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JAHRBÜCHER
DES
TEREINS TON ALTERTHÜMSFREÜNDEN
IM
RHEINLANDE.
HEFT XXXVII.
MIT 8 LITHOQKAPHIBTEN TATELN UND MBHBSBXN IN DUN TEXT
SINGKBBÜOKTEN HOLZSOHNITTBN.
'^BONN.
GEDRÜCKT AUF KOSTEN DES VEREINS.
BONK, BEI A. MARCUS.
1864.
Jf66j 4^. ^^.
InbaltsTerieicbnisst
, I. Cholegraphie ni Ceschlchte.
Seite.
1. Die römischen Flotten bei Bonn und BoulognOi die Pfahl-
brücken des Julias Cäsar bei Bonn unft Neuwied, yon Prof.
Hüter . • . . . .1
2. Ueber den Wohnsitz der Yeleda, von Prof. Fiedler . 31
3. Ueisterbaoh, yon Dr. ^ar/«««. in' Düsseldorf . .45
4. Burg Rosenau, yon Demselben • .51
5. Sohallgefässe (hierzu Taf. YIII, 1—5). Mittheiiung der Hm
Prof. Wieaeler, Major o. Oohaueen und Baumeister Peters . 57
6. Zur Topographie der Stadt Göln In der Romerzeit, yon Geh.
Arohiyrath Lacomhlet und Stadtbaumeister Ucksehdorff (hierzu
Taf. VIII, 6—7) 65
n. leakiialer.
1 . Die römische Niederlassung bei Neuwied und ihre Denkmäler : 71
A. Ino Leukothea. Antike Bronze yon Neuwied (hierzu
Taf. I u. II), yon Geh. Rath Prof. Bitschi . . 73
B. Silberrelief yon Neuwied (hierzu Taf. ITI), yon Prof.
Wieseler in Göttingen . . . . .103
C. Mineryenstatuette yon Niederbiber, yon Prof. Overhech
in Leipzig (hierzu Taf. IV) . . . . 133
2. Mineryenstatuette yon Wels, yon Demselben (hierzu Taf. V, I) 149
3. Die Aemter auf der Ära Fulviana, von Prof. Henzen in Rom 151
4. Inschriften aus Trier und Umgebung, yon Prof. Hilbner
in Berlin ........ 157
5. Eine noch unbekannte Silbermünze aus der Zeit der Bürger-
kriege Roms (hierzu Taf. V, 2), yon Hrn Ed. Bapp . 166
6* Krone und Rronbehälter — wahrscheinlich der beiden ersten
lateinischen Kaiser flandrischen Hauses — im Dome zu
Namur (hierzu Taf. VI u. VII), yon Prof. aus*m Weerth 169
111. Litteratur.
'1. Memoire sur les anciennes constructions militaires oonnues
sous ie nom de forts yitrifi6s par Fd Preyost, capitalne de
g6nie. Saumur 1863. Angezeigt yon 0. Oohausen 197
2« Der Freiheitskrieg der Batayer unter Claudius Giyilis yon
Seite.
C Cornelius Tacitus' Mit Einleitung, Commentar und zwei
Karten versehen von Ör. Carl Christ. Oonr. Völker, Ober-
lehrer am Gymnasium zu Elberfeld. Zwei Lieferungen.
Elberfeld 1861 und 1863. 8. Angezeigt von Prof. Fiedler
in Wesel 210
Der Bär in den Religiötien des Altetthums. Den Herrn
H. Meydr und H. Koeohly gewidmet von J. J. Baöhofen.
Basel bei Ch. Meyri. 1863. 46 S. nebst 2 Tafeln. 4. An-
gezeigt Von Prof. Becker in Frankfurt . .214
Besohrijying van de voorwerpeü van Gcrmaanscheis, Ger-
maansch-Celtischen en Romeins^hen oorspron^ en van lateren
tijd, uitraakende de gemeente-verz^-meling tia Nijmegen door
de Commissie tot bewaring van voorwerpen van Geschiedenis
en Kunst J. V. W. Krnl van Stoüipwijk ett Dr. Ji H. A.
Scheers. Nljöiegen, Vieweg et Zoon. 1864. 6. Angezeigt
von Dr. Bramhach . - . 222
IT. IlM^lleii.
1. üeber ein altes Marmor-Relief, von Prof. Bitschi 229. 2. Aus-
grabung Römischer Ueberreste an der Kapelle zum guten Mann,
von Dir. Rein 229. 3. Römische Röhrenleitung bei Frankfurt a. M.,
von Prof, Becker f mit einem Zusatz von Maj. v. Cohausen 232.
4. Römisches Fundament bei Laubach 236. 5. Rom. Aschensarg
am Gossberge 237, 6. der Gossberg, von Pfarrer Barfels 238;
7. Münzfund bei Limperich, von Hauptm. Wurst 238. 8. Gold-
fund bei Perscheid, von Freudenherg 240. 9. Ueber einen in
Coblenz gefundenen alten Inschriftenstein, 242. 10. Glockenin-
schriften im Kreise Geilenkirchen 244. 11. Ueber einen bei Xan-
ten gefundenen Carneol Intaglio, von v. Quast 246, 12. üeber
diverse römische Gegenstände, zu Heiligenkreuz und Strass-Paulin
gefunden 247. 13. Alte befestigte Werke im Kreise Gummers-
bach, von Hofrath Essellen 247. 14. Ausgrabungen bei Falken-
burg, von Dr. Savelsherg 249. 15. Gräberfunde im Brohl- und
Nettethale, von Freudenherg 250. 16. Römische Gräber in Bonn,
von Demselben 252. 1 7. Nennung der Herrn Correspondenten der
k. Commission zur Erhaltung und Erforschung der Kunstdenkmäler
in dör Rheinprovinz 253.
Verzeichniss der Mitglieder ..... 255
Bonu, Druck von Carl Georgi.
L Cborograpliie and Gesdiidite.
1 Hie ^ümifdiett JlMtn bei Hom mi fionl^nt, Me ))fa^lbtMen
De0 %xiixw Cäfar bei iBr^tttt ntti) tteuuiiei).
Eine halbe Stande unterhalb der Stadt Bonn, arwischen
den Dörfern Schwarzrheindorf and Bergheim mündet die Sieg
in den Rhein aaf der rechten Stromseite, in der Richtung
von Osten nach Westen fliessend. Nachdem sie einen weiten
Weg durch ein meist enges Gebirgsthal zurückgelegt hat^
tritt sie drei Stunden vor ihrer Mündung in die Rheinebene
ein, und Iftsst ihr Wasser in ruhigem und mitunter trägem
Laufe dem Rheine znfliessen. Nur wenn anhaltende Regc^n-
güsse oder schnelles Schmelzen der Schneemassen im Früh-
jahr die zahlreichen Gebirgsbftche ihres Stromgebietes an-
schwellen, steigt sie über ihre Ufer und strömt in mehreren
Betten dem Rheine zu, die Rheinehene in weiter Ausdehnung
üherschwemmend. Weil dieses Anschwellen der Sieg fast
jahrlich sich wiederholt, so haben ihre iPluthen in einiger
Entfernung vom Rheine ausser ihrem gewöhnlichen Bette
noch vier andere ausgegraben. Diese vier Bette enthalten
bei gewöhnlichem Wasserstande der Sieg in einiger Entfer-
nung vom Rheine kein Wasser : dagegen strömt in der Nähe
des Rheins sein Wasser in diese Einschnitte hinein und bildet
dadurch vier Häfen, den einen etwa sieben MIhttten vor der
jetzigen Sfegmttlidung, die alte Sieg genatutt, den zweiten
1
2 Die Römische Flotte bei Bonn und Boulogne,
und dritten sieben Minuten nördlich von der jetzigen Sieg-
mündung an der Südseite von Bergheim^ den vierten fünf
Minuten weiter bei Mondorf ^ welcher auch den Namen der
alten Sieg führt Von diesen vier Hafen ist derjenige, wel-
cher vom Rheine bis nach Bergheim, an der Südseite des
hohen Bergheimer Uferrandes, in einer Länge von beinah
einer Viertelstunde sich hinzieht, ein so vortrefflicher Hafen,
dass derselbe, wenn ihn die Natur auf die linke Seite des
Rheins gelegt hatte, Bonn wohl zu einer grossen und reichen
Handelsstadt erhoben haben würde. Dieser Bergheimer Hafen
gehörte, ehe die Französische Revolution die Haudelsverhält-
nisse umgestaltete und den Verkehr des linlcen Rheinufers
mit dem rechten absperrte, zä den besuchtesten am ünter-
rhein» überhaupt zu den besten Statten zwischen Rotterdam
und Basel, wo Schiffe im Winter gegen Eis und üeberschwem*
mung Schutz finden konnten. Noch erinnern sich die ältd*
sten Bewohner Bunins und der Umgegend, aamentlicli der
Hofrath Oppenhoff, Secretftr der Universität zu Bonn, äim
zwanzig bis dreissig grosse Holländische Kauffartheischife
hier überwinterten. Nach diesem Haff»i zogen noch .v#r
fünfzehn Jahren zur Zeit des Winters die Nachen der Bonner
Schiffbrücke und was sonst von Fahrzeugen bei Bonn vor-
handen war : jetzt finden diese ihre Zuflucht in einem klei«*
nen HafeUi den die Gigenthümer der Bonner Schiffbrücke
näher bei Bonn an der gegenüber liegenden Rheinseiie ao<-
gelegt haben. Dagegen ziehen die Badehäuser von Bonn, die
Naeben der benachbarten Dörfer^ besonders aber Flösse noch
jeden Winter in den sicheren Bergheimer Hafen ein» Die
Anlage eines Sichej-heitdtafens am Nordende der Stadt C^ln
durch die Franzosen, als sie Herren des linken Rheinufws
waren, dann die Errichtung anderer Häfen, uanentlicb m
Düsseldorf und Emmerich, hat den Hafen von Bergb^ioi aUr
mählich fast in Vergessenheit geratben lasaeo, imd B^rgbeim
wie aucl) das ib» naho. liegende Mundor^.wdqlie v^r.ai^Uig
Die Bemisehe Flotte bei Bonn und Boulogne.
3
Jahren nahe daran waren^ Handelsplätze ea werden, sind
wieder zu kleinen 4andlichen Gemeinden von 1400 und 800
Eiinwohnern herabgekommen. Diese Gestaltung der Sieg«
mllndiiag wird die folgende der Generalstabskarte entnom-
mene Zeichnung zur Anschauung briugen.
4 Die BönUsche Flotte bei Bann und Bouloghe.
In diesem Hafen, und in keinem andern, da die ttbrige
Umgebung von Bonn keinen Hort für Schilfe bietet, musA
jene Flotte gestanden haben, welche die Römer, als sie nicht
lange vor Christigeburt das linke Rheinufer nebst Belgien
ihrer Herrschaft unterwarfen, bei Bonn aufgestellt haben.
Suchen wir jetzt die dunkeln und fast verwischten Spuren
dieser bei Bonn ehemals stehenden Römerflottej so viele
davon sich noch auffinden lassen, an's Tageslicht zubringen!
Ein untrügliches Zeugniss über den Bestand ^dieser Flotte
zur Zeit des Batavischen Krieges, d. h. im Jahre 70 nach
Christigeburt, hat kein geringerer Gewährsmann als Come^
lius Tacitus uns erhalten, obgleich dasselbe bisher unbe-
achtet geblieben ist. Dieses Zeugniss enthält seine Erzäh-
lung Hist. V 22, wodurch Folgendes berichtet wird. In dem
genannten Jahre machte der Römische Heerführer Petilius
CerialiSf nachdem er den Bataver Civilis und dessen Heere
zuerst aus Gallien, dann auch aus dem unteren Germanien
und der Batavischen Insel vertrieben hatte, eine Reise den
Rhein hinauf bis nach Bonn, um die Winterlager, welche
zu Neuss und Bonn für die Römischen Legionen errichtet
wurden,, zu besichtigen (profectus Novaesium Bonnamque ad
visenda castra quae hiematuris legionibus erigebantur). Die
Rückreise des Cerialis mit seinem Heere, oder wenigstens
einem Theile desselben, von Bonn bis Birten^ wurde nicht,
wie die Hinreise, zu Lande, sondern auf einer- Flotte^ und
zwar mit Vernachlässigung der üblichen in der Nähe eines
Feindes sonst beobachteten Vorsichtsmassregeln ausgeführt
(navibus remeabat, disiecto agmine, incuriosis vigiliis). Diese
Sorglosigkeit hatte zur Folge, dass die Römer, als sie im
Lager bei Birten^) übernachteten, durch die Germanen aus
der Umgebung der heutigen Stadt Wesel überfallen wurden
und sämmtliche Schiffe dem Feinde in die Hände fielen. Dass
1) Der Name von Vetera ist im Texte des Tacitus ausgefallen.
Die Römisdte Flotie frei Bann und Boulogne. 5
Aea CerialiSy ab er ans der Bataviseheit Insel nack Bmm
kmaufisog;, keine Flotte begleitete, was ohnehin nicht allein
sehwierig sondern ganz unisweckniassig und zeitraubend ge-
wesen wäre, ergibt eine Vergleichung dessen, was von Ta-*
citiis kurz darauf (c. 23) tnitgetheilt^wird. Dadurch erfahren
wir, dass die lUmerflotte, welche au der Westseite der Ba«
tavisdien Insel auf der Maas kreuzte, nach dem Verluste der
Fahrzeuge bei Hirten ein Seegefecht gegen Civilis bestand,
also nicht verloren gegangen war. Demnach können wir
aiit T<^ller Sicherheit annehmen, dass Cerialis seine Reise von
der Batavischen Insel nach Bonn zu Lande, seine Rickreise
aber durch Schiffe aus der Römerfloite bei Bonn ins
Werk setzte. Selbst die Ursache, warum Cerialis bei seinem
Rückwege die Römische Flotte bei Bonn oder doch einen
guten Tbeil derselben mitnahm, ist aus der Erzählung des
Tacitus noch deutlich zu erkennen. Denn dieser berichtet
kurz vorher (H. V 19), dass dem Cerialis bei seiner vor der
Reise nach Bonn statt gefundenen Anwesenheit an der West-
Seite der Batavischen Insel Schiffe gefehlt hätten, um eine
Schiffbrücke über die Waul zu schlagen und auf dersel-
ben auf die Insel der Bataver vorzudringen (deesse naves
effidendo pontiy neque exercitum Romanum aliter trans-
raissurum). Dieser Mangel an Schiffen darf nicht so ver-
standen werden, als wäre Cerialis damals ohne eine Flotte
an der Westseite der Batavischen Insel gewesen, da eine kurz
vorher gehende Aeusserung des Tacitus (c. 18: debellatute
eo die foref, si Romana classiS sequi maturasset) das Ge-
gentheil lehrt. Allein die hier bezeichnete Flotte entliielt,
wie sich uns auch bald nachher noch zeigen wird, grössere
Schiffe, welche zum Aufschlagen einer Schiffbrücke über die
Dass aber kein anderes Lager als dieses zu yerstehen and
Veterum Tallam statt yallum zu ergänzen sei, habe ich in die-
sen Jahrb. XX&II S. 10—16 gezeigt.
6 Die Römische FhUe bei Bonn tmd BäulogneL
WmI aicht g4$braii€bl werden koontfii. Um also bei de»
nftcbflteii Angriife, welcbeq Cerialis gegen die BataTer r&tm
bereitet«^, für einen Uebergang auf die BaUviscbe Insel betaer
gerüstet zu sein, nahm er eine gule ZabI Ueiaer ScibiiFe lutdl
Nacben ans der Bonner Flotte mit: denn dass diesie mit sal«i
eben kleinerea Fahrzeugen reieblich verseben war« lehrt umi
die bald darauf folgende Erzählung des Tacitus (Hist. V 83)»
wie Civilis die dem Gerialis dureh den niobtlieben Ueherlalt
bei Birten entrissenen kleinen Fahraeuge f<ir ein Seegef^cbl
gegen die Rümiscbe Flotte auf der Maas auszurüsten uJid zu
benutzen versuchte.
An diese Flotte bat man zu denkep» wenn von RlHiii'^
sehen Gescbichtscbreibern oder auf alten Steinschriften ein?
classis Germanica erwähnt wird. Diese Flotte befehligte
im Jabre 69 nach Cbr. Julius Burdo^ als der Legat der
ersten in Bona stehenden Legion, Fabius Valens, mit der
Reiterei der Legion und der Bundsgenossen aus seinem Lager
nach Cöln aufbrach und den Aulus Vitellius zum Kaiser des
Römischen Reichs an Gaiba's S|telle ausrief.^) Dem Julius
Burdo aber hätte diese Empürung beinah ein blutiges Endi^
bereitet, weil die Soldaten den Sturz des Fonteius CapitO|
der vor Vitellius Statthalter von Uutergermanien gewesen
war, ihm Schuld gaben und darum seinen Ted verlai^teHi
der auch erfolgt wäre, wenn Vilellius ihn nicht durch Ust
dem Grimme der Erzürnten entzogen hätte, indem er ihn
gefangen nehmen Hess und erst nach dem Siege über Oth«
wieder frei gab^)« Zum Nachfolger des Burdo \n dessen
Stelle hatte Vitellius den Julius Tutor aus Trier erkorem
2) TacituB Eist. I 57.
3) Tac. Hist. 1 58: luliumBurdonem, Qermanicae clasaü praefeetum,
a^ta sabtcaxit. Exarserat ia, e^m iraoundia oxeifoitu», tarnq^am ori-
xnQQ aQ mox insldias FoQteio Capltoni atcw^etu Grafta erat
memoria Capitonis; et apud saeYieates oooidero ^ftlai»» ingno-
Die Rßmisöhe FMte hei Bern und Boukgne. 7
vMkhA' .^pftter ft>n ie» BMerii aMel uM zmt Ptitei dM
CtiiUs abertr«!. Taoit. Hisl. Uli 55: Tutor fiiHte RJwni a
Vii»lÜ0 praefeetas, 4. h. elassi OermaBicae praefectos. Ein
dtiUep ildmirai di^Mr Ffoltp (pfaefecliis ciassis Ckrmaiiicae),
ilf. ilamäitif^ CrescenSy wird auf ctoeai Steine aas Cöln ge^
Banut^), umI «in Schiffs-Capitün derselbeii (trierarcilas) mit
Nanlen RufriMs CtAenM bat im Außra^d von VexiUmtiem
4er (retmamscken FloUe (Vexillarii dassis Gtrmankae)
4tm Juppiler (1^ M) im BrMthale^ dessen Back e^/s Stunda
•berlialb Bsao in den Rliein mftadet» ein Denkmal gesetat').
Besonders wichtig aber für die ▼orUegende Untersuclmng
flind awei andere ebenfalls im Brakttkale gefundene lasekrtf«
ten^Steine^ wtnron der eine jetot im Museam von Nymwefen,
der andere im Museum von Cöln aufbewalirt wird, weil aus
Hinen hervorgeht, dass die Flotteostation bei Bonn naeh dem
grossen Verluste bei Birten nicht etwa aufgegeben, sondern
dass dieser Schaden bald wieder ersetzt worden ist. Denn
nach dem ersteren lassen vexillarii classis% d. i. classis
Germanicae^ wie auf den vorher angeführten und andern
bald zu nennenden Inschriften steht, im Verein mit Vexilla-
riem (Detacbenfents) aas der ersten Hinervischen, der sechsten
and aeknten Jiegion, aus Coborten und Alen, dem Hercules
Sazantis ein Denkmal errichten^). In dem andern lassen die
soere non nlsi fallsndo lieebat. Itä in custodia habitaa et post
Tietoriam demam, atrfttis lam miUtum odiia, dimis»ua est.
4) Yereine-Jalirb. VÜI S. 166. Or. Henaeü 6867. Dae Denkmal
des Hereulet Sazanne v. J. Freddenberg 8.20.
5) Das Denkm. des Hercules Sax. S. 8 n. 20.
6) Das Wort eiagms heisst nach einer Lesaof der Insehrift GLQ
(Jansaen), nach einer andern G\LQ (Ctmneffieter), was von Freu-
denbergf (a. a^ O.) elassis qoi (sünt)^ von Urllohs (in d. Jahrb.
XXXVI S. 100) zum Theil richtiger classisqae gelese)^ wird.
7) Die Veranlassi^ sowohl zur Stift dna dieses als des andern
grossem Denkmals ist noch nicht enträthselt loh termuthe,
8 Die Adfltbafte Jhtte bei Bmn und BtHOoffne,
flechsle, «e hnte uti zwenmdzwaoffigste Legi»D| Al«ii, Cohor»
ten und FloCtensoldaten dem lovictos Hercales^ d. h« deitt
Phdnicischen Sonnengotte^), (lielleichl dem Juppiter und
Hercules) ein grosses und bedeutsames Denkmal setses.
Beide Werke fallen neher nach dem Jabre 100 nach Chr.^
wahrsrheinlich zwischen 104 und 130^ wie Vrliebs in diei»
sen Jahrbachern (XXXVI S. 100-^104) dargethan bat, d. b.
mehr als dreissig oder vierzig Jabre nach dem Batavischen
Kriege. Daraus ergibt sich, was auch schon an sich wahr-
scheinlich ist, dass die Flotte bei Bonn nach de» emj^ndli^M
eben Verluste bei Birten ergänzt und eminiert ihren ehemaligem
Stand wieder eingenommen hat. Noch andere Erwähanngen der
Germanischen Flotte finden sich auf einer Inschrift aus Ar-^
da^s die in den beiden Inaohriften genannten Trappenkörper
für irgend einen Sieg dem Hercules ihre Gabe darbraobten«
kann aber nicht zugeben, dass sie einen Dank für Förderung
ihrer Arbeit in den Tuffhrüchen des BrohlthaU aussprechen
wollten^ wie Dr. Freudenberg, z. Archivar unseres Vereins, und
Prof. XJrliohs, Stifter und Ehrenmitglied desselben, der Etstere
in dem Denkm. des Herc. Sax. S. 13 ff., der Andere in diesen
Jahrb. XXX YI 8. 100 n. 104 angenommen haben. Denn abge^
sehen von dem Unglaublichen^ das« bei dieser Auffassung vor
der Errichtung des dem Hercules Invietus gewidmeten Denk-
mals drei Legionen, überdies noch Alen und Gehörten der Hülfs-
truppen und die Soldaten der Flotte in dem engen und nicht
langen Brohlthale Tuff gebrochen haben sollten, ist auch das
Arbeiten in Steinbrüchen (in lautumiis) keine Beschäftigung für
Legionarier, so bekannt es auch ist, dass diese seit Angustus
für andere militärische Arbeiten herangezogen wurden. Denn
Steine brechen und Erz graben waren Sclayenarbeiten, wie den
Lesern des Plaatas bekannt genug sein wird; und wenn ein
Heerführer Legionen sogar zum Bergbau missbrauchen wollte,
so wurden sie missmuthig und beschwerten sich beim Kaiser
(Tacit. Ann. XI 20).
8) S. Braun in d. Annalen des histor. Vereins für den Niederrh
Jahrg. 1863 S. 1 fgg.
Die Bömlsoke ¥htie bei Bann und Boulögne: 9
Um iwd auf swei Votivtitttren des Bontter Museiiins. Vgl*
OreUi-HeD;ien 3600. 686S. 6866. Lersch, Centraliii. II 13 u»
HI 145w Freudenberg, das Denkmal des Hcrc. Sax. S. 90.
Der erste dieser drei Steine ist einem ehemaligeH Schiffs^
C^pUain der Germmäschen Flotte (extrierarch. cla$s*
Qerm.\ dem Domitius DomitianuSy von seiner Gattin gesetzt;
mit den beiden andern haben zwei Soldaten dieser Flotle ein
GelaMe geU^st.
An die bisher gegebene Nachweisung scbliesst sich fol-
gende Frage: welcher Rdmer hat die bei Bon» im Safem
von Bergheim stehende Flotte aufgestellt, und welches Ziel
hat derselbe dabei in's Auge gefasst? Darüber gibt uns Auf-
aehiuss eine ffir die Urgeschichte der Rheinlande wichtiga
Nachricht, welche durch JuUus Plorus aas de« Geschichts-
werke des Titus Livius^) auf uns gekommen, aber bisher
noch nicht genägend aufgeklärt ist^^). Diese lautet (IUI 13
96:= II 30) nach den beiden ältesten, von einander unab-
hängigen Handschriften des Florus, einer Bamberger aus dem
nenten und einer Heidelberger ans demselhen Jahrhundert^
welche die neuesten Herausgeber des Flonis bei der Textes*
gestaltang desselben als die zuverlässigsten Gewährstäcke
mit Recht zu Grunde gelegt haben, im Wesentlichen über-
9) Ueber die Abhängigkeit des Florus von Livius im Ganzen, vor-
züglich aber in seiner Beschreibung des Germanischen von Dru-
sas geführten Krieges, vergl. meine Nachweisung in diesen
Jahrbüchern H. XVII S. 1—8.
10) Vergl. Jahrbücher H. XVII S. 1-6», Doppelhtft X^XHI u.
XXXIV S. 1 — 55* In diesen beiden Abhandlangen, wovon die
eine von mir, die andere von J. Becker verfasst ist, findet der
Leser eine Kritik aller mit jenen Worten angestellten Versuche.
In wie weit meine jetzige Auffassung der Sache von meiner
früheren Behandlung derselben im 17. Hefte dieser Jahrbücher
abweicht oder damit überdnstimmt, wird aus einer Verglefchnng
beider sich von eelbflt ergeben.
10 Die Rffmisi^ FMte hei Bonn und Bouhgne.
•iustimmeiid, in Kleinigkeiten abweidiend : den» in der ernten
stekt so : twrmmn et eaesoriacüm pentilni» ionxit dassibosqte
flrnavit, in der Heidelberi^er so: bonnam et gesogiemcum
ponliline ianxit elassibusque ftroiavit {Dru9usy Die Banibei^
fl^er Hand^brife, welche im Ganzen minder fetiterhafl als üe
Heidelberger gesehrieben ist, nennt ans an der ersten Stelle
eine Stadt Borma, die Heidelberger Bonna; wetcher iron bei^
den sollen wir trauen? Ich würde, wie ein gelehrter Mitar^
beiter unserer JahrbOeher, Professor Becker, und die beiden
neuesten Herausgeber des Floras, O. Jahn und Cl Balm
getkan haben, mit Rfieksicbt auf die grössere Auetoritat -der
Bamberger Handschrift Borma vorziehen, wenn ick eine
Stadt dieses Namens am Rhein aufarutlndea vermtkhte, oder
wenn sonst Jemand am Rhein oder in dessen Näke ein Borma>
nackgewiesen fcntte: denn an den Rhein weisen uns sowohl
die Worte, welche diesen vorhergehen, als jene, welche ihne«
folgen (in Rheni quidem ripa foinquaginta ampHus castella
iirexit (Brnsm), und invisum atque inaecenswn in id tempna
Herrfiiinm saltmn patefecit), an den Rhein weist uns aveb
der Inkalt und die Vebersehrift des Abochnittes (BeUnm Oer<^
manienm), worin Flonts die Feldzüge des Drnsus inriacben
RheHi und Elbe beschrieben hat« Aber weder am Rhein
noch sonst wo in Europa ist eine Stadt Borma zu finden,
und wenn Becker irgend eine untergegangene Stadt dieses
Namens an der Nordktiste Galliens nicht weit von Boulogne
voraussetzt (Jahrb. H. XXXUl u. XXXIV S. 49), so wird
diese Vermuthung weder durch irgend eine alte Scherbe noch
durch eine Spur von Nachricht bekräftigt, abgesehen davon,
wie Drusus wohl dazu gekommen sei, zwei Flotten bei zwei
nicht weit von einander entfernten Gallischen KOstenstädten,
bei einem verschwundenen Borma und bei Boulogne (Geso-
riacum) aufzustellen, und dass nicht minder räthselbaft blei-
ben würde, was diese Flotten zu der von Drusus beabsich-
tigten Sicherstellung des Rheinufers hätten beitragen kttnnea
SHe Römische Fk4i9 hei Bann und Böuhgne. 11
Ikftf efes nennt uns die andere gleich alte Handeebrift des
Plön» nickt nur eine wohlbekannte alte Rmnerstadt, sondern
auch «ine am Rhein geleg^ene Stadt, eine solche, wekbe der
SosaHMneohang und der Inhalt der ErnaMung erwarten lassen»
Daher dtfrfen wir in dieser Naneiisform onserm Heidelberger
Zeugen wehr traoen, von dem Bamberger aber anuehmen«
dass er hier einen Idchten Sdireibfebler begangen halt, in^
dem er entweder in seiner Vorlage einen Zog am oberen
8nde des ersten n in Bonna, ein rm statt im nu finden wähnte,
oder durch das nächste caeso*mcum verleitet wurde, in einen
Assimilatioiis-Schroibfehler zu verfaUen und «o das Monstrum
ikrma in die W^t zu setzen.
Die nächste sieh eiasteltende Präge ist, in wieweit die an«
dere von Florus genannte Stadt zu Bonna passe oderdage*
gen streite. lu der Benennung »uch dieser Stadt gehctt die
beiden ältesten Documente wieder auseinander: denn im Barn*
berger steht cMesariacum, im Heidelberger gesogkiTmmmi^
aHein aach hier kann über die richtige Namensfonn kein
Zweifel bleiben, weil der Bamberger Schreiber im Anfkoge,
der Heidelberger in der Mitte einen leicht zn ettlaronden
Schreibfehler zugelassen hat. Denn der Bamberger hat,
wahrseheinlich durch unzeitige Erinnerung an Caesar ver«*
leitet, caeseriacum statt Geseriacum geschrieben, der Hei*«
delberger aber, weil die Anfangssylbe des Wortes sich zu
stark seinem Ohre eingeprägt hatte, den ersten Buchslaben
auch in die zweite Hälfte des Worten und noch ein tiberflns-
mgc8 m hineingebracht, wodurch bei ihm ein gew^gkmcum
statt Geso-rUwwm zum Vorschein gekommen ist. Nerkwir«
üger Weise treffen wir den Schreibfehler Gesa-gUif statt
Geseriaco auch auf der Tabula Peotingeriana, wo er duvctt
dieselbe Veranlassung entstanden sein wird. Sobald wir
aber die Fehler der beiden Florus-Handschriften meiden und,
wafi sie Richtiges haben, aufinefanien, so befconunen wir den
Namea j#ner Stadt im Belgischen Gallien^ welche zuerst
12 Die Röndgche Flotte bei Botm und Bimlogm.
GtsofiaeMm (mit gescliirfter Airfuigssylbe auch Geggoriaeum)
biefls» daMi BMOUfa genaont wurde, wovon, wie bekannt,
der jetflige Name der Küsten- und Hafenstadt Boulogne sei*
nen Ursprung hat. Demnach erfahren wir durch Florus oder
durch dessen Gewährsmann Livius, dass Claudius Drusus, der
Stiefsohn des Auguslus, als er in den Jahren 13—9 rot
Christus Germanien bekämpfte, eine Flotte bei Boim und
eine zweite bei Bouhgne aufgestellt hat
Nachdem das Dasein einer bei Bonn stehenden Römischen
Flotte oben auch aus einer anderen hi^ehst achtbaren Quelle
nachgewiesen ist, nachdem wir auch drei Admirale, zwei
Capitäne, Soldaten und Matrosen dieser Flotte kennen gelernt
haben, so würden wir sum Märtyrer des Buchstabens wer-
den, wenn wir in den Worten des Florus an dem Schnitaer
Borma noch festhalten und uns gegen den wahren Namen
von Borma strftuben wollten. Gehen wir auf der so gewon«-
nenen sicheren Grundlage weiter! Die im Jahre 70 nach
Cbristui bei Bonn stehende Römerflotte kann, da weder der
Kaiser Nero, noch dessen Vorgänger bis auf Augustus in
der Einrichtung des unteren und oberen Germaniens etwas
Neues aufgebracht haben, nur unter Augustus hier aufge-
stellt sein. Daraus folgt weiter^ dass die Angabe, Drusus
habe ^ur Zeit seiner gegen die Germanen unternommenen
Feldzüge eine Flotte bei Bonn aufgestellt, vollen Glaube»
verdient und keinem irgend begründeten Zweifel unterworfen
werden darf. Die damit verbundene Erwähnung einer zwei-
ten, von Drusus bei Beulogne aufgestellten Flotte findet eine
genügende Erklärung darin, dass die beiden Germanien
(Germania inferior und G. superior) mit dem Belgischen
Gallien von Augustus zu einer Pramm^ Belgien genannt,
verbunden ^^) und der Verwaltung des Drusus anbeim gege-
ll) PHnius N. H. mi 17 (31) §.105—106. Ptolemäns Geogr. H 9,
Dio Gassias LIU 12. Feehfer in Gerlaohs^ Hotttngers u. Waokei^
Die lUndseke FMie bei Bonn und Beulogne. 13
Im» waren. Die beiden StäAe, wo liie nwei Rbmiselien
PMten ihre Stelle erhielten, kg^ea an den entgefcengesetaten
finden der grossen Belgischen Provinz, Bonn an der {^Hiehenf
Boulogne an der westlichen Seite derseibui. Adinlich
scbtitale Ilalien nach Westen die Hatte hei Misenumy nach
Osten dieRavennatische. Wenn die Rheinischen Legionen keine
genügenden Lebensmittel besassen oder - Rhein und Maas
durch feindliche Fahrzeuge bedrohet wunien, so konnte die
Hotte von Boulogne durch die Mttndung der Maas den Be^
drängten zm Hülfe eilen. Das ist im Batavischen Kriege, im
Jahre 70 aach Christas, geschehen. Denn um den Römern
die ZußAren aus GaUienf d. h. durch die Schiffe ans der
Flotte von Boulogne, dem nttchsten dortigen Hafen der R#mer,
ubzuschneiden (ut eo terrore commeatus Gallia adventantes
interciperentur, Tacit. H. V 23), entscbloss sich Civilis, der
Rttmiscben Flotte ein Treffen an der Mftndnng der Maas au
lieCern. Selbst die hier erwähnte RiHnerflotte muss aus OaU
nsgels Schweiz. Museum für histor. Wissensch. III S. 308 — 341.
7%, Mommsen in den Beriohten der K. Sachs. Gesellschaft z.
Leipzig, phil. Mst- Classe Bd. HI S. 230—235. Auoh Germani-
ms, als er in den Jahren 14 bis 16 nach Chr. Germanien be-
kämpfte, war nicht nur über die beiden OernMuuen sondern
über das gesammte Belgische Gallien gesetzt; vgL Tacit. Aon. 1 31
und 43, II 5. l^ach dem Abzüge des Germanicus sind die drei
Theile dieser grossen Provinz nicht mehr einem, sondern drei
kaiserlichen Statthaltern zur Verwaltung übergeben worden,
und dadurch ist auch der Sprachgebrauch aufgekommen, jeden
dieeer Theile (das untere und obere Germanien und Bel-
gioa) als eine ffir sich bestehende Provinz zu ' bezeichnen; rgh
Tacnius Ann. IUI 73: vexilla legionum e 9up9fior€ fr&tineia
(nas dem oberen Qerman$en) — accivlt; H; I 51 : exereiiiia
finibus provinciarum (durch das Gebiet des obofea und untere^
Germaniens) discernebantur ; Ann. XIII 53: invidit operi (An-
lage eines Canals zwischen Mosel und Saone durch L. Vefusj
Legaten des oberen Germaniens) Aelius GraciHs, Belgicae le-
g&tus, deterrendo reterem ne legiones alienae provinciae inferret.
14 Die BSw^ohe Fhtie bri Bann und Büulogne,
lieH, 4« II alw Boiil^nei heAeigteili sdn, wie abh lekht
jMigM Ittwt.» Dean s&aMDtlidie Fahracuf e, wddie die Rdmtt
bei der Bs^tavisehen iqa»I auf der Waal und der Maas ua-»
ilneUelteo, waren bald nach dem Ausbruche des Baiayifiehea
Attfslandes im J. #9 nach Chr. ven CiviUs and dessen An-*
bttn^m gefangen genorooien (Tacit H. IUI 16). Von dieser
Zeil bis «ur Ankunft des Cerialis halten die aiifgeslandenen
Bataver ia ihrem Lande und auf ihren Strömen eine unbe*
dingte Herrschaft behauptet« Wenn nun dem Cerialis, als er
mit seinen Legionen gegen die Insel der Bataver vordrang,
eine Kriegs-Flotte aur Seite stand {Tmc. B. V 18 n. 2t u. 23),
welch«; von Bonn nicht gekommen sein konnte, weil diese
erst später herangezogen wurde und bei Birten verloren ging,
so kann dieselbe nur von der Gallischen Küste, d. h. aus
dem Hafen von Beulogne gekommen sein. Der sehen mehr-
fach von Cerialis geschlagene Civilis wurde durch die von
seinen. Verbündeten bei Birten erbeuteten Bonner Fahrseuge
mit neuem Moihe so erfüllt, dass er ein Seetreffen gegen die
Römer zu wagen sich entschloss. Dieses Gefecht wurde ohne
Erfolg an der Mündung der Maas geliefert, und so geschah
es durch ein merkwürdiges Zusammentreffen von Ereignissen,
dass Fahrzeuge der beiden Flotten, die einander helfen soll-
ten, sich jetzt feindlrch bedroheten. Dieses Gefecht, das
letzte im Batavischen Kriege, hat uns Tacitus (H. V 23) be-
schrieben, eine Beschreibung, bei der ich noch einen Augen-
blick verweilen will, weil sie uns über die Beschaffenheit der
Römerflotte hei Bonn Aufschluss gibt. Seine Worte, welche
nidit ohne Lücken und Verderbnisse auf uns gekommen sind,
lauten nach meiner Ergänzung und Berichtigung so: Civilem
eiq^do ittde inoessit^^) navalem aeiem ostentandi. Complet
quod bireminm quaeque simplici remonan^^) ordine ageban-
12) Stf tt inda ijocetsit gibt die Uebeilieferusg tnvatit inoetsit, inde
ist von N. Hewsius YerboMeri
13) Dfta für den .4<ui<9^>^<)^ unentb ehrliche remorum (Schiffe mit
Dh Bömi$oh$ Fhfie bei Bünn und BaulogHfi. 15
imr; a^iecta iagens Imllriniii viSb Tncenos quadragefloifiic
süVVO$ Ulis imp0smt^*'}^ »eA armameot* LibumidB solfta; tt
«UQul captae luatres aagulis versicoloribua havd ind^ora pra
veUs. iuvabaiitur. . Hier werden Schiffe mit swei luid nk emeir
Reihe von Rvderbanken anigtMhli, überdies etne UtiteM
V4m Nucken^ das heisat, kleinere Schiffe «hne Verdeck^ ya«
welchen bemerkt wird, dass sie erbautet aeiea, d. b. erheatet
hei dem nächtlichen Angriffe zu Birten. Daa bei dieaem
Ueherfalle weggenommene Admiralscbiff, eine Trireme, hatten
die Geriaanen an ihre Wahrsagerin Velada geschenkt (Tacit
B. V 22), von den übrigen werden sie auch wohl noch ainigf^
der werthFoIIeren fqr sich behalten haben* Die ttbrigen und
besonders die kleineren überliessen sie dem. Civilis^ der ihre
Bewegung; durch Ausspannen von Porpurmttnteln (sagiilia
versicoloribus) statt Segeltücberu erleicbterle. Daraus ist gm
ersehen, dass die Flotte bei Bonn eine grosse Zahl Ueiaer
Fahrzeuge enthielt, welche zu jeder Jahresaseit und beij<^eai
Wasserstande den Rhein befahren konnten, besonders aber
zum Aufschlagen 4iiner Schiffbrücke über d«n Rhein« wenn
ein Heer zum Einmärsche in Feindesland iibersetaen sollte,
geeignet waren.
Noch aber bleibt zum voliatändigea Versiaadniss der nas
Iiivius mitgetheilten Nachricht des Floms eine Erklärung der
Worte Bonnam et Gesoriacum ponäbus iüuxit, alm ein Auf<-
sehluaa darüber» wie Bona und Boulogne durch Bntehen
von Drusus in Verbindung, gesetzt seteUy su. wünschen
übrig. Darüber will ieh meine Vermutlmng^ denn mehr kann
ich nicht geben, den Lesern dieser Jahrbücher nicht vorent»
halten. Wir würden die Angabe des Plorus Idcfat verstehen^
wenn via munita ac panübus iunxU geschrieben stindex
einer Reihe Ruder) ist wahrscheinlich bei seiner Abkürzung
reo24# vor ordine übersehen worden.
14} Ein alter Abschreiber do9 Tacitus ist von mt zu dem ähnlich
lautenden sed übei;ge9prangen. ...
16 SHe R(hni8<^e Hotte bd Bann tmd Baulogne.
ima eine Chaussee nebst Ueberbrflcbmg von Flüflsen^ wt/r*-
Ober jene führt, dient zur Verbindung von Städten und Lan-
dern. Aber wenn eine Chaussee durch Julius Cftsar, den
Eroberer Oalliens, oder, was wahrscheinlicher ist, von Ao-
gnstus, als er in den Jahren 27 u. 26 vor Chr. die Angele-
genheiten Oalliens ordnete, zwischen Boulogne und Bonn
bereits angelegt war, so konnte Livius und aus ihm Horus
von den Arbeiten des Drusus nur das erwähnen, wodurch
die von Cäsar oder Augustus begonnene Verbindung der öst-
lichen und westlichen Theile vom Belgischen Gallien ihre
Vollendung erhalten hat, die Ueberbrückung der Ströme,
welche, zwischen Bonn und Boulogne zu fiberschreiten waren.
Darin also, das Brückenbauten erwähnt, aber einer Kunst-
strasse nicht gedacht wird, scheint Grund für die Annahme
zu liegen, dass Drusus eine Heerstrasse zwischen Bonn und
Boulogne bereits vorfand und daher seine Thätigkeit auf
dasjenige, was an einer ordentlichen Verbindung der östli-
chen und westlichen Städte im Belgischen Gallien noch fehlte,
richten und beschränken konnte, auf den Bau von Brücken «
über die Flüsse, welche zwischen dem Rhein und der Belgi-
schen Nordküste eine gute Verbindung hemmten. Jene von
Drusus errichteten Brücken aber werden wir finden, wenn
wir die alte Römerstrasse zwischen Bonn und Boulogne ver-
folgen. Diese führte zuerst in der Richtung von Süden nach
Norden bis Cöln (oppidum Vbiorum zui* Zeit des Drusus,
später colonia Agrippinensium). Von Cöln lief eine andere
Strasse in der Richtung von Osten nach Westen durch das
Belgische Gallien bis Boulogne. Die Orte, welche diese
Strasse berührte, führt das alte Römische Reisebuch aus
der Zeit des Caracalla^^) in der Richtung von Boulogne
nach Cöln in zwei Absätzen und in folgender Weise auf:
15) Vgl. Itinerarium Antonini August! ei HierosolTmitanum. Exlibris
msa. ediderunt O, Parthey et M, Finder^ Berol. 1848 S. 179—
180. Mit den Angaben über die im Itinerarium enthaltene Reise-
Die Römigche Flotte bei Bonn und Boutogne, 17
1. a portu Gessoriacensi (Boülogne) Bagacum (ßavag) usque
mpm LXXXIII Mc:
Tarvenna {Terouamie) mpm XVIII
CasteUo (Monicassel, Cassel) . . . mpm Villi
Viroviacum (Werwick) mpm XVI
Turnacum (Tournm/) mpm XVI
Ponte Seal d 18 (Escaut-poot) .... mpm XII
Bagacum mpm XII.
2. Vodgoriacum (Vaudre) mpm XII
Gemiuiacum (Gemblou? Vieuville?) . mpm X
Perniciacum {Bertrais? Acosse?) . . mpm XXII
Adnaca Tongrorum (Tongern) . • . mpm XIIII
Coriovallum {Corteny Herken?) . . mpm XVI
Ittliaciim (Jülich) mpm XVIII
Colonia (Cöln) mpm XVIII.
Wenn wir dieser (von Cäsar oder August angelegten) Römer-
Strasse in der Richtung von Cöin nach Boülogne folgen, so
finden wir, dass Drusus zur Verbindung von beiden, also
auch zur Verbindung von Bonn nach Boülogne ^^), folgende
Brücken aufzurichten hatte. 1. Zwischen Cöln und Jülich,
ungefilhr in der Mitte zwischen beiden Orten, war die£r/i
zu überbrücken. 2. Eine andere zur Verbindung dieser
Strasse erforderliche Brücke war bei Jülich über die Roer
(sprich Rur) zu schlagen. 3. Dann erreichte die Strasse
route stimmt im Wesentliolien auch die Tabula Peutingeriana
überein, und beide haben das Meiste aus der un<^r Augustus
durch M, Agri;ppa zu Stande gekommenen Karte des Bömisohen
Reiches und aus den dazu gehörenden Commentariia Agrippae
entnommen.
16) Dass Bonn und Boülogne , nicht Cöln und Boülogne, als ausser-
ste Punkte des Belgischen Galliens von Florus und Liyius auf-
geführt werden, findet darin seine Erklärung, dass bei Bonn wie
zu Boülogne eine Kriegsflotte aufgestellt war, Cöln aber eines
Hafens entbehrte.
18 Die Römischen HoUen bei Bonn und Bauhgne.
das Tbal der Maas (Mosa)« Die bei MastricM (Mosae
(raiectus) erbauete Brücke wird schon in der Oesehiehte des
Batavischea Krieges, das ist etwas mebr als 80 Jahre nach
den Unteroehmungen des Drusiis, erwAhnt ^^). Damals rückte
Civilis von Cdln gegen die Maas vor und fand hier Wider-
stand von Claudius Labeo, der die Maas-Brficke im Interesse
der Rtfmer mit seinen Anhängern besetzt hatte (quo minus
ultra pergeret {CiviUs)^ Claudius Labeo-restitit, fretus loco,
quia pontem Mosae fluminis anteceperat). DassDrusus diese
Brücke hat bauen lassen, zeigen nicht allein die obigen Worte
des Florusy sondern M'ir finden dafür ein zweites Zeugniss
des Florus und Livius in demselben Abschnitte, ich meine
jene Worte: in tutelam provinciae^^) praesidia atque custo-
dias ubique disposuit per Mosam flumen, per Albim, per Vi-
surgim. Eins der hier erwähnten praesidia war die befe-
stigte Maasbrücke selbst: denn dass sie durch einen Brücken*
köpf gedeckt wurde, lässt die Erzählung des Tacitus erkennen»
insofern Civilis diesen Posten nicht nehmen konnte, bis seine
Leute durch die Maas schwammen und dem Labeo in den
Rücken fielen. 4. Der nächste Strom, den die Römerstrasse
zu überschreiten hatte, war die Scheide. Hier war mit der
Brücke auch ein Ort verbunden (Pens Scaldis)^ das heisst
die Brücke hat den ersten Anstoss zum Anbau von Wobnun«
gen gegeben, welche auch heute noch vorhanden sind. 5. Eine
fünfte Brücke erforderte auf der Strasse bis zum Ocean bei
Boulogne die LySy der grösste unter den Nebenflüssen der
Scheide, und noch manche kleinere Brücken waren über
Bache und Nebenflüsse der Maas und Scheide zu bauen.
Wenn der Ausdruck des Florus in eine fehlerhafte Kürze
zusammengedrängt ist, so findet dieses eine genügende Er-
17) TBcit. Hist. IUI 66.
18) d. h. prorinoiae Bdlgioae und der im eigentlioken Germ&nien
neu zu gewinnenden.
Die RönUsohen Flotten bei Bonn und Boulogne, 19
fclftrnof in der Ari imd Wieige, wie Florus seiDe Quelle be-
Untat hat: d^nn waiirend Livius über die GernaQiscIieii
FeMiBOge des Drusus vier Böciicr niedergescliriebeii, ist für
diesen Stoff bei Florus noch nicht ein Blatt eingeräumt wor«
den. Livius selbst wird die Flüsse, welche Drusus zwischen
Bonn und Boulogne überbrückte, namentlich anzuführen nicht
versäumt haben: Florus konnte in seiner eingeschrumpften
Srzählung keinen Platz dafür finden.
So schwer in jener Stelle der Ausdruck pontibus iunxit
2U erklären ist, so deutlich ist anderseits der darauf folgende
classibusgue firmavit. Denn jene beiden Flotten enthielten
Kriegsschiffe^ welche das Belgische Gallien auf der Ost- und
Westseite theils im Zaume halten, theils auch gegen feind-
liche Anfälle decken sollten, und in so fern eine ähnliche
Bestimmung hatten, als die Italien beschützenden Flotten bei
Misenum und Ravenna. Die Bestimmung der im Hafen von
Boulogne und bei Bonn liegenden Schiffe ist durch das See-
gefecht, worin wir beide oben gefunden haben, dargethan.
Deberdies bat der Ausdruck, dass Drusus Bonn durch eine
Flotte gefestigt habe (firmavit), noch seine besondere Be-
deutung. Denn diese Flotte lag dem Lager bei Bonn gegen-
über an der Schwelle des feindlichen Landes, hatte also auch
die Bestimmung, feindliche Augriffe, welche von der rechten
Rheinseite gegen Bonn losbrechen würden, abzuhalten und
gemeinschaftlich mit dem Landheere, welches im Lager stand,
zu bekämpfen. Auf diese gefährliche Stellung der Römischen
Flotte am Saume des feindlichen Landes musste Drusus Bück-
sicht nehmen. Denn auf derselben Rheinseite, wo die Flotte
aufgestellt wurde, hat Drusus zwei Castelle errichten lassen,
das eine in einer Entfernung von anderthalb Stunden in süd<-
lieber Richtung, für dessen Dasein das heutige Dorf Ober^
cassel (castellum superius) ein untrügliches Zeugniss gibt,
das andere in gleicher Entfernung vom Bergheimer Hafen,
dessen Name ^ich in dem nach Norden gdegenen Dorfe
20 Die Pfahlbrücken des Julius Cäsar bei Bann u. Neuwied.
Niedercassel (c2i»iettum inferios) erhalten' hat Ein Weg\
welcher in der Richtung von Bergheim nach Niedercassel
fährt, heisst im Munde der Laudleute noch jetzt der Römer-
weg. Beide Castelle gehörten zu jenen fünfiäg Burgen,
welche Drusus zur Beschützung des Bheinlandes hat er-
richten lassen^^), und beide nebst der in ihrer Mitte liegen-
den Kriegsflotte waren die Schutzwehren, welche am rechten
Rheinufer dem für eine Legion am linken Ufer bei Bonn
errichteten Lager in der Art entsprachen, dass von vier
Punkten her Hälfe dahin eilen konnte, wo Feindes Hände
eins dieser Werke anzugreifen wagten. Danach werden wir
also auch das Winterlager einer Legion, welches im Batavi-
schen Kriege bei Bonn mehrfach zur Sprache kommt '^),
ebenfalls als eine Anlage des Drusus anzusehen haben.
IL
Nachdem in dem ersten Abschnitte der vorliegenden Un*
tersuchung deutliche Spuren Römischen Lebens und Schaffens
zu Bonn und in dessen Umgebung zur Zeit des Augustus auf-
gefunden sind, gehen wir jetzt noch ein Menschenalter höher
hinauf, um zu ermitteln, wann die Römer unsern Boden zu-
erst betreten und zum Schauplatz ihrer Thätigkeit erkoren
haben. Wenn sich nämlich zeigen Hesse, dass Julius Cäsar
seine erste Pfahlbräcke, als er im Jahre 55 vor Chr. den
Rhein überschritt, bei Bonn aufgeschlagen hätte, so würden
wir erkennen, dass Drusus, als er hier die Statte eines La-
gers für Römische Heere und KriegsschiiFe wählte, denFuss-
tapfen eines grossen Vorfahren nachgegangen und durch ihn
auf diese Stelle hingeleitet sei. Und das, glaube ich, lässt
19) Florus II 30 (IUI 12 26) : in Rheni quidem ripa quinquaginta
amplius casteUa direxit*
20) Tacit. Hist. IUI 19. 20. 25. 62. 70. 77; V. 22. Vgl. H, I 57.
Die Pfahlbrücken dei Jiititis Cäsar bei Bonn u, Neumed. 21
sicJi seifett. Demi es m^bl, so viel ich sehe, vier Heriuei-*
eben, nach welchen der Punkt für diese Brücke bestimmt
werden kann. Das erste derselben ist, dass sie dem Gebiete
der Ubier gegenüber aufgeschlagen wurde, das zweite, dass
Cäsar auf seinem Zuge gegen die Germanen die Sugambrer
erreichen und züchtigen wollte, das dritte, dass er bei sei-
nem weitereu Vorrücken in das Liand der Sueben einzufaU
len gedachte^*). Das vierte ist aus Folgendem zu entnehmen.
Zur Ausplünderung der Eburonen, wozu Cüsar eingeladen
hatte, setzten 2000 Sugambrische Reiter über den Rhein und
fielen Beute machend in das Land der Eburonen'^). Die
Stelle ihres Rheinübergangs lag dreissig Römische MÜien
unterhalb der zweiten von Cäsar geschlagenen Brücke^'),
das sind sechs deutsche Meilen oder neun Wegstunden. Die
zweite Brücke des Cäsar aber stand, wie bald gezeigt wer-
den soll, unterhalb der Stadt Neuwied, das heisst sechs
deutsche Meilen von der Mündung der Sieg, wo die Su-
gambri den Rhein überschritten. Dahin also waren sie aus dem
Siegthale, von Osten nach Westen ziehend, gekommen. Sehen
wir, ob die andern drei Zeichen uns ebendahin führen werden !
Die Wohnsitze der Ubier, ehe sieM. Agrippa im Jahre 39 vor
Chr. auf das linke Rheinufer in die Ebene von Cöln versetzte,
haben wir Cöln gegenüber zu suchen, wo sie nördlich unge-
fähr bis an die Wupper bei Opiaden bis zu den Tencteri^
südlich bis an die Wied unterhalb Neuwied bis zum Gebiet
der Usipi oder Usipetes reichten. Danach werden wir für
die Anlage der Brücke einen Punkt zwischen Worringen und
Neuwied auf eineir Strecke von 14 bis 15 Wegstunden auf-
21) Yergl. G&iArs GaU. Krieg IUI 16—19.
22) G&asar B. G. VI 35.
23). Gaosar a. a. O.: transeunt Bhenttm navibaa latilHuqae triginta
. miiibua passuum in£ra eum looam,ubi poiu erat perfeotas prae-
^diamque ab Gaesare relictam.
22 Die Pfahlbrüeken des JuUu$ Cäsar bei Bonn v. Neuwied.
Bosncben haben. Auf dieser Strecke aber habea wir ans
fttr einen Punkt an der Nordseite der Stadt Bonn, in der
Nftbe des jetzigen Wiehelshofes, zu entscheiden^). Denn
sobald Cttsar seine Brücke vollendet hatte, rückte er in das
Gebiet der Sugambri ver^). Die kampflustigen Sugambrer
aber haben wir als die Bewohner des Siegthals, jedoch mit
Ausnahme der von den Ubiern bewohnten Siegebene, genauer
also als die kräftigen und kriegerischen Gebirgsbewohner des
oberen vori Bergen umgebenen Siegthals anzusehen, mögen
sie nun von der Sie^ (Suga^^) den ersten Theil ihres Na-
mens empfangen haben, was das Wahrscheinlichste ist, oder
nach einer andern Eigenschaft also genannt sein und die
Sieg von ihnen ihren Namen erhalten haben. Dass sie im
24) Eine zu Paris im Jahre 1861 erschienene Carte de la Oaule
»ous le ^(Konsulat de Cisat eet., welche eine Commission auf
Anordnung des Kaisers Napoleon III. entworfen hat, IKsst die
Rheinbrücke bei Cöln aufschlagen und Cäsars Heer zuerst ost-
lieh, dann in nördlicher Richtung so Torrücken,. dass es die
Berge, welche die Flösse Dühn und Wupper einsohliessen, über-
schritten und bis in die Nähe der Westfälischen Bukr yorge-
drungen wäre. Diese Auffassung kann nicht richtig sein: denn
auf diesem Wege hätte das Heer mit grossen Terrainschwierig-
keiten zu kämpfen gehabt, hätte über enge Thalschluchten und
schroffe Gebirgswande steigen müssen, wovon bei Cäsar auch
nicht die geringste Andeutung zu finden ist. Auch wäre Cäsar
auf diesem Wege den von ihm aufgesuchten Sugambrern und
Sueben nicht nur nicht nahe gekommen, sondern geradezu aus-
gewichen.
25) B. Gall. niI18: Caesar ad utramque partem pontis firmo prae-
sidio relioto in Jlnea Sugamhrorum contendit.
26) So wird die Sieg zur Zeit Cäsars wohl geheissen haben, wenn
ein Schluss von der bestbeglaubigten Form Sugambri gestattet
ist. In Urkunden des Mittelalters heisst sie 84ga und Seiga;
dieser Form entspricht die ebenfalls Torkommende Namensform
des Volks ßigamhri.
Die Pfählbrüeken des Julius Cäsar bei Bonn u. Neuwied. 23
Siegtbale «od dessen Dmgebitng wohtHeii, Iä«fll sidb aoch
daraus erkennen, dass Drnsas, der Orinder des Lagers und
der Flotte bei Bonn, von diesem Punkte aus ihre Bek&mpfung
unternomnien bat^^), und dass sie bald nachher (hn Jahre 8
▼or Chr., 746 nach Roms Erbauung) durch Tiberius, nicht
unterhalb der Stadt Cölu, wo die Wohnsitise der Ubier wäre»,
sondern oberhalb derselben, also wohl in die Umgegend v*n
Bonn versetzt worden sind ^^). Danach ist Cilsar am linken
Ufer der Sieg in der Richtung von Westen nach Osten ge-
zogen, ist aber nicht weit im Thale vorgedrungen'^), und
daraus erklart sich, dass keine Terrainsckwierigkeiten von
ihm erwähnt werden, sondern sein Heer ohne Aufenthalt
vorgeht und znrflckkehrt. Cftsar wagte naadich nicht, in
die engen Schluchten des oberen Siegthals, in welche die
Sugambrer sich zurückgezogen hatten'^), vorzuräcken. Noch
27) Dio Cassius LIIII 32, diese Jahrbücher XVII S. 20.
28) Sueton. Tib. 9, Aug. 21. Tacit. Annal. II 26. Dio Cassius LV 6.
29) Bell. G. IUI 19: Caesar paucos dies in eorum finibus moratus,
Omnibus yiciB aedificiisquo incensis frumentisque suooisis, se in
fines Ybioram (in die Si^gebene) recepit
30) B. Gall. IUI 18: Sogambri -^fiaibus sttia exeesierant BuaqiM omnia
exportayerani, oeque in Bolitudinem ao sÜTa» abdiderant In
dieser Beschreibung liegt ohne Zweifel eine Uebertreibung. Nicht
ihr ganz6% Gebiet (fines) gaben die Sugambri auf, sondern zogen
sich in die engsten Schluchten des Siegthals und in die engen
Thäler der Zuflüsse der Sieg, namentlich in die Thäler der
Brbel und Nieaier zurück, wohin, wie sie richtig Toraussetzten,
ihnen CJUar nicht folgen würde. Die Engen der Sieg beginnen
bei BUmhenb^rffy aieken sich nooh wdt m«hr eusammen zwi-
schen den Dörfern Stromherg and Herehtn, w^ter zwischen
Thal WindeeJc (Sohloss oder Ruine WindeeJc) und Schladirn,
werden dann zwiflOheo Au und Wissen so unzugänglich, dass
noeh heute die Stnusa iU>er diereohts sich ziehenden Höhen ihre
Richtung nehmen muss und nur der Spurwag der Eisenbahn
mit Hülfe von Tunnels im Thale am Flusse vorangehen luum.
24 Die Pfahlbrücken des Juiiug Cäsar bei Bonn u. Neuwied.
weniger wagle Cäsar, seinen andern Plan in AusfObrnng zu
bringen, ntmlieb über die Sugambrer hinaus zu kommen und
bis au iea Sueben voraudringen. Diese von ihm genannte^
Swbi sind die Chatti^ d. b. die Bewohner der beiden Hes«
sischen Länder, wie neuere Gelehrte, namentlich Minola,
Giefers und vor Andern Jacob Grimm erkannt haben ^^)« Um
nu diesen zu kommen, hätte Cäsar im engen Siegthale bis
au den Quellen der Sieg vorgehen, das hohe Gebirge am
Ederkopf Oberscbreiten und so in das Tbal der Eder oder
Lahn hinabsteigen mOssen. Statt einen so gefährlichen
Marsch zu wagen, hat Cäsar, sobald er im Gebiete der Su-
gambri angelangt war, sein Heer Halt machen und ein Werk
der Zerstörung ausfOhren lassen, worauf er nach einem Auf-
enthalte von achtzehn Tagen auf dem rechten Rheinufer,
theils im Lande der Dbier, theils in den Wohnsitzen der Su-
gambrer, über den Rhein zurückkehrte und die Brücke hinter
sich abbrechen liess'^).
Ein zweiter Einfall in Germanien, verbunden mit einem
neuen Brückenbau über den Rhein, wurde im Jahre 53 vor
Chr. (701 nach Roms Erb.) von Cäsar unternommen. Da-
mals kam er aus dem Gebiete der von ihm unterworfenen
Treverij und liess eine Brücke, gerade so wie die früher
errichtete, etwas höher den Rhein hinauf als die erste
(paulo supra cum locwn^ quo ante exercitum traduxerat^'),
bauen, um in das Land der Suebi^ d. h. der Chatten, einzu-
dringen und diese dafür zu züchtigen, dass sie den Treveris
Daher wird Cäsar sohwerlioh weiter als Btromherff, jedenfalls
nicht über die heatige Station der Eisenbahn von Au (2Vt Stunde
unterhalb Wissen) gekommen sein.
31) Vgl. diese Jahrb. XXXVI S. 19 fgg.
32) B. G. IUI 19: Caesar — diebus omnino deoem et octo trans
Bhenum consumptis — se in QalUam {Belffieam) reeepit pon-
temque resoidit.
33) Bell. Gall. VI 9.
Die Pfaklbrüchen des Julms Cäsar bei Bonn u. Neuwied. 26
HQlfetruppen gegen ihn gesehickt hatten. Der Ba« dieser
Brücke geschah unterhalb des Dorfes Weissenthurm^ so dass
Cttsar am andern Ufer unterhalh der jetzigen Stadt Nempied
und oberhalb der Mündung des Wiediusses anlangte und in
östlicher Richtung über die beutigen Dörfer Heddesdorf und
Niederbiber im WieMiale vorging. An diese Stelle '^) führen
34) Die oben S. 25 erwähnte Karte nimmt in Ueber^instimmung mit
V. Göler eine Stelle oberhalb der Rheininsel Niederwerth bei
Vallendar, eine halbe Stunde unterhalb Koblenz, an. Diese An-
nahme aber kann nicht richtig sein, da CSsar weder einer Rhein,
insel, für den Bau einer RheinbrSoke gewiss ein bedeutende«
Moment, noch des Zusammenflusses Ton Rhein und Motel ge-
denkt, und weil sein Ueery wenn es an dieser Stelle östlioh
Torgeschritten wäre, gleich auf schroffe Gebirgswände gestossen
wäre, wovon bei Cäsar keine Andeutung vorkommt. Für die
von mir oben angenommene Stelle hat sich auch der Ingenieur-
Hauptmann Hoffmann aus Neuwied, jedoch aus einem andern
Grunde, ausgesprochen. Denn ihn haben die zahlreichen RSmi-
Bohen Ueberreste, welche zu Heddesdorf and Ntederhiber sum
Vorschein gekommen sind, zu dieser Ansieht bestimmt. Vgl.
"Ueber die Zerstörung der Römerstädte an dem Rhein" von
C. F. Hoffmann. Neuwied 1823. S. 4. "Römische Alterthümer
in und um Neuwied" von W. Doroie. Berlin 1827. Allein die
dort gefundenen Spuren Römischer Ansied lung, namentlich eines
grossen Winterlagers zu Niederbiber, sind zu bedeutend, als
dass sie von dem kurzen Aufenthalte des Julius Cäsar herrähren
könnten. Das Einzige, was sieh mit Wahrseheinliohkeit behaup-
ten lässty ist, dass Julius Cäaar seinen Nachfahren auch diesen
Weg vorgeseiohnet habe, und daher ist es wohl mögUoh, selbst
wahrscheinlich, dass Cäsars erstes Lager auf der rechten Rhein-
seite, als er zum zweitenmale diese betrat, an der Stelle des
9pateren Winterlagers gestanden hat, dessen Reste zu Nieder-
biber sieh erhalten haben. Denn dasa Cäsar gleich nach sei-
neai Rheinöbergange ein Lager aufgeflchlagen hat, wiesen wir
darch ihn selbst (B. G. VI 10): rem fruraentariam providet,
eastris idoneum loeum deligit. Die ersten gesohiehtUehen Spuren
26 Die Pfahlbrücken des Julius Cäsar bei Bonn u. Neutoied.
mich folgende Merkmale. Die jetst aufgeschlagene Bricke
stand etwas höher (paulo superius) als die erste: Bonn
aber ist von jener Stelle 9 Standen Weges entfernt. Ferner
kann Cisars zweiter Debergang Ober den Rhein nicht o6ar-
h&lb Koblenz stattgefunden haben: denn dann wGrde er an
das Thal der Lahn gekommen und durch dasselbe einen
guten Zugang zu den von ihm gesuchten Suebi (Chatti,
Hessen) gefunden haben; auch würde er der höchst impo-
santen Umgebung von Koblenz und der Einigung zweier
grosser Ströme gedacht haben. Daher kann Cäsar aus dem
Gebiete der Treveri nicht durch das Moselthal, sondern muss
durch das Thal der Nette^ das nächste unterhalb des Mo-
seltbales, an den Rhein gekommen sein, und dieser Weg
führte ihn an die vorher genannte Stelle. An der Wied
fand Cäsar einen von der Natur gegebenen Führer, um in
Germanien nach Osten vorzudringen: da aber die Gebirgs-
wände dieses Thals immer enger und das Thal selbst höher
und wilder wurde, so hat er auch diesmal sich bald zum
Rückzuge entschlossen. Was ihm seine Kundschafter über
die Rüstungen der Sueben, namentlich über deren Flucht
bis zum Lande der Cherusker überbrachten (B. 6. Vi 10),
das sind ganz unzuverlässige und übertreibende Nachrichten;
daher kann es zu nichts führen, wenn man Vermuthungen
über die Lage des Waldes Bacenis^ der zwischen den Che-
ruskern und Sueben gelegen habe, und wo die letztern den
Cäsar hätten erwarten wollen, aufzustellen unternimmt. Bei
seiner Rückkehr nach Gallien Hess Cäsar diese Brücke am
rechten Rheinufer bis auf eine Länge von 200 Fuss abbre-
TOm Vorhandensein dieees Winterlagers finde ich im Jahre 69
naoh Chr., worüber ich mich später aussprechen werde, wenn
dieser Punkt in den Arbeiten, welche zwei Mitglieder unseres
Vereins über Klederbiber versprochen haben, ohne Aufklärung
bleiben sollte.
Die Pfnklbrüeken des J$riiHS Cäsar bei Bonn u. Neuwied. 37
eheiiy setste auf das östliche Eade dorselben einen Thvm
Ton vier Stockwerken, legte an der andern Seite Verseimn.
sungen an und liess eine Besatsang roa swdif CoherCea da»
bei surflck, wahrend er selbst dnrch die Ardennen nach
Aduatvca sog. B. Galt. Vi 29. Was aus dieser Brtkke ge*
worden, wissen wir nicht: wahrscheinlich hat ein fSsgang
ihr ein schnelles Ende bereitet. An noch vorhandene Spuren
derselben ist nicht xn denken. Auch wird die HoffnvBg
aufeugeben sein, dass von den am linken Ufer bu ihrem
Schutze augelegten Versekanzungen (munitiones) noch ein
Stein sich auffinden lasse. Denn wenn selbst von den rM
bedeutenderen Verschanzungen, wodurch COsar das linke
Rhoneufer auf eine Liinge von fast vier deutschen Meilen
gegen die Helvetier absperrte (B. OalL I 8), keine Ueber»
reste mehr vorbanden sind, wie sollte sich von der am RheiAe
nnr aum Zwecke einer Demonstration^) aufgeführten Anlage
noch etwas erbalten haben, nachdem eine Zcjt von fast awei
85} D&sfl CliBar nichts weiter als eine Demonstration beabsiobügte,
geht hervor ans seinen Worten (B. G. YI 29): ne ommno me-
tum redltus sui barbaris toUeret atque ut «orum auxilia tardaret,
reducto exercitu oet Daher hat er die awölf dort aufgestellten
Gehörten ohne Zweifel bald nachher zurückgezogen, und die an
der Westseite der Brücke erriehteten grossen Versehanzungen
werden aus Holz und ihre Fundamente aus Steinen, nicht aus
Zieffeln, die man damals hier noch nicht zu fertigen verstand,
aafgellihrt sein. Daher kSnnen die Reste Römischer Ziegel-
mauern, welche sowohl früher, als auch noch in diesem Früh-
jähr im Auftrage des Kaisers Napoleon durch einen Ingenieur-
Qffiner, eine Viertelstunde oberhalb des Dorfes Weissenthurm
am linken Rheinufer (S. den Bericht darüber von einem unsrer
auswärtigen Seoretäre unter den Müeellen dieses Heftes) auf.
gegraben sind, nicht aus so früher Zelt stammen. Die schone
Lage an dem dortfgen hohen Rheinufer hat zur Anlage eiuer
R&nisehen Militärstation in einem der folgenden Jahrhunderte
eingeladen.
28 Die Pfahlbrücken des Julius Cäsar bei Bonn u, Neuwied.
Tausend Jahren und zahlreiche Ueberschwenmiwigen des
Rheins dariber hinweggegangen sind? Dass Cäsar für beide
Feldsfige gegen die Germanen einen Flnss snm Führer wählte
and einen Thalweg sachte, das ward ib» nicht allein durch
die Natur des Landes, in welches er einfallen wolUe, sondern
auch durch das Beispiel anderer Römischer Heer ßihrer, welche
trer ihm fern von Rom gelegene Provinzen erobert hatten,
empfoblen. Demi sobald er rechts oder links das Thal der
§ieg oder Wied Feriassen hätte, wäre er in einen Knäuel ron
Gebirgen oder auf Me Ckbirgsröeken gerathen, wo er weder
Schlachtvieh für sein Heer, noch ausreichendes Futter für
Pferde tind Lastthiere gefanden hätte, und äherdies den lieber-
fällen und Hinterhalten eines ebenso streitbaren als schlauen
Fundes ausgesetzt gewesen wäre'^). Auf Thal wegen waren
auch die Eroberer der Narbonensischen Provinz in Gallien
vorgedrungen, von Narbo und Massilia durch das Thal iter
Rhone bis zum Genfer See und der Stadt Genf (Genava).
Als sie das diesseitige Spanien (Hispania citerior oder Tar-
raconensis) erwarben, drangen sie im Ebrothale hinauf, im
jenseitigen Spanien (Hispania citerior oder Baeüeä) rück-
ten sie aus dem unteren Thale des Guadalquivir (Baetis)
bis zu dessen Quellen vor. So suchte auch Cäsar, von einem
86) Sobald Cäsar zum zweitenmale den Rhein ifberscliritten hatte,
war seine erste Sorge, in dem dort errichteten Lager (bei ^iö-
derhiber an der Wied nach meiner Auffassung) Getreidevor-
räthe anzusammeln (Bell. Qall. VI 10: rem frumentarlam pro-
Tidet, castris idoneum locum deligit), womit seine Soldaten beim
Yorrüoken im Thale yersorgt 'werden sollten. Dieses Getreide
wird ihm die fruchtbare Umgegend Ton Andernach und der
Neuwieder Thalkessel geliefert haben. Sohlachtvieh und Futter
für Pferde und LasttMere konnte er im Thale der Wied finden,
während das für Brod und Brei der Soldaten erforderliche Mehl
mitgenommen werden musste ; Tgl. Bell. Gall. VI 22 : (Germani)
ftgrioülturae non student, maiorque ' pars eorum -netus in lacte,
caseoy carne consistit.
Die Pfahlbrücken des JuRus Cä$ar bei Bonn u. Neuwied. 29
Flame g^eteHety in das Etrz von OermMrien däzairiiig^n
und namentlieh die ihm Terhasstcn Sueben eu crreicIieB.
Aber die beiden von ihm gewählten Tkftler waren m wenig
angebauet und beten z« viele, natttriiche Hisdertiiase itar^ als
dass et weit darin hätte vordringen könaen»
Nadidem die Stellen, wo Cäsar über den Rhein gegan-
gen, dnreh die Imherige Darlegung nach zuverlämgen Merk-
malen, wie fch hoffe, bestimmt sind, darf noch bemerkt wer-
den, dass auch andere Umstände für diese Punkte sprechen.
Die zahlreichen Holzstämme, welche Cäsar zu seinen Plahl-
brücken bedurfte, konnte er bei Bonn entweder aus dem
nahen Kottenforste oder aus dem Ramersdorfer Walde, un-
terhalb Nei^wied aus dem Walde von Mom^pos oder den
Wäldern bei Andernach herbeikommen lassen. Das Corps
von Ingenieuren und Arbeitern, welches 4em Heere des Cäsar
folgte, muss ein sehr zahlriaiches und äusserst gesobicktes
gewesen sein: denn die Brücke bei Bonn wurde, sobald
sämmtliches Material zur Hand war, in zehn Tagen vollen^
det (B. 6. Uli 18), und die andere scheint in noch kürzerer
Zeit zu Stande gekommen zu sein (B. G. Vi 9 : paucis diebus
opus effici(ur). Ohne Anwendung von Dampfkraft möchten
solche Arbeiten in unsern Tagen in so kurzer Zeit kaum
ausgeführt werden können: aber an der Spitze der ebenso
zahlreichen als geschickten Werkmeister (fabri) im Heere
des Cäsar stand ein höchst genialer Ingenieur, der die schwie«
rigsten und Andern unmöglich scheinenden Arbeiten zu Stande
brachte. Das war lUamurra aus Formiä, den Cäsar für die
ihm geleisteten grossen Dienste mit Attalischen Schätzen be-
lohnte und zu einem solchen Krösus machte, dass ihm der
Zutritt zu den ersten Schönen Roms dadurch ermöglicht wurde,
und Catullus über eine, wie es ihm schien, unverdiente Frei-
gebigkeit in höchster Entrüstung ausrief, wer es sehen und
wer es ertragen könne, dass ein Mamurra die Schätze von
Gallien und Britannien besitze, dass er wie ein weisser Tauber
90 Die Pfalübrückm des Julius Cäsar bei Botm u. Neuwied.
oier en Adonb alle Sehlafgemächer durchwaa4^1ii '0 ^^f^*
Allein wenn der glllekliche Emporkdaiailing in Rom inmer«
bin seine Tagre oder vtelnehr seine Nttehte in einer wenig
erbaulichen Weise rerlebl hat, so nuss er in seiner Kunst
doch ein seltnes und glänzendes Genie gewesen sein; denn
niur dieser können die königlichen von Cösar ihoi geworde-
nen Belohnungen gegolten haben. In seiner Heimat war
Mamurra so berttbmt geworden, dass Boras noch ein Meu-
schenalter später Formiä die Residenz oder Hauptstadt der
Mümurren nennen konnte'^). Mamurra also hat nicht allein
in Belgien und Frankreich, in Spanien und Asien für Cäsars
Heere grossartige Arbeiten mit seltenem Kunstgeschick aus-
geführt, sondern auch im kiesigen Bette des Rheins bei
Bonn und Neuwied einige Tausend Baumstämme in so kur^ser
Zeit einrammen lassen, dass uns die Ausführung dieser Arbeit
fast wie ein Wunder vorkommt.
W. Ritter.
37) Catull im 29. Liede. Vgl. Sueton im Leben dea Cäsar o. 73.
Plinius N. H. XXXVI 7 (6).
38) Uorat. Carm. I 5 37 : in Mamurarum lasti deinde urhe manemus.
2. lieber htn ^ßtA^nfi^ htx ^tltha.
Die einzigen Nacbrichteu, in^ eiche uns aus dem Alter-
thum über den Wohnsitz der germanischen Wahrsagerin
Veleda*) überliefert worden sind, verdanken wir dem Ge-
schichtschreiber Tacitus, der von dieser zur Zeit des bata-
vischen Freilieitskrieges unter der Anführung des Julius Civilis
einflussreichen und hochgeehrten Jungfrau uns nur mit kurzen
Worten berichtet hat*). „Gesehen haben wir, sagt er, unter
dem vergötterten Vespasianus Veleda, die lange bei den
Meisten (ihrer Landsleute) für eine Gottheit galt; aber auch
früher haben sie (die Germanen) Aurinia und noch mehrere
andere (prophetische Frauen und Jungfrauen) verehrt, nicht
aus Schmeichelei und nicht als wollten sie zu Göttinnen jene
erst machen^^, sondern weil sie meinen, ,,in den Frauen liege
etwas Heiliges und Prophetisches, und deshalb verschmähen
sie weder ihren Rath, noch lassen sie ihre Ausspräche unbe-
achtet.^ Aus einer andern Stelle desselben Geschichtschrei-
bers erfahren wir, dass diese Prophetin „eine Jungfrau aus
dem Stamme der Bructerer war, einen weit reichenden Bin*
fluss besass, nach der althergebrachten Sitte der Germanen,
viele Frauen für Prophetinnen und, bei zunehmendem Aber-
1) Dio Cassius schreibt griechisch den Kamen BeXri^a; an sechs
Stellen hat die Florentiner Handschrift des Tacitus Yelaeda,
einmal nur Yelede- Die mittlere Sylbe ist also als eine lange
auszusprechen, nur beim Dichter Statius ist Me kurz. S. Jahrb.
XXXII S. 11.
2) Hiator. IV, 61. 65. V, 22. 24. Genn. 8.
32 lieber den Wohnsitz der Veleda.
•■■ *'
glauben, für Göttinnen zu halten; dass ferner damals, beim
Ausbrueh des batavisehen Aufstandes, der Veleda Ansehen,
immer grösser geworden sei, weil sie den Germanen, die sich
dem Unternehmen der Batarer angeschlossen hatten, Glück
und die Vernichtung der römischen Legionen vorhergesagt
hatte; auch sei unter andern Geschenken der in Vetera ge-
fangene Legionslegat Mummius Lupercus, der gefeierten Pro-
phetin zugesandt, unterwegs aber von seinen erbitterten
Führern getödtet worden. Weiter wird ihrer gedacht bei
der von den Teucterern an die Agrippinenser erlassenen
Aufforderung, die Mauern der Golonie niederzureissen, alle
Römer im Ubierlande zu tödten und deren Vermögen für
Gemeingut zu erklären. Die Agrippinenser geben aber eine
ausweichende Antwort und bestimmen Civilis und Veleda zu
Schiedsrichtern, von denen der Vertrag bestätigt werden soll.
Auch schickte man an jene sofort Gesandte mit Geschenken
ab, und diese setzten Alles durch, wie es die Agrippinenser
wollten. ^Nur persönlich der Veleda zu nahen und sie an-
zureden, wurde den Gesandten abgeschlagen. Man hielt sie
fern von ihrem Anblick, damit die Ehrfurcht desto grösser
wäre. Sie selbst hielt sich in einem hohen Thurme auf; ein
Auserwählter aus ihren Verwandten überbrachte, wie ein
Zwischenträger der Gottheit, Fragen und Antworten/^
Dass sie an der Lippe gewohnt haben muss und zwar nicht
gar sehr weit vom Rhein, geht aus des Tacitus Erzäh-
lung von dem nächtlichen Ueberfall der römischen Rhein-
flotte und von der Abführung derselben hervor, wo es heisst:
„Am selben Tage fuhren die Feinde (die rechtsrheinischen
Germanen) mit den genommenen Schiffen zurück, und zogen
die prätorische Trireme (das Admiralschiff des Cerialis) zum
Geschenk für Veleda die Lippe aufwärts.^^ Noch einmal er-
wähnt Tacitus die einflussreiche Wahrsagerin bei den Unter-
handlungen, die Cerialis mit Civilis und mit den Bata-
vern angeknüpft hatte, um sie zum Niederlegen der Waffen
üeber den Wohnsiti der Veleda. 33
zti hewtgen. Da ermahnte er durch Uttlerii&iMller auch
^Vtleia vad ihre Verwandten, sie möchten da« durch aei
viele Niederlagen ihnen widrige Geschick des Krieges durch
einen dem römischen Volke zu rechter Zeil erwiesenen Dienst
ftttdern'S <>^er mit andern Worten: Veleda solle jeüsi ihren
Landsleuten anrathen, Frieden zu schliessen, und «durch die-
sen Dienst sich die Dankbarkeit der RUmer erwerben. Ob
dies geschehen sei oder nicht, hat Taeitus wahrscheinlidi
in dem verlorenen Tbeile des fOnften Buches seiner Historien
erzählt. Dass Veleda ihr Leben in rdmiseher Gefangenschaft
geendet habe, erfahren wir aus den Worten des Dichters
Statins, wo er den ^^aufrfihrerischen Rhenus und die Bitten
der gefangenen Veleda^ erwähnt. Der Geschichtsdireibef
Dio Cassius (LXVli, &) erzählt, dass Marsyus, der Ktnig
der Semnonen, und die Jungfrau Ganna, welche n&eh der
Veleda im Celtenlande (d. h. nach Dio's Ausdmcksweise : in
Germanien und wahrscheinlich im Rheinlande) als Prophetin
Orakelsprfiche gab, dem Kaiser Domitianus ihre Aufwattung
gemacht halten. Aus diesen einzigen Nachrichten über Veleda
geht nun in Bezug auf ihren Wohnsitz hervor, dass sie aus
dem Volke der auf beiden Seiten der Lippe bis in die Nähe
d«s Rheins wohnenden Bructerer stammte, dass sie mit ihren
Verwandten auf einem hohen Thnrme oder Schlosse wohnte
und dass man vom Rheine aus auf der Lippe aufwärts zu
dieser Wohnstätte gelangte. Da nun diesen Weg das Ad«
mtralschiff der römischen Rheinflotte machte, die Lippe aber
zur Beschiffung mit grossem Fahrzeugen damals gewiss weil
weniger geeignet war, als sie jetzt es ist, nachdem alle
Mittel der Wasserbaukunst zu ihrer Schiffbarmachung und
Unterhaltung der nöthigen Stromtiefe angewendet worden
sind ; so lässt sich mit Grund annehmen, dass der Veleda
Wohnsitz nicht sehr weit von der Mündung der Lippe auf»
wärls gelegen haben kann. Dass dieser aber in dem Ge-
biete der Bructerer selbst gelegen haben müsse und zwar,
S
9^ OMn^ dm Wolmim d^ Y^Uria,
ft^BMciwui w^r, noch kejoßawfg^. Mt(;eir9 : «if^^pcschfipt
Ckr«iaMüi.ütallha«|^, iipd »to.Mteb«: konnte «ie, #l^n ^«.prt
2«lteckfn; W(iAfd und Scbefinb^^k oder rii^^A^^^:: Qoiri^A
ii^hiiQQ,'4fUi «n 4er Lippe ütigt, wjüireiid jef»es StlMHcbs«
ciiietilMliMiil&tiuid^ oMIifb fqihFIuw» entfernt i$tt. VeledW«
Tbitim llam »b^ iMMb Alliier oach der mmdwg d^r bipp^
M. gealiwidefi kftbeii, wi^ d^i«al» die Usipeteft wahpten, defeii
ÜAohbara «uf dtv Sfidmte der l4pp# die Teneter^r wareiv
i s Wemi tob fiittber sdb^t fUuM^ dßse deir Thiirvi .<iAt^
wäitei i» einev gröaeern ^nihx»wg fim Rbeipe fe^taoden
baibe, HieU ei» «Aber kn VeterA gelegener Plat« unnicbe?
feiire«eir. 6ei^ 8Q oehive leh die^se Bedenken «urn^l^ d» ee den
Mmeni.dflMftls nicht in denSünn fceniy einen S4rei£»jiig über
den.ißJieliir dser Kiiyy« enttan^; w roaeben, um 4ie gewi^A gnt
bewB0h4e Waiivsageviii oder priesterlifthe Rathgirb?rin der
Cteminen dnveb einen UeberfaU auAiuheben und abznfOibreiii
wa0 IseUiebk ^tmm. spiUer unter I>QmitiaB, eU er die D«iit*
schell am Rhein und die Celten dureb «einen Legaten Ruti**
liuf Gatticua bekäo^fen lieae, wirfclieh geeobah» Wie an
vielea ander» SleUen d^ Taciläechen SchUdernngeut se
vermneji wir i|ueh Uer ^die genane Re^ebveibnng der Lck
caKtatcn, wo die Thntsaeben ror sieb geben^^ qie^ ^eipe klare
Sdiildtpifiiig diesL landaebafiüiehen Vinlergrundes^S wm sie dem
Taeitus «erad» im der Darstrilung des batavisek«» Krieges
rnn Hin. Vttlker nugeaobriehen wird. Bo fcbU uns die si<>
öbcTQ Angabe» oder ftenennung der fikeUe am^ Abeip, wi» 4er
nttehdicha Uebaifall der Germanen auf die römiavhe Vlette
gvsfchahi. Die gieographisebe Bestimmung dieser LocaJiMii ist
aber gepade An wiehtiges. Moment bei der F^statelliing di^
. a) Da» Land und. Y«Ui dsr. ßmi^rSK. BerUa, 18^7. S. 819 ff.
Üdm^ dm WöhnritA der Vehda. a&
WobnriAtsts iet Vdoia. Db v^iachiedcMhi Hcftmifnl
ftMemr tund nottertir Altovthttnsfövscher aber di« rlollieiyrtm
ohene ^^timrisi VeMaD^^ mll tcb y«r Biohi wiaderhoi«!, fegici
frisstenthtils miv Luftschlösser sinftnkl einttfeifteftfiraiiAit
cntbdirai. Das RithC^ps i» dieser UMicherhett lat Hr^-fffof»
BUter gesebe» 4i»d da» Lager an df«i> Rheiabafea bei Ve-
iMra, wm die. rtaisobe VloUe ihre Stadion halte snd CmvUi
sieb danals aafgthaMeii habea mag, al» dcnjeatgoi ¥üiWki
bezeMmet, wo der D«berfail und dteWagfUhriHig desAtei^
üalschiffßs aof der Lippe mtm Wohnsita der Vtfeda awgt«*
fahrt wurdet). Die Gründe, weMre Hn Dr. Fdtter gegti
die Riffeersehe Bestiominng vorbringt, so wie sdne Bezeiob««
nmg der Loesililjlt für jenen fflr den Feldherm nicht ehnn««
fotte Bvrigniss ^bei eder iftGetduba, der nttr Aiohsicft StadA
dtv Vbiet^^ gind nicht iHbetacugend^). Die gMHUuiia mnlieD
Vfaia kann hei der Peststelhii^ der Lecnlität hier niehi
maesgvbend sein, wie sie csl fü« Hrn. V4riher gewesen iil»
EIm Frau aiis den Vattie der Ubier kann ja eben ae gnl
bei Velera in^ einem Landbause gvwobnt haben^ wie in odetf
bei .Geldnba. Mute Angabe ron. BeweiseB nennt Moni» diese
Baiaft eine RMneri«, und macht Bonn nun Sebanpiatn jener
0» Certalis se fatalen Begebenhrit. Mir sebeinl allein die
Pvtge einer näbereo firttrlening^ unterwerfen werdcB n»
nKissen : wie konnteo die Germanen an» leicbtosten nnd sii.
ebensten die durch Debernimpelniig erbeuteten Schiffe and
insbeaendere die praetori» triremb nach' dem* Tburme den
Veleda bringen? Denkt man floh Bonn, das M Meiien vwn
der damaligen Hflndung der Lippe entfernt Ibgt^ eder die
13 Meilen entfernte Colonia Agrippincnsisy eder endlich daa
nähere Gelduba, das aber auch noch 5 Meilen in gerader
Linie davon entfernt ist, und auf dem Rheine sind diese Ent-
4) Jahrb-. d. V. XXXIL S» 10—17.
5) Der Freiheitskampf der Bataver. El&«rl»ld486a* li.Il ft.'148 fg.
36 üeber den Wohnsitz der Veleda:
femongen bdlevteod grosser, als den Ort des Cebeffalb^ so
ist es nickt su begreifen, wie die Oernantn eine so weMe
Stred^e auf dem Rkeine fahrend ihre Beate siciier an Ort
nnd Stdle bringen kennten, ohne auf dieser Fahrt ron den
rttmiscben Besaürangen und Wachposten in den unterhalb
Bo6n liegenden Castellen und Standiagern KMn, Buruncum^
Burnomagus, Novesiun, Gelduba, Asciburgium, Calo un4
Veterk angegriffen sn werden, denn auch bei letzteren Orte
mufisten sie vorbeifahren, um die Einfahrt in die. Lippe M
sFEcichen, auf der sie dann das Schiff bis nur Wohnung der
Veleda et^omaufWirt-s ziehe» musMen. Eine en^iitsene Thdt-
säohe aber ist es, dass zu jener Zeit die Lippe nicht ober*
halb der Gitadelle von Wesel mtedete, sondern eine Stunde
nnterimlb der Stadt bei der Baueracbaft Fluren und zwar
bei Lippmannshofe, in dessen Namen sich noch die Erinne*
rang an die älteste Mündung des Flusses erhalten hat. Ifier
und nirgend anderswo stand auch in der .fränkische Zeit
das in det Geschichte Karls des 6n mehrmals erwähnte
Li|ipeham, wo er im J.779 mit seinem Heere über den Rhein
ging; uttd nach Bucholt zog, wo er die Saehsen schlug, im
J. 7fSA den üebergang wiederhohe, im J, 799 eine allgemeine
Versaäunlui^ hielt und den Papst Leo III. dahin besckied,
der einige Tage bei» Kaiser sich aufhielt, und wo im J. 810
Karl flum letzten Maie hier den Rhein Aberschritt, : als er
gegen drä rebdliseben Künig Gottfried ton Dänemark zog^)*
Ranala verlor er hiier auch seinen ihn begleitenden Elephan«»
ten Abulabaz, den er vom Chalifen flarun als Raschid zum
Geschetak erhalten hatte. Als man spater iü der Lippe bei
6) Jahrb. d. V. III. S. 13ff. IV. S. 77 fg.
Die 'Nachweise aus den Annalisten über diesen Ort, der auch
Lippeheim oder Lippemund hiess, giebt Dederioh in der Ge-
sohiohte der Römer und DeutBOheu am Ni«derrh«in, S. 213 fg.
Einhardf da Tita Caroli .M. o. 16.
üeber^ dm W^nrim der Veleiä. ^7
Wesel Nammiitb«- unil Etephanteiiluioebeii fand) glaubten die
Levte, es seien die Ueberreste Jenes Abnlabaz^).
WolUen als^ die Oermaaen ein so gefragtes llntertteh«*
noi, wie der näcbtlicbe Ueberfiall der römischen PleMe ond-d«s
Lagers war, mit Aussicht auf ein sicheres Gelingen ausführen,
se kettttten sie es nur an einer solchen Stelle, wo sie so
schnell als mOglidi die Lippe erreichen, sich der Verlolgnng
entziehen und ans dem Bereiche der rMiisoben Ges«hosse
kommen konnten. Dies war aber weder bei Benn^ noch bei
Köln, noch bei Gelduba möglich. Der Hafen von Vetera
.und das dabei befindliche Lager war die eimäge Stelle, wo
den Germanen eili naobtliober. Ceberfatl gelingen konnte.
Die l^lrömung der Lippe brächte sie. schnell hin und die dffs
Mieins eiiea so schnell znrdck, denn dass kundige Schiftir
das. Unternehmen geleitet hsdien, welche die verschiedene
Strömung der beiden sich hier vereinigenden Flösse benutn^
leB, versteht sich wohl von selbst. Unter damaligen- Um-
ständen wagte es Cerialis auch nicht, eine Abtheiliing seines
Heeres jaur Verfolgung fiber den Rhein zu schicken, auch
vorausgesetzt^ dass er dazu die erforderlichen ' SefaUF« noch
gehabt hatte. Da er die Verfolgung unterliess, so hatle er
entufeder da^U nicht die nöthigen Mktel, oder es fehlte ihm
MW Attsfübrnng der llluth. Auffallend bleibt es immer, da^
er den Feinden unangefochten die Beiite Hess.
Da in der sonst klaren und anschaulichen. Beschreibung <teg
Tacitus gerade der Name des Ortes vermisst wird,- der doch
haue genannt werden müssen, so vcrmuthet Hr. Prof; Ritte/,
dass er durch das Versehen eines Abschreibers ausgefallen
sei, und vervollständigt nun die Worte des GegchicbtschreU
bers also: et prono amne rapti, nullo prphibente, Veterum
Valium ineunt: „die Germanen, vom reissenden (abwärts
7) S. Eüiliard'» vUa Caroli M. xs.' 16' mit der Anmerkung yon
Schwincke. Utrecht 1711. S. 82. . ,; i-
38 Ikbet den HMnn1»i der VtMa.
Aieaeendeo) Strome fagtgeriaoca, ddigen, «hw wt Jemna
aufgehalten 2« werden, in Jie VctschamBaBgcn Ten Veiem
ein^; ich fUvbe, nicht in die anl den Fars4edberge liegende,
wo aeit der Eioiiahme Vetera's durch CrrHis Alles «ritOrt
und rerbramt war, sondern m die Veracluinmng des Sdufe-
lagers unten an Berge, am Rheinufer lelbst Arwdbcn
Nainett, mit welchem Hr. Prof. Ritter üe Texteeworte des
TacitHs verrolUtAadigt hat, f«gte schon im J. tMS 4er gfv
lehrte Cenrector am refemirte« Oyinnasian tu Weael,
Hermann Emtck^ als Erklärung hinsu: vallnm Vetgrumtm-
9U'orum% In 4er fon demselben Oelehrtea aus griechtsdiea
und rämiscben Autoren exeerptrten und in lateinischer Sprache
rerfaasten Geschichte des clerischen Landes, die von der
Allesten Zeit an his auf Sari des Gr. reicht, beAmlet sieh
0u der Eraähkng Aes Tacitus von dem Ueberfail der Gefw-
manen bei Vetera ein Bxcurs Ober Veleda und Aber den
Urcfprung Wesels^). Da diese Geschichte fiwicfai nur in einer
einaigen Handschrift vorhanden und noch nicht hefcsiMt Ut,
so lasse ich die «ur ErAlttrung des vallum Veterum castnu-
rum dienenden Worte des mit der Getchiebte dieser Gegmd
genau bekannten Mannes hier folgen:
^Bx hisce patet, oen alte aut remote ad Lufpiam habi«-
lasse istam feminnm (sc. Veledam)^ quia vincsHs naves illaa,
Romanis non procul inde oonunonintibus ademftae, adferuo
Rheno et Luppia, qui certe vadosus satis est, debuenint trahi.
Atque hinc est, qmnA mihi persuadeam habitationem istius
Veliedae olim ftmise ee loci, ubi nunc est wbs Vesalia.
Siquidem maiores mostros idem coniectasse, ex Tiris aetate
et doctrina gravihns aud^erim, quando Velledam e regione
8) Herrn. Ewiohii Yesalia aive civitatis Vesaliensis deucriptio, Ydsal.
1668. fol. p. 9.
9) Das von dem Verfasser sauber geschriebene Manascript in 4to
wird in dem Alrohiv der OYan^^ieoheii Oetnelnd« zu Wesel
aufbewahrt.
Ifefrer den WoknMi der Vdedd. 919
V€ta]iafe in locö, ubi siMiui ^an iea Flaim^ Acta Mlfe
milkm Btat, naasiooeii suam haboigse milii reforrevt, H^senmt
tM, iiri aliifWNido nobiles, dicto8^4ieVleeteB^S retento aii fkw
Veltsdae oMmifanie oognomiAe, sedem c« agrosi habrnBae, i|«n
Ulis adeaipCi et CarthuBiensUMis Mbuadiis ab Aidfko^ prima
CUveiisiiiiii dvoe^ attribati esseot Ktsi bäte dan adeocerta
Tideamlur^ certam Umtn illud sattes inde ekt^ VelMam tir^
dt«r iHaai arbcm^ quam dixi^ egisse. Kea ab bac «mitetitia
4ibit Bernharduft Hatlenis, iqaa&lo apad pagum Spellea V^MIe.
dae adfaae tiamta prapter eiua ibi habtlalioatm rcMiaAse
•aoribii Sed el hac pratteveuadam hie non crrtt, ifMd «k
4italia potta« (Sylv. üb« 1, 4, do) €lanim eat, Vdkdam maüram
balto Gemaoica a Roliiia Gallica Doaiitiaai iaiperatorift au-
apictts captan dareaisBe ia Ramaooruai pi)tealal(4lh
Nata^ fioid Velleda in dpa aepUntrionaM haUtaverii
ftatio est, i^aia qai praetariam triremeiH tuaa traxerimt, M
a»n teerant a Rheni ara Romana <ab bastlati ibi slatkMins,
aisd Oeraianica, nefae etian ubi ad Lopiam veaerunt, tciraMth
Mam a latiere Lupiae meridionali traxeraal, sed sc^mtriti-
M^ abi «iBtior ora et lacus, in 900 palatiam (turris) alim
fait VaHedae. Samma: apnd Vesaliam Tel ubi Vesalla aauc
•sl^ forniaa iila hd)itarit.
Malta ibi vidi tan argeatea^ quam aenea namianata in
ripa Rheni Genaanioa apud Ymsaliam allueate fliiniiae deteeia
«t i^parta, jptitiai in loco^ in quo patram mamDria s(»ttt
Manasterium CardiBsianorum, ab Adolpbo Ciiriae duce attdi
axstnictiHB, partim etiam illo in laco, ubi stetit »Mei* B^iHVd
'Saburbium, quad dkebatur ^pagus superior, das A^t^F^
^i^e Baerendarp^ vd pagas Wesaiia, das darp W«)^^, at
4td Rheauffl tisque ia ripa adaiodum alta excam^bat, qailiß
quam hadie flumia« magis magisque arrodatar, subinde itla
numismata scrntantibus exhibet, quorum et ego quatuor habee:
Antionini HeliagabaU, Decii senioris (Adventas Aug.) Volusiani
(Pelicitas Augg.), Saloninae Augustae (Inno reigina)^ Cn.
40 üeber den Wohnsitz der YeUda.
Plaocii Aed. cur. S« C. cam imaginibus cervi, trcos et colvm-
nae« Quoniaoi autem uullus locus ad Lupiam in ricioiaUai
editus est quam bic, in quo numi illi inveoti suat, ego» alio*
rum coniectura salva, eundem a Velleda prunu« habitatun
indeque a Romanis occupatum esse band dubie ezistimo.^
Die Localitäl, die Ewich hier beschriebea und als dir
Stelle bezeichoet bat, wo der Veleda Tburm gestanden haben
soll, war derselbe Grund und Boden, wo im i. 1122 oder
1125. von den gräflichen Brfideru Gottlried und Otto tob
Ci^penberg das Kloster Averndorp (das obere Dorf) gegrün-
det und mit adelichen Pramonstratenser-Nonnen bevölkert
wurde: es lag nach Henseler's bandscbriftJicber Bistoria
Cliviae ^extra Vesaliae civitatis muros super Lippiam^^ oder
da^ wo jetzt in der Rbeinvorstadt neben dem Steueramte die
Reibe Häuser dem Hafen entlang sich hinsieht und hinter
diesen die Citadelle, Während des niederländischen Krieges
wurden die Klostergebäude, von denen sich noch eine Alh-
biidung auf dem Rathhause zu Wesel befindet, nach der Ver-
treibung der spanischen Besatzung im X 1598 bis auf den
Grund von den Bürgern abgebrochen, damit sieb die Spa-
nier nicht wieder dort festsetzen und die Stadt belästigen
konnten. Die Notiz, welche der Geh. Regierungsrath Dr.
Barsch aus den Archivalien des Klosters Steinfeld mittheilt ^^),
dass der Platz, auf dem Averndorp gestanden habe, später
vom Rhein ganz weggespüblt worden sei, ist nur zum Theil
richtig. Denn als der Sirom seine WasserfOlle noch nicht
an den unter Friedrich dem Gr. gegrabenen Kanal abgeben
konnte, drängte er sich nach der Stadtseite und risa bei
grossen Eisgängen vom Uferrande bedeutende Stücke ab,
jedoch nicht den ganzen Raum des ehemaligen RIostenu
Die Lippemündung liegt jetzt freilich noch eine ziemliehe
10) Das Prämonstratenser Mönchskloster Steiafeld. Sohleideii) 1887.
S. 121 ff.
üeber den WohnsiU der Vehda. M
Sirtcke öberhalk der ron Bwicli an|;e^ebeiien SUS», liiri
wemt Veleda hier gewohnt hat, so würden nach der heutU
gen Beschaffenheit der LocalitAt and des Stromes die Qti*
mataen gar nicht ndthig gehabt haben, das Schiff auf dtfr
Lippe aufwärts zu niehen, weil die Veleda ohne Zweifel
nnlerhalb der heutigen Mflndung gewahnt hat. Die Sache
verhalt sich aber so. Zur Zeit des batavischen Rriegeb nad
noch langer als vieraebu Jahrhunderte hatte der Rhein eine
Stunde westlich von Wesel seinen Lauf, und zwar in der
Linie von Rheinberg zwischen den Dörfern Wallach und
Barth nach der jetzigen Pollbrficke und weiter nach dem
Pärstenberge zu. Wesel liegt am Rhein erst seit dem Jahre
1590, nachdem der Strom im J. 1&29 die Dämme durchbro-
chen und sich in das Bett der Lippe gestürzt hatte. Wo
jetzt die Stadt liegt, strINnte also nur die Lippe um das
Rftmerward, wo jetzt der sogenannte alte Rhein noch lliesst,
und hatte ihre Mündung erst bei Plüren, so dass alzo A
Germanen die bei Vetera erbeuteten Schiffe leicht in Sieher-
heit bringen konnten, sobald sie in die Lippe eingefahren
waren, und das grosse Admiralschiff mussten sie noch eine
Stande weit aufwärts auf der Lippe bis zu der von Ewich
bezeichncatea Stdie bei der Rhein Vorstadt Wesels ziehcm, Wo
Vdeda ohne Zweifel ihren Wohnsitz hatte; Dass gerade fii
diesem Bezirk, der zur Zeit der Gründung des KlotAers
Averndarp ndt Waldung und Weiden bedeckt — die letzte-
ren sind an der Lippe noch vorhanden —und eineBesitzwng
.der westfälischen Grafen von Cappenberg war, einKlostiir
:gogründet wurde, ist nicht ohne Bedentnng. An vielen Stei-
len, die in den ältesten Zeiten durch heidnischeil Cidtas g4^
heiligt und ehrwürdig waren, erhoben sich in christlicher
Zeit Kirchen oder Klöster. So mag es auch hier geschehen
sein, denn die Gegend hatte sonst nichts Anzieheades.
Mit dem Dorfe Spelkn hat zuerst der Kölner Jesnitfflhller
indem lateinischen Gedicht: Descriptto Rheni' ffuminumiiie
9S üebtr den Wt^mriH der Vteleda.
Hbri VL Coloa. 1*71, üe Veleia in Verbünhüff
gtsetet inid ibr dort einen Wohmilv aagcwieaeii, iodev »er
dm Naneii' SpeBee mit fieetiiBch«r Lioenz InSpeUeda nmUlr
dete« Bie liierauf besOglichtsa Verse am der descriptio hu^
piat metrica^ die tbeilweise ia Tescbenmwher's AanalesCii»-
'viae et«, abgedruckt ist, mmi folgende, in denen er tan
ihr iiippe aagt:
^heno froxinior VeUedae praeterit attlam«
Nomine iam dubio Virginis aaria iatct.
Umke iSpelledam eustentaat iugera laeve,
Maneio VeUedae, snpicer, iU« fuit.
VeUedae Spelleda ipalrat, nnitalo priote;
Argttk iiec ratio noaMnis atque looi.^
In deutscher Uebersetnüng lauten diese Distiehenc . .
ftther dem Rfaeinstrom fliesat sie dem Hofe Velleda'« vortter,
. Aiieh in dem Namen rersteekt liegt noch der Seherin iUC
Ba, «o am linken Gestade SpeUeda's nuren aich hreiteto^ .
Stande Velleda> vordem, urie ich vermuthe, dein Hans.
Ana Vtdieda entsteht mit verändertem Antaut [^lleda;
Di« thttn Namen und Ort, wie sie hascbaSen sind, dar«
•ieser nnhaUbaren Hypothese folgten hei Besthmnang
des Wohnsüaes /der Veleda die Oesohichtachreiher Sehateu,
Tesahcnnadier und Hoppe. SpeHen liegt aber nicht weit
irom Bheinl^, südwärts von der Lipp« eine Stande eattent.
Wai man der Veleda ihren Wohnsitz aof dem iddUchen
sador Unken Ufer nnweiflen^ so bietet die weiter Oatlitli hinter
der Hxercierheide liegende Bauerschaft ffV<m, gewlAnlidi
<nchhali*-Weim genannt, obsehen keine Budie hier mehr nii
teden ist^ eine geeignetere Sttefle ah Spenen4 denn doiit
atand^ nach einer freilich onveriHIrgten Sage, in. altdr Belt
eide fincg ader ein Thoim, dessen Spur aber vennhilundhn
ist. Naoh des ortskondjgtt Dn llird'r JHiltheilungcli aiad
in den Sandbergen (alten DOnea) ran BncbhoU *.Walih, in der
MAhe 4m roeiüngsbofes^ vor längerer Zeit Crnen. tind lümi-
Utb^r dm Wohmiti (kf Ytkdä. 4B
ioheMQnBCii geftiniife» ir^rd«!!, ?in desto »wel {»Binhi
Btsitft kanen, tine ISilbemiime iw JMhis CasMr .orir «w
AatedNJit: «b ehrei 0erf«toi, tmd tine KapftmtwM, «ttf dnr
nur der Name Sabinus noch kenntlich war^^).* Wtniifet
WabrsolM«fvliehkeil! hM der won Bwteh erwfthnte HaiiMii oder
nahm mtht weil von der Bricka akcr die Lippe fflt Binh.
Air Zeh der TeMa waren die aü fachen ihilNia Wer 4tg
Vtasats wehbiQ sieh anebreltraden Weide« nil Waaeer te«.
-deckt, und das iriefatweitron der fiisenkahii stellende thana-
4Htif e Haus ist hoch der Ueberrest elaes kleinen Heimiikaaaee
oder CasMIi, deseen Bntstehnng den MHKlalter «ngebiM,
«och >Btit waf en seiner niedrigen Laf e den Uebensehwen^
«ttoogen ansgtesiiat. Nur auf eine Sletie, die ich selbst ntUier
miwflacbt habe, aber aveh aitf dem ifnkea (ffer Hegt, wül
itli nach anfmcrksam amchen ; das ist eine Anhalie, waftr-
'Odheiaiiah eine sandige Düne des alten, )elat; in Weideland
MigewaiideKen Lippebeckens sieht weit v^tik Rbeiae, aiif
dem B«»ergute ^GrtlBsamnns fl[•^^, am Wege vm der Ltppe-
brficfce nach Spdlen« Man hat ron je«er forspriagenden
Anbehe eine weite, amnthige Avssieht auf 4as RlMin- ond
Lippelhal. Dort fand kii deuüicbe Spuren eines alle« Baues,
über welehen aber der Besitaer des flofes keine Auskoiiit
gMe« konnte, neiimHch viele aaf dem Sandboden nerstteot
Hegende, glatt Miaaene Tnffsteine, and in der Tiefe des da-
ran slossenden Gemüsegartens sollen noch^ nach der Vevak
«berang des Besitaetis, Deberreste m Maoerwierk lifef^ro.
Anf der Sidsefte der sandigen Anivttlie sieht sich milten
ihireh im Bamngarten in gerader Linie ein durch Menachen«.
bände aofgoworAMmr, jetat aber ^nm Theil aerslttrter Brd;-
Wfttl in der BMHuag von Westen nach Osten hin«. Daas
«ael^ «e Blinder des kleinen Flatean's mit aoldien BidwäUen
11) Veb6t cße Bedefatsamkeil der Oegend dm» Klödetrh)&ins ' ü. ft. iiT«
WdS«, 1826. 8. &1— 63.
M üeber den W(^sit$ der Veteda.
■•geben waren, davon «eigen akh n«cb. einige Sfuren^ ok
•ie aber der ältesten germaniadien Be^lkernng dieses liänd-
striebes oder dem Mittdalter angehören, lasst sich nicht mehr
bestininien.
Oermanische Oräber sind übrigens in der Gegend tm
jSpellen unter den Sandhügeln der in der NlUie des Dorfes
liegenden Heide, die jetzt theils 2u Ackerland gemai^t, thetts
mit Tannen bepflanzt ist, gefunden worden, dabei Urnen «nd
eiseme Waffen, die v'on den unwissenden Findern als wMhr
lose OingjB nnbeachtet gelassen oda: vernichtet worden sind.
^nigeSiäeke besitzt noch derOeconomlir Hartmann, früher
liehrer in Spellen. Der neueste derartige Fund wufde im
Frühjahr 1863 auf einem Sändfelde des tfstiich von SpeUoo
gelegenen sogenannten „Meeres^ gemacht, das Grab eoMS
ripnarischen Franken, wie ich wenigstens ans dem bdisite
des Grabes vermutbe, der durch gütige Vermittelnng des
Hrn.. Pfarrers Schünden in Spelien dem Gymnasium au- Weael
übergeben worden ist. Das Gtab, das der Cultur wegen wie^
der zjsgeworfen wurde, entbidt folgende Stüeke: drei einr
fache Urnen mit Kohlen und Gebeinen, wie sie gew^baUch
in germanischen Gräbern vorkommen, vier eiserne Lan^o-
spitzen, dabei eine fast t Fuss lange, ein sehr verrostetes
iHsernes Schwert ohne Griff, ein sehr feines und leichtes
Trinkglas von gelber Farbe, an Form und Bescbaffenb^
des Materials ganz llhnlich dem, das bei Xanten in d^n
früinkischen Grabe gefunden wurde, und andern rttmiscben
Glasern, die ohne Zweifei durch den Handel zu den Fran-
ken kamen, endlich 37 Stück bnntfarbige, grüne, ro(he,rothr
branne, gelbe und grame Perlen aus gebranntem Thpu, wie
sie häufig in römischen Gräbern vorkommen, und wovon
eine grosse Menge das ehemalige Houbensche Anti^arinm
besass. Dass dergleichen Schmuckperlen auch in alleman-
nischen und fränkischen Gräbern häufig vorkommen, rist
bekannt. JFIedter.
Als Brzbisehof PhHipp von Heinsberg um 11864as Aofustii
nerfckwter avf dem Stromberge sam Sitsie eines von der AlMet
Himmerode aus begründeten Cisterztenser-Conventes umgewm»
delt hatte, war der letztere für die erste Zeit a«f dielileine der
heiligen Jungfrau und dem heiligen Petrus daselbst geweibto
Klrehe beschränkt. Naeh der Bestfltigungsbulle Pabst's Cö-
lestin III. vom 10. Juni 1193 (vgl. LacomMet, Drkundenboeh It
538) befand sich Kirche und Kloster damals noch auf dem
Berge, der jelzt nach der neuen Stiftung den Name» Peters«
berg (moiis g. Petri) trug. Allein die allgemeine Oboervans
i^B Ordens, an H'elche das SprOchlein ^Sanctus Benedietus
amat montes, Bemardus valles' erinnert, forderte die Verie>-
guog des Conventes und derselbe wftblte daher das reizende
Thal amFusse des Berges zu seinem Aufenthalte. JnigHifms
(netitia abbatiar. ordin. • Cisterciens. lib. 11 p. 36) vermuihet;
dais die Corporation sich -^ etwa elf Jahre hindureb **-
n»t einem Nothbaue beholfen habe, bis die Fundamente des
Klosters unter dem zweiten Abte Gevard im Jahre 1SII2 ge^
Ugt worden. Das letztere Datum, auf einer in der Abtei
Heisterbacb fortgepflanzten ratlndlichen Ueberlieferung beru<#
bend^ ist indess nicht urkundlich bezeugt; nur so viel ist
gewiss, dass die Uebersiedlung kurz vor 1900 Statt gefun*
den bat Denn Erzbischof Adolf h von Ktdn erwähnt in
einer Urkunde des Jahres 1200 (bei Lacomblet, a* a. O* I.
568) schon das Kloster imThale (monasterium quod dicitur
vaUis s. Petri ad pedem montis Stromberch situm) unil be^
kündet im gleichen Jahre (a. a. (K 560), wie die OebNIdeil
46 Ueisterback.
Heinrich und Eberhard, Grafen von Sayn, die Vog^teigefUle
von einigen Hausstatten in der Villa Heislerbach nach der
jüngst erfolgten Klostergrflndung daselbst (cum enim novella
plantatio^ monasterii quod vocatur vallis s. Petri pullulare
recenter cepisset in loco ubi quondam villa sederat cogno-
Diento heisterbach) erlasae» habtlt Im Jahre 1199 verkaufte
Ritter Herimann von Plittersdorf (de Blitersdorf) 3V2 Morgen
Weiidtid mi ein« KfliUiatatte («uriile) daselbst^ weMie er
TOM SMiei f « Bwn m hf/Mut trog, «t(i deaaeii aenthmagmg^
da» CmvciiM v#« Stiomhf rgv ^oiittslierio, wie oi In der hc^
tpafFeudm Urkiude bmat, f»od est im Talle saieti Petri iit'
Fa0at»i wir dies« Daten gusammen und veri^ticheB gbriolu«
neitig die vom Jahre IdOO ab crnistante B«fleiciuiun06uialBe dest
Uosttis; HeisAerfaach ala moaasierium vaHis a. Pttri und* der
featre^d« valtes. Petii, ao ei^eht aidi, daas die CoAventua».
Im. ?•« Stmmberge .schon 119» ihren WehoaHz imThale ge^
wmmtii ballen und nwaE airf dfem Grunde und. Bedtn dt»
yjUa,HeiateriiaiJi; den purtvisorifichen Charafater ditr eistcB
NMerkis8uiig,.an und für sich wahvsehfiinlLoh genug, ksttti-
gan nndem die oht n angeführten Worte der nweilen Drkunde
Biahiwkofs Adolf L, während die der ersten keineswegs mit;
Nothwesrfigkeit auf ei» fevtiges^ Gebünda zv benohen sinA»
Der VMt Ahle 6«vard (t 1308) und seinem nkehstem
Kairhfolger geftvderla Bau des Klosters wurde nach der nttm#^
lidMo Dbbetliefmrung (bei Jongelinua^ a. a. Ol) im Jahre ISM
voHendf tu Der Bau der KfoaterkiDebe war Anfiangs IMt an
weil norgerflckt^ dasa i« Febmar f. J. naeh einander, din
Weibn der AHicei dar tu. Ursula, de« h. Haiilin^ des Altan
des k Kathanma ua^ Agnes, der Aüarci den h. Blkhael^
Jbhanm Baptist^ Benedikt und Bernhard, sowie Maria Magdn^
bon und Maria T»n Aegypttn, dea Aknrs der bh. Petrus und
Paalns) des. BrldsMU^ St. Johannia des Evang elttten nnd dea
h. Stephan, des h. Cassios^ AU)eriiai%en, des Aposte!» fit.
Thom««^ ^r hMOoltOfigehtoeiiD Maria, der Ap^sM BaiihdiK
maus Süd Matthlfcufl, ier b. drei Königcv Itlstertr i» dtvSa*
«risU« (iA SAQUatiioX duvoh den Biii^hef Wi^elin von Reiwl
er^ilg^tQ« Die Eiroke selbsl; aber warde erst im Jahve lfl(39f
faattg^ so dasfi am 18* Ootobar, als am Tage St Luca dta
Eifang^li8tdn, dieses Jabies ihve feierliche Weibe im Naipen
4ea Sivbischofs Heinmb L von Rfiln durch die Bischöfe Co»i
rad T^n Osnabrück und Baldniu von Semgallen Taiiaagmi
werden fconttte. Der entere Biscbc^ weUi6e gleiebyritig des
Hofibakar au Ehren der h. Jungfrau, der letatere de» Allav
ileffi^l^nverfiefli zuBtyren des b. Kreuaes und am Tagt darauf
auch die Altäre des h. Andreas und der h. vier KirchenMiref,
C Jongel in. a. a. 0. S. 36. 37.)
Die nachstehend nach Copieen des 15. Jahrb. mit deren
Ueberschriften mitgetheilten Urkunden constatiren dieVolUn-
dung und Weihe der Eirche zu dem bezeichneten Zeitpunkte.
Man bemerkt leicht, das die beiden Ablassbriefe, von denen
iß^t ^IM am 10, (kl. 1237, der andere offenbar am 18* Oct.
d^as» Jahres erlassen ist, im labalta wie im Wortlaute giisa«-
tentbmla miteinander, übereinstimmen.
1.
[Fraternitas ordinis Cisterciensis data monasterlo isti tem-
pore dedicationis per capitulum generale Cisterciense.J
Fnatcr S. dictus abbas Cislereienais t^tasfo» «onuentns
abbatWB generalis capituli nniuersis cristifidetibus presenitm
pag>inam inspeetiiris saiiitem et sancti spiritus consolalionem.
Ilnitten^itatem uestram scireuolamus quod nos ad petitiontm
dilficti coabbatis nosftri uMm s. Petri et aliorwi hmeslorum
ulrorum qoi cum ipso et pro ipso petwity conoessimus omAi*«
bus ad dedicationem oratorii in uall« sascti Petri tonAaeti^
tibos et de rebas a deo sibi ooncessis ad opns ipaitts e colasi^
aUfoam portion^i Irberaliler impendemifcus tarn in aitaquam
48 HeMerbaeh.
poM toartw partieipatioBein oohnii» bonortio qoe für unU
nettim oriliaeiD BostnuB finnt et fient i« perpetuum aMoeiiui-
tc8 e«8 in misflis quas pro fralribus et firniiliaribiM iMMIris
eapitalim dicendas in§tituit et in nissis de gpiritu saneto foa
pro eisdeiD singvlis annis persoliianUir per ordiBeni uniuerBam
et po9t mortem in missis pro defimctis quas nichiloraiiius
pro fratribus et famitiaribiM nostris singulis saeerdotibus idea
ca^luliND dicendas iniungit, preterea in psalteriis et orattoni-
boi alils que dieuntur a fratrtbus tarn laicis qua« aliis litte-*
rat» qot ad hoc ad ordinen saeerdotii aon sunt promotl*
Datooi Ctsttrcii anno dorn. H C&XXXVII* tempore capitoK
generalis.
II.
[Iiidiilgencie domini Hcnrici Coloniensis archiepiscopi in die
dedicacionis ecclesie isfius monasterii.]
HenricBs dei gratia sancte Coloniensis (ecclesie) ardii«
episcopus uoiaersis cristifideUbi» quibas presens scriptum
fuerit obiatum, salutero in vero salutari. Licet omnipotetitis
dei misericordia ubique se petentibus benignam tribuat, prin-
cipalius (amen in ccclesiarum dedicationibus est eius implo-
randa gratia, ubi petentibus nil negatur ad eternam vitam
et pulsanti deuoti cordis frequenti clamore aperitur. Cum
igitur ecclesia uallis s. Petri Cisterciensis ordinis ad honorem
dei omnpoteiitis et glwtose genitricis eius dedicanda fratrum
ibidem religiosam uitam duceutium tanto promineat bumilitatis
tiiulo tit eonim suffragiis aliena opera supportari presuman-
tur, uuiuersos et sittgulos cristi fideles exhortamur, qnatinus
ad locum ipsum in remissionem peccaminum suorum accedere
foslinent studio diligenti. Nos uero de omnipotentis dei mi-
sericordia conflsi Omnibus ratione deuotionis ad ecclesiam
ipsam pie aceedentibus in die dedicafionis ecclesie memorate
^ per triginta dies sequentes centom dies et unam caresam
Heisterbach. 49
«e^siulfnil» meeaibiu per mni circiilain quadraginta dies et
extuue in anniuersario dedicalionis in aalea annis sinfpilis
8imiliter quadraginta dies de iniuQctis sibi .penitentiis mise-
ricorditer relaxamus. Datum Coionie anno domini M. CC.
XXXVIL in die beati Gereonis sociorumque eins.
IlL
[Induigfentie domini Baldewini episcopi Semigalliensis vi-,
carii domini Hinrid Coloniensfs archiepiscopi qni et con-
secrationi huius ecclesie interfuit et coadiuuit.]
Baldewinus miseratione diuina episcopus quondam Semi-
galliensis uniuersis cristi fidelibus quibus presens scriptum
fuerit oblatum salutem in uero salutari. Licet omnipotentis
dei misericordia ubique se petentibus benignam tribuat, prin-
cipalius tarnen in ecclesiarum dedicationibus est eins imploranda
gratia, ubi petentibus nil negatur ad eternam nitam et pul-
santi deuoti cordis frequenti clamore aperitur. Cum igitur
ecclesia vallis sancti Petri Cisterciensis ordinis Coloniensis
diocesis ad bonorem dei omnipotentis et gloriose genitricis
eius in die sancti Luce ewangeliste dedicata fratrum ibidem
religiosam uitam ducentium tanto promineat bumilitatis titulo,
ut eorum suffragiis aiiena onera supportari presumantur, uni-
uersos et singulos cristi fideles exhortamur, quatinus ad lo-
cum ipsum in remissionem peccaminum suorum deuote accedere
festinenty quotiens eiusdem dedicationis memoria celebratur.
Nos uero qui consecrationi predicte ecclesie cooperati sumus
manum imponendo uenerabilis patris nostri Henrici Coloniensis
archiepiscopi uicem in hac parte gereutes de omnipotentis
dei misericordia confisi oranibus ratione dedicationis ad ec-
clesiam ipsam pie accedentibus in die dedicationis et per tri-
ginta dies sequentes ac singulis mensibus per anni curriculum
4
40 üeber den Wohn$U$ der VeUda.
Plaocii Aed. cor. S. C. tarn ifliaginbus cervi, arcvi et colvm-
nae. QuoDiam autem uullus locus ad Lupiam in riciDia Um
editus est quam bic, in quo numi iili ioventi auttt, ego, alio*
nun coniectura aalva, eundem a Velleda prioiuai habitatun
indeque a ftomanis occupatum esse haud dubie exislimo.^
Die Localitäl, die Ewich hier beschrieben und als dir
Stelle bezeicboel; hat, wo der Veleda Tburm gestanden haben
soll, war derselbe Grund und Boden, wo im J. 1122 oder
il2& von den gräflichen Bräderu Gottlried und Otto roa
Ci^penberg das Kloster Averndorp (das obere Dorf) gegrün-
det und mit adelichen Pramonstratenser-Nonnen bevölkert
wurde: es lag nach Henseler's handscbrifüicber Bistorht
Cliviae ^extra Vesaliae civitatis muros super Lippiam^^ oder
da, wo jetzt in der Rhein vorstadt neben dem Steueramte die
Reihe Häuser dem Hafen entlang sich hinsieht und hinter
diesen die Citadelle. Während des niederländischen Krieges
wurden die Klostergeblnde, von denen sich noch eine Ab-
bildung auf dem Rathbause zu Wesel befindet, nach der Ver-
treibung der spanischen Besatzung im X 1598 bis auf den
Grund von den Bürgern abgebrochen, damit sieb die Spa-
nier nicht wieder dort festsetzen und die Stadt belastigen
konnten. Die Notiz, welche der Geh. Regierungsrath Dr.
Barsch aus den Archivalien des Klosters Steinfeld mittheilt ^^),
dass der Platz, auf dem Averndorp gestanden habe, später
vom Rhein ganz weggespüblt worden sei, ist nur zum Theil
richtig. Denn als der Strom seine WasserfOUe noch nicht
an den unter Friedrich dem Gr. gegrabenen Kanal abgeben
konnte, drängte er sich nach der Stadtseite und risa bei
grossen Eisgängen vom Uferrande bedeutende Stücke ab,
jedoch nicht den ganzen Raum des ehemaligen RIostera.
Die Lippemüadung liegt jetzt freilich noch eine ziemliehe
10) Das Prämonstratenser MSnehskloster Steiafeld. Sohleiden, 18B7.
S-121 ff.
Ueber den Wohnsit^i der Veleda. M
Sitteke oberhalb der reu Ewick anfe^^ebenen SleDe, ttirf
wemi Veleda hier gewohal hat, so würden nach der heuli*
gett Beaehaffenheit der Localit&t and dea Süromea die GM*
mittieii g^ar nicht nöthig: gehabt haben, das Sthiff auf d^
Lippe aufwärts zu ziehen, weil die Veleda ohne Zweifel
iMierlialb der heutigen Mflndung gewohnt hat. Die Sache
verhalt sich aber so. Zur Zeit des batavischen Krieget nid
noch langer als vier;iehu Jahrhunderte hatte der Kbein eine
Stunde we^Iich von Wesel seinen Lauf, und 2war in der
Linie von iUieinberg zwischen den Dörfern Wallach und
Borth nach der jetzigen Pollbröcke und weiter nach dem
Ptirstenberge zu. Wesd liegt an Rhein erst seit dem Jahre
1590, nachdem der Strom im J. 1529 die Damme durchbro-
chen und sich in das Bett der Lippe gestürmt hatte. Wo
jetJBt die Stadt liegt, strömte also nur die Lippe um das
R4lmerward, wo jetzt der sogenannte alte Rhein noch'lliesst,
und hatte ihre Mündung erst bei Floren, so dass alao die
Germanen die bei Vetera erbeuteten Schiffe leicht in Sicher-
heit bringen konnten, sobald sie in die Lippe eingefahren
waren, und das grosse Admiralschiff mussten sie noch eine
Stunde weit aufwärts auf der Lippe bis zu der von Ewich
bezeichneten Sfdie bei der Rheinvorstadt Wesels ziehen, Wo
Veieda ohne Zweifel ihrai Wohnsitz hatte« Dass gerade in
diesem Bezirk, der zur Zeit der Gründung des Klosters
Averndorp mit Waldung und Weiden bedeckt — die letzte-
ren sind an der Lippe noch vorhanden — und eineBeaitzimg
.der westfälischen Grafen von Cappenberg war, ein Kloster
>gegründet wurde, ist nicht ohne Bedeutung. An viden Stei-
len, die in den ältesten Zeiten durch heidniscben Cidtns gcu
beUigt und ehrwürdig waren, erfaiAen sich in christlicher
Zeit Kirchen oder Klöster. So mag es auch hier geschehen
sein, dena die Gegend hatte sonst uichte Anziehendes.
Mit dem Dorfe Spellen hat zuerst der Kölner Jesuit^IAaller
kl dem lateinischen Gedieht: Descriptio Bbeni fluaHnumfiüß
40 Ueber den Wohn$ii^ der Vekda.
Plaocii Aed. cor. S. C. cas imaginibus cervi, arcu et colvni-
aae« QuoDian autem uullus locus ad Lupiam in ricioiatMi
editus est quam hie, in quo nuroi illi inveoti suat, ego, alio«
ruffi coaiectura salva, euadem a Velleda priaiuai habitatum
iadeque a Romanis occupatum esse band dubie existimo.^
Die Localitäl, die Ewich hier beschriebea uad als dir
Stelle bezeichoeC hat, wo der Veleda Tburm gestandea haben
soll» war derselbe Grund und Bodeo, wo im J. 1122 oder
1125t von den gräflichen Brüdern Gottfried und Otto von
Cappenberg das Kloster Averndorp (das obere Dorf) gegrtta-
det und mit adelichen Prämonstratenser-Nonnen bevölkert
wurde: es lag nach Heuseler's handschriftlicher Historia
Cliviae ^extra Vesaliae civitatis nniros super Lippiam^^ oder
da, wo jetzt in der Rheinvor&tadt nebea dem Steueraml» die
Reihe Häuser dem Hafen entlang sich hinzieht und hinter
diesen die Citadelle. Während des niederländischen Krieges
wurden die Klostergebäude, von denen sich noch eine Ab^
bildung . auf dem Rathhause zn Wesel befindet, nach der Ver-
treibuag der spanischen Besatzung im X 1596 bis auf den
Grund von den Bürgern abgebrochen, damit sich die Spa-
nier nicht wieder dort festsetzen und die Stadt belästigen
konnten. Die Notiz, welche der Geh. Regierungsrath Dr.
Barsch aus den Archivalien des Klosters Steinfeld mittheilt ^^),
dass der Platz, auf dem Averndorp gestanden habe, später
vom Rhein ganz weggespüblt worden sei, ist nur zum Theil
richtig. Denn als der Strom seine WasserffiUe noch nicht
an den unter Friedrich dem Gr. gegrabenen Kanal abgeben
konnte, drängte er sich nach der Stadtseite und risa bei
grossen Eisgängen vom Uferrande bedeutende Stücke ab,
jedoch nicht den ganzen Raum des ehemaligen Klosters.
Die Lippemüadnng lie^t jetzt freilich noch eine ziemliche
10) Das Prämonstratenser Mönehsklosier Steinfeld. Sohleiden, 18B7.
S..121 ff.
lieber den Wohn8it!$ der Veleda. M
Strecke oberhalb itr von Ewicb anfe^^ebenen SleDe, tiirf
wenn Veleda hier gewohal hat, so würden nach der heulU
gen Besehaffeftheit der Locaßt&t und dea Süromea die Ge#*
manea g^ar nicht nttthig^ gehabt haben, das Schiff auf d^
Lippe anfwarts zu ziehen, weil die Veieda ohne Zweifel
uaierhalb der heutigen Mandung gewohnt hat. Die Sache
verhalt sich aber so. Zur Zeit des batavischen Krieget «id
noch langer als viernehn Jahrhunderte hatte der Kbein eine
Stunde westlich von Wesel seinen Lauf, und 2war in der
Linie von iUieinberg zwischen den Dörfern Waiiach und
Borth nach der jetzigen Poilbröcke und weiter nach dem
Pürstenberge zu, Wesel liegt an Rhein erst seit dem Jahre
1500, nachdem der Strom im J. 1529 die Damme durchbro-
chen und sieh in das Bett der Lippe gestürzt hatte. Wo
jet2t die Stadt liegt, strömte ako nur die Lippe um das
Rdmerward, wo jetzt der sogenannte alte Rhein nochHiesst,
und hatte ihre Mündung erst bei Fluren, so dass ahio die
Germanen die bei Vetera erbeuteten Schiffe leicht in Sieher-
heit bringen konnten, sobald sie in die Lippe eingefahren
waren, und das grosse Admiralschiff mussten sie noch eine
Stunde weit aufwärts auf der Lippe bis zu der von Ewich
bezeiehnetea Sfdie bei der Rheinvorsiadt Wesels ziehen, Wo
Veleda ohne Zweifel ihren Wohnsitz hatte; Dass gerade iii
diesem Bezirk, der zur Zeit der Gründung des Klosters
Avernderp mit Waldung und Weiden bedeckt — die letzte-
ren sind an der Lippe noch vorhanden — und eine Besitzung
der westfälischen Grafen von Cappenberg war, ein Klostf^r
gegründet wurde, ist nicht ohne Bedentang. An vielen Stel-
len, die in den ältesten Zeiten durch heidniscbäi Cidtas gcu
heiligt und ehrwürdig waren, eriioben sich in christlicher
Zeit Kirchen oder Klöster. So mag es auch hier geschehen
sein, den« die Gegend hatte sonst nichts Anziehendes.
Mit dem Dorfe Spellen hat zuerst der Röln^ Jesnit^MslIer
in dem lateinischen Oediciit: Descriptto Rbenr fluamnumf He
64 Bnrg Rosernnt,
Annahnit lineft Zosamnenhanges der Dyna^teiifiMiilie^ nil dtr
Burg^ Bosenav rroch am meisten begiäus^igen* AUeia da aaa
hier (hinsicbflich der Urkunden von 1243 und 1277) das enU
scheidende Kriteriam der Siege) gftn^Heh gehricht, bleiM
eine solche Vermothung immerhin unsicher. Von Hinl^e voa
Rosauwe 9 der als Zeuge und Schwager Henkins Vynt^ in
einer Urkunde des Cunibertetifto zu C^ln vom 25. Juni 1404
erscheint, wissen wir durch dessen Siegel nur, dass er einer
von der Clevischen verschiedenen Familie entstammte. Sein
Siegel zeigt nämlich im Wappenschilde einen Stern, dariher
zwei aufgeschlagene Rosen und als Umschrift, so weit sieb
erkennen lüsst, die Worte: 'Sigillum Henrici militis de Ro-
sowe.' Mit ihm scheint Heinrieb von Rosauen, SchnltbrisB
des Hofes des Cunibertstifts zu Hauenheim im Jahre 1432
eine und dieselbe Person zu sein. ^
Welches Geschlecht auch a^l dem Berge gewohnt hat,
der Name des letztern wahrt beute noch sein Andenken und
wie hier, so weist auch zu K&nigswinter der gleiche Name
eines sogenannten Bauerntehns, Rosenowe, welches mit an-
dern vom Stifte Essen lehnrührigen Gütern im Jahre 1314
durch Kauf von der Abtei Heister bach an Konrad von Tom-
berg überging, auf die einstigen Besitzer zurück.
Agnes von Roseuau (Rosowe) und ihre Rinder verkaufen
der Abtei Heisterbach Berg und Burg Rosowe sammt
ihren Allodien und Zinsgütern. — 1243.
In nomine domini Amen. Nos Agnes de Rosowe et
Florentius miles Theodericus canonicus Bonnensis Hermannus
canonicus Xanctensis filii eius et Agnes de Bilsteyn filia eins
uniuersis presens scriptum inspecturis salutem in domino.
Uniuersitati uestre notum facimus quod nos Abbati et Con*
uentui de ualle s. Petri in Heisterbach Cisterciensis ordinis
castrum quod dicitur Rosowe et montem in quo coustroctum
Burg Rosenmu. 55
eal ipras easlnim, «eiidiünns oum oamilMis edificiis et bonis,
«idelicet qsMlf agiaia octo iuroalihu» silue in ipso moBte con-
stiMis i» f«o ooBsIruclum .eal caslriuK, %ui iurvales fiieruot
dottim GeiMdi de Heraf, »ed postc» iioatrav alledkiiii exi*
Stentes. VendidiBUs efiam ewdein bena que tenentur a Har-
perno nilite de Wintere et que tencMitvr de Hermanao de
Dolleadorp et de qvtbuadan aliis tam in agris %vmm ia ne-
oioribiis «onatilnta de quibus soluebatnr cendus eisdem quarum
consensus interuenit hule.ueiditioni. Insuper uendidimus qnid-
quid tunc temporis in dicto castro et prefatis bonis habuunus
et transtulimüs' in ipsos omne ius et proprietatem predicto-
ruffi bonorum, i(a quod habeant ius et plenam potestatem de-
oiolieiidi edificia et destruendi illud castvum et conuertendi
in usus et cooinioduBi eornm tarn de hüs que sunt super ter-
ram quam de hiis que sunt subtus terram, prout uiderint sibi
expedire, exceptis bonis que tenemus de kurte in Wintere ad
ecelesiam de Essende pertiuente. Nos uero Agnes et Flo-
rentius castro et omnibus bonis predictis renunciauimus ef-
festucando coram scabinis de Wyntere presentibus Hermanne
plebano ibidem, Oerardo nobili de Rennenbergh, Hermanne
Wiperto Winemaro militibus de Wintere, Lamberto milite de
DoUendorp, Arnolde milite filionobilis uiri H. de Molenarken
et aliis quam pluribus omne ius in commodum prefati mo-
nasterii transferendo. Nos etiam Th. canonicus Bunnensis et
H. canonicus Xanctensis et Agnes de Bilsteyn renunciauimus
coram scabinis domini Coloniensis archiepiscopi apud Bun-
nam presentibus nobili uirp Cunrado de Molenarken, Arnolde
milite fratre suo, Lamberto milite de DoUendorp et aliis quam
pluribus, pcedicto castro monti et omnibus aliis predictis bo-
nis effestucando, et omne ius quod habuimus in bonis memoratis
et ipsa bona qnantum in nobis est in proprietatem et domi«
nium prefati monasterii transferendo. Protestamur etiam omnes
pariter pecuniam pro qua uenditum fuit ipsum castrum cum
predictis bonis memorat monasterio, nobis esse numeratam
56 Bwrg Rosenau.
et solulam et de ea plene satisfactum, obligantea nos quod
eidem monasterio de Castro et monte et aliis bonn predictia
warandiam et defensionem prestabimus sie ut instiini faerit
Vi igitur hec rata et firma permaneaat ia perpetnam, preseii-
tes littere Scripte sunt et sigillis doiniiii Cnnradi Coloniensis
Archiepiscopi et H. comitis Seynensis qae ad maiorem fimi
tatem apponi rograuimus, et sigillo mco Florencii militis qui-
bus omoes content! sumus comnunite. Acta sunt bec anno
dofflinice incarnationis M. CC. XL. HL ^)
DOsseldorf,
Hr« HüTleaa«
1) Erzbisohof Conrad I. Ton C51a bestätigte den Verkauf mit Ur-
künde vom November 1243. Die Gemahlin des Ritters Florene
erhob Einspruch, welcher indess durch erneuerte Yerzichtlei-
stung der ganzen Familie 1249 beseitigt wurde.
5. Sdl^tttgefafU.
(Hierzu Tafel VIII 1—5.)
Die Darlegungen des Herrn Prof. ünger fiberSchall-
gefl&sse im vorigen Hefte sind Veranlassung mehrerer Zu-
schriften über denselben iJegenstand von Seiten der Herren
Prof. Wieseler in ^ Otfttingen, Major Fon Cohausen in
Frankfurt am Main und Baumeister Peters in Kreuznach
geworden, welche wir nachstehend wie sie uns zugegangen
folgen lassen.
1* Mittlieilunff des Herrn Prof. 'Wieeeler in Göttinnen.
Die interessanten Mittheilungen meines Freundes U n g e r
in H. XXXVI, S. 35 fll. dieser Jahrbücher veranlassen mich
zu folgenden Bemerkungen.
Die Zusammenstellung der Schallgefässe mittelalter-
licher Kirchen -mit denen der antiken Theater ist auch in
riner Sitzung des Instituts für archäologische Correspondenz
zu Born gemacht, in welcher William Bromet über ein
dem Verfasser des eben bezeichneten Aufsatzes unbekannt
gebliebenes Beispiel in der Kirche St. Martin zu Angers be-
riclMet hat, vergl. Bullett d. Inst., 1848, p. 57: Nelle parti
vicine all' altar maggiore ed al coro tanto le mura quanto la
Tolta, che e quadripartita alla romanesca, trovansi inseriti
molti vasi che hanno la forma d'una conoide raddoppiata e
che misurano in lunghezza 40 centimetri e 16 nel maggior
loro diametro. Le bocche sono larghe di 8 in 4 centime-
tri. Nella volta essi vasi sono distribniti triangolarmente,
cosi che ciascun compartimento ne ha tre, Nelle mura poi
stamio, pii vicini ed in linee orizzontali con molta regola-
ritä. Non ne comparisce che l'apertura sola, stando tutto il
restante nascosto dentro il muro. II sig/Bromet n'avvisa,
che la loro destinazione sia acustica; nella quäle supposi-
zione avrebbero da compararsi alle Bchea del Vitruvio.
58 SehcUlgefässe.
Dass die Griechen irdene Gefässe zur Verstärkung des
Schalls in Gebäuden auch in einer von der bei Vitruvius
angegebenen verschiedenen Weise verwandt haben, echellt
aus Aristoteles Problem. Xl,8 . idv rig ni&ov xai xegdfiia
xsvd KajOQv^fj Ttai nojiLidari, fxäX'kov tj/j^ "ra oliirffiaTix,
Merkwürdig ist die Stelle des Plinius Nat« Hist. XI,
d70, nach' weicher die Stimme (vox) theatrorum orchestris
scobe aut barena superiacta devoratur et rudi parietum dr-
cumieetu, dolus etiam inanibus. Dass es sich hier nicht uro
jene T&pfe handele, welche zur Erleichterung der Last an-
gewandt wurden — wie; um von bekannten Römischen Bei-
spielen abfluseben, L. Boss Inaelreisen U, S. 99, die Ein-
fügung grosser bauchiger Vasen, um den Bau leichter zu
machen, in Betreff eines Monuments auf der Insel Kalymnos
aus den ersten Jahrhunderten nach Chr., und das BuUelt ^
last. a. a. 0. S. 57 fl. bis dahin nickt beachtete Beispiele
der Verwendung von Töpfen zur Construetion vo» Bögen
aus Siebenbürgen und Aegypten berichtet — , liegt wohl' auf
der Hand. Plinius stimmt volistftudig mit Aristoteles Itter«
ein, bei welchem sich, Problem. 2&, auch die den ersten Worten
des Plinius entsprechende Frage^ aufgeworfen findet : dua t/,
oV«y dxvQood^aiv al OQxijavQat, ijtvov ot ;fo^ot yeyoipu&ivi
Demnach scheint es, als habe Plinius in den letzten Worten
sagen wollen, dass, wenn die umgebenden WUnde, Mauern
von roher Construetion seien, auch bei Einfügung von leeren
Töpfen die Stimme verzehrt werde.
Der Zweifel an der Glaubwürdigkeit Vitruv's ist we**
niger den Archäologen als den Akustikern ^der Neuaeit an-
zurechnen, wie denn nach Müller's Handbuch der Archäologie
§. 289, Anm. 7 namentlich Chladni sich in einer dem Späten
Hefte der Cäcilia einverleibten Abhandlung gegen die Mög-
lichkeit der Anwendung solcher Schallgeßisse ausgesprochen
hat, während der Verfasser des Aufsatzes über die Gestalt,
Einrichtung und Bauart des Grieobisehen Tkeaters in dem
Sßhallgefässe. 69
SfHpflewm^b^nie der Auti^Hilies of Athens (Aljtertb. von
Athen, begehr, von J. Stoart, aus dem Englischen übers, nach
der Londoner Au3g. vom X 1830, Bd. III, Darmstadt
MDCCCXXXIIi, S. 207 fli.) T. L, Donaldson, den in Rede
stehenden Umstand keinesweges bezweifelt, sondern m er*
klären versucht.
Dass man in den Ruinen der alten Theater nichts auf
die Sehallgefässe Deutendes gefunden habe, la«st sich nicht
behaupten, wenn auch die auerst ?on Houel signalisirten
Nischen im Theater zu Taormina nicht hieher gehören sollten
imd auch andere in Anschlag gebrachte Fälle weiterer
Prüfung und Bestätigunj^ bedürfen, lieber jene Nischen ist
in meinem Werke über die Theatergfebäude das bis dahin
Bekannte in Kürze beigebracht, S. 11 m Taf. II, n. 6. Dass
dieselben gu klein seien, um Statuen aufnehmen zu können,
wird in dem seitdem erschienenen Werke von Dennis The
Gities and Cemeteries of Einirta I, p. 98, Anm. 1, (S. 67,
An». 49 der deutschen Uebers^ von Meissner) ausdrücklich
in Abrede gestellt. Weiter berichtete schon Donaldson a. a«
0. S. 248 Anm. 13 der deutschen Uebers. : ^em Vernehmen
nach hat W» J* Banks» Bsq., zu Scythopi»lis in Syrien unter
den Sitzen ein vollständiges Beispiel von Schallgemächera
sammt einem Verbindungsgange entdeckt, welcher zu jedem
einzelnen Schallgemache Zugang verstattete, um die Gefässe
gebOrij^ stellen und stimmen zu können. Zu NicopoUd be-
finden sich die Trümmer von zwei Römischen Theatern«
Der Sockel des mittleren Absatzes bat in dem grösseren acht
Nischen, die offenbar zur Aufnahme von Schallgefkssen ein-
gerichtet waren, und ausserdem hat man drei in. der Gavea
vertiefte Brunnen entdeckt, die wahrscheinlich zur Verstär-
kung des Tons angelegt waren.^^ Die hier bezüglich des
Theaters von Nicopolis ausgesprochene Ansicht scheint mir
mehr als misslich zu sein; aber die Banks'sche Entdeckung-
dütfte doch nicht so ohne Weiteres angezweifelt werdeii
60 SchaUgefäise.
können, und es ist zu bedauern^ dass über dieselbe nichts
Genaueres belcannt geworden ist. Dann hat Texier in der
Description de l'Asie Mineure Vol. I, p. 125 (vg^l. Nach-
träge zu S. 4, Taf. I, n. 13 der „Theatergebäude« auf S.
115 fl.) die Nischen oder Ideinen Zellen an der Stützmauer
des oberen Diazoma im Theater zu Azzani, welche ^Tbea*
tergeb.'^ Tafr 1, n. 1.^ und Taf. 111, n. 2 u. 10 zu sehen sind,
und besonders deutlich auf der Ansicht des Theaters in seinem
gegenwartigen Zustande bei Ph. le Bas und Eug. Landron
Vogage arch^ol. en Gr^ce et en Asie Min«, Architectnre,
Paris 1848, pl. 3—4, auf Gemächer für die rjx^ta gedeutet.
Ich erkannte a. a. O. S. 116 an, dass ^diese Deutung hier
mehr Berechtigung habe als bei den Nischen im Theater zu
Taormina. Da dieselben inzwischen weder in der Zahl noch
in Betreff der Anordnung und Einrichtung mit den Angaben
bei Vitruv übereinstimmen, glaubte ich a. a. O. an der Texier'-
sehen Verrouthung noch zweifeln zu müssen, und dachte an
Logen für bevorzugte Personen, bezüglich deren es keinem
Zweifel unterliegt, dass sie in Theatern und anderen Schau-
gebäuden an entsprechenden Stellen vorkamen. Doch bestehe
ich jetzt keinesweges mehr auf der Richtigkeit meiner An-
nahme. Seit etwa zehn Jahren haben wir durch Edward
Falkener's Schrift A Description of some important Theatres
änd other Remains in Crete, from a Ms. History of Candia
by Onorio Belli in 1586, London MDCCCLIV, interessante
Notizen über Theater mit Schallgefässen erhalten, welche den
Angaben bei Vitruv am meisten entsprechen. Vgl. Falkener S.
31 fl.: In ^hree of these theatres we have one row, and
in that of Lyctus three rows, of thirteen cells, for the här-
monic vases: and, lest we should imagine that these vases
are conjectural, we are distinctly told that the cells are
clearly visibie. On the plan of the large theatre at Gortyna
appear these words: ,,Haveva tredici vasi di ramc posti
nelle sue celle che si vedono benissimo^ : and Belli adds that
8okaUgefä$se. 61
the common people call them ovens, — while iu tfae de^
scription of that of Lyctus he says of the braseii vases, tbat
almost all the celb are still visible. It will be seen tbat
the nuffiber here showo (thirteen) is that g^iven by Vitruriua,
and therefore the examples before us are of the highest in-
terest as confirming the Statement of the father of architec-
ture relative to these evidences of the exquisite delitacy of
perception of the ancient Greeks.
2. Mittheilung des Herrn v. Cohausen in Frankfurt am Main.
Im 36. Heft nnserer Jahrbächer findet sich ein Aufsatz
über Schallgefitose^ da in demselben, und soviel- wir wissen
auch anderwärts ein merkwürdiges Beispiel solcher Schall-
apparate nicht erwähnt ist, welches wir im Rheinland be*
sitzen, so geben wir dies auf Taf. VIII Fig. 1—5 nach einer
Skizze der Ostwand der Burgkapelle von Altbaumburg 1 Meile
südlich von Kteuznach.
Die Kapelle, ein kleiner qt^idratischer Bau aus dem
Ende des 13. oder dem Anfang des 14» Jahrhunderts, mit
Kapitälfragmenten aus dem 12. Jahrhundert zeigt im obern
Theil der östlichen Schildmauer, welche den eingestürzten
gothischen Bogen abschloss, eine Anzahl unregelmässig ver-
theilter, etwa 2 Fuss von einander entfernter runder Oeff-
nuttgen, welche durch eigens geformte Thongefässe ausge-
füttert oder vielmehr gebildet sind. Diese Gefässe haben die
Gestalt konischer etwa 6 Zoll tiefer und an der Mündung
eben so weiter Tüten (Cornets) und gleichen so, jedoch in
geringeren Abmessungen den thünernen Zuckerhutformen.
Sie haben ihre Oeffnung nach dem Innern Raum der Kapelle
gerichtet. Es kann hier eben so wenig von leichten Wülb-
tupfen, als von einer beabsichtigten Verzierung, noch von
einer Falle, in der man etwa junge Vögel mit den Nestern
ausheben wollte, die Rede sein«
Mit den Schallgefässen die am vordem offenen Rand
62 Sehallgefdsse.
ttntersifltet waren, wie sie Vitruv beschreibt, konnte aber
nicht wohl ein Mitttttien durch Schwingen, sondern nur ein
Zurückwerfen des empfangenen Sctialls erreicht werden ; denn
4urch das . Festhalten des Mttndungsrandes wird eben der
Theil (der bei den Glocken der Schallriug heisst), der bei
der Schwingung die grOssten Formveränderungen durchl&uft
und den andern wittheilt, zu schwingen verhindert; so dass
die dahinterliegende Gefässh#hlung nicht mehr selbst tönen,
sondern nur den in sie prallenden Ton Zurückwerfen kann.
Die Wirkung Ist dann im Kleinen die einer fensterlosen Concha,
welche wie wir Geistliche sagen hörten, dem Sänger den Ton
aus der Brust zieht und ihm Nuth nacht INes kann auch nur
die Absicht und Wirkung -unserer fest eingemauerten und so
zu schwingen unfähigen Tbongefässe, so wie der Nischen i»
Theater zu Taormina und der im Coelesttnerkloster zu Hetz
eingesetzten Töpfe gewesen sein. Welche Wirkung man sich
von eingemauerten nur mit der engen Hatsmindung hervor«*
schauenden Flaschen versprochen haben soll, ist uns nicht
deutlich — wenn unter diesem deutschen Wort sich nicht
etwas anderes als was wir Flasche nennen versteckt ; wenigstens
dürfte dolium nicht ohne weiters mit Flasche zu übersetzen
sein (dolia frumentaria, amurcaria).
Die aufgehangenen Trompeten in der Kirche Saint-
filaise zu Arles — so weit uns das Citat ohne das Bulletin
archeologique vol. 2. zur Hand zu haben verständlich —
haben jedenfalls gar nichts gewirkt.
Der Name der Burg Baumburg wird zuerst in der
Mitte des 12. Jahrhunderts mit einem Rauhgrafen fiuHcho
von Boimeneburg genannt in der 2. Hälfte des Id. Jahr*
hunderts kam sie wegen Verschuldung der Besitzer an
Friedrich I. von der Pfalz, der sie Lehnsleuten öberliess. —
Wir mögen auch hieraus schliessen, dass etwa seit dieser
Zeit sich die Bauthätigkeit in der Burg auf das fortifikato«-
risch Nothwendige und auf die unumgängliche Erhaltung
Sf^äUgefässe. 63
der WoiMirftiine besdirftnkt haben und die ungewöhnliche
Aswendung der Schallgefsisse wohl dem 13. Jahrhundert ange-
hören wird.
3. Uittheilung des Herrn Baumeisters Feters in Kreuznach.
Der verehrliche Vereinsvorstand empfängt in beifolgen-
der Zeichnung (Taf. VIII) die wesentlichen Resultate einer zu-
verlässigen Vermessung und Aufnahme der Baumburg^ bei
welcher unser Vereinsmitglied Architect Herrmann mich
wesentlich unterstätzt hat. Als Hauptresultat der genauen
Untersuchung der Ruine glaube ich die Existenz der Schall-
gefässe.auch an der Westseite der Kapelle und zwar an der
Innenwand aufstellen zu können.
Die Kapelle ist ein oblonger Raum und war allseitig
isolirt wie die Strebepfeiler zeigen, welche an den 4 Ecken
vorspringen, sie hat eine 9' 4^' breite Thoröffnung und ein
Fenster an der Südseite mit Mittelstab. In den Ecken be-
fanden sich 4 Säulen mit von der Wand isolirtem Schaft,
Relchkapitäle (wovon noch 3 vorhanden sind) und Basen
mit 6eckigem Fusse. Die eine Säule steht auf einem ein-
springenden Felsstuck und ist 1* h** kürzer wie die andere.
Die Profile deuten auf Ende des 13/ oder Anfang des 14.
Jahrhunderts. Rippenstücke von Gewölben fanden sich in
den Trümmern, es ist aber nicht sicher ob dieselben zur
Kapelle gehören, sonst würde die Wölbung der besseren
gothischen Zeit (1220 — 1320) schwerlich angehören.. Das
Portal hat eine schräge Schmiege, ist spitzbogig und war
circa 9' 6'' hoch. Der Altar ist modern, ob die Stufen alt
sind, dürfte fraglich sein. Die kleinen Dimensionen der Kapelle,
die ausser dem Altar, dem Geistlichen und Alessner kaum
noch 4 bis 6 Menschen aufnehmen könnte, für welche auch
rechts und links vom Portal Spuren von Steinbänken sich
zeigen, machen mich glauben, dass die Dienstmanuen der
Burg vor der Bogenöffnung, welche als blose Thüre zur
Kapelle aussergewöhnliche Dimensionen gehabt hatte, im Freien^
64 Schallgefäise.
vräbreod der Megge vielleicht unter einer jetzt venchwundenen
Vorhalle^ placirt waren, und dass hierin hauptsächlich der Grund
zur Anbringung; der Schallgefftsse zu suchen ist. Ich hab^
die Anzahl und Lage dieser Schallgefässe in den Zeichnungen
genau nach Maassen aufgetragen, und befanden sich die
untere Reihe zwischen 11 und 12' über dem Fussboden.
Die eigens hierzu geformten Thongefässe haben 6% bis 7'^
Durchmesser an der Oeffnung und sind 7 V2 bis 8^' tief von
konischer Form unten mit einer leichten Erhöhung wie unsere
Flaschen versehen. Die Gefässe haben kaum 1 V%'' dicke'
Wandungen. Zu bemerken ist noch, dass die Thongefasse
an den 2 Löchern der Westseite zwar jetzt fehlen, däss aber
der Mörtel, in den dieselben verlegt waren, ihre Form und
Dimensionen genau, gleich den andern vorhandenen Schall-
gefässen, anzeigt Nach Angabe der über 15 Jahre auf
der Burg wohnenden Familie, war der Boden der Kapelle
mit Thonfliessen belegt^ wovon noch Reste vorbanden sind
jedoch nicht mehr in der Kapelle sondern zu Profanzwecken
verwendet. Merkwürdiger Weise hatten diese Thonfliessen
genau dieselben Zeichnungen, wie diejenigen in der Kirche
zu Sponheim. Ausserdem fanden sich noch Fliessen vor mit
gothisch stylisirten Hirsch- und Löwenfiguren> doch waren
dieselben von verschiedener Grösse und gehörten offenbar
mehreren Räumen an,
lieber das Alter der Burg selbst gibt ein daselbst auf-
gefundenes Kapital (wohl dasselbe dessen Fragmente Herr
von Cohausen im zweiten Absätze seiner Zuschrift erwähnt),
näheren Aufschluss, welches von rundem Schaft in eine 4eckige
Platte überging. Ich glaube dieses Kapital auf das Ende des 12.
oder Anfang des 13. Jahrhunderts zurück datiren zu dürfen ^).
1) Naoh einer gefälligen Mittheilting des Herrn Stad. ph. Rahn
aus Zürich, befinden sich Schallgefässe sowohl im Chore der
Klosterkirche Oetenbaoh zu Zürich, wie auch in einer Kirche
zu Frauenfeld im Ganton Thurgau. Die Bedaction.
6* :&nt 9.0ifüstap\ixt liet Slab\ Cüln in lier Hümetjett.
In dem Aufsatze „die Baugeschichte des Doms 2U Cttln
nach den Ergebnissen der Urkunden^^ vor dem zweiten Bande
des ürkundenbuches für die Geschichte des Niederrheins, wurde
Seite XVIII das antiquum, oder vetus palatiuro erwähnt, wel-
ches von dem Erzbischofe Heinrich I. von Cöln und seinem
Nachfolger Conrad zur steten Wohnung för Domgeistliche
bestimmt (II. 226. 2i4), bald nachher aber, aller Wahrschein-
lichkeit nach, zur Raumgewinnung für den neuen Dombau
niedergelegt worden.
Ebenso ward eines Thurmes in der Nähe des alten Doms
gedacht, der urkundlich antiqua turris genannt wird (11. 503)
und um dieselbe Zeit spurlos verschwindet (II. XXII). lieber
denselben entdeckte sich noch eine frühere Nachricht in der
hierunten angefügten Urkunde vom März 1247« Der Dom-
dechant G(oswin) gestattete darin, unter Zustimmung des
Thesaurars Ph(ilipp), ihrem Mitcanonich Godfried, Probste
zu Münstereifel, mittels einer anzubringenden Thür aus sei-
nem Hause in jenen Thurm und durch diesen in die Doro-
kirche einzutreten. Wegen der vielen Wohlthaten, die der
Probst der Kirche erzeigte, hatte man seine Bitte nicht wohl
ablehnen können, doch war es ungern geschehen; nach dem
Tode desselben, oder wenn er eine andere Wohnung bezie-
hen werde, sollte die Thür sofort wieder vermauert werden.
Man pflegte nämlich in dem Thurme die Bücher* der Kirche,
wohl wie der Gottesdienst sie abwechselnd erforderte, nach
dem Gebrauche niederzulegen und aufzubewahren; er war
also ein Zugehttr der Sacristei, weswegen das Gesuch Schwie-
rigkeit gefunden hatte und der Thesaurar seine Einwilligung
5
66 Zur Topographie der Stadt Cöln in der Römerzeit.
zu dem Durchgange geben musste. SelbstTerständlich lehnte
sich der Thurm unmittelliar an den Dom an und zwar an
den Domchor, was die alte Üeberschrift der Urkunde in dem
Privilegien- oder Copiebuche des Domcapitels: Liiere super
Turre antiqua prope Summum andeutet. £r stand, wie wir
weiter vernehmen, dem Hause Wolkenburg In der Trank-
gasse gegenüber ; eine Urkunde d. d. in vigilia b. Marie
Magdalene anno Millesimo triceatesjmo tricesimo gibt nun
über die Lage dieses Hauses nähere Auskunft. Das Johanniter-
Ordenshaus zu Breisig nämlich verkauft darin dem Domca-
pitel «domum dictam von dem Temple sitam Colonie in vico
Dranckgasse contiguam, versus sanctum Lupum, domui dicte
Wolkenburgh, quam nunc inhabitat dominus Jobannes sub-
custos et canonicus dicte coloniensis eeclesie, et ex altera
parte, versus sanctum Pauhim, uno duntaxat domunculo ex-
cepto contiguam domui dicte Nussia, que nunc vocatur Gelra.^
Bisher fehlte Gewissheit, ob unter dem Prädicate anti-
quura und vetus^ welche dem Palatium und der Turris bei-
gelegt werden, ein römisches oder nur ein frühmittelalter-
liches Bauwerk zu verstehen sei. Unsere Forschung in dem
bezogenen Aufsätze hatte nur ergeben, dass jede drwäbnung
des Palastes und des Thurms nach den ersten Fortschritten
des Neubaues des jetzigen Doms verschwindet, beide also
damals zum Abbruche gekommen sein müssen. Die sorgfäl-
tige Beobachtung desDombaumeisters Voigtel in dem Berichte
über den Abbruch der Trennungsmauer zwischen Chor und
Langschiff des Dems (Domblatt vom ao. April 1864, Nr. 230)
erneuert unerwarteter Weise ihr Andenken und lässt kaum
einen Zweifel an dem römischen Ursprünge derselben übrig.
Es heisst dort:
„Als Baumaterial zu der Trennungsmauer zwischen Chor
^und Langscliiff haben ausser Tuffsteinziegeln die beim Bau
j^des Dorockores übrig gebliebenen, oder wegen Mängel be-
j^seitigten Steine gedient, da^ Reste von Architektur-Details^
Zur Topographie der StaM Cöln in der B^mer%eU. 67
««lim TMl balb fertige bearbeitet, io grosser Zahl im llauer<i-
^werke eingescblossen sich vorfanden» Von kunsthistorischcr
^Bedenliitig dürfte das Auffinden von römischen Bauresten
^ia der Mauer sein, die aus Theilen eines reich verzierten
«Korinthischen Kranz^esimses bestehen und ihren Abmesann»
^gea nach su einem palastartigen Bau, oder zu einem Tem«
«pelbau gdiört haben« Die wohlerhaltenen Ornamente, der
^Zeit des Verfalles romischer Kunst angehOrig, sind aus
^einem sehr dichten Kalksteine gearbeitet und in grosser Zahl
^zum Aufbau der Mauer verwendet^.
(Nach- einer dem Vereinsvorstande vom Herrn Dombau-
meister Voigtel gütigst ttbergebenen Zeichnung finden unsre
Leser das eben erwähnte römische Kranzgesimse auf Taf. VIII
abgebildet. Es dürfte dabei noch zu bemerken sein^ dass
es seiner ins Runde gehende Grundform nach einem Rundthurm
angehört zu haben scheint und aus demselben Jurakalk ge-»
arbeitet ist, der zu ähnlichen Ornamenten bei der römischen
Villa zu Alleuz vorkommt und neuerdings wegen dieses Vor-*
kommens von Dechen in seinem Führer zum Laacher See
besprochen wurde* Die Redacüon.)
Die Lage des antiquum palaütim ist durch die bezogenen
Urkunden zureichend angegeben, und einem kundigen For«
acber an Ort und Stelle wird es nicht schwer fallen, den
genauen Standpunkt des Hauses Wolkenburg und somit auch
den des gegenüber gelegenen alten Thurms zu bestimmen,
wodurch für die Topographie der alten ROmerstadt zwei (este
Punkte gewonnen sein würden. Bei dieser Betrachtung drUtngt
sich von neuem der Wunsch auf, dass endlich ein begabter
und begeisterter Freund der heimatlichen Urzeit 3ich ent*
schliessen möchte, ein Bild unserer Metropole unter der RO-
^merberrschaft in ihrer Umwallung, ihren Bauwerken und
Strassenzügen, mit den Villen im Umkreise und dem
danp^gen Rheinlaufe zu entwerfen, welches für alle wei-
tere Forschung und Entdeckung der sicherste Anhalt und
68 Zur Topographie der Stadi Coln in der RömersseU.
Führer sein würde. Wird auch dasselbe, wie kaum anders
möglich, fflr's Erste mit Mängeln und Irrthum vor unsem
Blick treten ; es darf auf dankbare Theilnahme und rege
Hülfe im weitesten Kreise vertrauen. Noch lebt im Munde
oder Gedächtnisse der Gegenwart das Andenken an örtliche
Baureste und Beziehungen, welche bald im raschen Fort*
schritte des Wohnungsbedürfnisses schwinden und die Auf-
gabe immer schwieriger gestalten werden.
. Düsseldorf im August 1864.
Dr« lincomlilet.
Litere super Turre antiqua prope Summum.
G. dei gratia decanus et archidiaconus totumque maioris
ecciesie in Colonia capitulum uniuersis notum esse uohimus,
quod nos ecciesie nostce pensata utilitate cum consensu Ph.
thesaurarii nostri Godefrido preposito Monasteriensi iu Eiflia
nosfro concanouico, qui redditus octo marcarum in Beide pro
sua memoria nostre contulit ecciesie ac alias ipsam promouit
et promouere intendit, ostium in antiqua turri et introitum
in ecclesiam nostram coaduixerit concessimus et promisimus
habendum. Post mortem vero eiusdem, uel si ipsum aliam
domum inhabitare contigerit, nos predictum ostium sine omni
contra dictione una cum prefato thesaurario statim cum muro
firmabimus et claudemus omnino. Et ne hoc a quoquam possit
in dubium reuocari, presens scriptum domi nostri Conrad! ar-
chiepiscopi, capituli Coloniensis et predicti G. prepositi sigillis
est communitum.
Acta sunt hec anno domini Millesimo ducentesimo qua-
dragesimo septimo mense Martio.
Als denselben Gegenstand betreffend, knüpfen wir ein Schrei»
ben unsres verehrlichen Mitgliedes des Herrn Stadtbaumeisters
Raschdorffin Cöln an, welcher nach der Aehnlichkeit der in
der Dommauer gefundenen architektonischen Beste mit jenen
Zur Topographie der Stadt Cöin m der Römenseit.
Archivolte.
der Pfaffenpforte, beide als der letztern ang ehörif^ betrachten
möchte. Ohne der weitern Discussion über diesen interessanten
Gegenstand, die nur erwünscht sein kann, im mindesten vor-
greifen 2u wollen, glauben wir doch bemerken zu dürfen,
dass nicht nur die Aehnlichkeit sondern die Gleichheit für
die beanspruchte Zusammengehörigkeit nachgewiesen werden
mflsste. Freilich auch ^ese kann endgflltig kaum entschei«
den, da in der alten Kunst die einmal festgestellten Formen
sich stets typisch wiederholen, mithin auch nebeneinander an
ganz verschiedenen Gebäuden, die unter sich gar keinen Zu-
sammetthang aufweisen, vorkommen können* Wir sprechen
darum Herrn Raschdorff die dringende Bitte aus, die Ver-
gleichung der betreffenden Bautheile nochmals anstelleji, beson-
ders aber die zur Entscheidung wol zumeist beitragenden
Maasse in Betracht ziehen und uns mittheilen zu wollen.
Das Schreiben des Herrn Raschdorff lautet
wie folgt:
Die Sammlung der architektonischen Reste
des römischen Thors unter Fettenhennen in
Köln, welche in den Gartenanlagen des Mu-
seum Wallraf-Richartz aufgestellt sind, hat
heute eine ansehnliche Vermehrung erfahren.
Bekanntlich waren von dem in den 20er
Jahren abgebrochenen Römerthor bisher nur
die aus 13 Wölbst^inen bestehende Archi«
volte, und zwei Kämpfersteine, welche auf
Veranlassung des Herrn Conservator Ram-
boux an das Wallraf'sche Museum übergeben
wurden, vorhanden. Diese Steine bildeten einen
15^ weiten Bogen und sind, wie aus neben
stehender Skizze zu ersehen, sehr einfach pro-
filirt; vier im Schluss des Bogens eingegra-
bene Buchstaben C. C. A. A. bilden den ein-
zigen architektonischen Schmuck. Bei dem
Kämpfer. **
70 Zur Topographie der StodI Cöln m der RomersieiL
vor 3 Jalren erfolgten Abbrach des Privathaiises westlich
des Rttmerthors, an der Strassenecke Unter Pettenhennen und
Burgmauer aseigteu sich in den Fundamenten interessante rO*
mische Baureste, avf welche unsres Wissens zuerst der Dom-
bildhauer Mohr auftnerksam machte; diese Reste bestehen
aus einer Anzahl Stücke von Gesimsen und Kapitalen, welche
eine sehr reiche Ausführnng zeigen^ Die daran befindlichen
Ornamente sind schon gezeichnet und ausgeführt. Aus den
alten römischen Fundamenten liess sich die Anlage eines mäch-
tigen Rundthurms erkennen, und es ist wahrscheinlich, dasa
das Römertbor durch zwei Rundthilrme eingeschlossen war,
und ein Propugnaculnm bildete.
Auch die Erhaltung der Römischen Architekturreste,
welche sich beim Abbruch der Chorabschlnssmauer im Dom
ergaben, und seit Oktober v. Jahres unbemerkt unter ^dem
Abbruchmaterial lagen, ist zunächst Herrn Mohr zu danken,
der die grosse Uebereiustimmung zwischen diesen Resten und
den bereits von deifi Römerthor vorhandenen erkannte, und
mit Recht daraus schloss, dass auch diese von dem genannten
römischen Bauwerk herrühren. Da diese Steine bei dem im
Jahr 1322 stattgehabten Bau der Chorabscblussmauer als ge-
wöhnliche Bausteine zur Verwendung kamen,^ so ist zu ver-
muthen, dass die römische Porta pasca zur selben Zeit ab-
gebrochen worden ist, in welcher die Kapelle über dem
Pfaffenthor erbaut wurde. Herr Archivar Ennen, dem die
nöthigen Notizen zu Gebote stehen, wird an einer andern
Stelle näher festzustellen suchen, in welchem Zusammenhang
der Abbruch des Pfaffenthors und die Erbauung der Pfarr-
kapelle stehen.
IL Denkmäler«
L Hie rijtttifd^e ttieJerlalTttng bei .tteuiuieJi
ttttb iftre Henktnoler.
Von allen Landstrichen unsres Rheiulandes, in denen die
römische Eroberung festen. Fuss fassend sich niederliess, ist
in unsern Jahrbüchern bisher keiner so wenig zur Besprechung
gelangt als das Becken von Neuwied. Ob dies Zufall, ob
es früherhin in Rücksicht auf die Werke von Knopäus, Hof-
mann und Dorow, die man für erschöpfend halten mochte,
unterlassen wurde, bleibt gleichgültig zu entscheiden.
So viel ist gewiss, die Wichtigkeit der dortigen Funde,
deren Bezeugung man für die ältere Zeit in den angeführten
Werken ersehen mag ; die Wahrscheinlichkeit dass die Gegend
von Neuwied, oder genauer bezeichnet von Niederbiber, mit
den durch Fundspuren erheblich ausgezeichneten Ufern ge-
genüber durch eine Brücke verbunden war; die Bedeutung
der Lage nahe der Grenze Ober- und Unter-Germaniens, an
der Mündung einer mit Villen seitwärts reich bevorzugten
Strasse nach Trier, die wahrscheinlich die Pulsader des Ver-
kehrs zwischen Gallien und dem Rheine war — lassen es
hinreichend begründet erscheinen, wenn der Vereins-Vorstand
seine Aufmerksamkeit diesem Gebiete zuwandte.
72 Die römische Niederlassung bei Neuwied u. ihre Denkmäler.
Von voraussichtlich 6 bis 7 einzahlen Abhandlungen, Neu-
wied und seine Denkmäler betreffend, folgen in diesem Hefte
drei, und werden die übrigen hoffentlich bald sich anreihen.
Im Allgemeinen darf über diesen bedeutenden und in-
teressanten Ueberrest römischer Befestigung am Rhein und
über die mannigfachen in dessen Bereiche gemachten Funde
vorläufig auf Dorow's 'Römische Alterthfimer in und um
Neuwied am Rhein* (Berlin 1826. 4. mit Atlas von 31 Tafeln
in fol.)- verwiesen werden, wo alles Nähere zusammenge-
stellt ist.
A. 3ito itvS^t^.
Aatike Bronze von Neuwied.
(Hierzu Tafel I und II.)
1.
Dreierlei Gi^tterwesen sind es im Alterthum, welche eine
wohltbätige Beziehung zwischen dem gefahrdrohenden Element
des Meeres und dem httlfsbedürftigen Sterblichen vermitteln:
Poseidon, das Dioskurenpaar, LeukoHiea mit Palaemon. Wie
sie denn so zusammen angerufen werden in Meere snöthen bei
ProperzO-
Welche Gelübd*, ach, hab* ich Neptun, und mit Castor dem
Bruder,
Göttin Leuoothea, dir welche Gelübde gethan!
Seltener indess tritt in solcher Eigenschaft Poseidon
hervor, sofern er, als Oberherr des Meeres im umfassendsten
Sinne, nicht nur an sich beide Seiten, sowohl Schrecken als
Schutz vertritt, sondern in der geläufigsten Vorstellung so-
gar weit überwiegend als der finstere, erbarmungslose, ver-
derbliche Gott erscheint. Nur als wohlgesinnte Retter treten
zwar die Dioskuren auf, aber überhaupt nicht als Angehö-
rige des Neptunischen Reiches, sondern als ausserhalb der
Oberherrlichkeit des Poseidon freiwaltende Mächte, die von
1) Properz in, 21 (II, 26), 9:
Quae tum ego Neptuno, quae tum cum Gastore fratri,
Quaeque tibi exoepi tum, dea Leuoothee.
74 Ino Leukothea,
der Vorstellung der himmlischen Leitsterne aus rettend ein-
greifen in das gefährdete Schifferleben % wogegen Poseidon,
wenn er es thut, Wogen und Brandung unmittelbar bändigt.
Im dämonischen Götterkreise des Poseidon selbst aber wird
zwar die milde Seite durch mehr als eine anmuthige und
liebreizende Bildung versinnlicht: die dunkeläugige Meeres-
königin Amphitrite, die silberfülssige ^ schönlockige Thetis
sammt dem äbrigen das Meer bevölkernden Nereidenschwarm,
die glanzhelle Meeresstille Galene, u. a.: aber sie alle le-
ben ihr seliges Leben stillbegniigt in sich und werden nicht
oder wenig in Beziehung zu den Schicksalen der Menschen
gesetzt; kaum dass die Peleusgattin Thetis durch das weh-
mttthige Geschick des ruhmreichen Sohnes für eine kurze
Spanne Zeit an die Erde geknüpft ist Die Macht aber, der
solcher Beruf wesentlicli und dauernd zufällt, bt das wohl-
thätige Götterpaar von Mutter und Sohn, die zur Leu ko t h ea
gewordene Radmostochter Ino und der inPalaemon verwad«
delte M e I i k e r t e s. Während indess der letztere weniger in»
dividualisirt und charakteristisch ausgebildet erscheint, tritt
uns dagegen in Ino - Leukothea ^) das Bild reiner Milde
und liebreicher Güte in ausdrucksvollster Anschaulichkeit
entgegen, da sie es ist, die gleichwie von menschlich tbeil-
^^ %
2) Sehr bezeichnend ist die scharfe Scheidung, mit der Dio Chry-
Bostomus 64 S. 3H0 R. (685 Emp.) die Leukothea als Söhnte,
gottheit de« Sohififers überhaupt nennt, die Dioslrarett dagegen
insbesondere als Patrone des Steuermanns: rairrf (rjf "rv^y)
inid-aaav xal ysoygyol JrifirixQos ovofia xal noijtt^veg IlavQt
xal vavrai uievxo&^ag xal xv ßegvTJrai /liooxogtav. — Ver-
wischt ist solche Individualisirung im Homerischen Hymnus
33, 14 f., wo die Dioskuren geradezu Sturm und Wellen be-
schwichtigen ; auch bei Theokrit 22, 17 ff.
3) Bald Leukothea, bald (auch als Göttin) Ino wird sie genannt in
beliebigem Wechsel; einmal aber mit Doppelnamen Ino Leu-
kothea bei Pindar Pyth. XI, init. 7wi Mvxo^ia novTtcw 6[io^
Im Lmikathea. 75
nahnivoHeiii AIHgefttbl erfüllt, durch vniniftteibare Handreichung
ans SchifFbrnch rettet und so zur eigentlichen Scbutzheiligen *)
des mit der letzten Noth kämpfenden Meerfahrers wird.
^In den sprechendsten und ansprechendsten Zügen gibt
uns dieses Bild das fünfte Buch der Odyssee. Schon sieht
Odysseusy ein ohnmächtiges Spiel der rasenden Elemente,
den unvermeidlichen Untergänge Aug' ins Auge (V. 313— S
Aber Ihn Bah Ino, Bchlankfüssige °) Toehter des KadmoB,
Sie, Leukothea, die da zuvor ein sterbliches Weib war,
Doch nun Ehre der Götter geniesst in den Fluthen des Meeres,
und sie erbarmete sich des nothbedrängten Odysseus,
Setzte sich ihm auf des Flosses Gebälk und redete also:
'Armer, warum doch ward dir der Erder&ehüttrer Poseidon
Gar SQ schrecklich erzürnt, dass er endlos Leid dir bereitet?
Dennoch verderben soll er dich nicht, wie' sehr er auch eifre.
Thue du jetzt nur so — nicht unverständig ja scheinst du — :
Ziehe die Kleider da aus, dein Floss zur Beute den Winden
Gib es dahin, mit den Händen erstrebe dir schwimmend die Landung
An der Phäaken Gebiet, wo dir zu entrinnen verhängt ist.
4) Dieser Begriff der Leukothea als wohlthätiger Gottheit gilt
so ausnahmslos, dass man eben darum Welcker kaum beistimmen
wird, wenn er in seiner schönen Darstellung Gr. (iötterl. I S. 045
den von Lykophron 107. 757 gebrauchten Namen Bvvn nach
d6m Yorgange alter Etymologen im Sinne von z/t^ fasst, 'da
sie oft auch untergehen lasse*. Kann sie auch nicht alle Schiff-
brüchigen retten, so ist sie es doch niemals, die den Untergang
verschuldet. Auch wäre der üebergang eines (f in dorisches ß
schwerlich durch das dorische o^eXog für oßsXog (Ahrens d. dial.
Dor. p. 81) gerechtfertigt, da hier die umgekehrte Vertauschung
stattfindet* Dass ßvttj, von ßveiv abgeleitet, näher wohl mit
ßvS-os, ßvaaog zusammenhängend, das Meer bedeutete, weist
Meineke Anal. Alexandr. S. 123 nach.
5) Wörtiich 'schöntnöchelig' :
Tov 6k t6av Kadfiov d'vyajr^ii xaklCc((pvQog ^Iv(6,
ji€vxo^4ii, fi fgQiv fikv effy ßQorog av&^a<fa.
76 Ino Leukoiliea.
Mmm hier, apanne sofort dir d6n unsterblichen Sohleier*)
Unter die Brust : nicht fürchtest du so mehr Leid noch Verderben.
Aber sobald du alsdann mit den Händen die Küste berühret}
Lös' ihn dir ab und wirf ihn zurück in die dunkele Meerfluth,
Weit vom Lande hinweg, selbst aber wende dich abwärts'.
Also sprach sie zu ihm, die Göttin, und gab ilim den Schleier.
Selbst dann tauchte sie wieder zurück in die schäumende Meerfluth,
Gleichend dem Wasserhuhn, und es barg sie die sohwärsliche Welle.
Ungläubig hält Odysseus noch aus auf dem krachenden
' Fahrzeug, bis es ihm ein von Poseidon gesandtes jähes Was«
sergebirge zertrümmert ; da erst schwingt er sich auf einen
der schwimmenden Balken (V. 371),
Zog die Kleider sich aus, die ihm Göttin Kalypso geschenket.
Alsobald dann unter die Brust sich spannt' er den Schleier,
Stürzte sioh selbst vorwärts in das Meer, ausbreitend die Hände,
Eifrig zu schwimmen dahin.
Zwar schüttelt Poseidon sein grollendes Haupt dazu und
verbärgt ihm noch schwere Leiden bis zur Ankunft bei den
Phäaken; aber — wie denn immer eine Gottheit die Macht
der andern beschränkt, ohne sie vernichten zu können —
Athene fesselt alle übrigen Winde und lässt nur noch den
dem Phäakeulande zutreibenden Nord stürmen (V. 375 — 387) :
Da nun trieb er umher zwo Nächt^ auf schwellender Woge
Und zween Tag', und das Herz sah oft schon nahes Verderben.
Doch als den dritten der Tage die lockige Eos erfüllet.
Da erst ruhete endlich der Sturm und heitere Stille
Lagerte rings; er aber erblickte das Land in der Nähe.
Noch langen verzweiflungs vollen Ringens bedarf es ge-
gen die rückströmende Brandung des riffreichen Gestades,
bis er ein seichtes Flussufer gewinnt und von der entsetzli-
chen Arbeit auf den Tod erschöpft in Ohnmacht dahinsinkt
(V. 453 «.) Dann aber
6) XQTj^if^voVt genauer ein sohleierartigeB Kojpflooh; worüber s. u.
Ino Leukothea. 77
Als er non Athem gewann , and im Herzen die Kraft sieh
gesammelti
Löset' er alsbald ab von der Brust sich den Schleier der Oöttiny
Und dann warf er ihn fort in das meerwarts fliessende Wasser.
Rückwärts trieb ihn im Strom die gewaltige Welle; doch Ino
Fasst* ihn sofort mit den blanden*
Keinem Zweifel kann es unterliegen^ dass die Homerische
Dichtung herrschend und massgebend blieb für die Vorstel-
lung der Folgezeit, wenn auch zufällig bei keinem Dichter
wieder das Kredemnon als das besondere Rettungsmitfel, das
Leukothea darreicht^ erwähnt wird. Dass dasselbe im Ge-
meinbewusstsein festhaftete, verbärgt uns die entscheidende
Angabe des Klemens von Alexandrien ^) : in bildlichen Dar-
stellungen sei Dionysos erkennbar am Gewände, Hephästos an
seiner Kunstfertigkeit, Demeter an ihrem Leid, am Kredem-
non die Ino, am Dreizack Poseidon, am Schwane Zeus,
gleichwie auch Herakles am Scheiterhaufen, oder an der
Nacktheit die Aphrodite'. Eben so gewiss aber ist, dass die
Homerische Vorstellung späterhin weit über die individuelle
Anwendung des magischen Schwimmgürtels hinaus erweitert,
dass Leukothea als Helferin in Sturmesnoth überhaupt ^) und
7) Protrept. 4 § 57 p« 50 Pott.: ei yovv rig rag ygaipäg xal ra
ayaXfiata nBQivoaTWV S-e^ro, yv(oQieT v^tov naQuirrCxa Tovg
deovs ix Twv Inovsi^CafTojv ff;^rjibiaT(ov, rov ^towffov ino Trjg
(trolrje, Tov "fftfatmov uno trjg T^/vrjg, rrfv Jr)(o ano rrjg cfvfi-
(pogäg, ano tov XQtjSifjivov rrjv *IV(a, ano Trjg TQiaCvrjg tov
Hoasidcj, ano tov xixvov tov Ata* tov $h 'HqaxXia ^etxvvaiv
i) nvQci, xav yvfivriv fcfp Tig avayqanTOV ywalxUy rrjV /Qvaijv
ji(fiQoditrjv voeZ, Wie ungleichartig .und theilweise schief übri-
gens diese Zusammenstellung sei, bemerkt sehr richtig Zoega
BassiriL I S. 187 (S. 314 der Welokersohen Bearbeitung).
8) ToZg x^ifia^of4,ivoig ßor\d-ov(Siv heisst es einfach von Leukothea
und Palaemon bei Apollo dor 3, 4, 3 ; — ganz allgemein 'Hano
miser Implorat nayita Leucotheen* bei Properz III, 24 (II, 28), 21.
Vgl. üio Chrys. in Anm. 2.
78 Ino Leukotheä.
•
als Beschwichtigerin 4er empörten Meoresflutli gefasst, ihr
somit eine herrschende Gewalt über das Neptunische Element
iselbst beigelegt wurde: wovon bei Homer keine Spur. So
schon bei Alkman^), wenn er sie *Meerwalterin\ aalaaao-
fiiäoiaa^ nannte ; so in wortreichern Schilderungen bei Non-
nus ^^), wo sie ^Re giererin der MecressCille', ^Obwalterin glück-
licher Seefahrt' heisst ; so auch in einem Orphischen Hymnus ^^),
der sie zwar auch als Retterin aus Schiffbruch denken lässt, aber
ausdrücklicher als Bewahrerin der Schiffe selbst vor Schiff-
bruch, als Bewirkerin günstigen Fahrwinds und geradezu
als Meeresfürstin auffasst^^).
9) Brachst. 80 boi Bergk.
10) Nonnus Dion. 9, 86 ff.:
^{vxod-irjy x^ariovaa ^vrijs xXtiI^cc yalfiv^s^
evniotfjg ^ed iovaa fi€t^ AloloVf ev^iocjv 4k
aol niawog nXiiaeis <piXifjL7ioQog dv äkl vavrrjg.
Und 10, 121 ff.
uievxod-iTjv dk
TrCTTrafiivaig 7iaXdfiri<riv ^(f/|«ro Kvavo/atrrjg
6atfxo(Siv vygoTioQoiatv 6fjLi(STtov' tvd-iv agriyat
VKvraig nl^Cofiivoicft xai tnXtio novtikg *Ivd}
NriQ€'ig tt(plo£aßoio x v ßSQvrjT stga yairjvtig,
nOHymn. 73: '
xXvd^i d'€cc noVTOLo ßad-vari^/oio fiiSovaa^
xxjfiaoi tSQnofiivij, ^^tcüv atireiiftc fisyiarri.
iv (Toi yccQ vricHv n sXayo^Qojiiog aararog o^fi'^.,
fLovvri 6k d-vrjT^v oiKtQov fJLoqov dv dXl XvHg,
olg av iffOQfÄcctvovaa (p(Xr} danr^og Hd-yg*
aXXic, ^icc Sianoiva, fioXoig inttQüyyog iovaa
vrivalv kvaa iXjiQig aortriQiog evtpgovi ßovXjl,
fjLvaraig iv novnp vava Cd QOfxov ovqov ayovffsL.
vrivolv ivaaiXfioig statt des überlieferten vr^v^v in' AaiXfioig,
i/ras eine zu arge Tautologie gäbe. — f^ovvff als weibjyißbe
Gottheit; denn auch vom Palämon heUst es im 75. Ii[ymnu8
aoiTTiQ fiovvog d^ritolg ävacpaCvet.
12) Unwillkürlich übertrug die VorBtellung «einer Zeit iLriatUes or.
Ino Leukothea. 79
Kein Wunder, dass eine so tief ins Menschenleben see-
ftihrender Stämme eingreifende Göttermacht Gegenstand eines
frommen C u 1 1 u s wurde, der zahlreiche Hciligthümer her-
vorrief, bald ihr allein gewidmet, bald in Gemeinschaft mit Me-
likertes-Palamon ^'). In der That finden wir solche Cultus-
statten wie Glieder einer weiten, theilweise sichtbar zusam-
menhängenden Kette längs der griechischen und italischen
Küsten verbreitet in Hafenplätzen, Seestädten und Inseln.
Zwar hat auch das Binnenland Antheil am Inocultus, aber
nur im Anschluss an ihre Herkunft, Abstammung und Schick-
sale vor der Vergötterung. Begreiflich, dass die Kadmeische
Königstochter InTheben^^) verehrt wird, die Gemahlin des
Orchomenischen Athamas im nachbarlichen Chäronea ^^).
Wenn Strabo ^^) ein Heiligthum der Leukothea im fernen
Kolchis kennt, so bezeichnet er es zugleich selbst als Stif*
tung de« Phrixus, des Stiefsohnes der Ino, und somit als von
3 t. I p. 45 Dind. auf die Homerisobe, wenn er ganz verkehr-
ter Weise sagt: vuvl 6h ineidi} Sei neCd^ead^ai r^ *0firJQ0v
loyip, xivSweiei ro xtcr' aurrjv fiovagx^^ '"'^ elvai t^s
aQj^ijg T^q xtttä d-aXatrav xal ovSk r^ IloOuSfoVi avr^
i^sTvai ovSkv firi aweiS-oiaijs TctvTijs-
13) Vgl. Preller Gr. Mythol. I S. 470 fL (2. Aufl.)
14) Pindar Pyth. XI, 2; Plutarch Apophth. Lac. Lyo. 26 p. 228 Weoh.
Was Plutarofai den Lykurgus zu den Thebanern sagen lässt :
'wenn, sie die Leukothea für eine Gottheit hielten^ sollten sie Ihr
keine Klage, wenn für ein Menschenkind, keinen Gottesdienst
widmen', das erzählt Aristoteles Rbet. 2, 23, 27 vielmehr yon
Zenophanes gegenüber den Eleaten. Eine dritte Version in PIu-
tarchs Erotious 12 p. 763 hält den Xenophanes fest, substituirt
aber den Osiris und die Aegyptier.
15) Plutarch Quaest. Rom. 16 p. 267.
16) Strabo XI, 2, 17 p. 498 Gas. iv rj Moa/^xy Aevxo&itts Uqov,
80 Ino Leukoihea.
Orchomenos ohne Mittelglieder übertragen. Der eigentliche
Ausgangspunkt für die successive örtliche Verbreitung des
Dienstes der Leukothea als hülfreicher Meereggöttin wird
erst die Megarisch-Korinthische Landenge^ wo die vom rasen-
den Atbamas verfolgte Ino^ nachdem sie sich in der Angst
wahnsinniger Verzweiflung mit dem kleinen ülelikertes von
der Molurischen Klippe ^^) ins Meer gestürzt, durch den ret-
tenden Delphin ans Land getragen wird, von Poseidon ^^)
aber unter die Nereiden aufgenommen, unter diesen alsbald
in so individuell ausgeprägter Rolle hervortritt. Daher also
ein Heroon der Ino in Negara^^) mit Jahresopfern; daher
im Tempel und Tempelbezirk des Poseidon auf dem Korin-
thischen Isthmos Götterbilder der Leukothea und des Palä-
mon neben andern von Poseidon, Thalassa, Amphitrite, Galene,
Nereiden ^^)y und sonstiger verwandter Cult der Korinthier^^).
17) So Pausanias 1, 44, 7 Bekk. mit Zenobius 4, 38. Stephanusvon
Byzanz nennt das Gebirge Geraneia (s. y.) : beide Ortsnamen
verbinden der Scholiast zu Pindar's Isthm. p. 515y 7 Bkh. und
Tzetzes zu Lykophr. v. 229. Bei Lucian Dial. mar. 8 und Sa-
linus c. 7, 17 sind es die Skironisclien Felsen; gleich darauf
aber bei demselben Lucian c. 9 der Kithäron. Dass immer dasselbe
Local, nur enger oder weiter gefasst, gemeint ist, erörtert Hem-
sterhuis zu Luc. I S. 307. Nur allgemein die Nähe von Megara
als Schauplatz des 'Laufes zum Meere' (daher die Ortsbezeich.
nung KaXijg Sgofiog) nennt Plutarch Quaest. conviv. 5, 3, 1 p. 675.
18) Daher bei Aristides or. 3 t. I p. 43 mit sonst nicht vorkommen-
dem Zuge: iQaa&rjvai IloaeiSoJva ^€vxo(hiag xal Iquad-ivta yf
^xEiv avTTjv nag* iavr^. Vgl. jedoch Anm. 29»
19) Pausanias 1, 42, 7.
20) Pausanias 2, 1 extr. und 2, 2 init. Die hauptsächlich dem Pa.
lämon zu Ehren gestifteten Isthmischen Spiele hat auch Ari.
stides a. a. O. p. 42 im Sinne, wenn er Poseidon, Amphitrite, Pa-
lämon und Leukothea zusammen nennt.
21) Lucian de salt. 4?; Tzetzes zu Lykophron v. 107. Vgl. Lucian
Ne'r. 3. Vgl. Anm. 48. 50.
Ino Leukothea. 81
Von diesem Rnotenpankte des Inodienstes schiessen auf dem
Seewege Strahlen aus in nordöstlicher Ricbtung nach Samo*
thrake^), wie es scheint auch nach dem Mysischen Lam-
[>sakos'')and nach Tenedos^); — in östlicher Richtung
nach dem Lydiscben T e OS '^), nach S am os'^), nach Milet'^);
22) uisvxoaCä, mit rein doriaclier Form für uievxo&^a, hieBs die
Insel vordem nach Aristoteles' Zeügniss in den Politien bei SchoL
Btt ApoUon. Rh. 1, 917: wo Aivmaala nur schlechter beglau-
bigte Lesart Freilich geben dafür Heraklides Pont 21 und
Sohol. Iliad. 24, 78 yiel mehr Aevttavla oder Asvxtovla (s.
Müller Fragm. hist. Gr. II S. 218); aber sehr bezeichnend für
Leukotheacultus bleibt jedenfalls doch, dass die Schollen zu
Apollonius mit den Samothrakischen Weihen ganz ausdrücklich
den durch das Kredemnon geretteten Odysseus, als Theilhaber je-
ner Weihen, in Verbindung setzen. Vgl. Welcker Gr. Götterl. I
S. 644. — Schneidewio's Entscheidung (zu Herakl. S. 87) für
Aivxiaala als den wahren Namen leuchtet wenig ein; wie auch
0. Müller's (Orchom. S. 65) uievxcovla nichts Zwingendes hat
23) Wofern der Lampsakenische Monatsname Aevxa^itjv nur als
dialektische Modification betrachtet werden darf: s. K. F. Her-
mann 'Zur griech. Monatskunde^ (Abh. der Gott Ges. d. Wiss.
Bd. 2) S. 108. Vgl. Anm. 25.
24) Cttltus wird zwar ausdrücklich hier nur für Palämon bezeugt,
aber zugleich der Looalmythus, wonach auf Tenedos Tennes
und Leukothea als Geschwister und als Poseidons Enkel galten:
Sohol. zur Dias 1, 38 und zu Lykophr. 229.
25) unter gleicher Voraussetzung wie Anm. 23, auf Grund des Fe-
. stes Aivxtt&ea im Corp. Inscr. Gr. II n. 3066, 25.
26) Wenn anders dahin die Samische Quelle Leueothea bei Plinius
N. h. 5, 37, 135 gedeutet werden darf. Denn immerhin bleibt
zu beachten, was Lobeck Aglaoph. S. 1186 erinnert: ^^AevxoS'ia
commune dearum aquatilium nomen est', d. h. genauer, 'esse
potest'; denn man wird sich wohl hüten der allgemeinen Möglich-
keit eine Ausdehnung zu geben, die eine als bestimmte Person-
lichkeit gedachte Leukothea ganz zerstörte.
27) Konon Narr. o. .33: Wettkampf von Knaben zu Ehren Leukothea *8.
6
BS Im lettfcp^Aea.
*^ in sidttsllieher Ricbtunf sacb Krei«'^)iHidRbo4v9 ^^).
Aber der Hauf txiig der Wanderung eratredet skb $ä4v«0t>
lieh längs der Ostkäste Lakonika's, WA^ns Pr asi a«^ oder Kra-*-
siae^) und Epidattrus Ltmera'^), -- sedana UUigs derlako-
n&ohen Westküste, wo uMTbalamae^) uad li«uktra'^>,
— weiter nach derOstkliste Messeniens, wo uns Korone'^)
als Caltussitze der Leukotbea entgegentreten^, also beinahe
rings ttfli den Peloponnes herum.
Aber nicht gentig: vom alten hellenischen Boden setzt
sich der Zug fort nach dem italischen, ja bis zur gallischen
Rüste. Hier ist es MassiHa, von wo nns ein Priester der
28) Hesychius IT p. 360 Schm. Traxiia, §o^r} AivxoS^iag tv Äio^rj.
29) Nur locale Umbildung und Aneignung des Mythus ist es, wenn
hier die nach dem Sprunge ins Meer zur Leukothea gewordene
Sterbliche nicht Ino ist, sondern die Tclchinensohwester Halia,
Poseidons Geliebte: Diodor 5, 55.
30) Pausanias 3, 24, 4. Zwar wird hier Ino nur In Verbindung mit
der Pflege des jungen Dionysos genannt, die nach gemeingülti-
gem Mythus nach Theben gehört and nur vermöge einer ganz
isolirt stehenden Gestaltung desselben n»ch Lakonika versetzt
wird ; aber da Bfasiae Küstenstadt ist, wird diess dennoch auf die
Aufnahme des Gesammtcultus der SeegÖttin zu deuten sein.
31) Pausanias 3, 23* 8: Fest der Ino mh Weissagegebräuohen.
32) Genauer, in der NShe von Tbalamae, auf dem Wege von Oetylos
dahin: Paus. 3, 26, t. Im dortigen Ibqov der Ino, mit dem ein
Traumorakel verbunden war, sah Fausaniaaihr ehernes BÜd. Vgl.
Welcker Kl. Schriften ilf S. 92 Anm. 11.
33) Zwar hauptsächlich Cultussitz des Askl^io«} »her auch ein
Bild der Tno fand dort Pausanias ebend. § 4 : kCd^M di iariv
AaxXfjTiiov Ti ayaXfia xal ^Ivovg hi^m^c,
34) Paus 4, 84, 4 : xark Sk tijv 696v raurtiw iatlv 'hil &aXda(rrj
X(OQi(yy, xtd *Ivovg hghv elvai yo^C^ovtfiv, iftavaßfjvui yii^ ivrauda
ix 9wka<farig (paolv aMiV ^sov t€ ijtfij vo^i^o^dv^v x»l Aivxo^
&iav xalovfx^Vfjv üfinl ^Ivovg, Ob auch der ^fteasenis^h« Fliusname
AsvxaaCa bei P»U8. 4, 83, 3 mit Welcker G«. Gdilwl. 1 S. 645
hieher 2u ziehen 8ei> steht dahin: vgl. Anm. 2d, 25. 26- 44.
f^euMb^ «iHTf^b ^inc Unscbrift hefiHjffii geworden ^). lyi I^^liep
f^ber zunächst die griechische Pflanzstadt Elea'^); i^pr ^ILeip
^^och Pyrgoi, die Hafenstadt von Ag^IIa (Caere), mit ein^m
vmhc^ Teippel der Leukotiiea, der durch die Plünderung des
Pipnyglus von Syracus namhaft geworden '^). Auf italischeni
Podien ging aber ;;ugleich die Verschmelzung der alteinhei-
mischen Mater M a t u t (t (yermuthlich einer 'Alorgeng^ttin,
Mutter des Fröhlichts') mit der griechischen Leukothea vor
sich^^), parallel mit der analogen Umbildung des Palaemon
in den Hafengott Portiinus: ;wadurdi die V^rbreiüing des
LfciikotheaeuUus auch über das Binnentand bedingt i«t. So
fan^ dieser also seine Statte In Rom, schon seit der Epoche des
Scrvius Tulllus '*) ; inCora*^) und dem Yolscischen Satri-
3ö) Corp. lusor. Qx. III, 6771.
aß) Aristo*. Rhet. 2, 23j 27 (Anm. 14).
37) Mit Nennung der Leakothea bei Arist. Oeoeo. IB'y^olyaen Strat.
bt 2| ^1 i Aelian V. h. 1, 20: bei den ersten npr mit der all-
gemeinen Octsbe Zeichnung Tv^QTjvta, bei letzterm mit offenbarer
Verwechselung (s. Perizonius) eig TQOi^rivlovg. Dagegen speciell
Pyrgi bei Diodor 15, 14 und Servius zijr Aeneis 10, 184| je-
. doph ohne Namen der Göttin ; desgleichen bei Strabo 5, 2, 8
p. 226, aber mit Substituirung der Eileithyia : wozu vgl. Müller
Etrusk. U S. 5& Anm. 53.
8H) Sehr allgemein wird diese Gleichstellung von den Alten selbst
anerkannt und bezeugt: von Cicero Tusc 1, 12, 28 und de deor.
nat. 3, 19, 48; Ovid Fast. 6, 545; Hygin fab. 2 p. J5; 125
p. 189; 224 p. 293 Munck.; Plutaroh Camill. 5 und de frat.
am. 21. extr. p. 492; Lactanz Inst. 1, 21, 23; Servius zu Ge-
org. 1, 437 und Aen. 5, 241} Augustinus de civ. dei 18, 14;
Priscian 2 p. 591 a. P. ; desgleichen den alten Glossarien. YgL
Müller Etrqsk. II S. 55 ff. ; Preller röm. Mythol. S. 285 ff.
39) liivius 5, 19, 6; 5, 23, 7 (vgl. Plutaroh C^m. 5); 25, 7, 6; 33,
27, 4; 41, 28, 8. Hierzu Ovid Fast 6, 475. 533 und die Ka.
lenderfasten zum 11. Juni. Vgl. Becker Handb. d. r. Alt. I S. 483.
40) Inschrift bei Orelli n. 1501.
84 Ino Lenkothea.
cum^O; Auch südlich im Campanischeti Cales^^). Ob in
diesen Zusammenhang auch der CuKus der Mater Matufa in
Pisaurum^^) einzureihen, oder, da diess Seestadt an der
italischen Ostkiiste, in Verbindung mit der hellenischen Rüsten-
wauderung zu setzen, bleibt zweifelhaft ; desgleichen ob etwa
auch die an der Campanischen Westküste gelegene Insel
Leukothea^^) ihres Namens wegen hieher zu ziehen.
41) LiviuB 6, 33, 4; 7, 27, 8; 28, 11, 2.
42) Zwei Indchriften bei Orelli-Henzen n. 6982. 6983. — Wenn ihn
Müller Etr» II S« 56 Anm. 56 auoh nSrdlioh im Tuacisohen beim
heutigen Montepulciano nachwies, so Hess er sieh durch eine
Ligorische Inschrift (Qud. 21, 5, aus ihm Gori Inscr. Etr. III,
198) täuschen, deren Unäohtheit schon durch die Prädicate
MATRIS • MAGNAE • MATVTAE bewiesen wird, die ebenso in
n. 6 bei Gudius, auf einem angeblich in via Appia gefundenen
Monument ebenfalls Ligorisoher Herkunft, wiederkehren-
43) Auf zwei uralten Inschriften des heiligen Haines von Pisaurum,
Fr. Lat. Mon. t. 43 A und 44 O (C. I. L. 176. 177).
44) So bei Plinius N. h.3, 13, 83 ; Mela 2, 7; Marcianus Cap.6 §. 644.—
Keineswegs mit ihr zu identificiren ist die an der Lucanischen West-
küste, am Pästanischen Meerbusen, gelegene Insel Leucosia^ die
bei demselben Plinius 6, 13,85 und Dionysius Arch. 1, 53 (yermuth-
lieh nur durch Schreibfehler, wie auch bei Strabo einmal) Leu-
casia heisst. Dieser Name Leucosia (in der Epitome des
Festus S. 115 Lectosia verschrieben) hat aber mit der Lea-
kothea darum nichts zu thun, weil, wenngleich Ovid und Silius
Hexameter mit Leucosiam, Leucosiae anfangen, doch die Grie-
chen sie mit niohten uievxoata (s. Anm. 22), sondern viel-
mehr ui€vx(oata schreiben und (wie auoh Plinius) mit einer
gleichnamigen Sirene in Verbindung bringen : Strabo 6, 1 init.
p. 252 vgl. mit 6, 1, 6 p. 258 und 2, 5, 19 p. 123; Stepha-
nus Byz. v. ZHgrivovaaai ; *Aristot.* de mirab. ausc. 103 (110)
West.; Lykophron 723; Tzetzes Hist. I, 337. Nicht anders
wird es sich mit der Stadt AevxQ)aCa auf Gyprus verhalten:
8. Wesseling z. Itinerar. Hierocl. p. 708. — Das Pamphylisch-
Ino Leukothea. 8ö
3.
Es ist eine innere Unmöglichkeit, dass ein Cultus, der
in so ausgedehntem Kreise die Rüsten des nördlichen Mittel-
meers bedeckte, nicht bildlicheDarstellungen der ver-
ehrten Gottheit in seinem Gefolge gehabt hätte. Und Cul-
tusbilder fanden wir ja in der That in Korinth, in Tha-
lamae, in Leuktra ^^) ; ohne Zweifel waren deren auch noch
in anderen Heiligthtimern vorhanden, wo ihrer nur Pausa*
nias keine Erwähminof thut. Aber mehr: auch zu einer
Ideal bildung im Gebiete der Kunst muss es gekommen
sein. Wie wäre es auch denkbar, dass, als der ganze Reich-
tbum des gott- und dämonenerffillten Meerlebens, namentlich
durch die schöpferische Poesie eines Skopas, in einer Fälle
der reiz- und bewegungsvoUsten Gestalten kflnstlerisch aus-
geprägt, der Chor der Nereiden insbesondere im anmuthig-
sten Wechsel von Einzelbildungen dargestellt ward ^), gerade
die hervorstechendste Figur unter diesen, die am meisten in«
dividuell gefasste Persönlichkeit der Leukothea leer ausge-
gangen sei?
Um so unerwarteter daher, dass uns bis jetzt kein siche-
res Bildwerk dieser Art aus dem Alterthuni bekannt war,
weder ein erhaltenes noch ein berichtetes: denn dass am
Amykläisehen Thron in einer Gruppe mit Semele und
Dionysos auch Ino dargestellt war ^^), kömmt doch wenig in
CUiciache Vorgebirge ^avxod'Siov (Anon. stadiasm. mar. magni
210. 211 MtiU.), desgleichen die urba Leueotheae in Aegi^pten
(Plinius Ö» llyj60) lassen wir billig auf sloh beruhen, obwohl
Zusammenhang mit Leukotheaeultus immerhin möglich ist.
45) Anm. 20. 32. 3a.
46) Vgl. Brunn Künstlergeaohiohte I S. 330 f. ; Jahn in den Berioh-
ten der Sachs. Qes. d. Wies. VI (1854) S. 164 ff., bes. 175 ff.;
Urlichfl Skopas S. 1%6 ff»
47) Pawan. 3, 19, 4.
^ Ino Leuhothea.
Betracht. Was von erhaltenen Monumenten hieher gezogen
worden, ist theils fremdartig oder unsicher, theils von unter-
geordneter Bedeutung. Auf Medaillen der Rorinthier aus
Domitianischer Zeit^^) hat man in der mit bacchantisch be-
wegtem Gewände bekleideten, ein Kind im Arme tragenden
weiUichen Figur, der gegenüber eine nackte männliche, einen
Delphin zu Füssen, auf einem FelsUock sitzt, die ins Meer
springende Ino mit Melikertes vor dem 'Dämon des Felsen
Moluris^ ^^) erkannt : also doch noch nicht die schon zur half*
reichen Göttin gewordene Leukothea. Ganz gleichartig ist
eine zweite, ebenfalls Korinthische Münze ^^) aus der Zeit
dM Septifflius Severus, wo Ino, auf ausgestreckter Hand das
stehende Knäbchen haltend ^^), selbst auf einer Klippe steht»
an die der rettende Delphin schon herangeschwommen ist.
Ein noch weiter zilrflckliegendes Stadium im Leben der
lifo, wie ^ der Mythus gestaltet hat, bezeichnet die ihr an-
vertraute Pflege des jungen INonysos, die man seit Winckeli-
mann in der berühnteti Albanischen, jetzt Münchener Sta^
48) Bei Vaiilani Numism. aer. itop« 1 p. 1S9 der Pariser Ausg. von
iB9T; Gr<mov thös. ant. t. I in; Moretli Theo. III, Doroit. tuK
16, 3 ; MiUin Myth. Galt CX, 4Ö0.
49) do MHUer fiandb. d. AreL §. 40^) 4 S. 6ö6 statt des friUie^
angenomilieiien, aber dhroh nichts angesfeigteb Poseidon..
50) Bei VaiUant II p. 9.
51) Wie es wenigstens nach der Zeichnung, wenn auf sie Veriass
ist, scheinen muas. DeÜn klier dings stehen dott gane in der
NShe andere Mffn^en tait wetbltohen Pefsoneh (namentlich Athena),
Welche in sehr ähnlioh^^ Weise auf der ausgestreckten Hand
''kleine stöhetide Figuren halten, die rielmehr füt geflügelte Idole
der ISike zu nehmen sind: s. S. 4« 9. 18. 17. 19. 26 (ailch I
p. 215 und jironst). Da auf ^inet Mfhaze von Apüffi^a S« 17 hifen-
bar eine ebeÄ sollffhe Nike anzuerkennen ist, so wird auch die
weibliche Figur, auf deren Hand sie steht, ni(^1 als eine Leu-
kothea anzusprechen sein, obgleich sie auf reinem D^lf^n i^tet
lüb^), «<i>il;io Werke alelsler Bildmg md vtrilendetster Ar-
Ml, darge^ellt sah^ Aber neuere ErwAgunf ist zu iem^ wie
es scheint, g^esieherten Brgebniss gelangt, dass wir hier viel»*
mehr die kindemfthrende Brdn«tter (Ge Kuntrophos) vor
ttnü kaben ^*}. ^ Nicht anders verhielt es sich mit dem
von Winckelmami ^) ebenfalls auf Leukothea bezog^UfM AU
bamisehen Relief ardiaischen StUs, wofern nämlich iü Ge«-
gensatx nu anderA» weit auseinander ^ehtttdeil DeuttM^;en der
Newern ^^) laMch hier eine kinderaAhrende €öHiii ^anerkannt
Wird*«).
Aueh eine Statue des Berliner Museums, die früher
T<hetis igeiiamit ward, audi wohi den Gedanken an eine als
Meffesffdttin gedachte Aphrodite nahe legte, hat man in
neuerer Zeit Laüfcothea getauft ^^) : aber, wie leicht au sehei^
ö^) Winckeltüann Mon. ined. 54. Neueste Abbildung bei Friede-
liohs (Anm. 55) Taf. 121~1&8; auch in Muilet*B und Wieseler'A
Üenkm. d. a. K. II, 35 n. 406.
.53) Fiiederkiks in Gerhards I>eakm. mnd Forsoh. 1859 &. 121 ff.
54) Mon. ined. 56. Wieder bei Zoe^a Bassir. X, 41; in Müller's
Denkm. I, 11 n. 40.
55) Zusammengestellt von Gerhard a. a. 0. S. 12-
56) Mit MuUer Handb. §. 96, 19 S. 78.
57) Oerhard, fcerlins antike Bildwerke I S. 70 f. n. 84. Eines be-
stimmleii üttheils muss sich naifirli<sli enthalten) \rer keine AM-
Isohftukng der Btatafs ^ai, aueh mokt weisS) welsehe (nioht «iUiev
eiilieteB) MisnulneAte voa Dresdea tiir4 Venedig Gerh«a:d ale Wie.
darhelungen desselben OrigioaU bezeiohnet. Dte schöne Statue
von griechisoher Arbeit in (Zan-etti's) *Antiohe statue deir anti-
»ala dislla libretia di S* Marco' 11 tav. dS'fhler «Is 'Bea marina*
b«2eiohfiet) kann doch >9chwexlioh gemeint sein^ da auf sie die
Beschreibung der Berliner wenig zutrifft. In wieferli . eine 'in
dem Dresdener Exemplar über der Stirn befindliche Schleife*
das Ansehen des Homertseh^n Kredemnoa geben könne, be-
kenne ich moht wohl ^tt v^r&tehen; Sadem wird ja 'der zwie-
fache Haocknaof über der Stira' für m«d«iii edcläit.
88 Ino Leukothea:
mehr nur versvcbsweise als auf specifisch eotücbeidende Merk-
male gestützt ; wie denii auch, so viel mir bekannt, diese Be-
nennung^ weitern Anklann^ nicht gefunden bat.
Viel bessern Grund jedenfalls hatte die einem Blacas'*
sehen Vasen bilde^^) gegebene Deutung, auf welchen eine
mit KAAE bezeichnete weibliche Figur, nur mit dem Chiton
bekleidet, zusammensinkt als die 'gleich dem Seehuhn in die
Tiefe tauchende' Leukothea, während vor ihr nackt der lang-
bärtige OAY(EVi steht, der ein Ding wie einen zu einer
Schlinge zusammengelegten schmalen Riemen in der Hand
halt. Muss das freilich als eine ziemlich seltsame Verbild-
lichung des Kredemnon erscheinen ^^), so ist doch zuzugeben,
dass durch die gebogenen Kniee und die herabhangenden Arme
der weiblichen Figur in der That das Hinabtauchen in die
Wellen treffend genug ausgedrückt ist.
Das am unbestrittensten hieher gehörige Monument liegt
aber in der monochromen Mosaik des Braccio nuovo imVa-
tican vor, welche im Umriss auf Taf. II n. 2 aus Biondi's Mo-
numenti Amaranziani Taf. 1 wiederholt ist. Dass wir hier
wirklich die Leukothea vor uns haben, und zwar die Ho-
merische, unterliegt darum keinem Zweifel, weil dieses Bild
nur eines ist in einer Reihe gleichartiger, welche sich sämmt-
iich auf Seeabenteuer des Odysseus beziehen ^^): Sirenen,
Scylla, Proteus. Freilich ist der Künstler zum Selbstdichter
geworden, wenn er die Ino, die sich bei Homer dem Odys-
seus auf den Rand des Fahrzeugs setzt und gleich dem See-
huhn wieder in die Tiefe taucht, auf einem Seedrachen reiten
58] Mus6e Blaoas XII, 1 nach der Erklärung Panofka'a S. 38 f.
Wiederholt in Inghirami's Qall. Omer. III, 24 und Oyerbeok's
Gall. her. Büdw. XXXI, 1.
59) S. u. Anm^.67.
60) Beschrieben von Gerhard, Beschr. der Stadt Rom II, 2 S. 59
(wiederholt bei Overbeok Qall. her. Bild. IS. 755 f.) und Braun,
Ruinen und Muaeen Roms S. 259«
Ino Leukoihea. 89
lässt, wie et ihr denn auch mehr derbe und gedrungene als
anmuthige und weiche Formen gegeben hat Aber in einem
andern Punkte, hat man gemeint, habe sich derselbe der Ho-
merischen Dichtung so treu angeschlossen, dass er dieser so-
gar zma veranschaulichenden Commentar diene: in der Bil-
dung desKredemnon nftmlich, dessen vielbestrittene wahre
Gestalt hier aus der dreifach um den Leib gewundenen Binde
erhelle ^^). Damit indessen kann man unmöglich einverstan-
den sein. Wie käme denn Ino dazu, das Kredemnon, das
doch unter allen Umstanden als Hauptschmuck zu denken, selbst
um den Leib geschlungen zu tragen, da es ja vielmehr Odys-
seus ist, der es erst auf ihr Geheiss zum Zweck der Rettung
unter seine Brust spannen soll? Und was wäre denn dann der
so bedeutsam hervortretende wallende Schleier, den sie in
Hand und Arm hält? Nein, keine Frage, dass gerade mit
diesem der Künstler den dem Odysseus dargereichten Ret-
tungsg(lrtel bezeichnen wollte, die um die Brust gegürtete
Bmde dagegen nichts anderes ist als das Busenband, welches
bei voller Bekleidung unter dem Chiton getragen^'), eben
darum an nackten Frauengestalten nicht selten in Kunstwer-
ken sichtbar wird ^). Allerdings nirgends weiter meines
■ 61) So Qerhard a. a. O. und Prodromus myth. Kunsterkl. 8. 217.
62) Das arQotpiov, auoh f^^TQa, raivüt, jcuvldiov (andere Namen bei
Müller Handb. §. 339, 3 S. 493); bei den Bömem mam mil-
iare, auch fasoia sohleohthin. Richtigeres als Winckelmann
Kunstgesoh. VI, 1, 16 und 19 lehren darüber jetzt Hermann
Privatalterth. S. 105, 23; Becker Charikles III S.181 (3. Ausg.),
aallas lU S. 141 (2. Ausg.)
63) Beispiele bei Jahn a. a. 0. (Anm. 46) S. 162, 7 (auf dessen
Taf. 3 jedoch dieser Gurt nicht sichtbar ist). So auoh bei Bot-
tiger Sabina BeiL 2 zu So. 2 auf Taf. 6; desgleichen auf der
Qerame in Gall. dl Firenze ser. V tay. 8, 1, wo sich ebenfalls ein
dreifach um die Brust geschlungenes Band (nur nicht in ge-
trßnnten Lagen) erkennen lässt, während es in der Regel nur
einfach umg^wun^en erscheint.
Whsens so, dass es goirohl Über als uMtf die BrOste geMm^
den wftre, wie hier; allein damit ist doch nur veteinigt, waft
sonst in beiderlei Weise einzeln vorkommt^).
Eine andere Frage ist, ob mit dem Schleier, der von
blähenden Winde geschwellt sieh segelattig im HalMtteis^
über dem Haupte bauscht — eines ifit beliebtesten Motive
besonders bei Darstellung von Nereidengruppen ^^) — wfrk->
lieh dasKredemnon im Homerischen Sinne getroffen ist ^der
auch nur getroffen werden sollte. W«nn Winckehnann''*) das
Kredemnon für eine um den Kopf gelegte Binde nahm, nach
Art des Diadems bacchischer Figuren, so darf diess jet2t ein
längist beseitigter Irrthum heissen^^). Im Geg^nsatss düM
64) U eb e r den Brüsten erscheint das Busenband z. B. Monum. Matth.
UI, 12, 2; Mus. Napol. I, 76; wie es scheint, auch beiCampaoa
Ant. op. in plast. t. 48 b. Daher es nicht ganz richtig sein kann,
diese Brustbinde ihrem Zwecke nach schlechthin mit der
modernen Schnur brnst parallel zu stellen, wie schon bei Wln-
ckelmann, neuerdings z. B. in Jahn's Jahrb. t PhiL Bd. 87 (184S)
S« ^l9 gesehehea. Wenn nieht «twa Ueb«cfäll« dttt Bvsem at«h
7on oben b^rabgedrängt werden sollte, so mag in soUhen Fak
len, wo zum gewöhnlichen Qegontheil kein Anlast war, daa
Brustband zur reinen Schmucksache geworden sein.
65) Daran jedoch, hierin etwa ein unterscheidendes Kennzeiohen
für die eine Nereide Leukothea finden zu wollen", ist nicht zu
denken, schon darum nicht, weil <$fter in derselben Darstellung
2we! oder drei Nereiden zagleioh jenes bogenfSrisige B6hleier.
segel über sich haben, z. B. Monum. Matth. IIT, 12, Olarac pl.
206. 207 und mehrmals auf Marmörreliefs.
66) Monum. ined. n. 54 (I, 22, 1) p. 68 f. Im Weseotlldhen auf
Winckelmann's Standpunkte stehend «rat noch Yisooxilt Mus.
Piocl. I 8. 60 f. zu tar. 80 (nur dass er an die wunderliche
BesofarSnkung d6s Kredomnon auf die eine Lo«ikoth«li nicht
glaubte) ; &o ssiemlioh auch RaouURoche^e tm Jdum. d«ft sayans
1B35 p. 408 f.
67) Schon Heyne AnHquar. Aufsätze I S. 27 6pvaoh dagegen; ein.
gehender Zoega Bassiril. I, 41 S» 185 &i taiftlwhayfer Polemik
mäaiU iN^fifötfdcts 2!i)ega ileH llegHff desS^bleieirs lebhaft
geltend, ufiii Nettere sind ihm darin ^folgt^). Es kömmt
dai*auf an, was man ifntter Schleier versteht. Ein im hentig^en
Sitiile eher Rttcken and Arme lang herabwallender Schleier
war das Homerische Rredemnon sicherlich nicht, sondern eine
Weseiitlieh als Kopfbedeckung dienende Tracht, die indess,
#ie sie seitWftrts über die Wangen fiel und darum auch be«
liebig ziir Verhfliiung des Antlitzes dienen konnte, so fafnien
Vk zum Niacken reichte. Por diese Auffassung, mit der sieh
aflie Homerischen Stellen sehr wohl vertragen^ spricht nicht
minder die Etymologie des Wortes ^^) wie die unzweideutige
Brktaning 4er Alten ^^). Will man nun in Betracht des fei-
■ a ^t jj — i ■ .... I.
sodann Köhler Gesamm. Schriften von Stephan! Bd. lY {=• Zur
Gemmenkunde I) S. 41. — Wenn der Soholiast zu ApoUoniua
I, 917 sagt ^Odvaaitt /QTjacia^i T<p XQri6ifA,v<^ avjl raivlag,
so kann er eben keine Binde d. i. Tänie darunter verstanden
haben. Hat dagegen der Vasenmaler des oben d. 88 bespro-
chenen OefSsses das Kredemnon in der That Ms sehmale Binde»
ja fitst aUi 6triek geseiishnet, so ist das aur diis s^rgloM Ndtv«-»
tSt dieser Kunstgattung, die mit einer ungefähren Andeutung sich
selbst y^oUkemmen genfigt und hier nuv den Zweek deaÜmbin-
dens recht augenfällig machen will.
68) Z. B. Batfiger Kl. Schriften II S. 269, n. A., besonders eindring-
- lieh abe^ Gerhard Prodromiks 3. 127 vgl. mit Taf. 304 der Ant.
Büdw., der jedoch später den Ausdnick 'Schleier* auf^geben
uad das 'Kopftuch' substittiirt hat in 'BeilinS Ant. Bildwerken
8. 67d. 576. Ungefähr so tauch Ciai*4c Mcn. de sculpt. II 8. 105 f.,
Während mit Labus' ü^rklärutg (Mus. di Mantova II S. 194 f.),
K^edemnoh sei ^ttht generelle &9zei>chnung einer weiblichen
K*e^e^ckang, gar nichts gesagt w4r.
iJ9) Wie kannte sonst auch der obete Deckel einee Fliss^s itQTjds/Li'
»UoT^ hi^scton ifi der Odyitsee 3, ^2? Wie die Mauer^inaen von
Städten k^Stfj^ikt ?
70) t6 tijs itiSipaXrjg imß6hxUfp ^ ktifiwXo^etf/Aoi, xHffmXodttffiiov —
^^^ t^ i^^tmp ffts^Ufjiiv^ ^ b^ d^a Oommekitatey^, den
Lexikographen» in ä^ 01oasärieii: s. Heyne Sa II. 14^ tö4 und
92 Ina Leukothea.
nen Gewebes, woraus das Kredenmov bestand/' sowie wegen
seiner Fähigkeit, zu einer länglichen Bandage zusammenge-
legt zu werden, lieber Schleier als Kopftuch. sagen, so ist
dagegen nichts Wesentliches einzuwenden; aber treffender
und allen Seiten gerecht wird die Uebersetzung Schleier«
tuch oder Kopfs chlei er sein, und die richtige Anschauung
(um auf das zugänglichste Buch zu verweisen) aus Gerhard's
Taf. II Fig. 17 (und 18) zu 'Berlins antiken Bildwerken' eni*
nommen werden '^^). Zugleich aber ist nichts natürlicher als
dass späterhin, da das ächte Homerische Rredemnon ausser
Gebrauch gekommen und dem verlängerten Schmuckstück,
das wir mit Schleier zu bezeichnen pflegen, gewichen oder
vielleicht richtiger, allmählig in dasselbe übergegangen war,
auch der alte Name auf dieses überging, oder wenn man
lieber will, dessen Bild auf den alten Namen übertragen wurde:
so dass ein jüngerer Leser des Homer ebensowohl wie ein
bildender Künstler, gemäss der allgemein umgewandelten Vor«
Stellung, nur an 'Schleier' schlechthin zu denken brauchte.
Gar möglich also, ja sogar wahrscheinlich, dass, wenn ein
Terpstra Antiq. Hom. S. 171 f., der die Homerischen Erwäh-
nungen zusammenstellt.
71) ^ Ant. Bildw. Taf. 104, 23 u. 24. -- Ein recht deutliches Bild
des Kredemnon gibt die Gall. dl Firenze ser. lY t« 2 tav. 60;
andere Zoega Basslr. II tav. 72, sowie die Berichte der Sachs.
Ges. d. Wiss. VI (1854) Taf. 5 und 7. Weniger deutlioh oder
unzweideutig, aber doch wohl sicher, Mus. Piocl. V tav. 8;
Beoker's August. III Taf. 104; Labus Mua. di Mantova II tav. 29-
^ioht minder auch Yasenbilder strengern Stils , wofür z. B.
die Helena in Millin's Mon. indd. II, 39, und die Elektra, ja
wohl auch die Klytämnestra bei Gerhard Eir. u. camp. Va-
senb. 24 (Overbeek's Gall. 26, 11 und 28, 10) citirli werden
können: während, was O verbeck S' 627 n. 109 und 62S n. 114
Kredemna nennt, sicherlich keine sind. — Zu vergleichen übri-
gens sind die analogen Hermaphroditen dar Stellungen z« B* bei
Oaylus Reoueil d>nt. III Taf. 30 und »on^t- .
Aio Leuköthea. 93
Sdiriftsteller des zweiten oder dritten Jahrhunderts wie Kle-
niens von Alexandrien ^^) als untrügliches Kennzeichen einer
Leuköthea das Kredemnon nennt, er dabei nichts Anderes im
Sinne hatte als den in zahllosen Kunstwerken der Folgezeit
iber Rücken, Brust, Arme herabfallenden Prauenschleier in
gewöhnlicher Bedeutung, der denn natürlich unter Umständen
auch nicht am Körper anzuliegen braucht, sondern frei im
Winde flattern kann wie in der Vaticanischen Mosaik und
so mancher Nereidendarstellung oder auch Brotengruppe.
Wenn die Vaticanische Mosaik (und ähnlich auch das
vor ihr genannte Vasenbild) mehr nur eine, wenn auch ziem-
lich freie Illustration zu einem gegebenen Schrifttexte als eine
an typische Ausprägung erinnernde Kunstdarstellung ist, so
war es, wenn nicht alles täuscht, dem römischen Rhein-
lande vorbehalten, die in letzterm Betracht bisher fühlbare
Lücke unserer Monumentenkenntniss durch den werthvollen
Fund auszufüllen , dessen Besprechung der Zweck dieses
Aufsatzes ist.
Es ist eine hohlgegossene Bronze ohne Rückenfläche,
die in der Lithographie der Taf. I ein weibliches Brustbild
in der Grösse des Originals vor Augen stellt : ausgegraben im
Frühjahr 1858 unfern der Ringmauern des alten Römerka-
stells von Niederbiber bei Neuwied, gegenwärtig im
Besitz des geehrten Mitgliedes unseres Vereins, des Hüttenbe-
sitzers Herrn H. Ludovici in Aubach, der das Original mit
freundlichster Liberalität zur Ansicht und Abbildung vergönnt
hat^^). Die einzigen, kaum der Erwähnung werthen Ver-
72) S. Anm. 7.
78) Naoh Herrn Ludovicfs gefälliger Mittheilung ist der Fandort
*ungefSlir 200 Schritt von den Kingmauern des alten „rSmisohen
Lagers^ entfernt, nach dem Dorfe Niederbiber zu> Bei der
i^ung^ii i^ Smekß 9\n4 m^ gemgA AiNcli^n^img im
Na»eQspitj(«t und ein s^barf^r EinsqhniU ao itur Vlm^ des
Meiii^q Fingers der linken Hand, der aiptitburlicli vim ^Vßfim
$t^se der Pflngscbaar berrübrt. Von einein Bnif:b ist l^^ilft^
Red^; die FigMr ist von Aufoiig an nur ßin|8t|ii)d gt^wf^af«,
wie ^ Pe^duUfenheit des gan^^n untern, in UfAßf Rt^g««-
lipie fölUg glatt abscbliessende« Randes aitf d^ P^ii)ii4baO
jieigt, Aach hatte ja der iiuf der linkan Biri9s^#(e i9M^-
bra^bto DcJphia in der Mitte einer Figur, aMl bs^MK l^iN,
keinen Sinn, wahrend er jetzt nicht nur der ganzen Dar-
stellung überhaupt zum Abscbluss dient, sondern zugleich als
Gegengewicht gegen ilire rechte Seile, i^^ohin ^le rechts ge-
wendete Haltung von Kopf und Leib den Schwerpunkt der
Figur fallen Hess, eine harmonische Ausgleichung bewirkt'
Wie denn anderseits auch die scharf hervorstehende Ellbo-
genecke des gekrümmten linken Arms durch den in weichen
Windungen darunter geschmiegten Delphin wieder gemildert,
durch das Ineinandergreifen aller dieser technischen Motive
aber eine so schöne wie einfache Abrundung desGanzep ge-
wonnen wird, in der sich der Reiz der Mannicbfaltigkeit und
die Befriedigung der Einheit in sinnvoll berechneter Ver-
knüpfung die Band reichen.
bn Uebrigen ist die Beschreibung des Bildwerks bald
gegeben ; zu anschaulicherm Verständniss dient die auf T^t JJ
n. 1 gesetzte Seitenansicht. Ein edel geformter Kopf,, halb
nach rechts und leicht nach oben gewendet, zugleich etwas
Anlage eines Feldes mit ewigem Klee, wo etwas tiefer als ge-
wöhalieii geaekert wurde, ward der Kopf bu Tage gebraohl.
Dar Ffsder, Petor liftsdeiieh vea Niedecbtibar, lMiaerki|9 noftll,
dass er auf demselben Felde nach and nach eine grosso An-
zahl kupferner und silberner Münzen (oder wie pi^ b|o1^ #ub-
4ruoktei pHeid^nkSpfohen'') gefvinden habe, 4le i^vei^tj^n« sflk die
I^nabep der eqgUsQheQ Pe^sionsfik^s^i^ten in Nei^wied ^p hohen
.Preijwn yefifeauft i^oxü^n seiep'-
iHinv(Mt«.£r«eigt» mM «wem Ausdruck, io icm HohftU uui
NlUe mit eioe« Zuge von ftchmeralicher W^bmutb weich vtx^
BcbmoUßjn^ündf erscheint mit einfacher Stimkrone (Stephane)
SeschmAckt Vor dieser liegt reiches Haupthaar, in der Mitte
fifSck^U und m sch4ia geordneten Wellenlinien sich m
heid^a S^Uei» awbreiteod^ dann über das Ohr in natürlich
gerjAigflteii Locke« Uteigs des Halses auf Brusi und Schulter
beraJlf^lkiid. Auch binter der Stirukrone ist die Fortsetzung
des welügen Haares, vrenigstens auf der linken Seite, uodi
angedeutet; hinter diesem schmalen Haarstreifeu ^hex liegt
der gefiftUeoe SoUeier^ der, das gan^e Hinterhaupt bedeckend,
iron da auf beide« Seiten über die Schultern herabwallt,
links ¥Qm gehobenen Oberarm getragen, während der im
scharlau Wiub^l aufwärts gebogene Unterarm die Hand an
da^ Ifiuiterhaujpl anlegt und mit ein paar Fingern den Schleier
faast Dieser selbst fällt ;sugleich auf einen, den Körper leichl
nmhüUeu^n, lUrmellosen dorischen Chiton, der in wogenden
Falten ji{»er beide massvoll schwellende Brüste geschmiegt»
den Hais s^^mmt der linken Schulter und dem obero Theile
der Brust bloss Usat.
to dieser Bildung nun eijoieLeukotbea zu erkennen be-
vecMigen uns yo«itive wie negative Gründe. Ist durch den
AelphiO: daß Meerwesen unzweifelhaft bezeichnet, so deulet
auf eine Meerherrin oder Meer göttiu ebenso sicher die
Stimkrone oder Stephane '^% die ja untergeordneten Wesen
in keiner Weise zufcttaint^ So hlieben uns also neben Leuko-
Ihea nur noch etwa Amphitrite und Thetis zur Wahl. Aber
wie beide, als Einzelwesen, eine äusserst beschränkte Stelle
74) Ueber .«ie m^ncheriei D^otieem bei Qerhard Prodrotja. 6* 20 f.
Verg^ÜMiM habe ioh mioh nach ^iner g^ordneAon A.ttf3sähjl»mg aller
b0fttiii»Kibar«a W9ibUoheii Parsonen, d|e überhaupt (^^ben der
stets ^eiiAiiiitem Bavb,) idU der ^ephaoe eraebemen, in der vor-
handeaBii LUtei^tur am|;e0eheo-
96 Ino Leukothea,
in hellenischem Coltus hatten, so sind sie auch kaan 8U iso-
lirter Darstellung in der Kunst gekommen. Fast nur in Ver-
bindung mit Poseidon erscheint die erstere, in Beziehung zu
Acbilleus gesetzt die zweite ^^). Um so unerlässlicher also
zu ihrer Kenntlichmachung war~ wenigstens ein individuali-
sirendes Attribut, wie z. B. für Ampbitrite die zackige (oder
dreizackige) Krone: dergleichen nichts in unserer Bronze.
Dagegen was diese uns wirklich als deutlich hervortreten-
des Attribut entgegenbringt — wenn das gerade das be-
zeugte Merkmal der Leukothea ist, wie will man es wohl
ohne eine lediglich in der Luft schwebende Skepsis anfangen,
sich ihrer Anerkennung zu verschliessen? Bin solches ist ja
aber eben das Kredemnoh, auf das der Gestus der Linken so
bedeutsam hinweist^®). Natürlich nicht, als wenn damit ein
abstract-iogisches Ecce gegeben wäre; die sinnliche Geberde
liegt vielmehr ganz innerhalb des Gebiets rein künstlerischer
Intention. DieHand ist wie imBegriff denSchleier
vomHaupte zu ziehen, um ihn seiner Bestimmung
und dem hohenBeruf derGöttin gemäss alsSchutz-
mi ttel in Meeresnoth zu verwenden. Dass diess als das
der Bewegung zu Grunde liegende Motiv zu fassen, ist vom
Künstler auf das Ersichtlichste dadurch angedeutet, dass nur auf
der linken Kopfseite, wo eben die Hand den Schleier abzuzie-
75) Vgl. das reiche Material in Overbecks öall. her. Bildw. I S. 390 f.
425 ff. und bei Urliohs Skopas S. 133 ff. 186 ff.
76) Es bedarf kaum der Erwähnung, dass diese hÖehat bestimmte
Geberde nicht das Mindeste gemein hat mit der leisen Bewegung
der Hand nach dem das Haupt verhüllenden Sohleier bei Sta-
tuen züohtiger Bräute oder Matronen : wovon Jahn spricht Ber.
d. Sachs. Ges. d. W. VI (1854) S. 165, 13. Aber auch nicht
mit dem Falle, dass zum Ausdruck des höchsten Affects die
Hand heftig nach dem Hinterhaupt greift oder das darciberlie-
gende Kredemnon fasst, wie z. B. Elektra thut in der Mwdsoene
des Vasenbildes bei Gerhard Etr. und camp. Yasenb. Taf. 24.
Ino Leukothea. 97
hen begiottty dadurch bewirkte i*alteii desselben erscheinen,
während er auf der ganzen rechten Seite noch voUkoomien glatt
aufliegt. Dabei ist die Bewegung so leicht und gleichsam nur
vorbereitend wiemöglichf indem nur Daumen und Zeigefinger
den Schleier leise fassen, der kleine Finger dabei noch ru-
hig an das Lockenhaar gelegt und die beiden mittlem als ent»
behrlich für die Lüftung des aarten Gewebes ganz tinge-*
schlagen sind.
Wer unter dem Homerischeii Kredemnon einen gewiVhn-
lieben Schleier versteht, dem ist mit vorstehender Deutung
ohne Wdteres Genüge geleistet. War es dagegen vidUnehr
ein scbleierartiges Kopftuch, nun so hatte eben, wie oben
ausgeführt ^^), im Laufe der Zeiten die alte Vorstellung eine
Umwandlung erfahren, der sieb der Künstler, der nunmehri-»
gen Gewohnheit folgend, einfach anschloss. Vielldcht auch
wirkte dazu der technische Beweggrund nut, dass: ihm Stirn*
kröne und Homerisches Kredemnon plastisch '^) nicht schick-
lich vereinbar dfiukten, während ihm doch die Stirnkrone für
seine ideelle Intention unentbehrlich war. Denn einleucbtettr
der Weise entspricht ehtn die Anwendung dies^ Stephane
der allmählig gesteigerten Idee der Gottheit selbst, die von
der Homerischen Naivetät einer hfiifreichen Meerfrau zu der
Hoheit einer gebietenden Meerbeherrscherin fortgeschritten
war ''^ j. Wie wenig streng sich aber überhaupt, auch abgese-
hen von einem solchep specielien Motiv, dichterische oder
künstlerische Freiheit der Folgezeit durch das Homerische
Vorbild gebunden fühlte und zu fühlen brauchte ^% zeigi
77) S. 92 f.
78) In malerischer Darstcllang ist allerdings die Yereinigang beider
Schmuokstüoke nicht ohne Beispiel, wie die beiden in Anm. 71
angeführten Vasengemälde beweisen.
79) S. oben S. 77 f.
80) Die einsichtigsten Bemerkungen machte hierüber schon Zoeg»
7
98 Ino Leukoihea.
ferade » drntelbeB Punkte Lyk^phron ^^), wea» er seine
Byne-Lertothf a mit S t i r n b a n d oder A m p y x einführt, was
dnch ansgeaachter Weise weder Selileier nocii Kopftuch war^'),
aneh in der Sehild«rung da* HoaMrischeo Andromaehe^) auf
das Ausdrüekliebste vom Kredemnon unterschieden wird: -^
um auf die bandftrmife Bind« des oben besproeheuen Bla«
cas'schen Vasenbildes *^) kein besonderes Gewicht zu legen.
Liegt im Vorgesagten der äussere Beweis für die Leu-
katbeagottbeit, so dient nun nur Probe der Ricbligkeit, wenn
ein wesentlieher Zug mehr innerer Charakteristik nicht fehlt*
Und das ist der letee Ausdruck von W e h m u t h oder Schwer^
muth, der in dem Original noch etwas merklicher hervortritt
als in unserer (in diesem Punkte das Original nicht gann er^
relebenden) Abbildung, dem Begriff der ino LeukoHiea aber
so eigenthflmlich angehört, dass er bei ihr eine weit indi*
viduellere Bedeutung bat als der allgemeine Aniug von trilb-
sinniger Melancholie, der nach oft gemachter Beobachtung
allen Wassergöttern gemein ist unil in Bildwerk» mehr
oder weniger hervortritt Wem fallt nicht sogleich die fle^
bihs Ino des Horan*^) ein? ist es doch die Ino, die nach
^asA' 1 S* 187. EiQ besonders naheliegendes Beiapiel bietet in
den Mon. ined. deir Inst. arcU, I t. 6 der vor Nausikaa knie-
ende OdysseuS) dessen Sch^m ein Qiirtel deckt, statt wie bei
Honier ein Baumzweig : wofern man mit Overbeck Gall. her.
Btldw. I S. 759 der von Panofka Ann. d. Inst. I 8. 27(y f. m!t-
gelhellten Dentang eines Nolanischen Tasenbildes beislimrat
81) Alexandra v. 758: fjiolis äk Bit^s ix ntdtQ^oiaf metc^s a^nv^
aacicBi — .
8-2) Vgl. nächst Bottiger Gr. Yasengem. 2 S. 87 f. haaptsäohlioh
Gerhard Prodrom. S. 21 f. 217. 891 mit den Abbildungen auf
Taf. CCCIII.
83) Ilias 22, 408 ff.
84) S. 20 und Anm. 67.
85) Epist. ad Pis. 123 in einer Reihe charakteristischer Schlagwör-
ter für namhafte Personen des Mythus :
/«o Leukothea. 99
gravenvolkttii btuaUcb«» Sehicksalen -* als balbveratoseieBet
balbbevorjiugte Nebenbiihlerin erst 4er Nephele und wiederum
der Theuiidlo, eifersllchlige Rasseria dieser und Verfolgeria
ihrer Rinder, Verderberin des Landes, selbsi gehasst und in
Raserei gestitrat von Hera, verfolgt «ad aut Tod bedroht
vom gleichfalls rasenden eigenen Oemabl, Zeugin des Noi^
des ihres Sohnes iureh dessen Vater Atbaaias> nach anderer
Sage gelbst Mörderin des eigenen Kindes oder sogar ihrer
Kinder — nach solchen Schauersccnen und Seelenqualen end-
lieb in der leisten Ver;{weiiuugsnotb mit dem bedrobtea leta«
teu Kinde Erlösung sucht darcb den Sprung ins Meer und,
gldcbsam aur Versöhnung eines Uebermassea von mensch«-
liebem Jammer ^^), unter die Götter entrückt wird, um nun
selbst, wie au ewiger milder Busse, den mit letater Veraweif*
lungsnoth ringenden Sterblichen beiaustehea! Darum also
wird sie mit Klagen, Trauergebraucben, ThrHaenfesten ge*
feiert in Elea, in Theben^''); darum bat 'dasljeid' oder Mer
S^mera der Ino' sprttchwörtlicbe Bedeutung erbaHea ^^>, nach-
dem sie' aumal Gegenstand ergreifender und Mitleid erregen*
der Tragödien des Sophokles und Guripides geworden ^^)« Hat
der letatere, seiner Natur gemäss und nach Andeutungen des
Aristophanes, in seiner Darstellung des unglückseligen Wei*
Sit Medea ferox inTiotaqae, flebilis Ino,-
Fer6du& Ixioii) lo Tag», tn9ti« Qrostoa.
86) Vgl. Müller Oröhora, S. lU f.
87) Aristoteles und Flutaroh in Anm. 14»
88) Uvovg a^ri bei Zenobius 4, 38, ApostoUua p. 463 L. mit Arae-
nius p. 304 W-, Suidas; auch bei Aristides or. 3 p. 42 Ddf. Ta
Tid&ri TT^g ^Ivovg bei Plutarch Camill. 5. Zur Verdeutlichung
maBsloaen Schmerzes findet Statins Theb. 9, 401 keine treffen,
dere Vergleichung als den planctu9 der Leukotbea, als sie mit
dem geliebten Kinde den Verzweiflungs&prung ins Meer thut.
89) Sophokles in ;iwei Athamas; Euripides ia der Ino. S* Weloker,
dU griech. Tr^g. I S. 333 f. 11 S, 61^ «.
100 Ino Leukothea.
bts gemsB iit Grenslinie des ficbOBen dlnrcb neryeiifbttenide
Debertreibani^ ibenchritteo, so darf niiser KUnstler das Lob
ansprechen, mit harter Masshaltang eben nur eine Aadeatong^
der miÜeidsTollen Scbweraatb gegeben n haben, xn der
sieh bei der unsterbiiclien GMtin die scbaerslicbe Brinnenmg
des eigenen menscbiichen Leides yeffclirt bat
Dass die Yortrefliichkeit des Knastweifcs es in den ersten
Rang der am Rhein gefnndenen Denkmaler srtat, dagegen
fürchte ich kanm einen Widersprach. Rein Zweifel^ dass
ein so schönes, gleich sinnyoli condpirtes wie durchdacht aus-
gefllbrtesidealbild der InoLenkothea aafein namhaf-
tes Original eines griechischen Meisters svrfickgebt, yon
dem uns sonst weder Nachbildung noch Bericht Obrig ist. Wenn
es nahe genug liegt an den Rnnstkreis des Skopas und seiner
Schule zu erinnern, so geschieht diess, in Ermangelung jedes
nahem Anhalts, selbstverständlich nur in dem Sinne, eine all-
gemeine Richtung zu beaeichnen und den analogen Charakter
EU vergegenwärtigen. Und auch diess nothwendig mit der
Massgabe, dass nicht auch auf die Leukothea die kraftige
Natürlichkeit, sinnliche Lust und leidenschaftliche Erregtheit
fibertragen ward, die sonst die weiblichen Gestalten des bewe-
gungsvoUen Meerthiasos m beseelen pflegt, sondern sie viel-
mehr in bewusstem Gegensatze zu diesen als ein Wesen hö-
herer Gattung, tiefem Gebalts und innigem Sinnes aufgefasst
ward, einigermassen erinnernd an Niobidischen Charakter.
Eine einzige kleine DnvoUkommenheit, wenn auch sehr
versteckter und darum ganz und gar nicht störender Art,
wird an dem Bilde bemerklich '^). Die rechte Hälfte des
90) Keineswegs wolle man dahin rechnen, dass auf Taf. I über dem
an die Haarlocken gelegten kleinen Finger die Spitze des dahin-
ter sichtbaren Zeigefingers in einer allerdings ansohSnen Weise
hervorragt. Es ist diess, wie die Yergleichnng des Originals
ausweist, perspectivisch gana richtig, wenn man die Figur ein-
Ino Leukothea. 101
Hialerk^pfes xeigt nicbt nur eine aoffalleail wenig; bearbeitete,
sooilern auch eine für die natürliche Rundonf; des Schadeis
und im Vergleich 2nr linken Hälfte allzu flach abfallende
Oberflache, auf der sich weder Haar noch Schleier unter*
ficbeiden Uast. Zugleich schliessl sie an die, von dem wohl
ausgearbeiteten Schleier bedeckte linke Seite nit einer Art
voitt Wulst an, die sich wie ein schmaler Rücken oder eine
stark vorstehende, aber oben gerundete Naht in etwas schie-
fer Linie längs des ganaen Hinterkof^fes von oben nach unten
sieht Obgleich nicht recht klar in ihrer Bedeutung, soll
diese längliche Erhöhung doch wohl nur eine dicke Schleier*
falte ,vorstdlen, vielleicht gerade um anzudeuten, dass die
den Schleier herabziehende Bewegung der Hand, durch welche
die in anderer Richtung gehenden Falten der linken Seite be-
wirkt werden, erst im Beginn begriffen ist und sich noch
nicht bis zur Mitte und zur Losung des dortigen stärkern
FaHeoschlags erstreckt hat; — es mflsste denn etwa ein zu-
fälliger Qussfehler anzunehmen sein. Die Vernachlässigung
der rechten Seite aber hat vermutMich keinen andern Grund,
als dass auf diese wenig ankam, weil sie vermöge der Pia-
cirnng der Brdnze^ dem Auge überhaupt nicht sichtbar wurde.
Was nämlich die Bestimmung unseres Reliefkopfes betrifft, so
kann nicht zweifelhaft sein, dass er zum Schmuck irgend
einer Fläche, vermuthlich Marmorfläche, dienen sollte, auf
der er irgendwie befestigt war. Solche Flächen sind denk-
bar an Sesseln oder Tischen zur Verzierung der Ecken zwi-
schen Platte und Beinen, an Dreifüssen, oder andern Haus-
und Luxusgeräthen, au vierseitigen Pfeiler- oder Statuenbasen,
an kleinen Altären, vielleicht selbst an abgetheilten Wand-
oder Thürfeldern (möglicher Weise mit einer Andeutung des
mal in diesen Qesichtswinkel stellt ; aber der Zeichner hätte
eben besser gethan, einen andern zu wählen, was mit der lei-
sesten Wendung des Kopfes erreicht wird.
102 bw Leukdtkeü.
MeerM ianiater): w«ffir es an naacherlei BeiqiieleB wid Ami*
logiea unter den PaMpejanisch - Herculanischen Resten so wenif
fehlt, liass einzelne Nachweisunf en ttberifissig scheinen. Eni.
sprechend war ferrnnfthlich ein Oefi^enbiM, wonu Melikertes oder
welche Meerg^ottheit (oder auch Sehutngottheit) sonst dienca
konnte. DieArt der Befestiguni;; anlangend, so kann die Bronae
weder angenietet gewesen sein, denn es fehlen die dacu n4l*
thigen Löcher; noch eingelassen, denn sie gibt von den
Kürperformen gerade nur so viel als gesehen werden soll
nnd muss; noch anch bios auf gekittet, denn sie ist viel su
schwer daau. Bleibt also kaum etwas anderes übrig, als dasa
rie, hohl wie sie ist, tther einen Haken gehängt war, und
vielleicht nur daneben noch mit ihren RAndern auf die Flache
angeleimt. Selbst die Beschaffenheit dieser Flache Ittsst sich
noch aus der Beschaffenheit der Rftnder erkennen. Bis unter
das Kinn liegen diese Hinterränder mit ihrer, % ^^^ % Cen->
timeter betragenden, nur beim gekrümmten Ellenbogen und
dem Delphinkopf bis zu 3 Centimeter erweiterten, gane glat^
ten Breitenlläche äusserst genau in einer und derselben Ebene,
so dass die Bronne, auf die Tischplatte gelegt, wie angegossen
aufliegt ; von dort an dagegen nach oben bildet sie, zugleich
viel schmaler werdend, eine bedeutend nach vorn aasweichende,
rundlich gebogene Ebene. Die Marmorfläche hatte also eine
rundliche Leiste, auf welche der Kopf der Bronze aufgepasst
war, während unter dieser Leiste Brust, Arme und der grössere
Theil des Halses auf der ebenen Fläche auflagen.
Friedrieli Ritaehl.
(Hierzu Taf. ITI.)
Das Auf imserer Taf. III io der QT(h9€ des Orig idals
abgebUdeie Relief der fttrallicheii Saamilttog w Neawied
isl schon von W. Dorow ^die Denkmale fermaniseher und
rtturischer Zeil in den Rbeiiii^ich • Westfaliaehen Provinsen^,
Bd. II, odc^ ^(Mnische Alterihämer in und um Neuwied
an Rhcin^ Berlin 1626, Taf. XII berausgegebcB und auf
S. 66 mit folgenden Worten besprochen: »eine Vb^^ dicke
Silberplatie, welche wohl als Veraierung gedient hat, viel-
leicht auf der Tbiire eines Schränkcbens« -^ Das Silber
ist von mittelmässiger Feinheit» In den Vernierungea^
besonders in den architektonischen , linden wir schon ein
spätes, gescknackloses Zeitalter, welches sich von der
ediottt einfachen Kunst weit entfernt- hatte; in iet gut Und
proportionirt gebildeten Figur des Blercur spricht sie uns
zwar noch an, doch Mars und Fortuna in dem oberen Felde
erscheinen dagegen sehr barbarisch. Bei diesem Tadel ge-
wahrt uns das Ganze doch einen harmonischen Eindruck und
zeigt, dass Geist und grosse Leichtigkeit, Wahrheit uad Be-
stimmtheit im Ausdruck und Charakter selbst den schlechte«
Kanstproducten der Alten eigen sind^*
Nach der Abbildung bei Dorow Hess dann K. 0. Ntllltr
die Figur des Mercurius nebst den Attributen, welche den
GoU umgeben, in den Denkm. d. a« Kunst Bd. II, Taf. XXIX,
B. 326 wiedetrholen, theils, wie es scheint, der Attribute we-
gen, hauptsttcblicb aber wohl^ um einfe ganz besondere
104 SilberreHef von Neutoied,
Darstellungsweise des Mercurius zn weiterer Kenntniss su
bringen. Er war nämlich der Ansicht, dass der Gott mit
Bockshörnern gebildet sei. Aehnlicb urtheilte auch noch Beule
in der Pariser Revue arch^ol. vom J. 1862, nur dass er cor-
nes de belier annahm, p. 6 des Separatabdruckes. Inzwischen
hatte ich schon in den Zusätzen der zweiten Ausgabe der
Denkmäler S. 180 trotz der Kunde von dem in einen Bock
verwandelten Hermes (Schoi. Tbeocrit. Id. VII, 109 und
Servius z. Virgil. Aen. II, 43) behauptet, dass die vermeint-
lichen Hömer nichts anderes seien als die bekannten Flügel,
und dass ich richtig urtheilte, erhellt auch durch Vergleichung
des Originals. Die Abbildung bei Dorow ist tiberhiMipt keines^
wegs genau. Nachdem mir jenes durch die Güte des Prä-
sidiums unseres Vereins »igesandt war, habe ich danach eine
neue genauere Zeichnung anfertigen lassen, weiche der Ab«
bildung auf Taf. III zu Grunde liegt. Sie zeigt auch die
mannichfachen Beschädigungen der Silberplatte, von denen
weder der Text Dorow's noch die von ihm verttfentlichte Ab-
bildung eine Andeutung giebt.
Durch die Zurttckweisung eines Mercurius mit Härnern
hat freilich das Relief in symbolisch-mythologischer Beziehung
bedeutend an Interesse verloren. Indessen hoife ich, dass auch
trotzdem eine ausführlichere Besprechung sich der Mftbe ver-
lohnen werde.
Was zuerst die Bestimmung der Silberplatte anbetrifft,
so hat Dorow's Vermuthung grosse Wahrscheinlichkeit; Pflr
eine Anheftung zeugen auch die beiden leeren Lik^her, welche
man innerhalb der Rande zu jeder Seite der Baulichkeiten
mit Mars und Fortuna' gewahrt. Sie dienten wohl zur Auf-
nahme von Rosetten, welche mit Stiften versehen waren.
Das Schränkchen wird einer Person angehört haben, welche
den Geschäften des Friedens oblag, et^a Handel und Wan^
del trieb. Wenigstens sprechen hieffir die auf der Platte an-
gebrachten Darstellungen. Inzwischen wäre es auch sehr wohl
SUberretief von Neuwied. 105
nüi^licb, dass es sich um die Thilr eines jener kleinen silbernen
HeillgthOnier handele, welche im Alterthum sehr gebrauchlick
waren (Venuti Saggj di Cortona Vol. II p. 214, Stephani ^der
ansruhende Herakles^ S. 69). Wenn es ferner schon an sich
Wahrscheinlichkeit hat, dass das Werk ein Erzeugniss Rö*
mischen Kunstbetriebs ist, so werden wir weiter unten sehen,
dass auch diaser Umstand durch genauere Betrachtung des
Dargestellten noch an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Als Zeit
der Verfertigung darf man wohl mit dem grössten Scheine
das dritte Jahrhundert nach Chr. Geb. betrachten. Freilich
sind in der Römischen Kolonie bei Niederbiber noch Münzen
von Valentinianus I. gefunden (Dorow a. a. 0* S. 6 u. 65 II.)
Allein bis sni dessen Zeit wird man die Arbeit wohl nicht bin-
abrttcken wollen. Noch weniger aber wird man geneigt sein,
über das dritte Jahrhundert wesentlich hoher hinaufzugehen.
Schraubenförmig geriefelte Säulen, die etwa seit der Zeit
des Commodus hAuüger erscheinen, finden sich allerdings
schon auf Pompejanischen Architekturgemälden.. Ebenso kom*
men in der wirklichen Architektur von Pompeji Beispiele von
nur tkeilweise ausgeführter Canellirung der Säulen vor^
und zwar zahlreiche, die bis zu einem gewissen Grade mit
der an den Säulen der Baulichkeit, in welcher Mercurins
steht, zu Tage tretenden Praxis verglichen werden können.
Selbst zu der hier ebenfalls ersichtlichen Durchschneidung
eines geraden Zwischengebälks durch einen runden Bogen,
der unter dem Gebälk keine organische Stütze bat, bietet
schon Pompeji Pendants (Overbeck ^Pompeji'^ S. 353). Allein
Baulichkeiten wie die, welche wir auf der Silberpiatte vor
Augen haben, werden sich schwerlich vor das dritte Jahr-
hundert setzen lassen, und auch in Betreff dieses wird man
eher an die zweite als an die erste Hälfte denken wollen,
ebensowohl wie bezüglich des Gebäudes auf dem von mir
in diesen Jahrbilchern H. III, S. 113 — 124 besprochenen Bron-
zeblech. Die beiden Säulen der unteren Baulichkeit, die
106 SitberreHef von Neuwied.
dösigen, ad 4tnen idi mich wenifstens asgeobiicklidi eaU
sinne die Riefelung nur fttr die untere Hälfte durchgeführt
gefunden xu haben, erinnern durch das Doppelband in der
llitte einigermassen an das einfache Band, welches auf der
von T. L Doualdson Architectura numisroatica, n. VI, heraus^
gegebenen Grossbronxe des A FT- K' M- AIST rOPJlANOC
aus dem K. Franz. Müuzcabiuei an den acht Ionischen Säuleo
der Vorderseite des Artemisfempels zu Ephesos etwa ilb«r
dem untersten Drittel des Schaftes zu sehen ist, wobei i»»
xwischen dieses unterste Drittel ebenso glatt erscheint wie
die beiden oberen.
Die Baulichkeiten sind vermuthlich eher für Tabernakel
(Donaldson a. a. 0. p. 76 fl., 89 fl, und sonst) als für vollständige
Tempel «u halten. Möglich dass es sich bei den drei Ootl*
heiten um 9^eoi avyvaoi und avjuß(Ofioi handelt.
iedenftills sind es Gottheiten, welche in der innigsten
Vitrbindung mit einander standen, und wenn auch selten
alle drei, so doch mehrfach su zweien, wie gemeinschaftliche
Verehrung genossen, so in Inschriften zusammen erwähnt und
auf Bildwerken neben einander dargestellt gefunden werden*
Letzteres gilt namentlich von Mercurius und Fortwia,
vgl. Denkm. d. a. Kunst II, 29, 315 u. 316, die von H. W. Schul«
in den Ann. d. Inst, di corrisp. arch. Vol. Xi, p. 121 an-
geführten Bildwerke, sowie das im BuUett. d. Inst, di corrisp.
arch. 1841, p. 113 erwähnte Pompefanische Wandgemülde
und die geschnittenen Steine bei Montfaucon Ant* expl. T. I,
pl. 198 n. 3 bei Cades Impr. gemm. Cent. IV, n. 14, im
Catal. of the collect, formed by B. Hertz, London 1851, p- 38,
n. 620, und bei L. Malier Mus. Thorvaldsen T. III, 3, n.
682 u. 683, und die mit dem vorliegenden noch mehr zusam*
menzustellenden, weil auch aus den Rheinischen Grenzlanden
stammenden, welche Becker in diesen Jahrb. XX, S. 117 ff.
aufgefahrt hat. Die Gleichheit des Wirkens und Walteus
bdder Gottheiten und der enge Zusammenhang, .in welchem
SUberreUef von Neuwied. 107
sie staodea» mti aach bekubdet durch die in dies«! JaM».
VII, S. 42 fl. herausgegebene und besprochene Inschrift, in
welcher 4er den Altar Weihende es dahingestellt sein lässt,
ob er die Erfüllung seines Wunsches den Mercorins oder
der Fortuna 211 danken habe ^) ; ferner durch Gleichheit des
Beinamens, wie z. B. Mercurius ebensowohl als Fortuna
unter dem Beinamen Redux und Felix, jener als Rex und
ConserFator, diese als Regina und Couser?atrix verehrt wurde;
endlich ganz besonders durch Austauschung der Attribute*
Dieser Umstand verdient wohl etwas genauer bertick-
sichtigt zu werden, als das bisher geschehen ist.
Ais dasjenige Attribut der Fortuna, welches am häufig-
sten auf den Mercurius übertragen ist, darf wohl das Füll-
horn betrachtet werden. Es findet sich bei ihm, abgesehen
von dein Marmorrelief, welches Uieron. Aleander jun« in
Graevii Thes. Antiq. Rom. T. V, p. 746 herausgegeben und
Montfanoon Ant. expL T. 1, pl. 74, n. 2 nach Boissard wie>*
derholt hat, in BronzestatueCtcn, z. B. in der interessanten
welche im Catal. of the collect. Hertz, tab. IV, n. 2 abbild-
Ikb mitgetheilt und p. 133, n. 53 verzeichnet ist (wo im
FöUhM'n mitten imiscben Blumen und Früchten der Caduceus
sichtbar wird) und bei der Bronzebüste in Begers Thes«
Brandenburg Vol. ill, p. 234, oder bei Montfaucon a. a. 0«
pL 73, n. 4. ; auf ge$;chnitteneii Steinen und Pasten z. B. in
Lippert's Daktylioth. 111, 1, 132, in Toelken's Erkl. Verzeichn.
der ant. vertieft gescbn. Steine der K. Pr. GemmensammK
III, 8, 851, 852, 889 (Denkra. d. a. Kunst II, 28, 306, d, wenn
1) Man vergleiche di6 Münzen von ValerUnus I und Gallienus,
welche den gan« wie der aaf unserm Silberrelief dargeatellteii
Mercur mit der Umachrift Fortuna Redux zeigen, s. Cohen M6-
dailleB imp6r. T. IV, pl. XV, n. 51 u. p. 318 fl , sowie p. 372,
n. 17S d.
108 Silberrelief von Neuwied.
hier wirklich Merkur gemeiDt ist), auch auf 'Münzen, s« B.
der bei Rubenius Num. Arachot t. 00, fig. 18.
Weiter treffen wir bei Mercurius auf dem wenig beach-
teten Relief in Donii Inscript. ant. T. IV, 1, p. 21 den auf
Münzen und namentlich aufgeschnittenen Steinen httuiig mit
dem Füllhorn verbundenen Steinbock, Capricomus, das be-
kannte Thema genethliacum des Kaisers Augustus und in
Folge dessen Zeichen des Glückes, anf welchem anderswo
Fortuna sitzend gefunden wird, vgl. Annali d. inst. arch. XI,
1639, p. 119, Anm. 3, (Cades Impr* gemm. Cent. IV, n. 10
=: CataK of the coli. Hertz p. 33, n. 625.)
Dann kommen das Steuerruder und der Delphin, bekannte
Attribute der Antiatischen Fortunen (H. W. Schulz Annal.
d. inst. arch. Xi, p. 117, Denkm. d. a. K. II, 73, 937 u. 930
nebst Text) in Beziehung auf Mercurius vor ; wenigstens der
letztere, denn in Betreff des ersteren steht die Sache nach
unserem Dafürhalten* in Frage. Freilich führt Lippert im
deutschen Texte zur Daktyliothek 1, S. 143 fl., n. 347, als
„Symbola des Mercurius^ die Darstellung auf dem geschn.
Steine Mill. 111, P. 1, n. 132 an : einen Hahn mit einem Palmen-
zweig im Schnabel, ein Mohnhaupt, das Hörn des Ueber*
flusses und ein Ruder; Toelken im Erkl. Verzeichn. S. 184
zu Kl. Ili, Abth. 2, n. 907, als ^^Attribute des Mercur^ den
Caduceus auf einem Steuerruder liegend ; der Verf. des Catal.
of the collect. Hertz p. 25, n. 478 unter der Rubrik ,,Mer-
cury^ eine antike Paste, auf welcher zu sehen a caduceus
placed between two cornucopias, beneath which are a globe
and a rudder. Allein keines dieser Denkmäler beweist auch
nur im Mindesten, dass das Ruder Attribut des Mercurius
gewesen sei; auf jedem wird man es, wenn man es direct
auf eine Gottheit zurückführen wilP), auf Fortuna zu be-
2) Dass dieses nicht nöthig ist, sondern dergleichen Attribute auch
als Zeichen für allgemeine Begriffe verwandt sein können, be-
Saberretief f>on tieuwied. 109
ffiehen haben. Rficksichtlich des yqü Lippert mitgetheiltea
Steines würde in diesem Falle eine Vereinigung; von Attri-
buten des Mereurius und der Fortuna anaunehmeu sein; denn
der Hahn mit Palmzweig kann nur auf jenen, nicht auch auf
diese bezogen werden'). Auf den beiden anderen DenkmA-^
lern findet sich aber kein Gegenstand, welcher zu einer Zu-
rflckfflhrung auf Mereurius zwänge, wahrend einer, nftmlich
der Globus, wenn es sich um die dem Rade entsprechende
Kogel bandelt, diesen gradezu nicht angeht, so dass alle
unmittelbar als Attribute der Fortuna betrachtet werden kann-
ten ^). So bleibt unter den uns bekannten Bildwerken, welche
für eine Beziehung ies Ruders zu Mercur sprechen zu schei-
nen konnten, nur übrig der geschn. Stein des Berliner Mus.
bei Toelken a. a. 0. cL III, Abth. 5, n. 1430, auf welchem
der Gott mit der Wage in der Hand auf einem Ruder hin-
schreitend dargestellt ist. Wird Jemand auf die Gewahr
dieser Darstellung hin das Ruder als Attribut Mercur's an«
erkennen wollen? Inzwischen stellen wir keineswegs in
darf wohl keiner Bemerkung. Der oben erwähnte geaohn. Stein
des Berl. Mus. konnte auch das Siegel eines Kaufmannes sein,
wie denn Stephani Gompte-Rendu de la Commission imp6r.
arch^ol. pour l'a. 1861, p. 83, Anm. 11 mit grosser Wahrschein-
lichkeit annimmt, dass auf einem geschn. Steine ein Mann in
der Toga durch Caduceus und Steuerruder als Kaufmann oha-
rakterisirt sei.
3) Dasselbe gilt yon der ähnlichen Darstellung auf dem geschn.
Steine bei Gorlaeus Dactyl. I, n. 76, und yon der bei M. A.
Causeo de la Ghausse Gemm. ant. fig. t. 145.
4) Für die Verbindung Yon Steuerruder und Caduceus bei der
Fortuna ist besonders belehrend die Darstellung einer ant Paste
der Collect. Hertz, p. 33, n. 6*^7: Fortuna auf einem Ruder
sitzend, dessen Griff in einen Caduceus ausläuft. Dass das
Mohnhaupt, wie Füllhorn und Kugel habituelle Attribute der
Fortuna sind, ist allbekannt.
110 Silberreüef von Neuwied.
Abrede, dass jenes diesem Gotte als Attribut gegeben sein
fcttnne, nttoilich als Gott des Seehandels: vgl. Denkm. d. a.
Kunst II, 29, 317, nebst Text. Es würde in der That hei
Ihm eben so wenig befremden als bei dem Helios* ApoUon als
Gott der Schiifahrt 6§Xq>iviogj ixßdmog^ ifißdatog (Lauer
„System der Griecli. MythoL«« S. 263 fll.) auf dem Ametbyst
des Berl. Mus., welchen Pauofka »Gemmen mit Inacbriften^
Taf! 1, n. 36 als «Sonnengott mit Ruder auf Delpbin^^ ab«*
bildlieh mifgetbeilt hat, indem er der Ansicht war, dass das
Bttder den Gott bezeichne, „der über das Loos jedes Sterbe
liehen zu bestimmen hat.'^ — Den Delphin lernen wir als
Attribut Mercur's kennen durch zwei Münzen von Stgnb,
welche .Capranesi in den Ann. d. Inst. arcb. XII, p. 207 fl*
u. tav. P., n. 2 behandelt und herausgegeben hat. Er findet
sich ausserdem bei dem Gotte auf dem geschn. Steine in
Gori's Gemm. astrif« t. XCVI. Es liegt nahe an Uebertra-
gung Fon der Fortuna zu denken. Jedenfalls steht aber
auch er in Beziehung auf den Gott der Handekschiffahrt ^>
5) Der Delphin findet sich nicht bloss bei den Antiatischen Fortunen,
sondern auch als Attribut der Fortuna im Allgemeinen. Interes-
sant sind die statuariächen Darstellungen, bei welchen derselbe
am Ruder angebracht ist, in Montfaucon's Ant. Expl. T. I, pi.
197, n. 1 u. 2. H. W. Schulz ist in den Ann. d. Inst. XI, p. 117,
A. 4, geneigt, die zwei Füllhörner und zwei Delphine auf
Lampen (Santi Bartoli Raocolta di yar. Antich. e Luc. ant.
t. 12) auf die Antiatischen Fortunen zu beziehen. Man findet
auch je ein Füllhorn und einen Delphin zusammengestellt, z. B.
auf dem gesohn. Steine bei Gorlaeus Daetyl. II, 638, vermuth-
lieh mit Beziehung auf die Fortuna. Im Catal. of the collect.
Hertz p. 38, n. 639 ist als Darstellung auf einer ant. Paste fol-
gende verzeichnet : Two horns of plenty ; between them is a
vase, from which a tree sprouts forth ; near the horns of plenty
are two dolphins. Der Verfasser stellt diese Darstellung in
Beziehung auf die Abundantia Richtiger denkt man ohne Zwei-
fel an Fortunenattribute. Selbst die Preisyase kann wohl un.
Siiberrelief f>on Keuwied. 111
Endlicb mOehteii wir hier nun noch ein wenig erörtertes At-
tribut in Betracht ziehen, welches Mercurius mit Fortuna gemera
hat, ohne dass die Ue bertragung von dieser auf jenen sicher
stftnde. Wir meinen den Halbmond. Dieser ist als Attribut de$
Mercurius schon langst bekannt durch die von Montfaucoii Antiq«
expl. T. I, pl. 75 herausgegebene Gemmendarstellung. Er
findet sich, ebenfalls mit seiner gebogenen Mitte auf den
Ptflgeln am Petasus ruhend, auch bei der im Catal. Herts
t. IV, n. 2 abgebildeten, ganz entsprechenden Bronzestatuette.
Unseres Wissens ist dieses Attribut des Mercurius noch von
keinem Alterthumsforscher eindringlich besprochen. J. S. C.
Sehweigger hält in der ^Einleitung in die Mythologie auf
dem Standpunkte der Naturwissenschaft^ S. 21i daffir, dass
es nicht der Mond, sondern das Hermesfeuer sein solle^ in-
dem er annimmt, dass ^diese leuchtenden Mondhörner^ den
Kwilllngssternen der Dioskuren gleichbedeutend seien, wes*
halb es auch nicht befremden kdnne, dass man auf einer
Münze des Antoninus (Zoega Num. Aegypt. imper. t. XI)
zwischen den Sternen auf dem Haupte der Dioskuren aae
Mondsichel schweben sehe. Dieselbe findet sieh auch sonst
zwischen oder über oder neben den Dioskuren in Begleitung
des Sterns und zwar nicht blos auf Münzen versehiedener
Gegenden, sondern auch auf Etruskischen Spiegeln. Von den
mittelbar als e!n solchea gelten, ohne dass man eine Üebertra-
gung von Mercuriua annähme. Auf einer Qemme ia GraaTÜ
The9. Antiq. Bqoo* T. V, p. 727 erbUokt man einen Gadttoeiift,
der \tk eine Keule ausgeht, daran zwei Palmzweige, herum
einen Delphin und ein Füllhorn, und auf einer andern bei Müller
Mus. Thorvalds- IH, t-i, n. 701 den Keulenoaduceus mit den
Palmzweigen daran als verge d*une ancre, ä la partie inf<grieure
de laquelle s^attachent deux dauphins, schwerlich, genau ge-
nommen, ah symboles' de divinum» r^anis zu fassen, sondern
als Symbole glüoklieher, etwa unter der Obhut der Fortuna ge^
daohter, iUftdoltftohiflaiurt.
112 SUberrelief van Neuwied.
MQnsen gehören nameollicb hierher mehrere von Tripolis
in Phönicien, %'gl. 'Mionnet Descr. d. M^d. T. V, p. 402 fl.,
n. 435 und p. 405, n. 447, sowie de Witte's und Long«
p^ier's Rev. numism. 1861, pl V, n. 7. Ausserdem zu be-
rücksichtigen die Römische Pamilienmiinze in Morelli's Thesaor.
fam. incert. T. III, f. 3, Millin's 6al. myth. pl. CXLIV,
n. 527, und bei H. Cohen M^d. consul, pl XXXV, Postumia«
n* 3- — Die Spiegel anlangend, so erwähnen wir zunächst
den von Gerhard zwei Male, im Progr. zum Berliner Win«
ckelmannsfest vom J. 1856 und in den Etr. Spiegeln Taf. CCLV
herausgegebenen, indem wir mit Gerhard der Deutung der
mittleren Figur auf Kastor, welche von Stepbani (in Ger-
hards Denkm. u. Forsch. 1857 = »Arch. Zeitung"^, XV, S. 26)
aufgestellt ist, beipflichten ; dann den in Gerhards Spiegel-
werk Taf. CCLXI bekannt gemachten, auf welchem man
zwischen den einander zugekehrten Köpfen des Merrorius
und des einen der beiden Dioskuren, in deren Mitte Mercu-
rius dargestellt ist, eine breit ausgeführte Mondsichel und
darunter zwei ganz kleine Kreischen gewahrt, welche letz-
teren nach Gerhard kleine Sterne andeuten. Ist das richtig,
so beziehen sich die beiden Sterne doch gewiss auf die
beiden Dioskuren, obgleich sie nicht den gewöhnlichen Platz
über deren Haupte einnehmen, und wird auch die Mond-
sichel diese angehen sollen, nicht den Hermes, dem sie so
nahe steht wie demjenigen der beiden Dioskuren^ welchem
sie am nächsten ist, so dass sie recht wohl auf ihn bezogen
werden könnte. Wir wollen hier nicht genauer unter-
suchen, was das Wahrscheinlichere ist; auch nicht, welche
Beziehung die Mondsichel bei den Dioskuren hat, obgleich
uns weder F. Lajard Ann. d. Inst, di corrisp. arch. Vol. XXU,
p. 221 fl. Recht zu haben scheint, wenn er dieselbe auf die
Verbindung der Dioskuren mit Apollon bezieht, noch Stephan!,
wenn derselbe in der Mondsichel überall nichts weiter sieht
als eine pleonastische Betonung der siderischen Natur der
SUberrelief won Neuitied. US
Dkttfcuren; wir wollen hier nur gelegentUdi henserken^ 4ttB
die Siehel bei den Dioskoren nickte gemein iiat mit den
i^ixixkta^ die nach einem durch die Herausgabe in der
Revue arcb^ol., 1860, Nouv. Ser., Vol. I, p. 309 bekannt
gewordenen Bruchstücke des Damaflcius bei «den Pytbagereern
den Dioskuren geweiht waren, sondern ebmsowohl sich auf den
Mond bestehl; ak die ob^ bei dem Hercurius nachgewiesene
Sichel. Was nun diese anbetrüft, um welche es sich hier
eigentlich handelt, so beschranken wir uns auf die Aeusse-
rung, dasB Jllontfaucons JUeinung (a. a. O. p. 131 fl.), nach
welciier der croissaat de. Luce convient.au dien Aes voleurs,
voleur Itti^mdme, que son emploi de a^gociateur du ciel, de
la terre et des enfers, obligeoit d'aller la nuit comme le jour,
sicherlich nicht das Wahre trifft, und dass mehrere Erklarungs^
weisen m(>glich - sind, unter denen diejeoige nicht den letzten
Platz einnimmt, welche darauf hinausgeht, dass der Mond
sich auf Olttck und Segen belieben mllge. Nun ist aber der
Zusammenliang zwischen der Tvxf}^ Fortuna, und dem Monde,
der Mond als nX^^oq tijg Tvx^g^ sor^ Fortunae, zur Genüge
bekannt, vgL Vettius Valens bei Seldeji de Diis Syriis, Lips.
1662, 1, 1, p. 86ftL, Fil. Buonarrott Medagl. ant. p. 82 u. 2d5,
6. Zoega's Abhandl., herausg« von Welcker, $. 39 fl., Kopp
Palaeogr. crit. 111, 8, 282, und zu Siartian. Gapella I, $88,
auch die in diesen Jahrbüchern IX/ S. 21 angeführte Inschrift
an der grossen Ära von Kalkstein im Museum zu Leyden.
Mehrere hieher gehörende Bildwerke bei Schnlz Ann. d. Inst.
XI, p. 119. Vgl. auch die Münze von Arados bei Patiu Num.
Imperat. p» 246 und den gescbn. Stein bei Müller Mus. Thor-
valdsen 111, 3, n. 703 mit der Darstellung eines Füllhorns
auf einem Globus, in dessen Mitte ein Halbmond erscheint,
zwischen zwei Aehren.
Von den Attributen, welche sieb hfliujiger oder seltener
bei der Fortuna feiden, lässt sich, ausser dem am häufigsten
vorkommenden Caduceus, nur etwa der diesem entsprechende
8
114 SiOmrMef 9oh Nemoied.
WWemmAf <6ebuhB Ann. & inst XI, p« 112, A. 3, ^Bofiacos
Dftctyl. II, 96 «.IM), die itorae (Q«ri Mus. Flmrent ll,i. 100,
-n. 5) un<i, w«nn Sthul^ a. a. 0* p. 191, A, 6, nieht irrt,
4Ui FussbeiiCigeluag ((>ei Voipi Ytt. Lat. IX, I. UI, n. 6) dts
von Mercttr alNTlmg«» bettachten.
Kehren wir jetat 2U «Bserm SitberreKef mrttck^ so Imu
ben wir «unttcliet am bemerken, ^aem auch Merooriut nhd
Mars nasammenfeslelit geAwien werden. Man trifft nie ids
an einem Altare vereinigte fieltbeiten, d<oi «^/3cojue/, auf
dem an einer Ana befindlichen Relief im Mas. Chtarammiti T.l,
t. 19<Denknk d. a. K. U, 83, 047) wie ihnen nach denlnschriacn
die in diesen Jahrh. Vil, 6. ra, n. 7 irH'zeeehnele Ära gemein-
sehaftlich geweiht war. Sie erscheitteii fprner in Reliefdarstd-
lungen an awei Velivmonnmeoteu des Ma^imilianemnseums nu
Angsburg rereinigt, weiche auletnt beschrieben sind van
M. Meteger «Die Rom. Steindenkmaler, Inschriften und Crefass-
stempel im Max.-Mns. zu Augsb.^ S«2S, n. XVi,u. B.24f.,
n. XVIII, an deren lelsterem noeh ¥ictt>ria hineng^fttgt ist. Wir
liaben sehen Im Texte der Denkm. d. a. K. zu dem dien ange-
fahrten Relief bemerkt^ dass auf diesem Mars ak Victor und Pa»
cifermit Mercurius ataClott des frielliehen Vetkehra, Handels
und Wandels, vereinigt sei. Allerdings kann bei der Zosan-
menstellung von Mars und Mereurias auch eine andere Beate-
hung des letzteren au Grunde liegen. Kommt dach dieser
auch als siegbringender Oott vor. So a. B. auf einem go-
schhittenen Steine der K«rfat«tl* Sammlung an Cassef, der
aus dem Werke aber die frühere Sammlung Capello in Moni-
faucens Anl. expl. T. I, pl. TS, n. 7 wiederholt und auch in
Lippert's DactyL Suppl., I, n. 202 mitgetheilt ist, und auf
dem Onyx in Cades' Impr. gemm. V, S2, sowie auf einci-
unter Hadrian geprägten Münze von Hermopolis in Aegypfen
(Rasche T. Ili, P. 1, p. 541). Dort halt der laufende Gott
einen Adler, hier der stehende (in der Qemmendarstellang
mdh auf eine Sank stfltaende) eine Victoria auf 4er Band.
Binen Mduni ^Vhutmt kttntite mün iiaaiettiUth f eneigl deki
ftdken «ineAiMttrsy ^cv darch AlttÜNiie als VictMr bemlohaet
ist^ lüie d)Mr auf den Relief dts Mm. Chiararaonti, oder asi
SI»iMmieateii^ wo auch noch Viotoria erscheint, wie auf dem
km Mw^T .filaMe «rwAhntan Ai^stergisehcäi, aazunebmea.
Aber UKrer wird behau|iten vDollen» das» Mars 4ort aar als
Violar^ iiiQhi*aueb als Pacifitr aa fasileB sei? Wer wird hh-
zfl^ieh iea ktatgenamiteB Augabuf gif cheo VotivmamuDeats
Hiehft mgeken wiellen, 4a98 Mars, Victom, Mereurius wesent«-
Hoii tntaprecbea ki>aii4ii MatU, Victoriae^ Paci, weldh« aa
4er o%eB era-Ahatan Ära des Leyifener Muaetans ausaaimeii
geaaatit werdea?^) B^aaa kaaital« dass man doch bei «ineoi
riagbrtayendea Mtroar besandere^ diese Eifeaseiiaft bezekh*-
neade Atüribute erwarten some^ diese al^r aaf beiden in
•«d« stehcadan Reliefs feUen^ dia vielmehr (wie aaeh dds
andere Aogsbarfiache Rdief) nur bekaimte Friedeasatlribate
«eifCü. Ja alkm Anscheine, nach hangt der fiiegsa»ereur
mit 4oa nriadeasmerciir eben so eng zusammen wie Malte
l%tor und Mars Pacnitdr oder Piiadatar Paois (eine Ansicht,
.für welcbe auch^der Dasstaad spriclit, dass der Siegsnermir
bof den baiden batreffeBden gesebn.' Steine», neben den auf
#eii l^ieg deotenden Attribi^en bekannte Friedensattribute)
4m Caduoeus und das diMem gleidistebettde Staboben, fdiirt).
Der Gedanke, dass durch Sieg Frieden hergestellt wird —
ein Gedanke, der auch die Zusainmenstellung von Jl|ars, Vic-
toria und Pax in der Inscbrift aa der oben erwaiinten Ley-
daner Ära a« Grunde liegt *^, das^ eben die Siegesgottheit
ancb ^ Friedensgottheit ist -^ worauf wir annftchst das Kery-
keion der Nike auf Oriechischi^ti Monumenten sturfickführen
möchten, wie auch den bei der Römischen Pax zuweilen
vorkommenden Palmzweig — , dieser Gedanke findet sich
6) ^D6 Zusamiäeastelliuig ron Meroucias und Victoria findet sicli
auf dm Gemfliea bei' L. Müller Mik. ThoiValds. Ifl, ^, n. 684
u. 685.
116 MberreKef Ton Kemeisd.
anf den Bildwerken iMseret häufig auagedrfickt, mmi es isl
manches Mal sehr schwer, ja f mdc^ii unattflich^ kestinoit
zu sagen, ob eine Gottheit in erster Instanz als sieghaft oder
als friedenbringend gefasst werden seil; so nahe steboi die
Attribute des Sieges und des Friedens einander. So wird
Mars mit dem. Geiz weige in der Recblen ^ den faabUuellea
Friedensattribute, welches, nebenbei bemerkt, bei einer Gott-
heit, wie Mars nnr ausnahmsweise dnrch den Cadwceus ver-
treten wird, z. fi. anf einer NOnze des Qnkitillus mit Mars
Pacator, vgl. Rasche a. a. 0. T. III, P. I, ^ 292 0 — and deni
Schilde vor den Füssen auf einer Münze des Kaisers Probus
inschriftlich als Victor bezeichnet, wttiirend viel falliifiger die*
selbe Gottheit oder asch Minerva mit oder ohne Zweige mit
ilem Schilde oder dem Harnisch zu den Fassen, oder den
Puss anf den Helm oder den Harnisch setzend auf Rtaiischea
Raisermünzen als die friedenbringende genannt wird, vgl.
Rasche a. a. 0. T. III, P. 1, p. 297 und Cohen H^d.imyör.
T. III, p. 230, n. 63, p. 256, n. 203 u. s« w. Der abgenom^
mene, aber in der Hand gehaltene Heha wird von Einigen
(auch von L. Müller Mus. Thorvaldsen III, 3, p. d7, zu n. 256,
wo von Mars auf einem geschniCienen Steine die Rede ist)
auf Frieden bezogen, während wir hauptsachlich und zu-
nächst durch ihn den Sieg bezeichnet glauben, ohne inzwL-
7) Aller Wahrscheinlichkeit nach ist auch die stehende, bis auf
ein nach hinten hin abfallendes Gewand nackte, behelmte, mit der
Rechten eine hasta auf den Boden stflizende, in der Linken einen
GadaceuB haltende Figur, vor welcher man einen QlolMifl ge-
wahrt, auf dem gesohn. Steine bei Gorlaeue Paciyl. II, 605
nicht als ^Mercurius", sondern als Mars Pacifer zu fassen. Frei-
lich zeigt die Zeichnung Flügelchen oberhalb der Füsse; aber
diese könnten recht wohl mit dem obersten herabhängenden
Theile der militärischen Fussbekleidung, wie wir ihn auf Romi-
sehen Münzen finden, z. B. bei dem Mars in Gohen^s M6d. im-
p6r. T. IV, pl. XV, n. 13, und bei der Virtus, ebenda n. 85,
verwechselt sein.
SüberreKef ton Neuwied. 117
sehen in Abrede zu stellen, dass hie nnd da auch die andere
Beniehang zulässig sein k4)nne, rgl. Text zu Denkm. d. a. K.
II, 20, 218. Bei 4em Mars unseres Silberreliefs findet sich
keins dieser Attribute oder keine dieser attributiven Hand-
lungen ; wohl ab«* ist der Umstand, dass man ihn als Victor
und Paeifer fassen solle, angedeutet durch die umgekehrte, mit
der Spitze auf den Boden gestützte Lanze. Wir haben in
den Denkffl. d. m. K, II, 2, 22, a, eine Münze von Syrakus
abbiidlioh mitgetbeilt, welche einen Zeus mit einer solchen
Lanze zeigt, und im Texte diese als Andeutung der Ruhe
nach vollendetem Siege bezeichnet. Hiemit kann zunächst
zusauMneugesiellt werden die Mflnzc des Septimius Severus,
auf welcher der Kaiser unter der Umschrift. Rector Orbis
eine haste avec la poinfe baiss^e führt, nach Cohen Mi^d.
impdr. T. 111, p. 276, n. 35& Auf einer andern Münze des
Septimius Severus erscheint Mars als Victor inschriftlich be-
zeichnet mit einer gleichen Lanze, vgl. Cohen a. a. 0. p.
266 fi., n. 205. Auf einer dritten Münze desselben Kaisers
halt MARS PACIFEA stehend eine haste renvers^e, nach
Cohen a. a. O« p. 256, n. 203. Auf einer Münze des Clan-
ditts Oothicus führt MARS VICTOR schreitend hastam in*
vensam. Rasche a. a. 0. T.Iil, P. 1, p. 308. Ebenso MARS
VLTOR auf einer Münze des Tacitus, Rasche a. a. 0. p. 314.
Ein geschnittener Stein des Museums Thorwaldsen zeigt Mars
mit der Lanze, la pointe au bas, nach Müller Mus. Thorv.
Hl, p. 37, n. 255, comme signe de paix. Die haste avec la
pointe en bas ikidet sich bei Mars ou un soldat casqu«^
auch unter der Insdirift VIRTVS AV6. vgl. z. B. Co-
hen a. a. O. T. V, p. 518, u. 61 , und desgleichen die haste
renvers^e bei Mars und Virtus, vgl. Cohen T. IV, p. 433,
B. 672 u. 673, gewiss als Attribut des Sieges. Parallel geht
die hasta transversa, haste. transversale bei MARS VICTOR,
PACIFBR oder PACATOR und VLTOR, vgl. Rasche a. a. 0.
p. 291, p. 308 fl., p. 310, p. 312 fl., und Cohen a. a. 0. T. V,
US Süktrrdief wn Nemoi^
p. 84^ li. 28, p. 117^11. 36 (wo uaeh Cdiei Hhrt terdh
Vlrtns ^la Vakvr«, vertreten wir«) «l af , p. SM» au lfi(K Diaat
haste traasirersale ojer das acaptre traasVensal todel: aich^
bafiMdera kftufiir b^> der Pas, vgK ii. B. Cdhi», T« IV, p. SM;
D. 17; p. aas, n. i8, p. ao6, q. dM «. doe, t. v, p. 6»,
1.48, p.ll8, n«4a, p. 176, Qvlll, paSft, ii«94, p. 447, «.7a.
Eadlich fehlt ea auob akM aa riiier üusaanneosteilaBg
von Mars und Portinia. \g\. Orelll lascr. Lat. a. laM.
Af bnlieh ist t s wenn Illars und 9oaiu Bt^enlns 'msammf nge*.
nanat werden, wie bei Hennen zu Orelü n. 5673.
Es kann keinem Zweifel nnlerliegen dasa Mara, Fortuna
und Mereuri« als die dtftter darg^lellt sind, wtkiMi den
Frieden xu Wege briogcai, mid die Segnnngeii deaselbe«
vermitteln and erhalten.
Gehen wir jetzt nur Besprechung der eiattlnen Dai^
Stellungen und der noch nicht behandelten Attribute ttber, s«
bleübt über Mars wenig au »gen Übrig. Br zeigt skh una
•n face, bttrtig, einen Helm mit doppeltem Bu&che (geaiinae
criafeae) auf dem ^upte, in vieler Rttsinng« hl befuemer Hai«
tnng dastehend, indem er mit der Reckten die Lanze, mil
der Linken den Schild auf daa Boden stützt Man vergleiche
die Reliefdarslellung in den Bionkm« d. a. K. 11, 23, S4i7 and
die Gemmendarstellung ebenda n. 246, a (awr dasa hier die
Lanze nicht mit der Sj^tee nach unten gekehrt erscheint).
Fcurtuna Ist nicht bloss mit einem Qbergewande, aaadfm
auch, wie meisit, mit einem Vatcrgewmnde angeihaii«. IbM
Attribute sind die gewOhsHchsten : Füllhöm und Stenerrsisr«
Die Deutung der Fortuna wird sich westatlieh nach der Ikt^
Ziehung der mit ihr zusammengeatditen Götter zu ctchten
haben. Rertuna kann nicht bloss als. im Frieden, sondern
auch als im Kriege waltend gedacht werden. In letzterer
Hinsicht steht sie iler Victoria nahe. Piass aie auf mserm
SUherrelief mehr in ersterer Bedeutuag za fasste aein wird,
bedarf wohl kaimsr weiferen Bemqrkttim* . .
(r 4€in Gieb^Udde d«r BikulicbMUen, i« Afii^ii Mar»
UiMi Fortuna, «Id^an, ^eytsA^i mf^m einen Kran«» entwe^ev
?^» Lqii^er-* oder von OlivcaiMjUUrii« Das kann allerdings
Ha gaaa irrdevanUr Ziermtb sein; aber «icbt weniger aiicb
ein bedeutsamer Schmuck. Ein Lorbeerluraa^ würde sehr
wobi M fioem Mara Victor und dn^r Fortuna Victrij^ (Hen.
««n-OreUi n. ^9&, Nontfaucon AnU expLT. I» pl- 198, n. 3
u. 4, Toelken „Erkl. Verzeichn.^ Cl. III, Abth. 5, n. 1300
— 1302) passen; ein Kranz von Olivenblättern die Beziebung
der beiden Gottheiten auf Frieden hervorheben können.
Mereuriua erscheint ebenfalls in der Stellung und Hal-
tung, in d«r Tracht und mit den Attributen in den Banden,
die sich am häufigsten bei ihm finden. Er hält, bis auf die
attf der linken Achsel aufiiegeiide und um den linken Arm
geschlagene Chtamys ganz nackt, im Begriffb vorzuscbreiten,
mit der rechten Hand den Beutel vor, wie um ihn darzubieten,
während er im linken Arm. den Caduceu3 hat.
Ueber die Bedeutung des Caduceus auf einem Monumente
wie das vorliegende bedarf es keiner weiteren Aufeinander-
aelzung, obgleich die urq^rtagliiibo Beziebung dieses Sym-
bols trotz alles ies darüber Verhandelten m»eh sehr im
Dunkeln liegt. — Was den Bentel anbetrifft, so wird man
denselben hier für den gewähnlichen Geldbeutel des Gottes
des Hapdels und des Wandels zu halten haben, wenn er auch
das allgemeine Symbol des reichen Segens, welchen Hermes
a^afft, sein konnte. Hierüber hat nach K. 0. Müller ^Handb.
d« Arcb*^ S*3S1» A. 4, 0. Jahn gesf^rocben in den Berichten
dw K. Sachs. Ges. d. WisseHsch., 1649, S. 162 fl., mit Be-
zugnahme auf bekannte Bildwerke. Wir fügen binzv, dass
besonders instroctlv ist der Beotel mit Phallen daran in der
Hand der Erzfigur des Priapus bei Beger Thes. Brandenburg.
Vol. ni, p. 266 (denn es wird wohl schwerlich Jemand glau-
ben^ dass in diesem Falle der Beutel dem Priapus nur als
dem Sohne des Me^cprius -7- Hygin. Fab. CLX -^ gegeben sei,
120 SUberrelief von Neuwied.
wie allerdings in späterer Zeit eine solche rein ftnsserliche
Cebertragung; von Attriboten wohl vorkommt). Das be-
treffende Bildwerk nnterstatzt die Mtiller'sche Ansteht, dass
der Beutel auch als Symbol äpr Lebenskraft gefasst werden
kOnne, nicht wenig®).
Interessanter als die Attribute, welche er trttgt, sind die,
welche innerhalb der Baalichkeit zu den Seiten des Gottes
8) Die Frage, ob man nur an den Geldbeutel oder an ein allge-
meineres Segenssymbol zu denken habe, wiederholt sich bezQg-
lieh des Beutels in der Hand der Ubertaft, Laetitia und Secu^.
ritas auf Römischen Kaisermünzen (Rasche a. a. O. T. I, p. 1093).
Doch kann man selbst hier mit der Annahme eines blossen
Geldbeutels auskommen. Der Inhalt des Beutels ist begreiflicher-
weise in der Regel nicht zu sehen. Doch erblickt man auf
dem im Bonner Museum für vaterländ. Alterth. aufbewahrten
Relief, welches bei Dorow „Opferstätt. u. Grabhüg. der German.
u. Rom. am Rhein" 11, T. 1 und bei S. Chr. Wagener „Handb.
der Yorz., in Deutschi. entd. Alterth. aus heidn. Zeit^ T. 20,
n. 185 in Abbildung mitgetheilt ist, wo der Beutel grade von
Mercurius ausgeschüttet werden soll, deatlich in ihm Geldstücke.
Eine sehr interessante Silberstatuette des Mercurius, die im Ca-
tal. of the Collect. Hertz, t. fv, n. 3, abgebildet ist, nach p. 133
of Etruscan origin, zeigt den Gott in der Hand des ausgestreck-
ten rechten Arms einen Beutel hinreichend, während die Hand
des etwas zurückgehaltenen linken Armes eine Anzahl von Mün-
zen fasst. Vermuthlich ist hier Mercurius als im Handel be-
griffen gemeint: er hat die Münzen aus dem Beutd genommen
und y ersucht es erst einmal, ob er das Geschäft mit der im
Beutel belassenen Summe abmachen kann. Jedenfalls deuten
hier die Münzen in der Hand auf Münzen im Beutel^ nicht etwa
darauf, dass man sich diesen als nicht mit Geld versehen den-
ken solle. Bei einer hübschen Bronzestatuette zu Lyon wird
der Beutel durch ein Gefass, eine Art von Geldbehälter, ver-
treten gefunden, vgl. A. Cemarmond Descr. des Antiq. de Palais-
des-Arts, L. 1856. 1857, p. 214, n. 61 und pl. 8.
SUberrdief eon Neuwied. 121
und Aber iem Giebel der Baulichkeit dars^estellt gefunden
werden.
Links von dem Gotie gewahrt man einen Hahn (den der
Ktastler wesentiicli wohl nur deshalb mit zurückgewandten
Kopfe darstellte, weil es ihm fOr den gegebenen Raum so
am besten passte, nicht etwa, um auf die Wachsamkeit des
Vogels hinzudeuten) und unterhalb desselben ein auf einem
Untersatze stehendes Gefäss.
Der Hahn ist ein Attribut, welches Mercurius unter An-
deren mit dem Sonnengotte, dem Dens Lunus, der Pallas Er-
gane und dem Mars gemein hat. Wie er fiberall erst zu
verhallaissmassfg spater Zeit aus Persien nach Griechenland
verpflanzt ist (C. Fr. Hermann Lehrb. der griech. Privatal-
terthömer §« 16, Anm. 19), in altern Zeiten bei Schriftstellern
und auf Bildwerken nie bei Hermes vorkommt^), dagegen
später zu den häufigsten Thierattribnten des Gottes gehört
und namentlich auch auf den Monumenten aus Frankreich und
Deutschland, so sind es zwei nicht urspröngliche, sondern
erst später hervortretende Eigenschaften des Gottes, auf
9) Die älteste Sohriftstelle, in welolier der Hahn in Beziehung auf
Hermes yorkommt, ist, unsere» Wissens, Plataroh. Conv. Disput.
III, 6, p. 666 Wyttenbach ; die Zweitälteste Lucian. Gall. s.
Somn. 2. - Die Bildwerke anlangend, in denen der Hahn als
Attribut des Gottes erscheint, so sind darunter solche, die aus
den yersohiitteten Städten am Vesuv stammen, ygl. z. B. Mus.
Borbon. Vol. X, t. 53. Auf den alten bemalten Vasen kennen
wir den Hahn bei Hermes nieht, wohl aber erscheint auf der
Oenoehoe mit schwarzen Figuren, welohe Gerhard „Ueber Her-
menbilder auf Griech. Vasen*', AbhdI. d. K. Akad. d. Wiss z.
Berlin, 1855, Taf. I, n. 1, herausgegeben hat, ein Vogel ande-
rer Art auf dem vor einer Hermesherme stehenden Altare. Ob
der Hahn auf den Münzen von Karystos auf Euboa in Bezie-
hung auf Hermes steht, wie Panofka, n^o^ einer Anzahl ant.
Weihgesohenke^, Berl. Akademiesohr. 1839, S.* 139, annimmt,
ist sehr die Frage.
im gatuwrfHef von fh¥i/iie(is
w#liebe er ^ wie 09 uns scheint ^^}, «usBcbliuBsliok \m BeMgp
gestellt ist. Er geht jenen an, insofern er dem Huidfil
und Verkehr «od der Tbatigkeit des Handwerker» rcdritcht,
ab Verkfinder des Tages, mit welchem die BeIciehBamluril
kegiml (Plutarcb- Conv. Disput« III, 6, y^ 066 Wyttenb., vgk
auch Pansau. V, 25« 5 «.VI, 2$, 2, und Ariato^h. Ar.488fl.)T
und den '^E^ftijg eyayuivtoc, als sireitkistiges Tbier (Aelia» de
Nat. Anim. IV, 29, V, 5, Pausan. VI, 26, 3, Aesch» Kumm«
883 fl. Well.)
Ckfäflse kiinaeii dem Hermes aus mehr als einem Grunde
beigegeben &aa. In dem verliegendeii Falle btoijbt, da Nie^
mand an eine ^vi^cl mit gekochtea Früchten aller Art^ wie
sie m Athen dem Goüe an den Xvxq9i dargebracht sm wer-f
de» pflegte (C. Fr. Uermaiin Lehrb. d. gottesdim^L Altevth«
der Gr. §. d8, A. 20), oder ao ein Gefikss zw» Opferdienst ^^^
eder an ein^ Geldtopf (Deukm. d. a. Kunst, Text «u II, 3,
48, b), oder an ein Trink* oder AUsehgefä^s (Denkm^ d« a. K.
Text m II, 28^ 306, c, und II, 30, 337, e) zu deaken ge«
neigt sein wird, nvr die Wahl ^wi^cben einer sitnla, die
^um Loosen oder Würfeln diente und in anderer Beziehung
mehrfach bei dem Bermes^Aiiubis gefunden wird, und einem
Gefässe, wie sie bei den gymniseheh Agoiien, denen Hermes
v^orstand, gebräuchlich waren, um die als Preise dienenden
Zweige u. s. w. aufzunehmen. Das Gefäss auf unserem Sil-
10) Gechard fj^st den Hahn bei Henaotea au^h ads ehth^nlfiOilN» Sym-
\>ol, „Griooh. MjtUol.'^, §. 277^ Ama> 2, e; aber auf welche
Belege hiD?
13) Pas Qefäss, welches dem Herme« ade« M^oariusi aU Opfer-
herald gegeben würd, ist,, wie auf dea Oneehischeii (Boulea Ghoix
de Vas. peiikts du Mvis. 4'AnUq. de X«eide^ p^ 8i6)» lo auch auf
den RöziuBchen Moaumei^ten (unter denen beeomdepa a«oh die
^ön^n zu beaohten sind, yrg}. Hasche. a« a, 0. T. UI, P. I,
p. 543) in der Regel die Patera.
SUbwreKef Mit Nmwied. 129
bwriMef hit aBerdkif & f rosge AebntiehkeU mit j^ae«, weU
ehes 8«f dem Relief in den Oeukm. d. a. K. 11, 7a, 026 (99»)
Foitsaa «af dem Kopfe tiügt, und gansi besonders mit dem,
frelekes anf dem die Anknuct der lo in Aegypten betreffen«
den Wandgemälde im Mus. Borbon. Vol. X, t. 8 neben dem
mit der Ms susammen dargestellte^ Harpokrates auch auf
einem Dntersats am Boden stehend crscheiht ^^). Das freilieh
bedenkliche^') Gefäss auf dem Kopfe der Fertuna könnte
ebensowohl für die sitnla Aegyptischer Gottheiten (Cuper
Harpocrates et Monum. aot., Traj. ad Rheo. A. MDCJUXXXVII,
p. 45 fl.) all für die situla, sitelia, urna aum tioosen ge«
halten werden, da Fortuna bekanntlich mit der Isis identi^
fteirt wurde. Inzwischen bat weder die Ansicht, dass da«
CkfAss auf dem Silberrelief dem Hermes« Anubis entlehnt sei»
noch 4ie, dass durch dasselbe der Gott als Vorstehet dea
Wirfelsptels oder als Inhaber vaa Loos* oder Würfelorakeln
(Bomer flymn« liiere. Vs. 550 fl., nebsi Bnumeister's Anm,
sn Vs. 553, p. 346 ed. ma)., und Eustath. & Homer, p. IMf ,
37) auch nur M Entfernten so viel Sdiehi, als die, dass es
sieh bei dem GeAtose um eine Andeutung des Hermes irayek
Ift) Etwa» anders xummt sich das in Kede stehende Gefäss aus auf
der Abbildung desselben Gemäldes bei RaouURocKette Feint, de
Pomp6i, pl. 17.
13) Henzen bemerkt in d«r Fortsetzung der OrelU'schen Inscr.
Vol. III, p. 747 über die Inschrift an der Vorderseite der Ära,
deren eine Nebenseite mit der Darstellung der oben erwähmten
F«vtuna Tersehen ist : apnd Morat. 32, 3 Ligorio tribuitur; spu-
rin» igitur est. IKass indessen jiene D&ralelluBg auf ein antikes
Vorbild zarttekgeke, kann schwerlich in Abrede gestellt werden.
Wohl aber fbagl es sick, ob nicht das Gefass auf dem Kopfe
der Fortuna nur anf ungenauer Wiedergebang des bekannten
Kopfschmaohee der Isie-Fortuna bernhe, Tgl. Denkm. d. a. K. II,
73, 935, und noch mehr Montfaucon Ant expl. T. pl. 19&u. 221,
daneben auch die Harpokrateafigur bei Cuper a. a. O. p. 119.
124 SUberreUef wn ümwied.
viog bandele, ganz abgesehen davon, das« der dieselbe Be»
Ziehung enthaltende Hahn in der Nahe steht und dass das
Geflass mit oder ohne Zweig darin auch durch geschnittene
Steine als Attribut des in Rede stehenden Hermes bekannt
ist, vgl. Denkm. d. a. R. II, 30, 337 e, CataK of the Collect
Hertz p. 29, n. 472, M. A. Causeo de la Chausse Gemn.
ant iig. t. 150 oder Montfaucon Ant expL Suppl. T. 1, pL
apr^s la 38, n. 5. ^^).
Rechts von Mercur steht ein Ziegenbock« Dieses Thier
ist ein altes Symbol des phänischen, zeugungslnstigen Hermes
und ein Attribut des Opferherolds, des Gottes der Trift und
der Heerden, der selbst Hirt ist. Dem Ziegenbock gebt in
allen diesen Beziehungen parallel der Schafbock, Widder.
In seltenen Fallen erscheint als Attribut in den letzteren Be-
ziehungen auch das Schaf, z. B. auf dem geschu. Steine bei
Hettner ^Bildw. d. K. AntikensammU zu Dresden^ S* 103,
n. 19, und dem bei Urlichs ^Dreizehn Gemmen a. d. Samml«
Mertens-Schaaffhausen^ n. X (der S. 12 das betreffende Thi«r
als ^etnen Widder, dessen Hörner fefalen% 'bezeichnet) oder
bei King Ant. Gems,' London 1660, p. 863 (der auch Von
einem »ram^ spricht). Hie und da findet man Bock oder
Ziege und Widder bei Hermefs oder Mercurius vereint. So
auf dem altgriechischen Vasenbilde in Gerhardts auserl. Va-
senb. Th. I, Taf. XIX, n. 1 oder in der El. des Nouum.
cöramogr. T. III, pl. LXXXV, auf der ant Paste des Berliner
14) Die Lithographie bei Dorour, welch« naeh einer Zeiohnang von
Hundeshagen gemacht ist, zeigt einen Deckel oder «ine Platte
auf dem Oefasse und den Hahn daraafstehend. Hundeshagen
hat sich hier^ wie anderswo, namentlich auch in Betreff des
Mars und der Fortuna, geirrt. Es ist nicht unmöglich, dass in
dem Gefasse ein Zweig befindlich war, der mit dem ausge-
brochenen Stücke oberhalb des Geffisses verloren gegangen sein
könnte. Vielleicht sind an dem übergebliebenen Theile des oberen
Randes noch - Blätter zu gewahren.
SüberreKef eon Neuwied. 125
Museims bei T^elken^Erkl. Ven.« Kl. III, Abth. 2, n.883^
and bei der rttmischen Bronse, welche der Graf Orti di Ma^
nara in der Schrift Antica Statuetta di Bron2o, Verona 16349
heraiisg^egeben hat, vgl. Cai'edoni im Bullet d. Inst, arch.,
1835, p. 13 CIL, wenn überhaupt hier der ariete che porta
un Genielto alato avente uella sinisira un grappolo d'uva,
als Mercursattribut veranschlagt werden darf ^^)« Sonst ist
es, so wenig es beachtet zu sein scheint, doch bemerkens-
werth, wie sehr auf den Bildwerken aus den Hauptlftndern
des classiscben Runstbetriebes der Ziegenbock gegen den
Widder als Attribut des Hermes oder Mercurius ssurttektritt,
während es sich in Betreff der Länder nördlich vom mit(el^
Iftndischen Meere und den Alpen, welche unter dem Ein-
15) Den Genietlo alato wird man wohl für einen Amor halten wol-
len. An diesen denken wir auch zunächst bei dem geflügelten
Knäbohen, welches Merour in einer Reliefdarstellang des Maxi-
nulians-Museams zn Augsburg auf dem mit der linken Hand
und dem linken Vorderarm getragenen Beutel sitzen hat. Amor
galt ja auch als Sohn des Mercurius, vgl. Cicero de Nat Deor.
III, 23. Doch drängt sich hier auch der Qedanke an Plutos
auf, wegen des Sitzens des Kleinen auf dem Beutel; ein Ge-
danke, der selbst in Betreff des Genietto alato auf dem Widder
nicht schlechthin abzuweisen ist, zumal wenn man glaubt ver-
anschlagen zu dürfen, dass naeh Hygin. Poet, astron. II, 4 Plu-
tos' Bruder Philomelos hiess. Auf dem in unserer Anm. 8 an-
geführten Relief des Bonner Museums finden wir bei Mercurius
einen geflügelten Knaben mit dem Gaduceus des Gottes und bei
Fortuna einen wohl auch geflügelten mit dem Füllhorn der Göttin.
Dieser ist sioherlich als Plutos zu fassen; jener aller Wahrschein-
lichkeit nach als Amor. lieber die Bildung^weise und die
Attribute des Plutos: Schulz Ann. d. Inst. XI, p. 125, und be-
sonders Stephani Compte-Rendu de la Comm. imp. arch. pour
TA. 1859, p. 106 fl. Die Bildwerke, welche ich in den Denkm.
d. a. K. Text zu II, 8, 99, a, auf Triptolemos als Knaben be-
zogen habe, gehen vielmehr den Plutos an.
Silbmr^Uef eon Neuwied,
Aiisse RöniBcher Ciiltur stehen^ g^nx anders «eririüt, Ja
namentlich in den romanisirtea Germanien gerade daa 6<w
gentheil statthat.
Es wird nfl<s5Heh sein, 4afür die Belege, weldie ekea
snir Hand sind) tietzubringen. Auf Mdnsen und selbst ani
solchen, die nu» spaterer, Rlimisclier Zeit itanmen^ findet
sich äusserst Weniges, was bieher geiiart. Möglicbi da«» sieh
der Ziegenbock auf Mftnzen von Aenos, vgL z. B. Peileria
Red. de Med. T. I, |rf. XXXill n. 10 u. 11 und Combe VeL
Popul. et Reg. Noni. Mus. Britann. pl. IV, n. 6, aacfa Co*
fliitis Pembroch. Kum. ant. P. II, t. III. f. 5 (Bocbskopf im
Felde neben der auf de« Throae stehenden Hernie) auf dfm
dort besonders verehrten Hermes bezieht. Auf einem Sock
sitzend zeigt den Hermes die Münze von Himera bei Torre-
mnzza Sic. Num. t* 35, fig. 9 (Mionnet Descr. de Med. T. I,
f. 240, n. 264) i«).
Noch seltener erscheiat der Bock als Attribut des Her-
mes oder Mercurius auf Werken aus anderen Gattungen der
Runstübung. Wir wenigstens kennen nur noch folgende, meist
in Italien gefundene: die von Mainardi im Bull. d. Inst. areb.
18iltp.l37 besprochene Bronzegruppe, die Reliefdarsteflung
an dem Capitolinischen sogenannten Puteal Denkm. d. a. K. II,
18, 197, die Reliefdarstellung auf der Thonlampe in Mus. Pas-
serii Lucern. fict. T. I, t CII, die Gemmendarstelluug bei Malier
Mus. Thorvaldsen III, 8, ii. 308, und, alle« Anschein nach, die
bei GorlaeusDaclyl. II, n. 469, und danach bei Monifaucona. a. 0.
16) Auch auf der unter Diadumenianus geprägten MuH«« ^on Aegae
in Gilicien bei Haym. Thes. Brit. H, t. 4$, iig. 7 (Mionnek
Suppl. VII, p. 160, n. 47) Ändet eioh eine Ziege l>ei Hermes.
Dieselbe kommt aber auF einer anderen unter demselben Kaiser
geschlagenen Mtinze desselben Ortes bei H^akles ror, vgl.
Mionnet a. a. O. n. 48. Daher dürfte sie den Hermes nicht
angehen, sondern als Namenssymbal der Stadt bu Aussen sein,
wie auch auf anderen MUnzen dieser.
SäberreUef foon fltumied. 127
T. i, pL 73, m. r ^^). Dag:egeii trUi uns der Bock als Mer.
ouriiisattrHMit, abgeeehen ?oo dem jcdenfiills auch aus 4tm
17> Alif diesem Steine, deesen Herlranft niohi aogegebea ist, findet
flieh unter den Attributen des Merourius aach ein Schwein od«:
ein Eber, ein Thier, welches dem Metcoxius zu Rom geopfert
warde und diesseits der Alpen bei Darstellungen des Gottes
gefunden ist (Hucber in Cartier's und de la Saussaye's Boy.
numism., 1850, p. 170). — Wie auf dem Capitolin-Puteal Her-
• mos einen Bock nach sich zieht, wohl nicht als Heerdengott,
Bondem als Opferherold (obgleich Roulez a. a. O. p. 87, A. 4
der «ntgegengeseti^ten Ansicht Ist), eo Ist er daseelbe zu thun
im Begriff in der Opfeffdarstellnng an der bemalten Vase In
Millln's Feint, de Vases I, pl. 51) oder Guigniaut's Kelig. de
TAnUq. pl. CVl, n. 422, oder Lenormant's u, de Witte's £1.
o6ramogr. T. 111, pL 88. Die von Hasche a. a. O. T. 111, P. I,
p. 544, unten, ycrzeichnete Münze Antonin^s des Frommen, auf
welcher es sich um das Herbeiführen eines Widders oder Bockes
duFch Mercur handeln soll, muss ich genauerer Prüfung anheim-
stellen. Anf dem in den Denkm. d. a. K. IT, 30, 837 abbild-
iloh mitgetheüten Vasenbilde hat man die Da^-sleUang eines
Beoksopfers an Mercurius angenommm; ygl. jedoch unseren
Text. — Man konnte auf den Gedanken yerfallen, dass die
Ziege neben den verschlungenen Händen auf dem Petersburger
Sardonyx, welchen Stephan! Oompte-Rendu pour l'A. 18G1,
p. 112, bespricht, als Symbol des Mercur zu fassen sein solle
(freilieh nur, wenn es erlaubt ist, einen Bock anzunehmen).
Dooh läest eieh noch eine andere Erklärung geben, nämlieh die,
dase dia Ziege »das fröhliche Gedeihen, welches die natürliche
. Folge von Friede und Eintracht ist", für den Bereich ^er Vieh-
sucht ebenso andeuten solle, wie, nach Stephanies richtiger Auf-
fassung (S. 111) Kornähren und Mohnstengel für den des
Ackerbaues. Mit der Deutung dieses ausgezeichnet kundigen
Archäologen kann ich mich noch weniger befreunden als mit
der des Hahns neben den verschlungenen Händen auf ein paar
geschn. Steinen, welche unmittelbar vorher, S. 111 fl., aufge-
stellt ist. Durch Hahn und Hände wird entweder angedeutet,
dass die £intraoht aus dem Streite hervorgegangen ist, oder der
128 SiWerrMef von Neuwied.
jetsig;ea Frankreich stainneadeii Bildwerk hei HontfaiiGon
SuppK au Livre de l'Ant. expL, pl. apr^ la XXXVll, d. 5,
zwei oder drei Male entg^egen auf AUerthümern, welche in
der Bourgogne gefunden sind, nämlich auf fcn beiden ein-
ander in Betreff der bildlichen Darstellung so ähnlichen sil-
bernen Löffeln, welche Montfaucon Ant. expl. T; I, pl. 72, n. 3
u. 4 in Abbildung miCgetheilt hat, und auf dem jetzt in Lyon
aufbewahrten Steinrelief, welches Comarmond Descript. du
Mus. lapidaire de la Ville de Lyon pl. 7, u. 438 u. p. g8 ftL
und Boissieu Inscr. ant de Lyon p. 13 u. 14 herausgegeben
und besprochen haben. Noch viel bäuiger aber finden wir
den Bock neben dem Mercurius auf Bildwerken, welche dem
Boden des südwestlichen Deutsehlands entstammen, sodass
man wohl sagen darf, der Bock erscheine hier als das dem
Gotte am häufigsten beigegebene Thierattribut, da er viel
öfter als die Schildkröte und selbst noch mehr als der Hahn
vorkommt Aliein die Grossherzogliche Sammlung vater-
ländischer Alterthtimer zu Karlsruhe enthält in der Abtheilung
der monumentalen Alterthümer drei Beispiele, nach der Be-
schreibung derselben von Dr. W. Fröhner, Rarlsr. 1860,
n. 36, b, n. 89 u. n. 92. Eine gleiche Anzahl von einschlä-
gigen Steinreliefdarstellungen, die, im Würtembergischen ge-
funden, jetzt in der Sammlung zu Stuttgart aufbewahrt wer-
den, ist abgebildet zu Sam. Chr. Wagencr\s Handb. der vor-
zügK in Deutschland entd. Alterth. aus heidn. Zeit, Taf. 76,
tt. 751, T; 117, n. 1159, T. 119, n. 1175. Weiter lernen
wir auch durch M. Metzger ,,die Rom. Steindenkmäler u. s. w.
im Maximilians-Museum zu Augsburg^ drei Monumente ken-
nen, welche den Bock neben Mercur zeigen und zwar zwei
Rundwerke und ein Relief aus Stein, vgl. S. 18, n. IX, S. 22,
n. XllI, S. 24, n* XVIIl. Von diesen aus dem jetzigen Frank-
Hahn ist Stellvertreter des Hermes, wie ja öfter das heilige
Thier als Symbol der Gottheit, welcher es geheiligt ist, erscheint.
aObmfrtHef ium NmwM. 129
nMi and DeulMhla«d stamieiideii AUothiaeni enthalten
fie beiden sHbernen LUffel an Thierattribolen Merenr's
naeb den Habn und die Sdiildkrilte; da« BiUweriL in Mont.
fancott'« Snffi* a. a. 0. (sidier) «und das bei Wagener
Taf. m» n. 7*1 abgebildete Relief (wie es sdieint) noeh den
Hahn; ebenea die Henwnente bei Metoger S. 18*fl. n. IX,
Xni n« XVIIL Auf dem Monnmeote bei Wagener Taf. 51 ,
n«53] findet sieh nur der Hahn; auf dem bei Metager S. SO,
ni XII nur der Hahn und die SehiMkrMe ^^).
Die Beziehung des Beetees auf aHca diesen BiidweriLen
anlangend^ sa darf man wehl annahmen, dass er nicht im Sinne
allerer Symbalik, saadem n«r als Attribut des Heerden- und
Weide-^GkatteSy des Opferberold'«, endlich etwa auch als OpfBr-
thier des Gattes za fassen ist Auf der Lampe bei Passeri
ist ausser dem Backe aeben Mercur auch ein Hund darge-
sinlll, den wir in diesem Falle am liebsten als Hirtenhund
betrachtend^). Unter den Monumenten au Karlsruhe sind
18) Dam die Sohildkr5te cmd ga&z besonders der Hahn bei den
in Gallien gefundenen Darsteilungen öfters Torkommen, bemerkt
. Haolxer a. a. O. p. 172, indem er sieh für die Schildkröte auf
Dom Martinas llelig. des Gaulois T. I, p.. 44,2 u. 458 beruft (ein
Werk, welches mir nicht zur Hand ist).
19) Der Hund, ein bisher zu wenig berücksichtigtes Attribut des
Mercur, welches sich yereinzelt auf Griechischen Vasenbildern
und nicht yiel häufiger auf Römischen Bildwerken findet, kann
mehrfache Beziehungen haben, unter denen wir die oben an-
gegelTisne und die, nach welcher er dem das Haus hütenden
Gotte angehört, als die zunächst zu berückrichtigenden aner.
kennen,, während wir die von Gerhard Auserl. Vasenb. lU,
S. 59 fl., zu Taf. CLXXI, geäusserte Ansicht, dass er bei Her-
mes als chthonisohes Symbol zu fassen sei, durchaus nicht gel-
ten lassen können. In einer jener beiden Beziehungen erscheint
^r sicherlich auf dem Karneol des Haager Cabinets, welchen
J. C. de Jonge Notipe sur le Gab. d. M^d. et d. Pierr. grav. de
S. Maj. le Boi des Pays-Bas p. 145, n. 16 beschreibt C^Mercure
9
ISO mmff^diefmon NmnOsd.
0«d, a«f dcMB nacb Vwdhmm^m Aagaht aar tkä BmUi^
neben Hercor dam^eslellt iet Datei dealU auui daeh w«*!
ffunachet an dea Back als O^ieHhier des Oatta, lAü^tMii
aadii dtr CMaake an dea Opieter nieht anagaeaHoAMB ifl.
IMber dea Giebalfelde dtr mü «kaviaadta gmehmAtm
BaulichkeH^ innerhalb denn Mevcar ateht, n^ewatat man auf
jeder der beidra Seilen einen Seegniffen. Man hat MeJDr»
eacbe bei der Anabme einer Baaü|^hkait aolebar ak Aia-
belschrauck dienenden Fifwnen auf bildlichen DaaiAeteigaa
▼on Baalichkiettai ans s^erar Seit ndglichat bebnliam n
sein, wie ich schaa bei anderer 43elegenbett kanaHdit baba,
vgl. CMhard'a Denfan. n. Horech., IHA, S* 1&& iL in, dem
Tcrlieg^nden FaUe wird es Bnawiachen erlaabt aeint daa^CMaa-
kea an eine Beaiehimg dea Seegreifea aaf die OcMbjsJt, an deren
Heiligthwn er dargestellt ist, Raaai au geben. Mm hat ^
Meimmg auageai^D^n, dass Heerwesen wie die Bijipekaai-
pen Mercur's Eigensobaft alsPsychopiimfes afidentetea (Hacker
in der Rar. num. Franc, a. a. 0. p. 169). Diese Dentnag
kdnnen wir fttr den vHirUegenden FaU mit ncbltti geilen
lassen, nicht etwa dedialb^ weil ^dem Rannschen Mercurins
das Amt des xl/vxonofinbg gar nicht jsukomfflt^(Melager a. a. O.
S. 30)/ sondern weil Ihre ZulAssigkeit überhaupt nicht nach-
asBiB, ar^o ses Attributs; pr^s de Idun «t>q et üb chien^). Üeber die
Bedeutung des Huftdes auf der Münze des Gairienue, auf welcher
man Merour mit dSesen Attribute «fiter der TJmaefirift Dona Aug.
dargestellt findet COoben Mid. iinp. T. IV, p. 3e&, n. 115) fin-
det sieh eine beachtenswerthe Ansiclst bei Rasefae a. «. O. T. 11,
P. t, p. 4M. Kaoh dersetben ist der Hund aus det Aegypti-
sehen Mythologie zu erklSre&> Die in Aegypten geprägten Mün-
zen, welche den Hund neben dem Mereur eefgen (Rasehe T. I,
p. 814, T. III, P. 1, p. 644 fl.) sind ebensowohl als die aegyp-
tisirende Gemme in den Denkm. d. a. Kunst If, ^, 806, e, von
den re!n Orieohlsehen oder Rdmisehen M<mumenten behutsam
zQ scheiden.
SilbßrrMef oo» Nmvlki. 181
wdflkar iift, VfthvMMl Mdenmtüs fesMeIrt, 4m» jem Wesen
«i» Attrfbete (io Merevvkit Cenaem^or grifen, «odswar —
«res besoadeis 6eadi(t6iiewefftk ~ «Inrtii Rtaiiscbe Kaiser-
«temiy weiehe «efefttr ilmsdbee 2eil angdkereo« in wekke
mDi4ie iUibeil unseres SiftcnrcHsfs setoesi m jefissee glaH-
Jm. RMebe fohrl a. a*. 0/T.illI,.Pi I« ^ SM NtteeeD to
iSallieiMs an, anf wekhen sich mier de« Umsekrift MBRCVRIO
4I9NS« AVO« folgende drei Typen finden : 1) MonsIriHn ma^
rininn nnterieri parte eqnusi, pnsterferi piscem exUbens, 2)
^ries inavinna Aegirptiacns cuni eernibua instar CapricomI
«etroflexisy ^) Brians nKtfinua capite lestrato. Den zweiten
Vfpiß findet nmn nach Te«aeiebnet bei Collen WMd. imp^r.
T» IV, P.M8, n. WS (^B«Uer marin«)« Vau demselben Oal^
lienus giebt es auch. Mtinaen, wekbe unier der Umschrift
NEPTVNO CONS. AVG. eineu Hippokampen oder den Ca-
prioomiit neigen, f^ Hasehe a. a. 0. T. III P. I, p. 1330 fl.
und Cohen a. a. 0. p. 393 fl., n. 366 u. 367. Ein Exemplar
mit dem Hippokampen abgebildet bei Sabatier Iconogr. de
cinq-raille M^d., Rom. imp., pI. LXXV, n. 26» Auch von
dem alteren Tetricus verzeichnet Rasche a. a« 0. p. 1232
Münzen mit jener Umschrift und dem Hippokampen. Wenn
nun auch Rasche a. a. 0. p. 1231 fl., nachdem er bemerkt
hat: Copiosi sunt numi, qui varios deos deasque CONSerro-
tares AVGusü Gallieni adpellant u. s. w., fortfahrt: in bis
deorum conservatorum numis proponitur semper aut deus ipse
ant eius loco animal aliquod ipsi sacrum, so scheinen uns
doch die obigen Meerwesen keinesweges als allgemeine Attri-
bute der beiden betreffenden Gottheiten, sondern als in spe-
cieller Beziehung auf ihre Eigenschaft als Conservatores
stehend betrachtet werden zu müssen. Woher kennt man
jene von Rasche selbst als bei dem Mercurius Conservator
yorkommend bezeichneten Meerwesen (unter denen gerade der
ihm bekanntermaassen zustehende Capricornus nicht ist) als
Attribute des Mercurius ? Wie kommt es, dass dem Mercurius
132 aUberreKef f>on Neumied.
und dem Neptunus als CoDserratores «in Theil dieselben
Monstra, dass jenem gjade Meerwesen nustehea f Wie will
man es erlLlären, dass dem Neptouus als Consenrator grafc
das Meergescliöpf, welches bei ihm dberhmipt und besonders
anch auf den RiVmischen Eaisermanssen als haoptsachlicfasles
Attribut gefunden wird, der Ddlphin, nicht zogeeig^net ge-
funden wird ? Dazu halte man noch den Umstand, dass der
dem Neplunus als Conservator gegebene Capricornus aner-
kanntermaassea in dar Kaiserzeit eine Bedeutung hat, welche
ihn sehr wohl als specielles Attribut des Conserrator ge-
eignet erscheinen lasst. Sollte nieht der f,eqikm marinin
capite. rostrato^ ein Seegreif sein f Jedenfalls darf dieser
ebensowohl als der Hippokamp und der Seewidder als Attri-
but des Mercurius Conservator gelten.
Oöttingen.
FriedHeli Wieneler«
Die obiie das Fnssgestell ca. 9, 16 M. höbe Erastatuetle der
Niaeirva, ?ra welcher die Tafel IV. eine dreifache Ansicht
Uetety wurde im Jahre 1857 bei Niederbiber unweit Neu-
wied, und zwar innerhalb der Grundmauern des dortigen rö-
naschen Castellum unter OaMtanden gefunden, auf welche
nurflcksukomnien sein wird. Das Fussgestell, auf welchem
das Pigürchen ursprünglich angeliVthet war und nun mit
Schrauben befestigt ist, fand sich von demselben getrennt,
aber in unmittelbarer Nähe und gehört ohne Zweifel dazu.
GMch nach dem durch einen Tagelöhner gemachten Funde
kam das Monument in den Besitz des Herrn Ludovici in
Attbach bei Neuwied, welcher dasselbe durch den Modelleur
Weigelt auf der Sayner Hätte von der anhaftenden Erde
reinigen, auf dem Fussgestell befestigen, und ihm Schild und
Speer ergänzen Hess.
Auf dem Haupte trägt diese kleine Minerva den hohen
Visirbelm, dessen mit aufrecht stehenden Federn geschmäckten
Busch eine geflngeUe Sphinx stützt. Das ziemlich reiche
Haar ist seitwärts in einfacher Weise zurückgestrichen und
hinten in einen kurzen, spitz auslaufenden Zopf zusammen-
genommen. Brust und Schultern bedeckt die Aegis, welche
vorn mit dem Medusenbaupte und am Rande mit vier ziem-
lich dicken Schlangen verziert, fiber den Busen im Oebrigen
glatt ist, während wir deren hinter dem Nacken zurückflat-
134 Minereenstatuette van Niederbiber.
ternden sphärisch-dreieckig^en Zipfel glatt umsäaiBt, auf seiner
Fläche mit Schuppen bedeckt, und an seinem Ende mit einem
runden Knopf oder einer Kugel verziert finden. Die Beklei-
dung besteht in einem ärmellosen und ungegürteten Chiton
von dünnem, fein faltendem Stoff, ier bis beinahe auf die
Enkel herabgeht, und aus einem Himation, ebenfalls von leich-
tem Stoff, welches, doppelt aber den linken Arm geworfen
und rechts tiefer herabfallend, den ganzen OberkiVrper frei
iässt, und den Uoterfcllrper von der Gegend der Scham bis
unter das Knie mit einer doppelten Reihe von Falten umgiebt,
welche wie vom Zuge der Luft banscMg gebMht ersehenen,
während der über den linken Arm geworfene S^fel htnier
dem Figflrehen weit zurückflattert. Die mrlieh' geselTten
FAsse sind gänzlich unbekleidet, das niedliche Kftpfdien hat '
den Ausdruck ruhig auikierksaiiien Hlnmisbliekens 'in mO»^
sige Ferne.
Sehr eigenAümKefa mu) leichter m söhn, als pftds 0ir
beschreiben ist die Bewegung ätw kleinen Figtir. Es ist «ki
zierliches, Idchtes und- wiegendes Biiihtrselireltea in einem
sehwebenden Rhythmus, welcher sich sowohl in dem Ansetsen
der Füsse, wie in dem Vordrängen der reohten - Hüftyavtie^
der Bbltung des rechten Armes ond^derj^nigen dee gariz ge^
linde vot^fstreckten Halses ausspricht, an sieb sehr gehalten
und massig, und nur durch die Behandlnng der bansehendtn
Falten und flatternden Zipfel zum Eindruck etwaa grösserer
Lebhaftigkeit gesteigert, sofem man nämlleb annehme» darf,
dasa der Künstler dies Blähen der Falten und Flaltem der
Zipfel moht von einem von der Bewegung der Fignr imal^
häJKgigen Luftzug, sondern von einenk durch ihr VorsebreÜMi
wenipiena mit bedingten Gegenznge der Luft hat ableiten
wolleiu Verstehe ich diese eigenthümlieiie und im Beveiebe
der Antike schwerlich noch einmal aachweisbave Bewegung
richtig, so hat der Künstler seine Oottin naehl sewohl als
Känpferin unmittelhar einem Clegner gegenllber gedacht, als
Mim^'V^ntMuMe edü Nimkrbibef'4 135
vMadMriiofeüwt eiaerg^wiiMn YotsiAiuaktoä und ehtn im
Bflgifftf die Waffe weiter zu etiiebeii mid 8« rssdierer Yowheurt"
gaftfOiler warn Angriffe sclbsl auf den Fidlekhi an tiberraiciiea^
An fWttd ttfcermgelia« Dabei awdit lie naf nifih den Eindmek,
ida a0i eie akht allein gedieht^ sendern alsFühreriu einer
Sehaat, der lie eben das Signal aan Starmbaf geben will.
4Mer aber, ea ktaate die Göttin ak Zuscbaaerin fremder
Uunpfe oad im Begriff^ aeUwt etazuiahreiten, ihre Bewegnng
alea.alf )eae halb uawiHUf lie&e gedackt werden, wekhe die
geietiga Tbeilaalime an der Handlung eines Andern ber^
varmfi. Diener an ebb schwebende Momettt, diese Ueber«*
gaagniUaatiaa^ ea sei die eine oder die andere der aagedeu^
taten, sriieini mir in der Stalaelte Mit Gesefaick nrf Fefaiheit
8Mif editckt an sein, nnd wer meiner Auffassung folgt, der
wtoi ohne Sweifet gestehn müssen, daai dies kleine Werk
in Air Reibe der auf uns gekonmenen Darstellungen der
Albena,^ awiseittn den nicht sellenen der selbstindig kam«-
fliaden Fromachap und denen dar ibre Helden schütr^endm
nad dediendea Göttin, welehe wir a. B. ans der westlichen
asginetiseben CKebeigminpr kennen, anlten innc stehend^),
eine nicht naintoressäUite Stelfamg einnimmt, vorausgesetzt
nUaUeh, *-* iMSS wir dasseUm für echt antik hauen
Gegen diese Voraussetzung aber kann ich nicht umhin,
die stärksten Zweifel zu hegen, welche sich auch dadurch
ücfct b^seiügeni lassen wallen, dass eineiiseits jeder. Gedanke
am ^ne abslekUiehe Päisehung der neueren Zeit van vorn
1) Jn ülnliolier SttaAÜoii, nur lebhafter bewegt seigen die Göttin
athenische Mtfnstypen wie dfe In Müller- Wleselers Denkm. d. a.
Rtinftt 2. Ho. 314 a and 216 b Abgebildeten, mit welehem letz.
tenn doh die Statucf im Vaticaii, abgebe bei darao, MusSe
d. aeo^. TOl; 8. pl. 669 Hb. 865 und ötwa die eapitoUnische
das. J>1. 468 A Ifo. 8^6 » YergldoheA läsit.
186 Minereensiaiueite üom lWM«rMfcer.
herein ausgescUassen ist^ und dass man andereiiscsüs (Mi
gänzlich ausser Stande sieht, avch nur conjectwal nadiMi«
weisen, wie eine Arbeit der Renaissance, und zwmt der SpÜ-
renaissance, wofür ich das Pigiirchen halte, an den Ort und
in die Lage gekommen sein soll, in welcher ü/t Statuette
gefunden worden ist. — Der Fundort ist nämlich, wie ge-
sagt, innerhalb der Rinffnanern des römischen Castelb v«ü
Niederbiber; hier lag sie, gemäss dem Berichte des hitobst^
ehrenwerthen Herrn Besitzers ^), etwa 3 Fuss unter der Ober-
fläche des Bodens unter Schutt und OerdU im Bansanfc mit
einer dicken und harten Kruste von Erde überzogen. Noch
mehr; zu derselben Züi und nidit weit von der Statmtte^
ebenfalls innerhalb de^ Lagerwalls wurde eine> nach dem
Urteil derjenigen, welche sie gesehn, unzweifelhaft eebte
römische Büste gefunden, und in früherer Zeit die ganze-
Fülle römischer Anticaglien, welche bei Dorow mitgeth^ilt
sind, und unter denen ich kaum ein IMück als unecht aat«
zweifeln möchte'). Wie nun in diese Lage, in diese stille
Gegend, wo, unseres Wissens, weder Kunsthandel noch Lidk*
haberei den Betrug auffordern, wo eine spätere gesellschaft-
liche Ent Wickelung, welche das Zurücklassen von Spuren des
Luxus aus dem 16. Jahrhundert erklärlich machen würde,
für jetzt wenigstens nicht nachgewiesen ist % eine Statuette
2) In einem mir vorliegenden Briefe an den Vorstand des Vercdiä;
3) Dennoch möchte ich Kenner , welohe Gelegenheit haben das
Museum in Neuwied zu untersuchen wohl bitten, sich folgende
Stücke etwas genauer anzusehn: Dorow, Taf. 19, Fig. 5, Taf. 18,
Fig. 24, Taf. 16, Fig. 6 a, 7 und besondecs daselbst Fig. 12.
4) Vergl. indessen die Nachrichten von diversen Edelhöfen in der
Umgegend bei v* Stramberg, Rhein. Antiquarius HI. 3. S. 648 ff.
Ist wirklich das „Burghaus derer von Heddesdoff ummauert
gewesen, wie v. Str. S. 650 schHesst, ist in jener Gegend wirklich
wie es daselbst helsst eine Glocke ausgegraben worden, welohe
Mineteen$iaiuette tön Niedetbiber. 137
am eben Aeser Zelt oder vielleicht einer noch spftteren drei
PuM^) unter den Boden mitten unter zahlreiche römische
Reste hat kommen können, dies erscheint in der Tbat so un •
erklärlich, dass davor die Zweifel an der antiken Echtheit
fast unberechtigt und grillenhaft scheinen mttssea. Und den-
noch kaiin ich sie nicht aufgeben, und ich darf an diesem
Orte wohl anführen, dass auch drei feine Kenner theils der
Renaissancekunst, theils dieser und der antiken, welche ich
ohne ihre ausdrückliche Zustimmung hier namhaft zu machen
kein Recht habe, nach Prüfung des Originals sich mit meiner
Ueberzeugung übereinstimmend ausgesprochen haben«
Bei einem blossen allgemeinen Votum darf hier aber eben
so wenig stebn geblieben werden, wie bei einer blossen Beru-
fting auf den Gesammteindruck der Figur; denn nicht allein
lässt sich durch eine solche oder durch das Hervorheben ein-
zelner Merkmale keine Ueberzeugung bei Andern bewirken,
sondern man würde dadurch dem kleinen Monument ein In-
teresse entziehn, welches ihm möglicherweise über seine son-
stige Bi^deutung an sich verliehen werden kann, wenn man
es zum Anknüpfungspunkte einer eingebenden Discussion der
Kriterien der Renaissance gegenüber der Spatantike macht
Denn mit vollem Rechte hat ebenfalls ein Kenner in 'Bezie-
hung auf einige von mir flüchtig hingeworfene Gründe mei-
ner Ansicht geäussert, es gebe einen römisch» »Zopf^ so
gut wie einen modernen, ^nd die angegebenen Merkmale
seien eben solche von jenero^ nicht von diesem. Idi will
pBamt dem Namen der Maria die Jahrzahl 1057 tragen'' soll,
und was dergleichen mehr daselhst zu lesen ist^ so mag die
Hoffnung nicht ganz aufzugeben sein^ durch genauere Nachfor-
schungen die Herkunft moderner Kunstwerke in dieser Gegend
aufzudecken.
5) Mit dieser Angabe braucht man es wohl, ohne irgend Jemandem
s« nahe zu treieor nicht so genau zu nehmen« .
138 Mm$ti9mUalueUe wn Ni$derta^^
dMkalb die Grinde, die neitten Zweifel be^tiomen in Eih^
sdaeii und si> darlegen, das» aidi an dieselben eine enige*-
gengesetsteArgfumeiitalion anknüpfen Itlmt* Mag derenadiUeie«
liebes Besnltat ansfaUen .wie es will, in jedem Falle wird die
Enlacheiduni; der SachveritJlndigeji nnd die ans ibr «i sdK^fi-
fende Belebrang ven mehr als gewöbnüchen Interesse sein*
Beror ich jedoch in da» JBiozekie der Formen eingebe^ miisa*
idi mit allem Naehdrnek auf das hinweisett, was auf jeden'
Kenner sefort beim ersten Anblick der Figur den Sindruek
der Modernität mäeht ; das ist die gesammte Baltni^ und
Bewegung, dies eigentbfimlicbe Schweben und Wiegen im
Sdnritt, £es Vordrängen der rechten Hafty^fie« Wo wäre
dergleichen im ganzen Bereiche der antiken Kunst nackweis-
bar^ es sei bei mliig stehenden oder bei scbreitendeo Figuren ?
Mir ist auch mcht ein einziges vergleichbares Beitel be-^
kannt« . Man vergleiche, um sich des tiefen Uuteradiißdes in
der Auffassung und Darstellung der Bewegung bewusgt au
werden, iie sttmmdichen in Claracs Nus^e de seulflure im
3. Bande von Taf. 4&7—473^) mitgetheilten Statuen dfr
Athene als die zunächst zur Vergleidlung auffordernden; wie
ganz anders fest, solide m^hte ich sagen, stehn und gehn
diese Antiken! Will man aber Parallelen zu der Haltung und
Bewegung unserer Statuette sehn, so durchblättere man ia
demselben Bande Claracs die der modernen frauMaischoA.
KiHMt gewidmeten Tafeln 359— -394^ und beachte daiselkst
z« B. 901. Nu« 2&t2^ 9613y 8614, um von 2ß09 m schweigen,
oder 363 alle vier Nummern, ebenso 365, No. 2652, 2653,
selbst die sitzenden Figuren 365, No. 2658 und 367,
No. 2656. Das sind in der Tbat Analogien, welche zeigen,
wie beliebt, offenbar wegen eines mannigfacheren Contours
und eines grösseren Gegensatzes der tragenden und getra-
6) Taf. 462 D. Na. 842 o. wird kein Kundiger als antik aehmen.
KOrpcrha(fle dits Kokette tidh Wiefeii mil Drek^n in
Ate flüfften in der nederneii Kunst ist« Sei es mir Btdan«
ertmibt, oktie auf diesen Punkt ein enlsdieidendes Gewicht ie»
gen ztt wollen, auf das Verhaltniss des Taitlemnnfangs n»
denjenigen der Hüften kri unserer Statuette aufmia'ksam m
naelNni. Auok Hv diese Proportien kenne ieh in antifcer
Ktmst irgend einer Zeit keine v^Mlige Analegie, md nickte
glauben« dass sie nur etneni solelien Künstler normal encfcei-
nen kennte, der an den Anblick irgeadwicr gescbnttrter weib*
lieker Körper gewohnt wmt, nm Kindesbetnen an irogeschatrta
aller in der Natur nicht kannte. Aeconinodirt hat er «ch offen«
bar in der Wahl seiner Prspartionen antiken Mastern, aber
uflbeAngea gefolgt ist er ihneii nicht.
Die Biteelbetraehtung des mit den Zeichen der Unecht**
heit Bdiafteten wollen wir von oben her beginnen*
1« Ber Helnu Volikonmen unantik in Ganaeo wie in
allen Binzelh^en^ die sich an ihn nntenebeidett lassen 1
Die aiäiken Heine haben verscbiedeiie Formen, aber eine
solche ist nir nienals vorgekonnen; diese Heinforn, neiae'
ich, konnte nur ein Künstler nacken, der antike Helan iat
Kunstwerken angesebn hatte, ohne au wissen, um waa e»
sidi bei dei»elben bandelt* Denn was der Mann hat dar^
stdiea wollen, das sidit nan gana dentlioh, eineii sg. hobeur
karintlMchieu Visiriielni nilnilidi, wie ihn, um von Hatiderten
vi>n Beispielen awet oder drei au nennen, die Jeder befaen
irerglaiehen kam, die albanische AtheaebUste in München ''),
die veHetrisdie Athenestatae ^) und die Atkeoefotlste des Prin-
&m Clail von Preusseu^) tragt; aber wie er diesen Hein
misverstanden hat ist nicht minder klar. Bekanntlich besteht
7) Denkm. d.a. Kunst 2. No. 198.
8) Daselbst Ko. 20*.
S") Dasolbst No. 198. a. Vgl. auMefdem noch Guhl und Koner,
Di»B lteb«n der Grieohen and Römer nach ant. Bildwerken dar-,
gestellt I. S. 259 f.
140 JffnerDefwtoltMfle wm Niedirbiber.
das Visir dieses Helmes aus swei elastischen Seitenslflekett
mit AussdiBitten für die Angen» «wischen denen eine grade
MetalbEunge als Deckung der Nase stdin hlieb. Im Kampfe
wurde dieser Helm, wie uns das aahlreiche Vasenbilder zei-
gen, so Aber den Kepf herabgedrtickt, dass die elastischen
Seitensiücke die Backen deckten, die erwähnte Metaltemge
sich auf den Nasenrücken legte und die Anssehnitte den Dnrcb-
blick frei Jiessen ^^). Die zor Nasendeckung bestimmte He-
tallzunge und di6 Augenlöcher zusammen können nu» bei
diesen Helmen entfernt das Aussehn eines menschlichen Ge-
sichtes mit Nase und Augen gewinnen ; aber nie konnte es
einem Künstler, der wussie, um was es sich handelt, einfal-
len, diese Stücke als ein wirkliches Profil, wenn auch ein
sehr robes und hässliches zu gestalten, wie das der unsrige
gethan bat, und gewiss kommt dergleichen in unzweifelhaft
echten Kunstwerken nicht vor^^), wohl aber bei modernen
oder modern restaurirten antiken mehr als eiBmal,''so z« B.
bei der neapeler Atbenestatue bei Clarac. a. a. O. pl. 4i2 D.
868 D«, ahnlich bei der venetianer das. pl. 400. 854 u6d der-
jenigen in der Sammlung Carlisle das. pl. 462 B. 888 c. u. a.
— Am häufigsten ist der hohe Visirhelm ohne Busch, doch
kommt er auch mit einem solchen in yerschiedener Gestalt
vor, meistens besteht er aus Bosshaaren; Federn aber wie sie
unsere Statuette zeigt sind noch ein paar Mal, und zwar
besonders auch bei kleinen Bronzen nachweisbar, deren Echt-
heit zu bestreiten wenigstens zur Zeit die Mittel fehlen, so
in der pariser bei Clarac pl. 459. 849, der londoner aus den
Specimens of anc. sculpt. 2. 48 iu den Denkmälern d. a. Kunst
10) Vgl. Guhl und Koner a. a. O. Fig. 265. S. 261.
11) Wenn einzelne Gemmen, wie z* B. die Stosoh^sohen unter No.
186 und 187 (185 ist modern) das Visir und den Naokenschirm
bei Athenehelmen als voUständiges Gesicht (Sokrateskopf) aus-
gearbeitet zeigen, so ist das ein ganz anderer Fall..
IUner9m$takMe wn NMerbiber. 141
ft. M7 ^\ ier B«apeler da«. 810, endlicb der UeiBen Niner-
v^Bkttale von Niederbiber bei Dorow a. a. 0. Taf. 19 No. 5
8. 76, die freilicb wolil Bicht gans frei von Verdacht ist; ^*)
auch das pompejaner Wandgemälde in m. Oall. heroischer
Bildw. Taf. 15 No. 8. sowie dasjenige in den Denkm. d.
a. Knast 1. No. 4M lässt sich vergleichen, vielleicht selbst
4w Athenehekn in dem VasenbiMe Call. Taf. 80. No. 4, ebenso
die Oemme in den Denkm. d. a. Kunst 8. No. 814, obgleich
kh bei diesen beiden leisten Beispielen keine Gewahr aber-
«dimen mochte, dass die Helmbfische als aus Pedern beste-
hend gedacht sind* Ans dem Helmbusch lasst sich demnach
kdn Argument für die Modemitat unserer Statuette ableiten,
wohl aber ist die kleine Sphinx welche den Helmbusch
tvikgt wiederum gann und gar verdachtig; und 2war ihrer
seltsam geduckten und kriechenden Stellung wegen, die, ich
kann nrir nicht helfen, ich keinem antiken Künstler znmitrauen
wage. Als unbedingt unantik muss ich dann die vier wulst-
firmigen Ornamente der Helmkuppe und als eben so unantik
die halbaufgerollten Ohrenklappen oder Badcenlaschen —
man veraeihe mir, wenn ich den rechten Ausdruck nicht
inde, die antike Terminologie ist hier eben unanwendbar
vod auf die moderne verstehe ich mich nicht •— , welche von
12) Dieselbe wird in den Speoiment als unzweifelhaft antik beiraehiet
und auch O. MüUer und Wieseler haben sie nieht beanstandet;
loh muss aber doch bemerken, dass ich nicht von allen Zweifeln
frei bin, die ich freilich um so weniger zu begründen öder nur
näher zu prüfen vermag, da unserer Bibliothek der 2. Band der
Speoimens fehlt, ich also nicht einmal die grossere Abbildung
Torgleichen kann^
13) Der Helmbusch des florentiner Ares in der Gruppe Denkm. d. a.
Kunst 2. No. 290 ist mit dem ganzen Kopfe modern und ebenso
kehrt dieser ito^o; yon Federn statt Ton Rosshaar auch nooh in
andern Restaurationen wieder.
I^ Miner^^naaimite mm NiederbOßer.
imm DraaneDten ««n Beinrande hen^gdieiid an diesen
nach ansäen umbiegeB^ Wo der Künstler ilieie beiden Diftge
ber bat, das weiss ich nicht zu sagen, aus 4er Aatike aber
hai er sie nidit!
Seidel von den Sein. leb kann nun den Kofi der
Statuette nicht verlassen, ohne au gestehn, dass nur AUfih
das fiesicbtchett nicht so gau antik vorkonnmi will, abwsald
ich darauf kein Gewicht lege, und ohne weiter die beaclid«-
dene Frage hinaumfttgea, ob Aodere bei un^wetfelhaft a»*
tikev Kunstwerken einen solchen, starren und spitsi zirtaHfinn-
den Haarnopf kennen, wie ihn unsere Statuette xcigi? Die
antiken Ztpfe, die ich wrgMdmk konnte, sehn andmrs aus.
9. Die Aegis. Die Gestalt der Aegis in antifcest Man«-
raenten istr hekanpternasseii sehr nanntglaUig ; sie efsobänt
gross und klein, einfach und conpUcirt, bedeckt bald chiton-
artig den Oberkörper hinten so gut wie vom, bald wivi si^
wie ei« Schild oder ein Obergewand gebaudbabt und in
Kanpfe vorgebreitet, baM deckt sie panaarartig Bfupl und
Schultern, bald findet sie sich nur auf der Brust, und deckt
wiederum diese hier ga»«^' dort nur zun Theil, geht hier
scfcritge nach der iunen Seite, scbliosst sich d^rt verscUs^
dentlicb ausgeschüitten hauplisachlicb un det» Hats and wa^
dergleichen mehr ist. Auch der Aegis unserer Statuette fehlt
es in ihrer Grundform nicht an, wenn auch nur ungefähren,
elassisdien Analogien^ in tMnffitsnn es genügen wird, die
Statuen in den Denkmälern d. a. Kunst 2. No. IM* fr, 908,
211, 236 und bei Clarac pl. 458. 851 ä, 46f alle drei Num-
mern, 462. 861 und 862, 462 B. 860 a u. 888 a, 462 D. 888 d,
842 b, 463. 863 u. 864, 466. 872, 469. 888 u. 886, 470.
895 anzuführen, denen man noch manche weitere Statuen
sowohl wie Kunstwerke anderer Gattungen beifügen könnte.
Allein das sind, wie gesagt, nur entfernte Analogien, in de-
nen wir die antikfa Vorbilder unseren Künstlers, erkennen
mögen. Eins namentlich findal sich iuaHen diesen md den
490081 vMfgkielitareii Aegiden nicht, das JMian MÜhilleii muM,
Ich bmIm des irollkonNDen wie ein HemAoragen gestolteten
tffeberickliig des oberen Sannm. Nur gans entfernt fthnlieh
findet er sieb bei der dresdener Statue Clar. 4M. 80SI; wirk-
^ii^ einigermassen analog, aber aoeh nicht genan entspre-
chend, so viel ich habe finden können^ nur bei den nwei klei-
nen irannen in England, 4er schon citirten in den Specimens
of anc. seulptnre 2. pl. 48 (Denkm. d. a. Knnst S. 209^) und
Speeiniens 1. pl. IS (Ciarae. pK 471. Mf), für welche ich
bei der unglaublich grossen Zahl unechter Bronnesigilla die
Oewühr der Echtheit ohne Weiteres nicht tlbernehmen milchte.
Aber seien diese beiden Parallelbildwerke, wie es den Zeich*-
mmgen nach scheint, echt und nnrerdachtig, immerhin nnter-
sdieiden sich ihre Aegiden von derjenigen unserer Statuette
«och so fühlbar, dass ihre Analogie den Verdacht modemer
Nachahmmig bei dieser nicht ausschliesst. Man beachte die
nur hier vorfindliche geriefte Wulstuag des hemdkragenartigen
^eborsehfags und die seltsam mit den Schlangen eombinirten
Wulste des unteren Saumes. Man beachte ferner den Umstand,
dass die Aegis niiserer Statuette tiber den Bnsen glaU »nd
schuppenlos ist, während ihr hinterer Zipfel wohl ausgeprägte
-Schuppen eeigt. • Sollte das ein antiker Rttnstlf r gemacht
und so die zwei Itfoer den Schnltern beiinnlig auch noch n
unklarer Weise rerbuadenen Tbrile der Aegis als dHferenl,
als aus verschiedenen Stoffen bestehend gedacht und dargor-
Bfellt haben? Weiter, finden sich antike Faralleleu su
dem hinteren Zipfel mit seinen glatten, gleicbsam rerbräm-
len Sämnen und mit seiner Kugel oder seinem Knopf mn
End^ 9 Und wiederum, ist dies durdi die Bewegung, der Fi-
gur ganz unmotivirte ZurOckflattern dieses hinteren Zipfels,
das sich bei dem Zipfel und den falbelartigen vorderen Fal-
tenbanschen des Ohergewandes wiederholt, antik ? Es ist mir
unmöglich es dafür m halten /ja grade hier wie in den
Einzelheiten des Helmes tritt nach meiner Sinsiflht die
144 ,MmervenH(üuetie van Niedmrbibtr.
.HoderniUlt kraaa au Thgt. Auch das Medasenbaupl auf der
Aegis uoserer Statuette möchte, ich näherer Prüfuag em^ebl«,
sintemaleii dasselbe mir weniger ein Medusenbaupi als tm
Li^wenbopf oder derart etwas Aebniieiits zu sein soheUit^^),
eine nissverstandeae Nachahmung geflügelter kleiner Me-
duseokdpfe, wie sie sich z. B. bei Clarac pl. 457. 845, 462 C.
902, 462 D. 842 b, 465. 875 u. 877, 467. 881 und sonst finden.
3. Die Gewandung* Die Gewandung unserer Statuette
giebt mancherlei Zweifeln und Bedenken Raum. Zuerst findet
man Anstoss daran, dass diese kleine Minenra, die doch ohne
allen Zweifel als die kriegerische Güttin, ja als die eben
activ in den Kampf eingreifende gedacht ist, ein doppeltes
Gewand trägt Richtig im Ganzen hat über die Gewandung
bei Athene schon 0. Müller in s. Handbuch § 370 geleihrt:
^die Modificationen dieser Gestalt hangen eng mit d^
Bekleidung zusammen. Athene hat nUmlicb erstens • « .
ein Bimation umgeworfen • • « Diese Athene hat stets
den Schild am Boden stehend oder ermangelt dessen ganz;
sie wird demgemftss als die siegreiche und ruhig herrschende
Gottin gedacht. Dieser entgegen stehn die Pallasbilder im
dorischen Chiton • • . aber ohne Himation, eine Tracht
die [allein] unmittelbar für den Kampf geeignet -ist, ssn des-
sen Behuf auch bei Homer das Obergewand, es sei Chlaena
oder Peplos, stets hinweggethan wird . • . Wo daher in
kleineren Kunstwerken Athene zum Kampf eilend oder
schon am Kampfe theilnefamend . • erscheint, hat sie im-
mer diese Bekleidung«^ Wohl kommt sie, wie auch Müller
selbst bemerkt, auch in friedlichen Situationen in derselben
vor, un^ dass Phidias' Parthenos, nur mit dem Chiton, nicht
14) Der Kopf auf der Aegis der kleinen Bronze Westmaoott, Denkm.
d. a. Kunst 2. No. 207 erscheint in dieser Zelohnang sehr älin-
lioh, ob auch in den grosseren in den Speoimens of ano. goolpi.
kann ich hier nicht oontroliren (s. Anm. 13.).
M%nert>en$iatueite von Niederbiber. 145
auch mit dem Himation bekleidet gewesen sei, habe ich au
einem andern Orte ^^) gezeigt ; das» aber eine kriegerische
Atheua oder Minerva von einem antiken Künstler mit einem
in alle Wege hinderlichen Obergewande dargestellt worden
i^rare ist mir wenigstens nicht bekannt. Weiter ist aber auch
die Art dieser Gewandung bei der Statuette von Niederbiber
auffallend und aiistössig, und zwar sowohl in Betreff ihrer
Form wie in ihrer künstlerischen Behandlung. Das Ober-
gewand habe ich in der Beschreibung des kleinen Werkes
Himation genannt, aber nur aus Nothbebelf, denn dass dies
. kein Himation sei ist gewiss. Es ist jedoch nicht allein kein
Himation, sondern ich muss bezweifeln, dass sich irgend ein
griechischer oder lateinischer Gewandname mit Recht auf
dasselbe wird anwenden lassen, wäihrend es mich stark an
die antik sein sollenden Mäntel erinnert, in welchen auf un-
serer modernen Bühne antike Personen auftreten.
Nicht minder bedenklich ist der Chiton oder sage man
die Tunica. Und zwar erstens wegen der mangelnden Gfir-
tung, die freilich bei Aphroditen und ihr anverwandten Ge-
stalten nicht selten grade so fehlt wie hier, die aber bei
Athene kaum ein Mal fehlen dürfte ^^). Zweitens ist die
Lange dieses Gewandes bedenklich, da Athenes Chiton ent-
15) In No. 8 meiner kunstgeschichtl. Analekten in der Zeitschrift
für die Alterthumswissenachaft v. 1857.
16) Man könnte die herculaner Athene b. Clarao pl. 459 No. 848
und etwa die Münze in den Denkmälern d. a. Kunst 2. No. 214 o.
anführen; allein ob bei jener Statue unter dem grossen Ueber-
fall der Diplois, oder wie man es nennen will, der Chiton wirk-
lich ungegörtet zu denken sei muss dahinstehn, und auf die Ge-
nauigkeit der Zeichnung einer Bronzemünze möchte ich ebenfalls
keine Schlüsse bauen. Dass die moderne Kunst derartig'e Ge-
wänder gemacht hat kann Clarac pl. 362. 2610 lehren, und dass
ein moderner Künstler ein an sich antikes Gewand unrichtig an-
gewendet hat darf nicht auffallen.
10
146 MimerveuAaiueUe to» HieäerbibiOr.
weder länger oder — mnd xwar ausrnhouir^ite, wie in ico
Denk», d.a. Kunst 3. No.816a «. 82#1>. ^ viel Mraer flu
sein pflegt. Die hier, wtmn ich mich nicht irre, den sieilieb
gesetjsten Füssen xa Liebe, gewüliUe Länge macht anf mich
dmrchaus den Eindruck derjenigen ciaea madeiiien — Anr
nicht nodemsten •— * Rockes. Drittens ist im allerhttchsteii
Grade hedenkKcb ein Unstand, d«r sehr «mbedeutend schei-
nen kann, der aber in meinen Augen von ganz asisseroiid«»!-
Hchem Gewichte ist Ich freche Ton rier dojppelten SchUtmog
dieses Chiton ^^) anf beiden Schienbeinen, von ier Art dieser
Schlitanng und von den in derselben angebraditen Kattpfea.
Der antike /ero^r ^/jatit; ist mannigtich bekannt, dersefte
aber ist nur an der einen Seite, der Unken offen und kann
nur hier offen sein ^^) ; woher eine zweite Schlitznag anf den
rechten Beine kommen sollte ist völlig nabegreüidi, ja das
Wort Schlitzung, das einzige auf den (%itMi unserer Sta-
tuette anwendbare, ist von der antiken Erscheinung gebraucht
falsch. Denn hier handelt es sich gar nicht um Aufschlltznng
eines ganzen Stuckes Zeug, sondern nur um die Nichtverbin-
dnng zweier Säume oder Kanten, 4eren eben nur zwei zein
können. Und grade deshalb, weil es sich um «verbundene
Kanten handelt, muss die Trennung sich notbwendig audi
auf den unteren Saum erstrecken, so dass freie Zipfel (ttt^-
Qvysg) entstehn; eine nicht durchgeführte Trennung wie
bei unserer Statuette, bei welcher der untere Saum an beiden
17) Ein gelehrter Freund, der ührigens medne ABsicht über die Sta-
tuette theilt, ist in einem, allerdings zu Nlcbts . Yorbindenden
Privatbriefe der Meinung, es könne hier ein Ouasyersehen mit-
gewirkt haben; dem kann ich mich nach i^enauestem Studium
des Originals grade in diesem Funkte in Jceiaer Weise an-
schliessen.
18) Wer darüber Belehrung braucht, findet si« in Beckers Charikles
2. Ausgabe 2. S. 175 u. 3. S. 175, Hermanns PdTatalterthümem
§. 21 u. 22, Guhl und Koner S. 174, MüUers Haadb. §, 339. 1.
Jünet^^enftatueite f^an Niederbiber, 147
fieitta imAiifohaclMiitteB iil, js( «unerbört und uniDttglicb.
Weiter: der 0tt4ike x^^^ axtQtog bleibt aH seinen unverbun-
denen Kanten entweder offen , oder er wird ganz odej* tbeil-
iweise mt Syangen geschlossen; nie aber kommen solche
Knüpfe vor, wie sie in beiden Schlitzen des Chitons unserer
Slatiietle liegen«
Redenkt man nun, wie geliUiiig der -Renaissancezeit ge-
sdiliinie Kleidung war, and wie ihre Kunst es liebt, nackte
.Theile ihrer scbdnen Modelle zu zeigen, so wird man sich
iroM erklären können, wie der Künstler der Statuette von
Niederbiber zu seinem doppeU geschlitzten Chiton kam, wenn
•er ein Künstler des 16. oder 17. Jahrhunderts war; wie er
aber als antiker dazu gekommen sein sollte, kann ich we-
nigstens nicht begreifen. Aber nicht nur in ihrer Form, in
iktem Schnitte, wenn ich so sagen darf, ist diese Gewandung
verdächtig, sondern auch in ihrer künstlerischen Rehandlung.
Erstens nttmüch ist, wie früher schon angedeutet wurde, das
Faltenbausdien und Zipfelflattern dieser Gewandung durch
die Rewegung der Figur nicht motivirt, steht mit dieser Re-
vegong nLcht in Uebereinstinrninng ; das findet sieb nun in
der Kunst des Cinquecento und seicento unendlich oft, die
antike Kunst dagegen, auch die späte, soweit ich habe ver-
gleichen küiinen, motivirt Gewandbewegungen strenger. Zwei«
.teils aber nioss ich allen Ernstes bezweifeln, dass ein antiker
Künstler irg;end einer Periode das zugleich monotone und
geleckte Ihiuschiiiigsinotiv, das in den Falten des an sich
schon verdächtig dünnen Qbergewjindes sich in zwei Reihen
über eiMfclrr und ähnlich zum dritten Mal in den Falten
des Chitonsaumes wiederholt, gebraucht habe« Schon das
Motiv dieser Falten ist modern, wer aber in das Einzelne der
Rildung dieser Falten genauer prüfend eingeht, der kann,
meine ich, nicht mehr zweifeln, in welche Zeit er die Sta-
tuette zu versetzen habe. — Endlich erwähne ich noch, dass
mir auch das Material der Statuette nicht antik hat scheinen
148 Mmerf>enstatueite von Niederbiber.
wollen, während der schon angeführte gelehrte Freund seiner-
seits das Verhaltniss der Patina zum Material nicht ganz
correct gefanden hat.
Das also sind die Grunde, aus denen ich die Echtheit
der Minervenstatuette von Niederbtber bezweifeln muss; ich
empfehle dieselben Rennern zur Prüfung und bitte ernstlich
und aufrichtig um Widerlegung, wenn ich geirrt habe. Dass
ich geirrt habe ist um so eher möglich, je unzulänglicher
mein kritischer Apparat war. Oftmals habe ich mich auf
die Vergleichung von Marmorstatuen beschränkt gesebn,
und doch weiss ich nur zu gut, dass Bronzesigilla der Art
wie das vorliegende eine eigene Kunstgattung bilden, die
aus sich selbst beurteilt werden will, und die man an Mar-
morstatuen nicht viel zuverlässiger bemessen kann, als die
Gräcität der Kirchenväter an der des Thukydides oder De-
mosthenes. Wohl weiss ich, dass, um mit dem schon mehr-
mals citirten kennerischen Freunde zu reden, ^auch curiose
Bronzen acht sein können,^ aber nicht minder, „dass bei
der Masse moderner Statuetten der Zweifel doppelt berech-
tigt ist.^^ Und eben deshalb ist die Kritik auf diesem Punkte
so schwierig, weil der Verdacht sich bei jedem zu verglei-
chenden Stücke wiederholt, und weil man aus Abbildungen
allein nie mit Sicherheit schliessen kann. Da aber änXovg o
/iiv&oQ tiJQ dl7]d-st'aQ s(fv^ und da wir Alle nur die Wahrheit
suchen, werde ich mit dem grössten Interesse den Beweis
lesen, dass die Statuette von Niederbiber echt sei*
Leipzig, d. 22. April 1864.
Orerlieek.
2. MxntntnftatnMt un IOel0.^
(Hierzu Taf. V. I.)
Ueber die Minervenstataette vom Wels bei Linz an der
Donau (Tafel V.) wird es nicht vieler Worte bedürfen.
Denn, so gering man zunächst ihren Kunstwerth anschlagen
mag, an ihrer Echtheit kann Niemand auch nur einen Augen-
blick zweifeln, und eben deshalb empfiehlt sie sich zur Ver.
gleicbung mit der Statuette von Niederbiber. Ganz ohne
Bigenthümlichkeit, also ohne Interesse ist übrigens auch sie
nicht. Gefunden wurde das ca. 8 Zoll hohe Figürchen nebst
einem einfachen Postament.Steine von 1' Höhe von dem Brauer
Hrn. Friedrich Hermann Turner zu Wels beim Graben eines
Kellers. Dasselbe stellt, soviel aus der Zeichnung zu sehen
ist, die Göttin in ruhigem Stande dar, die Rechte sehr hoch
auf die Lanze aufgestützt, die Linke zum Halten des abge-
setzten, aber wie die Lanze verloren gegangenen Schil-
des gesenkt. Nach einer die Zeichnung begleitenden Notiz ^)
wäre der Mund zum Rufen (?) geöffnet und der Ausdruck
des Gesichtes energisch, welches Letztere sich bei nicht we-
nigen Bildern der Göttin wiederholt. Das Haupt bedeckt
der hohe Visirhelm mit einem Rosshaarbusch (nach der Zeich-
nung zu schliessen), die Brust die Aegis ohne Gorgoneion,
welche an diejenige der Statuette von Niederbiber erinnert,
zugleich sich aber in allen den Punkten von jener unter-
1) Zeichnung und Noüz verdankt der Verein der gefälligen Zu-
sendung des Herrn Friedrich Fischbacb in 'Wien.
150 Minereenstatuelte von Wels.
scheidet, welche als verdachterregend haben bezeichnet wer-
den müssen. Die Kleidung besteht in dem langen Chiton
poderes und einem sehr künstlich umgeworfenen Himation,
bei dem namentlich der gürtelartig um den Leib gewundene
Theil merkwürdig ist, der aber wenigstens annäherungs-
weise bei mehren Statuen wiederkehrt (wie Clarac pl. 464.
867, 467. 879 u. sonst), die als die volknd^teren Urbilder
einer roheren Nachbildung gelten können. Die Füsse scheinen
mit Schuhen bekleidet zu sein. Das im Uebrigen massive
Figürchen ist von unten »her etwa 4 Zoll tief hohl, was zu
der Vermutbung Anlass gegeben hat, dasselbe sei ivsprteg-
lieh kuf einer Standarte befestigt gewesen. Diese Verm»-
thung geht aber wahrscheinlich fehl, oder vielmehr, sie lässt
sich ans der Aushöhlung schwerlich begründen ; diese dürfle
vielmehr aus partiellem Hohlguss abzuleiten sein, der hier so
bequem und leicht anzubringen war, dass die durch ihn zu
bewirkende Materialersparnng sieh von selbst empfahl. Aefan-
liches kommt bei andern derartigen Figürchen vor.
Leipzig.
Overlieck.
3. W lim\tt auf itt 3lra Mvima.
(Vgl. Jahrb. XXXVI S. 11 G fgg.)
Aias einem Rriefe an den Vereinspräsid'ent en.
...... ^ ... In einer Anitserkuag zu Herrn FreudenlKerg's Ab-
26106 reiiDr. SIangemeU(«r'9 minsi^rliafter Publication d^r Bon-
ner ^ra des fiilvuig JMaxiiwu^, deren schwierige Lesung ich ini
v>erAofifl^|iea Stminer selbst Ci^legeiiheijt hatte, im Angeskhte
des Nonumentes aa^nerkeumeo^ erwahnie» Sie, wie es mir
gd»ugm sei, die Reibenfolge der von jenem Legaten beklei^
dften A/enter ausr den Andeutungen der Inschrift abzuleiten,
leb hatte darüber in einer der wöcbeatlicben Sitzungen uu-
seffs In^ituts gesprochen und beabsichtigte, in einem Aufsatze
in unaenn Bullettino meine Ansicht darzulegen, als mir vor weni*-
gen Tagen eiA gleich&Ils für ua»re Schriften bestimmter Aufsatz
Prot Emil Höboer's zuging, welcher dasselbe Mouume»t nebst
zwei andern neuer Entdeckung in seiner eingebenden fleissigen
und gelebirten Weise behandelt und zu meiner Freude zu
gao0 glekben Resnltaten in aUen Hauptsachen gekommen
isly nui^ dass er es unterlassen hat, die. Schlussfolgerung be-
^gUeb der Cbronologie der Aemter zu ziehen. Unter die-
sen UmstSinden, und getreu meinem Crrundsatze, in unsern
Scbrilten auswärtigen Beitr4tgeii atets den Vortritt zu lassen,
kann ich also meinen Aufsatz getrost dem Papierkorb über-
152 Die Aemter auf der Ära Fubiana.
geben, glaube jedoch Ihnen nicht allzu lästig zu fallen, wenn
ich hier, kurz zusammengefasst, dessen Inhalt zu günstiger
Beurtheilung und eventueller. Benutzung mittheile.
Ich gehe bei meiner Erklärung von der gewiss richti-
gen, durch Mommsen vorgeschlagenen Lesung des ersten Ver-
ses constd et aus, und zwar scheint mir Zangemeister's
Facsimile diese Lesung in der Weise zu gestatten, dass
man für das L den über das V gesetzten, von ihm nicht als
Buchstaben angesehenen Strich in Anspruch nimmt, sein I
aber als E betraphtet. Die Lesung censuit aber war es,
welche nothwendig die ganze Erklärung auf Irrwege leiten
musste. Zangemeister half sich heraus, so gut es eben ging,
indem er auf die legati ad census accipiendos verwies;
allein er liess sich offenbar durch Marquardt irre fähren,
welcher in den R. A. III, 1, A. 269 diese Behörde gleich-
massig den Kaiserlichen Provinzen und den Italischen Re*
gionen zuschreibt, wobei er sich einer Seits auf die falsche
Inschrift bei Reines. VI, 136 stützt, anderer Seits die Inschrift
Orell. 2273 nicht richtig erklärt, da der Legat der regio
Transpadana vielmehr für einen legaius corrector oder ad
corrigendum statum zu nehmen sein wird (cf. Orell. III,
Index p. 112). Marquardt selbst übrigens hat das Richtige
bereits anderswo (III, 2, A. 912) angeführt, indem er aus-
drücklich diese Magistrate auf die Kaiserlichen Provinzen
beschränkt. — Zugegeben aber, dass nur in letzteren die
legati ad census accipiendos sich nachweisen lassen, dürfen
wir weder Sicaner, noch Picenter, noch Veneter mit ihnen in
Verbindung bringen, abgesehen von der Schwierigkeit, die
es machen würde, ein und dasselbe Amt in so verschiedenen
Gegenden und so oft wiederholt von demselben Manne ver-
walten zu lassen. So viel gegen die Möglichkeit des censmt
und seiner Erklärung.
Nehmen wir dagegen die Lesart consul et vemo die
mit Mommsen's Erklärung des verno die als kalendis Mar-
Die Äemter auf der Ära Fulviana. 153
Ms an, so ist Alles io Ordnung. Wie so ofl in den In-
schriften hoher Beamten, steht das Consulat und neben ihm
das hohe Priesterthuro des Sodalis Augustalis y oder in un-
serm Falle wahrscheinlich Sodalis Uadrianalis Verianus
tt. s. w. an der Spitze des Ganzen, Dann folgen mit Aus-
lassung der niedrigeren, der Prätur vorangehenden Aemter
seine übrigen Bhrenstellen in aufsteigender Ordnung: zuerst
das Proconsulat Siciliens, angedeutet durch die poetische
Form des Namens Sieani; darnach die Picentes. Wie die
andern Regionen Italiens, ward Picenum bekanntlich von den
Zeiten Marc Aurel's bis zur Einführung der correctores
unter Anrelian von iuridici regiert, meistens im Verein mit
Umbrien oder der Flaminia (cf. Annali deir Inst. arch. 18d3
p. 197; 1863 p.28l). Dieses Amt, so gut wie das Proconsu-
lat Siciliens, war von prätorischem Range und schliesst sich
jenem daher sehr passend an. Nach seiner Bekleidung wird
Fulviüs Consul gewesen sein : denn, wie ich glaube, folgt jetzt
die coflsularische Legation von Hispania citerior, angedeutet
durch die Erwähnung der Celtibercr, welche ich kein Be-
denken trage in den Hiberi Celtae zu sehen, obwohl Dr.
Zangemeister sich dagegen erklärt. Mir scheint diese Aus«
drucksweise in unsrer versificirten, uro nicht 2u sagen poe-
tischen, Inschrift keine Schwierigkeiten zu machen. Man
konnte theilen, die Hiberi für Spanien, die Celtae für Gal-
lien erklären : da aber sämmtliche Abtheilungen Galliens von
Prätoriern regiert wurden, so würde uns diese Annahme nö-
thigen, die consularisohe Legation von Spanien fallen zu
lassen und hier ebenfalls eine der prätorischen Provinzen
anzunehmen, und zwar Lusitanien, da Fulvius bereits Pro-
consul von Sicilien gewesen war und also nicht das Procon-
sulat von Baetica auch noch bekleidet haben kann. Dadurch
würden wir nicht weniger, als vier prätorische Provinzen
für ihn erhalten, und nehmen wir hinzu, dass er vor seinem
Proconsulat ohne Zweifel eine Legionslegation verschweigt,
154- Die Aemfer auf der Ära FuMana.
eben so gewiss prätorische Ehreaämter unerwähnt Ifkesty die
er in Rom nni Italien bekleidet haben wird, so würde sieb
daraus für ihn ein so langsames Avancement ergeben, dass
naeh meiner Ansicht die Sehwierigkeit, welche die Miberi
Cettae = Celtiberi yerursachen könnten, nicht dagegen i»
Betracht kommen. Polgen die VeneU : dieselben Standes
unter dem iuri^cus der Transpadana, der hier ausgeschlos«-
sen ist durch seinen pratorischen Rang und dadurch, dass
manches Jahr vorher Fulvius dasselbe Amt bei den Kcentern^
bekleidet hatte. Ich glaube daher, dort ihm eine ausseror-
dentliche Mission zuweisen zu mflssen, etwa als tegatitö tut
cerrigendum statum regionis Transpadanäe, um den viel-
leicht Manchen irre leitenden Namen legatus corrtdor zu*
umgehen. Dass dergleichen Beamte von consularischem Range
sein konnten, folgt schon ans ihrer ausserordentlichen S^el^
lung, ausdrücklich aber auch z. B. aus Orelli 6^2. — in
d^n nächsten Versen hatte, glaube ich, Zangemeister durch-
aus das Richtige getroffen, als er vorschlug, Libuma regna
zu lesen, indem ich die Delmatae, die Liburna regna und
die feri lapudes für eine poetische Bezeichnung der Provinz
Dalmatien halte, die von Consularen verwaltet, volikonme»
an diese Stelle passt. Nach Bekleidung derselben ging dann
endlich Fulvius zur Statthalterschaft Germaniens über, welche
ja gleichfalls consularisch und wegen ihrer Wichtigkeit voiir
hohem Range war. Eine Vereinigung beider Germanien
unter Einem Legaten ist mir allerdings neu, macht indess
keine Schwierigkeit, insofern ja öfter zwei Provinzen in
Einer Hand vereinigt wurden, wie die beiden Mösien nach
Orelli 2274, das obere Mösien mit Dacien nach Orelli 5478.
Das lUaximtis in v. 8 ist natürlich als Beiname des Legatoi
aufzufassen, nicht etwa mit consularis zu verbinden^).
1) Werden sie es nicht als eine Spielerei betrachten, wenn ich nach
den Daten unserer lasahirift Ihnen hier die Carriore des FuhduB
Bie Aemier OMif der Ära Fuhiana^ ];&&
Vragett Sie web jeUt, was ich von'Zangemektcr's Aa«-
sidA halte, d«r aufolge unser Fuiviiis der bekannte Schwie«
gsirvaler dfis Kaisea's ComiDodus sei, so bedauere icb, aneb
Uev ai«bt heisüiiHnen zu könaen. Freilieb, in seines grosse»
Ehrenbase (L N. 217 =: Or. 5488) führt derselbe allerdings
die Namen FuLvius Maj^us, ja, er setzt jenen allen aude*
ren voran und giebt sich dadurch das Ansehen, als sei der-
selbe in der That sein eigentlicher Familienname; allein be-
denken Sie, dass die Fasten ihn nie anders als Bruttius Prae»^
sens aenneii; das» seine Kinder, die Kaiserin Crispina auf
ihren Münzen (Eck bei VII p. 1^) und die Söhne in der be-
kannten Inschrift (I. K. 5751), nur diesen Gentilnamen füh-
ren: so werden Sie mir wohl zugeben, dass daran keines-
wegs zu denken ist, dass er vielmehr, wo es nicht darauf
ankam„ alle seine vielen Namen aufzuzählen, sich stets Brut-
tius Praesens^ nie aber Fulvius Maximus genannt haben kann.
Icb mache Sie femer darauf aufmerksam, dass unter all seinea
vielen Aemtern, einzig abgesehen von dem Consulat und dem
Priesierthnm^ auch nicht ein einziges sich auf der Inschrift
von Volceii wieder findet, das wir auf der Bonner Ära lesfen.
Zangemeister hob dieses richtig hinsicbilich der Germanischen
Legation hervor; aber, wenn es bei dieser sich durch die
Vermuthung rechtfertigen Hess, die Bonner Ära sei von spa-
terem Datum als der Stein von Volceii, so lässt sich das
nicht von seinen andern Aemlern sagen, deren zwei ja ais
Maximus zusammenstelle ?^ Eine- Elirenbase für ihn würde ftwa so
lauten: Fult^(h C*f. Maximo. eonsuli. aodali. Hadrianali cet. leg.
Aug. pr, pr- jprov, Qermamae, supertor, et. inferior, leg. Aug-pr*
pr, prov. Delmatiae. leg. ad corrigendum statum Venetiae (oder
reg, Transpadanae). leg* Aug* pr. pr. prov. Hispaniae citerior,
iuridico; Pieeni. {et. Vmbriae, Flaminiae). procos. Sieiliae. cur.
viae (?) .... leg, Aug. leg praetori. trib. pleb, (oder
aedili),'quae8tori. trib. mil, leg Xviro stlit, iud. (oder
ein anderes Amt des Vigintivi rats).
156 Die Aemter auf der Ära Futfriana.
Dothwendig prätorisch sich uns ergeben haben. Bei der In-
schrift von Volceii ist mit Entschiedenheit festzuhalten, dass
sie nach Römischer Sitte alle von Bruttius bekleideten Aemter
aufgezahlt haben muss; freilich ist viel von ihr verloren
gegiangen, nicht jedoch so viel, dass die Möglichkeit vorhan-
den wäre, jede Andeutung der in Rom erwähnten Aemter
könne uns in ihr abhanden gekommen sein.
Wenn nun aber auch die Beziehung auf Bruttius Praesens
nicht haltbar erscheint, so hat doch Zangemeister die Zeit,
welcher unsere Inschrift angehört, wie ich glaube, richtig
erkannt ; denn in die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts
dürfte die allerdings noch recht gute Schrift zu setzen sein,
während der Gebrauch des Titels constdaris fQr legatus
Augusti jeden Falls nicht höher hinauf zu rücken sein wird.
Ich überlasse es Anderen, und namentlich Hühner, die-
jenigen Punkte zu besprechen, welche noch sonst in Betracht
kommen könnten. Meine Absicht war nur, Ihnen kurz meine
Gedanken über die Reihenfolge der Aemter mitzutheilen, nach-
dem Ihnen eine vage Kunde davon zugegangen war. Wenn
ich unserm Zangemeister nicht überall beistimmen konnte, so
will ich damit dem Verdienste seiner schönen und sorgfäl-
tigen Pnblication in keiner Weise zu nahe getreten sein,
hoffe vielmehr, dass sein Eifer und seine Genauigkeit, die er
so tüchtig dort bewährt hat und hier täglich neu bethätigt,
für die epigraphischen Studien recht bedeutende Früchte tra-
gen werden.
Rom, den 7. Juli 1864.
H. Henzen.
1 3nr4)rtft^n am Srier mb Ireujitad).
Bei einem Besuch in Trier im August des vorigen Jahres
wurden mir zwei in den Ruinen der römischen Thermen
aufgestellte römische Grabsteine als neu gefunden bezeichnet.
Der Aufseher der Ruinen gab mir an, sie seien im Mai des-
selben Jahres in der Nähe der Igeler Säule gefunden wor-
den. Diese wahrscheinlich sehr ungenaue Fundnotiz wird
von den einheimischen Forschern berichtigt werden. Da ich
die Inschriften noch nicht gedruckt gesehn habe und beide
durch den Text und die beigefügten Bildwerke einige Auf-
merksamkeit verdienen, so gebe ich sie hier nach meiner Ab-
schrift: wäre es auch nur um damit eine genaue Veröffent-
lichung und sichere Erklärung hervorzurufen. Beide Grab-
steine gehören zu den in Gallien nicht seltenen cippusähnlichen
Sarkophagen, wie man sie, wohl bezeichnen kann. Denn
die Form ist im Ganzen die des acht römischen Cippus ; aber
er besteht aus zwei Theilen, die übereinandergesetzt in der
Mitte einen viereckigen Raum für die Beisetzung der Asche
lassen; wie die folgende Figur anschaulich macht.
a ist die Vorder«*, b die Seitenansicht, das mit punktirten
Linien gezeichnete der hohle Raum. Auf der Fläche c be-
158
Inschriften aus' Trier und Kreuznach.
findet sich die Inschrift, auf d die bildlichen Darstellungen.
Die römische Bezeichnung für diese Art von Grabsteinen
scheint ara gewesen zu sein. Wenigstens passt darauf sehr
gut die folgende Stelle aus der neuerdiugs von Kiessling
(Anecdota Basileensia /, Basel iSßS^ 4.) herausgegebenen
Inschrift von Langres : araque ponatur ante id aedificium
ex lapide Lunensi qitam optime sculpta^ in quo (so) ossa
mea reponantur.
Die erste Inschrift lautet so:
D • M
MAIORIO lA
NVARIp • FRATR
FRATRI • PROC • SkA
5 FCCETMAIORIVS
ACCEPTVS • SIBI • ET
CENSONIAE • PRI
MVLAEVIVISFECIT
Dazu gehört das folgende Relief, dessen ZeichnJing ich
der Hand eines Reisegefährten verdanke*
ki9€h9ißet^ au$ Trier und ErBUfotack. 159
Klar 8104 ^0*4 ^^ Inschrift nur die Worte iL m. Maiorio
lanuario Maiorim Acceptus sibi ^t Censoniae
Primulae vivis fecit. In dem wiederholten fratr, fratri
scheint gradezu ein Fehler des Steirunetz zu steck-en. Die
Worte fralr(is) fratri lassen sich zwar ebenfalls erklaren
durch das folfj^nde ron Mommsen entworfene Stemna:
a b c d
ABC
wonach A nicht Bruder voaX! ist, aber fralris frater; allein
die Verbindung; ist doch sefar ungewöhnlich und dunkel, ^ttr
das folgende proc» sira oder stra f, c. c. et suche ich ver-
geblich nach einer Erklärung; in beiden Fällen schien mei-
nen Augen die Lesung bei wiederholter Prüfung unzweifel-
haft; nur die Verlängerung des R oben zu I könnte zufällig
sein. In proc. sira oder stra würde man irgend ein Pro-
cnratorenanvt vermuthen (etwa sacrae rationis oder dgl.),
-wenn dagegen nicht schon die Stellung nach fratri spräche.
'Ferner f. e. ist zwar, wie aus zahllosen Beispielen bekannt
ist, faciendttm curavit; aber f. e. c. hat keinen Sirni, auch
«crem man annähme, dass in provinzieller Ungenauigkeit
4hiri5h ^en doppelten Buchstaben die Plnralform auch beim
Verb angezeigt würde ^).
1) Mommsens Vermuthungen zu der Stelle theile ich mit seinen
Worten mit:
'Für PROC. SiA F \ C • C erinnere ich an den proe,
rai(ionum) tfummfärumj privatfarumj hibliothecarum Aug(u8tiJ
nfostri) Orelli 2236, etwa auch, der Abkürzung wegen, an den
PROC • S • R Orelli 1090 j wofür bald sacrae remunerationie,
bald (Qothofred zu C Th» 11, 9, 2J summae rei vorgeschlagen
wird und am Ende summarum rationum das Richtige sein
möchte ; der proctirator summctrum ist bekannt.*
160 Insehriflm aus Trier und Kren%na4^.
Es lässt sich allerlei vermuthen, wenn man ungewöhn-
liche Abkürzung und weitere Fehler des Steinmetz annehmen
wiU; aber der Werth solcher Einfälle für Inschriftenerklä-
rung ist bekanntlich höchst zweifelhaft» und man thut besser
einfach das Nichtwissen einzugestehen.
Etwas besser steht es mit der anderen Inschrift, die io
lautet :
D M
L • S E N I L I O •
SACRATO PATRI • DEF
VNCTO • L • SACRATIVS
5 SACER^ANVS • SACRA
TIVS L SACRI^S^- PILI • SIBI
ET- SVIS VIVIS • FEÖRV
Das ist: d. m. L. Senilio Sacrato patri defuncio L*
Sacratius Sacerianus Sacraiius L. Sacrius fili sibi et
suis vivis feceru. Beim Namen des zweiten Sohnes scheint
der Steinmetz wieder aus Versehn den Vornamen an einen
falschen Platz gesetzt zu haben; es musste heissen L. Sa^
cratius Sacriuis. Bemerkenswerth ist, dass der Gentilname
(Sacraiius) der beiden Söhne nicht mit dem des Vaters (Se-
fdlius) übereinstimmt, sondern offenbar aus dem Cognomen
des Vaters (iSaera^ti5) abgeleitet ist, von dem dieCognomina
der Söhne (Sacerianus und Sacrius) weitere Variationen
sind. Darunter befindet sich das folgende Relief:
In9ekriftm dm TrUr und Krewnach,
161
Es wäre meiner Ansieht naeb gnnz falsch in diesen bei-
den Reliefs Andentungen des Berufes der in den Inschriften
genannten Personen zu erkennen, wie sie allerdings, wenn auch
nicht gerade häufig vorkommen. Otto Jahn hat die bisher
bekannt gewordenen Beispiele der Art in seinem Aufsatz über
Etarstellungen antiker ReUefSy welche sich auf Handwerk
und Handelsverkehr beziehen (In den Berichten der Sachs,
Gesellschaft der Wissenschaften von iSßi) z. B. S. 328
und sonst zusammengestellt. Vielmehr ist das Bedeutungs-
volle die Hacke {ascia)^ welche sich auf beiden Darstellungen
geava in der Form findet, in welchen sie besonders durch
zahlreiche Beispiele auf den Lyoner Grabsteinen bekannt ist.
Die Bedeutung des sub ascia dedicare^ welches häufig auch
bloss durch die Abbildung der Hacke angezeigt wird, hat
der verdiente Herausgeber der Lyoner Inschriften, Herr Al-
phonse de Boissien, in durchaus überzeugender Weise fest-
gestellt in einem eigenen Capitel seines Werkes (Inscriptions
antiques de Lyon. Lyon 1846—1854^ 4,) S. 103 iF. Form
und Anwendung dieses Instruments sind darin auch in tech-
nischer Beziehung durchaus erschöpfend erklärt, und das Re-
sultat der Untersuchung ist, dass das Grabmal dadurch be-
ll
]|63 InfOmpm aus .Tri$r uwi Jür^lMHftwfc^
zeichnet wird als vorher nicht ^abraucbt, als gleichsam
frisch von der Hacke weg benutzt. Dasselbe bedeuten gewiss
auch die Darstellungen auf den Trierer Grabsteinen; nur
dass mit grösserer Ausführlichkeit uicht bloss die Hacke,
sondern auch anderes Handwerkszeug des Steinmetz (lapi^
darius oder marmorarius) abgebildet ist: auf dem ersten
ein Korb, wohl um den Schutt und Sand, der sich beim Be-v
hauen des Steins ansammelt, aufzunehmen, und, soviel sich
erkennen lässt, vielleicht ein Lineal mit Griff oder Richtscheit,
um die ebenen Flächen wagerecht herzustellen (die Aehnlich-
keit mit der Pfiugscbaar ist wohl nur zuföllig); auf dem
zweiten ein Instrument, welches Maurerkelle und Richtscheit
zugleich zu sein scheint, ferner Perpendikel und Winkelmass
vereint, und ein breiter Pinsel, wähl um deaSand und Staub
aus den Fugen zu fe^^en. Dtsswegen stellei» sich diese Davo.
Stellungen dennoch als am. nächsten verwandt zu denen des vnü
Cavedoni im Bullettino de» römischen Institute von tSÜ 8.185
beschriebenen und von Jahn in dem angielübrten Aufsatz
(S. 298) erwähnten Giahsteines^ des C. C&iiltitö C. l(ibertMia)
Antiachus aus Reggio^ der ausdrücklich ids marmorarius
bezeichnet wird» Als sein Werkzeug sindWag/ß, Perpendikel^
Winkelmass und Hammer afrgehiklet ; also manche» andere
als die hier vorgestellten Dinge^ welche nicht das gaime
Handwerkszeug des Verstorbenen bezeichnen sollen,; sonder»
nur die zur Herstellung des Grabmals- wesaitlkhen Stäckei.<
In Kreuznach sah ieh^ in einem Zimmer des Siadthauses-
aufbewahrt, die in diesen Jahrbüchern 1859 Heft 27 S.67ff^
von Herrn Pfarrer Heep beschriebenen Inschriften, zu welcbea
ich mir erlaube, im Folgenden einige Bemerkui^en. zu machen.
Was zuerst die auch in Trier und überall am Rheia
häufigen Altäre betrifft^ deren vier Seiten mit den.RelieCs
von ebenso viel stehenden Göttergestalten geschmückt sind,
so las ich die Aufschriften des ersten derselben etwas abwei-
immfifteH dlis mer' und KftuiHdek ißS
«b^d V«h 6m mtM^gtUt s<» PORtVWA; &M Mt), MER.
CVRIVS, HERCVLES. Auf dem zweiten und kleineren
dieser Aliht^ las ich ebenfalls nur auf der Vorderseite oben
die Dedication I * O - M über dieni Bilde der Juno. In dev
Lesung^ der Inschrih des dritten Steines, welche nicht sehr
sau6ere l^chriftzüge etwa des zweiten Jahrhunderts zeigt,
weiche ich nur in zwei Buchstaben von der des ersten Her-
ausgebers ab) nämiich Z. 3 wo ich MAIlAE las^ der Her-
ausgeber A/^IIAE mit zwei gleich langen i, «nd CAOVCI VM,
wahrend der HennBgeber das g«wöhnlioher« CAOVCEVA/V
tptbt Auch scheinen die Anfange ton- Z. 7 und 8 daMils
noch T<ftllstandig gpewesen zu sein« Doch wiederhole ich hier
dea Text zu besseren Verständiiie» d«r foigende» Benfer^
klingen tjf h$(norem} d(omus} 4(iimüe} Mertutio et
Bkuiae eadmcium et armm MaMctiue SaUo If laker eoß v^ltla
v(aium) s(olpit} l(aeim) l(ubens} m(erite). Previnziell
ist die Abkürzung ho statt des gewöhnlichem ein&chen h iv
in der ibrigensy wie bekannt^ seit CeoHttodu» häufigen For-
mel. Die Schreibungen Maiia «ikd eMudue und nicht anf^
fällig; das doppelte t für den ooHsonanCischen Laut findet
sich häufig besonders seit dem Ende des ersten Jahrhunderts
(z. B. fast regelmässig in d^en lätadlrecbten von Malaca und
Salpensa aus dem Jafi^ i^. Auf einer Inschrift aus Ger-
mersheim (bei Henzeif d^ÖO)' ist der^Naiilfe Maiia ebenso ge-
^ffHebent ITie tilirdililgfeli Ms und fy$ w^i'den in MHer ^le*
zpttter Zeit det Sprache bäul^ verwechs^t; dddtt^f«« kfiaiitd
an sieh aus xtjgvtuop «der ttj^vx^ior ebenso früh umgebildet
wovden sein wie ondiwr«». Merkur nnd seine Nnttev etü
Mbeincfft ausser «nfibekamitNi Inschriften in Pompeji (IhmimM
i^n i. N« t29f bis aaaO) amoh im Gallieil (iw LyeiF, Boissiea
S. M0 f.) nnd Deiifechhindi (Ben^v M97f wie^ ttr HeMN»»
gieber angl^fttfavt hat) vereint;* andcrd Beispiele dieses Sötter^
paalieä sind mir aidii beiuiani; MtaüMm Satt» {SMö ist^v
164 Inschriften aus Trier und Kreuznach.
wie 4er Herausgeber mit Recht bemerkt, ein gewObolichcir
keltischer Name) bezeichnet sich als faber schlechthin, aka
wohl als Bau- und Zimraermeister. Aus welchem Stoff der
Stab war, den er mit dem Altar weihte, ist nicht angegeben.
In Stein und Erz haben sich dergleichen auch einzeln ge-
funden, z.B. der vonFasano mit der Inschrift PNABINAN
bei Nommsen unterital. Dialekte S. 88, und der bronzene
aus der Gegend von Tareut ebendaselbst S. 65. Die Formel
ex voto v(oium) s(olmt) l(aetus) l(ubens) m(eHto) ani
Schluss fasst der Herausgeber, auf ähnliche Beispiele gestützt,
gewiss richtig als einen gedankenlosen Pleonasmos auf, an
welchem sich der provinzielle Concipient nicht stiess. Es
wäre künstlich die Schwierigkeit heben zu wollen durch die
Auflösung ex voto voto solutus^ die grammatisch und logisch
ertraglicher ist, dem Gebrauch aber ebenfalls keineswegs
entspricht. Das vom Herausgeber S. 79 erwfthnte zweite
Fragment mit den Namen des Mercur und vielleicht der
Mala sah ich nicht.
Betrachtlicher ist meine Abweichung vom ersten Heraus-*
gefcer in der Lesung des vierten Steines. Ich las:
MATRIDetiw
C A L V I S I A
SEC VNDIN A
VS- LL • M
Herr Heep dagegen giebt Z* 1 so: MAlRlO '*" und denkt
dabei an AAATRIBii^; was ja an sich nicht vnmttglich ist.
Allein der Cult der phrygischen Göttermutter ist so gleich-
massig durch alle römischen Provinzen verbreitet gewesen,
und grade die kurze Bezeichnung der Göttin slg maier deum
ist so gewöhnlich, dass man, auch wenn jener Cult nicht
grade am Oberrhein durch zahlreiche Denkmäler bezeugt
wäre, keinen Grund hätte an der Richtigkeit der Lesung zu
zweifeln. Uebrigens möchte ich diese Inschrift nicht mit dem
Inschfiften au$ Trier und Kreu»na4)h. 165
Herausgeber fQr /beträchtlich jQoger halten als die Obrigen
drei, welche er ganz richtig in das Ende des zweiten oder
den Anfang des dritten Jahrhunderts setzt. Geringere Sorg-
falt der Schrift ist ja besonders in den rheinischen Inschrif-
ten keineswegs ein entscheidendes Kriterium jüngerer Zeit.
Berlin.
SS« Hfibner«
5. €xnt nod) ntibekannte Si\btmU}t am in 3eit Ut
Bürserkriege ftimt0.
(Siehe Taf. Y, 2.)
AR. [ A: Blosses Haupt, linkshin; hinter demselben:
I 1 Caduceus; Q. SERTORIVS.
4. 1^ R: Eine Hirschkuh, rechtshin aufwärts blickend :
PROVIDEN. MILITÄR.
Jeder, der mit der römischen Geschichte vertraut ist,
wird gleich beim Anblick der Avers-Seite erstaunt sein, zu
sehen, dass schon vor der Dictatur des grossen Porapeius ein
andrer Bürger des römischen Staats, ganz geg^en dessen
Grundgesetz, es gewagt hat sein Bildniss vom eigenen
Namen umgeben auf einer Münze prägen zu lassen. Aber
man wird sich zugleich erinnern, dass der dargestellte Quintus
Sertorius in der Periode der Spaltungen des römischen Staates
lebte und ein Charakter von jener Festigkeit war, welche
ihm die Kühnheit gab neben Marius und Cinna für die Rechte
des Volks zu kämpfen und der aristokratischen Tyrannei des
Sulla zu widerstreben. Wir wissen auch, dass Q. Sertorius,
als er vom blutgierigen Sulla ebenfalls zum Tode proscribirt
war, i. J. 82 vor Chr. Geb. rasch sich nach Spanien rettete,
wo er schon unter Marius Quaestor et Pr. Praetor gewesen
war und sich durch seine Gerechtigkeit grossen Anhang
unter den Eingebornen erworben hatte. Dies VerhäUniss
EmenodkyiHbA. (Stift^munse«. d. ^miü, Mrgerkr, Roms. 167
ittpchtt €8 iba letokt, wäkreiii JMwr b«w»gft«ii Kei(^ in Spa-
wttm ieii 4iit «rloMhett^n Sinn für Vnalifcilngigkeit 0u tv*
wpclMkf s^fpar XQ «iiiiMii kriegeiiBi;li«ii I^IAepslaiide gtgm
Sdla's WHiklMtflrstiiaft aufouregen, «io Heer «imI ein« Ver-
mMmng auf vaatflsditiii niaaa s« «vganfsiren mnä iie Srki-
naruagaB 4eii#f«gMaugfianitiba<s g^egen^i« Despotie Roatii
aufs neue zu beleban. 1>^ AnseMiiss der kanpftasttgeii
Lusitanier vollendete seine d rollende ^Stelhing au# iter pyre-
naisrfhen'llaFMnsel und veranlasste, dass Cn. Pompeius selbst,
begleitet von dem sieggekröuten Greise Metellus, mit ge-
prüften Legionen herüberkam, um den Abfall dieser wich-
tigsten römischen Provinz zu verhindern. Fast 10 Jahre
lang dauerte dieser hartnackig geführte Krieg, in welchem
endlich im J. 72 vor Chr. Sertorius zwar, aber nur durch
die Hand des Verrathers Perpenoa, unterlag, nachdem er in
diesem langen Zeitraum dort so vollständig Dictator ge-
wesen war, wie jemals Sulla oder Pompeius in Rom. Be-
rücksichtigen wir diese Stellung, dann wird es auch nicht
mehr auffallend erscheinen, dass er Münzen prägen durfte,
welche sein Bildniss als Oberhaupt der Iberischen Paeuinsula
verewigen, zumal wenn er^ dem Volke bedeutsam, das Em-
blem des Caduceus-Oelzweigs hinzufügen, und auf die Rück-
aeite, rings um die prophetische Hirschkuh der hochverehrten
Diana, die symbolischen Worte Providentia militaris
setzen liess.
Jeden Zweifel an der Aechtheit dieser Münze zu besei-
tigen, wird es genügen dass ich hinzufüge: sie ist bereits
ohne Zögern von den ersten Pariser Autoritäten der Numis-
matik als völlig authentisch anerkannt und mir vom Königl.
Belgischen Staats-Architekten Herrn Francois Derre in Brüs-
sel auch im Original vorgewiesen worden. Ihr Fundort ist
in der Nähe der Stadt Hai, etwa 4 Lieues s. von Brüssel,
in der Richtung nach Mons, wo man bei Erdarbeiten für
eine neue Eisenbahn-Linie auf eine alte Römerstrasse stiess
168 Eine noch vnbek. 8ilbermün»e a. d. ZeU d. B&rg^rkr, RomB.
und daiiB vor etwa 3 MomileB diesMi seMese StIIek sä Tag«
brachte. Die Zeichiiany, die aaserer Abbildung au firaade
liegt, ist naeh einem Stanaiolabdruok, welchen ich seibat ge«»
noaraien habe, ausgeführt worden. Die Bewegungen rOau*
scher Heere in Belgien sind so aahlreieh gewesen, dass kauM
ein mehr klassischer Boden flir das Vorkonnen dieser in-
teressanten Mflnae gedacht werden kanui
Bonn, d. 38. JuH 1864.
K4» RUPF*
6. Avmt mh UtonbeliJUter — uia^trdlHnHd) htv beiHen
ttfim lateirtril^ett Mftt fianMfA^tn ^mft% —
int Home jn ttamitr.
(Hierzu Taf. VI und YII.)
I.
Bei einem Besaehe des Domes zu Namur, in der bes<Hi-
dem AiMsicht, die etwugen altern Mobilien und Cnitusgerathe
dort kennen zu lernen, war die Ueberrascbung^ nicht geringe
ab man den erstaunten Blicken, wohlverwahrt in kleiner
charakteristisch ausgeschmflckter mittelalterlicher Truhe, ein-
gehüllt in rothen Seiden - Damast , eine edelsteinfimkelnde
Krone reinen Goldes und kunstreichster Arbeit vorzeigte.
Krone und Truhe gehörten offenbar dem Anfange des
laten Jahrhunderts an, und erschienen von so hervorragender
Bedeutung, dass ein Bericht kaum unwillkommen sein durfte.
Wie die beigegebene Abbildung (Taf. VI. lu. la) ver-
anschaulicht, besteht die Krone aus einem 3, 3 Centimeter
breiten Kronreifen, der sich nach oben in acht dreiblattahn-
liehe Verzierungen, acht Lilien , ausschweift. Jede dieser
LUien fiberragt die Mitte eines von acht gleichen Tbeilen, aus
wiriehen der Kronreif sich zusammensetzt, und in welche
(vgl. la) er auseinander genommen werden kann.^ Diese
acht Compartimente greifen gegenseitig als Charniere in
einander, und werden durch von oben eingesteckte Stifte,
deren Köpfe bald dickere birnförmige bald runde echte Per-
len bilden, zusammen verbunden. Ziemlich gleich ist der
170 Krone und Kronbehälter im Dome asu Namur.
kostbare Schmuck der acht Felder; Zwischen eiDem obern und
untern Bande echter Perlen, eine ähnliche Einfassung wie sie
auch die ungarische Rönigskrone zeigt, ruhen auf der goM-
nen Fläche in buntester Pracht grössere und kleinere Edel-
steine aller Farben, ebenso grössere Perlen und kleine goldne
Blumenkelche, in einem ^eize des zierlichsten Filigrans,
Ae9ßm f ^dirn meUt in <ioldtr(Utb({heii ailsUu|3eB. .|krsi4|be
Schmuck v^^iievt ü^ Lilien, INe prftAhtigW l»upt»« Steine,
deren Kostbarkeit uae^ V^psiifli^llllgeip Andrer — wir selbst
sind nicht im Stande sie zu schätzen — besonders für die
in Betracht kommende Zeit ganz ausserordentlich sein soll,
sind theils als Cabuchons, the|ls facettirt geschliffen, und die
meisten in aufrecht stehenden glatten Rändern, einige in
eJiMtiiie Rlauen gvlassl. Durch einea betonieni Sdunuck
omchaifien vor den ihrigen nur awti Feid4r, nämUfh dit.*
JMlgeil welche die Mitte der fittrne und die entsprecheiide
Stulle gegenüber am Hinterkopfe einnehmen seilen, fcedo«««
tiingsvoU ausgezeichnei und glalshsam geweiht ffier befin«
dftn sieb in kleinen aufroefct stehenden Behältern, deren in
CbaniMMreti gebende verscMiessende Deckel man auf 4Um
Miitelfplde der Abbildung onsrer Krm^ deiillicb erkennt,
Btmtm von der D^tni^krone Oirisdi. Unsre Krme «rbüt
Aadiipeh eine gewisse AdinJicbkeil mit der eieerpfm Krmut
sBu Mop^a, deren innerer Reif bekanntlipb ans einem Nagel
TMi Rfeuze Christi gefertigt sein soll ^),
Aass die goidne Krone von Namnr §mh wirlllinh gfw
tragen worden sei, darf, wenn es sotist b^iifvfifelt werden
lUMiqle, weniger aos dem entsprechenden Durchaneseer von
W Centioieter, aus der fickmiegsamfceit wMiit sie sidi nwk
der bewegAt^e« Art ihrer Zusammensetziing jeder liofSnm
anpaest, als aus der Thatsa^he geschlossen werden, wonach sie
IttiivrArts nooh jet^t jenen gepolsterten Mltoammfitn^ Ibeifen
1) FontaAini: I>i8»efftaU« de eoron» ferrea 1719..
\ß^\, ^€9p VMNP ^r^^a^Q <li<^ sun Ty^fl^^n bei^amt; «taid 1^9-
^1, wpi jyhiieM eUif^ weiclierii w4 festem Aiiscbliis« w ilkP
^1 iMp Mm& 4^1^ Jabrhwdarte, Bo|l>al<d «r Uwb uM f«<il
jf u|>4^, ^f 4fr StelJlf wo «nap ihn ursprlipgiiAb l# ¥^flü4«
fm^^ df^eii ; «ju welcher ^em^kMug sm ä%^m\^fi^ Vinrapir
}f|S;9fl9j[ yorM^g^ wfiil di^ Kf^^oß jbis ^^ ii^fm^i 4^ug^nbli(M
i^ «e^ ^e YAP je^iM^m Ji^i^icbe^ cnier k^i^^üi^tie« Tfci»Wr
?yftlH»W g«»Wnpi^n, JiP iCUiW Twbe TiOillb^ S^M^(HjA«D4ftto
§J|^tt iw4 WMhe lAes Stpffimuturrs 4ie#es PfiiiiiHitep i») iff^t
j;i^^ ^i<;b uffp? r sQfpr^igQfi Af^logic mit p tfer iVqitur fi^Fr
]|fL|i(i^neii4i^ll ^{|iUEeubi|l)4^nge^. |)i^ j^ die A|}lt^ d^r ^eiwfHT
4|^ Avfbi^^abr^jog 4/ef R/i»ne^ wenn iw»n ib« für ttjrwravCr
lif^ Ifi^Jite^ sollte, jiQ4^ m^t M«ini4teJJ^^r ^mF /PrjSIQKNfh m
1^^, fpf}4l9V9 JWr auf ^ii^P VerH>94^c]Mift ^es |ksi<^im» 4«?
IJ^IWU^ pit 4w' jEriW«*swNe» B^Rlgei^ ;iu begi^^n, T»W
4i9P^ ^iifb 4ß;s S(ift$f^it«l zii Aacb<ep (lilimi Mfid A41er ja
s^PQfli Wapp^«feJi4ee, wgbr^cheiiyliicb ntfr weij C^fl ÄV dropf»
ypn 4^ ^^öJW*^^ Fr^Jprei^ iiii4 dep («M^r4i Oi?utephMp4»
g^f(^^g ft)8 AbM^rf iingespb^» u'ar4.
Mi^ Sleji^bcuw TÄfb^fi Pw^t-Stpffip ist audi 4M iSron-
iPl^lltl« |r«fiiM^rt. Qe^t^U w4 ßrO^^e 4erßf4hn b^lftof^«
iMlgJ?ii9rh(eiiMi(;b, 4fW /sM 4^ |Pt^ 4jkeii/pfi4pp SwMl^e ibiro
]^8tpbuqg irßr4aii)Lr- fSi^ W ^b|ecHig, mj^ )ß CWffAim,
IP 4j^f JlWie, 1? im Breitpndur4JbnißS>*er j«dw f'aM^s illl4 b#f
9^^M «tc^Hcb aip^ 9pIz, 4a^ mit eip^r Art vo» br«««Uob9«|
(^\^^)^i^f.v ^rgfalMg lifeer^ogf p, #ind 44jrch Reiben v«(rgi»14^r
RwifiWNf«'i 4w dei» flecM ?!»^Wftl, 4w ^M iS^^W^r M 4»
172 Krone und KronbehäUer im Dome sti Namnr.
flinfoniiswanzig schmilckenden Medaillons einmal umranden,
befestigt wird. Grossere vergoldete Kopfhägel einzeln, klei-
nere zu vier zusammengestellt, finden wir als Verzierung in
das Deckelfeld und die Seitenfelder eingestreut* Der haupt-
säcblicbste Zierrath aber besteht in jenen kupfern, emaiflirteh
and vergoldeten Medaillons, die zu neun den Deckel und je
zu zwei die Seitenfelder schmücken. In einem Rund von
Mauer ömail champlev^, zeigen sich in diesen Medaillons
vergoldete und dann gravirte Figuren, die ohne eine bestimmte
Beziehung zum Gegenstände oder einen heraldischen Bezug
zum Besitzer augenfilllig zu machen, der allgemeinen Orna-
mentation des 13. Jahrhunderts entsprechend, zumeist Bestia-
rien darstellen (2a~2n). Nicht abgebildet erscheinen auf
unsrer Tafel diejenigen derselben, welche Wiederholungen
oder nur geringe Modificationen vergegenwärtigen. Auch
auf dem Schloss sind in blauem Emaillegrunde zwei gegen-
einanderspringende vergoldete Bestien zu sehen (2 a); der
Schlosshaken ahmt im obern Tlielle das Iflotiv einer Eidechse
nach, ist im untern aber erneut Vorherrschend tritt in die-
sen Bestiarien das Motiv des Beissens auf. Bei der Un.
Sicherheit, die in der mittelalterlichen Thiersymbolik noch
herrscht, kann es hier nicht am Orte sein in einer längeren
Abschweifung zu der etwaigen Bedeutung der einzelnen Bil-
der (iberzugehen. Wir lassen es vorläufig ganz dahin ge-
stellt, ob diese Drachen als Schatzhfiter zu deuten, oder ob
s Tugenden und Laster in den Unholden symbolisirt sein sollen.
Alle diese Figuren mit Ausnahme vielleicht des Schlangen-
bändigers (2 d), sowol des Löwen (2 k) als des einktfpfigen
ungekrönten Adlers mit ausgebreiteten Fittigen und Klauen,
kommen in typischer Wiederholung beziehungslos an den
verschiedensten Reliquiarien vor, und wird man den beiden
letztgenannten Figuren dessbalb keine heraldische Bedeutung
zuerkennen dürfen. Sie stehen zudem nicht an hervorra-
gender sondern an zufälliger Stelle, Thiere unter Thieren«
Krone und KronbehäUer im Dome w Namur. 173
Wol aber erinnern sie ganz besonders an die Tielfaeben
Bmaillearbeiten, die in den niederrfaeiniscben und niederlttn«
disehen Reiehslanden an den grossen Reliquienschreiaen sm
Stalilo, Nastricht, Tournay, Aachen« Cöln und Siegburg sick
noch beündeu, und durch ihren Zusammenhang unter einander
bezeugen, dass nicht in Limages sondern bei uns ihre bei~
saihliche Werkstott war ').
II.
Der kleine Kronschrein in Namur erhält für die verglei-
chende Kunstgeschichte dadurch eine besondere Bedeutung,
dass derselbe mit zwei ähnlichen mittelalterlichen Truhen glei-
eben Charakters zusammengestellt werden kann. Eine dersel-
ben, die grösste, sie misst 2V2' in der Länge und 1^/4 in Höhe
und Breite, ward von uns bereits vor einigen Jahren vor
ihrer Wiederherstellung bekannt gemacht^). Sie befindet
sich im Münsterschatze zu Aachen. Ihr Schmuck (vergl.
Taf. VII. 1.) besteht ausser den ornamentirten, blau, weiss
und grün emaillirten wie vergoldeten Beschlägen und dem reicb-
ciselirten vergoldeten Schlosse mit gegeneinander kämpfen-
den schildtragenden und geflügelten Sirenen, den durch blau
emaillirte Schuppenleiber und Hundeköpfe charakterisirten
Schlosshaken, den vom Schlosse ausgehenden beiden Haupt-
beschlagbändern mit Greifen und Unholden, besonders aus 40
kupfernen reich vergoldeten und emaillirten Medaillons, welche
2) Viollet le Duo: Diotion. de mobilier I p. 77, ebenso yiele klei-
nere Darstellungen am Carlsschreine zn Aachen und den Schrei-
nen zu Siegbarg in aus^m Weerths Kunstdenkm. im Rheinlande.
Vgl. daselbst den Text zu Taf. 43—46.
3) Au8*m Weerth: Kunstdenkm. in den Rheinland en 11 Taf. XXVII.
4 u. p. 124. Damals befanden sich die Beschläge, Ornamente
und Wappen, die freilich die Hauptsache bilden, auf einem mo-
dernen Kasten schwarzer Farbe. Jetzt hat man löblicher Welse
unter Dr. Franz Bocks Fürsorge ddn alten rothen Schrein her-
Yorgesucht und den Schmuck auf ihn wie<1er übertragen.
174 Mf(m» uHd KtmkeMim tH$ bm^ zu' Niimf;
fli«h j« tu 10 auf D^dkef uitd Latlgseit^tt, isU 5' älif ät€
S«hnial9elten ^ertheileff. DmkiliiiKf warl^ii «ied«flb«fi täwi silhl
t» nKcii der ResUuKAtioii d«8 Kasten» jetiit wieiler, MinK<A
#ie aw Namurer Rroasekrein , voit ^ Na^gHti Mit i^'er^
goMBtotr rosettirteu KOpf^n. Dfej^nigen dieser HledaAtoif»^
wekhe die HititerBaifK and SchttalBeite» scbnttokco^ Mn^
gen mit Ausnahme von dreien, im MaMien^ BoiaiHügViiAtte
Ritter und Ritterfraulein zu Fass und zu Pferde, letztere zu-
weilen mit dem Falken auf der Hand, in einer Weise sur
Darstellung, dass man dadurch lebhaft an ähnliche Veran-
schaulicbungen auf mittelalterlichen Reitersiegeln und Frauen-
siegelu erinnert wird. In Abbildungen stehen uns leider
diese Medaillons nicht zu Gebote und müssen wir desshalb
mit einer Andeutung darüber hinweggehn. ^) Belangreicher
sind indessen auch die übrigen Medaillons, welcbe in viel-
fachen Wiederholungen vier Wappen vergegenwärtigen und
dadurch bezeugen, dass dieser Behälter irgend einer hervor-
ragenden Person der durch den Stil bezeugten zweiten Hälfte
des 13. Jahrhunderts zum Gebrauche diente. Diese vier
4) Die Rückseite enthält Yiermal zwei mit Schwert and Schild ge-
gen einander kämpfende jugendliche Gestalten, d^ann einer dlb.
ser Gestalten gegen einen L3wen wie eine gegeA eltiän Tdgtf
streitend, ferner ein Medaillon mit der DflrsteHimg einoB äitA>
sches und eins- mit derjenigen yon Storch und Fisok.
Auf der rechten Seite erscheint eine jugendliche Figur mit
Sohwert und Schild gegen einen Vogel kämpfend; desgleiohen
eine gegen einen Löwen streitend; dann eine Gestalt mit einer
Blume in der Linken und eine Figur die in der Reckten eine
Blume, in der Linken einen Vogel trägt»
Zur linken Seite erblicken wir wieder in einem Medaillon die
erste Darstellung von Rechts, dann eine jugendliche Gestalt zu
Pferde mit einem Vogel auf der Hand; in den drei folgenden die
beiden mit Schild und Schwert gegen einander Kämpfenden und
die letzte Vorstellung von Rechts. Einige Figur^i soheinen
Jungfrauen sein zu sollen.
jKtm» und KrgtAekMter M ^mn^ Au Namua^^ tJ$
Wayp«» ifn^ ddp ireif^ckige« ScMfdMrm de» 13. Jbhrtrairfertiy
gtUIdety imürkafb 4er Medaiftong a«f Deckel uitd ?ordevs«H;<r
sti^ vm» drei f^etfiebenen fast ntnd gfearbeit^ten EidecbsM
«der Salaüatt^er» gifhaHe», ie\%m MgnMe WappeiiMdert-
1) GoMiDes Feld mit eineio rotfteii Ldwüiiv der SdiiMiia^
ranA mHi brautR Blanienkelehea b«set2t. (TaH ViK 1 K>.
3^ DtftftelMfiifieS' ftest »diwarzei» Peld mü einem ^^Men^ii
titf«ren. Der Sdivldeisgniad ht mit ei«^!««» gfatdeueiti
Lifiiiei^Orirametfteti veraierl, (Taf. VII. 1 b.)
^)«Ghildeiies Feld mit 3 Maue» Sehrftgbalken. Ber gfold^aa^
SchildesgrtMtJerschetwl mit Linien gitterartig g^9thmä^P
üttA jeder dev blaae» Scbrägbalken mit einer Reihe
kMoer ?iPfH!«ckigeF girldener Pimlite verseilen; det
Sekildearand wird van einem schmalen t'olhen Bande
elngefo¥i8t. (Taf. VII. I c.)
4) Senkrecht getheilier SeMid -^ rechts Maac» F»M mit
drei gaidnen hbwcn (awei ^en, einer unten); Ufik#
goldenes Feld mit acht rolhen Schrägbalkem (Taf. Vfl 1 d.)
Dreiunrivwanjiig Mai sind dfese Wappen dargestellt und<
^fraü dasi erste i mal^ das zweite 6 mal, das driete 9 mad^-
das vierte 9 mal; a«f der Vorderseite tfnd dem Di^cltet be*
Hilden si€h je 10 dieser Wappen ; in der Hütte d^r linken
ScbmnIseite einmal da» dritte und auf der Rückseite sweimal^
daa vierte. Letztere 3 Wdppeit haben abweichedd von allen'
übrigen keine ciselirte goldne Umrandung, sondern zeigen
gleichmässig. mit den Hintergrttnden der sie umgebenden al-
legorischen Medaillons blauen Emaillegrund mit girfdnem Or-
njMnenl j^leieh- denen im zuzeiten WappevfeMe.
In nusei^er frfihereit Veröffentlichung des Attehet^t Sthrei-
lies wird das erstif Wäppeti dem deutschen Rstiser Wilhelm
von ttbtland, das zweite desisen Grossmntter aus dem tlause
der Grafen von Geldern, das dritte dem ihr nahe verwandten
äurgund zugeschrieben. Nur das vierte Wappen entzog sich
ganz aller genau zutreffenden Bestimmung. Heute sind wir
176 Krane und Knmbehdlter im Dome «u Namiwr.
in Stande die drei ersten. Wappen in eine noch festere ver«
wandtschaftliche Verbindung zu bringen. Eigener Beobach-
tung nach war das Feld des zweiten Wappens blau. Der
auswärtige Secretär unseres Vereins in Aachen hat jedoch
bei einer gefälligen nochmaligen Prüfung gefunden, dass
diese Farbe so viel tiefer als die flbrigen blauen Felder, so
dunkelblau sei, um auch für schwarz gelten zu können. Neh-
men wir dieses an, so verwandelt sich das Wappen der Gross-
mutter Wilhelms von Holland in dasjenige seiner ihm näher
stehenden Mutter, einer Gräfin von Brabant, welche den gold-
nen Löwen im schwarzen Wappenbilde führte.
Burgupd in naher verwandtschaftlicher Beziehung zu
Brabant. auch im Besondern dortiger Besitzungen wegen zu
Wilhelm von Holland, vertritt durch sein Wappen des Kai-
sers weitere Familie. Daraus bietet sich dann aber auch für
das vierte Wappen die Nothwendigkeit dar, seinen Träger in
dessen möglichst unmittelbarsten verwandtschaftlichen Nähe zu
suchen. Dort finden wir — da Wilhelm zur Zeit seiner KrOnung
noch nicht %'erheirathet war ^) — als nächsten Anverwandten
Johann von Avesnes, der des Kaisers älteste sSchwester Adelheid
ehelichte^). Sein Wappen besteht aus der schrägen Balken-
lage in Roth und Gold, wie sie die rechte Hälfte des vierten
unsrer Wappen zeigt, auch LOwen fehlen seinen Siegeln nicht,
aber .dennoch ist es nicht gelungen beide Elemente in der
5) Wilhelm heirathete erst im Januar 125^ Elisabeth yon Braan-
schweig, und da wir annehmen, dass die Aachener Truhe bei
Wilhelms Krönung 1248 in das Aachener Münster gelangt sei,
80 kann Elisabeths Wappen so wenig darauf yorkomm«n, wie
das seines Schwagers des Grafen ron Henneberg, der ein Jahr
nach der Krönung die kaiserliche Schwester Margaretha hei-
rathete. Vergl. Meermann van Dalem's Gesch. Wilh. y. Hol.
Bardeyic. chron.fr. 218; Corner 895; Guden. cod. depl. I 621;
Albert Stad. Origin. Guelf. IV, 72; Böhmer Fontes II, 156.
6) Meermann I Buch LH in der deutsclien Ausgabe p. 154.
Kraf$e und Kranbehälter im Dome zu Namur, 177
oothwendig^en Vereiuiguu^ und in der hinreichenden Zahl
von sahn Schrägen und drei Löwen und die letzteren Gold
in Blau nachzuweisen^). ^
Lässt man nicht ausser Acht, dass die Führung be-
stimmter Familieuwappen im dreizehnten Jahrhundert kaum
in festen Gebrauch tretend, noch viele Wandelungen und
ganz willkührliche Abänderungen erlitt, so werden die klei-
nen ffierratbeu in dreien der Aachener Wappen, namJich der
blaue Blätterkranz um den rothen Löwen (la), die Schnörkel
im schwarzbiauen Felde des goldenen Löwen (1 b), endlich die
goldnen Punkte in den blauen Schrägen des burgundischen
Wiippens (1 c) nicht gerade in so früher Zeit eine heraldische
Bedeutung baben.müssen, sondern höchstens als Bezeichnungen
älterer oder jüngerer Linien, wenn nicht lediglich ornamen-
tal zu fassen sein^). Am weuigsteu dürfte dies beim zweiten
7) Vredius: Genealogia comitum Flandriae' 1042 Tab. 54 blaue
Löwen auf dem Reitersiegel und zwar einer auf dem Schilde,
zwei auf der Pferdedecke. Tab. 61 ereieht man die rothen und
goldnen Schrägen mit und ohne Turnierkragen, mithin kommt
Beides vor. Vergl. Le Laboureur, Tableaux genealogiques ou les
16 quartiers de nos rois. Paris 168B.
8) Aus diesem Grunde kann ich mich nicht der Ansicht des Mr.
Ch. Piot Beamter der Archives gen^rales des Königreichs Belgien
anschliessend der dieser Ornamente willen, unsre Wappen für
norddeutsche hält. Die Zuschrift des Mr. Piot lautet: L*6cusson no.
1 d est mi-parti de trois lions, qui figurent dans les armoiries de Fran-
chimont, de Cambrai de Ualeuin, de Barban^on etc. etc. et mi-
parti de huit bandes qui sont peut^Stre de Bethune. 11 est
toutes fois difficile de d^cider a quelle localit^ ou a quelle fa-
mllle cet armoiries appartiennent, si comme yous le dites, Mon-
sieur le Secretaire, la oassette appartient on 18. siecle. A cette
^poque les armoiries n'etaient pas encore h^reditaires dans les
famiUes et les pays n'en avaient pas encore adopt^es qui eussent
• un caract^re blen fixe. Non seulement les membres d'une mSme
famille changaient les embl^mes, mais ils modifiaient mSme les
6maux, comme je pense Tavoir d^montr^ dans la Revue de la
V4
178 Krone und Krohbehälier im Dome »u Nnmnt,
Wappen einem Zweifel unterliegen, da dessen Omam^to
gleichmHssig als bedeutungsloser Schmuck in den Medailtons
der Rtlckseite und der Schmalseiten wiederkehren.
Mögen andre, die im Gebiete der .Heraldik berufener sind
zu entscheiden, und denen das Material weiteren Naehfor-
schens, welches uns nicht zu Gebote steht, zur Hand. ist, iit
diesen Jahrbüchern die für die Entwickeinngsepoche des alte-
sten Wappenwesens so belangreiche Frage, wer die Trager
dieser Wappen waren, weiter verfolgen. Bei der Willkühr-
lichkeit in der Wappenführung des dreizehnten Jahrhunderts,
wonach für ein und dasselbe Wappen sich häufig audi mehr-
fache Träger finden, wie z. B. das zweite Wappen des gros-
sen goldnen Löwen im blauen Felde ebenso auf den Kaiser
Adolph von Nassau passt, lassen sich ja noch ganz neue Spu-
ren ins Auge fassen.
Das Schatzkästlein von Namur gewährte den Augenscbeiu
seines ursprünglichen Zweckes. Die Aachener Truhe, wenn
numtsmatique Belgd, k propos des armoirfes de Goddfroid de
Bouillon.
Sil m'est permis d*en juget par leg caractöres arek^ologiqaes
des blasons, dont yout fioametter les deasins M. Gachard,
je pense qa'ils n^appartlennent ni aux Pays-Bas» ni a la Belgi-
que, mais au Aord de I* Allem agne. Les omements da no. 1 a, les
globales du no. 1 c, qoi n*oat Jamals fait partie des armoiries de
Bourgogne, les rinseaux du no. 1 b me le semblent d^montrer
ä, l'6vidence.
Dem wäre noch hinzuzufügen, dass sich ähnliche Yerzierun*
gen allerdings bei niederländischen Wappen z. B. p. 97 u. 102
bei Yreditts und in einem Siegel Kbnig Alexanders ron Schott-
land V. 1282 pl. 17 Nr. 137 in den Monuments pour servir l'histoire
des Provinces de Namur des-Hainaut et de Luxembourg finden.
Einer der vertrautesten Forscher im Gebiete der Heraldik,
unser auswärtiger Seoretär, d. k. Arehirar Herr Eltester in Co-
blenz stimmt mit unsrer Auffassung, dass dte fragliehen Wappen
keine deutschen, soüdem franzdsisch-niederlä&dlsöhe seien, überein.
Krtme und KronbehäUer im Dome «n AiiHoilr. 179
a«di bri» Naii^eJ alles kireUicben Schmoeket» off^ob^ der
sacriikn Bedeutung entbehrend, und sicherlich deiii.l(ai«erli-
eben Wappenträger zugehörig, besitzt kein unmittelbares
Zeugniss ihrer ehemaligen Bestimmung. Mittelbar liegt frei-
lieb, durch die urkundlichen Bezeugungen, wonach andere
Kaiser ihre kostbaren Rrtoung»kleider der Pfatzkapelle Carls
d. Or schenkten, und auch Wilhelm von Holland solche mitzu-
bringen genlKbigt war, der Schluss nahe, er habe die letz-
tern in diesem kostbaren Schreine bei sich geftthrt und ihn
ßammt dem Inhalte der KrOnungskirche belassen ^). Wenn dazn
die Nachricht, die Bock aus dem Hartmannus Naurus an-
führt, wonach zwei Canonici nach der Epistd den zu Krönen-
den zum Altar führten, um ihn mit den in einer Truhe lie-
genden KrönamgsgewAndern zu bekleiden, glaubhaft bleibt, so
ist auch die kostbare Ausstattnng eines bei so fderlielier 6e.
legenheft öffentlich gehandhabten BehHltnisses wol geboten ^^).
9) Quix Cod. dipl. Urk. 135 p. 98 sclienkt Friedrioh II 1222 seino
Krönunipigewäiider dem Dome zu A.achen, Urkf 192 g^sohieht
dasselbe von Riohard von ComwaUU. Vergl. Meyer Aach.
Qesch. p. 290. Carl V schenkte die Qewäoder ebenfalls, La-
comblet lY 521. [Für Wilh- y- Holland yergl. Meennann yan
Dalem I p. 281. II 216. Meyer 285.
10] NaohtrüglUh uoerer Arbeit, fällt uns ein iSeitongsartikel des In
Aachen erscheinendes Echo Tom 3, Sept. 1863 in die Hand,
i worin Dr. Franz Bock die Restauration des Aachener Schreins
und seine Wappen bespricht. Derselbe Verfasser hatt^ in dem
Buche : ^l^^r Reliqalensohatz des Liebfrauen-Münsters asu Aachen
p. 62 ebenfalls den Kasten besprochen, die Wappen aber mit
Ausnahme der irrigen Bemerkung, dass die drei L<^wen im Wap-
pen Ko* 1 d.dem Uer2o>gthum Schwaben angehörten, bei Seite
gelassen. In "dem angeführten Artikel nun, wird auf das Zeug,
niss des Herrn Dielitz, Generaisecretärs der k. Museen in Berlin
hin, dasselbe Wappen den Grafen von LimogCfi und dasjenige
Wilhelms von HoUand den Seigneurs ron Bourbon älterer Linie
sugesproehen, wobei d^r rothe Löwe als Leopard gelten ^oU.
SUmmtil^ahe Angaben m.tw«i99 wir uqriphtig ftodei^, denn liier
180 Krone und KronbekäHer im Dome »u Namur.
Schon am Schiasse der mehrfach erwähnten ersten Ver-
öffentlichung des Aachener Transportschreins — wie er ge-
kann Ton einem Leoparden so wenig die Rede sein, wie von
einer Identität mit den Wappen der alten Sires Ton Bourbon
und der Burggrafen Ton Limogesy da das Wappen der ersteren
einen reihen Löwen (nicht Leoparden) in Gold, umgeben tob
aoht blauen Muscheln (nicht yon Blättern) zeigti das letstece
aber lediglich aus goldaan und rothen Schrägen besteht. Herr
Dielitz, der uns dies durch eine gefällige Mittheilung bestätigt,
sagt, dass Herr Dr. Bock seine Erklärung wohl ungenau aufge-
fässt habe und bemerkt übrigens zu Wappen 1 d, dasselbe sei ihm
in dieser Combination noch gar nicht vorgekommen, und er wisse
nur, dass die zahlreichen goldnen und rothen Schrägen das
Wappen der alten Im Jahre 1263 aasgestorbenen und Ton dem
herzoglichen Hause Bretagne beerbten Familie der Yioemtea
(Burggrafen und nicht Grafen) von Limoges Torstellten, und io
Frankreich ausser dieser Familie nur noch den Vicomtes de
Turenne zukämen. Er habe in diesem Falle geglaubt, sich eher
für die erstem als die letztem entscheiden zu sollen, da es sich
hier um Emaille. Arbeiten handle, eine Technik, deren Sitz im
Mittelalter vorzugsweise Limoges gewesen sei; dann weil die
drei L5wen unsres Wappens eine gewisse Beziehung zur Stadt
Limoges zu haben schienen, der das Wappenbuoh von Jouffroi
sie freilich mit umgekehrten Tincturen, Blau in Gold anweise/'
Diesen letztern Bezug, der Emaillearbeit unsrer Wappen zu
Limoges, entscheiden zu lassen, macht vom allgemeinen kunst-
historischen Standpunkt betrachtet, dem Scharfsinne des Hrn.
Dielitz alle Ehre, wenn aber darauf hin Herr Dr. Bock als
rheinischer Kunsthistoriker den Kasten nun sofort aus Limoges
herstammen lässt, so ist das freilich die richtige Consequenz aus
der Wappendeutung, entbehrt aber jeglichen Beweises, und wi-
derspricht den sich täglich häufenden Hinweisungen auf eine
rheinische Emaille-Schule im 1?. u. 13. Jahrh. (vgl. Anmerk. 2).
Was die Geschichte des Kastens betrifft, so verdanken wir ent-
gegenstehend den Bocksohen MittheUungen, dem um die Aachener
Münstersohätze so hoch verdienten ehemaligen Schatzmeister
und nunmehrigen Pfarrer Weidenhaupt lu Weismes die Nach-
Krane und KronbekäHer im Rcme »u Namur. 181
neiBlich nach seinen jetzigeD Gebrauch sum Transfi^rt i^t
B^iifuiea bei den Heiligthumsfabrten aus der Sacristei 2ur
Tburmcapelle genannt wird — bemerkten wir, das« eine gana
abniiehe Cassette, ein ehemaliges Eigenthum Ludwig des Utu
ligen, in Frankreich sich befinde« Seitdem gab sieb uns vor
2wd Jahren Gelegenheit» in Parjs im Mus^e des Sourerains
dieselbe au betrachten. Sorgfältige Photographien und ein
in Farbendruck ausgefährtes Pracht werk ^^) enni^glichte es,
dem Leser daraus ein kleines Abbild der Vorderseite (Taf.
ViL a) m geben.
Dieses ScbiUakastletn, wenn auch von derselben rechtecki-«
gen Gestalt, ist viel kleiner als die Aachener Truhe und aisst
nur 0^34 in der Länge, 0,18 in der Breite und 0,15 in
d«r fltohe. Es ist von Buchenhols zusammengefügt, mtl Per-
gament überflogen^ dieses mit präparirtem Qyps bestriohen.
rioht, dass die Ablösung des gesammten Schmuckes vom alten
ursprünglichen rothen auf den modernen schwarzen Kasten (ygl.
Anm. 4) nicht im vorigen Jahrhundert sondern im Jahre 1826
durch den Ganonicus Schumacher gesehah, und der erstere nicht
in einem Saciiftteisohpanlce vergraben, sondern als BehJUter für
die aus den abgebroohenen Altären erübrigten „Sepulcrie alta*
rium fizorum'' beüutzt, und den Archäologen stet« gezeigt war. — >
Wenn in dem Buche wie in dem Zeitungsartikel Bocks von meiner
frühem Veröffentlichung keine Rede ist, obgleich meine Zeich-
nung die Illustration zu ersterem hergab, so wird Niemand der
die Art des Herrn Dr. Bock und die kritische Anführung im Litter.
Cei^tralblatte No. 18 v.J. 1861 kennt, im mindesten davon über-
rasoht sein* Ein dem Aachener Wappen ähnlich mit drei umge*
bendan Balamandarn versiertes Siegel, führte nach gefälliger Mit*
theilung unsres gelehrten Coblenzer Secretär« um 1275 der Burg-
graf Theoderich von Rheineck.
11) Edmond Ganneron: La Cassette de Saint Louis. Paris 1855.
Vergl. Moniteur vom 26. Nov. 1853 und l'Annuaire de la So-
ciety imperiale des antiquaires de France, Seanoe du 19 AoÄt
1853 p. 151.
182 Krime und Kronbehälter im Dtmk %u Nnmnr.
imn me Polie von Silber aufgeleg^t, Mif welche ein traos*
pareates diinkelee firfln Mgt. Vier r^rgoldete Bestie» mit
den M««lern srasanmientreffend, bttden die Chaniievirerbindwig
Ewificben dem Behalter und dem etwaa überragenden Deckel«
Bin Ungetkam mit blau emailiirten Augen und rtrtb, blau und
weigfi emailiirten Hageln, den hingen SehiPreif mit kleinen TOr*
quisen beseti;!, liegt > quer über die ganne MMte des Deckels hin
und kalt mit Maul und Krallen den Seblosshaken, ahnlieh wie in
Namur nnd Aachen. Die Bcken des Deckels, tu dessen Milte^ia
geringelter Trag-Griff in Schlangenköpfe endend angebracht
erscheint, halten rier vergoldete Bander nusanmien, die oben
je nnt einem Bergkrystall venBiert sind. Meist eiagefasal
von jenen Krflneen vergoldeter Kopfnagel, wie wir sie am
Schrein von Namnr salien und wie sie frther an der Aaekenev
Truhe waren und nach deren Kestanralion wieder sind, he«
steht der Hauptschmuck, wie ebenfalls an den beiden andern
Cassetten, aus runden kupfernen Medaillons, die bald emaillirte
Wappen, bald Bestiarien, bald allegorische Scenen enthalten.
Die letztern nehmen wie in Aachen, ebenso als vergoldete
Figuren in blauem Emaillegruude (iknail cbamplevö) gebildet,
die ganne Rückseite ein ; an dieser scheinen auch die Nagel-
kränne immer gefehlt zu haben. Den 51 emailHrten Wap-
pen, unter denen 7 Mal das grössere Wappen von Frankreich,
15 Mal dasselbe kleiner mit dem der Mutter Ludwigs des
Heiligen, Blanka von Castilien, verbunden erscheint, und die
übrigen den hohen Verwandten, Hofbeamten und Grossen von
Frankreich, nämlich den sechs Pairien: den Heraogen von Bur-
gund, der Normandie, und von Guyenne, den Grafen von Cham-
pagne, Flandern und Toulouse, dem Connetable Montmorency,
den Grafen Monfort, Dreux, de Bar, Champagne - Navarra,
Dammartin, de Dreux Herzogs der Bretagne, den Herren von
Courtenay; Malet, Barthelemy, Beaumont, Coucy, Harcourt, dem
Königreichs Jerusalem gelten, sind zur Auszeichnung unter den
Medaillons nur sechs angewiesen. Die übrigen Wappen atmgebeo
Krone und Kronbehälter im Dome ^u Hamur^ 183
dk secbfi beTor^ttgten als untergeordnete in weit geringerer
Gr^^sse. Diese Hervorhebung des RangverhftUnisses zwischen
den Waf pentragern» also der Unterordnung der übrigen Wap-
penschilder unter das des königlichen BesiUers wird aus der
Abbildung und Beschreibung ersichtlich.
Der Deckel durch den Träger des Schlosshakens in zwei
gleiche Hälften getheilt, zeigt auf jeder derselben vier grosse
niedaUlons mit Bestiarien» welche ein fünftes Medaillon mit dem
grossen französischen Wappen der golduen Lilien im blauen
Felde, in die Mitte nehmen. Vierzehn kleinere Wappenschilde
ohne Medaillons^ alle in der Form derjenigen yon Aachen,
bis hart zum Rande zurücktretend, bilden gleichsam die Pe-
ripberie des Deckels. Auch die schmalen Seitenwände des
letttern sind mit solchen kleineren Wappen geschmückt.
Ebenso in einem Medaillon in die Mitte gestellt, umgeben von
irier andern, von denen drei Bestiarien und je eins einen
Stern enthalten, beherrscht das grosse französische Wappen-
feld^ie beiden Schmalseiten. Die Verbindung zwischen Frank-
reich und Castilien ist hier durch vier kleinere Schilde aus-
gedrückt, von denen zwei oben und unteu das kleinere fran-
zösische IfUienfeld^ zwei seitlich die Thfirme von Castilien
im rothen Felde tragen. ]Sin Beschlagband, welches von
lelztern auf Vorder- und Hioter-Seite tibergebt, endigt dort
wkder in dieselben castilischen M'appen. Endlich enthält die
Vorderseite ausser dem mit zwei Unholden geschmückten
Schlosse, wie aus unserer Abbildung zu ersehen, dreimal das
grosse französische Lilienwappen in roth emaillirten Me-
daillons, acht Medaillons mit getriebenen Figuren und meh-
rere kleinere Wappen.
Wollten wir min nocii auf die Bestiarien, die bald als
einzelne Tbiere, unter denen wie in Namur ein heraldischer
Löwe und Adler hier ein Doppeladler auffällt, bald unter-
einander oder mit Menschen kämpfend dargestellt sind, be-
trachtend übergehn, so würden wir ein der Ahsiabt dieses
184 Krone und Kronbehäiter im Dome zu Namur.
Berichtes zu fem liegencfes und wie schon erwähnt noch un-
sicheres Gebiet betreten müssen ^^). Ihrer Herstellung nach
bestehen die Bestiarien-Medaillons aus getriebenem, ciselirtem
und ä, jour durchbrochenem und vergoldetem Kupfer. Die
Augen der Bestien sind blau emaillirt.
Wozu die Cassette des frommen französischen Königs
ursprünglich bestimmt war, bleibt zweifelhaft. Ob zur Auf-
bewahrung von Kron-Insignien ? Aus dem Gegensatz möchten
wir es schliessen, denn einen Kronschatz in gewissem Sinne
bewahrte sie auch später : Geissei und Busskleid des Königs.
Philipp der Schöne, der Enkel Ludwigs, schenkte die Cassette
mit diesem Inhalte der Abbaye de Notre Dame du Lis, welche
von ersterem und seiner Gemahlin Blankal2i4 gegründet ward.
Betrachten wir schliesslich die drei Schreine von Na-
mur, Paris und Aachen mit einem letzten Blicke, so wird die
erste als die einfachste und in Ermanglung aller Wappen
nur ornamental geschmückte auch die älteste sein ; nach der
gleichmässigen Mischung von Wappen und figürlichen Schmuck
die zweite sich anschliessen ; endlich die Aachener .wegen der
weit bedeutenderen Vollendung der Ornamente und dem gros-
Sern Hervortreten der Wappen die jüngste sein müssen.
Die Wappen der Schreine von Paris und Aachen sind
unzweifelhaft zu den ältesten des Mittelalters zu zählen und
für die Geschichte der Wappenkunst von der grössten Be-
deutung.
iU.
Nach der Betrachtung der edelsteinfunkelndeu Krone und
ihres Behälters wie der ähnlichen Schreine zu Paris und
Aachen, tritt nun die Frage an uns heran, auf wessen Haupt
12) Wir hegen die Hoffnung, den gewiegtesten Kenner dieses Theiles
der mit|;elalterlichen Kunstgeschichte auf die Bestiarien und
allegorischen Darstellungen der drei Schreine zurückkommen
EU sehn.
Krane und Krenbehälter ün Dame %u Namur. 185
denn einst dieses goidne Diadem ruhte, wessen Wflrde es
verherrlichen sollte.
Bin EU Namur im Jahre 1851 erschienenes Bach ^') be«
riehtet darüber kurzweg: „Philipp der Fromme Marquis von
Namun der die Cathedrale letztern Ortes mit jenen Reliquien
bereicherte, welche sein Bruder der Kaiser Heinrich von Con-
stantinopel 1205 ihm sandte, nenne unter diesen in der be-
treffenden Donationsurkunde Dornen der Dornenkrone Christi,
ohnedass darin aber der herrlichen Krone, die doch seit jener
Zeit ein so kostbarer Behälter solcher Dornen sei, figurire.
Indessen scheine es dennoch, gemäss der bestehenden Tradition,
als habe Philipp die Krone für sicli und seine Nachfolger
anfertigen lassen, was um so glaubhafter bleibe, als sie die
Abzeichen der JUarquis-Wörde trage und so eitigerichtet sei,
um allen Köpfen angepasst werden zu können ^^). Durch
Johann III, den letzten Markgrafen von Namur der seine
Herrschaft an Burgund übertragen, sei dieselbe an die Dom-
kirche von Namur gelangt, in welcher sie seitdem als ein
hervorragendes Reliquiar zur Aufbewahrung der heiligen
Dornen sieh befinde.^
Mit dieser Nachricht würden wir uns einfach zu begnü-
gen haben, wenn nicht sachlich und urkundlich begründete
Zweifel eine nähere Prüfung verlangten. In jener Urkunde
von 1205 nämlich, worin der Kaiser Heinrich von Constan-
tinopel durch seinen Pallastgeistlichen Daniel de Scaussin
seinem Bruder dem Markgrafen Philipp von Namur Reliquien
schenkt, ist von unsrer Krone wie erwähnt keine Rede, son-
dern nur einfach von einzelnen Dornen der Dornenkrone —
de spinis coronae domini — ^^). Jedenfalls war also damals
13) Kotice aar la Cathedrale de Namur par un membre du Clerg6
attach6 a cette egiise. Namur 1851 p. 15—18.
14) p. 18 — qu'elle a 6te faite, au titre de marquis, pour s*adapter,
ä toutio Sorte de tites. —
15) Kariösimo fratri suo Philippo marohioni Nam. Henridue frater
186 Krane und Kranbekälter im Dome %u Namnr.
miser Rldnod nicht zur Aufbewahrung jener Dornen bestinml,
sonst würde dasselbe in der besagten Urkunde gerade so
sehr hervorgehoben worden sein als das vas aureum pul-
chnim et pretiosuni in quo continetur oaxiida pars de ligtto
doroini in modun crucis anro circumligata et oruata, denn
es ist wahrlich nicht wenig herrlich und kostbar« Wir bo-
sitzen nun aber ein nur dreizehn Jahre jäogeres Inventar
des Schatzes der Kirche des heiligen Alban zu Naraur^^), in
suaB) imperii romani moderator, salutem et frateme dileolionU
sffe«tam. Noverit fraternitas vestra mihi predileota qaod TobSa
mitto per magiitrum Danielem de Scausin' clericam noateam«
vaB a'veiiOQ pulohrum et pretiosam in quo cootinetur maxiniA
pars de Ugno Dni in modum Crucis auro circumligata et ornata.
Mitto etiam vobis de sacrosanotis reliquiis imperialis palatii Buc-
oeleonis, videlicet de spinis corone Dni^ de veste purpurea ihu
xpi, de pannis infantie salvatoris, de linteo quo precinxit se in
cena, de zona beate Marie - yirginis, de Oapite sanoti Pauli et
sancti Jacob! minoria. Preterea mitto yobis per «amdem D.
supradictum tres samitos et duos annulos, uaum Saiaragdum et
all um rubinum* Ad removendam autem dubietatem predietarum
reUqaiarum , presentem pagiiiam sigilU mei munimino yobis trans-
misi roborat&m. Datum GonstantinopoH, anno Dni M. CCY.
mense martio.
Das Original auf Pergament ohne Siegel befindet sich im
Archiv der Cathedrale von Namur. Auf der Rückseite befindet
sich die moderne Aufschrift: Donatio reliquiarum ab Henfioo
imp. 1205. — Rayssius üierogazophylacinm belgfeum (1628)
p. 6 und darnach wol Miräus Opera Dipl. (1723—48) I p. 405
geben zu dieser Urkunde dfe Bemerkung, dass sie früherMn ein
Bleisiegel trug, auf dessen einer Seite man den thronenden Kai-
ser mit der Inschrift ^E2nOTH£ ENPIKOS erbUekte, auf
der andern denselben geharnischt zu Pferde mit der Inschrift
Erricus Imperator Romanorum, Custos Imperii et coronae ecsohien.
16) Hee sunt res eoolesie sei Albani in Nam. quM ipaa ecclesia
debet «astodice:
Srme und KrwbekäUer im Daum m JVoMiff, 187
weMicm wir nicht aiehr eiazelnen DoroMi der lieilif en Dor«
Bankrotte, soadem nun einer gansen Krone begefnea. W««
Magftas oalix argenteus deaaratus.
<)uataor partes de aoa Cruoe In quatvor «areia oastibo«.
Corona Dm apiaea.
Duo yentilabra argentea.
Sanguis Dni et capilli ejus in yasis cristallinis.
Purpura Dni in yase aureo.
Quatuor filateria argentea: Laurent!!, Andree, Jacobl ninorfs
et Gregoril.
In Camahitty dens sei Petri, den« Syst!, den« Kathetlne, juBo*
iura pedit Margarethe, junotura manus Jaeobi maloria.
Duo thuribula argentea.
Duo oandelabra argentea.
Duo urceoli argentei.
Duo pelyes argentei.
Vas eleotri oornutum.
Uroeus argenteus ad benediotam aquam.
Cuppa argentea.
Gruoifixus oupreus deauratus cum Maria et Johanne.
Corona ouprea pendens super altar^.
Aüa atttem que sequentar remanent in custodia oustodi» et sub
perioulo ejus:
Unum thudbiilum argenteum et eruoes quatuor.
Septem oandelabra cuprea.
Quinque oasule.
Septem decim oappe.
Sei^tem dalnatiee cum duobus coUaiija anrUrigidi.
Tela artlüdofla.
altare apoatolorum deargentatum cam manutergio nU proprio,
et aliud altare eburneum.
Deoem albe.
Omamentum ältaris aee orueia, oooperioiium Bciüeet et duo
dextraJU*.
Omamentum maioria altaria, eoopertorium aoilieet «ft doo dex-
tralia et duo manutergia.
PMaiM&ta duariun «Ibariua.
188 Kröne und KrofAekältet im Dome %u Namwr.
sentlich onterschieAen heisst es in dieser Drkiinde: Cormia
domini spinea. Unmöglich kann man diesen gBux verschie-
denen Wortlaut zweier Urkunden als Bezeichnung derselben
unveränderten Sache gelten lassen, und um so weniger den
Ausdruck der spätem Urkunde, lediglich als eine sprachliche
Ungenauigkeit fflr das Object der erstem ansehn, als es sich
ja in letzterer ausdrücklich um ein Inventarlum handelt Und
dieses wollte gewiss nicht wie die Urkunde von 1205 einzelne
heilige Dornen auiftihren, sondern den Besitz einer ganzen
Krone documentiren, die man nach ihrer Eigeuthumlichkeit
als die Dornenkrone Christi bezeichnen durfte.
Freilich die unzerstOckelte ganze Dornenkrone Christi,
die in Constantinopel bewahrt wurde, war es nicht, es konnte
also nur eine Krone sein, in welcher einzelne Dornen der
letztern ihre Aufbewahmng fanden, und die man nach dieser
Function schlechtweg die Corona domini spinea nannte, mithin
Tres calioes argentei.
Quatuor pilel grisij.
Tres pectines eburnel.
Magnam aurifrigidam magn! altaris et duo frustula aarifrigidi.
Ciphus marraoreuB ad opus oinerum.
Daodecim oulcitre integre, et triginta et tres decise qae sunt
similes yexillis.
Qaatuor yexilla.
Dae hystorte: Hemo et Beda.
Prophetie, missale, duo antipbonaria nootarnalia, quatubr gra-
dualia, duo psalteria, duo texta eyangelij, retus passlonale et
quindeoim quaternj novi passionalis, dao oomroanes, tres col-
lectales. .
Prisoianusy Virgillus, Horatius.
Yiginti et qnatuor filateria yetera cum baculo.
Actum feria sexta proxitua post festum Seryatij, anno yerbi in-
carnati. M. CO. octayo decimo.
Das Original dieser Urkunde auf Pergament ist ohne Siegel
und befindetr sich im Dom-Arehlye »u Namor. Aiild«r Bück-
Krane und Kranbehälter im Dame %u Kmmur. 189
nach dem Charakter der Arbeit genau der danaliye«
Zeit entsprechendes Diadem. Aber, wird man uns entgegnen,
wäre es auch so, diese Annahme kommt doch nur durch einen
Widerspruch mu Stande. Ehen hiess es, wenn in der er-
sten JDrkunde bei der Erwähnung der spinis corone domini
schon* die goldne Krone vorhanden gewesen sei, so wttcde
man ihrer so gut wie des vas aureum gedacht haben ; jetxt
soll nun in der zweiten Urkunde eines solchen herrlichen Pracht-
Werkes gedacht sein, und welch bezeichnendes Beiwort hat
denn hier der Wortlaut dafür? Darauf ist zu .antworten, das«
ein aufzählendes trocknes Inventar wie dieses hier, sich der
scbmtickenden Beiworte enthalt und auf die genaue thatsftch*
liehe Angabe beschränkt. Man kann also bei unserm In-
ventar nicht die Worte pulchrum et pretiosum sondern nur
vermissen, dass es nicht in derselben Weise wie es spater
einer andern corona die Bezeichnung cuprea gibt, unsre Krone
golden nennt, denn der urkundliche Ausdruck corona domini
spinea ist eben nicht correct für eine goldne Krone, die Theile
aeite der Urkunde steht die moderne Aufschrift: Inyentarium S. S.
R$liquiarum et supellectilia eoclesiae 1218, worunter in alter Schrift :
Carta reliquiarum Sei Albani Nam. Gin zweites Exemplar die-
ser Urkunde besitzt der Canonicus Wilmet in Namur, welches
gleichzeitig mit unsrer I'ublication der Urkunde in den Ana-
lectes pour seryir ä Thiatoire eccl^siastique de la Belgique Tome I
p* 52 pubiictrt ist. Auf der Rückseite dieser sweiten Ausferti-
gung des Inventars steht: Est etiam in custodia eoolesie ....
(unleserliche Worte, nach der Conjectur des Herausgebers: os'
sancti Demetrü) cum vase suo, et vas cristallinum oontinens
de oapite sanoti Albani. Das angehängte Siegel soheint einon
Reiter darzustellen, das Gegensiegel zeigt das Wappen der Gra-
fen Ton Namur mit der Umschrift: secretum meum mihi. Er-
klärende Erläuterungen zu dem Schatz yerzeiohnisse die zu weit-
läufig »ein würden, um sie hier zu geben, findet man in den
AiMÜeoten mannigfach*
190 Krene umd KranbehdHer m Dame su JVomiir.
«US 4m. Erlöse» ]>onieBluro«e enthält, sdiideni er
lauten: corona anrea cum spinia eoronae deninL Wabiy
eelifinlicher bleibt es nun vrohl imnerliin, das« der erstere
Ausdruck fttr die letztere Fassung steht, als das« einige Ton
der Krausen Dornenkrone abgebrochene Dornen, die tüQ\ noch
einneln genannt worden, um 1218 als ganze Krone auftreten
aoilten.
Mehn^n wir unsre Meinung, dass das goldne Stirnband
die im Inventar- der Catbedralkirche des h. Alban uui l!Stl8
verzekhiiete corona dooiini spinea sei, als die ürabfscliein-
lichsCe an, so wftrde dasselbe nur kürzeste Zeit vor der Auf«
nähme des Inventars von 1218 in die gedachte ftirehe ge-
langt sein ktenen, weil der Stil ihre .Anfertigung nicht viel
früher zu stellen erlaubt. Ein neues Hinderniss tritt aber
dieser Behauptung scheinbar entgegen durch des vorerwUli»-
tOi Namurer Schrift^ellers Bericht : Philipp der Frooune
habe die Krene mk den Abzeichen der Marquis*Wärde fUr
sich und seine Nachkommen anfertigen lassen. Diese biaher
lediglich durch die Tradition unterhaltene Ansicht, beruht
aber um deswillen augenscheinlich auf einem Irrthume, weil
im ISten Jahrhundert weder die Markgrafen von Namur noch
die sonstigen kleinen Forsten des fibrigen Europa Kronen
trugen. Wir brauchen uns zur Erhärtung dieser Thatsache
micbt bei der Betrachtung graflicher Bildnisse auf Wappen-
schilden und Grabsteinen, wie sie uns an Grabmonumenten auch
in nächster Umgeg ead zu Gebote stehen, aufzuhalten ^^), son-
17) Die Grabfignr des Grafen Adolph iroD Gleve dar 1894 starb, ist
noch mit dem Barett bekleidet, ebenso diejenige des um 1095
gestorbenen Pfalsgrafrn Heinrich von Laach, die in der dortigen
Kirehe Ende des 13. Jahrhunderts aufgestellt wurde. Spätere
Grabdenkmale wie diejenigen des Grafen Heinrioh il fon Sayn
XU Sayn (f 1246), des Grafen Gottfried von Jülich Herrn 2u Berg-
heim (t 1335) in Münstereifel, des Grafen Gerhard Von Berg in Al-
tenberg (f 1389), des Grafen Heinrich Ten 3olai|pBraiiiiMi(tn*oh
Krone und KrafibehäUer im Dome %u Namur. 191
dem Mir henrorsuhebeiit dass es gerade von Flandern auadrttek«-
Keh bezeugt wird, wie die dortigen Grafen bei feierlichen
Ckdegenbeiten stets eine dem Barett ahnliche Mtit^e als Ab*
seidien ihrer Würde getragen hatten ^^). Trugen aber die
Grafen und Marl&grafen damals überhaupt keine Kroneui so
kann um so weniger an unserm Denkmal die Achtzahl der
Krenspitzen als Abzeichen der Marquiswürde angesehen
werden, ein Abzeichen, das wie überhaupt der Unterschied
in der Zahl der Kronzacken als heraldisches Merkmal
weit spaterer Zeit angehört ^^). Sind ja doch die ältesten
hnstortsch bezeugten Herrscherkronen wie die Justinians
nnf dem Mosaikbilde in St. Vitale zu Ravenna^^), des Kaiser
Romanus und Otto III auf Pariser Bifenbeiuen^^, BasiliusII und
rielcr andrer byzantinischer Kaiser in Miniaturen, wie die
lombardische Krone in Monza und die in Spanien gefundenen
1258) zu Altenberg an der Lahn zeigen als Kopfschmuck ein
mit Rosetten verziertes glattes Stirnband. (Vgl. aus'm Weerth
Kunstdenkm. in d. Rheinl. I Taf. VI. 1. III Taf. XLII. 7. Taf. L. 5.
18) Martin : Gönealogies des Forestiers et contes de Flandres. Ant*
werpenl612. CMfflet in Child. p. 189; L'Espignoy, en la Nobl.
d« Flsndre p. 70. BüHkens» troph^ea de Brabant, duppl. I 313 ;
dasa dio Betcbroibung des Grabdenkmals Johann III von Na-
mur in der Notice sur la Cathedrale de Namur p. 195» wo
keiner Krone gedacht wird. Vergl. Weiss, Geschichte der Tracht
und des Geräthea im Mittelalter p. 599 und die Markgrafenhüte
in den betr. Portraits bei Gameaina: die ältesten GlasgemSlde
yon Kloatemeuberg etc . im II. Bande der Jahrbücher der k. k.
Centralcommisaion. Wien 1857.
19) Bernd: Hauptstücke der Wappenwiaaenschaft II p. 391.
20) Ciampini Moa. vet. II Tab. XXII u. XXV.
Sl) Im Cabinet dea M^daillea et Antiquea in Paria Nr. 3268, ab-
gebildet bei Didron XVIII p. 197; das bekannte Elfenbein mit
den Figuren Otto III und der Kaiaerin Tiieophana Nr. 887 im
Muaee Cluny. Ebenao die Krone dea Kaiaera Baailiua bei Agin«
conrt Malerei 47. 5.- Aehnliek ist noch die Krone Heinrich
dea Heiligen bei Didron XVIII p. 154.
192 Krane und KrimbehäUer im. Dome su Namur.
Kronen g^othischer Könige ^) glatte runde oben offene Reifen,
die dann in vielseittfe auch noch oben offene Reifen, wie
ursprünglich die deutsche Reichskrone und die ungarische Rö-
nigskrone^^) übergehen, und in der noch weiteren Entwicke-
lang, entweder einen obern Kuppel- oder Bügel-Verschluss
annehmen, oder zu jener Verzierung von Zinken gelangen,
welche bald in der Vierzahl bald in der Aebtzahl auftreten,
und seit dem dreizehnten Jahrhundert die Gestalt der fran-
zösischen fleur de lis annehmen ^^). Der ausserordentliche
Werth unsrer Krone, wie die Thatsache, dass dieftelbe in
13ten Jahrhundert gefertigt, Iftsst bei der Annahme, dass sie
am 1218 schon im Dome zu Namur sich befand, mithin nur
kurze Zeit vorher einen Besitzer haben konnte, auf einen
bervorrafirenden König oder Kaiser schliessen, dem es weder
vergönnt war lange zu regieren, noch regierende Naehkofn-
men zu hinterlassen, da sonst wol das Herrscherdiadem in
der Familie des Regenten verbliehen sein würde.
Die Reliquien der Namurer Krone sind neben den Kreu-
zesnägeln die vornehmsten, welche die Christenheit besitzt,
und geben uns einen deutlichen Fingerzeig, wo wir den ehe-
maligen Kronbesitzer aufzusuchen haben. Es war bis 1239
die kaiserliche Pallastkapelle von Constantinopel, welche die
Domenkrone Christi bewahrte**^). Hier blieb das Kleinod,
22) Lasteyrie : Description de Tresor de Gurrazor. Paria 1860.
23) Bock im II. Bande der Mittheilungen der K. K. Central-Commission.
2i) VioUet le Duo, Dictioonaire du Mobilier fran^ais p. 218 ; Mont-
fauoon, Thr^sor de l'antiquit^e de la oourone de France T. I
PI. II ; ätmUche Kronen sieht man auf den Grabsteinen des
Kurfürsten Peter yon Aspelt im Dome zu Mainz, worauf die YOn
ihm gekrönten Könige Ludwig der Bayer, Heinrich YII und Joh.
y. Böhmen abgebildet sind, und Siegfried III yon Eppstein
mit den Bildern der yon ihm gekrönten Kaiser Heinrich Raspe
und Wilhelm yon Holland.
25) Floss: Geschichtliche Nachrichten über die Aachener Heilig -
thümer. Bonn 1856 p. 89—93.
Krone und KronbehäÜer im Dome w Kamur. 193
bis 4er karserliche Hof in der drückendsten Geldnoth die
grossen Reliquien des Heilandes als Unterpfand einer italie-
nischen Anleihe venetianisciien Kaufleuten anwies. In der
Unmöglichkeit die Auslößungssumme herbeianscbaffen und dem
Bestreben, wenigstens den Schein m retten, als habe man
die Heiligtbflmer nicht gerade verschachert, schenkte sie
Balduin II schweren Herzens Ludwig dem Heiligen von
Frankreich, der dann seinerseits sowol die Venetianer be«
friedigte, als die erschöpfte byzantinische Staatskasse füllte»
Baarfuss trug der fromme französische König die Dornen-
kröne in feierlicher Procession von Sens nach Paris, wo die
Perle der gothischen Baukunst, die St. Chapelle sie aufnahm ^^).
Constantinopei, die Heiraath der Dornenkrone Christi bis
zum Jahre 1239, war von 1204 bis 1218 in engster Verbin-
dung zu dem in Namur regierenden Herrscherhause. Der her-
vorragende Antheil der flandrischen Ritterschaft bei der Erobe-
rung von Conistantinopel hatte ja zur Folge, dass man den Gra-
fen Balduin VI von Flandern und Hennegau als Balduin 1 zum
lateinischen Kaiser ausrief und am 23. Mai 1204 in der Sophien-
kirche krönte ^^). Balduins Regiment war nur von kurzer
Dauer. Der edle Kaiser starb, am Ib. April in der Schlacht
bei Adrianopel gefangen, im Kerker^^). Durch dieses tragische
Ende des flandrischen Grafen wurden aber die Beziehungen
zwischen Flandern und Constantinopel nicht beendet, sondern
26) Jetzt befindet sie sich in Notre-Dame. VergL Guil. de Nangis
chronic. D^Achery Spio. III u. Qesta Ludov. IX. Duohesne Hist.
Fr. Y 833. Hisi. auseept. coronae spineae Jesu Chr. p. 409
ebendasellMt«
27) Du Gange : Histoire de Tempire de Gonstantinople^ nouyelle Edi-
üon reyue par Buchen I p. 2S.
28) Bas literarische Material über Balduin findet sich wol am toU-
ständigsten zusammengetragen im 3ten Bande der ^ten Serie
der Schriften der Sooi6t6 des Sciences des arts et des lettres
duHainautp. LYIII--LXII in der Abhandlung Ton Oamille Wins:
61oge historique de Baudouin de Constentino]^.
18
194 Krmß und KrmbMtHBt im Dornt m Nmmr^
gleichsam noch inniger, denn des so unglttdilich gestorbenen
Herrschers Bmder, Graf Heinrieb, bestiog nach ihn den kai«-
Sf rliehen Thron ^)* Beide Kaiser gedenken bänAg der Be^
Btehungen num Heimathlande^ wie schon ans der Sendung
des mit reichen Oesehtnken versehenen Daniei von Scaussin
hervorgeht '^). Balduin hinterliesa keinen Sohn^ and Kaiser
Heinrich starb ganz kinderlos ^^). Wie wird man daran swei-
Mn können, dass die ans den fernen Vaterlande mit nach
Constantiaoi^el gezogenen Getreum des flandrischen Hauses,
nunmehr, da kein Erbe der verblichtnen Herrscher am Bns*
porus weilte, heimkehrten nm die Habe der Erblasser den
Angehörigen nach Flandern zu bringen. Was kam damnter
belatigreioher gewesen sein, als die Hauskrone der färsttichen
Brüder! Die byzantinische Reichskrone, mit welcher wir den
als Herrseber thronenden Balduin auf Siegeln sehen, verblieb
nattfrlich in Oonstaatinopei , ab^ die Hauskrone, womit auf
den G^gensiegeln sein Hein geschmtickt ist, hatte als per*
sonliehfs fügenthun wol lüüemand zu beanspruchen, als die
Paniüe der Erblasser ^). Und weichen würdigem Gebrauch
$9} d« Qftilge: m§L d« Vami^ir* de Ooaat. I y. 83 vmehArdoifli
Ciiroiu^ue de- U priie d« Conataqtinople ed. BuQlion p. 172»
Hayssius a. a, O. p. 7.
30) Aehnliche Schenkungen bei du Gange Hist. de Temp. p. 95 u. 96.
31) bu Gange Hist. I 116 u. 144 Henry de Valenciennes p. S12.
Baldufaa Fjfau Mari« von Ghatnpsgnd starb auf 4eir Reise oach
Con»tanlan0pel^ seise forden Töohter kamen niemalB dahin,
während sein firiuder H«iaricb fM»€iagl&»h bei ihm wan Der
Nachfolger Heinrichs, Peter von Courtenai war etmr der Qe-
kiaafal seiner Sokwestor Yolande^ ^ eireiahte labe» OonetaBtinopel
nicht, sondern starb auf dem Hinwege, ßeuie fiSime gelangten
erst 1220 nadi dem BoepdriKs. Buohea: Reokerehes et mate-
liaux etc. I Taf. i.
33) BnohMizReohevches ei naieriauac ipottr •ervior a une histoire de
la domiMtien (fran^aise lan Orient I p, ^4 Taf. i «u VII. Md.
moires de A^el^ti 4ar>Sciekioaa de Häiaaut L tti» (p. UL F. de
Krone und KrenbtkßUer im Damlü wn Jimmuf. 195
halte» die Ailgebttrigeit davon machen können, als sie, wie
so oft mil Herrscherkronen geschah ^), auf den AUar der Kirche
des h. Alban an Namnr su kgen , einer Kirch« so «ichibar
rMi dem flandrischen Grafenhavse stets ansfezeichnet, fOr
welche das Diadem dnreh den Inhalt der heüigen Dorm^n die
bleibende Bedeutung: eines unvergleicblicben Beliquiars erhielt.
Obg^Ieich nach ihrem abbildlichen Aussehn fast alle al-
tem bysaatinischan Kronen in der Mitte der Stinifl eine vier^
eckige Abtheilung zeigen, die auf die Unterbringung von
Sauley^ ees&i d« Classifieation d«8 euitds m«nitair«8 bysanthieB
Metz 1838. Mit einer der unsern ähnlichen Krooß erBob^nt ein
Fürst in einer vatle. Miniatur bei Agincourt P. T. 68. 8.
33) Die Sitte der Donation der Herrscherkronen an geheiligte Stät-
ten scheint von Constantin . dem Grossen eingeführt zu sein, und
wurde von seinen TTachfoIgern wiederholt geübt. Constant. Por-
phyrogen. üb. de administr. Imp. o. 12. Du Gange Const. Christ,
lib. III 43. Vitabeati SyWestri; Nicetas in Alexio lib. HI Nr. 6
und die sonst bei Lasteyrie p. 12 citirten Stellen. Anton v.
Piacenza berichtet bei einem Besuche des h^ Grabes Im Ylten
Jahrb., dass über demselben ausser andern Weihgeschenken auch
mehrere Kronen wie ein kaiserliches Herrsoherdiadem aufge-
hangen seien. Die Votiv-Krone de« gotbischen K8n!g& Recces-
" Yinthus (t 572) und die mit derselben in Öuarrazar gefundenen
Kronen sind bereits erwähnt ; dass auch die eiserne Krone wie die-
jenige der Königin Theolinde (f 716) und die andern im Dome zu
Monza befindlichen Kronen in diese Kategorie gehören, darf als
bekannt Yorausgesetzt werden. Kaiser Lothar soll auch seine
Krone dem Kloster Prüm, in dessen Mauern er starb, geschenkt
haben. Heinrich II weihte bei seiner Krönung 1013 in Rom
seine bisherige Krone mit der Bestimmung der Peterskirohe,
dass dieselbe über dem Altare aufgehangen werde. Thietmar
von Merseburg VII. 1. Der Schenkung der Krone Richard von
Comwallis an die Krönungskirche in Aachen ist schon gedacht.
Ludwig der Heilige verehrte den Dominikanern in Lüitich eben-
falls eine goldne Krone: Montfaucon Thfesor des antiquit^s de
^ la cooronne de France u. s. w. u. s. w.
196 Krane und Eronbehälter im Dome »n Namur.
Reliquieo zu deuten scheiot'^), 80 dürfte doch die Wahl der
heiligeo Dornen hierzu sich an die Erklärung; Gottfrieds von
Bouillon bei seiner KrOnun([; in Jerusalem kutipfen lassen:
^dass er an dem Orte wo man dem Könige der Ehren Hor-
»nen um die Schläfen gewunden, keine andre Krone als eine
^Dornenkrone tragen ki^nne.^
Mögen andre die hingestellte Vermuthung, dass das in
der Cathedrale zu Namur befindliche Diadem die Hauskrone
der beiden ersten lateinischen Kaiser Ilandrischen Hauses sei,
weiter verfolgen, und das zierliche Kunstwerk prüfender be-
trachten, als es uns bei einer einmaligen kurzen Besichtigung
vergönnt war**).
♦
34) Man betrachte nur die Kronen bei Weiss, Kostümkunde des
Mittelalters p. 94 ; diejenige Otto III auf dem Eyangeliendeckel
zu Echternaoh bei Quast u. Otte Zeitschrift für christl. Archäo-
logie II Taf. XVII, des Kaiser Romanus und der Kaiserin Eudoxia
auf dem Pariser Elfenbein u. s. w.
35) Wir können nicht unterlassen dem hoohwürdigen Generalyicar
Yon Namur, Herrn Domeapitular Qengler, pflichtmässig unsem
Dank auszusprechen, für die freundliche Art mit welcher er die
Erlaubniss zum Zeichnen der Krone ertheilte und wiederholt
unsem Wünschen begegnete.
Emzt aufl'm IBVeertik.
m. Litteratar.
1. M^vxolrt fnr U0 andennes ((mftntcttims tnilitaires comvM
fou le nom be fiirte ottnftö0 pat £h ^xnt^t, capitaine
de g^nie. Saumur 1863.
Glasburii^en und Schlackenwftlle.
In den »iebenzig^er Jahren des vorig^en Jahrhunderts oder
genauer 1777 wurde in einem englischen Sammelwerii — dem
5. Band der Archeologia, aufmerksam gemacht auf gewisse
Sfeinwalle, die sich in Schottland finden, und die Eigen-
thOmlichkeit haben, dass sie theils aus Schlacken und Glas-
massen, theils aus Steinen bestehen, die mehr oder weniger
vom Feuer augegriffen und durch Schmelz verbunden sind ; —
man nannte sie Vitrified forts, Glasburgen. Ihre Wälle um-
geben eine kleine Flache auf dem Gipfel steiler Hügel, am
Ende oder auf der Mitte schmaler und steiler Bergzungen,
so dass sie nur yon ein er Seite leicht zuganglich, hier aber
noch durch einen Vorwall verstärtN sind. Sie erschienen da-
her alle zu Vertheidigungszwecken gebaut, und entsprechen
überhaupt •— bis auf die Glasverkittung --^ ganz den Stein-
ringen des Taunus, der Eifel, des Hochwalds und andrer
Berggegenden.
Eine der best ausgeprägten und damals zuerst beschrieb-
nen Gestalten solcher Glasburgen ist Knock ferrel Naphian —
was Fingais Wohnung heissen soll — 2 Meilen westlich von
Diogwall in Rossshire. Am Ende einer stellen Bergzunge
198 Memoire sur les anciennes cansimctians mUitaires
gelegen, bildet sie ein Oval von 120 Schritt Lllnge und
40 Schritt Breite, welches an der zugänglichen Spitze ver-
längert einen durch zahlreiche Querwalle vertheidigten Ein-
gang hat, wahrend die andere Spitze durch zwei Walle zu
einem letzten Zufluchtsort vorbereitet ist.
Der Wall 12 Fuss, au einer Stelle selbst 23 Fuss hoch,
ist nach Aussen steiler ak nacfar Inpsn. Seine Verglasung,
so wie der am heftigsten geschmolzene Kern liegt der Aus-
senseite am nächsten — nach Inäen ist er flacher, und viele
Steine nicht vom Feuer berührt* Auch am Fuss^ der H5he
liegen viele herabgerollte Steine, welche gar nicht oder nur
wenig vom Feuer verändert sind. Seine gleichfalls nur
wenig verschlackte Oberfläche ist mit einer Humusschichte
und Heidekraut Aberzogen, welche auf den ersten Anblick
ihn nicht von einem gewöhnlichen Erd wall unterscheiden las-
sen ; erst die von der Hitze veränderti^n Steine, die mch
unter den am Fuss des Berges liegenden flnden, und eine
Durchgrabuug des Walles überzeugen uns von seiner Ver-
glasuog. Ausser der eben beschriebenen werden noch die
Olasburgen von Craigh-Phadrick, Castel Finlay, Dun Evan,
For Duu Castle, Castle Häi of Finaven, Collen, und eine im
Loch Aber genannt.
Schon die ersten Entdecker suchten nach eint r Erklärung
für diese so eigenthOmlichen Baureste, «ad nachdem sie
sich cor eine von den Erbanern absicbtlicb veranstaltete
Verglasuog entschieden hatten, bemühten sie sich auch eine
Vorstellung von der Art und Weise zu geben, wie dieselbe
an Wällen oder Mauern ausgeführt sein möchte. Man glaubte
gefunden zu haben, dass die Steine sorgfältig gewählt, Kalk
vermieden, aber gewisse leichtschmelzende Eisenerze gemischt
mit andern Steinen, Gnuut, Quarz, Thanschiefer , Sand
und Mandelsteine angewandt worden seien, die Mauern zu
bauen; dann habe man in einem Abstand vor denselben
einen En^all. angehäuft, unil den Zi^isdienraum mit Holz
crfaiU vid 19 Bvand ge$etM; die leiohtfUlssigan B^stan^tbeile
der üauar seien m in QHtk verwandelt in die Zwischen«
rftuwe ejnf edrnngen u«d haben die losen Steine glasirt und
wie ein IHi^rtel verkittet.
Man faad darin eine höchst sinnreiche, verloren gegan«
gene Knnat< die nur ans dem Orient siamiDen Mnoe un4
surtick wiese anfdie weile Verbreitung der uralten Celtiscben
Stimme; so war mau denn glücklich nu der Nebelwand
gekommen die den Urschleim verbarg und hatte freie Hand
ihn nu kneten oder auf die Wand au malen.
Aber schon 1780 stellte Cordiner (Anti^nitie« and See*
nery of tbe North of Scotland) unbefangene Untersuchun-
gen über die alten Verschan^ungeu in Schottland an; er be-
schreibt unter andern die Burg von Moray, auf deren Wall
die verkohlten Holzwände Stamm an Stamm noch zu er-
kennen waren, mit denen dänische Seeräuber sich befestigt
hatten; Castelle, deren Hauptmaterial Holz, waren landes-
üblich und viele derselben wurden noch im 13. Jahrhundert
verbrannt. Solchen Bränden verdanken wir den Zustand
der Trümmer, nicht dem Versuch ein Castell aus Glas zu
mncben. Für mkb, sagt Cordiner, ist es höchst unwahrschein-
lich, dass Feuer angewendet worden anr Bereitung eines
Schmelz-Cements -*««- aber mag sich ein anderer an dieser
Theorie amütitfin, und den Feueraehirm in die Luft setzen
um die Mauern am Rand des Abgrunds zu giasiren ; -^ und
kann er das nicht, so mag et es unter den verlorenen
Künsten suchen, die an der Akademie von Laputa aufbe«
wahrt werden.
Es mag dies genügen, die erate Bnideckung und die seit«
4tm bestehende Meinungsverschiedenheit ins Gedächtniss
nnrüek nu rufen, upd eine vor uns liegende Schrift, Memoire
sur le$ anoiennes constructiona militaires conmies sous le
nom de forts vitrifife par Fd Prevoat« Capitaine du Gönie.
Saumur iMd» einwleiten.
SOO Memoire mr le$ andeimei canUrucHam mUiiairei
Hhehiem der Verfasser in der Einleitaag mit Recht ge-
klagt, dass noch keine vollständige Geschichte der Befesti--
gungsknnst geschrieben sei, und des Kaiser gedankt hat^*
dass er durch gründliche Untersuchung von gallischen oppi-
dis und römischen Castris auch hierin Licht verbreite, will
er durch seine Arbeit auch einen Baustein dasu tragen, und
gewiss so dankenswerth dies ist, so recht würde er haben hin-
2U2uftigen dass eine solche Fortifikations - Geschichte nicht
durch geistreiche Intuitionen sondern nur aus sahlreicken
Detailstudien entstehen kann, wie er in der angesogenen
Schrift eine liefert.
In Frankreich kennt man vier verglaste Wälle:
1) Im Departement de TOrne bei dem Weiler Conrbe nahe
bei Argentau.
2) Im Departement Mayenne bei dem Städtchen St. Su-
sanne und
3) St. Jean sur Mayenne und
4) Im Departement Cätes du Nord bei Peran unfern St.
' Brieuc.
1. Bei Courbe bildet die Krimmung der Ome eine Halb-
insel, deren Hals durch einen Steinwall abgesperrt ist; der-
selbe ist auf 40 Meter Länge 3 Meter Höhe und 4 bis 5 Meter
unterer Breite nicht eigentlich verglast, sondern durch die
Wirkung des Feuers zu einer kompakten Masse zusammen-
gesintert. Die einzelnen Bruchstficke sind eine feinkörnige
Steinmasse (Gr^s); der Wall ist fiberdeckt mit einem Gemische
von Erde und Steinen, die den benachbarten Felsen angehö-
ren und gleichfalls die Wirkung des Feuers erfahren haben.
2. Zu St. Susanne ist es nur ein Block von 3 Meter
Länge 1 Meter Höhe und 1% Meter Dicke, der in der neuem
dem 13. Jahrhundert angehörigen Stadtumfassung sichtbar
ist. Er besteht aus zwei oder drei Varietäten einer Stein-
masse (Gr^), welche durch einen Cemrat, der einer Hoch-
par Fd Prevo9i. 201
ofenfichlacke gleicht, verbunileii und in feinen Aedercben durch«
dmngen ist.
3. In St. Jean snr Mayeone sind die Untersuchungen
noch nicht abgeschlossen und gestatten, wie der Verfasser
sagt, noch keine Beschreibung, welche Interesse haben könnte.
4. Zu Peran, das durch den Oeneralstabs-Oflisier N.
Cteslin de Bourgogne in den Memoire de la Soci^tö des an«
tiquaires de Prance 1846 am gründlichsten dargestellt wor-
den ist, bildet der Wall ein Oval von 134 ä 1 10 Meter Achsen ;
er ist mit Erde und Strauchwerk aberdeckt von zwei Gra-
ben rings umgeben; seinen Kern bilden caicinirte Steine «—
nur Sandstein und Granit, welche durch eine dünne Glasur
überwogen und verbunden sind. Die Glasur rührt von dem
Granit und einem Quara her, welche in kleinen Stücken
längs der innern Seite des Walles liegen. Fast aller Granit
ist aufgebläht und zu einer Art Bimsstein geworden, wie
denn überhaupt die ganzen Trümmer mehr calcinirt als ver-
glast erscheinen.
Der Verfasser geht darauf über, wie man sich bisher
die Thatsachen erklärt habe. Nach Williams, der den Glas-
wall von Knoek Ferrel zuerst untersucht hat, begann man
damit mvei Erde- oder Rasen - Wälle, gewissennassen die
^orm, in welcher die Mauer geglüht werden sollte, zu
machen; sie standen daher nicht weiter auseinander als die
Mauer dick werden sollte und in ihr schichtete man eine
Lage von Holz und von lefcht schmelzbaren und von feuer-
beständigen Steinen ; nachdem das Holz verbrannt war, hatte
man eine verhältnissmässig zusammengesunkene Schichte der
Glasmauer, auf welche man dann in gleicher Weise noch
eine zweite, dritte und weitere Schichte anlegte, bis man nach
und nach die beabsichtigte Höhe zwischen den Formdämmen
erreicht halte, und diese beseitigen -konnte. Diese Schichten
aber, sagt der Verfasser, finden sich in Schottland nicht, die
Mauer bildet eine ununterbrochene Masse. Noch weniger
Memoire sur les Ofiotetifies tomiruciions miütaireg
{restatte die Tbatsacha, dass nuia io eiaen l^eaoadereo Ofioii
Glas g^eschmolzen und dies über die trocken > auffebairta
Mauer ff^ef oasen habe um die Steine zu yerkittea ; und
nicht Blinder nnaolAssiff^ sei die Meinnug, man habe die Maoer
an Steinen und einem leichtifissigen potaschereiehen MtVrtel
gemavert, dann mit Hola umgeben und dem Brand desselben
ausgesetzt mit dem Erfolg, dass der Mörtel au Olas ga«
schmolzen sei. Bei diesem Verfahren würde das Innere 4er
WAlle weniger verglast und weniger vom Feuer verändert
worden sein als das Aeussere, in Wirklichkeit ist es aber
umgekehrt, das Innere hat mehr Hitze erfahren als daa
Aeossere.
Bei St. Suzanne, wo es sich nur um ein 3 Meter langes
Stück bandelt, hat man die Vermuthung aufgestellt, daas bei
den zahlreichen Belagerungen, welche der Ort ausgehalten
hat, entweder der Angreifer um die Mauer zu erstetgea
einen grossen Haufen von Faschinen vor derselben zusam»
mengebracht hätte die aber verbrannt seien; oder der
Vertheidiger hätte um hier eine Sturmlöcke unzugänglich
zu machen in derselben ein Feuer angezündet vnd durch
immer mehr hineingeworfenes Holz längere Zeit uatethalteo ;
im einen wie im andern Fall sei die Mauer verglast wor«
den. Alle diese Hypothesen genügen dem Verfiisser nieht,
da er sehr wohl unterscheidet, dass der Hittelpunkt der
Gluth im Innern der Mauer war, und es scheint ihm die An-
siebt von Geslin de Bourgogne der Wahrheit am nllchsten.
Hiernach wuirden entweder im Innern der Mauer von
Strecke zu Strecke Heerde ausgespart, in welchen man
längere Zeit ein heftiges Feuer unterhielt, oder man ver«
breitete durch Brennmaterial, das man mit den Steinen schieb--
tete, in der ganzen Mauer zugleich anzündete und etwa
noch durch daran gelehnte Holzscheite verstärkte, eine Gluth
die den erwünschten Erfolg hatte. Die Ansicht des Ver^
fassers aber ist diese: Aehnlicb wie die Ziegel beim F«14^
for Fd Prvoowi. SOS
brmdy vhrd die Maser mit vielen Zwischeariunen anfgeftlhrt^
kl welcher das Breanmaterial HOI0, Stein«- oder Holskohlen
eingelegt, und durch welche die Planne und der Zug unter-
balttm wird. Dieselben wurden von aussen soweit nöthig
geschlossen und die gasse Mauer mit einem Thonttbersng
versehen. Aber nicht nur die AehnHchkeit des Aufbanes
und der Feuerleitwng ist es , die der Verfasser festhalt, ^r
glaubt auch, dass das wesentliche Material Thon in Gestalt
von Ziegel» oder fomlosen Klössen gewesen sei, welche
mir sufftllig mit Steinen gemischt waren, und nimmt weiter
an, dass der Thon tbeils su Steinmasse gebrannt theils gaus
gesehmslzen sei. Ein Erfolg, der bei gewissen Thonsorten
welclie reich an Kalk und Kiesel sind, befördert durch die
Holzasche allerdings eintritt und ein dunkles glttnsendes Glas
erseugt
Zu der Verwendung des Thons war der Verfasser durch
ein interessantes Fundsttck aus dem Wall von Courbe ge-
konnen; dasselbe ist «u einer Steininasse (Steingut .Grte)
gebrannt, und nmschliesst ein Stückchen Holzkohle, ein an«,
deres enthält eine Glasmasse, welche genau wie ein Stflck«-
dien Hole geformt ist, und den Abdruck von dessen Fasern
nnd Zellen treu wiedergiebt Bddes sind Belegstücke,
dass weicher Thon beim Bau verwendet wurde, welcher die
Holastiicke einhüllte und durch den Brand erhärtet im einen
Fall ein solches als Kohle festhielt, im andern, nachdem das
Holz ausgebrannt, dessen Form bewalirte und dem eingelegt-
ten Glas mittheilte. Es ist kein Zweifel j dass hier Thon
und Holz gemischt einer heftigen Hitze ausgesetzt war.
Aber stimmt des Verfassers Behauptung, dass Thon der
wesentlicbe Bestandtheil jener Gl'aswälle gewesen, wirklich
mit den ThiUaachen überein?
Gedin de Bonrgogne, der Peraa sehr genau aufgenom-
men nnd beschrieben bat, erwähnt als alleinige Steinsorten
Granit, weissen Quarz und wenigen Sandstein; der Feldspai
204 Mimoire 9ur leg andennes eon$iruction$ mUitaires
ätB Granite in Verbindung mit der Holsasche reicht «ich
vollkommen aus, die leichte Olasor die alle Steine aberzieht
nnd cum Theil verbindet, su eridaren*
In St Suzanne halt Merimöe die von Glas umgebene
und in feinen Adern durchdrungene Nasse für Kalk, was
allerdings eben so wenig möglich als glaublich ist.
In Schottland werden nie Thon, sondern wie schon b»»
merkt, die Felsart der Umgegend genannt
Dennoch zweifeln wir nicht, dass auch Thm vorkom-
men kann, und werden selbst noch einige Beispiele aus Deutsch-
land anführen. Wir halten nur die Verallgemeinerung, dass
Tbon ein nothwendiger Bestandtheil der Glaswolle, eben so
unzulässig als die Ansicht, dass diese Wälle mit der Absicht
sie zu verglasen und sie dadurch fester oder unersteiglicb
wie die gläsernen Berge des Nührchen zu machen, gebaut
worden sind.
Doch kehren wir zuerst zu der vorliegenden Schrift
zurück, die von der absichtlichen Glühung der Walle
ausgehend, sie als eine verlorene oder nicht mehr geübte
Kunst ansieht und nach der Zeit und dem Volk fragt, das
sie angewandt habe. Der Verfasser klagt, dass kain nener
oder alter Schriftsteller von ihr spricht —- Cäsars Beschrei«
bung der gallischen Mauern (d* B. G. VII 23) genügt ihn
nicht, obschon dieser den ganzen Bau aufführt und nur — aller-
dings mit gutem Grund — es den Gelehrten überlässt ihn
anzuzünden. Aus einem eisernen Nage], der sich im Wall von
Courbe fest eingeschmolzen in Schlacken fand, schliesst der
Verfasser, wie uns scheint mit genügendem Recht, dass der
Bau erst nach dem Auftreten der Römer in Gallien ausgeführt
worden, um so mehr da er an der Meinung festhält zu demselben
seien Thonziegei nOthig gewesen, welche erst unter August in
Rom in allgemeinen Gebrauch kamen, und weil man im Innern
der Cmschliessung von Peran römische Randziegel gefunden
hat Er glaubt, dass die Römer eben so gut wie sie mit Kalk-
par Fd Preeosi. 205
mörtel Beton machten, der das Innere ihrer Mauern ausfallt,
in dem waldreichen Gallien auch einen Beton gemacht ha-
ben können, in welchem in Ermangelung und an Stelle des
Kalks ein schmelzbarer Thon getreten sei, und dass iroils
der elliptischen Form der Umwallung, diese doch das Werk
einer römischen Legion gewesen sein könne. Dasselbe nimmt
er auch fttr Courbe und St Susanne au und ist geneigt die
schottischen Glasburgen den Römern unter Septimius Severus
zuzuschreiben, der sie erbaut und verglast hfttte. Der Ver*
fasser schliesst jedoch mit dem Geständniss, dass das genaue
Alter der Schlackenwalle erst durch sorgfältige Nachgra-
bungen festgestellt werden könne, und mit dem Wunsch auf
die von ihm angedeutete Art Mauern erbaut zu sehen, deren
Kosten nicht bedeutend uud deren Anwendbarkeit ihm zwei-
fellos sei. Leider erfahren wir zugleich, dass die vier von
ihn beschriebenen Giaswälle einer raschen Zerstörung durch
Menschenhände entgegen gehen. Wenn wir auch mit den
Endergebnissen des Verfassers nicht einverstanden sind, so
können wir ihm doch nur dankbar sein für die Zusammen^
Stellung dieser interessanten Vorkommnisse in Prankreich,
und der verschiedenen Ansichten über ihre Bauart und Bau-
zeit ; für die neuen Gesichtspunkte, die er entwickelt, so wie
für die mannichfaltigen Emügungen, denen er sie unterziehl
Bekanntlich besitzen auch wir in Deutschland unsere,
Glasburgen, oder wie wir sie richtiger zu nennen pflegen,
unsere Schlacken walle, deren einige aus geglühten Erd-
massoi out Kohlen und Asche untermischt, andere aus
Steinen bestehen, welche geglüht, gefrittet, glasirt oder
geschmolzen sind. Es werden besonders der Schaafberg,
itt Stromberg und der Rothenstein alle drei in der
Nähe von Löbau, der Reinhardsberg bei Camenz sowie
der Schaafberg bei Buckowitz und ein Berg bei Raliowitz
in Parchimer Kreis in Böhmen genannt. In neuster Zeit
aind von Geh. Bergrath Nöggerath der ttiederrheinischen
206 Mimoire sur le$ ancimine$ eon$irucÜons mUUairen
Oetelkchaft für Natar— und Heilkonile in Bonn Porphynificke
Fom Donnersberg vorgelegt worden, u-elche in Glasur, Zo-
fiaflimenschmeizung und Aufblähung die deutlichen Spuren
einer künstlichen Glühung trugen und uns auch an Rhein
das Vorhandensein eines wenn auch verflachten Schlacken-
walls vermniben lassen.
In den Westermannschen Monatsheften in Jahrgang 1861
haben wir unsei;e Ansicht über Steiagerölle und ibren Zusan*
nt nhaug mit den Schlackenwällen ausgesprochen ; wir er<-
lanben uns nicht sie hier sin wiederholen; nur einige Säise
wollen wir aur Erwägung vorlegen.
Ohne auf die Details der von Cäsar beschriebanen gaU
tischen Mauer, einaugehn, steht wenigstens fest, dass sie eine
aus Hola und Steinen gemischte CotistraktioA war, in wel-
cher das Hole die Wirkung des Mauerbrechers, die Steine
eine Brandlegung erschwerten. Wir können hinaufttgen^ dasi
in Ermangelung guter Werkaeuge um die Steine lagerhafit
au behauen, in Ermangelung von erhärtendem MArtel imd
in der Noth der Zeit Holz allein es möglich nachte mit au«-
saaMnengelesenen formlosen Steinen eine senkrechte Mauer
aufaufttbren. Statt der Steine konate auch Erde, statt
der Baiken auch Strauchwerk und Faschinen dienen, an
konnte bald mehr von dem einen, bald mehr von dem andern
Material verwendet werden, eine steile Wand anfinrichten,
die den Vertheidiger gegen den Angreifer hochstellte; —
LokaU und Kunstfertigkeit werden auch hier aahkmidie
U«bergaAgsstufea eraeugt haben, deren Ii4khste, best ainsge.»
bildete, Cäsar ans beschrieben hat.
Was wir4 aus einer solchen Mauer wnrden, w«nn <n
dem Angreifer trotz 4er dagegen erhobenen Sckwierigkeilen
gelingt sie in Braad m stecken?
a) Wenn die Steine feuerffster Natur sind^ wie fdd-
8f atarmer Granit , Grauwacke, manche Sandsteine and am*-
dece; so wenden sie nach Maasagabe wie das loliz aarfcrannt
pur Fd PreoML 207
und dadnreh der Verband aufhört, zusammenstilreeii, manche
d«reb die Hitze in kleinere Stücke zersprengt, etwas die
Farbe verändern nnd dem Einfluss der Witterung zugftng*
Hcher werden; man wird ihnen aber nach Verlauf einiger
Jahrh«»ierte die überstandene Hitze wenig oder gar nicht
mehr anaebn.
fo) Befanden die Steine aus Kalk, so wird dieser ge»
braniit, grösstentbeils durch den Wind und Regen verschwin-
den und kaum eine auffallende Spur auf der Erdoberfläche
mrtteklassen.
e) Bestanden die Steine aber aus mehr oder weniger
sehdielzbareR Fdsarten, feldspatreichera Granit, Lava, Ba-
salt oder ans einer Mischung mit leicbtflilssigen Stoffen, z«
denen selbst einige Kalksteine und die Holzasche befördernd
Mn^nfcomaMn konnten, so wird die Mauer ber ihrem Zueam*-
mensturz einen Haufen von theils aufgeblähten, gefritteten^
geschmolzenen und glasirten Stücken bilden, wio unsere
Sehlackenwälle sind.
d) Bestand die Mauer aas Erde, welche als Agcr zw»«-
aehen das Holz gestampft und von ihm zusammangehalt»
wurde, so wird diese als mehr oder weniger g egiihte, seUkat
gtasigo Naase mit Kohlen gemischt nnd deren Eindrücke be-
vahreind zurückbleiben.
e) fet dl« galliocbe Mauer ^kew iiicht von Feuer bot.-
alürty sondern **- was gewiss der häufigste Fall war -^ ihre
Zerstörang der Zeit überlassen werden, so werden , «ide
#as Bidz langsam vermodert und dadurch der. Verband «nfi-
birt, 4ie Steine zu den Haufenwerk zHsammenstirzea, das
uns in den isabireichen Steiowällen der EiM, des Hoehwalds,
des flundsniiekens und anderer Berge «id Hügellttnder eiv
halten ist, und oft eben durch ihre geruige Höhe and Breite
Zeugniss geben von der grossen Masse von Ailz, welche
orspriNigltch mit eingebaut war.
Jatäi ohne die Akademie van Lafutn zu^ befiraifen wird
208 Mimoire sur leg ancienne$ canstructions mUitaires
man sugestehn mässen, dass so sowohl verschlackte als im-
verschlackte Steiiiwäiie entstanden sein können, man könnte
sich aber dabei doch noch dahin reserviren, dass andere
Walle doch auch mit Absicht könnten verglast worden sein.
Wer aber einmal einen Kaikofen, nachdem er einen Win-
ter hindurch unbenutzt der Nässe und dem Frost ausgesetzt
war, näher untersucht hat, wird trotz seiner vortheilhaften
Gestalt, die ihm nicht erlaubt nach der einen oder andern
Seite einzustürzen, bald erkennen in wie hohem Grade sein
GeCttge und Material zerstört ist. Die Glasur, die ihn in
Innern überzieht, ist durch unzählige Risse getheilt und die
Steine sind zwar auf einige Zoll Tiefe durch die einge-
drungene Glasur gehärtet, desto weicher und zerreiblicher
aber da wo sie weniger Hitze erfahren haben ; und der Feuch-
tigkeit und Frostwirkung um so weniger zu widerstehn inoi
Stand.
Dasselbe würde schon nach einem Winter mit den Glas-
mauern der Fall gewesen sein, selbst vorausgesetzt dass
man sie während des Brennens und Erkaltens aussen steil
zu erhalten vermocht hätte. Alle Schlackenwälle sind durch
eine Schichte ihrer verwitterten Bestandtheile bedeckt.
Nicht um sie zu bauen sondern um sie zu zerstören hat
man Feuer an sie gelegt, und wenn somit seine Wirkung
auch keine schaffende sondern eine zerstörende war, so ist
sie. als Zeugniss alter erbitterter Kämpfe vielleicht um so
interessanter ; jene Werke bleiben nicht als ungeprüfte Maass-
regeln vor unsern Augen, sie erhalten eine Geschichte
nnd beweisen ihre Nothwendigkeit ; und es wäre daher sehr
zu wünschen, dass die Steinwälle des Rheinlands, die ohne-
bin schon eine — messende und zeichnende — Untersuchung
verdienten, insbesondere auch auf etwaige Brandspuren ge-
prüft würden. Ist auch die herrschende Felsart — die kiese-
lige Grauwacke — nicht geeignet den Nachweis zu erleichtern,
am so mehr sind es die Basalte und manche Laven der Eifel»
par Fd Prevosi. 209
und manche feldspatige Felsarten des Hochwalds. In der
Eifel hat Herr Pastor Ost von Demrath viele und die gross-
arügsten Steinwalle zuerst nachgewiesen und wäre wohl
der geeignetste auch in dieser Richtung seine Forschungen
wieder aufzunehmen. Wie jene, so sind auch die Steinwalle
des Hochwaldes in den Jahresberichten der Gesellschaft nütz*
licher Forschungen veri^ffentlicht.
Frankfurt im Januar 1864.
V« Coliauuen»
Ingeniear-Major.
14
t. Her i^retljeltektrtnpf >et ßatavtt unter CteuMu«') «tmlt« tron
C* Cornriittd Sadtns. Mit Eitileilunfj^, CoiDOientar und
zwei Karten versehen von Dr. Carl Christ. Conr. Völ-
ker, Oberlehrer am Gymnaitium tn Elb^rf^eid. Zwei Lie-
ferungen, firberfeld, 1861 und 1863. 8.
In der ersten Lieferung giebt uns der Herr Verf. als
Einleitung zur Geschichte des batavischen Freiheitskrieges
eine Beschreibung des Terrains, wie es in jener Zeit durch
den später vielfach veränderten Lauf des Rheins gebildet war.
Die von Kampen'sche Ableitung des Namens Betuwe, Batan, von
der Güte oder Fruchtbarkeit des Bodens, ist weniger sicher
als die von dem celtischen bat oder bad, überschwemmt, w^eil
jenes niedrig liegende, von der Waal und dem Rheine umströmte
Land häufigen Ueberscbwemmungen ausgesetzt ist, wie der
Hr. Verf. §. 15 u, 16 selbst es beschreibt und das Zeugniss
des Tacitus Histor. V, 23 dabei anführt, wo aber der Aus*
druck ^vacua cultoribus^ nicht ein von den Bewohnern ver-
lassenes Land bezeichnet, sondern überhaupt den Mang^el
an Bebauern, zumal Ackerbauern, anzeigt. Wenn durch Jac.
Grimm's Forschung festgestellt wäre, dass die aus Germanien
eingewanderten Bewohner der Batävi den Namen aus ihrer Ur-
heimatb, dem heutigen Hessenlande mitgebracht hätten, so würde
das Land nicht von seiner Beschaffenheit, sondern von den
Einwandern seinen Namen erhalten haben. Es scheinen aller-
dings einige topische Namen im Hessenlände dafür zu spre-
chen, wie Batteufeld und Battenberg an der Eder, und die
1) lulius Civilis, moht Claudius. Vergl. Tacit. H. I 59 und
Fr. Ritter's Anmerkung zu H. IUI 13. Zusatz der Redaotion.
D&r Freiheitskampf der Batwer unter Clatiditil CMKs ete. S^ll
Siammfeylbe bat iilsst Grimm aus bout d* h. Wies« eii(st(?Ii«ii,
wonach die Batavi als Wieseiibewohner erklärt werden^ und
die Betu we ist reich an Weideland. Dass aber dessen unge-
achtet die Bataver mit ihrem eigentlichen Namen Cbatti ein^
gewandert sind, dafür sprechen die vielen noch erbaltenea^
Ortsnamen, die dem Volksnamen Chatti oder Catti ihren Ur-
sprung verdanken, wie Katwyk (Cattoru» vicus) Kalten«-
dekht, ftattenpolder, Katfenbroek, KaUenwald, wie ein Tl^il
des Reichswaldes «wischen CleVe und Nimwegen lieisst. Das
Land, wo sich die Chatten niederliesseii, hat gewiss scImiii
vor ihrer Einwanderung Batau geheissen, und diesen Namen
haben sie spater zu ihrem Volksnamen gemachti Bemerkena-
werth ist es, dass sich die eingewanderten Chatten, die in
ihrer alten Heimath sich als tüchtige Infanteristen zeigten
(omoe robur in pedite sagt Tacitu» von ihnen in der 6er«-
mania c. SO), in dem für die Pferdezucht wegen seiner Wie-
sen geeigneten neuen Wohnsitze zu ausgezeichneten Cavalle-
risten nnd kühnen Schwimmern sich ausbildeten, dahei^ sie
auch Cäsar als Söldner in seine Armee aufnahm und sich
ihrer im Kriege gegen Pompejus bediente. Dass er aber
batavische Reiter schon gegen Vercingetorix geführt, wie Hr.
Vi^lker behauptet, ist sehr zweifelhaft; die dort erwahBten
equiies Germani sind wohl Germanen des oberen linken
EJieinufers. Die 8. 23 angeführte Inschrift, auf der die Ba*
taver amici et fratres Rom. imperä genannt werden, ist un<*
ttcht. Ein achtes Denkmal würde statt fratres imperii fra«
tres populi Romani aufweisen, wie die cives Batavi auf einen
Votivsteine heissen. (Grüter p. 73 n. 9*) Die in vierten
Abschnitte von dem Hrn. Verf. aufgestellte Behauptung^ dass
die Römer ihre Festungen am Rhein nur der Mündung
grosser Flusse gegenüber angelegt haben, ist nur theil«.
weise richtig. Za einer falschen Vorstellung vou Vetara's
Lage führt die ungenaue Angabe: ,,Vetera bei der Lippe.^
Mit der Ableitung des Namens Vctera ans einem scbonr vor
212 Der Freiheitskampf der Bataver unter Claudins CipiHs
der Gründung des Lag^ers vorhanden gewesenen celtischen
Ortsnamens ist Ref. einverstanden, halt aber an der ursprüng-
lichen Lage des von dem Rhein weggeschwemmten ältesten
Birtens fest, und bemerkt, dass auch von dem meist aus Sand
bestehenden Fürstenberge der östliche ehemals weit vor-
springende Tiieil von dem Hochwasser des Rheins nach und
nach fortgerissen ist. Daher läuft jetzt die Rümerstrasse,
die um den Berg herumführte, nicht weit von dem Hause
^zum Schwan^ gerade in den sog. alten Rhein aus, durch
dessen westwärts drängende Strömung die Strasse und der
4istliche Abhang des Berges nach und nach abgerissen wur-
den. So konnte also das auf der Hochfläche des Berges
errichtete Lager seinen Namen von dem am östlichen Ab.
hange liegenden Orte entnehmen. Es ist aber doch sehr
zweifelhaft, ob Vetera nach diesem Orte, der Beurtina beim
Geographus Ravennas heisst, erhalten hat Die Station Calo
sucht der Hr. Verf.' in der Gegend von Rbeinberg, wo er
sie aber nicht finden wird, denn sie lag östlich von Kalden-
hausen bei dem Dorfe Rumein ^). Wenn er die vom Ref. aus-
gesprochene Bemerkung, dass die Römer ihre Strassen nicht
unmittelbar neben einem Flusse angelegt haben, eine ^wun-
derliche^ nennt, so muss sich Ref. darüber wundern^ dass
der Hr. Verf. die folgenden Worte ignorirt: „wenn des Flusses
Ceberschwemmungen leicht hinderlich werden konnten.^ Also
nur das Inundationsterraln wurde bei Strassenanlagen von
den Römern berücksichtiget und möglichst vermieden, weil
sie noch kein schützendes Deichsystem hatten; denn wenn
die Römer am Rhein Damme anlegten, so geschah dies nur
zu militHrischen Zwecken, die ihr Strassenbau zunächst
in eroberten Ländern hatte, der mercantilische folgte spä-
ter. Einen Wiederabdruck der den batavischen Krieg be«
treffenden Stellen aus Tacitus Historien findet Ref. für un-
1) J^hrb. d. V. XXXI. S. 99.
von C. Cornelius Tadtus, 213
nötbigf, da jeder Primaner dessen Werke in Händen hat. Die
Beurtheilung der aunotatio critica am Schluss der ersten
Lieferung und des Commentar's in der zweiten auf S. 31 — 151
überlassen wir philologischen Zeitschriften. Die dem Com-
mentar voranstehende Fortsetzung der Einleitung bespricht
„des Tacitus Quellen bei der Darstellung des batavischen
Aufstandes und seine persönliche Ansicht und Beurtheilung
desselben^; ferner „die Kunsffurm der Darstellung des ba-
tavischen Aufstandest und schliesst im achten Kapitel mit
einer „Beschreibung der Umgegend des Fürstenberges und
Erklärung der beigegebenen Karte. S. 1—28." Nach dem
Commentar folgen noch „Bemerkungen und Nachträge. S. 155
— 160.** Da der Hr. Verf. bei der Fortsetzung seiner Arbeit
die früher vorwaltende „Rücksicht auf die Schule allmählich
in den Hintergrund treten Hess**, so hat er der Kritik ein
grösseres Feld eingeräumt, als er anfangs bestimmt hatte^
und „auf das historische und geographische Element mehr
Fleiss verlegt**. Dadurch aber ist manches zur Sache nicht
Gehörige beigemischt und die reine Anschaulichkeit der
Darstellung dadurch getrübt worden. Wenn der Hr. Verf.
auch neue Ergebnisse nicht beigebracht hat, so sind die Ar-
beiten Ritter's, Dederich's, Schneider's u. a. mit Sorgfalt und
guter Auswahl benutzt und Berichtigungen mancher Einzel-
heiten gemacht worden. Lehrern, welche das beschriebene
Terrain Qicht aus eigener Anschauung kennen, wird insbe-
sondere der geographische Theil der Einleitung eine will-
kommene Gabe sein. Für den vom Herrn Verf. angegebe- ^
neu pädagogischen Zweck ist das Buch bereits in einer Zeit-
schrift empfohlen und demselben ein recht groser Loserkreis
in der Schule sowie darüber hinaus gewünscht worden, und
diesem Wunsche stimmt der Unterzeichnete gern bei.
1) S. Schraidt's Forschungen über die Römeratrassen im Rhein,
lande, in den Jahrb. d. V. XXXI. S. 6.
Fiedler.
3. Der fiät in ben )telisi0nen bee Jlltettlinms. Den Herrn
H, Meier und H. Koechly gewidmet von J* J. Bachofen.
Basel bei Ch. Meyri. 1863. 46 S. nebst 2 Tafeln. 4. ^)
Durch seine ebenso umfassenden wie gründlichen Studien
auf dem Gebiete der Alterthumskunde wohl bewährt fahrt
der gelehrte Verfasser des ^Mutterrechts^ auch in dieser
seiner neuesten Schrift unetmfidet fort, die von ihm zuerst
erschlossene Bedeutung des mütterlichen Princips in der Welt-
anschauung der Vorzeit, zumeist der indoeuropäischen Völ-
kerfamilie, mehr und mehr nach allen Seiten weiter zn be-
gründen und auszubauen. Dieses mal ist es vor Allem eine
mythologische Beziehung, welche ihm dazu einen um so er-
wünschtem Anlass gibt^ als sie zugleich durch Geschichte und
Sprache gestützt zu werden scheint. Zunächst durch den
im J- 1832 schon zu Muri bei Bern gemachten Fund von
6 Statuetten veranlasst, deren drei die capitolinischen Gott-
heiten Juppiter, Juno, Minerva, eine weitere wohl den Genius
loci, zwei andere weibliche sicherlich einheimisch-gallische
Localgottheiten darstellen, die sich durch Inschriften als eine
DEA NARIA und eine DEA ARTIO beurkunden, hebt der
Verfasser vorzüglich letztere hervor und bezieht auf sie
zugleich eine weiter mit aufgefundene 7'^ lange Thierfigur,
welche eine Bärin vorstellt^ indem er darin ein Symbol
J) Vgl. W. Menzel Literaturblatt 1863. 4te8 Quartal n. 76. An-
zeiger für Sohweizerisohe Geschichte und Alterthamakmida, Neun,
tor Jahrgang. No. 8. September 1863 S. 48—50.
Der Bär in den ReUgkmen de$ AUerthum$ eic. 216
iHxtertr Gottheit, ja gewi^sermaficien ein Abbül derselben
erkeiinea so nüKsen glaubt. Dieses gibt ihm Vüraiilassung
das Vorfcovmen und die Bedeutung der Bftrin als mytbolo*
gisches Symbol in den Religionen des AUerthums, insbeson«
dere auch im Dienste der niatr analen Gottheiten, wie
Cybele.Rhea und Isis, eingehend zu betrachten und den ur-
sprünglichen Ausgangspunkt dieser mythologischen Ansehauuug
darin an linden, dass der Mensch der Drjeit bei seinem nft^
bem und lebhaftem Verkehre mit der Thiervelt die bei den
Alten vielfach erwähnte besondere nnermfidete Sorgfalt der
Bäretimutter z«r Anfer^iebung ihrer als unfertige Geschöpfe
gebomen Jungen als Sinnbild der rotttterlichen Pflege und
Hingebang ilberbaupt genommen und mit religiöser Verehrung
umkleidet habe: auf die Portpflaanung dieser Anschaimiig
besieht der Verfasser namentlich die bei den athenischen
Mädchen stattfindende äQKzivofg^ EinbUruag, durch weldie
junge Tdekter der uQHxog als Mntteng#ttiieit geweiht wurden.
Wiewohl wir es uns bei dfer Beschränktheit des dieser Anzeige
rerstaiteten Raumes versagen mttsoen, dem gelehrten Ver^
fasser auf seinen werten Wanderungen cur Ausfährung dit»-
ner Aufstellung zu folgen, so können wir doch die eine Be-
meirkinig nicht uaterdrücken, dass die Einfachheit und Na^
tfirlicbkeit dieser Ausdeutung des Bärensymbols, zumal den
landläufigen bisherige« meist unbefriedigenden Erklftrungs*-
versuchen gegentber, sich namentlich auf dem Standpunkte
des Verfaßsens um so mehr empfiehlt, als sicherlich nicht
revkannt werden kann, dass diese seine Auffassung des frag-
li<^n Symbols mit den einfachen naturalistischen Anschau-
ungen einer Urzeit aufs beste zusammenstimmt, die gerade
dem matrenalen Prinzip« ein so bedeutsames Schwergewicht
in ihren religiös^ethischen wie sociaieu Verhältni^cn eiage^
übumt zu habf*n scheint: daher mag auch wohl die zHhe
Fortdauer der a^mfv^i^ und Ähnlicher, jener urzeitlicken
Peripde des Mutterteohts mUAwmux^n 6it«ifi und flidNräü^
216 Der Bär in den ReUgionen de$ AUerthums
eben als letzten Ausläafern dieser Zeit beizunessea sein*
Doch so selir wir uns hier auch mit dem verehrten Hra*
Verfasser in gewisser Uebereinstimmung finden, so wenig
vermögen wir ihm beattglieh des Berner Fundes selbst, ins-
besondere beflüglich der national-keltischen Seite des*
selben, beizupflichten. Sicherlieh gehörten alle oben bezeich*
neten Stücke dieses Fundes einschliesslich der bronzenen
Bärin zu einem kleinen Heiligthume, in welchem sich der
Genius loci und die römischen Götter mit ^n einheimisch-
keltischen, wie öfter, traulich zusammenfanden. Nag nun
aber auch die Beziehung der Bftrin grade nur auf die DEA
ARTIO als richtig vorausgesetzt werden oder nicht, es zwingt
dabei, unseres Erachtens, keine Nothwendigkeit^ das Vor-
kommen des Barensymbols bei den Galliern griechischen Ein-
flüssen zuzuschreiben. Kommt auch dieses Symbol auf grie»
chischen Münzen vor (vgl. S. 46), so sind es doch grade
solche, deren Nachahmung durch die Gallier erst noch nach-
zuweisen wäre, während andererseits grade die für die gal-
lische Münze so bedeutsame und mustergiltige Münze von
Massalia, wie der Verfasser selbst S. 40 hervorhebt, unter ihren
so zahlreichen Typen den Bären nicht aufweiset: grade
hier also, wo am ersten die Spur einer Cebertragung be-
gegnen mttsste, findet sich Nichts davon, während dazu auch
weiter die Aufstellung einer Herübemahme des Barensym-
bols in Folge der Ausbreitung der spätem Orphisch-Pythago-
rischen Geheimlehre über die keltischen Gaue Frankreichs
und der Schweiz, wie sie S. 39 angenommen wird, als ein
misslicber Ausweg erst noch bestimmteren Nachweises bedarf.
Uns erscheint das Bärensymbol auf den gallischen Münzen,
wenn auch als kein spezielles Helvetisches National-Afozeichen,
so doch immerhin als ein nationaUreligiöses, aus den ein-
heimischen uralten mythologischen Traditionen überliefertes
Cultbild. Der geehrte Verfasser wird der grossen Wahr-
scheinlichkeit dieser AufsMlung siefaerlioh nicht ent|^egen-
ton J. J. Bachofen. 21T
treten wollen^ wenn wir ihn an eine analog^e mythologisehe
Brsdieinong erinnern: es ist dieses der Cult der Deae Ma*
trae, (Matres, Natronae). Es kann wohl kaum noch ein
Zweifel darüber sein, dass dieser uralte merkwürdige Cnlt
ebenfalls allen indo-europaischen Völkern gemeinsam war;
denn bekanntlich liegen auch selbst bei den Rtaiern und
Griechen unzweideutige Spuren dieses Cultes vor: aber bei
keinem dieser Völker hat dieser Cult eine solche Höhe selb-
ständiger Entwickelung und Ausbreitung erreicht, wie allein
nur bei den Gallischen und wohl auch hei den Germanischen
Völkern, obwohl wir Ober letztere in diesem Bezüge aus
nahe liegenden Gründen weit weniger unterrichtet sind. Auch
hier ist an keine Uebertragung aus dem griechischen oder
römischen Glauben in den keltisch-germanischen zu denken*
wiewohl die griechischen Mütter von Cypern und Creta bis
Sicilien, wie auch als spätere Chariten und Musen, erst mo*
nadissb, dann triadisch, ebenso bekannt sind, wie die römi-
schen Virae, Albionae, Furrinae, Nymphae und andere Wesen
italischer Abkunft, über welche die landläufige Mythologie
nichts Befriedigendes zu sagen hat. Tief zu beklagen bleibt
dabei aber (mn auf den Fund von Muri zurückzukommen),
dass der gelehrte Verfasser noch nicht durch diejenigen
wünschenswerthen Vorarbeiten auf dem Gebiete keltischer
Mythologie sich unterstützt sehen konnte, welche allein nur
durch die Vergleichung verwandter Erscheinungen zu einiger«
massen genügenden Aufstetlungen führen können. Dahin
gehört vor Allem eine Mythologia barbarorum occidentalium,
d. h. zunächst eine auf die Ausbeute der inschriftliohen und
inschriftlosen Steindenkraäler und Münzen mythologischen
Gepräges begründete Zusammenstellung aller uns von Grie-
chen und Römern überlieferten barbarischen, hier ins-
besondere keltischen und germanischen Götterwesen, wie
solche von uns vorbereitet, leider aber unter dem Einflüsse
mamiigfacb hin^rnder Einwirkungen noch nicbt zum längst
31$ Der Bär in den Religionen des AUerthums
c^ehnten Abschlüsse gedeihen konnte. Da beg^egoeu ans denn
nun neben einer bei weitem grossem Zahl numina (»arbara
inllnnlicben Geschlechtes auch eine nicht unbeträchtliche weib-
1 ich er, deren Charakter und Vaterland jetzt nicht näher
betrachtet werden kann. Die weitaus grössere Zahl letzterer
i^f blos mit ihren Namen auf Votivdenkmälern überliefert,
nur sehr wenige gestatten zugleich durch eine Sculptar
einen Einblick in die Darstellung und Attribute der in der
Inschrift genannten Göttin. Es gehören zu diesen wenigen
ausser einigen als ^MuDZtypen vorkommenden, wie die Dea
Drncca, Avenio, Cabellio, vor allem Brigantia, Sirona, Ros-
merta, Abnoba, Nehalennia, und eine bis jetzt, noch gans
rftthselhafte reitende Göttin, deren Namen noch auf
keinem ihrer bis jetzt zu Tage getretenen (14 — 15) Denk«-
mftlern gefunden worden und auf welche unten zurttckza«-
kommen ist. Dem Gebiete der heutigen Schweiz gehören
von diesen weiblichen numina barbara überhaupt nur fünf
an, von denen die Dea Aven tia, sowie die mit Victoria zu-
sammengestellte Nitio^enna (Mommsen Insc Belv. 61), wie
es scheint, blos in ihren Namen überliefert sind, die D-ea
Artio, sowie die Dea Naria dagegen zugleich ak Sta*
ttnetten die Wichtigkeit des Fundes von Muri nicht alleiii
erhöhen, sondern auch darum zu den bedeutsamsten and
schatzbarsten mythologischen Denkmälern dieser Art gezählt
werden müssen. Die zuletzt genannte Göttin Naria, wel-
ehe in einer andern zu Neuenstadt am^ Bieler See gefundenen
Inschrift noch den weitern JBeinamen Npusantia fährt
((^relli 50M), Iftsst der Verfasser ganz ausser Betracht, wie*
wohl sie in ganz gleicher Stellung auf einem Fussgeslelle
sitzend wie Artio erscheint: das Haupt mit der diademar-
tigen Binde wie diese, das Gewand auf der Brust eigenthäm*
ticher Weise in eine Schleife, oder einen Knoten ziisam-
mengefasst, mit der Inschrift: DEAE || NARIAE || REG •
A&¥ftE||CVR*FBROC*Li' d, h. Deae Nariae regio Am-
van J. J. Bachofen, 219
rtmnis cmrante Perooe liberto, wenn nicht etwa RB6 ARVRB
mit Vergleichaiig von Orelli 365 durch reg^io Aruranca erexil
jBtt ergänzen ist: offenbar errichtete die ganxe Aargegend
ihrer Schutxgottheit Naria dieses Votivmal, mit dessen An-
fertigung und Anfstellnng in jenem Heiligthume der freige-
lassene Ferox beauftragt war. Es ist also nicht der letztere
allein, wie der Verfosser S. 35 meint, sondern der ganse
Aargau d. h. dessen gesammte Bevölkerung, welche der
Naria ihre Huldigung darbringt: dass also nur ein Manir
dieses thun soll, ist demnach ebenso unwahrscheinlich, als
sicherlich nur zufällig ist, wenn in der Inschrift: DEAE
ARTIONi II LICINIA SABINILLA die Dedifcantin den Namen
ihres Vaters dem üirigen beizufttgeu unterlasst (vgl. S. 35),
gamal solche Votivwidmungen von Frauen an männliche und
weibliche Gottheiten ohne jede weitere Beifügung der Namen
des Vaters oder Gatten nicht selten sind. Viel wichtiger als
dieses erscheint uns dagegen die ganze äussere Haltung, 6e«-
Wandung, Opferschale, Fruchtattribute, Fruchtopfer und Baum
der gleichfalls sitzenden Dea Artio: alles diess trägt, wie
bei der Naria, den unverkennbaren Charakter einer Mutter-
gottheit, wie es schon Osann in der Haller« Literatur-
zeltung 1848 S. 1093 entschieden ausgesprochen hat. Ganz
abgesehen von den beiden Namen selbst (obwohl noch Jahn
der Canton Bern S. 392 beide Gottheiten für gut ri^mische,
beziehungsweise griechische, hält und Artio von artire pfropfen
ableitet), kann demnach schon diesem unverkennbar den M a-
tres sich nähernden Charakter nach nur an e i n Ire i m i s c h-
kel tische Gottheiten gedacht werden, wie auch Gelpke
Kirchengeschichte der Schweiz I S. 378 ausspricht, obwohl
er sie ohne weiteres zu den deae campestres rechnet. Ganz
denselben matronalen Typus in Haltung, Gewandung, Attribute
hat bekanntlich auch die oben erwähnte Nehalennia in so
überraschender Weise, wie ihre Bildwerke bezeugen, dass
man ktkanntlich noch jetzt am Niederrhein die fast täglich
220 Der Bär in den Religionen des AUerthums
aufgefundenen Thonfiguren der eigentlichen Matres eben die-
ser Aehnlichkeit wegen fälschlich als Nehalenniae
m bezeichnen pflegt. Denselben matronalen Typus wie
Naria, Artio, Nehalennfa zeigt aber weiter auch eine
andere in einer oben näher bezeichneten Reihe von kleinen
meist viereckigen Steinnischen oder als Bron^efiguren abge-
bildete keltische Gottheit zu Pferd, deren Denkmäler bis
jetzt nur theilweise von uns in diesen Jahrb. XXVI S. 91
— 103 unter der unrichtigen, aber leicht erklärlichen lieber-
Schrift reitender Matronen zusammengestellt worden
sind: auch dieses räthselhafte Götterwesen matronalen Ge-
präges hat das Fruchtkörbchen, eine Kugel oder viel-
leicht 0 p ferse ha le, ausserdem aber auch bisweilen einen
Raben und ein kleines Thier, vielleicht einen Wiesel zum
Attribut, grade so wie Nehalennia neben sich den Hund
und wahrscheinlich Naria oder Artio den Bären hatte.
Denn eine ausdrückliche Bestimmtheit, auf welche die-
ser beiden Göttinnen der Bär zu beziehen sei (vorausgesetzt,
dass überhaupt hier eine symbolische Beziehung dieser Art
obgewaltet hat), ist an sich nicht zu erweisen, wiewohl eher
an Artio als an Naria zu denken sein dürfte, wenn auch der
etymologische Zusammenhang der Artio und oIqxtoq^ wie ihn
der Verfasser S. 35 zu begründen versucht, um so grössern
Bedenken unterliegt, als eine keltische Wurzel art mit der
Bedeutung von Fels oder Stein unzweifelhaft vorliegt,
wie von uns in den sprachvergleichenden Beiträgen von Kuhn
und Schleicher Bd. IV H. 1 S. 145 näher nachgewiesen ist :
auch Mone Badische Urgeschichte II S. 85 spricht sich in
gleicher Weise aus und weiset insbesondere darauf hin, dass
das Badische Dorf Herten bei Lörrach vor Alters Artio
hiess» Nach Allem diesem vermögen wir auf dem Marmor
in dem Museum zu Arles (S. 35) den Namen einer Göttin
ARCOS als einer identischen Nebenform von ARTIO um so
weniger zu erkennen, als in dem auf Taf. II, 10 gegebenen
eon J. J. Bachofen. 221
Facsiinile derselben vor dem ARCO die unzweideutigen Spu-
ren eines M angedeutet sind; wiewohl die T und I dieser
Inschrift nicht deutlich zu unterscheiden sind, so dürfte doch
etwa
VATRIA.EIRMA
(AN)TISTITA DEAE
M ARCO
• II
zu lesen sein; VATRIA ist uns zwar im Augenblicke weiter
zu belegen nicht möglich, EIRMA dagegen steht als Femi-
ninum des gallischen Namens EIRMVS fest, welcher von uns
in zwei gallo-römischen Inschriften vom Rheine im Archive
für Frankfurts Geschichte und Kunst. Neue Folge I S. 25 f.
nachgewiesen worden ist; ebenso unverkennbar ist das fol-
gende ANTISTITA, welche Würde unter andern auch in der
mehrfach besprochenen gallo-römischen Inschrift bei 6rut.62,9
begegnet, woselbst sich eine Druidin (Druis) des Namens Arete
als ANTISTITA bezeichnet. In der folgenden Zeile ist so-
dann der hinter DEAE folgende Namen der Göttin leider weg-
gebrochen : gehörte ein Theil des MARCO noch mit dazu, so
könnte höchstens ein SOLIMAR(ae) ausgefallen sein, deren
Namen bei Orelli 2050 vorkommt, und CO würde zum Fol-
genden gehören ; wahrscheinlicher ist aber, dass MARCO
für sich zum Schlüsse der Votivinschrift gehörte, welche noch
weitere Angaben enthalten zu haben scheint. Doch die fie-
scbränktheit des dieser Anzeige verstatteten Raums verbietet
weitere Besprechung und erlaubt nur noch d^m verehrten
Verfasser den besten Dank für die mannigfache und anre-
gende Belehrung auszusprechen, welche wir, wie aus seinen
andern Schriften, so auch aus dieser werthvoUen Gabe in
reichem Masse geschöpft haben.
Frankfurt a. M.
J. Becker.
4. fieftl)ri|titng tiaii k 90t^xmtrptn van (Sermaanft^en, (Ber-
tnaanfrij-Cteltirt^en en Homeinft^en oot^pvon^ en Dan la-
uten tt|b, uitiiiakende de gemeeute-verzameling te Nij-
megen lioor de Commissie tot bewaring van voorwerpen
van Geschiedenis en Kunst J. V. W. Rru] van Stromp-
wijk en Dr. J. H. A. Scheers. Nijmegen, C. A. Vieweg
et Zoon. 1864. 8.
Nichts anderes haben ilie beiden Herrn Verfasser bietetl
wollen, als ein anspruchsloses Verzeichnisse das als Führet
bei der Besichtigung der ^mwegener Sammlung dienen
soll. Es zerfällt in 3 Hauptabtheilungen, von denen die erste
die Germanischen und Germanisch -Celtischen, die zweite die
Römischen, die dritte die Denkmale aus späterer Zeit enthält.
IMe erste Abtheilung ist nicht reichhaltig; dagegen sind di^
Altertbümer aus Römischer und späterer Zeit sehr zaMreicb.
Dass die Beschreibnng aller drei Abtbeilongen genau und
sorgfältig ist, kann selbst derjenige leicht erkennen, der die
Sammlung nicht selbst besncht hat. Die Herrn Krui van
Strompwijk und Dr Scheers haben dadurch gezeigt, dass man
von ihnen för die Förderung der Kenntniss Nymwegener
Alt«!rthfimer das beste hoffen darf.
Eine Besprechung einzelner Gegenstände würde die Un-
tersuchung derselben an Ort und Stelle voraussetzen, die
uns unmöglich ist; nur über den epigraphischen Theil des
Katajoges möchten wir uns einige Bemerkungen erlauben.
Bisher unbekannte Inschriften werden nicht mrtgetheilt ; trotz-
dem ist die nochmalige Zusammenstellung aller derjenigen,
NffnhCegmm' AU^Sammkmg etc. 909
ÜB sich itt der Nymwegener GemeiDdesainnilung bdiiii«»,
fdur willkomnien. Jedoch kann ich nicht verhehlen, daM ick
der verdienstvollen Edition des'Herrn Dr Janssen nicht allein
gefolgt wäre, sondern ausser den Benerkungeo von Herrn
Dr Leenans, die auch nicht durchgängig herilcksichtigi sind,
die früheren Ausgaben xu Ratbe gezogen haben wiirde. kb
will damit nicht sagen, dass letztere in Auroerkungen iu den
Inschriften haUen aufgezaljt werden sollen^ im Gegentbeii
Ilaben die Herausgeber , ganz dem Zwecke eines Kataloge!
•ngemesocA, die Cilate vermieden. Aber ich bin überzeugfi
dass eine genaue Vergleichung mit Zuziehung der früheren
Lesarten manchen neuen Aufschi uss gegeben hätte. Gleich
die erste bischrift hatte in folgender Gestalt der neuen Cot«-
lation an Grunde gelegt werden müssen:
IMP-CAE NC///
VA TRAIAN/////
AVGGERP//////////
MAX -TRIP////////////
ppcos//////////////////
mimiiiiiiimmiiiim
1. I und E Leemans om. Janssen punct. om. Janssen
NER J* Smet. in de Bcfouw 2. puncL om. Janssen IV
om. Janssen 3. AVC GER PON Betouw AVG- GER.
PO Smetius 4. punct, om. Janssen TRIB'P' Betouw
8lneti«s^) TRfP Janssen Leemans TRIB venmMhet Lee-
maus (die Lesarten des In de Betouw mussten leider aus der
Epitome ann. Noviom. entnonftnen werden.)
Es wäre nun sehr erwünscht gewesen, namentlich über
die letzten Buchstaben von Zeile 4 sicheren Aufscbluss zu
erhalten^ wodurch zugleich die zu ergänzende Zahl bestimmt
1) So «ittri LfOemafM (B. Jabrbb. XIII p. )B7) wafaxf^heintloh aus
der Chronijk, während Smeüuft in d4tii 4Hittqtt* Bai* T^IB hat.
^4 NffnntegeHer AU.^Sammbuig
werden konnte (cf. K. Klein Rhein. Mus. XV. 490. 1). Ich
beabsichtigte nichl bei allen fol{>[endeu Inschriften .zweifelhafte
Lesarten aufzusuchen, die durch eine neue Vergieichung ge-
sichert werden mussten ; indessen benutze ich diese Gelegen-
heit, um zu bemerken, dass Oberhaupt die ITeberlieferung bei
den bisherigen Ausgaben Nymwegener Inschriften zu wenig
berücksichtigt worden ist. Und doch war die erste lateinische
Inschrift, die im Niederlande einen gelehrten Herrn zur Er-
klärung Teranlasste, gerade ein Nymwegener Grabstein (Ka-
tal. 13). Im Anfange des 15. Jahrhunderts hat nämlich schon
Wilhelm Berchem eine freilich lacherliche Umschreibung des-
selben gemacht, die Scriver Ant. Bat. p. 199^) mittheilt.
Dann wurde die Inschrift noch fehlerhaft von Petrus «Monta-
nus in einem Briefe aus dem Jahre 1504 an Oerardus No-
viomagus ') geschickt (Scriv. 1. c. p. 198). Während endlich
Iladrianus Jimius sie noch einmal in seiner Batavia fast über-
einstimmend mit Montanus anführte, erschien sie zugleich
(1588) richtiger in der Inschriftensammlung von Martinus
Smetius mit 3 anderen Nymwegener Grabsteinen (fol. 167
n. 13— 16 = Katal. 17. 18. 13. 16.) Mir ist es unerkläriich,
warum gerade diese Ausgabe, die noch dazu die Quelle aller
2) In dem Sammelwerk: Inferioris Germaniae proyinoiaram unita-
rum antiquitates — Ex Musaeo Petri Scriverii Lugd. Bat. Elzev.
1611 Bind die ant. Bat. p. 169 ff.
S) Sein Familienname war Geldenhaar : er sohrieb im Anfange des
16. Jahrhunderts eine Qesohiohte der Batayer, in welcher zum
erstenmale richtig zwei Inschriften mitgetheilt werden^ die des
Annamentarium von Kattwijk oder, wie Gerard us schreibt, von
Leyden, und die ebenso bekannte: GENS BATAVORVM AMICI
ET||FRATRES ROMAN! IMPERU. Die letztere, welche ebenso
unächt ist, als die in Leyden noch bestehende ähnliche Nach-
bildung, war durch Irrthum des Schriftsetzers der ersten b^ge-
fügt worden, wesshalb beide zuweilen als eine einzige Inschrift
angeführt worden sind.
beseht, f?. SlramptDifk a. Sckeers.
folgenden bis auf Janssen war, von niemanden ist benutot
worden. So stammt 2üm Beispiel die Lesart in Inscbr. 13
des Katalogs Zeile 3 LVIDONIA »licht von Oniter, wie
Janssen glaubt (B. Jabrbb. VIL 50); sondern von J?l. Smetius«
Ebenso geht die Ergänzung der Inschriften n. 16. 17. 18 auf
ihn zurück, die du seiner Zeit noch unverletzt «ein mussten;
denn dass in n. 17 bei- M. Smetids (Zeile 2) die Ligatur
von SAE ^^Mtj scheint ein Verseheu des Abschreibers oder
Schriftsetzers zu sein. Allein der Anfang von ' n. 18 ist auch
damals schon verstümmelt gewesen, was aber Smetius über-
sehen zu haben scheint; denn er gibt keine Lücke an:
A^RUvS.T.F.CaU^
VCb CaL.MIL. fic.x
CEM.ANN.XL,St.X/m
ET.M.A/RLiVS.T.F
CAL.FESTVS.CALTO
ANN.XXX/III.S>.X/II.
ET./VR^LVS.FLA^I.F
FLAvbiXß.LIXA.ANN.
XVIII. HIC.SITI.SVNT
S.V.T-L.H.F.C
Sonderbar ist, dass diese sogar in den Ligaturen treue
Abschrift in der zweiten Zeile VOS hat, während jetzt noch
nach Janssens Lesung (B. Jahrbb. VIL 51 20) AVOS er-
balten ist. Da es meines Wissens keine ältere Ausgabe die-
ser Inschrift gibt, als die von M. Smetius, so ist in der er-
sten Zeile der Vorname Mi^ den Janssen wahrscheinlich L
Smetius' Cbronyk und In. de Betouws Schriften entnommen
bat, gar nicht überliefert, sondern eine willkürliche Ergän-
15
226
Nymwegä^er AU.^ammlmig
ffung aus Zeile 4. In eiiii|;en kleineren Versehiedeniieiten
verdient Janssens Absrhrift mehr Zotranen als die altere;
auch die Ergänzung; der Bvieiton Zeile ist unzweifelhaft, nur
glaube ich, dass in Zeile 8 FLAVIANVS der richtige Naaie
Bei, obwohl Leenans (B. Jahrbb. XIII. 199. 20) und die
Herausgeber des Kataloges mit Janssen FLAVKVS lesen'^).
Auch die letzte Grabschrift Katal. 16 = Smet. ]. 1. n. 16
erregt einige Zweifel über die grössere Zuverlässifkeit der
Janssenschen Edition, Smetias liest
L.VALERIVS 1
L.F.
VOL.M'K
NvS,
TOL.C
MI L
.L .X.C
AN.XXXV. 1
AER
.XII.
S.T
T.L
H.E.
T.F.C
Von dieser Inschrift fand Janssen nur noch einen klei-
nen Theil leserlich vor; die Ergänzungen nahm er aus dem
Texte In de Betouws:
4) FLA.VIA.NVS lieat auch SoriveHUs ant Bat p. 201, doch yermatiie
iQhy dasa er nur M. Smetias ausgeschrieben hat.
begehr. t>. Stramptoijk u. Seheers. 227
L VALfeRIVS
LFVOLMR
NVSTOL^-D
wmmmm x G
XXV
lllliW/lllllllllll/llllllllll/ll/
Nach AI. Smetius würde der Name (Z. 2—3) MATER-
NVS heissen ; Janssen las bei seiner ersten Vergleichung
(B. Jahrbb. VII. 53) MR||NVS (d. i. Marinus), bei der
zweiten MAR|{NVS. Leemans bestätigte die jetzt von den
Verfassern des Katalogs aufgenommene Form Mf^N^S, nur
sind die letztern in den Buchsta.benformen der Schlusssilbe
nicht so genau. Die Variante der 3. Zeile wird durch Un-
tersuchung des Steines wohl nicht mehr festzustellen sein,
da nach dem Zeugnisse Leemans' das D ^^bloss mit Farbe
angedeutet, doch nicht im Steine eingemeisselt, jedenfalls nicht
mehr vorhanden ist^. Im Kataloge findet sich nach Vorgang
Janssen» D, was ich auch der alten Lesart G, die man durch
Qenere hat erklären wollen, vorziehe. Doch scheint durch
die Bemerkung des Herrn Leemans überhaupt die Existenz
dieses Buchstaben in Frage gestellt, der vielleicht nur einer
als Aleisselschlag anzusehenden Verletzung des Steines seine
Entstehung verdankt. Für diese Annahme spricht sehr die
Verschiedenheit der Lesung, und die in den folgenden 3 Zei-
len gleiche Bucbstabenzahl — in Zeile 5 schwankt die Les-
art zwischen AN und ANN — lässt die Streichung des an
sich entbehrlichen Buchstaben zu.
Durch Anregung dieser Zweifel über die richtige Lesung
einiger Inschriften soll das Verdienst, welche;^ die Herrn Ver-
fasser sich durch die mühevolle Zusammenstellung des Ka-
228 Hyrnwegener Ält^Sammlung etc.
taloges erworben haben, in keiner Waise g^eschmalert wer-
den. Doch wäre es sehr Hflnschenswerth, wenn sie die Un-
tersuchungen über einzelne Inschriften, die in den Katalog
nicht aufgenommen werden konnten, besonders anstellten
und veröffentlichten, wo^u ihnen z. B. die Spalten dieser
Zeitschrift stets mit VergnOgen gefiffnet wären.
W« Brambacli«
lY. Hiseellen.
^ 1. Das Ton Urlichs auf Tafel IV. des Tongen Hefts dieser
Jahrbüoher publieirte, S. 110 erläuterte Marmor-Relief war solcher Aus-
xeiohnung jedenfalls würdig, selbst wenn es nur eine Republication
war. In der Thai findet sich das Denkmal bereits in (Venuti*s und
Amaduzzi's) 'Vetera monumenta Matthaeiorum' (Rom. 1776—79) Bd. 3
Taf. 44 fig. 2 in Kupfer gestochen. Freilich in damaliger Manier, so
dasB man daraus weder Ton der Feinheit der Arbeit noch von dem
Adel der Darstellung, wie sie uns jetzt aus der Lithographie entgegen-
treten, eine richtige Vorstellung erhält- Dass beide Abbildungen einige
kleine Varianten aufweisen, namentlich in der Darstellung der auf der
mensa stehenden Speisen und QerSthe, kömmt offenbar nur auf Rech-
nung ungenauer Zeichnung, die einem der beiden Stiche, und zwar
sicher dem römischen, zu Grunde lag. Denn im Ganzen kann die
▼Sllige Identität um so weniger zweifelhaft sein, als beide«Figuren ge-
nau dieselben Brüche zeigen, in einer Weise, die den Gedanken an
eine etwaige Oopie gänzlich ausschliesst. Dass die alten Sammlungen
der Villa und des Palla^ites Mattei in Rom im Laufe der Zeiten
mehrfache Verluste erlitten haben, ist aus O. Müllers Bemerkungen
Handb. der Archäologie § 261 und Welckers Zusatz dazu S. 345
ersichtlich. Ohne Zweifel ist also bei irgend einer Gelegenheit und
auf irgend einem Wege auch dieses Relief in den Besitz Martin
Ton Wagner *s gekommen und hat zur Bereicherung der Privatsamm-
lang gedient, die dieser dann mit so schöner Liberalität seiner vater-
ländischen UniTcrsität Würzburg vermacht hat.
F. Ritschi.
3. Durch mehrere Zeitungsartikel auf die seit einigen Wochen
in der Nähe von Neuwied im Auftrage des Kaisers Napoleon unter«
nommenen Ausgrabungen aufmerksam gemacht, besuchte ich am
230 Miscellen.
30. März d. J. die Stätte derselben. Sie liegt eine Yiertelstonde
oberhalb des Dorfes Weissenthurm und unmittelbar unterhalb der weit-
hin sichtbaren und unter dem Namen „der gute Mann'' bekannten
Kapelle, zwischen der Eisenbahn und dem linken Rheinufer. Von
dem Neuwied gegenüber gelegenen Bahnhofe gelangt man in einer
kleinen halben Stunde dahlui wenn man den Fahrweg längs des Ufers,
am Weissenthurm vorüber, und etwa 300 Schritt Yor jener Kapelle
den zu ihr an dem steilei) 'Of^ftmni^ sclirSg aufsteigenden Fussweg
einschlägt.
Zu meinem Bedauern war der die Ausgrabungen leitende franzö-
sische Ingenieur-Offioier vor dem Osterfeste nacji Paris gereist, keiner
der von ihm beschäftigt gewesenen und lern wohnefnden Arbeiter
anwesend, und mit Ausnahme einer einzigen Stelle der aufgegrabene
Boden wieder zugeworfen. Ich muaste mich daher mit der Betrachr
' tung des auf der Oberfläche Sichtbaren , begnügen, und beschränke
auch hierauf die nachstehenden Mittheilungen, zumal die unbestimmten
Aussagen der Yon mir befragten Feldnacjhbarn keinen irgendwie brauch-
baren Anhalt gewährten.
Die Arbeiten sind in zwei Richtungen vorgenommen wordeni
welche an der Nordwestseite der Kapelle in einem rechten Winkel
zusammentreffen. Die dem^ Rheinufer parallel, also nach N. N. W.
sich hinziehenden Arbeiten bestehen in ungefähr 4 Fuss breiten Grä«
ben, welche mit mehrfachen Unterbrechungen eine fast 500 Fase lange
gerade Linie bilden. Die Richtung machte, ausser dem lockern frisch
zugeworfenen Boden, mehrere an den Seiten liegende Haufen von
Steinen erkennbar, welche nach dem in ihnen befindlichen Mörtel von
ausgebrochenem Mauerwerk herrührten, und theils in behauenen Tuff-
und andern, öfter noch fest zusammenhängenden Hausteinen, theiU
in römischen Ziegeln bestanden. Dazwischen lagen Stücke von roth
oder blau bemaltem Mauerbewurf und von dickem Estrich aus Kalk
und Ziegelbrocken, auph vielerlei Scherben römischer Xhongefäase,
Ich fand Bruchstücke von fast 2 Zoll dicken Amphorenhenkeln, von
gelben Flaschen und weitbauchigen Gefässen, von grauen dickrandigen
Näpfen und Töpfen, von feinen schwarzen Tellern mit aufstehendem
niederen Rand und von verschiedenartigen Gefässen, aus terra sigillata,
unter diesen Scherben von grösseren Schüsseln mit einem 3 Finger
breiten, aufwärts stehenden Rande, auch einzelne kleine Stücke mit
Reliefverzierungen, doch an keinem Fusse die Spur ^es Fabrikstem.'
pels. Ebensowenig konnte ich auf den »ehr zahlreichen Ziegelnj wo-
MiäeeUen. , 831
der Auf den ^eNokigeii diokeii od6r dfinnereil uad gfSsMrMi mit um«
gebogenen R&ndern der beiden Langaetten» noch auf den runden und
halbcylinderfi^rmigen irgend einen Stempel des Fabrikanten oder eines
Truppenkörpers auffinden, während die Pusstapfen ton Thier^Ui an^
seheinend ron Hunden, nicht selten eingedrückt waren.
Die erwähnte einxige nicht wieder sugeworfene Stelle zeigte in
geringer Tiefe eine ungefähr 6 Fuss im Geviert messende Fläche yoa
dickem rothgesprenkeltem Estrich, welche sieh theils unter dem Boden
fortzusetzen, theils frisch durchbrochen zu sein schien. Die umher-
liegenden kleinen Ziegel Hessen mich ein Uypokaustum yermuthen, in
welchem jene übereinander gelegt kleine runde Säulchen bilden^ und
die aas grossen Ziegelplatten bestehende und mit Estrich belegte
Decke tragen« Dieselben Vorrichtungen zur Erwärmung des Fussbe^
dens in Wohn- und Baderäumen sah ich in den Römischen Nieder«
lASsungen ausserhalb der Saalburg bei Homburg, wo sie sorgfältig er»
hidten werden, und bei Niederbiber und Asberg, wo sie in meinem
Beisein ausgebrochen wurden, uip einige Ruthen bessern Bodens zu
gewinnen. Nicht unerwähnt darf ich noch einen vierseitigen lYs ^^^*
hohen Tuffstein lassen, welcher an 3 Seiten in Form einer Ajra roh
behauen, doch ohne alle Spuren von Inschrift und Verzierung war,
und auf einem der besprochenen Steinhaufen lag. Ob derselbe viel-
leioht schon bei einer älteren Restauration des zerstörten Mauerwerks'
als Baustein verwendet worden war, wie dieses mit Altären und Votiv»
steinen nicht selten geschehen, Hess sieh nicht erkennen. ,
Die in der zweiten Richtung nach W« S. W. sich erstreckenden
Ausgrabungen scheinen der Auffindung einer unter der jetzigen Ober,
fläche des Bodens liegenden Römerstrasse zu gelten, indem eine An-
zalil einander paralleler, ebenfalls wieder, zugeworfener Gräben gezo»
gen worden ist, von denen die kürzesten ungefähr 20, die meisten aber
einige Fuss mehr massen. Ich verfolgte diese Gräben von der Kapelle
bis zur Eisenbahn, sah auch noch einige zwischen dieser und der
Chaussee, nirgends aber ausgebrochene Steine an ihren Seiten liegen.
Dieser Umstand begründet die Vermuthung, dass, wenn auch die fort-
gesetzte Einhaltung der gleichen Richtung auf die Auffindung eines
Strassenkörpors schliessen lässt, doch die Construetion desselben noch
sieht untersucht worden ist. Ob aber diese Strasse bloss zur Ver-
bindung der am Rheinufer gelegenen römischen Niederlassung» deren
Existenz durch die jetzigen Ausgrabungen erwiesen ist, deren .Unifang
und etwaige Befestigung abec noch nicht bestimmt werden kann, mit
232 Miscellen.
der grossen rdmisehen dem RliamUuf folgenden Heerstrasse gedient,
oder ob sie diese durchschnitten and den westlichen Höhenzug er-
stiegen hat, wo sie an der Nordseite des Dorfes Keltig YOrübergegan.
gen sein wird, in dessen Umgebung häufig und zahlreich römische
Ziegel, Thongefässe und Münzen gefunden werden sollen, dieses und
manches Andere wird die zu. erwartende Fortsetzung der erst begon-
nenen Untersuchungen ergeben. Dass aber diese die. Frage, ob jene
Strasse auf die Uferstelle hinweise, wo Cäsar seine zweite Rhein-
brücko geschlagen hatte, durch irgend welche Zeugnisse des Bodens
und gemachter oder noch zu machender Funde erledigen können,
scheint mir mehr als zweifelhaft zu sein. Denn der stark gekrümmte
westliche Bogen, den hier das hohe und steile linke Ufer dem flachen
und angeschwemmten rechten gegenüber beschreibt, beweist angen-
scheinlich, dass beide Ufer im Lauf der Jahrhundedie grosse Verän-
derungen erfahren haben, dass durch die Strömung des Flusses die
gewiss annehmbare, ehemals vielleicht über das jetzige rechte Ufer
reichende Abdachung des linken weggerissen, und in demselben Maasse,
wie dieses westwärts zurückgedrängt, jenes westwärts vorgeschoben,
hierdurch aber jede Möglichkeit genommen worden ist, in dem Boden
irgendwelche Reste einer Brückenanlage zu finden. Welcher Art auch
endlich die Funde sein mögen, welche bereits gemacht worden oder
noch zu erwarten sind, so ist doch nicht wohl einzusehen, wie die*
selben ein Sammellager des Heeres Cäsars während des Brückenbaues
und einer zum Schutz der Brücke zurückgebliebenen Abtheilung des-
selben während de^ Einfalls in Germanien beweisen könnten. Sollte
dieses Lager wirklich hier gestanden haben, so bezeugen doch schon
die Scherben der terra sigillata, durch ihre verschiedene Feinheit und
Färbung, dass wenigstens bis ins zweite Jahrhundert n. Ch. dieselbe
Stätte den Römern nicht bloss zu einem vorübergehenden Lager, son-
dern auch zum bleibenden Wohnplatz gedient hat.
Crefeld. Dr. A. Rein.
3. Römische Röhrenleitung. Schon in früheren Jahren
wurden in der Gemarkung der nah bei Frankfurt a. M. an der
Nidda liegenden Orte , Rödelheim und Hausen unterirdische
Röhrenleitungen aufgedeckt, über welche der verstorbene Frankfur-
ter Geschieht's- und Alterthumsforscher Dr. Römer-Büchner in seinen
1853 erschienenen „Beiträgen zur Gesohichte der Stadt Frankfurt"
Mueeilen, 2SS
S. 108 ff. folgendes berichtet: „kn dem rechten Niddatifer, der Qemarknng
Hansen gegenüber, in dem R5delhetmer Feld» befinden sich an zwei Orten,
nämlich an dem Schlaji:, dem Mühlgarten gegenüber, und an der Roll,
RShren Yon der gewöhnlichen römischen Backsteinmasse yön 2 — 3 Fuss
Länge und 4 Zoll Durchmesser, mit einer Oeffnang yon S Zoll; am
einen Ende ist ein Rand und die Röhre etwas kleiner im Durchmesser^
damit sie in eine andere gesteckt werden konnte,*' und bemerkt wei-
terhin dazu: n^^i^ ganze Hauser Gemarkung liegt beträchtlich tiefer
als die von Rödelheim, in welcher die Röhren in der Richtung
nach Hausen 8 Schuh unter der Oberfläche liegen. Bei dem Mühl-
garten ist die Richtung der Röhren in das Feld zwischen Eschborn
und Rödelheim und an der Roll nach Eschborn. Sind es Wasser,
leitnngsröhren, so entsteht die Frage : Wohin führte die Leitung ? Da,
wie gesagt, die Haus er Gemarkung viel tiefer liegt, so sollte man
die Fortsetzung hierher Tcrmuthen; aber naeh Hausen und in die
ganze Gegend braucht kein Wasser geführt zu werden, denn hier ist
überall Wasserüberfluss- Es mag also die Leitung über Hausen
weg noch weiter hinab sich erstreckt haben, ihr Ausmündepunkt wird
freilich immer unbestimmbar bleiben." Der jetzt gleichfalls yerstorbene
Alterthumsforscher Prof. Dieffenbach zu Friedberg, erklärte in dem In-
telligenzblatt für die Provinz Oberhessen 1858 No. 80 S. 202 diese -
Röhren nicht für römisch, da ihm nicht bekannt war, dass die Römer
sich solcher zusammengesteckter Thonröhren bedienten; ihre Wasser-
röhren seien wohl, meinte er, von anderer Gestalt gewesen."
Der römische Ursprung dieser Röhrenleitung dürfte sich nun aber
durch ganz kürzlich erst geroachte Aufdeckungen in derselben oben
bezeichneten Gegend, aber auf dem linken Nidda-Ufer erweisen. Am
26. März dieses Jahres (1864) nämlich wurden beim Abstechen eines
dem Müller Dänzer gehörigen Ackers, der unmittelbar an die Nidda
anstösst, weitere Spuren ohne Zweifel derselben Röhrenleitung aufge-
funden. Den früher aufgedeckten ganz gleich lange Röhren Yon dem-
selben Durchmesser nicht allein, sondern auch ein dazu gehöriger
Schlammkasten aus Basalt von 18'' Länge und 12" Breite fand sich
Yor, letzterer, mit auf beiden Seiten einmündenden Röhren, trägt auf
seinem obem Rande in ziemlich deutlichen Charaktere:
LXXIIA
wobei XX, wie öfter auf Inschriften, durch einen gemeinsamen Grund-
strich und zwei parallele, denselben kreuzende, Querstriche gebildet,
auch das A mit dem zweiten I eine Ligatur bildet; offenbar ist ako
284 Misüeil^A.
SU lesen : Legio XXII Alexandriana oder Antonlniana» wönit Hiehi allein
der römische Ursprung, sondern aaoh die Zeit der Anlage dieser
R{>hrenleitang im Allgemeinen festgestellt wäre. Was nun den Aas.
gangspunkt derselben betrifft, so befindet sich dieser auf einem Hügel
des Namens Ebel nördlich von dem eigentlichen Fundorte» woselbst
yersohiedene Quellen sind. Von diesem Hügel geht die Röhfenleltung
in fast gerader Linie nach dem tuerst erwähnten Acker hin und btioht
hier ab» da die Nidda den Rand desselben bespült. Da seht wahr-
sohm^lioh ist, dass diese Köhrenleitung mit der oben erwähntet auf
dem reohten Nidda-Ufer nur ein Ganzes bildete, eine Leitung durch
den Fluss, aber nicht wohl angenommen werden kann, so bleibt keine
andere Annahme übrig, als dass die Nidda selbst zu jener Zeit hier
noch gar nicht geflossen, sondern schon weiter oben, wahrscheinlich.
in einer mehr südöstlichen Richtung, auf kürzerem Wege dem Maine
Bligeeilt sei* Eine grosse Stutze findet diese Annahme durch die schon
längst, gleiohfalls Ton Dr. Römer-Büchner a. a» 0< S. 4 über den
ehemaligen Lauf der Nidda aufgestellte Vermuthung : „Ein bis jet^t
nicht beachtetes altes Flussbett zeigt sich in der Nähe Frankfurts*
Da Wo die Frankfurter Grenze der Nidda 2unäohst ist, liegt die fro-
genannte BieberUch, ein Flussbett, welches sich nach der Bockenhei«»
meif Grenze, an die Dammwiesen beugt, durch welche es nach den
Eettenhofen, Niedenau und von da nach Frankfurt zieht loh ver-
muthe daher, dass die Nidda sich bei Rödelhelm nach Osten ge-
krümrat, und ihren Ausflass bei Frankfurt in der Gegend des Unter-
mainthores gehabt hat. Es- ist eine bekannte Sache dass die Flusse
früher gafiz andere Strömungen gehabt haben, so der Neckar, welcher
3U der Römer Zeiten bei Bauschhelm mit dem Main sich rereinigtef
während letzterer nicht, wie jetzt bei Kostheim, sondern bei Ginsheim
B€&nen Ausfluss in den Rhein hatte.^
Indem wir vorstehende Notizen, nach der dankenswerthen Mit*
theilung des Herrn Faul Gerson dahier mittheilen, welcher der
Aufdeckung an Ort und Stelle gelfolgt ist, Und auch ausser einigen vOlL
kommen wohlerhaltenen Röhren den erwähnten Schlammkasten für
seine Sammlung erwarb, lassen wir die Frage über Zweck und Be-
stimmung fraglicher Röhrenleitung zunächst auf sich beruhen.
' J. B.
Zusatz. Unfern der Stelle, wo man die Wasserleitubgsröhren fand,
etwa IBOO Sohiitt oberhalb der Mühle von U&ueen fäUt das hoohgelegeao
Mücellem. 885
A«k6rlMid dttf Praaitheimdr GemArkiteg st^ cum reobten Nid4iir*Ufet
ab und \nXM ein« Ba6ht, in welcher drei etarke QaeUen 15 bis SO
FoAt über der Nidd* entspringen. Der PUtz heisst am Ebel und will
woU »aoh niohto mehr heissen als am Hfibel oder am HügeL
An der stärksten dieser QaeUen liegen zwei Hausteine, dmt ein«
•U Basalt» der andere ein rothec Sandstein, und zahlreiöhe Bf ach-
stücke römischer liundziegel — fern von heutigen Wohnungen an einer
abgelegenen selten betretenen Stelle deuten sie auf eine Benutzang
des <)aeUe durch die Rümer und weiter auf einen Zusammenhang
mit der an der Mühle von Hausen gefundenen Rohrleitung.
Bei dieser Gelegenheit mögen noch einige ähnliche Notisen hier
regiatrirt werden:
Für die Qesohlohte der Bewohner sowohl als für die der aUm&«
ligen Verände/ung des GaUndes einer Gegend ist es yon Werth alle
Ansiedlangen früherer Zeitperioden zu kennen ; kein Volk und keine
Zeit haben so unTerkennbare und yerhiUtnissmSseig eng daticte lieber*
reste hinterlassen, als die Römerherrsohaft. Mtinsen, Rleingeräthe,
Waffen und selbst Töpfergesohirr lassen zwar meist leioht ihre& römi-
sehen Ursprung — deshalb aber noch nicht auch die einstige Anwe-
senheit der Römer an der Fundstelle erkennen. Nur die Rundziegeli
die' sich unter einigen Bruchstücken immer noch als solche erkennen
lae^n, und welehe, wenn aueh heute noch in Italien (in Toscana)
bei uns aber schon zur Frankenzeit nicht mehr fabrieirt wurden, ge«
ben ein untrügliches Merkmal bleibender römlseher Ansiedlang «^
ohne durch ihr Nichtvorhandensein, wie bei Tieloi Pfahlgrabenthürmen
den römischen Ursprung von Bautrümmem in Zweifel zu ziehen. Für
die Urgeschichte Frankfurt's ist es wichtig zu wissen, wie weit r^
mische Ansiedlüngen sich in der Umg^end der heutigen Stadt aui^
gebreitet oder durch alte Wasserläafe und Sümpfe abgehalten waren
sich der Mainfurth, die zur Carolingisohen Zeit zuerst genannt wird|
au nähern.
Nicht nur der Mangel römischer Bauspuren in der Stadt and im
Innern eines vom Maini dem Odenwald und dem alten Neckarlauf -ton
Zwingenberg bis zur Mainspitze begrenzten Dreiecks, sondern auch
die Lage römischer Baureste länge einer alten *von Nied naeh Bergen
und weiter ziehenden Strasse fühten zu dem Sehluse> dass die Römer
die Fürth die nach deu Franken benannt ist nicht kannten und übeN
haopt die Niederung mieden; und dass sie die Verbindung zwlsehen
ihren rheinischen Nationen mit dem Main-Neckar^Umes einerseiti über
286 MiseeUen.
Ladenbarg und durch das Nockarthal und andernthens über NIed,
Bergen, ABchaffenbarg unterhielteD, ohne zwischen Ladenburg und
Heddemheim oder der Saalbarg eine direkte Verbindung zu haben.
Durch Rundsiegel yerrathen eich als römische Ansiedelungen aus-
ser den bei Nied, Heddernheim und Vilbel bekannten :
Salz b ach bei Soden (Randziegel im Fischgrätenrerband der
Kirchhofsmauer).
Am Ebel, an den oben genannten Quellen.
Mühle Ton Hausen durch "den wahrscheinlichen Zusammenhang
der dortigen Wasserleitung mit jenen Quellen.
Eine Stelle, wo die gerade alte Strasse yon Nied nach Bocken-
heim aus dem Niederwald ins frankfurter Gebiet tritt und ein Sand-
hügel links des Weges Rundziegel und Thonscherben birgt.
Aln Kirchhof von Frankfurt, bei dessen Anlage sich Rundziegel
fanden.
Im Flur. WaldohMi in der Mitte zwischen Ekenheim und Esohersheim.
An der Güntersburg and im Flur Eichwald westlich derselben.
Bei Bergen in den Fluren im Keller und in den Hofgärten.
Y. Cohausen.
4. Ein römisches Fundament bei Laubach fand sich in
einer Länge Ton c. 28 Schritten, hei 23 Sehr. Breite, o. 3 Fuss tief in
schweren Quarzsteinen und in einer Mauerstärke yon ebenfalls 3'
unter dem Dreeschrasen auf der Haide etwa 10 Minuten von Laubach
am nördlichen Wege nach Alterkülz bald jenseit des nach der zwei-
ten Laubacher Mühle gehenden Bächleins. Es wurde yöllig ausge-
brochen, der Steine wegen. Im Schutte fanden sich rothe und graue
Scherben Ton irdenen römischen Geschirren und die bekannten römischen
Ziegelsteine.
Von dem Fundamentplatze aus sieht man nach zwei Richtungen
sehr alte Grabenaufwürfe durch die Haide gehen, die nun sehr ab-
geflacht aber kenntlich genug sind. Der eine läuft in Büchsenschuss-
weite an eine Fläche, die so horizontal in dem yielfaoh abhängi-
gen Flürchen liegt, dass sie künstlich gebaut sein muss, wie auch die
neben den erhöhten Stellen befindlichen flachen Senkungen des an-
stossenden Bodens zeigen. Weiterhin im Walde finden sich Spuren
eines längst überwachsenen mit Quarz gebauten Weges, der nach
Casteilaus, sowie nach Alterkülz geführt haben kaniu Der horixon-
MisceUen. 237
iale PlatK zeigt zwar eine fast gtade Seite, fleht abet einer Reitbahn
doch ähnltoh.
Danach und namentlich nach Ansicht des sehr geschickt ans ro-
hen Feldsteinen mit etvras Lehm gesetzten Fundamentes und der Scher-
ben Ton Töpferwaaren kann man nicht anstehen, die Anlage für rö-
misch zu erklären, und wenn die Annahme, dass die Ton Simmem
über Laubach führende Strasse grossen Theils auf einer römiaohea
Hege, sonst keinem Halt hätte, so wäre dieser genügend, mag maA
diese Stelle oder Laubach für die Station und den beschriebenen Ort
aar für ein Yorgeschobenes Waohthaus halten.
Nach dem nur 2 Standen entfernten Simmem, welches zwar etwae
neben der bekannten über den Hansrück führenden römischen Hanpt-
■trasse lag, aber noch seinen „Römerberg*' hat, kann dieser Stelle die
Verbindung nicht gefehlt haben und sichtbar ist die Verbindung mit
Castellaun, das, schon wegen der Strasse, welche von Treis heraufkam,
eine Haltestelle gewesen sein wird. Ebensoweit liegt sie in der dritten
Eichtang 'rom Gossberge ab, wohin der Weg in der Richtung von
Alterkülz und Mioheibach, oder Ton Spesenroth und Hasselbach ge-
gangen sein könnte.
Bartels, Pfarrer.
5. Der am Qossberge gefandene Asehensarg stand im Un-
tergrunde eines Ackers und besteht aus einem Särgtroge yon 28%"
Länge, IG^s" Breite und 10'' Hohe. Er ist aus grauem Sandsteine
gehauen, indem man innen eine Seheidewand yon Stein stehen gelassen,
welohe zwei Fächer bildete. Das eine enthielt Asche und Knoohea-
reste, die man yerschüttet hat, das andere eine Lampe yon derbem
Kupfer, Kupfermünzen, ein länglich gerundetes, an 2 Seiten offenes
grünes Glas (Thränenglas), das zerbrochen und vorloren worden, und
2 weisse Glasbeoher. Ein starker, an den Kanten abgesehärfter Deckel
'von demselben Steine, deckt den Sarg yöUig. Die Scheidewand ist
serbroohen und der Sarg als Viehtrog, der Deckel aber als Treppea-
slafe benatzt worden.
(Eine hier folgende Beschreibung der yorgenannten kleinen Lampe
aus Kupfer yon demselben Herrn Correspondenten wird das nächste
Heft der Jahrbücher nebet einer Abbildung derselben bringen.
Die Rediiotion>.
238 MiseeÜen.
Die Faadainenie. Leider efnd die GlXser Ternichtet and die
Münzen rerloren. Es kann aber der Aschensarg an sich und beson-
ders die Lanape wohl unbedingt nur für römisch erkiJirt werden. Es
wird sich nur fragen, wae für eine Absicht die Römer iMi Bebauung
des Platzes gehabt haben möchten. Da in der ältesten christlichen
Zeit zu Wüschheim nur ein Hof (Hube) gestanden haben solly ge«
nannt zur Wiesen, die Foldfluren auch noch, ausser dem an den Goss-
berg stos8end«n Rücken, den Ackerbau wenig lohnen und im Bieber-
thale, wie in allen hunsrücker Thälem je weiter hinauf desto mehr
die flacheren Gehänge eher Gras als Getreide liefern, so seh^nt es
wahrschelnlieh, dass der Platz nicht eine bloss kriegerische Bedeutung
hatte, sondern vornehmlich als Weideplatz zur Ylehhaltung diente und
die Fundamente mehr zu StiUlen als zu Häusern gedient haben, daher
eie ausgedehnt und doch bald TersehoUen sein konnten.
Bartels, Pfarrer.
6. Der Gossberg, eine gelinde Erhöhung des zwischen dem
Bieberthale und dem zur Cülz gehenden Gimbache liegenden Rückens,
phyBikalisch merkwürdig, grade wegen seiner geringen Höhe, als Wet-
terscheide von gewaltiger Kraft, liegt zwischen den Dörfern Wüsch-
heim, wo er ganz sanft ansteigt, und Huntheim, wohin er steiler ab-
fällt. Er ist ganz als Ackerfeld bebaut und ist auch landwirthschaft-
lieh interessant durch eine Stelle, deren Boden so mürb ist, dass ein
eingestossener Stock bis anden.Gri£t einsinkt, und in der Tiefe braun,
wie gebrannte Zichorien aussieht. Er Hegt ganz ausser der Rielitung
der bekannten Römerstrassen und muss doch' eine grosse Station ge-
wesen sein, da er ausgedehnte Fundamente enthält, wonach die Bauern
BOgaar meinen, es müsse eine Stadt da gestanden haben. Diese Fan«
damente sind, abgesehen von ihrer geschickten und festen Bauart (aus
Quarsfeldsteinen und Thon sorgfältig zusammengesetzt), duroh den auf-
gefundenen Asehensang als römisch erwiesen. Es fragt sieh aber, zu wel-
cher Strasse die Station gehört habe. ZwischMi Kirohberg and OastelUoii
lag sie in der Mitte. Wäre der grosse mit gepflastertem Wallgrabea
versehen gewesene Friedhof voll Grabhügel auf dem Sehmiedel bei
Simmern als römisch erwiesen, so wäre der Weg vom Gessberge
nach Simmern in der dahergehenden Zelier-Strasse angedeutet, dooh
ohne rechten Zweck geweseo, wenn er nleht in entgegengesetzter Rieh*
tung fortgesetzt war. Denn Simmern war mit Denzen schon auf gra-
Mücette». 289
dem Wege und mit C«8t«liaun durch Laubaeh Terbonden. Yon Ca-
stellaan zum Gossberge kann man aber auch eine Strasse ohne Fort-
gfttzung nicht denken. Man muss diese daher nach Zoll hin suchen,
wenn man nicht eine isolirte ^Niederlassung annehmen will, die von
Denzen, Simmern, Laubach , Castellaun je 2 Stunden entfernt lag und
nur eine ökonomisclie Bedeutung gehabt haben könnte.
Dagegen wäre der Oossberg ein Knotenpunkt der Straf sen Ton
Denzen nach Treis, von Simmern nach Zell, auch von da nach Lau-
bach, falls sie existirten. Ob man lauter künstlich ausgebaute Strassen
erwarten darf oder annehmen kann, dass auch natürlich - trockene
Feldwege benutzt wurden, wie ihn der Gossberg darbietet, muBS weiter
«rforicht werden. Jedesfalls waren nicht gleich bei jeder Niederlas-
sung alle Strassen, die man brauchte, fertig. Die Anhdha bei Zell
aber ist wohl sicher so alt als die bei Treis, von wo eine Strasse auf
den Hunsrück ging, ja Zell war durch seine Lage wichtiger.
Bartels, Pfarrer.
7. Münzfund. In den letzten Tagen des Monats December 1863
wurde bei dem ungefähr Va Stunde von Bonn- auf der rechten Rhein-
Seite gelegenen Dorfe Limperich ein interessanter Münzfund gemacht.
Bei den Arbeiten zum Aufdecken eines Steinbruches fand man näm-
lich in einem Topfe ungefähr hundert spanisch - niederländische Sitber-
münzen ; sämmtliche Stücke sind mit geringen Ausnahmen sehr gut
erhalten und tragen fast/ alle das Bildniss Philipps II. von Spanien.
(1555-1598).
Die mir mitgetheilten Stücke waren Folgende!
a. Kreuz thaler von Brabant. H. Neben dem Kreuz 15 — 67
Umschrift: Hand PHS • D : GHISP -i* REX DVX*BRA-
R. Das grosse Wappen umgeben von der Kette des goldenen
Yliesses, mit der Umschrift
• DOMINVS • MIHI • ADIVTOR-
b. Thal er. H. linkssehendes Brustbild, unten 15 Hand 73
PHS D G HISP £ REX-DVX BRA »
R. Das grosse Wappen • DOMINVS 'MIHI • ADIVTOR •
c. Thale>. H. linkssehendes Brustbild, unten .15 Hand 90<
PHS-DrG- HISP £ REXDVX'BRA
B. Das grosse Wappen DOMINVS -MX HI • APJVXOff
24D . MüceUen,
d. Thal er wie yor mit 15 der Stern Ton Mastrichtdö und
• PHS D.O. HISP . Z . REX * DVX • BRA.
e. halber Thaler mitPHSD: G- HISP* H 'REX DYX-BR oben
15 Hand 66
f. halber Thaler von Geldern mit -PHS' D: G • HISP Z REX •
DVXGEL- unten 15 O 69
Hinter dem HaUe dei Brustbildes Ist ein Schildchen mit einem
Löwen eingeschlagen.
g. halber Thaler yon Holland mit PHS'D:G-HrSP Z'
REX COES HOL unten I.... der Stern Yon Mastricht.«...
h. halber Thaler mit PHS • D • G ' HISP Z • REX • COES • HOL, •
unten 73 und hinter dem Halse ein Schüdchen mit dem
Zeelandschen Wappen eingeschlagen.
i. Vg Thaler von Brabant mit PHS HISP- Z-REX-
DVXBRA.
k« Vio Thaler von Geldern mit rechtssehendem Brustbild, ohne
Jahrzahl.
Lilienkreuz. PHS • D • G HISPAMU • REX • DVX • GELR
1. Yio Thaler von Holland mit linkssehendem Brustbild, ohne
Jahrzahl .
PHILIPPVS • D : G • HISP • REX • 0 * HOL
Ausserdem wurde mir noch ein zu diesem Funde gehöriger hal-
berThaler von Tournay gezeigt, der auf der Hauptseite hinter
REX den Titel DNSTORN führte.
Auch fand sich aus der Zeit von Ferdinand und Isäbella [1474
— 1516] eine ganz abgegriffene Silbermünze vor, die auf der H- das
Wappen auf der R. die zusammengebundenen Pfeile zeigte.
Bonn im Januar 1864. Wärst.
8. Goldfund von Perscheid. In dem seltenen zu Frank-
furt a. M. im J. 1750 unter dem Titel: Commercii litterarii curiosi
Dissertationes Epistolicae Pyladis et Orestisi id est: clarissimorum
Westphaliae Duumvirorumi J o d. Herrn. Nunnlnghii etJo. Henr.
0-ohausen litterarum amoebaearum Tomus Secundus — erschiene-
nen, im Besitze des Hrn. Prof. aus^m Weerth befindlichen Buche, wo-
rin die genannten zwei Alterthumsfreunde in humoristischer und lau-
niger Weise über antiquarische, numismatische und physioalische Fra-
gen ihre Ansichten austausehen (ein Brief handelt über die Regen-
MüceUMi. 241
bogensehüsdeln, ein andrer über Talismane, der 7. Brief gibt eine
moralisohe und phyucalisobe Analyse des Westfälischen Pumpernikels)i
findet sich am Schlüsse eine Mittheilung über eine bei Cobern unweit
Coblenz stattgefundene Ausgrabung Ton Graburnen und andern Anti-
caglien, nebst einem Anhang» welcher von einem grossen Goldfande bei
Oberwesel im J. 1693 Nachricht gibt. Die Notiz über letztern Fund,
welche Ton dem ersten churf. 4riersohen Physikus zu Coblenz, S a 1.
Em. Eugen. Cohausen, herrührt , verdient hier mitgetheilt zu
werden.
' In dem Dorfe Perscheid, IY2 St. von Oberwesel, in der Trierer
Diözese, von der Feste Rheinfels, welche im J. 1692 eine Belagerung
durch die Franzosen bestanden, etwa 2 Standen entfernt, hatte ein in
Folge des Krieges verarmter Kuhhirt Samuel Robs ein kleines Stück
Feld, in einem sogenannten ,)Qeböck" gelegen, gerodet und mit Kom
bestellt,' musbte es aber aus Noth einem Weseler Bürger, Namens Paul
Fischer, verkaufen. Als dieser zur Erndtezeit am 6. August 1693 mit
seinen Schnittern das Rottfeld besuchte und zur Abendzeit, um aus-
zuruhen, sich, auf einen Baum Strunk gesetzt hatte, bemerkte er in der
von Mäusen oder von einem Maulwurf aufgeworfenen Erde etwas
Randes, jedoch ganz mit Roth bedeckt. Beim Aufheben zeigte es sich,
dass es eine Goldmünze war ; jedoch fand er an diesem Tage, unge-
achtet er mit dem Stocke nachbohrte, nichts weiter. Daher stieg er
am folgenden Tage mit dem SchuUehrer von Perscheid xwieder auf
das Rottfeld, und als sie den erwähnten Baumstrunk ausgruben, ent-
deckten sie unter den Wurzeln desselben 586 Münzen von romischen
Kaisern und Kaiserinnen (die Stücke waren um einige Gran schwerer
als sogen. Doppelducaten), alle von gediegenem Golde, innerhalb eines
Raumes von 4 Fuss in einer Reihe. Der Finder hatte schon zwei
Stück für sich verwendet, als die Kunde von dem glücklichen Fund
dem in Coblenz residirenden Churf ürsten Johann Hugo zu Ohren kam.
Dieser erwarb die noch übrigen 584 Stück und Hess sie an verschie-
denen goldenen Gefässen durch einen Goldschmied in Frankfurt a. M.
Namens Peter Boz, der in der Enkaustik ein grosser Meister war, künst-
lieh einsetzen. Unter diesen Gefässen zeichnen sich zwei Becher mit
Deckeln durch grosse Seltenheit und hohen Kunstwerth aus ; diese
zieren 290 der genannten Münzen. In der Mitte des ersten Bechers
befindet sich das Bild des Kaisers Leopold auf einem goldenen Me-
daillon abgebildet, auf dem Deckel dagegen erglänzt dasselbe Bild
in enkaustischer Manier (Emaille ?), von Diamanten und Smaragden ein-
16
242 msceUen.
gdfasat. Ebenso ist in der Mitte des zweiten Beehera, der an Gewiehi^
Ferm und Grosse dem erstem entsprioht, das Bildnis» des romisohen
Königs Joseph, ebenfalls in Qold und enkattstiseher Manier and gleich-
falls mit Diamanten und Smaragden verziert. Am Fues« der Becher
ist die Inschrift eingegraben : Haec Namismata. Veteram. Imperato-
rum. Anno 1693. In Agro. Vesaliensi. Prope. Pershheid. Inrenta, Jo-
annes Hugo D. G. Archiep. Trevir. Fr. Elector. Ep. Spir. In. Hone.
Ordinem. Et. Usum. Redigi. Guravit.
Darunter sieht man die Wappen des Churfürsten in künstlicher
Enkausitk. Jedes Gefäss mit dem Deckel wiegt 6 Pfd. 23 Loth, so
dass beide ein Gewicht ron J3 Pfd. und 11 Loth des besten Goldes
darstellen ; sie bleiben aber beständig in der Trierschen Schatsskammer
Verschlossen. Was die yersohiedenen Kaiser und Kaiserinnen betrifft}
welchen diese Münzen angehören, so gibt ein beigefügtes Verzeichniss
genau die auf den Arersen und Reversen befindlichen Namen und
Legenden an. Von den zurückbehaltenen Münzen besitze ich eine,
auf deren Vorderseite zu lesen ist: M- AVREL • ANTONIN VS- AVG'
mit dem lorbeergekrönten Haupte des Kaisers; auf der Rückseite:
TR-PXXXIMMP -Villi COSIII-PP. Soweit der Bericht Cohausens.
Nach Abfassung dieser kurzen Mittheilung erlangte Prof. aua'm
Werth, zum Zwecke näherer Nachforschung der in den Besitz des
Herzogs zu Nassau gekommeaen Trierer Domschätze, Zutritt zur her-
zogliohen Sehatzkammer in Wiesbaden und fand dort die oben be-
aehriebenen Gefäese wohlbehalten vor. Nähere Mittheilungen darüber
stehen für das nächste Heft in Aussicht.
J. Freudenber g.
9* C ob lenz, 15. Juli. Bei der Aufführung eines Hintergebäu-
des im Hofe des Kaufmannes Hrn. Bernheim, Entenpfuhl hior-
selbst entdeckte der Eigenthümer etwa 25 Fuss über dem Boden in
die Scheidemauer nach der Liebfrauenkirche zu eingemauert, einen
alten Inschriftenstein, den er ausbrechen, in seinen Hof bringen liess
und mit grosser Freundlichkeit jedem Alterthumsforsoher zeigt.
Wir sind in den Stand gasetzt, nicht blos die Inschrift zu ent-
ziffern, sondern auch über seine Bedeutung Auskunft zu geben.
Die Inschrift in grossen lateinischen Buchstaben des 12. Jahrhun-
derts, sehr abgekürzt und schwer lesbar, lautet : Arnold Geveno f No-
tum sit Omnibus quod omnes cives de Tuicia hie transeuntes (H nam-
MisceUen. ^43
mos ?) dabunt (eeolesiae ? coloniensium ?) denarioruün antiquorum Tini
reditus za deutsch also: Amodd Geveno macht bekanot,
dass die Bürger you Deutz; welche hier Yorbeikommen, (yod jedem'
Fuder Wein) 2 Denare alter Wähfung (ungefähr 5 Silbergroschen)
Steuer su entrichten haben.
Der Land- und Wasserzoll zu Coblenz war seit dem 11. Jahr-
hundert Eigenthum des Stifts S. Simeon zu Trier und findet sich in
dem Zoll- Privileg! um, welches Kaiser Heinrich IV dem Stift im
Jahre 1104 ausstellte, genau derselbe Tarif für die Deutzer Bürger,
indem es dort heisst (Beyer Mittelrhein. Urkundenbuch I. S.468); de
Tuicia debent dare I denarium et unam denariatam yini.
Deutz, Duisburg, Cochem und mehrere andere Städte waren im
Zolle etwas geringer angesetzt als die übrigen rheinischen Orte, weil
ihnen- die Pflicht oblag, einzelne Thürme und MauertheUe der Oob-
Ganzer Stadtbefestigung zu Unterhalten oder im Zerstörungsfalle neu zu
bauen, und ist es dadurch erklärlich, warum der Stein, ein Trachytquader
vom Drachonfels oder aus dem Lahnthale, gerade an dieser Stelle ein-
gemauert war. Die Scheidemauer zwischen der Pfarrkirche und dem
Grundstücke des Hrn. Bernheim steht nämlich, wie der Augenschein
zeigt, auf der ältesten, innern Stadtmauer von Coblenz, welche sich
von der Burg aus unter den Häusern vom alten Hof hinter dem alten
Graben, Plan, Entenpfuhl und der Kompfortstrasse bis zur Mosel
zog, und wovon ein niedriges Thor unter dem Stern noch erhalten ist.
Es wurde also der Tarif für Deutz von Arnold Geveno (dem
Schultheissen von Coblenz ?) wahrscheinlich gerade an das Mauerstixck
befestigt, dessen Erhaltung der Stadt Deutz oblag. Ganz in ähnlicher
Weise sind solche Zolltarife und Zollbefreiungen auch ätt der inneren
Stadtmauer von Boppard befestigt.
Der Stein hat unbedenklich früherhin aü- eiäi^r andern Stelle ge-
standen, da er hier etwa 25 Fuss hoch' über dem Boden eingemauert
war, wo ihn also Niemand lesen konnte und an diesOr Stelle noch
dazu auf dem Kopfe stand. Hr. Bemheim hat den Stein der Stadt
Coblenz geschenkt, die ihn in ihrer Bibliothek aufgestellt hat, in wel-
cher sich noch mehrere, im Beringe des städtischen Bezirks gefundene
Alterthihner befinden; wir zweifeln nicht, dass die Stadt dem Steine
bei seinem respectablen Alter von 700 bis 800 Jahren gebührende
Achtung beweisen wird.
244 Miscellen.
10. GlockeninAohriften im Kreise Qeilenkirohen ^).
Geilenkirchen.
Grosse Glocke :
Sum in honorem Dei B. Mariae Y. et S. Xorbertt fasa anno 1682.
Die Lebendige ruffen ich. die Tode beklagen ich. das Ungewetter
yerdreiben ich. Joannes Bourlet gos mich.
Zweite Glocke:
In honorem Del et B. M. Y. et S. Joannis Evang. Patronorom
fusa anno 1682. Werner Friedrich Freiherr von Harff Ambtmann
zu Geilenkirchen. Joannes Bourlet gos mich.
Dritte Glocke:
In honorem S. Mathaei et S. Catharlnae Y. et Mar. Theodories
Groewels Yogt zu Geilenkirchen. Joannes Bourlet gos mich anno 1682.
Kleinste Glocke:
loh dien der Gieminden mit meinem Schal. Ich rof si zu dem Tem.
pel al 1594.
Birgden.
Grosse Glocke :
Maria Hemsch (Heimsuchung). Gregorius van Trier gos mich 1414.
Kleine Glocke:
Nur die ' Jahreszahl 1748« Die frühere Glocke, aus welcher diese
gegossen wurde« hatte die Inschrift: S. Urbanus 1489.
Freienberg.
Grosse Glocke:
Dyonysius heischen ich. Die leuendichge roiffen ich. Die de den
beschrien ich. Jan Tan trier gous mich, anno dni m. y cXXII.
Kleine Glocke:
Maria heischen ich. Tzo deme dyenst gotz luden ich. Den donner
verdriven ich. Jan van trier gous mich, anno dni MYcXXII.
Gangelt.
Grosse Glocke:
Perniciosco a Gallis Swecis Germanisque haereticis Germaniae nostrae
moto ab anno 1618 et adhuo durante hello sub sanotiss. Urbano YIH
Rom. Pont. raax. inuictiss. Ferdinande III Rom. Imp. et Sereniss.
Wolffgango Wilm. Com. Pal. Duoe Bau. lul. Cliviae. Mont. Prae.
1) Wir verdanken vorstehende Glooken-Insohriften der gefälligen
Mittheilung der K. Regierung zu Aachen.
D ie Redaotion.
KisceHen, 245
nob. Wilhelmo ab Hanxleden satrapa ao Leone a Riohtrich Prae*
feoto Fr. Wilhelmo Kerpen Profess. ord. Praem. in Kneohtsteden
Pastore, neo non Adam Dahmen. Henr. Reiohman. Laurens Rotare.
Adam Ritzen. Qerard Ingendali. Adam Montz cum filio Johe. Montz
Boriba satrapiae. Leonard Kardenbenders. Peter Helgers. Jahn Dau-
nen, scabini consuleaque opidi Gangelt ad honorem Dei opt. ma.
ximi et S. Nicolai Patroni Ecciae sumptibus Parochiae me fieri fe-
cerunt per M. F^rancis. Trier, äo. 16.37*
Mittlere Glocke:
Anna heissen ich. toet den dienst Gots leuden ich. Gregorius van
Tenen goes mich. äo. dni MVcXIIII.
Klefne Glocke:
' Maria heis ich. Tilman van VenIo goes mich. 1600.
Loverich.
Grosse Glocke:
In honorem Jesu' Marifie et Joseph ao s. t. s. Annae me procura,
vit communitas sub pastore J. F. Trimborn. Loverich et Flovench
1836. P. Boitel me fecit.
Kleine Glocke:
In honorem sancti Willibrordi patroni ecciesiae Loverichanae 1770.
Martinus Legros me fecit.
Marienberg.
Grosse Glocke.*
Ex cinere lugens sab virgineo assumta patrocinio refandebar. Sancta
Maria patrona ora pro nobis.
I. Simon et 0. Foissoy nos fuderunt anno 1790-
Mittlere Glocke:
Sancti Rochus et Anna patroni nostri oratepro nobis.
I. Simon et C Foissey nos fuderunt anno 1790.
Kleine Glocke :
Im woir bin ich geclossen ein vaber klock zu wormerstorph ge-
gossen, im glueck bin ich geboren sum ongelück verloren,
petrus de trivcris me fecit 1582.
Süggerath.
Grosse Glocke:
Maria heisse ick. de leude roepe ick. de doden beschrien ick. de
Wedr verdriven ick. 1477. Klockenmacher van Venrode.
Mittlere Glocke:
Cosmas Damian heiss ich, im namen des h. oreutzes luden ich. 1478.
246 MiMceUen.
Kleine Qlooke:
S. Catharina 1734.
Teveren.
Grosse Glocke:
Sancta Maria. Mortut>B plango. .lohanft Leonard Heinen und die
Eheleute Johann Meinen and Mari» Gertrud Pooten 1854.
Mittlere Glocke:
Ohne Inschrift.
Kleine Glocke :
Sanotus Willibrordus. Vivos yoco. Kelier Pfarrer. Joh. Jos. Bütten
und Gertrud Keinen 1854.
üebaoh.
Grosse Glocke :
S. Dionisius heise ich. Zu dem Dienst Gottes lüde ich. Den Donner
vertriebe ich. Franz von trier gous mich. Godefridus Ophoyen
Pastor 1684.
Mittlere Glocke: (1682)
Antonius Rochusque vocor. expensis huius Paroohiae a Joh. Boariet*
refusa fulgura nociva abigens diuina prior indioo.
Kleine Glocke :
P. J. B, 1832.*
Uetterath.
Grosse Glocke :
Mana helssen ich tso dem ruem goda laden ich. 1441.
Kleine Glocke:
Eram absque nomine saneti qaando sine nomenclatione in Utrath
generabar. nunc divae Catharinae nomine fulgeo : dato et titulo iam
lucis candor apparuit: haeo sancta nos a tempestatibus liberare di-
gnetur. Refudit Christian Wilhelm Voigt parens et Christian Voigt
filius refudit in Dr'emmen. anno 1763.
Wurm.
Grosse Glocke:
Maria vocor. anno domini 1415.
Kleine Glocke:
Sanctus Johannes Baptista. Jacob van Venlo gos miofa anno do-
mini 1452.
11. In den Jahrbb. XXIX u. XXX Taf. II, 12 theilt Hr. Prof.
Dr. aus'm Weerth einen im Besitze des Hrn. Reg. u. Baurath Kroger
MiieeOen. 947
EU Düueldorf befindlichen, bei Xanten gefundenen Cameol Intagli»
mit, der eine mit yerscMedenen Attributen versehene Minerva darstellt.
Wenn mein verehrter Freund es auch ungewiss lässt, eb das unterste
der von ihrer Hechten gehaltenen Attribute, ein Ruder oder eine Pflug,
sohar sei, so lässt mich ein in meinen Händen befindlicher Abdruck
nicht im mindesten daran zweifeln, dass ein Ruder dargestellt werden
spUe. Bestätigt wird dies durch einen in meinem Besitze befindlichen
gebrannten Carneol Intaglio , von ziemlich doppelter Grösse, der
in starkem Relief, aber höchst roher Arbeit genau dieselbe Darstellung
zeigt, wo das Ruder gleichfalls nicht zu veikennen ist Ich erwarb
denselben 1838 in Florenz ; man ersieht daraus, dass dieselben Vor-
stellungen zu joner Zeit in den verschiedensten Gegenden hemehten
und dargestellt wurden- Ein andrer in meinem Besitze bofindlioher
kleinerer vertieft gearbeiteter Stein zqigt wieder dieselbe Darstellung ;
doch sind hier die Attribute und die Flügel der Minerva weniger ge-
sSehert, weshalb sie auch anders gedeutet werden können. Auf einetti
dritten noch etwas kleineren Steine i^t alles noch unbestimmter. Die
l^tflten beiden Steine erwarb ich im Kunsthandel, so viel mir erinner.
lieh ist in Berlin.
Raden sieben, den 7. März 1864. v. Quaat.
Nochmals dieselbe Darstellung findet sich auf einem geschnittenen
Steiile der Sammlung des Herrn Ebbrle In Dösoeldorf.
Die Bedaetion.
12. Trier, 22. Mai. Man kann sagen, dass täglich hier Alter-
thUxner aas dei römischen Periode gefanden werden. Verhältnis^
massig sehr selten werden goldene Geräthe angetroffen. Vor einigen
Tagen worden zu Heiligkreuz nochmals diverse römische Gegenstände
ausgegraben, darunter ein 4 Zoll langee Stehmesser mit goldenem Stiel,
der mit zwei rothen und einem grünen Edelsteine besetzt ist. Während
die Klinge ganz von Rost und Sand dick umballt und ihrer metalli-
schen Beschaffenheit ganz beraubt ist, fand sich der goldene Stiel
nnversehrt und' glänzend im Boden. — Zu Strass-Paulin wurden kürz-
lieh diverse römische eiserne Geräthe, darunter ein Nagel von 7 Zoll
Länge ond ein Hufeisen zum Anschnallen, gefunden.
13. Alte befestigte Werke im Kreise Gummersbach,
Regierungsbezirk Cöln. Etwa 1 Meile östlich von Gummersbach,
1 M«Ue nördlioh vopi hVJ^ Breitengrade j ungefähr mitten zwiaohen
248 Miscellen.
dem 2f)ten und 26ten Längengrade mündet der ziemlich wasserreiche
Genkelbach in die Agger, einem bei Siegburg in die Siegreich er-
giessenden Fiuss. Wie jede specielle Karte zeigt, schliessen Genkel
und Agger beim Zusammenfluss einen Bergrücken (von 3 bis dOC
Höhe) nach Westen, Süden und Osten ein. Der Bergrücken hat nach
allen Seiten sehr steile Abhänge, besonders nach Westen und Norden;
hier, an der Nordseite, ist er nicht von einem Fluss oder Bach eiq.
gefasst. Der obere Theil besteht aus einem Plateau, in der Richtung
von Süden nach Norden etwa 7* Meile lang, von Westen nach Osten
kaum Vi5*®l Meile breit. Der Bergrücken bildet, seiner steilen -Ab-
hänge wegen und weil er dicht am Fusse zu Vs seines Umfangea von
Gewässern umgeben ist, gleichsam eine natürliche Festung. Das Pla-
teau hat an beiden Endpunkten (Norden und Süden) höhere Kuppen,
mit Tannen, Schlagholz und Gestrüpp bewachsen ; die Fläche zwischen
beiden wird beackert. Die nördlihe Kuppe „op der Tinnen** (auf der
Zinne) genannt, hat auf ihrem Gipfel eine rundliche Fläche von un-
gefähr 70' im Durchmesser, die nordwest- und ostwärts durch die
steilen Abhänge, südwärts durch zwei Wälle von 40 und 30' Steigung
geschützt, eine sichere Stellung darbietet. Die ausgedehntere Kuppe
an der Südseite fällt nach Norden kaum merklich ab; der Abhang,
welcher so entsteht, ist nach allen Seiten von einem Walle umgeben,
der nach Osten und Westen bis dicht an die steilen Bergwände reicht.
Der umwallte Raum, mit zwei Eingängen an der Nord- und Südseite,
ein längliches, südwestlich stark, an den übrigen Ecken schwach ab-
gerundetes Viereck, ist gegen. 520' lang, 250' breit und wird „die
Burg^ auch „das römische Lager'^ genannt. Der Wall hat an der
Basis eine Breite von etwa 25'; die Höhe vom inneren Theile wech-
selt zwischen 4 und 5' ; von aussen erscheint er, besonders nach Osten
und Westen der steilen Abhänge wegen bedeutend hoher. Ueberreste
von Wällen in dem beackerten Theile lassen vermuthen, dass auch
hier eine Befestigung angelegt gewesen, die im Laufe der Zeit gross-
tentheils abgetragen worden.
Es unterliegt kaum einem Zweifel, dass die beschriebenen Werke
zu militairlschen Zwecken gedient haben, das an der Südseite zu einem
Lager, das an der Nordseite zu einer Warte. Von letzterer aus
konnte ein grosser Theil der Umgegend, besonders nach dem Ebbe-
gebirge im Sauerlande (ehemaligem Sigambernlande) hin, übersehen
werden.
Pen Bergrücken mit seinen Gehölzen, Ackern u« s. w. bildet ein
Miseellen. 249
Theil des unmittelbar daran liegenden Gutes Bredenbruch. Der Be-
sitzer desselben theilte auf Befragen mit, dass auf dem Plateau, aus-
ser einigen Fussangeln und Stücken Ton Eisen, anscheinend yon Schlös-
sern, bisher keine Antiquitäten gefunden worden ; es sei aber auch
noch nicht darnach gesucht. Eine der Fussangeln wurde vorgelegt.
Sie hat vorne Stacheln, jede 1^/J' lang und ruht, wie man sie auch
wirft, immer auf drei Stacheln, während sie die vierte in die Höhe
richtet. Es passt darauf die Beschreibung der Fussangeln, welche die
Römer im Kriege anwendeten, Yegetius de ro militari, Lib. III Cap. 24,
wörtlich des Inhalts:
„Tribulus autem est quatuor palls confixum propugnaculum, quod,
quomodo abiecerts, tribus radiis stat, et erecto quarto infestum est.**
Freiüch sind die jetzt gebräuchlichen Fussangeln von ähnlicher
Beschaffenheit. Was sollte aber in neuerer Zeit zum Auswerfen solcher
gefährlichen Instrumente auf einem isolirten Bergrücken in einer dünn
bevölkerten Gegend Veranlassung gegeben haben ?
Hamm. Hofrath EsseÜen.
14. Ausgrabungen bei Falkenburg. Nachdem eine An-
zeige von einem bei Falkenburg aufgedeckten römischen Lager, welche
zuerst in der limburgischen Zeitung „le Courier de la Meuse'' N. 166
vom 17. u. 18. Juli 1864 erschien und tn die Aachener sowie in die
Kölnische Feitung überging, die Aufmerksamkeit der Alterthumsfreunde
erregt hatte, begab sich der Unterzeichnete, vom Präsidenten des Ver-
eins dazu aufgefordert, in Begleitung des thätigen Vereinsmitgliedes
Herrn St. Käntzeler am 29. Juli an Ort und Stelle, um den Fund an-
zusehen. Nahe beim Dorfe Houtem auf der Höhe, auf welcher wei-
terhin nach Norden Schimmert liegt, war ein Graben nebst kreisrunder
Umwaliung aufgedeckt, die einen Raum von ungefähr 5 preuss. Mor-
gen Landes umgibt, nur nach Süden hin unterbrochen, wo auch
Mauerreste ersichtlich sind und der Eingang anzunehmen ist- Zwischen
diesem und der Mitte des Kreises sind die Grundmauern eines Gebäu-
des aufgedeckt, welches von Norden nach Süden eine Länge von 63
Fuss und von Westen nach Osten eine Breite von 27 Fuss hat Die
Grundmauern bestehen a'us Hausteinen und enthalten nur wenige
Ziegel hier und da an der Oberfläche. Nahe am Walle gegen Nord-
Westen hatte man zahlreiche Scherten voiv Gefässen aus weissem Thon,
Ziegelstücke, Gebeine, Asche, auch viele Thierknochen u. s. w. gefunden,
alles in einer Grube, welche 12 bis 13 Fuss tief ausgehöhlt worden
250 MisceUm.
war. Unter diesei) in der nahen Wohnung des Försters de Hoen in
KUten aufbewahrten Gegenständen war nichts anderes mit Insehriften
Versehen als vier Ueberreste von Schalen aus terra sigillata, welche im
Innern die Stempel MOVIANO, (MONTANO?) CABRVS, CANVACVM,
lYDV zeigten. Sonst waren noch Stücke von geripptem grünem Glase^ ein
siohelähnliches Elsen, Nadeln von Hörn und ein viereckiges Bronze-
plättohen zu sehen, auf welchem ein Viergespann nebst Führer gravirt
war.' Auch habe man, erzählt der Förster, einen Vorrath von Ge-
treide gefunden, welches wie gepellter (geschälter) Reis ausgesehen
habe. Die Nachgrabungen, welche hier auf holländischem Gebiete
auf Kosten der belgischen Regierung von Herrn Schuermann, Staats-
procurator in Uasselti und Herrn Ritter de Borman, Bürgermeister xu
Schalkhoven, geleitet wurden, sollen noch weiter fortgesetzt werden,
wobei einige Ausbeute an SteininsQhriften sehr zu wünschen wäre*
Das bisherige Ergebniss ist höchst wahrscheinlich die Entdeckung des
viel besprochenen und gesuchten Coriovallum auf dem Itinerarium des
Antoninus, indem dort römische Heerstrassen von Osten und von Nord-
osten her zusammentrafen, welche sich von dieser Gegend bis Jülich
und andererseits bis nach Neuss in vielen Spuren verfolgen lassen.
Dr. Savelsberg.
15. Bonn. Gräberfunde im Brohl- und Nettethale.
In Folge einer gegen Ende des vorigen Jahrs an den Vorstand des
Ver. V. A. Fr. im Rh. ergangenen Anzeige von der Ausgrabung römi-
scher AUerthümer in Wassenach unweit des Laaoher Sees über-
nahm der Unterzeichnete in den verwichenen Pßngstferien eine Be
sichtigung des Fundes an Ort und Stelle, welche Folgendes ergab.
Beim Graben eines Brunnens in der im Unterdorf gelegenen Wendels-
gasse stiessen die Arbeiter in einer Tiefe von 20 F. auf ein an der
Seite aus weichen Tuffsteinen construirtes und mit 3—4 dergleichen
Steinen gedecktes Grab, dessen Soole rothe Ziegelsteine bildeten. Man
fand darin Arm- und Belnknoolien, die noch wohl erhalten waren,
wogegen vom Schädel nichts mehr zu sehen waf. Auf dem Sarge
und um denselben standen 5—0 Urnen von ziemlich rohem, grauem
Tbon, welche beim Ausgraben grossentheiis zerbrochen wurden. 'Das
Interessanteste bei diesem ohne Zweifel spätrömischen Grabe, derglei-
chen in der Flur von Wassenach öfter vorgekommen sein sollen, ist
die ungewöhnliche Tiefe von 20', während dieselbe bei andern Funden
gewöhnlich 3 — 4' beträgt. Fragt man nach der Ursache dieser aua-
MiiceUen. 2&1
Berordentlichen Ersoheinung» so m5ohte dieselbe an dieser Stelle schwer,
lieh massenhaften Schuttaafhäafungen in Folge von Brand und wie-
derholter Zerstörung darauf stehender Gebäude, wie sie z. B. in Trier
nachweislich yorkommeni allein zugeschrieben werden können, viel-
mehr sind wir zu der Annahme geneigt, dass dieser hohe Schutt haupt-
sächlich dem sich täglich noch bildenden, in der Gegend tou Wasse-
naeh und Laaoh ebenso, wie im ganzen Brohlthale verbreiteten vul-
kanischen Staube, der sich hier Im Laufe der Jahrhunderte allmählich
niedergesetzt und angehäuft hat, seine Entstehung verdanke.
Auf derselben antiquarischen Excursion erfuhr ich durch den
Bürgermeister von Burgbrohl, Hrn. Salentin^ dass unlängst im Brohl-
thale der Schweppenburg gegenüber, unmittelbar an der Brohlstrasse,
ein in den Tuffstem seibat eingehauenes mit mehrern, einige Zoll dicken
Platten gedecktes Grab, worin ein noch wohl erhaltenes Skelett lag,
gefunden worden sei»
Von einem ganz ähnlichen, in dem lebendigen Tuff ausgehöhlton
Grabe, welches im Laufe dieses Sommers in den durch Auf6ndung
einer werthvollen römischen Minervastatuette ^j bekannten Tuffstein-
brUchen von Plaidt im Nottethal unter 12' hohem Schutt entdeckt
wurde und ein Skelett mit noch gut erhaltenem Schädel barg, erhielt
ich in dem Orte selbst während der Herbsiferieu durch einen Werk-
meister nähere Kenntniss. Ebenderselbe berichtete mir noch von dem
kurz vorhergegangenen Funde eines grosaen, aus Tuffplatten zusam«
mengesetzten, mit einem Deckel geschlossenen Grabsarges, welcher
vier Skelette in sich vereinigte, die, wie der B^chterstatter in seiner
naiven Weise sich aussprach, von „alten Schweden^ herrührten, —
Auch in dem c. 2% St. von Plaidt entfernten Dorfe Niedermendig,
dessen fast unverwitterbaren Lavastein bekanntlich schon die Römer .
zu Handmühlen benutzten, wHrde sicherm Vernehmen nach in diesem
Sommer ein aus Beller Stein gehauener, mit einem Deckel versehener
Sarg aufgedeckt. Derselbe schloss eine Leiche in sich und enthielt an-
geblich Beigaben von Gläsern, Spangen und Thongefässen. Solche Särge
von Beller Stein sollen nach der Aussage des Bergwerksbesitzers Um«
Radsoheok in Mayen nicht selten in dieser Gegend vorkommen. —
Ferner sind nach einer mir aus guter Hand zugekommenen Nachricht
in dem 2 Stunden von dem Ereisorte Mayen entfernten Po Ich ähn-
liche Gräber aus Tuff- und Lavasteinen, mit und ohne Beigaben, so-
1) Jahrbb. XVIII. 73.
252 Mi$ceUen.
wohl früher, als auch zuletzt noch Tor zwei Jahren zu Tage gekom-
men. Angeblich sollen auf dem Sargdeckel eines dieser Gräber Schrift*
züge eingegraben gewesen sein, deren nähere Ermittelung^ wenn der
Sarg noch vorhanden ist, sehr zu wünschen wäre.
Schliesslich möge hier noch eine durch die Gate des Chef de ba*
taillon du genie, Hrn. Em. de Loqueyssie, welcher auf Befehl des
Kaisers der Franzosen Napoleons III in diesem Sommer mit der Er-
forschung der muthmasslichen Lagerplätze und Marschrouten, welche
Julius Cäsar in seinen belgischen Kriegen genommen, sowie der ge-
eignetsten Punkte, an welchen er bei seinem zweimaligen Kheinüber-
gang Pfahlbrücken geschlagen hat, betraut war, mir zu Theil gewor-
dene Notiz an dieser Stelle einen Platz finden. Bei den yersohiede-
nen Ausgrabungen, welche dieser höhere Gente-Officier in der Gegend
von Weissenthurm, namentlich an dem sog. ,: guten Mann'* anstellen
liess, — wo man Spuren eines römischen Lagers mit viereckiger Um-
fassung, Spuren von römischen Gebäuden und Hypocausten, und
ausser zahlreichen Scherben von terra sigillata und vielen Urnen von
grauem Thone, eine Silbermünze des Kaisers Trajan nnd den Kopf
einer gallischen Matrone von Thon mit wulstartigem Schmuck ent-
deckte — , kamen bei dem nahegelegenen Kehr lieh drei Gräber zu
Tage. Sie waren aus Lavasteinen vom Camillenberg gemauert und
mit Platten von einer Art Grauwacke gedeckt. Im' Innern der mit
Bimssteinsand gefüllten Gräber lagen meist gut erhaltene Skelette mit
vollständigen Schädeln und guten Zähnen, welche, wie es schien, jun-
gem Personen angehörten. Beigaben fanden sich' nicht vor. Doch
enthielt ein besonderes Grab, das im blossen Sande unweit Weissen-
thurm ausgeworfen wurde, ausser einigen Knochen einen gewundenen
Kopfring und vier einfache Armringe von Kupfer.
Sollen wir über die Herkunft nnd das Alter der im Vorstehenden
aufgeführten Gräberfunde aus dem Brohl- und Nettethal ein Ürtheil
aussprechen, so werden wir wohl nicht zu weit fehlgreifen, wenn wir
dieselben der hier sesshaften fränkischen theilweise romanisirten Be-
völkerung zuweisen und in das 5. bis 6. Jahrhundort versetzen, wo
der Leichenbrand schon gänzlich der Beerdigung gewichen war.
J. Freudenberg.
16. Bonn. Römische Gräber in Bonn. Ende September
stiessen die Arbeiter bei den zur Erbreitung der Hospitalgasse vorge-
nommenen Neu- resp. Umbauten auf eine römische Grabstätte, woraus
Miscellen. 258
zunächst ein Sarg (dnerarium) yon Tuffstein, etw« 2* lang und 1 y^'
breit, 2u Tage kam. Derselbe war mit einem Deckel gesohlossen
und enthielt verbrannte ICnoohen und Kohlen.- In der Nähe des Stein-
sargesi welcher seitdem durch den Sturz einer Mauer in mehre Stucke
zerbrach, lagen vier bauchige Thongefässe von weisslicher Farbe und
ein kleines Krügelchen nebst einer noch ziemlich wohl erhaltenen
Schüssel Yon terra sigillata und einem schwarzen bauchigen, in der
Mitte eingedrückten Gefässe, endlich zwei römische Münzen, eine von
Kaiser Titus und eine stark oxydirte yon Domitianus. Sodann fand
man ein aus sechs, 15'' langen und 1 F. breiten Flaohziegeln (tegulae)
gebildetes Grab, dessen Gonstruction genau derjenigen des im 36. Hefte
d. Jahrbb. beschriebenen Ziegelgrabes von Ueckesdorf entspricht. Das
Innere barg ausser mit Erde yexmischten Gebeinresten zwei gut erhal-
tene weissliche Thongefässe, ein grösseres von länglicher Form mit
1 Henkel, und ein mehr bauchiges mit vier Henkeln, welche beide
in den Besitz des Hrn. Maurermeisters Seidemann gekommen sind.
Während diese Gegenstände in einer Tiefe von 5 bis 7' lagen, .fand
man noch zwei Fuss tiefer einen flachgeformten Schädel, welcher die
Aufmerksamkeit der Kraniologen verdienen möchte. Die sämmtlichen
Fundstücke sind mit Ausnahme der 2 genannten Thongefässe für die
Sammlung des Vereins erworben worden. J. Fr.
17. Im 13. und 14. Hefte der Annalen des historischen Vereins
für den Niederrhein p. 278 unten, wird Folgendes aus einer Zuschrift
des Herrn Prof. Dr* Schneider in Düsseldorf an die Redaction mitgetheilt:
„Sollten Ihnen im Laufe der Zeit Fälle bekannt werden, wo zur Er-
haltung alter Denkmäler, seien es römische oder mittelalterliche, kirch-
liche oder profane, historische oder Kunstdenkmäler, die Hülfe der
königlichen Staatsregierung von Nutzen sein könnte, so bitte ich mich
gefälligst zu benachrichtigen.''
Da sich die dargebotene Vermittlung des Herrn Prof. Schneider
wohl nur auf seine Eigenschaft eines Gorrespondenten der k. Commission
zur Erhaltung und Erforschung der Kunstdenkmäler bezieht, mithin
den gleichen Dienst auch die übrigen Gorrespondenten der k. Gommis-
sion bereitwillig leisten werden, mag es nicht unangemessen erscheinen,
die Namen derselben für unsere Provinz nachfolgend niitzutheilen.
Es sind:
1. Pfarrer Weidenhaupt zu Weismes bei Malmedy.
2. Dr. Wegeier, Geh. Medieinalrath in Goblenz.
254 Miscellen.
8. Dr. August Reidhenspergrer, Appellatidns-Geriehtsrath in 051ii.
4. Dr. Franz Book, Bbren-Canonicus in Aachen.
5. Prof. Wiegmann in Düsseldorf«
6. Oanonious Prisac in Aachen.
7. Domherr Ton Wilmowsky in Trier.
8. Arohitect Chr. W. Schmidt in Trier.
9. Kammerherr Ton Mayenfisch in Sigmaringen.
10. Major TOn Cohausen in Frankfurt am Main.
11. Professor Dr. aüsm Weerth in Kessemoh bei Bonn.
13. Baron von Roisin früher in Trier jetzt in Brü^seL
Verzeiehniss der Hitglieder.
Ihnrflanii für bne 3al)r 1864.
Präsident: Dr. Ritsch 1, Geh. Regierungsrath, Oberbiblio-
thekar und Professor in Bonn.
Erster Secretar: Df. a u s'm W e e r t h, Professor, in Kesse-
nich bei Bonn.
Zweiter Secretär: Dr. Ritter, Professor in Bonn.
Archivar : Dr. Freudenberg, Professor, in Bonn.
Rendant: Wttrst, Hauptmann und KrcissecretAr in Bonn.
flerr Dr. Aschbach, Professor in Wien.
^ Dr. Becker, Professor in Frankfurt a. M.
^ Dr. B 0 s s 1 e r, Gymnasialdirector in Darmstadt
^ Dr. Brunn, Professor/ Seeretär des archäologischen
Instituts in Rom.
„ Dr. Buche 1er, Professor in Freiburg i. Br.
^ Dr. Bursian, Professor in Zärich.
^ Dr. Conrads, Gymuasialoberlehrer in Trier.
,, Dr. Deycks, Professor in Münster.
y, Dominien s, Gymnasialdirector in Coblen^.
^ Eick, .Privatgelchrter in Commem.
^ Eltester; Landgerichtsassessor, Vorstand des t. Ar-
chivs in CoUeuK.
yf Dr. Ennen, städtischer Archivar in Cl^lu.
^ Dr. Fiedler, Professor in W«sel.
256 Verzeichniss der Mitglieder.
Herr Guillon, Notar in Roermoud.
^ Dr. Haakhy Professor u. Iiispector des k. Museums
vaterl. Alterthtimer in Stuttgart.
„ von Haeften, Lieutenant a. D-, Archivbeamter in
Düsseldorf.
9 Dr. Harte SS, Archivsecretär iu Düsseldorf.
„ Dr. Huebner, Professor in Berlin.
^ Dr. Hug, Gymnasiallehrer in \Vinterthur.
jf Dr. Janssen, Conservator des königl. Museums der
Alterthümer in Leiden.
,, Kar eher, Fabrikbesitzer in Saarbrücken.
^ Klein, Professor iu Mainz.
^ Dr* Koechly, Professor in Heidelberg.
,, Dr. Ladner, Arzt iu Trier.
f,' Dr. Lange, Professor in Giesseu.
„ Dr. Lttbke, Professor in Zürich.
f, Dr. Meun, Gymnasialdirector in Neuss.
yf Dr. Mooren, Pfarrer, Präsident des bist. Vereins für
den Niederrhein, iu Wachtendonk.
9 Dr. Namur,. Professor und Bibliothekar in Luxemburg.
j, Dr. 0 verbeck, Professor in Leipzig.
9 Peters, Baumeister in Kreuznach.
^ Dr. Piper, Professor in Berlin.
9 Dr. Pi ringe r, Professor in Kremsmünster.
n Dr. Rein, Rector der Realschule in Crefeld.
,; Dr. Ribbeck, Professor in Kiel.
^ .Dr. Rössel, Bibiiothekssecretär in Wiesbaden.
„ Dr. R 0 u 1 e z, Professor in GenU
„ Dr. Savelsberg, Gymnasialoberlehrer in Aachen.
^ Dr. Scheers in Nym wegen.
n Schmelzer, Justizrath in Düsseldorf.
^ Dr. Schmitz, Gymnasialoberlehrer in Düren.
,, Dr. Stark, Professor in Heidelberg.
„ Dr. von Velsen, GymnasiaUebrer in Saarbrücken.
Veneichniss 4er MUgKei&, 257
Herr Dr. Visctiery Professor in Basel.
9 Dr. Watterich, Stadtpfarrer in Andemaek.
Dr. Wieseler, Professor in Göttingen.
Zimmermann; Notar in Manderscbeid.
»
Clären -JtitgUeber.
Seine Königliche Hoheit Carl Anton Meinrad Fürst £u
Hohenzol lern-Sigmaringen in Düsseldorf.
Seine Eminenz, Johannes Cardinal von Geissei,
Erzbischof von Cöln.
Herr von Auerswald, Excellenz, k. Staatsminister a. D.,
„ Dr. von Bethmann-Holl weg,Excellenz, k. Staats-
minister a. D.y auf Schloss Rheineck.
^ Dr. Boeckh, Geh. Regierungsrath und Professor in
Berlin.
9 Dr. Böcking, Geb. Justizrath und Professor in Bonn,
n Dr. vonDechen, Excellenz, Wirkl. Geheimer Rath,
Oberberghauptmann a. D., in Bonn.
^ Dr. vonFlottwell, Excellenz, k. Staatsminister a. D.,
in Berlin.
9 Dr. Gerhard, Geh. Regierungsrath u. Prof. in Berlin.
^ Dr. Lacomblet, Geh. Archivratb in Düsseldorf.
^ Dr. von Ol fers, Excellenz, Wirkl. Geheimer Rath,
Geueraldirector der königl. Museen in Berlin.
jy Dr. Pin der, Geh. Regierungs- und vortragender Rath
im k. Ministerium der geistl., Unterrichts- u. Me-
dicinal-Angelegenheiten in Berlin.
„ von Quasty Geh. Regierungsrath, Conservator der
Kunstdenkmaler in Preussen, in Radensieben.
Herr Dr. Schnaase, Obertribunalsrath a. D., in Berlin.
17
^ rm%äehnis8 der Mitglieder.
Herr Dr. Schulze^ Johannosi, WirkL Geh. Öberregmuiigs^'
rath ia Berlin.
^ Dr. Urliehs, Hofrath und Professor id Wirzba*g.
9 Dr. Welcker, Professor in Bonn.
(Stimmt Mli^it^.
Herr Dr. Achenbach, Professor in Bonn.
yt Aciiterfeldt, Stadtpfarrer in Anboll.
y, Dr. Achter feldt, Professor in Bonn.
9 Dn Ahrens» Gymnasialdirector in Hannover.
^ Alleker, Seminardireclor in Brtihl.
9 Anderson, Rev., Pastor in Bonn.
yf Dr. A seh b ach: s ^ausw. Secr.
f^ Bachern.' Oberbürgermeister in Cölu.
fy Baruch, Rentner in Cilln.
^ Dr. Bauerband, Geh. Justizrath und Professor, Krön-
Syndikus und Mitglied des Herrenhauses^ iu Bonn.
„ Dr. Baumeister, Professor in Lübeck.
,, Dr. Becker: s. ausir. Secr.
9 von Beckerath, Conmerzienratb in Crefeld.
„ Dr. Beckmann^ Professor in Brannsberg.
f Bigge, Gymnasialdirector in Cöln.
9 Dr. Binz, Privatdocent in Bonn.
„ Bise hoff, Präsident des Handelsgerichts in Aachen«
„ Dr^ Bluhme, Geh. Justizrath und Professor in Bonn.
y^ Lic. Blum, Pfarrer in Dürbosslar bei Jülich.
„ Dr. Blume, Domherr und Gymnasiaidirecti^r in Wesel.
» Dn Bock, Professor in Preiburg i. B«
9 Dr. Bodel-Ny enbuis in Leiden.
„ Dr. Bodenbeim, Rentner in Bonn.
9 Dr. Boetticher, Professor in Berliu.
«, Bone, Gymnasialdirector in Mainz.
„ Dr. Boot^ Professor in Amsterdam.
r^Mtelum der MUglieier. 3^
Herr Dr. Borret in Vogejeofiaoff.
yy Dr. Boss 1er: s. ausw. Secr.
9 Dr. Bo liier wek, GyamasiaMirector in Elberfe|d.
„ Dr. Brambach ui Boii>.
^ Dr. BrandiSy Kabioetssecretär Ihrer Blajesiat der
Königin, in Berlin. ,
„ Dr. B r a n d i s, Geh. Regieruiigfsrath uud Proless^r, Mit-
giied des Herrenhauses, in Bonn. * . ^
^ Dr. Brender, Pastor in Roesberg bei Bonn.
» Broicher, Präsident d. rhein. AppeUationsgericbtshofes
iuCöln.
, Dr. Brunn: s. ausw. Secr.
„ Dr. Bücheier: s. ausw. Secr.
9 Dr. V. Bunsen, Rentner in Bonn.
9 Dr. Bursian: s. ausw. Secr«
jf Ca ha, Albert, Bankier in Bonn» .
n Camphausen« ExcelleuiB, WirkL QeJieiuMir fUHi, k.
Staatsminister a. D., in Cfi^lu.
jf Cassel, Münzhändler in Cöln«
9 Claessen-Senden, Oberpostr ommt ssar xp Aachen .
. « Glasen, Pfarrer in JKOnigswiater. • - ^
^ Glason^ JUmtner in BoBu«
„ Clav^ von Boubaben, Oul^besiUser in Cüloi
„ Clemens, Bankier in Coblens*
„ vonCohausen, Major im k. prenss. Ingsmie^fvCo/ps
in Frankfurt a. M.
9 Cohen, Frit^, Bucbbftwller in Bmu*
9 Com m er, Bürgermeister io Sechtjiw.
y, Dr. Conrads: & ausw. Seen
,, Dr. Conse, Pfofessor in Halle.
yy Contzen, Bürgermeister in. Aacbcp.
„ Dr. Cornelius, Prof^sor in Mündbeu^
jy Cr ein er, Pfarrer in fiajits bei Dttrpi.
„ Dr. Curtius, Profiwfrr in G^tUugeu^ i
S60 Verzeiehmsi der Mitglieder.
Herr Cuypers in GiDneken in HolIanA.
9 D a p p e r, Oberpfarrer in Gemünd. -
jf De ich mann, Geb. CommerzienraCh in Co^ki.
9 Del h Oven, Jacob, in Domiaseu.
9 Dr. Delius, Profegsor in Bonn.
9 D e 1 i u 8, Laiidrath in Mayen.
9 Dr. Deycks: s. ausw. Secr.
^ Dieckhoff, Bauinspector in Bonn.
Freiherr ron Diergardt, Rentner in Bonn.
9 vonDierg^ardt, Geh. Commerzieurath, Mitglied des
Herrenhauses, in Viersen.
Herr Dr. Dieri nger, Domherr, ersUschdA. i^eistl. Rath und
Professor in Bonn.
^ Di seh, Carl, in Cöln.
„ Domin icus: s. ausw. Seer.
jj Dreesen, Bürgermeister in Gielsdorf bei Bonn.
jj Dr. Dflntzer, Professor »nd Bibliothekar in Cöln*
19 Dr. Ebermaier, Regierungs- und Medicinairath in
Dflsseidorf.
„ Dr. Eckst ei ii, ReHor und Professor in^ Leipzig.
9 Eich, Börgermeistfr in Poppeisdorf.
ji Dr. Eich ho ff, Gymnasialdirector in Doisburg.
jy Bick: 8. ausw\ Secr.
9 Eltester: s, ausw. Secr.
9 Engels, Philipp, Renrtner in Coln.
„ Dr. E n n e n : 8. ausw. Secr.
^ Ess eilen, Hofrath in Hamm.
^ Dr. Fiedler: s. äusw. Seen
9 Dr. Firmenieh-Richarz, Professor, in Coln.
» Chassot von Fiorencourt i» Berlin.
f, Dr. Fioss, Professor in Bonn.
y, Fonk, Landrath in Adenau.
^ Dr. Frei, Professor in ZOrich.
^ Dr. Freud enberg: s. Vorstand.
Ver%eiekmss der MUgHeder. 2&1
9 Friedländer, Professor in Kitaigsberg i* Pr*
Herr Dr. Fried lieb, Professor in Breslau.
9 Dr. Gaedechens, Privatdocent in Jena.
f, Gartbe, Hugo, Kaufmann in Cttln.
9 Gaul, Notar in Coln.
„ Geiger, Polizeipräsident und La^drath In Cöln.
^ Georgi, Bucfadruckereibesil^er in Bonn.
„ Dr. Gerlachy Professor in Basel.
^ G e r s o n , Chemiker in Frankfurt a. Main.
^ Dr. Goebel, Gymnasialdirector in Fulda*
^ Dr. Goettliug, Geh. Hofrath, Oberbibliotliekar und
Professor in Jena.
9 G o m m e i s h a u s e n, Pfarrer in Niederbreisig.
„ Gottgetreu, Regierungs* und Bauraih in Cttln.
n Graeff, Landrath in Prfim.
9 Graham, Rev., Pastor in Bonn.
y, Grassy J. P., in Cöhi.
9 Dr« Oredy, Professor u. Präsident des AlterCliums-
Vereins in Mainz..
9 Dr. Groen van Prinsterer im Haag.
jj Dr. Grotefeiid, Archivrath in Haunorer.
9 Guer'icke, Rector in Altenkirehen.
f, Guillon: s. ausw. Secr.
Gymnasialbibliothek in Biberfeld.
Herr Dr. Haakh: s. ausw. Secr.
^ von Haeften: s. ausw. Secr.
^ Dr. von Ha gern aus in Brüssel.
» von Hagens, Landgericfatsrath in Düsseldorf.
^ Hahuy Hofbttchhändler in Hannover.
9 Hansen, Pastor in Ottweiler. '
« Dr. Harless: s. ausw. Secr*
9, Hartwich, Geh. Oberbaurath in Cölii.
^ Dr. Ha s e n ni ü il e r, Gymnasiallehrer in Trier.
» Dr. Hassler, Professor u. LanAesconservalor i» Ulm.
^i Viirmöhniss der Münder.
Herr Havg'h, Apfiellatioiiggeriehtsraih in Coki«
^ Hauptmann, Renluer in Bonn.
f, Dr. Heims oeth, Pirofessor in Bonn.
9 Dr. He im so etil, Appellat.-Gericiitspräsident in Cöln*
^ von Heinsberg, Landrath in Grevealiroidi.
9 Dr. Helbig in Rom.
jf Henri eil, Regierongs* und Scliulralh in Coblenz.
^ Henry, Buch- und Kunstiift^dler in Bonn.
^ Dr. Hedzen, Professor, 1. Secretar des archad. In-
stituts in Rom.
9 Herberts, Gutsbesitzer in Derdingen.
0 Dr. H e r b s t, Gymnasialdirector in Ctfln.
„ Hermann, Arcliitekt in Kreuznacb.
j, Dr. Herzog, Privatdocent in Tübingen.
„ Dr. Hewer in Saarburg.
^ Heydinger, Pfarrer in Koxhausen bei Neuerburg.
„ Dr. Hey er in Bonn.
,9 Dr. Hilger^s, Director der Realsdiule in Aachen.
„ Dr. Hilgers, Professor in Bonn.
» Six van Hillegom in Amsterdam.
„ H i 1 1 o r f f, kaiserl. Architekt, MilgKad des Instituts von
Frankreich, in Paris.
Freiherr von Hövel, Berghanptmann in Bonn.
Herr Dr. Holtzmann» Hofrath vu Professor in Heldelbarg.
f, Dr. Holz er, Domprobbt in Trier.
9 Hörn, Pfarrer in COln.
y, Dr. Hähne r:s. aosw. Secr.
„ Dr. Hug: s. ausw. Secr.
^ Dr. Hultscb, Gymnasialleiirer in Dresden.
„ Dr. H um per t, Gymnasial^-Oberlehrer in Boon.
9 Huyssen, Pfarrer in Kreuznach.
ji Dr. J a h n, Professor in Bonn.
9 Dr. Janssen: s. ausw. Secr.
„ • Dr. Janssea, Professor in FrankCart'a« H.^
Yerneiehniss der MHgKeder. ^
Herr Dr. Joly in Renaix in Belgien.
9 Joflten in Neuss.
;, Junker, Regierungs- und Baaratk in CoUens.
^ Kantseier, Privatgelehrter in Aachen.
9 Dn Kamp in Cöln.
jj Dr. Karopschnlte, Professor in Bonn. #
^ Karcher: s. ausw. Secr.
„ Kaufmann, Oberbttrgermeister, Mitglieil des Herren»
hauses, ia Bonn.
9 Dr. Kayser, Professor in Heidelberg.
^ Dr. Keil, Professor in Schulpforte.
^ Kelch ner, Bibliothekar in Frankfurt a. M.
„ Dr. Ke'ller, Rectoratsverweser in Lnilwtgsburg.
„ Dr. Kiesel, Gymnasialdirector in Düsseldorf.
y^ Dr. Kiessling, Professor in Basel.
n Dr. Klein, Joseph, in Bonn.
„ Dr. Klein, Gymnasialoberiehrer in Coln.
„ Klein: s. aastr. Secr.
„ Dr. Klette, BibHothekscnstos in Bonn.
„ Dr. Koecbly; s. ausw. Secr.
9 vonKöckerit2^ Ingenieur-Oberstlient. a.D. in Mainz.
9 Dr. Kd«nigsfeld,Sanicatsrathu.KreisphysiktisinDttren.
^ Dr. Kortegarn, Institntsdirector in Bonn.
„ Kraemer, Htlttenbesitzer in Ingberlbei Saarbrickon.
„ Kraemer, Commerzienrath und Hiittenbesitser in Quint
bei Trier.
n Dr. Kr äfft, Professor in Bonn.
^ K rafft, Pfarrer in Elberfcld.
„' Kramarcaik, Gymnasialdirector in Heiligenstadt.
9 Dr. Kraus in Trier.
^ Kreutzer, Pfarrer in Aachen.
„ KrOger, Regierongs- und Baurath in Düsseldorf.
9 Kahlwetter, k. Staatsminister a. D., Regierungsprä-
sident {^Aachen. ' '
SM Ver^eidmÜB der MUgKed^r.
Herr Kyllmaiio, Rentner in Bonn.
^ Dr. Lad n er: s. ausw. Secr.
„ Dr. Lara by in Aachen.
„ Dr. Lange: s. answ. Secr.
V Dr. Langen, Gymnasiallehrer in Cöln.
jy Laut 2, Landferichtsrath in Cttln.
Freiherr Dr. de la Valette St. George, Prof. in Bonn.
Herr Dr. Leemans, Direclor des Niederl. Beichsnuseiuns
in Leiden.
^ Lempertz^ Bnchbandler in Bonn.
f, Lempertz, Buchhändler in Ctfln.
^ Dr. Leune, Generaldtrector der ktfnigL Gttften in
Sanssouci.
y, van Lennep in Zeist.
9 Dr. Lentzen, Pfarrer in Oekhoven.
„ Leven, Bürgermeister in Beorath.
^ Liebenow, Geh. Revisor in Berlin.
^ Dr. Lindenschmit, Conservator des rümisch^germa-
nischen Centralomseoffls in Mainz. •
« Graf von Lo£ auf Schloss Wissen bei Geldern.
^ Loeschigk, Rentner in Bona.
^ Dr. Lucas, Geh. Regierungs* u. Scbulratb in Coblenz.
9 Ludovici, Hüttenbesiicer in Aubach bei Neuwied.
9 Ludwig, Bankdireclor in Darmstadt.
^ Dr. Lilbberf, Privatdocent in Breslau.
„ Dr. Lttbke: s. ausw. Secr.
^ Dr. Mahl y, Professor in Basel.
^ Märten s, Bauinspector in Aachen.
^ vouMallinckrodt, Regierongsrath in Dässeldorf.
f, Marcus, Buchhändler in Bonn.
„ Martini, Generalvicar in Trier.
9 von Massenbach, Regierungspräsident in Düsseldorf.
- 9 Dr. Mehl er, Gymnasialrector in Sneek.
fi Dr. Mendelssohn, Professor in Bonn.
Ver^iächtiiss der äügHeOm'. Sff^
Herr Dr. Nenn: s. ausw. Secr.
9 Merlo, Rentner in C4»ln.
9 Mevissen, Geh. CommersieArath, PrUsident der rbeU
nischen Bisenbahn, in Cöln*
jf Michels, Kaufmann a. Ritterfvtsbesitaer in C«in. .
„ Milani, Kaufmann in Frankfurt a. M*
jy ron Moeller, Regierungspräsident in Cöln.
^ Mohr, Professor, Dombildhaner in Cdlo*
9 Dr. Moll, Professor in Amsterdam.
„ Mollhuysen, Archivar in Kampen.
9 Dr. Mommsen, Professor in Berlin.
^ Dr. Monnard,^ Professor in Bonn.
jy von Monschaw, Notar in Bonn.
^ Dr. Montigny, Gymnasiallehrer in CoUenz.
„ Mooren: s. aosw. Secr.
^ Morsbach, institutsdirector in Bonn.
jy Dr. Mttller, Wolfgang, iii Cüln.
^ von Müller, Rittergutsbesitzer in Metternich«*
Se. bisch. Gnaden, Dr« J. G. Mttller, Bischof von Münster.
Herr Dr. Müller, Professor in Würzburg.
y, Dr. Namur: s. ausw. Secr.
„ Dr. Nasse, Professor in Bonn.
„ ron Neufville, Gutsbesitzer in Bonn.
jf von Neufville, Ritterg utsbes. in Miel, Kreis Rheinbach.
jf Dr. Nicolovius, Professor in Bonn.
^ Dr. Noeggerath, Geh.BergraÜi und Prof essor in Bonn.
9 Dr. von Noorden, Privatdocent in Bonn.
„ Dr. Oebeke, Gymnaaialoberlehrer in Aachen.
„ Ondereyck, Oberbürgermeister in Cr^eld«
^ Oppenheim, Director der Cöln-^Uindeoer Eisenbahn,
in Cüln.
„ Otte, Pastor in Frühden bei Jüterbogk.
9 Dr. Overbeck: s. ausw. Secr.
^ . Pauly^ Rector in Montjoie.
%$6 Ver%eichnist der MUgHeder.
Herr Peil], Rentner in Bon«.
jy Pepys, Director der. Gasanstalt in Coin.
^ Dr. Perry in Bomi.
f, Peters: s. ausw. Secr«
^ Dr. von Peucker, Excellens, General der Infonterie,
in Berlin.
ji Dr. Piper: 8. ausw. Seer.
ji Dr. Piringer: s. ausw. Secr.
„ Plassmann^ Ehrenamtmann und Gutsbesitzer in Al-
lehof bei BalFe.
j, Dr. Plitt, Professor in Bonn.
n von Pomoier-Esche, Bxceil^nz, Wirki. Geheim. Rath,
Oberpräsident der Rheinprovinz, in CoUsnz.
n Dr. Prieger, Rentner in Bonn.
^ Prisac, Stiftsherr in Aachen.
y, Dr. Probst, Gymaasiaidirector in Gleve.
Freiherr Dr. von Proff-lrniclir Landgerichtsrath in Bonn.
Herr Ptttz, Professor in Cöln.
y) Rambouxy Coiiservalor in Cttln*
,, Dr. Ramers, Pfarrer in Nalbach bei Saarlouis.
9 Rapp, Rentner in Bonn.
„ Rasch dorff, Stadtbaumeister in Cdin.
jf vom Rath, RiUergulsbesUser^und Präsident d« laudw.
Ver. f. Rheinprensaen, in Lauersfort bei Crefeld.
9 vom Rath, Peter, Ritterg«tsbesit2er in Msblen.
' j, Dr. Reifferacheid, Privatdocent in .Bonn.
^ Dr. Rein: s. ausw. Secr.
^ Dr. Reinkens, Pfarrer in Bonn.
» Dr. Reinkens, Professor in Breslau.
ji Dr. Retsacker, Gymnasialdirector in Trier.
„ Reitz, Pfarrer in Senheim a. d. Mosel.
„ Remacly, Professor, in Bonn.
9 Dr. vonReumont, Geh* Legationsrath, Ninisterre-
sident z. D. in Rom.
¥et»ehhnUs der MügMkr. m
Herr Or« Reuter, M^ficinalrath m WieriiadM.
9 Dr. Ribbeck: s. ausw. Seen
^ Riebrath, Pfiarrer ia Lofixen bei Aaebe«.
^ Dr. Riischl: g. Vorstand«
ji Dr. Ritter: s. Vorstand.
^ Robert, Directeor de radmiaistration de Ia gaerre in
Paris.
9 Oraf Robiano, Senator in Brfissel.
9 Roche, Regierungs* und Sehalrath in Brfnrt.
Freiherr von Roishausen, OutabesitEer in Lin2 a. Eh.
Herr Dr. Rosenbaum, Domherr und Professor in Trier.
„ Dr. Rössel: 8. ausw. Secr.
yf Dr. Roulez: s. answ. Secr.
„ Dr. Rovers, Professor in Utredit.
„ Rumpel, Apotlieker in Dflren.
^ Dr. Saal, Gymnasialoberlehrer in Cdln.
„ von San dt, Landrath in Bonn.
^ Dr. Sauppe, Hofrath und Professor ia Sittingen.
^ Dr. Savelsberg: s. answ. Secr.
^ Dr. Schalk, SecretAr des Aitertbamsvereina in Wies-
baden.
„ von Sebaumburg, Oberst a. D. in DttssrMorf*
ji Dr. Scheers: s. ausw. Secr.
„ Schillings-Englerth, Bürgermeister in Oür^raicb.
9 Dr. Schlottmann, Prafei^or in Bona
^ Schlankes, Regierungsratb in Diaaeldorf.
^ Schmelzer: s. ausw. Secr.
^ Dr. Schmidt, Professor in Marburg.
>, Schmidt, OberkAwrath und Prof0Ss(Mr in Wien*
« Schmithals, Rentner in B#nn.
'^ Schmitz, Pet. Jas., Rentner in Bonn.
9 Dr. Schmitz: s. answ. Scer.
9 Schmitz, Bfirgermeister m Mechernieh.
9 Dr. Schneider, ProfMsor, in Düsseldorf.
26d rm%9ieht9iis der MUgtieder.
Herr Schober, ChitsbesUzer und Erbricbter in Koi^l itt
Schlesien.
^ Schoenann, StadtbiUUtkekar u« li Beigeordneter
in Trier.
jj Dr. Schopeo, Gymnasialdireetor u. Professor in Bonn.
„* Scbotn, Baunieiiter in Burtscheid bei Aachen.
„ Dr. Schreiber, Professor in Freiburg i. Br.
^ Dr. Schroeder, Privatdocenl in Bona
jf Dr. Schnbart, Bibliothekar in Cftssel.
^ Dr. Schwarz, Oberscbttlrath in Wiesbaden.
jf Sebaldt, Regierungspräsident a* D., in Bonn.
n Seidemann, Architekt in Bonn.
» von Sieger, Major a* D. in Bonn.
,, Simonis, Kaufmann in Bonn.
jy Dr. Simons, Excelienis, Staalsmioister a. D., ia Go-
desberg.
„ Dr. S im rock, Professor in Bonn.
,, Soherr, Bürgermeister in Bingen.
n von Spankeren, Regierungspräsident z.D«, in Kessenich«
,y Spitz I, Premierlieutenant, in Mainz,
^ Dr. Springer, Professor in Bonn.
n Dr. Staelin, Oberbibliothekar hi Stuttgart.
„ Dr. Stahl, Gymnasiallehrer in Cöln.
^ Dr. Stark: s. answ. Secr.
n Stein, Carl, Bankier in Cftln.
9 Dr. Krul ran Stomp wyk in Nymwegeo«
jy Stupp, Geb. Regieroogsrath, Oberbörgermeister a. D.,
in Cttln.
^ Suermondt, Rentner in Aachen.
jy Dr. vonSybel, Professor in Bonn.
n von Sybel, Gdi. Regierungsrath a. D., in Haus Isen-
bürg bei Mülheim a. Rh.
j) Dr. Teuf fei, Professor in TUbuigen.
Freiiierr von Thielmänn, Roalaor in Cöiii.
Venekhniss der MUgUeder* 369
■i^rr T hissen, Bomcapttular u« Stadtpfnrr er In Frankfiirt«.flL
9 Th Oman II, Kreisbaumeister in Bonn.
r, Troost, Rentner in BMin*
^ Dr. D n g e r, Professor u. Bibliotheksseeretär in Gitlingen.
Universitätsbibliothek in Lütticb.
Herr Dr. Vahlen, Prof. in Wien.
99 Dr. von Velsen: s. ausw. Seen
Ver«in^ antiquariseh^bisloriscber, in Rtenanacb.
Herr Graf von ViHer8,Regievaiig9-Vicepr)lsidenifnCoblenz.
99 Dr. Visch«r: s. answ^ Secr.
9, Voigtel, Bauinspector und Dombanneister in Cöln.
9 Voigtländer, Buchhändler, in Kreuznach.
9 Wagen er, Notar in fiitorf.
J9 Dr. Wagen er, Professor in Gent.
„ Dr. de Wal, Professor in Leiden.
99 Dr. WalCer, Geh. Justizrath und Professor in Bonn.
9 Dr. Watt er ich: s- ausw. Secr.
^ Dr. aus'm Weerth: s. Vorstand.^
9 Dr. Weg el er. Geb. Medicinalrath in Coblenz*
Freifaerr von Weichs*R<^sberg, Rittergutsbesitiier und
Mitglied des Herrenhauses, auf Schtoss Rösberg bei
Sechtem.
Herr Weidenbach« Hofmth, in Wiesbaden.
99 Weideubaupt, Pfarrer in Weisnes.
9 Dr. Wein kauf f, Gymnasialoberlebrer in Cöln.
9, Werner, Gyninasialoberiehcer in Bonn.
j9 Dr. Westerhoff in Warfum.
jf Westermann, Kaufmann in Bielefeld.
^ Weyhe, Landes^konomierath in Bonn.
9, Dr. Wie 1er, Sanitätsrath in Bonn.
9 Dr. Wieseler: s. ausw. Secr.
9, Dr. von Wietersheim» Excgellene« k. Staat^mini^ter
a. D., in Dresden.
9, von Wilmowsky, Doncapitular in Trier«
270 Vetimehi$is9 der MHgludm*.
■err Witthoff, Pftbrikant und Mrgem«iBter in Borolieip
bei Bonn.
9i Wolf, Kreisbaumeister in Bitborg.
9 Ur. Wolff, H., Geb. Sanit&Urath in Bonn.
9 Dr. Wolff, S,, Awxiin Bonn.
9 Wolters^ Pastor in Bonn.
f, Wflrst: 8. Vorstand.
„ Wflsten, GoCsbesitxer in Wttsleiirode bei Stolberg.
„ Wurser, Friedensricbter in BUburg.
9 Dr. Zart mann, Sanittttsrath in Bonn*
^ Zimmermann: s. ausw. Secr.
9 Dr. Zttndel, Professor in Bern.
j, Zum loh, Rentner in Mflnster.
Herr Dr. Arendt in Dielin^ett.
jy Dr. Ars^ne de Nouf^, Adracatanwalt iir Malmeily.
^ Correns in Mflnster.
yy Feiten, Baumeister in Coln.
jy Dr. Forst er, Pfofessor in Aachen.
9 Gen gl er, Domcapitular nnd Oeneralvicar d. Bistfa.
Namur, in Namur.
„ Grebel, Friedensrichter in St. Goar.
jf Beider, k. k. Sectionsrafh in Wien.
9 Lansens in Brügge.
j, Paulus, Topograph in Stuttgart
9 Pick, Candida! der Rechte in Eschvpeiler.
fi Dr. Seibert^, Kreisgerichtsrath in Arnsberg.
^ Welt er, Pfarrer in.Hflrtgen.
Veneichiiiss
säiiiiiitl icher Ehren-*, ordentlicher und ausserordentlicher
Mitg;lieder nach den Wohnorten.
Aachen: Bischoff. Glltssen- Sen-
den. Conlzen. Förster. UllgerB.
KSntzeler. Kreutzer. Kühlwetter.
Lamby. Mftrtens. Oebeke. Prisao.
SaveUberg. SQrmondt
Adenau: Fonk.
A 1 1 e h o f : Plassmann.
Altenklrohen: Guerieke.
Amsterdam: Boot, yan Hille-
gom.' Moll.
Andernach: Watterieh.
Anholt: Aohterfeldt.
Arnsberg: Seibertz.
A üb ach: LudoTieL
Basel: Qerlaoh. KiessUag.
Mähly. Visoher.
Benrath: Leyen.
Berlin: Ton Auerswald. Boeokh.
Boettioher. Brandis. y. Floren-
oourt. T. Flottwell. Gerhard.
Hübner. Liebenow. Mommsen.
y. Peueker. Pinder. Piper, y.
Olfers. Schnaase. Schulze*
Bern: Ztindel.
Bielefeld: Westermann.
Bingen: Soherr.
Bitburg: Wolf. Wurzer.
Bonn: Aohenbaoh. Aohterfeldt.
Anderson. Banerband. Biaz.
Blahme. Boeoking. Bodenheim.
Brambach. Brandis. y. Bunsen.
Gähn. Clason. Cohen, y. Dechen.
Delius. Dieokhoff. y. Diergardt
Diednger. Flots. Freudenberg.
Georgi. GrahAm. Hauptmann.
Heimsoeth. Henry. Heyer. Hil-
gers. y. H5yel. Humpert.' Jahn.
Kampschulte. Kaufmann. Klein.
Klette. Kortegarn. Krafft. Kyll.
mann, de la Valette St George.
Lempertz. Loesohigk. Marcus.
Mendelssohn. Monnard. y. Mon-
schaw. Morsbaoh. Nasse, y. Neuf-
yille. Nicoloyiua. Nöggerath. y.
Noorden. Peill. Perry. Pütt-
Prieger. y. Proff-Irnlch. Bapp.
Reiffersoheld. Reinkens. Re«
macly. Ritschi. Ritter. yon
Sandt. Schlottmann. Sohmithals.
Schmitz. Schopen. Schroeder.
Sebaldt Seidemann. y. Sieger.
Simonis. Simrock. Springer, y.
Sybel. Thomann. Troost. WaHer.
Welcker. Werner. Weyhe. Wieler.
Wolff, H. Wolff, S. Wolters.
Wurst. Zartmann.
Bornheim: Witthoff.
Braunsberg: Beckmann.
Breslau: Friedlieb. LÜbbert.
Reinkens.
Brügge: Lansens.
Brühl: Alleker.
Brüssel: y. Hagemans. Robiano.
Burtscheid: Schorn.
Ca 8 sei: Schubart.
Cleye: Probet.
C o b 1 e n z : Clemens. Dottinioas.
Eltester. Henrich. Janker. La«
cas. Montigny. y. PommeNiiAehe.
Gr. Yiilers. Wegeier.
272
Verzekhnüs der Mitglieder.
Co In: Baohem. Baruch. Bigge.
Broicher. Camphauseni Cassel.
Clay^ von Bouhaben. Deich-
mann. Disoh. Düntzer. Engels.
Ennen. Feiten. Flrmenich-Ri-
ohartz« Garthe. Qaul. Geiger.
▼. Gelssel (Cardinal-Erzbischof ).
Gotigetrea. Grass. Hartwich.
Haagh.Heimsoeth. Herbst. Hörn.
Kamp. Klein. Langen. Lautz.
Lempertz. Merlo. Mevisseu. Mi-
cheU. ▼. Möller. Mohr. Müller.
Oppenheim. Pepys. Pütz Ram-
boux. Raschdorff. Saal. Stahl.
Stein. Stupp. v. Thielmann.
Voigtel. Wefnkauff.
Commern: Eick.
Crefeld: v. Beokerath. Onder-
eyck. Rein.
Darmstadt: Bossler. Ladwig.
Dielingen: Arendt.
Dormagen: Delhoyen.
Dresden: Haltsoh. y. Wletera-
h^m.
Dürbosslar: Blum.
Düren: Königsfeld. Rumpel.
Schmitz.
Düsseldorf: Ebermaier. r.Haef-
ten. V. Hagens. Harless. Hohen-
zoliem-Sigmaringen (Fürst zu).
Kiesel. Krüger. Lacomblet. v.
Mallinekrodt. ▼, Massenbach.
▼. Schaamburg. Sehlnnkes.
Schmelzer. Schneider.
Duisburg: Eichhoff.
Eohtz: Oremer.
Eitorf: Wagener.
Elberfeld: Bouterwek. Gym-
nasialbibliothek. Krafft
Erfurt: Roche.
Eschweiler: Pick.
Frankfurt a. M.: Becker, v.
Cohausen. Gerson. Janssen.
Kelchner. Milani. Thissen.
F r e i b u r g i. Br. : Book. Büeheler.
Schreiber.
Fröhden: Otte.
Fulda: Goebel.
G e m ü n d : Dapper.
Gent: Roulez. VVagener.
Gielsdorf: Dreesen.
Giessen: Lange.
Ginneoken: Cuypers.
St. Goar: Grebel. *
Godesberg: t. Simons.
Goettingen; Ourtius. Sanppe.
Unger. Wieseler.
Grevenbroich: v. Heinsberg.
Gürzenioh: Sohillings-Englerth.
Haag: Green van Prinsterer.
Halle: Conze.
Hamm: Essellen.
Hannover: Ahrens. Grotefend.
Hahn.
Heidelberg: HoltzmiCnn. Kay-
ser. Köchly. Stark.
H eilige nsta dt: Kramarczik.
Hürtgen: Welter.
Ingberth: Krämer.
Isenburg (Haus): v. Sybel.
Jena: Gaedechens. GötÜing.
Kampen: Möllhuysen.
Kessenich: von Spankeran .
aus^m Weerth.
Kiel: Ribbeck.
Knispel: Schober.
Königsberg i. Pr.: Friedlandar.
Königswinter: Glasen.
Koxhausen: Heydinger.
Kremsmünster: Piringar.
Kreuznach: Antiquarisch-histo-
rischer Verein. Hermann. Huys-
sen. Peters. Voigtländer.
Lauersfort: v* Rath.
Leiden: Bodel-Nyenhuis. Jans-
sen. Leemans. de Wal.
Leipzig: Eckstein. Ovarback.
Linz a. Rh.: v. Rolshausan.
L o n z e n : Richrath.
Ludwigsburg: Keller.
Lübeck: Baumeister.
Lüttich: Universitätsbibliothek.
Luxemburg: Namur,
Verzeickni$$ der MügKeder.
273
Mains: Bone. Gredy. Klein. ▼.
KSckerito. Lindensoliinit Spitz.
Mandersoheid: Zimmermann.
Malroedy: Are^ne de Noa9.
Marburg: Schmidt.
Mayen: Delius.
Meohernioh: Sohmits.
Mehlem: ▼. Rath.
Metternioh (Burg): ▼« Müller.
Miel: v. NeufviUe.
Montjoie: Fauly.
München: Cornelius. Correns.
Münst.dr: Ueyo^. Müller.
Zumloh.
N a 1 b a o h : Ramers.
JNamur: Gengier.
^ • u B 9 : Josten. Menn.
Niederbreisig: Gommels-
hausen.
•Nymwegen: Krul ▼. Stomp.
Wyk. Scheers.
Oekhoyen: Lentzen.
.Qttw eiler: Hansen*
Paris: Hlttorf. Robert.
Poppeisdorf: Eich.
Bffiinr. Graeff.
Q u i n t : Krämer.
Radensleben: v. Quast.
R e n a i X : Joly.
R 1^ e i n e c k (Schloss) : y.Bethmann.
Hollweg.
R 0 e rm o n d : Guillon.
Roeaberg: Brender. y, Welehs-
Rom: Bjcann* Heibig. Uenzea-
T. Reomont.
Saarbrfiok: Karoher. T.Velten.
Saarburg: Hewer.
Santsouoi: Lenn6.
Sohulpforte: KeiL
S A 0 h t e m : Commer.
. S e n h e i m : Reitz.
Sneekr Mehler*
Stuttgart: Haakh. Paulas.
Stftlin.
Trier: Conrads. Hasenmüller.
Holtzer. Kraus. Ladner. Martini.
Reisaoker. Rosenbaum. SohS-
mann. ▼. Wilmowsky.
Tübingen: Herzog. Teuffei.
Uerdingen: Herbertz.
Ulm: Hassler.
Utrecht: Rovers.
T i e r 8 e n : y. Diergardt.
Vogelensang: Bosret.
Waohtendonk: Mooren.
W a r f u m : Westorhoff.
W e i s m e s : Weidenhaupt.
Wesel: Blume. Fiedler.
Wien: Asehbaoh. Heider. Schmidt.
Vahien.
Wiesbaden: Reuter. Rössel.
Schalk. Schwartz. Weidenbach.
Winterthur: Hug.
Wissen: Gf. Lo3.
Würzburg: Müller. UrUche.
Wüstenrode: Wüsten.
Z e i s t : yan Lennep.
Zürich: Bursian. FreL Lübke.
18
Verxeichniss
der Akademieen, Gesellschaften und Vereine, mit denen
der Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande
in gegenseitigem Schriftenaustaiisch steht.
1. Historische Gesellschaft des Kantons Aargau in Aara«.
2. Gesciüchts- und altertbumsforschende Gesellschaft des
Osteriandes in Alten bürg.
3. Rouinklijke Akademie van wetenschappeo in Auisterdam«
4. Historischer Verein in Bamberg.
5. Historische Gesellschaft in Basel.
6. Historischer Verein von Oberfranken in Bayreuth.
7. Künstlerverein für Bremische Geschichte u. Alterthümer
in Bremen.
8. Soci^t^ numismatique in Brüssel.
9. Verein für hessische Geschichte u. Landeskunde in Cassel.
10. Universität in Christiania.
11. Historischer Verein für den Niederrhein in Cöln.
12. Historischer Verein für das Grosshersogthura Hessen in
Darmstadt.
13. K#nigl. sächsischer Verein für Erforschung und Cr-
haltung vaterländischer Alterthümer in Dresden«
14. Society of antiquaries of Scoiland in Edinburgh»
15. KönigK Akademie gemeinnütitiger Wissenschaften in
Erfurt.
16. Verein für Geschichte und Alterthumskunde in Frank-
furt a. M.
17. Alterthums verein in Frei bürg.
18. Historischer Verein in St. Gallen.
19. Comitö central de puUication des inscriptions funeraires
et monumentales de la Flandre Orientale in Gent
20. Messager des sciences historiques in Gent.
21. Oberlausttzische Gesellschaft der Wissenschaften in
Görlitz.
22. Historischer Verein für Steiermark in Grats.
Y€r»eichm$M der Academieen und Vereine u. e. to. 275
SS, Voigdindiscber alterthansforsdienier Vereio in Orefs.
M. ThflrJngbch«0ftch8Mcher Verein für Brfonchwng des va-
terlandischen Alterthums in Halle a. S.
t5b Bedirkaverein für heasische Geschichte und Landeskunde
in Hanau.
26. Hiatorificher Verein für Niederaachsen in Hannover.
27. Verein fflr siebenbttrgische Landeskunde in Hermann»
Stadt.
28. Verein fflr tbaringiscbe Geschichte und Altcrthumskunde
in Jena.
2d. Gesellschaft fttr raterländische Geschichte in Kiel.
30. Sociöt6 royale des antiquaires du nord in Kopenhagen.
31. Historischer Verein fflr Krain in La i ha eh.
32. Friescb genootschap van Gescbied-, oudheid« en taal-
künde in Leeuwarden.
83. Haatschappy der Nederlandsch Letterkunde in Leiden.
34. Numismatic Society in London.
35. Alterthumsverein in Lttneburg.
36. Institut arch^ologiqne Li6gois in Lflttich.
37. Sociöt^ libre d'^mulation de Li^ge in Lflttieh.
88. Socidt6 pour la recherche et la conservation des nonu-
ments historiques dans le grand^dnch^ de Luxembourg
in Lux<&niburg.
39. Historischer Verein der fünf Orte: Luzern, Uri, SchwyiB,
Unterwaiden und Zvg in Luzern (Einsiedeln)«
40. Verein zur Erforschung der rheinischen Geschichte und
Alterthümer in Mainz. *,
41. Historischer Verein fflr das wirtembergische Franken in
Mergentheim.
42. Soci^tö d'archöologie et d'histoire de la Moselle in Metz.
43. Kgl. Bayerische Akademie der Wissenschaften in Mün-
chen.
44. Historischer Verein von und für Oberbayern in Mün«
eben.
45. Verein für Geschichte und Altcrthumskunde Westfalens
in Münster.
46. Sociöt^ arcböologique in Namur.
47. Germanisches Museum in Nürnberg. .
48. Historischer Verein in Osnabrück.
49. Magyar tudomAnyos akademia in Pest.
50. Künigl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften in
Prag.
51. Archäologische Section für das künigl. bühm. Museum in
Prag.
276 Ver%ei^ms$ der Academieen und Vereine u. 9, n>.
U. Verdn fOr fleicIiMkte der Dciitsohen i» Böhmm in P r a g.
53. HUtoriflcber Verein von Dberpfals und Regensbirg in
Regenskurg.
M. Creseliscbaft f«r GeMihichte «nd Alterthumskunde der
Ostseeprovinzen Russlands in Riga.
55. Institiilo di corrispondenaa areheologiea in Ron.
M. Verein fttr meklenibiirgische Qescbicbte und AUcrtbums-
künde in Schwerin.
57. Soci^t<^ pour la conservation des monuments d'AIsace
in Strassburg.
58. Soci^t^ sctentilique et litt^raire du Limbottrg in Ton g res«
5^. Gesellschaft für nfitzliebe Forschungen in Trier.
60. Institu'to Veneto di seiende, lettre ed arti in Venedig.
6L Smitbaoniaii institution in Washington.
62. Alterthumsverein in Wien.
63. R. k. Centralkommission £ur Erforschung und Erhaltung
der Baudenkmäler in Wien.
^i. K. k. geographische Gesellschaft in Wien.'
65. Verein für Nassauische Alterthumskunde und Geschichts-
forschang in Wiesbaden.
66. Historischer Verein von Unterfranken und Aschaffenburg
in Würz bürg.
67. Antiquarische Gesellschaft (Gesellschaft für vaterlan-
dische Alte rthtimer) in Z 0 r i c h.
68. Allgemeine geschichiforschende Gesellschaft der Schweiz
in Zürich.
Jahrh, dTer.Y,AIimRliernlIft1t.JJLX YJi
JdhrhdTer. Y:A.T!imKhei7tl D
JalaliXtr^r^
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Joirl. ä.Ter.Tl-TT.imIthtii> 1. Stftinm
Taf.ir
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ftab. z. Fi- 6;r.
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eiaf^an a- |«z.y: F Petaig.
JAHRBUCHER
DES
VEREINS TON ALTERTHUIISFRErNDEN
IM
RHEINLANDE.
HEFT XXXVIII.
MIT 2 LITHOGBAPHIRTKN TAFELN UND MKHREBEN IN DEN TEXT
EINGBDBÜCKTBN HOLZSCHNITTEN.
BONN.
GEDRUCKT AUF KOSTEN DES VBKEIX8.
BOH», BEI A. MARCUS.
1865.
InhaltsTerzeiehniss.
1. CliorograpUe «hI CleseUclite.
Seite
!• Der Tuffstein, als Baumaterial der Römer am Rhein« Von
Geh* Rath Dr. von Decken 1
2. Die älteren Bischofskatalo^e von Trier. Von Oi . F. X. Kraus
in- Trier ...*•«...« 27
11. Senkmäler.
1. Der Fand von Pyrmont. Von Director Rud, ludtoig in
Darmstadt. Hierzu Taf. 1 47
2(4). Die römische Niederlassung bei Neuwied und ihre Denk-
mäler,
d, Reste eines Cohortenzeichens. Hierzu Taf. II, 1 — 3» Von
Froh C.S.Grotefend in Hannover and Prof, K. B, Stark
in Heidelberg . 61
3(5). Neue AUarinschrift des Jnpiter und des Hercurles Saxanus
aus dem Brohlthal nebst Nachträgen zudem Bonner Winckel-
niannsprogramm von 1862. Von Prof. Freudenberg . . 83
4(6). Abkürzungen auf rheinischen Inschriften« Von Prof. J. Becker
in Frankfurt a. M 97
5(7). Die Reliquien Albert's des Grossen in der St. Andreas-
kirche zu Köln. Von J. J. Merlo in Köln . . . .106
6(8) Die Legende ,,Dein eyn" an dem Karlshorne zu Aachen.
Von P. St. Käntzeler in Aachen 123
HL iitteratur.
1. Beschreibung der in der Schweiz aufgefundenen Gallischen
Mfinzen. Von Dr. H. Meyer. Angezeigt von Prof. Jl Becker
in Frankfurt a. M. 131
2. LiVia Gemahlinn des Kaisers Augustus. Eine archäologische
Abhandlung von Dr. Joseph Aschbacfa. Angezeigt von Prof.
Ritter . 137
3« Beschreibung der Kupfermünzen des ehemaligen Bisthums
Paderborn und der Abtei Corvey, sowie der zu denselben
gehörigen Städten, von Joseph Weingärtner. Angezeigt
von Wür$t, Hauptmann a« Q. « 147
Seit«
4. Die alte Hartiofkircbe in Bonn und ihre Zerstörung, von
Prof. Dr. Hermann HAfTer 154
IV. IbeeUea«
1. Noch ein Wort über Schallgefasse, von Prof. Unger in
GAttingen . . .^ 158
2. Schallgeffisae.
8. Steinerne Hohlgeschosse, von v, Cohausen .... 160
4. Naehtrfigliche Bemerkungen und Berichtigungen, von
Demselben ... . . . , • • • 161
5. Lampe von Erz gefunden am Gossberg, von Pfarrer Barieis
ZI) Alterkut« bei Simmern 163
G. Ueber die Wappen der im vorigen Hefte publicirten Krön-
bebälter, von Dr. Friu Hahn in Hannover » . . . 163
7« Ueber Inschriftenfunde in Kreuznach, von E. Schmidt^
Major a. D., in Kreuznach 163
8. Ueber einen Mönzfund im im Dorf Schlierschied, von Prof»
Freudenberg 165
9. Bemerkungen über die archäologische Sammlung des ver-
storbenen Herrn Eberle zu Düsseldorf, von Dr. WUk^ SehfniU
in Düren 165
10. Bömische AUerthomsresle in der Umgegend der Stadt Bonn,
von Prof. Freudenherg ,168
11. Ueber römische Banreste in der Umgegend der Stadt Cöln 170
12* Bemerkungen über den Römer- oder Pfahl-Graben bei Unkel^
von Anselm Freiherr e. Hoiningen gen. Huene . . * 171
13. Ueber römische Alterthüroer in der Gegend von Trier . , 174
14. Ueber einen römischen Stein, iq Cöln gefunden . . 174
15. Anzeige üb. eine altcbristliche Glasscbaale aus der Samm-
lung des Herrn Disch in ,Cöln « 175
T. Chronik des Vereins«
Vereinsjohr vom 9. Dec. 1863 bis zum 9. Dec. 1864 . . 176
Vcrzeichniss der Mitglieder . • . * . 187
Verseichniss der Akademieen und Vereine, mit welchen
unser Verein in litterarischer Verbindung steht . • . < ^Ou
L Chorograi^hie vnd Geschichte«
L Her CnPetn, ab iBanmaterial )er Hörnet am H^eiti.
Herr Prof. Dr. J. Schneider gelangt in seiner lehrreichen
Abhandlung über das Baumaterial der Bömer in den Rhein-
gegenden (Jahrb. d. Ver. XXXHI u. XXXIV. S. 153 u. folg.)
zu der Behauptung, dass die Verwendung des vulka-
nischen Tuffes als Mauerstein zur Aufführung
von Gebäuden bei den Römern am Niederrhein
durchaus niemals im Gebrauche war. Um dieselbe
zu rechtfertigen, soll ihm der Nachweis genügen, dass bis
jetzt nirgendwo ein üeberrest eines unzweifelhaft j?ömischen
Baues, der aus Tuffstein construirt wäre, aufgewiesen wer-
den kann. (166.)
Der Herr Verfasser führt alsdann Beispiele an, dass der
Tuflfetein bei sehr alten, noch in römischer Weise aufgeführ-
ten, aber erst der mittelalterlichen Zeit angehörigen
Bauwerken zur Anwendung kam, und sagt, dass es kaum ein
einziges dem romanischen Stile angehöxiges, kirchliches Bau-
werk giebt, das nicht den Tuffstein als vorherrschendes Bau-
material aufzeigte. »Dagegen,« fahrt er fort, »hat es bis jetzt
Niemand auch nur versucht, an einem wirklich römischen
Baureste das Tuffinaterial mit Bestimmtheit nachzuweisen und
ich kann aus meiner eigenen ziemlich genauen Kenntniss der
römischen Ansiedelungsorte am Niederrhein hinzufügen, dass
mir nirgends der Tuflf als Material an einem wirklich römi-
schen Bauwerke aufgestossen ist.« Hier setzt Herr Prof.
1
2 Der Tuffstein als Baumaterial der Römer am Rhein.
Schneider in einer Anmerkung hinzu (S. 171. 18): »Sollte
auch in einem einzelnen Falle am Niederrhein sich Tuffstein-
gemäuer entdecken und als römisch nachweisen lassen, wie
es in einigen wenigen Fällen am Oberrhein in der Gegend
von Andernach, wo der Tuff gebrochen wird, der Fall sein
soll : so würde dieses selbstredend die Anwendung 4es Tuffes,
wie es die allgentöine Meimmg erheiseht, flir dem Nieder-
rhein noch keineswegs bezeugen.«
Danach fordert er von dem, welcher in Zukunft die bis-
herige Meinung festhalten will, dass er an einer Reihe von
entschieden römischen Bauresten die Anwendung des Tuffes
nachweise und sich^ nicht auf das blosse Vorkommen von
Tuffsteingemäuer an römischen Ansiedelungsplätzen be-
schränke, indem dieses nicht der römischen, sondern der
nachfolgenden, mittelalterlichen Periode angehöre.
Es ist in der Natur der Verhältnisse begründet, dass
ein Baumaterial in der Nähe, wo es gefunden wird, am häu-
figsten und ausgedehntesten zur Benutzung konunt Der
vulkanische Tuff, welcher hier in Frage steht, findet sich im
Brohlthale, von der Einmündung desselben in den Rhein bei
Brohl aufwärts bis Burgbrohl und in den Nebenthälem des-
selben des Heilbronn, von Tönnisstein und von Glees;
dann im Nettethal von Plaidt an aufwärts über Kretz. bis
Kruft. Derselbe wird im Brohtthale mit dem Lokahiamen
»Tuffstein« und im Nettethale mit dem Namen »Duck-
stein« bezeichnet. Gegenwärtig wird derselbe weniger als
Baumaterial, dagegen in einem ausgedehnten Maasse zur Be-
reitung eines sehr geschätzten hydraulischen Mörtels ausge-
beutet und hierzu durch stampfen und mahlen vorbereitet,
»Trass«, im Holländischen und an der Deutschen Nordsee-
Küste »Tyrass« genannt ^). Der vulkanische Tuff des Brohl-
1) Ueber das Voj-kommen dieses vulkanischen Tuffes s. von Decken
Gepga. Fäbrer zum Laacher See. S. 231*-279^ n. S. dß^ n. 396«
Der Tufistein als Banmaterilil der Römer dni Rhein. Ö
und des Nettethales ist so sehr von den übrigen Tuffen der-
selben Gegend: von Bell, Ettringen, Rieden und Weiberti
verschieden, dass er damit nicht verwechselt werden kann.
Ausser diesen Stellen findet sich aber in den Rheingegenden
kein vulkanischer Tuff und wo er daher zu Bauwerken oder
zu anderen Zwecken, zu Altären, Votivsteinen, Sarkophagen
verwendet ist, kann er nicht füglich mit einem anderen Ma-
terial verwechselt werden.
Auf die Unterscheidung von Oberrhein und Niedferrhein,
Ober- und Unter-Germanien der Römer mag hier kein grosses
Gewicht gelegt werden. Das ßrohlthal gehörte zu Ober-Germa-
nien, die Grenze beider Germanien war, demselben aber seht
nahe und von dem Nettethale nur wenig entfernter. Der leich-
tere Transport des im Brohl- und im Nettethale gebrochenen
Steinmaterials rheinabwärts , als rheinaufwärts veranlasste
eine viel ausgedehntere Verwendung desselben am Nieder-
rhein, als am Oberrhein.
Nachdem Herr Prof. Schneider die Behauptung aufge-
stellt hat, dass die Römer den vulkanischen Tuff des Brohl-
und Nettethales zwar zu Altären und Sarkophagen vielfach,
aber gar nicht zu Bauwerken am Niederrhein benutzt hätten,
ist von Herrn Geh. Rath von Quast (Jahrb. d. Ver. XXXVI.
Si 170) nachgewiesen worden, dass der Pfeiler einer Wasser-
leitung an der Strasse von Cöln nach Efferen, 100 Ruthen
von Neuenhof entfernt, ganz aus Tuflfeteinen hergestellt ist.
Derselbe schliesst seine Notiz mit den Worten: »Es wäre
hiemach also ein römischer Bau aus Tuflfeteinen nachgewiö-
sen, wenn man festhält, dass die Erbauung einer Wasserlei-
tung oder doch einzelner Pfeiler derselben in spätem Zeiten
nicht denkbar sei. • Ob eine solche spätere Errichtung oder
doch Herstellung in wesentlichen Theilen nachweisbar sei,
stelle ich weiterer Erwägung anheim.«
Die römischen Niederlassungen in der Gegend von Neu-
wied, der Einmündung der Nette in den Rhein gegenüber,
4 Der Tuffstein ah BauniRteriBl der Römer tun Rhein.
also in geringer Entfernung von der Fundstelle des Tuff-
steins zwischen Plaidt und Kraft, waren wohl vorzugsweise
auf die Benutzung dieses Materials saigewiesen.
Die ersten Nachrichten über die Ausgrabungen bei Neu-
wied giebt der Ingenieur-Hauptmann C. F. Hoffmann >), wel-
cher dieselben vom Jahre 1791 an geleitet hat, wo ein Bauer
aus Niederhieb er an der Stelle, welche die alte Burg
heisst, Steine aus den Grundmauern eines grossen römischen
Gebäudes gebrochen hatte. Ausführlicher sind diese Ausgra-
bungen von Dorow (die Denkmale germ. u. röm. Zeit in den
Rhein. Westphäl. Provinzen Bd. 11. Berlin 1826) beschrieben
worden. Die ausgedehnte Verwendung des Tuflfeteins bei den
römischen Gebäuden, welche bei Heddesdorf, an dem römischen
Mauerwerke, welches zwischen Schloss Engers und Mühlho-
fen nahe am Rhein, und bei dem römischen Castrum, welches
bei Niederbieber mit zahlreichen Gebäuden ausgegraben wurde,
geht daraus unzweifelhaft hervor.
Folgende Einzelheiten mögen hier eine Stelle finden.
S. 11 sagt Dorow: »Von den grossen Gebäuden bei Heddes-
dorf will ich nur eins anführen, dessen Fundamente wirklich
entblösst wurden. Sie* bestanden aus lauter Quadern und
schön behauenen T u f f s t e in e n« ; femer : »an einem anderen
Platze fand ich gleichfalls die Fundamente eines grossen Ge-
bäudes von gehauenen Tuffsteinen, von welchen zwei
ausgebrochen und nach Neuwied gebracht.« Die Abmessun-
gen des einen sind 3' 3" lang, 2' 1" breit und r 2" hoch;
des anderen 3' 6" lang, 1' 11" breit und 1' 2" hoch. Ein
ebenso grosser behauener Tuffstein wird als Meilenstein
gedeutet.
1) lieber die Zerstörung der Römerstädte am Rheine zwischen I.ahn
und Wied durch die Deutschen in der Mitte des dritten Jahrhunderts,
wie sie die Nachgrabungen bei Neuwied gezeigt haben. Neuwied 1819;
und die 2te Auflage unter demselben Titel mit einer Abhandlung vom
Herrn Director Matthiae. Neuwied 1823.
Der Tuffstein als Baumaterial der Römer am Rhein. 5
S. 22 wird von dem Mauerwerk zwischen Schloss Engers
und Mühlhofen nahe am Rhein angeftthrt, dass es etwa auf 12 F.
Höhe entblösst sei, ohne jedoch die tiefste Stelle des Funda-
mentes erreicht zu haben. In der jetzt sichtbaren Höhe neh-
men drei Schichten von jedesmal 1 Fuss hohen Tuffstei-
nen etwa die untere Hälfte ein. In 8 Fuss Tiefe standen
an der inneren Mauerseite gleich einem rund umher laufen-
den Kranze, schwere grosse Tu ff st ein -Quadern. Von dem
Castrum bei Niederbieber, dessen Umfassungsmauer ein Recht-
eck von 840' Länge und 631' Breite biWet, ist ganz besonders
hervorzuheben (S. 34 u. 35), dass bei dem Ausgraben der porta
praetoria im Jahre 1801 rechts gegen die Mitte der Thor-
enge, an dem Rande derselben ein grosser, rechtwinklich
behauener Tuffstein, 5' 5" lang, 2' 7" breif und 2' hoch
gefunden wurde. Auf seiner Rückseite fand sich die Zahl
XXV. eingehauen. Die anderen demselben entsprechenden
Steine waren ausgebrochen und wie sich aus der Menge der
Tuffstein- Abschläge zeigt, an dieser Stelle zu an-
derweitigem Gebrauch neu zugehauen worden.
Das Baumaterial des Castrum besteht (S. 57) am häufig-
sten aus Schiefer- und Tuffsteinen. Der Schiefer und Grau-
wacke oder sandiger Schiefer und Sandstein aus der unteren
Abtheilung der Devonformation ^) ist aus der unmittelbaren
Nähe des Castrum entnommen ; an dem steilen Abhänge auf
der rechten Seite des Wiedbaches bei Nothhausen sind noch
jetzt die alten, weit ausgedehnten Steinbrüche sichtbar, in
welchen diese Steine- gebrochen worden sind. Die Funda-
mente der Umfassungsmauer des Castrum waren noch vor
3 Jahren blosgelegt und wurden ausgebrochen, um als Pack-
lage für die Strasse von Niederbieber nach Oberbieber ver-
1) Wenn auch geologisch die Benennung „Grauwacke und Grau-
wackenschiefer" nicht mehr gerechtfertigt erscheint, so werde ich die-
selbe doch in dem Folgenden gebrauchen, da sie hier zu keinem
JMissverständnUse Veranlassung geben kann.
6 Der Tuffslein aU Baumaterial de» Rdner am Rheia.
wendet zu werden. Dieselben bestehen aussehlieaslich aus
Grauwacke. Es ist niemals bezweifelt worden, dass das
Mauerwerk von Heddesdorf und Niederbieber römisch sei.
Es ist aber anzuführen, dass so weit die Ausgrabungen an
dem letzten Orte reichen, sie durchaus mit den Beschreibun-
gen eines römischen Castrum übereinstimmen ; dass sich Ge-
bäude mit dem Hypocaustum gefunden haben. Hoffmann,
2te Auflage S. 43, führt ein Zimmer von 14' Länge und 12'
Breite an, in welchem der Fussboden von 54 kleinen, aus
Tuffstein bestehenden 2' hohen Pfeilern getragen wurde,
und selbst aus Ziegelplatten und darüber aus Gusswerk be-
stand. Mit diesen üeberresten der Bauwerke sind unzählige
Ziegelsteine, Münzen, Geräthe aller Art, Schmucksachen ge-
funden worden, di^ römisch sind und zwar ohne Ausnalune.
Von Gegenständen, die dem Mittelalter angehören, ist kerne
Rede. Es liegt mithin der entschiedenste Beweis vor, dass
sich die Römer des Tuffsteins in der Gegend von Neu¥ri[ed
als Baumaterial bedient haben und zwar je nach dem be-
sonderen Zwecke der Bauwerke in Verbindung mit Zie-
geln und mit den der Baustelle zunächst vorkommenden
Bruchsteinen von Grauwacke* und Grauwackenschiefer. Dies
letztere ist nicht unwichtig, denn es zeigt, dass ein aus die-
sen Bruchsteinen h^gesteUtes Bauwerk der römischen Zeit
angehören kann und wenigstens nicht nothwendig mittelalter-
üch zu sein braucht.
Der Ingenieur-Hauptmann HoiBfmann ist durch die Be-
trachtung, dass bei den Ausgrabungen wenig ganze TujBfeteine^
aber viel Schutt derselben gefunden wurde, zu der Ansicht
geführt worden, dass dieselben zu den Mauern der älteren
Gebäude, ganz besonders der Kirche und des Thurmes in
Niederbieber verwendet worden sind. Aber auch an den
mittelalterlichen Burgen von Altwied, Braunsberg und Sayn,
an. den Abteien Rommersdorf und Sayn findet sich das Ma-
terial der römischen Bauwerke- von Niederbieber- uBd Heddies-
Der Taflfoleiii al« Baniniterial der Rdmer am Rbein. 7
dorf, und unter demselben zahlreich Tuffstein und Nieder-
mendiger Lava. Dieser letztere Stein ist ebenfalls von den
Römern verwendet worden, denn in Heddesdorf würden 4
daraus bestehwide Säulenschafte ausgegraben von 6' 2" Länge
und W/2'' Durchmesser. (Dorow, Bd. 11. S. 12.)
Von den grossen Bauwerken bei Neuwied, wenden wir
uns zu den Ueberresten zweier ländlichen Villen auf der
linken Rheinseite, von denen die eine den Tuffbrüchen an
der Nette, die andere dem BroUthale nahe gelegen ist. Die
erstere liegt bei Wüsterath und Aüemi auf der linken Seite
der Elz. (Jahrb. d. Ver. XXXVI. S. 55 u. folg. Die römische
Vülazu Allenz im Maiengau, vonE. aus'm Weerth.) Es geht
auf» dieser Beschreibung der Ausgrabung des echt römischen
Geb&udes in Bezug auf die Verwendung des Tuffsteins Fol-
gendes hervor. Im Hofe fand sich eine Anzahl zerbrochener,
einfacher und niedriger Säulen von T u f f s t e i n. Eine Menge
bei der Thttrschwdle gefundener, regelrecht keilförmig zu
einem Gewölbe zugehauener Tuffsteine haben dem Bo*
gen des Thüreinganges angehört. Ausser diesen wohl von
den Brüchen an der Nette bezogenen Tuffsteinen finden sich
in dem Schutte, welcher aus dem Atrium entfernt wurde,
Stileke cannehrter Säulen von 1%' Durehmesser aus Beller
Tuffstein. Es ist das einz^e mir bekannte Beispiel, dass
dieser au feinerer Bearbeitung sehr geeignete Leucittuff von
den Römern benutzt worden ist Der grösste Theil des Mauer-
werks besteht aus gewöhnlichen Bruchsteinen, d. h. aus den
in der unmittelbaren Nähe anstehenden Orauwaekenschieiern.
Da sonst an diesem Gebäude auch Steine aus weit entfern-
ten Gegenden, wie weisser Jurakalk aus der Gegend von
Metz und Verdun zu Kranzgesimsen und Casettendecken und
die schwer zu bearbeitende Lava von Niedermendig zu Thür-
gchwellen, Postamenten verwendet worden sind, so müssen die
nahe gelegenen Bruchsteine doch wohl dem Bauherrn und dem
Meister voBkommea ge&agend zur Erfüllung ihres Zweckes er-
8 Der ToffiifieiB ala Baomatorial der ROuer am Rheiu.
schienen sein. Wenn nun auch hier die Verwendung des Tuff-
steins an der Nette nur als Säulen- und als Gewölbstein nachge-
wiesen ist, so wird dadurch keinesw^es ausgeschlossen, dass
dieses Gestein nicht auch noch in grösserer Ausddmung bei
diesem Gebäude benutzt worden ist. Das Bauwerk ist aber
unzweifelhaft römisch und in demselben und in seiner Nähe
ist Nichts gefunden, was irgend auf eüie bauliche Herstellung
in späterer Zeit des Mittelalters verweisen könnte.
üeber die Ausgrabungen bei Waldorf am Vinxtbach
(Pfingstbach), der römischen Grenze von Ober- und Nieder-
Germanien ganz nahe, li^en die Mittheilungen des Herrn
Pfarrer Fries vor. (Jahrb. d. Ver. XVI. S. 132 u. 133.) Es
sind nach demselben zusammenhängende Mauerreste von
Tuffstein aufgedeckt worden, welche eine Reihe von klei-
nen Gemächern bezeichnen und die nach den damit gemach-
ten Funden unzweifelhaft römisch sind. Ich habe die Aus-
grabungen, bald nachdem sie gemacht waren, gesehen. Bei
der geringen Entfernung der Fundstelle von den Tuflfbnlchen
im Brohlthale ist es sehr wahrscheinlich, dass das verwendete
Material aus denselben entnommen worden ist.
Auch die Reste von Gebäuden eines römischen Lagers,
welche auf Veranlassung des Kaisers Napoleon beim guten
Mann in der Nähe des Dorfes Weissenthurm aufgedeckt wur-
den, bestanden nach dem vorliegenden Bericht (Jahrb. XXXVH
S. 229) theilweise aus Tufetein.
Die bedeutendsten Ausgrabungen römischer Mauerreste
bei Bonn haben in den Jahren 1818 und 1819 auf der Nord-
seite der Stadt beim Wicheishofe und nahe am Rhein statt-
gefunden. Dieselben sind von Carl Ruckstuhl im Jahrb. der
Preuss. Rhein. Universität Bd. I. Heft H u. HI. Bonn 1819.
S. 159—223 beschrieben, dann aber auch ausführlich behan-
delt in Dorow, die Denkmale germ. und röm. Zeit in den
Rhein. Westphäl. Prov. Bd,I. Stuttgart und Tübingen 1823.
Von erheblicher Wichtigkeit ist der Aufeatz von Braun über
Der Tu&lein als Baumaterial der Rdmer am Rhein. 9
den Zweck dieser Bauwerke, »Römische Alterthümer zu Bonn«,
in Jahrb. d. Ver. XVIL S. 103 bis 123 und »Ausgrabungen
am Wicheishofe bei Bonn«, Jahrb. d. V. XXV. S. 192 u. folg.
Nach Ruckstuhl (S. 168 u. 169) besteht das Material
der Bauwerke am Wicheishofe aus Sandsteinen, manchmal
aus ganz grossen Basalten, grösstentheils aus Tuffsteinen.
Die meisten Steine sind aus den Brüchen von Brohl und
Tönnisstein. An einem der aufgegrabenen Gebäude (S. 178)
fanden sich die Mauern IVj Fuss stark; das Baumaterial
war grösstentheils Tuffstein.
Dorow führt an, dass die Ausgrabungen vom Baumeister
Hundeshagen besorgt worden und dass die Bestimmungen
der angewendeten Bausteine von dem Geh. ßergrath Noegge-
rath ausgegangen sind. Hierauf weist auch die Anm. S. 7
hin: »Unter Trass bezeichne ich, sagt Dorow, den Bestim-
mungen der neueren Mineralogen folgend, das Gestein wie
es ursprünglich gewonnen wird ; die Architekten pflegen den
Namen Trass erst alsdann zu gebrauchen, wenn das Ge-
stein gepocht oder gemahlen und zum Gebrauch als Gement
vorbereitet ist. Der Name Duckstein ist die Provinzial-
Benennung für das ganze ungemahlene Gestein.«
üeber die Verwendung des Tuffsteins oder des Trasses,-
wie Dorow nach vorstehender Bemerkung sagt, an diesen
Bauwerken ergiebt sich Folgendes.
S. 7. Am westlichen Gebäude besteht das Material des
untersten Mauerwerks und der Fundamente aus Bruchsteinen
von Basalt, Trass (Duckstein) und Grauwacke.
Die Sockelmauem bestehen, soweit der Fussboden lag,
aus ziemlich quadratisch behauenem Trass, welcher in Stücken
von IVj Cub. Fuss in drei oder vier Schichten auf einander
und horizontal gegen einander gelegt ist.
In der Mitte einiger Gemächer finden sich IV2 Cub. Fusss
haltende Trassblöcke eingemauert, welche auf der Ober-
fläche ein 3'' tiefes viereckiges Loch haben.
10 Der Taffstem alf Baunaterial der Römer am Rhein.
S. 8. Die Ringmauer besteht aus Basalt und Trass.
S. 9. Im Material dieses (Jebäudes findet sich eine Ver-
mischung von Grauwaeke und Trass, und auch, besoMers
in den Fundamenten, von Basalt. Die Sockelreste zweier
Gemächer sind ganz aus Trass, auch besser erhalten und
die genaue OelBöiung für den Eingang noch sichtbar.
S. 11. Am östlichen Gebäude erscheinen besonders merk-
würdig in der Sockelmauer der längeren Seiten nach West
und Ost vier halbkreisförmig construirte Bogen von Trass,
die mit Mauerwerk aus derselben Steinart gefüllt war^.
Unter der Ebene des Sockels ist der Boden im Innern mit
den rechtwinklich zusammentreffenden Kanälen von T ras s-
Mauerwerk durchzogen.
Nach der einen Seite des inneren Raumes hin stehen
wohlgeordnete und fundamentirte Trassb locke, auf der
anderen Seite liegen ähnliche Blöcke zum Theil noch an der
Mauer angeordnet, zum Theil zu beiden Seiten zusammenge-
schoben. Die Zwischenwände bestehen aus Trass.
S. 13. Der Brunnen ist von T r a s s-Mauerwerk, rund,
3' 2'^ Durchmesser, 45' tief und genau gearbeitet.
S. 15. In dem Boden, welcher das Mauerwerk 7 bis 12'
hoch bedeckte, fanden sich cylinderförmig bearbeitete Trass-
b locke von 12 Va" Höhe und 15 Vs" Durchmesser.
S. 16. Das Material der aufgefundenen Gebäulichkeiten
bestand vorzüglich aus Grauwacke, ähnlich derjenigen, welche
etwa VU Stunden von der Baustätte an dem Vorgebirge ge-
brochen und wahrscheinlich auch für diese Gebäude daher
geholt sein wird. Von dieser Steinart sind hauptsächlich
die Mauern des östlichen Gebäudes bis auf die Bogenöffiiun-
gen* und Zwischenräume aufgemauert und diese alsdann mit
Trass und Basalt mehr oder weniger gemischt ausgefüllt;
femer sämmtliche Fundamentmauem des südlichen Gebäudes
und die Ecke des westlichen Gebäudes.
Die gleichzeitige Verwendung so verschiedenartigen Bau-
Der Tufffltein als Baumftlenftl der Röoier am Rhein. 11
materials , wie Grauwacke, die an dem Abhänge des Vor^r
gebirg^ in der Nähe von Bonn zwischen Poppeisdorf und
Kessenich ansteht und von da an aufwärts am Abhänge des
Bheinthals überall gebrochen werden kann, wie Baßalt, den
die Römer ganz bestimmt in den Unkeier Steinbrüchen,
Unkel gegenüber auf der linken Rheinseite bearbeitet haben,
ist sehr bemerkenswerth. In dem Schutte dieser noch jetzt
ausgebeuteten Basaltbrüche hat sich ein dem Hercules ge-
widmeter Altar gefunden, und beim Bau der Eisenbahn ist
dne aus Thonröhren bestehende römische Wasserleitung in
ihrer unmittelbaren Nähe blosgelegt worden. Aber der Ba-
salt konnte auch in grösserer Nähe von Bonn geholt wer-
den, denn am Abhänge auf der rechten Rheinseite findet sich
derselbe von Pützchen, Bonn gegenüber, aufwärts bis über
Obercassel. Diese beiden Baumaterialien wurden nun zu-*
sammen mit dem Tui&teme aus dem Breihlthale von den
Römern zu den Bauwerken bei Bonn verwendet.
Die in dem Bauschutt und in dem die Bauwerke bedek-
keöden Erdreich gefundenen Gegenstände gehören nach Prof.
Bmun (Jahrb. d. Ver. XVH. S. 117 u. 118) sämmtHch rö-
mischen Gräbern an, S. 119 kommt er zu dem Schlüsse:
die geaiannten Gebäude haben keine andere Bestimmung ge^
habt, als die Ueberreste römischer Ldch^i aufzunehmen ; sie
W^ren celumbaria oder ollaria — Todtenkammern. Diese
Ansicht findet Prof. Braun (Jahrb. XXV. S. 192 u. fofe.)
dojTch die Mittheitung über Grabkammem auf dem Birgel*
Sftein in Salzbui^g von Herrn von Hefner bestätigt. Die üb-
zw^i^lhafte Thatsache ist, dass die am Wicbelshofe aus^r
gx€i,\mm Bauwerke ganz echt römische sind und dass iöuea
auch nicht im entferntesten eine spätere, der fränkisch^i
Zeit angehöraEide Entetehung zugeschrieben werden kann.
Dara^urf kommt es hier an.
Die Ausgrabungen, welche Prof. Braun in den Jatoren
1843 upd ISM m Bow auf dem Grun^tück der Freiömu
12 Der Tuffstein als Baamalerial der Römer am Rhein.
von Droste-Hülshof in der Voigtsgasse No. 929V2 und durch- .
gehend bis zur Gonvictstrasse vorgenommen hat, sind von
demselben im Jahrb. d. Ver. IV. S. 115 u. folg., sowie V und
VI. S. 345 u. folg. beschrieben worden. Ich habe diese Aus-
grabungen während ihrer Ausführung sehr häufig gesehen
und daher ein eigenes Urtheil über die Beschaffenheit des
verwendeten Baumaterials, welches aus sehr grossen Blöcken
von Tuffstein aus dem Brohlthale besteht. Es liegt hier
somit ein grossartiges Bauwerk vor; die Substruktionen er-
strecken sich unzweifelhaft von Nord nach Süd auf 160'
Länge und von West nach Ost auf 90' Breite. Eine der
Mauern war von ungewöhnlicher Dicke, 13' stark (Jahrb. V
u. VI. S. 346). In derselben fand sich ein Halbkreis von 7'
Durchmesser ausgemauert. Als die obere Decke, welche die-
sen Halbkreis im Innern mit der grössten Festigkeit schloss,
entfernt war, zeigten sich kolossale Quadern von Tuff, mit
welchen diese Höhlung auf das Sorgfältigste ausgemauert war.
Auch die Mauern des mittlem Hypocaustum, eines fast regel-
mässigen Vierecks von nahe 10' Seite sind aus Tuffstein
angeführt. An diesem Bauwerke fanden sich ausser den
Tuffsteinen nur Ziegel, kein Basalt und keine Grauwacke,
wie an der Gräberstätte beim Wicheishofe. Aber auch hier
sind in dem bedeckenden Boden nur Gegenstände gefunden
worden, welche ausschliesslich römischen Ursprunges sind,
keine Ueberreste aus der fränkischen Zeit, oder aus einer uns
noch näher stehenden Periode des Mittelalters. Es ist über-
haupt wohl kein Zweifel darüber vorhanden, dass hier ein
römisches Bauwerk aufgedeckt worden ist, welches zwar
zerstört wurde, aber in einer jüngeren Zeit keine Veränderun-
gen erfahren hat.
lieber anderweitige Verwendungen des Tuflfeteins zu ent-
schieden römischen Bauwerken in Bonn und seiner Nächsten
Umgebung sind noch folgende zwei Fälle anzuführen. Auf
dem Grundstücke des sehr alten Klosters Engelthal im nörd-
Per Tufibtein als- Batunaterial der Römer am Rhein. 33
liehen Theile der Stadt ist eine Anzahl behauener Tuflfeteine
gefunden worden, die bei einem Zwischenräume von etwa 1'
in zwei Reihen gelegt waren ; zur Grundlage und Decke der-
selben dienten grosse Ziegelplatten,- entschieden römischer
Arbeit. Es scheint eine Wasserleitung gewesen zu sein. (Jahrb.
d, Ver. XXVI. S. 195.)
Nach einer Notiz des Herrn Direktor Dr. A. Bein (Jahrb.
d. Ver. XXVn. S. 146) hat sich 1859 bei Rolandseck ober-
halb Bonn in der Nähe des Söllingschen Hauses am 3ergab-
hange eine Schicht römischer Ziegel in einer Länge von etwa
30 Schritt gefunden. Diese ist gleich den an anderen Statten
römischer Niederlassungen vorkommenden mit einzehien
Hau- und Tuffsteinen vermischt.
Von besonderer Wichtigkeit für die hier zu erörternde
Frage möchten die Funde in der bedeutendsten der Römer-
Anlagen am Niederrhein, in Köln sein. Dennoch bleibt hier nur
sehr wenig deshalb anzuführen, weil sich die echt römischen
Bauwerke weniger scharf von denjenigen unterscheiden, welche
ihre Herstellung der unmittelbar auf die Römer - Herrschaft
folgenden fränkischen Zeit verdanken und weil grade aus dem-
selben Grunde die römischen Bauwerke in einer sehr frühen
Zeit zerstört worden sind. Dieselben mussten weichen, um
den neuem Bauten Platz zu n\achen und um gleichzeitig
einen Theil des Materials für diese letzteren zu liefern.
Es können daher nur einzehie Beispiele angeführt wer-
den, um zu zeigen, dass die Römer in Köln, ebenso wohl wie
in Bonn als zu Heddesdorf und Niederbieber, Tuffstein zu
Bauwerken verwendet haben.
Das Grabmal in Weyden bei Köln (beschrieben von L.
Urlichs in dem Jahrb. d. Ver. HI.), welches ich bald nach
der Auffindung in noch unverändertem Zustande 1843 ge-
sehen, zeigt eine ausgedehnte Verwendung von Tuflfetein als
Baumaterial. Dass dieses Grabmal öcht römisch ißt, kann
gar nicht bezweifelt werden. Es wurde unversehrt mit sei-
14 Der Tuffstein alt Battinaterial 4e? Rto#r am Ab«ltl<
nem ganzen Inhalte gefimden. Aus det Besclii'eibung ton
ürlichs ist besonders folgendes hier anzuführen. Eine Ti*eppe
von 11 Stufen, jede 9'' hoch und gegen 3' breit, wie das
Gebäude selbst aus Tuffquadern aufgeführt, leitet zu
dem Eingange des Grabes hinab. Zu beiden Seiten der
dem Eingange gegenüberliegenden Nischen stehen auf dem
Boden zwei Tuff blocke, derFussboden besteht aus glatten
Tuffblöcken.
In Köhi unter dem Hause des Herrn H. J. Glersbörg,
Hochstrasse No. 43 befindet sich ein Kanal, dessen Sohle 25' tief
unter dem Pflaster der Strasse liegt und der sein^ Dimen-
sionen nach ebensowohl zum Lagern von Bierfässern benutzt
werden könnte, wie es bei einem ähnlichen Kanal unter d^r
grossen Budengasse der Fall ist. Die Wände dieses Kanals
bestehen aus Gussmauerwerk, das Gewölbe aber aus Tuff-
steinen. (Jahrb. d. Ver. XXXH. S. 140.) Diese Anlage
^dürfte wohl kaum einem späteren Zeitalter zuzuschreiben
sein, als dem der Römer in ihrer Blüthezeit am Rhein. Die
Wasserleitung aus den Bergen der Eifel bis Köhi ist in einer
nahen Beziehung zu den Kanälen zu denken, welche das
Wasser aus der Stadt nach dem Rheine ableiteten ; zu dem-
selben gehört offenbar derjenige, von welchem ein Rest hier
noch aufgefunden worden ist: lieber ein wichtiges Bauwerk
in Köln berichtet L. Lersch im Jahrb. d. Ver. XIV. S. 97
in folgenden Worten : »In der Nähe der Kirche Maria in Ca-
pitolio und zunächst der West-Seite des Kreuzganges ist man
in 8 bis 9' Tiefe auf interessante Trümmer römischer Ge-
bäude gestossen. Drei Mauern, eine 30' lang, siirf gleich-
massig gearbeitet, im Innern Gusswerk aus Mörtel, Steinen
U.S.W., Ton Aussen mit sehr schön gehauenen kleinen Tuff-
steinen glatt ausgemauert und verputzt, etwa so wie der
Behälter im Garten der Frau von Droste in Bonn und die Fugen
mit römischem Mörtel sehr sorgfilltig bestrichen und gebü-
grtt.t« »Diesem Bogen, fährt derselbe S. 98 a. a. 0. fort,
Der Tn/bteln rU Banmateml der R6mer ftilt Rhein. 15
zunächst lagen und li^en noch einige Blöcke van Tuff,
etwa 4' lang, 1 bis 2' dick, deren einer mit einer äusseröt
rohen Arabeske verziert ist.« lieber diesen Bogen äussert
sich Prof. Braun (Jahrb. d. Ver. XIX. S. 64) dahin, dass er
densdben für die Wandnische in einer römischen Todtenkam-
mer hält. Es mögen diese Beispiele genügen, um zu zeigen,
dass auch in Köln die Römer den Tuffstein in sehr verschie-
dener Weise zu Bauwerken verwendet haben.
Unterhalb Köln weiss ich zunächst nur zwei Stellen an-
zuführen, an welchen sich Tuffsteine von ganz unzweifelhaft
römischem Mauerwerk nachweisen lassen, weil die grossarti-
tigen Ueberreste von Castra vetera auf dem Fürstenberge
und Colonia Trajana bei Xanten eben bei Herrn Prof. Schnei-
der die entgegenstehende Ansicht hervorgerufen haben und
desshalb eine besondere Betrachtung erfordern.
Mese beiden Punkte sind : die Sandhügel des Eeckeber-
ges an der Römerstrasse von Dormagen nach GrünmüBg-
hausen, wo W. Jaeger (Jahrb. d. Ver. V u. VI, S. 415) an
römischem Mauerwerk das Gewölbe der Fundamente aus
Tuffstein bestehend fand; und das Mauerwerk bei Grips-
wald, Gemeiude Ossum, 1% Stunden südlich von üerdingen,
Herr Prof. Fiedler berichtet in dem Programme zum Winckel-
mann's-Feste 1863: Die Gripswalder Matronen- und Mercö-
riussteine, S. 5 und 6, »dass ganz nahe bei Gripswald die
untersten Reste einer halbkreisförmigen Umfassungsmauer
gefunden wurden, innerhalb welcher Votivsteine an dieMauier
angelehnt waren und auf ^em Boden lagen. Dies^ Boden
war in eimm Haikreise von etwa 8' Durchmesser von einer
nahe 3' hohen und 1' starken Mauer aus Tuff- und Sand-
stdn so umschlossen, dass nur ein schmaler Eingang frei
gelassen war.«
Es scheint mir hiernach erwiesen, dass die Römer den
vulkanischen Tuff aus dem Nette- und aus dem Brohlthale
a^Baustdn, und zwar wie es dieses Material mit sich hrin^^
16 Der Taffttein «If Baamateria] der ROtner am Rhein.
als Hau- oder Werkstein zu Bauwerken in den Rheingegen-
den von Engers bis unterhalb Neuss, besonders bei Neuwied,
in Bonn und Köbi nicht ausnahmsweise, sondern gewöhnlich
benutzt haben.
Damit befindet sich in üebereinstimmung, was in den
Tuffsteinbrüchen im Brohlthale selbst gefunden wird. Die
Römer haben hier einen lebhaften Steinbruchsbetrieb geführt ;
in den Brüchen sind vielfach Votivsteine und Altäre gefun-
den worden. Wenn auch nach der Bemerkung von Prof.
Ritter Jahrb. d. Ver. XXXVII. S. 7 die Behauptung von Lersch
(Central-Museum rheinländ. Inschriften ü. Bonn 1840 S. 28),
dass die Legio X gemina zu Arbeiten in diesen Steinbrüchen
verwendet worden sei, ebenso wenig als diejenige von Braun
(Jahrb. d. Ver. XXIX u. XXX. Hercules Saxanus S. 125 u. folg.)
aufrecht erhalten werden kann, dass auch Soldaten einer Legio
Augusta dazu verwendet worden sind, und dass römische Sol-
daten in diesen Steinbrüchen beschäftigt waren, so wird doch
' nicht bestritten, dass die Römer im Brohl- und im Nettethale
grosse Massen von Tuffsteinen gewonnen haben.
Die Zahl der Altäre, Votivsteine und der Sarkophage,
welche im Brohlthale gehauen worden sind, und die sich von
Coblenz an am Rhein noch bis unterhalb Xanten gefunden
haben, ist so gross, dass die Anführung emzelner Beispiele
ganz überflüssig erscheint. Viele Sarkophage aus Tuffstein
sind in der Umgegend von Xanten ausgegraben worden.
Diese römischen Sarkophage sind von bedeutender Grösse.
Der grosse Sarkophag von Gelsdorf, im Jahrb. d. Ver. XXXIII
u. XXXIV. S. 224 von Otto Jahn beschrieben, ist 5' 9" lang,
2' 7" breit und 2' 5" hoch; und es dürften sich wohl noch
grössere finden. Die Zweckmässigkeit, so grosse, leicht zu be-
arbeitende, zusammenhaltende und der Verwitterung trotzende
Steine zu den Bauten zu verwenden, musste gewiss in der
Gegend von Xanten um so mehr anerkannt werden, als die-
selben Steine zu Sarkophagen in grosser Menge dorthin kamen
Der Taffftein als Baumaterial der Rdmer am Rhein. 17
und es sehr wohl bekannt sein musste, dass sie in den strom-
aufwärts gelegenen Ansiedelungen auch in ausgedehnter Weise
zu Bauwerken benutzt wurden, ja als gewiss vielfach dieselben
Bauleute in Bonn, Köln und in Xanten arbeiteten. Betrach-
tet man nach diesen Bemerkungen die Funde in der Gegend
von Xanten, so dürfte die Ansicht, zu welcher Herr Prof.
Schneider gelangt ist, nicht als völlig begründet erscheinen und
sich eine wiederholte Prüfung derselben nothwendig ^machen.
In den neuesten interessanten antiquarischen Mitthei-
lungen aus dem Regierungsbezirke Düsseldorf (Jahrb. d. Ver.
XXXVI. S. 78 u. folg.) führt Herr Prof. Schneider an, dass
er auf dem Felde, nordwesthch von Xanten in der Nähe der
an der Landstrasse stehenden Windmühle Bruchstücke von
Thonschiefer, viele Grauwackenstücke mit sehr fest ankleben-
dem Mörtel, ein 2' grosses Fragment aus weissem Kalkstein
mit leisten- und wulstartigen Verzierungen gesehen habe;
und dass auch zuweüen Brüchstücke von blauem Kalkstein
und Tuffsteinbrocken gefunden werden.
Derselbe fügt daran anschliessend nun folgende Bemer-
kung bei (S. 85) :
»Man wird sich wohl zu hüten haben, diese Bautrüm-
mer ohne Weiteres den Römern zuzuschreiben, wozu man
um so mehr geneigt sein dürfte, als sich auch römische Zie-
gel vorfinden. Die meisten der genannten Baumaterialien
lassen sich von keinem römischen Gebäude anderwärts nach-
weisen, und auch die an dem genannten Kalksteinfragmente
befindlichen Verzierungen lassen nicht auf römische Abkunft
schliessen.a
Gegen den letzten Theil dieser Bemerkung ist Nichts
zu erinnern, denn da die leisten- und wulstartigen Verzie-
rungen an dem weissen Kalksteine weder näher beschrie-
ben noch abgebildet sind, so muss das Urtheil, ob sie rö-
misch sind, oder welcher anderen jüngeren Periode sie
angehören, lediglich dem Herrn Verfasser anheim g^e*
2
18 Der Tuffttein »Is Btumäterial der R^kner am Rhein.
ben werden. Dagegen beruht der erste Theil dieser Bemer-
kung auf einem Irrthume und liesse sich vielleicht grade das
Gegentheil behaupten. Grauwacke haben die Römer zu
Mauerwerk an der Villa zu Allenz, an dem Gastrum zu
Niederbieber, an der Todtenst&tte am Wicheishofe bei Bonn
verwendet. Auch Thonschiefer derselben Formation wie die
Grauwacke findet sich unter dem Schutt echt römischer Ge-
bäude in diesen Gegenden. Nun ist aber bekanntlich diese
Formation von Bingen an bis Bonn auf beiden Seiten des
Rheins und auf der rechten Seite noch weiter abwärts bis
' in die Nähe von Düsseldorf ganz vorherrschend, überall und
an jeder Stelle des Abhanges konnten diese Gesteine sehr
leicht gebrochen, und wo der Abhang den Rand des Rhein-
stromes berührt, in die Schüfe geladen und den abwärts ge-
legenen Gegenden zugeführt werden. Dass dieses Material
von den Römern als sehr dauerhaft uncl zu vielen Bauzwecken
geeignet anerkannt war, ergiebt sich aus der vielfachen An-
wendung, die von demselben an der Wasserleitung von der
Eifel nach Köln gemacht ist Hiemach dürfte es keineswe-
ges auffallend erscheinen, dass die Römer Grauwacke und
Schiefer zu ihren Bauwerken bis nach Xanten bei leichter
Schiffahi-t auf dem Rheine geführt haben, und aus der Ver-
wendung dieses Materials zu schliessen , dass es nicht von
den Römern aufgeführt sei, sondern einer jüngeren Zeit an-
gehöre, ist offenbar ganz unzulässig.
Das Fragment von »weissem Kalksteina würde an und
für sich selbst keinesweges gegen den römischen Ursprung
des Gebäudes sprechen, an dem es verwendet war* Die Rö-
mer haben zweierlei imd sehr verschiedene weisse Kalksteine
in den Rheingegenden verarbeitet. Die eine Art ist der ter-
tiäre Litorinellenkalk, welcher dicht am Rheinufer bei Wei-
senau, Mombach, Budenheim imd Oppenheim in der Gegend
von Mainz bricht ; die andere Art ist ein etwas eolithischer,
schwach krystallinischer Kalkstein aus dem oberen (weissen)
D«r TufSitefD «Is Dcnmftteml der RÄmer um Rheirr. 19
Jura. Derselbe ist seiner grösseren Festigkeit wegen zu
Tielen Zwecken bei weitem mehr geeignet, als der erstere*.
Derselbe kann wohl nur aus der Gegend von Metz und Ver-
dun zu den römischen Niederlassungen am Rheine gelangt
sein. Seine Verwendung an der ViBa zu Allenz ist oben an-
geführt. Ein grosses, gut gearbeitetes Gesims, der bekannte
Altar von Donsbrüggen und die sogenannte Ära Ubiorum in
der Sammlung vaterländischer Alterthümer der hiesigen Uni-
versität bestehen aus diesem weissen Jurakalk und nicht aus
dem Mainzer Litorinellenkalk. Hiemach ist es ein Irrthum,
dass die meisten der genannten Baumaterialien sich an kei-
nem römischen Gebäude anderwärts nachweisen lassen. Im
Gegentheil scheint eme grosse Berechtigung zu- dem Schlüsse
vorzuliegen, dass diejenigen Baumaterialien, welche sich zu
Niederbieber, Bonn, Köln und bis nahe bei Üerdingen an echt
römischen Bauwerken verwendet finden, wie Grauwacke, Tuff-
stein und weisser Jurakalkstein auch da für Reste römischer
Bauwerke zu halten sind, wo sie mit römischen Ziegeln zu-
samm^ gefunden werden, wie bei Xanten.
W«m dies zunächst nur auf die angeführte Bemerkung
des Herrn Prof. Schneider (Jahrb. d. Ver. XXXVl. S. 84)
zu beziehen ist, so dürfte es nkht unpassend sein, an eine
noch in der Nähe von üerdingen gelegene Stelle zu erinnern^
ehe die Funde der Geg^d von Xanten einer weitem Be-
trachtung unterworfen werden. Der Director Rein^) führt
an, dass Asciburgium, Asberg, eine kleine Stunde unter-
halb Rumein und EaMenhausen viele römische Alterthü-
mer auf einer Stelle geliefert hat, welche das Burgfeld oder
HocMeld genannt wird und südlich vom Dorfe liegt, und
daßs sich unter dem durchschnittlich um 2* angehöheten
Boden Schichten von Tuff- und ZiCfgelsteinen finden. Bö
1) Die römischen Stationsorte und Strassen zwischen Colonia Agrip-
plfKi und Bffrginatinm von Dr. A. Rein. Crefeld 1857. S. 47»
20 Der Tuffftoin als Baamiitorial der Römer am Rhein.
muBS für sehr wahrscheinlich gehalten werden, dass diese
TuflBsteine ebenso von römischen Gebäuden herrühren, wie
die Ziegelsteine, denn es ist gar kein Grund zu der Annahme
vorhanden, dass die Trümmer, welche gegenwärtig durch-
einander liegen, zweien getrennten Perioden angehören, von
denen die eine sehr viele deutliche und bestinmibare Reste
und die oMeie weiter gar nichts als die Bruchstücke von Tuff-
steinen hinterlassen hätte.
Werden nun die Verhältnisse des Fürstenberges, wo die
Castra vetera, und der Gegend von Xanten, wo die Colonia
Trajana gestanden haben, näher betrachtet, so ist auf die
grosse Menge von römischen Ziegelsteinen, Münzen, Geräthen
und Eunstsachen hinzuweisen, welche zusammen mit den
Tuffsteinen dort gefunden werden. Diese letzteren sieht Herr
Prof. Schneider als die Reste fränkischer Bauwerke an, v^eil
die Römer dieses Material zu ihren Bauten überhaupt nicht
verwendet hätten und weil die erste Verwendung der Tuff-
steine sich an Bauwerken nachweisen lasse, welche schon
einer jungem Zeit angehörten und von da an sich in den äl-
testen erhaltenen Kirchenbauten erhalten haben. Da wir wohl
genügend nachgewiesen, dass der erste Grund keiner ist, im
Gegentheile die Römer den Tuffstmn gewiss in einem sehr Tiel
grösseren Maasse zu Baumaterial, als zu Särgen, Altären und
Votivsteinen verwendet haben, so fallt damit auch der zweite
Grund vollständig hinweg. Denn als die Römerherrschaft in
diesen Gegenden aufhörte und die Franken sich darin nie-
derliessen, fanden sie den Gebrauch vor, Tuffsteine als Bau-
material zu benutzen, sie nahmen denselben an und setzten
ihn fort. Dies ist offenbar sehr viel einfacher, als die An-
nahme, dass die Franken ein neues, bis dahin nicht übliches
und zugleich in Bezug, auf Xanten entferntes Baumaterial
eingeführt hätten. Der Gang, den die Entwickelung des
Bauwesens genommen hat, zeigt sich übrigens deutlich an
den wenigen Resten, welche aus den dunkeln Zeiten vom
Der TuiFstera als Baumaterial der Römer am Rhein. 21
5ten bis Uten Jahrhundert auf uns gekommen sind. Die
Formen der Bauwerke entwickelten sich aus dem römischen
Stile und gleichzeitig verschwanden römische Constructions-
weisen und römisches Baumaterial nur nach und nach. Herr
Geh. Rath von Quast hat dies sehr deutlich in den Beiträ-
gen zur chronologischen Bestimmung der älteren Gebäude
Köhis bis zum Uten Jahrhundert dargethan ')•
Es bleibt dabei aber noch zu berücksichtigen, dass das-
selbe Baumaterial, welches zu römischen Gebäuden gedient
hatte, nach ihrer Zerstörung von Neuem wieder zu andern
Gebäuden verwendet würde, zum Theil mag manches römische
Gebäude grade — wie in Rom bekanntlich das ganze Mittel-
alter hindurch — deshalb zerstört worden sein, um das Ma-
terial desselben zur Aufführung neuer Gebäude zu benutzen.
Dazu waren aber die grossen Tufisteinquadem besonders ge-
eignet. Es ist oben erwähnt worden, dass der Ingenieur-
Hauptmann Hoflfmann zu der Ansicht gelangt war, dass die
Tuffsteine des römischen Castrum bei Niederbieber schon im
Mittelalter eine anderweitige Verwendung zu Kirchen, Abteien
und Burgen gefunden hatten und dass noch zu seiner Zeit
das Fundament der Umfassungsmauer dieses Castrum ausge-
graben wurde, um die Steine zum Strassenbau zu benutzen.
Ebenso soll ja Erzbischof Bruno von Gobi *) die dortige Con-
stantins-Brücke abgetragen haben, um S. Pantaleon zu bauen,
wobei nur beiläufig bemerkt sein mag, dass die noch aus
Bruno's Zeit erhaltenen Theile dieser Kirche von Tuffstein
aufgeführt sind®). Wie die Zerstörung alter Bauwerke zur
Gewinnung des Baumaterials zu allen Zeiten oft wunderliche
Wege eingeschlagen hat, zeigen die Trachyte des Stenzelber-
ges, welche einst dem Prachtbau der Abteikirche zu Heister-
1) Jahrbuch d. Ver. X. S. 186 bis 224.
2) Brower Annal. Trev. T. I S. 3. Jahrb. VII S. 163 u. XV. S. 11.
3) Quast in seiner Chronologie der Gebäude Cölns Jahrb. X. S. 196.
28 D«r Tufffteia als Banmalerial 4er Steier am Rhain*
bach angehörten und jetsst an den Schleusen und Bauwericen
des Nordkanais zur Verbindung des Rheins und der Maas,
der mit der Auflösung des Kaiserreiches Napoleon I liegen
blieb, der Verwitterung und. Zerstörung entgegen gehen.
Es scheint kaum zweifelhaft, dass da, wo die Franken
ihre Sitze auf zerstörten römischen Ansiedelungen au&chlu-
gen, sie das Material zu ihren Wohnungen, aber auch zu grös-
seren Gebäuden, Kirchen, Burgen und Palästen aus dem
zerstörten oder in der Zerstörung begriffene römischöa
Bauwerken entnahmen und Ton Neuem benutzten. Das war
jedenfalls leichter als die Herbeischa£Fung frischen Baumate-
rials aus weiter Entfernung. Es mag daher in der Gregend
Yon Xanten mancher Tufibtein in neuerer Zeit ausgegraben
und verwerthet worden sein, welcher einst einer fränkischen
Königsburg angehört hat, aber es ist sehr wahrscheinlich,
dass der grössere Theil dieses Materials bereits in der Zeit
der römischen Herrschaft im Brohlthale gebrochen worden
war, und in einem der Hauptsitzc der Römerherrschaft am
Rhein, in Vetera, seine erste Anwendung gefunden hatte.
Es mögen nur einige Beispiele angeführt werden, um zu
bewdsen, dass bei Xanten und in der Gegend doch wohl noch
hie und da wirklich römische Bauwerke die Verwmdung
yon Tufl'stein zeigen, wenn gleich die grossen Massen längst
zu weiterm Gebrauche ausgegraben und fortgeschafft worden
siod. Professor Fiedler ') führt an, dass im Monat Juli 1822
in dem Garten des Schenkwirths Graeff, an der Strasse von
Xanten nach Cleve ein Brunnen gefunden worden seL Er
ist aus glatt gehauenen Tuffsteinen ohne Mörtel zusam-
1) Geschichte und Alterthuroer des unteren Germaniens oder des
Landes am Nieder-Rhein aus dem Zeilalter der römischen Herrschaft.
Bd. I. Römische Denkmale der Gegend von Xanten und Wesel am
Nieder-Rhein. Essen 1827. S. 152; ferner Römisches Anliqutrium des
N4>tars Ph. Houben in Xanten mit ErUuterungen von Dr. Fr. Fiedler.
Xanten 1839. S* 29.
Der TufiPatein als BaumaierUl der Römer Am Rhein. 23
Beigesetzt und zwar von xmten herauf gebaut, so dass die
Tiefe erst ausgegraben sein musste. Diese beträgt 20', sein
Durchmesser 3', die Form ist rund. Er liegt 6' unter der
Ob^äche des Bodens, wie die meisten römischen Gräber
auf dem benachbarten Felde, er war wasserleer und auf dem
Grunde fand man eine Silbermünze vom Kaiser Yespasianus.
Der Verfasser hält diesen Brunnen für römisch. Dafür spricht
die- darin gefundene Münze, die Nähe der römischen Gröber,
die Abwesenheit von Spuren eines jüngeren Zeitalters.
Professor Fiedler giebt femer an (a. a. 0. S. 154), dass
im Thale bei dem Landgute op gen Born unfern Calcar beim
Ausrode der Bäume römische Gefässe, Gemäuer aus Tuff-
stein mit römischen Münzen imd Ziegeln gefunden worden
seien. In einer' solchen Umgebung ist es kaum zu bezweifehi,
dass auch das Gemäuer aus Tuffstein römischen Ursprun-
ges ist.
Dass der ursprüngliche Zustand deir Bömerbauten auf
dem Fürstenberge nach so vielfachen Veränderungen und
nach d^ wiederholten Ausgrabungen von Tuffsteinen nicht
mehr zu erkennen ist, mag sich aus folgenden Notizen ergeben.
Auf dem Fürstenbej^e wurde im Jahre 1050 eia Bene-
diktiner-Kloster erbaut ; dazu sollen die Steine des Mauer-
werks von Gastra vetera verwendet worden sein.
Nach einer Urkunde vom Jahre 1265 bestand daselbst
ein Nonnenkloster, welches monasterium de Virseberge ge*
nannt wurde. Dasselbe ist während des Niederländischen
Krieges im Jahre 1586 zerstört worden. Nur einiges Mauer-
weric, die Klosterkirche und zwei hohe, aus Tuflfetein ^baute
Thürme blieben erhalten. Diese Thürme wurden flir römisch
gehalten.
Die Nonnen hatten sieh nach der Zerstörung des Klo-
sters auf dem Fürstenberge in Xanten angesiedelt. Die
Aebtissin Brigitte von Backeem liess die alten Mauern und
die beiden Miw Thfirme im Jahre 1670 ablnfaehai und
24 Der TuffMein sU Baamateri«! der Römer am Rhein.
verkaufte die Tufisteine nach HoHand. (Rom. Antiquar, des
Notars Houben S. 5, und Fiedler : Geschichtliche Nachrichten
über Birten und dessen Lage im Jahrb. d. Ver. XVin S. 45.)
Als im Jahre 1774 der Ftirstenberg durchwühlt wurde
um Tuffsteine zu suchen, fand man kolossale mit Cement
zusanmiengefügte Steine als Fundamente der römischen Ge-
bäude. (Rom. Antiquar, des Notars Houben. *S. 4.)
Dasselbe Geschick hat die Reste der Bauwerke der Co-
lonia Trajana getroffen. In dem Werke: Alterthümliche
Merkwürdigkeiten der Stadt Xanten und ihrer Umgebung
von J. P. Spenrath, herausgegeben von J. Mooren, Crefeld
1837, findet sich Th. I. § 169. S. 108 folgendes vermerkt.
»Die in Xanten bestehenden weitschichtigen Fundamente
und unterirdischen Gewölbe besonders vor dem Clevischen
Thore, wo ein geräumiges CasteU gestanden hat, welches
nun zwar bis .auf einige noch stehende Rudera der Erde
gleich gemacht ist und der dortigen Feldflur den Namen die
»alte Burg« hinterlassen hat, sind noch Zeugen des ehema-
ligen weiten Umfanges der Stadt unter den Römern. Zwar
hat sich Pighius zu seiner Zeit beklagt, dass die Gewinn-
sucht, nämlich die Geldgier aus Tuffsteinen Nutzen zu ziehen,
manches alte Monument zerstört hätte. Auch sind mehr-
male die Fundamente, um Tuffstein zu gewinnen, ausg^ra-
ben worden ; so wurden nämlich in den Jahren 1714, 1715
und 1716 auf zwei an der Mühle vor dem Clevischen Thore
gelegenen Stücken Land, welche der Kapitels Präsentiarie
gehörten, 5000 und etliche Tonnen Tuffsteine ausgegraben,
worüber die Contracte, die mit den Gräbern geschlossen wur-
den, noch vorhanden sind ; dem ungeachtet stösst man noch
häufig in dieser Gegend auf unterirdisches Gemäuer.«
Wie weit auch hier schon im Anfange des 17. Jahrhunderts
die Ausgrabungen von Tuffstein gegangen sind, zeigt eine
Stelle des Ilten Theiles desselben Buches S. 37, über den
Eapitularbeschluss des Xantischen Stifts vom 3ten Juli 1627,
Der Tuffstein als Banmaterfal der R6mer nm Rhein. 35
nach dem hinftlhro kein Canonicus oder Vicarius bei ihren
Häusern Tuffstein ausgraben lassen durfte.
Die alte Königsburg der Nibelungen, die später das
Bischofehaus hiess, wurde im Jahre 1692 abgebrochen und
die Steine zum Festungsbau in Wesel verwendet.
Es dürfte dies genügen um zu zeigen, dass es an sol-
chen Stellen ungemein schwierig, oder ganz unmöghch ist,
zu einer Gewissheit über das zu gelangen, was von der gros-
sen Masse der Bauwerke römisch ist und was einer jüngeren
Zeit angehört. Als endliches Resultat der Berichte über
frühere und neuere Ausgrabungen ist zu betrachten, dass
die Römer in Engers, Heddesdorf, Niederbieber, bei AUenz,
Waldorf, Bonn, Köln, zwischen Dormagen und Grimmling-
hausen und bei Gripswald während der Blüthezeit ihrer Herr-
schaft am Rhein den Tuffstein aus dem Nette- und dem
Brohlthale in der verschiedensten Weise als Baumaterial
verwendet haben und dass dieselbe Verwendung für Asberg,
und die Gegend von Xanten, selbst für Calcar wenigstens
sehr wahrscheinlich ist.
Was der Herr Professor Schneider von demjenigen for-
dert, welcher in Zukunft die bisherige Meinung über die
Verwendung des Tuffetems bei römischen Bauwerken fest-
halten will, ist in dem Vorstehenden geschehen. Die An-
wendung des Tuffsteins ist an einer Reihe von entschieden
römischen Bauresten nachgewiesen worden.
Danach ist aber auch das blosse Vorkommen von Tuff-
steingemäuer an römischen Ansiedelungsplätzen unter einem
ganz andern Gesichtspunkte zu betrachten, als Herr Prof.
Schneider demselben anweist. Wenn dasselbe nur von Ueber-
resten der Römerzeit, von römischen Ziegelsteinen, Münzen
und Geräthen begleitet wird, wenn sich mit demselben Nichts
findet, was dem Mittelalter angehört, so kann dieses Tuff-
steingemäuer nur für römisch gehalten werden und es- ist
dem Mittelalter nicht zuzuschreiben.
96 Dmt Taffttein «U BaomaUrial der Römer am Rhein.
Die Verwendung des Tnfisteins zu Bauwa*ken in der
fränkischen Zeit, nach dem Sturze der Römerherrschaft am
Bhein, wird in Uebereinstimmung mit den vorhandenen üeber-
resten hiemach in der einfachsten Weise erläutert. An&Dg-
lieh änderte sich nur der Baustil nach dem Zwecke der Ge-
bäude, die Bauconstruktion und das Baumaterial wurde noch
beibehalten. Dann wurde die Construktion verlassen; die
Zi^elsteine kommen ausser Gebrauch und nur der Tu£Estein
findet noch ebenso seine Verwendung, wie sie von den Rö-
mern zuerst bei ihren Bauwerken am Rhein eingefühft
worden ist.
Dr* H* von Deelien«
2. W allttn Btf(t)of0katalo9e non ftxxtt.
Die Frage nach dem Ursprünge und dem Alter der rhei-
nischen Bisthümer gehört zu denjenigen, bei welchen der ruhige
Blick des Historikers nur zu leicht getrübt und die besonnene,
wissenschaftliche Untersuchung durch fremde Nebenrücksich-
ten leider verwirrt wird. Weil sich an diese Frage auch
andere als rein wissenschaftUche Interessen knüpfen, so ist
sie seit den Tagen Dom Calmet's mit besonderm Eifer und
oft nicht ohne Leidenschaft besprochen worden. Wir haben
nicht vor, auf den Kern der Sache heute einzugehm; die
ftlgenden Zeilen sollen nur einen kleinen Beitrag zur Beur-
theilung der ganzen grossen Frage hefern. BekanntUch hängt
die Behauptung eines mittelbar apostolischen Ursprunges der
Trier'schen Kirche anfe Engste mit der Frage nach der Echt-
heit des von den Gesten gebotenen vollständigem Bißchofs-
kataloges zusammen. Die Sache lag bis auf die letzten Jahre
so, dass Waitz in seiner trefflichen Ausgabe der Gesta Tre-
verorum (bei Pertz, Mon. X, 120), noch sagen konnte: *No-
mina quae in antiquioribus catalogis desiderantur, fictitia
esse iam omnibus, nisi fallor, constat.' Seither ist ein neuer
Schritt in der Kritik des Gegenstandes geschehen, indem die
neuesten Fortsetzer der Acta Sanctorum den von ihren frü-
hem Ordensbrüdern eingenommenen, mit dem des Hontheim
in der Hauptsache übereinstimmenden Standpunkt aui^^ege*
ben, und nunmehr zu Vertheidigera der s. g. Tradition von
der Stiftung unserer Kirche, durch die Apostelschüler Eu-
Qbftriu«) Valerius und Matemus geworden sind.
28 Die ftllern Bitchofskataloge von Trier.
Eine der Hauptbemühungen der neuen Bollandisten be-
steht nun in der Bekämpfung des von Hontheim aus den
altem Bischofekatalogen gezogenen Beweises. Mabillon hatte
in der Bibliothek des Klosters St. Ghislain im Hennegau
einen alten Bischo&katalog gefunden, von welchem Hontheim
sich alsbald eine Absclirift besorgen liess. Dieselbe lautet :
Incipiunt per ordrnem Nomina Trevirorum Episcoporum.
Eucharius
Rusticus
Valerius
Niceci . . .
Matemus
Ma . . . .
Agritius
Gun . . .
Maximinus
.....
Pauhnus
Modualdus
Bonosius
Numerianus
Britto
Basinus
Felix
Liutuuinus
Mauricius
Müo
Legontius
Vuiomadus
Sevems
Rimbodus
Quirillus
Vuizo
Jamnecius
.... gadus
Emerus
Bertolfus
Marus
Rabodus
Volusianus
Rotgerus
Miletus
Ruotbertus
Modestus
Heinricus
Maximianus
. . . ederieus
Fibicius
. . . eras
Abrunculus
Ruobert
Die Handschrift von St.
Ghislain hat sich bisher allen
Nachforschungen entzogen; P. v. Hecke, der Verfasser des
Commentärius bist, et criticus zu der Vita Florentii (Act.
SS. Antw. Oct. Vm. Brux. 1853, pag. 16 sqq.) fand sie
weder in Brüssel noch in Tournay oder Mons. Wir sind
Die altern Bischofskataloge von Trier. 29
also betreffs der Altersbestimmung des Codex auf die Anga-
ben angewiesen, welche Hontheim und einige Jahre später
dem Abte Maurus Miliar von den Mönchen von St. Ghislain
gemacht wurden. Der Prior Petrus de Baudry, welcher dem
Trierschen Weihbischof eine Beschreibung der Handschrift ein-
sandte, setzt dieselbe spätestens ins XI. Jahrh. ') Demgegen-
über meint nun van Hecke, der Codex dürfte wol erst im
Xn. Jahrh. entstanden sein, da man nicht annehmen könne,
ein Schriftsteller des XI. Jahrh. habe sich in dem Namen
des letzten der aufgeführten Bischöfe geirrt und statt Ludol-
fus *Euobertus' geschrieben. AUein erstens wäre es dann im-
merhin auffallend, dass der Katalog mit einem Bischof aus
dem Anfange des XI. Jahrh. schliesst, und zweitens war eine
Verwechselung von Ludolfus (Rudolfus) und Ruobertus so
leicht möglich, dass sie auch einem Scriptor des XI. Jahrh.
begegnen konnte. Uebrigens zeigen die Handschriften in
Schreibung des Namens Ludolfs überhaupt Unsicherheit. Des
Weiteren meint van Hecke ^): 'admissa codicis antiquitate an-
ceps enascitur argumentum; etenim si catalogus San-Ghis-
lenianus expungat medios episcopos inter SS. Matemum et
Agritium, retinet tamen codex originem apostoücam Ecclesiae
Trevirensis, utpote quinobis exhibeat tres primos episcopos,
tamquam ab ipso S. Petro missos ; quo autem criterio Hont-
hemius partem codicis, Catalogum dico Trevirensium episco-
porum, tamquam purum et genuinum partum antiquitatis,
sartam tectam servaret, explosa e contrario altera, quae ori-
ginem apostolicam adstruit, plane non video.' Ich halte es
nicht für so schwer, einzusehen, wesshalb Hontheim die Rich-
tigkeit des Kataloges annehmen konnte, ohne die in dem
Codex erzählte apostolische Sendung des hl. Eucharius anzu-
erkennen. Im zehnten Jahrhundert finden sich, wie bekannt,
die ersten Berichte über jene Sendung : lag es ja, wie man
1) Honth. Hisl. dipl. I, XXV.
2) L. c. pag. 19. .
90 Die altern Bticbofskaialoi^e to« Trier.
aus der Geschichte der französischen Kirchen nicht unschwer
beweisen kann, ganz in dem Geiste jener Zeit, das Alter der
Kirchen hinaufzurücken und ihnen einen apostolischen Ur-
sprung zu vindiciren. Die vita S. Eucharii***) bezeichnet den
Anfang einer kirchlichen Sagenbildung, die sich Anfangs ge-
wiss nicht auf die weiter verbreiteten und seit Jahrhunder-
tea wol mehr oder weniger feststehenden Bischofsverzeich-
nisse wird erstreckt haben. Letzteres trat, wie wir sehen
werden, erst später ein, als jene Sagen von der Saidung
des Eucharius durch den hl. Petrus u. s. f. bereits tiefere
Wurzehi im Völksglauben geschlagen hatten.
Der Bollandist gesteht gerne zu (S. 20), den ersten Be-
arbeitern der Gesta Trev. sei die vollständige Bischofeliste un-
bekannt gewesen, und stützt sich hiefür auf die von Maurus
Biliar ^) angeführte Stelle einer Handschrift aus St. Matthias,
nach welcher Agricius auf Matemus gefolgt sei. Maurus Hillar
und wol auch P. van Hecke meinen naiv genug, dieser Codex
müsse sehr alt gewesen sein, da dem Schreiber desselben
die schon zu Anfang des XI. Jahrh. entdeckten Namen der
23 Bischöfe zwischen Maternus und Agricius noch unbekannt
seien. Daher stehe denn auch in jener Handschrift von sehr
alter schwer zu lesender Hand die Glosse: *Inveniuntur in
catalogo episcoporum Trevirensium XXE episcopi medii foisse
inter Maternum et Agricium; quare error patet; similiter
error patet quod eodem tempore etiam pagani civitatem ob-
tinuerint, cum prius habeatur, innumerabiles martyrisatos a
Bictiovaro non longe ante adventum Agritii.' Dass diese
Bandglosse gar nicht sehr alt ist, sieht jeder Kenner sokh^
Dinge auf den ersten Blick ; dass sie nicht vor 1074 filllt,
in welchem Jahre die famose Bleitafel in St. Paulin gefun-
dea wurde, ist ausser Zweifel.
3) Act. SS. II Jani 918. Vgl. Waitz bei PerU Mon, X, IIB.
4} Mau r. Hill. Vindic. Eccl. Tre\^. 128.
D)e filtern Bischofskataloge yon Trier. 81
P. y. Hecke beschliesst seinen Paragraphen über die
Kataloge der Bischöfe mit der schon eben erwähnten Be-
hauptung, erst im XI. Jahrh. seien die Namen der 23 Bi-
schöfe gefunden worden ; er meint dann endlich, Hontheim
eifere nur darum gegen diese grössere Bischofsliste, weil ihm
die missio apostolica primorum episcoporum missfiel, und er
diese am besten durch Streichung jener Bischöfe wegargu-
mentiren konnte. Betreffs des letztem lässt sich der Spiess
gerade so gut umkehren, hinsichtlich des erstem sei einge-
räumt, dass im XI. Jahrh. jene Namen gefunden^) worden
seien ; aber so lange man uns nicht die Quellen nennt, aus
welchen jene Namen als solche Trierscher Bischöfe entnom-
men wurden, wird dieses »Finden« wenigstens zum Theil ein
»Erfindend sein, wie es in der historischen Forschung des
XI. Jahrh. thatsächlich nur zu oft gewesen ist. Was in der
interpolirten Bischofsreihe aber Wahres und Echtes sein
kann, werden wir sogleich sehen.
5) Die Yertheidiger der vollstfindigern Liste denken bei diesem
„F in d en" offenbar an Handschriften, die vor der Normannischen Zer-
störung geschrieben und erst spat wieder unter den Ruinen her-
ausgezogen worden wären. Man wird dagegen nicht einwenden kön-
nen, dass, wie allgemein (auch von Waitz) angenommen wird, keine
Manuscripte sich über die letzte Verheerung der Stadt hinüberge-
rettet haben. Denn diese Annahme ist, worauf hier zum erstenmal
aufmerksam gemacht wird, nicht begründet. Ein schöner Codex der
Trier*schen Stadtbibliothek (Wr. 118), der u. a. Schriften des Am-
brosius, Hieronymus und auch die vita S. Simeonis enthält, hat am
Schlüsse Athanasius de Trinitate in viel älterer Handschrift. Zu Ende
dieses Werkes liest man: (f. 392 v^) . . . ^Dum rogo ut meruerit
Hetti mitissimus voluntate Dei archiepiscopus penetrare polum quo
intrat praevius agnus fiat(?!). Amen. Sicut nautha desiderat adpropin-
quare ad prosperum portum, ita scriptor ad ultimum versum. Amen.'
Dieser Theil des Codex ist also zwischen 814 — 847 ausgearbeitet
und hat die Normannische Verwüstung fiberlebt.
Die filtern Bischofskataloge von Trier.
Neben dem Codex Ghislenianus hatte sich Honthehn auf
einen Prümer Katalog berufen. Derselbe ist in dem Char-
tular der Abtei Prüm, welches jetzt in der Trier'schen Stadt-
bibliothek unter No. LXXXn aufbewahrt wird, enthalten.
Er lautet also :
Nomina Epp. Trevirensium.
S. Eucharius archiepisc.
Sabandus archiepisc.
S. Valerius
»
S. Modoaldus
))
S. Maternus
))
Numerianus
»
S. Agricius
»
S. Basinus
D
S. Maximinus
))
S. Leutuuinus
»
S. Paulinus
»
Müo
»
Bonosius
»
Vueemadus
»
Britto
»
Richbodus
»
S. Felix
»
Wizo
»
Mauricius
»
Hetti
»
S. Legontius
))
Tietgaudus
r>
Severus
»
Bercdolfus
))
Quirillus
))
Radbodus
»
Jamnerus
»
Ruodgerus
»
S. Marus
»
Ruodpertus
»
Volusianus
»
Henricus
»
Miletus
»
Öeodericus
»
Modestus
))
Egbertus
»
Maximianus
))
Leudolfus
))
Fibicius
))
Meingaudus
))
S. Abrunculus
))
Poppo
»
S. Rusticus
))
Eberhardus
»
S. Nicetius
»
Vdo
Ä
S. Magnericus
»
Egilbertus
))
Gundericus
))
Da der Katalog
mit Egilbert (1079—1101)
schliesst und
die paläographischen Eigenthümlichkeiten der Handschrift
ebenfalls darauf hinweisen, müssen wir die Abfassung desselben
Die Sltern Bischofskataloge von Trier. 33
in's Ende des XI. oder den Anfang des Xu. Jahrhunderts
setzen.
Hontheim versichert^), 'quod alius vir eximius et ha-
rum rerum prudentissimus simile M. S. Gestorum exem-
plar, in quo pariter nulla episcoporum nomina inter Ma-
temum et Agricium media sunt, alio loco a se visum sibi
retulerit.' Waitz vermuthet, und nicht mit Unrecht, dass es
sich hier ebenfalls um einen einfachen Bischofskatalog han-
dele. Leider fehlen alle nähern Angaben über diese Hand-
schrift Nicht viel mehr kann ich über einen Bischofskatalog
mittheilen, den Bethmannaus dem Floridum des Lambertus
excerpirt ha,V). Derselbe hat die interpolirten Bischöfe nicht
und schliesst mit Egbert (977—993). Er dürfte also dem
Ende des X. Jahrh. angehören.
Einen vierten, oder, wenn man will, fünften Katalog
der Trier'schen Bischöfe enthält eine Handschrift der Pari-
ser kaiserl. Bibliothek,, über welche ich in meinem
Aufsatze über »Triersche Handschriften in d. kaiserl.
Bibliothek zu Paris,« in Naumann's »Serapeum«, 1863,
Nr. 4. S. 55 f. Nachricht gegeben habe. Der Codex, welcher
der Abtei Echtemach entstammt, und, in der Revolutionszeit
mit vielen seiner Brüder jiach Paris gewandert, dort als
Nr. 227 A. der Supplements latins aufbewahrt wird, bietet
auf Fol 260 r. folgende Series Episcop. Trev.
Eucharius., Valerius. Matemus. Agricius. Maximinus.
Paulinus. Bonosius. Britto. Felix. Mauritius. Legentius. Se-
verus. Quirillus. Janerus. Emerus. Marus. Volusianus. Mile-
tus. Modestus. Maximianus. Fibicius. Abrunculus. Rusticus.
Nicetius. Magnericus. Gondericus. Sabaudus. Modouuandus.
Numerianus. Basinus. Luituuinus. Milo. Hildolfus. Wiemadus.
Kibbodus. Wizo. Heito. Thietgaudus. Bertolfus. Radbodus.
Kotkerus. Ruotpertus. Heinricus. Theodericus. Ekebertus.
6) Hist. dip). I, p. XXVII.
7) Vgl. Waitz, a. a. 0. S. 120.
34 Die Sllein BitcfcofcktlÄlo^ v«A Tr<«K
Liuäolftis. Megingaudus, Poppo. Eberhardus» Vdo. EgilbertuB.
Bruno. Godefridus. Meginnerus.
Der Katalog wäre, als mit Meginher schliessend, aus dem
Anfang des Xu. Jahrb., doch ist es ganz zweifellos, dass Ton
Eberhardus (1047—1066) an eine andere Hand das Verzeich-
niss fortgeführt hat, dasselbe stammt also der ersten Hand
nach aus der Zeit Poppo's (1016—1047), wie dies auch durch
den Charakter der Schrift bestätigt wird. Wir haben also
wenigstens vier Kataloge aus dem X. (?) und si-
cher aus dem XL und Anfang des XXL Jahrh.,
welche von den zwischen Maternus und Agricius
von den Gesten aufgeführten Bischöfen nichts
wissen. Der älteste Katalog, welcher diese grössere Bi-
schofsliste hat, ist unseres Wissens der von Hontheim in
seiner Abhandlung de Scriptor. bist. Trever. ®) veröffentlichte,
dem Cod. 497 der Königin von Schweden (jetzt im Vatican
befindlich) entlehnte. Er hat zwischen Maternus und Agricius
die Namen Auspicius, Celsus, Felix, Mansuetus, Clem^is,
Moises, Martinus, Anastasius, Andreas, Busticus, Auetor,
Fauricius, Fortunatus, Cassianus, Marcus, Navitus, Marcellus,
Metropolus, Severmus, Florentius, Martinus, Maximinus^ Va-
lentinus und schhesst ab mit Egilbertus. Die übrigm Kata-
loge, welche Antonius Demochares, Cl. ßobertus, Petr. Mers-
seus, Gabr. Bucelin, Aeg. Bucher und BarthoL Eisen puWicir-
ten, sowie der mit Otto von Ziegenhein schliessende des
Cod. 508 der Königin v. Schweden sind alle jungem Datnms
und kommen hier nicht in Betracht.
Das älteste Verzeichniss, welches die grössere Bischofe-
liste hat, geht also, wie gesagt, bis auf Egilbert und wäre
demnach unserm Prümer Katalog gleichzeitig. Die altem
Kataloge, sowie die zwischen 1050—1070 entstandene Vita S.
Agricii^) kennen die interpolirten Bisehöfe noch nicht; die
8) Bist. dipl. III, 962.
9) Wailz a. a. 0. p. 114.
Die filtefB BUeb^fsKaJtaloge von Trier. 35
«ti Anfang des XII. JaJirh. entstdieaden Gesten ^^) bieten sie
bereits, folglich haben wir allen Grund anzuneh-
men, dass man zu Ende des XL oder Anfang des
XII. Jahrh. zuerst versucht habe, die Lücke zwi»
ßchen Maternus und Agricius auszufüllen, welche
seit dem Aufkommen der Legend« von der aposto-
lischen Sendung des hl. Eucharius dort entstanden
war und welche die Lebensbeschreibung des hL
Agricius in so fühl b arer Weise offen gelassen hatte.
Zu Anfang des XII. Jahrh. wären also die Namen der
zwischen Matemus und Agricius eingeschobenen Bischöfe *ge-
fanden' und in die Liste eingerückt worden. Aber war«
dieses Tmden' ein reines 'Erfinden' und diese Bischofsliste
ein blosses Phantasiestück der Mönche von St. Matthias?
Idi glaube das nicht und liefere den Beweis daher, dass eine
gute Anzahl dieser Namen bereits vor dem XU. Jahrhun-
derte, theib als Bischöfe der benachbartem Kirchen, thdls
einfach als Bischöfe documentirt sind. Auspicius und Maa-
ßuetus erscheinen als Bischöfe von Toul "), die Namen F^ix,
Clemens, Auetor bietet die Bischofsliste von Metz ; Navitus,
Marcellus, Metropolus, Severinus, Florentius, Martinus, Maxi-
fiainus und Valentinus werden bei Heriger (Gest. epp. Traiect.
c, 15.) zu Ende des X. Jahrhunderts als Bischöfe der Tongri-
i^en Kirche aufgeführt und sind ohne Zweifel aus diesem
Schriftsteller in die Gesten aufgenommen worden. Die üebri-
gen finden sich zum grösst^ Theil in dem s. g. Pseudo-
10) Den Beweis,' dass die Gesten erst zu A^ang de^ XII. Jahrh«
iBiitstanden siad, liefert Waitz a. a. 0.
11) Die Gesta episcop. TuIIensinni (vgl. Pert z Mon. X, 633)
fühxen einen Bischof Celsiniis auf, den wir fast mit unserm Celsus
für identisch halten möchten. Uebrigens steht von allen angezweifelten
Namen Celsus als Trier'scher Heiliger am festesten, wie dies ans dem
gleich Anzufahrenden sowie aus der schon 4m X. Jahrh. g«$ehriebeiie|i
Rede auf C. bervx>r^eht.
86 Die altern Bischofskataloge von Trier.
methodius (cod. Francofiirt. Mariani, bei Pistor. ed. StruYe
I 563). Einige Namen gibt auch wieder ein sehr schönes
Graduale der Abtei Prüm, das sich jetzt ebenfalls in Paris
befindet (Cod. 9948) und das ich erst mehrere Jahre nach Ab-
fassung meines oben berührten Aufsatzes, im Laufe des letzten
Sommers kennen lernte. Am Schlüsse der mit Miniaturen
und Malereien reichgeschmückten Handschrift findet sich eine
Litanie, welche unter andern Heiligen die Namen Eusticus,
Celsus, Martinus, Maximinus, Mauritius und Mar-
cellus aufweiset. Von Martinus und Mauricius lässt sich
freilich nicht sagen, ob, was mir unwahrscheinlich ist, darun-
ter Trier'sche Heilige verstanden seien. Der Codex, welcher
uns somit Celsus und Rusticus sicher bezeugt, ohne sie
freilich als Bischöfe von Trier zu bezeichnen, ist laut einer
Notiz auf fol. 48 v^ von dem Mönche Nicking, unter den
Aebten Hilderich und Stephan von Saflfenburg, also (da er-
sterer im Jahre 993 starb) um 993—994 geschrieben. Er-
wähnen müssen wir noch, dass der Name Celsus, desgl. ein
Felix, Martin, Mauritius und Severin sich auf dem bekannten
Tragaltare des Willibrordus vorfinden. Die neue-
sten BoUandisten haben über diesen Altar ganz ungenaue
Angaben, obgleich sie sich auf die Beschreibung desselben
bei Calmet und auf eine handschriftliche, in ihren Besitz ge-
kommene Abhandlung des ehemaligen Trier'schen Professors
Anton Oehmbs stützen. Weder Dom Calmet, nochOehmbs,
noch auch Brower haben das kleine aber merkwürdige Mo-
nument, richtig beschrieben. Da eine bessere Beschreibung
nebst Abbildung unseres Wissens von Hm. Prof. aus'm Weerth
wird gehefert werden, so seien hier bloss die Heüigennamen
hingesetzt, welche die Inschriften des Altares oder der Theka
erwähnen: die ReUquien, welche er einschloss, sind: In hoc
sanctuarii arcula continetur sce Dei Genitricis Marie uestis
pars aliqua. Caput et brachium cum costis sei Pontiani
S. Stephani protomr. Vincentii. Ciriaci. Stephan!
Die älteru Bisch ofskataloge von Trier. 37
pp. Mauricii. Felicis pp. Nemesii. Abundi Diac. M. Cro-
matii. M. Floriaci. S. Cf. Medardi. Fronimii. Symeonis
herem. Flodolfi. Celsi. Auf der Vorder- und Hinterseite
der Theka stehen die Namen: S. Agricius._S. Maximinus
S. Paulinus. S. Felix. S. Alexander, pp, S. Severus
(die den beiden letzteren entsprechenden auf der linken Vor-
derseite fehlen). S.M agner icus. S. Felicissimus. S. Ba-
sinus. S. Marus. S. Severinus. S. Nicetius. S. Bo-
nosius. S. Legontius. S. Vincentius. S. Modouualdus.
S. Nicolaus. S. Martinus. Oehmbs las nach Versicherung
des P. van Hecke noch die Namen Sylvester und Cyrillus;
wo, ist mir ein Räthsel; es müsstendies die mit dem Silber-
blech verschwundenen Namen neben Alexander und Severus
gewesen sein; aber warum hat denn Calmet sie nicht vor
Oehmbs noch gesehen? Calmet gibt femer für Magnericus
Alpitius und erklärt diesen als identisch mit Auspicius;
statt Felicissimus schreibt er Felix und wiederum Felix statt
Severus. Da Basinus der jüngste der aus den trierschen
Bischöfen Erwähnten ist, und dieser zu Ende des VII. Jahrh.
lebte, so meint der BoUandist, der Tragaltar des hl. Willi-
brordus müsse bestimmt aus dem Zeitalter des Friesenapostels
herrühren. Was ich über die Theka selbst, ihr Alter und
ihre Bestimmung denke, kommt hier nicht in Betracht. So-
viel aber ist unzweifelhaft, dass die Inschriften auf dem Mo-
numente frühestens nach 1035 entstanden sind. P. v. Hecke
musste doch wol in der Oehmbs'schen Beschreibung der Theka
gefunden haben, dass unter den Reliquien auch solche des
Eremiten Simeon sich befanden. Nun starb Simeon im J.
1035 und wurde 1042 kanonisirt. Vor dem Namen desselben
lesen wir kein Sanctus; berechtigt dieser Umstand vielleicht
zu dem Schlüsse, dass die Inschriften der Theka zwischen 1035
und 1042 geschrieben worden seien ^^)? Jedenfalls sind die In-
12) Freilich fehlt das 'Sanctus' auch vor mehrern andern der oben
angefahrten Namen.
88 Dfe filtern Biscborshatatoge von Trier.
Schriften nicht leicht Jüngern Datums als die Mitte des XI.
Jahrhunderts.
Wir sind also der Ansicht, dass die grössere Bischofeliste,
welche zwischen Matemus und Agricras 23 Namen einschiebt,
unecht ist; dass diese Namen jedoch, wenigstens der Mehr-
heit nach, keineswegs geradezu erfunden Sind. In den Dip-
tychen der Trier'schen Kirche mögen diese Namen emge-
schrieben gewesen sein, es waren entweder die Namen von
Bischöfen benachbarter, mit der Trier'schen Kirche in naher
Beziehung stehender Kirchen, wie Metz, Toul, Tongern ; oder
Namen von Missions- oder Regionarbischöfen, welche ohne
festen Sitz in den Ländern zwischen Rhein, Maas und Mo-
sel das Evangelium predigten, oder endlich, und dies dürfte
das Wahrscheinlichste sein, die Namen von Chor- oder
Landbischöfen, die schon nach Einrichtung eines festen kirch-
lichen Systems (in Trier unter Constantin) und während der
römischen und fränkischen Periode neben und unter den
Bischöfen der Metropolis wirkten. Unleugbare Spuren des
Institutes der Landbischöfe haben sich aus jener Zeit in das
spätere Mittelalter hinüber gerettet. Aus den Diptychen schei-
nen nun jene Namen in die series episcoporum übergegangen zu
sein, indem die ersten Bearbeiter der Gesten sie irrthümlich
für Trier'sche Bischöfe hielten und so die Lücke zwischen
Matemus und Agricius am besten glaubten ausfüllen zu kön-
nen. Dass aber diese Interpolation noch sobald nicht allge-
mein Glauben gefunden, geht aus der um die Mitte des
Xn. Jahrh. geschriebenen Vita Brunonis ^^) hervor, in welcher
Agricius wieder als vierter Bischof von Trier erscheint.
Anderseits blieb die sagenhafte und irrthümliche Ausbildung
und Vergrösserung des Trier'schen Bischofskatalogs auch
nicht bei der Aufnahme der 23 Bischöfe stehen, sondern es
12) Pertz, MoD. X 192. Gest. ed Wyttenbach. Ul, 8^
Pie allern Bisqbofskatalog« voq Trier. 39
kwaen, wie wir gleich sehen werden, noch nach Agricius
einige Namen in die Liste hinein, offenbar auf ähnliche Weise
wie die frühern. Ein auffallendes Beispiel, wie weit es die
Unwissenheit in der Erweiterung unserer Series gebracht,
liefert eine in meinem Besitze befindliche Handschrift des
spätem Mittelalters; in ihr wird ein Verzeichniss der Bischöfe
nebst kuraen Angaben über ihre Wirksamkeit gegeben, und
als Nachfolger des Amalarius ein Fortunatus secundu^
»ui^eführt.
Hier noch einige Worte über den mit Agricius begin-
nenden und mit Hetti schliessenden Abschnitt unserer« Ver-
zeichnisse. Der Nachfolger des Bonosus (nicht Bonosius)
heisst in dem Prümer, Echtemacher und St. Ghislainer Ka-
talog Britto; Brittonius ist jedenfaDs verschlechterte Form.
J)er Prümer und Ghislainer Katalog schreiben, wol richtig,
Legontius, übereinstimmend mit dem WilUbrordus-Altare.
Den Bischof Auetor als Nachfolger des Legontius kennen
die altem Kataloge nicht. Dass die Vita und Translatio des-
selben, welche die Bollandisten IV. Aug. .39, 41 ff. heraus-
gegeben haben, apokryph seien, erkennt Hontheim an^^);
er hä4ite nur kühn den Bischof Auetor ausstreichen sollen,
derselbe wird als Chorbischof in die Liste gekommen sein.
Für Cyrillus schreiben die altem Kataloge alle Quirillus.
Wie der Nachfolger des Quirillus oder Cyrillus geheissen, ist
schwer zu sagen. Der Ghislainer Catalog hat Jamnecius,
der Prümer Jamnerus, der Echtemacher Janerus, die Gesten
Jamnerius. In dem metrischen aber unpoetischen Briefe des
Touler Bischofs Auspicius an den fränkischen Grafen Ar-
bogast in Trier geschieht eines Papa Jamblychus Erwäh-
nung ^^), den Hontheim am besten mit Jamnerus zu identi-
ficiren glaubt. Da mit Jamblychus jedenfalls ein Vorsteher
der Trier'schen Kirche gemeint ist, so dürfte die Annahme
14) Hist. dipl. I, p. Lix. .
15) Duchesne. I, 844. UoDth. dipl. I 2a .
40 Die altern Bisch ofskataloge von Trier.
Hontheims am wahrscheinlichsten sem. Man setzt nun den
Episkopat des Auspicins gewöhnlich um 470—475 ^^), sicher
fällt sein Brief nach 464, in welchem Jahre die Franken nach
Eroberung Köhis wol erst dauernden Besitz von Trier nah-
men. (Gest. Franc. 8. Bouquet n 546.) Ist dem so,
so erhellt auch von dieser Seite die Unmöglichkeit der An-
gabe der Gesten, Bischof Volusian habe das Sylvesterdiplom
durch Papst Hilarus L erneuern und bestätigen lassen. Hila-
rus oder Hilarius I. regierte von 461 — 468, wie soll er dem
Volusian, der erst der dritte Nachfolger des um 470 leben-
den Bischofs Jamblychus gewesen, das Privilegium des Syl-
vester bestätigt haben?
Auf Jamnerus oder Jamblychus folgen in den Verzeich-
nissen Em er US und Marus. Der Prümer Katalog über-
geht den erstem; wahrscheinlich sind Emerus und Marus
dieselbe Person. Der Nachfolger des Modestus heisst Maxi-
mian us. Richtiger würde wol auch der Nachfolger des hl;
Agricius Maximus statt Maximinus genannt.
Zu Anfang des VI. Jahrhunderts soll Fibicius den Trier'-
schen Bischofsstuhl eingenommen haben. Ihm folgen in unsem
Verzeichnissen Abrunculus, Kusticus, Nicetius und Magnericus.
Fest steht, dass Nie etius 527 unmittelbar auf Abrunculus
gefolgt ist; Nicetius regierte von 527 — 566 und hatte ohne
Zweifel Magnericus, der um 570 beglaubigt ist, zum näch-
sten Nachfolger. Man hat sich nun bisher vergebens Mühe
gegeben, den Bischof R u st icu s, welcher in der Vita S. Goaris
•eine bekannte Rolle spielt, in der die Series Trier'scher Bischöfe
unterzubringen. Zunächst ist zu bemerken, dass jene vita
sehr im Argen liegt und die anonyme Lebensbeschreibung
Goar's, welche von den BoUandisten ins VI. Jahrh. gesetzt
und als Quelle der Wandelbert'schen Vita angesehen wird ^^,
16) Gest. epp. TuIK Pertz, X, 634.
17) Act. SS. II Jul. 333.
Die iUern Bischofskataloge ven Trier. 41
wol schwerSch so alt ist und ihrer Schreibart nach ins IX.
Jahrh. gehört **). Hontheim setzt Rusticus zwischen Fibicius
und Abrunculus ; aber auch das geht nicht an. Kam Goar,
wie dessen Vita erzählt, unter Fibicius an den Bhein und
brachte er dort mehrere Jahre zu, bis er bei dem Bischöfe
Rusticus verdächtig wurde, so kann Rusticus nicht nach Ni-
cetius gesetzt werden ; er kann aber auch nicht vor densel-
ben eingereiht werden, weil König Siegbert L, unter welchem
die Scene zwischen Goar und seinem Gegner vorgefallen
sein soll, von 561—575 regierte. Ich vermuthe, dass der
L'Goar sowol wie der h. Rusticus ebenfalls Landbischöfc
waren, deren Districte aneinander grenzten, und die auf ir-
gend eine Weise in Zwist geriethen. In dieser Vermuthung
werde ich durch die Aussage eines leider nun verstorbenen
mir befreundeten altem Forschers bestärkt; derselbe will das
Fragment eines Diptychons aus St. Maximin gesehen haben,
in welchem ein ^Rusticus chorepiscopus' aufgeführt wurde. Als
Nachfolger des Rusticus nennen die Gesten einen A p o n o-
culus, den die altern Kataloge nicht kennen und der ohne
Zweifel nur ein Product der Verwirrung ist, welche durch
die Vita Goaris in die series Epp. gekommen war. Auf
Magnericus folgt Gundericus, wie der Ghislainer und
Prümer Codex schreiben, oder Gondericus, wie der Echter-
nacher hat. Die Form ist jedenfalls der von den Gesten ge-
geben Gaugericus vorzuziehen, welche letztere durch eine
Verwechselung mft dem Gaugericus episcopus Cameracensis
entstanden zu sein scheint. Der Namen des Sabaudus
fehlt in dem St. Ghislainer Ven^eichniss, wo zwischen Gun-
derich und Severin eine Lücke ist. S e v e r i n fehlt des-
gleichen in dem Ghislainer und Prümer Codex. Wie es mit
beiden steht, sei dahingestellt. — Nach Severin nennt der
Echtemacher Katalog den Modowandus, den die übrigen besser
18) S. Hefele im Preibnrg. Kirchenlex. IV, 561.
48 Di« filtern BUobofskotalofe vod Trier.
Modowaldns schreiben. Auf Modowald folgen in dem
Prümer, Echternacber und St. Ghislaincr Codex N u m e r i an,
B a s i n u s, L i u t w i nu s (so der Prümer und St. Ghislainor
der Ecbtemacher hat Luitw.), Milo und Weomadae
(der Prümer hat Weemadus, der Ecbtemacher Wiemad., der
St. Ghislainer Wioraad.) *^). Nach Milo schaltet der Echter*
nacher Hildulfu'S ein. Der Episcopat des Hildulf ist
sehr zweiftelhaft ^), Hontbeim *0 setzt ihn mit Mabillon, Hen-
sehen und Belhomme gegen Ende des Vü. Jahrb. hinter Nu^
merian, und erklärt das Fehlen desselben in den List^i da-
her, dass Bischöfe, die ihren Stuhl vor ihrem Tode verlassen,
in den Katalogen häufig ausgelassen wurden. Als Bisehof von
Trier wird man Hildulf aufgeben müssen; auch er mag, wie
schon Rettberg vermuthet, wandernder Bischof gewesen sein.
Zwischen Liutwin und Milo ist von den spätem (von Waitz
mit B und C bezeichneten) Recensionen der Gesten der Bi-
schof Clodolfus eingeschaltet worden. Liutwin starb gegm
713, Milo, sein Sohn und Nachfolger, regierte vierzig Jahre
und starb 755, um Weomad Platz zu machen*^. Nun mag
allerdings zwischen Liutwin und Milo eine längere Sedisva-
canz eingetreten sein, während welcher Clodolf bischöfliche
Functionen in Trier ausüben mochte. Clodolf soll **) den
bischöflichen Stuhl zu Metz von 650^-690 inne gehabt haben,
was schon deshalb nicht angeht, weil er nach den Gesta
Episcoporum Mettensium noch unter Gregor n. regiert hat,
Gregor aber erst im Jahr 715 den päpstlichen Thron bestieg.
Man muss also die Nachricht der Metzer Gesten sammt der
Einschaltung der jungem Recensionen der Trier'schen auf-
J9) Vgl. Mabillon Ann. Bened. XV, cpp. 58..
20) S, Rettberg, Kirchengesch. Deutschlands, I, 468.
21) Honth. Hist. diplom. I 84.
22) Hont h. Hist. dipl. I, 108.
23) Gest. episc. Mattenft.^, WuMe, M Pdrl« ll^il. XII,. ^99.
Dt« filtefB Biflohofaliatalofe ron Trier. 48
ed>en, odOT die Chronologie der Metzer Bificbiöfe, wie sie Waitz
gibt, ändern. Ich glaube, dass der Irrthnm auf Seiten der
Gesten ist; denn Clodolf kann das Pontificat 'Gregor's II.
nicht erlebt haben, wenn Brequigny mit Recht die Charte
des Wuolfadus, in welcher Clodolf's vierter Nachfolgar, Sigi-
bridus, erwähnt wird, ins Jahr 708 setzt ^*).
Auf Weomadus folgt Richbodus, wie der Prümer Co-^
dex schreibt ; der Echtemftcher hat lübbodus, der St. Ghis-
lainer Rimbodus. Richbod's Nachfolger heisst in den drd
Katalogen Wizo, sonst Wazzo. Amalarius Fortunatua
fdilt wiederum in unsem drei Verzeidinissen ; über den Grrod
der Auslassung halte ich meine Meinung noch zurück. Statt
Hetti gibt der Echtemacher Heito, und zwar nicht im Oon-
text, sondern am Rande der Handschrift. Im Verlauf wird
ebenda Liudolfus, Egübertus und Meginnerus geschrieben.
Zum Schlüsse folge eine Notiz über eine für unsern Ge^
genstand sehr interessante Handschrift, welche Laurentiua
a Turre in seiner Dissertation de duobus Psalteriis
Foroiuliensibus (bei Gori Symbal. litt. X. 183 ff.) be-
sdireibt, leider in einer so unvollständigen Weise, dass wir
kaum Gewinn aus seiner Beschreibung ziehen können. Daa
eine dieser Psalterien, welche zu des Verfassers Zeiten in
Friaul aufbewahrt wurden, stammt aus Trier. Es bestand
aus dünnem Membran in Quartform und enthielt sämmtliche
Psalmen nebst den Canticia. Der Text hatte keine Cotonnen,
zuweilen Puncte, sonst keine Interpunction. ZudemTedeum
war aagemerkt : Te Deum quem S. Ambrosius et S. AugUr
stinus invicem condiderunt ; den Cantids war die Oratio Do-
minica, das Symbolum apostolorum und das Symbolum Atha-
nasianum beigegeben. Zu Anfang des Psalters befand sich
ein Bild David's, darauf folgten vierzehn Darstellungen, quibus
*quatuordecim Trevirenses Archiepiscopi coe-
Brequigny, Cliiirtes, I, 3^1.
44 Die filtern Biflckoffkaialoge vea Trier.
Ucolis adscripti Pontificiis vestibus omati optimis coloribus
auroque illiti repraesentabantur'. Dem Psalter war ein Ca-
lendarium mit den Namen zahlreicher Bischöfe und Mönche
Deutschlands und Galliens vorausgeschickt.
Gegen Ende des Codex fand sich das Bild eines Bischöfe,
dem ein Diakon ein Volumen reicht, dabei die Worte: Do-
num ffert ßuodpreth . . . quod Praesul suscipit Egbreth.
Nach vielen andern Bildern folgte am Schlüsse eine lange
Allerheiligen -Litanie mit vielen deutschen und gaUischen
Bischöfen und Mönchen, darunter zweiundzwanzig
Trier'schen Bischöfen*in litteris quadratis et auratis'.
Die Handschrift kam durch die Prinzessin Gertrud (daher
Codex Gertrudianus) an die hl. Elisabeth von Thüringen,
später durch Vermittelung des Patriarchen Bertold, Bruders
der Herzogin Gertrud von Meran, Mutter der hl. Elisabeth,
nach Friaul in den Besitz des dortigen Kapitels. Da in dem
Calendarium Ostern zum 27. März (VI. Kai. Apr.) bezeichnet
und B als Sonntagsbuchstabe angegeben ist, so schliesst Lau-
rentius a Turre auf das Jahr 981 als Datum des Codex. Die
Buchstaben G. R. H., welche häufig am Rande des Codex
wiederkehren, deutet er Gertruda Regina Hungariae. Ich
meruestheils zweifele nicht, dass die Handschrift gleich mehrem
andern kostbaren und reich illustrirten Codd. auf Geheiss
Egberts in Kloster Reichenau geschrieben wurde. Das dem
Psalterium vorausgeschickte Calendarium ist in mehr als einer
Hinsicht interessant ; ich lasse es hier nach Laurentius a
Turre abdrucken, weil dessen Schrift äusserst selten und wol
nur wenigen Lesern zugänglich ist.
Januarius. ©
HI. N. Oct. I. Joan. Evang. ludiuda.
Februarius.
VIU. K. Cath. S. Petri in Ant. HeukiTc.
O
mi. K. Alexandri Ep. et Conf. Hfltiuiti.
Die ftltorn 6i0c1>öf»kataloge tob Trier.
45
Martius.
XV.- K. Alexandri p.
XTT. K. Benedict! ab.
Ltmigart.'
O
Odalricus. 0
Aprilis.
VI. Id. SS. Vn Virgin.
Junius.
VI. K. Joh. et Pauli,
m. K. S. Petri et Pauü.
Diepoldus
Marchio. O
Sophia comitis(sa).
Bertholt ? co(mes).
Julius.
V. Id. Translatio S. Benedicti ab.
Id. ßeinsuinde V.
XTTT. K. Gabini et Maximü mr.
Boppo Comes.
O
abonoldus.
Winoldus.
VI. K. Acontii et Emeriti mr.
udilbert. m.
Augustus.
Salme ducissa 0
IUI. N. Stephani ppe et mr.
vn. Id. Afre V. S. Donati mr.
Adilbertus abb.
Diepoldus.
September.
Vm. Id. Magni m.\
Vm. K. Conceptio S. Isah.
V. K. Corme et Damiani mr.
Sophia 0
Heinricus come —
monachus 0
Richmha.
October.
XIin.K. Meviolfi Diac. et. Conf.
V. K. Nat. App. Simonis et Jude.
Bertha. 0
Bolih, dux.
November.
Vin. K. Crisogoni mir.
n. K. Andree Ap.
mahtilt.
margarete.
December.
E. Dec. Gandidi m. Adihett Oomitisaa.
m. Id. Damasi ppe. Victoria m.
XVI. K. Ignatii epi et mr. Boppo comes. 0
Gernot m.
Ob der Codex Gertrudianus gegenwärtig sich noch m
Friaul vorfindet, kann ich nicht sagen ; jede Auskunft darü-
ber, wie jede nähere Mittheilung über den Inhalt der Hand-
schrift würde nur natürhch sehr willkommen und könnte für
unsere Trier'sche Geschichte vielleicht von Wichtigkeit Söul
Br. F. X. ILraits.
il. Benkmäler,
1. Der ^nit) von ))i|rtm^nt
a. Die Fundstelle«
Als ich im Herbste und Winter des verflossenen Jahres
im Auftrage der fürstlich waldeckschen Regierung die Neu-
fassung der Mineralquellen zu Pyrmont* zu leiten hatte, liess
ich um Wasser und kohlensaures Gas tief ablassen und mich
dem uralten Sitze der Quellen mehr nähern zu können, tiefe
Abzugscanäle anlegen und um den Brodelbrunnen her eine
umfangreiche (über 60 Fuss lange und halb so breite) Aus-
grabung auf 12 Fuss Tiefe ausführen.
Der Brodelbrunnen selbst stieg in einer Vertiefung ssu
Tage, welche kaum 5 Fuss in den aus Pflaster, Schutt uftd
Ka&tuflf gebildeten Boden hinabreichte und nur auf den
Seiten IV2 Fuss hoch in Bohlen gefasst, am Grunde mit
Baumstämmen nnd Faschinen belegt war. Er entsprang
einem kaum 3 Fuss weiten von lockern Reissböndehi erfüllten,
den Schwemmboden fast senkrecht durchsetzenden Loche.
Auf dem unter der Bohlenfassung Kegenden Faschinenboden
und den obem Partien der Reissholzwellen im Quelloche wurdefi
viele Kupfermünzen aus der Neuzeit, namenthch deutschen,
seltener ausserdeutschen (englischen, russischen, französischeif
tmd belgischen) Ursprunges aulgefunden. Die ältesten mir
m Gesichte gekommenen waren Paderbomer und Soestet
48 Der Fond von Pyrmont.
Gepräges aus den Jahren 1520. In den tiefem Partien der
Reissholzbündel im Brunnenloche konnte keine Münze, kein
anderes Kunsterzeugniss bemerkt werden, während oben
ausser den Münzen noch Ringe von Gold und Bronze, zin-
nerne LöflFel, Pfeifenköpfe, Flaschen, Gläser, Krüge, Messer-
hefte, Schuhe, Stöcke, sogar ein Regenschirmgestelle u. d. m.
versenkt waren.
Durch die Ausgrabungen wurden nun unter dem Pflaster
des Brunnenplatzes und dem in den letzten Jahrzehnten be-
hufe dessen Erhöhung aufgefüllten Schutte eine KalktufiF-
schicht aufgedeckt, wie sie sich gern um Mineralbrunnen an-
setzt, welche Kalkbicarbonat aufgelöst enthalten, wenn diese
Brunnen ungefasst im Wiesenboden aastreten.
Unter diesem Kalktuffe lagen abwechselnde und stark-
gekrümmte Schichten von Lehm, stark eisenhaltigem kalki-
gem Thon und aus Schilf, Gras, Moos, Laub, Strauch- und
Baumwurzehi gebildetem Torfe. Auf nachstehendem Profile
habe ich eine genaue Abbildung der südösthchen Seite der
Ausgrabung eingezeichnet. — In den schwärzer angelegten
Torfechichten D D stecken die Baumwurzeln fest, sie gehör-
ten in oberen Lagen Erlen und Haseln, tiefer bei e Buchen
und endlich bei d einem etwa 3 Fuss dicken umgesunkenen
Lindenbaume an. In dem untern Torfe bei e und d lagen
viele Fruchtkerne von der wilden Kirsche, von Schlee, Buch-
ecker, Hasehiuss, auch Eichehi, Lindenfrüchte u. d. m.
Der Sphnt des Lindenbaumes, Moos und Holzschwämme an
seiner Oberfläche fanden sich gänzlich in Schwefeleisen um-
gewandelt oder damit imprägnirt, während sonst weder im
Torfe noch im Okerabsatze der Quellen diese Substanz ent-
deckt werden konnte.
Das Vorkommen fest gewurzelter Bäume in den sich
wiederholenden Torfschichten beweist klar, dass das Terrain
um die Quellen allmählig durch Aufechlämmung vom nahen
Bomberge her erhöht wurde. Als der Lindenbaum d, dessen
Der Fund von Pynoont.
4$
I. V Brodelbrunnen. M. durch die Ausgrabung aufgedeckte alte
Sauerquelle. A. Strassenpflaster. B. Bauschutt. C. Kalktuff. D. Sieben
verschieden dicke Torflager mit Erlen-, Haselnuss- und Buchenwurzel-
stöcken. £. Lehm, Thon und Ocker zwischen den Torfscbichten liegend.
d. Umgesunkener mit der Wurzel noch im Boden stehender Lin-
denbaum, e. Buchenbaum, a. Stelle wo das emaillirte Gefäss lag.
b, c. Stelle an welcher die Fibula und Münzen gefunden wurden,
f, Fundpunkt moderner Münzen aus den Jahren 1520 bis 183B.
Wurzel 12 Fuss tief unter der jetzigen Oberfläche Stack,
grünte, trat kurz oberhalb des Brodelbrunnens, da wo im
Plane 11 die Trinkhalle und der Pyrmonter Stahlbrunnen
4
»
Der Fund vom FynndDt.
TrinIChaUc
T ^ y ^ f
4for^
MXi
(V) angegeben sind, noch der Buntsandstein unbedeckt her-
vor, jetzt liegen 5 bis 6 Fuss Torf und Ocker auch auf ihm.
Seit jener Zeit wurd^ die pyrmonter Sauerquellen durch
die allmäh%e Erhöhung des Terrain zu immer höherem
Ausflusse und immer weiter gegen den Bergabhang herauf-
gedrängt. Als jener Lindenbaum grünte, waren der jetzige
Brodelbrunnen I, sowie die Quellen IV und V wahrschein-
lich noch gar nicht vorhanden, die Quellen 11 und III aber,
welche durch die Ausgrabung wieder aufgedeckt wurden,
lieferten damals allein gasreiches Mineralwasser.
Am Fusse des erwähnten, offenbar durch die Quelle, über
welche er in schiefer Lage hingesunken war und welche er
theilweise dadurch verstopft hatte, zum Theil in Schwefeleisen
umgewandelten Lindenbaumes d, entdeckte man bei a ein bron-
cenes, aussen emaillirtes Opfergefäss ; bei b c aber lagen zwi-
schen Moos, Gras und Laub, nicht im Quellocker, sondern im
alten Waldboden, sohin bestimmt nicht in der Quelle II drei
Münzen von Domitian, Trajan und Caracalla, etwa ein Dutaend
D0D>Fiiind ¥0«) Pyrinoait« 91
Sohnalleu uBd ülier »ivdiidiiideFt FibiUaie ¥on verschiedener
Form. Nahe am zweihundert Fibulae, aehn Einge und zwei
MüoQzen habe ich selbst mit eigenefn Händen, als ich nach ver-
sehwefelkiesten Früchtem suchte, auf der mit b c bezeichneten
kaum neun (9) Quadratfuss umfassendem Fläche aufgenom'
men, ycm andern wurden auf demselben Platze wohl noch
hundert Fibulae und Binge gefanden, an keiner andern Stelle
der Ausgrabung kam aber etwas ähnliches vor ; das emsigste
Nachsuchen blieb ohne Erfolg. Die Dicke der Schicht, in
welcher diese Dinge lagen, beitrug kaum 2 V2 Fuss, unter und
über ihr war der Schlamm und Torf leer. Ein kleiner bron-
cener Löffel ward ausserdem im ausgeschöpften Schlamme
aufgefunden, es ist aber zweifelhaft ob er neben jenen Mün-
zen und Fibulae gelegen hat; wahrscheinlich lag er in hö-
herer Schicht. Der Finder lieferte ihn später ab.
Zwischen den Quellen I und n und zwischen n und in
wurden in derselben Tiefe, worin die Fibulae lagen noch Reste
von zwei roh gearbeiteten hölzernen Schöpfgefässen aufge-
deckt. Das Hofe daran war sehr weH zerstört, so dass sie
sich beim Austrocknen in Splitter auflösten.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden die Metallgegen-
stände der Quellgottheit zum Opfer dargebracht, nicht wie es
bei den Römern üblich war, in die Quelle selbst versenkt, sondern
in deren Nähe am Fusse eines vielleicht geheiligten Linden-
baumes niedergelegt. Der Sturm stürzte den Baum, auf
dessen Querschnitte ich über zweihundert Jahrringe zählte,
über die heilige Quelle, Krieg und Auswanderung Hessen
. den heiligen Ort in Verfall und Vergessenheit gerathen, und
Regen und Schneethauen verschlämmte ihn allmählig bis
10 Fuss hoch mit Lehm und Torf.
Die erste Bohlenfassung der Brodelquelle wurde um das
Jahr 1680 angelegt, vorher quoll der Brunnen in einem un-
gefassteu Loche auf einer Wiese. Wenn angenommen wird,
dass die Münze von Caracalla um das Jahr 218 nach
5t Der Fund von Pyrnioot.
Christo, also kurz nach jenes Imperators Tode an die QaeUe
No. n niedergelegt wurde, die zehn Fuss dicke Lehm- und
Torfdecke zwischen der Wurzel des Lindenbaumes d und
der Oberfläche des jetzigen Brodelbrunn«iaustrittes sich aber
von dieser Zeit (218 n. Chr.) bis zur ersten Fassung des Bro-
dels (bis 1618) ununterbrochen fort entwickelt habe, so ent-
standen durch Pflanzenwuchs und Aufspülung an diesem
Punkte jährlich ^Vw = i*f Zoll Lehm, Torf und Kalktuff ; d. h.
der Boden erhöhte sich jedes Jahr um 0,08 Zoll, oder da
alle vorher angeführten Maasse Kahlenberger Maass sind, um
ca. 0,001 Mtr.
Darm Stadt, den 12. Juli 1864.
Rudolph Iiudiris*
b. Die einselnen Fundstacke älterer SSeit.
Hierzu Taf. I.
Nachdem Se. Durchlaucht der Fürst von Waldeck die
Hersendung der Fun(^ücke des Pyrmonter Fundes gnädigst
gestattet und dem Vorstande dadurch die Möglichkeit gege-
ben war, einige derselben auf der beigegebenen Taf. I ab-
bilden zu lassen, mögen zu ihrer Erklärung die schätz-
baren Erläuterungen, welche unser verehrtes Ehrenmitglied,
Herr Geheimrath Dr. von Olfers ExceUenz, im Anzeiger der
archäologischen Zeitung ^) veröffentlicht hat, von einigen ab-
weichenden Bemerkungen unsrerseits begleitet, dem Hauptin-
halte nach an dieser Stelle folgen.
Dass die einzelnen Fundstücke in ganz verschiedenen Zei-
ten in den Brunnen geworfen worden sind, sowol in römischen,
als in mittelalterlichen und modernen, ersieht man bereits aus
ihrer Aufzählung im Fundberichte. Ebenso wird mit Recht
aus der grossen Anzahl der dem Frauenschmuck angehören-
1) Archäologischer Anzeiger Nr. 187 zur archäol. Zeilung. Jahrg.
1864. p.246.
Der Fuad von Pyrmont. ^3
den Gewandnadeln geschlossen, dass diese nicht durch Zufall,
sondern absichtlich an ihren Fundort gelangt seien.
Eine Mittheilung des Herrn Legationsrathes K. Meyer
in Berün, wonach ähnliche Darbringungen nicht nur aus den
Zeiten des römischen Alterthums, namentlich mehrerer Mi-
neralquellen Italiens, sondern auch aus celtischer Sitte nach-
weislich seien, wie dies besonders ein Beispiel auf der Insel
Wight erhärte, wo man vor ungefähr 20 Jahren bei der Rei-
nigung und Herstellung des alten Römerbrunnens des Schlosses
Caerisburghcastle mehrere Scheffel altbritrischer Nadeln
fand, gewährt zum Pyrmonter Funde eine sehr bemerkens-
werthe Analogie. Herr Meyer berichtet weiter, in Wales
bestehe noch ein alter — - wenn auch als heidnisch-abergläu-
bischer geheim gehaltener — Gebrauch, wonach junge Braut-
und Liebes-Paare sich an einen Quell oder Brunnen lagern,
und gleichsam als Pfand ihrer untrennbaren gegenseitigen
Anhänglichkeit eine Anzahl Heft- und Steck-Nadeln hinein-
werfen.
Für die Bedeutung des Cultus heiliger Bäume und Quel-
len überhaupt bedarf es nur der Anführung der neuesten
Schriften über diese Culte von Bötticher 2), Curtius *) und
Lersch*). Letzteres Buch berichtet uns, dass auch meh-
rere Mineralbrunnen unserer Gegend, so Roisdorf, Tön-
nisstein, der Heilbom im Brohlthal und Gerolstein bei
ihrer Reinigung römische Funde aufv^iesen. Wie wenig
der Quelle von Pyrmont eine sacrale Bedeutung in alter
2) Carl BftUicber : Der BRiuncultus d. Hellenen, nach den gottesdienst-
lichen Gebranchen u. den öberlief. Bildwerken dargest. Berl. 1856.
3) E. Curtius ober griechische Quell- und Brunneninschriften.
(Aus d. 8. B. der Abb. d. k. Ges. der Wiss. zu Göttingen). 1859-
4) Dr. B. JM. Lersch: Geschichte der Balneologie, Hydroposie und
Pegologie oder des Gebrauchs des Wassers zu religiösen, diätetischen
und medicinischen Zwecken. 1863. Vergl. die Anz. dieser Schrift in
unsern Jahrbb. H. XXXIY. S. 134 ff. von Freudenberg.
64 Der Fdtid YvnPymnDiit.
Zeit fehlte, erhellt wd genugsam daraus, dass sie noch
im 17ten Jahrhundert i^de hyllige Bona genannt ^urde, die
G^end aber, noch dm Namen des heiligen Angers fuhrt.
Wie alt mögen auch die ältesten der Baume gewesen sein,
deren Beste man fand, da die noch halb aufrecht stehende
linde über 200 Jahresringe zählte.
Betrachten wir nun die einzelna:i Funde, so eirweisea
sich zunächst als unbedingt römisch drei Silber-Denare Do-
mitians, Trajaa^ und Gaxacalla's. Zwei (Domitian und Ca-
racalla) wurden neben der Baumwurzel und in der Nähe der
Spangen gefunden, der dritte, von Trajans Prägung später
von derselbe Stelle her beigebracht.
1. Domitian.
Av. : IMPerator CAESar DOMITIANVS AVftustus Pontifex
Maximus
Eev.: TRibunicia Potestate COnSul VH. DES^natusVffl
Pater Patriae.
Minerva, auf der Rechten eine Victoria, in der Linken
eine Lanze. Aus dem Jalure 81 n, Chr. und dem 7. Oonsu-
late des Domitians, als er das Imperium eilangt hatte, und
zum Gonsul (YIU.) des folgende Jahres ernannt war.
2. Trajan.
Av.: IMPeratori TBAIANO AVGusto GERmanico DA-
Cico Pontifiki Maximo TRibunicia Patestate GonSuh
VI. Patri Patriae
Rev.: S.P.QJI. OPTIMO PRINCIPI
im Abschnitt: VIA TRAIANA.
Liegende weibUche bekräazte Fi^ur mit einem Rade in
der Rechten, auf den linken Arm gestützt mit einem Zweige.
Vielleicht bezüglich atrf die Strasse durch die pontini-
schen Sümpfe nach Brundusium.
Zwischen 112—117, wohl vor 114, da er optimus ge-
nannt, und nicht als Parthicus bezeichnet wird.
3. Caracalla (von geringerem Lothe).,
Der Fnnil wo» ?fffmon%* 55
AT.: Marcos AVBelins ANTONInus OABSar PONTIPex
Hey.: MARTI VLTOBI.
Mars links schreitend mit Laoae in der BeeMen und
Tropäum auf der liidcen Schulter. Vor dem J. n. Chr. 198
geprägt, wo Garacalla bei Lebzeiten des Septimiu8 Saverus
als Caesar Antheil an der trib. pot. erhielt.
Von d^ He&spangen und Fibeln, deren Zahl mehrere
Himdert beträgt, befinden sich die meisten sammt dien an-
deren Fumistt]id[)en in Pyrmont, die übrigen in den Mi^een
at Darmstadt imd Mainz. Unter ihnen muss mm Mjoter-
scheiden:
1. eine geringere AnzaM ringförmiger einfacher Gtirtelscbnal«*
len, an den zusammeotretenden £nd^ seitwärts plattge*
drückte ßchlangmköpfe mit Kämmen oder Oesen bildend.
2. eine grössere Anzahl Heftq^angen meist sehr «infach^sr
Form, die Federung durch die Windungen des Drahtes
hervorgebracht, welcher zugleich die Zunge bildet. Die
Figuren 4. 7. 8. zeigen die zumeist charakteristischen und
ausgezeichnetsten dieser Fibeln und setzen es ausser Zwei-
fel, dass dieselben dem römischen Zeitalter angehören.
Anders steht es:
3) mit vier silbernen Gewandnadeln, die auf ihrer Oberfläche
einen Schmuck rcAer ' Kun»tbfldung zeigra. Wir sehen
einen Reiter (5), einen Hasen (3), einen WoK (6) und einen
Eber (9) in getriebenem Silber, welches unter sich eine
Folie von Harz — wie es uns scheinen will — zur Fül-
lung hat
Wenngleich auch ähnliche Fibeln und Thiergestalten in
Italien vorkommen ^) und uns die .eigenthümliehe Teohnitk
sofort an unsre hervorragendstem ßilberarbeiten der römi-
schen Kunst, an die Lauersftyrter Phaleren erinnert, so ist die
Richtung zu Thier- und Bestien-Bildungen in der Omamen-
5) Uttdensohmit: Die vaterUndisofaeii Alterthunier <der Hohen-
zfiAleuBfohiBii SßWfß^ungw wi Sign^viAgeii. Tut ]^X^YU 19» 14* 15.
56 Der Fand von Pyrmont.
tation der Schmnckgegenstände doch unbedingt eine einhei-
mische, eine gallische, die von den Franken übernommen,
das ganze Mittelalter hindurch ihre Fortentwicklung fand.
Gallische und fränkische Fibeln ähnlicher Bildung, sowol in
Silber, wie noch häufiger in emaillirtem Kupfer, finden sich
in den Museen zu Poitiers, zu Paris im Cabinet des Me-
dailles der kaiserl. Bibliothek^) wie zu Mainz '). — Wenn Herr
von Olfers annimmt, diese Fibehi wie auch die vorigen und
die beiden nachfolgenden Gegenstände, nämlich die emaillirte
Schöpfkelle und der kleine Löffel, seien vergoldet gewes^
so bedauern wir uns nicht davon überzeugen zu können.
Denn aDe diese Gegenstände von Bronze sind an und far
sich von einer hellen Metallmischung, die keiner Vergoldung
bedarf, sondern, wie eine Anzahl im J. 1856 beun Baggern
im Rheine gefundener Gegenstände, die in unseren Jahrbü-
chern von Prof. Freudenberg*) beschrieben sind, ausser
6) Labarte: Recherches sur la Peinture en email p.-49.
7) Lindenschmit: Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit,
lieft. VIII Taf. VIII. 10. 13.
8) Heft XXV. S. 100 fg.: „Römische Alterthümer im Strombett des
Rheins gefunden^. Dass die Römer die Eigenschaft des Erzes (aes),
dessen drei verschiedene Mischungen Plinius (Natural, bist. XXXIV,
c. 20 beschreibt) im Wasser der Oxydation zu widerstehen und mitbin
seinen Glanz zu erhalten wohl gekannt haben, erhellt ganz deutlich
aus einer, so viel ich weiss, bisher unbeachteten Stelle des' Vegetias
(de re militari 1. V, c. IV), in welcher er von der auf den Bau einer
Liburna (d. h. Brigantine) zu verwendenden Sorgfalt spricht. Ex cu-
presso ergo, et pinu domestica, sive silvestri larice et abiete prae-
cipue Liburna contezitur, utilius aereis clavis quam ferreis
configenda. QaamHbet enim gravior aliqnanto videatur cxpensa,
tarnen, quia amplius durat, lucram probatur afferre. Nam ferreos
clavos tempore et humore celeriter rubigo consumit, aerei autem,
etiam in fluctibns propriam substantiam servant. Hierhin gehört auch
eine Stelle bei Caesar B. 6. IV, 31 — quae gravissime afflictae erant
naves, earum materia atque aere ad reliquas reSciendas utebator.
Der Fund von Pyrmont. 57
Zweifel setzt, durch längere Einwirkung des Wassers die Gold-
farbe annimmt.
Dieselbe Farbe hat, wie bereits erwähnt,
4) der kleine Löffel, den wir in gleicher Grösse auf unsrer
Tafel finden (Taf. 1 10). Bemerkenswerth an demselben
erscheint der in eine Traube oder einen Tannenzapfen —
was schwer zu unterscheiden ist— auslaufende Stiel so wie
das im Innern des Löffels eingeprägte kleine Meisterzeichen,
bestehend aus 3 Löffeln mit Spuren von zwei Buchstaben
an den Seiten derselben. Wir stimmen der Meinung des
Herrn von Olfers, dass dieser Löffel mittdalterlich sei,
vollständig bei.
5) Offenbar der werthvollste Gegenstand unter den Fund-
stücken bildet die Schöpfkelle aus hellem goldglänzen-
dem Erz (Taf. L l.;2). Eine grosse Bedeutung erhält sie
für die Kunstgeschichte durch ihren bunten Emaille-
schmuck, indem dieser die Frage aufdrängt, ob das
Kunstwerk sich der Kategorie der zahhreichen mittel-
alterlichen Emaillearbeiten anreiht, oder aber als ein
antikes Erzeugniss anzusehen ist, das dann als eines der
seltensten Werke der einheimischen, der occidentalischen
Emaille, der 6mail champlev^, erscheinen würde.
Den Mantel des Gefässes füllt ein blauer Emaillegrund,
in welchem in der Farbe des Metalls schmale Lineamente
Unter dem als Bestandtheil der Schiffe genannten aes scheinen näm-
lich nicht bloss die gewöhnlich aus Erz geformten Schiffsschnäbel
und Schiffsverzierungen (vergr. Welcker^s belehrende Abhandlung ober
die im Mus, valerl. Alterth. zu Bonn verwahrte phallusförmige Schiffs-
verzierung in d. Jahrbb. XIV. S. 38ff.), sondern aach Erzblech, mit
welchem die Kriegsschiffe beschlagen waren (daher aerata triremis
bei Uoraz), und namentlich auch eh er ne^Nägel gemeint zusein. Einen
solchen grössern Schiffs-Nagel oder -Pflock, so wie auch einen klei-
neren glaube ich unter den in dem Rheinbett gefundenen Bronze-
gegenständen a. a. 0. auf Taf. I. II in No. 20 und No. IIa und IIb
nachweisen zu können. J. Fr.
58* D«c Fand von Pyraioat.
seehft Ftoftdce construiren. In der Mitte eines jeden der-
selben befindet sich ein zweites kleineres Fünfeck. Das Innere
der letztern und die Zwickel, welche die grossem Fünfecke oben
ku9sen, fiülen Blattomam^te in grüner und rother Farbe.
Ein spiralförmiges Ornament nimmt den Banm zwischen den
innern und änsBem Fünfecken ein. Blauer Emailtegrund
fäilt audi die Oberfläche der Handhabe. Ob die kleinen
Bi&tter in deren Ornament roth oder grün waren, lässt sich
mit Gewissheit nicht entscbeidai, denn sie sind nunmehr
leer, wie überhaupt nur an den beiden Endpunkten die Hand-
habe noch ihren Emaille-einsatz besitzt. Es ist desshalb an
dieser die Technik der ^mail champlev^ am fasslichstea zu
gewahren. Zur Anihahme der Farben erblicken wir hier die
Metallfläche vertieft ausgearbeitet, während die Lineameote
der Zeichnung ab aufrechte Metallstreifen stehen blieben,
so dass also alle Gontooren von dem Metall des Ge^ses ge-
bildet werden« Letztere erscheinea auf ufisei\er Tafel weiss,
die biauen Emaillegründe schwarz sebattibrt; die schrägen
Bfatttschattirungen entsprechen der grünm Farbe, die senk-
rediten dier rotbem. Upser d^Bm zeigt somit in blauem
Gnmde eine goldige Omamenteeichnung mit grünmi und
rothen Blattformen. H^r von Olfers äussert sich aber die
Scböpfkielle also:
)>Eine schön mit farbiger Smalte aussen verzierte und
vergoldete Schöpfkelle von heller Bronze, von etwa 4 Zoll
Durchmesser, mit einer flachen oben gleicher Weise verzier-
ten Handhabe von oa. 3 V2 Zoll Länge. Die Smalte von
blauer, rother und grüner Farbe, jetzt zum grossen Theile
zerstört, ist von guter Masse und in getrennten Feldern in
der Weise angebracht, welche man als *mit ausgegrabenen
Feldern' (& champ lev€) gearbeitet bezeichnet. Muster und
Arbeitsart gleichen denjenigen, welche sich von der byzanti-
nischen Zeit bis in die rheinisch-fränkischen Fabrikationen
des 12. und 1-3. Jahrhunderts hineinziehen.«
Wenn sdion iia<^ diesen Worten Herr vott Olfets fiei-
de&k^n getragen haben mag; gerademi 2u isagen^ daB 'Gefäsft
gi^öre dem 12ten Jahrhundert aa^ usnd mir ganz einfadi
die Aehnlichfceit mit Werken jener Zeit hervorhob, &o äussert
sich unser Vorstandsmitglied, Prof. aus'm Wcerth, der üA
eingehend mit dem Studium der Emaille beschäftigt, dailäwr
in entgegengesetsrter Weise also:
»Es dürfte sich bei wiederholten Untersuciiungen als
unzweifelhaft herausstellen, daßs das emaaUirte Qefäss
vo»n Pyrmont als ein Er2)eugniss der gallisch ^ römißchan
KunM an£usefaii ist. Wir sagen absichtlich ctar gattisdb
römischen Kunst, sowol an die Mr die Geschichte der
Emallte häufig herangezoigene Stelle des Phiiositra^ ^ ^
dftss die Ausländer am Weltmeere, unter denen man nach
dner einschlägigen Stele bei Plinius die Cetten «i tim?*
stehen hat, das Zaumxeag ihrer Pferde mit eingesehmoi^
zenen Farben schmückten — denkend, ate der Frage, wfe
Wiest die von den Bömem unzweifelhaft ge^te Emajlle-
kunst auch uf die Kun^ewerte d«r Gallier EiBÄüas ^*
hieiteb, Bedhamng tragend. Bei dear kritiscten Betrachtung
des Pynttoöter Gefisses dürfte xunächßt festzustellen sein,
diass wol keine der b^ier bK^annt g«wordeiv^ snittelalt^^
liehen Emaillen ans diesem helkm IS^ra, sondern satte aus
rothemKupibr beätehn, welches seineir dnnkli^ Fiurbe haübedr
eben immer eine Uebetgoldung eüMeU. Die meisten Huttel^r
alterlichen Emaillen neigsen dann ausserdem sMs die Mit-
hülfe der Gmvur in den zur Bildfläche gebörenden M>etall^
tfaf^en. Aber auch die Fbrm der Schöpfkelle entsipiiuaht
nach allen uns zu Gdwte stehenden Analogien wieit mdir
römischen denn mitteialteriich«! Ge£ässisn; ein mittdalter-
liches dieser Form ist uns nicht bekannt. Am mBisten m/t
9) Philostrat. Jcon. Hb. I Nr. 28. Vergl. Kuglers Kritik des La-
barte'schen Buches p. 65 des IX. Jahrg. (1858) des deutschen Kunst-
blattes.
60 Der Fand von Pyrtnonl*
Entscheidung trägt der Vergleich der P3rrmonter Schöpf-
kelle mit jenem von Labarte ^^) in seinem vortrefflichen Buche
über die Emaillekunst al^ebildeten emaillirten Metallgefässe
bei, welches 1834 in Bartlow in der Gra&chafb Essex in
England in einem römischen Grabe gefunden wurde. Das
«iglische Gefass zeigt freilich eine andere Form, aber es be-
steht genau aus demselben hellen Erz; dieselben Farben:
roth, blau und grün, und nur diese kommen in seiner Email-
lirung vor; ausschliesslich Blattomamente und Linien dienen
zur Verzierung beid«* Gefasse und vom Boden zum Mantel
sehen wir bei beiden ganz g^iau den überragenden in kleine
Kuppen ausgeschlagenen Rand. Wenn ausserdem noch etwas
zur-Bestärkung unserer eigenen üeberzeugung beitragen kann,
so ist es die Zustimmung des Hrn. Conservators Dr. Lin-
denschmit in Mainz, der uns schreibt, dass er ganz ent-
schieden der Ansicht beitrete, in dem Pyrmonter Gefass ein
antikes Geräth zu erkennen.«
Von untei^eordneter Bedeutung erscheint es, ob man
der kleinen Schöpfkelle zur Reparation einen doppelten Bo-
den als Fütterung gab und ob die roth bezeichneten kleinen
Blätter wirklich diese Farbe hatten. Prof. aus'm Weerth
bemerkt in Bezug auf letztern Umstand: »die rothe Farbe
sei desshalb bedenklich, weil sie an keiner Stelle; wo man
ihre angeblichen Spuren in den Vertiefungen wahrnehme, bis
zur Oberfläche erhalten und somit unzweifelhaft erscheine.
Diese rothen Farbspuren seien nämlich auch in solchen Ver-
tiefungen vorfindlich, die entschieden grüne und blaue Emaille-
fällung hatten, woraus hervorgehe, dass der rothe Stoff ent-
weder nur eine FoHe der Emaille überhaupt bilde, oder als
ein oxydartiger Niederschlag aus dem Wasser angesehen
werden müsse.«
10) Recherches sur la peintiirc en email. Planche B Kr. (>. ii. des-
selben Verf. Handbook of. the arts of the Middleage p. 126.
4. Die rümifd^e ttieberlaffttn^ bei ttenmieb
mi it)te DenhtniUer.
d. Beste eines GohortenseiobenB.
Hierzu Taf. II. 1—3.
Als bei Gelegenheit der 23. Philologen-Versammlung za
Hannover das zuerst in Dorow's Denkmalen germanischer
und römischer Zeit in den Kheinisch-Westphälischen Provin-
zen n, S. 67 ff. beschriebene und daselbst auf Taf. XV (fig. a)
in natürlicher Grösse abgebildete Neuwieder Silberrelief der
beigegebenen Tafel 11 in Folge gefälliger Hinsendung von
Seiten des Vorstandes des Vereins von Alterthumsfreunden
der archäologischen Section vorgelegt und von mir nament-
lich eine Aeusserung über dasselbe verlangt wurde, war ich
bei dem Andränge der verschiedenartigsten Geschäfte und
Störunge, wie sie die zahlreiche Versammlung mit sich
brachte, nur im Stande einen negativen Ausspruch zu thun,
der im Ganzen dahin ging, dass, wenn man das Belief als
Theü eines Cohortenzeichens anerkennen wolle, was doch den
höchsten Grad der Wahrsdieinlichkeit habe, und wenn man in
dem auf dem Relief dargestellten Krieger einen Kaiser erblicken
wolle, jedenfalls die späteren Kaiser (bas-empire) durch den
Mangel eines Lorbeerkranzes oder einer Strahlenkrone, die Kai-
ser von Severus Alexander an abwärts durch die abweichende
Haarfrisur, die Kaiser von Hadrian herab bis zu Septimius Se-
verus, Macrinus und Pupienus wegen des mangehidai Bartes,
Andere, z. B. die Flavier, wegen zu grosser Abweichung der
Gesichtszüge dabei geradezu auszuschliessen seien ; dass also
im Ganzen genommen nur wenige Kaiser zur Auswahl übrig
bleiben ; dass es, aber gar nicht nothwendig sei, in der krie-
gerischen Figur einen Kaiser zu erkennen, da es immerhin
62 Die römische Niederlassung bei Neuwied und ihre Denkmäler.
möglich sei, dass sie einen mit der Geschichte der betreffen-
den Cohorte oder der Legion, zu welcher die Cohorte gehörte,
eng verbundenen Mann darstellen solle. Als Beispiel führte
ich den Vs^leriua Meisalla an, iem m Ehren die Legio XX
Valeria Victrix benannt sei, hob aber ausdrücklich hervor,
dass es eben nur des Beispiels wegen geschehe.
Seitdem habe ich in Müsse der Sache weiter nachgedacht
und erlaube mir, die dadurch gewonnene Ansicht in etwas
ausgedehnterer und begründeterer Weise hier darzulegen.
Das in Frage stehende Belief ist nach Dorow*s ausdrück-
licher Behauptung zusammen gefanden mit einer der ardiäolo-
gisehen Section gleichfalls vorgelegten länglich- viereckigan Sil-
beiplatte (abgebildet auf Taf.!! 2 und bei Dwow Taf. XVm,
fig. 2), deren Inschrift OOH . V- . . beide Silberplatten ab Theile
eines Cohortenzeichens kennzeichnet; eine Deutung, wekhe
auch durch eine bei dem Belief gefundene, zum Durchlassen
des Schaffies gebogene Bronz^latte (Taf. II 3 und Dorow
Taf. XV, fig. c) unterstützt wird. Ein besonderer Grund zu
Zweifehl an der Zusammengehöri^eit der bezeichnete drei
Fundstacke ist, meines Wissens, eben so wenig vorhanden, als
zu Zweifeln daraiz, dass sie Theile eines Cohortenzeichens ge-
wesen sei^. Ich zweifle an Beidem durchaus nicht.
Schwieriger' als die Angabe der Bestimmung des Reliefe
ist aber jedenfalls die Beantwortung der Frage, wie die auf
demselben dargestellten Figuren zu deuten seien. Wenn wir
uns erinnern, dass an den Feldzeichen der Bömer die Bild-
nisse der Kaiser angebracht waren (Suet. Oalig. 14. Tib. 48.
Tac. Ann, IV, 2), dass Soldaten-Revolten gewöhnlich mit
dem Zertrümmern der Eaiserbilder an den Signls braunen
(Tac. Hist. 1, 4. 55. IV, 62. Plut. Galba 26. Cass. Dio LXIU, 25.
Herodiaa 11, 6, 17. VIII, 5, 22), so liegt der Gedanke sehr
nahe, auch m dem auf dem Neuwieder Relief dargestellten
jugendMchen Krieger, der, das Parazonium in der Rechten,
den Spiess in der link^, einen halb unter Haufen barbairi-
Dfe födtische Riedi»ria5ätiii|^ bef Neuwied hii<^ idre DeMitofiiäler» 68
seh^r Wafibn begrab^en bärligen Gfrm, aasoheixiend änxet
Flussgott, mit Füssen tritt, mim Kaiser suchen au m>llen<
Dorow glaubt auch (S. 67) äen jugendliehen Caraoalla in
dem Krieger zu erkennen, der den Kheia mit Fasse» tiritt^
and hält die Waffen für germanische und gallische. Ich
zweifle nicht, dass Andere bei genauerer Betrachtung des
Gesichtes einen anderen Kaiser vorziehen werden, d^m^ auf-
richtig gesprochen, es mangelt der Figur an einer Portnat*
ähnlichkeit, wie wir sie bei gleichzeitigen römischen Arbeiteaai
aus den beiden ersten Jahrhunderten nach Christo gewcAmt
sind. Aber es fragt sich auch, ob überhaupt an eiÄen zu
der Zeit der Anfertigung des Reliefs regierenden Kaiser ge-
dacht werden kann. Alle die Bildnisse, welche auf den grös-
seren Abbildungen römischer Feldzeichen, z. B. auf den Tra^-
Jans- und auf der Antoninssäule, sich finden, sind Bnötbilder.
Darstellungen von Gruppen, wie auf unserem Relief, siebt
man dort nicht, wenn auch die Form der dortigen Schüdei?
der des Neuwieder Reliefs vollkommen gleicht. Das wäre
ein Bedenken gegen den Versuch, in dem Neuwieder Relief
die Darstellung eines regier^den Kaisers suchen zu wollen-
Es kommt noch ein zweites hinzu. Vegetius sagt II, 6:
»Sciendum est autem , in una legione decem cohortes esse
debere. Sed prima cohors reliquas et numero milituBi et
dignitate praecedit. Haec enim suscipit aquilam, cpa&A
praecipuum Signum in Romano est semper exercitu et totius
legionis insigne; haec imagines imperatorum, hoc est
divina et praesentia signa, veneratur.«c Die Platte mit dem
Namen der Cohorte zeigt die Buchstaben COH.V. . . und es
bleibt noch immer unsicher, ob nicht iinter der Zahl V ein
oder mehrere Einer weggefallen sind, da die Platte an der
rechte Seite verletzt ist. Jedenfalls kann — soviel steht
fest — das Cohortenzeichen nicht der ersten Cohorte- ange-
hören, also auch, sofern die beiden Süberplatten zusammen*
gehören, wie oben angenommen ist, nach den angeführten
64 Die römiiche NiederUMung bei Neuwied und ihre Denkmäler*
Worten des Vegetius das Portrait des regierenden Kaisers
auf ihm nicht gesucht werden.
Hiermit kommen wir durch die Forschung nach der Be-
deutung der auf dem Relief beiöndlichen Darstellung auf die
Untersuchung, welcher Cohorte das Cohortenzeichen angehö-
ren möge.
Das Gasten, bei welchem die Fragmente des Cohorten-
zeichens gefunden worden , war eins der nördlichen Grenz-Ca-
stelle von Germania superior. Die daselbst gefundenen Ziegel
tragen die Stempel der Cohors IV Vindelicorum , der Legio
Vni Augusta und der Legio XXII Primigenia (Dorow a, a. 0.
S. 60 f.) ; auch die bei Neuwied gefundenen Münzen (Dorow
S. 66) sind grösstentheils aus den Zeiten der Kaiser, unter
welchen die beiden letztgenannten Legionen nachweislich die
Besatzung von Germania superior bildeten ; einem dieser Corps
dürfen wb wohl auch das bei dem Standquartiere gefundene
Signum zuschreiben. Die Inschrift COH. V schliesst die Co-
hors IV Vindeücorum hierbei aus, sie mag nun vollständig
sein oder nicht, und da die Form des Namenplättchens aus-
serordentlich lang und schmal ausfallen würde, wenn wir
hinter der Zahl V noch den Beinamen einer andern Cohorte
suppliren wollten, sind wir, wie uns scheint, in vollem Rechte,
wenn wir unser Augenmerk bloss auf die beiden genannten
Legionen richten. Auf den Münzen, welche Gallienus zu
Ehren der VIII Augusta schlagen Hess, ist dem Namen der-
selben ein Stier hinzugefügt, wie den Namen der XXII Pri-
migenia ein Capricomus begleitet. Diese Zeichen der beiden
Legionen führen uns also um nichts weiter ; aber der Name
der Vin Augusta leitet uns auf eine Person, die wir mit
Recht auf dem Cohortenzeichen dieser Legion suchen dürfen.
Weim auch der eigentlichen Gesichtsbildung des jungen Krie-
gers, vielleicht durch die Schuld des im Treffen nicht geübten
Künstlers, die Portraitähnlichkeit mangelt, so deuten doch
das bartlose Gesicht, der Mangel des Lorbeerkranzes, die
Die römische fiiederlassuiig bei Neuwied und ihre Denkmfiler. 65
Behandlung des Haares, der etwas lange Hals auf einen der
ersten vier römischen Kaiser hin, und der Name der Legion
lässt uns in dem dargestellten Krieger Augustus selbst er-
kennen, der auf diesem Cohortenzeichen nicht als gleichzei-
tiges Bild des Kaisers, sondern als ererbtes Zeichen des Stifters
und Eponymos der Legion vermuthlich erst in späterer Zeit
angebracht worden ist.
Es bleibt damit freigestellt, den bärtigen Alten, welchen
der Kaiser mit Füssen tritt, mit den neben ihm fluthenden
Wellen in Verbindung zu setzen und anzunehmen, dass da-
durch der Kaiser als Sieger zu Wasser, wie durch die auf-
gehäuften feindlichen Waffen als Sieger zu Lande, darge-
stellt werden soll.
Ich kann nicht umhin, eine Vergleichung der kürzlich
erst in der Villa der Livia aufgefundenen Statue des Augustus
(Monumenti delP inst. Vol. Vt e VH, tav. LXXXIV.) zu
empfehlen, die so viel Aehnliches mit unserer Darstellung
hat, dass man fast an eine rohe und unkünstlerische Nach-
ahmung derselben glauben könnte, zumal der von dem Re-
staurateur jener Statue dem Augustus in die linke Hand ge-
gebene Scepter mit mehr Recht dem zu dem Kriegerkleide
besser passenden Speere Platz machen dürfte. Auch der Kopf
des Augustus, der zur Erläuterung dieser Statue in den An-
nali deir inst. 1863, Tav. d'agg. P, beigegeben ist, kann die
Erklärung unserer Figur als Augustus nur bestärken.
Schliesslich mache ich noch auf die Form des unten
rechts angebrachten gebogenen Schwertes aufmerksam, das
nach den Abbildungen auf der Trajanssäule entschieden ein
dacisches ist ui^d mir darauf hinzudeuten scheint, dass das
Relief nicht gleichzeitig ist mit dem auf ihm dargestellten
Kaiser.
Hannover im October 1864.
€• ». erotefend.
66 Die römbche Niederlnwung bei Neuwied und ihre Denkmäler*
8a dem Neuwiedev Ooliortenaelolien.
Hierzu Taf. 11 1—3.
Zu der vorstehenden Besprechung des als Neuwieder
Cohortenzeich^is bekannten silbernen Relieftindes, eines in
seiner Art bisher einzigen Denkmals durch Herrn Archivrath
Dr. Grotefend erlaubt sich der Unterzeichnete, welcher an
der Diskussion über diesen Gegenstand in der archäologischen
Section der letzten Philologenversammlung Theil genommen,
aufgefordert durch das verehrliche Präsidium jener Vereini-
gung sowie durch Herrn Geh. ßath Ritschi, und von diesem
in den Hülfsmitteln der Betrachtung des Objects freundlichst
unterstützt, folgende Bemerkungen hinzuzufügen.
1. Eine genaue Erwägung des Fundortes, sowie der
Fundverhältnisse lassen auch nach meiner Ueberzeugung
nicht den mindesten Zweifel an der Bestimmung dieses Sil-
berrundes als Theil eines Signum militare oder vexiUum. In
einem Zimmer, welches an der der Porta Praetoria zuge-
kehrten Seite des grossen, einen Hof umschliessenden Mittel-
baues der castra von Niederbiber liegt, also zu den principia
castrorum gehörte, ward das Silberrund in der Ecke zusam-
mengedrückt, von einem Pfeil durchbohrt, zwischen fettem
Lehm gefunden*), dabei ein Bronzehalter, welcher hinten an
die Platte gehörte, feriier die silberne Platte mit Inschrift *),
ein eiserner Helm mit Kupferblech, ein sitzend zusammen-
gebücktes Skelet und endlich jene Sandsteinstatue auf viel-
seitig nach vom abgeschrägtem Postament, dessen Inschrift
uns eine Dedikation aus dem Jahre 239 p. Chr. und zwar
Genio vexiüariorum et imaginiferorum von einem vexillarius
1) Dorow Denkmale german. und röm. Zeit in den rheln. westphal.
Provinzen. II. 1826. S. 54. Taf. 11.
2) Dorow a. a. U. Taf. XYtll, 2. Lindenschtnit: Alterthümer un-
serer heidii. Vötteit (Maiti« 1864. 4) Heft VII T. 5. Hobel im II. Bande
des A. Ver. in Wiesbaden.
Die rAiniscbe PSiederlasiung bei Keawied and ihre Deakmäiek-. 67
und imaginifer gestiftet, aufweist^). In dem anstossenden
Räume auf der einen Seite war das tabularium,,wie die De-
dikationsinschrift auf den genius tabularii zeigt, in den Räu-
men auf der anderen Seite befanden sich die Altäre und
Statuenreste von Bronze, selbst von Silber verschiedener Gott*
heften, so vor allem des Mars Praestans. Die in einem Ab-
zugscanal dieses Baues gefundene interessante Bronzestatuettc
eines Genius, den bajoli et vexillarii collegio victoriensium
signiferorum mit Angabe von Jahr und Tag (246 p. Chr.)
und den Namen der vierzehn dabei Betheiligten stifteten *),
ist uns ein wichtiges Zeugniss, wie organisirt die zunächst
mit der Wahrung der Fahnen und Feldzeichen, dieses wirk-
hchen Heiligthums des römischen Soldaten, Betrauten waren.
2, Die Rundform und zwar specifisch mit jener Ein-
lassung, die gegliedert ist durch kleine mit Buckehi verzierte
Felder — wir können hier noch deutlich die Abtheilung durch
Triglyphen und zwei Buckel als dazwischen aufgehängte
Schilde erkennen — und mit einem Perlenstab eingefasst, ent-
spricht ganz jenen Scheiben, welche an den römischen signa
militaria mehrfttch, drei- viermal über einander befestigt sind
und im Innern regelmässig in Relief ein Brustbild enthalten^).
Wir können sie auch zusammenstellen mit den Medaillons
der phalerae, welche als Auszeichnung auf der Brust von
römischen Militärs getragen wurden, und durch die Lauers-
ftaischen Funde m neuer Zeit so lebendig uns vor Augen gestellt
3) I>orow a. a. O. Taf. VllI, S. 1^ f. Leisch Ceolralmuseum
fMntscb. Iiifecbf. U« $. 73. Steiner Cod. inscr. Oatiiibii et Rheni. U^
S. 57 n. 947.
4) Dorow n. a. 0. Taf. VI. S. 71 ; Lersch a. a. 0. III. S. 71 ;
Steiner a. a. 0. p. 58 n. "948.
5) Reiche Zusamnienstellnng bei Berndt Mauptotiicke der Wappen-
vrlsaetifcbafl. T. VlI, 8. 9. 10. 11. 12. lt. 14. 16. 17. la 10. 21. 38. 33;
vgl. dazu Weiss Gesch. des Costüms in Altertkum II. S. 1077ff. Fig.454
a— f. Guhl u. Koner Leben der Gr. u. Rom. II. S. 361, Fig. 609.
68 Die r^Smische IfiederlaMung bei Neuwied und ihre Denkmäler.
sind*); doch begegnet uns abgesehen von dem viel kleineren
Umfang jene eigenthümliche Bandgliederung da nicht. Auch
die Inschrifttafeln jener Standarten haben durchaus die in
jener Silberplatte gegebene Form eines quergestellten, schma-
len Rechteckes, einfach umrandet, hie und da mit jenen
handgriffahnlichen Vorsprüngen ausgestattet, die uns an den
Inschriften der Sarkophage so bekannt sind.
Was den Stoff betrifft, so muss ich zunächst bemerken,
dass die Feinheit des Silbers (161öthig) bei .dem ßeüef und
der Inschriftplatte vollständig dieselbe ist und sich durch
den hohen Grad derselben sowie durch die Dicke von dem
silbernen Fusse einer Statue') sowie der grösseren Silber-
reliefplatte mit den drei Gottheiten Mercur, Mars, Fortuna
in kleinen Tempeln wesentlich unterscheidet, welche in dem
Mittelzimmer gefanden- wurden ®). An unserm Werke sind
dabei die entschiedensten Spuren der Vergoldung noch
vorhanden, besonders deutlich an dem Rand, dann aber auch
an den Waffen ,auf der Erde, an der Kleidung des Impera-
tors, ja ich glaube auch auf der Fläche des Hintergrundes
Spuren der Vergoldung zu bemerken. Wir haben daher
ein opus argenteum subauratum vor uns, was daher auch
unter dem Ausdrucke der x^vafi avadrifxma des Herodian^)
mitbegriffen sein konnte, welche rä OTtaxoTtlduiv avfißoka
beschwerten. Es ist ja nun allgemein bekannt, dass die Le-
gionsadler, die als solche in alleiniger Geltung erst durch
Marius eingeführt wurden, aus Silber durchaus gebildet
waren, dass erst, wenn wir den Adler des Crassus als Aus-
nahme auch selbst gelten lassen, in dem zweiten Jahrhundert
6) Mon. ined. VI. t. 41, dazu Ann. T. XXXIT p. 161—210.
7) Dorow a. a. 0. Taf. XVIII. 1, a.b.
8) Dorow a. a. 0. Taf. XIV, neu publicirt in dem Hefl XXXVII
dieser Zeitschrift Taf. 111. S. 103 if.
9) IV. 7. 7.
Die römische Niederlassung bei Neuwied und ihre Denkmäler, 69
n. Chr. die goldenen Adler aufkamen^®); dieser Umwand-
lung folgen auch die verschiedenartigen Symbole der signa
und der vexüla, welche später förmlich mit Gold überladen
waren. Ausdrücklich wird von Plinius die Bedeutung des
Silbers fiir die Militärzeichen betont gegenüber dem weniger
weitstrahlenden Gold "), Aitf den Süberstoff dieser Bestand-
theile ist daher auch die Bezeichnung vexillum argenteum
oder argento insigne zurückzuführen, welche unter den aus-
gezeichneten dona militaria mehrfach und zwar bei Gelegen-
heit germanischer suebischer imd sarmatischer, sowie dacischer
Expeditionen ertheüt wurden").
3. Zur nähern Bestimmung der Entstehungszeit
und Bedeutung unseres Denkmals bietet sich uns weiter
die Inschrift der Silberplatte dar nach Form und Inhalt.
Gewiss wird jeder von der stattlichen Grösse und dem Eben-
mass und der sorgfältigen Ausführung der Buchstaben über-
rascht sein, besonders gegenüber jenen Inschriften der Stein-
imd Bronzedenkmale, deren wir oben gedachten und welche
ja in sich selbst die Zeitbestimmung 239 und 246 p. Chr.
tragen. Jedoch fehlt es andererseits nicht an ein paar Eigen-
thümlichkeiten, die ihrem sichern Hinaufrücken in die erste
Kaiserzeit entgegenstehen, oder die eine etwas jüngere Wieder-
holung einer älteren Inschrift nicht unwahrscheinlich machen.
Durch die Güte des Herrn Geh. Rath Ritschi bin ich in
Stand gesetzt, folgende Bemerkungen von Prof. Henzen aus
einer brieflichen Mittheilung zu entnehmen. »Auf dem Co-
hortenzeichen scheint mir das runde O ^^^ gleichmässig
10) Lange hUt. mutat. r. railit. Romnnor. p. 23 ; MarquardUßecker
Handb* röm. Allerlb. III, S. 309. Anm. 1772.
11) H. N. XXXIII, 19: — non colore qui in argento clarior est
magisqiie diei siinijis et ideo militaribiis signis familiarior^
quoniam is longius fulget.
12) Henzen-Orclli Inscript. lat. ampliss. collect. II, n. 3569^4952;
3570; 8575; III, n. 6470; 6766.
70 Die römUehe Niederlwmiiig bei Neowied und ihre Denkmäler.
breiter Umfangslinie ohne das sog. chiaroscuro (O) sehr
passend in die erste Hälfte des ersten Jahrbiinderts gesetzt
werden zu können, da ein weiteres Zurtldcgreifen darch die
länglichen Formen der andren Buchstaben unzulässig ersehet
und die so sehr pronondrten Apices an d«[iselben eher auf
später deuten würden.
Auch das Epheublatt kommt, denke ich, nicht früh vor,
doch habe ich darüber keine spedeUen Sammlungen und
weiss über das stehende nichts zu sagen. ((
Haben wir nun aber in dieser rechtshin abgebrochenen
Silberplatte eine vollständige Inschrift oder eine solche, wo
höchstens zu dem V ein I noch hinzugefügt sein konnte?
Dies ist Grotefends Ansicht, aber ein Vergleich der Inschrift-
tafeln an den Vexilla mit den darüber befindlichen Medaillons
an einer Keihe von Beispielen erweist, dass jene durchschnitt-
üch über den Kreis dieser hinausragten. Nach diesem Ver-
hältniss können wir bequem bei unserm Denkmal zwei Buch-
staben oder, ein Zahlzeichen und einen Buchstaben noch
hinzugefügt denken, ja dafür spricht schon das in Inschriften
guter Zeit so woU beachtete Ebenmass der Buchstabenzahl
und des eingenommenen Baumes.
4. Mit der Nothwendigkeit der Ergänzung sind wir nun
schon bei dem Materiellen der Sache selbst angelangt, bei
der Frage, zu welcher Art Cohorten gehört das Signum
und weiter zu welcher bestimmten Nummer und nationalen
Bezeichnung ? Grotefend wendet sich sofort, da auf jener
Stätte zu Niederbiber inschriftlich auf den Ziegelstempeln
bisher nur Cohors quarta Vindelicorum und die Legio Vni
Augusta und Legio XXH Primigenia gefunden wurden, jene
erste wegen des Zahlzeichens nicht gemeint sein kann, zu
der Gehörte einer Legion und zwar zur Coh. V der Legio
Vin Augusta, und gründet darauf seine weitere Erklärung
der Feldhermgestalt als Augustus als Namengeber, gleichsam
als Heros dieser Legion. So ansprechend diese weitere Ver-
Die römiflohe Niederlassung bat Neuwied und ihre Denknifiler. 71
muthung ist, kann ich der ersten Orundlagei nicht beistim-
men, ja ich halte es für unmöglich hier eine Legions*
cohorte und zwar auf diese Weise bezeichnet zu sehen.
Ich gehe aus von der Thatsache, die Henzen zur Sylloge
inscriptionum III. n. 6608 ausspricht: cohortes legionmn raro
in monumentis commemorantur und die in der fraglichen
Inschrift aus Lambaesa durch die von Mommsen vorgeschla^
gene Lesung nur bestätigt wird. Jedenfalls ist aber dann
bei einer Bezeichnung der Art die Angabe der Legion und
der Cohorte zu erwarten. In der ganzen Sylloge von Orelli
und Henzen ist mir nur eine einzige hierher passende In-
schrift bekannt (n. 6746), in welcher von Bauten Air eine
Gobors Vn die Rede ist, der Zusammenhang der Inschrift
darauf hinweist, dass sie zur Legio II Augusta gehört, aber
auch diese Inschrift gehört erst unter die. Kaiser Valerianus
und GaUienus (nach 253 p. Chr.), also in eine Zeit, wo seit
Hadrian in der Legion die Cohorteneintheilung die alleinige
und durchgreifende geworden war. Und dort ist es immer das
Ganze der Inschrift, das das Einzelne erklären konnte. Nie-
mand wird uns aber doch wohl jene eingekritzelten Thon-
scherbeninschriften mit Leg. Vin Coh. V, also dem hier Ver-
mutheten, entgegenhalten, welche den ehrehwerthen Verfasser
der Colonia Sumlocenne so lange auf grobe Weise getäuscht
haben *•).
Die einzige, soweit ich nachkommen kann, bekannte In-
schrift auf einer zu einem vexillum gehörigen Tafel ist die
von Marini (Iscriz.Alban. p. 120) bekannt gemachte, in wel-
cher eine Coh. LH. Pr. d. h. also eine Coh. twtia praetoria,
also eben keine Legionscohorte uns vorgeftthrt wird.
Wir kommen hiermit zu einer weitem, eingreifenden
13) Jaumann, Colonia Sumlocenne. t. I, 4. 6. XV, 8. 11. 12; XVIII,
18. Die Stempelinscbrift bei Orelli Sylt, insrr* I, n. 441 aus Win-
disch in der Schweiz wird niemand auf ^ne Cohorte mehr deuten.
72 Die rAoiMche IfiederUMung bei Neuwied und ihre Denkmäler.
Frage, nämlich: hat es überhaupt vor Hadrian, unter dem
die Einführung der Dracones als Zeichen f&v die einzefaien
zehn Gehörten der Legion *♦) sicher steht, für die Legions-
cohorten eigene von den VexiUen der einzelnen Manipeln
unterschiedene Zeichen gegeben oder bilden die drei Yexülen
der zu einer Cohorte gehörigen Manipeln zusammen, wobei
möglicherweise das erste eme besondere Auszeichnung haben
konnte, in der vorhadrianischen Zeit die signa cohortis?
Es ist dies eine alte Streitfrage. Le Beau hat in seinem
Memoire sur la legion Romaine **) und neuerdings Bemdt ")
sich viel Mühe gegeben zwischen den Cohorten- und Mani-
pelzeichen bestimmte Unterschiede aufzustellen, dagegen
hat Lange") und im Anschluss an ihn Marquardt*«)
entschieden die Existenz besimderer Cohortenzeichen in den
Legionen, der letztere mit jener oben erwähnten Einräumung
in Abrede gestellt. Die Sache bedarf wohl uoch einmal einer
durchgreifenden, auf möglichst vollständiger Unterlage an
Material geführter Untersuchung; bis jetzt ist zusagen, dass
wir noch keinen durchschlagenden Beweis für eine völlige
Verschiedenheit zwischen dem Signum cohortis in der Legion
und den vexilla ihrer Manipehi kennen. Dagegen steht es
durchaus fest und liegt in der Natur der Sache begründet,
dass die cohortes peditum sowie die alae der Reiter, die nicht
zu einer Legion gehörten, die. so verschiedenartiger Natur in
der Kaiserzeit als cohortes praetoriae, urbanae, vigilum, als
cohortes auxüiares in buntester Mannigfaltigkeit der Natio-
nalitäten und Bewaffnung, endlich die vexillarii der Vetera-
nen sowie einzelne detachirte Corps der Legionen ihre eigenen
14) Veget. de r. mil. IT, 13.
15) Mcni. de l'acad. des inscr. et b. 1. l. XXXV, p. 289 ff.
16) HauptstQcke der Wappenwissenschaft I^ S. 356 ff. bes. 365 f.
17) H\»U miitat, rei milit, BomaDor. 1846, p. 23, 47, 89 f.
18) Handbuch röm. AHerth. III, S. 347.
Die römische I^fiederlasnang bei Nco'wied und ihre Denkmftler. 78
Signa hatten. Signa und signiferi der cohortes auxiliares sind
uns mehrfach bezeugt **), um von den andern nicht zu reden.
Auch bei unserem Denkmale haben wir, das ist daher
meine Ueberzeugung, nur an das Signum einer Auxiliarco-
horte zu denken. Wie bedeutsam gerade diese an Zahl und
Tapferkeit unter den römischen Besatzungen an der deutscheu
Gränze waren, geht aus den mannigfachsten geschichtlichen
Berichten hervor: ich erwähne nur den Feldzug des Ger-
manicus Ende des Jahres 14 n. Chr., wo 12,000 Mann Le-
gionssoldaten aus vier Legionen ausgewählt, 26 cohortes auxi-
liares oder sociae, diese durchgängig nur als quingenariae
gerechnet, also 13,000 Mann und 8 alae equitum zusammen-
wirken ^®), femer an die glänzende That bei Idistavisus, wo Ar-
minius die römische Schlachtreihe durchbrochen hätte, ni Bae-
torum Vindehcorumque et Gallicae cohortes Signa objecissent'*)-
Dass in jenem bedeutenden Gastell oder befestigten La-
ger bei Neuwied, nahe der wichtigen Rheinbrücke, deren Reste
bei Engers zu Tage getreten, m einer strategisch so wich-
tigen und so stark durch dreifache Versdianzungslinien ge-
sicherten Gegend, neben Abtheilungen der zwei in und bei Mainz
stationirten Legionen, der achten und zweiundzwanzigsten, nicht
Mos die vierte Cohorte der Vindeliker gestanden, das erge-
ben schon die Inschriften; so die Anwesenheit einer Abthei-
lung Brittones oder Horeabrittones ^^). Sehen wir uns nach
ausdrücklichen Zeugnissen lür fünfte Cohorten in der mitt-
leren Rheingegend um, so smd uns zwei ausdrücklich bezeugt ;
die Coh. VAsturum, mit der ich identisch halte die einmal er-
wähnte Coh.VHispanorum, und die Coh. VDelmatarum.
Man würde am ersten eine coh. V Vindelicorum oder Raetorum
19) Orelli-Henzen n. 154, 3479, 5785.
20) Tac. Ann. I, 49.
21) Tac. I. I. II, 17.
22) Dorow «. a. 0. T. IX, S. 135; Lersch Centralmui. III, S. 74.
o. 101.
74 Die röüiUch» IfiederlsMiiiifr bei Neuwied und ihre Denkmäler.
erwarten, standen doch mehrere Cohorten aus diesen Provinzen
gerade am Rhein and zeichneten sich ans, wie wir eben sahen,
doch haben wir dafür kein Zeugniss ; eine coh. Vn Raetorum
ist uns dagegen daselbst gesichert, an die aber hi^ wegen einer
doppelten Zahlen- und noch Beinamenergänzung nicht zu
denken ist
Ich gehe aus von der wichtigen Inschrift eines MiUtär-
diploms aus der Yesprimer Gespannschaft, in welcher sechs
alae und zwölf cohortes auxiliares als in Germama befind-
lich aufgezählt werden, aus denen einzelne Glieder das Bür-
gerrecht durch^Vespasian erhalten; da folgen sich mi Vm-
delicorum et V Hispanorum et V Dalmatorum et VU Rae-
torum*'). Aber wir haben am Rhein selbst für beide Co-
horten inschriftliche Zeugnisse. Die coh. V Dalmatarum ist
uns durch zwei Grabsteine in Mainz und Wiesbaden, von
denen jener leider nicht mehr existirt, verbüi^. Der eine ge-
hörte einem Sohne eines Plassus aus Doclea, dessen Name
unleserlich war'*), der andere einem Dassius Maesejus, Sohn
des Daetor^). In die unmittelbare Nähe der Fundstätte
Neuwied reidien aber die Zeugnisse ftir die cohors V Astu-
rum. Zu Andernach existirte 1775 die Inschrift: Hercli
saxa||no. Gemel||lus imaginif || coh Astu||rum ped et||vexil.
s coh H eiusdem || v. s. L m., wo die Zahl verlorm gegangen
ist, aber uns ausdrücklich ein imaginifer und vexillarius
entgegentritt"). Das Bonner Museum besitzt ja aber den
undchätzbarfen in Bonn gefundenen Grabstein mit der Relief-
darstellung eines asturischen signifer mit dem so scharf aus-
geprägten Signum und der Inschrift: Pintaius Pedilici | f.
Afetur transimontanus. castelo | (T)ntercatia. signifer | cho. V.
23) Orelli-Henzen III, n. 5418.
24) Steiner C. J. R. et D. I, n. 347; Orelli-Henzen III, ■. 6704.
25) Steiner K 1. I, n. 680.
26) Steiner 1. K 11, 966; Orelli II, n. 3479.
Die römische T^iederlasstini^ bei Neuwied und ihre Denkmäler. 76
Asturum | anno XXX. stip. VI. | H. ex t. f. c. '^ Ein prae-
fectus cohortis V Asturum hat beim Uebergang über die
Alpen dem Jupiter Poeninus ein Gelübde erfüllt^®).
Somit eröffnen sich für unsere Inschrift und unser Denk-
mal zwei Möglichkeiten, entweder an die fünfte Cohorte der
Dalmater oder Asturer zu denken. Ich habe zuerst
den Gedanken an die ersteren entschieden festgehalten und
ihn im Zusammenhange der literarischen Zeugnisse wie der
Einzelheiten der Reliefdarstellung durchzuführen versucht;
aber gerade ein genaues Eingehen liess hier die Schwierig-
keiten nur wachsen, während eine neue Untersuchung unter
dem Gesichtspunkte der coh. V Asturum mich zu emem
überraschenden Zusammentreffen der verschiedenen Beweis-
stücke führte. Ich lege diese daher allein vor.
Also zu dem Bilde! Wir haben hier kern Brustbild des
regierenden Kaisers vor uns, welches mit der Anerkennung
desselben an dem vexillum befestigt, bei der Empörung aber
auch rasch herabgerissen wird*®), woneben auch der Name
des Kaisers auf die Fahnen, doch wohl auf schmale Inschrift-
tafeln geschrieben ward**^) ; wir haben aber auch noch viel we-
niger eine jener ganzen kleinen Kaiserstatuen vor uns, die auf
Fahnenstangen befestigt ausdrücklich von aquilae und Signa
geschieden werden und im Heere ebenso wie die Adler eine
göttliche Verehrung genossen, zu den HeiUgthümem dessel-
ben gehörten, wie Statuen der Victoria oder des Mars").
Ich kenne allerdings nur eine grössere Relief bildung an einem
Signum, die Gestalt einer Victoria in viereckigem Rahmen
27) Steiner 1. 1. II, n. 1014; Lersch Centralmus. II, n. 42. S. 49;
Orelli I, n. 154.
28) Orelli I, n. 229.
29) Tac. H. 1, 41, 56; Suet. Tib. -4Ä; Dio Ca«s. hXY, 10; H<j-
rodian. VIII, 5.
30) Suet. Vespas. 6.
31) Suet. Calig. 14 : aquilas et signa Romana Caesarumque ima-
gines adoravit; Tac. A. XV, 24; Yeget. II, 7.
7B Die römische NiederlüBSung bei Neuwied und ihre Denkmfilor,
au der Trajansäale '^), jedoch ist das bei der Kleinheit der
Darstellungen von Standarten immerhin Beweis genug fär
die ganze Gattung. Wir stimmen mit dem geehrten Vorred-
ner darin ganz überein, dass dieses Relief nicht eine belie-
bige Siegesthat, welche irgend ein Kaiser mit dieser Trup-
penabtheilung vollbracht habe, bezeichne, sondern auf den
Gründer und Schutzgeist, vielleicht auch den Namengeber
derselben gehe, aber allerdings in ein^ bestimmten Si-
tuation, mit Bezug auf eine bestimmte Thatsache,
des Sieges, der Unterwerfung, die aber keinen Triumph
^ur Folge* hatte, dessen Zeichen, der Lorbeerkranz, sonst
nicht fehlen könnte. Da bieten sich uns weiter zwei Mög-
lichkeiten dar : ist diese letztere Thatsache die erste Sieges-
that dieser Cohorte oder hat sie die Bildung derselben erst
begründet, ist sie ein Ausdruck der Verehrung für den ge-
waltigen Besieger der Heimath, den römischen Organisator der-
selben, den nun die Söhne dieses Landes als Glieder im Heere
des römischen Imperiums verehrend in ihrem vexillum tragen?
Beides ist möglich ; es eröfhet sich uns damit eine weite
Perspective in die germanischen Kriege der ersten Kaiser-
zeit — dass dieser der dargestellte Imperator nach Sitte des
Haares, mangelnden Bartes, nach allgemeiner Portraitauffas-
sung angehöre, hat Herr Grotefend überzeugend nach meiner
Ansicht nachgewiesen, auch die Beziehung auf Augustus und
zwar in seiner jüngeren Lebensperiode halte ich nach Ver-
gleichung anderer Möglichkeiten, z. B. des Germanicus, für die
wahrscheinlichste, und es stimmt dies mit unseren sonstigen
bisherigen Untersuchungen — , aber auch der Blick auf die
Heimath der fünften Cohorte Asturer oder Dalmaten.
Ein Imperator, barhäuptig, in Panzer und darunter her-
vorblickendem Untergewand, in zurück über die linke Schul-
ter geschlagenem Paludamentum, in Stiefebi steht ruhig auf
32) Col. Traj. 1. 16.
Die römische Kiederiffssung bei Neuwied und ihre Denkmäler» 77
einem Haufen Waflfen und mit dem rechten Fuss höher auf
der mit Gewand bedeckten Schulter eines geduckten, müh-
sam sich erhebenden, unwillig, schmerzvoll aufblickenden,
sonst nackten altem bärtigen Mannes. Der Feldherr hält die
Linke gehoben am Speer, der rechte Arm ruht schräg am
Leib und hält das zurückgewandte Parazonium am Griff. Es
ist dieselbe Motivirung, wie wir sie an der römischen Virtus
auf Münzen kennen •'). Und dies möchte auch* für uns die
bezeichnende Auffassung der Situation sein. So steht z. B.
auch Domitianus da, den Fuss über den Rhenus gesetzt'*).
Auf Waffen zu treten ist in den römischen Sieges-
denkmalen der Augusteischen Zeit schon etwas durchaus
häufiges, ich erinnere nur an die berühmten geschnittene
Steine zu Paris und Wien'*^) mit* den triumphirenden Glie.-
dem der Familie des Augustus und Tiberius. Auf mensch-
liche Gestalten zu treten ist dagegen dem griechisch-
römischen Gefahl in der Kunstdarstellung sichtlich zuwider,
insofern diese einzebie Menschen' oder ganze Völker repräsen-
tiren; diese erscheinen traurig sitzend, gefesselt an das Tro-
paeum, flehend das Knie gebeugt. Anders wird das Verhält-
niss, wenn diese halbgelagerten Gestalten Repräsentanten der
Lokalität, der Erde oder der Gewässer werden, die der Sie-
ger überschreitet, im eigentlichen Sinne des Wortes betritt*^).
Auch unsere, erschreckt aus der Fülle der Waffen wie her-
vorkriechende, Atlasartige Gestalt ist durch Haar, Bart, da-
neben deutlich erscheinende Wasserfluthen entschieden als
eine Wassergottheit charakterisirt, nicht als das unter-
worfene Volk, bei dem doch irgend eine charakteristische
Tracht angebracht wäre. Ich gehe aber weiter, wir haben
33) Nu mm. Arschot. t. XXXII, 20. 21.
34) Nunim. Arschot. t. XXXI, 15.
35) Müller-Wieseler D. A. K. I, T. LXIX. n. 377. 378.
36) Man vergleiche daher Trajan stehend auf Tigris, Euphrat und
die Mesopotamia dazwischen. Namm. Arschot. t. XXXIV, n. 9.
78 Di6 rdmifche Niederlatsnog bei Neuwied und ihre Denkmfiler.
hier schwerlich einen Flussgott, sondern ein^ Meeresgott,
speciell den Oceanus, der flassartig aber quellenlos den
Erdkreis umfluthet; Flussgötter ohne die Urne, aus der das
Wasser strömt, ohne Schilf odw ohne bestimmte Attribute
anderer Art möchten schwer zu finden sm. Ich erinnere
hier wieder an d«i Wiener Cameo'^), wo hinter dem thronen-
den Augustus neben der Oecumene eine alte, männliche wesent-
lich nackte Gestalt, bärtig und mit in das Gesicht fallendem
Haar wie erschreckt und scheu sich erhebt und aufblickt,
statt Neptun entschieden ein Pontus oder Oceanus zu nennen.
Wir haben es hier also mit Kämpfen und Thaten eines
Imperator zu thun, durch die Oceanus selbst bedroht, wie
halb unterjocht wird.
Was ergeben nun die aufgehäuften Waffen für Lokal
und Nationalität? Wohl haben wir besonders in der
späteren römischen Kaiserzeit gewisse allgemeinere Tyi>^
der Helme, Panzer, Schilde, Speere, Schwerter, die vereint
sind bei den tropaea, aber an charakteristischen Einzelheiten
fehlt es doch nie und diese sind nie willkürlich gewählt.
Unser Denkmal bietet sie nun in besonders hervorragendem
Masse : zunächst sind die Schilde alle nicht gross und durch-
aus oval oder rund mit Buckeln in der Mitte, weder rhom-
bisch noch sichelförmig noch viereckig gewölbt, dazu ein
Helm mit sehr langem Nackentheil, dann sehr heraustretende
mit Widerhaken an den Spitzen versehene Wurfspeere, si-
chelförmige Beile mit gebogenem Griff, ein krummer Säbel
mit starkem Griff, Musikinstrumente : tuba, buccina und zwei
sehr merkwürdige, muschelähnlich geöfftiete, weit geschweifte
Instrumente, die schwerlich aus Metall bestehe. Nichts da-
von weist auf specifisch germanische Bewafi&iung hin, vieles
ist dagegen entschieden den Germanen fremd; es kann da-
her an eine germanische Expedition etwa unter Drusus, Do-
mitius Ahenobarbus, Germanicus, wobei allerdings der Ozean
37) ÜÄfler-Wicselfer D. A. K. I, T. 69, n. 3T7*
Die römische Niederlassung bei Neuwied -iind ihre Denkmäler. 79
mit brfahren wurde, nicht gedacht 'W^en. Einzelnes könnte
auf Völker an der Donau hinweisen; die eigenthümlich ge-
schwungene Streitaxt an die Vindeliker erinn«:TQ, und die
horazischen Worte quibus mos unde deductus per onane tem*
puß Amazonia securis dextras'^) obaxmet, quaerere distuM,
obgleich die Streitaxt keine rechte bipeanis ist, das g^rümmte
Schwert an Daker, die bereits auch unter Ai^^ustus römische
Heere bekämpften, jedoch auch diese liegen doch wieder weit
auseinander, anderes passt dann wieder gar nrcht. Dagegen
weise ich nun auf die überraschende Aehnlichkeit hin, die
die Darstellungen der Hispania Becepta und ihres Tropaeon^
wie es in der That auf höchster Höhe errichtet war, auf
den unter Augustus von dem Sieger der Aßturer und Can-
tabrer, P. Carisius legatus pro praetore geschlagenen Mün-
zen uns vorführen ^). Da begegnen uns vor allem jene feigen*
thümüchen Wurfspeere und jene kldtten ovalen und runden
mit Buckel versehenen Schilde. Die Hispania trägt ein Paar
derselben und den Schild als bleibendes K^nzeichen auch
auf späteren Münzen, so unter fialba *^). Weiter findet sich
aber und dies ist besonders interessant, das krumme, nldit
sehr lar^e Schwert, in wunderlich geknickter Form, aber
auch auf der Tafd bei Moreili genau der krumme Türken*
Säbel mit demselben Griff, wie auf unserem Daikmal. Atwh
das Beil, wenn auch kein eigentliches Doppelb6ü, fehlt nicht
und endlich, was ich vor allem betonen möchte, neben deÄ
geraden tubae, ähnlich gewundene, in i^underüchen drachen*
artigen Rachen ausgehende Trompeten. Damit stimmen auch
die literarischen Zeugnisse über spanische, d. h. zunächst
lusitanische und keltiberische Bewaffnung, wie sie bei Strabo
38) Od. IV, 4 i«--80.
89) Vaillant INummor. f«mi1. Bonian. I, p. 230 ff. mit Tafeln,
Numm. Apschot. 1. 12. 18. 19« 20., dazu . Rasche lex. rei nunimar. 11,2;
f. 2W f.
40) Numm. Arschot. t. XXIT, 4.
80 Dio römUclip Niederiassung bei Neuwied und ihre Denkmäler«
(ni. 3) und Diodor (V. 34) aii> ausführlichsten gegeben sind:
die kleinen, runden, flachgewölbten Schilde (damdia, Ttehtat),
nur zwei Fuss im Durchmesser, ohne Handhaben, als cetrae
bezeichnet**), dann die paarweis getragenen, eisernen, mit
Widerhaken versehenen, meisterhaft geschleuderten Wurf-
spiesse {axovTia im Gegensatz zum öoqv^ oavvia oloffvSr^qa
oppuaxQiodrj), die doppelschneidigen, meisterhaft gearbeiteten,
nicht grossen Schwerter zweierlei Art, von denen die einen
sichelförmig, wie die persischen Säbel, xomdeg, falcati enses
genannt werden, auch die iberischen Helme waren niedrig
und von Thiersehnen, die Sitte hoher tQiXoq>im^ die Strabo
als selten schildert, hatten sie sichtlich von den Kelten.
Dass sie Trompeten {acLXniYyeg) auch bei ihren Tänzen
anwenden, hören wir bei Strabo ; über die fremdartige Form
derselben wissen wir Näheres wenigstens bei den Kelten, mit
denen die iberischen Stämme ja so bedeutsam gemischt wa-
ren, durch Diodor**).
Die historischen -Thatsachen stimmen nun aber
in treffticher Weise zu dieser Beziehung. Nur noch die Be-
wohner der gebirgigen Nordküste Hispaniens, Cantabri und
Astures, sind bis auf Augustus der römischen Herrschaft nicht
unterworfen *') ; die ersteren waren die wilderen und übten
auf die Nachbarn nicht allein in Raubzügen eine wirkliche
Macht aus. Augustus bekriegt sie endlich von einem festen
Lager aus und treibt sie von der Land- aber auch durch
eine Flotte von der Meeresküste, der des Ocean, *^) vrie
4i) Serv. ad VirgiK Aen^VII, 732: laevas cetra tegit, falcnti com-
ininus enses.
42) V, 30 : aaXniyyas (f'lj^oi/o'Ay idiotpvsig xal ßuQßaQtxds* i/ji<puaciai
yag ravtaig xa\ nqoßalXovdiV rj/ov rga^vv xal nolsfiixtjs raQaxvs olxilov.
43) Uauplquelle Florus lY, 12; Dio Cass. LIII, 29; UY, 5. Suet.
Oclav» 20, 21; Mon* Ancyr. ed. Zampt. t, II, 36; V, 5; 40.
44) Flor. 1. 1.: nee ab Oceano quies, cum infesta classe ips«
quoque terga hominum caederentur.
Die römisch^ j^iiB/]er1a«sfing bei. Ti^eawied iff^d ihre Denkmäler. 81
wü^Tbiere a^ijii^n ScWupfwinketa heraus ; die Bergfesten
W6r<te» geuopipien dijrch Antistius, Fumius, Agrippa, wäh-.
j:eud:MgU8tuö in Tarr^o überwintert. Er selbst leitet dann
^ Yerpflsawung vw den Bergen, dm Verkauf der Gefan-
gnen, die ETbebu^gder Geisjeto. Ein Trimnp^j den der
St?dt ^hm dafür bestimmen wollte, ward von Augustuß n ich t
angencMnmen. Zu gleiclier Zeit waren die Asturei^ von ihren
BergeB herabgestiegen und hatten mit gew^-ltiger Macht und
gutQm Kri«g8pl*u drei römische Lager m überfallen uQter-
uomflieA, als der F]m verrathen und in eipiem Verzweif*
lungskampf um dieStiadt I^api^ia ibre Kyaft gebrochen wird.
Seit diesen Kämpfen 23— 22 v. Chr. und 19—18 v. Chr. tritt
nun eine völlige Beruhigung und Befriedung auch dieser
Nordkuste Spaniens ein*'^). Hispania ist recepta, nicht de-
victa. Massenhaft wurden die Bergbewohner in Asturien
in die Ebenen, in die römischen Lager versetzt und ange-
siedelt ; der Bergbau dort nun im Grossen getrieben, die Be-
völkerung selbst bald durchaus befriedet wetteifert später
in den germanischen Kriegen mit Waffen, Pferden, Truppen
die Verluste der Römer zu ersetzen*^). Asturia zerfäUt
fortan mitseinen 22 Stämmen in Augustani und Trans-
montan i, August a Asturica wird eine prächtige Stadt ^^)
und drei Altäre, Sestianae genannt, auf einer Halbinsel der
Küste gegründet, dem Augustus geweiht, verleihen vorher
unbekannten Gegenden weithin Glanz *^).
Auf diesen Grundlagen ruht also schliesslich unsere Auf-
fassung, wenn wir das in seinem Stile auch so vortheilhaft
45) Flor. l.U: hie finis Augusto bellicorum certaminum fuit^ idem
rebellandi finis Hispaniae. Certa mox fides et aeterna pax cum ipso-
rutn ingenio in pacis partes promptiore, tum consilio Caesaris.
46) Tac. Ann. I, 71.
47) Plin. b. n. III, 4. XXXIII, 21 ; VIII, 67,
48) Pompon. Mela III, 1.
6
82 Zu dem Neuwieder Cohortenceichen*
vor den uns in Neuwied erhaltenen Denkmälern des dritten
christlichen Jahrhunderts sich auszeichnende Silberrund mit
4er Inschrifttafel als Theil des Signum militare der cohors
V. As tu rum betrachten, wenn uns in der Darstellung selbst
Augustus, den ja eine Hälfte der Astures als ihren Epo-
nymos verehrten, als Imperator im Motiv der Virtus,
nicht triumphirend, daher ohne Lorbeer erscheint, wie
er die asturische Barbarenmacht brechend, auf den Ocea-
nus selbst, den damals zuerst in dieser Gegend mit römischer
Kriegsflotte befahrenen, in den nun jene Altäre des Augustus
ragend hineinleuchteten, den Fuss setzt.
Heidelberg.
IL B. Stark.
5. tUnt 3Utartitfil|rifl itn ümßtt mi brs f erotles Saunm
tDimi»liitann0]iro$ratitme wn 1862.
Es ist einem besonders glücklichen Zufall zu verdanken,
dass, nachdem erst unlängst das in unserem Fest-Programme
zu Winckelmanns Geburtstag für das Jahr 1862 erläuterte,
in seiner Art einzig dastehende 'Denkmal des Hercules Sa-
xanus', welches jetzt eine der Hauptzierden des Kichartzschen
Museums in Köln bildet, in den Tufifsteinbrüchen des Brohl-
thales gefunden worden war, schon im Herbste des vorigen
Jahres ein neuer, durch Grösse und vortreffliche Erhaltung
ausgezeichneter Altar des Jupiter und des Hercules Saxanus
an derselben an Steininschriften so ergiebigen Fundstätte zum
Vorschein gekommen ist. Dieser Weihealtar wurde nämlich
in den Steinbrüchen, die gleich hinter der dem Geheimen
Medizinahrath Dr. Wegeier gehörenden Orbachsmühle sich
befinden, am 18. September 1863 aus dem tiefen Schutte
hervorgehoben und ist jetzt in der freundlichen Villa des
Herrn WegiBlet*, der sogenannten Bagatelle, aufgestellt. Erst
in den verwichenen Pfingstferien war es mir vergönnt, auf ^
einer nach Wassenach unternommenen antiquarischen Excur-
sion das neue Denkmal zu besichtigen und die Inschrift, welche
es trägt, diplomatisch genau abzuschreiben.
Der Votivaltar besteht aus ziemlich hartem Tuffstein
und hat mit Sockel und Kapital die Höhe von drei Fuss
sechs Zoll, in der Mitte ist er 19 Zoll breit und 20 Zoll tief.
84 Nene AUarinschrift des Jupiter und des Hercules Saxanus
Die Buchstaben der Inschrift sind von geschickter Hand
tief und sehr deutlich eingegraben, in der ersten Zeile sind
dieselben in drei Voluten über dem Gesimse angebracht und
3 V2 Zoll hoch, in den übrigen Zeilen beträgt die Höhe 2V« Zoll.
Die Inschrift lautet folgendermassen :
I
8
^
HER
SAX
VEX I L L
L'VIVICP'LXGF
ETALC0CLAC
PQSOACVT
SVCV MlVt
COSSVT* >
L VI'VICP
d. h. loyi Optimo Maxime et H-erculi Sa?ÄW Vexiflapii Le-
gionis Sextae Victricis Piae Fiddis (s. Feüoip) I^giwi^ De-
cimae Geminae Piae Fideüs et Alßi'um Coboptium dassis
Germanicae Piae Fiddis Qui (smnt) Sub:Quinto Aeutio Sub
Cura M- Julü Cosputü CenturiOÄi^ Lßgiouii? Sei^ta^.VietriaR
Piae Fidelis*
Dem Wortlaute d^ Inschrift «s^fojge ward 6m^x Altar
diem Jupiter, dem best^ md höchste», md d«m HapcuJbes
Saxanus [d. h. dem Be&ehüt?ier ^r mit der ^bwereii Arb^t
des Stei^b]reclleBß besohäftJigtßii SoWftti^] ^m Yf^^ißmem [d. i.
Detachemeuts] der sechsten wd zebatep .Lfgiw, swie üeac
dazu g^örigei» R^t^Ögßl, Cohoiit^n umd <ilw (JprniTOWiieB
tmä dem ßrohltbat. 85
Floite, diö tmter i^m CömiöÄödo des kaiaeriiclien Legaten
Qomtiis Axsirtiiid stajMten, tiater der Aufsicht des Genturioaen
der VI. Legion^ M. Jalhts Cossatius, in Folge eines Gelübdes
So treten uns hier dieselben Truppenkörper: die YL
und X« hegian. nebst den ihnen zogetheilten HülMnippen
und jler di^otschen Flotte^ derselbe Gommandirende, Q. Acutiuil
und endlidi derselbe mit der technischen Au&icht bei der Er-
richtung des Deotanals betraute Offider, M. Julius Cossutius^
entgisgen^ wie anf den zwei in dem oben angelilhrten Winckel-^
mannÄfarogramltt von 1862 S. 4 und 16 besprochenen Denk-
mSkm; nur mit dem Unterschiede, dass in jenen beideü In"
Schriften zvl den genaiuoien zwei L^ionen noch eine dritte,
einmal die Legio I. Minervia, das andremal die Legio XXn., als
bei der Dedieatictn delr betreffenden Altäre betheSigt, hhizotritt
Gehen wir zur Erklärung des Einaselnen in der neuen
lüsöhuift üböry sodürjBen wir auf unsere Erörterungen in dem
genäisrnt^ Winckelitannsprogrärnj» von 1862 um so eher
T^yweiseuj als dieselben, fio viel wir aus den zü unserer Kennt*
niss gekommenen öffentlichen Beurtheilungen oder brieflichen
Mittheitaftg^ »achkundiger Männ^ ersehen konnten, der
Hauptsache nach als richtig anerkannt und meist nur, was
einzehe schwierigere Punkte aus der Geschichte der vorkom-
menden Legionen betrifft, abweichende Ansichten und Aus-
stellten vorgebracht worden sind, die wir weiter unten
näher besprechen werden.
Hier verdient noch Folgendes, was zum Verständniss
unserer Inschrift erforderlieh scheint, bemerkt zu werden.
Z. 1 u. 2 finden wir, abweichend von den zwei Parallelin-
schriften, ausser dem Hercules Saxanus an erster Stelle noch
den Jupiter Optimus Maximus genannt. In gleicher Weise
sind beide Götter gepaart auf vier andern Altären im Winckel-
manjuwrogramm vöu 1862 S. 6, No. 9, S. 7, No. 14,. S. 8,
No. 20 ts&i S.. 11, No- 26.
86 Neue Altarinschrift des Jupiter und des Hercules Saxanus
Z.8 VEXILL- d. h. Vexillarii oder Vexillationes ; hier
sind nicht die Veteranenabtheüungen gemeint, sondern ein-
zelne, theils von grösseren Truppenkörpem (Legionen), theils
von Auxiliartruppentheilen (Gehörten oder Alen) abgesonderte
Corps, welche unter einem eignen vexilliim nnd eignen Com-
mando zu bestimmten Zwecken beordert wurden, sogen. De-
tachements, detachirte Corps ^) zu verstehen.
Z. 4. Von den a. a. 0. S. 17 fg. mitgetheilten Haupt-
momenten der Geschichte der Leg. VI. Victrix und der Leg. X
gemina genüge hier die Bemerkung, dass beide Legionen zur
Dämpfung des Batavischen Aufstaüdes unter Claudius Civilis
im Jahr 70 n. Chr. von Vespasian aus Spanien abberufen
wurden und nach dessen Beendigung in Niedergermanien
stationirten, bis die erstere unter Hadrian nach Britannien,
die zweite wahrscheinlich noch vor M. Aurel nach Pannonia
superior versetzt wurde. Beachtenswerth ist noch die zwei-
mal vorkommende auffallende Ligirung der Sigle F und fr
für die ehrenden Beinamen der beiden Legionen Pia Fidelis,
die sich meines Wissens auf rheinischen Inschriften sonst nicht
findet.
Z. 5. ET AL-C© CLG- Mit diesen Siglen d. h.
ET ALarum, COhortium, CLassis Germanicae werden die den
beiden Legionen zugetheilten Hülfetruppen bezeichnet, welche
aus drei Abtheilungen, aus Reitergeschwadem, Cohorten, die
% der Regel nur Fusssoldaten in sich begriffen*), und end-
1) Man vergl. über diesen vielfach von den Antiquaren verhandel-
ten streitigen Gegenstand ausser Becker->Marquardt Handb. d. röm.
Alterth. III. 2. S. 366 fg. die belehrende Abhandlung von Dir. Dr.
Stauder (Progr. des Köln. Gymn. an Marcellen v. 1863): de vexilli et
vexillarioruni apud Tacitum vi atque usu. S. 4 und C. Heraeus zn Tacit.
bist. I, c. 31. Darnach ist die von uns im Winckelmannsprogramm
S. 14 gegebene Erklärung, die sich auf die Anctorität des Vegetius
(11, 1.) stutzte, durch abgesonderte kleinere Reitercorps zu berichtigen.
2) Becker-Marquardt, Handb. d. röm. Alterth. III, 2. S.371 Anm. 8.
aus dem Brohlthal, 87
lieb aus der Germanischeii Flotte bestanden. Der Beiname
G(ennamca), den hier die am Rhein und zwar, wie diess aus
Tacitus* Darstellung in den letzten Büchern der Historien erhellt,
in Xanten und in Köhi, oder nach Bitters scharfeinniger Ver-
muthung ') vielmehr bei Bonn stationirte Rheinflotte führt, gibt
der von uns zuerst aufgestellten Deutung der Sigle CL auf
den zwei Parallelinschriften von Nymwegen und Köbi die
willkommenste Bestätigung, so wie denn auch bereits vier
rühmlich bekannte Epigraphiker, J. Becker, Grotefend, Klein
und ürüchs derselben ihre Bestimmung nicht versagt haben.
Noch verdient erwähnt zu werden, dass der Beiname Pia
Fidelis der Germanischen Flotte auf den fünf im Winckel-
mannsprogramm a. a. 0. S. 20 nachgewiesenen Inschriften
viermal beigegeben findet. Einmal heisst sie auch Classis
Augusta Germanica Pia Fidelis *). lieber die grosse Wichtig-
keit der römischen Rheinflotte, welche besonders in demBa-
tavischen Freiheitskriege hervortritt, bedarf es an dieser
Stelle um so weniger einer weiteren Ausführung, da Prof.
Bitter a. a. 0. hierüber das Wissenswürdigste zusammenge-
stellt und unser verehrter auswärtiger Secretär Prof. Fiedler
kürzlich einen besonders' interessanten Punkt aus den auf
dem Rheinstrom zwischen Deutschen und Römern durchge-
fochtenen Kämpfen, die Eroberung des Admiralschiffs des
Cerialis durch die Tenchterer, ausfuhrlich besprochen hat ^).
Z. 5. QSOACVT und die drei folgenden SV- CV-MI-
VL u. s. w. stimmen ganz mit den betreffenden Zeilen der
beiden Parallelinschriften. Wir halten die frühere Erklärung
der Siglen QS'O [wo der Strich ausgefallen] durch Qui
[sunt] Sub Quinto Acutio SV(b) CV(ra) M. Julii Cossutii
auch jetzt noch aufrecht, obgleich wir die Zulässigkeit einer
andern Auflösung, welche ich der freundlichen brieflichen
3) Bonn. Jahrbb. XXXVII S. 4 fgg.
4) A. a. 0. Anm. 6, 1. OreUi-Henzen. 6865.
5) Jahrbb. d. Ver. XXXVII S. 34 fgg.
88 Nachträge zu dem BoDOer WinekeliiMiiiilfprogramiDis von 1862.
MittheSung des Coüservators deiK Leidener Mosexüm^ Dr. Jans«
sen verdanke, nämlich doreh: Qui Sab Q. Aeutio SYnt GV^
rante M. Julio Oossutio — gern einränmen woHen. Indessen
scheint mir die SteUung des SVnt am Schlüsse des Satzes^
während es anf allen Militardii^omeD gleich auf das Belati-
vmn folgt, gegen diese Erklärung zu sprechen. Was end«
lieh die Formel sub cnra betrifft, so kann diese sowohl be-
deuten unter dem Gommando, Interimsbefehl ^), als aoeh. un-
ter der technischen Beaufticbtigm^ oder Obsorge einei& Cen-
turionen bei der Anfführuii^ des zu errichtenden Werkes,
wofür auch bisweilen sub cara(m) agente yof k(»mnt '').
n.
Indem wir dieser kurzen Erläuterung der neuen Inschrift
einige Zusätze und Verbesserungen zu dem im Bonner Winckel-
mannsprogramm von 1862 besprochenen 'Denkmal des Hercules
Saxanus', welche sich uns bei wiederholter Besichtigung des-
selben im Museum Eichartz ergeben haben, anschliessen, ist
zu bemerken, dass wir an der a. a. 0. S. 16 aufgestellten
Ergänzung und Deutung der 1. Zeile durch [DEO] l(nvicto]
HER oder viehnehx HERC[nli] — denn von dem 4, Buch-
staben C haben sich deutliche Spuren auf dem Steine erhal-
ten — nicht mehr festhatten, sondern mit Bückächt auf
den vorhandenen Raum uad die symmetrisdie AusfÄUuag der
Zeile, als auf die Form des erß^n Zeichenß, welches mit
ziemlicher Sicherheit einT erkeanen lässt, jetzt geneigt
sind in üebereinstimmung mit Prof, Düntzer zu teseti:
IL E]THERC. Für die Abkürzung | statt lovi, v^lehe
mit dem Zusätze 0(ptinK)) M(axime) ganz gewöhnlich ist,
sind wir freilich ausser Stande^ ein eötsprechende& Beispiel
in anderweitiger Verbindung beizubringen^ jedöch m4>cttte
eine solche Abweichung bei der grossen Beschränktheit des
6) Vergl. Steiner Cod. inscr. N«. 62 imi IH. S. 433.
7) Steiner cod. inscr. I^o.,693.
IVaelitiilg« c« dem BöniiefWinrkelmaifftdprogfflmme von l86S. . d!d
Kanttö üfld der faiÄppeü Fasöung' der lüööhrift uta M
etaef eine Efltdehuldigung fi&den, al» auch In der 4. Zeile
DÄch der ßigle CL(assis) das erforderliche Beiwwrt Öetina*
nica fehlt»).
2u diesen äussern Gründen, welche für diese Ergänzung
sprechen, kömmt noch ein innerer, auf welchen Hf. Con-
servator Janssen mich brieflich aufmerksam zu machen die
Güte hatte. Janssen i^endet nämlich gegen meine frühere
AusÄHhmg der 1. Zeile D(eo) I(nvicto) nicht mit Unrecht
ein, dass alsdann eine nähere Charakterisirung des Hercules
IttTictus durch ein zweites Beiwort Saxanus etwas Un-
gewöhnliches sein Würde. Folgen wir dieser neuen Ergänzung
der ift der 1. Zeäe genannten Gottheiten so wird der Anstoss,
welchen unsre frühere Deutung des Hercules ab Saxanus
erregen konnte, gänzlich beseitigt erscheinen. Da nämhch In
den beiden Parallelinschriften, sowohl auf dem Nymweger, als
auf dem neuen Altar aus Brohl der Hercules S axa Aus aus-
drücklich genannt ist, so berechtigt uns schon das Qemti
dt» Analogie m der Unterstellung, dass dieselben Ttu^^tt- -
köi*per, von wefeben jene ÄWei Weihaltäre gesetzt worden sind,
an demselben Orte und fast m derselben Zeit auch diesen
Altar wohl, sicherlich keinem andern Hercules gewidmet ha-
ben werden, als dem Saxanus, d. h. dem Beschirmer ihrer
müfeöVoHen Arbeiten in den Steinbrüchen, in deren Felswand
selbst Altar und Inschrift eingdiatten sind.
Darnach erweist sich denn ein anderer Einwurf, den unser
zttfrthe dahingegangener Präsident des Vereins, Prof. Braun,
ha seiner d^ Amalen des bfet. Vereins für den Niedei*rheifl
«Snverldiblen viehßach anregenden und ideenreichen Abhand-
8) Beiläufig sei bemerkt, dass wir im Winckelmanosprogramm S. 20
tfas am Sclilttdt v*ti Z^ 4 auf d«m Steive flbcpr dci? LMt angebrachte,
oienbar Aur InterponkiUü diea^nde Z«icfa«n V<«i ofwftitiien tergesMtt
haben.
90 Ffachtrft^e xu dem Bonaer Winckelmaoiifprograninte tod 1862,
lung^) gegen unsre Erklärung des Hercules als Saxanus er-
hoben hat, als unhaltbar. Wenn nämlich der unvergessliche
Freund auf unsre frühere Ergänzung der 1. Zeile [Deo] Iit*
victo Herculi bauend, behauptet, dass ein durch eine so*
grosse Truppenmacht von drei Legionen und ihren Hülfs-
truppen vollzogenes Gelübde sich nicht auf den Hercules Sa-*
xanus als Beschützer gegen die Gefahr, welche mit dem
Steinbrechen verbunden ist, beziehen könne, sondern vielmehr
als ein Gelübde anzusehen sei, welches vor einer Schlacht
dem durch das Beiwort Invictus schon gekennzeichneten
Tyrischen Hercules abgelegt, oder nach errung^em
Sieg gelöst wurde, so leuchtet jedem ein, dass mit dem
Wegfall unsrer frühem Ergänzung dieser ganzen Annahme
sofort die Hauptstütze entzogen ist. Die über dem Mittel-
altar und den zwei Seitennischen des Brohler Denkmals in
jetzt fast gänzlich verblichenen Farben dargestellten Symbole
der Sonne und des Mondes, femer die emporragenden Spitz-
Fäulen, sowie endlich die Lyra scheinen meines Bedünkens
• nicht genügend, um die Richtigkeit der Hypothese Brauns
zu erweisen, welcher mit sichtlicher Vorliebe den epoche-
machenden Kampf des sinkenden römischen Heidenthums mit
der neuentstandenen christlichen Religion zum Ausgangspunkt
seiner Betrachtungen nimmt und sich über das' frühe Ein-
dringen ausländischer Feuer-, Licht- und Sonnen-Culte in
das Römerreich überhaupt, sowie insbesondere über die Ver-
breitung des Tyrischen Hercules (Melkarth) und des persischen
Mithras mit seinem geheimnissvollen und sinnbethörenden Cul-
tus in gelehrten und an sich sehr schätzbaren kirchenhistori-
schen und archäologischen Erörterungen verbreitet, ohne jedoch
in Bezug auf unser Denkmal das chronologische Moment, des-
9) 'Das Tempelbtld im Brohlthal' in d. Annal. H. 13 und 14 S. 3
und S. 26. Brauns Einwurf wiederkoU Prof. Ritter in d. Jahrbb.
H. XXXVir, S. 7 fg. Anm. 7.
Piaehtrftge zu dem Bonner WinckelmanDtprogramme von 1862. 91
sen Ennittlung glücklicher Weise durch die darauf gehauene
Inschrift ermöglicht wird, nach allen Seiten zu berücksich-
tigen. Wenn wir nicht annehmen wollen, dass die bildlichen
Darstellungen unseres Denkmals auf Verehrung der Sotme
und des Mondes als wohlthätiger Himmelskörper neben dem
Hercules hindeuten, eine Annahme, für welche sich unser
verehrter Freund Karl Simrock ausgesprochen hat ^^), so glau-
ben wir an der früher aufgestellten Ansicht festhalten zu
dürfen, dass nur eine Vermischung und Berührung des rö-
misch-gallischen Hercules mit dem lyrischen und Gaditani-
schen zu Grunde liege, welche durch die aus Spanien abbe-
rufene 6.' und 10. Legion und ihre Hülfstruppen, worunter
nachweislich einhehnische Cohortensoldaten sich befanden, in
natiirUcher Weise vermittelt wurde. Was das vom sei. Braun
erregte Bedenken betrifft, dass hier statt V^illarü mehrere
ganze Legionen als Weihende genannt werden, so scheint uns
dieser umstand weniger ins Grewicht zu fallen, da bei dar
10) Handbuch der deutschen Mythologie 2. Auflage. Bonn 1864.
S. 265. Wenn Simrock ebendas. S. 264 auf den Grund hin, dass die
meisten dieser Altare in der Rheinprovinz zu Tage gekommen sind,
den Hercules Saxanus mit Donar oder Thdr, als dem felsenspaltenden
Gewittergott identificirt, so kann ich dieser Ansicht, so empfehlend
sie auch dem Germanisten erscheinen mag, schon desshalb nicht bei-
stimmen, weil €s keine deutsche Soldaten waren, welche diese Steine
setzten, sondern, wie wir a. a. 0. 26 wahrscheinlich gemacht haben,
hauptsächlich aus Spanien rekrutirte Krieger. — Es sei mir erlaubt,
hier noch gegen Simrock's deutsche Herleitnng des Herc. Saxanus
eine Auctorität anzuführen, auf die ich erst jetzt gestossen hin.
Rettberg (Kirchengesch. Deutschlands B. I, S. 65) sagt hierüber:
Am wenigsten ist bei Hercules Saxanus* an einen Sarhsengott, etwa
den Saxn6t der Abschwörungsformel zu denken ; er gehört weit über
deutsches Gebiet hinaus dem römischen Cult an, etwa als Schutzgott
der Steinbrüche. Kein Bild, keine Inschrift berechtigt
zur Annahme einer Mengung deutschen und römischen
Aberglaubens.
dSf Ifaeliti<i|f« tn dem BotfU^r Wln€kelmditil»)>r6^i^tflii«ii6 Vo« 186@f.
Enge dö8 Raums, auf den die Altarinschrift in der Fibwaiwi
beschräiikt war, die Auslassung des Wortes Vcotillarü, Am
sich ton selbst ergänzen Hess, geboten scbeinefi möchte. Oder
WDI man das Gebiet der Hypothesen betreten, so wird man
die Vermuthung nicht verwerflich finden, dass die mit den
i Arbeiten in den Steinbrüchen beauftragten DeWehemeöts zur
Bestreitung der erhebltehen Kosten, welche da« mit eaier ge-
wissen Kunst ausgeftthrte und mit FafbenschÄudß gezierte
D^ikmal erforderte, ihre sämmtlichen Camemden tum Bet-
steuem in Anspruch genommen und sie deshalb auch ad der
Ehre, unter den Weihenden mit genannt zu werden, Theü
nehmen liessen.
Es erttbrigt noch, uns üb^ cKe AussteBimgeit zu erklä-
ren, welche unser geschätztes Ehrenmitglied, Prof. ürfidh»*^),
zunächst in Bezug auf die Zeitbestimmung der Brohler und
Nymweger Inschrift erhoben hat, deren Errichtang ich aach
örotefends Vorgang nicht lange vor oder nach dem J. 90
n. Chr. gesetzt hatte ; wogegen Urüchs die beiden Inschriften
wegen des auf ihnen genannten Q. Acutius (Nerya), d^ Con-
sul suffectus des Jahrs 100 war,, erst nach dessen Coiföulat
fällen lässt. Ich nehme die von Grotefend adoptirte Ansicht,
wozu ich mich durch die Inschriften 5458 u. 5502 bei Orelli-
Henzen hatte verleiten lassen, dass auf die Legatenstelle in
Germania inferior oft erst andere Posten verwaltet werden
mussten, bevor man das Consulat erlangte, im Einverständ-
nisse mit. dem genannten gründlichen K^mer der römischen
Legionsgeschiehte, welcher sich brieflich darüber in der zu-
vorkommendsten Weise ausgesprochen hat, nunmehr :?uräck
und stimme ürlichs bei, wenn er die Zeit, in welcher Acu-
tius Nerva in Niedergermanien commandirte, nach dem
Jahre 100, seinem Consulate, setzte. Denn wenn auch die
Titel in den zwei genannten und ähnlichen Inschriften im
11) Jahrbb. d. Ver. XXX VI. S. 101 fg.
i^^emetoßti ^onoJogiaöh vo» de© jtjögrteti big zum fröh^-
etea verzeichnet jtod, sebeiaen doch die Tittl Cm^^oifie die
pdesteüUc^en Chargen sehr hto% ohne Büi^keiicbt ^uf 4ie
Zeitfolge iJömitt^lbtr auf ^ Naiiaeii de? Geehrten gefolgt
zu seift. 8o: steht Z. B. Or, &72, 773, 1194, 3043, 35«9, 3652,
8«59, 3670, 8782, 3933, 4952, 5450 fg, 6497, 6499 der Titel
Cos .<ob Conßul odier Consulari^?) vor dem Titel PBOCdS,
obgleich das Consulat doch dem Proconsulat vorherging» to
richtiger Reihenfolge ist d^igegen der Cimsul-Titel uater ander»
in No* 2761 yeitzeidmet.
Nidit in gleicher Weise kann ich ürUchs' MeinwÄg bei-
trete wenn er sich in Bezug auf die Rrage, ob währttwi
der Yerwjü^xmg dt» AmÜm die 1, Legiw aiil die 22. oder
diese auf jeöa gefolgt sei-, für Letzteres eatstjbÄidet. &* die^
mm Resultat ist Urliehs eizizig durch geschickte,.. aber alten
ktilsttiche Coanbinatioiiy vermittelßt einer v^kel Lar&eh Y. YI* ü
d* ^«Ärbh- S. 316 edirten Insdiriffc gelangt, weerin ein SoldW
der h Lcgioh JuL .Mansuetas ein ,ad Aiutum Summ n&m^
muntern Caucaamn' d. h. an der Aluta iin Daeien .^äbresEKl
des.*?»!! Trajan geehrten daclßchen Krieg^B, 4^m auGei^niscbe»
MatFoneoi getiianes OelüfadLe lost.
Wir halten die hieraois abgeleitete Schhi^isfolgerung, dasß
MansuetuE und seine Legion nothwendig YOm l^iederrbm,
HT/O die a;iifajxischeii Matronen verehrt K^nrd^, gekxw^m^
filr nidit hinreichend bngründiei;, .indem fnitgleicbi&m Rechte
lü^en andern Möghchkeiten z. B. die angeioionim^ ^rerden
kann^aiai^ der Soldat nur aufi.Gberm^iinfmor, efc^il. ian3 Cfh
lonia Agrippina, rekrutirt war und allenfalls vom Oberrhein
nach Öacien gekommen Sfei.
Dagegen 3tüt2di Bich die von mir adoptirte Ansicht Gto-
tefends', dass die'Xeg. I Mineryi^» auf die 22.. gefolgt. S%
auf Gründe, welche eine grössere Beweiskraft in Arispruch
iiehmQu dftrften. Denn wenn auch die früjiiere Annahme
Grotefends, dass die bei Äugst. i^, der Sphwei^ gefundenen
d4 Naclilrige in dem Bonner 1^ in ekel mnnntprof ramme von 1862.
Ziegel der Leg. I Min. aus dem früheren Aufenthalte dieser
Legion herrühren, nach den neuesten Ermittelungen Roths ^*)
und Th. Mommsens <^) unhaltbar ist, und ebenso die Meinung,
dass die I Min. an die Stelle der XXI Rapax getreten sei,
weil sich von derselben ebensowenig in Äugst eine Spur ge-
funden hat, als sich in den Stationen d^ XXI Rapax Spuren
der L Min. gefunden haben, aufgegeben werden muss, so
folgt daraus nur die Nothwendigkeit zu gestehen, dass ' wir
nicht wissen, wo die L Min. gleich nach ihrer Errichtung
und vor ihrer Rückkehr aus dem dacischen Kriege gelegen hat
Die grösste Wichtigkeit zur Bestimmung der Legionsgeschichte
unter Trajan und ihres Wechsels in Unter- und Obergermanien
ist der allerdings zerbrochenen und vielleicht unvollständigen
Badener Inschrift bei Steiner beizumessen **). Nach ihr scheint
Obergermanien damals nur von zwei Legionen besetzt gewesen
zu sein, nämUch von der I. Adiutrix und der XI. Claudia, welche
allein auf derselben genannt werden, indem die XXI Rapax
wahrscheinUch schon damals (bei dem Au&tande des L. An-
tonius ^^) untergegangen war. Aus dem Mangel des Epithe-
tons DAG' beim Namen des Traianus geht mit Wahrschein-
lichkeit hervor, dass die I Min. während des ersten dacischen
Krieges ebenso wenig in Obergermanien stand, als die XXn.
Primigenia. Letztere wird nun, während die I. Min. zu dem
dacischen Kriege abberufen war, am Niederrhein, aus welcher
Provinz sie Prof. Klein ^) mit Unrecht fem halten will,
zu suchen sein. Dieser einfachen und ungekünstelten
Schlussfolgerung gemäss dürfen wir also die XXTT, als
12) Die römischen Inschriften des Kantons Basel. 1843- S> 17 t^.
13) Die Schweiz in römist^her Zeit. S. 12.
14) Cod. ins. ed. 2, T. II. No. 849. MP 'NERVA TRA | • • •
PONTIFMAX ll-GIADI -ECXI C
15) Sueton. Domit. c. 6.
16) Heidelb. Jahrbb. der Lit. 1863. 5. H. S. 392 in der Anieigc
unseres Winckelmanns-Programms von 1862.
Naclitrft^e tu dem Bonner Winekelmannsprogramme von 1862. 95
die Vorgängerin der I. Min. ansehen, welche erst nach dem
Jahre 106 an die Stelle der nach Obergermanien abmar-
schirten in üntergermanien eingerückt ist. Was für Gründe
die Abführung der' XXII. nach Obergermanien veranlasst
haben, ist nicht bekannt; jedoch lässt sich gerade aus der
jüngst gefundenen Brohler Inschrift, worauf nur die Leg. VI
Victrix und X Gemina erscheinen, mit Fug erschliessen, dass
sie dahin abberufen worden ist, als die I. Min. aus dem
(zweiten) dacischen Kriege zurückkehrte.
Nach diesen Deductionen, die wir der Hauptsache nach
brieflichen Mittheilungen Grotefends verdanken, lassen sich
die drei Hercules-Inschriften von Brohl, die, wenn sie auch in
Bezug auf die' Namen der Legionen dreierlei verschiedene
Angaben bieten, doch chronologisch nicht bedeutend differiren
können^ der Zeit nach so ordnen, dass wir di^nige, welche
die Namen der VI. Victrix, X. Gemina und XXII. Primig^a
^thält, für die älteste, die von nur zwei Legionen, der VL
Victrix und der X. Gemina gesetzte für die mittlere, endUch
die Nymweger, worauf ausser den zwei vorgenannten auch die
I. Minervia vorkommt, für die jüngste ansehen. Die letztere
wird also, wie schon oben bemerkt worden ist, nach dem
Jahr 106 zu setzen sein, während die beiden andern sich
zwischen 101 und 106 n. Chr. vertheilen müssen.
Wir begnügen uns, unsere Ansicht über die Geschichte
der Legionen Germaniens unter Trajan (vom Jahre 99 bis 106),
welche sich bei dem grossen Mangel an Nachrichten gleich-
zeitiger Schriftsteller grossentheils auf Gombination aus we-
nigen Inschriften stützen muss, den abweichenden Hypothesen
Urüchs* gegenüber als nicht unberechtigt nachgewiesen zu
haben, und geben uns der Hofl&iung hin, dass, wie die jüngste
Zeit fast jedes Jahr Inschriften mit neuen Aufschlüssen über
Legionsgeschichte ans Licht gebracht hat, die nächste Zu-
kunft auch über diesen etwas dunkeln Punkt uns noch sichere
Aufechlüsse zu Theil werden lasse.
SobliesßUch erlaube ich mir nocb zwei Ve?^^ im
Bou»er Wiackelmanöaprograttim vom Jahr 1862 : dwf D€»k-
maX des Hercotes S^xanuß im Brohltha-l zn berichtig»»:
S, 18 Z. 7 fg.; Statt: die Zeit ihrer Versetosrag (dßr
l,eg. X) weh Ober g er in au ie» — lies: Oh^rpft»ao»ie»*
S. 22 Z. 6 ig. : die Vereetzuag der Leg, VI VifCtrix a^cb
Britaunien imter Domitian lies Hadriau. Vergl Klein
in den Heidelb. Jahrbb. der LiU 1863. No, 25, S. 302,
In Betreff des S. 11 a. a. 0. Anm. 5 abgedruckten H«r-
calesaltar von Pont-ä-Monssoa bin ich jetzt im Stande deo
Bewahrungßort genau anzugeben. Nach «iner güttgen Mit-
tbeilung des Hm Dr. Brambaeh, welcher den beti^effend^
Katalog eingesehen bat, befindet sieh der 'IStein nunmehr im
Mua^e roy^le des armures et d'antifdt^ zu BrüssM.-
Bonn im December 1864.
J. Freudenlierg.
6* ;Xlikär;ttn9en auf r^einird^ett Jttfttirtflen.
Unter der nicht geringen Anzahl römischer Inschriften
vom Rheine, welche, trotz mehrfacher und anerkennenswer-
ther Erklärungsversudie, noch immer einer befriedigenden
Lesung entgegensehen, sind insbesondere einige aus Mainz
und der Umgegend schon allein durch ihre ungewöhnlichen
Wortabkürzungen um so mehr hervorzuheben, als sich letztere
unseres Wissens bis jetzt gerade nur hier haben nachweisen
lassen. Beispielsweise sei zunächst an die ihrer Bedeutung
nach als Bezeichnung der Tribus Claudia mehrfach angezwei-
felte Sigle C hei Steiner cod. insc. rom. Danub. et ßhen. 504
erinnert, woselbst nach dem Namen des Verstorbenen C* VI-
RVNO als offenbare Heimathbezeichnung folgt: so unge-
wöhnhch die Abkürzung der Tribusbezeichnung durch ein
blosses C ist, so nimmt doch auch Grotefend Imp. Rom.
p. 129 mit Recht daran um so weniger Anstoss, als in der
That, was bis jetzt übersehen wurde, die ganz identische
Abbreviatur bei Orelli 3504 vorhegt: NAT NORICVS
COL' C* VIRVNO, wenn sie auch hier nicht zur Tribus-
bezeichnung dient. Dieselbe Mainzer Inschrift bietet aber
eine noch weit bedeutsamere Wortabkürzung dar, welche
sich auch noch auf einigen andern Steinschriften desselben
Fuadgebietes (mit einer geringen Modification auf einer ein-
zigen) wiederholt, ^hne bis jetzt irgendwo einer nähern ünter-
7
98 AbkOrannKen «af rheinischen Intcbriflen.
suchung unterzogen worden zu sein: es sind die S^len
H • I • S • £• und H • I • S. T- auf folgenden Mainzer Inschrif-
ten, deren Texte hier nach nach sorgfältigen Abklatschen
wiedergegeben werden.
1. Steiner a. a. 0. 455:
CSECCIVSCL
CORINTVS
ANN
XXXHI SE PAT
RONVSPOSI
2. Steiner 506:
CALUVS CF-
ANIES CREM
ONA MILLEC
Xim.CEMANNOR-
XXX STIP XV H.I SE
FRATER- OB PIETÄT
3. Steiner 431:
ROMANVS
TAVIOICO
ROI EQ LEG
XXII PRI-
SERVS AN
XXVII MER
EIVSPHI-
SESTTL
Da hier einestheils die Si^en S-T*T'L ebeaöo be-
kannt sind, als ein Blick oben auf 1 und 2 dartitot, dftss
weiter vor denselben die Siglen H'I-S'E zosainiMDgelkö*
r^-uad zusammeingenommen w^^den mttssän, so kaaa das H
keinenfalls zu dem vorausgehenden MER EIVS*P> (d. h.
AbkAruingen 'Mf rb^nlacheD Inschriften. 99
moH mer^is eius positum oder posiüt mit Bezug auf T. Avi-
äiu8 Coi^us) bezogen w^den, und es fallen somit alle besag-
hßhm m den Bonner Jahrbüchern ü, S. 93 n. 40 (vgl. S. 158^
Ol S. 86 f. und in der Zeitschrift des Mainzer Alterthusns-
vereiiB I S. 82 n. 42. vorgebrachten Erklärungsversuche in
sich zusammen. -— Wie ist nun aber das unsenes Wissens
noch nijjgend erklarte H • I • S • E zu ergänzen ? Der Charak-
t^ obiger 3 Inschriften als Grabschriften fuhrt sicherlich
schon von selbst darauf zunächst in dem H * S * £ die be-
kannte auf Sepulcralsteinen unzähligemal wiederkehrende
Formel Hie Situs Est zu erkennen, welche sich bald voll-
ständig ausgeschrieben findet, wie auf den Mainzer
Grabschriften bei Steiner 248, 488 und einem ujiedirten
Fragmente des Mainzer Museums, bald nur theilweise, wie
das H'S -EST des Mainzer Steines bei Steiner 433, mei-
stens aber nur angedeutet durch H-S-E oder H-S- (Orelli
479) *). Was bedeutet nun aber das zwischen H und S mitten
inne stehende I ? Wie SVPRA durch S (Orelli-Henzen 7314)
abbrevirt wurde, so ist ^ die mehrfech begegnende Sigle ftlr
INFRA, wie ausser Orelli-Henzen 708i. «6087 insbesondere auch
die kasteier Inschrift des Mamzer Museums bei OreUi 4983,
Steiner 239 erweiset, welche in den Annalen des Nassauischen
Alterthumsvereins VH, f S. 22 ff. .^usführüch erläutert wor-
den ist. Bei allen diesen Stellen kann jedoch nicht entgehen,
dass INFRA hier in Äer Bedeutung eines unter und unter-
halb auf derselben räumlichenOberöäche und in derselben Rich-
tung, die das Yorausgehende andeutet, gebraucht ist, demnach
aldo neben deGoa, HIC um so weniger ergänzt werden kann,
als offenbar in dem mit I gemeinten Worte nur eine näher
bestimmende Versitärkung desselben ausgedrückt werden soll.
1) Eine Abweichung von dieser Formel begegnet nnr in der deut-
lichen und onzweifelhaften, von allen bisherigen Heransgebern (tber-
sehenen V«riaiite H ' C ' E d. ^b. Hie CondHos Etft, in der Hainxer
Grwbfti^virt <be1 5t«tn€r (M.
100 AbkOrsun^en auf riieini9cheD Inscliriften.
Mit Rücksicht auf dieses sprachliche Bedenken vermuthet Hr.
Prof. Th. Mommsen, wie er dem Unterzeichneten aussprach,
in dem I vielmehr die Andeutung des Wortes INTVS,
und in der That spricht dafür unter andern eine Inschrift
aus Ostia bei Orelli-Henzen 7396 : BENE SJT TIBI QVI
lACIS INTVS. Es wäre demnach das H-I'S*E- der drei
Mainzer Inschriften zunächst als H IC INTVS SITVS EST
zu ergänzen und somit eine befriedigende Deutung dieser
ungewöhnlichen Schlussformel gewonnen, wenn nicht eine vierte
bereits oben bei anderer Veranlassung erwähnte Mainzer In-
schrift dieses neugewonnene Resultat wiederum in Frage
stellte. Sie lautet genau also :
4. Steiner 504:
COONIVS
SVAVIS
CVIRVNO
vixit anosocl
mil legxiiii
cemstIp-
xv l donivs
albanvs fr
ATER FAClVN
dvmcvravIt
Hl ST
Auch hier findet sich HIS-T- so unverkennbar am
Schlüsse der Grabschrift als Variante der üblichen Formel
H 'S- E", dass man alsbald wie bei jenen drei vorerwähnten
erklären würde, wenn nicht der letzte Buchstabe klar und
deutlich ein T und kein E wäre. Lehne, welchem das
Ungewöhnliche der Schlussformel nicht entging, suchte sich
(Ges. Sehr, n S. 142 zu n. 177) durch die Erklärung Hie
lacet Sub Titulo zu helfen, die, zumal titulus in der Be-
AbkflrtDageD auf rheinischen Insehriften. 101
cteutting-^von Grabstein gerade auch auf Mainzer Inschriften
(Steiner 485, 496) vorkommt, als Nothbehelf hingehen kann.
Vielleicht liegt hier nur ein einfaches Versehen des Stein-
metzen vor, welcher, durch das vorhergehende S verleitet,
den letzten statt des ersten Buchstaben von EST einschrieb.
Eine längere Reihe von Wortabkürzungen pflegt auch
dann am Schlüsse von Grabinschriften sich zu finden, wenn
die üblichen Angaben über die Errichtung des Grabsteins
selber beigefügt werden. Ueber diese Errichtung ist von
dem Verstorbenen oft Nichts angeordnet worden und ein Bru-
der (Steiner 449) oder Vei-wandter (450) oder ein Freund
(495) übernimmt aus sich diese Liebespflicht, deren Erfüllung
sodann durch ein CVRAVIT oder CVRAM ECIT oder
POSVIT bezeichnet wird. Häufiger aber hat der Verstor-
bene in seinem Testamente Vorsorge getröffen, so dass sei-
nen Erben die Errichtung des Grabsteins zur Pflicht gemacht
ist. Dieses wird von den letzt er n bekanntlich entweder
durch H • T • F- C (Orelli 446) oder öfter durch H • E T • F • C
(Steiner 527. 468) oder E-T-F (Steiner 1687) oder EX
TESTAMENTI FORMVLA POSIT (Fuchs Gesch. v.Mainz
IS. 141 n. XXni) oder noch kürzer durch E . T (Steiner
496, 513) ausgesprochen. Nicht minder häufig aber und
keineswegs so selten, wie noch Orelli zu 4356 meint, ist die
ausdrückliche und gesonderte Erwähnung, dass der Verstor-
bene durch sein Testament jene Errichtung angeordnet, die
Erben sie aber ausgefilhrt haben : dieses geschieht durch ein
dem H ' S • E gewöhnlich sich unmittelbar anschliessendes
T-F-l- (oderT-P-l: Mommsen Insc. Helv. 159), H-F-C
(Steiner 528, 511, 467, 493), welches bisweilen (Steiner 426,
Orelli -Henzen 6842) fast ganz ausgeschrieben [TESTA-
MENTO F(ieri) IVSS(it)] ist, demnach also nicht, wie
OreUi a. a. 0. glaubt, durch das seltene TESTAMENTI
FORMVLA IVSSVS ergänzt werden darf. Eng an diese
Formel T • F • I schliesst sich nun aber eine andere T • F* C
103 AbkArinngen auf rh ein i sehen iniclirifffin.
(Steiner 550) an, hinter welcher sodann HEREOES F C
in der üblichen Weise folgt : es kann kdn Zweifel sem, dass
dieses C, wie das am Schiasse, durch Curarit erklärt wer-
den mnss als Synonymum des gewöhnlicheren lassit. Diese
kleine Modification der üblichen Formel seheint non weit»
auch den Schlüssel zu geben zur Erschliessung einer andern
bis jetzt ebenfalls noch unenträthselten Abbreviatur auf &Bßt
andern Mainzer Inschrift bei Steine 4&1 :
TCLODIVS
TFSTEOPTATVS
AVG TAVR MIL
LEG im MAC
ANXXV STIP
VHS E TN
CHFC
woselbst Lehne a. a. 0. n. 153 das räthselhafte T-N-C
durch Titi nepos Clodiuß' deutet und letzteren Nam^i HHt
dem folgenden heres so verbindet, dass dieser Erbe Clodius
der Enkel des Verstorbenen gewesen sein soll. Da sowohl
T als Abbreviatur für Testamento als N für non (vgl.
Orelli-Henzen 4350. 4554. 7387) feststeht, auch C kaum et-
was anderes als das am Schlüsse stehende C d.h. curavit
bedeuten zu können scheint, so würde somit das Testamento
non curavit dieser Inschrift dem oben erwähnten Testa-
mento fieri curavit entgegengestellt weKden können. Aber
auch hier weiset Herr Prof. Mommsen auf die in diesen
Formeln stetig eingehaltene Bestimmtheit des Ausdrucks hi]i>
welche die Auslassung eines 'fieri' vor uon nicht gestirttci.
Es scb&int sonaeh kaum etwas anderes übrig zu bleib^i. als
in der Sigle C hinter N die Abbxeviatiur eines Participiams
zu vermuthen, welches sich auf her es isk ißv^ Sinne besbdit,
AbhfinvogeB auf rheroischeii Intelirffteii. lOB
^B3M der Eihii obsdion durch das Ttestameiit nieht ver<
pflichtet dennoch den GrrabBtein habe setzen lassen.
Noch weift metr als hier irrte Lehne bei einer andern
MaiÄzer Grabschrift von dem Richtigen ab, ohne dass bis
jetzt einem seiner Nachfolger die Grösse dieser Verirrung
ascigefalten wire. Im Jahre 1790 wurde in der Nähe von
Mfldnz folgende Grabsehrift einer Sklavin gefunden und zu«
eirstTOn dem Mainzisdien Geheimerath Reuter, einem unv-
mbtigeaii Aiterthumsfbrscher , originalgetreu in Schunks
Beiträgen lur Mainzer Geschichte UI, S. 425—428 veröffent-
heht und erläutert:
LYCNIS
QEPIOI
ANCILL
ANNVCLA_
ET MEN IUI
H S E
FEL»XS
POSIT
Da ihm das ANNVCLA der 4. Zeile unverständlich
war, so erklärte er es 'annonim nonaginta quinque' mit
Berufung auf Hagenbrncb etri»t epigr, p. 564 und Zaccaria
istitut. lapid. p. 9S0 -veget döt aaigeblichen Zahl VC und
sah das dahinter fpl^p^Bde UA ^te Fortsetzung des in der
3. Zeile unvollendet geWieb^^iß^ ANCILL an, ohne jedoch an
den bei die^r Zusapuiennajijxie hei;auskommenden drei L
Anstoss zu nehmen, wiewohl dadurch allein schon diese Er-
kiäruag als unmöglich erwiese» wird, wenn auch das Zahl-
zeichen VC sta;tt XCV zagegeben würde, zumal grade auf
dner andern Mainzer Inschrift bei Steiner 468 in ähnlicher
ungewöhnlicher Weise IIIL ausgedrückt ist. Noch gewalt-
samer sik Beoter verftihr jedoch Lehne a. a. 0. II n. 349,
wAhxl erzwar Tal. XI n. 48 diese- vieii» amdr' iteü^ Unverstand-
104 AhkArsuogeD auf rbeioiscben In«cbrifl«a.
liehe Zeile 90 abbilden liess, dass hinter ANN ein Puidct,
am Schlosse ein halbes, jedoch unverkennbares A (genau so
wie es auch auf dem Steine selbst bemerkt wird) gesetzt ist,
dagegen aber im Texte dieses A gänzlich fehlt und ANN-
V* CL' ganz auseinander gerückt und durch (auf dem Steine
gar nicht vorhandene) Punkte wie emzelne Abkürzungen ge-
trennt sind. Danach erklärte er und ihm folgend Stei-
ner 577:' annos vixit CL et menses IUI, und bemühte sich
S. 4U noch eine Reihe anderer Beispiele ungewälmlich höh»
Lebensalters aus dem Alterthume (nach Plin. N. H. XXI, 10)
und aus der Neuzeit zusammenzustellen, um die angeblichen
150 Lebensjahre dieser Sklavin glaublich zu machen. Hierbei
verletzte Lehne zugleich die grammatische Struktur der gan-
zen Inschrift, in welcher hinter ANCILL A wenigstens QVAE
VIXIT ANN hätte folgen müssen. Alle diese üngehörig-
keiten beseitigen sich durch die Deutung des ANNVCLA
als ANNlCVLA, zu welchem sich aus Inschriften allein
schon zunächst COMMANVPLARIS (Orelli 3555) neben
COMMANIPVLVS (Orelli 3557. 6846) vergleicht. Denn
auch ANNICVLA findet sich auf einer Inschrift der Schweiz
bei Mommsen Insc. Helv. 296:
PRIMA C COTEI
LIB-ANNXVIET
SORORILLAEVS
ARAVRICAANNIC
ETMENS VIH SS
PATRONVSPO
Da es sich auch hier von dem ein Jahr und sechs Mo-
naten alten Schwesterchen einer sechszehnjährigen Frei-
gelassenen handelt, so scheint Roths: SORORILLA EVS
(eins) den Vorzug zu verdienen vor Mommsens: SOROR
ILLAEVS (iüius) und wie oben ANNVCLA ET MEN • IUI
so dient hier ANNlC(ulaX ET^MENS-Vl zur Beieichnung
Abkürsungen auf rheinischen Inschriften. 105
eines früh verstorbenen unmündigen Kindes. Eine noch kür-
zere Lebensdauer wird auf einer andern durch ihre Klag-
ergüsse bemerkenswerthen Grabschrift zu Mainz durch
SEMISSEM ANNI VIXIT ET DIES OCTO ausgedrückt,
so dass SEMISSIS ANNI sich genau dem ANNICVLVS
an die Seite stellt*). Sonach wäre also aus Lehne's 150jäh-
riger Sklavin ein unmündiges Sklavenkind von einem Jahre
und vier Monaten geworden !
2) Vgl. Bonner Jahib. XXX S. 30. Philol. XX, 3 S. 535. Zeit-
schrift des Mainzer Vereins II, 3 S. 'dlb n. 163.
Frankfurt a.M.
J. Becker.
7. Dit Heliquien Xlberf« Je« (Broten in Her Äl. TLnUreaekirdie
yx Mit
Durch die zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts
vollzogene allgemeine Säcularisation der hiesigen Stifter und
Klöster erhielt die als Succursal- Pfarrkirche gerettete ehe-
malige Stiftskirche zum h. Andreas ein höchst ehrwürdiges
Vermächtniss aus dem benachbarten Dominicaner- oder Pre-
diger-Kloster (jetzt Artillerie-Caseme) : die Reliquien Albert's
des Grossen und Heüigen *), bestehend aus den Gebeinen
desselben und den Priestergewändern. An dem Seitenaltare
beim nördUchen Eingange sah man hier bis zum Jahre 1859
einen plumpen Holzkasten mit einer hässlichen liegenden Bi-
schofsfigur auf dem Deckel, weiss angestrichen und mit der
Aufschrift:
RLQ.S.AlbertiM.
versehen, aufgestellt, welcher die körperlichen Ueberbleibsel
bewahrte. Im genannten Jahre aber verliessen dieselben
dieses unwürdige Behältniss, als durch den Frommsinn und
die Freigebigkeit der Eheleute Schallenberg und des Stadt-
baumeisters a. D. Herrn J. P. Weyer für eine angemessenere
Unterbringung gesorgt worden. Die Ersteren Hessen, auf
Veranlassung ihres fünfundzwanzigjährigen Ehe -Jubiläums,
.1) Durch Decrel der Congregatio Ritus vom 27. November 1856
hat Papst Pius IX. ihn zum Diözesan-Heiligen des* Erzstifts Köln er-
hoben und als Festtag den 16. November bestiroml.
Dia Reliquie* Alb«vl'a Aes GrocrieB 4tc. IGT
in einer CapeHe an der Sädi^te der Kirche einen neu^n
Altar mit schönem Schnitzwerk, im Style des Mittelalters,
durch den Architekt^ Vincenz Statz errichte, und Herr
Weyter schenkte einen kunstvollen, mit Heiligengestalten be-
malten^ dem Mittelalter entstammenden Schrein, bestimmt,
die Gebeine des grossen Mannes aufzunehmen und mit den-
selben in dem neuen Altare aufeestellt zu werden. Am 16.
November 1869 fand mit grossartiger Feierlichkeit die üeber-
tragung in die A&ertußcapelle und die Consecration des Al-
tares Statt, nachdem bereits zwei Tage vorher dem neuen
Schreine sein werthvoBer Inhalt anvertraut worden war. Ne-
ben dem Altare erblickt man unter Glas in einem Gesdiränke
auch die Priestergewänder, bestehend aus Casel, Stola und
ManopeL
Es solien dies, nach der Angabe der neueren Biographen,
ebendieselben Gewänder sein, welche die Ldche des Heiligen
toihtfllt haben und mit derselben im Todesjahre 1280 in den
Sarg gelegt worden sind ; erst beim Untergänge der Domini-
canerkirehe sollen sie von derselben getrennt worden sein.
»Der Donunicanerchor sammt der ganzen Kirehe fiel im
eisten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts vor den Streieheft der
Zeiwtöter. Damab ist auch das herrliche Hochgrab des Al-
bertus zertrttmmert worden. Als man hierbei deuHBarkophag
Äßnete, zerfielen die Gebeine grösstentheils in Staub, nur der
Ornat imd ein Tbeil des Stabes blieben erhalten. Alle diese
Reliquien wurden sofort in die nahe Stiftskirche von St. An-
dreas traiföferirt. Die Rehquien der Gebeine, sowie die zwei
Stücke des Stabes von Holz (jedes etwa IV2 Fuss lang), der
eine Krümmung von Eisen oder Blei nach oben zeigt, wurden
wieder in einen kleinen Holzsarg gelegt und verschlossen . . .
Dagegen wurde der Ornat zurückbehalten und in der oberen
Sacristei der Andreaskirche niedergelegt, wo er noch (1857)
zu sehen ist. Er besteht aus der Gasula, der Stola und
Manipel. Der Stoff aller drei Paramente ist tr^ieher Seiden-
.lOB Die Reliquien Alberfg des Gronen
plüsohsammet von violetter Farbe.u So berichtet D. Joa<;him
Sighart ').
Der Zustand, in dem sich dieser Ornat noch gegenwär-
tig befindet, seine reinliche Beschaffenheit, die Festigkeit des
Gewebes, das ganze äussere Ansehen — alle diese Umstände
würden zunächst wohl nur die Meinung begründen können,
dass diese Geg^stände während des Zeitraumes von nun
fast sechs Jahrhunderten unausgesetzt mit der grössten
Schonung, mit der äussersten Sorgfalt an geeignetster Stelle
aufbewahrt und gehütet worden seien '). Sie geben hingegen
dem Unglauben die erheblichsten Gründe an die Hand, die
Richtigkeit der vorhin mitgetheilten Angaben zu bestreiten.
Dass in dieser Hülle^ ein Leichnam vermodert sei, dass diese
Stoffe über fünf Jahrhunderte in einem Grabe gewesen —
zu dieser Annahme wird auch der mit den günstigsten Vor-
urtheilen Nahende nur dann gelangen können, wenn er von
dem gewöhnlichen Gange naturgemässer Wirkungen absieht
und die besondere Einwirkung einer höheren Macht, ein ge-
schehenes Wunder, unterstellt. Aber auch auf diesem Wege
wird sich ein noch hinzutretendes anderes Bedenken erheblicher
Art nicht beseitige lassen, nämlich die Anbringung zweier
Heiligen des Dominicanerordens an der Stola, was sich wohl
Hvit dem Jahre 1280 nicht vereinigen lässt. Auch Sighart
sieht sich dadurch genöthigt, die vorher so bestimmt gestellten
Behauptungen in einer Anmerkung zu modificiren : »Die An-
3) Albertus Magnus. Nach den Quellen dargestellt. Regensburg,
1857. S. 267—268. (Eine Abbildung der Casula in Farbendruck ist
dem Buche beigegeben.) Man s. auch : Geschichte der liturgischen
Gewänder des Mittelalters von Fr. Bock. B I. I, S. 99—100 und S.
2?8 — 230. In letzterem Werke ist die Farbe wohl richtiger mit „blau"
angegeben.
3) Bei der Consecrationsfeier des neuen Altares am 16. Novem-
ber 1859 hat der Herr Weihbischof l)r. Baudri, der auch die erste
Messe daselbst las, den Ornat des Aibertus angelegt.
in der St. Andreaikirche xu Köln. 109
bringung von Heiligen des Dominicanerordens an der Manipd
(irrig, statt Stola) im Jahre 1280 könnte einigen Zweifel
erregen. Jedenfalls war aber der Ornat fast vierhundert
Jahre im Grabe des Seligen.«
Gewiss ist es von Interesse in Beziehung auf diese Frage
das Wahre überzeugend zu ermitteln. Der Eindruck, den
der AnbUck dieses Ornates, mit dem bekleidet der grösste,
Mann seiner Zeit, ein Riese an Wissen und an Tugend, vor
den Altar zu treten pflegte, hervorruft, muss unendlich ge-
winnen, wenn die Zweifel beseitigt sein werden. Ich unter-
nehme es, diese Aufgabe zu lösen. Gestützt auf voUgült^e
Zeugnisse ui^d Beweisstücke, wird sich ^ die Echtheit der in
Hede stehenden Gewänder feststellen lassen, nachdem die vom
Irrthum der neueren Biographen behaupteten, mit Recht das
Vertrauen störenden Nebenumstände ihre Widerlegung und
Verweriung gefunden. Auf zwei Punkte haben wir zu die-
sem Ende die Untersuchung zu richten ; wir haben zuerst
den Veränderungen und Erhebungen zu folgen, welche im
Laufe der Zeit mit den Gebeinen Albert's vergenommen
worden, und dann festzustellen, ob die jetzt in der Andreas-
kirche aufbewahrten Gewänder wirklich diejenigen sind, mit
wekhen der Leichnam bekleidet worden.
Nachdem Albert am 15. November 1280 im Alter von
siebenundachtzig Jahren im Predigerkloster zum heil. Kreuze
zu Köln seinen Geist dem Schöpfer zurückgegeben hatte, wurde
der Leichnam im Chore der Klosterkirche, dass er selbst erbaut
hatte, vor dem Hochaltare in einem steinernen Sarge begra-
ben *). Auch der Erzbischof Sigfrid wohnte der Trauerfeier
4) „In arca saxea^ Jese ich bei Rudoiph von Nyniwegen (l.e-
genda Alberti magni. Col. 1490. Pars III, cap. 1). Sighart beruft sich
auf dieselbe Quelle und sagt: „in einen hölzernen Sarg gelegt^.
(Albertus Magnus, ^. 255.) Und doch mag Sighart in der Wirklich-
keit Recht haben, wenn er glaubt, da^s erst b«i der Fertigstellung
110 Me ReKipiiei Altort'B d^f Gvossni
bei. Dem Verlangen des HingesciiiedeiieQ entepreciie^d^ hatte
Hum die Leiche in umgewendeter Lage, den Blicken nack
oben, in den Saxg gebracht. So woHte er gleiei^am nieder-
geworfen zum Gebete da liegen, wie er dass^be, toh hehroi
Demmtiifiinne erfikUt, im Leben gewohnbeitlich zu verrichten
pflegte. In dieser Lage, dem Ausdmek der Zerknirschiifig
md des Flebms nach der göttlichen Barmherz^keit, soBte
ihn dereinst die Posaune des jüngsten Gerichtes auferweckea.
Wenige Jahre darauf, als der neue Ghorbau «eine gänzliehe
Vollemdung erhalten hatte, wurde das Grab geöffnet und ane
bessere Ausstattung demselb^ durch Aosmauenuig gegeben.
Fast zweihundert Jahre später, als die Sotnde der Al-
bertisten bei der hiesigen Universitit das höchste Anseh»
arlangt hatte, wurde der Besdüluss gefasst, dem ausgezeich-
neten Meister der Wissenschaft ein grossartiges Denkmal an
der Grabesstätte zu errichten. Nachdem auf diese Yenn-
lassung die Platte, welche das Grabgemach bedeckte, u&
11. Januar 1482 hinweggewäM war, erschien in desn stei-
nernen Sauge eine hölzerne Tumba, in welcher d^r noch fast
gäszücfa unversehrte Körper des grossen Mannes in bisdiöf-
lidier Kleidung lag^). lieber die Beschaffenbeit des nenen,
ehrenvolleren Grabmales fehlt es zwar an genauen und saiver-
lässigm Nachrichten ; doch darf man mit Sighart (ß. 264) da-
Mr halten, »dass es ein über dem Boden erhöhtes, mit Bild-
werk geschmücktes Steingrabmal gewesen, in dessen Mitte
der alte Sarg mit durchsichtigem Deckel niedeorgestellt war
imd de^en Sehlusssteln entfernt werden konnte.« Si^it
des Chores einige Jahre später der steiuerne Snrg biDSugekomnien
sei, denn bei der Grabesöffnung im Jnhre 1482 fand sich in dem
steinernen Sarge ein hölzerner vor, welcher die Gebeine barg.
5) Der rechte Arm wurde damals dem Papste -Siztus IV. öbersandt,
der ihn dem Domtnicaiierkloster in Bologna schenkte. Den linken Arn
erhielt 3619 der Bischof Albert von Regensbnrg. (Man s. v. Bianeo:
Ute ftUe UniTersttit Köln, f. Theii, S. 50— 51.)
Mi iet St. AnilreHikiorebe sin K6ll>i. 111
gibt-siisit dann dem Olaoben hin — und die üboriig^ neitenao:
SehriftBteUer^ n^relche sich mit biographlBchen Abhandlungen
ifrber Albeart den Grossen befasst haben, theilen diesen Glau-
ben — , das8 von da an bis zur Aufhebung des Dominicaner*
klosters die Gebekie utronterbrtbduen in diesem steinernen
fioehgrabe Terblidben seien. Dies ist eia Irrtfanm. Hundert-
unduBunzig Jahre »später fand nochnals eine Erhebung der
den grbssten Bulim und Schatz der Predigerkirche bildenden
Heliqmen Albert's Statt, uiod wenn auch das Gribmal in der
Mitte des Qiores femerhm erhalten blieb, so wuKlen doch
bei doeser Gelegenheit die Gebeine demselben entzogen. Die
QneDe, »welche davon in Kenntniss set^t, li^ so nahe, sie
ist so bekannt und im Allgemeinen so viel benutzt, dass man
sieh nicht wenig wundem muss, wie die hier zur Sache ge*
hörende Steäe so gänzlich nb^^ehen werden konnte. Ich habe
den Oairthäniser ErhM*4 von Winheim, oder vielmehr sein in allen
Häsden befindliches Work : '))Sa<a:*ari«m Agr5)jrinae«, als diese
QueUe zu bezeschwen. Wie könnte Winheim, wird man frei-
lidai *PÄgien , -dessen Buch dem Jahre 1807 angehört. Aber
DMge berichten, die sich 1671 begeben haben sollen? üeber
diesen scheinbaren Anachronismus wird indessen em<e foibliar
graiphiaehe Notk sogldch hinweg helfen. Neben der vom
Verfasser herau^egebenen Original- Ausgai)e ^) erschioi nänsi-
lieh dieseBWerk im Jahre 1736 in einer neuen Ausgabe «ait
der Aiätmse : »Cdloniae Agrippinae, Sumptibus Ottonis Josephi
Steinhauss BibUopolae unter fetten Hennen. M.DCCXXXVI.«,
welche von S. 239 bis 364 einen umfiangröichen »Appendix
ad Sacrarium Agrippinae, sive süccincta deseriptio quarim-
dam ecclesiarum, sacrarum aedium uc rerum, in eisdem re-
peribilium, quae post obitum äuthoris aut noviter institütae,
aut ad alios translatae fuere.« enthält, und dieser Appendix
6) Sie trAgft die Verl^agsadr esse : „4^o]i>ni»e ^amplibus Bermrrdi
GwftUeri Anoo Doniini IGO?*"*
U2 Die BeHqnioB Alberfs def Crrotien
ist der Beachtung der Forscher entgangen. Von S. 254 — 264
befinden sich hier die »Notabiliora quaedam conventus colo-
niensis titulo S. Crucis ordinis Praedicatoruma, und sogleich
erhalten wir die Mittheilung, dass im Jahre 1659 das Kloster
durch einen Brand gänzlich zerstört worden sei. Die Zelle
Albert's des Grossen, sein Lehrsaal und Catheder verschwan-
den. In kurzer Zeit stand ein neuer Bau da, den man be-
sonders den eifrigen Bemühungen des Paters Michael Gum-
perz zu verdanken hatte. S. 256 wird der Reliquienschatz,
den die Kirche bewahrte, aufgezeichnet, und hier ist zuerst
eines silbernen Kastens erwähnt, äer die Gebeine Albert's
des Grossen nunmehr verschloss. Vier Fuss Länge und zwei
Fuss Höhe hatte derselbe, und das ciselirte Bildniss Albert's
in bischöflicher Kleidung lag darauf^). Nähere Au&chlüsse
über diese Neuerung erhält man S. 259, wo die Aufzählung
der in der Kirche vorhandenen merkwürdigen Grabmäler be-
ginnt. Vor allen ist hier das Grab Albert's des Grossen
genannt, welches, nach der neuen Anlage des Hoch-
altars, in- der Mitte des Chores hinter diesem Altare ge-
sehen werde. Die Reliquien desselben — so heisst es wei-
ter — werden jedoch, nachdem sie am 29. September 1671
durch den Prior des Klosters, Caspar von Collen, feierlich
erhoben worden, in einer sübernen Tumba in der Schatzkam-
mer der Sacristei bewahrt und an den Hauptfesttagen des
Jahres im Hochaltare zur öffentlichen Verehrung ausgestellt ^).
7) „Deinde in cista argentea quatuor pedes longa, duos pedet alta,
cui imago scolpta B. Alberti Magni in habifcu Ponfcificali incumbit,
continetQi* corpus B. Alberti Magni." Unter Nr. 7 und 8 werden nocli
eine „Herma pectoralis" und eine «Magna Hierotheca argentea'' ange-
führt mit Reiiquien, welche das Kloster Albert dem Grossen verdankte.
8) „Sepulchrum B. Alberti Magni Ratisponensis Episcopi Ordinis
Praedicatorum, juxta modernam summi Altaris dispositionem, visitur
in medio Chori retrö summum Altare, cujus tarnen Reliquiae anno 1671.
die 29. Septembris ab j\dm. Rdo. et Exipiio Patre Magistro Fraire
In der St. Atidreaskirche zu Köln. IIB
Am Schhisse des dem Thesaurus sacer ecclesiae gewid-
meten Verzeicbnisses werden dann noch genannt : zwei Co-
dices, von Albert dem Grossen eigenhändig auf Pergament
geschrieben, und die Gasula, welche derselbe zu ge-
brauchen pflegte'). Hier erhalten wir also zum ersten
Mal die Meldung, dass das Kloster neben dem Reliquien-
behältniss noch eine Casel Albert's besonders bewahrte.
Freilich könnte man sich versucht finden, den Umstand da-
durch erklären zu wollen, dass etwa bei der üebertragung
der Gebeine aus dem Hochgrabe im Chore der Kirche in den
silbernen Kasten am 29. September 1671 die Casula zuerst
von den Körperresten getrennt worden sei, um so mehr, wenn
man den Blick in Gelen's 1645 erschienenes Werk De magni-
tudine Coloniae richtet, wo S. 463 — 464 dem Thesaurus sacer
des Predigerklosters eine ausffthrliche Au&ählung (35 Num-
mern) gewidmet ist, die neben dem Hochgrabe Albert's, worin
er in priesterlicher Kleidung zu sehen sei *®), wohl noch die
»Duos Codices B. Alberti Magni propria manu conscriptos«
(XVni.) anfuhrt, von jener besonderen Casula aber nichts
weiss. Ich werde indessen nachzuweisen vermögen, das^ das
Schweigen Gelen's von einer besonderen Casula und andern
Omatgegenständen keineswegs auf deren damaliges Nicht-
vorhandensein schliessen lässt, sondern dass es nur auf einem
Vergessen, auf einer ünvollständigkeit seines Berichtes beruht.
Schon vor längeren Jahren ward ich durch den Erwerb
.eines sehr alten, anscheinend dem Ende des fünfzehnten Jahr-
Casparo von Collen, de Colonia, Conventüs ejusdem Priore et Haere-'
ticae pravitatis Inquisitore in Tumbam argenteam solemniter elevatae,
in Sacristiae Sacrario religiöse asservantur, et in principalioribus per
anniim Pestis, in Altarl majori publicae venerationi exponuntur."
9} „Ddos Codices 6. Alberti Magni propril mann in pergameno
descriptos, et Casulani qu4 B. Albertus Magnus usus fuit.''
10) „IV. In tumba elevata corpus integrum Magni Alberti Ratisbo-
nensis Jßpi^copi tetnitur Sacerdotall quoque adhuc veste iiidutum."
8
114 Die Re]iqiii|>]i A^barff dei GroM«ii
hunderte angehörenden Einblattdruekes erireut, welcher die
im Predigerkloftter zu Köln befindlichen Reliquien ToU^taa-
dig verzeichnet. Es ist ein Quartblatt mit gothlschen Tjpea
gedruckt, wdche die Officin de« Heinrich Quental ^^), dßg
Ahnherrn der berdhmtwi Typographen»Familie dieses Nam^is,
verrathen. In die obere Hälfte des Textes ist an der linken
Seite ein hübscher Holzschnitt (hoch 2 Zoll 11 Linien, br«t
2 Zoll 3 Linien rheinisch) eingefügt, welcher die heilige Jung-
frau mit d^n Jesuskinde, von einem Dominicanennräche
verehrt, vorstellt. Ein aus Blumen gebildeter Bosenkranz
umgibt diese Gruppe; auch in den Händen Maria's uAd d^
Kindes bemerkt man einen Bosenkranz, der aber in der ge-
wöhnlichen Weise aus EJömem besteht. Der Lihalt dieses
seltenen und schätzbaren Blattes überzeugt uns, dags auch
damals das Fredigerkloster, ausser dem Grabe mit dem be-
kleideten Körper Albert's des Grossen, die Me^iSgewlU)di^
desselben noch besonders bewahrte und zu ßmm B-diqui^-
ßchätz^ zählte, ja wir finden die Bestantitheile hi^ i^och um
zwei vermehrt, denn ausser der Casula, Stola und Mampe}
finden sich noch naS^M und pamictus<t genannt. Ich lasse
den Text des Blattes vollständig hier fingen:
Iste reliquie habentur in Colonia apud frat^es
Predicatores.
Corpus sancte Vndeline regine de societate beate Vrsule.
que prefuit milibus virginibus.
Item trecenta corpora virginum ex eadem societate que
co'ntulit domina Abbatissa de westerberch vene-
rabili domino Alberto magno quarumossa in diuersis
capsulis reposita ibidem visuntur.
Item eiusdem domini Alberti magni corpus in
chori medio requiescit.
11) Sein« Fressen waren von 1479 bis 15Q1 i^ Thätigkeit
in der St, Aq(^r«fi«kirc)ie su Kö]||. 11^
Jteffli cJ^p^t sftiMJte Vndeline virgipiß et Wftrtyri;^ preno-
minate.
Caput sancte Clementie de societMe dipe Vrßuje,
Caput &ß.ncti Cassiftwi patriarche grecije cmn (^iw- Vrsula
maxtyrji^ati.
Caput vnius mauri de legione thebepr\mi.
It;e^l brachium pancti Philippi ^postoli.
Brachium sancte Christine virginis et martyris.
Item digitus sancte ^jme ix^tr\ä chrisjbjfQre virginis fliarie.
Jtem de inilicp sajacti Ipannis baptistß quo christum osten-
derat dicens £cce ^.gnus dei.
MajQdibuIa sancti C^^lixti pape cum dentibuß^
Costa sancti Tbome de Aquino.
Costa sancte Catheriijß de Senis ordini^ pj'ejjic^torum,
Pes Qiun crure a4bu(; carne et cyjte tppti^ to^s inno-
centis sub herode interfecti.
Jtem dens sancti Papli /i{>Qstoli.
Dens sancti Nicolai.
D^ns sw4i Aygustini et A4alberti epispoporui^.
Item de ossibus sanctorum apostolorum Petri et A|ic[?:ee.
J^cabi. BarthQlo^aei et Tymotbey,
Jtem de Qsßibu^ sanctorum martyrum F^ji öß p^^iojpg
ordiniß predicat<?rum. Stephani. Laurentij. Dionysjj. Cbristo-
phori, Cpjmelij. Sebastiaui. Quirim. Bl^ij, Erasmi, Vicitoris,
et Agatij ducis .x. milium martyrum. Majvitij J^jgioxiis tb^-
beorpm principis et sjxti pape.
Ite^l de ossibuß sanctorum confessorum Domiiiici ingti-
tutQri3 pre^ijc^torum orcjibis. et de .SQapuJari eiusdem. Anthonij
.et Ben^rdjl Abb^tuw. Siluestri pape. .Serua.tij ,et Hupperti
episcoporiHP pt J^udowici regis frapcorum.
Item de ossibus sanctarum virginum et qiartyr^m Ca-
therine, et de ojeo quod e:^ illiuß QS^ibus epianavit. B^arbare.
Tejpl^. ApjK>loj!we. Agathe. Doyothiep. Lucie et de Capite sancte
PetfopeJile FjJJe jjiwcti Petri ^postoli.
116 Die Reliquien Albert*« des Grossen
Item notabilis pars.de sancta Cruce quam dominus
Albertus per ignem probauit.
Item due spine de spinea Corona.
Item petia de sudario quod fiierat supra Caput christi
Et de sindone qua inuolutus fuit. Et particula linthei quo
exceptus est de Cruce.
Item de sepulchro domini. De alba Yeste qua illusit illum
Herodes.
Item de mensali super quod cenauit.
Item de Crinibus beate virginis et de Panno quem illa
suis benedictis manibus contexuit et de Camisia eiusdem.
De crinibus beate Margarete virginis et martyris.
De Crinibus Marie magdalene apostolorum apostole qui-
bus pedes domini extersisse legitur.
Item Camisia sancte Elizabet vidue. Domini Andree regis
Hungarorum filie.
Item tres mitre cum quibus tres sancte virgines socie-
tatis Vrsulane sepulte et extumulate fuerunt.
Item Amphora Chrystallina continens sanguinem sancte
Vndeline regine prenominate.
Item in eodem Conuentu sunt Casabu alba« aadctes.
ttola et mailpriu quibus dominus Albertus magnus
solitus est celebrare. Et libri quos illemanu pro-
pria scripsit super euangelium Matthei et libros
animalium Aristotelis.
In hoc Conuentu inchoata est primum laudabilis frater-
nitas beate Marie virginis de Rosario multis diuersorum sum-
morum pontificum Cardinalium archiepiscoporum et episco-
porum mdulgentijs predotata. insuper sunt in eodem conuentu
due alie fratemitates videlicet sancti Sebastiani martyris Et
beatl Petri de mediolano multis ibidem indies miraculis co-
ruscantis. Laudetur deus in sanctis suis.
Man wird nicht einwenden können, dass etwa diese Ornat-
Gegenstände bei der Erhebung des Körpers im Jahre 1482
in der St. Andreaiikircbe su Köln. 117
von demselben könnten getrennt worden sein — eine hin-
reichende Widerlegung liefert schon allein die Aussage Ge-
len's, der, wie wir bereits erfuhren, im Jahre 1645 als Augen-
zeuge berichtet, dass der Körper Albert's in seinem Hoch-
grabe in priesterlicher Kleidung zu sehen sei.
Auch ist hier eine Stelle aus dem im Jahre 1278 errichteten
Testamente des grossen Mannes in Betracht zu ziehen, wo-
von man eine Abschrift dem Werke Summa naturaüum (Ma-
nuscript in der Münchener Hofbibliothek) angehängt gefun-
den hat **). Unter den Schenkungen, welche er dem Domini-
canerkloster in Köhi vermachte, nennt Albert, nach den ihm
zugehörigen Büchern in der gemeinsamen Bibliothek des Klo-
sters, »ornamenta mea omnia sacristiaea, und femer
bestimmt er, dass sein Gold, Silber und Edelgestein in Geld
verwandelt und zur Vollendung des Chorbaues der Kirche
verwendet werden solle.
Angesichts der im Vorstehenden mitgetheilten Thatsachen
und Zeugnisse n^uss die Frage : ob der in der Andreaskirche
bewahrte priesterliche Ornat Albert's des Grossen derjenige
sei, womit man seine Leiche ins Grab gelegt, vollkommen
spruchreif erscheinen. Wir verneinen sie entschieden. Um
so fester nehmen wir hingegen die üeberzeugimg auf, dass
diese Casula, Stola und Manipel zu demjenigen Ornat gehört
haben, dessen das Testament, dessen der Einblattdruck aus
dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts und dessen der An-
hang in der neueren Ausgabe des Winheim'schen Werkes
erwähnen. So erscheint die Echtheit der Gegenstände un-
bestreitbar, und weder die vortreffliche Erhaltung derselben,
noch die nachträglich erfolgte Schmückung mit den Bildern
der beiden Dominicaner-Heiligen, fordern noch zum Zweifel
auf. Das unschätzbare Vermächtniss des grossen und heili-
12) Abgredrnckt bei Sighart S. 248—249, and schon früher io v.
BiancD's.Werk: Die alte Universitit Köln« L Theil, S. 63^55.
Il8 Die tldfqnl^tfi Albert'^ des ÜföBitn
gfeii Mannes War in allöii seinen Tlieileti ja öWts det Gfegen-
staüd höchster Weithhaltüng und Verehrimg der Kloöterttfü-
der geblieben uiid eine schützende Sorgfalt trad die Aufbe-
wahrung döäselben stets begleitet haben.
m BetrefiF de^ silbernen Kastens, in welchem seit 1671
die Grebefaie Albert*ö niedergelegt waren, habe ich zu be-
merken, dasä derselbe nicht der französischen Regierung bei
der Klööter- Aufhebung in die Hände gefallen ist. Die Drang-
salö der zunächst vorhergegangenen Jahre — seit 1794 —
die schweren Bedrückungen nlit Geldabgabön, und Endlich
auch wohl die Voraussicht der nahenden Katastrophe des
Unterganges^») hatten die Predigörittöiichö Veratilaäst und
vielleicht genöthigt, den Werthvollön Silbfetltasten zu Gelde
zu machen ^ ein Verfahren, zu dem sich fkst alle hiesigen
geistlichen Ordenfehäüfier mit ihren Sdiätzen, die eiüen er-
hebUchen Metallwerth hatten, mehr oder weniger gezwungen
Sähen. Von einer Seitö, die ich fflr zuverlässig halteü darf,
erfühl- ich, dagö der Hölzkasten, Welcher bis 1859 die Ge-
beine Albert's verschloss, noch im Auftrage des PredigerMo-
mrA äiigeffertigt Worded ist.
Neben den Reliquien in der 6t. Andreäskirche besitzt
Köln tiöch einige andere schätzenswerthe üeberbleibsel des
grossen Albertus. Sie feeieh hier kurz erwähnt.
Öäß Stadt- Archiv besitzt zwei auf Pergament gesehrie-
befte Codices , welche Albert'ö Werke t De animalibus libri
XJtVl. (über 400 Blätter) und CoAmiöntaril in Matthäeum
(251 Blätter, mit prächtigem Einbände, dei* in Lederprägung
das Bildniss Albert's Zeigt) enthalten. In bfeidön Bätwlön ist,
jeäööh von späterer ^eder, bezeugt, däss sie von des Ver-
ls) I^och vor dei^ allgemeinen Aufhebung der geistlichen Corpora-
tionen wurde das Dominicaner- Kloster von der damaligen französi-
sch«h Regiörting üld Casei'tee in BöniHziiBg* f«taoniiheli^ (y« MeHng und
Reischerf: Di«.Bi9Qhdre ind ErzMichöfe Vbn Köln^ Btl« I^ 6. 1630
itt d«r St. Aiidr6ii8kirch6 <U Kö]il. 119
fässei^ eigner Hand g^ßchrieben mm. Es sind dieselben
HAttdßchriften, welche das Predigerkloster besass und welche
In dem Ttwrhin nach dem alten Druckblatte mitgetheilten
BöKqnienverÄeichnisse dieses Klosters am Schlüsse vorkom-
men. Die Stadt Köln erhielt dieselben mit dem Wallraf sehen
Nachlasse.
Untef den Alterthumsgegenständen des städtischen Mu-
seums beftttdet sich der sogenannte Zauberbecher Albert's
mit der Inschrift: Scyphus B. Alberti magni ord. praed. Er
war vordem im Besitze des Hofraths Dr. Cbmes zu Cochem
an der Mosel. Wurde er mit Wasser gefüllt, so wirkte der
Trunk zum Erbrechen, mit Wein geflUlt, entleerte er den
Md^en nach unten ^^).
Dann sind femer noch zwei Wachssiegel Albert's an Ur-
kunden erhalten, welche beide das Stadt- Archiv bewahrt.
Die eine dieser Urkunden begehrt die päpstliche Bestätigung
des Vergleiches, welcher zwischen dem Erzbischofe Engelbert
und der Stadt Köhi durch Albert's Vermittlung zu Stande
gebracht worden war. Der Eingang lautet: »Sanctissimo
patri ac domino deigratiaSacrosancteKomaneEccIesiesummo
Pontifici. firater Albertus de ordine predieatorum Episcopus
quondam Ratisponensis, frater Emundus prior totusque Con-
uenttts monasterii fratrum predieatorum in Colonia . . ,«
und am Schlüsse steht: ))Datum jn vigilia beati Johannis
baptiste. Anno domini millesimo. Ducentesimo. Septuagesimo.
secundo.« Zwei noch ziemlich wohl erhaltene Siegel sind
angehängt: das Prioratssiegel des Klosters und das Siegel
Albert's. Letzteres, in ovaler oben und unten zugespitzter
Form, hoch 1 Zoll 9 Linien, breit 1 Zoll 2 Linien, zeigt ihn
14) Man a. v. Mering und Reidchert : Zur Geschichte der Stadt Köln,
Bd. II, S. lOD'-llO, und v. Bianco: Die alte Universität Köln, I. Theil,
S. 55. Sighart (Alb. Magn. S. 82«**83) gibt die Wirkungen gerade um-
gekehri an. .
130 Die Reliquien Albert'f des Grofsen
als Bischof stehend in ganz^ Figur, er hat diie Mitra auf
dem Haupte, trägt eine Gasula, die Arme sind ausgebreitet,
mit dem Bischofsstabe in der rechten, einem offenen Buche
m der linken Hand. Die Umschrift lautet, nach der von mir
genommenen Abzeichnung, oben rechts_beginnend :
S FKIS ALB'TI QDA EPI RATISPON D' ORD' PRE(D?)
also nach Auflösung der Abbreviaturen: SigiUum fratris
Alberti quondam episcopi Ratisponensisde ordine predicatorum,
was auch zu dem vorhin mitgetheilten Eingange der Urkunde
vollständig in Uebereinstimmung tritt. In den »Quellen zur
Geschichte der Stadt Köhia^^) ist hingegen eben diesem
Siegel folgende Umschrift gegeben:
ALBTI QDA EPI RATIBON D ORD' PRAEDICATOBIS.
wobei die Lesung rechts gegen die Höhenmitte beginnt. Der
zweite Band desselben Werkes^*) theilt ein zweites Siegel
Albert's mit, dem andern an Form gleich, nur etwas kleiner;
es zeigt einen posaunenden Engel und die Nachbildung gibt
ihm die Umschrift:
S. FR ALB'TI. DE LAVGIG: ORD: PRED:
Die Bezeichnung der Urkunde, wo es hergenommen, ver-
misst man.
Schliesslich ist hier auch eines Glasgemäldes zu geden«
ken, welches die Dankbarkeit der Klosterbrüder zum An-
denken Albert's in einem Fenster des von ihm errichteten
Chores angebracht hatte. Sein Bildniss und jenes des Erz-
bischofs Sigfirid waren darin zu sehen, ersteres mit der Inschrift:
15) Herausgegeben von Ennen und £ckertz, Bd. I, Tafel T, fir. 2.
Die „Erklärung der Tnfeln" sagt: „Nr. 2. Siegel des Albertus Mag-
nus; findet sich an einem ffir den Papst bestimmten Briefe des Al-
bertus von 1272.
16) Tafel III, Nr. 15. S. IX des Verwortsist es .alt „Nr. 15» Siegel
des Albertus Magnus (S. Fr. Alberti de Lavging ord. Pred.)^.l>e2eiciineft.
in .d«r St. ADdreaskirche lu KOln, 121
Gondidit iste Caiorum presul, qui Phüosophoram
Floset Doctorum fuit Albertus, scholaque monim,
LuciduB errarum destructor, obexque malorum.
Hone rogo San^orum nomero Deus adde Tuorum.
(Dieses Chor hat der Bischof Albertus gebaut, der die
Blttthe der Phüosaphen und Gelehrten, die Schule der Sitten,
der strahlende Vertilger der Irrthümer und das Hindemiss
d^ Bösen war. Ich bitte, füge Diesen, o Gott, der Zahl
Deiner Heiligen bei.)
Bei der Auflösung des Predigerklosters war das Glas-
Gemälde noch wohlerhalten vorhanden; später ist es, wie ich
von jeh«r habe behaupten hören, städtisches, Eigenthum ge-
worden (ob vermittels des WaDraf sehen Nachlasses ?). Eigen-
thflmliche Gerüchte über den ferneren Verbleib desselben haben
schon vor vielen Jahren im Publikum Eingang gefunden, und
dem Misstrauen ist auch' mitunter ein öffentlicher Ausdruck
gegeben worden. So äusserten z. B. v. Mering und Reischert *^)
im Jahre 1844 : »Diese noch dermalen der Stadt eigenthüm-
lich zugehörigen Fenster, über deren Verbleib wir leider bis
dahin ausser Stande sind eine bestimmte Nachricht mitzu-
theilen, werden hoffentlich ihres hohen Kunst- und geschicht-
lichen Werthes halber der Stadt erhalten worden sein und
nicht das Schicksal vieler anderer kölnischen Eunstschätze
erfahren haben, welche durch den Speculationsgeist nach al-
len Weltgegenden verschleudert worden, zur Schande unserer
Vaterstadt jetzt Galerien und Museen im Auslande zieren
und auf diese Weise uns für immer entzogen sind. Jedem
patriotisch gesinnten Kölner würde es daher erwünscht
sem, die fraglichen Fenster bald an irgend einer passenden
Stelle in hiesiger Stadt angebracht zu sehen« ^®). Um etwas
17) Die Bischöfe und Erzbischöfe von Köln, Bd. I, S. 181.
18) In dem Werke: Zar Geschichte der Stfidk Köln, Bd. II, S. 106,
bemerkten dieselben Schriftsteller auch schon im Jahre 1838 : „Diese,
so yiel ans bekannt, noch dermalen der Stadt eifenthQmlich zage-
i^ Die Reli(((kieti Albert't des ärdM^nf etc.
mehr EläHieit in di^se fttgwOlmischeii Attdetttttn^^ii m brin-
gen, sej es mir erlaubt zu bemerken, däss die damals ver-
breiteten Gerüchte dahin lauteten, als seien werthvofle Glas-
' maiereien, darunter das AlbertüÄfettSter, unter stadträtillicher
Genehmigung einer hochgestellten Person, nämlich dem all-
gemein beliebten und verehrten Prinzen, der als General-
Gouverneur Westpreussens 1830 seine Äesiden» in Köln ge-
fiOBlmen, zum Geschenke gemacht worden. Ob das attf Wahr-
heit beruht, würde wohl zunächst aus den Protocollcn übör
di^ stadträthlichen Verhandlungen in den dreisdiger Jahren
zu erforschen sein, unter den zahlreichen Glasmalereien,
Yfelche gegenwärtig in den Umgängen des nea^ Mtßeüins
Wallraf-Bichartz aufgestellt sind, befindet sich das Albertus-
fenster nicht.
hörigen Prachtfcnsfer werden wahrscheinlich der Kunst und ihres
geschichlllchen Werthes halber der Stadt erhalten werden^ . . •
„Hoffetiilich werden die vorerwähnten kostbaren Fenster, deren {fe-
l^etivVfit'ligir AttfliNiWihfUn'gdöft uiis nidht bekflimt iit, aiv irgend einer
passenden Sielte \u der Stadt angebracht werden»^
j. J4 mM04
8. 5Die iJegenJe ..Hein tr^tC' m Dem AatlfAiotnt
Es befindet sich in dem Schatte des Aftch^er MünsWTß,
"tk ÄO öemBch allgetndn bekannt ist, ein grosseB, präöhtigeö
Blashom von Elfenbeiti, Welches M den Haris-Reliqüiett g$-
jbeobüet Wird. Es heim üämlich, der Chalife Hattin al
Baschid habe eä Karl dem Grossen alä Geschenk übersandt,
tmd 8611 es auch die Vei'anlassutig gegeben haben, dass d^
gftese Kaiser sich toA seinem tnusälmännischen Fi'eimde
ilflen Etephafiteil erbeten. Dass der Elephant in Deutsch-»
laM angekommen und im Jahf 810 plötzlich gestorben, be^
l^ügt uns Eifihard im Leben Karls c. 16 imd in Beinen
Afflialen zum genannten Jahre. Das Harn ist in jtagst^
Zeit von Dr. Floss zu Bonn, Df. Aus'm Weerth und Otoo^
nikns Dr. Bock aüisfährlich beschrieben worden. Obgleich
d^ letztgenanhte sagt, v^es seien in letzteren Zeiten Über
die originelle Sentems mehrere Conjekturen aufgestellt wor-
den, 4ie mehr odifer Weniger an tJnwahrscheinlichkeit kräö*
kehl«, so will ich mich doch nicht scheuen, vielleicht die Zahl
derbelbto m termehren^ aber mit GitLnd^ meme Auibtellm[ig
tn imtei^tÄtÄen isucheüi. Da ich nur mit der firWäfting der
Devise »Dein eyn« »u thun habe, so kann ich füglich tat die
Btechreibufig auf die Werke *) der Genannten verweisen, auch
1) Floss, Geschichtliche Nachrichten über die Aachener Heiligthü-
mer ^ Aus'nt Weetth, KfanüdenkmAler des Mittalalterlr in d«ti Rhein-*
landen — Bock, Der Reliquienschatz des Liebfraaen-MAnitervz» AatfhMi«
184 Die Legende „Dein eyn^ an dem Karlthorne so Aachen.
von dem Gebrauche der Homer aus der Geschichte nur so-
viel heranziehen, als zur Erklärung der Legende f&r meinen
Zweck unumgängUch nöthig ist. Die Inschrift Dein eyn be-
findet sich auf dem Tragbande des Homes, das von Sammt
und 55 Millimeter breit ist, und zwar viermal wiederholt, in
zierlich, silbervergoldeter Minuskelschrift, in gothischen Buch-
staben, wie Hr. Floss sagt, des XV. oder XVI. Jahrhunderts.
Ausser auf dem Tragbande findet sich die Legende auch noch
auf den beiden Schliessem des Bandes oder Gürtels eingra-
virt. Was soll die viermaüge Wiederholung des Spruches
bedeuten? Ich glaube, den ofkmal wiederholten Schall des
Blashomes nachahmen und bezeichnen.
Bisher erklärte man das Dein eyn mit »Dein eyn (eigen)
Hom« oder »Dein £in(hom)a oder das einz^e, das liebste
Hom Karls. Ob aber im XV. und vor dem XV. Jährhan*
dert die Possessiva des Singulars Mein, Dein, Sein so und
nicht vielmehr min, dtn, sin lauteten, darüber können nur
die Schriften jener Zeit, oder z. B. die grosse Grimm'sche
Grammatik entscheiden. Sicher ist, dass tuus, dein im
Altdeutschen sowohl wie im Niederdeutsche din hiess wie
auch in den übrigen Sprach-Idiomen, wie sie die Grammatik
von Grimm aufführt. Jdein, dein sind Formen der spätem
neuhochdeutschen Schriftsprache, worin nach Grimm (p. 519,
523 des angef. W.) das organische 1 übergegangen ist. Nun
war aber die Niederdeutsche Sprache die Sprache, welche in
Aachen geredet wurde zur Zeit, als die Inschrift auf dem
Bande gestickt wurde, und iat es sehr wahrscheinlich, dass
sie schon Mher auf deuMielben eidstirte und blos das Band
mit derselben erneuert wurde «) ; deshalb sprach ich eben
von der Zeit vor dem XV. Jahrhundert. Wie die Sprache
am Niederrhein und Westphalen war, wie dieselbe überhaupt
2) Dieser Meinong ist auch Hr. Ans'in Weertk ia seinem aDge«
gefahrtoa Werke»
Die Legende „Dein eyn" an dem Karlsliorne zu Aachen, 125
gegen den Rhein und Westphalen hin geredet wurde, daron
haben wir die beste Probe in dem vor einigen Jahren auf-
gefundenen, wahrscheinlich aus der Gegend von Aachen
stammenden Gedichte »Karlmeinet«. (Sieh meinen Aufeatz
in den Annalen des histor. Vereins. Köhi 1862, 11. u. 12. Heft).
In diesem Gedichte, das vom Altmeister Grimm dem An-
fange des XIV. Jahrhunderts zugeschrieben wird, heisst das
Possessivum inmier myn, dyn, syn. Dagegen finden wir in
dem Gedichte deinen für dienen, servire*), deynhaflFfcich,
deynshacht und deynsthacht für dienstbar. Es kommt die
Stelle vor, wo es heisst: (es spricht nämlich Bischof Turpin
zu Karl'n) »Ind den Deynen Oygem, der van Denmarken
quam«, was nichts anders heissen kann, als : Und den Dienst-
mann Ogier, der von Dänemark kam. Auf diese Stellen
gestützt glaube ich, dass die Devise auf dem Tragbande einen
Bezug auf das Lehnrecht hat und bedeuten soll: Diene (mir)!
in ihrer ersten Hälfte. Die zweite Hälfte, das eyn mag
dann das Echo des Homes bezeichnen, wie das früher, be^
sonders in lateinischen Versen, eine beliebte Spielerei war,
was zu glauben uns auch schon die viermalige Wiederholung
des Dein eyn anleitet. Sollte Jemand an der unwichtigen
auch in den altdeutschen Gedichten vorkommenden, Ver-
schiedenheit des i und y Anstoss nehmen, so dürfte wohl das
letztere gleichsam als Doppel-i den langnachhallenden Ton
des Homes für das Auge bezeichnen, wie denn auch das y
nach Hoflftnann v. Fallersleben (Reineke Vos Einl. XV) für
das lange i (1) steht. — Man verlangt gewöhnlich von einer
Devise, dass si^ einen vielsagenden Sinn in wenig Worten
.3) Auf dieselbe Weise übersetzt noch das lateinische Lexikon
von Calepinas, Lyon J647 das Wort servire mit deinen. Sieh auch
„Mithridates v. Vater" 2. Th, S. 286, wo es im Vaterunser einer zwi-
schen 1477 und 1488 zu Köln gedruckten Bibel heisst auf Nieder-
rheinisch: 'Gehilliget werde dyn Naem.
196 .Pi# Legende „Deiii ^n'* »n je» K^^rM^rne f,u Afcb^ii.
entbftlte. Nach meinm' Meinuiig iat aber in fi^ £r9}^fim
Erkl&rtmgfn des nDein eyn« w^ig Sinn ^thalt^; o^ peii^
:&:kl94^img mehr Siim enthalte, mögen Ander^^ entßplieid^
Ferner muss die Devise eope Verbipdnng nwt äem Ge-
genstände haben, worauf m steht. Die Verbioduing W^s»
üDS der Gebrauch des Uorpes ajogeben. Ohne yon dj^ 1^3-
bräem zu sprechen} die durch im tlom ;:u ihren gottes-
dienstlichen Festengerufen wurden, erwäbpe ich, d^ßs es
bei den römischen Seeren in Verbindung mit der Tuba d^s
Organ der Befehle d^ Feldh^rm wß,r. Seinem Bitfe mpst?
d€^ Krieger gehprchen, ihm Folge geben. Bei den gevuui-
niscben Völkern war es, wie es scbon auch bei den Itöiuep,
wenn die Gomitien iiach Centurien stimmten (siehe Arnobius)
im Gebrauch war, in der Civil- Verwaltung die Stimme des herr-
^benden Fürsten. Wurde z.B. bei den Franl^^ iu eiuem
Gaue ein Todter gefunden, so musste der G9.ugr«f selbst das
H<Hrn blasen, das Volk zusammenrufen, um den Mörder aus-
findig zu machen (sieh die Capitulare Chlodwigs in P.ertz).
Im Gedichte ))Karhneinet(iL ist der Träger dcis Homas
Olyver; der es bläst, ist Boland, das Uorn selbsit ist aber
das Hörn Karls ; nach ihrem Tod^ erbalteQ dasselbe von
Karl ßapod uud Wyn«mapn, seine Brilder, ^uch nach 4e5i
EolaEulsUed und dessen französiscber Vorlage. Der Tr|ig^
und der Besitzer d^B I{omes sind also glei(^b£«>m danait be-
lehnt Frscdiallt das Horu, so versAWn^ 4^ glmh um
es aOe Mitnnen. Das Hörn stirbt «Iso bei dßu Fra#kep
miit der Heeresfolge in der engsten V^^rhindung ♦),
£inaQ besoibder^ Giebire).uch d^ iKojmes, d^r mit dem
Lehnrechte Verbindung hat, enthält die Chronik von Nova-
lese (Pertz Monumenta Vn). Als Karl der Grosse über die
Alpen zog, um den Desiderius, den König der Jjongobarden
4) Hie)iia mag iauc)i noch tu ziebep sein das Sprichwoi^jt »ip ^in
Hörn blasen" für : zu einer und der^ielben Partei i^^hOren.
Djf JLegßDd^ «Peip «yn"< an 4em JKarJpI^^rne zu A«cb,^n. }37
ssumrterwerfeii, diente ihm ein Spielmaim (jocnlator) Ms W^^g-
weis^r. Zum Lohn erhielt dieser Spidmann ß-Isd^im so viel
Land und Leute, soweit sein Honi, das er von eineui Berge
herall blies, gehört werden koiwite» Nachdem er geblasen,
stieg er hinab und frug die Leute, ob sie ihn gehört hätten ?
So wie einer Ja sagte, gftb er ihm eine Maulschelle ') und
rief: Du bist mein Eigen. Hier ist aber m bemerken:
bevor der Spidmanu oder Possenreisser (j<xJnlator «) auf den
Berg ging , um m blasen, huldigte er zuerst dem Könige
Karl, als seinem Oberlehnsherrn (protinus adorans regem).
Die Devise in der von mir «mgegeb^en Bedeutung von
dienen, sei es nun, dass man das Zeitwort in der Form
des Imperativs annimmt, oder auch in der Präsensform, wo
dann das Personal-Fürworjt ich, wie häufig früher und noch
jetzt in Geschäftsbriefen geschieht, zu ergänzen wäre, kommt
wirklich nicht vereinzelt vor. Den» das Wappen des Prin-
zen von Wales von England hat die Devise oder d^g Motto :
Ich diep', i serve; d^s des Earl Pembroke: Ung (un) je
serviray. Einem will ich dienen^ Sollte mm hiernach nicht
versucht werd^, avich die Devise j^Dein ey»« ßix dem Karls-
horne zu Aachen in <;hevalereskem Sinne zu erklären: Diene
Einer! oder ich diei^ Einer ? In der Aacheiier jetpgen Volks-
sprache ausgedri^cl^t, Würde das Motto iu di^em Smne ge-
rade so lauten, wie es Äiuf dem Band^ des Homes steht.
Zum Schlüsse will ich nocjji die Stelle ^us dem Gedichte
»Karlmeineta anführen, wo. der sterbßnde ßoLand sein Hom
bläst, da ich der Meinjpg hm^ daes ßie die .Deyjüse aufklären
5) Wer denkt bi«ir nicht an den gelinden Backenstreich, den der
Bischof dem Firmlinge ertheiU, was nach deip h, Karl Boromeo be-
deuten soll, dass er in die christliche Miliz aufgenommen wird? Bei
den Römern war dagegen der Backenstreich das Zeichen der Frei-
i«9 6-uiig (firer Sklave«.
ß) 'Uie f PoifbailpurB hiteam sich «elbflti Jonf^leurs, wu KO0 jacii^
4j||pr ff^ftan^fit. . .
128 Die Leidende „Dein eyn" an dem Karlihorne zu Aachen.
Würde, wenn sie selbst nicht so dnnkel wäre. Es spricht
nämlich auf Blatt A 455, 50, Boland zu Olyver, dem Trl^er
des Hernes, indem er es ihm reicht:
Blas dat Hom, Rolantl
Des antworde eme der degen here :
l)at en wel got unse here I
Ich sal mich noch hude des vlyssen,
Dat mir Karlle net sal verwyssen,
Einige zyntellere(?) wylle syn
Mit dem home myn.
Got gaflf uns beyden dat leven,
Dat lyflF wyl wyr eme weder geven.
Nu gedroeste dich des dynes.
So doen ich mich des myn es,
Ind heven ims weder an den stryt,
Ind brechen Godes ande ! Dat is zy t.
Roland bläst nun nicht. Die Heiden, Marsilys an der
Spitze, greifen an. Olyver föllt. Nun heisst es von Roland:
Do hey zo eme selver quam,
Syn home van syne halse hey nam,
Ind blese id mit solcher kracht
(Vur waer sy uch dat gesacht)
Dat eme der lyff enbynnen spleis.
Syn hemde eme van dem rucken reis.
Syne macht de gould bende,
Sonder eynich behende,
Mechtlicher darzo dwungen,
Dat sy mydden entzwei Sprüngen.
De groisse noit en darzo dreiff,
Dat in dem home bleiff
Synes herzen bloit.
Roland legt nun todesmüde sich ^ur Erde bei den er^
schlagenen Feinden, und unter sein Haupt >syn vel leves
hom« ; ein Heide will es ihm nehmen, Roland gibt ihm da-
Die Legende „Dein eyn" an dem Karlshorne zu Aachen. 129
mit einen Schlag, dass sein Kopf zerbricht, legt nun wieder
das jetzt gespaltene Hom, »syn hogestes pant« unter sein
Haupt und stirbt 0-
Zu bemerken ist, dass das Gedicht den Anführern der
Sarazenen nie ein Hörn mittheilt ; diese haben ihre »basunen«,
Posaunen. Bekannt ist, dass das Hom Rolands den Namen
Olifant in dem fränkischen Sagenkreise führt — im Gedichte
Olivant — . Nach Prof. Floss führt es bei Turpin diesen Na-
men noch nicht ; wie aber noch jetzt in der Aachener Volks-
sprache das Wort Olefant für Elephant gesagt, z. B. der
dem Präsidial-Regierungsgebäude gegenüber liegende Gast-
hof zum Elephanten ))e gen Olefant« genannt wird, dieser
Zusammenhang muss noch erklärt werden.
Vorab aber kann ich mich nicht enthalten, eine mir
später zu Gesicht gekommene Stelle aus der Chronique rim6e
des Philipp Mouskes (13. Jahrh. im Anf.) anzuführen, welche
meine obige Ansicht über die Bedeutung des »Deynen Oygema
im Karlmeinet vollkommen bestätigt. Es heisst nämlich in
der genannten Chronik von Ogier V. 4644 — 4653 :
(Karies conquist) Danemarce,
Qui moult estoit lontainne marce:
Si en ot le Danois Ogier
Pour Gaufrois son p^re ostagier.
Et diut rendre et tr6u et ban
De nn deniers cascun an.
Mais Gaufrois i laisa Ogier
Del tout en tout four ostagier.
Et il siervi si bien le roi
Qu'il n'i eut perde ne desroi.
Ses om ert et il ses amis,
Si Tot od les XH pers mis.
7) Ein Gegenstück hierzu ist der französische Soldat im russischen
Feldzuge, der feinen Adler in eine Schlucht versteckt, damit er nicht
in Feindes Hand falle.
9
IdD Die f^6iH6 ^Dein eyn" r.ii dem Kurlshöfne tu Aftchen.
»Kart unterjochte Dänemark, das eine feehr ferne Mark
war ; er hatte daraus den Dänen Ogier als Geissei für seinen
Vater Gottfried, und dieser musste als Tribut und Geldstrafe
jedes Jahr vier (Gold-) Denare geben. Aber Gottfried liess
Ogier durchaus für immer als Geissei im Ausland dort.
Und er diente so gut dem Könige, dass es weder Verlust
noch Unordnung gab. Er war sein Vasall (homo) und
Karl sein Freund, und stellte er ihn unter seine zwölf Pairs
(Paladine).«
Ich bemerke nun, dass die Benennung Olefant aus dem
Romanisch-Französischen wohl stammen wird. Im Philipp
Mousques heisst das Hörn Roland's Olifant sowie iö den
Chroniques de St. Denis, welche damit die tuba ebumea
des Turpin übersetzen. Die Nachbarschaft des wallonischen
Dialekts, der nach v. ßeiffenberg nichts anders als altes
Französisch ist, erklärt dann auch das Vorkommen des Aus-
drucks in Aachen, üebrigens heisst im Plamändischen der
Elephant auch Olifant.
Aachen.
P» mt. Kftntseler.
III« Litteratiir«
l ßtfi\Ttihm% ber in Der Si^ml} unfgrfitnbeneit (Santfi^en
illttnjcit. Von Dr. H. Meyer, Direktor des Münzkabinets.
Mit drei Tafeln. Zürich 1863 (Mittheilungen der anti-
quarischen Gesellschaft in Zürich. Bd. XV. Heft 1.)
Der gelehrte, durch verschiedene werthvolle Monogra*
phien insbesondere auch auf dem Gebiete der römischen In-
schriftenkunde als bewährter Erforscher der helvetischen Ur-
zeit längst weitgeschätzte Verfasser, welcher schon im »Neu-
jährsblatt der Stadtbibliothek auf das Jahr 1862« das unter
seiner Verwaltung stehende Münzkabinet der Stadt Zürich
seinem Bestände nach und unter Hervorhebung einzeler be-
sonders merkwürdiger Stücke näher beschrieben hatte, er-
weitert in vorliegender Arbeit, die sich seinen frühem würdig
anreiht, die dort S. 2 f. gegebene Kunde von den Gallischen
Münzen des Züricher Kabinets zu einer Gesammtbeschreibttog
aller ihm bekannt gewordenen Münzen gleicher Art aus der
ganzen Schweiz und liefert damit zugleich einen weitem bis
jöt2t Von dieser Seite noch vermissten Beitrag 'zur Aufhellung
der Urzeit seines Vaterlandes. Es vervollständigt sich dadurch
in tirürdigster Weise die lange Reihe werthvoller Beiträge
zut Keimtniss des so lange vetna<^hlässigten altkeltischen
Mttniswesens, wekhe voA ubs in den Mittheüungen des Ver-
eins für Geschichte und Alterthumsknnde zu Frankfurt a* M.
Q S. 9ft ff. übersichtlkh zusammengäiteltt tvorien sind.
132 Die Gfllliflchen Münzen der Schweiz.
Schon die grosse Mannigfaltigkeit der Typen zeigt darauf
hin, dass die gallischen Münzen der Schweiz weder einem
einzelnen Stamme noch einem Jahrhunderte angehören, wie-
wohl sich dennoch eine gewisse Classe durch ihre besondere
Menge und ihre Abzeichen hinwieder als dem Lande der Hel-
vetier im besondem eigenthümlich erweiset, als dessen Münz-
stätte jetzt der interessante Fund eines Münzstempels Aven-
ticum, Avenches, beurkundet hat, das selbst noch in der me-
rovingischen Zeit als Prägstätte vorkommt. Dieses S. IV des
Vorworts in natürlicher Grösse abgebildete rohe runde Stück
Eisen, etwa zwei Finger breit, auf dessen oberer Seite ein
rundes Stück Eisen eingekeilt ist, ist aussen polirt, künstlich
vertieft und zeigt ein feines, aber nur wenig vertieftes Ge-
präge, nämlich einen männlichen unbärtigen Kopf mit Kranz
oder Diadem, den Avers einer Nachprägung der makedoni-
schen Philippeer. Dem Angedeuteten entsprechend zerfallen
nun die gallischen Münzen der Schweiz in dreiHauptclassen:
1. nationale mit original gallischem Charakter und Typus
in Gold, Silber, Erz und Potin (Kupfer, Blei, Zinn): ihre
Typen sind der keltischen Mythologie entnommen, vielleicht
auch mit Anklängen an asiatisches Bildwerk. 2. Nachahmun-
gen griechischer d. h. theils massaliotischer, theils makedo-
nischer Münze (Philippeer). 3. Desgleichen römischer Con-
sularmünzen, wobei Type, Münzfuss, Aufschrift römisch ist.
Ausser der einheimisch -helvetischen sind besonders dabei
die Münzen der benachbarten Haeduer, Sequaner, AUobroger,
sowie der entfernten der Arvemer, Remer, Volken und Se-
nonen vertreten und zwar so, dass fast alle Theile der heu-
tigen Schweiz, insbesondere die alten Alpenstrassen, als die
Wege des Handels und Verkehrs, namentlich auch der Mons
Poeninus (der grosse St. Bernhard), sowie die rätischen Al-
pen, vor allem Burwein an der alten Julierstrasse in Be-
tracht kommen: über die Funde bei letzterem handelt ein
S. 31—34 mitgetheilter besonderer Excurs von Prof. H. Schrei-
Die Gallischen Münzen der Schweiz. 133
ber in Freiburg. Besonders ergiebig (vgl. S. VI) an gallischen
Münzen war auch der Boden des^ heutigen Cantons Solothurn,
ausserdem die Umgebungen der Stadt Bern, sowie Baselland,
Zürich, Argau, weiter auch die westliche Schweiz und end-
lich Graubünden. Wohl bekannt mit der Schwierigkeit der
Beschreibung gallischer Münzen, ihrer barbarischen Symbolik,
ihrer politischen und mythologischen Typen und oft so räth-
selhaften Legenden, andererseits aber auch wohlvertraut mit
den besonders in der Revue numismatique seit Jahren durch
eine Reihe trefflicher Arbeiten französischer Numismatiker
angebahnten Aufhellung dieser lange Zeit als barbarisch
bei Seite gelegten Münze der Vorzeit beschreibt nun der
Verfasser die von ihm auf drei Tafeln zur Abbildung ge-
brachten etwa 150 Münzen, als die vorzüglichsten Repräsen-
tanten der von ihm studirten Typen. Als besonders bemer-
kenswerth sind dabei aus den auf Tafel I zusammengestellten
Silbermünzen (S. 1—11) die S. 6 und 7 mit der vielbesprochenen
Legende KAA oder KAAETEJoY oder ähnlicher Art be-
zeichneten hervorzuheben, welche de Saulcy bekanntlich als
die eigentlichen Münzender Gelten (in Gallia Celtica) erwiesen
zu haben glaubt, die man aber sonst auch dem Volke der Ca-
leti oder Caletes beigelegt hat, worüber sich Prof. H. Schrei-
ber in einem ersten Excurse, der S. 35 — 37 beigegeben ist,
gleichfalls ausspricht. Mag es sich damit verhalten wie ihm
wolle, offenbar haben wir in dem diesem Namen zu Grunde
liegenden Stamme CALET oderGALET (so schreibt Plinius;
vgl. Schreiber S. 36) die ursprüngliche Grundform der
spätem Namen Galates , Galler, Gleten, Keltenu. s. w. vor
uns, wie sie auch in dem Namen des gallischen Gottes VASSO
CALETIS oder CALETES einer rheinischen Inschrift bei
Steiner cod. inscript. Danub. et Rhen. n. 1836 und bei
Gregor Tur. Hist. Franc. L c. 30 vorliegt, wie in Kuhns
und Schleichers Sprachvergleichenden Beiträgen ÜI, 2 S. 169 ;
3 S. 337. 344; 4 S. 420 f. näher gezeigt worden ist. Eben-
134 Die (v9lii8cb«n }lünsen der Sch^eii,
dort ni, 2 S. 206 ißt auch bezüglich des zu der Xtl^egf ^4q
ATEVLA (S. 11 n. 71. 72) von Longp6rier Revi^e imm-
matique 1860 p. 184 über die gallischen auf a auslautend^
Personennamen Bemerkten näher nachgewiesen, dAss dios«
Endung nicht blos bei Personennamen beider Geschlechter
vorkomme, sondern sogar derselbe Namen wie z. ß. MVSSA
zur Bezeichnung von Personen verschiedenen Geschlecl^teß
verwendet werde. — Von Seite 12 — 21 werden sodann die
auf Tafel II unter Nr. 74— Ul abgebildete Münze» aus
Silber, Elektrum, Gold, Kupfer und Potin mit gleicher Qrüßd-
lichkeit näher beschrieben, und insbesondere die auch sprach-
lich so- viel Interesse bietenden Münzlegenden ORCITIRIX.
(S. 14), ATPIL (S. 15), COIOS (S. 15: vgl. Sprachvergl. Bei-
träge m, 2 S. 200), PIXTI, TOG (S. 20) u. a. pi, ein-
gehend behandelt, wobei nicht entgehen kann, dass neben
OBCITIKIX doch auch ORGET und ORGUTIRIX begla^^bigt
(S. 16) erscheint, sowie dass ATPIL und PIXTI zunächst
zwar £^uf ebensowohl beglaubigte Nominative ATPIL03 und
PIXTILOS zurückzuführen sind, dennoch aber unter yömiT
schem Sprachemflusse 4i^ durch viele Beispiele leicht zu be-
legendeVerdoppelung d^s L apgenommen haben, da sowohl
eine ATEPJLLA als ein PlSTI|.l.VS m galla-römischen Ji^-
sehriften vorüegen, wie in den erwähnten Sprachvergl, Bei-^
trägen III, 3 S. 352 f. 4 S. 438 f. näher nachgewiesen worden
ist Hierher gehört auch der Namen des INDVTILLtVS (vgl,
a. a. 0. ni, 4 S. 434 A. 10), welcher S. 27 bei der Be-.
Schreibung (S. 21—30) der auf Tafel HI ausammengestelH^
Münzen N. 115—151 neben andern sprachlich wie geschicht-
lich nicht minder bemerkenswerthen Legenden f:^uf einer Reihe
VW Münzen desselben Gepräges gelesen wird, die aA
zahlreichen, zuin Theil sehr weit von einander entfernten
Orten des alten Galliens zu Tage gefördert worden sii^d. I?n»
die reiche Fülle dieses werth,voiJlen Beitrags zur keltische»
Münzkunde li^^in^ A^^g zulasset, sfinderp f «r d^ ^*
Uie Güllisohen MunEen der Sichweis. 1B5
gelieAdal^ii Sell)stet;udiu»i m förd^rli^hsKter Beleta^timg ^n^
dk^m Aimoch so dui^eln Mtinzgebiete empfohlen wei^den
ka)ia> so möge es» schliesslieb noch geata^Uat sein, hier auf
^üjjen bis jetat wie es scheint, noch wenig beachteten Fund
keltischer Münzen hinzuweisen, welcher durch den O^t Aßx
AuffiBidung ein gan» beaonderes Interesse erhalten dürfte. Schop
m den ohi^ erwähnten »Mittheilungen^ des Frankfurter Ver-
eins ist auf drei keltische Milnzen hingewiesen worden, deren
eine den Rest dw* Legende SOUMA aufeeigt und mit Nr. 54
und 55 bei Dr. Meyer identisch *u sein scheint Diese darei
Wlmm sind aUen ¥orIiegend€^ Fundnotizen nach zu schliessen
%m Taunus, denwach also auf dem rechten Rhein^er g^T
fanden wordeaa, während bis dahin unseres Wissens nament-
Uoh am rechten Ufer des Mittel- und ünterrheins keinerlei
keltische Münzfunde gemacht worden sind. Diesen verein^
:*eltea Funden jener drei Münzen am Taunus reiht sich nua
^r ein grösserer an, über welchen die im Oktober 1862
ausgegebene No. 7 der »Mittheilungen an die Mitglieder dea
Vereins für hessische Geschichte und Landeskundecc S. 8 alga
berichtet: »Am 28. Juni wurden in der mittleren Parkstrasse
in Nauheim hei dem Ausgraben der Fundamente des Neu-
baus des Bernhard Schäfer und des Christoph Grünewald
etwa 4 bis 5' tief in nicht gewachsenem Boden und über
einer Lage verwitterter Asche circa 47 Stück kleine Silber-
münzen in einem kleinen Gefäss von gebrannter Erde, —
welches bei dem Herausfordern zerbrochen wurde — gefun-
den. Das Gefäss ist 3'' hoch, an der weitesten Seite auch
3" im Durchmesser, wenig bauchig, unten sehr schmal, durch
unregelmässige Striche und Punkte verziert; wahrscheinlich
Trinkgefäss. Die Münzen sind theils vollständig, theils Stücke ;
an fast allen lässt sich das Gepräge deutlich erkennen und
stellt auf dem Avers einen Kopf mit sorgfältig geordnetem
Haare, auf dem Revers einen Vogel (Hahn ?) mit Menschen-
kopf vor, in den Krallen hält diese Figur einen nicht ge-
186 Die Giillischen Mänsen der Schweiz.
scblossenen Ring (Anming). Obgleich die Präge im AUge-
meinen dieselbe ist, so lassen sich doch wegen kleiner Ver-
schiedenheiten fünf verschiedene Stempel erkennen.« Zu be-
merken ist noch, dass auch Pferde -(Backen-)Zälme mit
aufgefunden wurden. Dass diese Müijzen gallische seien,
hat auch der Berichterstatter K. A. Lenz alsbald erkannt,
insbesondere ist der gallische torques in den KraUen des auf
gallischen Münzen öfter begegnenden Vogels mit dem Men-
schenkopfe nicht zu verkennen. Auf welche Weise diese Mün-
zen in ein Gebiet kam^n, welches erst lange nach dem Auf-
hören der national-galüschen Münzprägung und sicherlich
zu einer Zeit unter die römische Herrschaft kam, als schon
längst auch die gallische Münze von der römischen selbst
im Grenzverkehre verdrängt sein musste; darüber können
nur Vermuthungen aufgestellt werden : einige Anhaltspunkte
zu einer Erklärung dieser Wanderung gallischer Münzen
auf das rechte Rheinufer in das Taunusland sind in den
Frankftirter Mittheilungen a. a. 0. S. 112 f. zu geben ver-
sucht.
Frankfurt a. M.
jr. Beeker.
2. iina <5emol)ltnn bf0 llaiff re Hn^nfttxs. Eine archäologische
Abhandlung von Dr. Joseph Aschbach, wirklichem Mit-
gliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Mit vier Tafeln. Wien 1864. 56 S. gr. 4\ Besonders
abgedruckt aus dem Xin. Bande, S. 29, der Denkschrif-
ten der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften.
Das Interesse des Prof. Aschbach filr die Geschichte der
Römischen Kaiser, womit er in hohem Grade vertraut ist,
dabei auch bedeutende und werthvolle Kunstwerke im k. k.
Münz- und Antiken-Kabinet zu Wien, welche das Bild der
Kaiserin Livia enthalten, endlich die Vorliebe für eine Frau,
welche bei Errichtung der römischen Militär-Monarchie von
tiefgreifendem Einfluss gewesen ist, haben denselben bestimmt,
dem Leben und Wirken der Livia und den auf sie bezüg-
lichen Bildwerken eine ausführliche und sorgfältig ausgear-
beitete Abhandlung zu widmen. Die Anordnung derselben
ist folgende. Zuerst wird in einem geschichtlichen Theile
die Stellung der Livia jm Augusteischen Hause, ihre Be-
theiligung an der Regierung , und was sonst von ihr Denk-
würdiges bekannt geworden ist, mit vollständiger Angabe der
Quellen, auseinandergesetzt. Darauf werden in einer zweiten
archäologischen Abtheilung die bildlichen Darstellungen der
Livia, ihre Statuen, ihre Abbildungen auf geschnittenen
Steinen, zuletzt die auf sie Bezug nehmenden Münzen be-
sprochen, indem die einzelnen Stücke nach ihrer grösseren
oder geringeren Bedeutung ausführlich oder kurz beschrieben
und erläutert werden.
138 Oie Knisenon Livia
Die geschichtliche Abtheilung behandelt ihre Aufgabe
unter fünf Rubriken. Die erste derselben, überschrieben
Livia Drusilla vor ihrer Verheirathung mit
Augustus, erzählt die Begebenheiten aus den ersten 19
Lebensjahren der Livia, ihre Abstammung, ihr Geburtsjahr,
ihre eheliche Verbindung mit Tiberius Claudius Nero im
15ten Jahre ihres Lebens, dann ihre auf Andringen • des
Augustus vollzogene Ehescheidung, um als Gattin diesem
Kaiser heimgeführt zu werden (S. 3—8).
In dem zweiten Abschnitte, jmter der Ueberschrifk Livia,
Gemahlinn des Augustus (S. 8—21), zeigt sich die Um-
sicht des Verfassers besonders in jener Partie, worin Livia
von dem schweren Vorwurfe, zu Gunsten ihres Sohnes Ti-
berius andere Glieder der kaiserlir^hen FamiBe durch Gift
aus dem Wege geschafft zu haben, mit Erfolg, wie es dem
Unterzeichneten scheint, in Schutz genommen wird.
Was die dritte Ueberschrift, Li v i a a 1 s J u li a Auguat a
und Mitregentinn ihres Sohnes des Kaisers Tibe-
rius (S. 21—28) betrifft, so wird d^ Untearzeichnete gegen
die von Aschhach behauptete Mitregentschaft der Livia spä-
ter einige Bedenken zu äussern sich erlauben.
Der vierte Abschnitt, Livia als Diva luliaAugusta
seit ihrer Consecration, stellt die Nachrichten der
Historiker über die. unter der Regierung dos Kaisers Clau-
dius vcon Römischen Senat beschlossene Vergötterung der
Livia, und nicht minder die darauf sich beziehenden Insekrif-
ten und D«(nkmünam in grosser Zahl zusammen (S. 28— 30>.
Es folgt ein fttnfter Abschnitt über Einige die Kai-
serin Livia betreffende Denkwürdigkeiten (S. 30
bis 32).
Die zweite oder Archäologische Abtheilung ver-
breitet sich im ersten Paragraphen über Statuen der Kaiserin
Livia (S. 32—33). Ym drei Standbildern, welche auf sie
bezogen sind, erkennt Aschbach nur jeaft mit aiob«arh^ ftlr
von Aßchb»cb. 189
mf I4vi> W, welche m Poi^peji im Jahre 1S21 auag^gra-
b^ij i^t upd die JCaiserin als Priesterm des Augustus dÄr-
stellt. Eme schöne Abbildung derselben gibt die erste der
vier diem' Abhandlung beigegebenen Tafeln nach J. B. F ina ti
im Museo Borbonico v. lU. tav. XXXVII. In der B^naer-
ki^ng das Verfassers, »aus der feinen Behandlung der vor-
stehenden Glieder, aus der überaus schönen Gewandung, diQ
keine von den graciöaen Formen verbirgt, ist mit Sicherheit!
zu schliessen, dass dieses Kunstwerk noch dem augusteischen
Zeitalter angehört«, scheint der Ausdruck »augusteischem
Zeitaltern nicht im strengen §inne gebraucht zu sein. Denn
ein Standbild der Livia als einer Prieaterin des AugU'
st US konnte doch erst unter der Regierung des Tiberivto
fmtworfen imd aufgestellt werden, als dem vei-storbeuen Au-
guetua göttliche Ehren zuerkannt waren.
Eine zweite Rubrik der archäologischen Abtheilung,
Bildliche Darstellungen der Livia auf geacbnit"
tfne» Steinen, handelt nicht allein von den Bildnissen
der Livia, sondern Zugleich von solchen, die mit Livi^uu
Bildergruppen vereinigt sind, unter folgenden besondern Uebw^
sebriften: des Tiberius pannonischer Triumph (S,ä3
hö43), die Siegesfeier des Germanic^s unter den
Au^picien^) des Kaisers Tiberius und seiner Mut^
^erjiivia, gewöhnlich die (Pariser) Apotheose
des Auguöti^s genannt (S. 42— 47), das Porträt de^
1} Di^f« Bezei^l^Bqqg hall^ ich fwr verfehlt, insofern ein Heer-
fp.hr^r d:^r ^9,isene'\\ zwar Schlaci^ten Ußfero und Völker unter-
werfen kann unter den Auspicien dea Kaisers^ aber ijm einen Tri.umpK
zu halten, der kaiaerlichen Auspicien nicht bedarf. Noch weniger
kann Jemand unter den Auspicien einer Frau, wie der Livia, trium-
phiren, da diese ihm nicht einmal solche in eine Provinz mitgeben
kannte. Asohbach ist zu dieser üeberschrift durch seine Annahme,
Livia sei MUregentin des RöjniAeheo Reichs geweseu, gekom-meix ;
140 Die Kaiserinn Li via
Tiberius und seiner Mutter Livia gegenüberden
Köpfen des Germanicus und seiner Mutter Anto-
nia (S. 47— 49), Livia als Cybele mit der Büste des
Augustus (S. 49— 51), Livia mit belorbertem Haupte
als Julia Augusta (S. 51 — 52), Livia mit Diadem
und Schleier als Julia Augusta (S. 52), Livia als
Göttinn Ceres mit Aehren und Mohn (S. 52). Am
längsten verweilt der Verfasser bei den Bildern auf zwei be-
rühmten und viel besprochenen Achat-Onyxen, von welchen
der eine im kaiserlichen Münz- und Antikenkabinet zu Wien,
der andere in der Antikensammlung der kaiserl. Bibliothek
zu Paris aufbewahrt wird. Um die Bedeutung der Livia,
welche nach der richtigen Annahme des Verfassers auf bei-
den vorkommt, zu bestimmen, hat er sämmtliche auf ihnen
ausgeschnittene Figuren zu erklären versucht, eine Erklärung,
welche bei manchen zur Ueberzeugung führt, bei andern
dem Zweifel unterworfen bleibt. Von beiden Steinen, beson-
ders von dem ersten, bringt die zweite Tafel eme getreue Ab-
bildung, während eine dritte vier kleinere Steine abgebildet
enthält. Der Schluss der Abhandlung (S..52— 56), mit der
üeberschrift Münzen der Kaiser inn Livia, zählt die
Denkmünzen auf (nur solche, nicht officielle und im Verkehre
gebrauchte Münzen gibt es von ihr), die den Namen
der Livia oder Julia Augusta oder ihren Namen mit ihrem
Bildniss tragen. Von letzteren sind auf einer vierten Tafel
neun abgebildet.
Nachdem ich den reichen Inhalt dieser gelehrten Ab-
handlung angegeben habe, mögen jetzt einige Bemerkungen
folgen, wodurch gegen diese oder jene Ansicht des Verfassers
Bedenken erhoben, Einiges vielleicht auch berichtigt werden
kann.
Als das Geburtsjahr der Livia wird das Jahr 696 nach
Roms Erbauung (S. 3 Anm. 8), nach der Angabe des Dio
Casßius (LVni 2), dass Livia im Jahre Roms 782 in einem
von Aschbach. 141
Alter von 86 Jahren gestorben sei, berechnet, an einer an-
dern Stelle aber (S. 26 N. 7) gegen Plinius bemerkt: »Pli-
nius Hist Nat XIV 8 spricht ungenau von ihrem 82ten Le-
bensjahre.« Gegen diesen Vorwurf ist Plmius in Schutz zu
nehmen: denn wenn er von der Livia berichtet, sie habe
ihre 82 Lebensjahre dem Genuss des Puciner
Weines zugeschrieben (lulia Augusta LXXXn annos
vitae Pucino vino rettulit acceptos, non alio usa), so braucht
sie diese Aeusserung nicht am Ende ihres Lebens ausgespro-
chen zu haben , sondern sie hat jenen Wein als einen be-
sonders gesunden gerühmt, als sie 82 Jahre alt geworden
war, vielleicht bei der Feier ihres 83ten Geburtstages.
Eine andere Abweichung von dem Verfasser erlaube ich
mir bei der Berechnung der Lebenszeit des Kaisers Tiberius
und der Bestimmung des Jahres, worin er geboren ist. Ich
glaube nämüch, dass wir dabei unbedenklich der genauen
Angabe des Dio Cassius folgen dürfen, der dem Tiberius, als
er am 26. März des Jahres 790 nach Roms Erbauung starb,
ein Alter von 77 Jahren 4 Monaten und 9 Tagen gibt (LYU12S),
weil damit auch die Worte des Tacitus (Annal. VI 50=56)
übereinstimmen: sie Tiberius v it am ^)finivit, octavo etseptua-
gesimo aetatis anno, ebenso die des Suetonius (im Tiber, c. 73) :
obiit— octavo et sep'tuagesimo aetatis anno, endüch Eutropius
Vn 11 : anno aetatis septuagesimo octavo — mortuus est. Da-
nach fällt die Geburt des Tiberius auf den 17. November
des Jahres 712, wie Sueton in genauer Uebereinsjbimmung
mit seinen übrigen Angaben berichtet (Tib. c. 5) : ut plures
certioresque tradunt, natus est ßomae in Palatio XVI ka-
lendas Decembres M. Aemiüo Lepido iterum, L. Munatio
2) vi tarn ist von mir ergänzt: denn finire wie das Deutsche
enden oder verenden ist weder Lateinischer Ausdruck ans guter
Zeit, noch hat Tacitus jemals so etwas geschrieben. Man vergleiche
nur Annal. I 9: vitam finivisset; II 83: quo in loco yitam finierat;
IUI 35: vitam abstinentia finivit ; XIIII 37: vitam veneno finivit.
140 Die Kfltserinn tJvia
Plancö eotisulibuä per bellum Philippönse. Difese tieffkA
bezeugten und von drei Historikern ersten Ränget (Taöitüs,
Suetonius, Dio) einstimmig überlieferten Angaben hat Asch-
bach (S. 4) in Zweifel gezogen und angenommen, dass Tib^-
fius um ein Jahr früher (711) zur Welt gekommen und in
seinem 79ten Jahre geendet habe. Um diese Annahme iu
stützen, soll in den angegebenen Stellen des Tacitus, 9ue-
tonhis und Eutropius LXXXVHQ statt LXXXVin geätidert
werden, eine Vermuthung, welche, abgesehen von allem an-
dem, schon darum unzulässig ist, weil bei Tacitus die einzige
alte Quelle (der Codex Mediceus) und bei Suetonius dessen
älteste und beste Handschrift (der codex Memmianüs) die
Zahl nicht mit Ziffern sondern mit Worten überliefert
haben. Warum aber hat Aschbach, gegen seine sonst beob-
i^chteten Grundsätze, hier diS besten Autoritäten veriässen?
Er hat sich dazu durch zwei irrige Angaben zweier späten
und wenig bedeutenden Berichterstatter bestimmen lassen.
Davon sagt der Erstere, Aurelius Victor, de Caes. c. 3 über
Tiberius : cum — aevi octogesimum uno minus annüm egisset,
der Andere, der Verfasser einer unter dem Namen des Au-
relius Victor cursirenden Epitoma de Caesaribus c. 2: iste
post septuagesimum octavum annum et menisem quartum in-
sidiis Caligulae extinctus est. Diese Abweichungen wtirdieti
gegen die Vorher bezeichnete und wohl verbürgte üd>erlie-
ferung auch dann kaum etwas gelten können, wenn nicht
am Tage läge, wie die zwei Spätlinge zu ihren falschen An-
gaben gekommen sind: denn diese haben zwei Üeberlie*^
mngen, die eine, dass Tiberius im 78ten Jahre gestorben,
und eine zweite, dass er 77 Jahre und 4 Monate alt gewcrf*^
den sei, ungeschickt zu der Zahl von mehr als 78 Jahren
combinirt. Aschbach würde wohl darauf selbst kein Gewicht
gelegt haben, wenn er nicht geglaubt hätte^ eine Stütze da-
für in den Worten des Velleius Paterculus (II 75) Livia —
tum fugiens — bim um huncTiberium Caesarem — gestans
von Aschbftcb. 143
sinn, ÄU fitidöll : denn diese Worte bezieht Aschbach hnt das
Jahr 713, was aber nicht richtig ist. Denn Livia begab sich
mit Tiberius auf die Flucht, als Perusia sich dem Octavta-
nus ergeben hatte. Diese üebergabe aber el*folgte im An-
fange des Jahres 714, wie bei Dio (XLVUI 15) zu lesen ist
Demnach steht auch Velleius auf der Seite der oben erwähn-
ten bedeutenden Historiker, und stützt keineswegs die zwei,
welche durch ihr eigenes Versehen von jenen abweichen.
Aus unbestimmt und allgemein lautenden Angaben auf
einzelne Fälle einen Schluss zu machen, ist in der Erzählung
geschichtlicher Thatsachen bedenklich, und ein Schluss der
Art kann höchstens auf Wahrscheinlichkeit Anspruch machen.
Daher, glaube ich, hätte Aschbach S. 10 fg. den Worten bei
Tacitus (Annal. III 34) quotiens divum Augustum in Occi-
dentem atque Orienten! meavisse comite Livia? nicht soviel
Gewicht beilegen sollen, um anzunehmen, dass Livia den
Augustus auf allen Reisen ins Ausland begleitet habe.
Ein Beispiel soll dieä klar machen. Aschbach gibt an (8. 11),
Livia habe den Augustus auf seinen Zügen nach Spa-
nien und Gallien (ab u. 727— 730) begleitet. Abgesehen
davon, dass für diese Behauptung kein Beleg beigebracht
worden ist, kann ich auch einen Zeugen dagegen anfahren.
Das ist kein geringerer als Horaz, der in der 14. Ode des
3t^ Buches die Gemahlin und die Schwester des Augustus
auffördert, bei der Ankunft des Kaisers aus ihrer Wohnung
hervorzutreten und ein Dankopfer für die glückliche Rück*
fcehr darzubringen (5 — 10):
unico gaudens mulier marito
prodeat iustis operata sacris,
et soror clari duci* et decorae
supplice vitta
Virginum matres iuvenumque nuper
sospitum.
Die Frau, welche des unvergleichlichen (unico)
144 Die KRiserinn Li via
Gatten sich zu erfreuen hat, die mit einem den Göt-
tern gebührenden Opfer aus ihrem Hause hervortreten soll,
ist Livia; sie soll dem Augustus bei dessen Einzüge in ßoin
nebst der Schwester desselben und andern Frauen entgegen
kommen. Wie Octavia und die andern Frauen keinen Thefl
an dem Feldzuge genommen hatten, so kann auch die in
gleicher Weise wie jene angeredete Livia nicht aus dem Aus-
lande damals zurückgekommen sein.
Was den dritten Abschnitt der historischen Abtheilung
betrifft, so glaube ich, dass dessen üeberschrift, Livia als
Julia Augusta und Mitregentinn ihres Sohnes,
zuviel behauptet, ebenso die darin vorgetragene Ansicht,
welche gleich im Anfange etwas stark so ausgesprochen ist,
»es unterliegt keinem Zweifel, dass die Livia nach dem Tode
des Augustus eigentlieh die Regierung führte und ihr Sohn
Tiberiusmehr als Mitregent anzusehen war«. Das unterliegt
meine ich wenigstens, dem allerstärksten Zweifel. Denn ob-
gleich Dio an emer Stelle (LVII 12) Aehnliches wie Asch-
bach behauptet, so hat doch einerseits kein einheimischer
Historiker so etwas erzählt, und anderseits zeigt die Dar-
stellung, welche Dio selbst von der Regierung des Tiberius
gegeben hat, dass er an jener Stelle die Geltung der Livia
falsch aufgefasst hat. Was Tacitus von den ersten Tagen
der Regierung des Tiberius erzählt, wie er den Einfluss und
das Ansehen der Livia niederzuhalten wusste, sieht gar nicht
danach aus, als hätte er eine Mitregentinn dulden wollen. Ich
meine die Worte Annal. 1 14 : multa patrum et in Augustam
adulatio. Alii parentem, alii matrem patriae appellandam,
plerique ut nomini Caesaris adscriberetur *Iuliae filius' cen-
sebant. Ille moderandos feminarum honores dictitans, — ce-
terum anxius invidia et muliebre fastigium in deminutionem
sui accipiens, ne lictorem quidem ei decemi passus est aram-
que adoptionis et alia huiuscemodi prohibuit. Als Genna-
nicus nach seinem grossen Siege über die Germanen ein
yoii Asehbaeh« 145
Tvop&am auf .dem Schlachtfelde errichtete, da hiess es in
der Inschrift desselben (Tac. Ann. II 22): debellatis inter
Ithenum Albimqne nationibus exercitum Tiberii Gae-
saris ea moninienta — sacravisse. Er hat hier nicht ge-
schrieben exercitum luliae Augustae et Tiberii
Caesar is: und doch hätte die Ueberschrift so lauten müs-
sen, wenn Livia Mitregentin gewesen wäre. In einzelnen
Fällen, namentlich in allem^ was die Verwandten und Mit-
glieder des kaiserlichen Hauses betraf, hat Livia ihren Ein-
fluss mit grossem Nachdruck und meistens erfolgreich zur
Geltung gebracht: Mitregentin des Keichs aber ist sie nie
gewesen.
Einer Berichtigung bedarf auch, was S. 32 über metal-
lum Livianum gesagt ist, nach Aschbach »eine besondere
Kupfermischung, die selten, und zwar meistens nur in Galüen
vorkam und von der Livia unter den Bronzearten vorgezo-
gen wurde«. Das aes Livianum hat vielmehr davon sei-
nen Namen erhalten, weil Livia in Gallien Kupfergruben be-
sass. Plin. N. H. XXXmi §. 3 Sillig: proximum bonitate
fttit Sallustianum in Centronum Alpino tractu, non longi et
ipsum aevi, successitque ei Livianum in Gallia, utrumque a
metallorum dominis appellatum, illud ab an^iico divi
Augusti, hoc a coniuge. Wie dieses gallische Kupferberg-
werk in Besitz der Livia gekommen, lässt sich aus Sueton.
Tib. 4 errathen. Ihr erster Gemahl, Claudius Nero, hatte
unter Julius Cäsar Veteranen-Colqnien zu Narbo und Ar e-
late errichtet und wahrscheinlich bei dieser Gelegenheit.
Kupfergruben im südUchen Gallien erworben, welche nach
^semem Tode bald nach seiner Ehescheidung von Livia in
deren Besitz gekommen sein werden.
Noch an einer andern Stelle hat Aschbach an dem kur-
zen und gesuchten Ausdrucke des Plinius Anstoss genommen,
da nämlich wo dieser Folgendes erzählt (Nat. Eist. X 76
§ 154): lulia Augusta, prima sua iuventa Tiberio Caesare
10
14C Die ITaiseriii« Liritt Ton Aschbach.
0z Nercme gravida, cum parete ?fdlem scsum admoiliim
cuperet, hoc usa est puellari augurio, omm in simi fo-
vendo, atque cum deponendum haberefc, irotrid per sinimi
tradendo, ne intermitteretur tepor. Nee &bo aogurata tra-
ditur. Hier will Aschbach (S* 17 Araa. 1) augnrium pul-
lare tot augurium puellare lesen, was mcht angeht, da
von pullus kein pullaris, sondern pnUarius gebild^ wird.
Aber puellare augurium bedarf aueh keiner Änderung; es
bedeutet ein mädchenhaftes Wahrg^ichen, wie sol-
ehes nur von einer ganz jungen Frau, die sieh zum ersteih
mal schwanger flihlt, zu erwarten ist. Denn die Römer
nannten nicht nur Jungfrauen, sondern in schmeichdhaÄ»
Welse 4iuch jimge Frauen puellas. Vgl iforai Oajm.in
14 10 und 22 2 und meine Anmerkung zur ersten Stelle.
3. fiefdiretbung htt &npftxmnn}tn bes ehemaligen fliBt^ume
))aberlM^rn unb htt 2lbtet ^otWi, so wie der zu denselben
gehörigen Städten, von Joseph Weingärtner, Kreis-
gerichtsdirector in Warburg. Paderborn, Druck und
Verlag von Ferdinand Schöningh. 1864. 8" (34 Seiten
mit 20 Münzabbüdungen auf einer TafeL)
Die Münzkunde des westphälisehen Landes ist, seitdem
Niesert in seinem Werke über die Münsterschen Mün-
zen *) einen dankenswerthen Grundstein gelegt, vielfach weiter
erforscht worden. Ein Theil des reichen numismatischen
Gebietes wurde von Cappe in seiner Beschreibung der
Mittelalter-Münzen von Münster, Osnabrück, Pader-
born, Corvey und Hervor d (Dresden 1850) bearbeitet;
namentlich aber haben die »Blätter für Münzkunde«
und deren Fortsetzung, die »Münzstndien«, (von Dr. Grote
in Hannover herausgegeben,) wiederholt grossere und klei-
nere Abhandlungen über westphälische Münzen gebracht Wir
wollen hiei' nur die Arbeiten über Münzen der Bisthümer Mün-
ster, Minden, Osnabrück, und Paderborn, sowie der
Grafschaften Limburg an der Lenne, Mark, Ravens-
betg und Rietberg, der Städte Marsberg, Coesfeld,
Soest und Dortmund in den »Blättern für Münzkunde«
erwähnen, sowie die in den »Münzsludien« veröifentlichten
Abhandluiogen über die Münzen der Städte Lüdinghausen
imd Telgte, der Abtei Essen, d^r Herrn von Büren,
^ 1) Beitrilfe »uc MiUiiikiiAd« des ehemalige» llociwtirts Nu »ist er
in 2 Abtheilongen mit N&cbtragen ; Coesfeld 1838—1840.
148 Kupfermansen dei ehemaligen Bisthums Paderborn
ganz besonders aber die vortreffliche Beschreibung der Mün-
ster sehen Münzen des Mittelalters von Grote (Band I. S. 177
bis 330 mit 81 Abbildungen auf 10 Tafehi.) anführen »).
In dem uns jetzt vorliegenden Schriftchen hat der Herr
Kreis-Gerichtsdirector Weingärtner die Werke über Kupfer-
münzen von Reinhardt und Neumann») auf eine dan-
kenswerthe Weise ergänzt, indem er alle ihm bekannten
Kupfermünzen der Bischöfe, des Domkapitels und der Stadt
Paderborn, der Aebte von Gorvey und der Städte War-
burg und Höxter beschrieben hat.
Die Reihe dieser zahlreichen Münzen beginnt unter den
Bischöfen mit dem Yierpfenningstück von 1622 und dem
Empfenningstück von 1649 (Reinhardt No. 2921 xmd 2922),
die unter Ferdinand I geschlagen sein sollen, deren Existenz
aber Weingärtner bis zur Vorlage in Zweifel zieht. Von
Theodor Adolph von der Recke (1650—60) sind 12 Münzen
in 35 verschiedenen Stempeln aufgeführt; es folgen dann
von Ferdinand IL Freiherrn von Fürstenberg (1661 — 83)
4 Münzen in 13 Stempeln; von Hermann Werner Freiherm
von Mettemich (1683—1703) 9 Münzen in 33 Stempeln ; von
Franz Arnold von Mettemich (1704—18) 8 Münzen in 73
Stempeln ; von Clemens August Erzbischof von Cöln (1719 — 61)
6 Münzen in 21 Stempeln; von Wilhelm Anton von Asseburg
(1761—82) 2 Münzen in 11 Stempeln. Dann werden die
Münzen des Domkapitels, 15 Stück von den Jahren 1617,
2) Von demselben bedeutenden Numismatiker ist vor Kuriem ddh
auch eine Geld- und Münzgeschichte Os na b rück s mit 7 TaFeln Ab-
bildungen erschienen. Diese Publication bildet das erste Heft des
IV. Bandes der Münzstudien.
3) Reinhardt, J. Chr., Kupfer-Cabinet oder Beschreibung einer
grossen Anzahl Kupfer-Münzen öet neueren Zeit. 3 Theile. 18^. 1828.
Mit 1 Tafel. Neumann, Jos., Beschreibung der bekanntesten Kupfer-
münzen. Bis jetzt 20 Hefte — 26,654 Nummern enthaltend — erschie-
nen. — Prag. 1868 bis 1864.
und der Abtoi Corvey von Joseph Weingfirtner. 149
1618, 1627 und 1761 in 22 verschiedenen Stempeln und die
der Stadt Paderbornes Stück von 1605 und 1622 in
38 Varietäten beschrieben. Hierauf folgen endlich von der
Stadt Warburg 6 Münzöa von 1622 und 1623 in 15 Stem-
peln, und Ton den Aebten zu Corvey 16 Münzen m 38
verschiedaien Stempeln, nämlich von den Aebten: Johann
Christoph von Brambach (1624 — 38) 2 Münzen in 3 Stempeln;
Arnold, von Waldois (1638—61) 7 Münzen in '22 Stempehi;
Florenz von Velden (1694—1714) 2 Münzen; Maximilian
von Horrich (1714—21) 3 Münzen in 7 Stempeln* Theodor
von Brabeck (1776—94) 2 Münzen in 4 Stempeln. Zum
Schlüsse sind von der Stadt Höxter zwei einseitige Mar-
ken ohne Jahr aufgeffihrt.
Es ist. nur zu bedauern, dass diese Beschreibung nicht
praktisch eingerichtet ist und man sich in vielen Fällen auch
mit der grössten Mühe kaum zurechtfinden kanni.
Es scheint dass dem Herrn Verfasser die ürtheile sach-
kundige Männer über die Capp e 'sehen Werke nicht zu Ge-
sidit gekommen sind^).
4) Grote sagt zum Beispiel in seinen „Mü nzst ud i en" (Band L
S. 178) über Cappe's Werk: „Aber sehr erschwert wird die Ueber-
sichtlichkeit des Buches durch die äussere Einrichtung des Textes,
der völlig dem Muster eines AuctionskataIo«:es nachgebildet ist,
welcher, zum Nutzen und Frommen der Kauflustigen, jede der
zahlreicken Doubletten einer Sammlung nach den verschiedenen Gra-
den der Conservatlon und d«r Inschriften -Reste und -Spuren genau
angeben und behufs der Druckkosten Er»parung, so viel wie möglich,
auf früher beschriebene Stücke verweisen muss. Unge-
fähr „No. 4 Av. wie No. 1 Rv. Typus wie Ko. 2 aber ohne die
Striche ; Umschrift wie No. 3 aber mit XYZ am Schlüsse !" Für einen
Aüciionskatalog mag das hinreichen, denn die Amateurs haben ge-
wölinlich eben so viel Geduld zum Nachblflltern als Kauflust; aber
für' die numismatisrhen Studien ist es sehr unbequem, wenn man ein
Buch« um es benutzen zu können, erst abschreiben und umarbeiten muss.
Dazu noch weicht die Druckeinrichtung von der, aus offenbaren
150 Knpfermänsen des ehein»ligCD Bi^bami PnderWrii
Cappe hat bekanntlich seinen mit so grossesu FIdsse
hergesteUten Arbeiten die Uebersichtlichkeit dadurch entzo-
gen, dass er bei der Beschreibung der einzdnen Münzen
statt Vollständiges zu liefern, durchgehends auf fiHher be^
schriebene Stücke yerwiesen. In der Wein gärtnerischen
Schrift tritt diese Unvollkommenheit der Beschreibung in
erhöhtem Maasse zu Tage, denn die Beschreibung der ein-
zelnen Stempel ist mit so vielen Verweisungen auf frohere
Nummern vers^en, dass man sich, wie eben gesagt, kaum
zurechtfinden kann. So verweist zum Beispiel N. 6d auf 52,
— 52 auf 51, — diese auf 50 und diese weiter auf 49. Die
Nummer 12S verweist in der Beschreibung euf 122, — diese
auf 117, — diese auf 116, — diese auf 115, — letztere auf
112. Oder um nur noch ein drittes Beispiel anzufilhren,
N. 167 bezieht sidi auf 166, — diese auf 164, — von dieser
wird auf 159, — und so weiter auf 152 verwiesen.
Die Verschiedenartigkeit der einzelnen Stempel kann
aber am besten nur dadurch nachgewiesen werden, dass <lie
Umschriften, Zeichen etc. jeder Seite voll ausgesctarieben und
die einzelnen zusammengehörigen Stempel unter einander
aufgeführt werden, wie dies in den neueren Münz -Werken
und Zeitschriften schon seit Jahren geschehen ist. Besonders
störend ist übrigens auch die vom Herrn. Verfasser ange-
wandte Bezeichnung der Umschriften durch das setzen von
U. : vor diese letzteren. Die Umschriften folgen nämlich
dicht auf diesen Buchstaben in d-erselben Grösse und mit
derselben Typenart, so d»ss man auf den ersten BMck diesen
Buchstaben U mit semen drei Punkten als zu den übnschrif-
ten gehörig ansieht. Die Münzabbildungen, welche der
Gründen der Zweckmässigkeit und Bequem iiehkeit allgemein äbUcli
gewordenen, dem Auge des Lesers gewohnten darin ab, däss die Ao»
gäbe der Umschrift der der Typen nachfolgt und dasn- die Ver^
Weisung auf die Abbildungen, statt v.oranaustehen, unter die Ci*
täte gemischt ist. , /
• ■od lier Ab*w Corvey von J(if>eph Weiitg^JirlBer. 75 1
Wcmg«ü*t9er0eb^ Sohitift auf einer Tafd beigegeben sind,
wollen wir nicht weiter besprechen ; es wäre beaser gewesen,
die Tafel ganz weg zu lassen, denn Münzabbildungen, wie
man sie heut zu Tage wohl verlangen kann^ sind das wahr-
lich nicht.
In der Beschreibung der Sfilnzen des Domkapitels
vermissen wir übrigens
ai das Zwölf p'fBBiiing-^Stüeh ohne Jahr, mil ism hef^
^^ LibörioB uiiddtr Werthzahl XII in. einem nach allen
Seiten ausgeschweiften, unten spitzigen Schilde, sowie
6. das Vierpfenningstück ohne Jahr, mit 11 -11- und
den Contremarken BP * IP - AI-
welche beide Cappe bereits»' 1849 im dritten Jahrgange von
K ohne 's Zeitschrift für Mffaiz-i, Siegel- und Wappenkunde
(pogilQ&'tt.lOi) sfcs. Beiträge zu Zeper nick 's Sedisvaeanz-
Münseu ufld «MedaSlea^ pubMeiit hat.
Schliessüch wollen wir hier noch 13 verschiedene Stem-
pel unserer Sammlung zur Ergänamg aufnehmen, ida die-
selben in der Yfeingärtner'schen Schrift ebenfalls nicht
aufgehet ßtobeiu Es aind djies folgende Män^em:
Zum I. Abschnitt.
Münzen der Biöcböi^eu
1. Zwei Pfenninge von 1658, (Zu N. 31—32. pag. 4.)
Av. THEO-ADO-EP.PA:
Rv. ANNO DOlGöS:
2. I^2'P'i^»»iBg von 1685. (Zu No. 54, pag. K)
Av. HER.WER.D.G^E-P.S.R.I-P-C.P Rose
Rv. ANNO StemDOMIN! Steml Stern 0 Stern 8 Stern 5
zwischen rwei Schnörkel ein Stern.
3. Zwei Pfenning von 1706. (Zu No. 126, pag. 12.)
Av. FBAlfC:ARNOL: DG: EPISCrP ADERB Rose
Rv. SF :ROM : IMP : PRINC : COM : PYMf : 1706 Rose
4.'^ Eiii'^PÄnB'tHg von 1766. (Zt Ko». 178, pag. 18.)
152 KopfermAnsen d«8 ehemaligen Biithmns Paderboro
Av. Stempel mit PYRM und ohne Andeutung der Far-
ben des Mittelsdiildes.
Rv. I
PFENNING
SCHEIDE
MÜNTZ
1766
5. Noch ein anderer Stempel ohne Andeutung der Farben.
Av. WH- ANTD-G-EPS-PADEKB^S S-PR*C^PIRM-
Rv. I
PFENN:
SCHEIDE
MUNTZ
1766
Auf beiden hier angegebenen Stücken steht der Mtlnz-
meisternamen nicht mit A— S (wie Weingärtiier pag. 18
angegeben) sondern mit A— S angedeutet.
Zum n. Abschnitt.
Münzen des Domkapitels.
6. Vier Pfenninge von 1617. (Zu No. 186, pag. 19.)
Av. CAP . Rose • PÄD • Rose •
Rv. ANNO 1617 • Rose -
Zum ni. Abschnitt.
Münzen der Städte.
I. Paderborn.
7. Vier Pfenninge von 1622. (Zu No. 227, pag. 25.)
Av. ST AD DERBORN Rose.
Die Umschrift beginnt unten von Rechts; im oberen
Wappenfelde 32 eingeschlagen.
Rv. FERDINAND 6ZZ
8. Ein Pfenning von 1622. (Zu No. 240, pag. 26.)
Av. STAD ' PADERBORN
die Umschrift beginnt unten Rechts, Zwischen bei-
Dod der Abtei Corvey von Joseph Weingftrtner. 153
den Worten ein grosser Zwischenraum; dagegen
steht S von 'Stad dicht hinter N von Paderborn.
Rv. I zwischen zwei Sternen mit der Umschrift
FERDINAND aeZZ.
n. Warburg.
9. Vier Pfenninge von 1623. (Zu No. 255, pag. 28.)
Av. STAT . WARBVRG • Rose .
Rv. i^ii mit der Umschrift FERDINAND: EPSlßZS
Rose
Zu den Kupfermünzen der Abtei Corvey.
10. Ein Pfenning von 1646. (Zu No. 19, pag. 31.)
Av. ARNOLD ABCORB Rose
Rv. I zwischen zwei Sternen mit der Umschrift
S-VITVS.16 Stern 46.
11. Vier Pfenninge von 1787. (Zu No. 35, pag. 33.)
Av. THEODOR. DGA-CSR I P-
Rv. FURSTL. CORVEY-LAND MUNTZ ♦ Rose *
12. Ein anderer Stempel dieser Münze hat
' Av. THEODOR DG-A^SR IP
13. Zwei Pfenninge von 1787, (Zu No. 37, pag. 34.)
Av. THEODOR D GACS RI P.
Rv. wie No. 37 angegeben mit der Umschrift
FURSTL • CORVEY • LAND . MUNTZ dahinter eine
Rose.
Bonn, im November 1864.
Wfirst.
1 Die alte Jtartindkir^e in i^m xmt i|re ^ecfiötm^ von
Prof. Dr. Hermaim Hftffer. 13, ibl. U. Heft. S, 146 u. f.
der Annalen des historischen Vereins ftir den Nieder-
rhein. 1863.
Obgleich es nicht durohgtogig die Sitte dieser Jahr-
bücher ist die Literatur verwandter Zeitschriften zu bespre-
chen, so veranlasst uüs doch die otHge sorgföltige Arbeit
zu einer Ausnahme, weil äie ein vielbesprochenes bedeu-
tendes Denkmal unserer unmittdbarsten Nähe behandelt.
Der Aufsatz Hüffers über die Martinskirdie ist in Ver-
bindung mit zwei andern Aufeätzen erschienen, wAlche sich
gleichfalls auf die Geschichte der Stadt Bonn beziehen. Der
erste von diesen bringt eine« Bericht de&'spfitel^ Ünter-
praefekten J. Boosfeld über eine Eeise, die ihn im Jahre 1784
zu dem letzten Kurfürsten von Cöln, Maximilian Franz, da-
mals noch Hochmeister des' deutschen Ordens, nach Mergent-
heim führte, soviel uns bekannt das einzige, was bisher über
den Aufenthalt und die Regierung des Erzherzogs in jener
Stadt veröffentlicht wurde. Der zweite gibt vornehmlich aus
den Protokollen der Bonner Municipalität und nachgelassenen
Briefen des eben genannten Boosfeld einen nicht unwichtigen
Die alle Martrnsiiirche in Bonn nn«! ihre Zerstdrung etc. 155
Beitrag ftir die GesGlnohte (fer Fremdh^TSchaft ; beädsiders
bai; tm Brief über dm Itineviller Frieden unsere lebhaite
Teilnahme eorregt Man irird die Einzelheiten in genannten
Blatten^ lesen. Hier beschränkea wir uns auf den dritten
Auf&actz über die Martin^rche. Der Verfasser gibt zuerst
lüaicliridM' ^t>^ die an den Einbrach der Franzosen. sich an«-
BciUiesseiide Zerstörung zahlreicher kirchlicher Gebäude in
den Bhfiinland^L Mehrere Pfarrkircben Bonns brannten
gleiclkfaüls nieder. (Vgl. '148.) Am beklagenswerthesten blieb
aber das Bchieksal der Martinskirche. An der Qstseite der
Sti Gassiiitts oder Münsterkii'che lag vormals diese alte Kirche
St. Martin, ein in mancher BezidDiimg merkwüniiger Gemtralbau.
Der Verfasser gibt die Beschreibung und einige historische Data,
und zeigt, dass die Kirche nicht^.wie Boisser^e in den Denkmal-
lern der Baukunst am K-Bhein annimmt, zwischen das 5. und
9., sondern ftüheatens an das Ende des 11. Jahrb., die Zeit eines
schon entwickehen deutsch-reanaoaisohen Stils gehört. Was
bis auf die ibahnbrechaadea Studien von Franz Mertens so
viel Verwirrung erzeugte uud vor allen andern S. Boisseröe
animftete, der Mangel an Unterscheidung zwischen
dereisten Gr'üiidungszeitund der Bauzeit des wirklich
Torfindiiehen Gebäuöes, ein Unterschied, der um des-
willen immer von der allerentscheidendsten Bedeutung bleibt,
weil zwischen ämt ersten, dem Grüudungsbaue, und dem zu*
tet^ noch vorhandeneti Baue eine ganze Beihe von Neu^
feinten und Aufbesserungen liegien« kdiffien — ist dem Ver-
fasser (farchatis nicht entgangen. Er erwägt sehr wol, dass
diie Rundfona des Grundrisses und die Weihe auf den heil.
Martin fäv den eventuellen ersten Bau auf ein hohes Alter
deuten, iber ihm sind doch die charakteristischen Merkmale
des letzten Baues entscheidend, um diesen nicht froher als an dias
Enäo' d^s 11. Jahrhunderts zu. steBcn. Wenn d^ Verfasser
die Fixirusg dieser charakteristischeH Merkmale, nämlich die
auggdlriMefiepe FDnui der Wtrfiäcapitäle, die Lissenen und
156 Die alte Marttnskirche in Bonn und ihre Zerstörung
Bogenfriese der äussern Wandflächen und die Eckblätter an
einigen Basen dem Prof. Aus'm Weerth zu verdanken an-
gibt, so beweist er nüt dieser Bemerkung eine selten vor-
kommende EhrUchkeit. Die Abbildung auf einer dem Erz-
bischof Bruno I. zu Eöhi (953—965) zugeschriebenen Münze
lässt sich nicht dagegen anfahren. Denn diese viel besprochene
Münze, auf welcher auch zum ersten Male die Benennung
Verona für Bonn vorkommen soll (vgl. Lersch im Archiv
Bd. I S. 11), erweist sich nach den Eigenthümlichkeiten der
Präge und insbesondere wegen der Unzuverlässigkeit des auf
dem städtischen Archiv in Köln befindlichen Rohdorffschen
Codex monetarius, der das einzige Zeugniss für ihre Existenz
Uefert, als eine spätere, ungeschickte Fälschung. Ueber die
Geschichte der Kirche isfr im Ganzen wenig bekannt, desto
Genaueres über ihre Zerstörung. Sie war wie so viele
andere durch das Consulardekret vom 9. Juni 1802 sakula-
risirt und im Jahr 1806 zu beliebiger Benutzung dem Kir-
chenrath der Münsterkirche überwiesen, auf welche die alte
Pfarrei von St. Martin übertragen war. — Am 12. Juli 1809
bot der spätere Oberbürgermeister Windeck der letztem Pfarre
400 Francs für das Gebäude, ein Preis der bei der damali-
gen Gleichgültigkeit gegen kunsthistorische Interessen, bei
der Hüllsbedürftigkeit der Pfarrei (und auch wohl dem sehr
ins Spiel kommenden Wunsche einiger Hinterwohner, das
Kirchengebäude zum Vortheil ihrer Häuser verschwinden zu
sehen) sofort angenommen werden sollte. Zur Ehre des
Mannes sei es gesagt, der Präfect des Bhein- und Mosel-
Departemwits, Marquis von Lezai-Mamesia, versagte seme
Genehmigung zu der ihm zugemutheten Barbarei. Seine
Worte sind so werthvoU , dass sie auch heute nicht genug
wiederholt werden können. Er schreibt:
»Que la ch^tive somme de 400 fr. ne pourrait pas 6tre
)>mise en baknce avec la conservation d'un Mifice, qui
»donne son nom ä la paroisse et qui par fion antiquit^
von HermanD Häffer, 157
»fait partie des objets, qu'une ville devrait 6tre jalouse
»de conserver parmi ses monuments.«
Aber es half nichts, es wurde remonstrirt, es sollte nun ein-
mal abgerissen werden — und so wurde denn auch dieses
merkwürdige Bauwerk endlich am 15. April 1812 für 600 Francs
auf den Abbruch versteigert.
IV. Hiseellen.
1. Noch ein IVort über Schal Ige fasse. Heine Be-
merkungen über die Verwendung von Schallgefässen, besonders in
den mittelalterlichen Kirchen, haben einige weitere schon dankens-
werthe Mittheilungen über diesen Gegenstand veranlasst. Dabei sind
jedoch Zweifel über die Wirksamkeit dieser Schallgefässe erhoben
worden, aber die ich mir noch Einiges Nachträgliche zu sagen er-
lauben will.
Eine Verstärkung des Schalles lässt sich auf zweifache Weise
bewerkstelligen, nämlich einmal dadurch, dass man einen mittönenden
Körper anbringt, und zweitens dadurch, dass man den Schallstrahlen
eine bestimmte Richtung giebt, wodurch sie zusammengehalten und
nicht zerstreut^werden. Das erste geschieht z. B. durch die Anbrin-
gung eines Resonanzbodens, das zweite durch ein Sprachrohr. Ich
habe früher angenommen, dass die vitruv'schen Echea solche mittö-
nende Körper gewesen seien, von denen jedes einzelne jedoch nur
einen einzigen Ton vertreten habe. Dass diese Gefässe an dem vor-
dem offenen Rande an einer Stelle unterstutzt waren, konnte unmög-
lich dem Mittönen Einhalt thun. Jeder tönende Körper hat bekannt-
lich seine Schwingungsknoten, und deren liegen auch in dem Schall-
ringe. Ein Festhalten an der Stelle eines solchen Schwingnngsknoten
kann aber nicht dem Tone hinderlich sein. Bei Flaschen, d. h. Ge-
fässen mit geräumigem Bauche und engem Halse, bildet die einge-
schlossene Luft den mittönenden Körper und je nach der Grösse und
Gestalt der Flasche bestimmt sich der Ton, den sie mittönen Ifisst.
Allerdings darf die Flasche nicht ganz fest eingemauert seiii, aber es
schadet nicht, wenn sie am Halse gehalten wird. Man kann die Re-
sonanz bei jeder Weinflasche beobachten, in die man hinein singt,
während man sie am Halse in der Hand hält.
Miscellen. l59
lek'liab«' tokon* ft-ülMf l)ei»efklieh gemaohl, ^asi eliie jlttwen««
dnnit M>loh«r mittiteeDder GefteM nach dem vitrnviacibea System« sehr
wohl b«i 4l«iii beschränkten Umfange der antik<dn Mnsik denkbar sei,
aber schwerlich ht\ dem modernen Umfange der Tonleiter zu einem
nennen slfieiitben Reeultaio fökve, nicht weil die Gefdsse unfähig za
schwingen wären, sondern weil jeder Tun der sechs oder si«ben Oc-
ta>ineii durch besonders gestimmte Gefässe vertreten sein mässte.
Aller es kann durch, die Gefnsse auch etwas anderes erreicht
werden* Wenn nämlich die Gefässe die Gestait von Pareboioidea
haibMi, se wird nach bekannten Gesetzen jeder Schallstrahl, d«r in
der Hicbtttttg der Axe in das Innere derselben dringt, genau in der
Riohtaing id>er Axe reflectirt.. Der Schell, der an die innere Wand
eines soiloben Gefässes schlägt, tönt in Folge davon in seiner gaasea
unverminderten Stärke zurück. Denkt man sich nun eine Anzahl
so4cker Geffiase an dem Gewölbe oder in der Chornische verthtilt, so
eotskekt die Wirknng „einer fensterlosen Concha, wW«he dem SäQg«r
den T«n ans der Brest sieht und ihm Mnlh maohi''» wie Herr, Mtgor
von Cokaiisen sagt. Die Goncha witkt aber deshalb so, weil die
Cylifldliirfepm derseljbdn mit der Kigelferm des Gewölbes den Ton eb«n*i
fall« aiemlick «af einen Fnnkt cenoentrirt. Die Wirkung der SchalU
gefäase wfirde.tilso die sein, als ob an jeder Stelle, wo ein solches
sich befindet, der Ton durch ein Sprachrohr mitgesungen wurde.
Wenn diese Wtrknng eintreten sell^ so müssen, wie gesagt, dieSchall-
gefässe eitte parabolische Form haben. Gute Sprachrohre wenden be«-
kamärtlieh ebenfalls, so w«it es ausführbar isit, in dieser Form gebaut.
Leider ^ind di« lüaekrichten über die Form der meisten bis jetzt
bekannten S^thallgefänse iehr angenugead, denn daraus» dass sie Vasenf
Fiascken odhr H«rd6r genannt werden, lässt sic^ nichts ^hliessen. Um
«• wichtiger ist die MUtheiiang des Herrn Baumeisters JPieters tniA dex^
Zeivhnnngcn nuf Taf. VIII zu Heft 27 dieser Jahrbücher. Ks niusii
anffbllen, dass nach dieser Zeichnnng die SchaUg^ässe in der Kap^Ue
4er Bnrg Batambnrg offenbar die Form von Faraboloiden haben nnd
deshalb ganz den AnfOrdenuigen entspreeiien^ weldbe an dieselbe»
g^eweek« werden müssen, wenn sie gleichsam eis den; Don z4iTU«kge-
bende Spraohröhre wirken sollen.
Nach diesen Erwägungen glankie ic/h^ folgendes muthmasslichff
Resnltat «iekdn sn dürfen.
Die metallenen Echea des Vitruv wirkten als a»ittöneDde Kdr-4
1^ Miiiiellerf.
per, j«dei Gefäii für oiaen beatünmleii Ton. Sie »nsite« ieMshzXh in
der vva Vitrav angegebenen Weise naeh der dnoMia gelirfiuclilicheB
Scale gestimmt sein. Dasselbe suchte man durch H6rner and Flaschen
in erreichen» die lose aufgehfiogt od«r aufgelegt wurden, und in die-
ser Weise scheint das Mittelalter die alle Sitte beibehalten an haben,
ohne jedoch den Zweck au erreichen, da man von der Art der Wir-
kung dieser Gefftsse keine richtige Vorstellung hatte. Daneben wandte
man aber auch richtiger und ohne Zweifel mit besserm Erfolge Töpfe
an, welche die Form von Paraboloiden hatten* Diese sollten nicht
mittönen, sondern nur den Ton in der Richtung ihrer Achae aurück-
werfen und lusaromenhalten. Sie brauchten daher nicht lose «uf ge-
hängt oder aufgelegt au sein, sondern wurden fest eingemauert. Wahr-
scheinlich hat auch schon das Alterthom diese letatere Art von Schall-
gefflssen gekannt.
Es wird von Wichtigkeit sein , bei künftigen Entdeckungen
von Schall gefftssen auf die Form und Befestigungsart derselben an
achten, damit man daraus das System, welches jedesmal angewendet
wurde, bestimmen könne. Es mfisste aber auch von praktiacbem In-
teresse sein, wenn Versuche mit parabolischen Töpfen gemacht wür-
den, was sich ohne bedeutende Kosten wohl würde ausführen lasaen.
Göttingen. Prof. Unger.
2. Scha II ge fasse. Nachdem in den letzten Vereinsheflen
die thönernen Schallgefftsse im Innern von Geböoden besprochen, mag
es passend sein, einer -andern Beigabe der Töpferkunst au gedenken,
welche sich an der Ausseaseite mittelalterlicher Bauwerke findet, nnd
welche im Schutt gefunden, vielleicht rfithselhaft erscheinen könnte.
Der schöne Eschenheimer Thurm in Frankfurt a/M. wurde, nachdem
ein 1346 erbautes Thor wieder abgerissen worden war, 1399 an«
Kalkbruchsteinen, so wie aus Sandstein und Basalt für die WerkstGcke
erbaut, mit Mörtel beworfen und glatt verputzt. Statt aber die Rüst-
löcher nach dieser Arbeit wie es gewöhnlich geschieht mit einen
Stein auszufüllen, nahm man eigens geformte Krüge, welche ohne
Mörtel so in die Löcher eingesetzt wurden, dass nur ihre Mündung
sichtbar blieb, der Verputz aber bis zu dieser herangeaogen wurde.
Man gewnnn dadurch den Vortbeil bej spätem Rüstungen die alten
Löcher leicht aufzufinden und nach Beseitigung der Krüge wieder
benutzen zu können.
Die liftchtKciie Wiltdflir^ilf lOiM Oii^ si« fttfi imd g^b denBAr'»
gern iMhaglUiie Kkmde, dAM dev «ite Thurn n^th sttfle' und ll^tf
fkMn ^*aclie, und pfeift die aaa, die ihn itürsen wollen^
Die KrOgesittdOylinder ohne ^
Hai«, eHra 6»/,'' t»f, »V ^^^^ ;^ »^ '^ ;^^ ^
mil eiteer l^ weiten Oeffeeeg. 3 " P"
3©
AQfib in den BenreobfiungBn von HOB fdr das neue Ratbbaiw
'^ den ROmer -^ konunen Krage vor,. um in d^ Giebel eingenauert
iH werden.
3. Steinerne Hoblgespbosae. )n den Ruineq der romani-
sebfn Pracbtbnrg Yienden bei Luxemburg fand me« iint#r andern ancb
sieineirno Bomben ; 9iE6lUge Kngejn von grauer Lava, welcbe, ßo weit
dWs8 von der M«n4ui>g au« gescbeben konnley C ^" )
ausgehöhlt sind ; 'dadurch ist die Mündung elwaa
wiNl wad «n|»tei<b gerfibela, so dnss »h sipb, nacb»
dem das GecMsboss mit Spreng-« oder Brendieug ge-
falll war, niiriiit voll kommen sebiiossen liess; wir
vermulhen daher, dass dasselbe »ieh« für Feußr*
gn^hM4»«, sondern, ffir eine }Mier WiirfhiaschineU
beHttoimt wnr, Imr welcbd das MiiMeUUer eine se reiebe ]V#meokfotar
he/MM. V» Cohanseti^
4* Unser verehrter Mitarbeiter Herr Major von Cohansen sendel
uns noch nachfolgende Bemerkungen und Berichtigungen, die wir
,mit Ausnahme der Hervorhebung eines Druckfehlers ad p. 235 des
vorigen Heftes, wo es statt Rundziegel fiberall Rand sieget
(tegula) heissen muss^ wörtlich folgen lassen.
a) ad p.^40. Im 18. Heft der JahrJ)ücher i(1825) markte ich ,p. 68
meines Aufsatzes „über alte Verschanzungen und Grabhfigei
auf dem H undsröcken" aufmerksam auf den 1693 bei Perscheid statt-
gehabten Fund von Goldmünzen und citirte dabei meine Quelle Gre-
beJs Geschichte von Rheinfels, Damals wusste ich noch nich|, dass
schon meinllrgrossvater sich für denselben Fund interessirt und auch
dessen Onkel Job. Heinrich Cohausen mit seinem Freund Jod. Her-
man Nünnin^ ihn besprochen hatte. — Von dem lebhaften Verkehr
zwischen diesen beiden gelehrten und witzigen Köpfen gieht ausser
dem im neusten Bonner Jahrbuch citirten Werk auch ein anderes,
Jod. Herrn. Nünning's H'estfälisch-Münsterländische Heidengräber, Zeug-
11
163 MiieaUatt.
dIm; dasMibe ift 171S ■■ ComfM^ 1714 xii OiBftbrflck und nBHerdings
1865 mit 7 BolEfcbBHkUifeln nocbiMig ia Coesfeld entbi^neii.
b) ad p« S47. Die Befettigangen de« Bergrückens an der Eia-
mflndong des Gengelbacbs iq die Agger 1 Meile flstlicb von Gum-
mersbach (vergl. Generalstabskarte Blatt Lfidefischeid) ist eine der sahi-
reicben Qnerabschoitte, durch welche mehrere diMrtige HodbsIrasseB
verwehrt werden konnten, sie heisseo landsüblich Grengel und mögte
der Name des Baches wohl auch damit insammenhangen* Woher der
Ausdruck Grengel (Ohmbacher, Bedinger, Remschosser, Krawinkler
etc. Grengel) kommt, weiss ich nicht. Auch nicht ob er nur Strassen«
absperrungen, oder auch abseits der Strasse liegenden, versteckten
ScbutsOrtern sukommt. Wenn man fragt aus welcher Zeit jene Ver-
schansungen seien •— so ist su antworten aus allen Zeiten, wo es
nöthig werden und wo die nfiberen Anwohner hoffen konnten, sich
durch dieselben su schütsen.
Erdwfille und Graben thaten es natürlich nicht allein, konatliche
und lebende Verhaue mussten sie ergänzen und verstärken. Der»
gleichen auf eine gute Karte bezogene Angaben sind sehr schfltabar
und wäre zu wünschen, dass sie imnter häu6ger ans allen Theilen
des Rheinlands einträfen, *— freilich aber so dass man ihnen Satz
für Satz folgend im Stande wäre sie in ihren Haupt-Grund« und Aafriss-
Verhältnissen zu zeichnen — was nicht schwer ist, wenn dem Schrei*
her selbst diese Absicht vorschwebt. Die Benennuag der anstossenden
Flur- und Walddistrikte wäre dabei nicht zu vergessen. Ost nnd
West, Nord und Süd statt links und rechts vorzuziehen.
c) Bezugnehmend auf die Abhandlung des Herrn Prof. Wieseler
über das Silberrelief von Neuwied, lege ich Ihnen hier den Abdruck
eines Intaglio bei, auf welchem Merkur reichlich mit Attributen ver-
sehen ist (Taf. II 5). Ich erhielt den Stein, ein Carneol, 1857 auf einer
Reise im Sameland von Cantor Preuss in Germau. Er hatte denselben in
einem Grabhügel (Rapurne), die sich dort aus der dürren Grasfläche
der Palven erheben, gefunden, zugleich mit Erzwaffen und Bernstein-
perleif. Aus vielen Gräbern seiner nächsten Umgebung ist des genannten
Sammlung besonders, reich an Bernsteinperlen von Kugel-, Linsen- und
Mühlsteinform und von der kleinsten bis zu 27, Zoll Durchmesser halten-
den, alle sind rauh und glanzlos. Der geschnittene Stein deutet wohl ver-
ständlich genug dahin, woher ohne Zweifel oder trotz der Behauptung
mancher nordischer Antiquare auch die Erzwaffen und die Goldschmnck-
MiatcelleD. 163
Stacke der baUiscben Lfioder berkommen; auf die rom AfUtelmeer
begrflnxteD alten Culturlfinder.
5. Lampe von Erz gefunden amGoBsberg (vergY. Jabrb.
XXXVII p. 237 Mise, und Taf. 11 4 dieses Jahrb.) Diese Lampe von zier-
licher Form bat ein fast kreisrundes Becken mit spitzovaler Verlängerung
als Dochtbalter. Der runde Fuss ist niedrig. Ein kupferner Unterhaken,
an dem sie mit 3 Dräthen hängt, dfent zum Aufhängen nnd hat eine Spitze
znm Schören. Hinten ist ein Griffhenkel mit zvtrei FIfigelchen ffir den
Daumen. Sie scheint gegossen und nur die Deckplatte von Blech zu
sein. Sie fasst nur etwa einen Esslöffel Oel. Das Füllloch und das
Lichtloch erscheinen etwas gross. Das Ganze ist dunkelgrün ange-
laufen, doch glatt. Das Kupfer des Hakens ist gelber, als das der
Lampe. Bartels, Pfarrer zu Alterkülz bei Simmern.
6. Das verehrte Mitglied unseres Vereins Herr Hofbuchhändler
Dr. Fritz Hahn in Hannover schreibt uns in Bezug auf die Wappen
der im vorigen Jahrbuch publicirten Kronbehälter: Hinsichtlich der
Wappen habe ich mit Dr. Grote gesprochen, der ein Kenner in diesen
heraldischen Dingen ist. Er war auch der Ansicht, dass es ungemein
schwer falle, aus dieser frühen Periode die Wappen richtig zu be-
stimmen, da damals noch viel Willkührlichkeit in denselben geherrscht.'
Herr Senator Cnlemann besitzt ein derartiges, sehr schönes Kronbe-
hältniss, aber von den dortigen ganz verschieden. Es stammt von
einem schwedischen König ab (der Name ist mir nicht beifällig), der
sein Vaterland verlassen musste und in einem deutschen Kloster starb
(wo ich nicht irre in Paulinen-Zell im 13. J.). Dasselbe ist mit schwar-
zem Leder überzogen, in dem der Siegelstempel des Königs und sonstige
Verzierungen abgedruckt.
7. Briefliche Mitlheilung desHcrrn Major a. D. E. Schmidt
in Kreuznach an Dr. Freudenberg d. d. 6. Dec. 1864.
Neben der Ausschachtung der Luftcanäle für die Anlage einer
Glasfabrik liess kurzlich Herr Hermann an der Heidenmauer auch den
sog. Hof ausschachten ; in dem letztern kam hierbei ein 4' hohes
Maueroblongum zum Vorschein, das wegen des in dasselbe hinein-
gehenden, von der Hypocausis herkommenden Wasserzuges für das
Plnvium gebalten werden muss. Die Ecken desselben bestehen grossen-
164 MiMellf».
tbeil« iU* Saft4itel»quadcrii. Ilvehdem die Antsebachtan^ dieses Km-
mes schon beendigt war, ward ziemlich hoch an der Sfldotteeke diefes
Oblongttms ein solcher Quaderstein, der 22" in die Ostseite hinein-
reicht, mit der folgenden, auf deao Kopfe stehenden Inschrift entdeckt
IVXET
ARTIA
TCOVl
Das Inschriflfragment ist 11" hoch und 10" breit, während die
daran, befindliche BlStterverzierung eben so hoch, aber rar 8'' breit
isJL Die BnchfrtabcD sind 2" hoch und sehr schön; die Zeilen stehen
1*/," von einander. Da die Buchstaben weit auseinandersteheoty so
läs^t sich anoebmen, dass dieses rechtwiokiich durchgesägte Fragment
nur Ys ^^' Breite des ganzen Grabsteins ist, der bei seiner unge-
wöhnlichen Dicke von 22" mindestens G — 7 Zeilen Inschrift gehabt
haben dürfte.
lYir sehen übrigens aus dem Erhaltenen, dass Gattin und Tochter,
die den auch sonst vorkommenden Namen Martia trägt, dem Gatten
und Vater den Grabstein gesetzt haben. Was sagen Sie zu dem Ein-
fall, der mir in den Sinn gekommen, dass auf JMARTIA in der letz-
ten Zeile wohl gleich filia und das Datum gefolgt sei, so dass 'T(ito)
CO(nsnle) Sextam' zu lesen sein dürfte?
(Dieser Deutung des InschriftenCragments steht zunächst entgegen,
dass es, soviel mir bekannt, im Rbeinlande keine datirten Grabschrif-
ten gibt, sodann auch die Annahme eiaer Sigle CO für Consul statt
des feststehenden COS. Die 4 letzten Buchstaben lassen sich durch
Yergleichung von Or. Ins. t*at. 4617 einfach erklären CO(niugi} Yl^vae)
fecerunt. J. Fr.)
Unser Bürgermeister Kuppers hat vor eiuigen Tagen folgende beim
Roden auf dem hungrigen Wolf gefundene römische Alterthümer
ervvorben : ein Schwert, einen Dolch, beide mit glänzendem Edelrost
überzogen, eine sehr inkrustirte Schafschcere, zwei Urnen, eine klei-
nere mehr becherartige, einen Teller von terra sigillata ohne Töpfer-
namen, einen kleinen mit aerugo überzogenen Bronzeteller, Pfeil-
spitzen u. s. w. Hinter Dr. Engelmanns Weinberge sind schon mehr-
fach und auch im vorigen Jahr längs der Chaussee Gräber anfgefun-
den worden, und die gedachten Sachen sind jedenfalls an dieser Stelle
aufgegraben worden. (Vgl. Jahrb. H. XXXI. S. 197.)
8. Bons. Iii4emafli nörd^ieheo Sa«»e {leBiSloonwuld^ßs g«)«ge|i«B
Dorfe Schlierscbied, Kreis Simmeriii fand im Frühjahr 1864 efn Baueir
beim r^iederleg^n von Kdllerinaoerh in eittef veratei>kten Nische eine
Anciihl Gold-* und Silberm^oeeR, VreJche wiBirteii« aus der z weilen
Hälfte des 16* Jahrh. kei-rOhren. Aul diesem Funde ist mir durch
Vermittluei; meines Bruders in Simmern eine wohlerbtltena türkische
GoJteänse, im Werthe YondThln, BUgekenioien, deren Entnäthtfelung
idli der Gfite des Herrn Professor Gildeaieister Yerdnnke. Der Beyer«
lautet in arabischer Schrift: 'Der Snltan Mürnd, 6okn SeJjtm-KhtoSi
herrlich «ei sein Sieg, Gesehlagen in Mi«r (Kahi/ah) im Jnhr 982,
(di22) <is 1574 p. Chr. Der Revers trügt die tegendo: 'der Münzen
«ohlfigt (Zeichen der Sonverainilat) der Inhaber dar Miyesiät und das
Siegs zu Land nnd <u Meer/ Herr Gildemeister bemerkt aoeh hiensu {
Die Mflnae ist insofern beachjtanSiYerth, als es andere G«U münzen
tfe«aelb«n Jahr« und Orts gibt, auf denen statt der obigisA Beve^sia-r
«chrift» die bis diihin gebrduohlich war, die eine bis jaUt h«behnltene<
'Sultan der beiden Continente und der beiden Meere» Sullati, Sohn
des Sultan' erscheint, so dass sie etwas früher fallen und das letzte
Beispiel der altern Inschrift sein wird.
Ohne Zweifel ist diese Münze des Sultan Mdrad III, Selim II Sohn,
welcher von 1574 — 1596 regierte, während des 20jährigen Türken-
krieges unter der Regierung des Kaisers Rudolf II in den Verkehr
gekommen und vielleichl von einem deutschen Krieger, der gegen
die Türken niitgefochten hatte, als Beute an diese Stelle gebracht
worden* J. Freudenberg.
9. D ü 8 s e 1 d o r f. Eine Besichtigung der interessanten archüelogi^
sehen Sammlung des kürzlich verstorbenen Herrn £barla zi^ Dusseldiirf
lfih> mir zu4en (olgendetl Bemeil^^^geu Anlasse wplchn sieh znjn Theil
auf Alterthümer der genannten Sammliing beziehen, die bereits von
A. Rein in der gehaltreichen Abhandlung 'lieber die Römisehen StaHions-
orte zwischen Colonia Agripp. und Burginatium etc.* ei'Vlrähnt sind,
tbei4vKai«a/abfr auch anderweitige ^rWerbüngM des flelMigen Sariimlers
betreffen. ,
1) In dem Stempel einer Fussscherbe, die, wie fleri' Ehetiti mir
berichtete^ aus Gtllep stammt, hat es mir nicht gelingen wollen mehr
zu Ifs^n, als FIBMI]HV(S?> F£; das $ ist mir m^$ deutlich erachie«-
nen; Bi4^n a,n- 0. 3. H gibt as; FiRMINVS FEG, Uebrig^n« i^^at
166
Miflcellen.
01 ch dieser Stempel bei Fr/rtioer fv den Terracotteoin Schriften nicht
erwAfint.
2) Den Stempel OF MODEST trifft ein wofalerbiiltenes rotbes
SehQsselchen; Herrn Rein hnt wohl sein Gedächtniss getäuscht, wenn
er von einer Fnssscherbe mit der obigen Inschrift redet.
3) Auch die kleine Berichtigung möchte ich mir erlanben, dsss
der ebenfalls nicht »nf einer Fussscherbe, sondern auf einer erat er-
haltenen Schussel aus Gellep befindliche Stempel MERCATÖft eine
Ligatur zwischen 0 und R zeigt.
4) Hinsichtlich der Schreibweise des Stempels JNVSA^O auf einem
Ziegel will ich anmerken, dass die Schenkel der Buchstaben JllVAIf
sieh oben und beziehungsweise unten nicht berühren : 4itterae lineis
non coeuntibus hiant' s. Bitschi P. L. £ suppl. III p. IV.
5) Der von Bein a. a. 0. erwähnte "^Ziegel mit der kreisförmigen
Inschrift: VEX (illatio) EX (ercitus) GER (manioi) zwischen zwei
vertieften Kreisen und mit F in der Mitte des innern' zeigt die In-
schrift in solcher Anordnung :
Unterhalb des verkehrt stehenden H befindet sich ein übrigens
nicht störender Bruch.
Unter Nr. 6 — 10 lasse ich nunmehr die Stempel von fünf frag-
mentirten Lcgionsziegeln folgen:
6) L TM
7)L!II_
S) .^SGIMPF (Tiefdruck.) ^ Aus Gellep, wie Hr. E. versicherte.
9) LEG • XVI
10) pEGXVI
11) Auf der Fussscherbe eines Gefässes aus Gellep steht deutlich
der Stempel CINTVGNATV. Vgl. den Nieukerker Stempel bei
Rein a. a. 0. S. 70: CINTEGWATIVS und Fröhner n. 720—724.
Misoellen. 167
12) Auf «iner d>eiidBher stimmendeli Seherbeleae iefa ^Otö^^Jt
wobei ich jedoch nicht verachweigen wili, dtss mir das am Anfang
stehend e L zweifelhaft ist.
13) Auf einer andern Gelleper Fussscberbe scheint der. Stempel
GENIV 2u bftdenten; vgl. Fröhner n. 641 : GEmO.
14) Auf dem Bauche eines lileinen flascbenShDlichen, schwarzen
Gefdsscs ane IVeuss (ein ähnliches hat bereits Rein S. 35 beschrieben)
steht ringsherum die Inschrift:
15) Das A ist offen ; über die Interpunktion i s. Bitschi P. L. M.
indd. p. 119, 5.
16) Ein ans Geliep stammender Griff von Brohze trdgt, wenn mich
nicht alles tSnscht, den Stempel OFHIPOLYTI.
Zum Schlüsse meiner Anfzfihlung der res litteratae folgen anter
Vr. 17— '2t noch die Aufschriften von fünf Lampen:'
17) STROBILI (aus Cöln).
18) STROBILI (aus Grimlinghaasen).
19) EVCARPI (ans Qetlep) ; der letifte Buchstab ist entweder I
oder F.
20) EVCARPI (aus Neuss). Die Lampe ist in der Art verziert,
dass auf der obern Hälfte ein nackter Mann* dargestellt ist, der einen
andern auf den Schultern trägt; rechts daneben beindet sieh ein rad*
ähnlicher Gegenstand, links ein Dolchmesser.
21) Eine grosse runde Lampe, ursprOnglich mit dreifacher Dochte
Öffnung (eine ist abgebrochen), zeigt in dem Äussern v<on zwei con^
cetitrischen Kreisen sechs Quadrigen; in dem -Innern ITrei^ejMst ein
weibliches Brustbild, rechts das Wort ANIA (vergl. Fröhner Nr. 10g
— 103) und ein Dolch, links ein brennender Altar und darunter ein
iler Pansfiöte ähnlicher C^gOnstand siehtfoar.
Dass die vorher untec Nr. 1 — 5 stehenden Bemerkimgen nichts
W«'nigetflls aus tadetsttcMiger Mikrologie hervorgegangnn sind, be*-
dnrf bei den nnerkannten Verdten«ten A. Rem's um die Rheinische
168 Mftflitoll«*.
AllerllMiittliiiBde nicht, efft iw Verfteliernbg. FAr den mkAftfligeo
ll«ri«i|^eber der RliMiiifcbea InschrilleA wi»d aber die o|»i|«e Zumbi*
menstellongf tller nichtmonetalen EpiKraphiea dcr.Bberle'scheB Cel-
le^tioft Hiebt «oofiti a^ia«,
Düren, 5. Nov. 1864. Wilh. Sebmits.
10. fionn. Römische Alterthumsreste in der Umgegend
der Stadt. Indem wir unserem Grundsatze, die in Bonn nnd seiner
Umgebung zu Tage kommende« ROmerspuren, mögen sie auch minder
belangreich sein, an dieser Stelle zu verzeichnen, getreu bleiben,
wollen wir unsern Lesern einen kurzen Bericht über sämmtliche
Funde aus dem Jahre 1864, so weit sie zu unserer Kenntniss gelangt
sind, nicht vorenthalten.
Wahrend wir im XXXVL Hefte der Jahrbücher S. 151 ff. meistens
über Ausgrabungen, welche an der Südseite der Stadt und nament-
lich 99 der Coblen^er Strasse vorgekommen sind, zu berichten hatten,
hat sich jetzt die Bauthätigkeit mehr nach der Nordseite in die Nähe
des Wiehelshofes Mngeiwendet« wo mehr als 3 Jahrhunderte hindurch
eine römische Legion ihr Stand quc^rtier hatte. Es ist sehr zu be-
douerny dass solche bei Nenbauten ans Licht geförderte Alterthums-
reste gewöhnlich erst bekannt werden, wenn die Fundamente achoa
gelegt und die Hauptfundstücke durch die (lewinnsueht oder Unwis-
senheit der Arbeiter schon zerstreut oder zerstört sind» l>ieaer Uebel-
btand waltete, aach hier <^bj wessbalb unsere Notiaen zum Theil nur
mangelhaft sein können.
a. Bei' dem FuttdamenignilHai der ersten Hänseri welebe unser
geehrtes Vereinimitglied Herr Kaufmann Clason rechts von der Bhein»
dorfer Sti-isie an ieak naeh dem $ohansehen /ührenden Wege für Ar<-
heiter- und Handwerker/anuUeu aufführen iiess, fanden sieh rÄmiache
TbongefAsse von Versehtedener Grösse, L&mpchen und Bruchstücke
von SehösselB aas terra sigittata» offenbar Beigaben von Gräbern,
welebe in dieser ^n«e4 Gegend bis zur untern Fährgasse häufig
Vorkoifimen.
b. An der Rheindorfer Straesev welche die rämiaehe Rheinstrasse f^rl«-
eetste, Ist uiail sowohl. an lief nschten Seite vor IVaiabnen beim Anlegen
eines kleinen Gartenbansed auf römisches Manef wer fc gesleisaeii, weteli^
theUw^smavaTtiffsteinaBeonstruift wnr/aU aN«eb-iin 4er linken Scute
in Sp4t|i9r4>8ke des v«rg«i»geiieii Jahw* In etneia dem Hufechwieii
Hrn, Baoker angehörend«!! Grandji^äck, welcbee im S|^bBrl>e» mit
ßlwne» befflencl wird«», AHiden sich «lebrfaoh Reste t(XE SubMrit««-
tianeii und fall allenliialbeii zMteich^ rOmiecb« Ziegel und Fra^«
manla vo« Gefftseeni aa« Tboil. und terra sigillain^ wiücb« jetafc nocb
in Hange de« Bod«a bedoekan* Das Wichlngsle aber» wüa au Tage
gefordert ward, ist ein ftbar zwei Faaa baber, IVs Ftisa breiter» nur
a«f 9Wei Saiten aiamliob regieiLmäittig b^baueneif Tuffstein^ welcher
aal der gegUtteien obern FU^he die aas zwei BtiAbstaban bedle.bende
Inaobiift: V£ trAgt Da aowobl vor als hinter #er Schrift nocb Fiat«
frei ist, ao könaeii wir darin fobwerlitfb Raste «iner eigentlichen
ßrabinsobrift, aaodarn vielmehr nur SteiqmeUcaiohdn erkennen^ deren
Dautang tm$ nioht gelnngten ist. . £& fiat «u bedanern» dass an der
eine rei^.Awsbmite varApraebeoden SttUe keifcie weiteren Kacbgrar»
bang«n y|>fge«aaunen Wordan »ind.
e. An dem sogenannten Haarbach oder Maarpohl (Manr pfähl)
stiessen die Arbeiter bei 4ier Anlage eines Brunnens fär die von den
GebrOdern Herrn Schniels erbauten neuen Hftuser in der Tiefe von
18 bis 20 F. auf römisches Mauerwerk von solcher Festigkeit, dass
sie schon im Begyiffe waren, die tnfiksa'ikie Arbeit des Durcitbreehens
aufaugebem Doch wurde auf den Wunsch des Eigenthümers die Arbeit
fortgesetat, und dabei ergab sich, dass das GussMauerwerk von rö*
mischer Constniciion daau diente, eine etwa 1 Foss weite Röhre
von starkem gebranntem Thon su umschli essen , welche anaserdem
nach oben und unten mit grossen und schweren Flachaiegehi ge-^
deckt war. Wach der Aussage des Hm. Scfamelx fand sich an ein-
seinen Stellen eine weisse kiseartige Masse in der Mauer, die wahr-
seheinlich iU Gjps anzni^ehen ist. Die ftöhrc gehörte wohl zn einem
Abxogscanal, dessen Richtung nach dem römischen Castrom biozU'*
weisen erebien. Bei derseHien Gelegenheit wurde ein ungewGhnlit^h
grosser stark oxydirter Schlüssel ausgegraben, welcher dem Mittel*
alter angehört nnd von dem Besitzer in freundlicher Weise dem
Alterthumsverein zum Geschenke gemacht worden ist.
d«. Bei dem in dieaam WiaAef anhaltend niedrigen Waaaerat^a
daf> Rheins, wodurch eine groasa Stcfcka dea B^aiiybatts trocken i^a'p
Ug^.wfMT» «ind in dar Gngend «W» W4ch«|shof^,, nnd. weiter rbaiagiif'-
170 «tseelleii.
wirli, oberbtib des Kopfes aii ^er 1. FAhrgaite, ein« Aneahl von
LefioDS-Ziofeln gefondon worden. Darunter tragen nngeffihr secbs
den Stempel der ersten Legion, LEG 'IMPF, in verschiedenen
Yirietftten, dnmnter nneh diejenige, womaf der Horixontalstrieh
mit ddni Yetükalslrich der römisehen Eine* verbanden ist, so das« das
Zeichen einem T glelcbt, was bekanntlieh xn der frähern falschen
DeotuDg T(iberian«) Veranlassnag gab. Anf swei andern waren die
Buchstaben PF umgekehrt. Drei bis. vier Stempel gehörten der 21. L e-
g i o n, LEG XXl RAP(ax) Am A mit R ligirt, an, welche im Laufe des
1. Jahrhnndertsnaeh Chr. Geburt ihr Standquartier eine Zeit lang in Bonn,
ohne Zweifel, eben so wie die spiter unter Domitian gegründete I Miner-
via, am Wie hei s ho fe hatte» his sie, wahrscheinlich unter Kero, nach
Obergermaniea verseltt wi^rde. Vergl. Aber die Geschi4*hte dieaer
frfth verschwundenen Legion Klein in diesen Jahrbflchem H. XXII S. 114
und Urlicbs H. IX 132 ff. Die sftmmtlichen Legionsstempel , welche
mir xugebracht wurden, sind der Sammlung unseres Vereins einver-
leibt worden und sollen mit andern, die sich im hiesigen Museum
vaterlAndischer Aitertbfimer befindeni gelegentlich abgebildet and su-
san^mengestellt werden.
Endlich e. ist noch eines jüngst vorgekommenen Fundes su er-
wühnen, wobei an dem hohlen Weg, der am Kirchhofe vorbei nach
Endenich führt, beim Ausstechen der Lehmerde tum Ziegeln swei
Gräber mit vielen Thongefftssen und einem Läippchen, die von den
Arbeitern meist serscblagen wurden, aufgedeckt worden sind. Das
interessanteste Fandstück bildet eine Statuette von Kalkstein, etwa Vi
Fuss hoch, eine weibliche Figur in sitzender Stellung vorstellend,
welche auf dem Scbooss Früchte zu haben scheinL Sie ist In der
Mitte gebrochen und hat stark durch die Einwirkung der Fenchtig-
keit gelitten« Ich. glaube die Figur für eine jener gallischen Matro-
nen erklären zu dürfen, welche am Kicderrhein so häufig auf Weih-
alUiren, so wie auch als Thonfiguren vorkommen* Nächstens soll eine
Abbildung di^von gegeben werden. J. Freudenberg.,
1 1 . K ö 1 n. Nach Massgabe der bis jetzt zu Tage gelegten Reste römischer
Bauwerke in der nfichsten Umgebang der Stadt Köln ist es unswei-
felhaft, dass innerhalb des weiten Rogens von Niel um die jetsige
Stadt nach d^r Altenburg sieh eine nicht unbeträchtliche Zahl röat-
Midcellei». 171
Beber Villen befiinden hnt. In der jängfsten Zeit haben 8teb Spuren
einer solchen Villa beim Auswerfen einer Kiesgrube an. der Nord-
westseite der Stadt, nicht weit von der Stelle, wo der ßischofsweg
den GOterbahnhof beröhrt, gefanden. Diese Beste waren: ein etwa
150 Quadratfnss messender Best eines Gussbetons von einem römischen
Bade mit einem Stack Seitenwand, dann einige in das Bad führende
Treppenstufen ans demselben Quss, verschiedene Saulenreste des zur
Erwftrmung des Bades dienenden Hypoeanstams and mehrere grössere
Dachziegel. Augenblicklich wird an der in Rede stehenden Stelle
noch weiter gegraben und es ist möglich, dass sich noch anderwei-
tige Ueberbleibsel finden, dfe auf die Grösse und Grundliniamente
sehliessen lassen. Köln. Z. 1864 No. 220.
12. Bemerkungen über den Römer- oder Pfahl-Gra-
ben bei Unkel. Die bis jetzt aufgefundene Linie des Pfahl-
grabens östlich von Unkel erstreckt sich von Menzenberg bis zur
Ruine Renneberg bei Linz.
Der Graben wurde zuerst eine Viertelstunde östlich von Bruch-
hausen am Ammentbal aufgefunden. Hier liegen zu beiden Seiten
des nach Schweifeid führenden Weges ausgedehnte Verschanzungen.
Der Graben erscheint auf einige Erstreckung dreifach angelegt zu seiii.
In der Richtung nach dem Cäsbach-Thale zu, laufen die drei Gräben
weit auseinander, so dass sie das gajize Gehänge zwischen dem Wege
von Bruchhausen nach dem Cäsbach und dem Cäsbach-Thale selbst
einschliessen. Der innerste Graben, d. h« derjenige, welcher dem
Rhein am nächsten liegt, zieht sich vom Ammenthal nach dem Haus-
acker, an der weissen Ley vorbei, bis zu einer steil eingeschnittenen
Schlucht, welche unterhalb der weissen Ley mit dem Cäsbach zu-
sammentrifft. Der zweite Graben geht parallel mit dem ersten Gra-
ben bald höher, bald tiefer in dem oben erwähnten Gehänge und
endigt ebenfalls in der nach dem Cäsbache gehenden Schlucht, jedoch
mehr in der Nähe des Cäsbaches. Eine directe Fortsetzung des Gra-
bens Jst jenseits des Cäsbaches (auf der linken Seite desselben) nicht
aufgefunden worden. Einige hundert Schritte thalabwärts befindet
sich jedoch am Huhnswege eine steil nach der Höhe hinaufführende
Schlucht, welche allem Anscheine nach nicht durch die Natur ge-
bildet worden ist. Diese Schlucht beginnt in einer tieferen, ans der
JXftbe von Obsr-^Srl auch de« CAfbach sieb biaab^iahendeii TkäU
•cblDcbt. Oberhalb der Steiie, wo uoteo vm Uubssweg« dl« erttge*
neQOte Sebinchl ibreo unteren Anlaag nimmt, beginnt ein noeb voll*
•lAndig erhaltener Graben» welcher big auf die HAbe fuhrt., dann aber
anfhOrt, Der dritte von AmmenjtbaJe ntcb dem Casbaeb. laufende
Graben ist vor dem iweiten siemlicb weit vorgeschoben und aiebt
sich derselbe auf längeren Strecken horizontal« dann aber wiederholt
in der Einfallricbtung des Gehänges nach dem CAsbacbUiaie« welches
er oberhalb der weissen Ley erreicht, so dass die letztere von den
GrAbea gao« umschlossen v^'ird. Die Fortsetzung dieses dritten oder
Aussersten Grabens wir4 durch eine Thalscblncht gebildet, welche
vom £ishardter-Hof nach dem Cäsbacbe hinabläuft und gegenüber der
weissen Ley in das Thal mändet. Auf der linken Seite der Thal-
Schlucht erkennt man an einzelnen iStellen noch deutlich das Vor-
handensein eines Weges» welcher in geringem Abstände über dem
Bache angelegt war, um die enge, steile Schlucht gangbar zu ihachco.
Dieser Weg verbindet sich mit einem Graben, welcher nach einer
linken Seitenschlucht der Hanptschlucht führt. Im obersten Theile
der Hauptscblucht zieht sich nach der linken Seite eine kurze steile
Schlucht bergaufwärts, hebt sich aber dann vollständig aus. An die-
ser Stelle beginnt alsdann der sehr wohl erhaltene Pfahlgraben, wel-
cher in grader Linie nach Südosten^ dicht bei der Antonius -Kapelle
(oberhalb Ober-Erl) vorbei bis zur Linz- Asbacher Strasse fortläuft.
Unterhalb der Strasse verbindet sich der Graben mit einer in dersel-
ben Richtung fortlaufenden Schlucht, welche in den Biegelsteinsgra-
ben hinabführt. Die Richtung, welche der Graben sowie die letzt-
erwähnte Schlucht hat, führt in ihrer Fortsetzung nach der an der
linken Seite des Biegelsteingrabens auf einer Basalt-Kuppe gelegenen
Ruine Renneberg. Auf der Höhe des Berges ist in der Nähe der
genannten Ruine der Wald in Ackerland verwandelt und hierdurch
der Pfahlgraben allem Anscheine nach verschwunden. Aus dem Bie-
gelsteingraben bis zu den Feldern am Renneberg scheint die Fort-
setzung, des Grabooß in einer der hier vorhandenen Schluchten zu
liegen, w&s noch näher zu ermitteln bleibt. Zwischen dem oben
erwähnten Schweifelder Wege und dem Fuhrwege von Brochhansen
nach dem Cäsbacbe zieht sich von dem äussersten Graben, fast unter
rechtem Winkel, ein stellenweise sehr tiefer Graben ab, welcher in
dem Gehänge nach dem Cäsbach, und zwar ibalaufwärts, bis an die
SM>l1e leffthrt h%i Wo sich d^t Detzelbacfi ittft dem Clflbtcli verbindet.
Die wettere Fortsettiing dieses weit taeeh Oiten yergeMh»heMB Gtfn«
beiis Ist bis jetzt nieht ermittelt. Einer der von Bmdihtusen niieb
dem Cäsbffcfa Mbreaden Fusswege liegt bald im der inneren, h$M
an der AuMeren Seite dieses Grabens.
Vom Ammenkhale nach Mensenberg hinwSrfs geht der Graben an
der Adamsbeeh and dem Eischeid vorbei bis zu einer thalstMucht
zwischen dem Baseheidf nnd dem Einslecfel. Auf einige Hundert
Schritt Länge scheint der Graben durch die Thalschlucht selbst fort-
gesetzt zu sein, dann aber ist der Graben am steilen Derggehfinge
hinaufgeführt und zieht sich derselbe au dem Zechenhaose der Grube
St. Josephsberg am Virneberg vorbei bis zu einer kurzen Schluch^
welche nach Menzenberg bei Honnef hinabführt. Ausser diesem Gra->
ben scheint vom Ammenthale ans ein Graben weiter bergaufwftrta
auf die Höhe des Birkigs zu führen, und soll in dieser Richtung eine
Stunde entfernt bei der Rottbitze an den aogeaanotteo Entenpfählen
der Pfahlgraben vollständig erhalten sein, waa aocb näher «« et<>
mittein bleibt.
Der Pfahlgrahen ist in der ganzen Ausdehnung Von Mencenbe#*f
bis zum Biegelfteiflsgrnben deutlich erkennbar, besonders sind Wall
und Graben am Ammenthal, sowie bei Ober-Erl vollständig erhalten.
An verschiedenen Stellen, namentlich da, wo der Graben sich in
Gehängen hinnbziehl oder mit den Thalschluchten zusammenfällt und
fn diesen selbst fortläuft, sind an verschiedenen Punkten lOt— ^ Schritt
fange Seitengräben angelegt.
Am Hausacker ist fm vorigen Jahre unmittelbar hinter dem Gra-
ben eine Waldparzelle umgerodet worden, bei welcher Gelegenheit
man aus Basalt und Ziegelsteinen aufgeführtes Mauerwerk fand. Diese
Stelle führt den Namen die alte Burg; es hat hier allem Anscheine
nach ein römisches Castell gestanden.
Bei dei^ im vorigen Jahre erfolgten Anlegung von Feldern am
sog. Birkig, oberhalb des Ammenthaies, sind viele Üeberreste von
Waffen, sowie eine grosse Alenge kleiner Hufeisen gefunden worden.
Dieselben wurden jedoch bis auf eine Streitaxt und einige Bruch-
stilcke anderer Waffen eingeschmiedet.
Der Graben wird in hiesiger Gegend mit dem Namen Landgraben
oder Römergraben bezeichnet.
In den „Lokal - Untersuchungen über den Pfahlgraben von d^m
174 MiMelle».
K. Preasfl. ObrJ0t-»Liient«DaDt F. W. Scliinidt" (Anoalen dea Vereini
för NiMiMuiflcha Altertbumakunde and GeschichtsforschuDg, sechsten
Bande«, erste» Heft) wird des Pfahlgrabens bei Unkel nicht gedacht;
dagegen erwAhnt Reck in seiner Wiedischen Geschichte des Pfahl-
grabens, welcher „Ober die HAhen hinter Lins, namentlich Aber den
Renneberg** u. s. w. geführt haben soll.
Unkel. Aoselm Frbr. v. Hoiningen gen. Huene.
Anseiger fdr K. d. deutsch. Y. 1864 S. 164.
13. Zo H e i I i g k r e a z, in der Gegend Ton Trier, wurden kürzlich
mehrere römische Altertbümer ausgegraben, darunter ein
4 Zoll langes Stehmesser mit goldenem Stiel, der mit zwei rothen
nnd einem grünen Edelstein verziert ist. Die Klinge war von Rost
nnd Sand ganz ihrer metallischen Beschaffenheit beraubt, während
man den goldenen Stiel glänzend und unversehrt vorfand. Es ist
das bei der Seltenheit der am Rhein aufgefundenen Arbeiten aus Gold
merkwürdig. Auch zu Strass-Paulin sind verschiedene römisrhe
Antiquitäten zu Tage gefördert worden, meist eiserne Geräthe, dabei
ein Nagel von 7 Zoll Länge und ein Hufeisen zum Anschnallen.
Anzeiger f. K. d. d. V. 1864 S. 227.
14. Cöln. Bei den Erdarbeiten für den Keuban einer Schmiede
ist am SeveriQSwalle, in der ISähe der Severiosstrasse, ein bemer-
kenswerther Fund gemacht worden. In einer Tiefe von etwa zwei
Fuss stiessen die Arbeiter auf einen Stein, der sich nach seiner völ-
ligen Aushebung als eine scbätzenswerthe römische Bildhauerarbeit
ergab. Das Bildwerk aus Weiberstein stellt einen stehenden Löwen
vor, der einen Eber unter sich liegen hat. Es ist zu bedauern, dsss
Kopf und Schweif verletzt sind. Auffassung, Behandlungsweise, Styl
und Technik geben Zeugniss, dass die Arbeit von einem fähigen
Meister herrührt. Das Postament, auf welchem die Gruppe gestanden
hat, ist schön ornamentirt. Es hat den Anschein, aU ob das Game
zu einem prachtvollen, mit Bildwerk reich geschmückten Portal ge-
hört habe. Eigenthfimlich ist es, dass an der Fundstelle bis jetxt
auch nicht die geringste Spur sich gezeigt hat, welche auf ein rö-
misches Bauwerk schliessen Hesse. Die Gruppe ist P/«' hoch und
2»/,' lang.
Miflcelleo. 175
15. Die altchriBtlicbe Glasichaale aus der Sammlung des Herrn Disch,
welche Prof. aus'm Weertb im 36. Jahrbuclie veröffentlichte, bat de
Rosai we^en ihrer grossen Bedeutung nach unsrer Tafel in dem von
ihm herausgegebenen Bulletino di Archeologio cristiana Anno II Nr. 12
nachbilden lassen, und mit vollster Anerkennung der ersten Publi-
cation aufs Neue besprochen.
V. Chronik des Vereins.
Ilereiit0-3a4r tuntt 9. ttcmbtv 1863 M0 yxm 9. ttcmbtv 1861
Die Chronik im 36. Hefte dieser Jahrbücher «hat es be-
reits ausgesprochen, wie sehr die vorgefundenen, Verhältnisse
dazu angethan waren, für den am 9. December 1863 ernann-
ten neuen Vorstand ein mächtiger Sporn zu sein, die ihm
übertragenen Geschäfte einerseits in der bisherigen gedeihlichen
Weise weiterzuführen, anderseits aber auch die Aufgaben des
Vereins mit erneuerter Kraft und von höher gestelltem Ge-
sichtspunkte aufzunehmen und nach allen Seiten zu erweitem.
Dieser Thätigkeit hat der Vorstand in dem abgelaufenen Ver-
einsjahre 31 zweistündige Sitzungen gewidmet. Seine regi-.
strirte officielle Correspondenz betrug 970 Nummern, wozu
noch 300 des Rendanten und ein nicht unbeträchtücher per-
sönlicher Schriftwechsel der Secretäre kommen, abgesehen
.von der Zusendung von 185 neuen Mitglieder-Diplomen, fer-
ner 281 Nummern des von Dr. Klette geführten Journals
über die eingegangenen und in Circulation gesetzten Publi-
cationen anderer Vereine und Gesellschaften. Die Zahl der
letzteren, mit denen unser Verein ein Tauschverkehr unter-
hält, stieg von 56 auf 69. Die Acten -Registratur des seit
23 Jahren bestehenden Vereins ist von dem Rendanten
in Ordnung gebracht; von demselben, im Verein mit dem
1. Secretär, auch em vollständiges Verzeichniss der einzel-
nen, die Alterthümersammlung des Vereins bildenden Stücke
Chronik des Vfereitis. 177
aufgestellt worden. Die Vereins-Bibliothek ward zum grössten
Theile gebunden und von Dr. Klette geordnet und catalogisirt.
Der doppelte, sowohl systematische als alphabetische Catalog
weist gegen 1000 Nummern auf. Acten, Alterthümer und
Bibliothek sind in einem neuen Local in der Martinsschule,
welches der Liberalität des Oberbürgermeisters von Bonn ver-
dankt wird, untergebracht und zur Benutzung bereit gestellt
An Druckschriften sind durch den Vorstand einestheils zwei
Hefte seiner Jahrbücher, das XXXVI. und XXXVII., ausgegeben
worden, von welchen das XXXVII. durch Umfang und Zahl der
Abbildungen sich besonders auszeichnet; anderentheils das
Winckeknannsprogramm mit der Uebersichtstafel des Nenniger
Mosaiks nebst dessen Erklärung vom Domcapitular v. Wil-
mowsky. Die fernere Publication der einzelnen Darstellungen
dieses Mosaiks in Farbendruck, dessen von Herrn Domcapitular
V. Wilmowsky angefertigte farbige Originalzeichnungen der
Vorstand fttr 300 Thaler erwarb, annähernd ermöghcht durch
ein Königliches Gnadengeschenk, ist in nächste Aussicht ge-
nommen. Je mehr die Ausführung dieses grossartigen Un-
ternehmens weit hinausging über die Geldmittel des Vereins,
der seit Jahren nach der Herausgabe dieses in seiner Art
bedeutendsten aller im römischen Norden gefimdenen Denk-»
mäler trachtete, zu um so grösserem Danke ist derselbe Seiner
Majestät unserm Könige für das wahrhaft Königliche Ge-
schenk von 800 Thalern verpflichtet.
Zur Entdeckung von Alterthümem, Monumenten und In-
schriften hat der Vorstand mehrfache Reisen, Terrainunter-
suchungen und Ausgrabungen veranstaltet oder. veranlasst.
Dergleichen betrafen Manderscheid, Bitburg, Xanten undBirten,
Neuwied, die Gegend von Kreuznach, Mainz, Wiesbaden, Frank-
furt, Darmstadt, Mannheim, die Pfalz, den Strich von Stolberg,
Wüstenrode, Gressenich, Aachen, Cöln, weiter Lechenich, Met-
temich, M'öddersheim, Sivemich, den Hunsrück, Alterkütz, fer-
ner Wass^ach, Düsseldorf, Wesel, das Siegthal, NiederMber,
12
178 Chronik de« VereUi.
Falkenburg u. s. w. Mittheilungen über die Ausbeute ent-
halten zum Theil die schon erschienenen Jahrbücher^ andere
werden in den bevorstdienden nachfolgen.
Je bedeutender die Ausgaben waren, welche diese, fast
eine Neubegründung des Vereins umfassenden Arbeiten,
namentlich auch die Beschaffung zahlreicher Abbildungen
unedirter Monumiente erforderten, um so erfreulicher ist die
Ton Tag zu Tag sich mehrmde Anzahl von Yerdn^nitgUedem,
die es möglich gemacht hat, den Arbeiten des Vereins die vorste-
hend bezeichnete Ausdehnung zu geben. Denn seit der Aufgabe
des XXXVI Heftes (£nde April 1864) sind bis zum Ei^chei-
nen des XXXVII Heftes (Ende November 1864) nicht we-
niger als 99 neue Mitglieder unserer Gesellschaft beigetret^i,
so daas während des Jahres 1864 im Ganzen 185 neue Mit-
^eder ernannt wurden; und auch nach jener Frist ist die
Zahl derselben in fortwährender Zunahme begriffen, was der
Bericht über das laufende Vereinsjahr darzulegen haben wird.
Im August des v^gangenen Jahres ernannte der Vorstand
den nunmehr heimgegangenen Herrn Erzbischof von Cöln,
Se. Eminenz den Cardinal von Geissei zum Ehrennatgliede.
Der Vorstand gedachte dadurch dem hohen Kirchenförsten
einen der Würde seiner Stellung und der Bedeutung seiner
Mtterarischen Thatigkeit entsprechenden Beweis der Hoch-
achtung darzubringen. Auch mehrere andere verehrte Mit-
glieder sind dem Vereine durch den Tod entrissen worden,
nämlich die Herren : von Hövel, Berghauptmann in Bonn ; Prof.
Karsten in Utrecht; Pfarrer Steven in Dovem; Dr. Zipser
in Neusohl und Pro£ Dr. Gredy in Mainx Einige andere
Personen sduedai leidw freiwillig aus dem Vereine aus.
Je schwieriger und die ununterbrochenste Aufmerksam-
keit erfordernd es erscheint, das vollständige Material des
Wissenswürdigen in dem grossen uns zugewiesenen V^eins-
gebiete von dem erstsn Quellenspmdel des BheiB06 am St
Gotthard bis Kum Meere einschliesslich des Gebietes aller
Chronik des Vareins. 179
Ncbenflttßse, jederzeit zu besitzen, uöi so wichtiger muss e»
sein die Vertretung der Vereins-Interessen aller Orten in die
Hand vo© Männern gelegt zu sehen, die mit wissenschaftlicher
Einsicht warmen, regen Eifer für das Enaporhlüb^n imäeres
Vereine» yereinigen. Mit Freude« dürfen wir die na-chfol-
genden, neuerdings vom Vorstande zu auswärtigen S^cretären
ernannten Herren desshalb hegrüssen ; es sind : Prof. Dr. Hübner
in Berlin, Prof, Dr. Stark und Prof. Dr. Köchly in Heidel-
berg, Dr. Conrads, Gymnasial-Oberlehrer zu Trier, Baumei-
ster Peters in Kreuznach, Dr. Rössel, Bibliotheksecretär in
Wiesbaden, Dr. Bossler, Gymnasialdirector in Darmstadt, Dr.
Scheers in Nymwegen, Dr. Vermeulen in Utrecht Prof. Dr.
Lübke in Zürich, Prof. Dr. Haakh, Inspector des k. Museums
in Stuttgart , Prof. Dr. Ribbeck in Kiel und Notar Zimmer-
mann in Manderscheid.
Gestatten es unsere verehrlichen Herren Secretäre bei
dieser Gelegenheit den Wunsch auszusprechen, es möge je-
der derselben sich im Umkreise seines Wohnortes als den
vollgültigen Vertreter des gesammten Vereines betrachten
und nichts an Entdeckungen, Forschungen uild Anregungen
vorübergehen lassen, ohne es mit dem Vereine in Beziehung
zu bringen; denn nur durch ein energisches Zusammenhalten
aller Krjlfte kann das erstrebte Ziel einer Anstalt erreichbar
erscheinen, die, weit entfernt die mehr lokalen Vereine gefähr-
den zu wollen, durch ihre über deren Territorien weit hinaus-
gehende Verbreitung vielmehr, das annähernde und ver-
einende Band emer Central- Anstalt darbieten will.
An Geschenken sind den Sammlungen des Vereins zahl-
reiche Gegenstände zugekommen, und sagen wir daftir den
nachfolgenden Gescbenkgebern den gebührendsten Dank:
1 . Von St. k. Hoheit dem Fürsten m HohenzpUerp-gigmÄri^gep :
" ioööe^chmiti's yAterlwdisehi? AJtßrthftm^r dor fftrstlich
Hohenzollemaqb^ g^ßiwlwngjeflu MftiQz 1860.
180 Chronik des Vereios.
2. Von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Hohenlohe-Waldenburg-
Schillingsfürst zu Kupferzeil:
Mehrere von hochdessen heraldischen Schriften.
3. Vom Alterthumsverein in Mainz:
Gypsabguss desDrusussteines aus dem Museum zu Mainz.
4. Von Herrn Assessor Kospatt in Lechenich:
Inschriftstein der Matronae Lanehiae.
5. Von Herrn Freiherm von Geyr in Müddersheim :
43 Kömische Münzen und 4 Matronensteine.
6. Von Prof. aus'm Weerth :
45 Stück werthvolle römische Alterthümer.
7. Von Herrn Fabrikbesitzer Mehlem in Bonn:
Ein von Lersch (Centralmus. H. No. 39) publicirter In-
schriftstein, 23 Töpfe, Urnen u. s. w.
8. Von Herrn Hofbuchhändler Dr. Fritz Hahn in Hannover:
Grote's Münzstudien, Bd. 1—3 und 4, soweit erschienen.
— Eine Anzahl Gemmenabdrücke.
9. Von Herrn Dr. Scheers in Nymegen :
Eine Anzahl Gemmenabdrücke.
10. Von Herrn Steinbruchbesitzer Spindler in Königswinter:
Der Inhalt eines daselbst gefundenen fränki chen Grabes.
11. Von Herrn Bürgermeister Schmidt in Nettesheim bei
Neuss:
Ein Schwert und zwei Lanzenspitzen von Eisen, bei
Nettesheim gefunden.
12. Von Prof. Freudenberg:
Eine Partie römischer Urnen, Libationsgefasse u. s. w.
13. Von Herrn Münzhändler Cassel in Cöln:
Der obere Theil eines silbernen römischen Bechers, ge-
funden in Cöln.
14. Von Herru Friedensrichter Fischbach in Bensberg:
Ein Partie Thongefässe, Becher u. s. w., gefanden bei
Paffrath (Kreis Mülheim).
Chronik des Vereins. 181
15. Von Herrn Gutsbesitzer Wüsten in Wüstenrode:
Fragmente eines Siebes von Bronze, und eine Jjampe von
gebranntem Thon.
16. Von Herrn Pick aus Eschweiler:
" Verschiedene Römische Schüssehi, Urnen, Töpfe u. s. w.
und eine bronzene Pfeilspitze.
n. Von Herrn Pfarrer Bartels in Alterkütz:
Eine daselbst gefundene kleine bronzene Lampe.
18. Von Herrn Fabrikbesitzer Boch in Mettlach:
Gypsabguss der bei Mettlach gefundenen goldenen Krone.
19. Vom Herrn Robert in Paris:
Sceaü et monnaies de Zuentibold par Robert 1863.
20. Von Herrn Major von Cohausen in Frankfurt a. M. :
Memoire sur les anciennes constructions militaires cönnues
sous le nom de fi^rts vitrifi6s par Prevost 1863.
Mehrere Gemmen.
21. Von. Prof. Fiedler in Wesel:
Zeichnung von den bei Xanten befindlichen Ruinen der
alten Burg.
22. Von Herrn Geh. Rath Böcking in Bonn:
Moselgedicht des Decimus Magnus Ausonius. Latei-
nisch und deutsch von Eduard Böcking. Bonn 1845.
23. Vpn Herrn Prof. Becker in Frankfurt:
Römische Alterthümer aus Genf. Von Paul Gerson.
24:. Von. der Kön. Italienischen Regierung:
I monumenti sepolcrali scoperti presse la chiesa della
Santa Trinita in Atene descritti da Antonino Sa-
unas. Torino 1863.
25. Voa Herrn Geh. Rath Prof. Gerhard in Berlin :
Archäologische Zeitung, herausgegeben von Gerhard,
Jahrgang 1864.
26. Vom Magistrat in Nymegen:
Scfegers en Krul von Stompwijk beschrijying van de
,\ .'voorytecfen. NiJiKi/egen 1864.
18S Chronik des Tereins.
27. Von der archäologischen Geseltechaft in Beriiti :
Dirke als Quelle und Heroine. Winckelm^uinsprog. 1864.
28. Vom k. Archiv zu Coblenz:
Der zweite Theil des von Beyer und Eltester heraus-
gegebenen Urkundenbuches. 1865.
Bezüglich eines frühern Geschenkes, des Inschriftsteines
der Dea Sunuxala, welches der Verein vom Freiherm von
Thiehnann empfing (vergl. Jahrb. XXXVI S. 177), s€a an
dieser Stelle bemerkt, dass im Nachlasse des verstorbenen
Präsidenten Prof. Dr. Braun, in dessen Verwahr der Stein
zur Zeit sich befand, derselbe nicht vorgefunden werden
konnte. Wir ersuchen desshalb alle diejenigen, denen das
kleine Denkmal zu Gesichte kommen sollte, uns Kenntniss
davon geben resp. dessen Abgabe an den Verein als recht-
mässigen Besitzer veranlassen zu wollen.
Am Schlüsse des Vereinsjahrs den 9. Decömber 1864 tral
di6 ötätütenmässig durch den Vorstand d^s Vöf eins berufene
jährliche Generalversammlung der Veretnfemitglieder zu Bonn
in dem Senatssaälö der Universität zusammen. Der Pi^äsident
des Vereins, Gehißeg.-^Rath Prof. Dr. Ritöchl, gab hier ftechen-
siihaftüber die Arbeiten und die Erfolge, l^elche indem abgelau-
fenen Jahre ausgeführt und erzielt waren, set^ auseinander,
was Äür Reorganisation des Vereins in Angriff genommen wor-
den und was derselbe im gegenwärtigen Vereinsjahre aus^nfuh*
r^n gedenke, w<)bei eingehend der Publication der Farbiaiblätter
des Nenniger Mosaiks gedacht wurde. Rücksichtlich dieser
sprach der Präsident die Hof&iung aus, dass sämmtliche Mit-
glieder jene Blätter als nnentgeltUche VereinsSöhriftett, od^,
^imm dies gegen Erwarten nicht «u ermöglidien wfi^re und
der buchhändlerische Verlagsweg betreten werden müsse, filr
einen bedeutend ermässigten Preis erhalten würden, fftr wd-
chefi letÄtmi Fall die Ermächtigung dftr Versammlung er-
beten und einstimmig gegeb«i wurde. Zwei Revisoren er-
Chronik det Vereios. 1B3
statteten damaf Bericht über das Bech&ungsweaeii, and die
Versammlung ertheüte dem Vorstande Decharge.
Der Rechnungsabschluss selbst ist folgender:
I. Die Einnahmen betrugen
1.
Kaseenbeetaad
201 Thir.
2.
Beitrag« aus 1862 und früher .
249
»
3,
. Beitrüge aus 1863 und 1864 . .
832
»
4.
ErUto Ton den Drackschriften . .
233
»
6.
Diverse Einnahmen
19
»
Siimnie
1534 TWr,
n. Die Ausgaben betrugen dagegen:
1.
Für Buchdrucker, Papier . . .
298 Thhr.
2.
Für Zeichnungen, Holzschnitte, Li<
thographien
322
a.
Für Autoren-Honorar u. Bedaction
193
4.
Für BodibiBderkosten ....
73
8.
Für die BiUiothek
63
6.
Für die Verräassammhing . . .
2«
7.
Für Ausgrabungen und Beisen . .
119
&,
Für Bureaubedür&isse u.' Porto etc.
^unme
211
»
1308 TUr.
Bleibt Bestand : 226
m. Das Allerhöchst bewüUgte Gnadengeschenk
betrug 800 TWr.
Davon sind angeschafft das lieber-
Sichtsblatt zu dem Winckehnanns-
Programm pro 1864 . 150 Thlr.
Die Original* Parben-
blätter 300 » 450 »
bleiben disponibel 350 Thlr.
Summe d«8 ganzen Kaasenbestandes ^ 5T6 thir.
184 Chronik des Veteinsi
Bei der Neuwahl des Vorstandes wurden sammtliche Mit-
glieder desselben durch Aeclamation für das nächste Jahr
wiedergewählt, und der Custos der k. Universitätsbibliothek
Dr. K 1 e 1 1 e zum Adjuncten des Vorstandes mit Sitz und Stimme
ernannt.
Am Abende desselben Tages versammelte sich eine be-
deutende Zahl von Vereinsmitgliedern und Honoratioren aus
Bonn und der Umgegend im grossen Saale des H6tel zum
goldenen Stern um in herkömmlicher Weise den Geburtstag
Winckelmanns, zu welchem durch das Festprogramm »Die
römische Villa zu Nennig und ihr Mosaik« eingeladen wor-
den war, durch Vorträge und ein Festmahl zu feiern. Der
Präsident leitete die Feier mit einigen Worten über Winckel-
mann ein, in welchen er ausführte, dass dieser G-ründer der
modernen Kunstwissenschaft durch den ihm in so eminentem
Grade inwohnenden . Kunstsinn . allein nie zu seiner bahn-
brechenden Stellung in der Alterthumswifisenschaft gekommen
sein würde, wenn er nicht zugleich das gründlMifite Wissen
griechischer und römischer Literatur besessen hätte, kurz-
hin Philolog gewesen wäre. Im iinschlusse hieran be-
sprach der Kedner sodann die Darstellung einer Nereide
auf einer Erztafeü des Antiqiiariums zu München. In
Uebereinstimmung mit einw von Professor Christ (anläss-
lich des: Aufsatzes in :den B. Jahrb. 37 p. 73 flf.) geäusser-
ten Vermuthung erklärte er diese Nereide mit Bestimmt-
heit für die Nereidß Ine Leukothea, mit Gründen, die aus
dem höchst ji^4ividuellen .Motiv der Darstellungsweise her-
genommen waren. — Weiter liess derselbe Redner eine Er-
örterung über die in zahlreichen Sammlungen so häufig vor-
kommenden sogenannten Gewichtsteine aus gebranntem Thon
folgen, deren er 15 Stück von dem verschiedensten Galiber
vorzeigte. Indem er ihre gemeinhin angenommene Bestim-
mung, ab, Maassgewichte bestritt, erklä4^ er sie vielmehr, im
Anschluss an die jüngst yw.SßUftftS g^üu^ß^t^ €omb«ÄtioB,
.Chronik d^s Vereihd. 185
fttr Bescbwersteine des WebiatuUels: eine Ansioht, Vfeleht
demnächst in den Jahrbüchern des Vereins nähier begründet
werden soll.' Ein besonderes Interesse gewann diese Ausfüh-^
rung durch Vormgung eines in Köln gefundenän^ jetzt im Be^
sitze unseres verehrten Mitgliedes, Se. Excellenz des Herrn
Generals vofa Gansauge befindlichen und von diesem
freundlichst vergönnten Stücks dieser Art mit der Inschrift
ES QVKAI (es curae), die im Hinblick auf griechische
Formehl, wie g)iXog el, als flüchtige Galanterie des Töpfers
gegen eine jung« Weberin (seine Mitsklavin) gedeutet ward.
Das Interesse der an sich unbedeutenden Aufschrift steigerte
sich durch den Nachweis, dass dieselbe gleichmässig durch
den Schriftcharakter und durch die Orthographie in die re-
publikanische Periode gerückt werde, aus welcher sonst im
römischen Bheinlande kein einziges Schriftdenkmal mit Sicher-
heit nachweisbar sei: wie denn die Inschrift auch in den
Inscriptiones Latinae antiquissimae' des C. I. L. unter no. 1558
p. 564 ihren Platz gefunden hat. — Hiemächst gab Dr. Br am-
bach in einem kurzen Vortrage eine historische üebersisht
über die Truppen, welche bis auf Gonstantin im Rheinlande
stationirt waren. — EndüchbesprachProfessör aus'mWeerth,
anknüpfend an die Dürftigkeit und. Unsicherheit der mittel-
alterlichen Kunstgeschichte bis zum Jahre 1000 und die bei-
den bisher wenig ausgebeuteten vorzüglichsten Denkmäler-
quellen dieser Epoche, die Miniaturen in den Handschriften
und die Elfenbeinarbeiten, besonders die letztem. Der Red-
ner, der seit Jahren einen Thesaurus der antiken wie mit-
telalterlichen Elfenbeine vorbereitet, legte eine Abtheilung
desselben — Darstellungen, • in welchen antike und christliche
Vorgänge gemischt erscheinen — in Abbildungen erläuternd
vor. — Unter den Toasten des darauf folgenden Soupers
verdient besondere Erwähnung das vom Vereinspräsidenten
S. M. dem Könige gewidmete Hoch, durch dessen Huld so-
eben dem Vereine die Mittel zur Herausgabe des Nenniger
IM Chronik des Vereini.
Mosaiks in Farbendrack allergnädigst bewilligt worden — , so**
wie der Trinkspruch des Professor aus'm Weerth auf d^ ver-
ehrten We Ick er, den grössten Epigonen Winckelmann's, der
wie dieser in der Forschung des Einzelnen immer Tom Geiste
des Altertfaums getragen sei, und ohne dess^ 6^enka]t in
Bonn kein Wmckelmannsfest gefeiert werden dttrfe.
Bonn im März 1865.
Der Vorstand des Vereins von Alterthums-
freunden im Bheinlande.
Terzeiehiiiss der Hitglieder.
ttur^ati) fttr Dq0 3a^r 1865.
Präsident: Dr. Ritschi, Geh. Regierungsrath, Oberbiblio-
thekar und Professor in Bonn.
Erster Secretär: Dr. aus'm Weerth, Professor, in Kesse-
nich bei Bonn.
Zweiter Secretär: Dr. Ritter, Professor in Bonn.
Archivar: Dr. Freudenberg, Professor, in Bonn.
Rendant: Wurst, Hauptmann und Kreissecretär in Bonn.
Adjunct: Dr. Klette, Bibliothekscustos in Bonn.
2jmmüit Betxelixt.
H^it Dr. Aschbaeh, Professor in Wien.
» Dr. Becker, Professor, in Frankfurt ar. M.
» Dr. Bossler, Gymnasialdirector in Darmstadt.
» Dr. Brunn, Professor, Secretär des archäologischen
Institute in Rom.
» Dr. Büchelef, Professor in Freibirrg i. Br.
» Dr. Bursian, Profedßor in Zürich.
» Dr. Conrad«, Gymnasialoberlehrer in Trier.
)) Dr. Deycks, Prozessor in Münster.
y^ Dominicüs, Gymnasialdirector in Coblen^.
» Eick, Privatgelehrter in Oommern.
» Eltester, Landgerichtsassessor, Vorstand des k. Pto-
vinzial-Archivs in Coblena.
» Dr. Eütten, Ätädti6ch«r ArcMvaa* in Göhi.
188 Verzeirhniss der Mitf^lieder.
Herr Dr. Fiedler, Professor, in Wesel.
» Guillon, Notar in Roermond.
» Dr. Haakh, Professor u. Inspector des k. Museums
vaterl. Alterthümer in Stuttgart.
» von Haeiten, lieutenaiit a. D., ÄBchivbeamter in
Düsseldorf.
)) Dr. Harless, Archivsecretär in Düsseldorf.
» Dr. Hübn«r, Professor in Berlin.
» Dr. H ug, Gymnasiallehrer in Winterthur.
» Dr. Janssen, Conservator des königl. Museums der
Alterthümer in Leiden.
» Kar eher, Fabrikbesitzer in Saarbrück.
» Klein, Professor, in Mainz.
» Dr. Koechly, Professor in Heidelberg.
» Dr. Lad n er, Arzt in Trier.
» Dr. Lange, Professor in Giessen.
)) Dr. Lübke, Professor in Zürich.
» Dr. Menn, Gymrfasialdirector in Neuss.
» Dr. Mooren, Pfarrer, Präsident des bist. Vereins für
den Niederrhein, in Wachtendonk.
» Dr. N a m u r, Professor und Bibliothekar in Luxemburg.
» Dr. Overb.eck, Professor in Leipzig«
» Peters, Baumeister in Kreuznach.
» Dr. Piper, Professor m Berlin,
» Dr. Piringer, Professor, in Kremsmünsiter.
» Dr. Riein, Bector der Realschule in Crefeld.
» Dr. Ribbeck, Professor in Kiel.
)> Dr. Roßsel, Bibüothekssecretär in Wiesbaden.
» Dr. Roulez, Professor in Ge^t
» Dr. S.ayelsberg, Gymnasialob^riehrßr in Aachen.
)) Dr. Sc beer sin Nymegen.
. » Schmelzer, Justizrath in Düsseldorf.
)) Dr. Schmitz, GJH^^asjalqbe]?lelu:e^ in Düren.
» Dr. Scb.nß\4e^,,.pro(esso;r,,in Püss0dl9rff.i .'
Verzeichniss der Mit(|r1ieder. 189
Herr Dr. Stärk, Professor in Heidelberg.
» Dr. von V eisen, Gymnasiallehrer in Saarbrück.
» Dr. Vermeulen, Universitäts- und Provinzial- Biblio-
thekar in Utrecht.
» Dr. Vi seh er, Professor in Basel*
» Dr. Watte rieh, Stadtpfarrer in Andernach.
» Dr. Wieseler, Professor in Göttingen.
» Zimmermann, Notar in Mänderscheid.
€l|reu-Jlttglteber.
Seine Königliche Hoheit Carl Antoi Meinrad Fürst zu
Hohenzollern-Sigmaringen in Düsseldorf.
Herr von Auerswald, Excellenz, k. Staatsminister a. D.,
Oberburggraf von Marienburg, in Berlin.
» Dr. von Bethmann-Hollweg, Excellenz, k. Staats-
minister a. D., auf Schloss Rheineck.
)) Dr. B 0 e c kh , Geh. Kegierungsrath und Professor in
Berlin.
» Dr. Bock in g. Geh. Justizrath und Professor in Bonn.
)> Dr. von Dechen, Excellenz, Wirkl. Geheimer Rath,
Oberberghauptmann a. D., in Bonn.
» Dr. V 0 n F 1 0 1 1 w e n, Excellenz, k. Staatsmfnister a. D.,
in Berlin.
» Dr. Gerhard, Geh. Regierungsrath u. Prof. hi Berlin.
» Illaire, Excellenz, Wirkl. Geheimer Rath und Geh.
'Kabinetsrath in Berlin.
)> Dr. La Combi et, Geh. Archivrath in Düsseldorf.
» vonMoeller, Regierungs-Präsidentin Cöln.
» Dr, von Olfers, Excellenz, WirU. Geheimer Rath,
• Generaldirector der königl. Museen in Berlin.
190 VtPMiehBlts 4ep Mitffliedfr.
Herr Dr. Pin der, Geh. Begierungs- und vortragender lUth
im k. MiBisterium der geistL, Unterriclits- und
Medicinat Angelegenheiten in Berlin,
» von Quast, Geh. Regienmgsratb , Ck)nßervator der
Kunstdenkui&Ier in Preussen, in Radenslehen.
» Dr. Schnaase, Obertribunalsrath a. J).;in Berlin.
» Dr. Schulze, Johannes, WirH. Geh, Oherregieruugs-
rath in Berlm.
» Dr. Urlichs, Hofrath und Professor in Würzburg.
» Dr. Welcker, Professor in Bonn.
» von Wilmowsky, Domcapitular in Trier.
4)rlieitttid|e Jtitglttber.
Herr Abels, Pfarrer in Merten bei Bonn.
» Dr. A c he nb ach, Professor und Oberbergrath in Bonn.
» Achter feldt, Stadtpfarrer in Anholt
» Dr. Achterfeldt, Professor in Bonn»
n Adler, Baumeister und Profuser in Berhn.
» Dr. Ähren s, Gymnasialdirector in HaJinover.
» Ahrentz, Pfarrer in Mürlenbach.
» Alleker, Seminardirector in Brtlbl.
» Anderson, Bev., Pastor in Bonn.
» Dr. AÄchbach: B. ausw. Secr.
» Bachern, Oberbürgermeister in Cöbx.
» Baruch, R^tner in Cola.
» Dr. B a u er band, Geh. Justizratb und Professor, Kron-
syndikus und Mitgüed des HerreiAanses, in Bonn.
» Dr, Baumeister,. Professor, in Lübeck.
» Dr. Becker; s. ausw. Secr.
» von Beckers^th, Commerzienrath in Crefeld.
)» Dr. Beckmann, Professior in Braunsberg.
Vcrs^Sohlriss der MltglMer. 191
Herr Bettingen, Advocatanwalt in Trier.
» Bigge, Gymnasialdirector in Cöln,
» Dr. Binz, Privatdocent in Bonn.
)> Bise hoff, Präsident des Handelsgeridits in Aachen.
)i Dr. Blüh me, Geh. Justizrath und Professor in Bonn.
» Lic. Blum, Jlegienm^* und'Schub'iith in Cöln»
» Dr. Blume, Domherr und Gymnasialdirector in Wesel.
)) Boch, Fabrikbesitzer in Mettlaoh.
)) Dr. Bock, Professor in Freiburg i. B.
» Dr, Bodel-Nyenhuis in Leide«.
)) Dr. Bodenheim, Rentner in Bonn.
» Dr. Boetticher, Professor, in Berlin.
)) Böne, GynmaBialdirector in Mainz.
)) Dr. Boot, Professor, in Amsterdam»
» Dr. Borret in Vogelensang.
» Dr. Bossler: s. ausw. Seßr.
n Dr. Bouterwek, Gymnasialdirector in Elberfeld.
» Dr. Brambach in Bonn.
» Dr. Brandis, Kabinetssecretar Ihrer Majestät der
Königin, in Berlin.
» Dr. Brand is, Geh. ßegierongsratii und Professor, Mit-
glied des Herrenhaitöes, in^ Bonn.
» Dr. Brender, Pastor in Bioesberg bei Bonn.
» B r 0 i c h e r , Präsident d. rhein. Appellationsgerichtshofes
in Cöln.
» Dr. Brunn: s. ausw. Beer,
)> Dr. Bücheier: s. ausw. Secr.
» Dr. V. Bunsen, Rentner in Bonn.
)) Dr. Bursian: s. ausw. Secr.
» Cahn, Albert, Bankier in Bonn.
)) Galmon, Feuersocietäts-Beamter in CoWenz.
9 Camphausen, Excell^iz, Wirkl. Geheimer Bath, k.
Staatsminister a. D., in Cöln.
» Cassel, Münzhändler in C^
19!^ Vemtclmis» der Mitglieder
Herr Dr. Christ, Professor in München.
» De Ciaer, Alex., Lieutenant a. D. u. Steuerempfänger
in Bonn.
» De Ciaer, Eberhard, Rentner in Bonn.
» Claessen-Senden, OberpostcommisBar in Aachen.
» Clasen, Pfarrer in Königaiwinter.
)) Clason, Rentner in Bonn.
» Clav6 von Bouha.ben, Gutsbesitzer in Cöln.
» Clemens, Bankier in Coblenz.
» von Cohausen, Major im k. preuss. Ingenieur-Corps,
in Frankfurt a. M.
)) Cohen, Fritz, Buchhändler in Bonn.
» Commer, Bürgermeister in Bechtem.
» Dr. Conrads: s. ausw. Secr.
)> Dr. Conze, Professor in Halle.
» Contzen, Bürgermeister in Aachen.
n Dr. Cornelius, Professor in München.
» Crem er, Pfarrer in Echtz bei Düren.
» von Cuny, Landgerichtsassessor in Cieve.
)> Dr. Curtius, Professor in Götting^.
» Dapper, Oberpferrer in Gemünd.
)) Deetgen, Ludw., in Cöln.
» Deichmann, Geh. Commerzienrath in Cöln.
» Delhoven, Jacob, in Dormagen.
» Dr. Delius, Professor in Bonn.
» Delius, Landrath in Mayen.
)) Dr. Deycks: s. ausw. Secr.
» Dieckhoff, Bauinspector nn Bonn.
Freiherr von Diergardt, Rentner in Bonn.
» von Diergardt, Geh. Commerzienrath, Mitglied des
Herrenhauses, in Viersen.
Herr Dr. Dieringer, Domherr, erzbischäfl, geistL Rath und
Professor in Bonn.
» Disch, Carl, in C5to. ■
Yerceicbniss der Mitglieder. 198
H^T Dominicus: s. ausw. Secr.
» Dreesen, Bürgermeister in Gielsdorf bei Bonn.
» Dr. Düntzer, Professor und Bibliothekar in Cöln.
» Dr. Ebermaier, Regierungs- und Medicinakath in
Düsseldorf.
» Dr. Eckstein, Rector und Professor in Leipzig.
» Eich, Bürgermeister in Poppeisdorf.
» Dr. Eich ho ff, Gymnäsialdirector in Duisburg.
)) Eick: s. ausw. Secr.
» Dr. Eick holt in Düsseldorf.
» Eltester: s. ausw. Secr.
» Engels, Philipp, Rentner in Cöln.
» Dr. Ennen: s. ausw. Secr.
» Essellen, Hofrath in Hamm.
» Dr. Fiedler: s. ausw. Secr.
» Dr. Firme nich-Richarz, Professor, in Cöln.
» Chassot von Florencourt, in Berlin.
» Dr. Floss, Professor in Bonn.
» Fonk, Landrath in Adenau.
» Dr. Frei, Professor in Zürich.
p Dr. Freudenberg: s. Vorstand.
» Dr. Friedländer, Professor in Königsberg i. Pr.
» Dr. Friedlieb, Professor in Breslau.
Freiherr von Fürth, Landgerichtsrath in Bonn.
Herr Dr. Gaedechens, Privatdocent in Jena.
)) von Gans äuge, Excellenz, Generallieutenant z. D.,
in Berlin.
» Gart he, Hugo, Kaufmann in Cöln.
» Gaul, Notar in Cöln.
» Dr. Geh ring, Privatdocent in Bonn.
» Geiger, Polizeipräsident und Landrath in Cöln.
)) Georg i, Buchdruckereibesitzer in Bonn.
» Dr: GerUch, Professorin Basel.
» Ger soll, Chemiker in Frankfurt a. Main.
13
IM V«nel«liiii»9 der NilirlMav.
Freiherr von Geyr-Schweppenburg, BittetgutsTbes^toir
in Ajaehen.
Herr Dn Ooefael^ Gymnaäaldirector in Fulda.
. » Dor. Go^ttling, Geh. Hafrath, OberbMothekar und
Professor in Jena.
» Goxnmels hausen, Pfarrer in Niederbl^iaig.
9 Gottgetreu, Begierungs- ufid Baurath in Octtn.
» Graeff, Landrath in Prüm.
» Graham, Bev., Pastor in Bann.
» Grass, J. P., in Cöln.
» Dr. Green van Prinsterer hn Haag.
» Dr. Grotefend, Archivrath in Hannover.
» Gu er icke, Bector in Altenkirchen.
» Guillon: s. ausw. Secr.
Gymnasialbibliothek in Elberfeld.
Herr Dr. Haakh: s. ausw. Secr.
» von Haeften: s. ausw. Secr,
» Dr. von Hagemans in Brüssel.
» von Hagen s, Landgerichtsrath in Dflsseidorf.
9 Dr. Hahn, Hofbuchhändler in Hannover.
» Dr. H a Im, Professor und BibUotheksdireetor in München.
» Hansen, Pastor in Ottweiler.
» Dr. Harless: s. ausw. Secr.
D Hartwich, Geh. Oberbaurath in Cöhi.
» Dr. Hasenmüller, Gynmaaallehrer m Trier.
)> Dr. Hassler, Professor u. Landesemiservator in Ulm.
» Haugh, Appellationsgerichtsrath in Cöln.
)) Hauptmann, Bentner in Bonn.
» Dr. Heimsoeth, Professor in Bonn.
» Dr. Heimsoeth, Appellat-Gerichtspräsident in Göln.
j) von Heinsberg, Landrath in Grevenbroich.
» Dr. Heibig in Bom.
Ti Henrich, Begierungs- und Schuh'al^ in Ciobtenz.
» Henry, Buch- und Kui^thändler in Bonn.
Herr Dr. Erntet, Ptö^myf, 1. ßecretär dfes htthtkl. Ifc
stituts in Born.
» Herberte, Gutsbesitzer in üerdingen.
» Dr. Herb«t, OymnäsiÄldirector m Bielef^d»
» Hermann, Architekt in Krettsftiaeh.
» Herstatt, Job. Dav., Cömtoerzienrath ift Cölfi»
» Dr; Herzog, Privatdocent in Tübiügen.
i) Dr. He wer in Saarburg.
» Heydinger, Pfarrer in S^ihteidtreiler b^i Schweich.
»von der Heydt, Dan., Geh. ComÄerzienrath in El-
berfeld.
» Dr. Hey er in B<mn.
» Dr. Hilgers, Directör der Realschule in Aach«!.
» Dr. Hilgers, Professor in Bonn.
» Six van Hillegom in Amsterdam. *
» H i 1 1 or f f, kaiserl. Architekt, Mitglied des Instituts Ton
Frankreich, in Paris.
» Dr. Hol tz mann, Hofrath u. Prolfessor in Heidelberg,
» Dr. Holzer, Domprobst in Tri^r.
» Hörn, Pfarrer in Göln.
» Dr. Hotho, Professor und Direktor am k. Museum
in Berlin.
» Dr. Hübner : s. ausw. Beer.
» Dr. Hüffer, Professor in Bonn.
» Dr. Httg: s. answ. Söcr.
» Dr. Hultsch, Gymnasiallehrer in Diresden.
» Dr. Humper t, Gyflinasial-Oberlehrer in Bonn.
» Httyssön, Pfarrer in Kreuznach.
» Ingenlath, Hotelbesitzer in Xanten.
» Dr. Jahn, Professor in Bonn.
TT Dr. Jaüöseö: «. attsw. Secr.
^ Dr. Janssen, Professor ^ in Frankfurt a. M.
» Joest, August, Kaufmann in Cöln.
» Joest, Eduard, Kaulhiann m Gdk.
196 Verseichniss der ]lil||rlied«r*
Herr Joest, Wflhelm, Gominerzienrath in Göln.
7) Josten in Neuss.
» Jun-ker, Segierungs- und Baurath in Gobleoz.
» Käntzeler, Privatgelehrter in Aach^.
» Dr. Kamp in Cöln.
» Dr. Kampschulte, Professor in Bonn.
» Karcher: s. ausw. Secr.
» Kaufmann, Oberbürgermeister, Mitglied des Herren-
hauses, in Bonn.
» Kaufmann-Asser sen., Jacob, Kaufmann und Guts-
besitzer in Cöhi.
» Kaufmann- Asser jun. in Cöhi.
» Dr. Kayser, Professor in Heidelberg.
» Dr. Keil, Professor, in Schulpforte.
)) Kelchner, Bibüothekar in Frankfurt a. M.
j> Dr. Keller, Rectoratsverweser in Ludwigsburg.
» Kiesel, Gymnasialdirector in Düsseldorf.
» Dr. Kiessling, Professor in Basel.
» Dr. Kl ein, Heinrich, Ejreisphysicus in Bonn.
» Dr. Klein, Joseph, in Bonn.
» Dr. Klein, Gymnasialoberlehrer in Cöln.
» Klein: s. ausw. Secr.
» Dr. Klette: s. Vorstand.
» Dr. Koechly: s. ausw. Secr.
» von Köckeritz, Ingenieur - Oberstlieut. a. D. in
Mainz.
» Königs, Commerzienrath in Cöln.
» Dr. Koenigsfeld, Sanitätsrath u. Kreisphysikus in
Düren.
» Dr. Kortegarn, Institutsdirector in Bonn.
» Krae mer, Hüttenbesitzer in Ingbert bei Saarbrücken.
» Kr ae mer, Commerzienrath und Hüttenbesit^er in Quint
bei Trier.
» Dr. K rafft, Professor in Bonn.
Verzeichniss der Mitglieder. 197
Herr Kramarczik, Gymnasialdirector in Heiligenstadt.
» Dr. Kraus in Trier.
)) Kreutzer, Pfarrer in Aachen.
» Krüger, Regierungs- und Baurath in Düsseldorf.
)) Kühlwetter, k. Staatsminister a.D., Begierungsprä-
sid^nt in Aachen.
» Kyllmann, Rentner in Bonn.
» Lab arte, Jules, in Paris.
» Dr. Lad n er: s. ausw. Secr.
» Dr. L'amby in Aachen.
» Dr. Landfermann, Geh. Regierungsrath in Coblenz.
» Dr. Lange: s. ausw. Secr.
» Dr. Langen, Gymnasiallehrer in Cöln.
)) Dr. Langensiepen, Oberlehrer und Conrector in
Siegen.
Freiheir Dr. de la Valette St. George, Prof. in Bonn.
Herr Dr. Leemans, Director des Niederl. Reichsmuseums
in Leiden.
» Dr. Lehne, Hofrath, in Sigmaringen.
» Leiden, Damiän, Commerzienrath in Cöln.
D* Leiden, Franz, Kaufmann u. niederl. Consul in Cöln.
» Lempertz, Buchhändler in Bonn.
» Lempertz, Buchhändler in Cöln.
n Dr. Lenn6, Generaldirector der königl. Gärten in
Sanssouci.
» van Lennep in Zeist.
j) Dr. Lentzen, Pfarrer in Oekhoven.
» Leven, Bürgermeister a.D., in Benrath.
» Lieberiow, Geh. Revisor in Berlin.
» Dr. L i n d e n s c h m i t, Conservator des römisch-germa-
nischen Centralmuseums in Mainz.
» L i s c h k e. Geh. Regierungsrath und Oberbürgermeister
in Elberfeld.
Ä Graf von Loa auf Schloss Wissen bei Geldern.
196 V«rs«ichqi88 der Hitglioder.
Herr Loesohlgk, S^tiier in Born.
» Dr. Loh de, Professor, in Berlin.
» Dr. L u c a s. Geh. BegiervngB- mwl SchulrJ^th ip Opblenz.
ri Lodovici, HOttenbesitzer in Aubaoh bei Nw^ed,
n Ludwig, Bapkdirector in Dannstadt,
» Dr. Lübbert, Privatdocent in Br^^iu
» Dr. Lübke: s. aujsiw. Seor.
Ä Dr. Mahl y, Professor in Baael.
» Märtens, Bauinspector in A9^hen.
» von Mallinckrodt, RegieruDgsratt^ in Ptlss^^oii
1» Marcus, Baohhtodler in Bonn*
Se. bisch. Gnaden, Dr. Konrad Martin, Bi^obff ü^ ?a- |
derbom. |
Kenf Mn^rtini, Generalvicaür in Trier.
» YonMassenbach, Regierungspräsident n^ Düsseldorf.
^ Dr. Mehl er, Gynmasialrector in Snedf in HoüiupA.
n Dr» MendQlssohn, Professar in ^m^
)) Dr. Menn: s. ausw. Secr.
» Merlo, Rentner in Cöto,
» Dr. Merz, Privatdocent in Bonn,
> Me^isfsen, G^h, Commer^jenratb, Pr#sident 4^t rhei-
nischen £isenbahn, in C91;9i^
D Michels, Kaufinann u. BitterguAsbesii^? in Qfitn.
)) Milani, Kaufmann in Frankfqrt a. M.
» Mohr, Professor, Dombildhauer in (JSlni
» Dr. Moll, Professor in Anist^d^nj..
» Dr. Mommae.n, Pr^fe^sor in Berlin.
5) von Mans^chaw, Notar in Bonn.
» Montigny, Gymna^iaUehrejT in Goh\m^
n Mooren: s, ausw. Secr.
» Morsbach, Institutgdirector in Bonn,
» Dr. Malier, Wolfgang, in Cöln.
» von Müller, Rittergutsbesitzj^r te Mött^rnich.
Se. bisph^ (Jw4en, J^x, J. G. MüH.^r^ Bi^hqf, yoi> Ä^önstpr.
VersMohniss Aep Mitfpltedei*. 190
Iter Dr. Müller, Professor m WOraburg.
» Dr. Namur: s. ausw. Beer.
» Dr. Nasse, Professor in Bonn.
» YöÄ NeüfTille, Guishesitaser in BofOXL
» von Neuf Yille, Bittergutsbes. aiMie!, Kjöeis Bhetabach.
» Neumann^ Baumeister in Bonn.
to Dr. Nicoloviusv Professor in Bonn.
» Dr. Noeggerath,öeh.BergratibLU. Professor in Bonn.
» Dr. Noeldeke, GymnaaiaMirectar in Lingoi.
» Dr. Ton Noorden, PriTatdocent in Bonn.
Freiherr ron Nordeek, Sitteigulsbes. anf Borg Homnerich.
Herr Dr. Oebeke, Gymnasialoberlehier in Aaeben.
» Ondereyck, Oberbürgermeister in Crefeld* .
i> Oppenheim, Diareetor cter Cöln-Miadener Eisenbahn«
in COhi.
)> Otte, Pastor kk Fröhden bei Jüteiiiogk«
» Dr. 0 verbeck: s. ausw. Secr*
» Pauly, ßector in Montjoie.
n Pelll, fientner in Bonn.
» Pepys, Director der Gasanstalt in Odtai.
» Dr. Pörr^j Institutsdireetor in Bonn.
» Peters: s. ausw. Seen
» Dr. vonPencker, Excellenz, General der M Aöterie,
in Berlin^
» Dr. Piper: s. ausw. Secr.
» Dr. Piringer: s. ausw. Secr.
i> Plassmann, Ehrenamtmann und Gntsbesiteef in Al-
lehof bei Balve.
» Dr. P litt, Professor in Bonn.
» V 0 n P om m e r - E sc h e, Excellena, WirH. G^heön. Roth,
Oberpräsident der ^^einprovinz, in CobTenif.
» Dr. Prieg^r, itefttner in. Bonn.
» Prisac, Stiftsherr in Aachen.
y> Dr. Probst, GymnasiiddiredM in dete.
SOO VerseichDiss 4er MitgltMler.
FreilierrDr. von Proff-Iraich, LandgerichtsrathinBoim.
Herr Pütz, Professor, in Cöln.
» Ramboux, Conservator in Cöln.
» Dr. Ramers, Pfarrer in Nalbach bei Saarlouis.
I» Rapp, Rentner in Bonn.
» Raschdorff, Stadtbaomeister in GötaL
)» von Rat h, Rittergutsbesitzer und Präsident d. landw.
Ver. f. Rheinpreussen; in Lanersfort bei öefeld.
ft vom Rath, Oarl, Kaufmann in Cöln.
« vom Rat h, Jacob, Ciommerzienrath in Cöhi.
nj^Yom Rath, Peter, Rittergutsbesitzer in Mehlem.
« Dr. Reifferscheid, Privatdocent in Bonn.
1 Dr. Rein: s. ausw. Secr.
9 Dr. Reinkens, Pfarrer in Bonn.
» Dr. Reinkens, Professor in Breslau.
D Dr . R e i s a c k e r, Gynmasialdirector in Trier;
i> Reitz, Pfarrer in Senbeim a. d. Mosel.
Ä Remacly, Professor, in Bonn.
)) Dr. YonReumont, Geh. Legationsrath, Ministerre-
sident z. D., in Rom.
9 Dr. Reuter, Medicinalratb in Wiesbaden.
» Dr. Ribbeck: s. ausw. Secr.
» Rieh rath, Pfarrer in Rommerskirchen bei Neuss.
» Dr. du Rieu, Secretär der Soc. f. Niederl. Litteratur
in Leiden.
» Dr. Ritschi: s. Vorstand.
r> Dr. Ritter: s. Vorstand.
» Robert, Directeur de Tadministration de la guerre in
Paris.
y> Roche, Regierungs- und Schulrath in Erfurt
Freiherr von Roishausen, Gutsbesitzer in Linz a. Rh.
Herr Dr. Rosenbaum, Domherr und Professor in Tri».
» Dr. Rössel: s. ausw. Secr.
1» Dr. Roulez: s. ausw. Secr.
Yerseichitfsff der Mitg1i«iier. 201
Herr Dr. Bovers, Professor in Utrecht
» Bumpel, Apotheker in Düren.
» Dr. Rutgers im Haag.
» Dr. Saal, Gymnaßialobörlehrer in Cöln.
» von Sandt, Landrath in Bonn.
DJ Dr. Sauppe, Hofrath und Professor in Göttingen.
» Dr. Savelsberg: s. ausw. Secr.
» Dr. Schaaffhausen, Professor in Bonn.
» Dr. Schalk, Secretär des Alterthumsvereins in Wies-
baden.
» von Schaumburg, Oberst a. D. in Düsseldorf.
» Dr. Scheers: s. ausw. Secr.
» Schilliügs-Englerth, Bürgermeister inGürzenich.
» Dr. Schlottmann, Professor in Bonn.
» Sfchlünkes, Begierungsrath m Düsseldorf.
» Schmelz, G. 0., Kauimann in Bonn.
» Schmelzer: s. aiisw. Secr.
» Dr. Schmidt, Professor in Marburg.
» Schmidt, Oberbaurath und Professor, in Wien.
» Schmithals, Bentner in Bonn.
» Schmittmann, Pfarrer in Sechtem.
» Schmitz, Pet* Jos., Rentner in Bonn.
1» Dr. BchmitErä. ausw. Secr.
)) Schmitz, Bürgermeister in Mechemich.
j> Dr. Schneider: s. ausw. Secr.
» Schoemann, Stadtbibliothekar und 1 . Beigeordneter
in Trier.
» Dr. SchopeUi Gynmasialdirector und Professor in
Bonn.
ff Sch'Orn, Baumeister in Burtscheid bei Aachen.
» Schorn, Staatsprocurator in Trier.
» Dr. Schreiber, Professor in Freiburg i. Br.
» Dr. Schroeder, Privatdocent in Bonn.
1» Dr. S c h u b ar t, Bibliothekar in Qassel.
302 VOTseiehniss der Mll|^eiHMr.
Herr Dr. Schwara, Oherschuhrath in Wieefcaden.
» Sebaldt, RegienmgsqiräsideDt a« D^ in Bdodl
» Seidemann, Architekt in Bonn.
rt von Sieger, Major a. D. in fimm»
)> Simonis, Kaufmann in Bonn.
» I]dr. Simons, Excellenz, StaatsministjBr a. D., in 60-
desberg.
» Dr. Simrook, ProÜBSSor in BomL
» Soherr, Büi^rmeiflter in Bingen;
» von Spankeren,RegierungspräsidentK.D.,inKessenich.
)> Spitz I, Premierlieirtenant in Mainsi
» Dr. Springer, Professor. m Bonn.
. n Dr. Staelin^ Oberbibliothekar in Stattgart
» Dr. Stahl, Gymnasiallehrer in Cöhi.
» Dr. S.tark: 8. ansvr. Seor.
r> Stein, Gari Bankier in Oöln.
» Stengel, Bataillonschef a. D., in Wetzlar.
» Krul vau Stompwyk in Nymegeä.
» Stupp, Geh. Begieranpmth, Obi^Orgenoeiater a. D.,
in Cöhi.
» Suermondt, B^D^er i» Aadien.
» Dr. von Sybel, Professwin Bonn.
» von Sybel, Geh. Regierungsratii a.D-,. ia Haua Isen-
burg bei MtUhcun a. Bh.
)) Dr. Teuf fei, Professor in TöbingoiL
y» Xhis^seu, Dom^pitular xatA Stadtffampef in Frank-
furt a. M.
» Thoimaan^ Kreisbaumefetw^ iÄ Bon«.
» Troost, Rentner in Bonn.
» Djr. Un g er, Professor u.Biblit^ks8eöfetadriiiQötÖngen.
Universitätsbibliothek in Lfttticdt
Herr Dr. Uppenkamp, Gymnasialoherlehror in Düsseldorf.
» Dr. Usener, Professor in GreiftwaMw
» Dr. Vahl&n^ Profeasor in Wian..
V«rsei€hD?S8 der Mitgüediar. S03
Herr Dr. von V eigen: u. ausw. Secjr.
Verein, astiqaai^cli^liistorisehery in EreujonacL
Herr Dr. Vermeulen: b. ausw. Seer.
» Graf V 0 n V i 1 1 e r s, RegienmgB-Vioepr&sident in Coblenz.
» Dr. Vischer: s. ausw. Secr.
» Voigtel, Bauinspector und Dombaumeister in Cöln.
» Yoigtländer, Buchhändler in Kreuznadi.
Ä Wagen er^ Notar in Eitorf.
» Dr. Wagen er, Proltegsor in Gent
» Dr. de Wal, Proltessor ifi Leiden.
D Dr. Walter, Geh. Jußtizrath und |hr<rf(3SBor in Bonn.
» Dr. Watterich: 9. «usw. Secr.
» Weber, Buchhändler in Bonn.
» Dr. aus'm Weerth: s. Vorstand.
» Dr. Wegeier, Geh. Medicinalrath in CJoblenz.
Freiherr von Weiqhs-Bösb^rg, Rittergutsbesitzer und
Mitglied des Herrenhauses, auf Schloss Rösberg
bei S^htem.
H«nr W«ld«»bÄeh, Hofrafch in Wiesbaden.
» Weidenhaupt, Pfarrer in W«Bmes.
» Dr. Wein kauf f, öjjuanaöialobeykbj?«' in C*to.:
Ä Weiss, Profewor, Durectop des k. Kupf^rstlcltobiniets
in Beriin*
)> Wendelstadt, Victor, GoJBÄiQTziiBiir»tb in Cöjn.
» Werner, GymiasialAeflehrer in Bonn,
» Dr. W est erhoff inj We«fußu
» Westermann, Kaufmann im Bii^lefeld.
i> Weyhe, Landesökonomi^tith ib Bonn.
» Dr. W i e 1 e r, Sanitlitscatii in. Bcakq.
» Dr. Wies frier: s. ausw. Secr.
» Dr« von Wie^terske^imi, Exo^enz^ k. StiMitsaunisl;er
a. D., in Dreadon.
» Witthoff, Fabrikant und Bürgermeister in Bomheim
bei Bonn.
^04 VerEeiehnbs der Mitglieder.
Herr Wo] ff, Kreisbatimeister in Bitburg:
» Dr. Wolff, IL, Geh. Sasitätsraih in Bonn.
» Dr. Wolff, S., Arzt m Bonn.
1» Wolters, Pastor in Bonn.
» Wright, Major, in Saarbrüdc.
j> Wurst: s. Vorstand.
» Wüsten, Gittsbesitser in Wüstenrode bei Stolberg.
» Wurzer, Friedensrichter in Bitburg.
)» Dr. Zartmann, Samtätsrath in Bonn«
D Zimmermann: s. ausw. Seer.
T> Dr. Zündel, Professor in Bern*
» Zumloh, Rentner in Mtnster.
3lit|ieror)entlt(^e ÜtttgUe^er.
Herr Dr. Arendt in Dielingen. ♦
» Dr. Arsfene de Nouö, Advocatanwalt in Malmedy.
5) Correns in Münster.
» Feiten, Baumeister in Oöln.
» Dr. Förster, Professor, in Aachen.
T) Gengier, Domcapitular und Generalvkar d. Bisth.
' Nämur, in Namur.
» Grebel, Friedensrichter in ßt. Goar.
» Heider, k. k. Sectionsrath in Wien.
. » Lansens in Brügge.
» M eh lern, Fabrikbesitzer in Bomi.
D Paulus, Topograph in Stuttgart.
» Pick, Candidat der Rechte in Eschweiler.
» Dr, Selber tz, Kreisgerichtsrath in Arnsberg.
» Welt er, Pfarrer in Hürtgen.
Terzeichniss
sämmtlicher Ehren-, ordentlicher und ausserordentlicher
Mitglieder nach den Wohnorten.
Aachen: Bisohoff. Clässen-Sen-
den. Contaen. Förster. Y. Geyr-
Sohweppenburg. Hllgers. Käntze-
1er. Kreutzer. Kühlwetter.
Lamby. Märtens. Oebeke. Pri-
sac. Savebberg. Sürroondt.
Adenau: Fonk.
A 1 1 e h 0 f : Plassmann.
Aitenkirchen : Guerioke.
Amsterdam: ßoot. Tan Hille-
gom. Moll.
Andernach: Wattericb.
A n h o 1 1 : Aohterfeldt.
Arnsberg: Seibertz,
A üb ach: Ladpvici.
Basel: Gerlach. Kiessling.
M&hly* Vischer.
ß e n r a t h : Leven.
Qerlin: Adler, von Auerswald.
Boeckh. Boetticher. Brandid.
V. Florencourt, v. Flottwell.
V. Qansauge. Gerhard. Hotho.
Hühner. lilaire. Liebenow.
Lohde. Mommsen. y. Olfera.
V Peucker. Pinder. Piper.
Schnaase. Schulze. Weiss.
Bern: Zündel.
Bielefeld: Herbst Westeir-
j»ftnn.
Bingen: Soherc.
Bitburg: Wolflf. * WurjBen
Bonn: A'ohenbach. Aohterfeldt.
Anderson. Bauerband. Binz.
' Bluhme. Bpecking.. .Bodeoheim.
Bramrbach. Brandig, y. Bunsen.
Oahn. De Ciaer, AI. De Ciaer, Eb.
Clason. Cohen, v. Dechen. De-
lius. Dieckhoff. \, Diergardt.
Dieringer. Floss. Freudenberg.
Y. Fürth, Gehring. Georgi. Gra-
ham. Hauptmann. Heimsoeth.
Henry. Heyer. Hilgers. Hüfifer.
Humpert. Jahn. Kampschulte.
Kaufmann. Klein, Heinr. Klein,
Jos. Klette. Kortegarn. Krafft.
Kyllmann. de la Valette St.
George. Lempertz. Loesohigk.
Marcus. Mehlem. Mendelssohn.
Merz. Y. Monschaw. Morsbach.
Nasse, v. Neufville. Neumann.
Nicolovius. Nöggerath. v. Noor-
den. PeilL Perry. Plitt. Prieger. r.
ProfT-lrnieh. Bapp Reifferseheid.
Reinkens. Remacly. Rltschl.
Ritter, v. Sandt. Schaaffhausen.
Schlottmann. Schmelz. Schmit-
hals. Schmitz. Schopen. Schroe-
der. Sebaldt. Seidemann. v. Sie-
. ger. Simonis. Simrock. Springer,
v. Sybel. Thomann, Troost. Wal-
ter. Weber. W^eleke*. Werner.
Weyhe Wieler. Wolff, H. Wolff,
S. Wolters. Wurst. Zartmann.
Born heim: Witthoff«.
B r a u n s b e r g : Beckmann.
Breslau: Friedlieb LUbbert.
Reinkens. . .
Brügge: Lansens.
Brühl: Alleker. . ...
?06
Yenelohntss der Mitglieder.
Brunei: t. HageinaiiB.
Burtioheid: Sohorn.
Cassel» Sohubari
CleTe: t, Cuny. Probst.
G o b 1 e n z : Galmon. Clemens.
Dominictts. Eltester. Uenricb.
Junker. Landfermann. Lueas.
Montigny. ▼. Poinmer-£eok4«
Qr. Villers. Wegeier.
G51n: Baohem. Barueh. Bigge.
Blum. Broicher. Uamj^hauseii.
Gassei. Clay6 Ton Boahaben.
Deetgen Deiehmann. Disoh.
Düntzer. Engels. Ennen. Feiten.
Firmenich-Richartz. Qarthe*
Gaul. Geiger. Q ottgetreu. Grass.
Hartwioh. Hattgh. Heimsoeth.
Hetfttatt. Hom. Joest, Aug.
Joest, Ed. Joest, Wilh. K^mp.
Kaufmann - ÄBSer sen. Kauf-
mann^ Asser Jon. Klein. Kdnigs.
Langen. Leiden,Dam. Leiden, Fr.
' Lempertz. Merlo. Mevlssen. Mi-
obels. Y. Möller. Mohr. MCIIler.
Oppenheim. Pepys. Pütz. Bam-
boux. Raschdorff. t. Ratb, OarL
T. Rath,Jae. Saal. Stahl. Stein.
Stapp. Voigtel. Weinkauff. Wen-
delstadt.
€ommern: Eiok.
Grefeld: r. Beekttrath. Onder«
eyek. Reifi.
DaraiBtadt: Bossler. Ludwig.
Dielingen: Arendt.
Dormagen: Delhoven.
Dresden: Hultsoh. y. Wieters-
heim.
D^ören: K^nigsfeld. Rampel.
Schmittt.
Düileeldorf: Ebetmailer. Eiek-
holt. y. Haeften. y. Hagens. Har-
lüSB. HehenzoUern-Sigmaringen
(Fürst zu)^Kie8el. Krnger.Lacom-
blet. y. Mallinekrodt y. Massen-
baoh. y. Sehaumbutg. SeklünheSv
Sohmelser. Sohneider. Uppen-
katnp.
Duisburg: Eichhoff*
Eohtz: Gremer.
Eitorf: Wagener.
Elberfeld: Bouterwek. Gym-
nasialbibliothek, y. d. Hey dt
Lischke.
Erfurt: Koche.
Eschweiler: Pick.
Frankfurt a. M. : Becker, y.
<Miausen. Gerson. Janssen.
Kelchner. Milani. Thissen.
FreiburgLBr.: Bock. Buoheler.
Schreiber.
Fröhden: Otte.
Fulda: Goebel.
G e m 0 n d : Dapper.
Gent: Roulez. Wagener»
Gielsdorf: Dreeeea.
Oie«sen: Lange.
St Goar: Grebel«
Godesberg: y» Simons«
Goettingen: CurCius. Sa«ippe.
Unger. Wieselet.
Greifswald: Useüer.
Greyenbroich: y* Heinsberg.
G € r z eni o hi SchiUings-Englecth.
Haag: Gro^ yan FdttBUtMr.
Rutgers.
Halle: Gohtee.
Hamm: Esselleit.
Hannoyer: Ahrens. Grotefend.
Hahn.
Heidelberg: HolttmanA. ffay-
ser. Köchly. Sitttk.
Heiligenstadt: Krattarerik.
Hemmerich: y. Kordeekr
Htirtgen: Welter.
Ingberth: Krämer.
Tsenhurg (Haus): y- Sybel.
Jena^ Gaedeohens. GoUliog.
Kessenioh*. yon Spaakerea.
aus^m Weerth.
Kiel: Ribbeck.
KönigabergLPrwj Fiiedtaadec.
Könige Winter: (Slasen.
Kremsmöhster: Picingeh'
Krettinaoh: Aftüqaaiisok-hUio-
Verzeioliniss der Mitglieder.
207
risoher Verein. Hermann. Huys-
Ben. Peters. Voigtländer.
Lauerßfort: v. Rath.
Leiden: Bodel-Nyenhuis. "Jans-
sen. Leemans. du Rieu. de Wal.
Leipzig: Eckstein. Oyerbeok.
Lingen. Noeldeke.
Linz a- Rh.: y. Roishausen.
Ludwigsburg: Keller.
Lübeck: B aumeister.
L ü 1 1 i c h : Universitätsbibliothek.
Luxemburg: Naouif.
M a i A z : 3oA6. Klein. V. Köckeritz*
Lindensohmit. Spitz.
Mander&dliQid: Zham&tm&tsAk
Malmedy: Ars^ne de NouS.
Marburg: Sohmidt.
Mayen: Delius.
Mechernlch: Schmitz.
Mehlem: v. Rath.
M^rtefti Abels.
Metternioh: (Burg): v. Müller.
Mettlaoh: Boch.
Miel: V. NeufviUe.
Montjoie: Pauly.
München: Christ. Cornelius. Cöf-
rens. Halm.
Münster: Deyoki» MülUr.
Zumloh»
Mürlenbach: Ahrentz.
N a 1 b a c h : Ramers.
Kanrnr: OkngltJr.
Neuss: Josten. Menn.
Nie derb reisig: Gommelshau-
son.
N y m e g e n : Krul v. Stomp wyk.
Scheers.
Oekkovens Lentzen.
Ott Weiler: Hansen.
Padidrb'Oifftt Marllfi.
Paris: Hittorf. Labarte. Hobert.
Poppe l[s do rf: £ich>
Prüm: Graefif.
Q uint: Krämer.
Raden sieben: ▼. Qu,a8t«
^iein«olt(SQUiQf8}( v.B^tluttann-
Hollweig.
Roermond: Quillon.
Roesberg: Brender. v. Weichs.
Rom: Brunn. Heibig. Henzen.
V. Reumont-
Rom merskir ohea: Richrath.
Saarbrück: Karcher. v. Velsen.
Wright.
Saacburg: Hewer.
Sanssouci: Lenn6.
Schieidweiler: Heydinger.
Schulpforte: Keil.
Secht em: Commer. SchmittmÄiiii.
Senheim: Reitz.
Siegen: Langensiepen.
digmftriBgea': iiehne.
Sneek: Mehler.
Stuttgart: Haakh. Paulus.
Stalin.
Trier: Bettingen. Conrads. Ha-
senmüller. Holtaer.^ Kraus. Lad-
ner. Martini. Reisacker. Rosen-
baum. Schömann. Schorn. y.
Wilmowsky.
Tübingen: Herzog. Tenfifc^.
Uerdingen: Herbertz.
Ulm: Hassler.
Utrecht: Rovers. Vermeulen.
Viersen: v. Diergardt.
Vogelensang: £k>rret.
Wachtendonk: Mooren.
Warfum: Westerhoff.
Weismeö: Weidenhaupt.
Weselt Blume. Fiedler.
Wetzl art Stengel.
Wien: Aschbach. Heider. Schmidt*
Vahlen.
Wiesbaden: Reuter. RosseL
Schalk. Schwartz. Weidenbach.
Winterthdr:. Hug.
Wissen: Gf. Lo3.
Würssburg: MttUüar. Uriicäs.. .
Wüstenrode: Wüsteik
]^antent tngeniath.
Zelst: yan Lennap.
Zürich: Bursian. Frei. Lübke.
Teneickniss
der Akademien, Gesellschaften und Vereine, mit denen
der Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande in
gegenseitigem Schriftenaustansch steht
1. Historische Gesellschaft des Kantons Aargau in Aarau.
2. Geschichts- und alterthumsforschende GesellschÄft des
Osterlandes in Altenburg.
S. Koninklijke Akademie van wetenschappen in A m s t e r d am.
4. Historischer Verein in Bamberg.
5. Historische Gesellschaft in Basel.
6. Historischer Verein von Oberfranken in Bayreuth.
7. Archäologische Gesellschaft in Berlin.
8. Künstlerverein ftir Bremische Geschichte u. Alterthümer
in Bremen.
9. Soci6t6 numismatique in Brüssel.
10. Verein iiXr hessische Geschichte u. Landeskunde in C a ss e 1.
11. Universität in Christian! a.
12. Historischer Verein für den Niederrhein in Cöln.
13. Historischer Verein für das Grossherzogthum Hessen in
Darmstadt.
14. Königl. sächsischer Verein für Erforschung und Er-
haltung vaterländischer Alterthümer in Dresden.
15. Society of antiquaries of Scotland in Edinburgh.
16. Königl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaft^ in
Erfurt.
17. Verein für Geschichte und Alterthumskunde in Frank-
furt a. M.
18. Alterthumsverein in Freiberg.
19. Historischer Verein in St. Gallen.
20. Comit6 central de publication des inscriptions fun^raires
et monumentales de la Flandre Orientale in Gent.
Verzeichniss der Akademieen und Vereine u. s. w. 207
21. Messager des sciences historiques in Gent.
22. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften in
Görlitz.
23. Historischer Verein für Steiermark in Gratz.
24. Voigtländischer alterthumsforschender Verein in Greiz.
25. Thüringisch-sächsischer Verein für Erforschung des va-
terländischen Alterthums in Halle a. S.
26. Bezirksverein für hessische Geschichte und Landeskunde
in Hanau.
27. historischer Verein für Niedersachsen in Hannover.
28. Verein für siebejibürgische Landeskunde in Hermann-
stadt.
29. Verein für thüringische Geschichte und Landeskunde
in Jena.
30. Gesellschaft für vaterländische Geschichte in Kiel.
3L Sociötö royale des antiquaires du nord in Kopenhagen.
32. Historischer Verein für Krain in Laibach.
33. Friesch genootschap van Geschied-, oudheid- en taal-
kunde in Leeuwarden.
34. Maatschappy der Nederlandsch Letterkunde in Leiden.
35. Numismatic Society in London.
36. Alterthumsverein in Lüneburg.
37. Institut archeologique Li^gois in Lütt ich.
38. Soci(^t6 libre d'6mulation de Liege in Lüttich.
39. Soci6te pour la recherche .et la conservation des monu-
ments historiques dans le grand-dache de Luxembourg
in Luxemburg.
40. Historischer Verein der fünf Orte : Luzern, Uri, Schwyz,
ünterwalden und Zug in Luzern (Einsiedehi).
4L Verein zur Erforschung der rheinischen Geschichte und
Alterthümer in Mainz.
42. Historischer Verein für das wirtembergische Franken in
Mergentheim.
43. Societ6 d'arch6ologie et d'histoire de laMoselle in Metz.
44. Kgl. Bayerische Äademie der Wissenschaften in Mün-
chen.
45. Historischer Verein von und für Oberbayem in Mün-
chen.
46. Verein für Geschichte und Alterthumskünde Westfalens
in Münster.
47. Sociöt^ archeologique in Namur.
48. Germanisches Museum in Nürnberg.
49. Historischer Verein in Osnabrück.
50. Magyar tudomänyos akademia in Pest.
208 Yerseicboifi der. Afcadeniieen und Vereine u, s. w.
51. Königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschafben in
Prag.
52. Archäologische Section für das königl. böhm. Museum in
Prag.
53. Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen in Prag.
54. Historischer Verein von Oberpfalz und Regensburg in
Regensburg.
55. Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der
Ostseeproviuzen Russlands in Riga.
56. Instituto di corrispondenza archeologica in Rom.
57. Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthums-
kunde in Schwerin.
58. Soci6t6 pour la conservation des monuments d'Alsace
in Strassburg.
59. Soci6t6 scientifique et litt^raire du Limhourg in T on gres.
60. Gesellschaft für nützliche Forschungen in Trier.
61. Instituto Veneto di scienze, lettere ed arti in Venedig.
62. Smithsonian Institution in Washington,
63. Alterthumsverein in Wien.
64. K. k. Centralkommission zur Erforschung und Erhaltung
der Baudenkmäler in Wien.
65. K. k. geographische Gesellschaft in Wien.
66. Verein für Nassauische Alterthumskunde und Geschichts-
forschung in Wiesbaden.
67. Historischer Verein von Unterfranken und Aschaffenburg
in Würzburg.
68. Antiquarische Gesellschaft (Gesellschaft fiir vaterlän-
dische Alterthümer) in Zürich.
69. Allgemeine geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz
in Zürich.
Bonn, Druck von Carl Oeorgl.
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