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Full text of "Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande"

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JAHRBÜCHER 


DES 


TEREINS  TON  ALTERTHÜMSFREÜNDEN 


IM 


RHEINLANDE. 


HEFT  XXXVII. 


MIT  8  LITHOQKAPHIBTEN  TATELN  UND  MBHBSBXN  IN  DUN  TEXT 
SINGKBBÜOKTEN  HOLZSOHNITTBN. 


'^BONN. 

GEDRÜCKT  AUF  KOSTEN  DES  VEREINS. 

BONK,  BEI  A.  MARCUS. 

1864. 


Jf66j    4^.  ^^. 


InbaltsTerieicbnisst 
,  I.   Cholegraphie  ni  Ceschlchte. 

Seite. 

1.  Die  römischen  Flotten  bei  Bonn  und  BoulognOi  die  Pfahl- 
brücken  des  Julias  Cäsar  bei  Bonn  unft  Neuwied,  yon  Prof. 
Hüter         .  •  .  .  .  .1 

2.  Ueber  den  Wohnsitz  der  Yeleda,  von  Prof.  Fiedler  .       31 

3.  Ueisterbaoh,  yon  Dr.  ^ar/«««.  in' Düsseldorf   .  .45 

4.  Burg  Rosenau,  yon  Demselben  •  .51 

5.  Sohallgefässe  (hierzu  Taf.  YIII,  1—5).  Mittheiiung  der  Hm 
Prof.  Wieaeler,  Major  o.  Oohaueen  und  Baumeister  Peters  .       57 

6.  Zur  Topographie  der  Stadt  Göln  In  der  Romerzeit,  yon  Geh. 
Arohiyrath  Lacomhlet  und  Stadtbaumeister  Ucksehdorff  (hierzu 

Taf.  VIII,  6—7) 65 

n.  leakiialer. 

1 .  Die  römische  Niederlassung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler :       71 

A.  Ino   Leukothea.      Antike  Bronze   yon   Neuwied    (hierzu 
Taf.  I  u.  II),  yon  Geh.  Rath  Prof.  Bitschi  .  .       73 

B.  Silberrelief   yon    Neuwied    (hierzu    Taf.  ITI),   yon   Prof. 
Wieseler  in  Göttingen  .  .  .  .  .103 

C.  Mineryenstatuette    yon   Niederbiber,  yon    Prof.  Overhech 

in  Leipzig  (hierzu  Taf.  IV)    .  .  .  .  133 

2.  Mineryenstatuette  yon  Wels,  yon  Demselben  (hierzu  Taf.  V,  I)  149 

3.  Die  Aemter  auf  der  Ära  Fulviana,  von  Prof.  Henzen  in  Rom  151 

4.  Inschriften    aus   Trier   und  Umgebung,    yon    Prof.    Hilbner 

in  Berlin    ........     157 

5.  Eine  noch  unbekannte  Silbermünze  aus  der  Zeit  der  Bürger- 
kriege Roms  (hierzu  Taf.  V,  2),  yon  Hrn  Ed.  Bapp  .     166 

6*  Krone  und  Rronbehälter  —  wahrscheinlich  der  beiden  ersten 
lateinischen  Kaiser  flandrischen  Hauses  —  im  Dome  zu 
Namur    (hierzu  Taf.  VI  u.  VII),    yon    Prof.    aus*m    Weerth     169 

111.   Litteratur. 

'1.  Memoire  sur  les  anciennes  constructions  militaires  oonnues 
sous  ie  nom  de  forts  yitrifi6s  par  Fd  Preyost,  capitalne  de 
g6nie.  Saumur  1863.  Angezeigt  yon  0.  Oohausen  197 

2«    Der  Freiheitskrieg  der  Batayer   unter   Claudius   Giyilis   yon 


Seite. 
C  Cornelius  Tacitus'    Mit  Einleitung,    Commentar  und  zwei 
Karten  versehen  von  Ör.  Carl  Christ.    Oonr.  Völker,    Ober- 
lehrer   am    Gymnasium    zu   Elberfeld.    Zwei     Lieferungen. 
Elberfeld  1861    und  1863.   8.    Angezeigt  von   Prof.    Fiedler 

in  Wesel 210 

Der  Bär  in  den  Religiötien  des  Altetthums.  Den  Herrn 
H.  Meydr  und  H.  Koeohly  gewidmet  von  J.  J.  Baöhofen. 
Basel  bei  Ch.  Meyri.  1863.  46  S.  nebst  2  Tafeln.  4.  An- 
gezeigt Von  Prof.  Becker  in  Frankfurt  .  .214 
Besohrijying  van  de  voorwerpeü  van  Gcrmaanscheis,  Ger- 
maansch-Celtischen  en  Romeins^hen  oorspron^  en  van  lateren 
tijd,  uitraakende  de  gemeente-verz^-meling  tia  Nijmegen  door 
de  Commissie  tot  bewaring  van  voorwerpen  van  Geschiedenis 
en  Kunst  J.  V.  W.  Krnl  van  Stoüipwijk  ett  Dr.  Ji  H.  A. 
Scheers.  Nljöiegen,  Vieweg  et  Zoon.  1864.  6.  Angezeigt 
von  Dr.  Bramhach  .  -  .  222 
IT.   IlM^lleii. 

1.  üeber  ein  altes  Marmor-Relief,  von  Prof.  Bitschi  229.  2.  Aus- 
grabung Römischer  Ueberreste  an  der  Kapelle  zum  guten  Mann, 
von  Dir.  Rein  229.  3.  Römische  Röhrenleitung  bei  Frankfurt  a.  M., 
von  Prof,  Becker f  mit  einem  Zusatz  von  Maj.  v.  Cohausen  232. 
4.  Römisches  Fundament  bei  Laubach  236.  5.  Rom.  Aschensarg 
am  Gossberge  237,  6.  der  Gossberg,  von  Pfarrer  Barfels  238; 
7.  Münzfund  bei  Limperich,  von  Hauptm.  Wurst  238.  8.  Gold- 
fund  bei  Perscheid,  von  Freudenherg  240.  9.  Ueber  einen  in 
Coblenz  gefundenen  alten  Inschriftenstein,  242.  10.  Glockenin- 
schriften im  Kreise  Geilenkirchen  244.  11.  Ueber  einen  bei  Xan- 
ten gefundenen  Carneol  Intaglio,  von  v.  Quast  246,  12.  üeber 
diverse  römische  Gegenstände,  zu  Heiligenkreuz  und  Strass-Paulin 
gefunden  247.  13.  Alte  befestigte  Werke  im  Kreise  Gummers- 
bach, von  Hofrath  Essellen  247.  14.  Ausgrabungen  bei  Falken- 
burg, von  Dr.  Savelsherg  249.  15.  Gräberfunde  im  Brohl-  und 
Nettethale,  von  Freudenherg  250.  16.  Römische  Gräber  in  Bonn, 
von  Demselben  252.  1 7.  Nennung  der  Herrn  Correspondenten  der 
k.  Commission  zur  Erhaltung  und  Erforschung  der  Kunstdenkmäler 
in  dör  Rheinprovinz  253. 
Verzeichniss  der  Mitglieder  .....    255 


Bonu,  Druck  von  Carl  Georgi. 


L    Cborograpliie  and  Gesdiidite. 


1  Hie  ^ümifdiett  JlMtn  bei  Hom  mi  fionl^nt,  Me  ))fa^lbtMen 
De0  %xiixw  Cäfar  bei  iBr^tttt  ntti)  tteuuiiei). 


Eine  halbe  Stande  unterhalb  der  Stadt  Bonn,  arwischen 
den  Dörfern  Schwarzrheindorf  and  Bergheim  mündet  die  Sieg 
in  den  Rhein  aaf  der  rechten  Stromseite,  in  der  Richtung 
von  Osten  nach  Westen  fliessend.  Nachdem  sie  einen  weiten 
Weg  durch  ein  meist  enges  Gebirgsthal  zurückgelegt  hat^ 
tritt  sie  drei  Stunden  vor  ihrer  Mündung  in  die  Rheinebene 
ein,  und  Iftsst  ihr  Wasser  in  ruhigem  und  mitunter  trägem 
Laufe  dem  Rheine  znfliessen.  Nur  wenn  anhaltende  Regc^n- 
güsse  oder  schnelles  Schmelzen  der  Schneemassen  im  Früh- 
jahr die  zahlreichen  Gebirgsbftche  ihres  Stromgebietes  an- 
schwellen, steigt  sie  über  ihre  Ufer  und  strömt  in  mehreren 
Betten  dem  Rheine  zu,  die  Rheinehene  in  weiter  Ausdehnung 
üherschwemmend.  Weil  dieses  Anschwellen  der  Sieg  fast 
jahrlich  sich  wiederholt,  so  haben  ihre  iPluthen  in  einiger 
Entfernung  vom  Rheine  ausser  ihrem  gewöhnlichen  Bette 
noch  vier  andere  ausgegraben.  Diese  vier  Bette  enthalten 
bei  gewöhnlichem  Wasserstande  der  Sieg  in  einiger  Entfer- 
nung vom  Rheine  kein  Wasser :  dagegen  strömt  in  der  Nähe 
des  Rheins  sein  Wasser  in  diese  Einschnitte  hinein  und  bildet 
dadurch  vier  Häfen,  den  einen  etwa  sieben  MIhttten  vor  der 
jetzigen  Sfegmttlidung,  die  alte  Sieg  genatutt,  den  zweiten 

1 


2  Die  Römische  Flotte  bei  Bonn  und  Boulogne, 

und  dritten  sieben  Minuten  nördlich  von  der  jetzigen  Sieg- 
mündung an  der  Südseite  von  Bergheim^  den  vierten  fünf 
Minuten  weiter  bei  Mondorf ^  welcher  auch  den  Namen  der 
alten  Sieg  führt  Von  diesen  vier  Hafen  ist  derjenige,  wel- 
cher vom  Rheine  bis  nach  Bergheim,  an  der  Südseite  des 
hohen  Bergheimer  Uferrandes,  in  einer  Länge  von  beinah 
einer  Viertelstunde  sich  hinzieht,  ein  so  vortrefflicher  Hafen, 
dass  derselbe,  wenn  ihn  die  Natur  auf  die  linke  Seite  des 
Rheins  gelegt  hatte,  Bonn  wohl  zu  einer  grossen  und  reichen 
Handelsstadt  erhoben  haben  würde.  Dieser  Bergheimer  Hafen 
gehörte,  ehe  die  Französische  Revolution  die  Haudelsverhält- 
nisse  umgestaltete  und  den  Verkehr  des  linlcen  Rheinufers 
mit  dem  rechten  absperrte,  zä  den  besuchtesten  am  ünter- 
rhein»  überhaupt  zu  den  besten  Statten  zwischen  Rotterdam 
und  Basel,  wo  Schiffe  im  Winter  gegen  Eis  und  üeberschwem* 
mung  Schutz  finden  konnten.  Noch  erinnern  sich  die  ältd* 
sten  Bewohner  Bunins  und  der  Umgegend,  aamentlicli  der 
Hofrath  Oppenhoff,  Secretftr  der  Universität  zu  Bonn,  äim 
zwanzig  bis  dreissig  grosse  Holländische  Kauffartheischife 
hier  überwinterten.  Nach  diesem  Haff»i  zogen  noch  .v#r 
fünfzehn  Jahren  zur  Zeit  des  Winters  die  Nachen  der  Bonner 
Schiffbrücke  und  was  sonst  von  Fahrzeugen  bei  Bonn  vor- 
handen war :  jetzt  finden  diese  ihre  Zuflucht  in  einem  klei«* 
nen  HafeUi  den  die  Gigenthümer  der  Bonner  Schiffbrücke 
näher  bei  Bonn  an  der  gegenüber  liegenden  Rheinseiie  ao<- 
gelegt  haben.  Dagegen  ziehen  die  Badehäuser  von  Bonn,  die 
Naeben  der  benachbarten  Dörfer^  besonders  aber  Flösse  noch 
jeden  Winter  in  den  sicheren  Bergheimer  Hafen  ein»  Die 
Anlage  eines  Sichej-heitdtafens  am  Nordende  der  Stadt  C^ln 
durch  die  Franzosen,  als  sie  Herren  des  linken  Rheinufws 
waren,  dann  die  Errichtung  anderer  Häfen,  uanentlicb  m 
Düsseldorf  und  Emmerich,  hat  den  Hafen  von  Bergb^ioi  aUr 
mählich  fast  in  Vergessenheit  geratben  lasaeo,  imd  B^rgbeim 
wie  aucl)  das  ib»  naho.  liegende  Mundor^.wdqlie  v^r.ai^Uig 


Die  Bemisehe  Flotte  bei  Bonn  und  Boulogne. 


3 


Jahren  nahe  daran  waren^  Handelsplätze  ea  werden,  sind 
wieder  zu  kleinen  4andlichen  Gemeinden  von  1400  und  800 
Eiinwohnern  herabgekommen.  Diese  Gestaltung  der  Sieg« 
mllndiiag  wird  die  folgende  der  Generalstabskarte  entnom- 
mene  Zeichnung  zur  Anschauung  briugen. 


4  Die  BönUsche  Flotte  bei  Bann  und  Bouloghe. 

In  diesem  Hafen,  und  in  keinem  andern,  da  die  ttbrige 
Umgebung  von  Bonn  keinen  Hort  für  Schilfe  bietet,  musA 
jene  Flotte  gestanden  haben,  welche  die  Römer,  als  sie  nicht 
lange  vor  Christigeburt  das  linke  Rheinufer  nebst  Belgien 
ihrer  Herrschaft  unterwarfen,  bei  Bonn  aufgestellt  haben. 
Suchen  wir  jetzt  die  dunkeln  und  fast  verwischten  Spuren 
dieser  bei  Bonn  ehemals  stehenden  Römerflottej  so  viele 
davon  sich  noch  auffinden  lassen,  an's Tageslicht  zubringen! 
Ein  untrügliches  Zeugniss  über  den  Bestand  ^dieser  Flotte 
zur  Zeit  des  Batavischen  Krieges,  d.  h.  im  Jahre  70  nach 
Christigeburt,  hat  kein  geringerer  Gewährsmann  als  Come^ 
lius  Tacitus  uns  erhalten,  obgleich  dasselbe  bisher  unbe- 
achtet geblieben  ist.  Dieses  Zeugniss  enthält  seine  Erzäh- 
lung Hist.  V  22,  wodurch  Folgendes  berichtet  wird.  In  dem 
genannten  Jahre  machte  der  Römische  Heerführer  Petilius 
CerialiSf  nachdem  er  den  Bataver  Civilis  und  dessen  Heere 
zuerst  aus  Gallien,  dann  auch  aus  dem  unteren  Germanien 
und  der  Batavischen  Insel  vertrieben  hatte,  eine  Reise  den 
Rhein  hinauf  bis  nach  Bonn,  um  die  Winterlager,  welche 
zu  Neuss  und  Bonn  für  die  Römischen  Legionen  errichtet 
wurden,,  zu  besichtigen  (profectus  Novaesium  Bonnamque  ad 
visenda  castra  quae  hiematuris  legionibus  erigebantur).  Die 
Rückreise  des  Cerialis  mit  seinem  Heere,  oder  wenigstens 
einem  Theile  desselben,  von  Bonn  bis  Birten^  wurde  nicht, 
wie  die  Hinreise,  zu  Lande,  sondern  auf  einer- Flotte^  und 
zwar  mit  Vernachlässigung  der  üblichen  in  der  Nähe  eines 
Feindes  sonst  beobachteten  Vorsichtsmassregeln  ausgeführt 
(navibus  remeabat,  disiecto  agmine,  incuriosis  vigiliis).  Diese 
Sorglosigkeit  hatte  zur  Folge,  dass  die  Römer,  als  sie  im 
Lager  bei  Birten^)  übernachteten,  durch  die  Germanen  aus 
der  Umgebung  der  heutigen  Stadt  Wesel  überfallen  wurden 
und  sämmtliche  Schiffe  dem  Feinde  in  die  Hände  fielen.   Dass 


1)  Der   Name  von   Vetera  ist   im  Texte  des  Tacitus    ausgefallen. 


Die  Römisdte  Flotie  frei  Bann  und  Boulogne.  5 

Aea  CerialiSy  ab  er  ans  der  Bataviseheit  Insel  nack  Bmm 
kmaufisog;,  keine  Flotte  begleitete,  was  ohnehin  nicht  allein 
sehwierig  sondern  ganz  unisweckniassig  und  zeitraubend  ge- 
wesen wäre,  ergibt  eine  Vergleichung  dessen,  was  von  Ta-* 
citiis  kurz  darauf  (c.  23)  tnitgetheilt^wird.  Dadurch  erfahren 
wir,  dass  die  lUmerflotte,  welche  au  der  Westseite  der  Ba« 
tavisdien  Insel  auf  der  Maas  kreuzte,  nach  dem  Verluste  der 
Fahrzeuge  bei  Hirten  ein  Seegefecht  gegen  Civilis  bestand, 
also  nicht  verloren  gegangen  war.  Demnach  können  wir 
aiit  T<^ller  Sicherheit  annehmen,  dass  Cerialis  seine  Reise  von 
der  Batavischen  Insel  nach  Bonn  zu  Lande,  seine  Rickreise 
aber  durch  Schiffe  aus  der  Römerfloite  bei  Bonn  ins 
Werk  setzte.  Selbst  die  Ursache,  warum  Cerialis  bei  seinem 
Rückwege  die  Römische  Flotte  bei  Bonn  oder  doch  einen 
guten  Tbeil  derselben  mitnahm,  ist  aus  der  Erzählung  des 
Tacitus  noch  deutlich  zu  erkennen.  Denn  dieser  berichtet 
kurz  vorher  (H.  V  19),  dass  dem  Cerialis  bei  seiner  vor  der 
Reise  nach  Bonn  statt  gefundenen  Anwesenheit  an  der  West- 
Seite  der  Batavischen  Insel  Schiffe  gefehlt  hätten,  um  eine 
Schiffbrücke  über  die  Waul  zu  schlagen  und  auf  dersel- 
ben auf  die  Insel  der  Bataver  vorzudringen  (deesse  naves 
effidendo  pontiy  neque  exercitum  Romanum  aliter  trans- 
raissurum).  Dieser  Mangel  an  Schiffen  darf  nicht  so  ver- 
standen werden,  als  wäre  Cerialis  damals  ohne  eine  Flotte 
an  der  Westseite  der  Batavischen  Insel  gewesen,  da  eine  kurz 
vorher  gehende  Aeusserung  des  Tacitus  (c.  18:  debellatute 
eo  die  foref,  si  Romana  classiS  sequi  maturasset)  das  Ge- 
gentheil  lehrt.  Allein  die  hier  bezeichnete  Flotte  entliielt, 
wie  sich  uns  auch  bald  nachher  noch  zeigen  wird,  grössere 
Schiffe,  welche  zum  Aufschlagen  einer  Schiffbrücke  über  die 


Dass  aber  kein  anderes  Lager  als  dieses  zu  yerstehen  and 
Veterum  Tallam  statt  yallum  zu  ergänzen  sei,  habe  ich  in  die- 
sen Jahrb.  XX&II  S.  10—16  gezeigt. 


6  Die  Römische  FhUe  bei  Bonn  tmd  BäulogneL 

WmI  aicht  g4$braii€bl  werden  koontfii.  Um  also  bei  de» 
nftcbflteii  Angriife,  welcbeq  Cerialis  gegen  die  BataTer  r&tm 
bereitet«^,  für  einen  Uebergang  auf  die  BaUviscbe  Insel  betaer 
gerüstet  zu  sein,  nahm  er  eine  gule  ZabI  Ueiaer  ScibiiFe  lutdl 
Nacben  ans  der  Bonner  Flotte  mit:  denn  dass  diesie  mit  sal«i 
eben  kleinerea  Fahrzeugen  reieblich  verseben  war«  lehrt  umi 
die  bald  darauf  folgende  Erzählung  des  Tacitus  (Hist.  V  83)» 
wie  Civilis  die  dem  Gerialis  dureh  den  niobtlieben  Ueherlalt 
bei  Birten  entrissenen  kleinen  Fahraeuge  f<ir  ein  Seegef^cbl 
gegen  die  Rümiscbe  Flotte  auf  der  Maas  auszurüsten  uJid  zu 
benutzen  versuchte. 

An  diese  Flotte  bat  man  zu  denkep»  wenn  von  RlHiii'^ 
sehen  Gescbichtscbreibern  oder  auf  alten  Steinschriften  ein? 
classis  Germanica  erwähnt  wird.  Diese  Flotte  befehligte 
im  Jabre  69  nach  Cbr.  Julius  Burdo^  als  der  Legat  der 
ersten  in  Bona  stehenden  Legion,  Fabius  Valens,  mit  der 
Reiterei  der  Legion  und  der  Bundsgenossen  aus  seinem  Lager 
nach  Cöln  aufbrach  und  den  Aulus  Vitellius  zum  Kaiser  des 
Römischen  Reichs  an  Gaiba's  S|telle  ausrief.^)  Dem  Julius 
Burdo  aber  hätte  diese  Empürung  beinah  ein  blutiges  Endi^ 
bereitet,  weil  die  Soldaten  den  Sturz  des  Fonteius  CapitO| 
der  vor  Vitellius  Statthalter  von  Uutergermanien  gewesen 
war,  ihm  Schuld  gaben  und  darum  seinen  Ted  verlai^teHi 
der  auch  erfolgt  wäre,  wenn  Vilellius  ihn  nicht  durch  Ust 
dem  Grimme  der  Erzürnten  entzogen  hätte,  indem  er  ihn 
gefangen  nehmen  Hess  und  erst  nach  dem  Siege  über  Oth« 
wieder  frei  gab^)«  Zum  Nachfolger  des  Burdo  \n  dessen 
Stelle  hatte  Vitellius  den  Julius  Tutor  aus  Trier  erkorem 


2)  TacituB  Eist.  I  57. 

3)  Tac.  Hist.  1 58:  luliumBurdonem,  Qermanicae  clasaü  praefeetum, 
a^ta  sabtcaxit.  Exarserat  ia,  e^m  iraoundia  oxeifoitu»,  tarnq^am  ori- 
xnQQ  aQ  mox  insldias  FoQteio  Capltoni  atcw^etu  Grafta  erat 
memoria  Capitonis;    et  apud    saeYieates  oooidero  ^ftlai»»  ingno- 


Die  Rßmisöhe  FMte  hei  Bern  und  Boukgne.  7 

vMkhA'  .^pftter  ft>n  ie»  BMerii  aMel  uM  zmt  Ptitei  dM 
CtiiUs  abertr«!.  Taoit.  Hisl.  Uli  55:  Tutor  fiiHte  RJwni  a 
Vii»lÜ0  praefeetas,  4.  h.  elassi  OermaBicae  praefectos.  Ein 
dtiUep  ildmirai  di^Mr  Ffoltp  (pfaefecliis  ciassis  Ckrmaiiicae), 
ilf.  ilamäitif^  CrescenSy  wird  auf  ctoeai  Steine  aas  Cöln  ge^ 
Banut^),  umI  «in  Schiffs-Capitün  derselbeii  (trierarcilas)  mit 
Nanlen  RufriMs  CtAenM  bat  im  Außra^d  von  VexiUmtiem 
4er  (retmamscken  FloUe  (Vexillarii  dassis  Gtrmankae) 
4tm  Juppiler  (1^  M)  im  BrMthale^  dessen  Back  e^/s  Stunda 
•berlialb  Bsao  in  den  Rliein  mftadet»  ein  Denkmal  gesetat'). 
Besonders  wichtig  aber  für  die  ▼orUegende  Untersuclmng 
flind  awei  andere  ebenfalls  im  Brakttkale  gefundene  lasekrtf« 
ten^Steine^  wtnron  der  eine  jetot  im  Museam  von  Nymwefen, 
der  andere  im  Museum  von  Cöln  aufbewalirt  wird,  weil  aus 
Hinen  hervorgeht,  dass  die  Flotteostation  bei  Bonn  naeh  dem 
grossen  Verluste  bei  Birten  nicht  etwa  aufgegeben,  sondern 
dass  dieser  Schaden  bald  wieder  ersetzt  worden  ist.  Denn 
nach  dem  ersteren  lassen  vexillarii  classis%  d.  i.  classis 
Germanicae^  wie  auf  den  vorher  angeführten  und  andern 
bald  zu  nennenden  Inschriften  steht,  im  Verein  mit  Vexilla- 
riem  (Detacbenfents)  aas  der  ersten  Hinervischen,  der  sechsten 
and  aeknten  Jiegion,  aus  Coborten  und  Alen,  dem  Hercules 
Sazantis  ein  Denkmal  errichten^).   In  dem  andern  lassen  die 


soere  non  nlsi  fallsndo  lieebat.     Itä  in  custodia  habitaa  et  post 
Tietoriam  demam,  atrfttis  lam  miUtum  odiia,  dimis»ua  est. 

4)  Yereine-Jalirb.  VÜI  S.  166.  Or.  Henaeü  6867.  Dae  Denkmal 
des  Hereulet  Sazanne  v.  J.  Freddenberg  8.20. 

5)  Das  Denkm.  des  Hercules  Sax.  S.  8  n.  20. 

6)  Das  Wort  eiagms  heisst  nach  einer  Lesaof  der  Insehrift  GLQ 
(Jansaen),  nach  einer  andern  G\LQ  (Ctmneffieter),  was  von  Freu- 
denbergf  (a.  a^  O.)  elassis  qoi  (sünt)^  von  Urllohs  (in  d.  Jahrb. 
XXXVI  S.  100)  zum  Theil  richtiger  classisqae  gelese)^  wird. 

7)  Die  Veranlassi^  sowohl  zur  Stift dna  dieses  als  des  andern 
grossem  Denkmals  ist   noch  nicht   enträthselt      loh  termuthe, 


8  Die  Adfltbafte  Jhtte  bei  Bmn  und  BtHOoffne, 

flechsle,  «e hnte  uti  zwenmdzwaoffigste  Legi»D|  Al«ii,  Cohor» 
ten  und  FloCtensoldaten  dem  lovictos  Hercales^  d.  h«  deitt 
Phdnicischen  Sonnengotte^),  (lielleichl  dem  Juppiter  und 
Hercules)  ein  grosses  und  bedeutsames  Denkmal  setses. 
Beide  Werke  fallen  neher  nach  dem  Jabre  100  nach  Chr.^ 
wahrsrheinlich  zwischen  104  und  130^  wie  Vrliebs  in  diei» 
sen  Jahrbachern  (XXXVI  S.  100-^104)  dargethan  bat,  d.  b. 
mehr  als  dreissig  oder  vierzig  Jabre  nach  dem  Batavischen 
Kriege.  Daraus  ergibt  sich,  was  auch  schon  an  sich  wahr- 
scheinlich ist,  dass  die  Flotte  bei  Bonn  nach  de»  emj^ndli^M 
eben  Verluste  bei  Birten  ergänzt  und  eminiert  ihren  ehemaligem 
Stand  wieder  eingenommen  hat.  Noch  andere  Erwähanngen  der 
Germanischen  Flotte  finden  sich  auf  einer  Inschrift  aus  Ar-^ 


da^s  die  in  den  beiden  Inaohriften  genannten  Trappenkörper 
für  irgend  einen  Sieg  dem  Hercules  ihre  Gabe  darbraobten« 
kann  aber  nicht  zugeben,  dass  sie  einen  Dank  für  Förderung 
ihrer  Arbeit  in  den  Tuffhrüchen  des  BrohlthaU  aussprechen 
wollten^  wie  Dr.  Freudenberg,  z.  Archivar  unseres  Vereins,  und 
Prof.  XJrliohs,  Stifter  und  Ehrenmitglied  desselben,  der  Etstere 
in  dem  Denkm.  des  Herc.  Sax.  S.  13  ff.,  der  Andere  in  diesen 
Jahrb.  XXX YI  8.  100  n.  104  angenommen  haben.  Denn  abge^ 
sehen  von  dem  Unglaublichen^  das«  bei  dieser  Auffassung  vor 
der  Errichtung  des  dem  Hercules  Invietus  gewidmeten  Denk- 
mals drei  Legionen,  überdies  noch  Alen  und  Gehörten  der  Hülfs- 
truppen  und  die  Soldaten  der  Flotte  in  dem  engen  und  nicht 
langen  Brohlthale  Tuff  gebrochen  haben  sollten,  ist  auch  das 
Arbeiten  in  Steinbrüchen  (in  lautumiis)  keine  Beschäftigung  für 
Legionarier,  so  bekannt  es  auch  ist,  dass  diese  seit  Angustus 
für  andere  militärische  Arbeiten  herangezogen  wurden.  Denn 
Steine  brechen  und  Erz  graben  waren  Sclayenarbeiten,  wie  den 
Lesern  des  Plaatas  bekannt  genug  sein  wird;  und  wenn  ein 
Heerführer  Legionen  sogar  zum  Bergbau  missbrauchen  wollte, 
so  wurden  sie  missmuthig  und  beschwerten  sich  beim  Kaiser 
(Tacit.  Ann.  XI  20). 
8)  S.  Braun  in  d.  Annalen  des  histor.  Vereins  für  den  Niederrh 
Jahrg.  1863  S.  1  fgg. 


Die  Bömlsoke  ¥htie  bei  Bann  und  Boulögne:  9 

Um  iwd  auf  swei  Votivtitttren  des  Bontter  Museiiins.  Vgl* 
OreUi-HeD;ien  3600.  686S.  6866.  Lersch,  Centraliii.  II  13  u» 
HI  145w  Freudenberg,  das  Denkmal  des  Hcrc.  Sax.  S.  90. 
Der  erste  dieser  drei  Steine  ist  einem  ehemaligeH  Schiffs^ 
C^pUain  der  Germmäschen  Flotte  (extrierarch.  cla$s* 
Qerm.\  dem  Domitius  DomitianuSy  von  seiner  Gattin  gesetzt; 
mit  den  beiden  andern  haben  zwei  Soldaten  dieser  Flotle  ein 
GelaMe  geU^st. 

An  die  bisher  gegebene  Nachweisung  scbliesst  sich  fol- 
gende Frage:  welcher  Rdmer  hat  die  bei  Bon»  im  Safem 
von  Bergheim  stehende  Flotte  aufgestellt,  und  welches  Ziel 
hat  derselbe  dabei  in's  Auge  gefasst?  Darüber  gibt  uns  Auf- 
aehiuss  eine  ffir  die  Urgeschichte  der  Rheinlande  wichtiga 
Nachricht,  welche  durch  JuUus  Plorus  aas  de«  Geschichts- 
werke des  Titus  Livius^)  auf  uns  gekommen,  aber  bisher 
noch  nicht  genägend  aufgeklärt  ist^^).  Diese  lautet  (IUI  13 
96:=  II 30)  nach  den  beiden  ältesten,  von  einander  unab- 
hängigen Handschriften  des  Florus,  einer  Bamberger  aus  dem 
nenten  und  einer  Heidelberger  ans  demselhen  Jahrhundert^ 
welche  die  neuesten  Herausgeber  des  Flonis  bei  der  Textes* 
gestaltang  desselben  als  die  zuverlässigsten  Gewährstäcke 
mit  Recht  zu  Grunde  gelegt  haben,  im  Wesentlichen  über- 


9)  Ueber  die  Abhängigkeit  des  Florus  von  Livius  im  Ganzen,  vor- 
züglich aber  in  seiner  Beschreibung  des  Germanischen  von  Dru- 
sas  geführten  Krieges,  vergl.  meine  Nachweisung  in  diesen 
Jahrbüchern  H.  XVII  S.  1—8. 
10)  Vergl.  Jahrbücher  H.  XVII  S.  1-6»,  Doppelhtft  X^XHI  u. 
XXXIV  S.  1 — 55*  In  diesen  beiden  Abhandlangen,  wovon  die 
eine  von  mir,  die  andere  von  J.  Becker  verfasst  ist,  findet  der 
Leser  eine  Kritik  aller  mit  jenen  Worten  angestellten  Versuche. 
In  wie  weit  meine  jetzige  Auffassung  der  Sache  von  meiner 
früheren  Behandlung  derselben  im  17.  Hefte  dieser  Jahrbücher 
abweicht  oder  damit  überdnstimmt,  wird  aus  einer  Verglefchnng 
beider  sich  von  eelbflt  ergeben. 


10         Die  Rffmisi^  FMte  hei  Bonn  und  Bouhgne. 

•iustimmeiid,  in  Kleinigkeiten  abweidiend :  den»  in  der  ernten 
stekt  so :  twrmmn  et  eaesoriacüm  pentilni»  ionxit  dassibosqte 
flrnavit,  in  der  Heidelberi^er  so:  bonnam  et  gesogiemcum 
ponliline  ianxit  elassibusque  ftroiavit  {Dru9usy  Die  Banibei^ 
fl^er  Hand^brife,  welche  im  Ganzen  minder  fetiterhafl  als  üe 
Heidelberger  gesehrieben  ist,  nennt  ans  an  der  ersten  Stelle 
eine  Stadt  Borma,  die  Heidelberger  Bonna;  wetcher  iron  bei^ 
den  sollen  wir  trauen?  Ich  würde,  wie  ein  gelehrter Mitar^ 
beiter  unserer  JahrbOeher,  Professor  Becker,  und  die  beiden 
neuesten  Herausgeber  des  Floras,  O.  Jahn  und  Cl  Balm 
getkan  haben,  mit  Rfieksicbt  auf  die  grössere  Auetoritat -der 
Bamberger  Handschrift  Borma  vorziehen,  wenn  ick  eine 
Stadt  dieses  Namens  am  Rhein  aufarutlndea  vermtkhte,  oder 
wenn  sonst  Jemand  am  Rhein  oder  in  dessen  Näke  ein  Borma> 
nackgewiesen  fcntte:  denn  an  den  Rhein  weisen  uns  sowohl 
die  Worte,  welche  diesen  vorhergehen,  als  jene,  welche  ihne« 
folgen  (in  Rheni  quidem  ripa  foinquaginta  ampHus  castella 
iirexit  (Brnsm),  und  invisum  atque  inaecenswn  in  id  tempna 
Herrfiiinm  saltmn  patefecit),  an  den  Rhein  weist  uns  aveb 
der  Inkalt  und  die  Vebersehrift  des  Abochnittes  (BeUnm  Oer<^ 
manienm),  worin  Flonts  die  Feldzüge  des  Drnsus  inriacben 
RheHi  und  Elbe  beschrieben  hat«  Aber  weder  am  Rhein 
noch  sonst  wo  in  Europa  ist  eine  Stadt  Borma  zu  finden, 
und  wenn  Becker  irgend  eine  untergegangene  Stadt  dieses 
Namens  an  der  Nordktiste  Galliens  nicht  weit  von  Boulogne 
voraussetzt  (Jahrb.  H.  XXXUl  u.  XXXIV  S.  49),  so  wird 
diese  Vermuthung  weder  durch  irgend  eine  alte  Scherbe  noch 
durch  eine  Spur  von  Nachricht  bekräftigt,  abgesehen  davon, 
wie  Drusus  wohl  dazu  gekommen  sei,  zwei  Flotten  bei  zwei 
nicht  weit  von  einander  entfernten  Gallischen  KOstenstädten, 
bei  einem  verschwundenen  Borma  und  bei  Boulogne  (Geso- 
riacum)  aufzustellen,  und  dass  nicht  minder  räthselbaft  blei- 
ben würde,  was  diese  Flotten  zu  der  von  Drusus  beabsich- 
tigten Sicherstellung  des  Rheinufers  hätten  beitragen  kttnnea 


SHe  Römische  Fk4i9  hei  Bann  und  Böuhgne.         11 

Ikftf efes  nennt  uns  die  andere  gleich  alte  Handeebrift  des 
Plön»  nickt  nur  eine  wohlbekannte  alte  Rmnerstadt,  sondern 
auch  «ine  am  Rhein  geleg^ene  Stadt,  eine  solche,  wekbe  der 
SosaHMneohang  und  der  Inhalt  der  ErnaMung  erwarten  lassen» 
Daher  dtfrfen  wir  in  dieser  Naneiisform  onserm  Heidelberger 
Zeugen  wehr  traoen,  von  dem  Bamberger  aber  anuehmen« 
dass  er  hier  einen  Idchten  Sdireibfebler  begangen  halt,  in^ 
dem  er  entweder  in  seiner  Vorlage  einen  Zog  am  oberen 
8nde  des  ersten  n  in  Bonna,  ein  rm  statt  im  nu  finden  wähnte, 
oder  durch  das  nächste  caeso*mcum  verleitet  wurde,  in  einen 
Assimilatioiis-Schroibfehler  zu  verfaUen  und  «o  das  Monstrum 
ikrma  in  die  W^t  zu  setzen. 

Die  nächste  sieh  eiasteltende  Präge  ist,  in  wieweit  die  an« 
dere  von  Florus  genannte  Stadt  zu  Bonna  passe  oderdage* 
gen  streite.  lu  der  Benennung  »uch  dieser  Stadt  gehctt  die 
beiden  ältesten  Documente  wieder  auseinander:  denn  im  Barn* 
berger  steht  cMesariacum,  im  Heidelberger  gesogkiTmmmi^ 
aHein  aach  hier  kann  über  die  richtige  Namensfonn  kein 
Zweifel  bleiben,  weil  der  Bamberger  Schreiber  im  Anfkoge, 
der  Heidelberger  in  der  Mitte  einen  leicht  zn  ettlaronden 
Schreibfehler  zugelassen  hat.  Denn  der  Bamberger  hat, 
wahrseheinlich  durch  unzeitige  Erinnerung  an  Caesar  ver«* 
leitet,  caeseriacum  statt  Geseriacum  geschrieben,  der  Hei*« 
delberger  aber,  weil  die  Anfangssylbe  des  Wortes  sich  zu 
stark  seinem  Ohre  eingeprägt  hatte,  den  ersten  Buchslaben 
auch  in  die  zweite  Hälfte  des  Worten  und  noch  ein  tiberflns- 
mgc8  m  hineingebracht,  wodurch  bei  ihm  ein  gew^gkmcum 
statt  Geso-rUwwm  zum  Vorschein  gekommen  ist.  Nerkwir« 
üger  Weise  treffen  wir  den  Schreibfehler  Gesa-gUif  statt 
Geseriaco  auch  auf  der  Tabula  Peotingeriana,  wo  er  duvctt 
dieselbe  Veranlassung  entstanden  sein  wird.  Sobald  wir 
aber  die  Fehler  der  beiden  Florus-Handschriften  meiden  und, 
wafi  sie  Richtiges  haben,  aufinefanien,  so  befconunen  wir  den 
Namea  j#ner  Stadt  im  Belgischen  Gallien^   welche   zuerst 


12         Die  Röndgche  Flotte  bei  Botm  und  Bimlogm. 

GtsofiaeMm  (mit  gescliirfter  Airfuigssylbe  auch  Geggoriaeum) 
biefls»  daMi  BMOUfa  genaont  wurde,  wovon,  wie  bekannt, 
der  jetflige  Name  der  Küsten-  und  Hafenstadt  Boulogne  sei* 
nen  Ursprung  hat.  Demnach  erfahren  wir  durch  Florus  oder 
durch  dessen  Gewährsmann  Livius,  dass  Claudius  Drusus,  der 
Stiefsohn  des  Auguslus,  als  er  in  den  Jahren  13—9  rot 
Christus  Germanien  bekämpfte,  eine  Flotte  bei  Boim  und 
eine  zweite  bei  Bouhgne  aufgestellt  hat 

Nachdem  das  Dasein  einer  bei  Bonn  stehenden  Römischen 
Flotte  oben  auch  aus  einer  anderen  hi^ehst  achtbaren  Quelle 
nachgewiesen  ist,  nachdem  wir  auch  drei  Admirale,  zwei 
Capitäne,  Soldaten  und  Matrosen  dieser  Flotte  kennen  gelernt 
haben,  so  würden  wir  sum  Märtyrer  des  Buchstabens  wer- 
den, wenn  wir  in  den  Worten  des  Florus  an  dem  Schnitaer 
Borma  noch  festhalten  und  uns  gegen  den  wahren  Namen 
von  Borma  strftuben  wollten.  Gehen  wir  auf  der  so  gewon«- 
nenen  sicheren  Grundlage  weiter!  Die  im  Jahre  70  nach 
Cbristui  bei  Bonn  stehende  Römerflotte  kann,  da  weder  der 
Kaiser  Nero,  noch  dessen  Vorgänger  bis  auf  Augustus  in 
der  Einrichtung  des  unteren  und  oberen  Germaniens  etwas 
Neues  aufgebracht  haben,  nur  unter  Augustus  hier  aufge- 
stellt sein.  Daraus  folgt  weiter^  dass  die  Angabe,  Drusus 
habe  ^ur  Zeit  seiner  gegen  die  Germanen  unternommenen 
Feldzüge  eine  Flotte  bei  Bonn  aufgestellt,  vollen  Glaube» 
verdient  und  keinem  irgend  begründeten  Zweifel  unterworfen 
werden  darf.  Die  damit  verbundene  Erwähnung  einer  zwei- 
ten, von  Drusus  bei  Beulogne  aufgestellten  Flotte  findet  eine 
genügende  Erklärung  darin,  dass  die  beiden  Germanien 
(Germania  inferior  und  G.  superior)  mit  dem  Belgischen 
Gallien  von  Augustus  zu  einer  Pramm^  Belgien  genannt, 
verbunden  ^^)  und  der  Verwaltung  des  Drusus  anbeim  gege- 


ll) PHnius  N.  H.  mi  17  (31)  §.105—106.    Ptolemäns  Geogr.  H  9, 
Dio  Gassias  LIU 12.    Feehfer  in  Gerlaohs^  Hotttngers  u.  Waokei^ 


Die  lUndseke  FMie  bei  Bonn  und  Beulogne.         13 

Im»  waren.  Die  beiden  StäAe,  wo  liie  nwei  Rbmiselien 
PMten  ihre  Stelle  erhielten,  kg^ea  an  den  entgefcengesetaten 
finden  der  grossen  Belgischen  Provinz,  Bonn  an  der  {^Hiehenf 
Boulogne  an  der  westlichen  Seite  derseibui.  Adinlich 
scbtitale  Ilalien  nach  Westen  die  Hatte  hei  Misenumy  nach 
Osten  dieRavennatische.  Wenn  die  Rheinischen  Legionen  keine 
genügenden  Lebensmittel  besassen  oder  -  Rhein  und  Maas 
durch  feindliche  Fahrzeuge  bedrohet  wunien,  so  konnte  die 
Hotte  von  Boulogne  durch  die  Mttndung  der  Maas  den  Be^ 
drängten  zm  Hülfe  eilen.  Das  ist  im  Batavischen  Kriege,  im 
Jahre  70  aach  Christas,  geschehen.  Denn  um  den  Römern 
die  ZußAren  aus  GaUienf  d.  h.  durch  die  Schiffe  ans  der 
Flotte  von  Boulogne,  dem  nttchsten  dortigen  Hafen  der  R#mer, 
ubzuschneiden  (ut  eo  terrore  commeatus  Gallia  adventantes 
interciperentur,  Tacit.  H.  V  23),  entscbloss  sich  Civilis,  der 
Rttmiscben  Flotte  ein  Treffen  an  der  Mftndnng  der  Maas  au 
lieCern.    Selbst  die  hier  erwähnte  RiHnerflotte  muss  aus  OaU 


nsgels  Schweiz.  Museum  für  histor.  Wissensch.  III  S.  308 — 341. 
7%,  Mommsen  in  den  Beriohten  der  K.  Sachs.  Gesellschaft  z. 
Leipzig,  phil.  Mst-  Classe  Bd.  HI  S.  230—235.  Auoh  Germani- 
ms,  als  er  in  den  Jahren  14  bis  16  nach  Chr.  Germanien  be- 
kämpfte, war  nicht  nur  über  die  beiden  OernMuuen  sondern 
über  das  gesammte  Belgische  Gallien  gesetzt;  vgL  Tacit.  Aon.  1 31 
und  43,  II  5.  l^ach  dem  Abzüge  des  Germanicus  sind  die  drei 
Theile  dieser  grossen  Provinz  nicht  mehr  einem,  sondern  drei 
kaiserlichen  Statthaltern  zur  Verwaltung  übergeben  worden, 
und  dadurch  ist  auch  der  Sprachgebrauch  aufgekommen,  jeden 
dieeer  Theile  (das  untere  und  obere  Germanien  und  Bel- 
gioa)  als  eine  ffir  sich  bestehende  Provinz  zu '  bezeichnen;  rgh 
Tacnius  Ann.  IUI  73:  vexilla  legionum  e  9up9fior€  fr&tineia 
(nas  dem  oberen  Qerman$en)  —  accivlt;  H;  I  51 :  exereiiiia 
finibus  provinciarum  (durch  das  Gebiet  des  obofea  und  untere^ 
Germaniens)  discernebantur ;  Ann.  XIII  53:  invidit  operi  (An- 
lage eines  Canals  zwischen  Mosel  und  Saone  durch  L.  Vefusj 
Legaten  des  oberen  Germaniens)  Aelius  GraciHs,  Belgicae  le- 
g&tus,  deterrendo  reterem  ne  legiones  alienae  provinciae  inferret. 


14         Die  BSw^ohe  Fhtie  bri  Bann  und  Büulogne, 

lieH,  4«  II  alw  Boiil^nei  heAeigteili  sdn,  wie  abh  lekht 
jMigM  Ittwt.»  Dean  s&aMDtlidie  Fahracuf e,  wddie  die  Rdmtt 
bei  der  Bs^tavisehen  iqa»I  auf  der  Waal  und  der  Maas  ua-» 
ilneUelteo,  waren  bald  nach  dem  Ausbruche  des  Baiayifiehea 
Attfslandes  im  J.  #9  nach  Chr.  ven  CiviUs  and  dessen  An-* 
bttn^m  gefangen  genorooien  (Tacit  H.  IUI  16).  Von  dieser 
Zeil  bis  «ur  Ankunft  des  Cerialis  halten  die  aiifgeslandenen 
Bataver  ia  ihrem  Lande  und  auf  ihren  Strömen  eine  unbe* 
dingte  Herrschaft  behauptet«  Wenn  nun  dem  Cerialis,  als  er 
mit  seinen  Legionen  gegen  die  Insel  der  Bataver  vordrang, 
eine  Kriegs-Flotte  aur  Seite  stand  {Tmc.  B.  V  18  n.  2t  u.  23), 
welch«;  von  Bonn  nicht  gekommen  sein  konnte,  weil  diese 
erst  später  herangezogen  wurde  und  bei  Birten  verloren  ging, 
so  kann  dieselbe  nur  von  der  Gallischen  Küste,  d.  h.  aus 
dem  Hafen  von  Beulogne  gekommen  sein.  Der  sehen  mehr- 
fach von  Cerialis  geschlagene  Civilis  wurde  durch  die  von 
seinen.  Verbündeten  bei  Birten  erbeuteten  Bonner  Fahrseuge 
mit  neuem  Moihe  so  erfüllt,  dass  er  ein  Seetreffen  gegen  die 
Römer  zu  wagen  sich  entschloss.  Dieses  Gefecht  wurde  ohne 
Erfolg  an  der  Mündung  der  Maas  geliefert,  und  so  geschah 
es  durch  ein  merkwürdiges  Zusammentreffen  von  Ereignissen, 
dass  Fahrzeuge  der  beiden  Flotten,  die  einander  helfen  soll- 
ten, sich  jetzt  feindlrch  bedroheten.  Dieses  Gefecht,  das 
letzte  im  Batavischen  Kriege,  hat  uns  Tacitus  (H.  V  23)  be- 
schrieben, eine  Beschreibung,  bei  der  ich  noch  einen  Augen- 
blick verweilen  will,  weil  sie  uns  über  die  Beschaffenheit  der 
Römerflotte  hei  Bonn  Aufschluss  gibt.  Seine  Worte,  welche 
nidit  ohne  Lücken  und  Verderbnisse  auf  uns  gekommen  sind, 
lauten  nach  meiner  Ergänzung  und  Berichtigung  so:  Civilem 
eiq^do  ittde  inoessit^^)  navalem  aeiem  ostentandi.  Complet 
quod  bireminm  quaeque  simplici  remonan^^)  ordine  ageban- 

12)  Stf tt  inda  ijocetsit  gibt  die  Uebeilieferusg  tnvatit  inoetsit,  inde 
ist  von  N.  Hewsius  YerboMeri 

13)  Dfta  für   den  .4<ui<9^>^<)^   unentb ehrliche  remorum  (Schiffe   mit 


Dh  Bömi$oh$  Fhfie  bei  Bünn  und  BaulogHfi.         15 

imr;  a^iecta  iagens  Imllriniii  viSb  Tncenos  quadragefloifiic 
süVVO$  Ulis  imp0smt^*'}^  »eA  armameot*  LibumidB  solfta;  tt 
«UQul  captae  luatres  aagulis  versicoloribua  havd  ind^ora  pra 
veUs.  iuvabaiitur. .  Hier  werden  Schiffe  mit  swei  luid  nk  emeir 
Reihe  von  Rvderbanken  anigtMhli,  überdies  etne  UtiteM 
V4m  Nucken^  das  heisat,  kleinere  Schiffe  «hne  Verdeck^  ya« 
welchen  bemerkt  wird,  dass  sie  erbautet  aeiea,  d.  b.  erheatet 
hei  dem  nächtlichen  Angriffe  zu  Birten.  Daa  bei  dieaem 
Ueherfalle  weggenommene  Admiralscbiff,  eine  Trireme,  hatten 
die  Geriaanen  an  ihre  Wahrsagerin  Velada  geschenkt  (Tacit 
B.  V  22),  von  den  übrigen  werden  sie  auch  wohl  noch  ainigf^ 
der  werthFoIIeren  fqr  sich  behalten  haben*  Die  ttbrigen  und 
besonders  die  kleineren  überliessen  sie  dem.  Civilis^  der  ihre 
Bewegung;  durch  Ausspannen  von  Porpurmttnteln  (sagiilia 
versicoloribus)  statt  Segeltücberu  erleicbterle.  Daraus  ist  gm 
ersehen,  dass  die  Flotte  bei  Bonn  eine  grosse  Zahl  Ueiaer 
Fahrzeuge  enthielt,  welche  zu  jeder  Jahresaseit  und  beij<^eai 
Wasserstande  den  Rhein  befahren  konnten,  besonders  aber 
zum  Aufschlagen  4iiner  Schiffbrücke  über  d«n  Rhein«  wenn 
ein  Heer  zum  Einmärsche  in  Feindesland  iibersetaen  sollte, 
geeignet  waren. 

Noch  aber  bleibt  zum  voliatändigea  Versiaadniss  der  nas 
Iiivius  mitgetheilten  Nachricht  des  Floms  eine  Erklärung  der 
Worte  Bonnam  et  Gesoriacum  ponäbus  iüuxit,  alm  ein  Auf<- 
sehluaa  darüber»  wie  Bona  und  Boulogne  durch  Bntehen 
von  Drusus  in  Verbindung,  gesetzt  seteUy  su.  wünschen 
übrig.  Darüber  will  ieh  meine  Vermutlmng^  denn  mehr  kann 
ich  nicht  geben,  den  Lesern  dieser  Jahrbücher  nicht  vorent» 
halten.  Wir  würden  die  Angabe  des  Plorus  Idcfat  verstehen^ 
wenn  via  munita   ac  panübus  iunxU  geschrieben  stindex 

einer    Reihe    Ruder)    ist    wahrscheinlich   bei    seiner  Abkürzung 
reo24#  vor  ordine  übersehen  worden. 
14}  Ein  alter  Abschreiber  do9  Tacitus  ist  von  mt  zu    dem    ähnlich 
lautenden  sed  übei;ge9prangen.  ... 


16  SHe  R(hni8<^e  Hotte  bd  Bann  tmd  Baulogne. 

ima  eine  Chaussee  nebst  Ueberbrflcbmg  von  Flüflsen^  wt/r*- 
Ober  jene  führt,  dient  zur  Verbindung  von  Städten  und  Lan- 
dern. Aber  wenn  eine  Chaussee  durch  Julius  Cftsar,  den 
Eroberer  Oalliens,  oder,  was  wahrscheinlicher  ist,  von  Ao- 
gnstus,  als  er  in  den  Jahren  27  u.  26  vor  Chr.  die  Angele- 
genheiten Oalliens  ordnete,  zwischen  Boulogne  und  Bonn 
bereits  angelegt  war,  so  konnte  Livius  und  aus  ihm  Horus 
von  den  Arbeiten  des  Drusus  nur  das  erwähnen,  wodurch 
die  von  Cäsar  oder  Augustus  begonnene  Verbindung  der  öst- 
lichen und  westlichen  Theile  vom  Belgischen  Gallien  ihre 
Vollendung  erhalten  hat,  die  Ueberbrückung  der  Ströme, 
welche,  zwischen  Bonn  und  Boulogne  zu  fiberschreiten  waren. 
Darin  also,  das  Brückenbauten  erwähnt,  aber  einer  Kunst- 
strasse nicht  gedacht  wird,  scheint  Grund  für  die  Annahme 
zu  liegen,  dass  Drusus  eine  Heerstrasse  zwischen  Bonn  und 
Boulogne  bereits  vorfand  und  daher  seine  Thätigkeit  auf 
dasjenige,  was  an  einer  ordentlichen  Verbindung  der  östli- 
chen und  westlichen  Städte  im  Belgischen  Gallien  noch  fehlte, 
richten  und  beschränken  konnte,  auf  den  Bau  von  Brücken  « 
über  die  Flüsse,  welche  zwischen  dem  Rhein  und  der  Belgi- 
schen Nordküste  eine  gute  Verbindung  hemmten.  Jene  von 
Drusus  errichteten  Brücken  aber  werden  wir  finden,  wenn 
wir  die  alte  Römerstrasse  zwischen  Bonn  und  Boulogne  ver- 
folgen. Diese  führte  zuerst  in  der  Richtung  von  Süden  nach 
Norden  bis  Cöln  (oppidum  Vbiorum  zui*  Zeit  des  Drusus, 
später  colonia  Agrippinensium).  Von  Cöln  lief  eine  andere 
Strasse  in  der  Richtung  von  Osten  nach  Westen  durch  das 
Belgische  Gallien  bis  Boulogne.  Die  Orte,  welche  diese 
Strasse  berührte,  führt  das  alte  Römische  Reisebuch  aus 
der  Zeit  des  Caracalla^^)  in  der  Richtung  von  Boulogne 
nach  Cöln  in  zwei  Absätzen  und  in  folgender  Weise  auf: 

15)  Vgl.  Itinerarium  Antonini  August!  ei  HierosolTmitanum.  Exlibris 
msa.  ediderunt  O,  Parthey  et  M,  Finder^  Berol.  1848  S.  179— 
180.    Mit  den  Angaben  über  die  im  Itinerarium  enthaltene  Reise- 


Die  Römigche  Flotte  bei  Bonn  und  Boutogne,  17 

1.  a  portu  Gessoriacensi  (Boülogne)  Bagacum  (ßavag)  usque 
mpm  LXXXIII  Mc: 

Tarvenna  {Terouamie) mpm  XVIII 

CasteUo  (Monicassel,  Cassel)  .    .    .  mpm  Villi 

Viroviacum  (Werwick) mpm  XVI 

Turnacum  (Tournm/) mpm  XVI 

Ponte  Seal  d  18  (Escaut-poot)    ....  mpm  XII 

Bagacum mpm  XII. 

2.  Vodgoriacum  (Vaudre) mpm  XII 

Gemiuiacum  (Gemblou?  Vieuville?)    .  mpm  X 

Perniciacum  {Bertrais?  Acosse?)  .    .  mpm  XXII 

Adnaca  Tongrorum  (Tongern)   .    •     .  mpm  XIIII 

Coriovallum  {Corteny  Herken?)      .    .  mpm  XVI 

Ittliaciim  (Jülich) mpm  XVIII 

Colonia  (Cöln) mpm  XVIII. 

Wenn  wir  dieser  (von  Cäsar  oder  August  angelegten)  Römer- 
Strasse  in  der  Richtung  von  Cöin  nach  Boülogne  folgen,  so 
finden  wir,  dass  Drusus  zur  Verbindung  von  beiden,  also 
auch  zur  Verbindung  von  Bonn  nach  Boülogne  ^^),  folgende 
Brücken  aufzurichten  hatte.  1.  Zwischen  Cöln  und  Jülich, 
ungefilhr  in  der  Mitte  zwischen  beiden  Orten,  war  die£r/i 
zu  überbrücken.  2.  Eine  andere  zur  Verbindung  dieser 
Strasse  erforderliche  Brücke  war  bei  Jülich  über  die  Roer 
(sprich  Rur)   zu   schlagen.     3.    Dann  erreichte  die  Strasse 


route  stimmt  im  Wesentliolien  auch  die  Tabula  Peutingeriana 
überein,  und  beide  haben  das  Meiste  aus  der  un<^r  Augustus 
durch  M,  Agri;ppa  zu  Stande  gekommenen  Karte  des  Bömisohen 
Reiches  und  aus  den  dazu  gehörenden  Commentariia  Agrippae 
entnommen. 
16)  Dass  Bonn  und  Boülogne ,  nicht  Cöln  und  Boülogne,  als  ausser- 
ste  Punkte  des  Belgischen  Galliens  von  Florus  und  Liyius  auf- 
geführt werden,  findet  darin  seine  Erklärung,  dass  bei  Bonn  wie 
zu  Boülogne  eine  Kriegsflotte  aufgestellt  war,  Cöln  aber  eines 
Hafens  entbehrte. 


18         Die  Römischen  HoUen  bei  Bonn  und  Bauhgne. 

das  Tbal  der  Maas  (Mosa)«  Die  bei  MastricM  (Mosae 
(raiectus)  erbauete  Brücke  wird  schon  in  der  Oesehiehte  des 
Batavischea  Krieges,  das  ist  etwas  mebr  als  80  Jahre  nach 
den  Unteroehmungen  des  Drusiis,  erwAhnt  ^^).  Damals  rückte 
Civilis  von  Cdln  gegen  die  Maas  vor  und  fand  hier  Wider- 
stand von  Claudius  Labeo,  der  die  Maas-Brficke  im  Interesse 
der  Rtfmer  mit  seinen  Anhängern  besetzt  hatte  (quo  minus 
ultra  pergeret  {CiviUs)^  Claudius  Labeo-restitit,  fretus  loco, 
quia  pontem  Mosae  fluminis  anteceperat).  DassDrusus  diese 
Brücke  hat  bauen  lassen,  zeigen  nicht  allein  die  obigen  Worte 
des  Florusy  sondern  M'ir  finden  dafür  ein  zweites  Zeugniss 
des  Florus  und  Livius  in  demselben  Abschnitte,  ich  meine 
jene  Worte:  in  tutelam  provinciae^^)  praesidia  atque  custo- 
dias  ubique  disposuit  per  Mosam  flumen,  per  Albim,  per  Vi- 
surgim.  Eins  der  hier  erwähnten  praesidia  war  die  befe- 
stigte Maasbrücke  selbst:  denn  dass  sie  durch  einen  Brücken* 
köpf  gedeckt  wurde,  lässt  die  Erzählung  des  Tacitus  erkennen» 
insofern  Civilis  diesen  Posten  nicht  nehmen  konnte,  bis  seine 
Leute  durch  die  Maas  schwammen  und  dem  Labeo  in  den 
Rücken  fielen.  4.  Der  nächste  Strom,  den  die  Römerstrasse 
zu  überschreiten  hatte,  war  die  Scheide.  Hier  war  mit  der 
Brücke  auch  ein  Ort  verbunden  (Pens  Scaldis)^  das  heisst 
die  Brücke  hat  den  ersten  Anstoss  zum  Anbau  von  Wobnun« 
gen  gegeben,  welche  auch  heute  noch  vorhanden  sind.  5.  Eine 
fünfte  Brücke  erforderte  auf  der  Strasse  bis  zum  Ocean  bei 
Boulogne  die  LySy  der  grösste  unter  den  Nebenflüssen  der 
Scheide,  und  noch  manche  kleinere  Brücken  waren  über 
Bache  und  Nebenflüsse  der  Maas  und  Scheide  zu  bauen. 
Wenn  der  Ausdruck  des  Florus  in  eine  fehlerhafte  Kürze 
zusammengedrängt  ist,  so  findet  dieses  eine  genügende  Er- 


17)  TBcit.  Hist.  IUI  66. 

18)  d.  h.  prorinoiae  Bdlgioae    und   der   im    eigentlioken  Germ&nien 
neu  zu  gewinnenden. 


Die  RönUsohen  Flotten  bei  Bonn  und  Boulogne,         19 

fclftrnof  in  der  Ari  imd  Wieige,  wie  Florus  seiDe  Quelle  be- 
Untat  hat:  d^nn  waiirend  Livius  über  die  GernaQiscIieii 
FeMiBOge  des  Drusus  vier  Böciicr  niedergescliriebeii,  ist  für 
diesen  Stoff  bei  Florus  noch  nicht  ein  Blatt  eingeräumt  wor« 
den.  Livius  selbst  wird  die  Flüsse,  welche  Drusus  zwischen 
Bonn  und  Boulogne  überbrückte,  namentlich  anzuführen  nicht 
versäumt  haben:  Florus  konnte  in  seiner  eingeschrumpften 
Srzählung  keinen  Platz  dafür  finden. 

So  schwer  in  jener  Stelle  der  Ausdruck  pontibus  iunxit 
2U  erklären  ist,  so  deutlich  ist  anderseits  der  darauf  folgende 
classibusgue  firmavit.  Denn  jene  beiden  Flotten  enthielten 
Kriegsschiffe^  welche  das  Belgische  Gallien  auf  der  Ost-  und 
Westseite  theils  im  Zaume  halten,  theils  auch  gegen  feind- 
liche Anfälle  decken  sollten,  und  in  so  fern  eine  ähnliche 
Bestimmung  hatten,  als  die  Italien  beschützenden  Flotten  bei 
Misenum  und  Ravenna.  Die  Bestimmung  der  im  Hafen  von 
Boulogne  und  bei  Bonn  liegenden  Schiffe  ist  durch  das  See- 
gefecht, worin  wir  beide  oben  gefunden  haben,  dargethan. 
Deberdies  bat  der  Ausdruck,  dass  Drusus  Bonn  durch  eine 
Flotte  gefestigt  habe  (firmavit),  noch  seine  besondere  Be- 
deutung. Denn  diese  Flotte  lag  dem  Lager  bei  Bonn  gegen- 
über an  der  Schwelle  des  feindlichen  Landes,  hatte  also  auch 
die  Bestimmung,  feindliche  Augriffe,  welche  von  der  rechten 
Rheinseite  gegen  Bonn  losbrechen  würden,  abzuhalten  und 
gemeinschaftlich  mit  dem  Landheere,  welches  im  Lager  stand, 
zu  bekämpfen.  Auf  diese  gefährliche  Stellung  der  Römischen 
Flotte  am  Saume  des  feindlichen  Landes  musste  Drusus  Bück- 
sicht nehmen.  Denn  auf  derselben  Rheinseite,  wo  die  Flotte 
aufgestellt  wurde,  hat  Drusus  zwei  Castelle  errichten  lassen, 
das  eine  in  einer  Entfernung  von  anderthalb  Stunden  in  süd<- 
lieber  Richtung,  für  dessen  Dasein  das  heutige  Dorf  Ober^ 
cassel  (castellum  superius)  ein  untrügliches  Zeugniss  gibt, 
das  andere  in  gleicher  Entfernung  vom  Bergheimer  Hafen, 
dessen  Name  ^ich  in   dem   nach   Norden   gdegenen   Dorfe 


20    Die  Pfahlbrücken  des  Julius  Cäsar  bei  Bann  u.  Neuwied. 

Niedercassel  (c2i»iettum  inferios)  erhalten' hat  Ein  Weg\ 
welcher  in  der  Richtung  von  Bergheim  nach  Niedercassel 
fährt,  heisst  im  Munde  der  Laudleute  noch  jetzt  der  Römer- 
weg.  Beide  Castelle  gehörten  zu  jenen  fünfiäg  Burgen, 
welche  Drusus  zur  Beschützung  des  Bheinlandes  hat  er- 
richten lassen^^),  und  beide  nebst  der  in  ihrer  Mitte  liegen- 
den Kriegsflotte  waren  die  Schutzwehren,  welche  am  rechten 
Rheinufer  dem  für  eine  Legion  am  linken  Ufer  bei  Bonn 
errichteten  Lager  in  der  Art  entsprachen,  dass  von  vier 
Punkten  her  Hälfe  dahin  eilen  konnte,  wo  Feindes  Hände 
eins  dieser  Werke  anzugreifen  wagten.  Danach  werden  wir 
also  auch  das  Winterlager  einer  Legion,  welches  im  Batavi- 
schen  Kriege  bei  Bonn  mehrfach  zur  Sprache  kommt '^), 
ebenfalls  als  eine  Anlage  des  Drusus  anzusehen  haben. 


IL 

Nachdem  in  dem  ersten  Abschnitte  der  vorliegenden  Un* 
tersuchung  deutliche  Spuren  Römischen  Lebens  und  Schaffens 
zu  Bonn  und  in  dessen  Umgebung  zur  Zeit  des  Augustus  auf- 
gefunden sind,  gehen  wir  jetzt  noch  ein  Menschenalter  höher 
hinauf,  um  zu  ermitteln,  wann  die  Römer  unsern  Boden  zu- 
erst betreten  und  zum  Schauplatz  ihrer  Thätigkeit  erkoren 
haben.  Wenn  sich  nämlich  zeigen  Hesse,  dass  Julius  Cäsar 
seine  erste  Pfahlbräcke,  als  er  im  Jahre  55  vor  Chr.  den 
Rhein  überschritt,  bei  Bonn  aufgeschlagen  hätte,  so  würden 
wir  erkennen,  dass  Drusus,  als  er  hier  die  Statte  eines  La- 
gers für  Römische  Heere  und  KriegsschiiFe  wählte,  denFuss- 
tapfen  eines  grossen  Vorfahren  nachgegangen  und  durch  ihn 
auf  diese  Stelle  hingeleitet  sei.    Und  das,   glaube  ich,  lässt 


19)  Florus  II  30  (IUI  12  26) :    in  Rheni  quidem  ripa  quinquaginta 
amplius  casteUa  direxit* 

20)  Tacit.  Hist.  IUI  19.  20.  25.  62.  70.  77;  V.  22.  Vgl.  H,  I  57. 


Die  Pfahlbrücken  dei  Jiititis  Cäsar  bei  Bonn  u,  Neumed.    21 

sicJi  seifett.  Demi  es  m^bl,  so  viel  ich  sehe,  vier  Heriuei-* 
eben,  nach  welchen  der  Punkt  für  diese  Brücke  bestimmt 
werden  kann.  Das  erste  derselben  ist,  dass  sie  dem  Gebiete 
der  Ubier  gegenüber  aufgeschlagen  wurde,  das  zweite,  dass 
Cäsar  auf  seinem  Zuge  gegen  die  Germanen  die  Sugambrer 
erreichen  und  züchtigen  wollte,  das  dritte,  dass  er  bei  sei- 
nem weitereu  Vorrücken  in  das  Liand  der  Sueben  einzufaU 
len  gedachte^*).  Das  vierte  ist  aus  Folgendem  zu  entnehmen. 
Zur  Ausplünderung  der  Eburonen,  wozu  Cüsar  eingeladen 
hatte,  setzten  2000  Sugambrische  Reiter  über  den  Rhein  und 
fielen  Beute  machend  in  das  Land  der  Eburonen'^).  Die 
Stelle  ihres  Rheinübergangs  lag  dreissig  Römische  MÜien 
unterhalb  der  zweiten  von  Cäsar  geschlagenen  Brücke^'), 
das  sind  sechs  deutsche  Meilen  oder  neun  Wegstunden.  Die 
zweite  Brücke  des  Cäsar  aber  stand,  wie  bald  gezeigt  wer- 
den soll,  unterhalb  der  Stadt  Neuwied,  das  heisst  sechs 
deutsche  Meilen  von  der  Mündung  der  Sieg,  wo  die  Su- 
gambri  den  Rhein  überschritten.  Dahin  also  waren  sie  aus  dem 
Siegthale,  von  Osten  nach  Westen  ziehend,  gekommen.  Sehen 
wir,  ob  die  andern  drei  Zeichen  uns  ebendahin  führen  werden ! 
Die  Wohnsitze  der  Ubier,  ehe  sieM.  Agrippa  im  Jahre  39  vor 
Chr.  auf  das  linke  Rheinufer  in  die  Ebene  von  Cöln  versetzte, 
haben  wir  Cöln  gegenüber  zu  suchen,  wo  sie  nördlich  unge- 
fähr bis  an  die  Wupper  bei  Opiaden  bis  zu  den  Tencteri^ 
südlich  bis  an  die  Wied  unterhalb  Neuwied  bis  zum  Gebiet 
der  Usipi  oder  Usipetes  reichten.  Danach  werden  wir  für 
die  Anlage  der  Brücke  einen  Punkt  zwischen  Worringen  und 
Neuwied  auf  eineir  Strecke  von  14  bis  15  Wegstunden  auf- 


21)  Yergl.  G&iArs  GaU.  Krieg  IUI  16—19. 

22)  G&asar  B.  G.  VI  35. 

23).  Gaosar  a.  a.  O.:  transeunt  Bhenttm  navibaa  latilHuqae  triginta 
.  miiibua  passuum  in£ra  eum  looam,ubi  poiu  erat  perfeotas  prae- 
^diamque  ab  Gaesare  relictam. 


22    Die  Pfahlbrüeken  des  JuUu$  Cäsar  bei  Bonn  v.  Neuwied. 

Bosncben  haben.  Auf  dieser  Strecke  aber  habea  wir  ans 
fttr  einen  Punkt  an  der  Nordseite  der  Stadt  Bonn,  in  der 
Nftbe  des  jetzigen  Wiehelshofes,  zu  entscheiden^).  Denn 
sobald  Cttsar  seine  Brücke  vollendet  hatte,  rückte  er  in  das 
Gebiet  der  Sugambri  ver^).  Die  kampflustigen  Sugambrer 
aber  haben  wir  als  die  Bewohner  des  Siegthals,  jedoch  mit 
Ausnahme  der  von  den  Ubiern  bewohnten  Siegebene,  genauer 
also  als  die  kräftigen  und  kriegerischen  Gebirgsbewohner  des 
oberen  vori  Bergen  umgebenen  Siegthals  anzusehen,  mögen 
sie  nun  von  der  Sie^  (Suga^^)  den  ersten  Theil  ihres  Na- 
mens empfangen  haben,  was  das  Wahrscheinlichste  ist,  oder 
nach  einer  andern  Eigenschaft  also  genannt  sein  und  die 
Sieg  von  ihnen  ihren  Namen  erhalten  haben.     Dass   sie  im 


24)  Eine  zu  Paris  im  Jahre  1861  erschienene  Carte  de  la  Oaule 
»ous  le  ^(Konsulat  de  Cisat  eet.,  welche  eine  Commission  auf 
Anordnung  des  Kaisers  Napoleon  III.  entworfen  hat,  IKsst  die 
Rheinbrücke  bei  Cöln  aufschlagen  und  Cäsars  Heer  zuerst  ost- 
lieh,  dann  in  nördlicher  Richtung  so  Torrücken,.  dass  es  die 
Berge,  welche  die  Flösse  Dühn  und  Wupper  einsohliessen,  über- 
schritten und  bis  in  die  Nähe  der  Westfälischen  Bukr  yorge- 
drungen  wäre.  Diese  Auffassung  kann  nicht  richtig  sein:  denn 
auf  diesem  Wege  hätte  das  Heer  mit  grossen  Terrainschwierig- 
keiten zu  kämpfen  gehabt,  hätte  über  enge  Thalschluchten  und 
schroffe  Gebirgswande  steigen  müssen,  wovon  bei  Cäsar  auch 
nicht  die  geringste  Andeutung  zu  finden  ist.  Auch  wäre  Cäsar 
auf  diesem  Wege  den  von  ihm  aufgesuchten  Sugambrern  und 
Sueben  nicht  nur  nicht  nahe  gekommen,  sondern  geradezu  aus- 
gewichen. 

25)  B.  Gall.  niI18:  Caesar  ad  utramque  partem  pontis  firmo  prae- 
sidio  relioto  in  Jlnea  Sugamhrorum  contendit. 

26)  So  wird  die  Sieg  zur  Zeit  Cäsars  wohl  geheissen  haben,  wenn 
ein  Schluss  von  der  bestbeglaubigten  Form  Sugambri  gestattet 
ist.  In  Urkunden  des  Mittelalters  heisst  sie  84ga  und  Seiga; 
dieser  Form  entspricht  die  ebenfalls  Torkommende  Namensform 
des  Volks  ßigamhri. 


Die  Pfählbrüeken  des  Julius  Cäsar  bei  Bonn  u.  Neuwied.    23 

Siegtbale  «od  dessen  Dmgebitng  wohtHeii,  Iä«fll  sidb  aoch 
daraus  erkennen,  dass  Drnsas,  der  Orinder  des  Lagers  und 
der  Flotte  bei  Bonn,  von  diesem  Punkte  aus  ihre  Bek&mpfung 
unternomnien  bat^^),  und  dass  sie  bald  nachher  (hn  Jahre  8 
▼or  Chr.,  746  nach  Roms  Erbauung)  durch  Tiberius,  nicht 
unterhalb  der  Stadt  Cölu,  wo  die  Wohnsitise  der  Ubier  wäre», 
sondern  oberhalb  derselben,  also  wohl  in  die  Umgegend  v*n 
Bonn  versetzt  worden  sind  ^^).  Danach  ist  Cilsar  am  linken 
Ufer  der  Sieg  in  der  Richtung  von  Westen  nach  Osten  ge- 
zogen, ist  aber  nicht  weit  im  Thale  vorgedrungen'^),  und 
daraus  erklart  sich,  dass  keine  Terrainsckwierigkeiten  von 
ihm  erwähnt  werden,  sondern  sein  Heer  ohne  Aufenthalt 
vorgeht  und  znrflckkehrt.  Cftsar  wagte  naadich  nicht,  in 
die  engen  Schluchten  des  oberen  Siegthals,  in  welche  die 
Sugambrer  sich  zurückgezogen  hatten'^),  vorzuräcken.  Noch 


27)  Dio  Cassius  LIIII  32,  diese  Jahrbücher  XVII  S.  20. 

28)  Sueton.  Tib.  9,  Aug.  21.  Tacit.  Annal.  II  26.  Dio  Cassius  LV  6. 

29)  Bell.  G.  IUI  19:  Caesar  paucos  dies  in  eorum  finibus  moratus, 
Omnibus  yiciB  aedificiisquo  incensis  frumentisque  suooisis,  se  in 
fines  Ybioram  (in  die  Si^gebene)  recepit 

30)  B.  Gall.  IUI  18:  Sogambri  -^fiaibus  sttia  exeesierant  BuaqiM  omnia 
exportayerani,  oeque  in  Bolitudinem  ao  sÜTa»  abdiderant  In 
dieser  Beschreibung  liegt  ohne  Zweifel  eine  Uebertreibung.  Nicht 
ihr  ganz6%  Gebiet  (fines)  gaben  die  Sugambri  auf,  sondern  zogen 
sich  in  die  engsten  Schluchten  des  Siegthals  und  in  die  engen 
Thäler  der  Zuflüsse  der  Sieg,  namentlich  in  die  Thäler  der 
Brbel  und  Nieaier  zurück,  wohin,  wie  sie  richtig  Toraussetzten, 
ihnen  CJUar  nicht  folgen  würde.  Die  Engen  der  Sieg  beginnen 
bei  BUmhenb^rffy  aieken  sich  nooh  wdt  m«hr  eusammen  zwi- 
schen den  Dörfern  Stromherg  and  Herehtn,  w^ter  zwischen 
Thal  WindeeJc  (Sohloss  oder  Ruine  WindeeJc)  und  Schladirn, 
werden  dann  zwiflOheo  Au  und  Wissen  so  unzugänglich,  dass 
noeh  heute  die  Stnusa  iU>er  diereohts  sich  ziehenden  Höhen  ihre 
Richtung  nehmen  muss  und  nur  der  Spurwag  der  Eisenbahn 
mit  Hülfe  von  Tunnels  im  Thale    am  Flusse  vorangehen  luum. 


24    Die  Pfahlbrücken  des  Juiiug  Cäsar  bei  Bonn  u.  Neuwied. 

weniger  wagle  Cäsar,  seinen  andern  Plan  in  AusfObrnng  zu 
bringen,  ntmlieb  über  die  Sugambrer  hinaus  zu  kommen  und 
bis  au  iea  Sueben  voraudringen.  Diese  von  ihm  genannte^ 
Swbi  sind  die  Chatti^  d.  b.  die  Bewohner  der  beiden  Hes« 
sischen  Länder,  wie  neuere  Gelehrte,  namentlich  Minola, 
Giefers  und  vor  Andern  Jacob  Grimm  erkannt  haben  ^^)«  Um 
nu  diesen  zu  kommen,  hätte  Cäsar  im  engen  Siegthale  bis 
au  den  Quellen  der  Sieg  vorgehen,  das  hohe  Gebirge  am 
Ederkopf  Oberscbreiten  und  so  in  das  Tbal  der  Eder  oder 
Lahn  hinabsteigen  mOssen.  Statt  einen  so  gefährlichen 
Marsch  zu  wagen,  hat  Cäsar,  sobald  er  im  Gebiete  der  Su- 
gambri  angelangt  war,  sein  Heer  Halt  machen  und  ein  Werk 
der  Zerstörung  ausfOhren  lassen,  worauf  er  nach  einem  Auf- 
enthalte von  achtzehn  Tagen  auf  dem  rechten  Rheinufer, 
theils  im  Lande  der  Dbier,  theils  in  den  Wohnsitzen  der  Su- 
gambrer, über  den  Rhein  zurückkehrte  und  die  Brücke  hinter 
sich  abbrechen  liess'^). 

Ein  zweiter  Einfall  in  Germanien,  verbunden  mit  einem 
neuen  Brückenbau  über  den  Rhein,  wurde  im  Jahre  53  vor 
Chr.  (701  nach  Roms  Erb.)  von  Cäsar  unternommen.  Da- 
mals kam  er  aus  dem  Gebiete  der  von  ihm  unterworfenen 
Treverij  und  liess  eine  Brücke,  gerade  so  wie  die  früher 
errichtete,  etwas  höher  den  Rhein  hinauf  als  die  erste 
(paulo  supra  cum  locwn^  quo  ante  exercitum  traduxerat^'), 
bauen,  um  in  das  Land  der  Suebi^  d.  h.  der  Chatten,  einzu- 
dringen und  diese  dafür  zu  züchtigen,  dass  sie  den  Treveris 


Daher  wird  Cäsar  sohwerlioh  weiter  als  Btromherff,  jedenfalls 
nicht  über  die  heatige  Station  der  Eisenbahn  von  Au  (2Vt  Stunde 
unterhalb  Wissen)  gekommen  sein. 

31)  Vgl.  diese  Jahrb.  XXXVI  S.  19  fgg. 

32)  B.  G.  IUI  19:  Caesar  —  diebus  omnino  deoem  et  octo  trans 
Bhenum  consumptis  —  se  in  QalUam  {Belffieam)  reeepit  pon- 
temque  resoidit. 

33)  Bell.  Gall.  VI  9. 


Die  Pfaklbrüchen  des  Julms  Cäsar  bei  Bonn  u.  Neuwied.     26 

HQlfetruppen  gegen  ihn  gesehickt  hatten.  Der  Ba«  dieser 
Brücke  geschah  unterhalb  des  Dorfes  Weissenthurm^  so  dass 
Cttsar  am  andern  Ufer  unterhalh  der  jetzigen  Stadt  Nempied 
und  oberhalb  der  Mündung  des  Wiediusses  anlangte  und  in 
östlicher  Richtung  über  die  beutigen  Dörfer  Heddesdorf  und 
Niederbiber  im  WieMiale  vorging.   An  diese  Stelle  '^)  führen 


34)  Die  oben  S.  25  erwähnte  Karte  nimmt  in  Ueber^instimmung  mit 
V.  Göler  eine  Stelle  oberhalb  der  Rheininsel  Niederwerth  bei 
Vallendar,  eine  halbe  Stunde  unterhalb  Koblenz,  an.  Diese  An- 
nahme aber  kann  nicht  richtig  sein,  da  CSsar  weder  einer  Rhein, 
insel,  für  den  Bau  einer  RheinbrSoke  gewiss  ein  bedeutende« 
Moment,  noch  des  Zusammenflusses  Ton  Rhein  und  Motel  ge- 
denkt, und  weil  sein  Ueery  wenn  es  an  dieser  Stelle  östlioh 
Torgeschritten  wäre,  gleich  auf  schroffe  Gebirgswände  gestossen 
wäre,  wovon  bei  Cäsar  keine  Andeutung  vorkommt.  Für  die 
von  mir  oben  angenommene  Stelle  hat  sich  auch  der  Ingenieur- 
Hauptmann  Hoffmann  aus  Neuwied,  jedoch  aus  einem  andern 
Grunde,  ausgesprochen.  Denn  ihn  haben  die  zahlreichen  RSmi- 
Bohen  Ueberreste,  welche  zu  Heddesdorf  and  Ntederhiber  sum 
Vorschein  gekommen  sind,  zu  dieser  Ansieht  bestimmt.  Vgl. 
"Ueber  die  Zerstörung  der  Römerstädte  an  dem  Rhein"  von 
C.  F.  Hoffmann.  Neuwied  1823.  S.  4.  "Römische  Alterthümer 
in  und  um  Neuwied"  von  W.  Doroie.  Berlin  1827.  Allein  die 
dort  gefundenen  Spuren  Römischer  Ansied lung,  namentlich  eines 
grossen  Winterlagers  zu  Niederbiber,  sind  zu  bedeutend,  als 
dass  sie  von  dem  kurzen  Aufenthalte  des  Julius  Cäsar  herrähren 
könnten.  Das  Einzige,  was  sieh  mit  Wahrseheinliohkeit  behaup- 
ten  lässty  ist,  dass  Julius  Cäaar  seinen  Nachfahren  auch  diesen 
Weg  vorgeseiohnet  habe,  und  daher  ist  es  wohl  mögUoh,  selbst 
wahrscheinlich,  dass  Cäsars  erstes  Lager  auf  der  rechten  Rhein- 
seite, als  er  zum  zweitenmale  diese  betrat,  an  der  Stelle  des 
9pateren  Winterlagers  gestanden  hat,  dessen  Reste  zu  Nieder- 
biber  sieh  erhalten  haben.  Denn  dasa  Cäsar  gleich  nach  sei- 
neai  Rheinöbergange  ein  Lager  aufgeflchlagen  hat,  wiesen  wir 
darch  ihn  selbst  (B.  G.  VI  10):  rem  fruraentariam  providet, 
eastris  idoneum  loeum  deligit.    Die  ersten  gesohiehtUehen  Spuren 


26    Die  Pfahlbrücken  des  Julius  Cäsar  bei  Bonn  u.  Neutoied. 

mich  folgende  Merkmale.  Die  jetst  aufgeschlagene  Bricke 
stand  etwas  höher  (paulo  superius)  als  die  erste:  Bonn 
aber  ist  von  jener  Stelle  9  Standen  Weges  entfernt.  Ferner 
kann  Cisars  zweiter  Debergang  Ober  den  Rhein  nicht  o6ar- 
h&lb  Koblenz  stattgefunden  haben:  denn  dann  wGrde  er  an 
das  Thal  der  Lahn  gekommen  und  durch  dasselbe  einen 
guten  Zugang  zu  den  von  ihm  gesuchten  Suebi  (Chatti, 
Hessen)  gefunden  haben;  auch  würde  er  der  höchst  impo- 
santen Umgebung  von  Koblenz  und  der  Einigung  zweier 
grosser  Ströme  gedacht  haben.  Daher  kann  Cäsar  aus  dem 
Gebiete  der  Treveri  nicht  durch  das  Moselthal,  sondern  muss 
durch  das  Thal  der  Nette^  das  nächste  unterhalb  des  Mo- 
seltbales,  an  den  Rhein  gekommen  sein,  und  dieser  Weg 
führte  ihn  an  die  vorher  genannte  Stelle.  An  der  Wied 
fand  Cäsar  einen  von  der  Natur  gegebenen  Führer,  um  in 
Germanien  nach  Osten  vorzudringen:  da  aber  die  Gebirgs- 
wände  dieses  Thals  immer  enger  und  das  Thal  selbst  höher 
und  wilder  wurde,  so  hat  er  auch  diesmal  sich  bald  zum 
Rückzuge  entschlossen.  Was  ihm  seine  Kundschafter  über 
die  Rüstungen  der  Sueben,  namentlich  über  deren  Flucht 
bis  zum  Lande  der  Cherusker  überbrachten  (B.  6.  Vi  10), 
das  sind  ganz  unzuverlässige  und  übertreibende  Nachrichten; 
daher  kann  es  zu  nichts  führen,  wenn  man  Vermuthungen 
über  die  Lage  des  Waldes  Bacenis^  der  zwischen  den  Che- 
ruskern und  Sueben  gelegen  habe,  und  wo  die  letztern  den 
Cäsar  hätten  erwarten  wollen,  aufzustellen  unternimmt.  Bei 
seiner  Rückkehr  nach  Gallien  Hess  Cäsar  diese  Brücke  am 
rechten  Rheinufer  bis  auf  eine  Länge  von  200  Fuss  abbre- 


TOm  Vorhandensein  dieees  Winterlagers  finde  ich  im  Jahre  69 
naoh  Chr.,  worüber  ich  mich  später  aussprechen  werde,  wenn 
dieser  Punkt  in  den  Arbeiten,  welche  zwei  Mitglieder  unseres 
Vereins  über  Klederbiber  versprochen  haben,  ohne  Aufklärung 
bleiben  sollte. 


Die  Pfnklbrüeken  des  J$riiHS  Cäsar  bei  Bonn  u.  Neuwied.    37 

eheiiy  setste  auf  das  östliche  Eade  dorselben  einen  Thvm 
Ton  vier  Stockwerken,  legte  an  der  andern  Seite  Verseimn. 
sungen  an  und  liess  eine  Besatsang  roa  swdif  CoherCea  da» 
bei  surflck,  wahrend  er  selbst  dnrch  die  Ardennen  nach 
Aduatvca  sog.  B.  Galt.  Vi  29.  Was  aus  dieser  Brtkke  ge* 
worden,  wissen  wir  nicht:  wahrscheinlich  hat  ein  fSsgang 
ihr  ein  schnelles  Ende  bereitet.  An  noch  vorhandene  Spuren 
derselben  ist  nicht  xn  denken.  Auch  wird  die  HoffnvBg 
aufeugeben  sein,  dass  von  den  am  linken  Ufer  bu  ihrem 
Schutze  augelegten  Versekanzungen  (munitiones)  noch  ein 
Stein  sich  auffinden  lasse.  Denn  wenn  selbst  von  den  rM 
bedeutenderen  Verschanzungen,  wodurch  COsar  das  linke 
Rhoneufer  auf  eine  Liinge  von  fast  vier  deutschen  Meilen 
gegen  die  Helvetier  absperrte  (B.  OalL  I  8),  keine  Ueber» 
reste  mehr  vorbanden  sind,  wie  sollte  sich  von  der  am  RheiAe 
nnr  aum  Zwecke  einer  Demonstration^)  aufgeführten  Anlage 
noch  etwas  erbalten  haben,  nachdem  eine  Zcjt  von  fast  awei 


85}  D&sfl  CliBar  nichts  weiter  als  eine  Demonstration  beabsiobügte, 
geht  hervor  ans  seinen  Worten  (B.  G.  YI  29):  ne  ommno  me- 
tum  redltus  sui  barbaris  toUeret  atque  ut  «orum  auxilia  tardaret, 
reducto  exercitu  oet  Daher  hat  er  die  awölf  dort  aufgestellten 
Gehörten  ohne  Zweifel  bald  nachher  zurückgezogen,  und  die  an 
der  Westseite  der  Brücke  erriehteten  grossen  Versehanzungen 
werden  aus  Holz  und  ihre  Fundamente  aus  Steinen,  nicht  aus 
Zieffeln,  die  man  damals  hier  noch  nicht  zu  fertigen  verstand, 
aafgellihrt  sein.  Daher  kSnnen  die  Reste  Römischer  Ziegel- 
mauern,  welche  sowohl  früher,  als  auch  noch  in  diesem  Früh- 
jähr  im  Auftrage  des  Kaisers  Napoleon  durch  einen  Ingenieur- 
Qffiner,  eine  Viertelstunde  oberhalb  des  Dorfes  Weissenthurm 
am  linken  Rheinufer  (S.  den  Bericht  darüber  von  einem  unsrer 
auswärtigen  Seoretäre  unter  den  Müeellen  dieses  Heftes)  auf. 
gegraben  sind,  nicht  aus  so  früher  Zelt  stammen.  Die  schone 
Lage  an  dem  dortfgen  hohen  Rheinufer  hat  zur  Anlage  eiuer 
R&nisehen  Militärstation  in  einem  der  folgenden  Jahrhunderte 
eingeladen. 


28     Die  Pfahlbrücken  des  Julius  Cäsar  bei  Bonn  u,  Neuwied. 

Tausend  Jahren  und  zahlreiche  Ueberschwenmiwigen  des 
Rheins  dariber  hinweggegangen  sind?  Dass Cäsar  für  beide 
Feldsfige  gegen  die  Germanen  einen  Flnss  snm  Führer  wählte 
and  einen  Thalweg  sachte,  das  ward  ib»  nicht  allein  durch 
die  Natur  des  Landes,  in  welches  er  einfallen  wolUe,  sondern 
auch  durch  das  Beispiel  anderer  Römischer  Heer  ßihrer,  welche 
trer  ihm  fern  von  Rom  gelegene  Provinzen  erobert  hatten, 
empfoblen.  Demi  sobald  er  rechts  oder  links  das  Thal  der 
§ieg  oder  Wied  Feriassen  hätte,  wäre  er  in  einen  Knäuel  ron 
Gebirgen  oder  auf  Me  Ckbirgsröeken  gerathen,  wo  er  weder 
Schlachtvieh  für  sein  Heer,  noch  ausreichendes  Futter  für 
Pferde  tind  Lastthiere  gefanden  hätte,  und  äherdies  den  lieber- 
fällen  und  Hinterhalten  eines  ebenso  streitbaren  als  schlauen 
Fundes  ausgesetzt  gewesen  wäre'^).  Auf  Thal  wegen  waren 
auch  die  Eroberer  der  Narbonensischen  Provinz  in  Gallien 
vorgedrungen,  von  Narbo  und  Massilia  durch  das  Thal  iter 
Rhone  bis  zum  Genfer  See  und  der  Stadt  Genf  (Genava). 
Als  sie  das  diesseitige  Spanien  (Hispania  citerior  oder  Tar- 
raconensis)  erwarben,  drangen  sie  im  Ebrothale  hinauf,  im 
jenseitigen  Spanien  (Hispania  citerior  oder  Baeüeä)  rück- 
ten sie  aus  dem  unteren  Thale  des  Guadalquivir  (Baetis) 
bis  zu  dessen  Quellen  vor.    So  suchte  auch  Cäsar,  von  einem 


86)  Sobald  Cäsar  zum  zweitenmale  den  Rhein  ifberscliritten  hatte, 
war  seine  erste  Sorge,  in  dem  dort  errichteten  Lager  (bei  ^iö- 
derhiber  an  der  Wied  nach  meiner  Auffassung)  Getreidevor- 
räthe  anzusammeln  (Bell.  Qall.  VI  10:  rem  frumentarlam  pro- 
Tidet,  castris  idoneum  locum  deligit),  womit  seine  Soldaten  beim 
Yorrüoken  im  Thale  yersorgt 'werden  sollten.  Dieses  Getreide 
wird  ihm  die  fruchtbare  Umgegend  Ton  Andernach  und  der 
Neuwieder  Thalkessel  geliefert  haben.  Sohlachtvieh  und  Futter 
für  Pferde  und  LasttMere  konnte  er  im  Thale  der  Wied  finden, 
während  das  für  Brod  und  Brei  der  Soldaten  erforderliche  Mehl 
mitgenommen  werden  musste ;  Tgl.  Bell.  Gall.  VI  22 :  (Germani) 
ftgrioülturae  non  student,  maiorque '  pars  eorum  -netus  in  lacte, 
caseoy  carne  consistit. 


Die  Pfahlbrücken  des  JuRus  Cä$ar  bei  Bonn  u.  Neuwied.     29 

Flame  g^eteHety  in  das  Etrz  von  OermMrien  däzairiiig^n 
und  namentlieh  die  ihm  Terhasstcn  Sueben  eu  crreicIieB. 
Aber  die  beiden  von  ihm  gewählten  Tkftler  waren  m  wenig 
angebauet  und  beten  z«  viele,  natttriiche  Hisdertiiase  itar^  als 
dass  et  weit  darin  hätte  vordringen  könaen» 

Nadidem  die  Stellen,  wo  Cäsar  über  den  Rhein  gegan- 
gen, dnreh  die  Imherige  Darlegung  nach  zuverlämgen  Merk- 
malen, wie  fch  hoffe,  bestimmt  sind,  darf  noch  bemerkt  wer- 
den, dass  auch  andere  Umstände  für  diese  Punkte  sprechen. 
Die  zahlreichen  Holzstämme,  welche  Cäsar  zu  seinen  Plahl- 
brücken  bedurfte,  konnte  er  bei  Bonn  entweder  aus  dem 
nahen  Kottenforste  oder  aus  dem  Ramersdorfer  Walde,  un- 
terhalb Nei^wied  aus  dem  Walde  von  Mom^pos  oder  den 
Wäldern  bei  Andernach  herbeikommen  lassen.  Das  Corps 
von  Ingenieuren  und  Arbeitern,  welches  4em  Heere  des  Cäsar 
folgte,  muss  ein  sehr  zahlriaiches  und  äusserst  gesobicktes 
gewesen  sein:  denn  die  Brücke  bei  Bonn  wurde,  sobald 
sämmtliches  Material  zur  Hand  war,  in  zehn  Tagen  vollen^ 
det  (B.  6.  Uli  18),  und  die  andere  scheint  in  noch  kürzerer 
Zeit  zu  Stande  gekommen  zu  sein  (B.  G.  Vi  9 :  paucis  diebus 
opus  effici(ur).  Ohne  Anwendung  von  Dampfkraft  möchten 
solche  Arbeiten  in  unsern  Tagen  in  so  kurzer  Zeit  kaum 
ausgeführt  werden  können:  aber  an  der  Spitze  der  ebenso 
zahlreichen  als  geschickten  Werkmeister  (fabri)  im  Heere 
des  Cäsar  stand  ein  höchst  genialer  Ingenieur,  der  die  schwie« 
rigsten  und  Andern  unmöglich  scheinenden  Arbeiten  zu  Stande 
brachte.  Das  war  lUamurra  aus  Formiä,  den  Cäsar  für  die 
ihm  geleisteten  grossen  Dienste  mit  Attalischen  Schätzen  be- 
lohnte und  zu  einem  solchen  Krösus  machte,  dass  ihm  der 
Zutritt  zu  den  ersten  Schönen  Roms  dadurch  ermöglicht  wurde, 
und  Catullus  über  eine,  wie  es  ihm  schien,  unverdiente  Frei- 
gebigkeit in  höchster  Entrüstung  ausrief,  wer  es  sehen  und 
wer  es  ertragen  könne,  dass  ein  Mamurra  die  Schätze  von 
Gallien  und  Britannien  besitze,  dass  er  wie  ein  weisser  Tauber 


90     Die  Pfalübrückm  des  Julius  Cäsar  bei  Botm  u.  Neuwied. 

oier  en  Adonb  alle  Sehlafgemächer  durchwaa4^1ii '0  ^^f^* 
Allein  wenn  der  glllekliche  Emporkdaiailing  in  Rom  inmer« 
bin  seine  Tagre  oder  vtelnehr  seine  Nttehte  in  einer  wenig 
erbaulichen  Weise  rerlebl  hat,  so  nuss  er  in  seiner  Kunst 
doch  ein  seltnes  und  glänzendes  Genie  gewesen  sein;  denn 
niur  dieser  können  die  königlichen  von  Cösar  ihoi  geworde- 
nen Belohnungen  gegolten  haben.  In  seiner  Heimat  war 
Mamurra  so  berttbmt  geworden,  dass  Boras  noch  ein  Meu- 
schenalter  später  Formiä  die  Residenz  oder  Hauptstadt  der 
Mümurren  nennen  konnte'^).  Mamurra  also  hat  nicht  allein 
in  Belgien  und  Frankreich,  in  Spanien  und  Asien  für  Cäsars 
Heere  grossartige  Arbeiten  mit  seltenem  Kunstgeschick  aus- 
geführt, sondern  auch  im  kiesigen  Bette  des  Rheins  bei 
Bonn  und  Neuwied  einige  Tausend  Baumstämme  in  so  kur^ser 
Zeit  einrammen  lassen,  dass  uns  die  Ausführung  dieser  Arbeit 
fast  wie  ein  Wunder  vorkommt. 
W.  Ritter. 

37)  Catull   im  29.  Liede.     Vgl.  Sueton    im  Leben  dea  Cäsar  o.  73. 
Plinius  N.  H.  XXXVI  7  (6). 

38)  Uorat.  Carm.  I  5  37 :  in  Mamurarum  lasti  deinde  urhe  manemus. 


2.    lieber  htn  ^ßtA^nfi^  htx  ^tltha. 

Die  einzigen  Nacbrichteu,  in^  eiche  uns  aus  dem  Alter- 
thum  über  den  Wohnsitz  der  germanischen  Wahrsagerin 
Veleda*)  überliefert  worden  sind,  verdanken  wir  dem  Ge- 
schichtschreiber Tacitus,  der  von  dieser  zur  Zeit  des  bata- 
vischen  Freilieitskrieges  unter  der  Anführung  des  Julius  Civilis 
einflussreichen  und  hochgeehrten  Jungfrau  uns  nur  mit  kurzen 
Worten  berichtet  hat*).  „Gesehen  haben  wir,  sagt  er,  unter 
dem  vergötterten  Vespasianus  Veleda,  die  lange  bei  den 
Meisten  (ihrer  Landsleute)  für  eine  Gottheit  galt;  aber  auch 
früher  haben  sie  (die  Germanen)  Aurinia  und  noch  mehrere 
andere  (prophetische  Frauen  und  Jungfrauen)  verehrt,  nicht 
aus  Schmeichelei  und  nicht  als  wollten  sie  zu  Göttinnen  jene 
erst  machen^^,  sondern  weil  sie  meinen,  ,,in  den  Frauen  liege 
etwas  Heiliges  und  Prophetisches,  und  deshalb  verschmähen 
sie  weder  ihren  Rath,  noch  lassen  sie  ihre  Ausspräche  unbe- 
achtet.^ Aus  einer  andern  Stelle  desselben  Geschichtschrei- 
bers erfahren  wir,  dass  diese  Prophetin  „eine  Jungfrau  aus 
dem  Stamme  der  Bructerer  war,  einen  weit  reichenden  Bin* 
fluss  besass,  nach  der  althergebrachten  Sitte  der  Germanen, 
viele  Frauen  für  Prophetinnen  und,  bei  zunehmendem  Aber- 


1)  Dio  Cassius  schreibt  griechisch  den  Kamen  BeXri^a;  an  sechs 
Stellen  hat  die  Florentiner  Handschrift  des  Tacitus  Yelaeda, 
einmal  nur  Yelede-  Die  mittlere  Sylbe  ist  also  als  eine  lange 
auszusprechen,  nur  beim  Dichter  Statius  ist  Me  kurz.  S.  Jahrb. 
XXXII  S.  11. 

2)  Hiator.  IV,  61.  65.  V,  22.  24.  Genn.  8. 


32  lieber  den  Wohnsitz  der  Veleda. 

•■■  *' 
glauben,  für  Göttinnen  zu  halten;  dass  ferner  damals,  beim 
Ausbrueh  des  batavisehen  Aufstandes,  der  Veleda  Ansehen, 
immer  grösser  geworden  sei,  weil  sie  den  Germanen,  die  sich 
dem  Unternehmen  der  Batarer  angeschlossen  hatten,  Glück 
und  die  Vernichtung  der  römischen  Legionen  vorhergesagt 
hatte;  auch  sei  unter  andern  Geschenken  der  in  Vetera  ge- 
fangene Legionslegat  Mummius  Lupercus,  der  gefeierten  Pro- 
phetin zugesandt,  unterwegs  aber  von  seinen  erbitterten 
Führern  getödtet  worden.  Weiter  wird  ihrer  gedacht  bei 
der  von  den  Teucterern  an  die  Agrippinenser  erlassenen 
Aufforderung,  die  Mauern  der  Golonie  niederzureissen,  alle 
Römer  im  Ubierlande  zu  tödten  und  deren  Vermögen  für 
Gemeingut  zu  erklären.  Die  Agrippinenser  geben  aber  eine 
ausweichende  Antwort  und  bestimmen  Civilis  und  Veleda  zu 
Schiedsrichtern,  von  denen  der  Vertrag  bestätigt  werden  soll. 
Auch  schickte  man  an  jene  sofort  Gesandte  mit  Geschenken 
ab,  und  diese  setzten  Alles  durch,  wie  es  die  Agrippinenser 
wollten.  ^Nur  persönlich  der  Veleda  zu  nahen  und  sie  an- 
zureden, wurde  den  Gesandten  abgeschlagen.  Man  hielt  sie 
fern  von  ihrem  Anblick,  damit  die  Ehrfurcht  desto  grösser 
wäre.  Sie  selbst  hielt  sich  in  einem  hohen  Thurme  auf;  ein 
Auserwählter  aus  ihren  Verwandten  überbrachte,  wie  ein 
Zwischenträger  der  Gottheit,  Fragen  und  Antworten/^ 
Dass  sie  an  der  Lippe  gewohnt  haben  muss  und  zwar  nicht 
gar  sehr  weit  vom  Rhein,  geht  aus  des  Tacitus  Erzäh- 
lung von  dem  nächtlichen  Ueberfall  der  römischen  Rhein- 
flotte und  von  der  Abführung  derselben  hervor,  wo  es  heisst: 
„Am  selben  Tage  fuhren  die  Feinde  (die  rechtsrheinischen 
Germanen)  mit  den  genommenen  Schiffen  zurück,  und  zogen 
die  prätorische  Trireme  (das  Admiralschiff  des  Cerialis)  zum 
Geschenk  für  Veleda  die  Lippe  aufwärts.^^  Noch  einmal  er- 
wähnt Tacitus  die  einflussreiche  Wahrsagerin  bei  den  Unter- 
handlungen, die  Cerialis  mit  Civilis  und  mit  den  Bata- 
vern angeknüpft  hatte,  um  sie  zum  Niederlegen  der  Waffen 


üeber  den  Wohnsiti  der  Veleda.  33 

zti  hewtgen.  Da  ermahnte  er  durch  Uttlerii&iMller  auch 
^Vtleia  vad  ihre  Verwandten,  sie  möchten  da«  durch  aei 
viele  Niederlagen  ihnen  widrige  Geschick  des  Krieges  durch 
einen  dem  römischen  Volke  zu  rechter  Zeil  erwiesenen  Dienst 
ftttdern'S  <>^er  mit  andern  Worten:  Veleda  solle  jeüsi  ihren 
Landsleuten  anrathen,  Frieden  zu  schliessen,  und  «durch  die- 
sen Dienst  sich  die  Dankbarkeit  der  RUmer  erwerben.  Ob 
dies  geschehen  sei  oder  nicht,  hat  Taeitus  wahrscheinlidi 
in  dem  verlorenen  Tbeile  des  fOnften  Buches  seiner  Historien 
erzählt.  Dass  Veleda  ihr  Leben  in  rdmiseher  Gefangenschaft 
geendet  habe,  erfahren  wir  aus  den  Worten  des  Dichters 
Statins,  wo  er  den  ^^aufrfihrerischen  Rhenus  und  die  Bitten 
der  gefangenen  Veleda^  erwähnt.  Der  Geschichtsdireibef 
Dio  Cassius  (LXVli,  &)  erzählt,  dass  Marsyus,  der  Ktnig 
der  Semnonen,  und  die  Jungfrau  Ganna,  welche  n&eh  der 
Veleda  im  Celtenlande  (d.  h.  nach  Dio's  Ausdmcksweise :  in 
Germanien  und  wahrscheinlich  im  Rheinlande)  als  Prophetin 
Orakelsprfiche  gab,  dem  Kaiser  Domitianus  ihre  Aufwattung 
gemacht  halten.  Aus  diesen  einzigen  Nachrichten  über  Veleda 
geht  nun  in  Bezug  auf  ihren  Wohnsitz  hervor,  dass  sie  aus 
dem  Volke  der  auf  beiden  Seiten  der  Lippe  bis  in  die  Nähe 
d«s  Rheins  wohnenden  Bructerer  stammte,  dass  sie  mit  ihren 
Verwandten  auf  einem  hohen  Thnrme  oder  Schlosse  wohnte 
und  dass  man  vom  Rheine  aus  auf  der  Lippe  aufwärts  zu 
dieser  Wohnstätte  gelangte.  Da  nun  diesen  Weg  das  Ad« 
mtralschiff  der  römischen  Rheinflotte  machte,  die  Lippe  aber 
zur  Beschiffung  mit  grossem  Fahrzeugen  damals  gewiss  weil 
weniger  geeignet  war,  als  sie  jetzt  es  ist,  nachdem  alle 
Mittel  der  Wasserbaukunst  zu  ihrer  Schiffbarmachung  und 
Unterhaltung  der  nöthigen  Stromtiefe  angewendet  worden 
sind  ;  so  lässt  sich  mit  Grund  annehmen,  dass  der  Veleda 
Wohnsitz  nicht  sehr  weit  von  der  Mündung  der  Lippe  auf» 
wärls  gelegen  haben  kann.  Dass  dieser  aber  in  dem  Ge- 
biete  der   Bructerer  selbst  gelegen  haben  müsse  und  zwar, 

S 


9^  OMn^  dm  Wolmim  d^  Y^Uria, 

ft^BMciwui  w^r,  noch  kejoßawfg^.  Mt(;eir9 :  «if^^pcschfipt 

Ckr«iaMüi.ütallha«|^,  iipd  »to.Mteb«: konnte  «ie,  #l^n  ^«.prt 
2«lteckfn;  W(iAfd  und  Scbefinb^^k  oder  rii^^A^^^::  Qoiri^A 
ii^hiiQQ,'4fUi  «n  4er  Lippe  ütigt,  wjüireiid  jef»es  StlMHcbs« 
ciiietilMliMiil&tiuid^  oMIifb  fqihFIuw»  entfernt  i$tt.  VeledW« 
Tbitim  llam  »b^  iMMb  Alliier  oach  der  mmdwg  d^r  bipp^ 
M.  gealiwidefi  kftbeii,  wi^  d^i«al»  die  Usipeteft  wahpten,  defeii 
ÜAohbara  «uf  dtv  Sfidmte  der  l4pp#  die  Teneter^r  wareiv 
i  s  Wemi  tob  fiittber  sdb^t  fUuM^  dßse  deir  Thiirvi  .<iAt^ 
wäitei  i»  einev  gröaeern  ^nihx»wg  fim  Rbeipe  fe^taoden 
baibe,  HieU  ei»  «Aber  kn  VeterA  gelegener  Plat«  unnicbe? 
feiire«eir.  6ei^  8Q  oehive  leh  die^se  Bedenken  «urn^l^  d»  ee  den 
Mmeni.dflMftls  nicht  in  denSünn  fceniy  einen  S4rei£»jiig  über 
den.ißJieliir  dser  Kiiyy«  enttan^;  w  roaeben,  um  4ie  gewi^A  gnt 
bewB0h4e  Waiivsageviii  oder  priesterlifthe  Rathgirb?rin  der 
Cteminen  dnveb  einen  UeberfaU  auAiuheben  und  abznfOibreiii 
wa0  IseUiebk  ^tmm.  spiUer  unter  I>QmitiaB,  eU  er  die  D«iit* 
schell  am  Rhein  und  die  Celten  dureb  «einen  Legaten  Ruti** 
liuf  Gatticua  bekäo^fen  lieae,  wirfclieh  geeobah»  Wie  an 
vielea  ander»  SleUen  d^  Taciläechen  SchUdernngeut  se 
vermneji  wir  i|ueh  Uer  ^die  genane  Re^ebveibnng  der  Lck 
caKtatcn,  wo  die  Thntsaeben  ror  sieb  geben^^  qie^  ^eipe  klare 
Sdiildtpifiiig  diesL  landaebafiüiehen  Vinlergrundes^S  wm  sie  dem 
Taeitus  «erad»  im  der  Darstrilung  des  batavisek«»  Krieges 
rnn  Hin.  Vttlker  nugeaobriehen  wird.  Bo  fcbU  uns  die  si<> 
öbcTQ  Angabe»  oder  ftenennung  der  fikeUe  am^  Abeip,  wi»  4er 
nttehdicha  Uebaifall  der  Germanen  auf  die  römiavhe  Vlette 
gvsfchahi.  Die  gieographisebe  Bestimmung  dieser  LocaJiMii  ist 
aber  gepade  An  wiehtiges.  Moment  bei  der  F^statelliing  di^ 

.   a)  Da»  Land  und. Y«Ui  dsr.  ßmi^rSK.   BerUa,  18^7.  S.  819  ff. 


Üdm^  dm  WöhnritA  der  Vehda.  a& 

WobnriAtsts  iet  Vdoia.  Db  v^iachiedcMhi  Hcftmifnl 
ftMemr  tund  nottertir  Altovthttnsfövscher  aber  di«  rlollieiyrtm 
ohene  ^^timrisi VeMaD^^  mll  tcb  y«r  Biohi  wiaderhoi«!,  fegici 
frisstenthtils  miv  Luftschlösser  sinftnkl  einttfeifteftfiraiiAit 
cntbdirai.  Das  RithC^ps  i»  dieser  UMicherhett  lat  Hr^-fffof» 
BUter  gesebe»  4i»d  da»  Lager  an  df«i>  Rheiabafea  bei  Ve- 
iMra,  wm  die.  rtaisobe  VloUe  ihre  Stadion  halte  snd  CmvUi 
sieb  danals  aafgthaMeii  habea  mag,  al»  dcnjeatgoi  ¥üiWki 
bezeMmet,  wo  der  D«berfail  und  dteWagfUhriHig  desAtei^ 
üalschiffßs  aof  der  Lippe  mtm  Wohnsita  der  Vtfeda  awgt«* 
fahrt  wurdet).  Die  Gründe,  weMre  Hn  Dr.  Fdtter  gegti 
die  Riffeersehe  Bestiominng  vorbringt,  so  wie  sdne  Bezeiob«« 
nmg  der  Loesililjlt  für  jenen  fflr  den  Feldherm  nicht  ehnn«« 
fotte  Bvrigniss  ^bei  eder  iftGetduba,  der  nttr Aiohsicft  StadA 
dtv  Vbiet^^  gind  nicht  iHbetacugend^).  Die  gMHUuiia  mnlieD 
Vfaia  kann  hei  der  Peststelhii^  der  Lecnlität  hier  niehi 
maesgvbend  sein,  wie  sie  csl  fü«  Hrn.  V4riher  gewesen  iil» 
EIm  Frau  aiis  den  Vattie  der  Ubier  kann  ja  eben  ae  gnl 
bei  Velera  in^  einem  Landbause  gvwobnt  haben^  wie  in  odetf 
bei  .Geldnba.  Mute  Angabe  ron.  BeweiseB  nennt  Moni»  diese 
Baiaft  eine  RMneri«,  und  macht  Bonn  nun  Sebanpiatn  jener 
0»  Certalis  se  fatalen  Begebenhrit.  Mir  sebeinl  allein  die 
Pvtge  einer  näbereo  firttrlening^  unterwerfen  werdcB  n» 
nKissen :  wie  konnteo  die  Germanen  an»  leicbtosten  nnd  sii. 
ebensten  die  durch  Debernimpelniig  erbeuteten  Schiffe  and 
insbeaendere  die  praetori»  triremb  nach'  dem*  Tburme  den 
Veleda  bringen?  Denkt  man  floh  Bonn,  das  M  Meiien  vwn 
der  damaligen  Hflndung  der  Lippe  entfernt  Ibgt^  eder  die 
13  Meilen  entfernte  Colonia  Agrippincnsisy  eder  endlich  daa 
nähere  Gelduba,  das  aber  auch  noch  5  Meilen  in  gerader 
Linie  davon  entfernt  ist,  und  auf  dem  Rheine  sind  diese  Ent- 


4)  Jahrb-.  d.  V.  XXXIL  S»  10—17. 

5)  Der  Freiheitskampf  der  Bataver.  El&«rl»ld486a*    li.Il  ft.'148  fg. 


36  üeber  den  Wohnsitz  der  Veleda: 

femongen  bdlevteod  grosser,  als  den  Ort  des  Cebeffalb^  so 
ist  es  nickt  su  begreifen,  wie  die  Oernantn  eine  so  weMe 
Stred^e  auf  dem  Rkeine  fahrend  ihre  Beate  siciier  an  Ort 
nnd  Stdle  bringen  kennten,  ohne  auf  dieser  Fahrt  ron  den 
rttmiscben  Besaürangen  und  Wachposten  in  den  unterhalb 
Bo6n  liegenden  Castellen  und  Standiagern  KMn,  Buruncum^ 
Burnomagus,  Novesiun,  Gelduba,  Asciburgium,  Calo  un4 
Veterk  angegriffen  sn  werden,  denn  auch  bei  letzteren  Orte 
mufisten  sie  vorbeifahren,  um  die  Einfahrt  in  die.  Lippe  M 
sFEcichen,  auf  der  sie  dann  das  Schiff  bis  nur  Wohnung  der 
Veleda  et^omaufWirt-s  ziehe»  musMen.  Eine  en^iitsene  Thdt- 
säohe  aber  ist  es,  dass  zu  jener  Zeit  die  Lippe  nicht  ober* 
halb  der  Gitadelle  von  Wesel  mtedete,  sondern  eine  Stunde 
nnterimlb  der  Stadt  bei  der  Baueracbaft  Fluren  und  zwar 
bei  Lippmannshofe,  in  dessen  Namen  sich  noch  die  Erinne* 
rang  an  die  älteste  Mündung  des  Flusses  erhalten  hat.  Ifier 
und  nirgend  anderswo  stand  auch  in  der  .fränkische  Zeit 
das  in  det  Geschichte  Karls  des  6n  mehrmals  erwähnte 
Li|ipeham,  wo  er  im  J.779  mit  seinem  Heere  über  den  Rhein 
ging;  uttd  nach  Bucholt  zog,  wo  er  die  Saehsen  schlug,  im 
J.  7fSA  den  üebergang  wiederhohe,  im  J,  799  eine  allgemeine 
Versaäunlui^  hielt  und  den  Papst  Leo  III.  dahin  besckied, 
der  einige  Tage  bei»  Kaiser  sich  aufhielt,  und  wo  im  J.  810 
Karl  flum  letzten  Maie  hier  den  Rhein  Aberschritt, :  als  er 
gegen  drä  rebdliseben  Künig  Gottfried  ton  Dänemark  zog^)* 
Ranala  verlor  er  hiier  auch  seinen  ihn  begleitenden  Elephan«» 
ten  Abulabaz,  den  er  vom  Chalifen  flarun  als  Raschid  zum 
Geschetak  erhalten  hatte.    Als  man  spater  iü  der  Lippe  bei 


6)  Jahrb.  d.  V.  III.  S.  13ff.  IV.  S.  77  fg. 

Die  'Nachweise  aus  den  Annalisten  über  diesen  Ort,  der  auch 
Lippeheim  oder  Lippemund  hiess,  giebt  Dederioh  in  der  Ge- 
sohiohte  der  Römer  und  DeutBOheu  am  Ni«derrh«in,  S.  213  fg. 
Einhardf  da  Tita  Caroli  .M.  o.  16. 


üeber^  dm  W^nrim  der  Veleiä.  ^7 

Wesel  Nammiitb«-  unil  Etephanteiiluioebeii  fand)  glaubten  die 
Levte,  es  seien  die  Ueberreste  Jenes  Abnlabaz^). 

WolUen  als^  die  Oermaaen  ein  so  gefragtes  llntertteh«* 
noi,  wie  der  näcbtlicbe  Ueberfiall  der  römischen  PleMe  ond-d«s 
Lagers  war,  mit  Aussicht  auf  ein  sicheres  Gelingen  ausführen, 
se  kettttten  sie  es  nur  an  einer  solchen  Stelle,  wo  sie  so 
schnell  als  mOglidi  die  Lippe  erreichen,  sich  der  Verlolgnng 
entziehen  und  ans  dem  Bereiche  der  rMiisoben  Ges«hosse 
kommen  konnten.  Dies  war  aber  weder  bei  Benn^  noch  bei 
Köln,  noch  bei  Gelduba  möglich.  Der  Hafen  von  Vetera 
.und  das  dabei  befindliche  Lager  war  die  eimäge  Stelle,  wo 
den  Germanen  eili  naobtliober.  Ceberfatl  gelingen  konnte. 
Die  l^lrömung  der  Lippe  brächte  sie.  schnell  hin  und  die  dffs 
Mieins  eiiea  so  schnell  znrdck,  denn  dass  kundige  Schiftir 
das.  Unternehmen  geleitet  hsdien,  welche  die  verschiedene 
Strömung  der  beiden  sich  hier  vereinigenden  Flösse  benutn^ 
leB,  versteht  sich  wohl  von  selbst.  Unter  damaligen-  Um- 
ständen wagte  es  Cerialis  auch  nicht,  eine  Abtheiliing  seines 
Heeres  jaur  Verfolgung  fiber  den  Rhein  zu  schicken,  auch 
vorausgesetzt^  dass  er  dazu  die  erforderlichen '  SefaUF«  noch 
gehabt  hatte.  Da  er  die  Verfolgung  unterliess,  so  hatle  er 
entufeder  da^U  nicht  die  nöthigen  Mktel,  oder  es  fehlte  ihm 
MW  Attsfübrnng  der  llluth.  Auffallend  bleibt  es  immer,  da^ 
er  den  Feinden  unangefochten  die  Beiite  Hess. 

Da  in  der  sonst  klaren  und  anschaulichen.  Beschreibung  <teg 
Tacitus  gerade  der  Name  des  Ortes  vermisst  wird,- der  doch 
haue  genannt  werden  müssen,  so  vcrmuthet  Hr.  Prof;  Ritte/, 
dass  er  durch  das  Versehen  eines  Abschreibers  ausgefallen 
sei,  und  vervollständigt  nun  die  Worte  des  GegchicbtschreU 
bers  also:  et  prono  amne  rapti,  nullo  prphibente,  Veterum 
Valium    ineunt:    „die   Germanen,    vom    reissenden   (abwärts 


7)  S.  Eüiliard'»    vUa    Caroli   M.   xs.'  16'  mit   der  Anmerkung    yon 
Schwincke.    Utrecht  1711.    S.  82.  .      ,;  i- 


38  Ikbet  den  HMnn1»i  der  VtMa. 

Aieaeendeo)  Strome  fagtgeriaoca,  ddigen,  «hw  wt  Jemna 
aufgehalten  2«  werden,  in  Jie  VctschamBaBgcn  Ten  Veiem 
ein^;  ich  fUvbe,  nicht  in  die  anl  den  Fars4edberge  liegende, 
wo  aeit  der  Eioiiahme  Vetera's  durch  CrrHis  Alles  «ritOrt 
und  rerbramt  war,  sondern  m  die  Veracluinmng  des  Sdufe- 
lagers  unten  an  Berge,  am  Rheinufer  lelbst  Arwdbcn 
Nainett,  mit  welchem  Hr.  Prof.  Ritter  üe  Texteeworte  des 
TacitHs  verrolUtAadigt  hat,  f«gte  schon  im  J.  tMS  4er  gfv 
lehrte  Cenrector  am  refemirte«  Oyinnasian  tu  Weael, 
Hermann  Emtck^  als  Erklärung  hinsu:  vallnm  Vetgrumtm- 
9U'orum%  In  4er  fon  demselben  Oelehrtea  aus  griechtsdiea 
und  rämiscben  Autoren  exeerptrten  und  in  lateinischer  Sprache 
rerfaasten  Geschichte  des  clerischen  Landes,  die  von  der 
Allesten  Zeit  an  his  auf  Sari  des  Gr.  reicht,  beAmlet  sieh 
0u  der  Eraähkng  Aes  Tacitus  von  dem  Ueberfail  der  Gefw- 
manen  bei  Vetera  ein  Bxcurs  Ober  Veleda  und  Aber  den 
Urcfprung  Wesels^).  Da  diese  Geschichte  fiwicfai  nur  in  einer 
einaigen  Handschrift  vorhanden  und  noch  nicht  hefcsiMt  Ut, 
so  lasse  ich  die  «ur  ErAlttrung  des  vallum  Veterum  castnu- 
rum  dienenden  Worte  des  mit  der  Getchiebte  dieser  Gegmd 
genau  bekannten  Mannes  hier  folgen: 

^Bx  hisce  patet,  oen  alte  aut  remote  ad  Lufpiam  habi«- 
lasse  istam  feminnm  (sc.  Veledam)^  quia  vincsHs  naves  illaa, 
Romanis  non  procul  inde  oonunonintibus  ademftae,  adferuo 
Rheno  et  Luppia,  qui  certe  vadosus  satis  est,  debuenint  trahi. 
Atque  hinc  est,  qmnA  mihi  persuadeam  habitationem  istius 
Veliedae  olim  ftmise  ee  loci,  ubi  nunc  est  wbs  Vesalia. 
Siquidem  maiores  mostros  idem  coniectasse,  ex  Tiris  aetate 
et  doctrina  gravihns  aud^erim,  quando  Velledam  e  regione 

8)  Herrn.  Ewiohii  Yesalia  aive  civitatis  Vesaliensis  deucriptio,  Ydsal. 
1668.  fol.  p.  9. 

9)  Das  von  dem  Verfasser  sauber  geschriebene  Manascript  in  4to 
wird  in  dem  Alrohiv  der  OYan^^ieoheii  Oetnelnd«  zu  Wesel 
aufbewahrt. 


Ifefrer  den  WoknMi  der  Vdedd.  919 

V€ta]iafe  in  locö,  ubi  siMiui  ^an  iea  Flaim^  Acta  Mlfe 
milkm  Btat,  naasiooeii  suam  haboigse  milii  reforrevt,  H^senmt 
tM,  iiri  aliifWNido  nobiles,  dicto8^4ieVleeteB^S  retento  aii  fkw 
Veltsdae  oMmifanie  oognomiAe,  sedem  c«  agrosi  habrnBae,  i|«n 
Ulis  adeaipCi  et  CarthuBiensUMis  Mbuadiis  ab  Aidfko^  prima 
CUveiisiiiiii  dvoe^  attribati  esseot  Ktsi  bäte  dan  adeocerta 
Tideamlur^  certam  Umtn  illud  sattes  inde  ekt^  VelMam  tir^ 
dt«r  iHaai  arbcm^  quam  dixi^  egisse.  Kea  ab  bac  «mitetitia 
4ibit  Bernharduft  Hatlenis,  iqaa&lo  apad  pagum  Spellea  V^MIe. 
dae  adfaae  tiamta  prapter  eiua  ibi  habtlalioatm  rcMiaAse 
•aoribii  Sed  el  hac  pratteveuadam  hie  non  crrtt,  ifMd  «k 
4italia  potta«  (Sylv.  üb«  1, 4,  do)  €lanim  eat,  Vdkdam  maüram 
balto  Gemaoica  a  Roliiia  Gallica  Doaiitiaai  iaiperatorift  au- 
apictts  captan  dareaisBe  ia  Ramaooruai  pi)tealal(4lh 

Nata^  fioid  Velleda  in  dpa  aepUntrionaM  haUtaverii 
ftatio  est,  i^aia  qai  praetariam  triremeiH  tuaa  traxerimt,  M 
a»n  teerant  a  Rheni  ara  Romana  <ab  bastlati  ibi  slatkMins, 
aisd  Oeraianica,  nefae  etian  ubi  ad  Lopiam  veaerunt,  tciraMth 
Mam  a  latiere  Lupiae  meridionali  traxeraal,  sed  sc^mtriti- 
M^  abi  «iBtior  ora  et  lacus,  in  900  palatiam  (turris)  alim 
fait  VaHedae.  Samma:  apnd  Vesaliam  Tel  ubi  Vesalla  aauc 
•sl^  forniaa  iila  hd)itarit. 

Malta  ibi  vidi  tan  argeatea^  quam  aenea  namianata  in 
ripa  Rheni  Genaanioa  apud  Ymsaliam  allueate  fliiniiae  deteeia 
«t  i^parta,  jptitiai  in  loco^  in  quo  patram  mamDria  s(»ttt 
Manasterium  CardiBsianorum,  ab  Adolpbo  Ciiriae  duce  attdi 
axstnictiHB,  partim  etiam  illo  in  laco,  ubi  stetit  »Mei*  B^iHVd 
'Saburbium,  quad  dkebatur  ^pagus  superior,  das  A^t^F^ 
^i^e  Baerendarp^  vd  pagas  Wesaiia,  das  darp  W«)^^,  at 
4td  Rheauffl  tisque  ia  ripa  adaiodum  alta  excam^bat,  qailiß 
quam  hadie  flumia«  magis  magisque  arrodatar,  subinde  itla 
numismata  scrntantibus  exhibet,  quorum  et  ego  quatuor  habee: 
Antionini  HeliagabaU,  Decii  senioris  (Adventas  Aug.)  Volusiani 
(Pelicitas   Augg.),    Saloninae   Augustae   (Inno  reigina)^   Cn. 


40  üeber  den  Wohnsitz  der  YeUda. 

Plaocii  Aed.  cur.  S«  C.  cam  imaginibus  cervi,  trcos  et  colvm- 
nae«  Quoniaoi  autem  uullus  locus  ad  Lupiam  in  ricioiaUai 
editus  est  quam  bic,  in  quo  numi  illi  inveoti  suat,  ego»  alio* 
rum  coniectura  salva,  eundem  a  Velleda  prunu«  habitatun 
indeque  a  Romanis  occupatum  esse  band  dubie  ezistimo.^ 

Die  Localitäl,  die  Ewich  hier  beschriebea  und  als  dir 
Stelle  bezeichoet  bat,  wo  der  Veleda  Tburm  gestanden  haben 
soll,  war  derselbe  Grund  und  Boden,  wo  im  i.  1122  oder 
1125.  von  den  gräflichen  Brfideru  Gottlried  und  Otto  tob 
Ci^penberg  das  Kloster  Averndorp  (das  obere  Dorf)  gegrün- 
det und  mit  adelichen  Pramonstratenser-Nonnen  bevölkert 
wurde:  es  lag  nach  Henseler's  bandscbriftJicber  Bistoria 
Cliviae  ^extra  Vesaliae  civitatis  muros  super  Lippiam^^  oder 
da^  wo  jetzt  in  der  Rbeinvorstadt  neben  dem  Steueramte  die 
Reibe  Häuser  dem  Hafen  entlang  sich  hinsieht  und  hinter 
diesen  die  Citadelle,  Während  des  niederländischen  Krieges 
wurden  die  Klostergebäude,  von  denen  sich  noch  eine  Alh- 
biidung  auf  dem  Rathhause  zu  Wesel  befindet,  nach  der  Ver- 
treibung der  spanischen  Besatzung  im  X  1598  bis  auf  den 
Grund  von  den  Bürgern  abgebrochen,  damit  sieb  die  Spa- 
nier nicht  wieder  dort  festsetzen  und  die  Stadt  belästigen 
konnten.  Die  Notiz,  welche  der  Geh.  Regierungsrath  Dr. 
Barsch  aus  den  Archivalien  des  Klosters  Steinfeld  mittheilt ^^), 
dass  der  Platz,  auf  dem  Averndorp  gestanden  habe,  später 
vom  Rhein  ganz  weggespüblt  worden  sei,  ist  nur  zum  Theil 
richtig.  Denn  als  der  Sirom  seine  WasserfOlle  noch  nicht 
an  den  unter  Friedrich  dem  Gr.  gegrabenen  Kanal  abgeben 
konnte,  drängte  er  sich  nach  der  Stadtseite  und  risa  bei 
grossen  Eisgängen  vom  Uferrande  bedeutende  Stücke  ab, 
jedoch  nicht  den  ganzen  Raum  des  ehemaligen  RIostenu 
Die  Lippemündung  liegt  jetzt  freilich   noch   eine   ziemliehe 


10)  Das  Prämonstratenser  Mönchskloster  Steiafeld.    Sohleideii)  1887. 
S.  121  ff. 


üeber  den  WohnsiU  der  Vehda.  M 

Sirtcke  öberhalk  der  ron  Bwicli  an|;e^ebeiien  SUS»,  liiri 
wemt  Veleda  hier  gewohnt  hat,  so  würden  nach  der  heutU 
gen  Beschaffenheit  der  LocalitAt  and  des  Stromes  die  Qti* 
mataen  gar  nicht  ndthig  gehabt  haben,  das  Schiff  auf  dtfr 
Lippe  aufwärts  zu  niehen,  weil  die  Veleda  ohne  Zweifel 
nnlerhalb  der  heutigen  Mflndung  gewahnt  hat.  Die  Sache 
verhalt  sich  aber  so.  Zur  Zeit  des  batavischen  Rriegeb  nad 
noch  langer  als  vieraebu  Jahrhunderte  hatte  der  Rhein  eine 
Stunde  westlich  von  Wesel  seinen  Lauf,  und  zwar  in  der 
Linie  von  Rheinberg  zwischen  den  Dörfern  Wallach  und 
Barth  nach  der  jetzigen  Pollbrficke  und  weiter  nach  dem 
Pärstenberge  zu.  Wesel  liegt  am  Rhein  erst  seit  dem  Jahre 
1590,  nachdem  der  Strom  im  J.  1&29  die  Dämme  durchbro- 
chen und  sich  in  das  Bett  der  Lippe  gestürzt  hatte.  Wo 
jetzt  die  Stadt  liegt,  strINnte  also  nur  die  Lippe  um  das 
Rftmerward,  wo  jetzt  der  sogenannte  alte  Rhein  noch  lliesst, 
und  hatte  ihre  Mündung  erst  bei  Plüren,  so  dass  alzo  A 
Germanen  die  bei  Vetera  erbeuteten  Schiffe  leicht  in  Sieher- 
heit  bringen  konnten,  sobald  sie  in  die  Lippe  eingefahren 
waren,  und  das  grosse  Admiralschiff  mussten  sie  noch  eine 
Stande  weit  aufwärts  auf  der  Lippe  bis  zu  der  von  Ewich 
bezeichncatea  Stdie  bei  der  Rhein  Vorstadt  Wesels  ziehcm,  Wo 
Vdeda  ohne  Zweifel  ihren  Wohnsitz  hatte;  Dass  gerade  fii 
diesem  Bezirk,  der  zur  Zeit  der  Gründung  des  KlotAers 
Averndarp  ndt  Waldung  und  Weiden  bedeckt  —  die  letzte- 
ren sind  an  der  Lippe  noch  vorhanden  —und  eineBesitzwng 
.der  westfälischen  Grafen  von  Cappenberg  war,  einKlostiir 
:gogründet  wurde,  ist  nicht  ohne  Bedentnng.  An  vielen  Stei- 
len, die  in  den  ältesten  Zeiten  durch  heidnischeil  Cidtas  g4^ 
heiligt  und  ehrwürdig  waren,  erhoben  sich  in  christlicher 
Zeit  Kirchen  oder  Klöster.  So  mag  es  auch  hier  geschehen 
sein,  denn  die  Gegend  hatte  sonst  nichts  Anzieheades. 

Mit  dem  Dorfe  Spelkn  hat  zuerst  der  Kölner  Jesnitfflhller 
indem   lateinischen  Gedicht:   Descriptto  Rheni' ffuminumiiie 


9S  üebtr  den  Wt^mriH  der  Vteleda. 


Hbri  VL  Coloa.  1*71,  üe  Veleia  in  Verbünhüff 
gtsetet  inid  ibr  dort  einen  Wohmilv  aagcwieaeii,  iodev  »er 
dm  Naneii'  SpeBee  mit  fieetiiBch«r  Lioenz  InSpeUeda  nmUlr 
dete«  Bie  liierauf  besOglichtsa  Verse  am  der  descriptio  hu^ 
piat  metrica^  die  tbeilweise  ia  Tescbenmwher's  AanalesCii»- 
'viae  et«,  abgedruckt  ist,  mmi  folgende,  in  denen  er  tan 
ihr  iiippe  aagt: 

^heno  froxinior  VeUedae  praeterit  attlam« 

Nomine  iam  dubio  Virginis  aaria  iatct. 
Umke  iSpelledam  eustentaat  iugera  laeve, 

Maneio  VeUedae,  snpicer,  iU«  fuit. 
VeUedae  Spelleda  ipalrat,  nnitalo  priote; 
Argttk  iiec  ratio  noaMnis  atque  looi.^ 
In  deutscher  Uebersetnüng  lauten  diese  Distiehenc  .    . 
ftther  dem  Rfaeinstrom  fliesat  sie  dem  Hofe  Velleda'«  vortter, 
.    Aiieh  in  dem  Namen  rersteekt  liegt  noch  der  Seherin  iUC 
Ba,  «o  am  linken  Gestade  SpeUeda's  nuren  aich  hreiteto^ . 

Stande  Velleda>  vordem,  urie  ich  vermuthe,  dein  Hans. 
Ana  Vtdieda  entsteht  mit  verändertem  Antaut  [^lleda; 
Di«  thttn  Namen  und  Ort,  wie  sie  hascbaSen  sind,  dar« 
•ieser  nnhaUbaren  Hypothese  folgten  hei  Besthmnang 
des  Wohnsüaes  /der  Veleda  die  Oesohichtachreiher  Sehateu, 
Tesahcnnadier  und  Hoppe.  SpeHen  liegt  aber  nicht  weit 
irom  Bheinl^,  südwärts  von  der  Lipp«  eine  Stande  eattent. 
Wai  man  der  Veleda  ihren  Wohnsitz  aof  dem  iddUchen 
sador  Unken  Ufer  nnweiflen^  so  bietet  die  weiter  Oatlitli  hinter 
der  Hxercierheide  liegende  Bauerschaft  ffV<m,  gewlAnlidi 
<nchhali*-Weim  genannt,  obsehen  keine  Budie  hier  mehr  nii 
teden  ist^  eine  geeignetere  Sttefle  ah  Spenen4  denn  doiit 
atand^  nach  einer  freilich  onveriHIrgten  Sage,  in.  altdr  Belt 
eide  fincg  ader  ein  Thoim,  dessen  Spur  aber  vennhilundhn 
ist.  Naoh  des  ortskondjgtt  Dn  llird'r  JHiltheilungcli  aiad 
in  den  Sandbergen  (alten  DOnea)  ran  BncbhoU  *.Walih,  in  der 
MAhe  4m  roeiüngsbofes^  vor  längerer  Zeit  Crnen.  tind  lümi- 


Utb^r  dm  Wohmiti  (kf  Ytkdä.  4B 

ioheMQnBCii  geftiniife»  ir^rd«!!,  ?in  desto  »wel  {»Binhi 
Btsitft  kanen,  tine  ISilbemiime  iw  JMhis  CasMr  .orir  «w 
AatedNJit:  «b  ehrei  0erf«toi,  tmd  tine  KapftmtwM,  «ttf  dnr 
nur  der  Name  Sabinus  noch  kenntlich  war^^).*  Wtniifet 
WabrsolM«fvliehkeil!  hM  der  won  Bwteh  erwfthnte  HaiiMii  oder 
nahm  mtht  weil  von  der  Bricka  akcr  die  Lippe  fflt  Binh. 
Air  Zeh  der  TeMa  waren  die  aü  fachen  ihilNia  Wer  4tg 
Vtasats  wehbiQ  sieh  anebreltraden  Weide«  nil  Waaeer  te«. 
-deckt,  und  das  iriefatweitron  der  fiisenkahii  stellende  thana- 
4Htif  e  Haus  ist  hoch  der  Ueberrest  elaes  kleinen  Heimiikaaaee 
oder  CasMIi,  deseen  Bntstehnng  den  MHKlalter  «ngebiM, 
«och  >Btit  waf  en  seiner  niedrigen  Laf  e  den  Uebensehwen^ 
«ttoogen  ansgtesiiat.  Nur  auf  eine  Sletie,  die  ich  selbst  ntUier 
miwflacbt  habe,  aber  aveh  aitf  dem  ifnkea  (ffer  Hegt,  wül 
itli  nach  anfmcrksam  amchen ;  das  ist  eine  Anhalie,  waftr- 
'Odheiaiiah  eine  sandige  Düne  des  alten,  )elat;  in  Weideland 
MigewaiideKen  Lippebeckens  sieht  weit  v^tik  Rbeiae,  aiif 
dem  B«»ergute  ^GrtlBsamnns  fl[•^^,  am  Wege  vm  der  Ltppe- 
brficfce  nach  Spdlen«  Man  hat  ron  je«er  forspriagenden 
Anbehe  eine  weite,  amnthige  Avssieht  auf  4as  RlMin-  ond 
Lippelhal.  Dort  fand  kii  deuüicbe  Spuren  eines  alle«  Baues, 
über  welehen  aber  der  Besitaer  des  flofes  keine  Auskoiiit 
gMe«  konnte,  neiimHch  viele  aaf  dem  Sandboden  nerstteot 
Hegende,  glatt  Miaaene  Tnffsteine,  and  in  der  Tiefe  des  da- 
ran slossenden  Gemüsegartens  sollen  noch^  nach  der  Vevak 
«berang  des  Besitaetis,  Deberreste  m  Maoerwierk  lifef^ro. 
Anf  der  Sidsefte  der  sandigen  Anivttlie  sieht  sich  milten 
ihireh  im  Bamngarten  in  gerader  Linie  ein  durch  Menachen«. 
bände  aofgoworAMmr,  jetat  aber  ^nm  Theil  aerslttrter  Brd;- 
Wfttl  in  der  BMHuag  von  Westen  nach  Osten  hin«.  Daas 
«ael^  «e  Blinder  des  kleinen  Flatean's  mit  aoldien  BidwäUen 


11)  Veb6t  cße  Bedefatsamkeil  der  Oegend  dm»  Klödetrh)&ins '  ü.  ft.  iiT« 
WdS«,  1826.    8.  &1— 63. 


M  üeber  den  W(^sit$  der  Veteda. 

■•geben  waren,  davon  «eigen  akh  n«cb.  einige  Sfuren^  ok 
•ie  aber  der  ältesten  germaniadien  Be^lkernng  dieses  liänd- 
striebes  oder  dem  Mittdalter  angehören,  lasst  sich  nicht  mehr 
bestininien. 

Oermanische  Oräber  sind  übrigens  in  der  Gegend  tm 
jSpellen  unter  den  Sandhügeln  der  in  der  NlUie  des  Dorfes 
liegenden  Heide,  die  jetzt  theils  2u  Ackerland  gemai^t,  thetts 
mit  Tannen  bepflanzt  ist,  gefunden  worden,  dabei  Urnen  «nd 
eiseme  Waffen,  die  v'on  den  unwissenden  Findern  als  wMhr 
lose  OingjB  nnbeachtet  gelassen  oda:  vernichtet  worden  sind. 
^nigeSiäeke  besitzt  noch  derOeconomlir  Hartmann,  früher 
liehrer  in  Spellen.  Der  neueste  derartige  Fund  wufde  im 
Frühjahr  1863  auf  einem  Sändfelde  des  tfstiich  von  SpeUoo 
gelegenen  sogenannten  „Meeres^  gemacht,  das  Grab  eoMS 
ripnarischen  Franken,  wie  ich  wenigstens  ans  dem  bdisite 
des  Grabes  vermutbe,  der  durch  gütige  Vermittelnng  des 
Hrn.. Pfarrers  Schünden  in  Spelien  dem  Gymnasium  au- Weael 
übergeben  worden  ist.  Das  Gtab,  das  der  Cultur  wegen  wie^ 
der  zjsgeworfen  wurde,  entbidt  folgende  Stüeke:  drei  einr 
fache  Urnen  mit  Kohlen  und  Gebeinen,  wie  sie  gew^baUch 
in  germanischen  Gräbern  vorkommen,  vier  eiserne  Lan^o- 
spitzen,  dabei  eine  fast  t  Fuss  lange,  ein  sehr  verrostetes 
iHsernes  Schwert  ohne  Griff,  ein  sehr  feines  und  leichtes 
Trinkglas  von  gelber  Farbe,  an  Form  und  Bescbaffenb^ 
des  Materials  ganz  llhnlich  dem,  das  bei  Xanten  in  d^n 
früinkischen  Grabe  gefunden  wurde,  und  andern  rttmiscben 
Glasern,  die  ohne  Zweifei  durch  den  Handel  zu  den  Fran- 
ken kamen,  endlich  37  Stück  bnntfarbige,  grüne,  ro(he,rothr 
branne,  gelbe  und  grame  Perlen  aus  gebranntem  Thpu,  wie 
sie  häufig  in  römischen  Gräbern  vorkommen,  und  wovon 
eine  grosse  Menge  das  ehemalige  Houbensche  Anti^arinm 
besass.  Dass  dergleichen  Schmuckperlen  auch  in  alleman- 
nischen  und  fränkischen  Gräbern  häufig  vorkommen,  rist 
bekannt.  JFIedter. 


Als  Brzbisehof  PhHipp  von  Heinsberg  um  11864as  Aofustii 
nerfckwter  avf  dem  Stromberge  sam  Sitsie  eines  von  der  AlMet 
Himmerode  aus  begründeten  Cisterztenser-Conventes  umgewm» 
delt  hatte,  war  der  letztere  für  die  erste  Zeit  a«f  dielileine  der 
heiligen  Jungfrau  und  dem  heiligen  Petrus  daselbst  geweibto 
Klrehe  beschränkt.  Naeh  der  Bestfltigungsbulle  Pabst's  Cö- 
lestin  III.  vom  10.  Juni  1193  (vgl.  LacomMet,  Drkundenboeh  It 
538)  befand  sich  Kirche  und  Kloster  damals  noch  auf  dem 
Berge,  der  jelzt  nach  der  neuen  Stiftung  den  Name»  Peters« 
berg  (moiis  g.  Petri)  trug.  Allein  die  allgemeine  Oboervans 
i^B  Ordens,  an  H'elche  das  SprOchlein  ^Sanctus  Benedietus 
amat  montes,  Bemardus  valles'  erinnert,  forderte  die  Verie>- 
guog  des  Conventes  und  derselbe  wftblte  daher  das  reizende 
Thal  amFusse  des  Berges  zu  seinem  Aufenthalte.  JnigHifms 
(netitia  abbatiar.  ordin.  •  Cisterciens.  lib.  11  p.  36)  vermuihet; 
dais  die  Corporation  sich  -^  etwa  elf  Jahre  hindureb  **- 
n»t  einem  Nothbaue  beholfen  habe,  bis  die  Fundamente  des 
Klosters  unter  dem  zweiten  Abte  Gevard  im  Jahre  1SII2  ge^ 
Ugt  worden.  Das  letztere  Datum,  auf  einer  in  der  Abtei 
Heisterbacb  fortgepflanzten  ratlndlichen  Ueberlieferung  beru<# 
bend^  ist  indess  nicht  urkundlich  bezeugt;  nur  so  viel  ist 
gewiss,  dass  die  Uebersiedlung  kurz  vor  1900  Statt  gefun* 
den  bat  Denn  Erzbischof  Adolf  h  von  Ktdn  erwähnt  in 
einer  Urkunde  des  Jahres  1200  (bei  Lacomblet,  a*  a.  O*  I. 
568)  schon  das  Kloster  imThale  (monasterium  quod  dicitur 
vaUis  s.  Petri  ad  pedem  montis  Stromberch  situm)  unil  be^ 
kündet  im  gleichen   Jahre  (a.  a.  (K  560),  wie  die  OebNIdeil 


46  Ueisterback. 

Heinrich  und  Eberhard,  Grafen  von  Sayn,  die  Vog^teigefUle 
von  einigen  Hausstatten  in  der  Villa  Heislerbach  nach  der 
jüngst  erfolgten  Klostergrflndung  daselbst  (cum  enim  novella 
plantatio^  monasterii  quod  vocatur  vallis  s.  Petri  pullulare 
recenter  cepisset  in  loco  ubi  quondam  villa  sederat  cogno- 
Diento  heisterbach)  erlasae»  habtlt  Im  Jahre  1199  verkaufte 
Ritter  Herimann  von  Plittersdorf  (de  Blitersdorf)  3V2  Morgen 
Weiidtid  mi  ein«  KfliUiatatte  («uriile)  daselbst^  weMie  er 
TOM  SMiei  f «  Bwn  m  hf/Mut  trog,  «t(i  deaaeii  aenthmagmg^ 
da»  CmvciiM  v#«  Stiomhf  rgv  ^oiittslierio,  wie  oi  In  der  hc^ 
tpafFeudm  Urkiude  bmat,  f»od  est  im  Talle  saieti  Petri  iit' 

Fa0at»i  wir  dies«  Daten  gusammen  und  veri^ticheB  gbriolu« 
neitig  die  vom  Jahre  IdOO  ab  crnistante  B«fleiciuiun06uialBe  dest 
Uosttis;  HeisAerfaach  ala  moaasierium  vaHis  a.  Pttri  und*  der 
featre^d«  valtes.  Petii,  ao  ei^eht  aidi,  daas  die  CoAventua». 
Im.  ?•«  Stmmberge  .schon  119»  ihren  WehoaHz  imThale  ge^ 
wmmtii  ballen  und  nwaE  airf  dfem  Grunde  und.  Bedtn  dt» 
yjUa,HeiateriiaiJi;  den  purtvisorifichen  Charafater  ditr  eistcB 
NMerkis8uiig,.an  und  für  sich  wahvsehfiinlLoh  genug,  ksttti- 
gan  nndem  die  oht n  angeführten  Worte  der  nweilen  Drkunde 
Biahiwkofs  Adolf  L,  während  die  der  ersten  keineswegs  mit; 
Nothwesrfigkeit  auf  ei»  fevtiges^  Gebünda  zv  benohen  sinA» 

Der  VMt  Ahle  6«vard  (t  1308)  und  seinem  nkehstem 
Kairhfolger  geftvderla  Bau  des  Klosters  wurde  nach  der  nttm#^ 
lidMo  Dbbetliefmrung  (bei  Jongelinua^  a.  a.  Ol)  im  Jahre  ISM 
voHendf  tu  Der  Bau  der  KfoaterkiDebe  war  Anfiangs  IMt  an 
weil  norgerflckt^  dasa  i«  Febmar  f.  J.  naeh  einander,  din 
Weibn  der  AHicei  dar  tu.  Ursula,  de«  h.  Haiilin^  des  Altan 
des  k  Kathanma  ua^  Agnes,  der  Aüarci  den  h.  Blkhael^ 
Jbhanm  Baptist^  Benedikt  und  Bernhard,  sowie  Maria  Magdn^ 
bon  und  Maria  T»n  Aegypttn,  dea  Aknrs  der  bh.  Petrus  und 
Paalns)  des.  BrldsMU^  St.  Johannia  des  Evang elttten  nnd  dea 
h.  Stephan,   des  h.  Cassios^  AU)eriiai%en,  des  Aposte!»  fit. 


Thom««^  ^r  hMOoltOfigehtoeiiD  Maria,  der  Ap^sM  BaiihdiK 
maus  Süd  Matthlfcufl,  ier  b.  drei  Königcv  Itlstertr  i»  dtvSa* 
«risU«  (iA  SAQUatiioX  duvoh  den  Biii^hef  Wi^elin  von  Reiwl 
er^ilg^tQ«  Die  Eiroke  selbsl;  aber  warde  erst  im  Jahve  lfl(39f 
faattg^  so  dasfi  am  18*  Ootobar,  als  am  Tage  St  Luca  dta 
Eifang^li8tdn,  dieses  Jabies  ihve  feierliche  Weibe  im  Naipen 
4ea  Sivbischofs  Heinmb  L  von  Rfiln  durch  die  Bischöfe  Co»i 
rad  T^n  Osnabrück  und  Baldniu  von  Semgallen  Taiiaagmi 
werden  fconttte.  Der  entere  Biscbc^  weUi6e  gleiebyritig  des 
Hofibakar  au  Ehren  der  h.  Jungfrau,  der  letatere  de»  Allav 
ileffi^l^nverfiefli  zuBtyren  des  b.  Kreuaes  und  am  Tagt  darauf 
auch  die  Altäre  des  h.  Andreas  und  der  h.  vier  KirchenMiref, 
C  Jongel  in.  a.  a.  0.  S.  36.  37.) 

Die  nachstehend  nach  Copieen  des  15.  Jahrb.  mit  deren 
Ueberschriften  mitgetheilten  Urkunden  constatiren  dieVolUn- 
dung  und  Weihe  der  Eirche  zu  dem  bezeichneten  Zeitpunkte. 
Man  bemerkt  leicht,  das  die  beiden  Ablassbriefe,  von  denen 
iß^t  ^IM  am  10,  (kl.  1237,  der  andere  offenbar  am  18*  Oct. 
d^as»  Jahres  erlassen  ist,  im  labalta  wie  im  Wortlaute  giisa«- 
tentbmla  miteinander,  übereinstimmen. 

1. 

[Fraternitas  ordinis  Cisterciensis  data  monasterlo  isti  tem- 
pore dedicationis  per  capitulum  generale  Cisterciense.J 

Fnatcr  S.  dictus  abbas  Cislereienais  t^tasfo»  «onuentns 
abbatWB  generalis  capituli  nniuersis  cristifidetibus  presenitm 
pag>inam  inspeetiiris  saiiitem  et  sancti  spiritus  consolalionem. 
Ilnitten^itatem  uestram  scireuolamus  quod  nos  ad  petitiontm 
dilficti  coabbatis  nosftri  uMm  s.  Petri  et  aliorwi  hmeslorum 
ulrorum  qoi  cum  ipso  et  pro  ipso  petwity  conoessimus  omAi*« 
bus  ad  dedicationem  oratorii  in  uall«  sascti  Petri  tonAaeti^ 
tibos  et  de  rebas  a  deo  sibi  ooncessis  ad  opns  ipaitts  e colasi^ 
aUfoam  portion^i  Irberaliler  impendemifcus  tarn  in  aitaquam 


48  HeMerbaeh. 


poM  toartw  partieipatioBein  oohnii»  bonortio  qoe  für  unU 
nettim  oriliaeiD  BostnuB  finnt  et  fient  i«  perpetuum  aMoeiiui- 
tc8  e«8  in  misflis  quas  pro  fralribus  et  firniiliaribiM  iMMIris 
eapitalim  dicendas  in§tituit  et  in  nissis  de  gpiritu  saneto  foa 
pro  eisdeiD  singvlis  annis  persoliianUir  per  ordiBeni  uniuerBam 
et  po9t  mortem  in  missis  pro  defimctis  quas  nichiloraiiius 
pro  fratribus  et  famitiaribiM  nostris  singulis  saeerdotibus  idea 
ca^luliND  dicendas  iniungit,  preterea  in  psalteriis  et  orattoni- 
boi  alils  que  dieuntur  a  fratrtbus  tarn  laicis  qua«  aliis  litte-* 
rat»  qot  ad  hoc  ad  ordinen  saeerdotii  aon  sunt  promotl* 
Datooi  Ctsttrcii  anno  dorn.  H  C&XXXVII*  tempore  capitoK 
generalis. 

II. 

[Iiidiilgencie  domini  Hcnrici  Coloniensis  archiepiscopi  in  die 
dedicacionis  ecclesie  isfius  monasterii.] 

HenricBs  dei  gratia  sancte  Coloniensis  (ecclesie)  ardii« 
episcopus  uoiaersis  cristifideUbi»  quibas  presens  scriptum 
fuerit  obiatum,  salutero  in  vero  salutari.  Licet  omnipotetitis 
dei  misericordia  ubique  se  petentibus  benignam  tribuat,  prin- 
cipalius  (amen  in  ccclesiarum  dedicationibus  est  eius  implo- 
randa  gratia,  ubi  petentibus  nil  negatur  ad  eternam  vitam 
et  pulsanti  deuoti  cordis  frequenti  clamore  aperitur.  Cum 
igitur  ecclesia  uallis  s.  Petri  Cisterciensis  ordinis  ad  honorem 
dei  omnpoteiitis  et  glwtose  genitricis  eius  dedicanda  fratrum 
ibidem  religiosam  uitam  duceutium  tanto  promineat  bumilitatis 
tiiulo  tit  eonim  suffragiis  aliena  opera  supportari  presuman- 
tur,  uuiuersos  et  sittgulos  cristi  fideles  exhortamur,  qnatinus 
ad  locum  ipsum  in  remissionem  peccaminum  suorum  accedere 
foslinent  studio  diligenti.  Nos  uero  de  omnipotentis  dei  mi- 
sericordia conflsi  Omnibus  ratione  deuotionis  ad  ecclesiam 
ipsam  pie  aceedentibus  in  die  dedicafionis  ecclesie  memorate 
^  per  triginta  dies  sequentes  centom  dies  et  unam  caresam 


Heisterbach.  49 

«e^siulfnil»  meeaibiu  per  mni  circiilain  quadraginta  dies  et 
extuue  in  anniuersario  dedicalionis  in  aalea  annis  sinfpilis 
8imiliter  quadraginta  dies  de  iniuQctis  sibi  .penitentiis  mise- 
ricorditer  relaxamus.  Datum  Coionie  anno  domini  M.  CC. 
XXXVIL  in  die  beati  Gereonis  sociorumque  eins. 


IlL 

[Induigfentie  domini  Baldewini  episcopi  Semigalliensis   vi-, 
carii  domini  Hinrid  Coloniensfs  archiepiscopi  qni  et  con- 
secrationi  huius  ecclesie  interfuit  et  coadiuuit.] 

Baldewinus  miseratione  diuina  episcopus  quondam  Semi- 
galliensis uniuersis  cristi  fidelibus  quibus  presens  scriptum 
fuerit  oblatum  salutem  in  uero  salutari.  Licet  omnipotentis 
dei  misericordia  ubique  se  petentibus  benignam  tribuat,  prin- 
cipalius  tarnen  in  ecclesiarum  dedicationibus  est  eins  imploranda 
gratia,  ubi  petentibus  nil  negatur  ad  eternam  nitam  et  pul- 
santi  deuoti  cordis  frequenti  clamore  aperitur.  Cum  igitur 
ecclesia  vallis  sancti  Petri  Cisterciensis  ordinis  Coloniensis 
diocesis  ad  bonorem  dei  omnipotentis  et  gloriose  genitricis 
eius  in  die  sancti  Luce  ewangeliste  dedicata  fratrum  ibidem 
religiosam  uitam  ducentium  tanto  promineat  bumilitatis  titulo, 
ut  eorum  suffragiis  aiiena  onera  supportari  presumantur,  uni- 
uersos  et  singulos  cristi  fideles  exhortamur,  quatinus  ad  lo- 
cum  ipsum  in  remissionem  peccaminum  suorum  deuote  accedere 
festinenty  quotiens  eiusdem  dedicationis  memoria  celebratur. 
Nos  uero  qui  consecrationi  predicte  ecclesie  cooperati  sumus 
manum  imponendo  uenerabilis  patris  nostri  Henrici  Coloniensis 
archiepiscopi  uicem  in  hac  parte  gereutes  de  omnipotentis 
dei  misericordia  confisi  oranibus  ratione  dedicationis  ad  ec- 
clesiam  ipsam  pie  accedentibus  in  die  dedicationis  et  per  tri- 
ginta  dies  sequentes  ac  singulis  mensibus  per  anni  curriculum 

4 


40  üeber  den  Wohn$U$  der  VeUda. 

Plaocii  Aed.  cor.  S.  C.  tarn  ifliaginbus  cervi,  arcvi  et  colvm- 
nae.  QuoDiam  autem  uullus  locus  ad  Lupiam  in  riciDia  Um 
editus  est  quam  bic,  in  quo  numi  iili  ioventi  auttt,  ego,  alio* 
nun  coniectura  aalva,  eundem  a  Velleda  prioiuai  habitatun 
indeque  a  ftomanis  occupatum  esse  haud  dubie  exislimo.^ 

Die  Localitäl,  die  Ewich  hier  beschrieben  und  als  dir 
Stelle  bezeicboel;  hat,  wo  der  Veleda  Tburm  gestanden  haben 
soll,  war  derselbe  Grund  und  Boden,  wo  im  J.  1122  oder 
il2&  von  den  gräflichen  Bräderu  Gottlried  und  Otto  roa 
Ci^penberg  das  Kloster  Averndorp  (das  obere  Dorf)  gegrün- 
det und  mit  adelichen  Pramonstratenser-Nonnen  bevölkert 
wurde:  es  lag  nach  Henseler's  handscbrifüicber  Bistorht 
Cliviae  ^extra  Vesaliae  civitatis  muros  super  Lippiam^^  oder 
da,  wo  jetzt  in  der  Rhein vorstadt  neben  dem  Steueramte  die 
Reihe  Häuser  dem  Hafen  entlang  sich  hinsieht  und  hinter 
diesen  die  Citadelle.  Während  des  niederländischen  Krieges 
wurden  die  Klostergeblnde,  von  denen  sich  noch  eine  Ab- 
bildung auf  dem  Rathbause  zu  Wesel  befindet,  nach  der  Ver- 
treibung der  spanischen  Besatzung  im  X  1598  bis  auf  den 
Grund  von  den  Bürgern  abgebrochen,  damit  sieb  die  Spa- 
nier nicht  wieder  dort  festsetzen  und  die  Stadt  belastigen 
konnten.  Die  Notiz,  welche  der  Geh.  Regierungsrath  Dr. 
Barsch  aus  den  Archivalien  des  Klosters  Steinfeld  mittheilt  ^^), 
dass  der  Platz,  auf  dem  Averndorp  gestanden  habe,  später 
vom  Rhein  ganz  weggespüblt  worden  sei,  ist  nur  zum  Theil 
richtig.  Denn  als  der  Strom  seine  WasserfOUe  noch  nicht 
an  den  unter  Friedrich  dem  Gr.  gegrabenen  Kanal  abgeben 
konnte,  drängte  er  sich  nach  der  Stadtseite  und  risa  bei 
grossen  Eisgängen  vom  Uferrande  bedeutende  Stücke  ab, 
jedoch  nicht  den  ganzen  Raum  des  ehemaligen  RIostera. 
Die  Lippemüadung  liegt  jetzt  freilich   noch   eine   ziemliehe 


10)  Das  Prämonstratenser  MSnehskloster  Steiafeld.    Sohleiden,  18B7. 
S-121  ff. 


Ueber  den   Wohnsit^i  der  Veleda.  M 

Sitteke  oberhalb  der  reu  Ewick  anfe^^ebenen  SleDe,  ttirf 
wemi  Veleda  hier  gewohal  hat,  so  würden  nach  der  heuli* 
gett  Beaehaffenheit  der  Localit&t  and  dea  Süromea  die  GM* 
mittieii  g^ar  nicht  nöthig:  gehabt  haben,  das  Sthiff  auf  d^ 
Lippe  aufwärts  zu  ziehen,  weil  die  Veleda  ohne  Zweifel 
iMierlialb  der  heutigen  Mflndung  gewohnt  hat.  Die  Sache 
verhalt  sich  aber  so.  Zur  Zeit  des  batavischen  Krieget  nid 
noch  langer  als  vier;iehu  Jahrhunderte  hatte  der  Kbein  eine 
Stunde  we^Iich  von  Wesel  seinen  Lauf,  und  2war  in  der 
Linie  von  iUieinberg  zwischen  den  Dörfern  Wallach  und 
Borth  nach  der  jetzigen  Pollbröcke  und  weiter  nach  dem 
Ptirstenberge  zu.  Wesd  liegt  an  Rhein  erst  seit  dem  Jahre 
1590,  nachdem  der  Strom  im  J.  1529  die  Damme  durchbro- 
chen und  sich  in  das  Bett  der  Lippe  gestürmt  hatte.  Wo 
jetJBt  die  Stadt  liegt,  strömte  also  nur  die  Lippe  um  das 
R4lmerward,  wo  jetzt  der  sogenannte  alte  Rhein  noch'lliesst, 
und  hatte  ihre  Mündung  erst  bei  Floren,  so  dass  alao  die 
Germanen  die  bei  Vetera  erbeuteten  Schiffe  leicht  in  Sicher- 
heit bringen  konnten,  sobald  sie  in  die  Lippe  eingefahren 
waren,  und  das  grosse  Admiralschiff  mussten  sie  noch  eine 
Stunde  weit  aufwärts  auf  der  Lippe  bis  zu  der  von  Ewich 
bezeichneten  Sfdie  bei  der  Rheinvorstadt  Wesels  ziehen,  Wo 
Veieda  ohne  Zweifel  ihrai  Wohnsitz  hatte«  Dass  gerade  in 
diesem  Bezirk,  der  zur  Zeit  der  Gründung  des  Klosters 
Averndorp  mit  Waldung  und  Weiden  bedeckt  —  die  letzte- 
ren sind  an  der  Lippe  noch  vorhanden  — und  eineBeaitzimg 
.der  westfälischen  Grafen  von  Cappenberg  war,  ein  Kloster 
>gegründet  wurde,  ist  nicht  ohne  Bedeutung.  An  viden  Stei- 
len, die  in  den  ältesten  Zeiten  durch  heidniscben  Cidtns  gcu 
beUigt  und  ehrwürdig  waren,  erfaiAen  sich  in  christlicher 
Zeit  Kirchen  oder  Klöster.  So  mag  es  auch  hier  geschehen 
sein,  dena  die  Gegend  hatte  sonst  uichte  Anziehendes. 

Mit  dem  Dorfe  Spellen  hat  zuerst  der  Kölner  Jesuit^IAaller 
kl  dem  lateinischen  Gedieht:   Descriptio  Bbeni  fluaHnumfiüß 


40  Ueber  den  Wohn$ii^  der  Vekda. 

Plaocii  Aed.  cor.  S.  C.  cas  imaginibus  cervi,  arcu  et  colvni- 
aae«  QuoDian  autem  uullus  locus  ad  Lupiam  in  ricioiatMi 
editus  est  quam  hie,  in  quo  nuroi  illi  inveoti  suat,  ego,  alio« 
ruffi  coaiectura  salva,  euadem  a  Velleda  priaiuai  habitatum 
iadeque  a  Romanis  occupatum  esse  band  dubie  existimo.^ 

Die  Localitäl,  die  Ewich  hier  beschriebea  uad  als  dir 
Stelle  bezeichoeC  hat,  wo  der  Veleda  Tburm  gestandea  haben 
soll»  war  derselbe  Grund  und  Bodeo,  wo  im  J.  1122  oder 
1125t  von  den  gräflichen  Brüdern  Gottfried  und  Otto  von 
Cappenberg  das  Kloster  Averndorp  (das  obere  Dorf)  gegrtta- 
det  und  mit  adelichen  Prämonstratenser-Nonnen  bevölkert 
wurde:  es  lag  nach  Heuseler's  handschriftlicher  Historia 
Cliviae  ^extra  Vesaliae  civitatis  nniros  super  Lippiam^^  oder 
da,  wo  jetzt  in  der  Rheinvor&tadt  nebea  dem  Steueraml»  die 
Reihe  Häuser  dem  Hafen  entlang  sich  hinzieht  und  hinter 
diesen  die  Citadelle.  Während  des  niederländischen  Krieges 
wurden  die  Klostergebäude,  von  denen  sich  noch  eine  Ab^ 
bildung .  auf  dem  Rathhause  zn  Wesel  befindet,  nach  der  Ver- 
treibuag  der  spanischen  Besatzung  im  X  1596  bis  auf  den 
Grund  von  den  Bürgern  abgebrochen,  damit  sich  die  Spa- 
nier nicht  wieder  dort  festsetzen  und  die  Stadt  belästigen 
konnten.  Die  Notiz,  welche  der  Geh.  Regierungsrath  Dr. 
Barsch  aus  den  Archivalien  des  Klosters  Steinfeld  mittheilt  ^^), 
dass  der  Platz,  auf  dem  Averndorp  gestanden  habe,  später 
vom  Rhein  ganz  weggespüblt  worden  sei,  ist  nur  zum  Theil 
richtig.  Denn  als  der  Strom  seine  WasserffiUe  noch  nicht 
an  den  unter  Friedrich  dem  Gr.  gegrabenen  Kanal  abgeben 
konnte,  drängte  er  sich  nach  der  Stadtseite  und  risa  bei 
grossen  Eisgängen  vom  Uferrande  bedeutende  Stücke  ab, 
jedoch  nicht  den  ganzen  Raum  des  ehemaligen  Klosters. 
Die  Lippemüadnng  lie^t  jetzt  freilich   noch  eine   ziemliche 


10)  Das  Prämonstratenser  Mönehsklosier  Steinfeld.    Sohleiden,  18B7. 
S..121  ff. 


lieber  den  Wohn8it!$  der  Veleda.  M 

Strecke  oberhalb  itr  von  Ewicb  anfe^^ebenen  SleDe,  tiirf 
wenn  Veleda  hier  gewohal  hat,  so  würden  nach  der  heulU 
gen  Besehaffeftheit  der  Locaßt&t  und  dea  Süromea  die  Ge#* 
manea  g^ar  nicht  nttthig^  gehabt  haben,  das  Schiff  auf  d^ 
Lippe  anfwarts  zu  ziehen,  weil  die  Veieda  ohne  Zweifel 
uaierhalb  der  heutigen  Mandung  gewohnt  hat.  Die  Sache 
verhalt  sich  aber  so.  Zur  Zeit  des  batavischen  Krieget  «id 
noch  langer  als  viernehn  Jahrhunderte  hatte  der  Kbein  eine 
Stunde  westlich  von  Wesel  seinen  Lauf,  und  2war  in  der 
Linie  von  iUieinberg  zwischen  den  Dörfern  Waiiach  und 
Borth  nach  der  jetzigen  Poilbröcke  und  weiter  nach  dem 
Pürstenberge  zu,  Wesel  liegt  an  Rhein  erst  seit  dem  Jahre 
1500,  nachdem  der  Strom  im  J.  1529  die  Damme  durchbro- 
chen und  sieh  in  das  Bett  der  Lippe  gestürzt  hatte.  Wo 
jet2t  die  Stadt  liegt,  strömte  ako  nur  die  Lippe  um  das 
Rdmerward,  wo  jetzt  der  sogenannte  alte  Rhein  nochHiesst, 
und  hatte  ihre  Mündung  erst  bei  Fluren,  so  dass  ahio  die 
Germanen  die  bei  Vetera  erbeuteten  Schiffe  leicht  in  Sieher- 
heit  bringen  konnten,  sobald  sie  in  die  Lippe  eingefahren 
waren,  und  das  grosse  Admiralschiff  mussten  sie  noch  eine 
Stunde  weit  aufwärts  auf  der  Lippe  bis  zu  der  von  Ewich 
bezeiehnetea  Sfdie  bei  der  Rheinvorsiadt  Wesels  ziehen,  Wo 
Veleda  ohne  Zweifel  ihren  Wohnsitz  hatte;  Dass  gerade  iii 
diesem  Bezirk,  der  zur  Zeit  der  Gründung  des  Klosters 
Avernderp  mit  Waldung  und  Weiden  bedeckt  —  die  letzte- 
ren sind  an  der  Lippe  noch  vorhanden — und  eine  Besitzung 
der  westfälischen  Grafen  von  Cappenberg  war,  ein  Klostf^r 
gegründet  wurde,  ist  nicht  ohne  Bedentang.  An  vielen  Stel- 
len, die  in  den  ältesten  Zeiten  durch  heidniscbäi  Cidtas  gcu 
heiligt  und  ehrwürdig  waren,  eriioben  sich  in  christlicher 
Zeit  Kirchen  oder  Klöster.  So  mag  es  auch  hier  geschehen 
sein,  den«  die  Gegend  hatte  sonst  nichts  Anziehendes. 

Mit  dem  Dorfe  Spellen  hat  zuerst  der  Röln^  Jesnit^MslIer 
in  dem  lateinischen  Oediciit:   Descriptto  Rbenr  fluamnumf  He 


64  Bnrg  Rosernnt, 

Annahnit  lineft  Zosamnenhanges  der  Dyna^teiifiMiilie^  nil  dtr 
Burg^  Bosenav  rroch  am  meisten  begiäus^igen*  AUeia  da  aaa 
hier  (hinsicbflich  der  Urkunden  von  1243  und  1277)  das  enU 
scheidende  Kriteriam  der  Siege)  gftn^Heh  gehricht,  bleiM 
eine  solche  Vermothung  immerhin  unsicher.  Von  Hinl^e  voa 
Rosauwe  9  der  als  Zeuge  und  Schwager  Henkins  Vynt^  in 
einer  Urkunde  des  Cunibertetifto  zu  C^ln  vom  25.  Juni  1404 
erscheint,  wissen  wir  durch  dessen  Siegel  nur,  dass  er  einer 
von  der  Clevischen  verschiedenen  Familie  entstammte.  Sein 
Siegel  zeigt  nämlich  im  Wappenschilde  einen  Stern,  dariher 
zwei  aufgeschlagene  Rosen  und  als  Umschrift,  so  weit  sieb 
erkennen  lüsst,  die  Worte:  'Sigillum  Henrici  militis  de  Ro- 
sowe.'  Mit  ihm  scheint  Heinrieb  von  Rosauen,  SchnltbrisB 
des  Hofes  des  Cunibertstifts  zu  Hauenheim  im  Jahre  1432 
eine  und  dieselbe  Person  zu  sein.  ^ 

Welches  Geschlecht  auch  a^l  dem  Berge  gewohnt  hat, 
der  Name  des  letztern  wahrt  beute  noch  sein  Andenken  und 
wie  hier,  so  weist  auch  zu  K&nigswinter  der  gleiche  Name 
eines  sogenannten  Bauerntehns,  Rosenowe,  welches  mit  an- 
dern vom  Stifte  Essen  lehnrührigen  Gütern  im  Jahre  1314 
durch  Kauf  von  der  Abtei  Heister bach  an  Konrad  von  Tom- 
berg überging,  auf  die  einstigen  Besitzer  zurück. 

Agnes  von  Roseuau  (Rosowe)  und  ihre  Rinder  verkaufen 
der  Abtei  Heisterbach  Berg  und  Burg  Rosowe  sammt 
ihren  Allodien  und  Zinsgütern.  —  1243. 

In  nomine  domini  Amen.  Nos  Agnes  de  Rosowe  et 
Florentius  miles  Theodericus  canonicus  Bonnensis  Hermannus 
canonicus  Xanctensis  filii  eius  et  Agnes  de  Bilsteyn  filia  eins 
uniuersis  presens  scriptum  inspecturis  salutem  in  domino. 
Uniuersitati  uestre  notum  facimus  quod  nos  Abbati  et  Con* 
uentui  de  ualle  s.  Petri  in  Heisterbach  Cisterciensis  ordinis 
castrum  quod  dicitur  Rosowe  et  montem  in  quo  coustroctum 


Burg  Rosenmu.  55 

eal  ipras  easlnim,  «eiidiünns  oum  oamilMis  edificiis  et  bonis, 
«idelicet  qsMlf agiaia  octo  iuroalihu»  silue  in  ipso  moBte  con- 
stiMis  i»  f«o  ooBsIruclum  .eal  caslriuK,  %ui  iurvales  fiieruot 
dottim  GeiMdi  de  Heraf,  »ed  postc»  iioatrav  alledkiiii  exi* 
Stentes.  VendidiBUs  efiam  ewdein  bena  que  tenentur  a  Har- 
perno  nilite  de  Wintere  et  que  tencMitvr  de  Hermanao  de 
Dolleadorp  et  de  qvtbuadan  aliis  tam  in  agris  %vmm  ia  ne- 
oioribiis  «onatilnta  de  quibus  soluebatnr  cendus  eisdem  quarum 
consensus  interuenit  hule.ueiditioni.  Insuper  uendidimus  qnid- 
quid  tunc  temporis  in  dicto  castro  et  prefatis  bonis  habuunus 
et  transtulimüs'  in  ipsos  omne  ius  et  proprietatem  predicto- 
ruffi  bonorum,  i(a  quod  habeant  ius  et  plenam  potestatem  de- 
oiolieiidi  edificia  et  destruendi  illud  castvum  et  conuertendi 
in  usus  et  cooinioduBi  eornm  tarn  de  hüs  que  sunt  super  ter- 
ram  quam  de  hiis  que  sunt  subtus  terram,  prout  uiderint  sibi 
expedire,  exceptis  bonis  que  tenemus  de  kurte  in  Wintere  ad 
ecelesiam  de  Essende  pertiuente.  Nos  uero  Agnes  et  Flo- 
rentius  castro  et  omnibus  bonis  predictis  renunciauimus  ef- 
festucando  coram  scabinis  de  Wyntere  presentibus  Hermanne 
plebano  ibidem,  Oerardo  nobili  de  Rennenbergh,  Hermanne 
Wiperto  Winemaro  militibus  de  Wintere,  Lamberto  milite  de 
DoUendorp,  Arnolde  milite  filionobilis  uiri  H.  de  Molenarken 
et  aliis  quam  pluribus  omne  ius  in  commodum  prefati  mo- 
nasterii  transferendo.  Nos  etiam  Th.  canonicus  Bunnensis  et 
H.  canonicus  Xanctensis  et  Agnes  de  Bilsteyn  renunciauimus 
coram  scabinis  domini  Coloniensis  archiepiscopi  apud  Bun- 
nam  presentibus  nobili  uirp  Cunrado  de  Molenarken,  Arnolde 
milite  fratre  suo,  Lamberto  milite  de  DoUendorp  et  aliis  quam 
pluribus,  pcedicto  castro  monti  et  omnibus  aliis  predictis  bo- 
nis effestucando,  et  omne  ius  quod  habuimus  in  bonis  memoratis 
et  ipsa  bona  qnantum  in  nobis  est  in  proprietatem  et  domi« 
nium  prefati  monasterii  transferendo.  Protestamur  etiam  omnes 
pariter  pecuniam  pro  qua  uenditum  fuit  ipsum  castrum  cum 
predictis  bonis  memorat  monasterio,  nobis  esse  numeratam 


56  Bwrg  Rosenau. 

et  solulam  et  de  ea  plene  satisfactum,   obligantea  nos  quod 

eidem  monasterio  de  Castro  et  monte  et  aliis  bonn  predictia 

warandiam  et  defensionem  prestabimus  sie  ut  instiini  faerit 

Vi  igitur  hec  rata  et  firma  permaneaat  ia  perpetnam,  preseii- 

tes  littere  Scripte  sunt  et  sigillis  doiniiii  Cnnradi  Coloniensis 

Archiepiscopi  et  H.  comitis  Seynensis  qae  ad  maiorem  fimi 

tatem  apponi  rograuimus,  et  sigillo  mco  Florencii  militis  qui- 

bus  omoes  content!  sumus  comnunite.     Acta  sunt  bec  anno 

dofflinice  incarnationis  M.  CC.  XL.  HL  ^) 

DOsseldorf, 

Hr«  HüTleaa« 


1)  Erzbisohof  Conrad  I.  Ton  C51a  bestätigte  den  Verkauf  mit  Ur- 
künde  vom  November  1243.  Die  Gemahlin  des  Ritters  Florene 
erhob  Einspruch,  welcher  indess  durch  erneuerte  Yerzichtlei- 
stung  der  ganzen  Familie  1249  beseitigt  wurde. 


5.  Sdl^tttgefafU. 

(Hierzu  Tafel  VIII  1—5.) 

Die  Darlegungen  des  Herrn  Prof.  ünger  fiberSchall- 
gefl&sse  im  vorigen  Hefte  sind  Veranlassung  mehrerer  Zu- 
schriften über  denselben  iJegenstand  von  Seiten  der  Herren 
Prof.  Wieseler  in ^  Otfttingen,  Major  Fon  Cohausen  in 
Frankfurt  am  Main  und  Baumeister  Peters  in  Kreuznach 
geworden,  welche  wir  nachstehend  wie  sie  uns  zugegangen 
folgen  lassen. 

1*  Mittlieilunff  des  Herrn  Prof.  'Wieeeler  in  Göttinnen. 

Die  interessanten  Mittheilungen  meines  Freundes  U  n  g  e  r 
in  H.  XXXVI,  S.  35  fll.  dieser  Jahrbücher  veranlassen  mich 
zu  folgenden  Bemerkungen. 

Die  Zusammenstellung  der  Schallgefässe  mittelalter- 
licher Kirchen  -mit  denen  der  antiken  Theater  ist  auch  in 
riner  Sitzung  des  Instituts  für  archäologische  Correspondenz 
zu  Born  gemacht,  in  welcher  William  Bromet  über  ein 
dem  Verfasser  des  eben  bezeichneten  Aufsatzes  unbekannt 
gebliebenes  Beispiel  in  der  Kirche  St.  Martin  zu  Angers  be- 
riclMet  hat,  vergl.  Bullett  d.  Inst.,  1848,  p.  57:  Nelle  parti 
vicine  all'  altar  maggiore  ed  al  coro  tanto  le  mura  quanto  la 
Tolta,  che  e  quadripartita  alla  romanesca,  trovansi  inseriti 
molti  vasi  che  hanno  la  forma  d'una  conoide  raddoppiata  e 
che  misurano  in  lunghezza  40  centimetri  e  16  nel  maggior 
loro  diametro.  Le  bocche  sono  larghe  di  8  in  4  centime- 
tri. Nella  volta  essi  vasi  sono  distribniti  triangolarmente, 
cosi  che  ciascun  compartimento  ne  ha  tre,  Nelle  mura  poi 
stamio,  pii  vicini  ed  in  linee  orizzontali  con  molta  regola- 
ritä.  Non  ne  comparisce  che  l'apertura  sola,  stando  tutto  il 
restante  nascosto  dentro  il  muro.  II  sig/Bromet  n'avvisa, 
che  la  loro  destinazione  sia  acustica;  nella  quäle  supposi- 
zione  avrebbero  da  compararsi  alle  Bchea  del  Vitruvio. 


58  SehcUlgefässe. 

Dass  die  Griechen  irdene  Gefässe  zur  Verstärkung  des 
Schalls  in  Gebäuden  auch  in  einer  von  der  bei  Vitruvius 
angegebenen  verschiedenen  Weise  verwandt  haben,  echellt 
aus  Aristoteles  Problem.  Xl,8 .  idv  rig  ni&ov  xai  xegdfiia 
xsvd  KajOQv^fj  Ttai  nojiLidari,  fxäX'kov  tj/j^  "ra  oliirffiaTix, 

Merkwürdig  ist  die  Stelle  des  Plinius  Nat«  Hist.  XI, 
d70,  nach' weicher  die  Stimme  (vox)  theatrorum  orchestris 
scobe  aut  barena  superiacta  devoratur  et  rudi  parietum  dr- 
cumieetu,  dolus  etiam  inanibus.  Dass  es  sich  hier  nicht  uro 
jene  T&pfe  handele,  welche  zur  Erleichterung  der  Last  an- 
gewandt wurden  —  wie;  um  von  bekannten  Römischen  Bei- 
spielen abfluseben,  L.  Boss  Inaelreisen  U,  S.  99,  die  Ein- 
fügung grosser  bauchiger  Vasen,  um  den  Bau  leichter  zu 
machen,  in  Betreff  eines  Monuments  auf  der  Insel  Kalymnos 
aus  den  ersten  Jahrhunderten  nach  Chr.,  und  das  BuUelt  ^ 
last.  a.  a.  0.  S.  57  fl.  bis  dahin  nickt  beachtete  Beispiele 
der  Verwendung  von  Töpfen  zur  Construetion  vo»  Bögen 
aus  Siebenbürgen  und  Aegypten  berichtet  — ,  liegt  wohl'  auf 
der  Hand.  Plinius  stimmt  volistftudig  mit  Aristoteles  Itter« 
ein,  bei  welchem  sich,  Problem.  2&,  auch  die  den  ersten  Worten 
des  Plinius  entsprechende  Frage^  aufgeworfen  findet :  dua  t/, 
oV«y  dxvQood^aiv  al  OQxijavQat,  ijtvov  ot  ;fo^ot  yeyoipu&ivi 
Demnach  scheint  es,  als  habe  Plinius  in  den  letzten  Worten 
sagen  wollen,  dass,  wenn  die  umgebenden  WUnde,  Mauern 
von  roher  Construetion  seien,  auch  bei  Einfügung  von  leeren 
Töpfen  die  Stimme  verzehrt  werde. 

Der  Zweifel  an  der  Glaubwürdigkeit  Vitruv's  ist  we** 
niger  den  Archäologen  als  den  Akustikern  ^der  Neuaeit  an- 
zurechnen, wie  denn  nach  Müller's  Handbuch  der  Archäologie 
§.  289,  Anm.  7  namentlich  Chladni  sich  in  einer  dem  Späten 
Hefte  der  Cäcilia  einverleibten  Abhandlung  gegen  die  Mög- 
lichkeit der  Anwendung  solcher  Schallgeßisse  ausgesprochen 
hat,  während  der  Verfasser  des  Aufsatzes  über  die  Gestalt, 
Einrichtung  und  Bauart  des  Grieobisehen  Tkeaters  in  dem 


Sßhallgefässe.  69 

SfHpflewm^b^nie  der  Auti^Hilies  of  Athens  (Aljtertb.  von 
Athen,  begehr,  von  J.  Stoart,  aus  dem  Englischen  übers,  nach 
der  Londoner  Au3g.  vom  X  1830,  Bd.  III,  Darmstadt 
MDCCCXXXIIi,  S.  207  fli.)  T.  L,  Donaldson,  den  in  Rede 
stehenden  Umstand  keinesweges  bezweifelt,  sondern  m  er* 
klären  versucht. 

Dass  man  in  den  Ruinen  der  alten  Theater  nichts  auf 
die  Sehallgefässe  Deutendes  gefunden  habe,  la«st  sich  nicht 
behaupten,  wenn  auch  die  auerst  ?on  Houel  signalisirten 
Nischen  im  Theater  zu  Taormina  nicht  hieher  gehören  sollten 
imd  auch  andere  in  Anschlag  gebrachte  Fälle  weiterer 
Prüfung  und  Bestätigunj^  bedürfen,  lieber  jene  Nischen  ist 
in  meinem  Werke  über  die  Theatergfebäude  das  bis  dahin 
Bekannte  in  Kürze  beigebracht,  S.  11  m  Taf.  II,  n.  6.  Dass 
dieselben  gu  klein  seien,  um  Statuen  aufnehmen  zu  können, 
wird  in  dem  seitdem  erschienenen  Werke  von  Dennis  The 
Gities  and  Cemeteries  of  Einirta  I,  p.  98,  Anm.  1,  (S.  67, 
An».  49  der  deutschen  Uebers^  von  Meissner)  ausdrücklich 
in  Abrede  gestellt.  Weiter  berichtete  schon  Donaldson  a.  a« 
0.  S.  248  Anm.  13  der  deutschen  Uebers. :  ^em  Vernehmen 
nach  hat  W»  J*  Banks»  Bsq.,  zu  Scythopi»lis  in  Syrien  unter 
den  Sitzen  ein  vollständiges  Beispiel  von  Schallgemächera 
sammt  einem  Verbindungsgange  entdeckt,  welcher  zu  jedem 
einzelnen  Schallgemache  Zugang  verstattete,  um  die  Gefässe 
gebOrij^  stellen  und  stimmen  zu  können.  Zu  NicopoUd  be- 
finden sich  die  Trümmer  von  zwei  Römischen  Theatern« 
Der  Sockel  des  mittleren  Absatzes  bat  in  dem  grösseren  acht 
Nischen,  die  offenbar  zur  Aufnahme  von  Schallgefkssen  ein- 
gerichtet waren,  und  ausserdem  hat  man  drei  in.  der  Gavea 
vertiefte  Brunnen  entdeckt,  die  wahrscheinlich  zur  Verstär- 
kung des  Tons  angelegt  waren.^^  Die  hier  bezüglich  des 
Theaters  von  Nicopolis  ausgesprochene  Ansicht  scheint  mir 
mehr  als  misslich  zu  sein;  aber  die  Banks'sche  Entdeckung- 
dütfte   doch  nicht  so  ohne  Weiteres    angezweifelt  werdeii 


60  SchaUgefäise. 

können,  und  es  ist  zu  bedauern^  dass  über  dieselbe  nichts 
Genaueres  belcannt  geworden  ist.  Dann  hat  Texier  in  der 
Description  de  l'Asie  Mineure  Vol.  I,  p.  125  (vg^l.  Nach- 
träge zu  S.  4,  Taf.  I,  n.  13  der  „Theatergebäude«  auf  S. 
115  fl.)  die  Nischen  oder  Ideinen  Zellen  an  der  Stützmauer 
des  oberen  Diazoma  im  Theater  zu  Azzani,  welche  ^Tbea* 
tergeb.'^  Tafr  1,  n.  1.^  und  Taf.  111,  n.  2  u.  10  zu  sehen  sind, 
und  besonders  deutlich  auf  der  Ansicht  des  Theaters  in  seinem 
gegenwartigen  Zustande  bei  Ph.  le  Bas  und  Eug.  Landron 
Vogage  arch^ol.  en  Gr^ce  et  en  Asie  Min«,  Architectnre, 
Paris  1848,  pl.  3—4,  auf  Gemächer  für  die  rjx^ta  gedeutet. 
Ich  erkannte  a.  a.  O.  S.  116  an,  dass  ^diese  Deutung  hier 
mehr  Berechtigung  habe  als  bei  den  Nischen  im  Theater  zu 
Taormina.  Da  dieselben  inzwischen  weder  in  der  Zahl  noch 
in  Betreff  der  Anordnung  und  Einrichtung  mit  den  Angaben 
bei  Vitruv  übereinstimmen,  glaubte  ich  a.  a.  O.  an  der  Texier'- 
sehen  Verrouthung  noch  zweifeln  zu  müssen,  und  dachte  an 
Logen  für  bevorzugte  Personen,  bezüglich  deren  es  keinem 
Zweifel  unterliegt,  dass  sie  in  Theatern  und  anderen  Schau- 
gebäuden an  entsprechenden  Stellen  vorkamen.  Doch  bestehe 
ich  jetzt  keinesweges  mehr  auf  der  Richtigkeit  meiner  An- 
nahme. Seit  etwa  zehn  Jahren  haben  wir  durch  Edward 
Falkener's  Schrift  A  Description  of  some  important  Theatres 
änd  other  Remains  in  Crete,  from  a  Ms.  History  of  Candia 
by  Onorio  Belli  in  1586,  London  MDCCCLIV,  interessante 
Notizen  über  Theater  mit  Schallgefässen  erhalten,  welche  den 
Angaben  bei  Vitruv  am  meisten  entsprechen.  Vgl.  Falkener  S. 
31  fl.:  In  ^hree  of  these  theatres  we  have  one  row,  and 
in  that  of  Lyctus  three  rows,  of  thirteen  cells,  for  the  här- 
monic  vases:  and,  lest  we  should  imagine  that  these  vases 
are  conjectural,  we  are  distinctly  told  that  the  cells  are 
clearly  visibie.  On  the  plan  of  the  large  theatre  at  Gortyna 
appear  these  words:  ,,Haveva  tredici  vasi  di  ramc  posti 
nelle  sue  celle  che  si  vedono  benissimo^ :  and  Belli  adds  that 


8okaUgefä$se.  61 

the  common  people  call  them  ovens,  —  while  iu  tfae  de^ 
scription  of  that  of  Lyctus  he  says  of  the  braseii  vases,  tbat 
almost  all  the  celb  are  still  visible.  It  will  be  seen  tbat 
the  nuffiber  here  showo  (thirteen)  is  that  g^iven  by  Vitruriua, 
and  therefore  the  examples  before  us  are  of  the  highest  in- 
terest  as  confirming  the  Statement  of  the  father  of  architec- 
ture  relative  to  these  evidences  of  the  exquisite  delitacy  of 
perception  of  the  ancient  Greeks. 

2.  Mittheilung  des  Herrn  v.  Cohausen  in  Frankfurt  am  Main. 

Im  36.  Heft  nnserer  Jahrbächer  findet  sich  ein  Aufsatz 
über  Schallgefitose^  da  in  demselben,  und  soviel-  wir  wissen 
auch  anderwärts  ein  merkwürdiges  Beispiel  solcher  Schall- 
apparate  nicht  erwähnt  ist,  welches  wir  im  Rheinland  be* 
sitzen,  so  geben  wir  dies  auf  Taf.  VIII  Fig.  1—5  nach  einer 
Skizze  der  Ostwand  der  Burgkapelle  von  Altbaumburg  1  Meile 
südlich  von  Kteuznach. 

Die  Kapelle,  ein  kleiner  qt^idratischer  Bau  aus  dem 
Ende  des  13.  oder  dem  Anfang  des  14»  Jahrhunderts,  mit 
Kapitälfragmenten  aus  dem  12.  Jahrhundert  zeigt  im  obern 
Theil  der  östlichen  Schildmauer,  welche  den  eingestürzten 
gothischen  Bogen  abschloss,  eine  Anzahl  unregelmässig  ver- 
theilter,  etwa  2  Fuss  von  einander  entfernter  runder  Oeff- 
nuttgen,  welche  durch  eigens  geformte  Thongefässe  ausge- 
füttert oder  vielmehr  gebildet  sind.  Diese  Gefässe  haben  die 
Gestalt  konischer  etwa  6  Zoll  tiefer  und  an  der  Mündung 
eben  so  weiter  Tüten  (Cornets)  und  gleichen  so,  jedoch  in 
geringeren  Abmessungen  den  thünernen  Zuckerhutformen. 
Sie  haben  ihre  Oeffnung  nach  dem  Innern  Raum  der  Kapelle 
gerichtet.  Es  kann  hier  eben  so  wenig  von  leichten  Wülb- 
tupfen,  als  von  einer  beabsichtigten  Verzierung,  noch  von 
einer  Falle,  in  der  man  etwa  junge  Vögel  mit  den  Nestern 
ausheben  wollte,  die  Rede  sein« 

Mit  den   Schallgefässen  die  am  vordem  offenen  Rand 


62  Sehallgefdsse. 

ttntersifltet  waren,  wie  sie  Vitruv  beschreibt,  konnte  aber 
nicht  wohl  ein  Mitttttien  durch  Schwingen,  sondern  nur  ein 
Zurückwerfen  des  empfangenen  Sctialls  erreicht  werden ;  denn 
4urch  das .  Festhalten  des  Mttndungsrandes  wird  eben  der 
Theil  (der  bei  den  Glocken  der  Schallriug  heisst),  der  bei 
der  Schwingung  die  grOssten  Formveränderungen  durchl&uft 
und  den  andern  wittheilt,  zu  schwingen  verhindert;  so  dass 
die  dahinterliegende  Gefässh#hlung  nicht  mehr  selbst  tönen, 
sondern  nur  den  in  sie  prallenden  Ton  Zurückwerfen  kann. 
Die  Wirkung  Ist  dann  im  Kleinen  die  einer  fensterlosen  Concha, 
welche  wie  wir  Geistliche  sagen  hörten,  dem  Sänger  den  Ton 
aus  der  Brust  zieht  und  ihm  Nuth  nacht  INes  kann  auch  nur 
die  Absicht  und  Wirkung -unserer  fest  eingemauerten  und  so 
zu  schwingen  unfähigen  Tbongefässe,  so  wie  der  Nischen  i» 
Theater  zu  Taormina  und  der  im  Coelesttnerkloster  zu  Hetz 
eingesetzten  Töpfe  gewesen  sein.  Welche  Wirkung  man  sich 
von  eingemauerten  nur  mit  der  engen  Hatsmindung  hervor«* 
schauenden  Flaschen  versprochen  haben  soll,  ist  uns  nicht 
deutlich  —  wenn  unter  diesem  deutschen  Wort  sich  nicht 
etwas  anderes  als  was  wir  Flasche  nennen  versteckt ;  wenigstens 
dürfte  dolium  nicht  ohne  weiters  mit  Flasche  zu  übersetzen 
sein  (dolia  frumentaria,  amurcaria). 

Die  aufgehangenen  Trompeten  in  der  Kirche  Saint- 
filaise  zu  Arles  —  so  weit  uns  das  Citat  ohne  das  Bulletin 
archeologique  vol.  2.  zur  Hand  zu  haben  verständlich  — 
haben  jedenfalls  gar  nichts  gewirkt. 

Der  Name  der  Burg  Baumburg  wird  zuerst  in  der 
Mitte  des  12.  Jahrhunderts  mit  einem  Rauhgrafen  fiuHcho 
von  Boimeneburg  genannt  in  der  2.  Hälfte  des  Id.  Jahr* 
hunderts  kam  sie  wegen  Verschuldung  der  Besitzer  an 
Friedrich  I.  von  der  Pfalz,  der  sie  Lehnsleuten  öberliess.  — 
Wir  mögen  auch  hieraus  schliessen,  dass  etwa  seit  dieser 
Zeit  sich  die  Bauthätigkeit  in  der  Burg  auf  das  fortifikato«- 
risch  Nothwendige   und   auf  die    unumgängliche  Erhaltung 


Sf^äUgefässe.  63 

der  WoiMirftiine  besdirftnkt  haben  und  die  ungewöhnliche 
Aswendung  der  Schallgefsisse  wohl  dem  13.  Jahrhundert  ange- 
hören wird. 

3.  Uittheilung  des  Herrn  Baumeisters  Feters  in  Kreuznach. 

Der  verehrliche  Vereinsvorstand  empfängt  in  beifolgen- 
der Zeichnung  (Taf.  VIII)  die  wesentlichen  Resultate  einer  zu- 
verlässigen Vermessung  und  Aufnahme  der  Baumburg^  bei 
welcher  unser  Vereinsmitglied  Architect  Herrmann  mich 
wesentlich  unterstätzt  hat.  Als  Hauptresultat  der  genauen 
Untersuchung  der  Ruine  glaube  ich  die  Existenz  der  Schall- 
gefässe.auch  an  der  Westseite  der  Kapelle  und  zwar  an  der 
Innenwand  aufstellen  zu  können. 

Die  Kapelle  ist  ein  oblonger  Raum  und  war  allseitig 
isolirt  wie  die  Strebepfeiler  zeigen,  welche  an  den  4  Ecken 
vorspringen,  sie  hat  eine  9'  4^'  breite  Thoröffnung  und  ein 
Fenster  an  der  Südseite  mit  Mittelstab.  In  den  Ecken  be- 
fanden  sich  4  Säulen  mit  von  der  Wand  isolirtem  Schaft, 
Relchkapitäle  (wovon  noch  3  vorhanden  sind)  und  Basen 
mit  6eckigem  Fusse.  Die  eine  Säule  steht  auf  einem  ein- 
springenden Felsstuck  und  ist  1*  h**  kürzer  wie  die  andere. 
Die  Profile  deuten  auf  Ende  des  13/ oder  Anfang  des  14. 
Jahrhunderts.  Rippenstücke  von  Gewölben  fanden  sich  in 
den  Trümmern,  es  ist  aber  nicht  sicher  ob  dieselben  zur 
Kapelle  gehören,  sonst  würde  die  Wölbung  der  besseren 
gothischen  Zeit  (1220 — 1320)  schwerlich  angehören..  Das 
Portal  hat  eine  schräge  Schmiege,  ist  spitzbogig  und  war 
circa  9'  6''  hoch.  Der  Altar  ist  modern,  ob  die  Stufen  alt 
sind,  dürfte  fraglich  sein.  Die  kleinen  Dimensionen  der  Kapelle, 
die  ausser  dem  Altar,  dem  Geistlichen  und  Alessner  kaum 
noch  4  bis  6  Menschen  aufnehmen  könnte,  für  welche  auch 
rechts  und  links  vom  Portal  Spuren  von  Steinbänken  sich 
zeigen,  machen  mich  glauben,  dass  die  Dienstmanuen  der 
Burg  vor  der  Bogenöffnung,  welche  als  blose  Thüre  zur 
Kapelle  aussergewöhnliche  Dimensionen  gehabt  hatte,  im  Freien^ 


64  Schallgefäise. 

vräbreod  der  Megge  vielleicht  unter  einer  jetzt  venchwundenen 
Vorhalle^  placirt  waren,  und  dass  hierin  hauptsächlich  der  Grund 
zur  Anbringung;  der  Schallgefftsse  zu  suchen  ist.  Ich  hab^ 
die  Anzahl  und  Lage  dieser  Schallgefässe  in  den  Zeichnungen 
genau  nach  Maassen  aufgetragen,  und  befanden  sich  die 
untere  Reihe  zwischen  11  und  12'  über  dem  Fussboden. 
Die  eigens  hierzu  geformten  Thongefässe  haben  6%  bis  7'^ 
Durchmesser  an  der  Oeffnung  und  sind  7  V2  bis  8^'  tief  von 
konischer  Form  unten  mit  einer  leichten  Erhöhung  wie  unsere 
Flaschen  versehen.  Die  Gefässe  haben  kaum  1  V%''  dicke' 
Wandungen.  Zu  bemerken  ist  noch,  dass  die  Thongefasse 
an  den  2  Löchern  der  Westseite  zwar  jetzt  fehlen,  däss  aber 
der  Mörtel,  in  den  dieselben  verlegt  waren,  ihre  Form  und 
Dimensionen  genau,  gleich  den  andern  vorhandenen  Schall- 
gefässen,  anzeigt  Nach  Angabe  der  über  15  Jahre  auf 
der  Burg  wohnenden  Familie,  war  der  Boden  der  Kapelle 
mit  Thonfliessen  belegt^  wovon  noch  Reste  vorbanden  sind 
jedoch  nicht  mehr  in  der  Kapelle  sondern  zu  Profanzwecken 
verwendet.  Merkwürdiger  Weise  hatten  diese  Thonfliessen 
genau  dieselben  Zeichnungen,  wie  diejenigen  in  der  Kirche 
zu  Sponheim.  Ausserdem  fanden  sich  noch  Fliessen  vor  mit 
gothisch  stylisirten  Hirsch-  und  Löwenfiguren>  doch  waren 
dieselben  von  verschiedener  Grösse  und  gehörten  offenbar 
mehreren  Räumen  an, 

lieber  das  Alter  der  Burg  selbst  gibt  ein  daselbst  auf- 
gefundenes Kapital  (wohl  dasselbe  dessen  Fragmente  Herr 
von  Cohausen  im  zweiten  Absätze  seiner  Zuschrift  erwähnt), 
näheren  Aufschluss,  welches  von  rundem  Schaft  in  eine  4eckige 
Platte  überging.  Ich  glaube  dieses  Kapital  auf  das  Ende  des  12. 
oder  Anfang  des  13.  Jahrhunderts  zurück  datiren  zu  dürfen  ^). 

1)  Naoh  einer  gefälligen  Mittheilting  des  Herrn  Stad.  ph.  Rahn 
aus  Zürich,  befinden  sich  Schallgefässe  sowohl  im  Chore  der 
Klosterkirche  Oetenbaoh  zu  Zürich,  wie  auch  in  einer  Kirche 
zu  Frauenfeld  im  Ganton  Thurgau.  Die  Bedaction. 


6*   :&nt  9.0ifüstap\ixt  liet  Slab\  Cüln  in  lier  Hümetjett. 

In  dem  Aufsatze  „die  Baugeschichte  des  Doms  2U  Cttln 
nach  den  Ergebnissen  der  Urkunden^^  vor  dem  zweiten  Bande 
des  ürkundenbuches  für  die  Geschichte  des  Niederrheins,  wurde 
Seite  XVIII  das  antiquum,  oder  vetus  palatiuro  erwähnt,  wel- 
ches von  dem  Erzbischofe  Heinrich  I.  von  Cöln  und  seinem 
Nachfolger  Conrad  zur  steten  Wohnung  för  Domgeistliche 
bestimmt  (II.  226.  2i4),  bald  nachher  aber,  aller  Wahrschein- 
lichkeit  nach,  zur  Raumgewinnung  für  den  neuen  Dombau 
niedergelegt  worden. 

Ebenso  ward  eines  Thurmes  in  der  Nähe  des  alten  Doms 
gedacht,  der  urkundlich  antiqua  turris  genannt  wird  (11.  503) 
und  um  dieselbe  Zeit  spurlos  verschwindet  (II.  XXII).  lieber 
denselben  entdeckte  sich  noch  eine  frühere  Nachricht  in  der 
hierunten  angefügten  Urkunde  vom  März  1247«  Der  Dom- 
dechant  G(oswin)  gestattete  darin,  unter  Zustimmung  des 
Thesaurars  Ph(ilipp),  ihrem  Mitcanonich  Godfried,  Probste 
zu  Münstereifel,  mittels  einer  anzubringenden  Thür  aus  sei- 
nem Hause  in  jenen  Thurm  und  durch  diesen  in  die  Doro- 
kirche  einzutreten.  Wegen  der  vielen  Wohlthaten,  die  der 
Probst  der  Kirche  erzeigte,  hatte  man  seine  Bitte  nicht  wohl 
ablehnen  können,  doch  war  es  ungern  geschehen;  nach  dem 
Tode  desselben,  oder  wenn  er  eine  andere  Wohnung  bezie- 
hen werde,  sollte  die  Thür  sofort  wieder  vermauert  werden. 
Man  pflegte  nämlich  in  dem  Thurme  die  Bücher*  der  Kirche, 
wohl  wie  der  Gottesdienst  sie  abwechselnd  erforderte,  nach 
dem  Gebrauche  niederzulegen  und  aufzubewahren;  er  war 
also  ein  Zugehttr  der  Sacristei,  weswegen  das  Gesuch  Schwie- 
rigkeit gefunden  hatte  und  der  Thesaurar  seine  Einwilligung 

5 


66     Zur  Topographie  der  Stadt  Cöln  in  der  Römerzeit. 

zu  dem  Durchgange  geben  musste.  SelbstTerständlich  lehnte 
sich  der  Thurm  unmittelliar  an  den  Dom  an  und  zwar  an 
den  Domchor,  was  die  alte  Üeberschrift  der  Urkunde  in  dem 
Privilegien-  oder  Copiebuche  des  Domcapitels:  Liiere  super 
Turre  antiqua  prope  Summum  andeutet.  £r  stand,  wie  wir 
weiter  vernehmen,  dem  Hause  Wolkenburg  In  der  Trank- 
gasse gegenüber ;  eine  Urkunde  d.  d.  in  vigilia  b.  Marie 
Magdalene  anno  Millesimo  triceatesjmo  tricesimo  gibt  nun 
über  die  Lage  dieses  Hauses  nähere  Auskunft.  Das  Johanniter- 
Ordenshaus  zu  Breisig  nämlich  verkauft  darin  dem  Domca- 
pitel  «domum  dictam  von  dem  Temple  sitam  Colonie  in  vico 
Dranckgasse  contiguam,  versus  sanctum  Lupum,  domui  dicte 
Wolkenburgh,  quam  nunc  inhabitat  dominus  Jobannes  sub- 
custos  et  canonicus  dicte  coloniensis  eeclesie,  et  ex  altera 
parte,  versus  sanctum  Pauhim,  uno  duntaxat  domunculo  ex- 
cepto  contiguam  domui  dicte  Nussia,  que  nunc  vocatur  Gelra.^ 

Bisher  fehlte  Gewissheit,  ob  unter  dem  Prädicate  anti- 
quura  und  vetus^  welche  dem  Palatium  und  der  Turris  bei- 
gelegt werden,  ein  römisches  oder  nur  ein  frühmittelalter- 
liches Bauwerk  zu  verstehen  sei.  Unsere  Forschung  in  dem 
bezogenen  Aufsätze  hatte  nur  ergeben,  dass  jede  drwäbnung 
des  Palastes  und  des  Thurms  nach  den  ersten  Fortschritten 
des  Neubaues  des  jetzigen  Doms  verschwindet,  beide  also 
damals  zum  Abbruche  gekommen  sein  müssen.  Die  sorgfäl- 
tige Beobachtung  desDombaumeisters  Voigtel  in  dem  Berichte 
über  den  Abbruch  der  Trennungsmauer  zwischen  Chor  und 
Langschiff  des  Dems  (Domblatt  vom  ao.  April  1864,  Nr.  230) 
erneuert  unerwarteter  Weise  ihr  Andenken  und  lässt  kaum 
einen  Zweifel  an  dem  römischen  Ursprünge  derselben  übrig. 
Es  heisst  dort: 

„Als  Baumaterial  zu  der  Trennungsmauer  zwischen  Chor 
^und  Langscliiff  haben  ausser  Tuffsteinziegeln  die  beim  Bau 
j^des  Dorockores  übrig  gebliebenen,  oder  wegen  Mängel  be- 
j^seitigten  Steine  gedient,  da^  Reste  von  Architektur-Details^ 


Zur  Topographie  der  StaM  Cöln  in  der  B^mer%eU.    67 

««lim  TMl  balb  fertige  bearbeitet,  io  grosser  Zahl  im  llauer<i- 
^werke  eingescblossen  sich  vorfanden»  Von  kunsthistorischcr 
^Bedenliitig  dürfte  das  Auffinden  von  römischen  Bauresten 
^ia  der  Mauer  sein,  die  aus  Theilen  eines  reich  verzierten 
«Korinthischen  Kranz^esimses  bestehen  und  ihren  Abmesann» 
^gea  nach  su  einem  palastartigen  Bau,  oder  zu  einem  Tem« 
«pelbau  gdiört  haben«  Die  wohlerhaltenen  Ornamente,  der 
^Zeit  des  Verfalles  romischer  Kunst  angehOrig,  sind  aus 
^einem  sehr  dichten  Kalksteine  gearbeitet  und  in  grosser  Zahl 
^zum  Aufbau  der  Mauer  verwendet^. 

(Nach-  einer  dem  Vereinsvorstande  vom  Herrn  Dombau- 
meister Voigtel  gütigst  ttbergebenen  Zeichnung  finden  unsre 
Leser  das  eben  erwähnte  römische  Kranzgesimse  auf  Taf.  VIII 
abgebildet.  Es  dürfte  dabei  noch  zu  bemerken  sein^  dass 
es  seiner  ins  Runde  gehende  Grundform  nach  einem  Rundthurm 
angehört  zu  haben  scheint  und  aus  demselben  Jurakalk  ge-» 
arbeitet  ist,  der  zu  ähnlichen  Ornamenten  bei  der  römischen 
Villa  zu  Alleuz  vorkommt  und  neuerdings  wegen  dieses  Vor-* 
kommens  von  Dechen  in  seinem  Führer  zum  Laacher  See 
besprochen  wurde*  Die  Redacüon.) 

Die  Lage  des  antiquum  palaütim  ist  durch  die  bezogenen 
Urkunden  zureichend  angegeben,  und  einem  kundigen  For« 
acber  an  Ort  und  Stelle  wird  es  nicht  schwer  fallen,  den 
genauen  Standpunkt  des  Hauses  Wolkenburg  und  somit  auch 
den  des  gegenüber  gelegenen  alten  Thurms  zu  bestimmen, 
wodurch  für  die  Topographie  der  alten  ROmerstadt  zwei  (este 
Punkte  gewonnen  sein  würden.  Bei  dieser  Betrachtung  drUtngt 
sich  von  neuem  der  Wunsch  auf,  dass  endlich  ein  begabter 
und  begeisterter  Freund  der  heimatlichen  Urzeit  3ich  ent* 
schliessen  möchte,  ein  Bild  unserer  Metropole  unter  der  RO- 
^merberrschaft  in  ihrer  Umwallung,  ihren  Bauwerken  und 
Strassenzügen,  mit  den  Villen  im  Umkreise  und  dem 
danp^gen  Rheinlaufe  zu  entwerfen,  welches  für  alle  wei- 
tere Forschung  und  Entdeckung  der  sicherste  Anhalt  und 


68     Zur  Topographie  der  Stadi  Coln  in  der  RömersseU. 

Führer  sein  würde.  Wird  auch  dasselbe,  wie  kaum  anders 
möglich,  fflr's  Erste  mit  Mängeln  und  Irrthum  vor  unsem 
Blick  treten ;  es  darf  auf  dankbare  Theilnahme  und  rege 
Hülfe  im  weitesten  Kreise  vertrauen.  Noch  lebt  im  Munde 
oder  Gedächtnisse  der  Gegenwart  das  Andenken  an  örtliche 
Baureste  und  Beziehungen,  welche  bald  im  raschen  Fort* 
schritte  des  Wohnungsbedürfnisses  schwinden  und  die  Auf- 
gabe immer  schwieriger  gestalten  werden. 

.  Düsseldorf  im  August   1864. 

Dr«  lincomlilet. 


Litere  super  Turre  antiqua  prope  Summum. 

G.  dei  gratia  decanus  et  archidiaconus  totumque  maioris 
ecciesie  in  Colonia  capitulum  uniuersis  notum  esse  uohimus, 
quod  nos  ecciesie  nostce  pensata  utilitate  cum  consensu  Ph. 
thesaurarii  nostri  Godefrido  preposito  Monasteriensi  iu  Eiflia 
nosfro  concanouico,  qui  redditus  octo  marcarum  in  Beide  pro 
sua  memoria  nostre  contulit  ecciesie  ac  alias  ipsam  promouit 
et  promouere  intendit,  ostium  in  antiqua  turri  et  introitum 
in  ecclesiam  nostram  coaduixerit  concessimus  et  promisimus 
habendum.  Post  mortem  vero  eiusdem,  uel  si  ipsum  aliam 
domum  inhabitare  contigerit,  nos  predictum  ostium  sine  omni 
contra dictione  una  cum  prefato  thesaurario  statim  cum  muro 
firmabimus  et  claudemus  omnino.  Et  ne  hoc  a  quoquam  possit 
in  dubium  reuocari,  presens  scriptum  domi  nostri  Conrad!  ar- 
chiepiscopi,  capituli  Coloniensis  et  predicti  G.  prepositi  sigillis 
est  communitum. 

Acta  sunt  hec  anno  domini  Millesimo  ducentesimo  qua- 
dragesimo  septimo  mense  Martio. 


Als  denselben  Gegenstand  betreffend,  knüpfen  wir  ein  Schrei» 
ben  unsres  verehrlichen  Mitgliedes  des  Herrn  Stadtbaumeisters 
Raschdorffin  Cöln  an,  welcher  nach  der  Aehnlichkeit  der  in 
der  Dommauer  gefundenen  architektonischen  Beste  mit  jenen 


Zur  Topographie  der  Stadt  Cöin  m  der  Römenseit. 


Archivolte. 


der  Pfaffenpforte,  beide  als  der  letztern  ang ehörif^  betrachten 
möchte.  Ohne  der  weitern  Discussion  über  diesen  interessanten 
Gegenstand,  die  nur  erwünscht  sein  kann,  im  mindesten  vor- 
greifen 2u  wollen,  glauben  wir  doch  bemerken  zu  dürfen, 
dass  nicht  nur  die  Aehnlichkeit  sondern  die  Gleichheit  für 
die  beanspruchte  Zusammengehörigkeit  nachgewiesen  werden 
mflsste.  Freilich  auch  ^ese  kann  endgflltig  kaum  entschei« 
den,  da  in  der  alten  Kunst  die  einmal  festgestellten  Formen 
sich  stets  typisch  wiederholen,  mithin  auch  nebeneinander  an 
ganz  verschiedenen  Gebäuden,  die  unter  sich  gar  keinen  Zu- 
sammetthang  aufweisen,  vorkommen  können*  Wir  sprechen 
darum  Herrn  Raschdorff  die  dringende  Bitte  aus,  die  Ver- 
gleichung  der  betreffenden  Bautheile  nochmals  anstelleji,  beson- 
ders aber  die  zur  Entscheidung  wol  zumeist  beitragenden 
Maasse  in  Betracht  ziehen  und  uns  mittheilen  zu  wollen. 

Das  Schreiben  des  Herrn  Raschdorff  lautet 
wie   folgt: 

Die  Sammlung  der  architektonischen  Reste 
des  römischen  Thors  unter  Fettenhennen  in 
Köln,  welche  in  den  Gartenanlagen  des  Mu- 
seum Wallraf-Richartz  aufgestellt  sind,  hat 
heute  eine  ansehnliche  Vermehrung  erfahren. 
Bekanntlich  waren  von  dem  in  den  20er 
Jahren  abgebrochenen  Römerthor  bisher  nur 
die  aus  13  Wölbst^inen  bestehende  Archi« 
volte,  und  zwei  Kämpfersteine,  welche  auf 
Veranlassung  des  Herrn  Conservator  Ram- 
boux  an  das  Wallraf'sche  Museum  übergeben 
wurden,  vorhanden.  Diese  Steine  bildeten  einen 
15^  weiten  Bogen  und  sind,  wie  aus  neben 
stehender  Skizze  zu  ersehen,  sehr  einfach  pro- 
filirt;  vier  im  Schluss  des  Bogens  eingegra- 
bene Buchstaben  C.  C.  A.  A.  bilden  den  ein- 
zigen architektonischen  Schmuck.     Bei  dem 

Kämpfer.  ** 


70    Zur  Topographie  der  StodI  Cöln  m  der  RomersieiL 

vor  3  Jalren  erfolgten  Abbrach  des  Privathaiises  westlich 
des  Rttmerthors,  an  der  Strassenecke  Unter  Pettenhennen  und 
Burgmauer  aseigteu  sich  in  den  Fundamenten  interessante  rO* 
mische  Baureste,  avf  welche  unsres  Wissens  zuerst  der  Dom- 
bildhauer  Mohr  auftnerksam  machte;  diese  Reste  bestehen 
aus  einer  Anzahl  Stücke  von  Gesimsen  und  Kapitalen,  welche 
eine  sehr  reiche  Ausführnng  zeigen^  Die  daran  befindlichen 
Ornamente  sind  schon  gezeichnet  und  ausgeführt.  Aus  den 
alten  römischen  Fundamenten  liess  sich  die  Anlage  eines  mäch- 
tigen Rundthurms  erkennen,  und  es  ist  wahrscheinlich,  dasa 
das  Römertbor  durch  zwei  Rundthilrme  eingeschlossen  war, 
und  ein  Propugnaculnm  bildete. 

Auch  die  Erhaltung  der  Römischen  Architekturreste, 
welche  sich  beim  Abbruch  der  Chorabschlnssmauer  im  Dom 
ergaben,  und  seit  Oktober  v.  Jahres  unbemerkt  unter  ^dem 
Abbruchmaterial  lagen,  ist  zunächst  Herrn  Mohr  zu  danken, 
der  die  grosse  Uebereiustimmung  zwischen  diesen  Resten  und 
den  bereits  von  deifi  Römerthor  vorhandenen  erkannte,  und 
mit  Recht  daraus  schloss,  dass  auch  diese  von  dem  genannten 
römischen  Bauwerk  herrühren.  Da  diese  Steine  bei  dem  im 
Jahr  1322  stattgehabten  Bau  der  Chorabscblussmauer  als  ge- 
wöhnliche Bausteine  zur  Verwendung  kamen,^  so  ist  zu  ver- 
muthen,  dass  die  römische  Porta  pasca  zur  selben  Zeit  ab- 
gebrochen worden  ist,  in  welcher  die  Kapelle  über  dem 
Pfaffenthor  erbaut  wurde.  Herr  Archivar  Ennen,  dem  die 
nöthigen  Notizen  zu  Gebote  stehen,  wird  an  einer  andern 
Stelle  näher  festzustellen  suchen,  in  welchem  Zusammenhang 
der  Abbruch  des  Pfaffenthors  und  die  Erbauung  der  Pfarr- 
kapelle stehen. 


IL    Denkmäler« 


L   Hie  rijtttifd^e  ttieJerlalTttng  bei  .tteuiuieJi 
ttttb  iftre  Henktnoler. 

Von  allen  Landstrichen  unsres  Rheiulandes,  in  denen  die 
römische  Eroberung  festen. Fuss  fassend  sich  niederliess,  ist 
in  unsern  Jahrbüchern  bisher  keiner  so  wenig  zur  Besprechung 
gelangt  als  das  Becken  von  Neuwied.  Ob  dies  Zufall,  ob 
es  früherhin  in  Rücksicht  auf  die  Werke  von  Knopäus,  Hof- 
mann  und  Dorow,  die  man  für  erschöpfend  halten  mochte, 
unterlassen  wurde,  bleibt  gleichgültig  zu  entscheiden. 

So  viel  ist  gewiss,  die  Wichtigkeit  der  dortigen  Funde, 
deren  Bezeugung  man  für  die  ältere  Zeit  in  den  angeführten 
Werken  ersehen  mag ;  die  Wahrscheinlichkeit  dass  die  Gegend 
von  Neuwied,  oder  genauer  bezeichnet  von  Niederbiber,  mit 
den  durch  Fundspuren  erheblich  ausgezeichneten  Ufern  ge- 
genüber durch  eine  Brücke  verbunden  war;  die  Bedeutung 
der  Lage  nahe  der  Grenze  Ober-  und  Unter-Germaniens,  an 
der  Mündung  einer  mit  Villen  seitwärts  reich  bevorzugten 
Strasse  nach  Trier,  die  wahrscheinlich  die  Pulsader  des  Ver- 
kehrs zwischen  Gallien  und  dem  Rheine  war  —  lassen  es 
hinreichend  begründet  erscheinen,  wenn  der  Vereins-Vorstand 
seine  Aufmerksamkeit  diesem  Gebiete  zuwandte. 


72  Die  römische  Niederlassung  bei  Neuwied  u.  ihre  Denkmäler. 

Von  voraussichtlich  6  bis  7  einzahlen  Abhandlungen,  Neu- 
wied und  seine  Denkmäler  betreffend,  folgen  in  diesem  Hefte 
drei,  und  werden  die  übrigen  hoffentlich  bald  sich  anreihen. 

Im  Allgemeinen  darf  über  diesen  bedeutenden  und  in- 
teressanten Ueberrest  römischer  Befestigung  am  Rhein  und 
über  die  mannigfachen  in  dessen  Bereiche  gemachten  Funde 
vorläufig  auf  Dorow's  'Römische  Alterthfimer  in  und  um 
Neuwied  am  Rhein*  (Berlin  1826. 4.  mit  Atlas  von  31  Tafeln 
in  fol.)-  verwiesen  werden,  wo  alles  Nähere  zusammenge- 
stellt ist. 


A.  3ito  itvS^t^. 

Aatike  Bronze  von  Neuwied. 

(Hierzu  Tafel  I  und  II.) 
1. 

Dreierlei  Gi^tterwesen  sind  es  im  Alterthum,  welche  eine 
wohltbätige  Beziehung  zwischen  dem  gefahrdrohenden  Element 
des  Meeres  und  dem  httlfsbedürftigen  Sterblichen  vermitteln: 
Poseidon,  das  Dioskurenpaar,  LeukoHiea  mit  Palaemon.  Wie 
sie  denn  so  zusammen  angerufen  werden  in  Meere snöthen  bei 
ProperzO- 

Welche    Gelübd*,    ach,    hab*   ich   Neptun,  und  mit  Castor  dem 

Bruder, 
Göttin  Leuoothea,  dir  welche  Gelübde  gethan! 

Seltener  indess  tritt  in  solcher  Eigenschaft  Poseidon 
hervor,  sofern  er,  als  Oberherr  des  Meeres  im  umfassendsten 
Sinne,  nicht  nur  an  sich  beide  Seiten,  sowohl  Schrecken  als 
Schutz  vertritt,  sondern  in  der  geläufigsten  Vorstellung  so- 
gar weit  überwiegend  als  der  finstere,  erbarmungslose,  ver- 
derbliche Gott  erscheint.  Nur  als  wohlgesinnte  Retter  treten 
zwar  die  Dioskuren  auf,  aber  überhaupt  nicht  als  Angehö- 
rige des  Neptunischen  Reiches,  sondern  als  ausserhalb  der 
Oberherrlichkeit  des  Poseidon  freiwaltende  Mächte,  die  von 


1)  Properz  in,  21  (II,  26),  9: 

Quae  tum  ego  Neptuno,  quae  tum  cum  Gastore  fratri, 
Quaeque  tibi  exoepi  tum,  dea  Leuoothee. 


74  Ino  Leukothea, 

der  Vorstellung  der  himmlischen  Leitsterne  aus  rettend  ein- 
greifen in  das  gefährdete  Schifferleben  %  wogegen  Poseidon, 
wenn  er  es  thut,  Wogen  und  Brandung  unmittelbar  bändigt. 
Im  dämonischen  Götterkreise  des  Poseidon  selbst  aber  wird 
zwar  die  milde  Seite  durch  mehr  als  eine  anmuthige  und 
liebreizende  Bildung  versinnlicht:  die  dunkeläugige  Meeres- 
königin Amphitrite,  die  silberfülssige  ^  schönlockige  Thetis 
sammt  dem  äbrigen  das  Meer  bevölkernden  Nereidenschwarm, 
die  glanzhelle  Meeresstille  Galene,  u.  a.:  aber  sie  alle  le- 
ben ihr  seliges  Leben  stillbegniigt  in  sich  und  werden  nicht 
oder  wenig  in  Beziehung  zu  den  Schicksalen  der  Menschen 
gesetzt;  kaum  dass  die  Peleusgattin  Thetis  durch  das  weh- 
mttthige  Geschick  des  ruhmreichen  Sohnes  für  eine  kurze 
Spanne  Zeit  an  die  Erde  geknüpft  ist  Die  Macht  aber,  der 
solcher  Beruf  wesentlicli  und  dauernd  zufällt,  bt  das  wohl- 
thätige  Götterpaar  von  Mutter  und  Sohn,  die  zur  Leu  ko  t h  ea 
gewordene  Radmostochter  Ino  und  der  inPalaemon  verwad« 
delte  M  e  I  i  k  e  r  t  e  s.  Während  indess  der  letztere  weniger  in» 
dividualisirt  und  charakteristisch  ausgebildet  erscheint,  tritt 
uns  dagegen  in  Ino  -  Leukothea  ^)  das  Bild  reiner  Milde 
und   liebreicher   Güte  in    ausdrucksvollster   Anschaulichkeit 

entgegen,    da  sie  es  ist,  die  gleichwie  von  menschlich  tbeil- 

^^ % 

2)  Sehr  bezeichnend  ist  die  scharfe  Scheidung,  mit  der  Dio  Chry- 
Bostomus  64  S.  3H0  R.  (685  Emp.)  die  Leukothea  als  Söhnte, 
gottheit  de«  Sohififers  überhaupt  nennt,  die  Dioslrarett  dagegen 
insbesondere  als  Patrone  des  Steuermanns:  rairrf  (rjf  "rv^y) 
inid-aaav  xal  ysoygyol  JrifirixQos  ovofia  xal  noijtt^veg  IlavQt 
xal  vavrai  uievxo&^ag  xal  xv ßegvTJrai  /liooxogtav.  —  Ver- 
wischt ist  solche  Individualisirung  im  Homerischen  Hymnus 
33,  14  f.,  wo  die  Dioskuren  geradezu  Sturm  und  Wellen  be- 
schwichtigen ;  auch  bei  Theokrit  22,  17  ff. 

3)  Bald  Leukothea,  bald  (auch  als  Göttin)  Ino  wird  sie  genannt  in 
beliebigem  Wechsel;  einmal  aber  mit  Doppelnamen  Ino  Leu- 
kothea bei  Pindar  Pyth.  XI,  init.   7wi  Mvxo^ia  novTtcw  6[io^ 


Im  Lmikathea.  75 

nahnivoHeiii  AIHgefttbl  erfüllt,  durch  vniniftteibare  Handreichung 
ans  SchifFbrnch  rettet  und  so  zur  eigentlichen  Scbutzheiligen  *) 
des  mit  der  letzten  Noth   kämpfenden  Meerfahrers  wird. 

^In  den  sprechendsten  und  ansprechendsten  Zügen  gibt 
uns  dieses  Bild  das  fünfte  Buch  der  Odyssee.  Schon  sieht 
Odysseusy  ein  ohnmächtiges  Spiel  der  rasenden  Elemente, 
den  unvermeidlichen  Untergänge  Aug'  ins  Auge  (V.  313— S 


Aber  Ihn  Bah  Ino,  Bchlankfüssige  °)  Toehter  des  KadmoB, 
Sie,  Leukothea,  die  da  zuvor  ein  sterbliches  Weib  war, 
Doch  nun  Ehre  der  Götter  geniesst  in  den  Fluthen  des  Meeres, 
und  sie  erbarmete  sich  des  nothbedrängten  Odysseus, 
Setzte  sich  ihm  auf  des  Flosses  Gebälk  und  redete  also: 

'Armer,  warum  doch  ward  dir  der  Erder&ehüttrer  Poseidon 
Gar  SQ  schrecklich  erzürnt,  dass  er  endlos  Leid  dir  bereitet? 
Dennoch  verderben  soll  er  dich  nicht,  wie'  sehr  er  auch  eifre. 
Thue  du  jetzt  nur  so  —  nicht  unverständig  ja  scheinst  du  — : 
Ziehe  die  Kleider  da  aus,  dein  Floss  zur  Beute  den  Winden 
Gib  es  dahin,  mit  den  Händen  erstrebe  dir  schwimmend  die  Landung 
An  der  Phäaken  Gebiet,  wo  dir  zu  entrinnen  verhängt  ist. 


4)  Dieser  Begriff  der  Leukothea  als  wohlthätiger  Gottheit  gilt 
so  ausnahmslos,  dass  man  eben  darum  Welcker  kaum  beistimmen 
wird,  wenn  er  in  seiner  schönen  Darstellung  Gr.  (iötterl.  I  S.  045 
den  von  Lykophron  107.  757  gebrauchten  Namen  Bvvn  nach 
d6m  Yorgange  alter  Etymologen  im  Sinne  von  z/t^  fasst,  'da 
sie  oft  auch  untergehen  lasse*.  Kann  sie  auch  nicht  alle  Schiff- 
brüchigen retten,  so  ist  sie  es  doch  niemals,  die  den  Untergang 
verschuldet.  Auch  wäre  der  üebergang  eines  (f  in  dorisches  ß 
schwerlich  durch  das  dorische  o^eXog  für  oßsXog  (Ahrens  d.  dial. 
Dor.  p.  81)  gerechtfertigt,  da  hier  die  umgekehrte  Vertauschung 
stattfindet*  Dass  ßvttj,  von  ßveiv  abgeleitet,  näher  wohl  mit 
ßvS-os,  ßvaaog  zusammenhängend,  das  Meer  bedeutete,  weist 
Meineke  Anal.  Alexandr.  S.  123  nach. 

5)  Wörtiich  'schöntnöchelig' : 

Tov  6k  t6av Kadfiov  d'vyajr^ii  xaklCc((pvQog  ^Iv(6, 
ji€vxo^4ii,  fi  fgQiv  fikv  effy  ßQorog  av&^a<fa. 


76  Ino  Leukoiliea. 

Mmm  hier,  apanne  sofort  dir  d6n  unsterblichen  Sohleier*) 
Unter  die  Brust :  nicht  fürchtest  du  so  mehr  Leid  noch  Verderben. 
Aber  sobald  du  alsdann  mit  den  Händen    die  Küste  berühret} 
Lös'  ihn  dir  ab  und  wirf  ihn  zurück  in  die  dunkele  Meerfluth, 
Weit  vom  Lande  hinweg,  selbst  aber  wende  dich  abwärts'. 

Also  sprach  sie  zu  ihm,  die  Göttin,  und  gab  ilim  den  Schleier. 
Selbst  dann  tauchte  sie  wieder  zurück  in  die  schäumende  Meerfluth, 
Gleichend  dem  Wasserhuhn,  und  es  barg  sie  die  sohwärsliche  Welle. 

Ungläubig    hält    Odysseus    noch    aus   auf   dem    krachenden 
'  Fahrzeug,  bis  es  ihm  ein  von  Poseidon  gesandtes  jähes  Was« 
sergebirge  zertrümmert ;  da  erst  schwingt  er  sich  auf  einen 
der  schwimmenden  Balken  (V.  371), 

Zog  die  Kleider  sich  aus,  die  ihm  Göttin  Kalypso  geschenket. 
Alsobald  dann  unter  die  Brust  sich  spannt'  er  den  Schleier, 
Stürzte  sioh  selbst  vorwärts  in  das  Meer,  ausbreitend  die  Hände, 
Eifrig  zu  schwimmen  dahin. 

Zwar  schüttelt  Poseidon  sein  grollendes  Haupt  dazu  und 
verbärgt  ihm  noch  schwere  Leiden  bis  zur  Ankunft  bei  den 
Phäaken;  aber  —  wie  denn  immer  eine  Gottheit  die  Macht 
der  andern  beschränkt,  ohne  sie  vernichten  zu  können  — 
Athene  fesselt  alle  übrigen  Winde  und  lässt  nur  noch  den 
dem  Phäakeulande  zutreibenden  Nord  stürmen  (V.  375 — 387) : 

Da  nun  trieb  er  umher  zwo  Nächt^  auf  schwellender  Woge 
Und  zween  Tag',  und  das  Herz  sah  oft  schon  nahes  Verderben. 
Doch  als  den  dritten  der  Tage  die  lockige  Eos  erfüllet. 
Da  erst  ruhete  endlich  der  Sturm  und  heitere  Stille 
Lagerte  rings;  er  aber  erblickte  das  Land  in  der  Nähe. 

Noch  langen  verzweiflungs vollen  Ringens  bedarf  es  ge- 
gen  die  rückströmende  Brandung  des  riffreichen  Gestades, 
bis  er  ein  seichtes  Flussufer  gewinnt  und  von  der  entsetzli- 
chen Arbeit  auf  den  Tod  erschöpft  in  Ohnmacht  dahinsinkt 
(V.  453  «.)  Dann  aber 


6)  XQTj^if^voVt  genauer  ein  sohleierartigeB  Kojpflooh;  worüber  s.  u. 


Ino  Leukothea.  77 

Als  er  non   Athem  gewann ,   and    im   Herzen    die   Kraft   sieh 

gesammelti 
Löset'  er  alsbald  ab  von  der  Brust  sich  den  Schleier  der  Oöttiny 
Und  dann  warf  er  ihn  fort  in  das  meerwarts  fliessende  Wasser. 
Rückwärts  trieb  ihn  im  Strom  die  gewaltige  Welle;  doch  Ino 
Fasst*  ihn  sofort  mit  den  blanden* 

Keinem  Zweifel  kann  es  unterliegen^  dass  die  Homerische 
Dichtung  herrschend  und  massgebend  blieb  für  die  Vorstel- 
lung  der  Folgezeit,  wenn  auch  zufällig  bei  keinem  Dichter 
wieder  das  Kredemnon  als  das  besondere  Rettungsmitfel,  das 
Leukothea  darreicht^  erwähnt  wird.  Dass  dasselbe  im  Ge- 
meinbewusstsein  festhaftete,  verbärgt  uns  die  entscheidende 
Angabe  des  Klemens  von  Alexandrien  ^) :  in  bildlichen  Dar- 
stellungen sei  Dionysos  erkennbar  am  Gewände,  Hephästos  an 
seiner  Kunstfertigkeit,  Demeter  an  ihrem  Leid,  am  Kredem- 
non die  Ino,  am  Dreizack  Poseidon,  am  Schwane  Zeus, 
gleichwie  auch  Herakles  am  Scheiterhaufen,  oder  an  der 
Nacktheit  die  Aphrodite'.  Eben  so  gewiss  aber  ist,  dass  die 
Homerische  Vorstellung  späterhin  weit  über  die  individuelle 
Anwendung  des  magischen  Schwimmgürtels  hinaus  erweitert, 
dass  Leukothea  als  Helferin  in  Sturmesnoth  überhaupt  ^)  und 


7)  Protrept.  4  §  57  p«  50  Pott.:  ei  yovv  rig  rag  ygaipäg  xal  ra 
ayaXfiata  nBQivoaTWV  S-e^ro,  yv(oQieT  v^tov  naQuirrCxa  Tovg 
deovs  ix  Twv  Inovsi^CafTojv  ff;^rjibiaT(ov,  rov  ^towffov  ino  Trjg 
(trolrje,  Tov  "fftfatmov  uno  trjg  T^/vrjg,  rrfv  Jr)(o  ano  rrjg  cfvfi- 
(pogäg,  ano  tov  XQtjSifjivov  rrjv  *IV(a,  ano  Trjg  TQiaCvrjg  tov 
Hoasidcj,  ano  tov  xixvov  tov  Ata*  tov  $h  'HqaxXia  ^etxvvaiv 
i)  nvQci,  xav  yvfivriv  fcfp  Tig  avayqanTOV  ywalxUy  rrjV  /Qvaijv 
ji(fiQoditrjv  voeZ,  Wie  ungleichartig  .und  theilweise  schief  übri- 
gens diese  Zusammenstellung  sei,  bemerkt  sehr  richtig  Zoega 
BassiriL  I  S.  187  (S.  314  der  Welokersohen  Bearbeitung). 

8)  ToZg  x^ifia^of4,ivoig  ßor\d-ov(Siv  heisst  es  einfach  von  Leukothea 
und  Palaemon  bei  Apollo dor  3,  4,  3 ;  —  ganz  allgemein  'Hano 
miser  Implorat  nayita  Leucotheen*  bei  Properz  III,  24  (II,  28),  21. 
Vgl.  üio  Chrys.  in  Anm.  2. 


78  Ino  Leukotheä. 

• 
als  Beschwichtigerin  4er  empörten  Meoresflutli   gefasst,  ihr 

somit  eine  herrschende  Gewalt  über  das  Neptunische  Element 
iselbst  beigelegt  wurde:  wovon  bei  Homer  keine  Spur.  So 
schon  bei  Alkman^),  wenn  er  sie  *Meerwalterin\  aalaaao- 
fiiäoiaa^  nannte ;  so  in  wortreichern  Schilderungen  bei  Non- 
nus  ^^),  wo  sie  ^Re giererin  der  MecressCille',  ^Obwalterin  glück- 
licher Seefahrt'  heisst ;  so  auch  in  einem  Orphischen  Hymnus  ^^), 
der  sie  zwar  auch  als  Retterin  aus  Schiffbruch  denken  lässt,  aber 
ausdrücklicher  als  Bewahrerin  der  Schiffe  selbst  vor  Schiff- 
bruch, als  Bewirkerin  günstigen  Fahrwinds  und  geradezu 
als  Meeresfürstin  auffasst^^). 


9)  Brachst.  80  boi  Bergk. 
10)  Nonnus  Dion.  9,  86  ff.: 

^{vxod-irjy  x^ariovaa  ^vrijs  xXtiI^cc  yalfiv^s^ 
evniotfjg   ^ed iovaa  fi€t^  AloloVf  ev^iocjv  4k 
aol  niawog  nXiiaeis  <piXifjL7ioQog  dv  äkl  vavrrjg. 
Und  10,  121  ff. 

uievxod-iTjv  dk 
TrCTTrafiivaig  7iaXdfiri<riv  ^(f/|«ro  Kvavo/atrrjg 
6atfxo(Siv  vygoTioQoiatv  6fjLi(STtov'  tvd-iv  agriyat 
VKvraig  nl^Cofiivoicft  xai  tnXtio  novtikg  *Ivd} 
NriQ€'ig  tt(plo£aßoio  x  v ßSQvrjT stga  yairjvtig, 
nOHymn.  73:   ' 

xXvd^i  d'€cc  noVTOLo  ßad-vari^/oio  fiiSovaa^ 
xxjfiaoi  tSQnofiivij,  ^^tcüv  atireiiftc  fisyiarri. 
iv  (Toi  yccQ  vricHv  n sXayo^Qojiiog  aararog  o^fi'^., 
fLovvri  6k  d-vrjT^v  oiKtQov  fJLoqov  dv  dXl  XvHg, 
olg  av  iffOQfÄcctvovaa  (p(Xr}  danr^og  Hd-yg* 
aXXic,  ^icc  Sianoiva,  fioXoig  inttQüyyog  iovaa 
vrivalv  kvaa iXjiQig  aortriQiog  evtpgovi  ßovXjl, 
fjLvaraig  iv  novnp  vava Cd QOfxov  ovqov  ayovffsL. 
vrivolv  ivaaiXfioig   statt  des  überlieferten   vr^v^v  in'  AaiXfioig, 
i/ras   eine    zu    arge    Tautologie   gäbe.  —  f^ovvff   als  weibjyißbe 
Gottheit;    denn  auch  vom   Palämon   heUst  es   im  75.  Ii[ymnu8 
aoiTTiQ  fiovvog  d^ritolg  ävacpaCvet. 
12)  Unwillkürlich  übertrug  die  VorBtellung  «einer  Zeit  iLriatUes  or. 


Ino  Leukothea.  79 


Kein  Wunder,  dass  eine  so  tief  ins  Menschenleben  see- 
ftihrender  Stämme  eingreifende  Göttermacht  Gegenstand  eines 
frommen  C u 1 1 u  s  wurde,  der  zahlreiche Hciligthümer  her- 
vorrief, bald  ihr  allein  gewidmet,  bald  in  Gemeinschaft  mit  Me- 
likertes-Palamon  ^').  In  der  That  finden  wir  solche  Cultus- 
statten  wie  Glieder  einer  weiten,  theilweise  sichtbar  zusam- 
menhängenden Kette  längs  der  griechischen  und  italischen 
Küsten  verbreitet  in  Hafenplätzen,  Seestädten  und  Inseln. 
Zwar  hat  auch  das  Binnenland  Antheil  am  Inocultus,  aber 
nur  im  Anschluss  an  ihre  Herkunft,  Abstammung  und  Schick- 
sale vor  der  Vergötterung.  Begreiflich,  dass  die  Kadmeische 
Königstochter  InTheben^^)  verehrt  wird,  die  Gemahlin  des 
Orchomenischen  Athamas  im  nachbarlichen  Chäronea ^^). 
Wenn  Strabo  ^^)  ein  Heiligthum  der  Leukothea  im  fernen 
Kolchis  kennt,  so  bezeichnet  er  es  zugleich  selbst  als  Stif* 
tung  de«  Phrixus,  des  Stiefsohnes  der  Ino,  und  somit  als  von 


3  t.  I  p.  45  Dind.  auf  die  Homerisobe,  wenn  er  ganz  verkehr- 
ter Weise  sagt:  vuvl  6h  ineidi}  Sei  neCd^ead^ai  r^  *0firJQ0v 
loyip,  xivSweiei  ro  xtcr'  aurrjv  fiovagx^^  '"'^  elvai  t^s 
aQj^ijg  T^q  xtttä  d-aXatrav  xal  ovSk  r^  IloOuSfoVi  avr^ 
i^sTvai  ovSkv  firi  aweiS-oiaijs  TctvTijs- 

13)  Vgl.  Preller    Gr.  Mythol.  I  S.  470  fL  (2.  Aufl.) 

14)  Pindar  Pyth.  XI,  2;  Plutarch  Apophth.  Lac.  Lyo.  26  p.  228  Weoh. 
Was  Plutarofai  den  Lykurgus  zu  den  Thebanern  sagen  lässt : 
'wenn,  sie  die  Leukothea  für  eine  Gottheit  hielten^  sollten  sie  Ihr 
keine  Klage,  wenn  für  ein  Menschenkind,  keinen  Gottesdienst 
widmen',  das  erzählt  Aristoteles  Rbet.  2,  23,  27  vielmehr  yon 
Zenophanes  gegenüber  den  Eleaten.  Eine  dritte  Version  in  PIu- 
tarchs  Erotious  12  p.  763  hält  den  Xenophanes  fest,  substituirt 
aber  den  Osiris  und  die  Aegyptier. 

15)  Plutarch  Quaest.  Rom.  16  p.  267. 

16)  Strabo  XI,  2,  17  p.  498  Gas.  iv  rj  Moa/^xy  Aevxo&itts  Uqov, 


80  Ino  Leukoihea. 

Orchomenos  ohne  Mittelglieder  übertragen.  Der  eigentliche 
Ausgangspunkt  für  die  successive  örtliche  Verbreitung  des 
Dienstes  der  Leukothea  als  hülfreicher  Meereggöttin  wird 
erst  die  Megarisch-Korinthische  Landenge^  wo  die  vom  rasen- 
den Atbamas  verfolgte  Ino^  nachdem  sie  sich  in  der  Angst 
wahnsinniger  Verzweiflung  mit  dem  kleinen  ülelikertes  von 
der  Molurischen  Klippe  ^^)  ins  Meer  gestürzt,  durch  den  ret- 
tenden Delphin  ans  Land  getragen  wird,  von  Poseidon  ^^) 
aber  unter  die  Nereiden  aufgenommen,  unter  diesen  alsbald 
in  so  individuell  ausgeprägter  Rolle  hervortritt.  Daher  also 
ein  Heroon  der  Ino  in  Negara^^)  mit  Jahresopfern;  daher 
im  Tempel  und  Tempelbezirk  des  Poseidon  auf  dem  Korin- 
thischen Isthmos  Götterbilder  der  Leukothea  und  des  Palä- 
mon  neben  andern  von  Poseidon,  Thalassa,  Amphitrite,  Galene, 
Nereiden  ^^)y  und  sonstiger  verwandter  Cult  der  Korinthier^^). 


17)  So  Pausanias  1,  44,  7  Bekk.  mit  Zenobius  4,  38.  Stephanusvon 
Byzanz  nennt  das  Gebirge  Geraneia  (s.  y.)  :  beide  Ortsnamen 
verbinden  der  Scholiast  zu  Pindar's  Isthm.  p.  515y  7  Bkh.  und 
Tzetzes  zu  Lykophr.  v.  229.  Bei  Lucian  Dial.  mar.  8  und  Sa- 
linus  c.  7,  17  sind  es  die  Skironisclien  Felsen;  gleich  darauf 
aber  bei  demselben  Lucian  c.  9  der  Kithäron.  Dass  immer  dasselbe 
Local,  nur  enger  oder  weiter  gefasst,  gemeint  ist,  erörtert  Hem- 
sterhuis  zu  Luc.  I  S.  307.  Nur  allgemein  die  Nähe  von  Megara 
als  Schauplatz  des  'Laufes  zum  Meere'  (daher  die  Ortsbezeich. 
nung  KaXijg  Sgofiog)  nennt  Plutarch  Quaest.  conviv.  5,  3, 1  p.  675. 

18)  Daher  bei  Aristides  or.  3  t.  I  p.  43  mit  sonst  nicht  vorkommen- 
dem Zuge:  iQaa&rjvai  IloaeiSoJva  ^€vxo(hiag  xal  Iquad-ivta  yf 
^xEiv  avTTjv  nag*  iavr^.     Vgl.  jedoch  Anm.  29» 

19)  Pausanias  1,  42,  7. 

20)  Pausanias  2,  1  extr.  und  2,  2  init.  Die  hauptsächlich  dem  Pa. 
lämon  zu  Ehren  gestifteten  Isthmischen  Spiele  hat  auch  Ari. 
stides  a.  a.  O.  p.  42  im  Sinne,  wenn  er  Poseidon,  Amphitrite,  Pa- 
lämon  und  Leukothea  zusammen  nennt. 

21)  Lucian  de  salt.  4?;  Tzetzes  zu  Lykophron  v.  107.  Vgl.  Lucian 
Ne'r.  3.   Vgl.  Anm.  48.  50. 


Ino  Leukothea.  81 

Von  diesem  Rnotenpankte  des  Inodienstes  schiessen  auf  dem 
Seewege  Strahlen  aus  in  nordöstlicher  Ricbtung  nach  Samo* 
thrake^),  wie  es  scheint  auch  nach  dem  Mysischen  Lam- 
[>sakos'')and  nach  Tenedos^);  —  in  östlicher  Richtung 
nach  dem  Lydiscben T e OS '^),  nach  S am os'^),  nach  Milet'^); 


22)  uisvxoaCä,  mit  rein  doriaclier  Form  für  uievxo&^a,  hieBs  die 
Insel  vordem  nach  Aristoteles'  Zeügniss  in  den  Politien  bei  SchoL 
Btt  ApoUon.  Rh.  1,  917:  wo  Aivmaala  nur  schlechter  beglau- 
bigte  Lesart  Freilich  geben  dafür  Heraklides  Pont  21  und 
Sohol.  Iliad.  24,  78  yiel  mehr  Aevttavla  oder  Asvxtovla  (s. 
Müller  Fragm.  hist.  Gr.  II  S.  218);  aber  sehr  bezeichnend  für 
Leukotheacultus  bleibt  jedenfalls  doch,  dass  die  Schollen  zu 
Apollonius  mit  den  Samothrakischen  Weihen  ganz  ausdrücklich 
den  durch  das  Kredemnon  geretteten  Odysseus,  als  Theilhaber  je- 
ner Weihen,  in  Verbindung  setzen.  Vgl.  Welcker  Gr.  Götterl.  I 
S.  644.  —  Schneidewio's  Entscheidung  (zu  Herakl.  S.  87)  für 
Aivxiaala  als  den  wahren  Namen  leuchtet  wenig  ein;  wie  auch 
0.  Müller's  (Orchom.  S.  65)  uievxcovla  nichts  Zwingendes  hat 

23)  Wofern  der  Lampsakenische  Monatsname  Aevxa^itjv  nur  als 
dialektische  Modification  betrachtet  werden  darf:  s.  K.  F.  Her- 
mann  'Zur  griech.  Monatskunde^  (Abh.  der  Gott  Ges.  d.  Wiss. 
Bd.  2)  S.  108.  Vgl.  Anm.  25. 

24)  Cttltus  wird  zwar  ausdrücklich  hier  nur  für  Palämon  bezeugt, 
aber  zugleich  der  Looalmythus,  wonach  auf  Tenedos  Tennes 
und  Leukothea  als  Geschwister  und  als  Poseidons  Enkel  galten: 
Sohol.  zur  Dias  1,  38  und  zu  Lykophr.  229. 

25)  unter  gleicher  Voraussetzung  wie  Anm.  23,  auf  Grund  des  Fe- 
.  stes  Aivxtt&ea  im  Corp.  Inscr.  Gr.  II  n.  3066,  25. 

26)  Wenn  anders  dahin  die  Samische  Quelle  Leueothea  bei  Plinius 
N.  h.  5,  37,  135  gedeutet  werden  darf.  Denn  immerhin  bleibt 
zu  beachten,  was  Lobeck  Aglaoph.  S.  1186  erinnert:  ^^AevxoS'ia 
commune  dearum  aquatilium  nomen  est',  d.  h.  genauer,  'esse 
potest';  denn  man  wird  sich  wohl  hüten  der  allgemeinen  Möglich- 
keit eine  Ausdehnung  zu  geben,  die  eine  als  bestimmte  Person- 
lichkeit  gedachte  Leukothea  ganz  zerstörte. 

27)  Konon  Narr.  o.  .33:  Wettkampf  von  Knaben  zu  Ehren  Leukothea *8. 

6 


BS  Im  lettfcp^Aea. 

*^  in  sidttsllieher  Ricbtunf  sacb  Krei«'^)iHidRbo4v9 ^^). 
Aber  der  Hauf txiig  der  Wanderung  eratredet  skb  $ä4v«0t> 
lieh  längs  der  Ostkäste  Lakonika's,  WA^ns  Pr  asi  a«^  oder  Kra-*- 
siae^) und Epidattrus  Ltmera'^), -- sedana  UUigs derlako- 
n&ohen  Westküste,  wo  uMTbalamae^)  uad  li«uktra'^>, 
—  weiter  nach  derOstkliste  Messeniens,  wo  uns  Korone'^) 
als  Caltussitze  der  Leukotbea  entgegentreten^,  also  beinahe 
rings  ttfli  den  Peloponnes  herum. 

Aber  nicht  gentig:  vom  alten  hellenischen  Boden  setzt 
sich  der  Zug  fort  nach  dem  italischen,  ja  bis  zur  gallischen 
Rüste.    Hier  ist  es  MassiHa,  von  wo  nns  ein  Priester  der 

28)  Hesychius  IT  p.  360  Schm.    Traxiia,   §o^r}  AivxoS^iag  tv  Äio^rj. 

29)  Nur  locale  Umbildung  und  Aneignung  des  Mythus  ist  es,  wenn 
hier  die  nach  dem  Sprunge  ins  Meer  zur  Leukothea  gewordene 
Sterbliche  nicht  Ino  ist,  sondern  die  Tclchinensohwester  Halia, 
Poseidons  Geliebte:  Diodor  5,  55. 

30)  Pausanias  3,  24,  4.  Zwar  wird  hier  Ino  nur  In  Verbindung  mit 
der  Pflege  des  jungen  Dionysos  genannt,  die  nach  gemeingülti- 
gem Mythus  nach  Theben  gehört  and  nur  vermöge  einer  ganz 
isolirt  stehenden  Gestaltung  desselben  n»ch  Lakonika  versetzt 
wird ;  aber  da  Bfasiae  Küstenstadt  ist,  wird  diess  dennoch  auf  die 
Aufnahme  des  Gesammtcultus  der  SeegÖttin  zu  deuten  sein. 

31)  Pausanias  3,  23*  8:  Fest  der  Ino  mh  Weissagegebräuohen. 

32)  Genauer,  in  der  NShe  von  Tbalamae,  auf  dem  Wege  von  Oetylos 
dahin:  Paus.  3,  26,  t.  Im  dortigen  Ibqov  der  Ino,  mit  dem  ein 
Traumorakel  verbunden  war,  sah  Fausaniaaihr  ehernes  BÜd.  Vgl. 
Welcker  Kl.  Schriften  ilf  S.  92  Anm.  11. 

33)  Zwar  hauptsächlich  Cultussitz  des  Askl^io«}  »her  auch  ein 
Bild  der  Tno  fand  dort  Pausanias  ebend.  §  4 :  kCd^M  di  iariv 
AaxXfjTiiov  Ti  ayaXfia  xal  ^Ivovg  hi^m^c, 

34)  Paus  4,  84,  4 :  xark  Sk  tijv  696v  raurtiw  iatlv  'hil  &aXda(rrj 
X(OQi(yy,  xtd  *Ivovg  hghv  elvai  yo^C^ovtfiv,  iftavaßfjvui  yii^  ivrauda 
ix  9wka<farig  (paolv  aMiV  ^sov  t€  ijtfij  vo^i^o^dv^v  x»l  Aivxo^ 
&iav  xalovfx^Vfjv  üfinl  ^Ivovg,  Ob  auch  der  ^fteasenis^h«  Fliusname 
AsvxaaCa  bei  P»U8.  4,  83,  3  mit  Welcker  G«.  Gdilwl.  1  S.  645 
hieher  2u  ziehen  8ei>  steht  dahin:  vgl.  Anm.  2d,  25.  26-  44. 


f^euMb^  «iHTf^b  ^inc  Unscbrift  hefiHjffii  geworden  ^).  lyi  I^^liep 
f^ber  zunächst  die  griechische  Pflanzstadt  Elea'^);  i^pr  ^ILeip 
^^och  Pyrgoi,  die  Hafenstadt  von  Ag^IIa  (Caere), mit  ein^m 
vmhc^  Teippel  der  Leukotiiea,  der  durch  die  Plünderung  des 
Pipnyglus  von  Syracus  namhaft  geworden  '^).  Auf  italischeni 
Podien  ging  aber  ;;ugleich  die  Verschmelzung  der  alteinhei- 
mischen  Mater  M a  t  u t (t  (yermuthlich  einer  'Alorgeng^ttin, 
Mutter  des  Fröhlichts')  mit  der  griechischen  Leukothea  vor 
sich^^),  parallel  mit  der  analogen  Umbildung  des  Palaemon 
in  den  Hafengott  Portiinus:  ;wadurdi  die  V^rbreiüing  des 
LfciikotheaeuUus  auch  über  das  Binnentand  bedingt  i«t.  So 
fan^  dieser  also  seine  Statte  In  Rom,  schon  seit  der  Epoche  des 
Scrvius  Tulllus '*) ;  inCora*^)  und  dem  Yolscischen  Satri- 


3ö)  Corp.  lusor.  Qx.  III,  6771. 

aß)  Aristo*.  Rhet.  2,  23j  27  (Anm.  14). 

37)  Mit  Nennung  der  Leakothea  bei  Arist.  Oeoeo.  IB'y^olyaen  Strat. 
bt  2|  ^1  i  Aelian  V.  h.  1,  20:  bei  den  ersten  npr  mit  der  all- 
gemeinen  Octsbe Zeichnung  Tv^QTjvta,  bei  letzterm  mit  offenbarer 
Verwechselung  (s.  Perizonius)  eig  TQOi^rivlovg.  Dagegen  speciell 
Pyrgi  bei  Diodor  15,  14  und  Servius  zijr  Aeneis  10,  184|  je- 
.  doph  ohne  Namen  der  Göttin ;  desgleichen  bei  Strabo  5,  2,  8 
p.  226,  aber  mit  Substituirung  der  Eileithyia :  wozu  vgl.  Müller 
Etrusk.  U  S.   5&  Anm.  53. 

8H)  Sehr  allgemein  wird  diese  Gleichstellung  von  den  Alten  selbst 
anerkannt  und  bezeugt:  von  Cicero  Tusc  1,  12,  28  und  de  deor. 
nat.  3,  19,  48;  Ovid  Fast.  6,  545;  Hygin  fab.  2  p.  J5;  125 
p.  189;  224  p.  293  Munck.;  Plutaroh  Camill.  5  und  de  frat. 
am.  21.  extr.  p.  492;  Lactanz  Inst.  1,  21,  23;  Servius  zu  Ge- 
org. 1,  437  und  Aen.  5,  241}  Augustinus  de  civ.  dei  18,  14; 
Priscian  2  p.  591  a.  P. ;  desgleichen  den  alten  Glossarien.  YgL 
Müller  Etrqsk.  II  S.  55  ff. ;  Preller  röm.   Mythol.  S.  285  ff. 

39)  liivius  5,  19,  6;  5,  23,  7  (vgl.  Plutaroh  C^m.  5);  25,  7,  6;  33, 
27,  4;  41,  28,  8.  Hierzu  Ovid  Fast  6,  475.  533  und  die  Ka. 
lenderfasten  zum  11.  Juni.    Vgl.  Becker  Handb.  d.  r.  Alt.  I  S.  483. 

40)  Inschrift  bei  Orelli  n.  1501. 


84  Ino  Lenkothea. 

cum^O;  Auch  südlich  im  Campanischeti  Cales^^).  Ob  in 
diesen  Zusammenhang  auch  der  CuKus  der  Mater  Matufa  in 
Pisaurum^^)  einzureihen,  oder,  da  diess  Seestadt  an  der 
italischen  Ostkiiste,  in  Verbindung  mit  der  hellenischen  Rüsten- 
wauderung  zu  setzen,  bleibt  zweifelhaft ;  desgleichen  ob  etwa 
auch  die  an  der  Campanischen  Westküste  gelegene  Insel 
Leukothea^^)  ihres  Namens  wegen  hieher  zu  ziehen. 


41)  LiviuB  6,  33,  4;  7,  27,  8;  28,  11,  2. 

42)  Zwei  Indchriften  bei  Orelli-Henzen  n.  6982.  6983.  —  Wenn  ihn 
Müller  Etr»  II  S«  56  Anm.  56  auoh  nSrdlioh  im  Tuacisohen  beim 
heutigen  Montepulciano  nachwies,  so  Hess  er  sieh  durch  eine 
Ligorische  Inschrift  (Qud.  21,  5,  aus  ihm  Gori  Inscr.  Etr.  III, 
198)  täuschen,  deren  Unäohtheit  schon  durch  die  Prädicate 
MATRIS  •  MAGNAE  •  MATVTAE  bewiesen  wird,  die  ebenso  in 
n.  6  bei  Gudius,  auf  einem  angeblich  in  via  Appia  gefundenen 

Monument  ebenfalls  Ligorisoher  Herkunft,  wiederkehren- 

43)  Auf  zwei  uralten  Inschriften  des  heiligen  Haines  von  Pisaurum, 
Fr.  Lat.  Mon.  t.  43  A  und  44  O  (C.  I.  L.  176.  177). 

44)  So  bei  Plinius  N.  h.3, 13, 83 ;  Mela  2,  7;  Marcianus  Cap.6  §.  644.— 
Keineswegs  mit  ihr  zu  identificiren  ist  die  an  der  Lucanischen  West- 
küste, am  Pästanischen  Meerbusen,  gelegene  Insel  Leucosia^  die 
bei  demselben  Plinius  6, 13,85  und  Dionysius  Arch.  1,  53  (yermuth- 
lieh  nur  durch  Schreibfehler,  wie  auch  bei  Strabo  einmal)  Leu- 
casia  heisst.  Dieser  Name  Leucosia  (in  der  Epitome  des 
Festus  S.  115  Lectosia  verschrieben)  hat  aber  mit  der  Lea- 
kothea  darum  nichts  zu  thun,  weil,  wenngleich  Ovid  und  Silius 
Hexameter  mit  Leucosiam,  Leucosiae  anfangen,  doch  die  Grie- 
chen sie  mit  niohten  uievxoata  (s.  Anm.  22),  sondern  viel- 
mehr ui€vx(oata  schreiben  und  (wie  auoh  Plinius)  mit  einer 
gleichnamigen  Sirene  in  Verbindung  bringen :  Strabo  6,  1  init. 
p.  252  vgl.  mit  6,  1,  6  p.  258  und  2,  5,  19  p.  123;  Stepha- 
nus  Byz.  v.  ZHgrivovaaai ;  *Aristot.*  de  mirab.  ausc.  103  (110) 
West.;  Lykophron  723;  Tzetzes  Hist.  I,  337.  Nicht  anders 
wird  es  sich  mit  der  Stadt  AevxQ)aCa  auf  Gyprus  verhalten: 
8.  Wesseling  z.  Itinerar.    Hierocl.  p.  708.  —  Das  Pamphylisch- 


Ino  Leukothea.  8ö 

3. 

Es  ist  eine  innere  Unmöglichkeit,  dass  ein  Cultus,  der 
in  so  ausgedehntem  Kreise  die  Rüsten  des  nördlichen  Mittel- 
meers bedeckte,  nicht  bildlicheDarstellungen  der  ver- 
ehrten Gottheit  in  seinem  Gefolge  gehabt  hätte.  Und  Cul- 
tusbilder  fanden  wir  ja  in  der  That  in  Korinth,  in  Tha- 
lamae,  in  Leuktra  ^^) ;  ohne  Zweifel  waren  deren  auch  noch 
in  anderen  Heiligthtimern  vorhanden,  wo  ihrer  nur  Pausa* 
nias  keine  Erwähminof  thut.  Aber  mehr:  auch  zu  einer 
Ideal bildung  im  Gebiete  der  Kunst  muss  es  gekommen 
sein.  Wie  wäre  es  auch  denkbar,  dass,  als  der  ganze  Reich- 
tbum  des  gott-  und  dämonenerffillten  Meerlebens,  namentlich 
durch  die  schöpferische  Poesie  eines  Skopas,  in  einer  Fälle 
der  reiz-  und  bewegungsvoUsten  Gestalten  kflnstlerisch  aus- 
geprägt, der  Chor  der  Nereiden  insbesondere  im  anmuthig- 
sten  Wechsel  von  Einzelbildungen  dargestellt  ward  ^),  gerade 
die  hervorstechendste  Figur  unter  diesen,  die  am  meisten  in« 
dividuell  gefasste  Persönlichkeit  der  Leukothea  leer  ausge- 
gangen sei? 

Um  so  unerwarteter  daher,  dass  uns  bis  jetzt  kein  siche- 
res Bildwerk  dieser  Art  aus  dem  Alterthuni  bekannt  war, 
weder  ein  erhaltenes  noch  ein  berichtetes:  denn  dass  am 
Amykläisehen  Thron  in  einer  Gruppe  mit  Semele  und 
Dionysos  auch  Ino  dargestellt  war  ^^),  kömmt  doch  wenig  in 


CUiciache  Vorgebirge  ^avxod'Siov  (Anon.  stadiasm.  mar.  magni 
210.  211  MtiU.),  desgleichen  die  urba  Leueotheae  in  Aegi^pten 
(Plinius  Ö»  llyj60)  lassen  wir  billig  auf  sloh  beruhen,  obwohl 
Zusammenhang   mit  Leukotheaeultus  immerhin  möglich  ist. 

45)  Anm.  20.  32.  3a. 

46)  Vgl.  Brunn  Künstlergeaohiohte  I  S.  330  f. ;  Jahn  in  den  Berioh- 
ten  der  Sachs.  Qes.  d.  Wies.  VI  (1854)  S.  164  ff.,  bes.  175  ff.; 
Urlichfl  Skopas  S.  1%6  ff» 

47)  Pawan.  3,  19,  4. 


^  Ino  Leuhothea. 

Betracht.  Was  von  erhaltenen  Monumenten  hieher  gezogen 
worden,  ist  theils  fremdartig  oder  unsicher,  theils  von  unter- 
geordneter Bedeutung.  Auf  Medaillen  der  Rorinthier  aus 
Domitianischer  Zeit^^)  hat  man  in  der  mit  bacchantisch  be- 
wegtem Gewände  bekleideten,  ein  Kind  im  Arme  tragenden 
weiUichen  Figur,  der  gegenüber  eine  nackte  männliche,  einen 
Delphin  zu  Füssen,  auf  einem  FelsUock  sitzt,  die  ins  Meer 
springende  Ino  mit  Melikertes  vor  dem  'Dämon  des  Felsen 
Moluris^  ^^)  erkannt :  also  doch  noch  nicht  die  schon  zur  half* 
reichen  Göttin  gewordene  Leukothea.  Ganz  gleichartig  ist 
eine  zweite,  ebenfalls  Korinthische  Münze ^^)  aus  der  Zeit 
dM  Septifflius  Severus,  wo  Ino,  auf  ausgestreckter  Hand  das 
stehende  Knäbchen  haltend  ^^),  selbst  auf  einer  Klippe  steht» 
an  die  der  rettende  Delphin  schon  herangeschwommen  ist. 

Ein  noch  weiter  zilrflckliegendes  Stadium  im  Leben  der 
lifo,  wie  ^  der  Mythus  gestaltet  hat,  bezeichnet  die  ihr  an- 
vertraute Pflege  des  jungen  INonysos,  die  man  seit  Winckeli- 
mann  in  der  berühnteti  Albanischen,  jetzt  Münchener  Sta^ 


48)  Bei  Vaiilani  Numism.  aer.  itop«  1  p.  1S9  der  Pariser  Ausg.  von 
iB9T;  Gr<mov  thös.  ant.  t.  I  in;  Moretli  Theo.  III,  Doroit.  tuK 
16,  3 ;  MiUin  Myth.  Galt  CX,  4Ö0. 

49)  do  MHUer  fiandb.  d.  AreL  §.  40^)  4  S.  6ö6  statt  des  friUie^ 
angenomilieiien,  aber  dhroh  nichts  angesfeigteb  Poseidon.. 

50)  Bei  VaiUant  II  p.  9. 

51)  Wie  es  wenigstens  nach  der  Zeichnung,  wenn  auf  sie  Veriass 
ist,  scheinen  muas.  DeÜn  klier dings  stehen  dott  gane  in  der 
NShe  andere  Mffn^en  tait  wetbltohen  Pefsoneh  (namentlich  Athena), 
Welche  in   sehr  ähnlioh^^  Weise   auf  der  ausgestreckten  Hand 

''kleine  stöhetide  Figuren  halten,  die  rielmehr  füt  geflügelte  Idole 
der  ISike  zu  nehmen  sind:  s.  S.  4«  9.  18.  17.  19.  26  (ailch  I 
p.  215  und  jironst).  Da  auf  ^inet  Mfhaze  von  Apüffi^a  S«  17  hifen- 
bar  eine  ebeÄ  sollffhe  Nike  anzuerkennen  ist,  so  wird  auch  die 
weibliche  Figur,  auf  deren  Hand  sie  steht,  ni(^1  als  eine  Leu- 
kothea anzusprechen  sein,  obgleich  sie  auf  reinem  D^lf^n  i^tet 


lüb^),  «<i>il;io  Werke  alelsler  Bildmg  md  vtrilendetster  Ar- 
Ml,  darge^ellt  sah^  Aber  neuere  ErwAgunf  ist  zu  iem^  wie 
es  scheint,  g^esieherten  Brgebniss  gelangt,  dass  wir  hier  viel»* 
mehr  die  kindemfthrende  Brdn«tter  (Ge  Kuntrophos)  vor 
ttnü  kaben  ^*}.  ^  Nicht  anders  verhielt  es  sich  mit  dem 
von  Winckelmami  ^)  ebenfalls  auf  Leukothea  bezog^UfM  AU 
bamisehen  Relief  ardiaischen  StUs,  wofern  nämlich  iü  Ge«- 
gensatx  nu  anderA»  weit  auseinander  ^ehtttdeil  DeuttM^;en  der 
Newern  ^^)  laMch  hier  eine  kinderaAhrende  €öHiii  ^anerkannt 
Wird*«). 

Aueh  eine  Statue  des  Berliner  Museums,  die  früher 
T<hetis  igeiiamit  ward,  audi  wohi  den  Gedanken  an  eine  als 
Meffesffdttin  gedachte  Aphrodite  nahe  legte,  hat  man  in 
neuerer  Zeit  Laüfcothea  getauft  ^^) :  aber,  wie  leicht  au  sehei^ 


ö^)  Winckeltüann  Mon.  ined.  54.  Neueste  Abbildung  bei  Friede- 
liohs  (Anm.  55)  Taf.  121~1&8;  auch  in  Muilet*B  und  Wieseler'A 
Üenkm.  d.  a.  K.  II,  35  n.  406. 

.53)  Fiiederkiks  in  Gerhards  I>eakm.  mnd  Forsoh.  1859  &.  121  ff. 

54)  Mon.  ined.  56.  Wieder  bei  Zoe^a  Bassir.  X,  41;  in  Müller's 
Denkm.  I,  11  n.  40. 

55)  Zusammengestellt  von  Gerhard  a.  a.  0.  S.  12- 

56)  Mit  MuUer  Handb.  §.  96,  19    S.  78. 

57)  Oerhard,  fcerlins  antike  Bildwerke  I  S.  70  f.  n.  84.  Eines  be- 
stimmleii  üttheils  muss  sich  naifirli<sli  enthalten)  \rer  keine  AM- 
Isohftukng  der  Btatafs  ^ai,  aueh  mokt  weisS)  welsehe  (nioht  «iUiev 
eiilieteB)  MisnulneAte  voa  Dresdea  tiir4  Venedig  Gerh«a:d  ale  Wie. 
darhelungen  desselben  OrigioaU  bezeiohnet.  Dte  schöne  Statue 
von  griechisoher  Arbeit  in  (Zan-etti's)  *Antiohe  statue  deir  anti- 
»ala  dislla  libretia  di  S*  Marco'  11  tav.  dS'fhler  «Is  'Bea  marina* 
b«2eiohfiet)  kann  doch  >9chwexlioh  gemeint  sein^  da  auf  sie  die 
Beschreibung  der  Berliner  wenig  zutrifft.  In  wieferli .  eine  'in 
dem  Dresdener  Exemplar  über  der  Stirn  befindliche  Schleife* 
das  Ansehen  des  Homertseh^n  Kredemnoa  geben  könne,  be- 
kenne ich  moht  wohl  ^tt  v^r&tehen;  Sadem  wird  ja  'der  zwie- 
fache Haocknaof  über  der  Stira'  für  m«d«iii  edcläit. 


88  Ino  Leukothea: 

mehr  nur  versvcbsweise  als  auf  specifisch  eotücbeidende  Merk- 
male gestützt ;  wie  denii  auch,  so  viel  mir  bekannt,  diese  Be- 
nennung^  weitern  Anklann^  nicht  gefunden  bat. 

Viel  bessern  Grund  jedenfalls  hatte  die  einem  Blacas'* 
sehen  Vasen bilde^^)  gegebene  Deutung,  auf  welchen  eine 
mit  KAAE  bezeichnete  weibliche  Figur,  nur  mit  dem  Chiton 
bekleidet,  zusammensinkt  als  die  'gleich  dem  Seehuhn  in  die 
Tiefe  tauchende'  Leukothea,  während  vor  ihr  nackt  der  lang- 
bärtige OAY(EVi  steht,  der  ein  Ding  wie  einen  zu  einer 
Schlinge  zusammengelegten  schmalen  Riemen  in  der  Hand 
halt.  Muss  das  freilich  als  eine  ziemlich  seltsame  Verbild- 
lichung des  Kredemnon  erscheinen  ^^),  so  ist  doch  zuzugeben, 
dass  durch  die  gebogenen  Kniee  und  die  herabhangenden  Arme 
der  weiblichen  Figur  in  der  That  das  Hinabtauchen  in  die 
Wellen  treffend  genug  ausgedrückt  ist. 

Das  am  unbestrittensten  hieher  gehörige  Monument  liegt 
aber  in  der  monochromen  Mosaik  des  Braccio  nuovo  imVa- 
tican  vor,  welche  im  Umriss  auf  Taf.  II  n.  2  aus  Biondi's  Mo- 
numenti  Amaranziani  Taf.  1  wiederholt  ist.  Dass  wir  hier 
wirklich  die  Leukothea  vor  uns  haben,  und  zwar  die  Ho- 
merische, unterliegt  darum  keinem  Zweifel,  weil  dieses  Bild 
nur  eines  ist  in  einer  Reihe  gleichartiger,  welche  sich  sämmt- 
iich  auf  Seeabenteuer  des  Odysseus  beziehen  ^^):  Sirenen, 
Scylla,  Proteus.  Freilich  ist  der  Künstler  zum  Selbstdichter 
geworden,  wenn  er  die  Ino,  die  sich  bei  Homer  dem  Odys- 
seus auf  den  Rand  des  Fahrzeugs  setzt  und  gleich  dem  See- 
huhn wieder  in  die  Tiefe  taucht,  auf  einem  Seedrachen  reiten 


58]  Mus6e  Blaoas  XII,  1  nach  der  Erklärung  Panofka'a  S.  38  f. 
Wiederholt  in  Inghirami's  Qall.  Omer.  III,  24  und  Oyerbeok's 
Gall.  her.  Büdw.  XXXI,  1. 

59)  S.  u.  Anm^.67. 

60)  Beschrieben  von  Gerhard,  Beschr.  der  Stadt  Rom  II,  2  S.  59 
(wiederholt  bei  Overbeok  Qall.  her.  Bild.  IS.  755  f.)  und  Braun, 
Ruinen  und  Muaeen  Roms  S.  259« 


Ino  Leukoihea.  89 

lässt,  wie  et  ihr  denn  auch  mehr  derbe  und  gedrungene  als 
anmuthige  und  weiche  Formen  gegeben  hat  Aber  in  einem 
andern  Punkte,  hat  man  gemeint,  habe  sich  derselbe  der  Ho- 
merischen Dichtung  so  treu  angeschlossen,  dass  er  dieser  so- 
gar zma  veranschaulichenden  Commentar  diene:  in  der  Bil- 
dung desKredemnon  nftmlich,  dessen  vielbestrittene  wahre 
Gestalt  hier  aus  der  dreifach  um  den  Leib  gewundenen  Binde 
erhelle  ^^).  Damit  indessen  kann  man  unmöglich  einverstan- 
den  sein.  Wie  käme  denn  Ino  dazu,  das  Kredemnon,  das 
doch  unter  allen  Umstanden  als  Hauptschmuck  zu  denken,  selbst 
um  den  Leib  geschlungen  zu  tragen,  da  es  ja  vielmehr  Odys- 
seus  ist,  der  es  erst  auf  ihr  Geheiss  zum  Zweck  der  Rettung 
unter  seine  Brust  spannen  soll?  Und  was  wäre  denn  dann  der 
so  bedeutsam  hervortretende  wallende  Schleier,  den  sie  in 
Hand  und  Arm  hält?  Nein,  keine  Frage,  dass  gerade  mit 
diesem  der  Künstler  den  dem  Odysseus  dargereichten  Ret- 
tungsg(lrtel  bezeichnen  wollte,  die  um  die  Brust  gegürtete 
Bmde  dagegen  nichts  anderes  ist  als  das  Busenband,  welches 
bei  voller  Bekleidung  unter  dem  Chiton  getragen^'),  eben 
darum  an  nackten  Frauengestalten  nicht  selten  in  Kunstwer- 
ken sichtbar  wird  ^).     Allerdings  nirgends  weiter   meines 

■  61)  So  Qerhard  a.  a.  O.    und  Prodromus  myth.  Kunsterkl.  8.  217. 

62)  Das  arQotpiov,  auoh  f^^TQa,  raivüt,  jcuvldiov  (andere  Namen  bei 
Müller  Handb.  §.  339,  3  S.  493);  bei  den  Bömem  mam mil- 
iare, auch  fasoia  sohleohthin.  Richtigeres  als  Winckelmann 
Kunstgesoh.  VI,  1,  16  und  19  lehren  darüber  jetzt  Hermann 
Privatalterth.  S.  105,  23;  Becker  Charikles  III  S.181  (3.  Ausg.), 
aallas  lU  S.  141  (2.  Ausg.) 

63)  Beispiele  bei  Jahn  a.  a.  0.  (Anm.  46)  S.  162,  7  (auf  dessen 
Taf.  3  jedoch  dieser  Gurt  nicht  sichtbar  ist).  So  auoh  bei  Bot- 
tiger Sabina  BeiL  2  zu  So.  2  auf  Taf.  6;  desgleichen  auf  der 
Qerame  in  Gall.  dl  Firenze  ser.  V  tay.  8, 1,  wo  sich  ebenfalls  ein 
dreifach  um  die  Brust  geschlungenes  Band  (nur  nicht  in  ge- 
trßnnten  Lagen)  erkennen  lässt,  während  es  in  der  Regel  nur 
einfach  umg^wun^en  erscheint. 


Whsens  so,  dass  es  goirohl  Über  als  uMtf  die  BrOste  geMm^ 
den  wftre,  wie  hier;  allein  damit  ist  doch  nur  veteinigt,  waft 
sonst  in  beiderlei  Weise  einzeln  vorkommt^). 

Eine  andere  Frage  ist,  ob  mit  dem  Schleier,  der  von 
blähenden  Winde  geschwellt  sieh  segelattig  im  HalMtteis^ 
über  dem  Haupte  bauscht  —  eines  ifit  beliebtesten  Motive 
besonders  bei  Darstellung  von  Nereidengruppen  ^^)  —  wfrk-> 
lieh  dasKredemnon  im  Homerischen  Sinne  getroffen  ist  ^der 
auch  nur  getroffen  werden  sollte.  W«nn  Winckehnann''*)  das 
Kredemnon  für  eine  um  den  Kopf  gelegte  Binde  nahm,  nach 
Art  des  Diadems  bacchischer  Figuren,  so  darf  diess  jet2t  ein 
längist  beseitigter  Irrthum  heissen^^).     Im   Geg^nsatss  düM 

64)  U  eb e r  den  Brüsten  erscheint  das  Busenband  z.  B.  Monum.  Matth. 
UI,  12,  2;  Mus.  Napol.  I,  76;  wie  es  scheint,  auch  beiCampaoa 
Ant.  op.  in  plast.  t.  48  b.  Daher  es  nicht  ganz  richtig  sein  kann, 
diese  Brustbinde  ihrem  Zwecke  nach  schlechthin  mit  der 
modernen  Schnur brnst  parallel  zu  stellen,  wie  schon  bei  Wln- 
ckelmann,  neuerdings  z.  B.  in  Jahn's  Jahrb.  t  PhiL  Bd.  87  (184S) 
S«  ^l9  gesehehea.  Wenn  nieht  «twa  Ueb«cfäll«  dttt  Bvsem  at«h 
7on  oben  b^rabgedrängt  werden  sollte,  so  mag  in  soUhen  Fak 
len,  wo  zum  gewöhnlichen  Qegontheil  kein  Anlast  war,  daa 
Brustband  zur  reinen  Schmucksache  geworden  sein. 

65)  Daran  jedoch,  hierin  etwa  ein  unterscheidendes  Kennzeiohen 
für  die  eine  Nereide  Leukothea  finden  zu  wollen",  ist  nicht  zu 
denken,  schon  darum  nicht,  weil  <$fter  in  derselben  Darstellung 
2we!  oder  drei  Nereiden  zagleioh  jenes  bogenfSrisige  B6hleier. 
segel  über  sich  haben,  z.  B.  Monum.  Matth.  IIT,  12,  Olarac  pl. 
206.  207  und  mehrmals  auf  Marmörreliefs. 

66)  Monum.  ined.  n.  54  (I,  22,  1)  p.  68  f.  Im  Weseotlldhen  auf 
Winckelmann's  Standpunkte  stehend  «rat  noch  Yisooxilt  Mus. 
Piocl.  I  8.  60  f.  zu  tar.  80  (nur  dass  er  an  die  wunderliche 
BesofarSnkung  d6s  Kredomnon  auf  die  eine  Lo«ikoth«li  nicht 
glaubte) ;  &o  ssiemlioh  auch  RaouURoche^e  tm  Jdum.  d«ft  sayans 
1B35  p.  408  f. 

67)  Schon  Heyne  AnHquar.  Aufsätze  I  S.  27  6pvaoh  dagegen;  ein. 
gehender  Zoega  Bassiril.  I,  41  S»  185  &i  taiftlwhayfer  Polemik 


mäaiU  iN^fifötfdcts  2!i)ega  ileH  llegHff  desS^bleieirs  lebhaft 
geltend,  ufiii  Nettere  sind  ihm  darin  ^folgt^).  Es  kömmt 
dai*auf  an,  was  man  ifntter  Schleier  versteht.  Ein  im  hentig^en 
Sitiile  eher  Rttcken  and  Arme  lang  herabwallender  Schleier 
war  das  Homerische  Rredemnon  sicherlich  nicht,  sondern  eine 
Weseiitlieh  als  Kopfbedeckung  dienende  Tracht,  die  indess, 
#ie  sie  seitWftrts  über  die  Wangen  fiel  und  darum  auch  be« 
liebig  ziir  Verhfliiung  des  Antlitzes  dienen  konnte,  so  fafnien 
Vk  zum  Niacken  reichte.  Por  diese  Auffassung,  mit  der  sieh 
aflie  Homerischen  Stellen  sehr  wohl  vertragen^  spricht  nicht 
minder  die  Etymologie  des  Wortes  ^^)  wie  die  unzweideutige 
Brktaning  4er  Alten  ^^).    Will  man  nun  in  Betracht  des  fei- 

■  a  ^t  jj — i  ■     ....  I. 

sodann  Köhler  Gesamm.  Schriften  von  Stephan!  Bd.  lY  {=•  Zur 
Gemmenkunde  I)  S.  41.  —  Wenn  der  Soholiast  zu  ApoUoniua 
I,  917  sagt  ^Odvaaitt  /QTjacia^i  T<p  XQri6ifA,v<^  avjl  raivlag, 
so  kann  er  eben  keine  Binde  d.  i.  Tänie  darunter  verstanden 
haben.  Hat  dagegen  der  Vasenmaler  des  oben  d.  88  bespro- 
chenen OefSsses  das  Kredemnon  in  der  That  Ms  sehmale  Binde» 
ja  fitst  aUi  6triek  geseiishnet,  so  ist  das  aur  diis  s^rgloM  Ndtv«-» 
tSt  dieser  Kunstgattung,  die  mit  einer  ungefähren  Andeutung  sich 
selbst  y^oUkemmen  genfigt  und  hier  nuv  den  Zweek  deaÜmbin- 
dens  recht  augenfällig  machen  will. 

68)  Z.  B.  Batfiger  Kl.  Schriften  II  S.  269,  n.  A.,  besonders  eindring- 
-  lieh  abe^  Gerhard  Prodromiks  3.  127  vgl.  mit  Taf.  304  der  Ant. 
Büdw.,  der  jedoch  später  den  Ausdnick  'Schleier*  auf^geben 
uad  das  'Kopftuch'  substittiirt  hat  in  'BeilinS  Ant.  Bildwerken 
8.  67d.  576.  Ungefähr  so  tauch  Ciai*4c  Mcn.  de  sculpt.  II  8. 105  f., 
Während  mit  Labus'  ü^rklärutg  (Mus.  di  Mantova  II  S.  194  f.), 
K^edemnoh  sei  ^ttht  generelle  &9zei>chnung  einer  weiblichen 
K*e^e^ckang,  gar  nichts  gesagt  w4r. 

iJ9)  Wie  kannte  sonst  auch  der  obete  Deckel  einee  Fliss^s  itQTjds/Li' 
»UoT^  hi^scton  ifi  der  Odyitsee  3,  ^2?  Wie  die  Mauer^inaen  von 
Städten  k^Stfj^ikt  ? 

70)  t6  tijs  itiSipaXrjg  imß6hxUfp  ^  ktifiwXo^etf/Aoi,  xHffmXodttffiiov  — 
^^^  t^  i^^tmp  ffts^Ufjiiv^  ^  b^  d^a  Oommekitatey^,  den 
Lexikographen»  in  ä^  01oasärieii:  s.  Heyne  Sa  II.  14^  tö4  und 


92  Ina  Leukothea. 

nen  Gewebes,  woraus  das  Kredenmov  bestand/' sowie  wegen 
seiner  Fähigkeit,  zu  einer  länglichen  Bandage  zusammenge- 
legt zu  werden,  lieber  Schleier  als  Kopftuch. sagen,  so  ist 
dagegen  nichts  Wesentliches  einzuwenden;  aber  treffender 
und  allen  Seiten  gerecht  wird  die Uebersetzung  Schleier« 
tuch  oder  Kopfs  chlei  er  sein,  und  die  richtige  Anschauung 
(um  auf  das  zugänglichste  Buch  zu  verweisen)  aus  Gerhard's 
Taf.  II  Fig.  17  (und  18)  zu  'Berlins  antiken  Bildwerken'  eni* 
nommen  werden  '^^).  Zugleich  aber  ist  nichts  natürlicher  als 
dass  späterhin,  da  das  ächte  Homerische  Rredemnon  ausser 
Gebrauch  gekommen  und  dem  verlängerten  Schmuckstück, 
das  wir  mit  Schleier  zu  bezeichnen  pflegen,  gewichen  oder 
vielleicht  richtiger,  allmählig  in  dasselbe  übergegangen  war, 
auch  der  alte  Name  auf  dieses  überging,  oder  wenn  man 
lieber  will,  dessen  Bild  auf  den  alten  Namen  übertragen  wurde: 
so  dass  ein  jüngerer  Leser  des  Homer  ebensowohl  wie  ein 
bildender  Künstler,  gemäss  der  allgemein  umgewandelten  Vor« 
Stellung,  nur  an  'Schleier'  schlechthin  zu  denken  brauchte. 
Gar  möglich  also,  ja  sogar  wahrscheinlich,  dass,   wenn  ein 

Terpstra  Antiq.  Hom.  S.  171  f.,  der  die  Homerischen  Erwäh- 
nungen zusammenstellt. 
71)  ^  Ant.  Bildw.  Taf.  104,  23  u.  24.  --  Ein  recht  deutliches  Bild 
des  Kredemnon  gibt  die  Gall.  dl  Firenze  ser.  lY  t«  2  tav.  60; 
andere  Zoega  Basslr.  II  tav.  72,  sowie  die  Berichte  der  Sachs. 
Ges.  d.  Wiss.  VI  (1854)  Taf.  5  und  7.  Weniger  deutlioh  oder 
unzweideutig,  aber  doch  wohl  sicher,  Mus.  Piocl.  V  tav.  8; 
Beoker's  August.  III  Taf.  104;  Labus  Mua.  di  Mantova  II  tav.  29- 
^ioht  minder  auch  Yasenbilder  strengern  Stils ,  wofür  z.  B. 
die  Helena  in  Millin's  Mon.  indd.  II,  39,  und  die  Elektra,  ja 
wohl  auch  die  Klytämnestra  bei  Gerhard  Eir.  u.  camp.  Va- 
senb.  24  (Overbeek's  Gall.  26,  11  und  28,  10)  citirli  werden 
können:  während,  was  O verbeck  S' 627  n.  109  und  62S  n.  114 
Kredemna  nennt,  sicherlich  keine  sind.  —  Zu  vergleichen  übri- 
gens sind  die  analogen  Hermaphroditen  dar  Stellungen  z«  B*  bei 
Oaylus  Reoueil  d>nt.  III  Taf.  30  und  »on^t-      . 


Aio  Leuköthea.  93 

Sdiriftsteller  des  zweiten  oder  dritten  Jahrhunderts  wie  Kle- 
niens  von  Alexandrien  ^^)  als  untrügliches  Kennzeichen  einer 
Leuköthea  das  Kredemnon  nennt,  er  dabei  nichts  Anderes  im 
Sinne  hatte  als  den  in  zahllosen  Kunstwerken  der  Folgezeit 
iber  Rücken,  Brust,  Arme  herabfallenden  Prauenschleier  in 
gewöhnlicher  Bedeutung,  der  denn  natürlich  unter  Umständen 
auch  nicht  am  Körper  anzuliegen  braucht,  sondern  frei  im 
Winde  flattern  kann  wie  in  der  Vaticanischen  Mosaik  und 
so  mancher  Nereidendarstellung  oder  auch  Brotengruppe. 


Wenn  die  Vaticanische  Mosaik  (und  ähnlich  auch  das 
vor  ihr  genannte  Vasenbild)  mehr  nur  eine,  wenn  auch  ziem- 
lich freie  Illustration  zu  einem  gegebenen  Schrifttexte  als  eine 
an  typische  Ausprägung  erinnernde  Kunstdarstellung  ist,  so 
war  es,  wenn  nicht  alles  täuscht,  dem  römischen  Rhein- 
lande vorbehalten,  die  in  letzterm  Betracht  bisher  fühlbare 
Lücke  unserer  Monumentenkenntniss  durch  den  werthvollen 
Fund  auszufüllen ,  dessen  Besprechung  der  Zweck  dieses 
Aufsatzes  ist. 

Es  ist  eine  hohlgegossene  Bronze  ohne  Rückenfläche, 
die  in  der  Lithographie  der  Taf.  I  ein  weibliches  Brustbild 
in  der  Grösse  des  Originals  vor  Augen  stellt :  ausgegraben  im 
Frühjahr  1858  unfern  der  Ringmauern  des  alten  Römerka- 
stells von  Niederbiber  bei  Neuwied,  gegenwärtig  im 
Besitz  des  geehrten  Mitgliedes  unseres  Vereins,  des  Hüttenbe- 
sitzers  Herrn  H.  Ludovici  in  Aubach,  der  das  Original  mit 
freundlichster  Liberalität  zur  Ansicht  und  Abbildung  vergönnt 
hat^^).    Die  einzigen,  kaum  der  Erwähnung   werthen  Ver- 


72)  S.  Anm.  7. 

78)  Naoh  Herrn  Ludovicfs  gefälliger  Mittheilung  ist  der  Fandort 
*ungefSlir  200  Schritt  von  den  Kingmauern  des  alten  „rSmisohen 
Lagers^    entfernt,   nach   dem  Dorfe  Niederbiber  zu>     Bei  der 


i^ung^ii  i^  Smekß  9\n4  m^  gemgA  AiNcli^n^img  im 

Na»eQspitj(«t  und  ein  s^barf^r  EinsqhniU  ao  itur  Vlm^  des 
Meiii^q  Fingers  der  linken  Hand,  der  aiptitburlicli  vim  ^Vßfim 
$t^se  der  Pflngscbaar  berrübrt.  Von  einein  Bnif:b  ist  l^^ilft^ 
Red^;  die  FigMr  ist  von  Aufoiig  an  nur  ßin|8t|ii)d  gt^wf^af«, 
wie  ^  Pe^duUfenheit  des  gan^^n  untern,  in  UfAßf  Rt^g««- 
lipie  fölUg  glatt  abscbliessende«  Randes  aitf  d^  P^ii)ii4baO 
jieigt,  Aach  hatte  ja  der  iiuf  der  linkan  Biri9s^#(e  i9M^- 
bra^bto  DcJphia  in  der  Mitte  einer  Figur,  aMl  bs^MK  l^iN, 
keinen  Sinn,  wahrend  er  jetzt  nicht  nur  der  ganzen  Dar- 
stellung überhaupt  zum  Abscbluss  dient,  sondern  zugleich  als 
Gegengewicht  gegen  ilire  rechte  Seile,  i^^ohin  ^le  rechts  ge- 
wendete Haltung  von  Kopf  und  Leib  den  Schwerpunkt  der 
Figur  fallen  Hess,  eine  harmonische  Ausgleichung  bewirkt' 
Wie  denn  anderseits  auch  die  scharf  hervorstehende  Ellbo- 
genecke des  gekrümmten  linken  Arms  durch  den  in  weichen 
Windungen  darunter  geschmiegten  Delphin  wieder  gemildert, 
durch  das  Ineinandergreifen  aller  dieser  technischen  Motive 
aber  eine  so  schöne  wie  einfache  Abrundung  desGanzep  ge- 
wonnen wird,  in  der  sich  der  Reiz  der  Mannicbfaltigkeit  und 
die  Befriedigung  der  Einheit  in  sinnvoll  berechneter  Ver- 
knüpfung die  Band  reichen. 

bn  Uebrigen  ist  die  Beschreibung  des  Bildwerks  bald 
gegeben ;  zu  anschaulicherm  Verständniss  dient  die  auf  T^t  JJ 
n.  1  gesetzte  Seitenansicht.  Ein  edel  geformter  Kopf,,  halb 
nach  rechts  und  leicht  nach  oben  gewendet,  zugleich  etwas 


Anlage  eines  Feldes  mit  ewigem  Klee,  wo  etwas  tiefer  als  ge- 
wöhalieii  geaekert  wurde,  ward  der  Kopf  bu  Tage  gebraohl. 
Dar  Ffsder,  Petor  liftsdeiieh  vea  Niedecbtibar,  lMiaerki|9  noftll, 
dass  er  auf  demselben  Felde  nach  and  nach  eine  grosso  An- 
zahl kupferner  und  silberner  Münzen  (oder  wie  pi^  b|o1^  #ub- 
4ruoktei  pHeid^nkSpfohen'')  gefvinden  habe,  4le  i^vei^tj^n«  sflk  die 
I^nabep  der  eqgUsQheQ  Pe^sionsfik^s^i^ten  in  Nei^wied  ^p  hohen 
.Preijwn  yefifeauft  i^oxü^n  seiep'- 


iHinv(Mt«.£r«eigt»  mM  «wem  Ausdruck,  io  icm  HohftU  uui 
NlUe  mit  eioe«  Zuge  von  ftchmeralicher  W^bmutb  weich  vtx^ 
BcbmoUßjn^ündf  erscheint  mit  einfacher  Stimkrone  (Stephane) 
SeschmAckt  Vor  dieser  liegt  reiches  Haupthaar,  in  der  Mitte 
fifSck^U  und  m  sch4ia  geordneten  Wellenlinien  sich  m 
heid^a  S^Uei»  awbreiteod^  dann  über  das  Ohr  in  natürlich 
gerjAigflteii  Locke«  Uteigs  des  Halses  auf  Brusi  und  Schulter 
beraJlf^lkiid.  Auch  binter  der  Stirukrone  ist  die  Fortsetzung 
des  welügen  Haares,  vrenigstens  auf  der  linken  Seite,  uodi 
angedeutet;  hinter  diesem  schmalen  Haarstreifeu  ^hex  liegt 
der  gefiftUeoe  SoUeier^  der,  das  gan^e  Hinterhaupt  bedeckend, 
iron  da  auf  beide«  Seiten  über  die  Schultern  herabwallt, 
links  ¥Qm  gehobenen  Oberarm  getragen,  während  der  im 
scharlau  Wiub^l  aufwärts  gebogene  Unterarm  die  Hand  an 
da^  Ifiuiterhaujpl  anlegt  und  mit  ein  paar  Fingern  den  Schleier 
faast  Dieser  selbst  fällt  ;sugleich  auf  einen,  den  Körper  leichl 
nmhüUeu^n,  lUrmellosen  dorischen  Chiton,  der  in  wogenden 
Falten  ji{»er  beide  massvoll  schwellende  Brüste  geschmiegt» 
den  Hais  s^^mmt  der  linken  Schulter  und  dem  obero  Theile 
der  Brust  bloss  Usat. 

to  dieser  Bildung  nun  eijoieLeukotbea  zu  erkennen  be- 
vecMigen  uns  yo«itive  wie  negative  Gründe.  Ist  durch  den 
AelphiO:  daß  Meerwesen  unzweifelhaft  bezeichnet,  so  deulet 
auf  eine  Meerherrin  oder  Meer göttiu  ebenso  sicher  die 
Stimkrone  oder  Stephane  '^%  die  ja  untergeordneten  Wesen 
in  keiner  Weise  zufcttaint^  So  hlieben  uns  also  neben  Leuko- 
Ihea  nur  noch  etwa  Amphitrite  und  Thetis  zur  Wahl.  Aber 
wie  beide,  als  Einzelwesen,  eine  äusserst  beschränkte  Stelle 


74)  Ueber  .«ie  m^ncheriei  D^otieem  bei  Qerhard  Prodrotja.  6*  20  f. 
Verg^ÜMiM  habe  ioh  mioh  nach  ^iner  g^ordneAon  A.ttf3sähjl»mg  aller 
b0fttiii»Kibar«a  W9ibUoheii  Parsonen,  d|e  überhaupt  (^^ben  der 
stets  ^eiiAiiiitem  Bavb,)  idU  der  ^ephaoe  eraebemen,  in  der  vor- 
handeaBii  LUtei^tur  am|;e0eheo- 


96  Ino  Leukothea, 

in  hellenischem  Coltus  hatten,  so  sind  sie  auch  kaan  8U  iso- 
lirter  Darstellung  in  der  Kunst  gekommen.  Fast  nur  in  Ver- 
bindung mit  Poseidon  erscheint  die  erstere,  in  Beziehung  zu 
Acbilleus  gesetzt  die  zweite  ^^).  Um  so  unerlässlicher  also 
zu  ihrer  Kenntlichmachung  war~  wenigstens  ein  individuali- 
sirendes  Attribut,  wie  z.  B.  für  Ampbitrite  die  zackige  (oder 
dreizackige)  Krone:  dergleichen  nichts  in  unserer  Bronze. 
Dagegen  was  diese  uns  wirklich  als  deutlich  hervortreten- 
des Attribut  entgegenbringt  —  wenn  das  gerade  das  be- 
zeugte Merkmal  der  Leukothea  ist,  wie  will  man  es  wohl 
ohne  eine  lediglich  in  der  Luft  schwebende  Skepsis  anfangen, 
sich  ihrer  Anerkennung  zu  verschliessen?  Bin  solches  ist  ja 
aber  eben  das  Kredemnoh,  auf  das  der  Gestus  der  Linken  so 
bedeutsam  hinweist^®).  Natürlich  nicht,  als  wenn  damit  ein 
abstract-iogisches  Ecce  gegeben  wäre;  die  sinnliche  Geberde 
liegt  vielmehr  ganz  innerhalb  des  Gebiets  rein  künstlerischer 
Intention.  DieHand  ist  wie  imBegriff  denSchleier 
vomHaupte  zu  ziehen,  um  ihn  seiner  Bestimmung 
und  dem  hohenBeruf  derGöttin  gemäss  alsSchutz- 
mi  ttel  in  Meeresnoth  zu  verwenden.  Dass  diess  als  das 
der  Bewegung  zu  Grunde  liegende  Motiv  zu  fassen,  ist  vom 
Künstler  auf  das  Ersichtlichste  dadurch  angedeutet,  dass  nur  auf 
der  linken  Kopfseite,  wo  eben  die  Hand  den  Schleier  abzuzie- 


75)  Vgl.  das  reiche  Material  in  Overbecks  öall.  her.  Bildw.  I S.  390  f. 
425  ff.  und  bei  Urliohs  Skopas  S.  133  ff.  186  ff. 

76)  Es  bedarf  kaum  der  Erwähnung,  dass  diese  hÖehat  bestimmte 
Geberde  nicht  das  Mindeste  gemein  hat  mit  der  leisen  Bewegung 
der  Hand  nach  dem  das  Haupt  verhüllenden  Sohleier  bei  Sta- 
tuen züohtiger  Bräute  oder  Matronen :  wovon  Jahn  spricht  Ber. 
d.  Sachs.  Ges.  d.  W.  VI  (1854)  S.  165,  13.  Aber  auch  nicht 
mit  dem  Falle,  dass  zum  Ausdruck  des  höchsten  Affects  die 
Hand  heftig  nach  dem  Hinterhaupt  greift  oder  das  darciberlie- 
gende  Kredemnon  fasst,  wie  z.  B.  Elektra  thut  in  der  Mwdsoene 
des  Vasenbildes  bei  Gerhard  Etr.    und  camp.  Yasenb.  Taf.  24. 


Ino  Leukothea.  97 

hen  begiottty  dadurch  bewirkte  i*alteii  desselben  erscheinen, 
während  er  auf  der  ganzen  rechten  Seite  noch  voUkoomien  glatt 
aufliegt.  Dabei  ist  die  Bewegung  so  leicht  und  gleichsam  nur 
vorbereitend  wiemöglichf  indem  nur  Daumen  und  Zeigefinger 
den  Schleier  leise  fassen,  der  kleine  Finger  dabei  noch  ru- 
hig  an  das  Lockenhaar  gelegt  und  die  beiden  mittlem  als  ent» 
behrlich  für  die  Lüftung  des  aarten  Gewebes  ganz  tinge-* 
schlagen  sind. 

Wer  unter  dem  Homerischeii  Kredemnon  einen  gewiVhn- 
lieben  Schleier  versteht,  dem  ist  mit  vorstehender  Deutung 
ohne  Wdteres  Genüge  geleistet.  War  es  dagegen  vidUnehr 
ein  scbleierartiges  Kopftuch,  nun  so  hatte  eben,  wie  oben 
ausgeführt  ^^),  im  Laufe  der  Zeiten  die  alte  Vorstellung  eine 
Umwandlung  erfahren,  der  sieb  der  Künstler,  der  nunmehri-» 
gen  Gewohnheit  folgend,  einfach  anschloss.  Vielldcht  auch 
wirkte  dazu  der  technische  Beweggrund  nut,  dass:  ihm  Stirn* 
kröne  und  Homerisches  Kredemnon  plastisch  '^)  nicht  schick- 
lich vereinbar  dfiukten,  während  ihm  doch  die  Stirnkrone  für 
seine  ideelle  Intention  unentbehrlich  war.  Denn  einleucbtettr 
der  Weise  entspricht  ehtn  die  Anwendung  dies^  Stephane 
der  allmählig  gesteigerten  Idee  der  Gottheit  selbst,  die  von 
der  Homerischen  Naivetät  einer  hfiifreichen  Meerfrau  zu  der 
Hoheit  einer  gebietenden  Meerbeherrscherin  fortgeschritten 
war  ''^  j.  Wie  wenig  streng  sich  aber  überhaupt,  auch  abgese- 
hen von  einem  solchep  specielien  Motiv,  dichterische  oder 
künstlerische  Freiheit  der  Folgezeit  durch  das  Homerische 
Vorbild  gebunden   fühlte  und   zu  fühlen  brauchte  ^%  zeigi 


77)  S.  92  f. 

78)  In  malerischer  Darstcllang  ist  allerdings  die  Yereinigang  beider 
Schmuokstüoke  nicht  ohne  Beispiel,  wie  die  beiden  in  Anm.  71 
angeführten  Vasengemälde  beweisen. 

79)  S.  oben  S.  77  f. 

80)  Die  einsichtigsten  Bemerkungen  machte    hierüber   schon  Zoeg» 

7 


98  Ino  Leukoihea. 

ferade  »  drntelbeB  Punkte  Lyk^phron  ^^),  wea»  er  seine 
Byne-Lertothf a  mit  S  t  i  r  n  b  a  n d  oder  A  m  p  y  x  einführt,  was 
dnch  ansgeaachter  Weise  weder  Selileier  nocii  Kopftuch  war^'), 
aneh  in  der  Sehild«rung  da*  HoaMrischeo  Andromaehe^)  auf 
das  Ausdrüekliebste  vom  Kredemnon  unterschieden  wird:  -^ 
um  auf  die  bandftrmife  Bind«  des  oben  besproeheuen  Bla« 
cas'schen  Vasenbildes  *^)  kein  besonderes  Gewicht  zu  legen. 
Liegt  im  Vorgesagten  der  äussere  Beweis  für  die  Leu- 
katbeagottbeit,  so  dient  nun  nur  Probe  der  Ricbligkeit,  wenn 
ein  wesentlieher  Zug  mehr  innerer  Charakteristik  nicht  fehlt* 
Und  das  ist  der  letee  Ausdruck  von  W  e  h  m  u  t  h  oder  Schwer^ 
muth,  der  in  dem  Original  noch  etwas  merklicher  hervortritt 
als  in  unserer  (in  diesem  Punkte  das  Original  nicht  gann  er^ 
relebenden)  Abbildung,  dem  Begriff  der  ino  LeukoHiea  aber 
so  eigenthflmlich  angehört,  dass  er  bei  ihr  eine  weit  indi* 
viduellere  Bedeutung  bat  als  der  allgemeine  Aniug  von  trilb- 
sinniger  Melancholie,  der  nach  oft  gemachter  Beobachtung 
allen  Wassergöttern  gemein  ist  unil  in  Bildwerk»  mehr 
oder  weniger  hervortritt  Wem  fallt  nicht  sogleich  die  fle^ 
bihs  Ino  des  Horan*^)  ein?     ist  es  doch  die  Ino,  die  nach 


^asA'  1  S*  187.  EiQ  besonders  naheliegendes  Beiapiel  bietet  in 
den  Mon.  ined.  deir  Inst.  arcU,  I  t.  6  der  vor  Nausikaa  knie- 
ende  OdysseuS)  dessen  Sch^m  ein  Qiirtel  deckt,  statt  wie  bei 
Honier  ein  Baumzweig :  wofern  man  mit  Overbeck  Gall.  her. 
Btldw.  I  S.  759  der  von  Panofka  Ann.  d.  Inst.  I  8.  27(y  f.  m!t- 
gelhellten  Dentang  eines  Nolanischen  Tasenbildes  beislimrat 

81)  Alexandra  v.  758:  fjiolis  äk  Bit^s  ix  ntdtQ^oiaf  metc^s  a^nv^ 
aacicBi  — . 

8-2)  Vgl.  nächst  Bottiger  Gr.  Yasengem.  2  S.  87  f.  haaptsäohlioh 
Gerhard  Prodrom.  S.  21  f.  217.  891  mit  den  Abbildungen  auf 
Taf.  CCCIII. 

83)  Ilias  22,  408  ff. 

84)  S.  20  und  Anm.  67. 

85)  Epist.  ad  Pis.  123  in  einer  Reihe  charakteristischer  Schlagwör- 
ter für  namhafte  Personen  des  Mythus : 


/«o  Leukothea.  99 

gravenvolkttii  btuaUcb«»  Sehicksalen  -*  als  balbveratoseieBet 
balbbevorjiugte  Nebenbiihlerin  erst  4er  Nephele  und  wiederum 
der  Theuiidlo,  eifersllchlige  Rasseria  dieser  und  Verfolgeria 
ihrer  Rinder,  Verderberin  des  Landes,  selbsi  gehasst  und  in 
Raserei  gestitrat  von  Hera,  verfolgt  «ad  aut  Tod  bedroht 
vom  gleichfalls  rasenden  eigenen  Oemabl,  Zeugin  des  Noi^ 
des  ihres  Sohnes  iureh  dessen  Vater  Atbaaias>  nach  anderer 
Sage  gelbst  Mörderin  des  eigenen  Kindes  oder  sogar  ihrer 
Kinder  —  nach  solchen  Schauersccnen  und  Seelenqualen  end- 
lieb  in  der  leisten  Ver;{weiiuugsnotb  mit  dem  bedrobtea  leta« 
teu  Kinde  Erlösung  sucht  darcb  den  Sprung  ins  Meer  und, 
gldcbsam  aur  Versöhnung  eines  Uebermassea  von  mensch«- 
liebem  Jammer  ^^),  unter  die  Götter  entrückt  wird,  um  nun 
selbst,  wie  au  ewiger  milder  Busse,  den  mit  letater  Veraweif* 
lungsnoth  ringenden  Sterblichen  beiaustehea!  Darum  also 
wird  sie  mit  Klagen,  Trauergebraucben,  ThrHaenfesten  ge* 
feiert  in  Elea,  in  Theben^'');  darum  bat  'dasljeid'  oder  Mer 
S^mera  der  Ino'  sprttchwörtlicbe  Bedeutung  erbaHea  ^^>,  nach- 
dem sie'  aumal  Gegenstand  ergreifender  und  Mitleid  erregen* 
der  Tragödien  des  Sophokles  und  Guripides  geworden  ^^)«  Hat 
der  letatere,  seiner  Natur  gemäss  und  nach  Andeutungen  des 
Aristophanes,  in  seiner  Darstellung  des  unglückseligen  Wei* 


Sit  Medea  ferox  inTiotaqae,  flebilis  Ino,- 
Fer6du&  Ixioii)  lo  Tag»,  tn9ti«  Qrostoa. 

86)  Vgl.  Müller  Oröhora,  S.  lU  f. 

87)  Aristoteles  und  Flutaroh  in  Anm.  14» 

88)  Uvovg  a^ri  bei  Zenobius  4,  38,  ApostoUua  p.  463  L.  mit  Arae- 
nius  p.  304  W-,  Suidas;  auch  bei  Aristides  or.  3  p.  42  Ddf.  Ta 
Tid&ri  TT^g  ^Ivovg  bei  Plutarch  Camill.  5.  Zur  Verdeutlichung 
maBsloaen  Schmerzes  findet  Statins  Theb.  9,  401  keine  treffen, 
dere  Vergleichung  als  den  planctu9  der  Leukotbea,  als  sie  mit 
dem  geliebten  Kinde  den  Verzweiflungs&prung  ins  Meer  thut. 

89)  Sophokles  in  ;iwei  Athamas;  Euripides  ia  der  Ino.  S*  Weloker, 
dU  griech.  Tr^g.  I  S.  333  f.  11  S,  61^  «. 


100  Ino  Leukothea. 

bts  gemsB  iit  Grenslinie  des  ficbOBen  dlnrcb  neryeiifbttenide 
Debertreibani^  ibenchritteo,  so  darf  niiser  KUnstler  das  Lob 
ansprechen,  mit  harter  Masshaltang  eben  nur  eine  Aadeatong^ 
der  miÜeidsTollen  Scbweraatb  gegeben  n  haben,  xn  der 
sieh  bei  der  unsterbiiclien  GMtin  die  scbaerslicbe  Brinnenmg 
des  eigenen  menscbiichen  Leides  yeffclirt  bat 

Dass  die  Yortrefliichkeit  des  Knastweifcs  es  in  den  ersten 
Rang  der  am  Rhein  gefnndenen  Denkmaler  srtat,  dagegen 
fürchte  ich  kanm  einen  Widersprach.  Rein  Zweifel^  dass 
ein  so  schönes,  gleich  sinnyoli  condpirtes  wie  durchdacht  aus- 
gefllbrtesidealbild  der  InoLenkothea  aafein  namhaf- 
tes Original  eines  griechischen  Meisters  svrfickgebt,  yon 
dem  uns  sonst  weder  Nachbildung  noch  Bericht  Obrig  ist.  Wenn 
es  nahe  genug  liegt  an  den  Rnnstkreis  des  Skopas  und  seiner 
Schule  zu  erinnern,  so  geschieht  diess,  in  Ermangelung  jedes 
nahem  Anhalts,  selbstverständlich  nur  in  dem  Sinne,  eine  all- 
gemeine Richtung  zu  beaeichnen  und  den  analogen  Charakter 
EU  vergegenwärtigen.  Und  auch  diess  nothwendig  mit  der 
Massgabe,  dass  nicht  auch  auf  die  Leukothea  die  kraftige 
Natürlichkeit,  sinnliche  Lust  und  leidenschaftliche  Erregtheit 
fibertragen  ward,  die  sonst  die  weiblichen  Gestalten  des  bewe- 
gungsvoUen  Meerthiasos  m  beseelen  pflegt,  sondern  sie  viel- 
mehr in  bewusstem  Gegensatze  zu  diesen  als  ein  Wesen  hö- 
herer Gattung,  tiefem  Gebalts  und  innigem  Sinnes  aufgefasst 
ward,  einigermassen  erinnernd  an  Niobidischen  Charakter. 

Eine  einzige  kleine  DnvoUkommenheit,  wenn  auch  sehr 
versteckter  und  darum  ganz  und  gar  nicht  störender  Art, 
wird  an   dem  Bilde  bemerklich '^).     Die  rechte   Hälfte  des 


90)  Keineswegs  wolle  man  dahin  rechnen,  dass  auf  Taf.  I  über  dem 
an  die  Haarlocken  gelegten  kleinen  Finger  die  Spitze  des  dahin- 
ter  sichtbaren  Zeigefingers  in  einer  allerdings  ansohSnen  Weise 
hervorragt.  Es  ist  diess,  wie  die  Yergleichnng  des  Originals 
ausweist,  perspectivisch  gana  richtig,   wenn  man  die  Figur  ein- 


Ino  Leukothea.  101 

Hialerk^pfes  xeigt  nicbt  nur  eine  aoffalleail  wenig;  bearbeitete, 
sooilern  auch  eine  für  die  natürliche  Rundonf;  des  Schadeis 
und  im  Vergleich  2nr  linken  Hälfte  allzu  flach  abfallende 
Oberflache,  auf  der  sich  weder  Haar  noch  Schleier  unter* 
ficbeiden  Uast.  Zugleich  schliessl  sie  an  die,  von  dem  wohl 
ausgearbeiteten  Schleier  bedeckte  linke  Seite  nit  einer  Art 
voitt  Wulst  an,  die  sich  wie  ein  schmaler  Rücken  oder  eine 
stark  vorstehende,  aber  oben  gerundete  Naht  in  etwas  schie- 
fer Linie  längs  des  ganaen  Hinterkof^fes  von  oben  nach  unten 
sieht  Obgleich  nicht  recht  klar  in  ihrer  Bedeutung,  soll 
diese  längliche  Erhöhung  doch  wohl  nur  eine  dicke  Schleier* 
falte  ,vorstdlen,  vielleicht  gerade  um  anzudeuten,  dass  die 
den  Schleier  herabziehende  Bewegung  der  Hand,  durch  welche 
die  in  anderer  Richtung  gehenden  Falten  der  linken  Seite  be- 
wirkt werden,  erst  im  Beginn  begriffen  ist  und  sich  noch 
nicht  bis  zur  Mitte  und  zur  Losung  des  dortigen  stärkern 
FaHeoschlags  erstreckt  hat;  —  es  mflsste  denn  etwa  ein  zu- 
fälliger Qussfehler  anzunehmen  sein.  Die  Vernachlässigung 
der  rechten  Seite  aber  hat  vermutMich  keinen  andern  Grund, 
als  dass  auf  diese  wenig  ankam,  weil  sie  vermöge  der  Pia- 
cirnng  der  Brdnze^  dem  Auge  überhaupt  nicht  sichtbar  wurde. 
Was  nämlich  die  Bestimmung  unseres  Reliefkopfes  betrifft,  so 
kann  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  er  zum  Schmuck  irgend 
einer  Fläche,  vermuthlich  Marmorfläche,  dienen  sollte,  auf 
der  er  irgendwie  befestigt  war.  Solche  Flächen  sind  denk- 
bar an  Sesseln  oder  Tischen  zur  Verzierung  der  Ecken  zwi- 
schen Platte  und  Beinen,  an  Dreifüssen,  oder  andern  Haus- 
und Luxusgeräthen,  au  vierseitigen  Pfeiler-  oder  Statuenbasen, 
an  kleinen  Altären,  vielleicht  selbst  an  abgetheilten  Wand- 
oder Thürfeldern  (möglicher  Weise  mit  einer  Andeutung  des 


mal  in  diesen  Qesichtswinkel  stellt ;  aber  der  Zeichner  hätte 
eben  besser  gethan,  einen  andern  zu  wählen,  was  mit  der  lei- 
sesten Wendung  des  Kopfes  erreicht  wird. 


102  bw  Leukdtkeü. 

MeerM  ianiater):  w«ffir  es  an  naacherlei  BeiqiieleB  wid  Ami* 
logiea  unter  den  PaMpejanisch  -  Herculanischen  Resten  so  wenif 
fehlt,  liass  einzelne  Nachweisunf  en  ttberifissig  scheinen.  Eni. 
sprechend  war  ferrnnfthlich  ein  Oefi^enbiM,  wonu  Melikertes  oder 
welche  Meerg^ottheit  (oder  auch  Sehutngottheit)  sonst  dienca 
konnte.  DieArt  der  Befestiguni;;  anlangend,  so  kann  die  Bronae 
weder  angenietet  gewesen  sein,  denn  es  fehlen  die  dacu  n4l* 
thigen  Löcher;  noch  eingelassen,  denn  sie  gibt  von  den 
Kürperformen  gerade  nur  so  viel  als  gesehen  werden  soll 
nnd  muss;  noch  anch  bios  auf  gekittet,  denn  sie  ist  viel  su 
schwer  daau.  Bleibt  also  kaum  etwas  anderes  übrig,  als  dasa 
rie,  hohl  wie  sie  ist,  tther  einen  Haken  gehängt  war,  und 
vielleicht  nur  daneben  noch  mit  ihren  RAndern  auf  die  Flache 
angeleimt.  Selbst  die  Beschaffenheit  dieser  Flache  Ittsst  sich 
noch  aus  der  Beschaffenheit  der  Rftnder  erkennen.  Bis  unter 
das  Kinn  liegen  diese  Hinterränder  mit  ihrer,  %  ^^^  %  Cen-> 
timeter  betragenden,  nur  beim  gekrümmten  Ellenbogen  und 
dem  Delphinkopf  bis  zu  3  Centimeter  erweiterten,  gane  glat^ 
ten  Breitenlläche  äusserst  genau  in  einer  und  derselben  Ebene, 
so  dass  die  Bronne,  auf  die  Tischplatte  gelegt,  wie  angegossen 
aufliegt ;  von  dort  an  dagegen  nach  oben  bildet  sie,  zugleich 
viel  schmaler  werdend,  eine  bedeutend  nach  vorn  aasweichende, 
rundlich  gebogene  Ebene.  Die  Marmorfläche  hatte  also  eine 
rundliche  Leiste,  auf  welche  der  Kopf  der  Bronze  aufgepasst 
war,  während  unter  dieser  Leiste  Brust,  Arme  und  der  grössere 
Theil  des  Halses  auf  der  ebenen  Fläche  auflagen. 

Friedrieli  Ritaehl. 


(Hierzu  Taf.  ITI.) 

Das  Auf  imserer  Taf.  III  io  der  QT(h9€  des  Orig idals 
abgebUdeie  Relief  der  fttrallicheii  Saamilttog  w  Neawied 
isl  schon  von  W.  Dorow  ^die  Denkmale  fermaniseher  und 
rtturischer  Zeil  in  den  Rbeiiii^ich  •  Westfaliaehen  Provinsen^, 
Bd.  II,  odc^  ^(Mnische  Alterihämer  in  und  um  Neuwied 
an  Rhcin^  Berlin  1626,  Taf.  XII  berausgegebcB  und  auf 
S.  66  mit  folgenden  Worten  besprochen:  »eine  Vb^^  dicke 
Silberplatie,  welche  wohl  als  Veraierung  gedient  hat,  viel- 
leicht auf  der  Tbiire  eines  Schränkcbens«  -^  Das  Silber 
ist  von  mittelmässiger  Feinheit»  In  den  Vernierungea^ 
besonders  in  den  architektonischen ,  linden  wir  schon  ein 
spätes,  gescknackloses  Zeitalter,  welches  sich  von  der 
ediottt  einfachen  Kunst  weit  entfernt-  hatte;  in  iet  gut  Und 
proportionirt  gebildeten  Figur  des  Blercur  spricht  sie  uns 
zwar  noch  an,  doch  Mars  und  Fortuna  in  dem  oberen  Felde 
erscheinen  dagegen  sehr  barbarisch.  Bei  diesem  Tadel  ge- 
wahrt uns  das  Ganze  doch  einen  harmonischen  Eindruck  und 
zeigt,  dass  Geist  und  grosse  Leichtigkeit,  Wahrheit  uad  Be- 
stimmtheit im  Ausdruck  und  Charakter  selbst  den  schlechte« 
Kanstproducten  der  Alten  eigen  sind^* 

Nach  der  Abbildung  bei  Dorow  Hess  dann  K.  0.  Ntllltr 
die  Figur  des  Mercurius  nebst  den  Attributen,  welche  den 
GoU  umgeben,  in  den  Denkm.  d.  a«  Kunst  Bd.  II,  Taf.  XXIX, 
B.  326  wiedetrholen,  theils,  wie  es  scheint,  der  Attribute  we- 
gen,   hauptsttcblicb    aber  wohl^  um  einfe   ganz  besondere 


104  SilberreHef  von  Neutoied, 

Darstellungsweise  des  Mercurius  zn  weiterer  Kenntniss  su 
bringen.  Er  war  nämlich  der  Ansicht,  dass  der  Gott  mit 
Bockshörnern  gebildet  sei.  Aehnlicb  urtheilte  auch  noch  Beule 
in  der  Pariser  Revue  arch^ol.  vom  J.  1862,  nur  dass  er  cor- 
nes  de  belier  annahm,  p.  6  des  Separatabdruckes.  Inzwischen 
hatte  ich  schon  in  den  Zusätzen  der  zweiten  Ausgabe  der 
Denkmäler  S.  180  trotz  der  Kunde  von  dem  in  einen  Bock 
verwandelten  Hermes  (Schoi.  Tbeocrit.  Id.  VII,  109  und 
Servius  z.  Virgil.  Aen.  II,  43)  behauptet,  dass  die  vermeint- 
lichen Hömer  nichts  anderes  seien  als  die  bekannten  Flügel, 
und  dass  ich  richtig  urtheilte,  erhellt  auch  durch  Vergleichung 
des  Originals.  Die  Abbildung  bei  Dorow  ist  tiberhiMipt  keines^ 
wegs  genau.  Nachdem  mir  jenes  durch  die  Güte  des  Prä- 
sidiums unseres  Vereins  »igesandt  war,  habe  ich  danach  eine 
neue  genauere  Zeichnung  anfertigen  lassen,  weiche  der  Ab« 
bildung  auf  Taf.  III  zu  Grunde  liegt.  Sie  zeigt  auch  die 
mannichfachen  Beschädigungen  der  Silberplatte,  von  denen 
weder  der  Text  Dorow's  noch  die  von  ihm  verttfentlichte  Ab- 
bildung eine  Andeutung  giebt. 

Durch  die  Zurttckweisung  eines  Mercurius  mit  Härnern 
hat  freilich  das  Relief  in  symbolisch-mythologischer  Beziehung 
bedeutend  an  Interesse  verloren.  Indessen  hoife  ich,  dass  auch 
trotzdem  eine  ausführlichere  Besprechung  sich  der  Mftbe  ver- 
lohnen werde. 

Was  zuerst  die  Bestimmung  der  Silberplatte  anbetrifft, 
so  hat  Dorow's  Vermuthung  grosse  Wahrscheinlichkeit;  Pflr 
eine  Anheftung  zeugen  auch  die  beiden  leeren  Lik^her,  welche 
man  innerhalb  der  Rande  zu  jeder  Seite  der  Baulichkeiten 
mit  Mars  und  Fortuna' gewahrt.  Sie  dienten  wohl  zur  Auf- 
nahme von  Rosetten,  welche  mit  Stiften  versehen  waren. 
Das  Schränkchen  wird  einer  Person  angehört  haben,  welche 
den  Geschäften  des  Friedens  oblag,  et^a  Handel  und  Wan^ 
del  trieb.  Wenigstens  sprechen  hieffir  die  auf  der  Platte  an- 
gebrachten Darstellungen.  Inzwischen  wäre  es  auch  sehr  wohl 


SUberretief  von  Neuwied.  105 

nüi^licb,  dass  es  sich  um  die  Thilr  eines  jener  kleinen  silbernen 
HeillgthOnier  handele,  welche  im  Alterthum  sehr  gebrauchlick 
waren  (Venuti  Saggj  di  Cortona  Vol.  II  p.  214,  Stephani  ^der 
ansruhende  Herakles^  S.  69).  Wenn  es  ferner  schon  an  sich 
Wahrscheinlichkeit  hat,  dass  das  Werk  ein  Erzeugniss  Rö* 
mischen  Kunstbetriebs  ist,  so  werden  wir  weiter  unten  sehen, 
dass  auch  diaser  Umstand  durch  genauere  Betrachtung  des 
Dargestellten  noch  an  Wahrscheinlichkeit  gewinnt.  Als  Zeit 
der  Verfertigung  darf  man  wohl  mit  dem  grössten  Scheine 
das  dritte  Jahrhundert  nach  Chr.  Geb.  betrachten.  Freilich 
sind  in  der  Römischen  Kolonie  bei  Niederbiber  noch  Münzen 
von  Valentinianus  I.  gefunden  (Dorow  a.  a.  0*  S.  6  u.  65 II.) 
Allein  bis  sni  dessen  Zeit  wird  man  die  Arbeit  wohl  nicht  bin- 
abrttcken  wollen.  Noch  weniger  aber  wird  man  geneigt  sein, 
über  das  dritte  Jahrhundert  wesentlich  hoher  hinaufzugehen. 
Schraubenförmig  geriefelte  Säulen,  die  etwa  seit  der  Zeit 
des  Commodus  hAuüger  erscheinen,  finden  sich  allerdings 
schon  auf  Pompejanischen  Architekturgemälden..  Ebenso  kom* 
men  in  der  wirklichen  Architektur  von  Pompeji  Beispiele  von 
nur  tkeilweise  ausgeführter  Canellirung  der  Säulen  vor^ 
und  zwar  zahlreiche,  die  bis  zu  einem  gewissen  Grade  mit 
der  an  den  Säulen  der  Baulichkeit,  in  welcher  Mercurins 
steht,  zu  Tage  tretenden  Praxis  verglichen  werden  können. 
Selbst  zu  der  hier  ebenfalls  ersichtlichen  Durchschneidung 
eines  geraden  Zwischengebälks  durch  einen  runden  Bogen, 
der  unter  dem  Gebälk  keine  organische  Stütze  bat,  bietet 
schon  Pompeji  Pendants  (Overbeck  ^Pompeji'^  S.  353).  Allein 
Baulichkeiten  wie  die,  welche  wir  auf  der  Silberpiatte  vor 
Augen  haben,  werden  sich  schwerlich  vor  das  dritte  Jahr- 
hundert setzen  lassen,  und  auch  in  Betreff  dieses  wird  man 
eher  an  die  zweite  als  an  die  erste  Hälfte  denken  wollen, 
ebensowohl  wie  bezüglich  des  Gebäudes  auf  dem  von  mir 
in  diesen  Jahrbilchern  H.  III,  S.  113 — 124  besprochenen  Bron- 
zeblech.   Die   beiden  Säulen  der  unteren   Baulichkeit,    die 


106  SitberreHef  von  Neuwied. 

dösigen,  ad  4tnen  idi  mich  wenifstens  asgeobiicklidi  eaU 
sinne  die  Riefelung  nur  fttr  die  untere  Hälfte  durchgeführt 
gefunden  xu  haben,  erinnern  durch  das  Doppelband  in  der 
llitte  einigermassen  an  das  einfache  Band,  welches  auf  der 
von  T.  L  Doualdson  Architectura  numisroatica,  n.  VI,  heraus^ 
gegebenen  Grossbronxe  des  A  FT-  K'  M-  AIST  rOPJlANOC 
aus  dem  K.  Franz.  Müuzcabiuei  an  den  acht  Ionischen  Säuleo 
der  Vorderseite  des  Artemisfempels  zu  Ephesos  etwa  ilb«r 
dem  untersten  Drittel  des  Schaftes  zu  sehen  ist,  wobei  i»» 
xwischen  dieses  unterste  Drittel  ebenso  glatt  erscheint  wie 
die  beiden  oberen. 

Die  Baulichkeiten  sind  vermuthlich  eher  für  Tabernakel 
(Donaldson  a.  a.  0.  p.  76  fl.,  89 fl,  und  sonst)  als  für  vollständige 
Tempel  «u  halten.  Möglich  dass  es  sich  bei  den  drei  Ootl* 
heiten  um  9^eoi  avyvaoi  und  avjuß(Ofioi  handelt. 

iedenftills  sind  es  Gottheiten,  welche  in  der  innigsten 
Vitrbindung  mit  einander  standen,  und  wenn  auch  selten 
alle  drei,  so  doch  mehrfach  su  zweien,  wie  gemeinschaftliche 
Verehrung  genossen,  so  in  Inschriften  zusammen  erwähnt  und 
auf  Bildwerken  neben  einander  dargestellt  gefunden  werden* 

Letzteres  gilt  namentlich  von  Mercurius  und  Fortwia, 
vgl.  Denkm.  d.  a.  Kunst  II,  29, 315  u.  316,  die  von  H.  W.  Schul« 
in  den  Ann.  d.  Inst,  di  corrisp.  arch.  Vol.  Xi,  p.  121  an- 
geführten Bildwerke,  sowie  das  im  BuUett.  d.  Inst,  di  corrisp. 
arch.  1841,  p.  113  erwähnte  Pompefanische  Wandgemülde 
und  die  geschnittenen  Steine  bei  Montfaucon  Ant*  expl.  T.  I, 
pl.  198  n.  3  bei  Cades  Impr.  gemm.  Cent.  IV,  n.  14,  im 
Catal.  of  the  collect,  formed  by  B.  Hertz,  London  1851,  p-  38, 
n.  620,  und  bei  L.  Malier  Mus.  Thorvaldsen  T.  III,  3,  n. 
682  u.  683,  und  die  mit  dem  vorliegenden  noch  mehr  zusam* 
menzustellenden,  weil  auch  aus  den  Rheinischen  Grenzlanden 
stammenden,  welche  Becker  in  diesen  Jahrb.  XX,  S.  117  ff. 
aufgefahrt  hat.  Die  Gleichheit  des  Wirkens  und  Walteus 
bdder  Gottheiten  und  der  enge  Zusammenhang,  .in  welchem 


SUberreUef  von  Neuwied.  107 

sie  staodea»  mti  aach  bekubdet  durch  die  in  dies«!  JaM». 
VII,  S.  42  fl.  herausgegebene  und  besprochene  Inschrift,  in 
welcher  4er  den  Altar  Weihende  es  dahingestellt  sein  lässt, 
ob  er  die  Erfüllung  seines  Wunsches  den  Mercorins  oder 
der  Fortuna  211  danken  habe  ^) ;  ferner  durch  Gleichheit  des 
Beinamens,  wie  z.  B.  Mercurius  ebensowohl  als  Fortuna 
unter  dem  Beinamen  Redux  und  Felix,  jener  als  Rex  und 
ConserFator,  diese  als  Regina  und  Couser?atrix  verehrt  wurde; 
endlich  ganz  besonders  durch  Austauschung  der  Attribute* 

Dieser  Umstand  verdient  wohl  etwas  genauer  bertick- 
sichtigt  zu  werden,  als  das  bisher  geschehen  ist. 

Ais  dasjenige  Attribut  der  Fortuna,  welches  am  häufig- 
sten auf  den  Mercurius  übertragen  ist,  darf  wohl  das  Füll- 
horn betrachtet  werden.  Es  findet  sich  bei  ihm,  abgesehen 
von  dein  Marmorrelief,  welches  Uieron.  Aleander  jun«  in 
Graevii  Thes.  Antiq.  Rom.  T.  V,  p.  746  herausgegeben  und 
Montfanoon  Ant.  expL  T.  1,  pl.  74,  n.  2  nach  Boissard  wie>* 
derholt  hat,  in  BronzestatueCtcn,  z.  B.  in  der  interessanten 
welche  im  Catal.  of  the  collect.  Hertz,  tab.  IV,  n.  2  abbild- 
Ikb  mitgetheilt  und  p.  133,  n.  53  verzeichnet  ist  (wo  im 
FöUhM'n  mitten  imiscben  Blumen  und  Früchten  der  Caduceus 
sichtbar  wird)  und  bei  der  Bronzebüste  in  Begers  Thes« 
Brandenburg  Vol.  ill,  p.  234,  oder  bei  Montfaucon  a.  a.  0« 
pL  73,  n.  4. ;  auf  ge$;chnitteneii  Steinen  und  Pasten  z.  B.  in 
Lippert's  Daktylioth.  111,  1, 132,  in  Toelken's  Erkl.  Verzeichn. 
der  ant.  vertieft  gescbn.  Steine  der  K.  Pr.  GemmensammK 
III,  8,  851,  852,  889  (Denkra.  d.  a.  Kunst  II,  28,  306,  d,  wenn 


1)  Man  vergleiche  di6  Münzen  von  ValerUnus  I  und  Gallienus, 
welche  den  gan«  wie  der  aaf  unserm  Silberrelief  dargeatellteii 
Mercur  mit  der  Umachrift  Fortuna  Redux  zeigen,  s.  Cohen  M6- 
dailleB  imp6r.  T.  IV,  pl.  XV,  n.  51  u.  p.  318  fl ,  sowie  p.  372, 
n.  17S  d. 


108  Silberrelief  von  Neuwied. 

hier  wirklich  Merkur  gemeiDt  ist),  auch  auf  'Münzen,  s«  B. 
der  bei  Rubenius  Num.  Arachot  t.  00,  fig.  18. 

Weiter  treffen  wir  bei  Mercurius  auf  dem  wenig  beach- 
teten Relief  in  Donii  Inscript.  ant.  T.  IV,  1,  p.  21  den  auf 
Münzen  und  namentlich  aufgeschnittenen  Steinen  httuiig  mit 
dem  Füllhorn  verbundenen  Steinbock,  Capricomus,  das  be- 
kannte Thema  genethliacum  des  Kaisers  Augustus  und  in 
Folge  dessen  Zeichen  des  Glückes,  anf  welchem  anderswo 
Fortuna  sitzend  gefunden  wird,  vgl.  Annali  d.  inst.  arch.  XI, 
1639,  p.  119,  Anm.  3,  (Cades  Impr*  gemm.  Cent.  IV,  n.  10 
=:  CataK  of  the  coli.  Hertz  p.  33,  n.  625.) 

Dann  kommen  das  Steuerruder  und  der  Delphin,  bekannte 
Attribute  der  Antiatischen  Fortunen  (H.  W.  Schulz  Annal. 
d.  inst.  arch.  Xi,  p.  117,  Denkm.  d.  a.  K.  II,  73,  937  u.  930 
nebst  Text)  in  Beziehung  auf  Mercurius  vor ;  wenigstens  der 
letztere,  denn  in  Betreff  des  ersteren  steht  die  Sache  nach 
unserem  Dafürhalten*  in  Frage.  Freilich  führt  Lippert  im 
deutschen  Texte  zur  Daktyliothek  1,  S.  143  fl.,  n.  347,  als 
„Symbola  des  Mercurius^  die  Darstellung  auf  dem  geschn. 
Steine  Mill.  111,  P.  1,  n.  132  an :  einen  Hahn  mit  einem  Palmen- 
zweig im  Schnabel,  ein  Mohnhaupt,  das  Hörn  des  Ueber* 
flusses  und  ein  Ruder;  Toelken  im  Erkl.  Verzeichn.  S.  184 
zu  Kl.  Ili,  Abth.  2,  n.  907,  als  ^^Attribute  des  Mercur^  den 
Caduceus  auf  einem  Steuerruder  liegend ;  der  Verf.  des  Catal. 
of  the  collect.  Hertz  p.  25,  n.  478  unter  der  Rubrik  ,,Mer- 
cury^  eine  antike  Paste,  auf  welcher  zu  sehen  a  caduceus 
placed  between  two  cornucopias,  beneath  which  are  a  globe 
and  a  rudder.  Allein  keines  dieser  Denkmäler  beweist  auch 
nur  im  Mindesten,  dass  das  Ruder  Attribut  des  Mercurius 
gewesen  sei;  auf  jedem  wird  man  es,  wenn  man  es  direct 
auf  eine  Gottheit  zurückführen  wilP),   auf  Fortuna  zu  be- 


2)  Dass  dieses  nicht  nöthig  ist,  sondern  dergleichen  Attribute  auch 
als  Zeichen  für  allgemeine  Begriffe   verwandt  sein  können,  be- 


Saberretief  f>on  tieuwied.  109 

ffiehen  haben.  Rficksichtlich  des  yqü  Lippert  mitgetheiltea 
Steines  würde  in  diesem  Falle  eine  Vereinigung;  von  Attri- 
buten des  Mereurius  und  der  Fortuna  anaunehmeu  sein;  denn 
der  Hahn  mit  Palmzweig  kann  nur  auf  jenen,  nicht  auch  auf 
diese  bezogen  werden').  Auf  den  beiden  anderen  DenkmA-^ 
lern  findet  sich  aber  kein  Gegenstand,  welcher  zu  einer  Zu- 
rflckfflhrung  auf  Mereurius  zwänge,  wahrend  einer,  nftmlich 
der  Globus,  wenn  es  sich  um  die  dem  Rade  entsprechende 
Kogel  bandelt,  diesen  gradezu  nicht  angeht,  so  dass  alle 
unmittelbar  als  Attribute  der  Fortuna  betrachtet  werden  kann- 
ten ^).  So  bleibt  unter  den  uns  bekannten  Bildwerken,  welche 
für  eine  Beziehung  ies  Ruders  zu  Mercur  sprechen  zu  schei- 
nen konnten,  nur  übrig  der  geschn.  Stein  des  Berliner  Mus. 
bei  Toelken  a.  a.  0.  cL  III,  Abth.  5,  n.  1430,  auf  welchem 
der  Gott  mit  der  Wage  in  der  Hand  auf  einem  Ruder  hin- 
schreitend dargestellt  ist.  Wird  Jemand  auf  die  Gewahr 
dieser  Darstellung  hin  das  Ruder  als  Attribut  Mercur's  an« 
erkennen   wollen?     Inzwischen    stellen  wir  keineswegs  in 


darf  wohl  keiner  Bemerkung.  Der  oben  erwähnte  geaohn.  Stein 
des  Berl.  Mus.  konnte  auch  das  Siegel  eines  Kaufmannes  sein, 
wie  denn  Stephani  Gompte-Rendu  de  la  Commission  imp6r. 
arch^ol.  pour  l'a.  1861,  p.  83,  Anm.  11  mit  grosser  Wahrschein- 
lichkeit annimmt,  dass  auf  einem  geschn.  Steine  ein  Mann  in 
der  Toga  durch  Caduceus  und  Steuerruder  als  Kaufmann  oha- 
rakterisirt  sei. 

3)  Dasselbe  gilt  yon  der  ähnlichen  Darstellung  auf  dem  geschn. 
Steine  bei  Gorlaeus  Dactyl.  I,  n.  76,  und  yon  der  bei  M.  A. 
Causeo  de  la  Ghausse  Gemm.  ant.  fig.  t.  145. 

4)  Für  die  Verbindung  Yon  Steuerruder  und  Caduceus  bei  der 
Fortuna  ist  besonders  belehrend  die  Darstellung  einer  ant  Paste 
der  Collect.  Hertz,  p.  33,  n.  6*^7:  Fortuna  auf  einem  Ruder 
sitzend,  dessen  Griff  in  einen  Caduceus  ausläuft.  Dass  das 
Mohnhaupt,  wie  Füllhorn  und  Kugel  habituelle  Attribute  der 
Fortuna  sind,  ist  allbekannt. 


110  Silberreüef  von  Neuwied. 

Abrede,  dass  jenes  diesem  Gotte  als  Attribut  gegeben  sein 
fcttnne,  nttoilich  als  Gott  des  Seehandels:  vgl.  Denkm.  d.  a. 
Kunst  II,  29,  317,  nebst  Text.  Es  würde  in  der  That  hei 
Ihm  eben  so  wenig  befremden  als  bei  dem  Helios*  ApoUon  als 
Gott  der  Schiifahrt  6§Xq>iviogj  ixßdmog^  ifißdatog  (Lauer 
„System  der  Griecli.  MythoL««  S.  263  fll.)  auf  dem  Ametbyst 
des  Berl.  Mus.,  welchen  Pauofka  »Gemmen  mit  Inacbriften^ 
Taf!  1,  n.  36  als  «Sonnengott  mit  Ruder  auf  Delpbin^^  ab«* 
bildlieh  mifgetbeilt  hat,  indem  er  der  Ansicht  war,  dass  das 
Bttder  den  Gott  bezeichne,  „der  über  das  Loos  jedes  Sterbe 
liehen  zu  bestimmen  hat.'^  —  Den  Delphin  lernen  wir  als 
Attribut  Mercur's  kennen  durch  zwei  Münzen  von  Stgnb, 
welche  .Capranesi  in  den  Ann.  d.  Inst.  arcb.  XII,  p.  207  fl* 
u.  tav.  P.,  n.  2  behandelt  und  herausgegeben  hat.  Er  findet 
sich  ausserdem  bei  dem  Gotte  auf  dem  geschn.  Steine  in 
Gori's  Gemm.  astrif«  t.  XCVI.  Es  liegt  nahe  an  Uebertra- 
gung  Fon  der  Fortuna  zu  denken.  Jedenfalls  steht  aber 
auch  er  in  Beziehung  auf  den  Gott  der   Handekschiffahrt  ^> 


5)  Der  Delphin  findet  sich  nicht  bloss  bei  den  Antiatischen  Fortunen, 
sondern  auch  als  Attribut  der  Fortuna  im  Allgemeinen.  Interes- 
sant sind  die  statuariächen  Darstellungen,  bei  welchen  derselbe 
am  Ruder  angebracht  ist,  in  Montfaucon's  Ant.  Expl.  T.  I,  pi. 
197,  n.  1  u.  2.  H.  W.  Schulz  ist  in  den  Ann.  d.  Inst.  XI,  p.  117, 
A.  4,  geneigt,  die  zwei  Füllhörner  und  zwei  Delphine  auf 
Lampen  (Santi  Bartoli  Raocolta  di  yar.  Antich.  e  Luc.  ant. 
t.  12)  auf  die  Antiatischen  Fortunen  zu  beziehen.  Man  findet 
auch  je  ein  Füllhorn  und  einen  Delphin  zusammengestellt,  z.  B. 
auf  dem  gesohn.  Steine  bei  Gorlaeus  Daetyl.  II,  638,  vermuth- 
lieh  mit  Beziehung  auf  die  Fortuna.  Im  Catal.  of  the  collect. 
Hertz  p.  38,  n.  639  ist  als  Darstellung  auf  einer  ant.  Paste  fol- 
gende verzeichnet :  Two  horns  of  plenty ;  between  them  is  a 
vase,  from  which  a  tree  sprouts  forth ;  near  the  horns  of  plenty 
are  two  dolphins.  Der  Verfasser  stellt  diese  Darstellung  in 
Beziehung  auf  die  Abundantia  Richtiger  denkt  man  ohne  Zwei- 
fel an  Fortunenattribute.     Selbst  die  Preisyase  kann   wohl  un. 


Siiberrelief  f>on  Keuwied.  111 

Endlicb  mOehteii  wir  hier  nun  noch  ein  wenig  erörtertes  At- 
tribut in  Betracht  ziehen,  welches  Mercurius  mit  Fortuna  gemera 
hat,  ohne  dass  die  Ue bertragung  von  dieser  auf  jenen  sicher 
stftnde.  Wir  meinen  den  Halbmond.  Dieser  ist  als  Attribut  de$ 
Mercurius  schon  langst  bekannt  durch  die  von  Montfaucoii  Antiq« 
expl.  T.  I,  pl.  75  herausgegebene  Gemmendarstellung.  Er 
findet  sich,  ebenfalls  mit  seiner  gebogenen  Mitte  auf  den 
Ptflgeln  am  Petasus  ruhend,  auch  bei  der  im  Catal.  Herts 
t.  IV,  n.  2  abgebildeten,  ganz  entsprechenden  Bronzestatuette. 
Unseres  Wissens  ist  dieses  Attribut  des  Mercurius  noch  von 
keinem  Alterthumsforscher  eindringlich  besprochen.  J.  S.  C. 
Sehweigger  hält  in  der  ^Einleitung  in  die  Mythologie  auf 
dem  Standpunkte  der  Naturwissenschaft^  S.  21i  daffir,  dass 
es  nicht  der  Mond,  sondern  das  Hermesfeuer  sein  solle^  in- 
dem er  annimmt,  dass  ^diese  leuchtenden  Mondhörner^  den 
Kwilllngssternen  der  Dioskuren  gleichbedeutend  seien,  wes* 
halb  es  auch  nicht  befremden  kdnne,  dass  man  auf  einer 
Münze  des  Antoninus  (Zoega  Num.  Aegypt.  imper.  t.  XI) 
zwischen  den  Sternen  auf  dem  Haupte  der  Dioskuren  aae 
Mondsichel  schweben  sehe.  Dieselbe  findet  sieh  auch  sonst 
zwischen  oder  über  oder  neben  den  Dioskuren  in  Begleitung 
des  Sterns  und  zwar  nicht  blos  auf  Münzen  versehiedener 
Gegenden,  sondern  auch  auf  Etruskischen  Spiegeln.  Von  den 


mittelbar  als  e!n  solchea  gelten,  ohne  dass  man  eine  Üebertra- 
gung  von  Mercuriua  annähme.  Auf  einer  Qemme  ia  GraaTÜ 
The9.  Antiq.  Bqoo*  T.  V,  p.  727  erbUokt  man  einen  Gadttoeiift, 
der  \tk  eine  Keule  ausgeht,  daran  zwei  Palmzweige,  herum 
einen  Delphin  und  ein  Füllhorn,  und  auf  einer  andern  bei  Müller 
Mus.  Thorvalds-  IH,  t-i,  n.  701  den  Keulenoaduceus  mit  den 
Palmzweigen  daran  als  verge  d*une  ancre,  ä  la  partie  inf<grieure 
de  laquelle  s^attachent  deux  dauphins,  schwerlich,  genau  ge- 
nommen, ah  symboles'  de  divinum»  r^anis  zu  fassen,  sondern 
als  Symbole  glüoklieher,  etwa  unter  der  Obhut  der  Fortuna  ge^ 
daohter,  iUftdoltftohiflaiurt. 


112  SUberrelief  van  Neuwied. 

MQnsen  gehören  nameollicb  hierher  mehrere  von  Tripolis 
in  Phönicien,  %'gl.  'Mionnet  Descr.  d.  M^d.  T.  V,  p.  402  fl., 
n.  435  und  p.  405,  n.  447,  sowie  de  Witte's  und  Long« 
p^ier's  Rev.  numism.  1861,  pl  V,  n.  7.  Ausserdem  zu  be- 
rücksichtigen die  Römische  Pamilienmiinze  in  Morelli's  Thesaor. 
fam.  incert.  T.  III,  f.  3,  Millin's  6al.  myth.  pl.  CXLIV, 
n.  527,  und  bei  H.  Cohen  M^d.  consul,  pl  XXXV,  Postumia« 
n*  3-  —  Die  Spiegel  anlangend,  so  erwähnen  wir  zunächst 
den  von  Gerhard  zwei  Male,  im  Progr.  zum  Berliner  Win« 
ckelmannsfest  vom  J.  1856  und  in  den  Etr.  Spiegeln  Taf.  CCLV 
herausgegebenen,  indem  wir  mit  Gerhard  der  Deutung  der 
mittleren  Figur  auf  Kastor,  welche  von  Stepbani  (in  Ger- 
hards Denkm.  u.  Forsch.  1857  =  »Arch.  Zeitung"^,  XV,  S.  26) 
aufgestellt  ist,  beipflichten ;  dann  den  in  Gerhards  Spiegel- 
werk  Taf.  CCLXI  bekannt  gemachten,  auf  welchem  man 
zwischen  den  einander  zugekehrten  Köpfen  des  Merrorius 
und  des  einen  der  beiden  Dioskuren,  in  deren  Mitte  Mercu- 
rius  dargestellt  ist,  eine  breit  ausgeführte  Mondsichel  und 
darunter  zwei  ganz  kleine  Kreischen  gewahrt,  welche  letz- 
teren nach  Gerhard  kleine  Sterne  andeuten.  Ist  das  richtig, 
so  beziehen  sich  die  beiden  Sterne  doch  gewiss  auf  die 
beiden  Dioskuren,  obgleich  sie  nicht  den  gewöhnlichen  Platz 
über  deren  Haupte  einnehmen,  und  wird  auch  die  Mond- 
sichel diese  angehen  sollen,  nicht  den  Hermes,  dem  sie  so 
nahe  steht  wie  demjenigen  der  beiden  Dioskuren^  welchem 
sie  am  nächsten  ist,  so  dass  sie  recht  wohl  auf  ihn  bezogen 
werden  könnte.  Wir  wollen  hier  nicht  genauer  unter- 
suchen, was  das  Wahrscheinlichere  ist;  auch  nicht,  welche 
Beziehung  die  Mondsichel  bei  den  Dioskuren  hat,  obgleich 
uns  weder  F.  Lajard  Ann.  d.  Inst,  di  corrisp.  arch.  Vol.  XXU, 
p.  221  fl.  Recht  zu  haben  scheint,  wenn  er  dieselbe  auf  die 
Verbindung  der  Dioskuren  mit  Apollon  bezieht,  noch  Stephan!, 
wenn  derselbe  in  der  Mondsichel  überall  nichts  weiter  sieht 
als   eine  pleonastische  Betonung  der  siderischen  Natur   der 


SUberrelief  won  Neuitied.  US 

Dkttfcuren;  wir  wollen  hier  nur  gelegentUdi  henserken^  4ttB 
die  Siehel  bei  den  Dioskoren  nickte  gemein  iiat  mit  den 
i^ixixkta^  die  nach  einem  durch  die  Herausgabe  in  der 
Revue  arcb^ol.,  1860,  Nouv.  Ser.,  Vol.  I,  p.  309  bekannt 
gewordenen  Bruchstücke  des  Damaflcius  bei  «den  Pytbagereern 
den  Dioskuren  geweiht  waren,  sondern  ebmsowohl  sich  auf  den 
Mond  bestehl;  ak  die  ob^  bei  dem  Hercurius  nachgewiesene 
Sichel.  Was  nun  diese  anbetrüft,  um  welche  es  sich  hier 
eigentlich  handelt,  so  beschranken  wir  uns  auf  die  Aeusse- 
rung,  dasB  Jllontfaucons  JUeinung  (a.  a.  O.  p.  131  fl.),  nach 
welciier  der  croissaat  de.  Luce  convient.au  dien  Aes  voleurs, 
voleur  Itti^mdme,  que  son  emploi  de  a^gociateur  du  ciel,  de 
la  terre  et  des  enfers,  obligeoit  d'aller  la  nuit  comme  le  jour, 
sicherlich  nicht  das  Wahre  trifft,  und  dass  mehrere  Erklarungs^ 
weisen  m(>glich  -  sind,  unter  denen  diejeoige  nicht  den  letzten 
Platz  einnimmt,  welche  darauf  hinausgeht,  dass  der  Mond 
sich  auf  Olttck  und  Segen  belieben  mllge.  Nun  ist  aber  der 
Zusammenliang  zwischen  der  Tvxf}^  Fortuna,  und  dem  Monde, 
der  Mond  als  nX^^oq  tijg  Tvx^g^  sor^  Fortunae,  zur  Genüge 
bekannt,  vgL  Vettius  Valens  bei  Seldeji  de  Diis  Syriis,  Lips. 
1662, 1, 1,  p.  86ftL,  Fil.  Buonarrott  Medagl.  ant.  p.  82  u.  2d5, 
6.  Zoega's  Abhandl.,  herausg«  von  Welcker,  $.  39  fl.,  Kopp 
Palaeogr.  crit.  111,  8,  282,  und  zu  Siartian.  Gapella  I,  $88, 
auch  die  in  diesen  Jahrbüchern  IX/  S.  21  angeführte  Inschrift 
an  der  grossen  Ära  von  Kalkstein  im  Museum  zu  Leyden. 
Mehrere  hieher  gehörende  Bildwerke  bei  Schnlz  Ann.  d.  Inst. 
XI,  p.  119.  Vgl.  auch  die  Münze  von  Arados  bei  Patiu  Num. 
Imperat.  p»  246  und  den  gescbn.  Stein  bei  Müller  Mus.  Thor- 
valdsen  111,  3,  n.  703  mit  der  Darstellung  eines  Füllhorns 
auf  einem  Globus,  in  dessen  Mitte  ein  Halbmond  erscheint, 
zwischen  zwei  Aehren. 

Von  den  Attributen,  welche  sieb  hfliujiger  oder  seltener 
bei  der  Fortuna  feiden,  lässt  sich,  ausser  dem  am  häufigsten 
vorkommenden  Caduceus,  nur  etwa  der  diesem  entsprechende 

8 


114  SiOmrMef  9oh  Nemoied. 

WWemmAf  <6ebuhB  Ann.  &  inst  XI,  p«  112,  A.  3,  ^Bofiacos 
Dftctyl.  II,  96  «.IM),  die  itorae  (Q«ri  Mus.  Flmrent  ll,i.  100, 
-n.  5)  un<i,  w«nn  Sthul^  a.  a.  0*  p.  191,  A,  6,  nieht  irrt, 
4Ui  FussbeiiCigeluag  ((>ei  Voipi  Ytt.  Lat.  IX,  I.  UI,  n.  6)  dts 
von  Mercttr  alNTlmg«»  bettachten. 

Kehren  wir  jetat  2U  «Bserm  SitberreKef  mrttck^  so  Imu 
ben  wir  «unttcliet  am  bemerken,  ^aem  auch  Merooriut  nhd 
Mars  nasammenfeslelit  geAwien  werden.  Man  trifft  nie  ids 
an  einem  Altare  vereinigte  fieltbeiten,  d<oi  «^/3cojue/,  auf 
dem  an  einer  Ana  befindlichen  Relief  im  Mas.  Chtarammiti  T.l, 
t.  19<Denknk  d.  a.  K.  U,  83, 047)  wie  ihnen  nach  denlnschriacn 
die  in  diesen  Jahrh.  Vil,  6.  ra,  n.  7  irH'zeeehnele  Ära  gemein- 
sehaftlich  geweiht  war.  Sie  erscheitteii  fprner  in  Reliefdarstd- 
lungen  an  awei  Velivmonnmeoteu  des  Ma^imilianemnseums  nu 
Angsburg  rereinigt,  weiche  auletnt  beschrieben  sind  van 
M.  Meteger  «Die  Rom.  Steindenkmaler,  Inschriften  und  Crefass- 
stempel  im  Max.-Mns.  zu  Augsb.^  S«2S,  n.  XVi,u.  B.24f., 
n.  XVIII,  an  deren  lelsterem  noeh  ¥ictt>ria  hineng^fttgt  ist.  Wir 
liaben  sehen  Im  Texte  der  Denkm.  d.  a.  K.  zu  dem  dien  ange- 
fahrten Relief  bemerkt^  dass  auf  diesem  Mars  ak  Victor  und  Pa» 
cifermit  Mercurius  ataClott  des  frielliehen  Vetkehra,  Handels 
und  Wandels,  vereinigt  sei.  Allerdings  kann  bei  der  Zosan- 
menstellung  von  Mars  und  Mereurias  auch  eine  andere  Beate- 
hung  des  letzteren  au  Grunde  liegen.  Kommt  dach  dieser 
auch  als  siegbringender  Oott  vor.  So  a.  B.  auf  einem  go- 
schhittenen  Steine  der  K«rfat«tl*  Sammlung  an  Cassef,  der 
aus  dem  Werke  aber  die  frühere  Sammlung  Capello  in  Moni- 
faucens  Anl.  expl.  T.  I,  pl.  TS,  n.  7  wiederholt  und  auch  in 
Lippert's  DactyL  Suppl.,  I,  n.  202  mitgetheilt  ist,  und  auf 
dem  Onyx  in  Cades'  Impr.  gemm.  V,  S2,  sowie  auf  einci- 
unter  Hadrian  geprägten  Münze  von  Hermopolis  in  Aegypfen 
(Rasche  T.  Ili,  P.  1,  p.  541).  Dort  halt  der  laufende  Gott 
einen  Adler,  hier  der  stehende  (in  der  Qemmendarstellang 
mdh  auf  eine  Sank  stfltaende)  eine  Victoria  auf  4er  Band. 


Binen  Mduni  ^Vhutmt  kttntite  mün  iiaaiettiUth  f  eneigl  deki 
ftdken  «ineAiMttrsy  ^cv  darch  AlttÜNiie  als  VictMr  bemlohaet 
ist^  lüie  d)Mr  auf  den  Relief  dts  Mm.  Chiararaonti,  oder  asi 
SI»iMmieateii^  wo  auch  noch  Viotoria  erscheint,  wie  auf  dem 
km  Mw^T  .filaMe  «rwAhntan  Ai^stergisehcäi,  aazunebmea. 
Aber  UKrer  wird  behau|iten  vDollen»  das»  Mars  4ort  aar  als 
Violar^  iiiQhi*aueb  als  Pacifitr  aa  fasileB  sei?  Wer  wird  hh- 
zfl^ieh  iea  ktatgenamiteB  Augabuf gif cheo  VotivmamuDeats 
Hiehft  mgeken  wiellen,  4a98  Mars,  Victom,  Mereurius  wesent«- 
Hoii  tntaprecbea  ki>aii4ii  MatU,  Victoriae^  Paci,  weldh«  aa 
4er  o%eB  era-Ahatan  Ära  des  Leyifener  Muaetans  ausaaimeii 
geaaatit  werdea?^)  B^aaa  kaaital«  dass  man  doch  bei  «ineoi 
riagbrtayendea  Mtroar  besandere^  diese  Eifeaseiiaft  bezekh*- 
neade  Atüribute  erwarten  some^  diese  al^r  aaf  beiden  in 
•«d«  stehcadan  Reliefs  feUen^  dia  vielmehr  (wie  aaeh  dds 
andere  Aogsbarfiache  Rdief)  nur  bekaimte  Friedeasatlribate 
«eifCü.  Ja  alkm  Anscheine,  nach  hangt  der  fiiegsa»ereur 
mit  4oa  nriadeasmerciir  eben  so  eng  zusammen  wie  Malte 
l%tor  und  Mars  Pacnitdr  oder  Piiadatar  Paois  (eine  Ansicht, 
.für  welcbe  auch^der  Dasstaad  spriclit,  dass  der  Siegsnermir 
bof  den  baiden  batreffeBden  gesebn.'  Steine»,  neben  den  auf 
#eii  l^ieg  deotenden  Attribi^en  bekannte  Friedensattribute) 
4m  Caduoeus  und  das  diMem  gleidistebettde  Staboben,  fdiirt). 
Der  Gedanke,  dass  durch  Sieg  Frieden  hergestellt  wird  — 
ein  Gedanke,  der  auch  die  Zusainmenstellung  von  Jl|ars,  Vic- 
toria und  Pax  in  der  Inscbrift  aa  der  oben  erwaiinten  Ley- 
daner  Ära  a«  Grunde  liegt  *^,  das^  eben  die  Siegesgottheit 
ancb  ^  Friedensgottheit  ist  -^  worauf  wir  annftchst  das  Kery- 
keion  der  Nike  auf  Oriechischi^ti  Monumenten  sturfickführen 
möchten,  wie  auch  den  bei  der  Römischen  Pax  zuweilen 
vorkommenden    Palmzweig  — ,    dieser    Gedanke   findet   sich 

6)  ^D6  Zusamiäeastelliuig  ron  Meroucias  und  Victoria  findet  sicli 
auf  dm  Gemfliea  bei'  L.  Müller  Mik.  ThoiValds.  Ifl,  ^,  n.  684 
u.  685. 


116  MberreKef  Ton  Kemeisd. 

anf  den  Bildwerken  iMseret  häufig  auagedrfickt,  mmi  es  isl 
manches  Mal  sehr  schwer,  ja  f mdc^ii  unattflich^  kestinoit 
zu  sagen,  ob  eine  Gottheit  in  erster  Instanz  als  sieghaft  oder 
als  friedenbringend  gefasst  werden  seil;  so  nahe  steboi  die 
Attribute  des  Sieges  und  des  Friedens  einander.  So  wird 
Mars  mit  dem. Geiz weige  in  der  Recblen  ^  den  faabUuellea 
Friedensattribute,  welches,  nebenbei  bemerkt,  bei  einer  Gott- 
heit, wie  Mars  nnr  ausnahmsweise  dnrch  den  Cadwceus  ver- 
treten wird,  z.  fi.  anf  einer  NOnze  des  Qnkitillus  mit  Mars 
Pacator,  vgl.  Rasche  a.  a.  0.  T.  III,  P.  I,  ^  292  0  —  and  deni 
Schilde  vor  den  Füssen  auf  einer  Münze  des  Kaisers  Probus 
inschriftlich  als  Victor  bezeichnet,  wttiirend  viel  falliifiger  die* 
selbe  Gottheit  oder  asch  Minerva  mit  oder  ohne  Zweige  mit 
ilem  Schilde  oder  dem  Harnisch  zu  den  Fassen,  oder  den 
Puss  anf  den  Helm  oder  den  Harnisch  setzend  auf  Rtaiischea 
Raisermünzen  als  die  friedenbringende  genannt  wird,  vgl. 
Rasche  a.  a.  0.  T.  III,  P.  1,  p.  297  und  Cohen  H^d.imyör. 
T.  III,  p.  230,  n.  63,  p.  256,  n.  203  u.  s«  w.  Der  abgenom^ 
mene,  aber  in  der  Hand  gehaltene  Heha  wird  von  Einigen 
(auch  von  L.  Müller  Mus.  Thorvaldsen  III,  3,  p.  d7,  zu  n.  256, 
wo  von  Mars  auf  einem  geschniCienen  Steine  die  Rede  ist) 
auf  Frieden  bezogen,  während  wir  hauptsachlich  und  zu- 
nächst durch  ihn   den  Sieg  bezeichnet  glauben,  ohne  inzwL- 

7)  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  auch  die  stehende,  bis  auf 
ein  nach  hinten  hin  abfallendes  Gewand  nackte,  behelmte,  mit  der 
Rechten  eine  hasta  auf  den  Boden  stflizende,  in  der  Linken  einen 
GadaceuB  haltende  Figur,  vor  welcher  man  einen  QlolMifl  ge- 
wahrt, auf  dem  gesohn.  Steine  bei  Gorlaeue  Paciyl.  II,  605 
nicht  als  ^Mercurius",  sondern  als  Mars  Pacifer  zu  fassen.  Frei- 
lich zeigt  die  Zeichnung  Flügelchen  oberhalb  der  Füsse;  aber 
diese  könnten  recht  wohl  mit  dem  obersten  herabhängenden 
Theile  der  militärischen  Fussbekleidung,  wie  wir  ihn  auf  Romi- 
sehen  Münzen  finden,  z.  B.  bei  dem  Mars  in  Gohen^s  M6d.  im- 
p6r.  T.  IV,  pl.  XV,  n.  13,  und  bei  der  Virtus,  ebenda  n.  85, 
verwechselt  sein. 


SüberreKef  ton  Neuwied.  117 

sehen  in  Abrede  zu  stellen,  dass  hie  nnd  da  auch  die  andere 
Beniehang  zulässig  sein  k4)nne,  rgl.  Text  zu  Denkm.  d.  a.  K. 
II,  20,  218.  Bei  4em  Mars  unseres  Silberreliefs  findet  sich 
keins  dieser  Attribute  oder  keine  dieser  attributiven  Hand- 
lungen ;  wohl  ab«*  ist  der  Umstand,  dass  man  ihn  als  Victor 
und  Paeifer  fassen  solle,  angedeutet  durch  die  umgekehrte,  mit 
der  Spitze  auf  den  Boden  gestützte  Lanze.  Wir  haben  in 
den  Denkffl.  d.  m.  K,  II,  2,  22,  a,  eine  Münze  von  Syrakus 
abbiidlioh  mitgetbeilt,  welche  einen  Zeus  mit  einer  solchen 
Lanze  zeigt,  und  im  Texte  diese  als  Andeutung  der  Ruhe 
nach  vollendetem  Siege  bezeichnet.  Hiemit  kann  zunächst 
zusauMneugesiellt  werden  die  Mflnzc  des  Septimius  Severus, 
auf  welcher  der  Kaiser  unter  der  Umschrift.  Rector  Orbis 
eine  haste  avec  la  poinfe  baiss^e  führt,  nach  Cohen  Mi^d. 
impdr.  T.  111,  p.  276,  n.  35&  Auf  einer  andern  Münze  des 
Septimius  Severus  erscheint  Mars  als  Victor  inschriftlich  be- 
zeichnet mit  einer  gleichen  Lanze,  vgl.  Cohen  a.  a.  0.  p. 
266  fi.,  n.  205.  Auf  einer  dritten  Münze  desselben  Kaisers 
halt  MARS  PACIFEA  stehend  eine  haste  renvers^e,  nach 
Cohen  a.  a.  O«  p.  256,  n.  203.  Auf  einer  Münze  des  Clan- 
ditts  Oothicus  führt  MARS  VICTOR  schreitend  hastam  in* 
vensam.  Rasche  a.  a.  0.  T.Iil,  P.  1,  p.  308.  Ebenso  MARS 
VLTOR  auf  einer  Münze  des  Tacitus,  Rasche  a.  a.  0.  p.  314. 
Ein  geschnittener  Stein  des  Museums  Thorwaldsen  zeigt  Mars 
mit  der  Lanze,  la  pointe  au  bas,  nach  Müller  Mus.  Thorv. 
Hl,  p.  37,  n.  255,  comme  signe  de  paix.  Die  haste  avec  la 
pointe  en  bas  ikidet  sich  bei  Mars  ou  un  soldat  casqu«^ 
auch  unter  der  Insdirift  VIRTVS  AV6.  vgl.  z.  B.  Co- 
hen a.  a.  O.  T.  V,  p.  518,  u.  61 ,  und  desgleichen  die  haste 
renvers^e  bei  Mars  und  Virtus,  vgl.  Cohen  T.  IV,  p.  433, 
B.  672  u.  673,  gewiss  als  Attribut  des  Sieges.  Parallel  geht 
die  hasta  transversa,  haste. transversale  bei  MARS  VICTOR, 
PACIFBR  oder  PACATOR  und  VLTOR,  vgl.  Rasche  a.  a.  0. 
p.  291,  p.  308  fl.,  p.  310,  p.  312  fl.,  und  Cohen  a.  a.  0.  T.  V, 


US  Süktrrdief  wn  Nemoi^ 

p.  84^  li.  28,  p.  117^11.  36  (wo  uaeh  Cdiei  Hhrt  terdh 
Vlrtns  ^la  Vakvr«,  vertreten  wir«)  «l  af ,  p.  SM»  au  lfi(K  Diaat 
haste  traasirersale  ojer  das  acaptre  traasVensal  todel:  aich^ 
bafiMdera  kftufiir  b^>  der  Pas,  vgK  ii.  B.  Cdhi»,  T«  IV,  p.  SM; 

D.  17;  p.  aas,  n.  i8,  p.  ao6,  q.  dM  «.  doe,  t.  v,  p.  6», 

1.48,  p.ll8,  n«4a,  p.  176,  Qvlll,  paSft,  ii«94,  p.  447,  «.7a. 

Eadlich  fehlt  ea  auob  akM  aa  riiier  üusaanneosteilaBg 
von  Mars  und  Portinia.  \g\.  Orelll  lascr.  Lat.  a.  laM. 
Af  bnlieh  ist  t s  wenn  Illars  und  9oaiu  Bt^enlns  'msammf  nge*. 
nanat  werden,  wie  bei  Hennen  zu  Orelü  n.  5673. 

Es  kann  keinem  Zweifel  nnlerliegen  dasa  Mara,  Fortuna 
und  Mereuri«  als  die  dtftter  darg^lellt  sind,  wtkiMi  den 
Frieden  xu  Wege  briogcai,  mid  die  Segnnngeii  deaselbe« 
vermitteln  and  erhalten. 

Gehen  wir  jetzt  nur  Besprechung  der  eiattlnen  Dai^ 
Stellungen  und  der  noch  nicht  behandelten  Attribute  ttber,  s« 
bleübt  über  Mars  wenig  au  »gen  Übrig.  Br  zeigt  skh  una 
•n  face,  bttrtig,  einen  Helm  mit  doppeltem  Bu&che  (geaiinae 
criafeae)  auf  dem  ^upte,  in  vieler  Rttsinng«  hl  befuemer  Hai« 
tnng  dastehend,  indem  er  mit  der  Reckten  die  Lanze,  mil 
der  Linken  den  Schild  auf  daa  Boden  stützt  Man  vergleiche 
die  Reliefdarslellung  in  den  Bionkm«  d.  a.  K.  11,  23,  S4i7  and 
die  Gemmendarstellung  ebenda  n.  246,  a  (awr  dasa  hier  die 
Lanze  nicht  mit  der  Sj^tee  nach  unten  gekehrt  erscheint). 
Fcurtuna  Ist  nicht  bloss  mit  einem  Qbergewande,  aaadfm 
auch,  wie  meisit,  mit  einem  Vatcrgewmnde  angeihaii«.  IbM 
Attribute  sind  die  gewOhsHchsten :  Füllhöm  und  Stenerrsisr« 
Die  Deutung  der  Fortuna  wird  sich  westatlieh  nach  der  Ikt^ 
Ziehung  der  mit  ihr  zusammengeatditen  Götter  zu  ctchten 
haben.  Rertuna  kann  nicht  bloss  als.  im  Frieden,  sondern 
auch  als  im  Kriege  waltend  gedacht  werden.  In  letzterer 
Hinsicht  steht  sie  iler  Victoria  nahe.  Piass  aie  auf  mserm 
SUherrelief  mehr  in  ersterer  Bedeutuag  za  fasste  aein  wird, 
bedarf  wohl  kaimsr  weiferen  Bemqrkttim*  .  . 


(r  4€in  Gieb^Udde  d«r  BikulicbMUen,  i«  Afii^ii  Mar» 
UiMi  Fortuna,  «Id^an,  ^eytsA^i  mf^m  einen  Kran«»  entwe^ev 
?^»  Lqii^er-*  oder  von  OlivcaiMjUUrii«  Das  kann  allerdings 
Ha  gaaa irrdevanUr  Ziermtb  sein;  aber  «icbt  weniger  aiicb 
ein  bedeutsamer  Schmuck.  Ein  Lorbeerluraa^  würde  sehr 
wobi  M  fioem  Mara  Victor  und  dn^r  Fortuna  Victrij^  (Hen. 
««n-OreUi  n.  ^9&,  Nontfaucon  AnU  expLT.  I»  pl- 198,  n.  3 
u.  4,  Toelken  „Erkl.  Verzeichn.^  Cl.  III,  Abth.  5,  n.  1300 
— 1302)  passen;  ein  Kranz  von  Olivenblättern  die  Beziebung 
der  beiden  Gottheiten  auf  Frieden  hervorheben  können. 

Mereuriua  erscheint  ebenfalls  in  der  Stellung  und  Hal- 
tung,  in  d«r  Tracht  und  mit  den  Attributen  in  den  Banden, 
die  sich  am  häufigsten  bei  ihm  finden.  Er  hält,  bis  auf  die 
attf  der  linken  Achsel  aufiiegeiide  und  um  den  linken  Arm 
geschlagene  Chtamys  ganz  nackt,  im  Begriffb  vorzuscbreiten, 
mit  der  rechten  Hand  den  Beutel  vor,  wie  um  ihn  darzubieten, 
während  er  im  linken  Arm.  den  Caduceu3  hat. 

Ueber  die  Bedeutung  des  Caduceus  auf  einem  Monumente 
wie  das  vorliegende  bedarf  es  keiner  weiteren  Aufeinander- 
aelzung,  obgleich  die  urq^rtagliiibo  Beziebung  dieses  Sym- 
bols trotz  alles  ies  darüber  Verhandelten  m»eh  sehr  im 
Dunkeln  liegt.  —  Was  den  Bentel  anbetrifft,  so  wird  man 
denselben  hier  für  den  gewähnlichen  Geldbeutel  des  Gottes 
des  Hapdels  und  des  Wandels  zu  halten  haben,  wenn  er  auch 
das  allgemeine  Symbol  des  reichen  Segens,  welchen  Hermes 
a^afft,  sein  konnte.  Hierüber  hat  nach  K.  0.  Müller  ^Handb. 
d«  Arcb*^  S*3S1»  A.  4,  0.  Jahn  gesf^rocben  in  den  Berichten 
dw  K.  Sachs.  Ges.  d.  WisseHsch.,  1649,  S.  162  fl.,  mit  Be- 
zugnahme auf  bekannte  Bildwerke.  Wir  fügen  binzv,  dass 
besonders  instroctlv  ist  der  Beotel  mit  Phallen  daran  in  der 
Hand  der  Erzfigur  des  Priapus  bei  Beger  Thes.  Brandenburg. 
Vol.  ni,  p.  266  (denn  es  wird  wohl  schwerlich  Jemand  glau- 
ben^ dass  in  diesem  Falle  der  Beutel  dem  Priapus  nur  als 
dem  Sohne  des  Me^cprius  -7-  Hygin.  Fab.  CLX  -^  gegeben  sei, 


120  SUberrelief  von  Neuwied. 

wie  allerdings  in  späterer  Zeit  eine  solche  rein  ftnsserliche 
Cebertragung;  von  Attriboten  wohl  vorkommt).  Das  be- 
treffende Bildwerk  nnterstatzt  die  Mtiller'sche  Ansteht,  dass 
der  Beutel  auch  als  Symbol  äpr  Lebenskraft  gefasst  werden 
kOnne,  nicht  wenig®). 

Interessanter  als  die  Attribute,  welche  er  trttgt,  sind  die, 
welche  innerhalb  der  Baalichkeit  zu  den  Seiten   des  Gottes 


8)  Die  Frage,  ob  man  nur  an  den  Geldbeutel  oder  an  ein  allge- 
meineres Segenssymbol  zu  denken  habe,  wiederholt  sich  bezQg- 
lieh  des  Beutels  in  der  Hand  der  Ubertaft,  Laetitia  und  Secu^. 
ritas  auf  Römischen  Kaisermünzen  (Rasche  a.  a.  O.  T.  I,  p.  1093). 
Doch  kann  man  selbst  hier  mit  der  Annahme  eines  blossen 
Geldbeutels  auskommen.  Der  Inhalt  des  Beutels  ist  begreiflicher- 
weise in  der  Regel  nicht  zu  sehen.  Doch  erblickt  man  auf 
dem  im  Bonner  Museum  für  vaterländ.  Alterth.  aufbewahrten 
Relief,  welches  bei  Dorow  „Opferstätt.  u.  Grabhüg.  der  German. 
u.  Rom.  am  Rhein"  11,  T.  1  und  bei  S.  Chr.  Wagener  „Handb. 
der  Yorz.,  in  Deutschi.  entd.  Alterth.  aus  heidn.  Zeit^  T.  20, 
n.  185  in  Abbildung  mitgetheilt  ist,  wo  der  Beutel  grade  von 
Mercurius  ausgeschüttet  werden  soll,  deatlich  in  ihm  Geldstücke. 
Eine  sehr  interessante  Silberstatuette  des  Mercurius,  die  im  Ca- 
tal.  of  the  Collect.  Hertz,  t.  fv,  n.  3,  abgebildet  ist,  nach  p.  133 
of  Etruscan  origin,  zeigt  den  Gott  in  der  Hand  des  ausgestreck- 
ten rechten  Arms  einen  Beutel  hinreichend,  während  die  Hand 
des  etwas  zurückgehaltenen  linken  Armes  eine  Anzahl  von  Mün- 
zen fasst.  Vermuthlich  ist  hier  Mercurius  als  im  Handel  be- 
griffen gemeint:  er  hat  die  Münzen  aus  dem  Beutd  genommen 
und  y ersucht  es  erst  einmal,  ob  er  das  Geschäft  mit  der  im 
Beutel  belassenen  Summe  abmachen  kann.  Jedenfalls  deuten 
hier  die  Münzen  in  der  Hand  auf  Münzen  im  Beutel^  nicht  etwa 
darauf,  dass  man  sich  diesen  als  nicht  mit  Geld  versehen  den- 
ken solle.  Bei  einer  hübschen  Bronzestatuette  zu  Lyon  wird 
der  Beutel  durch  ein  Gefass,  eine  Art  von  Geldbehälter,  ver- 
treten gefunden,  vgl.  A.  Cemarmond  Descr.  des  Antiq.  de  Palais- 
des-Arts,  L.  1856.  1857,  p.  214,  n.  61  und  pl.  8. 


SUberrdief  eon  Neuwied.  121 

und  Aber  iem  Giebel  der  Baulichkeit  dars^estellt  gefunden 
werden. 

Links  von  dem  Gotie  gewahrt  man  einen  Hahn  (den  der 
Ktastler  wesentiicli  wohl  nur  deshalb  mit  zurückgewandten 
Kopfe  darstellte,  weil  es  ihm  fOr  den  gegebenen  Raum  so 
am  besten  passte,  nicht  etwa,  um  auf  die  Wachsamkeit  des 
Vogels  hinzudeuten)  und  unterhalb  desselben  ein  auf  einem 
Untersatze  stehendes  Gefäss. 

Der  Hahn  ist  ein  Attribut,  welches  Mercurius  unter  An- 
deren mit  dem  Sonnengotte,  dem  Dens  Lunus,  der  Pallas  Er- 
gane  und  dem  Mars  gemein  hat.  Wie  er  fiberall  erst  zu 
verhallaissmassfg  spater  Zeit  aus  Persien  nach  Griechenland 
verpflanzt  ist  (C.  Fr.  Hermann  Lehrb.  der  griech.  Privatal- 
terthömer  §«  16,  Anm.  19),  in  altern  Zeiten  bei  Schriftstellern 
und  auf  Bildwerken  nie  bei  Hermes  vorkommt^),  dagegen 
später  zu  den  häufigsten  Thierattribnten  des  Gottes  gehört 
und  namentlich  auch  auf  den  Monumenten  aus  Frankreich  und 
Deutschland,  so  sind  es  zwei  nicht  urspröngliche,  sondern 
erst    später   hervortretende   Eigenschaften    des   Gottes,   auf 


9)  Die  älteste  Sohriftstelle,  in  welolier  der  Hahn  in  Beziehung  auf 
Hermes  yorkommt,  ist,  unsere»  Wissens,  Plataroh.  Conv.  Disput. 
III,  6,  p.  666  Wyttenbach ;  die  Zweitälteste  Lucian.  Gall.  s. 
Somn.  2.  -  Die  Bildwerke  anlangend,  in  denen  der  Hahn  als 
Attribut  des  Gottes  erscheint,  so  sind  darunter  solche,  die  aus 
den  yersohiitteten  Städten  am  Vesuv  stammen,  ygl.  z.  B.  Mus. 
Borbon.  Vol.  X,  t.  53.  Auf  den  alten  bemalten  Vasen  kennen 
wir  den  Hahn  bei  Hermes  nieht,  wohl  aber  erscheint  auf  der 
Oenoehoe  mit  schwarzen  Figuren,  welohe  Gerhard  „Ueber  Her- 
menbilder auf  Griech.  Vasen*',  AbhdI.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss  z. 
Berlin,  1855,  Taf.  I,  n.  1,  herausgegeben  hat,  ein  Vogel  ande- 
rer Art  auf  dem  vor  einer  Hermesherme  stehenden  Altare.  Ob 
der  Hahn  auf  den  Münzen  von  Karystos  auf  Euboa  in  Bezie- 
hung auf  Hermes  steht,  wie  Panofka,  n^o^  einer  Anzahl  ant. 
Weihgesohenke^,  Berl.  Akademiesohr.  1839,  S.*  139,  annimmt, 
ist  sehr  die  Frage. 


im  gatuwrfHef  von  fh¥i/iie(is 

w#liebe  er  ^  wie  09  uns  scheint  ^^},  «usBcbliuBsliok  \m  BeMgp 
gestellt  ist.  Er  geht  jenen  an,  insofern  er  dem  Huidfil 
und  Verkehr  «od  der  Tbatigkeit  des  Handwerker»  rcdritcht, 
ab  Verkfinder  des  Tages,  mit  welchem  die  BeIciehBamluril 
kegiml  (Plutarcb-  Conv.  Disput«  III,  6,  y^  066  Wyttenb.,  vgk 
auch  Pansau.  V,  25«  5  «.VI,  2$,  2, und  Ariato^h. Ar.488fl.)T 
und  den  '^E^ftijg  eyayuivtoc,  als  sireitkistiges  Tbier  (Aelia»  de 
Nat.  Anim.  IV,  29,  V,  5,  Pausan.  VI,  26,  3,  Aesch»  Kumm« 
883  fl.  Well.) 

Ckfäflse  kiinaeii  dem  Hermes  aus  mehr  als  einem  Grunde 
beigegeben  &aa.  In  dem  verliegendeii  Falle  btoijbt,  da  Nie^ 
mand  an  eine  ^vi^cl  mit  gekochtea  Früchten  aller  Art^  wie 
sie  m  Athen  dem  Goüe  an  den  Xvxq9i  dargebracht  sm  wer-f 
de»  pflegte  (C.  Fr.  Uermaiin  Lehrb.  d.  gottesdim^L  Altevth« 
der  Gr.  §.  d8,  A.  20),  oder  ao  ein  Gefikss  zw»  Opferdienst  ^^^ 
eder  an  ein^  Geldtopf  (Deukm.  d.  a.  Kunst,  Text  «u  II,  3, 
48,  b),  oder  an  ein  Trink*  oder  AUsehgefä^s  (Denkm^  d«  a.  K. 
Text  m  II,  28^  306,  c,  und  II,  30,  337,  e)  zu  deaken  ge« 
neigt  sein  wird,  nvr  die  Wahl  ^wi^cben  einer  sitnla,  die 
^um  Loosen  oder  Würfeln  diente  und  in  anderer  Beziehung 
mehrfach  bei  dem  Bermes^Aiiubis  gefunden  wird,  und  einem 
Gefässe,  wie  sie  bei  den  gymniseheh  Agoiien,  denen  Hermes 
v^orstand,  gebräuchlich  waren,  um  die  als  Preise  dienenden 
Zweige  u.  s.  w.   aufzunehmen.    Das  Gefäss  auf  unserem  Sil- 


10)  Gechard  fj^st  den  Hahn  bei  Henaotea  au^h  ads  ehth^nlfiOilN»  Sym- 
\>ol,  „Griooh.  MjtUol.'^,  §.  277^  Ama>  2,  e;  aber  auf  welche 
Belege  hiD? 

13)  Pas  Qefäss,  welches  dem  Herme«  ade«  M^oariusi  aU  Opfer- 
herald  gegeben  würd,  ist,,  wie  auf  dea  Oneehischeii  (Boulea  Ghoix 
de  Vas.  peiikts  du  Mvis.  4'AnUq.  de  X«eide^  p^  8i6)»  lo  auch  auf 
den  RöziuBchen  Moaumei^ten  (unter  denen  beeomdepa  a«oh  die 
^ön^n  zu  beaohten  sind,  yrg}.  Hasche. a«  a,  0.  T.  UI,  P.  I, 
p.  543)  in  der  Regel  die  Patera. 


SUbwreKef  Mit  Nmwied.  129 

bwriMef  hit  aBerdkif  &  f  rosge  AebntiehkeU  mit  j^ae«,  weU 
ehes  8«f  dem  Relief  in  den  Oeukm.  d.  a.  K.  11, 7a,  026  (99») 
Foitsaa  «af  dem  Kopfe  tiügt,  und  gansi  besonders  mit  dem, 
frelekes  anf  dem  die  Anknuct  der  lo  in  Aegypten  betreffen« 
den  Wandgemälde  im  Mus.  Borbon.  Vol.  X,  t.  8  neben  dem 
mit  der  Ms  susammen  dargestellte^  Harpokrates  auch  auf 
einem  Dntersats  am  Boden  stehend  crscheiht  ^^).  Das  freilieh 
bedenkliche^')  Gefäss  auf  dem  Kopfe  der  Fertuna  könnte 
ebensowohl  für  die  sitnla  Aegyptischer  Gottheiten  (Cuper 
Harpocrates  et  Monum.  aot.,  Traj.  ad  Rheo.  A.  MDCJUXXXVII, 
p.  45  fl.)  all  für  die  situla,  sitelia,  urna  aum  tioosen  ge« 
halten  werden,  da  Fortuna  bekanntlich  mit  der  Isis  identi^ 
fteirt  wurde.  Inzwischen  bat  weder  die  Ansicht,  dass  da« 
CkfAss  auf  dem  Silberrelief  dem  Hermes«  Anubis  entlehnt  sei» 
noch  4ie,  dass  durch  dasselbe  der  Gott  als  Vorstehet  dea 
Wirfelsptels  oder  als  Inhaber  vaa  Loos*  oder  Würfelorakeln 
(Bomer  flymn«  liiere.  Vs.  550  fl.,  nebsi  Bnumeister's  Anm, 
sn  Vs.  553,  p.  346  ed.  ma).,  und  Eustath.  &  Homer,  p.  IMf , 
37)  auch  nur  M  Entfernten  so  viel  Sdiehi,  als  die,  dass  es 
sieh  bei  dem  GeAtose  um  eine  Andeutung  des  Hermes  irayek 


Ift)  Etwa»  anders  xummt  sich  das  in  Kede  stehende  Gefäss  aus  auf 
der  Abbildung  desselben  Gemäldes  bei  RaouURocKette  Feint,  de 
Pomp6i,  pl.  17. 

13)  Henzen  bemerkt  in  d«r  Fortsetzung  der  OrelU'schen  Inscr. 
Vol.  III,  p.  747  über  die  Inschrift  an  der  Vorderseite  der  Ära, 
deren  eine  Nebenseite  mit  der  Darstellung  der  oben  erwähmten 
F«vtuna  Tersehen  ist :  apnd  Morat.  32,  3  Ligorio  tribuitur;  spu- 
rin»  igitur  est.  IKass  indessen  jiene  D&ralelluBg  auf  ein  antikes 
Vorbild  zarttekgeke,  kann  schwerlich  in  Abrede  gestellt  werden. 
Wohl  aber  fbagl  es  sick,  ob  nicht  das  Gefass  auf  dem  Kopfe 
der  Fortuna  nur  anf  ungenauer  Wiedergebang  des  bekannten 
Kopfschmaohee  der  Isie-Fortuna  bernhe,  Tgl.  Denkm.  d.  a.  K.  II, 
73,  935,  und  noch  mehr  Montfaucon  Ant  expl.  T.  pl.  19&u.  221, 
daneben  auch  die  Harpokrateafigur  bei  Cuper  a.  a.  O.  p.  119. 


124  SUberreUef  wn  ümwied. 

viog  bandele,  ganz  abgesehen  davon,  das«  der  dieselbe  Be» 
Ziehung  enthaltende  Hahn  in  der  Nahe  steht  und  dass  das 
Geflass  mit  oder  ohne  Zweig  darin  auch  durch  geschnittene 
Steine  als  Attribut  des  in  Rede  stehenden  Hermes  bekannt 
ist,  vgl.  Denkm.  d.  a.  R.  II,  30,  337  e,  CataK  of  the  Collect 
Hertz  p.  29,  n.  472,  M.  A.  Causeo  de  la  Chausse  Gemn. 
ant  iig.  t.  150  oder  Montfaucon  Ant  expL  Suppl.  T.  1,  pL 
apr^s  la  38,  n.  5.  ^^). 

Rechts  von  Mercur  steht  ein  Ziegenbock«  Dieses  Thier 
ist  ein  altes  Symbol  des  phänischen,  zeugungslnstigen  Hermes 
und  ein  Attribut  des  Opferherolds,  des  Gottes  der  Trift  und 
der  Heerden,  der  selbst  Hirt  ist.  Dem  Ziegenbock  gebt  in 
allen  diesen  Beziehungen  parallel  der  Schafbock,  Widder. 
In  seltenen  Fallen  erscheint  als  Attribut  in  den  letzteren  Be- 
ziehungen auch  das  Schaf,  z.  B.  auf  dem  geschu.  Steine  bei 
Hettner  ^Bildw.  d.  K.  AntikensammU  zu  Dresden^  S*  103, 
n.  19,  und  dem  bei  Urlichs  ^Dreizehn  Gemmen  a.  d.  Samml« 
Mertens-Schaaffhausen^  n.  X  (der  S.  12  das  betreffende  Thi«r 
als  ^etnen  Widder,  dessen  Hörner  fefalen%  'bezeichnet)  oder 
bei  King  Ant.  Gems,'  London  1660,  p.  863  (der  auch  Von 
einem  »ram^  spricht).  Hie  und  da  findet  man  Bock  oder 
Ziege  und  Widder  bei  Hermefs  oder  Mercurius  vereint.  So 
auf  dem  altgriechischen  Vasenbilde  in  Gerhardts  auserl.  Va- 
senb.  Th.  I,  Taf.  XIX,  n.  1  oder  in  der  El.  des  Nouum. 
cöramogr.  T.  III,  pl.  LXXXV,  auf  der  ant  Paste  des  Berliner 


14)  Die  Lithographie  bei  Dorour,  welch«  naeh  einer  Zeiohnang  von 
Hundeshagen  gemacht  ist,  zeigt  einen  Deckel  oder  «ine  Platte 
auf  dem  Oefasse  und  den  Hahn  daraafstehend.  Hundeshagen 
hat  sich  hier^  wie  anderswo,  namentlich  auch  in  Betreff  des 
Mars  und  der  Fortuna,  geirrt.  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass  in 
dem  Gefasse  ein  Zweig  befindlich  war,  der  mit  dem  ausge- 
brochenen Stücke  oberhalb  des  Geffisses  verloren  gegangen  sein 
könnte.  Vielleicht  sind  an  dem  übergebliebenen  Theile  des  oberen 
Randes  noch  -  Blätter  zu  gewahren. 


SüberreKef  eon  Neuwied.  125 

Museims  bei  T^elken^Erkl.  Ven.«  Kl.  III,  Abth.  2,  n.883^ 
and  bei  der  rttmischen  Bronse,  welche  der  Graf  Orti  di  Ma^ 
nara  in  der  Schrift  Antica  Statuetta  di  Bron2o,  Verona  16349 
heraiisg^egeben  hat,  vgl.  Cai'edoni  im  Bullet  d.  Inst,  arch., 
1835,  p.  13  CIL,  wenn  überhaupt  hier  der  ariete  che  porta 
un  Genielto  alato  avente  uella  sinisira  un  grappolo  d'uva, 
als  Mercursattribut  veranschlagt  werden  darf  ^^)«  Sonst  ist 
es,  so  wenig  es  beachtet  zu  sein  scheint,  doch  bemerkens- 
werth,  wie  sehr  auf  den  Bildwerken  aus  den  Hauptlftndern 
des  classiscben  Runstbetriebes  der  Ziegenbock  gegen  den 
Widder  als  Attribut  des  Hermes  oder  Mercurius  ssurttektritt, 
während  es  sich  in  Betreff  der  Länder  nördlich  vom  mit(el^ 
Iftndischen  Meere  und   den   Alpen,   welche  unter  dem   Ein- 


15)  Den  Genietlo  alato  wird  man  wohl  für  einen  Amor  halten  wol- 
len. An  diesen  denken  wir  auch  zunächst  bei  dem  geflügelten 
Knäbohen,  welches  Merour  in  einer  Reliefdarstellang  des  Maxi- 
nulians-Museams  zn  Augsburg  auf  dem  mit  der  linken  Hand 
und  dem  linken  Vorderarm  getragenen  Beutel  sitzen  hat.  Amor 
galt  ja  auch  als  Sohn  des  Mercurius,  vgl.  Cicero  de  Nat  Deor. 
III,  23.  Doch  drängt  sich  hier  auch  der  Qedanke  an  Plutos 
auf,  wegen  des  Sitzens  des  Kleinen  auf  dem  Beutel;  ein  Ge- 
danke, der  selbst  in  Betreff  des  Genietto  alato  auf  dem  Widder 
nicht  schlechthin  abzuweisen  ist,  zumal  wenn  man  glaubt  ver- 
anschlagen zu  dürfen,  dass  naeh  Hygin.  Poet,  astron.  II,  4  Plu- 
tos' Bruder  Philomelos  hiess.  Auf  dem  in  unserer  Anm.  8  an- 
geführten Relief  des  Bonner  Museums  finden  wir  bei  Mercurius 
einen  geflügelten  Knaben  mit  dem  Gaduceus  des  Gottes  und  bei 
Fortuna  einen  wohl  auch  geflügelten  mit  dem  Füllhorn  der  Göttin. 
Dieser  ist  sioherlich  als  Plutos  zu  fassen;  jener  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  als  Amor.  lieber  die  Bildung^weise  und  die 
Attribute  des  Plutos:  Schulz  Ann.  d.  Inst.  XI,  p.  125,  und  be- 
sonders Stephani  Compte-Rendu  de  la  Comm.  imp.  arch.  pour 
TA.  1859,  p.  106  fl.  Die  Bildwerke,  welche  ich  in  den  Denkm. 
d.  a.  K.  Text  zu  II,  8,  99,  a,  auf  Triptolemos  als  Knaben  be- 
zogen habe,  gehen  vielmehr  den  Plutos  an. 


Silbmr^Uef  eon  Neuwied, 

Aiisse  RöniBcher  Ciiltur  stehen^  g^nx  anders  «eririüt,  Ja 
namentlich  in  den  romanisirtea  Germanien  gerade  daa  6<w 
gentheil  statthat. 

Es  wird  nfl<s5Heh  sein,  4afür  die  Belege,  weldie  ekea 
snir  Hand  sind)  tietzubringen.  Auf  Mdnsen  und  selbst  ani 
solchen,  die  nu»  spaterer,  Rlimisclier  Zeit  itanmen^  findet 
sich  äusserst  Weniges,  was  bieher  geiiart.  Möglicbi  da«»  sieh 
der  Ziegenbock  auf  Mftnzen  von  Aenos,  vgL  z.  B.  Peileria 
Red.  de  Med.  T.  I,  |rf.  XXXill  n.  10  u.  11  und  Combe  VeL 
Popul.  et  Reg.  Noni.  Mus.  Britann.  pl.  IV,  n.  6,  aacfa  Co* 
fliitis  Pembroch.  Kum.  ant.  P.  II,  t.  III.  f.  5  (Bocbskopf  im 
Felde  neben  der  auf  de«  Throae  stehenden  Hernie)  auf  dfm 
dort  besonders  verehrten  Hermes  bezieht.  Auf  einem  Sock 
sitzend  zeigt  den  Hermes  die  Münze  von  Himera  bei  Torre- 
mnzza  Sic.  Num.  t*  35,  fig.  9  (Mionnet  Descr.  de  Med.  T.  I, 
f.  240,  n.  264)  i«). 

Noch  seltener  erscheiat  der  Bock  als  Attribut  des  Her- 
mes oder  Mercurius  auf  Werken  aus  anderen  Gattungen  der 
Runstübung.  Wir  wenigstens  kennen  nur  noch  folgende,  meist 
in  Italien  gefundene:  die  von  Mainardi  im  Bull.  d.  Inst.  areb. 
18iltp.l37  besprochene  Bronzegruppe,  die  Reliefdarsteflung 
an  dem  Capitolinischen  sogenannten  Puteal  Denkm.  d.  a.  K.  II, 
18,  197,  die  Reliefdarstellung  auf  der  Thonlampe  in  Mus.  Pas- 
serii  Lucern.  fict.  T.  I,  t  CII,  die  Gemmendarstelluug  bei  Malier 
Mus.  Thorvaldsen  III,  8,  ii.  308,  und,  alle«  Anschein  nach,  die 
bei  GorlaeusDaclyl.  II,  n.  469,  und  danach  bei  Monifaucona.  a.  0. 


16)  Auch  auf  der  unter  Diadumenianus  geprägten  MuH««  ^on  Aegae 
in  Gilicien  bei  Haym.  Thes.  Brit.  H,  t.  4$,  iig.  7  (Mionnek 
Suppl.  VII,  p.  160,  n.  47)  Ändet  eioh  eine  Ziege  l>ei  Hermes. 
Dieselbe  kommt  aber  auF  einer  anderen  unter  demselben  Kaiser 
geschlagenen  Mtinze  desselben  Ortes  bei  H^akles  ror,  vgl. 
Mionnet  a.  a.  O.  n.  48.  Daher  dürfte  sie  den  Hermes  nicht 
angehen,  sondern  als  Namenssymbal  der  Stadt  bu  Aussen  sein, 
wie  auch  auf  anderen  MUnzen  dieser. 


SäberreUef  foon  fltumied.  127 

T.  i,  pL  73,  m.  r  ^^).   Dag:egeii  trUi  uns  der  Bock  als  Mer. 
ouriiisattrHMit,  abgeeehen  ?oo  dem  jcdenfiills  auch  aus  4tm 


17>  Alif  diesem  Steine,  deesen  Herlranft  niohi  aogegebea  ist,  findet 
flieh  unter  den  Attributen  des  Merourius  aach  ein  Schwein  od«: 
ein  Eber,  ein  Thier,  welches  dem  Metcoxius  zu  Rom  geopfert 
warde  und  diesseits  der  Alpen  bei  Darstellungen  des  Gottes 
gefunden  ist  (Hucber  in  Cartier's  und  de  la  Saussaye's  Boy. 
numism.,  1850,  p.  170).  —  Wie  auf  dem  Capitolin-Puteal  Her- 
•  mos  einen  Bock  nach  sich  zieht,  wohl  nicht  als  Heerdengott, 
Bondem  als  Opferherold  (obgleich  Roulez  a.  a.  O.  p.  87,  A.  4 
der  «ntgegengeseti^ten  Ansicht  Ist),  eo  Ist  er  daseelbe  zu  thun 
im  Begriff  in  der  Opfeffdarstellnng  an  der  bemalten  Vase  In 
Millln's  Feint,  de  Vases  I,  pl.  51)  oder  Guigniaut's  Kelig.  de 
TAnUq.  pl.  CVl,  n.  422,  oder  Lenormant's  u,  de  Witte's  £1. 
o6ramogr.  T.  111,  pL  88.  Die  von  Hasche  a.  a.  O.  T.  111,  P.  I, 
p.  544,  unten,  ycrzeichnete  Münze  Antonin^s  des  Frommen,  auf 
welcher  es  sich  um  das  Herbeiführen  eines  Widders  oder  Bockes 
duFch  Mercur  handeln  soll,  muss  ich  genauerer  Prüfung  anheim- 
stellen.  Anf  dem  in  den  Denkm.  d.  a.  K.  IT,  30,  837  abbild- 
iloh  mitgetheüten  Vasenbilde  hat  man  die  Da^-sleUang  eines 
Beoksopfers  an  Mercurius  angenommm;  ygl.  jedoch  unseren 
Text.  —  Man  konnte  auf  den  Gedanken  yerfallen,  dass  die 
Ziege  neben  den  verschlungenen  Händen  auf  dem  Petersburger 
Sardonyx,  welchen  Stephan!  Oompte-Rendu  pour  l'A.  18G1, 
p.  112,  bespricht,  als  Symbol  des  Mercur  zu  fassen  sein  solle 
(freilieh  nur,  wenn  es  erlaubt  ist,  einen  Bock  anzunehmen). 
Dooh  läest  eieh  noch  eine  andere  Erklärung  geben,  nämlieh  die, 
dase  dia  Ziege  »das  fröhliche  Gedeihen,  welches  die  natürliche 
.  Folge  von  Friede  und  Eintracht  ist",  für  den  Bereich  ^er  Vieh- 
sucht  ebenso  andeuten  solle,  wie,  nach  Stephanies  richtiger  Auf- 
fassung (S.  111)  Kornähren  und  Mohnstengel  für  den  des 
Ackerbaues.  Mit  der  Deutung  dieses  ausgezeichnet  kundigen 
Archäologen  kann  ich  mich  noch  weniger  befreunden  als  mit 
der  des  Hahns  neben  den  verschlungenen  Händen  auf  ein  paar 
geschn.  Steinen,  welche  unmittelbar  vorher,  S.  111  fl.,  aufge- 
stellt ist.  Durch  Hahn  und  Hände  wird  entweder  angedeutet, 
dass  die  £intraoht  aus  dem  Streite  hervorgegangen  ist,  oder  der 


128  SiWerrMef  von  Neuwied. 

jetsig;ea  Frankreich  stainneadeii  Bildwerk  hei  HontfaiiGon 
SuppK  au  Livre  de  l'Ant.  expL,  pl.  apr^  la  XXXVll,  d.  5, 
zwei  oder  drei  Male  entg^egen  auf  AUerthümern,  welche  in 
der  Bourgogne  gefunden  sind,  nämlich  auf  fcn  beiden  ein- 
ander in  Betreff  der  bildlichen  Darstellung  so  ähnlichen  sil- 
bernen Löffeln,  welche  Montfaucon  Ant.  expl.  T;  I,  pl.  72,  n.  3 
u.  4  in  Abbildung  miCgetheilt  hat,  und  auf  dem  jetzt  in  Lyon 
aufbewahrten  Steinrelief,  welches  Comarmond  Descript.  du 
Mus.  lapidaire  de  la  Ville  de  Lyon  pl.  7,  u.  438  u.  p.  g8  ftL 
und  Boissieu  Inscr.  ant  de  Lyon  p.  13  u.  14  herausgegeben 
und  besprochen  haben.  Noch  viel  bäuiger  aber  finden  wir 
den  Bock  neben  dem  Mercurius  auf  Bildwerken,  welche  dem 
Boden  des  südwestlichen  Deutsehlands  entstammen,  sodass 
man  wohl  sagen  darf,  der  Bock  erscheine  hier  als  das  dem 
Gotte  am  häufigsten  beigegebene  Thierattribut,  da  er  viel 
öfter  als  die  Schildkröte  und  selbst  noch  mehr  als  der  Hahn 
vorkommt  Aliein  die  Grossherzogliche  Sammlung  vater- 
ländischer Alterthtimer  zu  Karlsruhe  enthält  in  der  Abtheilung 
der  monumentalen  Alterthümer  drei  Beispiele,  nach  der  Be- 
schreibung derselben  von  Dr.  W.  Fröhner,  Rarlsr.  1860, 
n.  36,  b,  n.  89  u.  n.  92.  Eine  gleiche  Anzahl  von  einschlä- 
gigen Steinreliefdarstellungen,  die,  im  Würtembergischen  ge- 
funden, jetzt  in  der  Sammlung  zu  Stuttgart  aufbewahrt  wer- 
den, ist  abgebildet  zu  Sam.  Chr.  Wagencr\s  Handb.  der  vor- 
zügK  in  Deutschland  entd.  Alterth.  aus  heidn.  Zeit,  Taf.  76, 
tt.  751,  T;  117,  n.  1159,  T.  119,  n.  1175.  Weiter  lernen 
wir  auch  durch  M.  Metzger  ,,die  Rom.  Steindenkmäler  u.  s.  w. 
im  Maximilians-Museum  zu  Augsburg^  drei  Monumente  ken- 
nen, welche  den  Bock  neben  Mercur  zeigen  und  zwar  zwei 
Rundwerke  und  ein  Relief  aus  Stein,  vgl.  S.  18,  n.  IX,  S.  22, 
n.  XllI,  S.  24,  n*  XVIIl.   Von  diesen  aus  dem  jetzigen  Frank- 


Hahn    ist   Stellvertreter    des  Hermes,   wie  ja  öfter  das  heilige 
Thier  als  Symbol  der  Gottheit,  welcher  es  geheiligt  ist,  erscheint. 


aObmfrtHef  ium  NmwM.  129 

nMi  and  DeulMhla«d  stamieiideii  AUothiaeni  enthalten 
fie  beiden  sHbernen  LUffel  an  Thierattribolen  Merenr's 
naeb  den  Habn  und  die  Sdiildkrilte;  da«  BiUweriL  in  Mont. 
fancott'«  Snffi*  a.  a.  0.  (sidier)  «und  das  bei  Wagener 
Taf.  m»  n.  7*1  abgebildete  Relief  (wie  es  sdieint)  noeh  den 
Hahn;  ebenea  die  Henwnente  bei  Metoger  S.  18*fl.  n.  IX, 
Xni  n«  XVIIL  Auf  dem  Monnmeote  bei  Wagener  Taf.  51 , 
n«53]  findet  sieh  nur  der  Hahn;  auf  dem  bei  Metager  S.  SO, 
ni  XII  nur  der  Hahn  und  die  SehiMkrMe  ^^). 

Die  Beziehung  des  Beetees  auf  aHca  diesen  BiidweriLen 
anlangend^  sa  darf  man  wehl  annahmen,  dass  er  nicht  im  Sinne 
allerer  Symbalik,  saadem  n«r  als  Attribut  des  Heerden-  und 
Weide-^GkatteSy  des  Opferberold'«,  endlich  etwa  auch  als  OpfBr- 
thier  des  Gattes  za  fassen  ist  Auf  der  Lampe  bei  Passeri 
ist  ausser  dem  Backe  aeben  Mercur  auch  ein  Hund  darge- 
sinlll,  den  wir  in  diesem  Falle  am  liebsten  als  Hirtenhund 
betrachtend^).     Unter  den  Monumenten   au  Karlsruhe  sind 


18)  Dam  die  Sohildkr5te  cmd  ga&z  besonders  der  Hahn  bei  den 
in  Gallien  gefundenen  Darsteilungen  öfters  Torkommen,  bemerkt 

.  Haolxer  a.  a.  O.  p.  172,  indem  er  sieh  für  die  Schildkröte  auf 
Dom  Martinas  llelig.  des  Gaulois  T.  I,  p..  44,2  u.  458  beruft  (ein 
Werk,  welches  mir  nicht  zur  Hand  ist). 

19)  Der  Hund,  ein  bisher  zu  wenig  berücksichtigtes  Attribut  des 
Mercur,  welches  sich  yereinzelt  auf  Griechischen  Vasenbildern 
und  nicht  yiel  häufiger  auf  Römischen  Bildwerken  findet,  kann 
mehrfache  Beziehungen  haben,  unter  denen  wir  die  oben  an- 
gegelTisne  und  die,  nach  welcher  er  dem  das  Haus  hütenden 
Gotte  angehört,  als  die  zunächst  zu  berückrichtigenden  aner. 
kennen,,  während  wir  die  von  Gerhard  Auserl.  Vasenb.  lU, 
S.  59  fl.,  zu  Taf.  CLXXI,  geäusserte  Ansicht,  dass  er  bei  Her- 
mes  als  chthonisohes  Symbol  zu  fassen  sei,  durchaus  nicht  gel- 
ten lassen  können.  In  einer  jener  beiden  Beziehungen  erscheint 
^r  sicherlich  auf  dem  Karneol  des  Haager  Cabinets,  welchen 
J.  C.  de  Jonge  Notipe  sur  le  Gab.  d.  M^d.  et  d.  Pierr.  grav.  de 
S.  Maj.  le  Boi  des  Pays-Bas  p.  145,  n.  16  beschreibt  C^Mercure 

9 


ISO  mmff^diefmon  NmnOsd. 


0«d,  a«f  dcMB  nacb  Vwdhmm^m  Aagaht  aar  tkä  BmUi^ 
neben  Hercor  dam^eslellt  iet  Datei  dealU  auui  daeh  w«*! 
ffunachet  an  dea  Back  als  O^ieHhier  des  Oatta,  lAü^tMii 
aadii  dtr  CMaake  an  dea  Opieter  nieht  anagaeaHoAMB  ifl. 
IMber  dea  Giebalfelde  dtr  mü  «kaviaadta  gmehmAtm 
BaulichkeH^  innerhalb  denn  Mevcar  ateht,  n^ewatat  man  auf 
jeder  der  beidra  Seilen  einen  Seegniffen.  Man  hat  MeJDr» 
eacbe  bei  der  Anabme  einer  Baaü|^hkait  aolebar  ak  Aia- 
belschrauck  dienenden  Fifwnen  auf  bildlichen  DaaiAeteigaa 
▼on  Baalichkiettai  ans  s^erar  Seit  ndglichat  bebnliam  n 
sein,  wie  ich  schaa  bei  anderer  43elegenbett  kanaHdit  baba, 
vgl.  CMhard'a  Denfan.  n.  Horech.,  IHA,  S*  1&&  iL  in,  dem 
Tcrlieg^nden  FaUe  wird  es  Bnawiachen  erlaabt  aeint  daa^CMaa- 
kea  an  eine  Beaiehimg  dea  Seegreifea  aaf  die  OcMbjsJt,  an  deren 
Heiligthwn  er  dargestellt  ist,  Raaai  au  geben.  Mm  hat  ^ 
Meimmg  auageai^D^n,  dass  Heerwesen  wie  die  Bijipekaai- 
pen  Mercur's  Eigensobaft  alsPsychopiimfes  afidentetea  (Hacker 
in  der  Rar.  num.  Franc,  a.  a.  0.  p.  169).  Diese  Dentnag 
kdnnen  wir  fttr  den  vHirUegenden  FaU  mit  ncbltti  geilen 
lassen,  nicht  etwa  dedialb^  weil  ^dem  Rannschen  Mercurins 
das  Amt  des  xl/vxonofinbg  gar  nicht  jsukomfflt^(Melager  a.  a.  O. 
S.  30)/ sondern  weil  Ihre  ZulAssigkeit  überhaupt  nicht  nach- 


asBiB,  ar^o  ses  Attributs;  pr^s  de  Idun  «t>q  et  üb  chien^).  Üeber  die 
Bedeutung  des  Huftdes  auf  der  Münze  des  Gairienue,  auf  welcher 
man  Merour  mit  dSesen  Attribute  «fiter  der  TJmaefirift  Dona  Aug. 
dargestellt  findet  COoben  Mid.  iinp.  T.  IV,  p.  3e&,  n.  115)  fin- 
det sieh  eine  beachtenswerthe  Ansiclst  bei  Rasefae  a. «.  O.  T.  11, 
P.  t,  p.  4M.  Kaoh  dersetben  ist  der  Hund  aus  det  Aegypti- 
sehen  Mythologie  zu  erklSre&>  Die  in  Aegypten  geprägten  Mün- 
zen, welche  den  Hund  neben  dem  Mereur  eefgen  (Rasehe  T.  I, 
p.  814,  T.  III,  P.  1,  p.  644  fl.)  sind  ebensowohl  als  die  aegyp- 
tisirende  Gemme  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  If,  ^,  806,  e,  von 
den  re!n  Orieohlsehen  oder  Rdmisehen  M<mumenten  behutsam 
zQ  scheiden. 


SilbßrrMef  oo»  Nmvlki.  181 

wdflkar  iift,  VfthvMMl  Mdenmtüs  fesMeIrt,  4m»  jem  Wesen 
«i»  Attrfbete  (io  Merevvkit  Cenaem^or  grifen,  «odswar  — 
«res  besoadeis  6eadi(t6iiewefftk  ~  «Inrtii  Rtaiiscbe  Kaiser- 
«temiy  weiehe  «efefttr  ilmsdbee  2eil  angdkereo«  in  wekke 
mDi4ie  iUibeil  unseres  SiftcnrcHsfs  setoesi  m  jefissee  glaH- 
Jm.  RMebe  fohrl  a.  a*.  0/T.illI,.Pi  I«  ^  SM  NtteeeD  to 
iSallieiMs  an,  anf  wekhen  sich  mier  de«  Umsekrift  MBRCVRIO 
4I9NS«  AVO«  folgende  drei  Typen  finden :  1)  MonsIriHn  ma^ 
rininn  nnterieri  parte  eqnusi,  pnsterferi  piscem  exUbens,  2) 
^ries  inavinna  Aegirptiacns  cuni  eernibua  instar  CapricomI 
«etroflexisy  ^)  Brians  nKtfinua  capite  lestrato.  Den  zweiten 
Vfpiß  findet  nmn  nach  Te«aeiebnet  bei  Collen  WMd.  imp^r. 
T»  IV,  P.M8,  n.  WS  (^B«Uer  marin«)«  Vau  demselben  Oal^ 
lienus  giebt  es  auch.  Mtinaen,  wekbe  unier  der  Umschrift 
NEPTVNO  CONS.  AVG.  eineu  Hippokampen  oder  den  Ca- 
prioomiit  neigen,  f^  Hasehe  a.  a.  0.  T.  III  P.  I,  p.  1330  fl. 
und  Cohen  a.  a.  0.  p.  393  fl.,  n.  366  u.  367.  Ein  Exemplar 
mit  dem  Hippokampen  abgebildet  bei  Sabatier  Iconogr.  de 
cinq-raille  M^d.,  Rom.  imp.,  pI.  LXXV,  n.  26»  Auch  von 
dem  alteren  Tetricus  verzeichnet  Rasche  a.  a«  0.  p.  1232 
Münzen  mit  jener  Umschrift  und  dem  Hippokampen.  Wenn 
nun  auch  Rasche  a.  a.  0.  p.  1231  fl.,  nachdem  er  bemerkt 
hat:  Copiosi  sunt  numi,  qui  varios  deos  deasque  CONSerro- 
tares  AVGusü  Gallieni  adpellant  u.  s.  w.,  fortfahrt:  in  bis 
deorum  conservatorum  numis  proponitur  semper  aut  deus  ipse 
ant  eius  loco  animal  aliquod  ipsi  sacrum,  so  scheinen  uns 
doch  die  obigen  Meerwesen  keinesweges  als  allgemeine  Attri- 
bute der  beiden  betreffenden  Gottheiten,  sondern  als  in  spe- 
cieller  Beziehung  auf  ihre  Eigenschaft  als  Conservatores 
stehend  betrachtet  werden  zu  müssen.  Woher  kennt  man 
jene  von  Rasche  selbst  als  bei  dem  Mercurius  Conservator 
yorkommend  bezeichneten  Meerwesen  (unter  denen  gerade  der 
ihm  bekanntermaassen  zustehende  Capricornus  nicht  ist)  als 
Attribute  des  Mercurius  ?  Wie  kommt  es,  dass  dem  Mercurius 


132  aUberreKef  f>on  Neumied. 

und  dem  Neptunus  als  CoDserratores  «in  Theil  dieselben 
Monstra,  dass  jenem  gjade  Meerwesen  nustehea  f  Wie  will 
man  es  erlLlären,  dass  dem  Neptouus  als  Consenrator  grafc 
das  Meergescliöpf,  welches  bei  ihm  dberhmipt  und  besonders 
anch  auf  den  RiVmischen  Eaisermanssen  als  haoptsachlicfasles 
Attribut  gefunden  wird,  der  Ddlphin,  nicht  zogeeig^net  ge- 
funden wird  ?  Dazu  halte  man  noch  den  Umstand,  dass  der 
dem  Neplunus  als  Conservator  gegebene  Capricornus  aner- 
kanntermaassea  in  dar  Kaiserzeit  eine  Bedeutung  hat,  welche 
ihn  sehr  wohl  als  specielles  Attribut  des  Conserrator  ge- 
eignet erscheinen  lasst.  Sollte  nieht  der  f,eqikm  marinin 
capite.  rostrato^  ein  Seegreif  sein  f  Jedenfalls  darf  dieser 
ebensowohl  als  der  Hippokamp  und  der  Seewidder  als  Attri- 
but des  Mercurius  Conservator  gelten. 
Oöttingen. 

FriedHeli  Wieneler« 


Die  obiie  das  Fnssgestell  ca.  9, 16  M.  höbe  Erastatuetle  der 
Niaeirva,  ?ra  welcher  die  Tafel  IV.  eine  dreifache  Ansicht 
Uetety  wurde  im  Jahre  1857  bei  Niederbiber  unweit  Neu- 
wied, und  zwar  innerhalb  der  Grundmauern  des  dortigen  rö- 
naschen  Castellum  unter  OaMtanden  gefunden,  auf  welche 
nurflcksukomnien  sein  wird.  Das  Fussgestell,  auf  welchem 
das  Pigürchen  ursprünglich  angeliVthet  war  und  nun  mit 
Schrauben  befestigt  ist,  fand  sich  von  demselben  getrennt, 
aber  in  unmittelbarer  Nähe  und  gehört  ohne  Zweifel  dazu. 
GMch  nach  dem  durch  einen  Tagelöhner  gemachten  Funde 
kam  das  Monument  in  den  Besitz  des  Herrn  Ludovici  in 
Attbach  bei  Neuwied,  welcher  dasselbe  durch  den  Modelleur 
Weigelt  auf  der  Sayner  Hätte  von  der  anhaftenden  Erde 
reinigen,  auf  dem  Fussgestell  befestigen,  und  ihm  Schild  und 
Speer  ergänzen  Hess. 

Auf  dem  Haupte  trägt  diese  kleine  Minerva  den  hohen 
Visirbelm,  dessen  mit  aufrecht  stehenden  Federn  geschmäckten 
Busch  eine  geflngeUe  Sphinx  stützt.  Das  ziemlich  reiche 
Haar  ist  seitwärts  in  einfacher  Weise  zurückgestrichen  und 
hinten  in  einen  kurzen,  spitz  auslaufenden  Zopf  zusammen- 
genommen. Brust  und  Schultern  bedeckt  die  Aegis,  welche 
vorn  mit  dem  Medusenbaupte  und  am  Rande  mit  vier  ziem- 
lich dicken  Schlangen  verziert,  fiber  den  Busen  im  Oebrigen 
glatt  ist,  während  wir  deren  hinter  dem  Nacken  zurückflat- 


134  Minereenstatuette  van  Niederbiber. 

ternden  sphärisch-dreieckig^en  Zipfel  glatt  umsäaiBt,  auf  seiner 
Fläche  mit  Schuppen  bedeckt,  und  an  seinem  Ende  mit  einem 
runden  Knopf  oder  einer  Kugel  verziert  finden.  Die  Beklei- 
dung besteht  in  einem  ärmellosen  und  ungegürteten  Chiton 
von  dünnem,  fein  faltendem  Stoff,  ier  bis  beinahe  auf  die 
Enkel  herabgeht,  und  aus  einem  Himation,  ebenfalls  von  leich- 
tem Stoff,  welches,  doppelt  aber  den  linken  Arm  geworfen 
und  rechts  tiefer  herabfallend,  den  ganzen  OberkiVrper  frei 
iässt,  und  den  Uoterfcllrper  von  der  Gegend  der  Scham  bis 
unter  das  Knie  mit  einer  doppelten  Reihe  von  Falten  umgiebt, 
welche  wie  vom  Zuge  der  Luft  banscMg  gebMht  ersehenen, 
während  der  über  den  linken  Arm  geworfene  S^fel  htnier 
dem  Figflrehen  weit  zurückflattert.  Die  mrlieh'  geselTten 
FAsse  sind  gänzlich  unbekleidet,  das  niedliche  Kftpfdien  hat ' 
den  Ausdruck  ruhig  auikierksaiiien  Hlnmisbliekens  'in  mO»^ 
sige  Ferne. 

Sehr  eigenAümKefa  mu)  leichter  m  söhn,  als  pftds  0ir 
beschreiben  ist  die  Bewegung  ätw  kleinen  Figtir.  Es  ist  «ki 
zierliches,  Idchtes  und-  wiegendes  Biiihtrselireltea  in  einem 
sehwebenden  Rhythmus,  welcher  sich  sowohl  in  dem  Ansetsen 
der  Füsse,  wie  in  dem  Vordrängen  der  reohten  -  Hüftyavtie^ 
der  Bbltung  des  rechten  Armes  ond^derj^nigen  dee  gariz  ge^ 
linde  vot^fstreckten  Halses  ausspricht,  an  sieb  sehr  gehalten 
und  massig,  und  nur  durch  die  Behandlnng  der  bansehendtn 
Falten  und  flatternden  Zipfel  zum  Eindruck  etwaa  grösserer 
Lebhaftigkeit  gesteigert,  sofem  man  nämlleb  annehme»  darf, 
dasa  der  Künstler  dies  Blähen  der  Falten  und  Flaltem  der 
Zipfel  moht  von  einem  von  der  Bewegung  der  Fignr  imal^ 
häJKgigen  Luftzug,  sondern  von  einenk  durch  ihr  VorsebreÜMi 
wenipiena  mit  bedingten  Gegenznge  der  Luft  hat  ableiten 
wolleiu  Verstehe  ich  diese  eigenthümlieiie  und  im  Beveiebe 
der  Antike  schwerlich  noch  einmal  aachweisbave  Bewegung 
richtig,  so  hat  der  Künstler  seine  Oottin  naehl  sewohl  als 
Känpferin  unmittelhar  einem  Clegner  gegenllber  gedacht,  als 


Mim^'V^ntMuMe  edü  Nimkrbibef'4  135 

vMadMriiofeüwt  eiaerg^wiiMn  YotsiAiuaktoä  und  ehtn  im 
Bflgifftf  die  Waffe  weiter  zu  etiiebeii  mid  8«  rssdierer  Yowheurt" 
gaftfOiler  warn  Angriffe  sclbsl  auf  den  Fidlekhi  an  tiberraiciiea^ 
An  fWttd  ttfcermgelia«  Dabei  awdit  lie  naf  nifih  den  Eindmek, 
ida  a0i  eie  akht  allein  gedieht^  sendern  alsFühreriu  einer 
Sehaat,  der  lie  eben  das  Signal  aan  Starmbaf  geben  will. 
4Mer  aber,  ea  ktaate  die  Göttin  ak  Zuscbaaerin  fremder 
Uunpfe  oad  im  Begriff^  aeUwt  etazuiahreiten,  ihre  Bewegnng 
alea.alf  )eae  halb uawiHUf lie&e  gedackt  werden,  wekhe  die 
geietiga  Tbeilaalime  an  der  Handlung  eines  Andern  ber^ 
varmfi.  Diener  an  ebb  schwebende  Momettt,  diese  Ueber«* 
gaagniUaatiaa^  ea  sei  die  eine  oder  die  andere  der  aagedeu^ 
taten,  sriieini  mir  in  der  Stalaelte  Mit  Gesefaick  nrf  Fefaiheit 
8Mif  editckt  an  sein,  nnd  wer  meiner  Auffassung  folgt,  der 
wtoi  ohne  Sweifet  gestehn  müssen,  daai  dies  kleine  Werk 
in  Air  Reibe  der  auf  uns  gekonmenen  Darstellungen  der 
Albena,^  awiseittn  den  nicht  sellenen  der  selbstindig  kam«- 
fliaden  Fromachap  und  denen  dar  ibre  Helden  schütr^endm 
nad  dediendea  Göttin,  welehe  wir  a.  B.  ans  der  westlichen 
asginetiseben  CKebeigminpr  kennen,  anlten  innc  stehend^), 
eine  nicht  naintoressäUite  Stelfamg  einnimmt,  vorausgesetzt 
nUaUeh,  *-*  iMSS    wir   dasseUm   für  echt  antik  hauen 

Gegen  diese  Voraussetzung  aber  kann  ich  nicht  umhin, 
die  stärksten  Zweifel  zu  hegen,  welche  sich  auch  dadurch 
ücfct  b^seiügeni  lassen  wallen,  dass  eineiiseits  jeder.  Gedanke 
am  ^ne  abslekUiehe  Päisehung  der  neueren  Zeit  van  vorn 


1)  Jn  ülnliolier  SttaAÜoii,  nur  lebhafter  bewegt  seigen  die  Göttin 
athenische  Mtfnstypen  wie  dfe  In  Müller- Wleselers  Denkm.  d.  a. 
Rtinftt  2.  Ho.  314  a  and  216  b  Abgebildeten,  mit  welehem  letz. 
tenn  doh  die  Statucf  im  Vaticaii,  abgebe  bei  darao,  MusSe 
d.  aeo^.  TOl;  8.  pl.  669  Hb.  865  und  ötwa  die  eapitoUnische 
das.  J>1.  468  A  Ifo.  8^6  »  YergldoheA  läsit. 


186  Minereensiaiueite  üom  lWM«rMfcer. 

herein  ausgescUassen  ist^  und  dass  man  andereiiscsüs  (Mi 
gänzlich  ausser  Stande  sieht,  avch  nur  conjectwal  nadiMi« 
weisen,  wie  eine  Arbeit  der  Renaissance,  und  zwmt  der  SpÜ- 
renaissance,  wofür  ich  das  Pigiirchen  halte,  an  den  Ort  und 
in  die  Lage  gekommen  sein  soll,  in  welcher  ü/t  Statuette 
gefunden  worden  ist.  —  Der  Fundort  ist  nämlich,  wie  ge- 
sagt, innerhalb  der  Rinffnanern  des  römischen  Castelb  v«ü 
Niederbiber;  hier  lag  sie,  gemäss  dem  Berichte  des  hitobst^ 
ehrenwerthen  Herrn  Besitzers  ^),  etwa  3  Fuss  unter  der  Ober- 
fläche des  Bodens  unter  Schutt  und  OerdU  im  Bansanfc  mit 
einer  dicken  und  harten  Kruste  von  Erde  überzogen.  Noch 
mehr;  zu  derselben  Züi  und  nidit  weit  von  der  Statmtte^ 
ebenfalls  innerhalb  de^  Lagerwalls  wurde  eine>  nach  dem 
Urteil  derjenigen,  welche  sie  gesehn,  unzweifelhaft  eebte 
römische  Büste  gefunden,  und  in  früherer  Zeit  die  ganze- 
Fülle  römischer  Anticaglien,  welche  bei  Dorow  mitgeth^ilt 
sind,  und  unter  denen  ich  kaum  ein  IMück  als  unecht  aat« 
zweifeln  möchte').  Wie  nun  in  diese  Lage,  in  diese  stille 
Gegend,  wo,  unseres  Wissens,  weder  Kunsthandel  noch  Lidk* 
haberei  den  Betrug  auffordern,  wo  eine  spätere  gesellschaft- 
liche Ent Wickelung,  welche  das  Zurücklassen  von  Spuren  des 
Luxus  aus  dem  16.  Jahrhundert  erklärlich  machen  würde, 
für  jetzt  wenigstens  nicht  nachgewiesen  ist  %  eine  Statuette 


2)  In  einem  mir  vorliegenden  Briefe  an  den  Vorstand  des  Vercdiä; 

3)  Dennoch  möchte  ich  Kenner ,  welohe  Gelegenheit  haben  das 
Museum  in  Neuwied  zu  untersuchen  wohl  bitten,  sich  folgende 
Stücke  etwas  genauer  anzusehn:  Dorow,  Taf.  19,  Fig.  5,  Taf.  18, 
Fig.  24,  Taf.  16,  Fig.  6  a,  7  und  besondecs  daselbst  Fig.  12. 

4)  Vergl.  indessen  die  Nachrichten  von  diversen  Edelhöfen  in  der 
Umgegend  bei  v*  Stramberg,  Rhein.  Antiquarius  HI.  3.  S.  648  ff. 
Ist  wirklich  das  „Burghaus  derer  von  Heddesdoff  ummauert 
gewesen,  wie  v.  Str.  S.  650  schHesst,  ist  in  jener  Gegend  wirklich 
wie  es  daselbst  helsst  eine  Glocke  ausgegraben  worden,  welohe 


Mineteen$iaiuette  tön  Niedetbiber.  137 

am  eben  Aeser  Zelt  oder  vielleicht  einer  noch  spftteren  drei 
PuM^)  unter  den  Boden  mitten  unter  zahlreiche  römische 
Reste  hat  kommen  können,  dies  erscheint  in  der  Tbat  so  un  • 
erklärlich,  dass  davor  die  Zweifel  an  der  antiken  Echtheit 
fast  unberechtigt  und  grillenhaft  scheinen  mttssea.  Und  den- 
noch kaiin  ich  sie  nicht  aufgeben,  und  ich  darf  an  diesem 
Orte  wohl  anführen,  dass  auch  drei  feine  Kenner  theils  der 
Renaissancekunst,  theils  dieser  und  der  antiken,  welche  ich 
ohne  ihre  ausdrückliche  Zustimmung  hier  namhaft  zu  machen 
kein  Recht  habe,  nach  Prüfung  des  Originals  sich  mit  meiner 
Ueberzeugung    übereinstimmend  ausgesprochen   haben« 

Bei  einem  blossen  allgemeinen  Votum  darf  hier  aber  eben 
so  wenig  stebn  geblieben  werden,  wie  bei  einer  blossen  Beru- 
fting  auf  den  Gesammteindruck  der  Figur;  denn  nicht  allein 
lässt  sich  durch  eine  solche  oder  durch  das  Hervorheben  ein- 
zelner Merkmale  keine  Ueberzeugung  bei  Andern  bewirken, 
sondern  man  würde  dadurch  dem  kleinen  Monument  ein  In- 
teresse entziehn,  welches  ihm  möglicherweise  über  seine  son- 
stige Bi^deutung  an  sich  verliehen  werden  kann,  wenn  man 
es  zum  Anknüpfungspunkte  einer  eingebenden  Discussion  der 
Kriterien  der  Renaissance  gegenüber  der  Spatantike  macht 
Denn  mit  vollem  Rechte  hat  ebenfalls  ein  Kenner  in  'Bezie- 
hung auf  einige  von  mir  flüchtig  hingeworfene  Gründe  mei- 
ner Ansicht  geäussert,  es  gebe  einen  römisch»  »Zopf^  so 
gut  wie  einen  modernen,  ^nd  die  angegebenen  Merkmale 
seien  eben  solche  von  jenero^  nicht  von  diesem.    Idi  will 


pBamt  dem  Namen  der  Maria  die  Jahrzahl  1057  tragen''  soll, 
und  was  dergleichen  mehr  daselhst  zu  lesen  ist^  so  mag  die 
Hoffnung  nicht  ganz  aufzugeben  sein^  durch  genauere  Nachfor- 
schungen die  Herkunft  moderner  Kunstwerke  in  dieser  Gegend 
aufzudecken. 
5)  Mit  dieser  Angabe  braucht  man  es  wohl,  ohne  irgend  Jemandem 
s«  nahe  zu  treieor  nicht  so  genau  zu  nehmen«  . 


138  Mm$ti9mUalueUe  wn  Ni$derta^^ 

dMkalb  die  Grinde,  die  neitten  Zweifel  be^tiomen  in  Eih^ 
sdaeii  und  si>  darlegen,  das»  aidi  an  dieselben  eine  enige*- 
gengesetsteArgfumeiitalion  anknüpfen  Itlmt*  Mag  derenadiUeie« 
liebes  Besnltat  ansfaUen  .wie  es  will,  in  jedem  Falle  wird  die 
Enlacheiduni;  der  SachveritJlndigeji  nnd  die  ans  ibr  «i  sdK^fi- 
fende  Belebrang  ven   mehr  als  gewöbnüchen  Interesse  sein* 
Beror  ich  jedoch  in  da»  JBiozekie  der  Formen  eingebe^  miisa* 
idi  mit  allem  Naehdrnek  auf  das  hinweisett,  was  auf  jeden' 
Kenner  sefort  beim  ersten  Anblick  der  Figur  den  Sindruek 
der  Modernität  mäeht ;   das  ist   die  gesammte  Baltni^  und 
Bewegung,  dies    eigentbfimlicbe  Schweben  und  Wiegen  im 
Sdnritt,  £es  Vordrängen  der  rechten  Hafty^fie«    Wo  wäre 
dergleichen  im  ganzen  Bereiche  der  antiken  Kunst  nackweis- 
bar^  es  sei  bei  mliig  stehenden  oder  bei  scbreitendeo  Figuren  ? 
Mir  ist  auch  mcht  ein  einziges  vergleichbares  Beitel  be-^ 
kannt« .  Man  vergleiche,  um  sich  des  tiefen  Uuteradiißdes  in 
der  Auffassung  und  Darstellung  der  Bewegung  bewusgt  au 
werden,  iie  sttmmdichen  in  Claracs  Nus^e  de  seulflure  im 
3.  Bande   von   Taf.  4&7—473^)   mitgetheilten   Statuen  dfr 
Athene  als  die  zunächst  zur  Vergleidlung  auffordernden;  wie 
ganz  anders  fest,  solide  m^hte  ich  sagen,  stehn  und  gehn 
diese  Antiken!  Will  man  aber  Parallelen  zu  der  Haltung  und 
Bewegung  unserer  Statuette  sehn,  so  durchblättere  man  ia 
demselben  Bande  Claracs  die  der   modernen   frauMaischoA. 
KiHMt   gewidmeten  Tafeln  359— -394^  und  beachte   daiselkst 
z«  B.  901.  Nu«  2&t2^  9613y  8614,  um  von  2ß09  m  schweigen, 
oder  363  alle  vier  Nummern,  ebenso  365,   No.  2652,   2653, 
selbst    die    sitzenden    Figuren   365,    No.   2658    und    367, 
No.  2656.    Das  sind  in  der  Tbat  Analogien,  welche  zeigen, 
wie  beliebt,  offenbar  wegen  eines  mannigfacheren   Contours 
und  eines  grösseren  Gegensatzes  der   tragenden  und  getra- 


6)  Taf.  462  D.  Na.  842  o.  wird  kein  Kundiger  als  antik  aehmen. 


KOrpcrha(fle  dits  Kokette  tidh  Wiefeii  mil  Drek^n  in 
Ate  flüfften  in  der  nederneii  Kunst  ist«  Sei  es  mir  Btdan« 
ertmibt,  oktie  auf  diesen  Punkt  ein  enlsdieidendes  Gewicht  ie» 
gen  ztt  wollen,  auf  das  Verhaltniss  des  Taitlemnnfangs  n» 
denjenigen  der  Hüften  kri  unserer  Statuette  aufmia'ksam  m 
naelNni.  Auok  Hv  diese  Proportien  kenne  ieh  in  antifcer 
Ktmst  irgend  einer  Zeit  keine  v^Mlige  Analegie,  md  nickte 
glauben«  dass  sie  nur  etneni  solelien  Künstler  normal  encfcei- 
nen  kennte,  der  an  den  Anblick  irgeadwicr  gescbnttrter  weib* 
lieker  Körper  gewohnt  wmt,  nm  Kindesbetnen  an  irogeschatrta 
aller  in  der  Natur  nicht  kannte.  Aeconinodirt  hat  er  «ch  offen« 
bar  in  der  Wahl  seiner  Prspartionen  antiken  Mastern,  aber 
uflbeAngea  gefolgt  ist  er  ihneii  nicht. 

Die  Biteelbetraehtung  des  mit  den  Zeichen  der  Unecht** 
heit  Bdiafteten  wollen  wir  von  oben  her  beginnen* 

1«  Ber  Helnu  Volikonmen  unantik  in  Ganaeo  wie  in 
allen  Binzelh^en^  die  sich  an  ihn  nntenebeidett  lassen  1 
Die  aiäiken  Heine  haben  verscbiedeiie  Formen,  aber  eine 
solche  ist  nir  nienals  vorgekonnen;  diese  Heinforn,  neiae' 
ich,  konnte  nur  ein  Künstler  nacken,  der  antike  Helan  iat 
Kunstwerken  angesebn  hatte,  ohne  au  wissen,  um  waa  e» 
sidi  bei  dei»elben  bandelt*  Denn  was  der  Mann  hat  dar^ 
stdiea  wollen,  das  sidit  nan  gana  dentlioh,  eineii  sg.  hobeur 
karintlMchieu  Visiriielni  nilnilidi,  wie  ihn,  um  von  Hatiderten 
vi>n  Beispielen  awet  oder  drei  au  nennen,  die  Jeder  befaen 
irerglaiehen  kam,  die  albanische  AtheaebUste  in  München ''), 
die  veHetrisdie  Athenestatae  ^)  und  die  Atkeoefotlste  des  Prin- 
&m  Clail  von  Preusseu^)  tragt;  aber  wie  er  diesen  Hein 
misverstanden  hat  ist  nicht  minder  klar.    Bekanntlich  besteht 


7)  Denkm.  d.a.  Kunst  2.  No.  198. 

8)  Daselbst  Ko.  20*. 

S")  Dasolbst  No.  198.  a.  Vgl.  auMefdem  noch  Guhl  und  Koner, 
Di»B  lteb«n  der  Grieohen  and  Römer  nach  ant.  Bildwerken  dar-, 
gestellt  I.  S.  259  f. 


140  JffnerDefwtoltMfle  wm  Niedirbiber. 

das  Visir  dieses  Helmes  aus  swei  elastischen  Seitenslflekett 
mit  AussdiBitten  für  die  Angen»  «wischen  denen  eine  grade 
MetalbEunge  als  Deckung  der  Nase  stdin  hlieb.  Im  Kampfe 
wurde  dieser  Helm,  wie  uns  das  aahlreiche  Vasenbilder  zei- 
gen, so  Aber  den  Kepf  herabgedrtickt,  dass  die  elastischen 
Seitensiücke  die  Backen  deckten,  die  erwähnte  Metaltemge 
sich  auf  den  Nasenrücken  legte  und  die  Anssehnitte  den  Dnrcb- 
blick  frei  Jiessen  ^^).  Die  zor  Nasendeckung  bestimmte  He- 
tallzunge  und  di6  Augenlöcher  zusammen  können  nu»  bei 
diesen  Helmen  entfernt  das  Aussehn  eines  menschlichen  Ge- 
sichtes mit  Nase  und  Augen  gewinnen ;  aber  nie  konnte  es 
einem  Künstler,  der  wussie,  um  was  es  sich  handelt,  einfal- 
len, diese  Stücke  als  ein  wirkliches  Profil,  wenn  auch  ein 
sehr  robes  und  hässliches  zu  gestalten,  wie  das  der  unsrige 
gethan  bat,  und  gewiss  kommt  dergleichen  in  unzweifelhaft 
echten  Kunstwerken  nicht  vor^^),  wohl  aber  bei  modernen 
oder  modern  restaurirten  antiken  mehr  als  eiBmal,''so  z«  B. 
bei  der  neapeler  Atbenestatue  bei  Clarac.  a.  a.  O.  pl.  4i2  D. 
868  D«,  ahnlich  bei  der  venetianer  das.  pl.  400.  854  u6d  der- 
jenigen in  der  Sammlung  Carlisle  das.  pl.  462  B.  888  c.  u.  a. 
—  Am  häufigsten  ist  der  hohe  Visirhelm  ohne  Busch,  doch 
kommt  er  auch  mit  einem  solchen  in  yerschiedener  Gestalt 
vor,  meistens  besteht  er  aus  Bosshaaren;  Federn  aber  wie  sie 
unsere  Statuette  zeigt  sind  noch  ein  paar  Mal,  und  zwar 
besonders  auch  bei  kleinen  Bronzen  nachweisbar,  deren  Echt- 
heit zu  bestreiten  wenigstens  zur  Zeit  die  Mittel  fehlen,  so 
in  der  pariser  bei  Clarac  pl.  459.  849,  der  londoner  aus  den 
Specimens  of  anc.  sculpt.  2. 48  iu  den  Denkmälern  d.  a.  Kunst 


10)  Vgl.  Guhl  und  Koner  a.  a.  O.  Fig.  265.  S.  261. 

11)  Wenn  einzelne  Gemmen,  wie  z*  B.  die  Stosoh^sohen  unter  No. 
186  und  187  (185  ist  modern)  das  Visir  und  den  Naokenschirm 
bei  Athenehelmen  als  voUständiges  Gesicht  (Sokrateskopf)  aus- 
gearbeitet zeigen,  so  ist  das  ein  ganz  anderer  Fall.. 


IUner9m$takMe  wn  NMerbiber.  141 

ft.  M7  ^\  ier  B«apeler  da«.  810,  endlicb  der  UeiBen  Niner- 
v^Bkttale  von  Niederbiber  bei  Dorow  a.  a.  0.  Taf.  19  No.  5 
8.  76,  die  freilicb  wolil  Bicht  gans  frei  von  Verdacht  ist;  ^*) 
auch  das  pompejaner  Wandgemälde  in  m.  Oall.  heroischer 
Bildw.  Taf.  15  No.  8.  sowie  dasjenige  in  den  Denkm.  d. 
a.  Knast  1.  No.  4M  lässt  sich  vergleichen,  vielleicht  selbst 
4w  Athenehekn  in  dem  VasenbiMe  Call.  Taf.  80.  No.  4,  ebenso 
die  Oemme  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  8.  No.  814,  obgleich 
kh  bei  diesen  beiden  leisten  Beispielen  keine  Gewahr  aber- 
«dimen  mochte,  dass  die  Helmbfische  als  aus  Pedern  beste- 
hend gedacht  sind*  Ans  dem  Helmbusch  lasst  sich  demnach 
kdn  Argument  für  die  Modemitat  unserer  Statuette  ableiten, 
wohl  aber  ist  die  kleine  Sphinx  welche  den  Helmbusch 
tvikgt  wiederum  gann  und  gar  verdachtig;  und  2war  ihrer 
seltsam  geduckten  und  kriechenden  Stellung  wegen,  die,  ich 
kann  nrir  nicht  helfen,  ich  keinem  antiken  Künstler  znmitrauen 
wage.  Als  unbedingt  unantik  muss  ich  dann  die  vier  wulst- 
firmigen  Ornamente  der  Helmkuppe  und  als  eben  so  unantik 
die  halbaufgerollten  Ohrenklappen  oder  Badcenlaschen  — 
man  veraeihe  mir,  wenn  ich  den  rechten  Ausdruck  nicht 
inde,  die  antike  Terminologie  ist  hier  eben  unanwendbar 
vod  auf  die  moderne  verstehe  ich  mich  nicht  •— ,  welche  von 


12)  Dieselbe  wird  in  den  Speoiment  als  unzweifelhaft  antik  beiraehiet 
und  auch  O.  MüUer  und  Wieseler  haben  sie  nieht  beanstandet; 
loh  muss  aber  doch  bemerken,  dass  ich  nicht  von  allen  Zweifeln 
frei  bin,  die  ich  freilich  um  so  weniger  zu  begründen  öder  nur 
näher  zu  prüfen  vermag,  da  unserer  Bibliothek  der  2.  Band  der 
Speoimens  fehlt,  ich  also  nicht  einmal  die  grossere  Abbildung 
Torgleichen  kann^ 

13)  Der  Helmbusch  des  florentiner  Ares  in  der  Gruppe  Denkm.  d.  a. 
Kunst  2.  No.  290  ist  mit  dem  ganzen  Kopfe  modern  und  ebenso 
kehrt  dieser  ito^o;  yon  Federn  statt  Ton  Rosshaar  auch  nooh  in 
andern  Restaurationen  wieder. 


I^  Miner^^naaimite  mm  NiederbOßer. 

imm  DraaneDten  ««n  Beinrande  hen^gdieiid  an  diesen 
nach  ansäen  umbiegeB^  Wo  der  Künstler  ilieie  beiden  Diftge 
ber  bat,  das  weiss  ich  nicht  zu  sagen,  aus  4er  Aatike  aber 
hai  er  sie  nidit! 

Seidel  von  den  Sein.  leb  kann  nun  den  Kofi  der 
Statuette  nicht  verlassen,  ohne  au  gestehn,  dass  nur  AUfih 
das  fiesicbtchett  nicht  so  gau  antik  vorkonnmi  will,  abwsald 
ich  darauf  kein  Gewicht  lege,  und  ohne  weiter  die  beaclid«- 
dene  Frage  hinaumfttgea,  ob  Aodere  bei  un^wetfelhaft  a»* 
tikev  Kunstwerken  einen  solchen,  starren  und  spitsi  zirtaHfinn- 
den  Haarnopf  kennen,  wie  ihn  unsere  Statuette  xcigi?  Die 
antiken  Ztpfe,  die  ich  wrgMdmk  konnte,  sehn  andmrs  aus. 

9.  Die  Aegis.  Die  Gestalt  der  Aegis  in  antifcest  Man«- 
raenten  istr  hekanpternasseii  sehr  nanntglaUig ;  sie  efsobänt 
gross  und  klein,  einfach  und  conpUcirt,  bedeckt  bald  chiton- 
artig  den  Oberkörper  hinten  so  gut  wie  vom,  bald  wivi  si^ 
wie  ei«  Schild  oder  ein  Obergewand  gebaudbabt  und  in 
Kanpfe  vorgebreitet,  baM  deckt  sie  panaarartig  Bfupl  und 
Schultern,  bald  findet  sie  sich  nur  auf  der  Brust,  und  deckt 
wiederum  diese  hier  ga»«^'  dort  nur  zun  Theil,  geht  hier 
scfcritge  nach  der  iunen  Seite,  scbliosst  sich  d^rt  verscUs^ 
dentlicb  ausgeschüitten  hauplisachlicb  un  det»  Hats  and  wa^ 
dergleichen  mehr  ist.  Auch  der  Aegis  unserer  Statuette  fehlt 
es  in  ihrer  Grundform  nicht  an,  wenn  auch  nur  ungefähren, 
elassisdien  Analogien^  in  tMnffitsnn  es  genügen  wird,  die 
Statuen  in  den  Denkmälern  d.  a.  Kunst  2.  No.  IM*  fr,  908, 
211,  236  und  bei  Clarac  pl.  458.  851  ä,  46f  alle  drei  Num- 
mern, 462.  861  und  862,  462  B.  860  a  u.  888  a,  462  D.  888  d, 
842  b,  463.  863  u.  864,  466.  872,  469.  888  u.  886,  470. 
895  anzuführen,  denen  man  noch  manche  weitere  Statuen 
sowohl  wie  Kunstwerke  anderer  Gattungen  beifügen  könnte. 
Allein  das  sind,  wie  gesagt,  nur  entfernte  Analogien,  in  de- 
nen wir  die  antikfa  Vorbilder  unseren  Künstlers,  erkennen 
mögen.    Eins  namentlich  findal  sich  iuaHen  diesen  md  den 


490081  vMfgkielitareii  Aegiden  nicht,  das  JMian  MÜhilleii  muM, 
Ich  bmIm  des  irollkonNDen  wie  ein  HemAoragen  gestolteten 
tffeberickliig  des  oberen  Sannm.  Nur  gans  entfernt  fthnlieh 
findet  er  sieb  bei  der  dresdener  Statue  Clar.  4M.  80SI;  wirk- 
^ii^  einigermassen  analog,  aber  aoeh  nicht  genan  entspre- 
chend, so  viel  ich  habe  finden  können^  nur  bei  den  nwei  klei- 
nen irannen  in  England,  4er  schon  citirten  in  den  Specimens 
of  anc.  seulptnre  2.  pl.  48  (Denkm.  d.  a.  Knnst  S.  209^)  und 
Speeiniens  1.  pl.  IS  (Ciarae.  pK  471.  Mf),  für  welche  ich 
bei  der  unglaublich  grossen  Zahl  unechter  Bronnesigilla  die 
Oewühr  der  Echtheit  ohne  Weiteres  nicht  tlbernehmen  milchte. 
Aber  seien  diese  beiden  Parallelbildwerke,  wie  es  den  Zeich*- 
mmgen  nach  scheint,  echt  und  nnrerdachtig,  immerhin  nnter- 
sdieiden  sich  ihre  Aegiden  von  derjenigen  unserer  Statuette 
«och  so  fühlbar,  dass  ihre  Analogie  den  Verdacht  modemer 
Nachahmmig  bei  dieser  nicht  ausschliesst.  Man  beachte  die 
nur  hier  vorfindliche  geriefte  Wulstuag  des  hemdkragenartigen 
^eborsehfags  und  die  seltsam  mit  den  Schlangen  eombinirten 
Wulste  des  unteren  Saumes.  Man  beachte  ferner  den  Umstand, 
dass  die  Aegis  niiserer  Statuette  tiber  den  Bnsen  glaU  »nd 
schuppenlos  ist,  während  ihr  hinterer  Zipfel  wohl  ausgeprägte 
-Schuppen  eeigt.  •  Sollte  das  ein  antiker  Rttnstlf  r  gemacht 
und  so  die  zwei  Itfoer  den  Schnltern  beiinnlig  auch  noch  n 
unklarer  Weise  rerbuadenen  Tbrile  der  Aegis  als  dHferenl, 
als  aus  verschiedenen  Stoffen  bestehend  gedacht  und  dargor- 
Bfellt  haben?  Weiter,  finden  sich  antike  Faralleleu  su 
dem  hinteren  Zipfel  mit  seinen  glatten,  gleicbsam  rerbräm- 
len  Sämnen  und  mit  seiner  Kugel  oder  seinem  Knopf  mn 
End^  9  Und  wiederum,  ist  dies  durdi  die  Bewegung,  der  Fi- 
gur ganz  unmotivirte  ZurOckflattern  dieses  hinteren  Zipfels, 
das  sich  bei  dem  Zipfel  und  den  falbelartigen  vorderen  Fal- 
tenbanschen  des  Ohergewandes  wiederholt,  antik  ?  Es  ist  mir 
unmöglich  es  dafür  m  halten /ja  grade  hier  wie  in  den 
Einzelheiten    des    Helmes    tritt    nach    meiner   Sinsiflht  die 


144  ,MmervenH(üuetie  van  Niedmrbibtr. 

.HoderniUlt  kraaa  au  Thgt.  Auch  das  Medasenbaupl  auf  der 
Aegis  uoserer  Statuette  möchte,  ich  näherer  Prüfuag  em^ebl«, 
sintemaleii  dasselbe  mir  weniger  ein  Medusenbaupi  als  tm 
Li^wenbopf  oder  derart  etwas  Aebniieiits  zu  sein  soheUit^^), 
eine  nissverstandeae  Nachahmung  geflügelter  kleiner  Me- 
duseokdpfe,  wie  sie  sich  z.  B.  bei  Clarac  pl.  457.  845,  462  C. 
902,  462  D.  842  b,  465. 875  u.  877, 467.  881  und  sonst  finden. 
3.  Die  Gewandung*  Die  Gewandung  unserer  Statuette 
giebt  mancherlei  Zweifeln  und  Bedenken  Raum.  Zuerst  findet 
man  Anstoss  daran,  dass  diese  kleine  Minenra,  die  doch  ohne 
allen  Zweifel  als  die  kriegerische  Güttin,  ja  als  die  eben 
activ  in  den  Kampf  eingreifende  gedacht  ist,  ein  doppeltes 
Gewand  trägt  Richtig  im  Ganzen  hat  über  die  Gewandung 
bei  Athene  schon  0.  Müller  in  s.  Handbuch  §  370  geleihrt: 
^die  Modificationen  dieser  Gestalt  hangen  eng  mit  d^ 
Bekleidung  zusammen.  Athene  hat  nUmlicb  erstens  •  «  . 
ein  Bimation  umgeworfen  •  •  «  Diese  Athene  hat  stets 
den  Schild  am  Boden  stehend  oder  ermangelt  dessen  ganz; 
sie  wird  demgemftss  als  die  siegreiche  und  ruhig  herrschende 
Gottin  gedacht.  Dieser  entgegen  stehn  die  Pallasbilder  im 
dorischen  Chiton  •  •  .  aber  ohne  Himation,  eine  Tracht 
die  [allein]  unmittelbar  für  den  Kampf  geeignet -ist,  ssn  des- 
sen Behuf  auch  bei  Homer  das  Obergewand,  es  sei  Chlaena 
oder  Peplos,  stets  hinweggethan  wird  .  •  .  Wo  daher  in 
kleineren  Kunstwerken  Athene  zum  Kampf  eilend  oder 
schon  am  Kampfe  theilnefamend  .  •  erscheint,  hat  sie  im- 
mer diese  Bekleidung«^  Wohl  kommt  sie,  wie  auch  Müller 
selbst  bemerkt,  auch  in  friedlichen  Situationen  in  derselben 
vor,  un^  dass  Phidias'  Parthenos,  nur  mit  dem  Chiton,  nicht 


14)  Der  Kopf  auf  der  Aegis  der  kleinen  Bronze  Westmaoott,  Denkm. 
d.  a.  Kunst  2.  No.  207  erscheint  in  dieser  Zelohnang  sehr  älin- 
lioh,  ob  auch  in  den  grosseren  in  den  Speoimens  of  ano.  goolpi. 
kann  ich  hier  nicht  oontroliren  (s.  Anm.  13.). 


M%nert>en$iatueite  von  Niederbiber.  145 

auch  mit  dem  Himation  bekleidet  gewesen  sei,  habe  ich  au 
einem  andern  Orte  ^^)  gezeigt ;  das»  aber  eine  kriegerische 
Atheua  oder  Minerva  von  einem  antiken  Künstler  mit  einem 
in  alle  Wege  hinderlichen  Obergewande  dargestellt  worden 
i^rare  ist  mir  wenigstens  nicht  bekannt.  Weiter  ist  aber  auch 
die  Art  dieser  Gewandung  bei  der  Statuette  von  Niederbiber 
auffallend  und  aiistössig,  und  zwar  sowohl  in  Betreff  ihrer 
Form  wie  in  ihrer  künstlerischen  Behandlung.  Das  Ober- 
gewand habe  ich  in  der  Beschreibung  des  kleinen  Werkes 
Himation  genannt,  aber  nur  aus  Nothbebelf,  denn  dass  dies 
.  kein  Himation  sei  ist  gewiss.  Es  ist  jedoch  nicht  allein  kein 
Himation,  sondern  ich  muss  bezweifeln,  dass  sich  irgend  ein 
griechischer  oder  lateinischer  Gewandname  mit  Recht  auf 
dasselbe  wird  anwenden  lassen,  wäihrend  es  mich  stark  an 
die  antik  sein  sollenden  Mäntel  erinnert,  in  welchen  auf  un- 
serer modernen  Bühne  antike  Personen  auftreten. 

Nicht  minder  bedenklich  ist  der  Chiton  oder  sage  man 
die  Tunica.  Und  zwar  erstens  wegen  der  mangelnden  Gfir- 
tung,  die  freilich  bei  Aphroditen  und  ihr  anverwandten  Ge- 
stalten nicht  selten  grade  so  fehlt  wie  hier,  die  aber  bei 
Athene  kaum  ein  Mal  fehlen  dürfte  ^^).  Zweitens  ist  die 
Lange  dieses  Gewandes  bedenklich,  da  Athenes  Chiton  ent- 


15)  In  No.  8  meiner  kunstgeschichtl.  Analekten  in  der  Zeitschrift 
für  die  Alterthumswissenachaft  v.  1857. 

16)  Man  könnte  die  herculaner  Athene  b.  Clarao  pl.  459  No.  848 
und  etwa  die  Münze  in  den  Denkmälern  d.  a.  Kunst  2.  No.  214  o. 
anführen;  allein  ob  bei  jener  Statue  unter  dem  grossen  Ueber- 
fall  der  Diplois,  oder  wie  man  es  nennen  will,  der  Chiton  wirk- 
lich ungegörtet  zu  denken  sei  muss  dahinstehn,  und  auf  die  Ge- 
nauigkeit der  Zeichnung  einer  Bronzemünze  möchte  ich  ebenfalls 
keine  Schlüsse  bauen.  Dass  die  moderne  Kunst  derartig'e  Ge- 
wänder gemacht  hat  kann  Clarac  pl.  362.  2610  lehren,  und  dass 
ein  moderner  Künstler  ein  an  sich  antikes  Gewand  unrichtig  an- 
gewendet hat  darf  nicht  auffallen. 

10 


146  MimerveuAaiueUe  to»  HieäerbibiOr. 

weder  länger  oder  —  mnd  xwar  ausrnhouir^ite,  wie  in  ico 
Denk»,  d.a.  Kunst  3.  No.816a  «.  82#1>.  ^  viel  Mraer  flu 
sein  pflegt.  Die  hier,  wtmn  ich  mich  nicht  irre,  den  sieilieb 
gesetjsten  Füssen  xa  Liebe,  gewüliUe  Länge  macht  anf  mich 
dmrchaus  den  Eindruck  derjenigen  ciaea  madeiiien  —  Anr 
nicht  nodemsten  •— *  Rockes.  Drittens  ist  im  allerhttchsteii 
Grade  hedenkKcb  ein  Unstand,  d«r  sehr  «mbedeutend  schei- 
nen kann,  der  aber  in  meinen  Augen  von  ganz  asisseroiid«»!- 
Hchem  Gewichte  ist  Ich  freche  Ton  rier  dojppelten  SchUtmog 
dieses  Chiton  ^^)  anf  beiden  Schienbeinen,  von  ier  Art  dieser 
Schlitanng  und  von  den  in  derselben  angebraditen  Kattpfea. 
Der  antike  /ero^r  ^/jatit;  ist  mannigtich  bekannt,  dersefte 
aber  ist  nur  an  der  einen  Seite,  der  Unken  offen  und  kann 
nur  hier  offen  sein  ^^) ;  woher  eine  zweite  Schlitznag  anf  den 
rechten  Beine  kommen  sollte  ist  völlig  nabegreüidi,  ja  das 
Wort  Schlitzung,  das  einzige  auf  den  (%itMi  unserer  Sta- 
tuette anwendbare,  ist  von  der  antiken  Erscheinung  gebraucht 
falsch.  Denn  hier  handelt  es  sich  gar  nicht  um  Aufschlltznng 
eines  ganzen  Stuckes  Zeug,  sondern  nur  um  die  Nichtverbin- 
dnng  zweier  Säume  oder  Kanten,  4eren  eben  nur  zwei  zein 
können.  Und  grade  deshalb,  weil  es  sich  um  «verbundene 
Kanten  handelt,  muss  die  Trennung  sich  notbwendig  audi 
auf  den  unteren  Saum  erstrecken,  so  dass  freie  Zipfel  (ttt^- 
Qvysg)  entstehn;  eine  nicht  durchgeführte  Trennung  wie 
bei  unserer  Statuette,  bei  welcher  der  untere  Saum  an  beiden 


17)  Ein  gelehrter  Freund,  der  ührigens  medne  ABsicht  über  die  Sta- 
tuette theilt,  ist  in  einem,  allerdings  zu  Nlcbts .  Yorbindenden 
Privatbriefe  der  Meinung,  es  könne  hier  ein  Ouasyersehen  mit- 
gewirkt haben;  dem  kann  ich  mich  nach  i^enauestem  Studium 
des  Originals  grade  in  diesem  Funkte  in  Jceiaer  Weise  an- 
schliessen. 

18)  Wer  darüber  Belehrung  braucht,  findet  si«  in  Beckers  Charikles 
2.  Ausgabe  2.  S.  175  u.  3.  S.  175,  Hermanns  PdTatalterthümem 
§.  21  u.  22,  Guhl  und  Koner  S.  174,  MüUers  Haadb.  §,  339.  1. 


Jünet^^enftatueite  f^an  Niederbiber,  147 

fieitta  imAiifohaclMiitteB  iil,  js(  «unerbört  und  uniDttglicb. 
Weiter:  der  0tt4ike  x^^^  axtQtog  bleibt  aH  seinen  unverbun- 
denen  Kanten  entweder  offen ,  oder  er  wird  ganz  odej*  tbeil- 
iweise  mt  Syangen  geschlossen;  nie  aber  kommen  solche 
Knüpfe  vor,  wie  sie  in  beiden  Schlitzen  des  Chitons  unserer 
Slatiietle  liegen« 

Redenkt  man  nun,  wie  geliUiiig  der -Renaissancezeit  ge- 
sdiliinie  Kleidung  war,  and  wie  ihre  Kunst  es  liebt,  nackte 
.Theile  ihrer  scbdnen  Modelle  zu  zeigen,  so  wird  man  sich 
iroM  erklären  können,  wie  der  Künstler  der  Statuette  von 
Niederbiber  zu  seinem  doppeU  geschlitzten  Chiton  kam,  wenn 
•er  ein  Künstler  des  16.  oder  17.  Jahrhunderts  war;  wie  er 
aber  als  antiker  dazu  gekommen  sein  sollte,  kann  ich  we- 
nigstens nicht  begreifen.  Aber  nicht  nur  in  ihrer  Form,  in 
iktem  Schnitte,  wenn  ich  so  sagen  darf,  ist  diese  Gewandung 
verdächtig,  sondern  auch  in  ihrer  künstlerischen  Rehandlung. 
Erstens  nttmüch  ist,  wie  früher  schon  angedeutet  wurde,  das 
Faltenbausdien  und  Zipfelflattern  dieser  Gewandung  durch 
die  Rewegung  der  Figur  nicht  motivirt,  steht  mit  dieser  Re- 
vegong  nLcht  in  Uebereinstinrninng ;  das  findet  sieb  nun  in 
der  Kunst  des  Cinquecento  und  seicento  unendlich  oft,  die 
antike  Kunst  dagegen,  auch  die  späte,  soweit  ich  habe  ver- 
gleichen küiinen,  motivirt  Gewandbewegungen  strenger.  Zwei« 
.teils  aber  nioss  ich  allen  Ernstes  bezweifeln,  dass  ein  antiker 
Künstler  irg;end  einer  Periode  das  zugleich  monotone  und 
geleckte  Ihiuschiiiigsinotiv,  das  in  den  Falten  des  an  sich 
schon  verdächtig  dünnen  Qbergewjindes  sich  in  zwei  Reihen 
über  eiMfclrr  und  ähnlich  zum  dritten  Mal  in  den  Falten 
des  Chitonsaumes  wiederholt,  gebraucht  habe«  Schon  das 
Motiv  dieser  Falten  ist  modern,  wer  aber  in  das  Einzelne  der 
Rildung  dieser  Falten  genauer  prüfend  eingeht,  der  kann, 
meine  ich,  nicht  mehr  zweifeln,  in  welche  Zeit  er  die  Sta- 
tuette zu  versetzen  habe.  —  Endlich  erwähne  ich  noch,  dass 
mir  auch  das  Material  der  Statuette  nicht  antik  hat  scheinen 


148  Mmerf>enstatueite  von  Niederbiber. 

wollen,  während  der  schon  angeführte  gelehrte  Freund  seiner- 
seits das  Verhaltniss  der  Patina  zum  Material  nicht  ganz 
correct  gefanden  hat. 

Das  also  sind  die  Grunde,  aus  denen  ich  die  Echtheit 
der  Minervenstatuette  von  Niederbtber  bezweifeln  muss;  ich 
empfehle  dieselben  Rennern  zur  Prüfung  und  bitte  ernstlich 
und  aufrichtig  um  Widerlegung,  wenn  ich  geirrt  habe.  Dass 
ich  geirrt  habe  ist  um  so  eher  möglich,  je  unzulänglicher 
mein  kritischer  Apparat  war.  Oftmals  habe  ich  mich  auf 
die  Vergleichung  von  Marmorstatuen  beschränkt  gesebn, 
und  doch  weiss  ich  nur  zu  gut,  dass  Bronzesigilla  der  Art 
wie  das  vorliegende  eine  eigene  Kunstgattung  bilden,  die 
aus  sich  selbst  beurteilt  werden  will,  und  die  man  an  Mar- 
morstatuen nicht  viel  zuverlässiger  bemessen  kann,  als  die 
Gräcität  der  Kirchenväter  an  der  des  Thukydides  oder  De- 
mosthenes.  Wohl  weiss  ich,  dass,  um  mit  dem  schon  mehr- 
mals citirten  kennerischen  Freunde  zu  reden,  ^auch  curiose 
Bronzen  acht  sein  können,^  aber  nicht  minder,  „dass  bei 
der  Masse  moderner  Statuetten  der  Zweifel  doppelt  berech- 
tigt ist.^^  Und  eben  deshalb  ist  die  Kritik  auf  diesem  Punkte 
so  schwierig,  weil  der  Verdacht  sich  bei  jedem  zu  verglei- 
chenden Stücke  wiederholt,  und  weil  man  aus  Abbildungen 
allein  nie  mit  Sicherheit  schliessen  kann.  Da  aber  änXovg  o 
/iiv&oQ  tiJQ  dl7]d-st'aQ  s(fv^  und  da  wir  Alle  nur  die  Wahrheit 
suchen,  werde  ich  mit  dem  grössten  Interesse  den  Beweis 
lesen,  dass  die  Statuette  von  Niederbiber  echt  sei* 

Leipzig,  d.  22.  April  1864. 

Orerlieek. 


2.    MxntntnftatnMt  un  IOel0.^ 

(Hierzu  Taf.  V.  I.) 

Ueber  die  Minervenstataette  vom  Wels  bei  Linz  an  der 
Donau  (Tafel  V.)  wird  es  nicht  vieler  Worte  bedürfen. 
Denn,  so  gering  man  zunächst  ihren  Kunstwerth  anschlagen 
mag,  an  ihrer  Echtheit  kann  Niemand  auch  nur  einen  Augen- 
blick zweifeln,  und  eben  deshalb  empfiehlt  sie  sich  zur  Ver. 
gleicbung  mit  der  Statuette  von  Niederbiber.  Ganz  ohne 
Bigenthümlichkeit,  also  ohne  Interesse  ist  übrigens  auch  sie 
nicht.  Gefunden  wurde  das  ca.  8  Zoll  hohe  Figürchen  nebst 
einem  einfachen  Postament.Steine  von  1'  Höhe  von  dem  Brauer 
Hrn.  Friedrich  Hermann  Turner  zu  Wels  beim  Graben  eines 
Kellers.  Dasselbe  stellt,  soviel  aus  der  Zeichnung  zu  sehen 
ist,  die  Göttin  in  ruhigem  Stande  dar,  die  Rechte  sehr  hoch 
auf  die  Lanze  aufgestützt,  die  Linke  zum  Halten  des  abge- 
setzten, aber  wie  die  Lanze  verloren  gegangenen  Schil- 
des gesenkt.  Nach  einer  die  Zeichnung  begleitenden  Notiz  ^) 
wäre  der  Mund  zum  Rufen  (?)  geöffnet  und  der  Ausdruck 
des  Gesichtes  energisch,  welches  Letztere  sich  bei  nicht  we- 
nigen Bildern  der  Göttin  wiederholt.  Das  Haupt  bedeckt 
der  hohe  Visirhelm  mit  einem  Rosshaarbusch  (nach  der  Zeich- 
nung zu  schliessen),  die  Brust  die  Aegis  ohne  Gorgoneion, 
welche  an  diejenige  der  Statuette  von  Niederbiber  erinnert, 
zugleich   sich   aber  in   allen  den  Punkten  von  jener  unter- 


1)  Zeichnung  und  Noüz    verdankt    der  Verein  der    gefälligen   Zu- 
sendung des  Herrn  Friedrich  Fischbacb  in 'Wien. 


150  Minereenstatuelte  von  Wels. 

scheidet,  welche  als  verdachterregend  haben  bezeichnet  wer- 
den müssen.  Die  Kleidung  besteht  in  dem  langen  Chiton 
poderes  und  einem  sehr  künstlich  umgeworfenen  Himation, 
bei  dem  namentlich  der  gürtelartig  um  den  Leib  gewundene 
Theil  merkwürdig  ist,  der  aber  wenigstens  annäherungs- 
weise bei  mehren  Statuen  wiederkehrt  (wie  Clarac  pl.  464. 
867,  467.  879  u.  sonst),  die  als  die  volknd^teren  Urbilder 
einer  roheren  Nachbildung  gelten  können.  Die  Füsse  scheinen 
mit  Schuhen  bekleidet  zu  sein.  Das  im  Uebrigen  massive 
Figürchen  ist  von  unten  »her  etwa  4  Zoll  tief  hohl,  was  zu 
der  Vermutbung  Anlass  gegeben  hat,  dasselbe  sei  ivsprteg- 
lieh  kuf  einer  Standarte  befestigt  gewesen.  Diese  Verm»- 
thung  geht  aber  wahrscheinlich  fehl,  oder  vielmehr,  sie  lässt 
sich  ans  der  Aushöhlung  schwerlich  begründen ;  diese  dürfle 
vielmehr  aus  partiellem  Hohlguss  abzuleiten  sein,  der  hier  so 
bequem  und  leicht  anzubringen  war,  dass  die  durch  ihn  zu 
bewirkende  Materialersparnng  sieh  von  selbst  empfahl.  Aefan- 
liches  kommt  bei  andern  derartigen  Figürchen  vor. 
Leipzig. 

Overlieck. 


3.  W  lim\tt  auf  itt  3lra  Mvima. 

(Vgl.  Jahrb.  XXXVI  S.  11 G  fgg.) 
Aias  einem  Rriefe  an  den  Vereinspräsid'ent  en. 

......  ^ ...  In  einer  Anitserkuag  zu  Herrn  FreudenlKerg's  Ab- 

26106  reiiDr.  SIangemeU(«r'9  minsi^rliafter  Publication  d^r  Bon- 
ner ^ra  des  fiilvuig  JMaxiiwu^,  deren  schwierige  Lesung  ich  ini 
v>erAofifl^|iea  Stminer  selbst  Ci^legeiiheijt  hatte,  im  Angeskhte 
des  Nonumentes  aa^nerkeumeo^  erwahnie»  Sie,  wie  es  mir 
gd»ugm  sei,  die  Reibenfolge  der  von  jenem  Legaten  beklei^ 
dften  A/enter  ausr  den  Andeutungen  der  Inschrift  abzuleiten, 
leb  hatte  darüber  in  einer  der  wöcbeatlicben  Sitzungen  uu- 
seffs  In^ituts  gesprochen  und  beabsichtigte,  in  einem  Aufsatze 
in  unaenn  Bullettino  meine  Ansicht  darzulegen,  als  mir  vor  weni*- 
gen  Tagen  eiA  gleich&Ils  für  ua»re  Schriften  bestimmter  Aufsatz 
Prot  Emil  Höboer's  zuging,  welcher  dasselbe  Mouume»t  nebst 
zwei  andern  neuer  Entdeckung  in  seiner  eingebenden  fleissigen 
und  gelebirten  Weise  behandelt  und  zu  meiner  Freude  zu 
gao0  glekben  Resnltaten  in  aUen  Hauptsachen  gekommen 
isly  nui^  dass  er  es  unterlassen  hat,  die.  Schlussfolgerung  be- 
^gUeb  der  Cbronologie  der  Aemter  zu  ziehen.  Unter  die- 
sen UmstSinden,  und  getreu  meinem  Crrundsatze,  in  unsern 
Scbrilten  auswärtigen  Beitr4tgeii  atets  den  Vortritt  zu  lassen, 
kann  ich  also  meinen  Aufsatz  getrost  dem  Papierkorb  über- 


152  Die  Aemter  auf  der  Ära  Fubiana. 

geben,  glaube  jedoch  Ihnen  nicht  allzu  lästig  zu  fallen,  wenn 
ich  hier,  kurz  zusammengefasst,  dessen  Inhalt  zu  günstiger 
Beurtheilung  und  eventueller.  Benutzung  mittheile. 

Ich  gehe  bei  meiner  Erklärung  von  der  gewiss  richti- 
gen, durch  Mommsen  vorgeschlagenen  Lesung  des  ersten  Ver- 
ses constd  et  aus,  und  zwar  scheint  mir  Zangemeister's 
Facsimile  diese  Lesung  in  der  Weise  zu  gestatten,  dass 
man  für  das  L  den  über  das  V  gesetzten,  von  ihm  nicht  als 
Buchstaben  angesehenen  Strich  in  Anspruch  nimmt,  sein  I 
aber  als  E  betraphtet.  Die  Lesung  censuit  aber  war  es, 
welche  nothwendig  die  ganze  Erklärung  auf  Irrwege  leiten 
musste.  Zangemeister  half  sich  heraus,  so  gut  es  eben  ging, 
indem  er  auf  die  legati  ad  census  accipiendos  verwies; 
allein  er  liess  sich  offenbar  durch  Marquardt  irre  fähren, 
welcher  in  den  R.  A.  III,  1,  A.  269  diese  Behörde  gleich- 
massig  den  Kaiserlichen  Provinzen  und  den  Italischen  Re* 
gionen  zuschreibt,  wobei  er  sich  einer  Seits  auf  die  falsche 
Inschrift  bei  Reines.  VI,  136  stützt,  anderer  Seits  die  Inschrift 
Orell.  2273  nicht  richtig  erklärt,  da  der  Legat  der  regio 
Transpadana  vielmehr  für  einen  legaius  corrector  oder  ad 
corrigendum  statum  zu  nehmen  sein  wird  (cf.  Orell.  III, 
Index  p.  112).  Marquardt  selbst  übrigens  hat  das  Richtige 
bereits  anderswo  (III,  2,  A.  912)  angeführt,  indem  er  aus- 
drücklich diese  Magistrate  auf  die  Kaiserlichen  Provinzen 
beschränkt.  —  Zugegeben  aber,  dass  nur  in  letzteren  die 
legati  ad  census  accipiendos  sich  nachweisen  lassen,  dürfen 
wir  weder  Sicaner,  noch  Picenter,  noch  Veneter  mit  ihnen  in 
Verbindung  bringen,  abgesehen  von  der  Schwierigkeit,  die 
es  machen  würde,  ein  und  dasselbe  Amt  in  so  verschiedenen 
Gegenden  und  so  oft  wiederholt  von  demselben  Manne  ver- 
walten zu  lassen.  So  viel  gegen  die  Möglichkeit  des  censmt 
und  seiner  Erklärung. 

Nehmen  wir  dagegen  die  Lesart  consul  et  vemo  die 
mit  Mommsen's  Erklärung  des  verno  die  als  kalendis  Mar- 


Die  Äemter  auf  der  Ära  Fulviana.  153 

Ms  an,  so  ist  Alles  io  Ordnung.  Wie  so  ofl  in  den  In- 
schriften hoher  Beamten,  steht  das  Consulat  und  neben  ihm 
das  hohe  Priesterthuro  des  Sodalis  Augustalis y  oder  in  un- 
serm  Falle  wahrscheinlich  Sodalis  Uadrianalis  Verianus 
tt.  s.  w.  an  der  Spitze  des  Ganzen,  Dann  folgen  mit  Aus- 
lassung der  niedrigeren,  der  Prätur  vorangehenden  Aemter 
seine  übrigen  Bhrenstellen  in  aufsteigender  Ordnung:  zuerst 
das  Proconsulat  Siciliens,  angedeutet  durch  die  poetische 
Form  des  Namens  Sieani;  darnach  die  Picentes.  Wie  die 
andern  Regionen  Italiens,  ward  Picenum  bekanntlich  von  den 
Zeiten  Marc  Aurel's  bis  zur  Einführung  der  correctores 
unter  Anrelian  von  iuridici  regiert,  meistens  im  Verein  mit 
Umbrien  oder  der  Flaminia  (cf.  Annali  deir  Inst.  arch.  18d3 
p.  197;  1863  p.28l).  Dieses  Amt,  so  gut  wie  das  Proconsu- 
lat Siciliens,  war  von  prätorischem  Range  und  schliesst  sich 
jenem  daher  sehr  passend  an.  Nach  seiner  Bekleidung  wird 
Fulviüs  Consul  gewesen  sein :  denn,  wie  ich  glaube,  folgt  jetzt 
die  coflsularische  Legation  von  Hispania  citerior,  angedeutet 
durch  die  Erwähnung  der  Celtibercr,  welche  ich  kein  Be- 
denken trage  in  den  Hiberi  Celtae  zu  sehen,  obwohl  Dr. 
Zangemeister  sich  dagegen  erklärt.  Mir  scheint  diese  Aus« 
drucksweise  in  unsrer  versificirten,  uro  nicht  2u  sagen  poe- 
tischen, Inschrift  keine  Schwierigkeiten  zu  machen.  Man 
konnte  theilen,  die  Hiberi  für  Spanien,  die  Celtae  für  Gal- 
lien erklären :  da  aber  sämmtliche  Abtheilungen  Galliens  von 
Prätoriern  regiert  wurden,  so  würde  uns  diese  Annahme  nö- 
thigen,  die  consularisohe  Legation  von  Spanien  fallen  zu 
lassen  und  hier  ebenfalls  eine  der  prätorischen  Provinzen 
anzunehmen,  und  zwar  Lusitanien,  da  Fulvius  bereits  Pro- 
consul  von  Sicilien  gewesen  war  und  also  nicht  das  Procon- 
sulat von  Baetica  auch  noch  bekleidet  haben  kann.  Dadurch 
würden  wir  nicht  weniger,  als  vier  prätorische  Provinzen 
für  ihn  erhalten,  und  nehmen  wir  hinzu,  dass  er  vor  seinem 
Proconsulat  ohne  Zweifel  eine  Legionslegation  verschweigt, 


154-  Die  Aemfer  auf  der  Ära  FuMana. 

eben  so  gewiss  prätorische  Ehreaämter  unerwähnt  Ifkesty  die 
er  in  Rom  nni  Italien  bekleidet  haben  wird,  so  würde  sieb 
daraus  für  ihn  ein  so  langsames  Avancement  ergeben,  dass 
naeh  meiner  Ansicht  die  Sehwierigkeit,  welche  die  Miberi 
Cettae  =  Celtiberi  yerursachen  könnten,  nicht  dagegen  i» 
Betracht  kommen.  Polgen  die  VeneU :  dieselben  Standes 
unter  dem  iuri^cus  der  Transpadana,  der  hier  ausgeschlos«- 
sen  ist  durch  seinen  pratorischen  Rang  und  dadurch,  dass 
manches  Jahr  vorher  Fulvius  dasselbe  Amt  bei  den  Kcentern^ 
bekleidet  hatte.  Ich  glaube  daher,  dort  ihm  eine  ausseror- 
dentliche Mission  zuweisen  zu  mflssen,  etwa  als  tegatitö  tut 
cerrigendum  statum  regionis  Transpadanäe,  um  den  viel- 
leicht Manchen  irre  leitenden  Namen  legatus  corrtdor  zu* 
umgehen.  Dass  dergleichen  Beamte  von  consularischem  Range 
sein  konnten,  folgt  schon  ans  ihrer  ausserordentlichen  S^el^ 
lung,  ausdrücklich  aber  auch  z.  B.  aus  Orelli  6^2.  —  in 
d^n  nächsten  Versen  hatte,  glaube  ich,  Zangemeister  durch- 
aus das  Richtige  getroffen,  als  er  vorschlug,  Libuma  regna 
zu  lesen,  indem  ich  die  Delmatae,  die  Liburna  regna  und 
die  feri  lapudes  für  eine  poetische  Bezeichnung  der  Provinz 
Dalmatien  halte,  die  von  Consularen  verwaltet,  volikonme» 
an  diese  Stelle  passt.  Nach  Bekleidung  derselben  ging  dann 
endlich  Fulvius  zur  Statthalterschaft  Germaniens  über,  welche 
ja  gleichfalls  consularisch  und  wegen  ihrer  Wichtigkeit  voiir 
hohem  Range  war.  Eine  Vereinigung  beider  Germanien 
unter  Einem  Legaten  ist  mir  allerdings  neu,  macht  indess 
keine  Schwierigkeit,  insofern  ja  öfter  zwei  Provinzen  in 
Einer  Hand  vereinigt  wurden,  wie  die  beiden  Mösien  nach 
Orelli  2274,  das  obere  Mösien  mit  Dacien  nach  Orelli  5478. 
Das  lUaximtis  in  v.  8  ist  natürlich  als  Beiname  des  Legatoi 
aufzufassen,  nicht  etwa  mit  consularis  zu  verbinden^). 


1)  Werden  sie  es  nicht  als  eine  Spielerei  betrachten,  wenn  ich  nach 
den  Daten  unserer  lasahirift  Ihnen  hier  die  Carriore  des  FuhduB 


Bie  Aemier  OMif  der  Ära  Fuhiana^  ];&& 

Vragett  Sie  web  jeUt,  was  ich  von'Zangemektcr's  Aa«- 
sidA  halte,  d«r  aufolge  unser  Fuiviiis  der  bekannte  Schwie« 
gsirvaler  dfis  Kaisea's  ComiDodus  sei,  so  bedauere  icb,  aneb 
Uev  ai«bt  heisüiiHnen  zu  könaen.  Freilieb,  in  seines  grosse» 
Ehrenbase  (L  N.  217  =:  Or.  5488)  führt  derselbe  allerdings 
die  Namen  FuLvius  Maj^us,  ja,  er  setzt  jenen  allen  aude* 
ren  voran  und  giebt  sich  dadurch  das  Ansehen,  als  sei  der- 
selbe in  der  That  sein  eigentlicher  Familienname;  allein  be- 
denken Sie,  dass  die  Fasten  ihn  nie  anders  als  Bruttius  Prae»^ 
sens  aenneii;  das»  seine  Kinder,  die  Kaiserin  Crispina  auf 
ihren  Münzen  (Eck  bei  VII  p.  1^)  und  die  Söhne  in  der  be- 
kannten Inschrift  (I.  K.  5751),  nur  diesen  Gentilnamen  füh- 
ren: so  werden  Sie  mir  wohl  zugeben,  dass  daran  keines- 
wegs zu  denken  ist,  dass  er  vielmehr,  wo  es  nicht  darauf 
ankam„  alle  seine  vielen  Namen  aufzuzählen,  sich  stets  Brut- 
tius Praesens^  nie  aber  Fulvius  Maximus  genannt  haben  kann. 
Icb  mache  Sie  femer  darauf  aufmerksam,  dass  unter  all  seinea 
vielen  Aemtern,  einzig  abgesehen  von  dem  Consulat  und  dem 
Priesierthnm^  auch  nicht  ein  einziges  sich  auf  der  Inschrift 
von  Volceii  wieder  findet,  das  wir  auf  der  Bonner  Ära  lesfen. 
Zangemeister  hob  dieses  richtig  hinsicbilich  der  Germanischen 
Legation  hervor;  aber,  wenn  es  bei  dieser  sich  durch  die 
Vermuthung  rechtfertigen  Hess,  die  Bonner  Ära  sei  von  spa- 
terem Datum  als  der  Stein  von  Volceii,  so  lässt  sich  das 
nicht  von  seinen  andern  Aemlern  sagen,   deren  zwei  ja  ais 


Maximus  zusammenstelle  ?^  Eine- Elirenbase  für  ihn  würde  ftwa  so 
lauten:  Fult^(h  C*f.  Maximo.  eonsuli.  aodali.  Hadrianali  cet.  leg. 
Aug.  pr,  pr-  jprov,  Qermamae,  supertor,  et.  inferior,  leg.  Aug-pr* 
pr,  prov.  Delmatiae.  leg.  ad  corrigendum  statum  Venetiae  (oder 
reg,  Transpadanae).  leg*  Aug*  pr.  pr.  prov.  Hispaniae  citerior, 
iuridico;  Pieeni.  {et.  Vmbriae,  Flaminiae).  procos.  Sieiliae.  cur. 

viae  (?)  ....  leg,  Aug.    leg praetori.    trib.  pleb,  (oder 

aedili),'quae8tori.   trib.  mil,  leg Xviro   stlit,   iud.    (oder 

ein  anderes  Amt  des  Vigintivi  rats). 


156  Die  Aemter  auf  der  Ära  Futfriana. 

Dothwendig  prätorisch  sich  uns  ergeben  haben.  Bei  der  In- 
schrift von  Volceii  ist  mit  Entschiedenheit  festzuhalten,  dass 
sie  nach  Römischer  Sitte  alle  von  Bruttius  bekleideten  Aemter 
aufgezahlt  haben  muss;  freilich  ist  viel  von  ihr  verloren 
gegiangen,  nicht  jedoch  so  viel,  dass  die  Möglichkeit  vorhan- 
den wäre,  jede  Andeutung  der  in  Rom  erwähnten  Aemter 
könne  uns  in  ihr  abhanden  gekommen  sein. 

Wenn  nun  aber  auch  die  Beziehung  auf  Bruttius  Praesens 
nicht  haltbar  erscheint,  so  hat  doch  Zangemeister  die  Zeit, 
welcher  unsere  Inschrift  angehört,  wie  ich  glaube,  richtig 
erkannt ;  denn  in  die  zweite  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts 
dürfte  die  allerdings  noch  recht  gute  Schrift  zu  setzen  sein, 
während  der  Gebrauch  des  Titels  constdaris  fQr  legatus 
Augusti  jeden  Falls  nicht  höher  hinauf  zu  rücken  sein  wird. 

Ich  überlasse  es  Anderen,  und  namentlich  Hühner,  die- 
jenigen  Punkte  zu  besprechen,  welche  noch  sonst  in  Betracht 
kommen  könnten.  Meine  Absicht  war  nur,  Ihnen  kurz  meine 
Gedanken  über  die  Reihenfolge  der  Aemter  mitzutheilen,  nach- 
dem Ihnen  eine  vage  Kunde  davon  zugegangen  war.  Wenn 
ich  unserm  Zangemeister  nicht  überall  beistimmen  konnte,  so 
will  ich  damit  dem  Verdienste  seiner  schönen  und  sorgfäl- 
tigen Pnblication  in  keiner  Weise  zu  nahe  getreten  sein, 
hoffe  vielmehr,  dass  sein  Eifer  und  seine  Genauigkeit,  die  er 
so  tüchtig  dort  bewährt  hat  und  hier  täglich  neu  bethätigt, 
für  die  epigraphischen  Studien  recht  bedeutende  Früchte  tra- 
gen werden. 

Rom,  den  7.  Juli  1864. 

H.  Henzen. 


1   3nr4)rtft^n  am  Srier  mb  Ireujitad). 


Bei  einem  Besuch  in  Trier  im  August  des  vorigen  Jahres 
wurden  mir  zwei  in  den  Ruinen  der  römischen  Thermen 
aufgestellte  römische  Grabsteine  als  neu  gefunden  bezeichnet. 
Der  Aufseher  der  Ruinen  gab  mir  an,  sie  seien  im  Mai  des- 
selben Jahres  in  der  Nähe  der  Igeler  Säule  gefunden  wor- 
den. Diese  wahrscheinlich  sehr  ungenaue  Fundnotiz  wird 
von  den  einheimischen  Forschern  berichtigt  werden.  Da  ich 
die  Inschriften  noch  nicht  gedruckt  gesehn  habe  und  beide 
durch  den  Text  und  die  beigefügten  Bildwerke  einige  Auf- 
merksamkeit verdienen,  so  gebe  ich  sie  hier  nach  meiner  Ab- 
schrift: wäre  es  auch  nur  um  damit  eine  genaue  Veröffent- 
lichung und  sichere  Erklärung  hervorzurufen.  Beide  Grab- 
steine gehören  zu  den  in  Gallien  nicht  seltenen  cippusähnlichen 
Sarkophagen,  wie  man  sie,  wohl  bezeichnen  kann.  Denn 
die  Form  ist  im  Ganzen  die  des  acht  römischen  Cippus ;  aber 
er  besteht  aus  zwei  Theilen,  die  übereinandergesetzt  in  der 
Mitte  einen  viereckigen  Raum  für  die  Beisetzung  der  Asche 
lassen;  wie  die  folgende  Figur  anschaulich  macht. 


a  ist  die  Vorder«*,   b  die  Seitenansicht,    das   mit   punktirten 
Linien  gezeichnete  der  hohle  Raum.    Auf  der  Fläche  c  be- 


158 


Inschriften  aus'  Trier  und  Kreuznach. 


findet  sich  die  Inschrift,  auf  d  die  bildlichen  Darstellungen. 
Die  römische  Bezeichnung  für  diese  Art  von  Grabsteinen 
scheint  ara  gewesen  zu  sein.  Wenigstens  passt  darauf  sehr 
gut  die  folgende  Stelle  aus  der  neuerdiugs  von  Kiessling 
(Anecdota  Basileensia  /,  Basel  iSßS^  4.)  herausgegebenen 
Inschrift  von  Langres :  araque  ponatur  ante  id  aedificium 
ex  lapide  Lunensi  qitam  optime  sculpta^  in  quo  (so)  ossa 
mea  reponantur. 

Die  erste  Inschrift  lautet  so: 
D     •     M 
MAIORIO    lA 
NVARIp    •    FRATR 
FRATRI  •  PROC  •  SkA 
5   FCCETMAIORIVS 
ACCEPTVS  •  SIBI  •  ET 
CENSONIAE    •    PRI 
MVLAEVIVISFECIT 
Dazu  gehört  das  folgende  Relief,  dessen  ZeichnJing  ich 
der  Hand  eines  Reisegefährten  verdanke* 


ki9€h9ißet^  au$  Trier  und  ErBUfotack.  159 

Klar  8104  ^0*4  ^^  Inschrift  nur  die  Worte  iL  m.  Maiorio 

lanuario Maiorim  Acceptus  sibi  ^t  Censoniae 

Primulae  vivis  fecit.    In    dem   wiederholten   fratr,   fratri 
scheint  gradezu  ein  Fehler  des  Steirunetz  zu  steck-en.    Die 
Worte  fralr(is)  fratri  lassen  sich  zwar  ebenfalls  erklaren 
durch  das  folfj^nde  ron  Mommsen  entworfene  Stemna: 
a  b  c  d 


ABC 

wonach  A  nicht  Bruder  voaX!  ist,  aber  fralris  frater;  allein 
die  Verbindung;  ist  doch  sefar  ungewöhnlich  und  dunkel,  ^ttr 
das  folgende  proc»  sira  oder  stra  f,  c.  c.  et  suche  ich  ver- 
geblich nach  einer  Erklärung;  in  beiden  Fällen  schien  mei- 
nen  Augen  die  Lesung  bei  wiederholter  Prüfung  unzweifel- 
haft; nur  die  Verlängerung  des  R  oben  zu  I  könnte  zufällig 
sein.  In  proc.  sira  oder  stra  würde  man  irgend  ein  Pro- 
cnratorenanvt  vermuthen  (etwa  sacrae  rationis  oder  dgl.), 
-wenn  dagegen  nicht  schon  die  Stellung  nach  fratri  spräche. 
'Ferner  f.  e.  ist  zwar,  wie  aus  zahllosen  Beispielen  bekannt 
ist,  faciendttm  curavit;  aber  f.  e.  c.  hat  keinen  Sirni,  auch 
«crem  man  annähme,  dass  in  provinzieller  Ungenauigkeit 
4hiri5h  ^en  doppelten  Buchstaben  die  Plnralform  auch  beim 
Verb  angezeigt  würde  ^). 

1)  Mommsens   Vermuthungen    zu  der   Stelle    theile   ich   mit  seinen 
Worten  mit: 

'Für  PROC.  SiA  F  \  C  •  C  erinnere  ich  an  den  proe, 
rai(ionum)  tfummfärumj  privatfarumj  hibliothecarum  Aug(u8tiJ 
nfostri)  Orelli  2236,  etwa  auch,  der  Abkürzung  wegen,  an  den 
PROC  •  S  •  R  Orelli  1090 j  wofür  bald  sacrae  remunerationie, 
bald  (Qothofred  zu  C  Th»  11,  9,  2J  summae  rei  vorgeschlagen 
wird  und  am  Ende  summarum  rationum  das  Richtige  sein 
möchte ;  der  proctirator  summctrum  ist  bekannt.* 


160  Insehriflm  aus  Trier  und  Kren%na4^. 

Es  lässt  sich  allerlei  vermuthen,  wenn  man  ungewöhn- 
liche Abkürzung  und  weitere  Fehler  des  Steinmetz  annehmen 
wiU;  aber  der  Werth  solcher  Einfälle  für  Inschriftenerklä- 
rung ist  bekanntlich  höchst  zweifelhaft»  und  man  thut  besser 
einfach  das  Nichtwissen  einzugestehen. 

Etwas  besser  steht  es  mit  der  anderen  Inschrift,  die  io 
lautet : 

D  M 

L  •  S  E  N  I  L  I  O  • 
SACRATO  PATRI  •  DEF 
VNCTO  •  L  •  SACRATIVS 
5  SACER^ANVS  •  SACRA 
TIVS  L  SACRI^S^-  PILI  •  SIBI 
ET-  SVIS    VIVIS  •  FEÖRV 

Das  ist:  d.  m.  L.  Senilio  Sacrato  patri  defuncio  L* 
Sacratius  Sacerianus  Sacraiius  L.  Sacrius  fili  sibi  et 
suis  vivis  feceru.  Beim  Namen  des  zweiten  Sohnes  scheint 
der  Steinmetz  wieder  aus  Versehn  den  Vornamen  an  einen 
falschen  Platz  gesetzt  zu  haben;  es  musste  heissen  L.  Sa^ 
cratius  Sacriuis.  Bemerkenswerth  ist,  dass  der  Gentilname 
(Sacraiius)  der  beiden  Söhne  nicht  mit  dem  des  Vaters  (Se- 
fdlius)  übereinstimmt,  sondern  offenbar  aus  dem  Cognomen 
des  Vaters  (iSaera^ti5)  abgeleitet  ist,  von  dem  dieCognomina 
der  Söhne  (Sacerianus  und  Sacrius)  weitere  Variationen 
sind.    Darunter  befindet  sich  das  folgende  Relief: 


In9ekriftm  dm  TrUr  und  Krewnach, 


161 


Es  wäre  meiner  Ansieht  naeb  gnnz  falsch  in  diesen  bei- 
den Reliefs  Andentungen  des  Berufes  der  in  den  Inschriften 
genannten  Personen  zu  erkennen,  wie  sie  allerdings,  wenn  auch 
nicht  gerade  häufig  vorkommen.  Otto  Jahn  hat  die  bisher 
bekannt  gewordenen  Beispiele  der  Art  in  seinem  Aufsatz  über 
Etarstellungen  antiker  ReUefSy  welche  sich  auf  Handwerk 
und  Handelsverkehr  beziehen  (In  den  Berichten  der  Sachs, 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  von  iSßi)  z.  B.  S.  328 
und  sonst  zusammengestellt.  Vielmehr  ist  das  Bedeutungs- 
volle die  Hacke  {ascia)^  welche  sich  auf  beiden  Darstellungen 
geava  in  der  Form  findet,  in  welchen  sie  besonders  durch 
zahlreiche  Beispiele  auf  den  Lyoner  Grabsteinen  bekannt  ist. 
Die  Bedeutung  des  sub  ascia  dedicare^  welches  häufig  auch 
bloss  durch  die  Abbildung  der  Hacke  angezeigt  wird,  hat 
der  verdiente  Herausgeber  der  Lyoner  Inschriften,  Herr  Al- 
phonse  de  Boissien,  in  durchaus  überzeugender  Weise  fest- 
gestellt in  einem  eigenen  Capitel  seines  Werkes  (Inscriptions 
antiques  de  Lyon.  Lyon  1846—1854^  4,)  S.  103  iF.  Form 
und  Anwendung  dieses  Instruments  sind  darin  auch  in  tech- 
nischer Beziehung  durchaus  erschöpfend  erklärt,  und  das  Re- 
sultat der  Untersuchung  ist,  dass  das  Grabmal  dadurch  be- 
ll 


]|63  InfOmpm  aus  .Tri$r  uwi  Jür^lMHftwfc^ 

zeichnet  wird  als  vorher  nicht  ^abraucbt,  als  gleichsam 
frisch  von  der  Hacke  weg  benutzt.  Dasselbe  bedeuten  gewiss 
auch  die  Darstellungen  auf  den  Trierer  Grabsteinen;  nur 
dass  mit  grösserer  Ausführlichkeit  uicht  bloss  die  Hacke, 
sondern  auch  anderes  Handwerkszeug  des  Steinmetz  (lapi^ 
darius  oder  marmorarius)  abgebildet  ist:  auf  dem  ersten 
ein  Korb,  wohl  um  den  Schutt  und  Sand,  der  sich  beim  Be-v 
hauen  des  Steins  ansammelt,  aufzunehmen,  und,  soviel  sich 
erkennen  lässt,  vielleicht  ein  Lineal  mit  Griff  oder  Richtscheit, 
um  die  ebenen  Flächen  wagerecht  herzustellen  (die  Aehnlich- 
keit  mit  der  Pfiugscbaar  ist  wohl  nur  zuföllig);  auf  dem 
zweiten  ein  Instrument,  welches  Maurerkelle  und  Richtscheit 
zugleich  zu  sein  scheint,  ferner  Perpendikel  und  Winkelmass 
vereint,  und  ein  breiter  Pinsel,  wähl  um  deaSand  und  Staub 
aus  den  Fugen  zu  fe^^en.  Dtsswegen  stellei»  sich  diese  Davo. 
Stellungen  dennoch  als  am. nächsten  verwandt  zu  denen  des  vnü 
Cavedoni  im  Bullettino  de»  römischen  Institute  von  tSÜ  8.185 
beschriebenen  und  von  Jahn  in  dem  angielübrten  Aufsatz 
(S.  298)  erwähnten  Giahsteines^  des  C.  C&iiltitö  C.  l(ibertMia) 
Antiachus  aus  Reggio^  der  ausdrücklich  ids  marmorarius 
bezeichnet  wird»  Als  sein  Werkzeug  sindWag/ß,  Perpendikel^ 
Winkelmass  und  Hammer  afrgehiklet ;  also  manche»  andere 
als  die  hier  vorgestellten  Dinge^  welche  nicht  das  gaime 
Handwerkszeug  des  Verstorbenen  bezeichnen  sollen,;  sonder» 
nur  die  zur  Herstellung   des  Grabmals-  wesaitlkhen  Stäckei.< 

In  Kreuznach  sah  ieh^  in  einem  Zimmer  des  Siadthauses- 
aufbewahrt,  die  in  diesen  Jahrbüchern  1859  Heft  27  S.67ff^ 
von  Herrn  Pfarrer  Heep  beschriebenen  Inschriften,  zu  welcbea 
ich  mir  erlaube,  im  Folgenden  einige  Bemerkui^en.  zu  machen. 

Was  zuerst  die  auch  in  Trier  und  überall  am  Rheia 
häufigen  Altäre  betrifft^  deren  vier  Seiten  mit  den.RelieCs 
von  ebenso  viel  stehenden  Göttergestalten  geschmückt  sind, 
so  las  ich  die  Aufschriften  des  ersten  derselben  etwas  abwei- 


immfifteH  dlis  mer'  und  KftuiHdek  ißS 

«b^d  V«h  6m  mtM^gtUt  s<»  PORtVWA;  &M  Mt),  MER. 
CVRIVS,  HERCVLES.  Auf  dem  zweiten  und  kleineren 
dieser  Aliht^  las  ich  ebenfalls  nur  auf  der  Vorderseite  oben 
die  Dedication  I  *  O  -  M  über  dieni  Bilde  der  Juno.  In  dev 
Lesung^  der  Inschrih  des  dritten  Steines,  welche  nicht  sehr 
sau6ere  l^chriftzüge  etwa  des  zweiten  Jahrhunderts  zeigt, 
weiche  ich  nur  in  zwei  Buchstaben  von  der  des  ersten  Her- 
ausgebers ab)  nämiich  Z.  3  wo  ich  MAIlAE  las^  der  Her- 
ausgeber A/^IIAE  mit  zwei  gleich  langen  i,  «nd  CAOVCI VM, 
wahrend  der  HennBgeber  das  g«wöhnlioher«  CAOVCEVA/V 
tptbt  Auch  scheinen  die  Anfange  ton-  Z.  7  und  8  daMils 
noch  T<ftllstandig  gpewesen  zu  sein«  Doch  wiederhole  ich  hier 
dea  Text  zu  besseren  Verständiiie»  d«r  foigende»  Benfer^ 
klingen  tjf  h$(norem}  d(omus}  4(iimüe}  Mertutio  et 
Bkuiae  eadmcium  et  armm  MaMctiue  SaUo  If  laker  eoß  v^ltla 
v(aium)  s(olpit}  l(aeim)  l(ubens}  m(erite).  Previnziell 
ist  die  Abkürzung  ho  statt  des  gewöhnlichem  ein&chen  h  iv 
in  der  ibrigensy  wie  bekannt^  seit  CeoHttodu»  häufigen  For- 
mel. Die  Schreibungen  Maiia  «ikd  eMudue  und  nicht  anf^ 
fällig;  das  doppelte  t  für  den  ooHsonanCischen  Laut  findet 
sich  häufig  besonders  seit  dem  Ende  des  ersten  Jahrhunderts 
(z.  B.  fast  regelmässig  in  d^en  lätadlrecbten  von  Malaca  und 
Salpensa  aus  dem  Jafi^  i^.  Auf  einer  Inschrift  aus  Ger- 
mersheim  (bei  Henzeif  d^ÖO)'  ist  der^Naiilfe  Maiia  ebenso  ge- 
^ffHebent  ITie  tilirdililgfeli  Ms  und  fy$  w^i'den  in  MHer  ^le* 
zpttter  Zeit  det  Sprache  bäul^  verwechs^t;  dddtt^f««  kfiaiitd 
an  sieh  aus  xtjgvtuop  «der  ttj^vx^ior  ebenso  früh  umgebildet 
wovden  sein  wie  ondiwr«».  Merkur  nnd  seine  Nnttev  etü 
Mbeincfft  ausser  «nfibekamitNi  Inschriften  in  Pompeji  (IhmimM 
i^n  i.  N«  t29f  bis  aaaO)  amoh  im  Gallieil  (iw  LyeiF,  Boissiea 
S.  M0  f.)  nnd  Deiifechhindi  (Ben^v  M97f  wie^  ttr  HeMN»» 
gieber  angl^fttfavt  hat)  vereint;*  andcrd Beispiele  dieses  Sötter^ 
paalieä  sind  mir  aidii  beiuiani;     MtaüMm  Satt»  {SMö  ist^v 


164  Inschriften  aus  Trier  und  Kreuznach. 

wie  4er  Herausgeber  mit  Recht  bemerkt,  ein  gewObolichcir 
keltischer  Name)  bezeichnet  sich  als  faber  schlechthin,  aka 
wohl  als  Bau-  und  Zimraermeister.  Aus  welchem  Stoff  der 
Stab  war,  den  er  mit  dem  Altar  weihte,  ist  nicht  angegeben. 
In  Stein  und  Erz  haben  sich  dergleichen  auch  einzeln  ge- 
funden, z.B.  der  vonFasano  mit  der  Inschrift  PNABINAN 
bei  Nommsen  unterital.  Dialekte  S.  88,  und  der  bronzene 
aus  der  Gegend  von  Tareut  ebendaselbst  S.  65.  Die  Formel 
ex  voto  v(oium)  s(olmt)  l(aetus)  l(ubens)  m(eHto)  ani 
Schluss  fasst  der  Herausgeber,  auf  ähnliche  Beispiele  gestützt, 
gewiss  richtig  als  einen  gedankenlosen  Pleonasmos  auf,  an 
welchem  sich  der  provinzielle  Concipient  nicht  stiess.  Es 
wäre  künstlich  die  Schwierigkeit  heben  zu  wollen  durch  die 
Auflösung  ex  voto  voto  solutus^  die  grammatisch  und  logisch 
ertraglicher  ist,  dem  Gebrauch  aber  ebenfalls  keineswegs 
entspricht.  Das  vom  Herausgeber  S.  79  erwfthnte  zweite 
Fragment  mit  den  Namen  des  Mercur  und  vielleicht  der 
Mala  sah  ich  nicht. 

Betrachtlicher  ist  meine  Abweichung  vom  ersten  Heraus-* 
gefcer  in  der  Lesung  des  vierten  Steines.    Ich  las: 

MATRIDetiw 

C  A  L  V  I  S  I  A 

SEC  VNDIN  A 

VS-  LL  •  M 
Herr  Heep  dagegen  giebt  Z*  1  so:  MAlRlO  '*"  und  denkt 
dabei  an  AAATRIBii^;  was  ja  an  sich  nicht  vnmttglich  ist. 
Allein  der  Cult  der  phrygischen  Göttermutter  ist  so  gleich- 
massig  durch  alle  römischen  Provinzen  verbreitet  gewesen, 
und  grade  die  kurze  Bezeichnung  der  Göttin  slg  maier  deum 
ist  so  gewöhnlich,  dass  man,  auch  wenn  jener  Cult  nicht 
grade  am  Oberrhein  durch  zahlreiche  Denkmäler  bezeugt 
wäre,  keinen  Grund  hätte  an  der  Richtigkeit  der  Lesung  zu 
zweifeln.    Uebrigens  möchte  ich  diese  Inschrift  nicht  mit  dem 


Inschfiften  au$  Trier  und  Kreu»na4)h.  165 

Herausgeber  fQr  /beträchtlich  jQoger  halten  als  die  Obrigen 
drei,  welche  er  ganz  richtig  in  das  Ende  des  zweiten  oder 
den  Anfang  des  dritten  Jahrhunderts  setzt.  Geringere  Sorg- 
falt der  Schrift  ist  ja  besonders  in  den  rheinischen  Inschrif- 
ten keineswegs  ein  entscheidendes  Kriterium  jüngerer  Zeit. 

Berlin. 

SS«  Hfibner« 


5.   €xnt  nod)  ntibekannte  Si\btmU}t  am  in  3eit  Ut 
Bürserkriege  ftimt0. 

(Siehe  Taf.  Y,  2.) 

AR.      [  A:  Blosses  Haupt,  linkshin;   hinter  demselben: 
I         1  Caduceus;  Q.  SERTORIVS. 

4.     1^  R:  Eine  Hirschkuh,  rechtshin  aufwärts  blickend  : 

PROVIDEN.  MILITÄR. 

Jeder,  der  mit  der  römischen  Geschichte  vertraut  ist, 
wird  gleich  beim  Anblick  der  Avers-Seite  erstaunt  sein,  zu 
sehen,  dass  schon  vor  der  Dictatur  des  grossen  Porapeius  ein 
andrer  Bürger  des  römischen  Staats,  ganz  geg^en  dessen 
Grundgesetz,  es  gewagt  hat  sein  Bildniss  vom  eigenen 
Namen  umgeben  auf  einer  Münze  prägen  zu  lassen.  Aber 
man  wird  sich  zugleich  erinnern,  dass  der  dargestellte  Quintus 
Sertorius  in  der  Periode  der  Spaltungen  des  römischen  Staates 
lebte  und  ein  Charakter  von  jener  Festigkeit  war,  welche 
ihm  die  Kühnheit  gab  neben  Marius  und  Cinna  für  die  Rechte 
des  Volks  zu  kämpfen  und  der  aristokratischen  Tyrannei  des 
Sulla  zu  widerstreben.  Wir  wissen  auch,  dass  Q.  Sertorius, 
als  er  vom  blutgierigen  Sulla  ebenfalls  zum  Tode  proscribirt 
war,  i.  J.  82  vor  Chr.  Geb.  rasch  sich  nach  Spanien  rettete, 
wo  er  schon  unter  Marius  Quaestor  et  Pr.  Praetor  gewesen 
war  und  sich  durch  seine  Gerechtigkeit  grossen  Anhang 
unter  den   Eingebornen  erworben   hatte.      Dies   VerhäUniss 


EmenodkyiHbA.  (Stift^munse«.  d.  ^miü,  Mrgerkr,  Roms.  167 

ittpchtt  €8  iba  letokt,  wäkreiii  JMwr  b«w»gft«ii  Kei(^  in  Spa- 
wttm  ieii  4iit  «rloMhett^n  Sinn  für  Vnalifcilngigkeit  0u  tv* 
wpclMkf  s^fpar  XQ  «iiiiMii  kriegeiiBi;li«ii  I^IAepslaiide  gtgm 
Sdla's  WHiklMtflrstiiaft  aufouregen,  «io  Heer  «imI  ein«  Ver- 
mMmng  auf  vaatflsditiii  niaaa  s«  «vganfsiren  mnä  iie  Srki- 
naruagaB  4eii#f«gMaugfianitiba<s  g^egen^i«  Despotie  Roatii 
aufs  neue  zu  beleban.  1>^  AnseMiiss  der  kanpftasttgeii 
Lusitanier  vollendete  seine  d  rollende  ^Stelhing  au#  iter  pyre- 
naisrfhen'llaFMnsel  und  veranlasste,  dass  Cn.  Pompeius  selbst, 
begleitet  von  dem  sieggekröuten  Greise  Metellus,  mit  ge- 
prüften Legionen  herüberkam,  um  den  Abfall  dieser  wich- 
tigsten römischen  Provinz  zu  verhindern.  Fast  10  Jahre 
lang  dauerte  dieser  hartnackig  geführte  Krieg,  in  welchem 
endlich  im  J.  72  vor  Chr.  Sertorius  zwar,  aber  nur  durch 
die  Hand  des  Verrathers  Perpenoa,  unterlag,  nachdem  er  in 
diesem  langen  Zeitraum  dort  so  vollständig  Dictator  ge- 
wesen war,  wie  jemals  Sulla  oder  Pompeius  in  Rom.  Be- 
rücksichtigen wir  diese  Stellung,  dann  wird  es  auch  nicht 
mehr  auffallend  erscheinen,  dass  er  Münzen  prägen  durfte, 
welche  sein  Bildniss  als  Oberhaupt  der  Iberischen  Paeuinsula 
verewigen,  zumal  wenn  er^  dem  Volke  bedeutsam,  das  Em- 
blem des  Caduceus-Oelzweigs  hinzufügen,  und  auf  die  Rück- 
aeite,  rings  um  die  prophetische  Hirschkuh  der  hochverehrten 
Diana,  die  symbolischen  Worte  Providentia  militaris 
setzen  liess. 

Jeden  Zweifel  an  der  Aechtheit  dieser  Münze  zu  besei- 
tigen, wird  es  genügen  dass  ich  hinzufüge:  sie  ist  bereits 
ohne  Zögern  von  den  ersten  Pariser  Autoritäten  der  Numis- 
matik als  völlig  authentisch  anerkannt  und  mir  vom  Königl. 
Belgischen  Staats-Architekten  Herrn  Francois  Derre  in  Brüs- 
sel auch  im  Original  vorgewiesen  worden.  Ihr  Fundort  ist 
in  der  Nähe  der  Stadt  Hai,  etwa  4  Lieues  s.  von  Brüssel, 
in  der  Richtung  nach  Mons,  wo  man  bei  Erdarbeiten  für 
eine  neue  Eisenbahn-Linie  auf  eine  alte  Römerstrasse  stiess 


168  Eine  noch  vnbek.  8ilbermün»e  a.  d.  ZeU  d.  B&rg^rkr,  RomB. 

und  daiiB  vor  etwa  3  MomileB  diesMi  seMese  StIIek  sä  Tag« 
brachte.  Die  Zeichiiany,  die  aaserer  Abbildung  au  firaade 
liegt,  ist  naeh  einem  Stanaiolabdruok,  welchen  ich  seibat  ge«» 
noaraien  habe,  ausgeführt  worden.  Die  Bewegungen  rOau* 
scher  Heere  in  Belgien  sind  so  aahlreieh  gewesen,  dass  kauM 
ein  mehr  klassischer  Boden  flir  das  Vorkonnen  dieser  in- 
teressanten Mflnae  gedacht  werden  kanui 
Bonn,  d.  38.  JuH  1864. 

K4»  RUPF* 


6.   Avmt  mh  UtonbeliJUter  —  uia^trdlHnHd)  htv  beiHen 

ttfim  lateirtril^ett  Mftt  fianMfA^tn  ^mft%  — 

int  Home  jn  ttamitr. 

(Hierzu  Taf.  VI  und  YII.) 
I. 

Bei  einem  Besaehe  des  Domes  zu  Namur,  in  der  bes<Hi- 
dem  AiMsicht,  die  etwugen  altern  Mobilien  und  Cnitusgerathe 
dort  kennen  zu  lernen,  war  die  Ueberrascbung^  nicht  geringe 
ab  man  den  erstaunten  Blicken,  wohlverwahrt  in  kleiner 
charakteristisch  ausgeschmflckter  mittelalterlicher  Truhe,  ein- 
gehüllt in  rothen  Seiden  -  Damast ,  eine  edelsteinfimkelnde 
Krone  reinen  Goldes  und  kunstreichster  Arbeit  vorzeigte. 

Krone  und  Truhe  gehörten  offenbar  dem  Anfange  des 
laten  Jahrhunderts  an,  und  erschienen  von  so  hervorragender 
Bedeutung,  dass  ein  Bericht  kaum  unwillkommen  sein  durfte. 

Wie  die  beigegebene  Abbildung  (Taf.  VI.  lu.  la)  ver- 
anschaulicht, besteht  die  Krone  aus  einem  3,  3  Centimeter 
breiten  Kronreifen,  der  sich  nach  oben  in  acht  dreiblattahn- 
liehe  Verzierungen,  acht  Lilien ,  ausschweift.  Jede  dieser 
LUien  fiberragt  die  Mitte  eines  von  acht  gleichen  Tbeilen,  aus 
wiriehen  der  Kronreif  sich  zusammensetzt,  und  in  welche 
(vgl.  la)  er  auseinander  genommen  werden  kann.^  Diese 
acht  Compartimente  greifen  gegenseitig  als  Charniere  in 
einander,  und  werden  durch  von  oben  eingesteckte  Stifte, 
deren  Köpfe  bald  dickere  birnförmige  bald  runde  echte  Per- 
len bilden,  zusammen   verbunden.     Ziemlich  gleich  ist  der 


170        Krone  und  Kronbehälter  im  Dome  asu  Namur. 

kostbare  Schmuck  der  acht  Felder;  Zwischen  eiDem  obern  und 
untern  Bande  echter  Perlen,  eine  ähnliche  Einfassung  wie  sie 
auch  die  ungarische  Rönigskrone  zeigt,  ruhen  auf  der  goM- 
nen  Fläche  in  buntester  Pracht  grössere  und  kleinere  Edel- 
steine aller  Farben,  ebenso  grössere  Perlen  und  kleine  goldne 
Blumenkelche,  in  einem  ^eize  des  zierlichsten  Filigrans, 
Ae9ßm  f  ^dirn  meUt  in  <ioldtr(Utb({heii  ailsUu|3eB.  .|krsi4|be 
Schmuck  v^^iievt  ü^  Lilien,  INe  prftAhtigW  l»upt»«  Steine, 
deren  Kostbarkeit  uae^  V^psiifli^llllgeip  Andrer  —  wir  selbst 
sind  nicht  im  Stande  sie  zu  schätzen  —  besonders  für  die 
in  Betracht  kommende  Zeit  ganz  ausserordentlich  sein  soll, 
sind  theils  als  Cabuchons,  the|ls  facettirt  geschliffen,  und  die 
meisten  in  aufrecht  stehenden  glatten  Rändern,  einige  in 
eJiMtiiie  Rlauen  gvlassl.  Durch  einea  betonieni  Sdunuck 
omchaifien  vor  den  ihrigen  nur  awti  Feid4r,  nämUfh  dit.* 
JMlgeil  welche  die  Mitte  der  fittrne  und  die  entsprecheiide 
Stulle  gegenüber  am  Hinterkopfe  einnehmen  seilen,  fcedo««« 
tiingsvoU  ausgezeichnei  und  glalshsam  geweiht  ffier  befin« 
dftn  sieb  in  kleinen  aufroefct  stehenden  Behältern,  deren  in 
CbaniMMreti  gebende  verscMiessende  Deckel  man  auf  4Um 
Miitelfplde  der  Abbildung  onsrer  Krm^  deiillicb  erkennt, 
Btmtm  von  der  D^tni^krone  Oirisdi.  Unsre  Krme  «rbüt 
Aadiipeh  eine  gewisse  AdinJicbkeil  mit  der  eieerpfm  Krmut 
sBu  Mop^a,  deren  innerer  Reif  bekanntlipb  ans  einem  Nagel 
TMi  Rfeuze  Christi  gefertigt  sein  soll  ^), 

Aass  die  goidne  Krone  von  Namnr  §mh  wirlllinh  gfw 
tragen  worden  sei,  darf,  wenn  es  sotist  b^iifvfifelt  werden 
lUMiqle,  weniger  aos  dem  entsprechenden  Durchaneseer  von 
W  Centioieter,  aus  der  fickmiegsamfceit  wMiit  sie  sidi  nwk 
der  bewegAt^e«  Art  ihrer  Zusammensetziing  jeder  liofSnm 
anpaest,  als  aus  der  Thatsa^he  geschlossen  werden,  wonach  sie 
IttiivrArts  nooh  jet^t  jenen  gepolsterten  Mltoammfitn^  Ibeifen 


1)  FontaAini:  I>i8»efftaU«  de  eoron»  ferrea  1719.. 


\ß^\,  ^€9p  VMNP  ^r^^a^Q  <li<^  sun  Ty^fl^^n  bei^amt;  «taid  1^9- 
^1,  wpi  jyhiieM  eUif^  weiclierii  w4  festem  Aiiscbliis«  w  ilkP 

^1  iMp  Mm&  4^1^  Jabrhwdarte,  Bo|l>al<d  «r  Uwb  uM  f«<il 
jf u|>4^,  ^f  4fr  StelJlf  wo  «nap  ihn  ursprlipgiiAb  l#  ¥^flü4« 
fm^^  df^eii ;  «ju  welcher  ^em^kMug  sm  ä%^m\^fi^  Vinrapir 
}f|S;9fl9j[  yorM^g^  wfiil  di^  Kf^^oß  jbis  ^^  ii^fm^i  4^ug^nbli(M 
i^  «e^  ^e  YAP  je^iM^m  Ji^i^icbe^  cnier  k^i^^üi^tie«  Tfci»Wr 

?yftlH»W  g«»Wnpi^n,  JiP  iCUiW  Twbe  TiOillb^  S^M^(HjA«D4ftto 

§J|^tt  iw4  WMhe  lAes  Stpffimuturrs  4ie#es  PfiiiiiHitep  i»)  iff^t 
j;i^^  ^i<;b  uffp? r  sQfpr^igQfi  Af^logic  mit  p  tfer  iVqitur  fi^Fr 
]|fL|i(i^neii4i^ll  ^{|iUEeubi|l)4^nge^.    |)i^  j^  die  A|}lt^  d^r  ^eiwfHT 

4|^  Avfbi^^abr^jog  4/ef  R/i»ne^  wenn  iw»n  ib«  für  ttjrwravCr 
lif^  Ifi^Jite^  sollte,  jiQ4^  m^t  M«ini4teJJ^^r  ^mF  /PrjSIQKNfh  m 
1^^,  fpf}4l9V9  JWr  auf  ^ii^P  VerH>94^c]Mift  ^es  |ksi<^im»  4«? 
IJ^IWU^  pit  4w'  jEriW«*swNe»  B^Rlgei^  ;iu  begi^^n,  T»W 
4i9P^  ^iifb  4ß;s  S(ift$f^it«l  zii  Aacb<ep  (lilimi  Mfid  A41er  ja 
s^PQfli  Wapp^«feJi4ee,  wgbr^cheiiyliicb  ntfr  weij  C^fl  ÄV dropf» 
ypn  4^  ^^öJW*^^  Fr^Jprei^  iiii4  dep  («M^r4i  Oi?utephMp4» 

g^f(^^g  ft)8  AbM^rf  iingespb^»  u'ar4. 

Mi^  Sleji^bcuw  TÄfb^fi  Pw^t-Stpffip  ist  audi  4M  iSron- 
iPl^lltl«  |r«fiiM^rt.  Qe^t^U  w4  ßrO^^e  4erßf4hn  b^lftof^« 
iMlgJ?ii9rh(eiiMi(;b,  4fW  /sM  4^  |Pt^  4jkeii/pfi4pp  SwMl^e  ibiro 
]^8tpbuqg  irßr4aii)Lr-  fSi^  W  ^b|ecHig,  mj^  )ß  CWffAim, 
IP  4j^f  JlWie,  1?  im  Breitpndur4JbnißS>*er  j«dw  f'aM^s  illl4  b#f 
9^^M  «tc^Hcb  aip^  9pIz,  4a^  mit  eip^r  Art  vo»  br«««Uob9«| 
(^\^^)^i^f.v  ^rgfalMg  lifeer^ogf  p,  #ind  44jrch  Reiben  v«(rgi»14^r 

RwifiWNf«'i  4w  dei»  flecM  ?!»^Wftl,  4w  ^M  iS^^W^r  M  4» 


172       Krone  und  KronbehäUer  im  Dome  sti  Namnr. 

flinfoniiswanzig  schmilckenden  Medaillons  einmal  umranden, 
befestigt  wird.  Grossere  vergoldete  Kopfhägel  einzeln,  klei- 
nere zu  vier  zusammengestellt,  finden  wir  als  Verzierung  in 
das  Deckelfeld  und  die  Seitenfelder  eingestreut*  Der  haupt- 
säcblicbste  Zierrath  aber  besteht  in  jenen  kupfern,  emaiflirteh 
and  vergoldeten  Medaillons,  die  zu  neun  den  Deckel  und  je 
zu  zwei  die  Seitenfelder  schmücken.  In  einem  Rund  von 
Mauer  ömail  champlev^,  zeigen  sich  in  diesen  Medaillons 
vergoldete  und  dann  gravirte  Figuren,  die  ohne  eine  bestimmte 
Beziehung  zum  Gegenstände  oder  einen  heraldischen  Bezug 
zum  Besitzer  augenfilllig  zu  machen,  der  allgemeinen  Orna- 
mentation  des  13.  Jahrhunderts  entsprechend,  zumeist  Bestia- 
rien  darstellen  (2a~2n).  Nicht  abgebildet  erscheinen  auf 
unsrer  Tafel  diejenigen  derselben,  welche  Wiederholungen 
oder  nur  geringe  Modificationen  vergegenwärtigen.  Auch 
auf  dem  Schloss  sind  in  blauem  Emaillegrunde  zwei  gegen- 
einanderspringende  vergoldete  Bestien  zu  sehen  (2  a);  der 
Schlosshaken  ahmt  im  obern  Tlielle  das  Iflotiv  einer  Eidechse 
nach,  ist  im  untern  aber  erneut  Vorherrschend  tritt  in  die- 
sen Bestiarien  das  Motiv  des  Beissens  auf.  Bei  der  Un. 
Sicherheit,  die  in  der  mittelalterlichen  Thiersymbolik  noch 
herrscht,  kann  es  hier  nicht  am  Orte  sein  in  einer  längeren 
Abschweifung  zu  der  etwaigen  Bedeutung  der  einzelnen  Bil- 
der (iberzugehen.  Wir  lassen  es  vorläufig  ganz  dahin  ge- 
stellt, ob  diese  Drachen  als  Schatzhfiter  zu  deuten,  oder  ob 
s  Tugenden  und  Laster  in  den  Unholden  symbolisirt  sein  sollen. 
Alle  diese  Figuren  mit  Ausnahme  vielleicht  des  Schlangen- 
bändigers (2  d),  sowol  des  Löwen  (2  k)  als  des  einktfpfigen 
ungekrönten  Adlers  mit  ausgebreiteten  Fittigen  und  Klauen, 
kommen  in  typischer  Wiederholung  beziehungslos  an  den 
verschiedensten  Reliquiarien  vor,  und  wird  man  den  beiden 
letztgenannten  Figuren  dessbalb  keine  heraldische  Bedeutung 
zuerkennen  dürfen.  Sie  stehen  zudem  nicht  an  hervorra- 
gender sondern  an  zufälliger  Stelle,  Thiere  unter  Thieren« 


Krone  und  KronbehäUer  im  Dome  w  Namur.      173 

Wol  aber  erinnern  sie  ganz  besonders  an  die  Tielfaeben 
Bmaillearbeiten,  die  in  den  niederrfaeiniscben  und  niederlttn« 
disehen  Reiehslanden  an  den  grossen  Reliquienschreiaen  sm 
Stalilo,  Nastricht,  Tournay,  Aachen«  Cöln  und  Siegburg  sick 
noch  beündeu,  und  durch  ihren  Zusammenhang  unter  einander 
bezeugen,  dass  nicht  in  Limages  sondern  bei  uns  ihre  bei~ 
saihliche  Werkstott  war  '). 

II. 

Der  kleine  Kronschrein  in  Namur  erhält  für  die  verglei- 
chende Kunstgeschichte  dadurch  eine  besondere  Bedeutung, 
dass  derselbe  mit  zwei  ähnlichen  mittelalterlichen  Truhen  glei- 
eben  Charakters  zusammengestellt  werden  kann.  Eine  dersel- 
ben, die  grösste,  sie  misst  2V2'  in  der  Länge  und  1^/4  in  Höhe 
und  Breite,  ward  von  uns  bereits  vor  einigen  Jahren  vor 
ihrer  Wiederherstellung  bekannt  gemacht^).  Sie  befindet 
sich  im  Münsterschatze  zu  Aachen.  Ihr  Schmuck  (vergl. 
Taf.  VII.  1.)  besteht  ausser  den  ornamentirten,  blau,  weiss 
und  grün  emaillirten  wie  vergoldeten  Beschlägen  und  dem  reicb- 
ciselirten  vergoldeten  Schlosse  mit  gegeneinander  kämpfen- 
den schildtragenden  und  geflügelten  Sirenen,  den  durch  blau 
emaillirte  Schuppenleiber  und  Hundeköpfe  charakterisirten 
Schlosshaken,  den  vom  Schlosse  ausgehenden  beiden  Haupt- 
beschlagbändern mit  Greifen  und  Unholden,  besonders  aus  40 
kupfernen  reich  vergoldeten  und  emaillirten  Medaillons,  welche 


2)  Viollet  le  Duo:  Diotion.  de  mobilier  I  p.  77,  ebenso  yiele  klei- 
nere Darstellungen  am  Carlsschreine  zn  Aachen  und  den  Schrei- 
nen zu  Siegbarg  in  aus^m  Weerths  Kunstdenkm.  im  Rheinlande. 
Vgl.  daselbst  den  Text  zu  Taf.   43—46. 

3)  Au8*m  Weerth:  Kunstdenkm.  in  den  Rheinland en  11  Taf.  XXVII. 
4  u.  p.  124.  Damals  befanden  sich  die  Beschläge,  Ornamente 
und  Wappen,  die  freilich  die  Hauptsache  bilden,  auf  einem  mo- 
dernen Kasten  schwarzer  Farbe.  Jetzt  hat  man  löblicher  Welse 
unter  Dr.  Franz  Bocks  Fürsorge  ddn  alten  rothen  Schrein  her- 
Yorgesucht  und   den  Schmuck  auf  ihn  wie<1er  übertragen. 


174       Mf(m»  uHd  KtmkeMim  tH$  bm^  zu'  Niimf; 

fli«h  j«  tu  10  auf  D^dkef  uitd  Latlgseit^tt,  isU  5'  älif  ät€ 
S«hnial9elten  ^ertheileff.  DmkiliiiKf  warl^ii  «ied«flb«fi  täwi  silhl 
t»  nKcii  der  ResUuKAtioii  d«8  Kasten»  jetiit  wieiler,  MinK<A 
#ie  aw  Namurer  Rroasekrein ,  voit  ^  Na^gHti  Mit  i^'er^ 
goMBtotr  rosettirteu  KOpf^n.  Dfej^nigen  dieser  HledaAtoif»^ 
wekhe  die  HititerBaifK  and  SchttalBeite»  scbnttokco^  Mn^ 
gen  mit  Ausnahme  von  dreien,  im  MaMien^  BoiaiHügViiAtte 
Ritter  und  Ritterfraulein  zu  Fass  und  zu  Pferde,  letztere  zu- 
weilen mit  dem  Falken  auf  der  Hand,  in  einer  Weise  sur 
Darstellung,  dass  man  dadurch  lebhaft  an  ähnliche  Veran- 
schaulicbungen  auf  mittelalterlichen  Reitersiegeln  und  Frauen- 
siegelu  erinnert  wird.  In  Abbildungen  stehen  uns  leider 
diese  Medaillons  nicht  zu  Gebote  und  müssen  wir  desshalb 
mit  einer  Andeutung  darüber  hinweggehn.  ^)  Belangreicher 
sind  indessen  auch  die  übrigen  Medaillons,  welcbe  in  viel- 
fachen Wiederholungen  vier  Wappen  vergegenwärtigen  und 
dadurch  bezeugen,  dass  dieser  Behälter  irgend  einer  hervor- 
ragenden Person  der  durch  den  Stil  bezeugten  zweiten  Hälfte 
des   13.   Jahrhunderts   zum    Gebrauche    diente.      Diese    vier 


4)  Die  Rückseite  enthält  Yiermal  zwei  mit  Schwert  and  Schild  ge- 
gen einander  kämpfende  jugendliche  Gestalten,  d^ann  einer  dlb. 
ser  Gestalten  gegen  einen  L3wen  wie  eine  gegeA  eltiän  Tdgtf 
streitend,  ferner  ein  Medaillon  mit  der  DflrsteHimg  einoB  äitA> 
sches  und  eins-  mit  derjenigen  yon  Storch  und  Fisok. 

Auf  der  rechten  Seite  erscheint  eine  jugendliche  Figur  mit 
Sohwert  und  Schild  gegen  einen  Vogel  kämpfend;  desgleiohen 
eine  gegen  einen  Löwen  streitend;  dann  eine  Gestalt  mit  einer 
Blume  in  der  Linken  und  eine  Figur  die  in  der  Reckten  eine 
Blume,  in  der  Linken  einen  Vogel  trägt» 

Zur  linken  Seite  erblicken  wir  wieder  in  einem  Medaillon  die 
erste  Darstellung  von  Rechts,  dann  eine  jugendliche  Gestalt  zu 
Pferde  mit  einem  Vogel  auf  der  Hand;  in  den  drei  folgenden  die 
beiden  mit  Schild  und  Schwert  gegen  einander  Kämpfenden  und 
die  letzte  Vorstellung  von  Rechts.  Einige  Figur^i  soheinen 
Jungfrauen  sein  zu  sollen. 


jKtm»  und  KrgtAekMter  M  ^mn^  Au  Namua^^       tJ$ 

Wayp«»  ifn^  ddp  ireif^ckige«  ScMfdMrm  de»  13.  Jbhrtrairfertiy 
gtUIdety  imürkafb  4er  Medaiftong  a«f  Deckel  uitd  ?ordevs«H;<r 
sti^  vm»  drei  f^etfiebenen  fast   ntnd  gfearbeit^ten  EidecbsM 
«der  Salaüatt^er»  gifhaHe»,   ie\%m  MgnMe  WappeiiMdert- 
1)  GoMiDes  Feld  mit  eineio  rotfteii  Ldwüiiv   der  SdiiMiia^ 
ranA  mHi  brautR  Blanienkelehea  b«set2t.  (TaH  ViK  1  K>. 
3^  DtftftelMfiifieS'  ftest  »diwarzei»  Peld  mü  einem   ^^Men^ii 
titf«ren.    Der  Sdivldeisgniad  ht  mit  ei«^!««»  gfatdeueiti 
Lifiiiei^Orirametfteti  veraierl,  (Taf.  VII.  1  b.) 
^)«Ghildeiies  Feld  mit  3  Maue»  Sehrftgbalken.  Ber  gfold^aa^ 
SchildesgrtMtJerschetwl  mit  Linien  gitterartig  g^9thmä^P 
üttA  jeder   dev   blaae»  Scbrägbalken   mit  einer  Reihe 
kMoer    ?iPfH!«ckigeF    girldener   Pimlite  verseilen;    det 
Sekildearand  wird  van  einem  schmalen    t'olhen    Bande 
elngefo¥i8t.  (Taf.  VII.  I  c.) 
4)  Senkrecht  getheilier   SeMid  -^   rechts  Maac»  F»M  mit 
drei   gaidnen    hbwcn  (awei   ^en,  einer  unten);  Ufik# 
goldenes  Feld  mit  acht  rolhen  Schrägbalkem  (Taf.  Vfl  1  d.) 
Dreiunrivwanjiig  Mai  sind  dfese  Wappen  dargestellt  und< 
^fraü   dasi  erste  i  mal^  das  zweite  6  mal,  das  driete  9  mad^- 
das  vierte  9  mal;   a«f  der  Vorderseite  tfnd  dem  Di^cltet  be* 
Hilden  si€h  je  10  dieser  Wappen ;   in  der  Hütte  d^r  linken 
ScbmnIseite  einmal  da»  dritte  und  auf  der  Rückseite  sweimal^ 
daa  vierte.    Letztere  3  Wdppeit  haben  abweichedd  von  allen' 
übrigen   keine   ciselirte   goldne   Umrandung,  sondern  zeigen 
gleichmässig.  mit  den  Hintergrttnden  der  sie  umgebenden  al- 
legorischen Medaillons  blauen  Emaillegrund  mit  girfdnem  Or- 
njMnenl  j^leieh-  denen  im  zuzeiten  WappevfeMe. 

In  nusei^er  frfihereit  Veröffentlichung  des  Attehet^t  Sthrei- 
lies  wird  das  erstif  Wäppeti  dem  deutschen  Rstiser  Wilhelm 
von  ttbtland,  das  zweite  desisen  Grossmntter  aus  dem  tlause 
der  Grafen  von  Geldern,  das  dritte  dem  ihr  nahe  verwandten 
äurgund  zugeschrieben.  Nur  das  vierte  Wappen  entzog  sich 
ganz  aller  genau  zutreffenden  Bestimmung.    Heute  sind  wir 


176       Krane  und  Knmbehdlter  im  Dome  «u  Namiwr. 

in  Stande  die  drei  ersten.  Wappen  in  eine  noch  festere  ver« 
wandtschaftliche  Verbindung  zu  bringen.  Eigener  Beobach- 
tung nach  war  das  Feld  des  zweiten  Wappens  blau.  Der 
auswärtige  Secretär  unseres  Vereins  in  Aachen  hat  jedoch 
bei  einer  gefälligen  nochmaligen  Prüfung  gefunden,  dass 
diese  Farbe  so  viel  tiefer  als  die  flbrigen  blauen  Felder,  so 
dunkelblau  sei,  um  auch  für  schwarz  gelten  zu  können.  Neh- 
men wir  dieses  an,  so  verwandelt  sich  das  Wappen  der  Gross- 
mutter Wilhelms  von  Holland  in  dasjenige  seiner  ihm  näher 
stehenden  Mutter,  einer  Gräfin  von  Brabant,  welche  den  gold- 
nen  Löwen  im  schwarzen  Wappenbilde  führte. 

Burgupd  in  naher  verwandtschaftlicher  Beziehung  zu 
Brabant.  auch  im  Besondern  dortiger  Besitzungen  wegen  zu 
Wilhelm  von  Holland,  vertritt  durch  sein  Wappen  des  Kai- 
sers weitere  Familie.  Daraus  bietet  sich  dann  aber  auch  für 
das  vierte  Wappen  die  Nothwendigkeit  dar,  seinen  Träger  in 
dessen  möglichst  unmittelbarsten  verwandtschaftlichen  Nähe  zu 
suchen.  Dort  finden  wir  —  da  Wilhelm  zur  Zeit  seiner  KrOnung 
noch  nicht  %'erheirathet  war  ^)  — als  nächsten  Anverwandten 
Johann  von  Avesnes,  der  des  Kaisers  älteste  sSchwester  Adelheid 
ehelichte^).  Sein  Wappen  besteht  aus  der  schrägen  Balken- 
lage in  Roth  und  Gold,  wie  sie  die  rechte  Hälfte  des  vierten 
unsrer  Wappen  zeigt,  auch  LOwen  fehlen  seinen  Siegeln  nicht, 
aber  .dennoch  ist   es   nicht    gelungen  beide  Elemente   in  der 


5)  Wilhelm  heirathete  erst  im  Januar  125^  Elisabeth  yon  Braan- 
schweig,  und  da  wir  annehmen,  dass  die  Aachener  Truhe  bei 
Wilhelms  Krönung  1248  in  das  Aachener  Münster  gelangt  sei, 
80  kann  Elisabeths  Wappen  so  wenig  darauf  yorkomm«n,  wie 
das  seines  Schwagers  des  Grafen  ron  Henneberg,  der  ein  Jahr 
nach  der  Krönung  die  kaiserliche  Schwester  Margaretha  hei- 
rathete. Vergl.  Meermann  van  Dalem's  Gesch.  Wilh.  y.  Hol. 
Bardeyic.  chron.fr.  218;  Corner  895;  Guden.  cod.  depl.  I  621; 
Albert  Stad.  Origin.  Guelf.  IV,  72;  Böhmer  Fontes  II,  156. 

6)  Meermann  I  Buch  LH  in  der  deutsclien  Ausgabe  p.  154. 


Kraf$e  und  Kranbehälter  im  Dome  zu  Namur,       177 

oothwendig^en  Vereiuiguu^  und  in  der  hinreichenden  Zahl 
von  sahn  Schrägen  und  drei  Löwen  und  die  letzteren  Gold 
in  Blau  nachzuweisen^).  ^ 

Lässt  man  nicht  ausser  Acht,  dass  die  Führung  be- 
stimmter Familieuwappen  im  dreizehnten  Jahrhundert  kaum 
in  festen  Gebrauch  tretend,  noch  viele  Wandelungen  und 
ganz  willkührliche  Abänderungen  erlitt,  so  werden  die  klei- 
nen ffierratbeu  in  dreien  der  Aachener  Wappen,  namJich  der 
blaue  Blätterkranz  um  den  rothen  Löwen  (la),  die  Schnörkel 
im  schwarzbiauen  Felde  des  goldenen  Löwen  (1  b),  endlich  die 
goldnen  Punkte  in  den  blauen  Schrägen  des  burgundischen 
Wiippens  (1  c)  nicht  gerade  in  so  früher  Zeit  eine  heraldische 
Bedeutung  baben.müssen,  sondern  höchstens  als  Bezeichnungen 
älterer  oder  jüngerer  Linien,  wenn  nicht  lediglich  ornamen- 
tal zu  fassen  sein^).    Am  weuigsteu  dürfte  dies  beim  zweiten 


7)  Vredius:  Genealogia  comitum  Flandriae'  1042  Tab.  54  blaue 
Löwen  auf  dem  Reitersiegel  und  zwar  einer  auf  dem  Schilde, 
zwei  auf  der  Pferdedecke.  Tab.  61  ereieht  man  die  rothen  und 
goldnen  Schrägen  mit  und  ohne  Turnierkragen,  mithin  kommt 
Beides  vor.  Vergl.  Le  Laboureur,  Tableaux  genealogiques  ou  les 
16  quartiers  de  nos  rois.  Paris  168B. 

8)  Aus  diesem  Grunde  kann  ich  mich  nicht  der  Ansicht  des  Mr. 
Ch.  Piot  Beamter  der  Archives  gen^rales  des  Königreichs  Belgien 
anschliessend  der  dieser  Ornamente  willen,  unsre  Wappen  für 
norddeutsche  hält.  Die  Zuschrift  des  Mr.  Piot  lautet:  L*6cusson  no. 
1  d  est  mi-parti  de  trois  lions,  qui  figurent  dans  les  armoiries  de  Fran- 
chimont,  de  Cambrai  de  Ualeuin,  de  Barban^on  etc.  etc.  et  mi- 
parti  de  huit  bandes  qui  sont  peut^Stre  de  Bethune.  11  est 
toutes  fois  difficile  de  d^cider  a  quelle  localit^  ou  a  quelle  fa- 
mllle  cet  armoiries  appartiennent,  si  comme  yous  le  dites,  Mon- 
sieur le  Secretaire,  la  oassette  appartient  on  18.  siecle.  A  cette 
^poque  les  armoiries  n'etaient  pas  encore  h^reditaires  dans  les 
famiUes  et  les  pays  n'en  avaient  pas  encore  adopt^es  qui  eussent 

•  un  caract^re  blen  fixe.  Non  seulement  les  membres  d'une  mSme 
famille  changaient  les  embl^mes,  mais  ils  modifiaient  mSme  les 
6maux,  comme  je  pense   Tavoir   d^montr^  dans  la  Revue  de  la 

V4 


178       Krone  und  Krohbehälier  im  Dome  »u  Nnmnt, 

Wappen  einem  Zweifel  unterliegen,  da  dessen  Omam^to 
gleichmHssig  als  bedeutungsloser  Schmuck  in  den  Medailtons 
der  Rtlckseite  und  der  Schmalseiten  wiederkehren. 

Mögen  andre,  die  im  Gebiete  der  .Heraldik  berufener  sind 
zu  entscheiden,  und  denen  das  Material  weiteren  Naehfor- 
schens,  welches  uns  nicht  zu  Gebote  steht,  zur  Hand. ist,  iit 
diesen  Jahrbüchern  die  für  die  Entwickeinngsepoche  des  alte- 
sten  Wappenwesens  so  belangreiche  Frage,  wer  die  Trager 
dieser  Wappen  waren,  weiter  verfolgen.  Bei  der  Willkühr- 
lichkeit  in  der  Wappenführung  des  dreizehnten  Jahrhunderts, 
wonach  für  ein  und  dasselbe  Wappen  sich  häufig  audi  mehr- 
fache Träger  finden,  wie  z.  B.  das  zweite  Wappen  des  gros- 
sen goldnen  Löwen  im  blauen  Felde  ebenso  auf  den  Kaiser 
Adolph  von  Nassau  passt,  lassen  sich  ja  noch  ganz  neue  Spu- 
ren ins  Auge  fassen. 

Das  Schatzkästlein  von  Namur  gewährte  den  Augenscbeiu 
seines  ursprünglichen  Zweckes.    Die  Aachener  Truhe,  wenn 


numtsmatique  Belgd,  k  propos  des  armoirfes  de  Goddfroid  de 
Bouillon. 

Sil  m'est  permis  d*en  juget  par  leg  caractöres  arek^ologiqaes 
des  blasons,  dont  yout  fioametter  les  deasins  M.  Gachard, 
je  pense  qa'ils  n^appartlennent  ni  aux  Pays-Bas»  ni  a  la  Belgi- 
que,  mais  au  Aord  de  I* Allem agne.  Les  omements  da  no.  1  a,  les 
globales  du  no.  1  c,  qoi  n*oat  Jamals  fait  partie  des  armoiries  de 
Bourgogne,  les  rinseaux  du  no.  1  b  me  le  semblent  d^montrer 
ä,  l'6vidence. 

Dem  wäre  noch  hinzuzufügen,  dass  sich  ähnliche  Yerzierun* 
gen  allerdings  bei  niederländischen  Wappen  z.  B.  p.  97  u.  102 
bei  Yreditts  und  in  einem  Siegel  Kbnig  Alexanders  ron  Schott- 
land V.  1282  pl.  17  Nr.  137  in  den  Monuments  pour  servir  l'histoire 
des  Provinces  de  Namur  des-Hainaut  et  de  Luxembourg  finden. 

Einer  der  vertrautesten  Forscher  im  Gebiete  der  Heraldik, 
unser  auswärtiger  Seoretär,  d.  k.  Arehirar  Herr  Eltester  in  Co- 
blenz  stimmt  mit  unsrer  Auffassung,  dass  dte  fragliehen  Wappen 
keine  deutschen,  soüdem  franzdsisch-niederlä&dlsöhe  seien,  überein. 


Krtme  und  KronbehäUer  im  Dome  «n  AiiHoilr.       179 

a«di  bri»  Naii^eJ  alles  kireUicben  Schmoeket»  off^ob^  der 
sacriikn  Bedeutung  entbehrend,  und  sicherlich  deiii.l(ai«erli- 
eben  Wappenträger  zugehörig,  besitzt  kein  unmittelbares 
Zeugniss  ihrer  ehemaligen  Bestimmung.  Mittelbar  liegt  frei- 
lieb, durch  die  urkundlichen  Bezeugungen,  wonach  andere 
Kaiser  ihre  kostbaren  Rrtoung»kleider  der  Pfatzkapelle  Carls 
d.  Or  schenkten,  und  auch  Wilhelm  von  Holland  solche  mitzu- 
bringen genlKbigt  war,  der  Schluss  nahe,  er  habe  die  letz- 
tern in  diesem  kostbaren  Schreine  bei  sich  geftthrt  und  ihn 
ßammt  dem  Inhalte  der  KrOnungskirche  belassen  ^).  Wenn  dazn 
die  Nachricht,  die  Bock  aus  dem  Hartmannus  Naurus  an- 
führt, wonach  zwei  Canonici  nach  der  Epistd  den  zu  Krönen- 
den zum  Altar  führten,  um  ihn  mit  den  in  einer  Truhe  lie- 
genden KrönamgsgewAndern  zu  bekleiden,  glaubhaft  bleibt,  so 
ist  auch  die  kostbare  Ausstattnng  eines  bei  so  fderlielier  6e. 
legenheft  öffentlich  gehandhabten  BehHltnisses  wol  geboten  ^^). 

9)  Quix  Cod.  dipl.  Urk.  135  p.  98  sclienkt  Friedrioh  II  1222  seino 
Krönunipigewäiider  dem  Dome  zu  A.achen,  Urkf  192  g^sohieht 
dasselbe  von  Riohard  von  ComwaUU.  Vergl.  Meyer  Aach. 
Qesch.  p.  290.  Carl  V  schenkte  die  Qewäoder  ebenfalls,  La- 
comblet  lY  521.  [Für  Wilh-  y-  Holland  yergl.  Meennann  yan 
Dalem  I  p.  281.  II  216.  Meyer  285. 

10]  NaohtrüglUh  uoerer  Arbeit,  fällt  uns  ein  iSeitongsartikel  des  In 
Aachen    erscheinendes    Echo   Tom  3,  Sept.   1863  in  die  Hand, 

i  worin  Dr.  Franz  Bock  die  Restauration  des  Aachener  Schreins 
und  seine  Wappen  bespricht.  Derselbe  Verfasser  hatt^  in  dem 
Buche :  ^l^^r  Reliqalensohatz  des  Liebfrauen-Münsters  asu  Aachen 
p.  62  ebenfalls  den  Kasten  besprochen,  die  Wappen  aber  mit 
Ausnahme  der  irrigen  Bemerkung,  dass  die  drei  L<^wen  im  Wap- 
pen Ko*  1  d.dem  Uer2o>gthum  Schwaben  angehörten,  bei  Seite 
gelassen.  In  "dem  angeführten  Artikel  nun,  wird  auf  das  Zeug, 
niss  des  Herrn  Dielitz,  Generaisecretärs  der  k.  Museen  in  Berlin 
hin,  dasselbe  Wappen  den  Grafen  von  LimogCfi  und  dasjenige 
Wilhelms  von  HoUand  den  Seigneurs  ron  Bourbon  älterer  Linie 
sugesproehen,  wobei  d^r  rothe  Löwe  als  Leopard  gelten  ^oU. 
SUmmtil^ahe  Angaben   m.tw«i99  wir  uqriphtig   ftodei^,   denn  liier 


180       Krone  und  KronbekäHer  im  Dome  »u  Namur. 

Schon  am  Schiasse  der  mehrfach  erwähnten  ersten  Ver- 
öffentlichung des  Aachener  Transportschreins  —  wie  er  ge- 


kann Ton  einem  Leoparden  so  wenig  die  Rede  sein,  wie  von 
einer  Identität  mit  den  Wappen  der  alten  Sires  Ton  Bourbon 
und  der  Burggrafen  Ton  Limogesy  da  das  Wappen  der  ersteren 
einen  reihen  Löwen  (nicht  Leoparden)  in  Gold,  umgeben  tob 
aoht  blauen  Muscheln  (nicht  yon  Blättern)  zeigti  das  letstece 
aber  lediglich  aus  goldaan  und  rothen  Schrägen  besteht.  Herr 
Dielitz,  der  uns  dies  durch  eine  gefällige  Mittheilung  bestätigt, 
sagt,  dass  Herr  Dr.  Bock  seine  Erklärung  wohl  ungenau  aufge- 
fässt  habe  und  bemerkt  übrigens  zu  Wappen  1  d,  dasselbe  sei  ihm 
in  dieser  Combination  noch  gar  nicht  vorgekommen,  und  er  wisse 
nur,  dass  die  zahlreichen  goldnen  und  rothen  Schrägen  das 
Wappen  der  alten  Im  Jahre  1263  aasgestorbenen  und  Ton  dem 
herzoglichen  Hause  Bretagne  beerbten  Familie  der  Yioemtea 
(Burggrafen  und  nicht  Grafen)  von  Limoges  Torstellten,  und  io 
Frankreich  ausser  dieser  Familie  nur  noch  den  Vicomtes  de 
Turenne  zukämen.  Er  habe  in  diesem  Falle  geglaubt,  sich  eher 
für  die  erstem  als  die  letztem  entscheiden  zu  sollen,  da  es  sich 
hier  um  Emaille. Arbeiten  handle,  eine  Technik,  deren  Sitz  im 
Mittelalter  vorzugsweise  Limoges  gewesen  sei;  dann  weil  die 
drei  L5wen  unsres  Wappens  eine  gewisse  Beziehung  zur  Stadt 
Limoges  zu  haben  schienen,  der  das  Wappenbuoh  von  Jouffroi 
sie  freilich  mit  umgekehrten  Tincturen,  Blau   in  Gold  anweise/' 

Diesen  letztern  Bezug,  der  Emaillearbeit  unsrer  Wappen  zu 
Limoges,  entscheiden  zu  lassen,  macht  vom  allgemeinen  kunst- 
historischen  Standpunkt  betrachtet,  dem  Scharfsinne  des  Hrn. 
Dielitz  alle  Ehre,  wenn  aber  darauf  hin  Herr  Dr.  Bock  als 
rheinischer  Kunsthistoriker  den  Kasten  nun  sofort  aus  Limoges 
herstammen  lässt,  so  ist  das  freilich  die  richtige  Consequenz  aus 
der  Wappendeutung,  entbehrt  aber  jeglichen  Beweises,  und  wi- 
derspricht den  sich  täglich  häufenden  Hinweisungen  auf  eine 
rheinische  Emaille-Schule  im  1?.  u.  13.  Jahrh.   (vgl.  Anmerk.  2). 

Was  die  Geschichte  des  Kastens  betrifft,  so  verdanken  wir  ent- 
gegenstehend den  Bocksohen  MittheUungen,  dem  um  die  Aachener 
Münstersohätze  so  hoch  verdienten  ehemaligen  Schatzmeister 
und  nunmehrigen  Pfarrer  Weidenhaupt  lu  Weismes  die  Nach- 


Krane  und  KronbekäHer  im  Rcme  »u  Namur.       181 

neiBlich  nach  seinen  jetzigeD  Gebrauch  sum  Transfi^rt  i^t 
B^iifuiea  bei  den  Heiligthumsfabrten  aus  der  Sacristei  2ur 
Tburmcapelle  genannt  wird  —  bemerkten  wir,  das«  eine  gana 
abniiehe  Cassette,  ein  ehemaliges  Eigenthum  Ludwig  des  Utu 
ligen,  in  Frankreich  sich  befinde«  Seitdem  gab  sieb  uns  vor 
2wd  Jahren  Gelegenheit»  in  Parjs  im  Mus^e  des  Sourerains 
dieselbe  au  betrachten.  Sorgfältige  Photographien  und  ein 
in  Farbendruck  ausgefährtes  Pracht  werk  ^^)  enni^glichte  es, 
dem  Leser  daraus  ein  kleines  Abbild  der  Vorderseite  (Taf. 
ViL  a)  m  geben. 

Dieses  ScbiUakastletn,  wenn  auch  von  derselben  rechtecki-« 
gen  Gestalt,  ist  viel  kleiner  als  die  Aachener  Truhe  und  aisst 
nur  0^34  in  der  Länge,  0,18  in  der  Breite  und  0,15  in 
d«r  fltohe.  Es  ist  von  Buchenhols  zusammengefügt,  mtl  Per- 
gament überflogen^  dieses  mit  präparirtem  Qyps  bestriohen. 


rioht,  dass  die  Ablösung  des  gesammten  Schmuckes  vom  alten 
ursprünglichen  rothen  auf  den  modernen  schwarzen  Kasten  (ygl. 
Anm.  4)  nicht  im  vorigen  Jahrhundert  sondern  im  Jahre  1826 
durch  den  Ganonicus  Schumacher  gesehah,  und  der  erstere  nicht 
in  einem  Saciiftteisohpanlce  vergraben,  sondern  als  BehJUter  für 
die  aus  den  abgebroohenen  Altären  erübrigten  „Sepulcrie  alta* 
rium  fizorum''  beüutzt,  und  den  Archäologen  stet«  gezeigt  war.  — > 
Wenn  in  dem  Buche  wie  in  dem  Zeitungsartikel  Bocks  von  meiner 
frühem  Veröffentlichung  keine  Rede  ist,  obgleich  meine  Zeich- 
nung  die  Illustration  zu  ersterem  hergab,  so  wird  Niemand  der 
die  Art  des  Herrn  Dr.  Bock  und  die  kritische  Anführung  im  Litter. 
Cei^tralblatte  No.  18  v.J.  1861  kennt,  im  mindesten  davon  über- 
rasoht  sein*  Ein  dem  Aachener  Wappen  ähnlich  mit  drei  umge* 
bendan  Balamandarn  versiertes  Siegel,  führte  nach  gefälliger  Mit* 
theilung  unsres  gelehrten  Coblenzer  Secretär«  um  1275  der  Burg- 
graf Theoderich  von  Rheineck. 
11)  Edmond  Ganneron:  La  Cassette  de  Saint  Louis.  Paris  1855. 
Vergl.  Moniteur  vom  26.  Nov.  1853  und  l'Annuaire  de  la  So- 
ciety imperiale  des  antiquaires  de  France,  Seanoe  du  19  AoÄt 
1853  p.  151. 


182       Krime  und  Kronbehälter  im  Dtmk  %u  Nnmnr. 

imn  me  Polie  von  Silber  aufgeleg^t,  Mif  welche  ein  traos* 
pareates  diinkelee  firfln  Mgt.  Vier  r^rgoldete  Bestie»  mit 
den  M««lern  srasanmientreffend,  bttden  die  Chaniievirerbindwig 
Ewificben  dem  Behalter  und  dem  etwaa  überragenden  Deckel« 
Bin  Ungetkam  mit  blau  emailiirten  Augen  und  rtrtb,  blau  und 
weigfi  emailiirten  Hageln,  den  hingen  SehiPreif  mit  kleinen  TOr* 
quisen  beseti;!,  liegt  >  quer  über  die  ganne  MMte  des  Deckels  hin 
und  kalt  mit  Maul  und  Krallen  den  Seblosshaken,  ahnlieh  wie  in 
Namur  nnd  Aachen.  Die  Bcken  des  Deckels,  tu  dessen  Milte^ia 
geringelter  Trag-Griff  in  Schlangenköpfe  endend  angebracht 
erscheint,  halten  rier  vergoldete  Bander  nusanmien,  die  oben 
je  nnt  einem  Bergkrystall  venBiert  sind.  Meist  eiagefasal 
von  jenen  Krflneen  vergoldeter  Kopfnagel,  wie  wir  sie  am 
Schrein  von  Namnr  salien  und  wie  sie  frther  an  der  Aaekenev 
Truhe  waren  und  nach  deren  Kestanralion  wieder  sind,  he« 
steht  der  Hauptschmuck,  wie  ebenfalls  an  den  beiden  andern 
Cassetten,  aus  runden  kupfernen  Medaillons,  die  bald  emaillirte 
Wappen,  bald  Bestiarien,  bald  allegorische  Scenen  enthalten. 
Die  letztern  nehmen  wie  in  Aachen,  ebenso  als  vergoldete 
Figuren  in  blauem  Emaillegruude  (iknail  cbamplevö)  gebildet, 
die  ganne  Rückseite  ein ;  an  dieser  scheinen  auch  die  Nagel- 
kränne  immer  gefehlt  zu  haben.  Den  51  emailHrten  Wap- 
pen, unter  denen  7  Mal  das  grössere  Wappen  von  Frankreich, 
15  Mal  dasselbe  kleiner  mit  dem  der  Mutter  Ludwigs  des 
Heiligen,  Blanka  von  Castilien,  verbunden  erscheint,  und  die 
übrigen  den  hohen  Verwandten,  Hofbeamten  und  Grossen  von 
Frankreich,  nämlich  den  sechs  Pairien:  den  Heraogen  von  Bur- 
gund,  der  Normandie,  und  von  Guyenne,  den  Grafen  von  Cham- 
pagne, Flandern  und  Toulouse,  dem  Connetable  Montmorency, 
den  Grafen  Monfort,  Dreux,  de  Bar,  Champagne  -  Navarra, 
Dammartin,  de  Dreux  Herzogs  der  Bretagne,  den  Herren  von 
Courtenay;  Malet,  Barthelemy,  Beaumont,  Coucy,  Harcourt,  dem 
Königreichs  Jerusalem  gelten,  sind  zur  Auszeichnung  unter  den 
Medaillons  nur  sechs  angewiesen.  Die  übrigen  Wappen  atmgebeo 


Krone  und  Kronbehälter  im  Dome  ^u  Hamur^       183 

dk  secbfi  beTor^ttgten  als  untergeordnete  in  weit  geringerer 
Gr^^sse.  Diese  Hervorhebung  des  RangverhftUnisses  zwischen 
den  Waf  pentragern»  also  der  Unterordnung  der  übrigen  Wap- 
penschilder unter  das  des  königlichen  BesiUers  wird  aus  der 
Abbildung  und  Beschreibung  ersichtlich. 

Der  Deckel  durch  den  Träger  des  Schlosshakens  in  zwei 
gleiche  Hälften  getheilt,  zeigt  auf  jeder  derselben  vier  grosse 
niedaUlons  mit  Bestiarien»  welche  ein  fünftes  Medaillon  mit  dem 
grossen  französischen  Wappen  der  golduen  Lilien  im  blauen 
Felde,  in  die  Mitte  nehmen.  Vierzehn  kleinere  Wappenschilde 
ohne  Medaillons^  alle  in  der  Form  derjenigen  yon  Aachen, 
bis  hart  zum  Rande  zurücktretend,  bilden  gleichsam  die  Pe- 
ripberie  des  Deckels.  Auch  die  schmalen  Seitenwände  des 
letttern  sind  mit  solchen  kleineren  Wappen  geschmückt. 
Ebenso  in  einem  Medaillon  in  die  Mitte  gestellt,  umgeben  von 
irier  andern,  von  denen  drei  Bestiarien  und  je  eins  einen 
Stern  enthalten,  beherrscht  das  grosse  französische  Wappen- 
feld^ie  beiden  Schmalseiten.  Die  Verbindung  zwischen  Frank- 
reich und  Castilien  ist  hier  durch  vier  kleinere  Schilde  aus- 
gedrückt, von  denen  zwei  oben  und  unteu  das  kleinere  fran- 
zösische IfUienfeld^  zwei  seitlich  die  Thfirme  von  Castilien 
im  rothen  Felde  tragen.  ]Sin  Beschlagband,  welches  von 
lelztern  auf  Vorder-  und  Hioter-Seite  tibergebt,  endigt  dort 
wkder  in  dieselben  castilischen  M'appen.  Endlich  enthält  die 
Vorderseite  ausser  dem  mit  zwei  Unholden  geschmückten 
Schlosse,  wie  aus  unserer  Abbildung  zu  ersehen,  dreimal  das 
grosse  französische  Lilienwappen  in  roth  emaillirten  Me- 
daillons, acht  Medaillons  mit  getriebenen  Figuren  und  meh- 
rere kleinere  Wappen. 

Wollten  wir  min  nocii  auf  die  Bestiarien,  die  bald  als 
einzelne  Tbiere,  unter  denen  wie  in  Namur  ein  heraldischer 
Löwe  und  Adler  hier  ein  Doppeladler  auffällt,  bald  unter- 
einander oder  mit  Menschen  kämpfend  dargestellt  sind,  be- 
trachtend  übergehn,  so  würden  wir  ein  der  Ahsiabt  dieses 


184       Krone  und  Kronbehäiter  im  Dome  zu  Namur. 

Berichtes  zu  fem  liegencfes  und  wie  schon  erwähnt  noch  un- 
sicheres Gebiet  betreten  müssen  ^^).  Ihrer  Herstellung  nach 
bestehen  die  Bestiarien-Medaillons  aus  getriebenem,  ciselirtem 
und  ä,  jour  durchbrochenem  und  vergoldetem  Kupfer.  Die 
Augen  der  Bestien  sind  blau  emaillirt. 

Wozu  die  Cassette  des  frommen  französischen  Königs 
ursprünglich  bestimmt  war,  bleibt  zweifelhaft.  Ob  zur  Auf- 
bewahrung von  Kron-Insignien  ?  Aus  dem  Gegensatz  möchten 
wir  es  schliessen,  denn  einen  Kronschatz  in  gewissem  Sinne 
bewahrte  sie  auch  später :  Geissei  und  Busskleid  des  Königs. 
Philipp  der  Schöne,  der  Enkel  Ludwigs,  schenkte  die  Cassette 
mit  diesem  Inhalte  der  Abbaye  de  Notre  Dame  du  Lis,  welche 
von  ersterem  und  seiner  Gemahlin  Blankal2i4  gegründet  ward. 

Betrachten  wir  schliesslich  die  drei  Schreine  von  Na- 
mur,  Paris  und  Aachen  mit  einem  letzten  Blicke,  so  wird  die 
erste  als  die  einfachste  und  in  Ermanglung  aller  Wappen 
nur  ornamental  geschmückte  auch  die  älteste  sein ;  nach  der 
gleichmässigen  Mischung  von  Wappen  und  figürlichen  Schmuck 
die  zweite  sich  anschliessen ;  endlich  die  Aachener  .wegen  der 
weit  bedeutenderen  Vollendung  der  Ornamente  und  dem  gros- 
Sern  Hervortreten  der  Wappen  die  jüngste  sein  müssen. 

Die  Wappen  der  Schreine  von  Paris  und  Aachen  sind 
unzweifelhaft  zu  den  ältesten  des  Mittelalters  zu  zählen  und 
für  die  Geschichte  der  Wappenkunst  von  der  grössten  Be- 
deutung. 

iU. 

Nach  der  Betrachtung  der  edelsteinfunkelndeu  Krone  und 
ihres  Behälters  wie  der  ähnlichen  Schreine  zu  Paris  und 
Aachen,  tritt  nun  die  Frage  an  uns  heran,  auf  wessen  Haupt 

12)  Wir  hegen  die  Hoffnung,  den  gewiegtesten  Kenner  dieses  Theiles 
der  mit|;elalterlichen  Kunstgeschichte  auf  die  Bestiarien  und 
allegorischen  Darstellungen  der  drei  Schreine  zurückkommen 
EU  sehn. 


Krane  und  Krenbehälter  ün  Dame  %u  Namur.       185 

denn  einst  dieses  goidne  Diadem  ruhte,  wessen  Wflrde  es 
verherrlichen  sollte. 

Bin  EU  Namur  im  Jahre  1851  erschienenes  Bach  ^')  be« 
riehtet  darüber  kurzweg:  „Philipp  der  Fromme  Marquis  von 
Namun  der  die  Cathedrale  letztern  Ortes  mit  jenen  Reliquien 
bereicherte,  welche  sein  Bruder  der  Kaiser  Heinrich  von  Con- 
stantinopel  1205  ihm  sandte,  nenne  unter  diesen  in  der  be- 
treffenden  Donationsurkunde  Dornen  der  Dornenkrone  Christi, 
ohnedass  darin  aber  der  herrlichen  Krone,  die  doch  seit  jener 
Zeit  ein  so  kostbarer  Behälter  solcher  Dornen  sei,  figurire. 
Indessen  scheine  es  dennoch,  gemäss  der  bestehenden  Tradition, 
als  habe  Philipp  die  Krone  für  sicli  und  seine  Nachfolger 
anfertigen  lassen,  was  um  so  glaubhafter  bleibe,  als  sie  die 
Abzeichen  der  JUarquis-Wörde  trage  und  so  eitigerichtet  sei, 
um  allen  Köpfen  angepasst  werden  zu  können  ^^).  Durch 
Johann  III,  den  letzten  Markgrafen  von  Namur  der  seine 
Herrschaft  an  Burgund  übertragen,  sei  dieselbe  an  die  Dom- 
kirche von  Namur  gelangt,  in  welcher  sie  seitdem  als  ein 
hervorragendes  Reliquiar  zur  Aufbewahrung  der  heiligen 
Dornen  sieh  befinde.^ 

Mit  dieser  Nachricht  würden  wir  uns  einfach  zu  begnü- 
gen haben,  wenn  nicht  sachlich  und  urkundlich  begründete 
Zweifel  eine  nähere  Prüfung  verlangten.  In  jener  Urkunde 
von  1205  nämlich,  worin  der  Kaiser  Heinrich  von  Constan- 
tinopel  durch  seinen  Pallastgeistlichen  Daniel  de  Scaussin 
seinem  Bruder  dem  Markgrafen  Philipp  von  Namur  Reliquien 
schenkt,  ist  von  unsrer  Krone  wie  erwähnt  keine  Rede,  son- 
dern nur  einfach  von  einzelnen  Dornen  der  Dornenkrone  — 
de  spinis  coronae  domini  —  ^^).  Jedenfalls  war  also  damals 


13)  Kotice  aar  la  Cathedrale  de  Namur  par  un  membre  du  Clerg6 
attach6  a  cette  egiise.    Namur  1851  p.  15—18. 

14)  p.  18  —  qu'elle  a  6te  faite,  au  titre  de  marquis,  pour  s*adapter, 
ä  toutio  Sorte  de  tites.  — 

15)  Kariösimo  fratri   suo   Philippo   marohioni  Nam.    Henridue  frater 


186        Krane  und  Kranbekälter  im  Dome  %u  Namnr. 

miser  Rldnod  nicht  zur  Aufbewahrung  jener  Dornen  bestinml, 
sonst  würde  dasselbe  in  der  besagten  Urkunde  gerade  so 
sehr  hervorgehoben  worden  sein  als  das  vas  aureum  pul- 
chnim  et  pretiosuni  in  quo  continetur  oaxiida  pars  de  ligtto 
doroini  in  modun  crucis  anro  circumligata  et  oruata,  denn 
es  ist  wahrlich  nicht  wenig  herrlich  und  kostbar«  Wir  bo- 
sitzen  nun  aber  ein  nur  dreizehn  Jahre  jäogeres  Inventar 
des  Schatzes  der  Kirche  des  heiligen  Alban  zu  Naraur^^),  in 


suaB)  imperii  romani  moderator,  salutem  et  frateme  dileolionU 
sffe«tam.  Noverit  fraternitas  vestra  mihi  predileota  qaod  TobSa 
mitto  per  magiitrum  Danielem  de  Scausin'  clericam  noateam« 
vaB  a'veiiOQ  pulohrum  et  pretiosam  in  quo  cootinetur  maxiniA 
pars  de  Ugno  Dni  in  modum  Crucis  auro  circumligata  et  ornata. 
Mitto  etiam  vobis  de  sacrosanotis  reliquiis  imperialis  palatii  Buc- 
oeleonis,  videlicet  de  spinis  corone  Dni^  de  veste  purpurea  ihu 
xpi,  de  pannis  infantie  salvatoris,  de  linteo  quo  precinxit  se  in 
cena,  de  zona  beate  Marie  -  yirginis,  de  Oapite  sanoti  Pauli  et 
sancti  Jacob!  minoria.  Preterea  mitto  yobis  per  «amdem  D. 
supradictum  tres  samitos  et  duos  annulos,  uaum  Saiaragdum  et 
all  um  rubinum*  Ad  removendam  autem  dubietatem  predietarum 
reUqaiarum ,  presentem  pagiiiam  sigilU  mei  munimino  yobis  trans- 
misi  roborat&m.  Datum  GonstantinopoH,  anno  Dni  M.  CCY. 
mense  martio. 

Das  Original  auf  Pergament  ohne  Siegel  befindet  sich  im 
Archiv  der  Cathedrale  von  Namur.  Auf  der  Rückseite  befindet 
sich  die  moderne  Aufschrift:  Donatio  reliquiarum  ab  Henfioo 
imp.  1205.  —  Rayssius  üierogazophylacinm  belgfeum  (1628) 
p.  6  und  darnach  wol  Miräus  Opera  Dipl.  (1723—48)  I  p.  405 
geben  zu  dieser  Urkunde  dfe  Bemerkung,  dass  sie  früherMn  ein 
Bleisiegel  trug,  auf  dessen  einer  Seite  man  den  thronenden  Kai- 
ser mit  der  Inschrift  ^E2nOTH£  ENPIKOS  erbUekte,  auf 
der  andern  denselben  geharnischt  zu  Pferde  mit  der  Inschrift 
Erricus  Imperator  Romanorum,  Custos  Imperii  et  coronae  ecsohien. 
16)  Hee  sunt  res  eoolesie  sei  Albani  in  Nam.  quM  ipaa  ecclesia 
debet  «astodice: 


Srme  und  KrwbekäUer  im  Daum  m  JVoMiff,       187 

weMicm  wir  nicht  aiehr  eiazelnen  DoroMi  der  lieilif  en  Dor« 
Bankrotte,  soadem  nun  einer  gansen  Krone  begefnea.    W«« 


Magftas  oalix  argenteus  deaaratus. 

<)uataor  partes  de  aoa  Cruoe  In  quatvor  «areia  oastibo«. 

Corona  Dm  apiaea. 

Duo  yentilabra  argentea. 

Sanguis  Dni  et  capilli  ejus  in  yasis  cristallinis. 

Purpura  Dni  in  yase  aureo. 

Quatuor  filateria    argentea:    Laurent!!,   Andree,   Jacobl  ninorfs 

et  Gregoril. 

In  Camahitty    dens  sei  Petri,  den«  Syst!,  den«  Kathetlne,  juBo* 

iura  pedit  Margarethe,  junotura  manus  Jaeobi  maloria. 

Duo  thuribula  argentea. 

Duo  oandelabra  argentea. 

Duo  urceoli  argentei. 

Duo  pelyes  argentei. 

Vas  eleotri  oornutum. 

Uroeus  argenteus  ad  benediotam  aquam. 

Cuppa  argentea. 

Gruoifixus  oupreus  deauratus  cum  Maria  et  Johanne. 

Corona  ouprea  pendens  super  altar^. 

Aüa  atttem  que  sequentar  remanent  in  custodia  oustodi»  et  sub 

perioulo  ejus: 

Unum  thudbiilum  argenteum  et  eruoes  quatuor. 

Septem  oandelabra  cuprea. 

Quinque  oasule. 

Septem decim  oappe. 

Sei^tem  dalnatiee  cum  duobus  coUaiija  anrUrigidi. 

Tela  artlüdofla. 

altare   apoatolorum   deargentatum  cam  manutergio  nU  proprio, 

et  aliud  altare  eburneum. 

Deoem  albe. 

Omamentum    ältaris    aee   orueia,  oooperioiium  Bciüeet  et    duo 

dextraJU*. 

Omamentum  maioria    altaria,    eoopertorium  aoilieet  «ft  doo  dex- 

tralia  et  duo  manutergia. 

PMaiM&ta  duariun  «Ibariua. 


188       Kröne  und  KrofAekältet  im  Dome  %u  Namwr. 

sentlich  onterschieAen  heisst  es  in  dieser  Drkiinde:  Cormia 
domini  spinea.  Unmöglich  kann  man  diesen  gBux  verschie- 
denen Wortlaut  zweier  Urkunden  als  Bezeichnung  derselben 
unveränderten  Sache  gelten  lassen,  und  um  so  weniger  den 
Ausdruck  der  spätem  Urkunde,  lediglich  als  eine  sprachliche 
Ungenauigkeit  fflr  das  Object  der  erstem  ansehn,  als  es  sich 
ja  in  letzterer  ausdrücklich  um  ein  Inventarlum  handelt  Und 
dieses  wollte  gewiss  nicht  wie  die  Urkunde  von  1205  einzelne 
heilige  Dornen  auiftihren,  sondern  den  Besitz  einer  ganzen 
Krone  documentiren,  die  man  nach  ihrer  Eigeuthumlichkeit 
als  die  Dornenkrone  Christi  bezeichnen  durfte. 

Freilich  die  unzerstOckelte  ganze  Dornenkrone  Christi, 
die  in  Constantinopel  bewahrt  wurde,  war  es  nicht,  es  konnte 
also  nur  eine  Krone  sein,  in  welcher  einzelne  Dornen  der 
letztern  ihre  Aufbewahmng  fanden,  und  die  man  nach  dieser 
Function  schlechtweg  die  Corona  domini  spinea  nannte,  mithin 


Tres  calioes  argentei. 

Quatuor  pilel  grisij. 

Tres  pectines  eburnel. 

Magnam  aurifrigidam  magn!  altaris  et  duo  frustula  aarifrigidi. 

Ciphus  marraoreuB  ad  opus  oinerum. 

Daodecim   oulcitre   integre,    et   triginta   et  tres  decise  qae  sunt 

similes  yexillis. 

Qaatuor  yexilla. 

Dae  hystorte:  Hemo  et  Beda. 

Prophetie,  missale,    duo    antipbonaria  nootarnalia,  quatubr  gra- 

dualia,    duo    psalteria,  duo  texta  eyangelij,  retus   passlonale   et 

quindeoim    quaternj    novi   passionalis,   dao    oomroanes,  tres  col- 

lectales.   . 

Prisoianusy  Virgillus,  Horatius. 

Yiginti  et  qnatuor  filateria  yetera  cum  baculo. 

Actum  feria  sexta  proxitua  post  festum  Seryatij,  anno  yerbi  in- 

carnati.  M.  CO.  octayo  decimo. 

Das  Original  dieser   Urkunde  auf  Pergament  ist  ohne  Siegel 
und  befindetr  sich  im  Dom-Arehlye  »u   Namor.     Aiild«r  Bück- 


Krane  und  Kranbehälter  im  Dame  %u  Kmmur.       189 

nach  dem  Charakter  der  Arbeit  genau  der  danaliye« 
Zeit  entsprechendes  Diadem.  Aber,  wird  man  uns  entgegnen, 
wäre  es  auch  so,  diese  Annahme  kommt  doch  nur  durch  einen 
Widerspruch  mu  Stande.  Ehen  hiess  es,  wenn  in  der  er- 
sten JDrkunde  bei  der  Erwähnung  der  spinis  corone  domini 
schon*  die  goldne  Krone  vorhanden  gewesen  sei,  so  wttcde 
man  ihrer  so  gut  wie  des  vas  aureum  gedacht  haben ;  jetxt 
soll  nun  in  der  zweiten  Urkunde  eines  solchen  herrlichen  Pracht- 
Werkes  gedacht  sein,  und  welch  bezeichnendes  Beiwort  hat 
denn  hier  der  Wortlaut  dafür?  Darauf  ist  zu  .antworten,  das« 
ein  aufzählendes  trocknes  Inventar  wie  dieses  hier,  sich  der 
scbmtickenden  Beiworte  enthalt  und  auf  die  genaue  thatsftch* 
liehe  Angabe  beschränkt.  Man  kann  also  bei  unserm  In- 
ventar nicht  die  Worte  pulchrum  et  pretiosum  sondern  nur 
vermissen,  dass  es  nicht  in  derselben  Weise  wie  es  spater 
einer  andern  corona  die  Bezeichnung  cuprea  gibt,  unsre  Krone 
golden  nennt,  denn  der  urkundliche  Ausdruck  corona  domini 
spinea  ist  eben  nicht  correct  für  eine  goldne  Krone,  die  Theile 


aeite  der  Urkunde  steht  die  moderne  Aufschrift:  Inyentarium  S.  S. 
R$liquiarum  et  supellectilia  eoclesiae  1218,  worunter  in  alter  Schrift : 
Carta  reliquiarum  Sei  Albani  Nam.  Gin  zweites  Exemplar  die- 
ser Urkunde  besitzt  der  Canonicus  Wilmet  in  Namur,  welches 
gleichzeitig  mit  unsrer  I'ublication  der  Urkunde  in  den  Ana- 
lectes  pour  seryir  ä  Thiatoire  eccl^siastique  de  la  Belgique  Tome  I 
p*  52  pubiictrt  ist.  Auf  der  Rückseite  dieser  sweiten  Ausferti- 
gung des  Inventars  steht:  Est  etiam  in  custodia  eoolesie  .... 
(unleserliche  Worte,  nach  der  Conjectur  des  Herausgebers:  os' 
sancti  Demetrü)  cum  vase  suo,  et  vas  cristallinum  oontinens 
de  oapite  sanoti  Albani.  Das  angehängte  Siegel  soheint  einon 
Reiter  darzustellen,  das  Gegensiegel  zeigt  das  Wappen  der  Gra- 
fen  Ton  Namur  mit  der  Umschrift:  secretum  meum  mihi.  Er- 
klärende Erläuterungen  zu  dem  Schatz yerzeiohnisse  die  zu  weit- 
läufig »ein  würden,  um  sie  hier  zu  geben,  findet  man  in  den 
AiMÜeoten  mannigfach* 


190       Krene  umd  KranbehdHer  m  Dame  su  JVomiir. 

«US  4m. Erlöse»  ]>onieBluro«e  enthält,  sdiideni  er 
lauten:  corona  anrea  cum  spinia  eoronae  deninL  Wabiy 
eelifinlicher  bleibt  es  nun  vrohl  imnerliin,  das«  der  erstere 
Ausdruck  fttr  die  letztere  Fassung  steht,  als  das«  einige  Ton 
der  Krausen  Dornenkrone  abgebrochene  Dornen,  die  tüQ\  noch 
einneln  genannt  worden,  um  1218  als  ganze  Krone  auftreten 
aoilten. 

Mehn^n  wir  unsre  Meinung,  dass  das  goldne  Stirnband 
die  im  Inventar- der  Catbedralkirche  des  h.  Alban  uui  l!Stl8 
verzekhiiete  corona  dooiini  spinea  sei,  als  die  ürabfscliein- 
lichsCe  an,  so  wftrde  dasselbe  nur  kürzeste  Zeit  vor  der  Auf« 
nähme  des  Inventars  von  1218  in  die  gedachte  ftirehe  ge- 
langt sein  ktenen,  weil  der  Stil  ihre  .Anfertigung  nicht  viel 
früher  zu  stellen  erlaubt.  Ein  neues  Hinderniss  tritt  aber 
dieser  Behauptung  scheinbar  entgegen  durch  des  vorerwUli»- 
tOi  Namurer  Schrift^ellers  Bericht :  Philipp  der  Frooune 
habe  die  Krene  mk  den  Abzeichen  der  Marquis*Wärde  fUr 
sich  und  seine  Nachkommen  anfertigen  lassen.  Diese  biaher 
lediglich  durch  die  Tradition  unterhaltene  Ansicht,  beruht 
aber  um  deswillen  augenscheinlich  auf  einem  Irrthume,  weil 
im  ISten  Jahrhundert  weder  die  Markgrafen  von  Namur  noch 
die  sonstigen  kleinen  Forsten  des  fibrigen  Europa  Kronen 
trugen.  Wir  brauchen  uns  zur  Erhärtung  dieser  Thatsache 
micbt  bei  der  Betrachtung  graflicher  Bildnisse  auf  Wappen- 
schilden und  Grabsteinen,  wie  sie  uns  an  Grabmonumenten  auch 
in  nächster  Umgeg ead  zu  Gebote  stehen,  aufzuhalten  ^^),  son- 


17)  Die  Grabfignr  des  Grafen  Adolph  iroD  Gleve  dar  1894  starb,  ist 
noch  mit  dem  Barett  bekleidet,  ebenso  diejenige  des  um  1095 
gestorbenen  Pfalsgrafrn  Heinrich  von  Laach,  die  in  der  dortigen 
Kirehe  Ende  des  13.  Jahrhunderts  aufgestellt  wurde.  Spätere 
Grabdenkmale  wie  diejenigen  des  Grafen  Heinrioh  il  fon  Sayn 
XU  Sayn  (f  1246),  des  Grafen  Gottfried  von  Jülich  Herrn  2u  Berg- 
heim (t  1335)  in  Münstereifel,  des  Grafen  Gerhard  Von  Berg  in  Al- 
tenberg (f  1389),  des  Grafen  Heinrich  Ten  3olai|pBraiiiiMi(tn*oh 


Krone  und  KrafibehäUer  im  Dome  %u  Namur.       191 

dem  Mir  henrorsuhebeiit  dass  es  gerade  von  Flandern  auadrttek«- 
Keh  bezeugt  wird,  wie  die  dortigen  Grafen  bei  feierlichen 
Ckdegenbeiten  stets  eine  dem  Barett  ahnliche  Mtit^e  als  Ab* 
seidien  ihrer  Würde  getragen  hatten  ^^).  Trugen  aber  die 
Grafen  und  Marl&grafen  damals  überhaupt  keine  Kroneui  so 
kann  um  so  weniger  an  unserm  Denkmal  die  Achtzahl  der 
Krenspitzen  als  Abzeichen  der  Marquiswürde  angesehen 
werden,  ein  Abzeichen,  das  wie  überhaupt  der  Unterschied 
in  der  Zahl  der  Kronzacken  als  heraldisches  Merkmal 
weit  spaterer  Zeit  angehört  ^^).  Sind  ja  doch  die  ältesten 
hnstortsch  bezeugten  Herrscherkronen  wie  die  Justinians 
nnf  dem  Mosaikbilde  in  St.  Vitale  zu  Ravenna^^),  des  Kaiser 
Romanus  und  Otto  III  auf  Pariser  Bifenbeiuen^^,  BasiliusII  und 
rielcr  andrer  byzantinischer  Kaiser  in  Miniaturen,  wie  die 
lombardische  Krone  in  Monza  und  die  in  Spanien  gefundenen 


1258)  zu  Altenberg  an  der  Lahn  zeigen  als  Kopfschmuck  ein 
mit  Rosetten  verziertes  glattes  Stirnband.  (Vgl.  aus'm  Weerth 
Kunstdenkm.  in  d.  Rheinl.  I  Taf.  VI.  1.  III  Taf.  XLII.  7.  Taf.  L.  5. 

18)  Martin :  Gönealogies  des  Forestiers  et  contes  de  Flandres.  Ant* 
werpenl612.  CMfflet  in  Child.  p.  189;  L'Espignoy,  en  la  Nobl. 
d«  Flsndre  p.  70.  BüHkens»  troph^ea  de  Brabant,  duppl.  I  313 ; 
dasa  dio  Betcbroibung  des  Grabdenkmals  Johann  III  von  Na- 
mur in  der  Notice  sur  la  Cathedrale  de  Namur  p.  195»  wo 
keiner  Krone  gedacht  wird.  Vergl.  Weiss,  Geschichte  der  Tracht 
und  des  Geräthea  im  Mittelalter  p.  599  und  die  Markgrafenhüte 
in  den  betr.  Portraits  bei  Gameaina:  die  ältesten  GlasgemSlde 
yon  Kloatemeuberg  etc .  im  II.  Bande  der  Jahrbücher  der  k.  k. 
Centralcommisaion.  Wien  1857. 

19)  Bernd:  Hauptstücke  der  Wappenwiaaenschaft  II  p.  391. 

20)  Ciampini  Moa.  vet.  II  Tab.  XXII  u.  XXV. 

Sl)  Im  Cabinet  dea  M^daillea  et  Antiquea  in  Paria  Nr.  3268,  ab- 
gebildet  bei  Didron  XVIII  p.  197;  das  bekannte  Elfenbein  mit 
den  Figuren  Otto  III  und  der  Kaiaerin  Tiieophana  Nr.  887  im 
Muaee  Cluny.  Ebenao  die  Krone  dea  Kaiaera  Baailiua  bei  Agin« 
conrt  Malerei  47.  5.-  Aehnliek  ist  noch  die  Krone  Heinrich 
dea  Heiligen  bei  Didron  XVIII  p.  154. 


192       Krane  und  KrimbehäUer  im. Dome  su  Namur. 

Kronen  g^othischer  Könige  ^)  glatte  runde  oben  offene  Reifen, 
die  dann  in  vielseittfe  auch  noch  oben  offene  Reifen,  wie 
ursprünglich  die  deutsche  Reichskrone  und  die  ungarische  Rö- 
nigskrone^^)  übergehen,  und  in  der  noch  weiteren  Entwicke- 
lang,  entweder  einen  obern  Kuppel-  oder  Bügel-Verschluss 
annehmen,  oder  zu  jener  Verzierung  von  Zinken  gelangen, 
welche  bald  in  der  Vierzahl  bald  in  der  Aebtzahl  auftreten, 
und  seit  dem  dreizehnten  Jahrhundert  die  Gestalt  der  fran- 
zösischen fleur  de  lis  annehmen  ^^).  Der  ausserordentliche 
Werth  unsrer  Krone,  wie  die  Thatsache,  dass  dieftelbe  in 
13ten  Jahrhundert  gefertigt,  Iftsst  bei  der  Annahme,  dass  sie 
am  1218  schon  im  Dome  zu  Namur  sich  befand,  mithin  nur 
kurze  Zeit  vorher  einen  Besitzer  haben  konnte,  auf  einen 
bervorrafirenden  König  oder  Kaiser  schliessen,  dem  es  weder 
vergönnt  war  lange  zu  regieren,  noch  regierende  Naehkofn- 
men  zu  hinterlassen,  da  sonst  wol  das  Herrscherdiadem  in 
der  Familie  des  Regenten  verbliehen  sein  würde. 

Die  Reliquien  der  Namurer  Krone  sind  neben  den  Kreu- 
zesnägeln die  vornehmsten,  welche  die  Christenheit  besitzt, 
und  geben  uns  einen  deutlichen  Fingerzeig,  wo  wir  den  ehe- 
maligen Kronbesitzer  aufzusuchen  haben.  Es  war  bis  1239 
die  kaiserliche  Pallastkapelle  von  Constantinopel,  welche  die 
Domenkrone  Christi  bewahrte**^).     Hier  blieb    das  Kleinod, 


22)  Lasteyrie :  Description  de  Tresor  de  Gurrazor.  Paria  1860. 

23)  Bock  im  II.  Bande  der  Mittheilungen  der  K.  K.  Central-Commission. 
2i)  VioUet  le  Duo,  Dictioonaire  du  Mobilier  fran^ais  p.  218 ;  Mont- 

fauoon,  Thr^sor  de  l'antiquit^e  de  la  oourone  de  France  T.  I 
PI.  II ;  ätmUche  Kronen  sieht  man  auf  den  Grabsteinen  des 
Kurfürsten  Peter  yon  Aspelt  im  Dome  zu  Mainz,  worauf  die  YOn 
ihm  gekrönten  Könige  Ludwig  der  Bayer,  Heinrich  YII  und  Joh. 
y.  Böhmen  abgebildet  sind,  und  Siegfried  III  yon  Eppstein 
mit  den  Bildern  der  yon  ihm  gekrönten  Kaiser  Heinrich  Raspe 
und  Wilhelm  yon  Holland. 
25)  Floss:  Geschichtliche  Nachrichten  über  die  Aachener  Heilig - 
thümer.  Bonn  1856  p.  89—93. 


Krone  und  KronbehäÜer  im  Dome  w  Kamur.       193 

bis  4er  karserliche  Hof  in  der  drückendsten  Geldnoth  die 
grossen  Reliquien  des  Heilandes  als  Unterpfand  einer  italie- 
nischen Anleihe  venetianisciien  Kaufleuten  anwies.  In  der 
Unmöglichkeit  die  Auslößungssumme  herbeianscbaffen  und  dem 
Bestreben,  wenigstens  den  Schein  m  retten,  als  habe  man 
die  Heiligtbflmer  nicht  gerade  verschachert,  schenkte  sie 
Balduin  II  schweren  Herzens  Ludwig  dem  Heiligen  von 
Frankreich,  der  dann  seinerseits  sowol  die  Venetianer  be« 
friedigte,  als  die  erschöpfte  byzantinische  Staatskasse  füllte» 
Baarfuss  trug  der  fromme  französische  König  die  Dornen- 
kröne  in  feierlicher  Procession  von  Sens  nach  Paris,  wo  die 
Perle  der  gothischen  Baukunst,  die  St.  Chapelle  sie  aufnahm  ^^). 
Constantinopei,  die  Heiraath  der  Dornenkrone  Christi  bis 
zum  Jahre  1239,  war  von  1204  bis  1218  in  engster  Verbin- 
dung zu  dem  in  Namur  regierenden  Herrscherhause.  Der  her- 
vorragende Antheil  der  flandrischen  Ritterschaft  bei  der  Erobe- 
rung von  Conistantinopel  hatte  ja  zur  Folge,  dass  man  den  Gra- 
fen Balduin  VI  von  Flandern  und  Hennegau  als  Balduin  1  zum 
lateinischen  Kaiser  ausrief  und  am  23.  Mai  1204  in  der  Sophien- 
kirche krönte  ^^).  Balduins  Regiment  war  nur  von  kurzer 
Dauer.  Der  edle  Kaiser  starb,  am  Ib.  April  in  der  Schlacht 
bei  Adrianopel  gefangen,  im  Kerker^^).  Durch  dieses  tragische 
Ende  des  flandrischen  Grafen  wurden  aber  die  Beziehungen 
zwischen  Flandern  und  Constantinopel  nicht  beendet,  sondern 

26)  Jetzt  befindet  sie  sich  in  Notre-Dame.  VergL  Guil.  de  Nangis 
chronic.  D^Achery  Spio.  III  u.  Qesta  Ludov.  IX.  Duohesne  Hist. 
Fr.  Y  833.  Hisi.  auseept.  coronae  spineae  Jesu  Chr.  p.  409 
ebendasellMt« 

27)  Du  Gange :  Histoire  de  Tempire  de  Gonstantinople^  nouyelle  Edi- 
üon  reyue  par  Buchen  I  p.  2S. 

28)  Bas  literarische  Material  über  Balduin  findet  sich  wol  am  toU- 
ständigsten  zusammengetragen  im  3ten  Bande  der  ^ten  Serie 
der  Schriften  der  Sooi6t6  des  Sciences  des  arts  et  des  lettres 
duHainautp.  LYIII--LXII  in  der  Abhandlung  Ton  Oamille  Wins: 
61oge  historique  de  Baudouin  de  Constentino]^. 

18 


194      Krmß  und  KrmbMtHBt  im  Dornt  m  Nmmr^ 

gleichsam  noch  inniger,  denn  des  so  unglttdilich  gestorbenen 
Herrschers  Bmder,  Graf  Heinrieb,  bestiog  nach  ihn  den  kai«- 
Sf  rliehen  Thron  ^)*  Beide  Kaiser  gedenken  bänAg  der  Be^ 
Btehungen  num  Heimathlande^  wie  schon  ans  der  Sendung 
des  mit  reichen  Oesehtnken  versehenen  Daniei  von  Scaussin 
hervorgeht  '^).  Balduin  hinterliesa  keinen  Sohn^  and  Kaiser 
Heinrich  starb  ganz  kinderlos  ^^).  Wie  wird  man  daran  swei- 
Mn  können,  dass  die  ans  den  fernen  Vaterlande  mit  nach 
Constantiaoi^el  gezogenen  Getreum  des  flandrischen  Hauses, 
nunmehr,  da  kein  Erbe  der  verblichtnen  Herrscher  am  Bns* 
porus  weilte,  heimkehrten  nm  die  Habe  der  Erblasser  den 
Angehörigen  nach  Flandern  zu  bringen.  Was  kam  damnter 
belatigreioher  gewesen  sein,  als  die  Hauskrone  der  färsttichen 
Brüder!  Die  byzantinische  Reichskrone,  mit  welcher  wir  den 
als  Herrseber  thronenden  Balduin  auf  Siegeln  sehen,  verblieb 
nattfrlich  in  Oonstaatinopei ,  ab^  die  Hauskrone,  womit  auf 
den  G^gensiegeln  sein  Hein  geschmtickt  ist,  hatte  als  per* 
sonliehfs  fügenthun  wol  lüüemand  zu  beanspruchen,  als  die 
Paniüe  der  Erblasser  ^).    Und  weichen  würdigem  Gebrauch 


$9}  d«  Qftilge:  m§L  d«  Vami^ir*  de  Ooaat.  I  y.  83  vmehArdoifli 
Ciiroiu^ue  de-  U  priie  d«  Conataqtinople  ed.  BuQlion  p.  172» 
Hayssius  a.  a,  O.  p.  7. 

30)  Aehnliche  Schenkungen  bei  du  Gange  Hist.  de  Temp.  p.  95  u.  96. 

31)  bu  Gange  Hist.  I  116  u.  144  Henry  de  Valenciennes  p.  S12. 
Baldufaa  Fjfau  Mari«  von  Ghatnpsgnd  starb  auf  4eir  Reise  oach 
Con»tanlan0pel^  seise  forden  Töohter  kamen  niemalB  dahin, 
während  sein  firiuder  H«iaricb  fM»€iagl&»h  bei  ihm  wan  Der 
Nachfolger  Heinrichs,  Peter  von  Courtenai  war  etmr  der  Qe- 
kiaafal  seiner  Sokwestor  Yolande^  ^  eireiahte  labe»  OonetaBtinopel 
nicht,  sondern  starb  auf  dem  Hinwege,  ßeuie  fiSime  gelangten 
erst  1220  nadi  dem  BoepdriKs.  Buohea:  Reokerehes  et  mate- 
liaux  etc.  I  Taf.  i. 

33)  BnohMizReohevches  ei  naieriauac  ipottr  •ervior  a  une  histoire  de 
la  domiMtien  (fran^aise  lan  Orient  I  p,  ^4  Taf.  i  «u  VII.  Md. 
moires  de  A^el^ti  4ar>Sciekioaa  de  Häiaaut  L  tti»  (p.  UL  F.  de 


Krone  und  KrenbtkßUer  im  Damlü  wn  Jimmuf.       195 

halte»  die  Ailgebttrigeit  davon  machen  können,  als  sie,  wie 
so  oft  mil  Herrscherkronen  geschah  ^),  auf  den  AUar  der  Kirche 
des  h.  Alban  an  Namnr  su  kgen ,  einer  Kirch«  so  «ichibar 
rMi  dem  flandrischen  Grafenhavse  stets  ansfezeichnet,  fOr 
welche  das  Diadem  dnreh  den  Inhalt  der  heüigen  Dorm^n  die 
bleibende  Bedeutung:  eines  unvergleicblicben  Beliquiars  erhielt. 
Obg^Ieich  nach  ihrem  abbildlichen  Aussehn  fast  alle  al- 
tem bysaatinischan  Kronen  in  der  Mitte  der  Stinifl  eine  vier^ 
eckige    Abtheilung   zeigen,    die   auf  die  Unterbringung  von 


Sauley^  ees&i  d«  Classifieation  d«8  euitds  m«nitair«8  bysanthieB 
Metz  1838.  Mit  einer  der  unsern  ähnlichen  Krooß  erBob^nt  ein 
Fürst  in  einer  vatle.  Miniatur  bei  Agincourt  P.  T.  68.  8. 
33)  Die  Sitte  der  Donation  der  Herrscherkronen  an  geheiligte  Stät- 
ten scheint  von  Constantin .  dem  Grossen  eingeführt  zu  sein,  und 
wurde  von  seinen  TTachfoIgern  wiederholt  geübt.  Constant.  Por- 
phyrogen.  üb.  de  administr.  Imp.  o.  12.  Du  Gange  Const.  Christ, 
lib.  III  43.  Vitabeati  SyWestri;  Nicetas  in  Alexio  lib.  HI  Nr.  6 
und  die  sonst  bei  Lasteyrie  p.  12  citirten  Stellen.  Anton  v. 
Piacenza  berichtet  bei  einem  Besuche  des  h^  Grabes  Im  Ylten 
Jahrb.,  dass  über  demselben  ausser  andern  Weihgeschenken  auch 
mehrere  Kronen  wie  ein  kaiserliches  Herrsoherdiadem  aufge- 
hangen seien.     Die  Votiv-Krone  de«  gotbischen  K8n!g&  Recces- 

"  Yinthus  (t  572)  und  die  mit  derselben  in  Öuarrazar  gefundenen 
Kronen  sind  bereits  erwähnt ;  dass  auch  die  eiserne  Krone  wie  die- 
jenige der  Königin  Theolinde  (f  716)  und  die  andern  im  Dome  zu 
Monza  befindlichen  Kronen  in  diese  Kategorie  gehören,  darf  als 
bekannt  Yorausgesetzt  werden.  Kaiser  Lothar  soll  auch  seine 
Krone  dem  Kloster  Prüm,  in  dessen  Mauern  er  starb,  geschenkt 
haben.  Heinrich  II  weihte  bei  seiner  Krönung  1013  in  Rom 
seine  bisherige  Krone  mit  der  Bestimmung  der  Peterskirohe, 
dass  dieselbe  über  dem  Altare  aufgehangen  werde.  Thietmar 
von  Merseburg  VII.  1.  Der  Schenkung  der  Krone  Richard  von 
Comwallis  an  die  Krönungskirche  in  Aachen  ist  schon  gedacht. 
Ludwig  der  Heilige  verehrte  den  Dominikanern  in  Lüitich  eben- 
falls eine  goldne  Krone:   Montfaucon  Thfesor  des  antiquit^s  de 

^  la  cooronne  de  France  u.  s.  w.  u.  s.  w. 


196       Krane  und  Eronbehälter  im  Dome  »n  Namur. 

Reliquieo  zu  deuten  scheiot'^),  80  dürfte  doch  die  Wahl  der 
heiligeo  Dornen  hierzu  sich  an  die  Erklärung;  Gottfrieds  von 
Bouillon  bei  seiner  KrOnun([;  in  Jerusalem  kutipfen  lassen: 
^dass  er  an  dem  Orte  wo  man  dem  Könige  der  Ehren  Hor- 
»nen  um  die  Schläfen  gewunden,  keine  andre  Krone  als  eine 
^Dornenkrone  tragen  ki^nne.^ 

Mögen  andre  die  hingestellte  Vermuthung,  dass  das  in 
der  Cathedrale  zu  Namur  befindliche  Diadem  die  Hauskrone 
der  beiden  ersten  lateinischen  Kaiser  Ilandrischen  Hauses  sei, 
weiter  verfolgen,  und  das  zierliche  Kunstwerk  prüfender  be- 
trachten,  als  es  uns  bei  einer  einmaligen  kurzen  Besichtigung 
vergönnt  war**). 
♦ 

34)  Man  betrachte  nur  die  Kronen  bei  Weiss,  Kostümkunde  des 
Mittelalters  p.  94 ;  diejenige  Otto  III  auf  dem  Eyangeliendeckel 
zu  Echternaoh  bei  Quast  u.  Otte  Zeitschrift  für  christl.  Archäo- 
logie II  Taf.  XVII,  des  Kaiser  Romanus  und  der  Kaiserin  Eudoxia 
auf  dem  Pariser  Elfenbein  u.  s.  w. 

35)  Wir  können  nicht  unterlassen  dem  hoohwürdigen  Generalyicar 
Yon  Namur,  Herrn  Domeapitular  Qengler,  pflichtmässig  unsem 
Dank  auszusprechen,  für  die  freundliche  Art  mit  welcher  er  die 
Erlaubniss  zum  Zeichnen  der  Krone  ertheilte  und  wiederholt 
unsem  Wünschen  begegnete. 

Emzt  aufl'm  IBVeertik. 


m.  Litteratar. 


1.    M^vxolrt  fnr  U0  andennes  ((mftntcttims  tnilitaires  comvM 
fou  le  nom  be  fiirte  ottnftö0  pat  £h  ^xnt^t,  capitaine 

de  g^nie.  Saumur  1863. 

Glasburii^en  und  Schlackenwftlle. 

In  den  »iebenzig^er  Jahren  des  vorig^en  Jahrhunderts  oder 
genauer  1777  wurde  in  einem  englischen  Sammelwerii  —  dem 
5.  Band  der  Archeologia,  aufmerksam  gemacht  auf  gewisse 
Sfeinwalle,  die  sich  in  Schottland  finden,  und  die  Eigen- 
thOmlichkeit  haben,  dass  sie  theils  aus  Schlacken  und  Glas- 
massen, theils  aus  Steinen  bestehen,  die  mehr  oder  weniger 
vom  Feuer  augegriffen  und  durch  Schmelz  verbunden  sind ;  — 
man  nannte  sie  Vitrified  forts,  Glasburgen.  Ihre  Wälle  um- 
geben eine  kleine  Flache  auf  dem  Gipfel  steiler  Hügel,  am 
Ende  oder  auf  der  Mitte  schmaler  und  steiler  Bergzungen, 
so  dass  sie  nur  yon  ein  er  Seite  leicht  zuganglich,  hier  aber 
noch  durch  einen  Vorwall  verstärtN  sind.  Sie  erschienen  da- 
her alle  zu  Vertheidigungszwecken  gebaut,  und  entsprechen 
überhaupt  •—  bis  auf  die  Glasverkittung  --^  ganz  den  Stein- 
ringen des  Taunus,  der  Eifel,  des  Hochwalds  und  andrer 
Berggegenden. 

Eine  der  best  ausgeprägten  und  damals  zuerst  beschrieb- 
nen  Gestalten  solcher  Glasburgen  ist  Knock  ferrel  Naphian  — 
was  Fingais  Wohnung  heissen  soll  —  2  Meilen  westlich  von 
Diogwall  in  Rossshire.     Am  Ende  einer  stellen  Bergzunge 


198    Memoire  sur  les  anciennes  cansimctians  mUitaires 

gelegen,  bildet  sie  ein  Oval  von  120  Schritt  Lllnge  und 
40  Schritt  Breite,  welches  an  der  zugänglichen  Spitze  ver- 
längert einen  durch  zahlreiche  Querwalle  vertheidigten  Ein- 
gang hat,  wahrend  die  andere  Spitze  durch  zwei  Walle  zu 
einem  letzten  Zufluchtsort  vorbereitet  ist. 

Der  Wall  12  Fuss,  au  einer  Stelle  selbst  23  Fuss  hoch, 
ist  nach  Aussen  steiler  ak  nacfar  Inpsn.  Seine  Verglasung, 
so  wie  der  am  heftigsten  geschmolzene  Kern  liegt  der  Aus- 
senseite  am  nächsten  —  nach  Inäen  ist  er  flacher,  und  viele 
Steine  nicht  vom  Feuer  berührt*  Auch  am  Fuss^  der  H5he 
liegen  viele  herabgerollte  Steine,  welche  gar  nicht  oder  nur 
wenig  vom  Feuer  verändert  sind.  Seine  gleichfalls  nur 
wenig  verschlackte  Oberfläche  ist  mit  einer  Humusschichte 
und  Heidekraut  Aberzogen,  welche  auf  den  ersten  Anblick 
ihn  nicht  von  einem  gewöhnlichen  Erd wall  unterscheiden  las- 
sen ;  erst  die  von  der  Hitze  veränderti^n  Steine,  die  mch 
unter  den  am  Fuss  des  Berges  liegenden  flnden,  und  eine 
Durchgrabuug  des  Walles  überzeugen  uns  von  seiner  Ver- 
glasuog.  Ausser  der  eben  beschriebenen  werden  noch  die 
Olasburgen  von  Craigh-Phadrick,  Castel  Finlay,  Dun  Evan, 
For  Duu  Castle,  Castle  Häi  of  Finaven,  Collen,  und  eine  im 
Loch  Aber  genannt. 

Schon  die  ersten  Entdecker  suchten  nach  eint r  Erklärung 
für  diese  so  eigenthOmlichen  Baureste,  «ad  nachdem  sie 
sich  cor  eine  von  den  Erbanern  absicbtlicb  veranstaltete 
Verglasuog  entschieden  hatten,  bemühten  sie  sich  auch  eine 
Vorstellung  von  der  Art  und  Weise  zu  geben,  wie  dieselbe 
an  Wällen  oder  Mauern  ausgeführt  sein  möchte.  Man  glaubte 
gefunden  zu  haben,  dass  die  Steine  sorgfältig  gewählt,  Kalk 
vermieden,  aber  gewisse  leichtschmelzende  Eisenerze  gemischt 
mit  andern  Steinen,  Gnuut,  Quarz,  Thanschiefer ,  Sand 
und  Mandelsteine  angewandt  worden  seien,  die  Mauern  zu 
bauen;  dann  habe  man  in  einem  Abstand  vor  denselben 
einen  En^all.  angehäuft,  unil  den  Zi^isdienraum  mit  Holz 


crfaiU  vid  19  Bvand  ge$etM;  die  leiohtfUlssigan  B^stan^tbeile 
der  üauar  seien  m  in  QHtk  verwandelt  in  die  Zwischen« 
rftuwe  ejnf  edrnngen  u«d  haben  die  losen  Steine  glasirt  und 
wie  ein  IHi^rtel  verkittet. 

Man  faad  darin  eine  höchst  sinnreiche,  verloren  gegan« 
gene  Knnat<  die  nur  ans  dem  Orient  siamiDen  Mnoe  un4 
surtick wiese  anfdie  weile  Verbreitung  der  uralten  Celtiscben 
Stimme;  so  war  mau  denn  glücklich  nu  der  Nebelwand 
gekommen  die  den  Urschleim  verbarg  und  hatte  freie  Hand 
ihn  nu  kneten  oder  auf  die  Wand  au  malen. 

Aber  schon  1780  stellte  Cordiner  (Anti^nitie«  and  See* 
nery  of  tbe  North  of  Scotland)  unbefangene  Untersuchun- 
gen über  die  alten  Verschan^ungeu  in  Schottland  an;  er  be- 
schreibt unter  andern  die  Burg  von  Moray,  auf  deren  Wall 
die  verkohlten  Holzwände  Stamm  an  Stamm  noch  zu  er- 
kennen waren,  mit  denen  dänische  Seeräuber  sich  befestigt 
hatten;  Castelle,  deren  Hauptmaterial  Holz,  waren  landes- 
üblich und  viele  derselben  wurden  noch  im  13.  Jahrhundert 
verbrannt.  Solchen  Bränden  verdanken  wir  den  Zustand 
der  Trümmer,  nicht  dem  Versuch  ein  Castell  aus  Glas  zu 
mncben.  Für  mkb,  sagt  Cordiner,  ist  es  höchst  unwahrschein- 
lich, dass  Feuer  angewendet  worden  anr  Bereitung  eines 
Schmelz-Cements  -*««-  aber  mag  sich  ein  anderer  an  dieser 
Theorie  amütitfin,  und  den  Feueraehirm  in  die  Luft  setzen 
um  die  Mauern  am  Rand  des  Abgrunds  zu  giasiren ;  -^  und 
kann  er  das  nicht,  so  mag  et  es  unter  den  verlorenen 
Künsten  suchen,  die  an  der  Akademie  von  Laputa  aufbe« 
wahrt  werden. 

Es  mag  dies  genügen,  die  erate  Bnideckung  und  die  seit« 
4tm  bestehende  Meinungsverschiedenheit  ins  Gedächtniss 
nnrüek  nu  rufen,  upd  eine  vor  uns  liegende  Schrift,  Memoire 
sur  le$  anoiennes  constructiona  militaires  conmies  sous  le 
nom  de  forts  vitrifife  par  Fd  Prevoat«  Capitaine  du  Gönie. 
Saumur  iMd»  einwleiten. 


SOO    Memoire  mr  le$  andeimei  canUrucHam  mUiiairei 

Hhehiem  der  Verfasser  in  der  Einleitaag  mit  Recht  ge- 
klagt, dass  noch  keine  vollständige  Geschichte  der  Befesti-- 
gungsknnst  geschrieben  sei,  und  des  Kaiser  gedankt  hat^* 
dass  er  durch  gründliche  Untersuchung  von  gallischen  oppi- 
dis  und  römischen  Castris  auch  hierin  Licht  verbreite,  will 
er  durch  seine  Arbeit  auch  einen  Baustein  dasu  tragen,  und 
gewiss  so  dankenswerth  dies  ist,  so  recht  würde  er  haben  hin- 
2U2uftigen  dass  eine  solche  Fortifikations  -  Geschichte  nicht 
durch  geistreiche  Intuitionen  sondern  nur  aus  sahlreicken 
Detailstudien  entstehen  kann,  wie  er  in  der  angesogenen 
Schrift  eine  liefert. 

In  Frankreich  kennt  man  vier  verglaste  Wälle: 

1)  Im  Departement  de  TOrne  bei  dem  Weiler  Conrbe  nahe 
bei  Argentau. 

2)  Im  Departement  Mayenne  bei  dem   Städtchen   St.  Su- 
sanne und 

3)  St.  Jean  sur  Mayenne  und 

4)  Im  Departement  Cätes  du  Nord  bei  Peran  unfern  St. 
'  Brieuc. 

1.  Bei  Courbe  bildet  die  Krimmung  der  Ome  eine  Halb- 
insel, deren  Hals  durch  einen  Steinwall  abgesperrt  ist;  der- 
selbe ist  auf  40  Meter  Länge  3  Meter  Höhe  und  4  bis  5  Meter 
unterer  Breite  nicht  eigentlich  verglast,  sondern  durch  die 
Wirkung  des  Feuers  zu  einer  kompakten  Masse  zusammen- 
gesintert. Die  einzelnen  Bruchstficke  sind  eine  feinkörnige 
Steinmasse  (Gr^s);  der  Wall  ist  fiberdeckt  mit  einem  Gemische 
von  Erde  und  Steinen,  die  den  benachbarten  Felsen  angehö- 
ren und  gleichfalls  die  Wirkung  des  Feuers  erfahren  haben. 

2.  Zu  St.  Susanne  ist  es  nur  ein  Block  von  3  Meter 
Länge  1  Meter  Höhe  und  1%  Meter  Dicke,  der  in  der  neuem 
dem  13.  Jahrhundert  angehörigen  Stadtumfassung  sichtbar 
ist.  Er  besteht  aus  zwei  oder  drei  Varietäten  einer  Stein- 
masse (Gr^),  welche  durch  einen  Cemrat,  der  einer  Hoch- 


par  Fd  Prevo9i.  201 

ofenfichlacke  gleicht,  verbunileii  und  in  feinen  Aedercben  durch« 
dmngen  ist. 

3.  In  St.  Jean  snr  Mayeone  sind  die  Untersuchungen 
noch  nicht  abgeschlossen  und  gestatten,  wie  der  Verfasser 
sagt,  noch  keine  Beschreibung,  welche  Interesse  haben  könnte. 

4.  Zu  Peran,  das  durch  den  Oeneralstabs-Oflisier  N. 
Cteslin  de  Bourgogne  in  den  Memoire  de  la  Soci^tö  des  an« 
tiquaires  de  Prance  1846  am  gründlichsten  dargestellt  wor- 
den ist,  bildet  der  Wall  ein  Oval  von  134  ä  1 10  Meter  Achsen ; 
er  ist  mit  Erde  und  Strauchwerk  aberdeckt  von  zwei  Gra- 
ben rings  umgeben;  seinen  Kern  bilden  caicinirte  Steine  «— 
nur  Sandstein  und  Granit,  welche  durch  eine  dünne  Glasur 
überwogen  und  verbunden  sind.  Die  Glasur  rührt  von  dem 
Granit  und  einem  Quara  her,  welche  in  kleinen  Stücken 
längs  der  innern  Seite  des  Walles  liegen.  Fast  aller  Granit 
ist  aufgebläht  und  zu  einer  Art  Bimsstein  geworden,  wie 
denn  überhaupt  die  ganzen  Trümmer  mehr  calcinirt  als  ver- 
glast erscheinen. 

Der  Verfasser  geht  darauf  über,  wie  man  sich  bisher 
die  Thatsachen  erklärt  habe.  Nach  Williams,  der  den  Glas- 
wall von  Knoek  Ferrel  zuerst  untersucht  hat,  begann  man 
damit  mvei  Erde-  oder  Rasen  -  Wälle,  gewissennassen  die 
^orm,  in  welcher  die  Mauer  geglüht  werden  sollte,  zu 
machen;  sie  standen  daher  nicht  weiter  auseinander  als  die 
Mauer  dick  werden  sollte  und  in  ihr  schichtete  man  eine 
Lage  von  Holz  und  von  lefcht  schmelzbaren  und  von  feuer- 
beständigen Steinen ;  nachdem  das  Holz  verbrannt  war,  hatte 
man  eine  verhältnissmässig  zusammengesunkene  Schichte  der 
Glasmauer,  auf  welche  man  dann  in  gleicher  Weise  noch 
eine  zweite,  dritte  und  weitere  Schichte  anlegte,  bis  man  nach 
und  nach  die  beabsichtigte  Höhe  zwischen  den  Formdämmen 
erreicht  halte,  und  diese  beseitigen  -konnte.  Diese  Schichten 
aber,  sagt  der  Verfasser,  finden  sich  in  Schottland  nicht,  die 
Mauer  bildet   eine  ununterbrochene  Masse.    Noch   weniger 


Memoire  sur  les  Ofiotetifies  tomiruciions  miütaireg 

{restatte  die  Tbatsacha,  dass  nuia  io  eiaen  l^eaoadereo  Ofioii 
Glas  g^eschmolzen  und  dies  über  die  trocken  >  auffebairta 
Mauer  ff^ef  oasen  habe  um  die  Steine  zu  yerkittea ;  und 
nicht  Blinder  nnaolAssiff^  sei  die  Meinnug,  man  habe  die  Maoer 
an  Steinen  und  einem  leichtifissigen  potaschereiehen  MtVrtel 
gemavert,  dann  mit  Hola  umgeben  und  dem  Brand  desselben 
ausgesetzt  mit  dem  Erfolg,  dass  der  Mörtel  au  Olas  ga« 
schmolzen  sei.  Bei  diesem  Verfahren  würde  das  Innere  4er 
WAlle  weniger  verglast  und  weniger  vom  Feuer  verändert 
worden  sein  als  das  Aeussere,  in  Wirklichkeit  ist  es  aber 
umgekehrt,  das  Innere  hat  mehr  Hitze  erfahren  als  daa 
Aeossere. 

Bei  St.  Suzanne,  wo  es  sich  nur  um  ein  3  Meter  langes 
Stück  bandelt,  hat  man  die  Vermuthung  aufgestellt,  daas  bei 
den  zahlreichen  Belagerungen,  welche  der  Ort  ausgehalten 
hat,  entweder  der  Angreifer  um  die  Mauer  zu  erstetgea 
einen  grossen  Haufen  von  Faschinen  vor  derselben  zusam» 
mengebracht  hätte  die  aber  verbrannt  seien;  oder  der 
Vertheidiger  hätte  um  hier  eine  Sturmlöcke  unzugänglich 
zu  machen  in  derselben  ein  Feuer  angezündet  vnd  durch 
immer  mehr  hineingeworfenes  Holz  längere  Zeit  uatethalteo ; 
im  einen  wie  im  andern  Fall  sei  die  Mauer  verglast  wor« 
den.  Alle  diese  Hypothesen  genügen  dem  Verfiisser  nieht, 
da  er  sehr  wohl  unterscheidet,  dass  der  Hittelpunkt  der 
Gluth  im  Innern  der  Mauer  war,  und  es  scheint  ihm  die  An- 
siebt  von  Geslin  de  Bourgogne  der  Wahrheit  am  nllchsten. 
Hiernach  wuirden  entweder  im  Innern  der  Mauer  von 
Strecke  zu  Strecke  Heerde  ausgespart,  in  welchen  man 
längere  Zeit  ein  heftiges  Feuer  unterhielt,  oder  man  ver« 
breitete  durch  Brennmaterial,  das  man  mit  den  Steinen  schieb-- 
tete,  in  der  ganzen  Mauer  zugleich  anzündete  und  etwa 
noch  durch  daran  gelehnte  Holzscheite  verstärkte,  eine  Gluth 
die  den  erwünschten  Erfolg  hatte.  Die  Ansicht  des  Ver^ 
fassers  aber  ist  diese:   Aehnlicb  wie  die  Ziegel  beim  F«14^ 


for  Fd  Prvoowi.  SOS 

brmdy  vhrd  die  Maser  mit  vielen  Zwischeariunen  anfgeftlhrt^ 
kl  welcher  das  Breanmaterial  HOI0,  Stein«-  oder  Holskohlen 
eingelegt,  und  durch  welche  die  Planne  und  der  Zug  unter- 
balttm  wird.  Dieselben  wurden  von  aussen  soweit  nöthig 
geschlossen  und  die  gasse  Mauer  mit  einem  Thonttbersng 
versehen.  Aber  nicht  nur  die  AehnHchkeit  des  Aufbanes 
und  der  Feuerleitwng  ist  es ,  die  der  Verfasser  festhalt,  ^r 
glaubt  auch,  dass  das  wesentliche  Material  Thon  in  Gestalt 
von  Ziegel»  oder  fomlosen  Klössen  gewesen  sei,  welche 
mir  sufftllig  mit  Steinen  gemischt  waren,  und  nimmt  weiter 
an,  dass  der  Thon  tbeils  su  Steinmasse  gebrannt  theils  gaus 
gesehmslzen  sei.  Ein  Erfolg,  der  bei  gewissen  Thonsorten 
welclie  reich  an  Kalk  und  Kiesel  sind,  befördert  durch  die 
Holzasche  allerdings  eintritt  und  ein  dunkles  glttnsendes  Glas 
erseugt 

Zu  der  Verwendung  des  Thons  war  der  Verfasser  durch 
ein  interessantes  Fundsttck  aus  dem  Wall  von  Courbe  ge- 
konnen;  dasselbe  ist  «u  einer  Steininasse  (Steingut  .Grte) 
gebrannt,  und  nmschliesst  ein  Stückchen  Holzkohle,  ein  an«, 
deres  enthält  eine  Glasmasse,  welche  genau  wie  ein  Stflck«- 
dien  Hole  geformt  ist,  und  den  Abdruck  von  dessen  Fasern 
nnd  Zellen  treu  wiedergiebt  Bddes  sind  Belegstücke, 
dass  weicher  Thon  beim  Bau  verwendet  wurde,  welcher  die 
Holastiicke  einhüllte  und  durch  den  Brand  erhärtet  im  einen 
Fall  ein  solches  als  Kohle  festhielt,  im  andern,  nachdem  das 
Holz  ausgebrannt,  dessen  Form  bewalirte  und  dem  eingelegt- 
ten  Glas  mittheilte.  Es  ist  kein  Zweifel  j  dass  hier  Thon 
und  Holz  gemischt  einer  heftigen  Hitze  ausgesetzt  war. 

Aber  stimmt  des  Verfassers  Behauptung,  dass  Thon  der 
wesentlicbe  Bestandtheil  jener  Gl'aswälle  gewesen,  wirklich 
mit  den  ThiUaachen  überein? 

Gedin  de  Bonrgogne,  der  Peraa  sehr  genau  aufgenom- 
men nnd  beschrieben  bat,  erwähnt  als  alleinige  Steinsorten 
Granit,  weissen  Quarz  und  wenigen  Sandstein;  der  Feldspai 


204   Mimoire  9ur  leg  andennes  eon$iruction$  mUitaires 

ätB  Granite  in  Verbindung  mit  der  Holsasche  reicht  «ich 
vollkommen  aus,  die  leichte  Olasor  die  alle  Steine  aberzieht 
nnd  cum  Theil  verbindet,  su  eridaren* 

In  St  Suzanne  halt  Merimöe  die  von  Glas  umgebene 
und  in  feinen  Adern  durchdrungene  Nasse  für  Kalk,  was 
allerdings  eben  so  wenig  möglich  als  glaublich  ist. 

In  Schottland  werden  nie  Thon,  sondern  wie  schon  b»» 
merkt,  die  Felsart  der  Umgegend  genannt 

Dennoch  zweifeln  wir  nicht,  dass  auch  Thm  vorkom- 
men kann,  und  werden  selbst  noch  einige  Beispiele  aus  Deutsch- 
land anführen.  Wir  halten  nur  die  Verallgemeinerung,  dass 
Tbon  ein  nothwendiger  Bestandtheil  der  Glaswolle,  eben  so 
unzulässig  als  die  Ansicht,  dass  diese  Wälle  mit  der  Absicht 
sie  zu  verglasen  und  sie  dadurch  fester  oder  unersteiglicb 
wie  die  gläsernen  Berge  des  Nührchen  zu  machen,  gebaut 
worden  sind. 

Doch  kehren  wir  zuerst  zu  der  vorliegenden  Schrift 
zurück,  die  von  der  absichtlichen  Glühung  der  Walle 
ausgehend,  sie  als  eine  verlorene  oder  nicht  mehr  geübte 
Kunst  ansieht  und  nach  der  Zeit  und  dem  Volk  fragt,  das 
sie  angewandt  habe.  Der  Verfasser  klagt,  dass  kain  nener 
oder  alter  Schriftsteller  von  ihr  spricht  —-  Cäsars  Beschrei« 
bung  der  gallischen  Mauern  (d*  B.  G.  VII  23)  genügt  ihn 
nicht,  obschon  dieser  den  ganzen  Bau  aufführt  und  nur  —  aller- 
dings mit  gutem  Grund  —  es  den  Gelehrten  überlässt  ihn 
anzuzünden.  Aus  einem  eisernen  Nage],  der  sich  im  Wall  von 
Courbe  fest  eingeschmolzen  in  Schlacken  fand,  schliesst  der 
Verfasser,  wie  uns  scheint  mit  genügendem  Recht,  dass  der 
Bau  erst  nach  dem  Auftreten  der  Römer  in  Gallien  ausgeführt 
worden,  um  so  mehr  da  er  an  der  Meinung  festhält  zu  demselben 
seien  Thonziegei  nOthig  gewesen,  welche  erst  unter  August  in 
Rom  in  allgemeinen  Gebrauch  kamen,  und  weil  man  im  Innern 
der  Cmschliessung  von  Peran  römische  Randziegel  gefunden 
hat  Er  glaubt,  dass  die  Römer  eben  so  gut  wie  sie  mit  Kalk- 


par  Fd  Preeosi.  205 

mörtel  Beton  machten,  der  das  Innere  ihrer  Mauern  ausfallt, 
in  dem  waldreichen  Gallien  auch  einen  Beton  gemacht  ha- 
ben können,  in  welchem  in  Ermangelung  und  an  Stelle  des 
Kalks  ein  schmelzbarer  Thon  getreten  sei,  und  dass  iroils 
der  elliptischen  Form  der  Umwallung,  diese  doch  das  Werk 
einer  römischen  Legion  gewesen  sein  könne.  Dasselbe  nimmt 
er  auch  fttr  Courbe  und  St  Susanne  au  und  ist  geneigt  die 
schottischen  Glasburgen  den  Römern  unter  Septimius  Severus 
zuzuschreiben,  der  sie  erbaut  und  verglast  hfttte.  Der  Ver* 
fasser  schliesst  jedoch  mit  dem  Geständniss,  dass  das  genaue 
Alter  der  Schlackenwalle  erst  durch  sorgfältige  Nachgra- 
bungen festgestellt  werden  könne,  und  mit  dem  Wunsch  auf 
die  von  ihm  angedeutete  Art  Mauern  erbaut  zu  sehen,  deren 
Kosten  nicht  bedeutend  uud  deren  Anwendbarkeit  ihm  zwei- 
fellos sei.  Leider  erfahren  wir  zugleich,  dass  die  vier  von 
ihn  beschriebenen  Giaswälle  einer  raschen  Zerstörung  durch 
Menschenhände  entgegen  gehen.  Wenn  wir  auch  mit  den 
Endergebnissen  des  Verfassers  nicht  einverstanden  sind,  so 
können  wir  ihm  doch  nur  dankbar  sein  für  die  Zusammen^ 
Stellung  dieser  interessanten  Vorkommnisse  in  Prankreich, 
und  der  verschiedenen  Ansichten  über  ihre  Bauart  und  Bau- 
zeit ;  für  die  neuen  Gesichtspunkte,  die  er  entwickelt,  so  wie 
für  die  mannichfaltigen  Emügungen,  denen  er  sie  unterziehl 
Bekanntlich  besitzen  auch  wir  in  Deutschland  unsere, 
Glasburgen,  oder  wie  wir  sie  richtiger  zu  nennen  pflegen, 
unsere  Schlacken  walle,  deren  einige  aus  geglühten  Erd- 
massoi  out  Kohlen  und  Asche  untermischt,  andere  aus 
Steinen  bestehen,  welche  geglüht,  gefrittet,  glasirt  oder 
geschmolzen  sind.  Es  werden  besonders  der  Schaafberg, 
itt  Stromberg  und  der  Rothenstein  alle  drei  in  der 
Nähe  von  Löbau,  der  Reinhardsberg  bei  Camenz  sowie 
der  Schaafberg  bei  Buckowitz  und  ein  Berg  bei  Raliowitz 
in  Parchimer  Kreis  in  Böhmen  genannt.  In  neuster  Zeit 
aind  von  Geh.  Bergrath   Nöggerath  der  ttiederrheinischen 


206   Mimoire  sur  le$  ancimine$  eon$irucÜons  mUUairen 

Oetelkchaft  für  Natar— und  Heilkonile  in  Bonn  Porphynificke 
Fom  Donnersberg  vorgelegt  worden,  u-elche  in  Glasur,  Zo- 
fiaflimenschmeizung  und  Aufblähung  die  deutlichen  Spuren 
einer  künstlichen  Glühung  trugen  und  uns  auch  an  Rhein 
das  Vorhandensein  eines  wenn  auch  verflachten  Schlacken- 
walls vermniben  lassen. 

In  den  Westermannschen  Monatsheften  in  Jahrgang  1861 
haben  wir  unsei;e  Ansicht  über  Steiagerölle  und  ibren  Zusan* 
nt nhaug  mit  den  Schlackenwällen  ausgesprochen ;  wir  er<- 
lanben  uns  nicht  sie  hier  sin  wiederholen;  nur  einige  Säise 
wollen  wir  aur  Erwägung  vorlegen. 

Ohne  auf  die  Details  der  von  Cäsar  beschriebanen  gaU 
tischen  Mauer,  einaugehn,  steht  wenigstens  fest,  dass  sie  eine 
aus  Hola  und  Steinen  gemischte  CotistraktioA  war,  in  wel- 
cher das  Hole  die  Wirkung  des  Mauerbrechers,  die  Steine 
eine  Brandlegung  erschwerten.  Wir  können  hinaufttgen^  dasi 
in  Ermangelung  guter  Werkaeuge  um  die  Steine  lagerhafit 
au  behauen,  in  Ermangelung  von  erhärtendem  MArtel  imd 
in  der  Noth  der  Zeit  Holz  allein  es  möglich  nachte  mit  au«- 
saaMnengelesenen  formlosen  Steinen  eine  senkrechte  Mauer 
aufaufttbren.  Statt  der  Steine  konate  auch  Erde,  statt 
der  Baiken  auch  Strauchwerk  und  Faschinen  dienen,  an 
konnte  bald  mehr  von  dem  einen,  bald  mehr  von  dem  andern 
Material  verwendet  werden,  eine  steile  Wand  anfinrichten, 
die  den  Vertheidiger  gegen  den  Angreifer  hochstellte;  — 
LokaU  und  Kunstfertigkeit  werden  auch  hier  aahkmidie 
U«bergaAgsstufea  eraeugt  haben,  deren  Ii4khste,  best  ainsge.» 
bildete,  Cäsar  ans  beschrieben  hat. 

Was  wir4  aus  einer  solchen  Mauer  wnrden,  w«nn  <n 
dem  Angreifer  trotz  4er  dagegen  erhobenen  Sckwierigkeilen 
gelingt  sie  in  Braad  m  stecken? 

a)  Wenn  die  Steine  feuerffster  Natur  sind^  wie  fdd- 
8f atarmer  Granit ,  Grauwacke,  manche  Sandsteine  and  am*- 
dece;  so  wenden  sie  nach  Maasagabe  wie  das  loliz  aarfcrannt 


pur  Fd  PreoML  207 

und  dadnreh  der  Verband  aufhört,  zusammenstilreeii,  manche 
d«reb  die  Hitze  in  kleinere  Stücke  zersprengt,  etwas  die 
Farbe  verändern  nnd  dem  Einfluss  der  Witterung  zugftng* 
Hcher  werden;  man  wird  ihnen  aber  nach  Verlauf  einiger 
Jahrh«»ierte  die  überstandene  Hitze  wenig  oder  gar  nicht 
mehr  anaebn. 

fo)  Befanden  die  Steine  aus  Kalk,  so  wird  dieser  ge» 
braniit,  grösstentbeils  durch  den  Wind  und  Regen  verschwin- 
den und  kaum  eine  auffallende  Spur  auf  der  Erdoberfläche 
mrtteklassen. 

e)  Bestanden  die  Steine  aber  aus  mehr  oder  weniger 
sehdielzbareR  Fdsarten,  feldspatreichera  Granit,  Lava,  Ba- 
salt oder  ans  einer  Mischung  mit  leicbtflilssigen  Stoffen,  z« 
denen  selbst  einige  Kalksteine  und  die  Holzasche  befördernd 
Mn^nfcomaMn  konnten,  so  wird  die  Mauer  ber  ihrem  Zueam*- 
mensturz  einen  Haufen  von  theils  aufgeblähten,  gefritteten^ 
geschmolzenen  und  glasirten  Stücken  bilden,  wio  unsere 
Sehlackenwälle  sind. 

d)  Bestand  die  Mauer  aas  Erde,  welche  als  Agcr  zw»«- 
aehen  das  Holz  gestampft  und  von  ihm  zusammangehalt» 
wurde,  so  wird  diese  als  mehr  oder  weniger  g egiihte,  seUkat 
gtasigo  Naase  mit  Kohlen  gemischt  nnd  deren  Eindrücke  be- 
vahreind  zurückbleiben. 

e)  fet  dl«  galliocbe  Mauer  ^kew  iiicht  von  Feuer  bot.- 
alürty  sondern  **-  was  gewiss  der  häufigste  Fall  war  -^  ihre 
Zerstörang  der  Zeit  überlassen  werden,  so  werden ,  «ide 
#as  Bidz  langsam  vermodert  und  dadurch  der. Verband  «nfi- 
birt,  4ie  Steine  zu  den  Haufenwerk  zHsammenstirzea,  das 
uns  in  den  isabireichen  Steiowällen  der  EiM,  des  Hoehwalds, 
des  flundsniiekens  und  anderer  Berge  «id  Hügellttnder  eiv 
halten  ist,  und  oft  eben  durch  ihre  geruige  Höhe  and  Breite 
Zeugniss  geben  von  der  grossen  Masse  von  Ailz,  welche 
orspriNigltch  mit  eingebaut  war. 

Jatäi  ohne  die  Akademie  van  Lafutn  zu^  befiraifen  wird 


208    Mimoire  sur  leg  ancienne$  canstructions  mUitaires 

man  sugestehn  mässen,  dass  so  sowohl  verschlackte  als  im- 
verschlackte  Steiiiwäiie  entstanden  sein  können,  man  könnte 
sich  aber  dabei  doch  noch  dahin  reserviren,  dass  andere 
Walle  doch  auch  mit  Absicht  könnten  verglast  worden  sein. 

Wer  aber  einmal  einen  Kaikofen,  nachdem  er  einen  Win- 
ter hindurch  unbenutzt  der  Nässe  und  dem  Frost  ausgesetzt 
war,  näher  untersucht  hat,  wird  trotz  seiner  vortheilhaften 
Gestalt,  die  ihm  nicht  erlaubt  nach  der  einen  oder  andern 
Seite  einzustürzen,  bald  erkennen  in  wie  hohem  Grade  sein 
GeCttge  und  Material  zerstört  ist.  Die  Glasur,  die  ihn  in 
Innern  überzieht,  ist  durch  unzählige  Risse  getheilt  und  die 
Steine  sind  zwar  auf  einige  Zoll  Tiefe  durch  die  einge- 
drungene Glasur  gehärtet,  desto  weicher  und  zerreiblicher 
aber  da  wo  sie  weniger  Hitze  erfahren  haben ;  und  der  Feuch- 
tigkeit und  Frostwirkung  um  so  weniger  zu  widerstehn  inoi 
Stand. 

Dasselbe  würde  schon  nach  einem  Winter  mit  den  Glas- 
mauern der  Fall  gewesen  sein,  selbst  vorausgesetzt  dass 
man  sie  während  des  Brennens  und  Erkaltens  aussen  steil 
zu  erhalten  vermocht  hätte.  Alle  Schlackenwälle  sind  durch 
eine  Schichte  ihrer  verwitterten  Bestandtheile  bedeckt. 

Nicht  um  sie  zu  bauen  sondern  um  sie  zu  zerstören  hat 
man  Feuer  an  sie  gelegt,  und  wenn  somit  seine  Wirkung 
auch  keine  schaffende  sondern  eine  zerstörende  war,  so  ist 
sie.  als  Zeugniss  alter  erbitterter  Kämpfe  vielleicht  um  so 
interessanter ;  jene  Werke  bleiben  nicht  als  ungeprüfte  Maass- 
regeln  vor  unsern  Augen,  sie  erhalten  eine  Geschichte 
nnd  beweisen  ihre  Nothwendigkeit ;  und  es  wäre  daher  sehr 
zu  wünschen,  dass  die  Steinwälle  des  Rheinlands,  die  ohne- 
bin schon  eine  —  messende  und  zeichnende  —  Untersuchung 
verdienten,  insbesondere  auch  auf  etwaige  Brandspuren  ge- 
prüft würden.  Ist  auch  die  herrschende  Felsart  —  die  kiese- 
lige Grauwacke  —  nicht  geeignet  den  Nachweis  zu  erleichtern, 
am  so  mehr  sind  es  die  Basalte  und  manche  Laven  der  Eifel» 


par  Fd  Prevosi.  209 

und  manche  feldspatige  Felsarten  des  Hochwalds.  In  der 
Eifel  hat  Herr  Pastor  Ost  von  Demrath  viele  und  die  gross- 
arügsten  Steinwalle  zuerst  nachgewiesen  und  wäre  wohl 
der  geeignetste  auch  in  dieser  Richtung  seine  Forschungen 
wieder  aufzunehmen.  Wie  jene,  so  sind  auch  die  Steinwalle 
des  Hochwaldes  in  den  Jahresberichten  der  Gesellschaft  nütz* 
licher  Forschungen  veri^ffentlicht. 
Frankfurt  im  Januar  1864. 

V«  Coliauuen» 
Ingeniear-Major. 


14 


t.  Her  i^retljeltektrtnpf  >et  ßatavtt  unter  CteuMu«')  «tmlt«  tron 

C*  Cornriittd  Sadtns.  Mit  Eitileilunfj^,  CoiDOientar  und 
zwei  Karten  versehen  von  Dr.  Carl  Christ.  Conr.  Völ- 
ker, Oberlehrer  am  Gymnaitium  tn  Elb^rf^eid.  Zwei  Lie- 
ferungen,    firberfeld,  1861  und  1863.  8. 

In  der  ersten  Lieferung  giebt  uns  der  Herr  Verf.  als 
Einleitung  zur  Geschichte  des  batavischen  Freiheitskrieges 
eine  Beschreibung  des  Terrains,  wie  es  in  jener  Zeit  durch 
den  später  vielfach  veränderten  Lauf  des  Rheins  gebildet  war. 
Die  von  Kampen'sche  Ableitung  des  Namens  Betuwe,  Batan,  von 
der  Güte  oder  Fruchtbarkeit  des  Bodens,  ist  weniger  sicher 
als  die  von  dem  celtischen  bat  oder  bad,  überschwemmt,  w^eil 
jenes  niedrig  liegende,  von  der  Waal  und  dem  Rheine  umströmte 
Land  häufigen  Ueberscbwemmungen  ausgesetzt  ist,  wie  der 
Hr.  Verf.  §.  15  u,  16  selbst  es  beschreibt  und  das  Zeugniss 
des  Tacitus  Histor.  V,  23  dabei  anführt,  wo  aber  der  Aus* 
druck  ^vacua  cultoribus^  nicht  ein  von  den  Bewohnern  ver- 
lassenes Land  bezeichnet,  sondern  überhaupt  den  Mang^el 
an  Bebauern,  zumal  Ackerbauern,  anzeigt.  Wenn  durch  Jac. 
Grimm's  Forschung  festgestellt  wäre,  dass  die  aus  Germanien 
eingewanderten  Bewohner  der  Batävi  den  Namen  aus  ihrer  Ur- 
heimatb,  dem  heutigen  Hessenlande  mitgebracht  hätten,  so  würde 
das  Land  nicht  von  seiner  Beschaffenheit,  sondern  von  den 
Einwandern  seinen  Namen  erhalten  haben.  Es  scheinen  aller- 
dings einige  topische  Namen  im  Hessenlände  dafür  zu  spre- 
chen, wie  Batteufeld  und  Battenberg  an  der  Eder,  und    die 


1)  lulius  Civilis,    moht  Claudius.     Vergl.  Tacit.  H.  I  59  und 
Fr.  Ritter's  Anmerkung  zu  H.  IUI  13.     Zusatz  der  Redaotion. 


D&r  Freiheitskampf  der  Batwer  unter  Clatiditil  CMKs  ete.  S^ll 

Siammfeylbe  bat  iilsst  Grimm  aus  bout  d*  h.  Wies«  eii(st(?Ii«ii, 
wonach  die  Batavi  als  Wieseiibewohner  erklärt  werden^  und 
die  Betu  we  ist  reich  an  Weideland.  Dass  aber  dessen  unge- 
achtet die  Bataver  mit  ihrem  eigentlichen  Namen  Cbatti  ein^ 
gewandert  sind,  dafür  sprechen  die  vielen  noch  erbaltenea^ 
Ortsnamen,  die  dem  Volksnamen  Chatti  oder  Catti  ihren  Ur- 
sprung verdanken,  wie  Katwyk  (Cattoru»  vicus)  Kalten«- 
dekht,  ftattenpolder,  Katfenbroek,  KaUenwald,  wie  ein  Tl^il 
des  Reichswaldes  «wischen  CleVe  und  Nimwegen  lieisst.  Das 
Land,  wo  sich  die  Chatten  niederliesseii,  hat  gewiss  scImiii 
vor  ihrer  Einwanderung  Batau  geheissen,  und  diesen  Namen 
haben  sie  spater  zu  ihrem  Volksnamen  gemachti  Bemerkena- 
werth  ist  es,  dass  sich  die  eingewanderten  Chatten,  die  in 
ihrer  alten  Heimath  sich  als  tüchtige  Infanteristen  zeigten 
(omoe  robur  in  pedite  sagt  Tacitu»  von  ihnen  in  der  6er«- 
mania  c.  SO),  in  dem  für  die  Pferdezucht  wegen  seiner  Wie- 
sen geeigneten  neuen  Wohnsitze  zu  ausgezeichneten  Cavalle- 
risten  nnd  kühnen  Schwimmern  sich  ausbildeten,  dahei^  sie 
auch  Cäsar  als  Söldner  in  seine  Armee  aufnahm  und  sich 
ihrer  im  Kriege  gegen  Pompejus  bediente.  Dass  er  aber 
batavische  Reiter  schon  gegen  Vercingetorix  geführt,  wie  Hr. 
Vi^lker  behauptet,  ist  sehr  zweifelhaft;  die  dort  erwahBten 
equiies  Germani  sind  wohl  Germanen  des  oberen  linken 
EJieinufers.  Die  8.  23  angeführte  Inschrift,  auf  der  die  Ba* 
taver  amici  et  fratres  Rom.  imperä  genannt  werden,  ist  un<* 
ttcht.  Ein  achtes  Denkmal  würde  statt  fratres  imperii  fra« 
tres  populi  Romani  aufweisen,  wie  die  cives  Batavi  auf  einen 
Votivsteine  heissen.  (Grüter  p.  73  n.  9*)  Die  in  vierten 
Abschnitte  von  dem  Hrn.  Verf.  aufgestellte  Behauptung^  dass 
die  Römer  ihre  Festungen  am  Rhein  nur  der  Mündung 
grosser  Flusse  gegenüber  angelegt  haben,  ist  nur  theil«. 
weise  richtig.  Za  einer  falschen  Vorstellung  vou  Vetara's 
Lage  führt  die  ungenaue  Angabe:  ,,Vetera  bei  der  Lippe.^ 
Mit  der  Ableitung  des  Namens  Vctera  ans  einem  scbonr  vor 


212  Der  Freiheitskampf  der  Bataver  unter  Claudins  CipiHs 

der  Gründung  des  Lag^ers  vorhanden  gewesenen  celtischen 
Ortsnamens  ist  Ref.  einverstanden,  halt  aber  an  der  ursprüng- 
lichen Lage  des  von  dem  Rhein  weggeschwemmten  ältesten 
Birtens  fest,  und  bemerkt,  dass  auch  von  dem  meist  aus  Sand 
bestehenden  Fürstenberge  der  östliche  ehemals  weit  vor- 
springende Tiieil  von  dem  Hochwasser  des  Rheins  nach  und 
nach  fortgerissen  ist.  Daher  läuft  jetzt  die  Rümerstrasse, 
die  um  den  Berg  herumführte,  nicht  weit  von  dem  Hause 
^zum  Schwan^  gerade  in  den  sog.  alten  Rhein  aus,  durch 
dessen  westwärts  drängende  Strömung  die  Strasse  und  der 
4istliche  Abhang  des  Berges  nach  und  nach  abgerissen  wur- 
den. So  konnte  also  das  auf  der  Hochfläche  des  Berges 
errichtete  Lager  seinen  Namen  von  dem  am  östlichen  Ab. 
hange  liegenden  Orte  entnehmen.  Es  ist  aber  doch  sehr 
zweifelhaft,  ob  Vetera  nach  diesem  Orte,  der  Beurtina  beim 
Geographus  Ravennas  heisst,  erhalten  hat  Die  Station  Calo 
sucht  der  Hr.  Verf.'  in  der  Gegend  von  Rbeinberg,  wo  er 
sie  aber  nicht  finden  wird,  denn  sie  lag  östlich  von  Kalden- 
hausen  bei  dem  Dorfe  Rumein  ^).  Wenn  er  die  vom  Ref.  aus- 
gesprochene Bemerkung,  dass  die  Römer  ihre  Strassen  nicht 
unmittelbar  neben  einem  Flusse  angelegt  haben,  eine  ^wun- 
derliche^ nennt,  so  muss  sich  Ref.  darüber  wundern^  dass 
der  Hr.  Verf.  die  folgenden  Worte  ignorirt:  „wenn  des  Flusses 
Ceberschwemmungen  leicht  hinderlich  werden  konnten.^  Also 
nur  das  Inundationsterraln  wurde  bei  Strassenanlagen  von 
den  Römern  berücksichtiget  und  möglichst  vermieden,  weil 
sie  noch  kein  schützendes  Deichsystem  hatten;  denn  wenn 
die  Römer  am  Rhein  Damme  anlegten,  so  geschah  dies  nur 
zu  militHrischen  Zwecken,  die  ihr  Strassenbau  zunächst 
in  eroberten  Ländern  hatte,  der  mercantilische  folgte  spä- 
ter. Einen  Wiederabdruck  der  den  batavischen  Krieg  be« 
treffenden   Stellen  aus  Tacitus  Historien  findet  Ref.  für  un- 


1)  J^hrb.  d.  V.  XXXI.  S.  99. 


von  C.  Cornelius  Tadtus,  213 

nötbigf,  da  jeder  Primaner  dessen  Werke  in  Händen  hat.  Die 
Beurtheilung  der  aunotatio  critica  am  Schluss  der  ersten 
Lieferung  und  des  Commentar's  in  der  zweiten  auf  S.  31 — 151 
überlassen  wir  philologischen  Zeitschriften.  Die  dem  Com- 
mentar  voranstehende  Fortsetzung  der  Einleitung  bespricht 
„des  Tacitus  Quellen  bei  der  Darstellung  des  batavischen 
Aufstandes  und  seine  persönliche  Ansicht  und  Beurtheilung 
desselben^;  ferner  „die  Kunsffurm  der  Darstellung  des  ba- 
tavischen Aufstandest  und  schliesst  im  achten  Kapitel  mit 
einer  „Beschreibung  der  Umgegend  des  Fürstenberges  und 
Erklärung  der  beigegebenen  Karte.  S.  1—28."  Nach  dem 
Commentar  folgen  noch  „Bemerkungen  und  Nachträge.  S.  155 
— 160.**  Da  der  Hr.  Verf.  bei  der  Fortsetzung  seiner  Arbeit 
die  früher  vorwaltende  „Rücksicht  auf  die  Schule  allmählich 
in  den  Hintergrund  treten  Hess**,  so  hat  er  der  Kritik  ein 
grösseres  Feld  eingeräumt,  als  er  anfangs  bestimmt  hatte^ 
und  „auf  das  historische  und  geographische  Element  mehr 
Fleiss  verlegt**.  Dadurch  aber  ist  manches  zur  Sache  nicht 
Gehörige  beigemischt  und  die  reine  Anschaulichkeit  der 
Darstellung  dadurch  getrübt  worden.  Wenn  der  Hr.  Verf. 
auch  neue  Ergebnisse  nicht  beigebracht  hat,  so  sind  die  Ar- 
beiten Ritter's,  Dederich's,  Schneider's  u.  a.  mit  Sorgfalt  und 
guter  Auswahl  benutzt  und  Berichtigungen  mancher  Einzel- 
heiten gemacht  worden.  Lehrern,  welche  das  beschriebene 
Terrain  Qicht  aus  eigener  Anschauung  kennen,  wird  insbe- 
sondere der  geographische  Theil  der  Einleitung  eine  will- 
kommene Gabe  sein.  Für  den  vom  Herrn  Verf.  angegebe-  ^ 
neu  pädagogischen  Zweck  ist  das  Buch  bereits  in  einer  Zeit- 
schrift empfohlen  und  demselben  ein  recht  groser  Loserkreis 
in  der  Schule  sowie  darüber  hinaus  gewünscht  worden,  und 
diesem  Wunsche  stimmt  der  Unterzeichnete  gern  bei. 

1)  S.  Schraidt's  Forschungen  über  die  Römeratrassen  im  Rhein, 
lande,  in  den  Jahrb.  d.  V.  XXXI.  S.  6. 

Fiedler. 


3.   Der  fiät  in  ben  )telisi0nen  bee  Jlltettlinms.   Den  Herrn 

H,  Meier  und  H.  Koechly  gewidmet  von  J*  J.  Bachofen. 
Basel  bei  Ch.  Meyri.  1863.  46  S.  nebst  2  Tafeln.  4.  ^) 

Durch  seine  ebenso  umfassenden  wie  gründlichen  Studien 
auf  dem  Gebiete  der  Alterthumskunde  wohl  bewährt  fahrt 
der  gelehrte  Verfasser  des  ^Mutterrechts^  auch  in  dieser 
seiner  neuesten  Schrift  unetmfidet  fort,  die  von  ihm  zuerst 
erschlossene  Bedeutung  des  mütterlichen  Princips  in  der  Welt- 
anschauung der  Vorzeit,  zumeist  der  indoeuropäischen  Völ- 
kerfamilie, mehr  und  mehr  nach  allen  Seiten  weiter  zn  be- 
gründen und  auszubauen.  Dieses  mal  ist  es  vor  Allem  eine 
mythologische  Beziehung,  welche  ihm  dazu  einen  um  so  er- 
wünschtem Anlass  gibt^  als  sie  zugleich  durch  Geschichte  und 
Sprache  gestützt  zu  werden  scheint.  Zunächst  durch  den 
im  J-  1832  schon  zu  Muri  bei  Bern  gemachten  Fund  von 
6  Statuetten  veranlasst,  deren  drei  die  capitolinischen  Gott- 
heiten Juppiter,  Juno,  Minerva,  eine  weitere  wohl  den  Genius 
loci,  zwei  andere  weibliche  sicherlich  einheimisch-gallische 
Localgottheiten  darstellen,  die  sich  durch  Inschriften  als  eine 
DEA  NARIA  und  eine  DEA  ARTIO  beurkunden,  hebt  der 
Verfasser  vorzüglich  letztere  hervor  und  bezieht  auf  sie 
zugleich  eine  weiter  mit  aufgefundene  7'^  lange  Thierfigur, 
welche    eine   Bärin    vorstellt^    indem    er  darin  ein  Symbol 


J)  Vgl.  W.  Menzel  Literaturblatt  1863.  4te8  Quartal  n.  76.  An- 
zeiger  für  Sohweizerisohe  Geschichte  und  Alterthamakmida,  Neun, 
tor  Jahrgang.  No.  8.  September  1863  S.  48—50. 


Der  Bär  in  den  ReUgkmen  de$  AUerthum$  eic.      216 

iHxtertr  Gottheit,  ja  gewi^sermaficien  ein  Abbül  derselben 
erkeiinea  so  nüKsen  glaubt.  Dieses  gibt  ihm  Vüraiilassung 
das  Vorfcovmen  und  die  Bedeutung  der  Bftrin  als  mytbolo* 
gisches  Symbol  in  den  Religionen  des  AUerthums,  insbeson« 
dere  auch  im  Dienste  der  niatr analen  Gottheiten,  wie 
Cybele.Rhea  und  Isis,  eingehend  zu  betrachten  und  den  ur- 
sprünglichen Ausgangspunkt  dieser  mythologischen  Ansehauuug 
darin  an  linden,  dass  der  Mensch  der  Drjeit  bei  seinem  nft^ 
bem  und  lebhaftem  Verkehre  mit  der  Thiervelt  die  bei  den 
Alten  vielfach  erwähnte  besondere  nnermfidete  Sorgfalt  der 
Bäretimutter  z«r  Anfer^iebung  ihrer  als  unfertige  Geschöpfe 
gebomen  Jungen  als  Sinnbild  der  rotttterlichen  Pflege  und 
Hingebang  ilberbaupt  genommen  und  mit  religiöser  Verehrung 
umkleidet  habe:  auf  die  Portpflaanung  dieser  Anschaimiig 
besieht  der  Verfasser  namentlich  die  bei  den  athenischen 
Mädchen  stattfindende  äQKzivofg^  EinbUruag,  durch  weldie 
junge  Tdekter  der  uQHxog  als  Mntteng#ttiieit  geweiht  wurden. 
Wiewohl  wir  es  uns  bei  dfer  Beschränktheit  des  dieser  Anzeige 
rerstaiteten  Raumes  versagen  mttsoen,  dem  gelehrten  Ver^ 
fasser  auf  seinen  werten  Wanderungen  cur  Ausfährung  dit»- 
ner  Aufstellung  zu  folgen,  so  können  wir  doch  die  eine  Be- 
meirkinig  nicht  uaterdrücken,  dass  die  Einfachheit  und  Na^ 
tfirlicbkeit  dieser  Ausdeutung  des  Bärensymbols,  zumal  den 
landläufigen  bisherige«  meist  unbefriedigenden  Erklftrungs*- 
versuchen  gegentber,  sich  namentlich  auf  dem  Standpunkte 
des  Verfaßsens  um  so  mehr  empfiehlt,  als  sicherlich  nicht 
revkannt  werden  kann,  dass  diese  seine  Auffassung  des  frag- 
li<^n  Symbols  mit  den  einfachen  naturalistischen  Anschau- 
ungen einer  Urzeit  aufs  beste  zusammenstimmt,  die  gerade 
dem  matrenalen  Prinzip«  ein  so  bedeutsames  Schwergewicht 
in  ihren  religiös^ethischen  wie  sociaieu  Verhältni^cn  eiage^ 
übumt  zu  habf*n  scheint:  daher  mag  auch  wohl  die  zHhe 
Fortdauer  der  a^mfv^i^  und  Ähnlicher,  jener  urzeitlicken 
Peripde  des  Mutterteohts  mUAwmux^n  6it«ifi  und  flidNräü^ 


216         Der  Bär  in  den  ReUgionen  de$  AUerthums 

eben  als  letzten  Ausläafern  dieser  Zeit  beizunessea  sein* 
Doch  so  selir  wir  uns  hier  auch  mit  dem  verehrten  Hra* 
Verfasser  in  gewisser  Uebereinstimmung  finden,  so  wenig 
vermögen  wir  ihm  beattglieh  des  Berner  Fundes  selbst,  ins- 
besondere beflüglich  der  national-keltischen  Seite  des* 
selben,  beizupflichten.  Sicherlieh  gehörten  alle  oben  bezeich* 
neten  Stücke  dieses  Fundes  einschliesslich  der  bronzenen 
Bärin  zu  einem  kleinen  Heiligthume,  in  welchem  sich  der 
Genius  loci  und  die  römischen  Götter  mit  ^n  einheimisch- 
keltischen,  wie  öfter,  traulich  zusammenfanden.  Nag  nun 
aber  auch  die  Beziehung  der  Bftrin  grade  nur  auf  die  DEA 
ARTIO  als  richtig  vorausgesetzt  werden  oder  nicht,  es  zwingt 
dabei,  unseres  Erachtens,  keine  Nothwendigkeit^  das  Vor- 
kommen des  Barensymbols  bei  den  Galliern  griechischen  Ein- 
flüssen zuzuschreiben.  Kommt  auch  dieses  Symbol  auf  grie» 
chischen  Münzen  vor  (vgl.  S.  46),  so  sind  es  doch  grade 
solche,  deren  Nachahmung  durch  die  Gallier  erst  noch  nach- 
zuweisen wäre,  während  andererseits  grade  die  für  die  gal- 
lische Münze  so  bedeutsame  und  mustergiltige  Münze  von 
Massalia,  wie  der  Verfasser  selbst  S.  40  hervorhebt,  unter  ihren 
so  zahlreichen  Typen  den  Bären  nicht  aufweiset:  grade 
hier  also,  wo  am  ersten  die  Spur  einer  Cebertragung  be- 
gegnen mttsste,  findet  sich  Nichts  davon,  während  dazu  auch 
weiter  die  Aufstellung  einer  Herübemahme  des  Barensym- 
bols in  Folge  der  Ausbreitung  der  spätem  Orphisch-Pythago- 
rischen  Geheimlehre  über  die  keltischen  Gaue  Frankreichs 
und  der  Schweiz,  wie  sie  S.  39  angenommen  wird,  als  ein 
misslicber  Ausweg  erst  noch  bestimmteren  Nachweises  bedarf. 
Uns  erscheint  das  Bärensymbol  auf  den  gallischen  Münzen, 
wenn  auch  als  kein  spezielles  Helvetisches  National-Afozeichen, 
so  doch  immerhin  als  ein  nationaUreligiöses,  aus  den  ein- 
heimischen uralten  mythologischen  Traditionen  überliefertes 
Cultbild.  Der  geehrte  Verfasser  wird  der  grossen  Wahr- 
scheinlichkeit dieser   AufsMlung  siefaerlioh  nicht  ent|^egen- 


ton  J.  J.  Bachofen.  21T 

treten  wollen^  wenn  wir  ihn  an  eine  analog^e  mythologisehe 
Brsdieinong  erinnern:  es  ist  dieses  der  Cult  der  Deae  Ma* 
trae,  (Matres,  Natronae).  Es  kann  wohl  kaum  noch  ein 
Zweifel  darüber  sein,  dass  dieser  uralte  merkwürdige  Cnlt 
ebenfalls  allen  indo-europaischen  Völkern  gemeinsam  war; 
denn  bekanntlich  liegen  auch  selbst  bei  den  Rtaiern  und 
Griechen  unzweideutige  Spuren  dieses  Cultes  vor:  aber  bei 
keinem  dieser  Völker  hat  dieser  Cult  eine  solche  Höhe  selb- 
ständiger Entwickelung  und  Ausbreitung  erreicht,  wie  allein 
nur  bei  den  Gallischen  und  wohl  auch  hei  den  Germanischen 
Völkern,  obwohl  wir  Ober  letztere  in  diesem  Bezüge  aus 
nahe  liegenden  Gründen  weit  weniger  unterrichtet  sind.  Auch 
hier  ist  an  keine  Uebertragung  aus  dem  griechischen  oder 
römischen  Glauben  in  den  keltisch-germanischen  zu  denken* 
wiewohl  die  griechischen  Mütter  von  Cypern  und  Creta  bis 
Sicilien,  wie  auch  als  spätere  Chariten  und  Musen,  erst  mo* 
nadissb,  dann  triadisch,  ebenso  bekannt  sind,  wie  die  römi- 
schen Virae,  Albionae,  Furrinae,  Nymphae  und  andere  Wesen 
italischer  Abkunft,  über  welche  die  landläufige  Mythologie 
nichts  Befriedigendes  zu  sagen  hat.  Tief  zu  beklagen  bleibt 
dabei  aber  (mn  auf  den  Fund  von  Muri  zurückzukommen), 
dass  der  gelehrte  Verfasser  noch  nicht  durch  diejenigen 
wünschenswerthen  Vorarbeiten  auf  dem  Gebiete  keltischer 
Mythologie  sich  unterstützt  sehen  konnte,  welche  allein  nur 
durch  die  Vergleichung  verwandter  Erscheinungen  zu  einiger« 
massen  genügenden  Aufstetlungen  führen  können.  Dahin 
gehört  vor  Allem  eine  Mythologia  barbarorum  occidentalium, 
d.  h.  zunächst  eine  auf  die  Ausbeute  der  inschriftliohen  und 
inschriftlosen  Steindenkraäler  und  Münzen  mythologischen 
Gepräges  begründete  Zusammenstellung  aller  uns  von  Grie- 
chen und  Römern  überlieferten  barbarischen,  hier  ins- 
besondere keltischen  und  germanischen  Götterwesen,  wie 
solche  von  uns  vorbereitet,  leider  aber  unter  dem  Einflüsse 
mamiigfacb  hin^rnder  Einwirkungen  noch  nicbt  zum  längst 


31$         Der  Bär  in  den  Religionen  des  AUerthums 

c^ehnten  Abschlüsse  gedeihen  konnte.  Da  beg^egoeu  ans  denn 
nun  neben  einer  bei  weitem  grossem  Zahl  numina  (»arbara 
inllnnlicben  Geschlechtes  auch  eine  nicht  unbeträchtliche  weib- 
1  ich  er,  deren  Charakter  und  Vaterland  jetzt  nicht  näher 
betrachtet  werden  kann.  Die  weitaus  grössere  Zahl  letzterer 
i^f  blos  mit  ihren  Namen  auf  Votivdenkmälern  überliefert, 
nur  sehr  wenige  gestatten  zugleich  durch  eine  Sculptar 
einen  Einblick  in  die  Darstellung  und  Attribute  der  in  der 
Inschrift  genannten  Göttin.  Es  gehören  zu  diesen  wenigen 
ausser  einigen  als  ^MuDZtypen  vorkommenden,  wie  die  Dea 
Drncca,  Avenio,  Cabellio,  vor  allem  Brigantia,  Sirona,  Ros- 
merta,  Abnoba,  Nehalennia,  und  eine  bis  jetzt,  noch  gans 
rftthselhafte  reitende  Göttin,  deren  Namen  noch  auf 
keinem  ihrer  bis  jetzt  zu  Tage  getretenen  (14 — 15)  Denk«- 
mftlern  gefunden  worden  und  auf  welche  unten  zurttckza«- 
kommen  ist.  Dem  Gebiete  der  heutigen  Schweiz  gehören 
von  diesen  weiblichen  numina  barbara  überhaupt  nur  fünf 
an,  von  denen  die  Dea  Aven  tia,  sowie  die  mit  Victoria  zu- 
sammengestellte Nitio^enna  (Mommsen  Insc  Belv.  61),  wie 
es  scheint,  blos  in  ihren  Namen  überliefert  sind,  die  D-ea 
Artio,  sowie  die  Dea  Naria  dagegen  zugleich  ak  Sta* 
ttnetten  die  Wichtigkeit  des  Fundes  von  Muri  nicht  alleiii 
erhöhen,  sondern  auch  darum  zu  den  bedeutsamsten  and 
schatzbarsten  mythologischen  Denkmälern  dieser  Art  gezählt 
werden  müssen.  Die  zuletzt  genannte  Göttin  Naria,  wel- 
ehe  in  einer  andern  zu  Neuenstadt  am^  Bieler  See  gefundenen 
Inschrift  noch  den  weitern  JBeinamen  Npusantia  fährt 
((^relli  50M),  Iftsst  der  Verfasser  ganz  ausser  Betracht,  wie* 
wohl  sie  in  ganz  gleicher  Stellung  auf  einem  Fussgeslelle 
sitzend  wie  Artio  erscheint:  das  Haupt  mit  der  diademar- 
tigen Binde  wie  diese,  das  Gewand  auf  der  Brust  eigenthäm* 
ticher  Weise  in  eine  Schleife,  oder  einen  Knoten  ziisam- 
mengefasst,  mit  der  Inschrift:  DEAE  ||  NARIAE  ||  REG  • 
A&¥ftE||CVR*FBROC*Li'  d,  h.  Deae  Nariae  regio  Am- 


van  J.  J.  Bachofen,  219 

rtmnis  cmrante  Perooe  liberto,  wenn  nicht  etwa  RB6  ARVRB 
mit  Vergleichaiig  von  Orelli  365  durch  reg^io  Aruranca  erexil 
jBtt  ergänzen  ist:  offenbar  errichtete  die  ganxe  Aargegend 
ihrer  Schutxgottheit  Naria  dieses  Votivmal,  mit  dessen  An- 
fertigung und  Anfstellnng  in  jenem  Heiligthume  der  freige- 
lassene Ferox  beauftragt  war.  Es  ist  also  nicht  der  letztere 
allein,  wie  der  Verfosser  S.  35  meint,  sondern  der  ganse 
Aargau  d.  h.  dessen  gesammte  Bevölkerung,  welche  der 
Naria  ihre  Huldigung  darbringt:  dass  also  nur  ein  Manir 
dieses  thun  soll,  ist  demnach  ebenso  unwahrscheinlich,  als 
sicherlich  nur  zufällig  ist,  wenn  in  der  Inschrift:  DEAE 
ARTIONi  II  LICINIA  SABINILLA  die  Dedifcantin  den  Namen 
ihres  Vaters  dem  üirigen  beizufttgeu  unterlasst  (vgl.  S.  35), 
gamal  solche  Votivwidmungen  von  Frauen  an  männliche  und 
weibliche  Gottheiten  ohne  jede  weitere  Beifügung  der  Namen 
des  Vaters  oder  Gatten  nicht  selten  sind.  Viel  wichtiger  als 
dieses  erscheint  uns  dagegen  die  ganze  äussere  Haltung,  6e«- 
Wandung,  Opferschale,  Fruchtattribute,  Fruchtopfer  und  Baum 
der  gleichfalls  sitzenden  Dea  Artio:  alles  diess  trägt,  wie 
bei  der  Naria,  den  unverkennbaren  Charakter  einer  Mutter- 
gottheit, wie  es  schon  Osann  in  der  Haller«  Literatur- 
zeltung  1848  S.  1093  entschieden  ausgesprochen  hat.  Ganz 
abgesehen  von  den  beiden  Namen  selbst  (obwohl  noch  Jahn 
der  Canton  Bern  S.  392  beide  Gottheiten  für  gut  ri^mische, 
beziehungsweise  griechische,  hält  und  Artio  von  artire  pfropfen 
ableitet),  kann  demnach  schon  diesem  unverkennbar  den  M  a- 
tres  sich  nähernden  Charakter  nach  nur  an  e  i  n  Ire  i  m  i  s  c  h- 
kel tische  Gottheiten  gedacht  werden,  wie  auch  Gelpke 
Kirchengeschichte  der  Schweiz  I  S.  378  ausspricht,  obwohl 
er  sie  ohne  weiteres  zu  den  deae  campestres  rechnet.  Ganz 
denselben  matronalen  Typus  in  Haltung,  Gewandung,  Attribute 
hat  bekanntlich  auch  die  oben  erwähnte  Nehalennia  in  so 
überraschender  Weise,  wie  ihre  Bildwerke  bezeugen,  dass 
man  ktkanntlich  noch  jetzt  am  Niederrhein  die  fast  täglich 


220         Der  Bär  in  den  Religionen  des  AUerthums 

aufgefundenen  Thonfiguren  der  eigentlichen  Matres  eben  die- 
ser Aehnlichkeit  wegen  fälschlich  als  Nehalenniae 
m  bezeichnen  pflegt.  Denselben  matronalen  Typus  wie 
Naria,  Artio,  Nehalennfa  zeigt  aber  weiter  auch  eine 
andere  in  einer  oben  näher  bezeichneten  Reihe  von  kleinen 
meist  viereckigen  Steinnischen  oder  als  Bron^efiguren  abge- 
bildete keltische  Gottheit  zu  Pferd,  deren  Denkmäler  bis 
jetzt  nur  theilweise  von  uns  in  diesen  Jahrb.  XXVI  S.  91 
— 103  unter  der  unrichtigen,  aber  leicht  erklärlichen  lieber- 
Schrift  reitender  Matronen  zusammengestellt  worden 
sind:  auch  dieses  räthselhafte  Götterwesen  matronalen  Ge- 
präges hat  das  Fruchtkörbchen,  eine  Kugel  oder  viel- 
leicht 0  p  ferse  ha  le,  ausserdem  aber  auch  bisweilen  einen 
Raben  und  ein  kleines  Thier,  vielleicht  einen  Wiesel  zum 
Attribut,  grade  so  wie  Nehalennia  neben  sich  den  Hund 
und  wahrscheinlich  Naria  oder  Artio  den  Bären  hatte. 
Denn  eine  ausdrückliche  Bestimmtheit,  auf  welche  die- 
ser beiden  Göttinnen  der  Bär  zu  beziehen  sei  (vorausgesetzt, 
dass  überhaupt  hier  eine  symbolische  Beziehung  dieser  Art 
obgewaltet  hat),  ist  an  sich  nicht  zu  erweisen,  wiewohl  eher 
an  Artio  als  an  Naria  zu  denken  sein  dürfte,  wenn  auch  der 
etymologische  Zusammenhang  der  Artio  und  oIqxtoq^  wie  ihn 
der  Verfasser  S.  35  zu  begründen  versucht,  um  so  grössern 
Bedenken  unterliegt,  als  eine  keltische  Wurzel  art  mit  der 
Bedeutung  von  Fels  oder  Stein  unzweifelhaft  vorliegt, 
wie  von  uns  in  den  sprachvergleichenden  Beiträgen  von  Kuhn 
und  Schleicher  Bd.  IV  H.  1  S.  145  näher  nachgewiesen  ist : 
auch  Mone  Badische  Urgeschichte  II  S.  85  spricht  sich  in 
gleicher  Weise  aus  und  weiset  insbesondere  darauf  hin,  dass 
das  Badische  Dorf  Herten  bei  Lörrach  vor  Alters  Artio 
hiess»  Nach  Allem  diesem  vermögen  wir  auf  dem  Marmor 
in  dem  Museum  zu  Arles  (S.  35)  den  Namen  einer  Göttin 
ARCOS  als  einer  identischen  Nebenform  von  ARTIO  um  so 
weniger  zu  erkennen,  als  in  dem  auf  Taf.  II,  10  gegebenen 


eon  J.  J.  Bachofen.  221 

Facsiinile  derselben  vor  dem  ARCO  die  unzweideutigen  Spu- 
ren eines  M  angedeutet  sind;  wiewohl  die  T  und  I  dieser 
Inschrift  nicht  deutlich  zu  unterscheiden  sind,  so  dürfte  doch 
etwa 

VATRIA.EIRMA 
(AN)TISTITA  DEAE 

M  ARCO 

•        II 

zu  lesen  sein;  VATRIA  ist  uns  zwar  im  Augenblicke  weiter 
zu  belegen  nicht  möglich,  EIRMA  dagegen  steht  als  Femi- 
ninum des  gallischen  Namens  EIRMVS  fest,  welcher  von  uns 
in  zwei  gallo-römischen  Inschriften  vom  Rheine  im  Archive 
für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst.  Neue  Folge  I  S.  25  f. 
nachgewiesen  worden  ist;  ebenso  unverkennbar  ist  das  fol- 
gende ANTISTITA,  welche  Würde  unter  andern  auch  in  der 
mehrfach  besprochenen  gallo-römischen  Inschrift  bei  6rut.62,9 
begegnet,  woselbst  sich  eine  Druidin  (Druis)  des  Namens  Arete 
als  ANTISTITA  bezeichnet.  In  der  folgenden  Zeile  ist  so- 
dann der  hinter  DEAE  folgende  Namen  der  Göttin  leider  weg- 
gebrochen :  gehörte  ein  Theil  des  MARCO  noch  mit  dazu,  so 
könnte  höchstens  ein  SOLIMAR(ae)  ausgefallen  sein,  deren 
Namen  bei  Orelli  2050  vorkommt,  und  CO  würde  zum  Fol- 
genden gehören ;  wahrscheinlicher  ist  aber,  dass  MARCO 
für  sich  zum  Schlüsse  der  Votivinschrift  gehörte,  welche  noch 
weitere  Angaben  enthalten  zu  haben  scheint.  Doch  die  fie- 
scbränktheit  des  dieser  Anzeige  verstatteten  Raums  verbietet 
weitere  Besprechung  und  erlaubt  nur  noch  d^m  verehrten 
Verfasser  den  besten  Dank  für  die  mannigfache  und  anre- 
gende Belehrung  auszusprechen,  welche  wir,  wie  aus  seinen 
andern  Schriften,  so  auch  aus  dieser  werthvoUen  Gabe  in 
reichem  Masse  geschöpft  haben. 

Frankfurt  a.  M. 

J.  Becker. 


4.  fieftl)ri|titng  tiaii  k  90t^xmtrptn  van  (Sermaanft^en,  (Ber- 
tnaanfrij-Cteltirt^en  en  Homeinft^en  oot^pvon^  en  Dan  la- 
uten tt|b,  uitiiiakende  de  gemeeute-verzameling  te  Nij- 
megen  lioor  de  Commissie  tot  bewaring  van  voorwerpen 
van  Geschiedenis  en  Kunst  J.  V.  W.  Rru]  van  Stromp- 
wijk  en  Dr.  J.  H.  A.  Scheers.  Nijmegen,  C.  A.  Vieweg 
et  Zoon.  1864.  8. 

Nichts  anderes  haben  ilie  beiden  Herrn  Verfasser  bietetl 
wollen,  als  ein  anspruchsloses  Verzeichnisse  das  als  Führet 
bei  der  Besichtigung  der  ^mwegener  Sammlung  dienen 
soll.  Es  zerfällt  in  3  Hauptabtheilungen,  von  denen  die  erste 
die  Germanischen  und  Germanisch -Celtischen,  die  zweite  die 
Römischen,  die  dritte  die  Denkmale  aus  späterer  Zeit  enthält. 
IMe  erste  Abtheilung  ist  nicht  reichhaltig;  dagegen  sind  di^ 
Altertbümer  aus  Römischer  und  späterer  Zeit  sehr  zaMreicb. 
Dass  die  Beschreibnng  aller  drei  Abtbeilongen  genau  und 
sorgfältig  ist,  kann  selbst  derjenige  leicht  erkennen,  der  die 
Sammlung  nicht  selbst  besncht  hat.  Die  Herrn  Krui  van 
Strompwijk  und  Dr  Scheers  haben  dadurch  gezeigt,  dass  man 
von  ihnen  för  die  Förderung  der  Kenntniss  Nymwegener 
Alt«!rthfimer  das  beste  hoffen  darf. 

Eine  Besprechung  einzelner  Gegenstände  würde  die  Un- 
tersuchung derselben  an  Ort  und  Stelle  voraussetzen,  die 
uns  unmöglich  ist;  nur  über  den  epigraphischen  Theil  des 
Katajoges  möchten  wir  uns  einige  Bemerkungen  erlauben. 
Bisher  unbekannte  Inschriften  werden  nicht  mrtgetheilt ;  trotz- 
dem ist  die   nochmalige  Zusammenstellung  aller  derjenigen, 


NffnhCegmm'  AU^Sammkmg  etc.  909 

ÜB  sich  itt  der  Nymwegener  GemeiDdesainnilung  bdiiii«», 
fdur  willkomnien.  Jedoch  kann  ich  nicht  verhehlen,  daM  ick 
der  verdienstvollen  Edition  des'Herrn  Dr  Janssen  nicht  allein 
gefolgt  wäre,  sondern  ausser  den  Benerkungeo  von  Herrn 
Dr  Leenans,  die  auch  nicht  durchgängig  herilcksichtigi  sind, 
die  früheren  Ausgaben  xu  Ratbe  gezogen  haben  wiirde.  kb 
will  damit  nicht  sagen,  dass  letztere  in  Auroerkungen  iu  den 
Inschriften  haUen  aufgezaljt  werden  sollen^  im  Gegentbeii 
Ilaben  die  Herausgeber ,  ganz  dem  Zwecke  eines  Kataloge! 
•ngemesocA,  die  Cilate  vermieden.  Aber  ich  bin  überzeugfi 
dass  eine  genaue  Vergleichung  mit  Zuziehung  der  früheren 
Lesarten  manchen  neuen  Aufschi  uss  gegeben  hätte.  Gleich 
die  erste  bischrift  hatte  in  folgender  Gestalt  der  neuen  Cot«- 
lation  an  Grunde  gelegt  werden  müssen: 

IMP-CAE  NC/// 
VA  TRAIAN///// 

AVGGERP////////// 

MAX -TRIP//////////// 

ppcos////////////////// 
mimiiiiiiimmiiiim 

1.  I  und  E  Leemans  om.  Janssen  punct.  om.  Janssen 
NER  J*  Smet.  in  de  Bcfouw  2.  puncL  om.  Janssen  IV 
om.  Janssen  3.  AVC  GER  PON  Betouw  AVG-  GER. 
PO  Smetius  4.  punct,  om.  Janssen  TRIB'P'  Betouw 
8lneti«s^)  TRfP  Janssen  Leemans  TRIB  venmMhet  Lee- 
maus  (die  Lesarten  des  In  de  Betouw  mussten  leider  aus  der 
Epitome  ann.  Noviom.   entnonftnen  werden.) 

Es  wäre  nun  sehr  erwünscht  gewesen,  namentlich  über 
die  letzten  Buchstaben  von  Zeile  4  sicheren  Aufscbluss  zu 
erhalten^  wodurch  zugleich  die  zu  ergänzende  Zahl  bestimmt 


1)  So  «ittri  LfOemafM  (B.  Jabrbb.  XIII  p.  )B7)  wafaxf^heintloh  aus 
der  Chronijk,  während  Smeüuft  in  d4tii  4Hittqtt*  Bai*  T^IB  hat. 


^4  NffnntegeHer  AU.^Sammbuig 

werden  konnte  (cf.  K.  Klein  Rhein.  Mus.  XV.  490.  1).  Ich 
beabsichtigte  nichl  bei  allen  fol{>[endeu  Inschriften  .zweifelhafte 
Lesarten  aufzusuchen,  die  durch  eine  neue  Vergieichung  ge- 
sichert werden  mussten ;  indessen  benutze  ich  diese  Gelegen- 
heit, um  zu  bemerken,  dass  Oberhaupt  die  ITeberlieferung  bei 
den  bisherigen  Ausgaben  Nymwegener  Inschriften  zu  wenig 
berücksichtigt  worden  ist.  Und  doch  war  die  erste  lateinische 
Inschrift,  die  im  Niederlande  einen  gelehrten  Herrn  zur  Er- 
klärung Teranlasste,  gerade  ein  Nymwegener  Grabstein  (Ka- 
tal.  13).  Im  Anfange  des  15.  Jahrhunderts  hat  nämlich  schon 
Wilhelm  Berchem  eine  freilich  lacherliche  Umschreibung  des- 
selben gemacht,  die  Scriver  Ant.  Bat.  p.  199^)  mittheilt. 
Dann  wurde  die  Inschrift  noch  fehlerhaft  von  Petrus «Monta- 
nus  in  einem  Briefe  aus  dem  Jahre  1504  an  Oerardus  No- 
viomagus ')  geschickt  (Scriv.  1.  c.  p.  198).  Während  endlich 
Iladrianus  Jimius  sie  noch  einmal  in  seiner  Batavia  fast  über- 
einstimmend mit  Montanus  anführte,  erschien  sie  zugleich 
(1588)  richtiger  in  der  Inschriftensammlung  von  Martinus 
Smetius  mit  3  anderen  Nymwegener  Grabsteinen  (fol.  167 
n.  13— 16  =  Katal.  17.  18.  13.  16.)  Mir  ist  es  unerkläriich, 
warum  gerade  diese  Ausgabe,  die  noch  dazu  die  Quelle  aller 


2)  In  dem  Sammelwerk:  Inferioris  Germaniae  proyinoiaram  unita- 
rum  antiquitates  —  Ex  Musaeo  Petri  Scriverii  Lugd.  Bat.  Elzev. 
1611  Bind  die  ant.  Bat.  p.  169  ff. 

S)  Sein  Familienname  war  Geldenhaar :  er  sohrieb  im  Anfange  des 
16.  Jahrhunderts  eine  Qesohiohte  der  Batayer,  in  welcher  zum 
erstenmale  richtig  zwei  Inschriften  mitgetheilt  werden^  die  des 
Annamentarium  von  Kattwijk  oder,  wie  Gerard us  schreibt,  von 
Leyden,  und  die  ebenso  bekannte:  GENS  BATAVORVM  AMICI 
ET||FRATRES  ROMAN!  IMPERU.  Die  letztere,  welche  ebenso 
unächt  ist,  als  die  in  Leyden  noch  bestehende  ähnliche  Nach- 
bildung, war  durch  Irrthum  des  Schriftsetzers  der  ersten  b^ge- 
fügt  worden,  wesshalb  beide  zuweilen  als  eine  einzige  Inschrift 
angeführt  worden  sind. 


beseht,  f?.  SlramptDifk  a.  Sckeers. 


folgenden  bis  auf  Janssen  war,  von  niemanden  ist  benutot 
worden.  So  stammt  2üm  Beispiel  die  Lesart  in  Inscbr.  13 
des  Katalogs  Zeile  3  LVIDONIA  »licht  von  Oniter,  wie 
Janssen  glaubt  (B.  Jabrbb.  VIL  50);  sondern  von  J?l.  Smetius« 
Ebenso  geht  die  Ergänzung  der  Inschriften  n.  16. 17. 18  auf 
ihn  zurück,  die  du  seiner  Zeit  noch  unverletzt  «ein  mussten; 
denn  dass  in  n.  17  bei-  M.  Smetids  (Zeile  2)  die  Ligatur 
von  SAE  ^^Mtj  scheint  ein  Verseheu  des  Abschreibers  oder 
Schriftsetzers  zu  sein.  Allein  der  Anfang  von '  n.  18  ist  auch 
damals  schon  verstümmelt  gewesen,  was  aber  Smetius  über- 
sehen zu  haben  scheint;  denn  er  gibt  keine  Lücke  an: 


A^RUvS.T.F.CaU^ 
VCb  CaL.MIL. fic.x 
CEM.ANN.XL,St.X/m 
ET.M.A/RLiVS.T.F 
CAL.FESTVS.CALTO 
ANN.XXX/III.S>.X/II. 
ET./VR^LVS.FLA^I.F 
FLAvbiXß.LIXA.ANN. 
XVIII.  HIC.SITI.SVNT 
S.V.T-L.H.F.C 


Sonderbar  ist,  dass  diese  sogar  in  den  Ligaturen  treue 
Abschrift  in  der  zweiten  Zeile  VOS  hat,  während  jetzt  noch 
nach  Janssens  Lesung  (B.  Jahrbb.  VIL  51  20)  AVOS  er- 
balten ist.  Da  es  meines  Wissens  keine  ältere  Ausgabe  die- 
ser Inschrift  gibt,  als  die  von  M.  Smetius,  so  ist  in  der  er- 
sten Zeile  der  Vorname  Mi^  den  Janssen  wahrscheinlich  L 
Smetius'  Cbronyk  und  In.  de  Betouws  Schriften  entnommen 
bat,  gar  nicht  überliefert,  sondern  eine  willkürliche  Ergän- 

15 


226 


Nymwegä^er  AU.^ammlmig 


ffung  aus  Zeile  4.  In  eiiii|;en  kleineren  Versehiedeniieiten 
verdient  Janssens  Absrhrift  mehr  Zotranen  als  die  altere; 
auch  die  Ergänzung;  der  Bvieiton  Zeile  ist  unzweifelhaft,  nur 
glaube  ich,  dass  in  Zeile  8  FLAVIANVS  der  richtige  Naaie 
Bei,  obwohl  Leenans  (B.  Jahrbb.  XIII.  199.  20)  und  die 
Herausgeber  des  Kataloges  mit  Janssen  FLAVKVS  lesen'^). 
Auch  die  letzte  Grabschrift  Katal.  16  =  Smet.  ].  1.  n.  16 
erregt  einige  Zweifel  über  die  grössere  Zuverlässifkeit  der 
Janssenschen  Edition,    Smetias  liest 


L.VALERIVS      1 

L.F. 

VOL.M'K 

NvS, 

TOL.C 

MI  L 

.L  .X.C 

AN.XXXV.          1 

AER 

.XII. 

S.T 

T.L 

H.E. 

T.F.C 

Von  dieser  Inschrift  fand  Janssen  nur  noch  einen  klei- 
nen Theil  leserlich  vor;  die  Ergänzungen  nahm  er  aus  dem 
Texte  In  de  Betouws: 


4)  FLA.VIA.NVS  lieat  auch  SoriveHUs  ant  Bat  p.  201,  doch  yermatiie 
iQhy  dasa  er  nur  M.  Smetias  ausgeschrieben  hat. 


begehr.  t>.  Stramptoijk  u.  Seheers.  227 

L  VALfeRIVS 
LFVOLMR 
NVSTOL^-D 

wmmmm  x  G 

XXV 


lllliW/lllllllllll/llllllllll/ll/ 

Nach  AI.  Smetius  würde  der  Name  (Z.  2—3)  MATER- 
NVS  heissen ;  Janssen  las  bei  seiner  ersten  Vergleichung 
(B.  Jahrbb.  VII.  53)  MR||NVS  (d.  i.  Marinus),  bei  der 
zweiten  MAR|{NVS.  Leemans  bestätigte  die  jetzt  von  den 
Verfassern  des  Katalogs  aufgenommene  Form  Mf^N^S,  nur 
sind  die  letztern  in  den  Buchsta.benformen  der  Schlusssilbe 
nicht  so  genau.  Die  Variante  der  3.  Zeile  wird  durch  Un- 
tersuchung des  Steines  wohl  nicht  mehr  festzustellen  sein, 
da  nach  dem  Zeugnisse  Leemans'  das  D  ^^bloss  mit  Farbe 
angedeutet,  doch  nicht  im  Steine  eingemeisselt,  jedenfalls  nicht 
mehr  vorhanden  ist^.  Im  Kataloge  findet  sich  nach  Vorgang 
Janssen»  D,  was  ich  auch  der  alten  Lesart  G,  die  man  durch 
Qenere  hat  erklären  wollen,  vorziehe.  Doch  scheint  durch 
die  Bemerkung  des  Herrn  Leemans  überhaupt  die  Existenz 
dieses  Buchstaben  in  Frage  gestellt,  der  vielleicht  nur  einer 
als  Aleisselschlag  anzusehenden  Verletzung  des  Steines  seine 
Entstehung  verdankt.  Für  diese  Annahme  spricht  sehr  die 
Verschiedenheit  der  Lesung,  und  die  in  den  folgenden  3  Zei- 
len  gleiche  Bucbstabenzahl  —  in  Zeile  5  schwankt  die  Les- 
art zwischen  AN  und  ANN  —  lässt  die  Streichung  des  an 
sich  entbehrlichen  Buchstaben  zu. 

Durch  Anregung  dieser  Zweifel  über  die  richtige  Lesung 
einiger  Inschriften  soll  das  Verdienst,  welche;^  die  Herrn  Ver- 
fasser sich  durch   die  mühevolle  Zusammenstellung  des  Ka- 


228  Hyrnwegener  Ält^Sammlung  etc. 

taloges  erworben  haben,  in  keiner  Waise  g^eschmalert  wer- 
den. Doch  wäre  es  sehr  Hflnschenswerth,  wenn  sie  die  Un- 
tersuchungen über  einzelne  Inschriften,  die  in  den  Katalog 
nicht  aufgenommen  werden  konnten,  besonders  anstellten 
und  veröffentlichten,  wo^u  ihnen  z.  B.  die  Spalten  dieser 
Zeitschrift  stets  mit  VergnOgen  gefiffnet  wären. 

W«  Brambacli« 


lY.  Hiseellen. 


^  1.  Das  Ton  Urlichs  auf  Tafel  IV.  des  Tongen  Hefts  dieser 
Jahrbüoher  publieirte,  S.  110  erläuterte  Marmor-Relief  war  solcher  Aus- 
xeiohnung  jedenfalls  würdig,  selbst  wenn  es  nur  eine  Republication 
war.  In  der  Thai  findet  sich  das  Denkmal  bereits  in  (Venuti*s  und 
Amaduzzi's)  'Vetera  monumenta  Matthaeiorum'  (Rom.  1776—79)  Bd.  3 
Taf.  44  fig.  2  in  Kupfer  gestochen.  Freilich  in  damaliger  Manier,  so 
dasB  man  daraus  weder  Ton  der  Feinheit  der  Arbeit  noch  von  dem 
Adel  der  Darstellung,  wie  sie  uns  jetzt  aus  der  Lithographie  entgegen- 
treten, eine  richtige  Vorstellung  erhält-  Dass  beide  Abbildungen  einige 
kleine  Varianten  aufweisen,  namentlich  in  der  Darstellung  der  auf  der 
mensa  stehenden  Speisen  und  QerSthe,  kömmt  offenbar  nur  auf  Rech- 
nung ungenauer  Zeichnung,  die  einem  der  beiden  Stiche,  und  zwar 
sicher  dem  römischen,  zu  Grunde  lag.  Denn  im  Ganzen  kann  die 
▼Sllige  Identität  um  so  weniger  zweifelhaft  sein,  als  beide«Figuren  ge- 
nau dieselben  Brüche  zeigen,  in  einer  Weise,  die  den  Gedanken  an 
eine  etwaige  Oopie  gänzlich  ausschliesst.  Dass  die  alten  Sammlungen 
der  Villa  und  des  Palla^ites  Mattei  in  Rom  im  Laufe  der  Zeiten 
mehrfache  Verluste  erlitten  haben,  ist  aus  O.  Müllers  Bemerkungen 
Handb.  der  Archäologie  §  261  und  Welckers  Zusatz  dazu  S.  345 
ersichtlich.  Ohne  Zweifel  ist  also  bei  irgend  einer  Gelegenheit  und 
auf  irgend  einem  Wege  auch  dieses  Relief  in  den  Besitz  Martin 
Ton  Wagner *s  gekommen  und  hat  zur  Bereicherung  der  Privatsamm- 
lang  gedient,  die  dieser  dann  mit  so  schöner  Liberalität  seiner  vater- 
ländischen UniTcrsität  Würzburg  vermacht  hat. 

F.  Ritschi. 


3.  Durch  mehrere  Zeitungsartikel  auf  die  seit  einigen  Wochen 
in  der  Nähe  von  Neuwied  im  Auftrage  des  Kaisers  Napoleon  unter« 
nommenen    Ausgrabungen    aufmerksam    gemacht,  besuchte   ich  am 


230  Miscellen. 

30.  März  d.  J.  die  Stätte  derselben.  Sie  liegt  eine  Yiertelstonde 
oberhalb  des  Dorfes  Weissenthurm  und  unmittelbar  unterhalb  der  weit- 
hin sichtbaren  und  unter  dem  Namen  „der  gute  Mann''  bekannten 
Kapelle,  zwischen  der  Eisenbahn  und  dem  linken  Rheinufer.  Von 
dem  Neuwied  gegenüber  gelegenen  Bahnhofe  gelangt  man  in  einer 
kleinen  halben  Stunde  dahlui  wenn  man  den  Fahrweg  längs  des  Ufers, 
am  Weissenthurm  vorüber,  und  etwa  300  Schritt  Yor  jener  Kapelle 
den  zu  ihr  an  dem  steilei)  'Of^ftmni^  sclirSg  aufsteigenden  Fussweg 
einschlägt. 

Zu  meinem  Bedauern  war  der  die  Ausgrabungen  leitende  franzö- 
sische Ingenieur-Offioier  vor  dem  Osterfeste  nacji  Paris  gereist,  keiner 
der  von  ihm  beschäftigt  gewesenen  und  lern  wohnefnden  Arbeiter 
anwesend,  und  mit  Ausnahme  einer  einzigen  Stelle  der  aufgegrabene 
Boden  wieder  zugeworfen.  Ich  muaste  mich  daher  mit  der  Betrachr 
'  tung  des  auf  der  Oberfläche  Sichtbaren  ,  begnügen,  und  beschränke 
auch  hierauf  die  nachstehenden  Mittheilungen,  zumal  die  unbestimmten 
Aussagen  der  Yon  mir  befragten  Feldnacjhbarn  keinen  irgendwie  brauch- 
baren Anhalt  gewährten. 

Die  Arbeiten  sind  in  zwei  Richtungen  vorgenommen  wordeni 
welche  an  der  Nordwestseite  der  Kapelle  in  einem  rechten  Winkel 
zusammentreffen.  Die  dem^  Rheinufer  parallel,  also  nach  N.  N.  W. 
sich  hinziehenden  Arbeiten  bestehen  in  ungefähr  4  Fuss  breiten  Grä« 
ben,  welche  mit  mehrfachen  Unterbrechungen  eine  fast  500  Fase  lange 
gerade  Linie  bilden.  Die  Richtung  machte,  ausser  dem  lockern  frisch 
zugeworfenen  Boden,  mehrere  an  den  Seiten  liegende  Haufen  von 
Steinen  erkennbar,  welche  nach  dem  in  ihnen  befindlichen  Mörtel  von 
ausgebrochenem  Mauerwerk  herrührten,  und  theils  in  behauenen  Tuff- 
und  andern,  öfter  noch  fest  zusammenhängenden  Hausteinen,  theiU 
in  römischen  Ziegeln  bestanden.  Dazwischen  lagen  Stücke  von  roth 
oder  blau  bemaltem  Mauerbewurf  und  von  dickem  Estrich  aus  Kalk 
und  Ziegelbrocken,  auph  vielerlei  Scherben  römischer  Xhongefäase, 
Ich  fand  Bruchstücke  von  fast  2  Zoll  dicken  Amphorenhenkeln,  von 
gelben  Flaschen  und  weitbauchigen  Gefässen,  von  grauen  dickrandigen 
Näpfen  und  Töpfen,  von  feinen  schwarzen  Tellern  mit  aufstehendem 
niederen  Rand  und  von  verschiedenartigen  Gefässen,  aus  terra  sigillata, 
unter  diesen  Scherben  von  grösseren  Schüsseln  mit  einem  3  Finger 
breiten,  aufwärts  stehenden  Rande,  auch  einzelne  kleine  Stücke  mit 
Reliefverzierungen,  doch  an  keinem  Fusse  die  Spur  ^es  Fabrikstem.' 
pels.    Ebensowenig  konnte  ich  auf  den  »ehr  zahlreichen  Ziegelnj  wo- 


MiäeeUen.  ,  831 

der  Auf  den  ^eNokigeii  diokeii  od6r  dfinnereil  uad  gfSsMrMi  mit  um« 
gebogenen  R&ndern  der  beiden  Langaetten»  noch  auf  den  runden  und 
halbcylinderfi^rmigen  irgend  einen  Stempel  des  Fabrikanten  oder  eines 
Truppenkörpers  auffinden,  während  die  Pusstapfen  ton  Thier^Ui  an^ 
seheinend  ron  Hunden,  nicht  selten  eingedrückt  waren. 

Die  erwähnte  einxige  nicht  wieder  sugeworfene  Stelle  zeigte  in 
geringer  Tiefe  eine  ungefähr  6  Fuss  im  Geviert  messende  Fläche  yoa 
dickem  rothgesprenkeltem  Estrich,  welche  sieh  theils  unter  dem  Boden 
fortzusetzen,  theils  frisch  durchbrochen  zu  sein  schien.  Die  umher- 
liegenden kleinen  Ziegel  Hessen  mich  ein  Uypokaustum  yermuthen,  in 
welchem  jene  übereinander  gelegt  kleine  runde  Säulchen  bilden^  und 
die  aas  grossen  Ziegelplatten  bestehende  und  mit  Estrich  belegte 
Decke  tragen«  Dieselben  Vorrichtungen  zur  Erwärmung  des  Fussbe^ 
dens  in  Wohn-  und  Baderäumen  sah  ich  in  den  Römischen  Nieder« 
lASsungen  ausserhalb  der  Saalburg  bei  Homburg,  wo  sie  sorgfältig  er» 
hidten  werden,  und  bei  Niederbiber  und  Asberg,  wo  sie  in  meinem 
Beisein  ausgebrochen  wurden,  uip  einige  Ruthen  bessern  Bodens  zu 
gewinnen.  Nicht  unerwähnt  darf  ich  noch  einen  vierseitigen  lYs  ^^^* 
hohen  Tuffstein  lassen,  welcher  an  3  Seiten  in  Form  einer  Ajra  roh 
behauen,  doch  ohne  alle  Spuren  von  Inschrift  und  Verzierung  war, 
und  auf  einem  der  besprochenen  Steinhaufen  lag.  Ob  derselbe  viel- 
leioht  schon  bei  einer  älteren  Restauration  des  zerstörten  Mauerwerks' 
als  Baustein  verwendet  worden  war,  wie  dieses  mit  Altären  und  Votiv» 
steinen  nicht  selten  geschehen,  Hess  sieh  nicht  erkennen. , 

Die  in  der  zweiten  Richtung  nach  W«  S.  W.  sich  erstreckenden 
Ausgrabungen  scheinen  der  Auffindung  einer  unter  der  jetzigen  Ober, 
fläche  des  Bodens  liegenden  Römerstrasse  zu  gelten,  indem  eine  An- 
zalil  einander  paralleler,  ebenfalls  wieder,  zugeworfener  Gräben  gezo» 
gen  worden  ist,  von  denen  die  kürzesten  ungefähr  20,  die  meisten  aber 
einige  Fuss  mehr  massen.  Ich  verfolgte  diese  Gräben  von  der  Kapelle 
bis  zur  Eisenbahn,  sah  auch  noch  einige  zwischen  dieser  und  der 
Chaussee,  nirgends  aber  ausgebrochene  Steine  an  ihren  Seiten  liegen. 
Dieser  Umstand  begründet  die  Vermuthung,  dass,  wenn  auch  die  fort- 
gesetzte  Einhaltung  der  gleichen  Richtung  auf  die  Auffindung  eines 
Strassenkörpors  schliessen  lässt,  doch  die  Construetion  desselben  noch 
sieht  untersucht  worden  ist.  Ob  aber  diese  Strasse  bloss  zur  Ver- 
bindung der  am  Rheinufer  gelegenen  römischen  Niederlassung»  deren 
Existenz  durch  die  jetzigen  Ausgrabungen  erwiesen  ist,  deren  .Unifang 
und  etwaige  Befestigung  abec  noch  nicht  bestimmt  werden  kann,  mit 


232  Miscellen. 

der  grossen  rdmisehen  dem  RliamUuf  folgenden  Heerstrasse  gedient, 
oder  ob  sie  diese  durchschnitten  and  den  westlichen  Höhenzug  er- 
stiegen hat,  wo  sie  an  der  Nordseite  des  Dorfes  Keltig  YOrübergegan. 
gen  sein  wird,  in  dessen  Umgebung  häufig  und  zahlreich  römische 
Ziegel,  Thongefässe  und  Münzen  gefunden  werden  sollen,  dieses  und 
manches  Andere  wird  die  zu.  erwartende  Fortsetzung  der  erst  begon- 
nenen Untersuchungen  ergeben.  Dass  aber  diese  die.  Frage,  ob  jene 
Strasse  auf  die  Uferstelle  hinweise,  wo  Cäsar  seine  zweite  Rhein- 
brücko  geschlagen  hatte,  durch  irgend  welche  Zeugnisse  des  Bodens 
und  gemachter  oder  noch  zu  machender  Funde  erledigen  können, 
scheint  mir  mehr  als  zweifelhaft  zu  sein.  Denn  der  stark  gekrümmte 
westliche  Bogen,  den  hier  das  hohe  und  steile  linke  Ufer  dem  flachen 
und  angeschwemmten  rechten  gegenüber  beschreibt,  beweist  angen- 
scheinlich,  dass  beide  Ufer  im  Lauf  der  Jahrhundedie  grosse  Verän- 
derungen erfahren  haben,  dass  durch  die  Strömung  des  Flusses  die 
gewiss  annehmbare,  ehemals  vielleicht  über  das  jetzige  rechte  Ufer 
reichende  Abdachung  des  linken  weggerissen,  und  in  demselben  Maasse, 
wie  dieses  westwärts  zurückgedrängt,  jenes  westwärts  vorgeschoben, 
hierdurch  aber  jede  Möglichkeit  genommen  worden  ist,  in  dem  Boden 
irgendwelche  Reste  einer  Brückenanlage  zu  finden.  Welcher  Art  auch 
endlich  die  Funde  sein  mögen,  welche  bereits  gemacht  worden  oder 
noch  zu  erwarten  sind,  so  ist  doch  nicht  wohl  einzusehen,  wie  die* 
selben  ein  Sammellager  des  Heeres  Cäsars  während  des  Brückenbaues 
und  einer  zum  Schutz  der  Brücke  zurückgebliebenen  Abtheilung  des- 
selben während  de^  Einfalls  in  Germanien  beweisen  könnten.  Sollte 
dieses  Lager  wirklich  hier  gestanden  haben,  so  bezeugen  doch  schon 
die  Scherben  der  terra  sigillata,  durch  ihre  verschiedene  Feinheit  und 
Färbung,  dass  wenigstens  bis  ins  zweite  Jahrhundert  n.  Ch.  dieselbe 
Stätte  den  Römern  nicht  bloss  zu  einem  vorübergehenden  Lager,  son- 
dern auch  zum  bleibenden  Wohnplatz  gedient  hat. 

Crefeld.  Dr.  A.  Rein. 


3.  Römische  Röhrenleitung.  Schon  in  früheren  Jahren 
wurden  in  der  Gemarkung  der  nah  bei  Frankfurt  a.  M.  an  der 
Nidda  liegenden  Orte ,  Rödelheim  und  Hausen  unterirdische 
Röhrenleitungen  aufgedeckt,  über  welche  der  verstorbene  Frankfur- 
ter Geschieht's-  und  Alterthumsforscher  Dr.  Römer-Büchner  in  seinen 
1853  erschienenen  „Beiträgen    zur    Gesohichte    der  Stadt  Frankfurt" 


Mueeilen,  2SS 

S.  108  ff.  folgendes  berichtet:  „kn  dem  rechten  Niddatifer,  der  Qemarknng 
Hansen  gegenüber,  in  dem  R5delhetmer  Feld»  befinden  sich  an  zwei  Orten, 
nämlich  an  dem  Schlaji:,  dem  Mühlgarten  gegenüber,  und  an  der  Roll, 
RShren  Yon  der  gewöhnlichen  römischen  Backsteinmasse  yön  2 — 3  Fuss 
Länge  und  4  Zoll  Durchmesser,  mit  einer  Oeffnang  yon  S  Zoll;  am 
einen  Ende  ist  ein  Rand  und  die  Röhre  etwas  kleiner  im  Durchmesser^ 
damit  sie  in  eine  andere  gesteckt  werden  konnte,*'  und  bemerkt  wei- 
terhin dazu:  n^^i^  ganze  Hauser  Gemarkung  liegt  beträchtlich  tiefer 
als  die  von  Rödelheim,  in  welcher  die  Röhren  in  der  Richtung 
nach  Hausen  8  Schuh  unter  der  Oberfläche  liegen.  Bei  dem  Mühl- 
garten ist  die  Richtung  der  Röhren  in  das  Feld  zwischen  Eschborn 
und  Rödelheim  und  an  der  Roll  nach  Eschborn.  Sind  es  Wasser, 
leitnngsröhren,  so  entsteht  die  Frage :  Wohin  führte  die  Leitung  ?  Da, 
wie  gesagt,  die  Haus  er  Gemarkung  viel  tiefer  liegt,  so  sollte  man 
die  Fortsetzung  hierher  Tcrmuthen;  aber  naeh  Hausen  und  in  die 
ganze  Gegend  braucht  kein  Wasser  geführt  zu  werden,  denn  hier  ist 
überall  Wasserüberfluss-  Es  mag  also  die  Leitung  über  Hausen 
weg  noch  weiter  hinab  sich  erstreckt  haben,  ihr  Ausmündepunkt  wird 
freilich  immer  unbestimmbar  bleiben."  Der  jetzt  gleichfalls  yerstorbene 
Alterthumsforscher  Prof.  Dieffenbach  zu  Friedberg,  erklärte  in  dem  In- 
telligenzblatt für  die  Provinz  Oberhessen  1858  No.  80  S.  202  diese  - 
Röhren  nicht  für  römisch,  da  ihm  nicht  bekannt  war,  dass  die  Römer 
sich  solcher  zusammengesteckter  Thonröhren  bedienten;  ihre  Wasser- 
röhren seien  wohl,  meinte  er,  von  anderer  Gestalt  gewesen." 

Der  römische  Ursprung  dieser  Röhrenleitung  dürfte  sich  nun  aber 
durch  ganz  kürzlich  erst  geroachte  Aufdeckungen  in  derselben  oben 
bezeichneten  Gegend,  aber  auf  dem  linken  Nidda-Ufer  erweisen.  Am 
26.  März  dieses  Jahres  (1864)  nämlich  wurden  beim  Abstechen  eines 
dem  Müller  Dänzer  gehörigen  Ackers,  der  unmittelbar  an  die  Nidda 
anstösst,  weitere  Spuren  ohne  Zweifel  derselben  Röhrenleitung  aufge- 
funden. Den  früher  aufgedeckten  ganz  gleich  lange  Röhren  Yon  dem- 
selben  Durchmesser  nicht  allein,  sondern  auch  ein  dazu  gehöriger 
Schlammkasten  aus  Basalt  von  18''  Länge  und  12"  Breite  fand  sich 
Yor,  letzterer,  mit  auf  beiden  Seiten  einmündenden  Röhren,  trägt  auf 
seinem  obem  Rande  in  ziemlich  deutlichen  Charaktere: 

LXXIIA 
wobei  XX,  wie  öfter  auf  Inschriften,  durch  einen  gemeinsamen  Grund- 
strich  und  zwei  parallele,  denselben   kreuzende,  Querstriche  gebildet, 
auch  das  A  mit  dem  zweiten  I  eine  Ligatur  bildet;  offenbar  ist  ako 


284  Misüeil^A. 

SU  lesen :  Legio  XXII  Alexandriana  oder  Antonlniana»  wönit  Hiehi  allein 
der  römische  Ursprung,  sondern  aaoh  die  Zeit  der  Anlage  dieser 
R{>hrenleitang  im  Allgemeinen  festgestellt  wäre.  Was  nun  den  Aas. 
gangspunkt  derselben  betrifft,  so  befindet  sich  dieser  auf  einem  Hügel 
des  Namens  Ebel  nördlich  von  dem  eigentlichen  Fundorte»  woselbst 
yersohiedene  Quellen  sind.  Von  diesem  Hügel  geht  die  Röhfenleltung 
in  fast  gerader  Linie  nach  dem  tuerst  erwähnten  Acker  hin  und  btioht 
hier  ab»  da  die  Nidda  den  Rand  desselben  bespült.  Da  seht  wahr- 
sohm^lioh  ist,  dass  diese  Köhrenleitung  mit  der  oben  erwähntet  auf 
dem  reohten  Nidda-Ufer  nur  ein  Ganzes  bildete,  eine  Leitung  durch 
den  Fluss,  aber  nicht  wohl  angenommen  werden  kann,  so  bleibt  keine 
andere  Annahme  übrig,  als  dass  die  Nidda  selbst  zu  jener  Zeit  hier 
noch  gar  nicht  geflossen,  sondern  schon  weiter  oben,  wahrscheinlich. 
in  einer  mehr  südöstlichen  Richtung,  auf  kürzerem  Wege  dem  Maine 
Bligeeilt  sei*  Eine  grosse  Stutze  findet  diese  Annahme  durch  die  schon 
längst,  gleiohfalls  Ton  Dr.  Römer-Büchner  a.  a»  0<  S.  4  über  den 
ehemaligen  Lauf  der  Nidda  aufgestellte  Vermuthung :  „Ein  bis  jet^t 
nicht  beachtetes  altes  Flussbett  zeigt  sich  in  der  Nähe  Frankfurts* 
Da  Wo  die  Frankfurter  Grenze  der  Nidda  2unäohst  ist,  liegt  die  fro- 
genannte  BieberUch,  ein  Flussbett,  welches  sich  nach  der  Bockenhei«» 
meif  Grenze,  an  die  Dammwiesen  beugt,  durch  welche  es  nach  den 
Eettenhofen,  Niedenau  und  von  da  nach  Frankfurt  zieht  loh  ver- 
muthe  daher,  dass  die  Nidda  sich  bei  Rödelhelm  nach  Osten  ge- 
krümrat, und  ihren  Ausflass  bei  Frankfurt  in  der  Gegend  des  Unter- 
mainthores  gehabt  hat.  Es-  ist  eine  bekannte  Sache  dass  die  Flusse 
früher  gafiz  andere  Strömungen  gehabt  haben,  so  der  Neckar,  welcher 
3U  der  Römer  Zeiten  bei  Bauschhelm  mit  dem  Main  sich  rereinigtef 
während  letzterer  nicht,  wie  jetzt  bei  Kostheim,  sondern  bei  Ginsheim 
B€&nen  Ausfluss  in  den  Rhein  hatte.^ 

Indem  wir  vorstehende  Notizen,  nach  der  dankenswerthen  Mit* 
theilung  des  Herrn  Faul  Gerson  dahier  mittheilen,  welcher  der 
Aufdeckung  an  Ort  und  Stelle  gelfolgt  ist,  Und  auch  ausser  einigen  vOlL 
kommen  wohlerhaltenen  Röhren  den  erwähnten  Schlammkasten  für 
seine  Sammlung  erwarb,  lassen  wir  die  Frage  über  Zweck  und  Be- 
stimmung fraglicher  Röhrenleitung  zunächst  auf  sich  beruhen. 

'  J.  B. 

Zusatz.  Unfern  der  Stelle,  wo  man  die  Wasserleitubgsröhren  fand, 
etwa  IBOO  Sohiitt  oberhalb  der  Mühle  von  U&ueen  fäUt  das  hoohgelegeao 


Mücellem.  885 

A«k6rlMid  dttf  Praaitheimdr  GemArkiteg  st^  cum  reobten  Nid4iir*Ufet 
ab  und  \nXM  ein«  Ba6ht,  in  welcher  drei  etarke  QaeUen  15  bis  SO 
FoAt  über  der  Nidd*  entspringen.  Der  PUtz  heisst  am  Ebel  und  will 
woU  »aoh  niohto  mehr  heissen  als  am  Hfibel  oder  am  HügeL 

An  der  stärksten  dieser  QaeUen  liegen  zwei  Hausteine,  dmt  ein« 
•U  Basalt»  der  andere  ein  rothec  Sandstein,  und  zahlreiöhe  Bf  ach- 
stücke  römischer  liundziegel  —  fern  von  heutigen  Wohnungen  an  einer 
abgelegenen  selten  betretenen  Stelle  deuten  sie  auf  eine  Benutzang 
des  <)aeUe  durch  die  Rümer  und  weiter  auf  einen  Zusammenhang 
mit  der  an  der  Mühle  von  Hausen  gefundenen  Rohrleitung. 

Bei  dieser  Gelegenheit  mögen  noch  einige  ähnliche  Notisen  hier 
regiatrirt  werden: 

Für  die  Qesohlohte  der  Bewohner  sowohl  als  für  die  der  aUm&« 
ligen  Verände/ung  des  GaUndes  einer  Gegend  ist  es  yon  Werth  alle 
Ansiedlangen  früherer  Zeitperioden  zu  kennen ;  kein  Volk  und  keine 
Zeit  haben  so  unTerkennbare  und  yerhiUtnissmSseig  eng  daticte  lieber* 
reste  hinterlassen,  als  die  Römerherrsohaft.  Mtinsen,  Rleingeräthe, 
Waffen  und  selbst  Töpfergesohirr  lassen  zwar  meist  leioht  ihre&  römi- 
sehen  Ursprung  —  deshalb  aber  noch  nicht  auch  die  einstige  Anwe- 
senheit der  Römer  an  der  Fundstelle  erkennen.  Nur  die  Rundziegeli 
die'  sich  unter  einigen  Bruchstücken  immer  noch  als  solche  erkennen 
lae^n,  und  welehe,  wenn  aueh  heute  noch  in  Italien  (in  Toscana) 
bei  uns  aber  schon  zur  Frankenzeit  nicht  mehr  fabrieirt  wurden,  ge« 
ben  ein  untrügliches  Merkmal  bleibender  römlseher  Ansiedlang  «^ 
ohne  durch  ihr  Nichtvorhandensein,  wie  bei  Tieloi  Pfahlgrabenthürmen 
den  römischen  Ursprung  von  Bautrümmem  in  Zweifel  zu  ziehen.  Für 
die  Urgeschichte  Frankfurt's  ist  es  wichtig  zu  wissen,  wie  weit  r^ 
mische  Ansiedlüngen  sich  in  der  Umg^end  der  heutigen  Stadt  aui^ 
gebreitet  oder  durch  alte  Wasserläafe  und  Sümpfe  abgehalten  waren 
sich  der  Mainfurth,  die  zur  Carolingisohen  Zeit  zuerst  genannt  wird| 
au  nähern. 

Nicht  nur  der  Mangel  römischer  Bauspuren  in  der  Stadt  and  im 
Innern  eines  vom  Maini  dem  Odenwald  und  dem  alten  Neckarlauf  -ton 
Zwingenberg  bis  zur  Mainspitze  begrenzten  Dreiecks,  sondern  auch 
die  Lage  römischer  Baureste  länge  einer  alten  *von  Nied  naeh  Bergen 
und  weiter  ziehenden  Strasse  fühten  zu  dem  Sehluse>  dass  die  Römer 
die  Fürth  die  nach  deu  Franken  benannt  ist  nicht  kannten  und  übeN 
haopt  die  Niederung  mieden;  und  dass  sie  die  Verbindung  zwlsehen 
ihren  rheinischen  Nationen  mit  dem  Main-Neckar^Umes  einerseiti  über 


286  MiseeUen. 

Ladenbarg  und  durch  das  Nockarthal  und  andernthens  über  NIed, 
Bergen,  ABchaffenbarg  unterhielteD,  ohne  zwischen  Ladenburg  und 
Heddemheim  oder  der  Saalbarg  eine  direkte  Verbindung  zu  haben. 

Durch  Rundsiegel  yerrathen  eich  als  römische  Ansiedelungen  aus- 
ser den  bei  Nied,  Heddernheim  und  Vilbel  bekannten : 

Salz  b  ach  bei  Soden  (Randziegel  im  Fischgrätenrerband  der 
Kirchhofsmauer). 

Am  Ebel,  an  den  oben  genannten  Quellen. 

Mühle  Ton  Hausen  durch  "den  wahrscheinlichen  Zusammenhang 
der  dortigen  Wasserleitung  mit  jenen  Quellen. 

Eine  Stelle,  wo  die  gerade  alte  Strasse  yon  Nied  nach  Bocken- 
heim aus  dem  Niederwald  ins  frankfurter  Gebiet  tritt  und  ein  Sand- 
hügel  links  des  Weges  Rundziegel  und  Thonscherben  birgt. 

Aln  Kirchhof  von  Frankfurt,  bei  dessen  Anlage  sich  Rundziegel 
fanden. 

Im  Flur.  WaldohMi  in  der  Mitte  zwischen  Ekenheim  und  Esohersheim. 

An  der  Güntersburg  and  im  Flur  Eichwald  westlich  derselben. 

Bei  Bergen  in  den  Fluren  im  Keller  und  in  den  Hofgärten. 

Y.  Cohausen. 


4.  Ein  römisches  Fundament  bei  Laubach  fand  sich  in 
einer  Länge  Ton  c.  28  Schritten,  hei  23  Sehr.  Breite,  o.  3  Fuss  tief  in 
schweren  Quarzsteinen  und  in  einer  Mauerstärke  yon  ebenfalls  3' 
unter  dem  Dreeschrasen  auf  der  Haide  etwa  10  Minuten  von  Laubach 
am  nördlichen  Wege  nach  Alterkülz  bald  jenseit  des  nach  der  zwei- 
ten Laubacher  Mühle  gehenden  Bächleins.  Es  wurde  yöllig  ausge- 
brochen, der  Steine  wegen.  Im  Schutte  fanden  sich  rothe  und  graue 
Scherben  Ton  irdenen  römischen  Geschirren  und  die  bekannten  römischen 
Ziegelsteine. 

Von  dem  Fundamentplatze  aus  sieht  man  nach  zwei  Richtungen 
sehr  alte  Grabenaufwürfe  durch  die  Haide  gehen,  die  nun  sehr  ab- 
geflacht aber  kenntlich  genug  sind.  Der  eine  läuft  in  Büchsenschuss- 
weite  an  eine  Fläche,  die  so  horizontal  in  dem  yielfaoh  abhängi- 
gen  Flürchen  liegt,  dass  sie  künstlich  gebaut  sein  muss,  wie  auch  die 
neben  den  erhöhten  Stellen  befindlichen  flachen  Senkungen  des  an- 
stossenden  Bodens  zeigen.  Weiterhin  im  Walde  finden  sich  Spuren 
eines  längst  überwachsenen  mit  Quarz  gebauten  Weges,  der  nach 
Casteilaus,  sowie  nach  Alterkülz  geführt  haben  kaniu    Der  horixon- 


MisceUen.  237 

iale  PlatK  zeigt  zwar  eine  fast  gtade  Seite,   fleht  abet  einer  Reitbahn 
doch  ähnltoh. 

Danach  und  namentlich  nach  Ansicht  des  sehr  geschickt  ans  ro- 
hen Feldsteinen  mit  etvras  Lehm  gesetzten  Fundamentes  und  der  Scher- 
ben Ton  Töpferwaaren  kann  man  nicht  anstehen,  die  Anlage  für  rö- 
misch zu  erklären,  und  wenn  die  Annahme,  dass  die  Ton  Simmem 
über  Laubach  führende  Strasse  grossen  Theils  auf  einer  römiaohea 
Hege,  sonst  keinem  Halt  hätte,  so  wäre  dieser  genügend,  mag  maA 
diese  Stelle  oder  Laubach  für  die  Station  und  den  beschriebenen  Ort 
aar  für  ein  Yorgeschobenes   Waohthaus  halten. 

Nach  dem  nur  2  Standen  entfernten  Simmem,  welches  zwar  etwae 
neben  der  bekannten  über  den  Hansrück  führenden  römischen  Hanpt- 
■trasse  lag,  aber  noch  seinen  „Römerberg*'  hat,  kann  dieser  Stelle  die 
Verbindung  nicht  gefehlt  haben  und  sichtbar  ist  die  Verbindung  mit 
Castellaun,  das,  schon  wegen  der  Strasse,  welche  von  Treis  heraufkam, 
eine  Haltestelle  gewesen  sein  wird.  Ebensoweit  liegt  sie  in  der  dritten 
Eichtang 'rom  Gossberge  ab,  wohin  der  Weg  in  der  Richtung  von 
Alterkülz  und  Mioheibach,  oder  Ton  Spesenroth  und  Hasselbach  ge- 
gangen sein  könnte. 

Bartels,  Pfarrer. 


5.  Der  am  Qossberge  gefandene  Asehensarg  stand  im  Un- 
tergrunde  eines  Ackers  und  besteht  aus  einem  Särgtroge  yon  28%" 
Länge,  IG^s"  Breite  und  10''  Hohe.  Er  ist  aus  grauem  Sandsteine 
gehauen,  indem  man  innen  eine  Seheidewand  yon  Stein  stehen  gelassen, 
welohe  zwei  Fächer  bildete.  Das  eine  enthielt  Asche  und  Knoohea- 
reste,  die  man  yerschüttet  hat,  das  andere  eine  Lampe  yon  derbem 
Kupfer,  Kupfermünzen,  ein  länglich  gerundetes,  an  2  Seiten  offenes 
grünes  Glas  (Thränenglas),  das  zerbrochen  und  vorloren  worden,  und 
2  weisse  Glasbeoher.  Ein  starker,  an  den  Kanten  abgesehärfter  Deckel 
'von  demselben  Steine,  deckt  den  Sarg  yöUig.  Die  Scheidewand  ist 
serbroohen  und  der  Sarg  als  Viehtrog,  der  Deckel  aber  als  Treppea- 
slafe  benatzt  worden. 

(Eine  hier  folgende  Beschreibung  der  yorgenannten  kleinen  Lampe 
aus  Kupfer  yon  demselben  Herrn  Correspondenten  wird  das  nächste 
Heft  der  Jahrbücher  nebet  einer  Abbildung  derselben  bringen. 

Die  Rediiotion>. 


238  MiseeÜen. 

Die  Faadainenie.  Leider  efnd  die  GlXser  Ternichtet  and  die 
Münzen  rerloren.  Es  kann  aber  der  Aschensarg  an  sich  und  beson- 
ders die  Lanape  wohl  unbedingt  nur  für  römisch  erkiJirt  werden.  Es 
wird  sich  nur  fragen,  wae  für  eine  Absicht  die  Römer  iMi  Bebauung 
des  Platzes  gehabt  haben  möchten.  Da  in  der  ältesten  christlichen 
Zeit  zu  Wüschheim  nur  ein  Hof  (Hube)  gestanden  haben  solly  ge« 
nannt  zur  Wiesen,  die  Foldfluren  auch  noch,  ausser  dem  an  den  Goss- 
berg stos8end«n  Rücken,  den  Ackerbau  wenig  lohnen  und  im  Bieber- 
thale,  wie  in  allen  hunsrücker  Thälem  je  weiter  hinauf  desto  mehr 
die  flacheren  Gehänge  eher  Gras  als  Getreide  liefern,  so  seh^nt  es 
wahrschelnlieh,  dass  der  Platz  nicht  eine  bloss  kriegerische  Bedeutung 
hatte,  sondern  vornehmlich  als  Weideplatz  zur  Ylehhaltung  diente  und 
die  Fundamente  mehr  zu  StiUlen  als  zu  Häusern  gedient  haben,  daher 
eie  ausgedehnt  und  doch  bald  TersehoUen  sein  konnten. 

Bartels,  Pfarrer. 


6.  Der  Gossberg,  eine  gelinde  Erhöhung  des  zwischen  dem 
Bieberthale  und  dem  zur  Cülz  gehenden  Gimbache  liegenden  Rückens, 
phyBikalisch  merkwürdig,  grade  wegen  seiner  geringen  Höhe,  als  Wet- 
terscheide von  gewaltiger  Kraft,  liegt  zwischen  den  Dörfern  Wüsch- 
heim, wo  er  ganz  sanft  ansteigt,  und  Huntheim,  wohin  er  steiler  ab- 
fällt. Er  ist  ganz  als  Ackerfeld  bebaut  und  ist  auch  landwirthschaft- 
lieh  interessant  durch  eine  Stelle,  deren  Boden  so  mürb  ist,  dass  ein 
eingestossener  Stock  bis  anden.Gri£t  einsinkt,  und  in  der  Tiefe  braun, 
wie  gebrannte  Zichorien  aussieht.  Er  Hegt  ganz  ausser  der  Rielitung 
der  bekannten  Römerstrassen  und  muss  doch'  eine  grosse  Station  ge- 
wesen sein,  da  er  ausgedehnte  Fundamente  enthält,  wonach  die  Bauern 
BOgaar  meinen,  es  müsse  eine  Stadt  da  gestanden  haben.  Diese  Fan« 
damente  sind,  abgesehen  von  ihrer  geschickten  und  festen  Bauart  (aus 
Quarsfeldsteinen  und  Thon  sorgfältig  zusammengesetzt),  duroh  den  auf- 
gefundenen Asehensang  als  römisch  erwiesen.  Es  fragt  sieh  aber,  zu  wel- 
cher Strasse  die  Station  gehört  habe.  ZwischMi  Kirohberg  and  OastelUoii 
lag  sie  in  der  Mitte.  Wäre  der  grosse  mit  gepflastertem  Wallgrabea 
versehen  gewesene  Friedhof  voll  Grabhügel  auf  dem  Sehmiedel  bei 
Simmern  als  römisch  erwiesen,  so  wäre  der  Weg  vom  Gessberge 
nach  Simmern  in  der  dahergehenden  Zelier-Strasse  angedeutet,  dooh 
ohne  rechten  Zweck  geweseo,  wenn  er  nleht  in  entgegengesetzter  Rieh* 
tung  fortgesetzt   war.    Denn  Simmern  war  mit  Denzen  schon  auf  gra- 


Mücette».  289 

dem  Wege  und  mit  C«8t«liaun  durch  Laubaeh  Terbonden.  Yon  Ca- 
stellaan  zum  Gossberge  kann  man  aber  auch  eine  Strasse  ohne  Fort- 
gfttzung  nicht  denken.  Man  muss  diese  daher  nach  Zoll  hin  suchen, 
wenn  man  nicht  eine  isolirte  ^Niederlassung  annehmen  will,  die  von 
Denzen,  Simmern,  Laubach ,  Castellaun  je  2  Stunden  entfernt  lag  und 
nur  eine  ökonomisclie  Bedeutung  gehabt  haben  könnte. 

Dagegen  wäre  der  Oossberg  ein  Knotenpunkt  der  Straf sen  Ton 
Denzen  nach  Treis,  von  Simmern  nach  Zell,  auch  von  da  nach  Lau- 
bach, falls  sie  existirten.  Ob  man  lauter  künstlich  ausgebaute  Strassen 
erwarten  darf  oder  annehmen  kann,  dass  auch  natürlich  -  trockene 
Feldwege  benutzt  wurden,  wie  ihn  der  Gossberg  darbietet,  muBS  weiter 
«rforicht  werden.  Jedesfalls  waren  nicht  gleich  bei  jeder  Niederlas- 
sung alle  Strassen,  die  man  brauchte,  fertig.  Die  Anhdha  bei  Zell 
aber  ist  wohl  sicher  so  alt  als  die  bei  Treis,  von  wo  eine  Strasse  auf 
den  Hunsrück  ging,  ja  Zell  war  durch  seine  Lage  wichtiger. 

Bartels,  Pfarrer. 


7.  Münzfund.  In  den  letzten  Tagen  des  Monats  December  1863 
wurde  bei  dem  ungefähr  Va  Stunde  von  Bonn-  auf  der  rechten  Rhein- 
Seite  gelegenen  Dorfe  Limperich  ein  interessanter  Münzfund  gemacht. 
Bei  den  Arbeiten  zum  Aufdecken  eines  Steinbruches  fand  man  näm- 
lich in  einem  Topfe  ungefähr  hundert  spanisch  -  niederländische  Sitber- 
münzen ;  sämmtliche  Stücke  sind  mit  geringen  Ausnahmen  sehr  gut 
erhalten  und  tragen  fast/  alle  das  Bildniss  Philipps  II.  von  Spanien. 
(1555-1598). 

Die  mir  mitgetheilten  Stücke  waren  Folgende! 

a.  Kreuz  thaler    von  Brabant.    H.  Neben    dem  Kreuz  15 — 67 
Umschrift:  Hand    PHS  •  D  :  GHISP -i*  REX  DVX*BRA- 

R.  Das  grosse  Wappen  umgeben  von  der  Kette  des  goldenen 
Yliesses,  mit  der  Umschrift 

•  DOMINVS  •  MIHI  •  ADIVTOR- 

b.  Thal  er.  H.  linkssehendes  Brustbild,  unten  15  Hand  73 

PHS  D  G  HISP  £  REX-DVX  BRA » 
R.  Das  grosse  Wappen    •  DOMINVS  'MIHI  •  ADIVTOR  • 

c.  Thale>.  H.  linkssehendes  Brustbild,  unten  .15  Hand  90< 

PHS-DrG-  HISP   £  REXDVX'BRA 
B.  Das  grosse  Wappen    DOMINVS -MX HI  •  APJVXOff 


24D      .  MüceUen, 

d.  Thal  er  wie  yor  mit  15  der  Stern  Ton  Mastrichtdö  und 

•  PHS   D.O.  HISP  .  Z  .  REX  *  DVX  •  BRA. 

e.  halber  Thaler  mitPHSD:  G- HISP*  H 'REX  DYX-BR  oben 
15  Hand  66 

f.  halber  Thaler  von  Geldern  mit -PHS' D:  G  •  HISP  Z  REX • 

DVXGEL-    unten  15  O  69 
Hinter  dem  HaUe  dei   Brustbildes  Ist   ein  Schildchen  mit  einem 
Löwen  eingeschlagen. 

g.  halber  Thaler   yon  Holland  mit  PHS'D:G-HrSP  Z' 

REX    COES  HOL  unten  I....  der  Stern  Yon  Mastricht.«... 
h.  halber  Thaler  mit  PHS  •  D  •  G  '  HISP  Z  •  REX  •  COES  •  HOL, • 

unten  73  und  hinter   dem  Halse   ein  Schüdchen  mit  dem 

Zeelandschen  Wappen  eingeschlagen. 

i.  Vg  Thaler  von  Brabant  mit  PHS HISP-  Z-REX- 

DVXBRA. 
k«  Vio  Thaler  von  Geldern  mit  rechtssehendem  Brustbild,  ohne 
Jahrzahl. 

Lilienkreuz.     PHS  •  D  •  G    HISPAMU  •  REX  •  DVX  •  GELR 
1.  Yio  Thaler  von  Holland  mit  linkssehendem  Brustbild,  ohne 
Jahrzahl . 

PHILIPPVS  •  D  :  G  •  HISP  •  REX  •  0  *  HOL 
Ausserdem  wurde  mir  noch  ein  zu  diesem  Funde  gehöriger  hal- 
berThaler  von  Tournay  gezeigt,  der  auf  der  Hauptseite  hinter 
REX  den  Titel  DNSTORN  führte. 

Auch  fand  sich  aus  der  Zeit  von  Ferdinand  und  Isäbella  [1474 
— 1516]  eine  ganz  abgegriffene  Silbermünze  vor,  die  auf  der  H-  das 
Wappen  auf  der  R.  die  zusammengebundenen  Pfeile  zeigte. 

Bonn  im  Januar  1864.  Wärst. 


8.  Goldfund  von  Perscheid.  In  dem  seltenen  zu  Frank- 
furt a.  M.  im  J.  1750  unter  dem  Titel:  Commercii  litterarii  curiosi 
Dissertationes  Epistolicae  Pyladis  et  Orestisi  id  est:  clarissimorum 
Westphaliae  Duumvirorumi  J o d.  Herrn.  Nunnlnghii  etJo.  Henr. 
0-ohausen  litterarum  amoebaearum  Tomus  Secundus  —  erschiene- 
nen, im  Besitze  des  Hrn.  Prof.  aus^m  Weerth  befindlichen  Buche,  wo- 
rin die  genannten  zwei  Alterthumsfreunde  in  humoristischer  und  lau- 
niger  Weise  über  antiquarische,  numismatische  und  physioalische  Fra- 
gen ihre  Ansichten  austausehen   (ein   Brief   handelt  über  die  Regen- 


MüceUMi.  241 

bogensehüsdeln,  ein  andrer  über  Talismane,  der  7.  Brief  gibt  eine 
moralisohe  und  phyucalisobe  Analyse  des  Westfälischen  Pumpernikels)i 
findet  sich  am  Schlüsse  eine  Mittheilung  über  eine  bei  Cobern  unweit 
Coblenz  stattgefundene  Ausgrabung  Ton  Graburnen  und  andern  Anti- 
caglien,  nebst  einem  Anhang»  welcher  von  einem  grossen  Goldfande  bei 
Oberwesel  im  J.  1693  Nachricht  gibt.  Die  Notiz  über  letztern  Fund, 
welche  Ton  dem  ersten  churf.  4riersohen  Physikus  zu  Coblenz,  S  a  1. 
Em.  Eugen.  Cohausen,  herrührt ,  verdient  hier  mitgetheilt  zu 
werden. 

'  In  dem  Dorfe  Perscheid,  IY2  St.  von  Oberwesel,  in  der  Trierer 
Diözese,  von  der  Feste  Rheinfels,  welche  im  J.  1692  eine  Belagerung 
durch  die  Franzosen  bestanden,  etwa  2  Standen  entfernt,  hatte  ein  in 
Folge  des  Krieges  verarmter  Kuhhirt  Samuel  Robs  ein  kleines  Stück 
Feld,  in  einem  sogenannten  ,)Qeböck"  gelegen,  gerodet  und  mit  Kom 
bestellt,'  musbte  es  aber  aus  Noth  einem  Weseler  Bürger,  Namens  Paul 
Fischer,  verkaufen.  Als  dieser  zur  Erndtezeit  am  6.  August  1693  mit 
seinen  Schnittern  das  Rottfeld  besuchte  und  zur  Abendzeit,  um  aus- 
zuruhen, sich,  auf  einen  Baum  Strunk  gesetzt  hatte,  bemerkte  er  in  der 
von  Mäusen  oder  von  einem  Maulwurf  aufgeworfenen  Erde  etwas 
Randes,  jedoch  ganz  mit  Roth  bedeckt.  Beim  Aufheben  zeigte  es  sich, 
dass  es  eine  Goldmünze  war ;  jedoch  fand  er  an  diesem  Tage,  unge- 
achtet er  mit  dem  Stocke  nachbohrte,  nichts  weiter.  Daher  stieg  er 
am  folgenden  Tage  mit  dem  SchuUehrer  von  Perscheid  xwieder  auf 
das  Rottfeld,  und  als  sie  den  erwähnten  Baumstrunk  ausgruben,  ent- 
deckten sie  unter  den  Wurzeln  desselben  586  Münzen  von  romischen 
Kaisern  und  Kaiserinnen  (die  Stücke  waren  um  einige  Gran  schwerer 
als  sogen.  Doppelducaten),  alle  von  gediegenem  Golde,  innerhalb  eines 
Raumes  von  4  Fuss  in  einer  Reihe.  Der  Finder  hatte  schon  zwei 
Stück  für  sich  verwendet,  als  die  Kunde  von  dem  glücklichen  Fund 
dem  in  Coblenz  residirenden  Churf ürsten  Johann  Hugo  zu  Ohren  kam. 
Dieser  erwarb  die  noch  übrigen  584  Stück  und  Hess  sie  an  verschie- 
denen goldenen  Gefässen  durch  einen  Goldschmied  in  Frankfurt  a.  M. 
Namens  Peter  Boz,  der  in  der  Enkaustik  ein  grosser  Meister  war,  künst- 
lieh  einsetzen.  Unter  diesen  Gefässen  zeichnen  sich  zwei  Becher  mit 
Deckeln  durch  grosse  Seltenheit  und  hohen  Kunstwerth  aus ;  diese 
zieren  290  der  genannten  Münzen.  In  der  Mitte  des  ersten  Bechers 
befindet  sich  das  Bild  des  Kaisers  Leopold  auf  einem  goldenen  Me- 
daillon abgebildet,  auf  dem  Deckel  dagegen  erglänzt  dasselbe  Bild 
in  enkaustischer  Manier  (Emaille  ?),  von  Diamanten  und  Smaragden  ein- 

16 


242  msceUen. 

gdfasat.  Ebenso  ist  in  der  Mitte  des  zweiten  Beehera,  der  an  Gewiehi^ 
Ferm  und  Grosse  dem  erstem  entsprioht,  das  Bildnis»  des  romisohen 
Königs  Joseph,  ebenfalls  in  Qold  und  enkattstiseher  Manier  and  gleich- 
falls mit  Diamanten  und  Smaragden  verziert.  Am  Fues«  der  Becher 
ist  die  Inschrift  eingegraben :  Haec  Namismata.  Veteram.  Imperato- 
rum.  Anno  1693.  In  Agro.  Vesaliensi.  Prope.  Pershheid.  Inrenta,  Jo- 
annes Hugo  D.  G.  Archiep.  Trevir.  Fr.  Elector.  Ep.  Spir.  In.  Hone. 
Ordinem.  Et.  Usum.  Redigi.  Guravit. 

Darunter  sieht  man  die  Wappen  des  Churfürsten  in  künstlicher 
Enkausitk.  Jedes  Gefäss  mit  dem  Deckel  wiegt  6  Pfd.  23  Loth,  so 
dass  beide  ein  Gewicht  ron  J3  Pfd.  und  11  Loth  des  besten  Goldes 
darstellen ;  sie  bleiben  aber  beständig  in  der  Trierschen  Schatsskammer 
Verschlossen.  Was  die  yersohiedenen  Kaiser  und  Kaiserinnen  betrifft} 
welchen  diese  Münzen  angehören,  so  gibt  ein  beigefügtes  Verzeichniss 
genau  die  auf  den  Arersen  und  Reversen  befindlichen  Namen  und 
Legenden  an.  Von  den  zurückbehaltenen  Münzen  besitze  ich  eine, 
auf  deren  Vorderseite  zu  lesen  ist:  M- AVREL  •  ANTONIN VS- AVG' 
mit  dem  lorbeergekrönten  Haupte  des  Kaisers;  auf  der  Rückseite: 
TR-PXXXIMMP -Villi  COSIII-PP.  Soweit  der  Bericht  Cohausens. 

Nach  Abfassung  dieser  kurzen  Mittheilung  erlangte  Prof.  aua'm 
Werth,  zum  Zwecke  näherer  Nachforschung  der  in  den  Besitz  des 
Herzogs  zu  Nassau  gekommeaen  Trierer  Domschätze,  Zutritt  zur  her- 
zogliohen  Sehatzkammer  in  Wiesbaden  und  fand  dort  die  oben  be- 
aehriebenen  Gefäese  wohlbehalten  vor.  Nähere  Mittheilungen  darüber 
stehen  für  das  nächste  Heft  in  Aussicht. 

J.  Freudenber  g. 


9*  C  ob  lenz,  15.  Juli.  Bei  der  Aufführung  eines  Hintergebäu- 
des im  Hofe  des  Kaufmannes  Hrn.  Bernheim,  Entenpfuhl  hior- 
selbst  entdeckte  der  Eigenthümer  etwa  25  Fuss  über  dem  Boden  in 
die  Scheidemauer  nach  der  Liebfrauenkirche  zu  eingemauert,  einen 
alten  Inschriftenstein,  den  er  ausbrechen,  in  seinen  Hof  bringen  liess 
und  mit  grosser  Freundlichkeit  jedem  Alterthumsforsoher  zeigt. 

Wir  sind  in  den  Stand  gasetzt,  nicht  blos  die  Inschrift  zu  ent- 
ziffern, sondern  auch  über  seine  Bedeutung  Auskunft  zu  geben. 

Die  Inschrift  in  grossen  lateinischen  Buchstaben  des  12.  Jahrhun- 
derts,  sehr  abgekürzt  und  schwer  lesbar,  lautet :  Arnold  Geveno  f  No- 
tum  sit  Omnibus  quod  omnes  cives  de  Tuicia  hie  transeuntes  (H  nam- 


MisceUen.  ^43 

mos  ?)  dabunt  (eeolesiae  ?  coloniensium  ?)  denarioruün   antiquorum  Tini 

reditus za    deutsch   also:   Amodd  Geveno  macht  bekanot, 

dass  die  Bürger  you  Deutz;  welche  hier  Yorbeikommen,  (yod  jedem' 
Fuder  Wein)  2  Denare  alter  Wähfung  (ungefähr  5  Silbergroschen) 
Steuer  su  entrichten  haben. 

Der  Land-  und  Wasserzoll  zu  Coblenz  war  seit  dem  11.  Jahr- 
hundert  Eigenthum  des  Stifts  S.  Simeon  zu  Trier  und  findet  sich  in 
dem  Zoll- Privileg! um,  welches  Kaiser  Heinrich  IV  dem  Stift  im 
Jahre  1104  ausstellte,  genau  derselbe  Tarif  für  die  Deutzer  Bürger, 
indem  es  dort  heisst  (Beyer  Mittelrhein.  Urkundenbuch  I.  S.468);  de 
Tuicia  debent  dare  I  denarium  et  unam  denariatam  yini. 

Deutz,  Duisburg,  Cochem  und  mehrere  andere  Städte  waren  im 
Zolle  etwas  geringer  angesetzt  als  die  übrigen  rheinischen  Orte,  weil 
ihnen-  die  Pflicht  oblag,  einzelne  Thürme  und  MauertheUe  der  Oob- 
Ganzer  Stadtbefestigung  zu  Unterhalten  oder  im  Zerstörungsfalle  neu  zu 
bauen,  und  ist  es  dadurch  erklärlich,  warum  der  Stein,  ein  Trachytquader 
vom  Drachonfels  oder  aus  dem  Lahnthale,  gerade  an  dieser  Stelle  ein- 
gemauert  war.  Die  Scheidemauer  zwischen  der  Pfarrkirche  und  dem 
Grundstücke  des  Hrn.  Bernheim  steht  nämlich,  wie  der  Augenschein 
zeigt,  auf  der  ältesten,  innern  Stadtmauer  von  Coblenz,  welche  sich 
von  der  Burg  aus  unter  den  Häusern  vom  alten  Hof  hinter  dem  alten 
Graben,  Plan,  Entenpfuhl  und  der  Kompfortstrasse  bis  zur  Mosel 
zog,  und  wovon  ein  niedriges  Thor  unter  dem  Stern  noch  erhalten  ist. 

Es  wurde  also  der  Tarif  für  Deutz  von  Arnold  Geveno  (dem 
Schultheissen  von  Coblenz  ?)  wahrscheinlich  gerade  an  das  Mauerstixck 
befestigt,  dessen  Erhaltung  der  Stadt  Deutz  oblag.  Ganz  in  ähnlicher 
Weise  sind  solche  Zolltarife  und  Zollbefreiungen  auch  ätt  der  inneren 
Stadtmauer  von  Boppard  befestigt. 

Der  Stein  hat  unbedenklich  früherhin  aü-  eiäi^r  andern  Stelle  ge- 
standen, da  er  hier  etwa  25  Fuss  hoch'  über  dem  Boden  eingemauert 
war,  wo  ihn  also  Niemand  lesen  konnte  und  an  diesOr  Stelle  noch 
dazu  auf  dem  Kopfe  stand.  Hr.  Bemheim  hat  den  Stein  der  Stadt 
Coblenz  geschenkt,  die  ihn  in  ihrer  Bibliothek  aufgestellt  hat,  in  wel- 
cher sich  noch  mehrere,  im  Beringe  des  städtischen  Bezirks  gefundene 
Alterthihner  befinden;  wir  zweifeln  nicht,  dass  die  Stadt  dem  Steine 
bei  seinem  respectablen  Alter  von  700  bis  800  Jahren  gebührende 
Achtung  beweisen  wird. 


244  Miscellen. 

10.     GlockeninAohriften  im  Kreise  Qeilenkirohen  ^). 
Geilenkirchen. 
Grosse  Glocke : 

Sum  in  honorem  Dei  B.  Mariae  Y.  et  S.  Xorbertt  fasa  anno  1682. 
Die  Lebendige   ruffen    ich.   die  Tode  beklagen  ich.  das  Ungewetter 
yerdreiben  ich.  Joannes  Bourlet  gos  mich. 
Zweite  Glocke: 

In    honorem   Del    et    B.  M.  Y.  et  S.   Joannis    Evang.    Patronorom 
fusa  anno   1682.     Werner   Friedrich  Freiherr  von  Harff  Ambtmann 
zu  Geilenkirchen.  Joannes  Bourlet  gos  mich. 
Dritte  Glocke: 
In  honorem    S.    Mathaei   et   S.    Catharlnae    Y.  et    Mar.  Theodories 
Groewels  Yogt  zu  Geilenkirchen.  Joannes  Bourlet  gos  mich  anno  1682. 
Kleinste  Glocke: 
loh  dien  der  Gieminden  mit  meinem  Schal.  Ich  rof  si  zu  dem  Tem. 
pel  al  1594. 

Birgden. 
Grosse  Glocke : 
Maria  Hemsch  (Heimsuchung).  Gregorius  van  Trier  gos  mich  1414. 
Kleine  Glocke: 

Nur  die '  Jahreszahl    1748«     Die  frühere  Glocke,   aus  welcher  diese 
gegossen  wurde«  hatte  die  Inschrift:  S.  Urbanus  1489. 
Freienberg. 
Grosse  Glocke: 
Dyonysius    heischen   ich.    Die   leuendichge  roiffen  ich.     Die  de  den 
beschrien  ich.     Jan  Tan  trier  gous  mich,     anno  dni  m.  y  cXXII. 
Kleine  Glocke: 

Maria  heischen  ich.  Tzo  deme  dyenst  gotz  luden  ich.  Den  donner 
verdriven  ich.     Jan  van  trier  gous  mich,  anno  dni  MYcXXII. 

Gangelt. 
Grosse  Glocke: 

Perniciosco  a  Gallis  Swecis  Germanisque  haereticis  Germaniae  nostrae 
moto  ab  anno  1618  et  adhuo  durante  hello  sub  sanotiss.  Urbano  YIH 
Rom.  Pont.  raax.  inuictiss.  Ferdinande  III  Rom.  Imp.  et  Sereniss. 
Wolffgango  Wilm.    Com.  Pal.  Duoe  Bau.  lul.  Cliviae.  Mont.  Prae. 


1)  Wir    verdanken    vorstehende    Glooken-Insohriften  der  gefälligen 
Mittheilung  der  K.  Regierung  zu  Aachen. 

D  ie  Redaotion. 


KisceHen,  245 

nob.  Wilhelmo  ab  Hanxleden  satrapa  ao  Leone  a  Riohtrich  Prae* 
feoto  Fr.  Wilhelmo  Kerpen  Profess.  ord.  Praem.  in  Kneohtsteden 
Pastore,  neo  non  Adam  Dahmen.  Henr.  Reiohman.  Laurens  Rotare. 
Adam  Ritzen.  Qerard  Ingendali.  Adam  Montz  cum  filio  Johe.  Montz 
Boriba  satrapiae.  Leonard  Kardenbenders.  Peter  Helgers.  Jahn  Dau- 
nen, scabini  consuleaque  opidi  Gangelt  ad  honorem  Dei  opt.  ma. 
ximi  et  S.  Nicolai  Patroni  Ecciae  sumptibus  Parochiae  me  fieri  fe- 
cerunt  per  M.  F^rancis.  Trier,  äo.  16.37* 

Mittlere  Glocke: 

Anna  heissen  ich.  toet  den  dienst  Gots  leuden  ich.  Gregorius  van 
Tenen  goes  mich.  äo.  dni  MVcXIIII. 

Klefne  Glocke: 

'    Maria  heis  ich.  Tilman  van  VenIo  goes  mich.  1600. 
Loverich. 

Grosse  Glocke: 

In  honorem  Jesu'  Marifie  et  Joseph  ao  s.  t.  s.  Annae  me  procura, 
vit  communitas  sub  pastore  J.  F.  Trimborn.  Loverich  et  Flovench 
1836.  P.  Boitel  me  fecit. 

Kleine  Glocke: 

In  honorem  sancti  Willibrordi  patroni  ecciesiae  Loverichanae  1770. 
Martinus  Legros  me  fecit. 

Marienberg. 

Grosse  Glocke.* 

Ex  cinere  lugens  sab  virgineo  assumta  patrocinio  refandebar.  Sancta 

Maria  patrona  ora  pro  nobis. 

I.  Simon  et  0.  Foissoy  nos  fuderunt  anno  1790- 

Mittlere  Glocke: 
Sancti  Rochus  et  Anna  patroni  nostri  oratepro  nobis. 
I.  Simon  et  C    Foissey  nos  fuderunt  anno  1790. 

Kleine  Glocke : 

Im  woir   bin    ich    geclossen    ein    vaber  klock   zu  wormerstorph  ge- 
gossen, im  glueck  bin  ich  geboren  sum  ongelück  verloren, 
petrus  de  trivcris  me  fecit  1582. 

Süggerath. 

Grosse  Glocke: 

Maria  heisse  ick.  de  leude  roepe  ick.  de  doden  beschrien  ick.  de 
Wedr  verdriven  ick.  1477.  Klockenmacher  van  Venrode. 

Mittlere  Glocke: 

Cosmas  Damian  heiss  ich,  im  namen  des  h.  oreutzes  luden  ich.  1478. 


246  MiMceUen. 

Kleine  Qlooke: 
S.  Catharina  1734. 

Teveren. 
Grosse  Glocke: 

Sancta   Maria.    Mortut>B   plango.    .lohanft  Leonard  Heinen    und  die 

Eheleute  Johann  Meinen  and  Mari»  Gertrud  Pooten  1854. 
Mittlere  Glocke: 

Ohne  Inschrift. 
Kleine  Glocke : 

Sanotus   Willibrordus.  Vivos  yoco.   Kelier  Pfarrer.  Joh.  Jos.  Bütten 

und  Gertrud  Keinen   1854. 

üebaoh. 
Grosse  Glocke : 

S.  Dionisius  heise  ich.  Zu  dem  Dienst  Gottes  lüde  ich.  Den  Donner 

vertriebe    ich.    Franz    von    trier    gous   mich.      Godefridus    Ophoyen 

Pastor  1684. 
Mittlere  Glocke:  (1682) 

Antonius  Rochusque  vocor.  expensis  huius  Paroohiae  a  Joh.  Boariet* 

refusa  fulgura  nociva  abigens  diuina  prior  indioo. 
Kleine  Glocke : 

P.  J.  B,  1832.* 

Uetterath. 
Grosse  Glocke : 

Mana  helssen  ich  tso  dem  ruem  goda  laden  ich.   1441. 
Kleine  Glocke: 

Eram  absque  nomine    saneti  qaando    sine   nomenclatione  in  Utrath 

generabar.  nunc  divae  Catharinae  nomine  fulgeo :  dato  et  titulo  iam 

lucis  candor  apparuit:  haeo  sancta  nos  a  tempestatibus    liberare    di- 

gnetur.  Refudit    Christian  Wilhelm  Voigt   parens    et  Christian  Voigt 

filius  refudit  in  Dr'emmen.  anno  1763. 

Wurm. 

Grosse   Glocke: 
Maria  vocor.  anno  domini  1415. 

Kleine  Glocke: 

Sanctus    Johannes   Baptista.    Jacob    van  Venlo  gos  miofa  anno  do- 
mini 1452. 

11.     In    den    Jahrbb.  XXIX  u.  XXX  Taf.  II,  12    theilt  Hr.  Prof. 
Dr.  aus'm  Weerth   einen  im  Besitze  des  Hrn.  Reg.  u.  Baurath  Kroger 


MiieeOen.  947 

EU  Düueldorf  befindlichen,  bei  Xanten  gefundenen  Cameol  Intagli» 
mit,  der  eine  mit  yerscMedenen  Attributen  versehene  Minerva  darstellt. 
Wenn  mein  verehrter  Freund  es  auch  ungewiss  lässt,  eb  das  unterste 
der  von  ihrer  Hechten  gehaltenen  Attribute,  ein  Ruder  oder  eine  Pflug, 
sohar  sei,  so  lässt  mich  ein  in  meinen  Händen  befindlicher  Abdruck 
nicht  im  mindesten  daran  zweifeln,  dass  ein  Ruder  dargestellt  werden 
spUe.  Bestätigt  wird  dies  durch  einen  in  meinem  Besitze  befindlichen 
gebrannten  Carneol  Intaglio ,  von  ziemlich  doppelter  Grösse,  der 
in  starkem  Relief,  aber  höchst  roher  Arbeit  genau  dieselbe  Darstellung 
zeigt,  wo  das  Ruder  gleichfalls  nicht  zu  veikennen  ist  Ich  erwarb 
denselben  1838  in  Florenz  ;  man  ersieht  daraus,  dass  dieselben  Vor- 
stellungen zu  joner  Zeit  in  den  verschiedensten  Gegenden  hemehten 
und  dargestellt  wurden-  Ein  andrer  in  meinem  Besitze  bofindlioher 
kleinerer  vertieft  gearbeiteter  Stein  zqigt  wieder  dieselbe  Darstellung ; 
doch  sind  hier  die  Attribute  und  die  Flügel  der  Minerva  weniger  ge- 
sSehert,  weshalb  sie  auch  anders  gedeutet  werden  können.  Auf  einetti 
dritten  noch  etwas  kleineren  Steine  i^t  alles  noch  unbestimmter.  Die 
l^tflten  beiden  Steine  erwarb  ich  im  Kunsthandel,  so  viel  mir  erinner. 
lieh  ist  in  Berlin. 

Raden  sieben,  den  7.  März  1864.  v.  Quaat. 

Nochmals  dieselbe  Darstellung  findet  sich  auf  einem  geschnittenen 
Steiile  der  Sammlung  des  Herrn  Ebbrle  In  Dösoeldorf. 

Die  Bedaetion. 

12.  Trier,  22.  Mai.  Man  kann  sagen,  dass  täglich  hier  Alter- 
thUxner  aas  dei  römischen  Periode  gefanden  werden.  Verhältnis^ 
massig  sehr  selten  werden  goldene  Geräthe  angetroffen.  Vor  einigen 
Tagen  worden  zu  Heiligkreuz  nochmals  diverse  römische  Gegenstände 
ausgegraben,  darunter  ein  4  Zoll  langee  Stehmesser  mit  goldenem  Stiel, 
der  mit  zwei  rothen  und  einem  grünen  Edelsteine  besetzt  ist.  Während 
die  Klinge  ganz  von  Rost  und  Sand  dick  umballt  und  ihrer  metalli- 
schen Beschaffenheit  ganz  beraubt  ist,  fand  sich  der  goldene  Stiel 
nnversehrt  und'  glänzend  im  Boden.  —  Zu  Strass-Paulin  wurden  kürz- 
lieh diverse  römische  eiserne  Geräthe,  darunter  ein  Nagel  von  7  Zoll 
Länge   ond  ein  Hufeisen  zum  Anschnallen,  gefunden. 


13.  Alte  befestigte  Werke  im  Kreise  Gummersbach, 
Regierungsbezirk  Cöln.  Etwa  1  Meile  östlich  von  Gummersbach, 
1  M«Ue  nördlioh    vopi   hVJ^  Breitengrade  j    ungefähr    mitten  zwiaohen 


248  Miscellen. 

dem  2f)ten  und  26ten  Längengrade  mündet  der  ziemlich  wasserreiche 
Genkelbach  in  die  Agger,  einem  bei  Siegburg  in  die  Siegreich  er- 
giessenden  Fiuss.  Wie  jede  specielle  Karte  zeigt,  schliessen  Genkel 
und  Agger  beim  Zusammenfluss  einen  Bergrücken  (von  3  bis  dOC 
Höhe)  nach  Westen,  Süden  und  Osten  ein.  Der  Bergrücken  hat  nach 
allen  Seiten  sehr  steile  Abhänge,  besonders  nach  Westen  und  Norden; 
hier,  an  der  Nordseite,  ist  er  nicht  von  einem  Fluss  oder  Bach  eiq. 
gefasst.  Der  obere  Theil  besteht  aus  einem  Plateau,  in  der  Richtung 
von  Süden  nach  Norden  etwa  7*  Meile  lang,  von  Westen  nach  Osten 
kaum  Vi5*®l  Meile  breit.  Der  Bergrücken  bildet,  seiner  steilen -Ab- 
hänge wegen  und  weil  er  dicht  am  Fusse  zu  Vs  seines  Umfangea  von 
Gewässern  umgeben  ist,  gleichsam  eine  natürliche  Festung.  Das  Pla- 
teau hat  an  beiden  Endpunkten  (Norden  und  Süden)  höhere  Kuppen, 
mit  Tannen,  Schlagholz  und  Gestrüpp  bewachsen ;  die  Fläche  zwischen 
beiden  wird  beackert.  Die  nördlihe  Kuppe  „op  der  Tinnen**  (auf  der 
Zinne)  genannt,  hat  auf  ihrem  Gipfel  eine  rundliche  Fläche  von  un- 
gefähr 70'  im  Durchmesser,  die  nordwest-  und  ostwärts  durch  die 
steilen  Abhänge,  südwärts  durch  zwei  Wälle  von  40  und  30'  Steigung 
geschützt,  eine  sichere  Stellung  darbietet.  Die  ausgedehntere  Kuppe 
an  der  Südseite  fällt  nach  Norden  kaum  merklich  ab;  der  Abhang, 
welcher  so  entsteht,  ist  nach  allen  Seiten  von  einem  Walle  umgeben, 
der  nach  Osten  und  Westen  bis  dicht  an  die  steilen  Bergwände  reicht. 
Der  umwallte  Raum,  mit  zwei  Eingängen  an  der  Nord-  und  Südseite, 
ein  längliches,  südwestlich  stark,  an  den  übrigen  Ecken  schwach  ab- 
gerundetes Viereck,  ist  gegen.  520'  lang,  250'  breit  und  wird  „die 
Burg^  auch  „das  römische  Lager'^  genannt.  Der  Wall  hat  an  der 
Basis  eine  Breite  von  etwa  25';  die  Höhe  vom  inneren  Theile  wech- 
selt zwischen  4  und  5' ;  von  aussen  erscheint  er,  besonders  nach  Osten 
und  Westen  der  steilen  Abhänge  wegen  bedeutend  hoher.  Ueberreste 
von  Wällen  in  dem  beackerten  Theile  lassen  vermuthen,  dass  auch 
hier  eine  Befestigung  angelegt  gewesen,  die  im  Laufe  der  Zeit  gross- 
tentheils  abgetragen  worden. 

Es  unterliegt  kaum  einem  Zweifel,  dass  die  beschriebenen  Werke 
zu  militairlschen  Zwecken  gedient  haben,  das  an  der  Südseite  zu  einem 
Lager,  das  an  der  Nordseite  zu  einer  Warte.  Von  letzterer  aus 
konnte  ein  grosser  Theil  der  Umgegend,  besonders  nach  dem  Ebbe- 
gebirge im  Sauerlande  (ehemaligem  Sigambernlande)  hin,  übersehen 
werden. 

Pen  Bergrücken  mit  seinen  Gehölzen,  Ackern  u«  s.  w.  bildet  ein 


Miseellen.  249 

Theil  des  unmittelbar  daran  liegenden  Gutes  Bredenbruch.  Der  Be- 
sitzer desselben  theilte  auf  Befragen  mit,  dass  auf  dem  Plateau,  aus- 
ser einigen  Fussangeln  und  Stücken  Ton  Eisen,  anscheinend  yon  Schlös- 
sern, bisher  keine  Antiquitäten  gefunden  worden  ;  es  sei  aber  auch 
noch  nicht  darnach  gesucht.  Eine  der  Fussangeln  wurde  vorgelegt. 
Sie  hat  vorne  Stacheln,  jede  1^/J'  lang  und  ruht,  wie  man  sie  auch 
wirft,  immer  auf  drei  Stacheln,  während  sie  die  vierte  in  die  Höhe 
richtet.  Es  passt  darauf  die  Beschreibung  der  Fussangeln,  welche  die 
Römer  im  Kriege  anwendeten,  Yegetius  de  ro  militari,  Lib.  III  Cap.  24, 
wörtlich  des  Inhalts: 

„Tribulus  autem  est  quatuor  palls  confixum  propugnaculum,  quod, 

quomodo  abiecerts,  tribus  radiis  stat,  et  erecto  quarto  infestum  est.** 

Freiüch  sind  die   jetzt  gebräuchlichen    Fussangeln    von  ähnlicher 

Beschaffenheit.  Was  sollte  aber  in  neuerer  Zeit  zum  Auswerfen  solcher 

gefährlichen  Instrumente  auf  einem  isolirten  Bergrücken  in  einer  dünn 

bevölkerten  Gegend  Veranlassung  gegeben  haben  ? 

Hamm.  Hofrath  EsseÜen. 


14.  Ausgrabungen  bei  Falkenburg.  Nachdem  eine  An- 
zeige von  einem  bei  Falkenburg  aufgedeckten  römischen  Lager,  welche 
zuerst  in  der  limburgischen  Zeitung  „le  Courier  de  la  Meuse''  N.  166 
vom  17.  u.  18.  Juli  1864  erschien  und  tn  die  Aachener  sowie  in  die 
Kölnische  Feitung  überging,  die  Aufmerksamkeit  der  Alterthumsfreunde 
erregt  hatte,  begab  sich  der  Unterzeichnete,  vom  Präsidenten  des  Ver- 
eins  dazu  aufgefordert,  in  Begleitung  des  thätigen  Vereinsmitgliedes 
Herrn  St.  Käntzeler  am  29.  Juli  an  Ort  und  Stelle,  um  den  Fund  an- 
zusehen.  Nahe  beim  Dorfe  Houtem  auf  der  Höhe,  auf  welcher  wei- 
terhin  nach  Norden  Schimmert  liegt,  war  ein  Graben  nebst  kreisrunder 
Umwaliung  aufgedeckt,  die  einen  Raum  von  ungefähr  5  preuss.  Mor- 
gen  Landes  umgibt,  nur  nach  Süden  hin  unterbrochen,  wo  auch 
Mauerreste  ersichtlich  sind  und  der  Eingang  anzunehmen  ist-  Zwischen 
diesem  und  der  Mitte  des  Kreises  sind  die  Grundmauern  eines  Gebäu- 
des aufgedeckt,  welches  von  Norden  nach  Süden  eine  Länge  von  63 
Fuss  und  von  Westen  nach  Osten  eine  Breite  von  27  Fuss  hat  Die 
Grundmauern  bestehen  a'us  Hausteinen  und  enthalten  nur  wenige 
Ziegel  hier  und  da  an  der  Oberfläche.  Nahe  am  Walle  gegen  Nord- 
Westen  hatte  man  zahlreiche  Scherten  voiv  Gefässen  aus  weissem  Thon, 
Ziegelstücke,  Gebeine,  Asche,  auch  viele  Thierknochen  u.  s.  w.  gefunden, 
alles  in    einer  Grube,  welche  12  bis  13  Fuss  tief  ausgehöhlt  worden 


250  MisceUm. 

war.  Unter  diesei)  in  der  nahen  Wohnung  des  Försters  de  Hoen  in 
KUten  aufbewahrten  Gegenständen  war  nichts  anderes  mit  Insehriften 
Versehen  als  vier  Ueberreste  von  Schalen  aus  terra  sigillata,  welche  im 
Innern  die  Stempel  MOVIANO,  (MONTANO?)  CABRVS,  CANVACVM, 
lYDV  zeigten.  Sonst  waren  noch  Stücke  von  geripptem  grünem  Glase^  ein 
siohelähnliches  Elsen,  Nadeln  von  Hörn  und  ein  viereckiges  Bronze- 
plättohen  zu  sehen,  auf  welchem  ein  Viergespann  nebst  Führer  gravirt 
war.'  Auch  habe  man,  erzählt  der  Förster,  einen  Vorrath  von  Ge- 
treide gefunden,  welches  wie  gepellter  (geschälter)  Reis  ausgesehen 
habe.  Die  Nachgrabungen,  welche  hier  auf  holländischem  Gebiete 
auf  Kosten  der  belgischen  Regierung  von  Herrn  Schuermann,  Staats- 
procurator  in  Uasselti  und  Herrn  Ritter  de  Borman,  Bürgermeister  xu 
Schalkhoven,  geleitet  wurden,  sollen  noch  weiter  fortgesetzt  werden, 
wobei  einige  Ausbeute  an  SteininsQhriften  sehr  zu  wünschen  wäre* 
Das  bisherige  Ergebniss  ist  höchst  wahrscheinlich  die  Entdeckung  des 
viel  besprochenen  und  gesuchten  Coriovallum  auf  dem  Itinerarium  des 
Antoninus,  indem  dort  römische  Heerstrassen  von  Osten  und  von  Nord- 
osten her  zusammentrafen,  welche  sich  von  dieser  Gegend  bis  Jülich 
und  andererseits  bis  nach  Neuss  in  vielen  Spuren  verfolgen  lassen. 

Dr.  Savelsberg. 

15.  Bonn.  Gräberfunde  im  Brohl-  und  Nettethale. 
In  Folge  einer  gegen  Ende  des  vorigen  Jahrs  an  den  Vorstand  des 
Ver.  V.  A.  Fr.  im  Rh.  ergangenen  Anzeige  von  der  Ausgrabung  römi- 
scher  AUerthümer  in  Wassenach  unweit  des  Laaoher  Sees  über- 
nahm der  Unterzeichnete  in  den  verwichenen  Pßngstferien  eine  Be 
sichtigung  des  Fundes  an  Ort  und  Stelle,  welche  Folgendes  ergab. 
Beim  Graben  eines  Brunnens  in  der  im  Unterdorf  gelegenen  Wendels- 
gasse  stiessen  die  Arbeiter  in  einer  Tiefe  von  20  F.  auf  ein  an  der 
Seite  aus  weichen  Tuffsteinen  construirtes  und  mit  3—4  dergleichen 
Steinen  gedecktes  Grab,  dessen  Soole  rothe  Ziegelsteine  bildeten.  Man 
fand  darin  Arm-  und  Belnknoolien,  die  noch  wohl  erhalten  waren, 
wogegen  vom  Schädel  nichts  mehr  zu  sehen  waf.  Auf  dem  Sarge 
und  um  denselben  standen  5—0  Urnen  von  ziemlich  rohem,  grauem 
Tbon,  welche  beim  Ausgraben  grossentheiis  zerbrochen  wurden.  'Das 
Interessanteste  bei  diesem  ohne  Zweifel  spätrömischen  Grabe,  derglei- 
chen in  der  Flur  von  Wassenach  öfter  vorgekommen  sein  sollen,  ist 
die  ungewöhnliche  Tiefe  von  20',  während  dieselbe  bei  andern  Funden 
gewöhnlich  3 — 4'  beträgt.     Fragt  man  nach  der  Ursache  dieser  aua- 


MiiceUen.  2&1 

Berordentlichen  Ersoheinung»  so  m5ohte  dieselbe  an  dieser  Stelle  schwer, 
lieh  massenhaften  Schuttaafhäafungen  in  Folge  von  Brand  und  wie- 
derholter Zerstörung  darauf  stehender  Gebäude,  wie  sie  z.  B.  in  Trier 
nachweislich  yorkommeni  allein  zugeschrieben  werden  können,  viel- 
mehr sind  wir  zu  der  Annahme  geneigt,  dass  dieser  hohe  Schutt  haupt- 
sächlich  dem  sich  täglich  noch  bildenden,  in  der  Gegend  tou  Wasse- 
naeh  und  Laaoh  ebenso,  wie  im  ganzen  Brohlthale  verbreiteten  vul- 
kanischen Staube,  der  sich  hier  Im  Laufe  der  Jahrhunderte  allmählich 
niedergesetzt  und  angehäuft  hat,  seine  Entstehung  verdanke. 

Auf  derselben  antiquarischen  Excursion  erfuhr  ich  durch  den 
Bürgermeister  von  Burgbrohl,  Hrn.  Salentin^  dass  unlängst  im  Brohl- 
thale der  Schweppenburg  gegenüber,  unmittelbar  an  der  Brohlstrasse, 
ein  in  den  Tuffstem  seibat  eingehauenes  mit  mehrern,  einige  Zoll  dicken 
Platten  gedecktes  Grab,  worin  ein  noch  wohl  erhaltenes  Skelett  lag, 
gefunden  worden  sei» 

Von  einem  ganz  ähnlichen,  in  dem  lebendigen  Tuff  ausgehöhlton 
Grabe,  welches  im  Laufe  dieses  Sommers  in  den  durch  Auf6ndung 
einer  werthvollen  römischen  Minervastatuette  ^j  bekannten  Tuffstein- 
brUchen  von  Plaidt  im  Nottethal  unter  12'  hohem  Schutt  entdeckt 
wurde  und  ein  Skelett  mit  noch  gut  erhaltenem  Schädel  barg,  erhielt 
ich  in  dem  Orte  selbst  während  der  Herbsiferieu  durch  einen  Werk- 
meister nähere  Kenntniss.  Ebenderselbe  berichtete  mir  noch  von  dem 
kurz  vorhergegangenen  Funde  eines  grosaen,  aus  Tuffplatten  zusam« 
mengesetzten,  mit  einem  Deckel  geschlossenen  Grabsarges,  welcher 
vier  Skelette  in  sich  vereinigte,  die,  wie  der  B^chterstatter  in  seiner 
naiven  Weise  sich  aussprach,  von  „alten  Schweden^  herrührten,  — 
Auch  in  dem  c.  2%  St.  von  Plaidt  entfernten  Dorfe  Niedermendig, 
dessen  fast  unverwitterbaren  Lavastein  bekanntlich  schon  die  Römer  . 
zu  Handmühlen  benutzten,  wHrde  sicherm  Vernehmen  nach  in  diesem 
Sommer  ein  aus  Beller  Stein  gehauener,  mit  einem  Deckel  versehener 
Sarg  aufgedeckt.  Derselbe  schloss  eine  Leiche  in  sich  und  enthielt  an- 
geblich Beigaben  von  Gläsern,  Spangen  und  Thongefässen.  Solche  Särge 
von  Beller  Stein  sollen  nach  der  Aussage  des  Bergwerksbesitzers  Um« 
Radsoheok  in  Mayen  nicht  selten  in  dieser  Gegend  vorkommen.  — 
Ferner  sind  nach  einer  mir  aus  guter  Hand  zugekommenen  Nachricht 
in  dem  2  Stunden  von  dem  Ereisorte  Mayen  entfernten  Po  Ich  ähn- 
liche Gräber  aus  Tuff-  und  Lavasteinen,  mit  und  ohne  Beigaben,   so- 


1)  Jahrbb.  XVIII.  73. 


252  Mi$ceUen. 

wohl  früher,  als  auch  zuletzt  noch  Tor  zwei  Jahren  zu  Tage  gekom- 
men. Angeblich  sollen  auf  dem  Sargdeckel  eines  dieser  Gräber  Schrift* 
züge  eingegraben  gewesen  sein,  deren  nähere  Ermittelung^  wenn  der 
Sarg  noch  vorhanden  ist,  sehr  zu  wünschen  wäre. 

Schliesslich  möge  hier  noch  eine  durch  die  Gate  des  Chef  de  ba* 
taillon  du  genie,  Hrn.  Em.  de  Loqueyssie,  welcher  auf  Befehl  des 
Kaisers  der  Franzosen  Napoleons  III  in  diesem  Sommer  mit  der  Er- 
forschung der  muthmasslichen  Lagerplätze  und  Marschrouten,  welche 
Julius  Cäsar  in  seinen  belgischen  Kriegen  genommen,  sowie  der  ge- 
eignetsten Punkte,  an  welchen  er  bei  seinem  zweimaligen  Kheinüber- 
gang  Pfahlbrücken  geschlagen  hat,  betraut  war,  mir  zu  Theil  gewor- 
dene Notiz  an  dieser  Stelle  einen  Platz  finden.  Bei  den  yersohiede- 
nen  Ausgrabungen,  welche  dieser  höhere  Gente-Officier  in  der  Gegend 
von  Weissenthurm,  namentlich  an  dem  sog.  ,: guten  Mann'*  anstellen 
liess,  —  wo  man  Spuren  eines  römischen  Lagers  mit  viereckiger  Um- 
fassung,  Spuren  von  römischen  Gebäuden  und  Hypocausten,  und 
ausser  zahlreichen  Scherben  von  terra  sigillata  und  vielen  Urnen  von 
grauem  Thone,  eine  Silbermünze  des  Kaisers  Trajan  nnd  den  Kopf 
einer  gallischen  Matrone  von  Thon  mit  wulstartigem  Schmuck  ent- 
deckte — ,  kamen  bei  dem  nahegelegenen  Kehr  lieh  drei  Gräber  zu 
Tage.  Sie  waren  aus  Lavasteinen  vom  Camillenberg  gemauert  und 
mit  Platten  von  einer  Art  Grauwacke  gedeckt.  Im'  Innern  der  mit 
Bimssteinsand  gefüllten  Gräber  lagen  meist  gut  erhaltene  Skelette  mit 
vollständigen  Schädeln  und  guten  Zähnen,  welche,  wie  es  schien,  jun- 
gem Personen  angehörten.  Beigaben  fanden  sich'  nicht  vor.  Doch 
enthielt  ein  besonderes  Grab,  das  im  blossen  Sande  unweit  Weissen- 
thurm ausgeworfen  wurde,  ausser  einigen  Knochen  einen  gewundenen 
Kopfring  und  vier  einfache  Armringe  von  Kupfer. 

Sollen  wir  über  die  Herkunft  nnd  das  Alter  der  im  Vorstehenden 
aufgeführten  Gräberfunde  aus  dem  Brohl-  und  Nettethal  ein  Ürtheil 
aussprechen,  so  werden  wir  wohl  nicht  zu  weit  fehlgreifen,  wenn  wir 
dieselben  der  hier  sesshaften  fränkischen  theilweise  romanisirten  Be- 
völkerung zuweisen  und  in  das  5.  bis  6.  Jahrhundort  versetzen,  wo 
der  Leichenbrand  schon  gänzlich  der  Beerdigung  gewichen  war. 

J.  Freudenberg. 

16.  Bonn.  Römische  Gräber  in  Bonn.  Ende  September 
stiessen  die  Arbeiter  bei  den  zur  Erbreitung  der  Hospitalgasse  vorge- 
nommenen Neu-  resp.  Umbauten  auf  eine  römische  Grabstätte,  woraus 


Miscellen.  258 

zunächst  ein  Sarg  (dnerarium)  yon  Tuffstein,  etw«  2*  lang  und  1  y^' 
breit,  2u  Tage  kam.  Derselbe  war  mit  einem  Deckel  gesohlossen 
und  enthielt  verbrannte  ICnoohen  und  Kohlen.-  In  der  Nähe  des  Stein- 
sargesi  welcher  seitdem  durch  den  Sturz  einer  Mauer  in  mehre  Stucke 
zerbrach,  lagen  vier  bauchige  Thongefässe  von  weisslicher  Farbe  und 
ein  kleines  Krügelchen  nebst  einer  noch  ziemlich  wohl  erhaltenen 
Schüssel  Yon  terra  sigillata  und  einem  schwarzen  bauchigen,  in  der 
Mitte  eingedrückten  Gefässe,  endlich  zwei  römische  Münzen,  eine  von 
Kaiser  Titus  und  eine  stark  oxydirte  yon  Domitianus.  Sodann  fand 
man  ein  aus  sechs,  15''  langen  und  1  F.  breiten  Flaohziegeln  (tegulae) 
gebildetes  Grab,  dessen  Gonstruction  genau  derjenigen  des  im  36.  Hefte 
d.  Jahrbb.  beschriebenen  Ziegelgrabes  von  Ueckesdorf  entspricht.  Das 
Innere  barg  ausser  mit  Erde  yexmischten  Gebeinresten  zwei  gut  erhal- 
tene weissliche  Thongefässe,  ein  grösseres  von  länglicher  Form  mit 
1  Henkel,  und  ein  mehr  bauchiges  mit  vier  Henkeln,  welche  beide 
in  den  Besitz  des  Hrn.  Maurermeisters  Seidemann  gekommen  sind. 
Während  diese  Gegenstände  in  einer  Tiefe  von  5  bis  7'  lagen,  .fand 
man  noch  zwei  Fuss  tiefer  einen  flachgeformten  Schädel,  welcher  die 
Aufmerksamkeit  der  Kraniologen  verdienen  möchte.  Die  sämmtlichen 
Fundstücke  sind  mit  Ausnahme  der  2  genannten  Thongefässe  für  die 
Sammlung  des  Vereins  erworben  worden.  J.  Fr. 


17.  Im  13.  und  14.  Hefte  der  Annalen  des  historischen  Vereins 
für  den  Niederrhein  p.  278  unten,  wird  Folgendes  aus  einer  Zuschrift 
des  Herrn  Prof.  Dr*  Schneider  in  Düsseldorf  an  die  Redaction  mitgetheilt: 
„Sollten  Ihnen  im  Laufe  der  Zeit  Fälle  bekannt  werden,  wo  zur  Er- 
haltung alter  Denkmäler,  seien  es  römische  oder  mittelalterliche,  kirch- 
liche oder  profane,  historische  oder  Kunstdenkmäler,  die  Hülfe  der 
königlichen  Staatsregierung  von  Nutzen  sein  könnte,  so  bitte  ich  mich 
gefälligst  zu  benachrichtigen.'' 

Da  sich  die  dargebotene  Vermittlung  des  Herrn  Prof.  Schneider 
wohl  nur  auf  seine  Eigenschaft  eines  Gorrespondenten  der  k.  Commission 
zur  Erhaltung  und  Erforschung  der  Kunstdenkmäler  bezieht,  mithin 
den  gleichen  Dienst  auch  die  übrigen  Gorrespondenten  der  k.  Gommis- 
sion  bereitwillig  leisten  werden,  mag  es  nicht  unangemessen  erscheinen, 
die  Namen  derselben  für  unsere  Provinz  nachfolgend  niitzutheilen. 
Es  sind: 

1.  Pfarrer  Weidenhaupt  zu  Weismes  bei  Malmedy. 

2.  Dr.  Wegeier,  Geh.  Medieinalrath  in  Goblenz. 


254  Miscellen. 

8.  Dr.  August  Reidhenspergrer,  Appellatidns-Geriehtsrath  in  051ii. 

4.  Dr.  Franz  Book,  Bbren-Canonicus  in  Aachen. 

5.  Prof.  Wiegmann  in  Düsseldorf« 

6.  Oanonious  Prisac  in  Aachen. 

7.  Domherr  Ton  Wilmowsky  in  Trier. 

8.  Arohitect  Chr.  W.  Schmidt  in  Trier. 

9.  Kammerherr  Ton  Mayenfisch  in  Sigmaringen. 

10.  Major  TOn  Cohausen  in  Frankfurt  am  Main. 

11.  Professor  Dr.  aüsm  Weerth  in  Kessemoh  bei  Bonn. 
13.  Baron  von  Roisin  früher  in  Trier  jetzt  in  Brü^seL 


Verzeiehniss  der  Hitglieder. 

Ihnrflanii  für  bne  3al)r  1864. 

Präsident:  Dr.  Ritsch  1,  Geh.  Regierungsrath,  Oberbiblio- 
thekar und  Professor  in  Bonn. 

Erster  Secretar:  Df.  a  u  s'm  W  e  e  r  t  h,  Professor,  in  Kesse- 
nich  bei  Bonn. 

Zweiter  Secretär:  Dr.  Ritter,  Professor  in  Bonn. 

Archivar :  Dr.  Freudenberg,  Professor,  in  Bonn. 

Rendant:  Wttrst,  Hauptmann  und  KrcissecretAr  in  Bonn. 


flerr  Dr.  Aschbach,  Professor  in  Wien. 
^    Dr.  Becker,  Professor  in  Frankfurt  a.  M. 
^    Dr.  B  0  s  s  1  e  r,  Gymnasialdirector  in  Darmstadt 
^    Dr.  Brunn,  Professor/  Seeretär    des   archäologischen 

Instituts  in  Rom. 
„    Dr.  Buche  1er,  Professor  in  Freiburg  i.  Br. 
^     Dr.  Bursian,  Professor  in  Zärich. 
^    Dr.  Conrads,  Gymuasialoberlehrer  in  Trier. 
,,    Dr.  Deycks,  Professor  in  Münster. 
y,    Dominien s,  Gymnasialdirector  in  Coblen^. 
^     Eick,  .Privatgelchrter  in  Commem. 
^    Eltester;  Landgerichtsassessor,  Vorstand  des  t.  Ar- 
chivs in  CoUeuK. 
yf    Dr.  Ennen,  städtischer  Archivar  in  Cl^lu. 
^    Dr.  Fiedler,  Professor  in  W«sel. 


256  Verzeichniss  der  Mitglieder. 

Herr  Guillon,  Notar  in  Roermoud. 
^    Dr.  Haakhy  Professor  u.  Iiispector   des   k.  Museums 

vaterl.  Alterthtimer  in  Stuttgart. 
„    von   Haeften,    Lieutenant   a.  D-,   Archivbeamter   in 

Düsseldorf. 
9    Dr.  Harte  SS,  Archivsecretär  iu  Düsseldorf. 
„    Dr.  Huebner,  Professor  in  Berlin. 
^    Dr.  Hug,  Gymnasiallehrer  in  \Vinterthur. 
jf    Dr.  Janssen,    Conservator  des  königl.  Museums  der 

Alterthümer  in  Leiden. 
,,    Kar  eher,  Fabrikbesitzer  in  Saarbrücken. 
^     Klein,  Professor  iu  Mainz. 
^     Dr*  Koechly,  Professor  in  Heidelberg. 
,,     Dr.  Ladner,  Arzt  iu  Trier. 
f,'  Dr.  Lange,  Professor  in  Giesseu. 
„     Dr.  Lttbke,  Professor  in  Zürich. 
f,    Dr.  Meun,  Gymnasialdirector  in  Neuss. 
yf    Dr.  Mooren,  Pfarrer,  Präsident  des  bist.  Vereins  für 

den  Niederrhein,  iu  Wachtendonk. 
9    Dr.  Namur,.  Professor  und  Bibliothekar  in  Luxemburg. 
j,    Dr.  0 verbeck,  Professor  in  Leipzig. 
9     Peters,  Baumeister  in  Kreuznach. 
^    Dr.  Piper,  Professor  in  Berlin. 
9    Dr.  Pi ringe r,  Professor  in  Kremsmünster. 
n    Dr.  Rein,  Rector  der  Realschule  in  Crefeld. 
,;    Dr.  Ribbeck,  Professor  in  Kiel. 
^  .Dr.  Rössel,  Bibiiothekssecretär  in  Wiesbaden. 
„    Dr.  R  0  u  1  e  z,  Professor  in  GenU 
„    Dr.  Savelsberg,  Gymnasialoberlehrer  in  Aachen. 
^    Dr.  Scheers  in  Nym wegen. 
n    Schmelzer,  Justizrath  in  Düsseldorf. 
^     Dr.  Schmitz,  Gymnasialoberlehrer  in  Düren. 
,,    Dr.  Stark,   Professor  in  Heidelberg. 
„    Dr.  von  Velsen,  GymnasiaUebrer  in  Saarbrücken. 


Veneichniss  4er  MUgKei&,  257 

Herr  Dr.  Visctiery  Professor  in  Basel. 
9    Dr.  Watterich,  Stadtpfarrer  in  Andemaek. 
Dr.  Wieseler,  Professor  in  Göttingen. 
Zimmermann;  Notar  in  Manderscbeid. 


» 


Clären -JtitgUeber. 

Seine   Königliche   Hoheit  Carl    Anton    Meinrad    Fürst  £u 

Hohenzol  lern-Sigmaringen  in  Düsseldorf. 
Seine   Eminenz,   Johannes    Cardinal   von    Geissei, 

Erzbischof  von  Cöln. 
Herr  von  Auerswald,  Excellenz,  k.  Staatsminister  a.  D., 
„    Dr.  von  Bethmann-Holl  weg,Excellenz,  k.  Staats- 
minister a.  D.y  auf  Schloss  Rheineck. 
^    Dr.  Boeckh,   Geh.  Regierungsrath  und  Professor  in 

Berlin. 
9    Dr.  Böcking,  Geb.  Justizrath  und  Professor  in  Bonn, 
n    Dr.  vonDechen,  Excellenz,  Wirkl.  Geheimer  Rath, 

Oberberghauptmann  a.  D.,  in  Bonn. 
^    Dr.  vonFlottwell,  Excellenz,  k.  Staatsminister  a.  D., 

in  Berlin. 
9    Dr.  Gerhard,  Geh.  Regierungsrath  u.  Prof.  in  Berlin. 
^    Dr.  Lacomblet,  Geh.  Archivratb  in  Düsseldorf. 
^    Dr.  von  Ol  fers,  Excellenz,  Wirkl.  Geheimer  Rath, 

Geueraldirector  der  königl.  Museen  in  Berlin. 
jy    Dr.  Pin  der,  Geh.  Regierungs- und  vortragender  Rath 

im  k.  Ministerium  der  geistl.,  Unterrichts-  u.  Me- 

dicinal-Angelegenheiten  in  Berlin. 
„    von  Quasty    Geh.    Regierungsrath,    Conservator   der 

Kunstdenkmaler  in  Preussen,  in  Radensieben. 
Herr  Dr.  Schnaase,  Obertribunalsrath  a.  D.,  in  Berlin. 

17 


^  rm%äehnis8  der  Mitglieder. 

Herr  Dr.  Schulze^  Johannosi,  WirkL  Geh.  Öberregmuiigs^' 
rath  ia  Berlin. 
^    Dr.  Urliehs,  Hofrath  und  Professor  id  Wirzba*g. 
9    Dr.  Welcker,  Professor  in  Bonn. 


(Stimmt  Mli^it^. 
Herr  Dr.  Achenbach,  Professor  in  Bonn. 

yt  Aciiterfeldt,  Stadtpfarrer  in  Anboll. 

y,  Dr.  Achter feldt,  Professor  in  Bonn. 

9  Dn  Ahrens»  Gymnasialdirector  in  Hannover. 

^  Alleker,  Seminardireclor  in  Brtihl. 

9  Anderson,  Rev.,  Pastor  in  Bonn. 

yf  Dr.  A seh b ach:  s  ^ausw.  Secr. 

f^  Bachern.'  Oberbürgermeister  in  Cölu. 

fy  Baruch,  Rentner  in  Cilln. 

^  Dr.  Bauerband,  Geh.  Justizrath  und  Professor,  Krön- 
Syndikus  und  Mitglied  des  Herrenhauses^  iu  Bonn. 

„  Dr.  Baumeister,  Professor  in  Lübeck. 

,,  Dr.  Becker:  s.  ausir.  Secr. 

9  von  Beckerath,  Conmerzienratb  in  Crefeld. 

„  Dr.  Beckmann^  Professor  in  Brannsberg. 

f  Bigge,  Gymnasialdirector  in  Cöln. 

9  Dr.  Binz,  Privatdocent  in  Bonn. 

„  Bise  hoff,  Präsident  des  Handelsgerichts  in  Aachen« 

„  Dr^  Bluhme,  Geh.  Justizrath  und  Professor  in  Bonn. 

y^  Lic.  Blum,  Pfarrer  in  Dürbosslar  bei  Jülich. 

„  Dr.  Blume,  Domherr  und  Gymnasiaidirecti^r  in  Wesel. 

»  Dn  Bock,  Professor  in  Preiburg  i.  B« 

9  Dr.  Bodel-Ny enbuis  in  Leiden. 

„  Dr.  Bodenbeim,  Rentner  in  Bonn. 

9  Dr.  Boetticher,  Professor  in  Berliu. 

«,  Bone,  Gymnasialdirector  in  Mainz. 

„  Dr.  Boot^  Professor  in  Amsterdam. 


r^Mtelum  der  MUglieier.  3^ 

Herr  Dr.  Borret  in  Vogejeofiaoff. 
yy    Dr.  Boss  1er:  s.  ausw.  Secr. 
9    Dr.  Bo liier wek,  GyamasiaMirector  in  Elberfe|d. 
„    Dr.  Brambach  ui  Boii>. 
^    Dr.    BrandiSy    Kabioetssecretär   Ihrer   Blajesiat  der 

Königin,  in  Berlin.  , 

„    Dr.  B  r  a  n  d  i  s,  Geh.  Regieruiigfsrath  uud  Proless^r,  Mit- 

giied  des  Herrenhauses,  in  Bonn.  *     .      ^ 

^    Dr.  Brender,  Pastor  in  Roesberg  bei  Bonn. 
»    Broicher,  Präsident  d.  rhein.  AppeUationsgericbtshofes 

iuCöln. 
,    Dr.  Brunn:  s.  ausw.  Secr. 
„    Dr.  Bücheier:  s.  ausw.  Secr. 
9    Dr.  V.  Bunsen,  Rentner  in  Bonn. 
9    Dr.  Bursian:  s.  ausw.  Secr« 
jf    Ca  ha,  Albert,  Bankier  in  Bonn»  . 
n    Camphausen«  ExcelleuiB,  WirkL  QeJieiuMir  fUHi,  k. 

Staatsminister  a.  D.,  in  Cfi^lu. 
jf    Cassel,  Münzhändler  in  Cöln« 
9    Claessen-Senden,  Oberpostr ommt ssar  xp  Aachen . 
.  «    Glasen,  Pfarrer  in  JKOnigswiater.    •  -    ^ 

^    Glason^  JUmtner  in  BoBu« 
„    Clav^  von  Boubaben,  Oul^besiUser  in  Cüloi 
„    Clemens,  Bankier  in  Coblens* 
„    vonCohausen,  Major  im  k.  prenss.  Ingsmie^fvCo/ps 

in  Frankfurt  a.  M. 
9    Cohen,  Frit^,  Bucbbftwller  in  Bmu* 
9    Com m er,  Bürgermeister  io  Sechtjiw. 
y,    Dr.  Conrads:  &  ausw.  Seen 
,,    Dr.  Conse,  Pfofessor  in  Halle. 
yy    Contzen,  Bürgermeister  in. Aacbcp. 
„    Dr.  Cornelius,  Prof^sor  in  Mündbeu^ 
jy    Cr  ein  er,  Pfarrer  in  fiajits  bei  Dttrpi. 
„    Dr.  Curtius,  Profiwfrr  in  G^tUugeu^  i 


S60  Verzeiehmsi  der  Mitglieder. 

Herr  Cuypers  in  GiDneken  in  HolIanA. 
9    D  a  p  p  e  r,  Oberpfarrer  in  Gemünd.  - 
jf    De  ich  mann,  Geb.  CommerzienraCh  in  Co^ki. 
9    Del h Oven,  Jacob,  in  Domiaseu. 
9    Dr.  Delius,  Profegsor  in  Bonn. 
9    D  e  1  i  u  8,  Laiidrath  in  Mayen. 
9    Dr.  Deycks:  s.  ausw.  Secr. 
^    Dieckhoff,  Bauinspector  in  Bonn. 
Freiherr  ron  Diergardt,  Rentner  in  Bonn. 
9    vonDierg^ardt,  Geh.  Commerzieurath,  Mitglied  des 
Herrenhauses,  in  Viersen. 
Herr  Dr.  Dieri  nger,  Domherr,  ersUschdA.  i^eistl.  Rath  und 
Professor  in  Bonn. 
^    Di  seh,  Carl,  in  Cöln. 
„    Domin  icus:  s.  ausw.  Seer. 
jj    Dreesen,  Bürgermeister  in  Gielsdorf  bei  Bonn. 
jj    Dr.  Dflntzer,  Professor  »nd  Bibliothekar  in  Cöln* 
19    Dr.  Ebermaier,    Regierungs-  und    Medicinairath  in 

Dflsseidorf. 
„    Dr.  Eckst  ei  ii,  ReHor  und  Professor  in^  Leipzig. 
9    Eich,  Börgermeistfr  in  Poppeisdorf. 
ji    Dr.  Eich  ho  ff,  Gymnasialdirector  in  Doisburg. 
jy    Bick:  8.  ausw\  Secr. 
9    Eltester:  s,  ausw.  Secr. 
9    Engels,  Philipp,  Renrtner  in  Coln. 
„    Dr.  E  n  n  e  n :  8.  ausw.  Secr. 
^    Ess eilen,  Hofrath  in  Hamm. 
^    Dr.  Fiedler:  s.  äusw.  Seen 
9    Dr.  Firmenieh-Richarz,  Professor,  in  Coln. 
»    Chassot  von  Fiorencourt  i»  Berlin. 
f,    Dr.  Fioss,  Professor  in  Bonn. 
y,    Fonk,  Landrath  in  Adenau. 
^    Dr.  Frei,  Professor  in  ZOrich. 
^    Dr.  Freud enberg:  s.  Vorstand. 


Ver%eiekmss  der  MUgHeder.  2&1 

9  Friedländer,  Professor  in  Kitaigsberg  i*  Pr* 

Herr  Dr.  Fried  lieb,  Professor  in  Breslau. 

9  Dr.  Gaedechens,  Privatdocent  in  Jena. 

f,  Gartbe,  Hugo,  Kaufmann  in  Cttln. 

9  Gaul,  Notar  in  Coln. 

„  Geiger,  Polizeipräsident  und  La^drath  In  Cöln. 

^  Georgi,  Bucfadruckereibesil^er  in  Bonn. 

„  Dr.  Gerlachy  Professor  in  Basel. 

^  G  e  r  s  o  n ,  Chemiker  in  Frankfurt  a.  Main. 

^  Dr.  Goebel,  Gymnasialdirector  in  Fulda* 

^  Dr.  Goettliug,  Geh.  Hofrath,  Oberbibliotliekar  und 
Professor  in  Jena. 

9  G  o  m  m  e  i  s  h  a  u  s  e  n,  Pfarrer  in  Niederbreisig. 

„  Gottgetreu,  Regierungs*  und  Bauraih  in  Cttln. 

n  Graeff,  Landrath  in  Prfim. 

9  Graham,  Rev.,  Pastor  in  Bonn. 

y,  Grassy  J.  P.,  in  Cöhi. 

9  Dr«  Oredy,   Professor   u.   Präsident   des    AlterCliums- 
Vereins  in  Mainz.. 

9  Dr.  Groen  van  Prinsterer  im  Haag. 

jj  Dr.  Grotefeiid,  Archivrath  in  Haunorer. 

9  Guer'icke,    Rector   in   Altenkirehen. 

f,  Guillon:  s.  ausw.  Secr. 
Gymnasialbibliothek  in  Biberfeld. 

Herr  Dr.  Haakh:  s.  ausw.  Secr. 

^  von  Haeften:  s.  ausw.  Secr. 

^  Dr.  von  Ha  gern  aus  in  Brüssel. 

»  von  Hagens,  Landgericfatsrath  in  Düsseldorf. 

^  Hahuy  Hofbttchhändler  in  Hannover. 

9  Hansen,  Pastor  in  Ottweiler.  ' 

«  Dr.  Harless:  s.  ausw.  Secr* 

9,  Hartwich,  Geh.  Oberbaurath  in  Cölii. 

^  Dr.  Ha  s e  n  ni  ü  il  e  r,  Gymnasiallehrer  in  Trier. 

»  Dr.  Hassler,  Professor  u.  LanAesconservalor  i»  Ulm. 


^i  Viirmöhniss  der  Münder. 

Herr  Havg'h,  Apfiellatioiiggeriehtsraih  in  Coki« 

^    Hauptmann,  Renluer  in  Bonn. 

f,    Dr.  Heims  oeth,  Pirofessor  in  Bonn. 

9    Dr.  He  im  so  etil,  Appellat.-Gericiitspräsident  in  Cöln* 

^     von  Heinsberg,  Landrath  in  Grevealiroidi. 

9    Dr.  Helbig  in  Rom. 

jf    Henri  eil,  Regierongs*  und  Scliulralh  in  Coblenz. 

^    Henry,  Buch-  und  Kunstiift^dler  in  Bonn. 

^    Dr.  Hedzen,   Professor,  1.  Secretar  des  archad.  In- 
stituts in  Rom. 

9    Herberts,  Gutsbesitzer  in  Derdingen. 

0    Dr.  H  e  r  b  s  t,  Gymnasialdirector  in  Ctfln. 

„    Hermann,  Arcliitekt  in  Kreuznacb. 

j,    Dr.  Herzog,  Privatdocent  in  Tübingen. 

„    Dr.  Hewer  in  Saarburg. 

^    Heydinger,  Pfarrer  in  Koxhausen  bei  Neuerburg. 

„    Dr.  Hey  er  in  Bonn. 

,9    Dr.  Hilger^s,  Director  der  Realsdiule  in  Aachen. 

„     Dr.  Hilgers,  Professor  in  Bonn. 

»    Six  van  Hillegom  in  Amsterdam. 

„    H  i  1 1  o  r  f  f,  kaiserl.  Architekt,  MilgKad  des  Instituts  von 
Frankreich,  in  Paris. 
Freiherr  von  Hövel,  Berghanptmann  in  Bonn. 
Herr  Dr.  Holtzmann»  Hofrath  vu  Professor  in  Heldelbarg. 

f,    Dr.  Holz  er,  Domprobbt  in  Trier. 

9     Hörn,  Pfarrer  in  COln. 

y,    Dr.  Hähne r:s.  aosw.  Secr. 

„    Dr.  Hug:  s.  ausw.  Secr. 

^    Dr.  Hultscb,  Gymnasialleiirer  in  Dresden. 

„    Dr.  H um  per  t,  Gymnasial^-Oberlehrer  in  Boon. 

9     Huyssen,  Pfarrer  in  Kreuznach. 

ji    Dr.  J  a  h  n,  Professor  in  Bonn. 

9    Dr.  Janssen:  s.  ausw.  Secr. 

„  •  Dr.  Janssea,  Professor  in  FrankCart'a«  H.^ 


Yerneiehniss  der  MHgKeder.  ^ 

Herr  Dr.  Joly  in  Renaix  in  Belgien. 

9  Joflten  in  Neuss. 

;,  Junker,  Regierungs-  und  Baaratk  in  CoUens. 

^  Kantseier,  Privatgelehrter  in  Aachen. 

9  Dn  Kamp  in  Cöln. 

jj  Dr.  Karopschnlte,  Professor  in  Bonn.  # 

^  Karcher:  s.  ausw.  Secr. 

„  Kaufmann,  Oberbttrgermeister,  Mitglieil  des  Herren» 
hauses,  ia  Bonn. 

9  Dr.  Kayser,  Professor  in  Heidelberg. 

^  Dr.  Keil,  Professor  in  Schulpforte. 

^  Kelch  ner,  Bibliothekar  in  Frankfurt  a.  M. 

„  Dr.  Ke'ller,  Rectoratsverweser  in  Lnilwtgsburg. 

„  Dr.  Kiesel,  Gymnasialdirector  in  Düsseldorf. 

y^  Dr.  Kiessling,  Professor  in  Basel. 

n  Dr.  Klein,  Joseph,  in  Bonn. 

„  Dr.  Klein,  Gymnasialoberiehrer  in  Coln. 

„  Klein:  s.  aastr.  Secr. 

„  Dr.  Klette,  BibHothekscnstos  in  Bonn. 

„  Dr.  Koecbly;  s.  ausw.  Secr. 

9  vonKöckerit2^  Ingenieur-Oberstlient.  a.D.  in  Mainz. 

9  Dr.  Kd«nigsfeld,Sanicatsrathu.KreisphysiktisinDttren. 

^  Dr.  Kortegarn,  Institntsdirector  in  Bonn. 

„  Kraemer,  Htlttenbesitzer  in  Ingberlbei  Saarbrickon. 

„  Kraemer,  Commerzienrath  und  Hiittenbesitser  in  Quint 
bei  Trier. 

n  Dr.  Kr  äfft,  Professor  in  Bonn. 

^  K rafft,  Pfarrer  in  Elberfcld. 

„'  Kramarcaik,  Gymnasialdirector  in  Heiligenstadt. 

9  Dr.  Kraus  in  Trier. 

^  Kreutzer,  Pfarrer  in  Aachen. 

„  KrOger,  Regierongs-  und  Baurath  in  Düsseldorf. 

9  Kahlwetter,  k.  Staatsminister  a.  D.,  Regierungsprä- 
sident {^Aachen.      ' ' 


SM  Ver^eidmÜB  der  MUgKed^r. 

Herr  Kyllmaiio,  Rentner  in  Bonn. 

^    Dr.  Lad n er:  s.  ausw.  Secr. 

„    Dr.  Lara  by  in  Aachen. 

„    Dr.  Lange:  s.  answ.  Secr. 

V    Dr.  Langen,  Gymnasiallehrer  in  Cöln. 

jy    Laut 2,  Landferichtsrath  in  Cttln. 
Freiherr  Dr.  de  la  Valette  St.  George,  Prof. in  Bonn. 
Herr  Dr.  Leemans,    Direclor    des  Niederl.   Beichsnuseiuns 
in  Leiden. 

^    Lempertz^  Bnchbandler  in  Bonn. 

f,    Lempertz,  Buchhändler  in  Ctfln. 

^    Dr.    Leune,    Generaldtrector  der  ktfnigL   Gttften    in 
Sanssouci. 

y,    van  Lennep  in  Zeist. 

9    Dr.  Lentzen,  Pfarrer  in  Oekhoven. 

„    Leven,  Bürgermeister  in  Beorath. 

^    Liebenow,  Geh.  Revisor  in  Berlin. 

^    Dr.  Lindenschmit,  Conservator  des  rümisch^germa- 
nischen  Centralomseoffls  in  Mainz.  • 

«    Graf  von  Lo£  auf  Schloss  Wissen  bei  Geldern. 

^    Loeschigk,  Rentner  in  Bona. 

^    Dr.  Lucas,  Geh.  Regierungs*  u.  Scbulratb  in  Coblenz. 

9    Ludovici,  Hüttenbesiicer  in  Aubach  bei  Neuwied. 

9    Ludwig,  Bankdireclor  in  Darmstadt. 

^    Dr.  Lilbberf,  Privatdocent  in  Breslau. 

„    Dr.  Lttbke:  s.  ausw.  Secr. 

^    Dr.  Mahl y,  Professor  in  Basel. 

^    Märten s,  Bauinspector  in  Aachen. 

^    vouMallinckrodt,  Regierongsrath  in  Dässeldorf. 

f,    Marcus,  Buchhändler  in  Bonn. 

„     Martini,  Generalvicar  in  Trier. 

9    von  Massenbach,  Regierungspräsident  in  Düsseldorf. 
-  9    Dr.  Mehl  er,  Gymnasialrector  in  Sneek. 

fi    Dr.  Mendelssohn,  Professor  in  Bonn. 


Ver^iächtiiss  der  äügHeOm'.  Sff^ 

Herr  Dr.  Nenn:  s.  ausw.  Secr. 

9    Merlo,  Rentner  in  C4»ln. 

9    Mevissen,  Geh.  CommersieArath,  PrUsident  der  rbeU 
nischen  Bisenbahn,  in  Cöln* 

jf    Michels,  Kaufmann  a.  Ritterfvtsbesitaer  in  C«in.  . 

„    Milani,  Kaufmann  in  Frankfurt  a.  M* 

jy    ron  Moeller,  Regierungspräsident  in  Cöln. 

^    Mohr,  Professor,  Dombildhaner  in  Cdlo* 

9    Dr.  Moll,  Professor  in  Amsterdam. 

„    Mollhuysen,  Archivar  in  Kampen. 

9    Dr.  Mommsen,  Professor  in  Berlin. 

^    Dr.  Monnard,^  Professor  in  Bonn. 

jy    von  Monschaw,  Notar  in  Bonn. 

^    Dr.  Montigny,  Gymnasiallehrer  in  CoUenz. 

„    Mooren:  s.  aosw.  Secr. 

^    Morsbach,  institutsdirector  in  Bonn. 

jy    Dr.  Mttller,  Wolfgang,  iii  Cüln. 

^    von  Müller,  Rittergutsbesitzer  in  Metternich«* 
Se.  bisch.  Gnaden,  Dr«  J.  G.  Mttller,  Bischof  von  Münster. 
Herr  Dr.  Müller,  Professor  in  Würzburg. 

y,    Dr.  Namur:  s.  ausw.  Secr. 

„    Dr.  Nasse,  Professor  in  Bonn. 

„    ron  Neufville,  Gutsbesitzer  in  Bonn. 

jf    von  Neufville,  Ritterg  utsbes.  in  Miel,  Kreis  Rheinbach. 

jf    Dr.  Nicolovius,  Professor  in  Bonn. 

^    Dr.  Noeggerath,  Geh.BergraÜi  und  Prof essor  in  Bonn. 

9    Dr.  von  Noorden,  Privatdocent  in  Bonn. 

„    Dr.  Oebeke,  Gymnaaialoberlehrer  in  Aachen. 

„    Ondereyck,  Oberbürgermeister  in  Cr^eld« 

^    Oppenheim,  Director  der  Cöln-^Uindeoer  Eisenbahn, 
in  Cüln. 

„    Otte,  Pastor  in  Frühden  bei  Jüterbogk. 

9    Dr.  Overbeck:  s.  ausw.  Secr. 

^  .  Pauly^  Rector  in  Montjoie. 


%$6  Ver%eichnist  der  MUgHeder. 

Herr  Peil],  Rentner  in  Bon«. 

jy    Pepys,  Director  der.  Gasanstalt  in  Coin. 

^    Dr.  Perry  in  Bomi. 

f,    Peters:  s.  ausw.  Secr« 

^    Dr.  von  Peucker,  Excellens,  General  der  Infonterie, 
in  Berlin. 

ji    Dr.  Piper:  8.  ausw.  Seer. 

ji    Dr.  Piringer:  s.  ausw.  Secr. 

„    Plassmann^  Ehrenamtmann   und  Gutsbesitzer  in  Al- 
lehof bei  BalFe. 

j,    Dr.  Plitt,  Professor  in  Bonn. 

n     von  Pomoier-Esche,  Bxceil^nz,  Wirki.  Geheim.  Rath, 
Oberpräsident  der  Rheinprovinz,  in  CoUsnz. 

n    Dr.  Prieger,  Rentner  in  Bonn. 

^    Prisac,  Stiftsherr  in  Aachen. 

y,    Dr.  Probst,  Gymaasiaidirector  in  Gleve. 
Freiherr  Dr.  von  Proff-lrniclir  Landgerichtsrath  in  Bonn. 
Herr  Ptttz,  Professor  in  Cöln. 

y)    Rambouxy  Coiiservalor  in  Cttln* 

,,    Dr.  Ramers,  Pfarrer  in  Nalbach  bei  Saarlouis. 

9    Rapp,  Rentner  in  Bonn. 

„    Rasch dorff,  Stadtbaumeister  in  Cdin. 

jf    vom  Rath,  RiUergulsbesUser^und  Präsident  d«  laudw. 
Ver.  f.  Rheinprensaen,  in  Lauersfort  bei  Crefeld. 

9    vom  Rath,  Peter,  Ritterg«tsbesit2er  in  Msblen. 
'    j,    Dr.  Reifferacheid,  Privatdocent  in  .Bonn. 

^    Dr.  Rein:  s.  ausw.  Secr. 

^    Dr.  Reinkens,  Pfarrer  in  Bonn. 

»    Dr.  Reinkens,  Professor  in  Breslau. 

ji    Dr.  Retsacker,  Gymnasialdirector  in  Trier. 

„    Reitz,  Pfarrer  in  Senheim  a.  d.  Mosel. 

„    Remacly,  Professor,  in  Bonn. 

9    Dr.  vonReumont,    Geh*  Legationsrath,   Ninisterre- 
sident  z.  D.  in  Rom. 


¥et»ehhnUs  der  MügMkr.  m 

Herr  Or«  Reuter,  M^ficinalrath  m  WieriiadM. 

9  Dr.  Ribbeck:  s.  ausw.  Seen 

^  Riebrath,  Pfiarrer  ia  Lofixen  bei  Aaebe«. 

^  Dr.  Riischl:  g.  Vorstand« 

ji  Dr.  Ritter:  s.  Vorstand. 

^  Robert,  Directeor  de  radmiaistration  de  Ia  gaerre  in 
Paris. 

9  Oraf  Robiano,  Senator  in  Brfissel. 

9  Roche,  Regierungs*  und  Sehalrath  in  Brfnrt. 
Freiherr  von  Roishausen,  OutabesitEer  in  Lin2  a. Eh. 

Herr  Dr.  Rosenbaum,  Domherr  und  Professor  in  Trier. 

„  Dr.  Rössel:  8.  ausw.  Secr. 

yf  Dr.  Roulez:  s.  answ.  Secr. 

„  Dr.  Rovers,  Professor  in  Utredit. 

„  Rumpel,  Apotlieker  in  Dflren. 

^  Dr.  Saal,  Gymnasialoberlehrer  in  Cdln. 

„  von  San  dt,  Landrath  in  Bonn. 

^  Dr.  Sauppe,  Hofrath  und  Professor  ia  Sittingen. 

^  Dr.  Savelsberg:  s.  answ.  Secr. 

^  Dr.  Schalk,  SecretAr  des  Aitertbamsvereina  in  Wies- 
baden. 

„  von  Sebaumburg,  Oberst  a.  D.  in  DttssrMorf* 

ji  Dr.  Scheers:  s.  ausw.  Secr. 

„  Schillings-Englerth,  Bürgermeister  in  Oür^raicb. 

9  Dr.  Schlottmann,  Prafei^or  in  Bona 

^  Schlankes,  Regierungsratb  in  Diaaeldorf. 

^  Schmelzer:  s.  ausw.  Secr. 

^  Dr.  Schmidt,  Professor  in  Marburg. 

>,  Schmidt,  OberkAwrath  und  Prof0Ss(Mr  in  Wien* 

«  Schmithals,  Rentner  in  B#nn. 

'^  Schmitz,  Pet.  Jas.,  Rentner  in  Bonn. 

9  Dr.  Schmitz:  s.  answ.  Scer. 

9  Schmitz,  Bfirgermeister  m  Mechernieh. 

9  Dr.  Schneider,  ProfMsor,  in  Düsseldorf. 


26d  rm%9ieht9iis  der  MUgtieder. 

Herr  Schober,  ChitsbesUzer  und  Erbricbter  in  Koi^l  itt 

Schlesien. 
^    Schoenann,    StadtbiUUtkekar   u«    li    Beigeordneter 

in  Trier. 
jj    Dr.  Schopeo,  Gymnasialdireetor  u.  Professor  in  Bonn. 
„*    Scbotn,  Baunieiiter  in  Burtscheid  bei  Aachen. 
„    Dr.  Schreiber,  Professor  in  Freiburg  i.  Br. 
^    Dr.  Schroeder,  Privatdocenl  in  Bona 
jf    Dr.  Schnbart,  Bibliothekar  in  Cftssel. 
^    Dr.  Schwarz,  Oberscbttlrath  in  Wiesbaden. 
jf    Sebaldt,  Regierungspräsident  a*  D.,  in  Bonn. 
n    Seidemann,  Architekt  in  Bonn. 
»    von  Sieger,  Major  a*  D.  in  Bonn. 
,,    Simonis,  Kaufmann  in  Bonn. 
jy    Dr.  Simons,  Excelienis,  Staalsmioister  a.  D.,  ia  Go- 

desberg. 
„    Dr.  S  im  rock,  Professor  in  Bonn. 
,,    Soherr,  Bürgermeister  in  Bingen. 
n    von  Spankeren,  Regierungspräsident z.D«, in Kessenich« 
,y    Spitz  I,  Premierlieutenant,  in  Mainz, 
^    Dr.  Springer,  Professor  in  Bonn. 
n    Dr.  Staelin,  Oberbibliothekar  hi  Stuttgart. 
„     Dr.  Stahl,  Gymnasiallehrer  in  Cöln. 
^    Dr.  Stark:  s.  answ.  Secr. 
n    Stein,  Carl,  Bankier  in  Cftln. 
9    Dr.  Krul  ran  Stomp wyk  in  Nymwegeo« 
jy    Stupp,  Geb.  Regieroogsrath,  Oberbörgermeister  a.  D., 

in  Cttln. 
^    Suermondt,  Rentner  in  Aachen. 
jy    Dr.  vonSybel,  Professor  in  Bonn. 
n    von  Sybel,  Gdi.  Regierungsrath  a.  D.,  in  Haus  Isen- 

bürg  bei  Mülheim  a.  Rh. 
j)    Dr.  Teuf  fei,  Professor  in  TUbuigen. 
Freiiierr  von  Thielmänn,  Roalaor  in  Cöiii. 


Venekhniss  der  MUgUeder*  369 

■i^rr  T hissen,  Bomcapttular  u«  Stadtpfnrr er  In  Frankfiirt«.flL 

9    Th Oman II,  Kreisbaumeister  in  Bonn. 

r,    Troost,  Rentner  in  BMin* 

^    Dr.  D  n  g  e  r,  Professor  u.  Bibliotheksseeretär  in  Gitlingen. 
Universitätsbibliothek  in  Lütticb. 
Herr  Dr.  Vahlen,  Prof.  in  Wien. 

99    Dr.  von  Velsen:  s.  ausw.  Seen 
Ver«in^  antiquariseh^bisloriscber,  in  Rtenanacb. 
Herr  Graf  von  ViHer8,Regievaiig9-Vicepr)lsidenifnCoblenz. 

99    Dr.  Visch«r:  s.  answ^  Secr. 

9,     Voigtel,  Bauinspector  und  Dombanneister  in  Cöln. 

9    Voigtländer,  Buchhändler,  in  Kreuznach. 

9     Wagen  er,  Notar  in  fiitorf. 

J9    Dr.  Wagen  er,  Professor  in  Gent. 

„    Dr.  de  Wal,  Professor  in  Leiden. 

99    Dr.  WalCer,  Geh.  Justizrath  und  Professor  in  Bonn. 

9    Dr.  Watt  er  ich:  s- ausw.  Secr. 

^     Dr.  aus'm  Weerth:  s.  Vorstand.^ 

9    Dr.  Weg el er.  Geb.  Medicinalrath  in  Coblenz* 
Freifaerr   von    Weichs*R<^sberg,  Rittergutsbesitiier   und 
Mitglied  des  Herrenhauses,  auf  Schtoss  Rösberg  bei 
Sechtem. 
Herr  Weidenbach«  Hofmth,  in  Wiesbaden. 

99    Weideubaupt,  Pfarrer  in  Weisnes. 

9    Dr.  Wein  kauf  f,  Gymnasialoberlebrer  in  Cöln. 

9,    Werner,  Gyninasialoberiehcer  in  Bonn. 

j9    Dr.  Westerhoff  in  Warfum. 

jf    Westermann,  Kaufmann  in  Bielefeld. 

^     Weyhe,  Landes^konomierath  in  Bonn. 

9,    Dr.  Wie  1er,  Sanitätsrath  in  Bonn. 

9    Dr.  Wieseler:  s.  ausw.  Secr. 

9,    Dr.  von  Wietersheim»   Excgellene«   k.  Staat^mini^ter 
a.  D.,  in  Dresden. 

9,    von  Wilmowsky,  Doncapitular  in  Trier« 


270  Vetimehi$is9  der  MHgludm*. 

■err  Witthoff,   Pftbrikant  und  Mrgem«iBter  in  Borolieip 
bei  Bonn. 

9i  Wolf,  Kreisbaumeister  in  Bitborg. 

9  Ur.  Wolff,  H.,  Geb.  Sanit&Urath  in  Bonn. 

9  Dr.  Wolff,  S,,  Awxiin  Bonn. 

9  Wolters^  Pastor  in  Bonn. 

f,  Wflrst:  8.  Vorstand. 

„  Wflsten,  GoCsbesitxer  in  Wttsleiirode  bei  Stolberg. 

„  Wurser,  Friedensricbter  in  BUburg. 

9  Dr.  Zart  mann,  Sanittttsrath  in  Bonn* 

^  Zimmermann:  s.  ausw.  Secr. 

9  Dr.  Zttndel,  Professor  in  Bern. 

j,  Zum  loh,  Rentner  in  Mflnster. 


Herr  Dr.  Arendt  in  Dielin^ett. 

jy  Dr.  Ars^ne  de  Nouf^,  Adracatanwalt  iir  Malmeily. 

^  Correns  in  Mflnster. 

yy  Feiten,  Baumeister  in  Coln. 

jy  Dr.  Forst  er,  Pfofessor  in  Aachen. 

9  Gen  gl  er,  Domcapitular   nnd   Oeneralvicar    d.  Bistfa. 

Namur,  in  Namur. 

„  Grebel,  Friedensrichter  in  St.  Goar. 

jf  Beider,  k.  k.  Sectionsrafh  in  Wien. 

9  Lansens  in  Brügge. 

j,  Paulus,  Topograph  in  Stuttgart 

9  Pick,  Candida!  der  Rechte  in  Eschvpeiler. 

fi  Dr.  Seibert^,  Kreisgerichtsrath  in  Arnsberg. 

^  Welt  er,  Pfarrer  in.Hflrtgen. 


Veneichiiiss 

säiiiiiitl icher  Ehren-*,  ordentlicher  und  ausserordentlicher 
Mitg;lieder  nach  den  Wohnorten. 


Aachen:  Bischoff.  Glltssen- Sen- 
den. Conlzen.  Förster.  UllgerB. 
KSntzeler.  Kreutzer.  Kühlwetter. 
Lamby.  Mftrtens.  Oebeke.  Prisao. 
SaveUberg.     SQrmondt 

Adenau:  Fonk. 

A 1 1  e  h  o  f :   Plassmann. 

Altenklrohen:  Guerieke. 

Amsterdam:  Boot,  yan  Hille- 
gom.'    Moll. 

Andernach:  Watterieh. 

Anholt:  Aohterfeldt. 

Arnsberg:  Seibertz. 

A  üb  ach:  LudoTieL 

Basel:        Qerlaoh.       KiessUag. 

Mähly.  Visoher. 
Benrath:  Leyen. 
Berlin:  Ton Auerswald.  Boeokh. 

Boettioher.    Brandis.  y.  Floren- 

oourt.     T.    Flottwell.     Gerhard. 

Hübner.    Liebenow.    Mommsen. 

y.  Peueker.    Pinder.    Piper,     y. 

Olfers.  Schnaase.    Schulze* 
Bern:  Ztindel. 
Bielefeld:  Westermann. 
Bingen:  Soherr. 
Bitburg:  Wolf.  Wurzer. 
Bonn:  Aohenbaoh.     Aohterfeldt. 

Anderson.     Banerband.      Biaz. 

Blahme.  Boeoking.   Bodenheim. 

Brambach.  Brandis.   y.  Bunsen. 

Gähn.  Clason.  Cohen,  y.  Dechen. 

Delius.  Dieokhoff.  y.  Diergardt 

Diednger.    Flots.   Freudenberg. 

Georgi.    GrahAm.     Hauptmann. 


Heimsoeth.  Henry.   Heyer.  Hil- 

gers.  y.  H5yel.  Humpert.'  Jahn. 

Kampschulte.  Kaufmann.  Klein. 

Klette.  Kortegarn.  Krafft.  Kyll. 

mann,  de  la  Valette  St  George. 

Lempertz.    Loesohigk.    Marcus. 

Mendelssohn.  Monnard.  y.  Mon- 

schaw.  Morsbaoh.  Nasse,  y.  Neuf- 

yille.  Nicoloyiua.  Nöggerath.    y. 

Noorden.     Peill.     Perry.     Pütt- 

Prieger.     y.  Proff-Irnlch.    Bapp. 

Reiffersoheld.     Reinkens.      Re« 

macly.     Ritschi.     Ritter.       yon 

Sandt.  Schlottmann.  Sohmithals. 

Schmitz.    Schopen.    Schroeder. 

Sebaldt  Seidemann.    y.  Sieger. 

Simonis.  Simrock.   Springer,    y. 

Sybel.  Thomann.  Troost.  WaHer. 

Welcker.  Werner.  Weyhe.  Wieler. 

Wolff,    H.     Wolff,  S.     Wolters. 

Wurst.     Zartmann. 
Bornheim:   Witthoff. 
Braunsberg:  Beckmann. 
Breslau:      Friedlieb.     LÜbbert. 

Reinkens. 
Brügge:  Lansens. 
Brühl:  Alleker. 

Brüssel:  y.  Hagemans.  Robiano. 
Burtscheid:    Schorn. 

Ca 8 sei:  Schubart. 

Cleye:  Probet. 

C  o  b  1  e  n  z :  Clemens.  Dottinioas. 
Eltester.  Henrich.  Janker.  La« 
cas.  Montigny.  y.  PommeNiiAehe. 
Gr.  Yiilers.  Wegeier. 


272 


Verzekhnüs  der  Mitglieder. 


Co  In:    Baohem.    Baruch.    Bigge. 

Broicher.    Camphauseni    Cassel. 

Clay^   von  Bouhaben.      Deich- 

mann.  Disoh.  Düntzer.     Engels. 

Ennen.     Feiten.     Flrmenich-Ri- 

ohartz«    Garthe.    Qaul.    Geiger. 

▼.  Gelssel  (Cardinal-Erzbischof ). 

Gotigetrea.     Grass.     Hartwich. 

Haagh.Heimsoeth.  Herbst.  Hörn. 

Kamp.    Klein.    Langen.   Lautz. 

Lempertz.  Merlo.  Mevisseu.  Mi- 

cheU.    ▼.  Möller.    Mohr.  Müller. 

Oppenheim.   Pepys.  Pütz    Ram- 

boux.   Raschdorff.    Saal.  Stahl. 

Stein.     Stupp.      v.    Thielmann. 

Voigtel.  Wefnkauff. 
Commern:  Eick. 
Crefeld:    v.  Beokerath.    Onder- 

eyck.  Rein. 

Darmstadt:  Bossler.  Ladwig. 
Dielingen:  Arendt. 
Dormagen:  Delhoyen. 
Dresden:    Haltsoh.    y.  Wletera- 

h^m. 
Dürbosslar:    Blum. 
Düren:     Königsfeld.        Rumpel. 

Schmitz. 
Düsseldorf:  Ebermaier.  r.Haef- 

ten.  V.  Hagens.  Harless.   Hohen- 

zoliem-Sigmaringen    (Fürst  zu). 

Kiesel.    Krüger.    Lacomblet.    v. 

Mallinekrodt.     ▼,     Massenbach. 

▼.      Schaamburg.       Sehlnnkes. 

Schmelzer.     Schneider. 
Duisburg:  Eichhoff. 

Eohtz:  Oremer. 
Eitorf:  Wagener. 
Elberfeld:     Bouterwek.     Gym- 
nasialbibliothek. Krafft 
Erfurt:  Roche. 
Eschweiler:  Pick. 

Frankfurt  a.   M.:     Becker,    v. 

Cohausen.       Gerson.      Janssen. 

Kelchner.  Milani.  Thissen. 
F  r  e  i  b  u  r  g  i.  Br. :  Book.  Büeheler. 

Schreiber. 
Fröhden:  Otte. 


Fulda:  Goebel. 

G  e  m  ü  n  d :  Dapper. 
Gent:  Roulez.  VVagener. 
Gielsdorf:  Dreesen. 
Giessen:  Lange. 
Ginneoken:  Cuypers. 
St.  Goar:  Grebel.    * 
Godesberg:  t.  Simons. 
Goettingen;    Ourtius.   Sanppe. 

Unger.  Wieseler. 
Grevenbroich:  v.  Heinsberg. 
Gürzenioh:  Sohillings-Englerth. 

Haag:   Green  van  Prinsterer. 
Halle:  Conze. 
Hamm:  Essellen. 
Hannover:  Ahrens.    Grotefend. 

Hahn. 
Heidelberg:   HoltzmiCnn.  Kay- 

ser.  Köchly.  Stark. 
H eilige nsta dt:  Kramarczik. 
Hürtgen:  Welter. 

Ingberth:  Krämer. 
Isenburg  (Haus):  v.  Sybel. 
Jena:  Gaedechens.  GötÜing. 

Kampen:  Möllhuysen. 

Kessenich:  von  Spankeran . 
aus^m  Weerth. 

Kiel:  Ribbeck. 

Knispel:  Schober. 

Königsberg  i.  Pr.:  Friedlandar. 

Königswinter:  Glasen. 

Koxhausen:   Heydinger. 

Kremsmünster:  Piringar. 

Kreuznach:  Antiquarisch-histo- 
rischer Verein.  Hermann.  Huys- 
sen.  Peters.  Voigtländer. 

Lauersfort:  v*  Rath. 
Leiden:    Bodel-Nyenhuis.  Jans- 
sen.   Leemans.     de  Wal. 
Leipzig:  Eckstein.  Ovarback. 
Linz  a.  Rh.:     v.  Rolshausan. 
L  o  n  z  e  n  :   Richrath. 
Ludwigsburg:  Keller. 
Lübeck:  Baumeister. 
Lüttich:    Universitätsbibliothek. 
Luxemburg:  Namur, 


Verzeickni$$  der  MügKeder. 


273 


Mains:  Bone.  Gredy.  Klein.    ▼. 

KSckerito.  Lindensoliinit   Spitz. 
Mandersoheid:  Zimmermann. 
Malroedy:  Are^ne  de  Noa9. 
Marburg:  Schmidt. 
Mayen:  Delius. 
Meohernioh:  Sohmits. 
Mehlem:  ▼.  Rath. 
Metternioh  (Burg):    ▼«  Müller. 
Miel:    v.  NeufviUe. 
Montjoie:  Fauly. 
München:   Cornelius.   Correns. 
Münst.dr:        Ueyo^.        Müller. 

Zumloh. 

N  a  1  b  a  o  h :  Ramers. 
JNamur:  Gengier. 
^  •  u  B  9 :  Josten.     Menn. 
Niederbreisig:       Gommels- 

hausen. 
•Nymwegen:     Krul     ▼.     Stomp. 

Wyk.  Scheers. 

Oekhoyen:  Lentzen. 
.Qttw eiler:  Hansen* 

Paris:  Hlttorf.  Robert. 
Poppeisdorf:  Eich. 
Bffiinr.  Graeff. 

Q  u  i  n  t :  Krämer. 

Radensleben:    v.  Quast. 

R  e  n  a  i  X  :    Joly. 

R 1^  e  i  n  e  c  k  (Schloss) :  y.Bethmann. 

Hollweg. 
R  0  e  rm  o  n  d  :  Guillon. 
Roeaberg:  Brender.  y,  Welehs- 
Rom:   Bjcann*    Heibig.  Uenzea- 

T.  Reomont. 


Saarbrfiok:  Karoher.  T.Velten. 
Saarburg:  Hewer. 
Santsouoi:  Lenn6. 
Sohulpforte:  KeiL 
S  A  0  h  t  e  m :  Commer. 
.  S  e  n  h  e  i  m :  Reitz. 
Sneekr  Mehler* 

Stuttgart:     Haakh.     Paulas. 
Stftlin. 

Trier:    Conrads.    Hasenmüller. 

Holtzer.  Kraus.  Ladner.  Martini. 

Reisaoker.     Rosenbaum.    SohS- 

mann.    ▼.  Wilmowsky. 
Tübingen:  Herzog.  Teuffei. 

Uerdingen:  Herbertz. 
Ulm:  Hassler. 
Utrecht:    Rovers. 

T  i  e  r  8  e  n :  y.  Diergardt. 
Vogelensang:  Bosret. 

Waohtendonk:  Mooren. 
W  a  r  f  u  m  :  Westorhoff. 
W  e  i  s  m  e  s :    Weidenhaupt. 
Wesel:    Blume.    Fiedler. 
Wien:  Asehbaoh.  Heider.  Schmidt. 

Vahien. 
Wiesbaden:      Reuter.     Rössel. 

Schalk.  Schwartz.  Weidenbach. 
Winterthur:  Hug. 
Wissen:  Gf.  Lo3. 
Würzburg:    Müller.    UrUche. 
Wüstenrode:  Wüsten. 

Z  e  i  s  t :  yan  Lennep. 
Zürich:  Bursian.  FreL    Lübke. 


18 


Verxeichniss 

der  Akademieen,  Gesellschaften  und  Vereine,  mit  denen 

der  Verein  von  Alterthumsfreunden  im  Rheinlande 

in  gegenseitigem  Schriftenaustaiisch  steht. 


1.  Historische  Gesellschaft  des  Kantons  Aargau  in  Aara«. 

2.  Gesciüchts-   und   altertbumsforschende   Gesellschaft   des 

Osteriandes  in  Alten  bürg. 

3.  Rouinklijke  Akademie  van  wetenschappeo  in  Auisterdam« 

4.  Historischer  Verein  in  Bamberg. 

5.  Historische  Gesellschaft  in  Basel. 

6.  Historischer  Verein  von  Oberfranken  in  Bayreuth. 

7.  Künstlerverein  für  Bremische  Geschichte  u.  Alterthümer 

in  Bremen. 

8.  Soci^t^  numismatique  in  Brüssel. 

9.  Verein  für  hessische  Geschichte  u.  Landeskunde  in  Cassel. 

10.  Universität  in  Christiania. 

11.  Historischer  Verein  für  den  Niederrhein  in  Cöln. 

12.  Historischer  Verein  für  das  Grosshersogthura  Hessen  in 

Darmstadt. 

13.  K#nigl.   sächsischer  Verein   für  Erforschung  und   Cr- 

haltung  vaterländischer  Alterthümer  in  Dresden« 

14.  Society  of  antiquaries  of  Scoiland  in  Edinburgh» 

15.  KönigK    Akademie    gemeinnütitiger    Wissenschaften    in 

Erfurt. 

16.  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde  in  Frank- 

furt a.  M. 

17.  Alterthums verein  in  Frei  bürg. 

18.  Historischer  Verein  in  St.  Gallen. 

19.  Comitö  central  de  puUication  des  inscriptions  funeraires 

et  monumentales  de  la  Flandre  Orientale  in  Gent 

20.  Messager  des  sciences  historiques  in  Gent. 

21.  Oberlausttzische    Gesellschaft    der     Wissenschaften    in 

Görlitz. 

22.  Historischer  Verein  für  Steiermark  in  Grats. 


Y€r»eichm$M  der  Academieen  und  Vereine  u.  e.  to.    275 

SS,   Voigdindiscber  alterthansforsdienier  Vereio  in  Orefs. 
M.   ThflrJngbch«0ftch8Mcher  Verein  für  Brfonchwng  des  va- 

terlandischen  Alterthums  in  Halle  a.  S. 
t5b    Bedirkaverein  für  heasische  Geschichte  und  Landeskunde 

in  Hanau. 

26.  Hiatorificher  Verein  für  Niederaachsen  in  Hannover. 

27.  Verein  fflr  siebenbttrgische  Landeskunde  in  Hermann» 

Stadt. 

28.  Verein  fflr  tbaringiscbe  Geschichte  und  Altcrthumskunde 

in  Jena. 
2d.   Gesellschaft  fttr  raterländische  Geschichte  in  Kiel. 

30.  Sociöt6  royale  des  antiquaires  du  nord  in  Kopenhagen. 

31.  Historischer  Verein  fflr  Krain  in  La  i  ha  eh. 

32.  Friescb  genootschap  van  Gescbied-,   oudheid«  en  taal- 

künde  in  Leeuwarden. 
83.   Haatschappy  der  Nederlandsch  Letterkunde  in  Leiden. 

34.  Numismatic  Society  in  London. 

35.  Alterthumsverein  in  Lttneburg. 

36.  Institut  arch^ologiqne  Li6gois  in  Lflttich. 

37.  Sociöt^  libre  d'^mulation  de  Li^ge  in  Lflttieh. 

88.  Socidt6  pour  la  recherche  et  la  conservation  des  nonu- 
ments  historiques  dans  le  grand^dnch^  de  Luxembourg 
in  Lux<&niburg. 

39.  Historischer  Verein  der  fünf  Orte:  Luzern,  Uri,  SchwyiB, 

Unterwaiden  und  Zvg  in  Luzern  (Einsiedeln)« 

40.  Verein  zur  Erforschung  der  rheinischen  Geschichte  und 

Alterthümer  in  Mainz.      *, 

41.  Historischer  Verein  fflr  das  wirtembergische  Franken  in 

Mergentheim. 

42.  Soci^tö  d'archöologie  et  d'histoire  de  la  Moselle  in  Metz. 

43.  Kgl.  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften  in  Mün- 

chen. 

44.  Historischer  Verein  von  und  für  Oberbayern  in  Mün« 

eben. 

45.  Verein  für  Geschichte  und  Altcrthumskunde  Westfalens 

in  Münster. 

46.  Sociöt^  arcböologique  in  Namur. 

47.  Germanisches  Museum  in  Nürnberg.  . 

48.  Historischer  Verein  in  Osnabrück. 

49.  Magyar  tudomAnyos  akademia  in  Pest. 

50.  Künigl.    böhmische  Gesellschaft  der   Wissenschaften  in 

Prag. 

51.  Archäologische  Section  für  das  künigl.  bühm.  Museum  in 

Prag. 


276    Ver%ei^ms$  der  Academieen  und  Vereine  u.  9,  n>. 

U.   Verdn  fOr  fleicIiMkte  der  Dciitsohen  i»  Böhmm  in  P  r  a  g. 
53.   HUtoriflcber  Verein  von  Dberpfals  und  Regensbirg  in 

Regenskurg. 
M.   Creseliscbaft  f«r   GeMihichte  «nd   Alterthumskunde  der 

Ostseeprovinzen  Russlands  in  Riga. 
55.   Institiilo  di  corrispondenaa  areheologiea  in  Ron. 
M.   Verein  fttr  meklenibiirgische  Qescbicbte  und  AUcrtbums- 

künde  in  Schwerin. 

57.  Soci^t<^  pour  la  conservation   des  monuments   d'AIsace 

in  Strassburg. 

58.  Soci^t^  sctentilique  et  litt^raire du  Limbottrg  in  Ton g  res« 
5^.    Gesellschaft  für  nfitzliebe  Forschungen  in  Trier. 

60.  Institu'to  Veneto  di  seiende,  lettre  ed  arti  in  Venedig. 

6L  Smitbaoniaii  institution  in  Washington. 

62.  Alterthumsverein  in  Wien. 

63.  R.  k.  Centralkommission  £ur  Erforschung  und  Erhaltung 

der  Baudenkmäler  in  Wien. 
^i.   K.  k.  geographische  Gesellschaft  in  Wien.' 

65.  Verein  für  Nassauische  Alterthumskunde  und  Geschichts- 

forschang  in  Wiesbaden. 

66.  Historischer  Verein  von  Unterfranken  und  Aschaffenburg 

in  Würz  bürg. 

67.  Antiquarische   Gesellschaft   (Gesellschaft    für   vaterlan- 

dische Alte rthtimer)  in  Z  0  r i  c  h. 

68.  Allgemeine  geschichiforschende  Gesellschaft  der  Schweiz 

in  Zürich. 


Jahrh,  dTer.Y,AIimRliernlIft1t.JJLX  YJi 


JdhrhdTer.  Y:A.T!imKhei7tl  D 


JalaliXtr^r^ 


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Joirl.  ä.Ter.Tl-TT.imIthtii>  1.  Stftinm 


Taf.ir 


lith  Jnst.drh  Fr.Wüh. ünir.} 


Mi.Y 


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Jfl/fl'Rd.Tirr-T::- 


Jairl.  dJer.rÄ'R-.imllJieinJ.Iiftjnm 


Taf.ir 


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zzc/c'ftniec^  üciuf  dem  Guitr -Bonuiy^  fzu-S,  67. 


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ftab.  z.  Fi-  6;r. 


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•i    1    »    '     I    '    ' 


eiaf^an  a-  |«z.y:  F  Petaig. 


JAHRBUCHER 


DES 


VEREINS  TON   ALTERTHUIISFRErNDEN 


IM 


RHEINLANDE. 


HEFT  XXXVIII. 


MIT  2  LITHOGBAPHIRTKN   TAFELN  UND  MKHREBEN  IN  DEN  TEXT 
EINGBDBÜCKTBN  HOLZSCHNITTEN. 


BONN. 

GEDRUCKT  AUF  KOSTEN  DES  VBKEIX8. 
BOH»,  BEI  A.  MARCUS. 

1865. 


InhaltsTerzeiehniss. 


1.    CliorograpUe  «hI  CleseUclite. 

Seite 
!•    Der  Tuffstein,  als  Baumaterial    der  Römer  am  Rhein«     Von 

Geh*  Rath  Dr.  von  Decken 1 

2.     Die  älteren  Bischofskatalo^e  von  Trier.  Von   Oi .  F.  X.  Kraus 

in-  Trier         ...*•«...«      27 

11.    Senkmäler. 

1.     Der   Fand    von    Pyrmont.      Von    Director   Rud,  ludtoig  in 

Darmstadt.    Hierzu  Taf.  1 47 

2(4).  Die   römische  Niederlassung  bei  Neuwied  und  ihre  Denk- 
mäler, 
d,  Reste  eines  Cohortenzeichens.  Hierzu  Taf.  II,  1 — 3»  Von 
Froh  C.S.Grotefend  in  Hannover  and  Prof,  K.  B,  Stark 

in  Heidelberg  . 61 

3(5).  Neue  AUarinschrift  des  Jnpiter   und  des  Hercurles  Saxanus 
aus  dem  Brohlthal  nebst  Nachträgen  zudem  Bonner  Winckel- 
niannsprogramm  von  1862.  Von  Prof.  Freudenberg     .         .       83 
4(6).  Abkürzungen  auf  rheinischen  Inschriften«  Von  Prof.  J.  Becker 

in  Frankfurt  a.  M 97 

5(7).  Die  Reliquien   Albert's    des    Grossen    in   der  St.  Andreas- 
kirche zu  Köln.  Von  J.  J.  Merlo  in  Köln  .         .         .         .106 
6(8)  Die  Legende   ,,Dein  eyn"    an    dem    Karlshorne  zu  Aachen. 

Von  P.  St.  Käntzeler  in  Aachen 123 

HL    iitteratur. 

1.  Beschreibung  der  in  der  Schweiz  aufgefundenen  Gallischen 
Mfinzen.  Von  Dr.  H.  Meyer.  Angezeigt  von  Prof.  Jl  Becker 

in  Frankfurt  a.   M. 131 

2.  LiVia  Gemahlinn  des  Kaisers  Augustus.  Eine  archäologische 
Abhandlung  von  Dr.  Joseph  Aschbacfa.  Angezeigt  von  Prof. 
Ritter .     137 

3«  Beschreibung  der  Kupfermünzen  des  ehemaligen  Bisthums 
Paderborn  und  der  Abtei  Corvey,  sowie  der  zu  denselben 
gehörigen  Städten,  von  Joseph  Weingärtner.  Angezeigt 
von  Wür$t,  Hauptmann  a«  Q.       « 147 


Seit« 
4.     Die  alte  Hartiofkircbe  in  Bonn  und  ihre   Zerstörung,  von 

Prof.  Dr.  Hermann  HAfTer 154 

IV.    IbeeUea« 

1.  Noch    ein    Wort   über    Schallgefasse,    von    Prof.    Unger  in 
GAttingen        .        .        .^ 158 

2.  Schallgeffisae. 

8.     Steinerne  Hohlgeschosse,  von  v,  Cohausen    ....     160 

4.  Naehtrfigliche     Bemerkungen     und     Berichtigungen,     von 
Demselben     ...         .  .         .      ,  •         •         •     161 

5.  Lampe  von  Erz  gefunden  am  Gossberg,  von  Pfarrer  Barieis 

ZI)  Alterkut«  bei  Simmern 163 

G.     Ueber  die  Wappen  der  im  vorigen  Hefte  publicirten  Krön- 

bebälter,  von  Dr.  Friu  Hahn  in  Hannover  »  .  .  .  163 
7«     Ueber    Inschriftenfunde    in    Kreuznach,     von    E.  Schmidt^ 

Major  a.  D.,  in  Kreuznach 163 

8.  Ueber  einen  Mönzfund  im  im  Dorf  Schlierschied,  von  Prof» 
Freudenberg 165 

9.  Bemerkungen  über  die  archäologische  Sammlung   des  ver- 
storbenen Herrn  Eberle  zu  Düsseldorf,  von  Dr.  WUk^  SehfniU 

in  Düren 165 

10.  Bömische  AUerthomsresle  in  der  Umgegend  der  Stadt  Bonn, 

von  Prof.  Freudenherg ,168 

11.  Ueber  römische  Banreste  in  der  Umgegend  der  Stadt  Cöln     170 
12*     Bemerkungen  über  den  Römer-  oder  Pfahl-Graben  bei  Unkel^ 

von  Anselm  Freiherr  e.  Hoiningen  gen.  Huene   .         .         *  171 

13.  Ueber  römische  Alterthüroer  in  der  Gegend  von  Trier  .         ,  174 

14.  Ueber  einen  römischen  Stein,  iq  Cöln  gefunden           .         .  174 

15.  Anzeige  üb.  eine   altcbristliche  Glasscbaale  aus  der  Samm- 
lung des  Herrn  Disch  in  ,Cöln    « 175 

T.    Chronik  des  Vereins« 

Vereinsjohr   vom  9.  Dec.  1863  bis  zum  9.  Dec.  1864 .        .     176 
Vcrzeichniss  der  Mitglieder  .  •         .         *         .     187 

Verseichniss    der   Akademieen    und    Vereine,   mit  welchen 
unser  Verein  in  litterarischer  Verbindung  steht  .        •    .    <     ^Ou 


L    Chorograi^hie  vnd  Geschichte« 


L   Her  CnPetn,  ab  iBanmaterial  )er  Hörnet  am  H^eiti. 

Herr  Prof.  Dr.  J.  Schneider  gelangt  in  seiner  lehrreichen 
Abhandlung  über  das  Baumaterial  der  Bömer  in  den  Rhein- 
gegenden (Jahrb.  d.  Ver.  XXXHI  u.  XXXIV.  S.  153  u.  folg.) 
zu  der  Behauptung,  dass  die  Verwendung  des  vulka- 
nischen Tuffes  als  Mauerstein  zur  Aufführung 
von  Gebäuden  bei  den  Römern  am  Niederrhein 
durchaus  niemals  im  Gebrauche  war.  Um  dieselbe 
zu  rechtfertigen,  soll  ihm  der  Nachweis  genügen,  dass  bis 
jetzt  nirgendwo  ein  üeberrest  eines  unzweifelhaft  j?ömischen 
Baues,  der  aus  Tuffstein  construirt  wäre,  aufgewiesen  wer- 
den kann.  (166.) 

Der  Herr  Verfasser  führt  alsdann  Beispiele  an,  dass  der 
Tuflfetein  bei  sehr  alten,  noch  in  römischer  Weise  aufgeführ- 
ten, aber  erst  der  mittelalterlichen  Zeit  angehörigen 
Bauwerken  zur  Anwendung  kam,  und  sagt,  dass  es  kaum  ein 
einziges  dem  romanischen  Stile  angehöxiges,  kirchliches  Bau- 
werk giebt,  das  nicht  den  Tuffstein  als  vorherrschendes  Bau- 
material aufzeigte.  »Dagegen,«  fahrt  er  fort,  »hat  es  bis  jetzt 
Niemand  auch  nur  versucht,  an  einem  wirklich  römischen 
Baureste  das  Tuffinaterial  mit  Bestimmtheit  nachzuweisen  und 
ich  kann  aus  meiner  eigenen  ziemlich  genauen  Kenntniss  der 
römischen  Ansiedelungsorte  am  Niederrhein  hinzufügen,  dass 
mir  nirgends  der  Tuflf  als  Material  an  einem  wirklich  römi- 
schen Bauwerke  aufgestossen  ist.«     Hier  setzt  Herr  Prof. 

1 


2  Der  Tuffstein  als  Baumaterial  der  Römer  am  Rhein. 

Schneider  in  einer  Anmerkung  hinzu  (S.  171.  18):  »Sollte 
auch  in  einem  einzelnen  Falle  am  Niederrhein  sich  Tuffstein- 
gemäuer entdecken  und  als  römisch  nachweisen  lassen,  wie 
es  in  einigen  wenigen  Fällen  am  Oberrhein  in  der  Gegend 
von  Andernach,  wo  der  Tuff  gebrochen  wird,  der  Fall  sein 
soll :  so  würde  dieses  selbstredend  die  Anwendung  4es  Tuffes, 
wie  es  die  allgentöine  Meimmg  erheiseht,  flir  dem  Nieder- 
rhein noch  keineswegs  bezeugen.« 

Danach  fordert  er  von  dem,  welcher  in  Zukunft  die  bis- 
herige Meinung  festhalten  will,  dass  er  an  einer  Reihe  von 
entschieden  römischen  Bauresten  die  Anwendung  des  Tuffes 
nachweise  und  sich^  nicht  auf  das  blosse  Vorkommen  von 
Tuffsteingemäuer  an  römischen  Ansiedelungsplätzen  be- 
schränke, indem  dieses  nicht  der  römischen,  sondern  der 
nachfolgenden, mittelalterlichen  Periode  angehöre. 

Es  ist  in  der  Natur  der  Verhältnisse  begründet,  dass 
ein  Baumaterial  in  der  Nähe,  wo  es  gefunden  wird,  am  häu- 
figsten und  ausgedehntesten  zur  Benutzung  konunt  Der 
vulkanische  Tuff,  welcher  hier  in  Frage  steht,  findet  sich  im 
Brohlthale,  von  der  Einmündung  desselben  in  den  Rhein  bei 
Brohl  aufwärts  bis  Burgbrohl  und  in  den  Nebenthälem  des- 
selben des  Heilbronn,  von  Tönnisstein  und  von  Glees; 
dann  im  Nettethal  von  Plaidt  an  aufwärts  über  Kretz.  bis 
Kruft.  Derselbe  wird  im  Brohtthale  mit  dem  Lokahiamen 
»Tuffstein«  und  im  Nettethale  mit  dem  Namen  »Duck- 
stein« bezeichnet.  Gegenwärtig  wird  derselbe  weniger  als 
Baumaterial,  dagegen  in  einem  ausgedehnten  Maasse  zur  Be- 
reitung eines  sehr  geschätzten  hydraulischen  Mörtels  ausge- 
beutet und  hierzu  durch  stampfen  und  mahlen  vorbereitet, 
»Trass«,  im  Holländischen  und  an  der  Deutschen  Nordsee- 
Küste  »Tyrass«  genannt  ^).   Der  vulkanische  Tuff  des  Brohl- 


1)  Ueber  das  Voj-kommen  dieses  vulkanischen  Tuffes  s.  von  Decken 
Gepga.  Fäbrer  zum  Laacher  See.  S.  231*-279^  n.  S.  dß^  n.  396« 


Der  Tufistein  als  Banmaterilil  der  Römer  dni  Rhein.  Ö 

und  des  Nettethales  ist  so  sehr  von  den  übrigen  Tuffen  der- 
selben Gegend:  von  Bell,  Ettringen,  Rieden  und  Weiberti 
verschieden,  dass  er  damit  nicht  verwechselt  werden  kann. 
Ausser  diesen  Stellen  findet  sich  aber  in  den  Rheingegenden 
kein  vulkanischer  Tuff  und  wo  er  daher  zu  Bauwerken  oder 
zu  anderen  Zwecken,  zu  Altären,  Votivsteinen,  Sarkophagen 
verwendet  ist,  kann  er  nicht  füglich  mit  einem  anderen  Ma- 
terial verwechselt  werden. 

Auf  die  Unterscheidung  von  Oberrhein  und  Niedferrhein, 
Ober-  und  Unter-Germanien  der  Römer  mag  hier  kein  grosses 
Gewicht  gelegt  werden.  Das  ßrohlthal  gehörte  zu  Ober-Germa- 
nien, die  Grenze  beider  Germanien  war, demselben  aber  seht 
nahe  und  von  dem  Nettethale  nur  wenig  entfernter.  Der  leich- 
tere Transport  des  im  Brohl-  und  im  Nettethale  gebrochenen 
Steinmaterials  rheinabwärts ,  als  rheinaufwärts  veranlasste 
eine  viel  ausgedehntere  Verwendung  desselben  am  Nieder- 
rhein, als  am  Oberrhein. 

Nachdem  Herr  Prof.  Schneider  die  Behauptung  aufge- 
stellt hat,  dass  die  Römer  den  vulkanischen  Tuff  des  Brohl- 
und  Nettethales  zwar  zu  Altären  und  Sarkophagen  vielfach, 
aber  gar  nicht  zu  Bauwerken  am  Niederrhein  benutzt  hätten, 
ist  von  Herrn  Geh.  Rath  von  Quast  (Jahrb.  d.  Ver.  XXXVI. 
Si  170)  nachgewiesen  worden,  dass  der  Pfeiler  einer  Wasser- 
leitung an  der  Strasse  von  Cöln  nach  Efferen,  100  Ruthen 
von  Neuenhof  entfernt,  ganz  aus  Tuflfeteinen  hergestellt  ist. 
Derselbe  schliesst  seine  Notiz  mit  den  Worten:  »Es  wäre 
hiemach  also  ein  römischer  Bau  aus  Tuflfeteinen  nachgewiö- 
sen,  wenn  man  festhält,  dass  die  Erbauung  einer  Wasserlei- 
tung oder  doch  einzelner  Pfeiler  derselben  in  spätem  Zeiten 
nicht  denkbar  sei.  •  Ob  eine  solche  spätere  Errichtung  oder 
doch  Herstellung  in  wesentlichen  Theilen  nachweisbar  sei, 
stelle  ich  weiterer  Erwägung  anheim.« 

Die  römischen  Niederlassungen  in  der  Gegend  von  Neu- 
wied, der  Einmündung  der  Nette  in  den  Rhein  gegenüber, 


4  Der  Tuffstein  ah  BauniRteriBl  der  Römer  tun  Rhein. 

also  in  geringer  Entfernung  von  der  Fundstelle  des  Tuff- 
steins zwischen  Plaidt  und  Kraft,  waren  wohl  vorzugsweise 
auf  die  Benutzung  dieses  Materials  saigewiesen. 

Die  ersten  Nachrichten  über  die  Ausgrabungen  bei  Neu- 
wied giebt  der  Ingenieur-Hauptmann  C.  F.  Hoffmann  >),  wel- 
cher dieselben  vom  Jahre  1791  an  geleitet  hat,  wo  ein  Bauer 
aus  Niederhieb  er  an  der  Stelle,  welche  die  alte  Burg 
heisst,  Steine  aus  den  Grundmauern  eines  grossen  römischen 
Gebäudes  gebrochen  hatte.  Ausführlicher  sind  diese  Ausgra- 
bungen von  Dorow  (die  Denkmale  germ.  u.  röm.  Zeit  in  den 
Rhein.  Westphäl.  Provinzen  Bd.  11.  Berlin  1826)  beschrieben 
worden.  Die  ausgedehnte  Verwendung  des  Tuflfeteins  bei  den 
römischen  Gebäuden,  welche  bei  Heddesdorf,  an  dem  römischen 
Mauerwerke,  welches  zwischen  Schloss  Engers  und  Mühlho- 
fen  nahe  am  Rhein,  und  bei  dem  römischen  Castrum,  welches 
bei  Niederbieber  mit  zahlreichen  Gebäuden  ausgegraben  wurde, 
geht  daraus  unzweifelhaft  hervor. 

Folgende  Einzelheiten  mögen  hier  eine  Stelle  finden. 
S.  11  sagt  Dorow:  »Von  den  grossen  Gebäuden  bei  Heddes- 
dorf will  ich  nur  eins  anführen,  dessen  Fundamente  wirklich 
entblösst  wurden.  Sie*  bestanden  aus  lauter  Quadern  und 
schön  behauenen  T u f f s t e in e n« ;  femer :  »an  einem  anderen 
Platze  fand  ich  gleichfalls  die  Fundamente  eines  grossen  Ge- 
bäudes von  gehauenen  Tuffsteinen,  von  welchen  zwei 
ausgebrochen  und  nach  Neuwied  gebracht.«  Die  Abmessun- 
gen des  einen  sind  3'  3"  lang,  2'  1"  breit  und  r  2"  hoch; 
des  anderen  3'  6"  lang,  1'  11"  breit  und  1'  2"  hoch.  Ein 
ebenso  grosser  behauener  Tuffstein  wird  als  Meilenstein 
gedeutet. 

1)  lieber  die  Zerstörung  der  Römerstädte  am  Rheine  zwischen  I.ahn 
und  Wied  durch  die  Deutschen  in  der  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts, 
wie  sie  die  Nachgrabungen  bei  Neuwied  gezeigt  haben.  Neuwied  1819; 
und  die  2te  Auflage  unter  demselben  Titel  mit  einer  Abhandlung  vom 
Herrn  Director  Matthiae.  Neuwied  1823. 


Der  Tuffstein  als  Baumaterial  der  Römer  am  Rhein.  5 

S.  22  wird  von  dem  Mauerwerk  zwischen  Schloss  Engers 
und  Mühlhofen  nahe  am  Rhein  angeftthrt,  dass  es  etwa  auf  12  F. 
Höhe  entblösst  sei,  ohne  jedoch  die  tiefste  Stelle  des  Funda- 
mentes erreicht  zu  haben.  In  der  jetzt  sichtbaren  Höhe  neh- 
men drei  Schichten  von  jedesmal  1  Fuss  hohen  Tuffstei- 
nen etwa  die  untere  Hälfte  ein.  In  8  Fuss  Tiefe  standen 
an  der  inneren  Mauerseite  gleich  einem  rund  umher  laufen- 
den Kranze,  schwere  grosse  Tu  ff  st  ein -Quadern.  Von  dem 
Castrum  bei  Niederbieber,  dessen  Umfassungsmauer  ein  Recht- 
eck von  840'  Länge  und  631'  Breite  biWet,  ist  ganz  besonders 
hervorzuheben  (S.  34  u.  35),  dass  bei  dem  Ausgraben  der  porta 
praetoria  im  Jahre  1801  rechts  gegen  die  Mitte  der  Thor- 
enge, an  dem  Rande  derselben  ein  grosser,  rechtwinklich 
behauener  Tuffstein,  5'  5"  lang,  2'  7"  breif  und  2'  hoch 
gefunden  wurde.  Auf  seiner  Rückseite  fand  sich  die  Zahl 
XXV.  eingehauen.  Die  anderen  demselben  entsprechenden 
Steine  waren  ausgebrochen  und  wie  sich  aus  der  Menge  der 
Tuffstein- Abschläge  zeigt,  an  dieser  Stelle  zu  an- 
derweitigem Gebrauch  neu  zugehauen  worden. 

Das  Baumaterial  des  Castrum  besteht  (S.  57)  am  häufig- 
sten aus  Schiefer-  und  Tuffsteinen.  Der  Schiefer  und  Grau- 
wacke  oder  sandiger  Schiefer  und  Sandstein  aus  der  unteren 
Abtheilung  der  Devonformation  ^)  ist  aus  der  unmittelbaren 
Nähe  des  Castrum  entnommen ;  an  dem  steilen  Abhänge  auf 
der  rechten  Seite  des  Wiedbaches  bei  Nothhausen  sind  noch 
jetzt  die  alten,  weit  ausgedehnten  Steinbrüche  sichtbar,  in 
welchen  diese  Steine-  gebrochen  worden  sind.  Die  Funda- 
mente der  Umfassungsmauer  des  Castrum  waren  noch  vor 
3  Jahren  blosgelegt  und  wurden  ausgebrochen,  um  als  Pack- 
lage für  die  Strasse  von  Niederbieber  nach  Oberbieber  ver- 

1)  Wenn  auch  geologisch  die  Benennung  „Grauwacke  und  Grau- 
wackenschiefer"  nicht  mehr  gerechtfertigt  erscheint,  so  werde  ich  die- 
selbe doch  in  dem  Folgenden  gebrauchen,  da  sie  hier  zu  keinem 
JMissverständnUse  Veranlassung  geben  kann. 


6  Der  Tuffslein  aU  Baumaterial  de»  Rdner  am  Rheia. 

wendet  zu  werden.  Dieselben  bestehen  aussehlieaslich  aus 
Grauwacke.  Es  ist  niemals  bezweifelt  worden,  dass  das 
Mauerwerk  von  Heddesdorf  und  Niederbieber  römisch  sei. 
Es  ist  aber  anzuführen,  dass  so  weit  die  Ausgrabungen  an 
dem  letzten  Orte  reichen,  sie  durchaus  mit  den  Beschreibun- 
gen eines  römischen  Castrum  übereinstimmen ;  dass  sich  Ge- 
bäude mit  dem  Hypocaustum  gefunden  haben.  Hoffmann, 
2te  Auflage  S.  43,  führt  ein  Zimmer  von  14'  Länge  und  12' 
Breite  an,  in  welchem  der  Fussboden  von  54  kleinen,  aus 
Tuffstein  bestehenden  2'  hohen  Pfeilern  getragen  wurde, 
und  selbst  aus  Ziegelplatten  und  darüber  aus  Gusswerk  be- 
stand. Mit  diesen  üeberresten  der  Bauwerke  sind  unzählige 
Ziegelsteine,  Münzen,  Geräthe  aller  Art,  Schmucksachen  ge- 
funden worden,  di^  römisch  sind  und  zwar  ohne  Ausnalune. 
Von  Gegenständen,  die  dem  Mittelalter  angehören,  ist  kerne 
Rede.  Es  liegt  mithin  der  entschiedenste  Beweis  vor,  dass 
sich  die  Römer  des  Tuffsteins  in  der  Gegend  von  Neu¥ri[ed 
als  Baumaterial  bedient  haben  und  zwar  je  nach  dem  be- 
sonderen Zwecke  der  Bauwerke  in  Verbindung  mit  Zie- 
geln und  mit  den  der  Baustelle  zunächst  vorkommenden 
Bruchsteinen  von  Grauwacke*  und  Grauwackenschiefer.  Dies 
letztere  ist  nicht  unwichtig,  denn  es  zeigt,  dass  ein  aus  die- 
sen Bruchsteinen  h^gesteUtes  Bauwerk  der  römischen  Zeit 
angehören  kann  und  wenigstens  nicht  nothwendig  mittelalter- 
üch  zu  sein  braucht. 

Der  Ingenieur-Hauptmann  HoiBfmann  ist  durch  die  Be- 
trachtung, dass  bei  den  Ausgrabungen  wenig  ganze  TujBfeteine^ 
aber  viel  Schutt  derselben  gefunden  wurde,  zu  der  Ansicht 
geführt  worden,  dass  dieselben  zu  den  Mauern  der  älteren 
Gebäude,  ganz  besonders  der  Kirche  und  des  Thurmes  in 
Niederbieber  verwendet  worden  sind.  Aber  auch  an  den 
mittelalterlichen  Burgen  von  Altwied,  Braunsberg  und  Sayn, 
an.  den  Abteien  Rommersdorf  und  Sayn  findet  sich  das  Ma- 
terial der  römischen  Bauwerke-  von  Niederbieber-  uBd  Heddies- 


Der  Taflfoleiii  al«  Baniniterial  der  Rdmer  am  Rbein.  7 

dorf,  und  unter  demselben  zahlreich  Tuffstein  und  Nieder- 
mendiger  Lava.  Dieser  letztere  Stein  ist  ebenfalls  von  den 
Römern  verwendet  worden,  denn  in  Heddesdorf  würden  4 
daraus  bestehwide  Säulenschafte  ausgegraben  von  6'  2"  Länge 
und  W/2''  Durchmesser.  (Dorow,  Bd.  11.  S.  12.) 

Von  den  grossen  Bauwerken  bei  Neuwied,  wenden  wir 
uns  zu  den  Ueberresten  zweier  ländlichen  Villen  auf  der 
linken  Rheinseite,  von  denen  die  eine  den  Tuffbrüchen  an 
der  Nette,  die  andere  dem  BroUthale  nahe  gelegen  ist.  Die 
erstere  liegt  bei  Wüsterath  und  Aüemi  auf  der  linken  Seite 
der  Elz.  (Jahrb.  d.  Ver.  XXXVI.  S.  55  u.  folg.  Die  römische 
Vülazu  Allenz  im  Maiengau,  vonE.  aus'm  Weerth.)  Es  geht 
auf»  dieser  Beschreibung  der  Ausgrabung  des  echt  römischen 
Geb&udes  in  Bezug  auf  die  Verwendung  des  Tuffsteins  Fol- 
gendes hervor.  Im  Hofe  fand  sich  eine  Anzahl  zerbrochener, 
einfacher  und  niedriger  Säulen  von  T  u  f  f  s  t  e  i  n.  Eine  Menge 
bei  der  Thttrschwdle  gefundener,  regelrecht  keilförmig  zu 
einem  Gewölbe  zugehauener  Tuffsteine  haben  dem  Bo* 
gen  des  Thüreinganges  angehört.  Ausser  diesen  wohl  von 
den  Brüchen  an  der  Nette  bezogenen  Tuffsteinen  finden  sich 
in  dem  Schutte,  welcher  aus  dem  Atrium  entfernt  wurde, 
Stileke  cannehrter  Säulen  von  1%'  Durehmesser  aus  Beller 
Tuffstein.  Es  ist  das  einz^e  mir  bekannte  Beispiel,  dass 
dieser  au  feinerer  Bearbeitung  sehr  geeignete  Leucittuff  von 
den  Römern  benutzt  worden  ist  Der  grösste  Theil  des  Mauer- 
werks besteht  aus  gewöhnlichen  Bruchsteinen,  d.  h.  aus  den 
in  der  unmittelbaren  Nähe  anstehenden  Orauwaekenschieiern. 
Da  sonst  an  diesem  Gebäude  auch  Steine  aus  weit  entfern- 
ten Gegenden,  wie  weisser  Jurakalk  aus  der  Gegend  von 
Metz  und  Verdun  zu  Kranzgesimsen  und  Casettendecken  und 
die  schwer  zu  bearbeitende  Lava  von  Niedermendig  zu  Thür- 
gchwellen,  Postamenten  verwendet  worden  sind,  so  müssen  die 
nahe  gelegenen  Bruchsteine  doch  wohl  dem  Bauherrn  und  dem 
Meister  voBkommea  ge&agend  zur  Erfüllung  ihres  Zweckes  er- 


8  Der  ToffiifieiB  ala  Baomatorial  der  ROuer  am  Rheiu. 

schienen  sein.  Wenn  nun  auch  hier  die  Verwendung  des  Tuff- 
steins an  der  Nette  nur  als  Säulen-  und  als  Gewölbstein  nachge- 
wiesen ist,  so  wird  dadurch  keinesw^es  ausgeschlossen,  dass 
dieses  Gestein  nicht  auch  noch  in  grösserer  Ausddmung  bei 
diesem  Gebäude  benutzt  worden  ist.  Das  Bauwerk  ist  aber 
unzweifelhaft  römisch  und  in  demselben  und  in  seiner  Nähe 
ist  Nichts  gefunden,  was  irgend  auf  eüie  bauliche  Herstellung 
in  späterer  Zeit  des  Mittelalters  verweisen  könnte. 

üeber  die  Ausgrabungen  bei  Waldorf  am  Vinxtbach 
(Pfingstbach),  der  römischen  Grenze  von  Ober-  und  Nieder- 
Germanien  ganz  nahe,  li^en  die  Mittheilungen  des  Herrn 
Pfarrer  Fries  vor.  (Jahrb.  d.  Ver.  XVI.  S.  132  u.  133.)  Es 
sind  nach  demselben  zusammenhängende  Mauerreste  von 
Tuffstein  aufgedeckt  worden,  welche  eine  Reihe  von  klei- 
nen Gemächern  bezeichnen  und  die  nach  den  damit  gemach- 
ten Funden  unzweifelhaft  römisch  sind.  Ich  habe  die  Aus- 
grabungen, bald  nachdem  sie  gemacht  waren,  gesehen.  Bei 
der  geringen  Entfernung  der  Fundstelle  von  den  Tuflfbnlchen 
im  Brohlthale  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  das  verwendete 
Material  aus  denselben  entnommen  worden  ist. 

Auch  die  Reste  von  Gebäuden  eines  römischen  Lagers, 
welche  auf  Veranlassung  des  Kaisers  Napoleon  beim  guten 
Mann  in  der  Nähe  des  Dorfes  Weissenthurm  aufgedeckt  wur- 
den, bestanden  nach  dem  vorliegenden  Bericht  (Jahrb.  XXXVH 
S.  229)  theilweise  aus  Tufetein. 

Die  bedeutendsten  Ausgrabungen  römischer  Mauerreste 
bei  Bonn  haben  in  den  Jahren  1818  und  1819  auf  der  Nord- 
seite der  Stadt  beim  Wicheishofe  und  nahe  am  Rhein  statt- 
gefunden. Dieselben  sind  von  Carl  Ruckstuhl  im  Jahrb.  der 
Preuss.  Rhein.  Universität  Bd.  I.  Heft  H  u.  HI.  Bonn  1819. 
S.  159—223  beschrieben,  dann  aber  auch  ausführlich  behan- 
delt in  Dorow,  die  Denkmale  germ.  und  röm.  Zeit  in  den 
Rhein.  Westphäl.  Prov.  Bd,I.  Stuttgart  und  Tübingen  1823. 
Von  erheblicher  Wichtigkeit  ist  der  Aufeatz  von  Braun  über 


Der  Tu&lein  als  Baumaterial  der  Rdmer  am  Rhein.  9 

den  Zweck  dieser  Bauwerke,  »Römische  Alterthümer  zu  Bonn«, 
in  Jahrb.  d.  Ver.  XVIL  S.  103  bis  123  und  »Ausgrabungen 
am  Wicheishofe  bei  Bonn«,  Jahrb.  d.  V.  XXV.  S.  192  u.  folg. 

Nach  Ruckstuhl  (S.  168  u.  169)  besteht  das  Material 
der  Bauwerke  am  Wicheishofe  aus  Sandsteinen,  manchmal 
aus  ganz  grossen  Basalten,  grösstentheils  aus  Tuffsteinen. 
Die  meisten  Steine  sind  aus  den  Brüchen  von  Brohl  und 
Tönnisstein.  An  einem  der  aufgegrabenen  Gebäude  (S.  178) 
fanden  sich  die  Mauern  IVj  Fuss  stark;  das  Baumaterial 
war  grösstentheils  Tuffstein. 

Dorow  führt  an,  dass  die  Ausgrabungen  vom  Baumeister 
Hundeshagen  besorgt  worden  und  dass  die  Bestimmungen 
der  angewendeten  Bausteine  von  dem  Geh.  ßergrath  Noegge- 
rath  ausgegangen  sind.  Hierauf  weist  auch  die  Anm.  S.  7 
hin:  »Unter  Trass  bezeichne  ich,  sagt  Dorow,  den  Bestim- 
mungen der  neueren  Mineralogen  folgend,  das  Gestein  wie 
es  ursprünglich  gewonnen  wird ;  die  Architekten  pflegen  den 
Namen  Trass  erst  alsdann  zu  gebrauchen,  wenn  das  Ge- 
stein gepocht  oder  gemahlen  und  zum  Gebrauch  als  Gement 
vorbereitet  ist.  Der  Name  Duckstein  ist  die  Provinzial- 
Benennung  für  das  ganze  ungemahlene  Gestein.« 

üeber  die  Verwendung  des  Tuffsteins  oder  des  Trasses,- 
wie  Dorow  nach  vorstehender  Bemerkung  sagt,  an  diesen 
Bauwerken  ergiebt  sich  Folgendes. 

S.  7.  Am  westlichen  Gebäude  besteht  das  Material  des 
untersten  Mauerwerks  und  der  Fundamente  aus  Bruchsteinen 
von  Basalt,  Trass  (Duckstein)  und  Grauwacke. 

Die  Sockelmauem  bestehen,  soweit  der  Fussboden  lag, 
aus  ziemlich  quadratisch behauenem  Trass,  welcher  in  Stücken 
von  IVj  Cub.  Fuss  in  drei  oder  vier  Schichten  auf  einander 
und  horizontal  gegen  einander  gelegt  ist. 

In  der  Mitte  einiger  Gemächer  finden  sich  IV2  Cub.  Fusss 
haltende  Trassblöcke  eingemauert,  welche  auf  der  Ober- 
fläche ein  3''  tiefes  viereckiges  Loch  haben. 


10  Der  Taffstem  alf  Baunaterial  der  Römer  am  Rhein. 

S.  8.    Die  Ringmauer  besteht  aus  Basalt  und  Trass. 

S.  9.  Im  Material  dieses  (Jebäudes  findet  sich  eine  Ver- 
mischung von  Grauwaeke  und  Trass,  und  auch,  besoMers 
in  den  Fundamenten,  von  Basalt.  Die  Sockelreste  zweier 
Gemächer  sind  ganz  aus  Trass,  auch  besser  erhalten  und 
die  genaue  OelBöiung  für  den  Eingang  noch  sichtbar. 

S.  11.  Am  östlichen  Gebäude  erscheinen  besonders  merk- 
würdig in  der  Sockelmauer  der  längeren  Seiten  nach  West 
und  Ost  vier  halbkreisförmig  construirte  Bogen  von  Trass, 
die  mit  Mauerwerk  aus  derselben  Steinart  gefüllt  war^. 
Unter  der  Ebene  des  Sockels  ist  der  Boden  im  Innern  mit 
den  rechtwinklich  zusammentreffenden  Kanälen  von  T ras s- 
Mauerwerk  durchzogen. 

Nach  der  einen  Seite  des  inneren  Raumes  hin  stehen 
wohlgeordnete  und  fundamentirte  Trassb locke,  auf  der 
anderen  Seite  liegen  ähnliche  Blöcke  zum  Theil  noch  an  der 
Mauer  angeordnet,  zum  Theil  zu  beiden  Seiten  zusammenge- 
schoben.   Die  Zwischenwände  bestehen  aus  Trass. 

S.  13.  Der  Brunnen  ist  von  T  r  a  s  s-Mauerwerk,  rund, 
3'  2'^  Durchmesser,  45'  tief  und  genau  gearbeitet. 

S.  15.  In  dem  Boden,  welcher  das  Mauerwerk  7  bis  12' 
hoch  bedeckte,  fanden  sich  cylinderförmig  bearbeitete  Trass- 
b locke  von  12 Va"  Höhe  und  15 Vs"  Durchmesser. 

S.  16.  Das  Material  der  aufgefundenen  Gebäulichkeiten 
bestand  vorzüglich  aus  Grauwacke,  ähnlich  derjenigen,  welche 
etwa  VU  Stunden  von  der  Baustätte  an  dem  Vorgebirge  ge- 
brochen und  wahrscheinlich  auch  für  diese  Gebäude  daher 
geholt  sein  wird.  Von  dieser  Steinart  sind  hauptsächlich 
die  Mauern  des  östlichen  Gebäudes  bis  auf  die  Bogenöffiiun- 
gen*  und  Zwischenräume  aufgemauert  und  diese  alsdann  mit 
Trass  und  Basalt  mehr  oder  weniger  gemischt  ausgefüllt; 
femer  sämmtliche  Fundamentmauem  des  südlichen  Gebäudes 
und  die  Ecke  des  westlichen  Gebäudes. 

Die  gleichzeitige  Verwendung  so  verschiedenartigen  Bau- 


Der  Tufffltein  als  Baumftlenftl  der  Röoier  am  Rhein.  11 

materials ,  wie  Grauwacke,  die  an  dem  Abhänge  des  Vor^r 
gebirg^  in  der  Nähe  von  Bonn  zwischen  Poppeisdorf  und 
Kessenich  ansteht  und  von  da  an  aufwärts  am  Abhänge  des 
Bheinthals  überall  gebrochen  werden  kann,  wie  Baßalt,  den 
die  Römer  ganz  bestimmt  in  den  Unkeier  Steinbrüchen, 
Unkel  gegenüber  auf  der  linken  Rheinseite  bearbeitet  haben, 
ist  sehr  bemerkenswerth.  In  dem  Schutte  dieser  noch  jetzt 
ausgebeuteten  Basaltbrüche  hat  sich  ein  dem  Hercules  ge- 
widmeter Altar  gefunden,  und  beim  Bau  der  Eisenbahn  ist 
dne  aus  Thonröhren  bestehende  römische  Wasserleitung  in 
ihrer  unmittelbaren  Nähe  blosgelegt  worden.  Aber  der  Ba- 
salt konnte  auch  in  grösserer  Nähe  von  Bonn  geholt  wer- 
den, denn  am  Abhänge  auf  der  rechten  Rheinseite  findet  sich 
derselbe  von  Pützchen,  Bonn  gegenüber,  aufwärts  bis  über 
Obercassel.  Diese  beiden  Baumaterialien  wurden  nun  zu-* 
sammen  mit  dem  Tui&teme  aus  dem  Breihlthale  von  den 
Römern  zu  den  Bauwerken  bei  Bonn  verwendet. 

Die  in  dem  Bauschutt  und  in  dem  die  Bauwerke  bedek- 
keöden  Erdreich  gefundenen  Gegenstände  gehören  nach  Prof. 
Bmun  (Jahrb.  d.  Ver.  XVH.  S.  117  u.  118)  sämmtHch  rö- 
mischen  Gräbern  an,  S.  119  kommt  er  zu  dem  Schlüsse: 
die  geaiannten  Gebäude  haben  keine  andere  Bestimmung  ge^ 
habt,  als  die  Ueberreste  römischer  Ldch^i  aufzunehmen ;  sie 
W^ren  celumbaria  oder  ollaria  —  Todtenkammern.  Diese 
Ansicht  findet  Prof.  Braun  (Jahrb.  XXV.  S.  192  u.  fofe.) 
dojTch  die  Mittheitung  über  Grabkammem  auf  dem  Birgel* 
Sftein  in  Salzbui^g  von  Herrn  von  Hefner  bestätigt.  Die  üb- 
zw^i^lhafte  Thatsache  ist,  dass  die  am  Wicbelshofe  aus^r 
gx€i,\mm  Bauwerke  ganz  echt  römische  sind  und  dass  iöuea 
auch  nicht  im  entferntesten  eine  spätere,  der  fränkisch^i 
Zeit  angehöraEide  Entetehung  zugeschrieben  werden  kann. 
Dara^urf  kommt  es  hier  an. 

Die  Ausgrabungen,  welche  Prof.  Braun  in  den  Jatoren 
1843  upd  ISM  m  Bow  auf  dem  Grun^tück  der  Freiömu 


12  Der  Tuffstein  als  Baamalerial  der  Römer  am  Rhein. 

von  Droste-Hülshof  in  der  Voigtsgasse  No.  929V2  und  durch-  . 
gehend  bis  zur  Gonvictstrasse  vorgenommen  hat,  sind  von 
demselben  im  Jahrb.  d.  Ver.  IV.  S.  115  u.  folg.,  sowie  V  und 
VI.  S.  345  u.  folg.  beschrieben  worden.  Ich  habe  diese  Aus- 
grabungen während  ihrer  Ausführung  sehr  häufig  gesehen 
und  daher  ein  eigenes  Urtheil  über  die  Beschaffenheit  des 
verwendeten  Baumaterials,  welches  aus  sehr  grossen  Blöcken 
von  Tuffstein  aus  dem  Brohlthale  besteht.  Es  liegt  hier 
somit  ein  grossartiges  Bauwerk  vor;  die  Substruktionen  er- 
strecken sich  unzweifelhaft  von  Nord  nach  Süd  auf  160' 
Länge  und  von  West  nach  Ost  auf  90'  Breite.  Eine  der 
Mauern  war  von  ungewöhnlicher  Dicke,  13'  stark  (Jahrb.  V 
u.  VI.  S.  346).  In  derselben  fand  sich  ein  Halbkreis  von  7' 
Durchmesser  ausgemauert.  Als  die  obere  Decke,  welche  die- 
sen Halbkreis  im  Innern  mit  der  grössten  Festigkeit  schloss, 
entfernt  war,  zeigten  sich  kolossale  Quadern  von  Tuff,  mit 
welchen  diese  Höhlung  auf  das  Sorgfältigste  ausgemauert  war. 
Auch  die  Mauern  des  mittlem  Hypocaustum,  eines  fast  regel- 
mässigen Vierecks  von  nahe  10'  Seite  sind  aus  Tuffstein 
angeführt.  An  diesem  Bauwerke  fanden  sich  ausser  den 
Tuffsteinen  nur  Ziegel,  kein  Basalt  und  keine  Grauwacke, 
wie  an  der  Gräberstätte  beim  Wicheishofe.  Aber  auch  hier 
sind  in  dem  bedeckenden  Boden  nur  Gegenstände  gefunden 
worden,  welche  ausschliesslich  römischen  Ursprunges  sind, 
keine  Ueberreste  aus  der  fränkischen  Zeit,  oder  aus  einer  uns 
noch  näher  stehenden  Periode  des  Mittelalters.  Es  ist  über- 
haupt wohl  kein  Zweifel  darüber  vorhanden,  dass  hier  ein 
römisches  Bauwerk  aufgedeckt  worden  ist,  welches  zwar 
zerstört  wurde,  aber  in  einer  jüngeren  Zeit  keine  Veränderun- 
gen erfahren  hat. 

lieber  anderweitige  Verwendungen  des  Tuflfeteins  zu  ent- 
schieden römischen  Bauwerken  in  Bonn  und  seiner  Nächsten 
Umgebung  sind  noch  folgende  zwei  Fälle  anzuführen.  Auf 
dem  Grundstücke  des  sehr  alten  Klosters  Engelthal  im  nörd- 


Per  Tufibtein  als-  Batunaterial  der  Römer  am  Rhein.  33 

liehen  Theile  der  Stadt  ist  eine  Anzahl  behauener  Tuflfeteine 
gefunden  worden,  die  bei  einem  Zwischenräume  von  etwa  1' 
in  zwei  Reihen  gelegt  waren ;  zur  Grundlage  und  Decke  der- 
selben dienten  grosse  Ziegelplatten,-  entschieden  römischer 
Arbeit.  Es  scheint  eine  Wasserleitung  gewesen  zu  sein.  (Jahrb. 
d,  Ver.  XXVI.  S.  195.) 

Nach  einer  Notiz  des  Herrn  Direktor  Dr.  A.  Bein  (Jahrb. 
d.  Ver.  XXVn.  S.  146)  hat  sich  1859  bei  Rolandseck  ober- 
halb Bonn  in  der  Nähe  des  Söllingschen  Hauses  am  3ergab- 
hange  eine  Schicht  römischer  Ziegel  in  einer  Länge  von  etwa 
30  Schritt  gefunden.  Diese  ist  gleich  den  an  anderen  Statten 
römischer  Niederlassungen  vorkommenden  mit  einzehien 
Hau-   und  Tuffsteinen  vermischt. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  für  die  hier  zu  erörternde 
Frage  möchten  die  Funde  in  der  bedeutendsten  der  Römer- 
Anlagen  am  Niederrhein,  in  Köln  sein.  Dennoch  bleibt  hier  nur 
sehr  wenig  deshalb  anzuführen,  weil  sich  die  echt  römischen 
Bauwerke  weniger  scharf  von  denjenigen  unterscheiden,  welche 
ihre  Herstellung  der  unmittelbar  auf  die  Römer  -  Herrschaft 
folgenden  fränkischen  Zeit  verdanken  und  weil  grade  aus  dem- 
selben Grunde  die  römischen  Bauwerke  in  einer  sehr  frühen 
Zeit  zerstört  worden  sind.  Dieselben  mussten  weichen,  um 
den  neuem  Bauten  Platz  zu  n\achen  und  um  gleichzeitig 
einen  Theil  des  Materials  für  diese  letzteren  zu  liefern. 

Es  können  daher  nur  einzehie  Beispiele  angeführt  wer- 
den, um  zu  zeigen,  dass  die  Römer  in  Köln,  ebenso  wohl  wie 
in  Bonn  als  zu  Heddesdorf  und  Niederbieber,  Tuffstein  zu 
Bauwerken  verwendet  haben. 

Das  Grabmal  in  Weyden  bei  Köln  (beschrieben  von  L. 
Urlichs  in  dem  Jahrb.  d.  Ver.  HI.),  welches  ich  bald  nach 
der  Auffindung  in  noch  unverändertem  Zustande  1843  ge- 
sehen, zeigt  eine  ausgedehnte  Verwendung  von  Tuflfetein  als 
Baumaterial.  Dass  dieses  Grabmal  öcht  römisch  ißt,  kann 
gar  nicht  bezweifelt  werden.    Es  wurde  unversehrt  mit  sei- 


14  Der  Tuffstein  alt  Battinaterial  4e?  Rto#r  am  Ab«ltl< 

nem  ganzen  Inhalte  gefimden.  Aus  det  Besclii'eibung  ton 
ürlichs  ist  besonders  folgendes  hier  anzuführen.  Eine  Ti*eppe 
von  11  Stufen,  jede  9''  hoch  und  gegen  3'  breit,  wie  das 
Gebäude  selbst  aus  Tuffquadern  aufgeführt,  leitet  zu 
dem  Eingange  des  Grabes  hinab.  Zu  beiden  Seiten  der 
dem  Eingange  gegenüberliegenden  Nischen  stehen  auf  dem 
Boden  zwei  Tuff  blocke,  derFussboden  besteht  aus  glatten 
Tuffblöcken. 

In  Köhi  unter  dem  Hause  des  Herrn  H.  J.  Glersbörg, 
Hochstrasse  No.  43  befindet  sich  ein  Kanal,  dessen  Sohle  25'  tief 
unter  dem  Pflaster  der  Strasse  liegt  und  der  sein^  Dimen- 
sionen nach  ebensowohl  zum  Lagern  von  Bierfässern  benutzt 
werden  könnte,  wie  es  bei  einem  ähnlichen  Kanal  unter  d^r 
grossen  Budengasse  der  Fall  ist.  Die  Wände  dieses  Kanals 
bestehen  aus  Gussmauerwerk,  das  Gewölbe  aber  aus  Tuff- 
steinen. (Jahrb.  d.  Ver.  XXXH.  S.  140.)  Diese  Anlage 
^dürfte  wohl  kaum  einem  späteren  Zeitalter  zuzuschreiben 
sein,  als  dem  der  Römer  in  ihrer  Blüthezeit  am  Rhein.  Die 
Wasserleitung  aus  den  Bergen  der  Eifel  bis  Köhi  ist  in  einer 
nahen  Beziehung  zu  den  Kanälen  zu  denken,  welche  das 
Wasser  aus  der  Stadt  nach  dem  Rheine  ableiteten ;  zu  dem- 
selben gehört  offenbar  derjenige,  von  welchem  ein  Rest  hier 
noch  aufgefunden  worden  ist:  lieber  ein  wichtiges  Bauwerk 
in  Köln  berichtet  L.  Lersch  im  Jahrb.  d.  Ver.  XIV.  S.  97 
in  folgenden  Worten :  »In  der  Nähe  der  Kirche  Maria  in  Ca- 
pitolio  und  zunächst  der  West-Seite  des  Kreuzganges  ist  man 
in  8  bis  9'  Tiefe  auf  interessante  Trümmer  römischer  Ge- 
bäude gestossen.  Drei  Mauern,  eine  30'  lang,  siirf  gleich- 
massig  gearbeitet,  im  Innern  Gusswerk  aus  Mörtel,  Steinen 
U.S.W.,  Ton  Aussen  mit  sehr  schön  gehauenen  kleinen  Tuff- 
steinen glatt  ausgemauert  und  verputzt,  etwa  so  wie  der 
Behälter  im  Garten  der  Frau  von  Droste  in  Bonn  und  die  Fugen 
mit  römischem  Mörtel  sehr  sorgfilltig  bestrichen  und  gebü- 
grtt.t«    »Diesem  Bogen,  fährt  derselbe  S.  98  a.  a.  0.  fort, 


Der  Tn/bteln  rU  Banmateml  der  R6mer  ftilt  Rhein.  15 

zunächst  lagen  und  li^en  noch  einige  Blöcke  van  Tuff, 
etwa  4'  lang,  1  bis  2'  dick,  deren  einer  mit  einer  äusseröt 
rohen  Arabeske  verziert  ist.«  lieber  diesen  Bogen  äussert 
sich  Prof.  Braun  (Jahrb.  d.  Ver.  XIX.  S.  64)  dahin,  dass  er 
densdben  für  die  Wandnische  in  einer  römischen  Todtenkam- 
mer  hält.  Es  mögen  diese  Beispiele  genügen,  um  zu  zeigen, 
dass  auch  in  Köln  die  Römer  den  Tuffstein  in  sehr  verschie- 
dener Weise  zu  Bauwerken  verwendet  haben. 

Unterhalb  Köln  weiss  ich  zunächst  nur  zwei  Stellen  an- 
zuführen, an  welchen  sich  Tuffsteine  von  ganz  unzweifelhaft 
römischem  Mauerwerk  nachweisen  lassen,  weil  die  grossarti- 
tigen  Ueberreste  von  Castra  vetera  auf  dem  Fürstenberge 
und  Colonia  Trajana  bei  Xanten  eben  bei  Herrn  Prof.  Schnei- 
der die  entgegenstehende  Ansicht  hervorgerufen  haben  und 
desshalb  eine  besondere  Betrachtung  erfordern. 

Mese  beiden  Punkte  sind :  die  Sandhügel  des  Eeckeber- 
ges  an  der  Römerstrasse  von  Dormagen  nach  GrünmüBg- 
hausen,  wo  W.  Jaeger  (Jahrb.  d.  Ver.  V  u.  VI,  S.  415)  an 
römischem  Mauerwerk  das  Gewölbe  der  Fundamente  aus 
Tuffstein  bestehend  fand;  und  das  Mauerwerk  bei  Grips- 
wald, Gemeiude  Ossum,  1%  Stunden  südlich  von  üerdingen, 
Herr  Prof.  Fiedler  berichtet  in  dem  Programme  zum  Winckel- 
mann's-Feste  1863:  Die  Gripswalder  Matronen-  und  Mercö- 
riussteine,  S.  5  und  6,  »dass  ganz  nahe  bei  Gripswald  die 
untersten  Reste  einer  halbkreisförmigen  Umfassungsmauer 
gefunden  wurden,  innerhalb  welcher  Votivsteine  an  dieMauier 
angelehnt  waren  und  auf  ^em  Boden  lagen.  Dies^  Boden 
war  in  eimm  Haikreise  von  etwa  8'  Durchmesser  von  einer 
nahe  3'  hohen  und  1'  starken  Mauer  aus  Tuff-  und  Sand- 
stdn  so  umschlossen,  dass  nur  ein  schmaler  Eingang  frei 
gelassen  war.« 

Es  scheint  mir  hiernach  erwiesen,  dass  die  Römer  den 
vulkanischen  Tuff  aus  dem  Nette-  und  aus  dem  Brohlthale 
a^Baustdn,  und  zwar  wie  es  dieses  Material  mit  sich  hrin^^ 


16  Der  Taffttein  «If  Baamateria]  der  ROtner  am  Rhein. 

als  Hau-  oder  Werkstein  zu  Bauwerken  in  den  Rheingegen- 
den  von  Engers  bis  unterhalb  Neuss,  besonders  bei  Neuwied, 
in  Bonn  und  Köbi  nicht  ausnahmsweise,  sondern  gewöhnlich 
benutzt  haben. 

Damit  befindet  sich  in  üebereinstimmung,  was  in  den 
Tuffsteinbrüchen  im  Brohlthale  selbst  gefunden  wird.  Die 
Römer  haben  hier  einen  lebhaften  Steinbruchsbetrieb  geführt ; 
in  den  Brüchen  sind  vielfach  Votivsteine  und  Altäre  gefun- 
den worden.  Wenn  auch  nach  der  Bemerkung  von  Prof. 
Ritter  Jahrb.  d.  Ver.  XXXVII.  S.  7  die  Behauptung  von  Lersch 
(Central-Museum  rheinländ.  Inschriften  ü.  Bonn  1840  S.  28), 
dass  die  Legio  X  gemina  zu  Arbeiten  in  diesen  Steinbrüchen 
verwendet  worden  sei,  ebenso  wenig  als  diejenige  von  Braun 
(Jahrb.  d.  Ver.  XXIX  u.  XXX.  Hercules  Saxanus  S.  125  u.  folg.) 
aufrecht  erhalten  werden  kann,  dass  auch  Soldaten  einer  Legio 
Augusta  dazu  verwendet  worden  sind,  und  dass  römische  Sol- 
daten in  diesen  Steinbrüchen  beschäftigt  waren,  so  wird  doch 
'  nicht  bestritten,  dass  die  Römer  im  Brohl-  und  im  Nettethale 
grosse  Massen  von  Tuffsteinen  gewonnen  haben. 

Die  Zahl  der  Altäre,  Votivsteine  und  der  Sarkophage, 
welche  im  Brohlthale  gehauen  worden  sind,  und  die  sich  von 
Coblenz  an  am  Rhein  noch  bis  unterhalb  Xanten  gefunden 
haben,  ist  so  gross,  dass  die  Anführung  emzelner  Beispiele 
ganz  überflüssig  erscheint.  Viele  Sarkophage  aus  Tuffstein 
sind  in  der  Umgegend  von  Xanten  ausgegraben  worden. 
Diese  römischen  Sarkophage  sind  von  bedeutender  Grösse. 
Der  grosse  Sarkophag  von  Gelsdorf,  im  Jahrb.  d.  Ver.  XXXIII 
u.  XXXIV.  S.  224  von  Otto  Jahn  beschrieben,  ist  5'  9"  lang, 
2'  7"  breit  und  2'  5"  hoch;  und  es  dürften  sich  wohl  noch 
grössere  finden.  Die  Zweckmässigkeit,  so  grosse,  leicht  zu  be- 
arbeitende, zusammenhaltende  und  der  Verwitterung  trotzende 
Steine  zu  den  Bauten  zu  verwenden,  musste  gewiss  in  der 
Gegend  von  Xanten  um  so  mehr  anerkannt  werden,  als  die- 
selben Steine  zu  Sarkophagen  in  grosser  Menge  dorthin  kamen 


Der  Taffftein  als  Baumaterial  der  Rdmer  am  Rhein.  17 

und  es  sehr  wohl  bekannt  sein  musste,  dass  sie  in  den  strom- 
aufwärts gelegenen  Ansiedelungen  auch  in  ausgedehnter  Weise 
zu  Bauwerken  benutzt  wurden,  ja  als  gewiss  vielfach  dieselben 
Bauleute  in  Bonn,  Köln  und  in  Xanten  arbeiteten.  Betrach- 
tet man  nach  diesen  Bemerkungen  die  Funde  in  der  Gegend 
von  Xanten,  so  dürfte  die  Ansicht,  zu  welcher  Herr  Prof. 
Schneider  gelangt  ist,  nicht  als  völlig  begründet  erscheinen  und 
sich  eine  wiederholte  Prüfung  derselben  nothwendig  ^machen. 

In  den  neuesten  interessanten  antiquarischen  Mitthei- 
lungen aus  dem  Regierungsbezirke  Düsseldorf  (Jahrb.  d.  Ver. 
XXXVI.  S.  78  u.  folg.)  führt  Herr  Prof.  Schneider  an,  dass 
er  auf  dem  Felde,  nordwesthch  von  Xanten  in  der  Nähe  der 
an  der  Landstrasse  stehenden  Windmühle  Bruchstücke  von 
Thonschiefer,  viele  Grauwackenstücke  mit  sehr  fest  ankleben- 
dem Mörtel,  ein  2'  grosses  Fragment  aus  weissem  Kalkstein 
mit  leisten-  und  wulstartigen  Verzierungen  gesehen  habe; 
und  dass  auch  zuweüen  Brüchstücke  von  blauem  Kalkstein 
und  Tuffsteinbrocken  gefunden  werden. 

Derselbe  fügt  daran  anschliessend  nun  folgende  Bemer- 
kung bei  (S.  85) : 

»Man  wird  sich  wohl  zu  hüten  haben,  diese  Bautrüm- 
mer ohne  Weiteres  den  Römern  zuzuschreiben,  wozu  man 
um  so  mehr  geneigt  sein  dürfte,  als  sich  auch  römische  Zie- 
gel vorfinden.  Die  meisten  der  genannten  Baumaterialien 
lassen  sich  von  keinem  römischen  Gebäude  anderwärts  nach- 
weisen, und  auch  die  an  dem  genannten  Kalksteinfragmente 
befindlichen  Verzierungen  lassen  nicht  auf  römische  Abkunft 
schliessen.a 

Gegen  den  letzten  Theil  dieser  Bemerkung  ist  Nichts 
zu  erinnern,  denn  da  die  leisten-  und  wulstartigen  Verzie- 
rungen an  dem  weissen  Kalksteine  weder  näher  beschrie- 
ben noch  abgebildet  sind,  so  muss  das  Urtheil,  ob  sie  rö- 
misch sind,  oder  welcher  anderen  jüngeren  Periode  sie 
angehören,  lediglich   dem  Herrn  Verfasser   anheim  g^e* 

2 


18  Der  Tuffttein  »Is  Btumäterial  der  R^kner  am  Rhein. 

ben  werden.  Dagegen  beruht  der  erste  Theil  dieser  Bemer- 
kung auf  einem  Irrthume  und  liesse  sich  vielleicht  grade  das 
Gegentheil  behaupten.  Grauwacke  haben  die  Römer  zu 
Mauerwerk  an  der  Villa  zu  Allenz,  an  dem  Gastrum  zu 
Niederbieber,  an  der  Todtenst&tte  am  Wicheishofe  bei  Bonn 
verwendet.  Auch  Thonschiefer  derselben  Formation  wie  die 
Grauwacke  findet  sich  unter  dem  Schutt  echt  römischer  Ge- 
bäude in  diesen  Gegenden.  Nun  ist  aber  bekanntlich  diese 
Formation  von  Bingen  an  bis  Bonn  auf  beiden  Seiten  des 
Rheins  und  auf  der  rechten  Seite  noch  weiter  abwärts  bis 
'  in  die  Nähe  von  Düsseldorf  ganz  vorherrschend,  überall  und 
an  jeder  Stelle  des  Abhanges  konnten  diese  Gesteine  sehr 
leicht  gebrochen,  und  wo  der  Abhang  den  Rand  des  Rhein- 
stromes berührt,  in  die  Schüfe  geladen  und  den  abwärts  ge- 
legenen Gegenden  zugeführt  werden.  Dass  dieses  Material 
von  den  Römern  als  sehr  dauerhaft  uncl  zu  vielen  Bauzwecken 
geeignet  anerkannt  war,  ergiebt  sich  aus  der  vielfachen  An- 
wendung, die  von  demselben  an  der  Wasserleitung  von  der 
Eifel  nach  Köln  gemacht  ist  Hiemach  dürfte  es  keineswe- 
ges  auffallend  erscheinen,  dass  die  Römer  Grauwacke  und 
Schiefer  zu  ihren  Bauwerken  bis  nach  Xanten  bei  leichter 
Schiffahi-t  auf  dem  Rheine  geführt  haben,  und  aus  der  Ver- 
wendung dieses  Materials  zu  schliessen ,  dass  es  nicht  von 
den  Römern  aufgeführt  sei,  sondern  einer  jüngeren  Zeit  an- 
gehöre, ist  offenbar  ganz  unzulässig. 

Das  Fragment  von  »weissem  Kalksteina  würde  an  und 
für  sich  selbst  keinesweges  gegen  den  römischen  Ursprung 
des  Gebäudes  sprechen,  an  dem  es  verwendet  war*  Die  Rö- 
mer haben  zweierlei  imd  sehr  verschiedene  weisse  Kalksteine 
in  den  Rheingegenden  verarbeitet.  Die  eine  Art  ist  der  ter- 
tiäre Litorinellenkalk,  welcher  dicht  am  Rheinufer  bei  Wei- 
senau,  Mombach,  Budenheim  imd  Oppenheim  in  der  Gegend 
von  Mainz  bricht ;  die  andere  Art  ist  ein  etwas  eolithischer, 
schwach  krystallinischer  Kalkstein  aus  dem  oberen  (weissen) 


D«r  TufSitefD  «Is  Dcnmftteml  der  RÄmer  um  Rheirr.  19 

Jura.  Derselbe  ist  seiner  grösseren  Festigkeit  wegen  zu 
Tielen  Zwecken  bei  weitem  mehr  geeignet,  als  der  erstere*. 
Derselbe  kann  wohl  nur  aus  der  Gegend  von  Metz  und  Ver- 
dun  zu  den  römischen  Niederlassungen  am  Rheine  gelangt 
sein.  Seine  Verwendung  an  der  ViBa  zu  Allenz  ist  oben  an- 
geführt. Ein  grosses,  gut  gearbeitetes  Gesims,  der  bekannte 
Altar  von  Donsbrüggen  und  die  sogenannte  Ära  Ubiorum  in 
der  Sammlung  vaterländischer  Alterthümer  der  hiesigen  Uni- 
versität bestehen  aus  diesem  weissen  Jurakalk  und  nicht  aus 
dem  Mainzer  Litorinellenkalk.  Hiemach  ist  es  ein  Irrthum, 
dass  die  meisten  der  genannten  Baumaterialien  sich  an  kei- 
nem römischen  Gebäude  anderwärts  nachweisen  lassen.  Im 
Gegentheil  scheint  eme  grosse  Berechtigung  zu-  dem  Schlüsse 
vorzuliegen,  dass  diejenigen  Baumaterialien,  welche  sich  zu 
Niederbieber,  Bonn,  Köln  und  bis  nahe  bei  Üerdingen  an  echt 
römischen  Bauwerken  verwendet  finden,  wie  Grauwacke,  Tuff- 
stein und  weisser  Jurakalkstein  auch  da  für  Reste  römischer 
Bauwerke  zu  halten  sind,  wo  sie  mit  römischen  Ziegeln  zu- 
samm^  gefunden  werden,  wie  bei  Xanten. 

W«m  dies  zunächst  nur  auf  die  angeführte  Bemerkung 
des  Herrn  Prof.  Schneider  (Jahrb.  d.  Ver.  XXXVl.  S.  84) 
zu  beziehen  ist,  so  dürfte  es  nkht  unpassend  sein,  an  eine 
noch  in  der  Nähe  von  üerdingen  gelegene  Stelle  zu  erinnern^ 
ehe  die  Funde  der  Geg^d  von  Xanten  einer  weitem  Be- 
trachtung unterworfen  werden.  Der  Director  Rein^)  führt 
an,  dass  Asciburgium,  Asberg,  eine  kleine  Stunde  unter- 
halb Rumein  und  EaMenhausen  viele  römische  Alterthü- 
mer auf  einer  Stelle  geliefert  hat,  welche  das  Burgfeld  oder 
HocMeld  genannt  wird  und  südlich  vom  Dorfe  liegt,  und 
daßs  sich  unter  dem  durchschnittlich  um  2*  angehöheten 
Boden  Schichten  von  Tuff-  und  ZiCfgelsteinen  finden.    Bö 


1)  Die  römischen  Stationsorte  und  Strassen  zwischen  Colonia  Agrip- 
plfKi  und  Bffrginatinm  von  Dr.  A.  Rein.  Crefeld  1857.  S.  47» 


20  Der  Tuffftoin  als  Baamiitorial  der  Römer  am  Rhein. 

muBS  für  sehr  wahrscheinlich  gehalten  werden,  dass  diese 
TuflBsteine  ebenso  von  römischen  Gebäuden  herrühren,  wie 
die  Ziegelsteine,  denn  es  ist  gar  kein  Grund  zu  der  Annahme 
vorhanden,  dass  die  Trümmer,  welche  gegenwärtig  durch- 
einander liegen,  zweien  getrennten  Perioden  angehören,  von 
denen  die  eine  sehr  viele  deutliche  und  bestinmibare  Reste 
und  die  oMeie  weiter  gar  nichts  als  die  Bruchstücke  von  Tuff- 
steinen hinterlassen  hätte. 

Werden  nun  die  Verhältnisse  des  Fürstenberges,  wo  die 
Castra  vetera,  und  der  Gegend  von  Xanten,  wo  die  Colonia 
Trajana  gestanden  haben,  näher  betrachtet,  so  ist  auf  die 
grosse  Menge  von  römischen  Ziegelsteinen,  Münzen,  Geräthen 
und  Eunstsachen  hinzuweisen,  welche  zusammen  mit  den 
Tuffsteinen  dort  gefunden  werden.  Diese  letzteren  sieht  Herr 
Prof.  Schneider  als  die  Reste  fränkischer  Bauwerke  an,  v^eil 
die  Römer  dieses  Material  zu  ihren  Bauten  überhaupt  nicht 
verwendet  hätten  und  weil  die  erste  Verwendung  der  Tuff- 
steine sich  an  Bauwerken  nachweisen  lasse,  welche  schon 
einer  jungem  Zeit  angehörten  und  von  da  an  sich  in  den  äl- 
testen erhaltenen  Kirchenbauten  erhalten  haben.  Da  wir  wohl 
genügend  nachgewiesen,  dass  der  erste  Grund  keiner  ist,  im 
Gegentheile  die  Römer  den  Tuffstmn  gewiss  in  einem  sehr  Tiel 
grösseren  Maasse  zu  Baumaterial,  als  zu  Särgen,  Altären  und 
Votivsteinen  verwendet  haben,  so  fallt  damit  auch  der  zweite 
Grund  vollständig  hinweg.  Denn  als  die  Römerherrschaft  in 
diesen  Gegenden  aufhörte  und  die  Franken  sich  darin  nie- 
derliessen,  fanden  sie  den  Gebrauch  vor,  Tuffsteine  als  Bau- 
material zu  benutzen,  sie  nahmen  denselben  an  und  setzten 
ihn  fort.  Dies  ist  offenbar  sehr  viel  einfacher,  als  die  An- 
nahme, dass  die  Franken  ein  neues,  bis  dahin  nicht  übliches 
und  zugleich  in  Bezug,  auf  Xanten  entferntes  Baumaterial 
eingeführt  hätten.  Der  Gang,  den  die  Entwickelung  des 
Bauwesens  genommen  hat,  zeigt  sich  übrigens  deutlich  an 
den  wenigen  Resten,  welche  aus  den  dunkeln  Zeiten  vom 


Der  TuiFstera  als  Baumaterial  der  Römer  am  Rhein.  21 

5ten  bis  Uten  Jahrhundert  auf  uns  gekommen  sind.  Die 
Formen  der  Bauwerke  entwickelten  sich  aus  dem  römischen 
Stile  und  gleichzeitig  verschwanden  römische  Constructions- 
weisen  und  römisches  Baumaterial  nur  nach  und  nach.  Herr 
Geh.  Rath  von  Quast  hat  dies  sehr  deutlich  in  den  Beiträ- 
gen zur  chronologischen  Bestimmung  der  älteren  Gebäude 
Köhis  bis  zum  Uten  Jahrhundert  dargethan  ')• 

Es  bleibt  dabei  aber  noch  zu  berücksichtigen,  dass  das- 
selbe Baumaterial,  welches  zu  römischen  Gebäuden  gedient 
hatte,  nach  ihrer  Zerstörung  von  Neuem  wieder  zu  andern 
Gebäuden  verwendet  würde,  zum  Theil  mag  manches  römische 
Gebäude  grade  —  wie  in  Rom  bekanntlich  das  ganze  Mittel- 
alter hindurch  —  deshalb  zerstört  worden  sein,  um  das  Ma- 
terial desselben  zur  Aufführung  neuer  Gebäude  zu  benutzen. 
Dazu  waren  aber  die  grossen  Tufisteinquadem  besonders  ge- 
eignet. Es  ist  oben  erwähnt  worden,  dass  der  Ingenieur- 
Hauptmann  Hoflfmann  zu  der  Ansicht  gelangt  war,  dass  die 
Tuffsteine  des  römischen  Castrum  bei  Niederbieber  schon  im 
Mittelalter  eine  anderweitige  Verwendung  zu  Kirchen,  Abteien 
und  Burgen  gefunden  hatten  und  dass  noch  zu  seiner  Zeit 
das  Fundament  der  Umfassungsmauer  dieses  Castrum  ausge- 
graben wurde,  um  die  Steine  zum  Strassenbau  zu  benutzen. 
Ebenso  soll  ja  Erzbischof  Bruno  von  Gobi  *)  die  dortige  Con- 
stantins-Brücke  abgetragen  haben,  um  S.  Pantaleon  zu  bauen, 
wobei  nur  beiläufig  bemerkt  sein  mag,  dass  die  noch  aus 
Bruno's  Zeit  erhaltenen  Theile  dieser  Kirche  von  Tuffstein 
aufgeführt  sind®).  Wie  die  Zerstörung  alter  Bauwerke  zur 
Gewinnung  des  Baumaterials  zu  allen  Zeiten  oft  wunderliche 
Wege  eingeschlagen  hat,  zeigen  die  Trachyte  des  Stenzelber- 
ges,  welche  einst  dem  Prachtbau  der  Abteikirche  zu  Heister- 


1)  Jahrbuch  d.  Ver.  X.  S.  186  bis  224. 

2)  Brower  Annal.  Trev.  T.  I  S.  3.    Jahrb.  VII  S.  163  u.  XV.  S.  11. 

3)  Quast  in  seiner  Chronologie  der  Gebäude  Cölns  Jahrb.  X.  S.  196. 


28  D«r  Tufffteia  als  Banmalerial  4er  Steier  am  Rhain* 

bach  angehörten  und  jetsst  an  den  Schleusen  und  Bauwericen 
des  Nordkanais  zur  Verbindung  des  Rheins  und  der  Maas, 
der  mit  der  Auflösung  des  Kaiserreiches  Napoleon  I  liegen 
blieb,  der  Verwitterung  und. Zerstörung  entgegen  gehen. 

Es  scheint  kaum  zweifelhaft,  dass  da,  wo  die  Franken 
ihre  Sitze  auf  zerstörten  römischen  Ansiedelungen  au&chlu- 
gen,  sie  das  Material  zu  ihren  Wohnungen,  aber  auch  zu  grös- 
seren Gebäuden,  Kirchen,  Burgen  und  Palästen  aus  dem 
zerstörten  oder  in  der  Zerstörung  begriffene  römischöa 
Bauwerken  entnahmen  und  Ton  Neuem  benutzten.  Das  war 
jedenfalls  leichter  als  die  Herbeischa£Fung  frischen  Baumate- 
rials aus  weiter  Entfernung.  Es  mag  daher  in  der  Gregend 
Yon  Xanten  mancher  Tufibtein  in  neuerer  Zeit  ausgegraben 
und  verwerthet  worden  sein,  welcher  einst  einer  fränkischen 
Königsburg  angehört  hat,  aber  es  ist  sehr  wahrscheinlich, 
dass  der  grössere  Theil  dieses  Materials  bereits  in  der  Zeit 
der  römischen  Herrschaft  im  Brohlthale  gebrochen  worden 
war,  und  in  einem  der  Hauptsitzc  der  Römerherrschaft  am 
Rhein,  in  Vetera,  seine  erste  Anwendung  gefunden  hatte. 

Es  mögen  nur  einige  Beispiele  angeführt  werden,  um  zu 
bewdsen,  dass  bei  Xanten  und  in  der  Gegend  doch  wohl  noch 
hie  und  da  wirklich  römische  Bauwerke  die  Verwmdung 
yon  Tufl'stein  zeigen,  wenn  gleich  die  grossen  Massen  längst 
zu  weiterm  Gebrauche  ausgegraben  und  fortgeschafft  worden 
siod.  Professor  Fiedler ')  führt  an,  dass  im  Monat  Juli  1822 
in  dem  Garten  des  Schenkwirths  Graeff,  an  der  Strasse  von 
Xanten  nach  Cleve  ein  Brunnen  gefunden  worden  seL  Er 
ist  aus  glatt  gehauenen  Tuffsteinen  ohne  Mörtel  zusam- 

1)  Geschichte  und  Alterthuroer  des  unteren  Germaniens  oder  des 
Landes  am  Nieder-Rhein  aus  dem  Zeilalter  der  römischen  Herrschaft. 
Bd.  I.  Römische  Denkmale  der  Gegend  von  Xanten  und  Wesel  am 
Nieder-Rhein.  Essen  1827.  S.  152;  ferner  Römisches  Anliqutrium  des 
N4>tars  Ph.  Houben  in  Xanten  mit  ErUuterungen  von  Dr.  Fr.  Fiedler. 
Xanten  1839.  S*  29. 


Der  TufiPatein  als  BaumaierUl  der  Römer  Am  Rhein.  23 

Beigesetzt  und  zwar  von  xmten  herauf  gebaut,  so  dass  die 
Tiefe  erst  ausgegraben  sein  musste.  Diese  beträgt  20',  sein 
Durchmesser  3',  die  Form  ist  rund.  Er  liegt  6'  unter  der 
Ob^äche  des  Bodens,  wie  die  meisten  römischen  Gräber 
auf  dem  benachbarten  Felde,  er  war  wasserleer  und  auf  dem 
Grunde  fand  man  eine  Silbermünze  vom  Kaiser  Yespasianus. 
Der  Verfasser  hält  diesen  Brunnen  für  römisch.  Dafür  spricht 
die-  darin  gefundene  Münze,  die  Nähe  der  römischen  Gröber, 
die  Abwesenheit  von  Spuren  eines  jüngeren  Zeitalters. 

Professor  Fiedler  giebt  femer  an  (a.  a.  0.  S.  154),  dass 
im  Thale  bei  dem  Landgute  op  gen  Born  unfern  Calcar  beim 
Ausrode  der  Bäume  römische  Gefässe,  Gemäuer  aus  Tuff- 
stein mit  römischen  Münzen  imd  Ziegeln  gefunden  worden 
seien.  In  einer' solchen  Umgebung  ist  es  kaum  zu  bezweifehi, 
dass  auch  das  Gemäuer  aus  Tuffstein  römischen  Ursprun- 
ges ist. 

Dass  der  ursprüngliche  Zustand  deir  Bömerbauten  auf 
dem  Fürstenberge  nach  so  vielfachen  Veränderungen  und 
nach  d^  wiederholten  Ausgrabungen  von  Tuffsteinen  nicht 
mehr  zu  erkennen  ist,  mag  sich  aus  folgenden  Notizen  ergeben. 

Auf  dem  Fürstenbej^e  wurde  im  Jahre  1050  eia  Bene- 
diktiner-Kloster erbaut ;  dazu  sollen  die  Steine  des  Mauer- 
werks von  Gastra  vetera  verwendet  worden  sein. 

Nach  einer  Urkunde  vom  Jahre  1265  bestand  daselbst 
ein  Nonnenkloster,  welches  monasterium  de  Virseberge  ge* 
nannt  wurde.  Dasselbe  ist  während  des  Niederländischen 
Krieges  im  Jahre  1586  zerstört  worden.  Nur  einiges  Mauer- 
weric,  die  Klosterkirche  und  zwei  hohe,  aus  Tuflfetein  ^baute 
Thürme  blieben  erhalten.  Diese  Thürme  wurden  flir  römisch 
gehalten. 

Die  Nonnen  hatten  sieh  nach  der  Zerstörung  des  Klo- 
sters auf  dem  Fürstenberge  in  Xanten  angesiedelt.  Die 
Aebtissin  Brigitte  von  Backeem  liess  die  alten  Mauern  und 
die  beiden  Miw  Thfirme  im  Jahre  1670  ablnfaehai  und 


24  Der  TuffMein  sU  Baamateri«!  der  Römer  am  Rhein. 

verkaufte  die  Tufisteine  nach  HoHand.  (Rom.  Antiquar,  des 
Notars  Houben  S.  5,  und  Fiedler :  Geschichtliche  Nachrichten 
über  Birten  und  dessen  Lage  im  Jahrb.  d.  Ver.  XVin  S.  45.) 

Als  im  Jahre  1774  der  Ftirstenberg  durchwühlt  wurde 
um  Tuffsteine  zu  suchen,  fand  man  kolossale  mit  Cement 
zusanmiengefügte  Steine  als  Fundamente  der  römischen  Ge- 
bäude. (Rom.  Antiquar,  des  Notars  Houben.  *S.  4.) 

Dasselbe  Geschick  hat  die  Reste  der  Bauwerke  der  Co- 
lonia  Trajana  getroffen.  In  dem  Werke:  Alterthümliche 
Merkwürdigkeiten  der  Stadt  Xanten  und  ihrer  Umgebung 
von  J.  P.  Spenrath,  herausgegeben  von  J.  Mooren,  Crefeld 
1837,  findet  sich  Th.  I.  §  169.  S.  108  folgendes  vermerkt. 

»Die  in  Xanten  bestehenden  weitschichtigen  Fundamente 
und  unterirdischen  Gewölbe  besonders  vor  dem  Clevischen 
Thore,  wo  ein  geräumiges  CasteU  gestanden  hat,  welches 
nun  zwar  bis  .auf  einige  noch  stehende  Rudera  der  Erde 
gleich  gemacht  ist  und  der  dortigen  Feldflur  den  Namen  die 
»alte  Burg«  hinterlassen  hat,  sind  noch  Zeugen  des  ehema- 
ligen weiten  Umfanges  der  Stadt  unter  den  Römern.  Zwar 
hat  sich  Pighius  zu  seiner  Zeit  beklagt,  dass  die  Gewinn- 
sucht, nämlich  die  Geldgier  aus  Tuffsteinen  Nutzen  zu  ziehen, 
manches  alte  Monument  zerstört  hätte.  Auch  sind  mehr- 
male die  Fundamente,  um  Tuffstein  zu  gewinnen,  ausg^ra- 
ben  worden ;  so  wurden  nämlich  in  den  Jahren  1714,  1715 
und  1716  auf  zwei  an  der  Mühle  vor  dem  Clevischen  Thore 
gelegenen  Stücken  Land,  welche  der  Kapitels  Präsentiarie 
gehörten,  5000  und  etliche  Tonnen  Tuffsteine  ausgegraben, 
worüber  die  Contracte,  die  mit  den  Gräbern  geschlossen  wur- 
den, noch  vorhanden  sind ;  dem  ungeachtet  stösst  man  noch 
häufig  in  dieser  Gegend  auf  unterirdisches  Gemäuer.« 

Wie  weit  auch  hier  schon  im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts 
die  Ausgrabungen  von  Tuffstein  gegangen  sind,  zeigt  eine 
Stelle  des  Ilten  Theiles  desselben  Buches  S.  37,  über  den 
Eapitularbeschluss  des  Xantischen  Stifts  vom  3ten  Juli  1627, 


Der  Tuffstein  als  Banmaterfal  der  R6mer  nm  Rhein.  35 

nach  dem  hinftlhro  kein  Canonicus  oder  Vicarius  bei  ihren 
Häusern  Tuffstein  ausgraben  lassen  durfte. 

Die  alte  Königsburg  der  Nibelungen,  die  später  das 
Bischofehaus  hiess,  wurde  im  Jahre  1692  abgebrochen  und 
die  Steine  zum  Festungsbau  in  Wesel  verwendet. 

Es  dürfte  dies  genügen  um  zu  zeigen,  dass  es  an  sol- 
chen Stellen  ungemein  schwierig,  oder  ganz  unmöghch  ist, 
zu  einer  Gewissheit  über  das  zu  gelangen,  was  von  der  gros- 
sen Masse  der  Bauwerke  römisch  ist  und  was  einer  jüngeren 
Zeit  angehört.  Als  endliches  Resultat  der  Berichte  über 
frühere  und  neuere  Ausgrabungen  ist  zu  betrachten,  dass 
die  Römer  in  Engers,  Heddesdorf,  Niederbieber,  bei  AUenz, 
Waldorf,  Bonn,  Köln,  zwischen  Dormagen  und  Grimmling- 
hausen und  bei  Gripswald  während  der  Blüthezeit  ihrer  Herr- 
schaft am  Rhein  den  Tuffstein  aus  dem  Nette-  und  dem 
Brohlthale  in  der  verschiedensten  Weise  als  Baumaterial 
verwendet  haben  und  dass  dieselbe  Verwendung  für  Asberg, 
und  die  Gegend  von  Xanten,  selbst  für  Calcar  wenigstens 
sehr  wahrscheinlich  ist. 

Was  der  Herr  Professor  Schneider  von  demjenigen  for- 
dert, welcher  in  Zukunft  die  bisherige  Meinung  über  die 
Verwendung  des  Tuffetems  bei  römischen  Bauwerken  fest- 
halten will,  ist  in  dem  Vorstehenden  geschehen.  Die  An- 
wendung des  Tuffsteins  ist  an  einer  Reihe  von  entschieden 
römischen  Bauresten  nachgewiesen  worden. 

Danach  ist  aber  auch  das  blosse  Vorkommen  von  Tuff- 
steingemäuer an  römischen  Ansiedelungsplätzen  unter  einem 
ganz  andern  Gesichtspunkte  zu  betrachten,  als  Herr  Prof. 
Schneider  demselben  anweist.  Wenn  dasselbe  nur  von  Ueber- 
resten  der  Römerzeit,  von  römischen  Ziegelsteinen,  Münzen 
und  Geräthen  begleitet  wird,  wenn  sich  mit  demselben  Nichts 
findet,  was  dem  Mittelalter  angehört,  so  kann  dieses  Tuff- 
steingemäuer nur  für  römisch  gehalten  werden  und  es-  ist 
dem  Mittelalter  nicht  zuzuschreiben. 


96  Dmt  Taffttein  «U  BaomaUrial  der  Römer  am  Rhein. 

Die  Verwendung  des  Tnfisteins  zu  Bauwa*ken  in  der 
fränkischen  Zeit,  nach  dem  Sturze  der  Römerherrschaft  am 
Bhein,  wird  in  Uebereinstimmung  mit  den  vorhandenen  üeber- 
resten  hiemach  in  der  einfachsten  Weise  erläutert.  An&Dg- 
lieh  änderte  sich  nur  der  Baustil  nach  dem  Zwecke  der  Ge- 
bäude, die  Bauconstruktion  und  das  Baumaterial  wurde  noch 
beibehalten.  Dann  wurde  die  Construktion  verlassen;  die 
Zi^elsteine  kommen  ausser  Gebrauch  und  nur  der  Tu£Estein 
findet  noch  ebenso  seine  Verwendung,  wie  sie  von  den  Rö- 
mern zuerst  bei  ihren  Bauwerken  am  Rhein  eingefühft 
worden  ist. 

Dr*  H*  von  Deelien« 


2.   W  allttn  Btf(t)of0katalo9e  non  ftxxtt. 

Die  Frage  nach  dem  Ursprünge  und  dem  Alter  der  rhei- 
nischen Bisthümer  gehört  zu  denjenigen,  bei  welchen  der  ruhige 
Blick  des  Historikers  nur  zu  leicht  getrübt  und  die  besonnene, 
wissenschaftliche  Untersuchung  durch  fremde  Nebenrücksich- 
ten leider  verwirrt  wird.  Weil  sich  an  diese  Frage  auch 
andere  als  rein  wissenschaftUche  Interessen  knüpfen,  so  ist 
sie  seit  den  Tagen  Dom  Calmet's  mit  besonderm  Eifer  und 
oft  nicht  ohne  Leidenschaft  besprochen  worden.  Wir  haben 
nicht  vor,  auf  den  Kern  der  Sache  heute  einzugehm;  die 
ftlgenden  Zeilen  sollen  nur  einen  kleinen  Beitrag  zur  Beur- 
theilung  der  ganzen  grossen  Frage  hefern.  BekanntUch  hängt 
die  Behauptung  eines  mittelbar  apostolischen  Ursprunges  der 
Trier'schen  Kirche  anfe  Engste  mit  der  Frage  nach  der  Echt- 
heit des  von  den  Gesten  gebotenen  vollständigem  Bißchofs- 
kataloges  zusammen.  Die  Sache  lag  bis  auf  die  letzten  Jahre 
so,  dass  Waitz  in  seiner  trefflichen  Ausgabe  der  Gesta  Tre- 
verorum  (bei  Pertz,  Mon.  X,  120),  noch  sagen  konnte:  *No- 
mina  quae  in  antiquioribus  catalogis  desiderantur,  fictitia 
esse  iam  omnibus,  nisi  fallor,  constat.'  Seither  ist  ein  neuer 
Schritt  in  der  Kritik  des  Gegenstandes  geschehen,  indem  die 
neuesten  Fortsetzer  der  Acta  Sanctorum  den  von  ihren  frü- 
hem Ordensbrüdern  eingenommenen,  mit  dem  des  Hontheim 
in  der  Hauptsache  übereinstimmenden  Standpunkt  aui^^ege* 
ben,  und  nunmehr  zu  Vertheidigera  der  s.  g.  Tradition  von 
der  Stiftung  unserer  Kirche,  durch  die  Apostelschüler  Eu- 
Qbftriu«)  Valerius  und  Matemus  geworden  sind. 


28  Die  ftllern  Bitchofskataloge  von  Trier. 

Eine  der  Hauptbemühungen  der  neuen  Bollandisten  be- 
steht nun  in  der  Bekämpfung  des  von  Hontheim  aus  den 
altem  Bischofekatalogen  gezogenen  Beweises.  Mabillon  hatte 
in  der  Bibliothek  des  Klosters  St.  Ghislain  im  Hennegau 
einen  alten  Bischo&katalog  gefunden,  von  welchem  Hontheim 
sich  alsbald  eine  Absclirift  besorgen  liess.    Dieselbe  lautet : 

Incipiunt  per  ordrnem  Nomina  Trevirorum  Episcoporum. 


Eucharius 

Rusticus 

Valerius 

Niceci  .  .  . 

Matemus 

Ma  .  .  .  . 

Agritius 

Gun  .  .  . 

Maximinus 

..... 

Pauhnus 

Modualdus 

Bonosius 

Numerianus 

Britto 

Basinus 

Felix 

Liutuuinus 

Mauricius 

Müo 

Legontius 

Vuiomadus 

Sevems 

Rimbodus 

Quirillus 

Vuizo 

Jamnecius 

....  gadus 

Emerus 

Bertolfus 

Marus 

Rabodus 

Volusianus 

Rotgerus 

Miletus 

Ruotbertus 

Modestus 

Heinricus 

Maximianus 

.  .  .  ederieus 

Fibicius 

.  .  .  eras 

Abrunculus 

Ruobert 

Die  Handschrift  von  St. 

Ghislain  hat  sich  bisher  allen 

Nachforschungen  entzogen;  P.  v.  Hecke,  der  Verfasser  des 
Commentärius  bist,  et  criticus  zu  der  Vita  Florentii  (Act. 
SS.  Antw.  Oct.  Vm.  Brux.  1853,  pag.  16  sqq.)  fand  sie 
weder  in  Brüssel  noch  in  Tournay  oder  Mons.    Wir  sind 


Die  altern  Bischofskataloge  von  Trier.  29 

also  betreffs  der  Altersbestimmung  des  Codex  auf  die  Anga- 
ben angewiesen,  welche  Hontheim  und  einige  Jahre  später 
dem  Abte  Maurus  Miliar  von  den  Mönchen  von  St.  Ghislain 
gemacht  wurden.  Der  Prior  Petrus  de  Baudry,  welcher  dem 
Trierschen  Weihbischof  eine  Beschreibung  der  Handschrift  ein- 
sandte, setzt  dieselbe  spätestens  ins  XI.  Jahrh. ')  Demgegen- 
über meint  nun  van  Hecke,  der  Codex  dürfte  wol  erst  im 
Xn.  Jahrh.  entstanden  sein,  da  man  nicht  annehmen  könne, 
ein  Schriftsteller  des  XI.  Jahrh.  habe  sich  in  dem  Namen 
des  letzten  der  aufgeführten  Bischöfe  geirrt  und  statt  Ludol- 
fus  *Euobertus'  geschrieben.  AUein  erstens  wäre  es  dann  im- 
merhin auffallend,  dass  der  Katalog  mit  einem  Bischof  aus 
dem  Anfange  des  XI.  Jahrh.  schliesst,  und  zweitens  war  eine 
Verwechselung  von  Ludolfus  (Rudolfus)  und  Ruobertus  so 
leicht  möglich,  dass  sie  auch  einem  Scriptor  des  XI.  Jahrh. 
begegnen  konnte.  Uebrigens  zeigen  die  Handschriften  in 
Schreibung  des  Namens  Ludolfs  überhaupt  Unsicherheit.  Des 
Weiteren  meint  van  Hecke  ^):  'admissa  codicis  antiquitate  an- 
ceps  enascitur  argumentum;  etenim  si  catalogus  San-Ghis- 
lenianus  expungat  medios  episcopos  inter  SS.  Matemum  et 
Agritium,  retinet  tamen  codex  originem  apostoücam  Ecclesiae 
Trevirensis,  utpote  quinobis  exhibeat  tres  primos  episcopos, 
tamquam  ab  ipso  S.  Petro  missos ;  quo  autem  criterio  Hont- 
hemius  partem  codicis,  Catalogum  dico  Trevirensium  episco- 
porum,  tamquam  purum  et  genuinum  partum  antiquitatis, 
sartam  tectam  servaret,  explosa  e  contrario  altera,  quae  ori- 
ginem apostolicam  adstruit,  plane  non  video.'  Ich  halte  es 
nicht  für  so  schwer,  einzusehen,  wesshalb  Hontheim  die  Rich- 
tigkeit des  Kataloges  annehmen  konnte,  ohne  die  in  dem 
Codex  erzählte  apostolische  Sendung  des  hl.  Eucharius  anzu- 
erkennen. Im  zehnten  Jahrhundert  finden  sich,  wie  bekannt, 
die  ersten  Berichte  über  jene  Sendung :  lag  es  ja,  wie  man 

1)  Honth.  Hisl.  dipl.  I,  XXV. 

2)  L.  c.  pag.  19.  . 


90  Die  altern  Bticbofskaialoi^e  to«  Trier. 

aus  der  Geschichte  der  französischen  Kirchen  nicht  unschwer 
beweisen  kann,  ganz  in  dem  Geiste  jener  Zeit,  das  Alter  der 
Kirchen  hinaufzurücken  und  ihnen  einen  apostolischen  Ur- 
sprung zu  vindiciren.  Die  vita  S.  Eucharii***)  bezeichnet  den 
Anfang  einer  kirchlichen  Sagenbildung,  die  sich  Anfangs  ge- 
wiss nicht  auf  die  weiter  verbreiteten  und  seit  Jahrhunder- 
tea  wol  mehr  oder  weniger  feststehenden  Bischofsverzeich- 
nisse wird  erstreckt  haben.  Letzteres  trat,  wie  wir  sehen 
werden,  erst  später  ein,  als  jene  Sagen  von  der  Saidung 
des  Eucharius  durch  den  hl.  Petrus  u.  s.  f.  bereits  tiefere 
Wurzehi  im  Völksglauben  geschlagen  hatten. 

Der  Bollandist  gesteht  gerne  zu  (S.  20),  den  ersten  Be- 
arbeitern der  Gesta  Trev.  sei  die  vollständige  Bischofeliste  un- 
bekannt gewesen,  und  stützt  sich  hiefür  auf  die  von  Maurus 
Biliar  ^)  angeführte  Stelle  einer  Handschrift  aus  St.  Matthias, 
nach  welcher  Agricius  auf  Matemus  gefolgt  sei.  Maurus  Hillar 
und  wol  auch  P.  van  Hecke  meinen  naiv  genug,  dieser  Codex 
müsse  sehr  alt  gewesen  sein,  da  dem  Schreiber  desselben 
die  schon  zu  Anfang  des  XI.  Jahrh.  entdeckten  Namen  der 
23  Bischöfe  zwischen  Maternus  und  Agricius  noch  unbekannt 
seien.  Daher  stehe  denn  auch  in  jener  Handschrift  von  sehr 
alter  schwer  zu  lesender  Hand  die  Glosse:  *Inveniuntur  in 
catalogo  episcoporum  Trevirensium  XXE  episcopi  medii  foisse 
inter  Maternum  et  Agricium;  quare  error  patet;  similiter 
error  patet  quod  eodem  tempore  etiam  pagani  civitatem  ob- 
tinuerint,  cum  prius  habeatur,  innumerabiles  martyrisatos  a 
Bictiovaro  non  longe  ante  adventum  Agritii.'  Dass  diese 
Bandglosse  gar  nicht  sehr  alt  ist,  sieht  jeder  Kenner  sokh^ 
Dinge  auf  den  ersten  Blick ;  dass  sie  nicht  vor  1074  filllt, 
in  welchem  Jahre  die  famose  Bleitafel  in  St.  Paulin  gefun- 
dea  wurde,  ist  ausser  Zweifel. 


3)  Act.  SS.  II  Jani  918.     Vgl.  Waitz  bei  PerU  Mon,  X,  IIB. 
4}  Mau r.  Hill.  Vindic.  Eccl.  Tre\^.  128. 


D)e  filtern  Bischofskataloge  yon  Trier.  81 

P.  y.  Hecke  beschliesst  seinen  Paragraphen  über  die 
Kataloge  der  Bischöfe  mit  der  schon  eben  erwähnten  Be- 
hauptung, erst  im  XI.  Jahrh.  seien  die  Namen  der  23  Bi- 
schöfe gefunden  worden ;  er  meint  dann  endlich,  Hontheim 
eifere  nur  darum  gegen  diese  grössere  Bischofsliste,  weil  ihm 
die  missio  apostolica  primorum  episcoporum  missfiel,  und  er 
diese  am  besten  durch  Streichung  jener  Bischöfe  wegargu- 
mentiren  konnte.  Betreffs  des  letztem  lässt  sich  der  Spiess 
gerade  so  gut  umkehren,  hinsichtlich  des  erstem  sei  einge- 
räumt, dass  im  XI.  Jahrh.  jene  Namen  gefunden^)  worden 
seien ;  aber  so  lange  man  uns  nicht  die  Quellen  nennt,  aus 
welchen  jene  Namen  als  solche  Trierscher  Bischöfe  entnom- 
men wurden,  wird  dieses  »Finden«  wenigstens  zum  Theil  ein 
»Erfindend  sein,  wie  es  in  der  historischen  Forschung  des 
XI.  Jahrh.  thatsächlich  nur  zu  oft  gewesen  ist.  Was  in  der 
interpolirten  Bischofsreihe  aber  Wahres  und  Echtes  sein 
kann,  werden  wir  sogleich  sehen. 


5)  Die  Yertheidiger  der  vollstfindigern  Liste  denken  bei  diesem 
„F  in  d  en"  offenbar  an  Handschriften,  die  vor  der  Normannischen  Zer- 
störung geschrieben  und  erst  spat  wieder  unter  den  Ruinen  her- 
ausgezogen worden  wären.  Man  wird  dagegen  nicht  einwenden  kön- 
nen, dass,  wie  allgemein  (auch  von  Waitz)  angenommen  wird,  keine 
Manuscripte  sich  über  die  letzte  Verheerung  der  Stadt  hinüberge- 
rettet haben.  Denn  diese  Annahme  ist,  worauf  hier  zum  erstenmal 
aufmerksam  gemacht  wird,  nicht  begründet.  Ein  schöner  Codex  der 
Trier*schen  Stadtbibliothek  (Wr.  118),  der  u.  a.  Schriften  des  Am- 
brosius,  Hieronymus  und  auch  die  vita  S.  Simeonis  enthält,  hat  am 
Schlüsse  Athanasius  de  Trinitate  in  viel  älterer  Handschrift.  Zu  Ende 
dieses  Werkes  liest  man:  (f.  392  v^)  .  .  .  ^Dum  rogo  ut  meruerit 
Hetti  mitissimus  voluntate  Dei  archiepiscopus  penetrare  polum  quo 
intrat  praevius  agnus  fiat(?!).  Amen.  Sicut  nautha  desiderat  adpropin- 
quare  ad  prosperum  portum,  ita  scriptor  ad  ultimum  versum.  Amen.' 
Dieser  Theil  des  Codex  ist  also  zwischen  814 — 847  ausgearbeitet 
und  hat  die  Normannische  Verwüstung  fiberlebt. 


Die  filtern  Bischofskataloge  von  Trier. 


Neben  dem  Codex  Ghislenianus  hatte  sich  Honthehn  auf 
einen  Prümer  Katalog  berufen.  Derselbe  ist  in  dem  Char- 
tular  der  Abtei  Prüm,  welches  jetzt  in  der  Trier'schen  Stadt- 
bibliothek unter  No.  LXXXn  aufbewahrt  wird,  enthalten. 
Er  lautet  also : 

Nomina  Epp.  Trevirensium. 


S.  Eucharius  archiepisc. 

Sabandus      archiepisc. 

S.  Valerius 

» 

S.  Modoaldus 

)) 

S.  Maternus 

)) 

Numerianus 

» 

S.  Agricius 

» 

S.  Basinus 

D 

S.  Maximinus 

)) 

S.  Leutuuinus 

» 

S.  Paulinus 

» 

Müo 

» 

Bonosius 

» 

Vueemadus 

» 

Britto 

» 

Richbodus 

» 

S.  Felix 

» 

Wizo 

» 

Mauricius 

» 

Hetti 

» 

S.  Legontius 

)) 

Tietgaudus 

r> 

Severus 

» 

Bercdolfus 

)) 

Quirillus 

)) 

Radbodus 

» 

Jamnerus 

» 

Ruodgerus 

» 

S.  Marus 

» 

Ruodpertus 

» 

Volusianus 

» 

Henricus 

» 

Miletus 

» 

Öeodericus 

» 

Modestus 

)) 

Egbertus 

» 

Maximianus 

)) 

Leudolfus 

)) 

Fibicius 

)) 

Meingaudus 

)) 

S.  Abrunculus 

)) 

Poppo 

» 

S.  Rusticus 

)) 

Eberhardus 

» 

S.  Nicetius 

» 

Vdo 

Ä 

S.  Magnericus 

» 

Egilbertus 

)) 

Gundericus 

)) 

Da  der  Katalog 

mit  Egilbert  (1079—1101) 

schliesst  und 

die  paläographischen  Eigenthümlichkeiten   der  Handschrift 

ebenfalls  darauf  hinweisen,  müssen  wir  die  Abfassung  desselben 

Die  Sltern  Bischofskataloge  von  Trier.  33 

in's  Ende  des  XI.  oder  den  Anfang  des  Xu.  Jahrhunderts 
setzen. 

Hontheim  versichert^),  'quod  alius  vir  eximius  et  ha- 
rum  rerum  prudentissimus  simile  M.  S.  Gestorum  exem- 
plar,  in  quo  pariter  nulla  episcoporum  nomina  inter  Ma- 
temum  et  Agricium  media  sunt,  alio  loco  a  se  visum  sibi 
retulerit.'  Waitz  vermuthet,  und  nicht  mit  Unrecht,  dass  es 
sich  hier  ebenfalls  um  einen  einfachen  Bischofskatalog  han- 
dele. Leider  fehlen  alle  nähern  Angaben  über  diese  Hand- 
schrift Nicht  viel  mehr  kann  ich  über  einen  Bischofskatalog 
mittheilen,  den Bethmannaus  dem Floridum  des  Lambertus 
excerpirt  ha,V).  Derselbe  hat  die  interpolirten  Bischöfe  nicht 
und  schliesst  mit  Egbert  (977—993).  Er  dürfte  also  dem 
Ende  des  X.  Jahrh.  angehören. 

Einen  vierten,  oder,  wenn  man  will,  fünften  Katalog 
der  Trier'schen  Bischöfe  enthält  eine  Handschrift  der  Pari- 
ser kaiserl.  Bibliothek,,  über  welche  ich  in  meinem 
Aufsatze  über  »Triersche  Handschriften  in  d.  kaiserl. 
Bibliothek  zu  Paris,«  in  Naumann's  »Serapeum«,  1863, 
Nr.  4.  S.  55  f.  Nachricht  gegeben  habe.  Der  Codex,  welcher 
der  Abtei  Echtemach  entstammt,  und,  in  der  Revolutionszeit 
mit  vielen  seiner  Brüder  jiach  Paris  gewandert,  dort  als 
Nr.  227  A.  der  Supplements  latins  aufbewahrt  wird,  bietet 
auf  Fol  260  r.  folgende  Series  Episcop.  Trev. 

Eucharius.,  Valerius.  Matemus.  Agricius.  Maximinus. 
Paulinus.  Bonosius.  Britto.  Felix.  Mauritius.  Legentius.  Se- 
verus.  Quirillus.  Janerus.  Emerus.  Marus.  Volusianus.  Mile- 
tus.  Modestus.  Maximianus.  Fibicius.  Abrunculus.  Rusticus. 
Nicetius.  Magnericus.  Gondericus.  Sabaudus.  Modouuandus. 
Numerianus.  Basinus.  Luituuinus.  Milo.  Hildolfus.  Wiemadus. 
Kibbodus.  Wizo.  Heito.  Thietgaudus.  Bertolfus.  Radbodus. 
Kotkerus.   Ruotpertus.   Heinricus.    Theodericus.    Ekebertus. 


6)  Hist.  dip).  I,  p.  XXVII. 

7)  Vgl.  Waitz,  a.  a.  0.  S.  120. 


34  Die  Sllein  BitcfcofcktlÄlo^  v«A  Tr<«K 

Liuäolftis.  Megingaudus,  Poppo.  Eberhardus»  Vdo.  EgilbertuB. 
Bruno.  Godefridus.  Meginnerus. 

Der  Katalog  wäre,  als  mit  Meginher  schliessend,  aus  dem 
Anfang  des  Xu.  Jahrb.,  doch  ist  es  ganz  zweifellos,  dass  Ton 
Eberhardus  (1047—1066)  an  eine  andere  Hand  das  Verzeich- 
niss  fortgeführt  hat,  dasselbe  stammt  also  der  ersten  Hand 
nach  aus  der  Zeit  Poppo's  (1016—1047),  wie  dies  auch  durch 
den  Charakter  der  Schrift  bestätigt  wird.  Wir  haben  also 
wenigstens  vier  Kataloge  aus  dem  X.  (?)  und  si- 
cher aus  dem  XL  und  Anfang  des  XXL  Jahrh., 
welche  von  den  zwischen  Maternus  und  Agricius 
von  den  Gesten  aufgeführten  Bischöfen  nichts 
wissen.  Der  älteste  Katalog,  welcher  diese  grössere  Bi- 
schofsliste hat,  ist  unseres  Wissens  der  von  Hontheim  in 
seiner  Abhandlung  de  Scriptor.  bist.  Trever.  ®)  veröffentlichte, 
dem  Cod.  497  der  Königin  von  Schweden  (jetzt  im  Vatican 
befindlich)  entlehnte.  Er  hat  zwischen  Maternus  und  Agricius 
die  Namen  Auspicius,  Celsus,  Felix,  Mansuetus,  Clem^is, 
Moises,  Martinus,  Anastasius,  Andreas,  Busticus,  Auetor, 
Fauricius,  Fortunatus,  Cassianus,  Marcus,  Navitus,  Marcellus, 
Metropolus,  Severmus,  Florentius,  Martinus,  Maximinus^  Va- 
lentinus  und  schhesst  ab  mit  Egilbertus.  Die  übrigm  Kata- 
loge, welche  Antonius  Demochares,  Cl.  ßobertus,  Petr.  Mers- 
seus,  Gabr.  Bucelin,  Aeg.  Bucher  und  BarthoL  Eisen  puWicir- 
ten,  sowie  der  mit  Otto  von  Ziegenhein  schliessende  des 
Cod.  508  der  Königin  v.  Schweden  sind  alle  jungem  Datnms 
und  kommen  hier  nicht  in  Betracht. 

Das  älteste  Verzeichniss,  welches  die  grössere  Bischofe- 
liste  hat,  geht  also,  wie  gesagt,  bis  auf  Egilbert  und  wäre 
demnach  unserm  Prümer  Katalog  gleichzeitig.  Die  altem 
Kataloge,  sowie  die  zwischen  1050—1070  entstandene  Vita  S. 
Agricii^)  kennen  die  interpolirten  Bisehöfe  noch  nicht;   die 


8)  Bist.  dipl.  III,  962. 

9)  Wailz  a.  a.  0.  p.  114. 


Die  filtefB  BUeb^fsKaJtaloge  von  Trier.  35 

«ti  Anfang  des  XII.  JaJirh.  entstdieaden  Gesten  ^^)  bieten  sie 
bereits,  folglich  haben  wir  allen  Grund  anzuneh- 
men, dass  man  zu  Ende  des  XL  oder  Anfang  des 
XII.  Jahrh.  zuerst  versucht  habe,  die  Lücke  zwi» 
ßchen  Maternus  und  Agricius  auszufüllen,  welche 
seit  dem  Aufkommen  der  Legend«  von  der  aposto- 
lischen Sendung  des  hl.  Eucharius  dort  entstanden 
war  und  welche  die  Lebensbeschreibung  des  hL 
Agricius  in  so  fühl  b arer  Weise  offen  gelassen  hatte. 
Zu  Anfang  des  XII.  Jahrh.  wären  also  die  Namen  der 
zwischen  Matemus  und  Agricius  eingeschobenen  Bischöfe  *ge- 
fanden'  und  in  die  Liste  eingerückt  worden.  Aber  war« 
dieses  Tmden'  ein  reines  'Erfinden'  und  diese  Bischofsliste 
ein  blosses  Phantasiestück  der  Mönche  von  St.  Matthias? 
Idi  glaube  das  nicht  und  liefere  den  Beweis  daher,  dass  eine 
gute  Anzahl  dieser  Namen  bereits  vor  dem  XU.  Jahrhun- 
derte, theib  als  Bischöfe  der  benachbartem  Kirchen,  thdls 
einfach  als  Bischöfe  documentirt  sind.  Auspicius  und  Maa- 
ßuetus  erscheinen  als  Bischöfe  von  Toul "),  die  Namen  F^ix, 
Clemens,  Auetor  bietet  die  Bischofsliste  von  Metz ;  Navitus, 
Marcellus,  Metropolus,  Severinus,  Florentius,  Martinus,  Maxi- 
fiainus  und  Valentinus  werden  bei  Heriger  (Gest.  epp.  Traiect. 
c,  15.)  zu  Ende  des  X.  Jahrhunderts  als  Bischöfe  der  Tongri- 
i^en  Kirche  aufgeführt  und  sind  ohne  Zweifel  aus  diesem 
Schriftsteller  in  die  Gesten  aufgenommen  worden.  Die  üebri- 
gen  finden  sich  zum  grösst^  Theil  in  dem  s.  g.  Pseudo- 


10)  Den  Beweis,'  dass  die  Gesten  erst  zu  A^ang  de^  XII.  Jahrh« 
iBiitstanden  siad,  liefert  Waitz  a.  a.   0. 

11)  Die  Gesta  episcop.  TuIIensinni  (vgl.  Pert  z  Mon.  X,  633) 
fühxen  einen  Bischof  Celsiniis  auf,  den  wir  fast  mit  unserm  Celsus 
für  identisch  halten  möchten.  Uebrigens  steht  von  allen  angezweifelten 
Namen  Celsus  als  Trier'scher  Heiliger  am  festesten,  wie  dies  ans  dem 
gleich  Anzufahrenden  sowie  aus  der  schon  4m  X.  Jahrh.  g«$ehriebeiie|i 
Rede  auf  C.  bervx>r^eht. 


86  Die  altern  Bischofskataloge  von  Trier. 

methodius  (cod.  Francofiirt.  Mariani,  bei Pistor.  ed.  StruYe 
I  563).  Einige  Namen  gibt  auch  wieder  ein  sehr  schönes 
Graduale  der  Abtei  Prüm,  das  sich  jetzt  ebenfalls  in  Paris 
befindet  (Cod.  9948)  und  das  ich  erst  mehrere  Jahre  nach  Ab- 
fassung meines  oben  berührten  Aufsatzes,  im  Laufe  des  letzten 
Sommers  kennen  lernte.  Am  Schlüsse  der  mit  Miniaturen 
und  Malereien  reichgeschmückten  Handschrift  findet  sich  eine 
Litanie,  welche  unter  andern  Heiligen  die  Namen  Eusticus, 
Celsus,  Martinus,  Maximinus,  Mauritius  und  Mar- 
cellus  aufweiset.  Von  Martinus  und  Mauricius  lässt  sich 
freilich  nicht  sagen,  ob,  was  mir  unwahrscheinlich  ist,  darun- 
ter Trier'sche  Heilige  verstanden  seien.  Der  Codex,  welcher 
uns  somit  Celsus  und  Rusticus  sicher  bezeugt,  ohne  sie 
freilich  als  Bischöfe  von  Trier  zu  bezeichnen,  ist  laut  einer 
Notiz  auf  fol.  48  v^  von  dem  Mönche  Nicking,  unter  den 
Aebten  Hilderich  und  Stephan  von  Saflfenburg,  also  (da  er- 
sterer  im  Jahre  993  starb)  um  993—994  geschrieben.  Er- 
wähnen müssen  wir  noch,  dass  der  Name  Celsus,  desgl.  ein 
Felix,  Martin,  Mauritius  und  Severin  sich  auf  dem  bekannten 
Tragaltare  des  Willibrordus  vorfinden.  Die  neue- 
sten BoUandisten  haben  über  diesen  Altar  ganz  ungenaue 
Angaben,  obgleich  sie  sich  auf  die  Beschreibung  desselben 
bei  Calmet  und  auf  eine  handschriftliche,  in  ihren  Besitz  ge- 
kommene Abhandlung  des  ehemaligen  Trier'schen  Professors 
Anton  Oehmbs  stützen.  Weder  Dom  Calmet,  nochOehmbs, 
noch  auch  Brower  haben  das  kleine  aber  merkwürdige  Mo- 
nument, richtig  beschrieben.  Da  eine  bessere  Beschreibung 
nebst  Abbildung  unseres  Wissens  von  Hm.  Prof.  aus'm  Weerth 
wird  gehefert  werden,  so  seien  hier  bloss  die  Heüigennamen 
hingesetzt,  welche  die  Inschriften  des  Altares  oder  der  Theka 
erwähnen:  die  ReUquien,  welche  er  einschloss,  sind:  In  hoc 
sanctuarii  arcula  continetur  sce  Dei  Genitricis  Marie  uestis 
pars  aliqua.  Caput  et  brachium  cum  costis  sei  Pontiani 
S.  Stephani  protomr.  Vincentii.  Ciriaci.  Stephan! 


Die  älteru  Bisch ofskataloge  von  Trier.  37 

pp.  Mauricii.  Felicis  pp.  Nemesii.  Abundi  Diac.  M.  Cro- 
matii.  M.  Floriaci.  S.  Cf.  Medardi.  Fronimii.  Symeonis 
herem.  Flodolfi.  Celsi.  Auf  der  Vorder-  und  Hinterseite 
der  Theka  stehen  die  Namen:  S.  Agricius._S.  Maximinus 
S.  Paulinus.  S.  Felix.  S.  Alexander,  pp,  S.  Severus 
(die  den  beiden  letzteren  entsprechenden  auf  der  linken  Vor- 
derseite fehlen).  S.M agner icus.  S.  Felicissimus.  S.  Ba- 
sinus.  S.  Marus.  S.  Severinus.  S.  Nicetius.  S.  Bo- 
nosius.  S.  Legontius.  S.  Vincentius.  S.  Modouualdus. 
S.  Nicolaus.  S.  Martinus.  Oehmbs  las  nach  Versicherung 
des  P.  van  Hecke  noch  die  Namen  Sylvester  und  Cyrillus; 
wo,  ist  mir  ein  Räthsel;  es  müsstendies  die  mit  dem  Silber- 
blech  verschwundenen  Namen  neben  Alexander  und  Severus 
gewesen  sein;  aber  warum  hat  denn  Calmet  sie  nicht  vor 
Oehmbs  noch  gesehen?  Calmet  gibt  femer  für  Magnericus 
Alpitius  und  erklärt  diesen  als  identisch  mit  Auspicius; 
statt  Felicissimus  schreibt  er  Felix  und  wiederum  Felix  statt 
Severus.  Da  Basinus  der  jüngste  der  aus  den  trierschen 
Bischöfen  Erwähnten  ist,  und  dieser  zu  Ende  des  VII.  Jahrh. 
lebte,  so  meint  der  BoUandist,  der  Tragaltar  des  hl.  Willi- 
brordus  müsse  bestimmt  aus  dem  Zeitalter  des  Friesenapostels 
herrühren.  Was  ich  über  die  Theka  selbst,  ihr  Alter  und 
ihre  Bestimmung  denke,  kommt  hier  nicht  in  Betracht.  So- 
viel aber  ist  unzweifelhaft,  dass  die  Inschriften  auf  dem  Mo- 
numente frühestens  nach  1035  entstanden  sind.  P.  v.  Hecke 
musste  doch  wol  in  der  Oehmbs'schen  Beschreibung  der  Theka 
gefunden  haben,  dass  unter  den  Reliquien  auch  solche  des 
Eremiten  Simeon  sich  befanden.  Nun  starb  Simeon  im  J. 
1035  und  wurde  1042  kanonisirt.  Vor  dem  Namen  desselben 
lesen  wir  kein  Sanctus;  berechtigt  dieser  Umstand  vielleicht 
zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Inschriften  der  Theka  zwischen  1035 
und  1042  geschrieben  worden  seien  ^^)?  Jedenfalls  sind  die  In- 

12)  Freilich  fehlt  das  'Sanctus'  auch  vor  mehrern  andern  der  oben 
angefahrten  Namen. 


88  Dfe  filtern  Biscborshatatoge  von  Trier. 

Schriften  nicht  leicht  Jüngern  Datums  als  die  Mitte  des  XI. 
Jahrhunderts. 

Wir  sind  also  der  Ansicht,  dass  die  grössere  Bischofeliste, 
welche  zwischen  Matemus  und  Agricras  23  Namen  einschiebt, 
unecht  ist;  dass  diese  Namen  jedoch,  wenigstens  der  Mehr- 
heit nach,  keineswegs  geradezu  erfunden  Sind.  In  den  Dip- 
tychen der  Trier'schen  Kirche  mögen  diese  Namen  emge- 
schrieben  gewesen  sein,  es  waren  entweder  die  Namen  von 
Bischöfen  benachbarter,  mit  der  Trier'schen  Kirche  in  naher 
Beziehung  stehender  Kirchen,  wie  Metz,  Toul,  Tongern ;  oder 
Namen  von  Missions-  oder  Regionarbischöfen,  welche  ohne 
festen  Sitz  in  den  Ländern  zwischen  Rhein,  Maas  und  Mo- 
sel das  Evangelium  predigten,  oder  endlich,  und  dies  dürfte 
das  Wahrscheinlichste  sein,  die  Namen  von  Chor-  oder 
Landbischöfen,  die  schon  nach  Einrichtung  eines  festen  kirch- 
lichen Systems  (in  Trier  unter  Constantin)  und  während  der 
römischen  und  fränkischen  Periode  neben  und  unter  den 
Bischöfen  der  Metropolis  wirkten.  Unleugbare  Spuren  des 
Institutes  der  Landbischöfe  haben  sich  aus  jener  Zeit  in  das 
spätere  Mittelalter  hinüber  gerettet.  Aus  den  Diptychen  schei- 
nen nun  jene  Namen  in  die  series  episcoporum  übergegangen  zu 
sein,  indem  die  ersten  Bearbeiter  der  Gesten  sie  irrthümlich 
für  Trier'sche  Bischöfe  hielten  und  so  die  Lücke  zwischen 
Matemus  und  Agricius  am  besten  glaubten  ausfüllen  zu  kön- 
nen. Dass  aber  diese  Interpolation  noch  sobald  nicht  allge- 
mein Glauben  gefunden,  geht  aus  der  um  die  Mitte  des 
Xn.  Jahrh.  geschriebenen  Vita  Brunonis  ^^)  hervor,  in  welcher 
Agricius  wieder  als  vierter  Bischof  von  Trier  erscheint. 
Anderseits  blieb  die  sagenhafte  und  irrthümliche  Ausbildung 
und  Vergrösserung  des  Trier'schen  Bischofskatalogs  auch 
nicht  bei  der  Aufnahme  der  23  Bischöfe  stehen,  sondern  es 


12)  Pertz,  MoD.  X  192.  Gest.  ed  Wyttenbach.  Ul,  8^ 


Pie  allern  Bisqbofskatalog«  voq  Trier.  39 

kwaen,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  noch  nach  Agricius 
einige  Namen  in  die  Liste  hinein,  offenbar  auf  ähnliche  Weise 
wie  die  frühern.  Ein  auffallendes  Beispiel,  wie  weit  es  die 
Unwissenheit  in  der  Erweiterung  unserer  Series  gebracht, 
liefert  eine  in  meinem  Besitze  befindliche  Handschrift  des 
spätem  Mittelalters;  in  ihr  wird  ein  Verzeichniss  der  Bischöfe 
nebst  kuraen  Angaben  über  ihre  Wirksamkeit  gegeben,  und 
als  Nachfolger  des  Amalarius  ein  Fortunatus  secundu^ 
»ui^eführt. 

Hier  noch  einige  Worte  über  den  mit  Agricius  begin- 
nenden und  mit  Hetti  schliessenden  Abschnitt  unserer«  Ver- 
zeichnisse. Der  Nachfolger  des  Bonosus  (nicht  Bonosius) 
heisst  in  dem  Prümer,  Echtemacher  und  St.  Ghislainer  Ka- 
talog Britto;  Brittonius  ist  jedenfaDs  verschlechterte  Form. 
J)er  Prümer  und  Ghislainer  Katalog  schreiben,  wol  richtig, 
Legontius,  übereinstimmend  mit  dem  WilUbrordus-Altare. 
Den  Bischof  Auetor  als  Nachfolger  des  Legontius  kennen 
die  altem  Kataloge  nicht.  Dass  die  Vita  und  Translatio  des- 
selben, welche  die  Bollandisten  IV.  Aug.  .39,  41  ff.  heraus- 
gegeben haben,  apokryph  seien,  erkennt  Hontheim  an^^); 
er  hä4ite  nur  kühn  den  Bischof  Auetor  ausstreichen  sollen, 
derselbe  wird  als  Chorbischof  in  die  Liste  gekommen  sein. 
Für  Cyrillus  schreiben  die  altem  Kataloge  alle  Quirillus. 
Wie  der  Nachfolger  des  Quirillus  oder  Cyrillus  geheissen,  ist 
schwer  zu  sagen.  Der  Ghislainer  Catalog  hat  Jamnecius, 
der  Prümer  Jamnerus,  der  Echtemacher  Janerus,  die  Gesten 
Jamnerius.  In  dem  metrischen  aber  unpoetischen  Briefe  des 
Touler  Bischofs  Auspicius  an  den  fränkischen  Grafen  Ar- 
bogast  in  Trier  geschieht  eines  Papa  Jamblychus  Erwäh- 
nung ^^),  den  Hontheim  am  besten  mit  Jamnerus  zu  identi- 
ficiren  glaubt.  Da  mit  Jamblychus  jedenfalls  ein  Vorsteher 
der  Trier'schen  Kirche  gemeint  ist,  so  dürfte  die  Annahme 

14)  Hist.  dipl.  I,  p.  Lix.  . 

15)  Duchesne.  I,  844.  UoDth.  dipl.  I  2a     . 


40  Die  altern  Bisch ofskataloge   von  Trier. 

Hontheims  am  wahrscheinlichsten  sem.  Man  setzt  nun  den 
Episkopat  des  Auspicins  gewöhnlich  um  470—475  ^^),  sicher 
fällt  sein  Brief  nach  464,  in  welchem  Jahre  die  Franken  nach 
Eroberung  Köhis  wol  erst  dauernden  Besitz  von  Trier  nah- 
men. (Gest.  Franc.  8.  Bouquet  n  546.)  Ist  dem  so, 
so  erhellt  auch  von  dieser  Seite  die  Unmöglichkeit  der  An- 
gabe der  Gesten,  Bischof  Volusian  habe  das  Sylvesterdiplom 
durch  Papst  Hilarus  L  erneuern  und  bestätigen  lassen.  Hila- 
rus  oder  Hilarius  I.  regierte  von  461 — 468,  wie  soll  er  dem 
Volusian,  der  erst  der  dritte  Nachfolger  des  um  470  leben- 
den Bischofs  Jamblychus  gewesen,  das  Privilegium  des  Syl- 
vester bestätigt  haben? 

Auf  Jamnerus  oder  Jamblychus  folgen  in  den  Verzeich- 
nissen Em  er  US  und  Marus.  Der  Prümer  Katalog  über- 
geht den  erstem;  wahrscheinlich  sind  Emerus  und  Marus 
dieselbe  Person.  Der  Nachfolger  des  Modestus  heisst  Maxi- 
mian us.  Richtiger  würde  wol  auch  der  Nachfolger  des  hl; 
Agricius  Maximus  statt  Maximinus  genannt. 

Zu  Anfang  des  VI.  Jahrhunderts  soll  Fibicius  den  Trier'- 
schen  Bischofsstuhl  eingenommen  haben.  Ihm  folgen  in  unsem 
Verzeichnissen  Abrunculus,  Kusticus,  Nicetius  und  Magnericus. 
Fest  steht,  dass  Nie  etius  527  unmittelbar  auf  Abrunculus 
gefolgt  ist;  Nicetius  regierte  von  527 — 566  und  hatte  ohne 
Zweifel  Magnericus,  der  um  570  beglaubigt  ist,  zum  näch- 
sten Nachfolger.  Man  hat  sich  nun  bisher  vergebens  Mühe 
gegeben,  den  Bischof  R  u  st  icu  s,  welcher  in  der  Vita  S.  Goaris 
•eine  bekannte  Rolle  spielt,  in  der  die  Series  Trier'scher  Bischöfe 
unterzubringen.  Zunächst  ist  zu  bemerken,  dass  jene  vita 
sehr  im  Argen  liegt  und  die  anonyme  Lebensbeschreibung 
Goar's,  welche  von  den  BoUandisten  ins  VI.  Jahrh.  gesetzt 
und  als  Quelle  der  Wandelbert'schen  Vita  angesehen  wird  ^^, 


16)  Gest.  epp.  TuIK  Pertz,  X,  634. 

17)  Act.  SS.  II  Jul.  333. 


Die  iUern  Bischofskataloge  ven  Trier.  41 

wol  schwerSch  so  alt  ist  und  ihrer  Schreibart  nach  ins  IX. 
Jahrh.  gehört  **).  Hontheim  setzt  Rusticus  zwischen  Fibicius 
und  Abrunculus ;  aber  auch  das  geht  nicht  an.  Kam  Goar, 
wie  dessen  Vita  erzählt,  unter  Fibicius  an  den  Bhein  und 
brachte  er  dort  mehrere  Jahre  zu,  bis  er  bei  dem  Bischöfe 
Rusticus  verdächtig  wurde,  so  kann  Rusticus  nicht  nach  Ni- 
cetius  gesetzt  werden ;  er  kann  aber  auch  nicht  vor  densel- 
ben eingereiht  werden,  weil  König  Siegbert  L,  unter  welchem 
die  Scene  zwischen  Goar  und  seinem  Gegner  vorgefallen 
sein  soll,  von  561—575  regierte.  Ich  vermuthe,  dass  der 
L'Goar  sowol  wie  der  h.  Rusticus  ebenfalls  Landbischöfc 
waren,  deren  Districte  aneinander  grenzten,  und  die  auf  ir- 
gend eine  Weise  in  Zwist  geriethen.  In  dieser  Vermuthung 
werde  ich  durch  die  Aussage  eines  leider  nun  verstorbenen 
mir  befreundeten  altem  Forschers  bestärkt;  derselbe  will  das 
Fragment  eines  Diptychons  aus  St.  Maximin  gesehen  haben, 
in  welchem  ein  ^Rusticus  chorepiscopus'  aufgeführt  wurde.  Als 
Nachfolger  des  Rusticus  nennen  die  Gesten  einen  A  p  o  n  o- 
culus,  den  die  altern  Kataloge  nicht  kennen  und  der  ohne 
Zweifel  nur  ein  Product  der  Verwirrung  ist,  welche  durch 
die  Vita  Goaris  in  die  series  Epp.  gekommen  war.  Auf 
Magnericus  folgt  Gundericus,  wie  der  Ghislainer  und 
Prümer  Codex  schreiben,  oder  Gondericus,  wie  der  Echter- 
nacher  hat.  Die  Form  ist  jedenfalls  der  von  den  Gesten  ge- 
geben Gaugericus  vorzuziehen,  welche  letztere  durch  eine 
Verwechselung  mft  dem  Gaugericus  episcopus  Cameracensis 
entstanden  zu  sein  scheint.  Der  Namen  des  Sabaudus 
fehlt  in  dem  St.  Ghislainer  Ven^eichniss,  wo  zwischen  Gun- 
derich  und  Severin  eine  Lücke  ist.  S  e  v  e  r  i  n  fehlt  des- 
gleichen in  dem  Ghislainer  und  Prümer  Codex.  Wie  es  mit 
beiden  steht,  sei  dahingestellt.  —  Nach  Severin  nennt  der 
Echtemacher  Katalog  den  Modowandus,  den  die  übrigen  besser 


18)  S.  Hefele  im  Preibnrg.  Kirchenlex.  IV,  561. 


48  Di«  filtern  BUobofskotalofe  vod  Trier. 

Modowaldns  schreiben.  Auf  Modowald  folgen  in  dem 
Prümer,  Echternacber  und  St.  Ghislaincr  Codex  N  u  m  e  r  i  an, 
B  a  s  i  n  u  s,  L  i  u  t  w  i  nu  s  (so  der  Prümer  und  St.  Ghislainor 
der  Ecbtemacher  hat  Luitw.),  Milo  und  Weomadae 
(der  Prümer  hat  Weemadus,  der  Ecbtemacher  Wiemad.,  der 
St.  Ghislainer  Wioraad.)  *^).  Nach  Milo  schaltet  der  Echter* 
nacher  Hildulfu'S  ein.  Der  Episcopat  des  Hildulf  ist 
sehr  zweiftelhaft  ^),  Hontbeim  *0  setzt  ihn  mit  Mabillon,  Hen- 
sehen  und  Belhomme  gegen  Ende  des  Vü.  Jahrb.  hinter  Nu^ 
merian,  und  erklärt  das  Fehlen  desselben  in  den  List^i  da- 
her, dass  Bischöfe,  die  ihren  Stuhl  vor  ihrem  Tode  verlassen, 
in  den  Katalogen  häufig  ausgelassen  wurden.  Als  Bisehof  von 
Trier  wird  man  Hildulf  aufgeben  müssen;  auch  er  mag,  wie 
schon  Rettberg  vermuthet,  wandernder  Bischof  gewesen  sein. 
Zwischen  Liutwin  und  Milo  ist  von  den  spätem  (von  Waitz 
mit  B  und  C  bezeichneten)  Recensionen  der  Gesten  der  Bi- 
schof Clodolfus  eingeschaltet  worden.  Liutwin  starb  gegm 
713,  Milo,  sein  Sohn  und  Nachfolger,  regierte  vierzig  Jahre 
und  starb  755,  um  Weomad  Platz  zu  machen*^.  Nun  mag 
allerdings  zwischen  Liutwin  und  Milo  eine  längere  Sedisva- 
canz  eingetreten  sein,  während  welcher  Clodolf  bischöfliche 
Functionen  in  Trier  ausüben  mochte.  Clodolf  soll  **)  den 
bischöflichen  Stuhl  zu  Metz  von  650^-690  inne  gehabt  haben, 
was  schon  deshalb  nicht  angeht,  weil  er  nach  den  Gesta 
Episcoporum  Mettensium  noch  unter  Gregor  n.  regiert  hat, 
Gregor  aber  erst  im  Jahr  715  den  päpstlichen  Thron  bestieg. 
Man  muss  also  die  Nachricht  der  Metzer  Gesten  sammt  der 
Einschaltung  der  jungem  Recensionen  der  Trier'schen   auf- 


J9)  Vgl.  Mabillon  Ann.  Bened.  XV,  cpp.  58.. 

20)  S,  Rettberg,  Kirchengesch.  Deutschlands,  I,  468. 

21)  Honth.  Hist.  diplom.  I  84. 

22)  Hont h.  Hist.  dipl.  I,  108. 

23)  Gest.  episc.  Mattenft.^,  WuMe,  M  Pdrl«  ll^il.  XII,.  ^99. 


Dt«  filtefB  Biflohofaliatalofe  ron  Trier.  48 

ed>en,  odOT  die  Chronologie  der  Metzer  Bificbiöfe,  wie  sie  Waitz 
gibt,  ändern.  Ich  glaube,  dass  der  Irrthnm  auf  Seiten  der 
Gesten  ist;  denn  Clodolf  kann  das  Pontificat 'Gregor's  II. 
nicht  erlebt  haben,  wenn  Brequigny  mit  Recht  die  Charte 
des  Wuolfadus,  in  welcher  Clodolf's  vierter  Nachfolgar,  Sigi- 
bridus,  erwähnt  wird,  ins  Jahr  708  setzt  ^*). 

Auf  Weomadus  folgt  Richbodus,  wie  der  Prümer  Co-^ 
dex  schreibt ;  der  Echtemftcher  hat  lübbodus,  der  St.  Ghis- 
lainer  Rimbodus.  Richbod's  Nachfolger  heisst  in  den  drd 
Katalogen  Wizo,  sonst  Wazzo.  Amalarius  Fortunatua 
fdilt  wiederum  in  unsem  drei  Verzeidinissen ;  über  den  Grrod 
der  Auslassung  halte  ich  meine  Meinung  noch  zurück.  Statt 
Hetti  gibt  der  Echtemacher  Heito,  und  zwar  nicht  im  Oon- 
text,  sondern  am  Rande  der  Handschrift.  Im  Verlauf  wird 
ebenda  Liudolfus,  Egübertus  und  Meginnerus  geschrieben. 

Zum  Schlüsse  folge  eine  Notiz  über  eine  für  unsern  Ge^ 
genstand  sehr  interessante  Handschrift,  welche  Laurentiua 
a  Turre  in  seiner  Dissertation  de  duobus  Psalteriis 
Foroiuliensibus  (bei  Gori  Symbal.  litt.  X.  183  ff.)  be- 
sdireibt,  leider  in  einer  so  unvollständigen  Weise,  dass  wir 
kaum  Gewinn  aus  seiner  Beschreibung  ziehen  können.  Daa 
eine  dieser  Psalterien,  welche  zu  des  Verfassers  Zeiten  in 
Friaul  aufbewahrt  wurden,  stammt  aus  Trier.  Es  bestand 
aus  dünnem  Membran  in  Quartform  und  enthielt  sämmtliche 
Psalmen  nebst  den  Canticia.  Der  Text  hatte  keine  Cotonnen, 
zuweilen  Puncte,  sonst  keine  Interpunction.  ZudemTedeum 
war  aagemerkt :  Te  Deum  quem  S.  Ambrosius  et  S.  AugUr 
stinus  invicem  condiderunt ;  den  Cantids  war  die  Oratio  Do- 
minica, das  Symbolum  apostolorum  und  das  Symbolum  Atha- 
nasianum  beigegeben.  Zu  Anfang  des  Psalters  befand  sich 
ein  Bild  David's,  darauf  folgten  vierzehn  Darstellungen,  quibus 
*quatuordecim  Trevirenses  Archiepiscopi  coe- 


Brequigny,  Cliiirtes,  I,  3^1. 


44  Die  filtern  Biflckoffkaialoge  vea  Trier. 

Ucolis  adscripti  Pontificiis  vestibus  omati  optimis  coloribus 
auroque  illiti  repraesentabantur'.  Dem  Psalter  war  ein  Ca- 
lendarium  mit  den  Namen  zahlreicher  Bischöfe  und  Mönche 
Deutschlands  und  Galliens  vorausgeschickt. 

Gegen  Ende  des  Codex  fand  sich  das  Bild  eines  Bischöfe, 
dem  ein  Diakon  ein  Volumen  reicht,  dabei  die  Worte:  Do- 
num  ffert  ßuodpreth  .  .  .  quod  Praesul  suscipit  Egbreth. 
Nach  vielen  andern  Bildern  folgte  am  Schlüsse  eine  lange 
Allerheiligen -Litanie  mit  vielen  deutschen  und  gaUischen 
Bischöfen  und  Mönchen,  darunter  zweiundzwanzig 
Trier'schen  Bischöfen*in litteris quadratis et auratis'. 

Die  Handschrift  kam  durch  die  Prinzessin  Gertrud  (daher 
Codex  Gertrudianus)  an  die  hl.  Elisabeth  von  Thüringen, 
später  durch  Vermittelung  des  Patriarchen  Bertold,  Bruders 
der  Herzogin  Gertrud  von  Meran,  Mutter  der  hl.  Elisabeth, 
nach  Friaul  in  den  Besitz  des  dortigen  Kapitels.  Da  in  dem 
Calendarium  Ostern  zum  27.  März  (VI.  Kai.  Apr.)  bezeichnet 
und  B  als  Sonntagsbuchstabe  angegeben  ist,  so  schliesst  Lau- 
rentius  a  Turre  auf  das  Jahr  981  als  Datum  des  Codex.  Die 
Buchstaben  G.  R.  H.,  welche  häufig  am  Rande  des  Codex 
wiederkehren,  deutet  er  Gertruda  Regina  Hungariae.  Ich 
meruestheils  zweifele  nicht,  dass  die  Handschrift  gleich  mehrem 
andern  kostbaren  und  reich  illustrirten  Codd.  auf  Geheiss 
Egberts  in  Kloster  Reichenau  geschrieben  wurde.  Das  dem 
Psalterium  vorausgeschickte  Calendarium  ist  in  mehr  als  einer 
Hinsicht  interessant ;  ich  lasse  es  hier  nach  Laurentius  a 
Turre  abdrucken,  weil  dessen  Schrift  äusserst  selten  und  wol 
nur  wenigen  Lesern  zugänglich  ist. 

Januarius.  © 

HI.  N.  Oct.  I.  Joan.  Evang.  ludiuda. 

Februarius. 

VIU.  K.  Cath.  S.  Petri  in  Ant.  HeukiTc. 

O 
mi.  K.  Alexandri  Ep.  et  Conf.  Hfltiuiti. 


Die  ftltorn  6i0c1>öf»kataloge  tob  Trier. 


45 


Martius. 
XV.-  K.  Alexandri  p. 

XTT.  K.  Benedict!  ab. 

Ltmigart.' 

O 
Odalricus.  0 

Aprilis. 
VI.  Id.  SS.  Vn  Virgin. 

Junius. 
VI.  K.  Joh.  et  Pauli, 
m.  K.  S.  Petri  et  Pauü. 

Diepoldus 
Marchio.  O 

Sophia  comitis(sa). 
Bertholt  ?  co(mes). 

Julius. 
V.  Id.  Translatio  S.  Benedicti  ab. 

Id.  ßeinsuinde  V. 
XTTT.  K.  Gabini  et  Maximü  mr. 

Boppo  Comes. 

O 
abonoldus. 
Winoldus. 

VI.  K.  Acontii  et  Emeriti  mr. 

udilbert.  m. 

Augustus. 

Salme  ducissa  0 

IUI.  N.  Stephani  ppe  et  mr. 
vn.  Id.  Afre  V.  S.  Donati  mr. 

Adilbertus  abb. 
Diepoldus. 

September. 

Vm.  Id.  Magni  m.\ 
Vm.  K.  Conceptio  S.  Isah. 

V.  K.  Corme  et  Damiani  mr. 

Sophia  0 
Heinricus  come  — 

monachus  0 
Richmha. 

October. 

XIin.K.  Meviolfi  Diac.  et.  Conf. 
V.  K.  Nat.  App.  Simonis  et  Jude. 

Bertha.  0 
Bolih,  dux. 

November. 

Vin.  K.  Crisogoni  mir. 
n.  K.  Andree  Ap. 

mahtilt. 
margarete. 

December. 
E.  Dec.  Gandidi  m.  Adihett  Oomitisaa. 

m.  Id.  Damasi  ppe.      Victoria  m. 

XVI.  K.  Ignatii  epi  et  mr.  Boppo  comes.  0 

Gernot  m. 
Ob  der  Codex  Gertrudianus  gegenwärtig  sich  noch  m 
Friaul  vorfindet,  kann  ich  nicht  sagen ;  jede  Auskunft  darü- 
ber, wie  jede  nähere  Mittheilung  über  den  Inhalt  der  Hand- 
schrift würde  nur  natürhch  sehr  willkommen  und  könnte  für 
unsere  Trier'sche  Geschichte  vielleicht  von  Wichtigkeit  Söul 

Br.  F.  X.  ILraits. 


il.    Benkmäler, 

1.  Der  ^nit)  von  ))i|rtm^nt 

a.   Die  Fundstelle« 

Als  ich  im  Herbste  und  Winter  des  verflossenen  Jahres 
im  Auftrage  der  fürstlich  waldeckschen  Regierung  die  Neu- 
fassung der  Mineralquellen  zu  Pyrmont*  zu  leiten  hatte,  liess 
ich  um  Wasser  und  kohlensaures  Gas  tief  ablassen  und  mich 
dem  uralten  Sitze  der  Quellen  mehr  nähern  zu  können,  tiefe 
Abzugscanäle  anlegen  und  um  den  Brodelbrunnen  her  eine 
umfangreiche  (über  60  Fuss  lange  und  halb  so  breite)  Aus- 
grabung auf  12  Fuss  Tiefe  ausführen. 

Der  Brodelbrunnen  selbst  stieg  in  einer  Vertiefung  ssu 
Tage,  welche  kaum  5  Fuss  in  den  aus  Pflaster,  Schutt  uftd 
Ka&tuflf  gebildeten  Boden  hinabreichte  und  nur  auf  den 
Seiten  IV2  Fuss  hoch  in  Bohlen  gefasst,  am  Grunde  mit 
Baumstämmen  nnd  Faschinen  belegt  war.  Er  entsprang 
einem  kaum  3  Fuss  weiten  von  lockern  Reissböndehi  erfüllten, 
den  Schwemmboden  fast  senkrecht  durchsetzenden  Loche. 
Auf  dem  unter  der  Bohlenfassung  Kegenden  Faschinenboden 
und  den  obem  Partien  der  Reissholzwellen  im  Quelloche  wurdefi 
viele  Kupfermünzen  aus  der  Neuzeit,  namenthch  deutschen, 
seltener  ausserdeutschen  (englischen,  russischen,  französischeif 
tmd  belgischen)  Ursprunges  aulgefunden.  Die  ältesten  mir 
m  Gesichte  gekommenen  waren  Paderbomer  und  Soestet 


48  Der  Fond  von  Pyrmont. 

Gepräges  aus  den  Jahren  1520.  In  den  tiefem  Partien  der 
Reissholzbündel  im  Brunnenloche  konnte  keine  Münze,  kein 
anderes  Kunsterzeugniss  bemerkt  werden,  während  oben 
ausser  den  Münzen  noch  Ringe  von  Gold  und  Bronze,  zin- 
nerne LöflFel,  Pfeifenköpfe,  Flaschen,  Gläser,  Krüge,  Messer- 
hefte, Schuhe,  Stöcke,  sogar  ein  Regenschirmgestelle  u.  d.  m. 
versenkt  waren. 

Durch  die  Ausgrabungen  wurden  nun  unter  dem  Pflaster 
des  Brunnenplatzes  und  dem  in  den  letzten  Jahrzehnten  be- 
hufe  dessen  Erhöhung  aufgefüllten  Schutte  eine  KalktufiF- 
schicht  aufgedeckt,  wie  sie  sich  gern  um  Mineralbrunnen  an- 
setzt, welche  Kalkbicarbonat  aufgelöst  enthalten,  wenn  diese 
Brunnen  ungefasst  im  Wiesenboden  aastreten. 

Unter  diesem  Kalktuffe  lagen  abwechselnde  und  stark- 
gekrümmte Schichten  von  Lehm,  stark  eisenhaltigem  kalki- 
gem Thon  und  aus  Schilf,  Gras,  Moos,  Laub,  Strauch-  und 
Baumwurzehi  gebildetem  Torfe.  Auf  nachstehendem  Profile 
habe  ich  eine  genaue  Abbildung  der  südösthchen  Seite  der 
Ausgrabung  eingezeichnet.  —  In  den  schwärzer  angelegten 
Torfechichten  D  D  stecken  die  Baumwurzeln  fest,  sie  gehör- 
ten in  oberen  Lagen  Erlen  und  Haseln,  tiefer  bei  e  Buchen 
und  endlich  bei  d  einem  etwa  3  Fuss  dicken  umgesunkenen 
Lindenbaume  an.  In  dem  untern  Torfe  bei  e  und  d  lagen 
viele  Fruchtkerne  von  der  wilden  Kirsche,  von  Schlee,  Buch- 
ecker, Hasehiuss,  auch  Eichehi,  Lindenfrüchte  u.  d.  m. 
Der  Sphnt  des  Lindenbaumes,  Moos  und  Holzschwämme  an 
seiner  Oberfläche  fanden  sich  gänzlich  in  Schwefeleisen  um- 
gewandelt oder  damit  imprägnirt,  während  sonst  weder  im 
Torfe  noch  im  Okerabsatze  der  Quellen  diese  Substanz  ent- 
deckt werden  konnte. 

Das  Vorkommen  fest  gewurzelter  Bäume  in  den  sich 
wiederholenden  Torfschichten  beweist  klar,  dass  das  Terrain 
um  die  Quellen  allmählig  durch  Aufechlämmung  vom  nahen 
Bomberge  her  erhöht  wurde.  Als  der  Lindenbaum  d,  dessen 


Der  Fund  von  Pynoont. 


4$ 


I.  V  Brodelbrunnen.  M.  durch  die  Ausgrabung  aufgedeckte  alte 
Sauerquelle.  A.  Strassenpflaster.  B.  Bauschutt.  C.  Kalktuff.  D.  Sieben 
verschieden  dicke  Torflager  mit  Erlen-,  Haselnuss-  und  Buchenwurzel- 
stöcken.  £.  Lehm,  Thon  und  Ocker  zwischen  den  Torfscbichten  liegend. 

d.  Umgesunkener  mit  der  Wurzel  noch  im  Boden  stehender  Lin- 
denbaum, e.  Buchenbaum,  a.  Stelle  wo  das  emaillirte  Gefäss  lag. 
b,  c.  Stelle  an  welcher  die  Fibula  und  Münzen  gefunden  wurden, 
f,  Fundpunkt  moderner  Münzen  aus  den  Jahren  1520  bis  183B. 


Wurzel  12  Fuss  tief  unter  der  jetzigen  Oberfläche  Stack, 
grünte,  trat  kurz  oberhalb  des  Brodelbrunnens,  da  wo  im 
Plane  11  die  Trinkhalle  und  der  Pyrmonter  Stahlbrunnen 

4 


» 


Der  Fund  vom  FynndDt. 


TrinIChaUc 


T  ^  y       ^      f 


4for^ 


MXi 


(V)  angegeben  sind,  noch  der  Buntsandstein  unbedeckt  her- 
vor, jetzt  liegen  5  bis  6  Fuss  Torf  und  Ocker  auch  auf  ihm. 
Seit  jener  Zeit  wurd^  die  pyrmonter  Sauerquellen  durch 
die  allmäh%e  Erhöhung  des  Terrain  zu  immer  höherem 
Ausflusse  und  immer  weiter  gegen  den  Bergabhang  herauf- 
gedrängt. Als  jener  Lindenbaum  grünte,  waren  der  jetzige 
Brodelbrunnen  I,  sowie  die  Quellen  IV  und  V  wahrschein- 
lich noch  gar  nicht  vorhanden,  die  Quellen  11  und  III  aber, 
welche  durch  die  Ausgrabung  wieder  aufgedeckt  wurden, 
lieferten  damals  allein  gasreiches  Mineralwasser. 

Am  Fusse  des  erwähnten,  offenbar  durch  die  Quelle,  über 
welche  er  in  schiefer  Lage  hingesunken  war  und  welche  er 
theilweise  dadurch  verstopft  hatte,  zum  Theil  in  Schwefeleisen 
umgewandelten  Lindenbaumes  d,  entdeckte  man  bei  a  ein  bron- 
cenes,  aussen  emaillirtes  Opfergefäss ;  bei  b  c  aber  lagen  zwi- 
schen Moos,  Gras  und  Laub,  nicht  im  Quellocker,  sondern  im 
alten  Waldboden,  sohin  bestimmt  nicht  in  der  Quelle II  drei 
Münzen  von  Domitian,  Trajan  und  Caracalla,  etwa  ein  Dutaend 


D0D>Fiiind  ¥0«)  Pyrinoait«  91 

Sohnalleu  uBd  ülier  »ivdiidiiideFt  FibiUaie  ¥on  verschiedener 
Form.  Nahe  am  zweihundert  Fibulae,  aehn  Einge  und  zwei 
MüoQzen  habe  ich  selbst  mit  eigenefn  Händen,  als  ich  nach  ver- 
sehwefelkiesten  Früchtem  suchte,  auf  der  mit  b  c  bezeichneten 
kaum  neun  (9)  Quadratfuss  umfassendem  Fläche  aufgenom' 
men,  ycm  andern  wurden  auf  demselben  Platze  wohl  noch 
hundert  Fibulae  und  Binge  gefanden,  an  keiner  andern  Stelle 
der  Ausgrabung  kam  aber  etwas  ähnliches  vor  ;  das  emsigste 
Nachsuchen  blieb  ohne  Erfolg.  Die  Dicke  der  Schicht,  in 
welcher  diese  Dinge  lagen,  beitrug  kaum  2  V2  Fuss,  unter  und 
über  ihr  war  der  Schlamm  und  Torf  leer.  Ein  kleiner  bron- 
cener  Löffel  ward  ausserdem  im  ausgeschöpften  Schlamme 
aufgefunden,  es  ist  aber  zweifelhaft  ob  er  neben  jenen  Mün- 
zen und  Fibulae  gelegen  hat;  wahrscheinlich  lag  er  in  hö- 
herer Schicht.    Der  Finder  lieferte  ihn  später  ab. 

Zwischen  den  Quellen  I  und  n  und  zwischen  n  und  in 
wurden  in  derselben  Tiefe,  worin  die  Fibulae  lagen  noch  Reste 
von  zwei  roh  gearbeiteten  hölzernen  Schöpfgefässen  aufge- 
deckt. Das  Hofe  daran  war  sehr  weH  zerstört,  so  dass  sie 
sich  beim  Austrocknen  in  Splitter  auflösten. 

Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  wurden  die  Metallgegen- 
stände der  Quellgottheit  zum  Opfer  dargebracht,  nicht  wie  es 
bei  den  Römern  üblich  war,  in  die  Quelle  selbst  versenkt,  sondern 
in  deren  Nähe  am  Fusse  eines  vielleicht  geheiligten  Linden- 
baumes niedergelegt.  Der  Sturm  stürzte  den  Baum,  auf 
dessen  Querschnitte  ich  über  zweihundert  Jahrringe  zählte, 
über  die  heilige  Quelle,  Krieg  und  Auswanderung  Hessen 
.  den  heiligen  Ort  in  Verfall  und  Vergessenheit  gerathen,  und 
Regen  und  Schneethauen  verschlämmte  ihn  allmählig  bis 
10  Fuss  hoch  mit  Lehm  und  Torf. 

Die  erste  Bohlenfassung  der  Brodelquelle  wurde  um  das 
Jahr  1680  angelegt,  vorher  quoll  der  Brunnen  in  einem  un- 
gefassteu  Loche  auf  einer  Wiese.  Wenn  angenommen  wird, 
dass    die    Münze  von    Caracalla   um   das  Jahr  218  nach 


5t  Der  Fund  von  Pyrnioot. 

Christo,  also  kurz  nach  jenes  Imperators  Tode  an  die  QaeUe 
No.  n  niedergelegt  wurde,  die  zehn  Fuss  dicke  Lehm-  und 
Torfdecke  zwischen  der  Wurzel  des  Lindenbaumes  d  und 
der  Oberfläche  des  jetzigen  Brodelbrunn«iaustrittes  sich  aber 
von  dieser  Zeit  (218  n.  Chr.)  bis  zur  ersten  Fassung  des  Bro- 
dels (bis  1618)  ununterbrochen  fort  entwickelt  habe,  so  ent- 
standen durch  Pflanzenwuchs  und  Aufspülung  an  diesem 
Punkte  jährlich  ^Vw  =  i*f  Zoll  Lehm,  Torf  und  Kalktuff ;  d.  h. 
der  Boden  erhöhte  sich  jedes  Jahr  um  0,08  Zoll,  oder  da 
alle  vorher  angeführten  Maasse  Kahlenberger  Maass  sind,  um 
ca.  0,001  Mtr. 

Darm  Stadt,  den  12.  Juli  1864. 

Rudolph  Iiudiris* 


b.    Die  einselnen  Fundstacke  älterer  SSeit. 
Hierzu  Taf.  I. 

Nachdem  Se.  Durchlaucht  der  Fürst  von  Waldeck  die 
Hersendung  der  Fun(^ücke  des  Pyrmonter  Fundes  gnädigst 
gestattet  und  dem  Vorstande  dadurch  die  Möglichkeit  gege- 
ben war,  einige  derselben  auf  der  beigegebenen  Taf.  I  ab- 
bilden zu  lassen,  mögen  zu  ihrer  Erklärung  die  schätz- 
baren Erläuterungen,  welche  unser  verehrtes  Ehrenmitglied, 
Herr  Geheimrath  Dr.  von  Olfers  ExceUenz,  im  Anzeiger  der 
archäologischen  Zeitung  ^)  veröffentlicht  hat,  von  einigen  ab- 
weichenden Bemerkungen  unsrerseits  begleitet,  dem  Hauptin- 
halte nach  an  dieser  Stelle  folgen. 

Dass  die  einzelnen  Fundstücke  in  ganz  verschiedenen  Zei- 
ten in  den  Brunnen  geworfen  worden  sind,  sowol  in  römischen, 
als  in  mittelalterlichen  und  modernen,  ersieht  man  bereits  aus 
ihrer  Aufzählung  im  Fundberichte.  Ebenso  wird  mit  Recht 
aus  der  grossen  Anzahl  der  dem  Frauenschmuck  angehören- 


1)  Archäologischer  Anzeiger  Nr.  187  zur  archäol.  Zeilung.  Jahrg. 
1864.  p.246. 


Der  Fuad  von   Pyrmont.  ^3 

den  Gewandnadeln  geschlossen,  dass  diese  nicht  durch  Zufall, 
sondern  absichtlich  an  ihren  Fundort  gelangt  seien. 

Eine  Mittheilung  des  Herrn  Legationsrathes  K.  Meyer 
in  Berün,  wonach  ähnliche  Darbringungen  nicht  nur  aus  den 
Zeiten  des  römischen  Alterthums,  namentlich  mehrerer  Mi- 
neralquellen Italiens,  sondern  auch  aus  celtischer  Sitte  nach- 
weislich seien,  wie  dies  besonders  ein  Beispiel  auf  der  Insel 
Wight  erhärte,  wo  man  vor  ungefähr  20  Jahren  bei  der  Rei- 
nigung und  Herstellung  des  alten  Römerbrunnens  des  Schlosses 
Caerisburghcastle  mehrere  Scheffel  altbritrischer  Nadeln 
fand,  gewährt  zum  Pyrmonter  Funde  eine  sehr  bemerkens- 
werthe  Analogie.  Herr  Meyer  berichtet  weiter,  in  Wales 
bestehe  noch  ein  alter  — -  wenn  auch  als  heidnisch-abergläu- 
bischer geheim  gehaltener  —  Gebrauch,  wonach  junge  Braut- 
und  Liebes-Paare  sich  an  einen  Quell  oder  Brunnen  lagern, 
und  gleichsam  als  Pfand  ihrer  untrennbaren  gegenseitigen 
Anhänglichkeit  eine  Anzahl  Heft-  und  Steck-Nadeln  hinein- 
werfen. 

Für  die  Bedeutung  des  Cultus  heiliger  Bäume  und  Quel- 
len überhaupt  bedarf  es  nur  der  Anführung  der  neuesten 
Schriften  über  diese  Culte  von  Bötticher  2),  Curtius  *)  und 
Lersch*).  Letzteres  Buch  berichtet  uns,  dass  auch  meh- 
rere Mineralbrunnen  unserer  Gegend,  so  Roisdorf,  Tön- 
nisstein,  der  Heilbom  im  Brohlthal  und  Gerolstein  bei 
ihrer  Reinigung  römische  Funde  aufv^iesen.  Wie  wenig 
der  Quelle  von  Pyrmont  eine  sacrale   Bedeutung  in  alter 


2)  Carl  BftUicber :  Der  BRiuncultus  d.  Hellenen,  nach  den  gottesdienst- 
lichen  Gebranchen  u.  den  öberlief.  Bildwerken  dargest.   Berl.  1856. 

3)  E.  Curtius  ober  griechische  Quell-  und  Brunneninschriften. 
(Aus  d.  8.  B.  der  Abb.  d.  k.  Ges.  der  Wiss.  zu  Göttingen).  1859- 

4)  Dr.  B.  JM.  Lersch:  Geschichte  der  Balneologie,  Hydroposie  und 
Pegologie  oder  des  Gebrauchs  des  Wassers  zu  religiösen,  diätetischen 
und  medicinischen  Zwecken.  1863.  Vergl.  die  Anz.  dieser  Schrift  in 
unsern  Jahrbb.  H.  XXXIY.  S.  134  ff.  von  Freudenberg. 


64  Der  Fdtid  YvnPymnDiit. 

Zeit  fehlte,  erhellt  wd  genugsam  daraus,  dass  sie  noch 
im  17ten  Jahrhundert  i^de  hyllige  Bona  genannt  ^urde,  die 
G^end  aber,  noch  dm  Namen  des  heiligen  Angers  fuhrt. 
Wie  alt  mögen  auch  die  ältesten  der  Baume  gewesen  sein, 
deren  Beste  man  fand,  da  die  noch  halb  aufrecht  stehende 
linde  über  200  Jahresringe  zählte. 

Betrachten  wir  nun  die  einzelna:i  Funde,  so  eirweisea 
sich  zunächst  als  unbedingt  römisch  drei  Silber-Denare  Do- 
mitians,  Trajaa^  und  Gaxacalla's.  Zwei  (Domitian  und  Ca- 
racalla)  wurden  neben  der  Baumwurzel  und  in  der  Nähe  der 
Spangen  gefunden,  der  dritte,  von  Trajans  Prägung  später 
von  derselbe  Stelle  her  beigebracht. 

1.  Domitian. 

Av. :  IMPerator  CAESar  DOMITIANVS  AVftustus  Pontifex 

Maximus 
Eev.:  TRibunicia  Potestate  COnSul  VH.  DES^natusVffl 
Pater  Patriae. 

Minerva,  auf  der  Rechten  eine  Victoria,  in  der  Linken 
eine  Lanze.  Aus  dem  Jalure  81  n,  Chr.  und  dem  7.  Oonsu- 
late  des  Domitians,  als  er  das  Imperium  eilangt  hatte,  und 
zum  Gonsul  (YIU.)  des  folgende  Jahres  ernannt  war. 

2.  Trajan. 

Av.:  IMPeratori  TBAIANO  AVGusto   GERmanico  DA- 
Cico  Pontifiki  Maximo  TRibunicia  Patestate  GonSuh 
VI.  Patri  Patriae 
Rev.:  S.P.QJI.  OPTIMO  PRINCIPI 
im  Abschnitt:  VIA  TRAIANA. 
Liegende  weibUche  bekräazte  Fi^ur  mit  einem  Rade  in 
der  Rechten,  auf  den  linken  Arm  gestützt  mit  einem  Zweige. 
Vielleicht  bezüglich  atrf  die  Strasse  durch  die  pontini- 
schen  Sümpfe  nach  Brundusium. 

Zwischen  112—117,  wohl  vor  114,  da  er  optimus  ge- 
nannt, und  nicht  als  Parthicus  bezeichnet  wird. 

3.  Caracalla  (von  geringerem  Lothe)., 


Der  Fnnil  wo»  ?fffmon%*  55 

AT.:  Marcos  AVBelins  ANTONInus  OABSar  PONTIPex 

Hey.:  MARTI  VLTOBI. 
Mars  links  schreitend  mit  Laoae   in  der  BeeMen  und 
Tropäum  auf  der  liidcen  Schulter.    Vor  dem  J.  n.  Chr.  198 
geprägt,  wo  Garacalla  bei  Lebzeiten  des  Septimiu8  Saverus 
als  Caesar  Antheil  an  der  trib.  pot.  erhielt. 

Von  d^  He&spangen  und  Fibeln,  deren  Zahl  mehrere 
Himdert  beträgt,  befinden  sich  die  meisten  sammt  dien  an- 
deren Fumistt]id[)en  in  Pyrmont,  die  übrigen  in  den  Mi^een 
at  Darmstadt  imd  Mainz.  Unter  ihnen  muss  mm  Mjoter- 
scheiden: 

1.  eine  geringere  AnzaM  ringförmiger  einfacher  Gtirtelscbnal«* 
len,  an  den  zusammeotretenden  £nd^  seitwärts  plattge* 
drückte  ßchlangmköpfe  mit  Kämmen  oder  Oesen  bildend. 

2.  eine  grössere  Anzahl  Heftq^angen  meist  sehr  «infach^sr 
Form,  die  Federung  durch  die  Windungen  des  Drahtes 
hervorgebracht,  welcher  zugleich  die  Zunge  bildet.  Die 
Figuren  4.  7.  8.  zeigen  die  zumeist  charakteristischen  und 
ausgezeichnetsten  dieser  Fibeln  und  setzen  es  ausser  Zwei- 
fel, dass  dieselben  dem  römischen  Zeitalter  angehören. 

Anders  steht  es: 
3)  mit  vier  silbernen  Gewandnadeln,  die  auf  ihrer  Oberfläche 
einen  Schmuck  rcAer '  Kun»tbfldung  zeigra.    Wir  sehen 
einen  Reiter  (5),  einen  Hasen  (3),  einen  WoK  (6)  und  einen 
Eber  (9)  in  getriebenem  Silber,  welches  unter  sich  eine 
Folie  von  Harz  —  wie  es  uns  scheinen  will  —  zur  Fül- 
lung hat 
Wenngleich  auch  ähnliche  Fibeln  und  Thiergestalten  in 
Italien  vorkommen  ^)   und  uns  die  .eigenthümliehe  Teohnitk 
sofort  an  unsre  hervorragendstem  ßilberarbeiten  der  römi- 
schen Kunst,  an  die  Lauersftyrter  Phaleren  erinnert,  so  ist  die 
Richtung  zu  Thier-  und  Bestien-Bildungen  in  der  Omamen- 

5)  Uttdensohmit:    Die    vaterUndisofaeii  Alterthunier   <der  Hohen- 
zfiAleuBfohiBii  SßWfß^ungw  wi  Sign^viAgeii.  Tut  ]^X^YU  19»  14*  15. 


56  Der  Fand  von  Pyrmont. 

tation  der  Schmnckgegenstände  doch  unbedingt  eine  einhei- 
mische, eine  gallische,  die  von  den  Franken  übernommen, 
das  ganze  Mittelalter  hindurch  ihre  Fortentwicklung  fand. 
Gallische  und  fränkische  Fibeln  ähnlicher  Bildung,  sowol  in 
Silber,  wie  noch  häufiger  in  emaillirtem  Kupfer,  finden  sich 
in  den  Museen  zu  Poitiers,  zu  Paris  im  Cabinet  des  Me- 
dailles  der  kaiserl.  Bibliothek^)  wie  zu  Mainz ').  —  Wenn  Herr 
von  Olfers  annimmt,  diese  Fibehi  wie  auch  die  vorigen  und 
die  beiden  nachfolgenden  Gegenstände,  nämlich  die  emaillirte 
Schöpfkelle  und  der  kleine  Löffel,  seien  vergoldet  gewes^ 
so  bedauern  wir  uns  nicht  davon  überzeugen  zu  können. 
Denn  aDe  diese  Gegenstände  von  Bronze  sind  an  und  far 
sich  von  einer  hellen  Metallmischung,  die  keiner  Vergoldung 
bedarf,  sondern,  wie  eine  Anzahl  im  J.  1856  beun  Baggern 
im  Rheine  gefundener  Gegenstände,  die  in  unseren  Jahrbü- 
chern von   Prof.   Freudenberg*)  beschrieben   sind,   ausser 


6)  Labarte:  Recherches  sur  la  Peinture  en  email  p.-49. 

7)  Lindenschmit:  Die  Alterthümer  unserer  heidnischen  Vorzeit, 
lieft.  VIII  Taf.  VIII.  10.  13. 

8)  Heft XXV.  S.  100 fg.:  „Römische  Alterthümer  im  Strombett  des 
Rheins  gefunden^.  Dass  die  Römer  die  Eigenschaft  des  Erzes  (aes), 
dessen  drei  verschiedene  Mischungen  Plinius  (Natural,  bist.  XXXIV, 
c.  20  beschreibt)  im  Wasser  der  Oxydation  zu  widerstehen  und  mitbin 
seinen  Glanz  zu  erhalten  wohl  gekannt  haben,  erhellt  ganz  deutlich 
aus  einer,  so  viel  ich  weiss,  bisher  unbeachteten  Stelle  des'  Vegetias 
(de  re  militari  1.  V,  c.  IV),  in  welcher  er  von  der  auf  den  Bau  einer 
Liburna  (d.  h.  Brigantine)  zu  verwendenden  Sorgfalt  spricht.  Ex  cu- 
presso  ergo,  et  pinu  domestica,  sive  silvestri  larice  et  abiete  prae- 
cipue  Liburna  contezitur,  utilius  aereis  clavis  quam  ferreis 
configenda.  QaamHbet  enim  gravior  aliqnanto  videatur  cxpensa, 
tarnen,  quia  amplius  durat,  lucram  probatur  afferre.  Nam  ferreos 
clavos  tempore  et  humore  celeriter  rubigo  consumit,  aerei  autem, 
etiam  in  fluctibns  propriam  substantiam  servant.  Hierhin  gehört  auch 
eine  Stelle  bei  Caesar  B.  6.  IV,  31  —  quae  gravissime  afflictae  erant 
naves,  earum  materia  atque  aere  ad  reliquas  reSciendas  utebator. 


Der  Fund  von  Pyrmont.  57 

Zweifel  setzt,  durch  längere  Einwirkung  des  Wassers  die  Gold- 
farbe annimmt. 

Dieselbe  Farbe  hat,  wie  bereits  erwähnt, 

4)  der  kleine  Löffel,  den  wir  in  gleicher  Grösse  auf  unsrer 
Tafel  finden  (Taf.  1 10).  Bemerkenswerth  an  demselben 
erscheint  der  in  eine  Traube  oder  einen  Tannenzapfen  — 
was  schwer  zu  unterscheiden  ist—  auslaufende  Stiel  so  wie 
das  im  Innern  des  Löffels  eingeprägte  kleine  Meisterzeichen, 
bestehend  aus  3  Löffeln  mit  Spuren  von  zwei  Buchstaben 
an  den  Seiten  derselben.  Wir  stimmen  der  Meinung  des 
Herrn  von  Olfers,  dass  dieser  Löffel  mittdalterlich  sei, 
vollständig  bei. 

5)  Offenbar  der  werthvollste  Gegenstand  unter  den  Fund- 
stücken bildet  die  Schöpfkelle  aus  hellem  goldglänzen- 
dem Erz  (Taf.  L  l.;2).  Eine  grosse  Bedeutung  erhält  sie 
für  die  Kunstgeschichte  durch  ihren  bunten  Emaille- 
schmuck, indem  dieser  die  Frage  aufdrängt,  ob  das 
Kunstwerk  sich  der  Kategorie  der  zahhreichen  mittel- 
alterlichen Emaillearbeiten  anreiht,  oder  aber  als  ein 
antikes  Erzeugniss  anzusehen  ist,  das  dann  als  eines  der 
seltensten  Werke  der  einheimischen,  der  occidentalischen 
Emaille,  der  6mail  champlev^,  erscheinen  würde. 

Den  Mantel  des  Gefässes  füllt  ein  blauer  Emaillegrund, 
in  welchem  in  der  Farbe  des  Metalls  schmale  Lineamente 


Unter  dem  als  Bestandtheil  der  Schiffe  genannten  aes  scheinen  näm- 
lich nicht  bloss  die  gewöhnlich  aus  Erz  geformten  Schiffsschnäbel 
und  Schiffsverzierungen  (vergr.  Welcker^s  belehrende  Abhandlung  ober 
die  im  Mus,  valerl.  Alterth.  zu  Bonn  verwahrte  phallusförmige  Schiffs- 
verzierung in  d.  Jahrbb.  XIV.  S.  38ff.),  sondern  aach  Erzblech,  mit 
welchem  die  Kriegsschiffe  beschlagen  waren  (daher  aerata  triremis 
bei  Uoraz),  und  namentlich  auch  eh  er  ne^Nägel  gemeint  zusein.  Einen 
solchen  grössern  Schiffs-Nagel  oder  -Pflock,  so  wie  auch  einen  klei- 
neren glaube  ich  unter  den  in  dem  Rheinbett  gefundenen  Bronze- 
gegenständen a.  a.  0.  auf  Taf.  I.  II  in  No.  20  und  No.  IIa  und  IIb 
nachweisen  zu  können.  J.  Fr. 


58*  D«c  Fand  von  Pyraioat. 

seehft  Ftoftdce  construiren.  In  der  Mitte  eines  jeden  der- 
selben befindet  sich  ein  zweites  kleineres  Fünfeck.  Das  Innere 
der  letztern  und  die  Zwickel,  welche  die  grossem  Fünfecke  oben 
ku9sen,  fiülen  Blattomam^te  in  grüner  und  rother  Farbe. 
Ein  spiralförmiges  Ornament  nimmt  den  Banm  zwischen  den 
innern  und  änsBem  Fünfecken  ein.  Blauer  Emailtegrund 
fäilt  audi  die  Oberfläche  der  Handhabe.  Ob  die  kleinen 
Bi&tter  in  deren  Ornament  roth  oder  grün  waren,  lässt  sich 
mit  Gewissheit  nicht  entscbeidai,  denn  sie  sind  nunmehr 
leer,  wie  überhaupt  nur  an  den  beiden  Endpunkten  die  Hand- 
habe noch  ihren  Emaille-einsatz  besitzt.  Es  ist  desshalb  an 
dieser  die  Technik  der  ^mail  champlev^  am  fasslichstea  zu 
gewahren.  Zur  Anihahme  der  Farben  erblicken  wir  hier  die 
Metallfläche  vertieft  ausgearbeitet,  während  die  Lineameote 
der  Zeichnung  ab  aufrechte  Metallstreifen  stehen  blieben, 
so  dass  also  alle  Gontooren  von  dem  Metall  des  Ge^ses  ge- 
bildet werden«  Letztere  erscheinea  auf  ufisei\er  Tafel  weiss, 
die  biauen  Emaillegründe  schwarz  sebattibrt;  die  schrägen 
Bfatttschattirungen  entsprechen  der  grünm  Farbe,  die  senk- 
rediten  dier  rotbem.  Upser  d^Bm  zeigt  somit  in  blauem 
Gnmde  eine  goldige  Omamenteeichnung  mit  grünmi  und 
rothen  Blattformen.  H^r  von  Olfers  äussert  sich  aber  die 
Scböpfkielle  also: 

)>Eine  schön  mit  farbiger  Smalte  aussen  verzierte  und 
vergoldete  Schöpfkelle  von  heller  Bronze,  von  etwa  4  Zoll 
Durchmesser,  mit  einer  flachen  oben  gleicher  Weise  verzier- 
ten Handhabe  von  oa.  3  V2  Zoll  Länge.  Die  Smalte  von 
blauer,  rother  und  grüner  Farbe,  jetzt  zum  grossen  Theile 
zerstört,  ist  von  guter  Masse  und  in  getrennten  Feldern  in 
der  Weise  angebracht,  welche  man  als  *mit  ausgegrabenen 
Feldern'  (&  champ  lev€)  gearbeitet  bezeichnet.  Muster  und 
Arbeitsart  gleichen  denjenigen,  welche  sich  von  der  byzanti- 
nischen Zeit  bis  in  die  rheinisch-fränkischen  Fabrikationen 
des  12.  und  1-3.  Jahrhunderts  hineinziehen.« 


Wenn  sdion  iia<^  diesen  Worten  Herr  vott  Olfets  fiei- 
de&k^n  getragen  haben  mag;  gerademi  2u  isagen^  daB  'Gefäsft 
gi^öre  dem  12ten  Jahrhundert  aa^  usnd  mir  ganz  einfadi 
die  Aehnlichfceit  mit  Werken  jener  Zeit  hervorhob,  &o  äussert 
sich  unser  Vorstandsmitglied,  Prof.  aus'm  Wcerth,  der  üA 
eingehend  mit  dem  Studium  der  Emaille  beschäftigt,  dailäwr 
in  entgegengesetsrter  Weise  also: 

»Es  dürfte  sich  bei  wiederholten  Untersuciiungen  als 
unzweifelhaft  herausstellen,  daßs  das  emaaUirte  Qefäss 
vo»n  Pyrmont  als  ein  Er2)eugniss  der  gallisch  ^  römißchan 
KunM  an£usefaii  ist.  Wir  sagen  absichtlich  ctar  gattisdb 
römischen  Kunst,  sowol  an  die  Mr  die  Geschichte  der 
Emallte  häufig  herangezoigene  Stelle  des  Phiiositra^  ^  ^ 
dftss  die  Ausländer  am  Weltmeere,  unter  denen  man  nach 
dner  einschlägigen  Stele  bei  Plinius  die  Cetten  «i  tim?* 
stehen  hat,  das  Zaumxeag  ihrer  Pferde  mit  eingesehmoi^ 
zenen  Farben  schmückten  —  denkend,  ate  der  Frage,  wfe 
Wiest  die  von  den  Bömem  unzweifelhaft  ge^te  Emajlle- 
kunst  auch  uf  die  Kun^ewerte  d«r  Gallier  EiBÄüas  ^* 
hieiteb,  Bedhamng  tragend.  Bei  dear  kritiscten  Betrachtung 
des  Pynttoöter  Gefisses  dürfte  xunächßt  festzustellen  sein, 
diass  wol  keine  der  b^ier  bK^annt  g«wordeiv^  snittelalt^^ 
liehen  Emaillen  ans  diesem  helkm  IS^ra,  sondern  satte  aus 
rothemKupibr  beätehn,  welches  seineir  dnnkli^  Fiurbe  haübedr 
eben  immer  eine  Uebetgoldung  eüMeU.  Die  meisten  Huttel^r 
alterlichen  Emaillen  neigsen  dann  ausserdem  sMs  die  Mit- 
hülfe der  Gmvur  in  den  zur  Bildfläche  gebörenden  M>etall^ 
tfaf^en.  Aber  auch  die  Fbrm  der  Schöpfkelle  entsipiiuaht 
nach  allen  uns  zu  Gdwte  stehenden  Analogien  wieit  mdir 
römischen  denn  mitteialteriich«!  Ge£ässisn;  ein  mittdalter- 
liches  dieser  Form  ist  uns  nicht  bekannt.    Am  mBisten  m/t 


9)  Philostrat.  Jcon.  Hb.  I  Nr.  28.  Vergl.  Kuglers  Kritik  des  La- 
barte'schen  Buches  p.  65  des  IX.  Jahrg.  (1858)  des  deutschen  Kunst- 
blattes. 


60  Der  Fand  von  Pyrtnonl* 

Entscheidung  trägt  der  Vergleich  der  P3rrmonter  Schöpf- 
kelle mit  jenem  von  Labarte  ^^)  in  seinem  vortrefflichen  Buche 
über  die  Emaillekunst  al^ebildeten  emaillirten  Metallgefässe 
bei,  welches  1834  in  Bartlow  in  der  Gra&chafb  Essex  in 
England  in  einem  römischen  Grabe  gefunden  wurde.  Das 
«iglische  Gefass  zeigt  freilich  eine  andere  Form,  aber  es  be- 
steht genau  aus  demselben  hellen  Erz;  dieselben  Farben: 
roth,  blau  und  grün,  und  nur  diese  kommen  in  seiner  Email- 
lirung  vor;  ausschliesslich  Blattomamente  und  Linien  dienen 
zur  Verzierung  beid«*  Gefasse  und  vom  Boden  zum  Mantel 
sehen  wir  bei  beiden  ganz  g^iau  den  überragenden  in  kleine 
Kuppen  ausgeschlagenen  Rand.  Wenn  ausserdem  noch  etwas 
zur-Bestärkung  unserer  eigenen  üeberzeugung  beitragen  kann, 
so  ist  es  die  Zustimmung  des  Hrn.  Conservators  Dr.  Lin- 
denschmit  in  Mainz,  der  uns  schreibt,  dass  er  ganz  ent- 
schieden der  Ansicht  beitrete,  in  dem  Pyrmonter  Gefass  ein 
antikes  Geräth  zu  erkennen.« 

Von  untei^eordneter  Bedeutung  erscheint  es,  ob  man 
der  kleinen  Schöpfkelle  zur  Reparation  einen  doppelten  Bo- 
den als  Fütterung  gab  und  ob  die  roth  bezeichneten  kleinen 
Blätter  wirklich  diese  Farbe  hatten.  Prof.  aus'm  Weerth 
bemerkt  in  Bezug  auf  letztern  Umstand:  »die  rothe  Farbe 
sei  desshalb  bedenklich,  weil  sie  an  keiner  Stelle;  wo  man 
ihre  angeblichen  Spuren  in  den  Vertiefungen  wahrnehme,  bis 
zur  Oberfläche  erhalten  und  somit  unzweifelhaft  erscheine. 
Diese  rothen  Farbspuren  seien  nämlich  auch  in  solchen  Ver- 
tiefungen vorfindlich,  die  entschieden  grüne  und  blaue  Emaille- 
fällung hatten,  woraus  hervorgehe,  dass  der  rothe  Stoff  ent- 
weder nur  eine  FoHe  der  Emaille  überhaupt  bilde,  oder  als 
ein  oxydartiger  Niederschlag  aus  dem  Wasser  angesehen 
werden  müsse.« 


10)  Recherches  sur  la  peintiirc  en  email.  Planche  B  Kr.  (>.  ii.  des- 
selben Verf.  Handbook  of.  the  arts  of  the  Middleage  p.  126. 


4.  Die  rümifd^e  ttieberlaffttn^  bei  ttenmieb 
mi  it)te  DenhtniUer. 

d.   Beste  eines  GohortenseiobenB. 
Hierzu  Taf.  II.  1—3. 

Als  bei  Gelegenheit  der  23.  Philologen-Versammlung  za 
Hannover  das  zuerst  in  Dorow's  Denkmalen  germanischer 
und  römischer  Zeit  in  den  Kheinisch-Westphälischen  Provin- 
zen n,  S.  67  ff.  beschriebene  und  daselbst  auf  Taf.  XV  (fig.  a) 
in  natürlicher  Grösse  abgebildete  Neuwieder  Silberrelief  der 
beigegebenen  Tafel  11  in  Folge  gefälliger  Hinsendung  von 
Seiten  des  Vorstandes  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden 
der  archäologischen  Section  vorgelegt  und  von  mir  nament- 
lich eine  Aeusserung  über  dasselbe  verlangt  wurde,  war  ich 
bei  dem  Andränge  der  verschiedenartigsten  Geschäfte  und 
Störunge,  wie  sie  die  zahlreiche  Versammlung  mit  sich 
brachte,  nur  im  Stande  einen  negativen  Ausspruch  zu  thun, 
der  im  Ganzen  dahin  ging,  dass,  wenn  man  das  Belief  als 
Theü  eines  Cohortenzeichens  anerkennen  wolle,  was  doch  den 
höchsten  Grad  der  Wahrsdieinlichkeit  habe,  und  wenn  man  in 
dem  auf  dem  Relief  dargestellten  Krieger  einen  Kaiser  erblicken 
wolle,  jedenfalls  die  späteren  Kaiser  (bas-empire)  durch  den 
Mangel  eines  Lorbeerkranzes  oder  einer  Strahlenkrone,  die  Kai- 
ser von  Severus  Alexander  an  abwärts  durch  die  abweichende 
Haarfrisur,  die  Kaiser  von  Hadrian  herab  bis  zu  Septimius  Se- 
verus, Macrinus  und  Pupienus  wegen  des  mangehidai  Bartes, 
Andere,  z.  B.  die  Flavier,  wegen  zu  grosser  Abweichung  der 
Gesichtszüge  dabei  geradezu  auszuschliessen  seien ;  dass  also 
im  Ganzen  genommen  nur  wenige  Kaiser  zur  Auswahl  übrig 
bleiben ;  dass  es,  aber  gar  nicht  nothwendig  sei,  in  der  krie- 
gerischen Figur  einen  Kaiser  zu  erkennen,  da  es  immerhin 


62     Die  römische  Niederlassung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler. 

möglich  sei,  dass  sie  einen  mit  der  Geschichte  der  betreffen- 
den Cohorte  oder  der  Legion,  zu  welcher  die  Cohorte  gehörte, 
eng  verbundenen  Mann  darstellen  solle.  Als  Beispiel  führte 
ich  den  Vs^leriua  Meisalla  an,  iem  m  Ehren  die  Legio  XX 
Valeria  Victrix  benannt  sei,  hob  aber  ausdrücklich  hervor, 
dass  es  eben  nur  des  Beispiels  wegen  geschehe. 

Seitdem  habe  ich  in  Müsse  der  Sache  weiter  nachgedacht 
und  erlaube  mir,  die  dadurch  gewonnene  Ansicht  in  etwas 
ausgedehnterer  und  begründeterer  Weise  hier  darzulegen. 

Das  in  Frage  stehende  Belief  ist  nach  Dorow*s  ausdrück- 
licher Behauptung  zusammen  gefanden  mit  einer  der  ardiäolo- 
gisehen  Section  gleichfalls  vorgelegten  länglich- viereckigan  Sil- 
beiplatte  (abgebildet  auf  Taf.!!  2  und  bei  Dwow  Taf.  XVm, 
fig.  2),  deren  Inschrift  OOH .  V- . .  beide  Silberplatten  ab  Theile 
eines  Cohortenzeichens  kennzeichnet;  eine  Deutung,  wekhe 
auch  durch  eine  bei  dem  Belief  gefundene,  zum  Durchlassen 
des  Schaffies  gebogene  Bronz^latte  (Taf.  II  3  und  Dorow 
Taf.  XV,  fig.  c)  unterstützt  wird.  Ein  besonderer  Grund  zu 
Zweifehl  an  der  Zusammengehöri^eit  der  bezeichnete  drei 
Fundstacke  ist,  meines  Wissens,  eben  so  wenig  vorhanden,  als 
zu  Zweifeln  daraiz,  dass  sie  Theile  eines  Cohortenzeichens  ge- 
wesen sei^.    Ich  zweifle  an  Beidem  durchaus  nicht. 

Schwieriger'  als  die  Angabe  der  Bestimmung  des  Reliefe 
ist  aber  jedenfalls  die  Beantwortung  der  Frage,  wie  die  auf 
demselben  dargestellten  Figuren  zu  deuten  seien.  Wenn  wir 
uns  erinnern,  dass  an  den  Feldzeichen  der  Bömer  die  Bild- 
nisse der  Kaiser  angebracht  waren  (Suet.  Oalig.  14.  Tib.  48. 
Tac.  Ann,  IV,  2),  dass  Soldaten-Revolten  gewöhnlich  mit 
dem  Zertrümmern  der  Eaiserbilder  an  den  Signls  braunen 
(Tac.  Hist.  1, 4.  55.  IV,  62.  Plut.  Galba  26.  Cass.  Dio  LXIU,  25. 
Herodiaa  11,  6,  17.  VIII,  5,  22),  so  liegt  der  Gedanke  sehr 
nahe,  auch  m  dem  auf  dem  Neuwieder  Relief  dargestellten 
jugendMchen  Krieger,  der,  das  Parazonium  in  der  Rechten, 
den  Spiess  in  der  link^,  einen  halb  unter  Haufen  barbairi- 


Dfe  födtische  Riedi»ria5ätiii|^  bef  Neuwied  hii<^  idre  DeMitofiiäler»  68 

seh^r  Wafibn  begrab^en  bärligen  Gfrm,  aasoheixiend  änxet 
Flussgott,  mit  Füssen  tritt,  mim  Kaiser  suchen  au  m>llen< 
Dorow  glaubt  auch  (S.  67)  äen  jugendliehen  Caraoalla  in 
dem  Krieger  zu  erkennen,  der  den  Kheia  mit  Fasse»  tiritt^ 
and  hält  die  Waffen  für  germanische  und  gallische.  Ich 
zweifle  nicht,  dass  Andere  bei  genauerer  Betrachtung  des 
Gesichtes  einen  anderen  Kaiser  vorziehen  werden,  d^m^  auf- 
richtig gesprochen,  es  mangelt  der  Figur  an  einer  Portnat* 
ähnlichkeit,  wie  wir  sie  bei  gleichzeitigen  römischen  Arbeiteaai 
aus  den  beiden  ersten  Jahrhunderten  nach  Christo  gewcAmt 
sind.  Aber  es  fragt  sich  auch,  ob  überhaupt  an  eiÄen  zu 
der  Zeit  der  Anfertigung  des  Reliefs  regierenden  Kaiser  ge- 
dacht werden  kann.  Alle  die  Bildnisse,  welche  auf  den  grös- 
seren Abbildungen  römischer  Feldzeichen,  z.  B.  auf  den  Tra^- 
Jans-  und  auf  der  Antoninssäule,  sich  finden,  sind  Bnötbilder. 
Darstellungen  von  Gruppen,  wie  auf  unserem  Relief,  siebt 
man  dort  nicht,  wenn  auch  die  Form  der  dortigen  Schüdei? 
der  des  Neuwieder  Reliefs  vollkommen  gleicht.  Das  wäre 
ein  Bedenken  gegen  den  Versuch,  in  dem  Neuwieder  Relief 
die  Darstellung  eines  regier^den  Kaisers  suchen  zu  wollen- 
Es  kommt  noch  ein  zweites  hinzu.  Vegetius  sagt  II,  6: 
»Sciendum  est  autem ,  in  una  legione  decem  cohortes  esse 
debere.    Sed  prima  cohors  reliquas  et  numero  milituBi  et 

dignitate  praecedit. Haec  enim  suscipit  aquilam,  cpa&A 

praecipuum  Signum  in  Romano  est  semper  exercitu  et  totius 
legionis  insigne;  haec  imagines  imperatorum,  hoc  est 
divina  et  praesentia  signa,  veneratur.«c  Die  Platte  mit  dem 
Namen  der  Cohorte  zeigt  die  Buchstaben  COH.V. . .  und  es 
bleibt  noch  immer  unsicher,  ob  nicht  iinter  der  Zahl  V  ein 
oder  mehrere  Einer  weggefallen  sind,  da  die  Platte  an  der 
rechte  Seite  verletzt  ist.  Jedenfalls  kann  —  soviel  steht 
fest  —  das  Cohortenzeichen  nicht  der  ersten  Cohorte-  ange- 
hören, also  auch,  sofern  die  beiden  Süberplatten  zusammen* 
gehören,  wie  oben  angenommen  ist,  nach  den  angeführten 


64  Die  römiiche  NiederUMung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler* 

Worten  des  Vegetius  das  Portrait  des  regierenden  Kaisers 
auf  ihm  nicht  gesucht  werden. 

Hiermit  kommen  wir  durch  die  Forschung  nach  der  Be- 
deutung der  auf  dem  Relief  beiöndlichen  Darstellung  auf  die 
Untersuchung,  welcher  Cohorte  das  Cohortenzeichen  angehö- 
ren möge. 

Das  Gasten,  bei  welchem  die  Fragmente  des  Cohorten- 
zeichens  gefunden  worden ,  war  eins  der  nördlichen  Grenz-Ca- 
stelle  von  Germania  superior.  Die  daselbst  gefundenen  Ziegel 
tragen  die  Stempel  der  Cohors  IV  Vindelicorum ,  der  Legio 
Vni  Augusta  und  der  Legio  XXII  Primigenia  (Dorow  a,  a.  0. 
S.  60  f.) ;  auch  die  bei  Neuwied  gefundenen  Münzen  (Dorow 
S.  66)  sind  grösstentheils  aus  den  Zeiten  der  Kaiser,  unter 
welchen  die  beiden  letztgenannten  Legionen  nachweislich  die 
Besatzung  von  Germania  superior  bildeten ;  einem  dieser  Corps 
dürfen  wb  wohl  auch  das  bei  dem  Standquartiere  gefundene 
Signum  zuschreiben.  Die  Inschrift  COH.  V  schliesst  die  Co- 
hors IV  Vindeücorum  hierbei  aus,  sie  mag  nun  vollständig 
sein  oder  nicht,  und  da  die  Form  des  Namenplättchens  aus- 
serordentlich lang  und  schmal  ausfallen  würde,  wenn  wir 
hinter  der  Zahl  V  noch  den  Beinamen  einer  andern  Cohorte 
suppliren  wollten,  sind  wir,  wie  uns  scheint,  in  vollem  Rechte, 
wenn  wir  unser  Augenmerk  bloss  auf  die  beiden  genannten 
Legionen  richten.  Auf  den  Münzen,  welche  Gallienus  zu 
Ehren  der  VIII  Augusta  schlagen  Hess,  ist  dem  Namen  der- 
selben ein  Stier  hinzugefügt,  wie  den  Namen  der  XXII  Pri- 
migenia ein  Capricomus  begleitet.  Diese  Zeichen  der  beiden 
Legionen  führen  uns  also  um  nichts  weiter ;  aber  der  Name 
der  Vin  Augusta  leitet  uns  auf  eine  Person,  die  wir  mit 
Recht  auf  dem  Cohortenzeichen  dieser  Legion  suchen  dürfen. 
Weim  auch  der  eigentlichen  Gesichtsbildung  des  jungen  Krie- 
gers, vielleicht  durch  die  Schuld  des  im  Treffen  nicht  geübten 
Künstlers,  die  Portraitähnlichkeit  mangelt,  so  deuten  doch 
das  bartlose  Gesicht,  der  Mangel  des  Lorbeerkranzes,  die 


Die  römische  fiiederlassuiig  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmfiler.  65 

Behandlung  des  Haares,  der  etwas  lange  Hals  auf  einen  der 
ersten  vier  römischen  Kaiser  hin,  und  der  Name  der  Legion 
lässt  uns  in  dem  dargestellten  Krieger  Augustus  selbst  er- 
kennen, der  auf  diesem  Cohortenzeichen  nicht  als  gleichzei- 
tiges Bild  des  Kaisers,  sondern  als  ererbtes  Zeichen  des  Stifters 
und  Eponymos  der  Legion  vermuthlich  erst  in  späterer  Zeit 
angebracht  worden  ist. 

Es  bleibt  damit  freigestellt,  den  bärtigen  Alten,  welchen 
der  Kaiser  mit  Füssen  tritt,  mit  den  neben  ihm  fluthenden 
Wellen  in  Verbindung  zu  setzen  und  anzunehmen,  dass  da- 
durch der  Kaiser  als  Sieger  zu  Wasser,  wie  durch  die  auf- 
gehäuften feindlichen  Waffen  als  Sieger  zu  Lande,  darge- 
stellt werden  soll. 

Ich  kann  nicht  umhin,  eine  Vergleichung  der  kürzlich 
erst  in  der  Villa  der  Livia  aufgefundenen  Statue  des  Augustus 
(Monumenti  delP  inst.  Vol.  Vt  e  VH,  tav.  LXXXIV.)  zu 
empfehlen,  die  so  viel  Aehnliches  mit  unserer  Darstellung 
hat,  dass  man  fast  an  eine  rohe  und  unkünstlerische  Nach- 
ahmung derselben  glauben  könnte,  zumal  der  von  dem  Re- 
staurateur  jener  Statue  dem  Augustus  in  die  linke  Hand  ge- 
gebene Scepter  mit  mehr  Recht  dem  zu  dem  Kriegerkleide 
besser  passenden  Speere  Platz  machen  dürfte.  Auch  der  Kopf 
des  Augustus,  der  zur  Erläuterung  dieser  Statue  in  den  An- 
nali deir  inst.  1863,  Tav.  d'agg.  P,  beigegeben  ist,  kann  die 
Erklärung  unserer  Figur  als  Augustus  nur  bestärken. 

Schliesslich  mache  ich  noch  auf  die  Form  des  unten 
rechts  angebrachten  gebogenen  Schwertes  aufmerksam,  das 
nach  den  Abbildungen  auf  der  Trajanssäule  entschieden  ein 
dacisches  ist  ui^d  mir  darauf  hinzudeuten  scheint,  dass  das 
Relief  nicht  gleichzeitig  ist  mit  dem  auf  ihm  dargestellten 
Kaiser. 

Hannover  im  October  1864. 

€•  ».  erotefend. 


66     Die  römbche  Niederlnwung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler* 

8a  dem  Neuwiedev  Ooliortenaelolien. 
Hierzu  Taf.  11  1—3. 

Zu  der  vorstehenden  Besprechung  des  als  Neuwieder 
Cohortenzeich^is  bekannten  silbernen  Relieftindes,  eines  in 
seiner  Art  bisher  einzigen  Denkmals  durch  Herrn  Archivrath 
Dr.  Grotefend  erlaubt  sich  der  Unterzeichnete,  welcher  an 
der  Diskussion  über  diesen  Gegenstand  in  der  archäologischen 
Section  der  letzten  Philologenversammlung  Theil  genommen, 
aufgefordert  durch  das  verehrliche  Präsidium  jener  Vereini- 
gung sowie  durch  Herrn  Geh.  ßath  Ritschi,  und  von  diesem 
in  den  Hülfsmitteln  der  Betrachtung  des  Objects  freundlichst 
unterstützt,  folgende  Bemerkungen  hinzuzufügen. 

1.  Eine  genaue  Erwägung  des  Fundortes,  sowie  der 
Fundverhältnisse  lassen  auch  nach  meiner  Ueberzeugung 
nicht  den  mindesten  Zweifel  an  der  Bestimmung  dieses  Sil- 
berrundes als  Theil  eines  Signum  militare  oder  vexiUum.  In 
einem  Zimmer,  welches  an  der  der  Porta  Praetoria  zuge- 
kehrten Seite  des  grossen,  einen  Hof  umschliessenden  Mittel- 
baues der  castra  von  Niederbiber  liegt,  also  zu  den  principia 
castrorum  gehörte,  ward  das  Silberrund  in  der  Ecke  zusam- 
mengedrückt, von  einem  Pfeil  durchbohrt,  zwischen  fettem 
Lehm  gefunden*),  dabei  ein  Bronzehalter,  welcher  hinten  an 
die  Platte  gehörte,  feriier  die  silberne  Platte  mit  Inschrift  *), 
ein  eiserner  Helm  mit  Kupferblech,  ein  sitzend  zusammen- 
gebücktes Skelet  und  endlich  jene  Sandsteinstatue  auf  viel- 
seitig nach  vom  abgeschrägtem  Postament,  dessen  Inschrift 
uns  eine  Dedikation  aus  dem  Jahre  239  p.  Chr.  und  zwar 
Genio  vexiüariorum  et  imaginiferorum  von  einem  vexillarius 


1)  Dorow  Denkmale  german.  und  röm.  Zeit  in  den  rheln.  westphal. 
Provinzen.  II.  1826.  S.  54.  Taf.  11. 

2)  Dorow  a.  a.  U.  Taf.  XYtll,  2.  Lindenschtnit:  Alterthümer  un- 
serer heidii.  Vötteit  (Maiti«  1864.  4)  Heft  VII  T.  5.  Hobel  im  II.  Bande 
des  A.  Ver.  in  Wiesbaden. 


Die  rAiniscbe  PSiederlasiung  bei  Keawied  and  ihre  Deakmäiek-.    67 

und  imaginifer  gestiftet,  aufweist^).  In  dem  anstossenden 
Räume  auf  der  einen  Seite  war  das  tabularium,,wie  die  De- 
dikationsinschrift  auf  den  genius  tabularii  zeigt,  in  den  Räu- 
men auf  der  anderen  Seite  befanden  sich  die  Altäre  und 
Statuenreste  von  Bronze,  selbst  von  Silber  verschiedener  Gott* 
heften,  so  vor  allem  des  Mars  Praestans.  Die  in  einem  Ab- 
zugscanal  dieses  Baues  gefundene  interessante  Bronzestatuettc 
eines  Genius,  den  bajoli  et  vexillarii  collegio  victoriensium 
signiferorum  mit  Angabe  von  Jahr  und  Tag  (246  p.  Chr.) 
und  den  Namen  der  vierzehn  dabei  Betheiligten  stifteten  *), 
ist  uns  ein  wichtiges  Zeugniss,  wie  organisirt  die  zunächst 
mit  der  Wahrung  der  Fahnen  und  Feldzeichen,  dieses  wirk- 
hchen  Heiligthums  des  römischen  Soldaten,  Betrauten  waren. 
2,  Die  Rundform  und  zwar  specifisch  mit  jener  Ein- 
lassung, die  gegliedert  ist  durch  kleine  mit  Buckehi  verzierte 
Felder  —  wir  können  hier  noch  deutlich  die  Abtheilung  durch 
Triglyphen  und  zwei  Buckel  als  dazwischen  aufgehängte 
Schilde  erkennen  —  und  mit  einem  Perlenstab  eingefasst,  ent- 
spricht ganz  jenen  Scheiben,  welche  an  den  römischen  signa 
militaria  mehrfttch,  drei-  viermal  über  einander  befestigt  sind 
und  im  Innern  regelmässig  in  Relief  ein  Brustbild  enthalten^). 
Wir  können  sie  auch  zusammenstellen  mit  den  Medaillons 
der  phalerae,  welche  als  Auszeichnung  auf  der  Brust  von 
römischen  Militärs  getragen  wurden,  und  durch  die  Lauers- 
ftaischen  Funde  m  neuer  Zeit  so  lebendig  uns  vor  Augen  gestellt 


3)  I>orow  a.  a.  O.  Taf.  VllI,  S.  1^  f.  Leisch  Ceolralmuseum 
fMntscb.  Iiifecbf.  U«  $.  73.  Steiner  Cod.  inscr.  Oatiiibii  et  Rheni.  U^ 
S.  57  n.  947. 

4)  Dorow  n.  a.  0.  Taf.  VI.  S.  71 ;  Lersch  a.  a.  0.  III.  S.  71 ; 
Steiner  a.  a.  0.  p.  58  n.  "948. 

5)  Reiche  Zusamnienstellnng  bei  Berndt  Mauptotiicke  der  Wappen- 
vrlsaetifcbafl.  T.  VlI,  8.  9.  10.  11.  12.  lt.  14.  16.  17.  la  10.  21.  38.  33; 
vgl.  dazu  Weiss  Gesch.  des  Costüms  in  Altertkum  II.  S.  1077ff.  Fig.454 
a— f.  Guhl  u.  Koner  Leben  der  Gr.  u.  Rom.  II.  S.  361,  Fig.  609. 


68    Die  r^Smische  IfiederlaMung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler. 

sind*);  doch  begegnet  uns  abgesehen  von  dem  viel  kleineren 
Umfang  jene  eigenthümliche  Bandgliederung  da  nicht.  Auch 
die  Inschrifttafeln  jener  Standarten  haben  durchaus  die  in 
jener  Silberplatte  gegebene  Form  eines  quergestellten,  schma- 
len Rechteckes,  einfach  umrandet,  hie  und  da  mit  jenen 
handgriffahnlichen  Vorsprüngen  ausgestattet,  die  uns  an  den 
Inschriften  der  Sarkophage  so  bekannt  sind. 

Was  den  Stoff  betrifft,  so  muss  ich  zunächst  bemerken, 
dass  die  Feinheit  des  Silbers  (161öthig)  bei  .dem  ßeüef  und 
der  Inschriftplatte  vollständig  dieselbe  ist  und  sich  durch 
den  hohen  Grad  derselben  sowie  durch  die  Dicke  von  dem 
silbernen  Fusse  einer  Statue')  sowie  der  grösseren  Silber- 
reliefplatte  mit  den  drei  Gottheiten  Mercur,  Mars,  Fortuna 
in  kleinen  Tempeln  wesentlich  unterscheidet,  welche  in  dem 
Mittelzimmer  gefanden-  wurden  ®).  An  unserm  Werke  sind 
dabei  die  entschiedensten  Spuren  der  Vergoldung  noch 
vorhanden,  besonders  deutlich  an  dem  Rand,  dann  aber  auch 
an  den  Waffen  ,auf  der  Erde,  an  der  Kleidung  des  Impera- 
tors, ja  ich  glaube  auch  auf  der  Fläche  des  Hintergrundes 
Spuren  der  Vergoldung  zu  bemerken.  Wir  haben  daher 
ein  opus  argenteum  subauratum  vor  uns,  was  daher  auch 
unter  dem  Ausdrucke  der  x^vafi  avadrifxma  des  Herodian^) 
mitbegriffen  sein  konnte,  welche  rä  OTtaxoTtlduiv  avfißoka 
beschwerten.  Es  ist  ja  nun  allgemein  bekannt,  dass  die  Le- 
gionsadler, die  als  solche  in  alleiniger  Geltung  erst  durch 
Marius  eingeführt  wurden,  aus  Silber  durchaus  gebildet 
waren,  dass  erst,  wenn  wir  den  Adler  des  Crassus  als  Aus- 
nahme auch  selbst  gelten  lassen,  in  dem  zweiten  Jahrhundert 


6)  Mon.  ined.  VI.  t.  41,  dazu  Ann.  T.  XXXIT  p.  161—210. 

7)  Dorow  a.  a.  0.  Taf.  XVIII.  1,  a.b. 

8)  Dorow  a.  a.  0.  Taf.  XIV,  neu  publicirt  in  dem   Hefl  XXXVII 
dieser  Zeitschrift  Taf.   111.  S.  103  if. 

9)  IV.  7.  7. 


Die  römische  Niederlassung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler,     69 

n.  Chr.  die  goldenen  Adler  aufkamen^®);  dieser  Umwand- 
lung folgen  auch  die  verschiedenartigen  Symbole  der  signa 
und  der  vexüla,  welche  später  förmlich  mit  Gold  überladen 
waren.  Ausdrücklich  wird  von  Plinius  die  Bedeutung  des 
Silbers  fiir  die  Militärzeichen  betont  gegenüber  dem  weniger 
weitstrahlenden  Gold  "),  Aitf  den  Süberstoff  dieser  Bestand- 
theile  ist  daher  auch  die  Bezeichnung  vexillum  argenteum 
oder  argento  insigne  zurückzuführen,  welche  unter  den  aus- 
gezeichneten dona  militaria  mehrfach  und  zwar  bei  Gelegen- 
heit germanischer  suebischer  imd  sarmatischer,  sowie  dacischer 
Expeditionen  ertheüt  wurden"). 

3.  Zur  nähern  Bestimmung  der  Entstehungszeit 
und  Bedeutung  unseres  Denkmals  bietet  sich  uns  weiter 
die  Inschrift  der  Silberplatte  dar  nach  Form  und  Inhalt. 
Gewiss  wird  jeder  von  der  stattlichen  Grösse  und  dem  Eben- 
mass  und  der  sorgfältigen  Ausführung  der  Buchstaben  über- 
rascht sein,  besonders  gegenüber  jenen  Inschriften  der  Stein- 
imd  Bronzedenkmale,  deren  wir  oben  gedachten  und  welche 
ja  in  sich  selbst  die  Zeitbestimmung  239  und  246  p.  Chr. 
tragen.  Jedoch  fehlt  es  andererseits  nicht  an  ein  paar  Eigen- 
thümlichkeiten,  die  ihrem  sichern  Hinaufrücken  in  die  erste 
Kaiserzeit  entgegenstehen,  oder  die  eine  etwas  jüngere  Wieder- 
holung einer  älteren  Inschrift  nicht  unwahrscheinlich  machen. 
Durch  die  Güte  des  Herrn  Geh.  Rath  Ritschi  bin  ich  in 
Stand  gesetzt,  folgende  Bemerkungen  von  Prof.  Henzen  aus 
einer  brieflichen  Mittheilung  zu  entnehmen.  »Auf  dem  Co- 
hortenzeichen  scheint    mir  das  runde  O  ^^^  gleichmässig 


10)  Lange  hUt.  mutat.  r.  railit.  Romnnor.  p.  23 ;  MarquardUßecker 
Handb*  röm.  Allerlb.  III,  S.  309.  Anm.  1772. 

11)  H.  N.  XXXIII,  19:  —  non  colore  qui  in  argento  clarior  est 
magisqiie  diei  siinijis  et  ideo  militaribiis  signis  familiarior^ 
quoniam  is  longius  fulget. 

12)  Henzen-Orclli  Inscript.  lat.  ampliss.  collect.  II,  n.  3569^4952; 
3570;  8575;  III,  n.  6470;  6766. 


70    Die  römUehe  Niederlwmiiig  bei  Neowied  und  ihre  Denkmäler. 

breiter  Umfangslinie  ohne  das  sog.  chiaroscuro  (O)  sehr 
passend  in  die  erste  Hälfte  des  ersten  Jahrbiinderts  gesetzt 
werden  zu  können,  da  ein  weiteres  Zurtldcgreifen  darch  die 
länglichen  Formen  der  andren  Buchstaben  unzulässig  ersehet 
und  die  so  sehr  pronondrten  Apices  an  d«[iselben  eher  auf 
später  deuten  würden. 

Auch  das  Epheublatt  kommt,  denke  ich,  nicht  früh  vor, 
doch  habe  ich  darüber  keine  spedeUen  Sammlungen  und 
weiss  über  das  stehende  nichts  zu  sagen.  (( 

Haben  wir  nun  aber  in  dieser  rechtshin  abgebrochenen 
Silberplatte  eine  vollständige  Inschrift  oder  eine  solche,  wo 
höchstens  zu  dem  V  ein  I  noch  hinzugefügt  sein  konnte? 
Dies  ist  Grotefends  Ansicht,  aber  ein  Vergleich  der  Inschrift- 
tafeln an  den  Vexilla  mit  den  darüber  befindlichen  Medaillons 
an  einer  Keihe  von  Beispielen  erweist,  dass  jene  durchschnitt- 
üch  über  den  Kreis  dieser  hinausragten.  Nach  diesem  Ver- 
hältniss  können  wir  bequem  bei  unserm  Denkmal  zwei  Buch- 
staben oder,  ein  Zahlzeichen  und  einen  Buchstaben  noch 
hinzugefügt  denken,  ja  dafür  spricht  schon  das  in  Inschriften 
guter  Zeit  so  woU  beachtete  Ebenmass  der  Buchstabenzahl 
und  des  eingenommenen  Baumes. 

4.  Mit  der  Nothwendigkeit  der  Ergänzung  sind  wir  nun 
schon  bei  dem  Materiellen  der  Sache  selbst  angelangt,  bei 
der  Frage,  zu  welcher  Art  Cohorten  gehört  das  Signum 
und  weiter  zu  welcher  bestimmten  Nummer  und  nationalen 
Bezeichnung  ?  Grotefend  wendet  sich  sofort,  da  auf  jener 
Stätte  zu  Niederbiber  inschriftlich  auf  den  Ziegelstempeln 
bisher  nur  Cohors  quarta  Vindelicorum  und  die  Legio  Vni 
Augusta  und  Legio  XXH  Primigenia  gefunden  wurden,  jene 
erste  wegen  des  Zahlzeichens  nicht  gemeint  sein  kann,  zu 
der  Gehörte  einer  Legion  und  zwar  zur  Coh.  V  der  Legio 
Vin  Augusta,  und  gründet  darauf  seine  weitere  Erklärung 
der  Feldhermgestalt  als  Augustus  als  Namengeber,  gleichsam 
als  Heros  dieser  Legion.   So  ansprechend  diese  weitere  Ver- 


Die  römiflohe  Niederlassung  bat  Neuwied  und  ihre  Denknifiler.     71 

muthung  ist,  kann  ich  der  ersten  Orundlagei  nicht  beistim- 
men, ja  ich  halte  es  für  unmöglich  hier  eine  Legions* 
cohorte  und  zwar  auf  diese  Weise  bezeichnet  zu  sehen. 
Ich  gehe  aus  von  der  Thatsache,  die  Henzen  zur  Sylloge 
inscriptionum  III.  n.  6608  ausspricht:  cohortes  legionmn  raro 
in  monumentis  commemorantur  und  die  in  der  fraglichen 
Inschrift  aus  Lambaesa  durch  die  von  Mommsen  vorgeschla^ 
gene  Lesung  nur  bestätigt  wird.  Jedenfalls  ist  aber  dann 
bei  einer  Bezeichnung  der  Art  die  Angabe  der  Legion  und 
der  Cohorte  zu  erwarten.  In  der  ganzen  Sylloge  von  Orelli 
und  Henzen  ist  mir  nur  eine  einzige  hierher  passende  In- 
schrift bekannt  (n.  6746),  in  welcher  von  Bauten  Air  eine 
Gobors  Vn  die  Rede  ist,  der  Zusammenhang  der  Inschrift 
darauf  hinweist,  dass  sie  zur  Legio  II  Augusta  gehört,  aber 
auch  diese  Inschrift  gehört  erst  unter  die. Kaiser  Valerianus 
und  GaUienus  (nach  253  p.  Chr.),  also  in  eine  Zeit,  wo  seit 
Hadrian  in  der  Legion  die  Cohorteneintheilung  die  alleinige 
und  durchgreifende  geworden  war.  Und  dort  ist  es  immer  das 
Ganze  der  Inschrift,  das  das  Einzelne  erklären  konnte.  Nie- 
mand wird  uns  aber  doch  wohl  jene  eingekritzelten  Thon- 
scherbeninschriften  mit  Leg.  Vin  Coh.  V,  also  dem  hier  Ver- 
mutheten,  entgegenhalten,  welche  den  ehrehwerthen  Verfasser 
der  Colonia  Sumlocenne  so  lange  auf  grobe  Weise  getäuscht 
haben  *•). 

Die  einzige,  soweit  ich  nachkommen  kann,  bekannte  In- 
schrift auf  einer  zu  einem  vexillum  gehörigen  Tafel  ist  die 
von  Marini  (Iscriz.Alban.  p.  120)  bekannt  gemachte,  in  wel- 
cher eine  Coh.  LH.  Pr.  d.  h.  also  eine  Coh.  twtia  praetoria, 
also  eben  keine  Legionscohorte  uns  vorgeftthrt  wird. 

Wir  kommen  hiermit  zu  einer  weitem,  eingreifenden 


13)  Jaumann,  Colonia  Sumlocenne.  t.  I,  4.  6.  XV,  8. 11. 12;  XVIII, 
18.  Die  Stempelinscbrift  bei  Orelli  Sylt,  insrr*  I,  n.  441  aus  Win- 
disch in  der  Schweiz  wird  niemand  auf  ^ne  Cohorte  mehr  deuten. 


72    Die  rAoiMche  IfiederUMung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler. 

Frage,  nämlich:  hat  es  überhaupt  vor  Hadrian,  unter  dem 
die  Einführung  der  Dracones  als  Zeichen  f&v  die  einzefaien 
zehn  Gehörten  der  Legion  *♦)  sicher  steht,  für  die  Legions- 
cohorten  eigene  von  den  VexiUen  der  einzelnen  Manipeln 
unterschiedene  Zeichen  gegeben  oder  bilden  die  drei  Yexülen 
der  zu  einer  Cohorte  gehörigen  Manipeln  zusammen,  wobei 
möglicherweise  das  erste  eme  besondere  Auszeichnung  haben 
konnte,  in  der  vorhadrianischen  Zeit  die  signa  cohortis? 
Es  ist  dies  eine  alte  Streitfrage.  Le  Beau  hat  in  seinem 
Memoire  sur  la  legion  Romaine  **)  und  neuerdings  Bemdt ") 
sich  viel  Mühe  gegeben  zwischen  den  Cohorten-  und  Mani- 
pelzeichen  bestimmte  Unterschiede  aufzustellen,  dagegen 
hat  Lange")  und  im  Anschluss  an  ihn  Marquardt*«) 
entschieden  die  Existenz  besimderer  Cohortenzeichen  in  den 
Legionen,  der  letztere  mit  jener  oben  erwähnten  Einräumung 
in  Abrede  gestellt.  Die  Sache  bedarf  wohl  uoch  einmal  einer 
durchgreifenden,  auf  möglichst  vollständiger  Unterlage  an 
Material  geführter  Untersuchung;  bis  jetzt  ist  zusagen,  dass 
wir  noch  keinen  durchschlagenden  Beweis  für  eine  völlige 
Verschiedenheit  zwischen  dem  Signum  cohortis  in  der  Legion 
und  den  vexilla  ihrer  Manipehi  kennen.  Dagegen  steht  es 
durchaus  fest  und  liegt  in  der  Natur  der  Sache  begründet, 
dass  die  cohortes  peditum  sowie  die  alae  der  Reiter,  die  nicht 
zu  einer  Legion  gehörten,  die.  so  verschiedenartiger  Natur  in 
der  Kaiserzeit  als  cohortes  praetoriae,  urbanae,  vigilum,  als 
cohortes  auxüiares  in  buntester  Mannigfaltigkeit  der  Natio- 
nalitäten und  Bewaffnung,  endlich  die  vexillarii  der  Vetera- 
nen sowie  einzelne  detachirte  Corps  der  Legionen  ihre  eigenen 


14)  Veget.  de  r.  mil.  IT,  13. 

15)  Mcni.  de  l'acad.  des  inscr.  et  b.  1.  l.  XXXV,  p.  289  ff. 

16)  HauptstQcke  der  Wappenwissenschaft  I^  S.  356  ff.  bes.  365  f. 

17)  H\»U  miitat,  rei  milit,  BomaDor.  1846,  p.  23,  47,  89  f. 

18)  Handbuch  röm.  AHerth.  III,  S.  347. 


Die  römische  I^fiederlasnang  bei  Nco'wied  und  ihre  Denkmftler.    78 

Signa  hatten.  Signa  und  signiferi  der  cohortes  auxiliares  sind 
uns  mehrfach  bezeugt  **),  um  von  den  andern  nicht  zu  reden. 

Auch  bei  unserem  Denkmale  haben  wir,  das  ist  daher 
meine  Ueberzeugung,  nur  an  das  Signum  einer  Auxiliarco- 
horte  zu  denken.  Wie  bedeutsam  gerade  diese  an  Zahl  und 
Tapferkeit  unter  den  römischen  Besatzungen  an  der  deutscheu 
Gränze  waren,  geht  aus  den  mannigfachsten  geschichtlichen 
Berichten  hervor:  ich  erwähne  nur  den  Feldzug  des  Ger- 
manicus  Ende  des  Jahres  14  n.  Chr.,  wo  12,000  Mann  Le- 
gionssoldaten aus  vier  Legionen  ausgewählt,  26  cohortes  auxi- 
liares oder  sociae,  diese  durchgängig  nur  als  quingenariae 
gerechnet,  also  13,000  Mann  und  8  alae  equitum  zusammen- 
wirken ^®),  femer  an  die  glänzende  That  bei  Idistavisus,  wo  Ar- 
minius  die  römische  Schlachtreihe  durchbrochen  hätte,  ni  Bae- 
torum  Vindehcorumque  et  Gallicae  cohortes  Signa  objecissent'*)- 

Dass  in  jenem  bedeutenden  Gastell  oder  befestigten  La- 
ger bei  Neuwied,  nahe  der  wichtigen  Rheinbrücke,  deren  Reste 
bei  Engers  zu  Tage  getreten,  m  einer  strategisch  so  wich- 
tigen und  so  stark  durch  dreifache  Versdianzungslinien  ge- 
sicherten Gegend,  neben  Abtheilungen  der  zwei  in  und  bei  Mainz 
stationirten  Legionen,  der  achten  und  zweiundzwanzigsten,  nicht 
Mos  die  vierte  Cohorte  der  Vindeliker  gestanden,  das  erge- 
ben schon  die  Inschriften;  so  die  Anwesenheit  einer  Abthei- 
lung Brittones  oder  Horeabrittones  ^^).  Sehen  wir  uns  nach 
ausdrücklichen  Zeugnissen  lür  fünfte  Cohorten  in  der  mitt- 
leren Rheingegend  um,  so  smd  uns  zwei  ausdrücklich  bezeugt ; 
die  Coh.  VAsturum,  mit  der  ich  identisch  halte  die  einmal  er- 
wähnte Coh.VHispanorum,  und  die  Coh.  VDelmatarum. 
Man  würde  am  ersten  eine  coh.  V  Vindelicorum  oder  Raetorum 


19)  Orelli-Henzen  n.  154,  3479,  5785. 

20)  Tac.  Ann.  I,  49. 

21)  Tac.  I.  I.  II,  17. 

22)  Dorow  «.  a.  0.  T.  IX,  S.  135;  Lersch  Centralmui.  III,  S.  74. 
o.  101. 


74     Die  röüiUch»  IfiederlsMiiiifr  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler. 

erwarten,  standen  doch  mehrere  Cohorten  aus  diesen  Provinzen 
gerade  am  Rhein  and  zeichneten  sich  ans,  wie  wir  eben  sahen, 
doch  haben  wir  dafür  kein  Zeugniss ;  eine  coh.  Vn  Raetorum 
ist  uns  dagegen  daselbst  gesichert,  an  die  aber  hi^  wegen  einer 
doppelten  Zahlen-  und  noch  Beinamenergänzung  nicht  zu 
denken  ist 

Ich  gehe  aus  von  der  wichtigen  Inschrift  eines  MiUtär- 
diploms  aus  der  Yesprimer  Gespannschaft,  in  welcher  sechs 
alae  und  zwölf  cohortes  auxiliares  als  in  Germama  befind- 
lich aufgezählt  werden,  aus  denen  einzelne  Glieder  das  Bür- 
gerrecht durch^Vespasian  erhalten;  da  folgen  sich  mi  Vm- 
delicorum  et  V  Hispanorum  et  V  Dalmatorum  et  VU  Rae- 
torum*'). Aber  wir  haben  am  Rhein  selbst  für  beide  Co- 
horten inschriftliche  Zeugnisse.  Die  coh.  V  Dalmatarum  ist 
uns  durch  zwei  Grabsteine  in  Mainz  und  Wiesbaden,  von 
denen  jener  leider  nicht  mehr  existirt,  verbüi^.  Der  eine  ge- 
hörte einem  Sohne  eines  Plassus  aus  Doclea,  dessen  Name 
unleserlich  war'*),  der  andere  einem  Dassius  Maesejus,  Sohn 
des  Daetor^).  In  die  unmittelbare  Nähe  der  Fundstätte 
Neuwied  reidien  aber  die  Zeugnisse  ftir  die  cohors  V  Astu- 
rum.     Zu  Andernach  existirte  1775   die  Inschrift:    Hercli 

saxa||no.  Gemel||lus  imaginif  ||  coh Astu||rum  ped  et||vexil. 

s  coh  H  eiusdem  ||  v.  s.  L  m.,  wo  die  Zahl  verlorm  gegangen 
ist,  aber  uns  ausdrücklich  ein  imaginifer  und  vexillarius 
entgegentritt").  Das  Bonner  Museum  besitzt  ja  aber  den 
undchätzbarfen  in  Bonn  gefundenen  Grabstein  mit  der  Relief- 
darstellung eines  asturischen  signifer  mit  dem  so  scharf  aus- 
geprägten Signum  und  der  Inschrift:  Pintaius  Pedilici  |  f. 
Afetur  transimontanus.  castelo  |  (T)ntercatia.  signifer  |  cho.  V. 


23)  Orelli-Henzen  III,  n.  5418. 

24)  Steiner  C.  J.  R.  et  D.  I,  n.  347;  Orelli-Henzen  III,  ■.  6704. 

25)  Steiner  K  1.  I,  n.  680. 

26)  Steiner  1.  K  11,  966;  Orelli  II,  n.  3479. 


Die  römische  T^iederlasstini^  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler.     76 

Asturum  |  anno  XXX.  stip.  VI.  |  H.  ex  t.  f.  c.  '^  Ein  prae- 
fectus  cohortis  V  Asturum  hat  beim  Uebergang  über  die 
Alpen  dem  Jupiter  Poeninus  ein  Gelübde  erfüllt^®). 

Somit  eröffnen  sich  für  unsere  Inschrift  und  unser  Denk- 
mal zwei  Möglichkeiten,  entweder  an  die  fünfte  Cohorte  der 
Dalmater  oder  Asturer  zu  denken.  Ich  habe  zuerst 
den  Gedanken  an  die  ersteren  entschieden  festgehalten  und 
ihn  im  Zusammenhange  der  literarischen  Zeugnisse  wie  der 
Einzelheiten  der  Reliefdarstellung  durchzuführen  versucht; 
aber  gerade  ein  genaues  Eingehen  liess  hier  die  Schwierig- 
keiten nur  wachsen,  während  eine  neue  Untersuchung  unter 
dem  Gesichtspunkte  der  coh.  V  Asturum  mich  zu  emem 
überraschenden  Zusammentreffen  der  verschiedenen  Beweis- 
stücke führte.  Ich  lege  diese  daher  allein  vor. 

Also  zu  dem  Bilde!  Wir  haben  hier  kern  Brustbild  des 
regierenden  Kaisers  vor  uns,  welches  mit  der  Anerkennung 
desselben  an  dem  vexillum  befestigt,  bei  der  Empörung  aber 
auch  rasch  herabgerissen  wird*®),  woneben  auch  der  Name 
des  Kaisers  auf  die  Fahnen,  doch  wohl  auf  schmale  Inschrift- 
tafeln geschrieben  ward**^) ;  wir  haben  aber  auch  noch  viel  we- 
niger eine  jener  ganzen  kleinen  Kaiserstatuen  vor  uns,  die  auf 
Fahnenstangen  befestigt  ausdrücklich  von  aquilae  und  Signa 
geschieden  werden  und  im  Heere  ebenso  wie  die  Adler  eine 
göttliche  Verehrung  genossen,  zu  den  HeiUgthümem  dessel- 
ben gehörten,  wie  Statuen  der  Victoria  oder  des  Mars"). 
Ich  kenne  allerdings  nur  eine  grössere  Relief  bildung  an  einem 
Signum,   die  Gestalt  einer  Victoria  in  viereckigem  Rahmen 

27)  Steiner  1.  1.  II,  n.  1014;  Lersch  Centralmus.  II,  n.  42.  S.  49; 
Orelli  I,  n.  154. 

28)  Orelli  I,  n.  229. 

29)  Tac.  H.  1,  41,  56;  Suet.    Tib.  -4Ä;   Dio  Ca«s.  hXY,  10;  H<j- 
rodian.  VIII,  5. 

30)  Suet.   Vespas.  6. 

31)  Suet.  Calig.  14  :    aquilas  et   signa  Romana  Caesarumque  ima- 
gines  adoravit;  Tac.  A.  XV,  24;  Yeget.  II,  7. 


7B    Die  römische  NiederlüBSung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmfilor, 

au  der  Trajansäale  '^),  jedoch  ist  das  bei  der  Kleinheit  der 
Darstellungen  von  Standarten  immerhin  Beweis  genug  fär 
die  ganze  Gattung.  Wir  stimmen  mit  dem  geehrten  Vorred- 
ner darin  ganz  überein,  dass  dieses  Relief  nicht  eine  belie- 
bige Siegesthat,  welche  irgend  ein  Kaiser  mit  dieser  Trup- 
penabtheilung  vollbracht  habe,  bezeichne,  sondern  auf  den 
Gründer  und  Schutzgeist,  vielleicht  auch  den  Namengeber 
derselben  gehe,  aber  allerdings  in  ein^  bestimmten  Si- 
tuation, mit  Bezug  auf  eine  bestimmte  Thatsache, 
des  Sieges,  der  Unterwerfung,  die  aber  keinen  Triumph 
^ur  Folge*  hatte,  dessen  Zeichen,  der  Lorbeerkranz,  sonst 
nicht  fehlen  könnte.  Da  bieten  sich  uns  weiter  zwei  Mög- 
lichkeiten dar :  ist  diese  letztere  Thatsache  die  erste  Sieges- 
that  dieser  Cohorte  oder  hat  sie  die  Bildung  derselben  erst 
begründet,  ist  sie  ein  Ausdruck  der  Verehrung  für  den  ge- 
waltigen Besieger  der  Heimath,  den  römischen  Organisator  der- 
selben, den  nun  die  Söhne  dieses  Landes  als  Glieder  im  Heere 
des  römischen  Imperiums  verehrend  in  ihrem  vexillum  tragen? 

Beides  ist  möglich ;  es  eröfhet  sich  uns  damit  eine  weite 
Perspective  in  die  germanischen  Kriege  der  ersten  Kaiser- 
zeit —  dass  dieser  der  dargestellte  Imperator  nach  Sitte  des 
Haares,  mangelnden  Bartes,  nach  allgemeiner  Portraitauffas- 
sung  angehöre,  hat  Herr  Grotefend  überzeugend  nach  meiner 
Ansicht  nachgewiesen,  auch  die  Beziehung  auf  Augustus  und 
zwar  in  seiner  jüngeren  Lebensperiode  halte  ich  nach  Ver- 
gleichung  anderer  Möglichkeiten,  z.  B.  des  Germanicus,  für  die 
wahrscheinlichste,  und  es  stimmt  dies  mit  unseren  sonstigen 
bisherigen  Untersuchungen  — ,  aber  auch  der  Blick  auf  die 
Heimath  der  fünften  Cohorte  Asturer  oder  Dalmaten. 

Ein  Imperator,  barhäuptig,  in  Panzer  und  darunter  her- 
vorblickendem Untergewand,  in  zurück  über  die  linke  Schul- 
ter geschlagenem  Paludamentum,  in  Stiefebi  steht  ruhig  auf 


32)  Col.  Traj.  1. 16. 


Die  römische  Kiederiffssung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler»     77 

einem  Haufen  Waflfen  und  mit  dem  rechten  Fuss  höher  auf 
der  mit  Gewand  bedeckten  Schulter  eines  geduckten,  müh- 
sam sich  erhebenden,  unwillig,  schmerzvoll  aufblickenden, 
sonst  nackten  altem  bärtigen  Mannes.  Der  Feldherr  hält  die 
Linke  gehoben  am  Speer,  der  rechte  Arm  ruht  schräg  am 
Leib  und  hält  das  zurückgewandte  Parazonium  am  Griff.  Es 
ist  dieselbe  Motivirung,  wie  wir  sie  an  der  römischen  Virtus 
auf  Münzen  kennen  •').  Und  dies  möchte  auch*  für  uns  die 
bezeichnende  Auffassung  der  Situation  sein.  So  steht  z.  B. 
auch  Domitianus  da,  den  Fuss  über  den  Rhenus  gesetzt'*). 
Auf  Waffen  zu  treten  ist  in  den  römischen  Sieges- 
denkmalen der  Augusteischen  Zeit  schon  etwas  durchaus 
häufiges,  ich  erinnere  nur  an  die  berühmten  geschnittene 
Steine  zu  Paris  und  Wien'*^)  mit*  den  triumphirenden  Glie.- 
dem  der  Familie  des  Augustus  und  Tiberius.  Auf  mensch- 
liche Gestalten  zu  treten  ist  dagegen  dem  griechisch- 
römischen Gefahl  in  der  Kunstdarstellung  sichtlich  zuwider, 
insofern  diese  einzebie  Menschen' oder  ganze  Völker  repräsen- 
tiren;  diese  erscheinen  traurig  sitzend,  gefesselt  an  das  Tro- 
paeum,  flehend  das  Knie  gebeugt.  Anders  wird  das  Verhält- 
niss,  wenn  diese  halbgelagerten  Gestalten  Repräsentanten  der 
Lokalität,  der  Erde  oder  der  Gewässer  werden,  die  der  Sie- 
ger überschreitet,  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes  betritt*^). 
Auch  unsere,  erschreckt  aus  der  Fülle  der  Waffen  wie  her- 
vorkriechende, Atlasartige  Gestalt  ist  durch  Haar,  Bart,  da- 
neben deutlich  erscheinende  Wasserfluthen  entschieden  als 
eine  Wassergottheit  charakterisirt,  nicht  als  das  unter- 
worfene Volk,  bei  dem  doch  irgend  eine  charakteristische 
Tracht  angebracht  wäre.    Ich  gehe  aber  weiter,  wir  haben 

33)  Nu  mm.  Arschot.  t.  XXXII,  20.  21. 

34)  Nunim.  Arschot.  t.  XXXI,  15. 

35)  Müller-Wieseler  D.  A.  K.  I,  T.  LXIX.  n.  377.  378. 

36)  Man  vergleiche  daher  Trajan  stehend  auf  Tigris,  Euphrat  und 
die  Mesopotamia  dazwischen.  Namm.  Arschot.  t.  XXXIV,  n.  9. 


78    Di6  rdmifche  Niederlatsnog  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmfiler. 

hier  schwerlich  einen  Flussgott,  sondern  ein^  Meeresgott, 
speciell  den  Oceanus,  der  flassartig  aber  quellenlos  den 
Erdkreis  umfluthet;  Flussgötter  ohne  die  Urne,  aus  der  das 
Wasser  strömt,  ohne  Schilf  odw  ohne  bestimmte  Attribute 
anderer  Art  möchten  schwer  zu  finden  sm.  Ich  erinnere 
hier  wieder  an  d«i  Wiener  Cameo'^),  wo  hinter  dem  thronen- 
den Augustus  neben  der  Oecumene  eine  alte,  männliche  wesent- 
lich nackte  Gestalt,  bärtig  und  mit  in  das  Gesicht  fallendem 
Haar  wie  erschreckt  und  scheu  sich  erhebt  und  aufblickt, 
statt  Neptun  entschieden  ein  Pontus  oder  Oceanus  zu  nennen. 

Wir  haben  es  hier  also  mit  Kämpfen  und  Thaten  eines 
Imperator  zu  thun,  durch  die  Oceanus  selbst  bedroht,  wie 
halb  unterjocht  wird. 

Was  ergeben  nun  die  aufgehäuften  Waffen  für  Lokal 
und  Nationalität?  Wohl  haben  wir  besonders  in  der 
späteren  römischen  Kaiserzeit  gewisse  allgemeinere  Tyi>^ 
der  Helme,  Panzer,  Schilde,  Speere,  Schwerter,  die  vereint 
sind  bei  den  tropaea,  aber  an  charakteristischen  Einzelheiten 
fehlt  es  doch  nie  und  diese  sind  nie  willkürlich  gewählt. 
Unser  Denkmal  bietet  sie  nun  in  besonders  hervorragendem 
Masse :  zunächst  sind  die  Schilde  alle  nicht  gross  und  durch- 
aus oval  oder  rund  mit  Buckeln  in  der  Mitte,  weder  rhom- 
bisch noch  sichelförmig  noch  viereckig  gewölbt,  dazu  ein 
Helm  mit  sehr  langem  Nackentheil,  dann  sehr  heraustretende 
mit  Widerhaken  an  den  Spitzen  versehene  Wurfspeere,  si- 
chelförmige Beile  mit  gebogenem  Griff,  ein  krummer  Säbel 
mit  starkem  Griff,  Musikinstrumente :  tuba,  buccina  und  zwei 
sehr  merkwürdige,  muschelähnlich  geöfftiete,  weit  geschweifte 
Instrumente,  die  schwerlich  aus  Metall  bestehe.  Nichts  da- 
von weist  auf  specifisch  germanische  Bewafi&iung  hin,  vieles 
ist  dagegen  entschieden  den  Germanen  fremd;  es  kann  da- 
her an  eine  germanische  Expedition  etwa  unter  Drusus,  Do- 
mitius  Ahenobarbus,  Germanicus,  wobei  allerdings  der  Ozean 

37)  ÜÄfler-Wicselfer  D.  A.  K.  I,  T.  69,  n.  3T7* 


Die  römische  Niederlassung  bei  Neuwied -iind  ihre  Denkmäler.     79 

mit  brfahren  wurde,  nicht  gedacht  'W^en.  Einzelnes  könnte 
auf  Völker  an  der  Donau  hinweisen;  die  eigenthümlich  ge- 
schwungene Streitaxt  an  die  Vindeliker  erinn«:TQ,  und  die 
horazischen  Worte  quibus  mos  unde  deductus  per  onane  tem* 
puß  Amazonia  securis  dextras'^)  obaxmet,  quaerere  distuM, 
obgleich  die  Streitaxt  keine  rechte  bipeanis  ist,  das  g^rümmte 
Schwert  an  Daker,  die  bereits  auch  unter  Ai^^ustus  römische 
Heere  bekämpften,  jedoch  auch  diese  liegen  doch  wieder  weit 
auseinander,  anderes  passt  dann  wieder  gar  nrcht.  Dagegen 
weise  ich  nun  auf  die  überraschende  Aehnlichkeit  hin,  die 
die  Darstellungen  der  Hispania  Becepta  und  ihres  Tropaeon^ 
wie  es  in  der  That  auf  höchster  Höhe  errichtet  war,  auf 
den  unter  Augustus  von  dem  Sieger  der  Aßturer  und  Can- 
tabrer,  P.  Carisius  legatus  pro  praetore  geschlagenen  Mün- 
zen uns  vorführen  ^).  Da  begegnen  uns  vor  allem  jene  feigen* 
thümüchen  Wurfspeere  und  jene  kldtten  ovalen  und  runden 
mit  Buckel  versehenen  Schilde.  Die  Hispania  trägt  ein  Paar 
derselben  und  den  Schild  als  bleibendes  K^nzeichen  auch 
auf  späteren  Münzen,  so  unter  fialba  *^).  Weiter  findet  sich 
aber  und  dies  ist  besonders  interessant,  das  krumme,  nldit 
sehr  lar^e  Schwert,  in  wunderlich  geknickter  Form,  aber 
auch  auf  der  Tafd  bei  Moreili  genau  der  krumme  Türken* 
Säbel  mit  demselben  Griff,  wie  auf  unserem  Daikmal.  Atwh 
das  Beil,  wenn  auch  kein  eigentliches  Doppelb6ü,  fehlt  nicht 
und  endlich,  was  ich  vor  allem  betonen  möchte,  neben  deÄ 
geraden  tubae,  ähnlich  gewundene,  in  i^underüchen  drachen* 
artigen  Rachen  ausgehende  Trompeten.  Damit  stimmen  auch 
die  literarischen  Zeugnisse  über  spanische,  d.  h.  zunächst 
lusitanische  und  keltiberische  Bewaffnung,  wie  sie  bei  Strabo 

38)  Od.  IV,  4  i«--80. 

89)  Vaillant  INummor.  f«mi1.  Bonian.  I,  p.  230  ff.  mit  Tafeln, 
Numm.  Apschot.  1. 12. 18. 19«  20.,  dazu .  Rasche  lex.  rei  nunimar.  11,2; 
f.  2W  f. 

40)  Numm.  Arschot.  t.  XXIT,  4. 


80     Dio  römUclip  Niederiassung  bei  Neuwied  und  ihre  Denkmäler« 

(ni.  3)  und  Diodor  (V.  34)  aii>  ausführlichsten  gegeben  sind: 
die  kleinen,  runden,  flachgewölbten  Schilde  (damdia,  Ttehtat), 
nur  zwei  Fuss  im  Durchmesser,  ohne  Handhaben,  als  cetrae 
bezeichnet**),  dann  die  paarweis  getragenen,  eisernen,  mit 
Widerhaken  versehenen,  meisterhaft  geschleuderten  Wurf- 
spiesse {axovTia  im  Gegensatz  zum  öoqv^  oavvia  oloffvSr^qa 
oppuaxQiodrj),  die  doppelschneidigen,  meisterhaft  gearbeiteten, 
nicht  grossen  Schwerter  zweierlei  Art,  von  denen  die  einen 
sichelförmig,  wie  die  persischen  Säbel,  xomdeg,  falcati  enses 
genannt  werden,  auch  die  iberischen  Helme  waren  niedrig 
und  von  Thiersehnen,  die  Sitte  hoher  tQiXoq>im^  die  Strabo 
als  selten  schildert,  hatten  sie  sichtlich  von  den  Kelten. 

Dass  sie  Trompeten  {acLXniYyeg)  auch  bei  ihren  Tänzen 
anwenden,  hören  wir  bei  Strabo ;  über  die  fremdartige  Form 
derselben  wissen  wir  Näheres  wenigstens  bei  den  Kelten,  mit 
denen  die  iberischen  Stämme  ja  so  bedeutsam  gemischt  wa- 
ren, durch  Diodor**). 

Die  historischen -Thatsachen  stimmen  nun  aber 
in  treffticher  Weise  zu  dieser  Beziehung.  Nur  noch  die  Be- 
wohner der  gebirgigen  Nordküste  Hispaniens,  Cantabri  und 
Astures,  sind  bis  auf  Augustus  der  römischen  Herrschaft  nicht 
unterworfen  *') ;  die  ersteren  waren  die  wilderen  und  übten 
auf  die  Nachbarn  nicht  allein  in  Raubzügen  eine  wirkliche 
Macht  aus.  Augustus  bekriegt  sie  endlich  von  einem  festen 
Lager  aus  und  treibt  sie  von  der  Land-  aber  auch  durch 
eine  Flotte  von  der  Meeresküste,  der  des  Ocean,  *^)  vrie 


4i)  Serv.  ad  VirgiK  Aen^VII,  732:  laevas  cetra  tegit,  falcnti   com- 
ininus  enses. 

42)  V,  30 :  aaXniyyas  (f'lj^oi/o'Ay  idiotpvsig  xal  ßuQßaQtxds*  i/ji<puaciai 
yag  ravtaig  xa\  nqoßalXovdiV  rj/ov  rga^vv  xal  nolsfiixtjs  raQaxvs  olxilov. 

43)  Uauplquelle   Florus  lY,  12;  Dio  Cass.  LIII,  29;  UY,  5.  Suet. 
Oclav»  20,  21;  Mon*  Ancyr.  ed.  Zampt.  t,  II,  36;  V,  5;  40. 

44)  Flor.  1.  1.:    nee   ab   Oceano    quies,    cum    infesta  classe  ips« 
quoque  terga  hominum  caederentur. 


Die  römisch^  j^iiB/]er1a«sfing  bei.  Ti^eawied  iff^d  ihre  Denkmäler.    81 

wü^Tbiere  a^ijii^n  ScWupfwinketa  heraus ;  die  Bergfesten 
W6r<te»  geuopipien  dijrch  Antistius,  Fumius,  Agrippa,  wäh-. 
j:eud:MgU8tuö  in  Tarr^o  überwintert.  Er  selbst  leitet  dann 
^  Yerpflsawung  vw  den  Bergen,  dm  Verkauf  der  Gefan- 
gnen, die  ETbebu^gder  Geisjeto.  Ein  Trimnp^j  den  der 
St?dt  ^hm  dafür  bestimmen  wollte,  ward  von  Augustuß  n  ich t 
angencMnmen.  Zu  gleiclier  Zeit  waren  die  Asturei^  von  ihren 
BergeB  herabgestiegen  und  hatten  mit  gew^-ltiger  Macht  und 
gutQm  Kri«g8pl*u  drei  römische  Lager  m  überfallen  uQter- 
uomflieA,  als  der  F]m  verrathen  und  in  eipiem  Verzweif* 
lungskampf  um  dieStiadt  I^api^ia  ibre  Kyaft  gebrochen  wird. 
Seit  diesen  Kämpfen  23— 22  v.  Chr.  und  19—18  v.  Chr.  tritt 
nun  eine  völlige  Beruhigung  und  Befriedung  auch  dieser 
Nordkuste  Spaniens  ein*'^).  Hispania  ist  recepta,  nicht  de- 
victa.  Massenhaft  wurden  die  Bergbewohner  in  Asturien 
in  die  Ebenen,  in  die  römischen  Lager  versetzt  und  ange- 
siedelt ;  der  Bergbau  dort  nun  im  Grossen  getrieben,  die  Be- 
völkerung selbst  bald  durchaus  befriedet  wetteifert  später 
in  den  germanischen  Kriegen  mit  Waffen,  Pferden,  Truppen 
die  Verluste  der  Römer  zu  ersetzen*^).  Asturia  zerfäUt 
fortan  mitseinen  22  Stämmen  in  Augustani  und  Trans- 
montan i,  August a  Asturica  wird  eine  prächtige  Stadt  ^^) 
und  drei  Altäre,  Sestianae  genannt,  auf  einer  Halbinsel  der 
Küste  gegründet,  dem  Augustus  geweiht,  verleihen  vorher 
unbekannten  Gegenden  weithin  Glanz  *^). 

Auf  diesen  Grundlagen  ruht  also  schliesslich  unsere  Auf- 
fassung, wenn  wir  das  in  seinem  Stile  auch  so  vortheilhaft 


45)  Flor.  l.U:  hie  finis  Augusto  bellicorum  certaminum  fuit^  idem 
rebellandi  finis  Hispaniae.  Certa  mox  fides  et  aeterna  pax  cum  ipso- 
rutn  ingenio  in  pacis  partes  promptiore,  tum  consilio  Caesaris. 

46)  Tac.  Ann.  I,  71. 

47)  Plin.  b.  n.  III,  4.  XXXIII,  21 ;  VIII,  67, 

48)  Pompon.  Mela  III,  1. 

6 


82  Zu  dem  Neuwieder  Cohortenceichen* 

vor  den  uns  in  Neuwied  erhaltenen  Denkmälern  des  dritten 
christlichen  Jahrhunderts  sich  auszeichnende  Silberrund  mit 
4er  Inschrifttafel  als  Theil  des  Signum  militare  der  cohors 
V.  As  tu  rum  betrachten,  wenn  uns  in  der  Darstellung  selbst 
Augustus,  den  ja  eine  Hälfte  der  Astures  als  ihren  Epo- 
nymos  verehrten,  als  Imperator  im  Motiv  der  Virtus, 
nicht  triumphirend,  daher  ohne  Lorbeer  erscheint,  wie 
er  die  asturische  Barbarenmacht  brechend,  auf  den  Ocea- 
nus  selbst,  den  damals  zuerst  in  dieser  Gegend  mit  römischer 
Kriegsflotte  befahrenen,  in  den  nun  jene  Altäre  des  Augustus 
ragend  hineinleuchteten,  den  Fuss  setzt. 

Heidelberg. 

IL  B.  Stark. 


5.   tUnt  3Utartitfil|rifl  itn  ümßtt  mi  brs  f  erotles  Saunm 
tDimi»liitann0]iro$ratitme  wn  1862. 


Es  ist  einem  besonders  glücklichen  Zufall  zu  verdanken, 
dass,  nachdem  erst  unlängst  das  in  unserem  Fest-Programme 
zu  Winckelmanns  Geburtstag  für  das  Jahr  1862  erläuterte, 
in  seiner  Art  einzig  dastehende  'Denkmal  des  Hercules  Sa- 
xanus',  welches  jetzt  eine  der  Hauptzierden  des  Kichartzschen 
Museums  in  Köln  bildet,  in  den  Tufifsteinbrüchen  des  Brohl- 
thales  gefunden  worden  war,  schon  im  Herbste  des  vorigen 
Jahres  ein  neuer,  durch  Grösse  und  vortreffliche  Erhaltung 
ausgezeichneter  Altar  des  Jupiter  und  des  Hercules  Saxanus 
an  derselben  an  Steininschriften  so  ergiebigen  Fundstätte  zum 
Vorschein  gekommen  ist.  Dieser  Weihealtar  wurde  nämlich 
in  den  Steinbrüchen,  die  gleich  hinter  der  dem  Geheimen 
Medizinahrath  Dr.  Wegeier  gehörenden  Orbachsmühle  sich 
befinden,  am  18.  September  1863  aus  dem  tiefen  Schutte 
hervorgehoben  und  ist  jetzt  in  der  freundlichen  Villa  des 
Herrn  WegiBlet*,  der  sogenannten  Bagatelle,  aufgestellt.  Erst 
in  den  verwichenen  Pfingstferien  war  es  mir  vergönnt,  auf  ^ 
einer  nach  Wassenach  unternommenen  antiquarischen  Excur- 
sion  das  neue  Denkmal  zu  besichtigen  und  die  Inschrift,  welche 
es  trägt,  diplomatisch  genau  abzuschreiben. 

Der  Votivaltar  besteht  aus  ziemlich  hartem  Tuffstein 
und  hat  mit  Sockel  und  Kapital  die  Höhe  von  drei  Fuss 
sechs  Zoll,  in  der  Mitte  ist  er  19  Zoll  breit  und  20  Zoll  tief. 


84       Nene  AUarinschrift  des  Jupiter  und  des  Hercules  Saxanus 

Die  Buchstaben  der  Inschrift  sind  von  geschickter  Hand 
tief  und  sehr  deutlich  eingegraben,  in  der  ersten  Zeile  sind 
dieselben  in  drei  Voluten  über  dem  Gesimse  angebracht  und 
3  V2  Zoll  hoch,  in  den  übrigen  Zeilen  beträgt  die  Höhe  2V«  Zoll. 

Die  Inschrift  lautet  folgendermassen : 


I 


8 


^ 


HER 


SAX 


VEX I  L  L 
L'VIVICP'LXGF 
ETALC0CLAC 
PQSOACVT 

SVCV  MlVt 
COSSVT*  > 
L    VI'VICP 


d.  h.  loyi  Optimo  Maxime  et  H-erculi  Sa?ÄW  Vexiflapii  Le- 
gionis  Sextae  Victricis  Piae  Fiddis  (s.  Feüoip)  I^giwi^  De- 
cimae  Geminae  Piae  Fideüs  et  Alßi'um  Coboptium  dassis 
Germanicae  Piae  Fiddis  Qui  (smnt)  Sub:Quinto  Aeutio  Sub 
Cura  M-  Julü  Cosputü  CenturiOÄi^  Lßgiouii?  Sei^ta^.VietriaR 
Piae  Fidelis* 

Dem  Wortlaute  d^  Inschrift  «s^fojge  ward  6m^x  Altar 
diem  Jupiter,  dem  best^  md  höchste»,  md  d«m  HapcuJbes 
Saxanus  [d.  h.  dem  Be&ehüt?ier  ^r  mit  der  ^bwereii  Arb^t 
des  Stei^b]reclleBß  besohäftJigtßii  SoWftti^]  ^m  Yf^^ißmem  [d.  i. 
Detachemeuts]  der  sechsten  wd  zebatep  .Lfgiw,  swie  üeac 
dazu  g^örigei»  R^t^Ögßl,  Cohoiit^n  umd  <ilw  (JprniTOWiieB 


tmä  dem  ßrohltbat.  85 

Floite,  diö  tmter  i^m  CömiöÄödo  des  kaiaeriiclien  Legaten 
Qomtiis  Axsirtiiid  stajMten,  tiater  der  Aufsicht  des  Genturioaen 
der  VI.  Legion^  M.  Jalhts  Cossatius,  in  Folge  eines  Gelübdes 

So  treten  uns  hier  dieselben  Truppenkörper:  die  YL 
und  X«  hegian.  nebst  den  ihnen  zogetheilten  HülMnippen 
und  jler  di^otschen  Flotte^  derselbe  Gommandirende,  Q.  Acutiuil 
und  endlidi  derselbe  mit  der  technischen  Au&icht  bei  der  Er- 
richtung des  Deotanals  betraute  Offider,  M.  Julius  Cossutius^ 
entgisgen^  wie  anf  den  zwei  in  dem  oben  angelilhrten  Winckel-^ 
mannÄfarogramltt  von  1862  S.  4  und  16  besprochenen  Denk- 
mSkm;  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  in  jenen  beideü  In" 
Schriften  zvl  den  genaiuoien  zwei  L^ionen  noch  eine  dritte, 
einmal  die  Legio  I.  Minervia,  das  andremal  die  Legio  XXn.,  als 
bei  der  Dedieatictn  delr  betreffenden  Altäre  betheSigt,  hhizotritt 

Gehen  wir  zur  Erklärung  des  Einaselnen  in  der  neuen 
lüsöhuift  üböry  sodürjBen  wir  auf  unsere  Erörterungen  in  dem 
genäisrnt^  Winckelitannsprogrärnj»  von  1862  um  so  eher 
T^yweiseuj  als  dieselben,  fio  viel  wir  aus  den  zü  unserer  Kennt* 
niss  gekommenen  öffentlichen  Beurtheilungen  oder  brieflichen 
Mittheitaftg^  »achkundiger  Männ^  ersehen  konnten,  der 
Hauptsache  nach  als  richtig  anerkannt  und  meist  nur,  was 
einzehe  schwierigere  Punkte  aus  der  Geschichte  der  vorkom- 
menden  Legionen  betrifft,  abweichende  Ansichten  und  Aus- 
stellten vorgebracht  worden  sind,  die  wir  weiter  unten 
näher  besprechen  werden. 

Hier  verdient  noch  Folgendes,  was  zum  Verständniss 
unserer  Inschrift  erforderlieh  scheint,  bemerkt  zu  werden. 
Z.  1  u.  2  finden  wir,  abweichend  von  den  zwei  Parallelin- 
schriften, ausser  dem  Hercules  Saxanus  an  erster  Stelle  noch 
den  Jupiter  Optimus  Maximus  genannt.  In  gleicher  Weise 
sind  beide  Götter  gepaart  auf  vier  andern  Altären  im  Winckel- 
manjuwrogramm  vöu  1862  S.  6,  No.  9,  S.  7,  No.  14,.  S.  8, 
No.  20  ts&i  S..  11,  No-  26. 


86       Neue  Altarinschrift  des  Jupiter  und  des  Hercules  Saxanus 

Z.8  VEXILL-  d.  h.  Vexillarii  oder  Vexillationes ;  hier 
sind  nicht  die  Veteranenabtheüungen  gemeint,  sondern  ein- 
zelne, theils  von  grösseren  Truppenkörpem  (Legionen),  theils 
von  Auxiliartruppentheilen  (Gehörten  oder  Alen)  abgesonderte 
Corps,  welche  unter  einem  eignen  vexilliim  nnd  eignen  Com- 
mando  zu  bestimmten  Zwecken  beordert  wurden,  sogen.  De- 
tachements,  detachirte  Corps  ^)  zu  verstehen. 

Z.  4.  Von  den  a.  a.  0.  S.  17  fg.  mitgetheilten  Haupt- 
momenten der  Geschichte  der  Leg.  VI.  Victrix  und  der  Leg.  X 
gemina  genüge  hier  die  Bemerkung,  dass  beide  Legionen  zur 
Dämpfung  des  Batavischen  Aufstaüdes  unter  Claudius  Civilis 
im  Jahr  70  n.  Chr.  von  Vespasian  aus  Spanien  abberufen 
wurden  und  nach  dessen  Beendigung  in  Niedergermanien 
stationirten,  bis  die  erstere  unter  Hadrian  nach  Britannien, 
die  zweite  wahrscheinlich  noch  vor  M.  Aurel  nach  Pannonia 
superior  versetzt  wurde.  Beachtenswerth  ist  noch  die  zwei- 
mal vorkommende  auffallende  Ligirung  der  Sigle  F  und  fr 
für  die  ehrenden  Beinamen  der  beiden  Legionen  Pia  Fidelis, 
die  sich  meines  Wissens  auf  rheinischen  Inschriften  sonst  nicht 
findet. 

Z.  5.  ET  AL-C©  CLG-  Mit  diesen  Siglen  d.  h. 
ET  ALarum,  COhortium,  CLassis  Germanicae  werden  die  den 
beiden  Legionen  zugetheilten  Hülfetruppen  bezeichnet,  welche 
aus  drei  Abtheilungen,  aus  Reitergeschwadem,  Cohorten,  die 
%  der  Regel  nur  Fusssoldaten  in  sich  begriffen*),  und  end- 


1)  Man  vergl.  über  diesen  vielfach  von  den  Antiquaren  verhandel- 
ten streitigen  Gegenstand  ausser  Becker->Marquardt  Handb.  d.  röm. 
Alterth.  III.  2.  S.  366  fg.  die  belehrende  Abhandlung  von  Dir.  Dr. 
Stauder  (Progr.  des  Köln.  Gymn.  an  Marcellen  v.  1863):  de  vexilli  et 
vexillarioruni  apud  Tacitum  vi  atque  usu.  S.  4  und  C.  Heraeus  zn  Tacit. 
bist.  I,  c.  31.  Darnach  ist  die  von  uns  im  Winckelmannsprogramm 
S.  14  gegebene  Erklärung,  die  sich  auf  die  Anctorität  des  Vegetius 
(11, 1.)  stutzte,  durch  abgesonderte  kleinere  Reitercorps  zu  berichtigen. 

2)  Becker-Marquardt,  Handb.  d.  röm.  Alterth.  III,  2.  S.371  Anm.  8. 


aus  dem  Brohlthal,  87 

lieb  aus  der  Germanischeii  Flotte  bestanden.  Der  Beiname 
G(ennamca),  den  hier  die  am  Rhein  und  zwar,  wie  diess  aus 
Tacitus*  Darstellung  in  den  letzten  Büchern  der  Historien  erhellt, 
in  Xanten  und  in  Köhi,  oder  nach  Bitters  scharfeinniger  Ver- 
muthung ')  vielmehr  bei  Bonn  stationirte  Rheinflotte  führt,  gibt 
der  von  uns  zuerst  aufgestellten  Deutung  der  Sigle  CL  auf 
den  zwei  Parallelinschriften  von  Nymwegen  und  Köbi  die 
willkommenste  Bestätigung,  so  wie  denn  auch  bereits  vier 
rühmlich  bekannte  Epigraphiker,  J.  Becker,  Grotefend,  Klein 
und  ürüchs  derselben  ihre  Bestimmung  nicht  versagt  haben. 
Noch  verdient  erwähnt  zu  werden,  dass  der  Beiname  Pia 
Fidelis  der  Germanischen  Flotte  auf  den  fünf  im  Winckel- 
mannsprogramm  a.  a.  0.  S.  20  nachgewiesenen  Inschriften 
viermal  beigegeben  findet.  Einmal  heisst  sie  auch  Classis 
Augusta  Germanica  Pia  Fidelis  *).  lieber  die  grosse  Wichtig- 
keit der  römischen  Rheinflotte,  welche  besonders  in  demBa- 
tavischen  Freiheitskriege  hervortritt,  bedarf  es  an  dieser 
Stelle  um  so  weniger  einer  weiteren  Ausführung,  da  Prof. 
Bitter  a.  a.  0.  hierüber  das  Wissenswürdigste  zusammenge- 
stellt und  unser  verehrter  auswärtiger  Secretär  Prof.  Fiedler 
kürzlich  einen  besonders'  interessanten  Punkt  aus  den  auf 
dem  Rheinstrom  zwischen  Deutschen  und  Römern  durchge- 
fochtenen Kämpfen,  die  Eroberung  des  Admiralschiffs  des 
Cerialis  durch  die  Tenchterer,  ausfuhrlich  besprochen  hat  ^). 
Z.  5.  QSOACVT  und  die  drei  folgenden  SV-  CV-MI- 
VL  u.  s.  w.  stimmen  ganz  mit  den  betreffenden  Zeilen  der 
beiden  Parallelinschriften.  Wir  halten  die  frühere  Erklärung 
der  Siglen  QS'O  [wo  der  Strich  ausgefallen]  durch  Qui 
[sunt]  Sub  Quinto  Acutio  SV(b)  CV(ra)  M.  Julii  Cossutii 
auch  jetzt  noch  aufrecht,  obgleich  wir  die  Zulässigkeit  einer 
andern  Auflösung,  welche  ich  der  freundlichen  brieflichen 

3)  Bonn.  Jahrbb.  XXXVII  S.  4  fgg. 

4)  A.  a.  0.  Anm.  6,  1.  OreUi-Henzen.  6865. 

5)  Jahrbb.  d.  Ver.  XXXVII  S.  34  fgg. 


88    Nachträge  zu  dem  BoDOer  WinekeliiMiiiilfprogramiDis  von  1862. 

MittheSung  des  Coüservators  deiK  Leidener  Mosexüm^  Dr.  Jans« 
sen  verdanke,  nämlich  doreh:  Qui  Sab  Q.  Aeutio  SYnt  GV^ 
rante  M.  Julio  Oossutio  —  gern  einränmen  woHen.  Indessen 
scheint  mir  die  SteUung  des  SVnt  am  Schlüsse  des  Satzes^ 
während  es  anf  allen  Militardii^omeD  gleich  auf  das  Belati- 
vmn  folgt,  gegen  diese  Erklärung  zu  sprechen.  Was  end« 
lieh  die  Formel  sub  cnra  betrifft,  so  kann  diese  sowohl  be- 
deuten unter  dem  Gommando,  Interimsbefehl  ^),  als  aoeh.  un- 
ter der  technischen  Beaufticbtigm^  oder  Obsorge  einei&  Cen- 
turionen  bei  der  Anfführuii^  des  zu  errichtenden  Werkes, 
wofür  auch  bisweilen  sub  cara(m)  agente  yof k(»mnt ''). 

n. 

Indem  wir  dieser  kurzen  Erläuterung  der  neuen  Inschrift 
einige  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  im  Bonner  Winckel- 
mannsprogramm  von  1862  besprochenen  'Denkmal  des  Hercules 
Saxanus',  welche  sich  uns  bei  wiederholter  Besichtigung  des- 
selben im  Museum  Eichartz  ergeben  haben,  anschliessen,  ist 
zu  bemerken,  dass  wir  an  der  a.  a.  0.  S.  16  aufgestellten 
Ergänzung  und  Deutung  der  1.  Zeile  durch  [DEO]  l(nvicto] 
HER  oder  viehnehx  HERC[nli]  —  denn  von  dem  4,  Buch- 
staben C  haben  sich  deutliche  Spuren  auf  dem  Steine  erhal- 
ten —  nicht  mehr  festhatten,  sondern  mit  Bückächt  auf 
den  vorhandenen  Raum  uad  die  symmetrisdie  AusfÄUuag  der 
Zeile,  als  auf  die  Form  des  erß^n  Zeichenß,  welches  mit 
ziemlicher  Sicherheit  einT  erkeanen  lässt,  jetzt  geneigt 
sind  in  üebereinstimmung  mit  Prof,  Düntzer  zu  teseti: 
IL  E]THERC.  Für  die  Abkürzung  |  statt  lovi,  v^lehe 
mit  dem  Zusätze  0(ptinK))  M(axime)  ganz  gewöhnlich  ist, 
sind  wir  freilich  ausser  Stande^  ein  eötsprechende&  Beispiel 
in  anderweitiger  Verbindung  beizubringen^  jedöch  m4>cttte 
eine  solche  Abweichung  bei  der  grossen  Beschränktheit  des 

6)  Vergl.  Steiner  Cod.  inscr.  N«.  62  imi  IH.  S.  433. 

7)  Steiner  cod.  inscr.  I^o.,693. 


IVaelitiilg«  c«  dem  BöniiefWinrkelmaifftdprogfflmme  von  l86S.  .  d!d 

Kanttö  üfld  der  faiÄppeü  Fasöung'  der  lüööhrift  uta  M 
etaef  eine  Efltdehuldigung  fi&den,  al»  auch  In  der  4.  Zeile 
DÄch  der  ßigle  CL(assis)  das  erforderliche  Beiwwrt  Öetina* 
nica  fehlt»). 

2u  diesen  äussern  Gründen,  welche  für  diese  Ergänzung 
sprechen,  kömmt  noch  ein  innerer,  auf  welchen  Hf.  Con- 
servator  Janssen  mich  brieflich  aufmerksam  zu  machen  die 
Güte  hatte.  Janssen  i^endet  nämlich  gegen  meine  frühere 
AusÄHhmg  der  1.  Zeile  D(eo)  I(nvicto)  nicht  mit  Unrecht 
ein,  dass  alsdann  eine  nähere  Charakterisirung  des  Hercules 
IttTictus  durch  ein  zweites  Beiwort  Saxanus  etwas  Un- 
gewöhnliches sein  Würde.  Folgen  wir  dieser  neuen  Ergänzung 
der  ift  der  1.  Zeäe  genannten  Gottheiten  so  wird  der  Anstoss, 
welchen  unsre  frühere  Deutung  des  Hercules  ab  Saxanus 
erregen  konnte,  gänzlich  beseitigt  erscheinen.  Da  nämhch  In 
den  beiden  Parallelinschriften,  sowohl  auf  dem  Nymweger,  als 
auf  dem  neuen  Altar  aus  Brohl  der  Hercules  S  axa  Aus  aus- 
drücklich genannt  ist,  so  berechtigt  uns  schon  das  Qemti 
dt»  Analogie  m  der  Unterstellung,  dass  dieselben  Ttu^^tt-  - 
köi*per,  von  wefeben  jene  ÄWei  Weihaltäre  gesetzt  worden  sind, 
an  demselben  Orte  und  fast  m  derselben  Zeit  auch  diesen 
Altar  wohl,  sicherlich  keinem  andern  Hercules  gewidmet  ha- 
ben werden,  als  dem  Saxanus,  d.  h.  dem  Beschirmer  ihrer 
müfeöVoHen  Arbeiten  in  den  Steinbrüchen,  in  deren  Felswand 
selbst  Altar  und  Inschrift  eingdiatten  sind. 

Darnach  erweist  sich  denn  ein  anderer  Einwurf,  den  unser 
zttfrthe  dahingegangener  Präsident  des  Vereins,  Prof.  Braun, 
ha  seiner  d^  Amalen  des  bfet.  Vereins  für  den  Niedei*rheifl 
«Snverldiblen  viehßach  anregenden  und  ideenreichen  Abhand- 


8)  Beiläufig  sei  bemerkt,  dass  wir  im  Winckelmanosprogramm  S.  20 
tfas  am  Sclilttdt  v*ti  Z^  4  auf  d«m  Steive  flbcpr  dci?  LMt  angebrachte, 
oienbar  Aur  InterponkiUü  diea^nde  Z«icfa«n  V<«i  ofwftitiien  tergesMtt 
haben. 


90    Ffachtrft^e  xu  dem  Bonaer  Winckelmaoiifprograninte  tod  1862, 

lung^)  gegen  unsre  Erklärung  des  Hercules  als  Saxanus  er- 
hoben hat,  als  unhaltbar.  Wenn  nämlich  der  unvergessliche 
Freund  auf  unsre  frühere  Ergänzung  der  1.  Zeile  [Deo]  Iit* 
victo  Herculi  bauend,  behauptet,  dass  ein  durch  eine  so* 
grosse  Truppenmacht  von  drei  Legionen  und  ihren  Hülfs- 
truppen  vollzogenes  Gelübde  sich  nicht  auf  den  Hercules  Sa-* 
xanus  als  Beschützer  gegen  die  Gefahr,  welche  mit  dem 
Steinbrechen  verbunden  ist,  beziehen  könne,  sondern  vielmehr 
als  ein  Gelübde  anzusehen  sei,  welches  vor  einer  Schlacht 
dem  durch  das  Beiwort  Invictus  schon  gekennzeichneten 
Tyrischen  Hercules  abgelegt,  oder  nach  errung^em 
Sieg  gelöst  wurde,  so  leuchtet  jedem  ein,  dass  mit  dem 
Wegfall  unsrer  frühem  Ergänzung  dieser  ganzen  Annahme 
sofort  die  Hauptstütze  entzogen  ist.  Die  über  dem  Mittel- 
altar und  den  zwei  Seitennischen  des  Brohler  Denkmals  in 
jetzt  fast  gänzlich  verblichenen  Farben  dargestellten  Symbole 
der  Sonne  und  des  Mondes,  femer  die  emporragenden  Spitz- 
Fäulen,  sowie  endlich  die  Lyra  scheinen  meines  Bedünkens 
•  nicht  genügend,  um  die  Richtigkeit  der  Hypothese  Brauns 
zu  erweisen,  welcher  mit  sichtlicher  Vorliebe  den  epoche- 
machenden Kampf  des  sinkenden  römischen  Heidenthums  mit 
der  neuentstandenen  christlichen  Religion  zum  Ausgangspunkt 
seiner  Betrachtungen  nimmt  und  sich  über  das'  frühe  Ein- 
dringen ausländischer  Feuer-,  Licht-  und  Sonnen-Culte  in 
das  Römerreich  überhaupt,  sowie  insbesondere  über  die  Ver- 
breitung des  Tyrischen  Hercules  (Melkarth)  und  des  persischen 
Mithras  mit  seinem  geheimnissvollen  und  sinnbethörenden  Cul- 
tus  in  gelehrten  und  an  sich  sehr  schätzbaren  kirchenhistori- 
schen und  archäologischen  Erörterungen  verbreitet,  ohne  jedoch 
in  Bezug  auf  unser  Denkmal  das  chronologische  Moment,  des- 


9)  'Das  Tempelbtld  im  Brohlthal'  in  d.  Annal.  H.  13  und  14  S.  3 
und  S.  26.  Brauns  Einwurf  wiederkoU  Prof.  Ritter  in  d.  Jahrbb. 
H.  XXXVir,  S.  7  fg.  Anm.  7. 


Piaehtrftge  zu  dem  Bonner  WinckelmanDtprogramme  von  1862.    91 

sen  Ennittlung  glücklicher  Weise  durch  die  darauf  gehauene 
Inschrift  ermöglicht  wird,  nach  allen  Seiten  zu  berücksich- 
tigen. Wenn  wir  nicht  annehmen  wollen,  dass  die  bildlichen 
Darstellungen  unseres  Denkmals  auf  Verehrung  der  Sotme 
und  des  Mondes  als  wohlthätiger  Himmelskörper  neben  dem 
Hercules  hindeuten,  eine  Annahme,  für  welche  sich  unser 
verehrter  Freund  Karl  Simrock  ausgesprochen  hat  ^^),  so  glau- 
ben wir  an  der  früher  aufgestellten  Ansicht  festhalten  zu 
dürfen,  dass  nur  eine  Vermischung  und  Berührung  des  rö- 
misch-gallischen Hercules  mit  dem  lyrischen  und  Gaditani- 
schen  zu  Grunde  liege,  welche  durch  die  aus  Spanien  abbe- 
rufene 6.' und  10.  Legion  und  ihre  Hülfstruppen,  worunter 
nachweislich  einhehnische  Cohortensoldaten  sich  befanden,  in 
natiirUcher  Weise  vermittelt  wurde.  Was  das  vom  sei.  Braun 
erregte  Bedenken  betrifft,  dass  hier  statt  V^illarü  mehrere 
ganze  Legionen  als  Weihende  genannt  werden,  so  scheint  uns 
dieser  umstand  weniger  ins  Grewicht  zu  fallen,  da  bei  dar 


10)  Handbuch  der  deutschen  Mythologie  2.  Auflage.  Bonn  1864. 
S.  265.  Wenn  Simrock  ebendas.  S.  264  auf  den  Grund  hin,  dass  die 
meisten  dieser  Altare  in  der  Rheinprovinz  zu  Tage  gekommen  sind, 
den  Hercules  Saxanus  mit  Donar  oder  Thdr,  als  dem  felsenspaltenden 
Gewittergott  identificirt,  so  kann  ich  dieser  Ansicht,  so  empfehlend 
sie  auch  dem  Germanisten  erscheinen  mag,  schon  desshalb  nicht  bei- 
stimmen, weil  €s  keine  deutsche  Soldaten  waren,  welche  diese  Steine 
setzten,  sondern,  wie  wir  a.  a.  0.  26  wahrscheinlich  gemacht  haben, 
hauptsächlich  aus  Spanien  rekrutirte  Krieger.  —  Es  sei  mir  erlaubt, 
hier  noch  gegen  Simrock's  deutsche  Herleitnng  des  Herc.  Saxanus 
eine  Auctorität  anzuführen,  auf  die  ich  erst  jetzt  gestossen  hin. 
Rettberg  (Kirchengesch.  Deutschlands  B.  I,  S.  65)  sagt  hierüber: 
Am  wenigsten  ist  bei  Hercules  Saxanus*  an  einen  Sarhsengott,  etwa 
den  Saxn6t  der  Abschwörungsformel  zu  denken ;  er  gehört  weit  über 
deutsches  Gebiet  hinaus  dem  römischen  Cult  an,  etwa  als  Schutzgott 
der  Steinbrüche.  Kein  Bild,  keine  Inschrift  berechtigt 
zur  Annahme  einer  Mengung  deutschen  und  römischen 
Aberglaubens. 


dSf    Ifaeliti<i|f«  tn  dem  BotfU^r  Wln€kelmditil»)>r6^i^tflii«ii6  Vo«  186@f. 

Enge  dö8  Raums,  auf  den  die  Altarinschrift  in  der  Fibwaiwi 
beschräiikt  war,  die  Auslassung  des  Wortes  Vcotillarü,  Am 
sich  ton  selbst  ergänzen  Hess,  geboten  scbeinefi  möchte.  Oder 
WDI  man  das  Gebiet  der  Hypothesen  betreten,  so  wird  man 
die  Vermuthung  nicht  verwerflich  finden,  dass  die  mit  den 
i  Arbeiten  in  den  Steinbrüchen  beauftragten  DeWehemeöts  zur 

Bestreitung  der  erhebltehen  Kosten,  welche  da«  mit  eaier  ge- 
wissen Kunst  ausgeftthrte  und  mit  FafbenschÄudß  gezierte 
D^ikmal  erforderte,  ihre  sämmtlichen  Camemden  tum  Bet- 
steuem  in  Anspruch  genommen  und  sie  deshalb  auch  ad  der 
Ehre,  unter  den  Weihenden  mit  genannt  zu  werden,  Theü 
nehmen  liessen. 

Es  erttbrigt  noch,  uns  üb^  cKe  AussteBimgeit  zu  erklä- 
ren,  welche  unser  geschätztes  Ehrenmitglied,  Prof.  ürfidh»*^), 
zunächst  in  Bezug  auf  die  Zeitbestimmung  der  Brohler  und 
Nymweger  Inschrift  erhoben  hat,  deren  Errichtang  ich  aach 
örotefends  Vorgang  nicht  lange  vor  oder  nach  dem  J.  90 
n.  Chr.  gesetzt  hatte ;  wogegen  Urüchs  die  beiden  Inschriften 
wegen  des  auf  ihnen  genannten  Q.  Acutius  (Nerya),  d^  Con- 
sul  suffectus  des  Jahrs  100  war,,  erst  nach  dessen  Coiföulat 
fällen  lässt.  Ich  nehme  die  von  Grotefend  adoptirte  Ansicht, 
wozu  ich  mich  durch  die  Inschriften  5458  u.  5502  bei  Orelli- 
Henzen  hatte  verleiten  lassen,  dass  auf  die  Legatenstelle  in 
Germania  inferior  oft  erst  andere  Posten  verwaltet  werden 
mussten,  bevor  man  das  Consulat  erlangte,  im  Einverständ- 
nisse mit.  dem  genannten  gründlichen  K^mer  der  römischen 
Legionsgeschiehte,  welcher  sich  brieflich  darüber  in  der  zu- 
vorkommendsten Weise  ausgesprochen  hat,  nunmehr  :?uräck 
und  stimme  ürlichs  bei,  wenn  er  die  Zeit,  in  welcher  Acu- 
tius Nerva  in  Niedergermanien  commandirte,  nach  dem 
Jahre  100,  seinem  Consulate,  setzte.  Denn  wenn  auch  die 
Titel  in  den  zwei  genannten  und  ähnlichen  Inschriften  im 


11)  Jahrbb.  d.  Ver.  XXX VI.  S.  101  fg. 


i^^emetoßti  ^onoJogiaöh  vo»  de©  jtjögrteti  big  zum  fröh^- 
etea  verzeichnet  jtod,  sebeiaen  doch  die  Tittl  Cm^^oifie  die 
pdesteüUc^en  Chargen  sehr  hto%  ohne  Büi^keiicbt  ^uf  4ie 
Zeitfolge  iJömitt^lbtr  auf  ^  Naiiaeii  de?  Geehrten  gefolgt 
zu  seift.  8o:  steht  Z.  B.  Or,  &72,  773, 1194,  3043,  35«9,  3652, 
8«59,  3670,  8782,  3933,  4952,  5450  fg,  6497,  6499  der  Titel 
Cos  .<ob  Conßul  odier  Consulari^?)  vor  dem  Titel  PBOCdS, 
obgleich  das  Consulat  doch  dem  Proconsulat  vorherging»  to 
richtiger  Reihenfolge  ist  d^igegen  der  Cimsul-Titel  uater  ander» 
in  No*  2761  yeitzeidmet. 

Nidit  in  gleicher  Weise  kann  ich  ürUchs'  MeinwÄg  bei- 
trete wenn  er  sich  in  Bezug  auf  die  Rrage,  ob  währttwi 
der  Yerwjü^xmg  dt»  AmÜm  die  1,  Legiw  aiil  die  22.  oder 
diese  auf  jeöa  gefolgt  sei-,  für  Letzteres  eatstjbÄidet.  &*  die^ 
mm  Resultat  ist  Urliehs  eizizig  durch  geschickte,.. aber  alten 
ktilsttiche  Coanbinatioiiy  vermittelßt  einer  v^kel  Lar&eh  Y.  YI*  ü 
d*  ^«Ärbh-  S.  316  edirten  Insdiriffc  gelangt,  weerin  ein  SoldW 
der  h  Lcgioh  JuL  .Mansuetas  ein  ,ad  Aiutum  Summ  n&m^ 
muntern  Caucaamn'  d.  h.  an  der  Aluta  iin  Daeien  .^äbresEKl 
des.*?»!!  Trajan  geehrten  daclßchen  Krieg^B,  4^m  auGei^niscbe» 
MatFoneoi  getiianes  OelüfadLe  lost. 

Wir  halten  die  hieraois  abgeleitete  Schhi^isfolgerung,  dasß 
MansuetuE  und  seine  Legion  nothwendig  YOm  l^iederrbm, 
HT/O  die  a;iifajxischeii  Matronen  verehrt  K^nrd^,  gekxw^m^ 
filr  nidit  hinreichend  bngründiei;,  .indem  fnitgleicbi&m  Rechte 
lü^en  andern  Möghchkeiten  z.  B.  die  angeioionim^  ^rerden 
kann^aiai^  der  Soldat  nur  aufi.Gberm^iinfmor,  efc^il.  ian3  Cfh 
lonia  Agrippina,  rekrutirt  war  und  allenfalls  vom  Oberrhein 
nach  Öacien  gekommen  Sfei. 

Dagegen  3tüt2di  Bich  die  von  mir  adoptirte  Ansicht  Gto- 
tefends',  dass  die'Xeg.  I  Mineryi^»  auf  die  22..  gefolgt.  S% 
auf  Gründe,  welche  eine  grössere  Beweiskraft  in  Arispruch 
iiehmQu  dftrften.  Denn  wenn  auch  die  früjiiere  Annahme 
Grotefends,  dass  die  bei  Äugst. i^, der  Sphwei^  gefundenen 


d4    Naclilrige  in  dem  Bonner  1^  in  ekel  mnnntprof  ramme  von  1862. 

Ziegel  der  Leg.  I  Min.  aus  dem  früheren  Aufenthalte  dieser 
Legion  herrühren,  nach  den  neuesten  Ermittelungen  Roths  ^*) 
und  Th.  Mommsens  <^)  unhaltbar  ist,  und  ebenso  die  Meinung, 
dass  die  I  Min.  an  die  Stelle  der  XXI  Rapax  getreten  sei, 
weil  sich  von  derselben  ebensowenig  in  Äugst  eine  Spur  ge- 
funden hat,  als  sich  in  den  Stationen  d^  XXI  Rapax  Spuren 
der  L  Min.  gefunden  haben,  aufgegeben  werden  muss,  so 
folgt  daraus  nur  die  Nothwendigkeit  zu  gestehen,  dass '  wir 
nicht  wissen,  wo  die  L  Min.  gleich  nach  ihrer  Errichtung 
und  vor  ihrer  Rückkehr  aus  dem  dacischen  Kriege  gelegen  hat 
Die  grösste  Wichtigkeit  zur  Bestimmung  der  Legionsgeschichte 
unter  Trajan  und  ihres  Wechsels  in  Unter-  und  Obergermanien 
ist  der  allerdings  zerbrochenen  und  vielleicht  unvollständigen 
Badener  Inschrift  bei  Steiner  beizumessen  **).  Nach  ihr  scheint 
Obergermanien  damals  nur  von  zwei  Legionen  besetzt  gewesen 
zu  sein,  nämUch  von  der  I.  Adiutrix  und  der  XI.  Claudia,  welche 
allein  auf  derselben  genannt  werden,  indem  die  XXI  Rapax 
wahrscheinUch  schon  damals  (bei  dem  Au&tande  des  L.  An- 
tonius ^^)  untergegangen  war.  Aus  dem  Mangel  des  Epithe- 
tons DAG'  beim  Namen  des  Traianus  geht  mit  Wahrschein- 
lichkeit hervor,  dass  die  I  Min.  während  des  ersten  dacischen 
Krieges  ebenso  wenig  in  Obergermanien  stand,  als  die  XXn. 
Primigenia.  Letztere  wird  nun,  während  die  I.  Min.  zu  dem 
dacischen  Kriege  abberufen  war,  am  Niederrhein,  aus  welcher 
Provinz  sie  Prof.  Klein  ^)  mit  Unrecht  fem  halten  will, 
zu  suchen  sein.  Dieser  einfachen  und  ungekünstelten 
Schlussfolgerung  gemäss    dürfen    wir    also    die  XXTT,    als 


12)  Die  römischen  Inschriften  des  Kantons  Basel.  1843-  S>  17  t^. 

13)  Die  Schweiz  in  römist^her  Zeit.  S.  12. 

14)  Cod.  ins.  ed.  2,  T.  II.  No.  849.  MP  'NERVA  TRA   |  •  •  • 

PONTIFMAX  ll-GIADI    -ECXI   C 

15)  Sueton.  Domit.  c.  6. 

16)  Heidelb.   Jahrbb.   der  Lit.  1863.  5.  H.  S.  392   in    der   Anieigc 
unseres  Winckelmanns-Programms  von  1862. 


Naclitrft^e  tu  dem  Bonner  Winekelmannsprogramme  von  1862.    95 

die  Vorgängerin  der  I.  Min.  ansehen,  welche  erst  nach  dem 
Jahre  106  an  die  Stelle  der  nach  Obergermanien  abmar- 
schirten  in  üntergermanien  eingerückt  ist.  Was  für  Gründe 
die  Abführung  der'  XXII.  nach  Obergermanien  veranlasst 
haben,  ist  nicht  bekannt;  jedoch  lässt  sich  gerade  aus  der 
jüngst  gefundenen  Brohler  Inschrift,  worauf  nur  die  Leg.  VI 
Victrix  und  X  Gemina  erscheinen,  mit  Fug  erschliessen,  dass 
sie  dahin  abberufen  worden  ist,  als  die  I.  Min.  aus  dem 
(zweiten)  dacischen  Kriege  zurückkehrte. 

Nach  diesen  Deductionen,  die  wir  der  Hauptsache  nach 
brieflichen  Mittheilungen  Grotefends  verdanken,  lassen  sich 
die  drei  Hercules-Inschriften  von  Brohl,  die,  wenn  sie  auch  in 
Bezug  auf  die'  Namen  der  Legionen  dreierlei  verschiedene 
Angaben  bieten,  doch  chronologisch  nicht  bedeutend  differiren 
können^  der  Zeit  nach  so  ordnen,  dass  wir  di^nige,  welche 
die  Namen  der  VI.  Victrix,  X.  Gemina  und  XXII.  Primig^a 
^thält,  für  die  älteste,  die  von  nur  zwei  Legionen,  der  VL 
Victrix  und  der  X.  Gemina  gesetzte  für  die  mittlere,  endUch 
die  Nymweger,  worauf  ausser  den  zwei  vorgenannten  auch  die 
I.  Minervia  vorkommt,  für  die  jüngste  ansehen.  Die  letztere 
wird  also,  wie  schon  oben  bemerkt  worden  ist,  nach  dem 
Jahr  106  zu  setzen  sein,  während  die  beiden  andern  sich 
zwischen  101  und  106  n.  Chr.  vertheilen  müssen. 

Wir  begnügen  uns,  unsere  Ansicht  über  die  Geschichte 
der  Legionen  Germaniens  unter  Trajan  (vom  Jahre  99  bis  106), 
welche  sich  bei  dem  grossen  Mangel  an  Nachrichten  gleich- 
zeitiger Schriftsteller  grossentheils  auf  Gombination  aus  we- 
nigen Inschriften  stützen  muss,  den  abweichenden  Hypothesen 
Urüchs*  gegenüber  als  nicht  unberechtigt  nachgewiesen  zu 
haben,  und  geben  uns  der  Hofl&iung  hin,  dass,  wie  die  jüngste 
Zeit  fast  jedes  Jahr  Inschriften  mit  neuen  Aufschlüssen  über 
Legionsgeschichte  ans  Licht  gebracht  hat,  die  nächste  Zu- 
kunft auch  über  diesen  etwas  dunkeln  Punkt  uns  noch  sichere 
Aufechlüsse  zu  Theil  werden  lasse. 


SobliesßUch  erlaube  ich  mir  nocb  zwei  Ve?^^  im 
Bou»er  Wiackelmanöaprograttim  vom  Jahr  1862 :  dwf  D€»k- 
maX  des  Hercotes  S^xanuß  im  Brohltha-l  zn  berichtig»»: 

S,  18  Z.  7  fg.;  Statt:  die  Zeit  ihrer  Versetosrag  (dßr 
l,eg.  X)  weh  Ober  g  er  in  au  ie»  —  lies:  Oh^rpft»ao»ie»* 

S.  22  Z.  6  ig. :  die  Vereetzuag  der  Leg,  VI  VifCtrix  a^cb 
Britaunien  imter  Domitian  lies  Hadriau.  Vergl  Klein 
in  den  Heidelb.  Jahrbb.  der  LiU  1863.  No,  25,  S.  302, 


In  Betreff  des  S.  11  a.  a.  0.  Anm.  5  abgedruckten  H«r- 
calesaltar  von  Pont-ä-Monssoa  bin  ich  jetzt  im  Stande  deo 
Bewahrungßort  genau  anzugeben.  Nach  «iner  güttgen  Mit- 
tbeilung  des  Hm  Dr.  Brambaeh,  welcher  den  beti^effend^ 
Katalog  eingesehen  bat,  befindet  sieh  der  'IStein  nunmehr  im 
Mua^e  roy^le  des  armures  et  d'antifdt^  zu  BrüssM.- 

Bonn  im  December  1864. 

J.  Freudenlierg. 


6*   ;Xlikär;ttn9en  auf  r^einird^ett  Jttfttirtflen. 

Unter  der  nicht  geringen  Anzahl  römischer  Inschriften 
vom  Rheine,  welche,  trotz  mehrfacher  und  anerkennenswer- 
ther  Erklärungsversudie,  noch  immer  einer  befriedigenden 
Lesung  entgegensehen,  sind  insbesondere  einige  aus  Mainz 
und  der  Umgegend  schon  allein  durch  ihre  ungewöhnlichen 
Wortabkürzungen  um  so  mehr  hervorzuheben,  als  sich  letztere 
unseres  Wissens  bis  jetzt  gerade  nur  hier  haben  nachweisen 
lassen.  Beispielsweise  sei  zunächst  an  die  ihrer  Bedeutung 
nach  als  Bezeichnung  der  Tribus  Claudia  mehrfach  angezwei- 
felte Sigle  C  hei  Steiner  cod.  insc.  rom.  Danub.  et  ßhen.  504 
erinnert,  woselbst  nach  dem  Namen  des  Verstorbenen  C*  VI- 
RVNO  als  offenbare  Heimathbezeichnung  folgt:  so  unge- 
wöhnhch  die  Abkürzung  der  Tribusbezeichnung  durch  ein 
blosses  C  ist,  so  nimmt  doch  auch  Grotefend  Imp.  Rom. 
p.  129  mit  Recht  daran  um  so  weniger  Anstoss,  als  in  der 
That,  was  bis  jetzt  übersehen  wurde,  die  ganz  identische 
Abbreviatur  bei  Orelli  3504  vorhegt:  NAT  NORICVS 
COL'  C*  VIRVNO,  wenn  sie  auch  hier  nicht  zur  Tribus- 
bezeichnung dient.  Dieselbe  Mainzer  Inschrift  bietet  aber 
eine  noch  weit  bedeutsamere  Wortabkürzung  dar,  welche 
sich  auch  noch  auf  einigen  andern  Steinschriften  desselben 
Fuadgebietes  (mit  einer  geringen  Modification  auf  einer  ein- 
zigen) wiederholt,  ^hne  bis  jetzt  irgendwo  einer  nähern  ünter- 

7 


98  AbkOrannKen  «af  rheinischen  Intcbriflen. 

suchung  unterzogen  worden  zu  sein:  es  sind  die  S^len 
H  •  I  •  S  •  £•  und  H  •  I  •  S.  T-  auf  folgenden  Mainzer  Inschrif- 
ten, deren  Texte  hier  nach  nach  sorgfältigen  Abklatschen 
wiedergegeben  werden. 

1.  Steiner  a.  a.  0.  455: 

CSECCIVSCL 

CORINTVS 

ANN 

XXXHI  SE  PAT 

RONVSPOSI 

2.  Steiner  506: 

CALUVS  CF- 
ANIES  CREM 
ONA  MILLEC 
Xim.CEMANNOR- 
XXX  STIP  XV  H.I  SE 
FRATER- OB  PIETÄT 

3.  Steiner  431: 

ROMANVS 

TAVIOICO 

ROI  EQ  LEG 

XXII   PRI- 

SERVS  AN 

XXVII  MER 

EIVSPHI- 

SESTTL 
Da  hier  einestheils  die  Si^en  S-T*T'L  ebeaöo  be- 
kannt  sind,  als  ein  Blick  oben  auf  1  und  2  dartitot,  dftss 
weiter  vor  denselben  die  Siglen  H'I-S'E  zosainiMDgelkö* 
r^-uad  zusammeingenommen  w^^den  mttssän,  so  kaaa  das  H 
keinenfalls  zu  dem  vorausgehenden  MER  EIVS*P>  (d.  h. 


AbkAruingen  'Mf  rb^nlacheD  Inschriften.  99 

moH  mer^is  eius  positum  oder  posiüt  mit  Bezug  auf  T.  Avi- 
äiu8  Coi^us)  bezogen  w^den,  und  es  fallen  somit  alle  besag- 
hßhm  m  den  Bonner  Jahrbüchern  ü,  S.  93  n.  40  (vgl.  S.  158^ 
Ol  S.  86  f.  und  in  der  Zeitschrift  des  Mainzer  Alterthusns- 
vereiiB  I  S.  82  n.  42.  vorgebrachten  Erklärungsversuche  in 
sich  zusammen.  -—  Wie  ist  nun  aber  das  unsenes  Wissens 
noch  nijjgend  erklarte  H  •  I  •  S  •  E  zu  ergänzen  ?  Der  Charak- 
t^  obiger  3  Inschriften  als  Grabschriften  fuhrt  sicherlich 
schon  von  selbst  darauf  zunächst  in  dem  H  *  S  *  £  die  be- 
kannte auf  Sepulcralsteinen  unzähligemal  wiederkehrende 
Formel  Hie  Situs  Est  zu  erkennen,  welche  sich  bald  voll- 
ständig ausgeschrieben  findet,  wie  auf  den  Mainzer 
Grabschriften  bei  Steiner  248,  488  und  einem  ujiedirten 
Fragmente  des  Mainzer  Museums,  bald  nur  theilweise,  wie 
das  H'S  -EST  des  Mainzer  Steines  bei  Steiner  433,  mei- 
stens aber  nur  angedeutet  durch  H-S-E  oder  H-S-  (Orelli 
479)  *).  Was  bedeutet  nun  aber  das  zwischen  H  und  S  mitten 
inne  stehende  I  ?  Wie  SVPRA  durch  S  (Orelli-Henzen  7314) 
abbrevirt  wurde,  so  ist  ^  die  mehrfech  begegnende  Sigle  ftlr 
INFRA,  wie  ausser  Orelli-Henzen  708i.  «6087  insbesondere  auch 
die  kasteier  Inschrift  des  Mamzer  Museums  bei  OreUi  4983, 
Steiner  239  erweiset,  welche  in  den  Annalen  des  Nassauischen 
Alterthumsvereins  VH,  f  S.  22  ff.  .^usführüch  erläutert  wor- 
den ist.  Bei  allen  diesen  Stellen  kann  jedoch  nicht  entgehen, 
dass  INFRA  hier  in  Äer  Bedeutung  eines  unter  und  unter- 
halb auf  derselben  räumlichenOberöäche  und  in  derselben  Rich- 
tung, die  das  Yorausgehende  andeutet,  gebraucht  ist,  demnach 
aldo  neben  deGoa,  HIC  um  so  weniger  ergänzt  werden  kann, 
als  offenbar  in  dem  mit  I  gemeinten  Worte  nur  eine  näher 
bestimmende  Versitärkung  desselben  ausgedrückt  werden  soll. 

1)  Eine  Abweichung  von  dieser  Formel  begegnet  nnr  in  der  deut- 
lichen und  onzweifelhaften,  von  allen  bisherigen  Heransgebern  (tber- 
sehenen  V«riaiite  H  '  C '  E  d.  ^b.  Hie  CondHos  Etft,  in  der  Hainxer 
Grwbfti^virt  <be1  5t«tn€r  (M. 


100  AbkOrsun^en  auf  riieini9cheD  Inscliriften. 

Mit  Rücksicht  auf  dieses  sprachliche  Bedenken  vermuthet  Hr. 
Prof.  Th.  Mommsen,  wie  er  dem  Unterzeichneten  aussprach, 
in  dem  I  vielmehr  die  Andeutung  des  Wortes  INTVS, 
und  in  der  That  spricht  dafür  unter  andern  eine  Inschrift 
aus  Ostia  bei  Orelli-Henzen  7396 :  BENE  SJT  TIBI  QVI 
lACIS  INTVS.  Es  wäre  demnach  das  H-I'S*E-  der  drei 
Mainzer  Inschriften  zunächst  als  H IC  INTVS  SITVS  EST 
zu  ergänzen  und  somit  eine  befriedigende  Deutung  dieser 
ungewöhnlichen  Schlussformel  gewonnen,  wenn  nicht  eine  vierte 
bereits  oben  bei  anderer  Veranlassung  erwähnte  Mainzer  In- 
schrift dieses  neugewonnene  Resultat  wiederum  in  Frage 
stellte.  Sie  lautet  genau  also  : 
4.  Steiner  504: 

COONIVS 

SVAVIS 

CVIRVNO 

vixit  anosocl 
mil  legxiiii 
cemstIp- 
xv  l  donivs 
albanvs  fr 

ATER  FAClVN 

dvmcvravIt 

Hl  ST 

Auch  hier  findet  sich  HIS-T-  so  unverkennbar  am 
Schlüsse  der  Grabschrift  als  Variante  der  üblichen  Formel 
H  'S-  E",  dass  man  alsbald  wie  bei  jenen  drei  vorerwähnten 
erklären  würde,  wenn  nicht  der  letzte  Buchstabe  klar  und 
deutlich  ein  T  und  kein  E  wäre.  Lehne,  welchem  das 
Ungewöhnliche  der  Schlussformel  nicht  entging,  suchte  sich 
(Ges.  Sehr,  n  S.  142  zu  n.  177)  durch  die  Erklärung  Hie 
lacet  Sub  Titulo  zu  helfen,  die,  zumal  titulus  in  der  Be- 


AbkflrtDageD  auf  rheinischen  Insehriften.  101 

cteutting-^von  Grabstein  gerade  auch  auf  Mainzer  Inschriften 
(Steiner  485,  496)  vorkommt,  als  Nothbehelf  hingehen  kann. 
Vielleicht  liegt  hier  nur  ein  einfaches  Versehen  des  Stein- 
metzen vor,  welcher,  durch  das  vorhergehende  S  verleitet, 
den  letzten  statt  des  ersten  Buchstaben  von  EST  einschrieb. 
Eine  längere  Reihe  von  Wortabkürzungen  pflegt  auch 
dann  am  Schlüsse  von  Grabinschriften  sich  zu  finden,  wenn 
die  üblichen  Angaben  über  die  Errichtung  des  Grabsteins 
selber  beigefügt  werden.  Ueber  diese  Errichtung  ist  von 
dem  Verstorbenen  oft  Nichts  angeordnet  worden  und  ein  Bru- 
der (Steiner  449)  oder  Vei-wandter  (450)  oder  ein  Freund 
(495)  übernimmt  aus  sich  diese  Liebespflicht,  deren  Erfüllung 
sodann  durch  ein  CVRAVIT  oder  CVRAM  ECIT  oder 
POSVIT  bezeichnet  wird.  Häufiger  aber  hat  der  Verstor- 
bene in  seinem  Testamente  Vorsorge  getröffen,  so  dass  sei- 
nen Erben  die  Errichtung  des  Grabsteins  zur  Pflicht  gemacht 
ist.  Dieses  wird  von  den  letzt  er  n  bekanntlich  entweder 
durch  H  •  T  •  F-  C  (Orelli  446)  oder  öfter  durch  H  •  E  T  •  F  •  C 
(Steiner  527.  468)  oder  E-T-F  (Steiner  1687)  oder  EX 
TESTAMENTI  FORMVLA  POSIT  (Fuchs  Gesch. v.Mainz 
IS.  141  n.  XXni)  oder  noch  kürzer  durch  E  .  T  (Steiner 
496,  513)  ausgesprochen.  Nicht  minder  häufig  aber  und 
keineswegs  so  selten,  wie  noch  Orelli  zu  4356  meint,  ist  die 
ausdrückliche  und  gesonderte  Erwähnung,  dass  der  Verstor- 
bene durch  sein  Testament  jene  Errichtung  angeordnet,  die 
Erben  sie  aber  ausgefilhrt  haben :  dieses  geschieht  durch  ein 
dem  H  '  S  •  E  gewöhnlich  sich  unmittelbar  anschliessendes 
T-F-l- (oderT-P-l:  Mommsen  Insc.  Helv.  159),  H-F-C 
(Steiner  528,  511,  467,  493),  welches  bisweilen  (Steiner  426, 
Orelli -Henzen  6842)  fast  ganz  ausgeschrieben  [TESTA- 
MENTO  F(ieri)  IVSS(it)]  ist,  demnach  also  nicht,  wie 
OreUi  a.  a.  0.  glaubt,  durch  das  seltene  TESTAMENTI 
FORMVLA  IVSSVS  ergänzt  werden  darf.  Eng  an  diese 
Formel  T  •  F •  I  schliesst  sich  nun  aber  eine  andere  T  •  F*  C 


103  AbkArinngen  auf  rh ein i sehen  iniclirifffin. 

(Steiner  550)  an,  hinter  welcher  sodann  HEREOES  F  C 
in  der  üblichen  Weise  folgt :  es  kann  kdn  Zweifel  sem,  dass 
dieses  C,  wie  das  am  Schiasse,  durch  Curarit  erklärt  wer- 
den mnss  als  Synonymum  des  gewöhnlicheren  lassit.  Diese 
kleine  Modification  der  üblichen  Formel  seheint  non  weit» 
auch  den  Schlüssel  zu  geben  zur  Erschliessung  einer  andern 
bis  jetzt  ebenfalls  noch  unenträthselten  Abbreviatur  auf  &Bßt 
andern  Mainzer  Inschrift  bei  Steine  4&1 : 

TCLODIVS 
TFSTEOPTATVS 
AVG  TAVR  MIL 
LEG  im  MAC 
ANXXV  STIP 
VHS  E  TN 
CHFC 

woselbst  Lehne  a.  a.  0.  n.  153  das  räthselhafte  T-N-C 
durch  Titi  nepos  Clodiuß'  deutet  und  letzteren  Nam^i  HHt 
dem  folgenden  heres  so  verbindet,  dass  dieser  Erbe  Clodius 
der  Enkel  des  Verstorbenen  gewesen  sein  soll.  Da  sowohl 
T  als  Abbreviatur  für  Testamento  als  N  für  non  (vgl. 
Orelli-Henzen  4350.  4554.  7387)  feststeht,  auch  C  kaum  et- 
was anderes  als  das  am  Schlüsse  stehende  C  d.h.  curavit 
bedeuten  zu  können  scheint,  so  würde  somit  das  Testamento 
non  curavit  dieser  Inschrift  dem  oben  erwähnten  Testa- 
mento fieri  curavit  entgegengestellt  weKden  können.  Aber 
auch  hier  weiset  Herr  Prof.  Mommsen  auf  die  in  diesen 
Formeln  stetig  eingehaltene  Bestimmtheit  des  Ausdrucks  hi]i> 
welche  die  Auslassung  eines  'fieri'  vor  uon  nicht  gestirttci. 
Es  scb&int  sonaeh  kaum  etwas  anderes  übrig  zu  bleib^i.  als 
in  der  Sigle  C  hinter  N  die  Abbxeviatiur  eines  Participiams 
zu  vermuthen,  welches  sich  auf  her  es  isk  ißv^  Sinne  besbdit, 


AbhfinvogeB  auf  rheroischeii  Intelirffteii.  lOB 

^B3M  der  Eihii  obsdion  durch  das  Ttestameiit  nieht  ver< 
pflichtet  dennoch  den  GrrabBtein  habe  setzen  lassen. 

Noch  weift  metr  als  hier  irrte  Lehne  bei  einer  andern 
MaiÄzer  Grabschrift  von  dem  Richtigen  ab,  ohne  dass  bis 
jetzt  einem  seiner  Nachfolger  die  Grösse  dieser  Verirrung 
ascigefalten  wire.  Im  Jahre  1790  wurde  in  der  Nähe  von 
Mfldnz  folgende  Grabsehrift  einer  Sklavin  gefunden  und  zu« 
eirstTOn  dem  Mainzisdien  Geheimerath  Reuter, einem unv- 
mbtigeaii  Aiterthumsfbrscher ,  originalgetreu  in  Schunks 
Beiträgen  lur  Mainzer  Geschichte  UI,  S.  425—428  veröffent- 
heht  und  erläutert: 

LYCNIS 

QEPIOI 

ANCILL 

ANNVCLA_ 

ET  MEN  IUI 
H  S  E 

FEL»XS 
POSIT 
Da  ihm  das  ANNVCLA  der  4.  Zeile  unverständlich 
war,  so  erklärte  er  es  'annonim  nonaginta  quinque'  mit 
Berufung  auf  Hagenbrncb  etri»t  epigr,  p.  564  und  Zaccaria 
istitut.  lapid.  p.  9S0  -veget  döt  aaigeblichen  Zahl  VC  und 
sah  das  dahinter  fpl^p^Bde  UA  ^te  Fortsetzung  des  in  der 
3.  Zeile  unvollendet  geWieb^^iß^  ANCILL  an,  ohne  jedoch  an 
den  bei  die^r  Zusapuiennajijxie  hei;auskommenden  drei  L 
Anstoss  zu  nehmen,  wiewohl  dadurch  allein  schon  diese  Er- 
kiäruag  als  unmöglich  erwiese»  wird,  wenn  auch  das  Zahl- 
zeichen VC  sta;tt  XCV  zagegeben  würde,  zumal  grade  auf 
dner  andern  Mainzer  Inschrift  bei  Steiner  468  in  ähnlicher 
ungewöhnlicher  Weise  IIIL  ausgedrückt  ist.  Noch  gewalt- 
samer sik  Beoter  verftihr  jedoch  Lehne  a.  a.  0.  II  n.  349, 
wAhxl  erzwar  Tal.  XI  n.  48  diese- vieii»  amdr'  iteü^  Unverstand- 


104  AhkArsuogeD  auf  rbeioiscben  In«cbrifl«a. 

liehe  Zeile  90  abbilden  liess,  dass  hinter  ANN  ein  Puidct, 
am  Schlosse  ein  halbes,  jedoch  unverkennbares  A  (genau  so 
wie  es  auch  auf  dem  Steine  selbst  bemerkt  wird)  gesetzt  ist, 
dagegen  aber  im  Texte  dieses  A  gänzlich  fehlt  und  ANN- 
V*  CL'  ganz  auseinander  gerückt  und  durch  (auf  dem  Steine 
gar  nicht  vorhandene)  Punkte  wie  emzelne  Abkürzungen  ge- 
trennt sind.  Danach  erklärte  er  und  ihm  folgend  Stei- 
ner 577:'  annos  vixit  CL  et  menses  IUI,  und  bemühte  sich 
S.  4U  noch  eine  Reihe  anderer  Beispiele  ungewälmlich  höh» 
Lebensalters  aus  dem  Alterthume  (nach  Plin.  N.  H.  XXI,  10) 
und  aus  der  Neuzeit  zusammenzustellen,  um  die  angeblichen 
150  Lebensjahre  dieser  Sklavin  glaublich  zu  machen.  Hierbei 
verletzte  Lehne  zugleich  die  grammatische  Struktur  der  gan- 
zen Inschrift,  in  welcher  hinter  ANCILL A  wenigstens  QVAE 
VIXIT  ANN  hätte  folgen  müssen.  Alle  diese  üngehörig- 
keiten  beseitigen  sich  durch  die  Deutung  des  ANNVCLA 
als  ANNlCVLA,  zu  welchem  sich  aus  Inschriften  allein 
schon  zunächst  COMMANVPLARIS  (Orelli  3555)  neben 
COMMANIPVLVS  (Orelli  3557.  6846)  vergleicht.  Denn 
auch  ANNICVLA  findet  sich  auf  einer  Inschrift  der  Schweiz 
bei  Mommsen  Insc.  Helv.  296: 

PRIMA  C  COTEI 

LIB-ANNXVIET 

SORORILLAEVS 

ARAVRICAANNIC 

ETMENS  VIH   SS 

PATRONVSPO 

Da  es  sich  auch  hier  von  dem  ein  Jahr  und  sechs  Mo- 
naten alten  Schwesterchen  einer  sechszehnjährigen  Frei- 
gelassenen handelt,  so  scheint  Roths:  SORORILLA  EVS 
(eins)  den  Vorzug  zu  verdienen  vor  Mommsens:  SOROR 
ILLAEVS  (iüius)  und  wie  oben  ANNVCLA  ET  MEN  •  IUI 
so  dient  hier  ANNlC(ulaX  ET^MENS-Vl  zur  Beieichnung 


Abkürsungen  auf  rheinischen  Inschriften.  105 

eines  früh  verstorbenen  unmündigen  Kindes.  Eine  noch  kür- 
zere Lebensdauer  wird  auf  einer  andern  durch  ihre  Klag- 
ergüsse bemerkenswerthen  Grabschrift  zu  Mainz  durch 
SEMISSEM  ANNI  VIXIT  ET  DIES  OCTO  ausgedrückt, 
so  dass  SEMISSIS  ANNI  sich  genau  dem  ANNICVLVS 
an  die  Seite  stellt*).  Sonach  wäre  also  aus  Lehne's  150jäh- 
riger  Sklavin  ein  unmündiges  Sklavenkind  von  einem  Jahre 
und  vier  Monaten  geworden  ! 


2)  Vgl.    Bonner   Jahib.  XXX   S.  30.  Philol.  XX,  3  S.  535.     Zeit- 
schrift des  Mainzer  Vereins  II,  3  S.  'dlb  n.  163. 

Frankfurt  a.M. 

J.  Becker. 


7.  Dit  Heliquien  Xlberf«  Je«  (Broten  in  Her  Äl.  TLnUreaekirdie 

yx  Mit 

Durch  die  zu  Anfang  des  gegenwärtigen  Jahrhunderts 
vollzogene  allgemeine  Säcularisation  der  hiesigen  Stifter  und 
Klöster  erhielt  die  als  Succursal- Pfarrkirche  gerettete  ehe- 
malige Stiftskirche  zum  h.  Andreas  ein  höchst  ehrwürdiges 
Vermächtniss  aus  dem  benachbarten  Dominicaner-  oder  Pre- 
diger-Kloster (jetzt  Artillerie-Caseme) :  die  Reliquien  Albert's 
des  Grossen  und  Heüigen  *),  bestehend  aus  den  Gebeinen 
desselben  und  den  Priestergewändern.  An  dem  Seitenaltare 
beim  nördUchen  Eingange  sah  man  hier  bis  zum  Jahre  1859 
einen  plumpen  Holzkasten  mit  einer  hässlichen  liegenden  Bi- 
schofsfigur auf  dem  Deckel,  weiss  angestrichen  und  mit  der 
Aufschrift: 

RLQ.S.AlbertiM. 
versehen,  aufgestellt,  welcher  die  körperlichen  Ueberbleibsel 
bewahrte.  Im  genannten  Jahre  aber  verliessen  dieselben 
dieses  unwürdige  Behältniss,  als  durch  den  Frommsinn  und 
die  Freigebigkeit  der  Eheleute  Schallenberg  und  des  Stadt- 
baumeisters a.  D.  Herrn  J.  P.  Weyer  für  eine  angemessenere 
Unterbringung  gesorgt  worden.  Die  Ersteren  Hessen,  auf 
Veranlassung  ihres  fünfundzwanzigjährigen  Ehe -Jubiläums, 


.1)  Durch  Decrel  der  Congregatio  Ritus  vom  27.  November  1856 
hat  Papst  Pius  IX.  ihn  zum  Diözesan-Heiligen  des*  Erzstifts  Köln  er- 
hoben und  als  Festtag  den  16.  November  bestiroml. 


Dia  Reliquie*  Alb«vl'a  Aes  GrocrieB  4tc.  IGT 

in  einer  CapeHe  an  der  Sädi^te  der  Kirche  einen  neu^n 
Altar  mit  schönem  Schnitzwerk,  im  Style  des  Mittelalters, 
durch  den  Architekt^  Vincenz  Statz  errichte,  und  Herr 
Weyter  schenkte  einen  kunstvollen,  mit  Heiligengestalten  be- 
malten^  dem  Mittelalter  entstammenden  Schrein,  bestimmt, 
die  Gebeine  des  grossen  Mannes  aufzunehmen  und  mit  den- 
selben in  dem  neuen  Altare  aufeestellt  zu  werden.  Am  16. 
November  1869  fand  mit  grossartiger  Feierlichkeit  die  üeber- 
tragung  in  die  A&ertußcapelle  und  die  Consecration  des  Al- 
tares Statt,  nachdem  bereits  zwei  Tage  vorher  dem  neuen 
Schreine  sein  werthvoBer  Inhalt  anvertraut  worden  war.  Ne- 
ben dem  Altare  erblickt  man  unter  Glas  in  einem  Gesdiränke 
auch  die  Priestergewänder,  bestehend  aus  Casel,  Stola  und 
ManopeL 

Es  solien  dies,  nach  der  Angabe  der  neueren  Biographen, 
ebendieselben  Gewänder  sein,  welche  die  Ldche  des  Heiligen 
toihtfllt  haben  und  mit  derselben  im  Todesjahre  1280  in  den 
Sarg  gelegt  worden  sind ;  erst  beim  Untergänge  der  Domini- 
canerkirehe  sollen  sie  von  derselben  getrennt  worden  sein. 

»Der  Donunicanerchor  sammt  der  ganzen  Kirehe  fiel  im 
eisten  Jahrzehnt  unseres  Jahrhunderts  vor  den  Streieheft  der 
Zeiwtöter.  Damab  ist  auch  das  herrliche  Hochgrab  des  Al- 
bertus zertrttmmert  worden.  Als  man  hierbei  deuHBarkophag 
Äßnete,  zerfielen  die  Gebeine  grösstentheils  in  Staub,  nur  der 
Ornat  imd  ein  Tbeil  des  Stabes  blieben  erhalten.  Alle  diese 
Reliquien  wurden  sofort  in  die  nahe  Stiftskirche  von  St.  An- 
dreas traiföferirt.  Die  Rehquien  der  Gebeine,  sowie  die  zwei 
Stücke  des  Stabes  von  Holz  (jedes  etwa  IV2  Fuss  lang),  der 
eine  Krümmung  von  Eisen  oder  Blei  nach  oben  zeigt,  wurden 
wieder  in  einen  kleinen  Holzsarg  gelegt  und  verschlossen . . . 
Dagegen  wurde  der  Ornat  zurückbehalten  und  in  der  oberen 
Sacristei  der  Andreaskirche  niedergelegt,  wo  er  noch  (1857) 
zu  sehen  ist.  Er  besteht  aus  der  Gasula,  der  Stola  und 
Manipel.  Der  Stoff  aller  drei  Paramente  ist  tr^ieher  Seiden- 


.lOB  Die  Reliquien  Alberfg  des  Gronen 

plüsohsammet  von  violetter  Farbe.u   So  berichtet  D.  Joa<;him 
Sighart '). 

Der  Zustand,  in  dem  sich  dieser  Ornat  noch  gegenwär- 
tig befindet,  seine  reinliche  Beschaffenheit,  die  Festigkeit  des 
Gewebes,  das  ganze  äussere  Ansehen  —  alle  diese  Umstände 
würden  zunächst  wohl  nur  die  Meinung  begründen  können, 
dass  diese  Geg^stände  während  des  Zeitraumes  von  nun 
fast  sechs  Jahrhunderten  unausgesetzt  mit  der  grössten 
Schonung,  mit  der  äussersten  Sorgfalt  an  geeignetster  Stelle 
aufbewahrt  und  gehütet  worden  seien ').  Sie  geben  hingegen 
dem  Unglauben  die  erheblichsten  Gründe  an  die  Hand,  die 
Richtigkeit  der  vorhin  mitgetheilten  Angaben  zu  bestreiten. 
Dass  in  dieser  Hülle^  ein  Leichnam  vermodert  sei,  dass  diese 
Stoffe  über  fünf  Jahrhunderte  in  einem  Grabe  gewesen  — 
zu  dieser  Annahme  wird  auch  der  mit  den  günstigsten  Vor- 
urtheilen  Nahende  nur  dann  gelangen  können,  wenn  er  von 
dem  gewöhnlichen  Gange  naturgemässer  Wirkungen  absieht 
und  die  besondere  Einwirkung  einer  höheren  Macht,  ein  ge- 
schehenes Wunder,  unterstellt.  Aber  auch  auf  diesem  Wege 
wird  sich  ein  noch  hinzutretendes  anderes  Bedenken  erheblicher 
Art  nicht  beseitige  lassen,  nämlich  die  Anbringung  zweier 
Heiligen  des  Dominicanerordens  an  der  Stola,  was  sich  wohl 
Hvit  dem  Jahre  1280  nicht  vereinigen  lässt.  Auch  Sighart 
sieht  sich  dadurch  genöthigt,  die  vorher  so  bestimmt  gestellten 
Behauptungen  in  einer  Anmerkung  zu  modificiren :  »Die  An- 


3)  Albertus  Magnus.  Nach  den  Quellen  dargestellt.  Regensburg, 
1857.  S.  267—268.  (Eine  Abbildung  der  Casula  in  Farbendruck  ist 
dem  Buche  beigegeben.)  Man  s.  auch :  Geschichte  der  liturgischen 
Gewänder  des  Mittelalters  von  Fr.  Bock.  B I.  I,  S.  99—100  und  S. 
2?8 — 230.  In  letzterem  Werke  ist  die  Farbe  wohl  richtiger  mit  „blau" 
angegeben. 

3)  Bei  der  Consecrationsfeier  des  neuen  Altares  am  16.  Novem- 
ber 1859  hat  der  Herr  Weihbischof  l)r.  Baudri,  der  auch  die  erste 
Messe  daselbst  las,  den  Ornat  des  Aibertus  angelegt. 


in  der  St.  Andreaikirche  xu  Köln.  109 

bringung  von  Heiligen  des  Dominicanerordens  an  der  Manipd 
(irrig,  statt  Stola)  im  Jahre  1280  könnte  einigen  Zweifel 
erregen.  Jedenfalls  war  aber  der  Ornat  fast  vierhundert 
Jahre  im  Grabe  des  Seligen.« 

Gewiss  ist  es  von  Interesse  in  Beziehung  auf  diese  Frage 
das  Wahre  überzeugend  zu  ermitteln.  Der  Eindruck,  den 
der  AnbUck  dieses  Ornates,  mit  dem  bekleidet  der  grösste, 
Mann  seiner  Zeit,  ein  Riese  an  Wissen  und  an  Tugend,  vor 
den  Altar  zu  treten  pflegte,  hervorruft,  muss  unendlich  ge- 
winnen, wenn  die  Zweifel  beseitigt  sein  werden.  Ich  unter- 
nehme es,  diese  Aufgabe  zu  lösen.  Gestützt  auf  voUgült^e 
Zeugnisse  ui^d  Beweisstücke,  wird  sich  ^  die  Echtheit  der  in 
Hede  stehenden  Gewänder  feststellen  lassen,  nachdem  die  vom 
Irrthum  der  neueren  Biographen  behaupteten,  mit  Recht  das 
Vertrauen  störenden  Nebenumstände  ihre  Widerlegung  und 
Verweriung  gefunden.  Auf  zwei  Punkte  haben  wir  zu  die- 
sem Ende  die  Untersuchung  zu  richten ;  wir  haben  zuerst 
den  Veränderungen  und  Erhebungen  zu  folgen,  welche  im 
Laufe  der  Zeit  mit  den  Gebeinen  Albert's  vergenommen 
worden,  und  dann  festzustellen,  ob  die  jetzt  in  der  Andreas- 
kirche aufbewahrten  Gewänder  wirklich  diejenigen  sind,  mit 
wekhen  der  Leichnam  bekleidet  worden. 

Nachdem  Albert  am  15.  November  1280  im  Alter  von 
siebenundachtzig  Jahren  im  Predigerkloster  zum  heil.  Kreuze 
zu  Köln  seinen  Geist  dem  Schöpfer  zurückgegeben  hatte,  wurde 
der  Leichnam  im  Chore  der  Klosterkirche,  dass  er  selbst  erbaut 
hatte,  vor  dem  Hochaltare  in  einem  steinernen  Sarge  begra- 
ben *).    Auch  der  Erzbischof  Sigfrid  wohnte  der  Trauerfeier 


4)  „In  arca  saxea^  Jese  ich  bei  Rudoiph  von  Nyniwegen  (l.e- 
genda  Alberti  magni.  Col.  1490.  Pars  III,  cap.  1).  Sighart  beruft  sich 
auf  dieselbe  Quelle  und  sagt:  „in  einen  hölzernen  Sarg  gelegt^. 
(Albertus  Magnus,  ^.  255.)  Und  doch  mag  Sighart  in  der  Wirklich- 
keit Recht  haben,  wenn  er  glaubt,  da^s   erst  b«i   der    Fertigstellung 


110  Me  ReKipiiei  Altort'B  d^f  Gvossni 

bei.  Dem  Verlangen  des  HingesciiiedeiieQ  entepreciie^d^  hatte 
Hum  die  Leiche  in  umgewendeter  Lage,  den  Blicken  nack 
oben,  in  den  Saxg  gebracht.  So  woHte  er  gleiei^am  nieder- 
geworfen zum  Gebete  da  liegen,  wie  er  dass^be,  toh  hehroi 
Demmtiifiinne  erfikUt,  im  Leben  gewohnbeitlich  zu  verrichten 
pflegte.  In  dieser  Lage,  dem  Ausdmek  der  Zerknirschiifig 
md  des  Flebms  nach  der  göttlichen  Barmherz^keit,  soBte 
ihn  dereinst  die  Posaune  des  jüngsten  Gerichtes  auferweckea. 
Wenige  Jahre  darauf,  als  der  neue  Ghorbau  «eine  gänzliehe 
Vollemdung  erhalten  hatte,  wurde  das  Grab  geöffnet  und  ane 
bessere  Ausstattung  demselb^  durch  Aosmauenuig  gegeben. 
Fast  zweihundert  Jahre  später,  als  die  Sotnde  der  Al- 
bertisten  bei  der  hiesigen  Universitit  das  höchste  Anseh» 
arlangt  hatte,  wurde  der  Besdüluss  gefasst,  dem  ausgezeich- 
neten Meister  der  Wissenschaft  ein  grossartiges  Denkmal  an 
der  Grabesstätte  zu  errichten.  Nachdem  auf  diese  Yenn- 
lassung  die  Platte,  welche  das  Grabgemach  bedeckte,  u& 
11.  Januar  1482  hinweggewäM  war,  erschien  in  desn  stei- 
nernen Sauge  eine  hölzerne  Tumba,  in  welcher  d^r  noch  fast 
gäszücfa  unversehrte  Körper  des  grossen  Mannes  in  bisdiöf- 
lidier  Kleidung  lag^).  lieber  die  Beschaffenbeit  des  nenen, 
ehrenvolleren  Grabmales  fehlt  es  zwar  an  genauen  und  saiver- 
lässigm  Nachrichten ;  doch  darf  man  mit  Sighart  (ß.  264)  da- 
Mr  halten,  »dass  es  ein  über  dem  Boden  erhöhtes,  mit  Bild- 
werk geschmücktes  Steingrabmal  gewesen,  in  dessen  Mitte 
der  alte  Sarg  mit  durchsichtigem  Deckel  niedeorgestellt  war 
imd  de^en  Sehlusssteln  entfernt  werden  konnte.«    Si^it 


des  Chores  einige  Jahre  später  der  steiuerne  Snrg  biDSugekomnien 
sei,  denn  bei  der  Grabesöffnung  im  Jnhre  1482  fand  sich  in  dem 
steinernen  Sarge  ein  hölzerner  vor,  welcher  die  Gebeine  barg. 

5)  Der  rechte  Arm  wurde  damals  dem  Papste  -Siztus  IV.  öbersandt, 
der  ihn  dem  Domtnicaiierkloster  in  Bologna  schenkte.  Den  linken  Arn 
erhielt  3619  der  Bischof  Albert  von  Regensbnrg.  (Man  s.  v.  Bianeo: 
Ute  ftUe  UniTersttit  Köln,  f.  Theii,  S.  50— 51.) 


Mi  iet  St.  AnilreHikiorebe  sin  K6ll>i.  111 

gibt-siisit  dann  dem  Olaoben  hin  —  und  die  üboriig^  neitenao: 
SehriftBteUer^  n^relche  sich  mit  biographlBchen  Abhandlungen 
ifrber  Albeart  den  Grossen  befasst  haben,  theilen  diesen  Glau- 
ben — ,  das8  von  da  an  bis  zur  Aufhebung  des  Dominicaner* 
klosters  die  Gebekie  utronterbrtbduen  in  diesem  steinernen 
fioehgrabe  Terblidben  seien.  Dies  ist  eia  Irrtfanm.  Hundert- 
unduBunzig  Jahre  »später  fand  nochnals  eine  Erhebung  der 
den  grbssten  Bulim  und  Schatz  der  Predigerkirche  bildenden 
Heliqmen  Albert's  Statt,  uiod  wenn  auch  das  Gribmal  in  der 
Mitte  des  Qiores  femerhm  erhalten  blieb,  so  wuKlen  doch 
bei  doeser  Gelegenheit  die  Gebeine  demselben  entzogen.  Die 
QneDe,  »welche  davon  in  Kenntniss  set^t,  li^  so  nahe,  sie 
ist  so  bekannt  und  im  Allgemeinen  so  viel  benutzt,  dass  man 
sieh  nicht  wenig  wundem  muss,  wie  die  hier  zur  Sache  ge* 
hörende  Steäe  so  gänzlich  nb^^ehen  werden  konnte.  Ich  habe 
den  Oairthäniser  ErhM*4  von  Winheim,  oder  vielmehr  sein  in  allen 
Häsden  befindliches  Work :  '))Sa<a:*ari«m  Agr5)jrinae«,  als  diese 
QueUe  zu  bezeschwen.  Wie  könnte  Winheim,  wird  man  frei- 
lidai  *PÄgien ,  -dessen  Buch  dem  Jahre  1807  angehört.  Aber 
DMge  berichten,  die  sich  1671  begeben  haben  sollen?  üeber 
diesen  scheinbaren  Anachronismus  wird  indessen  em<e  foibliar 
graiphiaehe  Notk  sogldch  hinweg  helfen.  Neben  der  vom 
Verfasser  herau^egebenen  Original- Ausgai)e  ^)  erschioi  nänsi- 
lieh  dieseBWerk  im  Jahre  1736  in  einer  neuen  Ausgabe  «ait 
der  Aiätmse :  »Cdloniae  Agrippinae,  Sumptibus  Ottonis  Josephi 
Steinhauss  BibUopolae  unter  fetten  Hennen.  M.DCCXXXVI.«, 
welche  von  S.  239  bis  364  einen  umfiangröichen  »Appendix 
ad  Sacrarium  Agrippinae,  sive  süccincta  deseriptio  quarim- 
dam  ecclesiarum,  sacrarum  aedium  uc  rerum,  in  eisdem  re- 
peribilium,  quae  post  obitum  äuthoris  aut  noviter  institütae, 
aut  ad  alios  translatae  fuere.«  enthält,  und  dieser  Appendix 


6)  Sie  trAgft  die   Verl^agsadr esse :    „4^o]i>ni»e    ^amplibus    Bermrrdi 
GwftUeri  Anoo  Doniini  IGO?*"* 


U2  Die  BeHqnioB  Alberfs  def  Crrotien 

ist  der  Beachtung  der  Forscher  entgangen.  Von  S.  254 — 264 
befinden  sich  hier  die  »Notabiliora  quaedam  conventus  colo- 
niensis  titulo  S.  Crucis  ordinis  Praedicatoruma,  und  sogleich 
erhalten  wir  die  Mittheilung,  dass  im  Jahre  1659  das  Kloster 
durch  einen  Brand  gänzlich  zerstört  worden  sei.  Die  Zelle 
Albert's  des  Grossen,  sein  Lehrsaal  und  Catheder  verschwan- 
den. In  kurzer  Zeit  stand  ein  neuer  Bau  da,  den  man  be- 
sonders den  eifrigen  Bemühungen  des  Paters  Michael  Gum- 
perz  zu  verdanken  hatte.  S.  256  wird  der  Reliquienschatz, 
den  die  Kirche  bewahrte,  aufgezeichnet,  und  hier  ist  zuerst 
eines  silbernen  Kastens  erwähnt,  äer  die  Gebeine  Albert's 
des  Grossen  nunmehr  verschloss.  Vier  Fuss  Länge  und  zwei 
Fuss  Höhe  hatte  derselbe,  und  das  ciselirte  Bildniss  Albert's 
in  bischöflicher  Kleidung  lag  darauf^).  Nähere  Au&chlüsse 
über  diese  Neuerung  erhält  man  S.  259,  wo  die  Aufzählung 
der  in  der  Kirche  vorhandenen  merkwürdigen  Grabmäler  be- 
ginnt. Vor  allen  ist  hier  das  Grab  Albert's  des  Grossen 
genannt,  welches,  nach  der  neuen  Anlage  des  Hoch- 
altars, in- der  Mitte  des  Chores  hinter  diesem  Altare  ge- 
sehen werde.  Die  Reliquien  desselben  —  so  heisst  es  wei- 
ter —  werden  jedoch,  nachdem  sie  am  29.  September  1671 
durch  den  Prior  des  Klosters,  Caspar  von  Collen,  feierlich 
erhoben  worden,  in  einer  sübernen  Tumba  in  der  Schatzkam- 
mer der  Sacristei  bewahrt  und  an  den  Hauptfesttagen  des 
Jahres  im  Hochaltare  zur  öffentlichen  Verehrung  ausgestellt  ^). 


7)  „Deinde  in  cista  argentea  quatuor  pedes  longa,  duos  pedet  alta, 
cui  imago  scolpta  B.  Alberti  Magni  in  habifcu  Ponfcificali  incumbit, 
continetQi*  corpus  B.  Alberti  Magni."  Unter  Nr.  7  und  8  werden  nocli 
eine  „Herma  pectoralis"  und  eine  «Magna  Hierotheca  argentea''  ange- 
führt mit  Reiiquien,  welche  das  Kloster  Albert  dem  Grossen  verdankte. 

8)  „Sepulchrum  B.  Alberti  Magni  Ratisponensis  Episcopi  Ordinis 
Praedicatorum,  juxta  modernam  summi  Altaris  dispositionem,  visitur 
in  medio  Chori  retrö  summum  Altare,  cujus  tarnen  Reliquiae  anno  1671. 
die   29.  Septembris   ab  j\dm.  Rdo.  et  Exipiio    Patre    Magistro    Fraire 


In  der  St.  Atidreaskirche  zu  Köln.  IIB 

Am  Schhisse  des  dem  Thesaurus  sacer  ecclesiae  gewid- 
meten Verzeicbnisses  werden  dann  noch  genannt :  zwei  Co- 
dices, von  Albert  dem  Grossen  eigenhändig  auf  Pergament 
geschrieben,  und  die  Gasula,  welche  derselbe  zu  ge- 
brauchen pflegte').  Hier  erhalten  wir  also  zum  ersten 
Mal  die  Meldung,  dass  das  Kloster  neben  dem  Reliquien- 
behältniss  noch  eine  Casel  Albert's  besonders  bewahrte. 
Freilich  könnte  man  sich  versucht  finden,  den  Umstand  da- 
durch erklären  zu  wollen,  dass  etwa  bei  der  üebertragung 
der  Gebeine  aus  dem  Hochgrabe  im  Chore  der  Kirche  in  den 
silbernen  Kasten  am  29.  September  1671  die  Casula  zuerst 
von  den  Körperresten  getrennt  worden  sei,  um  so  mehr,  wenn 
man  den  Blick  in  Gelen's  1645  erschienenes  Werk  De  magni- 
tudine  Coloniae  richtet,  wo  S.  463 — 464  dem  Thesaurus  sacer 
des  Predigerklosters  eine  ausffthrliche  Au&ählung  (35  Num- 
mern) gewidmet  ist,  die  neben  dem  Hochgrabe  Albert's,  worin 
er  in  priesterlicher  Kleidung  zu  sehen  sei  *®),  wohl  noch  die 
»Duos  Codices  B.  Alberti  Magni  propria  manu  conscriptos« 
(XVni.)  anfuhrt,  von  jener  besonderen  Casula  aber  nichts 
weiss.  Ich  werde  indessen  nachzuweisen  vermögen,  das^  das 
Schweigen  Gelen's  von  einer  besonderen  Casula  und  andern 
Omatgegenständen  keineswegs  auf  deren  damaliges  Nicht- 
vorhandensein schliessen  lässt,  sondern  dass  es  nur  auf  einem 
Vergessen,  auf  einer  ünvollständigkeit  seines  Berichtes  beruht. 

Schon  vor  längeren  Jahren  ward  ich  durch  den  Erwerb 
.eines  sehr  alten,  anscheinend  dem  Ende  des  fünfzehnten  Jahr- 


Casparo  von  Collen,  de  Colonia,  Conventüs  ejusdem  Priore  et  Haere-' 
ticae  pravitatis  Inquisitore  in  Tumbam  argenteam  solemniter  elevatae, 
in  Sacristiae  Sacrario  religiöse  asservantur,  et  in  principalioribus  per 
anniim  Pestis,  in  Altarl  majori  publicae  venerationi  exponuntur." 

9}  „Ddos  Codices  6.  Alberti    Magni  propril  mann   in   pergameno 
descriptos,  et  Casulani  qu4  B.  Albertus  Magnus  usus  fuit.'' 

10)   „IV.  In  tumba  elevata  corpus  integrum  Magni  Alberti  Ratisbo- 
nensis  Jßpi^copi  tetnitur  Sacerdotall  quoque  adhuc  veste  iiidutum." 

8 


114  Die  Re]iqiii|>]i  A^barff  dei  GroM«ii 

hunderte  angehörenden  Einblattdruekes  erireut,  welcher  die 
im  Predigerkloftter  zu  Köln  befindlichen  Reliquien  ToU^taa- 
dig  verzeichnet.  Es  ist  ein  Quartblatt  mit  gothlschen  Tjpea 
gedruckt,  wdche  die  Officin  de«  Heinrich  Quental  ^^),  dßg 
Ahnherrn  der  berdhmtwi  Typographen»Familie  dieses  Nam^is, 
verrathen.  In  die  obere  Hälfte  des  Textes  ist  an  der  linken 
Seite  ein  hübscher  Holzschnitt  (hoch  2  Zoll  11  Linien,  br«t 
2  Zoll  3  Linien  rheinisch)  eingefügt,  welcher  die  heilige  Jung- 
frau mit  d^n  Jesuskinde,  von  einem  Dominicanennräche 
verehrt,  vorstellt.  Ein  aus  Blumen  gebildeter  Bosenkranz 
umgibt  diese  Gruppe;  auch  in  den  Händen  Maria's  uAd  d^ 
Kindes  bemerkt  man  einen  Bosenkranz,  der  aber  in  der  ge- 
wöhnlichen Weise  aus  EJömem  besteht.  Der  Lihalt  dieses 
seltenen  und  schätzbaren  Blattes  überzeugt  uns,  dags  auch 
damals  das  Fredigerkloster,  ausser  dem  Grabe  mit  dem  be- 
kleideten Körper  Albert's  des  Grossen,  die  Me^iSgewlU)di^ 
desselben  noch  besonders  bewahrte  und  zu  ßmm  B-diqui^- 
ßchätz^  zählte,  ja  wir  finden  die  Bestantitheile  hi^  i^och  um 
zwei  vermehrt,  denn  ausser  der  Casula,  Stola  und  Mampe} 
finden  sich  noch  naS^M  und  pamictus<t  genannt.  Ich  lasse 
den  Text  des  Blattes  vollständig  hier  fingen: 

Iste  reliquie  habentur  in  Colonia  apud  frat^es 
Predicatores. 

Corpus  sancte  Vndeline  regine  de  societate  beate  Vrsule. 
que  prefuit  milibus  virginibus. 

Item  trecenta  corpora  virginum  ex  eadem  societate  que 
co'ntulit  domina  Abbatissa  de  westerberch  vene- 
rabili  domino  Alberto  magno  quarumossa  in  diuersis 
capsulis  reposita  ibidem  visuntur. 

Item  eiusdem  domini  Alberti  magni  corpus  in 
chori  medio  requiescit. 


11)  Sein«  Fressen  waren  von  1479  bis  15Q1  i^  Thätigkeit 


in  der  St,  Aq(^r«fi«kirc)ie  su  Kö]||.  11^ 

Jteffli  cJ^p^t  sftiMJte  Vndeline  virgipiß  et  Wftrtyri;^  preno- 
minate. 

Caput  sancte  Clementie  de  societMe  dipe  Vrßuje, 

Caput  &ß.ncti  Cassiftwi  patriarche  grecije  cmn  (^iw-  Vrsula 
maxtyrji^ati. 

Caput  vnius  mauri  de  legione  thebepr\mi. 

It;e^l  brachium  pancti  Philippi  ^postoli. 

Brachium  sancte  Christine  virginis  et  martyris. 

Item  digitus  sancte  ^jme  ix^tr\ä  chrisjbjfQre  virginis  fliarie. 

Jtem  de  inilicp  sajacti  Ipannis  baptistß  quo  christum  osten- 
derat  dicens  £cce  ^.gnus  dei. 

MajQdibuIa  sancti  C^^lixti  pape  cum  dentibuß^ 

Costa  sancti  Tbome  de  Aquino. 

Costa  sancte  Catheriijß  de  Senis  ordini^  pj'ejjic^torum, 

Pes  Qiun  crure  a4bu(;  carne  et  cyjte  tppti^  to^s  inno- 
centis  sub  herode  interfecti. 

Jtem  dens  sancti  Papli  /i{>Qstoli. 

Dens  sancti  Nicolai. 

D^ns  sw4i  Aygustini  et  A4alberti  epispoporui^. 

Item  de  ossibus  sanctorum  apostolorum  Petri  et  A|ic[?:ee. 
J^cabi.  BarthQlo^aei  et  Tymotbey, 

Jtem  de  Qsßibu^  sanctorum  martyrum  F^ji  öß  p^^iojpg 
ordiniß  predicat<?rum.  Stephani.  Laurentij.  Dionysjj.  Cbristo- 
phori,  Cpjmelij.  Sebastiaui.  Quirim.  Bl^ij,  Erasmi,  Vicitoris, 
et  Agatij  ducis  .x.  milium  martyrum.  Majvitij  J^jgioxiis  tb^- 
beorpm  principis  et  sjxti  pape. 

Ite^l  de  ossibuß  sanctorum  confessorum  Domiiiici  ingti- 
tutQri3  pre^ijc^torum  orcjibis.  et  de  .SQapuJari  eiusdem.  Anthonij 
.et  Ben^rdjl  Abb^tuw.  Siluestri  pape.  .Serua.tij  ,et  Hupperti 
episcoporiHP  pt  J^udowici  regis  frapcorum. 

Item  de  ossibus  sanctarum  virginum  et  qiartyr^m  Ca- 
therine, et  de  ojeo  quod  e:^  illiuß  QS^ibus  epianavit.  B^arbare. 
Tejpl^.  ApjK>loj!we.  Agathe.  Doyothiep.  Lucie  et  de  Capite  sancte 
PetfopeJile  FjJJe  jjiwcti  Petri  ^postoli. 


116  Die  Reliquien  Albert*«  des  Grossen 

Item  notabilis  pars.de  sancta  Cruce  quam  dominus 
Albertus  per  ignem  probauit. 

Item  due  spine  de  spinea  Corona. 

Item  petia  de  sudario  quod  fiierat  supra  Caput  christi 
Et  de  sindone  qua  inuolutus  fuit.  Et  particula  linthei  quo 
exceptus  est  de  Cruce. 

Item  de  sepulchro  domini.  De  alba  Yeste  qua  illusit  illum 
Herodes. 

Item  de  mensali  super  quod  cenauit. 

Item  de  Crinibus  beate  virginis  et  de  Panno  quem  illa 
suis  benedictis  manibus  contexuit  et  de  Camisia  eiusdem. 

De  crinibus  beate  Margarete  virginis  et  martyris. 

De  Crinibus  Marie  magdalene  apostolorum  apostole  qui- 
bus  pedes  domini  extersisse  legitur. 

Item  Camisia  sancte  Elizabet  vidue.  Domini  Andree  regis 
Hungarorum  filie. 

Item  tres  mitre  cum  quibus  tres  sancte  virgines  socie- 
tatis  Vrsulane  sepulte  et  extumulate  fuerunt. 

Item  Amphora  Chrystallina  continens  sanguinem  sancte 
Vndeline  regine  prenominate. 

Item  in  eodem  Conuentu  sunt  Casabu  alba«  aadctes. 
ttola  et  mailpriu  quibus  dominus  Albertus  magnus 
solitus  est  celebrare.  Et  libri  quos  illemanu  pro- 
pria  scripsit  super  euangelium  Matthei  et  libros 
animalium  Aristotelis. 

In  hoc  Conuentu  inchoata  est  primum  laudabilis  frater- 
nitas  beate  Marie  virginis  de  Rosario  multis  diuersorum  sum- 
morum  pontificum  Cardinalium  archiepiscoporum  et  episco- 
porum  mdulgentijs  predotata.  insuper  sunt  in  eodem  conuentu 
due  alie  fratemitates  videlicet  sancti  Sebastiani  martyris  Et 
beatl  Petri  de  mediolano  multis  ibidem  indies  miraculis  co- 
ruscantis.  Laudetur  deus  in  sanctis  suis. 

Man  wird  nicht  einwenden  können,  dass  etwa  diese  Ornat- 
Gegenstände  bei  der  Erhebung  des  Körpers  im  Jahre  1482 


in  der  St.  Andreaiikircbe  su  Köln.  117 

von  demselben  könnten  getrennt  worden  sein  —  eine  hin- 
reichende Widerlegung  liefert  schon  allein  die  Aussage  Ge- 
len's,  der,  wie  wir  bereits  erfuhren,  im  Jahre  1645  als  Augen- 
zeuge berichtet,  dass  der  Körper  Albert's  in  seinem  Hoch- 
grabe in  priesterlicher  Kleidung  zu  sehen  sei. 
Auch  ist  hier  eine  Stelle  aus  dem  im  Jahre  1278  errichteten 
Testamente  des  grossen  Mannes  in  Betracht  zu  ziehen,  wo- 
von man  eine  Abschrift  dem  Werke  Summa  naturaüum  (Ma- 
nuscript  in  der  Münchener  Hofbibliothek)  angehängt  gefun- 
den hat  **).  Unter  den  Schenkungen,  welche  er  dem  Domini- 
canerkloster in  Köhi  vermachte,  nennt  Albert,  nach  den  ihm 
zugehörigen  Büchern  in  der  gemeinsamen  Bibliothek  des  Klo- 
sters, »ornamenta  mea  omnia  sacristiaea,  und  femer 
bestimmt  er,  dass  sein  Gold,  Silber  und  Edelgestein  in  Geld 
verwandelt  und  zur  Vollendung  des  Chorbaues  der  Kirche 
verwendet  werden  solle. 

Angesichts  der  im  Vorstehenden  mitgetheilten  Thatsachen 
und  Zeugnisse  n^uss  die  Frage :  ob  der  in  der  Andreaskirche 
bewahrte  priesterliche  Ornat  Albert's  des  Grossen  derjenige 
sei,  womit  man  seine  Leiche  ins  Grab  gelegt,  vollkommen 
spruchreif  erscheinen.  Wir  verneinen  sie  entschieden.  Um 
so  fester  nehmen  wir  hingegen  die  üeberzeugimg  auf,  dass 
diese  Casula,  Stola  und  Manipel  zu  demjenigen  Ornat  gehört 
haben,  dessen  das  Testament,  dessen  der  Einblattdruck  aus 
dem  Ende  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  und  dessen  der  An- 
hang in  der  neueren  Ausgabe  des  Winheim'schen  Werkes 
erwähnen.  So  erscheint  die  Echtheit  der  Gegenstände  un- 
bestreitbar, und  weder  die  vortreffliche  Erhaltung  derselben, 
noch  die  nachträglich  erfolgte  Schmückung  mit  den  Bildern 
der  beiden  Dominicaner-Heiligen,  fordern  noch  zum  Zweifel 
auf.    Das  unschätzbare  Vermächtniss  des  grossen  und  heili- 


12)  Abgredrnckt  bei   Sighart  S.  248—249,   and  schon  früher  io  v. 
BiancD's.Werk:  Die  alte  Universitit  Köln«  L  Theil,  S.  63^55. 


Il8  Die  tldfqnl^tfi  Albert'^  des  ÜföBitn 

gfeii  Mannes  War  in  allöii  seinen  Tlieileti  ja  öWts  det  Gfegen- 
staüd  höchster  Weithhaltüng  und  Verehrimg  der  Kloöterttfü- 
der  geblieben  uiid  eine  schützende  Sorgfalt  trad  die  Aufbe- 
wahrung döäselben  stets  begleitet  haben. 

m  BetrefiF  de^  silbernen  Kastens,  in  welchem  seit  1671 
die  Grebefaie  Albert*ö  niedergelegt  waren,  habe  ich  zu  be- 
merken, dasä  derselbe  nicht  der  französischen  Regierung  bei 
der  Klööter- Aufhebung  in  die  Hände  gefallen  ist.  Die  Drang- 
salö  der  zunächst  vorhergegangenen  Jahre  —  seit  1794  — 
die  schweren  Bedrückungen  nlit  Geldabgabön,  und  Endlich 
auch  wohl  die  Voraussicht  der  nahenden  Katastrophe  des 
Unterganges^»)  hatten  die  Predigörittöiichö  Veratilaäst  und 
vielleicht  genöthigt,  den  Werthvollön  Silbfetltasten  zu  Gelde 
zu  machen  ^  ein  Verfahren,  zu  dem  sich  fkst  alle  hiesigen 
geistlichen  Ordenfehäüfier  mit  ihren  Sdiätzen,  die  eiüen  er- 
hebUchen  Metallwerth  hatten,  mehr  oder  weniger  gezwungen 
Sähen.  Von  einer  Seitö,  die  ich  fflr  zuverlässig  halteü  darf, 
erfühl-  ich,  dagö  der  Hölzkasten,  Welcher  bis  1859  die  Ge- 
beine Albert's  verschloss,  noch  im  Auftrage  des  PredigerMo- 
mrA  äiigeffertigt  Worded  ist. 

Neben  den  Reliquien  in  der  6t.  Andreäskirche  besitzt 
Köln  tiöch  einige  andere  schätzenswerthe  üeberbleibsel  des 
grossen  Albertus.    Sie  feeieh  hier  kurz  erwähnt. 

Öäß  Stadt- Archiv  besitzt  zwei  auf  Pergament  gesehrie- 
befte  Codices ,  welche  Albert'ö  Werke  t  De  animalibus  libri 
XJtVl.  (über  400  Blätter)  und  CoAmiöntaril  in  Matthäeum 
(251  Blätter,  mit  prächtigem  Einbände,  dei*  in  Lederprägung 
das  Bildniss  Albert's  Zeigt)  enthalten.  In  bfeidön  Bätwlön  ist, 
jeäööh  von  späterer  ^eder,  bezeugt,  däss  sie  von  des  Ver- 


ls) I^och  vor  dei^  allgemeinen  Aufhebung  der  geistlichen  Corpora- 
tionen  wurde  das  Dominicaner- Kloster  von  der  damaligen  französi- 
sch«h  Regiörting  üld  Casei'tee  in  BöniHziiBg*  f«taoniiheli^  (y«  MeHng  und 
Reischerf:  Di«.Bi9Qhdre  ind  ErzMichöfe  Vbn  Köln^  Btl«  I^  6.  1630 


itt  d«r  St.  Aiidr6ii8kirch6  <U  Kö]il.  119 

fässei^  eigner  Hand  g^ßchrieben  mm.  Es  sind  dieselben 
HAttdßchriften,  welche  das  Predigerkloster  besass  und  welche 
In  dem  Ttwrhin  nach  dem  alten  Druckblatte  mitgetheilten 
BöKqnienverÄeichnisse  dieses  Klosters  am  Schlüsse  vorkom- 
men. Die  Stadt  Köln  erhielt  dieselben  mit  dem  Wallraf  sehen 
Nachlasse. 

Untef  den  Alterthumsgegenständen  des  städtischen  Mu- 
seums beftttdet  sich  der  sogenannte  Zauberbecher  Albert's 
mit  der  Inschrift:  Scyphus  B.  Alberti  magni  ord.  praed.  Er 
war  vordem  im  Besitze  des  Hofraths  Dr.  Cbmes  zu  Cochem 
an  der  Mosel.  Wurde  er  mit  Wasser  gefüllt,  so  wirkte  der 
Trunk  zum  Erbrechen,  mit  Wein  geflUlt,  entleerte  er  den 
Md^en  nach  unten  ^^). 

Dann  sind  femer  noch  zwei  Wachssiegel  Albert's  an  Ur- 
kunden erhalten,  welche  beide  das  Stadt- Archiv  bewahrt. 
Die  eine  dieser  Urkunden  begehrt  die  päpstliche  Bestätigung 
des  Vergleiches,  welcher  zwischen  dem  Erzbischofe  Engelbert 
und  der  Stadt  Köhi  durch  Albert's  Vermittlung  zu  Stande 
gebracht  worden  war.  Der  Eingang  lautet:  »Sanctissimo 
patri  ac  domino  deigratiaSacrosancteKomaneEccIesiesummo 
Pontifici.  firater  Albertus  de  ordine  predieatorum  Episcopus 
quondam  Ratisponensis,  frater  Emundus  prior  totusque  Con- 
uenttts  monasterii  fratrum  predieatorum  in  Colonia  .  .  ,« 
und  am  Schlüsse  steht:  ))Datum  jn  vigilia  beati  Johannis 
baptiste.  Anno  domini  millesimo.  Ducentesimo.  Septuagesimo. 
secundo.«  Zwei  noch  ziemlich  wohl  erhaltene  Siegel  sind 
angehängt:  das  Prioratssiegel  des  Klosters  und  das  Siegel 
Albert's.  Letzteres,  in  ovaler  oben  und  unten  zugespitzter 
Form,  hoch  1  Zoll  9  Linien,  breit  1  Zoll  2  Linien,  zeigt  ihn 


14)  Man  a.  v.  Mering  und  Reidchert :  Zur  Geschichte  der  Stadt  Köln, 
Bd.  II,  S.  lOD'-llO,  und  v.  Bianco:  Die  alte  Universität  Köln,  I.  Theil, 
S.  55.  Sighart  (Alb.  Magn.  S.  82«**83)  gibt  die  Wirkungen  gerade  um- 
gekehri  an.  . 


130  Die  Reliquien  Albert'f  des  Grofsen 

als  Bischof  stehend  in  ganz^  Figur,  er  hat  diie  Mitra  auf 
dem  Haupte,  trägt  eine  Gasula,  die  Arme  sind  ausgebreitet, 
mit  dem  Bischofsstabe  in  der  rechten,  einem  offenen  Buche 
m  der  linken  Hand.  Die  Umschrift  lautet,  nach  der  von  mir 
genommenen  Abzeichnung,  oben  rechts_beginnend : 
S  FKIS  ALB'TI  QDA  EPI  RATISPON  D'  ORD'  PRE(D?) 
also  nach  Auflösung  der  Abbreviaturen:  SigiUum  fratris 
Alberti  quondam  episcopi  Ratisponensisde  ordine  predicatorum, 
was  auch  zu  dem  vorhin  mitgetheilten  Eingange  der  Urkunde 
vollständig  in  Uebereinstimmung  tritt.  In  den  »Quellen  zur 
Geschichte  der  Stadt  Köhia^^)  ist  hingegen  eben  diesem 
Siegel  folgende  Umschrift  gegeben: 

ALBTI  QDA  EPI  RATIBON  D  ORD'  PRAEDICATOBIS. 
wobei  die  Lesung  rechts  gegen  die  Höhenmitte  beginnt.  Der 
zweite  Band  desselben  Werkes^*)  theilt  ein  zweites  Siegel 
Albert's  mit,  dem  andern  an  Form  gleich,  nur  etwas  kleiner; 
es  zeigt  einen  posaunenden  Engel  und  die  Nachbildung  gibt 
ihm  die  Umschrift: 

S.  FR  ALB'TI.  DE  LAVGIG:  ORD:  PRED: 

Die  Bezeichnung  der  Urkunde,  wo  es  hergenommen,  ver- 
misst  man. 

Schliesslich  ist  hier  auch  eines  Glasgemäldes  zu  geden« 
ken,  welches  die  Dankbarkeit  der  Klosterbrüder  zum  An- 
denken Albert's  in  einem  Fenster  des  von  ihm  errichteten 
Chores  angebracht  hatte.  Sein  Bildniss  und  jenes  des  Erz- 
bischofs Sigfirid  waren  darin  zu  sehen,  ersteres  mit  der  Inschrift: 


15)  Herausgegeben  von  Ennen  und  £ckertz,  Bd.  I,  Tafel  T,  fir.  2. 
Die  „Erklärung  der  Tnfeln"  sagt:  „Nr.  2.  Siegel  des  Albertus  Mag- 
nus; findet  sich  an  einem  ffir  den  Papst  bestimmten  Briefe  des  Al- 
bertus von  1272. 

16)  Tafel  III,  Nr.  15.  S.  IX  des  Verwortsist  es  .alt  „Nr.  15»  Siegel 
des  Albertus  Magnus  (S.  Fr.  Alberti  de  Lavging  ord.  Pred.)^.l>e2eiciineft. 


in  .d«r  St.  ADdreaskirche  lu  KOln,  121 

Gondidit  iste  Caiorum  presul,  qui  Phüosophoram 
Floset  Doctorum  fuit  Albertus,  scholaque  monim, 
LuciduB  errarum  destructor,  obexque  malorum. 
Hone  rogo  San^orum  nomero  Deus  adde  Tuorum. 
(Dieses  Chor  hat  der  Bischof  Albertus  gebaut,  der  die 
Blttthe  der  Phüosaphen  und  Gelehrten,  die  Schule  der  Sitten, 
der  strahlende  Vertilger  der  Irrthümer  und  das  Hindemiss 
d^  Bösen  war.    Ich  bitte,  füge  Diesen,  o  Gott,  der  Zahl 
Deiner  Heiligen  bei.) 

Bei  der  Auflösung  des  Predigerklosters  war  das  Glas- 
Gemälde  noch  wohlerhalten  vorhanden;  später  ist  es,  wie  ich 
von  jeh«r  habe  behaupten  hören,  städtisches,  Eigenthum  ge- 
worden (ob  vermittels  des  WaDraf  sehen  Nachlasses  ?).  Eigen- 
thflmliche  Gerüchte  über  den  ferneren  Verbleib  desselben  haben 
schon  vor  vielen  Jahren  im  Publikum  Eingang  gefunden,  und 
dem  Misstrauen  ist  auch' mitunter  ein  öffentlicher  Ausdruck 
gegeben  worden.  So  äusserten  z.  B.  v.  Mering  und  Reischert  *^) 
im  Jahre  1844 :  »Diese  noch  dermalen  der  Stadt  eigenthüm- 
lich  zugehörigen  Fenster,  über  deren  Verbleib  wir  leider  bis 
dahin  ausser  Stande  sind  eine  bestimmte  Nachricht  mitzu- 
theilen,  werden  hoffentlich  ihres  hohen  Kunst-  und  geschicht- 
lichen Werthes  halber  der  Stadt  erhalten  worden  sein  und 
nicht  das  Schicksal  vieler  anderer  kölnischen  Eunstschätze 
erfahren  haben,  welche  durch  den  Speculationsgeist  nach  al- 
len Weltgegenden  verschleudert  worden,  zur  Schande  unserer 
Vaterstadt  jetzt  Galerien  und  Museen  im  Auslande  zieren 
und  auf  diese  Weise  uns  für  immer  entzogen  sind.  Jedem 
patriotisch  gesinnten  Kölner  würde  es  daher  erwünscht 
sem,  die  fraglichen  Fenster  bald  an  irgend  einer  passenden 
Stelle  in  hiesiger  Stadt  angebracht  zu  sehen«  ^®).  Um  etwas 

17)  Die  Bischöfe  und  Erzbischöfe  von  Köln,  Bd.  I,  S.  181. 

18)  In  dem  Werke:  Zar  Geschichte  der  Stfidk  Köln,  Bd.  II,  S.  106, 
bemerkten  dieselben  Schriftsteller  auch  schon  im  Jahre  1838 :  „Diese, 
so  yiel  ans  bekannt,  noch  dermalen  der  Stadt  eifenthQmlich  zage- 


i^  Die  Reli(((kieti  Albert't  des  ärdM^nf  etc. 

mehr  EläHieit  in  di^se  fttgwOlmischeii  Attdetttttn^^ii  m  brin- 
gen, sej  es  mir  erlaubt  zu  bemerken,  däss  die  damals  ver- 
breiteten Gerüchte  dahin  lauteten,  als  seien  werthvofle  Glas- 
'  maiereien,  darunter  das  AlbertüÄfettSter,  unter  stadträtillicher 
Genehmigung  einer  hochgestellten  Person,  nämlich  dem  all- 
gemein beliebten  und  verehrten  Prinzen,  der  als  General- 
Gouverneur  Westpreussens  1830  seine  Äesiden»  in  Köln  ge- 
fiOBlmen,  zum  Geschenke  gemacht  worden.  Ob  das  attf  Wahr- 
heit beruht,  würde  wohl  zunächst  aus  den  Protocollcn  übör 
di^  stadträthlichen  Verhandlungen  in  den  dreisdiger  Jahren 
zu  erforschen  sein,  unter  den  zahlreichen  Glasmalereien, 
Yfelche  gegenwärtig  in  den  Umgängen  des  nea^  Mtßeüins 
Wallraf-Bichartz  aufgestellt  sind,  befindet  sich  das  Albertus- 
fenster nicht. 


hörigen  Prachtfcnsfer  werden  wahrscheinlich  der  Kunst  und  ihres 
geschichlllchen  Werthes  halber  der  Stadt  erhalten  werden^  .  .  • 
„Hoffetiilich  werden  die  vorerwähnten  kostbaren  Fenster,  deren  {fe- 
l^etivVfit'ligir  AttfliNiWihfUn'gdöft  uiis  nidht  bekflimt  iit,  aiv  irgend  einer 
passenden  Sielte  \u  der  Stadt  angebracht  werden»^ 

j.  J4  mM04 


8.    5Die  iJegenJe  ..Hein  tr^tC'  m  Dem  AatlfAiotnt 

Es  befindet  sich  in  dem  Schatte  des  Aftch^er  MünsWTß, 
"tk  ÄO  öemBch  allgetndn  bekannt  ist,  ein  grosseB,  präöhtigeö 
Blashom  von  Elfenbeiti,  Welches  M  den  Haris-Reliqüiett  g$- 
jbeobüet  Wird.  Es  heim  üämlich,  der  Chalife  Hattin  al 
Baschid  habe  eä  Karl  dem  Grossen  alä  Geschenk  übersandt, 
tmd  8611  es  auch  die  Vei'anlassutig  gegeben  haben,  dass  d^ 
gftese  Kaiser  sich  toA  seinem  tnusälmännischen  Fi'eimde 
ilflen  Etephafiteil  erbeten.  Dass  der  Elephant  in  Deutsch-» 
laM  angekommen  und  im  Jahf  810  plötzlich  gestorben,  be^ 
l^ügt  uns  Eifihard  im  Leben  Karls  c.  16  imd  in  Beinen 
Afflialen  zum  genannten  Jahre.  Das  Harn  ist  in  jtagst^ 
Zeit  von  Dr.  Floss  zu  Bonn,  Df.  Aus'm  Weerth  und  Otoo^ 
nikns  Dr.  Bock  aüisfährlich  beschrieben  worden.  Obgleich 
d^  letztgenanhte  sagt,  v^es  seien  in  letzteren  Zeiten  Über 
die  originelle  Sentems  mehrere  Conjekturen  aufgestellt  wor- 
den, 4ie  mehr  odifer  Weniger  an  tJnwahrscheinlichkeit  kräö* 
kehl«,  so  will  ich  mich  doch  nicht  scheuen,  vielleicht  die  Zahl 
derbelbto  m  termehren^  aber  mit  GitLnd^  meme  Auibtellm[ig 
tn  imtei^tÄtÄen  isucheüi.  Da  ich  nur  mit  der  firWäfting  der 
Devise  »Dein  eyn«  »u  thun  habe,  so  kann  ich  füglich  tat  die 
Btechreibufig  auf  die  Werke  *)  der  Genannten  verweisen,  auch 


1)  Floss,  Geschichtliche  Nachrichten  über  die  Aachener  Heiligthü- 
mer  ^  Aus'nt  Weetth,  KfanüdenkmAler  des  Mittalalterlr  in  d«ti  Rhein-* 
landen  —  Bock,  Der  Reliquienschatz  des  Liebfraaen-MAnitervz»  AatfhMi« 


184      Die  Legende  „Dein  eyn^  an  dem  Karlthorne  so  Aachen. 

von  dem  Gebrauche  der  Homer  aus  der  Geschichte  nur  so- 
viel heranziehen,  als  zur  Erklärung  der  Legende  f&r  meinen 
Zweck  unumgängUch  nöthig  ist.  Die  Inschrift  Dein  eyn  be- 
findet sich  auf  dem  Tragbande  des  Homes,  das  von  Sammt 
und  55  Millimeter  breit  ist,  und  zwar  viermal  wiederholt,  in 
zierlich,  silbervergoldeter  Minuskelschrift,  in  gothischen  Buch- 
staben, wie  Hr.  Floss  sagt,  des  XV.  oder  XVI.  Jahrhunderts. 
Ausser  auf  dem  Tragbande  findet  sich  die  Legende  auch  noch 
auf  den  beiden  Schliessem  des  Bandes  oder  Gürtels  eingra- 
virt.  Was  soll  die  viermaüge  Wiederholung  des  Spruches 
bedeuten?  Ich  glaube,  den  ofkmal  wiederholten  Schall  des 
Blashomes  nachahmen  und  bezeichnen. 

Bisher  erklärte  man  das  Dein  eyn  mit  »Dein  eyn  (eigen) 
Hom«  oder  »Dein  £in(hom)a  oder  das  einz^e,  das  liebste 
Hom  Karls.  Ob  aber  im  XV.  und  vor  dem  XV.  Jährhan* 
dert  die  Possessiva  des  Singulars  Mein,  Dein,  Sein  so  und 
nicht  vielmehr  min,  dtn,  sin  lauteten,  darüber  können  nur 
die  Schriften  jener  Zeit,  oder  z.  B.  die  grosse  Grimm'sche 
Grammatik  entscheiden.  Sicher  ist,  dass  tuus,  dein  im 
Altdeutschen  sowohl  wie  im  Niederdeutsche  din  hiess  wie 
auch  in  den  übrigen  Sprach-Idiomen,  wie  sie  die  Grammatik 
von  Grimm  aufführt.  Jdein,  dein  sind  Formen  der  spätem 
neuhochdeutschen  Schriftsprache,  worin  nach  Grimm  (p.  519, 
523  des  angef.  W.)  das  organische  1  übergegangen  ist.  Nun 
war  aber  die  Niederdeutsche  Sprache  die  Sprache,  welche  in 
Aachen  geredet  wurde  zur  Zeit,  als  die  Inschrift  auf  dem 
Bande  gestickt  wurde,  und  iat  es  sehr  wahrscheinlich,  dass 
sie  schon  Mher  auf  deuMielben  eidstirte  und  blos  das  Band 
mit  derselben  erneuert  wurde «) ;  deshalb  sprach  ich  eben 
von  der  Zeit  vor  dem  XV.  Jahrhundert.  Wie  die  Sprache 
am  Niederrhein  und  Westphalen  war,  wie  dieselbe  überhaupt 


2)  Dieser  Meinong  ist  auch  Hr.  Ans'in   Weertk  ia  seinem  aDge« 
gefahrtoa  Werke» 


Die  Legende  „Dein  eyn"  an  dem  Karlsliorne  zu  Aachen,     125 

gegen  den  Rhein  und  Westphalen  hin  geredet  wurde,  daron 
haben  wir  die  beste  Probe  in  dem  vor  einigen  Jahren  auf- 
gefundenen, wahrscheinlich  aus  der  Gegend  von  Aachen 
stammenden  Gedichte  »Karlmeinet«.  (Sieh  meinen  Aufeatz 
in  den  Annalen  des  histor.  Vereins.  Köhi  1862, 11.  u.  12.  Heft). 
In  diesem  Gedichte,  das  vom  Altmeister  Grimm  dem  An- 
fange des  XIV.  Jahrhunderts  zugeschrieben  wird,  heisst  das 
Possessivum  inmier  myn,  dyn,  syn.  Dagegen  finden  wir  in 
dem  Gedichte  deinen  für  dienen,  servire*),  deynhaflFfcich, 
deynshacht  und  deynsthacht  für  dienstbar.  Es  kommt  die 
Stelle  vor,  wo  es  heisst:  (es  spricht  nämlich  Bischof  Turpin 
zu  Karl'n)  »Ind  den  Deynen  Oygem,  der  van  Denmarken 
quam«,  was  nichts  anders  heissen  kann,  als :  Und  den  Dienst- 
mann  Ogier,  der  von  Dänemark  kam.  Auf  diese  Stellen 
gestützt  glaube  ich,  dass  die  Devise  auf  dem  Tragbande  einen 
Bezug  auf  das  Lehnrecht  hat  und  bedeuten  soll:  Diene  (mir)! 
in  ihrer  ersten  Hälfte.  Die  zweite  Hälfte,  das  eyn  mag 
dann  das  Echo  des  Homes  bezeichnen,  wie  das  früher,  be^ 
sonders  in  lateinischen  Versen,  eine  beliebte  Spielerei  war, 
was  zu  glauben  uns  auch  schon  die  viermalige  Wiederholung 
des  Dein  eyn  anleitet.  Sollte  Jemand  an  der  unwichtigen 
auch  in  den  altdeutschen  Gedichten  vorkommenden,  Ver- 
schiedenheit des  i  und  y  Anstoss  nehmen,  so  dürfte  wohl  das 
letztere  gleichsam  als  Doppel-i  den  langnachhallenden  Ton 
des  Homes  für  das  Auge  bezeichnen,  wie  denn  auch  das  y 
nach  Hoflftnann  v.  Fallersleben  (Reineke  Vos  Einl.  XV)  für 
das  lange  i  (1)  steht.  —  Man  verlangt  gewöhnlich  von  einer 
Devise,  dass  si^  einen  vielsagenden  Sinn  in  wenig  Worten 


.3)  Auf  dieselbe  Weise  übersetzt  noch  das  lateinische  Lexikon 
von  Calepinas,  Lyon  J647  das  Wort  servire  mit  deinen.  Sieh  auch 
„Mithridates  v.  Vater"  2.  Th,  S.  286,  wo  es  im  Vaterunser  einer  zwi- 
schen 1477  und  1488  zu  Köln  gedruckten  Bibel  heisst  auf  Nieder- 
rheinisch:  'Gehilliget  werde  dyn  Naem. 


196    .Pi#  Legende  „Deiii  ^n'*  »n  je»  K^^rM^rne  f,u  Afcb^ii. 

entbftlte.  Nach  meinm'  Meinuiig  iat  aber  in  fi^  £r9}^fim 
Erkl&rtmgfn  des  nDein  eyn«  w^ig  Sinn  ^thalt^;  o^  peii^ 
:&:kl94^img  mehr  Siim  enthalte,  mögen  Ander^^  entßplieid^ 

Ferner  muss  die  Devise  eope  Verbipdnng  nwt  äem  Ge- 
genstände haben,  worauf  m  steht.  Die  Verbioduing  W^s» 
üDS  der  Gebrauch  des  Uorpes  ajogeben.  Ohne  yon  dj^  1^3- 
bräem  zu  sprechen}  die  durch  im  tlom  ;:u  ihren  gottes- 
dienstlichen  Festengerufen  wurden,  erwäbpe  ich,  d^ßs  es 
bei  den  römischen  Seeren  in  Verbindung  mit  der  Tuba  d^s 
Organ  der  Befehle  d^  Feldh^rm  wß,r.  Seinem  Bitfe  mpst? 
d€^  Krieger  gehprchen,  ihm  Folge  geben.  Bei  den  gevuui- 
niscben  Völkern  war  es,  wie  es  scbon  auch  bei  den  Itöiuep, 
wenn  die  Gomitien  iiach  Centurien  stimmten  (siehe  Arnobius) 
im  Gebrauch  war,  in  der  Civil- Verwaltung  die  Stimme  des  herr- 
^benden  Fürsten.  Wurde  z.B.  bei  den  Franl^^  iu  eiuem 
Gaue  ein  Todter  gefunden,  so  musste  der  G9.ugr«f  selbst  das 
H<Hrn  blasen,  das  Volk  zusammenrufen,  um  den  Mörder  aus- 
findig zu  machen  (sieh  die  Capitulare  Chlodwigs  in  P.ertz). 

Im  Gedichte  ))Karhneinet(iL  ist  der  Träger  dcis  Homas 
Olyver;  der  es  bläst,  ist  Boland,  das  Uorn  selbsit  ist  aber 
das  Hörn  Karls ;  nach  ihrem  Tod^  erbalteQ  dasselbe  von 
Karl  ßapod  uud  Wyn«mapn,  seine  Brilder,  ^uch  nach  4e5i 
EolaEulsUed  und  dessen  französiscber  Vorlage.  Der  Tr|ig^ 
und  der  Besitzer  d^B  I{omes  sind  also  glei(^b£«>m  danait  be- 
lehnt Frscdiallt  das  Horu,  so  versAWn^  4^  glmh  um 
es  aOe  Mitnnen.  Das  Hörn  stirbt  «Iso  bei  dßu  Fra#kep 
miit  der  Heeresfolge  in  der  engsten  V^^rhindung ♦), 

£inaQ  besoibder^  Giebire).uch  d^  iKojmes,  d^r  mit  dem 
Lehnrechte  Verbindung  hat,  enthält  die  Chronik  von  Nova- 
lese (Pertz  Monumenta  Vn).  Als  Karl  der  Grosse  über  die 
Alpen  zog,  um  den  Desiderius,  den  König  der  Jjongobarden 


4)  Hie)iia  mag  iauc)i  noch  tu  ziebep  sein  das  Sprichwoi^jt  »ip  ^in 
Hörn  blasen"  für :  zu  einer  und  der^ielben  Partei  i^^hOren. 


Djf  JLegßDd^  «Peip  «yn"<  an  4em  JKarJpI^^rne  zu  A«cb,^n.      }37 

ssumrterwerfeii,  diente  ihm  ein  Spielmaim  (jocnlator)  Ms  W^^g- 
weis^r.  Zum  Lohn  erhielt  dieser  Spidmann  ß-Isd^im  so  viel 
Land  und  Leute,  soweit  sein  Honi,  das  er  von  eineui  Berge 
herall  blies,  gehört  werden  koiwite»  Nachdem  er  geblasen, 
stieg  er  hinab  und  frug  die  Leute,  ob  sie  ihn  gehört  hätten  ? 
So  wie  einer  Ja  sagte,  gftb  er  ihm  eine  Maulschelle ')  und 
rief:  Du  bist  mein  Eigen.  Hier  ist  aber  m  bemerken: 
bevor  der  Spidmanu  oder  Possenreisser  (j<xJnlator «)  auf  den 
Berg  ging ,  um  m  blasen,  huldigte  er  zuerst  dem  Könige 
Karl,  als  seinem  Oberlehnsherrn  (protinus  adorans  regem). 
Die  Devise  in  der  von  mir  «mgegeb^en  Bedeutung  von 
dienen,  sei  es  nun,  dass  man  das  Zeitwort  in  der  Form 
des  Imperativs  annimmt,  oder  auch  in  der  Präsensform,  wo 
dann  das  Personal-Fürworjt  ich,  wie  häufig  früher  und  noch 
jetzt  in  Geschäftsbriefen  geschieht,  zu  ergänzen  wäre,  kommt 
wirklich  nicht  vereinzelt  vor.  Den»  das  Wappen  des  Prin- 
zen von  Wales  von  England  hat  die  Devise  oder  d^g  Motto : 
Ich  diep',  i  serve;  d^s  des  Earl  Pembroke:  Ung  (un)  je 
serviray.  Einem  will  ich  dienen^  Sollte  mm  hiernach  nicht 
versucht  werd^,  avich  die  Devise  j^Dein  ey»«  ßix  dem  Karls- 
horne  zu  Aachen  in  <;hevalereskem  Sinne  zu  erklären:  Diene 
Einer!  oder  ich  diei^  Einer  ?  In  der  Aacheiier  jetpgen  Volks- 
sprache ausgedri^cl^t,  Würde  das  Motto  iu  di^em  Smne  ge- 
rade so  lauten,  wie  es  Äiuf  dem  Band^  des  Homes  steht. 
Zum  Schlüsse  will  ich  nocjji  die  Stelle  ^us  dem  Gedichte 
»Karlmeineta  anführen,  wo.  der  sterbßnde  ßoLand  sein  Hom 
bläst,  da  ich  der  Meinjpg  hm^  daes  ßie  die  .Deyjüse  aufklären 


5)  Wer  denkt  bi«ir  nicht  an  den  gelinden  Backenstreich,  den  der 
Bischof  dem  Firmlinge  ertheiU,  was  nach  deip  h,  Karl  Boromeo  be- 
deuten soll,  dass  er  in  die  christliche  Miliz  aufgenommen  wird?  Bei 
den  Römern  war  dagegen  der  Backenstreich  das  Zeichen  der  Frei- 
i«9  6-uiig  (firer  Sklave«. 

ß)  'Uie  f  PoifbailpurB  hiteam  sich  «elbflti  Jonf^leurs,  wu  KO0  jacii^ 
4j||pr  ff^ftan^fit.     .   . 


128     Die  Leidende  „Dein  eyn"  an  dem  Karlihorne  zu  Aachen. 

Würde,  wenn  sie  selbst  nicht  so  dnnkel  wäre.  Es  spricht 
nämlich  auf  Blatt  A  455,  50,  Boland  zu  Olyver,  dem  Trl^er 
des  Hernes,  indem  er  es  ihm  reicht: 

Blas  dat  Hom,  Rolantl 

Des  antworde  eme  der  degen  here : 

l)at  en  wel  got  unse  here  I 

Ich  sal  mich  noch  hude  des  vlyssen, 

Dat  mir  Karlle  net  sal  verwyssen, 

Einige  zyntellere(?)  wylle  syn 

Mit  dem  home  myn. 

Got  gaflf  uns  beyden  dat  leven, 

Dat  lyflF  wyl  wyr  eme  weder  geven. 

Nu  gedroeste  dich  des  dynes. 

So  doen  ich  mich  des  myn  es, 

Ind  heven  ims  weder  an  den  stryt, 

Ind  brechen  Godes  ande !  Dat  is  zy t. 
Roland  bläst  nun  nicht.    Die  Heiden,  Marsilys  an  der 
Spitze,  greifen  an.  Olyver  föllt.   Nun  heisst  es  von  Roland: 

Do  hey  zo  eme  selver  quam, 

Syn  home  van  syne  halse  hey  nam, 

Ind  blese  id  mit  solcher  kracht 

(Vur  waer  sy  uch  dat  gesacht) 

Dat  eme  der  lyff  enbynnen  spleis. 

Syn  hemde  eme  van  dem  rucken  reis. 

Syne  macht  de  gould  bende, 

Sonder  eynich  behende, 

Mechtlicher  darzo  dwungen, 

Dat  sy  mydden  entzwei  Sprüngen. 

De  groisse  noit  en  darzo  dreiff, 

Dat  in  dem  home  bleiff 

Synes  herzen  bloit. 
Roland  legt  nun  todesmüde  sich  ^ur  Erde  bei  den  er^ 
schlagenen  Feinden,  und  unter  sein  Haupt  >syn  vel  leves 
hom« ;  ein  Heide  will  es  ihm  nehmen,   Roland  gibt  ihm  da- 


Die  Legende  „Dein  eyn"  an  dem  Karlshorne  zu  Aachen.      129 

mit  einen  Schlag,  dass  sein  Kopf  zerbricht,  legt  nun  wieder 
das  jetzt  gespaltene  Hom,  »syn  hogestes  pant«  unter  sein 
Haupt  und  stirbt  0- 

Zu  bemerken  ist,  dass  das  Gedicht  den  Anführern  der 
Sarazenen  nie  ein  Hörn  mittheilt ;  diese  haben  ihre  »basunen«, 
Posaunen.  Bekannt  ist,  dass  das  Hom  Rolands  den  Namen 
Olifant  in  dem  fränkischen  Sagenkreise  führt  —  im  Gedichte 
Olivant  — .  Nach  Prof.  Floss  führt  es  bei  Turpin  diesen  Na- 
men noch  nicht ;  wie  aber  noch  jetzt  in  der  Aachener  Volks- 
sprache das  Wort  Olefant  für  Elephant  gesagt,  z.  B.  der 
dem  Präsidial-Regierungsgebäude  gegenüber  liegende  Gast- 
hof zum  Elephanten  ))e  gen  Olefant«  genannt  wird,  dieser 
Zusammenhang  muss  noch  erklärt  werden. 

Vorab  aber  kann  ich  mich  nicht  enthalten,  eine  mir 
später  zu  Gesicht  gekommene  Stelle  aus  der  Chronique  rim6e 
des  Philipp  Mouskes  (13.  Jahrh.  im  Anf.)  anzuführen,  welche 
meine  obige  Ansicht  über  die  Bedeutung  des  »Deynen  Oygema 
im  Karlmeinet  vollkommen  bestätigt.  Es  heisst  nämlich  in 
der  genannten  Chronik  von  Ogier  V.  4644 — 4653  : 

(Karies  conquist)  Danemarce, 

Qui  moult  estoit  lontainne  marce: 

Si  en  ot  le  Danois  Ogier 

Pour  Gaufrois  son  p^re  ostagier. 

Et  diut  rendre  et  tr6u  et  ban 

De  nn  deniers  cascun  an. 

Mais  Gaufrois  i  laisa  Ogier 

Del  tout  en  tout  four  ostagier. 

Et  il  siervi  si  bien  le  roi 

Qu'il  n'i  eut  perde  ne  desroi. 

Ses  om  ert  et  il  ses  amis, 

Si  Tot  od  les  XH  pers  mis. 

7)  Ein  Gegenstück  hierzu  ist  der  französische  Soldat  im  russischen 
Feldzuge,  der  feinen  Adler  in  eine  Schlucht  versteckt,  damit  er  nicht 
in  Feindes  Hand  falle. 

9 


IdD      Die  f^6iH6  ^Dein  eyn"  r.ii  dem  Kurlshöfne  tu  Aftchen. 

»Kart  unterjochte  Dänemark,  das  eine  feehr  ferne  Mark 
war ;  er  hatte  daraus  den  Dänen  Ogier  als  Geissei  für  seinen 
Vater  Gottfried,  und  dieser  musste  als  Tribut  und  Geldstrafe 
jedes  Jahr  vier  (Gold-)  Denare  geben.  Aber  Gottfried  liess 
Ogier  durchaus  für  immer  als  Geissei  im  Ausland  dort. 
Und  er  diente  so  gut  dem  Könige,  dass  es  weder  Verlust 
noch  Unordnung  gab.  Er  war  sein  Vasall  (homo)  und 
Karl  sein  Freund,  und  stellte  er  ihn  unter  seine  zwölf  Pairs 
(Paladine).« 

Ich  bemerke  nun,  dass  die  Benennung  Olefant  aus  dem 
Romanisch-Französischen  wohl  stammen  wird.  Im  Philipp 
Mousques  heisst  das  Hörn  Roland's  Olifant  sowie  iö  den 
Chroniques  de  St.  Denis,  welche  damit  die  tuba  ebumea 
des  Turpin  übersetzen.  Die  Nachbarschaft  des  wallonischen 
Dialekts,  der  nach  v.  ßeiffenberg  nichts  anders  als  altes 
Französisch  ist,  erklärt  dann  auch  das  Vorkommen  des  Aus- 
drucks in  Aachen,  üebrigens  heisst  im  Plamändischen  der 
Elephant  auch  Olifant. 

Aachen. 

P»  mt.  Kftntseler. 


III«    Litteratiir« 


l  ßtfi\Ttihm%  ber  in  Der  Si^ml}  unfgrfitnbeneit  (Santfi^en 
illttnjcit.  Von  Dr.  H.  Meyer,  Direktor  des  Münzkabinets. 
Mit  drei  Tafeln.  Zürich  1863  (Mittheilungen  der  anti- 
quarischen Gesellschaft  in  Zürich.  Bd.  XV.  Heft  1.) 

Der  gelehrte,  durch  verschiedene  werthvolle  Monogra* 
phien  insbesondere  auch  auf  dem  Gebiete  der  römischen  In- 
schriftenkunde als  bewährter  Erforscher  der  helvetischen  Ur- 
zeit längst  weitgeschätzte  Verfasser,  welcher  schon  im  »Neu- 
jährsblatt  der  Stadtbibliothek  auf  das  Jahr  1862«  das  unter 
seiner  Verwaltung  stehende  Münzkabinet  der  Stadt  Zürich 
seinem  Bestände  nach  und  unter  Hervorhebung  einzeler  be- 
sonders merkwürdiger  Stücke  näher  beschrieben  hatte,  er- 
weitert in  vorliegender  Arbeit,  die  sich  seinen  frühem  würdig 
anreiht,  die  dort  S.  2  f.  gegebene  Kunde  von  den  Gallischen 
Münzen  des  Züricher  Kabinets  zu  einer  Gesammtbeschreibttog 
aller  ihm  bekannt  gewordenen  Münzen  gleicher  Art  aus  der 
ganzen  Schweiz  und  liefert  damit  zugleich  einen  weitem  bis 
jöt2t  Von  dieser  Seite  noch  vermissten  Beitrag 'zur  Aufhellung 
der  Urzeit  seines  Vaterlandes.  Es  vervollständigt  sich  dadurch 
in  tirürdigster  Weise  die  lange  Reihe  werthvoller  Beiträge 
zut  Keimtniss  des  so  lange  vetna<^hlässigten  altkeltischen 
Mttniswesens,  wekhe  voA  ubs  in  den  Mittheüungen  des  Ver- 
eins für  Geschichte  und  Alterthumsknnde  zu  Frankfurt  a*  M. 
Q  S.  9ft   ff.   übersichtlkh    zusammengäiteltt    tvorien   sind. 


132  Die  Gfllliflchen  Münzen  der  Schweiz. 

Schon  die  grosse  Mannigfaltigkeit  der  Typen  zeigt  darauf 
hin,  dass  die  gallischen  Münzen  der  Schweiz  weder  einem 
einzelnen  Stamme  noch  einem  Jahrhunderte  angehören,  wie- 
wohl sich  dennoch  eine  gewisse  Classe  durch  ihre  besondere 
Menge  und  ihre  Abzeichen  hinwieder  als  dem  Lande  der  Hel- 
vetier  im  besondem  eigenthümlich  erweiset,  als  dessen  Münz- 
stätte jetzt  der  interessante  Fund  eines  Münzstempels  Aven- 
ticum,  Avenches,  beurkundet  hat,  das  selbst  noch  in  der  me- 
rovingischen  Zeit  als  Prägstätte  vorkommt.  Dieses  S.  IV  des 
Vorworts  in  natürlicher  Grösse  abgebildete  rohe  runde  Stück 
Eisen,  etwa  zwei  Finger  breit,  auf  dessen  oberer  Seite  ein 
rundes  Stück  Eisen  eingekeilt  ist,  ist  aussen  polirt,  künstlich 
vertieft  und  zeigt  ein  feines,  aber  nur  wenig  vertieftes  Ge- 
präge, nämlich  einen  männlichen  unbärtigen  Kopf  mit  Kranz 
oder  Diadem,  den  Avers  einer  Nachprägung  der  makedoni- 
schen Philippeer.  Dem  Angedeuteten  entsprechend  zerfallen 
nun  die  gallischen  Münzen  der  Schweiz  in  dreiHauptclassen: 
1.  nationale  mit  original  gallischem  Charakter  und  Typus 
in  Gold,  Silber,  Erz  und  Potin  (Kupfer,  Blei,  Zinn):  ihre 
Typen  sind  der  keltischen  Mythologie  entnommen,  vielleicht 
auch  mit  Anklängen  an  asiatisches  Bildwerk.  2.  Nachahmun- 
gen griechischer  d.  h.  theils  massaliotischer,  theils  makedo- 
nischer Münze  (Philippeer).  3.  Desgleichen  römischer  Con- 
sularmünzen,  wobei  Type,  Münzfuss,  Aufschrift  römisch  ist. 
Ausser  der  einheimisch -helvetischen  sind  besonders  dabei 
die  Münzen  der  benachbarten  Haeduer,  Sequaner,  AUobroger, 
sowie  der  entfernten  der  Arvemer,  Remer,  Volken  und  Se- 
nonen  vertreten  und  zwar  so,  dass  fast  alle  Theile  der  heu- 
tigen Schweiz,  insbesondere  die  alten  Alpenstrassen,  als  die 
Wege  des  Handels  und  Verkehrs,  namentlich  auch  der  Mons 
Poeninus  (der  grosse  St.  Bernhard),  sowie  die  rätischen  Al- 
pen, vor  allem  Burwein  an  der  alten  Julierstrasse  in  Be- 
tracht kommen:  über  die  Funde  bei  letzterem  handelt  ein 
S.  31—34  mitgetheilter  besonderer  Excurs  von  Prof.  H.  Schrei- 


Die  Gallischen  Münzen  der  Schweiz.  133 

ber  in  Freiburg.  Besonders  ergiebig  (vgl.  S.  VI)  an  gallischen 
Münzen  war  auch  der  Boden  des^  heutigen  Cantons  Solothurn, 
ausserdem  die  Umgebungen  der  Stadt  Bern,  sowie  Baselland, 
Zürich,  Argau,  weiter  auch  die  westliche  Schweiz  und  end- 
lich Graubünden.  Wohl  bekannt  mit  der  Schwierigkeit  der 
Beschreibung  gallischer  Münzen,  ihrer  barbarischen  Symbolik, 
ihrer  politischen  und  mythologischen  Typen  und  oft  so  räth- 
selhaften  Legenden,  andererseits  aber  auch  wohlvertraut  mit 
den  besonders  in  der  Revue  numismatique  seit  Jahren  durch 
eine  Reihe  trefflicher  Arbeiten  französischer  Numismatiker 
angebahnten  Aufhellung  dieser  lange  Zeit  als  barbarisch 
bei  Seite  gelegten  Münze  der  Vorzeit  beschreibt  nun  der 
Verfasser  die  von  ihm  auf  drei  Tafeln  zur  Abbildung  ge- 
brachten etwa  150  Münzen,  als  die  vorzüglichsten  Repräsen- 
tanten der  von  ihm  studirten  Typen.  Als  besonders  bemer- 
kenswerth  sind  dabei  aus  den  auf  Tafel  I  zusammengestellten 
Silbermünzen  (S.  1—11)  die  S.  6  und  7  mit  der  vielbesprochenen 
Legende  KAA  oder  KAAETEJoY  oder  ähnlicher  Art  be- 
zeichneten hervorzuheben,  welche  de  Saulcy  bekanntlich  als 
die  eigentlichen  Münzender  Gelten  (in  Gallia  Celtica)  erwiesen 
zu  haben  glaubt,  die  man  aber  sonst  auch  dem  Volke  der  Ca- 
leti  oder  Caletes  beigelegt  hat,  worüber  sich  Prof.  H.  Schrei- 
ber in  einem  ersten  Excurse,  der  S.  35 — 37  beigegeben  ist, 
gleichfalls  ausspricht.  Mag  es  sich  damit  verhalten  wie  ihm 
wolle,  offenbar  haben  wir  in  dem  diesem  Namen  zu  Grunde 
liegenden  Stamme  CALET  oderGALET  (so  schreibt  Plinius; 
vgl.  Schreiber  S.  36)  die  ursprüngliche  Grundform  der 
spätem  Namen  Galates ,  Galler,  Gleten,  Keltenu.  s.  w.  vor 
uns,  wie  sie  auch  in  dem  Namen  des  gallischen  Gottes  VASSO 
CALETIS  oder  CALETES  einer  rheinischen  Inschrift  bei 
Steiner  cod.  inscript.  Danub.  et  Rhen.  n.  1836  und  bei 
Gregor  Tur.  Hist.  Franc.  L  c.  30  vorliegt,  wie  in  Kuhns 
und  Schleichers  Sprachvergleichenden  Beiträgen  ÜI,  2  S.  169 ; 
3  S.  337.  344;  4  S.  420  f.  näher  gezeigt  worden  ist.  Eben- 


134  Die  (v9lii8cb«n  }lünsen  der  Sch^eii, 

dort  ni,  2  S.  206  ißt  auch  bezüglich  des  zu  der  Xtl^egf  ^4q 
ATEVLA  (S.  11  n.  71.  72)  von  Longp6rier  Revi^e  imm- 
matique  1860  p.  184  über  die  gallischen  auf  a  auslautend^ 
Personennamen  Bemerkten  näher  nachgewiesen,  dAss  dios« 
Endung  nicht  blos  bei  Personennamen  beider  Geschlechter 
vorkomme,  sondern  sogar  derselbe  Namen  wie  z.  ß.  MVSSA 
zur  Bezeichnung  von  Personen  verschiedenen  Geschlecl^teß 
verwendet  werde.  —  Von  Seite  12 — 21  werden  sodann  die 
auf  Tafel  II  unter  Nr.  74— Ul  abgebildete  Münze»  aus 
Silber,  Elektrum,  Gold,  Kupfer  und  Potin  mit  gleicher  Qrüßd- 
lichkeit  näher  beschrieben,  und  insbesondere  die  auch  sprach- 
lich so-  viel  Interesse  bietenden  Münzlegenden  ORCITIRIX. 
(S.  14),  ATPIL  (S.  15),  COIOS  (S.  15:  vgl.  Sprachvergl.  Bei- 
träge m,  2  S.  200),  PIXTI,  TOG  (S.  20)  u.  a.  pi,  ein- 
gehend behandelt,  wobei  nicht  entgehen  kann,  dass  neben 
OBCITIKIX  doch  auch  ORGET  und  ORGUTIRIX  begla^^bigt 
(S.  16)  erscheint,  sowie  dass  ATPIL  und  PIXTI  zunächst 
zwar  £^uf  ebensowohl  beglaubigte  Nominative  ATPIL03  und 
PIXTILOS  zurückzuführen  sind,  dennoch  aber  unter  yömiT 
schem  Sprachemflusse  4i^  durch  viele  Beispiele  leicht  zu  be- 
legendeVerdoppelung  d^s  L  apgenommen  haben,  da  sowohl 
eine  ATEPJLLA  als  ein  PlSTI|.l.VS  m  galla-römischen  Ji^- 
sehriften  vorüegen,  wie  in  den  erwähnten  Sprachvergl,  Bei-^ 
trägen  III,  3  S.  352  f.  4  S.  438  f.  näher  nachgewiesen  worden 
ist  Hierher  gehört  auch  der  Namen  des  INDVTILLtVS  (vgl, 
a.  a.  0.  ni,  4  S.  434  A.  10),  welcher  S.  27  bei  der  Be-. 
Schreibung  (S.  21—30)  der  auf  Tafel  HI  ausammengestelH^ 
Münzen  N.  115—151  neben  andern  sprachlich  wie  geschicht- 
lich nicht  minder  bemerkenswerthen  Legenden  f:^uf  einer  Reihe 
VW  Münzen  desselben  Gepräges  gelesen  wird,  die  aA 
zahlreichen,  zuin  Theil  sehr  weit  von  einander  entfernten 
Orten  des  alten  Galliens  zu  Tage  gefördert  worden  sii^d.  I?n» 
die  reiche  Fülle  dieses  werth,voiJlen  Beitrags  zur  keltische» 
Münzkunde  li^^in^  A^^g  zulasset,  sfinderp  f «r  d^  ^* 


Uie  Güllisohen  MunEen  der  Sichweis.  1B5 

gelieAdal^ii  Sell)stet;udiu»i  m  förd^rli^hsKter  Beleta^timg  ^n^ 
dk^m  Aimoch  so  dui^eln  Mtinzgebiete  empfohlen  wei^den 
ka)ia>  so  möge  es»  schliesslieb  noch  geata^Uat  sein,  hier  auf 
^üjjen  bis  jetat  wie  es  scheint,  noch  wenig  beachteten  Fund 
keltischer  Münzen  hinzuweisen,  welcher  durch  den  O^t  Aßx 
AuffiBidung  ein  gan»  beaonderes  Interesse  erhalten  dürfte.  Schop 
m  den  ohi^  erwähnten  »Mittheilungen^  des  Frankfurter  Ver- 
eins ist  auf  drei  keltische  Milnzen  hingewiesen  worden,  deren 
eine  den  Rest  dw*  Legende  SOUMA  aufeeigt  und  mit  Nr.  54 
und  55  bei  Dr.  Meyer  identisch  *u  sein  scheint  Diese  darei 
Wlmm  sind  aUen  ¥orIiegend€^  Fundnotizen  nach  zu  schliessen 
%m  Taunus,  denwach  also  auf  dem  rechten  Rhein^er  g^T 
fanden  wordeaa,  während  bis  dahin  unseres  Wissens  nament- 
Uoh  am  rechten  Ufer  des  Mittel-  und  ünterrheins  keinerlei 
keltische  Münzfunde  gemacht  worden  sind.  Diesen  verein^ 
:*eltea  Funden  jener  drei  Münzen  am  Taunus  reiht  sich  nua 
^r  ein  grösserer  an,  über  welchen  die  im  Oktober  1862 
ausgegebene  No.  7  der  »Mittheilungen  an  die  Mitglieder  dea 
Vereins  für  hessische  Geschichte  und  Landeskundecc  S.  8  alga 
berichtet:  »Am  28.  Juni  wurden  in  der  mittleren  Parkstrasse 
in  Nauheim  hei  dem  Ausgraben  der  Fundamente  des  Neu- 
baus des  Bernhard  Schäfer  und  des  Christoph  Grünewald 
etwa  4  bis  5'  tief  in  nicht  gewachsenem  Boden  und  über 
einer  Lage  verwitterter  Asche  circa  47  Stück  kleine  Silber- 
münzen in  einem  kleinen  Gefäss  von  gebrannter  Erde,  — 
welches  bei  dem  Herausfordern  zerbrochen  wurde  —  gefun- 
den. Das  Gefäss  ist  3''  hoch,  an  der  weitesten  Seite  auch 
3"  im  Durchmesser,  wenig  bauchig,  unten  sehr  schmal,  durch 
unregelmässige  Striche  und  Punkte  verziert;  wahrscheinlich 
Trinkgefäss.  Die  Münzen  sind  theils  vollständig,  theils  Stücke ; 
an  fast  allen  lässt  sich  das  Gepräge  deutlich  erkennen  und 
stellt  auf  dem  Avers  einen  Kopf  mit  sorgfältig  geordnetem 
Haare,  auf  dem  Revers  einen  Vogel  (Hahn  ?)  mit  Menschen- 
kopf vor,  in  den  Krallen   hält  diese  Figur  einen  nicht  ge- 


186  Die  Giillischen  Mänsen  der  Schweiz. 

scblossenen  Ring  (Anming).  Obgleich  die  Präge  im  AUge- 
meinen  dieselbe  ist,  so  lassen  sich  doch  wegen  kleiner  Ver- 
schiedenheiten fünf  verschiedene  Stempel  erkennen.«  Zu  be- 
merken ist  noch,  dass  auch  Pferde -(Backen-)Zälme  mit 
aufgefunden  wurden.  Dass  diese  Müijzen  gallische  seien, 
hat  auch  der  Berichterstatter  K.  A.  Lenz  alsbald  erkannt, 
insbesondere  ist  der  gallische  torques  in  den  KraUen  des  auf 
gallischen  Münzen  öfter  begegnenden  Vogels  mit  dem  Men- 
schenkopfe nicht  zu  verkennen.  Auf  welche  Weise  diese  Mün- 
zen in  ein  Gebiet  kam^n,  welches  erst  lange  nach  dem  Auf- 
hören der  national-galüschen  Münzprägung  und  sicherlich 
zu  einer  Zeit  unter  die  römische  Herrschaft  kam,  als  schon 
längst  auch  die  gallische  Münze  von  der  römischen  selbst 
im  Grenzverkehre  verdrängt  sein  musste;  darüber  können 
nur  Vermuthungen  aufgestellt  werden :  einige  Anhaltspunkte 
zu  einer  Erklärung  dieser  Wanderung  gallischer  Münzen 
auf  das  rechte  Rheinufer  in  das  Taunusland  sind  in  den 
Frankftirter  Mittheilungen  a.  a.  0.  S.  112  f.  zu  geben  ver- 
sucht. 

Frankfurt  a.  M. 

jr.  Beeker. 


2.  iina  <5emol)ltnn  bf0  llaiff re  Hn^nfttxs.  Eine  archäologische 
Abhandlung  von  Dr.  Joseph  Aschbach,  wirklichem  Mit- 
gliede  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 
Mit  vier  Tafeln.  Wien  1864.  56  S.  gr.  4\  Besonders 
abgedruckt  aus  dem  Xin.  Bande,  S.  29,  der  Denkschrif- 
ten der  philosophisch-historischen  Classe  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Das  Interesse  des  Prof.  Aschbach  filr  die  Geschichte  der 
Römischen  Kaiser,  womit  er  in  hohem  Grade  vertraut  ist, 
dabei  auch  bedeutende  und  werthvolle  Kunstwerke  im  k.  k. 
Münz-  und  Antiken-Kabinet  zu  Wien,  welche  das  Bild  der 
Kaiserin  Livia  enthalten,  endlich  die  Vorliebe  für  eine  Frau, 
welche  bei  Errichtung  der  römischen  Militär-Monarchie  von 
tiefgreifendem  Einfluss  gewesen  ist,  haben  denselben  bestimmt, 
dem  Leben  und  Wirken  der  Livia  und  den  auf  sie  bezüg- 
lichen Bildwerken  eine  ausführliche  und  sorgfältig  ausgear- 
beitete Abhandlung  zu  widmen.  Die  Anordnung  derselben 
ist  folgende.  Zuerst  wird  in  einem  geschichtlichen  Theile 
die  Stellung  der  Livia  jm  Augusteischen  Hause,  ihre  Be- 
theiligung an  der  Regierung ,  und  was  sonst  von  ihr  Denk- 
würdiges bekannt  geworden  ist,  mit  vollständiger  Angabe  der 
Quellen,  auseinandergesetzt.  Darauf  werden  in  einer  zweiten 
archäologischen  Abtheilung  die  bildlichen  Darstellungen  der 
Livia,  ihre  Statuen,  ihre  Abbildungen  auf  geschnittenen 
Steinen,  zuletzt  die  auf  sie  Bezug  nehmenden  Münzen  be- 
sprochen, indem  die  einzelnen  Stücke  nach  ihrer  grösseren 
oder  geringeren  Bedeutung  ausführlich  oder  kurz  beschrieben 
und  erläutert  werden. 


138  Oie  Knisenon  Livia 

Die  geschichtliche  Abtheilung  behandelt  ihre  Aufgabe 
unter  fünf  Rubriken.  Die  erste  derselben,  überschrieben 
Livia  Drusilla  vor  ihrer  Verheirathung  mit 
Augustus,  erzählt  die  Begebenheiten  aus  den  ersten  19 
Lebensjahren  der  Livia,  ihre  Abstammung,  ihr  Geburtsjahr, 
ihre  eheliche  Verbindung  mit  Tiberius  Claudius  Nero  im 
15ten  Jahre  ihres  Lebens,  dann  ihre  auf  Andringen  •  des 
Augustus  vollzogene  Ehescheidung,  um  als  Gattin  diesem 
Kaiser  heimgeführt  zu  werden  (S.  3—8). 

In  dem  zweiten  Abschnitte,  jmter  der  Ueberschrifk  Livia, 
Gemahlinn  des  Augustus  (S.  8—21),  zeigt  sich  die  Um- 
sicht des  Verfassers  besonders  in  jener  Partie,  worin  Livia 
von  dem  schweren  Vorwurfe,  zu  Gunsten  ihres  Sohnes  Ti- 
berius andere  Glieder  der  kaiserlir^hen  FamiBe  durch  Gift 
aus  dem  Wege  geschafft  zu  haben,  mit  Erfolg,  wie  es  dem 
Unterzeichneten  scheint,  in  Schutz  genommen  wird. 

Was  die  dritte  Ueberschrift,  Li v i  a  a  1  s  J u li  a  Auguat  a 
und  Mitregentinn  ihres  Sohnes  des  Kaisers  Tibe- 
rius (S.  21—28)  betrifft,  so  wird  d^  Untearzeichnete  gegen 
die  von  Aschhach  behauptete  Mitregentschaft  der  Livia  spä- 
ter einige  Bedenken  zu  äussern  sich  erlauben. 

Der  vierte  Abschnitt,  Livia  als  Diva  luliaAugusta 
seit  ihrer  Consecration,  stellt  die  Nachrichten  der 
Historiker  über  die. unter  der  Regierung  dos  Kaisers  Clau- 
dius vcon  Römischen  Senat  beschlossene  Vergötterung  der 
Livia,  und  nicht  minder  die  darauf  sich  beziehenden  Insekrif- 
ten  und  D«(nkmünam  in  grosser  Zahl  zusammen  (S.  28— 30>. 

Es  folgt  ein  fttnfter  Abschnitt  über  Einige  die  Kai- 
serin Livia  betreffende  Denkwürdigkeiten  (S.  30 
bis  32). 

Die  zweite  oder  Archäologische  Abtheilung  ver- 
breitet sich  im  ersten  Paragraphen  über  Statuen  der  Kaiserin 
Livia  (S.  32—33).  Ym  drei  Standbildern,  welche  auf  sie 
bezogen  sind,  erkennt  Aschbach  nur  jeaft  mit  aiob«arh^  ftlr 


von  Aßchb»cb.  189 

mf  I4vi>  W,  welche  m  Poi^peji  im  Jahre  1S21  auag^gra- 
b^ij  i^t  upd  die  JCaiserin  als  Priesterm  des  Augustus  dÄr- 
stellt.  Eme  schöne  Abbildung  derselben  gibt  die  erste  der 
vier  diem'  Abhandlung  beigegebenen  Tafeln  nach  J.  B.  F  ina  ti 
im  Museo  Borbonico  v.  lU.  tav.  XXXVII.  In  der  B^naer- 
ki^ng  das  Verfassers,  »aus  der  feinen  Behandlung  der  vor- 
stehenden Glieder,  aus  der  überaus  schönen  Gewandung,  diQ 
keine  von  den  graciöaen  Formen  verbirgt,  ist  mit  Sicherheit! 
zu  schliessen,  dass  dieses  Kunstwerk  noch  dem  augusteischen 
Zeitalter  angehört«,  scheint  der  Ausdruck  »augusteischem 
Zeitaltern  nicht  im  strengen  §inne  gebraucht  zu  sein.  Denn 
ein  Standbild  der  Livia  als  einer  Prieaterin  des  AugU' 
st  US  konnte  doch  erst  unter  der  Regierung  des  Tiberivto 
fmtworfen  imd  aufgestellt  werden,  als  dem  vei-storbeuen  Au- 
guetua  göttliche  Ehren  zuerkannt  waren. 

Eine  zweite  Rubrik  der  archäologischen  Abtheilung, 
Bildliche  Darstellungen  der  Livia  auf  geacbnit" 
tfne»  Steinen,  handelt  nicht  allein  von  den  Bildnissen 
der  Livia,  sondern  Zugleich  von  solchen,  die  mit  Livi^uu 
Bildergruppen  vereinigt  sind,  unter  folgenden  besondern  Uebw^ 
sebriften:  des  Tiberius  pannonischer  Triumph (S,ä3 
hö43),  die  Siegesfeier  des  Germanic^s  unter  den 
Au^picien^)  des  Kaisers  Tiberius  und  seiner  Mut^ 
^erjiivia,  gewöhnlich  die  (Pariser)  Apotheose 
des  Auguöti^s  genannt  (S.  42— 47),  das  Porträt  de^ 


1}  Di^f«  Bezei^l^Bqqg  hall^  ich  fwr  verfehlt,  insofern  ein  Heer- 
fp.hr^r  d:^r  ^9,isene'\\  zwar  Schlaci^ten  Ußfero  und  Völker  unter- 
werfen kann  unter  den  Auspicien  dea  Kaisers^  aber  ijm  einen Tri.umpK 
zu  halten,  der  kaiaerlichen  Auspicien  nicht  bedarf.  Noch  weniger 
kann  Jemand  unter  den  Auspicien  einer  Frau,  wie  der  Livia,  trium- 
phiren,  da  diese  ihm  nicht  einmal  solche  in  eine  Provinz  mitgeben 
kannte.  Asohbach  ist  zu  dieser  üeberschrift  durch  seine  Annahme, 
Livia    sei    MUregentin    des  RöjniAeheo    Reichs   geweseu,  gekom-meix ; 


140  Die  Kaiserinn  Li  via 

Tiberius  und  seiner  Mutter  Livia  gegenüberden 
Köpfen  des  Germanicus  und  seiner  Mutter  Anto- 
nia  (S. 47— 49),  Livia  als  Cybele  mit  der  Büste  des 
Augustus  (S.  49— 51),  Livia  mit  belorbertem  Haupte 
als  Julia  Augusta  (S.  51 — 52),  Livia  mit  Diadem 
und  Schleier  als  Julia  Augusta  (S.  52),  Livia  als 
Göttinn  Ceres  mit  Aehren  und  Mohn  (S.  52).  Am 
längsten  verweilt  der  Verfasser  bei  den  Bildern  auf  zwei  be- 
rühmten und  viel  besprochenen  Achat-Onyxen,  von  welchen 
der  eine  im  kaiserlichen  Münz-  und  Antikenkabinet  zu  Wien, 
der  andere  in  der  Antikensammlung  der  kaiserl.  Bibliothek 
zu  Paris  aufbewahrt  wird.  Um  die  Bedeutung  der  Livia, 
welche  nach  der  richtigen  Annahme  des  Verfassers  auf  bei- 
den vorkommt,  zu  bestimmen,  hat  er  sämmtliche  auf  ihnen 
ausgeschnittene  Figuren  zu  erklären  versucht,  eine  Erklärung, 
welche  bei  manchen  zur  Ueberzeugung  führt,  bei  andern 
dem  Zweifel  unterworfen  bleibt.  Von  beiden  Steinen,  beson- 
ders von  dem  ersten,  bringt  die  zweite  Tafel  eme  getreue  Ab- 
bildung, während  eine  dritte  vier  kleinere  Steine  abgebildet 
enthält.  Der  Schluss  der  Abhandlung  (S..52— 56),  mit  der 
üeberschrift  Münzen  der  Kaiser inn  Livia,  zählt  die 
Denkmünzen  auf  (nur  solche,  nicht  officielle  und  im  Verkehre 
gebrauchte  Münzen  gibt  es  von  ihr),  die  den  Namen 
der  Livia  oder  Julia  Augusta  oder  ihren  Namen  mit  ihrem 
Bildniss  tragen.  Von  letzteren  sind  auf  einer  vierten  Tafel 
neun  abgebildet. 

Nachdem  ich  den  reichen  Inhalt  dieser  gelehrten  Ab- 
handlung angegeben  habe,  mögen  jetzt  einige  Bemerkungen 
folgen,  wodurch  gegen  diese  oder  jene  Ansicht  des  Verfassers 
Bedenken  erhoben,  Einiges  vielleicht  auch  berichtigt  werden 
kann. 

Als  das  Geburtsjahr  der  Livia  wird  das  Jahr  696  nach 
Roms  Erbauung  (S.  3  Anm.  8),  nach  der  Angabe  des  Dio 
Casßius  (LVni  2),  dass  Livia  im  Jahre  Roms  782  in  einem 


von  Aschbach.  141 

Alter  von  86  Jahren  gestorben  sei,  berechnet,  an  einer  an- 
dern Stelle  aber  (S.  26  N.  7)  gegen  Plinius  bemerkt:  »Pli- 
nius  Hist  Nat  XIV  8  spricht  ungenau  von  ihrem  82ten  Le- 
bensjahre.« Gegen  diesen  Vorwurf  ist  Plmius  in  Schutz  zu 
nehmen:  denn  wenn  er  von  der  Livia  berichtet,  sie  habe 
ihre  82  Lebensjahre  dem  Genuss  des  Puciner 
Weines  zugeschrieben  (lulia  Augusta  LXXXn  annos 
vitae  Pucino  vino  rettulit  acceptos,  non  alio  usa),  so  braucht 
sie  diese  Aeusserung  nicht  am  Ende  ihres  Lebens  ausgespro- 
chen zu  haben ,  sondern  sie  hat  jenen  Wein  als  einen  be- 
sonders gesunden  gerühmt,  als  sie  82  Jahre  alt  geworden 
war,  vielleicht  bei  der  Feier  ihres  83ten  Geburtstages. 

Eine  andere  Abweichung  von  dem  Verfasser  erlaube  ich 
mir  bei  der  Berechnung  der  Lebenszeit  des  Kaisers  Tiberius 
und  der  Bestimmung  des  Jahres,  worin  er  geboren  ist.  Ich 
glaube  nämüch,  dass  wir  dabei  unbedenklich  der  genauen 
Angabe  des  Dio  Cassius  folgen  dürfen,  der  dem  Tiberius,  als 
er  am  26.  März  des  Jahres  790  nach  Roms  Erbauung  starb, 
ein  Alter  von  77  Jahren  4  Monaten  und  9  Tagen  gibt  (LYU12S), 
weil  damit  auch  die  Worte  des  Tacitus  (Annal.  VI  50=56) 
übereinstimmen:  sie  Tiberius  v it am ^)finivit,  octavo  etseptua- 
gesimo  aetatis  anno,  ebenso  die  des  Suetonius  (im  Tiber,  c.  73) : 
obiit— octavo  et  sep'tuagesimo  aetatis  anno,  endüch  Eutropius 
Vn  11 :  anno  aetatis  septuagesimo  octavo  —  mortuus  est.  Da- 
nach fällt  die  Geburt  des  Tiberius  auf  den  17.  November 
des  Jahres  712,  wie  Sueton  in  genauer  Uebereinsjbimmung 
mit  seinen  übrigen  Angaben  berichtet  (Tib.  c.  5) :  ut  plures 
certioresque  tradunt,  natus  est  ßomae  in  Palatio  XVI  ka- 
lendas  Decembres  M.  Aemiüo  Lepido  iterum,  L.  Munatio 

2)  vi  tarn  ist  von  mir  ergänzt:  denn  finire  wie  das  Deutsche 
enden  oder  verenden  ist  weder  Lateinischer  Ausdruck  ans  guter 
Zeit,  noch  hat  Tacitus  jemals  so  etwas  geschrieben.  Man  vergleiche 
nur  Annal.  I  9:  vitam  finivisset;  II  83:  quo  in  loco  yitam  finierat; 
IUI  35:  vitam  abstinentia  finivit ;  XIIII  37:   vitam  veneno  finivit. 


140  Die  Kfltserinn  tJvia 

Plancö  eotisulibuä  per  bellum  Philippönse.  Difese  tieffkA 
bezeugten  und  von  drei  Historikern  ersten  Ränget  (Taöitüs, 
Suetonius,  Dio)  einstimmig  überlieferten  Angaben  hat  Asch- 
bach  (S.  4)  in  Zweifel  gezogen  und  angenommen,  dass  Tib^- 
fius  um  ein  Jahr  früher  (711)  zur  Welt  gekommen  und  in 
seinem  79ten  Jahre  geendet  habe.  Um  diese  Annahme  iu 
stützen,  soll  in  den  angegebenen  Stellen  des  Tacitus,  9ue- 
tonhis  und  Eutropius  LXXXVHQ  statt  LXXXVin  geätidert 
werden,  eine  Vermuthung,  welche,  abgesehen  von  allem  an- 
dem,  schon  darum  unzulässig  ist,  weil  bei  Tacitus  die  einzige 
alte  Quelle  (der  Codex  Mediceus)  und  bei  Suetonius  dessen 
älteste  und  beste  Handschrift  (der  codex  Memmianüs)  die 
Zahl  nicht  mit  Ziffern  sondern  mit  Worten  überliefert 
haben.  Warum  aber  hat  Aschbach,  gegen  seine  sonst  beob- 
i^chteten  Grundsätze,  hier  diS  besten  Autoritäten  veriässen? 
Er  hat  sich  dazu  durch  zwei  irrige  Angaben  zweier  späten 
und  wenig  bedeutenden  Berichterstatter  bestimmen  lassen. 
Davon  sagt  der  Erstere,  Aurelius  Victor,  de  Caes.  c.  3  über 
Tiberius :  cum  —  aevi  octogesimum  uno  minus  annüm  egisset, 
der  Andere,  der  Verfasser  einer  unter  dem  Namen  des  Au- 
relius Victor  cursirenden  Epitoma  de  Caesaribus  c.  2:  iste 
post  septuagesimum  octavum  annum  et  menisem  quartum  in- 
sidiis  Caligulae  extinctus  est.  Diese  Abweichungen  wtirdieti 
gegen  die  Vorher  bezeichnete  und  wohl  verbürgte  üd>erlie- 
ferung  auch  dann  kaum  etwas  gelten  können,  wenn  nicht 
am  Tage  läge,  wie  die  zwei  Spätlinge  zu  ihren  falschen  An- 
gaben gekommen  sind:  denn  diese  haben  zwei  Üeberlie*^ 
mngen,  die  eine,  dass  Tiberius  im  78ten  Jahre  gestorben, 
und  eine  zweite,  dass  er  77  Jahre  und  4  Monate  alt  gewcrf*^ 
den  sei,  ungeschickt  zu  der  Zahl  von  mehr  als  78  Jahren 
combinirt.  Aschbach  würde  wohl  darauf  selbst  kein  Gewicht 
gelegt  haben,  wenn  er  nicht  geglaubt  hätte^  eine  Stütze  da- 
für in  den  Worten  des  Velleius  Paterculus  (II  75)  Livia  — 
tum  fugiens  —  bim  um  huncTiberium  Caesarem  —  gestans 


von  Aschbftcb.  143 

sinn,  ÄU  fitidöll :  denn  diese  Worte  bezieht  Aschbach  hnt  das 
Jahr  713,  was  aber  nicht  richtig  ist.  Denn  Livia  begab  sich 
mit  Tiberius  auf  die  Flucht,  als  Perusia  sich  dem  Octavta- 
nus  ergeben  hatte.  Diese  üebergabe  aber  el*folgte  im  An- 
fange des  Jahres  714,  wie  bei  Dio  (XLVUI  15)  zu  lesen  ist 
Demnach  steht  auch  Velleius  auf  der  Seite  der  oben  erwähn- 
ten bedeutenden  Historiker,  und  stützt  keineswegs  die  zwei, 
welche  durch  ihr  eigenes  Versehen  von  jenen  abweichen. 

Aus  unbestimmt  und  allgemein  lautenden  Angaben  auf 
einzelne  Fälle  einen  Schluss  zu  machen,  ist  in  der  Erzählung 
geschichtlicher  Thatsachen  bedenklich,  und  ein  Schluss  der 
Art  kann  höchstens  auf  Wahrscheinlichkeit  Anspruch  machen. 
Daher,  glaube  ich,  hätte  Aschbach  S.  10  fg.  den  Worten  bei 
Tacitus  (Annal.  III  34)  quotiens  divum  Augustum  in  Occi- 
dentem  atque  Orienten!  meavisse  comite  Livia?  nicht  soviel 
Gewicht  beilegen  sollen,  um  anzunehmen,  dass  Livia  den 
Augustus  auf  allen  Reisen  ins  Ausland  begleitet  habe. 
Ein  Beispiel  soll  dieä  klar  machen.  Aschbach  gibt  an  (8. 11), 
Livia  habe  den  Augustus  auf  seinen  Zügen  nach  Spa- 
nien und  Gallien  (ab  u.  727— 730)  begleitet.  Abgesehen 
davon,  dass  für  diese  Behauptung  kein  Beleg  beigebracht 
worden  ist,  kann  ich  auch  einen  Zeugen  dagegen  anfahren. 
Das  ist  kein  geringerer  als  Horaz,  der  in  der  14.  Ode  des 
3t^  Buches  die  Gemahlin  und  die  Schwester  des  Augustus 
auffördert,  bei  der  Ankunft  des  Kaisers  aus  ihrer  Wohnung 
hervorzutreten  und  ein  Dankopfer  für  die  glückliche  Rück* 
fcehr  darzubringen  (5 — 10): 

unico  gaudens  mulier  marito 

prodeat  iustis  operata  sacris, 

et  soror  clari  duci*  et  decorae 

supplice  vitta 

Virginum  matres  iuvenumque  nuper 

sospitum. 
Die  Frau,  welche  des  unvergleichlichen  (unico) 


144  Die  KRiserinn  Li  via 

Gatten  sich  zu  erfreuen  hat,  die  mit  einem  den  Göt- 
tern gebührenden  Opfer  aus  ihrem  Hause  hervortreten  soll, 
ist  Livia;  sie  soll  dem  Augustus  bei  dessen  Einzüge  in  ßoin 
nebst  der  Schwester  desselben  und  andern  Frauen  entgegen 
kommen.  Wie  Octavia  und  die  andern  Frauen  keinen  Thefl 
an  dem  Feldzuge  genommen  hatten,  so  kann  auch  die  in 
gleicher  Weise  wie  jene  angeredete  Livia  nicht  aus  dem  Aus- 
lande damals  zurückgekommen  sein. 

Was  den  dritten  Abschnitt  der  historischen  Abtheilung 
betrifft,  so  glaube  ich,  dass  dessen  üeberschrift,  Livia  als 
Julia  Augusta  und  Mitregentinn  ihres  Sohnes, 
zuviel  behauptet,  ebenso  die  darin  vorgetragene  Ansicht, 
welche  gleich  im  Anfange  etwas  stark  so  ausgesprochen  ist, 
»es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  die  Livia  nach  dem  Tode 
des  Augustus  eigentlieh  die  Regierung  führte  und  ihr  Sohn 
Tiberiusmehr  als  Mitregent  anzusehen  war«.  Das  unterliegt 
meine  ich  wenigstens,  dem  allerstärksten  Zweifel.  Denn  ob- 
gleich Dio  an  emer  Stelle  (LVII  12)  Aehnliches  wie  Asch- 
bach behauptet,  so  hat  doch  einerseits  kein  einheimischer 
Historiker  so  etwas  erzählt,  und  anderseits  zeigt  die  Dar- 
stellung, welche  Dio  selbst  von  der  Regierung  des  Tiberius 
gegeben  hat,  dass  er  an  jener  Stelle  die  Geltung  der  Livia 
falsch  aufgefasst  hat.  Was  Tacitus  von  den  ersten  Tagen 
der  Regierung  des  Tiberius  erzählt,  wie  er  den  Einfluss  und 
das  Ansehen  der  Livia  niederzuhalten  wusste,  sieht  gar  nicht 
danach  aus,  als  hätte  er  eine  Mitregentinn  dulden  wollen.  Ich 
meine  die  Worte  Annal.  1 14 :  multa  patrum  et  in  Augustam 
adulatio.  Alii  parentem,  alii  matrem  patriae  appellandam, 
plerique  ut  nomini  Caesaris  adscriberetur  *Iuliae  filius'  cen- 
sebant.  Ille  moderandos  feminarum  honores  dictitans,  —  ce- 
terum  anxius  invidia  et  muliebre  fastigium  in  deminutionem 
sui  accipiens,  ne  lictorem  quidem  ei  decemi  passus  est  aram- 
que  adoptionis  et  alia  huiuscemodi  prohibuit.  Als  Genna- 
nicus  nach  seinem  grossen  Siege   über  die  Germanen  ein 


yoii  Asehbaeh«  145 

Tvop&am  auf  .dem  Schlachtfelde  errichtete,  da  hiess  es  in 
der  Inschrift  desselben  (Tac.  Ann.  II  22):  debellatis  inter 
Ithenum  Albimqne  nationibus  exercitum  Tiberii  Gae- 
saris  ea  moninienta  —  sacravisse.  Er  hat  hier  nicht  ge- 
schrieben exercitum  luliae  Augustae  et  Tiberii 
Caesar is:  und  doch  hätte  die  Ueberschrift  so  lauten  müs- 
sen, wenn  Livia  Mitregentin  gewesen  wäre.  In  einzelnen 
Fällen,  namentlich  in  allem^  was  die  Verwandten  und  Mit- 
glieder des  kaiserlichen  Hauses  betraf,  hat  Livia  ihren  Ein- 
fluss  mit  grossem  Nachdruck  und  meistens  erfolgreich  zur 
Geltung  gebracht:  Mitregentin  des  Keichs  aber  ist  sie  nie 
gewesen. 

Einer  Berichtigung  bedarf  auch,  was  S.  32  über  metal- 
lum  Livianum  gesagt  ist,  nach  Aschbach  »eine  besondere 
Kupfermischung,  die  selten,  und  zwar  meistens  nur  in  Galüen 
vorkam  und  von  der  Livia  unter  den  Bronzearten  vorgezo- 
gen wurde«.  Das  aes  Livianum  hat  vielmehr  davon  sei- 
nen Namen  erhalten,  weil  Livia  in  Gallien  Kupfergruben  be- 
sass.  Plin.  N.  H.  XXXmi  §.  3  Sillig:  proximum  bonitate 
fttit  Sallustianum  in  Centronum  Alpino  tractu,  non  longi  et 
ipsum  aevi,  successitque  ei  Livianum  in  Gallia,  utrumque  a 
metallorum  dominis  appellatum,  illud  ab  an^iico  divi 
Augusti,  hoc  a  coniuge.  Wie  dieses  gallische  Kupferberg- 
werk in  Besitz  der  Livia  gekommen,  lässt  sich  aus  Sueton. 
Tib.  4  errathen.  Ihr  erster  Gemahl,  Claudius  Nero,  hatte 
unter  Julius  Cäsar  Veteranen-Colqnien  zu  Narbo  und  Ar e- 
late  errichtet  und  wahrscheinlich  bei  dieser  Gelegenheit. 
Kupfergruben  im  südUchen  Gallien  erworben,  welche  nach 
^semem  Tode  bald  nach  seiner  Ehescheidung  von  Livia  in 
deren  Besitz  gekommen  sein  werden. 

Noch  an  einer  andern  Stelle  hat  Aschbach  an  dem  kur- 
zen und  gesuchten  Ausdrucke  des  Plinius  Anstoss  genommen, 
da  nämlich  wo  dieser  Folgendes  erzählt  (Nat.  Eist.  X  76 
§  154):  lulia  Augusta,  prima  sua  iuventa  Tiberio  Caesare 

10 


14C  Die  ITaiseriii«  Liritt  Ton  Aschbach. 

0z  Nercme  gravida,  cum  parete  ?fdlem  scsum  admoiliim 
cuperet,  hoc  usa  est  puellari  augurio,  omm  in  simi  fo- 
vendo,  atque  cum  deponendum  haberefc,  irotrid  per  sinimi 
tradendo,  ne  intermitteretur  tepor.  Nee  &bo  aogurata  tra- 
ditur.  Hier  will  Aschbach  (S*  17  Araa.  1)  augnrium  pul- 
lare  tot  augurium  puellare  lesen,  was  mcht  angeht,  da 
von  pullus  kein  pullaris,  sondern  pnUarius  gebild^  wird. 
Aber  puellare  augurium  bedarf  aueh  keiner  Änderung;  es 
bedeutet  ein  mädchenhaftes  Wahrg^ichen,  wie  sol- 
ehes  nur  von  einer  ganz  jungen  Frau,  die  sieh  zum  ersteih 
mal  schwanger  flihlt,  zu  erwarten  ist.  Denn  die  Römer 
nannten  nicht  nur  Jungfrauen,  sondern  in  schmeichdhaÄ» 
Welse  4iuch  jimge  Frauen  puellas.  Vgl  iforai  Oajm.in 
14  10  und  22  2  und  meine  Anmerkung  zur  ersten  Stelle. 


3.  fiefdiretbung  htt  &npftxmnn}tn  bes  ehemaligen  fliBt^ume 
))aberlM^rn  unb  htt  2lbtet  ^otWi,  so  wie  der  zu  denselben 
gehörigen  Städten,  von  Joseph  Weingärtner,  Kreis- 
gerichtsdirector  in  Warburg.  Paderborn,  Druck  und 
Verlag  von  Ferdinand  Schöningh.  1864.  8"  (34  Seiten 
mit  20  Münzabbüdungen  auf  einer  TafeL) 

Die  Münzkunde  des  westphälisehen  Landes  ist,  seitdem 
Niesert  in  seinem  Werke  über  die  Münsterschen  Mün- 
zen *)  einen  dankenswerthen  Grundstein  gelegt,  vielfach  weiter 
erforscht  worden.  Ein  Theil  des  reichen  numismatischen 
Gebietes  wurde  von  Cappe  in  seiner  Beschreibung  der 
Mittelalter-Münzen  von  Münster,  Osnabrück,  Pader- 
born, Corvey  und  Hervor d  (Dresden  1850)  bearbeitet; 
namentlich  aber  haben  die  »Blätter  für  Münzkunde« 
und  deren  Fortsetzung,  die  »Münzstndien«,  (von  Dr.  Grote 
in  Hannover  herausgegeben,)  wiederholt  grossere  und  klei- 
nere Abhandlungen  über  westphälische  Münzen  gebracht  Wir 
wollen  hiei'  nur  die  Arbeiten  über  Münzen  der  Bisthümer  Mün- 
ster, Minden,  Osnabrück,  und  Paderborn,  sowie  der 
Grafschaften  Limburg  an  der  Lenne,  Mark,  Ravens- 
betg  und  Rietberg,  der  Städte  Marsberg,  Coesfeld, 
Soest  und  Dortmund  in  den  »Blättern  für  Münzkunde« 
erwähnen,  sowie  die  in  den  »Münzsludien«  veröifentlichten 
Abhandluiogen  über  die  Münzen  der  Städte  Lüdinghausen 
imd  Telgte,  der  Abtei  Essen,  d^r  Herrn  von  Büren, 


^   1)  Beitrilfe  »uc  MiUiiikiiAd«  des  ehemalige»  llociwtirts  Nu  »ist  er 
in  2  Abtheilongen  mit  N&cbtragen ;  Coesfeld   1838—1840. 


148  Kupfermansen  dei  ehemaligen  Bisthums  Paderborn 

ganz  besonders  aber  die  vortreffliche  Beschreibung  der  Mün- 
ster sehen  Münzen  des  Mittelalters  von  Grote  (Band  I.  S.  177 
bis  330  mit  81  Abbildungen  auf  10  Tafehi.)  anführen »). 

In  dem  uns  jetzt  vorliegenden  Schriftchen  hat  der  Herr 
Kreis-Gerichtsdirector  Weingärtner  die  Werke  über  Kupfer- 
münzen von  Reinhardt  und  Neumann»)  auf  eine  dan- 
kenswerthe  Weise  ergänzt,  indem  er  alle  ihm  bekannten 
Kupfermünzen  der  Bischöfe,  des  Domkapitels  und  der  Stadt 
Paderborn,  der  Aebte  von  Gorvey  und  der  Städte  War- 
burg und  Höxter  beschrieben  hat. 

Die  Reihe  dieser  zahlreichen  Münzen  beginnt  unter  den 
Bischöfen  mit  dem  Yierpfenningstück  von  1622  und  dem 
Empfenningstück  von  1649  (Reinhardt  No.  2921  xmd  2922), 
die  unter  Ferdinand  I  geschlagen  sein  sollen,  deren  Existenz 
aber  Weingärtner  bis  zur  Vorlage  in  Zweifel  zieht.  Von 
Theodor  Adolph  von  der  Recke  (1650—60)  sind  12  Münzen 
in  35  verschiedenen  Stempeln  aufgeführt;  es  folgen  dann 
von  Ferdinand  IL  Freiherrn  von  Fürstenberg  (1661 — 83) 
4  Münzen  in  13  Stempeln;  von  Hermann  Werner  Freiherm 
von  Mettemich  (1683—1703)  9  Münzen  in  33  Stempeln ;  von 
Franz  Arnold  von  Mettemich  (1704—18)  8  Münzen  in  73 
Stempeln ;  von  Clemens  August  Erzbischof  von  Cöln  (1719 — 61) 
6  Münzen  in  21  Stempeln;  von  Wilhelm  Anton  von  Asseburg 
(1761—82)  2  Münzen  in  11  Stempeln.  Dann  werden  die 
Münzen  des  Domkapitels,  15  Stück  von  den  Jahren  1617, 


2)  Von  demselben  bedeutenden  Numismatiker  ist  vor  Kuriem  ddh 
auch  eine  Geld-  und  Münzgeschichte  Os na b  rück s  mit  7  TaFeln  Ab- 
bildungen erschienen.  Diese  Publication  bildet  das  erste  Heft  des 
IV.  Bandes  der  Münzstudien. 

3)  Reinhardt,  J.  Chr.,  Kupfer-Cabinet  oder  Beschreibung  einer 
grossen  Anzahl  Kupfer-Münzen  öet  neueren  Zeit.  3  Theile.  18^.  1828. 
Mit  1  Tafel.  Neumann,  Jos.,  Beschreibung  der  bekanntesten  Kupfer- 
münzen. Bis  jetzt  20  Hefte  —  26,654  Nummern  enthaltend  —  erschie- 
nen. —  Prag.  1868  bis  1864. 


und  der  Abtoi  Corvey  von  Joseph  Weingfirtner.  149 

1618,  1627  und  1761  in  22  verschiedenen  Stempeln  und  die 
der  Stadt  Paderbornes  Stück  von  1605  und  1622  in 
38  Varietäten  beschrieben.  Hierauf  folgen  endlich  von  der 
Stadt  Warburg  6  Münzöa  von  1622  und  1623  in  15  Stem- 
peln, und  Ton  den  Aebten  zu  Corvey  16  Münzen  m  38 
verschiedaien  Stempeln,  nämlich  von  den  Aebten:  Johann 
Christoph  von  Brambach  (1624 — 38)  2  Münzen  in  3  Stempeln; 
Arnold, von  Waldois  (1638—61)  7  Münzen  in  '22  Stempehi; 
Florenz  von  Velden  (1694—1714)  2  Münzen;  Maximilian 
von  Horrich  (1714—21)  3  Münzen  in  7  Stempeln*  Theodor 
von  Brabeck  (1776—94)  2  Münzen  in  4  Stempeln.  Zum 
Schlüsse  sind  von  der  Stadt  Höxter  zwei  einseitige  Mar- 
ken ohne  Jahr  aufgeffihrt. 

Es  ist. nur  zu  bedauern,  dass  diese  Beschreibung  nicht 
praktisch  eingerichtet  ist  und  man  sich  in  vielen  Fällen  auch 
mit  der  grössten  Mühe  kaum  zurechtfinden  kanni. 

Es  scheint  dass  dem  Herrn  Verfasser  die  ürtheile  sach- 
kundige Männer  über  die  Capp  e 'sehen  Werke  nicht  zu  Ge- 
sidit  gekommen  sind^). 


4)  Grote  sagt  zum  Beispiel  in  seinen  „Mü  nzst  ud  i  en"  (Band  L 
S.  178)  über  Cappe's  Werk:  „Aber  sehr  erschwert  wird  die  Ueber- 
sichtlichkeit  des  Buches  durch  die  äussere  Einrichtung  des  Textes, 
der  völlig  dem  Muster  eines  AuctionskataIo«:es  nachgebildet  ist, 
welcher,  zum  Nutzen  und  Frommen  der  Kauflustigen,  jede  der 
zahlreicken  Doubletten  einer  Sammlung  nach  den  verschiedenen  Gra- 
den der  Conservatlon  und  d«r  Inschriften -Reste  und  -Spuren  genau 
angeben  und  behufs  der  Druckkosten  Er»parung,  so  viel  wie  möglich, 
auf  früher  beschriebene  Stücke  verweisen  muss.  Unge- 
fähr „No.  4  Av.  wie  No.  1  Rv.  Typus  wie  Ko.  2  aber  ohne  die 
Striche  ;  Umschrift  wie  No.  3  aber  mit  XYZ  am  Schlüsse !"  Für  einen 
Aüciionskatalog  mag  das  hinreichen,  denn  die  Amateurs  haben  ge- 
wölinlich  eben  so  viel  Geduld  zum  Nachblflltern  als  Kauflust;  aber 
für' die  numismatisrhen  Studien  ist  es  sehr  unbequem,  wenn  man  ein 
Buch«  um  es  benutzen  zu  können,  erst  abschreiben  und  umarbeiten  muss. 

Dazu  noch  weicht  die  Druckeinrichtung  von  der,  aus  offenbaren 


150  Knpfermänsen  des  ehein»ligCD  Bi^bami  PnderWrii 

Cappe  hat  bekanntlich  seinen  mit  so  grossesu  FIdsse 
hergesteUten  Arbeiten  die  Uebersichtlichkeit  dadurch  entzo- 
gen,  dass  er  bei  der  Beschreibung  der  einzdnen  Münzen 
statt  Vollständiges  zu  liefern,  durchgehends  auf  fiHher  be^ 
schriebene  Stücke  yerwiesen.  In  der  Wein  gärtnerischen 
Schrift  tritt  diese  Unvollkommenheit  der  Beschreibung  in 
erhöhtem  Maasse  zu  Tage,  denn  die  Beschreibung  der  ein- 
zelnen Stempel  ist  mit  so  vielen  Verweisungen  auf  frohere 
Nummern  vers^en,  dass  man  sich,  wie  eben  gesagt,  kaum 
zurechtfinden  kann.  So  verweist  zum  Beispiel  N.  6d  auf  52, 
—  52  auf  51, —  diese  auf  50  und  diese  weiter  auf  49.  Die 
Nummer  12S  verweist  in  der  Beschreibung  euf  122,  —  diese 
auf  117,  —  diese  auf  116,  —  diese  auf  115,  —  letztere  auf 
112.  Oder  um  nur  noch  ein  drittes  Beispiel  anzufilhren, 
N.  167  bezieht  sidi  auf  166,  —  diese  auf  164,  —  von  dieser 
wird  auf  159,  —  und  so  weiter  auf  152  verwiesen. 

Die  Verschiedenartigkeit  der  einzelnen  Stempel  kann 
aber  am  besten  nur  dadurch  nachgewiesen  werden,  dass  <lie 
Umschriften,  Zeichen  etc.  jeder  Seite  voll  ausgesctarieben  und 
die  einzelnen  zusammengehörigen  Stempel  unter  einander 
aufgeführt  werden,  wie  dies  in  den  neueren  Münz -Werken 
und  Zeitschriften  schon  seit  Jahren  geschehen  ist.  Besonders 
störend  ist  übrigens  auch  die  vom  Herrn.  Verfasser  ange- 
wandte Bezeichnung  der  Umschriften  durch  das  setzen  von 
U. :  vor  diese  letzteren.  Die  Umschriften  folgen  nämlich 
dicht  auf  diesen  Buchstaben  in  d-erselben  Grösse  und  mit 
derselben  Typenart,  so  d»ss  man  auf  den  ersten  BMck  diesen 
Buchstaben  U  mit  semen  drei  Punkten  als  zu  den  übnschrif- 
ten   gehörig    ansieht.      Die   Münzabbildungen,   welche    der 

Gründen  der  Zweckmässigkeit  und  Bequem iiehkeit  allgemein  äbUcli 
gewordenen,  dem  Auge  des  Lesers  gewohnten  darin  ab,  däss  die  Ao» 
gäbe  der  Umschrift  der  der  Typen  nachfolgt  und  dasn-  die  Ver^ 
Weisung  auf  die  Abbildungen,  statt  v.oranaustehen,  unter  die  Ci* 
täte  gemischt  ist.  ,  / 


•  ■od  lier  Ab*w  Corvey  von  J(if>eph  Weiitg^JirlBer.  75 1 

Wcmg«ü*t9er0eb^  Sohitift  auf  einer  Tafd  beigegeben  sind, 
wollen  wir  nicht  weiter  besprechen ;  es  wäre  beaser  gewesen, 
die  Tafel  ganz  weg  zu  lassen,  denn  Münzabbildungen,  wie 
man  sie  heut  zu  Tage  wohl  verlangen  kann^  sind  das  wahr- 
lich nicht. 

In  der  Beschreibung  der  Sfilnzen  des  Domkapitels 
vermissen  wir  übrigens 

ai  das  Zwölf p'fBBiiing-^Stüeh  ohne  Jahr,  mil  ism  hef^ 
^^  LibörioB  uiiddtr  Werthzahl  XII  in.  einem  nach  allen 
Seiten  ausgeschweiften,  unten  spitzigen  Schilde,  sowie 
6.  das  Vierpfenningstück  ohne  Jahr,  mit  11 -11-   und 

den  Contremarken    BP  * IP  -  AI- 
welche  beide  Cappe  bereits»' 1849  im  dritten  Jahrgange  von 
K  ohne 's  Zeitschrift  für  Mffaiz-i,  Siegel-  und  Wappenkunde 
(pogilQ&'tt.lOi)  sfcs.  Beiträge  zu  Zeper  nick 's  Sedisvaeanz- 
Münseu  ufld  «MedaSlea^  pubMeiit  hat. 

Schliessüch  wollen  wir  hier  noch  13  verschiedene  Stem- 
pel unserer  Sammlung  zur  Ergänamg  aufnehmen,  ida  die- 
selben in  der  Yfeingärtner'schen  Schrift  ebenfalls  nicht 
aufgehet  ßtobeiu    Es  aind  djies  folgende  Män^em: 

Zum  I.  Abschnitt. 

Münzen  der  Biöcböi^eu 

1.  Zwei  Pfenninge  von  1658,    (Zu  N.  31—32.  pag.  4.) 

Av.  THEO-ADO-EP.PA: 
Rv.  ANNO  DOlGöS: 

2.  I^2'P'i^»»iBg  von  1685.    (Zu  No.  54,  pag.  K) 

Av.  HER.WER.D.G^E-P.S.R.I-P-C.P  Rose 
Rv.  ANNO  StemDOMIN!  Steml  Stern  0  Stern  8  Stern  5 
zwischen  rwei  Schnörkel  ein  Stern. 

3.  Zwei  Pfenning  von  1706.  (Zu  No.  126,  pag.  12.) 

Av.  FBAlfC:ARNOL: DG: EPISCrP ADERB  Rose 
Rv.  SF  :ROM : IMP : PRINC : COM : PYMf :  1706  Rose 
4.'^  Eiii'^PÄnB'tHg  von  1766.  (Zt  Ko».  178,  pag.  18.) 


152  KopfermAnsen  d«8  ehemaligen  Biithmns  Paderboro 

Av.  Stempel  mit  PYRM  und  ohne  Andeutung  der  Far- 
ben des  Mittelsdiildes. 
Rv.  I 

PFENNING 

SCHEIDE 

MÜNTZ 

1766 

5.  Noch  ein  anderer  Stempel  ohne  Andeutung  der  Farben. 

Av. WH- ANTD-G-EPS-PADEKB^S  S-PR*C^PIRM- 
Rv.  I 

PFENN: 
SCHEIDE 
MUNTZ 
1766 
Auf  beiden  hier  angegebenen  Stücken  steht  der  Mtlnz- 
meisternamen  nicht  mit  A— S  (wie  Weingärtiier  pag.  18 
angegeben)  sondern  mit  A— S  angedeutet. 
Zum  n.  Abschnitt. 

Münzen  des  Domkapitels. 

6.  Vier  Pfenninge  von  1617.  (Zu  No.  186,  pag.  19.) 

Av.  CAP  .  Rose  •  PÄD  •  Rose  • 
Rv.  ANNO  1617  •  Rose  - 
Zum  ni.  Abschnitt. 

Münzen  der  Städte. 
I.  Paderborn. 

7.  Vier  Pfenninge  von  1622.  (Zu  No.  227,  pag.  25.) 

Av.  ST  AD DERBORN  Rose. 

Die  Umschrift  beginnt  unten  von  Rechts;  im  oberen 

Wappenfelde  32  eingeschlagen. 
Rv.  FERDINAND 6ZZ 

8.  Ein  Pfenning  von  1622.  (Zu  No.  240,  pag.  26.) 

Av.  STAD  '      PADERBORN 

die  Umschrift  beginnt  unten  Rechts,  Zwischen  bei- 


Dod  der  Abtei  Corvey  von  Joseph  Weingftrtner.  153 

den  Worten  ein  grosser  Zwischenraum;  dagegen 
steht  S  von  'Stad  dicht  hinter  N  von  Paderborn. 
Rv.  I  zwischen  zwei  Sternen  mit  der  Umschrift 
FERDINAND  aeZZ. 

n.  Warburg. 

9.  Vier  Pfenninge  von  1623.  (Zu  No.  255,  pag.  28.) 

Av.  STAT  .  WARBVRG  •  Rose  . 
Rv.  i^ii  mit  der  Umschrift  FERDINAND:  EPSlßZS 
Rose 
Zu  den  Kupfermünzen  der  Abtei  Corvey. 

10.  Ein  Pfenning  von  1646.  (Zu  No.  19,  pag.  31.) 

Av.  ARNOLD  ABCORB  Rose 
Rv.  I  zwischen  zwei  Sternen  mit  der  Umschrift 
S-VITVS.16  Stern  46. 

11.  Vier  Pfenninge  von  1787.  (Zu  No.  35,  pag.  33.) 

Av.  THEODOR.  DGA-CSR  I  P- 

Rv.  FURSTL.  CORVEY-LAND  MUNTZ  ♦  Rose  * 

12.  Ein  anderer  Stempel  dieser  Münze  hat 

'  Av.  THEODOR DG-A^SR  IP 

13.  Zwei  Pfenninge  von  1787,  (Zu  No.  37,  pag.  34.) 

Av.  THEODOR D  GACS  RI  P. 

Rv.  wie  No.  37  angegeben  mit  der  Umschrift 

FURSTL  •  CORVEY  •  LAND .  MUNTZ  dahinter  eine 

Rose. 

Bonn,  im  November  1864. 

Wfirst. 


1    Die  alte  Jtartindkir^e  in  i^m  xmt  i|re  ^ecfiötm^  von 
Prof.  Dr.  Hermaim  Hftffer.  13,  ibl.  U.  Heft.  S,  146  u.  f. 

der  Annalen  des  historischen  Vereins  ftir  den  Nieder- 
rhein. 1863. 

Obgleich  es  nicht  durohgtogig  die  Sitte  dieser  Jahr- 
bücher ist  die  Literatur  verwandter  Zeitschriften  zu  bespre- 
chen, so  veranlasst  uüs  doch  die  otHge  sorgföltige  Arbeit 
zu  einer  Ausnahme,  weil  äie  ein  vielbesprochenes  bedeu- 
tendes Denkmal   unserer  unmittdbarsten  Nähe  behandelt. 

Der  Aufsatz  Hüffers  über  die  Martinskirdie  ist  in  Ver- 
bindung mit  zwei  andern  Aufeätzen  erschienen,  wAlche  sich 
gleichfalls  auf  die  Geschichte  der  Stadt  Bonn  beziehen.  Der 
erste  von  diesen  bringt  eine«  Bericht  de&'spfitel^  Ünter- 
praefekten  J.  Boosfeld  über  eine  Eeise,  die  ihn  im  Jahre  1784 
zu  dem  letzten  Kurfürsten  von  Cöln,  Maximilian  Franz,  da- 
mals noch  Hochmeister  des'  deutschen  Ordens,  nach  Mergent- 
heim führte,  soviel  uns  bekannt  das  einzige,  was  bisher  über 
den  Aufenthalt  und  die  Regierung  des  Erzherzogs  in  jener 
Stadt  veröffentlicht  wurde.  Der  zweite  gibt  vornehmlich  aus 
den  Protokollen  der  Bonner  Municipalität  und  nachgelassenen 
Briefen  des  eben  genannten  Boosfeld  einen  nicht  unwichtigen 


Die  alle  Martrnsiiirche  in  Bonn  nn«!  ihre  Zerstdrung  etc.      155 

Beitrag  ftir  die  GesGlnohte  (fer  Fremdh^TSchaft ;  beädsiders 
bai;  tm  Brief  über  dm  Itineviller  Frieden  unsere  lebhaite 
Teilnahme  eorregt  Man  irird  die  Einzelheiten  in  genannten 
Blatten^  lesen.  Hier  beschränkea  wir  uns  auf  den  dritten 
Auf&actz  über  die  Martin^rche.  Der  Verfasser  gibt  zuerst 
lüaicliridM'  ^t>^  die  an  den  Einbrach  der  Franzosen. sich  an«- 
BciUiesseiide  Zerstörung  zahlreicher  kirchlicher  Gebäude  in 
den  Bhfiinland^L  Mehrere  Pfarrkircben  Bonns  brannten 
gleiclkfaüls  nieder.  (Vgl. '148.)  Am  beklagenswerthesten  blieb 
aber  das  Bchieksal  der  Martinskirche.  An  der  Qstseite  der 
Sti  Gassiiitts  oder  Münsterkii'che  lag  vormals  diese  alte  Kirche 
St.  Martin,  ein  in  mancher  BezidDiimg  merkwüniiger  Gemtralbau. 
Der  Verfasser  gibt  die  Beschreibung  und  einige  historische  Data, 
und  zeigt,  dass  die  Kirche  nicht^.wie  Boisser^e  in  den  Denkmal- 
lern  der  Baukunst  am  K-Bhein  annimmt,  zwischen  das  5.  und 
9.,  sondern  ftüheatens  an  das  Ende  des  11.  Jahrb.,  die  Zeit  eines 
schon  entwickehen  deutsch-reanaoaisohen  Stils  gehört.  Was 
bis  auf  die  ibahnbrechaadea  Studien  von  Franz  Mertens  so 
viel  Verwirrung  erzeugte  uud  vor  allen  andern  S.  Boisseröe 
animftete,  der  Mangel  an  Unterscheidung  zwischen 
dereisten  Gr'üiidungszeitund  der  Bauzeit  des  wirklich 
Torfindiiehen  Gebäuöes,  ein  Unterschied,  der  um  des- 
willen immer  von  der  allerentscheidendsten  Bedeutung  bleibt, 
weil  zwischen  ämt  ersten,  dem  Grüudungsbaue,  und  dem  zu* 
tet^  noch  vorhandeneti  Baue  eine  ganze  Beihe  von  Neu^ 
feinten  und  Aufbesserungen  liegien«  kdiffien  —  ist  dem  Ver- 
fasser (farchatis  nicht  entgangen.  Er  erwägt  sehr  wol,  dass 
diie  Rundfona  des  Grundrisses  und  die  Weihe  auf  den  heil. 
Martin  fäv  den  eventuellen  ersten  Bau  auf  ein  hohes  Alter 
deuten,  iber  ihm  sind  doch  die  charakteristischen  Merkmale 
des  letzten  Baues  entscheidend,  um  diesen  nicht  froher  als  an  dias 
Enäo'  d^s  11.  Jahrhunderts  zu.  steBcn.  Wenn  d^  Verfasser 
die  Fixirusg  dieser  charakteristischeH  Merkmale,  nämlich  die 
auggdlriMefiepe  FDnui  der  Wtrfiäcapitäle,  die  Lissenen  und 


156  Die  alte  Marttnskirche  in   Bonn  und  ihre  Zerstörung 

Bogenfriese  der  äussern  Wandflächen  und  die  Eckblätter  an 
einigen  Basen  dem  Prof.  Aus'm  Weerth  zu  verdanken  an- 
gibt, so  beweist  er  nüt  dieser  Bemerkung  eine  selten  vor- 
kommende EhrUchkeit.  Die  Abbildung  auf  einer  dem  Erz- 
bischof Bruno  I.  zu  Eöhi  (953—965)  zugeschriebenen  Münze 
lässt  sich  nicht  dagegen  anfahren.  Denn  diese  viel  besprochene 
Münze,  auf  welcher  auch  zum  ersten  Male  die  Benennung 
Verona  für  Bonn  vorkommen  soll  (vgl.  Lersch  im  Archiv 
Bd.  I  S.  11),  erweist  sich  nach  den  Eigenthümlichkeiten  der 
Präge  und  insbesondere  wegen  der  Unzuverlässigkeit  des  auf 
dem  städtischen  Archiv  in  Köln  befindlichen  Rohdorffschen 
Codex  monetarius,  der  das  einzige  Zeugniss  für  ihre  Existenz 
Uefert,  als  eine  spätere,  ungeschickte  Fälschung.  Ueber  die 
Geschichte  der  Kirche  isfr  im  Ganzen  wenig  bekannt,  desto 
Genaueres  über  ihre  Zerstörung.  Sie  war  wie  so  viele 
andere  durch  das  Consulardekret  vom  9.  Juni  1802  sakula- 
risirt  und  im  Jahr  1806  zu  beliebiger  Benutzung  dem  Kir- 
chenrath  der  Münsterkirche  überwiesen,  auf  welche  die  alte 
Pfarrei  von  St.  Martin  übertragen  war.  —  Am  12.  Juli  1809 
bot  der  spätere  Oberbürgermeister  Windeck  der  letztem  Pfarre 
400  Francs  für  das  Gebäude,  ein  Preis  der  bei  der  damali- 
gen Gleichgültigkeit  gegen  kunsthistorische  Interessen,  bei 
der  Hüllsbedürftigkeit  der  Pfarrei  (und  auch  wohl  dem  sehr 
ins  Spiel  kommenden  Wunsche  einiger  Hinterwohner,  das 
Kirchengebäude  zum  Vortheil  ihrer  Häuser  verschwinden  zu 
sehen)  sofort  angenommen  werden  sollte.  Zur  Ehre  des 
Mannes  sei  es  gesagt,  der  Präfect  des  Bhein-  und  Mosel- 
Departemwits,  Marquis  von  Lezai-Mamesia,  versagte  seme 
Genehmigung  zu  der  ihm  zugemutheten  Barbarei.  Seine 
Worte  sind  so  werthvoU ,  dass  sie  auch  heute  nicht  genug 
wiederholt  werden  können.    Er  schreibt: 

»Que  la  ch^tive  somme  de  400  fr.  ne  pourrait  pas  6tre 
)>mise  en  baknce  avec  la  conservation  d'un  Mifice,  qui 
»donne  son  nom  ä  la  paroisse  et  qui  par  fion  antiquit^ 


von  HermanD  Häffer,  157 

»fait  partie  des  objets,  qu'une  ville  devrait  6tre  jalouse 

»de  conserver  parmi  ses  monuments.« 
Aber  es  half  nichts,  es  wurde  remonstrirt,  es  sollte  nun  ein- 
mal abgerissen  werden  —  und  so  wurde  denn  auch  dieses 
merkwürdige  Bauwerk  endlich  am  15.  April  1812  für  600  Francs 
auf  den  Abbruch  versteigert. 


IV.  Hiseellen. 


1.  Noch  ein  IVort  über  Schal  Ige  fasse.  Heine  Be- 
merkungen über  die  Verwendung  von  Schallgefässen,  besonders  in 
den  mittelalterlichen  Kirchen,  haben  einige  weitere  schon  dankens- 
werthe  Mittheilungen  über  diesen  Gegenstand  veranlasst.  Dabei  sind 
jedoch  Zweifel  über  die  Wirksamkeit  dieser  Schallgefässe  erhoben 
worden,  aber  die  ich  mir  noch  Einiges  Nachträgliche  zu  sagen  er- 
lauben will. 

Eine  Verstärkung  des  Schalles  lässt  sich  auf  zweifache  Weise 
bewerkstelligen,  nämlich  einmal  dadurch,  dass  man  einen  mittönenden 
Körper  anbringt,  und  zweitens  dadurch,  dass  man  den  Schallstrahlen 
eine  bestimmte  Richtung  giebt,  wodurch  sie  zusammengehalten  und 
nicht  zerstreut^werden.  Das  erste  geschieht  z.  B.  durch  die  Anbrin- 
gung eines  Resonanzbodens,  das  zweite  durch  ein  Sprachrohr.  Ich 
habe  früher  angenommen,  dass  die  vitruv'schen  Echea  solche  mittö- 
nende Körper  gewesen  seien,  von  denen  jedes  einzelne  jedoch  nur 
einen  einzigen  Ton  vertreten  habe.  Dass  diese  Gefässe  an  dem  vor- 
dem offenen  Rande  an  einer  Stelle  unterstutzt  waren,  konnte  unmög- 
lich dem  Mittönen  Einhalt  thun.  Jeder  tönende  Körper  hat  bekannt- 
lich seine  Schwingungsknoten,  und  deren  liegen  auch  in  dem  Schall- 
ringe.  Ein  Festhalten  an  der  Stelle  eines  solchen  Schwingnngsknoten 
kann  aber  nicht  dem  Tone  hinderlich  sein.  Bei  Flaschen,  d.  h.  Ge- 
fässen  mit  geräumigem  Bauche  und  engem  Halse,  bildet  die  einge- 
schlossene Luft  den  mittönenden  Körper  und  je  nach  der  Grösse  und 
Gestalt  der  Flasche  bestimmt  sich  der  Ton,  den  sie  mittönen  Ifisst. 
Allerdings  darf  die  Flasche  nicht  ganz  fest  eingemauert  seiii,  aber  es 
schadet  nicht,  wenn  sie  am  Halse  gehalten  wird.  Man  kann  die  Re- 
sonanz bei  jeder  Weinflasche  beobachten,  in  die  man  hinein  singt, 
während  man  sie  am  Halse  in  der  Hand  hält. 


Miscellen.  l59 

lek'liab«'  tokon*  ft-ülMf  l)ei»efklieh  gemaohl,  ^asi  eliie  jlttwen«« 
dnnit  M>loh«r  mittiteeDder  GefteM  nach  dem  vitrnviacibea System«  sehr 
wohl  b«i  4l«iii  beschränkten  Umfange  der  antik<dn  Mnsik  denkbar  sei, 
aber  schwerlich  ht\  dem  modernen  Umfange  der  Tonleiter  zu  einem 
nennen slfieiitben  Reeultaio  fökve,  nicht  weil  die  Gefdsse  unfähig  za 
schwingen  wären,  sondern  weil  jeder  Tun  der  sechs  oder  si«ben  Oc- 
ta>ineii  durch  besonders  gestimmte  Gefässe  vertreten  sein  mässte. 

Aller  es  kann  durch,  die  Gefnsse  auch  etwas  anderes  erreicht 
werden*  Wenn  nämlich  die  Gefässe  die  Gestait  von  Pareboioidea 
haibMi,  se  wird  nach  bekannten  Gesetzen  jeder  Schallstrahl,  d«r  in 
der  Hicbtttttg  der  Axe  in  das  Innere  derselben  dringt,  genau  in  der 
Riohtaing  id>er  Axe  reflectirt..  Der  Schell,  der  an  die  innere  Wand 
eines  soiloben  Gefässes  schlägt,  tönt  in  Folge  davon  in  seiner  gaasea 
unverminderten  Stärke  zurück.  Denkt  man  sich  nun  eine  Anzahl 
so4cker  Geffiase  an  dem  Gewölbe  oder  in  der  Chornische  verthtilt,  so 
eotskekt  die  Wirknng  „einer  fensterlosen  Concha,  wW«he  dem  SäQg«r 
den  T«n  ans  der  Brest  sieht  und  ihm  Mnlh  maohi''»  wie  Herr,  Mtgor 
von  Cokaiisen  sagt.  Die  Goncha  witkt  aber  deshalb  so,  weil  die 
Cylifldliirfepm  derseljbdn  mit  der  Kigelferm  des  Gewölbes  den  Ton  eb«n*i 
fall«  aiemlick  «af  einen  Fnnkt  cenoentrirt.  Die  Wirkung  der  SchalU 
gefäase  wfirde.tilso  die  sein,  als  ob  an  jeder  Stelle,  wo  ein  solches 
sich  befindet,  der  Ton  durch  ein  Sprachrohr  mitgesungen  wurde. 
Wenn  diese  Wtrknng  eintreten  sell^  so  müssen,  wie  gesagt,  dieSchall- 
gefässe  eitte  parabolische  Form  haben.  Gute  Sprachrohre  wenden  be«- 
kamärtlieh  ebenfalls,  so  w«it  es  ausführbar  isit,  in  dieser  Form  gebaut. 

Leider  ^ind  di«  lüaekrichten  über  die  Form  der  meisten  bis  jetzt 
bekannten S^thallgefänse  iehr  angenugead,  denn  daraus»  dass  sie  Vasenf 
Fiascken  odhr  H«rd6r  genannt  werden,  lässt  sic^  nichts  ^hliessen.  Um 
«•  wichtiger  ist  die  MUtheiiang  des  Herrn  Baumeisters  JPieters  tniA  dex^ 
Zeivhnnngcn  nuf  Taf.  VIII  zu  Heft  27  dieser  Jahrbücher.  Ks  niusii 
anffbllen,  dass  nach  dieser  Zeichnnng  die  SchaUg^ässe  in  der  Kap^Ue 
4er  Bnrg  Batambnrg  offenbar  die  Form  von  Faraboloiden  haben  nnd 
deshalb  ganz  den  AnfOrdenuigen  entspreeiien^  weldbe  an  dieselbe» 
g^eweek«  werden  müssen,  wenn  sie  gleichsam  eis  den; Don  z4iTU«kge- 
bende  Spraohröhre  wirken  sollen. 

Nach  diesen  Erwägungen  glankie  ic/h^  folgendes  muthmasslichff 
Resnltat  «iekdn  sn  dürfen. 

Die  metallenen  Echea  des  Vitruv  wirkten    als  a»ittöneDde  Kdr-4 


1^  Miiiiellerf. 

per,  j«dei  Gefäii  für  oiaen  beatünmleii  Ton.  Sie  »nsite«  ieMshzXh  in 
der  vva  Vitrav  angegebenen  Weise  naeh  der  dnoMia  gelirfiuclilicheB 
Scale  gestimmt  sein.  Dasselbe  suchte  man  durch  H6rner  and  Flaschen 
in  erreichen»  die  lose  aufgehfiogt  od«r  aufgelegt  wurden,  und  in  die- 
ser Weise  scheint  das  Mittelalter  die  alle  Sitte  beibehalten  an  haben, 
ohne  jedoch  den  Zweck  au  erreichen,  da  man  von  der  Art  der  Wir- 
kung dieser  Gefftsse  keine  richtige  Vorstellung  hatte.  Daneben  wandte 
man  aber  auch  richtiger  und  ohne  Zweifel  mit  besserm  Erfolge  Töpfe 
an,  welche  die  Form  von  Paraboloiden  hatten*  Diese  sollten  nicht 
mittönen,  sondern  nur  den  Ton  in  der  Richtung  ihrer  Achae  aurück- 
werfen  und  lusaromenhalten.  Sie  brauchten  daher  nicht  lose  «uf ge- 
hängt oder  aufgelegt  au  sein,  sondern  wurden  fest  eingemauert.  Wahr- 
scheinlich hat  auch  schon  das  Alterthom  diese  letatere  Art  von  Schall- 
gefflssen  gekannt. 

Es  wird  von  Wichtigkeit  sein ,  bei  künftigen  Entdeckungen 
von  Schall gefftssen  auf  die  Form  und  Befestigungsart  derselben  an 
achten,  damit  man  daraus  das  System,  welches  jedesmal  angewendet 
wurde,  bestimmen  könne.  Es  mfisste  aber  auch  von  praktiacbem  In- 
teresse sein,  wenn  Versuche  mit  parabolischen  Töpfen  gemacht  wür- 
den, was  sich  ohne  bedeutende  Kosten  wohl  würde  ausführen  lasaen. 

Göttingen.  Prof.  Unger. 


2.  Scha II ge fasse.  Nachdem  in  den  letzten  Vereinsheflen 
die  thönernen  Schallgefftsse  im  Innern  von  Geböoden  besprochen,  mag 
es  passend  sein,  einer -andern  Beigabe  der  Töpferkunst  au  gedenken, 
welche  sich  an  der  Ausseaseite  mittelalterlicher  Bauwerke  findet,  nnd 
welche  im  Schutt  gefunden,  vielleicht  rfithselhaft  erscheinen  könnte. 
Der  schöne  Eschenheimer  Thurm  in  Frankfurt  a/M.  wurde,  nachdem 
ein  1346  erbautes  Thor  wieder  abgerissen  worden  war,  1399  an« 
Kalkbruchsteinen,  so  wie  aus  Sandstein  und  Basalt  für  die  WerkstGcke 
erbaut,  mit  Mörtel  beworfen  und  glatt  verputzt.  Statt  aber  die  Rüst- 
löcher  nach  dieser  Arbeit  wie  es  gewöhnlich  geschieht  mit  einen 
Stein  auszufüllen,  nahm  man  eigens  geformte  Krüge,  welche  ohne 
Mörtel  so  in  die  Löcher  eingesetzt  wurden,  dass  nur  ihre  Mündung 
sichtbar  blieb,  der  Verputz  aber  bis  zu  dieser  herangeaogen  wurde. 
Man  gewnnn  dadurch  den  Vortbeil  bej  spätem  Rüstungen  die  alten 
Löcher  leicht  aufzufinden  und  nach  Beseitigung  der  Krüge  wieder 
benutzen  zu  können. 


Die  liftchtKciie  Wiltdflir^ilf  lOiM  Oii^  si«  fttfi  imd  g^b  denBAr'» 
gern  iMhaglUiie  Kkmde,   dAM  dev  «ite  Thurn  n^th  sttfle'  und  ll^tf 
fkMn  ^*aclie,  und  pfeift  die  aaa,  die  ihn  itürsen  wollen^ 
Die  KrOgesittdOylinder  ohne  ^ 


Hai«,  eHra  6»/,''  t»f,  »V  ^^^^  ;^  »^    '^        ;^^  ^ 
mil  eiteer  l^  weiten  Oeffeeeg.    3    "    P" 


3© 


AQfib  in  den  BenreobfiungBn  von  HOB  fdr  das  neue  Ratbbaiw 
'^  den  ROmer  -^  konunen  Krage  vor,. um  in  d^  Giebel  eingenauert 
iH  werden. 

3.  Steinerne  Hoblgespbosae.  )n  den  Ruineq  der  romani- 
sebfn  Pracbtbnrg  Yienden  bei  Luxemburg  fand  me«  iint#r  andern  ancb 
sieineirno  Bomben ;  9iE6lUge  Kngejn  von  grauer  Lava,  welcbe,  ßo  weit 
dWs8  von   der  M«n4ui>g  au«  gescbeben  konnley        C  ^"  ) 

ausgehöhlt  sind ; 'dadurch  ist  die  Mündung  elwaa 
wiNl  wad  «n|»tei<b  gerfibela,  so  dnss  »h  sipb,  nacb» 
dem  das  GecMsboss  mit  Spreng-«  oder  Brendieug  ge- 
falll  war,  niiriiit  voll  kommen  sebiiossen  liess;  wir 
vermulhen  daher,  dass  dasselbe  »ieh«  für  Feußr* 
gn^hM4»«,  sondern,  ffir  eine  }Mier  WiirfhiaschineU 
beHttoimt  wnr,  Imr  welcbd  das  MiiMeUUer  eine  se  reiebe  ]V#meokfotar 
he/MM.  V»  Cohanseti^ 

4*  Unser  verehrter  Mitarbeiter  Herr  Major  von  Cohansen  sendel 
uns  noch  nachfolgende  Bemerkungen  und  Berichtigungen,  die  wir 
,mit  Ausnahme  der  Hervorhebung  eines  Druckfehlers  ad  p.  235  des 
vorigen  Heftes,  wo  es  statt  Rundziegel  fiberall  Rand  sieget 
(tegula)  heissen  muss^  wörtlich  folgen  lassen. 

a)  ad  p.^40.  Im  18.  Heft  der  JahrJ)ücher  i(1825)  markte  ich  ,p.  68 
meines  Aufsatzes  „über  alte  Verschanzungen  und  Grabhfigei 
auf  dem  H  undsröcken"  aufmerksam  auf  den  1693  bei  Perscheid  statt- 
gehabten Fund  von  Goldmünzen  und  citirte  dabei  meine  Quelle  Gre- 
beJs  Geschichte  von  Rheinfels,  Damals  wusste  ich  noch  nich|,  dass 
schon  meinllrgrossvater  sich  für  denselben  Fund  interessirt  und  auch 
dessen  Onkel  Job.  Heinrich  Cohausen  mit  seinem  Freund  Jod.  Her- 
man  Nünnin^  ihn  besprochen  hatte.  —  Von  dem  lebhaften  Verkehr 
zwischen  diesen  beiden  gelehrten  und  witzigen  Köpfen  gieht  ausser 
dem  im  neusten  Bonner  Jahrbuch  citirten  Werk  auch  ein  anderes, 
Jod.  Herrn.  Nünning's  H'estfälisch-Münsterländische  Heidengräber,  Zeug- 

11 


163  MiieaUatt. 

dIm;  dasMibe  ift  171S  ■■  ComfM^  1714  xii  OiBftbrflck  und  nBHerdings 
1865  mit  7  BolEfcbBHkUifeln  nocbiMig  ia  Coesfeld  entbi^neii. 

b)  ad  p«  S47.  Die  Befettigangen  de«  Bergrückens  an  der  Eia- 
mflndong  des  Gengelbacbs  iq  die  Agger  1  Meile  flstlicb  von  Gum- 
mersbach (vergl.  Generalstabskarte  Blatt  Lfidefischeid)  ist  eine  der  sahi- 
reicben  Qnerabschoitte,  durch  welche  mehrere  diMrtige  HodbsIrasseB 
verwehrt  werden  konnten,  sie  heisseo  landsüblich  Grengel  und  mögte 
der  Name  des  Baches  wohl  auch  damit  insammenhangen*  Woher  der 
Ausdruck  Grengel  (Ohmbacher,  Bedinger,  Remschosser,  Krawinkler 
etc.  Grengel)  kommt,  weiss  ich  nicht.  Auch  nicht  ob  er  nur  Strassen« 
absperrungen,  oder  auch  abseits  der  Strasse  liegenden,  versteckten 
ScbutsOrtern  sukommt.  Wenn  man  fragt  aus  welcher  Zeit  jene  Ver- 
schansungen  seien  •—  so  ist  su  antworten  aus  allen  Zeiten,  wo  es 
nöthig  werden  und  wo  die  nfiberen  Anwohner  hoffen  konnten,  sich 
durch  dieselben  su  schütsen. 

Erdwfille  und  Graben  thaten  es  natürlich  nicht  allein,  konatliche 
und  lebende  Verhaue  mussten  sie  ergänzen  und  verstärken.  Der» 
gleichen  auf  eine  gute  Karte  bezogene  Angaben  sind  sehr  schfltabar 
und  wäre  zu  wünschen,  dass  sie  imnter  häu6ger  ans  allen  Theilen 
des  Rheinlands  einträfen,  *—  freilich  aber  so  dass  man  ihnen  Satz 
für  Satz  folgend  im  Stande  wäre  sie  in  ihren  Haupt-Grund«  und  Aafriss- 
Verhältnissen  zu  zeichnen  —  was  nicht  schwer  ist,  wenn  dem  Schrei* 
her  selbst  diese  Absicht  vorschwebt.  Die  Benennuag  der  anstossenden 
Flur-  und  Walddistrikte  wäre  dabei  nicht  zu  vergessen.  Ost  nnd 
West,   Nord  und  Süd  statt  links  und  rechts  vorzuziehen. 

c)  Bezugnehmend  auf  die  Abhandlung  des  Herrn  Prof.  Wieseler 
über  das  Silberrelief  von  Neuwied,  lege  ich  Ihnen  hier  den  Abdruck 
eines  Intaglio  bei,  auf  welchem  Merkur  reichlich  mit  Attributen  ver- 
sehen ist  (Taf.  II  5).  Ich  erhielt  den  Stein,  ein  Carneol,  1857  auf  einer 
Reise  im  Sameland  von  Cantor  Preuss  in  Germau.  Er  hatte  denselben  in 
einem  Grabhügel  (Rapurne),  die  sich  dort  aus  der  dürren  Grasfläche 
der  Palven  erheben,  gefunden,  zugleich  mit  Erzwaffen  und  Bernstein- 
perleif.  Aus  vielen  Gräbern  seiner  nächsten  Umgebung  ist  des  genannten 
Sammlung  besonders,  reich  an  Bernsteinperlen  von  Kugel-,  Linsen-  und 
Mühlsteinform  und  von  der  kleinsten  bis  zu  27,  Zoll  Durchmesser  halten- 
den, alle  sind  rauh  und  glanzlos.  Der  geschnittene  Stein  deutet  wohl  ver- 
ständlich genug  dahin,  woher  ohne  Zweifel  oder  trotz  der  Behauptung 
mancher  nordischer  Antiquare  auch  die  Erzwaffen  und  die  Goldschmnck- 


MiatcelleD.  163 

Stacke  der   baUiscben  Lfioder  berkommen;    auf   die   rom   AfUtelmeer 
begrflnxteD  alten  Culturlfinder. 


5.  Lampe  von  Erz  gefunden  amGoBsberg  (vergY.  Jabrb. 
XXXVII  p.  237  Mise,  und  Taf.  11  4  dieses  Jahrb.)  Diese  Lampe  von  zier- 
licher Form  bat  ein  fast  kreisrundes  Becken  mit  spitzovaler  Verlängerung 
als  Dochtbalter.  Der  runde  Fuss  ist  niedrig.  Ein  kupferner  Unterhaken, 
an  dem  sie  mit  3  Dräthen  hängt,  dfent  zum  Aufhängen  nnd  hat  eine  Spitze 
znm  Schören.  Hinten  ist  ein  Griffhenkel  mit  zvtrei  FIfigelchen  ffir  den 
Daumen.  Sie  scheint  gegossen  und  nur  die  Deckplatte  von  Blech  zu 
sein.  Sie  fasst  nur  etwa  einen  Esslöffel  Oel.  Das  Füllloch  und  das 
Lichtloch  erscheinen  etwas  gross.  Das  Ganze  ist  dunkelgrün  ange- 
laufen, doch  glatt.  Das  Kupfer  des  Hakens  ist  gelber,  als  das  der 
Lampe.  Bartels,  Pfarrer  zu  Alterkülz  bei  Simmern. 


6.  Das  verehrte  Mitglied  unseres  Vereins  Herr  Hofbuchhändler 
Dr.  Fritz  Hahn  in  Hannover  schreibt  uns  in  Bezug  auf  die  Wappen 
der  im  vorigen  Jahrbuch  publicirten  Kronbehälter:  Hinsichtlich  der 
Wappen  habe  ich  mit  Dr.  Grote  gesprochen,  der  ein  Kenner  in  diesen 
heraldischen  Dingen  ist.  Er  war  auch  der  Ansicht,  dass  es  ungemein 
schwer  falle,  aus  dieser  frühen  Periode  die  Wappen  richtig  zu  be- 
stimmen, da  damals  noch  viel  Willkührlichkeit  in  denselben  geherrscht.' 
Herr  Senator  Cnlemann  besitzt  ein  derartiges,  sehr  schönes  Kronbe- 
hältniss,  aber  von  den  dortigen  ganz  verschieden.  Es  stammt  von 
einem  schwedischen  König  ab  (der  Name  ist  mir  nicht  beifällig),  der 
sein  Vaterland  verlassen  musste  und  in  einem  deutschen  Kloster  starb 
(wo  ich  nicht  irre  in  Paulinen-Zell  im  13.  J.).  Dasselbe  ist  mit  schwar- 
zem Leder  überzogen,  in  dem  der  Siegelstempel  des  Königs  und  sonstige 
Verzierungen  abgedruckt. 


7.  Briefliche  Mitlheilung  desHcrrn  Major  a.  D.  E.  Schmidt 
in  Kreuznach  an  Dr.  Freudenberg  d.  d.  6.  Dec.  1864. 

Neben  der  Ausschachtung  der  Luftcanäle  für  die  Anlage  einer 
Glasfabrik  liess  kurzlich  Herr  Hermann  an  der  Heidenmauer  auch  den 
sog.  Hof  ausschachten ;  in  dem  letztern  kam  hierbei  ein  4'  hohes 
Maueroblongum  zum  Vorschein,  das  wegen  des  in  dasselbe  hinein- 
gehenden, von  der  Hypocausis  herkommenden  Wasserzuges  für  das 
Plnvium  gebalten  werden  muss.    Die  Ecken  desselben  bestehen  grossen- 


164  MiMellf». 

tbeil«  iU*  Saft4itel»quadcrii.  Ilvehdem  die  Antsebachtan^  dieses  Km- 
mes  schon  beendigt  war,  ward  ziemlich  hoch  an  der  Sfldotteeke  diefes 
Oblongttms  ein  solcher  Quaderstein,  der  22"  in  die  Ostseite  hinein- 
reicht, mit  der  folgenden,  auf  deao  Kopfe  stehenden  Inschrift  entdeckt 

IVXET 

ARTIA 

TCOVl 

Das  Inschriflfragment  ist  11"  hoch  und  10"  breit,  während  die 
daran,  befindliche  BlStterverzierung  eben  so  hoch,  aber  rar  8''  breit 
isJL  Die  BnchfrtabcD  sind  2"  hoch  und  sehr  schön;  die  Zeilen  stehen 
1*/,"  von  einander.  Da  die  Buchstaben  weit  auseinandersteheoty  so 
läs^t  sich  anoebmen,  dass  dieses  rechtwiokiich  durchgesägte  Fragment 
nur  Ys  ^^'  Breite  des  ganzen  Grabsteins  ist,  der  bei  seiner  unge- 
wöhnlichen Dicke  von  22"  mindestens  G — 7  Zeilen  Inschrift  gehabt 
haben  dürfte. 

lYir  sehen  übrigens  aus  dem  Erhaltenen,  dass  Gattin  und  Tochter, 
die  den  auch  sonst  vorkommenden  Namen  Martia  trägt,  dem  Gatten 
und  Vater  den  Grabstein  gesetzt  haben.  Was  sagen  Sie  zu  dem  Ein- 
fall, der  mir  in  den  Sinn  gekommen,  dass  auf  JMARTIA  in  der  letz- 
ten Zeile  wohl  gleich  filia  und  das  Datum  gefolgt  sei,  so  dass  'T(ito) 
CO(nsnle)  Sextam'  zu  lesen  sein  dürfte? 

(Dieser  Deutung  des  InschriftenCragments  steht  zunächst  entgegen, 
dass  es,  soviel  mir  bekannt,  im  Rbeinlande  keine  datirten  Grabschrif- 
ten gibt,  sodann  auch  die  Annahme  eiaer  Sigle  CO  für  Consul  statt 
des  feststehenden  COS.  Die  4  letzten  Buchstaben  lassen  sich  durch 
Yergleichung  von  Or.  Ins.  t*at.  4617  einfach  erklären  CO(niugi}  Yl^vae) 
fecerunt.    J.  Fr.) 

Unser  Bürgermeister  Kuppers  hat  vor  eiuigen  Tagen  folgende  beim 
Roden  auf  dem  hungrigen  Wolf  gefundene  römische  Alterthümer 
ervvorben :  ein  Schwert,  einen  Dolch,  beide  mit  glänzendem  Edelrost 
überzogen,  eine  sehr  inkrustirte  Schafschcere,  zwei  Urnen,  eine  klei- 
nere mehr  becherartige,  einen  Teller  von  terra  sigillata  ohne  Töpfer- 
namen,  einen  kleinen  mit  aerugo  überzogenen  Bronzeteller,  Pfeil- 
spitzen u.  s.  w.  Hinter  Dr.  Engelmanns  Weinberge  sind  schon  mehr- 
fach und  auch  im  vorigen  Jahr  längs  der  Chaussee  Gräber  anfgefun- 
den  worden,  und  die  gedachten  Sachen  sind  jedenfalls  an  dieser  Stelle 
aufgegraben  worden.     (Vgl.  Jahrb.  H.  XXXI.  S.  197.) 


8.  Bons.  Iii4emafli  nörd^ieheo  Sa«»e  {leBiSloonwuld^ßs  g«)«ge|i«B 
Dorfe  Schlierscbied,  Kreis  Simmeriii  fand  im  Frühjahr  1864  efn  Baueir 
beim  r^iederleg^n  von  Kdllerinaoerh  in  eittef  veratei>kten  Nische  eine 
Anciihl  Gold-*  und  Silberm^oeeR,  VreJche  wiBirteii«  aus  der  z weilen 
Hälfte  des  16*  Jahrh.  kei-rOhren.  Aul  diesem  Funde  ist  mir  durch 
Vermittluei;  meines  Bruders  in  Simmern  eine  wohlerbtltena  türkische 
GoJteänse,  im  Werthe  YondThln,  BUgekenioien,  deren  Entnäthtfelung 
idli  der  Gfite  des  Herrn  Professor  Gildeaieister  Yerdnnke.  Der  Beyer« 
lautet  in  arabischer  Schrift:  'Der  Snltan  Mürnd,  6okn  SeJjtm-KhtoSi 
herrlich  «ei  sein  Sieg,  Gesehlagen  in  Mi«r  (Kahi/ah)  im  Jnhr  982, 
(di22)  <is  1574  p.  Chr.  Der  Revers  trügt  die  tegendo:  'der  Münzen 
«ohlfigt  (Zeichen  der  Sonverainilat)  der  Inhaber  dar  Miyesiät  und  das 
Siegs  zu  Land  nnd  <u  Meer/  Herr  Gildemeister  bemerkt  aoeh  hiensu  { 
Die  Mflnae  ist  insofern  beachjtanSiYerth,  als  es  andere  G«U münzen 
tfe«aelb«n  Jahr«  und  Orts  gibt,  auf  denen  statt  der  obigisA  Beve^sia-r 
«chrift»  die  bis  diihin  gebrduohlich  war,  die  eine  bis  jaUt  h«behnltene< 
'Sultan  der  beiden  Continente  und  der  beiden  Meere»  Sullati,  Sohn 
des  Sultan'  erscheint,  so  dass  sie  etwas  früher  fallen  und  das  letzte 
Beispiel  der  altern  Inschrift  sein  wird. 

Ohne  Zweifel  ist  diese  Münze  des  Sultan  Mdrad  III,  Selim  II  Sohn, 
welcher  von  1574 — 1596  regierte,  während  des  20jährigen  Türken- 
krieges unter  der  Regierung  des  Kaisers  Rudolf  II  in  den  Verkehr 
gekommen  und  vielleichl  von  einem  deutschen  Krieger,  der  gegen 
die  Türken  niitgefochten  hatte,  als  Beute  an  diese  Stelle  gebracht 
worden*  J.  Freudenberg. 


9.  D  ü 8  s  e  1  d  o  r  f.  Eine  Besichtigung  der  interessanten  archüelogi^ 
sehen  Sammlung  des  kürzlich  verstorbenen  Herrn  £barla  zi^  Dusseldiirf 
lfih>  mir  zu4en  (olgendetl  Bemeil^^^geu  Anlasse  wplchn  sieh  znjn  Theil 
auf  Alterthümer  der  genannten  Sammliing  beziehen,  die  bereits  von 
A.  Rein  in  der  gehaltreichen  Abhandlung  'lieber  die  Römisehen  StaHions- 
orte  zwischen  Colonia  Agripp.  und  Burginatium  etc.*  ei'Vlrähnt  sind, 
tbei4vKai«a/abfr  auch  anderweitige  ^rWerbüngM  des  flelMigen  Sariimlers 
betreffen.  , 

1)  In  dem  Stempel  einer  Fussscherbe,  die,  wie  fleri'  Ehetiti  mir 
berichtete^  aus  Gtllep  stammt,  hat  es  mir  nicht  gelingen  wollen  mehr 
zu  Ifs^n,  als  FIBMI]HV(S?>  F£;  das  $  ist  mir  m^$  deutlich  erachie«- 
nen;  Bi4^n  a,n-  0.  3.  H  gibt  as;  FiRMINVS  FEG,    Uebrig^n«  i^^at 


166 


Miflcellen. 


01  ch  dieser  Stempel  bei  Fr/rtioer  fv  den    Terracotteoin Schriften    nicht 
erwAfint. 

2)  Den  Stempel  OF  MODEST  trifft  ein  wofalerbiiltenes  rotbes 
SehQsselchen;  Herrn  Rein  hnt  wohl  sein  Gedächtniss  getäuscht,  wenn 
er  von  einer  Fnssscherbe  mit  der  obigen  Inschrift  redet. 

3)  Auch  die  kleine  Berichtigung  möchte  ich  mir  erlanben,  dsss 
der  ebenfalls  nicht  »nf  einer  Fussscherbe,  sondern  auf  einer  erat  er- 
haltenen Schussel  aus  Gellep  befindliche  Stempel  MERCATÖft  eine 
Ligatur  zwischen  0  und  R  zeigt. 

4)  Hinsichtlich  der  Schreibweise  des  Stempels  JNVSA^O  auf  einem 
Ziegel  will  ich  anmerken,  dass  die  Schenkel  der  Buchstaben  JllVAIf 
sieh  oben  und  beziehungsweise  unten  nicht  berühren :  4itterae  lineis 
non  coeuntibus  hiant'  s.  Bitschi  P.  L.  £  suppl.  III  p.  IV. 

5)  Der  von  Bein  a.  a.  0.  erwähnte  "^Ziegel  mit  der  kreisförmigen 
Inschrift:  VEX  (illatio)  EX  (ercitus)  GER  (manioi)  zwischen  zwei 
vertieften  Kreisen  und  mit  F  in  der  Mitte  des  innern'  zeigt  die  In- 
schrift in  solcher  Anordnung : 


Unterhalb  des  verkehrt  stehenden  H  befindet  sich  ein  übrigens 
nicht  störender  Bruch. 

Unter  Nr.  6 — 10  lasse  ich  nunmehr  die  Stempel  von  fünf  frag- 
mentirten  Lcgionsziegeln  folgen: 

6)  L   TM 

7)L!II_ 

S)   .^SGIMPF  (Tiefdruck.)    ^  Aus  Gellep,  wie  Hr.  E.  versicherte. 

9)  LEG  •  XVI 
10)  pEGXVI 

11)  Auf  der  Fussscherbe  eines  Gefässes  aus  Gellep  steht  deutlich 
der  Stempel  CINTVGNATV.  Vgl.  den  Nieukerker  Stempel  bei 
Rein  a.  a.  0.  S.  70:  CINTEGWATIVS  und  Fröhner  n.  720—724. 


Misoellen.  167 

12)  Auf  «iner  d>eiidBher  stimmendeli  Seherbeleae  iefa  ^Otö^^Jt 
wobei  ich  jedoch  nicht  verachweigen  wili,  dtss  mir  das  am  Anfang 
stehend e  L  zweifelhaft  ist. 

13)  Auf  einer  andern  Gelleper  Fussscberbe  scheint  der.  Stempel 
GENIV  2u  bftdenten;  vgl.  Fröhner  n.  641 :  GEmO. 

14)  Auf  dem  Bauche  eines  lileinen  flascbenShDlichen,  schwarzen 
Gefdsscs  ane  IVeuss  (ein  ähnliches  hat  bereits  Rein  S.  35  beschrieben) 
steht  ringsherum  die  Inschrift: 


15)  Das  A  ist  offen ;  über  die  Interpunktion  i  s.  Bitschi  P.  L.  M. 
indd.  p.  119,  5. 

16)  Ein  ans  Geliep  stammender  Griff  von  Brohze  trdgt,  wenn  mich 
nicht  alles  tSnscht,  den  Stempel  OFHIPOLYTI. 

Zum  Schlüsse  meiner  Anfzfihlung  der  res  litteratae  folgen  anter 
Vr.  17— '2t  noch  die  Aufschriften  von  fünf  Lampen:' 

17)  STROBILI  (aus  Cöln). 

18)  STROBILI  (aus  Grimlinghaasen). 

19)  EVCARPI  (ans  Qetlep) ;  der  letifte  Buchstab  ist  entweder  I 
oder  F. 

20)  EVCARPI  (aus  Neuss).  Die  Lampe  ist  in  der  Art  verziert, 
dass  auf  der  obern  Hälfte  ein  nackter  Mann* dargestellt  ist,  der  einen 
andern  auf  den  Schultern  trägt;  rechts  daneben  beindet  sieh  ein  rad* 
ähnlicher  Gegenstand,  links  ein  Dolchmesser. 

21)  Eine  grosse  runde  Lampe,  ursprOnglich  mit  dreifacher  Dochte 
Öffnung  (eine  ist  abgebrochen),  zeigt  in  dem  Äussern  v<on  zwei  con^ 
cetitrischen  Kreisen  sechs  Quadrigen;  in  dem  -Innern  ITrei^ejMst  ein 
weibliches  Brustbild,  rechts  das  Wort  ANIA  (vergl.  Fröhner  Nr.  10g 
— 103)  und  ein  Dolch,  links  ein  brennender  Altar  und  darunter  ein 
iler  Pansfiöte  ähnlicher  C^gOnstand  siehtfoar. 

Dass  die  vorher  untec  Nr.  1 — 5  stehenden  Bemerkimgen  nichts 
W«'nigetflls  aus  tadetsttcMiger  Mikrologie  hervorgegangnn  sind,  be*- 
dnrf  bei   den   nnerkannten  Verdten«ten  A.  Rem's  um   die  Rheinische 


168  Mftflitoll«*. 

AllerllMiittliiiBde  nicht,  efft  iw  Verfteliernbg.  FAr  den  mkAftfligeo 
ll«ri«i|^eber  der  RliMiiifcbea  InschrilleA  wi»d  aber  die  o|»i|«e  Zumbi* 
menstellongf  tller  nichtmonetalen  EpiKraphiea  dcr.Bberle'scheB  Cel- 
le^tioft  Hiebt  «oofiti  a^ia«, 

Düren,  5.  Nov.  1864.  Wilh.  Sebmits. 


10.  fionn.  Römische  Alterthumsreste  in  der  Umgegend 
der  Stadt.  Indem  wir  unserem  Grundsatze,  die  in  Bonn  nnd  seiner 
Umgebung  zu  Tage  kommende«  ROmerspuren,  mögen  sie  auch  minder 
belangreich  sein,  an  dieser  Stelle  zu  verzeichnen,  getreu  bleiben, 
wollen  wir  unsern  Lesern  einen  kurzen  Bericht  über  sämmtliche 
Funde  aus  dem  Jahre  1864,  so  weit  sie  zu  unserer  Kenntniss  gelangt 
sind,  nicht  vorenthalten. 

Wahrend  wir  im  XXXVL  Hefte  der  Jahrbücher  S.  151  ff.  meistens 
über  Ausgrabungen,  welche  an  der  Südseite  der  Stadt  und  nament- 
lich 99  der  Coblen^er  Strasse  vorgekommen  sind,  zu  berichten  hatten, 
hat  sich  jetzt  die  Bauthätigkeit  mehr  nach  der  Nordseite  in  die  Nähe 
des  Wiehelshofes  Mngeiwendet«  wo  mehr  als  3  Jahrhunderte  hindurch 
eine  römische  Legion  ihr  Stand quc^rtier  hatte.  Es  ist  sehr  zu  be- 
douerny  dass  solche  bei  Nenbauten  ans  Licht  geförderte  Alterthums- 
reste  gewöhnlich  erst  bekannt  werden,  wenn  die  Fundamente  achoa 
gelegt  und  die  Hauptfundstücke  durch  die  (lewinnsueht  oder  Unwis- 
senheit der  Arbeiter  schon  zerstreut  oder  zerstört  sind»  l>ieaer  Uebel- 
btand  waltete,  aach  hier  <^bj  wessbalb  unsere  Notiaen  zum  Theil  nur 
mangelhaft  sein  können. 

a.  Bei'  dem  FuttdamenignilHai  der  ersten  Hänseri  welebe  unser 
geehrtes  Vereinimitglied  Herr  Kaufmann  Clason  rechts  von  der  Bhein» 
dorfer  Sti-isie  an  ieak  naeh  dem  $ohansehen  /ührenden  Wege  für  Ar<- 
heiter-  und  Handwerker/anuUeu  aufführen  iiess,  fanden  sieh  rÄmiache 
TbongefAsse  von  Versehtedener  Grösse,  L&mpchen  und  Bruchstücke 
von  SehösselB  aas  terra  sigittata»  offenbar  Beigaben  von  Gräbern, 
welebe  in  dieser  ^n«e4  Gegend  bis  zur  untern  Fährgasse  häufig 
Vorkoifimen. 


b.  An  der  Rheindorfer  Straesev  welche  die  rämiaehe  Rheinstrasse  f^rl«- 
eetste,  Ist  uiail  sowohl. an  lief  nschten  Seite  vor  IVaiabnen  beim  Anlegen 
eines  kleinen  Gartenbansed  auf  römisches  Manef  wer fc  gesleisaeii,  weteli^ 
theUw^smavaTtiffsteinaBeonstruift  wnr/aU  aN«eb-iin  4er  linken  Scute 


in  Sp4t|i9r4>8ke  des  v«rg«i»geiieii  Jahw*  In  etneia  dem  Hufechwieii 
Hrn,  Baoker  angehörend«!!  Grandji^äck,  welcbee  im  S|^bBrl>e»  mit 
ßlwne»  befflencl  wird«»,  AHiden  sich  «lebrfaoh  Reste  t(XE  SubMrit««- 
tianeii  und  fall  allenliialbeii  zMteich^  rOmiecb«  Ziegel  und  Fra^« 
manla  vo«  Gefftseeni  aa«  Tboil.  und  terra  sigillain^  wiücb«  jetafc  nocb 
in  Hange  de«  Bod«a  bedoekan*  Das  Wichlngsle  aber»  wüa  au  Tage 
gefordert  ward,  ist  ein  ftbar  zwei  Faaa  baber,  IVs  Ftisa  breiter»  nur 
a«f  9Wei  Saiten  aiamliob  regieiLmäittig  b^baueneif  Tuffstein^  welcher 
aal  der  gegUtteien  obern  FU^he  die  aas  zwei  BtiAbstaban  bedle.bende 
Inaobiift:  V£  trAgt  Da  aowobl  vor  als  hinter  #er  Schrift  nocb  Fiat« 
frei  ist,  ao  könaeii  wir  darin  fobwerlitfb  Raste  «iner  eigentlichen 
ßrabinsobrift,  aaodarn  vielmehr  nur  SteiqmeUcaiohdn  erkennen^  deren 
Dautang  tm$  nioht  gelnngten  ist. .  £&  fiat  «u  bedanern»  dass  an  der 
eine  rei^.Awsbmite  varApraebeoden  SttUe  keifcie  weiteren  Kacbgrar» 
bang«n  y|>fge«aaunen  Wordan  »ind. 


e.  An  dem  sogenannten  Haarbach  oder  Maarpohl  (Manr pfähl) 
stiessen  die  Arbeiter  bei  4ier  Anlage  eines  Brunnens  fär  die  von  den 
GebrOdern  Herrn  Schniels  erbauten  neuen  Hftuser  in  der  Tiefe  von 
18  bis  20  F.  auf  römisches  Mauerwerk  von  solcher  Festigkeit,  dass 
sie  schon  im  Begyiffe  waren,  die  tnfiksa'ikie  Arbeit  des  Durcitbreehens 
aufaugebem  Doch  wurde  auf  den  Wunsch  des  Eigenthümers  die  Arbeit 
fortgesetat,  und  dabei  ergab  sich,  dass  das  GussMauerwerk  von  rö* 
mischer  Constniciion  daau  diente,  eine  etwa  1  Foss  weite  Röhre 
von  starkem  gebranntem  Thon  su  umschli essen ,  welche  anaserdem 
nach  oben  und  unten  mit  grossen  und  schweren  Flachaiegehi  ge-^ 
deckt  war.  Wach  der  Aussage  des  Hm.  Scfamelx  fand  sich  an  ein- 
seinen Stellen  eine  weisse  kiseartige  Masse  in  der  Mauer,  die  wahr- 
seheinlich  iU  Gjps  anzni^ehen  ist.  Die  ftöhrc  gehörte  wohl  zn  einem 
Abxogscanal,  dessen  Richtung  nach  dem  römischen  Castrom  biozU'* 
weisen  erebien.  Bei  derseHien  Gelegenheit  wurde  ein  ungewGhnlit^h 
grosser  stark  oxydirter  Schlüssel  ausgegraben,  welcher  dem  Mittel* 
alter  angehört  nnd  von  dem  Besitzer  in  freundlicher  Weise  dem 
Alterthumsverein   zum   Geschenke   gemacht   worden  ist. 


d«.  Bei  dem  in  dieaam  WiaAef  anhaltend  niedrigen  Waaaerat^a 
daf>  Rheins,  wodurch  eine  groasa  Stcfcka  dea  B^aiiybatts  trocken  i^a'p 
Ug^.wfMT»  «ind  in  dar  Gngend  «W»  W4ch«|shof^,, nnd. weiter  rbaiagiif'- 


170  «tseelleii. 

wirli,  oberbtib  des  Kopfes  aii  ^er  1.  FAhrgaite,  ein«  Aneahl  von 
LefioDS-Ziofeln  gefondon  worden.  Darunter  tragen  nngeffihr  secbs 
den  Stempel  der  ersten  Legion,  LEG 'IMPF,  in  verschiedenen 
Yirietftten,  dnmnter  nneh  diejenige,  womaf  der  Horixontalstrieh 
mit  ddni  Yetükalslrich  der  römisehen  Eine*  verbanden  ist,  so  das«  das 
Zeichen  einem  T  glelcbt,  was  bekanntlieh  xn  der  frähern  falschen 
DeotuDg  T(iberian«)  Veranlassnag  gab.  Anf  swei  andern  waren  die 
Buchstaben  PF  umgekehrt.  Drei  bis.  vier  Stempel  gehörten  der  21.  L  e- 
g  i  o  n,  LEG  XXl  RAP(ax)  Am  A  mit  R  ligirt,  an,  welche  im  Laufe  des 
1.  Jahrhnndertsnaeh  Chr.  Geburt  ihr  Standquartier  eine  Zeit  lang  in  Bonn, 
ohne  Zweifel,  eben  so  wie  die  spiter  unter  Domitian  gegründete  I  Miner- 
via,  am  Wie  hei  s  ho  fe  hatte»  his  sie,  wahrscheinlich  unter  Kero,  nach 
Obergermaniea  verseltt  wi^rde.  Vergl.  Aber  die  Geschi4*hte  dieaer 
frfth  verschwundenen  Legion  Klein  in  diesen  Jahrbflchem  H.  XXII  S.  114 
und  Urlicbs  H.  IX  132  ff.  Die  sftmmtlichen  Legionsstempel ,  welche 
mir  xugebracht  wurden,  sind  der  Sammlung  unseres  Vereins  einver- 
leibt worden  und  sollen  mit  andern,  die  sich  im  hiesigen  Museum 
vaterlAndischer  Aitertbfimer  befindeni  gelegentlich  abgebildet  and  su- 
san^mengestellt  werden. 

Endlich  e.  ist  noch  eines  jüngst  vorgekommenen  Fundes  su  er- 
wühnen,  wobei  an  dem  hohlen  Weg,  der  am  Kirchhofe  vorbei  nach 
Endenich  führt,  beim  Ausstechen  der  Lehmerde  tum  Ziegeln  swei 
Gräber  mit  vielen  Thongefftssen  und  einem  Läippchen,  die  von  den 
Arbeitern  meist  serscblagen  wurden,  aufgedeckt  worden  sind.  Das 
interessanteste  Fandstück  bildet  eine  Statuette  von  Kalkstein,  etwa  Vi 
Fuss  hoch,  eine  weibliche  Figur  in  sitzender  Stellung  vorstellend, 
welche  auf  dem  Scbooss  Früchte  zu  haben  scheinL  Sie  ist  In  der 
Mitte  gebrochen  und  hat  stark  durch  die  Einwirkung  der  Fenchtig- 
keit  gelitten«  Ich.  glaube  die  Figur  für  eine  jener  gallischen  Matro- 
nen erklären  zu  dürfen,  welche  am  Kicderrhein  so  häufig  auf  Weih- 
alUiren,  so  wie  auch  als  Thonfiguren  vorkommen*  Nächstens  soll  eine 
Abbildung  di^von  gegeben  werden.  J.  Freudenberg., 


1 1 .  K  ö  1  n.  Nach  Massgabe  der  bis  jetzt  zu  Tage  gelegten  Reste  römischer 
Bauwerke  in  der  nfichsten  Umgebang  der  Stadt  Köln  ist  es  unswei- 
felhaft,  dass  innerhalb  des  weiten  Rogens  von  Niel  um  die  jetsige 
Stadt  nach  d^r  Altenburg  sieh  eine  nicht  unbeträchtliche  Zahl  röat- 


Midcellei».  171 

Beber  Villen  befiinden  hnt.  In  der  jängfsten  Zeit  haben  8teb  Spuren 
einer  solchen  Villa  beim  Auswerfen  einer  Kiesgrube  an.  der  Nord- 
westseite der  Stadt,  nicht  weit  von  der  Stelle,  wo  der  ßischofsweg 
den  GOterbahnhof  beröhrt,  gefanden.  Diese  Beste  waren:  ein  etwa 
150  Quadratfnss  messender  Best  eines  Gussbetons  von  einem  römischen 
Bade  mit  einem  Stack  Seitenwand,  dann  einige  in  das  Bad  führende 
Treppenstufen  ans  demselben  Quss,  verschiedene  Saulenreste  des  zur 
Erwftrmung  des  Bades  dienenden  Hypoeanstams  and  mehrere  grössere 
Dachziegel.  Augenblicklich  wird  an  der  in  Rede  stehenden  Stelle 
noch  weiter  gegraben  und  es  ist  möglich,  dass  sich  noch  anderwei- 
tige Ueberbleibsel  finden,  dfe  auf  die  Grösse  und  Grundliniamente 
sehliessen  lassen.  Köln.  Z.  1864  No.  220. 


12.  Bemerkungen  über  den  Römer-  oder  Pfahl-Gra- 
ben bei  Unkel.  Die  bis  jetzt  aufgefundene  Linie  des  Pfahl- 
grabens östlich  von  Unkel  erstreckt  sich  von  Menzenberg  bis  zur 
Ruine   Renneberg  bei  Linz. 

Der  Graben  wurde  zuerst  eine  Viertelstunde  östlich  von  Bruch- 
hausen am  Ammentbal  aufgefunden.  Hier  liegen  zu  beiden  Seiten 
des  nach  Schweifeid  führenden  Weges  ausgedehnte  Verschanzungen. 
Der  Graben  erscheint  auf  einige  Erstreckung  dreifach  angelegt  zu  seiii. 
In  der  Richtung  nach  dem  Cäsbach-Thale  zu,  laufen  die  drei  Gräben 
weit  auseinander,  so  dass  sie  das  gajize  Gehänge  zwischen  dem  Wege 
von  Bruchhausen  nach  dem  Cäsbach  und  dem  Cäsbach-Thale  selbst 
einschliessen.  Der  innerste  Graben,  d.  h«  derjenige,  welcher  dem 
Rhein  am  nächsten  liegt,  zieht  sich  vom  Ammenthal  nach  dem  Haus- 
acker, an  der  weissen  Ley  vorbei,  bis  zu  einer  steil  eingeschnittenen 
Schlucht,  welche  unterhalb  der  weissen  Ley  mit  dem  Cäsbach  zu- 
sammentrifft. Der  zweite  Graben  geht  parallel  mit  dem  ersten  Gra- 
ben bald  höher,  bald  tiefer  in  dem  oben  erwähnten  Gehänge  und 
endigt  ebenfalls  in  der  nach  dem  Cäsbache  gehenden  Schlucht,  jedoch 
mehr  in  der  Nähe  des  Cäsbaches.  Eine  directe  Fortsetzung  des  Gra- 
bens Jst  jenseits  des  Cäsbaches  (auf  der  linken  Seite  desselben)  nicht 
aufgefunden  worden.  Einige  hundert  Schritte  thalabwärts  befindet 
sich  jedoch  am  Huhnswege  eine  steil  nach  der  Höhe  hinaufführende 
Schlucht,  welche  allem  Anscheine  nach  nicht  durch  die  Natur  ge- 
bildet worden  ist.     Diese  Schlucht  beginnt  in  einer  tieferen,  ans  der 


JXftbe  von  Obsr-^Srl  auch  de«  CAfbach  sieb  biaab^iahendeii  TkäU 
•cblDcbt.  Oberhalb  der  Steiie,  wo  uoteo  vm  Uubssweg«  dl«  erttge* 
neQOte  Sebinchl  ibreo  unteren  Anlaag  nimmt,  beginnt  ein  noeb  voll* 
•lAndig  erhaltener  Graben»  welcher  big  auf  die  HAbe  fuhrt.,  dann  aber 
anfhOrt,  Der  dritte  von  AmmenjtbaJe  ntcb  dem  Casbaeb.  laufende 
Graben  ist  vor  dem  iweiten  siemlicb  weit  vorgeschoben  und  aiebt 
sich  derselbe  auf  längeren  Strecken  horizontal«  dann  aber  wiederholt 
in  der  Einfallricbtung  des  Gehänges  nach  dem  CAsbacbUiaie«  welches 
er  oberhalb  der  weissen  Ley  erreicht,  so  dass  die  letztere  von  den 
GrAbea  gao«  umschlossen  v^'ird.  Die  Fortsetzung  dieses  dritten  oder 
Aussersten  Grabens  wir4  durch  eine  Thalscblncht  gebildet,  welche 
vom  £ishardter-Hof  nach  dem  Cäsbacbe  hinabläuft  und  gegenüber  der 
weissen  Ley  in  das  Thal  mändet.  Auf  der  linken  Seite  der  Thal- 
Schlucht  erkennt  man  an  einzelnen  iStellen  noch  deutlich  das  Vor- 
handensein eines  Weges»  welcher  in  geringem  Abstände  über  dem 
Bache  angelegt  war,  um  die  enge,  steile  Schlucht  gangbar  zu  ihachco. 
Dieser  Weg  verbindet  sich  mit  einem  Graben,  welcher  nach  einer 
linken  Seitenschlucht  der  Hanptschlucht  führt.  Im  obersten  Theile 
der  Hauptscblucht  zieht  sich  nach  der  linken  Seite  eine  kurze  steile 
Schlucht  bergaufwärts,  hebt  sich  aber  dann  vollständig  aus.  An  die- 
ser Stelle  beginnt  alsdann  der  sehr  wohl  erhaltene  Pfahlgraben,  wel- 
cher in  grader  Linie  nach  Südosten^  dicht  bei  der  Antonius -Kapelle 
(oberhalb  Ober-Erl)  vorbei  bis  zur  Linz- Asbacher  Strasse  fortläuft. 
Unterhalb  der  Strasse  verbindet  sich  der  Graben  mit  einer  in  dersel- 
ben Richtung  fortlaufenden  Schlucht,  welche  in  den  Biegelsteinsgra- 
ben  hinabführt.  Die  Richtung,  welche  der  Graben  sowie  die  letzt- 
erwähnte Schlucht  hat,  führt  in  ihrer  Fortsetzung  nach  der  an  der 
linken  Seite  des  Biegelsteingrabens  auf  einer  Basalt-Kuppe  gelegenen 
Ruine  Renneberg.  Auf  der  Höhe  des  Berges  ist  in  der  Nähe  der 
genannten  Ruine  der  Wald  in  Ackerland  verwandelt  und  hierdurch 
der  Pfahlgraben  allem  Anscheine  nach  verschwunden.  Aus  dem  Bie- 
gelsteingraben  bis  zu  den  Feldern  am  Renneberg  scheint  die  Fort- 
setzung, des  Grabooß  in  einer  der  hier  vorhandenen  Schluchten  zu 
liegen,  w&s  noch  näher  zu  ermitteln  bleibt.  Zwischen  dem  oben 
erwähnten  Schweifelder  Wege  und  dem  Fuhrwege  von  Brochhansen 
nach  dem  Cäsbacbe  zieht  sich  von  dem  äussersten  Graben,  fast  unter 
rechtem  Winkel,  ein  stellenweise  sehr  tiefer  Graben  ab,  welcher  in 
dem  Gehänge  nach  dem  Cäsbach,  und  zwar  ibalaufwärts,  bis  an  die 


SM>l1e  leffthrt  h%i  Wo  sich  d^t  Detzelbacfi  ittft  dem  Clflbtcli  verbindet. 
Die  wettere  Fortsettiing  dieses  weit  taeeh  Oiten  yergeMh»heMB  Gtfn« 
beiis  Ist  bis  jetzt  nieht  ermittelt.  Einer  der  von  Bmdihtusen  niieb 
dem  Cäsbffcfa  Mbreaden  Fusswege  liegt  bald  im  der  inneren,  h$M 
an  der  AuMeren  Seite  dieses  Grabens. 

Vom  Ammenkhale  nach  Mensenberg  hinwSrfs  geht  der  Graben  an 
der  Adamsbeeh  and  dem  Eischeid  vorbei  bis  zu  einer  thalstMucht 
zwischen  dem  Baseheidf  nnd  dem  Einslecfel.  Auf  einige  Hundert 
Schritt  Länge  scheint  der  Graben  durch  die  Thalschlucht  selbst  fort- 
gesetzt zu  sein,  dann  aber  ist  der  Graben  am  steilen  Derggehfinge 
hinaufgeführt  und  zieht  sich  derselbe  au  dem  Zechenhaose  der  Grube 
St.  Josephsberg  am  Virneberg  vorbei  bis  zu  einer  kurzen  Schluch^ 
welche  nach  Menzenberg  bei  Honnef  hinabführt.  Ausser  diesem  Gra-> 
ben  scheint  vom  Ammenthale  ans  ein  Graben  weiter  bergaufwftrta 
auf  die  Höhe  des  Birkigs  zu  führen,  und  soll  in  dieser  Richtung  eine 
Stunde  entfernt  bei  der  Rottbitze  an  den  aogeaanotteo  Entenpfählen 
der  Pfahlgraben  vollständig  erhalten  sein,  waa  aocb  näher  ««  et<> 
mittein  bleibt. 

Der  Pfahlgrahen  ist  in  der  ganzen  Ausdehnung  Von  Mencenbe#*f 
bis  zum  Biegelfteiflsgrnben  deutlich  erkennbar,  besonders  sind  Wall 
und  Graben  am  Ammenthal,  sowie  bei  Ober-Erl  vollständig  erhalten. 

An  verschiedenen  Stellen,  namentlich  da,  wo  der  Graben  sich  in 
Gehängen  hinnbziehl  oder  mit  den  Thalschluchten  zusammenfällt  und 
fn  diesen  selbst  fortläuft,  sind  an  verschiedenen  Punkten  lOt— ^  Schritt 
fange  Seitengräben  angelegt. 

Am  Hausacker  ist  fm  vorigen  Jahre  unmittelbar  hinter  dem  Gra- 
ben eine  Waldparzelle  umgerodet  worden,  bei  welcher  Gelegenheit 
man  aus  Basalt  und  Ziegelsteinen  aufgeführtes  Mauerwerk  fand.  Diese 
Stelle  führt  den  Namen  die  alte  Burg;  es  hat  hier  allem  Anscheine 
nach  ein  römisches  Castell  gestanden. 

Bei  dei^  im  vorigen  Jahre  erfolgten  Anlegung  von  Feldern  am 
sog.  Birkig,  oberhalb  des  Ammenthaies,  sind  viele  Üeberreste  von 
Waffen,  sowie  eine  grosse  Alenge  kleiner  Hufeisen  gefunden  worden. 
Dieselben  wurden  jedoch  bis  auf  eine  Streitaxt  und  einige  Bruch- 
stilcke  anderer  Waffen  eingeschmiedet. 

Der  Graben  wird  in  hiesiger  Gegend  mit  dem  Namen  Landgraben 
oder  Römergraben  bezeichnet. 

In  den  „Lokal  -  Untersuchungen  über  den   Pfahlgraben  von  d^m 


174  MiMelle». 

K.  Preasfl.  ObrJ0t-»Liient«DaDt  F.  W.  Scliinidt"  (Anoalen  dea  Vereini 
för  NiMiMuiflcha  Altertbumakunde  and  GeschichtsforschuDg,  sechsten 
Bande«,  erste»  Heft)  wird  des  Pfahlgrabens  bei  Unkel  nicht  gedacht; 
dagegen  erwAhnt  Reck  in  seiner  Wiedischen  Geschichte  des  Pfahl- 
grabens, welcher  „Ober  die  HAhen  hinter  Lins,  namentlich  Aber  den 
Renneberg**  u.  s.  w.  geführt  haben  soll. 

Unkel.  Aoselm  Frbr.  v.  Hoiningen  gen.  Huene. 

Anseiger  fdr  K.  d.  deutsch.  Y.  1864  S.  164. 


13.  Zo  H  e  i  I  i  g  k  r e  a  z,  in  der  Gegend  Ton  Trier,  wurden  kürzlich 
mehrere  römische  Altertbümer  ausgegraben,  darunter  ein 
4  Zoll  langes  Stehmesser  mit  goldenem  Stiel,  der  mit  zwei  rothen 
nnd  einem  grünen  Edelstein  verziert  ist.  Die  Klinge  war  von  Rost 
nnd  Sand  ganz  ihrer  metallischen  Beschaffenheit  beraubt,  während 
man  den  goldenen  Stiel  glänzend  und  unversehrt  vorfand.  Es  ist 
das  bei  der  Seltenheit  der  am  Rhein  aufgefundenen  Arbeiten  aus  Gold 
merkwürdig.  Auch  zu  Strass-Paulin  sind  verschiedene  römisrhe 
Antiquitäten  zu  Tage  gefördert  worden,  meist  eiserne  Geräthe,  dabei 
ein  Nagel  von  7  Zoll  Länge  und  ein  Hufeisen  zum  Anschnallen. 

Anzeiger  f.  K.  d.  d.  V.  1864  S.  227. 


14.  Cöln.  Bei  den  Erdarbeiten  für  den  Keuban  einer  Schmiede 
ist  am  SeveriQSwalle,  in  der  ISähe  der  Severiosstrasse,  ein  bemer- 
kenswerther  Fund  gemacht  worden.  In  einer  Tiefe  von  etwa  zwei 
Fuss  stiessen  die  Arbeiter  auf  einen  Stein,  der  sich  nach  seiner  völ- 
ligen Aushebung  als  eine  scbätzenswerthe  römische  Bildhauerarbeit 
ergab.  Das  Bildwerk  aus  Weiberstein  stellt  einen  stehenden  Löwen 
vor,  der  einen  Eber  unter  sich  liegen  hat.  Es  ist  zu  bedauern,  dsss 
Kopf  und  Schweif  verletzt  sind.  Auffassung,  Behandlungsweise,  Styl 
und  Technik  geben  Zeugniss,  dass  die  Arbeit  von  einem  fähigen 
Meister  herrührt.  Das  Postament,  auf  welchem  die  Gruppe  gestanden 
hat,  ist  schön  ornamentirt.  Es  hat  den  Anschein,  aU  ob  das  Game 
zu  einem  prachtvollen,  mit  Bildwerk  reich  geschmückten  Portal  ge- 
hört habe.  Eigenthfimlich  ist  es,  dass  an  der  Fundstelle  bis  jetxt 
auch  nicht  die  geringste  Spur  sich  gezeigt  hat,  welche  auf  ein  rö- 
misches Bauwerk  schliessen  Hesse.  Die  Gruppe  ist  P/«'  hoch  und 
2»/,'  lang. 


Miflcelleo.  175 

15.  Die  altchriBtlicbe  Glasichaale  aus  der  Sammlung  des  Herrn  Disch, 
welche  Prof.  aus'm  Weertb  im  36.  Jahrbuclie  veröffentlichte,  bat  de 
Rosai  we^en  ihrer  grossen  Bedeutung  nach  unsrer  Tafel  in  dem  von 
ihm  herausgegebenen  Bulletino  di  Archeologio  cristiana  Anno  II  Nr.  12 
nachbilden  lassen,  und  mit  vollster  Anerkennung  der  ersten  Publi- 
cation  aufs  Neue  besprochen. 


V.    Chronik  des  Vereins. 


Ilereiit0-3a4r  tuntt  9.  ttcmbtv  1863  M0  yxm  9.  ttcmbtv  1861 

Die  Chronik  im  36.  Hefte  dieser  Jahrbücher  «hat  es  be- 
reits ausgesprochen,  wie  sehr  die  vorgefundenen, Verhältnisse 
dazu  angethan  waren,  für  den  am  9.  December  1863  ernann- 
ten neuen  Vorstand  ein  mächtiger  Sporn  zu  sein,  die  ihm 
übertragenen  Geschäfte  einerseits  in  der  bisherigen  gedeihlichen 
Weise  weiterzuführen,  anderseits  aber  auch  die  Aufgaben  des 
Vereins  mit  erneuerter  Kraft  und  von  höher  gestelltem  Ge- 
sichtspunkte aufzunehmen  und  nach  allen  Seiten  zu  erweitem. 
Dieser  Thätigkeit  hat  der  Vorstand  in  dem  abgelaufenen  Ver- 
einsjahre 31  zweistündige  Sitzungen  gewidmet.  Seine  regi-. 
strirte  officielle  Correspondenz  betrug  970  Nummern,  wozu 
noch  300  des  Rendanten  und  ein  nicht  unbeträchtücher  per- 
sönlicher Schriftwechsel  der  Secretäre  kommen,  abgesehen 
.von  der  Zusendung  von  185  neuen  Mitglieder-Diplomen,  fer- 
ner 281  Nummern  des  von  Dr.  Klette  geführten  Journals 
über  die  eingegangenen  und  in  Circulation  gesetzten  Publi- 
cationen  anderer  Vereine  und  Gesellschaften.  Die  Zahl  der 
letzteren,  mit  denen  unser  Verein  ein  Tauschverkehr  unter- 
hält, stieg  von  56  auf  69.  Die  Acten -Registratur  des  seit 
23  Jahren  bestehenden  Vereins  ist  von  dem  Rendanten 
in  Ordnung  gebracht;  von  demselben,  im  Verein  mit  dem 
1.  Secretär,  auch  em  vollständiges  Verzeichniss  der  einzel- 
nen, die  Alterthümersammlung  des  Vereins  bildenden  Stücke 


Chronik  des  Vfereitis.  177 

aufgestellt  worden.  Die  Vereins-Bibliothek  ward  zum  grössten 
Theile  gebunden  und  von  Dr.  Klette  geordnet  und  catalogisirt. 
Der  doppelte,  sowohl  systematische  als  alphabetische  Catalog 
weist  gegen  1000  Nummern  auf.  Acten,  Alterthümer  und 
Bibliothek  sind  in  einem  neuen  Local  in  der  Martinsschule, 
welches  der  Liberalität  des  Oberbürgermeisters  von  Bonn  ver- 
dankt wird,  untergebracht  und  zur  Benutzung  bereit  gestellt 

An  Druckschriften  sind  durch  den  Vorstand  einestheils  zwei 
Hefte  seiner  Jahrbücher,  das  XXXVI.  und  XXXVII.,  ausgegeben 
worden,  von  welchen  das  XXXVII.  durch  Umfang  und  Zahl  der 
Abbildungen  sich  besonders  auszeichnet;  anderentheils  das 
Winckeknannsprogramm  mit  der  Uebersichtstafel  des  Nenniger 
Mosaiks  nebst  dessen  Erklärung  vom  Domcapitular  v.  Wil- 
mowsky.  Die  fernere  Publication  der  einzelnen  Darstellungen 
dieses  Mosaiks  in  Farbendruck,  dessen  von  Herrn  Domcapitular 
V.  Wilmowsky  angefertigte  farbige  Originalzeichnungen  der 
Vorstand  fttr  300  Thaler  erwarb,  annähernd  ermöghcht  durch 
ein  Königliches  Gnadengeschenk,  ist  in  nächste  Aussicht  ge- 
nommen. Je  mehr  die  Ausführung  dieses  grossartigen  Un- 
ternehmens weit  hinausging  über  die  Geldmittel  des  Vereins, 
der  seit  Jahren  nach  der  Herausgabe  dieses  in  seiner  Art 
bedeutendsten  aller  im  römischen  Norden  gefimdenen  Denk-» 
mäler  trachtete,  zu  um  so  grösserem  Danke  ist  derselbe  Seiner 
Majestät  unserm  Könige  für  das  wahrhaft  Königliche  Ge- 
schenk von  800  Thalern  verpflichtet. 

Zur  Entdeckung  von  Alterthümem,  Monumenten  und  In- 
schriften hat  der  Vorstand  mehrfache  Reisen,  Terrainunter- 
suchungen und  Ausgrabungen  veranstaltet  oder. veranlasst. 
Dergleichen  betrafen  Manderscheid,  Bitburg,  Xanten  undBirten, 
Neuwied,  die  Gegend  von  Kreuznach,  Mainz,  Wiesbaden,  Frank- 
furt, Darmstadt,  Mannheim,  die  Pfalz,  den  Strich  von  Stolberg, 
Wüstenrode,  Gressenich,  Aachen,  Cöln,  weiter  Lechenich,  Met- 
temich,  M'öddersheim,  Sivemich,  den  Hunsrück,  Alterkütz,  fer- 
ner Wass^ach,  Düsseldorf,  Wesel,  das  Siegthal,  NiederMber, 

12 


178  Chronik  de«  VereUi. 

Falkenburg  u.  s.  w.  Mittheilungen  über  die  Ausbeute  ent- 
halten zum  Theil  die  schon  erschienenen  Jahrbücher^  andere 
werden  in  den  bevorstdienden  nachfolgen. 

Je  bedeutender  die  Ausgaben  waren,  welche  diese,  fast 
eine  Neubegründung  des  Vereins  umfassenden  Arbeiten, 
namentlich  auch  die  Beschaffung  zahlreicher  Abbildungen 
unedirter  Monumiente  erforderten,  um  so  erfreulicher  ist  die 
Ton  Tag  zu  Tag  sich  mehrmde  Anzahl  von  Yerdn^nitgUedem, 
die  es  möglich  gemacht  hat,  den  Arbeiten  des  Vereins  die  vorste- 
hend bezeichnete  Ausdehnung  zu  geben.  Denn  seit  der  Aufgabe 
des  XXXVI  Heftes  (£nde  April  1864)  sind  bis  zum  Ei^chei- 
nen  des  XXXVII  Heftes  (Ende  November  1864)  nicht  we- 
niger als  99  neue  Mitglieder  unserer  Gesellschaft  beigetret^i, 
so  daas  während  des  Jahres  1864  im  Ganzen  185  neue  Mit- 
^eder  ernannt  wurden;  und  auch  nach  jener  Frist  ist  die 
Zahl  derselben  in  fortwährender  Zunahme  begriffen,  was  der 
Bericht  über  das  laufende  Vereinsjahr  darzulegen  haben  wird. 
Im  August  des  v^gangenen  Jahres  ernannte  der  Vorstand 
den  nunmehr  heimgegangenen  Herrn  Erzbischof  von  Cöln, 
Se.  Eminenz  den  Cardinal  von  Geissei  zum  Ehrennatgliede. 
Der  Vorstand  gedachte  dadurch  dem  hohen  Kirchenförsten 
einen  der  Würde  seiner  Stellung  und  der  Bedeutung  seiner 
Mtterarischen  Thatigkeit  entsprechenden  Beweis  der  Hoch- 
achtung darzubringen.  Auch  mehrere  andere  verehrte  Mit- 
glieder sind  dem  Vereine  durch  den  Tod  entrissen  worden, 
nämlich  die  Herren :  von  Hövel,  Berghauptmann  in  Bonn ;  Prof. 
Karsten  in  Utrecht;  Pfarrer  Steven  in  Dovem;  Dr.  Zipser 
in  Neusohl  und  Pro£  Dr.  Gredy  in  Mainx  Einige  andere 
Personen  sduedai  leidw  freiwillig  aus  dem  Vereine  aus. 

Je  schwieriger  und  die  ununterbrochenste  Aufmerksam- 
keit erfordernd  es  erscheint,  das  vollständige  Material  des 
Wissenswürdigen  in  dem  grossen  uns  zugewiesenen  V^eins- 
gebiete  von  dem  erstsn  Quellenspmdel  des  BheiB06  am  St 
Gotthard  bis  Kum  Meere  einschliesslich  des  Gebietes  aller 


Chronik  des  Vareins.  179 

Ncbenflttßse,  jederzeit  zu  besitzen,  uöi  so  wichtiger  muss  e» 
sein  die  Vertretung  der  Vereins-Interessen  aller  Orten  in  die 
Hand  vo©  Männern  gelegt  zu  sehen,  die  mit  wissenschaftlicher 
Einsicht  warmen,  regen  Eifer  für  das  Enaporhlüb^n  imäeres 
Vereine»  yereinigen.  Mit  Freude«  dürfen  wir  die  na-chfol- 
genden,  neuerdings  vom  Vorstande  zu  auswärtigen  S^cretären 
ernannten  Herren  desshalb  hegrüssen ;  es  sind :  Prof.  Dr.  Hübner 
in  Berlin,  Prof,  Dr.  Stark  und  Prof.  Dr.  Köchly  in  Heidel- 
berg, Dr.  Conrads,  Gymnasial-Oberlehrer  zu  Trier,  Baumei- 
ster Peters  in  Kreuznach,  Dr.  Rössel,  Bibliotheksecretär  in 
Wiesbaden,  Dr.  Bossler,  Gymnasialdirector  in  Darmstadt,  Dr. 
Scheers  in  Nymwegen,  Dr.  Vermeulen  in  Utrecht  Prof.  Dr. 
Lübke  in  Zürich,  Prof.  Dr.  Haakh,  Inspector  des  k.  Museums 
in  Stuttgart ,  Prof.  Dr.  Ribbeck  in  Kiel  und  Notar  Zimmer- 
mann in  Manderscheid. 

Gestatten  es  unsere  verehrlichen  Herren  Secretäre  bei 
dieser  Gelegenheit  den  Wunsch  auszusprechen,  es  möge  je- 
der derselben  sich  im  Umkreise  seines  Wohnortes  als  den 
vollgültigen  Vertreter  des  gesammten  Vereines  betrachten 
und  nichts  an  Entdeckungen,  Forschungen  uild  Anregungen 
vorübergehen  lassen,  ohne  es  mit  dem  Vereine  in  Beziehung 
zu  bringen;  denn  nur  durch  ein  energisches  Zusammenhalten 
aller  Krjlfte  kann  das  erstrebte  Ziel  einer  Anstalt  erreichbar 
erscheinen,  die,  weit  entfernt  die  mehr  lokalen  Vereine  gefähr- 
den zu  wollen,  durch  ihre  über  deren  Territorien  weit  hinaus- 
gehende Verbreitung  vielmehr,  das  annähernde  und  ver- 
einende Band  emer  Central- Anstalt  darbieten  will. 

An  Geschenken  sind  den  Sammlungen  des  Vereins  zahl- 
reiche Gegenstände  zugekommen,  und  sagen  wir  daftir  den 
nachfolgenden  Gescbenkgebern  den  gebührendsten  Dank: 

1 .  Von  St.  k.  Hoheit  dem  Fürsten  m  HohenzpUerp-gigmÄri^gep : 
"    ioööe^chmiti's  yAterlwdisehi?  AJtßrthftm^r  dor  fftrstlich 
Hohenzollemaqb^  g^ßiwlwngjeflu  MftiQz  1860. 


180  Chronik  des  Vereios. 

2.  Von  Sr.  Durchlaucht  dem  Fürsten  Hohenlohe-Waldenburg- 

Schillingsfürst  zu  Kupferzeil: 
Mehrere  von  hochdessen  heraldischen  Schriften. 

3.  Vom  Alterthumsverein  in  Mainz: 

Gypsabguss  desDrusussteines  aus  dem  Museum  zu  Mainz. 

4.  Von  Herrn  Assessor  Kospatt  in  Lechenich: 

Inschriftstein  der  Matronae  Lanehiae. 

5.  Von  Herrn  Freiherm  von  Geyr  in  Müddersheim : 

43  Kömische  Münzen  und  4  Matronensteine. 

6.  Von  Prof.  aus'm  Weerth : 

45  Stück  werthvolle  römische  Alterthümer. 

7.  Von  Herrn  Fabrikbesitzer  Mehlem  in  Bonn: 

Ein  von  Lersch  (Centralmus.  H.  No.  39)  publicirter  In- 
schriftstein, 23  Töpfe,  Urnen  u.  s.  w. 

8.  Von  Herrn  Hofbuchhändler  Dr.  Fritz  Hahn  in  Hannover: 

Grote's  Münzstudien,  Bd.  1—3  und  4,  soweit  erschienen. 
—  Eine  Anzahl  Gemmenabdrücke. 

9.  Von  Herrn  Dr.  Scheers  in  Nymegen : 

Eine  Anzahl  Gemmenabdrücke. 

10.  Von  Herrn  Steinbruchbesitzer  Spindler  in  Königswinter: 

Der  Inhalt  eines  daselbst  gefundenen  fränki  chen  Grabes. 

11.  Von    Herrn  Bürgermeister   Schmidt  in  Nettesheim  bei 

Neuss: 
Ein  Schwert  und  zwei  Lanzenspitzen  von  Eisen,  bei 
Nettesheim  gefunden. 

12.  Von  Prof.  Freudenberg: 

Eine  Partie  römischer  Urnen,  Libationsgefasse  u.  s.  w. 

13.  Von  Herrn  Münzhändler  Cassel  in  Cöln: 

Der  obere  Theil  eines  silbernen  römischen  Bechers,  ge- 
funden in  Cöln. 

14.  Von  Herru  Friedensrichter  Fischbach  in  Bensberg: 

Ein  Partie  Thongefässe,  Becher  u.  s.  w.,  gefanden  bei 
Paffrath  (Kreis  Mülheim). 


Chronik  des  Vereins.  181 

15.  Von  Herrn  Gutsbesitzer  Wüsten  in  Wüstenrode: 

Fragmente  eines  Siebes  von  Bronze,  und  eine  Jjampe  von 
gebranntem  Thon. 

16.  Von  Herrn  Pick  aus  Eschweiler: 

"  Verschiedene  Römische  Schüssehi,  Urnen,  Töpfe  u.  s.  w. 
und  eine  bronzene  Pfeilspitze. 
n.  Von  Herrn  Pfarrer  Bartels  in  Alterkütz: 

Eine  daselbst  gefundene  kleine  bronzene  Lampe. 

18.  Von  Herrn  Fabrikbesitzer  Boch  in  Mettlach: 

Gypsabguss  der  bei  Mettlach  gefundenen  goldenen  Krone. 

19.  Vom  Herrn  Robert  in  Paris: 

Sceaü  et  monnaies  de  Zuentibold  par  Robert  1863. 

20.  Von  Herrn  Major  von  Cohausen  in  Frankfurt  a.  M. : 

Memoire  sur  les  anciennes  constructions  militaires  cönnues 
sous  le  nom  de  fi^rts  vitrifi6s  par  Prevost  1863. 
Mehrere  Gemmen. 

21.  Von. Prof.  Fiedler  in  Wesel: 

Zeichnung  von  den  bei  Xanten  befindlichen  Ruinen  der 
alten  Burg. 

22.  Von  Herrn  Geh.  Rath  Böcking  in  Bonn: 

Moselgedicht  des  Decimus  Magnus  Ausonius.  Latei- 
nisch und  deutsch  von  Eduard  Böcking.  Bonn  1845. 

23.  Vpn  Herrn  Prof.  Becker  in  Frankfurt: 

Römische  Alterthümer  aus  Genf.  Von  Paul  Gerson. 
24:.  Von.  der  Kön.  Italienischen  Regierung: 

I  monumenti  sepolcrali  scoperti  presse  la  chiesa  della 
Santa  Trinita  in  Atene  descritti  da  Antonino  Sa- 
unas. Torino  1863. 

25.  Voa  Herrn  Geh.  Rath  Prof.  Gerhard  in  Berlin : 

Archäologische  Zeitung,  herausgegeben  von  Gerhard, 
Jahrgang  1864. 

26.  Vom  Magistrat  in  Nymegen: 

Scfegers  en  Krul  von  Stompwijk  beschrijying  van  de 
,\  .'voorytecfen.  NiJiKi/egen  1864. 


18S  Chronik  des  Tereins. 

27.  Von  der  archäologischen  Geseltechaft  in  Beriiti : 

Dirke  als  Quelle  und  Heroine.  Winckelm^uinsprog.  1864. 

28.  Vom  k.  Archiv  zu  Coblenz: 

Der  zweite  Theil  des  von  Beyer  und  Eltester  heraus- 
gegebenen Urkundenbuches.  1865. 

Bezüglich  eines  frühern  Geschenkes,  des  Inschriftsteines 
der  Dea  Sunuxala,  welches  der  Verein  vom  Freiherm  von 
Thiehnann  empfing  (vergl.  Jahrb.  XXXVI  S.  177),  s€a  an 
dieser  Stelle  bemerkt,  dass  im  Nachlasse  des  verstorbenen 
Präsidenten  Prof.  Dr.  Braun,  in  dessen  Verwahr  der  Stein 
zur  Zeit  sich  befand,  derselbe  nicht  vorgefunden  werden 
konnte.  Wir  ersuchen  desshalb  alle  diejenigen,  denen  das 
kleine  Denkmal  zu  Gesichte  kommen  sollte,  uns  Kenntniss 
davon  geben  resp.  dessen  Abgabe  an  den  Verein  als  recht- 
mässigen Besitzer  veranlassen  zu  wollen. 

Am  Schlüsse  des  Vereinsjahrs  den  9.  Decömber  1864  tral 
di6  ötätütenmässig  durch  den  Vorstand  d^s  Vöf eins  berufene 
jährliche  Generalversammlung  der  Veretnfemitglieder  zu  Bonn 
in  dem  Senatssaälö  der  Universität  zusammen.  Der  Pi^äsident 
des  Vereins,  Gehißeg.-^Rath  Prof.  Dr.  Ritöchl,  gab  hier  ftechen- 
siihaftüber  die  Arbeiten  und  die  Erfolge,  l^elche  indem  abgelau- 
fenen Jahre  ausgeführt  und  erzielt  waren,  set^  auseinander, 
was  Äür  Reorganisation  des  Vereins  in  Angriff  genommen  wor- 
den und  was  derselbe  im  gegenwärtigen  Vereinsjahre  aus^nfuh* 
r^n  gedenke,  w<)bei  eingehend  der  Publication  der  Farbiaiblätter 
des  Nenniger  Mosaiks  gedacht  wurde.  Rücksichtlich  dieser 
sprach  der  Präsident  die  Hof&iung  aus,  dass  sämmtliche  Mit- 
glieder jene  Blätter  als  nnentgeltUche  VereinsSöhriftett,  od^, 
^imm  dies  gegen  Erwarten  nicht  «u  ermöglidien  wfi^re  und 
der  buchhändlerische  Verlagsweg  betreten  werden  müsse,  filr 
einen  bedeutend  ermässigten  Preis  erhalten  würden,  fftr  wd- 
chefi  letÄtmi  Fall  die  Ermächtigung  dftr  Versammlung  er- 
beten und  einstimmig  gegeb«i  wurde.     Zwei  Revisoren  er- 


Chronik  det  Vereios.  1B3 

statteten  damaf  Bericht  über  das  Bech&ungsweaeii,  and  die 
Versammlung  ertheüte  dem  Vorstande  Decharge. 

Der  Rechnungsabschluss  selbst  ist  folgender: 
I.    Die  Einnahmen  betrugen 


1. 

Kaseenbeetaad 

201  Thir. 

2. 

Beitrag«  aus  1862  und  früher    . 

249 

» 

3, 

.  Beitrüge  aus  1863  und  1864  .    . 

832 

» 

4. 

ErUto  Ton  den  Drackschriften  .    . 

233 

» 

6. 

Diverse  Einnahmen 

19 

» 

Siimnie 

1534  TWr, 

n.    Die  Ausgaben  betrugen  dagegen: 

1. 

Für  Buchdrucker,  Papier  .    .    . 

298  Thhr. 

2. 

Für  Zeichnungen,  Holzschnitte,  Li< 

thographien 

322 

a. 

Für  Autoren-Honorar  u.  Bedaction 

193 

4. 

Für  BodibiBderkosten    .... 

73 

8. 

Für  die  BiUiothek 

63 

6. 

Für  die  Verräassammhing  .    .    . 

2« 

7. 

Für  Ausgrabungen  und  Beisen  .    . 

119 

&, 

Für  Bureaubedür&isse  u.'  Porto  etc. 

^unme 

211 

» 

1308  TUr. 

Bleibt  Bestand :  226 

m.  Das  Allerhöchst  bewüUgte  Gnadengeschenk 

betrug 800  TWr. 

Davon  sind  angeschafft  das  lieber- 
Sichtsblatt  zu  dem  Winckehnanns- 
Programm  pro  1864    .    150  Thlr. 
Die  Original*  Parben- 
blätter 300    »  450      » 


bleiben  disponibel  350  Thlr. 

Summe  d«8  ganzen  Kaasenbestandes    ^  5T6  thir. 


184  Chronik  des  Veteinsi 

Bei  der  Neuwahl  des  Vorstandes  wurden  sammtliche  Mit- 
glieder desselben  durch  Aeclamation  für  das  nächste  Jahr 

wiedergewählt,  und  der  Custos  der  k.  Universitätsbibliothek 
Dr.  K 1  e  1 1  e  zum  Adjuncten  des  Vorstandes  mit  Sitz  und  Stimme 
ernannt. 

Am  Abende  desselben  Tages  versammelte  sich  eine  be- 
deutende Zahl  von  Vereinsmitgliedern  und  Honoratioren  aus 
Bonn  und  der  Umgegend  im  grossen  Saale  des  H6tel  zum 
goldenen  Stern  um  in  herkömmlicher  Weise  den  Geburtstag 
Winckelmanns,  zu  welchem  durch  das  Festprogramm  »Die 
römische  Villa  zu  Nennig  und  ihr  Mosaik«  eingeladen  wor- 
den war,  durch  Vorträge  und  ein  Festmahl  zu  feiern.  Der 
Präsident  leitete  die  Feier  mit  einigen  Worten  über  Winckel- 
mann  ein,  in  welchen  er  ausführte,  dass  dieser  G-ründer  der 
modernen  Kunstwissenschaft  durch  den  ihm  in  so  eminentem 
Grade  inwohnenden .  Kunstsinn  .  allein  nie  zu  seiner  bahn- 
brechenden Stellung  in  der  Alterthumswifisenschaft  gekommen 
sein  würde,  wenn  er  nicht  zugleich  das  gründlMifite  Wissen 
griechischer  und  römischer  Literatur  besessen  hätte,  kurz- 
hin  Philolog  gewesen  wäre.  Im  iinschlusse  hieran  be- 
sprach der  Kedner  sodann  die  Darstellung  einer  Nereide 
auf  einer  Erztafeü  des  Antiqiiariums  zu  München.  In 
Uebereinstimmung  mit  einw  von  Professor  Christ  (anläss- 
lich des:  Aufsatzes  in  :den  B.  Jahrb.  37  p.  73  flf.)  geäusser- 
ten Vermuthung  erklärte  er  diese  Nereide  mit  Bestimmt- 
heit für  die  Nereidß  Ine  Leukothea,  mit  Gründen,  die  aus 
dem  höchst  ji^4ividuellen  .Motiv  der  Darstellungsweise  her- 
genommen waren.  —  Weiter  liess  derselbe  Redner  eine  Er- 
örterung über  die  in  zahlreichen  Sammlungen  so  häufig  vor- 
kommenden sogenannten  Gewichtsteine  aus  gebranntem  Thon 
folgen,  deren  er  15  Stück  von  dem  verschiedensten  Galiber 
vorzeigte.  Indem  er  ihre  gemeinhin  angenommene  Bestim- 
mung, ab,  Maassgewichte  bestritt,  erklä4^  er  sie  vielmehr,  im 
Anschluss  an  die  jüngst  yw.SßUftftS  g^üu^ß^t^  €omb«ÄtioB, 


.Chronik  d^s  Vereihd.  185 

fttr  Bescbwersteine  des  WebiatuUels:  eine  Ansioht,  Vfeleht 
demnächst  in  den  Jahrbüchern  des  Vereins  nähier  begründet 
werden  soll.'  Ein  besonderes  Interesse  gewann  diese  Ausfüh-^ 
rung  durch  Vormgung  eines  in  Köln  gefundenän^  jetzt  im  Be^ 
sitze  unseres  verehrten  Mitgliedes,  Se.  Excellenz  des  Herrn 
Generals  vofa  Gansauge  befindlichen  und  von  diesem 
freundlichst  vergönnten  Stücks  dieser  Art  mit  der  Inschrift 
ES  QVKAI  (es  curae),  die  im  Hinblick  auf  griechische 
Formehl,  wie  g)iXog  el,  als  flüchtige  Galanterie  des  Töpfers 
gegen  eine  jung«  Weberin  (seine  Mitsklavin)  gedeutet  ward. 
Das  Interesse  der  an  sich  unbedeutenden  Aufschrift  steigerte 
sich  durch  den  Nachweis,  dass  dieselbe  gleichmässig  durch 
den  Schriftcharakter  und  durch  die  Orthographie  in  die  re- 
publikanische Periode  gerückt  werde,  aus  welcher  sonst  im 
römischen  Bheinlande  kein  einziges  Schriftdenkmal  mit  Sicher- 
heit nachweisbar  sei:  wie  denn  die  Inschrift  auch  in  den 
Inscriptiones  Latinae  antiquissimae'  des  C.  I.  L.  unter  no.  1558 
p.  564  ihren  Platz  gefunden  hat.  —  Hiemächst  gab  Dr.  Br  am- 
bach  in  einem  kurzen  Vortrage  eine  historische  üebersisht 
über  die  Truppen,  welche  bis  auf  Gonstantin  im  Rheinlande 
stationirt  waren.  —  EndüchbesprachProfessör  aus'mWeerth, 
anknüpfend  an  die  Dürftigkeit  und.  Unsicherheit  der  mittel- 
alterlichen Kunstgeschichte  bis  zum  Jahre  1000  und  die  bei- 
den bisher  wenig  ausgebeuteten  vorzüglichsten  Denkmäler- 
quellen  dieser  Epoche,  die  Miniaturen  in  den  Handschriften 
und  die  Elfenbeinarbeiten,  besonders  die  letztem.  Der  Red- 
ner, der  seit  Jahren  einen  Thesaurus  der  antiken  wie  mit- 
telalterlichen Elfenbeine  vorbereitet,  legte  eine  Abtheilung 
desselben  —  Darstellungen,  •  in  welchen  antike  und  christliche 
Vorgänge  gemischt  erscheinen  —  in  Abbildungen  erläuternd 
vor.  —  Unter  den  Toasten  des  darauf  folgenden  Soupers 
verdient  besondere  Erwähnung  das  vom  Vereinspräsidenten 
S.  M.  dem  Könige  gewidmete  Hoch,  durch  dessen  Huld  so- 
eben dem  Vereine  die  Mittel  zur  Herausgabe  des  Nenniger 


IM  Chronik  des  Vereini. 

Mosaiks  in  Farbendrack  allergnädigst  bewilligt  worden  — ,  so** 
wie  der  Trinkspruch  des  Professor  aus'm  Weerth  auf  d^  ver- 
ehrten We  Ick  er,  den  grössten  Epigonen  Winckelmann's,  der 
wie  dieser  in  der  Forschung  des  Einzelnen  immer  Tom  Geiste 
des  Altertfaums  getragen  sei,  und  ohne  dess^  6^enka]t  in 
Bonn  kein  Wmckelmannsfest  gefeiert  werden  dttrfe. 

Bonn  im  März  1865. 


Der  Vorstand  des  Vereins  von  Alterthums- 
freunden  im  Bheinlande. 


Terzeiehiiiss  der  Hitglieder. 


ttur^ati)  fttr  Dq0  3a^r  1865. 

Präsident:  Dr.  Ritschi,  Geh.  Regierungsrath,  Oberbiblio- 
thekar und  Professor  in  Bonn. 

Erster  Secretär:  Dr.  aus'm  Weerth,  Professor,  in  Kesse- 
nich  bei  Bonn. 

Zweiter  Secretär:  Dr.  Ritter,  Professor  in  Bonn. 

Archivar:  Dr.  Freudenberg,  Professor,  in  Bonn. 

Rendant:  Wurst,  Hauptmann  und  Kreissecretär  in  Bonn. 

Adjunct:  Dr.  Klette,  Bibliothekscustos  in  Bonn. 


2jmmüit  Betxelixt. 

H^it  Dr.  Aschbaeh,  Professor  in  Wien. 
»    Dr.  Becker,  Professor,  in  Frankfurt  ar.  M. 
»    Dr.  Bossler,  Gymnasialdirector  in  Darmstadt. 
»    Dr.  Brunn,  Professor,  Secretär  des  archäologischen 

Institute  in  Rom. 
»    Dr.  Büchelef,  Professor  in  Freibirrg  i.  Br. 
»    Dr.  Bursian,  Profedßor  in  Zürich. 
»    Dr.  Conrad«,  Gymnasialoberlehrer  in  Trier. 
))    Dr.  Deycks,  Prozessor  in  Münster. 
y^    Dominicüs,  Gymnasialdirector  in  Coblen^. 
»    Eick,  Privatgelehrter  in  Oommern. 
»    Eltester,  Landgerichtsassessor,  Vorstand  des  k.  Pto- 

vinzial-Archivs  in  Coblena. 
»    Dr.  Eütten,  Ätädti6ch«r  ArcMvaa*  in  Göhi. 


188  Verzeirhniss  der  Mitf^lieder. 

Herr  Dr.  Fiedler,  Professor,  in  Wesel. 

»  Guillon,  Notar  in  Roermond. 

»  Dr.  Haakh,  Professor  u.  Inspector  des  k.  Museums 

vaterl.  Alterthümer  in  Stuttgart. 

»  von  Haeiten,  lieutenaiit  a.  D.,  ÄBchivbeamter  in 

Düsseldorf. 

))  Dr.  Harless,  Archivsecretär  in  Düsseldorf. 

»  Dr.  Hübn«r,  Professor  in  Berlin. 

»  Dr.  H  ug,  Gymnasiallehrer  in  Winterthur. 

»  Dr.  Janssen,  Conservator  des  königl.  Museums  der 

Alterthümer  in  Leiden. 

»  Kar  eher,  Fabrikbesitzer  in  Saarbrück. 

»  Klein,  Professor,  in  Mainz. 

»  Dr.  Koechly,  Professor  in  Heidelberg. 

»  Dr.  Lad n er,  Arzt  in  Trier. 

»  Dr.  Lange,  Professor  in  Giessen. 

))  Dr.  Lübke,  Professor  in  Zürich. 

»  Dr.  Menn,  Gymrfasialdirector  in  Neuss. 

»  Dr.  Mooren,  Pfarrer,  Präsident  des  bist.  Vereins  für 

den  Niederrhein,  in  Wachtendonk. 

»  Dr.  N  a  m  u  r,  Professor  und  Bibliothekar  in  Luxemburg. 

»  Dr.  Overb.eck,  Professor  in  Leipzig« 

»  Peters,  Baumeister  in  Kreuznach. 

»  Dr.  Piper,  Professor  m  Berlin, 

»  Dr.  Piringer,  Professor,  in  Kremsmünsiter. 

»  Dr.  Riein,  Bector  der  Realschule  in  Crefeld. 

»  Dr.  Ribbeck,  Professor  in  Kiel. 

)>  Dr.  Roßsel,  Bibüothekssecretär  in  Wiesbaden. 

»  Dr.  Roulez,  Professor  in  Ge^t 

»  Dr.  S.ayelsberg,  Gymnasialob^riehrßr  in  Aachen. 

))  Dr.  Sc  beer  sin  Nymegen. 

.    »  Schmelzer,  Justizrath  in  Düsseldorf. 

))  Dr.  Schmitz,  GJH^^asjalqbe]?lelu:e^  in  Düren. 

»  Dr.  Scb.nß\4e^,,.pro(esso;r,,in  Püss0dl9rff.i    .' 


Verzeichniss  der  Mit(|r1ieder.  189 

Herr  Dr.  Stärk,  Professor  in  Heidelberg. 
»    Dr.  von  V eisen,  Gymnasiallehrer  in  Saarbrück. 
»    Dr.  Vermeulen,  Universitäts-  und  Provinzial- Biblio- 
thekar in  Utrecht. 
»    Dr.  Vi  seh  er,  Professor  in  Basel* 
»    Dr.  Watte  rieh,  Stadtpfarrer  in  Andernach. 
»    Dr.  Wieseler,  Professor  in  Göttingen. 
»    Zimmermann,  Notar  in  Mänderscheid. 


€l|reu-Jlttglteber. 

Seine  Königliche  Hoheit  Carl  Antoi  Meinrad  Fürst  zu 
Hohenzollern-Sigmaringen  in  Düsseldorf. 
Herr  von  Auerswald,  Excellenz,  k.  Staatsminister  a.  D., 
Oberburggraf  von  Marienburg,  in  Berlin. 

»  Dr.  von  Bethmann-Hollweg,  Excellenz,  k.  Staats- 
minister a.  D.,  auf  Schloss  Rheineck. 

))  Dr.  B  0  e  c  kh ,  Geh.  Kegierungsrath  und  Professor  in 
Berlin. 

»    Dr.  Bock  in  g.  Geh.  Justizrath  und  Professor  in  Bonn. 

)>  Dr.  von  Dechen,  Excellenz,  Wirkl.  Geheimer  Rath, 
Oberberghauptmann  a.  D.,  in  Bonn. 

»  Dr.  V  0  n  F 1 0 1 1  w e  n,  Excellenz,  k.  Staatsmfnister  a.  D., 
in  Berlin. 

»    Dr.  Gerhard,  Geh.  Regierungsrath u.  Prof.  hi Berlin. 

»  Illaire,  Excellenz,  Wirkl.  Geheimer  Rath  und  Geh. 
'Kabinetsrath  in  Berlin. 

)>    Dr.  La  Combi  et,  Geh.  Archivrath  in  Düsseldorf. 

»    vonMoeller,  Regierungs-Präsidentin  Cöln. 

»  Dr,  von  Olfers,  Excellenz,  WirU.  Geheimer  Rath, 
•  Generaldirector  der  königl.  Museen  in  Berlin. 


190  VtPMiehBlts  4ep  Mitffliedfr. 

Herr  Dr.  Pin  der,  Geh.  Begierungs-  und  vortragender  lUth 
im  k.  MiBisterium  der  geistL,  Unterriclits-  und 
Medicinat  Angelegenheiten  in  Berlin, 

»  von  Quast,  Geh.  Regienmgsratb ,  Ck)nßervator  der 
Kunstdenkui&Ier  in  Preussen,  in  Radenslehen. 

»    Dr.  Schnaase,  Obertribunalsrath  a.  J).;in  Berlin. 

»  Dr.  Schulze,  Johannes,  WirH.  Geh,  Oherregieruugs- 
rath  in  Berlm. 

»    Dr.  Urlichs,  Hofrath  und  Professor  in  Würzburg. 

»    Dr.  Welcker,  Professor  in  Bonn. 

»    von  Wilmowsky,  Domcapitular  in  Trier. 


4)rlieitttid|e  Jtitglttber. 

Herr  Abels,  Pfarrer  in  Merten  bei  Bonn. 

»  Dr.  A c he nb ach,  Professor  und Oberbergrath  in  Bonn. 

»  Achter feldt,  Stadtpfarrer  in  Anholt 

»  Dr.  Achterfeldt,  Professor  in  Bonn» 

n  Adler,  Baumeister  und  Profuser  in  Berhn. 

»  Dr.  Ähren s,  Gymnasialdirector  in  HaJinover. 

»  Ahrentz,  Pfarrer  in  Mürlenbach. 

»  Alleker,  Seminardirector  in  Brtlbl. 

»  Anderson,  Bev.,  Pastor  in  Bonn. 

»  Dr.  AÄchbach:  B.  ausw.  Secr. 

»  Bachern,  Oberbürgermeister  in  Cöbx. 

»  Baruch,  R^tner  in  Cola. 

»  Dr.  B  a  u  er  band,  Geh.  Justizratb  und  Professor,  Kron- 
syndikus und  Mitgüed  des  HerreiAanses,  in  Bonn. 

»  Dr,  Baumeister,.  Professor,  in  Lübeck. 

»  Dr.  Becker;  s.  ausw.  Secr. 

»  von  Beckers^th,  Commerzienrath  in  Crefeld. 

)»  Dr.  Beckmann,  Professior  in  Braunsberg. 


Vcrs^Sohlriss  der  MltglMer.  191 

Herr  Bettingen,  Advocatanwalt  in  Trier. 

»  Bigge,  Gymnasialdirector  in  Cöln, 

»  Dr.  Binz,  Privatdocent  in  Bonn. 

)>  Bise  hoff,  Präsident  des  Handelsgeridits  in  Aachen. 

)i  Dr.  Blüh me,  Geh.  Justizrath  und  Professor  in  Bonn. 

»  Lic.  Blum,  Jlegienm^*  und'Schub'iith  in  Cöln» 

»  Dr.  Blume,  Domherr  und  Gymnasialdirector  in  Wesel. 

))  Boch,  Fabrikbesitzer  in  Mettlaoh. 

))  Dr.  Bock,  Professor  in  Freiburg  i.  B. 

»  Dr,  Bodel-Nyenhuis  in  Leide«. 

))  Dr.  Bodenheim,  Rentner  in  Bonn. 

»  Dr.  Boetticher,  Professor,  in  Berlin. 

))  Böne,  GynmaBialdirector  in  Mainz. 

))  Dr.  Boot,  Professor,  in  Amsterdam» 

»  Dr.  Borret  in  Vogelensang. 

»  Dr.  Bossler:  s.  ausw.  Seßr. 

n  Dr.  Bouterwek,  Gymnasialdirector  in  Elberfeld. 

»  Dr.  Brambach  in  Bonn. 

»  Dr.  Brandis,  Kabinetssecretar  Ihrer  Majestät  der 
Königin,  in  Berlin. 

»  Dr.  Brand is,  Geh.  ßegierongsratii  und  Professor,  Mit- 
glied des  Herrenhaitöes,  in^  Bonn. 

»  Dr.  Brender,  Pastor  in  Bioesberg  bei  Bonn. 

»  B  r  0  i  c  h  e  r ,  Präsident  d.  rhein.  Appellationsgerichtshofes 
in  Cöln. 

»  Dr.  Brunn:  s.  ausw.  Beer, 

)>  Dr.  Bücheier:  s.  ausw.  Secr. 

»  Dr.  V.  Bunsen,  Rentner  in  Bonn. 

))  Dr.  Bursian:  s.  ausw.  Secr. 

»  Cahn,  Albert,  Bankier  in  Bonn. 

))  Galmon,  Feuersocietäts-Beamter  in  CoWenz. 

9  Camphausen,  Excell^iz,  Wirkl.  Geheimer  Bath,  k. 
Staatsminister  a.  D.,  in  Cöln. 

»  Cassel,  Münzhändler  in  C^ 


19!^  Vemtclmis»  der  Mitglieder 

Herr  Dr.  Christ,  Professor  in  München. 

»    De  Ciaer,  Alex.,  Lieutenant  a.  D.  u.  Steuerempfänger 
in  Bonn. 

»    De  Ciaer,  Eberhard,  Rentner  in  Bonn. 

»    Claessen-Senden,    OberpostcommisBar  in  Aachen. 

»    Clasen,  Pfarrer  in  Königaiwinter. 

))    Clason,  Rentner  in  Bonn. 

»    Clav6  von  Bouha.ben,  Gutsbesitzer  in  Cöln. 

»    Clemens,  Bankier  in  Coblenz. 

»    von  Cohausen,  Major  im  k.  preuss.  Ingenieur-Corps, 
in  Frankfurt  a.  M. 

))    Cohen,  Fritz,  Buchhändler  in  Bonn. 

»    Commer,  Bürgermeister  in  Bechtem. 

»    Dr.  Conrads:  s.  ausw.  Secr. 

)>    Dr.  Conze,  Professor  in  Halle. 

»     Contzen,  Bürgermeister  in  Aachen. 

n    Dr.  Cornelius,  Professor  in  München. 

»    Crem  er,  Pfarrer  in  Echtz  bei  Düren. 

»    von  Cuny,  Landgerichtsassessor  in  Cieve. 

)>    Dr.  Curtius,  Professor  in  Götting^. 

»    Dapper,  Oberpferrer  in  Gemünd. 

))    Deetgen,  Ludw.,  in  Cöln. 

»    Deichmann,  Geh.  Commerzienrath  in  Cöln. 

»    Delhoven,  Jacob,  in  Dormagen. 

»    Dr.  Delius,  Professor  in  Bonn. 

»    Delius,  Landrath  in  Mayen. 

))    Dr.  Deycks:  s.  ausw.  Secr. 

»    Dieckhoff,  Bauinspector  nn  Bonn. 
Freiherr  von  Diergardt,  Rentner  in  Bonn. 

»    von  Diergardt,  Geh.  Commerzienrath,  Mitglied  des 
Herrenhauses,  in  Viersen. 
Herr  Dr.  Dieringer,  Domherr,  erzbischäfl,  geistL  Rath  und 
Professor  in  Bonn. 

»    Disch,  Carl,  in  C5to.    ■ 


Yerceicbniss  der  Mitglieder.  198 

H^T  Dominicus:  s.  ausw.  Secr. 

»    Dreesen,  Bürgermeister  in  Gielsdorf  bei  Bonn. 

»    Dr.  Düntzer,  Professor  und  Bibliothekar  in  Cöln. 

»    Dr.  Ebermaier,  Regierungs-   und  Medicinakath  in 
Düsseldorf. 

»    Dr.  Eckstein,  Rector  und  Professor  in  Leipzig. 

»    Eich,  Bürgermeister  in  Poppeisdorf. 

»    Dr.  Eich  ho  ff,  Gymnäsialdirector  in  Duisburg. 

))    Eick:  s.  ausw.  Secr. 

»    Dr.  Eick  holt  in  Düsseldorf. 

»    Eltester:  s.  ausw.  Secr. 

»    Engels,  Philipp,  Rentner  in  Cöln. 

»    Dr.  Ennen:  s.  ausw.  Secr. 

»    Essellen,  Hofrath  in  Hamm. 

»    Dr.  Fiedler:  s.  ausw.  Secr. 

»    Dr.  Firme nich-Richarz,  Professor,  in  Cöln. 

»     Chassot  von  Florencourt,  in  Berlin. 

»    Dr.  Floss,  Professor  in  Bonn. 

»    Fonk,  Landrath  in  Adenau. 

»    Dr.  Frei,  Professor  in  Zürich. 

p    Dr.  Freudenberg:  s.  Vorstand. 

»    Dr.  Friedländer,  Professor  in  Königsberg  i.  Pr. 

»    Dr.  Friedlieb,  Professor  in  Breslau. 
Freiherr  von  Fürth,  Landgerichtsrath  in  Bonn. 
Herr  Dr.  Gaedechens,  Privatdocent  in  Jena. 

))    von  Gans  äuge,  Excellenz,  Generallieutenant  z.  D., 
in  Berlin. 

»    Gart  he,  Hugo,  Kaufmann  in  Cöln. 

»    Gaul,  Notar  in  Cöln. 

»    Dr.  Geh  ring,  Privatdocent  in  Bonn. 

»    Geiger,  Polizeipräsident  und  Landrath  in  Cöln. 

))    Georg i,  Buchdruckereibesitzer  in  Bonn. 

»    Dr:  GerUch,  Professorin  Basel. 

»    Ger  soll,  Chemiker  in  Frankfurt  a.  Main. 

13 


IM  V«nel«liiii»9  der  NilirlMav. 

Freiherr  von  Geyr-Schweppenburg,  BittetgutsTbes^toir 

in  Ajaehen. 
Herr  Dn  Ooefael^  Gymnaäaldirector  in  Fulda. 
.    »    Dor.  Go^ttling,   Geh.  Hafrath,  OberbMothekar  und 
Professor  in  Jena. 

»    Goxnmels hausen,  Pfarrer  in  Niederbl^iaig. 

9    Gottgetreu,  Begierungs-  ufid  Baurath  in  Octtn. 

»    Graeff,  Landrath  in  Prüm. 

»    Graham,  Bev.,  Pastor  in  Bann. 

»    Grass,  J.  P.,  in  Cöln. 

»    Dr.  Green  van  Prinsterer  hn  Haag. 

»    Dr.  Grotefend,  Archivrath  in  Hannover. 

»    Gu  er  icke,  Bector  in  Altenkirchen. 

»    Guillon:  s.  ausw.  Secr. 
Gymnasialbibliothek  in  Elberfeld. 
Herr  Dr.  Haakh:  s.  ausw.  Secr. 

»    von  Haeften:  s.  ausw.  Secr, 

»    Dr.  von  Hagemans  in  Brüssel. 

»    von  Hagen s,  Landgerichtsrath  in  Dflsseidorf. 

9    Dr.  Hahn,  Hofbuchhändler  in  Hannover. 

»    Dr.  H  a  Im,  Professor  und  BibUotheksdireetor  in  München. 

»    Hansen,  Pastor  in  Ottweiler. 

»    Dr.  Harless:  s.  ausw.  Secr. 

D    Hartwich,  Geh.  Oberbaurath  in  Cöhi. 

»    Dr.  Hasenmüller,  Gynmaaallehrer  m  Trier. 

)>    Dr.  Hassler,  Professor  u.  Landesemiservator  in  Ulm. 

»    Haugh,  Appellationsgerichtsrath  in  Cöln. 

))    Hauptmann,  Bentner  in  Bonn. 

»    Dr.  Heimsoeth,  Professor  in  Bonn. 

»    Dr.  Heimsoeth,  Appellat-Gerichtspräsident  in  Göln. 

j)    von  Heinsberg,  Landrath  in  Grevenbroich. 

»    Dr.  Heibig  in  Bom. 

Ti    Henrich,  Begierungs-  und  Schuh'al^  in  Ciobtenz. 

»    Henry,  Buch-  und  Kui^thändler  in  Bonn. 


Herr  Dr.  Erntet,  Ptö^myf,  1.  ßecretär  dfes  htthtkl.  Ifc 

stituts  in  Born. 
»    Herberte,  Gutsbesitzer  in  üerdingen. 
»    Dr.  Herb«t,  OymnäsiÄldirector  m  Bielef^d» 
»    Hermann,  Architekt  in  Krettsftiaeh. 
»    Herstatt,  Job.  Dav.,  Cömtoerzienrath  ift  Cölfi» 
»    Dr;  Herzog,  Privatdocent  in  Tübiügen. 
i)    Dr.  He  wer  in  Saarburg. 

»    Heydinger,  Pfarrer  in  S^ihteidtreiler  b^i  Schweich. 
»von  der  Heydt,  Dan.,  Geh.  ComÄerzienrath  in  El- 

berfeld. 
»    Dr.  Hey  er  in  B<mn. 

»    Dr.  Hilgers,  Directör  der  Realschule  in  Aach«!. 
»    Dr.  Hilgers,  Professor  in  Bonn. 
»    Six  van  Hillegom  in  Amsterdam.  * 

»    H  i  1 1  or  f f,  kaiserl.  Architekt,  Mitglied  des  Instituts  Ton 

Frankreich,  in  Paris. 
»    Dr.  Hol tz mann,  Hofrath  u.  Prolfessor  in  Heidelberg, 
»    Dr.  Holzer,  Domprobst  in  Tri^r. 
»    Hörn,  Pfarrer  in  Göln. 
»    Dr.  Hotho,  Professor  und  Direktor  am  k.  Museum 

in  Berlin. 
»    Dr.  Hübner :  s.  ausw.  Beer. 
»    Dr.  Hüffer,  Professor  in  Bonn. 
»    Dr.  Httg:  s.  answ.  Söcr. 
»    Dr.  Hultsch,  Gymnasiallehrer  in  Diresden. 
»    Dr.  Humper t,  Gyflinasial-Oberlehrer  in  Bonn. 
»    Httyssön,  Pfarrer  in  Kreuznach. 
»    Ingenlath,  Hotelbesitzer  in  Xanten. 
»    Dr.  Jahn,  Professor  in  Bonn. 
TT    Dr.  Jaüöseö:  «.  attsw.  Secr. 
^    Dr.  Janssen,  Professor ^  in  Frankfurt  a.  M. 
»    Joest,  August,  Kaufmann  in  Cöln. 
»    Joest,  Eduard,  Kaulhiann  m  Gdk. 


196  Verseichniss  der  ]lil||rlied«r* 

Herr  Joest,  Wflhelm,  Gominerzienrath  in  Göln. 

7)    Josten  in  Neuss. 

»    Jun-ker,  Segierungs-  und  Baurath  in  Gobleoz. 

»    Käntzeler,  Privatgelehrter  in  Aach^. 

»    Dr.  Kamp  in  Cöln. 

»    Dr.  Kampschulte,  Professor  in  Bonn. 

»    Karcher:  s.  ausw.  Secr. 

»  Kaufmann,  Oberbürgermeister,  Mitglied  des  Herren- 
hauses, in  Bonn. 

»  Kaufmann-Asser  sen.,  Jacob,  Kaufmann  und  Guts- 
besitzer in  Cöhi. 

»    Kaufmann- Asser  jun.  in  Cöhi. 

»    Dr.  Kayser,  Professor  in  Heidelberg. 

»    Dr.  Keil,  Professor,  in  Schulpforte. 

))    Kelchner,  Bibüothekar  in  Frankfurt  a.  M. 

j>    Dr.  Keller,  Rectoratsverweser  in  Ludwigsburg. 

»    Kiesel,  Gymnasialdirector  in  Düsseldorf. 

»    Dr.  Kiessling,  Professor  in  Basel. 

»    Dr.  Kl  ein,  Heinrich,  Ejreisphysicus  in  Bonn. 

»    Dr.  Klein,  Joseph,  in  Bonn. 

»    Dr.  Klein,  Gymnasialoberlehrer  in  Cöln. 

»    Klein:  s.  ausw.  Secr. 

»    Dr.  Klette:  s.  Vorstand. 

»    Dr.  Koechly:  s.  ausw.  Secr. 

»  von  Köckeritz,  Ingenieur  -  Oberstlieut.  a.  D.  in 
Mainz. 

»    Königs,  Commerzienrath  in  Cöln. 

»  Dr.  Koenigsfeld,  Sanitätsrath  u.  Kreisphysikus  in 
Düren. 

»    Dr.  Kortegarn,  Institutsdirector  in  Bonn. 

»    Krae  mer,  Hüttenbesitzer  in  Ingbert  bei  Saarbrücken. 

»  Kr  ae mer,  Commerzienrath  und  Hüttenbesit^er  in  Quint 
bei  Trier. 

»    Dr.  K rafft,  Professor  in  Bonn. 


Verzeichniss  der  Mitglieder.  197 

Herr  Kramarczik,  Gymnasialdirector  in  Heiligenstadt. 

»    Dr.  Kraus  in  Trier. 

))    Kreutzer,  Pfarrer  in  Aachen. 

»    Krüger,  Regierungs-  und  Baurath  in  Düsseldorf. 

))    Kühlwetter,  k.  Staatsminister  a.D.,  Begierungsprä- 
sid^nt  in  Aachen. 

»    Kyllmann,  Rentner  in  Bonn. 

»    Lab  arte,  Jules,  in  Paris. 

»    Dr.  Lad n er:  s.  ausw.  Secr. 

»    Dr.  L'amby  in  Aachen. 

»    Dr.  Landfermann,  Geh.  Regierungsrath  in  Coblenz. 

»    Dr.  Lange:  s.  ausw.  Secr. 

»    Dr.  Langen,  Gymnasiallehrer  in  Cöln. 

))    Dr.   Langensiepen,  Oberlehrer  und  Conrector  in 
Siegen. 
Freiheir  Dr.  de  la  Valette  St.  George,  Prof.  in  Bonn. 
Herr  Dr.  Leemans,  Director  des  Niederl.  Reichsmuseums 
in  Leiden. 

»    Dr.  Lehne,  Hofrath,  in  Sigmaringen. 

»    Leiden,  Damiän,  Commerzienrath  in  Cöln. 

D*    Leiden,  Franz,  Kaufmann  u.  niederl.  Consul  in  Cöln. 

»    Lempertz,  Buchhändler  in  Bonn. 

»    Lempertz,  Buchhändler  in  Cöln. 

n    Dr.  Lenn6,   Generaldirector  der  königl.   Gärten   in 
Sanssouci. 

»    van  Lennep  in  Zeist. 

j)    Dr.  Lentzen,  Pfarrer  in  Oekhoven. 

»    Leven,  Bürgermeister  a.D.,  in  Benrath. 

»    Lieberiow,  Geh.  Revisor  in  Berlin. 

»    Dr.  L  i  n  d  e  n  s  c  h  m  i  t,  Conservator  des  römisch-germa- 
nischen Centralmuseums  in  Mainz. 

»    L  i  s  c  h  k  e.  Geh.  Regierungsrath  und  Oberbürgermeister 
in  Elberfeld. 

Ä    Graf  von  Loa  auf  Schloss  Wissen  bei  Geldern. 


196  V«rs«ichqi88  der  Hitglioder. 

Herr  Loesohlgk,  S^tiier  in  Born. 

»    Dr.  Loh  de,  Professor,  in  Berlin. 

»    Dr.  L  u  c  a  s.  Geh.  BegiervngB-  mwl  SchulrJ^th  ip  Opblenz. 

ri    Lodovici,  HOttenbesitzer  in  Aubaoh  bei  Nw^ed, 

n    Ludwig,  Bapkdirector  in  Dannstadt, 

»    Dr.  Lübbert,  Privatdocent  in  Br^^iu 

»    Dr.  Lübke:  s.  aujsiw.  Seor. 

Ä    Dr.  Mahl y,  Professor  in  Baael. 

»    Märtens,  Bauinspector  in  A9^hen. 

»    von  Mallinckrodt,  RegieruDgsratt^  in  Ptlss^^oii 

1»    Marcus,  Baohhtodler  in  Bonn* 
Se.  bisch.  Gnaden,  Dr.  Konrad  Martin,  Bi^obff  ü^  ?a-       | 
derbom.  | 

Kenf  Mn^rtini,  Generalvicaür  in  Trier. 

»    YonMassenbach,  Regierungspräsident n^  Düsseldorf. 

^    Dr.  Mehl  er,  Gynmasialrector  in  Snedf  in  HoüiupA. 

n    Dr»  MendQlssohn,  Professar  in  ^m^ 

))    Dr.  Menn:  s.  ausw.  Secr. 

»    Merlo,  Rentner  in  Cöto, 

»    Dr.  Merz,  Privatdocent  in  Bonn, 

>    Me^isfsen,  G^h,  Commer^jenratb,  Pr#sident  4^t  rhei- 
nischen £isenbahn,  in  C91;9i^ 

D    Michels,  Kaufinann  u.  BitterguAsbesii^?  in  Qfitn. 

))    Milani,  Kaufmann  in  Frankfqrt  a.  M. 

»    Mohr,  Professor,  Dombildhauer  in  (JSlni 

»    Dr.  Moll,  Professor  in  Anist^d^nj.. 

»    Dr.  Mommae.n,  Pr^fe^sor  in  Berlin. 

5)    von  Mans^chaw,  Notar  in  Bonn. 

»    Montigny,  Gymna^iaUehrejT  in  Goh\m^ 

n    Mooren:  s,  ausw.  Secr. 

»    Morsbach,  Institutgdirector  in  Bonn, 

»    Dr.  Malier,  Wolfgang,  in  Cöln. 

»    von  Müller,  Rittergutsbesitzj^r  te  Mött^rnich. 
Se.  bisph^  (Jw4en,  J^x,  J.  G.  MüH.^r^  Bi^hqf,  yoi> Ä^önstpr. 


VersMohniss  Aep  Mitfpltedei*.  190 

Iter  Dr.  Müller,  Professor  m  WOraburg. 

»    Dr.  Namur:  s.  ausw.  Beer. 

»    Dr.  Nasse,  Professor  in  Bonn. 

»    YöÄ  NeüfTille,  Guishesitaser  in  BofOXL 

»    von  Neuf Yille,  Bittergutsbes. aiMie!,  Kjöeis Bhetabach. 

»    Neumann^  Baumeister  in  Bonn. 

to    Dr.  Nicoloviusv  Professor  in  Bonn. 

»    Dr.  Noeggerath,öeh.BergratibLU.  Professor  in  Bonn. 

»    Dr.  Noeldeke,  GymnaaiaMirectar  in  Lingoi. 

»    Dr.  Ton  Noorden,  PriTatdocent  in  Bonn. 
Freiherr  ron  Nordeek,  Sitteigulsbes.  anf  Borg  Homnerich. 
Herr  Dr.  Oebeke,  Gymnasialoberlehier  in  Aaeben. 

»    Ondereyck,  Oberbürgermeister  in  Crefeld*  . 

i>    Oppenheim,  Diareetor  cter  Cöln-Miadener  Eisenbahn« 
in  COhi. 

)>    Otte,  Pastor  kk  Fröhden  bei  Jüteiiiogk« 

»    Dr.  0 verbeck:  s.  ausw.  Secr* 

»    Pauly,  ßector  in  Montjoie. 

n    Pelll,  fientner  in  Bonn. 

»    Pepys,  Director  der  Gasanstalt  in  Odtai. 

»    Dr.  Pörr^j  Institutsdireetor  in  Bonn. 

»    Peters:  s.  ausw.  Seen 

»    Dr.  vonPencker,  Excellenz,  General  der M Aöterie, 
in  Berlin^ 

»    Dr.  Piper:  s.  ausw.  Secr. 

»    Dr.  Piringer:  s.  ausw.  Secr. 

i>    Plassmann,  Ehrenamtmann  und  Gntsbesiteef  in  Al- 
lehof bei  Balve. 

»    Dr.  P litt,  Professor  in  Bonn. 

»    V  0 n  P  om  m  e  r  -  E  sc h  e,  Excellena,  WirH.  G^heön.  Roth, 
Oberpräsident  der  ^^einprovinz,  in  CobTenif. 

»    Dr.  Prieg^r,  itefttner  in.  Bonn. 

»    Prisac,  Stiftsherr  in  Aachen. 

y>    Dr.  Probst,  GymnasiiddiredM  in  dete. 


SOO  VerseichDiss  4er  MitgltMler. 

FreilierrDr.  von  Proff-Iraich, LandgerichtsrathinBoim. 
Herr  Pütz,  Professor,  in  Cöln. 

»    Ramboux,  Conservator  in  Cöln. 

»    Dr.  Ramers,  Pfarrer  in  Nalbach  bei  Saarlouis. 

I»    Rapp,  Rentner  in  Bonn. 

»    Raschdorff,  Stadtbaomeister  in  GötaL 

)»    von  Rat h,  Rittergutsbesitzer  und  Präsident  d.  landw. 
Ver.  f.  Rheinpreussen;  in  Lanersfort  bei  öefeld. 

ft    vom  Rath,  Oarl,  Kaufmann  in  Cöln. 

«    vom  Rat h,  Jacob,  Ciommerzienrath  in  Cöhi. 

nj^Yom  Rath,  Peter,  Rittergutsbesitzer  in  Mehlem. 

«    Dr.  Reifferscheid,  Privatdocent  in  Bonn. 

1    Dr.  Rein:  s.  ausw.  Secr. 

9    Dr.  Reinkens,  Pfarrer  in  Bonn. 

»    Dr.  Reinkens,  Professor  in  Breslau. 

D    Dr .  R  e  i  s  a  c  k  e  r,  Gynmasialdirector  in  Trier; 

i>    Reitz,  Pfarrer  in  Senbeim  a.  d.  Mosel. 

Ä    Remacly,  Professor,  in  Bonn. 

))    Dr.  YonReumont,  Geh.  Legationsrath,  Ministerre- 
sident  z.  D.,  in  Rom. 

9    Dr.  Reuter,  Medicinalratb  in  Wiesbaden. 

»    Dr.  Ribbeck:  s.  ausw.  Secr. 

»    Rieh  rath,  Pfarrer  in  Rommerskirchen  bei  Neuss. 

»    Dr.  du  Rieu,  Secretär  der  Soc.  f.  Niederl.  Litteratur 
in  Leiden. 

»    Dr.  Ritschi:  s.  Vorstand. 

r>    Dr.  Ritter:  s.  Vorstand. 

»    Robert,  Directeur  de  Tadministration  de  la  guerre  in 
Paris. 

y>    Roche,  Regierungs-  und  Schulrath  in  Erfurt 
Freiherr  von  Roishausen,  Gutsbesitzer  in  Linz  a. Rh. 
Herr  Dr.  Rosenbaum,  Domherr  und  Professor  in  Tri». 

»    Dr.  Rössel:  s.  ausw.  Secr. 

1»    Dr.  Roulez:  s.  ausw.  Secr. 


Yerseichitfsff  der  Mitg1i«iier.  201 

Herr  Dr.  Bovers,  Professor  in  Utrecht 

»  Bumpel,  Apotheker  in  Düren. 

»  Dr.  Rutgers  im  Haag. 

»  Dr.  Saal,  Gymnaßialobörlehrer  in  Cöln. 

»  von  Sandt,  Landrath  in  Bonn. 

DJ  Dr.  Sauppe,  Hofrath  und  Professor  in  Göttingen. 

»  Dr.  Savelsberg:  s.  ausw.  Secr. 

»  Dr.  Schaaffhausen,  Professor  in  Bonn. 

»  Dr.  Schalk,  Secretär  des  Alterthumsvereins  in  Wies- 
baden. 

»  von  Schaumburg,  Oberst  a.  D.  in  Düsseldorf. 

»  Dr.  Scheers:  s.  ausw.  Secr. 

»  Schilliügs-Englerth,  Bürgermeister  inGürzenich. 

»  Dr.  Schlottmann,  Professor  in  Bonn. 

»  Sfchlünkes,  Begierungsrath  m  Düsseldorf. 

»  Schmelz,  G.  0.,  Kauimann  in  Bonn. 

»  Schmelzer:  s.  aiisw.  Secr. 

»  Dr.  Schmidt,  Professor  in  Marburg. 

»  Schmidt,  Oberbaurath  und  Professor,  in  Wien. 

»  Schmithals,  Bentner  in  Bonn. 

»  Schmittmann,  Pfarrer  in  Sechtem. 

»  Schmitz,  Pet*  Jos.,  Rentner  in  Bonn. 

1»  Dr.  BchmitErä.  ausw.  Secr. 

))  Schmitz,  Bürgermeister  in  Mechemich. 

j>  Dr.  Schneider:  s.  ausw.  Secr. 

»  Schoemann,  Stadtbibliothekar  und  1 .  Beigeordneter 
in  Trier. 

»  Dr.  SchopeUi  Gynmasialdirector  und  Professor  in 
Bonn. 

ff  Sch'Orn,  Baumeister  in  Burtscheid  bei  Aachen. 

»  Schorn,  Staatsprocurator  in  Trier. 

»  Dr.  Schreiber,  Professor  in  Freiburg  i.  Br. 

»  Dr.  Schroeder,  Privatdocent  in  Bonn. 

1»  Dr.  S  c h u  b  ar  t,  Bibliothekar  in  Qassel. 


302  VOTseiehniss  der  Mll|^eiHMr. 

Herr  Dr.  Schwara,  Oherschuhrath  in  Wieefcaden. 

»    Sebaldt,  RegienmgsqiräsideDt  a«  D^  in  Bdodl 

»    Seidemann,  Architekt  in  Bonn. 

rt    von  Sieger,  Major  a.  D.  in  fimm» 

)>    Simonis,  Kaufmann  in  Bonn. 

»    I]dr.  Simons,  Excellenz,  StaatsministjBr  a.  D.,  in  60- 
desberg. 

»    Dr.  Simrook,  ProÜBSSor  in  BomL 

»    Soherr,  Büi^rmeiflter  in  Bingen; 

»    von  Spankeren,RegierungspräsidentK.D.,inKessenich. 

)>    Spitz  I,  Premierlieirtenant  in  Mainsi 

»    Dr.  Springer,  Professor. m  Bonn. 
.  n    Dr.  Staelin^  Oberbibliothekar  in  Stattgart 

»    Dr.  Stahl,  Gymnasiallehrer  in  Cöhi. 

»    Dr.  S.tark:  8.  ansvr.  Seor. 

r>    Stein,  Gari  Bankier  in  Oöln. 

»    Stengel,  Bataillonschef  a.  D.,  in  Wetzlar. 

»    Krul  vau  Stompwyk  in  Nymegeä. 

»    Stupp,  Geh.  Begieranpmth,  Obi^Orgenoeiater  a.  D., 
in  Cöhi. 

»    Suermondt,  B^D^er  i»  Aadien. 

»    Dr.  von  Sybel,  Professwin  Bonn. 

»    von  Sybel,  Geh.  Regierungsratii  a.D-,.  ia  Haua  Isen- 
burg  bei  MtUhcun  a.  Bh. 

))    Dr.  Teuf  fei,  Professor  in  TöbingoiL 

y»    Xhis^seu,  Dom^pitular  xatA  Stadtffampef  in  Frank- 
furt a.  M. 

»    Thoimaan^  Kreisbaumefetw^  iÄ  Bon«. 

»    Troost,  Rentner  in  Bonn. 

»    Djr.  Un g er,  Professor u.Biblit^ks8eöfetadriiiQötÖngen. 
Universitätsbibliothek  in  Lfttticdt 
Herr  Dr.  Uppenkamp,  Gymnasialoherlehror  in  Düsseldorf. 

»    Dr.  Usener,  Professor  in  GreiftwaMw 

»    Dr.  Vahl&n^  Profeasor  in  Wian.. 


V«rsei€hD?S8  der  Mitgüediar.  S03 

Herr  Dr.  von  V eigen:  u.  ausw.  Secjr. 
Verein,  astiqaai^cli^liistorisehery  in  EreujonacL 
Herr  Dr.  Vermeulen:  b.  ausw.  Seer. 

»    Graf  V  0  n  V  i  1 1  e  r  s,  RegienmgB-Vioepr&sident  in  Coblenz. 

»    Dr.  Vischer:  s.  ausw.  Secr. 

»    Voigtel,  Bauinspector  und  Dombaumeister  in  Cöln. 

»    Yoigtländer,  Buchhändler  in  Kreuznadi. 

Ä    Wagen  er^  Notar  in  Eitorf. 

»    Dr.  Wagen  er,  Proltegsor  in  Gent 

»    Dr.  de  Wal,  Proltessor  ifi  Leiden. 

D    Dr.  Walter,  Geh.  Jußtizrath  und  |hr<rf(3SBor  in  Bonn. 

»    Dr.  Watterich:  9.  «usw.  Secr. 

»    Weber,  Buchhändler  in  Bonn. 

»    Dr.  aus'm  Weerth:  s.  Vorstand. 

»    Dr.  Wegeier,  Geh.  Medicinalrath  in  CJoblenz. 
Freiherr  von   Weiqhs-Bösb^rg,    Rittergutsbesitzer  und 
Mitglied  des  Herrenhauses,  auf  Schloss  Rösberg 
bei  S^htem. 
H«nr  W«ld«»bÄeh,  Hofrafch  in  Wiesbaden. 

»    Weidenhaupt,  Pfarrer  in  W«Bmes. 

»    Dr.  Wein  kauf f,  öjjuanaöialobeykbj?«'  in  C*to.: 

Ä    Weiss,  Profewor,  Durectop  des  k.  Kupf^rstlcltobiniets 
in  Beriin* 

)>    Wendelstadt,  Victor,  GoJBÄiQTziiBiir»tb  in  Cöjn. 

»    Werner,  GymiasialAeflehrer  in  Bonn, 

»    Dr.  W  est  erhoff  inj  We«fußu 

»    Westermann,  Kaufmann  im  Bii^lefeld. 

i>    Weyhe,  Landesökonomi^tith  ib  Bonn. 

»    Dr.  W  i  e  1  e  r,  Sanitlitscatii  in.  Bcakq. 

»    Dr.  Wies  frier:  s.  ausw.  Secr. 

»    Dr«  von  Wie^terske^imi,  Exo^enz^  k.  StiMitsaunisl;er 
a.  D.,  in  Dreadon. 

»    Witthoff,  Fabrikant  und  Bürgermeister  in  Bomheim 
bei  Bonn. 


^04  VerEeiehnbs  der  Mitglieder. 

Herr  Wo] ff,  Kreisbatimeister  in  Bitburg: 

»  Dr.  Wolff,  IL,  Geh.  Sasitätsraih  in  Bonn. 

»  Dr.  Wolff,  S.,  Arzt  m  Bonn. 

1»  Wolters,  Pastor  in  Bonn. 

»  Wright,  Major,  in  Saarbrüdc. 

j>  Wurst:  s.  Vorstand. 

»  Wüsten,  Gittsbesitser  in  Wüstenrode  bei  Stolberg. 

»  Wurzer,  Friedensrichter  in  Bitburg. 

)»  Dr.  Zartmann,  Samtätsrath  in  Bonn« 

D  Zimmermann:  s.  ausw.  Seer. 

T>  Dr.  Zündel,  Professor  in  Bern* 

»  Zumloh,  Rentner  in  Mtnster. 


3lit|ieror)entlt(^e  ÜtttgUe^er. 

Herr  Dr.  Arendt  in  Dielingen.  ♦ 

»  Dr.  Arsfene  de  Nouö,  Advocatanwalt  in  Malmedy. 

5)  Correns  in  Münster. 

»  Feiten,  Baumeister  in  Oöln. 

»  Dr.  Förster,  Professor,  in  Aachen. 

T)  Gengier,  Domcapitular  und  Generalvkar  d.   Bisth. 
'  Nämur,  in  Namur. 

»  Grebel,  Friedensrichter  in  ßt.  Goar. 

»  Heider,  k.  k.  Sectionsrath  in  Wien. 

. »  Lansens  in  Brügge. 

»  M  eh  lern,  Fabrikbesitzer  in  Bomi. 

D  Paulus,  Topograph  in  Stuttgart. 

»  Pick,  Candidat  der  Rechte  in  Eschweiler. 

»  Dr,  Selber tz,  Kreisgerichtsrath  in  Arnsberg. 

»  Welt  er,  Pfarrer  in  Hürtgen. 


Terzeichniss 

sämmtlicher  Ehren-,  ordentlicher  und  ausserordentlicher 
Mitglieder  nach  den  Wohnorten. 


Aachen:  Bisohoff.  Clässen-Sen- 
den.  Contaen.  Förster.  Y.  Geyr- 
Sohweppenburg.  Hllgers.  Käntze- 
1er.  Kreutzer.  Kühlwetter. 
Lamby.  Märtens.  Oebeke.  Pri- 
sac.  Savebberg.  Sürroondt. 

Adenau:  Fonk. 

A  1 1  e  h  0  f :  Plassmann. 

Aitenkirchen :  Guerioke. 

Amsterdam:  ßoot.  Tan  Hille- 
gom.     Moll. 

Andernach:  Wattericb. 

A  n  h  o  1 1 :  Aohterfeldt. 

Arnsberg:   Seibertz, 

A  üb  ach:  Ladpvici. 

Basel:        Gerlach.        Kiessling. 

M&hly*   Vischer. 
ß  e  n  r  a  t  h :  Leven. 
Qerlin:    Adler,    von  Auerswald. 

Boeckh.     Boetticher.      Brandid. 

V.    Florencourt,     v.    Flottwell. 

V.  Qansauge.    Gerhard.    Hotho. 

Hühner.       lilaire.       Liebenow. 

Lohde.     Mommsen.     y.    Olfera. 

V     Peucker.       Pinder.       Piper. 

Schnaase.    Schulze.    Weiss. 
Bern:  Zündel. 
Bielefeld:     Herbst      Westeir- 

j»ftnn. 
Bingen:  Soherc. 
Bitburg:  Wolflf. *  WurjBen 
Bonn:   A'ohenbach.    Aohterfeldt. 

Anderson.      Bauerband.     Binz. 
'    Bluhme.  Bpecking..  .Bodeoheim. 


Bramrbach.  Brandig,  y.  Bunsen. 
Oahn.  De  Ciaer,  AI.  De  Ciaer,  Eb. 
Clason.  Cohen,  v.  Dechen.  De- 
lius.  Dieckhoff.  \,  Diergardt. 
Dieringer.  Floss.  Freudenberg. 
Y.  Fürth,  Gehring.  Georgi.  Gra- 
ham. Hauptmann.  Heimsoeth. 
Henry.  Heyer.  Hilgers.  Hüfifer. 
Humpert.  Jahn.  Kampschulte. 
Kaufmann.  Klein,  Heinr.  Klein, 
Jos.  Klette.  Kortegarn.  Krafft. 
Kyllmann.  de  la  Valette  St. 
George.  Lempertz.  Loesohigk. 
Marcus.  Mehlem.  Mendelssohn. 
Merz.  Y.  Monschaw.  Morsbach. 
Nasse,  v.  Neufville.  Neumann. 
Nicolovius.  Nöggerath.  v.  Noor- 
den.  PeilL  Perry.  Plitt.  Prieger.  r. 
ProfT-lrnieh.  Bapp  Reifferseheid. 
Reinkens.  Remacly.  Rltschl. 
Ritter,  v.  Sandt.  Schaaffhausen. 
Schlottmann.  Schmelz.  Schmit- 
hals.  Schmitz.  Schopen.  Schroe- 
der.  Sebaldt.  Seidemann.  v.  Sie- 
.  ger.  Simonis.  Simrock.  Springer, 
v.  Sybel.  Thomann,  Troost.  Wal- 
ter. Weber.  W^eleke*.  Werner. 
Weyhe  Wieler.  Wolff,  H.  Wolff, 
S.  Wolters.  Wurst.  Zartmann. 

Born  heim:   Witthoff«. 

B  r  a  u  n  s  b  e  r  g :  Beckmann. 

Breslau:  Friedlieb  LUbbert. 
Reinkens. . . 

Brügge:  Lansens. 

Brühl:  Alleker.  .  ... 


?06 


Yenelohntss  der  Mitglieder. 


Brunei:  t.  HageinaiiB. 
Burtioheid:  Sohorn. 

Cassel»  Sohubari 

CleTe:  t,  Cuny.  Probst. 

G  o  b  1  e  n  z :  Galmon.  Clemens. 
Dominictts.  Eltester.  Uenricb. 
Junker.  Landfermann.  Lueas. 
Montigny.  ▼.  Poinmer-£eok4« 
Qr.  Villers.  Wegeier. 

G51n:  Baohem.  Barueh.  Bigge. 
Blum.  Broicher.  Uamj^hauseii. 
Gassei.  Clay6  Ton  Boahaben. 
Deetgen  Deiehmann.  Disoh. 
Düntzer.  Engels.  Ennen.  Feiten. 
Firmenich-Richartz.  Qarthe* 
Gaul.  Geiger.  Q ottgetreu.  Grass. 
Hartwioh.  Hattgh.  Heimsoeth. 
Hetfttatt.  Hom.  Joest,  Aug. 
Joest,  Ed.  Joest,  Wilh.  K^mp. 
Kaufmann  -  ÄBSer  sen.  Kauf- 
mann^ Asser  Jon.  Klein.  Kdnigs. 
Langen.  Leiden,Dam.  Leiden,  Fr. 
'  Lempertz.  Merlo.  Mevlssen.  Mi- 
obels.  Y.  Möller.  Mohr.  MCIIler. 
Oppenheim.  Pepys.  Pütz.  Bam- 
boux.  Raschdorff.  t.  Ratb,  OarL 
T.  Rath,Jae.  Saal.  Stahl.  Stein. 
Stapp.  Voigtel.  Weinkauff.  Wen- 
delstadt. 

€ommern:  Eiok. 

Grefeld:  r.  Beekttrath.  Onder« 
eyek.  Reifi. 

DaraiBtadt:   Bossler.    Ludwig. 

Dielingen:  Arendt. 

Dormagen:  Delhoven. 

Dresden:  Hultsoh.  y.  Wieters- 
heim. 

D^ören:  K^nigsfeld.  Rampel. 
Schmittt. 

Düileeldorf:  Ebetmailer.  Eiek- 
holt.  y.  Haeften.  y.  Hagens.  Har- 
lüSB.  HehenzoUern-Sigmaringen 
(Fürst  zu)^Kie8el.  Krnger.Lacom- 
blet.  y.  Mallinekrodt  y.  Massen- 
baoh.  y.  Sehaumbutg.  SeklünheSv 
Sohmelser.  Sohneider.  Uppen- 
katnp. 

Duisburg:  Eichhoff* 

Eohtz:  Gremer. 


Eitorf:  Wagener. 

Elberfeld:  Bouterwek.  Gym- 
nasialbibliothek, y.  d.  Hey  dt 
Lischke. 

Erfurt:  Koche. 

Eschweiler:  Pick. 

Frankfurt  a.  M. :     Becker,     y. 

<Miausen.      Gerson.      Janssen. 

Kelchner.  Milani.  Thissen. 
FreiburgLBr.:  Bock.  Buoheler. 

Schreiber. 
Fröhden:  Otte. 
Fulda:  Goebel. 

G  e  m  0  n  d :  Dapper. 
Gent:  Roulez.  Wagener» 
Gielsdorf:  Dreeeea. 
Oie«sen:  Lange. 
St  Goar:  Grebel« 
Godesberg:  y»  Simons« 
Goettingen:  CurCius.     Sa«ippe. 

Unger.  Wieselet. 
Greifswald:  Useüer. 
Greyenbroich:    y*   Heinsberg. 
G €  r z  eni o  hi  SchiUings-Englecth. 

Haag:     Gro^    yan     FdttBUtMr. 

Rutgers. 
Halle:  Gohtee. 
Hamm:  Esselleit. 
Hannoyer:  Ahrens.    Grotefend. 

Hahn. 
Heidelberg:   HolttmanA.  ffay- 

ser.  Köchly.  Sitttk. 
Heiligenstadt:      Krattarerik. 
Hemmerich:  y.  Kordeekr 
Htirtgen:  Welter. 

Ingberth:   Krämer. 
Tsenhurg  (Haus):  y-  Sybel. 
Jena^  Gaedeohens.  GoUliog. 

Kessenioh*.     yon     Spaakerea. 

aus^m  Weerth. 
Kiel:  Ribbeck. 

KönigabergLPrwj  Fiiedtaadec. 
Könige  Winter:  (Slasen. 
Kremsmöhster:  Picingeh' 
Krettinaoh:  Aftüqaaiisok-hUio- 


Verzeioliniss  der  Mitglieder. 


207 


risoher   Verein.  Hermann.  Huys- 
Ben.  Peters.  Voigtländer. 

Lauerßfort:  v.  Rath. 
Leiden:  Bodel-Nyenhuis.    "Jans- 
sen. Leemans.  du  Rieu.  de  Wal. 
Leipzig:  Eckstein.   Oyerbeok. 
Lingen.  Noeldeke. 
Linz  a-  Rh.:  y.  Roishausen. 
Ludwigsburg:  Keller. 
Lübeck:  B  aumeister. 
L ü  1 1  i  c  h :  Universitätsbibliothek. 
Luxemburg:  Naouif. 

M  a  i  A  z :  3oA6.  Klein.  V.  Köckeritz* 

Lindensohmit.  Spitz. 
Mander&dliQid:  Zham&tm&tsAk 
Malmedy:  Ars^ne  de  NouS. 
Marburg:  Sohmidt. 
Mayen:  Delius. 
Mechernlch:   Schmitz. 
Mehlem:  v.  Rath. 
M^rtefti  Abels. 

Metternioh:  (Burg):  v.  Müller. 
Mettlaoh:  Boch. 
Miel:  V.  NeufviUe. 
Montjoie:  Pauly. 
München:  Christ.  Cornelius.  Cöf- 

rens.  Halm. 
Münster:        Deyoki»        MülUr. 

Zumloh» 
Mürlenbach:  Ahrentz. 

N  a  1  b  a  c  h :  Ramers. 

Kanrnr:  OkngltJr. 

Neuss:  Josten.  Menn. 

Nie  derb  reisig:    Gommelshau- 

son. 
N  y  m  e  g  e  n :    Krul  v.  Stomp wyk. 
Scheers. 

Oekkovens  Lentzen. 
Ott  Weiler:  Hansen. 

Padidrb'Oifftt  Marllfi. 
Paris:    Hittorf.  Labarte.  Hobert. 
Poppe  l[s do  rf:  £ich> 
Prüm:  Graefif. 

Q  uint:  Krämer. 

Raden  sieben:  ▼.  Qu,a8t« 
^iein«olt(SQUiQf8}(  v.B^tluttann- 
Hollweig. 


Roermond:  Quillon. 
Roesberg:  Brender.  v.  Weichs. 
Rom:     Brunn.     Heibig.  Henzen. 

V.  Reumont- 
Rom  merskir  ohea:  Richrath. 

Saarbrück:  Karcher.  v.  Velsen. 

Wright. 
Saacburg:  Hewer. 
Sanssouci:  Lenn6. 
Schieidweiler:  Heydinger. 
Schulpforte:  Keil. 
Secht  em:  Commer.  SchmittmÄiiii. 
Senheim:  Reitz. 
Siegen:  Langensiepen. 
digmftriBgea':  iiehne. 
Sneek:  Mehler. 
Stuttgart:       Haakh.      Paulus. 

Stalin. 

Trier:  Bettingen.  Conrads.  Ha- 
senmüller. Holtaer.^  Kraus.  Lad- 
ner. Martini.  Reisacker.  Rosen- 
baum. Schömann.  Schorn.  y. 
Wilmowsky. 

Tübingen:  Herzog.  Tenfifc^. 

Uerdingen:  Herbertz. 

Ulm:  Hassler. 

Utrecht:  Rovers.  Vermeulen. 

Viersen:  v.  Diergardt. 
Vogelensang:  £k>rret. 

Wachtendonk:  Mooren. 
Warfum:   Westerhoff. 
Weismeö:   Weidenhaupt. 
Weselt  Blume.  Fiedler. 
Wetzl  art  Stengel. 
Wien:  Aschbach.  Heider. Schmidt* 

Vahlen. 
Wiesbaden:     Reuter.     RosseL 

Schalk.  Schwartz.   Weidenbach. 
Winterthdr:.  Hug. 
Wissen:  Gf.  Lo3. 
Würssburg:  MttUüar.  Uriicäs.. . 
Wüstenrode:  Wüsteik 

]^antent  tngeniath. 

Zelst:  yan  Lennap. 
Zürich:  Bursian.  Frei.  Lübke. 


Teneickniss 

der  Akademien,  Gesellschaften  und  Vereine,  mit  denen 

der  Verein  von  Alterthumsfreunden  im  Rheinlande  in 

gegenseitigem  Schriftenaustansch  steht 


1.  Historische  Gesellschaft  des  Kantons  Aargau  in  Aarau. 

2.  Geschichts-  und  alterthumsforschende  GesellschÄft  des 

Osterlandes  in  Altenburg. 
S.  Koninklijke  Akademie  van  wetenschappen  in  A m s t e r  d am. 

4.  Historischer  Verein  in  Bamberg. 

5.  Historische  Gesellschaft  in  Basel. 

6.  Historischer  Verein  von  Oberfranken  in  Bayreuth. 

7.  Archäologische  Gesellschaft  in  Berlin. 

8.  Künstlerverein  ftir  Bremische  Geschichte  u.  Alterthümer 

in  Bremen. 

9.  Soci6t6  numismatique  in  Brüssel. 

10.  Verein  iiXr  hessische  Geschichte  u.  Landeskunde  in  C a  ss  e  1. 

11.  Universität  in  Christian! a. 

12.  Historischer  Verein  für  den  Niederrhein  in  Cöln. 

13.  Historischer  Verein  für  das  Grossherzogthum  Hessen  in 

Darmstadt. 

14.  Königl.    sächsischer   Verein  für  Erforschung   und   Er- 

haltung vaterländischer  Alterthümer  in  Dresden. 

15.  Society  of  antiquaries  of  Scotland  in  Edinburgh. 

16.  Königl.    Akademie    gemeinnütziger   Wissenschaft^    in 

Erfurt. 

17.  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde  in  Frank- 

furt a.  M. 

18.  Alterthumsverein  in  Freiberg. 

19.  Historischer  Verein  in  St.  Gallen. 

20.  Comit6  central  de  publication  des  inscriptions  fun^raires 

et  monumentales  de  la  Flandre  Orientale  in  Gent. 


Verzeichniss  der  Akademieen  und  Vereine  u.  s.  w.  207 

21.  Messager  des  sciences  historiques  in  Gent. 

22.  Oberlausitzische     Gesellschaft    der    Wissenschaften    in 

Görlitz. 

23.  Historischer  Verein  für  Steiermark  in  Gratz. 

24.  Voigtländischer  alterthumsforschender  Verein  in  Greiz. 

25.  Thüringisch-sächsischer  Verein   für  Erforschung  des  va- 

terländischen Alterthums  in  Halle  a.  S. 

26.  Bezirksverein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde 

in  Hanau. 

27.  historischer  Verein  für  Niedersachsen  in  Hannover. 

28.  Verein  für  siebejibürgische  Landeskunde  in  Hermann- 

stadt. 

29.  Verein   für  thüringische   Geschichte   und  Landeskunde 

in  Jena. 

30.  Gesellschaft  für  vaterländische  Geschichte  in  Kiel. 

3L  Sociötö  royale  des  antiquaires  du  nord  in  Kopenhagen. 

32.  Historischer  Verein  für  Krain  in  Laibach. 

33.  Friesch  genootschap  van   Geschied-,   oudheid-   en  taal- 

kunde  in  Leeuwarden. 

34.  Maatschappy  der  Nederlandsch  Letterkunde  in  Leiden. 

35.  Numismatic  Society  in  London. 

36.  Alterthumsverein  in  Lüneburg. 

37.  Institut  archeologique  Li^gois  in  Lütt  ich. 

38.  Soci(^t6  libre  d'6mulation  de  Liege  in  Lüttich. 

39.  Soci6te  pour  la  recherche  .et  la  conservation  des  monu- 

ments  historiques  dans  le  grand-dache  de  Luxembourg 
in  Luxemburg. 

40.  Historischer  Verein  der  fünf  Orte :  Luzern,  Uri,  Schwyz, 

ünterwalden  und  Zug  in  Luzern  (Einsiedehi). 
4L  Verein  zur  Erforschung  der  rheinischen  Geschichte  und 
Alterthümer in  Mainz. 

42.  Historischer  Verein  für  das  wirtembergische  Franken  in 

Mergentheim. 

43.  Societ6  d'arch6ologie  et  d'histoire  de  laMoselle  in  Metz. 

44.  Kgl.  Bayerische  Äademie  der  Wissenschaften  in  Mün- 

chen. 

45.  Historischer  Verein  von  und  für  Oberbayem  in  Mün- 

chen. 

46.  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskünde  Westfalens 

in  Münster. 

47.  Sociöt^  archeologique  in  Namur. 

48.  Germanisches  Museum  in  Nürnberg. 

49.  Historischer  Verein  in  Osnabrück. 

50.  Magyar  tudomänyos  akademia  in  Pest. 


208  Yerseicboifi  der.  Afcadeniieen  und  Vereine  u,  s.  w. 

51.  Königl.  böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschafben   in 

Prag. 

52.  Archäologische  Section  für  das  königl.  böhm.  Museum  in 

Prag. 

53.  Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  in  Prag. 

54.  Historischer  Verein  von  Oberpfalz  und  Regensburg  in 

Regensburg. 

55.  Gesellschaft  für  Geschichte   und   Alterthumskunde   der 

Ostseeproviuzen  Russlands  in  Riga. 

56.  Instituto  di  corrispondenza  archeologica  in  Rom. 

57.  Verein  für  mecklenburgische  Geschichte  und  Alterthums- 

kunde in  Schwerin. 

58.  Soci6t6  pour  la  conservation  des  monuments   d'Alsace 

in  Strassburg. 

59.  Soci6t6  scientifique  et  litt^raire  du  Limhourg  in T on gres. 

60.  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen  in  Trier. 

61.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  ed  arti  in  Venedig. 

62.  Smithsonian  Institution  in  Washington, 

63.  Alterthumsverein  in  Wien. 

64.  K.  k.  Centralkommission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 

der  Baudenkmäler  in  Wien. 

65.  K.  k.  geographische  Gesellschaft  in  Wien. 

66.  Verein  für  Nassauische  Alterthumskunde  und  Geschichts- 

forschung in  Wiesbaden. 

67.  Historischer  Verein  von  Unterfranken  und  Aschaffenburg 

in  Würzburg. 

68.  Antiquarische   Gesellschaft   (Gesellschaft    fiir    vaterlän- 

dische Alterthümer)  in  Zürich. 

69.  Allgemeine  geschichtforschende  Gesellschaft  der  Schweiz 

in  Zürich. 


Bonn,   Druck  von  Carl  Oeorgl. 


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