei 
Mtrfe^  Mon*  bist.  Brit'pi'CXIY;  ii.  ta  bab^n  wir  wenigstens 
^wei:mAEV  •  GOB.  I ;  AQVITANÖR. 

vDhss  die.  InschrM  des  TRiB .  MIL  .  €0H  .  A8TVR  .  CSAb. 
LABC.  bei  6  r  n  t  ei  109,  JV  ttnd  die  des  Tribunas  e^rtk  l 
Macedonicae  bei  6f  b  t  e  r  <d3,-  i  falsch  seien,  wie  so  'Mnche 
tte  Bebottirs  gelieferte, '  seig^  bei  der  ktatefw  «die 
Vribtis  PALtfNji«  K  Wrbfndang  bR  dem  OebarCsorteTAMlAOe 

Her  TRIB .  COH .  i :  RAl^TOR.  beiO  r  ttt  ^r  409,  «  aMMble 
wohl  eher  dn  TRR  « COH  A  PRABfdR.  sein,  da  die  Goboia  L 
Raetomm  sonst  unter  Prafecten  steht  (f^gl.  Orelli  39f0), 
und  die  Inschrift  bei  Grnter  409,  4  mit  Ihrem  TRIB. 
CO. I . RE  .  .  .  01^.  doch  zu  problematisch  ist. 


,   ,&•    Gab  es  eine  Lefio  VII.Mace4f>li<^'' 
.  Zwei  laschiiAen  gvbeaviwle  ale  Ms  jetat  felesaa  «ardea, 
uns  den  Namen  einer  Legiö  Vil  fh^eelouea;  beiie^^dMiea 


StA  e$  eme  Legio   Yll  Macedoniea?  75 

•üeiibar  dem  cnsten  Jahiliiuidert  der  ckristHcbeii  Zeitrecbttof 
an  imd  dad  von  Autoritäten  wie  Sloanisen,  Heaaea^ 
Braan  nidit  ang^eaweifelt.    Betrachten  wir  sie  naher! 

IHe  riae  ist  ein  aa  Miseaam  f  efondeaes  Fragmeal,  roo  welchem 
adiott  O  0  r  i  und  M  a  r  a  t  o  r  i  berichten  ;  ich  gehe  es  hier 
nach  Moimmsen,  biscr.  Neap.  n.  S860,  der  übrigens  mit 
Gori  If  2d8,  genau  flbereiastimmt ,  während  Muratort 
875,  4  LEO  .  VUI.  statt  LEG .  VU.  gieht: 

LEO  .  VU .  HACEDONiC .  PBimtpIto  .... 

LEG  .  UU  .  SCYTBIG  ..T&IB  .  COH 

'  PRnDPUiO  .  ITEB .  LEG  .  XVI  *  GAilic 

FROO*.  Tl..  CLAVDI .  CAKSARiS  .  AVy.  . 

Bio  aiade^  ist. eine  -von  Brunn  in  Cariikola^  deai  aten 
Sinucasa,  «efioddew  and  im  Bulkltino  von .  18öfr  publMM 
lisdhtift;.  die  Heaaea  unter  a.  6768  der  Supplemente  au 
OrcHi 's  Inschriften  wiederholt: 

TI.iyU&.TI^F.FAL 

ITALICO  : 

:/  LEG .  Vil  V  MAGEBON 
7  LEG  .XV .  PBBHOEN 
r*'7.'\".»    .":7  1iEG..  XW.GBII.P^R        ■    t.. 
Wdr  sidiqiit^den  aeuerea  Unt^uebangea  Ober  dieiNllnIsriito 
LegiönageseUefate   vertraut  gemadit  hat,  weiss,  dass  unter 
KaiSfi  Claudios  keine  aadere  Lef^o  Vli  eoristirte,  als  dn»' 
jeaige^  weiche  von   dieseoi  Kaiser  im  Jahre  48  die  BM'e»« 
aamea  Claudia  Pia  FideKa  erhielt    Bass  diese  Legion  frflher 
daa  Namen  Hacedonica  gefahfi  habe,  ist  nicht  hekaanti'   Bie 
in  Baimatfea,  dem  Standqaartiero  der  Legio  111  in  der  eialeo 
Kaiseraeit,  getodenea  illeren  Insehrlllen  nennen  sie  samml* 
lieh  nur  LIG  .  YIL  B.  Marafort  1088,  7;  Orelli  38»; 
Laaaa,  Antiche  lapiili  Salofittane  n.  snfl.XYn.  XLVHl 
XUX.  L ;  Archiv  für  Kunde  (toterreich.  Geschiclitsfuellen  18&1 ,  L 


76  Oab  e$  eme  Legio  VII  Maeedomea? 

f^  SM|  SS8.  Wollte  nan  aber  aueh  anDebmcOy  dan 
in  der  Provinx ,  deren  Besatanni;  die  Legion  kildeie^  der 
Namen  HacedoDica  nicht  fir  nötbig  erachtet  worden  vflrr, 
wie  das  Jiei  der  1  Germanica  und  der  XVI  Gallica  der  fM 
gewesen  an  sein  scheinty  so  steht  dem  die  aweite  der  obigtn 
lascbriften  entgegen,  in  wekher  die  VI  Macedoniea  mit  der 
XV  Primigenia  aasammen  genannt  wird.  Da  die  Legio  XV 
Primigenia  erst  in  Folge  der  britanniachen  Expedition  des 
Jahres  48  ihren  Kamen  erhalten  hat  (s.  die  Geschichte  dieser 
Legion  in  P  a  u  I  y  's  Real-Bncyclopadie  der  class.  Alterthnmsk. 
VI,  S.  895,  bei  Borghesi,.  Sidle  iacriaioni.  romane  dd 
Reno  S.  37  ff.,  und  f^on  K le i n  in  diesen  Jahrbb.  XXV»  S.  94), 
so  kann  man  nicht  erwarten,  die  Legio  VII,  wdcha  achon  ror 
dieser  Expedition  die  Namen  Claudia  Pia  Pldelis  sich  rcrdiait 
hatto,  in  Verbindung  mit  der  XV  Primigenia  noch  mit  ihrem 
daaMia  schon  verschwundenen  Namen  benannt  nu*  sehen. 

Aus  dieaen  Grtlnden  halte  ich  daür ,  daaa  die  Zahl  VU 
in  nnsem  beiden. Inschriften  doch  nichts  Anderes  ist,  ala'  eine 
schlecht  gelesene  oder  schlecht  eingehaoene  IIU ,  und  daaa 
beide  Inschriften  der  IV  Macedonien  au  vindidren  »nd. 
Dass  die  Inschrift  bei  Oadius  186,  4  falsch  ut,  neigt 
schon  die  Berufung  auf  L  i  g  o  r  i  u  s. 

Was  fflr  eine  Bewandtniaa  aber  es  nüt  der  LEG  •  VIÜL 
MACBDONICA  hat,  deren  Bxiatenn  unter  Angustua  d«di 
rine  ron  Vi  scher  auerst  publidrte  athenisdie  inaehrift, 
Orelii  6456a,  yerbllrgt  wird,  wage  ich  nicht  nn  entseheidin, 
Sie  httinte.  eine  von  Augustns  spiftter  aufigdiate  Legion  aoin; 
sie.ktfnnte  aber  auch  den  Namen  naoedonica  spiter  arft  dem 
Namen  iHispaaa  vedauschl  haben ,  denn  das  ist  der  tinige 
Nnnwv  dbr  in  der  spiterea  Kniaarneit  ton  der  Legis  IX 
n^ahi  gefflhft  wird,  und ^war  •  achon  unter  lüriuer  Tihcriis»* 
w«fl»iriiiß  laadwift  bei  #il9kM  JHW  YrtrlÜdh.  idltliat:,  wla 
nkriia«  Atl>  II,  *l^  708,  bohaiiptet 


Die  Legiö  H  Aijufrix  in  Brüanmen.  77 

0.  Dit.Lef  io  U.  Adjotrix  in  BriCannie«. 

Schon  ö ruter  554,  2  |>^iebt  eine  Grabscbrift,  ^ie  einem 
Soldaten  der  Legiö  II.  Adjutrix  zu  BatI)  in  England  gesetst 
Ist.  Sie  lautet  in  der  genaueren  Abschrift  bei  '  H  o  r  s  I  ey, 
Britannia  Romana  p.  326,  Somerset  n.  2  <er.  Rhein,  nfuseum 
fOr  Philof.  XIII,  S.  250) : 

C  .  M  V  R  R  I  Y  S 

G  .  P  .  ARNIENSIS 

PORO  .   IVLI  .  MO 

DBSTVS.MIL 

LE6  .  U  .  AD  .  P  .  P 

[7]  IVLI  .  SECVNDI 

ANN.XXV.STIP.[VJ 
H  .  {S  .  E.] 
Da  man  weiter  keine  Anhaltspunkte  hatte,  dass  die  11  Ad« 
jtttrix  jemals  in  Britannien  gestanden  habe,  konnte  noch 
■  Obner  im  Rhein.  Museum  fflr  Philologie  XI »  S.  8  ver- 
muthen,  dass  dieser  C.  Murrius  Modestus  vielleicht  in  den 
Bädern  m  Bath  [den  Aquae  calidae,  "Yiata  9sg^d  des 
Ptolemaeus;  den  fontes  calidi,  quibus  praesul  sit  Minenra, 
des  S  ol i  n  US ;  den  Aquae  Solis  des  Itiner.  A  n  t  o  n  i  n  i  p.  486.] 
fleilung  gesudit  und  den  Tod  dort  gefunden  habe,  und 
mofnen,  dass  man  daraus  noch  nicht  auf  den  Aufenthalt  der 
Legion  In  England  schliessen  dürfe. 

Auch  die  Schriftsteller ,  welche  sich  mit  der  Geschichte 
der  rümiscben  Legionen  besonders  beschäftigt  haben,  wissen 
nichts  von  einem  Aufenthalte  der  Legio  II  Adjutrix  in  England. 
Borghesi  (in  den  Annali  deir  instit  di  corrisp.  archeol. 
*XI,  p.  142,  Separatabdruck  S.  17)  weiss  nur:  „Muciano 
per  la  guerra  di  Civile  la  mandd  in  Germania  (T  a  e.  Bist  IV, 
68),  ovo  per  la  prima  volta  stette  in  battaglia  (V,  16),  ed 
era  suo  tribuno  Adriano  quando  sul  cadere  dell'  impero  di 
Dismisiano  (Spart.  Hadr.  2)  fu  trasferita  nella  Mesia,  ove 
bifiatti  troviamo  che  pugnd    nelle  guerre  dacicbe  (MarinI 


78  Die  Legh  11.  AJ^Oriit  m  BrUmmimk. 

Vr.  Atr.  f.  fOßf.    Ich  settst  (b.  Meioai  Artikd  Leg U 
IQ  Pauly'B  Real-Encyclop.  ier  dass.  Alterih.  IV,  S.  878) 
glaubte,  sie  sei  nach  BeeBdigiiag  des  Kriege«  gqpea  CivOis 
gleich  aadi Nieler-PaaaoDieB  gcacUckt  werdea,  «rf  Aach« 
hach-  (Die  römischen  Legionen  Prima  nni  Secnda   Ai- 
jtttriz  im  Aprilhefte  des  Jahrg.  1816  der  Sitmngsbcricfcle 
der  philos.-hi8tor.  Classe  der  Kais.  Akad.  der  Wisseasdinft. 
nu  Wien,  S.  880.  Anm.  3)  sagt  in  gleicher  Ansicht:   Jlas 
Jahr,  in  welchem  die  IL  Adjntrix  nach  Pannonica  in  ftr 
schon   froher  bestimmtes  (t)  Staadlager  iiam,  iisst 
sich   nicht  ermitteln:  jedenMI^   aber  war  es   noch  unter 
Vespasianns  Regiemog  sogleicli  nach  Beendignng  des  bata* 
vischen  Aufstandes.    Dass  die  Legion  noch  bis  auf  Trajaa's 
Zeit  am  Rhein  gestanden,  wie.einigo  Neuere  behaupten,  ist 
Mher  ein^  iinricitfigc  Ansicht.    Ai|s  dieser  epsteii  2||eift  des 
Aufenthalts  der  IL  A^ntrix  in  Pannonien  mog  die  aehr  Tcr- 
st4mme]te    Inschrift  (bfi  .IWuratori  .765,  &)   herrflhna^ 
welche  Nommsen  Inscr*  regn»  Neap.  n.  388  nacheigeacr 
Besichtigung  sehr  verbessert   und    v^rvollstAitdigt  hat;  es 
wird  dnrm  von  einem  Tribuons  npiUtum   leg. .  II  Adjutricis 
Piae  Fi^^lis  gesprochen,  der  bdl/o  Suehico  et  Sarnwtic»  mit 
pebreren  Ehreoneichen  beschenkt  worden  war«    Allerdings 
klHiQte  4!^  Inschrift  auch  der  2Seit  des  HI.  Aurelius  aago- 
htfren^.    Unter  die  Neueren,  von  welchen  Aschbacli  in 
der  eben  mngefahrtiBn  Stelle  spricht,  gehört  Pfitnner,  der 
in  seiner  Ope(or*Dissertation  üfi  legionibus,  jqune  in  Olprico 
telenderuni,  S.  17  ausdricklieh  die  IL  Adjutrix  unter  Tmjan 
aus  Deutschland  nach  dem  Illyricum  versetnn  Usst;   wen 
Aschbach  sonst  noch   meinen  könnte,  ist  mir  unbekannt. 
Zu  bemerken  ist  hier  noch,  dass  der  erste  Schriftsteller,  von 
dem  man  eine  Erwähnung  der  Legio  II.  Ailjutiiz  in  ihnn 
neuen  Quartleren   erwarten  konnte,  der  Geograph  Ptole^ 
maeus,  ein   Zeitgenosse   des   Antoninus  Pins,  in  safaür 
Beschreibung  von  Nieder -Pannonien  (II,  14  ed,  Wtlb.yi/m 


Ldfpo  IL  A^fuitis  te  Brikmmm.  19 

fkmem  lAtoüftuntw ,  den  nMUierigeii  steten  Studqmrtlere 
der  Legie  IL  Adjutrix »  üwar  da^  Wort  A.ffyiW  hiiuraffig^ 
allein  den  Namen  der  Legion  niehi  dabeiaetni^  wie  es  dock 
nonsi  von  Ihm  gewÜmUeh  gesebieht  leh  kenierke  dies  nnr 
der  VnUslindigkeit  w^en,  ekwiAl,  wie  wir  unten  sehoi 
werden,  die  Snehe  ohne  weitere  Wichtigkeit  n  sein  scbeink 
Dm  so  interessanter  mnss  mm  ein  Grabstein  sein,  der  vor 
einigen  Jahren  (ieh  glanbe  1849)  in  Linooln  anfgefanden 
nnd  ?en  Arthur  Trollope  desi  beitischen  Musrum gescheiakt 
worden  ist.  Ar  ist  in  einer  Abbandinng  des.  Adguatus 
W*.  Franks  »on  tbe  additions  to  the  cdiection  of  national 
anifttities  in  the  British  Maseam*  in  Nro;  41  des  Archaeo«- 
iogical  J^omal  in  einem  sanberen  Bolnschnitle  mitgetheilty 
Jndess,  w^U  er.sowebl  dort,  als  bei  seiner  ante»  gann  liberi. 
Mchlieh^  PuUieation  in  den  Memoijs  illuiKn  of  the  histovy 
aM  aatiqVQities  of  the  coanty  add  eity  of  Lintohi  <Londoi 
jl«M)  r..XXVm  nicht  richtig  gedenlet,  ja  beinahe  gann 
Wfceantlich  gemaqht  wur,  in  seiner  vollen:  WichtigliLeit  noch 
aicht  gowtirdigi.    Die  Inschrift  lautet : 

T.VALBRIVS.T.P 

GL  A .  FVDBNS .  SAV 

MIL.  LI»,  n.  A.  P.  F 

7  .  DOSSENNI    .  . 

PROCVU  .  A  .  XXX 
.     ABftiX.«  .P.D.&P 
H.S.B.^      . 
•    Deber  dejr  Insehilft  sind  in  einem  spitnea  Giebel  ein  Preif 
aack  nnd  awei  Delphine  abgebildet^  anter  derselben  ist  eine 
asda  dargestellt. 


^  Der  Sohlufls  lautet  woM :  [HN.J  Krater  Dtf  Suö  PohUi,  We  SifuJ» 
E«#.    Statt  der  ZaKl  X  zeigt  der  Holzsohnitt  allerdings  eher  ein 
A;  die  Nothweadlgkeit  der   kier   aagenemmenen  VerbeMemng 
].         erhellt  ober  aas  der  Amahl  der  Leben^iihre  (XX  K). 


80  Bie  LegHö  IL  A^tOrix  in  BrUamiim. 

'  Daub  die  hier  gemmife  Legion  die  11»  Adjvtriz  und  nieht 
die  IL  Au|pi8ta  sei,  wie  die  Alisciirift  in  den  genannten 
Memoirs  unbedenklich  Mniamt,  «eigen  die  ifkimjFefillgten 
Bdmunen  Pia  Fidelis,  die  nur  jener,  nidit  dieser  mkomnien, 
Aneserdeni  aber  sind  die  See-Attribile,  Dreisack  Md  Delphin, 
4in  passendes  Seiehen  ftr  die  Legio  IL  Adjulrix,  die  bekannt» 
lieh  von  Vespasian  aus  Ciassieis  errichtet  war,  nicht  aber 
Mr  die  Leglo  IL  Augnsta. 

Die  Form  der  beiden  In  Hngland  geAmdenen  Inschriften 
der  IL  Adjutrix  weist  dieselben  entsdiieden  in  das  erste 
Jahrhundert  der  christlichen  Zeitrechmnig ;  die  Rinsofllgnng 
4er  Centnrie,  in  welcher  die  beiden  Seidaten  gedieirt  babrn, 
seheint  noch  besonders  ansndenten ,  dass  mindestens  die  be- 
srichneten  Centnrien  in  der  Nftbe  des  Fundortes  der  Grab» 
sieiiie  gestanden  haben,  und  da  bei  diesem  «weiten  in  England 
begrabenen  Soldaten  der  Legio  IL  Adjutrix  nicht  wohl  ein 
gleicher  Grund  fOr  Trennung  von  seiner  Legion  angcnottaen 
werden  kann,  wie  er  früher  bei  dem  ersten  angenommen 
worden  ist ,  so  dürfte  jctit  der  Behauptung ,  die  Legio  IL 
Adjutrix  sei  nach  Beendigung  des  Krieges  mit  Cirilis  neit- 
weilig  nach  Britannien  geschickt  worden,  fliglich  nichts  Er- 
hebliches entgegengesetst  werden  können,  man  mtlsste  denn 
annehmen  wollen ,  es  sei  nur  eine  Vexillatio  der  Legio  IL 
Adjutrix  dorthin  gesandt,  wie  etwa  die  VexUlationes  miliariae 
tres  expediUotte  Brittannica  leg.  VIL  Geminae»  VIIL  Angvstae, 
XXIL  Priffligeniae  der  Inschrift  bei  Orelli  5456,  weldie 
ich  im  XXVL  Hefte  dieser  Jahrbflcher  S.  186  ff.  behandelt 
habe.  Mag  nun  aber  die  ganne  Legion  oder  nur  eine 
Abtheilung  derselben  in  Britannien  sich  zeitweilig  anfgelwlten 
haben,  so  bleibt  uns  doch  immer  noch  zu  erörtern,  wann 
.dies  ,etwa  Statt  gefunden  haben  könne.  Wir  haben  oben 
schon  gesehen,  dass  die  Form  der  beiden  Grabschriften  auf 
das  erste  Jahrhundert  nach  Christo  hinweist.  Die  Legio  IL 
Adjutrix  ist ,  wie  wir  wissen ,  im  Jahre  70  von  Ve^asian 


Die  Legh  IL  AJ^uMx  m  BrUamdm.  81 

PMItiuMdiateB  orrichteC  noi  gldch  su  Kriege  gegen  leii 
Cävilis  an  dei  Rheio  beordert  worden.  Daso  die  ersten 
Soldaten  der  Legion,  wie  der  Name  Adjatrix  schon  andentet» 
wirklich  Classici  gewesen  sind,  neigt  die  Tabula  lionestao 
ateionia  ans  dem  ästen  Regierungsjahre  des  Vespasian  fllr 
den  Desidiateii  Nerva,  den  Sohn  des  Laidus,  der  als  Oemeiner 
in  der  Legio  U«  Adjutrix  gedient  hatte  (Cardinali  Diplomi 
militari  Tav.  4  p.  XIX).  Br  erhielt  erst  bei  seiner  Ent- 
lassung das  römische  Bürgerrecht.  Anders  ist  es  bei  unseren 
beiden  Soldaten»  die  das  römische  Bürgerrecht  durch  Geburt 
besassen  und  von  denen  der  eine  aus  Forum  Julii  (in  Venetien) 
gehfirtig  war  und  zur  Tribus  ARNIENSIS  (oder  richtiger 
ANIBNSIS;  vgl.  Zeitochrift  fflr  die  Altcrthumsw.  1886,  n.  116) 
gehörte,  der  andere  aber  aus  SA  Varia  (in  Pannonien) 
gebürtig  war  und  nur  Tribus  CLAudia  gehörte.  Beide 
waren  also  keine  Flottensoldaten  gewesen,  woau  bekanntlich 
keine  römischen  Bürger  verwandt  wurden,  konnten  mithin 
erst  spater  in  die  Legion  eingetreten  sein,  frühestens  als 
Ersatn  der  durch  ehrenvolle  Entlassung  daraus  Geschiedenen. 
Da  nun  der  Letztere  schon  10  Jahre  Soldat  der  IL  Adjutriz 
gewesen  war,  als  er  starb,  kann  man  die  Zeit  seines  Todes 
and  folglich  auch  den  Aufenthalt  der  IL  Adjutriz  in  Britan- 
nien (nach  unseren  Inschriften)  nicht  früher  als  in  das  Jahr  81, 
in  den  Anfang  der  Regierung  des  Domitian,  setzen.  Wenn 
wir  alsdann  bei  Spartian  (Hadr.  2)  lesen:  »atque  inde 
(Hadrianus)  tribunus  secundae  Adjutricis  legionis  creatus, 
post  hoc  in  inferiorem  Moesiam  translatus,  extremis  iam 
Domitiani  temporibus^,  und  mit  Casanbonus  und  Borg- 
hesi  annehmen  wollen,  dass  Hadrian  mit  der  Legio  U.  Ad- 
jnlrix  als  deren  Tribun  nach  Nieder-IHösien  versetzt  sei,  so 
können  wir  dreist  die  Versetzung  der  IL  Adjutrix  von 
Britannien  nach  den  Donaulandern  in  die  dacischen  und 
marcomannisehen  Kriege  des  Domitian  in  den  Jahren  86—90 
setzen,  so  dass  also  die  Legio  IL  Adjutrix  gerade  wahrend 

6 


itt  VerwallODg'  des  Agmol»  in'  Brhaniiiai  gewrtmä  iiw£ 
Leider  bevekliilet  uns  T-aci  tus  m  seiner  LeboMbendireibonf 
des:  Agrioda  nur  eine  von  itasen  Legionen  mit  Namen, 
die  nennte,  und  es  ist  merkwürdig  genug,  und  wird  nur 
tnrdk'die  grössere  Binfaciilieit  jener  2Seiten  erklarlidiy  dam 
anch  ven  dieser  netinten  Legion,  ausser  einigen  Ziegeln, 
hnr  nwei  Insckriften  Iridier  in  England  gefunden  sind,  die 
Insehriften  bei  Orelli  dM4  und  6676  (vgl.  Hob n er  im 
Ehein.  Nasenm  für  Philologie  XI ,  p.  17  f.) ,  wie  auA  von 
der  Legio  XIV.  Oemfna,  dei«n  Anfenthalt  in  Britannien 
gleichfalls  in  das  erste  Jahrhundert  naeh  Christo  fUit,  nur 
eine  einzige  Inschrift  daselbst  gefiinden  ist  (Philos.  Transaetions 
Vok  49,  1.  f.  19g,  Tab.  V,  Fig.  a.  —  Havtsborne  Salopia 
Mtiqua  p.  190). 


7.    Zwei  neuentdeckte  Mainner  Inschriften. 

Die  schönen  Tage  der  Praükftirter  PMIologen-Versammlong 
waren  vorftber.  Nach  allen  Weltgegenden  hin  eilten  den 
28.  September  die  Mitglieder  derselben  ihrer  Heimath  wieder 
zu.  Mich  fflhrte  mein  Weg  nach  Mainz,  wo  ich  dem  rOmiseh- 
germanischen  Museum  einige  Stunden  zu  widmen  gedachte. 
Freund  Linden  seh  mit  machte  mir  die  Freude,  mich  nn 
zwei  erst  Tags  vorher  beim  Baggern  im  Mieine  gefundenen 
Inschriftsteinen  zu  fShren,  deren  Inhalt  um  so  gewisser  nach 
unbekannt  war,  da  wir  von  beiden  den  Rheinschlanun ,  mit 
welchem  sie  noch  Überzogen  waren ,  ersi  durch  wiederboHe 
Abspfllnngen  entfernen  mussten.  Beide  zeigten  mcb  ab  wohl- 
erhaltene,*  interessante,  durchaus  ungewfthnliefae  OraMnschrif» 
^n,  die  es  wobi  verdienen,  da^  wir  ihnen  hier  eiirige  Beflmi 


ynimat.  Die  «lae  dciBelb«,  w«lch«  «bea  siKiwImi  OnaaMa- 
100  eiMB  oacktcB  Geaiiis  seift,  ier  aicli  daeai  v«  üun 
•tdl«Bi|«o  Bimeakorke  di«  Binde  MMtredit,  l«alel  *. 

D.M. 

TCLBSraORlS .  BT 
nARnV« .  BIV8 .  PARBN'BS 

nUAB .  DVLCISSIMAl: 
QVBRI .  NBCBSSB .  B8T .  DB 

PVBLLYLA .  DVLCI 
NB.  TV .  PV£9SB8 .  SI .  rVTVRA 
TAH .  6RATA.  BRBVI .  RBVBRt 

VNDB .  N0BI8 .  BDITA 
NATIVOH .  BS8BT .  ST  .  PAR3« 

TIBVS.LVCTV 
SBMI88BM  .  ANNI .  VIXIT 

BT .  DiBS .  OCTO 
ROSA .  SIMVL .  FLORIVIT 
BT .  STATIN .  PBRIIT. 

-  Schon  14  Tage  vorher  war  in  Mainz  selbst  (Mittemacht 
Nro.  4)  folgende  Inschriftmit  einer  ähnlichen  Genius-Darstellung 
ausgegraben : 

D.  M 
TELESPBO 
RIS.ET.MA 
RITYS .  EIVS 
PARENTES 
FILUE .  DVLCISSI 
MAE 

4 

Bio  wgeiiauiter  Beriditerttaller  fai  den  MahiBer  Wochea- 
klatte  vom  17.  Sept.  d.  J.  Obenetet  diet:  »Des  Sehatten- 
ftMtera  1  Telesiihwis  nd  ibr  Gatte  (Hefen  hier) ;  die  Bltern 
JMÜbcB  der  sfisBeateii  Tockter  (diesen  Stefai  geseCsl)^  Sodann 
.iM^rt  es  10  deoHelbeo  Berichle!  «Die  loichrift  sdgt  «war 


84  üioet  n$äm(ld$€kie  Mulmtr  buMdurifUtL 

Mae  LOck«  nd  dia  ZcUen  bM  rtttsOndiic  bMchrioboi; 
AMxh  fehlott  an  Bade  des  vierteD  uad  ia  der  «kkcatea  Zdk 
die  Zeitwatter..  Da  ia  der  letatea  ZeUe  die  drei  BaelttCahea 
(ana  vora  sIelieB  uad  aocii  eia  grosser  leerer  Raoai  Mft» 
8o  scheiaC  die  laschrift  afcbl  gaaa  feitfg  au  seia;  wahp- 
scheialieli  solltea  aecli  die  Nanea  der  Bfem^  vielleidiC  erst 
aacli  ilirem  Tode,  eingatragea  werdea*^. 

Uasere  laschrift,  der^a  Aafaag  geaaa  eken  so  lautet,  wie 
die  ebea  gegebeae,  belehrt  aas  eia«s  Kesierea.  Es  fcAlca 
aicht  awei  Zeitwttrter,  80Bd<»a  aar  biater  DYLasSIMAE 
das  eiafacbe,  Icfcht  au  ergiaaeade  and  eflenbar  deshalb  hier, 
wie  so  oft  in  fthnlicbea  Paiiea,  ealbliebeae  „fecerunt*;  auch 
sollten  nicht  die  ffanea  der  Eltera  hier  hinangfefllgt  werden, 
sondern  es  wird  höchsteos  der  Namen  der  Tochter  venaisst; 
denn,  was  das  Wichtigsie  iat,  Telespboris  und  ihr  Gatte 
siad  selber  die  begrabeadea  Eltern,  aicht  die  hier  begrabeaea 
Kinder. 

Dass  die  kleinere  Mainaer  laschrift  nicht  gaaa  fertig  sei, 
können  wir  immerhia  glauben ;  wir  mflssten  ja  soast  aanehpea, 
dass  dieselben  Eltern  aweimal  in  die  traurige  Lage  versetat 
seien,  einer  ungenannten  Tochter  einen  Leichenstein  au 
setxen ;  was  -  aber  der  Grund  der  mangelndea  Vollenduag 
sein  mag,  da  doch  auf  der  grosseren  Inschrift  gaaa  dieselbea 
Worte,  nur  auf  eine  geringere  Zeilenaahl  vertheilt,  sich  wieder- 
finden, und  weshalb  der  Stein  nicht  au  andern  Zweckea 
roa  dem  Steiametaen  verbraucht  sein  mag,  das  wird  aas 
wohl  unklar  bleiben.  Allein  trota  dem,,  dass  der  lahalt 
dieses  Theiles  uuserer  Inschrift  nun  gana  verstaadlich  ist: 
«Den  Schattengattem  der  sflssesten  Tochter  habea  Telespbaris 
and  iha  Gatte,,  ala  BItean,  [diesen  Stein  geseta^^,  Ueibi  aas 
4aeh.  nach  allerlei  au  IwBwrken. 

Es  gdiort  aUerdiaga  au  dea  Setteaheitea,  weaa  aaf  fln** 
denkamlea  der  NanM  des  Setaeadea  steht,  der  des  dataattr 
Jteerabeaaa  dber  fabltf  aber  es  ist  daeb  aieht  i>bae  Eiispisl, 


8.  mmt  Groter  MS,  %  70«,  la  flS,  •>  7ie,  lt..  No»bu 
8  e  B  iBscr.  Keap.  b.  S55.  Iftt.  U89.  Hat  bibb  fccb  sogtr 
Orabscbriftefl  gefasdea,  auf  deaea  weder  der  Verstorbene 
Qocb  der  Seiseode  oambaft  gemacht  sind;  so  bei  Homai- 
Ben  iBscr.  Neap.  b.  1251;  PILI.  MATRI,  and  a.  9J08: 
CONIVX  »  CONIVGL  ~  Weit  auffalleader  nocb  ak  die  Aas* 
lassnag  des  Nameas  der  Verstorbenen  ist  jedenfalls  das 
eiafacbe  ET  .  MARITVS  •  BIVS  ohae  Nennung  des  Nameas, 
was  hier  aoeh  aaffallender  wird  durch  das  gana  ungewöhn- 
liche Vortreten  der  Frau.  Mir  ist  wenigstens  icein  ahnliches 
Beispiel  belcannt;  selbst  das  fthnlichsto  und  bei  weitem 
weniger  auffsllende ,  dessen  ich  mich  eatsiaae :  M  .  ABL  • 
PATER .  BT .  MARITVS  bei  Mommsea  Inscr.  Neap.  a.  51 
wird  voB  diesem  aageaweifelt« 

Auch  die  folgendea  Sätae,  die  ualeugbar  dem  rhetorisch 
uagebildetea  Geiste  einer  sentimentalen  Prau  Biederen  Standes 
(daher  auch  der  einfache  und  auf  den  Staad  ejaer  Freige» 
lassenen  deutende  griechische  Name  Telesphoris)  entsprungen 
an  sein  sdieiaea ,  eathaltea  maaches  Soaderbare.  »Ne  tu 
fnisseSy  si  futura  tarn  grata  brevi  reverti,  aade  nobis  edita, 
aativom  easet,  et  pareatibus  luctu*  lisst  sich  grammatisch 
alcht  erklarea.  Es  soll  wohl  beissea:  »Wftrest  du. doch  nie 
gewesea,  weaa  dir,  die  so  lieblich  werdea  sollte,  bei  der 
Geburt  scboa  bestinuat  war,  dahia  aurückankehrea,  tob  wo 
du  aas  gegebea  bist,  uad  deinen  Eltern  Schmera  aa  berettea". 
Dabei  nuss  naa  aber  »aativom^  ia  eiaer  ttogewI^halicheB 
Bedeutuag  aaerkennen;  muss  aaaehmea,  dass  «fatura  tarn 
grata^,  weaa  es  au  »nativom  esset^  belogen  werdea  soll, 
die  Stelle  eiaea  Dativs  (tibi)  oder  weaa  es  mit  dem  Bäbei}- 
steheaden  »reverti^  rerbuadea  seia  soll,  die-  Stelle  ehies 
Accusatives  rertritt;  muss  »es^  bei  «edita^  uad  »esse^  bei 
^luctuß]^  ergiaaea  uad  das  »et  pareatibus  luctui  esse^  als 
gleichfalls  voa  «nativom  esset^  abhangig  betrachten.  Mit 
dieaeii,  Absoaderlichkeitea  fai  Stil   and  Sj^atax   hana^airt 


86  Ami  äeutätdeMe  MaUmdtlmAnflm» 

iam  ffaa  «fthl  die  fAlotefle  FmucFLOBIVIT  Ür  lliOftVIT 
«o  wie  4m  pkwUMtiscIift  STATIN  a^n  SIHVL  *). 

In  mdnfaeher  Bezieliang  noch  interfssaoter  erscheint  die 
zwdte  Grabschrüt,  Aber  welcher  in  einer  mit  reichen  Oma- 
nenten  nm^ehenen  Nische  ein  gdlüge\ttt  Genius  mit  mige- 
kehrtem  Hirtenstabe  und  einer  Tasche  (?)  dargestellt  ist. 

Sie  lautet: 

ARAM 
D  .  M  .ET.  INNOCBN 
TIAB.HIPPONICI.SBR 
OIONILL  AE .  IVN .  PASTOBIS 
LEG .  LEG  .  XXII .  PR  .  P .  P. 
HBDYEPES  .  BT  .  OENESIA 
PARBRTB8 
VT  .  PRUnVM  .  ADOLEVIT  .  POLLENS 
VIRIBVS  .  DECORA  .  PACIE  .  CVPIDINIS 
OS .  HABITVMQVB  .  GEBENS  .  MBTVARI 
MCERE .  APOLUNEVS .  H  VIC .  BXPLBTIS 
TER.  CENTVM  .TER.  BENISQVE.  DIBBVS 
INVISAE .  PARCAE .  SOLLEMNEM  .  CHiB 
BRARE .  DIBM .  I AMQVE .  VT .  ESSET .  6RA 
TVS .  ANiaS  .  INVIDIA .  SVPERVM .  CBS 

SAVIT.AMAIU. 
Aach  diese  Inschrift  xermit,  wie  die  vorige,  in  swd 
Theiie.  Der  erste  nennt  uns  den  Verstorbenen  und  die  den 
Grabstein  setsenden  Eltern,  wieder  ohne  das  leicht  s«  ergtn- 
sende  „feoemnt*  oder  «posuemnt^;  der  andei^e  ei^ht  sidi 
b  nit  Anklilngen  ans  Dichtem  ansgestatteten  LobsprSdcn 
des  Veratorbenen  und  in  Klagen  Aber  seinen  fkühen  Tod. 

Wenn  ttberhanpt  die  Bezeichnung  Ära  Ar  Grabstda  n 
den  seltneren  gezahlt  werden  iMss  (aiir  sind  mar  die  Inachrif- 


*)  tuA  mOMie  ««nii  mtui  fdr  MtuOa^  nii  t'nthlAim  mHküA 


ZtDMi  n0U0nfyheUe  MaüMer  Imckriflen.  87 

Hn  bei.Orelll  4MU  46fi&  46S&  ^Uf.  TSUL  Jll«r«lori 
JS4,  7*  i203yA  und  Boitsi««,  Inicr«  aiit  de  Lyao  p..48« 
gegenwärtig),  so  ist  es.  noch  weit  auffallender,  hier  die  Bo- 
selcbBiiiig  A&AM  gewisseraasaen  als  Vej^ecscbrift  /des  Volgen« 
icu  SU  finden;  indesa  kat  diese  Beseichaimg  wegen  der  aua* 
drOcklich  dabei  genannten  Dii  Man  es  seine  volle  Berech* 
tigwg  und  erinaert  durefaMs  an  das  ahnliche  ARAM  BBVM 
JBirPERVM  bei  Orelli  4649.  Weit  seltsamer  ist  der  Zisats 
BT  IMN0CENTI4E,  für  welchen  ich  als  eiitaige  einigeraiasset 
gaitige  Analogie  das  MBMORIAB  ET  PIBTATI  Q.  VIBl 
CRBSCENTiS  einer  Rtfauschen  Inschrift  bei  Orelli  A451 
aosufabren  wfisste,  da  der  gewöhnliche  Zusals  ET  MEMORIAB 
ABTBRNAB,  oder  das  D. M .  BT  ABTBRNAB  SBCVRITATI 
(Orelli  7376),  oder  das  D.M.  BT  ABTBRNAB  QVUVI 
(Boissieu  a*  a.  O.),  oder  dasPBRPBTVAB  ABTBRNITATI 
(bei  Orelli  4463)  nicht  eine  gerflbat«  Eigenschaft  des 
Vetstarbenen  beseichnen^  sondern  den  Zweck  des  Denkuials. 
Der  Verstorbene  ist  Hipponicus,  servus  Dignillae, 
[uxorls]  Junii  Pastoris,  legati  legiänis  XXIL  Pri^- 
migeniae  piaefidelis.  Je  wenige  wir  über  den  Sclaven 
Hipponicus  und  über  dessen  Herrin,  die  Dignilla,  angeben 
kdmen,  desto  erfreulicher  ist  es,  dass  wir  ttber  der  Letateren 
Gemahl  Nilheres  heimbringen  im  Stande  sind.  Bei  R  eil  er- 
sann, Vigiles  n.  S45,  finden  wir  eine  „alla  Ceochina^ 
ausgegrabene  Inschrift,  die  wir  mit  Kellern  an  ii*s  Brgao^ 
aungen  ^)  hier  wiederholen :  [P .  I]VNIO .  P  .  PIL .  FAm[A  |t 
PA]ST0R1 .  L .  CAESENNI[0 1|  HOJSHTI .  COS .  LEG .  A  VO  l\ 


*)  Nur  am  Sohlasse  der  fünften  und  am  Anfang«  der  sechsten 
ZeUe,  wo  Kellermann  LEU  *  PRO[V  .  .  .  .  .  «]  ergänzt, 
habe  ioh  mir  eine  kleine  Aenderung  erlaubti  diiroh  ESuschiebung 
des  offenbar  fehlenden  PROPraetore.  '  Auch  die  Inschrift 
n.  252  bei  K  e  1 1  e  r  m  a  n  n  hat  einen  Legatut  pro  PraetorOi  der 
naohher  erst  Praetoi^  geworden  Ut. 


88  2ii>M  neitmUdmÜe  MaimBer  Ims^rifteiK 

[PR]0.ni.  PBOV . BBLO.  LBG. AV[G  ||LE]0.  XXn.P.R 
P.  PRABT.  LEO.  PRO(P|tPROV  ....  TR.]  PLBB  .  «* 

AVO 11 Wir  erfahren  doreh  «ieselbe  akht 

bloss  deu  vollsUndigen  Nanen  onseres  Junias  Pastw,  dar 
als  Sohn  eines  Publiasy  als  aar  Trihos  Fabia  gebdrig  ond 
als  Adoptivsohn  eines  L.  Gaeseanias  Hospes,  dessen  voUfn 
Namen  er  deshalb  fohrt,  beaeichnet  wird ;  sondern  yemehaen 
aueh,  dass  er,  ehe  er  die  Stelle  eines  Legaten  der  Legio  XXBL 
Primigenia  beUeidetei  Qnaestor,  Tribunns  plebis,  Propraetar 
dner  leider  nicht  bekannten  Proriaa  und  Praetor  gewesen 
war«  vad  dass  er  darauf  sum  Propraetor  der  Prorioa  Belgien 
arandrte  und  endlich  sogar  das  Consnlat  erlangte.  Der 
letatere  Umsfand  ist  deshalb  besonders  wichtig,  weil  wir 
durch  ihn  die  Zeit,  welcher  unser  Grabstein  angehört,  an- 
nähernd bestiflunen  kOnaen.  Die  Pasten  ffihren  im  Jahre  IM 
nach  Chr.  (nicht  IM,  wie  Kellermann  sagt)  die  Coasnin 
LaeUanus  und  Pastor  auf.  Dass  der  erste  derselben  nldit 
L.  Aelianus,  wie  Reland  glaubte  und  wie  auch  Grnter 
in  seiner  Inschrift  S*  126  schreibt,  sondern  M.  Pontius  Lae- 
liamis  heisst ^),  lehrt  uns  eine  Inschrift  bei  M  u  r  a  to  r  i  SS7, 7 ; 
den  vollen  Namen  des  Pastor  erfahren  wir  aus  der  von 
Kellermann  gegebenen  Inschrift.  Dass  Pastor  (vffmutii* 
lieh)  nach  dem  ersten  Halbjahre  abdankte  und  dem  Q.  Hustani 
Priscus  Plat«  machte,  lernen  wir  aus  der  Vergleichang 
sweier  von  Muratori  aufbewahrter  laschriften,  einer  bei 
San  Ghristoval  in  Oalicien  gefundenen  (886,  7),  worin  IIIL 
IDVS .  IVNIAS .  LAELI ANO  ^^) .  BT .  PASTORE .  COS.,  und 


*)  Selaon  ToUen  Namen  lehrt  ans  «Ine  fnsohrift  bei  Q rater  467,  2; 
Orelli  3186,  deren  Anfang  lautet:  M  .  PONTIO  .M  .F  .  PVP. 
LAELUKO  (80  mnM  ee  helMen  sUtt  L .  ABTIANO) .  LARCIO . 
SABINO  .  COS  .  PONTIFIGI  .  SODALI  .  ANTONnOANO . 
VERLANO  ete. 
^}  Moratorl  hat  auoh  hier  L  .  ABU  ANO. 


Zwei  nei§miidecUe  Mahner  Inedirißei^  89 

daer  Rftaischen  oder  Pariser  (Murat  887,  7*  Orelli 
4719),  woria  IUI  .  NONAS  .  AV6VSTAS  .  «  .  MVSTIO . 
mSCO  .  M  .  PONTIO  .  LAELIANO  .  COS.  Torkonmt  ~ 
WenD  also  Pastor  iai  Jahre  168  Coosul,  vorher  aher  Legatus 
pro  Praetore  der  Provios  Belgien  geweseo  war,  so  kOimett 
wir  die  Zeil,  wo  er  als  Legat  der  XXII.  Legion  in  Mains 
lebte  nnd  wo  der  Sklave  seiner  Gemahlin  Dignilla  dort 
heerdigt  ist,  nicht  wohl  tiefer  als  in  das  Jahr  158  nach  Chr« 
herabsetzen. 

Den  Grabstein  setsen  die  Eltern  des  Hipponicns,  Bedy- 
epes  nnd  Genesia,  deren  Sklavenstand  ans  dem  Mangel 
eines  Namen  sowohl,  als  aus  dem  ansdrOcklich  bezeichneten 
Stande  des  Sohnes  gefolgert  werden  darf.  Dass  alle  drei 
Namen,  'Innivucog,  VivintiQ  und  Fsveata,  wie  die  meisten 
Sklavennamen ,  griechischen  Ursprungs  sind ,  dient  nur  Be- 
stätigung dieser  Folgerung.  —  Der  Name  des  Sohnes  bedarf 
keiner  Erläuternng.  Der  Name  des  Vaters  ist  mir  bis  dahin 
noch  nicht  vorgekommen,  aber  analog  gebildet  den  Namen 
Hedylalos  bei  Gruter  888,6;  Hedymelesbei  Gruter 
885,  14;  KtTiaiinii^  bei  Boeckh,  Corp.  inscr.  graee*  8388. 
Der  Name  der  Mutter  endlich  ist  wohl  von  yBvicioq  (die 
Geburt  betreffend)  abzuleiten,  obwohl  nicht  ganz  klar  ist, 
welchen  Sinn  Tevtoia  als  Name  einer  Frau  haben  soll. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  dem  zweiten  Theile  unserer 
Inschrift*  Sie  lautet  mit  jetzt  gewöhnlicher  Interpunction : 
Ut  primum  adolevit  pollens  viribus ,  decora  facie ,  Cupidinis 
OS  habitumque  gerens  (metuam  dicere:  Apollineus),  huic, 
expletis,  ter  centum  ter  denisque  diebus,  invisae  Parcae 
sollemnem  celebrare  diem,  jamque,  ut  esset  gratus  amicis, 
invidi&  Superum  cessavit  amari.  Nicht  der  dichterische 
Schwung  allein  erschwert  das  genaue  VerstAndniss  dieses 
Nachrufes;  der  Verfasser  hat  darin  auch  einzelne  Eigen- 
thflmlichkeiten  des  Ausdrucks  nnd  selbst  der  Oraaunatik 
sich  erlaubt,  welche  störend 


90  Zwei  nmmMeMe  MaüMer  hBckriflm. 

Was  die  dichterisck«!  Aiklftnfe  aola^«  m  nOaica  wir 
vor  Allan  dea  vollständigen,  wenn  auch  nicht  scbincn, 
doch,  wie  die  dichteriBche  Umschrtihug ,  »ter  centu  ler 
denisf  ie^  für  «trecentis  et  Iriginla^  ^ifft,  nicht  gaa«  nuAdligca 
Hexaineler 

Explelis  ter  centum  ter  denisf  ne  diebos 
und  das  Virgil's  Aenets  I,  316  noicbgekildele  «Cnpidittis 
OS  habitumque  gerens*  hervorheben.  Der  Anadraok  adeeoi« 
facie'  erinnert  an  Horas  Sat.  I,  3,  87,  der  Ansdracft 
j»8ollemneni  celebrare  diem^  etwa  an  Boras  Sat  II»  2,  Mf., 
wo  es  helsst: 

—  —  *-"*  natales  aliosve  diennn 
Festos  albatos  eelebret 

Aveh  der  Schluss  ),invidi&  Supemm  cessavit  amari'^  hat 
oinen  metrisdieo  Rhythmus,  wenn  sieh  anch  niebl  nadiwcioen 
lasst,  welche  Stelle  eines  alten  Dichters  den  Vertaser  dos 
Nachrofes  vorgeschwebt  haben  möchte;  ond  seihst  die  Gon> 
stmcCion  des  Wortes  ^polleas^  mit  einem  Ablativ  ist  nnr 
bei  Dfehtem  «nd  den  nach  Dichtern  sieh  richtenden  Prosaisten 
SU  linden;  ja  man  ktante  versodit  werden,  auch  in  dem 
«dicere  Apollineos  metoam*  (ich  ftndere  absichtlich  die  Wort- 
folge) eine  Reminiscenn  aus  einem  Dichter  su  Teranrthen. 

Um  so  aoffallender  mass,  solchen  dichterischen  Remins- 
censen  gegenOber,  es  fflr  uns  sein,  »inrideo*  als  Depottens 
gebraucht  zu  finden ;  denn  weder  der  Sinn  des  gannen  Nach- 
rufes, noch  die  Scheu  von  der  Macht  der  Parcen  selber  ISsst 
es  zu,  „invisae*  in  der  gewöhnlichen  passiven  Bedentung 
rerhasst  au  nehmen*).  «Huic  invisae  Parcae  sollemnem 
celebrare  diem*  kann  nur  heissen :  »Ihm  gönnten  die  Pareen 


*)  Vgl.  die  Zasammenstellang  der  Epitheta  der  Paroen  bei  K 1  a  u  s  en 
in  der  Zeitsohrift  für  die  Alterthumswias.  l640.  Nro.  30.  S.  250- 
Wir  finilen  daselbst  woU  „neidisol!'',  lücbt  aber  »Torbassif  oder 
etwas  dem  AebnlhiiieS'  '  ■      ♦  mi   7     •  . 


Zwei  neuetUdecUe  Ifafaser  Inschriften,  '^1 

akht,  miätn,  Gebiirlsta|f  zu  feiern^  sie  rarfiieii  ilm  ans  vor 
dem  sarAckgdeg^ea  vollen  Jahre;  »ImriMe'  [se.  sunt] 
«lebt  idso.  statt  ^^faividemt*,  ein  Sprachgtkfaueh ,  von  dtm 
waiw  wenigstens  bislier  nirgends  ein  Beispiel  rergekomsien 
asC  DasB  in  diesem  Satne  «soUemnis  dies*  seiner  ursprüng- 
lichen Bedentang  und  Ableitung  gemäss  gefasst  ist  und  den 
^jährlich  wiederkehrenden*  Gebvrtstag  beneicbnet,  braucht 
wobl  nieht  berrorgehoben  su  werden. 

Weniger  getttafig  dttrlte  die  Bedeutung  sein,  in  der  hier 
die  Partikeln  «jam*  und  ^ut*  des  folgenden  Satzes  genommen 
werden  massen.  j^Jam*  ist  hier  nur  Verbindungs*PartikeI : 
nun,  demnach;  ^ut*  aber  steht  für  ^fac  ut^,  angenommen 
dass  oder  wenn  auch;  und  nun,  wenn  er  auch  lieh  war 
dea  Freunden  ,  hOrte  er  durch  den  Neid  der  GMter  auf 
■geliebt  zu  werden* ;  die  Freunde  verloren  die  Gelegenheit, 
ihm  ihre  Liebe  zu  zeigen,  weil  tr  nämlich  durch  den  Tod 
(die  ^invidia  Superom*)  ihnen  entrissen  wurde. 

Es  bleibt  uns  zam  vMligen  Verständnisse  des  Nachrufes 
nur  noch  ein  Ausdruck  zu  erklaren,  der  Anfang  des  Ganzen : 
^Dt  primum  adolCTit*,  »als  er  eben  das  JAnglingsalter  erreicht 
hatte*.  Varro  (bei  Censorinus  D.  N.  14)  sagt:  Primo 
gradu  usque  ad  annum  XV.  pueros  dictos,  quod  sint  pufi 
(i.  e.  impubes,  daher  oben  INNOCBNTIAE),  secundo  ad  XXX. 
annum  ab  adolescendo  sie  nominatos*.  Da  Hipponicus  nun 
nach  erreichtem  Jünglingsalter  (d.  i.  nach  zurflck gelegtem 
14.  Jahre)  noch  ter  centom  ter  denisque  diebus  gelebt  hat, 
ist  er  14  Jahre  und  830  Tage  alt  geworden. 


8.     Berichtigung. 

In  Band  XXVI  dieser  Jahrbücher  S.  119  ff.  habe  ich  die 
bei  Zahlbach  aufgestellten  römischen  Inschriften  besprochen 
und  dabei  S.  1S8  f.  die   Scblussformel  eines  der   dortigen 


62  Berichügmig, 

Grabsleiae:  H  .S.  E.  H.E  .  T.  SBCVS.H.  P.  fareh  ,Bc 
silus  est.  Heres  ex  testamento  seciis  hoc  poovit'^  gedesteii 
80  da68  also  sccus  als  Adverbiui  genonineii  isl*  Es  war 
mir  dabei  enigaDgen,  dass  S  teio«r,  Cod.  iascr.  roai.  DanubH 
et  Rheni  II,  p.  394 ,  also  an  einen  leicht  sa  akecaehendca 
Orte,  dieselbe  Erklärung  dies«  Formel  gegeben  hatte,  wahrrnd 
er  an  der  rechten  Stelle,  w  n.  518>  gleich  andern  EiUaren, 
SECVS  fUr  einen  Eigennanen  n  halten  schien..  Herr  Prot 
Hommsen  machte  mich  indess  kume  Zeit  nachh«  daranf 
aufmerksam,  dass  Marini  in  den  Atti  dei  fratelli  Anrali  II, 
S,  549.  €25.  eine  grosse  Ansahl  Ton  Inschriften  anffilhfe»  in 
welchen  ein  SECVNDVS  HERES  genannt  wird,  nnd  damlcr 
auch  4  Inschriften,  in  denen  SECVS  .HER.  statt  SECVNDVS. 
HERES  geschrieben  ist,  nftmlich  die  Inschriften  bei  Grnler 
tt9,  S.  509»  7.  Fabret ti  Inscr.  p.  »6,  n.  TT  nnd  SS. 
Maria!  bemerkt  dasra:  «L'aversi  qnattro  volte  SECVS  pmr 
secmubts  nelle  citate  lapidi  puA  far  pensare  ehe  cosi  si 
dicesse  dal  volgo^.  Ich  habe  nicht  verfehlt,  meinen  Irrthnm 
bei  der  ersten  Gelegenheit,  die  sich  mir  darbot,  im  PhiMogns 
Rand  XIV,  p,  484  Anm.  nu  widerrufen ;  dort  mag  aber  der 
Widerruf  au  versteckt  gewesen  sein,  und  da  man  neuerdings 
wiederholt  auf  die  falsche  Erklärung  deg  SECVS  mrick- 
gefcommen  ist  (s.  diese  Jahrbficher  Rd.  XXVIH,  8.  77; 
Klein,  Die  römischen  Denkmäler  in  nnd  bei  Mains  [MainUy 
1861.]  S.  14.),  so  habe  ich  es  nicht  unnfltn  erachtet,  hier 
nochmals  die  Rerichtignng  au  wiederholen. 

Hannover  im  November  1861. 


Herr  Prof.  Dr.  Becker  hat  zur  Begrilssuiig  der  XX.  Ver- 
sammlung deutscher  Philologen  zu  Frankfurt  a.  M.  eine  Ab« 
bandlung  dem  Drucke  übergeben,  in  welcher  die  Heddernheimer 
Bronzehandy  ein  Votivdenkmal  des  Juppiter  DolicheuuSy  zum 
Gegenstand  gelehrter  Erörterungen  gemacht  wird  und  an 
deren  Ende  der  Verfasser  eine  vollständige  und  weitergeführte 
Uebersicbt  aller  bis  dabin  bekannt  gewordenen  Bronzehftnde 
gegeben  hat.  In  demselben  Jahre,  1861  nftmlichi  bringen 
die  Aiittheilungen  des  historischen  Vereins  für  Steiermark, 
im  zehnten  Hefte  einen  Bericht  von  Dr.  Carl  Weinhold  Ober 
Grab-Altertbümer  in  Klein -Glein  in  Untersteierroark,  zu 
welchen  auch  zwei  Hände  aus  Bronzeblech  gehören. 
Herr  Weinhold  weist  die  Meinung,  dass  diese  Hände  Rüstungs« 
stocke  gewesen,  ohne  Weiteres  ab.  Denn  diese  flachen,  grad- 
fingerigen,  dünnen  Bledie  ohne  Biegung  und  Gelenk,  hatten 
unmöglich  zu  Büstungszeug  dienen  können;  nirgends  zeigten 
zieh  auch  an  den  Seiten  Löcher,  durch  welche  das  Blech 
auf  Leder  oder  Leinwand  hatte  aufgeheftet  werden  können ; 
das  spitze  untere  Ende  komme  ebenfalls  in  Betracht,  und  ihre 
Bestimmung  sei  anderswo  zu  suchen;  sie  müsse  symbolisch 
sein.    Der  Berichterstatter  fährt  dann  also  fort: 

»Diese  Hände  kamen  aus  einem  norischen  Grabhflgel,  wir 
nflssen  also  nach  ähnlichem  auf  keltischem  Boden  suchen. 
Werig  Licht  wird  die  Hand  auf  manchen  keltischen  Münzen  0 


1)  Z.  B.  auf  einer  amorikanisohen  Mflnze  (Schreiber  Tasohenbaoh 
fQr  Saddentsohland  III  Taf.  2,  flg.  15)  imd  einer  Podniokler 
(ebend.  Fig.  9). 


94  Brontene  VoUohdnde. 

geben,  die  auf  Nachbildung  römiscber  Kupfermansen  ^)  bernbea 
mag ;  eben  so  die  bronzene  vollgegossene  Hand,  die  jeUd  ia 
MOnzkabinet  zu  Paris  ist^)  und  schon  durch  ihre  Inschrift 
2TMB0^0N  nPOS  OTEjiAVNlOYS  sich  unter  grie- 
chischen Einfluss  stellt,  wie  sie  zugleich  beweist,  dass  auch 
die  sadgaliischen  Völkerschaften  ;4ie  Hand  ab  Sinnbild  des 
Gelöbnisses  und  der  Gastfreundschaft')  betrachteten«  Auch 
das  Lyoner  Antikenkablnet  hat  dergleichen  Hände.  ^)  Sie 
können  auf  die  Votivhande  flberleiten,  welche  theils  einfach, 
theils  mit  bildlichen  bezeichnenden  Darstellungen  und  mit 
symbolischem  Getfaier  sich  namentlich  aus  der  späteren  römi- 
schen Zeit  erhalten  haben.  Vielleicht  verwandter  Bedeai«ng 
sind  die  elfenbeinernen  Unterarme  mit  Händen  gewesen,  die 
in  dem  an  interessanten  Gegenständen  aus  Elfenbein,  Gold, 
Silber,  Erz,  Glas  und  Thon  reichen  Funde  von  Palästrina 
lagen.  Sie  waren  mit  Basreliefs  bedeckt,  welche  Centaaren 
und  ähnliche  Wesen,  so  wie  Thiere  in  archaistischem  Style 
darstellten.  Aus  der  Stellung  der  Bilder  ergab  sich,  dass 
diese  Arme  zum  aufhängen  bestimmt  waren.  Nur  eine 
einzige  war  ganz  erhalten ;  aus  den  Trümmern  ergab  sich 
flbrigens  mit  grosser  Gewissheit,  dass  es  sämmtlich  rechte 
Bände  gewesen  waren.  ^) 


1)  Einen  Trions  und  einen  Quadrans  mit  der  Hand  swisohea  tirei 
Keulen,  s.  bei  Montfaucon  antiquitö  expliqu6e  III  pl.  90. 

2)  Montfaucon  a.  a.  O.  III  pl.  197  gibt  eine  Abbildung, 
d)  Deztrae  hospitii  inslgne  Taoit.  bist.  1,  54. 

4)  K.  B.  %i«rk  StSdieleben ,  Kunst  und  Alterthitm  in  PrankreicB, 
&575. 

5)  £.  Biwia  fan  BaUeliao  dall*  tostitato.  1865.  8.  XLVL  üato 
do»  andern  Fimditaeken  Terdionfn  B|wlhnaq(8  Etfenbdaficvma 
mit  einer  Art  Stola  um  die  Schultern,  Soheiben  Ton  Elfenbein 
und  Ton  Bronae,  WOrfel  mit  Zahlen,  eine  Goidkette  nii  hnndert 
kleinen  Sphinxen  als  Anhängseln,  ein  bronaener  SeUld,  ein 
eherner  Meissel,  ein  kleiner  Kesselwagen  (ona  di  qnaUa  bradere 


J 


Brannene  VoHohände.  dS 

Oinaitttelkar  auf  das  ToAenwesen  besieheo  sich  üt  beiden 
HttiHie  oder  aaeh  die  Arme  mit  dänden,  die  zuweilen  aof 
rttmifeNTben  mid  griecbiscfaeD  Grabsteioen  eingehaoen  sind.  ^) 
Sie  BcheiDen  den  Scbuto  der  Gottbeit  aoznflehen.  Derartige 
Bttlide  aber,  wie  unsere  Gletner,  sind  meines  Witten»  nirgends, 
weder  in  gallischen,  noch  in  belretisclieu,  noch  in  rbaiischefl 
•der  norischen  Grabstätten  vorgelLommea.  Dagegen  liat  ein 
sdiv^flhisebes  Grab  Seitensticke ,  wenn  gleich  ans  anderem 
Stoffe ,  ergeben.  Anf  dem  Todtenfelde  von  Oberfliacbt  am 
Lupfen  im  würtembergischen  Amte  Tuttlingen  fanden  sicti 
Attmlleh  in  einigen  Grabern  hl^lseme  Fdsse*),  je  einer  anf 
Jeder  Seite  der  Leiche,  und  in  dem  einen  Grabe  aiieli  holneme 
■ande.')  Diese  HolagHeder  mflssen  in  den  heidnischen  Ge» 
brauchen  der  Deutschen  eine  wichtige  Bedeutung  gehabt 
haben,  da  auf  der  frankischen  Reichsversammlung  und  Synode 
von  Liptinae  in  Flandern  7d8  ein  Verbot  gegen  sie  ausging.^) 
Sie  wurden,  wie  das  Oberllachter  Grab  lehrt,  den  Todten 
"ittiigegfhen,  und  beisogen  sich  also  gleich  ilem  Gerath  und 
den  Waffen,  den  Stäben  und  den  Lichtstöcken  auf  die  Reise 
in  das  Todtenreich  und  auf  das  Fortleben.     Schon  K.  Sim- 


o  turibuli  oollocaü  sopra  raote,  ma  pur  essa  di  stilo  meoo 
nobile  di  quello  di  Ceryeteri  nel  Gcegoriano),  zwei  Kisten  in 
Art  der  ficoronisohen,  Spiegel  u.  dgl.  a. 

1)  Gruter  p.  DCCCXX.  MCXXIX. 

2)  Diese  HolzfQsse  sind  Ton  den  Ledersohuhen  derselben  QrSber 
zu  scheiden;  nur  in  letzteren  sind  die  Todtenschahe  für  die 
Wanderung  der  Abgeschiedenen  zu  sehen.  Liobrecht  in  Pfeiffer*s 
Germania  5,  482  brachte  Verwirrung  hinein. 

8)  Die  HeidengrSber  am  Lapfen.  Besohrieben  Ton  t.  Dürrich  und 
W.  Menzel.  Stuttgart  1847.  Vergl.  auch  meine  TodtenbesUttung 
1?5  f. 

4)  Der  29.  TItulus  des  dort  aufgestellten  indieulus  sapervtitionnm 
et  paganiarom  handelt  de  Ugneis  pedibus  Tel  manibus  pagano 
ritn.    Leider  haben  wir  nnr  die  Ueberschri/len. 


96  Branstene  YaUohämde. 


rock^  halte  die  Vermathiuig  (eawuert,  Imb  dieM  MtacffMa 
Glieder  als  ZoU  fflr  den  Vähmami  oder  auf  der  Tadtaikricke 
bestiamt  waren  und  hatte  dafür  anf  einige  Zflge  in  lUnicr- 
marcben  und  in  dentaehen  Gedichten  des  dreisehnicn  Jnht^ 
hnnderto  verwiesen.  Ich  trat  dieser  Mrianng  bei  *)  nnd  begaUge 
mich  hier  folgendes  iLorü  annfUirett.  Wie  nach  den  brid- 
ttischen  Glauben  unserer  Vorfahren  die  Henackea  aos  den 
Wolken  nur  Geburt  niedcnteigen,  so  kehren  sie  daUn  nach 
dem  Tode  nurflek.  Es  geschieht  in  den  WasserstHiniea  des 
Himmels,  unter  Sturm  und  Gewitter.  Die  niederfallenden 
Blitze  erschienen  der  Einbildung  als  abgehanoM  GliedmaBsea, 
und  man  deutete  sie  als  einen  Zoll,  welchen  die  Verstorbenen 
beim  Eingange  in  das  Todtenreich  m  entrichten  hatten* 
Mussten  doch  selbst  die  Gdtter  beim  Gange  in  die  Unterwett 
anf  solche  Weise  sich  pfänden  laasen ,  wie  Odin  mit  einem 
Auge,  Tyr  mit  der  rechten  Hand.  Um  die  leiblichen  Htade 
nnd  POsse  su  retten,  legte  man  den  Todten  nachgemachte 
in  das  Grab ,  an  deren  Annahme  Seitens  des  himUscben 
Zollners  man  nicht  s^weifelte.  Andererseits  enchieneo  die 
Blitne  auch  wie  faUende  GoldstOcke;  man  glaubte  daher 
eben  so  an  einen  GoldnoU  und  gab  daher  den  Leichen  ein 
Geldstück  mit,  wie  noch  beute  in  manchen  Gegenden  heim- 
licher Brauch  ist.') 

Die  Vorstellungen  der  Deutschen  und  der  Kelten  über  die 
Fahrt  in  das  Todtenland  trugen  gemeinsame  Zfige.*)  Ich 
deute  daher  die  Gleiner  Bronzehände  wie  die  Oberllacbter 


1)  Slmrook,  Handbaoh  der  deatoohen  Mythologie  299.  Vergl.  aoeh 

W.  Maller  in  Pfeiffers  QermaaU  1.  433  /. 
8)  Mdne  heidniBohe  TodtenboBUttong  50. 
8)  Ebend.   128.     Ueber    die    hier   angedeuteten   mythieohen  Vor- 

■tellungen  b.  W.  SohwarU  Ur^rong  der  Mythologie  (Berlin  1860) 

S.  66.  231. 
4)  J.  Grimm  deatBobe  Mythologie  793  t 


Brmnme  VothkäHde.  97 

IHH— raca  als  Hitg^aben ,  be stinint ,  bei  der  Reise  ia  das 
iT^dteiireioh  als  Lösemittel  der  leiblicbea  Bande  au  dienen, 
welehe  sonst  verfallen  wären.^ 

Wir  baben  die  ganae  Stelle  ans  dem  Berichte  des  histo- 
fischen  Vereins  fttr  fiUeiennark  hier  mhgetheili,  weil  jene 
¥ereinssehriften  nvr  wenigen  Mitgliedern  unsers  Vereins  aor 
Hand  sind,  nicht  aber  ah  stimmten  wir  der  darin  versuchten 
Erklävuilf  jRf. 

Die  Anaabl  dieser  Vetivhande  wird  sehr  erfirenlich  vermehrt 
äwtth  efaien  merkwflrdigrn  Fand  über  den  die  ans  eben 
flsgekommenen  «Hittheilungen  der  antiquarischen  Gesellschaft 
in  2irich^  berichten,  und  von  denen  Abbildungen  dem  XIIL 
Baade>  Abtbeilung  S,  Beft  1,  beigegeben  sind.  Bier  heisst 
es  S.  126.  «Ein  schönes  Stück  ist  ferner  eine  Votivhand 
in  Brenpe,  aia  welcher  drei  Pinger  wie  aum  Schwur  aus- 
Hestfeckt,  .die  heilten  letsten  eingebogen  sind.  Auf  dfer 
Inssom  Seite  dieser  Frauenhand,  sind  verschiedene  Thtere 
abgebildet^  die  im  römischen  Aberglauben  als  wundertbatige 
Amnlete  beliebt  waren,  nämlich,  Schlange,  Eidechse,  Frösche 
und  Schildkröte.  Die  Schlange  nimmt  die  erste  Stelle  ein; 
sie  kriecht  von  der  Bandwurzel  aufwärts,  und  streckt  den 
Kopf  awischen  den  Zeige-  und  Mittelflnger .  hindurch  in  die 
innere  Band  hinela.  Der  Köpf  ist  aber  niclit  der  einer 
gewöhnlichen  Schlange,  sondertt  der  efaies  Drachen,  denn  er 
hat  einen  Kamm,  crista,  und  «rfnen  langen  Bart,  wie  er  auch 
auf  anderen  antiken  Denkmalern  dargestellt  erscheint.  Auf 
dem  Daumen  sitzt  eia  Pinienna^n,  das  Attribut  der  Cybele, 
in  der  Innern  Band  ist  unten  aiif  einem  Tische  ebenfalls  ein 
fiuiieaaapfen  aufgestellte  Das  (uns  uabekanate)  GeMbde, 
weMie  durch  diese  Votivhand  bildlich  dargesleUt  wird, 
^«int. an. fiis. Göttin  GFbele  gerichtet*  (TafeM,  i).  Eine 
andere  Votivhand,  auf  welcher  die  Gottheiten,  denen  sie 
geweiht,  sind,;  abgebildet  .sind,  befindet  sich  üu  Avenches.^ 

Da  ansere  Absicht  an  dieser   Stelle  keine  ändert  ist,  als 

7 


98  AvwMM  YaÜMMe. 

ZagfUse  m  der  im  Biogange  m  diesem  Artikel  feBumtea 
AbbaodiuDg  ra  geben,  so  schliessea  wir  der  rorhergdieadei 
Mitthcilong  die  folgende  Nachricbl  an. 

Es  gibt  bekanntlieb  eine  eigene  Gattnag  Ton  Denkateinett, 
welche  Oangerichtssteine  genannt  werden,  d.  h.  aoklle 
Steine,  die  als  Wahraeicben  der  alten  Oangeriehte  angeaehcn 
werden.  Anf  diesen  Steinen  beCndet  sieb,  wie  beridtei  wird, 
eine  Hand  eingebauen  und  diese  Hand  soll  das  Ansaehen  eines 
Daumenbandschnbs  baben.  In  der  Perm  stimmen  also  diese 
Hände  anf  den  Oaugerichtssteinen,  namentlich  mit  den  Händen 
ttberein,  welche  Herr  Weinhold  an  der  aagefUirtea  Stelle 
beschrieben  hat  und  die  Untersuchung  würde  sieh  die  Mrage 
stellen  mtlssen  ob  und  in  welcher  Beaiehnng  diese  Hände  mi 
einander  stehen  t  ^) 

Wir  lassen  hier  eine  Inschrift  folgen,  die  mit  dem  Gegen- 
stande, den  wir  oben  besprochen  haben,  nur  in  s^hr  losem 
ZnsammenhaJDge  steht  In  dem  Werke  des  Joannes  Vignel 
Petilianensis,  de  Colamna  imperatoris  Antonini  Pii,  Smnae 
17<Ui,  wird  anf  S.  986  folgende  Inschrift  ans  der  Sammlung 
des  Joseph  Valetti  m  Neiapel  mitgetheilt 

D.  HL 

TI .  CL .  MAIUNVS 

NONAGBN  •  CL .  PR .  uns 
BT .  ABUA  .  NICOLAI 

CONIVX .  BIVS  .  SIBI 
LIBERTIS .  UBBRTA 

B  VSQ .  POSTBRIS« .  BOR 
PBCBRVNT 
Es  ist  aus  den  neuesten  Schriften  tber  den  Dolielienns- 
eult  bekannt,  dass  derselbe  seinen  Ursprung  in  itr  Stadt 
Dolicbe  in  der  syrischen   Provinn  Commagene  hafte, 


1)  S.  Anselger  fQr  Kunde  der   dentsclieii  Toneli    Neae  Folge, 
9.  Jshrgf.  im.  Nro.  I.       ' 


Browiene  Voiiehände.  99 

und  dass  er  yon  hier  aud  in  die  entlegensten  Provinzen  des 
rfimischen  Reiches  verbreitet  wurde.  Uebersieht  man  die 
Inschriften  die  dem  Juppiter  Doiichenus  gewidmet  worden,  so 
kann  man  die  Bemerkung  machen,  dass  der  Name  Marinus 
unter  den  Widmenden  mehremale  vorkommt.  Wenn  man 
anch  daraus  nicht  schliessen  kann,  dass  das  Priesterthum  des 
Juppiter  Doiichenus  in  der  Familie  der  Marini  erblich  gewesen 
sei,  so  kann  man  doch  das  daraus  entnehmen,  dass  die  Glieder 
dieser  Familie  zu  den  vorzOglichen  Verehrern  dieses  Gottes 
gehörten.  In  der  voranstehenden  neapolitanischen  Inschrift  finden 
wir  den  Namen  Marinus  wieder,  freilich  ohne  eine  Beziehung 
auf  den  Juppiter  Doiichenus.  Marinus  wird  dort  n o na- 
gen arius,  ein  neunzigjähriger  genannt,  aber  in  einer  Weise, 
dass  wir  die  Lesart  nonagenarius  für  nicht  richtig  halten  und 
zwar  aus  Grflnden  die  von  selbst  in  die  Augen  springen« 
Wir  lesen  dafür  Commagenus.  Es  kann  nicht  auffallen, 
in  der  classis  praetoria  Misenensis  einen  Soldaten  aus  Com- 
magenc  zu  finden,  schon  um  deswillen  nicht,  weil  wir  in 
demselben  Werke  S.  298  eine  andere  Inschrift  finden,  die 
einen  Soldaten  derselben  Classis  praetoria  Misenensis  gewidmet 
ist,  dessen  Vaterland  Syrien,  also  jene  Provinz  ist,  in  welcher 
Commagene  gelegen  war.  Wir  können  aber  noch  eine  andere 
Inschrift  aus  dem  Königreiche  Neapel  anführen ,  in  welcher 
selbst  ein  praefectus  cohortis  Commagenorum  genannt  uud  ^), 
endlich  die  Annahme  begründet  wird,  dass  selbst  eine  Cohorte 
aus  Commagene  in  der  dortigen  Gegend  gestanden  habe. 


1)  InscripÜones  Regni  Neapolitani  Latinae.  Ed.  Th.  Mommsen  Lips. 
1852  N.  1116.  Mein  Programm:  Juppiter  Doiichenus  S.  10. 

Prof.  Dr.  Braan« 


8.  mann  tß  lirr  (ßmilbikau  it»  Wem»  in  Syrier  nttßimtai? 

Die  neueren  Kunstforscher  sind  darflber  einige,  dass  der 
Gewölbebau  des  Domes  von  Mainz  dem  des  Domes  tob  Speier 
vorangegangen  sein  muss;  es  hat  sich  aber  fiber  ersCeren 
Dom  bisher  nur  festsfeilen  lassen ,  dass  derselbe  bis  zu  dem 
Brande  von  1081  mit  einer  getäfelten  HoUdecke  verschen 
war,  und  dass  die  Dmwandelung  der  noch  nach  dem  UM 
erfolgten  Tode  des  K.  Heinrichs  IV.  im  Schutte  liegenden 
Basilika  *)  in  einen  Gewölbebau  entweder  bei  der  Herstellung 
des  Geb&udes  nach  dem  erwähnten,  oder  erst  nach  einem 
abermaligen  Brande  von  1137  erfolgt  sei.  So  sind  die  be- 
treifenden Untersuchungen 2ulet2t von  Schnaase(D. KunstU. 
1858  S.  145)  flfusammengefasst  worden,  welcher  sich  ffir  die 
Entstehung  des  Gewölbebaues  in  Mainz  nach  1081  entscheidet: 
gegen  v.  Quast  und  Wetter,  welche  die  Bauperiode  nach 
1137  annehmen.  Von  dieser  verschiedenen  Ansicht  abhängig 
wird  dann  der  Gewölbebau  in  Speier  von  Schnaase  etwa 
um  1100,  von  v.  Quast  aber  nach  einem  dortigen  Brande 
von  1159  angesetzt,  und  zwar,  weil  geschichtliche  Nach- 
richten fehlen,  lediglich  aus  kunst|;eschichtlichen  Polgernngen. 
Wenn  nun  hier  die  bisher  offene  Frage  nochmals  aufgenommen 


*)  ^Heu  Mogantia,  quantam  deons  perdidistii  quaa  ad  reparaadam 
monasterii  toi  raiaam  talem  artifioem  (so.  Uenrioom  lY.)  amiaiati ! 
Si  Buperstos  euet,  dam  operi  monastarü  tui,  quod  inaeperat, 
extremam  manum  imponeret'',  eto.  ruft  der  gleichzeitige  Biograph 
des  Kaisers  (Pertz,  M.  G.  14,  ^0).  Yergl.  Remlingy  der 
Bpeierer  Dom  S*  Si* 


Ifofift  itider  GewolbAau  de$  Doms  in  Speier  enUlcmden?  101 

wird,  so  bat  eine  gai»  Tor  Kurzem  erBcMenene  Schrift*), 
die  au  vMig  abweichendeo  Ergebnissen  fährt,  die  Veran- 
laaraag  dazu  gegeben.  Der  würdige,  uin  die  Speiersche 
Geschichte  bereits  anderweitig  hochverdiente  Herr  Verf.  hat 
in  gründlicher  wissenschaftlicher  Weise  alle  geschichtlichen 
Data,  alle  neueren  kunstgeachichtlichen  Urtheile  über  den 
Speierer  Dom  nicht  bloss  zusammengestellt  und  unparteii- 
scher Kritik  unterzogen,  sondern  auch  wohl  zu  beachtende, 
neue  technische  Gutachten  von  Architekten  beigebracht, 
und  ist  so  zu  dem  Schlüsse  gekommen ,  dass  der  Dom  zu 
Speier  bereits  bei  seiner  Gründung  auf  Gewölbebau  berechnet 
und  im  Wesentlichen  1061  vollendet  gewesen  sei.  Es  ist 
indess  zu  beklagen,  dass  er  gerade  die  neuesten  und  letzten 
Auslassungen  derjenigen  Forscher,  deren  frühere  Veröffent- 
lichungen er  kritisch  behandelt ,  ausser  Acht  gelassen  hat, 
und  dass  seine  sonst  so  fleissige  Schrift  desshalb  der  Unvoll- 
standigkeit  geziehen  werden  rouss,  weil  er,  was  Kugler 
in  seiner  Geschichte  der  Baukunst  (Bd.  11),  was  v.  Ouast, 
in  der  Zeitschrift  für  christliche  Archäologie  und  Kunst 
(Pd«  I),  was  Wetter  in  dem  Texte  zu  dem  photographi- 
scben  Werke  über  den  Mainzer  Dom ,  und  was  Schnaase 
im  D«  Kunstblatt  (a.  a.  0.)  zuletzt  gesagt  haben,  nicht 
berücksichtigt  hat  Allerdings  würde  der  Herr  Verf.  dadurch 
nicht  in  dem  Schlussergebniss  seiner  Untersuchung  erschüttert 
worden  sein,  was  jedoch  vielleicht  der  Fall  gewesen  wäre, 
wenn  «r  die  von  W.  Giesebrecht  schon  in  der  ersten 
AniL  der  Geschichte  der  deutschen  Kaiserzeit  (2.  Aufl.  2, 611) 
gegebenen  Berichtigungen  einiger  in  der  Geschichte  des 
Speierer  Doms  alt-hergebracbter  und  ungestört  fortgepflanzter 


*)  Der  Bpeterer  Dom,  znnXchst  über  dessen  Bau,  Begabung,  Weihe 
unter  den  Saliern.  Eine  DexikBohrift  zur  Feier  seiner  800jährigen 
Weihe  von  Dr.  F.  X.  Ramling,  Domcapitiilar  eto.  su  Speler. 
Mainz  1861.  VI  a.  210  S.  8. 


102  Wwm  i$i  der  Gewölbdfüu  de$  Dom  in  Speier  enUimidem? 

Irrlhfiner  fekannt  hätte.  Sei  es  diAer  gesMieif  He  Ba«- 
gescbichte  des  herrlicheo  Kauerdones  mit  BerütkskiMgemg 
der  voo  Remling^  unbeniitzt  felanenen  PoblicatiaMB  te 
aller  Rflrae  ni  recapitulirea. 

Der  Dom  au  Speier  wurde  von  Roarad  IL  ia  dea  eiatca 
Jahren  seiner  Regierung^  gegrfladet,  wahrscbeinlidi  spiter 
als  das  Rloster  Limburg  und  frflher  als  das  Johannesstifl 
(S.  Guido)  in  Speier ,  die  ibre  Grfladung  deaMelbea  Raiser 
au  verdanken  hatten.  Die  Grttndungsjabre  dieser  Stiftttagea 
lassen  sich  nicht  sicher  nachweisen ;  der  Tag  der  Grund- 
steinlegung war  bei  allen  dreien  der  18.  Juli,  viellcichl  der 
Geburtstag  Roarad 's  (und  desshalb  später  auch  sein  Begrib^ 
nisstsg),  aber  nicht  in  dnem,  sondern  in  verschiedenen 
Jahren.  Die  gewöhnliche  Angabe  über  die  Gründung  der 
gedachten  drei  Stiftungen  an  einem  und  demselben  Tage 
hat  nur  sagenhafte ,  und  die  Hinauffigung  der  Jahrcsaalri 
1080  vollends  gana  unsichere  Beglaubigung :  der  Raiser  befiMd 
sich  im  Sosuner  1080  im  Rriege  in  Ungarn.  Bis  aum  Tode 
Ronrad's  scheint  nur  die  Rrypta  des  Domes  fertig  gewesen 
au  sein ,  vor  welcher  er  1030  in  der  unvollendeten  Rirehe 
begraben  wurde.  Raiser  Heinrich  III.  beorderte  Anlkngs 
den  Bau  durch  mehrere  Schenkungen  eifrig ,  entaog  jedoch 
später  der  Stadt  und  dem  Dome  seine  Gunst,  und  bei  seinem 
1056  erfolgten  Begräbniss  war  die  Rirehe  noch  nnvollendet 
(adhuc  imperfecta).  Letateres  läugnet  Berr  Dr.  Remling, 
indem  er  annimmt,  der  Dom  sei  damals  nvr  noch  nteht  voll- 
ständig ausgestattet  gewesen ;  da  indess  die  von  ym  (8.  M) 
angeführte  Ansprache  des  Speierer  Dompropstes  an  einen 
neu  erwählten  dortigen  Bischof,  wie  Giesebreeht  a*a.O. 
nachgewiesen  hat,  nicht  in  das  Jahr  1083  fallen  lumn, 
sondern  1056  oder  1060  au  setaen  ist^  so  mnss  nach  Bein- 
rieh's  III.  Tode  der  Dombau  gana  unterbrochen  gelegen 
liaben,  und  die  unfertigen  Mäaem  standen  haltlos  (»Varietes 
ecclesiae  interrnpti  peodentes*}.    Dnti^r  der  nnn  folgenden 


Watm  iU  der  fietpolbebaii de$ Doms  m  Spekr  etitilanden?  108 

FonHJilMihftftlidm  BegieniDg  der  Kauerin  Wittwe  Agnes 
mwsB.  iler    Bau  mit   eraeuteoi  Eifer   wieder    anfgenomniea 
worden  sein,   vad  es  kannte  in  den  Jahren  «wischen  1066 
nnd  lOfSy  wahrscheinlich  im  Jahre  1061,  eine  Kirchweiha 
erfolgen,  die  sich  indess  nnr  anf  einen  Theil  des  Gebindes 
(das  .Altarhans)  benagen  haben  wird,  womit  in  keiner  Weise 
streitet,  dass  der  der  L  Maria  gewidmete  Hochaltar  bereits 
1057  kaiserliche  Geschenke  erhalten  hatte,  nnd  dass  damals 
ancb  schon  ein  Altar  des  h*  Emmeram  bestand«    Auch  die 
Aenssemng  in  Schenknngs^Urknnden  Heinrich's  IV.,  dass  der 
Dom  an  Speier  von  seinen  Vorfishren  Konrad  und  Heinridi 
nn  Bluren  der  h.  Jnngfran  gebaut  sei,  beweist  um  so  weniger, 
dass  der  San  schon  yon  ihnen  Tollendet  worden,   als  in 
einer  anderen  Urkunde  von  1105,  als  der  Dom  nun  endlich 
im  Wesentlichen  fertig  war,  der  Kaiser  sich  ausdrficklich 
Aeben  seinen  Vorfahren  als  Miterbauer  bendchnet.    (Vergl. 
Remling  S.  87).    in  der  That  scheint  der  Aufbau  minde- 
atans  des  gannen  Langhauses  erst  in  die  Zeit  seiner  Regierung 
m  CsUen.    Von  Bischof  Einhard  (lOeO— 1067)  besagte  eine 
anscheinend  gleichseitige,  im  XV.  Jahrh.  noch  vorhandene 
Inschrift,  dass  er  den  Triumphbogen  vor  dem  Chore  erbaut 
hohe,  wodurch   wohl  augleich  die  Grenne  beseichnet  wird, 
bis  au  welcher  der  Bau  damals   vorgeschritten  war,  dessen 
Bestand  sich  durch  die  Fluthen  des  östlich  und  südlich  nu 
nahe  vorbeistrOmenden  Rheines  so  bedroht  erwies,  dass  der 
berühmteste  Bautechniker  der  Zeit,  Bischof  Benno  von  Osna« 
brück  (106&*-1088)  desshalb  herbeigerufen  wurde ,  dem  es 
auch  gelang  der  Unterwaschung  des  herrlichen  Domes  durch 
machtige  Steinmassen  vorzubeugen,  über  welchem  Grundbau 
spater  mehrere  zum  Domstifte   gehörige   Gebäude  errichtet 
wurden.   Fortgesetzte  Schenkungen  zeugen  von  der  Fürsorge, 
welche  Heinrich  IV.  dem   Dome   widmete;   allein  der  Bau 
desselben  schritt  höchst  schleppend  fort,  und  die  angewie- 
senen Baugelder  wurden  von  den  betrügerischen 


104  Wann  i$i  der  Oenwttebav  de$  Dom$  in  Bpekt  enkkmäm? 

Müm  grMMO  Thtilt  ia  ihrtn Nntatüi vcrweadef ,  m^AnXkiet 
KaiBer  endlich  bei  seiner  1M7  crfolgtai  Rtckkchr 
Italien  seinen  heimlichen  Bath  OUa  (seit  1103  Bisckof 
Bamberg)  mit  der  Leitung  des  ganam  Weifces  betraaH^ 
welcher  nicht  blass  eine  musterhafte  Oeldwirthscbift  «ioMhtia, 
saüd^rn  aaek  dadurch  seine  Biasicht  bekandetar  dais  er  das 
riciitige  Maas  der  Kircbenfeaster  entwarf  and  dem  Kaiser 
atir  GenehmhaUaog  varlegta  Letatere  dem  älteren  Biagrafbea 
Qlto's  vom  Bamberg  entnomaiene,  vom  den  KunstscktillBteRcni 
aaseres  Wissens  bisher  anbeachtet  gebliebene  inteteigaatc 
Notia  sucht  Herr  Dr.  Bemling  auf  alle  Weise  an  eaU 
kr^ften  *) ;  sie  beweist  indess  Wohl  sehr  klar,  wie  w«it  der 
Bombau  damals  noch  aurfick  «ein  masstOi  wenn  es  sicii  dabei 
noch  um  den  Bntwarf  der  Fenster  haadeln  kannte.  Die 
Befensterung  einer  romanischen  Kirche  nach  dem  bergai- 
brachten  Schema  war  awar  an  sich  eine  sehr  leiehte  aad 
einfache  Aufgabe;  wenn  man  aber  die  schon  ron  Kaglel' 
▼oraflglich  belobte  sinnreiche  Umrahmoag  der  Fenster  des 
fipeierer  Doms  mit  den  Btfgen  beachtet,  welche  sich  Aber 
den  yor  den  ZwischenpfeUem  des  aaf  uns  gekmnH 
OewMbebaues  befindlichen  Halbsaulen  eifceben,  so  wird 
^it  Ebbe  darin  ein  Indicinm  der  ^ingeniosa  diligentia*-  Hnas 
Erfinders  noch  heute  bewundern. 

'  Die  Vollendung  des  Dorobaues  unter  der  Begieniag  Jleia- 
rich's  IV.  wird  vmi  den  Schriftstellern  des  XIL  Jafcrh.,  aaler 
diesen  auch  von  dem  trefflichen  Otto  von  Frdsiag,  ftbereia- 
stimmend  bekundet,  und  wenn  Herr  Dr.  Bemling  die  Ver- 
dienste dieses  Kaisers  lediglich  aaf  die  innere  Ausstaflaag 


*)  Die  Biographie  Otto^s  von  Beinern  ICaplan  Ebbe  ist  awar  aar 
in  einer  gpSteren  Ueberarbeitung  auf  uns  gekommen,'  K5pke 
liat  aber  in  den  M.  G.  tom.  XIY  den  ursprihigUelien  Text'  naeh 
MSgUohkdt  wieder  herxastelien  rerbueht;  ▼^■'Sl'  die  BeaeBbade 
SfteUe  a.  a.  O.  S.  835. 


Wmm  Ui  der  Gewolbebau  de$  Doms  m  Speier  enteiandenf  106 

it^  Dooie»  und  auf  den  Anbau  der  Afrakapelk,  did  bei  den 
Tode  Heioridi's  IV.    noch   nicht  lange  (non  diu)   geweilil 
war,   besdirXnht  wissen  will,  so  steht  dieser  Annahme  die 
ab^a  angeführte  Ansprache  des  Dompropstes  vnd  die  Ersah« 
Img  des  Ehbo   wesentlich  entgegen.     Eine   andere  Präge 
abep  ist  es,  ob  fieser  erste  Bau  des  Domes  schon  auf  Ueber«> 
wOlbung    des  Langhauses   berechnet  .war,    and    wir    sind 
lükevaengt,  dass  schlechthin  niemand,  der  mit  der  Entwieke* 
lung  des  romanischen  I^irchenbaues  wirklich   vertraut  ist, 
.Mcb  dem  jelrigeii  Stande  der  kunstgeschichttichen  Forschung 
dieselbe»  wird   bejahen  können*    Gesetzt  den  Fall ,  der  von 
Otto  von  Bamberg  vollendete  Dom  su  Speier  wäre  ein  Ge- 
wi^l bebau  gewesen,   und  dieser  geistliche  Baumeister  hatte 
ias  Verdienst,  die  grosse  Aufgabe  einer  Steintiberwttlbung 
fies  Langhauses  zuerst  ghlcklich  gelöst  2u  haben ,  wttrde  er 
.ttch  dann  bei  der  spateren  Erbauung  seiner  eigenen  Kathe- 
drale in  Bamberg,  wo  er  doch  die  in  Speier  gesammelten 
Erfahrungen    benutaen  fconmte,  mit  einer  flach  gedeckten 
Basilika  begnflgt  haben,  was  doch  sicher  der  Fall  war,  da 
selbst  der  auf  uns  gekommene  dortige  Üebergang8*6ewölbe- 
bau ,  wie  die  vermauerten  Fensteröffnungen ,  welche  hinter 
den    Aafallspunkten  der   Gewölbe    des  Hocbschiffes  liegen, 
beweisen,   erst  als  Umbau  einer  Basilika  mit  Holadecke  au 
betrachten  ist    Dass  der  Dom  zu  Speier,  wie  Geier  gegen 
V.    Quast  (bei  Remling  S.   134  ff.)   behauptet,    schon 
nrsprönglich  mit  überwölbten  Seitenschiffen  versehen  gewesen 
sei ,  können  wir  zugeben,  da  Gleiches  von  der  schon  1031 
beendigten  grossartigen  Basilika  zu  Echternach  nachgewiesen 
werden  kann,  müssen  jedoch  gestehen,  dass  die  auch  von 
Geier  bemerkte  Auszwickung  der  aufrechtstehenden  5-6 
Pnss  hohen  Sandsteinplatteu ,  aus  welchen   die  Wandpfeiler 
in  den  Seitenschiffen  bestehen ,  uns  doch  sehr  wenig  für  die 
gleicbaeitige  Errichtung  derselben  mit  der  Bruchsteinmauer 
zu  sprechen  scheint,  zumal  wenn  man  die  Technik  dieser 


106  Wagm  ifl  der  GewöWebau  du  Doms  m  Speier  eniämdenf 

* 

Theile  an  den  UmrMguBgflwänden  an  Linborf  in  Verflddi 
sieht  Gefreut  and  in  unseren  Anaiditen  iiesUrkl  bat  um, 
dass  nach  Geier,  wie  es  aneh  nicht  filglich  anders  sein 
kann,  die  Deberwttlbang  des  Mittelschiffes  einem  spatem 
Umbau  aascbreibt ,  möge  dieser  nun  nach  dem  Brande  vmk 
1159,  »oder  viellmbt  schon  in  der  Zeit  Hdnricb's  V.«  (t) 
«statt  gefunden  haben.  Den  von  Otto  von  Bamberg  in  der 
Zeit  von  1097  bis  1108  im  Wesentlichen  vollendeten  anpring* 
liehen  Bau  des  Langhauses  denken  wir  uns  gann  nach  der 
von  Kugler  angedeuteten  Eeconstrnction  (Pftbu  Stadien, 
im  a  KunstU.  1864  Nro.  8;  vergL  bei  Remling  S.  ISO), 
so  dass  wir  also  die  mit  Wflrfelcapitälen  versebenen  Halb- 
sftttlenvorlsgen  der  Zwiscbenpfeiler  für  nrspringlich  er- 
achten, dagegen  eine  naditrftgliche  Verstärkung  der  jetnigen 
Ilaaptpfeiler  annehmen,  and  nwar  selbstverstindlich  nicht 
bloss  durch  die  vorgelegten  HalbsAalen  mit  den  Zwischen« 
capitalea,  sondern  einschliesslich  dieser  durch  Vorbau  der 
Pilaster  an  die  Blasse  des  alten  Pfeilerkems,  womit  sich 
auch  die  Ermittelungen  des  Herrn  Architekten  Peederle 
(bei  Eemling  S.  188  ff.)  vereinigen  lassen,  wahrend  die 
mehr  oder  weniger  klaren  Eriunerungen  der  bei  dem  letnteo 
Restaurationsbau  des  Domes  beschäftigt  gewesenen  ehrsamen 
Maurer  nicht  von  Erheblichkeit  sein  dftrften. 


Nachträglich.  Nachdem  der  vorstehende  Aufsatn schon 
in  Druck  gegeben  war,  kommt  uns  eine  Besprechung  des  Rem- 
lingschen  Werkes  von  Schnaase  (Mittheil,  der  k.  k. 
Centralcommission  6,  275)  zu  Gesicht,  worin  die  endgültige 
Entscheidung  der  offenen  Frage  der  nächstens  zu  erwarten- 
den Fortsetzung  des  von  dem  letzten  Restaurator  des  Domes, 
Dr.  Htlbsch  herausgegebenen  Werkes  über  altchristliche 
Kirchen  vorbehalten  wird. 


4.  irotorUfeU^eti  iwt  9«rpelbiii8ett  a.  Di.  SR^UfüB  te0  foduilfi. 

(Hlersn  Taf.  I.) 

Die  Landstriche  am  Nieder-  wie  am  Oberrheio  sind  nocK 
immer  reichhaltige  Fundorte  für  römisches  Alterthum.  Kein 
Jahr  geht  vorflber,  ohne  dass  ihteressante  GegenstAnde, 
Spuren  des  antilien  Lebens,  welches  einst  hier  sich  ent- 
faltete, an  das  Tageslicht  treten.  Aber  es  darf  auch  dem 
Boden  nicht  zu  viel  zugemuthet  werden,  wie  dies  geschähe, 
wenn  ihm  eine  jede  hier  in  den  Bändel  kommende  Metall- 
oder Topferarbeit  als  ein  Schatz  augerechnet  wflrde,  den  er 
mehr  denn  tausend  Jahre  lang  in  seinem  Schoosse  verborgen 
und  uns  aufbewahrt  haben  soll,  bis  irgend  ein  gtflcklicher 
Zufall  uns  ihn  wieder  heben  lässt.  Sammler  mflssen  hier 
mit  Vorsicht  zu  Werke  gehn,  um  nicht  sich  und  Andere  zu 
mystificiren. 

Vor  wenigen  Jahren  wurde  liier  ein  kleines  Bronzetafel- 
chen auf  den  Markt  der  AlterthOmer  gebracht,  das  angeblich 
im  Ahrthale,  unweit  dem  Städtchen  Ahrweiler,  von  Erdarbeitern 
gefunden  worden  war,  und  das  bald  darauf  als  Geschenk 
durch  befreundete  Hand  in  die  Antikensammlung  der  Univer- 
sität Jena  gekommen  ist,  wo  es  sich  gegenwärtig  noch 
belindet.  Das  Täflein  ist  nicht  ganz  drei  Zoll  hoch,  zwei 
Zoll  breit,  und  stellt  in  einem  Relief-Bilde  eine  Scene  aus 
dem  Mythus  des  Herkules  dar.  Dieser  ist,  nach  den  Er- 
zählungen des  Apollodor,  des  Livius  und  Virgil*),  die  sich 
gegenseitig  ergänzen,  aber  die  Fabel  auch  immer  mehr  aus- 
bilden  und   ausschmflcfcen,   von  der  im  atlantischen  Ocean 


*)  ApoUodor  II.  5|  10  iq.  Uvlui  I.  7.  Vifg.  Aen.  VIII.  198  iq. 
Orid.  Fast.  I.  543  sq. 


106  Braw^iäfelchen  mit  DargteUungen  aus  d.  MythuM  JL  Herkuki, 

liegendeD  Insel  Erytheia  mit  den  dort  geraubten  Rindern  des 
Geryon  surflckgekebrt  und  auf  seiner  Heimfahrt  nach  Griechen* 
land  ffu  Eurystheus  begriffen.  Er  ist  bereit«  in  Italien  bis 
sum  Tiberflusse  gekommen,  und  dort  im  Lande  der  Abori- 
gnier  bei  der  Stadt  de»  Enander,  Pallantinm,  von  den  An- 
strengungen der  Reise  ermfldet,  neben  seiner  Heerde  ein- 
geschlafen. Ein  hier  lebender  Hirt  von  widerwärtiger 
Gestalt  und  riesiger  Kraft,  Cacus,  wird  von  der  Sdkönheit  jener 
Rinder  so  eingenommen,  dass  er  einen  Diebstahl  unternimmt 
Damit  aber  Herkules  beim  Erwachen  die  Spur  der  ent- 
wendeten Stiere  nicht  verfolgen  könne,  ist  er  bemflht,  Ein 
Thier  nach  dem  Anderen,  indem  er  es  beim  Scbwanse  ergreift, 
rücklings  nach  sich  in  die  von  ihm  bewohnte  Höhle  au  ziehen. 
Diesen  Moment  stellt  jenes  T&felchen  dar.  Cacus  steht  am 
Eingang  seiner  Höhle.  Der  Stier,  an  welchem  er  so  eben 
Gewalt  austibt,  sieht  sieb,  wie  wiederstrebend,  um;  weiter 
zurück  wird  man  noch  ein  zweites  Thier  gewahr,  das  mit 
Neugier  und  Theilnahme  der  Entführung  zuzusehen  scheint, 
und  dem  ein  gleiches  Schicksal  bevorsteht«  Im  Hintergründe 
der  Landschaft  deuten  die  zum  Theil  mit  Waldung  bedeckten 
Böhen  vielleicht  die  alte  Burg  des  Euander  auf  dem  Palati- 
nischen Hügel  und  andere  Oertlichfceiten  der  späteren  Roma 
an.    Ganz  im  Vordergrunde  schlaft  Herkules. 

Dieses  Bronzetäfelchen  ist  sofort  mit  einem  kurzen  erklär- 
renden  Conunentar  als  eine  Arbeit  antiker  Kunst  vom  Geh. 
Hofrath  Professor  Göttling  mit  dem  Jenaer  Dniversitäts- 
cataloge  für  das  Winterhalbjahr  1859/60  publicirt  worden.*) 

Da  ein  solcher  Fund  aus  unserer  Nähe  auch  für  unsem 
Verein  von  Bedeutung  zu  sein  schien,  so  erbat  ich  mir  das 
Täfelchen  zur  Ansicht  und  erhielt  es  mit  dankenswerther 


*)  Index  soholar.  hibern.  in  unir.  liier.  Jenensl  oet   Praemifsnm 
:    OBt  C.  GöttUngli  eommentarlolum  da  «naglypho  Romano,  nnper 
reperto.  Jenae  1859. 


BrontkMfMieHmliDarsitilmgenimid.  MfOimd.  Serlmks*  109 

Zavorkomaenbeil  ku  beliebiger  Beontnnf  •  Die  jescr  BriMk* 
sobrift  beif i^ebene  Abbildung  ettlspricbt  gtnma  iem  Originolt. 
Der  GegcBBtand  ist  mil  Gescbidc  bebaDidt,  die  AiufllhniDg 
beweist  eine  gute  Tecbnik,  wenn  auch  keine  unbedingte 
Sebtabeift  in  den  Permen  der  nKnaehlicben  Kgiiren,  nanMit« 
tteh  des  Herkules,  sieblhar  ist.  Welchen  Grad  von  üftsaiid^ 
keit  der  KOnstler  dem  missgestalteten  Cacus  geben  weilte, 
darüber  i&t  mit  ihm  nicbi  mu  rechten.  Der  landscbaftHebe 
TbetI  des  Bildchens  konnte  auch  nicht  auffallen;  da  auf 
späterea  römischen  Bildwerken,  wie  auf  den  WandgemMdea 
von  Pompeji  und  Herculanum  ähnliche  Seenerie  yorkömmt. 
Auflallen  konnten  aber  die  von  dem  Style  der  alten  Kunst 
abweichenden  Zflge  des  Herkules-Kopfes,  die  mehr  an  Bilder 
des  Mittelalters  als  an  den  antiken  Typus  erinnern;  denn 
nach  diesem  erscheint  der  Ki^f  des  Herkules  iiamer  klein, 
im  Vergleich  au  dem  riesigen  Leibe,  wozu  auch  das  immer 
kuragescboroe  Haupthaar  beitragt  Auibllen  kennte  auehf 
der  Uttverbaltnissmassig  grosse,  nnbenniste  Raum  auf  dem 
ebern  Thetle  der  Platte. 

Bei  einem  Besuche  des  fttr  mittelalterliche  Kunst  wichligeii 
Hus^e  de  Cluny  in  Paris  im  Sommer  1860  wurde  ich  aufs 
höchste  aberrascht,  daselbst  ein  ganz  gleiches  BroftEetafelcben, 
dem  Jenaer  in  GrOsse  und  Darstellung  genau  entsprechend, 
all  inden,  ^)  mit  dem  einaigen  Unterschiede,  dass  der  erwähnte 
obere  leere  Raum  au  einer  Inschrift  benutat  war,  wel6be 
lautet:  0.  MODERN!. 

Nach  Bonn  aurflckgekehrt,  wo  ich  jenes  Plättchen  der 
Jenaer  Sammlung  noch  verwahrte,  um  es  copiren  au  lassen, 
war  bei  genauer  Besichtigung  df^sselben  nicht  au  verkennen, 
dass  auch  hier  jene  Worte  gestanden  hatten,  aber  mit  mög- 


*)  Es  Hegt  Inj  dritten  Ssale  In  einem  Olaskasten  nebst  Tfelen  sndem 
kl«knen  Bt^niegeginstibiden ,  ohne'  besondere  firwXhnung  im 
Catalog. 


110  ArMM4{f«(oikefiMirJ)artl0flMN9^ 


Uahftor  fihrgfalt  weg  fenomvn  warai,  ioidi  sa,  ^mb 
naal  warn  um  ToUes  SMmenUcht  aaf  die  Tafd  feHM 
lins,  die  Spuren  der  Bttchstafcea  gaos  imsireifelkafl  wieder 
erkennen  iLonnte. 

Ali  ich  endlieb  ia  vorigen  Jahre  in  Berlin  mvt  nnd  im 
derflgen  hftniglkhen  Mneenm  die  nuttelaHerlichen  Knnet- 
iektttne  dnrehsah,  fand  ich  nneh  dort  dnaielbo  Bildchen  in 
einer  Bleieopie  wieder,  nebet  drei  anderen  offenbar  dnnn 
geharigen  Tafelchen,  welche  ebenfalla  Scenen  ans  der  Her- 
knlei-Fabel  darstellen,  alle  vier  ait  derBclben  Inschrift  0. 
HODBRNI  versehen.  •) 

So  gehören  ieon  diese  Hetallarbeitoi  der  anttelaltcrliclien 
Bonst  an,  uad  swar  dacm  italienischen  Bflnstler  Moderne, 
der  nwar  nicht  nach  seinen  Lebensonstanden,  aber  dnreh 
seine  schatnbaren  Arbeiten  in  Metall  nnd  andern  StoBn 
bekannt  genng  ist.  Nagler  giebt  in  seinem  Rflnstleriexicon  ^ 
von  ihm  feigende  Nachricht:  »Moderno,  ein  nnbeknnnisr 
Binstler«  der  in  seiner  Weise  die  httchste  AuAnerkaamkeit  vcr« 
dient.  Er  fertigte  kleine  Basrelieft  in  Metall  nnd  anderen 
Materien.  Man  fndet  in  Italien  solche  Basrelieb  nnd  Medaillons, 
die  der  Bflnstler  mit  Opns  Modemi  beseichnete.  Piconsi^**) 
sagt,  das  Haaptwerk  besitne  der  Director  des  Medaillen- 
Oabinets  IB.  Cattaneo  in  Mailand;  nnd  in  der  CapeBe  di 
Lttxembnrgo  seien  swei  mit  ausserordentlicher  Genauigkeit 
nnd  in  Silber  ansgefflhrte  Basrelieb  von  ihm.    Das  eine  steUt 


*)  Dia  Cotslogd  dM  MMeams,  aaoh  der  «OfllUirliolitta  TOn  Kn^sr: 
Besohrofbimg  der  in  der  K5nlgl.  Konstkeminer  rorhandenen  Kuatt» 
BAmmlong,  Berlin,  1838|  erwähnen  die  TSfelohen  nicht  beBonders. 
Doch  sind  sie  in  dem  Glaskasten,  der  sie  Terwalirt,  mit  III.  49. 
99.  100.  101  bezeichnet 
♦♦)  Bd.  9.  8.  838. 
)  Pleoaiä,  Dlsaionarlo  degU  areUtetUi  senlloil,  pittori  eet  MDabo 
1880.  4  Voll.  Attseer  demj  wa»  Negier  hlereaa  aaffibx^  Ist  idehli 
weiter  darin  über  Um  au  finden. 


BrtmuiäfeltkmmUDanleUmigenmsd,  Mffikfk$  d  BwrlmleM.  111 

dte  OdsMlaoi;  yer,  wo  Chrufvs  deni  Laokoon  näcl^eBlMl 
ist,  das  andere  eiae  sitsende  Madonna  mit  anderen  Fij^ren, 
onter  welelieo  St  Sebastian  Ton  höchster  Sehdnbeft  ist.  Aaf 

IT 

diesem  Werke  liest  man  nvr  Opus  Moderai'. 

Die  Seltenheit  und  Tttcktiflieil  der  Werke  dieses  Künstlers 
berechtigt  genug,  die  erwähnten  Tafelchen  allgemeinerer  Noti^ 
nahm«  auganglicher  au  machen.  Nachdem  ich  dem  Geh.  Hafn 
FnrfL  Oöttling  das  Vorhandensein  derselben  in  denCabinet- 
ten  von  Berlin  and  Pmris  mitgetheilt,  hat  derselbe  mit  der  den 
wahren  Gelehrten  beaeichnenden  Humanität  und  Gewissenhaftig- 
keit, dem  die  Wahrheit  auch  in  der  Wissenschaft  über  Alles 
gilt,  in  einem  Briefe  mich  selbst  aufgefordert,  diese  Ent- 
deckung nicht  aurflckstthalten,  sondern  alle  vier  Basreliefo  jm 
verdffentlichen,  welches  nun  auf  Taf.  I  dieses  Heftes  geschieht 
0er  Gewogenheit  des  Generaldirectors  der  Känigl.  Museen 
in  Berlin,  Herrn  von  Ol  fers,  verdanke  ich  auerst  vier  Ab- 
drficke  derselben  in  Stanioi,  die  der  Directorial-Assistent  am 
Antiquarium,  Herr  Dr.  Julius  Priedländer  selbst  die  Gflte 
gehabt  hat,  ftlr  mich  anzufertigen;  später  erhielt  ich  auch 
noch  vier  Abgüsse  in  Gyps,  und  nüt  Hülfe  dieser  doppelten 
Copien  haben  die  vier  Täfelchen  geaeichnet  werden  können. 
Die  drei  ersten  gehören  gemeinschaftlich  jener  Braahlung 
von  Herkules  und  Cacus  an.  Auf  Nro.  1  ist  der  Brstere 
noch  auf  der  Insel  Erytheia  und  im  Begriff  die  Rinder  des 
Geryon,  nachdem  er  diesen  mit  semem  Bogen  erlegt  hat, 
aus  ihren  prachtvollen  Ställeji  hervorauaiehen  und  sich  in 
Besita  derselben  an  setaen.  Nro.  2  ist  die  schon  besdiriebene 
Scene,  wo  der  Hirt  Cacus  dem  schlummernden  Herkules 
einige  der  Stiere  stiehlt  Nro  S  stellt  die  Bestrafung  und  den 
Tod  des  Cacas  durch  Herkules  dar;  denn,  so  wird  weiter 
berichtet,  wie  Heirkules,  aua  dem  Schlafe  erwacht,  beim 
Ueberaählea  seiner  Heerde  den  an  ihm  begangenen  Raub  ent- 
deckt, jedoch  die  aur  Höhle  gewandten  Fusstritte  gewahr 
wird,  so  beschliesst  er  mit  seinen  ükrigen  Riadern  diesea 


112  BraH%eldfidlekmmüDar9§Mtngmamid.Mfflhm$4LH0thi^^ 

mikmmXiAtn  Ort  n  veriaaMii.  Ab  er  akcr  ücm  M  d«r 
■oMe  ies  CaM»  yorbeitreikt,  da  kgibt  es  sidi,  dass  4te  d»- 
selbst  eiii|;eflperrten  Stiere  das  Gebmll  der  Aadem  seh»» 
sfichtig  erwiedem»  wonuf  Herludefl  «mkehrt»  den  Biaber 
jiaeb  gewaltifem  Kaaipfe  mit  aeiaer  Keale  erlegt  «ad  aicb 
wieder  in  Beeittf  aeiaes  BigentiiiUDa  aetat.  So  aehea  wir 
aaf  dieaeai  driiten  Blättcbeo  au  den  PAuen  dea  Herfcnica  dea 
eraebkgeneo  Cacita  in  der  Nahe  aeiner  Htthle.  Daa  vierte 
TAfelebea  endlieh  neigt  uns  nach  eine  andere  That  dea  Jopiler. 
aehna,  wie  er  nlUnlicb  einen  Centauren  erwiliigt  Saleber 
KAnpfe  hatte  Herkulea  mehrere  an  beatehen*  Doeh  iat  hier 
wieder  die  abwöchende  Auffassung  dea  mederoen  Kflnatlen 
in  Beaug  auf  die  Centaarenbildnng  au  beaieikea.  Baa 
AlterthuB  dachte  sieh  und  bildete  die  Centaaren,  SyaAole 
einer  rohen  Naturkraft,  ieinier  als  Hischwesen  ausamnen- 
gesetat  aua  Mensch  und  Pferd,  wie  dies  nnaihltge  plaatisebe 
Kunatwerke  und  ein  schönes  Gemälde  aus  Hereulaaam  be- 
weisen, und  der  Dichter  nennt  sie  daher 

Der  Ungeheuer  Zwitterheer  von  Mann  aad  Eaaa;^) 
aalten  wird  der  bei  fihr  daa  Pferd  substituirt,  schweriieh 
ein  anderes  Thier.    Auf  unserm  Bildchen  ist  dagegen  der 
tUerlscbe  Tbeil  des  Ceniauren  von  einem  Stiere  «oder  Lowen 
eatiehat. 

Wenn  nun  aber  nach  dieaem  Allen  jenem  nfelcben  in  der 
JFenaer  Antikeiisammlung  der  aHrdmische  Ursprung  abaa- 
sprechen  ist,  so  ist  ihm  keiaesweges  sein  Wertb  dadoaeh 
genOBMaen,  dnaa  ea  einem  neueren  tOchtigen  KAnatler  angdMirl, 
and  die  Vertfentiichaag  desselbea  in  jenem  Universitais- 
Programm  hat  nun  das  Verdienst,  eine  nähere  Beapreehung 
eiaea  weaiger  bekaaaten  •  italienischen  Künstlers  und  seiner 
Werke  teaanlasst  M  haben*.  Ja  ea  Uaibt  dach  die  galefarte 
BehaMiangund  heilsame  Anwenditeg  der  Rabel  AeaOacns 


Bromeiäfelchen  mU  DargteUungen  au$  d,  Mythus  d.  HerkuleM.  113 

in  jenen  Prof  ramm  G^Ottlings  fflr  unsere  und  alle  Zeiten 
höchst  beheraigenswerth,  ond  wir  können  uns  daher  nicht 
venagen,  diese  hier  anm  Schlüsse  mitaulheilen.  Der  gelehrte 
und  geistreiche  Commentaior  sagt :  »Das  Bildchen  kann  dem 
Beschauer  die  Worte  versinnlichen,  die  vor  nicht  langer  Zeit 
mit  grosser  Entschiedenheit  ausgesprochen  worden  sind:  Die 
Wissenschaft  muss  umkehren !  Welches  Wort  doch  schnür* 
stracks  dem  Worte  des  Apostels  entgegen  ist:  Den  Geist 
dampfet  nicht.  Cacus  stellt  in  uns^m  Bilde  gewissermassen 
jene  Richtung  dar,  die  sich  bestrebt,  die  Wissenschaft  auf 
einen  andern  Weg  rOckwörts  lenken  au  wollen.  Und  die 
Wissenschaft  mit  einer  Kuh  au  vergleichen,  hierau  berechtigt 
uns  der  Ausspruch  Schillers: 

Einem  ist  sie  die  hohe,  die  himmlische  Göttin,  dem 

Andern 

Eine  tflchtige  Kuh,  die  ihn  mit  Butter  versorgt 
Wie  aber  des  Cacus  Anstrengungen  durch  den  bald  wieder 
erwachenden  Herkules  vereitelt  wurden,  so  schmeichle  sich 
auch  Niemand  mit  einem  bleibenden  Erfolge  seines  Bestrebens, 
der  Wissenschaft  eine  rfickgangige  Bewegung  aufzwingen 
MU  wollen ;  es  wird  ihr  vielmehr  immer  von  neuem  verstattet 
werden  mflssen,  gleich  einem  Pegasus  ihren  Plug  vorwärts 
und  aufwärts  au  nehmen.^ 

Bonn,  Januar  1862. 


8 


&    iütäftißidit  Snfd^riftftdne  in  in  iftunßerhiri)^  ja  inmi. 

Erste  F^lgo* 
Hlenm  Tafel  n. 


Im  Krensgance  der  Mdasterkirche  su  Boio  sUbi  a«B  io 
dcasen  Westmaaer  seit  uogeAbr  einem  Jabr«elmt  eine  aa 
anderer  und  nicht  mehr  zu  bestimmender  Stelle  der  Kirche 
gefundene  flache  Steinplatte  eingemauert,  die  bisher  das  Inter- 
esse aller  sie  besichtigenden  Archäologen  in  Anspruch  nahm, 
auch  beiläufig  erwähnt  worden  ist^),  ohne  unseres  Wissens 
veröffentlicht  worden  am  sein  ').  Die  besagte  Steinplatte  misst 
S'  4"  in  der  Länge,  1'  6''  in  der  Breite,  ist  durch  einfache 
Lineamente  umrandet  und  dient  nur  Aufnahme  eines  von 
vertieften  Linien  gebildeten  Rreunes,  in  desseo  Balken  sich 
die  ebenfalls  vertieft  gearbeitete  Inschrift  befindet: 
OBIIT  VI .  ID .  FEBh.  GODRSCALC .  D. 

Die  Wahrnehmung)  dass  sich  unter  den  Basen  von  filnf 


1)  Von  T.  Quast:  Zur  Chronologie  der  GebSude  Cdlns  Im  X.  Efefle 
dieser  JabrbQolier  p.  199. 

2}  Unserem  yerehrten  VerelnsmltgUede  Herrn  Pastor  Otte  sn  FrShden 
bei  Jüterbog  hatten  wir  für  die  neae  Auflage  seines  aosgeseieh^ 
neten  Handbuches  der  ArohSologle  die  Zeichnung  dee  SieUes  1 
mltgethellt,  derselbe  hat  dessen  Inschrift  p.  83  seiner  In  diesem 
Augenblick  erschienenen  Geschichte  der  kirchlichen  Kunst  des 
Mittelalters  in  ausgewählten  Beispielen  1862,  nicht  gans  richtig 
wiedergegebeni  indem  er  nach  dem  Worte  Godescalc  anstatt 
des  dastehenden  £)  das  Wort  SVBDl  (aconus)  folgen  Usst  Die 
ebendaselbst  angeführten  ähnlichen  Steine  Im  Museum  an  CSIn 
haben  wir  gefundeni  nicht  aber  in  der  Kirche  au  Kriel  bei  CUn. 


AUekritiUoke  hi$€Mfkteme  m  der  MitmieMrdie  M  ^     115 

fiariett  der  Crypta  te  Bmuct  fliOoitcrs  IbBliehe  Steine 
Tctiianert  befanden,  liesB  es  tof  aller  weiteren  Untenwchung 
wüschenswertb  erscheiiKtt,  diese  ans  Tageslicht  au  aiehen. 
Mit  anerkennenswerthesler  Bereitwilligkeit  gab  uns  der  Herr 
Oberpfiirrer  van  Wähnen  die  Erlaubniss  nr  Ausgrabung 
der  im  gegenwartigen  Augenblicke  bereits  neben  dem  erwähn* 
ten  Steine  eingemauerten  beiden  Platten  2  md  S  der  beige- 
Ittgten  Abbildung»  Sie  wurden  xn  nerstört  yorgefundeui  um 
sofort  eine  sichere  und  gelauf ge  Lesung  mi  gestatten. 

Der  Stein  8,  messend  8'  9f'  n.  1'  V'  enthalt  in  seinem  Kreuze 
die  Inschrift: 

OBIIT  XI  "L  OCTBR  FRITUBBVBHC 
in  einem  offenbar  spater  augefBgten  zweiten  Hauptbalken 
des  Kreuses  die  Worte: 

NON  SBPTBR  OBUT  GVTVVPHO 

Etwas  kleiner  wie  die  beiden  anderen,  ist  die  Steinplatte  2, 
sie  misst  nur  9f  V  n.  V  2V2''.  Die  Inschrift  ihres  Kreuaes 
lautet: 

OBIIT  K  +  OCTBR  REMIOH  VU>VA .  LAICA. 

Ausserdem  aeichnet  sie  sich  vor  den  vorigen  durch  ihre 
igflrlichen  Darstellungen  und  die  umrandende  Inschrift  aus, 
4lie  soweit  me  erhalten  ist  heist: 

DIUOAH  .  .  V  .  .  .  AA  .  CARTTA  •  .  .  DEO  ES  .  .  VI 

DIUGIT  BRAT  EMS.  V  ...  VII %TVS  EST  91 

VIVIT  IN  EO  + 

Die  figMichen  Dantdlongen  bestehen  aus  awei  ftelieC. 
Sraatbildem  eines  jangeren  Mannes  und  einer  alteren  Frau 
acitwaffts  des  oberen  Krenaarmes,  die  sich  alsbald  als  Per- 
aonifioltionen  von  Sonne  und  Mond  au  erkennen  geben. 
Die  mannliche  Figur,  langgelockt  mit  einer  Strahlenkrone 
ums  Haupt,  in  der  Hand  eine  Fackel,  ist  der  römische  60I, 
die  weibliche  altere  Frau  mit  langer  Habkranse,  die  Sichel 
auf  dem  Haupte,  ebenfalls  fackeltragend,  die  Mondgattin  Luna. 
Bas  Erschdnen  dieser  beiden  Figoren-an  Selten,  einea  Ei«uaes 


116  ÄUchriiiUche  ImaHfbMiie  in  der  MSmieHOrcke  m  Bona. 

und  bei  einer  auf  dea  Tod  besflglichea  hndirift,  kann  keta 
Befremden  erregen^  da  man  von  achten  bis  seduebnlea  Jahr" 
hundert  bei  den  Darstellungen  dar  Kreusignng  diese  Per- 
sonifikationen von  Sonne  und  Mond  fast  iaaer  ond  stets 
an  derselben  Stelle  seitwftrts  des  oberen  Kreutanaes  ia  synu 
bolischer  Bedeutung  vorfindet^) 

Die  Lesung  unsrer  InschriCten,  ihre  Zeitstellaagy  Ihre  geae> 
relle  Bedeutung  und  der  Nachwds  der  darin  vorkoauaeadca 
Personen  nimmt  gleichmassiges  Interesse  in  Anspruoh. 

Die  erste  Inschrift  wird  zweifellos  zu  lesen  sein:  Mut 
ante  diem  sextum  Idus  Febmarii  Godescalcus  Diaconus^ 
wobei  wir  nur  bemerken  wollen,  dass  das  in  sdnem  Umrisse 
etwas  zerstossene  D  hinter  Qodescakus  in  seiner  Mitte  ein 
kleines  i  umschliesst.  Die  zweite  Inschrift  (3)  dOrfte  zaaäckst 
im  Kreuze  folgende  Lesung  verlangen :  Obiit  ante  diem  nnde- 
cimum  Kalendas  Octobris  Frithebubh  Canonicns,  im  zugeAgten 
Langarm:  Obiit  Noais  Septembris  Outuupho. 

Die  spatere  Zufflgung  dieser  letzteren  Inschrift  zur  ersterca 
lässt  mit  Wahrscheinlichkeit  vermuthen,  dato  Frithebabh  und 
Gutupho  zwei  in  verwandtsehafUichem  Verhältaiss  zu  daan- 
der  stehende  Personen  waren.  Wenngleich  das  letzte  C  ia 
erstcrer  Inschrift  dem  letzten  Buchstaben  des  Eigeaaameas 
naher  steht,  als  es  die  getrennte  Auslegung  —  CaaoBlcut  — 
zu  gestatten  scheint,  so.mass  bemeikt  werden,  daas  der  man- 
gelnde Baum  hier  kehse  Trennung  zuliess.  In  der  aadctea 
Inschrift  ist  dann  der  Aalugsbuchstkbe  6  im  Namea  Oalapho 
freilich  nur  in  seinem  linken  Theile  eben  eikeanbar,  aber  wol 
schon  so  viel  nach  rechts  geschwungen,  um  auf  ein  Q  scUiessen 
zu  dflrfen.  Freilieh  bleibt  ein  O,  selbst  ein  L,  nicht  ganz 
ausgeschlossen. 

Die  Inschrift  des  dritten  Steines  besagt  im  Kreuze  ziemlich 
unzweifelhaft:  Obüt  Kalendb  Octobris  Remigh  vidna  laka. 


1}  Piper :  Mythologie  uii4  Symbolik  d«r  ohii«tt.  Koiut  ü.  p.  1 16  - 100. 


AttebrütHehe  Insckriftsteme  in  der  Mümterkireke  «i  Bonn.  117 


BachsUben  hinter  Reibi  dnd  besehädiff,  aber  jeder 
Hälfte,  der  ersCere  in  der  unteren,  der  «weite  in  der 
oberen  soweit  erhalten  um  ea  erkennen,  dass  hier  nur  ein  6 
und  H  gestanden  haben  können.  Hinter  dem  6  ein  A  sn 
Anden  wflrde  freilich  willkommener  gewesen  sein,  da  der 
Name  Remiga  ein  in  der  entsfrechenden  Zeitperiode  häufig 
▼orkommender  ist')  Die  ersten  S  Buchstaben  des  folgen- 
den Wortes  Vidua  sind  von  uns  ergänzt,  einmal  weil  sie 
«ur  deutlich  erkennbaren  Endung  VA  und  zur  vorhandenen 
rtumlichen  Ausdehnung  passen,  dann  aber,  weil  im  Momente 
der  Ausgrabung  diese  Buchstaben  theilweise  noch  wirklich 
sichtbar  waren  und  erst  durch  eine  etwas  rauhe  Behandlung 
der  ObcrflAche  in  ihren  deu^icheren  Spuren  verschwanden« 
Zumeist  gelitten  hat  die  den  Stein  einfassende  Inschrift,  und 
obgleich  sich  einzelne  Ergänzungen  mit  Sicherheit  darbieten, 
80  werden  wir  doch  erst  In  der  zweiten  Folge  dieser  Be- 
zprechung  darluf  surflckkommen,  und  ebenso  den  Nachweis 
der  genannten  Personen  erst  dann  versuchen,  weil  von  der 
eben  geschehenen  Ausgrabung  der  beideu  letzteren  Steine 
bb  zum  heutigen  Tage  uns  nicht  die  hinreichende  Zeit  ver- 
gönnt war,  um  diese  bisher  ungenannten  Diacone,  Canonici 
und  Laienschwestem  in  der  Feme  der  Jahrhunderte  aufzu- 
suchen« 

Ftlir  die  Zeitstellung  unsere^  Inschriften  können  wir 
indess  schon  heute  ein  ientscheidendes  Moment  beibringen. 
Der  älteste  Bautheil  der  Bonner  Münsterkirche  ist  jener 
«wischen  dem  Haoptthurme  und  dem  Ostchore  befindliche 
Langchor,  der  auswärts  sein  Alter  durch  die  von  abwech- 
selnden Ziegeln  und  Tuffsteinen  gebildeten  Bogenstellungen 
kennzeichnet.  Der  unter  diesem  Langchore  befindliche  Theil 
4er  Crypta  ist  gleich  alt  mit  ersterem,  das  heisst,  alter  als 
der  vor  ihm  belegene  östliche  Theil  der  Crypta;  was  sich 


1)  Förtt6tt«nii:  Aitdeutselies  Ksmeiibiioh  I  p.  1055. 


118  AUekriMche  Jh«ckd/li^dM  tu  der  MürisleHsireke  wu  Binm. 


kesonders  dvrcb  die  V^cdchiediiiheii  Sor  Im  Frage 

im  ISäulea  und  Pfeijer  erweist.    B^ide  Bulhelk 

spätoBt^M  4€9r  Mitle  .de».ii;  JdifboBderto»  wie  av  dea  ▼•• 

V.  Quast   be]gekraehieii.An.aAl«gi(to  and   der  Vergleiehaaf 

«lit  den  Sftiden  und  CapUtien  ter  AHMaischeA  Crypfa.  wm 

Sieg^urg  hervorgehe,  k4hriieii  alu^r  uabeaweiftdbar  eine  frihcns 

EnUtefaung  haben^  'waa  qus  aaaserdfdenclicli  wahraeliriättcfc 

dünkt.     Unter  den  SAuJen  dieser  fyitfstens  um   lOftO  er* 

bauten  Crypta  befände^  «ich  nun  die  Inschriften  S-aadS 

2ur  Herstellung  einer  enMP^^^den  FiOche  fac  die  Ab& 

seUEung  der  Sadenbasen  vwmatierl,  mitbin  waren  ait  tot 

1050  als  Deafcnftler  nad  Dücniiente  ferwörfen  and  Tan  ihoer 

einstmaligen  Bede^tnag  herabgesiiAen  su  gewöhnlichen  Bas» 

steinen.    An  diese  snuntttasMidie  Tbalaache  batpft  sieh  aotet 

die  Frag^y  mu  .  weMer  Zeit  haben  sie  dem  ihre  Bntalehmig 

gefunden  und  wann  «nd  warum  ihne  Bedeutung  verloren  I 

Da  unsre  Steine  sich  ak  unbedingt  ehristficbe  ehmralUcffisiraa» 

ao  beantwortet  sich  der  erste  Theil  dieser  Frage  im  Allge» 

meinen  sebr  einfach,  indem  wir  fftr  di«  Entslehnng  rom  im 

11.  Jahrhumlert  ▼erworfenen  christlidien  Gedenksteinen  minir 

atens  ins  10.  oder  9.  Jahrhundert  aurttckgehen  misseni  nad 

damit  in  die  fränkische  .Qeschichtsperio4e  gelangen^  aHt  «elcher 

die  allgemeine  Christianisirung  am  Bheine  ausaflunenfUlt,  gm 

welcher  die  Namensformen  der  Inschriften  am  ehesten  stiaMen 

und  in  welche  die  Gründung  der  Boaner  Münsteskirche  ihBt 

Wozu  noch  in  Betracht  kAaunt,  dasa  nach  dem  gitigat  aril- 

getheilten  UrtheU   unseres  yerehrlen  yereinsmitgliedes  des 

Ben»  Geh.  Oberbergratbes  Prot  Dr.  Nüggecath  das  Material 

4inserer  Steine  aus  einem  tertiären  dichten  Kalkstein  des 

Jlainser  Beckens  beateht,  der  gans  besondere  von  den  .Btmriw 

:an  ihren  hiesigen  Bauten  ond  Denkmilcm  verwendet  «mifda. 

jSind  somit  wahrscheinlich  unsere  Steine  eher  in  der  ft ühcnm 

als  in  der  späteren  frankischen  Zeit  entstanden,  so  erregt 

esnnsre  Wissbegierde  nu  tacfahren^  wann  nnd  «aiwm  ale  ihre 


AttchrisUiche  buehrifisieine  in  der  MümUrkirche  %u  Bonn.  119 

Qedeafuag  verloren  haben.  Jedeo  falls  war  ihre  Bedeutung 
vm  1060  dahin«  denn  damals  wurden  sie  als  Mauersteine 
behandelt  Warum,  das  wird  sich  freilich  nur  beantworten 
lassen»  wenn  wir  vorerst  die  Bedeutung  dieser  Steine  Oberhaupt 
nn  ergrflttden  im  Stande  sind.  Von  vorn  herein  kann  man 
sie  wol  fflr  Grabsteine  halten;  bei  eingehender  Erwägung 
der  charakteristischen  Eigenschaften  muss  man  indess  wieder 
davon  abgehen.  Wenn  aus  der  Gleichheit  des  Haterials,  der 
Gleichheit  der  Grosse,  der  Gleichheit  der  Rand«  und  Eck- 
Verzierungen,  wie  der  wiederkehrenden  Kreuzesform  für  die 
Anbringung  der  Hauptinschrift,  auf  eine  gemeinsame  Ent- 
atehuogszeit  nu  schliessen  ist,  so  dürfte  auch  die  Gleichartig- 
keit  des  inschrifUichen  Inhaltes  auf  dessen  generelle  Bedeutung 
einen  Schluss  ermöglichen. 

Sehen  wir  von  der  Randschrift  des  Steines  8  vorläufig  ab, 
80  enthalten  nämlich  alle  vier  Inschriften  nichts  weiter,  als 
die  Angabe  des'Todestages  von  vier  verschiedenen  Personen 
und  zwar  in  der  bestimmten  Weise,  dass  der  aufrechte  Kreuz- 
balken  den  Namen  des  Verstorbenen,  der  Querbalken  des 
Kreuzes  den  Todestag  desselben  anzeigt  Fflr  das  Wesen  der 
einfachsten  Grabsteine  wflrde  das  ungenflgend  erscheinen.  Wer 
auf  dem  Grabsteine  den  Todestag  so  sorgfältig,  wie  es  auf 
unseren  Steinen  der  Fall  ist,  der  Zukunft  zu  erhalten  sucht, 
wird,  wenn  nicht  des  Todesjahrs,  was  seltener  aber  doch 
znweileu»  geschieht,^)  so  doch  des  Alters  des  Verstorbenen 
gedenken  ')•  Wer  als  Nachlebender  dem  Heimgegangenen  ein. 
Denkmal,  sei  es  auch  so  einfach  wie  unsre  Steine,  errichtet, 
sich  wahrlich  besonders  als  Christ  nicht  mit  der  trockenen 


1)  So  in  einer  Mainzer  Inielirift  aas  dem  IL  Jahrkiiadert,  miife- 
theill  Ton  t.  Qua«(  im  Correspondenzblatt  1858  Nr.  5  p.  87. 

2)  Naheliegende  Beispiele  gewähren  die  ohrisüiohen  Inschriften 
Ton  Trier  in  unsern  Jahrbüohem  und  Nr.  15  u.  16  p.  458  der 
periodisehen  BlStter  der  Alterihnms-Yereine  an  Cattel,  Darmstadt 
und  Wiesbaden. 


120  Alichriittiche  Inschrifisteine  in  der  Mümterkirche  sii  Bmm. 

Ang^abe  von  Namen  und  l^odeaUg  begnOgen^  sondern  des 
Wiedersehens  und  der  Enigkeit  ein  Wort  widmen.  So  an- 
passend und  unwahrscheinlich  das  Gegentheil  sein  wQrde,  so 
wenig  entspricht  dieses  auch  der  Analogie.  Die  schlichtesten 
Grabsteine  der  Catacomben  besitzen  ihr:  Requiescat  in  pace. 

Wenn  somit  die  beiden  charakteristischen  Eigensehafteo 
unserer  Inschriften,  nämlich  die  Beschränkung  auf  Todestag 
mid  Namen,  ihren  Zweck  als  Grabsteine  unwahrscheinlich 
erscheinen  lassen,  so  werden  wir  ihre  wirkliche  Bestimnong 
auch  gerade  aus  diesen  beiden  Eigenschaften  erspähen  mOssea. 
Namen  und  Todestag,  und  tfwar  nur  diese,  sind  im  kirdi- 
iichen  Leben  von  denjenigen  Terstorb^nen  wichtig,  deren 
Jahrgedächtniss  am  Sterbetage  durch  eine  Todtenmesse  ge* 
f^ert  werden  soll.  Dazu  ist  das  Jahr  gleichgfiltig  und  ninr 
der  Sterbetag  erforderlich.  An  diese  Jahrgedächtnisse  ftir 
Verstorbene  erinnert  zu  werden,  sie  besonders  dann  durch 
ein  Dokument  zu  sichern,  wenn  sie  durch  eine  ausdrückliche 
Stiftung  fundirt  waren,  ddrflen  unsre  Inschrift-Täfdn  gedient 
haben. 

Waren  sie  aber  zu  diesem  Zwecke  in  den  Wättden  der 
Kirchen  und  Kreuzgänge  eingemauert,  dann  wird  durch  die 
uothwendig  vorauszusetzende  hohe  Anzahl  solcher  Tafeln  ihre 
geringe  Grösse  erklärt,  wie  ihr  Wegfall  als  eine  selbs^er- 
ständliche  Folge  der  Einführung  geschriebener  Necrologien. 

Vier  Reste  ähnlicher  Steine  im  Museum  zii  Coln,  <weie  ia 
Museum  zu  Bonny  fernere  in  der  Münsterkirchfc  dilselbst  werden 
lins  zur  Portsetzung  dieser  Untersuchung  im  iitfchsten  Hefte 
der  Jahrbücher  dienen. 

Kofrsenich,  im  April  IMft. 

Prof. 


in.    Litteratw. 


1.  Sie  tiimifdim  %iptnfixa^tn  in  \ftt  Söfwtt},  Von  9r.  l^*  JBe^er. 
Mxxd^  9n  <(0mmtf)ton  bei  AleQet  lu  Better.  1861.  20.  S.  4. 
mit  2  ltt^0r.  tafeln  KbbiOiiutgem  (2  fr.  50  et.) 

Der  Hin  die  lateinische  Litteratur  und  Alterthanskunde 
hocl^verdiente  Verfosser  behandelt  in  dieser  neuen  Arbeif, 
irdche  als  das  4.  Heft  der  2.  Abtheilung  des  XIII.  Bandes 
derso inhaltreichen Nitth eilungen  der  antiquarischen 
Gesellschaft  in  Zürich  erschienen  ist,  eine  der  wichtig- 
sten Fragen  der  alten  Geographie  und  Geschichte,  welche 
stellenweise  fk'cilich  auch  zu  den  schwierigsten  und  dunkel- 
sten gehört  Ohne  eigne  Anschauung  der  Gegenden  und 
Orte  ist  auf  diesem  Felde  kein  Erfolg  zu  erlangen.  Dies  ist 
eine  Ueberzeugung ,  welche  vor  Jahren  bereits  dem  Unter- 
zeichneten sich  aufdrängte,  da  er  im  XI.  Bande  der  Jahr- 
bflcher  (1847)  in  einem  ^antiquarische  Alpenwande- 
rung* überschriebenen  Aufsätze  ttber  eine  im  vorhergehenden 
Jahre  vom  Solothurn  und  Bern  aus  durch  das  Thal  der 
Rhone  und  fiber  den  grossen  St.  Bernhard  bis  Aosta  und 
Ivrea  von  ihm  unternommene  Reise  berichtete.  Es  lichteten 
sich  dabei  so  manche  Nebel,  die  auf  den  alten  Zeugnissen 
tlber  jene  Thaler  und  Höhen  seit  Jahrhunderten  lagerten, 

und  das  Bild  der  frfihesten  Vergangenheit,  da  betriebsame 

..   .         *  "  »^  , 

KauJieute  aus  weiter  Feme  und  muthige  Kämpfer  sie  durch- 
zogen, trat  neu  erhellt  hervor.  In  ähnlichem  Sinn  und  mit 
entschiedenem  Erfolge  hat  jetzt  Herr  Dr.  Meyer  diese  west- 
liehen  Alpen  besucht,  und  damit  höchst  anziehende  Unter- 


122    Die  Bämitchm  Alpenslraum  m  der  SAweU  efc 

rachiiogen  der  uralt  wichtigen  Strassen  durch  die  BhfttisdieB 
Alpen  verbunden,  und  so  erwächst  dem  Rec.  ans  dieser  ver- 
dienstlichea  Arbeit,  ausser  vielfacher  Belehrung,  auch  die 
Freude,  dass  die  Ansichten  des  neueren  Forschers  mit  itm 
von  ihm  selbst  vor  Jahren  ausgesprochenen  meistens 
sammentrelFen.  Namentlich  ist  dies  der  Fall  im  I. 
der  Meyer 'sehen  Abhandlung:  »die  Strasse  über  den  grossen 
St.  Bernhard  im  Wallis*,  welche  mit  Recht  fflr  einen  der 
Ititesten  Alpenpässe  erklärt  wird ,  wie  sie  denn  nach  dem 
hin.  Ant  ein  Theil  der  römischen  Militairstrasse  war,  weldie 
von  Mailand  nach  Mains  filbrte,  so  wie  noch  im  Hai  1800 
Buonaparte  auf  diesem  Wege  das  fraosOsische  Beer  nach 
Italien  fahrte,  um  bei  Marengo  mt  siegen.  Auf  der  Hoh^ 
des  Mona  Poeninns  hatten  die  Drbewehner  dieser  Gegenden, 
die  keltischen  Veragrer,  ihrem  Hauptgotte,  den  die  ROmer 
Jupiter  Poeninus  nennen,  ein  HeUigthum  errichtet,  in 
4esseu  TrOmmern  Anticaglien  von  verschiedener  Art,  Mflnaen, 
Beräthe»  und  besonders  Inschriften,  namentlich  Votiv tafeln 
iron  achntnbedarfligen  und  dankbaren  Reiarndoi  gestiftet« 
mu  veiBchiedenen  Zeiten  aufgefunden  worden  sind,  deren  das 
Bo«pis  des  Grossen  St.  Bernhard  in  seinem  Museum  noch 
manche  bewahrt  ^)  Herr  Meyer  hat  anf  awei  Steindruck- 
iaCeln  von  den  vorhandenen  16  Votiv.lnschriften  ttaf^  die 
*aieh  dureh  Schrift  und  Inhalt  ansieichnen,  abbilden  lassen, 
einige  derselben  neigen  nämlich  die  schäne  Schrift  der  Zeit 
ides  VeapMiäutts,  während  andre  in  den  Zagen  mit  Inschriften 
des  lU.  u.  IV.  Jahrhunderts  ttbereinstimmenu  Es  ist  bekannt 
(Zoirim.  VI.  2),  dass  noch  im  Jahre  dOS  n.  Chr.  lOmische 
.Lefi^uDn  4ieses  Weges  nogen.  So  lange  wird  anch  der 
ü^MP^I  4#s  Poejilnns  (nicht  Pemiinns,  vfL  meine  antif- 

t'     I  ■ 

.      *):^9l^-  iV!^  A»H-  A^W»i|»lH"»*niV-  S-  W-  Af^-^W»-  A-  ** 


Die  Römackm  Alpensirßgsem  m  der  ßckwei^  de.    129 

piMh  ii«iile  keatehende  Hesylinm  nm  £clMi<«e  d«r  Wfi«4«f<er 
gfiMete.  Bier  fandca  sicii  jedoch  nickt  nur  (etwa  aOO) 
rMiidie,  loadeni  «iicii  45  keHiMsh^  etruskiscbe,  niASttlischf 
Mliuitii,  nd  deren  gallische  NachahmuogeBi  wie  de  in  Pie« 
aont  und  der  Lombardei  tovfig  vorkoamieBy  ebeafalb  sind 
friechkche  MBnien,  in  Unteritalien  «nd  Sicilien  geprttgf, 
die.  in  Itilien  und  Gallien  uraltes  Mittel  des  Verkeiors  waren^ 
hier  nicht  selten.  Unter  den  gefnndenen  Qegensttoden  ist 
hesondtn  aerkwflrdig  eine  aof  Tafel  I  bei  Herrn  Meyer 
afegebiMele  Vativhand  in  Bronae,  nrft  drei  ansgeslreckten 
nwei  gebogenen  Fingern,  mit  Schlange,  Eidechse,  Frosch  and 
SiaktUkrdle,  ron  iinbesweifelt  mystiseher  Bedeutung.  Deber 
aine  ahnliclie  Vothrhand  aus  Ayenticani  hat  Herr  Meyer  in 
den  Ant«|.  Mitthelllingen  (Bd.  XI  700  18fi6)  Mher  berichlet 
Auf  TaüBl  U.  gibt  er  die  AbbiMangen  ron  acht  dort  gcAtn^ 
denen  kleinen  Odtterblldem  in  Bra,  nAalich  Jupiter  mit  dem 
Adler,  Htroulcs  (aweinial»  einmal  ohne  Keule),  Hoia,  Victoria, 
Isis ,  Minerya.  Aus  dem  Funde  griechischer  Mflnaen,  «reiche 
miter  kartlMgiochnr  Hemchaft  in  Sicilien  geprigi  sind,  ist 
-flicht  an  achUessen,  dass  Hannibal  iber  den  Poeniaus  in 
ttaHett  eingedrungen  seL  Nach  dem  sdian  ran  livius  XXi.  86. 
fegen  diese  irrige  Anaabme.  Vorgcbraehlen,  .ist  es  fiMt 
wunderbar,  sie  hier  und  da  immer  wieder  auftandien  nu 
aebaa.  Vgl.  meine  anttf.  Alpenwandemng  S.  18  f.  mit  Mamm- 
nen's  Rgm.  Gesebichte  h  bSß,  weleber  mit  Hecht  nneh  den 
(entanathangen  der  BnglBnder  Widham  und  Cramcr  diese 
adelbet^rochene  Rrage  jetat  für  eatscinedsn  erklaiitjni«6ansten 
das  kleiaea  St.  Benahaed,  in  den  mesilicdien  Alpen  »bei  weiten 
der  bequemsten  Beeiatrasse  voa  den  Altesten  2eitan  her. 
Ansh  Hair  >Ms9«r  mird  diesen  Grtnden  seinen  Bcifali  nicht 
yersagea  wollen. 

:  In  der  II.  ^AbCheHaag  babandek  der  Vert  die  Stiaase  «her 
den  Simplen  im  Wallis,  welche  nadi  einer  in  aeneair 
ifeMt  im  IW  J'Ossala  M  Vagogna  m  ainem  Fdsen  cnCdeckten 


124    Die  Römkehen  Alpeniira$$en  ni  der  Schiom  elc 

ie»  SeptiBiiBS  Sevenn  in  «weiten  Coasdat  des  C.  DMUtni 
Dexter  und  Pttsem  (A-  N.  M9,  n.  Chr.  196),  ab»  w#M  «■■ 
BdHife  dee  Zages  gegra  dea  ia  GalMea  slÜ  mif^nmäa^ 
»adias  AlUaas,  der  im  folgeadea  Jahre  aateriiq;!.  Vk 
Beweise  für  das  Dasein  dieser  Strasse  aad  deren  WchCng 
rahen  jedack  Uoss  aaf  »wei  MeUeasteiafB  raai  Jeim  »I 
aad  905  n.  Clir.,  bei  Hemiance  and  Messery,  aai  Sidafer 
des  Genfer  Sees  gefaadea,  uad  sind  desshalb  aar  aril  Var- 
siclit  geltend  aa  nadien.  HU  graaser  Mrae  banidl  Herr 
Meyer  Aber  diesen  dnnkeln  Pnnkt. 

Desto  lebrreicber  sind  die  Mittheilangen  des  ID.  Absctaillcs 
»die  rtfDischea  Strassen  in  Rbatiea.«     Sie  erbalten   nacb 
bfthera  Wcrtb  dadareh ,  dass  der  Verf-  Wer  darcbana  nach 
eigner  Ansebaanng  redet.  Polybias  erwähnt  belLaanflich  nnirr 
den  vier  Strassen  darch  die  Alpeakette ,  deren  «r  gedeakl, 
auch  des  Weges  «her  die  rbfttiseben  Aljpen,  und  beaierkt,  er 
aei  gleieh  dea  fibrigen  steil  and  geflüniieh;  Straba  kenal 
hier  schon  aiehrere  Strassen,  ohne  de  genau  na  natonseheiden. 
Sie  warea  lerbaat  voa  Aagiastas  bei  Gelegenhidt  der  Unter- 
jochung der  Ehater  und  Vindelikcr  durch  Tiberins  und  Dms^ 
im  J.  d.  St.  7M,  16  y.  Chr.    In  der  Folga  h«fcn  wir  yaa 
■ehn»  Strassen  darch  diese  Gebirge ,  ohne  daaa  üe  Xcit 
ihrer  Erbaaang  fest  stände,   und  «war  ttbcr  den  Jnliec» 
Septfaner,  SpMgen,  V<^elberg  (jetst  Benihardia)  und  vidleichl 
nach  über  dea  Lmaaier;  La  Grdna  aad  Ofenerpaas  ia 
Minsterthal ,  »ja  es  gab  vielleicht  noch  nu>hreiiD  (aagt  dar 
Verf.) ;  denn  kein  anderes  Volk  baute  so  riele  und  ao  gale 
. Strassen f  wie  das  ritaaiscbe,«    Nur  zwei  deraaibfsi  lernen 
wir  ans  deia  Itia.  Aat  (p.  277)  and  der  rOpaU^^k^i^  Bdcha- 
karte  kennen: 

1)  ran   Bregena  nach  Char  und   ttbcr   den  Juliar  #dcr 
SepHner  nach  Conio  aad  Mailaad; 

S)  'MD  Br^gciia  aach  Char  uad  über  den  S^Mgan  uash 


Die  RSmUchen  A^ensiroisen  in  der  Schweb  eic.    135 

Coino.  Bic .Stationen  derselben:  liapidmia ,  Cunew  avrfNii 
und  Tarreasede  sind  aber  dunkel;  Meilensteine  wurden  Ma 
jetnt  hier  nii|;ends  gefunden.  Doch  halten  die  Bewohner 
diesen  .Landes  die  rttmiscben  Strassen  immer  noch  in  hohen 
Ehren ,  weil  sie  gut  gebaut  und  dem  Charakter  der  Berge 
und  den  Witteningsverhaltnissen  angemessen  sind.  ,|Die 
Römer,  sagt  der  Verf.,  wählten  fflr  den  Bau  der  Strasse 
inuDer,  wo  es  nur  irgend  möglich  war,  die  Sonnenseite  des 
Berges«  weil  dieselbe  warmer  und  trockener  i^t,  damit  im 
Winter  eine  geringere  Schneemasse  sich  aufhäufe  und  die 
Strasse  im  FrOhling  schneller  vom  Eise  befreit  werde«  Nicht 
minder  bemüht  waren  sie,  jene  Bergstellen  au  umgehen,  wo 
grosse  Schneemassen  ausammengeweht  werden  und  oft  m 
S0*>-<^  Puss  Hohe  sich  aufthflrmen,  oder  wo  Lauinen  oder 
Ueberschwemmuagen  den  Weg  Öfter  bedrohen.  Nach  dem 
Urtheile  der  Sachverständigen  sind  Oberhaupt  diese  Strassen 
mit  solcher  Vorsicht  ausgeführt,  dass  sie  auch  jetat  noch  in 
der  schlimmen  Jahreszeit,  im  Winter  vorngsweise,  benutat 
werden,  und  Viele  bedauern,  dass  die  neuem  Strassen  so 
oft  die  frohere  Richtung  verlassen  haben.  Die  ROmer  haben 
rieh  daher  in  diesen  Alpenthälern  ein  schönes  Denkmal  ge- 
stiftet, das  immer  noch  fortlebt  und  ihren  Ruhm  nicht  unter*- 
gehen  lässt*  Im  Einzelnen  behandelt  alsdann  der  Verf.  die 
Strasse  Ober  den  Julier  und  Septimer,  von  der  imBergell 
und  weiter  bedeutende  Reste  übrig  sind,  die  Strasse  Ober 
den  Septimer,  welche  er  jedoch  nur  aus  Erzählungen  einiger 
Bewohner  von  Silva  plana  und  Casaccia  kennt,  die  Strasse 
Ober  den  J  u  1  i  e  r,  auf  dessen  Hohe  noch  zwei  Säulen  stehen, 
die  von  einem  römischen  Tempel  herzurOhren  scheinen,  da 
hier  MOnzen  der  Kaiser  von  Augustus  bis  auf  Constantius 
gefunden  wurden.  Ob  die  Ableitung  des  Namens  Juli  er  von 
dem  Jul,  oder  Sonnengott,  welche  der  Verf.  billigt,  Stich 
halte,  bleibt  freilich  zu  untersuchen,  Avien.  6919  gedenkt  der 
Columna  Solis  an  der  Rhonequelle,  und  dies   mOchte  der 


126    Die  RßwHichen  Alptnilra»»en  in  der  Schtek  He. 

Verf.  avf  4eu  Jvlier  ileiiteny  wätirenl  Auire  icn  hohca 
Gtlenttoek  oberhalk  des  RhenegleUchen  iafBr  halten»  RR 
Fiel»  und  ürtheti  sammelt  der  Verf.  hier  jede  Spvr  rOmisdiea 
Baseins  ^  und  Mhrt  uns  dann  von  Chiarenna  dvrck  das 
Jakabstbal  Aber  den  SplOgen  auf  aHrOmisehen,  freHicb-  kSchsi 
schwierigen  Pfttden  bis  zur  Hffhe  und  nach  Cbur  binunter. 
Vom  SpMgen  abwärts  dureh  das  Schamser  Tbal  ist  der 
Weg  leiditer,  als  auf  der  ilalienisehen  Seite,  anfkninden. 
Bndlieb  betreten  wir  die  alte  Strasse  über  den  Monsavium 
(Montaquil  im  MMtelalte r),  welche  Mailand,  Cono,  Beliinsona 
(Bellitiona  beim  Geogn  Rav.  IV.  30.  p.  851.  ei.  Finder.)  be^ 
tihrt^  dann  die  Höbe  hinan ,  welche  bei  Luitprand  noch 
UNins  arinm  hefsst,  jetct  nacfi  der  Kapeile  des  im  Jahr  1444 
gestorbenen  heiligen  Bernhardin  von  Siena  Bernhardin 
genannt»  und  dann  in*s  Rbefaithal  hinabsteigt  Auch  hier 
fand  Herr  Meyer  die  alte  Sttuase  an  vielen  Stellen  vMIig 
erhalten,  und  sogar  theilweise  noch  im  Gebrandi.  Gewiss 
haben  whf  uns  CHUck  nu  wünschen,  dass  gerade  er  der 
schwierigen  Aufgabe  sich  untersag,  auch  in  diesen  veilaasenei 
Th&lem  4ie  Spuren  der  alten  «Herren  der  Welt**,  anfau- 
suchen,  die  flberall  das  Gleiche  verfcflnden,  den  Ruhm  der 
ewigen  Stadt. 

finster. 


k**i 


Jufim»cn0(fUlU  utOi  aklirt  onn  flmf.  ti.  Alitn  in  ülaiiQ. 

In  der  Zeitschrifk  des  Vereins  für  hessische  Geschiebte 
nnd  Landeskunde,  Bd.  VIH.  Hft.  L  S.  58—77.  (Kassel,  18M.) 
hat  Herr  firof.  K 1  e  i  n,  der  thatige  und  kundige  Exeget  der 
mittelrheinischen  Alterthtlmer  und  Inschriften,  die  aus  der 
Zeit  der  Rtfmerherrschaft  in  dem  Kurfflrstenthum  gefiindrnen 
und  grossen  theils  im  Museum  zu  Kassel  aufbewahrten  Deuki 
mftier  mit  römischen  Inscbriften  zusammengestellt  und  mit 
beigeftigten  literarischen  Nachweisungen  erklart.  Allen 
Freunden  epigraphischer  Studien  wird  diese  Arbeit  eine  will- 
kommene Oabe  sein,  denn  nur  durch  solche  auf  Autopsie 
gegründete  Special-Sammlungen  wird  der  Inschriftenschati 
der  Rhein-,  Main-  und  Neckargebiete  vervollständigt  werden. 

Die  erste  Abtheilung  der  Klein'schen  Sammlung  enthäR 
die  Inschriften,  welche  auf  kurfürstlich -hessischem  Boden 
selbst  gefhuden  worden  sind,  und  zwar  bei  Grosskrotzenburg, 
Hanau,  Rfickingen  und  Bergen,  wo  eine  Abtheilung  der 
XXII.  Legion,  die  ihr  Standquartier  lange  Zeit  in  Mains 
hatte,  gestanden  hat.  Die  näheren  Nachweisungen  hierü^ 
giebt  des  Herrn  Verf.  Schrift :  üeber  die  Legionen,  welche 
in  Obergermanien  standen.   Mainz  1853. 

Im  zweiten  Abschnitte,  stellt  der  Verf.  die  Inschrinen  zu- 
zammen,  welche  ausserhalb  der  Grenzen  Jes  Kurfürstenthums 
Hessen  gefunden  wurden,  aber  im  Museum  zu  Kassel  auf- 
bewahrt werden«  Von  diesen  hatte  sechs  bei  Zahlbach  in 
der  Nabe  von  Maimi  gefilindene  schon  der  Pater  P^ehs  in 
zeiiier  Cksdricfate  von  Mainz  bekannt  genmcht,  eben  so  eine 
bei  Weisenau  unweit  Mainz  an  d^  Heerstrksse  aufjgegrabene 


128    Laieimsche  Imchriflen  des  Kurfürtienümm»  Hessen. 

1778  YerOffentlieht.  Dms  autgerdem  noch  swd  in  der  Nike 
von  Mainx  gefundenen  Grabsteine  rOmiscber  Soldaten  ait 
Bildwerk  und  Schrift  in  Dresden  im  kOnigL  Mnseini  der 
Gypsabgflsse  aufbewahrt  werden,  giebt  Hettner's  Katalog  dieser 
Sammlnog  unter  Nro.  286  nnr  kurs  an,  ohne  nähere  Be» 
Schreibung  des  Bildwerks  und  ohne  die  Inschriften. 

Bei  der  Zusamoienstellung  der  Kasselscben  Insehriften 
scheint  der  Verf.  die  Beschreibung  des  Museoms  in  Kassel 
¥on  Friedrich  Stoltx  (Kassel,  1838)  nicht  gekannt  n 
haben,  da  er  mehrere  Steinschriften,  welche  er  num  ereten- 
male  verttiTentlicht  zu  haben  glaubt,  in  der  Stolts'schen  Be- 
schreibang  schon  abgedruckt  —  theilweise  freilich  nicht  gans 
richtig  —  bitte  fnden  kttnnen.  So  finden  sich  die  Grabsteine 
Nro.  87  u.  88  bei  Klein  abgedruckt,  bei  StoKn  unter  Nro.  TS 
u.  78,  eben  so  Nro.  74,  welche  der  Ver£  als  sum  «entenmale 
von  ihm  citirte*  beneichnet.  Wie  ich  aus  eigener,  wenn 
auch  nur  flflchtiger  Anschauung  der  Rasseischen  Denkmäler 
vermuthen  darf,  hat  Herr  Prof.  Klein  die  Inschriften  nicht 
alle  selbst  copiert,  so  dass  nu  deren  Berichtigung  eine  noch- 
malige sorgttltige  Eerision  nöthig  sein  mOcfate.  Anch  fehlt 
in  seiner  Zusammenstellung  die  genaue  Angabe  der  Grdsse. 
Die  Anführung  der  dort  befindlichen  griechischen  Inschriften 
lag  freilich  ausser  dem  Plane  des  Verf.,  aber  die  rdmischen 
Denkmäler  mit  Bildwerk  ohne  Schrift,  wie  der  durch  P.  Fuchs 
bekannt  gemachte  merkwärdige  Altar  mit  den  calendarischea 
Göttern  jEur  Bezeichnung  der  Wochentage  (Nro.  M  des  Stoits*»- 


*)  Als  Verf.  im  Sept.  des  Jahres  1859  in  Kassel  war,  um  das 
Museum  zu  besiolitigen,  war  dasselbe  auf  karfSrstUohen  BefeU 
dem  Publikum  nicht  zugSngllohi  und  nur  durch  die  besondere 
Gefüllgkeit  eines  hochgestellten  Beamten  erUeli  er  aof  kane 
Zeit  EinlasSy  so  dass  es  Ihm  nicht  mSgUoh  war,  Abiehilflsa 
TOB  den  Steinen  zu  nehmen.  Ein  Münadlebitahl  hatte  jenes 
Verbot  yeranlassti  das  nun  wieder  anfj^^ehoben  Ist 


ZtuammengesieUi  und  erklärt  tan  Prof.  K.  Klein  in  Main».  129 

ficben  Catalogs,  S.  77)  and  einige  andere  bfttien  doch  können 
mit  aufgefftbrt  werden. 

Auf  der  obern  oder  äussern  Seite  des  Deckels  eines  kleinen 
Steinsarges  stehen  die  noch  leserlichen  Buchstaben  SNORCF, 
aus  welchen  die  Verf.  den  Namen  «Snor,  des  Cajus  Sohn^ 
herausgefunden  hat.  Ich  glaube  darin  einen  equeS  NORicae 
(oder  Noricorum)  Cohortis  I.  zu  finden.  Die  nur  zum  Theil 
verfallene  Schrift  auf  der  Innern  Seite  desselben  Deckels 
bezieht  sich  wohl  nicht  unmittelbar  auf  den  Verstorbenen, 
sondern  enthielt  die  Angabe,  unter  welchem  Kaiser  der  Stein- 
sarg gemacht  ist,  denn  nur  auf  jenen  können  sich  die  Worte 
TRibuniciae  Potestatis  V.  COS.  (consul)  II  (iterum)  Pater 
(patriae)  beziehen.  Der  erste  Buchstabe  D,  der  vor  TR. 
ateht,  ist  unsicher,  daher  ich  mich  einer  Erklärung  enthalte. 
Da  nach  des  Verf.  richtiger  Bemerkung  die  angegebene 
Jahresbezeichnung  nur  bei  den  Kaisern  Commodus,  Septimius 
Severus,  Gordianus  und  Aurelianus  vorkommt,  nehmlich  in 
den  Jahren  165,  197,  242  und  275,  so  muss  dass  Denkmal 
aus  einem  dieser  Jahre  herrtthren.  Das  Fragment  Nro.  91  bei 
Stoltz  ist  vom  Verf.  nicht  angeftihrt;  es  heisst: 

.  .  .  .  NIA  MIL  (es) 
LEG.  XXI.  RAP. 
Es  ist  das  Denkmal  eines  Soldaten  der  22sten  Legion,  die 
bekanntlich  den  Beinamen  Rapax  führte. 

Zu  den  christlichen  Grabinschriften  Nro.  27  und  29  der 
Klein'schen  Zusammstellung  rechne  ich  auch  Nro.  23,  bei  Stoltz 
Nro.  71,  eine  marmorne  Votivtafel,  welche  in  dem  steinernen 
Sargdeckel  oben  eingelegt  war,  wie  dergleichen  auf  der 
Steinsärgen  von  Trier  häufig  vorkommen.  Die  Inschrift 
heisst : 

ET  MEMORIAE  AET(ernae) 
D.  SEVERINAE.  MAT.  DVLC.  M. 
PIENT.  B.  M.  SEVERI 
NA  (eine  Ascia)  F.  F.  (filia  posuit.) 

9 


130    Lateinische  budiriflen  des  Kurfürsknümns  Hessen. 

Das  ET  vor  memoriae  verbinde  man  mit  den  ra  Anfange 
und  zu  Ende  der  zweiten  (nicht  der  dritten,  wie  der  VerL 
angiebt)  Zeile  stehenden  D.  —  M.  Diis  Hanibns.  Dass  diese 
heidnische  Formel  auch  auf  christlichen  Grabdenkmtlem  Mch 
vorkommt,  beweisen  nnbezweifelt  christliche  Denkmäler.  S. 
Steiner's  Sammlunjj^  und  Erklärung  altchristlicher  Inschriften 
im  Rheingebiete  (Seligenstadt,  1853)  S.  38  Nro.  86.  Herr  Prof. 
Becker  in  Frankfurt  mttge  also  in  seiner  demnftchst  so  er- 
wartenden  Zusammenstellung  der  ältesten  Spuren  des  Ckri- 
stenthums  am  Mittelrhein  auf  dieses  im  Kassel'schen  Mweam 
befindliche  christliche  Denkmal  aus  der  letzten  römiscben 
Periode,  wo  Heidnisches  und  Christliches  noch  neben  einander 
bestand,  berflcksichtigen«  Die  memoria  aeterna  und  mater 
dulcissima,  pientissima^  bene  mereiis  fehlen  auf  äbnlicbca 
christlichen  Grabsteinen  nicht« 
Dass  das  Fragment  Nro.  17  bei  Klein,  Nro.  90  bei  StoMz, 

ACABKV 

ESPASI 

ANMPPT 

RPCOS 
sich  auf  den  Kaiser  Vespasianns  bezieht,  ist  wohl  nicht  zu 
bezweifeln,  denn  offenbar  enthalt.en  die  Buchstaben  (K  der 
ersten  Zeile  soll  wohl  S  sein)  die  Namen:  Caesar  Vespasia- 
nns (Imp.)  Pater  Patriae,  Tßib.  Potestaiis,  Coosul.  Ob  das 
A  zu.  Anfange  der  ersten  Zeile  der  letzte  Budistahe  eines 
Wortes  oder  die  Präposition  ist,  lAsst  sich  nicht  entschei« 
den.  Nur  eine  sorgfähige  Untersuchung  der  verstümmelten 
Schrift  kann  zur  richtigen  Lösung  fahren»  In  der  yweken 
Zeile  hat  Herr  Prof,  Klein  die  gewiss  unrichtige  Lesart 
ESRASI  statt  ESPASI.  Fuchs  im  1.  Bde.  die  Oescfa.  von 
Mainz  S.  228.  n.  XIIL  Usst  das  erste  A  ganz  weg.  Auch 
sagt  er,  dass  er  die  Schrift  selbst  abgeschrieben  habe,  aber 
gewiss  nicht  ganz  richtige  denn  dass  sie,  wie  der  neueste 
Herausgeber  bemerkt  ,aiif  dem  Stein  deutUcli  zn  lesen*  sei, 


ZusamrnengestelU  und  erklärt  van  Prof.  K.  Klein  m  Main».  131 

mochte  ich  bezweifeln,  und  Fuchs  nennt  die  Buchstaben  «sehr 
unArmliche^  Da  Herr  Prof.  Klein  leicht  Gelegenheit  hat,  sich 
an  Ort  und  Stelle  durch  Autopsie  von  der  Richtigkeit  oder 
Unrichtigkeit  dieser  Bemerkungen  zu  überzeugen  und  das 
Richtige  zu  finden,  so  glaube  ich  ihn  im  Interesse  der  Epi- 
graphie  und  Geschichte  darum  freundlichst  ersuchen  und  den 
Vorschlag  machen  zu  dürfen,  die  berichtigten  kurfürstlich- 
hessischen  mit  denen  im  Orossherzogthum  Hessen-Darmstadt, 
so  wie  mit  denen  in  der  Landgrafschaft  Hessen-Homburg 
vereinigt  herauszugeben,  wie  die  im  Herzogthum  Nassau 
befindlichen  und  gefundenen  Denkmäler  mit  Inschriften  das 
Glück  einer  wissenschaftlichen  Bearbeitung  und  Herausgabe 
durch  den  Herrn  Verf.  erfahren  haben.  Schliesslich  muss 
ich  meinen  Herrn  CoUegen  in  Mainz  noch  ersuchen,  bei  der  vor- 
geschlagenen Revision  der  Inschriften-Steine  im  Museum  zu 
Kassel  ja  nicht  die  Lampen  und  Legionsziegel  mit  Stempeln 
fibersehen  zu  wollen.  Sie  sind  leider  in  verschiedenen  Glas- 
schränken  zwischen  alten  und  neuen  Kunstsachen  und  Guriosi- 
täten  zu  suchen,  doch  werden  die  meisten  in  den  Schranken 
des  vierten  Zimmers  aufbewahrt^  besonders  in  den  mit  D.  E. 
F.  G.  bezeichneten,  die  sehr  viele  bis  dahin  noch  nicht  bekannte 
und  nicht  beschriebene  Anticaglien  von  Bronze  und  Terra 
cotta  enthalten,  welche  einer  wissenschaftlichen  Untersuchung 
werth  sind.  Von  den  grösseren  Antiken,  Statuen  und  Basreliefs 
sind  nur  einige  von  Gksner,  andere  von  dem  Oberhofrath 
und  Director  VOlkel.  in  Welcker's  Zeitschrift  f.  Archäologie 
H.  1.  S.  151  ft,  und  die  berühmte  Bronzestatue  der  Victoria 
von  C.  A.  Büttiger  beschrieben.  Ein  umfassendes  Verzeich- 
ntss  der  Antiken  des  auch  an  Gemmen  reichen  Kasseischen 
Museums  fehlt  noch,  würde  aber  jedem  Besucher  desselben 
willkommen  sein. 

Wesel,  im  März  1861. 

Prof.  Dr«  iFiddler. 


IT.    Hiscellei. 


1)  üeber  die  Fände  bei  Beckum,  Regiernngs-Bezirk 
Münster,  im  Monat  April  1860.  Im  Monat  April  Torigen  Jakret 
fanden  sich  beim  Drainiren  eines  QrundstUoksi  etwa  15  Minuten  süd- 
westlich  Ton  Beckum,  1  Vi  bis  1  Vt  Fuss  tief,  Ueberresta  von  mensoUieken 
Skeletten  und  yon  Pferdegerippen,  ausserdem  Waffen  und  andere 
Alterthümer.  Die  Sacken  wurden  Ton  mir  erworben  und  beschrieben« 
Sie  bestehen  aus  folgenden  Stücken: 

1)  Zwei  Schwertklingen,  ohne  Grat  und  ohne  Parirstange,  einschnei- 
dig, —  die  eine,  mit  dem  Dorn  von  4  Zoll,  19  Zoll  Rheinl.  lang' 
BunSchst  am  Dom  IV4  Zoll  breit,  —  die  andere,  mit  dem  Dom  von 
3  Zoll  10  Linien,  16%  Zoll  lang,  am  Dom  1%  ZoU  breit.  ^  2)  Zwei 
eiserne  Spitzen  von  Wurf-  oder  Stosswaffen.  Der  untere  Theil  ist 
rund  und  hat  eine  Höhlung  für  den  Schaft;  der  obere  Theil  fast 
platt,  ähnlich  dem  länglichen  Blatte  einer  Weide,  und  läuft  nach 
beiden  Seiten  in  eine  Schneide,  am  Ende  in  eine  Spitze  aus.  —  Ein 
Stück  ist  14Vji  Zoll  lang,  unten,  wo  die  Höhlung,  IVs  Zoll,  oben,  wo 
es  sich  am  weitesten  ausdehnt,  l'/4  Zoll  breit;  —  das  andere  IS'/s  Zoll 
lang,  Ton  derselben  Breite  wie  jenes.  Nach  dem  Dictionnaire  des 
Antiquit^s  romaines  par  Anton  Rieh,  traduit  de  TAnglals  sous  Is 
direction  de  Ch^ruel,  Paris  1859,  wurde  das  romisohe  Pilnm  als 
Wurfspeer  und,  wenn  die  Umstände  es  geboten,  als  Pike  gebraucht; 
obgleich  kürzer  wie  die  Lanze,  hatte  es  doch  eine  stärkere  und  längere 
Eisenspitze.  Der  Schaft  steckte  in  dieser;  das  Holz,  soweit  es  nicht 
die  Höhlang  füllte,  war  Yon  derselben  Länge,  wie  die  Eisenspitze.  — 
8)  Zwei  Ueberreste  yon  Messern  oder  Dolchen,  6  und  4%  Zoll  lang. 
—  4)  Ein  länglich  plattes  Stück  Eisen,  ungefähr  4  Linien  breit,  4  Zoll 
lang,  in  der  Mitte  mit  einer  kleinen  Torspringenden  Schneide.    Das 


MüoetteH.  133 

Stück  ist  den  Instrnmenton  Khnlioh,  welche  jetzt  noch  sum  Aderlässen 
der  Pferde  gebraucht  werden.  —  5)  Zwei  Stücke  Yon  Bronze,  an- 
scheinend das  Heft  oder  die  Scheide  einer  dabei  gefundenen  Lanzette 
Ton  BroDze.  Diese  hat  in  der  MittOi  jedoch  üur  an  einer  Seite,  einen 
Grat  und  ist  2  Zoll  5  Linien  lang.  —  6)  Vierzehn  Stücke  Yon  Bronze, 
augenscheinlich  Theile  Yon  Schnallen  und  Brechen.  Bei  der  chemi- 
echen Untersuchung  hat  sich  herausgestellt,  dass  die  Bronze  aus  einer 
.Mischung  Ton  Kupfer  und  Zinn  besteht,  also  antik  ist  —  7)  Eine 
Pferdetrense  yon  Bronze  mit  einem  Gelenk  in  der  Mitte.  Jede  Hälfte 
endet  m!t  einem  Ring,  woran  eine  Kette  befestigt  war,  dann  folgt 
eine  Art  Kugel  von  etwa  8  Linien  im  Durohmesser,  durchbohrt;  die 
dadurch  entstandene  runde  Oeffnung  ist  an  beiden  Seiten  durch  PlStt- 
chen  in  zwei  gleich  grosse  Theile  getheilt,  an  der  Kugel  sitzt  die 
durch  das  Maul  des  Thieres  gehende  Stange.  Jede  Hälfte  ist,  den 
Ring  einbegriffen,  4Vi  Zoll,  die  ganze  Trense  also  SV«  Zoll,  das 
eigentliche  Gebiss  nur  etwa  ö'/i  Zoll  lang.  —  8)  Eine  Trense  Ton 
Eisen,  ähnlich  der  ToHgen,  hat  aber  nach  aussen  an  beiden  Seiten, 
wo  die  bronzene  eine  Kugel,  einen  Ring,  durch  welchen  eine  etwas 
gekrümmte  Stange  Yon  5  Zoll  Länge  geht.  —  Die  Römer  gebrauch- 
ten Trensen  der  hier  beschriebenen  Art.  Gochet,  S^pultures  gauloises, 
romaines  etc.  Ronen  1857,  pag.  233.  —  9)  Zwei  Rosetten  zum  Pferde- 
geschirr Yon  Bronze  mit  Verzierungen,  jede  im  Durchmesser  1  Zoll 
7  Linien  haltend.  —  10)  Zwei  desgleichen  Ton  Eisen,  in  der  Mitte 
mit  Bronzekn5pfen,  haltend  Im  Durchmesser  2  Zoll  4  Linien.  —  11) 
Mehrere  Theile  Ton  Trensen,  dann  grössere  und  kleinere  eiserne  Ringe, 
Stücke  Yon  Ketten  etc.  —  12)  Eine  kleine  Zange  oder  Plnoette  Yon 
Bronze,  mit  dem  daran  befestigten  Ringe  4  Zoll  lang,  noch  elastisch. 
Sie  wird  nach  unten  hin,  wo  die  beiden  Arme  aneinander  gedrückt 
werden  können,  etwas  breiter  und  hält  hier  reichlich  4  Linien.  Jeder 
Arm  hat  an  der  Aussenseite  die  eingegrabenen  hier  genau  nachgebil- 
deten Zeichen 

XIX 

Unter  den  Legionen  des  Varianischen  Heeres,  welche  im  Teuto- 
burger  Walde  ihren  Untergang  fanden,  war,  wie  wir  bestimmt  wissen, 
die  neunzehnte.  Dem  römischen  Heere  unter  Germanicus  gelaug  Im 
Herbst  15  auf  dem  Zuge  dem  linken  Ufer  der  Ems  entlang  bis  etwa 
Rietberg  die  Wiedereroberung  des  Adlers  der  19.  Legion  (Tacit.  Ann. 
I.  60).    Die  römischen  Soldaten  hatten  auf  den  Ziegeln,  welche  sie 


134  MisceUm. 

Terfartfgten  odar  Tarfertlgen  Ueaami,  die  Nummer  ihrer  Legion.  Sollte 
die  Nummer  nicht  eaeh  auf  andere  Saehen,  die  lie  mit  sieh  fShiten, 
gesetst  sein?  Es  Ist  sehr  wohl  mdglioh,  dass  das  Instrument  Ton  der 
19.  Legion  herrShrt 

Noch  sind  gefanden:  18)  £^n  grosser  Zalin  Yon  einem  HShlenibiren, 
an  einem  Ende  durchbohrt.  14)  Gegen  80  Stflok  sog.  oeltieehe  Korallen 
aus  Qlasflnssy  Kieself  gemischt  mit  Feldspath,  terra  eotta  etc.  sum 
Theil  mit  allerhand  Versierangen,  Ton  2  bis  5  Linien  im  Durelunesser, 
rund,  Unglioh  rund  etc.,  blau,  hellblau^  gelb,  roth,  braun  gefirbt, 
ganz  ähnlich  den  bei  Nordendorf  in  Bayern  gefundenen.  (Die  uralten 
Grabstätten  bei  Nordendorf,  Ton  Dr.  Ton  Kaiser,  und  Fortsetsong, 
Augsburg  1844  und  1847.) 

Die  Skelette  und  Pferdegerippe  zerfielen  bei  der  geringsten  Beiffli- 
rung.  Es  konnten  nur  Stücke  yon  Mcnschenschftdeln  und  Ton  Pferde- 
knoohcn  aufgenommen  werden. 

Die  eisernen  Spitzen  Ton  Stosswaffen  (Nr.*  2  oben)  sind  ganz  so 
beschaffen,  wie  die  in  dem  Werke  ,yDenkm&ler  Ton  Castra  retera  eto., 
in  Hottben*s  Antlquarlum  In  Xanten*',  Tafel  47,  abgebildeten,  die 
Korallen  (Nr.  14)  wie  der  Schmuck  auf  Tafel  22  Nr.  2. 

Die  erste  Nummer  des  Gorrespondenzblattes  des  Gesammtreretus 
der  deutschen  Gesohichts-  und  Alterthums  -  Vereine  für  dieses  Jahr 
enthiüt  eine  Beschreibung,  welche  Ton  der  meinigen  fast  in  aUen 
Punkten  abweicht  loh  finde  mich  desshalb  yeranlasst,  hierdurch  zu 
erklären,  dass  meine  Beschreibung  mit  Sorgfalt  aufgenommen  ist  und 
ich  daran  nach  nochmaliger  Untersuchung  nichts  zu  ändern  finde.  Zu 
bemerken  habe  ich  jedoch  Nachstehendes. 

a.  Zu  6  oben.  Der  Verfasser  der  neuen  Beschreibung  nennt  das 
Instrument  ein  Taschenmesser.  Mehrere  Aerzte,  die  es  besichtigt, 
erkannten  darin  eine  Lanzette.  Das  Instrument  hat  oben  in  der  Mitte 
einen  Grat,  unten  eine  geringe  Aush^Uung  und  gleicht  dem  oberen 
Theile  eines  Babensohnabels,  iveshalb  es  wohl  als  dasjenige  chirur- 
gische Werkzeug  angesehen  werden  kann,  das  ^e  Romer  eorros 
nannten.    (Celsus  VII,  9.) 

b.  Zu  12  oben.  Dieses  Instrument,  eine  Tolsella,  ist  mit  Lack  oder 
Firniss  dünn  fibenogen.  (Plinius  Eist,  nai  34  §§.  9  u.  81.)  Ee  eat- 
hält  nur  drei  in  das  MetaU  eingegrabene  Zeichen,  nehmlieh  KIX 
nicht  Tier,  wie  nach  der  Zeichnung  neben  dem  neneceii  Beciehi 
Aus  einer  Lücke  im  Ueberzug»  die   ungefähr  einem  Stiieh   ähnlsh 


MUceUen.  185 

eiehf,  hat  der  Beriohtserstatter  das  yierte  Zeichen  I  gemacht.  So 
bringt  er  die  räthselhafte  Zahl  IXIX  heraus. 

Das  oben  angezogene  Werk  Ton  A.  Rieh  hat  Seite  711  bei  dem 
Art.  „Yolsella"  die  Abbildung  eines  ganz  ähnlichen  bei  Rom  ansge- 
grabenen  Instruments.  Auch  in  Frankreich  und  Deutschland  sind 
derartige  Instrumente  in  Urnen  gefunden. 

Ob  die  Zahl  XIX  als  ein  Legionszeichen  angesehen  werden  kann, 
mag  Yorrest  dahin  gestellt  bleiben.  Beachtenswerth  ist  es  aber  gewiss, 
dass  das  Instrument  In  derselben  Qegend  angetroffen  worden,  in  der 
die  lUJmer  6  Jahre  nach  der  Schlacht  im  Teutoburger  Walde  den 
Adler  der  .neunzehnten  Legion  wieder  eroberten.  Unberücksichtigt 
darf  auch  nicht  bleiben,  dass  drei  chirurgische  Instrumente  nahe  zu- 
sammen gefunden  sind,  (Nr.  4,  5,  12  oben),  also  die  Vermuthung  nahe 
liegt,  dass  an  der  Stelle  ein  Arzt  gefallen.  Die  Aerzte  der  Römer 
waren  fast  ausschliesslich  Sklayen;  es  lässt  sich  wohl  als  möglich 
denken)  dass  ihnen  Instrumente  geliefert  wurden,  die  mit  den  Zeichen 
der  betreffenden  Legion  yersehen  waren. 

o.  Die  Stücke  von  Brechen  (Nr.  6  oben)  haben  ebenfalls  einen 
dünnen  Ueberzug  von  Lack  oder  dergl.  und  entweder  gar  keine,  oder 
doch  nur  ganz  dnfache  Verzierungen  aas  Linien  und  kleinen  Doppel- 
kreisen bestehend. 

d.  Beim  Zuwerfen  der  Gräben  für  die  Drainröhren  fanden  sich  noch 
folgende  früher  nicht  beeohriebene  Sachen: 

aa.  Eine  gut  erhaltene  und  sehr  gut  gearbeitete  Lanzen-  oder  Pilum. 
spitze.  Die  eigentliche  Spitze,  auf  beiden  Seiten  mit  einem  Grat 
Tersehen,  ist  1  Fuss,  die  Tülle  V«  ^*0  l^^g. 

bb.  Zwei  eiserne  OTale  Schnallen,  jede  V/t  Zoll  lang,  10  Linien 
breit,  mit  bronzenem  Dom. 

cc.  Ein  kreisrunder  massiver  Ring  yon  Bronze,  im  Durohmesser 
1  Zoll  6  Linien  haltend.  Die  Wand  des  Ringes,  8  Linien  breit,  ist 
nicht  rund,  sondern  Tiereckig. 

0.  Auch  in  den  Feldern  an  den  Seiten  des  drainirten  Grundstücks 
finden  sich  viele  nur  theilweise  erhaltene  Menschenknochen. 

Der  Verfasser  der  neueren  Beschreibung  nimmt  an,  dass  die  Saohen 
Ton  einer  Sohlacht  zwischen  den  Franken  und  Sachsen  im  Jahre  784 
herrühren.     Wörtlich  spricht  er  sich  dahin  aus: 

„Es  wird  in  £ginhard*s  Annalen  einer  den  Sachsen  im  Dreingau 
unfern  der  Lippe  gelieferten  Schlacht,   worin  dieselben  geschlagen, 


136  MUeMm. 

umständlich  erw&hnt.  Der  in  Bede  stehende  Fandort  liegt  bekmnnttteh 
im  Dreingau  and  in  der  Nahe  der  Lippe.  Daa  Schlaohtfeld  ist  daher 
wohl  das  Terrain,  worin  diese  Gegenstände  gefanden  word«i> 

Dagegen  zon&ohst  die  Bemerkung»  dass  der  Fundort  Tom  naohsten 
Punkte  an  der  Lippe,  wohin  aber  nooh  heatigen  Tages  kein  Weg 
führt,  über  1  Meile  entfernt  ist  —  Der  Fandort  liegt  also  nicht  in 
der  Nähe  der  Lippe,  ist  überdem  Ton  diesem  Flosse  darch  ein  höehst 
schwieriges  Terrain  getrennt 
Ueber  das  Treffen  im  Jahre  784  finde  ich  folgende  Naehziohten: 
Annales  Eginhardi  ad  A.  784. 

^CaroluB  rero  filias  ejus,  cum  ei  iter  agenti  in  pago  Draigai, 
juxta  Lippiam  fluTiam,   ooeurrisset   exeroitus   commisso   oam 
eis  eqaestri  prelio,  felici  et  prospero    dimioavit  eTenitu.    Nam 
magno  eorom  numero  interfeoto  exterris  in  diyersa  fbgatis  Tiotor 
ad  patrem  Wormatiam  reversus  est.' 
Annales  Bertiani  ad  A.  784,  aaeh  Ann.  Laorlss.  a.  784  (Perti  1, 107) 
ffWestfalia  Tero  yolaerunt  se  c<Rigregare  ad  Idpplam,  quo  aadito 
Carolas  filias  Domini  Regis  Caroli  obyiam  eis  aocessit  ona  cum 
soara,  qoae  cum  cum  demissa  erat  in  pago,  qoi  dloitor  Dragini, 
et  inierant  bellum.     Et  auxiliante  Deo   Carolas  minor   Tictor 
extitit  ona  cum  Francis,  maltis  Saxonibus  interfectis  etc.* 
Es  war  ein  Reitertreffen,  worin  diesen  Nachrichten  safolge  Carl  der 
Jüngere  siegte.   Die  hügelige,  noch  jetst  mit  vielen  Waldungen  bedeckte, 
unwegsame,  fast  unsngängUohe   Qegend  Ton  Beckum  würde  für  eb 
Treffen,   woran   fränkischer   Seits   hauptsächlich   oder   ausechliessHeh 
KaTallerie  Thefl  nahm,  sehr  Übel  gewählt  gewesen  sein.   Aeltere  Schrill- 
steiler,   darunter  Kleinsorgen,  yerlegen  das  Sohlachtfeld  nach  Cappel 
bei  Lippstodt   Die  Westphalia  von  Dr.  Tross,  Jahrgang  1825, 4*.  S.  119 
enthält  darüber  Nachstehendes: 

„Schliesslich  mSchte  ich  auf  eine  Stelle  in  WitÜi  historia  WestphalU 
auftnerksam  machen.  Nachdem  er  nehmÜch  yon  den  Schlachten  Karls 
des  Grossen  gegen  die  Sachsen  geredet,  macht  er  die  Bemerkung:  es 
seien  sonst  noch  manche  Schlachten  Torgefallen  an  der  Lippe  und 
Weser,  insbesondere  da,  wo  jetzt  Lippstadt  liege.  Bei  Cappelen  seien 
die  Todten  begraben,  und  schliesst  mit  den  Worten:  «nln  ci^jiu  rsi 
argumentum  nostris  temporibus,  dum  pro  reformatione  monasterii 
(Liesbom.)  terra  fodiebatur,  inter  mortuorum  ossa  etiam  arma  et 
lorioas,  terra  pene  oonsumptas,  e  soll  visceribus  extractus  Tidimus, 


tt« 


137 

Dieses  berichtet  Witte  ftls  Augenzeugei  der  zu  Lippstadt  geboren, 
1520  als  M5noh  za  Liesborn  starb." 

Diese  Nachrichten  berechügen  eben  nicht  zur  Annahme  des  Kampf, 
platzes  Yom  Jahre  784  in  den  Feldern  bei  Beckum.  Darüber,  In 
welcher  Zeit  die  Schlacht  geschlagen  worden,  Ton  der  die  in  diesen 
Feldern  ruhenden  Leichen  etc.  herrühren,  werden  nur  die  aufgefun- 
denen Sachen  Aufschluss  geben  können.  Es  scheint  nicht  rocht  glaub- 
lich, dass  die  leichten  gut  gearbeiteten  Lanzen-  oder  Pilamspitzen, 
die  zierlichen  Rosetten  (yom  Verfasser  des  neuen  Berichts  gar  nicht 
richtig  gezeichnet),  die  chirurgischen  Instrumente  und  andere  Stücke 
dem  neunten  Jahrhundert  angehören  sollten.  — 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  bei  den  Pferdegerippen  wohl  Trensen, 
Rosetten,  Schnallen  und  dergl.  aber  weder  Hufeisen  noch  Steigbügel 
angetroffen  sind. 

Hamm,  April  1861. 

Essellen. 


2}  Bonn.  Im  26.  Hefte  p.  191  dieser  Jahrbücher  wurden  die  Beste 
römischen  Anbaues  am  Yorgebirge  zu  Kessenioh  Tormeldet.  Es  seheint, 
dass  sich  parallel  der  römischen  Fundlinie  am  Rhein  eine  zweite  am 
Vorgebirge  hinzieht,  denn  unterhalb  Eessenich  haben  sich  nach 
Endenich  zu,  besonders  bei  den  Bauten  der  Herrn  Michels  und  Dr. 
Herz,  oberhalb  bei  Friesdorf  Spuren  römischer  Niederlassungen  ge- 
fanden. Die  Ueberreste  bei  Friesdorf,  freilich  an  und  für  sich  nur 
zusammenh^ingslose  Trümmerstücke,  lassen  kostbarere  Bauten  Toraus- 
setzen,  als  unsere  bisherigen  hiesigen  Funde  sie  constatiren.  Eine 
Menge  bunter  Marmortäfelchen,  bestimmt  zur  Zusammensetzung  geo- 
metrischer Figuren  an  Fussböden,  Reste  von  oannelirten  Säulenschäften 
u.  s.  w.  wurden  von  uns  gesehen  und  zum  Theil  erworben.  Die  Fund- 
stelle befindet  sich  oberhalb  Friesdorf  am  Bergabhange  der  Schlucht, 
welche  die  Woltersche  Bierbrauerei  umschliesst. 

£.  atts*m  Weerth. 

3)  Aachen.  Bei  der  im  Frühjahre  1861  geschehenen  Fundamen- 
tirung  einer  neuen  Badehalle  in  der  Edelstrasse,  stiess  man  auf  die 
mächtigen  Substruotionen  eines  römischen  Gebäudes  und  fand  zugleich 
eine  Menge  Trümmer  yon  Ziegeln,  Urnen,  Fläsohchen  u.  s.  w.    Ein- 


138  Mi$cellen. 

seine  AntioagUen  dieses  Fundes  befinden  doh  auf  dem  Hathliaiue  la 
Aachen.  Ueber  die  bei  Burtscheid  entdeckte  rOmisöhe  Wasserleitong, 
wie  über  die  abermalige  Nachgrabung  Im  Münster  an  Aachen  nach 
dem  Grabe  Carls  d.  Gr.  berichten  unsere  Jahrbücher  ausführlich  im 
nlohsten  alsbald  folgenden  Hefte. 

E.  aus'm  W«erth. 

4)  Bonn.  BSmisohe  Alterthümer,  gefunden  im  Februar 
1862  zwischen  Rederund  Weingarten  bei  Münstereifel. 
Bei  Vertiefung  einer  Grube  in  der  Kähe  des  RSmer-Kanals  bei  dem 
Dorfe  Weingarten  und  des  dort  vor  einigen  Jahren  bei  dem  Baue  einer 
Strasse  aufgefundenen  röraischen  Bades  ^d  folgende  GegenstSnde 
KU  Tage  gefordert  worden:  1  Fibula,  2  kleine  Lampen,  1  Salben- 
fläsohchen,  3  kupferne  und  6  eiserne  NSgel,  einige  Marmortafelchen 
und  mehrere  Fragmente  Ton  römischen  Vasen  aus  terra  sigillata  mit 
allerlei  Verzierungen,  als  Hunde,  Haasen,  Mohnköpfe,  Weinreben 
mit  Buttern  und  Trauben  u.  s.  w.^  Dann  mehrere  romische  Münsen, 
als:  Vespasianus,  in  Gold.  IMF  VESP  AVG  P  M  COS  im 
Kopf  mit  Lorbeer  gekrönt.  Rer.  IMF,  der  Kaiser  in  einer  Quadriga 
eitzend,  in  der  Rechten  einen  Stab  haltend. 

Nemausus,  eine  zwar  sehr  häufig  Torkommende  Münze,  die  aber, 
ihrer  seltenen  Schönheit  und  des  ungewöhnlichen  Fundortes  wegen 
Tcrdtent  hier  genannt  zu  werden. 

Trajanus,  in  Silber  8^  Grösse,  mit  der  Büste  der  Maitsians, 
der  Schwester  Trajans,  auf  der  Rückseite;  eine  höchst  seltene  Münze, 
die  aber  leider  idoht  sehr  gut  erhalten  ist. 

Vibius  Voluslanus  in  Silber:  IMF  CAES  VIB  VOLVSIANVS 
AVG.  Kopf  des  Kaisers  mit  einer  Strahlenkrone.  Rot.  VIRTVS  AVG. 
Mars  in  Rüstung  mit  Schild  und  Lanze. 

Constantius  Gallus,  in  Erz  3«  Grösse  D  N  CO  NST  AKTIVS 
NOB  CAES.  Büste  des  Constantius  mit  naktem  Kopf.  Rot.  FEL 
TEMP  REPARATIO,  unten :  ALEX.,  ein  Soldat,  welcher  im  Begriffe 
ist,  einen  neben  ihm  stehenden  Reiter  mit  einer  Lanze  zu  erstechen. 

Maximianus  Hercules.  IMF  MAXIMIANVS  P  F  AVG.  Büste 
des  Kaisers  mit  Lorbeer  gekrönt  Rot.  GEKIO  POPVLI  ROMAKI,  cib 
nackter  Genius  mit  einem  Modius  auf  dem  Kopfe,  in  der  Rechten  ein 
KrSnzchen  und  in  de^  Linken  ein  Füllhorn  haltend,  im  Felde  ein 
B  und  Stern,  unten  TR.  Erz  2«r  Grösse.     Ferner  1  Constantius 


MkeeUm.  139 

3  TOB  ConMiß^nn,  6  toh  OonatAQtla«]!.,  4  vpn  Yalen^i  Hpd 
«](id]iclx  ein  sdhr  gat  «rhultener  Y ftlentininiias  junior  Lp 
KUimetz. 

B  onn. 

Dr.  K  r  0  8oh. 


5)  Das  Auffinden  des  Judenbades  zu  K51n.  Als  ein  wiöh. 
tiger  Beitrag  zur  jüdischen  Geschichte  KSlns  kann  wohl  die  Auffindung 
des  Judenbades  angesehen  werden,  das  bei  dem  Abbruche  des  nun 
zum  Rathhause  gehörigen  sogenannten  Plasm aussehen  Hauses  zum 
Torschein  kam.  Wfihrend  in  den  meisten  rheinischen  Städten^  wo 
rieh  eine  Synagoge  befand,  wie  Worms,  Speyer,  Andernach  ^)  eto.»  das 
Jndenbad  nachgewiesen  werden  kann,  war  dasselbe  fn  K^  den 
Forschem  unbekannt  geblieben;  wohl  aus  der  Ursache,  weil'  nach 
der  Vertreibung  der  Juden  ans  R81n  ihre  HXuser  in-  und  ausserhalb 
ihres  Ghetto*s  Tom  kölnischen  Bargermeister  Franko  ▼.  Hom  und 
Erzbischof  Wilhelm  confisoirt  und  getheilt,  an  Prirate  Tcrkauft  und 
die  Sohlstätte  des  Jadenbades  zur  Erweiterung  des  Raihhauses  ttW- 
baut  wurde.  Allem  Anscheine  nach  befand  sieh  auch  das  SehSohi- 
oder  Schlachthaus  der  Jaden  an  dieser  Stelle,  worauf  wohl  die  Ein- 
richtungen des  alten  GebSudes  deutlich  hinweisen.  F3r  den  od«  der 
Topographie  unserer  Stadt  unbekannten  Leser  möge  folgende  Bemer- 
kung dienen:  Das  alte  Raihhaus  lag  rom  jetzigen  Sathhausplatze 
stadtwärts,  da,  wo  jetzt  die  Gebäude  stehen,  wo  die  Binkommensteäer 
bezahlt  wird.  Nahe  dabei,  nach  der  Marspforte  zu,  stand  die 
Synagoge  oder  Schule  der  Juden,  und  an  der  Ecke  der  Judengasse, 
gegenüber  dem  Plasman^schen  Hause,  befand  sich  das  Oapitelhaus 
(capitulum  judaeorum),  wo  der  Judenbischof  mit  den  zwölf  Aeltesten 
sich  Yersammelte.  Im  Erdgeschosse  dieses  Gebäudes  waren  Gefäng* 
nisse  mit  Ketten  und  Fusseisen,  welche  an  marmornen  Filaren  befestigt 
waren.  (S.  Alfter's  Manuscripte  in  der  Jesuiten-BIbliothek.)  Genannte 
Gebäude^  so  wie  der  Raum  bis  zur  alten  Eheinstadtmaaer,  woTon 


1)  Das  Judenbad  In  Andernach  ist  bekannilloh  im  WInokelmanns- 
Programm  unseres  Vereins  Tom  Jahre  1853  Ton  unserem  Pri- 
sidenten  besprochen  und  als  einer  anderen  Bestimmung  ange- 
hörig nachgewiesen  worden.  Die  Bedaotioa. 


140  MüeOlen. 

t>6{m  jetzigen  Abl)nie]ie  Beste  atifgefanden,  gehörten  naoli  der  alteii 
Länrenzpfarre.  Die  unbebaute  GrandflSobe  bis  zur  alten  tätadtmauer 
wurde  ^abrsobeliillch  geben  !n  sebr  frtlber  Zeit  aU  ^Hofstitten*^  Tom 
Stadtrogte  in  seinem  Hofe  (Laurenzplatz  Nro.  1)  an  Juden  toifarafL 
(S.  Glasen  jpEdles  ESln*'.)  Das  Plasman'sobe  Haus  wurde  um  die 
Mitte  des  14.  Jabrbunderts  Ton  einem  Juden,  Isaak  t.  Abrweiler 
bewobnt,  der  sebr  relob  war  und  dem  die  ^tadt  den  Zoll  am  Ba3ren 
fBr  1000  Imperialen  TetpfSudet  batte.  Ausserdem  Terlieb  die  Stadt 
diesem  Juden  für  geleistete  Dienste  am  „Stadtbause^  mebrere  Serrituten 
bei  seinen  baulioben  EInriobtnngen.  Hiebst  wabrsobeinlleb  ist  auob 
noob  das  jetzige  RatbbauS)  dem  man  so  gern  ein  bobes  Alter  beilegen 
will,  «uf  Soblstätten  jüdisober  Qebäude  erriobtet  worden,  da  sebon 
gleicb  naob  dem  ersten  Kreuzzuge  (1096)  auob  die  erste  Judenrer- 
folgung  ibren  Anfang  nabnu  Kaobwelslicb  wurde  auob  erst  die  Grund- 
flSobOi  worauf  die  Gebäude  des  Batbbauses  siob  naeb  dem  Altenmarkte 
an,  4ber  die  alte  Stadtmauer  UnauSi  befinden,  Ton  der  Patrlcier-Famflie 
BirkUn  erworben*  Femer  datirt  sich  ja  aueb  die  Reibe  der  kolnisoben 
Bürgermeister  erst  mit  Erriobtung  des  Verbund,  nnd  Transfiz-Briefss 
(1395),  da  vor  dieser  Zeit  jede  Pfarre  Ihr  eigenes  Gebürbaus  batte, 
und  diese,  der  kolnisoben  Cbronik  gemSss,  naob  genanntem  Jabre 
erst  aufg^l5s*t  wurden.  Wenn  aueb  einige  Zelt  Tor  1395  der  Ausdruek 
«Burgermelster''  vorkommt,  so  darf  darunter  nur  Sprengels-Bfirgermeister 
verstanden  werden.  Soblieesliob  geborten  diese  naob  der'Rbeinselte 
des  Ratbbausplatzes  gelegenen  Gebäude  der  Juden  naob  der  alten 
Laurenzpfarre  und  wurden  naob  der  letzten  Vertreibung  derselben  im 
Jabre  1424  der  ebemaligen  Brigittenpfarre  zugezftblt 

K51n.  Zeit  Nr.  216.  1861. 


6)  C  ö  1  n.  Zum  Vorbandensein  von  unterirdisoben  GaniUen  in  G5ln 
aus  der  B^merzeit,  bemerkt  die  Cölner  Zeitung  vom  10.  Aprü  dieses 
Jabres,  dass-  ein  solober  Canal  unter  der  grossen  Budengasse  liege, 
der  vermöge  seiner  Dimensionen  zum  Lagern  von  Bier  gute  Dienste 
leiste.  Ein  äbnllober  Canal  befindet  siob  unter  dem  Hause  &es  Herrn 
H.  J.  Giersberg  (Hoobstrasse  43).  Die  Soble  dieses  Canals,  dessen 
Wände  aus  Gussmauerwerk,  die  EinwSlbung  aber  aus  Tuffstdnen 
bestebt,  liegt  25  Fuss  unter  dem  Pflaster  der  Hoobstrasse.  Wäbrend 
dieser  Canal  naob  dem  Rbeine  bin  gebaut  ist,  In  welober  Biebtnng 
seine  Spur  bis  zum  Kronengässoben  verfolgt  wurde,  stand  er  einerseits 


MUceUen.  141 

nach  den  Y!erwinden  und  andererseits  nacli  der  Stemengaase  hin  mit 
NebenoaniUen  in  Verbindung,  die  so  gross  sind,  dass  sich  ein  Kind 
darin  bewegen  kann.  In  dem  ungefähr  4  Fuss  breiten  Haaptcanal 
kann  der  grdsste  Mann  aufrecht  stehen.  Da  der  hier  in  Rede  stehende 
Canal  nur  beiläufig  100  Ruthen  Ton  jenem  der  grossen  Budengasse 
entfernt  ist,  so  ist  anzunehmen,  dass  das  Köln  der  Römerzelt  mit 
einem  Tollständlgen,  yieWerzwe igten  Canal-System  ausgestattet  war. 

7)  Im  Brohlthale  wurde  Tor  einiger  Zeit  abermals  ein  antiqua- 
rischer Fund  gemacht,  der  in  sofern  bemerkenswerth  erscheint,  als  die 
unterhalb  Brohl  zu  Tage  geförderten  MGnzen,  auf  denen  man  jedoch 
nur  die  Umrisse  der  Köpfe  noch  erkennen  kann,  unter  einem  ziemlich 
mächtigen,  Ton  festem  Trassgebirge  überdeckten  Lager  Ton  Kugel- 
basalten, das  zu  Strassenbauzwecken  abgeräumt  wurde,  ihre  Fund- 
stelle hatten. 

8)  Köln,  17.  April.  Dieser  Tage  wurde  etwa  sieben  Minuten  Tor 
dem  Gereonsthore,  an  dem  sogenannten  Nussbaumerwege,  auf  dem 
Grundstücke  des  Herrn  Advokaten  Fay  eine  wohl  erhaltene  römische 
Wasserleitung  von  Gussmauer  gefunden;  der  Kanal  liegt  etwa  2  Fuss 
unter  der  Erde,  ist  ungefähr  10  Zoll  breit  und  9  Zoll  hoch.  Da  das 
Gefälle  nach  Westen  gerichtet  Ist,  so  hat  der  Kanal  Tielleioht  einer 
römischen  Villa  aus  der  reich  yersehenen  Stadt  Quellwasser  zugeführt. 
Ein  Stück  des  Kanals  wird  dem  Museum  übergeben  werden. 

(K.  Z.) 


V.    (üiriniiL  des  Vereinsu 


Wie  es  der.  Wechsel  aller  menschlichen  Verhältnisse  mit 
sich  bringt,  so  haben  wir  auch  aus  dem  zurückgelegten 
zwanzigsten  Geschäftsjahre  unseres  Vereins  neben  erfreu- 
lichen Erfolgen  über  schmerzliche  Verluste  zu  berichten. 
Zwei  Ehrenmitglieder,  der  Staatsminister  a.  D.  Dr.  Milde  in 
Breslau,  und  der  durch  seinen  Bürgersinn  geadelte  Stifter 
des  Cölner  Museums,  Commerzienrath  i.  H.  Bichartz  zu  COln, 
wie  sieben  ordentliche  Mitglieder,  nämlich  der  rastlose  Dom- 
baumeister  Geheimer  Regierungsrath  Zwirner,  dem  das  vor- 
her nicht  Geglaubte,  den  Dom  in  zwei  Deeennien  unter  Dach 
zu  bringen,  gelungen  war,  als  die  unerbittliche  Parze  seinen 
Lebensfaden  zu  früh  für  das  Riesenwerk  germanischer  Bau- 
kunst durchschnitt,  der  Verleger  der  COlner  Zeitung  Joseph 
Dumont  und  der  Buchhändler  Eisen  zu  Gtfln,  Dr.  Bergrath 
zu  Goch,  der  noch  in  Verlauf  dieser  Zeilen  genannte  Dom- 
decan  von  Jaumann  zu  Rottenburg,  der  Ritter  von  Guyot 
in  Haag,  der  k.  k.  Pfleger  Ignaz  v.  Kürsinger  zu  Salzburg 
und  der  in  Rom  kürzlich  verschiedene  Prof.  Dr.  Clemens  aus 
Münster  wurden  uns  durch  den  Tod  entrissen. 

Den  engern  Kreis  des  Vorstandes  unmittelbar  bat  ein 
harter  Verlust  durch  den  Tod  unseres  correspondirenden 
Secretärs,  des  Herrn  Staatsrath  Profi  Dr.  Fn  Lorentz,  be- 
troffen, der  am  10.  Mai  1861  das  zeitliche  Leben  Verliese« 
Der  Verstorbene,  der  25  Jahre  in  S.  Petersburg  zuletzt  als 


Chromk  des  Verems.  143 

Dfrector  der  dcutscheB  Hauptscbden  zu  S*  Petri  fllr  deutsehe 
BUdung  als  Pädagog  und  Historiker  wirkte,  und  durch  seiae 
Lehrtimtigkcit  wie  durch  die  Herau8f;abe  seiner  Epoche  machen« 
den  rossisdien  Weltgeschichte  nnbestimnibar  viel  beigetragen 
bat  ssur  fertschrdtenden  Büdüng  Rmslands,  liess  sich  imi 
Jahre  18Sf  bei  uns  in  Ronn  nieder ,  und  gewann  durch- 
seine  reine  Humanität  das  Wohlwollen  und  die  Achtung  Aller 
die  ihn  kannten.  Als  Historiker  und  Rheinländer  —  er  war 
180S  in  Kreuznach  geboren  —  verband  ihn  ein  doppeltes 
Interesse  mit  mserem  Vereine.  Wir  beklagen  den  Ver- 
lust des  theuren  CoUegen  in  dem  Maasse,  als  derselbe  una 
durch  sein  umfassendes  Wissen  und  sein  mildes  edles  Wesen 
theuer  ward  ^). 

Als  neu  eingetretene  Mitglieder  begrtlssen  wir  den  bei 
seinem  Beginne  dem  Vereine  schon  einmal  als  Archivar  und 
Mitarbeiter  angehörenden  Prof.  Heinrich  von  Sybel  und  die 
Herren  Rentner  Albrecht  Troost,  Landgerichtsrath  Dr.  von 
ProffJmich,  Renlner  Rapp»  Architecten  Seydemann,  Bueh- 
htndler  Mathias  Lempertn,  Institutsvorsteher  Morsbaeh,  Rent- 
ner Loren*  Wolter,  sänuntlich  in  Ronn,  Prof.  Dr.  Firmenieh- 
Richartn,  Ranfmann  Haanen,  Rentner  Gaul,  Gasanstalts- 
director  Pepys,  Dombildhauer  Mohr  und  Carl  Diseb  in  Cfiln^ 
Oberlehrer .  Völker  in  Elberfeld ,  Rürgermeister  Hecking  in 
Mayen,  Pastor  Frank  in  Aliens  bei  Mayen  und  Pastor  Clasen 
inl  Rönigswinter.  Unser  Verein  besteht  somit  im  gegenwär- 
tigen Geschäftsjahre  aus  11  Ehrenmitgliedern,  237  ordent- 
lichen und  12  ausserordentlichen  Mitgliedern.  In  Ansehung 
dieser  Zahlen  würde  auch  der  Cassenbestand  des  Vereins 
ein  sehr  günstiger  sein,  wenn  nicht  einzelne  Mitglieder  mit 
ihren  Beiträgen  eine  längere  Reihe  von  Jahren  zurück- 
geblieben wären.    Ein  Verein,   dessen  Kraft  auf  der  freien 

1)  Zur  Erinnerung  an  den  Verstorbenen  erscluen  für  dessen  Freunde 
•o  eben  seine  letzte  im  DonnerstagsTereiner  zu  Bonn  gehaltene 
Vorlesung:  „Der  falsche  Demotrius*^.  Berlin  bei  H.  Müller  1862. 


144  Chronik  det  Vereim. 

Beidlwilligkeit  aeiaer  Mitg^eder  beraht,  aas  Yoa  imm 
nrevdigkeit  an  der  genehisanen  Sache  erwarten  dirfettf  itm 
ne  diejenigen  Plicklen  erfttUen^  wdeiie  fMiriHff  anfeiiegia 
find.  Wenn  der  Verein  im  voileMen  Jakre  die  fteeUa  den 
WinckeloMunsprefranuaei  »die  Lanenferfer  Pkakrne*,  iai 
rerfossenen  Vereinqahre  diejenigen  Ar  den  Dmek  ies  werCii* 
vollen  Sehnddladien  Weriiee  über  die  KMieraCmBeen  anfing 
bringen  ▼emMcIiCe,  na  der  Aasgraboag  ies  Allenacr  Badea 
für  das  leUite  Winckelmaansprogranun  beümg  nnd  Ueraiit 
die  fk'endige  Knnde  aoespricht,  itm  er  Man  nichfllen  Winckel* 
nMnnsfeste  dnrdi  die  Zusage  seines  gesohatnien  MiCgUedes» 
des  Herrn  DoBMapknlais  ?an  Wilmewsky  in  Trier  iai  Stands 
sein  wird,  den  grossen  Mosaikfassboden  von  Nennig  (vergL 
die  leiste  Chronik  in  XXX.  Hefte)  heransnngeben^  so  beneigt 
er  daant  seiae  fortschreitende  Tbktigkeit,  aber  er  steht  aneh 
hart  an  der  Grenne  des  mit  seinen  finanaiellen  Mitteln  Br« 
reiehbaren,  md  darf  dies  ausavsprechen  nicht  anteriassenp 

Unsere  Vereinsbibliothek  hat  ist  verflossenen  Jahre  dmall 
die  gefklHgen  Zusendungen  der  adt  ans  in  SdariBenanatansch 
stehenden  gelehrten  Anstalten  und  Vereine^  denen  nenerdlnga- 
die  Sodety  of  antiquariea  of  Scotland  in  Edtaburgh  aidi  an* 
sehloss,  wie  durch  einaelne  Geschenke  nnd  Brwerbnngen 
wesentliche  Bereicherungen  erfahrea»  die  wir  hieraut  dadk«* 
bar  auffilhren. 

AaBAlen  des  hlstor.  Veseins  f.  Niederrhein.  Heft  8. 9.  ICK  09la  1860  a.  61. 

Mlttheilongen  de»  hiat  Yereins  für  Krsin  14.  15. 

Dr.  Becker,  Infchriften  yon  BiagerbrÜok. 

R.   Keyser,   norske    KerkealÜBtorie   ander   Katholiolsmas.    CkrittiaiiU 

1856  ff.  4  Bde. 
Munck,  Ckronicft  regum  Manniae  et  insularum.  GkrlsÜanis  1860. 
Monard,  de  t!  loglcae  ratlonls.   Gkristianla  1858. 
Mittheilungen  der  k.  k.  Oentraloommiasion  fOr  BaudeakmUffr  eis.  Wien 

Jahrgang  Y.  VI. 
B.  Gerhard,  archSolog.  Zeitung  Lieferang  47 — 52. 
Abhandlangen  der  hlator.  Klasse  der  Academie  sa  Mflndliett  Band  8» 

Ahih.  8.  tt.  Band  9.  Abth.  1. 


Ckrmik  4m  Yereim^  145 

T.  Marijiif,  Deokrifde  »uf  A.  t.  Humboldt  Maaolvn  1-860. 

T.  Budhart,  Erinnerung  an  ▼.  Lori.  München. 

Mattet! 'Qebartctags*R0de,  MOnohen. 

Oberbaymah^a  Arohiy.  MOaohen  Bd.  XCC.  2»  XX.  2.  XXI.  2. 

Jahreaberioht  2).  4es  bi^tor.  Vereins  su  Münoben* 

Dirks,  sur  un  jetoa.  d«  2^ VI.  Si^ole. 

Dirks,  Monnaies  anciennes, .  trouT^ea  en  ^riee.  BrnzeUea. 

Aasviger  des  Germ«  Museums  in  Nürnberg  Jahrg.  60  u.  61  u.  Anfang  -62« 

Berliner  WinekeliDaxins-Programm  von  1860  und  1861. 

Die  KlosterUte^e  Kliageatbal  in  Basei  t.  Burkhard  und  Riggenbaok. 

Bassel  1860. 
Steiner,  Insoripi  Rom.  Dan.  et  RhenL  Pars  IV; 
Dedfedehv  atir  ültoAten  Gesch.  des  «levisohen  Landes.  Programm  1859. 
BuUetin  de  rihstitut  aroh6ologiqtte  liiägeois,  T.  IV.  Uyr.  2. 
S.  HaTeicampi  de  Alexandxi  Mv  numismat^.  Lugd.  B.  1722.  4^ 
Bericht  23  über  den  histor.  Verein  in  Oberfranken.  Bayreuth. 
Jabresberieht  füt  Siebenbürgisehe  Landeskunde.  Hermaanstadt  1859. 
Progifamm  des  Gymtiasiums  in  Hermannstadt  1859. 
Jahrbücher    der   Sohleawigkholsi   Getoilschaft  für  yateiel.   Geschichte. 

Kiel  1859.  60.  61. 
Zdtschrifl  des  hlstor.  Vereins  für  ISiedersachsen.  HannoT.  1858  u.  60. 
E.  L.  Grotefend,  Entwiekelung  der  Stadt  Hannover  1860. 
Urkundenbuch  des  histor.  Vereins  für  Niedersaohsea.  Heft  V.  1860. 
Nachrichten  über  denselben  Verein.  Hannover  1860. 
Monnaies  de  Macon^  par  Charles  R. 
Notes  sur  les  Monnaies  auetrasieunes  inedites  p.  C  R. 
Periodische' BUitteir  des   Geschichts.  und  AI terth.  -  Vereins  su  Cassel. 

Dannstadt,  Wiesbaden  Nro.  13.  14. 
2e!t8ehrift  des  Vereins  für  hess.  Geschichte  und  Landeskunde.  Cassel 

Bd.  VHL  IX.  1.  u.  tSuppl.  5. 

MittheÜangen  desselben  Vereins.  Kro.  1-— 4. 

Verhandlungen  des  bist  Vereins  der  Oberpfals.  Bd.  19.  Regensburg. 
Arohir  des  histor.  Vereins  von  Ünterfranken  u.  Aschaffenburg.   Würz- 
bürg  1861  und  1862,  1.  Heft. 

Dr.    Janssen,    de    ontdekte    muurbesohilderlngen    te   Haarlem    1860. 
Desselben  Bei^oht  über  die  habitations  lacustres.  Leyden  1861. 

Battonn,  Beschreibung  der  Stadt  Frankfu^  '^•/H.  herausgegeb.  ▼.  Euler. 
Heft  1. 

10 


146  Ckrmnk  dn  ¥erem$. 

MitCheilaxigeii  des  Yereins  fOr  QeMh.  n.  Altoiih.  in  tVankftiii  Bd.  1 

und  Bd.  2,  1. 
Steitz,  die  Melanohihon-  und  LaÜieriierberge  zu  Frankfurt  »/tf. 
D.  HermanB,  de  Woonplatsen  der  Hers.  Hersogenbnaeh  1860. 
Or.  Giefersi  Zar  Gesebleüte  der  Borg  Iburg  nad  Stadt  Diibnrg. 
Dess.  AnfSnge  des  Blgthnnui  Paderborn.  Paderb.  1860. 
DesB.  der  Dom  su  Paderborn.  Soest  1861. 
Zeitschrift  ffir  Vaterl.  Gesch.  und  AKerthnmsk.  Westphalens.  3.  Folge 

Bd.  1.  a.  Ton  der  ersten  Ausgabe  Bd.  1.  %  9.  10. 
Annali  delV  institato  areheologieo  di  Roma.  YoL  82.  1860. 
Balletino  per  Tanno  1860.  Roma. 
Monamenti  tnediti,  pabl.  daH*  instftiilD. 

Zeitschrift  d.  Vereins  f.  ThVrlnglsehe  Gesch.  n.  Alterth.  Bd.  4»  Jena  1861. 
De  Trije  Fries,  Deel  8.  n.  4.  Lenwarden  186a  1860.  1861. 
ürhondenbuch  der  Abtei  Bberbaoh  Ton  Dr.  Rössel.  Bd.  1«  Heft  1.  2. 

Wiesbaden. 
Sitzangsber.  der  k.  Bayr*  Aead.  der  Wissenschaften  1861. 11.  Heft*  I.n 
Sitzongsber.  der  k.  B8hm.  Ges.  der  Wissenschaften.  Jahrgang  1860. 
Nene   Mittheilangen   histor-antlq.   Forschungen   des   ThSxIng.'.Sieltt- 

Yereins.  Halle  1860. 
Neues  Laositzer  Magazin.  GSriite.  Bd.  88.  Heft  1.  2.  Bd.  29,  4  n.  38. 4- 
BuUetin  de  la  soc  d*Areh^ologie  et  d*histolM  de  to  Moeelle  1860. 
Memolres  de  la  mtoe  soe.  Mets  1860. 

MittheOongen  des  lüstor.  Yerdns  fOr  Steiermatk.  Heft  10.  1861. 
Archiv  für  Gesch.  a.  Alterth.  In  Obeifrankmi.  Bayreuth  Bd.  8.  Heft  2- 
Jahresber.  der  Ges.  für  nütsUehe  Forschungen  au  Trier.  1859 — 60. 
Arohit  des  Yereins  ftfar  Siebenbürg.  Landkunde.  Bd.  lY.  Heft  8. 
Sagen  und  Lieder  von  Wittstook.  Bbtrfte  1860. 
Programm  von  Bistritz  1860.  Thronstreit  «wischen  Ferd.  i  u.  Joh.Z^oUa 
Bietz,  zur  Gesch.  des  Steuerwesens  In  Slebenbfirg.  1861. 
M2tz,  Progr.  des  Schassburger  Gymn.  1860,  Siebenbürgiseh.    sSeha. 

Bauemfrdheit 
Programm  des  kath.   Gymnas.  in  Hermannstedt  1859.  1860.   Daken 

und  Geten.  Aeschylus  und  Seneea. 
Programm  des  evang.  Gymnas.  das.  1860.  Weinbau  in  ^ebenbürgen. 
Mittheilungen  an  die  Mitglieder    des  Nassauischen  Alerthums- Yereins- 
Report  of  the  Smithsonian  Institution.  Washington  1858. 
Seoond  Report  of  a  geologioal  Recon.  of  Arcansas.  Philadelphia  1859- 
Norton,  Litterary  Letter.  New-Tork  1869.  60. 


Chronik  des  Verebis.  147 

Arobiv  für  den  histor.  Verein  Ton  Bern. 
Alb.  Jahn,  Keltische  AlterthQmer  in  der  Schweis.  Bern  1860. 
MittheOangen  derk.  k.  Oei^r.  aeseUsohaft  sa  Wien.  Jahrg.  lY.  1860. 
A.  T.  Cohauseni  Ringwälle  eto.  im  Taunus.  Braunachweig  1861. 
Mittheilungen  der  Antiquarisohen  Gesellsohaft  in  Zürich.   Band.  Xlli. 

Heft  4.  XIV.  1. 
Berichte  der  Antiquar,  aesellsohaft  in  Zürich.  1859.  1860. 
Würtembergisch-Franken,  Mergentheizn.  Bd.  5  Heft  2. 
Publieations  de  la  soc*  pour  la  oons.  des  Mon.  Luxembourg.  XVI.  1861- 
Archiv  des  histor.  Vereins  ffir  Hessen-DarmsUdt  Bd.  9.  1861. 
ArohiT  des  Vereins  fSr  Meoklenburg.  Qeschiehte  und  Alterthamskunde. 

Schwerin.  Jahrgang  3—26  u.  Reg.  Bünde  1.  2.  3. 
Jahrbücher  der  k.  Academie  der  gem.  Wissenschaften  au  Erfurt.  Neue 

Folge.  Heft  I.  II. 
Der   Geschichtsfreund.  Mtttheil.    des  hist.  Vereins   der  Orte  Luzem, 

Uri,  Schwyz,  Unterw.  Zug.  Bd.  17. 
Friedr.  Lorentz,  eine  Lebensskizze,  Manuscript  für  Freunde.  Bonn  1861* 
Dirks,  Neerologle  de  Guyot  et  Macare  1861. 
Proceedings  of  the  society  of  Antiquariea  of  Sootland.   Edinburgh. 

VoL  HI.  P.  1.  2. 
Gh.  Robert,   numismatique  Lorraine  (Extrait  de  la  revue  num.  1861.) 
Berichte  u.  MittheU.  d.  Alterthums- Vereins  in  Wien,  Bd.  IV.  V.  1860. 1861. 
Bulletin  de  Tlnstitut  aroh6ologique  LiSgois.  T.  V.  livr.  1.  1862. 
Robert»  Notes  sur  les  monnaies  des  comtes  de  Champagne.  Rheims  1861. 
Periodische  Blitter  der  Qesoh.  u.  Alterth.-Vereine  su  Cassel,  Darmstadt 

und  Wiesbadent  Nro.  15  und  16. 
24.  Bericht  des  histor.  Vereins  zu  Bamberg  im  Jahre  186(V6]. 
Zeitschrift  des  Mainzer   Vereins  zur  Erforschung   der  rheinischen  Ge- 
schichte etc.  1.  Band  1845—51.  IL  Band.  1.  2. 
Abbildungen  der  Mainzer  Alterthümer  lU.  IV.  V.  VI. 
Bericht  über  die  Wirksamkeit  des  Mainzer  Vereins  1855  und  1856. 
Jaarboek  Tan    de    K.   Akademie    yan    Wetensohappen.    Amsterdam 

Toor  1860. 
Lndw.  Bauer,  hessische  Urkunden.  2.  Bd.  1.  Abthl.  Darmstadt  1861. 
Chr.  Jehanseni  die  Nordfrlesisohe  Sprache  naoh  der   Föbringer  und 

Amrumer  Mundart.  Kiel  1862. 
Quellensammlung   der   Schleswig  -  holst. -lauenburgisolien   Gesellschaft 

für  Taterlandische   Geschichte.    1.  Band.  Chronicon  Holtzsatiae. 

Herausgegeben  Yon  Lappenberg.  Kiel  1862. 


146  Chronik  des   VerOm. 

Dr.  Qiefen,  Beiträge  sar  Geaeh.  u.  Geogr.  der  «.  Gemuuieil. 
Dess.  Aeia  Sanoti  Pa^oeii. 

Die  am  9.  Dezember  am  Geburtstage  Wkickelmaaiw  im  geaatB 
saale  hiesiger  ünirersitftt  abgebaltene  Generatversaamlimg 
wählte  den  bisherigen  Vorstand  von  Neuem  und  zum  Brsats 
für  den  verstorbenen  CpIIegen  Lorentz  Herrn  Dr.  Bellermana, 
indem  sie  diesem  das  Amt  des  Archivars  Übertrug.  Der  Vor- 
stand besteht  somit  für  das  laufende  GeschAftsjahr  aus: 

dem  Präsidenten  ProL  Dr.  Braun, 

dem  ersten  redig.  Secretär  Prof.  Dr.  aus'm  Weortb, 

dem  zweiten  correspond.  Secretär  Oberl.  Freudenherg, 

dem  Kassirer  Prof.  Dr.  Krafft, 

dem  Archivar  Dr.  Bellermann. 

Zu  dem  Winckelmannsfestei.  welches  am  Abende  des  9.  De* 
zembers  im  Saale  des  Hotel  Kley  stattfand,  war  vom  Vor* 
Stande  durch  das  in  den  Händen  unsrer  Mitglieder  bcfindüche 
Pestprogramm  des  redig.  Secretärs:  »das  Bad  zu  Allouz* 
eingeladen  worden.  Das  Festlocal  erschien  geschmOckt  durch 
die  Bflsten  Winckelmanns,  Borghesi's,  Visconti's  und  Bckhel's, 
Abbildungen  und  Gypsabgttsse  unedirter  Kunstwerke  lagen 
zur  Beschauung  vor.  Unter  den  zahlreichen  Anwesenden 
erfreuten  uns  die  besonders  zum  Feste  Wübergekommeaen 
auswärtigen  Mitglieder,  unter  denen  wir  die  Herren  Prof. 
Dr.  Fiedler  aus  Wesel  und  Direetor  Rein  aus  Crefeid  als 
zwei  unsrer  ältesten  und  thätigsten  Vereinsgenossen  hervor- 
heben. Nachdem  der  Präsident  Herr  Prof.  Dr.  Braun  in 
einer  kurzen  Ansprache  das  Fest  eingeleitet,  besprach  der 
in  unseren  Vereinsfesten  nie  fehlende  Nestor  der  deutschen 
Archäologen  Herr  Prof.  Dr.  Weicker,  zwei  hisber  unedirte 
altitalisehe  Vasenbilder,  deren  eine  aus  d^  Gampaua'sehcn 
Sammlung  herrührend,  sich  auf  die  Hochzeit  des  Zeus  md 
der  Hera  und  den  Siegesgesang  nach  der  Titanomachie 
in  Anschluss  an  den  Pindarischen  Hymnus  bezog.  Geheime- 
rath   Prof.  Ritschi   sprach,   unter  zu   Grundelegung   einer 


Otronik  de$  Vermn$,  149 

altitaliscbai  Inschrift  aus  Palestrina,  Aber  ^as  VerhAltnisa 
der  Sprache  sur  Schriftbildiinr«  Prof.  Dr.  Fiedler  aus  Wesel 
berichtete  unter  BdAigmg  ei|;ener  Bemerkungen  über  die 
arclMtologisehe  Reise  des  Conservators  des  Beicbsmnseum 
Dr.  Janssen  zu  Leyden,  welche  letzterer  1859  durch  Deutsch* 
Band,  Ungarn  und  die  Schweiz  vollführte  und  in  holländischer 
Sprache  dem  Drucke  Übergab.  Dr.  Rein  legte  der  Versanunlnng 
neun  mit  Anfscbriften  versehene  Scherben  römischer  Gelttsse 
vor,  weldie  er  im  September  d.  J.  ans  der  Samndung  des 
Herrn  Domdeican  von  Jaumann  sni  Rottenburg  am  Neckar  mit 
dessen  Einwilligung  entlehnt  hatte.  Er  machte  darauf  auf- 
merksam, wie  nicht  bloss  die  eingeritaten,  sondern  auch  die 
sdieinbar  eingestempelten  Aufschriften  gefälscht,  doch  — 
abgesehen  von  ihrem  ganz  ungewöhnlichen  Inhalte  und  der 
ebenso  ungewöhnlichen  Stelle  ihrer  Anbringung  an  den 
Gefilsseo,  —  so  künstlich  und  meist  mit  so  täuschender 
Nachbildung  der  alten  Schriftzeichen  angefertigt  seien,  dass 
nicht  wenige  Kenner  kerameutischer  Alterthttmer  irre  geleitet 
werden  konnten,  bis  die  von  anderen  Seiten  gegen  die  Aecht* 
heit  erhobenen  Zweifel  durch  eine  hiermit  beauftragte 
Commission  geprüft,  und  die  F&Ischungen  auch  technisch 
nachgewiesen  wurden.  Dass  Jaumann  selber,  bei  dem  Wunsche 
und  der  Hoffnung,  das  unermüdlich  von  ihm  Gesuchte,  neue 
schriftliche  Belege  seiner  Ansichten  zu  finden,  und  bei  seiner 
unbefangenen  Freude  aber  alle  derartigen  Funde,  durch  die 
grosse  äusserliche  Aehnlichkeit  derselben  mit  ächten  Auf- 
schriften nur  zu  leicht  und  unbedenklich  sich  irre  führen 
Hess,  erklärte  Rein  aus  seiner  harmlosen  und  wahrheits- 
liebenden Gesinnung,  welche  selbst  jeder  Täuschung  unfähig 
und  jedem  Argwohn  einer  solchen  fremd,  nicht  an  die  Mög- 
lichkeit  einer  neckischen,  auf  seine  zum  Steckenpferde  ge- 
wordene Vorliebe  für  das  Rtfmerthum  seiner  Umgebung 
zielenden  Täuschung  zu  denken  sich  entschloss,  diese  etwa 
am  wenigsten  von  derjenigen  Seite  vermuthete,  von  welcher 


150  Chramk  de$  Fermt. 

sie,  Dach  der  Venicberang  vieler  ftolteabnrger,  angesliftei 
und  ausgeführt  sein  soU.  Schliesslich  erwähnte  Bein  der 
in  den  Museen  nn  Carlsmbe»  Mannkein  und  Speler  ?on 
ihfli  gesehenen  und  nach  ihrer  eigentlichen  Färbung  soCsii 
unterschiedenen  Gefässe  von  terra  sigillata  aus  Eheia- 
abern»  Da  die  meisten  derselben,  wie  aahlreiche  andere 
ebendaher  stammende  Gegenstände  von  gebranntem  rothea 
Tbone,  namentlich  Altftre  mit  Bildem  und  Inschriften,  oder 
mythologische  Gruppen,  schon  im  vorigen  Jahrhundert 
in  die  beiden  nuletnt  genannten  Sammlongen  gekommen 
sind ,  fßgte  er  den  '^Wunsch  bei,  d  ass  der  Entstdiung  dieser 
älteren,  auch  unnweifelhaften  Fälschungen  ebenso  erfolg- 
reich, wie  der  der  neueren  und  neuesten  nachgespärt  wer- 
den möge.  Zuletnt  sprach  Dr.  Bellermann  Ober  nwei  neue 
rheinische  Funde,  nämlich*  aber  jenes  kleine  Hetallreiief 
mit  einer  Darstellung  ans  dem  Mythus  des  Herakles, 
welches  den  Gegenstand  der  Abhaadlnng  des  Bedners 
in  diesem  Jahrbucbe  bildet  und  Aber  eine  kleine  aUehristlicbe 
Bronne,  den  Propheten  Jonas  darstellend,  die  im  nächsten 
Jahrbuche  nur  Veröffentlichung  gelangt    Ein  heitores  Mahl 

scbloBs  wie  flblich  anch  diesmal  die  Feier. 

« 
Bonn,  im  April  1S62. 

m 

Für  den  Vorstand  des  Alterthumsvereins  im  Bheinlande. 

Der  redigirende  Secretär 

Professor  ätts'm  Weertk 


VeneiduiisR  der  Mitglieder. 


Ehreo-Mitglieder. 

Seiae  Könij^liche  Hoheit  Prinss  Friedrich  von  Preussen. 

Seine  Königliche  Hoheit  Carl  Anton  Meinrad  ^  Farst  zu 
Hoben2ollern*Sigmaringen. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  Bernhard  von  Sachsen- Weimar* 
Eiaenacb. 

« 

Seine  Excellenx  der  Staats  -  Minister  a^  D.  und  Oberpra- 
sident  der  Proviaa  Brandenburg  Herr  Dr.  Flottweih 

Seine  Excellenz  der  Staatsminister  a.  D.  Herr  Dr.  von 
Betbmann-Hollweg. 

Seine  Excellenz  der  Staatsminister  a.  D.  Ober-Burg-Oraf 
von  Marienbarg  Herr  Rudolf  von  Auerswald. 

Seine  Excellenz  dei^  wirkliche  Gebeimerath  und  General- 
director  der  Königlichen  Museen,  Herr  Dr.  v.  Olfers  in  Berlin. 

Der  wirkliche  Geh.  Oberregiemngsrath  Herr  Dr.  Johannes 
Schulze  in  Berlin. 

Der  Ober  -  Berghauptmann  Herr  Dr.  von  Dechen  in  Bonn. 

Herr  Gebeimerath  Professor  Dr.  Böckiog  in  Bonn. 

Herr  Prof.  Dr.  Welcker  in  Bonn. 


152 


Ver%eichnti$  der  MUglieder. 


Ordentliche  Mitglieder. 
Die  mit  "^  besetohneten  Berren  tind  aiuwirtige  Secretftre  des  VereiM. 


Aachen, 

Biachoff,  Handelsgeriohtspräsident. 
Ciaessen  -  Senden ,   J. ,    Oberpost- 

oommissar. 
Contseoi  Bflrgermeistor. 
Gau,  A.y  Dr.,  StifUherr. 
Kreutzer,  Pfarrer. 
Prisac,  Stiftsherr. 
*SaT6lsberg,  Q.-O.-L.  Dt. 
Suermondt,  Rentner, 
de  Byof  KSnigl.  LandgeiioktirtfOi. 

Adenau, 

Fonok,  I^andrath. 

AUehofb»  Balve, 

Plasamaa,  Ehrenamtsiana  u,  Quta- 
bedtaer* 

AUenx, 
Frank,  Pastor.  . 

Amsterdam. 
Öoot,  J.,  Prof.  Dr. 
Six  Tan  Hillegom,  J.  P. 
MbH,  Prof.  Dl*. 

Andefnüeh, 

Rosenbaum,  Domherr,   Pfarrer«.' 
Professor  Dr. 

Anhoit. 
Aohterfeldt,  Friedr.,  Stadtpfarrer. 

Datei. 
Gerlaoh,  Prof.  Dr. 
♦Viseher,  Prof.  Dr. 

Benntth, 
Leren,  Bürgermeister. 


BerUn, 

Chassot  von  Florenoonrt,   W. 
Gerhard,  Prof.  Dr. 
Heibig,  Dr^  phü. 
Liebenow,  W.,  Geh.  Rertsor. 
Lohde,  Lüdw.,  Prof.  Dr. 

Vnfer  Büstetd^rf. 

*Piper,  Lioentzat  Prof.  Dr. 

Bern, 
Jahn,  A.,  Bibliothekar. 

BidefM. 
Westennann,  C.  F.      ' 

Bonn, 
Aohterfeldt, 'l^ivi^  Dr. 
Bäuetband,  Geh.  Juitbratb  Prof. 

Dr.|  Kfoa^yodlkfte  a.  MttgUe4 

dte  Hecteahawes. 
BeHermaai^  Ghr.,  lix^p  Pasi  em. 
Blahoi^  Geh,  Reg-Rath. 
Boecking,  Oberbergrath- 
Brandis,  G.  A.,  Geh.  Reg.-Rath 

Prof.  DK,  Mitgl.  d.  Herrenhauses. 
Braon,  Prof.  Dr. 
CÄhn,  Albert,  BUD<)itler. 
Glason,  Kaufmann. 
Cohen,  FriU,  Buchhlbidler. 
DelittS,  Prof.  Dr. 
Dieokhoff,  Baulnspeotor. 
T.  Diergardt,  Baron. 
Floss,  Prof.  Dr. 

Fröndenberg,  Gymn.-OberlehrQr. 
Georg!,  Carl,  StadtTerordneter. 


VernMMss  der  UOgHeder. 


158 


Qrahftm,  Rot.  Mr. 
Heimsoethy  Prof.  Dr. 
Henry,  Aimö. 
Heyer,  Dr. 

Hampert,  Dr.,  Gymii..Obeilahrer. 
Jahn,  O.,  Prof.  Dr. 
Kampsohalte,  Prof«  Dr. 
Kaofmann,  Ober-Bürgermeister. 
Kram,  W.,  Prof.  Dr. 
De  la  Valette  St.  Qeorge ,  BaroD, 
Prosektor  u.  Priyatdooent  Dr. 
Lempertz,  M.  Buchhändler. 
Macous,  G.,  Buchhändler. 
Mendelssohn,  Prof.  Dr. 
Ton  Monsohaw,  Notar. 
Morsbaob,  InstiUtrorsteher. 
NiooloTittS,  Prof.  Dr. 
N5gg^rath|  Qeh.  Bergrath  Prof.  Dr. 
Ton  Noorden,  Carl,  Dr. 
▼.  Proff-Irnich,   Landgeriohterath 

Dr. 
Peill,  Rentner. 
Rapp,  Ed. 

Reiffersoheld,  Prlyatdocent  Dr. 
De  Reinkens,  Pfarrer. 
Remaoly,  Gymn.-Oberle^er. 
RUsqhl,  Geh..R. .  Prof.  Dr. 
Ritter,  p^^f,  d^. 

T.  Sandt,  Landrath. 
Schmidt,  L.,  Prof.  Dr. 
Sohmithalsy  Rentner.  ' 
Sohmits,  Referendar. 
Sohopen,  Qymn.-Dir.  Prof.  Dr. 
Seidemann,  Architeot. 
Simrook,  K.,  Prof.  Dr. 
Springer,  Prof.  Dt. 
T.  Sybel,  Prof.  Dr. 
Thomann,  Stadtbaiimei»tor. 


Troost,  Alhroohi,  Bentnor. 
Werter,  GymiL-Oberlehrer. 
Wolff,  Qeh.  SanitäUr.  Dr. 
Wolter,  Lorenz. 
WUrst,  Kreisseoretär. 
Zartmann,  Dr.  m#d* 

jynnifMOrfy. 

Beckmann,  Prof.  Dr. 
Watterich,  Prof.  Dr. 

BresUiu. 
Priedlieb,  Prof.  Dr. 
Reinkens,  Prof.  Dr. 

Robiano,  M.,  Graf. 

ColtUnz, 

*Baersch,  Geheimer  R0g..B«tli  Dr. 
Eltester,  Landger^.Rath.  * 
Henrich,  Reg.-  o.  Schulrath. 
Junker,  Reg.-  u.  Baurath. 
Lucas,  Reg.-  u.  Prov.-Schulr.  Dr. 
Montigny,  Gymnasial.Lehrer  Dr. 
Wegeier,  Geheimer  Medicinalrath 
Dr. 

can. 

Baruch,  S.,  Rentner. 

B reicher,  Chefpräsldeat  d.-  Rhein. 

Appellhofes. 
Glayi  T.  Bouhaben,  Gutsbesitzer« 
DOntzer,  BibUothekar  Prof.  Dr. 
Disoh,  Carl. 
Enuen,  AroMyar  Dr. 
Firmenich-Richarz,  Prof. 
'^'Garthe,  Hugo. 
Gauly  Notar  und  Rentner. 
Grass,  J.  P. 
Haugh,  Appellaticmsgerichisiath. 


154 


Vtrukkmu  der  mttMtr, 


H— aep,  hf  Kanftnim» 
Hflimsooftk,  Dr.,  O—itipffiridtat 

beim  KfL  Appellhoia. 
Hocker,  Dr. 

Hom,  Pfiirrer  aa  8t.  Ciutfbart 
Lsots,  Landgeiiolitsralfa. 
LemperUy  iL,  BoehhSndler. 
MSrtans»  B«iiineister. 
Mohr,  DombfldhAaer. 
▼on  MSIler,  Regiemngs-PrUdent 
Pepya,  Qasanstaltodireetor. 
Saaly  Gyinii..0berlehr6r  Dr. 
Stopp»  Geheimer  KegfemngB-  und 

Jofftizrath,  Oberb&gemelsler. 


^Eiek,  A. 
OnfM. 

«Bein,  Direetor  Dr. 

DelhoTen,  Jacob. 

MP0V€9'€tl, 

SteTcn,  Pfarrer. 

DihrbassUar  h.  JÜfeft. 
Blum,  Lio.  lYarrer. 


Bompel,  Apotbeker. 

Orameri  Jastbrath  a.  AdT.-A]iw. 
Ebermaier,  Reg.  n.  Med..Rath,  Dr. 
Grund,  WaMerbaninspeetor. 
Krflger,  Reg.-  n.  Baarath. 
T.  Mallinekrodt,  fiegiemzigsrath. 
*Sohmel2er,  Jostixratii. 
Sohneider,  J.,  Dr.,  Gyiiio..Ober. 

lehrer. 
Wiegmano,  Prof. 


Eehizk.  Mmm 
Cremer,  B.,  PCurar. 


SehmitB,  Dr. 


Booterweek,  Gyiii]i.-Direeior  Dr. 
Gymiiaaial.Bibliothak. 
Kralfl,  Pfarrer. 
Volker,  Oberlehrer  Dr. 


Dederieh,    Gymnarial-Obaclehrer. 


Roche,  RegieniBg».  v.  Sehnlfath. 


Lamby,  Dr.  med. 


▼.  Remnont,  A.,   Geh.  Legatfons- 
rath  Dr. 
IFnmikput  0m  Jt^ 

Becker,  ProC  Dr. 

Borgnia,  M.  Bentaer. 

Ton  Gohaosen,  K.   Preuss.   Jnge- 

nieor-  Hauptmann. 
Kelohner,    E.,     Amannenwa    der 

SUdtbibliolhek. 
Thiaeen,  DomoapitaUr  imd  Stadi. 

pfärrer. 
Avteiny. 

Book,  C  P.,  Prof.  Dr. 
Schreiber,  H.,  Prof.  Dr. 

Otte,  Pastor. 

Dapper,  Oberpfarter. 

Eoules,  PMf.  Dr. 


YerMeiclmiis  der 


löö 


Pro^per  Caypers. 
B6itin$en. 

Unger,  Dr.  Assessor,  Secrefcair  d. 

K.  BibUothek. 
*Wio8eler,  Prof.  Dr. 

Günenkh. 

SohilUngs,  Bürgermeister. 

Haag. 

QroenVan  Prlnsterer,  Q.,  Dr. 

BaOe, 

Eckstein,  Conrector  Dr. 

Hamm. 
EsseUen,  K.  Pr.  Hofrath. 

Hannover. 
Qrotefe&d,  C.  L.,  ArcluYÄr  Dr. 
Hahn,  Fr.,  Hofbuohhändler. 

Haus  Isenburg  b.  Mülh.  a.  Rh. 
T,  Sybel,  Geh.  Reg.-Rath. 

Haus  Lefhmathe. 
Orerweg,  Carl,  Rittergutsbesitzer. 

Haus  Ijohausen  6.  Düsseldorf, 
Lantz,  H.,  Rittergutsbesitzer. 

HeiUgensfadi, 
Kramarczik,  Gymnasfal-Director. 

Ungberth  h,  SaairMkeken. 

Krämer,  Friedrich  und  Heinrieh, 
Hüttenbesitser. 

Kalk  h.  Deuiz. 
T.  Lasaulx,  H.,  Ingenieur. 

Kampen, 
Molhuysen,  P.  C,  Archivar. 

Kessenkh  6.  Bonn, 
Ernst  aus*m  Weettb»  Prof.  Dr. 
Kniepol  C^  aeMesien). 

Sehober,  QntftbesitBerii.  Erbrlehter. 


Königswinler. 

Pfarrer  Clasan. 

Koxhausen  6.  Neuertas^. 

Heydinger,  Pfarrer. 
Kremsmnnster. 

•Piringer,  Beda,  Prof.  Dr. 

Krguxnach. 
Der  Vorstand  des  antiquarisch-hi- 
storischen Yeieins. 

Laach. 
Delius,  L.,  Landratii. 

Lauersfort  h.  CrefM. 

H.  ▼.  Rath,  Rittergutsbesitzer  and 
Präsident  des  landwirthsohaftL 
Vereins  der  RheinproTioc. 
Lettdesdorf 

Dommermuth,  Pfarrer. 
Leyden, 

Bodel-Nyenhuis,  J.,  Dr. 
^Janssen,  L.  J.  F.,  Dr.,  Conserva- 

tor  d.  Kgl.  Niederl.    Reichsmu. 

seums. 
Leemans  ,  Dr. ,  Director  det  Kgl 

Niederl.  Relohsmuseamt. 
de  Wal,  Prof  Dr. 

Unx  a.  Rhein. 
Oerreke,  Dr.,  Kreisphysikus. 
^Marsohand,  Rector  Dr. 
T.  Roishausen,  F.,  Freiherr. 
lÄUÜch. 

Hagemans,  G.,  Dr. 

Luxemburg, 
Namur,  Prof.  Dr.,  Seoretär  d.  Aj- 
ohäol.  Gesellsohaft 

Ma^en. 
Hebking,  BSrgermelstor. 


166 


Veneickniis  der  MUgHeder. 


MeckenUek» 
Sohmits,  Bfirgermeifier. 
Medinfikwen, 

Ton  NeufviUe,  W.,   Rittorgutebes. 

Ton  NeufviUe,  B.,  Riitergutsbes. 

Müddershekn  b:  ZHHpich, 
Ton  Geyr-MÜddersheim^  Freiherr. 

München. 
Cornelias,  Prot  Dr. 

Münster. 
•DeyekB,  Prof.  Dr. 
Seine  biBoH.  Gnaden  der  Bisohof 

Ton  Münster,  Dr.  Jobann  Georg 

MüUer. 
Zumlohy  Nio.,  Rentner. 

NtOback  b.  SamUmis, 
Ramer»,  Dr.,  Pfarrer. 

Neuss, 
Josten,  F. 

NMertireis^. 

Gommelshausen,  Pfarrer. 

Oberwinter, 
Reits,  Pfarrer. 

Oekkaven, 
Lentzen,  Dr.,  Pfarrer. 

PaH$. 

Bendu,  Eugene,  Ohef  im  Ministe, 
rium  d.  Unterrichts  u.  d.  Cultus. 

Auf  der  Qnku  6.  Trier. 

Kraemer  Adolph,    Hatteabesitzer 
und  CommeraieoratiL. 


Renaix   (^Bdgiem.^ 
Joly,  Dr. 

Bkdndorfb.  Bonn, 

Ton  Bunien,  G.,  Dr. 

JUiedUn^en  (  Würiemberg). 

K*ntser,  Georg,  Pfarrer. 

JlOffI* 

Alerts,  Geh.  SanitStsrath  Dr. 

Roermand, 

Guillon,  Gh.,  Notar. 

SeMoss  Mtoesbeip. 

T.  Weichs-GIan,  Freiherr,  Mlt^ied 
des  Herrenhanees. 

Saarbrücken. 

^Karoher,  Ed.,  Fabrikbesitzer. 

Satufbutg» 

Hewer,  Dr. 

Sdiffenstadi, 
Stelner,  Dr.,  Hoft'ath. 

Sieeg  b.  Baekarack. 
Heep,  Pfarrer. 

ßtuU0ari* 
Stemberg,  Rtedaeteor. 

Drier. 

Holzer,  Dr.,  Domprobst 
KeUner,  Regierangsrath. 
^Ladner,  Dr. 
Martini,  GeneraMoar  der  Diöoese 

Trier. 
▼on-Thielmann  Freiherr. 
Wilokena,  FotttkaasenOiandaat. 
Ton  WUmewskys  DomkApltsli». 


Veneichniii  der 


157 


Uerdkigen. 

Herberts,  Balthasar,  Gutebesitser. 

Uerxig  a.  d,  MoH. 
DIedeo,  Kaufmann. 

üireM. 

Karaten,  Prof.  Dr. 
Rayert,  F.  A.  C,  Prof.  Dr. 

Vienen, 

Freiherr  ▼.  Diergardt,  Geh.  Com- 
mersienrath. 
Vogelensang, 

Borret,  Dr. 

Wacktendonk. 
Mooren,  Pfarrer. 

Warfim. 
Westerhoff,  R.,  Dr. 


Weiimes. 

Weidenhanpt,  Pfarrer. 

We$a. 

Fiedler,  Prof.  Dr. 

Wmn. 
Aschbach,  Prof.  Dr. 

MaUer,  H.,  Prof.  Dr. 
*Urliohfl,  Hofrath,  Prof.  Dr. 

ZeM. 

yan  Lennep,  J.  H. 

SSürich, 

Harimann^  Dr.,  Jnsdnalh,  emarii 
Leibarzt  Ihrer  K3n%L  Hohett 
der  Kronprinsessln  Charlotte  Fri- 
derike  von  DSnemark. 


Attsserordeniliche  Mitglieder. 


Aachen, 

Förster,  Arnold,  Prof.  Dr.,  Lehrer 
an  d.  hohem  Bürgerschule. 

Amsbety, 

Selbertz,  Kreisgerfohtsrath,  Dr. 
Brügge, 

Lansens,  P. 

aon. 

FeHeni  Baametsler. 

DieUngen, 
Arendt,  Dr. 
.  St.  Goür. 

Grebel,  Friedensrichter. 


Bürfgen. 

Welter,  Pfarrer. 
Malmedy. 

Arsine  de  NouS.,  Adr.- Anw.   Dr. 
Münehen, 

Correns,  C  H. 

NeiuoU  l^üfugamy 

Zipser,  Dr. 
ShOigmfU 

Paulas,  Topograph. 
Heyder,  BibUothekar. 


VerieieiiEiss 

der  Academieefl  und  Vereine ,  mit  welchen  unser 
Verein  in  literarischer  Verbindung  steht. 


1.  Historiseber  Verein  su  Bamberg. 

2.  Historiseber  Verein  von  Oberfranken  zu  Bayreuth. 

S^    Ktaigtich  Bayerische  Acaderaie  der  Wissenschaften  m 
Mincben. 

4.  Historischer  Verein  von  und  f.  Oberbayem  nMflnchen. 

5.  Historischer  Verein  für  Unterfranken  und  Asdiaffenburg 
m  Wflrzburg. 

6.  Historischer  Verein  fOr  die  Oberpfalz  suRegensburg. 

7.  Historischer  Verein  Ar  Niedersachsea  in  Hannover. 

8.  Verein  fflr  hessische  Geschichte  und  Landeskunde  in 
CasseL 

f^    Historischer  Verein  fBr  das  Grossherzogthun  Hessen  in 
Oarmstadt. 

10.  Sociöti^  pour  la  conservation  des  monunients  historiqnea 
dans  le  Grand-Duchö  de  Luxembourg. 

11.  Historischer  Verein  für  Steiermark  zu  Gratz. 

12.  Historischer  Verein  fttr  Rrain  zu  Laibach. 

18.    Rdniglich  BUhmisehe  GesellschafI  der  WisseBschafien 
zu  Prag. 

14.  R.  k.  Gentralkommission  zur  Erforschung  und  Brhal» 
tung  der  Baudenkmaler  in  Oesterreich  zu  Wien. 

15.  Der  Alterthumsverein  in  Wien. 

16.  Historische  Section  der  Westphalischen  GeseHscbaA  zur 
Beförderung  der  vaterlandischen  Cultur  zu  Minden. 


Yer»eiohm$$  der  Academieen  und  Yereime  tf.  $.  u>.    150 

17.    Verein  ftr  Oesehiehte  and  Alterthomskiinde  Westphalens 

SU  Mflnster  und  zu  Paderborn. 
18-    Gescbicbts-   und  alterthomsforscbende  Oeseilscbaft  des 

OsCerlandes  in  Altenbnrg. 
19.    Schleswig  -  Holsteinische  Gesellschaft  fllr  vateriändisehe 

Geschichte  sn  Kiel. 
SO.    Zürcher  Gesellschaft  für  vaterländische  AlterthOmer  sn 

Zflricb. 
21.    Historische  Gesellschaft  in  Basel. 

ThQringisch- Sächsischer  Verein   filr  Erforschung  der 

vaterlandischen  Alterthtlnier  au  Halle. 

Verein  cor  Erforschung  der  rheinischen  Geschichte  und 

Alterthinier  sb  Mains. 
24.    The  royal  archaeological  Society  of  Liündon. 
tt.    The  numismatic  Society  of  L  o  n  d  o  n. 
M»    Socii^t^  scientifique  et  littöraire  de  Limbourg  ä  Ton- 

17.    Königl.  Sächsischer  Verein  ffär  Erforschung  und  Erhal- 
tung vaterländischer  AlterthOmer  zu  Dresden. 
OberlansitJrische   Gesellschaft    der   Wissenschaften    zu 
Görlitz. 

Verein  für  nassauische  Alterthumskunde  und  Geschichts« 
forschung  zu  Wiesbaden. 

Historischer  Verein  fir  das  wflrtembergische  Pranken 
zu  Mergentheim. 

81.    Verein  filr  thflringiscbe  Geschichte  und  Alterthumskunde 
in  Jena. 

Archäologische  Section  filr  das  k.  bohm.  Museum  in  P  r  a  g. 
Verein  filr  Siebenbtirgische Landeskunde  in  Her  mann  - 
stadt. 

8d.    K.  Gesellschaft  filr  nordische  Alterthumskunde  in  Ko- 
penhagen. 

Sod^t^  nnmismatiiiue  in  Metz. 
Gesellschaft  fOr  ntitzlicbe  Forschungen  in  Trier. 


160    r^uiamu  4hr  Ac^dernkm  mtd  Fmrekm  n.  «.  m. 


rcreiae  üi  SAaiif  urt 

ÜiMi  Baies  so  CarUrvk«.. 
Sft    GopfUMick^fl  Htoiewi  in  N«r aller f» 
40.    Societi^  BoaiflBaliqve  k  BrajctUeik 
M.    Hiitorisdier  Vereis  ffir  4«b  Nkdbn[|Mte  »  C4lik 
42.    Hislorischer  Verein  der  5  Orte:  Laaem ,  Oif ,  Sckwys, 

Doterwalden  uni  Z«f  m  Lisera# 
41^    SocUli  MfthMopqiie  ^e  Nt«ar. 
44.    Sod^M  Bojale  4e  lttt4ra(«ne  et  lea  kea«  aito  4  A  a  a  4. 
491,    L'iaatitat  ffcbMacifa^  UAgaia  k  ItUfffu 
40.    De  kott]Bkli|ke  Akadean«  ya«  welaaackafeft  le  Aa« 

eterdapi. 
4f.    Hei  Prieack  6eaaolücbaf  war  fleaekiej.»  Oadkril  -  c» 

Taalkvade  te  Leeairardea. 

48.  Vereia  ffir  HeckleBbargtecke  Oeeekiekte  md  AUfrtkvaa- 
kaade  ia  Sckareri«. 

49.  Der  Altertkaaievereia  in  Ltaekarg. 

M.  Daalaatitat  flir  ar cfcaal^giecka Corra<yan4^ag  in  Aaai^ 

61.  &•  k.  feografkiscke  Gesellaekaft  aa  Wien« 

AJL  Tke  SWUkaaaiaB  InetÜtaliaB  an  Waakingtan. 

S8.  Die  Daiveraiiät  n  Ckristiania* 

U.  Die  kftaifl.  Akad^püe  ceMtanttatger  Wkiron^ptaftf 

an  Erfurt 

AB.  Sacietfr  of  aatiyiariea  of  Scatlaad  in  Kdin^nrf  k.    . 


i^niiy  Dmok  von  Cari  Geoigi. 


JaJttUVv.JJiMh'(inl£titWai. 


Tab  I. 


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