HARVARD UNIVERSITY
LIBRARY
OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY
\Jui.;bL. i^2.n
JUL 2 S 1929
Jahrbuch
der
Hamburffischen
^ i i. l; /. '
Wissenschaftlichen Anstalten.
II, Jahrgang.
Hamburg 1885.
Gedruokl, liei Tli. (i. Mcissuer, K. H. Senats Buchdrucker.
Stadtbibliothek
Bericht des Directors Professor Dr. Eyssenhardt
in die durch den am 31 December 1883 erfolgten Austritt
des Herrn Dr. Waliher freigeworden^e zweite Secretairstelle wurde von
der I Sectiou der Oberschulbehörde am 8 Januar 1884 Herr
Dr. juris Alfred Kuesfer gewählt. Derselbe war seit dem 1 Juni 1878
als Hültsarbeiter an der Bibliothek thätig.
Am 8 Mai 1884 beschloss die Section von der Anstellung
eiues stündigen Hülfsarbeiters für jetzt abzuseilen, sich aber damit
einverstanden zu erklären, dass der in Artikel !);> Ruljr. 1 des Staats-
budgets für 1884 für einen Hülfsarbeiter bewilligte Betrag von ^2500
im laufenden Jahre für die der Stadtbibliothek auf Anordnung des
Directors zu leistende Hülfsarbeit verausgabt werde. Denniach wurde
mit (Jenehmigung der I Section der Oberschulbeluirde am 1 Juli
Herr Dr. piiil. Jolimui Friedrich Vof/elreidcr zu Avisseuschaftlicher und
am 1 August 1884 liohert ßlmund Dietrich Vollmer zu technischer
Hülfsarbeit berufen.
Der Bücherbestand der Bibliothek wurde nach- Ausweis des
Accessionskataloges um 317fi Nummern vermehrt, von denen durch
Schenkung 2108 Nummern erworben wurden. Dazu kamen die Zeit-
schriften, von welchen l(i(i gehalten werden; bei den letzteren lässt
sich die Zahl der Bände nicht genau feststellen, da sich das Er-
scheinungsjahr nicht immer mit dem Kalenderjahre deckt; man kann
vielleicht circa 200 Bände auf das Jahr rechnen.
A'on grösseren Schenkungen haben wir besonders hervorzuheben
eine Anzahl Werke aus verschiedenen Gebieten, welche uns aus der
Erbschaft des Herrn GiDüher Gensler zufielen, sowie eine Sammlung,
meist der Niederländischen Literatur angehöriger Bücher, welche Herr
/leinrieh Glimmann der Bibliothek überwies. Aus dem Nachlass des
Herrn Friedricli Gilhow fiel uns ein werthvolles Üelgemälde, Portrait
Handels, zu.
Das Lesezimmer Avurde von 3520 Personen besucht, welche
8GÜU Werke benutzten.
Ausgeliehen wurden in Handjurg 74',I8 gedruckte Bücher.
Nach 41 auswärtigen Orten fanden Büchersendungen statt, und
zwar wui'den versandt nach: Harburg 24 Bände, Lübeck 20, Bargstedt
]Y Stiultbil.iliutlK'k.
IS, Gestemünde 17, Cuxhaven und Neukloster je 14, iSclileswig l'^,
Kiel, Lauenburg und Neukaien je 11, Breslau 10, München 9, Berlin
und Süderhastedt je 8, Güstrow, Meischendorf und Rostock je 5,
Bremen, Göttingen, Heidelberg, Krempe, Marburg und Rendsburg je 4,
Altenburg, Bargum, Gent, Halle, Magdeburg und Schwerin je 3, Eutin,
Höxter, Jever, Lüneburg, Tübingen, Werningerode und Zwickau je 2,
Niederkrüchten, Gr. Ottersleben, Stockholm, Strassburg und Stuttgart je 1,
Handschriften wurden benutzt von Einheimischen 12, nach aus-
wärtigen Bibliotheken versandt 4.
Die Gesammtzahl der Entleiher betrug G5().
Neben den regelmässig weitergehenden bibliothekarischen
Arbeiten ist die Uebertragung des Real- in den Nominalkatalog im
vergangenen Jahre für die Fächer PJ, Theologische Polemik, und PK,
Theologische Irenik. sowie für den vierten Theil von PL, Praktische
Theologie, und für (^^L Philologie der nord-, ost-, mittel- und süd-
asiatischen Völker und der asiatischen Indogermanen, und etwa den
sechsten Theil von QH, Hebräische (Rabbinische) Philogie, beendigt
worden. Gelingt es, diese Arbeit in den nächsten Jahren in ähnlicher
Weise zu fördern, so kann die Bibliothek einer wirklichen Ordnung
ihrer Kataloge, die bis jetzt vielfach nur zum Scheine vorhanden war,
entgegensehen.
Li genauem Zusammenhange hiermit steht die in Angriff ge-
nommene und wenigstens für den philologischen und theologischen
Saal durchgeführte Erneuerung der Bordsignaturen. Dieselben sind,
soweit sich ermittehi liess, in dem bei weitem grössten Theile der
Bibliothek seit dem Jahre 1872 nicht erneuert Avorden, und stimmen
deshalb fast nirgends mehr mit den auf den Brettern stehenden
Büchern. Die Beendigung dieser unerlässhchen Arbeit, ohne deren
Ausführung ein Buch nur schwer zu finden ist, erhoffen wir im
nächsten Jahre.
Ln Gemäßheit der Vorschrift des Gesetzes vom 21 Mai 1883
wurde zu Ostern 1884 Heft I der „Mittheilungen aus der Stadt-
bibliothek zu Hamburg" herausgegeben.
Dieselben enthalten ungedruckte Stücke aus dem Werke des
Damascius linooiai /.cd LvGtic, ein bisher nicht gedrucktes spanisches
religiöses Gedicht, und ein bisher ebenfalls noch nicht herausgebenes
Breve Urban's VHI, dessen Existenz mau nur vermuthet hatte, und
worin der Papst dem Spanischen Dichter Quevedo auch für den Fall
seiner Verheirathung gewisse Pfründen lässt.
Bi)tanis('lior Garton. V
Botanischer Garten.
Bericht des Professors Dr. H. &. Reiclienbach.
Zuvörderst sei die fast vollendete Fertigstellung des Gitters
hervorgehoben, welche nunmehr der Anstalt einen sehr lange entbehrten
Schutz bietet.
Die Bepflanzung des voriges Jahr entholzten Areals hat nunmehr
Statt gefunden. Es wird die Aufgabe sein, dasselbe nach Entfernung
des unbrauchbar gewordenen Buschwerks auf Seite der neuen Strasse
durch neue Sträucher und Bäume derartig einzurahmen, dass der Blick
auf Häuser und städtisches Treiben gehemmt wird. Dann wird das
stille abgegrenzte Gebiet seinen leider augenblicklich nothgedrungen
genommenen Reiz wiederum gewinnen. Eine Wasserleitung fehlt noch
immer. M(")ge der folgende Sommer nicht zu grosse Trockenheit bringen.
In dem Uebergangszustand, in dem sich die Anstalt befindet, wo die
schönen alten Vorräthe durch Strassenbau vernichtet sind und die
neuen Pflanzungen Jahre bedürfen, ehe sie sich behaglich einrichten,
haben wir einen mebrfach beengten Zustand zu erleiden.
Bei der Vermehrung unserer Bestände kam es wesentlich darauf
an, energisch einen der grössten Uebelstände zu beseitigen, den Mangel
an Holzgewächsen. Oftenbar ist lange Zeit hindurch jede Lücke durch
Kxemplare der schon vorhandenen Arten ausgefüllt worden. Die
Mehrzahl der (Koniferen kann überdies nicht mehr gezogen werden.
Der Kohlenstaub tödtct viele dieser Pflanzen.
Wir haben eine statthche Anzahl auserlesener Gehölze von
Herrn Dr. T)iecl: auf Zr»schen bei Merseburg erhalten und wenn einige
Jahre in dersell)en Weise fortgefahren wird, wird die Sammlung ganz
anders erscheinen, als ehedem. Grosse Schwierigkeiten bereitet die
Zeit der Pflanzung, da im Erühjahr oft kaum ein paar Wochen Bezug
und Einstellung gestatten.. Eine Reihe von Käufen wurden gemacht
bei den Herren Haage & Schmidt, F. A. Haage jun., Biipiwl & Klinli
(P. Smith & Co.), Sander.
Geschenke erhielten wir von den Herren Senator Hayn (Capsicum
little gem. Williams), L. F. Blolim hier (mehrere Hedera Helix arborea),
Baron von Müller in Melbourne (Cycadeensamen), Xolte in Buenos Ayres
(Bromeliaceen und Orchideen), Relinghausen (Orchideen aus Brasilien),
Schlossermeister Keding (sechs Orchideen), Klempnermeister Meyer
(mehrere Zwiebelgewächse). Unter den vom Referenten gelieferten
Objecten befindet sich eine Sammlung (Orchideen aus Cochinchina.
VI Sloniwario.
Getauscht liabon wir mit dem kaiserlichen I>otanischen Garten
zu, St. Petershurg-, dem grosslierzoglichen Garten zu Gnrlsrulie, dem
königlichen Berggarten zu TTerrenhausen hei Hannover, mit Herrn
Consnl Kicnasf-ZöU;/, ITir.^l.iuden-Ziirich, M<i(](mss-(jYa\)()yv. i\Iecklenl)nrg-
Schwerin.
Unsere Ausstellungen sind in der ii])lichen Weise ausge-
führt worden.
Für Unterrichtszwecke lieferten wir 220 408 Exemplare.
Die Vorträge iiher Botanik für Lehrer hehandelten im Sommer
und Winter alle Discijdinen dieser Wissenschaft wie ehedem.
Die Olierschulhehörde hat es angeordnet, dass dem neuhe-
grüudeten Botanisclien Garteu zu l»ostock von Seiten der }Iaml)urger
Anstalt freunillich Hülfe geleistet werde. Iss sind zunächst 180 Arten
Kalthauspflanzen dorthin gesou(hH und nntürlich mit wärm.stem Danke
angenommen worden. .Vis der Haml)urgische Botanische Garten he-
gründet wurde, hat derselht- in iihidicher Art vielfache Unterstützung
erhalten.
Sternwarte.
Bericht des Direktors Dr. George Riimker.
Die Witterung des v(n'flosspnen Jahres wnr der heohachtendon
Thätigkeit unserer Sternwarte, hesonders in der ersten Hälfte dessellien,
wenig günstig, und es konnten nur an 127 Nächten, je nach dem Zu-
stande der Luft, längere oder kürzere Zeit hindurch Beohachtungen
augestellt werden.
Die den Beohachtinigen günstigen Nächte vertheilten sich nuf
die einzelnen Monate wie folgt: Im Januar hatten wir 8 theilweise
heitere Nächte, im Fehruar 0, März 10. April 10, Mai 10, Juni !),
Juli 8, August 10, Septemher 18, Oktober 12, Novend)er 1 :> und
Dezember 10.
An den Meridianinstrnnienten wurden, abgesehen von den fiii-
die Zeitbestimmungen erforderlichen Beobachtungen, vorzugsweise die
Bestimmungen von Fi.xstern- und Planetenpositionen fortgesetzt, und
an dem Aequatoreal, neben einer Reihe v(m Doppelsternbestimmungen,
namentlich die im vorigen Jahre erschienenen Kometen und einzelne
der kleinen Asteroiden beobachtet. Von den am Meridiankreise an-
gestellten Fixsternbestimmungen wurde ein grosser 'fheil in den
..Astronomischen Nachrichten ■ verütfentlicht.
Sternwavto. VII
Im Jahre 18SI sind aclit iieiio Astoroidon liiiiziigekommoii,
welche von den Herren Falisa m Wien, Luther in Düssohh)rf, Ktiorrc
in IJcrlin nnd BorcUij in Marsf-ille entdeckt wurden. Die /nhl der
uns bekannten kleinen Planeten in der ({rn])pc /wischen Mars nnd
Jupiter betrug am Schlüsse des Jahres 244. Unser Konieten-
verzeichniss wurde durch drei neue Kometen vermehrt. Von diesen
hh"el» der erste, von Herrn D. Boss zu Melbourne entdeckt, nur
wenige Tage sichtbar, und es konnte derselbe überhaupt nur auf der
südlichen Erdhälfte 1)eo]>achtet werden. Der zweite, von Herrn Barnard
zu Nashville V. S. am l(i. Juli am südwestlichen Himmel entdeckte,
ziemlich schwache Komet, konnte in unsern (iegenden mit Hülfe
grösserer lichtstarker Ferni'öhre bis in den November hinein verfolgt
werden. Die Untersuchungen ergaben, dass dieser Komet ein
periodischer ist, welcher sich in einer kurzen Umlaufszeit von etwas
über 5 Jahren um die Sonne bewegt. Der dritte ziemlich helle Komet
wurde von Herrn Wolf m Heidell)erg am 17. September im Sternbilde
des Schwans entdeckt und konnte bis zum Schlüsse des Jahres beob-
achtet werden. Auch dieser Komet ist ein periodischer, welcher sich
den Berechnungen zufolge in elliptischei' Bahn mit einer Umlaufszeit
von beiläufig 7 Jahren um die Sonne bewegt. Ausserdem ist noch
die nach der Vorausberechnung gegen Schluss des Jahres erfolgte
Wiederkehr des periodischen Kometen von EncJiC anzuffdiren.
Die Wirksamkeit der der Leitung der Sternwarte unterstellten
I\'. Abtheilnng der deutschen Seewarte (Chronometer-Prüfuugs-Institut)
war auch im Jahre 1 8S4 eine sehr rege. Ne])en ihren laufenden Arbeiten
und der alljährlich auf derselben auf Anordnung der Kaiserlichen
Admiralität stattfindenden allgemeinen Chronometei- - Konkurrenz -
Prüfung, ül)er deren Besultate in den „Annalen der Hydrographie und
maritimen Meteorologie' ein eingehender Bericht erschienen ist, wurde
die Mitwirkung der Abtheilung, insbesondere noch von wissenschaftlichen
Instituten, sowie von der deutschen Polarkommission und verschiedenen
im vorigen Jahre ausgegangenen geographischen Forschungsexpeditionen,
behufs Prüfung ihrer Piäcisionsnhren, in Anspruch genommen. Auch
die Theilnahme der Phedereien an den Arbeiten der Abtheilung,
wenngleich sie noch immer Vieles zu wünschen übrig lässt und der
Grösse unseres Seeverkehrs durchaus nicht entspricht, hat sich doch
um ein Bemerkbares gehoben, und es steht zu erwarten, dass unsere
grossen Khedereien, in richtiger Erkenntniss des ihnen dadurch mit
Bezug auf die Sicherheit der Navigation erwachsenden Vortheils. sich
mehr und mehr daran gewöhnen werden, nur auf der Abtheilung
geprüfte Marine -Chronometer für ihre Schiffe zu verwenden. Eine
VIII Sternwarte.
gi'(issere Al)liandlung über die wissenschaftlichen Ergebnisse der 4., f).,
und G. in den Jahren 1880 — 1884 im Chronorncter-Prüfungs-Institnte
abgehalteneu Konkurren5^-Prüfungen von im Ganzen Ol Mariue-Chrono-
raetern, Avird demnächst im Jahrgang VI des „Archivs der deutschen
Seewarte" verüft'entlicht Averden.
Der auf dem Thurm des Quaispeichers aufgestellte Zeitball,
hat im vorigen Jahre sehr befriedigend funktionirt, und es sind nur
drei Fälle vorgekommen, wo der Ball nicht gefallen ist. Von diesen
Phallen sind einer auf eine plötzlich entstandene Leitungsstörung und
zwei, wahrscheinlich, auf Verseheu bei der Bedienung des Balles am
Aufstellungsorte zurückzuführen. Sonstige Fehlsignale, Avie Fälle avo
der Ball nicht im riclitigen Momente gefallen Avar, haben sich nicht
ereignet. Auch bei den der Aufsicht der SternAvarte unterstellten
Zeitballstationen in Cuxhaven und Bremerhaven sind im vorigen Jahre
sehr AA'enige Fehlsiguale — in Bremerhaven 4 und Cuxhaven 3 —
zu verzeichnen gewesen, Avelcher günstige Umstand wohl in erster
Linie der grossen Sorgfalt, mit der der Betrieb überAvacht Avird, zuzu-
schreiben ist. Auch die an der Br)rse angebrachte sympathetische
Uhr ist, mit Ausnahme eines Tages, avo in Folge einer in der Nähe
der Kabellinie geschehenen Aufgrabung eine Leitungsstörung entstand,
in beständiger Uebereinstimmung mit der ihren Gang kontrollirenden
Pendeluhr- auf der SteruAvarte gCAvesen. P'ibenso hat auch die zAveite
am Eingang der Sternwarte betindhche sympathetische Uhr stets mit
der Börsenuhr und der Normaluhr der StcniAvarte sich in Ueberein-
stimmung gezeigt.
Der Instruraentenbestand der Sternwarte Avurde durch ver-
schiedene kleine Ankäufe ergänzt, und auch die Bibliothek durch
Ankäufe, soAvie durch eingegangene Averthvolle Geschenke um ein
Erhebliches vermehrt. Für die Instandhaltung und Ergänzung des
Instrumentenbestandes Avurden im verflossenen Jahre J(f 7 HO und für
die Bibliothek M 8G0 verausgabt.
In Folge der in den letzten Dezennien sich stetig ausdehnenden
V^irksamkeit der SternAvarte, ihrer sich anhaltend mehrenden Beständen
an Instrumenten, Büchern u. s. av., und der eingehenden Beziehungen,
Avelche die Anstalt mit den auf ihre Hülfe angeAviesenen hiesigen
Fachkreisen unterhält, reichen die gegeuAvärtig vorhandenen Bureau-
und Aufstellungsräume für die Bedürfnisse der Sternwarte in keiner
Weise mehr aus, und ist in dieser Beziehung jetzt ein Nothstand ein-
getreten, Avelchem, falls das Institut in seiner normalen l'hitAvicklung
niclit gehemmt Averden soll, nur durch eine Vcrgrüsserung der Dienst-
Muscvuu fi'ii' Ivmist 1111(1 (iowi'vlic. IX
räume — sei es mittelst eines Anbaues oder in anderer geeigneter
Weise — abgeholfen werden kann.
Zu Anfang des Jahres schied der Observator der Sternwarte,
Herr Dr. Ki'idner, aus seiner Stellung hier aus, um einem Eufe an die
Königliehe Sternwarte zu Berlin Folge zu leisten, nnd trat Herr
Dr. ScJirader, welcher uns im Jahre 1882 verlassen hatte, um dic^
Leitung der nach Süd-(ieorgien ausgesandten deutschen Polarex])edition
zu übernehmen, nach seiner nunmehr erfolgten llückkehr in seine
frühere Stellung an der Sternw^arte wieder ein.
Bericht
über (Ins
Hamburgisclie Museum für Kunst und Gewerbe
erstattet vom Director Dr. Jiistus Brinckmann.
Die Verwaltung.
Die technische C-ommission des Museums für Kunst und Gewerbe
bestand im Jahre 1884 aus den nämlichen Herren wie im Vorjahre.
An Stelle des nach Ablauf der gesetzlichen Zeit zu Ende des Jahres
1884 ausgeschiedenen Herrn Buchdruckerei-Besitzers Ferdinand Scldotla'
wurde der Kaufmann Herr (^(irl Poperf zum Mitgliede erwählt.
Die Commission hat im Jahre 1884 vier Sitzungen gehalten und
wie in früheren Jahren einzelne Angelegenheiten durch besondere
Commissionen erledigt.
Eine Aenderung im Bestände der Angestellten des Museums
hat nicht stattgefunden.
Die von Senat und Bürgerschaft für die Anstalt bewilligten
Mittel beliefen sich im Jahre 1S84 auf y^ IT) 500 für Gehalte (wovon
^500 für Hülfsaufsicht), .^15 000 für die Vermehrung der Samm-
lungen, uf 4500 für die Bibliothek (wovon v^ 1")00 für Hülfsarbeit)
und uf 7800 (wovon Jf 500 Nachbewilligung für Buchbinderarbeit)
für die allgemeinen Verwaltungskosten. Letztere vertheilten sieh
folgendermaassen :
X ]\Iusoiim für Kunst und (ünverlio.
Eestanrirungs- und Aiifstelliiogsarbeiten J( ;7;1 1^,49
Reisen, Fracht nnd Yerpacknng „ 1000,22
Drucksachen, Bnchbinderarheit, Schreilnnateiial . . „ 1049,05
Tageshhltter nnd Inserate „ 17;;, 70
Porto nnd kleine Rnreananslagen „ 211,S2
Reinlialtnng „ 1 204, SO
Verscliiedone nothwcndige nnd kleine Ansgahen . . „ 02o,n8
J6 7700,90
Eigene Einnahmen liatte die Anstalt — abgesehen von den
Zuwendungen zur Vermehrung der Samndnngon — uur aus dem Erlös
der I'.erichte des Museums, welche für das Jahr 1^84 mit J^ \'\ an
die Haupt-Staatskasse abgeliefcM't wurden.
Die Vermehrung der Sammlungen.
Ausseroi'dentliche Bewilligungen durch die Ihnlgethchrtrden wie
im Jahre 1882 anliisslich des Verkaufes der /''«///'sehen Samndung
sind nicht, eingetreten. Dank den grossen \'ernijichlnissen, mit denen
im Jahi'c 1S82 Fräulein Dorii^ Jleuricffc J^Inr/c (icoiyii)c ScJiiiJJ'cr nnd
im Jahre ISS.*^) Uoyy Johann Jaroh Ditvid Keddermann sich dauernden
Nachruhm als grossmüthige Förderer unserer Anstalt gewonnen hahen.
konnten wiederholt günstige (ielegenheiten zum Ankauf hervorragend
schöner und kostbarer Alterthümer ergriffen werden, deren Erwci'bung
die laufenden Älittel uns nicht erlaubt hätten.
Aukäut> Dank dem Ncd(Jermann?,c\\c\\ Vermächtniss konnte eine Reihe
:iiis iieiTi T.egat J^ostbarer vergoldeter Silberplatten , meisterliche Treibarbeiten eines
lies Hpvvn .T. J. *=> ^ '
1). \e(ia«mann. der bedeutendsten Lütticher oder Maestrichter (loldschmiede der Glitte
des 1 .5. Jahrhunderts angekauft werden. Diese acht Platten, zu deren
, Erwerbung die Theilnahme des Directors an der Flanderfahrt des
hansischen Geschichtsvereins Gelegenheit bot, stellen eben so viele
Vorgänge aus dem Leben des heiligen Servatius dar. Ihre Bedeutung
iu kunst- und sittengeschichtlicher Hinsicht ist eine ganz hervorragende
und verdient eingehendere Würdigung, als ihnen im Rahmen dieses
Berichtes zu Theil werden kann. Wahrscheinlich zierten sie ursprünglich
ein Reliquiar des genannten Heiligen oder den jetzt verschollenen I^nter-
satz einer Reliquien-Büste desselben, welche sich vor Zeiten in dem
Schatz der an Erinnerungen des heiligen Servatius so reichen Stifts-
Kirche desselben zu Maestricht befunden hat. Hierüber Licht zu ver-
breiten muss weiteren Forschungen in den Inventaren der Kirchenschätze
jener Gegend vorbehalten bleiben.
Mu'^fuin ITir Kunst und (icwcrlx'. XI
KoiiutcMi Avir mit dipsoii Meistevworken inittelaltcrHclicr Gold- ifückgnbo
tli's fjortionarsi
sclimiodekinist uiisoror an liervornigomlon Metall-Arheitoii dos gotlnsclien ,1,,). Kiicin.
Stiles noch sehr arnieii Saiiindung Stücke allerersten Hanges ein- ^^- ^'''^'''•
verleihen,- so wurde uns /um lohhaftesten ]'>edauern aller Freunde des
Museums und Ftirderer des hamhurgischen Kunstge\verl)es um diescll)e
Zeit ein nicht minder hodoutendes Werk gothischer Cloldschmiedekunst
wieder entzogen, welches seit dem Tage der Faciffnung dor Sammlungen
zu ihren scluinsten Schau- und Lehrstücken geluirt hatte. Das
Lectionarium mit dem thronenden Christus, ein Geschenk des Iliurioli
rothekowe an die Kirche St. Potri zu lTand)urg, welches im ersten,
1841 orschieiu^non r.audo der Zeitschrift dos \'eroins für lTaml)ui'gischo
(loschiclite hoschriohon u.nd ahgol)ildot ist, wurde uns ohne ersicht-
lichen («rund durch einen licschliiss der Uoedo dieser Kirche wieder
entzogen und niusste an dioselho zurückgeliefert werden, um dem
gemeinen Besten entfremdet, in dunklem Gewahi'sani verschlossen ge-
halten zu werden. Hoffentlich hat es sich hiorhei nur um eine sinnen-
fälhgo Wahrung des iMgontlniiiis der Kirche gehandelt und kehrt
dieses lehrreiche Work alter hamhurgischer Goldschmiodekunst bald
wieder an die Stolle zurück, an welcher jetzt nur sein photogi-aphisches
Bild sein Andenken wach hält.
I'ür den schon im vorjährigen Bericht aufgeführton lleiuertrag Ankauf
der Luther -Ausstellung im Novemhcr Ü^SP. konnte als ^^Pdeutsa.me .^^^'^ ^i^^j^yi.l^.llllj^,.
Gahe ein dem Fnde des 1.0. Jalirhundorls entstammender Alxnidmahls- ii^v i.uiiuir-
kelch aus vergoldetem Sil])or angekauft werden, ein gutes Beispiel
jener schlichten Art spätgothischer Kelche, wie sie noch vielfach in
norddeutschen Kirchen, u. a. auch in St. Kathariuen zu Ilamhurg,
sich im Geln'auch erhalten halien.
Unter den letztwilligen Zuwendungen, welche uns das Jahr 1S84 Vevmiirhtuiss
gehracht hat, ist zunächst das Vermächtniss des hiesigen Malers ^''''^'''^"'^■f.ji,',!^^,.,.,;,!,',!.'^.,.
Oensier zu erwähnen. Schon hei Lehzeiten hatte Günther, von jeher gleich
seinem Bruder ilA/r/Zn ('Cnsler ein warmer Förderer unserer Bestre1)ungen.
uns die kunstgewerhlichen Aufnahmen und Entwürfe Martinas überwiesen,
lotztwillig hat er den Schreilischrank seines Bruders nehst zwei alten
StiUden hinzugefügt. Dieser, nach Martin"s h>ntwiirfen unter Benutzung
alter Schnitzwerke aus dem ehemaligen Kloster St. Jfdianuis gehauto, mit
dem Künstlerwappen und Martinas Monogramm geschmückte stattliche
Schreibschrank steht jetzt in unserer Sanunlung als ein gutes und
nachahmenswerthes Beispiel des Geschmackes unserer hamhurgischen
Neu-Gothiker aus der Mitte doi- 40pr Jahre, zugleich aher als ein
würdiges Bepositorinm, auf wtdchom Martin's vielseitige Aufnahmen
und Entwürfe, zeitlich und (irtlich in ihres Frhehers würdigen
XII Museum fiir Kunst und Gowerbo.
Ledermappen geordnet, dauerndes Zeugniss geben werden von dem
Streben eines Mannes, welcher durch sein eigenes Schaffen dem ham-
burgischen Kunsthandwerk gesunde Bahnen gewiesen und durch seinen
kundigen und freundschaftlichen Rath dem Hamburgischen Museum
für Kunst und Gewerbe ebensosehr, wie dem ersten Director desselben
in den ersten und schwersten Jahren als wärmster Freund sich
beAvährt hat.
veniuiciitniss l^^in im .luni d. J. 18S4 durch die Herren Oberlandesgerichts-
Adoiph Fried- Präsident Siemldmj Dr. und G. von Bargen als Testamentsvollstrecker
vidi Moiir. fies Herrn Adolph Friedrich Mohr dem Museum ausgezahltes Legat von
1000 Mark bot der Verwaltung willkommene Gelegenheit, die in den
früheren Jahren zurückgebliebene Sammlung orientalischer Lackarbeiten
um eine Reihe schöner Stücke zu bereichern. Darunter einige Medicin-
Büchschen, Inro's, von alter Goldlackarbeit, zum Theil mit Einlagen von
Perlmutter, Elfenbein und Metallen. Auf einem dieser Inro's ist der nächt-
liche Flug von Leuclitkäfern über einem mit vielerlei Sumi)fpflanzen, der
gellien Teichrose (Nuphar japonicum), dem Pfeilkraut und der Wassernuss
(Trapa) bestandenen Gewässer dargestellt; ein anderes zeigt einen Bretter-
steg, der im Zickzack in ein mit iierlmutterschimmernden Schwerdtlinien
bewachsenes Wasser gebaut ist; ein drittes einen Jagdfalken auf ge-
schnitztem Ständer; ein viertes aus der Vogelschau, durch Nebelstreifen
gesehene belebte Ilügellandschaften, aus denen der Schneekegel des
Fusiyama aufragt; ein fünftes ist mit schwarzgeHeckter Bambusrinde
belegt, auf welcher Schueekristalle und allerlei aus Motiven der Fichte
und der Ptlaumenblüthe abgeleitete Blumenkristalle in Goldlack gemalt
sind; ein sechstes ist auf einem Grunde von abgeschliffener Haitisch-
haut mit Darstellungen von Stiehblättern japanischer Schwerdter ge-
ziert, deren verschiedene Metallfarben auf das Täuschendste im Lack
nachgeahmt sind. Zwei größere Stücke, eine Dose und ein scepter-
förmiges Ehrenzeichen sind schöne Beispiele des rothen geschnitzten
chinesischen sog. Peking-Lackes. Die Dose ist mit einem von Wellen
umwogten Drachen und den Emblemen der „Acht Unsterblichen" dei-
Tao-Lehre reich verziert, das Scepter mit p]mblemen des chinesischen
Buddhismus auf zartgeschnittenen Grundmustern. Ein drittes Stück
— eine kleine Dose nach dem Motiv einer Lotosfrucht — vertritt jene
Abart des geschnittenen Lackes, bei welcher wechselnd aufgetragene
Schichten rothen und schwarzen Lackes auf den schrägen Schnitt-
flächen zu Tage treten. Das werthvollste Stück der Ankäufe aus dem
Mohr'schen Legat endlich stammt aus der vom Kunstgewerbemuseum
zu Berlin angekauften Sammlung des Deutschen Geschäftsträgers in
China, Herrn von Brandt; es ist ein altes Wandbild in Lackmalerei,
Musfuiii i'iir Kunst uml (icwcrhc
XIII
des Fräulein
Anua Kuiilio
Christiane
Wcrcliau.
\)ii- sillirrurn
Willkoimuen doi
Schlosser-
gcselleu.
dessen iiatüilicli-iici in die scliiiiale hohe Fläehe gezeiehiietes Bumbiis-
imd Rosengebüsch einen Beweis dafür giebt, daß die Kunst Chinas
vor Zeiten der uns so sympathisch berührenden Naturauffassung der
Japaner viel näher stand als in unseren Tagen.
Endlich wurde uns durch Herrn Dr. Hcinridt Donnenhery als vuriuiiciitni.ss
Testamentsvollstrecker des Fräulein Anna EmiUe Christiane Werchaii
die Anzeige, daß diese Dame unserer iVnstalt zur Vermehrung der
Sammlungen die Summe von 5Ü0U Mark hinterlassen habe. Über die
Verwendung dieses willkommenen Zuschusses zu den angesichts der
steigenden Preise schöner Alterthümer nicht sehr ausgiebigen regel-
mässigen Mitteln werden Avir im folgenden Jahre zu berichten haben.
In diesem Zusammenhange ist, wenngleich es sich nicht um
eine Schenkung, sondern um eine andere Art der Zuwendung handelt,
mit dankbarster Anerkennung des Vorgehens der Kranken- und Sterbe-
kasse der Schlossergesellen, eingetragenen Ilülfskasse No. 15, zu ge-
denken.
Der Vorstand und die Mitgliedschaft dieser Kasse haben ihre
zwei aus den Zeiten der Zunft überkommenen, bei der Aufhebung
letzterer den (Jesellen verbliebenen „Willkommen"' dem Museum zu
inmierwährender Aufbewahrung unter dem Vor-
behalt des Nutzungsrechtes bei gewissen feier-
lichen Anlässen überwiesen. Vorstand und Mit-
glieder haben sich durch dieses PJntgegenkommen
um das Museum wahrhaft verdient gemacht; denn
Ijeide Willkommen haben nicht nur zunftgeschicht-
lichen Werth, sie verdienen auch in kunstgewerb-
licher Hinsicht ihre Aufstellung in einer öffentlichen
Sammlung. Das grössere der beiden Gefässe, ein
Pokal mit Deckel und dem vollen Behang der im
Laufe von anderthalb Jahrhunderten gestifteten
silbernen Schildchcn, stammt aus dem Jahre 1673.
Als Deckelknauf dient ein Löwe, der einen Schild
mit dem Schlosserwappen hält: über zwei gekreuzten
Pistolen zwei gekreuzte Schlüssel, über ihnen ein
senkrechter Hammer unter einer Krone. Der Auf-
Ijau des Gefässes, die mit grossen Blättern um-
sponnenen kräftigen Buckeln an Fuss und Becher,
der Bacchus -Knabe als Träger des letzteren
erinnern au den leider vor einem Jahrzehnt nach
auswärts verkauften schönen Willkomm der Brauer-
Brüderschaft aus dem Jahre IGH9, ohne freilich
XIV
]Miiscuni l'ür Kunst und Gewerbe.
demselben an Scliwimg und Feinheit gleich zw kommen. Die Schilder,
deren ältestes aus dem Jahre 1742, deren jüngstes aus dem Jahre 18o()
stammt, vertreten alle Wandelungen des Geschmacks in diesem Zeit-
raum und verewigen mit den Inschriften am Becher selbst die Namen
zahlreicher Gewerksgenossen. Schöner und merkAvürdiger als dieser
AVillkomm ist das zweite Stück in Gestalt eines grossen silbernen
Schlüssels. Auf einem schön
profilierten, mit geschwungenen
Rundfalten gezierten Fur.se steht
der Schlüssel mit dem eine volle
Flasche "Weines fassenden Kohre
nach oben gerichtet. Die Raute
ist jederseits mit reichen, getrie-
benen Arabesken geschmückt,
deren Motive — gebrochene
liandgeschlinge, Akanthusblättcr,
Fruchtgellänge und Engelsköpfe
- die Entstehung des Schlüssels
in den Anfang des vorigen Jahr-
hunderts versetzen, wie solches
die Jahreszahl 1711 bestätigt,
welche wir als erste auf dem
mit Namen ganz bedeckten Klee-
blatt-Rohre lesen, das durch ein
reich profiliertes Gesenk mit der
Raute verbunden ist. Auf der
Stirn des Bailes endlich ist die
aul einer geilügelteu Kugel
stehende Glücksgöttin eingra-
viert. Ein Ihunburger Silber-
stempel macht es sehr wahr-
scheinlich, .dass diese treffliche
Arbeit ein Erzeugniss hiesigen
Kunstrieisses ist. Ihre Bedeutung
für das Museum ist um so höher
zu schätzen, als bei der Auf-
hebung der Zünfte vor zwanzig
Jahren die alten Silbergefässe
fast ausnahmslos vertrödelt
wurden, — nur noch die Korpo-
ration der Älaler hat ihre alten
Museum für KuiiJ^t und Grwrrlie. XV
btattlicheu (Jetässe erhalten uuil diebelbcii schon seit Jahren im
Museum zu Jedermann« Freude zur Schau ausgestellt.
Wie, vuu den erwähnten Ankäufen aus letztwilligen ZuAvenduugen Ankaufe au.s
T o 1 * 1 • 1 1 11 Staatsmitteln.
abgesehen, die bamniluugen der Anstalt vermelirt worden sind, erhellt
aus der Übersicht, welche die um die Summe, von loüüO Mark an-
gekauften 4(il Stücke nach l(i technischen und \)l geschichtlichen
Gruppen gesondert aufführt. Zu dieser Übersicht ist Folgendes zu
bemerken.
Über die Hälfte des Betrages, 754b Mark 55 Pf., ist allein den
Erzeugnissen der metallotechnischen Gewerbe zugewendet und damit
der Anfang gemacht worden, die dahin gehörigen Gruppen der
Sammlung, für welche, von den Ankäufen aus der PauVschen Samm-
lung und der durch Doubletten -Verkäufe bezahlten Sammlung des
Baueruschmuckes abgesehen, bis dahin Alles in Allem nur oG 035 Mark
73 Pf. verausgabt werden konnten, in einem ihrer Wichtigkeit ent-
sprechenden Umfang zu vervollständigen. \o\\ jener, den Metall-
arbciten zugewendeten Summe ist wieder die Hälfte der Sammlung
japanischer Schwerdtornamente zu Gute gekommen, welche ihrer
eigenartigen technischen Bedeutung halber dieses Jahr zuerst als eine
besondere Gruppe in der Übersicht der Ausgaben auftreten.
Der näclistholie Betrag ist mit 3101) Mark 5(i Pf. der kera-
mischen Sammlung zu Gute gekommen, für welche damit im Ganzen,
abgesehen von den Ankäufen aus der PauFschen Sammlung, rund
50 000 ]\lark, annähernd ein Fünftel des Gesainmt- Aufwandes für die
Sammlungen der Anstalt verausgabt worden sind. Unter den hierher
gehörigen Ankäufen nahmen die hamburgischen Fayence-Ofen des 18.
Jahrhunderts den ersten Platz ein.
In der Vermehrung der für das hamburgische Kunstgewerbe
so wichtigen Sammlung der Möbel und Holzschnitzereien ist ein zeit-
weiliger Stillstand eingetreten, da nur 1237 Mark 80 Pf. für dieselbe
verausgabt werden konnten, eine Thatsache, welche sich nicht durch
ein Nachlassen unsererseits in dieser Richtung, sondern dadurch erklärt,
dass die Anstalt mit den in unserer Gegend häufiger vorkommenden
Möbelarten und Schnitz werken holländischen und holsteinischen Ursprungs
im Allgemeinen recht gut ausgestattet ist und die Anschaffung feiner
italienischer, niederrheinischer und französischer Möbel, wie sie auf
unserer Wunschliste stehen, nur durch besondere (ilücksfälle, die sich
in letzter Zeit nicht darboten, erreicht werden kann. Nach wie vor
bleibt das Augenmerk der Verwaltung der Ausfüllung gerade dieser
Lücken in erster Reihe zugewendet.
WI MusL'Uiii IVir Kunst und Gcwl'I'Iic.
Uebersicht der Ankäufe
für das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe
aus dem Budget des Jahres 1884.
I. Nach technisc'lien Gruppen.
Stück. Prei.s. Stück. Prci.*.
1. Jlf Pf. Jtf Pf.
Gewebe <) 375,90
Stickereieil 45 508
Spitzen 1 -iX
Posanientier-Arbeiteu Ki 215,20
Textil- Arbeiten im Ganzen 71 l 120,10
2. Bucheinljäiide und Lcder 21 21(),40
8. Fayencen und Oefen 7(i 2 908, IH
l'ur/.ellan fl 501.40
Keraniisflie Arbeiten im (ianzcn 98 ;; 409. öfi
4. Glas i 1 5(»
ö. 3IobL'l 10 L 0.38
lb>l/sclniit/.ereien 10 19i).80
IIulzarl)eitcn im Ganzen 20 1 2-37.80
(i. Lackarbeiten 4 (iO
7. Schmiedeeisen 18 1 58 1 ,(> 7
8. lironze, Kupfer, Zinn etc. 17 1 2.'57.öO
9. Pidebnctallarbeiten 7 748
1 0. Emailarbeitcn (i 1 25
11. Japanische Schwerdtornamcnte und andere kleuie ]\Ietaliarlieiten
gemischter Technik 170 3 981,38
12. Kleines Geräth aus verschiedenen Stofll'u 13 47 7, HO
13. Korbflechtarbeiten 2 107, !»9
14. Architectonische Ornamente -- —
15. Arljciten der polygraphischen Kiuiste 3 472
16. Verschiedene Techniken 9 75 '
im Ganzen 4H1 15 000
IL Nach geschichtlichen (inippcn.
Sttick. r'r.'i.-^
.Hf PI
Europa : l . Prähistorisches —
2. Glassisches Alterthum 1 120
3. Mittelalter 5 851
4. XVL Jahrhundert • 52 1 555,67
5. XVn. Jahrhundert 38 1 377,80
6. XYIII. Jahrhundert 130 4 647,56
7. XIX. Jahrhundert 8 1 20
8. Galvanos —
Orient: 9. l'rrsicn und Indien 4 264
10. China 5 132
11. Japan 217 5 920.07
12. Anderer Herkunft ^ . . . 1 11.90
im Ganzen 461 15 000
Museum fiir Kuust und Gewerbe. X\ II
Uebersicht der Ankäufe
für das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe
in den Jahren 1869 — 1884 einschliesslich.
I. Nach teclmisc'lieii (ini|)])en.
stück. Preis Ji,
1. (icwelie, Stickereien. Spitzen. ]'i)s;nuentier-Arl)eiten 499 19428, H5
2. ]}uelieinliihule und Leder 90 7 390,15
:{. Kei-!unisehe Arheiteu (und Oet'en) 1493 «7 441,68
4. (;las und (ilasiuidei'ei 215 7 512,69
5. Möl)el und Ilulzsehnitzereieu 295 54 182,23
(i. Laekarbeiten 62 5 654
7. Sfhuiiedeeiseu 253 15 871,48
8. Brouzo. Kupiev. Zinn ete 291 23 330,34
9. Edelnietallarhciten 143 19 044,88
10. lMuailarl)eiten 49 15 215,57
1 1.') Jiil'<^"''^f''^'^ SeliwerdtiM-tuinieute und andere kleine Metallarlteiten
jreuiiscliter Toebnik 170 3 981,38
12.2)Klcnics (xeräth aus versehiedeneu Sloffeu 13 477,60
13.3)KorbHeehtarl)eiten 2 107,99
14. Architectunisebe Ornamente 60 3 646
1 5.'*) Arbeiten der pülygrapbiseben Künste 3 472
16. Versebiedene Teehniken und Galvanos 436 9 490,18
im Ganzen 4074 253 246,82
IL Nach p;eschiclitliclaen Gruppen.
stück. Freis Ji,
Europa : 1. Präbistorisehes '. 6 375
2. Classiscbes Altertbum 355 8 282,80
3. Mittelalter 91 17 238,83
4. XVI. Jabrbundert 609 75 336,50
5. XVII. Jabrbundert 601 41 343,38
6. XVIII. Jabrbunderl 1149 55 768,37
7. XIX. Jabrbunderl 215 14 233,41
8. (ialvanos 7 715,50
Orient: 9. Persien und Indien 389 12 614,92
10. Cbina und Japan. . .^ 606 26 861,21
11. Andere)- Herkuni't 46 476,90
im Ganzen 4074 253 246.82
' ) Die unbciloutemlcn hierher ftchörigeu Ankäufe aus frühereu Jalirgäugen wurden je
nach dem Vorwiegen eines Metalles früher unter den Gi'uppen 7, s, \\ verrechnet. Die
eigenartige, der abendläudisclien Technik nahezu unhekanntc Mischung dei* Metalle,
welche die japanischen Schwerturnamente auszeichnet, rechtfertigte ihre gesonderte
Aufführung, sobald die Ankäufe erheblicher wurden.
-) Die Geräthe-Samnilung. welcher erst Jetzt erheblichere Mittel zugewendet werden
können, verlangt nunmehr gleichfalls eine Absonderung %cin den verschiedenen
Gruppen, welchen die einzelnen Geräthe sich je nach dem verarbeiteten Stoffe
(Metall. Holz. Elfenbein u. .s. w.; anreihen Hessen.
3^1.4) Die geringfügigen Ankäufe in diesen Gruppen wurden früher unter der letzten, die
verschiedenen weniger bedeutenden Techniken unifassendcu Gruppe verrechnet.
^YJJJ JMuseum für Kiuist, iiiul Gewerbe.
Den Holzarbeiten zunächst kommen die Textil- Arbeiten im
Hinblick auf die für das Jahr 1885 beabsichtigte Schaustellung der
Stickereien. Die übrigen Aufwendungen vertheilen sich über die anderen
Gruj)pen des Kunstgewerbes, von denen die Gruppe der Korbflecht-
arbeiten und diejenige der polygraphischen Gewerbe zuerst selbständig
aufgeführt erscheinen.
Zu der Übersicht nach geschichtlichen Gruppen ist zu bemerken,
dass mit den nachgewiesenen Ausgaben für Erzeugnisse Chinas und
Japans der Aufwand für diese Länder erst ein Zehntel des Gesammt-
aufwandes und damit noch bei Weitem nicht die ihrer Bedeutung
eulsprechende Höhe ea-reicht hat. Dasselbe gilt in verstärktem Maasse
für die mittelalterliche Kunst, welche mit nur einem Funfzehntel des
Aufwandes auftritt, ungerechnet freilich des noch nicht ausgewiesenen
Kaufpreises der Sanct Servatius -Platten aus der Neddermann'schen
Erbschaft, durch dessen Hinzurechnung sich der Antheil der mittel-
alterlichen Kunst an den auf die Sammlung verwendeten Mitteln auf
ein Neuntel erhöht.
Das Jahrhundert der Renaissance ist im Jahre 18S4 weniger
bedacht worden, aus früheren Ankäufen war ihm, seiner hohen Be-
deutung entsprechend, schon nahezu ein Drittel des Gesammtaufwandes
zugeflossen. Dagegen ist das wichtige 18. Jahrhundert diesesmal aus-
giebiger, danach im Ganzen mit etwas mehr als einem Eünftel der
viertel Million Mark bedacht worden, welche Alles in Allem vom
Jahre 1861) bis zum Schluss des Jahres 1884 der Verwaltung für die
Ankäufe zur Verfügung standen und in den Eeclmungsübersichten
ausgewiesen sind.
Lücken der So anseliulich sicli der Bestand unserer Sammlungen auch dar-
bietet, wird doch der Kundige leicht zahlreiche Lücken entdecken, vor
deren Ausfüllung Avir nicht beanspruchen dürfen, die eine und haupt-
sächliche unserer Aufgaben, die Darstellung der Technik und der
Geschichte des Kunstgewerbes in einer Auswahl typischer Stücke, auch
nur annähernd erreicht zu haben. Wenn Avir uns vergegenwärtigen,
dass Bildwebereien (Arazzi, Gobelins), dass mittelalterliche Stoffe, be-
sonders die unter dem Einfluss des Orients in Sicilien und Italien
gewebten, dass Bucheinbände aus der Bibliothek Grolier's und anderer
Büchersammler der französischen und italienischen Renaissance, dass
altgriechische Vasen des schönen Stiles, Tanagra-Figuren und rothes
samisches Geschirr, dass die rothgoldig lüstrirten Majoliken des
Maestro Georgio von Gubbio, die schönen Arbeiten der grossen Ma-
joliken-Maler der Zeit Rafael's, die plastischen Thonarbeiten Palissy's,
die kunstvollen Platten-Malereien der berühmten Delfter Fayencemaler,
SammlunK.
]\riiseinu fiir Kunst und Gewcrlic. XIX
Schuabelkrüge aus Siegburger, Jagd-, Ai)ostel- und PlaDetenkrügc aus
Kreusseuer Steinzeug, feine Ijemalte Porzellan-Statuetten der Blütliezeit
Meissens und der ihm nacheifernden Porzellan-Manufacturen, englische
Fritten-PorzelUme, dass deutsche mittelalterliche Bildfenster aus Kirchen,
sclnveizer Kabiuet-Glasmalereien, dass alte venetianische Gläser mit
Emailmalereien und Flügelgläser, dass feingeschnitzte Möbel der
italienischen und französischen Renaissance, französische Boulemöbel,
metallbeschlageue Möbel von Caffieri, von Piesenor, von Gouthiere oder
anderen französischen Meistern des IS. Jahrhunderts noch völlig fehlen,
dass die Gewebe und Spitzen überhaupt, die Elfenbein-Schnitzarbeiten,
die italienischen Bronzen und die deutschen Zinnwaaren des IG. Jahr-
hunderts, die altchinesisclien Porzellane und die orientalischen Töpfer-
arbeiten überhaupt, dass Schmuck und Geräthe im Allgemeinen nur
erst ganz lückenhaft vertreten sind, so erhellt, ein wie weiter Weg
zum Ziele noch zurückzulegen bleibt und wie sehr die Anstalt der
nachhaltigsten Unterstützung, sei es durch Schenkung von Alterthümern,
sei es durch die Zuwendung von Geldmitteln zum Ankaufe solcher,
auch fernerhin bedarf.
Von den planmäüigeu Arbeiten für die Aufstellung und Ordnung Aufstellung
der Sanunlungen konnte im Jahre 1S81 u. A. die Einrichtung eines
besonderen Saales für die Schaustellung der alten hamburgischen Ofen,
deren Beschreibung wir in dem Berichte des Jahres 1882 gegeben
haben, durcligeführt Averden. Zehn solcher alten schönen Eayence-Ofen
mit Blaumalereien der Zeitgenossen Sonuins konnten aus den Bruch-
stücken Avieder mehr oder minder vollständig aufgebaut werden und neben
ihnen fand auch der fein modellirte Roccoco-Ofen aus weißglasirter Fayence,
Avelchen Herr Bruno Fi(jlhciii dem Museum geschenkt hat, seinen Platz.
Die neue Ordnung der keramischen und der Glas-Sammlung und
in Verbindung dandt die aus Gründen der Sicherheit Avünschenswerthe
Verweisung der Metall- Arbeiten in die Gänge wurde in Angrift*
genommen und durch die Einrahmung und provisorische Schaustellung
einer Aveiteren Anzahl aou Stickereien die endliche Ordnung derselben
in den ihnen bestimmten Ijeiden Sälen rechts vom Haupteingange
vorbereitet. Von der Schaustellung der im vorjährigen Berichte
erwähnten kleinen japanischen Metallarbeiten mußte noch Abstand
genommen Avei'den, theils Aveil erst die Hälfte dieser Sammlung in
das Eigenthum des Museums übergegangen Avar, theils Aveil erst durch
die in Aussicht genommene neue Ordnung der Sammlung von Schmiede-
eisen-Arbeiten in besonderen Sälen günstig beleuchtete Plätze für die
tausend Nummern dieses metallischen Orbis pictus japanischer Natur
und Kunst beschafft werden mußten.
h*
der liambur-
gischeu Oefen.
XX Muscmii füi' Kunst und Gc\vcMi)t'.
Die dauernde Ausstellung neuer Arbeiten.
Die dauernde Ausstellung neuer Kunstgewerbs-Erzeugnisse ist
unter denselben Bedingungen wie in den Vorjahren fortgeführt worden.
Auch in diesem Jahre aber erwiesen sich die in unseren früheren
Berichten dargelegten Umstände als ein Hinderniss für die völlige
Entfaltung dieses Theiles unserer Einrichtungen. Von den Hiesigen,
Avelche sich durch die Ausstellung ihrer Arbeiten , bald verkäuflicher,
bald auf Bestellung angefertigter, ausgezeichnet haben, sind u. A. zu
nennen: Die Firma J. D. Heijmann mit der für das königlich
rumänische Winterpalais zu Bukarest angefertigten Einrichtung eines
Musiksaales und einer von dem hiesigen Orgelbauer Woljsteller gebauten
Orgel; Gem'g Hnlbe mit zahlreichen Erzeugnissen seiner sich immer
glänzender entfaltenden Ledertechnik, u. A. einem für das königlich
bayerische Schloss Trausnitz gearbeiteten Lehnstuhl ; Buchbindermeister
G. J(A)sen und C. W. Korff mit Ledereinbänden mit Handvergoldiing;
H. KäclienJioff & Hartig mit einem für Herrn Bäckermeister Grosskreuz
nach dem Entwurf des Architekten H. J. Plöhn gearbeiteten Zimmer-
getäfel , zu welchem der Bildhauer Sattler die Schnitzereien geliefert
hatte; G. C. Mahr mit Speisezimmer -Möbeln aus mattem Jacaranda;
Aloys DenofJi mit der Statuette einer weiblichen Idealfigur aus Eichen-
holz mit theilweiser Vergoldung und Bemalung; der Münz-Medailleur
Johannes Lorenz mit einer nach seinem Modelle im Auftrage der Frau
C. Walzberg Wwe. für das Grabmal ihres Mannes gegossenen heral-
dischen Bronzeplatte und dem für das getäfelte Zimmer des Töpfer-
meisters A. D. C. Warustedt geschnitzten Friese; P. J. Dieckmann
Wive. & Sohn mit Bildfenstern für Villen des Architekten Otto Kohl
und mit geätzten Spiegelscheiben für die Villa Kirsten; Walther ä' Depiic
ebenfalls mit geätzten Spiegelscheiben ; de Bruycher d" Kalüc mit Bild-
fenstern in Lackmalerei; die Ofenfabrik und Kunsttöpferei von
A. S'piermann &' Wessely mit plastisch und durch Bemalung verzierten
Ofen, grossen Prunkvaseu nach C. Börncr's Modell und Ziergefässen aus
Majolica; das Atelier für Kunststickerei von Frau Dr. Marie Meyer mit
einer auf auswärtige Bestellung ausgeführten prachtvollen Decke eines
Speisetisches in vielfarbiger Seidenstickerei auf Tuch und Sammet;
Frau Minna Kauf hold mit gestickten Fahnen hiesiger Innungen; die
Firma C. G. Ulrich Nachf. mit dem gestickten Banner des Neustädter
Bürgervereins, Wilhelm Weimar mit von ihm mittelst des Glühstiftes
■ auf Holz gebrannten hamljurgischen Ansichten und decorativen Füll-
tafeln für Möbel; Schlossermeister Eduard Schmidt cO Sohn mit Ge-
räthen aus Schmiedeeisen.
Musciiiii l'iir Kunst und (l(_'\VL'rlio. XXI
Boten diese und manche andere tüchtige Aussteller erfreuliche
Beweise für die Fortschritte des heimischen Kunsthandwerks, so hielten
die anlässlich der Erfahrungen des Vorjahres schon erörterten Gründe
uns davon ab, im Jahre 1884 ein möglichst vollständiges Bild dieser
Fortschritte in einer Weihnachtsmesse zusammenzustellen. Die mit
der Kunstgewerbe - Abtheilung des .Gewerbe -Vereins augeknüpften
Verhandlungen führten dahin, den Versuch, die Weihnachtsmesse
durch eine Verloosung ausgezeichneter Kunstgewerbserzeugnisse ham-
burgischen Ursprunges zu beleben, für das Jahr 1885 in Aussicht zu
nehmen.
Unter den auswärtigen Ausstellern während dieses Jahres haben
mehrere der ersten Glasmalerei-Anstalten Deutschlands, C. v. Boiiclir,
F. X. Zettler, C. H. Bwddiardt & Sohn, alle drei in München, Hertd
&' Lerch in Düsseldorf, Dr. H. Oidtmann in Linnich, Reg.-Bez. Aachen,
wetteifernd durch ganze lieihen schöner Arbeiten das Interesse der
Hamburger für diese schöne Kunst, die in unserer Stadt leider nur
in bescheidenem und der großen Nachfrage bei Weitem nicht genügendem
Umfange geübt wird, rege erhalten. Die Aussichten auf Bestellungen
für die zahlreichen neuen Kirchenbauten und die Vervollständigung
des Glasbilderschmuckes der Kirchen St. Nicolai und St. Jacobi haben
hierbei eben so sehr mitgewirkt, wie die erfreulich zunehmende Aus-
stattung der Wohnhäuser mit gemalten Fenstern. Sonst beschickten
unsere Ausstellung noch HeimicJi Seitz in München mit Gefässen aus
getriebenem Kupfer, Heinrich Semermann in Flensburg mit seinen in
Holzfarbe bemalten Abformungeu Brüggemann'scher Schnitzwerke im
Dom zu Schleswig, die Ofenfabrik von Tilleroy tO BocJi in Dresden
mit Ofenkacheln.
Sonder-Ausstellungeu, zu welchen das Museum die Anregung
oder die Gelegenheit bot, fanden mehrfach statt. Um Ostern gleich-
zeitig eine von dem „Verein für Hamburgische Geschichte'' beschaffte
Ausstellung von Hamburgensien, Erinnerungen aus der Franzosenzeit
unserer Stadt, und eine Airsstellung von Gesellenstücken, bei welcher
sich 18, in Innungen vereinigte Gewerbe mit 90 Ausstellungsgegenständen
betheiligt hatten und 50 Diplome mit Ehrengeschenken, Büchern und
Reisszeugen von einer ans Delegirten hiesiger Innungen unter dem
Vorsitz des Directors Dr. Brinchnann bestehenden Jury vertheilt
wurden. Im Juni wurden die 1 10 Konkurrenz-Entwürfe füv den Neubau
des naturhistorischen Museums ausgestellt und im October die sieben
Pmtwürfe, w^elche sich um den von der Bau-Deputation ausgesetzten
Preis für den Entwurf eines Kandelabers für elektrische Beleuchtung
bewarben.
^^^■[J ]\r\is('iim für Knnsit und (iowci'bc.
Leih -Ausstellung alter Berliner Porzellane.
Von der Vermehrung des Anschauimgsstoffes der Sammlungen
durcli Anleihen bei auswärtigen und hiesigen öffentlichen und privaten
Sammlungen hat die Verwaltung des Museums bisher Abstand genommen,
theils weil es an Schau schränken für diesen Zweck gebrach, theils
weil einzelne übele Erfahrungen es rathsamer erscheinen liessen, kunst-
gewerbliche Alterthümer in privatem Besitz zu belassen, anstatt durch
ihre Schaustellung im Museum zu ihrer Veräusserung an Händler und
Fremde den Weg zu bahnen. Die grossen Leihausstellungen, wie
u. A. auch die letzten Münchener und Karlsruher, endigen bekanntlich
ausnahmslos mit einem kunstgewerblichen Deficit, insofern stets viele
und gerade die werthvoUsten Alterthümer durch dieselben nicht nur
an's Licht gezogen, sondern in die Hände kaufkräftiger Ausländer
übergeführt werden. Dagegen kann kein Vorkaufsrecht die Museen
schützen, weil nach Entfernung der ausgestellten Alterthümer aus der
Ausstellung der private Eigenthümer wieder in den vollsten uncon-
trolirbaren Genuss seines Verfügungsrechtes eintritt. Kleine Museen mit
vorwiegend leihweise zusammengebrachtem Bestände sind aus diesem
firunde die vortheilhaftesten Fundgruben für den Antiquitätenhandel.
Thrill- Dennoch wagten Avir einen Versuch mit einer solchen Leih-
AiLssteUiuig ausstellung, als die königlich preussische Porzellan -Manufactiir die
vou Bei'liuei' ° o x -t o i n i
Porzoiianfii. von uns ihr gebotene Gelegenheit zur zeitweiligen Schaustellung der
vielen technischen und künstlerischen Neuheiten, mit welchen sie in
den letzten Jahren unter des Bildhauers Skissmann Hellhorn künst-
lerischer Leitung ihren alten lliihm wiederzubeleben begonnen hat,
auf das entgegenkommendste annahm.
Waren den Porzellanen im Allgemeinen bisher geringere Auf-
merksamkeit und bescheidenere Mittel als den Fayencen unserer
Sammlung zugewendet Avorden, so hatte doch eine Reihe glücklicher
Käufe gerade die Gruppe der Berliner Porzellane so sehr begünstigt,
dass kaum irgend eine öffentliche Sammlung die reizvollen Erzeugnisse
dieser Manufactur aus der Zeit Friedrichs des Grossen und Friedrich
Wilhelm H. in gleicher Schönheit aufzuweisen vermochte. Hinzukam,
dass der Geh. 01)er-Iiegierungsrath Herr A'. Lüders in Berlin, welcher
der Kgl. Porzellan-Manufactur seit einigen Jahren als commissarischer
Leiter vorsteht, die Güte hatte, uns seine eigene, an typischen Stücken
der verschiedenen Perioden der Manufactur sehr reiche Sammlung
auf längere Zeit zur Verfügung zu stellen.
Unter diesen LTinständen schien der Gedanke verlockend, nun
auch von anderen (iffentlichen Sammlungen und aus privatem Besitz
]\Iiis(Mim iiir Knust und (ic\vorl)(\ XXIII
weiteres Material heraii/iizielien, um so die heutigen Leistungen der
Manufactur im Zusanmienliang mit den liülieren vorzuführen, sie als
ein Glied in dem liiO jährigen Entwickelungsgang der Manufactur zum
V'^erständniss zu bringen.
Aeussere Gründe nöthigteu uns zu einiger Beschränkung. Von
(iffentlichen Aufforderungen wurde daher Abstand genommen. Wo wir
aber anklopften, wurde uns auf das Freundlichste aufgethan. Von
öffentliclien Sammlungen waren es das Bayrische Gewerbeniuseum in
Nürnberg (Director Herr von Stegmann) und das Nordböhmischo
Gewerbe-Museum in lleichenberg (Vorsteher Herr Architect W.D.Yivie),
welche alte Berliner Porzellane von hervorragender Schönheit bei-
steuerten. Zur Herbeischaft\ing von Porzellanen aus privatem Besitz
trat eine aus den Herren Kduard Behrens jr., AdolpJi Oodeffrou und
Washington von dt ii Hellen bestehende Commission mit gutem Erfolge
in Thätigkeit. Dank diesen Herreu, die auch aus eigenem Besitz
Werthvolles beisteuern konnten, gelang es der Museums-Verwaltung
ein, wenn auch nicht vollständiges, so doch anziehendes und sehr
lehrreiches Bild der Leistungen der verschiedeneu Periodeu der Manu-
factur zusammenzustellen.
Die Vorläufer aus der Manufactur Wegeli's und seines Nach-
folgers Gotälionshij, die verschiedenen Perioden der 1703 zur königlichen
Manufactur erhobenen Anstalt, ihre Blüthezeit in den 70er und 80er
Jahren und das folgende Jahrhundert langsamen Piückganges bis zur
Wiederbelebung in unseren Tagen konnten durch charakteristische,
zum Theil sehr schöne Schaustücke vorgeführt Averden, für deren
leihweise I eberlassung Avir, abgesehen von den schon Genannten, den
Herren Maler PJiüip2) Arons in Berlin, Kunsthändler Gustav Leinj in
Berlin, Kunsthändler A. S. Drey in München, soAvie den hiesigen
Herren Otto L. Alirens, August Ballin , Eduard Behrens, Fräulein
Marianne Busse, Herrn Adolph Fröscheis, Frau Gustav Oodeffrog, Frau
Caroline Kordheim, geb. Cohen, Graf A. de Pina, Herrn W. A. Schmidt,
Frau Dr. TJlex Wwe., Herrn J. G. H. Winclder zu besonderem Danke
verpflichtet sind.
Am 10. December 1884 konnte die zwei Säle füllende Aus-
stellung eröffnet werden. Sie blieb bis in den Februar des folgenden
Jahres geöffnet. Die Erinnerung an sie wird in der Sammlung durch
den um manch gutes Stück bereicherten Schauschrank der alten
Berliner Porzellane, auf dem eine mit Kaiser Wilhelm's Bildniss und
einer Ansicht seines Palais geschmückte Prachtvase, ein von Herrn
Bürgermeister Kirchenpaner Dr. dem Museum leihweise anvertrautes
kaiserliches Ehrengeschenk, den Mittelpunkt der ganzen kern mischen
XXIV , ^lusc'um für Kunst und ricwoi'lie.
Sammlung bildet, sowie durch einen in der dauernden Ausstellung
neuer Arbeiten untergebrachten Schrank zur wechselnden Schaustellung
neuester Erzeugnisse der Manufactur wacherhalten.
Das Verstäudniss der ausgestellten alten und neuen Porzellane
hat der Director im Januar 1885 durch eine Reihe kritischer Vorträge
zu fördern gesucht, welche er vor einem kleineren Zuhörerkreise in
den Ausstellungssälen hielt.
Die Bibliothek.
Für die Vermehrung der Bibliothek konnten im Jahre 1884
.^ 38 11,04 verausgabt werden, wodurch sich der Gesammtaufwand für
diese Abtheilung der Anstalt auf J^ 22 035,08 erhob.
Geschenke kamen der Bibliothek nur in geringer Zahl zu Gute,
dafür aber ein desto kostbareres, welches wir wieder der Güte des
Herrn J. C. D. Hohidr verdanken. P's ist das von der Kunsthandlung
von Adolf Gutbier in Dresden herausgegebene grosse Werk mit Repro-
ductionen der Tafelbilder und Fresken Rafaels in einem kostbaren, mit
No. 8 numerirten Abdruck der Prachtausgabe.
Für die geordnete Aufstellung der Bibliothek fehlte es auch in
diesem Jahr an Räumen. Die Bücher blieben in dem Arbeitszimmer
des Directors in provisorischer Aufstellung.
Der Besuch und die Benutzung der Anstalt.
Während des Jahres 18«4 ergab sich folgender Besuch der
Sammlungen :
Januar 0 602
Februar 7 500
März 9 430
April 22 714
Mai G 032
Juni 8 597
Juli 5 845
August 7 057
September 6 170
October 6 133
November 8 G03
December 6 746
zusammen. . . .101 429 Personen,
wovon 43 797 allein auf die Sonntage entfielen. Die hohe Besuchs-
ziffer des April erklärt sich wieder durch den üblichen Andrang
]Mus(Miiii für Kunst iiiul («cwei'lic. XX.V
Scliaiiliistiger währeiul der Ostertage, die auffallend geringe des
December durch den Ausfall der Weihuaclitsmesse, welche in den
beiden vorhergehenden Deceniherniouaten II GM ho/.. 10 1S5 Besucher
in die Anstalt geführt hatte.
Der Besuch der Lesezimmer gestaltete sich folgendermassen :
Januar B99
Februar . 314
März 85G
April .267
Mai 233
Juni ] 58
Juli 134
August 150
September 171
October 170
November 171
December 151
zusammen 2674 Besucher
gegen 233(1 im Jahre 1 883 und 1922 im Jahre 1S82. Auf (15 Abende
enttielen von jenen 2674 Besuchern 729, die übrigen 1945 kamen auf
die Tagesstunden von 10 bis 4 bez. 5 Uhr. Die Entleiher von Büchern
sind bei diesen Angal)en nicht gerechnet.
Die am 1, Januar 1884 erclffnete Gipsleihanstalt zählte während Gipsieihanstait
dieses Jahres 30 Abonnements, von denen 1 1 auf Zeichenlehrerinneu,
9 auf die Gewerbeschule für Mädchen und Töchterschulen, und 5 auf
berufsmässige Bildhauer, die übrigen 5 auf I^ehrer und Zeichner
enttielen.
Darf aus diesen bescheidenen Ergebnissen des ersten Jahres
ein Schluss auf die praktische Bedeutung der neuen Einrichtung
noch nicht gezogen werden, so ist doch eine grosse Theilnahme
der Fachleute so lange nicht zu erwarten, bis nicht w^esentlich
grössere Mittel zur Anschaffung der Abgüsse zur Verfügung stehen,
als jene im Jahre 1883 vom Gewerbeverein beigesteuerte Summe von
1000 Mark. Diese 1000 Mark Capital ergaben durch die Abonnements
einen Ertrag von 77 Mark, welcher zur Anschaifung weiterer Abgüsse
vertragsgemäss verwendet wurde.
XXVI Chemisches Staats -Laboratorium.
Bericht über das
Chemische Staats - Laboratomm
für das Jahr 1884,
erstattet von Direktor Dr. F. Wibel.
Aiigfineiiip Aiii 7. Jaimai* des verflossenen Jahres wurde das Disziplinar- nnd
Wrwaitun^-. pensions-Gesetz für die nicht richterlichen Beamten des Hamburgischen
Staates piil)lizirt. Wie dadurch für alle diese Beanitenkategorieen und
damit auch für den unterzeichneten Direktor ein lange ersehnter Wunsch
in Erfidlung gegangen, so trat auch die Nothwendigkeit hervor, die
Stellung des Assistenten am Institut nach Maßgabe dieses Gesetzes zu
regeln. Es konnte dies in Veil)indung mit dem schon im vorigen
Jahresbericht erwähnten Antrage auf (ilehaltserhöhung desselben um so
eher geschehen, als bei erfolgter Bewilligung eine größere (Jewähr dafür
geboten war, den Assistenten dauernder an das Institut gefesselt zu
sehen , während bei einem aus pekuniären Rücksichten erfolgenden
häufigeren Wechsel die Bestimmungen jenes (iesetzes mannichfach
erschwerend gewirkt haben würden. Nachdem unter dem 2. April d, J.
die Bürgerschaft die beantragte Gehaltserhöhung auf P)500 J( bewilligt
hatte, wurden am 1.5. Mai von der S. T. Ersten Sektion der Ober-
schulbehörde die nöthigen Aenderungen in der bisherigen Distruktion
des Assistenten beschlossen und 7,ur Kenntniss E. H. Senates und der
Bürgerschaft gebracht. Es lautet der § 1 dieser Instruktion nunmehr:
„Der Assistent des Chemischen Staats -Laboratoriums ist ein fest-
angestellter Beamter im Sinne des Disziplinar- und Pensionsgesetzes
für die nicht richterlichen r>eamten vom 7. Januar 1884.
Derselbe wird nach Maßgabe § 31 des genannten Gesetzes
zunächst versuchsweise auf 1 Jahr mit einer vierw(ichentlichen Frist
kündbar angestellt. Die etwaige Auflösung des Dienstverhältnisses
erfolgt vorkommenden Falles durch die Erste Sektion der Oberschul-
behörde auf Bericht des Direktors. Dem Assistenten steht wilhrend
dieses Probejahres eine vierteljährliche Kündigung zu.
W^ünscht der Assistent nach seiner definitiven Anstellung das
A erhältniss zum Chemischen Staats-Laboratorium zu lösen , so hat er
Ar'iiili'vniu
Chomisohcs Staats -Laboratorium. XX\ II
sein Kntlassungsgesiicli wenigstens drei Monate vor seinem beabsichtigten
Austritt einznreiclien. Der Austritt darf in der Iiegel nur am Schlnü
des Semesters, zu Ostern oder zu Michaelis, erfolgen."
Gleichzeitig mit jener riolialtserhrduing bewilligte auch di(>
Bürgerschaft die Krhcihung des Postens für die sonstigen Ausgaben
des Institutes um die Summe von 1500.^, welche hauptsächlich
mit Ivücksicht auf die Beschaffung einer weiteren Hülfskraft für die
dem Institute obliegenden chemischen Arbeiten beantragt war. Ans
verschiedenen Gründen konnte Avährend des verflossenen Jahres nur
interimistisch eine solche gewonnen werden; dagegen ist mit dem
Anfange des neuen Jahres eine definitive Gestaltung auch nach dieser
Richtung möglich gewesen und damit hoffentlich eine einigermaßen
fühlbare Erleichterung für die Thätigkeit der bisherigen Beamten,
wie eine ersprießliche Förderung für die Leistungen der Anstalt
geschaffen.
Wenn es schon aus vielen anderen (nninden ein lange gehegtes r.auiichr
Bedürfniss gewesen ist, so war es für den luntritt einer neuen Hülfskraft
gradezu eine Vorbedingung, mittelst einer durchgreifenden Umgestaltung
der beiden nau})t-Arbeitsräume den erforderlichen Platz zu gewinnen,
der nun einmal von chemischen Arbeiten heutigen Tages verlangt wird.
Ms wurden zu diesem Zweck die in beiden Iläumen befindlichen Arbeits-
tische anders gestellt, fünf neue eingefügt, die entsprechenden Gas-,
Wasser- und Abfiußleitungen angelegt , zwei Fenster zu Abzügen
(Kapellen), eines zu einem Saudbade umgeändert, und statt des in
Wegfall gekommenen (jrebläsetisches zur Ausführung von (ilüh- und
Schmelzoperationen in jedem P\aume ein Wassertrommelgebläse von
Warmbrunn, Quilitz & Co., Berlin, mit direkter Wasserleitung angebracht.
Letztere functioniren vortrefflich und bieten, für je zwei Gebläselampen
ausreichend, auch eine erfreuliche Zeitersparniss, da mau gleichzeitig
und unbeaufsichtigt mehrfache Schmelzoperationen auszuführen vermag.
Mit dieser während des ersten Halbjahres successive vollendeten neuen
Fiiu'ichtung ist aber auch die letzte Mciglichkeit ausgenutzt, in dem
kleinen Gebäude Arbeitsraum verfügbar zu machen. Und wenn in
dieser Beziehung der derzeitige Zustand freilich nur höchst bescheidenen
Ansprüchen genügt und sich in vieler Beziehung direkt hinderlich
erweist, so ist doch Avenigstens mit diesem endlichen Abschluß neben
der Befriedigung des augenblicklichen unabweislichen liedürfnisses auch
die beruhigende Aussicht verbunden, vorläufig so lange dauernden und
so tiefgreifenden Stcirungen durch derartige bauliche Arbeiten schlechter-
dings nicht mehr ausgesetzt sein zu kcinnen.
XXVIII Chemisches Staats -Laboiatorium.
Aiisciiaftinigen. Die iii diesem Jahre Dank der oberwähnten Be\viih"giu)g Seitens
Goschenko. ^^^^, Behörden nnd der Bürgerschaft zur Verfügung stehenden grör3eren
Geldmittel haben freilich gleichfalls durch die vorbesprochenen Um-
änderungen wie durch den Eintritt einer neuen Hülfskraft zu erheb-
lichem Theile in Anspruch genommen werden müssen. Einerseits ist
die Ausrüstung der neuen Arbeitsplätze mit den nöthigen Standgefäßen,
Glaswaaren, Stativen und sonstigen Geräthschaften davon zu bestreiten
gewesen , andererseits wurde die schon längst ersehnte Anschaffung
zweier neuer chemischer Waagen nunmehr zur absoluten Nothwendigkeit.
Die eine bisher vorhandene Waage älterer Konstruktion von Meyerstein,
Göttingen, w^urde dadurch zur Benutzung für die vorgeschrittenen
Praktikanten verfügbar; von den beiden neuangeschafften Waagen
neuer Konstruktion dient die eine aus der Fabrik von (i. Westphcd,
Gelle, zu allgemeinem Gebrauch für die Beamten der Anstalt, die
zweite aus der Fabrik von P. Bunge, Handjurg, ausschließlich für die
gerichtlich-chemischen Arbeiten, welche ja eine besondere Sicherheit
und Sorgfalt erheischen. Außerdem bereicherte sich der Apparaten-
Ix'stand besonders durch folgende Erwerbungen; ein transportabler
(Jasheizofen von Sierers (('■ Co. hieselbst, ein Mikroskop, eine Objekt-
platte für feine Bewegung des Objektes und ein feines Aneroidbaro-
meter von Ä. Kriiss hieselbst, die obgenannten Wassertrommelgebläse
von Wanuhunn, Quilitz <{'• Co. Berlin, einen lleserve-Apparat für den
Reichspetroleumapparat von B. Pensky , Berlin, zwei electrolytische
Apparate nach Hofmcuin, ein Apparat nach Classen für quantitative
Electrolyse, eine Normal-riatinschaale für Wein-Untersuchungen, ver-
schiedene Pvknometer, Lactobutyrometer u. dgl. von ('. StelUufi hie-
selbst. Glas- und Poi'zellaiiwaaren wurden von Boäloi, Tiöhlü/, Hehmidt,
SeJirader & Boosen, HteUhuj hieselbst, die Chemikalien hauptsächlich
von Beelier cC' Frcuicli, Hamburg, Kalühaum, Berlin, Trominsdorf, Erfurt,
und SeJmchardf, Görlitz, bezogen. Die Anschaffungen für die Biblio-
thek des Institutes mußten sich auf die fortlaufende Ergänzung der
Zeitschriften und den Erw^erb einiger der Avichtigsten neuen Er-
scheinungen beschränken. An Geschenken sind in diesem Jahre zu
verzeichnen: drei Stufen Silber- und Kupfererz von Herrn J. C. Plage-
mann, eine Büchse mit einem 5000- und 900-Maschensieb in Messing-
fassung von den Herren Nagel & Kaemp, diverse Borax -Krystalli-
sationen hiesiger Fabrik von Herrn J. 8., WiftmaclvS Anleitung zur
Erkennung von Beimengungen in Iloggen- und Weizenmehl von Herrn
Senator Versmann Dr. , Jahrbuch der wissenschaftlichen Anstalten
Bd. I von S. T. Erster Sektion der Oberschulbehörde sowie eine
Anzahl Druckschriften im Austausch.
Chemisches Staats- Laboratorium. XXIX.
Die \'er\v:iltuiig des Institutes erhebt iu rein julniinistrativer Tiiätigkoit
Iliclitung mit jedem Jahre erhöhte Ansprüche. von der liir die
Bibliothek aufziiwendeuden Arbeit ganz abgesehen, hat sich das
Aktenniaterial bereits so angehäuft, daß dasselbe, um die erforder-
liche Uebersicht und damit die nothwendige Verwerthbarkeit für die
eigentlichen Arbeiten zu gewähren, neu eingerichtet werden mulHe.
Es sind zu dem Zwecke zahlreiche Spezial-Akten nach den Materien
geordnet angelegt und die älteren Akten ihnen eingereiht worden, so-
weit dies bis jetzt möglich war. Zum Abschlufs hat diese Arbeit so
wenig gebracht werden können wie die Revision des Inventars und
der Kataloge, da eine Kraft, welche den Schreiberdienst, die Instand-
haltung und Fortführung des Archivs, der Bibliothek und der Kataloge
zu besorgen vermöchte, nicht zur Verfügung steht.
Hinsichtlich der im Jahre 1884 erledigten Anforderungen und
Arbeiten bietet die nebenstehende
Uebersicht
nebst den angefügten Bemerkungen den entsprechenden Einblick. In
derselben erscheinen, was zur Erlangung eines richtigen Gesammt-
urtheils betont werden muß, alle geringfügigen Erledigungen nur aus-
nahmsweise, die gesammte zur allgemeinen Verwaltung gehörige
Korrespondenz gar nicht, und ferner sind die beiden besonderen
Arbeitsgebiete der amtlichen Petroleum-Controlle und der ( ontrolle für
Nahrungsmittel, Genußmittel und Gebrauchsgegenstände ebenfalls aus-
geschlossen.
Hervorgehoben zu werden verdient, daß sich Seitens der Behörden
allraählig das Bedürfnis herausgestellt hat, über eine Reihe von Fragen
periodisch fortlaufende Untersuchungen ausgeführt zu sehen. Zur Zeit
werden solche im Staats-LaBoratorium unternommen über die Gewässer
des Centralfriedhofes zu Ohlsdorf, über die Rieselanlagen in Fuhlsbüttel
und Friedrichsberg und ihre Wirkungen, über die Normalproben für
die Taritirung des Weizenmehls, über die bei den Zollanschlußbauten
zu verwendenden Portland-Cemente. Endlich wurden noch im Hinblick
auf die auch für Hamburg wachsende Cholera-Gefahr eine größere Zrdd
von öffentlichen und privaten Brunnen- und Quell-Wässern untersucht,
um über ihre eventuell erforderliche Außerbrauchsetzung rechtzeitig
unterrichtet zu sein.
Uebersicht
XXX
Chemisches Staats -Laboratorium.
Uebersicht
über die Seitens des Chemischen Staats -Laboratoriums in
1884 ausgeführten Untersuchungen, abgestatteten Gutachten,
Berichte etc.
]ii.
IV.
VI.
VII.
VIII.
b.
Allgemeine Verwaltung:
Motivirte Eingabeu, Berichte u. s. w
riitersiuhiingeii iin<l IJiitiieliten für (Jerielite :
Mord, Körperverletzungen, Sittenverbrechen, ver-
dächtige Todesursachen (Gifte, Flecken u. s. w.).
Brfind Stiftung, Explosionen u. s. w
Medicinalpfuscherci, Nahrungsmittel, IJetruu', Schrifi-
vergieichuuL:', Saclibeschiidignng u. s. w
Verliinull fingen vor dm (ierielilen:
Schwurgericlit
Landgeiicht
Schöil'eiigoricht
Sonstige ( OberJandesgericIit, Handelsgericht, Secamt)
^erliandliiiigen vor ileni l iilersuciningsgericlile und
damit \erbnndene rnlersneliungen. Ausgrabungen,
Seetionen und ('orres|M»ndenz
l'nleisM(linngt'n.(inla<lilen liir ^ledicinallMirean. l'oli/.ei-
und andere l'ieiiörden:
Verdächtige 'J'odesur.sache, fi aglicheVergiftiuig u s.w.
Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände
Fabriken und gewerbliche Anlagen
Allgemeine sanitäre Untersuchungen
Diverse andere Untersuchungen und Gutachten ....
Besieliligungen von Fabriken, gewerblielien Anlagen
u. s. w
Conferenzen und (ounnissionen mit anderen 15eliörden
l'nter.sueliungen ans eigener Initiative
Zusammen
4
1
22
4
15
19
14
15
23
27
G7
16
2
23
174
gegen 206 Nummern in 1883.
riiemisfhcs Staats- Laboratcirium. XXXI
1. ÜDtersuchungen und Gutachten für Gerichte.
(Uebersicht iinter II.)
Jouraal.
No. 2. Fall K. Arscii-iicluilt künstliclier Tilunieiistriiiißc. Unter den Arsenik in
verscliieilenen in dieser Riclitunii' nntersucliten lUumen nnd
lUättern erwiesen sich speziell Eplieublätter nnd grüne Frucht-
knoten als stark Arsen- und Kupl'eihaltig, so daß sie als der
Kaiserl. V. (). vom 1. Mai 188;2 zuwiderlaufend he/.eichnet
Averden mußten, insofern nuxn von der sachlich gerechtfertigten
Voraussetzung ausgeht, daß sie (nentuell als ,,r)ekleidungs-
gegenstände'" dienen.
.. 17, 8(). Fälle 1). und H. Verfälschung gemahlenen Kaffees mit Kaitv-c mit
SniTOgat. Nach den analytischen Bestimmungen ergah sich
im Falle I). ein Surrogat -Zusatz von ca. 25%, im Falle H.
ein solcher von 55%, wohei in letzterem Falle die Mittheilung
von Interesse ist, daß nach späterem Eingeständnis des Be-
schuldigten 50 — 58 70 Zusatz thatsächlich erfolgt sind. Man
sieht hieraus, wie nahe sicli unter Umständen die Ergelniisse
chemischer I'rüi'uug zu dem wirklichen Sa(di verhalt stellen.
., 18, 2'J, 80, :!8. Fälle E. L. H. und (;. cV' K. Verialscluing ci.'H.t v, ,-
von IM'effer. In allen diesen I'älleii drehte es sich um die
Frage, ol» und in wie weit eine Beimischung von sandigen
und erdigen Theilen im gemahlenen Pfeffer als eine \<'i-
fälschung im 8inne des Gesetzes zu hetrachten sei. Gefunden
wurden in vorliegenden Fällen an Gesammt-Asche (auf luft-
trockene Substanz lierechnet) 10%, 14,5 %<, I0,i»%, 7"e, !l,7%,
5%, und komite hei Aveiter gehender Untersuchung in einem
Falle ein direkter Zusatz von Ziegelmehl, in einem andern
von Ziegelmehl, Mörtel oder Kreide u. dgl. nachgewiesen
werden. Dürfte bezüglich dieser, letzteren kaum ein Zweifel
darülier obwalten, daß objectiv eine Fälschung vorliegt, so
wird dagegen von "vielen Seiten überall da ein solcher Rück-
schluß in Frage gestellt, avo sich eine minder auffällige Art
der \'erunreinigung ergibt. Denn die alsdann angetroffenen
Beimengungen von Sand, mit Säuren unzersetzbaren Silicaten
etc. werden von ihnen als ..natürliche ^'eruureinigungen•■ durch
die l)eim Ernten, Verpacken etc. der Waare hineingeratheneu
Staub- und Erd-Bestandtheile angesehen und bezeichnet, welcbe
zu entfernen theils nicht möglich, theils vom Verkäufer niclit
zu verlangen sei. Den Urs])rung jener \'erunreinigungen selbst
einmal zugegeben, — obwohl sich daliinter natürlich auch
lalisciiunj.
XXXII
Chemisches Staats - Laboraturium.
Journal
Bleihaltige
Glasur an Kocli-
töpfeu
Nt
>)0
BloigHhall vi'u
Sclmupftaback
u. ö. w.
alle uiisaul)erii ^lanqjiilatioiicn vorstecken können. — so müssen
(loch die 1)eiden wesentlichen Schlußl)ehanptniioen (lurchaus
/nrück<>ewiesen werden. Wie leicht es praktisch möglich ist
nnd auch thatsächlich durchgeführt wird, jene Verunreini-
gungen zu entfernen, heweist am schlagendsten die Thatsache,
daß der im Kleinhandel verkaufte sogenannte ,, ganze Pfeffer"
Aschenniengen von 3,5 — 4,5 "/o liefert, wie in Bestätigung
anderweitiger Untersuchungen auch die vielfachen, gelegentlich
der obigen Fälle besonders analysirten, Proben hiesiger Krämer
ergeben hal)en. Allerdings ist diese Waare eben gesiebt,
Avährend man beim Vermählen des Pfeffers wohlweislich die
ungesiebte resp. ungereinigte Rohwaare verwendet und sich
die Unreinheiten vom Käufer mitbezahlen läßt. Xacli dem
Urtheile der kautinännist-hen Sachverständigen soll dies
„Usance'' sein; wenn aber dieser ( lesichtspunkt bei der Aus-
legung des Nahrungsmittelgesetzes maßgebend sein darf, so
muß die in jenen Richtungen sich l)ewegende chemische Be-
urtheilung gegenstandslos sein und bleilx'ii.
54, 5(i. Fall L. Verkaui von Kochtöpfen mit bleihaltiger
Glasur. Da einzelne 'J'öpfe stark bleihaltig liefunden wurden,
so mußten 30 Proben aus dem ganzen Lager von 11 — UJ 000
Töpfen untersucht werden. Es stellte sich dabei eine große
Verschiedenheit in der Menge des durch halbstündiges Kochen
mit 10 "/o Essig ausziehbaren Bleis heraus, Avie dies bei der
abweichenden Beschaffenheit der (rlasur von vornherein zu
erwarten war. IJei einer größeren Anzahl, namentlich bei den
stark und liell)raun glasirten Töpfen wurden jedoch erhel)-
lichere Mengen Blei in Lösung geführt, welche l)is zum
Maximum von 43 Milligramm auf je 100 Kubikzentimeter
Inhalt oder von 17 3 Milligramm auf je 100 <>)uadratzentimeter
Oberfläche stiegen. In strafrechtliclier Beziehung verlief der
Fall resultatlos.
07, 79. P'all H. resp. L. & Gen. Blei-Gehalt einer Metallfolie
für Schnupftaback resp. des Schnupftabacks selbst. Die zur
Verpackung des Tabacks verwendete Metallfolie war wesentlich
Blei; sie bestand im Ganzen aus 91 % Blei und 9 '^*'o Zinn.
Allein dieses Zinn war auf der Innenseite der Bleifolie auf-
gewalzt, so daß die Behauptung entstehen konnte, die eigentlich
mit dem Taback in Berührung kommende Verpackung sei
Zinnfolie und somit allen gesetzlichen Anforderungen Genüge
Chemisches Staats -LalMiraluriuiu. XXXIII
Junnial
geschelii-'ii. \'()ii sac.liverbtäucligeni Standpunkte konnte und
mußte diese Meinung allerdings leicht zurückgewiesen werden,
da einmal dieser Ueberzug selbst seiner geringen Dicke und
seiner Rissigkeit halber nur einen ganz unerheblichen Schutz
gegen die Extraktion von Blei bietet, wie thatsächlich fest-
gestellt wurde, und da zweitens die Hauptgefahr einer Zufuhr
von Blei jedenfalls durch Abbröckeln und Eindrücken der
Eolie bei dem wiederholten Oeffnen und SchlieCjen solcher
Schnupftabackspackete entsteht. Im ^'erfolg der weiterhin aufge-
worfenen Frage, ob denn thatsächlich Blei in jenen Schnupf-
taback gelangt sei, wurde nun eine überraschend große Menge
dieses Metalles in dem Taback selbst gefunden, nämlich in
100 grm der lufttrockenen Probe = 0,2925 grm Blei, und
zwar war diese Gesamtmenge lediglich und ganz in dem sauren
Auszug des Tabacks enthalten, Avährend andererseits die direkte
Prüfung auf Chromgelb; Glätte, Mennige und derartige Blei-
\ erbindungen negativ austiel. Durfte mit Rücksicht auf alle in
Betracht kommenden Umstände mit Recht bezweifelt werden,
daß jene Gesamtmenge Blei durch Extractiou aus der um-
hüllenden Metallfolie entstamme, so mußte andererseits deren
Gegenwart zuni größeren Theile auf die direkte Verwendung
von Blei-Salzen bei der Verfertigung des Schnupftabacks
zurückgeführt werden.
No. 40. Fall L. Als ..rein" verkaufter Cacao war mit Kartoffel- Cacao.
Stärkemehl verunreinigt resp. verfälscht.
„ 57, 105. I''älle M. und S. Butter. In beiden Fällen war mit Knu^^ibutiPi-.
Sicherheit festzustellen, daß reine Kunstbutter ohne Zusatz
von Naturbutter vorlag.
„ t)9, 80, 121. Fall B. Vergiftete Suppe. Die ausgedehnte auf Vergiftoto
alle möglichen Gifte sich erstreckende Untersuchung führte "''''"■
zu keinem anderen^ Resultate, als daß der Suppe möglicher-
Aveise Seesalz oder Bittersalz zugesetzt worden sei, da in
derselben immerhin auffallende Mengen von Magnesia (0,086 "u)
gefunden wurden und jene Stoffe die beim (lenusse hervor-
tretenden Erscheinungen (Idttorer Geschmack und Erbrechen)
zu erklären geeignet Avaren. Allein auch diese Möglichkeit
verlor sehr an Wahrscheinlichkeit, nachdem die anderweitig
vorgenommene botanische Untersuchung der der Suppe beige-
mischten Kräuter die höchst wahrscheinliche Gegenwart von
Allium Porrum in Stengel und Blatttheilen ergeben hatte^
XXXIV
Chemisches Staats -Laliorntorium.
Betrug bei ^(^)_
Lieferung von
Petroleum.
Gefährlichkeit
vou L)yuamit.
Regeueratiou
von Schrift.
Vergiftung
durch ?Schwefel-
Junnial
welche ersterc sich durch eiuen besonders hohen Gehalt von
Schwefelsäure auszeichnen (cf. E. Wolff, Aschenaualysen 1871,
p. 10(), No. 29).
84. Fall F. Die erhobene Anklage wegen Betrugs bei Lieferung
von Petroleum in früher von F. selbst ihrem Inhalte nach
abgewogenen Kannen wurde von demselben schlauer Weise
damit zu entkräften versucht, daß das später gelieferte Minder-
gewicht lediglich auf die höhere Temperatur zurückzuführen
sei, da er jene Auswägung bei strenger Winterkälte vorge-
nommen habe. Dabei drehte es sich um Gewichtsdifferenzen
bis 1 Pfund. Auf Grund der bei sehr niederen Temperaturen
ausgeführten Bestimmungen des spez. Gewichtes käuflichen
Petroleums gegenüber dem bekannten bei mittlerer Zimmer-
temperatur konnte dem F. nachgewiesen werden, daß die
betreffenden Kannen durch die von ihm angezogene Ursache
höchsleus Differenzen von '/s — Vs Pfund im Gewicht aufzu-
weisen vermögen.
88, 94. Fall P. & Co. Dieser interessante vor dem Hanseatischen
Oberlandesgericht verhandelte zivilrechtliche Fall betraf die
Frage, ob die Anwendung von '/'-' Kil. Dynamit zur Sprengung
in einem Bohrloche von 220 Meter Tiefe mit Gefahr für die
auf dem betreff. Grundstück befindliche Fabrikanlage verbunden
sei. Mußte selbstverständlich diese Frage rein theoretisch und
bei weitgehendster Fassung des Begriffs „Gefahr" bejaht werden,
so mußte andererseits unter gründlicher Würdigung aller bei
vorliegender Frage in Betracht kommenden Special-Punkte die
Wahrscheinlichkeit des Eintritts dieser Gefahr, wie auch die
eventuell erfolgende Schädigung als so gering beurtheilt werden,
daß man von praktisch-sachverständigem Staudpunkte aus die
auf Gefährlichkeit gegründeten Einreden und Maßnahmen der
Gegenpartei nicht als berechtigt anerkennen konnte.
147. Fall K. und Gen. Mord. Für den Chemiker trat die Auf-
gabe hervor, die Bruchstücke zweier mit Bleistift geschriebener
Briefe, welche in einem Graben gefunden Avorden und stark
beschmutzt waren, thunlichst lesbar zu machen. Durch
geeignete Behandlung mit einem Wasserstrahl, verdünnten
Säuren, ammoniakalischem Wasser etc. gelanges, fast sämmtliche
vorhandene Schriftzeichen deutlich hervortreten zu lassen.
171. Fall S. Tod durch fragliche Vergiftung. Die Obduktions-
erscheinungen sprachen für die Anwendung eines Aetzmittels
Clicmisches Slaats-Laljoratorium. XXXV
(Säiiren, Alkalien, Mctallsalze etc.). Da aber jedenfalls der
Tod erst längere Zeit nach der eventuellen Zufuhr dieses
■Mittels erfolgt ist, so konnte derselbe möglicherweise noch
durch weitere Einführung anderer schädlicher Substanzen
herbeigeführt sein. Unter diesen Umständen mußte eine
systematische Prüfung auf alle möglichen Stoffe eingeleitet
werden. Dieselbe verlief zunächst resultatlos, allein, da gerade
die gewöhnlichen Aetzmittel (Säuren und Alkalien) relativ
lange in den Körpergeweben verharren, so Avar die Unter-
suchung noch in dieser Eichtung auszudehnen. Dies war
freilich nur auf quantitativem Wege möglich. Die in den
verschiedenen Asservaten gefundenen Mengen an Chlor und
Alkalien hielten sich ganz innerhalb der Grenzen der natürlichen
{ Normal- )Werthe. Dagegen erschien die Schwefelsäure in ver-
hältnismäüig auifallcnder Menge, z. B. in iVsservat IV. (Leber,
Milz, Niereu) mit 0,1125 grm auf 100 grm Originalsubstanz,
so daß schließlich, unter voller Berücksichtigung der großen
für solche Schlußfolgerungen erforderlichen Vorsicht, das Urtheil
wenigstens dahin lauten konnte, daß eine außergewöhnliche
Zufuhr von Schwefelsäure nicht unwahrscheinlich sei.
2. Untersuchungen und Gutachten für andere Behörden
und Verwaltungen.
(Üebersieht uuter "\'.)
Die requirirenden Behörden waren: E. H. Senat, Oberschul-
behörde, Medizinal -Bureau, Polizei -Behörde, Bau-Polizei, Deputation
für indirekte Steuern, Eriedhofs-Deputation, Bau-Deputation, das Königl.
Schwedisch-Norwegische Consulat etc.
Jourual.
No. o. 108, loO, \-2-u 130, 130, 137, 146, 150, 160. Untersuchungen Brunneu- und
verschiedener hiesiger öffentlicher oder zu öffentlichem Consum
in Schulen etc. gelangender Privat - Pumpbrunnen , Quellen
und sonstiger Gewässer, Avelche zum Theil ein für den Genuß
brauchbares, zum Theil ein stark verunreinigtes und daher zu
beanstandendes Wasser ergaben.
„ l. Fall P* Creme -Chokolade- Tafeln. Die Erkrankung zweier creme-
Kinder rief die Vermuthung wach , daß dieselbe durch den
Genuß jener Tafeln herbeigeführt sei. Die Untersuchung
ergab Abwesenheit etwaiger Kupfer - Salze (vom Einkochen
des Zuckersyrups in kupfernen Pfannen herrührend), keinerlei
XXXVI
Chemisches Staats -Laboratorium.
Joui'iial
Vorfälscliuiig J^y
von Portlancl-
Ccment.
14.
Centi'al-Friedhof
Ollisdorf.
37,
GähruDgsprodukte resp. Rückstände, gute Beschaffenheit des
verwendeten Stärkesyrups, dagegen die Anwesenheit von Peru-
Balsam als Surrogat für Vanille. Da aber von letzterem nur
die einer Tafel entsprechende Menge von 0,013 grm. gefunden
wurde, so mußte bezweifelt werden, daß in diesem Gehalte
die Ursache der Erkrankung gelegen haben könne.
15, 10, 38, 08. Prüfungen diverser Portland - Cemeute auf
Zusätze von Schlackenmehl, Kalk u. s. w. Die hierauf
bezüglichen Untersuchungen mußten anfangs nach selbst-
gewählten Methoden ausgeführt werden, da es bisher an
einem allgemein angenommenen und in seiner Zuverlässigkeit
anerkannten Prüfungsverfahren in dieser schwierigen Frage
durchaus fehlte. Im Jahre 1884 selbst erschien dann eine
Publication von Ii. und W. Fresenius (Ztschr. analyt. Chem.
XXIII p. l'/5), welche an einem größeren, denselben vom
Vorstande des Vereins deutscher Gement-Fabrikanten darge-
botenen Untersuchungs- Material den methodischen Nachweis
von Verfälschungen (zunächst vom Schlackenmehl und Kalk)
und , unter Anwendung gewisser Grenzwerthe , eine sichere
Beurtheilung über eine vorhandene Verfälschung und ihre Art
zu geben versprach. Es Avurde nun auch diesseits diese
Methode an verschiedenen vorliegenden, auch bekanntermaßen
verfälschten Ccmenten durchgearbeitet, allein meine Erfah-
rungen hierbei gestatteten mir nicht, die an jene Publikation
geknüpften Hoffnungen auf zweifellose Entscheidungsmittel
als erfüllt anzusehen. So wenig wie ich den Schumann'schen
Apparat für die specifische Gewichts-Bestimmung zweckmäßig,
bequem und sicher gefunden habe, ebensowenig wollte es mir
bei der chemischen Prüfung gelingen , Resultate zu erzielen,
welche einer übereinstimmenden Auslegung fähig waren. Zum
Theil mag dies darauf beruhen, daß die eventuell vorhandenen
Zusätze ihrer Menge nach sehr zurücktraten, zum Theil aber
glaube ich doch auch in der Unsicherheit der Methoden selbst
den Grund dafür linden zu müssen. Von eclatanten Fällen
abgesehen , wird man sich meiner Ueberzeugung nach meist
gezwungen sehen, seineu Ausspruch auf den ,, Verdacht" einer
vorliegenden Verfälschung zu beschränken, ohne den klaren
Beweis für eine solche liefern zu können.
118. Fortsetzung der periodischen Untersuchungen der
Brunnen- und Drainage - Wässer des Central - Friedhofes zu
Chemisches Staals -Labnrntoiium. XXXVII
Joiiriiiil
Olllsdorf. Die den Winter 1883/84 und den Sommer 18S4
umfassenden Prüfungen ergaben als Gesammtresultat, daß
irgend welche Verunreinigung der Wässer durch Zufuhr von
FäuhiiUprodukten aus den mit Gräbern belegten Theilon des
Friedhofs nicht zu bemerken war.
No. ')'), 8f». Fall K. Die betreffende chemische Fabrik Heß ihre Vfnum'iiiigung
Abwässer frei in die Flbe laufen und erhob auf das behördliche J'^;;,,-j|';i^^^^^^^^^^^
Kinschreiten hin die Einrede, daß dieselben nur minimale
Verunreinigungen des anliegenden Elbarmes bewirkten. Es
wurden deshalb aus verschiedenen Theilen des letzteren in
wechselnder Entfernung von der Fal)rik und zugleich aus der
fi-eien Elbe Wasserproben geschöpft und analytisch der
Nachweis geführt, daß in jenem Eibarm die Schwefelsäure
eine Steigerung bis zu 50 "/o, das Eisen eine solche bis mehr
als 200 % gegenüber dem Gehalte des eigentlichen Eibwassers
offenbare.
,, (iO. Die Frage, ob und in wie weit die Eieselfeldei- in Fuhlsbüttel Rips<^itviapv in
und Friedrichsberg auf die Beschaffenheit des Wassers der pjlt^^f^il^^jj^i "^"'^
Alster und des Eilbecks Einfluß hätten, veranlaßte die Prüfung
der betreffenden GeAvässer oberhalb und unterhalb jener
Anlagen. Das Ergebniß derselben war, daß eine solche mit
einer \'erunreinigung verknüpfte Einwirkung nicht erkennbar
ist, daß jedoch, wie bereits früher vielfach festgestellt worden,
das Eilbeck - Wasser schon in verhältnißmäßig unreinem
Zustande auf das Hamburgische Gebiet übertritt.
„ 7(1. Fall G. Die Verheerungen, welche die freilich nur vorüber- schäaiiciip
gehend so kräftigen Ausdünstungen einer Fal)rik unter der"^""'^^";'!""",-"
1 tianzenwelt der Nachbarschaft ausgeübt hatten, wurden
Gegenstand chemischer Prüfung, da es nothwendig erschien, au
der Hand objektiver Beweise diejenige unter den verschiedenen
nahegelegenen Fabriken bezeichnen zu können, welche die
Ursache jener Verwüstung gegeben hatte. Die Untersuchung
der mannigfachen beschädigten Pflanzen auf spektroskopischem
Wege ergab als zweifellose Ursachen der Erkrankung die
Zufuhr besonders von Salzsäure, dann aber auch Schwefel-
säure, Phosphursäure, Ammoniak, Kalk etc. Daraufliin konnte
die schuldige Fabrikanlage mit Sicherheit eruirt werden.
„ DT). Fragliche \'ergiftung. Ein Matrose sollte von der in der vorgiftung
eingelieferten Elasche l)efindlichen Flüssigkeit getrunken '^"'■'^'■•*"=''"i''"'''-
haben und daran gestorben sein. Die Untersuchung
XXXVIII Chemisches Staats -lialioratni-imn.
Jouvual
stellte fest, daß der Flascheninhalt aus sogenanntem flüssigen
Opodeldoc (Linimentum saponato-camphoratum liquidum)
bestand, in welchem sonstige giftige Bestaudtheile irgend
welcher Art nicht nachzuweisen waren. Es ist nun keine
Frage, daß schon der Camphor-Gehalt unter Umständen eine
tödtliche Wirkung auszuüben vermöchte, — von den anderen
Bestandtheilen des Medicamentes ganz abgesehen, — wenn
nämlich entweder ein größeres Quantum des letzteren genossen
oder bei seiner Bereitung ein größerer Zusatz von Camphor,
als er z. B. nach der Pharm, germ. vorgeschrieben ist, erfolgt
wäre. Im vorliegenden Falle waren nun höchstens 20 — 21 grm
der Mischung in den Körper eingefülirt, welches Quantum
jener Vorschrift gemäß etwa 0,:"» grm Camphor entsprecheji
und damit nach der Meinung der Toxikologen eine tödtliche
Vergiftung ausschließen würde. Schwieriger war die Be-
antwortung der Frage , ob in dem gegebenen Präparat der
Gehalt des Camphors ein größerer gewesen, da die (pianlita-
tive Bestimmung dieser Substanz in derartigen Gemischen
auf große Hindernisse stößt. Die darauf bezüglichen im
Laboratorium vorgenommenen Untersuchungen liaben vorläufig
zu einem wirklich befriedigenden Resultate nicht geführt und
blieben für den vorliegenden Fall insofern bedeutungslos, als
der Auftraggeber l)ei der völligen Ungewißheit, ob über-
haupt der Matrose von dieser Flüssigkeit, geschweige denn
wieviel von derselben er getrunken liabe, auf einen weiteren
Verfolg der Sache keinen Werth legte.
])nciiii?.iipi\ No 110. Dachpappe von H. & Co. in Potsdam. Es drehte sich um
die Frage, ob dieses Baumaterial den Ansprüchen des ^ 28
unseres Bau -Polizei -Gesetzes vom 23. Juni 1882 genüge.
Diese Frage konnte unbedingt bejaht werden, Aveil das zur
Prüfung eingesandte Material sich als ein schwer entzünd-
liches und schwer verbrennliches, jedenfalls also ein nicht
feu ergefährliches erwic s .
Kattoo in Tiit^hi. „ 1 1 a. Fall B. ii' K. Kaffee in gepreßten Tafeln. Dieser Fall ist
deshalb von Interesse, weil sich die von einem sachverständigen
Konkurrenten ausgeführte Denunziation als gänzlich unbe-
rechtigt herausstellte, da der Untersuchung zufolge die Tafeln
aus achtem Kaffee ohne Zusatz irgeml eines Surrogates
bestanden.
Chemisches Staats -Labointnrinm. XXXIX
Journal
No. 1 1 i. Die Frage der Desinfektion eiserner Schiftsräume veraulaüte Dnsintektion
eine gröüere 'Versuclisreihe darüber, ob nnd inwieweit f^jsen*''"^'''""*'^' '^*^'"^''"
durcb wässrigc Karbolsänre-Lcisnngen verscbiedener Konzen-
tration angegriffen wird. Es ergab sich dabei, daü die
Koriosion an sich eine recht geringe ist, daß sie aber wächst
mit der Verdünnung der Karbolsäure-Lösung.
„ \\1. Kino Butter-jMilch sollte nachtheilige Wirkungen bei dem Genuß v Kni.ivriirJtiKi^
geäußert haben und zwar in Folge eines Kupfergehaltes, '^""''^"""''■i'-
welclier von den Käufern mittels eines Tischmessers nach-
gewiesen sein s(dl. und an Avelchem auch der betreffende
Arzt den Absatz von Kupfer gesehen haben will. Da von
der Buttermilch selbst Nichts asservirt worden, da hingegen
in dem zum Einholen der Milch benutzten Gefäße und eben-
so in verschiedenen aus demselben Geschäfte bezogenen
anderen Buttermilchproben ein Kupfergehalt chemisch nicht
nachzuweisen war, so blieb nur die Zweifelfrage, ob nicht
bei jener ersten Kupfer-Prüfung ein Irrthum obgew^altet habe.
An dem eingelieferten Messer w\ar freilich ein dünner Korro-
sionshauch zu bemerken, allein die subtilste Prüfung ließ
kein Kupfer entdecken; allerdings war auch dieses Messer
inzwischen Avieder geputzt worden. Andererseits ergab eine
besondere darauf gerichtete Versuchsreihe, daß' Buttermilch
mit Kupfersalzen versetzt eine lebhaft grüne Färbung an-
nimmt, die ihre Verkäutiichkeit ausschließt, bis die Menge
des Kupfers etwa nur 0,01% beträgt. Eine derartige Butter-
milch giebt aber bei der Prüfung mit einem eisernen Messer
erst nach 8 — 10 Minuten eine wirkliche von Kupfer her-
rührende röthliche Ueberzugsfarbe, während dieselbe bei der
fraglichen Milch bereits in 2 Minuten hervorgetreten sein, die
Milch selbst aber keine Farbe gehabt haben soll. Dem-
gegenüber blieb es immerhin das Wahrscheinlichste, eine irr-
thümliche Deutung der bei guter Buttermilch an einem ein-
getauchten Messer erkennbaren rr)thlichen Farbe auf Kupfer-
gehalt anzunehmen, oder, da auch hiefür sichere Anhalts-
punkte fehlen, das Richtigste, an dem Ergebniß festzuhalten,
daß die fragliche Milch wenn überhaupt so doch nicht mehr
als 0,035—0,1 grm. Kupfer pro Liter enthalten haben mag.
„ U'.», 1()4. Diese Untersuchungen betreffen die Feststellung der neuen Normaiin-obpn
Normalproben für die Tarifirung des Weizenmehls nach denf"i" Weizpnmeiii.
schon in fridieren Jahresl)erichten erwähnten (Jesichtspunkten.
Xfi Chemisches Staats -Laboratorium.
Journal
Kupfer-Gehalt ^q ]48_ j)[^> Havarie einer Schiffsladmig mit Zucker und die daliei
von Zucker. ti-it •• ^ n -t-i-,- 11
iiiogliche Verimreinigimg desselben mit gleichzeitig yerladenem
Kupfervitriol veranlaßte die Frage, wie weit die einfache
Ferrocyankalinm-Knpfer-Probe bei gewöhnlichem gelblichen
Farin-Zucker noch wirksam in ihrer Farbe sei. Es stellte
sich dabei heraus, daß letztere iiocli deutlich hervortrete,
wenn zu 100 000 Gewichtstheilen Zucker eine Lösung mit
ca. 3 Gewichtstheilen Kupfervitriol träte. Da obiger Zucker
bei umfassender Prüfung keine Kupfer-Reaktion gezeigt hatte,
somit jedenfalls sein Kupfervitriol -Gehalt weniger als 3 auf
100 000 Theile betrug, so konnte diesseits die Ladung für
unbedenklich erklärt werden.
Tuverkäuflicher „ 166. Fall S. In zwei Prol)en gerichtlich beschlagnahmten Weines
''^^' waren zwar direckt gesundheitsschädliche Bestandtheüe nicht
nachgewiesen worden, allein dieselben waren so zAveifellos
ungenießbare Kunstprodukte aus mit Alkohol verschnittenem
Naturwein unter Zusatz von „Couleuren" beliebiger Art, daß
sie als unverkäuflich bezeichnet werden mußten.
Gesundheit.s- „ 167. Fall F. Es war die durch eine Erkrankung veranlaßte Frage
gefähriiciikeit ^^^ beantworten, ob in der Emaille einer Kaffeekanne von
emaillirter '
BieciiKesehirre. der Art der jetzt so verbreiteten eraaillirten Blechgeschirre
gesundheitsschädliche Substanzen enthalten seien. Die Unter-
suchung ergab als Bestandtheile der eigentlichen Glasurmasse :
Thonerde, Kalk, Borsäure, Kieselsäure, Zinnoxyd, als färbenden
Zusatz Kobalt und als Verunreinigungen in höchst geringen
Mengen bis Spuren: Baryt, Antimon, Arsenik, letztere beiden
wie begreiflich von Kobalt oder Zinnoxyd herrührend. Diese
Mengen waren aber so unbedeutend, daß von einer Gesundheits-
Gefährlichkeit derselben weder in vorliegendem Falle noch
sonst die Rede sein kann.
schiftriproviaut ,, 169. Schiff E. & L. Die an Bord dieses Schiffes eingetretenen
und bkorbut. Skorbutfälle führten zur Prüfung einerseits des Trinkwassers
auf seine Reinheit , andererseits speziell des Pökelfleisches
auf seinen Nährwerth. Li der ersteren Frage konnte die
Abwesenheit irgend nennenswerther Mengen von Seewasser,
im letzteren Falle der noch recht erhebliche Nährwerth des
asservirten Pökelfleisches (auf 1 Kilo knochenfreies Fleisch:
179 grm. Proteinstofte und 318 grm. Fettj konstatirt werden.
Chemisches Staats -Ijal)oratoriam. XLI
Die amtliche Petroleum-Kontrolle.
Dieselbe ist im verflossenen Jahre nach den iin vorigen Jahres- AmtiiciK^
. l'otroleuin-
berichte geschilderten Gesichtspunkten, nnr m erweitertem umiange, KoiitroU(>.
diirchgefüiirt.
Auf Wunsch des Vereins hiesiger Petroleum-Importeure wurde
nämlich die amtliche Kontrolle, Avelche der getroffenen Vereinbarung
gemäß bisher auf die von Mitgliedern dio-;es Vereins importirten
Ladung^ n beschränkt war, nunmehr auf ..alles hier eingehende Petroleum,
soweit dasselbe für Deutschland bestimmt und noch nicht anderweitig
amtlich getestet ist," ausgedehnt, nachdem dieser Wunsch diesseitig
empfohlen worden war und unter dem 8. Mai d. -I. die Genehmignng
der Ersten Sektion der Obei'schulbehörde gefunden hatte.
Im Ganzen wurden geprüft:
1SS4 gegen 188P..
48H Proben in 970 Bestimmungen aSii in (157 Bestimmungen,
von welchen 9 Proben 2 Proben P»ussisch. Pe-
troleum waren
und 5 Proben 11 Proben
einen Mindertest, d. h. einen Entflammungspunkt von unter 2P' Gels,
bei 700 Millim. Barom. zeigten. Mehrfach wurden auch noch andere
Petroleumsorteu und Importe einer Prüfung unterzogen.
Eine im Anfange des Jahres vorgenommene Revision der
Petroleum-Läger hiesiger Zwischen- und Kleiu-Händler erstreckte sich
auf 24 Läger in 2ß Proben mit 52 Bestimmungen und ergab überall
eine dem Reichstest entsj)rechende Beschaffenheit der Waare.
Dio Kontrolle der Nahrungs- und Genul.-.mittel sowie Nahrungsniittc
der Gebrauchsgegenstände nach dem Gesetze vom 14. Mai 1879
Avurde von den liierzu ausgebildeten Polizei-Ofiiciauten unter den im
vorigen Bericht mitgetheilten Voraussetzungen in der Weise ausgeübt,
daß dieselben beliebig Proben einkauften und dann im Laboratorium,
wo ihnen zwei Arbeitsplätze zur Verfügung gehalten werden, unter-,
suchten. In 22 Fällen unter 124 Proben war das Ergebniß ihrer
Prüfungen derartig, daß dasselbe der Polizeibehörde zur Kenntniß und
event. Weiterverfolgung übergeben wurde.
Leider waren die Ofticianten während des größten Theiles des
Jahres fast ganz durch andere dienstliche Pflichten so in Anspruch
genommen, daß jene systematische (Kontrolle nur mangelhaft verwirklicht
werden konnte.
XLII Chemisches Staats -Laboiatorium.
3. Die Unterrichtsthätigkeit.
Während im Sommerseniester des Jahres l<s84 nur die praktischen
Uebungen im Lahoratorinm abgehalten wurden, trat im WiTiterhalbjahr
neben denselben auch eine Wiederaufnahme der Vorträge (über
Unorganische und Analytische Chemie in 7 Stunden wöchentlich) ein.
Die Verlegung der Vortragsstunden auf 2 resp. 3—4 Uhr Nachmittags
gegenüber den früheren von 8 — 0 Uhr resp. 10 Uhr Morgens hat sich
hinsichtlich der Frequenz sehr bewälivt und dü}-fte deshalb für die
Folge festzuhalten sein.
Die Zahl der Theilnehnier an den Vorträt^en und praktischen
Uebungen im Laboratorium betrug:
1. Januar-Ostern Sommer Wintei' inlssi überluuipt
Ins ult. Dec.
7 10 17 25
von welchen 7 K» 12 20
im Ijaboratorium arbeiteten. Ihrem Berufe nach i;ruppiiteu sich
dieselben in
Chemiker C Anfänger und (ieübtere) . . C!
Lehrer 2
Kaufieute resp. Fabrikanten 7
Polizei-Ofticianten ;{
25
Damit steigt die (Jesammtzahl derer, welche in den 5 Jahren
seit Beginn der regelmäßigen Unterrichtsthätigkeit iui Institute eine
Anleitung, Ausbildung und Förderung ihrer chemischen Studien ge-
funden haben, auf 81. Die Einnahme an Honorar etc. bis ult.
December 1884 betrug J^ 1517,10 gegen y^ 410,50 in 1883.
4. Die Verbreitung chemischer Kenntnisse
in weiteren Kreisen
hat auch im vergangenen Jahre mit Hücksicht auf die anderen
amtlichen Arbeiten und Pflichten nicht in dem wünschenswerthen
Grade gefördert werden können und wird erst bei einer ausgiebigeren
Entlastung der Beamten des Instituts zu ihrem Rechte zu gelangen
vermögen. Einzelne Vorträge in Vereinen sind, soweit es Zeit und
Kraft erlaubten, gehalten worden.
Die Beibehaltung der zwei amtlichen Sprechstunden, 11 — 12
und 4 — 5 Uhr, ergal) sich wegen des zahlreichen Zuspruches als Noth-
wendigkeit.
Chemisclies Staats -Ijiil)orat(irium. XLIII
5. Die Ausführung wissenschaftlicher Untersuchungen.
(Uebersicht unter YIII.)
Nur ein n-eringcv Tlicil aucli dieser Arbeiten verdankt der Iroien
Initiative, ^velell(> nur allzusehr dureli die l'x'rufstliätiokeit einoeenot
wird, iiire Veranlassuu". Meist sind dieselUeu durcli die in den
tiüliereu Abseluiitteu (1 u. 2) oeschilderteu rntersneliun-ien l)edin<it,
oder aber durcli si)e/lelle Anreoun^' und auf Wuuscli hiosin-er Ver-
waltun.ueu entstanden. Fawähnenswertli sclieiiieii die naebfolucuden :
Jlllll IKll.
No. 9.[. .".1, 11. liitersueliun^en diverser .Vvtelaete und Knoehen-
reste prähistoriselier (irabl'unde.
f) 1 . 90. Untersueluin,«>en über die IJestininiuui!; des spezif. (rcwichtes
von Portland -Zement nacli Schumann und über die Nach-
weisbarkeit von verfälschendeu Zusätzen in demselben.
8-2. Ueber die Fettbestimmung der Mikdi mittels der Factobutyro-
meter nach verschiedenen Methoden.
91. Untersuchung einer fraglichen Masse aus einem iirii hi-
storischen Grabe. Der lauggehegte Zweifel, ol) hi<'V ein
natürlicher Zinnstein oder aber eiu durch langsame Oxy-
dation wirklichen Zinn-Metalles entstandener Körper vorläge,
konnte einerseits durch den Nachweis der Abwesenheit aller
Kieselsäure und andererseits direkt durch das Auftreten
sehr kleiner Zinn-Flitter in (h>r Masse im Sinne der zweiten
Alternative entschieden werden. Das ehemalige Zinn-Metall
erwies sich zugleich als stark Kupfer- und Blei-haltig, neben
kleinen IJeimengungen von Eisen und Antimon.
9S. Arbeiten über die (piantitative Bestimmung des Camphors
in oihcinellen Gemischen.
99, 1G2. Begutachtungen von sehr hoch entHammbaren Tetroleum-
Sorten (White Eose, Water White. Korff's Kaiser-Oel).
.. Itl. 112. li:'). Abschlieüende Untersnchungen über die Verwend-
barkeit des Amylalkohols für quantitative Bestimmungen und
Trennungen unorganischer Salze.
„111, 115. Analyse eines sclu'in krystallisirten Apatits aus Mexico,
in welchem zugleich ein erheblicher Gehalt an Ceroxyd ge-
funden wurde, nel)st kritischer T^ntersuchung ül)er die Pen-
held'sche Fluor-Bestimmung.
., U;?,. Prüfung diverser Knochenreste und daraus gefertigt(M- Arte-
facte aus dem südlichen ^h^\ico.
XLIV Cliemisches Staats -Lnboratdrium.
Journal
No. 172. rntorsuchun<2; der (iallert-Massen von Pectinatella ]itap;uifica.
Die ül)erfaust<iTof.5eii liyalinen Massen von selir auffallender
Festiiikeit l)ei wenig hervortretender Structiir ül)erraselien
zunächst durch ihren außerordentlichen Wassergehalt. l>ei
Stücken, die äußerlich völlig ahgetrocknet waren, ergah
sich l)eim Eintrocknen ülier Schwefelsäure im Vacuurn, ohne
Anwendung irgend welcher Erwärmung, ein aus einer dünnen
Haut l)estehe]uler Rückstand von 0,.->3"/o der angewandten
Masse, so daß also ein Wassergehalt von O9,7^yo vorliegt.
I'vS dürfte dies wohl den größten hekannten Wasserticdialt
organischer (Jehilde repräsentireu. Zwischen feinen Tüchern
ausgepreßt wird nur Wasser entfernt und es hleiht ein
schleimiges von eigenartigen Häuten (Memhranen) (hn'ch-
zogenes Tiesiduum mit einem (iehalte von immer noch
S0,?)7*'/o Wasser und nur lO.fio^/o Trockensuhstanz. Diese
letztere vertlieilt sicli auf 0.8()"/u Asche (Mineralsuhslanzen),
2,47 "/o in Salzsäure iTisliche Organische Substanz, (i,0:;"/n in
verdünnter Kalilauge hlsliche stark Schwefelhaltige Alhu-
minate und l,2r)"/o nacli weiterer I)ehandlung mit Alkohol
und Aether zurückl)leil)enden reinen Chitins, als derjenigen
Suhstanz, welche wolü die ol)genannten membram'isen Scheide-
wände der (ballerten l)ildet. Die IJehereinstimmung mit wirk-
lichem Chitin konnte, abgesehen von den übrigen Reactionen,
auch dadurch sein' schTni erwiesen werden, daß die 0.70.5 grm.
des fast weißen Rückstandes bei der lUdiandlung nach
Ledderhose ausgezeichnetes Salzsaures (ilycosamin lieferten.
.. 17:'), 17 4. Die Arl)eiten über die direkte Extraktion von Mineral-
salzen aus PHanzentheilen durch verdüinite Säuren sowie die
Dromide alkvlisirter Kni)ferammoniumbasen sind, soweit es
die Inans})ruchnahne durch amtliche Arbeiten gestattete,
auch in diesem Jahre weiter gehirdert.
Leber die oberwähuten Lntersuchungen jiräliistorischer Funde
ist r)ericht erstattet in der Al)handlung von Dr. E. Raittenheir/, Jahr-
buch der wissenschaftlichen Anstalten zu Hamburg für 1888 j). 80 ff',
nebst Anhang,- und in der Abiiandlung von Dr. O. OUlicaisen in den
Verhandlungen der Derliner Anthropol. (iesellschait 1S84 p. r)28.
Naturhistorisclies JMiisfum. XLV
Bericht
iibor das
Naturhistorische Museum zu Hamburg
für das Jahr 1884
erstattet vom Direktor Professor Dr. Pagensteclier.
Unter dem Vorsitze seiner Maeniticenz des Herrn Bürgermeister Muscum.s-
... l<onuiUKSiou.
Dr. Kirchen])mier ist in 1884 die Museumskommission gebiklet gewesen
von den Herren Dr. Jolm Israel, Dr. J. Tli. Ikhn, Director Dr. H. Bolau,
Dr. J. G. Fischer, A. Fartz und dem kier berickterstatteuden Director.
In erfreulichster Weise kaben Mitglieder der Kümmissiun sick i'''r«')ni'ii
_ "- , _ woklio am Mu-
aucli an den Avissensckaftlicken Arbeiten des jMuseums betkeiligt. soum si-mbeitfit
Namentlick bat Herr Dr. FiscJier aucli im vergangenen Jakre die iiiii"'"-
Pieptilien, Amphibien und Fiscke gänzlick beaufsicktigt und behandelt
in um so umfassenderer Arbeit, als durch verschiedene Umstände in
diesen Klassen /ahlieicke Neuigkeiten eingingen. Su hat auch Herr
Dr. Beim die Arbeit geleitet, durch welche die Tischbein'sche JSanim-
luug in geeignete Verfassung gebracht werden soll. Herr Dr. Bolau
ist behiiltlich gewesen, Mängel, welche sick früker in' Bezeichnung und
Katalogisirung eingeschlichen hatten, aus seiner Erinnerung aufzuklären
und hat uns unterstützt durch die literariscken Hülfsmittel der zoulo-
giscken Gesellsckaft. Ferner kat Herr G, Gercke, wie in den ver-
gangenen Jakren, die I"\-eundlickkeit gekabt, die Dipteren unter seiner
Aufsickt zu halten.
Die im Gesetze vui-gesehene Ernennung Aveiterer Custoden zu
dem für Mineralogie, Herrn Dr. 0. Alägge, zu l)eantragen, kat man,
trotz des dringenden Bedürfnisses, wegen Mangels von Arbeitsräumen,
nock x\nstand genommen. , Als wissenschaftlicher Hülfsarbeiter wurde
übrigens auch iti 1S84 Herr Dr. G. Ffeffer für Mollusken, Krebse und
Echinodermen verwendet.
Die Bearbeitung der Klassen und Ordnungen, l'ür welcke andere
Arbeitskräfte nicht vorhanden waren, namentlich der Säugethiere,
\'ögel, Schmetterlinge, Würmer, Korallen, Schwämme übernahm der
Director neben den \'erwaltungsgeschäften und dem Rechnungswesen.
Zu dem ersten Präparator Herrn F. Biickinaiui kam als zweiter
in nunmehr fester Anstellung Herr J. Itzerott. Als Gehülfe wurde in
mancherlei Arbeiten Herr W. Gammelt beschäftigt und es ist auch
XLVI Naturhistorisches Museum.
diese Stelle für ISyö unter dem Titel eines Zeicliuers und Sclireil)ers
als eine feste vorgesehen. Die Aufsicht im Museum wurde von Herrn
DömJing, an Sonntagen und Feiertagen zugleich von je einem der
Prä])aratoreu, die Aufsicht in der Garderobe von Frau E. Weber ver-
sehen. Als Präparatoreleven arbeiteten M. Buse und H. Förtmeyer.
Musouiiisiiau. Was den Museumsbau betrifft, so wurde von der Baucommission
das Programm bekannt gemacht, der Termin für die erste Conkurrenz
auf den 30. April 1884 gestellt und als Preisrichter unter Vorsitz des
Herrn Landgerichtsdirektors Dr. Föhring hier die Herren Baurath
H. Ende in Berlin, Mitglied des Senats der Akademie der Künste,
Oberbaurath Dr. von Leins in Stuttgart, Architekt J. E. Ahrens hier
und der Direktor eingesetzt. Es gingen von ir2, beziehungsweise
rechtzeitig von 1()8 Architekten Pläne ein, einige mit alternativen
Vorschlägen. Dieselben wurden, nach Durchrechnung durch Beamte
der Baudeputation, vom Preisgerichte während der Tage vom 5. — 8. Juni
geprüft.
Als ^'erfasser der als die preiswürdigsten bezeichneten 5 Pläne
ergaben sich aus den Motto-Couverts in alphabetischer Folge die Herren:
Kirchenpainr und rhilippi in Hamburg, //. Nahrcnholi und C. Throiiicker
in Berlin, Heinr. ]\[ülhr in Bremen, Sdnu/dl und Xcikc/iiKinii in
Hamburg, tSempcr und Krui/sch in Handjurg.
Solches wurde von der Baukommission am 15. ,luni bekannt
gemacht. Alle diese Architekten sind in die zweite Conkurrenz
eingetreteu. ')
Angesiclits der instruktiven Arbeiten der ersten Conkurrenz prä-
zisirte das Preisgericht die Haupterfordernisse des Baues in Folgendem :
1. Grosser , einheitlicher, von l^inbauten möglichst freier
Centralsaal.
;i. Reiche Durchbrechung der Wände des Centralsaales.
'6. Ausgiebigstes Oberlicht mit \'ermeidung gesuchter, nutzloser
Aufbauten.
1. Ausgekragte, frei schwebende (jallerien unter \'ermeidung
kostspieliger und störender architektonischer Stützenanorduung.
5. Eingang von der Seite des Steiuthorwalles und Erhaltuug
der Nordfront für die Arbeitsräume.
6. Zugang zu der Haupttreppe ohne Durchschueidung des
Centralsaales.
*) In der eiigereü CuDkurrcuz ist am 21. Februar 1885 der l'lau der Herren
Semper & Krutisch als der beste ausgewälill worden.
>.'ataihistorist'hcs Museum. XLVII
7. /iisainiiieiik'guiit!; der lUlume für Arbeit, Verwallunj;- uiul
Uutcrriclit gegen die Nordseite.
y. Gelilialnien längs der Fensterfronten für die Räume mit
hohen Schrankkompartimenteu.
!). jNhiglichst au die Decken reichende Fenster in den Sammhings-
räunien.
So haben unter der Hand der konkurrirenden und der preis-
richtenden Architekten unsere Ideen sich zu deutlichen Hauptzügen
gestaltet, in deren Verfolgung Handourg ein eigenartiges, den Zweck
mit dem geringsten Kostenaufwande erfüllendes Museum zu erwarten hat
Herr Bürgermeister Dr. KircJicnimuer ist aus der Baukom-
mission, deren Vorsitz er führte, ausgetreten und durch Herrn Senator
M. Th. Hoyn ersetzt worden.
In den dermalen benutzten Bäumlichkeiteu ist eine Aeuderuug rinvi.sorisciic
nicht vorgekommen. Fs ist aber die Ausräumung grosser Museums-
gegenständc in einen [jrovisorischen Bau beantragt, zu welchem der
Verwaltungsrath der Zoologischen (jesellschaft für einige Jahre das
Terrain gewähren will. ') Nur so wird die Unterbringung der neuen
Frwerbungeu und die Herstellung der Ordnung zu ermöglichen sein,
welche als \'orbereitung für die Beziehung des neuen Museums mit
sehr umfassender Arbeit angestrebt werden niuss. Vielleicht wird
dann die Heizung des Museums wieder aufgenommen werden können,
durch deren Aussetzung die (iesundheit der Bediensteten und die
t'onservirung der Objekte gefährdet ist.
üas Mobiliar der Arbeitsräume ist fertig gestellt. Im Museum M'ihiiiar.
sind die zwei neuen Sehränke für Schwämme schön ausgefallen. j\Ian
darf erwarten, dass bei Ausführung im Grossen solche sieh billiger
stellen werden, Fs sind einige Aveitere derartige ■ Schränke für niedere
Thiere ei'beten, damit in den älteren die geordnete Aufstellung der
Reptilien und Fische vollendet Averden könne, sowie ein Insekten-
schrank und ein Oonchylierischrank, In Verwendung dieser Schränke
für zunächst fertig gestellte Fheile der Sammlungen können die danach
fertig Averdenden jedesmal in leer gemachte Kasten und Schiebladen
methodisch eingeordnet Averden. Die Construktion der neuen Schränke
ist überall so erbeten, dass sie für das neue Museum in jeder Be-
ziehung geeignet sind. Fhi massiger Bestand an neuen Schränken
Avird späterhin gestatten, die alten nach und nach zu geeigneter Form
umzuarbeiten.
') i«t iu 1885 vuü Seuat uud liüi'gerschal't geuehmigt.
XL VIII Naturhistorisches Museum.
Haiidbibiiotiii'k. Die Eiiu'iclituiig einer Hundhibliuthek hat grosse Fortschritte
gemaclit. Aus der für dieselbe uud für Instrumente gemeinsam
gewährten einmaligen Bewilligung sind J6 05^2,44 und aus dem
Ordinarium noch J6 4S,(i5 für diesen Zweck verwendet worden. Als
werthvollere sind von den angeschafften die folgenden Werke anzuführen:
Proceed. of the Zoolog. Soc. of London, colour. illustr., compl.
Dumont d'Urville Voyage de l'Astrolobe.
Schrencks Reisen im Amurlande.
Peters Reise nach Mozambique.
V. d. Decken Reise in Ostafrica.
8 Abtheilungen der Novara-Reise.
Richardson & Gray Zoology of the Erebus & Terror.
Ehrenberg & Hemprich Symbolae physicae.
Hcuglin Ornithologie von Ostafrika.
Rüppell Neue Wirbelthiere zur Fauna Abyssiniens.
Barker, Webb iV: Berthelot Faune des lies Canariea.
Bouai)arte Iconographia della Fauna Italica.
Bijdragen tot de Dierkundc 1 — I).
Sharpc iMonography of the Alcedinidae.
Bleeker Atlas ichthyologi(jue.
Martini & Chemnitz, Conchylien-Cabinet N. A.
Philippi Abbildungen von Conehylien.
Mc-Intosh British Aunelids.
Kokscharoft' Materialien z. Mineral. Russlands.
Hessenberg Mineralogische Notizen.
Mallard Traite de Crystallograi)hic.
Einige Schriften sind von Privaten und von (lesellschaften
geschenkt worden; eine grosse Zahl Abhandlungen kam vom Institut
national de Geneve. Die Versendung des Jahresberichts mit den auf
das Museum bezüglichen Abhaudhmgen aus dem Jahrbuche der
Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten ist von der Bitte begleitet
worden, uns im Austausche geeignete niuseologische und Gesellschafts-
schriften zukommen zu lassen.
Jn.stiuiiioiitc. Für Instrumente wurden aus der einmaligen Bewilligung
J^ o477,5(i und aus dem Ordinarium J6 ;i(JO.i'J verwendet. Von den
angeschafften sind hervorzuheben: Elektromagnet, feine Wage, ReÜexions-
goniometer, Po]arisationsaj)parat und Polarisationsmikroskop, Mikroskop
von Zcm, Lupen mit Stativen und eigens angegebenen Objekthaltern,
gröbere technische und feinere anatomische Bestecke, Injektionsspritzen,
ein Doi)pelbhisba1g, eine gewöhnliche Wage. Ein 01)jektiv wurde von
Herrn Dr. J. (t. Fischer geschenkt.
Naturhistorisches MuseuTn.
XLIX
Vom 1. März 1884 an ist das Museum nach dem neuen Eegulativ RenutzuuK des
täglich mit Ausnahme des ersten Oster- und ersten Weihnachtstages,
des Himmelfahrtstages, sowie derjenigen Montage, welche nicht Festtage
sind, unentgeltlich von 11—3 Uhr geöffnet gewesen.
Die P'utleihung von Gegenständen aus dem Museum zur Be-
nutzung hei Vorträgen, zum Schulunterrichte und, nach auswärts, zu
wissenschaftlichen Untersuchungen hat in gewohnter Weise stattge-
funden. Namentlich sind Objekte von Süd-Georgien und aus dem
Massailande auswärtigen Gelehrten zur Bestimmung anvertraut worden.
Für die Walausstellung wurden der Zoologischen Gesellschaft werthvolle
Stücke geliehen und haben zum Erfolge dieser Ausstellung wesentlich
beigetragen. Wenn wir damit einen Theil des Dankes abtrugen, zu
welchem das Museum dieser Gesellschaft in jedem der vergangenen
20 Jahre verpflichtet Avurde, so hat die Gesellschaft dem Museum
aufs Neue ihre Gunst bewiesen, indem sie ihm die 3 grossen ausgestellt
gewesenen Walskelette zur Hälfte des Kostenpreises zum Kaufe ange-
stellt hat.
Unter den dem Museum geAvordenen Geschenken sind folgende Geschenke.
als grössere, meist als Sammlungen bildende hervorzuheben:
Von der Zoologischen Gesellschaft 23 Säugethiere, einige
Schädel von solchen, 21 Vögel, G Eeptile und Amphibien, ver-
schiedene Eier und andere Thiere.
Von der Geographischen Gesellschaft der Rest der zoo-
logischen und mineralogischen Gegenstände, welche Herr Dr. G.
A. Fischer auf seiner im Massailande aus Veranlassung der
gedachten (iesellschaft gemachten Reise gesammelt hat; zu den
im vorigen Berichte erwähnten noch etwa 250 Vögel, 33 Eier,
einige Nester, 32 Säugethiere nebst Köpfen, Schädeln, Gehörnen,
eine Käfersammlung, einige andere Insekten, Skorpione, Spinnen
u. a., auch Gesteine vom Kihma NdjaroV). Herr Dr. Fisdier fügte
Mehreres bei, was er sonst auf seinen Reisen, besonders auf
Zanzibar gesammelt hatte.
1) Da die Schmetterlinge dieser Sammlung nicht l;esouders beschrieben sind,
drucken wir hier die vom Direktor über dieselben dem Reiseberichte des
Herrn Dr. G. A. Fischer beigefügten Bemerkungen ab. Derselben waren
nur fünf:
Hypolimuas Misippus L. vom Naiwascha-Sec,
Pieris Severina Cr. „ „ ,,
Eurema Brigitta Cr. „ ,, „
Syntomis sp. (nahe S. Hübuei-i) Küste,
Braluuaea Neumayeri ,s;^;. nov. Ssigirari.
Die zwei Exemplare von Pieris Severina Cr., beide Weibchen, sind nicht
d
]j Naturhistorisches Museum.
Diircli die Fürsorge des Herrn Wociiuann die Sammluiigen
des Herrn H. Soyaux auf Ssibange-Farm, Gaboon, diesmal mit 107
sorgftältig behandelten Schmetterlingen , und die tler Herren
Cai^itaine der westafrikanischen Linie Hujrfer und MelcJieiisen,
vorzüglich Ileptilien, Amphibien, Fische, Insekten in Spiritus. Im
Januar 1885 sind bereits wieder sehr reiche Sammlungen von
den Herren Soyaux und Hiqjfer eingetroffen.
Von Herrn Consul FhiUppi in Mozambique mit ausser-
ordentlichem Geschick auf den Klippen daselbst gesammelte Thiere
mit einer Menge bis dahin im Museum nicht vertretener Arten
von Krebsen und Gorgoniden.
Von Herrn F. H. SfecJier Reptilien, Fische, Insekten,
Krebse von Nossibe bei Madagaskar.
Von Herrn Statlimn 15 ausgestopfte Vögel von Helgoland.
Von Herrn stud. C. C. StuliJmann 70 Schmetterlinge von Hainan.
Für zahlreiche kleinere Geschenke ist den Gebern der Dank
direkt und in den öffentlichen Blättern ausgesprochen worden.
Ervvcrbuugen. Die grösstc Frwcrbung war die der Hymenopterensammlung
des verstorbenen Herrn Oberforstmeisters Tii<(hb('in in Eutin. Die
Sammlung hat hohen Werth durch die darin niedergelegte Thätigkeit des
berühmten Sammlers, macht aber durch die Mängel der äusseren Be-
handlung grosse Arbeit. Vom Mitsenm Godcffroy wurden sehr schöne
Korallen und das Skelet des Palapteryx elephantopus Owen , von
Francli iu London eine Hatteria punctata Gray, vom Antiquar (Jolin
hier eine Kollektion Vogelbälge aus Hopetown, von Herrn Sdilufer
schwefelgelb aul' der Unterseile, sonderu weiß, gleich sulcheu vom Cap und
von Zanzitjar. Die Brahraaea Neumayeri Pageustecher spannt über 12 cm.
Sie kommt der B. lucina Drury und Swanzii Butl. nahe ; weifse mit braunen
Wellenlinien versehene Binde über Vorder- und Hiuterflügel; nach aus-
wärts von derselben die Wellenlinien auf dem chocoladefarbigem Grunde
bis zu den Randflecken reichend, von diesen der erste und vierte bis
siebente des Vorderflügels mit schwarzem Stern, der zweite, dritte, achte
blafs, ledergelb, alle mit weißem Außensaum, sielieu Randflecke des Hinter-
flügels vom Grunde wenig unterschieden, nierenfürmig mit einem Striche
im Innern; Wurzel des Hinterflügels einfarbig chocoladebraun. Auf dem
Vorderflügel einwärts von der weißen eine braune Binde, in der Mitte am
schmälsten, vorn sehr breit, nahe der Vorderader mit vier unregelmäßigen,
dunklen, hell auslaufenden Flecken. Die Wurzel mit zackigen, hellen und
rostrothen Linien gebändert, Fühler blaßgelb; Leili mit rostrotheu Seg-
menträndern ; auf der Unterseite die Flügel wurzelwärts der Binde ein-
farbig chocoladebraun, nur Vordersaum und vom Hinterflügel verdeckter
Theil der Vorderflügel heller, sonst wie oben. (Das Massailand von
Dr. med. G. A. Fischer; Hamburg, L. Friederichseu & Co. 1885. p. 150.)
Naturhistorisches Museum. LI
liier eine aiisf,'c/.eichnete Spierjglaiizstiife, von Yoif/f d'' Hoihgesany eine
Sammlung Dünnschliffe gekauft. Die übrigen Ankäufe sind unbedeutend.
Sie Avurden überliaupt ermöglicht durch die jetzt gestattete Verwendung
des Erlöses aus Doubletteu für das Museum.
Die Aufwendungen für Aptirung waren bedeutend wegen der AptinuiK.
Fülle der Eingänge in 1888 und 1884 und der Nothwendigkeit die
alten Bestände hervorzuziehen und das bereits Aufgestellte in schickliche
Verfassung zu bringen.
Die Einnahmen und Ausgaben, soweit sie durch die Rechnung jiwiinmig.
des Direktors gingen, balanciren mit folgenden Zahlen :
Hülfsarbeit 4 '^2<),—
Einmalig zur Anschaffung von Büchern und Instru-
menten „ 10 ()(K),—
Anschaffung, Aptirung u. s. w. bewdligt J6 4 500, —
dazu aus Doublettenverkauf „ 771,28
„ 5 271,28
Allgemeine Verwaltungskosten (Aufsicht, Bureauu. dgl.) „ 800, —
Uneigentlichc Einnahmen und Ausgaben „ 2,40
J^ IG 383,68
Die Inventarvermelirung soll erst auf 1. Mai 1885 festgestellt Vcnu.'hnmg,
werden. Was die höheren Thiere betrifft, so sind, wenn wir die zum
'l'heil schon im vorigen Berichte erAvähnten Vögel des Herrn Dr. G. A.
Fi^<Jur hier ganz und ebenso die grade unter den Händen der Prä-
paratoren befindlichen Säuger und Vögel des Herrn HumUol von
Madagaskar und die Vögel von Hopetown einrechnen, an bisher nicht
vertretenen Arten zugewachsen: 46 Säuger, 218 Vögel, 54 Reptilien,
1) Amphibien. 62 Fische. Es ist darunter eine sehr erhebliche Zahl
für die Wissenschaft neu, wie zum Theil die wissenschaftlichen Beilagen
zu diesem Berichte ausweisen.
Die Bearbeitung und Einordnung der grossen Samndungen aus Arbeiten.
Westafrika, dem Massailande und Süd-Georgien, sowie der genannten
kleineren hat in 1884 die Kräfte der wissenschaftlichen Arbeiter sehr
in Anspruch genommen. Sind doch in 1883 und 1884 etwa 4000
Nummern, die einzelnen öfters mit sehr vielen Individuen in den
Eingangskatalog eingetragen Avorden. Doch wurde in allen Theilen der
Sammlung an der Verbesserung der Bestimmung und Aufstellung der
älteren Objekte Aveiter gearbeitet. In der mineralogischen Abtheilung
Avurden diese Arbeiten soweit gefördert, dass die Vollendung der
Mineralien -Bestimmung bis zum Schlüsse des Jahres 1885 erwartet
Averden darf.
LH Physikalisches Kabinet.
Physikalisches Kabinet.
Bericht des zeitigen Vorstehers Dr. August Voller.
' Das physikalische Kabinet hat sich, soweit die Beschränktheit
der Zeit und Kraft des Vorstehers ermöglichten, im verflossenen Jahre
stetig weiter entwickelt. Wie seit mehreren Jahren erstreckte sich
die Thätigkeit desselben auf regelmässige Curse wissenschaftlicher
Vorlesungen, auf die Leitung praktischer Uebungen im Laboratorium,
auf die Erstattung von Gutachten für Behörden, sowie auf den Verkehr
mit dem Publikum hinsichthch der Ertheilung von Auskunft und
wissenschaftlichen Rathschlägen in Angelegenheiten technisch - physi-
kalischer Natur.
Unter den von Seiten der Behörden requirirten Berichten und
Gutachten w-aren diejenigen betreffend Blitzschlagfälle im letzten Sommer
besonders zahlreich (14); ein auf Grund der gemachten Wahrnehmungen
als nothwendig erkanntes Regulativ für die Anlage und Unterhaltung
von Blitzableitern ist in der Vorbereitung begriffen.
Die durch das Bedürfniss des Publikums hervorgerufene, im
letztjährigen Bericht näher dargelegte Thätigkeit des Vorstehers hat
auch neuerdings stetig zugenommen und zahlreiche Besprechungen,
Correspondenzen und experimentelle Arbeiten erfordert; während des
Winters allein wurden 44 wichtigere Fälle der Art zur Erledigung
gebracht.
Die Vorlesungen des Berichterstatters waren gut besucht. Es
wurden während des Winters öffentliche Vorlesungen über die praktische
Anwendung der Elektricität gehalten, welche sich einer so starken
Theilnahme erfreuten, dass ein grosser Theil der Anmeldungen wegen
Ueberfüllung des Hörsaales unberücksichtigt bleiben musste. An
nicht öffentlichen Vorlesungen Avurden im Sommersemester „allgemeine
Mechanik" wöchentlich 2 stündig, im Wintersemester „allgemeine
Elektricitätslehre" ebenfalls 2 stündig gehalten; an der letzteren
nahmen 22 Hörer Theil. Ausserdem wurde im Sommer und Winter
Avöchentlich 4 Stunden „physikalisches Praktikum" gehalten; im Winter
nahmen an demselben 9 Praktikanten Theil.
Ausser von Seiten des Vorstehers wurden, wie in früheren
Jahren, so auch diesmal von Herrn Dr. Hoppe im Auftrage der Ober-
schvdbehörde wöchentlich 4 Stunden öffentliche Vorlesungen über ver-
schiedene Abschnitte der Physik im Hörsaale des Kabinets gehalten.
^Iiiseum für Völkerkunde. LIII
Das wachsende Interesse, welches dem physikah"schen Kabiuet
von Seiten des Pu1)likunis mehr nnd mehr entgegengebracht wird,
zeigte sich ancli in der Ueberweisnng znm Theil sehr werthvoller
Instrumente an die Sammlungen desselben. So wurde von Herrn
Capt. ScJiiUl' ein von demselben mit Unterstützung der Kellinghuseu-
Stiftung zum Zwecke magnetischer Beobachtungen auf See erworbenes
ßamhcrr/schc.s Inklinatorium mit sämmtlichen für die Bestimmung der
8 erdmagnetischen Elemente erforderlichen Einrichtungen dem Kabinete
übergeben. Ebenso überwies Herr Uhrmacher Dciiclcer demselben unter
einstweiligem Vorbehalte des Eigenthumsrechtes, jedoch im Uebrigen
zu unbeschränktem (icbrauche, einen grossen, höchst werthvollen
(■oinparator für Bestimmung linearer Äusdehnungscoefticienten mit
doppelter mikroskopischer i\.blesung, dessen optischer Theil seiner Zeit
aus der berühmten Werkstelle von Dr. Hugo ScJiriider hierselbst
hervorgegangen ist. Desgleichen wurden von mehreren andern Seiten
kleinere Instrumente u. s. w. dem Kabinet als Geschenk überwiesen.
Allen freundlichen Eörderern unserer Anstalt sei hierfür Avärmster
Dank erstattet.
Die auch im Uebrigen durch das regelmässige Jahresbudget
stetig, wenn auch nur langsam wachsenden Sammlungen des Kabinets
wurden auch ausserhalb unseres Laboratoriums wieder häufig benutzt;
es wurden etwa 150 Apparate in 38 Fällen ausgeliehen.
Museum für Völkerkunde.
Jahresbericht des Vorstehers C. W. Lüders.
Das verflossene Jahr ist wiederum besonders günstig zur Ver-
mehrung und Completirung des Museums gewesen. Die Geschenke,
die freundlichst eingeliefert sind, beziftern sich auf .''»^S Nummern,
vertheilt auf:
Asien 122
Afrika 238
Amerika 37
Oceanien 120
Europa 6
523 Nummern.
Besonders hervorzuheben sind darunter die von der Geographischen
Gi'sdlschaß hier überwiesenen, von dem Herrn Dr. Fischer aus dem
Liy Museum für Völkeikuude.
Massai-Lniule Afrikas mitgebrachten Gegenstände ca. 200 Nummern,
dann eine reiche Kollektion von ca. HO Nummern von den Südsee-
Inseln durch Herrn R. J. Robertson, ferner von dem Herrn Consul
Dr. Bicher in Berlin eine Anzahl von 25 Nummern von den Molukken-
Inseln, und von dem Herrn C. Hcujenheck 20 Nummern Gegenstäude
von Ceylon.
Von dem Museum in Leiden haben wir durch Tausch einiger
Doubletten eine bedeutende Completirung von Gegenständen zu den
Malaischen Inseln erhalten.
Angekauft wurden 1 1 3 Nummern und zwar von :
Asien 43
Afrika . 28
Amerika 10
Oceanien 32
IIB Nummern.
Das Verzeichniss der ganzen Sammlung ist jetzt fertig gestellt
und ist der Bestand am Ende des Jahres 1884, wie folgt:
von Asien 1514
„ Afrika . .1144
„ Amerika 1873
„ Oceanien 0(19
„ Europa 85
5585 Nummern.
So sehr wir nun auch zufrieden sein können mit dem guten
Erfolge und dem sich immer mehr bethätigenden Interesse für das
Museum, so sehr müssen wir bedauern, dass die Räumlichkeiten jetzt
in keiner Weise mehr ausreichen. Wir waren schon in die Noth-
wendigkeit versetzt, den Inhalt eines grossen Schrankes in Kisten
wegzupacken, um nur neuangekommene Sachen wieder aufstellen zu
können. Hotfentlich wird bald Wandel darin geschafft, damit wir
niemals in eine Bedrängniss kommen, die uns nöthigen könnte, werth-
volle Geschenke, welche, wie es oft vorkommt an die Bedingung ihrer
Schaustellung geknüpft werden, von der Hand zu weisen.
Sammlinig- vorgesehichtlichei' Alter thnmer. LV
Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer.
(Bericlit von Dr. E. Raiiteiiberg.)
Im Jahre 1884 ist die Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer
um oOf) Gegenstände (258 Katalog-Nummern), unter denen 38 geschenkt
waren, vermehrt worden.
Urnen, zum Teil mit interessanten Beigaben sind geschenkt
von den Herren Beclcer (Sande), B. Schrader (Barsbüttel), W. Ändresen,
Ch. Miclicrts (ReinbelO, l^r. C. Amsinck, Schcmh (Hambnrg) und von
Fräulein .1. Bösclier (Altenwalde); Bronzegeräte von den Herren
>6'/>'a?/er (Tesperhude; zwei leider nicht ganz vollständig erhaltene große
Bronzefibulä von nordischem Typus, nach Hildebrand Typus E, vgl.
Undset, Etudes sur Tage de bronze de la Hongrie I, 73 ff.). Anton
Garlitt (sehr schöne Nadel), Dr. Bauer (Nadel), AJbrecht (Lanzenspitze),
H. Dösclier in Altenwalde (Celt), E. Meyer in Kleinmühlen (Messer,
Pincette, Pfriem) ; Steingeräte von den Hen*en Flügge (Escheburg),
Ändresen (Reinbek), Ruutenherg (Schönweide), AJirend, Lähning und
R. Jansen (Hamburg), sechs Fläschchen mit Speiseresten aus dem
Pfahlbau bei Wangen von Herrn F. Worlee, Menschenknochen aus der
Erpfinger Höhle von Herrn Dr. Ferher. Endlich ist zu erwähnen,
daß Herr .1. von OhJendorj)' die Abformuug eines bei Grässe in
Mecklenburg gefundenen Schwertes mit Golddrahteinlage gütigst ge-
stattet hat.
Von der Bau -Deputation ist durch Herrn Ober -Ingenieur
F. A. Meger ein beim Bau des Isebeck-Canales in der Tiefe von
4,2 m gefundenes Geweili eines starken Dammhirsches der Sammlung
zugewiesen; Herr Director Streng hat die Gefäßreste aus 3 im Hofe
des Central-Gefängnisses befindliclien Herdstellen derselben freundlichst
zugestellt. Herr Friedhofsverwalter Cordes hat wie im vorigen Jahre
den Fundstellen auf dem Central -Friedhofe in Ohlsdorf genaue Auf-
merksandvcit geschenkt, und es sind die sämtlichen, namentlich durch
die Sorgfalt des Gärtners Herrn Frisch dort gefundenen Gegenstände:
der untere Mahlstein einer Handmühle aus Granit, zahlreiche ürnen-
scherben, ein kleiner Thonbecher, in unsre Sammlung gelangt. Auf
Ersuchen der Commission haben die Behörden und ein Hoher Senat
bestimmt, daß die Steinkreise und Steinsetzuugen, die bei den Arbeiten
dort freigelegt sind, erhalten bleiben sollten und so sind denn von
Herrn Cordes diese Denkmäler der Pietät unsrer Vorfahren in die
neuen Friedhofsanlagcn mit größtem Geschick eingefügt.
LVI SaniniluDg- vorgeschifhtlicber Alterthiuncr.
Uuter den aDgekaiiften Steingeriiten siiul zu erwähnen ein
Steinbammer von 0,305 m Länge und 4,75 k Schwere, ein Dolch von
grauem Flint von 0,32 m Länge, eine fast gleichseitig-dreieckige große
Lanzenspitze, mehrere Meißel von vorzüglichem Schliff und tadelloser
Erhaltung und ein Beil von. grauem Flint. welches in meisterhafter
Weise zugehauen ist. Aus der Gegend zwischen Elbe und Weser
sind in diesem Jahre die zur Sammlung des Herrn Sclieper in Lebe
gehörigen Urnen mit reichen Beigaben: Messern, Pincetten, Scheren,
Ringen, Fibeln, Schlüsselhaken (i mit Tierkopf), Ohrringen etc. in die
Sammlung gekommen (vgl. Bericht im Jahrbuch von 1884 S. LXKVI).
Von einem in der Gegend von Cadeuberge (bei Westerham) gelegenen
Begräbnißplatze sind eine Anzahl von Urnen mit Beigaben von Bronze
und Eisen aus der La-Tene-Periode augekauft. Sämtliche LTrnen
sind mit dem vollen Inhalt an Erde, Knochen und den Beigaben von
dem Finder eingeliefert, und so war eine genaue Avissenschaftliclie
Untersuchung derselben möglich; besonders häufig fand sich die
eiserne Fibula des genannten Typus, der Gürtelhaken und die Gürtcl-
verbindung mit Pving und Klammern. Von den Bronzen ist erwähnens-
wert eine Nadel von 0,16 ni Länge mit flachem conceutrisch gerilltem
Kopf; außerdem eine eiserne, am Halse gebogene Nadel mit schwerem,
massivem, fast wie eine Halbkugel gestaltetem Kopfe von Bronze (nach
ündset, das erste Auftreten des Eisens S. 310 von holsteinischem
Typus). Die Publication der für die von Südwesten herwirkenden
Cultureinflüsse wichtigen Objecte ist für das nächste Jahrbuch in
Aussicht genommen.
Durch Zeitungsberichte und Mitteilungen von Freunden unsrer
Sammlung, nach denen in Cuxhaven wertvolle Fundgegenstände an
Privatpersonen verkauft und in deren Besitz zum Teil zerstört oder
doch entwertet sein sollten, wurde die Commission auf die namentlich
in der Heide bei Altenwalde gemachten Urnenfunde hingewiesen.
Einige Sachen wurden von den Findern, meistens Arbeitern, die nach
Steinen für die Uferwerke suchten , käuflich erw^orben , und die
Freundlichkeit mehrerer dort wohnender Grundbesitzer hat die
wissenschaftliche l^ntersuchung einiger Fundstellen ermöglicht. Herr
Degenhardt gestattete Nachgrabungen auf der westlich vom Dorfe
gelegenen Heide (Fundobjecte: ein Bronzecelt in einer leider zer-
störten großen dickwandigen Urne); auf dem Grundstücke des Herrn
Behrmann, welches neben dem von dem Provinzial -Museum in
Hannover systematisch ausgebeutetem Urnenfelde liegt, ist bei der
planmäßigen Abgrabung eines ziemlich langen Streifens in der ganzen
Breite des Ackers leider nur eine kleine Urne gefunden. Ein auf der
Samnilmin Ilambiirgisolier Altertliümer. LVII
IToltjer Höhe (Bosit/ dos Herrn Hi'ihrnann) belegener Hüge]. dessen
Hauptgrab schon früher ansgeuommen war, ergab am ol)eren Rande
eine große wohlerhaltene Urne von rotem Thon mit einer flachen
Deckelschale nnd einer Eisentibula vom La -Tene- Typus, sowie drei
andre große (iefäße mit ähnlichen Eisentibula und viele zum Teil
reich ornamentierte Scherben. Am erfreulichsten ist die Ausbeute auf
dem Grundstück des Herrn Höht gewesen, von dem für nnsre
Sammlung 27 Urnen vom sächsischen Typus mit guten Beigaben
(Acc. Kat. 1884 Nr. 168 — 23G, vgl. Jahrbuch H. 1885 S. 1G9 tf.) ge-
wonnen sind.
Eine auf Anregung des Herrn Ingenieur Krause unternommene
Untersuchung eines Feldes bei Ulzburg ergab, daß dort ein ebenfalls
aus sächsischer Zeit stammender Urnenfriedhof gewesen ist, der
jedoch durch frühere Grabungen, wenigstens an den uns zugänglichen
Stellen zerstört war. Charakteristische Gefäßscherben wurden zahlreich
gefunden, und es ist gelungen einige Gefäße w'enigstens in ihrer Form
und ihren Ornamenten zu reconstruieren (Acc.' Kat. 1884 Nr. 237 — 241).
Leider hat die Mehrzahl der zum Teil recht ansehnlichen,
interessanten und wertvollen neuen Erwerbungen nicht ausgestellt
werden können, da auf dem der Sammlung zugewiesenen Corridor
kein Raum frei war, und die Ausräumung und Verpackung der schon
längere Zeit dort ausgestellten Gegenstände wegen der Zerbrechlichkeit
der meisten nicht ratsam erscheinen kann.
Die Bibliothek ist um 51 Werke und Hefte vermehrt. Herr
Frisch hat 12 Brochüren, zum Teil erste Publicationen epochemachender
Funde, die Gruppe Hamburg-Altona der Deutschen Anthropologischen
Gesellschaft sämtliche von auswärtigen Vereinen und Instituten ihr
übersandten Schriften (27 Nummern) geschenkt.
Sammlung Hamburgischer Altertliümer.
Berlclit von Dr. A. H. Kellingliuseu, d. Z. Vorsitzender der Commission.
Ein Verzeichniss der im Jahre 1884 für die Sammlung hani-
burgischer Altertliümer neu erAvorbenen Gegenstände ist, wie in früheren
Jahren, in den Mittheilungen des Vereins für hamburgische Geschichte
publicirt worden; unter denselben dürfte besonders eine durch gütige
Vermittelung des Herrn Senator Raiyp erworbenen Sammlung silberner
und zinnerner Trinkgefässe der Kranken- und Sterbecasse der Huf-
LVIII Botanisclies Museum.
und Schmiedegeselleu hervorzuheben sein: eine Sammhmg, welche
sich durch ihre Vollständigkeit und durch viele vortrefflich erhaltene
Gegenstände auszeichnet.
Das luteresse für die Sammlung zeigt sich auch durch die
wachsende Zahl der eingehenden Geschenke, leider ist aber der Raum
noch immer derartig beschränkt, dass an eine vortheilhafte Aufstellung
aller Sachen nicht entfernt gedacht werden kann. Ein von der Com-
mission und dem Verein für hamburgischc Geschichte an die S. T.
Oberschulbehördc gerichtetes Gesuch um Ueberlassung des von der
Stadt angekauften früher Hartmeyer sehen Erbes am Fischmarkt konnte
leider nicht bewilligt werden, und doch wird das Erforderniss grösserer
Räume mit jedem -lahre dringender; es ist zu wünschen, dass den
gerechten Anfoi'derungen auf Raum, dessen die Sammlung hamburgischer
Alterthümer iiedarf, bald (ienügo geleistet wird.
Jahresbericht
ülici' (las
botanische Museum zu Hamburg
für 1884.
Erstattet vom Professor R. Sadebeck.
KiiuiiiiicLkeitfii. Nachdem im Laufe des Berichtsjahres die III. Section der
Oberschulbehörde die von ihr als Sitzungssaal u. s. w. innegehabten
Lokalitäten den Zwecken des botanischen Museums überlassen hatte,
wurde die definitive Aufstellung der Sammlungen ermöglicht und
Hiifsarbeiton. sofort in Angriff genommen. Behufs der hierzu erforderlichen Arbeiten
wurden die Herren W. J. Gorerfs und A. Voigt, stud. phil. von dem
Referenten gegen Zahlung eines vorher vereinbarten Honorars heran-
gezogen, Herr Goverts während des ganzen Berichtsjahres, Herr A. Voigt
vom 24. October des Berichtsjahres au. Herr Dr. 0. Warhurg, der in
uneigennützigster Weise die erste Einrichtung und Ordnung der Holz-
sammlung bereits im Vorjahre besorgt hatte, hatte auch im Laufe
des Berichtsjahres wieder die große Ereundlichkeit, die neu hinzuge-
kommenen Stücke zu untersuchen und einzuordnen.
Trotz dieser Hilfeleistungen ist es bei der großen Anzahl der
vorhandenen Objecte nicht möglich gewesen, die Ordnung derselben
soweit herzustellen , daß das Museum schon im Laufe des Berichts-
Botanisches ISIusenm. LIX
Jahres dem Piil)]ikuin zugänglich gemacht werden konnte; aber die
Aufstelhmg ist doch znr Zeit dieser Berichterstattung so weit vorge-
schritten, daü die Eröffnung des Museums in wenigen Wochen er-
folgen wird.
Obwohl es wiinschenswerth gewesen wäre, die Trennung der Aiiiii.iiuiigon
einzelnen Abtheilungen in der im vorigen Jahresbericht bezeichneten ' ^'"^ ^"''^'^u^«'^-
Art und Weise aufrecht zu erhalten, so machten doch die Ivaumver-
hältnisse eine etwas gedrängtere Aufstellung nöthig und es wurden
daher die im vorigen «lahresbericht bezeichneten ersten beiden Ab-
theilungen vereinigt in eine ..Abtheilung für allgemeine wissen-
schaftliche und angewendete Botanik". Diese Bezeichnung
hebt zugleich die 'i'hatsache hervor, daü es den hiesigen Verhältnissen
angemessen erschien, auf wissenschaftlicher Clrundlage namentlich auch
die Eohproducte des Handels vorzuführen und, unterstützt von dem
unten näher besprochenen Laboratorium, die durch das Fehlen eines
Instituts für Waarenkunde vorhandene Lücke cinigermaüen auszufüllen.
Auch die Droguen, welche bisher als pharmacognostische Sammlung
ein abgetrenntes Ganzes darstellten , wurden in diese Abtheilung auf-
genommen; aber die Rohstoffe des Handels und die Droguen bilden
keine eigenen Unterabtheilungen , sondern sind mit Rücksicht auf die
wissenschaftliche Anordinnig an den gegebenen Stellen aufgestellt.
Auch die Abtheilung für Pflanzenkrankheiten und Bildungs-
abweichungen, sowie diejenige für Pilze lieü nach den. vorhandenen
Objecten eine Vereinigung mit der land- und forstwirthschaftlichen
Abtheilung zu, so daü das gesammte Listitut zur Zeit folgende
Abtheilungen enthält :
1) Abtheilung für allgemeine wissenschaftliche und angewendete
Botanik.
;2) Abtheilung für Pflauzenkrankheiten und Pilze.
:>) Abtheilung für Algen.
4) Herbarium generale.
5) Herbarium Hand)urgense.
0) Das Laboratorium.
Die letztere Abtheilung wird am Ende des Berichtes eine
gesonderte Besprechung finden; die Mittheiluugen über den Stand
der übrigen Abtheilungen dagegen sollen im Nachfolgenden zunächst
zusammengefaüt werden, namentlich bezüglich ihres Zuwachses,
welcher im Laufe des Berichtsjahres in Folge mehrerer Ankäufe
folgender war:
1) Die pflanzlichen Obiecte der argentinischen Ausstel- ^'™°
■•■ t> o ^ Er\ve'rl)ung(ni
lung, welche im Monat Juni 1S84 in Bremen stattfand. Dieselben auvch .vukaui'.
LX Botanisches Museum.
bildeten auf der genannten Ausstellung eine eigene große Abtheilung
und enthielten folgende Gruppen: a. (Gartengewächse, h. In-
dustrielle Pflanzen, c. Cerealien, d. Arznei-Pflanzen,
e. G e r b s 1 0 f f h al ti g e P f 1 a n z e n , f. F ar b s t o f f h a 1 1 i g e P f 1 a n z e u,
g. Hölzer. Es ist namentlich den Bemühungen des Don Julio
Victorica, des Chefs des landwirthschaftlichen Departements der ar-
gentinischen Pvepublik zu danken, daü diese Sammlungen eine that-
sächlich sehr bedeutende Reichhaltigkeit und somit eine Vollständig-
keit erhielten, welche sonst wohl schwer zu erreichen gewesen wäre.
Mit alleiniger Ausnahme der Hölzer waren sämmtliche Objecte
in zweckentsprechenden (jlashäfen oder Flaschen ausgestellt und
in dieser Form auch dem botanischen Museum übergeben worden.
Die „Gartengewächse" enthielten im Ganzen 151 Nummern, von
denen 90 den großen Pteichthum der in Argentinien gebauten,
verschieden Phaseolus- (Bohnen-) Arten und Varietäten derselben
darthun. Unter den „industriellen Pflanzen" ist hervorzuhel)en
Tabak aus den Provinzen Tucuman, Corrientes und Santa Fe,
Baumwolle von Corrientes, Salta und Jujuy, Wallnuß aus den
höher gelegenen Gegenden von Cordoba, San Luis, Mendoza und
Tucuman, Mandeln von Salta, Cordoba, Mendoza, Senf von
Catamarca u. s. w., Rhicinus von mehreren Punkten und besonders
die sog. Erdnuß (Arachis hypogaea), welche in Santa Fe, Cordoba
u. s. w., in beträchtlicher Menge angebaut und zur Bereitung
feiner Oele nach Frankreich ausgeführt wird. Die „Cerealien" bilden
ebenfalls eine sehr umfangreiche Collection, in welcher ausser
Weizen, Eeis, Mais, Gerste, Hafer, Roggen, auch der sogenannte
Negerhirse (Sorghum), Buchweizen, Hirse u. s. w. vertreten sind.
Die „Arznei-Pflanzen" umfassen mehr als 9JW Nummern und
geben uns ein deutliches Zeugniss von der reichen Erfahrung der
Bewohner, die Pflanze oder einzelne Theile derselben für Heil-
zwecke zu verwenden. Unter den „gerbstoffhaltigen Pflanzen" ist
die Anacardiacee Quebrachia Lorentzii, im Handel als Quebracho
Colorado bekannt, als weitaus am wichtigsten hervorzuheben ; außer-
dem werden noch Duvaua sinuata (ebenfalls eine Anacardiacee),
Sapium aucuparium (F^uphorbiacee), u. s. w. ihres Taningehaltes
wegen sehr geschätzt. Die „farbstoffhaltigen Pflanzen" bilden eine
Collection von etwa 40 Arten, von denen besonders der Anil (Indigo-
fera Anil) zum Blaufärben, Algarobillo (Prosopis spec.) zum Schwarz-
färben, Romerillo (Heterothalamus brunioidesj zum Gelbfärben u.
s. w., eine ausgebreitetere Verwendung finden. Die „Holzsaramlung"
endlich, welche in ]1)>^ Nummern fast 150 verschiedene Arten
Botauisclies Museum. LXI
aus säniintlicheii Proviuzcn Argeiitinieus enthält, Aviderlegt damit
zugleicli die so oft hervorgehobene Ansicht, daß die La Plata-
Staaten durch die Anuuth der Baumvegetation characterisirt sind. —
2) Eine ca. 200 Arten enthaltende Sammlung chilenischer Pflanzen,
darunter namentlich Farne. — 3) Eine Sammlung von etwa 50
selteneren, ostindischen Gefäßkryptogamen, darunter z B. die mor-
phologisch interessante Selaginella pentagona mit den Gallen. —
4) Die im Laufe des Berichtsjahres erschienenen Lieferungen der
HerpelFscheu Sammlungen getrockneter Hutpilze. — 5) Mehrere
Pflanzenmodelle aus der Fabrik botanischer Modelle von Robert
Brendel. — ß) Die ersten Lieferungen der Chr. Jauch'schen
Flora artefacta. — 7) Einzelne Objecte, z. B. Pandanus-Frucht-
stände von den Fidji-Liseln u. s. av.
Einen nicht geringeren Zuwachs erhielt das Institut durch
Geschenke, deren große Anzahl nicht gestattet, jedes einzelne an dieser
Stelle namhaft zu machen. Die größeren CoUectionen oder wichtigeren
einzelnen Objecte, welche auf diese Weise eingingen, sind folgende:
1) Eine etwa 150 verschiedene Arten enthaltende Sammlung Oesciiouke.
von Hölzern aus dem botanischen Institut zu Tübingen, z. Th.
noch mit Bestimmungen von H. v. j\Iohl; durch gütige Vermittelung
des Herrn Dr. 0. Warlnof/ erhalten. - — 2) Eine Collection von
Früchten, Samen u. s. w. wichtiger (Kulturpflanzen Ceylons, von
den Singhalesen im Laufe des Berichtsjahres nach Hamburg
gebracht; Geschenk des Herrn Haf/anbecl,-. — Peinige kleinere
CoUectionen von Proben der gangbarsten färb stoff haltigen Roh-
producte; Geschenk der Adf'enr/esellschqft für FarhhoUfahricate ^u
Hamhurr/. — 4) Eine Reihe mophologisch- und pathologisch-
interessanter Stammstücke ') aus den Hamburgischen Forsten, auf
') Unter dieser am 18. Mai des Berichtsjahres dem botanischen Museum zu-
gegangeneu Sendung befanden sich einige Stammstücke von Larix europaea,
welche sog. Krebsstellen enthielten. Der Verdacht, daß dieselben auf die
Infection von Peziza Willkonnnii Hart, zurückzuführen seien, musste am
22. Mai an Ort und Stelle leider bestätigt werden und hiermit zugleich
die Thatsache , daß der ganze Lärchenbestand unrettbar verloren ist. Es
ist also dieser gefährliche Pilz von den Alpen nun auch bis in unsere Ge-
genden vorgedrungen und es wird zunächst nicht mehr gelingen, Lärchen-
bestände aufzuforsten. Auch da, wo man versucht hat, Lärchen mit Kiefern
gemischt zu Beständen zu vereinigen, wie z. B. in dem Langenhorner Re-
vier, zeigt sich die verheerende Wirkung des Tilzcs bereits bei kaum
10- jährigen Pflanzungen, so daü von jedem weiteren Versuch, Lärchen
anzupflanzen, als einem durchaus vergeblichen, abgerathen werden muß.
IjXII Botanisches Museum,
Veranlassung der Fiuaiizdeputatioii niitgetlieilt vuii Herrn Förster
Leopoldt. — 5) Eine Cüllection hypogaeischer Pilze; Geschenk
des Herrn Director Dr. Hesse in Marburg. — G) Wichtige und
interessante Pilzformen der Agaricus- und Polyporus-Gruppe aus der
Umgegend von Hamburg; Geschenk des Herrn Dr. med. EkJtelbaum.
— 7) Eine Sammlung südAvestafrikanischer Farne; Geschenk des
Herrn von Föppinghcmsen. — S) Die von Herrn Dr. Toeppen im
Winter 1883/84 in Paraguay gesammelten pflanzlichen Objecte;
Geschenk des Herrn Dr. C. Kraepelin. — 9) Eine Sammlung von
Farnen der Insel Madeira; Geschenk des Herrn Dr. Traun. —
10) Mehrere Exemplare der Aeste von Mimosa unguis cati aus
Mexiko, mit höchst eigenthümlichen, in der Litteratur bis jetzt
noch nicht beschriebenen verholzten Gewebewucherungen, deren
Bildung höchst wahrscheinlich auf einen durch Insectenstich
hervorgerufeneu Eeiz zurückzuführen ist; Geschenk des Herrn
Senator Rapi). - — 11) Ein Beispiel der Lianeneutwicklung in
Kanierun; durch gütige Vermittelung des Herrn Director Dr.
Brinhinan.ii erhalten. — 1:3) Ein völlig ausgebildeter sogenannter
„Hexenbesen" von Fagus silvatica'), aus Volksdorf; Geschenk
des Herrn W. von Ohlendorff. — \'.\) Zwei Fruchtstände von
Vanilla planifolia, aus Bourbon; (jescheiJc der Herren Gehriider
Sander XacJiJ'. ■ — 14) Mehrere fossile Hölzer und Stammslücke;
Geschenk des Herrn Dr. med. C. Kri'f/er. - 15) Mehrere
Culturpflauzen der Tropen in l)lühenden und fruchttragenden
Exemplaren, wie z. B. Arachis hypogaea, Guizotia abyssinica
Cass. u. s. w. ; Geschenk des Herrn H. Heyne. — IH) Eine reiche
Collection von Frühlingsptlanzen , namentlich Succulenten der
Umgegend v(m Florenz; Geschenk des Herrn Dr. Ber<jeest in
Florenz. — 17) Eine Sammlung südtyroler Pflanzen; ebenfalls
Geschenk des Herrn Dr. Benjeest. — 18) Eine interessante
Sammlung südostaustralischer Gefäßkryiitogamen ; Geschenk des
Herrn Professor Dr. Schomhuryl: in Adelaide. — 18) Ast- und
') Bei dieser Gevvebewucherung is( es dem Refereiiteu ebeufalls gelungen, als
die Ursache derselben einen Pilz zu ermitteln, dessen Mycelium in den Knospen
überwintert. Das einzige, bis jetzt beobachtete Beispiel dieser höchst eigen-
artigen Bildung ist im Z^ovember des Berichtsjahres im Vulksdorfer Forst
gefunden worden, aber es ist leider nicht möglich gewesen, noch ein zweites
Exemplar aufzufinden, um an demselben die weitere Entwicklung und die
Sporenbildung des (ju. Pilzes zu untersuchen ; nach den bisherigen Beobach-
tungen ist es indessen unwahrscheinlich, daß der qu. Pilz, wie man vermuthen
sollte, zu der Gattung Exoascus gehört (man vgl. Band 1 dieser Jahrbücher).
Botanisches Museum. LXIII
StaiiuDstiicko von Fichten, Tannen, Birken u. s. w. als demon-
strative Beispiele einiger gefährlicher liaunikrankheiten aus den
Forstrevieren des Fichtelgcbirges; vom Referenten dem Institut
überwiesen.
Das Inventar des Laboratoriums konnte im Laufe des Li'ixirainnum.
Berichtsjahres durch die Anschatfung einiger durchaus nothwendigen
Instrumente, darunter namentlich zwei Mikroskope, vermehrt werden.
Die Arbeiten, welche im Laboratorium ausgeführt wurden, erstrecken
sich auf alle Zweige der wissenschaftlichen Botanik und waren
zu einem Theile hervorgerufen durch die auf den Excursionen
gemachten Beobachtungen , zum Theil durch einige Fragestellungen,
welche bei dem Repetitorium der neueren botanischen Litteratur
angeregt worden w^aren, zumeist aber durch Anfragen, welche von außer-
halb an den Referenten gerichtet waren. Die letzteren, 52 an der Zahl,
wurden erst seit Mitte Mai des Berichtsjahres notirt, da sie von da
an in einer merkbar gesteigerten Anzahl erfolgten ; es ist daher nicht
möglich, dieselben au dieser Stelle durchweg zu specialisiren. Die
dadurch erforderlich gewesenen Arbeiten waren aber zu einem großen
Theile in der That recht zeitraubend, namentlich z. B. mehrere
Untersuchungen über Krankheitserscheinungen einiger Culturptlanzen,
ebenso auch einige von der Staatsanwaltschaft eingeholteSachverständigen-
Gutachten über die pÜanzlicheu Bestandtheile anscheinend vergifteter
Speisen ; vor Allem aber die Untersuchungen über Droguen und Roh-
producte des hiesigen Handels, welche sich z. Th. auf bis jetzt gänzlich
unbekannte Pflanzen oder Pflanzentheile, Früchte, Samen, Blätter,
Hölzer, Rinden oder Wurzeln, zum Theil auf die Bestimmung und
Untersuchung bereits bekannter PÜanzenarten bezogen.
Im Laufe des Berichtsjahres werden von dem Referenten voriesungeu
folgende Vorlesungen gehalten:
im
Lalxircitorium.
Im Sommer Semester 1S84:
1) Biologie der niederen Pilz- und Algenformen.
2) Mikroskopisches Practicum. a. Anleitung zu mikroskopischen
Arbeiten aus dem Gesamratgebiete der wissenschaftlichen Botanik,
b. Einführung in die technische Mikroskojne.
0) Botanische Excursionen.
Im Wintersemester 1884/85.
1) Repetitorium der neueren botanischen Litteratur.
3) Mikroskopisches Practicum (wie im Somniersemester).
3) Botanische Excursionen.
LXIV Botanisches Museum.
Das mikroskopische Practiciim, welches zum Theil mit Rück-
sicht darauf erweitert worden war, daß unter Anderen auch Studirendeu
der Medicin uud Naturwissenschaften während, der verhältnißmäßig
langen Ferienzeit Gelegenheit gegeben werde, die während der Univer-
sitätsvorlesuugen nicht immer bequem zu besuchenden, wohl aber sehr
zeitraubenden Hebungen in der Anwendung des ]\Iikroskopes gewisser-
maßen nachzuholen , fand — außer am Mittwoch — täglich etwa
4 stündig statt. Der Besuch vertheilte sich nach den einzelnen Ständen
in folgender Weise: 5 Candidaten, resp. Studirende der Medicin und.
Naturwissenschaften, 2 Chemiker. 1 Beamter, 1 Arzt und a Kaufleute.
Die Vögel Süd- Georgiens,
nach der Ausbeute
der deutschen Polarstation in 1882 und 1883.
Von
Prof. Dr. Pagen stec lief
Mit oinor Tafel in Farbondrueko
1 'ie von der deutschen Expedition auf Süd -Georgien an
der Royal-Bai, 54" 31' S. B. , 8G" 5' W. L. Gr., während eines
Aufenthaltes vom 21. August 1882 bis 5. September 1883 gesammelten
Thiere sind von der deutschen Polar-Commission dem Natur-
historischen Museum der Stadt Hamburg in 1884 in dankens-
Avertliester Weise überlassen worden, zunächst damit in unserem
Museum eine vollständige Vertretung aufgestellt werde.
Diese Aufstellung ist für die Wirbelthiere in der Hauptsache
in 1884 zum Abschluss gekommen. Zurück ist nur ein Seeleoparden-
skelet, Bruchstücke von Seeelephantehskeleten, einiges Material an
Vögeln in Spiritus zur Bereitung von Skeleten und Eingeweide-
präparaten.
An Säugethieren sind überhau])t nur die genannten zwei Robben-
arteu gefunden worden, indem die Ohrenrobben jenes Gebiet verlassen
zu haben scheinen. Die wenigen aber sehr interessanten Arten von
Eischen zu beschreiben, hat Herr Dr. /. G. Fischer übernommen. Die
nach der Zald der Arten, freilich nicht der neuen, reichste Ausbeute
hahen die Vögel geliefert.
Von der ornithologischeu Sammlung konnten somit auch der
Naturhistorischen Gesellschaft in Dan zig, welche allein aus ihren
Mitteln zu den Kosten der I']xpeditiün beigetragen luitte, 12 Vogel-
bälge von 10 Arten aus den Doubletten als Geschenk der Polar-
kommission abgegeben werden, ebenso an Herrn Professor Bern in
Breslau, welcher auf Sammlung von ^'ogelembryonen besonders
hingewiesen hatte, deren 25; käutlich abgegeben Avurden an das K.
Museum zu Berlin dort erwünschte 10 Vogelbälge von 10 Arten,
1*
Eiulfituiip
4 Pageusteclier, Vogel Süd-Gcorgieus.
auch ein Seeleopard, au eiueu Häudler 4 Bälge vom Köuigspiuguin
uud au die Museeu vou Berlin und Wiesbadeu, sowie an mehrere
andere Käufer im ganzen 39 Eier. Von den nach Berlin gegebenen
Doubletten hat unterdessen Herr Cahanis den Anthus als eine neue
Art A. antarcticus beschrieben '). Die Eier befanden sich mit Aus-
nahme derer von Pygoscelis papua Scop. meist in schlechtem Stande.
Einen Seeelephant, 2 Seeleoparden und etwa 50 ausgestopfte
Vogel konnten wir bereits im Juli 1884 gelegentlich der von der
zoologischen Gesellschaft eingerichteten imposanten Wal- Ausstellung
zu einem Thierbilde vereinigen, Avelches, mit dem auf Grund der
Originalaufnahmen des Herrn E. MosfJiaff naturwahr ausgeführten
Hintergrunde von vergletscherten zur Royal-bai abfallenden Gebirgen,
einen ausgezeichneten Mittelpunkt jener Ausstellung bildete. Man
hatte dazu, von der trockenen Aufstellung systematischer Museen
etwas absehend, die Erscheinungen des Thierlebens durch lebhaftere
Stellungen in Gruppen und die im Heranwachsen eintretenden Ver-
änderungen des Gefieders durch Präpariren der Nestlinge und, Aveil
deren wenige waren, auch dem Ausschlüpfen ganz nahe stehender
Embryonen dargestellt. Es sind seitdem noch einige interessante Nest"
liuge hinzugekommen, so dass das Museum in dieser Abtheilung um
etwa GO ausgestopfte Vögel von 22 Arten, um 2o Eier von 14 Arten
nebst einem Neste und um mehrere Serien von Embryonen vermehrt
worden ist.
Eür die ausserordentliche Bereicherung, welche dem Museum
schon aus dem hier Angezeichneten erwachsen ist, geziemt es sich an
dieser Stelle den schuldigen Dank, wie der Polarkommission, so auch
den Herrn auszusprechen, welche, der Station auf Süd-Georgien au-
gehörend, unter sehr schwierigen Umständen so reiche Sammlungen
angelegt und glücklich heimgebracht und so die Möglichkeit geschaffen
haben, in einem deutschen Museum für lange Zeit die faunale Be-
schaffenheit jeuer merkwürdigen Insel durch Originalstücke zu doku-
mentiren. Wenn auch alle Mitglieder der Expedition Hand geliehen
haben, so ist doch die an den Sammlungen niederer Thiere in noch
höherem Grade zu erkennende Sorgfalt und Geschicklichkeit des die
Expedition als Arzt begleitenden und bei ihr die Zoologie vertretenden
Herrn Dr. r. d. Stehlen vorzüglich hervorzuheben.
AUgemeines Eine gewisse Beklemmung verursachten für die uachfolgende
üiier die Ornis ßßgßjjj.gi}ji^,jjg ^[q Zweifel, wie weit man in der Artunterscheidung
Süd- GeorgieiLS. i . n n ■, tt r r^ 1 • • 1
gehen und Anderen lolgen solle. Im Ganzen scheint mir, es werde
1) Journal f. Ornithologie 1884 32. p. 254.
Pagenstecher, Vöopl Süd-Georgiens. 5
die Bereiclierung unserer Kenntnisse eher dahin führen, die Arten
grade antarktischer Vögel zu vermindern. Ks heruht die (Ueich-
artigkeit der Ornis antarktischer Gebiete auf älnilichen Bedingungen,
Avie sie für gewisse arktische Landthiere gelten. Was von scharfer
Unterscheidung festgestellt werden kann und der Ornis von Süd-
Georgien einen bestimmten örtlichen repräsentativen Charakter giebt,
hat ein hervorragendes Interesse. Aber selbst bei dem reichsten
Materiale findet eben diese Feststellung Schwierigkeiten, grössere bei
der doch nur massigen Anzahl von aus Süd-Georgien gebrachten
Individuen und deiu mittelmässigen Vergleichsmateriale unseres Museums.
Wir haben, auch wo einige Erwägungen gemacht werden konnten, uns
selbst der Aufstellung neuer Arten enthalten zu können geglaubt. Das
Wenige, was wir über von Anderen aufgestellte zweifelhaften Werthes
sagen kcinneii. mag an den betreffenden Stellen gelesen werden.
Die Expeditionen, welche 1874^1 875 zur Beobachtung des VorgiiMch mit
Venusdurchgauges nach Kerguelen gemacht worden sind, haben '^'"'"»'■i''"-
eine reiche Vogelausbeute von jener Insel, von welcher einiges schon
durch ältere Besucher bekannt war, mitgebracht. Diese bildet durch
ihre Vollständigkeit, sowie wegen der ähnlichen antarktischen Lage
und Beschaffenheit der zwei Länder jedenfalls das beste Vergleichs-
material. Indem wir die Ausbeute von Süd-Georgien mit der von
Kerguelen tabellarisch zusammenstellen, lassen wir in der Tabelle
die von den Beschreibern jener Expedition gemachten Artunterschei-
dungen bestehen, uns ihnen bestmöglichst anschliessend. Wir wollen
al)er die Meinung nicht verhehlen, dass grade eine Vereinfachung der
drei Listen von Kerguelen, soweit zulässig, den vergleichenden
Ueberblick verbessern würde.
Die Tabelle weist nach, dass auf den zwei Inseln des von
b(isesten Unwettern durchfurchten antarktischen Meeres 42 Vogelarten
erlegt wurden ; davon geliören 20 zu der Familie der Sturmvögel, 7 zu
der der Pinguine, je 4 zu- der der Möven und der der Albatrosse,
B zu der der Pelekaniden, eine zu der der Enten, diese 39 Arten also
sämmtlich zur Ordnung der Schwimmvögel. Die in 2 Arten vertretene
Gattung Chionis ist neuerdings neben die Charadriaden gestellt
worden '), verträgt sich aber ähnlich gut mit dem Wasser wie Wasser-
•) Vergl. Dr. Anton Reichenow, Osteologie von Chionis minor und Stellnng
der Gattung im System. Journal f. Ornithologie 1876. 24. p. 84. Kidder
macht daraus ciuc besomlcre Ordnung der Chi on omorph ae zwischen
Chauidrindcn und Cccomorphcn, welch' letztere die Sturmvögel, Möven,
Tauclicr, A!k(^ enthalten und welchen die Pin<Jfuine zuniiclist stehen.
6 Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens.
liühner. Eine einzige slidgeorgisclie Art ist ein Laiidsingvogel, immerhin
aiicli noch den Strand liei)ond und für die Winternahruiig von ihm
abhängend. Neben ihm sind die Seeschwalben, welche überhaupt
Insektennahrnng gerne nehmen, noch am meisten auf das Land ange-
Aviesen. Für die übrigen hat dieses nur den Werth der Stelle zum
Rulien und Brüten und den, dass das Meer am Strande in seinem Aus-
wurf allerlei Nahrung zuriicklässt. Die Ente, obwohl eigentlich eine
Süsswassereute, muss doch auch wegen der Beschränkung der süssen
Gewässer ihre Nahrung meist an den Klippen suchen und verrätli im
Winter durch den Thraugesclimack die.-e Lebensweise.
Li der Tabelle ist das Vorkommen des Vogels durch * l)ezeichnet.
Ist sicher gestellt, dass der Vogel gebrütet hat, wenn auch nicht
immer durch mitgebrachte Eier, so ist das durch ** angezeigt. Unter
CotU'S stehen die aus den ,,Contril)utions to the natural history of
Kerguelcn Island, made in connection with the American Transit of
Venus Expedition 1874, liy J. IL Kidder, Ornithology liy A. Pllliott
Coues , Oology l)y Kidder and Couos, Smithsouian miscellaneous
collcctions XIII, 1878" entnommenen Resultate, unter Sharpe die aus
dem ,, Account of the petrological, botanical and zoological collcctions
made in Kerguelen's Land and Rodriguez during the Transit of
Venus expeditions 1874 — 187'), Birds by B. B. Sharpe, Eggs by
Howard Saunders, Philosophical Transactions 1874 vol. 1G8, Extra-
volum"; unter (Jahanis die aus .,Cal)anis und Reichenow Uebersicht
der auf der Exjjedition Sr. Maj. Schiff (Jnzelle gesammelten Vögel,
Cabanis Journal für Ornithologie 187G ]). 84", sowie ,, Aufzählung
der V(")gol Kergnelens und Beschreilning der neuen Arten ibid.
1875 p. 450".
Von den 4:2 Arten sind 37 auf Kerguelen gefunden nnd das
Brüten daselbst ist für '24 sicher gestellt worden, Avährend auf Süd-
Georgien nur 22 Arten erlegt und das Brüten von 18 sicher ge-
stellt wuirde.
Dabei ist jedoch zu bedenken, dass auf Kerguelen drei Ex-
peditionen gesammelt haben und zwar in der Brütezeit, so dass der
längere Aufenthalt der deutschen Expedition auf Süd-Georgien das
nicht ausgleicht. Diejenige Expedition, welche für sich auf Kerguelen
am meisten Vogelarten erlegt hat, die englische, übertrifft mit 31 schon
weit weniger Süd-Georgien als das alle zusammen (hun.
Zweitens ist zu bedenken, dass die Süd -Georgia- Expedition,
weil das Schiff sie aussetzte und am 2. Septend)er verliess, sehr
geringe Ilülfsmittel hatte, während die Schwierigkeiten, das Feld der
Pagenstecher, Vnoel Siul-Geoigiens. 7
Untersuchungen auszudelmon, duich die Tlnwegsamkeit des Strandes und
Hinterlandes und den unruhigen Charakter des Meeres sehr grosse
waren. Aucli waren die Aufgahen für alle Mitglieder eigentlich andere
als das zoologisclic Sammeln. So konnten vereiuzelt auf der Insel
hriitende, sie hesuchende, oder über ihren Gewässern streichende,
namentlich nächtliche Vögel leicht dieser Expedition entgehen. Es
kann dcshah auf das Eehlen gewisser Vögel, namentlich der Aestre-
lata- Arten, mehrerer Diomedea-Arten, des Eregattvogels nicht voll
ständig der Werth gelegt werden, Avelcher sonst darin liegen würde.
Drittens scheint ein Thcil des Uehcrgewichtes von Kerguelen
auf eine nicht sehr berechtigte Artenabsonderung geschoben werden
zu dürfen, l)esonders in der Gattung Prion.
Einen Vortheil Init die Süd-Georgia-Expedition durch ihr längeres
Wrweilen gehabt, den, von Nestlingen nnd jungen \ (igcdn mehr lie-
obachten zu kiinnen.
In der Verschiedenheit der Vögel von Kerguelen und Süd-
Ge Orgien spielt die Repräsentanz durch nahe Verwandte eine ge-
Avisse Rolle. Elf auf Kerguelen brütend angegebene Arten sind
von Süd-Georgien überhaupt nicht gebracht. Fünf davon sind,
wenn überhaupt zur Artunterscheidung berechtigt, dnrch nächste
Verwandte vertreten. Die übrigen sind mit Ausnahme einer Pinguinart
hoch-pelagische Vögel, welchen, falls sie auch Süd- Georgien nicht
ganz vermeiden, doch Kerguelen in mehreren P»ezieliungen günstiger
sein mag, ein wenig näher den gemässigten Breiten, wärmeren Meeren
gegenüber und grösser. Während Kerguelen srimit mehr eine all-
gemeine pelagische Brutstätte zu sein scheint, hat Süd -Georgien
durch seinen Pieper und seinen Schneestnrmvogel mehr einen be-
sonderen lokalen Ausdruck, und hängt sieh mit diesem an die Süd-
spitze Amerikas und die Ealklandsinseln. Vielleicht stellt das härtere
Klima von Süd-Georgien die Brütezeit ein wenig später, Avas, wenn es
sich genau bestätigen lässt, Tast nothwendig eine Einengung der Ornis
mit sich Ijringen würde.
Ergänzende Bemerkungen über Leben nnd Brutgeschäft konnten
wir den schönen Mittheilunsien des Herrn Dr. 117// entnehmen. ')
') Die Insel Süd -Georgien. Mittheiluugen V(in der dentscheii rolarstation
daselbst 1882,83. Von K. Mostliaff und Dr. II. Will. 2. Das Exkursions-
geViiet der deutschen Polarstation auf Süil - Georgien in geognostischer,
floristiseher und launistischer Beziehung von Dr. IL NVill. Deutsehe
Geogni).his(li(' DÜitter 1SS4. VII. II. 2. p. IIG.
Pagensteoher, Vöo-cl Süd-Georgiens.
Vergluichcnde
Tabelle.
PI
Kerguel en
o
N
CD
im Einzelnen nach
■^ a, s
«j t. B
a ? a
1
Aüthus autarcticus Cab
* *
2
3
4
Chionis alba Gm
* *
* *
* *
* *
Chiouis minor Hartl
*
Querquediila Eatoni Sharpe (Ker-
5
guelensis Clarke)
* *
*
* *
* *
* *
* *
■■): *
*
* *
/
Eudyptes chrj'^solophus Brandt
* *
6
Eudyptes diadematus Gould ')
*
7
Eudyptes chrysocome Forst
*
*
8
Eudyptes saltator Stepli
* *
* *
Piii,j;iiiiie /
0
Pygoscelis papua Scop. (taeniata
10
Peale)
* *
* *
* *
* *
:H *
* *
Pygoscelis antarctica Forst
11
Aptenodytes bmgirostris Scop. (Pen-
12
nanti Gray)
* *
* *
* *
* *
* *
*
Pelecanoides ui-iualiix Gm. 2)
*
13
14
15
Puffinus Kuhlii Boie •*)
* *
*
* *
* *
* *
*
*
* *
1
Procellaria Nereis Gould
*
Oceanites oceanica Kubl ■•)
IT)
Oceanites tropica Gould
*
*
17
Oceanites melanogastra Gould
■1- *
*
*
j
18
Ossifraga gigautea Gm. ■'■)
* *
* *
■jf *
*
*
Stunn- j
1
19
20
21
22
Tlialassoica tenuirostris And
Aestrelata Lessoui Garnot
Aestrelata mollis Gould
Aestrelata Kidderi Coues (? :grisea
Kühl)
*
* *
*
* *
* *
* *
*
* *
*
*
*
/
23
Aestrelata Itrevirostris Less. (ma-
f
24
cropterus Smith)
* *
* *
* *
* *
* *
Halobaena coerulea Gm
25
Pagodroma nivea Gm. (Novege-
orgica ?)
Transport. . . .
* *
13.11
20. 14
12.11
17.10
12.3
Anmerkungen ') Die Amerikaner erhielten zwar Nachricht, dass dieser Vogel auf Kerguel en
zur Tabelle. niste, fanden ihn aber selbst nur auf Herd's Insel.
''^) Für Süd -Georgien iu dem als Varietät anzusehenden P. Berardi.
•') Auch die Amerikaner lieoltachteten einen Puffinus, alier ohne ihn bestimmen
zu können.
■*) Die Amerikaner sahen selbst das Ei nicht; sie sprechen nur von dem von
jNIr. Edfon.
•') Die Ameiikaner sahen zwar nicht das Ei, aljer das Dunenjunge.
Pao:ensteclier, Vögel Süd-Georgions.
Sfiinn-
vöücl
All>ati'ossft<
Möveii 1111(1
sclnval 1)011
Pcl<'-
kaiiiden
Trauspoi t . . .
Daption capense L. ')
Majaqueus aequinoctialis L
Prion vittatns Forst. '^)
Prion turtur Smith
Prion ariel Gonld •*)
Prion desolatus Gm. ^)
Diomedea exnlans L
Dioiiiedea melanoplirys Temm
Diomedea cvilminata Gonld
Diomedea fiüiginosa Gm
Stercorarins (iNIegalestris) antaretieus
Less
Larns Dominieanus V,
Sterna vittata Gm. ■')
Sterna virgata Gab
Plialacroeorax eariinrnlatns Gm.
(all)iventer Less.) ")
Plialacroeorax verrucosus Cal). . . .
Tachypetes aijuilns L
Kerguelen
Vcrgleichonde
Tabelle.
■A
im Einzelnen
N
a
4)
CS
o
^
CD
«J
e
a
Cl
o
cc
o
la. 11
20.14
12.11
17.
10 12 3
*
22. Is'sT. 24 21. 19'31. 17 25.5
Im Einzelnen is^t Folgendes zu bemerken.
Der auf Süd -Georgien gefundene und von der P^xpedition als
correudera V. bezeichnete Pieper ist ein besonders grosser Pieper,
grösser als die gewöhnlichen Wasserpieper, sehr ähnlich dem in Pa-
raguay und auf den Falklan sinseln heimischen Anthus correudera
Vieillot. Cahams hat, wie oben bemerkt, ihn alsbald unter dem Namen
Anthus
antarclicns.
>) Von den Amerikanern nur gesehen, nicht erlegt, ^\"ül sagt: „vielleicht Anmerkungen
brüteten sie auch auf der Insel (Sü d- G cor gi en ) ". Stwler führt von zur Tabelle.
Kerguelen noch Procellaria (Daption) atlantica Gonld au.
2) Die Engländer fanden nur den Kopf im Magen des Riesensturmvogels.
•') Nach Sharpe ist Prion ariel nur der unerwachsene P. turtur.
■") So ist nach Sharpe auch Prion desolatus identisch mit P. turtur.
■•) Ist nicht albistriata Gray. Nach Shnrpe ist St. vittata bei Goues = St. virgata.
^) Die Nester auf S iid - G c o r gi en waren unzugänglich; man sah a1)er
die Jungen.
IQ Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens.
Anthus an tarcticiis als neue Art mit folgender Diagnose beschrieben:
„Hat die Grfjsse der Feldlerche und ist einer der grössten Pieper.
Er ist durch seine Grösse, durch die starken Tarsen und langen
Zehen, sowie durch die stärker markirten längeren dreieckigen Schaft-
flecke an der Brust und an den Weichen auf den ersten Blick von
seinen nächsten Verwandten , A. corrcndera Vieill., furcatus Orb. und
Bogotensis Sei. zu unterscheiden. Die äusserste Steuerfeder ist jeder-
seits an der Aussenfahne und längs des Schaftes der Innenfahne weiss.
Der Spitzentheil desselben an der Aussenfahne dunkel, an der Innen-
fahne weiss. Alle übrigen Steuerfedern ohne weisse Färbung. Unter-
schwanzdecken an der ßasalhälfte, sowie ein Schaftstrich an der Spitze
derselben duidvelbraun." Die dann gegebenen Masse des nach Berlin
abgegebenen Männchens stellen wir mit denen eines Weibchens
(vgl. Fig. 1) und eines jungen Männchens zusammen und lassen im
übrigen das jener Beschreibung zuzufügende folgen:
n.lt. Miiniidi. alK Woilteh. jung. Mäiinch.
Long, tot cm. 18,0 17,2 15,7
ala „ S,r, 8,2 7,9
cauda 7,3 7,0 G,3
rostrum „ 1,5 mutil. 1,4
tarsus „ 2,3 2,2 2,1
hall. c. ung „ 2,4 2,3 sine ung. 1,0
uug „ 1,2 1,3 mutil.
dig. med. c. ung. . . „ 2,3 2,2 2,0
Flerr Calauis hat demnach ein besonders grosses Exemplar
bekommen.
Die Abbildung von Bogotensis ') giebt dieser Art übrigens
nicht minder starke Tarsen als unsere Exemplare des antarcticus
haben. Der Schwanz ist jedenfalls im Vergleiche mit correndera, -')
welchem durch den goldbraunen Grundton des Federkleides dieser
Piper nahe steht, der am meisten, verschiedene Theil. Bei dem jün-
geren Thiere, bei welchem der Grundton des Gefieders mehr blassfahl-
brauu sich zeigt, die Brustfleckeu kleiner sind, ist auch diese Ver-
schiedenheit etwas geringer. Der schwärzliche Fleck an der Spitze der
') Proceedings of tlie Zoological Society of London Illnstrations 1855—60
Aves pl. 101.
2) Tableau encyclopediqnc et mL'tliodique des trois regnes de la nature. Or-
nithologie ])ar Bonnaterre et continuee par Vieillot I. 1823 p. 325. Le
Pipi correndere (Alondra correndera de M. de Azara).
Pagciisteclier, Vögel Süd-Geor<iieas. 11
äussersten Schwanzfeder greift über den Schaft hinüber auf die Iiinon-
falnic, ist aber vom weissen Saume gän/licli eingefasst. Die zweite
Schwanzfeder kommt durcli den weissen Ausseusaum und Randsaum
der äussersten nahe; auf einer Seite hat auch ihre Innenfahne nocli
einen fast 1 cm langen weissen Stricli nel)en dem Scliaft. iJei der
diitten Scliwanzfeder ist noch die Spitzenumrandung, übrigens bei ihr
und den übrigen der Aussensaum, bei der sechsten, aufliegenden auch
der Innensaum licll. Audi die Unterarmschwingen sind aussen und
innen liell gesäumt. Diese jungen Thierc sind dem Anthus campestris L.
zum Verwecliseln ähnhch, doch sind Kehle und Bauch fleckig und es
ist im Getieder etwas mehr rothl)raun, z. B. an den Hosen. Sie sind
auch nur wenig stärker. Die Mittelfedern des Schwanzes sind beim
jungen Männclien etwa P> mm , beim alten Thierc um' sehr Avenig
kürzer als die äusseren. Das erwachsene Weil)chen ist dem Männchen
gleich. Im Vergleiche greift l)ei Anthus correndera, mit welchem die
schwarze Mitte der Federn bei goldbra,unen Itändern am Kopf und
Rücken, die feine Säumung der Schwungfedern und das weissliche Kinn
sehr gut stimmen, das Weisse am Schwanz weiter einwärts und die
Schwanzmittelfedern sind länger. Bei Bogotensis fehlen die grossen
Brustflecken. Im Ganzen sind diejenigen Eigenschaften, welche sich
im Heranwachsen kräftiger entwickeln, bei A. antarcticus mehr ausge-
prägt, wie das bei vorn Aequator sich weiter entfernenden Formen
der Fall zu sein pflegt.
Bei den Eiern der Pieper kommt liekaimtlich manche Varia-
bilität vor. Die von A. correndera werden von Vicillot beschrieben als
Aveiss mit rothen Punkten am dickereu Ende. Das einzige vom Anthu.s
von Süd-Georgien bekannte hingegen ist trüb graugrün, dicht bedeckt
mit schmutzig rothbraiinen Strichen und Flecken, 2:3 mm lang, 17 mm
breit (vgl. Fig. 2). In der Gr/isse kommt es unter den in unserem Museum
vertretenen dorn \'ou Anthus australis Gould am nächsten. Dieses ist
aber spitzer und viel heller. Die von A. campestris, arboreus, ai^uaticus,
von welchen wir nur dunkle Eier haben, sind alle kleiner, minder
grün, mehr in"s Grauröthliche. Das Nest, nach 117// zwischen dem
Toussokgras, aus trocknen Halmen gebaut, aussen den gröbsten,
innen fast pferdehaarfeinen Fasern, niisst im Durchmesser des äusseren
Umkreises etwa 10 cm, in dem der Höhlung etwa 9 cm. Will glaubt
sich zu erinnern, dass dieses einzige Ei neben dem Jungen im Neste
gefunden wurde. Wir haben aber drei Nestjunge erhalten. Das aus-
gestopfte grösste ist im Braun des Gefleders trüber, der Bauch statt
mit gelber mit schnnitzig weisser Zeichnung versehen, der Nagel der
Hinterzehe schon sclir entwickelt. Die beiden anderen, deren Schwung-
12 Paoenstecher, Vögel Süd-Georgiens.
federn eben vorzukommen beginnen, sind noch sehr sparsam befiedert.
Auch von den erwachsenen haben wir noch zwei Exemplare in Spiritus ;
leider sind alle alten Exemplare an Schnabel oder Sporen beschädigt.
Will berichtet sehr hübsch über das lerchenartige Aufsteigen,
Flattern und liebliche Singen des Vogels, wie er den Käfern und
Fliegen nachstelle, im Winter die Tangwurzeln absuche und bis 30 km
vom Lande entfernt auf dem Riesentange Futter suchend gefunden
werde. So könnte seine Herkunft von Süd-Amerika, von wo er eine
Heise von etwa 170 geogr. Meilen, vielleicht mit einem Ruhepunkte auf
den Aurora -Inseln zu machen hat, begriffen werden. Dieser Vogel
überwintert aber auf Süd-Georgien, ist also jedenfalls abgeschnitten
von seinem süd-amerikanischen Ursprung; hat, wenn man das aus dem
eiuzigen Ei schliessen kann, sein Ei den Umständen angepasst und
ist selbst zu einem energischeren Körper- Bau gekommen. Man wird
also wohl ohne grosses Bedenken Herrn Cahams in Aufstellung der
besonderen Art folgen dürfen. Wie es scheint, hat Kergu eleu einen
Vogel gleicher Gattung nicht aufzuweisen. Es ist dabei zu erwägen,
dass der A. antarcticus von Süd -Georgien dorthin noch ein Viertel
der Erde zu umkreisen hätte, mindestens ein Drittel des Weges ohne
Ruhepunkte, ausser etwa auf Eis. Die Ausbreitung eines süd-
afrikanischen Pieper nach Kerguelen würde immerhin leichter sein,
aber doch viel schwieriger als die eines südamerikanischen nach Süd-
Georgien wegen der fast doppelt so grossen und nicht durch die Reise -
gelegenheit schwimmender Pviesentange in gleicher Weise gemilderten
Entfernung.
chiniiis nii.H. Chionis alba Gm. ist bekanotlich ein Vogel der Falklands-
und l'euerlands -Inseln (Eremiten -Inseln), dessen W^andern mit den
Riesentangen wohlbekannt ist. Nach W/U ist das Männchen grösser.
Unsere Exemplare haben eine Länge von P>9 — 44 cm, somit einen
Zoll mehr als die verschiedenen von Coues für Chionis minor Hartl.
gegebenen Maasse, aber auch mehr als die Falklandsexemplare von
Ch. alba in unserem Museum. Nach Will ist der Schnabel gelblich,
an der W^urzel grünlich angehaucht, die Auswüchse im Gesichte
sind blassröthlich, die Beine und Füsse grau. An den Spiritus-
exemplaren sind Basis der Schnabeldecke, Kuppe und Spitze des
Schnabels bleifarbig, sonst ist der Schnabel horngelb ; die Gesichts-
warzen sind gelblich, die Beine hornfarbig, an der Vorderkante des
Laufs heller, an Hinterkante, Zehen, Sohlen dunkelhorngrau. Von
unseren Spiritusexemplaren hat eines die Gesichtswarzen sehr aus-
gezeichnet ausgebildet. Der warzige Fleck auf der Wange mit hirn-
artigen Windungen reicht bis zum Ohr; über der Schnabelwurzel
Paguustcchcr, Yögel Süd-Georgieus. 13
bilden die Warzen verschiedene wulstartig (|ueriiljer gelegte Reihen,
welche mit Federreihen abwechseln (vgl. Fig. :>).
Diese Art stellt sich zu der um die Augen und an den Füssen
rotlien, aber schwarzgeschnäbelten Ch. minor Hartl. von Kerguelen
in ähnlich geringe Differenz, wie etwa verschiedene nordische Schnee-
hühnerarten zu einander. Das Museum Godeffroy hat ein Exemplar
der kleineren Art, Avelches uns über die Unterscheidung vergewissern
konnte. Zur Entscheidung, ob die als Ch. necrophaga Vieillot abge-
sonderte Form von Australien und Neuseeland nicht doch auch eine
gute Art darstellen möchte, fehlt in Hamburg alles Material. Es
wäre recht sonderbar, wenn neben der besondern Art von Kerguelen
gegen Ost und West nur die gleiche Art sich fände.
Chionis alba nistet nach Will auf Süd-Georgien Ende October
in engen Felspalten und legt wahrscheinlich nur ein Ei. Die Nest- •
statten blieben aber unzugänglich. Das Ei von Chionis minor ist von
Cahanis und BcicJicnom beschrieben und abgebildet. Es ist gross, bunt,
kein Höhlenei und stimmt gut zu der jetzigen systematischen Stellung
der Gattung.')
Man könnte nach unserem einzigen Exemi)lare zweitein, ob man (iu,.i(|U'iiuia
die Kriekente von Süd -Georgien wirklich, wie es die Herrn von
der Expedition getlian haben, zu Querquedula Eatoui Sharpe stellen
solle. In der Schnabelfarbe steht dasselbe zu letzterer, aber darin,
dass der olivschwarze Flügelspiegel kaum eine Spur von Metallglanz
hat und hinten nicht mit weisser, sondern nur mit der blassleder-
braunen, schliesslich etwas helleren, das Weisse gcwissermassen vor-
aussehen lassenden Linie abschliesst, eher zu der Falklands-Ente Q.
creccoides King, Üavirostris V. bei Gray. Eine Vertretung in Neu-
seeland wird durch die gleichfalls ganz nahe stehende Q. gibberifrons
gebildet. Das Stück, welches wir haben, ist ein Männchen aus dem
Juli, also der dortigen Winterszeit, vielleicht noch jung und daraus
der Mangel der Ausbildung des Spiegels zu erklären. (Ein Mitglied
der Expedition Herr Dr. ScJtrader bestätigte seitdem meine Vermuthung.)
Diese Ente lebt nach Will in grossen Flügen, wurde auch in
Little-Haven an der Nordküste und selten auf dem suraptigen Plateau
gefunden. Das Nest wird zwischen den Grashügeln sehr versteckt, wo
Will durch Zufall Anfangs December eins mit vier Eiern fand. Die
massig gespitzten Eier sind blassgraugelb. Das eine, Avelches wir von
zweien bewahrt haben, ist 52 mm lang und 38 breit. Wir haben
Kai Olli.
') Jourual f. Ornithologie 1876. 24. p. 327. T. I, Fig. 2.
14 Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens.
zwei Junge ausgestopft, deren eines aus einem der Eier vom
18. December, das andere, gleich klein, vom 16. Februar ist, Beweis
zweimaliger Brutperiode. Diese Thierchen haben einen hellen Schnabel-
nagel, sind hell raausebraun, um die Augen und an Kehle und Bauch
weisslich, mit langen Haarenden der Dunfederu. Im ScliAvanze sind
einige an die Stipituren erinnernde Federn mit ziemlich steifem Schaft
und locker stehenden ziemlich steifen Rami. Auch die Engländer
fanden auf Kerguelen bei einigen die Brut schon am 9. December
fertig, während andere erst in der ersten Februarwoche legten. Die
Amerikaner sahen vom 10 November ab Paarung, vom 15. December
ab Eierlegen.
Pygsoceiiö Vou den Pinguinen ist Pygoscelis antarctica Forst, eine
Falklandform. Das Männchen, -welches wir behalten haben, ist aus
dem Juni. Dr. Will erzählt, dass von den Steinbrechpinguinen
zwei Pärchen brüteten. Das soll nach ihm Spheniscus demersus sein,
welcher Name von Ähhot für magellanicus gebraucht worden ist. Die
in der Liste der Expedition als Steinbrechpinguine bezeichneten Stücke
gehören aber zu Pygoscelis antarctica.
PvRosceiis Pygoscelis papua Scopoli, taeniata Peale war nicht nur
paima. ^|^ Falklaudform, sondern schon durch die Reise des Erebus und
Terror auch als Kerguelenform bekannt geworden. Die deutsche
Expedition konnte diese Pinguine, welche Eselspinguine genannt worden
sind, in sechs Kolonien zu Tausenden beobachten. Wir erhielten vier
Stück, von welchen wir ein Männchen aus Ende Juli und ein Weibchen
selbst aufstellten. Eier sind von diesem Pinguine über fünfzig mitge-
bracht worden, Avelche zunächst als Speise für den Fall der Noth
gesammelt waren; auch in erheblicher Zahl Embryonen von etwa
8 bis etwa oO Tagen. Die ersten von unseren bebrüteten Eiern sind
am 4 und 9 November angezeichnet und am 5 und 14 December aufge-
nommen. Es wurden aber am 18 December deren noch in grösserer
Zahl aufgenommen, welche ein minimales Alter von 9 — 17 Tagen und
nach der Entwickelung der Embryonen wahrscheinlich kein erheblich
grösseres hatten. Nach TT7// wurden die ersten Eier Ende Oktober
gefunden auf Brutplätzen auf dem Grasboden des „Hochplateau's
(100 m hoch)" und der höheren Theile der Thäler. Die Amerikaner
fanden auf Kerguelen ein Junges bereits am 4. December ausge-
schlüpft und man gab an. schon am 12. October Eier gefunden
zu haben. Die Legezeit mag also zwei volle Monate dauern.
Will giebt an, dass die Eier zwischen 7 — 9 cm in Länge variirten,
ihr Eiweiss bläulich schillernd, der Dotter rothgelb sei. Von den
uns zugekommenen haben drei gemessene 69 zu 63, 70 zu 60, 70 zu
Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens. 15
58 mm in Länge und Breite; sie sind genmdet, zum Tlicil nahe der
Kugelform , die Farbe geht ein wenig aus Weiss in's Grün der
Enteneier über. Die Schale ist dick. Nach Couef^ legen sie zunächst
ein Ei und nach zwei Monaten zu dem jungen Vogel ein zweites.
Nach Will ist die Be])rütung der Eier in sechs Wochen, das ganze
Brutgeschäft anfangs März zu Ende. Bei der Fütterung der Jungen
werden breite Pfade zur See getreten. Eltern und Junge verlassen
die Brutplätze, um an einem geschützten Orte den Federwechsel
abzuwarten.
Unsere Embryonen messen
bei minimaler Brutzeit von 12 Tagen: 5,5 cm an Länge,
99 10 0
24 13 3
31 14 5
n n 5) » "^^ 5> 10,U „ „
Die von 13,3 cm sind schon dicht befiedert. Die Arme sind
anfänglich verhältnissmässig schlank. Der Oberarm verkürzt sich
allmählich relativ, der Unterarm wird mehr und mehr in die breite,
llossenartige Hand mit hineingezogen. Wenn der Ilumpf schon ganz
befiedert ist, haben Arm und Hand nur an der Hinterkaute Federn.
Der Kopf hat dann eine schwarze Kappe bis über die Augen; Stirne
und Rücken sind grau; der Bauch ist schmutzig weiss. Eiue Hand
pflegt über das Gesicht gelegt zu sein. Nestvögel haben wir leider
nicht erhalten. Nach Will gingen die Jungen im September zu Wasser.
Die vier in der Tabelle aufgeführten Pinguine aus der Gattung Eudyptcs
Eudyptes sind von Sliarpe durch Streichung vou diadematus auf drei ciu-ysoiopims
reduzirt worden. Bei dem geringen mir zugängigen Materiale muss diadematus.
ich mich einer Entscheidung darüber, ob man soweit oder auch noch
weiter gehen könne, enthalten. Unser einziges Exemplar von E. chry-
solophus Brandt ohne Datum (nro 8403) ist jung und bei Beginn
der Mauser getödtet. Bereits Kidder wurde durch Capitain Fidler
belehrt, dass dann die Pinguinbälge stets unbrauchbar sind. Es
können deshalb für die Bestimmung wesentliche Merkmale kaum an
ihm festgestellt werden. Der Vergleich mit dem nur durch einen
von gefundenen Ueberresten abgeschnittenen Kopf (nro 9035) vertre-
tenen, von der Expedition für E. chrysocome Forst, angeseheneu, nach
Will angeblich noch in zwei Exemplaren, aber auch in der Mauser
beobachteten Yj. diadematus Gould ist somit unsicher.
Unsere beiden Stücke sind darin ganz gleich, dass auf die
zunächst der Schnabclwurzel stehenden, übrigens bei 8493 grauen,
1(3 Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens.
bei 9035 erst grauen, dann ganz sclnvarzen Stirufedern in Querreihen
solche folgen, welche aus weisslicliem Duncntlieil ins Schwefelgelbe
und dann in's Oraugegelbe übergehen, so dass nur noch die Spitze
schwarz ist, endlich diejenigen, Avelche, sehr verlängert, meist gar
nichts Schwarzes mehr an sich haben, sondern aus reinem Weiss durch
Schwefelgelb in Orangegelb übergehen.
Hingegen misst der Schnabel von 9035 vom Mundwinkel ab
27'", von der Stirne über dem Kulm 23,5'", damit 22 und L5'", in der
Höhe über dem Kinnwinkei aber 1'" meh]- mehr als der von 8403,
ist überhaupt viel massiger und, wie bereits JVül betont, rostbraun,
nicht schwarz. Er hat zahlreiche Zuwachsstreifen und gehörte jedenfalls
einem alten Thiere, welches den E. diadematus Gould in etwas kleiner
Ausgabe repräsentirte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Schnabel
im Alter erheblich von dem der jungen Thiere abweicht. Wenngleich
unsere Stücke nicht ausreichen, um die Angabe von Sharpe sicher zu
bestätigen, dass E. diadematus identisch mit dem E. chrysolophus
nach seiner Diagnose sei, so Averden doch die beiden Stücke näher zu
einander gehören, als zu irgend welchen anderen Pinguinen. Leider
ist auch unser Material an Skeletten zu gering, um Aufschluss zu
geben, das ältere nicht einnud liinlänglich bezeichnet.
. . . . Der Königspinguin von Süd- (j e orgien ist iedenfalls von
longirostris. gleicher Art wie der von Kerguelen, Aptenodytes longirostris Scopoli,
Pennanti Gray, Patagonica Pennant. Schon Erebus und Terror brachten
ihn von Kerguelen mit. Er ist niclit minder, sicher nach Coiies,
auf den Ealkl and sin sein vertreten. Ob und wie diese Art sich
geographisch gegen A. Eorsteri Gray, Patachonica Eorster abgränze, ist
wohl für jetzt nicht festzustellen.
Wir haben ein erwachsenes Paar und ein Dunenjunges aufgestellt.
Die erwachsenen Stücke messen von der Spitze des Schnabels bis zu
der des Schwanzes 117, das Dunenjunge 84 cm. Will giebt als Höhe
der stehenden Thiere etwa 1 m, als Gewicht 17 kg an. Man beobachtete
sie leider erst gegen das Ende des Aufenthaltes, iin Juni, in grösserer
Menge sowohl auf dem Südufer der Royal-bai als in Little-Haven mit
weit fortgeschrittenen Jungen.
Eür die Schnabellänge ist das Maas über den Kulm, welches
Coues und SJiarpe augegeben haben, wegen der an der Wurzel unweit
reichenden Beriederung minder charakteristisch als das vom Mund-
winkel aus. Wir messen daselbst beim Weibchen 13 cm, beim Manne
etwas Aveniger, wobei dessen Schnabel an der Spitze mehr abgebogen
ist, und stimmen so mit dem grössten Masse von Schlegel. Die Jungen
sind chokoladebraun. Nach Will tragen sie das Dimenkleid noch im
Pageiistcclicf, Vögel Süd-Geurgiens. 17
September. Nucli der obigen Will entlehnten Bemerkung über das
späte Finden wird es auf einem Irrthum beruht haben, dass in der
Liste der uns abgegebenen Stücke ein Ki von diesem Pinguin aufge-
nommen war. Jedenfalls haben wir keins erhalten.
Nach Will sind alle diese Pinguine ständige Bewohner der Insel.
Von Pelecanoides (Halodroma) haben wir vier erwachsene iviwanoides
und vier den Eiern entnommene Dunenjunge aufgestellt. Es sind auf """'^^"-'^ ^^r.
. . Berai'di.
äusserst geringe Merkmale von P. uriuatrix Gm. P. Garnotii Less.
und P. Berardi Q. & G. unterschieden Avorden. Die südgeorgischen
Stücke könnten nach der Länge von 8 " zu P. Garnotii gehören. Sie
haben aber, wie für Berardi angegeben, in der Hauptsache helle, graue
oder gelbbraungraue Füsse, mit noch helleren Zehengelenken, wodurch
die Tintenschwärze der Sohle, der Nägel, des Saumes der Schwimm-
häute, längs der Zehen etwas einwärts ziehend, um so merklicher
absticht. An den Schnäbeln sind einige Masse sehr, andere wenig
verschieden. Die Breite an der Stirne schwankt zwischen 3,5 — -4'",
die Länge über dem Kulm zwischen 0,5 — 7,5'", wobei der Unter-
schied hau2)tsächlich auf dem Wachsthum des Schnabelhakens beruht,
während das seitliche Längsmass des Schnabels vom Mundwinkel aus
ziemlich dasselbe bleibt. Der Oberschnal)el ist schwarz, der Unter-
schnabel gelblichbraun, im oberen Tlieile schwarz. Will erwähnt
dieses Vogels nicht, also auch nicht seines Brutgeschäftes. Vielleicht
ist er mit Prion zusammen geworfen, mit welchem, wie ]nit Halobaena
coerulea er im Brüten in unterirdischen (iängen auf einem Ei und
nächtlichen Leben auf Kerguelen übereinstimmend gefunden wurde,
nur dass etwa die Gänge etwas weniger tief und weniger gewunden
waren.') Eaton fand das erste Ei bereits am oL October. Die beiden
Eier, welche wir aufgestellt haben, aus dem December, massen 40 zu
30 und 38 zu 32 mm in Länge und Breite. Sie zeigen bei einer
rundlichen Gestalt wenig Unterschied der beiden Enden. Unsere
ziemlich weit fortgeschrittenen Embryonen sind aus dem Januar, der
kleine Nestvogel ist vom 2^2. Januar. Diese sehen aus wie Mäuse,
einfarbig hellbraungrau, unten wenig heller, Kehle federarm. Der
Schnabel ist blassbläulichgrau, der Unterschnabel am Kehltheil Aveisslich.
Die Nägel sind schwarz, die Schwimmhäute hellgrau mit schwarzem,
schmalem Saum und etwas dunklerem Mittelstreif, die Füsse blass-
bläulichgrau. Auch von den 5 Embryonen, welche Herr Prof. Born
erhielt, Avaren 4 als aus dem Januar bezeichnet.
•) Nach der MittheiluDg des eben zui'ückgekehrteu Herrn Dr. Clauss Lrütete
Pelecanoides weiter aufwärts und mehr unter lockerem Gestein, Prion im
toitigen Boden.
2
li
Pasfcnsteoher, Yön;i?l Süd-Georgiens.
Procella.ria
Nereis.
Oceanites
Pufflinis Kuhiii. Dass Puffiuus Kiihlii Boie nicht auf Süd -Georgien erlegt
worden ist, hat wohl nur vom Zufall abgehangen, unser Museum hat
beispielsweise diesen weitverbreiteten Vogel, wie von Australien, so
von Cap Hörn.
Procellaria Nereis Gould ist, wie von Süd-Georgien und
Kerguelen, auch von Neu-süd-wales, den Philipps-, Norfolk-, Nopean-
Inselu bekannt, somit von grösster antarktischer Verbreitung. "Wir haben
ein einziges Stück erhalten. Wül, indem er diese und die nächste Art als
kleine Schwalbensturjnvogelarten zusammenfasst, sagt, dass sie M'ie Ma-
jaqueus und Prion Nachtvögel seien, in gedrängt nebeneinander sich fin-
denden halbkreisförmigen Erdlöchern, auf vegetationslosen Schuttfeldern
der Bergliäuge genistet und Ende April mit den Jungen die Insel verlassen
hätten. Das einzige Ei ist 33 mm lang und 25 mm breit, an einem Ende
mehr gerundet. Gegen dieses Ende gedrängt stehen sehr feine rothe Punkte,
welche übrigens spärlich sich auch schon von nahe der Spitze ab finden.
Oceanites melanogastra Gould, welche unser Museum
meianogastra. schon von iVustralicn hatte, wird wie 0. leucogastra Gould wohl nur
als eine Varietät von (). tropica Gould, grallaria Licht, zu betrachten
sein, mit welcher Annahme sich unsere Tabelle erheblich vereinfachen
würde. Unser aufgestelltes Exemplar hat gleich den in Spiritus bewahrten
vollständig den sonst manchmal lückenhaft erscheinenden schwarzen
Bauchmittelstreif bei Aveissen Elanken. Die Schwimmhaut hat bei den
Spiritusexemplaren in jedem Eelde einen breiten gelben Streif vou der
Basis aus; schwarz sind Saum, Zehen, ein Schwimmhautstreif längs
dieser und die Nägel. Ein Ei, 40 mm lang, 27 mm breit, welches
bezeichnet war: „nereis I Klippenpärchen", dürfte nach Grösse und
Eärbung hierher gehören. Die Punkte, welche nach Khlder und Voiies
eine Ausnahme für P. Nereis bilden, konimen bei diesem Ei ganz wie
Shmjie für (). oceanica angiebt, in einer Zone nahe dem stärkeren
Ende gedrängt, am Ende selbst aber nur spärlich vor. Sie gehen mehr
ins Rothschwarze. So linden auch am spitzen Tlieile des Eis sich
ungemein feine schwärzliche Punkte. Üebrigeus ist der Unterschied
des dickeren Endes sehr gering. Nach den Beobachtungen auf Kerguelen
nisten die Sturmschwalben mit gefleckten Eiern offen im Grase.
Färbung mindert bekanntlich die Abkühlung blos liegender Eier, fleck-,
punktweise und gürtelartige wohl immerhin mit Nutzen für Netze,
Bündel, Kränze von Gefäßen. Bei Höhlenbewohnern fällt dieser Nutzen
weg; so haben die in Löchern brütenden Sturmvögel rein weiße Eier.
0. oceanica Kühl, Wilsoni Bonaparte scheint über die Meere
beider Hemisphären verbreitet zu sein. Es ist wohl Zufall, dass sie
zwar von Kerguelen, aber nicht von Süd- Georgien gebracht wurde.
Oceanites
oceanicr,.
Pagenstcfher, Vögel Süd-Georgieus. 19
Von Ossifraga gigantea Gm. erhielten wir zwei dunkle und ossifraga
ß.'iir<intP(i
zwei weisse Exemplare. Eins der letzteren gaben wir nach Berlin.
Nach Will fand man den Riesensturmvogel zu jeder Zeit in grossen
Mengen auf dem Hochplateau und der Landzunge, in welche das
Plateau östlich abfiel. Will sagt: „Die jungen, einjährigen Thiere sind
dunkelbraun, ältere hellgrau, während sehr alte Vögel fast völlig Aveiss
sind: in das dichte weisse Gefieder sind nur einige schwarze Federn
eingestreut." Die Vermuthung, dass das weisse Kleid eine regel-
mässige Alterstufe sei, findet allerdings immer mehr Anhänger gegenüber
der, dass es eine, in gewissen Oertlichkeiten gewöhnlicher gefundene
Varietät sei. Von Geschlecht und Jahreszeit hängen nach Hcldegel
Aenderungen des Gefieders bei den Sturmvögeln nicht ab. Unsere
drei Stück sollen sämmtlich Männchen sein, aus der Zeit von April
bis Anfang Juli, also aus Herbst und Winteranfang der arktischen
llegion, und der weisse steht nach der Jahreszeit zwischen den zwei
dunklen. Sie ergeben folgende Masse:
Nro. 1.
Nro. 2.
Nro. 3.
vom April.
weiss, vom Juni.
Anf. Jvüi
Schnabel v. Mundw. 40,0'"
44,2'"
43,fi"'
üb. d. Kulm 20,0"'
23,0'"
24,0'"
Breite der Nasdecke
an der Wurzel . . . 20,0'"
23,0'"
24,0'"
Flügellänge 18,5'" (= 50 hm) 19,0'" (= 53 cm) 20,0"' (= 54 cm)
Das weisse Exem.plar hat also nicht in jeder Beziehung die
grfjssten Masse, was nicht grade entscheiden würde, da wirklicli manche
Vögel mit der grösseren Befestigung des Skelets und Gefieders kleiner
zu werden scheinen. Ich möchte dasselbe aber auch nach der minderen
Begleichung oder Abplattung der erhobenen ]\littelnalit der Nasendecke
eher für jünger halten als Nro. 3.
Das kleinste Exemplar ist gleichmässig russschwarz, mit nur wenig
helleren Federrändern, hat die Schäfte der Schwungfedern minder weiss,
als die übrigen, ermangelt auch des weissen Fleckes am Kinn. Das
dritte Stück entspricht der Beschreibung von Sliarpe^ die Gegend um die
Augen nnd die Kehle sind am hellsten. Das weisse Exemplar hat an
Rücken, Brust, Bauch einige zerstreute Flecken durch halbe oder ganz
braune Federn, auch ebenso nnregelmässig und asymmetrisch einige
Fahnen von Schwungfedern halb oder ganz russbraun. Das von ScJile(/el
beschriebene weisse Exemplar des Leydener Museums war auch ein
Männchen. Die weissen Stücke waren auf Süd-Georgien sehr selten.
Nach W/U begann die IJrütezeit anfangs November. Das Nest
Avnrde aus Moos und (»ras oebaot. ludou meint, die Eier Avürden
20 Pagenstocher, Yöoel Süd-Gcorg-ieus.
7AI derselben Zeit gelegt, wie die des Königspinguins; das wäre Mitte
Oktober. Nach Kidder schreitet der Riesensturmvogel zuerst von
allen zur Brut.
Unsere Eier messen 110 zu 08, lOG zu 68, 104 zu GG mm.
Sie haben stellenweise matte grüngraue Flecken. Unsere Embryonen
sprechen für Beginn der Legezeit früh im Oktober, aber für eine Dauer
derselben durch einen Zeitraum von etwa sechs Wochen. Wir haben
Embryonen vom 25. und 29. November, Avelche von der Schnabelspitze
über den Kopf nach hinten gemessn, nur 3, .5 cm haben, vom 9. Dezember
solche von 7,5 — 8 — 9,5 cm. Einer mit minimaler Brutzeit von 23
Tagen vom 21. November bis 14. Dezember misst 11 cm; sieben vom
14. Dezember messen 10 — 12^ — 13cm; einer vom 10 Dezember misst
13,5 cm. Zwei unbezeichnete messen 15 cm und der grösste aus ange-
picktem Ei vom 20. November hat 30 cm Länge. Dieses Thierchen
haben wir ausstopfen lassen. Es ist w^eiss, an Nacken, Bücken,
Schenkeln, Flügeln leicht grau. Der Schnabel ist gelbweiss, an der Spitze
bräunlich. Die Füsse sind hellgraugrün, die Schwimmhaut ist heller.
Das Dunenkleid ist minder locker als bei Majaqueus, Belecanoides,
Frion, Pinguinen, namentlich am Kopfe fast bürstenartig dicht. Die
dunkle Untermischung im Federkleide fehlt den Stücken, welche am
14. December 10 — 12 cm massen, noch gänzlich, bei den von 13 cm
findet sie sich bereits am Bücken. Herr Professor Born hat Embryonen
vom 25. November bis zum 14. Dezember erhalten.
Nutzen des Die Wahrscheinlichkeit, dass bei dieser Art ein Farbenwechsel
Fiirbenweeii.spis. gjj-^^j.^^^^ Avenu aucli vielleicht nicht nothwendig das weisse Kleid in
einem genau bestimmten Lebensjahre fertig wird, gestattet, eine Be-
trachtung über den Nutzen dieses Farbenwechsels bei gewissen Schwimm-
vögeln einzuschieben. Nehmen wir den gemeinen Schwan und die
anderen arktischen Schwilne zum Beispiel. Den jungen Vogel, welcher,
nachdem er im Frühjahr ausgeschlüpft ist, zunächst geringe Kraft zur
Vertheidigung und zur Flucht hat, macht sein grauliches Gefieder
auf dem offenen Wasser und kahlen, moorigen Ufern wenig bemerklich ;
der erwachsene bedarf, sobald offenes Wasser ihm die Entfaltung
seiner grossen Kraft gestattet, solchen Schutzes nicht, erfreut sich
aber dessjeuigen, welchen das nun weisse Kleid ihm gewährt, wenn
Eis die Gewässer schwerer w'egsam macht und Schnee die Ufer deckt.
Es ist nicht leicht, zwischen den Eisschollen Schwäne zu entdecken.
Ob und wie solches auf den Biesensturmvogel anzuwenden sei, ist freilich
recht unklar. Es wäre ja möglich, dass die älteren Vögel weiter in
die südlichen Eismeere gingen als die jüngeren oder im Winter ihnen
treuer blieben und zwischen dem Eise fischten. Vor welchem Feinde
Pageiisteeher, Vögel Süd-Georgions. 21
freilicli sie sich im Eise oder auf dem Schnee zu schützen hätten,
sehen wir nicht recht. Die in jenen (jlet^enden die llaubvögel ver-
tretende Ilauhmöwe wagt sich wohl an junge, aber schwerlich an alte
Pdesensturmvögel. Immerhin möchte man das russschwarze Jugendkleid
zwischen weissem Kleide im Ei und weissem Kleide im Alter als eine
secundäre nützliche Erwerbung betrachten.
Der Umstand, dass so häufig Federn oder Theile von Federn
in sonst weissem Kleide an gewissen Stellen dunkel bleiben, erläutert
sich vielleicht dadurch, dass dunkle Federn widerstandsfähiger sind,
so dass in stärker angestrengten Theilen die Behauptung dunkler
Farben Nutzen bringt.
Eaton erhielt auf Kerguelen Nestlinge von Grösse eines
Cochinchinahuhns. Nach Will waren die Jungen Anfang April flügge.
Dass Thalassoica tenuirostris Aud., welche auf Kerguelen nur Timiassoica
vereinzelt vorzukommen scheint, auf Süd -Georgien gar nicht erlegt
Avurde, ist zu verwundern, da dieser Vogel grade am gewöhnlichsten
von Cap Hörn und der Westküste Südamerikas gebracht wird, von
wo auch wir ihn mehrfach haben.
Bekanntlich hat Boncqmrtc von Pagodronia nivea Gm. eine PuRoaionKi
1 T , ITT- 11 , 1 • • -VT T-. niviM miiiin'.
var. minor abgesondert. Wir haben unter dem irrigen JNamen rro-
celhiria alba von der Expedition die Billge von einem Paare jener
reizenden Sturmvögel aus dem Monate Juli, eines weiteren Weibchen
vom „Vexirberg", welche drei wir selbst aufgestellt, und einen Balg
erhalten, welchen wir nach Berlin gegeben haben, auch noch 5 Stück
in S]3iritus.
Wir nehmen an, dass einige uns an unseren Stücken aufge-
fallenen Merkmale den früheren Beschreibern in ungenauer Unter-
suchung oder wegen Variabilität entgangen seien. Andernfalls hätte
Süd-Georgien hiermit eine eigenthümliche , dort festsitzende, passend
als Novegeorgica zu bezeichnende Art, wofür vielleicht spricht, dass
nach Will diese Viigel kein« Menschenfurcht kannten.
Unser Männchen misst 34, die Weibchen messen 33 cm., die
den Schwanz überragenden Flügel fast 2G cm. Es kommen die Einzel-
masse den von Schlegel angegebenen ganz nahe; vollständig ent-
spricht die Länge der Flügelspitze mit 10 cm. Die Schäfte der
Schwungfedern sind aber nicht, wie Gmeliu angiebt, schwarz, sondern
weiss. Es finden sich nur auf den Rami der Aussenfahnen mikro-
skopisch feine, schwarze Längsstrichelchen und Pünktchen, welche
gegen die Unterarmscliwingen hin mehr und mehr verschwinden, hin-
gegen auf den Sjiitzen der ersten oder der ersten und zweiten
22 Pageiistecher, Vögel Süd-Georgiens.
Schwungfeder der Weil^chen sich zu einem scliwärzlicheu Flecke
erheben. Ferner sind einige Haarfederu im vorderen Augenwinkel
und von dort aufsteigend gegen den oberen Lidrand schwarz, auch
dieses ausgebildeter bei den Weibchen, ein bis dahin unbeschriebenes
Merkmal (vgl. Fig. 4).
Nach der Flügellänge kommen diese Stücke zur var. minor
Bonaparte.
Dieser Sturmvogel nistete nach Will auf den Bergen in der
Nähe der See in schwer zugänglichen Felsspalten. Die V()gcl Hessen
sich ruhig mit der Hand fangen. Man fand nur einige gefrorene Eier.
Das einzige Ei, welches wir erhalten haben, ist rein weiss, beidseitig
ziendich schlank gespitzt, doch immerhin an einem Ende mehr gerundet.
Es misst 62 zu 30 mm.
Dnptioucnpen.sp. Vou Daptioo capcusc L. haben wir ein Weilichcu vom A])ril
und eiu Männchen vom Juli. Letzteres hat im Anschlüsse an die
dunkle Kehle einige Federn der Halsseiten mit dunklen Spitzen, während
das Weibchen hier reiner weiss ist. Auch ist das Männchen erheblich
stärker. Dieser Vogel zeigte sich nach W/U auch während des Winters
in der Nähe des Landes; vielleicht habe er auch auf der Lisel gebi'ütet.
Maiaquens Bei unserem Exemplare von Majaqueus (Fulmarus) aequi-
aeqiünoftiaiis. noctialis L., einem Männchen, beschränkt sich das Weiss der Kehle auf
den Schnabelkehlwinkel in einer Länge von nur 1 cm. Dieser Vogel besucht
nach Will die Insel nur, um dem Brutgeschäfte obzuliegen und traf
Anfangs Oktober ein, um die etwa 1 m tief in den Basen gegrabenen
Nestlöcher in Besitz zu nehmen. Man fand Ende November die ersten
Eier; die Amerikaner fanden sie auf Kerguelen vom IH. December
an. Ln März und April Avurden auf Süd- Georgien die Nesthöhlen
wiederholt von Schnee bedeckt. Ende April waren die Jungen noch
nicht flügge, aber Anfangs Mai schien das Gros fortgezogen. Die
Amerikaner aber meinen, dass die Jungen, an deren Bumpfe sich im
November noch stellenweise Dunen fanden, vor December nicht zu
fliegen anfingen. Die Eier messen auf 87 mm Länge 54—55 Breite.
Das stumpfe Ende ist gut ausgezeichnet. Sie sind weiss, nur mit
Erdschmutz bedeckt. Embryonen vom 14. Januar messen 19, einer
aus aufgepicktem Ei vom 25. Januar 28 cm, kleinere sind unbezeichnet.
Die Embryonen sind ganz dunkelfarbig. Der grösste, reife, welchen
wir haben ausstopfen lassen, ist kaffeebraun; das ganze Gefieder ist
sehr locker. Der Schnabel ist schmutzig gelb, das Nasenrohr, der
Nagel und der weiche Streif am Unterschnabel sind schwärzlich. An
den Beinen sind Laufbein und Schwinnnhaut schmutzig gelb; das
LTebrige schwärzlich.
Pageastechcr, Vögel Süd-Georgiens. 23
'rinn turtur.
Unsere ziemlich zahlreichen Exemplare von Prion, Avelcho als
P. clesolatus bezeichnet waren, fallen bei massiger Verschiedenheit der
Schnabelgrösse nach dem Schnabelumriss sämmtlich in das Diagramm,
Avelches l^Juirpc für Prion turtnr Smith und Kühl, oder, wenn man
darin sicher den Prion desolatus Gmehu erkennen will, für dieseii
gegeben hat. Dass turtur, ariel und desolatus zusammen gezogen
Averden müssen, kann wohl nicht bezweifelt werden; es erscheint aber
nicht unmöglich , dass die grossschnäbligen vittatus gleichfalls nur
sehr alte Thiere zu dieser Art sind. Bei unseren Stücken in Alkohol
ist der Schnabel blaugrün, das Nasenrohr, die rinnenartige Stelle vor
diesem und eindringend zwischen Seitentheile und Nagel, sowie die
Aveiche Linie der Unterkieferseiten schwarz. Die Schwimmhäute sind
schmutzig gelblichweiss mit dunklen Mittelstreifen, Nägel, Zehen und
Streifen längs dieser grau.
Nach Will kamen die Vögel mit Procellaria aequinoctialis, also
Anfangs October. Das Brutgeschäft wird in Höhlen und denen der
Kaninchen ähnlichen Gängen besorgt. Eins unserer Eier ist aus dem
Januar; Eatoii erhielt solche von Prion desolatus auf Kerguelen
am 29. November. Die weissen Eier, taubeneiähnlich , messen 48 zu
35 und 50 zu o() mm. Sie sind fast gleichmässig an den beiden Enden
gerundet. Es ist hier, wie anderwärts, auffällig, dass so gewöhnlich
Eier , welche im Vergleiche mit anderen derselben Art lang sind,
nicht auch breiter, vielmehr schmaler sind, so dass die Eorm stärker
verschieden ist, als die Masse.
Unsere sehr verschieden reifen Embryonen sind alle aus dem
Januar. Die Dunenjungeu haben ein mausegraues, etwas dunkleres
und lockeres Kleid als die von Pelecanoides; ihr hellgrauer Schnabel
ist an der Spitze hellgelb; die Eüsse sind hellgrau, die /S'chwimmhäute
schmutzig weisslich. Eaton sagt, dass auf Kerguelen die meisten
Jungen vor Abreise der Expedition, im Eebruar, ausgeflogen seien.
Auf Süd-Georgien waren sie Ende April noch nicht flügge, auch
öfter unter dem Schnee begraben. Anfang Mai krochen halbflügge Junge
aus den Nestern und dann war Alles verschwunden.
Unsere Diomedea fuliginosa Gm., ein Weibchen, ist im Diomedea
Februar erlegt. Gekommen waren die Thiere am 16. October. Die
Nistplätze mit dem einzigen Jungen lagen nach Will an unzugänglichen
Felswänden. Unser YA misst 99 zu 77 mm, ist massig zugespitzt und
hat, beschränkt auf den stumpfen Pol, eine Menge winziger braunrother
Punkte. Nach beigefügter Notiz hat es 265 Grannn gewogen. Wir haben
auch ein Dunenjunges. Dasselbe ist blassgraubraun , an der Kehle,
Schnabelwurzel und um die Augen heller, ohne den weissen Augenriug
fuli;rinosa.
24
Pageusteclier, Vögel Süd-Georgieus.
Diomedea
melauophiys
Megalpstris
antarcticus.
der Erwacliseiieu zu haben. Der Schnabel ist schwärzhch, der Nagel
schwarz; die Füsse sind bräimlichschwarz mit hellerer Schwimmhaut.
Auch die Amerikaner fanden die Vögel am '23. October im
Begriffe zu legen und das erste Ei auf Kergueleu am 2. November.
Von Diomedea melanoplirys Temm, erhielten wir ein im
März erlegtes Männchen. Es ist auf dem Wasser geschossen worden.
Von Megalestris antarcticus Less. haben wir aus dem Juni
ein altes Stück, welches ausser dem charakteristischen weissen Flügel-
spiegel einige zerstreute Federn am Halse weiss hat. Die ganze Länge
beträgt 68 cm, die des Tarso-metatarsus reichlich 7, des Schnabels
von der Mundspalte zur Spitze nahezu 8 cm. Dass diese Vögel die
eigentlichen kühnen und zudringlichen Raubvögel jeuer Gegenden
sind, zu Wasser und zu Lande, an Alten, Jungen und Eiern, Lebenden
und Aas, Fleisch und Fisch ist bekannt. Ihre Brutperiode dauert
nach Will von Ende November bis Anfang März. Eins unserer Eier
ist vom 24. November, misst 7 7 zu 53 mm, ist rasch zugespizt,
graugrün mit oberilächlichen, zwar ungleich grossen, im ganzen aber
grösseren braunen und kleineren tiefer liegenden, überdeckten grauen
P'lecken, dichter und grösser am stumpfen Ende. Das zweite misst
7() zu 52, hat einen mehr olivbraunen, vielleicht im Brüten verfärbten
Grund und Flecken, wie das erste. Die Eier sind von dem Moos, in
welchem sie meist liegen, nach Will schwer zu unterscheiden. Die
Amerikaner fanden Eier am 17. November und 20. Dezember. Embryonen
aus dem Jjinuar sind ziemlich weit entwickelt. Die Duuenjungen sind
milchkaffeebraun, an Mundwinkel und Kopfseiten etwas lichter. Mitte
März hatten sie nach Will das vollständige dunkelbraune Gefieder,
Hessen sich aber noch füttern.
Die einzige eigentliche Möve, Larus Dominicanus Licht., mit
Dominicanus. schwarzcm Mantel und rothem UnterschnabelHeck, ist den beiden
antarktischen Inseln gemeinsam, auch von den Falklandsinseln und
Patagonien, selbst von Brasilien bekannt. Wir hal)en ein erwachsenes
Weibchen von Ende Juli, ein unausgefärbtes Stück und ein Dunen-
junges vom 14. Dezember. Letzteres hat eine dunkle Schnabelwurzel,
auf dem schmutzig grauweissen Kleide braune Zeichnungen, einen
Streif jederseits vor dem Auge, mehrere Flecken symmetrisch über
den Augen und auf der Stirnmitte. Auf dem Hinterkopfe, den Wangen,
den Seiten der Kehle erscheinen solche Flecken grösser und minder
gesättigt. Auf dem Rücken, Avelcher im allgemeinen dunkler ist als
der Bauch, zeichnen sie sich nur wenig aus. Diese scheckige Färbung
ist, wie bei Sterna, Grundlage des graubraun und weiss gemischten
Jugendkleides, bei welchem die Beine schwarz sind.
Larus
Pagcnstccher, Vögel Süd-Gcorgicus 25
Zwei unserer Eier sind vom 14. December, eins, wenn ich richtig
lese, vom 20. Januar. Mitte März fangen nach Will die Jungen au
zu fliegen. Die Masse unserer Eier sind 75 zu 52, 73 zu 49, 77 zu
54. Sie sind auf einer bald mehr in's Gelbgraubrauue, bald mehr
in's Grüne gehenden Grundfarbe mit grossen sepiabraunen oder oliv-
braunen, mehr oder Aveniger durch Verdeckung grauen Flecken, plumpen
und feinen gemischt, gezeichnet. Das erste ist das spitzeste und am
meisten dem der Raubmöve ähnlich; das zweite hat mehr röthlichen
Ton im Braunen; das dritte, aus dem Januar, ist massig spitz. Die
Avie die vorigen zu zweit landeinwärts abgelegten Eier sind wie jene
dem Boden in der Färbung angepasst.
Die Beschreibungen der antarktischen Sterna-Arten, insbesondere stonui virgata
der St. virgata Cabanis ') bieten Ungleichheiten oder Ungenauigkeiten,
welche der Absonderung neuer Arten von der Sterua vittata Gm. die
Schärfe nehmen. Wir haben von der süd-georgischen Sterna vier
Stück aufgestellt, ein erwachsenes Pärchen, ein unausgefärbtes und
unausgewachsenes aber flügges Stück und ein Dunenjunges. Das
Männchen ist am 4. August erlegt, das Weibchen mit Brutfleck Ende
Juli. Es hat weisse Federn unter die schwarzen der liaube gemischt.
Die jüngeren Thiere sind leider ohne Datum. Wir haben sieben
Embryonen aus dem Januar, deren Brutzeit von etwa 8 Tagen bis
nahe zur Vollendung zählen wird. Nach Will begann das Brüten im
Januar und im März flogen die jungen Thiere, wenn auch noch
ungeschickt. Die Amerikaner fanden aber auf Kerguelen von ihrer
angeblichen Sterna vittata Gmelin schon im Dezember Junge und Avie
bei vielen Sturmvögeln beide Geschlechter brütend.
Unsere erwachsenen Sterna nun weichen von der Diagnose
der St. vittata Gm. durch den nicht reiuAveissen Schwanz ab, scheinen
auch, in Uebereinstimmung mit TF///'.s Angabe korallrothe Füsse
gehabt zu haben. Sie besitzen dabei gewisse für Sterna virgata Gab.
als charackteristisch aufgeführte Merkmale, aber nicht alle. Sie haben,
im Vergleiche mit der Beschreibung dieser Art bei ('ahanif< und Sliürpe
nicht nur die oberen Schwanzdecken , sondern auch die unteren , die
Afterdeckfedern und die Unterflügeldecken, besonders beim Weibe,
viel heller als Oberseite, Brust und Vorderbauch, weiss oder fast
weiss , was für vittata Gm. spricht. Der Aveisse Gesichtsstreif geht
Avie Cahanis für virgata, Hharpe aber für vittata sagt, unter dem
Auge durch, nicht Avie Sharpe für virgata sagt: superciliar. Er um-
gränzt, wie Gmelin für vittata hervorhebt, die schwarze Kappe gänzlich.
') Jouruiil für Oruithologie 1875. 23. p. 449.
26 Pagenstecher, Yögel Süd-Geoi-giens.
Die Spitze des korallrotlien Schnabels ist schwärzlich, was nirgends
gesagt wird. Die Aiissenfahne der ersten Schwungfeder ist bei weissem
Schafte fast schwarz, was bei SJiarpe eins der Merkmale von virgata
gegen vittata ist, und die Hälfte der Innenfahue sehr dunkel, während
die folgenden Schwungfedern auf der Aussenfalme zunächst eher heller
sind als auf der lunenfahne, nur dass der Innensaum dieser der
Folge der Federn nach allmählich breiter und breiter rein weiss wird.
Da die schwarzen Scheitelfedern an der Wurzel weiss sind, kann durch
verschiedene Umstände die Haube weissscheckig werden. Die Steuer-
federn haben graue Aussenfahnen. Der Schwanz erscheint dadurch
im Ganzen grau, Avährend auch SliCDj^e für vittata einen weissen
Schwanz angiebt; er ist aber beim Männchen etwas heller als beim
Weibchen.
Unser Männchen misst 35,5, das Weibchen 33 cm, womit diese
Stücke die Mitte haben zwischen 8hari)&s Mass für virgata mit 12"
engl. {Cabanis I3V2" franz.) und für vittata mit 15" 3'". Der Schwanz
hat mit 13 cm bis zur Spitze der äusseren Feder ungefähr die von
Cabanis angegebene Länge. Die Flügel messen gut 37 cm, sind also
etwas länger, als sie nach Sharpe bei den beiden Arten, nach Cabanis
bei virgata sind.
Auch Sterna nistet auf dem mit Moos bedeckten Boden. Wir
erhielten nur ein ganzes und ein halbes Ei. Jenes ist 47 mm lang,
lang, 32 breit, ziemlich spitz; das stumpfe Ende ist sehr ausgezeichnet.
Die Farbe ist dunkeloliv mit braunen Flecken verschiedener Grösse,
oberflächlichen und tieferen, auf dem einen Ei grösseren und zer-
streuteren, auch in etwa in einem Gürtel stärker auftretend.
Das Nestjunge ist grau mit zerstreuten dunklen Flecken , um
die Augen heller, unten grauweiss. Beim un ausgefärbten, 29 cm langen
Vogel haben die Federn an Kappe, Nacken, Flügeldecken weissliche
Binden auf graubraunem Grunde. Spuren dieser Binden zeigen auch
die Enden der übrigens bereits ziemlich wie bei den erwachsenen ge-
färbten Schwung- und Steuerfedern. Das Weiss am Ende der ünter-
armschwingen ist noch schmutzig, Kehle, Brust, Bauch leicht braun
gemustert, jene mehr weissbraun, diese mehr weiss. Die weisse Kopf-
binde ist noch wenig merklich.
Der Schnabel misst über dem Kulm bei den drei älteren
Exemplaren 3,1 — 2,9 — 2,7 cm, vom Mundwinkel bis zu 1 cm mehr,
beim Männchen 4,1 cm. Der des Dunenjungen ist kurz, über den Kulm
wenig mehr als 1 cm lang, vom Mundwinkel aus 1,5 cm. Er gleicht
im Oberschnabel etwas dem der Möven, ist fast hakig, während der
Unterschnabel fast keinen Kinnwinkel hat. Er ist durchgehend
Pageustoi'luM-, Vögel Süd-Goorgiens. 27
schwärzlich. Beim flüggen Jungen reicht die schwärzliche Färhung
auf dem Kulm bis zai den Naslöchern. So im Heranwachsen verringert,
mag sie hei Stücken, Avelche älter shid, als unsere ohen l)eschriel)enen,
auch in Süd-Georgien ganz verschwinden.
Die Abweichungen dieser Seeschwalbe von den Diagnosen der
virgata und vittata haben uns nicht bestimmen können, eine neue Art
aufzustellen, vielmehr zweifelhaft gemacht ül)er die Berechtigung der
unterschiedeneu. "Wir haben sie dahin gestellt, wohin sie mehr zu
passen schien.
Bei unseren Phalacrocorax carunculatus Gm. hat das im Juli Piiaiacvocoiax
getödtete Männchen ^51,5, das Weibchen 29,5cm Flügellänge, sodass
schon letzteres etwas die von Sclilegel angegebenen Masse übertrifft.
Beide haben, Avie auch ein drittes, in Spiritus bewalirtes Stück, die
Aveisse Flügelbinde, keins eiuen Kückentleck, der Maun hat keine Feder-
haul)e. Die in der Kehlhaut vorragende Federsclmebbe ist beim Weil)e
deutlicher als an der stärkeren Kehlhaut des Mannes. Die Karunkeln
an der Schnabelwurzel sind massig. Nach Will sind sie aher zur Zeit
der Paarung lebhaft blau und gelb gefärbt. Die Oberseite des Weibes
ist minder glänzend als die des Männchens und geht etwas ins Braune.
Coues stellt seine Kerguelen-scharbe auch zu carunculatus Gm.,
obwohl sie des Aveissen Flügelbandes entbehrt. Cahanis ') hingegen
macht daraus seinen Halieus verrucosus , Avelcher im Vergleiche mit
dem carunculatus von Neu-Seeland kleiner, an Schnabel und Füssen
kürzer sei, aller Aveissen Abzeichen ermangele, stärkere Karunkeln und
die Federschnebbe fast bis zum Kinne habe. Aus dem obigen erhellt, dass
für die unterscheidenden Merkmale mindestens zum Theil Vermittlungen
bestehen, beziehungsAveise sie von Geschlecht, Alter, Jahreszeit abhängen.
Die deutsche Expedition fand auf Süd-Georgien bei ihrer Ankunft
die Kormorane schon vor; die Brutplätze wurden erst im Februar
bemerkt, als die Jungen schon sehr herangewachsen Avaren. Die deutsche
Expedition erhielt auf Kerguelen einfarbig nussbraune Dunenjunge,
unten nur mit einigen wei^sgrauen Federchen, das ganze Gesicht nackt.
») Journal f. Ornithologie 1875. 23. p. 450. Abbild. 187G. 24. I. I,
Pagenstecher, Vogelausbeute aus Sud-Georgien. Zum Bericht über das Naturhist. Museum zu Hamburg 1884.
1. Aiithus antarc'ticus, Cab. 9.
2. Ei desselben.
3. Chionis alba, Gnü.
4. Pagodroma nrv^ea, Gml.9
■r;^'y^^^:ißfV»n(^^^
W Gummeh ae.
,i I- Tlir.htRr "hrh
Die von
Dr. G. A. Fisclier
auf der
im Auftrage der geographischen Gesellschaft in Hamburg
niiternoinmenen
Reise in das Massai-Land
gesammelten
Säugethiere
von
Prof. Dr. Pagensteche7\
Mit einer Tafel in Farbendruck.
Die von Herrn Dr. G. A. Fisclier auf seiner im Auftrage der
geogra])]iisclien Gesellscluift zu Haml)urg im Jahre 1883 in das
Massailand ausgeführten Heise gesammelten Thiere und Mineralien
sind von der gedachten Gesellschaft als ein lu'iclist dankenswerthes
Geschenk dem Naturhistorischen Museum üherwiesen worden.
Die Bearheitung der Reptilien, Amphibien und Fische durch
Herrn Dr. J. G. Fischer und die der Käfer in der Hauptsache durch
Herrn Professor Dr. Gcrstöcker wurden in 1884 bereits so zeitig
fertig, dass diese Arbeiten als Beilagen zum Jahresberichte des
Museums für 1883 im Jahrbuche der Hamburgischen wissenschaft-
lichen Anstalten I. Jahrgang erscheinen konnten.
Eine Uebersicht der Vögel hat Herr Dr. G. A. Fischer seitdem
selbst in der Zeitschrift für die gesammte Ornithologie 1884 (Budapest)
gegeben.
Ueber die Säugethiere soll hier Bericht erstattet werden. Wie
mehrfach zu den Vögeln früher gesammelte Stücke, so hat zu den
Säugern Herr Dr. Fischer den auf Zanzilnir erlegten Colobus Kirkii
als sein Geschenk Ijeigelegt. Eine annähernd volle Vertretung der
Fauna des durchwanderten Gebietes liegt nicht vor. In seiner Reise-
skizze ') hat Dr. Fisclwr von Säugern als beobachtet noch angeführt
Elenantilope, Giraffe, Zebra, gestreiftes Gnu, Warzenschwein, Büffel,
Nilpferd, Rhinoceros, Hyäena crocuta, Löwe, Cynocephalus 1)abuin,
Hase; als von den Massai zum Mantel benutzt Cercopithecus pyge-
rythrus, Hyrax, „Wildkatze" (unzweifelhaft Lynx sp.), Leopard; von
der Jagd und den Spuren des Elephanten ist die Rede.
Das grosse Wild war besonders reich in den lichten Waldungen
und dem Graslande bei Klein-Aruscha, aber die reichste Fauna gab
der dichte Wald bei Gross-Aruscha am Maeruberge.
1) Mittheilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg 1882 — 1883,
Heft 1, p. 36; G. A. Fischer, Bericht über die im Auftrag der geographischen
Gesellschaft in Hamburg unternommene Reise in das Massailand.
32 Pagenstecher, Säugethiere des Massailaudes.
Affen und Halb- 1 Colobus Kirkü J. E. Gray. Balg und Schädel eines weib-
lichen aufZanzibar erlegten Thieres (Eingangs-Catalog 8175 u. 8716).
Der Schädel vom C. Kirkii, hier leider durch den Scliuss sehr
l)eschädigt, entfernt sich durch die geringe Entwicklung des Gebisses,
namentlich der Eckzähne, von den beiden folgenden Arten und
kommt darin und durch den tiefen Eindruck im Jochfortsatz des
Oberkiefers dem C. ferrugineus 111. viel näher, w^elcher gleich ihm
auch in der Färbung vom gewöhnlicheren Verhalten der Colobus
abweicht. Die Nasenbeine, welche bei C. ferrugineus sehr schmal
sind, wobei die Nasenöffinung des Schädels der von Semnopithecus
gleicht und die Zwischenkiefer fast das Stirnljein erreichen, sind hin-
gegen bei C. Kirkii, obwohl auch hier die Zwischenkiefer sehr hoch
reichen, plump und die Nasenöffnung ist oben breiter als gewöhnlich.
Der Zwischenraum zwischen den Schläfenleisten des Schädels ist bei
C. Kirkii schmaler als bei den anderen CoIoIjus und Semnopithecus,
welche ich vor mir habe. Es ist zu bedauern, dass die (Gelegenheit
zum Vergleiche der Backentaschen- und Magen -Bildungen nicht
gegel)en ist.
2. Colobus palliaius Peters. Balg und Schädel eines ziemlich
ausgewachsenen, bei der Ortschaft Pangani am IG. August 1883
erlegten Männchens (E.-C. 7G94 u. 7605).
Die Gesässschwielen sind gelb ; von ihnen Ins zum Hodensack
verläuft auf dem Damme ein schmaler Streif rein weisser Haare, mit
seinen Wurzeln die Gesässschwielen ein wenig umgreifend.
Der Schädel ist dem vom C. guereza Rüpp. sehr ähnlich. Im
Vergleiche mit dem eines weiblichen Guereza von Abyssinien in
unserem Museum ist er stärker, im Zwischenkiefer breiter, im Hinter-
hauptkamm viel kräftiger, in der von diesem begränzten Hinterhaupt-
flache etwa 6 mm breiter. Das wird durch das Geschlecht begründet
sein, denn dieser Schädel reicht nicht, um die Kopfhaut des folgenden
Stückes zu füllen.
3. Colobus Guereza JRi'qip. Balg eines grossen Männchens,
erlegt in Gross-Aruscha am 17. Juli 1883 (E.-C. 7696).
Das Weiss greift vom Hinterrücken um die Gesässschwielen
und erreicht die Wurzel des Hodensacks.
4. Cercopithecus (Chlorocebus) rufoviridis laid. Geoffr. Balg
und Schädel eines in Ngurumän am 26. Juni 1883 erlegten Männchens
aus der Gruppe der Cercopithecus mit rothbraunen Haaren am After
und unter der Schwanzwurzel (E.-C. 7697 u. 7698).
Es scheint mir, dass C. rufoviridis Geoffr. und C. pyperythrus
Cuv. nicht scharf unterschieden seien und unser Individuum vermittle.
Paijfenstccher, Säugethiere des Massailaudes, 33
■wenn es auch iiaeh den Besehreilnuigcn, insl)esoiulor(' eiiu-s Stückes
vom Zaiul)esi, hei SchUgeV) mehr mit der ersten Art stimmt.
Au Scheitel, Vorderrückeii und Schultern ist das (iell) dt^r
Ilaare durch p;raue Wurzeln und schwarze Ringe sehr getrübt; es
kommt hingegen in der zweiten Hälfte des Rückens ein ziemlich
reines Gelbroth, deutlicli abgesetzt, zur Erscheinung. Die x\ussen-
liäche der Arme von ül)er dem Ellenbogen ab und die der Hinter-
beine vollständig, selbst über den Rücken weg zur Verbindung der
zwei Seiten vor der Schwanzwurzel, sowie die Oberseite des Schwanzes
sind grau, indem die mit schwarzen abwechselnden, sonst gelben Ringe
der Haare daselbst zu weissen abblassen. Das letzte Sechstel des
Schwanzrückens, die Schwanzspitze, die Hände und Füsse sind fast
schwarz; das Gesicht mit Einschluss des Kinns ist ganz schwarz;
eine Stiiiibinde und der Backenbart sind ziemlich rein weiss ; Kehle,
Bauch und Innenseite der Gliedmaassen sind schmutzig weiss.
J. E. Gray heljt, wie es scheint durch einen Schreiljfehler, die
weisse Stirnlnnde , ferner die schwarzen Hände nicht gebührend
hervor, characterisirt ül)erhau})t die Farben nicht gut. Der Schädel
kommt einem in unserer Sannnlung als von C. Sabaeus Cuv. ErxL,
gTiseoviiidis Desm. herrührend bezeichneten nahe. Er ist etwa 1 cm
kürzer und in allen Beziehungen zarter, wohl nicht allein wegen
minderen Alters. Der Augenrand ist minder ausgebreitet, die Nase
stärker eingedrückt, die Eckzähne sind schlanker, die äusseren oberen
Schneidezähne schmaler. Leider ist von dem \'ergleichstück nicht
zu ermitteln, ob es aus Ost-Africa (C: engythithea Gray) oder West-
Africa herrühre und welcher Art es eigentlich angehöre.
5. Otoliciius crassicaudatus Geoffr. Junges Männchen, am
17. Juli 1883 in Gross -Aruscha in einem Akazienwalde am Fusse
des Maeruberges erlegt (E.-C. 7726 u. 9183).
Die Länge des Rumpfes beträgt nur 27, die des Schwanzes
87 cm. Die braune Oberseite ist stark mit grau gemischt, die
Gegend über den Augen am reinsten grau , die Arme und der
Schwanz am reinsten braun, letzterer dunkelbraun, an der Spitze
schwarzbraun. Längs der Schlüsselbeine gi'eift das Braun ziemlich
rein auf die übrigens grauweisse Bauchseite über, Kehle von Brust
unvollkommen trennend.
6. Megaderma (Lavia) frons Geoffroy. Weibliche Thiere erlegt Fiedei
bei Ndalata unweit des Vulkans Dönyo Xgai und im März 1883
') Musee d'hist. natur. des pays-bas VII 1876, p. 78.
34 Pagensteclier, Säugethiere des Massailandes.
in Nguriiman, Männchen erlegt am 33. Januar 1883 in Maurui
(E.-C. 7712, 7715, 7716).
Die Weibchen haben ausser den gewöhnlichen Zitzen gleiche
zitzenähnliche Anhänge auf dem Schamberge wie die Rhinolophiden.
7. Nycteris hispida Schreier. Männchen am 13. Januar 1883
in Maurui erlegt (E.-C. 7714).
8. Nycteris aethiopica Dohson. Ein Weibchen, welches,
wenigstens im Vergleiche mit Dobson Catalogue of the Chiroptera in
the CoUection of the Brit. Mus. p. 165, nicht ausgewachsen zu sein
scheint (E.-C. 7713). Vom Lager in Ivlein-Aruscha am Rongaflüsschen,
welches sein Wasser vom Kilima-Ndjaro und Maeruberge bezieht,
am 23. Juli 1883.
9. Taphozoiis Maiiritiauus Geoffr. Ein Männchen von Pangani,
dem Ausgangs- und Endpunkte der Reise, 5, August 1883 (E.-K. 7717).
Die oberen Schneidezähne sind bereits ausgefallen.
insecteufresstr. ^^- Rhyucliocvoii Petei'si Barhoza du Bocage. Ein aus-
gewachsenes Männchen von Pangani (E.-C. 7725). Unter der Schwanz-
wurzel liegt eine Drüse und veranlasst einen nach hinten scharf
abgeschnittenen Wulst. Die Oeffnung derselben ist in der Mittellinie
nach hinten gerichtet.
11. Crocidura Fisclieri, nova species. (Eig. 1; Schädel Eig. 2
u. 3.) Ein altes Männchen von Nguruman (E.-C. 7718 u. 9184).
Diese Spitzmaus kommt C. canescens Peters , Sorex argentatus
Victorin und cyaneus Duvernoy am nächsten. Körper bis zur be-
haarten Wurzel des Schwanzes 9,2 cm, Schwanz einschliesslich dieses
Theils 4,8 cm, Oberseite blaugrau mit einem braunen Schimmer, am
Kopfe wenig mehr ins Braune, Schnauze oberhall) der Spürhaare und
seitlich Ins zu den Augenl)rauen, Oberlippe unterhalb der Spürhaare,
Kinn, Hals, hinter den Ohren aufsteigend, Bauch und in bestimmter
Abgrenzung die Seiten, Aftergegend, Unterarme und Vorderfüsse,
Unterschenkel und Hinterfüsse weiss mit Spuren von Grau, indem
die basale Hälfte der Haare grau ist. Ohren gut entwickelt, hinterwärts
dünn grau behaart, am Rande und an dem Rande der Klappe be-
wimpert. Schwanz hinter der dicht behaarten Wurzel spärlich weiss
behaart. Schwanz und Schnauze erschienen während der Bewahrung
in Spiritus besonders dick und deren Haut weiss. Im Ausstopfen
sind die Dicke und die Weisse der Haut an beiden Theilen ver-
schwunden. Muffel gespalten. Hinternägel wenig stärker als Vorder-
nägel. Der al\gehäutete Schwanz vierkantig, an den Oelenken wenig
anschwellend. Schädel (Eig. 2) 26 mm lang, 28 Zähne, Wirbel
7 + 14 + 6+3+17. Die hintere Abtheiluns des ersten oberen
Pai^eustccher, Säugethiere des Massailaudes. 35
Schueidezalnis mir lialb so lanj^' in der Sagittaleii, als die vordere,
mit der Sclineidc im Aussentheile den ZAveiten Schneidezahn fort-
setzend, aber von (hassen Spitze überragt; der zweite obere Schneide-
zahn an der Basis so hing wie der dritte und der Eckzahn zu'^aninien;
dritter Schneidezahn mal Eckzahn einander sehr ähnlich; vorderer
Zacken des Reisszalms niedriger als der Eckzahn. Erster unterer
Schneidezahn an der Hinterkante zweimal sehr schwach aiisgerandet ;
zweiter wenig länger als hoch, dem Eckzalm im ümriss der Basis
sehr ähnlich, aber in der Spitze viel niedriger.
Keine der Peters'schen Arten von Mozambique hat wie diese
nur 3 Sakralwirbel. Darin und gänzlich in den Wirbelzahlen stimmt
unsere Art mit Sorex vulgaris L. überein. Von cyaneus Duv. unter-
scheidet sich unsere Art, wie es scheint, durch etwas geringere
Grösse, kürzeren dicken Schwanz, plumpe Schnauze, die weisse, an
den Seiten aufsteigende Färbung des Bauches und die l)raunen
Seitenstreifen des Gesichtes. Die C. gracilipes Peters vom Kilima
Ndjaro ist schön zimmtbraun, canescens Peters unten grau mit hell-
])raunem Schwänze. Im Ganzen ist die lilaugraue Färlnnig unter den
ostafrikanischen und südafrikanischen Crocidura viel seltener als
die braune.
12. Bdeogale piiisa Peters (crassicauda Peters varV). Al^ge- Raubthiere.
löster Kopf, Vorderbein und Hinterbein eines bei Bajamojo erlegten
Thieres (E.-C. 7724 u. U170).
Diese Theile mussten auf die gell)geringelten Kopfhaare hin
zu dieser grösseren Art gestellt werden. Der Schädel ist aber eher
kleiner als der der kleineren Art, der crassicauda Peters, nach der
Ablnldung des Autors , obwohl das Thier ausgewachsen zu sein
scheint. Die männliche puisa von Peters ist nach den gemäss der
Abbildung stark abgekauten Zähnen jedenfalls ein sehr altes Stück
gewesen. Seine Exemplare von crassicauda waren ein Weibchen und ein
junges Männchen. Es ist sehr wohl anzunehmen, dass das Männchen im
Allgemeinen grösser wird, während sein Schweif gedrungener bleibt.
Dann'^ dürfte jjuisa nur die gelbliche Varietät zu crassicauda sein.
Leider wissen wir von unserem Exemplar nichts ül)er das Geschlecht.
13. Helogale uiidulata Feters. Ein Männchen, bei Gross-
Aruscha am Maeruberg am 22. Juli erlegt (E.-C. 7730 u. 9093).
Die Zeichnungen der Füsse bei Peters sind nur für die Be-
grenzung der nackten Sohle massgebend; übrigens sieht in dieser
Zeichnung die Sohle aus wie ausgestopft, die Falten und Höcker
sind nicht gebührend angegeben.
4*
36 Pagenstecher, Säugethiere des Massailandes.
Wiederkäuer. 14 Kobus elli/i-sipryiiiiius Ogilhy. Schädel mit Hörnern und
Kopfliaut von einem ziemlich erwachsenen männlichen, am 27. Juli
in Klein- Aruscha erlegten Thiere (E.-C. 7708 u. 7709).
Die Hörner haben 21 Knoten, messen nach der hinteren
Krümmung 57 cm in Länge und klaffen an den S^jitzen 30 cm.
15. Eleoirag-us (Redunca) arimdiuaceus Shaw. Schädel mit
Hörnern eines im Februar in Maurui erlegten jugendlichen Thieres
(E.-C. 7707).
Wohnort, Gestalt der Hörner, geringe Grösse lassen eher auf
die genannte Art als auf E. reduncus Pall. scliliessen. Vergleichs-
material haben wir leider nicht. Die Hörner messen bei 10 bis
11 Wülsten nach der Krümmung nicht mehr als 22, in der Sekante
nur 1(5 cm in Länge und klaffen oben 18 cm. Die grösste Länge
des Schädels ist 25 cm.
16. Cephalophus Naialeusis -S'wwY/^ Dalg und Schädel eines jungen
in Gross-Aruscha am 19. Juli erlegten Weil)chens (E.-C. 7099 u. 7700).
Die Beschreibung von Smith passt gut, nur sind die Ohren
innen weiss, mit Ausnahme eines braunen Flecks an der Wurzel der
Hinterkante. An der Wurzel der Vorderkante ist das weisse Haar
'sogar etwas buschig. Von der Aljljildung ])ei Smith unterscheidet
sich unser Stück sehr durcli die dunkeln Beine. Es ist kaum 1,5' hoch.
17. Nesolragiis Kircheiipaueri, iiova species. Balg mit Schädel
eines jungen in Gross-Aruscha am 18. Juli erlegten Bockes
(E.-C. 7701 u. 7702).
Diese Antilope muss von N. moschatus Düben getrennt
werden. Sie hat auch Merkmale, welche für N. Livingstonianus
Kirk (Proc. Zool. Soc. 1864 p. 657) nicht angegeben sind. Mit
weiterer Rücksicht auf Musealexemplare und auf Reiseberichte ist
anzunehmen, dass in der Gattung Nesotragus eine grössere Zahl von
Arten auf dem Continente und auf den Inseln Zanzibar, Chapani,
Mombas unterschieden werden kann. Bis zu welchem Grade solche
durch Uebergänge verbunden sind, wird sich erst allmählich heraus-
stellen. Unser Thier misst von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel
57 cm, der Schwanz bis zu den Spitzen der Haare 1 1 cm, wobei er,
besonders mit Rücksicht auf die gTosse Betheiligung der Haare an
dieser Länge , im Vergleiche mit anderen Nesotragus sehr kurz
"erscheint. Die Schulterhöhe ist 35 cm, die Länge der Hörner
6,5 cm. Das Haar steht im allgemeinen und besonders an der
Hinterkante der Schenkel dicht. Stirn, Scheitel, Nacken, Rücken
und Seiten sind dunkelbraun, indem die Haare an der Wurzel grau,
gegen die Spitze aber mit Schwarz und Goldbraun geringelt sind.
Pagenstoclicr, Säugethiero des Massailandes. 37
Nasenwurzel mit scliwarzem Strich; Kranz um die Augen und Seiten
der Nase dünnl)eliaart und hell; ()])erli})pensaum , Unterlippe, Kinn,
Kehle und jederseits ein umsehriehenes Flcekclieii auf dem Sclieitel
natdi innen von der Wnr/el der Oliren weiss. Ohren aussen grau,
innen und an der unteren oder hinteren Kante der Muschel weiss.
Backen und Unterhals, die weisse Kehle vom weissen Bauche
scheidend, roth. Schultern l)is zur Hälfte des Oberarms, Seiten,
Sclienkel l)is über die Hacken hinaus unter Einmischung einer
grösseren Zald weisser Stichhaare in's Graul)raune fallend. An der
Brust wird das Weiss der Unterseite durch zwei vom Halse aus-
laufende rothe Streifen in einen Mittelstreif und zwei Achselstreife
geschieden. Von der Achsel aus steigt es nur wenig an der Innen-
Üäche und der Hinterkante der Arme hinab, an der Innenfläche der
Hinterbeine dagegen mit einem schmalen Streifen fast l)is zur Mitte
des Laufes. Uebrigens sind die Beine roth, hinten und vorn an
den Fesseln schwarz. Der langhaarige Schwanz ist auf der Oberseite
dunkler als der Hinterrücken, an den Seiten grau gleich den Körper-
seiten, unterhall), so Aveit die Rübe reicht, weiss. Die Hörner haben
etwa 12 scharfe und rauhe Ringe; sie stehen mit den Spitzen um
5,5 cm von einander, etwa 1 cm mehr als die Achsen an der Basis
und ragen um einige Millimeter nach vorne über. Die Ohren messen
0,8 cm in Länge, l)ei unserem N. moschatus nur 5 cm.
Der Schädel misst von der Spitze der Hornzapfen l)is zum Ende
der Zwischenkieferl^eine 13 cm, ein ganz geringes mehr als der eines
N. moschatus Düben, welcher nacli der Beschaffenheit der Näthe eher
etwas älter gewesen und von der Insel Zanzil)ar uns als Geschenk
des Herrn Consul Buete, welcher diese Thiere züchtete '), zugekommen
ist. Er ist im ganzen etwas energischer gebaut; die Muskelleisten
sind kräftiger, die Löcher für Gefässe und Nerven grösser, damit
liedeutenderen LTmfang dieser wichtigen Weichtheile anzeigend, öfter
mit überragenden Platten ül)erdeckt, im Uebrigen die Knochen feiner.
Vornehmlich ist der vom Zwischenscheitell)ein herrührende Theil des
Hinterhauptes etwa um 'A breiter, das Scheitelbein ist etwas länger,
die Stirnbeinnaht hingegen um etwa V5 kürzer. Die Nasenbeine sind
um 0,5 cm länger und um 0,2 cm l)reiter, auch stärker gewöll)t. Die
Thränengrul)e ist weiter, tiefer und vorzüglich am unteren Theile der
Hinterkaute schärfer begrenzt. Das Thränenbein ist im Bereiche
dieser Grube stärker ausgedehnt, auf Kosten des vorderen Theiles
des Jochbogens, aber in dem am Nasenrücken betheiligten Stücke
1) r. ä. Decken Reise I, p. H9.
38 Pasrenstecher, Säug-ethiere des Massailancles.
minder und lässt fine grössere Lücke. Der knöcherne (iehörgang ist
stärker und weiter. Die Stirnzapfen verlaufen parallel; indem sie an
der Wurzel weiter von einander entfernt sind als bei N. moschatus,
kommen sie an der Spitze einander näher als bei dieser Art und
sind stärker.
Der Schädel steht uacli allem diesem dem des von Herrn Ruete
geschenkten Thieres gegenüber wie der eines wilden dem eines
domesticirten Thieres. Das hatten wir bemerkt und niedergeschrieben,
bevor wir darauf aufmerksam wurden, dass Herr Riiete diese Thierchen
auf Zanzibar gezüchtet habe. Damit stimmt das reiche, rauhe, dunkle,
gegen den weissen Bauch stark abgesetzte Haarkleid im Vergleiche
mit dem spärlicheren, weicheren, graueren, am Bauche minder ver-
scliiedenen der Zanziliarstücke. Es ist sehr wahrscheinlich, dass nicht
nur die von Herrn Ruete gezüchteten Thiere die milderen Formen
haben, sondern dass diese in den stark bebauten und milden Gegenden
der Küste und der Insel Zanzibar allgemein sind. Das vielfach regne-
rische und über 4000 ' liocli gelegene Gebiet von Gross-Aruscha giebt
viel härtere Lebensl)edingungen.
Nach Vollendung dieser Arl)eit ist uns ein männlicher N. moscliatus
von Zanzil)ar aus dem Zoologischen Garten zugegangen, welcher die
gleichen Verschiedenheiten gegen den N. Kirchenpaueri zeigt, wie das
Stück von Herrn Ruete.
Unser Museum besitzt, angeblich von Zanzi])ar, von welcher
Insel auch Baron v. d. Decken neben Nesotragus moschatus und Nano-
tragos pygmaeus eine dritte Antilope erwähnt, noch einen weiblichen
ausgestopften Nesotragus, in Avelchen leider der Schädel mit eingestopft
ist und auf welclien deshalb, auch mangels des Männchens uiul wegen
der minderen Sicherheit der Herkunft hier weiter als wegen der Färbung
nicht eingegangen werden soll. Die Färl)ung dieses Stückes vermittelt
ein wenig zwischen denen von Ruete und von Dr. Fischet', kommt al)er
im allgemeinen dem letzteren näher. Es fehlen jedoch die zwei weissen
Flecken vor den Ohren und die schwarzen Fesseln. Das Weiss greift
vom Bauche weiter gegen den Hals hinauf, immer noch, ohne mit
der weissen Kehle zusammenzutreffen und ist an der Innenseite der
Beine ausgebreiteter. Ueber ein weibliches Skelet unseres Museums,
wozu ein zu früh gel)orener Foetus gehört, fehlt ausser der Angabe
von Zanzi])ar als des Vaterlandes jede weitere Nachricht. Vielleicht
ist es von der eben erwähnten Art.
18. Oazell.i Granu Brooke. Balg mit Schädel, Hörnern und
Fussknochen von einem älteren, al)er noch nicht ausgewachsenen,
am 29. Juli 1883 in Klein-Aruscha erlegten Bocke und Schädel mit
Pa<i'onstochor, Säup-othiero dos Massailandes. 39
TT()rnorn von oinom jun,ü;(Mi liocko, welclier, als or ain 25. Mai 1883
am Naiwascha erlogt wurde, noch einige Schneido/ähnc des ersten
(ieltisses hatte und erst nalic daran war, die niitticreu Scliaut'cln oder
Ki'satzzaniien vorzuhrinuen (E.-C. 770o — 7705).
Die Hörner des grösseren Bockes messen nach der Krümmnng
52 cm und sind so <>;estreckt, dass die Grade nur 1 — 2 cm weniger
ergiel)t; sie klnÜcn ;iu den Spitzen 27 cm und hnheii IS Wülste. Die
25 cm langen Höriier des jungen Bockes bestehen nur aus dem vorn
ühergeneigten Theile des spätem (iehörns, nämlich dem glatten
Jugendgelu'irn und liinf Wülsten, welch letztere nacli dem Zahnstande
im Vergleiche mit (h'iii Znhnwechsel des Schafes wohl gewiss niclit
Jahresringe sind. Der junge Schädel ist mit 25 cm etwa 3 cm kürzer
als der des älteren Bockes.
Das mächtige Gehörn, der Seidenglanz auf Rücken und Seiten,
die Zeichnungen ;in Kopl' und Rumpf, die Kfh'perlu'ihe machen es
unzweifelhaft, dass man (i. Granti Brooke vor sich liat, deren Vor-
kommen sich somit an das in Ngogo und Tubugwe nördlich anschliesst.
Der ausführlichen Beschreibung, welche Brooke^) gegeben hat,
ist wenig znzui'ügen, ]iau[)tsäclilich das, dass unser Tliier den duidvlen
Seitenstreifen des Rumpfes niclit hat, welcher aber auch der Al)l)ildung
nach Sj)e]<:e^) felilt und welchen Brooke selbst in der Darstellung der
Gattung Gazella'*) als fehlend l)ezeichnet. Auch ist der schwarze,
das Auge umzingelnde und durch dasselbe nach vorn gehende Fleck
nicht, wie die l)esehreil)ung von 1878 und die Holzsclniitte es dar-
stellen, zum Mundwinkel herunter geführt, bildet vielmehr vor dem
Auge nur noch ein Dicieck. Das ist etwas mehr als in der Figur
nach Speke, soviel wie in der nach den lebenden Exemplaren von
Kirk*). Dem schwarzen Streifen der Abbildungen von 1878 entspricht
hier am Rande des Aveissen Streifens nur eine stärkere Sättigung des
Braun. Für ihn und den Seitenstreifen des Rumpfes findet sich also
eine Veränderlichkeit, in welcher nach dem geringen vorliegenden
Materiale der Rumpfstreif ])eständiger zu sein scheint, ohne dass er
doch, wie Brooke meint, ganz charakteristisch für die Art wäre. Ich
habe Herrn Dr. G. A. Fischer hierüber konsultirt und von ihm er-
fahren, dass Weibchen und junge Thiere die duid<len Färl)ungen im
Gesichte und an den Seiten stets ausgeprägter haben. Diese Streifen
») Proceed. of the Zool. Soc. of London 1878 ]). 723.
•-=) Ibid. 1872 pl. 41.
3) Ibid. 1873 p. 550.
•1) Ibid. 1875 ])]. 59.
40 Paoensteelior, Säufyethiere des Massailandes.
sind vermutlilich Uel)eiTeste einer in einer früheren Periode den
ganzen Rücken liedeckt haltenden dnnkleren Färbung.
Die Farbe der Anssenfläche der Ohrmuschel kann genauer dahin
beschrieben werden, dass sie in der oberen Hälfte mehr und mehr
in's Graue übergelit. An der Wurzel dieser gTauen Partie liegt
ziemlicli in der Mitte der Muschel ein Ijrauner Fleck ; el)enso ist der
Saum braun.
Am Schwänze greift gegen die Spitze die schwarze Färbung
von der Bauchseite gegen den Rücken so über, dass schliesslich weisse
Haare nur ganz s])ärlich untermischt gefunden werden. Auch das
entspricht mehr der Darstellung von 1872.
Thomson, welcher fast gieiclizeitig mit Dr. Fischer das Gel)iet
des Küima-Ndjaro l)esuclite, giebt in einer Vignette ') die Abbildung
der Hörner einer angeblich neuen, aber nicht beschriebenen Gazelle,
G. Thomsoni, welche allem Anscliein nach diese Art ist.
] 9. Aepyceros melampus Lkht. Ganzer Schädel mit Hörnern
von einem am Naiwascha - See am 1. Juli 1883 erlegten Bocke.
(F. K. 770(i).
01)wohl mit Ausnahme der sagittalen die Nälite nocli unver-
wachsen sind , messen die Hörner schon ganz nahe 00 cm in Länge
entlang der Krümmung und hal)en je 20 Knoten.
20. Alcelaphiis (Biibalis) Licliteiisteiiiii Peters. Hirnschädelstück
und Gehörn eines männlichen, nach Beschaffenheit der Nähte noch nicht
ausgewachsenen Thieres vom Dönyo Ngai am 3. Juli (E. K. 7710).
Ist, von Dr. Fischer als bu1)a]is angesehen, ohne Zweifel obiger
Ali zuzutheilen und schliesst sich also das Vorkommen im Massailande
dem am Zambesi und in Mozambique an.
Die glatten, ziemlich parallel der Schädelachse, a])er, diese
horizontal gedacht, etwa 10 cm höher verlaufenden, graden und gegen
die Spitzen wenig konvergirenden Endtheile der Hörner (das Jugend-
gehörn) messen von dem, von oben gerechnet, ersten, wenig ausgeprägten
Wulste al) 13 cm an Länge, während sie 31 — 32 cm von einander
entfernt sind. Der S-förmige, bei Horizontalstellung des Schädels
und ebenso von oben her gerechnet, abwärts, einwärts, vorwärts
verlaufende Wurzeltheil der Hörner besitzt etwa 15 Wülste, von
welchen die jüngsten und untersten grösstentheils zu einer glatten,
breiten Platte zusammenfliessen. Der vierte Wulst von oben her ist
der kräftigste und l)ezeichnet das äussere vordere Knie, der neunte
1) Thomson, through the Massailand 1885, p. .53(i: erscliieiieii. nachilem unsere
Arbeit bereits zum Drucke gegeben war.
Papfonsteohov, Siiii.ootliioro dos Massailandes. 41
und zehnte bezeieluien das innere und hintere Knie des Horns und
den Ueberuanfi' zur ausi2;el)reiteten, niclir nach vorn strebenden l>asal-
])artie. Die Hrirncr messen /war an (h'r äuss(>ren Kante etwa 40 eni
in Län,i>e, jedoeli in der ^ra(h'n Enti'erimnu' von der Basis zur Spitze
nur 30 cm. Die S|)annun<;- mit 32 eni ist also rehitiv sehr gross.
Der gerippte Theil fiUn-t, von der Wurzel aus gerechnet, das Hörn
hauptsächlich nach auswärts und zAvar weit über die von E. BlijfJiV
für r>. major, B. bubalis und 15. caanui gegebenen Diagramme hinaus.
Der Hirnschädel hat Ijei 22 cm Länge noch ein Stückchen
von den Nasbeinen.
\ou den 3 Schädeln, welche das Museum als von B. caama
Sund., alle angel)licli aus Südafrika besitzt, hat der eine (uro 3) erst
die graden Spitzen des Gehörns gebildet und kann zum Vergleiche
nicht viel benutzt werden, da man nicht ersehen kann, wie die Hörner
später sich verhalten haben würden. Die beiden anderen haben, uro 2
am ausgestopften Thiere , die \ förmige Anordnung der Hörner,
welche nach Bli/tJi ausschliesslich für caama gilt. Sie sind wahr-
scheiidich beide jünger gewesen als das Stück des Herrn Dr. Fischer^
Während uro 2 und 3 die Nasenbeine oben spitz ausgezogen Imben,
hat uro 1 , welches sehr wahrscheinlich von Dr. Zeyher bei einer
von Süden aus weit vordringenden Reise gesammelt Avorden ist,
dieselben ol)en Jdndich gerundet wie das Fischersche Exemi^lar. Das
letztere zeichnet sich vor allen anderen aus durch den breiteren
sattelartigen Zwischenraum zwischen den Hörnern, die viel stärkeren
Basen der Stirnzapfen, die vollere und ])reitere Stirn, die stärker
vortretend'en Augenhölilenrämler, die kantige , l)reite Entwicklung der
Stirnbeine über der Thränengrube.
Einige Schädeleigenschaften scheinen den B. Lichtensteinii
mehr als die übrigen Bubalus dem (imi zu nidiern.
Der von Thomson angeführte, al)er nicht beschriebene, angel)lich
neue A. Cokii^) ist allem Anscheine nach diesen Art.
21. Sciiirus pallialiis Peters, oriiaiiis Gray 18G4. Ein sehr ^ager.
schönes erwachsenes Mänin-hen von l'angani nahe der Küste (E. K.
7727 u. !)0!)1).
Rumpf 24, Schwanz 20, dessen Rül)e 21 cm lang; 5 obere
Backzähne, der vordere ziemlich kräftig. Der Schädel ist mit 51 mm
um 3 mm länger als bei Peters. Es ist wohl kein Zweifel, dass dieser
Gelehrte ein, ol)wohl trächtiges, doch unausgewachsenes Weibchen
') Pnjcocil. of the Zool. Soc. of London 18(i9, p. 53.
''') 1. c. Titrlvion,'tt.\ p. •^■>0. ,.,. 4H9. aiicli vielleicht ]). 97.
42 Paoensteeher, Säugethiere des Massailandes.
dieses Eichhörnchens vor sich gehaht hat. Die Al)hihlung des oanzen
Thieres ist, wie auch in anderen Fällen, hei Peters schlecht, aher
die Schädelzeichnungen sind gut.
22. Sciurus multicolor Rüppell? iimtalnlis Peters 1852.
Weihchen von Paugani (E. K. 7728 und 9089).
Rumpf 23, Schwanz ISO, dessen Rühe 25 cm hing; 4 ol)ere
Backzähne. Wachsthum noch nicht ahgeschlossen. Das lange Haar
ist nahe der dunklen Ihisis ausgedehnt schein rostroth, dann mit
al)wecliselnden schwarzliraunen und gelliweissen Ringen versehen. Die
Haare scheinen weiss gesjiitzt, in der weit iil) erwiegenden Menge der
Fälle ist al)er am Rumpfe die äußerste feine Spitze schwarz und
wird nur leicht übersehen; an den langen, sonst schwarz und roth
geringelten Haaren des Schwanzes hingegen sind die Spitzen oft weiss.
Backen, Augenring, Futcrseite, Innenseite der Gliedmassen, grüsster
Theil der Yorderheine, llinterl)eine von ülier der Ferse al) roth, Brust
wenig l)lasser. Auch an der Unterseite des Schwanzes tritt das Roth
mehr hervor.
()l)wohl im Wachsthum noch nicht ahgeschlossen, ist der
Schädel mit 5:') mm gegen unseren Sciurus cepapi kolossal, kommt
in der Erscheinung den Alt1)ildungen von mutabilis l)ei Peters sehr
nahe, besonders auch in der Stirnbeineintiefung, näher al)er für
Einzelheiten der von EUppell. Auch die Farbenbeschreihung stimmt
bei Ri'qypell viel besser als l)ei Peters. Die Abl)ildungen des ganzen
Thieres sind wohl l)ei beiden nicht viel werth. Die Breite auf den
Jochbogen l)eträgt nach Peters l)ei mutabilis 28,5, hier .31, bei
Ri'qipell 32 mm. Das Exemplar, Avek-hes Huct^) als von Zanzil)ar
gekommen zu mutalhlis setzt, steht unserem nälicr als das von Beters
selbst. Immerhin ist dieses näher an unserem als cepapi Smith. Der
Fortsatz des Oberkiefers unter dem Infraorbitalloch und vor dem
ersten Backzahn ist stärker als in l)eiden Abbildungen, kommt
Xerus näher.
23. Sciurus cepapi Smith var. Ariisccusis. Ein Mäunchen von
Paugani nahe der Küste, und ein Weil)chen von Gross-Aruscha, im
Juli am Maeruberg erlegt (E. K. 7731 und 7477; 7729 und 8932).
Das Weibchen ist im Rumpfe 17,5, im ScliAvanze bis zu den
Spitzen der Haare 18,5 cm lang, das Mämichen im Rumpfe 20, im
Schwänze 19 cm.
Die Schädel stimmen genau mit der Al)l)ildung von Peters.
Es könnte uns aber irre machen, dass Peters die Darstellung von
') Nouvelles Arcliives du Musöe d'hist. nat. Serie 3. II, p. 152.
Pasi'onKtcfhcr, Säufifetliioro des Massailandos. 43
Smifh vortrcftiicli nciiiit, während dessen Al)l)Lldun,<;- auf unsere Stücke
hcrzlieli sclileelit i)asst. Es sind 5 ohere Baek/älnie da. Das Haar
ist schwär/, nielirt mit t^rau l)is in's Ocker-, (ioldocker-jidhe und
Rostrothe. Die Hüekenhaai-e sind zum Theil «ianz schwarz, nu-ist
aber mit einem am V(3rderrUcken nu'hr p-auen, am Ilinterrücken nnd
am Kopfe nu'hr o-elbrothen Rin^c vor (h'r schwarzen, we^^cn ihrer
l'"eiiiheit weni^' anftallendcn Spitze ausgerüstet.
Auf dem Hinterrücken ordnen sich das Scliwarz nnd das Gelb-
roth scholl ein wenig in feine Binden, welche auf (h'r Wurzel des
Schwanzes l)ei lebliaftem Ansdruck des (;ell)roth breiter nnd deutlicher
sind, weiterhin auf der Unterseite des Schwanzes sehr deutlich hervor-
treten, auf der Oljerseite aber, wo die langen Ilaare in grosser Aus-
dehnung l'ahl gespitzt sind, minder liemerkbar sind. An Backen,
Hals, Schulter, nn-lir an Unterar'ni, Hamk Mittelfnss, Fuss tritt das
Roth reiner hervor. Ein Ring um das Auge und die Lippen sind
weisslich, die kurz behaarten Ohren an der VorderHäche rostg(db, an
der Hinterriäche weisslich mit dunkler Spitze, Kehle, Bauch, Innen-
iläche der Arme und Scheiik(d schmutzig weiss langhaarig. Die
schwarzen Schnuri-en ülierragen das Ohr. Die Schneidezähne sind an
der Vorderiläche rotlibraun. Wahrscheinlich mehr als 21 Schwanzwirbel.
Diese Form kommt nelten dem C'epapi Smith auch dem multicolor
Rül)pell nnd dem Aubryi M. Edw. sclir nahe. EüppeU liildet bei
multicolor nur 4 obere Backzähne ab nnd giebt dem Theile des
Oberkieferbeins, welcher über Jochliein und Thränenbein hinaus mit
Stirn])ein und oberem Theile des Zwischenkiefers in Verbindung tritt,
eine viel geringere Ausdehnung, als sie sich Itei unserem Stücke
findet. Ich kann danach die Zusammenwerfung V) von multicolor und
cepapi nicht billigen. Zu letzterem stellen sich unsere Stücke etwa
als eine kleine, langhaarige, dunkle Gebirgsform.
24. Xeriis fiiscus Hiiet. Ein Männchen aus Ngurunuin im
März (E. K. 7732 und 901)0).
Länge des Rumpfes 26, des Schwanzes 22 cm, Schneidezähne
an der Vorderwand bernsteingell). In der Farbe des Rumpfes prägt
das Roth sich stark aus; grau erscheint kaum. Die Haare am Bauch
und der Innenfläclie der Glieder haben keine graue Basis. Durch
das allmählige Erh'ischen der braunen Ringe sind sie gelbweiss, an
der Basis ist ein winziges Stückchen braun. So sind auch die
Aussenseiten der Gliedmassen, soweit sie nicht abblassen, röthlichbraun.
Der Schwanz hat auf der LTnterfläche einen schönen rothen Mittelstreif.
') Trouessart Catalooue des Mammiferes, Rongeurs, p. 26.
44 Pagenstecher, Säugethiere des Massailandes.
25. (Trapliiuiiis iiniriiiiis Desm. Ein Männchen von Nguruman
am 25. Aprü (E. K. 7723).
Gesammtlänge 16 cm, davon reiclüich die Hälfte der Schwanz.
Bei der kolossalen Entwickhmg der Hoden hat man es jedenfalls
mit einem erwachsenen Thiere zu thiin. üel)er die Variabilität dieser
Art vergieiclie man Alsfon, Proceed. of the Zool. Soc. of London
1875 p. 817.
26. Meriones Schlegelii Smuts. Ein Männchen von Nguruman
im März (E. K. 7711 und 9087).
Die (jrösse ist wie die von leucogaster Peters, aber die Fuss-
sohle ist anders und das Weiss um die Augen und hinter (h'u Ohren
ist deutlich.
27. Mus arborariiis Peters. Zwei Männchen von Nguruman
im März und 26. Juni (E. K. 7733 und <)092, 7734 und 7452).
Die Warzen der Eusssohlen sind in der Aufeinanderfolge der
Eeihen zangenartig zusammen zu greifen sehr geeignet und dadurch
zum Klettergeschäfte dienlich.
22. Mus microdon Peters (Schädel Fig. 4 u. 5). Ein Pärclien, am
Naiwascha - See in einem aus Halmen bereiteten Neste in einem
Akazienstrauche gefangen (E. K. 7720 und 9185; 7736 und 9186).
Das Weibchen, trächtig gefunden, ist im Rumpfe 11,5 cm lang;
der Schwanz, verstümmelt, hat nur 8,8 cm; das Männchen misst 9,5 cm
im l\umi)fe, 9,7 im Schwänze. Das Weil)chen hat neun Paar Zitzen.
29. Mus silaeeiis Wagner (Schädel Fig. 6 u. 7). Ein Männchen
von Gross - Arusclui am Fusse des Märuberges am 18. Juli 1883
erlegt (E. K. 7735 und 9187).
Der Schwanz hat ungefähr die Körperläuge, so dass die
Beschreil)ung, aber nicht die Massangal)e von Wagne)' richtig ist.
Er ist, da 1 — 2 letzte Wirbelchen verloren sind, sogar etwas länger
gewesen. Die ganze Länge des Tliiers ist 27 cm oder 10" franz.;
somit muss, wie Giebel schon geargwöihnt hat, l)ei Wagner ein Druck-
fehler mit 3" V" statt richtig 5" V" anzunehmen sein, bei einer
Rumpflänge von 4" 9'". Ln Haar gleicht diese Maus der vorigen
nur etwas im Gesicht, am Rumpf ist sie schön braun, jene aber fleckig
grau. Am Schädel ist die Fissura incisiva weiter und relativ kürzer
als l)ei der vorigen Art, erreicht nur den Anfang des ersten Backzahns.
Die Zähne sind im ganzen etwas kleiner (vgl. microdon flg. 5, silaceus
1) AViegmann's Archiv 1842 p. 11 (nicht 1843, wie Trouessart angiebt).
Pagenstocbcr, Säugethirre (lc>> Massailandes. 45
fio-, 7); der erste des Oberkiefers ist kürzer als die zwei anderen
zusammen, der letzte besser entwickelt als bei M. microdon, an der
Innenseite deutlich mit zwei eins})rin,ucndcu Falten.
30. Mus (Lemniscoinys) barbarus L. var. Massaicus. Zwei
Männchen, ein ziemlich erwachsenes vom Naiwascha-See am 1 1 . Mai,
Avelchem der ^Tösste Theil der Schwanzhaut fehlt, und ein junges,
von Nguruman, welches den letzten Backzahn noch nicht vorgeschol)en
hat (E. K. 7719 und 9177; 7721 und 9178).
Diese Stücke gehören zu den Streifenmäusen mit unpaaren
dunkeln, paarigen hellen Binden. Zum Vergleiche in dieser Gruppe
haben wii- eins angel)lich aus Algerien und eins sicher aus Säo Tome.
Bei dem algerischen, etwa 18 cm messenden, wccliseln mit vier
breiteren hellen Streifen jederseits 3 schmale ab. Der siebte und
der achte, ziemlich gleich deutlich, schon unter dem Ohr beginnend,
biegen sich in der Mitte zum Bauche hinal), der letztere so sehr,
dass er nicht mehr vollständig durch ein dunkles Band vom hellen
Bauch abgegränzt ist; doch ist auf der Schulter noch der Anfang
des neunten hellen Streifens deutlich. Bei dem sehr schlechten
Stücke von Säo Tome, etwa 23 cm lang, shul die hellen Streifen
gieichmässig schmal und in fast kontinuirliche Fleckenreihen aufgelöst,
wie es Gray für pulchella angiebt, ') so dass in der vollständigsten
Reihe etwa 18 Flecken auf die volle Länge des ßum})fes kommen.
Gray giel)t solcher Streiten 6 an, jederseits nach- der übrigens
schlechten Abbildung. Durch die Auflösung ist die Zählung noch
un])estimmter ; man kann aljer annehmen, dass bei unserem Stücke
die Zahl der Streifen der Summe der Ijreiten und der schmalen der
algerischen gleich kommen würde, wenn eine hinlängliche Deutlichkeit
der Streifen auf den Seiten vorhanden wäre.
Die Abweichung der Stücke aus dem Massailande von M.
barbarus L. Ixnvegt sich im gewissen Sinne in entgegengesetzter
Richtung. Auf dem pechschwarzen Grunde des Rückens sind bei
dem jungen Thiere eigentlich nur vier, nicht grade breite, goldocker-
gelbe Streifen jederseits recht deutlich, welche den Streifen 1, 3, 5, 7
von barbarus entsprechen; die zwei weiteren fallen in die undeutliche
Zeichnung der Seiten. Beim älteren Thiere sind die Zwischenfelder
minder rein, in sie ockergelbe Haare eingestreut und zw^ar in der
Mitte deren mehr, so dass Spuren der sekundären Binden zu Stande
kommen. Hingegen neigen die Hauptbinden ein wenig zur Auflösung
in Flecken. Das Haar ist bei beiden Stücken lang; die Innenfläche
1) Procecd. of the Zool. Soe. of London, 1864, p. 57.
46 Pagenstecher, Säugetliiere des Massailandes.
der Ohren schön rostroth hehaart, l)esser heim Jungen; auf der
Aussenfläche der Ohrmuschel steht ohen vorn ein dunkler Fleck.
Das Eostrothe erscheint auch an der Schwanzwurzel, den Tarsen,
der Nasenspitze, im Augenring, so dass die Färhung im Ganzen recht
lebhaft ist. Die Schnurren sind scliwarz, auf dem Kopfe viele rost-
farbige Haare eingestreut. Die Unterseite ist nicht rein weiss,
sondern grauröthlich weiss, der Schwanz oben schwärzlich, unten
graugelb, spärlich Ijehaart. Die zwei Thierchen messen 22 und 14 cm;
auf den Schwanz kommt davon eher etwas mehr als auf den übrigen
Körper.
Es wird vom Interesse sein, l)ei den verschiedenen Streifen-
mäusen das Kleid verschiedener Lebensalter zu vergleichen, ob die
jungen Thiere vollständiger gestreift sind, als alte. Soweit es sich
etwa um eine lokale Varietät handelt, erscheinen auch in diesem
Falle die von Herrn Dr. Fischer erlegten Stücke nicht als Thiere der
Steppe, sondern als solche ])ewaldeter, vielleicht ge])irgiger Regionen.
31. Deiidromys juiiiiilio Wagner (Schädel Fig. 8. u. 9). Ein
junges Weibchen von Ngurumän (E. K 7722 und 9191).
Bei dieser Maus wird die Greif band zum Klettern von Zweigen
gebildet durch die Gegensetzung der fersenartigen harthäutigen Hand-
wurzel gegen die schlanken Zehen.
Pagenstecher, Säugethiere aus dem Massailande, Zum Bericht über das Naturhist. Museum zu Hamburg 1884.
.r^
1-3 Crocidura Fisclierinovspö. 4-5 Mus inicrodoii Peters 9.
6-7 Mus silaceus Wagner ö. 8-9 Dendromys piumlio'Wagner 9.
Ichthyol ogisclie
und
herpetologische Bemerkungen
von
Dr. J. G. Fischer
in Hamburg.
Hierzu vier Tafeln^
Inhalt.
Seite
I. Über Fische aus Süd-Georgien 49
II. Über einige afrikanische Fische des Naturhisturischen Museums in
Hamburg (2) 66
III. Über eine neue Art Cottus von Barbadoes 78
IV. Ül)er eine Kollektion von Amphibien und Reptilien aus Mindanao 80
V. Herpetologische Bemerkungen 82
I. über Fische von Süd-Georgien.
l'ie von der Doutsflion Polarkommission im J. 1882 nach über Fische von
Süd-Georgien entsandte Expedition hatte bekanntlicli anf dieser Insel ^"' "<5''°i"sien.
ihre Station unter 54*' 31' S. Br. und 3ÖV5' W. L. v. Gr.») AuPser
anderem selir wertvollen zoologischen Material, dessen Untersuchung
und I>eNclir('i])uug v(jn neueren Arten durcli dazu l)erufene Fachgeleln^te
erfolgt ist. l)rachte die Expedition auch eine Sammlung höchst
interessanter Fische lieim. Diese gehuigte in den Besitz des Natur-
historischen Museums in Ilandnirg, und ward von der Direktion des
letzteren dem Verfasser d. Bl. zur wissenschaftlichen Bearl)eitung
ühergeben.
Nach gefälliger Mitteilung des Fülirers der Expedition, des
Herrn Dr. C. Schrader, sind die meisten dieser Fische unterhall) der
Station bei den Klipi)en gefangen worden. Die größeren, u. X. sehr
viele Notothenien in verschiedenen Arten, sind mit der Angel, einige
auch aus dem Magen erlegter Pinguine, erbeutet worden. Viele der
kleineren (IIar})agifer, Scleroc(^ttus) waren, wie eine von Herrn
von den Steinen an dem l)etreffenden Gefäße befestigte Etikette
besagte, am Ll'er mit der Hand gegriffen.
Außer einigen sclion l)ekannten Arten (Notothenia coriiceps
Richds, Harpagifer bispinis Richds) enthielt die Kollektion sieben
neue Species, von denen zwei zugleich als Typen neuer Gattungen zu
gelten haben. Ich lasse hier die Beschreibungen derselben folgen.
') \^\. E. Mosthaff und Dr. Will „Die Insel Süd-Georgien, Mitteilungen von
iler Deutschen Polarexpcdition 1882 — 83" in: Deutsehe Geographische
Blätter, herausgegeben von der Geographischen Gesellschaft in Bremen,
Bd. VII, Heft 2.
5
sp. u.
50 J- ^^- Fischer, Fische aus Süd-Georgien.
1. Chaenichthys georgianus sj). n.
von Süd-Georgien.')
Taf. I, Fig. 1 und 2.
D. 0—44; A. 32; P. 33; Ve. %. L. lat. 103.
ChaenicMhys Keiiic Vordere Rüekeiißosse. Kopflänge 2 Vs mal, Höhe 8 mal
georgianus jj^ Jer Totallänge entlialten. Auge IV2 mal so lang wie hoch; Längs-
durchmesser desselben 2 mal so groß Avie der schmale, von scharfen
Orbitalleisten gesäumte Interorl)italraum ; er ist nicht ganz G mal, der
vertikale Augendurchmesser fast 0 mal in der Kopflänge enthalten.
Schnauze breit, spateiförmig, mit kleinem, niclit hakenförmig ge-
krümmten Höcker vor dem Ende, vor welchem dasjenige des Unter-
kiefers wenig vorragt. Kiemendeckel am hinteren oberen Rande mit
ZAvei, drei oder vier von einem gemeinschaftlichen Mittelpunkt aus-
stralenden , schwach einwärts gekrümmten Staclieln. Hintere I'artie
des O])erkopfes Mach, von fast würfelförmigem Aussehen. Oberkiefer-
knochen schmal, hinten etwas verbreitert; sein hinteres Ende
liegt um einen vertikalen Durchmesser des Auges vor
der dem vorderen Orbitalraude entsprechenden Verti-
kalen. Zähne sehr klein, in schmalen Binden am Zwischen- und
am Unterkiefer. Keine Zähne am Gaumen und am Vomer.
Die bei C h a e n i c h t h y s r h i n o c e r a t u s Eichards. vorhandene
erste Dorsale fehlt gänzlich. Die allein vorhandene (zweite)
Rückenflosse beginnt dicht liinter der der Brustflossenwurzel ent-
sprechenden Vertikallinie, ihr Anfang liegt um die Länge des Ober-
kieferknochens vor demjenigen der Afterflosse. Letztere Avie auch
die Rückenflosse reichen, wenn niedergelegt, mit ihren Enden ül)er
den Anfang der Schwanzflosse hinaus. Die Rückenflosse besteht aus
einem ungeteilten und 43 geteilten, ziemlich steifen, die Afterflosse
aus 32 verzweigten, recht biegsamen Stralen. Von denen der
letzteren ragen die von Haut umschlossenen Enden der ersten Stralen
über die verl)indende Flossenhaut hervor. Die abgerundete Brust-
flosse besteht aus 23 gegliederten Stralen, von denen der oberste
der kürzeste und nicht verzweigt ist. Die Bauchflossen haben einen
ungeteilten und sechs verzweigte Stralen, von denen die drei äußeren
von Haut überzogen sind.
Schuppen fehlen. Die liinter dem oberen Ende der Kiemen-
öffnung beoinnende Seitenlinie verläuft nahe der Wurzel der Rücken-
') Gatt: Chaenichthys Richardson, Zoul. Erebus and Terror, Fishes p. 13;
Chaen. rhinoceratus Richds. von Kergueleuland, 1. \. PI. VI, Fig. 1, 2, 3.
J. G. Fihiclicr. Fiselu' ans Siid-dcor^ion. 51
tlo.sse und gt'lit nahe vor dem Ant'an;^»' der Sclnvanzilosscnwurzel in Chacnichtuys
plötzlicher Krüniniium' al)wärts. um in der Mitte des .Schwanzstiels Kß"i"sianus
. . . ' . . sp. n.
Aveiter zu verlaufen, /uulcich aber einen kurzen Ast in entgegen-
gesetzter Kichtung nach vorn zu entsenden. Die Seitenlinie hesteht
aus kleinen, länglich ovalen, dicht unter der Haut und dieser hart
anliegenden Kin)chenplättchen , welche der Länge nach von einer
Köhre durchbohrt sind. Die Oberfläche dieser Plättchen erscheint
auch bei stärkerer Vergrößerung nicht rauh, wie sie es bei Ch.
rhinoccratus sein soll. Ich zähle deren auf dem Hauptstamme 103,
auf dem Endteile 8.
Die Farl)e ist einfach dunkell)raun, an der Unterseite wenig heller.
31{iße.
Länge des Kopfes bis zum Ende des ol)ersten Kiemendeckel-
stachels 173 mm
Körperhöhe (in der Gegend der Brustflosse) 50 .,
Länge des Fisches bis zum Anfang der Schwanzflosse ..... 410 „
•, Ende „ „ 490 „
Auge, Längsdurchmesser 30 ,,
Auge, vertikaler Durchmesser 20 .,
Interorl)italraum 15 ,,
Von der Schnauzensi)itze 1)is zum Ilinterrande der Orbita .. 112 .,
Von hier weiter Ijis zum Ende des ol)ersten Kiemendeckel-
stachels ■ • • • 61 .,
Von der Schnauzenspitze Ins zum Anfang der Kückenflosse. . . 195 ,,
., „ ., ., ,, ■ .. ., Afterflosse 265 .,
Bei der sonst sehr großen Übereinstimmung unserer Art mit
dem von Kerguelenland stammenden Ch. rhinoceratus Eichards.
ist der gänzliche Mangel einer ersten Rückenflosse sehr auftallend.
Bei der letztgenannten Art besteht diese aus sieben schlanken Stacheln
und ist durch einen Zwischenraum von der zweiten getrennt. Die
Vermutung, es könne bei unseren beiden Exemplaren die erste Rücken-
flosse durch eine Verletzung zerstört sein, ist gänzlich ausgeschlossen.
Nicht nur zeig^t die Haut in der Gegend zwischen Hinterkopf und
Rückenflosse keine Spur einer Verletzung, sondern es fehlen a.uch,
wie wir durch genauere Untersuchung eines unserer beiden Stücke
feststellen konnten, die den Dornfortsätzen der Wii'ljel aufliegenden
Flossenstralenträger. ')
') Die Flossenstralenträger, wie auch die Flossenstralen selbst, haben bei
inisereni Fisch eine eigentümliche Form (Taf. I, Fig. 2a). — Die Ötralen
der Dorsale und Anale (mit Ausnahme der zwei ersten der Rückenflosse)
sind nemlich nicht in derselben Weise verzweigt wie bei anderen
53 J- Ct. Fischer, Fische aus Süd-Geurgien.
chaenichthys (ileiclnvolil wird man ])ei der j^roßen Varial)ilität, denen die
georgianus jrj^^^.jjp ^[^,^ äuCBei'sten Südens — vielleicht zu ihrem Vorteil — aus-
sp. n.
gesetzt zu sein scheinen, zweifelhaft, oh diesem Mangel einer ersten
Dorsale eine größere systematische Bedeutung — etwa als Art- oder
gar als (lattungscharakter — heizumessen ist. Mindestens ist von
einem sonst mit zwei getreiniten Rückenflossen versehenen Fisch der
südlichen Breiten (Harpagifer hisi)inis Richards.) durch den Ent-
decker dieser Art unter mehreren normal gehildeten Exem})laren ein
Stück gefunden worden, das keine Spur einer ersten Dorsale besaß ').
Dies ist gewiß eine Bestätigung des allgemein anerkannten Umstandes,
daß die Aljwesenheit oder die Bildung eines Organs bei einzelnen
Tiergeschlechtern nur geringen systematischen Wert haben kann,
während sie l^ei anderen unzweifelhaft den Wert eines Art-, Gattungs-
oder gar Familiencharakters besitzt.
Auch daß die bei Ch. rhinocceratus vorhandenen zwei
getrennten Dorsalen bei unserer Art zu einer einzigen zusammen-
gerückt und verschmolzen seien, ist nicht anzunehmen. Nicht nur
zeigen die auf den ersten folgenden Strafen der allein vorhandenen
Dorsale dieselbe geteilte Form der folgenden, es lindet sich auch
kein Einschnitt, keine Lücke, die auf zwei Abteilungen der Rücken-
flosse schließen ließe.
Außer dem Mangel der ersten Rückenflosse mögen hier noch
folgende Merkmale hervorgehoben werden, durch die sich Ch. geor-
gianus von Ch. rhinoceratus unterscheidet:
1 . Das Maul ist weniger tief gespalten. Der Oberkieferknochen
ist kürzer: sein hinteres p]nde liegt bei geschlossenem Maule weit
(um einen vertikalen Augendurchmesser) vor der Vertikalen vom
Vorderrande der Orbita, Avährend dassell^e bei rhinoceratus bis
unter das Centrum des Auges reicht.
Fischen, sondern bestehen von ihrer Wurzel an aus zwei vollkommen
getrennten, nel) e neinander liegenden Knochenstäbchen (D I) und A A,)
die nur durch die sie umgebende Haut juit einander in Verbindung gehalten
werden. Jede Hälfte trägt an ihrem schwach nach außen gebogenen
Anfangsteil ein Gelenkköpfehen (a), das in eine entsprechende Gelenkpfanne
des breiten, fast napiförmigen, an der distalen Fläche ausgehöhlten Flossen-
trägers (x) hineinpaßt. Letztere fügen sich nicht, wie bei den meisten
Teleostiern, als stabförmige Leistchen zwischen je zwei Dornfortsätze der
Wirbel ein, sondern liegen breit mit ihrer konvexen Fläche dem distalen
Ende derselben auf.
Richardson, 1. 1. pag. 10: One specimen is entirely destitute of a first
dorsal, and bears no mark of the back having received any injury.
.7. G. Fisolior, Fischo aus Süd-Goorfrif».
53
9.. Der Intororl)italrainii ist viel kleiner, er beträgt mir die
Hallte vom Längsdurcluiiesser des Auges, wiilirend er Ixn (Mi. rliiiio-
ceratus größer ist als das letztere (1,22 : 1).
?}. Die (allein vorhandene) zweite Rückenflosse hat hei unserer
Art eine größere Zahl von Stralen (44 gegen 34 his oö) und ihr
Anfangspunkt ist vom HinteiTande der Orliita nicht so weit entfernt,
wie letzterer von der Schnauzenspitze, wovon ])ei Ch. rhinoceratus
das Umgekehrte der Fall ist.
f). Der Anfang der Afterflosse, l)ei ("h. rhinoceratus nur wenig
hinter dem der zweiten Dorsale gelegen (um 3 liis 4 Stralen der
letzteren), erscheint liei unserer Art weiter nach hinten gerückt (um
14 l)is 15 Stralen der Rückenflosse).
Cliaoniclithys
KPorKianws
.s]i. n.
Das Naturhistorische Museum verdankt der Südsee-Expedition
zwei ganze Exemplare und vier einzelne Ktipfe dieses Fisches, sämtlich
aus Süd-Georgien, No. 3010 und 3855 der Fischsammlung.
2. Notothenia marmorata sj). n.
aus Süd - Georgien.
B. (i; D. 5/33; A. 2G (28); Pe. 22; Ve. 1/5; L. lat. (10—05.
Kopf vorn breit, zwischen den Augen platt, Interorliitalraum
zweimal so groß wie der vertikale Augendurchmesser. Länge des
Kopfes viermal, Körperhöhe 4^ mal in der Totallänge enthalten.
Horizontaler Durchmesser der Orbita wenig kürzer als die Schnauze,
4] mal in der Länge des Ko^ifes enthalten. Der Unterkieter ragt
ganz wenig über den Oberkiefer vor; das Ende des letzteren reicht
bei geschlossenem Maule ganz oder beinahe bis zur Vertikalen vom
Centrum des Auges.
Li beiden Kiefern steht eine äußere Reihe großer, kegel-
förmiger, etwas gekrümmter Zähne, dahinter olien wie unten eine
nach den Seiten schmaler werdende Binde dicht gedränofer, feiner,
spitzer Zähne.
Die Stacheln der ersten Rückenflosse sind wenig biegsam,
bei dem größeren Exemplar sogar recht steif; keiner von ihnen
reicht, niedergelegt, bis -zum Anfang der zweiten Dorsale, die mit
der ersten nur ganz wenig durch eine zarte Haut verltuiiden ist. Die
Notothenia
marmorata
sp. n.
54 'T- Gr. Fischer, Fische aus Süd-Georgien.
Nototiienia Straloii (lor zweiten Rückenflosse und der Afterflosse nelinien nach
marmorata ]j[j^^pj^ allmählich an Höhe al). Die Baiichflossen sind merklich kürzer
sp. n.
als die Brustflossen ; der hintere Saum der letzteren ist nicht
abgerundet, sondern, l)is auf einen kleinen unteren Teil, gerade
abgestutzt. Ebenso erscheint der hintere Saum der Schwanzflosse, wenn
diese ausgebreitet ist; in zusammengelegtem Zustande ist derselbe
leicht konkav eingeschnitten.
Der Kopf ist oben nicht lieschuppt, nur die Supraskapularregion
und die olieren Partieen des Kiemendeckels und des Vorderdeckels
sind mit Schuppen besetzt. Diese, wie auch die Körperschuppen,
mit Ausnahme der in der Gegend liinter der Brustflosse gelegenen,
zeigen, auch vergrößert, keine Einker])ungen oder Zähnelungen am
HinteiTande. Die Schuppen der Seitenlinie sind durch aufliegende
Röhren ausgezeichnet; im abgesetzten hinteren Ast durchl)ohrt dieselbe
15 l)is 17 Schuppen; dieser Ast l)eginnt um vier Schu})})en vor dem
Ende des Hauptteiles. Von der Kiemenr)fthung l)is zur Wurzel der
Schwanzflosse werden (>() l)is (iö Scliuppen gezählt.
Die Oberseite des Kopfes (zwischen und hinter den Augen) ist
durch zahlreiche , dicht gedrängte kleine Tuberkeln rauh ; zwischen
letzteren treten einzelne (5 bis 7) symmetrisch geordnete Schleini-
poren hervor.
Der Raum zwischen den Bauchflossen ist ganz mit Schuppen bedeckt.
Die am Kopfe gelegenen Schleimporen zeigen eine ähnliche
Anordnung wie bei anderen Arten : ein Hall)kreis derselben liegt
unterhall) der ()rl)ita, ein zweiter h'ings des Hautsaumes des I'raeo-
perkulum und Sulioperkulum, eine Reihe von drei bis vier liegt auf
der die Unterkieferäste bedeckenden Haut. Auch vorn auf der
Oberschnauze flnden sich einzelne symmetrisch angeordnete Schleim-
poren, von denen sich das vordere Naslocli nicht unterscheiden läßt ;
das zweite ist, wie gewöhnlich, röhrenfcirmig, vorragend.
Die Far])e der jüngeren Exemplare (23 cm) ist oben dunkel
olivengrün, Bauch gelb ; Seiten undeutlich marmoriert durch dunklere
Färl)ung einzelner Schu])pen. Erste Rückenflosse gell) mit breiter,
schräg abwärts längs ihrer Mitte verlaufender schwarzer Binde ;
zweite Dorsale gelb mit zwei Ins drei unregelmäßigen, hin und wieder
verschmelzenden schwarzen Längsbinden; Afterflosse mit dunklen, zu
unregelmäßigen Längsbinden sicli vereinigenden Flecken.
Bei dem älteren Stück (44 cm) sind die dunklen Längsbinden
der Rücken- und Afterflosse ganz verwaschen; die Marmorierung der
Seiten ist dagegen deutlicher dadurch, daß viele Rücken- und Seiten-
schuppen mit schwarzem centralen Fleck luid hellerem Saume unregel-
J. n. Fischor, P'isclio aus Siid-Goorfilon. 55
mäßig zwIscIkmi (1<'ii ii1)ri,i;('n ztn'stvcut liefen. Px'i kciiKMii der Ix'idcii Nototiienia
Lxeniplare hat die IvitMiiculiMut oiueu (limklcreu bäum. ^^ ^^
Drei Exemplare aus Südgeorgien, resp. von 42, 2:') und Ki (in.
Von den ül)rigen Arten mit wenig l)escliup])tem Kopfe ist die
unsrige in folgenden Puidcten verschieden :
1. Bei Not. eornucula Richds. zu der nach Steindachnet'
auch N. virgata Richds. und marginata Richds. zu ziehen sind,
steht die erste Dorsale mit der zweiten in näherem Zusanmienhang,
der Interorbitatrauin ist kleiner als der Augendurchmesser, der Raum
zwischen den Bauchflossen ist nur in seinem mittleren Drittel mit
vScliuppen besetzt, und die Kieferzähne stehen nach f^feindachner nur
in zwei Reihen.
2. Auch hei Not. coriiceps Richds. (D. 5 — 34) ist der
Interorbitalraum kleiner, als 1x4 unserer Art (dort 1 Vs, hier das
Doppelte des vertikalen Augendurchmessers), die Mundspalte ist
kleiner, die Schuppen sind größer (54 in einer Reihe von der Kiemen-
öftnung l>is zur Wurzel der Schwanzliosse).
3. Bei Not. cyanobrancha Richds., (D. 4/36) sind die
beiden Rückenflossen mit einander verl)unden, die Stirn und die
Oberseite des Kopfes sind sehr glatt, die Zähne lieider Kiefer
stehen in nur zwei Reihen.
4. Not. purpuriceps Richds. unterscheidet sieh außer der
abweichenden Flossenformel (D. 4/35) durch grcißere Schuppen und
durch zweii'eihige Zähne der Kiefer.
5. Not. phocae Richds. hat D. 4/25, und eine in ihrer
Mitte höhere zweite Rückenflosse.
G. Von der wol zu einer anderen Al)teilung gehörigen Not.
Rossii Richds. sei nur hervorgehoben, daß die erste Rückenflosse
7 Stacheln, und daß sowol die zweite als auch die Afterflosse vor
deren eigentlichen Stralen einen kurzen Stachel besitzt.
7. Not. hassleri'ana Steind. hat nur 4 Stacheln in der
ersten Dorsale, die Kieferzähne in einer, In'ichstens zwei Reihen, und
nur 10 bis 17 Stralen In der Brustflosse.
3. Notothenia angustifrons xp. v.
aus Süd-Georgien.
B. ß; D. r;— 29; A. 30; P. 22; V. V.o ; L. lat. 50—53. ,. , „ .
' 5 5 7 5 fvntotlieiiia
Kopf seitlich nlclit stark aufgetriel)en, vorn mäßig zugesi)itzt; ansustitrons
' . ' sp. u.
obere Kinidade vorstreckl)ar. l)ei geschlossenem Maul vorn nicht ül)er
sp. n.
5G J. G. Fischöl', Fische aus Süd-Georgien.
Notothenia den Unterkiefer vorraoend; das Ende des 01)erkiefers reicht l)is zur
angus 1 lons Yj^>p|^{]^r^|gjj yqj,! Vorderrande der Orbita. Interorbitalraum sehr
schmal, 2 V2 mal in dem vertikalen Durchmesser des Auges enthalten,
nur für zwei Reihen winziger Schuppen Platz ])ietend. Längsdurch-
niesser des Auges 1 'A mal in der Länge der Sclmauze, 4 mal in der-
jenigen des Kopfes enthalten. Letztere ist 'A von der Totallänge
des Fisches. Erste Rückenflosse heträchtlich niedriger als zweite,
deren höchster dritter Stral 1 '/2 bis 2 mal in der Kojiflänge enthalten
ist. Die Wurzeln der beiden Dorsalen sind nicht durch Haut verbunden;
niedergelegt reichen die längsten Stacheln der ersten bis zum Anfange
der zweiten. Letztere, ebenso wie die Afterflosse, nimmt vom Anfang
an allmählich an Höhe ah. Brust- und Schwanzflosse haben den
hinteren Rand abgerundet; die Bauchflossen sind zugespitzt, kürzer als
die Brustflossen.
Kopf oben l)is zu den Naslöchern mit kleinen, stark gezähnelten
Schuppen bedeckt; größere bekleiden die Deckelstücke bis auf einen
kleinen freien Rand derselben. Körperschuppen — mit Ausnahme
der zwischen den Bauchflossen gelegenen — stark gewimpert, in
fünfzig Reilien vom hinteren Ende des Kiemendeckels bis zum Anfange
der Schwanzflosse, auf dem sich noch n bis 4 Reihen Schui)pen l)e-
finden. Die Seitenlinie wendet sich von der Kiemenspalte an mit
leichter Krümmung nach ol)en und verläuft parallel mit der Rücken-
linie bis zum 23. Stral der zweiten Rückenflosse — 1 '/■-' Schuppen
von der Wurzel der letzteren entfernt — , wird hier unterljrochen und
läuft nun zwei Schuppen tiefer und um einige Schuppen nach vorn
verschoben an der Seite des Schwanzstiels in der eigentlichen Seiten-
furche. Dieser hintere Teil der Seitenlinie tritt bis zum Anfang der
Schwanzflosse auf 15 Schuppen zum Vorschein. Alle Schujjpcu der
Seitenlinie sind durch sehr deutliche Röhren ausgezeichnet. — Der
Raum zwischen den beiden Bauchflossen ist ganz mit kleineren, am
Rande nicht gewimperten Schuppen bedeckt.
Oberseite bräunlich, Baucli gelb. Rücken und Seiten unregel-
mäßig schwarz gefleckt und quer geljändert; eine etwas deutlichere
Querbinde geht von der Wurzel der Brustflosse durch den Anfang der
ersten Rückenflosse zur Brustflosse der anderen Seite hinüber. Kiemen-
haut weiß ohne dunkleren Saum. Rücken- und Schwanzflosse mit
dunklen unregelmäßigen Punktreihen.
Zwei p]xemplare aus Süd-Georgien No. 3921 der Fischsammlung
des Naturhistorischen Museums ; resp. 88 und 82 mm lang.
J. Ct. l-'ischer, Fische aus Süd-Georgien. 57
Uci der Voriil cid Hing mit anderen Arten kommen nnr diejenigen Notothpnia
in Px'traelit. hei denen ebenfalls der Kopf bis zn tlen Nasliiehern ])e- ^^^^^^ '^ """
selini)i)t ist. Von diesen hat:
1. Not. tes seil ata Riehds. viel kleinere Sehnijjx'n (80
zwischen Kiemenöffnnng und Anfang der Schwanztlosse), nngewiniperte
Schuppen, einen breiteren Kopl etc.
2. Not. sima Riehds. hat dagegen gröüere 8chn})i)en (4')
zwischen Kiemenöffnung und Anfang der Schwanzflosse), einen l)reiteren
Interorl)italraum (nach Richardsons Abbildung) und kleinere Schuppen
in der Supraskapulargegend als auf dem Kopfe, während l)ei unseren
Exemi)laren das Entgegengesetzte der Fall ist.
;-). Not. longipes Steind. hat eine gröru're Stirnl)reite,
längere Bauchtlossen, der untere Ast der Seitenlinie durchbohrt nur
6 bis 1 2 Schuppen, und es fehlen die dunklen Punktreihen auf Rücken-
nnd Schwanzflosse.
4. Harpagifer bispinis EüMs.
aus Süd- G-eorgien.
Von den Mitgliedern der Polarexpedition wurden an dem Ufer Harpagifer
der Station in Süd-Georgien dreizehn Exemplare dieses interessanten ijispinis Riciuis.
Fischchens mit der Hand gegriffen. l)iesell)en variieren sehr in Bezug
sow'ohl auf die Färbung als auch auf die Zahl der Flossenstralen.
Drei Exemplare sind einfarbig dunkelbraun ohne Spur einer
helleren Marmorierung. Drei zeigen diesell)e (irnndfarbe mit l)loßer
Andeutung hellerer Flecke. Die übrigen eiullich sind braungrau
mit gelblich geschecktem Hiiiterleibe durch breite gell)e, vom Rücken
bis fast zur Afterflosse herabsteigende scharf a])gesetzte (^)uerl)Lnden.
Die meisten Stücke haben vier, einige wenige nur drei biegsame,
kurze Stacheln in der ersten Dorsale. Die Zahl der Stralen in der
zweiten Rückenflosse schwankt zwischen 21 und 24, in der Brustflosse
zwischen IG und 17, in der Schwanzflosse zwischen II) und 15; nur
die Bauchflossen haben bei allen Exemplaren konstant dieselbe Zahl
von 0 Stralen.
Die Seitenlinie ist bei den meisten Stücken durch 17, bei
einigen durch 20 Knochenplättchen markiert.
Die am Kopfe liegenden Schleimporen sind bei allen Exemplaren
von derselben Anordnung. Ein Hall)kreis davon liegt um die untere
Augenhälfte herum, ein zweiter am Saume der das Praeoperculum
und das Suboi)erculum bedeckenden Haut. Elf Schleimporen liegen
58 J- t^. Fii5clier, Fische aus Süd-Geoi-oien.
Harpagifer in gerader Linie jederseits in der Haut unter dem Unterkiefer,
)ih]imit, "^ 1^ ^- j||gi^j.p].g Paare, symmetrisch angeordnet, zwischen und vor den Augen.
Die größten Exemplare messen 96 mm.
Die genannten 13 Stücke stehen unter No. 3908 in der Fisch-
sammluni»; des Naturhistorischen Museums.
Sclerocottus //. n.
Scierocottus Hahitus Cottus ähnlich. Haut glatt, ohne Schuppen; Oherseite
g- n- des Kopfes mit granulierten Knochenplatten hedeckt.
Kopf außerdem mit symmetrisch gelagerten Schleimporen. Zähne in
den Kiefern, auL Vomer und an den Gaumenbeinen. Zwei gut entwickelte
Rückenflossen; die unteren Stralen der Brustflossen nicht verzweigt.
Bauchflossen thoracisch, mit wenigen Stralen. Kiemendeckel mit
stumpfer Spitze, Vorderdeckel mit starken Stacheln besetzt. Seiten-
linie vollständig. Sechs Kiemenhaiitstralen ; Kiemenhautrand frei
vom Isthmus. Pseudobranchien sind vorhanden.
Die Gattung ist, wie Harpagifer, ein südlicher Repräsentant
von Cottus, Centridermichthys etc. Sie unterscheidet sich von der
allein in Betracht kommenden Gattung Harpagifer in folgenden
Punkten :
1. Die Seitenlinie erstreckt sicli ganz bis zum Schwänze. —
2. Die erste Rückenflosse besteht aus schlankeren, höheren Stachehi
in größerer Anzahl (10 gegen 3 bis 4). — 3. Die Bauchflossen sind
nicht jugular sondern thoracisch und hal)en nur sehr wenige Stralen
(\ gegen \). — 4. Der Rand der Kiemenhaut ist nicht mit dem
Isthmus verwachsen. — 5. Die Oberseite des Kopfes ist nicht nackt,
sondern mit granulierten Knochenplatten l^edeckt.
5. Sclerocottus Schraderi ^p- n.')
von Süd-Georgien.
Tai. I. Fig. 3. u. 4.
B. G; D. 10/15; A. 18; P. 18; Ve. V2.
Sclerocottus ^^'^P^^ mäßig abgeplattet, Kcirper vorn abgerundet, hinten zu-
schraderi sp.n.s.^y,ii,^(,,i„.earückt; Oberkiefer etwas vorstreckbar. Schnauze wenig
kürzer als der Längsdurchmesser des Auges, dieser doppelt so gross
») So benannt zu Ehren des Herrn Dr. C. Schradci: des Führers der Südpolar-
Expediiion.
J. G. FisehcM-, Fisclio aus Siul-dteoroion. 59
wie der liitcrorhitnlriiniu. Koptliiiinc ciwn viermal, ITiilic (in der Sei.n-ocottus
(it'iit'iul der Ih'ustHosseii gcmesscu) last si('l)oimiai m der 1 otallaiij^c
outhaltcn. — Kicmondeckel am ol)ereii Ende durch einen Hautlappen
verläufiert, vor letzterem mit eiiu'r stumpfen Si)itze. Am liinteren
laide des \^^rdeckels ein sehr starker und lautier, mit zwei eiu- und
aufwärts «^•el)o<i-enen «großen Widerhaken versehener Stachel; Unterrand
des Vordeekels mit drei starken nach unten und vorn p;erichteten
Stacheln, von denen der vorderste der i^rtiüte ist. Etwas vor dem
Auji'e steht jederseits ein stumpfer Höcker.
Schuppen fehlen !:>;änzlich. Interorhitalraum — his fast zu
den Naslöchern — und liintere Stirngegend mit granulierten, unregel-
mäßig fünf- oder sechseckigen, auch ovalen, Knochmijlättchen hedeckt,
die sich rückwärts und seitlich auch ül)er den Su})raskai)ularrauni
erstrecken. (Taf. I, Eig. 4).
Die Seitenlinie beginnt vom Hinterhaupt ühcr der Kiemen-
spalte und verläuft, indem sie sich der Eückenriossenwurzel immer
mehr nidiert, l)is zum Ende der zweiten Dorsale, biegt hier mit
kurzer Krümmung nach unten, und verläuft nun — ohne unterbrochen
oder abgesetzt zu sein — in der halben Höhe des Schwanzstiels bis
zum Anfang der Schwanztiosse. Ich zähle in der Seitenlinie 53 längliche
Knochenplättchen.
Kleine Zähne stehen in schmalen r)inden im Oberkiefer und
im Unterkiefer, mehr vereinzelt am Vomer und an den (niumenbeinen.
Wie bei den Notothenien und bei Harpagifer ist der Kopf mit
symmetrisch geordneten Schleimporen versehen. Eünf derselben liegen
unter dem Auge, jedoch nicht wie bei Harpagifer in ehiem Kreis-
l)ogen, sondern in einer etwas wellenhirmig nach hinten ziehenden
Linie ; der mittelste liegt gerade unter dem Centrum des Auges.
Zwischen den Augen, etwas weiter nach vorn gerückt, liegt jederseits
eine kleine Pore. Vor dem vorderen Augenrande liegt ein rr)hren-
h'irmiges Nasloch, gleich davor ein kleiner s])itzer Höcker. Das
vordere Nasloch ist von den an der Schnauze liegenden Schleim-
poren nicht zu unterscheiden.
Die erste EückenHosse hat zehn schlanke Stacheln '). von denen
der dritte und vierte die längsten, etwas kih'zer als die in der (legend
der Brustflossen gemessene KöriJerhöhe sind. Vom vierten an fallen
diesell)en in ihrer Höhe rasch ab; der letzte, sehr kleine, ist durch
eine zarte Haut mit der Wurzel des ersten Strales der zweiten Dorsale
1) Durch oin Vei sehen des Zeiehners hat diese Flosse auf Taf. I, V\g. 3 elf
Stacliehi erhalten.
60 J- C^- Fischer, Fische aus Süd-Georgien.
Seierocottus verbunden. Letztere besteht aus 15 gegliederten Stralen. — Die aus
Schraden sp. n. j2 Straleu l)esteliende Afterflosse beginnt etwas vor der zweiten Dorsale ;
ihr Ende liegt genau unter demjenigen der letzteren. Der freie
Schwanzstiel ist etwa viermal so lang wie hoch. — Die Brustflosse
ist groß; sie besteht aus 19 Stralen, von denen die unteren unver-
zweigt sind. — Die Wurzeln der kleinen, nur aus einem steifen und
zwei biegsamen Stralen bestehenden Bauchflossen liegen nahe neben
einander, hinter denjenigen der Brustflossen. — Die Schwanzflosse ist
— in ausgebreitetem Zustande — hinten gerade abgestutzt; sie besteht
aus IG Stralen, von denen je die drei oberen und unteren beträchtlich
kürzer sind als die übrigen.
Die Farbe ist oben braun, unten weiß. Der Rücken zeigt
undeutliche dunklere Marmorierung, die an den Seiten und nach dem
Bauche herab gegen die hier helle Grundfarbe. scharf abgesetzt ist und
in der Form einer Längsreihe von tiefbraunen Flecken erscheint. Die
Rückenflossen sind weißlich gefärbt; die erste zeigt zwei, die zweite
3 undeutliche dunkle Querbinden, die von oben schräge nach hinten
zu den Stralenwurzeln absteigen. — Die Brustflosse ist weiß mit brauner
oberer Hälfte ihrer Wurzel und mit 3 bis 4 quer stehenden bogen-
förmigen Punktreihen. Auch die Schwanzflosse zeigt mehrere undeut-
liche Querreihen von auf den Stralen liegenden Punkten.
Maße. Totallänge mit Schwanzflosse 82 mm; desgl. ohne die
letztere 68 mm; Kopflänge 20 mm; größte Breite des Kopfes 18 nmi;
Schnauze vom Vorderrande der Orbita an gemessen 4 mm; Längs-
durchmesser des Auges 5 mm; Höhe des Körpers in der Gegend der
Brustflossen 19 mm; von der Sclinauzens])itze l)is zum Anfang der
ersten Rückenflosse 22 mm; von demselben Punkt bis zum Anfang
der zweiten Dorsale 37 mm; von der Sclmauzenspitze bis zum Anfang
der Afterflosse 3.5 mm; längster Stachel der ersten Dorsale 11 mm;
Länge der Brustflosse 18 mm; Länge der Bauchflosse 13 mm.
Ein Exemplar aus Süd-Georgien. No. 3888 der Fischsammlung
des Naturhistorischen Museums.
Gj-miiplichth}';
Gymnelichthys g. n.
K(")ri)er lang, seitlich zusammeugedrückt. Haut dünn, schuppen-
los, keine Seitenlinie. Rückenflosse lang, um den Schwanz herum-
laufend iMul mit der Afterflosse zusammenfließend. Brustflossen wohl
entwickelt, mit lauter verzweigten Stralen. Keine Bauchflossen. Die
J. G. FiscluT, Fisflie aus Si'ul-(u'()r<iicn. 61
obere Kinnlade ist leiclit vorstrcckliar; sie wird ausschließlich vom GymuniiLhthys
/ahntragenden Zwischenkiet'er G;e])ildet, hinter welchem, parallel mit ^'' ""
ihm. der Oberkiefer liegt. Zwischenkiefer, Unterkiefer, \'omer und
(iaumenbeine mit spitzen Zähnen besetzt. — Der infraorbitale Knochen-
ring ist nicht geschlossen und steht mit den Deckelknoclien des
Kiemenapparates nicht in Verbindung. Sechs Kiemenhautstralen, vier
Kiemenbogen mit doppelten Blättcbenreilien ; keine Pseudobranchien.
— Drei große Blinddarmanhänge am Pylorus.
Wie die (iattungen Cottus und Centridermiclithys im Süden
durch Harpagifer und Sclerocottus, so werden die nordischen Lycodidae
in hohen südlichen Breiten durch die Gattung Gymuelichthys vertreten,
die in ihren künstlichen Merkmalen am meisten mit dem Genus
Gymnelis Reinh. übereinstimmt.
6. Gymnelichthys antarcticus sj). u.
aus Süd - Georgien.
Taf. II, Fio- 9.
B e s c h r e i b u n g.
D. 97 (+ C. 13 +> A. 74; Pe. 13.
Form. Lang, seitlich zusammengedrückt. Ko})f (bis zum oberen Gymnelichthys
Ende der Kiemenspalte) siebenmal, Höhe (des Kumpfes) vierzehnmal ''»"^J^i'^^i'^us
in der Totallänge enthalten. Der After liegt am Ende des ersten
Dritteiis der Totallänge. Der Augendurchmesser ist wenig kleiner
als die Schnauzenlänge, und fünfmal in der Ko})flänge enthalten,
dabei etwas größer als der Interorbitalraum. Wange Heischig. Obere
Kinnlade leicht vorstreckbar; der Oberkiefer li(\gt, wie oben gesagt,
ganz hinter dem Zwischenkiefer; sein durch die Haut verstecktes
Hinterende reicht l)is hinter den Hinterrand der ()rl)ita.
Haut durcliaus schuppenlos, schlaff, den Ol)er- und den Unter-
kiefer dick und lippenartig überziehend. Keine Andeutung des
Haui)tstammes einer Seitenlinie, deren Kopfteile dagegen durch
sogenannte, symmetrisch gelagerte, Schleimporen angedeutet sind.
Eine Reihe von sechs l)is acht solcher Poren liegt im Halbkreis
unterhall) des Auges herum, ein zweiter, Aveiterer na]1)la"eis an der
den Saum des Vordeckels l)edeckenden Haut; einzelne hnden sich
sp. n.
62 J- ti. Fischer, Fische aus Süd-Georgien.
Gyiuneiichthys uiiterliall) (ItT Uuterkieferselieiikel , andere auf der Schnauzenspitze.
Von letzteren ist das zweite Naslocli nicht zu unterscheiden ; das
erste ist röhrenförmig, und nahe dem Yorderrande des Zwischen-
kiefers gelegen.
Zähne spitz, last kegelförmig, am Zwischenkiefer wie am
Unterkiefer ganz vorn in mehreren, an der ganzen Seite in einer
einzelnen Reihe gelegen; hier wechseln etwas größere mit kleineren
so ah, daß zwischen je ZAvei der ersteren etwa zwei his drei hall)
so große stehen. Keine durch besondere Größe ausgezeichneten
Reiß- oder Hundszähne. Kleine spitze Zähne stehen am Vorderrande
des Vomer in einer kleinen (Tru])pe, an jedem Gaumenbein in einer
einzelnen Reihe.
Kieiiieiiapparat. Es sind vier vollstäiulige Kiemen , keine
Nebenkiemen vorhanden. Nach Entfernung der Haut zälilt man sechs
Kiemenhautstralen. Die Kiemenspalte ist kurz, schräge vor und noch
etwas über der Brustflossenwurzel gelegen.
Flossen. Die anfangs niedrige und dicht von Haut überzogene
Rückenflosse beginnt über der Wurzel der Brustflosse. Erst nach
Entfernung der sie einhüllenden Haut läßt sich die Zahl der an der
Rückenkante stehenden Stralen auf 1)7 feststellen. Alle sind sehr
Aveich und l)iegsam, die drei ersten nicht verzweigt. Ohne einen
iVbsatz laufen dieselben in die der — nicht gesonderten — Schwanz-
flosse über; dieser möchten der Lage nach lo Stralen zuzuzählen
sein, die am zugespitzten, hier aber etwas abgestutzten Schwänzende
stehen. Ebenso ist die Afterflosse von der vorhergehenden nicht
geschieden; sie enthält 74 sehr weiche, mit ihren Enden über die
Elossenhaut etwas hervorragende Stralen, von denen die zwei ersten
nicht verzweigt sind. — Bauchflossen fehlen. Jede Brustflosse enthält
13 verzweigte Stralen.
Farbe. Oben dunkelbraun, nach den Seiten herab heller bis
gelblich. Rücken- und Afterflosse schwarz, gegen das Ende des
Schwanzes hin allmäldich heller. Bei dem kleinsten (110 mm)
Exemplar findet sich ein weißer Streif von der Mitte des Oberkiefers
unter dem Auge durchgehend his zum Ende des Vorderdeckels und
ein weißer Fleck hinter und unter der Wurzel jeder Brustflosse.
Beide Abzeichen fehlen den übrigen Stücken.
Vier Exemplare von 110 bis ^'^0 mm Länge aus Süd-Georgien.
No. 3902 der Eischsammlung des Naturhistorischen Museums.
J. G. Fischer, Fische aus Süd-Geuroien. 63
7. Liparis Steineni sp. n/)
von Süd-Georgien.
Die erste, in antarktisclieu Gewässern iiut'geruiidene Form aus i^'i'aris steiueui
der Familie der Discoboli, in auffallender Weise mit ihren nordischen
Verwandten übereinstimmend.
B. 5; 44—45; A. 36; Pe. 3-> ; C. 10.
Charaktere. Die vertikalen Flossen stoßen znsammen. Die
Analflosse beginnt unter dem zehnten Stral der Rückenflosse; Bauch-
scheibe oval, halb so lang wie der Kopf. Die Brustflosse reicht nicht
ganz bis zum Anfang der Afterflosse; sie hat keine eigentliche Ein-
buchtung; ihre vier untersten Stralen reichen mit den Enden über die
Flossenhaut hinaus, der erste derselben so weit, daß dadurch der Anschein
eines Einschnittes entsteht. Interorbitalraum breiter als die Schnauzen-
länge. — Gelbbraun, Oberseite des Rumpfes und vertikale Flossen dunkler.
B e sclireibun j;-.
Form. Der Körper wie l)ei den anderen Arten in dem vorderen
Dritteil dick und aufgetrieben, in den zwei letzten stark zusannnen-
gedrückt, hinten zugespitzt. Die größte Körperhöhe ist etwas geringer
als die Länge des Kopfes (bis zum oberen Ende der Kiemenspalte
gemessen) und lieinahe fünfmal in der Totallänge enthalten. Das
Auge reicht mit seinem ol)eren Eande hart an die mäßig konvexe
Stirnfläche; sein Durchmesser ist l'A mal in der Schnauzenlänge, ^
mal im Interorliitalraum enthalten. — Schnauze l)reit, wenig konvex,
auf ihrer Oljerseite mit drei mäßigen Höckern, von denen der mittlere
stärker hervorragt. Die obere Kinnlade ragt nicht ül^er die untere
vor. Die Mundspalte ist fast horizontal; sie reicht bei weitem nicht
bis an die dem Vorderrande des Auges entsprechende Vertikale,
sondern endigt um etwa einen Augendurchmesser vor derselben. Die
Zunge ist, wie bei den meisten andere Arten, breit und dick, die
Lippen erscheinen durch die sie bedeckende Haut mäßig aufgetrieben.
— Die Kiemenspalte ist ein kurzer, etwas schräger Schlitz, dessen
oberes Ende l)is ül)er den Anfang der Brustflosse reicht. — Der
After liegt dem Anfange der Analflosse etwas näher, als dem Hinter-
rande der Bauchscheibe.
') So benannt zu P^hren des um die Samml\uigen der SüdiJohu--Expedition
hochverdienten Mitgliedes der letzteren. Herrn ron den Steinen.
64 J- G- Fischer, Fische aus Süd-Georgien.
Liparis steineni Kieiueu. Es sind (bei doppelte, eine einfache Eeilie Kiemen-
blättchen vorhanden, keine Pseudobranchien (das an der Stelle der
letzteren liegende Organ erweist sich als ein Kiemendeckelmiiskel
mit (piergestreiften Fasern). An der proximalen Seite sind die
Kiemenl)ogen mit ziemlich kurzen, warzenähnlichen Fortsätzen versehen.
Fünf Kiemenhautstralen.
Zähne klein, dreispitzig, dicht gedrängt in breiten Binden am
Unter- wie am Oberkiefer.
Haut dünn und lose. Kopf mit symmetrisch gelagerten Schleim-
poren, von denen eine Reihe jederseits auf der Haut liegt, die den
Saum des Vordeckels l)ekleidet. Andere finden sich auf der Schnauzen-
spitze und unter der Symi)hysis des Unterkiefers. Hinteres Nasloch
in einer weiten ziemlich kurzen Röhre, die ebenso weit vom Auge,
wie vom Lippeimande entfernt ist; vorderes ziemlich nahe vor jenem,
einer Schleimpore ähnlich.
Flosse«. Die Stralen der vertikalen Flossen sind in eine sie lose
umgebende Haut einge])ettet, und können erst nacli deren Entfernung
gezählt werden. Die aus 44 bis 45 Stralen l)estehende Rückentiosse
beginnt ein weidg hinter dem Niveau der Brustflossenwurzel; ihr
letzter Stral schließt sich an den obersten der Schwanzflosse an.
Die Analflosse (oß Stralen) beginnt unter dem zehnten Stral der
Dorsale und eine kleine Strecke hinter dem After; ihr letzter Stral
ist durch eine zarte Haut mit dem untersten der Schwanzflosse
verbunden. — Die Brustflosse (32 Stralen) ist wie bei anderen Arten
sehr breit und lang, reicht jedoch nicht ganz bis zur Afterflosse ; ihre
Flossenhaut erstreckt sicli bis unter die Partie vor der Bauchscheibe
und ist hier au die Körjjerhaut angewachsen. Eine eigentliche
Einbuchtung am Rande dieser Flosse, wie bei anderen Arten, ist
nicht vorhanden, doch sind die vier untersten Stralen über die
P'lossenhaut hinaus verlängert, und namentlich der erste derselben
reicht Aveit id)er die nächst oberen Stralen nach hinten, wodurch
allerdings der Anschein eines Einschnittes im Hinterrande der Flosse
entstellt. — Die Bauchscheil^e ist am Rande frei, stark entwickelt,
oval, etwa 1 '/» mal so lang wie l)reit und hall) so lang wie der bis
zum oberen Ende der Kiemenspalte gemessene Kopf. An jeder Seite
des ovalen Centrums der Scheibe sieht man vier schwach gekrümmte
Hervorragungen, die vielleicht ebenso vielen Bauchflossenstralen
entsprechen. Warzige Vorragungen am Umfange der Scheibe, Avie
bei L. vulgaris Plem. und L. Montagui Donov. sind nicht zu
unterscheiden.
J. G. Fisflicr. Fisclio aus Sikl-Gooro-ion.
65
Farbe. Gelblidi l)raun, dio 01)erseite von Rumpf und Kopf Liparis stoi
durch feine Punkticrunji-, und die vertikalen Flossen (namentlich in ^i'- "
zusammengelegtem Zustande) dunkler. Die Schwanzflosse zeigt, aus-
gebreitet, verwaschene duidvle Querl)inden.
Zwei Exemplare von resp. 65 und 70 mm Länge, No. 3945 der
Fischsammlung des Naturhistorischen Museums. Nach einer auf dem
])etreffenden Gefäße befindlichen Notiz des Herrn von den Steinen
waren dieselben am Ufer der Station in der Eoyal Bai mit der Hand
gegrifieu.
oinom
66 J. G, Fischer, airikanische Fische (2).
II. Über einige afrikanische Fische des
Naturhistorischen Museums in Hamburg (2).
1. Apogon roseus sjh n.
von Mozambique.
D. 7/'/fl; A. 'Vio; L. lat. 27; tr. 10.
Apogou roseus ^ Höhe 3'/-' mal, Kopflänge 4 mal in der Totallänge enthalten,
sp. 11. Dqy Augendurchmesser ist etwas kürzer als die Schnauze, größer als
der Interorbitalraum , und etwa 3 mal in der Kopflänge enthalten.
— Der Saum des Vorderdeckels ist gezähnelt, der des Praeorbitale
stark gesägt. Der Oberkieferknochen reicht bei geschlossenem Maul
nicht ganz bis unter den Vorderrand der Orbita. — Erster Stachel
der Rückenflosse sehr klein, mit der Spitze kaum aus der Haut
hervorragend. Rücken gelblich, durch die mit schwarzen Punkten
dicht besetzten Schuppenränder ins Grünliche spielend; Kopfseite,
Kehle und Brust rosa, Körperseite und Bauch gelb. Eine tief rosa
glänzende Längsbinde von der Kiemenöffnung längs der Seitenmitte
zum Anfang der Schwanzflosse. Alle Flossen gelb ; ein sclnvarzer
Fleck an der Spitze der ersten Rückenflosse.
Ein kleines Exemplar (60 mm) von der Küste von Mozambique,
ein Geschenk des Herrn Konsul Pliilippi an das Naturhistorische
Museum. No. 3432 der Fischsammlung.
2. Pristipoma affine ^/>.
von Eloby, Westafrika.
n.
D. 12/16; A. 3/10; L. lat. 56 — 58; L. tr. 7/16.
rristipoma Die Totallänge ist oVunal so groß wie die Körperhöhe, SVi mal
aifme sp. ii. g^j g^.^^g ^ ^jg ^jjg Länge des Kopfes. Die Schnauze ist etwas länger
als der Augendurchmesser, letzterer 3V2 mal in der Kopflänge ent-
halten. Mundspalte klein; der Oberkiefer reicht mit seinem Ende bis
zur Vertikallinie vom vorderen Nasloch. Interorbitalraum schwach
J. (t. P'iscliiT. idVikaiiisclie Fisclie (2)
67
konvex; Hinterraüd des Vorderdeckels gezähnt, sehr wenig ausgerandet; 1'ri.stii.ama
ünterrand ganzrandig. Der stachelige Teil der Rückenflosse fällt nach "^*^'^" "'^i'" '^'
hinten stark ab, so daß der erste gegliederte Stral etwa dreimal so
laug ist, wie der letzte Stachel. Rückenflosse nicht beschuppt, am
Grunde derselben eine schuppige Scheide. Schwanzflosse ausgerundet.
Zweiter Stachel der Afterflosse stärker und etwas länger als der dritte.
Grundfarbe grau. Jede Schuppe des Rückens und der Seiten
mit einem braunen Fleck; diese Flecke ordnen sich in Linien, welche
oberhalb der Seitenlinie schräge nach hinten aufsteigen, unterhalb der
letzteren ihr parallel sind. Rückenflosse mit einer Binde schwarzer Flecke
längs der Basis, der stachelige Teil oben durch eine sehr schmale
schwarze Linie gesäumt. Ein tiefschwarzer Fleck auf dem hinteren
Ende des Kiemendeckels.
Sehr verwandt mit P. suillum C. V., das aber in den weichen
Teilen der Rücken- und After-Flosse je einen Stral weniger (bezw.
1.5 und 9) hat. Bei letzterem zeigt außerdem der hintere Rand des
Vorderdeckels eine tiefe Einbuchtung, das Auge ist viel kleiner (Durch-
messer nur Vg der Kopflänge) , und der Kiemendeckel zeigt keinen
schwarzen Fleck. — Das ebenfalls verwandte Pr. lineatum C. V. hat
außerdem noch eine größere Mundspalte etc.
Drei Exeniplare aus Eloby, Westafrika, ein Geschenk des Herrn
Kapitain Hupfer; No. 3897 und 3898 der Fischsammlung des Xatur-
historischen Museums.
3. Trachinus lineolatus •'<p- '^•
von St. Thome (West- Afrika).
Taf. n. Fig-. 10.
D. 5/27; A. 26; Pe. 14; Ve. '/n ; C. 19.
Die Körperhöhe ist 4:'/2mal, Kopflänge 5mal in der Totallänge Trachinus
enthalten. Schnauze stumpf, kleiner als das Auge. Interorbitalraum ^^"*'°^^^"® ^i'- '^■
vertieft und sehr eng. Der obere Rand der Orbita liegt in der Profll-
linie des Kopfes. Das Auge ist 4'/2mal in der Kopflänge enthalten.
Maul sehr schief; hinteres Ende des Oberkieferknochens reicht bis
unter den Hinterrand der Orbita.
Ein sehr kleiner Stachel über dem Vorderrande jedes Auges.
Praeoperculum mit vier Stacheln; zwei nach vorn gerichtete an seinem
unteren Rande, von denen der vordere der größte ist; der dritte steht
gerade am Winkel, der vierte über demselben. Stachel des Kiemen-
deckels sehr stark. Praeorbitale mit einfachem, ziendich stumpfem,
6*
G8 J- Ci. Fischer, afrikauiüchc Fische (2).
Trachimis an der Schnauze nicht vorragendem Stachel. Keine Granulationen
liueoiatus Sil. u. ^^^^£ den oberen Schädelknochen oder dem Infraorbitalriuge. Der
bogenförmig gekrümmte Rand des Supraskapulare ist gezähnt.
Die beiden Kiefer, der Vomer und die Gaumenbeine tragen
schmale Binden kleiner Zähne, unter denen sich größere (Reißzähne)
nicht linden.
Die beiden Rückenflossen sind kaum durch einen Zwischenraum
von einander getrennt. Die erste besteht nur aus fünf Stacheln ,
von denen der letzte, kleinste etwa halb so lang ist, wie der unmittelbar
darauf folgende erste Stral der zweiten Dorsale. Letztere hat 27, die
Afterflosse 26 Stralen. Von den 14 Stralen der Brustflosse ist der
oberste steif, nicht gegliedert, die fünf untersten nicht verzweigt. Die
Schw'anzflosse ist gerade abgestutzt. Die Stralen der Afterflosse sind
kürzer, aber etwas steifer, als die der zweiten Dorsale. Die Spitze
der Brustflosse reicht bis zum siebenten Stral der Anale. Die Wurzel
der Bauchflosse steht etwas vor dem hinteren Ende des Suboperculum;
ihr Ende reicht genau bis zum Anfang der Afterflosse.
Grundfarbe hellbraun. Oberseite des Kopfes durch unregelmäßige
helle Streifen und Eleckchen geädert, lieber der Seitenlinie eine Reihe
von auf- und abwärts ziehenden, oder wellenförmig gebogenen hejlen
Linien, welche die Breite einer Schuppe einnehmen. Unter der Seiten-
linie eine Reihe von etAva zehn vom Bauche aus schräge nach oben
und hinten aufsteigenden hellen Linien, die ebenfalls eine Schuppe
breit sind und Zwischenräume von 5 bis 0 Schuppen zwischen sich
Lassen. Diese Linien kreuzen sich mit den vom Rücken nach unten
und hinten schräge herabsteigenden Schuppenreihen , was dem Tier
eine mehr oder weniger deutliche netzförmige Zeichnung giebt. —
Vorderer und oberer Teil der ersten Rückenflosse schwarz. Flossen-
haut der zweiten Dorsale mit zwei Längsreihen ovaler heller Flecke
mit dunklerem Rande; ähnliche Flecke stehen in mehreren undeut-
lichen Querreihen auf der die Stralen verbindenden Flossenhaut der
Schwanzflosse.
Totallänge = 95mm; Hohe = 21 mm; Kopf = 28mm.
Von allen bekannten Arten außer der charakteristischen Färbung
durch den Besitz von nur fünf Stacheln der ersten Rückenflosse, die
außerdem der zweiten besonders nahe liegt, verschieden. Die genaueste
Untersuchung läßt einen — auch bei anderen Arten wegen seiner
Kleinheit leicht übersehenen — sechsten Stachel nicht finden. Außerdem
haben Tr. draco L. , araneus C. V., radiatus C. V. nicht einen,
sondern zwei Stacheln über dem Vorderrande jeder Orbita, während
.1. (i. FisflitT, afVikaiiisclie Irische (2). BO
Tr. viperci C. V. an dieser Stelle gar keinen Stachel besitzt. Von Tracinnus
Tr. cornutus (iay (Küste von Chile, 1). 7/25; A. 25) wird jederseits""'"'"^^'' *^^'- "•
vor dem Auge ein langer und zurückgekrümmter Stachel angegeben,
während T. radiatus C. V. noch durch die auf der Oberseite des
Kopfes und am Infraorbitalring befindlichen (iranulationen gekenn-
zeichnet ist.
Ein Exemplar, No. 119 der Fischsammlung des Naturhistorischen
Museums. Gesammelt im Jahre 1851 an der Insel St. Thome (West-
afrika) von dem damaligen Sammler des Museums, Herrn Weiß.
4. Mugil productus sj). n.
von Eloby.
1). 4/V.s; A. ^/lo; L. lat. 28; L. tr. 11.
Die Körperhöhe ist o'V4 mal in der Länge (ohne Schwanzflosse) Mugii productus
enthalten und gleich der Länge des Kopfes bis zum Ende des Kiemen- '^^'^ "■
deckeis. Der Kopf ist viel länger als hoch, am Hinterrande des
Auges etwa halb so hoch wie laug. Der Literorbitalraura ist platt,
nicht ganz so breit, wie die halbe Kopflänge. Die Naslöcher liegen
nahe hintereinander, das zweite in der Mitte der Entfernung des
ersten vom Vorderrand des Auges. Schnauze breit, platt, so lang
wie der Augendurchmesscr. Oberlippe dünn; vorderer Winkel des
Unterkiefers stumpf. Der freie Raum am Kinn zwischen den
Unterkieferästen ist lanzettförmig, nach hinten schmal und lang aus-
gezogen. Der Praeorbitalknochen ist schuppig, winkelig gebogen, am
Ende abgestutzt und hier, wie an seinem vorderen unteren Eande,
gesägt. Am Auge befindet sich kein adiposes Lid. — Der Anfang
der ersten Ptückenflosse liegt demjenigen der Schwanzflosse etwas
näher, als dem Sclinauzenende, über der zehnten Schuppe der Seiten-
linie. Ihr erster Stachel ist ebenso lang und dick wie der zweite,
seine Länge drei Viertel von derjenigen des Kopfes. Die zweite
Rückenflosse ist höher als die erste, niedriger als der Körper an der
Stelle ihres Anfanges. Die Schwanzflosse ist stark ausgerandet, einer
der über ihrer Mitte gelegenen Stralen (der achte) über den
Hin t er r and der Elo;. se hinaus stark verlängert; sein Ende
reicht über die Endlappen der Flosse hinaus. Die Afterflosse ist nur
wenig niedriger als die zweite, beträchtlich höher als die erste
Rückenflosse. Die Wurzel der Brustflosse liegt oberhalb der Mitte
der Körperhöhe an dieser Stelle ; sie zeigt keine zugespitzte Si'-huppe
70 J- Ct. Fischer, afrikanisclie Fische (2).
Mugii productus iji ihrer Achsel und ist länger als die Entfernung vom Vurderrand
des Auges bis zum Hinterrand des Kiemendeckels.
Oben blaugrau, Seiten und Bauch gelb. Ein dunckler Fleck
an der Basis der Brustflosse.
Ein Exemplar von Eloby, Geschenk des Herrn Kapitän
Hupf er , No. 8874 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums
in Hamburg.
5. Sphyraena Hupferi sp. n.
von Cameroon.
D. 5, V'j; A. Vo; L. lat. 157.
Sphj-raena ^^^ Höhe des Körpers ist 7V2 mal in der Totallänge enthalten,
Hupferi sp. n. ^\q Länge dcs Kopfes wenig mehr als viermal. Der Augendurchmesser
ist 6V2 mal in der Länge des Kopfes enthalten. Die Brustflossen,
etwas kürzer als die Bauchflossen, sind IOV2 mial in der Totalläuge
enthalten und erstrecken sich über den Anfang der Bauchflossen
hinaus. — Der Kiemendeckel hat keine Spitze, sondern einen
schmalen hinteren häutigen Saum. Die Schuppen, mit denen er
bekleidet ist, sind mehr als dreimal so groß, wie diejenigen auf dem
Vorderdeckel. Letzterer ist abgerundet. Der Oberkieferknochen reicht
gerade bis zur Vertikalen vom Vorderrand des Auges. Der Unter-
kiefer ist vorn ohne fleischigen Anhang, mit stumpfer Spitze. — Der
Oberkiefer hat zwei Paare großer Fangzähne, von denen die des
zweiten Paars die größeren sind. Der Rand des Oberkiefers ist mit
etwa 50 sehr kleinen kegelförmigen Zähnen besetzt. Das Gaumenbein
jeder Seite trägt eine Pieihe von sechs sehr großen seitlich zusammen-
gedrückten Zähneu. — Am Unterkiefer stehen nach dem sehr starken
Fangzahn fünf sehr kleine Zähne dicht gedrängt; auf diese folgen
13 große, seitlich abgeplattete, vorn und hinten schneidende Zähne,
von denen die vier ersteren allmählich au Größe zunehmen.
Der Ursprung der ersten Rückenflosse liegt gerade über dem
der Bauchflossen, der Schnauzenspitze viel näher, als dem Anfange
der Schwanzflosse. Der Zwischenraum zwischen den beiden Rücken-
flossen ist GV2 mal in der Totallänge enthalten, fast ebenso groß wie
die Entfernung der Unterkieferspitze vom Hinterrande des Auges.
Farbe. Oben bläulich -grau, unten weiß; vom Rücken aus
geht eine größere Zahl (14 — 16) bogenförmiger (Konvexität nach vorn
gerichtet) dunkler Querbinden nach unten und hinten schräge herab,
ohne die untere Bauchfläche zu erreichen. Sie sind etwas schmaler,
als die zwischen ihnen liegenden hellen Zwischenräume.
.]. (i. l-'isclier, aiVikanisclic l''iscli(> (2). 71
Maße. Kopf von der Spitze des Unterkiefers bis zum Ende Sphyraena
des Hautsaumes hinter dem Kiemendeckel = 14 cm. — Von letzterem "'^i'''-^"' **i^- 'i-
Punkte bis zum Anfange der Schwanzflosse = oO cm. — Letztere
selbst 10 cm. — Höhe = 7 '/2 cm. — Entfernung der beiden Rücken-
flossen = 8V2 cm. — Totallänge des ganzen Fisches 54 cm.
Das beschriebene Exemplar, No. 3869 der Fischsammlung des
Naturhistorischen Museums, stammt von Cameroons (Westafrika). Es
ward von Herrn Kapitän Hupfer gefangen , dem zu Ehren die Art
benannt wurde.
6. Dascyllus carneus sp. n.
von Mozambique.
Taf. II. Fig. 5.
B. 5; D. 12/16; A. 2/12; Pe. 20; Ve. Vs ; C. 5/18/.3; L. lat. 27; tr. 4/11.
Charaklei'e: Praeoperculum und Praeorbitale sehr schwach Dascynus
gezähnelt; Operculum ohne Spitzen. Fleischfarbig; eine sehr matt '^'^ "^"'^ ^^'' "'
angedeutete dunkle Querbinde vom Anfang der Pdickenflosse bis zu
den Bauchflossen , zuweilen eine zweite noch mehr verwaschene vom
Ende der Dorsale zur Afterflosse. Die stachelige Rückenflosse, die
Bauchflossen und die Anale schwarz; Schwanzflosse und Brustflossen
gelblich, letztere mit einem schwarzen Fleck im oberen Teil ihrer Wurzel.
Form. Das von der Schnauzenspitze ansteigende Profil ist ein
Kreisbogen. Die Körperhöhe ist zweimal, die Länge des Kopfes bis
zum Ende des Kiemendeckels viermal in der Totallänge (inclus. Schwanz-
flosse) enthalten. Schnauze kurz, halb so lang wie der Augendurchmesser,
letzterer gleich dem Interorbitalraum. Mundspalte klein, schief; das
Ende des Oberkieferknochens liegt vor der dem Vorderrande des Auges
entsprechenden Vertikalen.
Zähne in beiden Kiefern in sehr schmalen Binden , diejenigen
der vordersten Reihe groü, kegelförmig, dicht neben einander stehend.
Flossen. Die erste Rückenflosse beginnt etwas hinter den
Brust- und den Bauchflossen. Ihr erster etwas isoliert stehender
Stachel ist kurz, etwa ein Drittel des zweiten; der dritte ist der
längste, dreimal in der Körperhöhe enthalten; von ihm an fällt dieser
Teil der Flosse nach hinten ab , so daß ihr letzter Stachel nur etwa
halb so hoch ist, wie die längsten Stralen der weichen Dorsale. Anale
kurz, mit zwei Stacheln und 13 Stralen, ganz unter der zweiten
Abteilung der Rückenflosse gelegen. Letztere, wie die Afterflosse und
72 J- t^- Fiscliov. afi'ikaniselie Fische (2).
Dascyiius cüe Flosseohaut zwischen den Stacheln der ersten Rückenflosse, zur
carneus sp. n. Hälfte mit Schnppen bedeckt. Schwanzflosse am Ende eingeschnitten,
ihr oberer Lappen der längste.
Die Sclmppen sini am Rande gewimpert, diejenigen der Körper-
seite etwa dreimal so hoch wie lang. Zwischen dem Ende des
Kiemendeckels und dem Anfange der Schwanzflosse liegen 27 Quer-
reiheu. Alle Partieeu des Kopfes sind mit Schuppen bedeckt. —
Die Seiteulinie, vom oberen Ende der Kiemenspalte beginnend, besteht
aus einfachen — ganz einzeln auch aus doppelten — Röhren. Sie
läuft parallel der Rückenkante bis zur Mitte der zw-eiten Dorsale.
Hier hört sie scheinbar auf. Doch bemerkt man bei geeigneter Ver-
größerung, daß gerade unter ihrem Ende auf den Schuppen derjenigen
Reihe, die sich längs der Mittellinie der Schwanzseite erstreckt, kleine,
einzeln oder zu zwei, auch drei, zusammenstehende Höckerchen sich
befinden, die auf den Schuppen der benachbarten Reihen fehlen. Man
dürfte um so eher geneigt sein, diese Reihe für eine Fortsetzung der
unterbrochenen Seitenlinie zu erklären, als in derselben statt jener
Höckerchen auch einzelne wirkliche Röhren sich finden , die für die
eigentliche Seitenlinie charakteristisch sind. — Ein solcher hinterer
und abgesetzter Teil der Seitenlinie findet sich bekanntlich bei
D. aruanus; er wird hier schon von Cuvier und Valenciennes erwähnt.
Farbe gesättigt fleischfarben oder rosenrot. Eine verwaschene
dunkle Querbinde steigt vom Anfange der Dorsale hinter die Brust-
flosse herab und setzt sich bis zum Anfang der Bauchflosse fort.
Bei den größeren Exemplaren findet sich eine, dem kleinsten Stücke
fehlende , noch matter angedeutete zweite dunkle Querbinde zwischen
der weichen Dorsale und der hinteren Hälfte der Afterflosse. Die
erste Rückenflosse, mit Ausnahme des mit Schuppen besetzten Basalteils
der Flossenhaut, ist schw^arz, ebenso die Bauchflossen und die After-
flosse. Die Schwanzflosse und die Brustflossen sind gelb; ein kleiner
schwarzer Fleck liegt am oben Wurzelteil der letzteren.
Maße des größten Exemplars: Totallänge mit Schwanz-
flosse = 80 mm. Desgleichen ohne letztere = G3 mm. Größte
Höhe = 40 mm. Länge des Kopfes bis zum Ende des Kiemen-
deckels = 20 mm. Längster Stachel der Rückenflosse = lo mm.
Am nächsten ist unsere Art verwandt mit D. xanthosoma ßlk.
von Borneo. Bei diesem ist die Grundfarbe nicht rot, sondern gelb,
und es findet sich nur eine, aber deutlichere, und nur l)is zu den Brust-
flossen — nicht bis zum Bauche — sich erstreckende Querbinde.
Jede seiner Schuppen zeigt einen kleinen bläulichen Streif, der auf
unseren Stücken fehlt. Derselbe hat außerdem einige Schuppen in
J. (t. Fisclici'. atVikaniscIic Fische {■>). yg
(1er Seitenlinie weniger (25 gegen 27) und einen Stral in der After- Dascyiius
tlosse mehr (Ve. 713 gegen vü).
Drei Exemplare von der Küste von Mozambiqiie, ein Geschenk
des Herrn Konsul PJiüipin. No. oS37 der Fisclisammlung des Natur-
historischen Museums.
7. Coris Hupferi ^p- n.
von Liberia.
D. 7r^; A. 'tu- P. Vi.,; V. Vs; L. lat. 72; L. tr. 27.
Die Höhe ist 4'/3 mal, der Kopf (his zum Ende des Kiemen- coris Hu fori
deckeis) 4^4 mal in der Totallänge enthalten. Die Schnauze ist doppelt, sp, n.
der Interorbitalraum 1 '/2 mal so lang wie der Augendurchinesser.
Die Oberlippe ist Üeischig, faltig, die Unterlippe in zwei herabhängende
Lappen gespalten, die nicht in einander übergehen. Von der
Rückenflosse sind keine der Stralen oder Stacheln verlängert; ihre
letzten Stralen reichen, ebenso wie diejenigen der Afterflosse, bis
zum Anfange der Schwanzflosse; letztere ist abgestutzt. Die Brust-
flossen sind etwa halb so lang wie der Kopf und viel kürzer als die
Bauchflossen ; die zwei äußersten Stralen der letzteren sind verlängert
und reichen bis zum Anfange der Afterflosse.
Die Seitenlinie verläuft bis . zum letzten Dritteil ihrer Länge
parallel mit der Kurve des Kückens auf der fünften oder sechsten
Schuppenreihe, biegt dann unter dem sechsten Stral der weichen
Rückenflosse plötzlich nach unten, und verläuft nun auf der elften,
weiter hinten auf der achten Schuppenreihe.
Farbe schwarzblau, am Bauche heller, Brust- und Kehlgegend
gelb. Rückenflossen schwarzblau mit einer gelben Binde längs der
Basis und einer viel schmaleren längs des oberen Randes, der
wiederum fein schwarz gesäumt ist. Afterflosse gelb mit graublauem
Saum, der durch eine feine schwarze Linie eingefaßt ist. Brustflossen
gelb, Bauchflossen hellgrau, Schwanzflosse schwarzgrau. Kopf schwarz-
braun, Ende des Kiemendeckels mit schwarzem Fleck. Eine dunkle,
von zwei gelben Linien eingefaßte Binde vom Auge bis zum Hinter-
rande des Kiemendeckels, eine feine gelbe Linie vom Mundwinkel
bis zum hinteren Rande des Vorderdeckels.
Ein Stück, No. 3935 der Fischsammlung, von Nifao (Liberia),
ein Geschenk des Herrn Kapitän Hupfer.
74 <T- fr. Fischer, afrikanische Fische (2).
8. Fierasfer punctatus sj). n.
von Mozambique.
Fierasfer ^^® Kopflänge ist achtmal in der Totallänge enthalten, doppelt
puntatus sp. ii. SO groß wie die hinter der Brustflosse gemessene Körperhöhe, dreimal
so groß wie die Breite des Kopfes und viermal so groß wie eine Brust-
flosse. Der After liegt vor der Wurzel der letzteren. Die Rückenflosse
ist sehr schwach entwickelt, an dem größten Teil des Rückens kaum
wahrzunehmen, erst gegen das Körperende deutlicher. Die Kiemen-
öffnung ist weit, der ganze Isthmus bleibt von den vereinigten Kiemen-
häuten unbedeckt.
Der Oberkiefer trägt eine einzelne Reihe sehr kleiner, unter
einem fast rechten Winkel hakenförmig umgebogener Zähne. Diejenigen
des Unterkiefers stehen ebenfalls in einer einzelnen Reihe, sind merklich
gi'ößer aber weniger gekrümmt als die des Oberkiefers; die drei ersten
derselben sind klein , dann folgen sechs größere und dann wieder
merklich kleinere. Eigentliche Reißzähne finden sich weder am Ober-
noch am Unterkiefer. Auch der Gaumen trägt jederseits eine Reihe
kleiner, schwach gekrümmter Zähne. Am Vomer steht ein einzelner
sehr großer Reißzahn.
Farbe gelbbraun, Kopf und Körper überall dicht mit kleinen
schwarzen Punkten und Fleckchen bedeckt, wodurch das Tier ein
dunkelbraunes Ansehn gewinnt.
Maße: Totallänge = 230 mm; Kopf = 20 mm; Körpeshöhe
(hinter der Brustflosse gemessen) = 1 Ö mm ; Breite des Kopfes = 10 mm;
Länge der Brustflosse = 8 mm.
Die Art unterscheidet sich
1. durch einreihig gestellte Zähne in den Kiefern von F. neglectus
Pets.; affinis Gnth. ; Homei Richds. ; acusBrünn; dentatusCuv. ;
2. durch den Mangel von Reißzähnen in den Kiefern von F. caninus
Gnth.; deutatus Cuv. ;
3. durch den Besitz von nur einem großen Reißzahn am Vomer von
F. neglectus Pets.; gracilis Bleek.;
4. durch abweichendes Verhältnis der Kopflänge zur Totallänge (1 : 8)
von F. caninus Gnth. (1:7); dentatus Cuv. (1:9V2); Homei
Richds. (1 : 7V2); lumbricoides Bleek (1:21); neglectus
Pets. (1:10); gracilis Richds. (1:11).
Das einzige Exemplar des Naturhistorischen Museums stammt
aus Mozambique, ein Gescheide des Heirn Konsul Fhilip])i. Es steckte
.T. G. Fisclicv, itfVikiiiiisclit- Kisclif (2). 75
bis an den Kopf in der Atliomliölile einer grolien Holothiirie, die von Fierasfar
Herrn Z)r. Ffejf'(^r als Holothuria scabra Jaeg. Var. tigris Brandt i''''''*''*''' '^'- '''
bestimmt worden ist.
No. 3920 der Fischsammlung.
9. Pellonula modesta sp. n.
von Westafrika.
D. 17; A. 18; P. 15; V. 7; L. lat. 4(i; L. tr. 14—16.
Höbe viermal, Kopflänge fünfmal in der Gesamtläoge enthalten. peiiomiia
Bauch stark /Aisammeugedrückt und gekielt, nicht gesägt. Keine '""f^esta sp. n.
Seitenlinie. Augendurchmesser gleich der Schnauzenlänge, 3 Vi mal in
der Kopflänge enthalten. Unterkiefer sehr wenig vorragend. Ober-
kieferknochen breit, fast bis zum Centrum des Auges reichend. Zähne
winzig, in einer Reihe am Zwischen- und Unterkiefer. Vomer, Gaumen-
beine, Zunge ohne Zähne. Der Anfang der Rückenflosse liegt etwas
vor demjenigen der Bauchflossen und ist dem Schnauzenende merklich
näher als dem Anfange der Schwanzflosse. Die Brustflosse reicht
nicht bis zum Anfange der Bauchflossen, der von dem Anfange
der Schwanzflosse durch 12 Schuppen getrennt ist. — Die inneren
Anhänge der Kiemen bogen sind borstenförmig und länger als der
Augendurchm esser.
Rücken blaugrün, Seiten und Bauch gelblich. Keine helle
Seitenbinde.
Drei Stück von Eloby, gesammelt und eingesandt von Herrn
Kapitän Hupf er.
No. 3907 und 3912 der Fischsammlung des Naturhistorischen
Museums.
10. Monacanthus (Aluteres) fuscus sj). n.
" von Cameroon.
Tafel II, Fig. 6.
D. 1/3G; A. 38; P. 13; C. 12.
Keine Bauchflosse; Beckenfortsatz ganz in der Haut versteckt. Mmiacuntiiiis
Haut sammetartig, ohne Schuppen, ohne Borsten oder andere Vor- lAiuteres)
ragungen an der Seite des Schwanzes. Oberes Schnauzenprofil fast
gerade, sehr wenig konkav; Rücken zwischen der ersten und zweiten
Rückenflosse merklich vertieft. Körper laug; seine Höhe bei aus-
gestrecktem Beckenfortsatz) ist 2 '^2 mal in der Länge (ohne Schwanz-
flosse) enthalten ; die zwischen den beiden Rückenflossen gemessene Höhe
76 J- <^T. Fischer, afrikanisclie P^iselie (2|
Monacantiius l)eträgt Vi der Totalläiige vmd ist gleich der Entfernung des hinteren
(Alu
fuscu
( u eres) Orbitah'andes von der Schnauzenfläche. Schwanzflosse lang, gleich der
größten Höhe des Körpers. Der Schwanzstiel ist so lang wie hoch.
Der Stachel der ersten Rückenflosse ist mit drei Reihen
abwärts gerichteter Stacheln besetzt, von denen eine vorn, eine an
jeder Seite liegt; die hintere Fläche trägt keine Stacheln und zeigt
eine von unten nach oben verlaufende Furche. Er steht gerade über
dem Centrum des Auges und ist dünn und kurz, etwa halb so lang
wie die Schnauze. - — Die Wurzel der kurzen Brustflosse liegt unter
der vorderen Hälfte des Auges, ein kleiner Teil der Kiemenspalte noch
vor dem Vorderrand des letzteren.
Die zweite Rückenflosse hat 30 , die Afterflosse 38 zarte
Stralen, Die ersten sieben Stralen der letzteren haben eine gewisser-
maßen isolierte Stellung, sofern der achte mit dem vorhergehenden
zwar durch Flossenhaut verbunden, aber doppelt so weit von ihm
entfernt ist, wie die übrigen von einander.
Einfarbig dunkelbraun, ohne alle Abzeichen.
Maße: Totallänge 120 mm; Schw^anzflosse 34 mm; Schnauze
(vom vorderen Augeurand bis zur Schnauzenspitze) 25 mm; Höhe
(bei ausgestrecktem Beckenfortsatz) 35 mm; Höhe (in der Mitte
zwischen den beiden Rückenflossen gemessen) 30 mm; von der
Schnauzenspitze bis zum Stachel der ersten Rückenflosse 38 mm ;
von demselben Punkte bis zum Anfang der zweiten Dorsale 54 mm;
Stachel der ersten Rückenflosse 13 mm; Schwanzflosse 34 mm.
Am nächsten ist unsere Art verwandt mit Mon. (Aluteres)
Heudeloti Hollard, der jedoch abweichende Maßverhältnisse und einen
starken, vorn wie hinten mit Spitzen besetzten Dorsalstachel besitzt.
Ein Exemplar, No. 3943 der Fischsammlung des Natur-
historischen Museums. In Cameroon gesammelt von Herrn Kapitän
M elcher tsen.
11. Tetrodon (Hemiconiatus) guttifer Bennett.
^ ^ , Ein vorzüglich erhaltenes Exemplar dieses seltenen Fisches, das
Tetroden _ ° ^ . '
(Hemiconiatus) vou Herrn Kapitaiu Hupfer dem Naturhistorischen Museum aus Eloby
guttifer Kounett. (^^Yest - Afrika) zugesandt wurde, veranlaßt als Ergänzung zu der
Beschreibung Günthers (Cat. Fish. Brit. Mus. VHI, 272) zu einigen
Bemerkungen, die um so mehr am Platze sein dürften, als das
Bennettsche Originalexemplar verloren gegangen ist, und das von
Günther untersuchte Stück des Britischen Museums sich in aus-
getrocknetem Zustande befand.
J. G. P'isclior, afrikauisclic Fisdic (-2). 77
D. 11; A. 9; P. 20; C. 11.
Der aus unregelmäßigen Knochenstücken bestehende Panzer Tetroden
(Hemicoiiiatii
;uttifer Benett.
erstreckt sich nur bis zu den Seiten des Bauches herab, ohne unten *■ °™'°""''''*^^'^^
zu einem vollständigen Panzer zusammenzuschlieCien. (Günther sagt in
der Gattungsdiagnose: the latter [scutes] forming a continuous
carapace round the trunk). Erst hinter der Afterflosse schheßt
sich der hier aus verwachsenen und von Haut bedeckten Stacheln
bestehende Teil des Panzers auch an der Ventralseite vollständig.
Bauch und Kehle sind bei dem frischen Weingeistexeniplar
vollkommen glatt und zeigen auch dem betastenden Finger keine
Rauhigkeiten, Die Spitzen der hier hegenden Stacheln sind voll-
kommen in die Haut eingebettet und treten erst beim Eintrocknen
der letzteren hervor. Herauspraepariert erweisen sie sich als winzige
(bei unserem 49 cm laugen Exemplar beträgt ihre Länge nur l'/2mm)
schlanke Stacheln mit drei Wurzeln (nach Günther sind dieselben
tworooted), von denen zwei näher bei einander liegen (Taf. H Fig. 7).
Die Nasengrube hat keine OefFnung und ist mit einem hinten höheren
Hautsaum umgeben, der sich jederseits zu einem tentakelförmigen
Hautlappen erhebt.
Farbe: Oben und an den Seiten schwarzgrau, nach dem Bauche
herab heller, letzterer weiß; alle Flossen gelblich, Schwanzflosse oben
und unten schwarz gesäumt. Die Grenzen der unregelmäßigen den
Panzer bildenden Schildchen durch hellgraue Linien markiert, wodurch
am Rücken und an den Seiten des Mittelrumpfes eine netzartige
Zeichnung entsteht; ein breiter schwarzer Fleck vom Auge herab zur
Kehlgegend. Basis der Brustflossen schwarz. Auf dem Kopf drei
Paare symmetrisch verteilter kleiner weißlicher Flecke; von letzteren
finden sich 6 bis 9 ziemlich entfernt stehende in einer etwas gebogenen
Reihe an jeder Seite.
Maße: Totallänge. 49 '/2 cm; Schwanzflosse U'/^cm; Brustflosse
5 '/2 cm; Afterflosse 7 cm; Rückenflosse 8 cm; von dem Schnauzenende
bis zum Vorderrande der Kiemenöftuung IOV2 cm; von demselben
Punkt bis zum Auge 5 cm; Augendurchmesser 2 cm; vom Hinterrande
der Orbita bis zum Vorderrande der Kiemenspalte 5 cm; von der
Schnauzenspitze bis zum Anfange der Rückenflosse 25 cm; von letzterem
Punkte bis zum Anfange der Schwanzflosse 12'/-' cm; der Anfang der
Afterflosse fällt gerade unter das hintere Ende der Rückenflossenwurzel.
No. 3944 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums.
78 J. Ci. Fischer, neue Cottus-Art vuii Bai-badoes.
III Über eine neue Cottus-Art von Barbadoes.
Cottus maculatus sjh n.
von Barbadoes.
Taf. 11, Fig. 8.
D. 8/12; A. 9; Pe. 15; Ve. 1/2; C. 13.
^'"tt"** Kopfiiidit abgeplattet; Körper und Schwanz zusammengedrückt.
^ "^ ■ ■ Die Kopflänge ist fast viermal, die hinter dem Kopf gemessene Körper-
höhe fast fünfmal in der Totallänge enthalten. Der Längsdurchmesser
des Auges ist gleicli der Länge der Schnauze, und mehr als dreimal
in der Kopflänge enthalten. Vor dem Auge stehen zwei kleine
Stacheln. Der von holien Orhitalleisten gesäumte Raum zwischen den
Augen ist eng, etwa hallj so w^eit, wie der vertikale Augendurch-
messer. Hinter demselben ziehen sich zwei niedrige, stumpfe, je in
einen kurzen Stachel endigende Leisten bis dicht vor den Anfang der
Rückenflosse; diesell)en schließen eine längliche Vertiefung ein. Die
obere Kinnlade ragt nicht über den Unterkiefer vor; das Ende des
Oberkieferknochens liegt unter dem Centrum des Auges.
Die Kicmenhaut ist l)reit mit dem Isthmus verwachsen. Es
sind sechs Kiemenhautstralen und wohl entwickelte Pseudobranchien,
so wie eine große Analpapille vorhanden.
Die Haut ist vollkommen schu2)})enlos, ohne Hautlappen und
ohne knöcherne oder schuppenähnliche Vorragungen mit Ausnahme
der in der Seitenlinie liegenden länglichen Knochenplättchen. Letztere
beginnt über der Kiemenspalte, Avendet sich mit leichter Krümmung
nach hinten und etwas nach unten, unter der zweiten Dorsale wieder
etwas nach ü])en, verläuft nun nahe der Wurzel dieser Flosse, und
biegt sich am freien Sclnvanzstiel Avieder nach unten, um in der Mitte
der SchwanzflossenAvurzel zu endigen.
Der Vorderdeckel ist mit drei einfachen nicht mit Nel^en-
sprossen versehenen Stacheln bcAvehrt; von diesen ist der unterste
und vorderste sehr klein und ein Avenig nacli vorn gerichtet. Von
den ])eiden anderen dicht neben einander am hinteren Ende der
Vorderdeckelplatte gelegenen ist der untere klein, der obere sehr
lang, länger als der Längsdurchmesser des Auges. Das Subo-
J. G. Fisclici-, iicnc Cottas-Ai-t von IJarbadoes. 79
pcrciiluin liat zwei kleine nacli unten «icrielitcte Spitzen. Der KienuMi- Cottus
deckel trägt einen nur an seinem Ende freien, ülnigens aui'go- "^'"^"''^^"^ "^^''^
wachsenen Stachel der sowohl längs der oljeren wie der unteren
Kaute durch eine Reihe kleiner Spitzen l)ewehrt ist.
Kleine spitze Zähne stehen gedrängt in beiden Kiefern und
am Vomer. Die (Taumenl)einc sind zahnlos.
Die erste RückeuHosse Ijeginnt nahe am Hinterkopf; ihre vier
ersten Stacheln sind von nahezu gleicher Höhe , fast so lang wie die-
jenige des Körpers; der letzte Stachel ist durch eine zarte Haut mit
dem Anfange der zweiten Dorsale verl)unden. Diese, aus 12 Strafen
bestehend, ist fast ebenso hoch wie die vorige, hinten abgerundet und
hier durch ein Häutclien an den Scliwanzrücken angeheftet. Auch
die aus 9 Strafen bestehende Afterflosse ist ziemlich hoch; sie beginnt
etwas hinter der zweiten Rückenflosse und hört vor dem Ende der
letzteren auf. Die Drustflosse ist lang; sie l)esteht aus 18 unver-
zweigten Stralen; ihre Spitze reicht über den Anfang der Afterflosse
hinaus. — Die Bauchflossen entspringen nahe bei einander und be-
stehen aus einem Stachel und nur zwei gegliederten Stralen. Ihr Ende
reicht bis zur Anali)apille.
Farbe oben hellbraun, unten gell)lich; Rücken und Seiten durch
größere, unregelmäßige, weißliche Flecken gescheckt und marmoriert.
Die obere Hälfte der Brustflosse ist braun, die untere weiß ; sie zeigt
mehrere Querreihen schwärzlicher Punkte. Die Schwanzflosse ist
unregelmäßig weiß und l)raun quer gebäudert. Die zweite Dorssale
und die Afterflosse haben unregelmäßige Längsreihen dunkler Punkte.
Die Bauchflossen sind weiß.
3Iaße: Kopf bis zum Ende des Kiemendeckels 25 mm; Total-
länge mit Scliwanzflosse 93mm; dieselbe ohne letztere 72 mm; Schnauze
8 mm ; Längsdurchmesser des Auges 8 mm ; Höhe des Körpers dicht
hinter dem Kopfe 18mm; vierter Stachel der ersten Dorsale 14 mm.
Durch die Zalil der Flossenstralen ist unsere Art am nächsten
mit C. bubalis Euphr. verwandt, von dem sie sich aber durch den
Besitz von nur 3 (gegen 4) Stacheln am Vorderdeckel, durch die
größere Länge der nur zweistraligen Bauchflossen und der Brustflossen
unterscheidet.
Ein Exemplar, No. 3523 der Fisehsammlung des Xatur-
historiscben Museums in Hamljurg. Gesammelt und an dasselbe im
.Jahre 1872 eingesandt von Herrn Kapitän EhrJ/ardf.
80 J- Gr. Fischer, Liste von Aiii})hi)iien und licptilien vcm Mindanao.
IV. über eine Kollektion von Amphibien und
Reptilien von Mindanao.
Reptilien und ^^^^ Direktion des Kgl. Zoologischen Museums in Dresden
Amphibien aus ersuclite niicli im vorigen Jalire (1884) um die Bestimmung einer Anzahl
von Amphibien und Eeptilien, welche von HeiTn Dr. Schadenberg 1881
und 1889 in Süd-Mindanao gesammelt waren. Bemerkungen über
einzelne derselben, so wie die Beschreibung der darunter gefundenen
neuen Species folgen weiter unten im V. Teile dieser Arbeit.
1. Rana Everetti Boulg.
2. Hyloraiia erythraea Schi.
3. Micrliyla aehaüua Tsch.
4. Meyaloplirys inonlaiia Kiihl, h et 2-
5. Tiliqiia rufescens Shmv.
6. Keueiixia smaragdina Less.
7. Hiniilia fasciata Gray.
8. Eumeces (Riopa) gracilis sp. n. (S. 85).
9. Eumeces (Riojwi) Schadeiibergi s}). n. (S. 87).
10. Tiai'is subcristata Blytli, 6 et 5-
11. Hemidadylus Cocieaui D. et B.
12. Typhlops bramimis Daud.
13. Calamaria Gervaisii D. et B.
14. Simotes pliaeiiüchalimis Cope.
15. Geophis Schadeiibergi sp. n. (S. 93).
16. Coiiipsosoma inelaiuirum D. et B., Variet. erythruruni
SaJ. Müll. (S. IUI).
17. Tropidoiiotiis spilogaster Boie.
18. Tropidonotus aiiriculaiiis Gntli.
19. Deudrophis pictiis Gmel.
20. Chrysopelea oriiata Shaw.
21. Tragops prasinus Seid.
22. Idem, Var. laetus Cope.
J. G. Fisrher, liifstt- von Aiiipliilncii und Ilc|)t ilicii vnii IMindiinao. 81
23. Lycodoii aulicns L. Var.: y, Gntli. Kept. Br. Ind. 31 G. üLptiiien
34. Cvclochorus linealiis Pveinh. Var. inaculnlus Jan. und Amphibien
aus Mlndauao.
■2'). Dipsas (Icndroplula Ixihiw.
20. Dipsas («uiraoiiis Steindch.
T/. Amblycephalus boa KnJd.
!28. Psammodyiiastes pulveruleiitiis Boic.
29. Hydi'(4)liis loi'eata Gray.
80. Callophis callig-astei' Wiefjm.
01. Naja Iripiidians Merr.
02. Haiiiadryas elaps SrhJ.
33. Trimeresiirus Wagleri Schi. Yar.
34. Trimeresiirus eryfiiruriis Cant.
35. Trimeresiirus Hcliadeubergi sp. n. (S. 116).
g2 J- ^- l'isclicr, Ilerpt'tulugisclic liciucrkungen.
V. Herpetologische Bemerkungen.
1. Tachydromus Wolteri sp. n.
aus Korea.
Charaktere: Eilckenscliuppeii stark gekielt, in acht Längsreilien,
die der zwei mittleren von gleicher Grölk nnd Regelmäßigkeit, jedoch
mit einer kurzen Reihe kleinerer Schuppen zwischen denselben; Bauch-
schuppen in acht Längsreihen, glatt, nur die der zwei äußersten Reihen
schwach gekielt. Vier Paare Submentalia. Eine Inguiualpore jederseits.
Oben bräunlich grau, unten weiß; eine blendendweiße Seitenbinde vom
Rostrale aus bis zur Weiche.
B e s c h !• e i b u n g.
Tachydromus Körperforiii luäßig sclilaük; die Krallen der Vorderfiiße reichen
Wolteri -.s].. 11. |j-^ \ii\Yx vor das Auge, die der Hinterfüße nicht bis zur Achsel;
werden beide Gliedmaßen an den Leib gelegt, so treffen Hund- und
Fuß-Wurzel zusammen.
Kopfscliilder. Rostrale groß, gewölbt, auf die Scbnauzentiäche
heraufgebogen , seine Spitze durch die median in einem Punkte
zusammentreffenden Nasalia von der des luternasale getrennt.
Letzteres groß, breit, secbseckig; die vorderen wie die hinteren Kanten
stoßen unter stumpfen Winkeln zusammen; die seitlichen sind die
kleinsten und stehen mit dem ersten Frenale in Berührung. Prae-
fontalia viereckig, median breit zusamm.enstoßend, die Außenränder
abgerundet. Frontale sechseckig, vorn wenig breiter als hinten,
doppelt so lang wie in der ]\Iitte breit; der vordere wie der hintere
Winkel ist stumpf, die Scitenränder sind leicht eingebuchtet. Fronto-
parie talia unregelmäßig fünfeckig, länger als breit; durch die längste
innere Kante mit einander in Berührung, durch die kleinsten hinteren
Kanten von jeder Seite an das sehr kleine unregelmäßig sechseckige
Interparietale stoßend. Letzteres berührt mit seiner hinteren
Spitze ein winziges dreieckiges Occipitale, so die beiden unregel-
mäßig viereckigen Parie talia ganz von einander treimend; die Hinter-
ränder der letzteren sind gerade abgestuizt und bilden eine nur durch
das sehr kleine, hier etwas nach hinten vorragende Occipitale unter-
J. (i. Fisclici-, lIc'i-pt't<ili),uisflR' I5cMi('rl<ung(ni. §3
brochene gerade Linie. Vier Supraorbi talia, das zweite und dritte Tiiciiydromus
sehr groß und allein mit dem Frontale in Berührung; das erste und "^^'oI^itI sp. n.
das vierte sind außerordentlieli klein und könnten auch als das
Anfangs- und End-Schildchen von einer Ileihe Körnerschuppeu gelten,
die zwischen Supraorbitalia und Superciliaria eingeschaltet ist. Von
den letztgenannten (im ganzen fünf) sind die zw^ei ersten sehr lang,
jedes so groß, Avie die drei folgenden zusammen; das zAveite reicht
nach hinten über das Centrum des Auges hinaus. Nasale groß,
rhombisch, mit dem Nasloch in seiner Mitte, durch seine obere Spitze
jnit demjenigen der anderen Seite hinter dem Rostrale zusammen-
stoßend. Zwei Frenalia hinter einander, beide von gleicher Höhe
und bis zum Canthus rostraKs^heraufreichend, das zweite aber mehr
als doppelt so lang als das erste. — Die Schläfe ist von Körner-
schuppen bedeckt, die wenig größer sind, als diejenigen an der Seite
des Halses; längs des Aiißenrandes jedes Parietale liegen jedoch drei
größere Schildchen. Oberlippenschilder links G, rechts 7; das
vorletzte sehr große und als Suborbitale unter dem Auge liegende ist
oben viel länger als unten. Infralabialia G, von ziemlich gleicher
Höhe, das dritte und vierte die längsten. Auf das große Kinnschild
folgen vier Paare Submentalia, welche von vorn nach hinten an Größe
zunehmen; das vierte ist so groß wie die drei vorhergehenden
zusammen.
Körpersc huppen. Die hinter den Parietalia liegenden kleinen
Körnerschuppen werden allmählich größer und gehen nach 7 bis
8 Pieihen in die Form stark gekielter Päickenschuppen über; letztere
stehen in 8 Längsreihen ; zwischen die zwei median gelegenen — die
übrigens so groß und regelmäßig sind, wie die übrigen — schiebt
sich auf dem Mittelrücken noch eine kurze Pieihe kleiner Schuppen
ein. Von dem Beginn der regelmäßig gekielten Form bis zur Gegend
des Hüftgelenks zählt man 28 bis 29 Querreihen. — Kehlschuppen
klein, glatt, ganz allmählich — ohne daß eine Andeutung eines Hals-
bandes größerer Schuppen vorhanden wäre — in die Form der
Bauchschilder übergehend. Diese stehen in 8 Längsreihen, sind von
der Brust bis zum After glatt, indem nur die Schildchen der zwei
äußersten Reihen und diejenigen vor der Brustgegend einen schwachen
Kiel besitzen. Bis zum After werden o2 Querreihen eigentlicher
Bauchschilder gezählt. Praeanalschild sehr groß, größer als die
vier davorliegeuden Schuppen der zwei letzten Bauchschilderreihen.
Vor demselben an jeder Seite eine große, stark hervorragende röhren-
förmige Inguinalpore. — Schwanzschuppen der dorsalen Avie der
ventralen Fläche stark gekielt mit nach hinten hervorragenden Spitzen.
g4 J. <-'• Fischer, Hfrpetuloo'isehe Bemerkungen.
Tachydronius — Köi'perseite uiicl Hiuterfläche der Gliedmaßen mit Körnerschuppen,
woiteri sp. n. Vorderfläche der letzteren mit gekielten großen Schuppen bedeckt.
Handfläche und P\ißsohle sind mit Körnerschuppen, Finger und Zehen
oben wie unten je mit einer Reihe glatter Schienen schuppen bekleidet;
von letzteren ist die der winzigen Kralle an der Unterseite vorher-
gehende erweitert und aufgetrieben, wie Günther dies auch von
T. septentrionalis berichtet. (Rept. Br. Ind. 71).
Farbe oben graubraun, unten bläulich weiß. Eine rein weiße,
vom Rostrale beginnende Binde läuft durch die Frenalgegend, das
untere Augenlid und die Ohröft'nung über die Schulter fort längs
der Korperseite bis zur "Weichengegend, um sich an der Yorderfläche
des Oberschenkels zu verlieren. Dieselbe verläuft im untern Teil
einer schwarzen Seitenbinde, die, hinter dem Auge beginnend, über
Schulter- und Beckengegend und längs der Seite des Schwanzes sich
fortsetzt.
Durch den Besitz von vier Paaren Submentalia sowie durch
die Abwesenheit der Kiele auf den mittleren Bauchschildern schließt
sich unsere Art an T. japonicus D. & B. und an T. amurensis
Pets. 0 an. Von letzterer weicht sie durch den Besitz von nur einer
Inguinalpore jederseits (gegen 3), sowie dadurch ab, daß die Schuppen
der mittleren dorsalen Reihen nicht kleiner sind, als die benachbarten.
T. japonicus D. B. hat nur 0 Schuppenreihen am Rücken, zwischen
deren mittlere sich nach Ililgendorf'-^) zuweilen eine rudimentäre
siebente einschiebt. Außerdem hat diese Art zwei Inguinalporen
jederseits und ein größeres, nach Hilgendorf zuweilen geteiltes
Occipitalschild.
Hier ist wohl der Ort, auf die Verwandtschaft der asiatischen
Gattung Tachydromus mit dem westafrikanischen Genus Holaspis
hinzuweisen. Die Längsreihen größerer Schuppen am Rücken, die
Körnerschuppen der Seiten, die großen, reihenweise geordneten Bauch-
schilder, die Regelmäßigkeit der Kopfschilder, die Anwesenheit großer
Submentalia und endlich die Uebereinstimmung in dem Bau der
Zunge, deren hintere fleischige Partie mit konvergierenden (en
chevrons) Reihen von Papillen besetzt ist — alle diese Merkmale
lassen jene beiden Gattungen beziehungsweise als die asiatischen und
afrikanischen Formen einer und derselben Familie auffassen, die man
») S. B. Nat. Fr, Berlin 1881, No. 4, 76.
2) 1.1. 1880 No. 8, p. 112.
J. (!. l'^ischcr, Tr(M'i)cti>lii.L;isclic ncmoi'knnor'ii. 85
mit (lein Namen der Hol aspiclae bezeichnen könnte. Die afrikanische Tachydromus
Form ist ii. A. durch den Besitz von Scheidvclporen und einen platten, " ''^' ^^'' ""
am Rande gesägten Schwan/, die asiatische durch Inguinalporen
und einen runden Schwanz gekennzeichnet.
Das der vorstehenden Beschreibung zu Grunde liegende
Exemplar (No. 940 meiner Privatsammlung) ist mir nebst anderen
koreanischen Reptilien und Amphibien, über welche später berichtet
werden wird, von Herrn C. Wolter, dem Vertreter des Hamburgischen
Handluugshauses II. C. Ed. Meyer & Co. aus Chemulpo in Korea
eingesandt worden.
2. Eumeces (Riopa) gracilis sp. n.
von Mindanao.
Taf. III, Fig. 1.
Charaktere. Sehr schlank, Beine kurz, weit von einander ent- Kumeces (Riopa)
fernt. Unteres Augenlid opak , ohne eigentliche durchsichtige Scheibe. ^''''"^'^ ^i'- "•
Ohröffming klein, punktförmig. Supranasalia stossen hinter dem Rostrale
nicht zusammen, ebensowenig die Parietalia hinter dem Interparietale.
Braun, jede Schuppe mit einem dunklen Querfleck am Hinterrande.
Beschreibung.
Form. Körper lang, dünn, im Durchschnitt abgerundet vier-
eckig; Schwanz nicht abgesetzt (die Endspitze fehlt leider). Beine
kurz; die vorderen reichen bei weitem nicht zur Ohröftnung, die hinteren
sind etwa doppelt so lang wie jene. Die Länge der vorderen Glied-
maßen ist mehr als siebenmal in der Entfernung zwischen Achsel
und Weiche enthalten. Die dritte und vierte Hinterzehe sind von
gleicher Länge.
Kopfschilder. Rostrale gewölbt. Internasale etwas breiter
als lang, mit dem Rostrale breit zusammenstossend, so die Suprana-
salia trennend. Fronto parietalia mit einander in Berührung.
Interparietale länger als breit, mit vorderem rechten, hinterem
spitzen Winkel. Parietalia schmal, ihre hinteren Enden durch die
Spitze des Interparietale getrennt und hier kaum noch in einem Punkte
mit einander in Berührung. — Hinter dem kleinen Nasale liegen
ein kleines Nasofrenale und zwei große Frenalia hinter einander. Sechs
Supralabialia, davon das erste fast doppelt so lang Avie jedes der
8G J- Ct. Fisclier, Hevpetolofyische Bomevkunffen.
Eumeces (Riopa) zwei folgenden; das dritte und vierte, unter dem Ange liegend, sind
graciiis sp. n. jjjß|j|- di^ij-ch besondere Größe ausgezeichnet. Sechs Infralabialia
von ziemlich gleicher Größe. — Hinter dem Mentale liegen ein
großes einfaches und mehrere Paare durch zwischengelagerte Schuppen
getrennte größere Submentalia.
Körperschiippeii glatt, breiter als lang, hinten abgerundet, in
24 Ileihen rund um den Körper; diejenigen der Seiten und des
Bauches nicht merklich kleiner als diejenigen des Kückens. Von der
Achsel- bis zur Weichen-Gegend werden längs der abgerundeten Eücken-
kante 49 Querreihen gezählt. Keine Reihe größerer Schuppen unter dem
Schw^anze. Prananalschuppen etwas größer als die benachbarten Bauch-
schuppen.
Farbe oben und unten kastanienbraun. Auf jeder Rücken- und
Seiten-Schuppe ein schwarzer Fleck, wodurch Punktreihen entstehen.
Jederseits am Rücken eine Reihe fleckenloser Schuppen, wodurch hier
der Anschein einer helleren Längsbinde hervorgebracht wird.
Maße. Kopf und Rumpf ß7 mm; Schwanz (defekt) 35 + x mm;
Von der Schnauzenspitze bis zum Ohr 9 mm ; vom Ohr bis zum Vorder-
bein wiederum 9 mra ; von der Achsel bis zur Weiche 45 mm; Vorder-
bein 6 mm; Hinterbein 12 mm.
Durch die sehr schlanke Form und durch die Berührung des
Internasale mit dem Rostrale ist unsere Art nahe verwandt mit
Eumeces isodactylus Gnth. (Rept. Br. Ind. 23, T. XIII, A), von
dem sie sich aber durch die größeren Schuppen und die Farbe
unterscheidet. — Mit Eum. punctatus Gr. stimmt dieselbe durch
die Schuppengröße (24 Läugsreihen) und auch einigermaßen durch
die Farbe überein, doch stoßen bei letzterem die Supranasalia beider
Seiten hinter dem Rostrale zusammen und die Gliedmaßen sind länger.
Letzterer Umstand, so wie auch die Farbe und die Schuppengröße
unterscheiden unsere Art — ganz abgesehen von dem Mangel einer
eigentlichen durchsichtigen Scheibe des unteren Augenlides — auch
hinlänglich von Riopa albopunctata Gr., I». Hardwickii, Senira
bicolor Gr. u. a. Arten.
Ein Exemplar mit leider defekter Schwanzspitze, Fligentum
(No. 846) des Kön. Zoolog. Museums in Dresden, gesammelt von
Hrn. Dr. Sdiachmherg auf Mindanao.
,T. (f. Fisclii'i', IIci'p('t()loois('li(' Bi'inorkiiiio'on. 87
3. Eumeces (Riopa) Schadenbergi ^j>. it.
von Mindanao.
Tafel III, Fiour 2.
€har.ik1<M'('. Körper gedrungen. Beine und Krallen selir kurz. Eumeces (Riopa)
Keine durchsichtige Augenscheibe. Schuppen in 28 Längsreihen, zwischen ^ciia.ionhoi-gi
Achsel und Weiche in 46 Querreiheu. Supranasalia groß, hinter dem
Rostrale zusammenstoßend. Überall dunkelbraun. Acht dunklere Längs-
linien auf dem Rücken.
Beschreibung.
Form. Körper kräftig, im Durchschnitt abgerundet viereckig;
Schwanz stark, nicht abgesetzt, langsam zugespitzt, wenig länger als
der übrige Ktirper. Beine kurz: die vorderen reichen nicht bis zur
Oliröffuung, die hinteren sind nicht ganz doppelt so lang wie jene.
Finger und Zehen kurz, die dritte und vierte Hinterzehe von gleicher
Länge. unteres Augenlid am llande mit einer Reihe winziger
Schüppchen, von denen die mittelste die größte ist. ■ — Ohröftnung
rund, often, ganzrandig.
Kopfschilder. Rostrale gewölbt, auf die Schnauzenfläche
heraufgebogen. Supranasalia groß, dreieckig, mit der Innern
Spitze hinter dem Rostrale zusammenstoßend. Praefrontalia
rhombisch, durch das mit dem Liternasale in Berührung stehende
Frontale von einander getrennt. Letzteres rhombisch, wenig länger
als breit. Fron t opariet alia groß, median zusammenstoßend und
so das Frontale von dem ziemlich großen Literparietale trennend.
Parietal ia schmal, bandartig, zu einem halbkreisförmigen Schilde
(V individuell) hinter der Spitze des Interparietale mit einander ver-
schmolzen. — Vier Snpraorbitalia, davon das zweite das größte
ist und mit einer Spitze median über die anderen vorragt. — •
Hinter dem Nasale liegt ein kleines Nasofrenale und zwei große
Frenalia hinter einander. Je sechs Schilder umsäumen jederseits die
Ober- und Unterlippe; die unter dem Auge liegenden Supralabialia
sind nicht größer als die übrigen. — Hinter dem Mentale liegt ein
einfaches Subraentale; die übrigen an die Infralabialia stoßenden
Schuppen sind vor denen der Kehle nicht ausgezeichnet.
Körpers{'hii]>i)en glatt, breiter als lang, hinten abgerundet, am
Bauche nicht viel kleiner als am Rücken, in )l^ Längsreihen (rund
um die Mitte des Körpers gezählt). Von der Achsel- bis zur
Weichengegend zählt man längs der oberen abgerundeten Seitenkante
40 Querreihen. Keine Reihe größerer Schuppen unter dem Schwänze.
Praenanalschuppen kaum größer, als die vorhergehenden Bauch-
schuppen.
88 J- ^- Fisclior, ITerpetolotiischo Beinevkiino-en.
Eumeces (Eiopa) Farbe. Oben und unten gleichmäßig dunkelbraun. Jede
Schadenbergi gd^^ippg (^[g^. mittleren acht dorsalen Reihen mit einem schwarzen
Längsstreifen, welche Streifen in ihrem Zusammenhange acht schwarze
ununterbrochene Längslinien bilden, die sich in geringerer Zahl auch
auf dem Schwanzrücken fortsetzen. — Seiten- und Bauch-Schuppen
mit schwachem dunkleren Saume.
Maße. Kopf und Rumpf 85 mm; Schwanz 92 mm; Totallänge
177 mm; von der Schnauzenspitze bis zum Ohr 14 mm; von der
Achsel bis zur Weiche 52 mm; Breite des Körpers 15 mm;
Vorderbein 11 mm; Hinterbein 19 mm.
Der gedrungene Körper, die Kürze der Glieder, der Mangel
einer durchsichtigen Augenscheibe, die Zahl der Schuppen und die
Färbung unterscheiden unseren Eumeces Schadenbergi von den übrigen
verwandten Formen.
Ein Exemplar (No. 845) des Königl. Zoolog. Museums in
Dresden, durch Herrn Dr. ScJiadenherg von Süd-Mindanao eingesandt.
4. Euprepes (Euprepes) Pantaenii sp. n.
aus Westafrika.
Taf. III Fig. 3, a und b.
Euprepes Charaktere: Frontoparietalia bald getrennt, bald median mit
Pantaenii sp. n. einander verschmolzen. Interparietale ein längliches Viereck mit sehr
spitzem vorderem und hinterem Winkel; Körperschuppen in der Mitte
des Rumpfes in 29 Längsreihen , auf dem Rücken mit drei bis fünf
Kielen. Oben olivengrün, unten grünlich weiß; längs der Mitte jeder
Seite eine schmale weiße Längsbinde.
Beschreibung.
Form. Ziemlich schlank, Kopf kurz, Schwanz etwa l'/smal so
lang wie die Entfernung der Schnauzenspitze vom After. Beine kurz;
die Kralle des längsten Fingers reicht bis zur Frenalgegend, diejenige
der längsten (vierten) Hinterzehe reicht nicht bis zur Achsel. Werden
beide Gliedmaßen einer Seite an den Leib gelegt, so treffen sich die
Wurzeln der Finger und Zehen. Erstere wachsen in ihrer Größe in
folgender Reihenfolge: 1, 5, 2, 3 = 4; letztere: 1, 2, 5, 3, 4. — Unteres
Augenlid mit großer durchsichtiger zentraler Scheibe. Ohröffhung
groß, kreisförmig, mit drei bis vier wenig vorragenden Spitzen am
Vorderrande.
.1. Ci. I''isclicr. ]It'ii)i't(il()oiscli(^ r.oniorkuiiü'cii. 89
Ko])fschil(lei'. Rostrale breiter als hoch, gewölbt. Supranasalia Euproijos
schmal, median mit einander in Berührung. Internasale etwas '^^ a*^"'i '^i'- "•
breiter als lang; die vorderen Kanten stoüen nnter stumpfem Winkel
zusammen, die hinteren sind eingebuchtet, nnd würden unter spitzem
Winkel zusanimenstoüen, wenn nicht die hintere Spitze des Schildes
durch das damit in Berührung stehende Frontale abgestutzt erschiene.
Praefrontalia länglich viereckig mit vorderen abgerundeten Kanten,
median nicht mit einander in Berührung. Frontale länglich; die
kürzeren vorderen Kanten sind unter spitzem Winkel gegen einander
geneigt; die viel längeren Seitenkauten konvergieren, die kleinsten,
hinteren Kauten stoßen unter rechten Winkel zusammen ; doch ist
bei einem der vorliegenden Exemplare das hintere Ende des Frontale
individuell mit den beiden ebenfalls zu einem Schilde verwachsenen
Fronto})arietalia verschmolzen (Taf. III Fig. 3 a). Diese bilden mit
ihren inneren Hinterrändern einen spitzen Winkel, in den sich das
Vorderende des Interparietale hineinlegt. Dies ist ein lang-
gezogenes schmales Viereck, doppelt so lang wie breit, dessen vorderer
spitzer Winkel größer ist als der hintere, dessen beiden Seitenwinkel
entsprechend stumpf sind. — Parietal ia groß, dreieckig, jedes mit
abgerundetem Hinterrande, hinter dem Interparietale entweder nicht
oder nur in einem Punkte zusammenstoßend. Hinter denselben liegen
zwei kurze, seitlich sehr ausgedehnte, bandartige Occipitalia. Supra-
orbitalia 4, von denen das zweite bei weitem das größte ist.
Sieben Superciliaria. Nasale länglich viereckig; das runde Nas-
loch liegt in seiner Mitte. Zwei Frenalia hinter einander, das zweite
höher, und in seiner oberen Kante länger als das erste. Sieben
Oberlippenschilder; das fünfte, sehr große, liegt als Suborbitale
unter dem Auge; sein Vorderrand steht vertikal, ebenso wie der
Hinterrand, der obere ist nicht größer als der untere. Sieben
Infralabialia; das zweite ist sehr klein, die beiden letzten sind
schuppenförmig, länghch. Hinter dem Kinnschilde liegt ein großes
einfaches Postmentale; auf dies folgen zw^ei Paare Submentalia,
von denen die des ersten Paares aneinander stoßen , die des zweiten
durch eine dreieckige Schuppe von einander getrennt sind.
Köri)ers('hu])i)eii am Nacken und an der Schwanzwurzel mit
fünf, am Ptückeu mit drei Kielen, am Bauche glatt. In der Mitte des
Rumpfes werden 29 Längsreihen gezählt, zwischen Achsel und Weiche
33 bis 35 Querreihen. Praeanalschuppen etwas größer, als die
benachbarten. An der Unterseite des Schwanzes, vom zweiten
Drittel an auch an der Dorsalseite, eine Reihe großer sechseckiger
Schilder.
90 J. G. P'isclicr, Ilerpetologisclie Beinei'kungen.
Euprepes Fai'Le. Eückeii olivenfarbig, nacli den Seiten lierah diinlder,
Pantaenii sp. n. ^^j^^^j^ grünüclnveir?. Von der weiCkm Oberlippe geht jederseits eine
weiße Binde durch die untere Hälfte des Ohrs hart über dem Schulter-
gelenk fort längs der Mitte der Körperseite bis zur Weiche; dieselbe
umfaf.Jt anfangs zwei bis drei, von der Mitte des lUmipfes an nur
eine Schuppenreihe. Keine helle oder dunklen Flecke an irgend einem
Teile des Körpers, keine dunklen Säume der Kopfschilder.
Maße in mm. Totallänge. Schwanz. Vorderbehi. Hinterbein.
a: 183 109 94 33
b: 193 120 25 35.
Das Exemplar a stammt von Sierra Leone, gesammelt von
Herrn S. Stahl, No. 7 99 meiner Privatsammluug; h gehört zu den
letzten Sendungen des um das Lübecker Museum hochverdienten,
vor kurzem am Cameroon ermordeten Herrn Karl Pantaemus; zu
seiner Ehre wurde die Art benannt. Das Stück ist No. 1760 des
Naturhistorischen Museums in Lübeck.
Die große Übereinstimmung beider Exemplare, von denen nur
das eine (a) verschmolzene Frontoparietalia, und sogar das Frontale
mit denselben verwachsen zeigt, während bei dem anderen (b') diese
Schilder getrennt sind, läßt es übrigens nicht ratsam erscheinen, eine
solche Verschmelzung der Frontoparietalia als Artcharakter zu ver-
wenden, wie es bei Eup. bistriatus Gr. (^= vittatus Gravh.- = Graven-
horstii D. B.), bei Eup. Delalandii D. B. und bei Eup. Isselii
Pets. geschehen ist.
Euprepos
5. Euprepes (Euprepes) Warthii sp. n.
aus Ostindien.
Charaktere: Supranasalia zusammenstoßend. Unteres Augenlid
(Eupropos) mit großer durchsichtiger Scheibe. Vorderer Rand der Ohröffnung mit
Avarthii sp. n. ^.^^^ spltzeu, vorrageudeu Schuppen. Körperschuppen in 38 Längsreihen,
diejenigen des Rückens mit drei, der 2 bis 4 dorsalen Mittelreihen mit
nur zwei Kielen. Praeanalschuppen nicht merklich größer, als die der
Umgebung. Eine Reihe großer unterer Schwanzscliilder. — Braun, unten
bläulich grau, einzelne Seiten schuppen je mit einem weißen Fleck.
.T. (i. Fischer. irr'r]ict()logisclu' r>ciii(M'l<mi,ü'Pii. 91
P)Gsclireil)iiug.
Köi'iM'i'foi'in /iemlicli gedvungon, Schwanz nicht abgesetzt, rasch Kuja-opes
zugespitzt, fein aushiufend. Beine ziemlich kurz; tlio Krallen der an ^VT^jlJJI^i*"'^!^'^'',,
den Leib gelegten Vorderfüße reichen bis zur Mitte des Auges; die-
jenigen der Hinterfüße nicht ganz bis zur Achsel. Nach ihrer Größe
folgen die Finger in der Ordnung: 1, 2, 5, 4, 3, die Zehen: 1, 2, 5, B, 4,
Unteres Augenlid mit sehr großer durchsichtiger Scheibe. Ohröffnung
ein vertikal stehendes Oval, ihr Vorderrand mit vier zahnartigen Schuppen.
Kopfschildcr. Ilostrale wenig breiter als hoch, auf die Schnauzen-
fläche heraufgebogen, durch die hier zusammentreffenden schmalen
Supranasalia von dem rhombischen Internasale getremit. Letzteres
wenig breiter als lang. Praefrontalia fünfeckig, breit mit ein-
ander in Beridirung. Frontale länglich mit konvergierenden Seiten;
die vorderen Kanten bilden einen stumpfen Winkel, die hinteren sind
abgerundet. Frontop arietalia groß, fast so lang wie das Frontale,
breit zusammenstoßend. Int er parietale dreieckig mit abgerundeter
hinterer Spitze, die beiden Parietalia bis auf einen Punkt von
einander trennend. Hinter denselben keine durch besondere Größe
ausgezeichneten Occipitalia. Vier Supraorbitalia, von denen das
erste das kleinste, das zweite das größte ist. Nur dies letztere steht
mit dem Außeurande des Frontale in Berührung. — Nasale viereckig,
mit dem Nasloch in der Mitte, ganz auf dem ersten Labiale ruhend.
Hinter demselben, bezw. auf dem 2. und 3. Labiale stehend, zwei
größere viereckige Frenalia, und, auf dem vierten Lippenschilde
ruhend, ein kleineres drittes, dessen vorderes Ende sich teilweise bis
unter die Augenspalte erstreckt. Ueber dem zweiten Frenale beginnt
eine Pieihe von fünf Superciliarschildern, von denen die zwei ersten
die längsten und höchsten, das dritte das kürzeste und niedrigste ist.
Jedes Augenlid ist an seinem Rande mit einer Reihe kleiner, aber
vorragender, viereckiger Schildchen eingefaßt. Hinter dem Auge folgen
bis zur Ohröffnung 5 bis 0 Pveihen größerer glatter Schläfenschuppen.
— Supralabialia sieben, das fünfte sehr groß, mit vertikalem
Vorder- und Hinterrande; dies und das sechste liegen unter der
Orbita. — Neun Infralabialia, die hinteren wenig kleiner als die
vorderen und mittleren. Hinter dem sehr großen Kinnschilde liegt
ein unpaares und zwei Paare größerer durch Schuppen getrennter
Submentalia, auf die längs der Infralabialia jederseits noch 4 bis 5
größere, länglich viereckige Schilder folgen.
Kör])erschii]»i)eii in der Mitte des Kcirpers in 38 Längsreihen,
davon 10 auf dem PJicken, hier und an der oberen Seitenpartie
dreikjelig. Von der Achselgegend bis zur Weiche werden längs der
92 -T. G. Fischer, Ilerpetologisclie Born erklingen.
Euprepes ahgenindeten seitlichen Kückenkante 32 bis 34 Schuppen gezählt. In
(Enprepes) ^j^^. -^[[[Iq (\qy Päickengegend wird der mittlere der drei Kiele s;anz
Warthii sp. ii. . > . .
schwach und verschwindet, so daß die Schuppen der vier dorsalen
Mittelreihen —wie bei Tiliqua bicarinata Pets, aus Hongkong —
zweikielig erscheinen. — Bauchschuppen glatt, abgerundet. Praeanal-
schuppen nicht merklich grösser, als die übrigen. Die innere Hand-
und Fußfläche ist mit abgerundeten Höckerschuppen, die untere
Fläche der Finger und Zehen mit einfachen Schienenschuppen
bekleidet.
Farbe oben einfach braun, unten weißlich grau. P]inzelne
unregelmäßig zerstreute Schui)pen der Körperseite zeigen einen hinteren
weißen Fleck, andere einen vorderen schwarzen Saum. Ein solcher
findet sich auch auf der proximalen Plälfte der Schuppen an der
seitlichen Grenze des Pvückens, wodurch hier eine sehr schwache
dunkle Läugslinie entsteht. Das Kinnschild ist schwarz gefärbt.
Das vorliegende Stück mißt von der Schnauzenspitze bis zum
After 38 mm, der Schwanz desselben 75mm. Es ist Eigentum des Köuigl.
Naturalienkabinets in Stuttgart (No. 2285), gesammelt von Herrn
Warth in Dehra-Dun, in einer der Nordwest-Provinzen von Ostindien.
6. Rhegnops Sargii ^^p. n.
aus Guatemala.
(Rhegnops Cope, Proc. Ac. Philad. 18GG, 128).
Rhegnops Drei von Herrn Konsul Sarr/ au das Köuigl. Naturalieukal)inet
Sargii sp. n. ^^^ Stuttgart aus Guatemala eingesandte Exemplare zeigen über-
einstimmend folgende Schuppenformel:
Sq. 15. Oc. 0—2; Lab. ^^; "ö^;
, . . 30—38
Te. 1 + 1; Ve. 135—142 + Vi +
Alle drei stimmen mit Copes Rh. visoninus aus Honduras
in der Pholidosis ziemlich überein, doch ist die außerordentliche Aus-
dehnung der Kehlfurchenschilder noch weiter getrieben, als bei dem
typischen Elxemplar dieser Art. Es wird nämlich durch sie jederseits
das zweite Infralabiale nicht nur zu einer länglichen Linie reduziert,
sondern überhaupt teilweise von der Begrenzung der Unterlippe ausge-
schlossen, an die sich hier eben das Kehlfurchenschild vordrängt, so
durchaus an die entsprechende Bildung von Adelphicos Jan. erinnernd.
J. (i. I''isclicr. llcrnrtoloyisclic I>ciiii'r]<uiio-eu.
93
Bei R. visoninus erstreckt sich auüerdeni jedcrseits eine auf der mmsuoiis
fünften Scliuppenreihc liegende dunkelbraune Linie vom Nacken zum '"^'"'^''^ ^^'' "'
Schwanz, während unsere drei Stücke übereinstimmend unten gelb,
üben dunkelbraun gefärbt sind und keine Spur solcher Längsl)inden
zeigen. — Die Länge des Schwanzes variiert bei unseren Stücken
zwischen '/ü und 'Aj der Totallänge. Ich finde folgende Zahlen:
Ventralia.
x\nalsc]iild.
Untere
SclnvanzschiUler.
Länge
Total.
in mm
Schwanz.
a.
141
l/l
28
250
28
b.
142
l/l
26
273
31
c.
135
Vi
38
27G
44
Zu bemerken ist noch, daß die Gattung Rhegnops Cop9
(186G) in allen Merkmalen mit Jan's Adelphicos (18G2) überein-
stimmt, so dal.i nur der von Jan angegebene Fundort Java seines
Ad. quadrivirgatus verhindert, sowohl den Cope'schen R. visoninus,
als auch unsere Art der Gattung Adelphicos Jan zuzuzählen.
7. Geophis Schadenbergi sji n.
von Mindanao.
Tafel III, Fig. 4.
Sq. 17; Oc. 0—2; Lab.
8 e_
8' 4. 5'
/ 58 63 \
\~2 V)-
1+2 + 3; Ve. (179 — 193) + 1
63
<1). n.
Charaktere: Frontale fünfeckig, merklich länger, als breit; acht Geopiüs
Oberlippenschilder; Frenale lang; kein Praeokiilare; 17 Längsreiheu von ^ciiadcnbergi
Schuppen. — Oben einfarbig braun oder dimkelgrau , Bauchseite gelb.
B e s c h r e i b u n g.
Form: Körper ziemlich schlank, mäßig zusammengedrückt,
IBauchseiten abgerundet, Kopf lang, schmal, eben so wenig abgesetzt
sp. n.
94 J. G. Fischer, Ilerijctulogisclic Beiiierkuugon.
Geophis wie der Schwanz; letzterer ^ bis l der Totalläoge. Schnauze spitz
Sciiiuienbcrsi ^^^^ abgerundetem Canthus. Auge ziemlich groß mit runder Pupille.
Kopfschilder: Rostrale schmal, höher als breit, mit der
oberen Spitze ein wenig zwischen die sehr kleinen, unregelmäßig fünf-
eckigen Internasalia eindringend. Praefrontalia sehr groß, ihre
gemeinschaftliche Naht mehr als viermal so lang wie die der Inter-
nasalia, mit der Seitenfläche zum Frenale herabgebogen, und über dem
letzteren an die Orbita tretend. Frontale fünfeckig, 1^ mal so lang
Avie breit; der Vorderrand ist gerade, die Seitenränder konvergieren
wenig, die Hinterränder treten unter spitzem Winkel zusammen,
Parietalia groß; ihre gemeinschaftliche Naht etwa so lang wie das
Frontale; der äußere Teil des Vorderrandes steht mit dem oberen
Postokulare in Berührung. Jedes Supra orbitale schmal, hinten
wenig breiter als vorn, wo es an den Hinterrand des Praefrontale
seiner Seite stößt. Zwei sehr kleine Nasalia, zwischen denen das
Nasloch in der Mitte liegt. Ein sehr langes Frenale (etwa viermal
so lang wie hoch) erstreckt sich längs des seitlichen Praefrontalrandes
an die Orbita mit einer Kante, die etwa halb so groß ist, wie die
an das Auge stoßende Naht des Praefrontale. Es ruht auf dem 3.,
4. und 5. Labiale. — Praeokularia fehlen. — Zwei Po stokularia;
das untere, länglich viereckige, ruht mit seiner unteren schmalen Kante
auf dem sechsten, mit der hinteren, breiteren auf dem siebenten
Labiale; das obere, höher als jenes, ist dreieckig mit nach hinten
gerichteter Spitze. Temporalia 1 + 2 + 3. Das erste ist bei weitem
das größte und ruht auf dem siebenten und achten Oberlippenschilde
und steht mit beiden Postokularia in Berührung; das oberste der
dritten Pveihe ist doppelt so groß wie das entsprechende der zweiten.
Ausnahmsweise sind die beiden SchUifenschilder der zweiten Reihe bei
einem Exenii)lar an der linken Seite zu einem einzigen Schilde
verschmolzen. — Acht Oberlippenschilder jederseits, davon die
vier ersten sehr klein; das längliche fünfte trägt außer dem Frenale
und dem Praefrontale mit zur Begrenzung des vorderen Augenrandes
bei; das sechste, größer als eines der vorhergehenden, liegt unter dem
Auge, und begrenzt mit seinem kürzeren oberen Rande die Orbita.
Das achte ist bei weitem das größte von allen. — Acht Paare Unter-
lippenschilder, von denen die sehr schmalen des ersten Paares
hinter dem schmalen, bandartigen Mentale an der Kiunfurche zusammen-
stoßen. Das fünfte ist von allen das größte und zugleich das letzte
derjenigen, die von außen an das Kehlfurchenschild ihrer Seite
stoßen. Letzteres ist groß, mit demjenigen der anderen Seite fast eine
Kreisfläche darstellend. Auf dies Paar folgen, an die hinteren Kehl-
Sp. 11.
J. (i. Fischer, lIcrpctnlDgisclie Bciiici-kuiigcn. 95
furclienscliilflei- mancher Leptognatlius-Arten erinnernd, noch zwei Paar Geopins
größerer, in tler Kehlfurche zusamnienstorjendcr Schikler. bc laj^eu^cigi
Körpcrs('hup}KMi glatt, ohne Endporen, von rhombischer Form,
nach den Seiten herab wenig größer, in 17 Längsreihen. Bauchschilder
seitlich ziemlich stark heraufgebogen, ohne KantcD. Analschild einfach,
untere Schwanzschilder doppelt.
Farbe oben rotbraun (zweites Exemplar schiefergrau) nach den
Seiten heller, ganz ohne alle dunkle oder helle Streifen oder sonstige
Abzeichen. Bauchseite gelb.
Untere
Maße in mm. Totallänge. Schwanz. Bauchschilder, gchwanzschuppcn.
a. (iOO 97 193 5S
1). 485 94 179 (33
2
Von den bei der Vergleichung in Betracht kommenden indischen
Arten ist unser Geophis Schadenbergi durch seine zugespitzte
Schnauze, sein langes Frenale , die durch letzteres in der Größenent-
wickelung behinderten Nasalia und vorderen Lippenschilder am nächsten
mit G. microcephalus Gnth. und G. stenorhynchus Gnth. verwandt.
Beide unterscheiden sich durch den Besitz von nur G Oberlippenschildern,
durch ein sechseckiges Frontale von gleicher Länge und Breite, durch
nur 13 — 15 Längsreihen von Schuppen, durch die Färbung und eine
geringere Zahl von Bauchschildern (148 + — ^ bei microcephalus,
AI
,^^ ,_. , , 17 — 37 bei stenorhynchus).
129 —131 + ^^ -^ '
Zwei Exemplare, in Süd-Mindanao gesammelt von Herrn Dr.
SchadenhcKj. Eigentum des Kön. Zool. Museums in Dresden, No. 1293
und 129-1 der Schlangensammlung.
8. Virginia fasciata ^p. n.
aus Guatemala.
Sq. 17; Oc. 0—2; Lab. -^; --^; Te. 1+2 + 3.
/ 3.4
Charaktere: Schuppen gekielt, in 17 Läugsreilien : zwei kleine vii-giuia
Internasalia ; kein Praeokulare, zwei Postokularia; sechs Supralabialia; ^'^^^^^^^ ^^'- ^■
Analschild einfach; mehr als 180 Baiichscliilder. Graubraun mit zalil-
reichen schwarzen Querbinden; Bauch gelblich mit unregelmäßig zer-
streuten schwarzen Flecken.
96 J- ^"- l'isL'her, Hcrpctiilogische Eeiiierkuiigen.
Beschreibung.
Virginia Körperforiii ziemlich gedrungen, Kopf wenig abgesetzt. Schwanz
fasciata sp. n. j^ijgegetzt, rasch verdünnt, spitz auslaufend, Vo bis Vs der Totallänge.
Auge klein, Pupille vertikal oval.
Kopfschilder. Rostrale klein, ganz an der Vorderfläche der
Schnauze gelegen. Zwei sehr kleine dreieckige Internasalia. Prae-
frontalia groß, viereckig, so breit wie lang, seitlich auf das lange
Frenale herabgebogen, mit der äußeren hinteren Spitze über dem
letzteren an die Orbita tretend. Frontale fünfeckig, wenig länger
als breit und als eines der Praefrontalia ; die Seitenränder schwach
konvergierend, die Hinterränder unter rechtem Winkel zusammen-
tretend. Parietalia groß, so lang oder etwas länger, als ihre
Entfernung von der Schnauzenspitze, ihr Vorderrand jederseits mit
dem oberen Postokulare in Berührung, die Hinterränder abgerundet.
Zwei Nasalia von fast gleicher Größe, das Nasloch in der Mitte
zwischen beiden. Ein langes viereckiges Frenale, auf dem 2. und
3. Labiale ruhend und zugleich mit letzterem so wie mit dem Prae-
frontale die Orbita von vorn begrenzend. Kein Prae okulare. Zwei
viereckige Po st okular ia, das obere größer als das untere; letzteres
ruht auf der Naht des 4. u. 5. Labiale. Schläfen schil der 1 + 2,
das erste groß, rechteckig, auf dem fünften Labiale liegend. Der
Außenrand des Parietale wird von zwei länglichen Schildern begrenzt,
von denen jedoch das zweite zuweilen in zwei kleinere geteilt ist.
Sechs Oberlippenschilder, von vorn nach hinten an Größe
zunehmend, das sechste bei weitem das größte ; das Auge liegt über
dem vierten, doch beteiligt sich, Avie oben gesagt, auch das dritte
durch sein hinteres oberes Ende an der vorderen Begrenzung der
Orbita. Kinnschild klein. Sieben Infralabialia jederseits, die
des ersten Paares an der Kehlfurche zusammentretend; das fünfte ist
das größte und zugleich das letzte, das außer den vorhergehenden mit
Kehlfurchen schildern in Berührung tritt. Von letzteren sind die
des ersten Paares drei- bis viermal so groß wie die des zweiten. An
letzteres schließt sich eine Reihe Kehlschuppen an. Körper schuppen
in 17 Längsreihen, rhombisch mit abgerundeter hinterer Spitze, nach
den Seiten herab beträchtlich größer werdend. Sie sind bis auf die
der 2 (3) äußeren Reihen mit mäßigen Kielen versehen, welche
namentlich nach den Seiten herab schwächer werden. Das Anal-
schild ist ungeteilt, die unteren Schwanzschilder sind paarweise
geordnet. Die Zahl der Bauchschilder beträgt 184 bis 196, die der
Subkaudalia 51 bis 56 Paare.
J. G. Fischer Herpetologische BcMnerkuugen.
97
Am Oberkiefer stehen jetlerseits 0 kleine nach hinten gebogene Virginia
Zähne, von denen keiner isoliert steht und keiner gefurcht ist. fasciata sp. n.
Farbe. Oben schmutzig braun-grau, unten gelblich. Viele (bei
b bis zum After 37, bei a 45) schwarze, weißgesäumte Querbinden.
Diese sind in der Mitte des Rückens am breitesten, hier meist durch
einen Zwischenraum von einer Schuppe getrennt, doch auch hin und
wieder zusammenfließend ; nach den Seiten herab verschmälern sie
sich rasch und nehmen hier nur eine, am Aüfange des Körpers auch
zwei Schuppen ein. Auch auf der Dorsalfläche des Schwanzes sind
(10 — 14) solcher Querbinden zu beraerkeu, die jedoch, namentlich
gegen das Ende hiu, mehr oder weniger mit einander verschmelzen.
Die Querbinden erstrecken sich bis auf die äußeren Enden der ihrer
Stellung entsprechenden Bauchschilder in Form eines schwarzen, auf
jedem vierten oder füuften Ventrale liegenden Fleckes herab. Außer-
dem zeigt die Bauchfläche eine nach hinten zunehmende Zahl unregel-
mäßig geordneter runder, auch viereckiger, schwarzer Flecke. Unterseite
des Schwanzes mit dicht gedrängten meist viereckigen, unregelmäßig
zerstreuten schwarzen Flecken. — Kopf oben schwarz, welche Farbe
sich auch auf den oberen Teil einzelner Labialia herabzieht. Bei
einem Exemplar ist auch das Mentale, das erste Paar der Infralabialia
und ein Teil der Kinnfurchenschilder schwarz gefärbt.
Die beiden vorliegenden Exemplare besitzen:
Bauch-
schilder
Analschild
Untere
Schwanzsch.
Totallänge
in mm
Schwanz
in mm
a.
196
1
51
~2"
673
110
b.
184
1
56
T
520
108
Unsere Art ist von allen bekannten Species dieser Gattung
durch das ungeteilte Analschild, durch die größere Zahl der Bauch-
schilder und Subkaudalia sowie durch die Farbe verschieden. Im
übrigen stimmt sie am meisten mit V. elegans Kenn. (1859)
überein.
Zwei Exemplare (No. 2454) des Königl. Naturalieukabinets in
Stuttgart, an dasselbe eingesandt aus Guatemala durch Herrn
Konsul Sarg.
7
0
1
l"
98 J- ^'- Fii^flier, Herpetulogisclie Beraeiknugen.
9. Enicognathus bilineatus ^p. n.
aus Santos.
Taf. Iir. Fig. 5.
Sq. 17-, Oc. 1 — 2; Lab.
Te. 1 + 3; Ve. 140 +
Enicognathus Charaktere: Kopf oben scliwarz, von einer gelben Super-
bihueatus sp. n. ziüarlinie gesäumt : eine blaugraue Mittelbinde längs des Rückens, jeder-
seits davon eine feine schwarze Längslinie auf rötlich grauem Grunde;
Bauch gelb, jederseits mit einer schwarzen Fleckenreihe.
Beschreibung.
Kopfschilder. Piostrale wenig breiter als hoch, gerade die
obere Scbnaiizenfläche erreichend. Praefrontalia drei bis viermal
so groC? v'ie die Internasalia, seitlich zum Frcnnle berabgebogen.
Frontale fünfecldg, doppelt so lang wie ])reit; A'orderrand gerade,
Seitenränder fast parallel , Hinterränder unter spitzem Winkel zu-
sammentretend. Parietalia grofj, ihre gemeinschaftliche Naht etwas
kürzer als das Frontale; das äußere Ende des Vorderrandes steht
mit dem größten Teil des oberen Postokulare in Berührung. Die
hinteren Enden weichen zur Aufnahme einer Nackenschuppe unter
rechtem Winkel auseinander. Zwei Nasalia von gleicher Größe.
Frenale klein, viereckig, auf der Mitte des zweiten Labiale ruhend.
01)ere Spitze des Prae okulare auf die Stirnfläche heraufgebogeu,
jedoch von der Außenecke des Frontale entfernt bleibend. Von den
zwei Postokularia ist das obere doppelt so groß wie das untere;
letzteres ruht auf der Naht zwischen dem vierten und fünften Labiale.
Das einzige Temporale der ersten Reihe sehr groß, mit dem sechsten
und siebenten Lippenschilde in Berührung; dahinter noch 2 + 3
kleinere. Supralabialia 7, vom ersten bis zum sechsten alluiählich
an Größe zunehmend ; das dritte und das vierte liegen unter der Orbita.
lufralabialia 8; die des ersten Paares hinter dem Mentale an der
Kinnfurche zusammentrefiend, die der ersten fünf Paare mit Kehl-
furchenschildern in Berührung. Letztere schmal, die des zweiten Paares
1*2 mal so lang wie die des ersten, mit ihren Enden zur Aufnahme
einer großen Kehlschuppe auseinanderweichend.
Körperschuppen länglich rhombisch, glatt, in 17 Längsreihen,
die der äußeren Reihen al'niählich gi'üßer. Die dorsalen und seitlichen
Schuppen des Schwanzes werden gegen das Ende hin beträchtlich
J. G. Fischui', Ik'rijelulogisclio Liciuei-kuiigeu. 99
ffröfser und sechseckig. Das letzte Ende wird von einer einlachen Knicognatims
länglichen llornspitze gehildet. Bauchschilder seitlich wenig heraut-
gebogen; Anale geteilt, untere Sehwanzschuppen paarig.
Farbe. Oben rötlich grau, die einzelnen Schuppen schwarz
gepulvert. Die Schuppen der fünf dorsalen Mittelreihen bläulich, so
eine raattgefärbte Mittelbinde bildend, welche vom Hinterhaupt beginnt
und, ohne gegen die rötlich grauen l)enachbarten Schuppen scharf ab-
gesetzt zu sein, sich, längs des Körpers verschmälert, bis zum Ende
des Schwanzes erstreckt. — Jederseits auf den Schuppen der vierten
Reihe (von aufsen gezählt) eine feine schwarze, oben hellgesäumte
Längslinie; dieselbe beginnt seitlich am Hinterhaupt und verläuft bis
zum Ende des Schwanzes. — Kopf oben schwarz, diese Färbung ein-
gefaüt durch eine jeilerseits vom Rostrale beginnende gelbe Längslinie,
die über die Frenalgegend und das Auge fortläuft, und sich bis zum
oberen Temporale der zweiten Reihe erstreckt. Auf jedem Parietale,
nahe der Mittelnaht ein kleiner gelber Fleck (an En. taeniolatus er-
innernd). Rostrale, Lippen und Kehlgegend gelb, das Gelb der Ober-
lippe scharf abgesetzt gegen das Schwarz der Zügel- und der Schläfen-
Gegend. Auf jedem der ersten fünf Oberlippenschilder ein kleiner
schwarzer Fleck, auf einigen Infralabialia und Kehlschuppen einzelne
zerstreute Flecke von gleicher Farbe. — Bauchseite gelb; an dem
Aufaenteile jedes Bauchschildes ein in die Länge gezogener scharf
markierter schwarzer Fleck, wodurch jederseits eine, auch unter dem
Anfange des Schwanzes noch sichtbare, schwarze Fleckeureihe entsteht.
Totallänge 325 mm; Schwanz OO mm.
Unter den Arten mit 17 Schuppeureihen, mit sieben Oberlippen-
sehildern und mit 1 -f 2 Schläfenschuppen erinnert unsere Art durch die
weifse über Frenalgegend, Auge und Schläfe fortziehende Linie und
die zwei Fleckenreihen des Bauches einigermaßen an En. elegans Jan.
(Arch. p. la Zool. H, 268) der jedoch durch zwei breite braune Seiten-
binden, und die abweichende Zahl der Bauschilder Il64 + -^1 ^^i'^"
länglich unterschieden ist ').
Ein von einem Händler gekauftes Exemplar (No. 858) meiner
Privatsammlung, angeblich aus Santos.
1) Jan o-iebt dieser Art ein „Anale eutiero'S was bei keinem Enicognathus
bisher beobachtet wurde. Die Abbildung in der Jcouographie (Livr. 16,
PI. I, Fig. o) zeigt ein geteiltes Aualschild.
100 J. G. Fischer, Herpetologische Bemerkuugen.
10. Scaphiophis albopunctatus Pets.
Monats-Ber. Akad. lierliu 1870 pag. 645.
Taf. III. Fig 6.
Scaphiophis Zwei dem Braunscliweiger Museum gehörige Exemplare
aiboiumctatus r^^y^ 72!)8 uucl 7299) dieser merkwürdigen Schlauge zeigen eine größere
Pcts. '
Zahl von Schuppeureihen als das typische Stück der Berliner Samm-
lung, nemlicli 27, hezw. 29 gegen 23. Bei einem derselben (7299) ist das
Frenale beiderseits mit dem Postnasale verschmolzen (Tafel III Fig. (ic),
während das zweite die von Peters beschi'iebene isoHerte Lage zeigte
(Fig. Ob). Die Parietalia sind, wie bei dem tyi^ischen Stücke, in
kleinere Stücke geteilt, jedoch nicht in nnregelmäßiger Weise, sondern
— bei beiden Exemplaren übereinstimmend — in 7 Schilder, welche
in drei Reihen vollkommen symmetrisch gelagert sind, und im Kleinen
die Gestalt mittlerer und hinterer Kopfschilder wiederholen, nemlich die
drei Reihen von 1) zwei Praefrontalia, von 2) einem Frontale und
zwei Supraokularia, und von 3) zwei Parietalia. (Taf. III Fig. 6a).
Es scheint hiernach, daf.j eine biild so, bald anders stattfindende Zer-
teilung der Parietalia in kleinere Schilder nicht , wie Peters meinte,
eine abnorme ist, sondern ebenso zu dem Charakter der Gattung
gehört, wie der das Auge vollständig umschließende Schilderkreis.
Die Exemplare zeigen folgende Maße:
Bauch-
schilder
Analschild
Schwanz-
schilder
Totallänge
in m
Schwauzlängc
in m
a
225
Vi
65
2
0,458
0,074
b
240
Vi
64
2
0,395
0,065
Berliner
Exemplar
210
'/i
64
0,352
0,057
Die beiden Stücke des Braunschweiger Museums stammen aus
Nubien, ein Geschenk des Herrn Pieiche. — Das Originalexemplar der
Berliner Sammlung war aus Keta (Guinea) eingesandt.
.T. G. Fischer, Ilerpetologische P.omctlaingeu. 101
11. Compsosoma melanurum '^V7//.
\':ir. cnjiliriiru'iti Sal. Müll.
Herr Dr. ScJiadenhcrg saimnelte in Süd-Mi iidaiiao vier Exemplare compsosoma
der durch rötlielien Scliwanz e-elcennzeichiieten Varietät, die deiunacli melanurum
eine ziemlich weite Verbreitung zu haben scheint. Wie Günther var.
(Pr. Zo. So. Lo. 187P., 109) liervorhelit. haben Dumeril und Bibron evythrurum
^ . Sal. Müll.
dieselbe von Java (als Plagiodon erythrurus) beschrieben, und wurde
sie von Jan zweimal, als PI. erythrurus von Java (Livr. 20 PI. IV.
Fig. 3) und als Elaphis melanurus Var. manilensis D. B. von Manila
(Liv. 21, PL IV. Fig. 2) abgebildet.
Zwei alten P^xemplaren (1,43 m und 1,07 m) fehlen alle dieser
Art eigentümlichen schwarzen Streifen und sonstigen Abzeichen au
Kopf, Hals und Körper. Zwei junge Stücke zeigen zahlreiche, eine
Schuppe breite, weiße, auf dem Rücken meist in zwei Hälften geteilte
Querbinden, die dann an beiden Seiten mit einander abwechseln.
Jede derselben geht von einem schwarzen quadratischen Fleck am
Ende eines Bauchschildes aus. Ein schwarzer Streif unter dem Auge
an der Grenze des fünften und sechsten Oberlippenschildes, ein zweiter
vom Auge aus schräge nach hinten abwärts an der Grenze der Schläfen-
schuppen und des siebenten und achten Labiale.
Im übrigen stimmt diese Varietät mit typischen Stücken über-
ein. Doch finden sich in der Pholidosis einzelne derselben eigen-
tümliche Abweichungen :
Außer der rot und nicht schwarz gefärbten hinteren Körper-
partie nämlich ist
1. der Vorderrand des Frontale merklich kürzer als jeder der schwach
konvergierenden Seitenränder ;
2. jedes Parietale nur wenig länger, die gemeinschaftliche Naht beider
Schilder sogar kürzer als das Frontale;
3. bei Stücken, die dem, Typus angehören, stehen die beiden Posto-
kularia nur mit dem oberen der zwei länglichen vorderen Tempo-
ralia in Berührung, dagegen bei den Exemplaren von Mindanao
beide Schläfenschuppen der ersten Reihe an dieselben stoßen:
4. die Körperschuppen stehen konstant in 21, nicht in 1!) Längsreilien.
Die Schuppenformel ist wie gewöhnlich:
S.p 21; Lab. ~- — ?— ; Oc. 1—2; Tc. 2 + 2;
10 4 . o . b
/SO — 99\
Gul 1 + 2; Ve. (215-229) -f 1 + ^- ^\.
102 J- G. Fischer, Herpptologisolm Bemerkungen.
Vier Stücke (No. 1271, 1272, 1289, 1291) des Kögl. Zool.
Museiirns in Dresden, gesammelt von Herrn Dr. Sclmdciüierg.
12. Zamenis diadema Schi, (nee Blyth)
Var. atriceps Fisch.
vom Himalaya.
Grundfarbe oljcn oelblicli HeisclifarLeu, unten heller. Oberteil
Zamenis
diadema Sciii. des Kopfcs uud Nackeus (() — 7 Schuppen) tief schwarz. Ehie größere
(nee Biytii) 2;ahl kleiner, eine bis zwei Schnippen eiunehmender, und einzelne
Var. atriceps
Fiseh. größere, auf 7 — 8 Schuppen sich erstreckende, tief schwarze /lecke
liegen sehr unregelmäßig auf der ganzen Oberfläche zerstreut. Ober-
lippenschilder gelb mit schwarzem hinteren Saum. Kinn, Unterlippe
nnd Kehlgegend gelblich. An dem änßeren Teil einzelner Bauchschilder
in ganz nnregelmäßiger Folge je ein viereckiger schwarzer Fleck, der
sich meist auf den durch die Bauchkante abgegrenzten seitlichen
Teil des Bauchschildes beschränkt, nur selten auf den mittleren
Teil des letzteren übere-reift.
Obgleich durch die Färbung vollkommen abweichenrl, stimmt
das vorliegende Stück im Habitus wie in der Pholidosis fast gänzlich
mit den Beschreibungen und Abbildungen typischer Exemplare überein.
Der Körper ist ziemlich sclüank, der Kopf länglich, mäßig
abgesetzt. Eine deutliche Bauchkante jederseits, die Banchschilder
in der Richtung dieser Kante durch Abnutzung hinten stark
eingerissen.
Im Oberkiefer stehen 13 ohne Lücke auf einander folgende
Zähne, von denen der letzte nngefurcht und nicht merkhch grcißer
ist, als die vorhergehenden.
Die Praefrontalia sind vom Frontale durch eine Ileihe von vier
Schildchen getrennt. Von den vorhandenen drei Frenalschildern
liegen die zAvei unteren kleinereu anf dem zweiten und dritten Lippen-
schilde und füllen die Lücke zwischen dem Postnasale nnd dem
mittleren Praeokulare aus, während das über jenen beiden gelegene
dritte mit dem oberen Praeokulare in Berührung steht. Während
nämlich den bisher beschriebenen Stücken nur ein einziges Praeokulare
zugeschrieben wird, hat nnser Stück deren drei; das oberste, größte,
ist auf die Stirnfläche heraufgebogen nnd steht in einem Punkt mit
der vorderen Außenecke das Frontale in Beridirung. Drei Postocularia
J. G. Fisc'liei', Ilerpotologisclio l'emerkmigoii. 103
sind YOrhaiulen, und zwei Siiboknliivia vorvollstäiuligen den diis Auge Zamenis
nmffebeiiden Scliüderkreis; diese Subolcularia sind die beiden letzten '/''"'"o, ^? ! '
cj ' (nee rsiytU;
von fünf acccssorischen Schildclien, die in einer Reihe liegen \nid als Var. atrioeps
abgetrennte Teile des vierten bis achten Oberli})penschildes sich ^'^*^^"
darstellen. Schläfenschnppen zahlreich (mehr als 20) von nnregel-
mäßiger Form. — 13 (rechts 11) Oberlippenschilder, 15 Unterlippen-
schilder jederseits. — Sclnippen in 2*) Längsreihen, länglich oval,
jede mit zwei Endporen, diejenigen der 15 dorsalen Mittelreihen
gekielt. Die Kiele Averden nach dem Schwänze hin schärfer nnd
bilden auf letzterem nnd auf dem letzten Drittel des Körpers
fortlaufende Längsleisten. Auf die zwei Paare Kinnfurchenschilder
von fast gleicher Länge folgen vier Ileihen länglicher Kehlschuppeu,
242 Bauchschilder, ein nugeteiltes Analschild nnd 98 Paare Bauch-
schilder.
Totallänge: 1,475 m; Schwanz: 0,315 m.
Das vorliegende Stück ist Eigentum des Naturhistorischen
Museums in Braunschweig (No. 771)(»), welches dasselbe dem
Missionsprediger Herrn F. Krüger verdankt.
13. Dromicus coeruleus s/). n.
aus Guatemala.
Taf. IV., Fig. 7.
Sq. 17; Oc. 1-2; Lab. -t; ®
10' 4 . 5 . {)
Te. 2 + x; Ve. 182 + l/i + ^-.
Schlank; Schuppen g'latt, ohne Poren; oben blaugriin, unten dromicus
bläulicliweiß : auf dem Rücken viele schmale hellgraue, dunkelgesäumte coeruieus sp. n.
Querbinden; ein schwarzer Streif vom Auge aus nach hinten.
Beschreibung.
F(n'm. Pecht schlank; Kopf länglich, mäüig abgesetzt; Inter-
orbitalraum gleich der Entfernung des Auges von der Schnanzenspitze;
Pupille rund; jederseits eine leichte Bauchkante; Schwanz nicht
abgesetzt, lang, ein Drittel der Totallänge.
Zlihiie. Ln Oberkiefer jederseits 18 bis 20 starke nach hinten
gebogene Zähne. Hinter denselben und von ihnen durch eine kleine
Lücke getrennt, zwei stärkere, ungefurchte.
104 -T- fir. Fischer, Herpetologisclie Bemerkungen.
Dromicus Kopfscliildcr. Rostrale breiter als hoch, auf die Schnaiizen-
coeruieus sp. n. spitze lieraufgebogen. Internasalia etwa '/s von der Grüße der
Praefrontalia; letztere seitlich breit zum Frenale ihrer Seite herab-
gebogen. — Frontale länger als seine Entfernung von der Schnauzen-
spitze, schmal, fünfeckig, mit eingebuchteten Seitenkanten; die kurzen
Hinterkanten treffen unter rechtem Winkel zusammen. Parietalia
breit, ihre gemeinschaftliche Naht kürzer als das Frontale. Das
Supraorbitale jederseits groß, gewölbt, so lang wie das Frontale
und breiter als dieses in dessen zusammengezogener Partie. Zwei
Nasalia, das zweite hrdier als das erste. Ein langes Frenale von
trapezförmiger Gestalt, auf dem zweiten und dritten Labiale ruhend.
Ein Prae okulare, auf die Stirnfläche heraufgebogen, mit dem Fron-
tale nicht in Berührung. Zwei P os tokularia, das obere mindestens
dreimal so groß, wie das auf dem sechsten Labiale ruhende untere ;
beide mit den Schläfenschuppen der ersten Reihe in Berührung. Von
letzteren liegen zwei lange längs der letzten zwei Oberlippenschilder,
3 bis 4 längs des Außenrandes jedes Parietale. Neun Supra-
labialia; das vierte, fünfte und sechste stoßen an die Orbita, das
sechste, höchste, begrenzt dieselbe auch teilweise von hinten. Infra-
labialia zehn jederseits, davon sechs mit Kinnfurchenschildern in
Berührung; die des ersten Paares stoßen hinter dem dreieckigen
Mentale an der Kinnfurche zusammen. Von den Kinn furchen-
schildern sind die des zweiten Paares halb so breit aber doppelt
so lang wie dies des ersten; dieselben weichen mit ihren Enden aus-
einander und fassen ein Paar länglicher Kehlschuppen zwischen sich.
Auf letztere folgen sofort die Bauchschilder, die in abgerundeten
Kanten etwas an die Seitenflächen des Körpers heraufgebogen sind.
Das Analschild ist geteilt, die unteren Schwanzschilder sind paarig.
Die Köi'i)ers('hii])pen sind länglich oval, glatt, ohne Poren, und
stehen in der Mitte des Paimpfes in 17 Längsreilien.
Farbe. Die Grundfarbe der Oberseite ist grünlich l)lau, jede
Schuppe schwarz gesäumt. Bis zum letzten Viertel des Piumpfes
ist der Rücken von vielen (46) hellen, dunkler gesäumten Querbinden
gekreuzt, welche in der Längsrichtung des Körpers eine Schuppe breit
und durch Zwischenräume von 3 bis 4 Schuppen von einander getrennt
sind. (Taf. IV, Fig. 7 d). Vom unteren Postokulare geht ein schw^arzer
Streif längs der oberen Naht der letzten Supralabialia nach hinteu.
Oberlippenschilder gelblich grün, ihre hellere Farbe scharf abgesetzt
von dem tieferen Ton der übrigen Seitenteile des Kopfes. Kehlfurchen-
schilder mit einzelnen symmetrisch gelegenen schwarzen Flecken;
unterer Saum der Infralabialia schwarz. Ein schwarzer dreieckiger
J. (i. Fiscliei', ITerpelologisclic Reinftrlvunyoii. 105
Fleck auf der Mitte des N'ordersauiiis der ersten fünf Bauclischilder, Diomicus
auf den dann folgenden fünf jederseits ein weniger deutlicher; letztere """'"''""''''■ ""
beide verlieren sich von da an allmählich in einen dunkleren Vorder-
rand der Bauclischilder; auch die unteren Schwan/schilder zeigen an
ihrer gemeinschaftlichen Naht einen dunkleren Saum, wodurch an der
Unterseite des Schwanzes eine schwach markierte dunklere Zickzack-
binde entsteht. Totallänge 1,01m; Schwanz 0,35 m.
Ein Stück (No. 5030 b) des Naturhistorischen Museums in
Braunschweig, eingesandt an dasselbe von Herrn Konsul Sarij in
C o b a n (G uatemala).
14. Leptognathus alternans sp. n.
aus Santos.
Taf. IV, Fig. 8,
Sq. 15; Oc. 2 — 2; Lab. ^Ao; -y^.— ; Te. 1 + 2 + 3;
Ve. 197 + 1 +
4. 5.
110
2
Charaktere. Schuppen glatt, diejenigen der dorsalen Mittel- Leptognathus
reihe nicht größer. Drei Paare Kinnfurchenschilder, diejenigen des ersten aiteruans sp. n.
Paares kaum länger als breit, seitlich von denen des dritten Paares ein
Schaltschild. Rötlichgran, jederseits mit einer Reihe (24 + 15) großer
ovaler dunkelbrauner Flecke, die mit einander abwechseln und sich weder
am Rücken noch am Bauche berühren.
Be Schreibung.
Form. Körper stark zusammen gedrückt, schlank, Kopf stark
abgesetzt, ziemlich hoch; Schwanz ein Drittel der Totallänge. Auge
groß, Pupille vertikal; Stirugegend gewölbt.
Kopfschilder. Rostrale wenig breiter als hoch, mit dem
oberen Rande gerade auf die Schnauzenfläche heraufreichend. luter-
nasalia klein, etwa ','4 ^0 groß wie die Praefrontalia. Frontale breit,
fünfeckig; vorderer Rand gerade, solang wie das ganze Schild, Seiten-
ränder wenig konvergierend, hintere unter stumpfem Wiukel zusanmi en-
treffend. Parietalia sehr groß, etwa so lang wie Frontale und
Praefrontalia zusammen, hinten abgerundet, die Außenecke des Vorder-
randes jederseits mit der Hälfte des oberen Praeokulare in Berührung. —
Nasale geteilt, das Nasloch liegt in seiner Mitte. — Frenale etw\as
höher als lang, an der linken Seite durch die Praeokularia von der
Orbita ausgeschlossen, rechts zwischen diesen zwei Schildern bis an
dieselben herantretend (Taf. IV, 8 b). Praeokularia schmal, das untere
lOG -T. G- Fischer, Ilerpotologisclie Bemei'kiing-en.
LeptoKnatims riilit auf dem 4. Labiale, das oljere reicht niclit ganz auf die Stirn-
aiternans sp^flji^che hcrauf uiid bleibt weit von der Außenecke des Frontale entfernt.
Zwei Post okular ia, das obere etwa doppelt so hoch wie das untere;
letzteres ruht auf der Naht zwischen dem sechsten und siebenten Labiale.
■ — Obei-lippenschilder 0, die vorderen etwas höher als lang, die hinteren
breiter als hoch; das vierte und fünfte begrenzen die Orbita von
unten. Zehn Paare Infralabialia, die des ersten Paares hinter dem
Mentale an der Kehlfurche zusammentreffend, die der ersten sieben
Paare mit (den zwei ersten) Kehlfurchenschildern in Berührung. Von
letzteren sind drei Paare vorhanden; diejenigen des ersten sind halb-
kreishh'mig ; an das Ende des Schildes der zweiten Reihe der linken,
und der dritten an der rechten Seite ist in dem bis zu den Lifralabialia
bleibenden Zwischenraum je ein viereckiges Schild eingeschaltet. —
Schläfenschup pen in drei Eeiheu, dasjenige der ersten besonders groCj.
Körperschuppen in 1 5 Läugsreihen, länglich oval, glatt, die-
jenigen der dorsalen Mittelreiche nicht gröfser, als die benachbarten.
Bauch Schilder ar. die Körperseiten heraufgebogen, ohne seitliche
Kiele. Analschild ungeteilt; untere Schwanzschuppen paarig.
Farbe. Grundfarbe der Oberseite rötlich grau, unten weiß.
Kopf hellbraun ; auf jedem Parietale ein großer dunkelbrauner hell-
gesäumter ovaler Fleck, und einzelne kleine dunkle Flecke und Punkte
unregelmäßig zerstreut auf dem hintern Teil des Frontale, dem Pvest
der Parietalia und der Temporalia. — Sechs Schuppen hinter den
Parietalia beginnt ein großer dunkelbrauner, vorn weißgesäumter Fleck,
der quer über den Nacken bis zu den Bauchschildern herabreicht und
sich rechts bis zur 12., links bis zur 15. Querreihe von Schuppen
erstreckt. Hinter ihm beginnt nach einem Zwischenräume von sechs
Schuppen jederseits eine Eeihe (24+15) großer länglich ovaler, dunkel-
brauner, schwarz gesäumter und dann weiß eingefaßter Flecke bis
zum Ende des Schwanzes. Dieselben sind etwa so lang — oder
wenig kürzer — wie die hellen Zwischenräume; diejenigen der einen
Seite wechseln mit denjenigen der anderen ab und verschmelzen
nirgends mit denselben, sondern lassen oben die Schuppen der
dorsalen Mittelreihe unberührt und steigen auch ventralwärts nur bis
zu den äußeren Enden der Bauchschilder herab. Lippen, Kehlgegend
und Ventral seile des Halses weiß. Vom zAveiten Viertel der Körper-
länge an zeigen sich auf den Bauchschildern erst einzelne, dann
Juiufiger dicke schwarze Längsstriche, die an verschiedenen Stellen zu
mehreren unregelmäßigen und oft unterbrochenen schwarzen Längs-
liinden zusammentreten.
Maße. Totallänge 02 cm; davon der Schwanz 107 mm.
J. Ct. Fisclier. Herpotologisclio Piomeikuiig-eu. 107
Durcli <lie Pliolidosis am iiüclisten verwandt mit Leptog. Copei Leptognathus
Gnth. von Surinam (Ann. & Mag. N. H. (4) IX, 187:2, pg. 30), der "^'^'"^'^"'^ ''^i'- "•
14G
aher eine gröüere Zahl von IJancliscliiUlern (Ve. 21 S + 1 + —^
nnd von Oberlippeuschildern 10 bis 11) liat. Die Flecke, durch
welche diese Art geziert ist, sind weniger zahlreich, als bei der
unsrigen (15 gegen 39) nnd bleiben nur in der Mitte und am Ende
des Körpers an beiden Seiten getrennt, während die übrigen zu Ringen
(die erste auch am Bauche) geschlossen sind.
Ein Exemplar, No. 857, meiner Piivatsannnlung. Gekauft von
einem Händler. Angeblich aus Santos.
15. Leptognathus albocinctus -w. n.
aus Californien.
Taf. IV, Fig. 9.
Sq. 15; Oc. 2-2; Lab. -^r; Te. 1 + 1+2; Ve. 178 + \ + ^.
Charaktere. Isodont. Keine Inte rnasalia. Schuppen glatt, Leptoguatim.s
in 15 Längsreilien, ohne Poren, diejenigen der dorsalen Mittelreihe nicht "i^ocinctus
gröPer als die benachbarten. Drei Paare Kinnfurchenschilder; die
Infralabialia des ersten Paares treffen hinter dem Kinnschilde zusammen.
Analschild ungeteilt. — BrauD, mit vielen schmalen weißen bis zum Bauche
herabgehenden Querbindeu. Unterseite braun und weiß marmoriert.
Beschreibung.
Form. Körper rundlich, schwach zusammengedrückt. Kopf
breit, abgesetzt mit steil abfallender Frenalgegend. Pupille elliptisch,
Schwanz abgesetzt, etwa ein Sechstel der Totallänge.
Zlllme. Die (9) Zähne des Ober- wie die des Unterkiefers nnd
des Gaumens nolimen von vorn nach hinten etwas an Größe zu.
Keiner steht isoliert, keiner ist gefurcht. Das Ende des Oberkiefers
ist eine hohe dünne Knochenplatte mit fast schneidendem Rande.
Kopfschilder. Rostrale dreieckig, so hoch wie breit, gerade
die obere Schnauzenfläche erreichend. — Internasalia fehlen. —
Praefrontalia groß, gewc'ilbt. — Frontale fünfeckig, anderthalb
mal so lang wie breit, so lang wie die Praefrontalia; die Seitenränder
sind parallel, der von den Hinterrändern gebildete Winkel ist wenig
größer als ein Rechter. — Parietalia groß, so lang wie die Ent-
fernung ihrer vorderen Kante von der Schnauzenspitze; ihre Außen-
ränder sind etwas eingebuchtet, die llinterränder sind abgestutzt und
108 "T- G. Fischer, ITcvpetoloüiselie Remorkiingeu.
Leptognatiras l)iklen zusammen eine gerade Linie; hinter der letzteren liegen zwei
aibocmctus (\^yq]^ besondere Gröf.'je ausgezeichnete Schuppen. — Supraorhi talia
vorn etwa halb so breit wie das Frontale, hinten etwas breiter. —
Die zwei Nasalia haben ziemlich dieselbe Größe. - — Das Frenale
ist fünfeckig, wenig länger als boch ; der obere Rand ist parallel dem
unteren, welcher auf dem zweiten und dritten Lippenschilde ruht. —
Zwei sehr kleine, dreieckige Praeokularia von gleicher Grciße ;
auch das obere liegt ganz an der Seitenfläche des Kopfes, ohne die
Stirnfläche zu erreichen. — Zwei viereckige Postokularia, von
denen das oljere größere teilweise auf die Stirnfläche übergebogen
und hier mit dem Vorderrande des Parietale in Berührung ist. —
Temporalia 1 + 1 + 2, dasjenige der ersten Picihe mit beiden
Postokularia zusammentreffend, und wenig größer als dasjenige der
zweiten Reihe. — Sieben Supralabialia; das vierte und fünfte
begrenzen von unten die Orbita, das sechste und siebente sind die
größten. — Von den neun (an der rechten Seite zehn) Infralabialia
stoßen diejenigen des ersten Paares an der Kinnfurche zusammen ;
das sechste ist jederseits das größte; die der ersten sechs Paare sind
mit Kinnfurchenschildern in Berührung. — Von den letzteren sind
drei Paare vorhanden, diejenigen des ersten etwa dreimal so lang wie
diejenigen des zweiten; die des dritten Paares sind unregelmäßig
sechseckig, und erscheinen in ihrer Lage gegen die vorhergehenden
verschoben, so daß ihre gemeinschaftliche, etwas schräge gelegene
Naht sich kaum als die Fortsetzung der Kinnfurche darstellt.
KörjK^rseliiijUH'ii glatt, ohne Poren, diejenigen des Mittelrückens
nicht größer, als die benachbarten. Bauchschilder ohne seitliche
Kiele, wenig an die Körperseite heraufgebogen. — Analschild
ungeteilt. Untere Schwanzschilder paarweise geordnet. Am Ende
des Schwanzes eine kurze kegelförmige Hornspitze.
Farl)e. Päicken und Seiten kastanienbraun, gekreuzt von (bis
zum After 17) weißen Querliinden, die in der dorsalen Mittellinie
eine Schuppe einnehmen, sich nach den Seiten herab verbreitern und
hier über zwei bis drei Schuppen erstrecken. Die erste dieser weißen
Querbinden liegt dicht hinter dem Kopf zwei Schuppen vom Ende der
Parietalia entfernt, und dehnt sich, seitwärts herabsteigend, nach vorn
über die letzten Oberlippenschilder sowie über die ganze Kinn- und
Kehlgegend aus. Manche dieser weißen Querbinden sind in der Mitte
des Rückens unterbrochen, in welchem Falle die beiderseitigen Hälften
mit einander abwechseln. — Am Schwänze finden sich sieben, ebenfalls
zum Teil in alternierende Seitenstreifen aufgelöste Querbinden. —
Bauchseite unregelmäßig braun und Aveiß marmoriert.
J. G. Fischer, Ilei'petologischc Beuierkungen. 109
Das offenbar iiocli junge Exemplar ist 25 cm lang, davon auf Lcpiogmitims
den Sclnvauz (),)l cm kommen. Es ist Eigentum des Naturliistorischen 'ii''0"nctus
Museums in Lübeck (No. 171)1), dem es aus San Francisco von Herrn
James Behrens eingesandt wurde.
Durch die zu zwei großen Schildern (Internaso-Praefrontalia
nach Peters) verwachsenen vorderen Kopfschilder erinnert unsere Art
sehr an einige Arten der Gattung Elapomorphus (El. coronatus Sauv.,
El. d'Orbignyi Schi., El. erythronotus Pets. , u. A.). Die isodonte
Bezahnung, das große Auge mit elliptisch - vertikaler Pupille, das
doppelte Nasale, das große Frenale, der Besitz von zwei Prae- und
zwei Post-Ocularia, so wie die geringere Zahl der Ventralia und der
Gesamthabitus veranlassen uns, sie nicht zu jener Gattung, sondern
bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Kieferbaues und der drei Paare
von Kinnfurchenschildern zu Leptognathus zu ziehen. Immerhin bleibt
dahingestellt, ob weiteres Material jene Verschmelzung der vorderen
Kopfschilder als eine individuelle Bildung darthun wird, Vv^as kaum
wahrscheinlich ist. Jedenfalls scheint, auch abgesehen von dieser
Form der Internasopraefrontalia, unsere Art von den übrigen bisher
bekannten Leptognathus-Arten verschieden zu sein.
Durch die Färbung erinnert sie zunächst an Leptog. fasciatus
Gnfh. aus Mexico. Bei diesem sind aber die Schuppen der drei dorsalen
Mittelreihen und diejenigen der Beckengegend gekielt, 17 Schuppen-
reifen vorhanden, und 2 Schläfenschuppen in der zweiten Reihe ge-
legen. — Der ebenfalls recht ähnliche Lept. Dumerilii Jan. hat
17 Längsreihen von Schuppen, Te. 1 + 2, breitere Kopfschilder, ein
kürzeres Frenale, keine großen Schuppen hinter den Parietalia etc.
16. Hoplocephalus Muelleri sp. n.
von Queensland.
Sq. 17; Oc. 1—2-, Lab.—, ^^ Te. 1 (2) + 3 ; guL 4; Ve. 118+1+38.
( I o . 4
Charaktere. Kopf mäßig breit, hinten platt und abgesetzt. Hopiocej-iiuius
Superciliargegend nicht vorragend. Frontale fünfeckig, zweimal so lang Mueiieri .sp. n.
wie breit. Zwischen den Kehlfurchenschildern des zweiten Paares eine
längliche Schuppe. Oben einfarbig graubraun; Lippen, Kinn- und Kehl-
gegend grau mit gelben Flecken auf den einzelnen Schildern. Bauch
gelbgrau, jedes Ventrale mit schwarzen, vom Hinterrande ausgehenden
länglichen Flecken.
110 J- tr. P'ischer, llerpetolugische Bemerkungen.
Beschr eibiiDg.
Hopiocopiiaius Form. Im ganzen gedrungen. Kopf hinten platt; abgesetzt
eu si). 11. ^^^^^^ Halse; Schwanz wenig abgesetzt, fein endigend, nicht ganz g
der Totallänge. Frenalgegend nicht vertieft; Superciliargegeud nicht
vorragend.
Kopfschilder. Rostralc wenig breiter als hoch, auf die
Schnauzen fläche heraufgebogen. luternasalia dreieckig mit abge-
stumpfter vorderer Spitze, halb so lang wie die Praefr ontalia.
Diese breiter als lang, hinten verschmälert, mit der vorderen Aufienecke
(die auf der linken Seite unseres Exemplars als besonderes Schildchen
abgetrennt ist) auf den hinteren Teil des Nasale heridjgebogen.
Frontale fünfeckig, zweimal so lang wie breit; die Seitenränder sind
parallel, die hinteren stoßen unter spitzem Winkel zusammen. Parietalia
grof?, ihre gemeinschaftliche Naht wenig kürzer als das Frontale; die
Außenränder sind gleichmäßig gekrümmt, die Hinterränder abgerundet;
die vordere Außenecke steht jcderseits mit dem oberen Postokularc in
Berührung. Nasale länglich, hinten zugespitzt, auf dem ersten und
einem Teil des zweiten Labiale ruhend; das Nasloch liegt etwas hinter
der Mitte. Frei^ale fehlt. Praeokulare groß, unregelmäßig vier-
eckig, auf dem '2. und 3. Labiale stehend, etwas auf die Stirnfläche
heraufgebügen, mit dem h'rontale nicht in Berührung. Von den zwei
Postokularia ruht das untere, größere, auf dem 4. und 5. Lippen-
schilde. Ein Temporale in erster Pieihe, von dem an der linken
Seite unseres Exemplars ein oberes kleineres Schildchen abgetrennt
ist, mit beiden Postokularia in Berührung; von den Schläfen schuppen
der zweiten Pieihe schiebt sich die untere, größte, ziemlich tief zwischen
die beiden letzten Labialia ein, ohne den Lippenraud zu erreichen;
längs des Außenrandes jedes Parietale liegen fünf Schläfenschuppeu;
drei andere begrenzen ihre Hinterränder. Supraorbitalia groß,
vorn nicht viel schmaler als hinten. Sechs Supralabialia, das
dritte größer als die zwei ersten, das 5. und 6. die größten. Das
Auge liegt über dem 3. und 4. Sechs Infralabialia, die des
ersten Paares an der Kinnfurche zusammen trefieud; die ersten vier,
allmählich an Größe zunehmend, mit den Kehlfurchenschildern in
Berührung, die zwei letzten etwas länger, aber niedriger als das
vierte. Die Kehlfurchenschilder beider Paare ziemlich von gleicher
Größe; die des zweiten Paares von vorn nach hinten auseinander
weichend, um eine längliche Kehlschup})e zwischen sich zu nehmen.
Körperschuppeu in 17 Längsreihen, glatt, ohne Endporen, die
der drei äußeren Reihen merklich größer als die übrigen. Auf die
Kehlfurchenschilder folgen fünf Reihen kleiner Kehlschuppen, 118
J. G. Fiscbur, llerpclulngische i5ciuerku!igcii. 111
IJauclischildcr, ein einfaches Anulscliiltl und 08 ungeteilte untere iioiiioccpiiaius
bcliwanzscniiaer. '
Farbe. Oben graubraun ohne Quer- oder Längsbindon an
Kopf und Körper. Unten grau; Lippen-, Kehlfurchenschilder und
Kehlschu})pen mit Ulugiichcn gelben Flecken, die sich auch auf den
zwei äuüersten Schuppenreilien des Halses finden. Bauchschilder je
mit 4 bis 5 verwaschenen schwarzen, von deren Hinterrande ausgehenden,
länglichen Flecken, deren Zahl sich nach hinten verringert, und die
sich auf den Schildern nahe vor der Aftergegend zu zwei undeutlichen
Längsreihen ordnen. Unterseite des Schwanzes hellgrau, mit ver-
waschenen schwarzen Flecken auf der Mitte und teilweise auch an
den Seiten der unteren Schwauzschilder.
Die Totallänge des vorliegenden Exemplars beträgt 202 mm.
davon der Schwanz 52 mm.
Von den bisher bekannten Arten ist die unsrige am nächsten
mit H. curtus Schi, verwandt, bei welchem freilich in der Regel 19
statt 17 Schuppenreihen gefunden werden. Das längere Frontale, der
Mangel der schwarzen Hautsäume der Schuppen und die geringere
Zahl der Ventralia und der unteren Schwanzschilder unterscheiden
sie hinlänglich von dieser, die letzteren Merkmale zugleich mit der
Zahl der Schuppenreihen, der Form der Frenalgegend, der Farbe etc.
auch von allen übrigen beschriebenen Arten.
Das beschriebene Stück war von Herrn Baron F. von Müller
aus Queensland an das Kögl. Naturalienkabinet in Stuttgart eingesandt
worden (No. 2377 dieser Sammlung).
17. Dinophis fasciolatus sp. n.
aus Westafrika.
Taf. IV, Fig. 10.
Sq. 17; Oc. 8 — 4; Lab. ^; Te. 1 ;
Ve. 21!) + y + ("\f^ + 1).
Charaktere. Schuppen in 17 Längsreihen. Acht Oberlippen- Diuophis
Schilder, davon das siebente das gröl.'ite, das achte miUug entwickelt, i'^-^^ioiatus
Nur ein großes Scliläfenschild, unter dessen hinterem Ende noch ein
(zwei) kleineres; jenes steht mit dem zweiten oberen Postokulare in
Berührung und reicht so weit nach hinten wie die Parietalia. Hinter
n>.
112 J. G. Fischer, Herpetologische Bemerkungen.
Dinophis den letzteren zwei gröfsere scliildälinliclie Scliuppen, die eine etwas kleinere
^''Tp°u^''^ zwischen sich fassen. Grün, mit vielen schwarzen von der Rückenmitte
aus schräge nach hinten absteigenden Querhindeu. Bauchschilder und
Schwanzschuppen schwarz gesäumt.
Beschreibung.
Form. Körper schlank, wenig zusammengedrückt. Kopf etwas,
Schwanz niclit abgesetzt; letzterer 'A der Totallänge.
Kopfsc'hilder. Unsere Art vereinigt in mehrfacher Beziehung
die Formen bisher bekannter Arten. In Bezug auf die oberen Kopf-
schilder, die übrigens bei allen Arten ziemlich dieselbe Form haben, sei
auf die Abbildung Tafel IV, Fig. 10 b verwiesen. — Es sind' drei
Prae- und vier Postokularia vorhanden; von ersteren ruht das
unterste, wie gewöhnlich, auf der Naht des dritten und vierten Labiale;
das oberste ist auf die Stirnspitze heraufgebogen uud trifft mit der
äuCieren Vorderecke des fünfeckigen Fontrale zusammen. Von den
Postokularia ruht das untere wie bei den übrigen Arten auf der Naht
des vierten und fünften Labiale; das oberste steh.t mit dem Vorder-
rande des Parietale in Berührung. — Acht Oberlippenschilder, von
denen das vierte wie gewöhnlich an's Auge tritt. Das siebente ist das
größte und steht oben mit dem ünterrande des Temporale, vorn mit
dem zweiten (unteren) Postokulare in Verbindung. Das achte, etwa hall)
so groß wie das vorhergehende, ist vom Ende des Temporale durch
eine dazwischen gelagerte größere Schläfenschuppe getrennt. Neun
Infralabialia ; die des ersten Paares stoßen an der Kinnfurche zu-
sammen; die fünf ersten grenzen jederseits an Kinnfurchenschikler.
Die beiden Paare der letzteren sind von gleicher Größe. Hinter den
Enden des zweiten liegt eine kleine Kehlschuppe.
Körperschiippeu glatt, an den Seiten wie gewöhnlich schmal,
in ansteigenden Reihen geordnet; diejenigen der äußersten Reihe
größer, rhombisch, diejenigen der Mittelreihe, ebenfalls größer als die
benachbarten, füufeckig. Die Zahl der Längsreihen beträgt sieben zehn,
und ist am Halse dieselbe wie am Körper; erst am letzten Drittel
des Rumpfes verringert sich die Zahl derselben auf 15, später auf 18.
Bauchschilder 219, davon die zwei ersten sehr klein; sie sind
seitlich etwas heraufgebogen, jedoch ohne Kanten. Das Anale ist
geteilt. Schwanzschuppen in 120 Paaren. Am Ende des Schwanzes
eine kleine kegelförmige Hornspitze.
Farbe. Blaugrün. Vom Halse an — etwa nach drei Kopf-
längen beginnend — zieht sich längs des Körpers eine große Zahl
schwarzer A-förmiger Querliuien, welche, in der Rückenmitte beginnend,
Durch den Besitz eines einzigen sehr langen Temporale nnd
dreier größerer schildähnlicher Schuppen hinter den Parietalia erinnert
unsere Art an D. Jamesonii Traill. und D. Welwitschii Gnth.
Beide sind aber durch den Besitz von nur 13 Längsreihen von
Schuppen verschieden. Auch die durch einen Zwischenraum von zwei
Schuppen getrennten , nach hinten schräge absteigenden schwarzen
Querbinden unterscheiden unseren fasciolatus von Welwitschii
und Jamesonii. Wenn auch einzelne Exemplare der letzteren Art
(No. 381 des Hamburger Museums) schwarze, durch die hinteren
Schuppensäume gebildeten Querlinien zeigen, so steigen diese in der
Mitte der Körperlänge nicht nach hinten, sondern nach vorn schräge
herab und sind durch keine Zv/ischenräume ungesäumter Schuppen-
reihen getrennt. — Die drei übrigen bisher bekannten Arten besitzen
im Gegensatz zu der unsrigen zwei vordere bis an die Postokularia
reichende Temporalia. Außerdem liegt bei diesen drei Arten hinter den
Parietalia eine Reihe kleinerer (nicht drei größerer) Schuppen. Bei
denselben ist ferner das, vorletzte Labiale klein und reicht nicht bis
an die Postokularia und es fehlen ihnen die dunklen nach hinten
schräge absteigenden Querbinden.
Ein Exemplar, No. 862 meiner Privatsammlung. Gekauft vom
Lehrer Herrn Th. Wiintram, der es von einem Missionsprediger aus
Westafrika — • ohne nähere Angabe des Fundorts — erhielt.
Totallänge 48cm; Schwanz 16cm.
• Nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse ordnen sich die
jetzt bekannten Dinophis -Arten in folgende zwei Gruppen :
9
sp. n.
J. G. Fischer, Ilerpetologische Bemerkungen. 113
mit ihren Schenkeln schräge nach hinten absteigen. Sie werden Dinopiüs
durch die schwarzen Säume abwechselnder Querreihen der i''«ci'^ia,tu.s
Schuppen gebildet, so daß sie je durch einen Zwischenraum
von zwei Schuppen von einander getrennt sind. Vom dritten
Viertel der Rurapflänge an werden diese Querlinien dadurch undeutlich,
daß alle Schuppen einen schwarzen hinteren Saum erhalten, wodurch
hier eine unregelmäßig netzförmige Zeichnung entsteht. Die Bauch-
schilder haben einen dunkleren hinteren Saum, der bei den vorderen
nur schwach angedeutet ist, nach hinten immer dunkler und endlich
tief schwarz wird. Jede der unteren Schwanzschuppen ist ringsum
tief schwarz gesäumt. Die kleine Hornspitze am Ende des Schwanzes
ist rein Aveiß. — Die oberen Kopfschilder sind in geringem Grade,
die seitlichen, namentlich die Infralabialia, stark schwarz gesäumt.
114 J- G. Fischer, Herpetologische Bemerkuugen.
Dinoiiiiis I. Niir ein an die Postokularia stoßendes Temporale, so weit
^"^^sTn*^^^ nach hinten reichend Avie die Parietalia; hinter den letzteren drei
größere schildähnliche Schuppen; das vorletzte Labiale sehr groß, an
die Postokularia stoßend.
a. 13 Längs reihen von Schuppen.
1. 220 Bauchschilder; acht Supralabialia; die schwarzen Hintersäume
(wenn solche vorhanden) der aufeinander folgenden Schuppenreihen
bilden in der Mitte des Körpers nach vorn absteigende Querhnieu,
ohne Zwischenräume ungesäumter Schuppenreihen : D. Jamesonii
Traill.
2. 213 Bauchschilder; sieben Supralabialia; einfarbig grün oder mit
einzelnen gelben Flecken: D. Welwitschii Gnth.
b. 17 Längsreihen von Schuppen.
3. 219 Bauch Schild er; acht Supralabialia; die schwarzen Säume
abwechselnder Schuppenreihen bilden Querbinden , welche in der
Mitte des Körpers nach hinten absteigen. D. fascio latus Fisch.
IL Zwei an die Postokularia stoßende Temporalia; hinter den
Parietalia eine Reihe nicht durch besondere Größe ausgezeichneter
Schuppen; vorletztes Labiale klein, nicht bis zu den Postokularia
reichend.
4. 17 bis. 11) Schuppenreihen; 225 bis 270 Bauchschilder; das obere
Temporale reicht so weit nach hinten, wie die Parietalia: D.
angusticeps Smith.
5. 10 Schuppenreiheu; 20G Bauchschilder; das obere Temporale der
ersten Reihe reicht nicht so weit nach hinten wie die Parietalia:
D. intermedius Gnth.
6. 23 Schuppenreihen; 258 Bauchschilder; das obere Temporale
der ersten Reihe reicht nicht so weit nach hinten wie die
Parietalia : D. p o ly 1 e p i s Gnth.
Aus vorstehender Uebersicht ergiebt sich übrigens als wahr-
scheinlich, daß nach einer Vergleichung eines größeren Materials
mehrere Arten nur den Wert von Varietäten behalten dürften. Das
dürfte insbesondere von angusticeps und polylepis gelten, nachdem
Peters (Mossamb, Amph. 137) bei einem zu der ersteren Art gezogenen
Stücke an verschiedenen Stellen des Körpers 21,23 und nahe dem
Kopfe 25 Schuppenreihen gezählt hat. — Wenn außerdem Formen
aus der Gruppe I gefunden werden sollten, bei denen ein zAwites
vorderes, die Postokularia berührendes Temporale als durch Längs-
iT. G. Fischer, Tlcrpeiologischc ücincrkuugen. 115
teilung des großen vorletzten Labiale entstaiuleii iiacligewiesen wiii'de, Dinophis
so würden die Unterschiede zwischen (Iruppe I nnd II /um größten i'^^'-'^'^^^tus
Teile verschwinden. Die l)ei Stücken derselben Art nachgewiesene
Variabilität in der Zahl der Augenschilder und der Ventralia würde
sogar die Vermutung nahe legen, daß die bis jetzt unterschiedeneu Arten
höchstens als Varietäten einer und derselben, im Osten wie
im Westen des tropischen Afrika vorkomincnden Species zu
betrachten seien.
18. Naja haje L. Yar. leucosticta Fisch.
'J'af. IV, Fig-. 11.
Das Naturhistorische Museum in Hamburg besitzt eine west- Xaja haje
afrikanische Varietät von Naja haie L., die sich in mehreren Punkten , ^- ^f.^\
<> J ^ ^ ^ leucosticta
von den bisher beschriebenen Formen nnterscheidet. Dabei zeigen die Fi.sch.
sechs vorliegenden Exemplare [yow Cameroons, vom Gaboon und von
Ogowe) eine so große Übereinstimmung, daß die Vermutung, es handele
sich um eine individuelle Abweichung, völhg ausgeschlossen erscheint.
Ein Vorder-, drei Hinteraugenschilder. Sechstes Oberlippenschild
mit den zwei unteren Postokularia in Berührung. Drittes und viertes
Supralabiale an die Orbita reichend. Längs des Außenrandes der
Parietalia zwei längliche Schilder. — Am Anfange des Halses 28, in
der Mitte des Körpers 10, nahe dem Schwänze 13 Längsreihen von
Schuppen. — Mehr als 220 ßauchschilder, ein ungeteiltes Anale, (U bis
71 Paare unterer Schwanzschilder, auf welche letzteren eine unpare
kegelförmige Llorn spitze folgt.
Schnauze bräunlich. Oberkopf, Päicken und Oberseite des
Schwanzes schwarz. Ii^inzelne Rückenschuppen mit weißen Flecken an
ihren seitlichen Grenzen; dieselben ordnen sich an jüngeren Exemplaren
am Hinterrücken zu einer großen Zahl dicht stehender, nur um eine
Schuppenreihe getrennter, quergestellter weißer Halbringe (Taf. IV,
Fig. 11 d.) Seiten des Kopfes gelblich. Die fünf letzten Ober- und
Unterlippenschilder, sowie die vorderen Schläfenschuppen gelb mit
hinterem schwarzen Saum. Kinn, Kehle und erstes Dritteil des Halses
weiß, letzteres unten mit 4 bis 5 breiten schwarzen Querbinden. Vom
zweiten Dritteil an ist die ganze Unterseite sclnvarz. — Die einfache am
Ende des Schwanzes stehende kegelförmige Hornschuppe weiß mit
schwarzer Spitze. — Bei einem Exemplar (No. 4280, vom Gaboon) sind
auch die letzten sieben Paare Subkaudalia weiß mit schwarzer Einfassung.
116
J. G. Fischer, Ho.rpetolopische Bemerkungen.
Naja haje
L. Var.
leucosticta
Fisch.
Durch die Färl)in'ig <les Rüclieris, der lioraigeii Schwanzspitze,
der Lippenscliihler, sowie durch die große Zahl der Rauchschikler
unterscheidet sich die Var. leucosticta von allen hisher heschriehenen
Formen.
3Iaße.
No.
Fundort.
Gul.
Vent.
An.
Scand.
Totallänge
in m.
Schwanz
in m.
7299
Cameroon.
o
227
1
f^'
0,522
0,086
7300
»
3
228
1
f-
0,536
0,09
7301
n
3
227
1
67 ,
0,518
0,092
7302
n
3
229
1
67 .
0,519
0,095
7048
Ogowe.
3
226
1
f+^
0,565
0,095
4280
Gaboon.
3
227 + Va
1
^^^
1,245
0,225
Hinter dem Giftzahn stehen hei allen Stücken dicht hinter ein-
ander zwei kleine solide Zähne. Der von Peters (^Moss. Aniph. 137)
als Gattuugscharakter von Naja aufgeführte Besitz von einem soliden
Zahn hinter dem Giftzahn gilt nur für die asiatische Form (tripudians).
Vergl. meine Bemerkung hierüber in Familie der Seeschlangen,
Hamburg 1856, pag. 22.
19. Trimeresurus Schadenbergi sp. n.
von Mindanao.
Sq. 21; Lab. \^r'\\\ Ve. 173—175; A. 1; Sc. ^'^~^^.
11 — 13 2
Trimeresurus Charaktere. Zweites Oberlippenschild begrenzt vorn die Gesichts-
schadenbergi gTube. Ueber dem Rostrale ein oder zwei Schildchen zwischen den
^^' ^' Supranasalia. Obere Kopfscliilder klein, glatt. Körpersclmppen nach
dem ersten Drittel der Länge in 21 Längsreihen; nur diejenigen das
J. (i. Fischöl-, Ilerpctologisclii; ncinoikiingi'ii. 117
Rückens leiclit gekielt, die der äiiüeren Reihen glatt. — Oben grün mit T.imeresums
unregelmillUg- braunen Querbinden, nnten scliwarzgrau ; an jeder Seite ^'' '']^^^_\^'^'
eine Fleckenbinde von mit einander abwechselnden gelben und tiefbraunen
Flecken.
Beschreibung.
Form. Körper stark zusammengedrückt; Kopf abgesetzt, über
der Augengegend hoch, nach hinten seitlich abgerundet, Schnauzen-
gegend oben etwas vertieft. Schwanz .5V2 bis 0 mal in der Totallänge
enthalten, am Ende mehr oder weniger eingerollt, als Greifschwanz
nicht so entwickelt, wie bei anderen Arten.
Schui>peii lind Scliilder. Schuppen des Oberkopfes klein, voll-
kommen glatt, diejenigen auf der Schnauze wenig größer als die des
Mittelkopfes. Schläfenschuppen, Schuppen der Kehle und der Hals-
seite vollkommen glatt, spiegelnd. — Über der Spitze des Rostrale,
zwischen den ovalen Supranasaha, hegen entweder zwei oder ein
einzelnes Schildchen. Auf das Supranasale folgen jederseits längs
des Canthus drei kleinere Schildchen bis zum Vorderrand der
Orbita. — Superciliarschilder etwa 2 mal so lang wie breit (bei
einem Exemplar je in zwei Schildchen (piergespalten). — Oberlippen-
schilder 10 bis 11; das zweite bildet bei allen Exemplaren die
vordere Begrenzung der Gesichtsgrube, das dritte ist wie gewöhnlich
das größte und reicht bis zum Suborbitale hinauf. Bei einem
Exemplar ist dies auch mit dem kürzeren aber fast ebenso hohen
vierten der Fall, das aber bei anderen Stücken ebenso wie das fünfte
durch eine Reihe Schuppen vom Suborbitale getrennt wird. Vom
fünften an nehmen die Oberlippenschilder ziemlich gleichmäßig an
Größe ab. Von den 11 bis 1.3 Paaren Unterlippen schildern
stoßen die des ersten Paares hinter dem großen dreieckigen Mentale
an der tiefen Kehlfurche zusammen, die der ersten drei Paare sind
jederseits mit dem großen (ersten) Kehlfurchenschilde in Berührung.
Vom dritten bis zum achten sind die Infralabialia von ziemlich gleicher
Größe, um dann nilmählich kleiner zu werden. Auf das erste Paar
großer Kehlfurchenschilder folgen noch C bis 7 Reihen kleinerer Kehl-
schuppen, von denen die vorderen noch das Ende der Kehlfurche
zwischen sich fassen und paarweise an der letzteren liegen, während
die folgenden unregelmäßig quer gelagert sind und wie zerteilte Bauch-
schilder erscheinen. — Unter dem Auge liegt, wie bei anderen Arten
dieser Gattung, ein langes und schmales Suborbitale, das sich hinter
der Orbita etwas in die Höhe zieht, und dem hier zwei kleine Post-
okulari.'i als Fortsetzung dienen. Die Schliifcnschuppen sind unregel-
sp. n.
]]g J. G Fisflier, Herpetolog-iscbe Bemorknngeii
Trimeresiirus mäßig fünf- oder secliseckig, glatt und etwa doppelt so groU wie die
Sohadenbergi {W^q^- dieser Stelle liegenden hinteren Kopfscliuppen.
Körperscliiijipeii in der Mitte des Körpers in 31 Längsreihen,
länglich oval, nach dem Bauche herab größer und viereckig; nur die-
jenigen der 0- — 11 dorsalen Mittelreihen sind deutlich aber sehr
schwach gekielt; die Kiele werden nach den Seiten herab immer
schwächer; in der Mitte der Körperlänge sind die Schuppen der drei
bis fünf äußeren Reihen ohne jede Spur von Kielen.
Fai'be. Oberseite dunkelgrün, Hals und Rücken gekreuzt von
zahlreichen tiefbraunen unregelmäßigen Querbinden. Letztere nehmen
meist eine bis zwei Schuppen ein, lösen sich an vielen Stellen (bei
älteren Stücken) in Flecke auf, oder anastomosieren mit einander. Rire
seitlichen Enden reichen nicht ganz bis auf die Bauchschilder herab,
sondern treffen meist auf die gleich zu erwähnenden gelben Flecke,
welche, mit schwarzbraunen abwechselnd, an jeder Seite des Bauches
in einer Reihe liegen. Bei den kleineren Exemplaren bleibt die Natur
der Querbinden besser erhalten und eine Auflösung in Flecke, eine
Verzweigung derselben, wird hier viel seltener beobachtet. Schwanz
oben mit Querbinden, unten braun und grün marmoriert; das Ende
ist bei jüngeren F'.xemplaren gelb.
Oberseite des Kopfes dunkelgrün mit vielen zerstreuten und
unregelmäßig geformten schwarzen oder tiefbraunen Flecken. Vom
Auge zieht sich eine breite, zwei Reihen Schläfenschuppen einnehmende
und die hinteren Oberlippenschilder säumende dunkelbraune Binde
7.um Ende der Mundspalte. Ober- und Unterlippe gelb, doch ziehen
sich durch dieselben zwei tiefbraune breite Binden senkrecht herab,
die erste von der Gesichtsgrube aus, die zweite vom Auge abwärts
durch die an der Mitte der Lippenhälften liegenden Schilder. Kinn-
und seitliche Kehlgegend gelb und dunkelbraun marmoriert.
Die Bauchseite ist dunkelgrau, die äußeren Enden der Ventralia
von tieferem und mehr bräunlichem Ton. Längs jeder Seite, auf der
äußersten und der vorletzten Schuppenreihe zieht sich eine Reihe von
hellgelben und von tiefljraunen Flecken, die mit einander abwechseln;
letztere sowohl wie jene nehmen eine bis zwei, selten mehr, Schuppen
ein und geben durch den scharfen Gegensatz ihrer Farben dem Tiere
ein sehr charakteristisches Aussehen. Bei jungen Exemplaren sind
die tiefbraunen Flecke kleiner als die gelben und nehmen häufig nur
eine (die letzteren 3 — 5) Schuppe ein, wodurch, mehr als bei alten
Stücken, der Anschein einer gelben, oft durch schwarze Punkte unter-
brochenen Seitenbinde entsteht.
J. G. Fisclici', llerpetulogische Bcinerkungen.
Mafse.
119
Schuppen-
reiheu
Bavich-
scliildei-
Schwanz-
schilderpaare
Totallänge
in cm
Schwanz
in cm
a.
21
175
G9
72
18
b.
21
173
69
51
8,4
c.
21
175
68
33
6
Drei Exemplare, No. 1257 und 1258 des Kgl. Zoolog. Museums
in Dresden, gesammelt auf Süd-Mindanao von Herrn Dr. Seliadenberg.
Die beschriebene Art scheint am nächsten verwandt zu sein
mit Tr. Jerdonii Gnth. (Proc. Z. Soc. Lond. 1875, 231). Auch
diese Art hat 21 Schuppenreihen und das zweite Oberlippenschild
bildet die vordere Grenze der Zügelgrube. Doch ist die Zahl der
Bauchschilder und Schwanzschuppen verschieden, die oberen Kopf-
schilder sind noch kleiner, als bei unserer Art (fast körnig) und statt
brauner , bis fast zu den Bauchschildern herabreichender schmaler
Querbinden auf grüner Grundfarbe zeigt diese Art eine Vertebral-
reihe unregelmäßig rhombischer Flecke, sowie eine zweite längs der
Bauchseite.
Trimpresui'u.s
Sohadenhergi
sp. u.
Bezeichnung der Abbildungen.
Tafel 1.
Fig. 1. und 2. Chafiiielitliy s georgianus Fisch., S. 50.
1. Der ganze Fiscli in halber Größe.
2. Kopf, von oben gesehen.
2a. Schematische Darstelhmg der Flossenstralen und deren Träger.
— V. Wirbelkörper; A., A. und D. D. die beiden neben einander
liegenden Hälften eines Strals der Analflosse resp. der Eücken-
flosse ; a, a Gelenkköpfchen der Flossenstralen, den Gelenkpfannen
des Flossenstralenträgers (cc) entsprechend. Vgl. die Note auf S. 51.
Fig. 3 und 4. Sclerocottus Sehr ade ri Fisch., S. 58.
3. Das ganze Tier in natürlicher Größe.
4. Kopf von oben gesehen, viermal vergrößert.
Tafel 11.
Fig. 5. Dascylhis carneus Fisch. S. 71.
„ 6. Monacanthus fuscus Fisch. S. 75.
„ 7. Ilautstachel aus der Mitte der Kehlgegend von Tetrodon (Hemi-
c o n i a t u s) g u 1 1 i f e r Bennett, viermal vergrößert. S. 76.
„ 8. Gott US macu latus Fisch, in natürlicher Größe. S. 78.
„ 9. Gymnelichthys antarcticus Fisch., in natürlicher Größe. S. 61.
„ 10. Trachinus lineolatus Fisch., in natürlicher Größe. S. 67.
Tafel 111.
Riopa gracilis Fisch. Oberseite des Kopfes, viermal vergrößert. S. 85.
Riopa Schadenbergi Fisch, desgleichen, zweimal vergrößert. S. 87.
Euprepes Pantaenii Fisch. — a: Oberseite, b: Seitenansicht des
Kopfes, zvireimal vergrößert. S. 88.
Geophis Schadenbergi Fisch. ■ — a: Oberseite, b: Seitenansicht,
c: Unterseite des Kopfes, IW^ mal vergrößert. S. 93.
Enicognathus bilineatus Fisch. — a, b, c wie vorhin, zweimal
vergrößert. S. 98.
S c a j) h i o p h i s a 1 b o p u n c t a t u s Fets. — a : Oberseite des Kopfes ;
b: Seitenansicht von Exemplar 7298; c: desgleichen von Exemplar
7299 (Verschmelzung des Frenale mit dem Postnasale); d: untere
Ansicht des Kopfes. (Alle Figuren in zweifacher Vergrößerung).
S. 100.
Fig.
1.
V
2.
V
3.
4.
Bezt'ichnuni;' der Aliliildiiiij^-en. 121
Tafel IV.
Fig. 7. T>ro 111 icus cocr ii 1 c us Fl'^cJi. S. 103. cu I). <:: Ausichtcu ili's Kopfes,
(l: Seiteiiiinsiclit aus der Mitte des l!niii|ilcs ; alle l'^iguren in
iiatiirlielier (ir(')ße.
„ 8. Ii e ))t o^'ii a tlins all-eriians Fisch,. S. 105. a, h, c. Ansieliten des?
Ko]ifes, zweimal vergrößert.
,, 9. L ep togua tu US albocinctus Fisch. JS. 107. a, b, c wie in Fig. 8,
viermal vci'größert.
„ 10. Diiinphis fas eil) latus Fisch. S. 111. a: Seitenansicht; h: obere
Ansicht des Ko])fes; c: Seitenansicht aus der Mitte des Iiiiinpfcs;
r V(n-n, /? liiiiten. — Alle Figuren in zweifacher Vergrößerung.
„ 11. Naja haje L. T'rtr., leueosticta Fisch., S. 115. a, &, c Ansichten des
Kopfes: d: Seitenansicht aus der Mitte des Euinpfes.
.I.(i. Fischöl'. .Ii'hlhv()l()(|i.sch(' iHnacrkunjicii. Ziiiii lici'iclil iilnr il;is Xaliirliistdrisi'lic .Musfuiii zu HainUui'n fiir löiik
.1. tir.Fi.scliei', .I( htli. ii horpot. Bcinorkungon.
Zum Ilci'it'ht über das Xatuilüstimscht' Museum zu Ilarahun) l'ür lu84'.
Fig.}).
Tar.IT
Fl,/ W hr:{
"h
Wr^immo^ ^ol
^+v, fi«,,t« nr-Ti^;-!
.I.Ci.riscluT. ,l(htli 11 lii-r|ir| ricnu'i'kuiuH'U
Zniii Uci'irhl iiliiMMliis Xalurliistorisilu' Museum zu Iluniluu'ij liir Unit.
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Fi;j. I.
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Fir,A.
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I.aAiifilvrrfMiill":
Jalubich (\t>i> HamV.iu'ij. ivn.ssoiisch. Anstalteiv IT, I8u5.
.1. (i. Fiscilor. .Ichlh.ii. lioppct. IU'iui'i'kuii()cii.
Zum r.i'iuht ülici- (Ins Xatui'liisloi'isL'he Mii.seiuu zu llamlmiHi tür lilßk
Tar.u:
l'i(f. /.
:.:£x^^
Fia.-'J.
Fi (f. lü.
Vifj. II.
$$f^>.
iiH-AastvSCHuller.Jena-
.lalu'Uiuli »Icr llaiuburjj. wisscusch. Aiislaltcn II, liitJö.
Megaioglossus Woermarini
eine neue Form
makrogiosser Fledermäuse
von
Prof. i)r. Pageustecher^
Mit einer Tafel in Farbendrucke.
IN eben den, in einem vorausgegangenen Aufsatze aufgeführten
Fledermäusen aus dem Massailande in Ostafrika hat das Museum in
letzter Zeit durch verschiedene Keisende westafrikanische von Gaboon
und vom Rio-Pongo erhalten. Alle diese gehören bereits beschriebenen
Arten an.
Hingegen befand sich unter den von Herrn H. Soyaux auf
Sibange-Farm gemachten Sammlungen eine neue und höchlich über-
raschende Form, eine langzüngige fruchtfressende Fledermaus in einem
einzigen Exemplare, einem hochträchtigen Weibchen. Man weiß, daß
die fruchtfressenden Fledermäuse in Afrika durch nicht wenige kurz-
züngige Formen vertreten sind. Namentlich ist die Gattung Epomophorus
ganz westafrikanisch, Cynonycteris zumeist afrikanisch. Die Gruppe
der makroglossen fruchtfressenden Fledermäuse hingegen ist bis dahin
weiter westlich als das Himalayagebirge nicht gefunden worden. Sie
ist überhaupt an Arten sehr arm. Die von Dohson aufgestellten
vier Gattungen haben jede deren nur eine. Notopteris kommt den
Fidji-Inseln zu, Melonycteris Neu-Irland und Duke of York, Eonycteris
Moulmein und Birma, während Macroglossus eine ziemlich weite
geographische Verbreitung hat, vom Himalaya an über Hinter-Iudien
und die Sunda bis Nordwest-Australien und vielleicht Neu-Irland.
Diese Fledermäuse lecken mit einer vorn mit rückwärts gerichteten
harten Papillen besetzten, in der Mitte mehr gepflasterten Zunge die
Oberhaut von Früchten weg und dann deren Fleisch und Saft,
während ihre schmalen und kaum das Zahnfleisch überragenden Back-
zähne im Kaugeschäfte nur sehr Avenig leisten kcinnen. Man kcinnte
sie statt Fruchtfresser passend Fruchtlecker nennen.
Zwei Gattungen, Notopteris und Eonycteris, haben den Zeige-
finger ohne Kralle, womit sie der großen Mehrzahl der Microchiroptera,
insbesondere denjenigen, welche Insekten im Fluge jagen, äholicher
10(5 Pageiistecher, Megaloglossus Woermanni.
werden und unter den Megacliiroptera, Frugivora der meisten Autoren,
nur in Cephalotes Gesellschaft finden. Die beiden anderen Gattungen
haben, gleich dem Ptcste der Megachiroptera, die Zeigefingerkralle und,
indem diese die des Daumens unterstützt, mehr Fähigkeit in den
Bäumen uniherzuklettern, auch leichtere Bewegung auf dem Boden.
Diesen Gattungen mit Zeigefingerkralle schließt sich die neue
westafrikanische Art an, auch dadurch, daß ihre Zwischenkieferhälften
unter einander verwachsen sind. Wäre nicht von Macroglossus durch
TJohson Melonycteris generisch abgetrennt worden, auch schon durch
Jiamsay als Chiropteruges von Pteropus, so würde man sich auch für
die afrikanische Art mit der Gattung Macroglossus haben beholfen können.
Die Diagnose von Macroglossus ist: Schwanz kurz (derselbe
hat in Wirklichkeit drei Wirbel, den letzten als Unterlage eines
Knötchens der Haut), Flughaut von der Basis der vierten Zehe; von
Melonycteris: Schwanz fehlend, Flughaut von der Basis der dritten
Zehe, bei gleichen Zahnzahlen.
Dagegen stellt sich unsere neue Gattung folgendermaßen:
Megaloglossus: Schwanz mit zwei gegen das Os sacrum und
unter einander beweglichen, aber gänzlich versteckten Wirbeln, der
zweite verkümmert, Flughaut mit 3 Fältchen von der Basis der
zweiten und der dritten Zehe.
In dem einen Merkmal vermittelt also die Gattung Megaloglossus
zwischen Macroglossus und Melonycteris, im anderen entfernt sie sich
weiter von Macroglossus als Melonycteris. Sie nähert sich in der
Anordnung der Gaumenfalten, indem die zwei letzten gespalten sind,
mehr Melonycteris.
Es ist nicht unwarscheinlich , daß auch die neue Art allein in
ihrer Gattung steht und man wird dann Gattungscharakter und Art-
charakter vielleicht überhaupt nicht zu trennen in der Lage sein.
Jedenfalls wird man für jetzt über das obige mit Sicherheit nicht
hinaus gehen können.
Nach nachfolgender Tabelle liält die neue Art in der Größe
die Mitte zwischen Macroglossus minimus Geoffr. und Melonycteris
melanops Dol)s.
Macroglossus Megaloglossus Melonycteris
mmimus J Woermanni $ melanops J
incl.
Schwänzchen
Körperlänge von Nasenspitze an 8;^ mm 90 mm 120 mm
Länge des Schädels 26 „ 29 „ 38 „
Entfernung von Augenmitte bis Schnau-
zenspitze 13 „ 15 „ 19,5 ,,,
Paefenstoclior, Meojaloglossus Woornianni. 127
Macroglossus Mcgaloglossus Mcloiiycteris
miiihims J Wofruraiini $ ]ih'Iuiii)])S 5
iucl.
Schwän/clion
Entfernung von Aiigenniitte bis zum
unteren Winkel der Ohröfi'nung . . .\9. nun 11 mm K»,;') mm
Länge der Zunge 21 „ ~l^ „ 28 „
Höhe der Ohröffnung 12 „ 13), 1 <"> „
Vorderarm 38 „ 45 „ 02 ,.
Daumen mit seinem Metacarpus ... .15 „ 19 „ 2') „
Dritter Finger 70 „ 80 „ 130 „
Fünfter Finger 55 „ ijG „ 8-"j ?,
Unterschenkel 17 „ 20 ,. 28 „
Fuß ohne Sporn 10,5 „ 12 „ 18
Rechnet man alle genommenen Maße jeder Fledermaus zusammen
und dividirt durch die Zahl der Maße, so hat Megaloglossus das
1,21, Melonycteris das 1,54 fache von Macroglossus. Über diesen
Durchschnittsfaktor gehen bei Megaloglossus hinaus die Zunge mit
1,83, die Schnauze mit 1,33 und der Daumen mit 1,20, bei Melonycteris
der dritte Finger mit 1,85, der Fuß mit 1,71, der Daumen mit 1,00,
der Unterschenkel mit 1,05, der Vorderarm mit 1,03. Megaloglossus
ist hiernach die größtzungige Macroglosse und zum Klettern gut geeignet.
Der Fersensporn ist größer als bei Macroglossus.
Was die Zähne betrifft, so hat die neue Fledermaus die Formel
der beiden anderen Gattungen:
2 + 3 + 1 + 4 + IJhJ^ + 2
3 + 3+1+4 + 1 + 3 + 3
Die oberen Schneidezähne sind fast aequidistant, in der Mitte
wenig weiter von einander entfernt, die Krone der unteren ist in zwei
körnerartige Lappen getheilt , der obere Eckzahn hat, wie bei den
anderen Gattungen die vordere Einne, in welcher der untere gleitet.
Der erste obere Lückzahn ist vom Eckzahn deutlich getrennt, wie bei
Macroglossus, während er bei Melonycteris dichter an diesen rückt.
Die beiden folgenden Lückzähne sind im vorderen Theile gut entwickelt
und etwas hakig gespitzt, während Ijei Macroglossus der vordere,
hakige Teil früh abschleift und bei Melonycteris der Zahn mehr im
Ganzen und plumper sich zuspitzt. So ist namentlich der zweite obere
Lückzahn recht kräftig. Die Jochbogen sind weniger nach außen ge-
drängt als bei Macroglossus und setzen sich vorne etwas höher an.
Die Umrandung der Naslöcher steht im ganzen minder vor als
bei Macroglossus, Die Naslöcher werden theilweise überdeckt von einem
128 Paopnsteclier, Meofaloolossus Woermanni.
deutliclien Zipfel des oberen oder inneren Randes. Die Oberlippe ist
breiter, plumper als bei Macroglossus, ihre Mittelkerbe eher tiefer.
Die Zunge, indem sie die gleiche Ljlnge hat, wie die des erheblich
größeren Melonycteris, auch ähnlich breit und dicker, viel massiger als
bei Macroglossus ist, hat mich zu der Gattungsbenennung Megaloglossus
veranlaßt. Sie ragt schon beim ungeborenen Jungen aus dem Munde
hervor. Ihr Mittelfeld mit einem Pflaster von Platten, jede mit
drei nach hinten gerichteten Zähnen, hat fast die Ausdehnung wie bei
Melonycteris, namentlich eine größere Breite als bei Macroglossus.
Haar dicht, weich, dunkler als bei Macroglossus, umbra- braun, auf
der Unterseite graubraun, Flughäute dunkelbraun. Zitzen groß, an den
Brustseiten, ungefähr in der Höhe des Ellenbogens.
Nach dem um unser Museum, insbesondere für west-afrikanische
Thiere, so hoch verdienten Herrn Adolf Woermann habe ich diese
Fledermaus Megaloglossus Woermanni zu nennen mir gestattet. Sie
wird als ein Beweis einer gewissen alten Fauualbeziehung zwiscl)en
westafrikanischen und malayischen Gegenden betrachtet werden können,
wie er ähnlich in den anthropomorphen Afteu vorliegt, hier mit einer
Ausdehnung nach Polynesien, wie sie für Fledermäuse möglich ist.
Wahrscheinlich wird sich das Thierchen weiter verbreitet finden, da
die westafrikanische Fauna sich von der ostafrikanischen im allgemeinen
erst am Tanganika-See und Albert-Nianza trennt.
Außerdem waren von Gaboon gekommen: Phyllorhina fuliginosa
Tem., die reizende, wegen der farblosen Flügel im Mondlicht minder
gesehene Vesperugo pulcher Dobson, vom Pvio Pongo Rhinolophus
Landeri Martin und ein kleiner noch nicht bestimmter Vesperugo.
Erklärung der Tafel.
1. M egalo «T^lo s sus Woeriiianni Pag. in natiirliclier (iröPse.
la. Dessen Oberkiefer von der Gaunienseitc.
Ib. Dessen Oberlippe und Zunge.
Ic. Dessen Flugliautausatz am Fuß.
2. Melony cter is nielanops Dohsoii, Oberkiefer von dei' Gaumenseite.
2a. Dessen Oberlippe und Zunge.
2b. Dessen Flughautansatz am Fuß.
'6. Macroglossus minimus Gcoffr.. Ol>crkiefcr von der Gaumenseite.
3a. Dessen Oberlippe und Zunge.
8b. Dessen Flugliautansatz am Fuß.
rii()oiiNt('clu'i', M('i|al(U|l(issiiN Woi'iiiiaiuu
Ziuu r.t'i'irlil iilicr (las XaluHiistoiischc Musriiiii /.u llaiuburii l\irlS81-.
Fi<f. I".
Fig.l.
Fig.19.
Fig. ?i
Gummel! del
.lalirlmcli dci' Ilaiiiliui'i). wisscnscli, Aiislaltcii 11, 188,'
L;thJbst7(j.CMiiller,j2ni
Verzeichnis
der von
Dl', fi. A. Fischer
auf der
im Auftrage der geograpliisclien Gesellschaft in Hamburg
unternommenen
Reise in das Massai-Land
gesammelten
Myriopoden und Arachnoiden
von
Dr. F, Kar seh.
Mit einer Tafel,
1 olydesmns (Oxydesiniis) Fischeri, o^, nov. spec. (Fig. 1, 3, 2a).
Margo lateralis segmentorum alatonira suhdenticulatus, segmenta alata
macnla media flava transversa ornata, segmenta 1 — 3 graniilis crassis
medium versus crescentibus armata, angulis anterioribus segmentorum
alatorum rotundatis.
Niger, alis segmentorum alatorum flavo-marginatis, dorso vitta
flava marginc anteriore nigro segmentorum interrupta media latiore
ornato, segmento ultimo nigro. Long, maris adulti 54 mm.
Diese schöne ostafrikanische Art gehört zur Formengruppe des
gleichfalls ostafrikanischen effulgens Karadi, und unterscheidet sich
von dieser durch bedeutendere Körperlänge und verhältnismäßige
Breite, die vorn gerundeten, bei effulgens sehr spitzen, Seiten
der Segmentflügel und das schwarze, bei effulgens gelbe, letzte
Eückenschild.
Wie bei deu verwandten Arten sind auch hier wieder die
Rückenflächen der geflügelten Segmente durch feine Netzfurchen in
drei getäfelte höckertragende Querfelder abgetheilt; auf den mittleren
Leibessegmenten nimmt das gelbe Mittelband je gegen vier Täfelchen
der beiden hinteren Felder-Querreihen, welche niedrige und kleine
Hügelchen tragen, ein, auf den drei vordersten Segmenten dagegen
nimmt das Mittelband nur je zwei nebeneinander liegende Täfelchen
in Anspruch, welche ganz aus stark gewölbten gestreckten Hügeln
bestehen und zwar auf dem ersten Segmente nur die mittleren Hügel
der hintersten Tafelquerreihe, auf dem zweiten und dritten die aller
drei Querreihen. Während bei effulgens die gelbe Färbung sich
vom Rande der Hügelunterseite ununterbrochen über die ganze Bauch"
fläche der betreffenden Segmente hinzieht, bleiben bei Fischeri die
unteren Seiten der geflügelten Segmente schwarz und nur der Vorder-
rand ist in der Mitte, soweit die Beine reichen, gelblich. Djr
136 Karsch, Myriopodcn und Arachnoiden.
13. Rliax termes, nov. spec, o^, $. Aus der Ebene am Lon-
gidoberge, Massai-Land. (Fig. G.)
Digitus mandibularnm mobilis (inferior) dentibus binis, crassiore
basali, minore anteriore munitus; pedum maxillarium pedumque primi
paris metatarsus spinis 10 — 12 brevibus robustis munitus, tarsus
muticus,
Color varius, fusco-testaceus, mandibulae dorso fusco-subvittatae,
lateribus infuscatae , digitis nigris ; caput nigrum , in mare margine
antico late testaceo, tborax infuscatus, abdomen in femina pallide
flavidum plagis segmentalibus duris nigris, in mare brunneo-incanum,
segmentis duobus ultimis dorso pallide flavis; pedes palpique testacei,
metatarso pedum maxillariura apice tarsoque nigris, pedum primi paris
metatarso apice tarsoque in $ nigris, in o^ tarso tantum nigro.
Mandibulae maris robustissimae flagello crasso praeditae. Long. foem.
ca. 50, maris ca. 55 mm.
Die im männlichen Geschlechte durch ungemein kräftige
Mandibular- Antennen ausgezeichnete Art steht dem Rhax ochropus
(Duf.) Simon sehr nahe; auch hier sind Metatarsus plus Tarsus cer
Maxillarfüße (9,5 mm) kürzer als die entsprechende Tibia (11 mm).
Der Hinterleib des Weibchens erscheint termitenähnlich ausgedehnt
(ca. 30 mm lang), seine schwarzen, scharfgerandeten, stark chitinisirten
Segmentplatten von den bleichen weichen Verbindungshäuten scharf
abgegrenzt; der Mann ist viel derber und kräftiger gebaut als das
Weib. Das Flagellum des Mannes ist im Gegensatze zu ochropus
kräftig und lang und die Bewehrung des Metatarsus der Vorderbeine
eine andere, als Simon sie für ochropus angiebt.
14. Solpiiga capitulata, nov. sj)cc., cj^, $. Aus der Ebene am
Longidoberge, Massai-Land. Fig. 7.
C5^ : Flagellum ad basin digiti immobilis (superioris) mandibularnm
post dentem primum situm, corpore chelae brevius, apice capitulatum;
pedes maxillares pedesque testacei, concolores.
$: Pedes maxillares concolores, tarso brevi, metatarsus setis
robustis brevioribus subtus vestitus. Digitus mandibularnm superior
cum Serie dentium vestitus, 1 o, 2oque fortibus subaequis, dens 3us
similis a praecedentibus denticulo unico parvo separatus. Segmentum
ventrale primum margine anteriore subrectum. Chelae cum capite
setis fulvis ad basin infuscatis vestitae. Abdomen vitta dorsali nigra
obliterata ornatum, ad latera flavido pubescens. Long. 36 mm.
Das Weib dieser Art hat große Ähnlichkeit mit Solpuga
setifera Oliv., der Mann mit S. brunnipes Duf. Der Körper des
Karseli, Myrii)iio<lpii iiiul Ai'iiclmuidi'u. I37
Weibes ist bleich yelierbeiigclb, nur die Finger der 8cliecrcn sind
scliwary, ; beim Manne reicht das schwärzliche, vorn der Länge nach
tief gefurchte Flagelluni ein wenig über die vordere Hälfte des Stammes
der Kieferfühler hinaus, ist etwas nach außen convex gebogen und
liegt mit seiner knopfförraig verdickten, fein gezähnelteu Spitze zwischen
den starken stachelförmigen Borsten des Stammes der Scheeren versteckt.
15. OroniJi'^) ornafiim , nov. spec. , $. Aus der Ebene am
Longidoberge, Massai-Land. Fig. 8 und 9.
Digitus immobilis (superior) mandibularum dentibus 7 extus,
basali majore 4 o, Go, 7o et 2o, 3o, 5o minoribus, digito mobili
(inferiore) dentibus 3, medio minore instructus. Pedes 2. et 3. paris
metatarso aculeis flavis 3 dorsalibus, tibia aculeo singulo subapicali
munito. Corpus omnino tlavo- villosum. Pedes sat longi.
i
C'olor davo-testaceus, digitis antennarum mandibulariuiii nigris,
capite , paliioruni maxillariuni i)eduni(|ue articulis intermediis supra
ini'uscatis, submarmoratis, mandibularum corpore supra vittis singula
"2 longitudinalibus brunneo- marnioratis ornato, abdominis dorso vittis
o nigris longitudinalibus e maculis tribus subperfectis singuli segmenti
forinatis ornato. Long. )l:l — 23 mm.
Die zierliche kleine Art ist hauptsächlich durch die drei schwarzen
Längsstreifen des Abdominalrückens auf den ersten Blick schon
charakterisiert. Die Bildung der drei vordersten abdominalen Bauch-
platten erinnert au die \oi\ S/mon für seinen Datames genicu latus
gelieferte Zeichnung (conf. Ann. Soc. Ent. Fr., 1879, PI. 3, Fig. 31).
Ein Bein des vordersten Paares mißt 13 mm und ist auftallend dünn
und zart, ein solches des zAveiten 11,5, eines des dritten 14, eines des
hintersten 21 mm.
Die neue Gattung gehört zum Formenkreise der Gruppe
Solpuga-Datames, unterscheidet sich aber von allen anderen
Solifugen- Gattungen durch die Zweiteiligkeit des Tarsus sämmtlicher
echten H Laufbeine und ihre auffallend mächtig entwickelten 2 Haft-
läppchen am Ende jedes derselben, so daß für die Gattung Ceroma
folgende Charaktere maßgebend sind:
Uugues gialni. Spiraculorum pectina nulla. Pedes maxillares
subtus setis (vel spiuis) iregulariter dispositis instructi. Tuber
oculiferum setis multis ac inordinatis munitum. Tarsi pedum secundi,
tertii, ({uarti (ultimi) paris biarticulati (salteni in foemina). Pulvilli
pedum crassi, longi. Pedes ultimi paris singulo laniellis 5 muiiiti.
2) Ceroma iiov. gciur,. vuiii griech. zu /.T^mj/)., das l'Haste r,
11
138 Karscli, Myriii|ii)(l('n und Aracliiioiilen.
Über Aut'cutlialt und LebensgeAvohülieitcü der hier buschriubciien
(lirtkankerarten teilt Herr Dr. G. A. Fischer nach seinen Beobachtungen
das Folgende mit:
„Wurden alle in der trocknen Ebene unweit des Longidoberges
gesammelt, wo sie sich besonders an sandigen Stellen fanden. Sie
graben 7 — 8 cm lange, ziemlich senkrecht verlaufende Gänge, in deren
näherer Umgebung sie immer angetroffen werden, und in welche sie
sofort flüchten , wenn man sich nähert. In denselben angelangt,
wenden sie sich gleich um und sehen mit dem Kopfe kampfbereit
hervor. Schneidet man ihnen den Weg zu ihrer Höhle ab, so stellen
sie sich mit aufgerichtetem Kopfe und geöffneten Zangen dem Angreifer
entgegen und vertheidigen sich kräftig. Die an der Küste vor-
kommenden kleinereu Arten halten sich besonders gern auf sandigen
Fußpfaden auf, wo sie auch ihre Gänge anlegen. Sie heißen bei den
Suaheli „Schirmalehe" und werden für sehr bösartig gehalten. Man
behauptet, daß ihr Biß Schafe und Ziegen tödten könne und reibt
als Gegenmittel das noch warme Blut eines Hahnes in die aufge-
schnittene Bißwunde."
Erklärung der Tafel.
Fip-. 1. l'ol y (1 ('S Hill s Fischcri S}). n. ^, in natürlicher r;n")ßo.
„ 2. Jlasis seiner Copulationsapparate mit, dem rcclitsseiti,<>fn l'onis; ^a, äußere
(Tabel des rechtsseitigen Penis, in der Iiuhelagc bei der Betrachtung der
Bauchseite des Thieres von der inneren Lamelle der inneren (ialiel ver-
deckt; l)eide. Figuren stark vergröfsert.
„ :3. Fpeira s[)ectator, $, natürliche Gröfse.
„ 4. \'ulva dersellien, stark vergrößert.
„ 5. l'eliudbi US niuticus n. sp. J, natiirliclie Größe.
„ 6. Außenseite des linken KiererFiihlers von IJliax tcrnics it. sp. ^, in
natürlicher Größe.
„ 7. Innenseite des linken KieferliUilers von Solpuga (.'a p i t u 1 a t a ;(. .s;^). ^■.
links vergrößert, rechts in natiirlicher Größe.
„ 8. Ceroma ornatuiii n. .S7>. $.
,, 9. Endglieder der beiden hintersten Beinpaare: III. oberhalT) ist ein Bein
des vorletzten Paares, IV eines des letzten von der Schiene an , beide in
natürlicher Größe; III unterhaD) ist ein Bein des vorletzten, IV des letzten
vom Vortarsus (Metatarsus) an, beide vergrößert.
Die Zeichnungen stammen aus der Feder des Herrn stud. Erich Engel.
U*
!■)<]. I.
l\iu'.st.'h, Myiioimdoii ii. iVi'arhiuudcii aus (Iciu Massaihiiulo.
Zum Bericht über das Xaturlusliinschc Musfiiin zu llanümrij tiii' KSSl.
.lahrbuch der llainbuni. wssnisrli, Aiistallcn II. ISSfi
litliinst75.Ci!allsr,JeJiia
Die Seesteriio Siid-Geoi'oiens
nach der Ausbeute
der deutschen Polarstation in 1882 und 1883.
Von
Prof. Dr. Th. Studer
in BerD.
Mit zwei Tafeln.
ihe zahlreiclipn im Jahre 1S74 ausgesandten Expeditionen zur
Beohaclitnng des \'enusdnrcligane;os hatten uns mit der Fauna einer
mitten im südlichen indischen Ocean gelegenen Insel, Kerguelenslaud,
in ausgiehigem Maüe l)ekannt gemacht. Es hatte sich dahei das
eigentümliche Resultat ergehen, daü jene Fauna, sowohl die des
Landes, üh auch, und zwar noch in erhöhtem MaÜe, diejenige des
Meeres nm meisten Zusammenhang zeigte mit der des südlichsten
Teiles des amerikanischen Kontinentes. Namentlich für die Echino-
dermen und für die Mollusken war die Ähnlichkeit der heiden Eaunen
hervortretend und wiederholt hatte ich Gelegenheit genommen auf
dieselbe aufmerksam zu machen. (S. Antarkt. Echinodermen. Monatsber.
d. Berl. Akad. 187(i. Eauna von Kerguelenslaud. Wiegmanns Archiv
f. Naturg. XXXXV. Jahrg., I. Bd. u. a. a. 0.).
Es hatte sich gezeigt, daß viele Arten von Kerguelenslaud
identisch sind mit südamerikanischen oder ihre nächsten Verwandten
in solchen finden, daneben allerdings kamen auch Arten vor, welche
ein ganz eigentümliches Gepräge zeigten.
Es muüte nun von größtem Interesse sein, die Eauna einer
der Südspitze Amerikas näh-er gelegenen Insel des antarktischen Meeres
kennen zu lernen und diese Gelegenheit wurde gel)oten dadurch, daß
die deutsche Polarkommission in 1882 und 1883 eine meteorologische
Station auf Süd-Georgien einrichtete. Herr Dr. v. d. Steinen, der
Expedition als Arzt und Naturforscher beigegeben, sammelte mit
großem Fleiße zahlreiche Stücke auf diesem bis dahin fast noch unbe-
kannten Eilande.
Die Objekte sind von der Polarkommission dem Hani])iirgischen
Museum überlassen worden. Ich bin der Kommission und dem Museum
zu Danke ver])flichtet. dnß mir die Bearbeitung der Asteroiden anver-
traut wurde.
144 Stiidor, Seesterne Süd-Georgiens.
Die Zahl der gesainmclteii Arten, meist in zalilrelcliei], in
Spiritns wolil konservierten Exenijilaren, l)elänft sieh anf 14, darnnter
0 Stelleriden, von welchen 7 nen, und ;"» Ophiurideu, von welchen 1
neu für die Wissenschaft sind.
Die meisten Arten wurden in tlacliem Wasser gesammelt, welches
nicht tiefer als 14 Faden untersucht ist. Forschungen in tiefem Wasser
Avürden wohl die Formenzahl noch hedeutend vermehren.
Was den ('harakter der P'auna hetrifft, so zeigt sich hei den
Stelleriden, wie in allen his dahin untersuchten antarktischen (iewässern,
ein Uherwiegen von Asteriaden gegonüher anderen Familien; von den
gesammelten Stelleriden kommen f) Arten auf die Familie der Asteriaden,
die auch individuell am reichsten vertreten sind, zwei anf die Pedicella-
steriden, je eine auf die Eehinastei'iden und die (lymnasteriden. I'"ür
die antarktische l'auna sind neu die (Jatlungen Anasterias Perr.
und Stichaster. Unter den Ophiuriden kommen drei Arten auf
die Familie dei' ()])]iioderiiKitid en und zwei auf diejenige der
A m])hiu rid en. Neu für die antarktische l'auna ist die Gattung
Ophioceramis. Wie schon mehrfach hei Fchinodermen der arktischen
und antarktischen Meere konstatiert, linden sich auch hier Arten, weiche
nicht freie Tiarvenzustände halben, sondern hei denen die Eier sich in
hesonderen Rruthältern zu vollkommenen Tieren entwickeln. Nehen
dem schon hekannten Beispiel der Ophiogl} pha hexactis Smith fand
sich noch eine Stelleride mit eigentümlicher Brutpflege, Stichaster
nutrix n. sp. Was die Verwandtschaftsverhältnisse der Arten mit
denen von anderen (legenden hetrifft, so lassen sich solche nur mit
Kergueleusland konstatieren, während Analogieen mit solchen von der
Südspitze Amerikas, nach den gegenwärtigen Kenntnissen wenigstens,
sich nicht nachweisen lieüen. Vielleicht, daü dieses Resultat nach
der Veröffentlichung des durch die französischen Expeditionen auf
Feuerland erlangten Materiales sich noch anders gestaltet.
Von den neun Stelleridenarten sind zwei, Asterias meridio-
nalis Perr. und Porania antarctica Smith Kergueleusland und
Süd-Georgien gemeinsam, die anderen sieben bis dahin noch eigen-
tümhch. Von den fünf Ophiuriden kommt Ophioglypha hexactis
Smith auf Kergueleusland, Marion-Island und Süd-Georgien vor, nur
scheint sie an letzterem Orte sich zu bedeutenderer Größe zu entwickeln.
Von den übrigen vier Arten sind zwei sehr nahe verwandt mit
solchen von Kerguelensland ; so Ophioglypha Martensi ih sp.
von Süd-Georgien mit 0. Deshayesii Lyni. von Kerguelensland,
Amphiura affinis 11. sj). von Süd-Georgien mit A. tomentosa
Lym. von Kerguelensland.
Slmlt^r, Scr-RtPino Süd-fienr^icns.
14.5
Ui'Iicr dir W'ilciliiiii;- tlor Sccstonio in der iiinft-elhaeiusch
;nit;iil<!isclicn l;(\^i()ll, wio ich doli ('(»iiiplox v(»ü Inseln siidlicli vom
40. (Inul, von Siidainorikii ösUicli l)is zu Kergnolonslainl liczciclnuMi
möflito, ,^iol)t die Iium- boifidt^cnde TaljclU' iVufsclduü.
- -
Siuis])itzc'
Si'id- Ki'v-
Aiiici-ik;ts , ,
uimI I ■
Siid-
(iiMii-yia.
K;ilklan(ls-l himl.
Inseln.
Astorins Itraiulti IJcll
:h
\
alba Bell
:f:
„ obtusispinosa Bell
*
„ Cunninghanii Perr
*
„ rupicola Verrill
■■\:
„ neglecta ]*ell
A-
Bellii 8tnd
*
„ Studeri Bell .
*
meridionalis Perr
*
*
ppi'v'ifii^i Smitli . . c
*
ruffispina Stps
*
„ antarcticns l^ütk
*
snlcifer Perr
*
„ georgiaua Sind
*
„ Steineni StuJ
*
„ spectabilis Phil
-•!:
varius Pliil
*
Anasterias Perrieri Stnd
*
Stichaster nutrix Stnd
*
Lal)idiaster radiosus Liitk.
=i--
Pedicellaster scaber Smitli
*
„ octoradiatus Stnd
*
Sarsii Stnd
■^
Calvasterias antipodnm Bell
•}
Ecliinaster spinnlifer Smith
=!--
Cribrella Pagenstecheri Stnd
*
Pentagonaster singnlaris M. Tr
*
„ paxillosus Perr
:.':
Bellii Stud
„ meridionalis Smith
*
Calliderma Grayi Bell
'■^■'-
14G
Shuler, Seosteme Siul-Georoiens.
Südspitze
Süd-
Ker-
Amerikas
und
Falklands-
guelens-
land.
Süd-
Georo'ia.
Inseln.
Poraiiia antarctica Smith
*
*
„ inagelhaeiiica Stiid
■\-
(ianeria falklaudica Gray
*
Leptoptychaster Kergiielensis Smith
*
t'ycethra simplex I)ell
*
Asteriiia fimbriata Perr
*
Luidiaster liii-sutiis Stml
;!;
('teiiodiseiis aiistralis Lütk
■■;.•
Pteraster aflinis Smitli
„ rugatiis Sladen
t-
stclliffr ....
-■!:
„ semiroticulatus Shidon
:h
Ivptaster vpitucosus Shidfu
:\:
i!)(?rof riuator
■'fi
cibljpr Sladpii
&■
Ophiogona laevigata Stud
*
Ophioglypha carinata Stud
*
„ verrucosa Stud
*
„ hrevispiua Smith
*
„ ambigua Lym
:!:
„ hexactis Sm.
*
*
„ elevata Lym.
■•i=
„ DeshayGsi Lyui
*
„ Martensi Stud
:.>••
„ Lymani Lütk
=1:
Ophiocten sericeum Ljgm
*
„ amitinum Lym
:!:
=1=
Ophioceramis antarctica Stud
:):
Ophioconis antarctica Lym
*
Ophiactis asperula Lütk
Amphiura Studeri Lym
*
magelLauica Ljgm
*
„ tomeutosa Lym
^f:
„ patagouica Lym
,, antarctica Lym
*
Sfmlcr, Si'ostci'iic Siid-Gcoro-iens.
147
Südspitzi-
Süd-
Amerikas
und
l<':dklands-
Jnselii.
Ker-
yiiidciis-
land.
Süd-
(i<'()i-f4ia.
Aiiii)Iiiiira aflinis Sind
1
„ Lymani Stiid
Ojdii.iraiitlia vivipara Ljgni
inia^ijo r^vm
*
*
*
*
Opliioscolox Koeppingeri Boll
Ophiomyxa vivipara Stiul
Astrophyton Lyinaiii Bell
Astrotoma Agassizii Tiym
Astroereas carnosiis Lyni. , . .
*'
Bei nachfolgender Bescln-eilning und Aufzählung der gesammelten
Arten l)in ich fiii- die Stellenden dem in neuerer Zeit von Perrier
vorgeschlagenen Systeme gefolgt, das dem jetzigen Stand])unkte nnsrer
Kenntnisse am hesten ents])iicht. (S. K. Perrier, Memoire sur les
Etoiles de mer receuillies dans la mer des Antilles et le Golfe du
Mexiqne pg. DU n. f. Nonvelles Archives du Museum '2. Ser. T. VI).
Ord. Stelleridea
Sii1)oid. Forcipulatae Pen: Fam. Pedicellasteridae.
Pedicellaster, Lomi.
P. octoradialiis n. sp. (fig. 1 a— d.) Scheihe flach, kreisrund,
mit acht ahgeflachten am P'.ude stumpfen Armen.
R = 6
mm. r =
0 n
,5 mm. R = 2,4 r. Arme an der Basis 2 mm.
Die Scheibe erscheint flach, kreisrund, doch ist sie durch keine Ring-
furche von den Armen abgesetzt. Vier Armwirbel treten iu die
Zusammensetzung der Scheibe ein. Der Mund liegt in der Mitte einer
muskulösen Mundhaut, welche sich in dem weiten Mundrahmeu ausspannt.
Die Armfurchen sind weit, mit zwei Füücheureihen im Anfang, die
Füüchen sind zylindrisch am Ende mit kleinen Saugscheiben. Sie
stehen zuerst, wie bei Brisinga und Labidiaster, einander vollkonnnen
parallel, gegen die Mitte des Armes wird ihre Anordnung unregelmiil.ng,
in zwei bis drei Segmenten ordnen sie sich in drei Peihen, gegen die
Spitze dos Armes zu stehen sie wiodei- paarig. Die Adambulacral-
PiHlieeUaster
octoradiatus
11. sp.
148 RIikIpv, Sopst,f>ino Rürl-Georgiens.
platten, welche zugleich den T'aiul der Arme nach aiiüen l)ilden, tragen
nur je einen Stachel, so dafj nur eine einzige lleihe Amhulacralpapillen
vorhanden ist. Diese sind relativ lang, zylindrisch. Die innerste bildet mit
denen des benachl)arten Armes zwei divergierende Mundstacheln, welche
von den Mundecken bis auf den halben Radius der Mundscheibe reichen.
Der Dorsalteil der Scheibe wird von einem Balkennetz von
schwachen Kalkstäben gebildet; die Maschen des Netzes sind sehr weit
und das Netz locker im Zentrum der Scheibe, gegen den Kand wird
es dichter und bildet einen Riug von festeren Kalkgebildeu, welche die
Scheibe umgeben. Die Arme sind platt, nehmen von der Basis bis zur
Spitze wenig an Breite al) und sind am Ende stumpf abgerundet. Ihr
Balkennetz ist weitmaschig, die Maschen rechtwinklig und zwar dadurch,
daü drei Reihen radinl gerichteter Kalkstäbe die Mitte und die Rvänder
des Armes einnehmen und durch senkrecht darauf verlaufende Stäbe
verbunden worden. Die Seiten der Arme fallen senkrocht ab, zwischen
den Stäben ihres Kalknetzes treten Kiemenfül.'schen hervor, Avelche eine
einzige Reihe bilden.
T)ie liadialplatte (11g. 1 e) des Armes ist grof.i, (|uer verbreitert,
konvex, sie bildet auf der Venti-alseite eine Rinne, durch welche ein
un])narer verlängerter Tentakel hervorti'itt. Scheibe und Arme sind
bedeckt mit kurzen zylindrischen, am khide kollienfcirmig verdickten
Stacheln , deren Obertläche rauh nnd zackig ist. Auf dem Zentrum
der Scheibe stehen sie auf den Kreuzungsstellen der Kalkbälkcheu
unregelmäßig nnd spärlich zerstreut, auf dem dichten Kalknetz des
Scheibenraudes in dichter Anhäufung. Auf den Armen lassen sich eine
nnregelmäüige Medianreihe und zwei Seitenreihen unterscheiden, eine
Reihe etwas verlängerter Stacheln verläuft am Seitenraude jedes Armes.
Pedicellarien sind über die ganze Oberfläche der Scheibe und der
Arme auf den Maschen des Balkennetzes zerstreut. Namentlich dicht
stehen sie zwischen den Stacheln am Scheibenrande, auf den Armen
finden sie sich zahlreich zwischen den drei dorsalen Stachelreihen,
ebenso sind sie zahlreich auf der Radialplatte, die außerdem mit vielen,
14 — 15, Stacheln besetzt ist.
Die Pedicellarien zeigen den Typus derjenigen mit gekreuzten
Scheerenblättern (Pedicellaires croises Perr.) und sind sehr ähnlich den-
jenigen der Asteriaden (fig. 1 d.) Jedes Blatt ist löffeiförmig ausge-
höhlt und besitzt am Ende eine breite Schneide, die fein gezähnt ist, das
untere Ende des einen Scheerenblattes verlängert sich bedeutend über
die Kreuzungstelle hinaus, ein Charakter, den auch die Pedicellarien
von P. typicus zeigen. Die Länge des Gebildes beträgt 0,G mm, die
Breite 0,05 mm. Diese Form der Pedicellarien weicht bedeutend von
Sluilur, ScL'skriu' Siul-(ic'orgiciis. 149
der der eigentlichen Brisingidcn ab, bei welchen am Rande der Schneide
noch eine ge/ähnte Platte liervorragt, welche l)ei denen der Asteriaden
lehlt. Die Aladreporenphitte ist sehr klein, unter Stacheln verborgen.
Sie liegt am Scheibenrande im Winkel von zwei Armen außerhalb des
Stachelkranzes.
Farbe im Leben nach Dr. v. d. Steinen weißgelb ^ JMitte
und mittlerer Dorsalteil der Arme pfirsichblütrot. Südgeorgien in
14 Faden Tiefe.
Der Fund von mehrstraligen Formen unter den wenigen bis
jetzt bekannten Arten der Gattung Pediccllaster, P. sexradia F. Perr.
in der Tiefe des atlantischen Oceans und P. octoradiatus, ist von großem
Interesse. Es wird dadurch diese Gattung mehr den vielstraligen
Brisingidae genähert, von denen sie direkt zu den Asteriaden über-
leitet. Den letzteren nähert sie die Bildung des Skelettes, die Form
der kreuzförmigen Pedicellarien und, wie Perrier (fitoiles de Mer re-
ceuillies dans la mer des Antilles 18b4) gezeigt hat, des Mundramens,
der anfängt einen ambulacralen Typus anzunehmen. Bei der vor-
liegenden Form tritt auch schon die Tendenz auf, die Zahl der
Füßchenreihen zu vermehren.
Pedicellaster Sarsii, n. i<p. (Fig. 2. a. b.) Fünfstralig, mit Peiiiceiia«ici-
dorsal deutlich begrenzter, kreisrunder Scheibe und fünf verlängerten,
abgeplatteten stuni[)feu Armen; Ambulacralpapillen einreihig, zylindrisch.
Die Art gleicht im Habitus sehr dem nordischen Pedicellaster
typicus Sars, unterscheidet sich aber namentlich durch die regel-
mäßige Verteilung und stärkere EntAvicklung der Stacheln, die sich
sehr ähnlich, wie bei der vorigen Art verhalten. P = 9 mm. r. =■
2 mm. R ^^ 4,5 r. Breite der Arme an der Basis 2 mm. Die
Scheibe erscheint kreisrund, tiach, durch einen Stachelkranz vom
Ursprung der Arme abgegrenzt, die Arme selbst dorsal Hach, scharf
gegen die senkrechten Seiten abgesetzt, die Ventraltläche nur durch
die breite Armfurche und die Adambuiacralplatten gebildet. Der Mund
liegt im Zentrum einer Mundhaut, die Füsschen stehen in der Am-
bulacralfurche sehr unregelmäßig, selten zu zweien, häutiger zu drei
und vier, doch ohne regelmäßige Querreihen zu bilden. Jede Ambu-
lacralplatte trägt nur einen relativ langen, zylindrischen, gefurchten
Stachel ; der innerste bildet mit dem der aiuleren Seite auf dem Mund-
ecke zwei Zähne, welche divergierend über die IMundhaut vorragen;
unmittelbar über diesen Zähnen erheben sich ein bis zwei langgestieltc
gerade Pedicellarien. Die Dorsalseite der Scheibe ist bedeckt mit
kurzen stumpfen Stacheln, von denen 7- — '.) in der Mitte stehen, un-
regelmäßig kreisförmig um einen Zeutralstachel, während eine Reihe
150 SLiiLlei-, Sccsteriic Hiid-Güorgieus.
giößorer Stacheln einen Kranz um den Scheil)enian(l Lüdet. Die
Medianlinie jedes Armes wird von einer Eeihe analoger Stacheln ein-
genommen, ebenso der scharfe dorsale Seitenraud. Ebenso wird der
ventrale Seiteurand des Armes von Stacheln eingenommen, die in
gewissen Abständen paarweise stehen nnd sich direkt nach außen an
die Ambulacralpapillen anschließen. Die senkrechte Seitenwand der
Arme zwischen der dorsolateralen und der ventrolateraleu Stachelreihe
ist von einer Reihe Poreu durchbohrt, durch welche die Kiemenfüßchen
treten. Die gekreuzten Pedicelhxrien stehen auf der Scheibe zwischen
dem Randstachelkranze verteilt, auf den Armen bilden sie unregelmäßige
Längsreihen auf den Seitenfeldern zwischen der medianen Stachelreihe
und den Dorsolateralstacheln. Süd-Georgien. No. 7583.
Ein einziges Exem})lar, ohne genaue Fundorts- und Farbeu-
angabe. Im Spiritus bräunlich.
F;mi. Asteriadae.
Asterias L.
^«terias Astei'las gTorgiaiia ii. sp. (Fig. oa — d). R = 5,4 — n r.
Vom Habitus des A. riibeus, mit fünf Armen, die Ambulacralpapillen
in zwei Reihen, schlank, am Ende etwas verdickt und abgeplattet.
Nach außen davon zwei l)is drei Reihen größerer, platter Stacheln.
Scheibe dicht besetzt mit kleinen, am Ende abgestumpften und rauhen
Stacheln, zwischen denen zahlreiche Kiemenlußcheu hervortreten. Ein
Interambulacralfeld auf dem ventralen Teil der Scheibe und der Seiten-
teil der Arme zwischen der ventralen Stachelreihe und den Dorsal-
stacheln nackt, Madreporenplatte klein . zwischen den Stacheln und
Kiemenfüßchen verborgen, nahe dem Scheibenrande.
Die größeren Exemplare haben einen Scheibenradius von
7—8 mm, einen Armradius von 38 mm, daher Fl = 5,4 r. Dicke der
Arme an der Basis 10 mm. Bei jüngeren Flxemplaren beträgt der
Scheibenradius 4 mm, die Armlänge 22 — 24, daher R = 5,4 — 6 r; da-
neben kommen Individuen vor, bei welchen die Arme kürzer und
breiter, der ganze Habitus überhaupt gedrungener erscheint. Dieses
mag teils von Geschlechtsunterschieden , teils vom Erhaltungszu-
stande abhängen, sämtliche größeren Hxemplare wurden nämlich nach
einem Sturme am Strande aufgelesen und in totem Zustande, zum Teil
abgescheuert und durch eingetretene Fäulniß abgeplattet, in Spiritus
gesetzt. Die frisch konservierten Exemplare sind kleiner; sie halben
einen großen Radius von 22 — 24 mm. Die Arme sind abgerundet,
dick, sich allmählich gegen das stumpfe Ende, das bei Allen dorsal-
Studci-, SecstcM-in; Si'ul-Georgious. 151
Avürts uiiigcbogcii ist, verscliiuälenKl. Die Arm furche ist breit, die
InUkheii stehen sehr uuregelinäßig /u 4 in einer Reihe und besitzen
breite Saugscheiben. Die Adanibuhicralphitten tragen zwei Reihen von
Papillen, die gleich groß sind und schlanke, etwas in radialer
Richtung abgeplattete Stäbchen darstellen, welche am Ende etwas
verbreitert und rauh sind; sie sind länger, als die Dorsalstacheln, da-
gegen kürzer und schlanker als die Seitenstacheln der Arme. Auf
der Scheibe verschwindet die äußere Papille, so daß an den Mund-
ecken nur noch zwei zylindrische Stacheln über die Mundhaut nach
innen vorragen. Die Unterseite der Scheibe zeigt zwischen den Ur-
sprüngen der Arme ein nacktes Feld, das sich seitlich auf die Arme,
zwischen die Ambulacralpapillen und die Seitenarmstacheln als schmaler
Streifen fortsetzt. Nach außen und oben folgen nun die lateralen
Armstacheln, welche bei jüngeren Exemplaren eine unregelmäßige, bei
älteren zwei bis drei Reihen bilden. Sie sind mehr zylindrisch, am
Ende abgestumpft und doppelt so dick als die Ambulacralpapillen, an
ihrer Basis tiuden sich gekreuzte Pedicellarien. Dorsalwärts folgt eine
Reihe blasenförmiger Kiemenfüßchen und dann ein dichter Besatz von
kurzen , am Ende verdickten und radiär gefurchten Stacheln, w^elche
die Seitenteile der Arme und die ganze Dorsalseitc des Seesterns dicht
bedecken; zwischen ihnen treten zahlreiche Kiemenfüßchen hervor.
Die Madreporenplatte wird durch die dicht stehenden Stacheln ganz
verdeckt, nur bei abgeriebenen Exemplaren, wo die Stacheln zum Teil
verloren gegangen waren, ließ sich, das Skelett und die Madreporen-
platte erkennen. Bei solchen zeigt sich die letztere nahe dem Scheiben-
rande nahezu im Armwinkel. Sie ist klein , mit nur wenig radiären
Furchen, umgeben von einem Eing aus Kalkbälkchen, der mit Stacheln
besetzt ist. Das ganze Dorsalskelett der Scheibe und der Arme be-
steht aus einem Netzwerk von groben Kalkbälkchen, die nur enge
Maschenräume zwischen sich lassen, durch welche die Kiemenfüßchen
austreten; erst gegen die Seiten der Arme wird das Netzwerk regel-
mäßiger, die Kalkstäbe ordnen sich parallel senkrecht auf die Längs-
richtung der Arme und lassen große Maschenräume zwischen sich, durch
welche die großen lateralen Kiemenfüßchen durchtreten. Pedicellarien
kommen in zwei Formen vor, 1) gerade, klappenförmige, aus zwei
langen Blättern bestehend, die auf querovalem Träger stehen (Fig. 3 d)
und 2) gekreuzte, zangenförmige. Ihre Blätter siud kurz, mit breiter,
am Ende stumpfer Schneide. Die ersteren finden sich an den INlund-
winkeln, ventral von den Mundstacheln und auf dem Räume dorsal der
ventrolateralen Stachelreihe, die gekreuzten komincn an der Basis der
Stacheln, namentlich an den Seitenteilen der Arme vor.
Stcineni u. sii.
152 Studcr, Hecstcruc Snd-Gcurgieas.
Diese Art scliciut selir häufig zu sein iiucii den zalih'eiclieu
l'ixeniiilareii , welche von Heini Dr. v. d. Steinen bei Südgeurgieii
gesammelt worden sind.
Es gehören dahin folgende Nummern des Katalogs: 7G00, ein
Exemplar; 7572, drei Stück, jung; 7581, junges Exemplar; 7578, drei
Stück; 7594, 16 Stück, bei Sturm angeschwemmte, alles größere
Exemplare, bei den meisten sind die Ambulacralpapillen und zum Teil
auch die Stacheln abgerieben, einzelne wurden zAvischen den Wurzeln
des ausgeworfenen Tangs gefunden.
A.s(eTia8 Asferias Steiiieiii n. S2). (Fig. 4 a.b.) Fünfstrahlig. R = 4, 2 r.
Sehr ähnlich im Habitus der vorigen Art, mit zwei Papillenreihen
längs der Armfurche, die Ambulacralpapillen breit, in radialer lUchtung
abgeplattet, drei bis vier v.entrolaterale Stachelreihen längs der Arme,
die Stacheln platt, zugespitzt, lanzettförmig. Dorsalhaut der Scheibe
und der Arme nachgiebig, mit zahlreichen Kiemenfüßchen und mit
sehr kurzen papillenartigen Stacheln bedeckt. R. = 40. r. = 11.
K = 4, 2 r. Diese Art ist sehr ähnlich der vorigen, zeigt aber
kürzere und rascher sich zuspitzende Arme.
Die Bauchfurche wird von zwei Reihen kurzer Stacheln begienzt,
zwei auf jeder Adambulacralplatte, beide sind gleich groß, am Ende
stumpf, aber nicht verbreitert und in ratlialer Richtung etwas abge-
plattet. Nach außen davon folgt die ventrolaterale Stachelreihe, bestehend
aus abgeplatteten, lanzettförmigen Stacheln, doppelt so dick, aber
wenig länger als die Adambulacralstacheln, dann eine zweite Reihe
von Stacheln, die im Anfang des Armes zu zwei, dann zu drei stehen
und sich bis an das Ende der Arme verfolgen lassen.
Diese ventrolateraleu Stachelreihen beginnen erst vom freien
Teile des Armes an und lassen auf dem ventralen Teil der Scheibe
ein interradiales Feld frei, auf welchem vereinzelte, gerade Pedicellarien
stehen, dasselbe setzt sich bis auf den Dorsalteil der Scheibe als
schmale Zone fort. Die geraden Pedicellarien lassen sich auf die
Arme verfolgen und bilden eine Reihe zwischen den ventrolateraleu
Armstacheln und den Adambulacralstacheln; zwischen der untersten
Reihe der ventrolateraleu Stacheln und der darüber liegenden Reihe
stehen Kiemenfüßchen, eine zweite Reihe solcher findet sich dorsal
von der zweiten Lateralstachelreihc an der Seite jedes Annes.
Der ganze Rückenteil des Armes ist dicht besetzt mit kleinen
papillenartigen Stacheln, welche am oberen Ende verdickt und abge-
rundet sind und keine radiären Furchen tragen. Dieselben stehen am
dichtesten auf der Scheibenmitte, wo sie, dicht aneinander gedrängt,
einen polygonalen Querschnitt annehmen; lockerer stehen sie auf den
Studer, Sccstcruo Süd-Georgiens. 153
Annen; dort sind sie auch ungleich ; es ragen immer einige gröüere
über die kleineren hervor, die gröf.?eren sind zahlreicher an den Seiten
der Arme und bilden dort mehrere Längsreihen. Das Scheibenskelet
ist sehr locker und daher die Dorsalhaut der Scheibe und der Arme
weich und nachgiebig.
Die Madreporenplatte ist klein, sie steht auf dem halben
Scheibenradius und ist von etwas größeren, keulenförmigen Stacheln
umgeben, die aber keinen regelmäfjigen Kranz bilden.
Von Pedicellarien finden sich zweierlei Formen vor. Erstens
gekreuzte und zweitens gerade, bestehend aus zwei Scheerenblättern mit
geraden, schwachgezähnten Schneiden, die auf einem querovalen Träger
stehen; sie haben eine Länge von 1 mm und eine Breite von 0,5 mm.
Sie finden sich auf dem freien Interradialfeld auf der Ventral-
seite der Scheibe, ebenso auf den dorsalen Interradien der Scheibe in
den Armwinkeln, dann in einer Reihe zwischen den Andjulacralpapillen
und den Ventrolateralstacheln.
Dieser Seestern wurde bei Sturm an die Küste geschwenimt.
Die Färbung ist nach Angabe von Herrn Dr. r. d. Steinen im Leben
hellgelb l)is orange, im Spiritus weißlich. No. IbS)^). Ein junges
Exemplar dieser Art möchte 7SS1 sein.
A. meridioiialls Fvrr. Ein stark abgeriebenes Exemplar, mit einem Asterias meri-
R. von S5 mm, stimmt gut mit den zwar kleineren Exemplaren von •^•'^'"^i"^ i'^ii"-
Kerguelensland iiberein. Wurde bei Sturm an die Küste angeschwemmt.
No. 75!)r..
Aiiasf erlas Perrier. (Revision des Stellerides du Museum p. 81.)
Die Gattung wurde von Perrier im Jahre 1874 für einen See-
stern unbekannten Fundortes aufgestellt, der sich in Bezug auf Form
und Verhalten der Ambulacralfüßchen, sowie der Pedicellarien au die
Gattung Asterias anschließt, aber von dieser durch die eigentümliche
Reduktion des Skeletes abweicht. Die einzige dahin gerechnete Art,
A. min Uta Perr., erinnert im Habitus an eine Asterina, mit der sie
die Dicke der Scheibe und die Kürze der Arme gemein hat. Die von
Perrier angegebenen Gattungscharaktere passen gut auf einen großen
Seestern der Sammlung von Süd-Georgien, welcher zwar sehr defekt,
und dessen Ventralseite ganz abgerieben ist, der aber enie Anzahl Cha-
raktere zeigt, die ihn als neue Art dieser Gattung zurechnen lassen.
A. Perrieri n. ^i. Habitus des Asterias rubens mit verdickter Anasterias
Scheibe und allmählich sich zuspitzenden Armen, welche liei dem ^^^^^' ' " ''^'
vorliegenden Exemplar dorsalwärts eingerollt sind. R. 75 mm, r. 14 mm.
R = 5, 3 r. Von Skeletteilen lassen sich die Armwirbel, die Adam-
bulacralplatten und seitliche Armplatteu unterscheiden, ferner, die
154 Studer, St'cstoiiic Siid-Geuigieus.
Scheibe begreiizeiul , ein Ring von sehr locker verbundenen Kalk-
balken; im übrigen ist der Körper von einer weichen dicken Haut
bedeckt. Der delecte Zustand des Seesterns, an dem die ganze Unterseite
abgescheuert ist, erlaulit nicht mehr mit Genauigkeit die Zahl und
Form der Amljulacralpapillen anzugeben, nur auf einzelnen am meisten
einwärts gelegenen Adambulacralplatten lassen sich noch vereinzelte
stachelförmige Papillen wahrnehmen , die vermuthen lassen, daß eine
einzige Reihe feiner zylindrischer Stacheln die Ambulacralfurche
säumt ; el)enso lassen sich zwei divergierende Spinen unterscheiden,
welche von den Mundecken ül)er die Mundhaut vorragen. Eine Reihe
von gröberen zylindrischen Stacheln , von denen nur Avenige erhalten
sind, schließt sich nach außen an die Ambulacralpapillen an, dann folgt
auf einen nackten Raum eine zweite Reihe von kurzen, zylindrischen
und feinen Stacheln, die beweglich sind und sich bis an das Ende des
Armes verfolgen lassen. Diese l)eiden Stachelreihen bezeichnen die
P^nden der quer verlängerten Seitenarmplatten. Der Rücken der Scheil)e
ist mit einem Kranz von unregelmäßig stehenden , s})itzen Stacheln
l)edeckt, Avelche auf einem Ring von locker verl)undenen Skeletstäben
aufsitzen; wenige ähnliche Stacheln sind auf der Glitte der Scheibe
zerstreut und sehr vereinzelte treten hin und wieder auf dem dorsalen
Teil der Arme auf. Die Madreporen})latte liegt außerhalb des dorsalen
Skeletringes , zeigt zahlreiche feine gewundene Furchen und ist von
fünf größeren Stacheln umgeben.
Pedicellarien sind außerordentlich zahlreich über den ganzen
Körper verteilt. Man unterscheidet gerade Pedicellarien mit geraden
Schneiden, die auf einem kurzgestielten (pierovalen Träger stehen, in
der Armfurche, innerhalb der Papillen, an den Mundecken, ferner auf
dem Rücken der Arme , avo sie in der Mittellinie zerstreut stehen.
Viel zahlreicher sind die kleineren, gekreuzten Pedicellarien. Sie sind
auf dem Zentrum der Scheil)e zerstreut, namentlich zahlreich aber
auf den Armen, von der Mitte nach den Seitenteilen immer an Zahl
zunehmend, bis sie an den Seiten die Haut vollständig bedecken.
Das Tier wurde nach einem Sturme an der Küste angeschwemmt
gefunden. Farbe im Leben orange. No. 7597.
Stichaster.
Stichaster ^^' iiuirix, 11. sp. (Fig. .5, a— 1). Klein mit dicker Scheibe
nutrix n. sp. um| kurzen, rasch sich zuspitzenden Armen. Die Scheibe namentlich
beim weiblichen Tiere hoch. Das Weibchen biklet einen Brutraum,
in dem sich die Jungen entwickeln. Der ganze Habitus erinnert an
Asteriua. R = 11, r = 5. R = 2, 2 r. Armbreite an der Basis G mm.
Stmk'i', Sof^stt-nic Süd-Gcaigious. 155
Die Ambulacralfüßchen bilden nirgends deutlieh vier Reihen,
^^ondel•n stehen unregehnälMg, oft auf Strecken paarweise, namentlich
am Anfang der Arme, dann zu dreien, selten /u vieren in einer Reihe.
Die Adambulacralplatlen tragen je zwei kurze Anibulacralpapillen, die
am Ende abgerundet und etwas verdickt sind und eine geringe
Abplattung in radialer Richtung zeigen. Sie stehen häufig mit ihren
Enden divergierend, so daß der innere sich nach der Armfurche zu
neigt, die äußere von derselben abstehend gerichtet ist. Gegen die
Armwinkel auf dem ventralen Teil der Scheibe verschwindet die äußere
Papille, die innerste bildet mit der der anderen Seite zwei stumpfe
Zähne, welche vom Mundwinkel nach dem Zentrum der Scheibe
gerichtet sind. Der ganze Rückenteil der Scheibe und Arme, sowie
deren Seiten sind bedeckt mit kleinen, rauhen, am Ende knopfförmigen
Stacheln, welche so dicht stehen, daß Scheibe und Arme wie granuliert
erscheinen und weder die Madreporenplatte noch die Afteröfl'nung
sichtbar sind. Eine regelmäßige Anordnung der Stacheln ist auf dem
Dorsalteile nicht wahrzunehmen; nur gegen den Rand der Arme und
auf der Unterseite derselben ordnen sich dieselben in Längsreihen,
werden auch etwas länger und schlanker. Diejenigen, welche zunächst
den Anibulacralpapillen stehen, sind diesen an Eorm und Größe gleich
gestaltet. Das Scheiben- und Armskelet (Eig. 5. d.) besteht aus abge-
platteteu Kalkkörpern, welche mitunter nach vier Richtungen kurze
Eortsätze tragen und dann kreuzförmig gestaltet siud ; diese Kalk-
scheiben, welche auf der Scheibe unregelmäßig stehen, ordnen sich
auf den Armen zu Reihen. Diese sind aber nur an den Seiten der
Arme regelmäßig und bilden drei Reihen; auf der Dorsalseite sind sie
unregelmäßig gestellt, die distale Platte bedeckt mit ihrem inneren
Rande immer die jiroximale. Zwischen den Plättchen bleiben auf der
Scheibe nur sehr kleine Lückenräume, in denen die Kiemenfüßchen
austreten. Die Madreporenplatte ist sehr klein und enthält nur wenige,
drei bis vier, spaltförmige Öffnungen. Sie liegt mitten in einer Platte,
welche näher dem Armwink^l, als dem Zentrum der Scheibe gelegen ist.
Der After ist subzentral, umgeben von einem Kranze von fünf Plättcheu.
Das Gefüge der Scheibenplatten ist bei den einen Exemplaren fest
und dicht, die Scheibe verhältnismäßig flach, bei den anderen ist die
Verbindung der Platten lockerer, die Scheibe daher mehr nachgiebig,
außerdem mehr gewölbt. Die letzteren scheinen die weiblichen Tiere
zu sein, wenigstens zeigen diesen Charakter die Exemplare, welche
einen Brutraum für die Jungen bildeu.
Pedicellarien kommeu in zweierlei Formen vor. Erstens als
gerade Pedicellarien. (Fig. 5. 1). Diese bestehen aus zwei breiten
12*
156 Studer, Secstcrne Süd-Georgiens.
!Scheereiil)lätteni die mit geraden tSeliiieideii einander l)eriilir<'ii und
gegen die S})itze zu unregelmäßige Zähne tragen, die Selieerenklappon
stehen auf einem stark in die Breite ausgedehnten Träger und Ijilden
geschlossen mit diesem ein annähernd gleichseitiges Dreieck, dessen
Basis 0,36 mm und dessen Höhe 0,43 mm beträg-t. Diese Form findet
sich in der Bauchfurche innerhallj der Reihe der Amhulacralpapillen.
Gekreuzte Pedicellarien (Fig. 5. k.) stehen auf dem Dorsalteil
der Scheihe vereinzelt zwischen den Stacheln, etwas häutiger an den
•Seiten der Arme. Sie l)estehen aus zwei sehr breiten, löftelförmig
ausgehöhlten Scheerenl)lättern, die an der Basis sich kreuzen und an
den scharfen Rändern unregelmäßig gezähnt sind. Bire Länge l)eträgt
0,36 mm. Die Breite 0,3 mm.
Die Jungen dieser Art entwickeln sich zum Teil in einem
Bruthälter, der dadurch hergestellt wird, daß das weil)liche Tier die
Scheibe stark em})orw(>ll)t und den Sclieil)enrand unter der Mundöffnung
einzieht. Bei einem Exemplare fanden sich zwei junge Seesterne in
diesem Brutraume (tig. 5 c.) das Verzeichnis erwähnt noch anderer
Exemplare mit ein l)is zwei Jungen, die nach den Notizen von Herrn
Dr. r. d. Sfei)ien in der (refangenschaft geboren wurden, Nr. VT)? 6.
Unter Nr. 7585 steht von Prof. Par/cnsfccJier die Notiz, daß .er ein win-
ziges Junge in einer (jenitaltaschenmündung fand. Dieses schien auf
das Vorhandensein von Bruttaschen, wie bei Ophiuriden zu deuten, ein
Fall, der meines Wissens bei Stelleriden noch nicht beobachtet worden
war. Die Öffnung der Rückenhaut eines Tieres, das sich durch stark
erhabene und etwas weiche Rückenhaut auszeichnete, gab einen un-
erwarteten Aufschluß über die Brutverhältnisse. (Fig. 5. e.)
Der Magendarm fand sich stark ausgedehnt, in die Interam-
bulacralräume der Scheibe drängten sich Blindsäcke, welche den
ganzen interambulacralen Scheibenteil erfüllten. Derartige Blindsäcke
waren fünf zu Stande gekommen und ZAvar auf rein mechanischem
Wege. Am Mundrahmen erhebt sich nämlich von den adambulacralen
Mundstücken aus je ein bis an die Dorsalhaut reichendes starkes
Ligament, das zahlreiche Kalkplättchen eingelagert enthält. Dieses
hindert die gleichmäßige Ausdehnung des Magensackes und liewirkt
daß derselbe in radialer Richtung Einschnürungen erleidet, Avelche
fünf Taschen abgrenzen. Die radialen Blindschläuche des Magen-
darmes entspringen unabhängig von diesen Blindsäcken, dorsal von
ihrem Ursprung und laufen eine Strecke über die dorsale Wand der
Aussackung weg um bis in den Beginn des letzten Dritteiis der
Arme sich zu erstrecken.
Stndor, Seestenio Süil-Gooigiens. 157
In den crwäliiitcii liliiidsäckeii fanden sich in großer Menge
junge schon vollkonnuen ausgchihlete Seesterne von 2,P> mm Durch-
messer von einer Arnisj)ity.e zur anderen gemessen. Ihre Zahl helief
sich auf no Stück, aUe auf (h'rselhen Stufe der Entwickhing. Ks
dienen also liier Aussackungen des Magendarmes als lirutraum und
zwar, wie sicli aus dem Trsprung der radialen Blindschläuche ergieht,
des Anfangsteiles vom Magendarm, wälirend der Endteil danehen nocli
g;iiiz gut als \'crdauuiigsraum funktioniren kann. Die (ienitaldrüsen
sind kurze Drüsenscliläuclie, welche zu ])ei(len Seiten der Wirl)el,
nalie dem Mnn(h'aliinen liegen uiul auf dem ventralen Interamhulacral-
feld nalie der Mundecke münden. Es müssen also die Eier zuerst
ausgestoßen werden, um d;inn (hircli den Mund wieder in die Magen-
taschen zu gelangen.
Die jungen Seesterne erschienen vollständig ausgel)ildet. Der
große Radius hetrug 1 mm. Der kleine 0,3 mm. In Dezug auf die
Skeletplatten des dorsalen Sclieihenskeletes läßt sicli noch keine
hestimmte Anordnung wahrnehmen. (Eig. 5. f.) Es sind in der Kücken-
haut zahlreiclu^ verzweigte Kalkstäl)e und durcld»roclieiie Scheiljen
eingelagt^rt. von denen einzelne im Begriif sind, sich zu größeren
Kalkplatten zu vereinigen. Immerhin läßt sich eine Ijeginnende (irup-
pif'rung in gewissen Radien unterscheiden. Im Zentrum der Scheil)e
eine siehartig durchbrochene Platte, welche dicht umgehen ist von
einem Kranze von verzweigten Kalkstähen, welche in die Radien
der Arme fallen; in einem weiteren Umkreis folgen nnregel-
mäßig ausgchihlete interradial stehende Platten und Stäbe. Auf den
Armen lassen sich vier noch weit auseinanderstehende Reihen von
wenig ausgebildeten Platten verfolgen. Die Terminalplatte an der
Spitze der Arme ist groß, scheibenförmig. Stacheln beginnen, sich
namentlich gegen die Spitze der Arme zu entwickeln. Sie stellen
kurze durchbrochene Säulchen dar, die in der Haut, unabhängig von
den Skeletplatten, ausgeschieden werden. Die Armwirbel (Eig. f». g.)
stellen zwei i)arallele Reihen von Kalkstäben dar, welche sich zwischen
je zwei Am1)ulacralfüßchen einlagern; in der Medianlinie sind sie
weit getrennt; diejenigen, welche einerseits das innei'ste Ambulacral-
füßchen begrenzen, andrerseits den späteren Mundrahmen bilden sollen,
sind von einander weiter getrennt, als die iolgenden und nach außen
hin etwas verdickt. Als Anlage der Adani1)ulacralplatten hnden sich
zwischen den Außenenden von je zwei Ambulacralstäben kleine Plättchen
von rnndliclier l''orin ; nur dasjenige, welches zwischen den innersten
und (ItMu zweiten Armwirbel liegt, ist radial vei'längert und schiebt
sich ventral ül)er das Außenende des innersten Ambulacralstäbchens.
158 Stiider, SepsteriiP Süd-Geovgions.
Eine etwas Ibrtgeschrittenere Entwicklung des Skeletes l)ietet
ein kleiner Seestern, welcher el)en im Begriffe war, die Bnittasche
zu verlassen und sicli außerhall) der Mundöffnung eines weil)lichen
Thieres vorfand. Eig. 5. h. Der große Eadius l)eträgt 1,5 mm. Der
kleine 0,5 mm. Der ganze Dorsalteil der Scheil)e ist hier von Platten
einuenommen, welche sich mit ihren Rändern l)eriihren. Man unter-
scheidet eine im Zentrum der Scheibe gelegene Platte, Dorsozentrale
Carpenter, um dieselbe eineuKranz von 10 Platten, welche abwechselnd
im radialen und im interradialen Eadius liegen. Die Platten, welche auf
die Radien kommen, bilden einen inneren Kranz, der sich direkt an
das Dorsozentrale anschließt. Nach außen davon liegen die Inter-
radialplatten ; nur in einem Interradius legt sich die Interradialplatte
au die zentrale und schiebt sich zwischen die beiden radialen ein.
Auf den Armen sind vier Reihen breiter Platten vorhanden. Stacheln
sind überall entwickelt, sie sind mit den Platten in Verbindung
getreten und zwar je einer mit einer Platte. Die Armwirbel (Fig. 5. i.)
sind ausgebildet, es sind 9 entwickelt, die aus zwei Kalkstälien
bestehen, welche sich in der Medianlinie berühren; nur die des
innersten sind in der Medianlinie getrennt; über ihre Außenenden
schieben sich ventral die ersten, stark verlängerten Adambulacral-
platten, ohne al)er mit iln'cn inneren Enden die And»ulacralwirl»el zu
ülterragen. Dieses Verliältnis ])leibt auch später bestehen. Der
Mundrahmen des erwaclisenen Seesternes hat einen entschieden and)ula-
cralen Typus, indem die aml)ulacralen Mundstücke weiter vorspringen
als die adambulacralen.
Dieser interessante Seestern scheint die bei Süd-(uMjrgien
am häutigsten vorkommende Form zu sein. Die Sammlung entliält
gegen 80 Stück, die meistens an Tangwurzeln l»ei El)l)e aufgelesen
wurden. Nach den Angal)en von Herrn Di-, r. d. Sfcrucu war die Farbe
im Leben orange, im Spiritus ist sie weißlich. Die kürzlich geborenen
Jungen wurden im August getroffen, so daß hier die Brutzeit in die
\Yintermonate zu fallen scheint.
Subord. Spinulosae Perr. Farn. Echinasteridae.
Cribrella A</.
Ol'. Pag-eiistecheri n. qj. (hg. 0 a, !>). R = 20, r = 5, R = 4 r.
Pagenstecberi. l-'ünf zylindrische Arme, die lang und zuges})itzt erscheinen. Die
Armfurche ist schmal, eingeengt, die Adandndacralplatten sind recht-
wiuklis und senkrecht auf die Armfurche verlängert. Sie tragen eine
Cribrella
Stinler, Rpestpvno Siid-Gporpfiens. 159
Kcilic von liiiif liis siclx'ii kiir/eii. stiiiii|tl' zyliiidiisclicu I'ai)illt'ii von
denen die innei'ste am u,r()l.!ten ist und in die Aruilurelie liineintritt,
so daü sie die l'"iiüclien von einander soiulevt. Die nacli auüen davon
stehenden Papillen nelmien allinählieli an (Ji-(iüe ab. (ie.tien die S])it/.e
der Anne redueiert sieh die Zald der PapiUen auf fünf, dann auf vier,
endlieli auf (h'ei. zniih'itdi setzt, sieli die innefste stunipfwinklip,- ^•eti'eii
dli' idjri^cn ali und uei_t>;.t sich gegen die Arnifurehe zu, um sieli im
letzten 'l\'ile des Armes wieder aufzurichten. Die /ahnjdatte ist
triangulär, wenig vortretend, an ihrer Spitze mit zwei ])is drei
cvlindriselien /;ilnien versehen, die von der Orciße der innersten
And)ulacralpapil!en sind. Zwei bis drei l'apillen setzen sich noch auf
den Seitenrand der Platte fort, auf der untei'ii Fläche erhehen sich
drei Ins vier unregelmäßig stehende Papillen. Die N'entralseite der Arme
ist mit kleinen spitzen Stacheln l)esetzt, welche ziemlich regelmäßige
quere Reihen bilden, die erst nach der dorsalen Seite der Arme
unregelmäßig werden und zusammenlaufen. Ein inteiradiales Feld,
das sieh von der /ahnplatte bis zum Scheibenrande erstreckt, ist
nackt. Der Dorsalteil der Scheibe ist von einem dichten Netzwerk
von Kalkbälkchen durclizogen, die mit kurzen, in 2 — 3 Reihen stehenden,
papillenartigen Stachelchen bedeckt sind ; der Maschenraum, welchereinen
grcißeren Durchmesser hat als der Kalkbalken, ist von einem einzigen
Porus zum Durchtritt des Kienu'nfußes durchbohrt. Die Madreporen-
])latte ist groß uml liegt nahe di'ui Armwinkel, sie ist von etwas
grr»ßeren Papillen umgeben uml auf ihrer Oberfläche mit kurzen Papillen,
die versclilungene liinien Itilden, l)edeckt. Der After ist subzentral.
Farbe in Alkohol tief und)rabraun. Fand sich an der Insel, welche
der deutschen P)eol)achtungsstation auf Südgeorgien vorgelagert war.
Ich rechne zu dieser Art zwei weitere Exemplare, die an der Küste
Süd-deorgiens gefunden wurden uml sich durch hellere Farbe, weniger
feste Rückenhaut und kürzere, dickere Anne unterscheiden. Ihr R = 18,
r= G, R= ?) V. Die Details der Struktur sind dieselben wie bei dem
erstljeschriebenen; vielleicht, daß hier, wie l)ei vielen anderen Arten,
ein (jeschlechtsdimorphismus vorliegt und die l)el(len gedrungenen
Formen die Weibchen sind. No. THSO. »
Gegenüber den sieben anderen bis jetzt l)ekaunten Arten dieser
(iattung. die sich meistens sehr ähnlich sehen, nähert sich unsere
neue Art am meisten der C. antillensis Perr., einer Tiefseeform
\<im Antillenmeer, welche noch l)is .-)8 " S. an der amerikanischen
Küste vorkommt. Px'i dieser sind aber die stacheltragenden Plättchen
auf der l'nterseite der A]'me rectanguläre (iebilde. die deutlich von
einander abgegrenzt sind, und die Ambulacra!])apillen weniger zahlreich.
\QQ Studer, Seesterue Süd-Georgiens.
Die nordische Cr. oculata Link ist von unserer Art schon dadurcli
unterschieden, daß aus den Maschen des dorsalen Kalknetzes mehrere
Füßchen austreten.
Snl)or(l. St. valvulatae Pnr. Fniiiil. Gymnasteriadae.
Porania Gray.
Povania P. aiitarclica ^S'w. Zoology ofKerguelen Island. Echinodermata
antai-ctica sm. j,^. ^^^^^^y;^ po. 257, 1809 und Ami. Mag. Nat. Hist. 1870. XVII p. 108.
Drei junge Exemplare, an Tangwurzeln erlangt, lassen sicli auf
diese Art zurückführen. No. 7593.
Ord. Ophiuridea.
Suboid. Ophiureae. Fam. Ophiolepididae.
Ophioceramis Lf/w.
ophiocpiamis 0. aiitarciiea n. sp. (Fig. 7 a. b.) Drei kurze, annähernd s})indel-
autarctica u. s]). £^JJ,J^^•g.g Amispineu, drei Mundpapillen, Schnippen auf der Scheibe
gleichmäßig entwickelt; eine Aml)ulacrali)apille.
Scheiliendurchmesser 3 mm, Armlänge 8 mm, Armbreite an der
Dasis 1 mm, drei Mund})apillen, etwas ungleich, gerumlet, sich nicht
berührend. Zwei Zahnpapillen, welche sich ganz ähnlich verhalten,
wie die innersten Mundpapillen bei Amphiura, stehen am Mundwinkel;
zwischen ihnen tritt der ventrale Zahn hervor. Die Mundschilder sind
gerundet mit dreieckiger , nach innen vorspringender Spitze. Die
Seitenmundschilder sind schmal, stark di^ ergierend, nach außen etwas
breiter, als nach innen. Das erste Unterarmschild ist klein, rauten-
fcirmig, die folgemlen wenig länger, als breit, sie werden proxinml
von den Seitenarmschildern eingeschnürt, doch nicht vollkommen ein-
geschlossen. Die Seitenarmschilder erscheinen stark aufgetrieben, die
Oberarm Schild er breiter als lang, erhaben, (juer oval, von der Hälfte
des Armes an proximal .eingeschlossen durch die Seitenarmschilder.
Das erste Schild fällt noch in die Scheibe und ist doppelt, die
folgenden sind einfach. Die Dorsalplatten der Scheibe sind dick,
schuppenartig, gleichmäßig groß, mit den Rändern sich deckend, die
Radialschilder klein, wenig von den Schupi)en der Scheilie verschieden,
nach dem Centrum der Scheibe divergiereiul und weit getrennt durch
eine breite, cjuerovale Schuppe und drei zentralwärts gelegene kleinere
Schuppen, die eine Reihe bilden. Es sind drei Armspinen vor-
Stiider, Seestenio Siiil-fTPnrgiens. ir;i
liaiidcii, die sich im ;iiir!.'i'cii Drittcil des Arnies auf zwei kurze.
s|>uidell(ii'uiiii(" Spinell reduciereii. 'reiitakelscliuppenzwel, selir kurz, flach.
\ Oll dieser Art ist leider nur ein, wahrscheinlich jiiiu^es
Exeinplar vorhaiideii. Dasselbe wurde nach Katalo.ti' in llaiiilniin mit
Am})hiuraarten aus allerliaud IJetite ausi-vlesen. Die lail.iin.u im I.eheu
konnte (h'iiinach nicht verzeichnet sein.
Ophioglypha />//?;/.
0. MaHeiisi u. s,,. (l'io-. s. a—h.) Scheil)e flach, mit rnäüio- Ophiogiypha
lani;eii Aiineii. Seitenniundschilder ^toü und langgestreckt, nach ^l^.l.^I'"•tensi n. .sp.
iMundseite verdickt, nach auüen verschmälert, keine einfacdie Platte
nach iimen von den Seitenmundscliildern. Radialschilder und Scheihen-
platten erster Ordnung dick, rund, von gleicher Gröfse. Mundpapillen
lind Schuppen dei- .Mundtentakel länglich viereckig, dick, Seiten-
armplatten dick, in der Mitte der Unterseite sich berührend. Eine
kleine i)a|)illenartige Arnisi)ine. Kadialschilder mit einer Reihe
Papillen am Rande. Scheihendurclimesser ö mm. Armlänge 14 mm.
Breite der Arme an der Basis 1 mm.
Mundpapillen viereckig, dick, eine am Mundwinkel, vier an
den Rändern. Die zwei ersten quadratisch, die dritte doppelt so
lang, als breit, die vierte l)ildet den Rand des Mundtentakels, der
auf der andern Seite von ;] Papillen begrenzt wird. Mundschild
klein, stumpf fünfeckig, die äußeren Ecken abgerundet, der innere
Winkel vorgezogen, spitz. Die Länge der Platte verliält sich zur
Breite, wie 1,4: 1 . Die Seitenmundschilder sind länglich, nach innen
verbreitert, oval, sich mit den Rändern berührend, nacli aur3en spitz,
an den vorderen Seitenrändern des Mundschildes verlaufend. Sie sind
sclimaler, als bei der nächst verwandten 0. Deshayesii Lym. auch
kommt keine einfache IMatte einwärts der Seitenmundschilder vor,
wn"e l)ei dieser Art.
Die erste Unterarmplatte ist l)reit, mit abgerundetem AuÜen-
rand, die folgende dreieckig. Die Seitenarmplatten sind dick und
treten auf der Untei-seite in der Mittellinie zusammen und zwar mit
immer l»reiterer Eläche, je mehr sie sicli dem Ende der Arme nähern,
wobei die Unterarmiilatte immer mehr verkleinert wird. Dorsal
werden die Seitenarmplatten getrennt (hncli die Dorsalarmplatten. Von
diesen ist die erste lu'eit. (pier verläiig(Mi, die folgenden sind stumpf-
eckig hexagonal, so hing wie breit; von dem ersten Dritteil des
Armes an werden sie mehr verläng.'rt, rhombisch, mit verlängerter
proximaler Spitze, im letzten Dritleil keilf.irmig. Zugleich treten
die Seitenarmplatten auch nach oben j)roximal zusannuen. bis gegen
lf)2 Stndpv, SePstfniP Si'ul-Georoions.
die Spitze liiii auch die dorsale Ariii])latte fast verdräuot ist. Nur
eine einzige, kleine, paijillcnartiiii'e Seitenarnis))in('. drei kurze And)ula-
cralpapillen. Die Selieil)e ist erhaben, dicht ])edeekt mit einer centralen,
fünf radialen und fihif interradialen Hauptplatten, aufweiche noch fünf
radiale Hauptplatten folgen. Diese Platten sind durch kleinere, drei-
eckige Secundär- riättchen mit einander verbunden. Die Kadialschilder
sind rund, so lang wie l)reit, so groü wie die Hauptplatten und durch
zwei radial folgende Platten getreinit. Jede trägt am Scheilx'in'ande
eine Keihe von S Pa])inen. Die ( lenitalspalten sind schmal, ihre Ränder
von kleinen Papillen besetzt.
Am nächsten kommt diese Form der (). Deshayesii Lym.
von Kerguelensland, sowohl nach allgemeinem Habitus, als nach der
P>eschildernng (h'r Scheil»e. Der InterschiiMl berulit nur in dem Fehlen
einer rhond)ischen Platte nach innen von den Seitenmundscliildern
und dem Vorhandensein von S Pa})illen am Kande der Kadialschilder.
0|,iaogiyph:i 0. licxacHs E. Smith. Ann. Mag. Nat. bist. ]>. .'!. Fei). 1876,
hpxactis ,S',)}/fJi, Zoology of Kerguelen Island. Fchinodermata. pg. 9.7\), pl. XVH
E. Siuitli. . ' ' • .., • ^ 1 .- ! 1
hg. a — c ls70. ljl)er Prutpllege s. Sfiider (li^sehleebtsdimorph. l)ei
r'.chinodermen . zoolog. Anzeiger ISSO. No. (17 ])g. 1. Dersell)e :
Ophiuriden der (iazellee.\])edition 188P), ])g. la. Wyrille lliuniso)},
The Atlantic \o]. H. pg. )li-2. Lymini. Zoology of the Challenger.
Part. XIV, Eeport on the Ophiuroidea pg. 41, PI. XLV. fig. 1; PI.
XLVII, fig. 2.
Die zahlreichen bei Süd-(ieorgien gesammcdten F\em])lare
weiclien mir durch die (JWiüe von den durcli mich l»ei Kergucdensland
erlangten al). AVährend bei letzteren der Scheil)endurclnnesser lir»chstens
'?.] mm erreicht, sind von Süd-(ieorgien lv\em])lare mit ÜO mm Seheiben-
durchmesser und einer Armlänge von 70 mm vorhanden. Pei den
gröüeren Exemplaren kommt häutig vor, daü vorher abgebrochene
Arme neu ergänzt sind. Junge im Ih'iitraum wurden Im August
angetroften. Die Faibe wird bei älteren 'i'ieren als olivengriin bis
bi'äunlieh, dnnkelgraugriin. bei flungen citronengelb angegeben. Wurde
häufig in 1 .'^ — 14 I'aden Tiefe angetroffen. Sonstige Fundorte:
Kerguelensland 5 — 7") Faden, Marion-Island HO — 75 Faden.
Familie Amphiüridae.
Ainphiura Forh.
Amiihiuin A. affiiiis 71. f!}). (l''ig. 0, a. 1).) Sclicibc auf beiden Seiten mit
aitiius 11. sp. oyopjoii Schuppen bedeckt, zwischen denen kleinere gidagert sind. l''ünf
Mundpapillen jederseits, wovon eine unter (U'ni /ahne. Fine Tentakel-
schuppe, vier Seitenarmspinen.
Stuilor, Seostenio Süd-Gcirgiens. 163
S('li(Hl)eii(liircliin('ss('r :'> nun. Arniliiiiüc 10 — 12 mm, Armhrcito
au der Sclicibe 1 iiiiii. Vau l':i:ir Licruiidctci- Mniiditaiiillcii an der
8j)it/o des MuMdccksliickcs, vier diiiinc, siui/c rai)i!l('U an jeder Seite.
Die Mundseliilder hreit, i'iinfecki,u-, iiacli innen sicli /us|)ilzend. Seiten-
mimdseliilder in der Mittellinie sieh berührend, länger als breit, naeli
anüen breiter als naeli innen. rnterarmi)la1ten scchseekiti', so lang
Avie breit; in (h'r distalen Hälfte der Arnierstreekun^' werden sie fiinl'eekig,
mit proximal gerichteter Spitze. Seitenarmi)latten diek. bis zwei Dritteil
(1er Armerstreekung sieli ventral kaum berührend, gegen die Spitze
zusammentretend. Olterarmplatten breit, (pier verlängert, hoch, mit
abgerundetem Contour; distahvärts werden sie allmäldig schmaler,
gegen die Spitze hin Averdeu sie durch die nach oben zusammentretenden
Seitenarmplatten eingeschlossen. Scheibe dick, rund, mit grcißeren,
sich iricht deckenden Schildclien bedeckt, die regelmäüig angeordnet
sind ; die größeren wei-den durch kleinere, dreieckige Schuppen von
einander getrennt. Radialschilder schmal, nach innen divergirend und
von einander durch vier Schilder getrennt. \'on diesen steht einer
nach dem Scheibenrand, daini i'olgen zwei nebeneinander, dann tMuer
zentrahvärts. Die l'nterseite des Interl)rachialraumes mit zahlreichen
kleinen Schup])en bedeckt. Vier Seitenarmstacheln, die kurz und spitz
sind. Eine kleine Ambulacralpapille.
Im Lel)en die Scheibe lila, die Arme gelblich. Stidit der
A. tomentosa von Kerguelensland am nächsten, diese entbehrt aber
der Amhiilacralscliup})e. Zahlreiche Exemplare, au Tangwurzeln gefunden.
No. 7017, 7018, 1!) und )H).
A. Lvmaiii u. ■'^p. (Kig. 10, a. b.) Scheil)e auf l)eiden Seiten Amphiun
. , . ^ Tiyuiani ii.
mit Schuppen besetzt, die Schu])])en der Dorsalseite iem gekth-nt.
Keine Tentakelschuppe, Radialschilder klein, schmal, durch eine Reihe
Schuppen getremit. Im Anfang der Arme 5 Armsi)inen, die zwei
oberen dop))elt so lang, ^als die miteren, im weiteren Verlauf 4 kurze
Spinen. rnterarmschilder viereckig, länger als breit. Scheibendurch-
messer 3,5 mm. Arme an der liasis 1 mm. Drei Mundpapillen
jederseits, alle spinenartig, cvlindrisch, die innersten an der Ecke
der Mundschilder, die äul.Jersten an der Basis, durch einen Zwischen-
raum von den zweiten Mundpapillen getrennt uiul tiel'er angesetzt.
Mundseliilder klein, gerundet, mit einwärts gerichteter Spitze, Seiten-
mumlschilder dreieckig, schmal; die einwärts gekehrten Spitzen bei-iUn-en
sich nicht in der Mittellinie». Die erste Unterarmplatte ist klein,
beilh'irmig, indem der Inneiirand breit und al)gerundet ist, während
die r>asis dni'ch die Seitenarmplatten eingeschnürt wird. Die folgenden
l'nterarmplatten sind \iereckig, länger als breit, der proximal gerade
1 04 Stiuler, Seesterne Süd-Georgiens.
Iiiiienrand Avird ^eoen den distalen Teil des Armes zu durch die
Seiteiimundscliilder vereut^t und zuletzt in eine })roxinial ^eiiehtete
Spitze zusammentiedrüekt. Die Seitenarmscliilder sind erhal)en, ventral
sieh nach der Mittellinie nähernd, dorsal vollkomnien iietrennt.
l)(^rsalschilder rundlich, zui^espitzt, in dem })ro\inuilen Teil des Armes
so lang' wie breit, im distalen l)reiter als lang, proximal verschmiilei't
durch die Seitenschilder. Scheibe mit dünnen, sich deckenden Schuppen,
die vom Zentrum ausstralen. Eadialschilder klein, sclnnal, granulirt,
die Innenränder von Schuppen l)edeckt, ])arallel. Dazwischen (4ne
Rt'ihe von drei Schu])i)en. Unterseite mit sein- kleinen Schii])pchen
])edeckt.
Arms})inen zuerst in der Zahl von fünf, wovon die zwei
dorsalen doppelt so lang, als die ventrjilen. Im distalen 'J'eil des
Armes von der Hälfte der Armerstreckung an werden es vier kurze,
gleich lange Stacheln. Tentakelschup})en fehlen. Fünf Exemplare.
Scheilie lila, .Vrine gedblich. An Tangwnrzeln gcl'iinden. (Dr. r. d. Sf einen).
No. 7()22. Steht am nächsten A. magellan ica Ljgm.. welche alier
sechs Armspinen und eine Tentakelschuppe ))esitzt.
Erklärung der Abbildungen,
Tafel I.
Fig. 1. I'c (1 i cd last er o f lo r a di at iis )i. sp.
a. Von oben wenig vergrößert.
1). Seheibe uiul ein Arm von oben.
c. Sclieibe und ein Ann von nuten.
(1. Gekrenztes Pedieellar.
e. Tenninaliilatte des Ai-ines von unten.
Fig. 2 Pedieel laster Sarsii tt. xp.
H. Von o))eu.
1). hJcheilie nnd Arm von unten.
P^ig. 3. A s t e r i a s g e o r g i a n a ii . fip.
a. \'f)]\ oben.
b. Dorsal.skelet uarli Kutl'ernung der Htaeheln.
c. Unterseite.
d. Pediceliarieu
P'ig. 4. Asterias Steiueui ». sp.
a. Von ol)eu
b. Scheibe und Arm von unten.
Fig. 5. Stie haster uutrix ii. sp.
a. Von ölten.
b. Seheibe uud Aini von unten.
c. Von unten mit zwei Jungen vor der Mundöffnuug.
d. Doisales Seheibeuskelet nach Kuliernung der Stacheh].
Tafel II.
Fig. 5. Stich aste r nutrix ;(. sp.
e. Sehematische Darstelhiug des linitraumes. Querschnitt.
f. Junger Seestern aus dem Ünilraiim Von olien.
g. Armwirliel dessenicn.
h. Junger Scestern neu gelioren. Von oben.
i. Armwirliel (b^sselben.
k. Gekreuztes l'edicejlai-.
1. Gerades Pedieellai-,
jßß Piezeichnung der Alilnldungcn.
Fig. G. Crilirclla Pa <j,eu atech er i n. sjh
a. Von üben.
b. Von unten.
Fig. 7. ()phi o cerami s antarctica n. sj).
a. Von oben.
b. Von unten.
Fig. 8. Ophioglypha Martensi n. sp.
a. Von oben.
b. Von unten.
Fig. 9. Amphiura ai'finis ».. s;^''-
a. Von oben.
b. Von unten.
Fig. 10. Amphiura Lymani n. sj).
a. Von oben.
b. Von unten.
STD DER , Seesterne von Sudgeorgien ,
zum Bericht über das Naturhisl. Museum zu Hamburg 1885.
TaF.l,
R A rmbruster dei it lieh .
Jahrbuch der Hamburg. wissensch.Anstallen IL
la - e . Fec/icellaste;^ o-clvradiaius ö'Uid. 2. a.b. FediceUaster Sarsü Stud.
STD D ER , Seesterne von Süd^eorgien,
zum Bericht über das Naturhisl. Museum zu Hamburg 1885.
Taf.II.
R.Armbruster dtl.etJlth
Jahrbuch der Hamburg, wissensch. Anstalten II .
Sc -l. Stic/ia.9ter nutrüa S^ud. ö\ a . h. CribcUa^ Fui/e/7sierh<^rL Sind.
7. ctd). Opino cerounis anUircUca Sfad. c'^.a Jk (hhicurlif/dutJ/arfcrTsi Stud.
Ein
Umeiifriedhof in Alten walde.
Von
Dr. E. Rautenberg.
Mit 16 Abbildungen im Text und einer Tafel.
Die Heide auf den westlich von Altenwalde belegenen Höhen
ist an Denkmälern aus der geschichtlichen und aus der vorgeschicht-
lichen Zeit überaus reich gewesen. Namentlich bot die Gegend viele
Ijedeutende und interessante Altertümer aus allen vorchristlichen
rerioden; doch sind die meisten der gewaltigen Bauten der Steinzeit
uiul viele Steinsetzungen der weithin sichtbaren Hügel der Bronzezeit,
zum Teil l)ereits im Mittelalter, zerstört und zum Zweck der Ufer-
befestigung und der l'^undamentierung größerer Bauten weggefahren,
wie denn schon im .bilirc l:2'.in von den Herzogen .Johann und Albrecht
den Hamburgern und allen das Meer l)efaiire]ulen Kauileuten das
Privilegium erteilt wird zum Bau des Turmes auf Neuwerk die Steine
von Woldf (später Alten -Walde) und den anliegenden (regenden
zu holen.
Wegen der unsclieinl)aren Hülle weniger der Zerstörung aus-
gesetzt waren die iji den Erdmantel der Hügel eingesetzten Urnen
der jüngsten Bronzezeit und der La Tene-Periode, so wie die Urnen
der römischen und sächsischen Zeit. Jetzt aber sind Ixü dem großen
Steinmangel jener Gegend auch sie bedroht, und namentlich im vorigen
Jahre haben die Arbeiter, welche nach SteiiuMi für die Uferwerke bei
Cuxhaven suchten, eine grosse Menge von Urnen zerstört; später, als
der W^ert derselben l)ekannt wurde, sind manclie sorgfältiger aus-
gehoben und an Liel)halter, namentlich unter den Badegästen von
Cuxhaven verkauft worden. Glücklicherweise ist der \ Crwaltung des
r^rovinzial-Museums in Hannover, wie es scheint, der bedeutendste
uml reichste der Urnenfriedlniie von den Besitzern Herrn DöscJier
und Fräulein ^l. DöscJier zur Verfügung gestellt und im Herbste
systematisch ausgebeutet. Zahlreiche Urnen von einem zweiten nicht
weit davon gelegenen Friedhof derselben Zeit hat unsere Samndung
vorgeschichtlicher Altertümer erwerben köjnnni (vgl. den Bericht
im ersten Teile dieses Jahrbuches).
13
170 Rautenljerg'. Ein Unieufricdlnif in Altenwalde.
Die Mehrzahl der auf den folgenden Seiten genauer beschrie-
benen Urnen sind im Grundstück des HeiTn HoM jun., etAvas süd-
üstlicli von dem Ringwalle auf der Höhe, welche westlich von der
Altenwalder Kirche liegt, gefunden worden; sie standen etwa 0,30 m
unter der Oberfläche, wie es bis jetzt erscheinen muß, ohne eine
bestimmte regelmäßige Anordnung meistens direct in dem Sandboden;
l^ei einigen fanden sich Unterlagen und Seitenstützen von Feldsteinen.
Die meisten waren leidlich gut erhalten, wenigstens hielt, so lange
die Erde noch feucht war, die eingeschlossene Masse von Erde,
Knochen, Beigaben u. s. w. so lange zusammen, daß die Urnen in
dem Urnentuche ohne Schaden transportiert Averden konnten und so
genaue Untersuchung, die meistens erst in aller Muße in Hamburg
vor sich ging, ermöglichten. Die gefundenen Urnen waren l)is auf
einige kleinere Gefäße und eine Totenurne wiederherstellbar; nur
fehlt an vielen der oljere Eand.
Zur Veröffentlichung sind die interessantesten Typen ausgewäldt,
zugleich solche, die characteristisclic , für die Zeitbestimmung und
Cultur wiclitige Beigaben enthielten; genaue l)ildlic]ie Darstellung der
Urnen, die so zuverlässig ist, daß sie weitere Beschreil)ung überflüssig
macht, war um so mehr geboten, als im ganzen bisher die Gefäße
jener Zeit mu' wenig und zum Teil in ungenügender AVeise veröffent-
licht sind.
Zunächst l.MSNcn wir ein Verzeiclmiß der Urnen von Altenwalde
folgen, welche ])is zum März 188.') in den Bef^itz der Sammlung gelangt
sind und genügend untersucht und wiederhergestellt werden konnten.
V
A. Urne aus dem (irundstück des Herrn Döscher (Nr. 1 ).
Die mit Kammstrichornamenten, Killen inid Stempeleindrücken ver-
zierten Scherben lafj,en am FeldAvege zerstreut ; aus einem Haufen
Raiitrnl)fro-. Ein rnirutVitMllmr in Altrnwaldc.
171
von Erde und Knochen mit an hafte iideu Srlierbon Avurdcn noch
Schlitckcn von rotl)ranti(Mi. uclhen, meerp'üncn und kleinen hlnuen
(ihtsi)erlen von (».004 ni Durchmesser heraus <>esucht. — Acc. K. issl
Nr. 151, ]-r2.
B. Schwarze Urne, untere Yerhältnißmär3ifi- hohe Hälfte rauh,
oben Rillen in Zickzacklinien, ein Henkel, Hals fehlt. Beigaben : oelbe
Glasperlen in Bruchstücken. Geschenk von Frl. Amanda Döscher. — •
Acc. Kat. 188-4 Nr. 153.
C. Kleine f>Taue Urne vom Felde des Herrn Behrmann.
Gr. Durchmesser 0,16, Höhe 0,14, Pioden etwas ein^ezooen. Oben
Zickzackrillen, vertiefte Kreisflächen mit hervortretendem Mittelpunkte,
am Hals dem Rand parallele Rillen. Außerdem lajien auf dem
(h-undstücke und am Wege des HeiTii Böscher noch viele zum Teil
reich ornamentierte Scherben. — A. K. 1S84 Nr. 15G, 157.
Nr. 2.
T>. Die über Nr. 2 al)gebildete reich ornamentierte Urne war,
ich weil? nicht von Avelchem Grundstücke, in den Besitz des Herrn
Obercontrolleur Grabe in Cuxhaven gelangt. Beiga1>en waren: eine
Schere (Tafel Fig. U), Messerchen mit Ring (Taf. Fig. 2), Pincette
(Taf. Fig. 3), ein Bronzebruchstück von einem (iürtelbeschlage ('?),
Bruchstücke eines Kammes mit einer breiten, gut erhaltenen, gerillten,
mit eiseriHMi Nieten befestigten Deckleiste und einer Srhutz])latte für
die Zähne des Kammes mit Kreispunktornamenten 0. Leider sind
die Kanimfragmente bis auf ein Stückchen von i\vv Schutzplatte ver-
loren gegangen.
13»
172 Rautenljevcr, Ein Urnenfviedhof in Altenwalde.
Urnen von dem Grundstück des Herrn Holst.
I. Kiigelförinige graubraune Urne mit niedrigem Hals, größter
Durchmesser (in der Folge = gr. D.) 0,26 m. Inhalt: sehr Avenig
große Knochen. Beigaben: Fuß und Bügel einer Ambrustfibula von
Bronze, Perlen, darunter eine blaue würfelförmige mit abgestumpften
Ecken, Perlenschlacken, I^rnenharz, Spinnwirtel von weißem Thon;
kugelförmige Concretion von Brauneisen (nach freundlicher Bestimmung
des Herrn Dr. Mügge). — A. K. 1884 Nr. 168—173.
H. Große braune Urne, gr. D. 0,30, Höhe 0,26 m, am oberen
Teile mit glatter glänzender Oberfläche, unten rauh; am Halse drei
dem Bande parallele Rillen. Beigaben: ein großer eiserner Schlüssel
mit Doppelhaken (Taf. Fig. 13). — A. K. 1884 Nr. 174, 175.
HL Urne von rötlich braunem Thon mit engem Hals, sonst
Avie Urne XVH; aucli mit ähnlichen Ornamenten; außen am Boden
ein rohes Kreuz. rx'igaben: l)laue Perlen und Glasschlackeu, gut
erhaltener Eisenpfriem mit scharfer Spitze, vierkantiges hohles
Knochengerät mit Kreispunktornamenten. - — A. K. 1884 Nr. 176.
Nr. 3.
IV. Urne von rotbraunem kiesigen Thon, dickAvandig, rauh
(Nr. 3). Beigaben: Armbrusttibula von Bronze, Fuß abgeschmolzen;
Perlenschlacken und eine Avohlerhaltene Perle, größeres vierkantiges
Knochengerät mit Kreispuidvtornamenten, Eisen? — A. K. 1884
Nr. 177—181.
V. Graubraune, etAvas scheckige kugelJormige Urne, gr. D.
0,24 m, mit dem Rand parallelen Rillen am Hals; Rand abgebrochen.
Beigaben: Bronzeschlacken, Reste einer Scheibentibula, geschmolzene
Perlen. — A. K. 1884 Nr. 182—185.
Kautenbei'"', Ein rnienfVit'dhof in Alteii'walde.
173
Nr. 4.
VI. Dunkle, fast scliwarzc Urne mit Stempeleindrücken (Nr. 4).
Beigaben: geschmolzene Perlen, Bruchstück eines dickwandigen
anderen Gefäfses. — A. K. 1884 Nr. 186, 187.
VII. Schwarze, wohlerhaltene kleine Urne, gr. D. 0,19,
H. 0,17 m, äußerer Durchm. am Rande 0,08 m, mit 8 dem Rande
liarallelen Rillen; Inhalt: Knochen eines Kindes ohne Beigaben. —
A. K. 1884 Nr. 188.
Nr. :.. Nr. C
VIII. Dunkle Vvuk" (Nr. 5) mit Fuüansatz ; Inhalt: Knochen
eines zai"ten Individuums, ohne Beigaben. — A. K. 1884 Nr. 189.
IX. Große rötlich-braune Urne, gr. I). 0,30, II. 0,2(J m, von
glatter, glänzender ()l)erfläche; am o])eren Teile des Bauches mit
eingedrückten Linien t'ingefaßte Iiilleii im Zickzack; am Halse dem
Rand i)arallele KiHen. r>eig;d)eii: )l St-hlüsselliaken von Eisen
(Tal". Fig. 11). 1 Messei- von Eisen mit langem Stiel (Taf. iMg. 12),
]^y4 T!iUitinil)f'r<i', Ein UrnrnlVicdlinf in Altciiwalile.
2 oiseriie riiieincn (0 mit ül)('rschl;it;ener Spitze, vierkaiitiu,t'S Kiioclien-
stück mit Kn'Lspuuktoruaiiu'iitcii (Tal. Fig. lOj, rrueiiliarz, etwas
(;iassclilacke, Eisenstitt. — A. K. 1884 Nr. !!)()— ll)(i.
X. Eotl)raune Urne, an Form und Ornamenten ähnlich der
Urne XVII (Nr. 7). Beigal>en: Messer mit hmgem Stiele, Perlen-
schlacken, Eisennadel, Reste einer Fil)ula von Bronze mit eiserner
Achse, "groüer Ring von Eisen, kleiner Ring von Eisen, dicker Ring
von Bronze, D. 0,03 m, mit seliarfem, nach außen vortretendem
Mittelrand, zwei Ringe von Bronzel)lechstreifen (Fingerringe?), 2 kleine
flache Ringe, D. 0,01 ni, ein ehensolcher Ring am Messerstiel,
vierkantiges hohles Knochenstück mit Kreispunktornamenten, Urnen-
harz. — A. K. 1884 Nr. 197—207.
XL Schwarze Urne (Nr. (i) olnie Beigalien. — A. K. 1884
Nr. 208.
XII. Rote Urne mit Strichornamenten, oben glatt, unten rauh,
gr. 1). 0,30, II. 0,23 m. Beigaben: ein hal))er Ring von feinem,
weißen Thon, g. I). 0,018 m, geschmolzene Perlen. — A. K. 1884
Nr. 209—211.
XIII. Schwarze, nicht glänzende Urne mit vielen abgespaltenen
Stellen, am olteren Teile des Bauches rohe wellenförmige Rillen, am
Halse parallel dem Rande 3 Rillen. Beigal)en: Reste einer Schei])en-
hljula und eines Beschlagplättcheus mit concentrischen Kreisen und
Buidvt (beide von Bronze) und rerleii. — A. K. 1884 Nr. 212—210.
XI\'. Kleines rotes (iefäß ohne sichtbare S})uren von Knochen
und Beigaben. — A. K. 1884 Nr. 217.
XV. Rotbraune Urne mit im Zickzack eingedrückten Doppel-
Linien am oberen Teile des Bauches. Beigal)en: geschmolzene Perlen,
nicht ornamentiertes, vierkantiges, hohles Kuochengerät von 0,1 m L.
— A. K. 1884 Nr. 218—220.
XVI. Kleine okeriarl)ige Urne, an dem gWißten Umfangskreis
mit facettenartigen Abschnitten ; am Halse dem Raiul })arallele Rillen.
Inhalt: Hie Kn<n'lien eines Kinch's ohne Beigalx'ii. — A. K. 18S4
Nr. 221.
XVIL Dunkle, an einigen Stellen l)is zum (ielben sich abtönende
geglättete Urne (Xr. 7). Beigaben: Scheibenlibula (Taf. Fig. 14,
15). l''rauniente eines Doitnelkaninies mit gerillter (^)uerleiste und
Raut(Miliovg-. Kill üniciilVii'(lli(,|' in Allciiwaldi
175
Kis(Miiii('t(> (Nt. 1-4), sehr viele Selil.-ickeii von (ilnsiierlen (k;min
von (iefäüen). fiesle eines im Fener zerstruieii llronze^-efiiües mit
starkem liand; niclil ornamentii-tes. ^ei^Ülttetes. seliaii" ah^csehnittenes,
rundes. Inihles Knochenartelact. — - A. K. 1884 Nr. 221 22(i.
XVIII., XIX. Urnen oinie l)esnndere Ornamente und olnie
Beigaben. — A. K. 1884 X^-. 227. 228.
'N'i'. s. -NT,, ^o
XX. Urne von glän/eiidem dniddem 'l'lion (Xr. .s); oline
Beigaben. — A. K. 1884 Nr. 229.
XXI — XXVII. Brnebstücke zum Teil reicb (M-namentierter
(ietaüe verscbiedener Form. — A. K. Is84 Nr. )!'?,() — 2;!(i.
XXVIII. (irol.Je braune sebr gut erbaltene ('nie. gr. I). 0,29,
II. (),2(i in. am Boden ein ndies Kreuz. Beigaben: ilältte eines vier-
V/G
Eant'iilicro'- Riii TTniPiifiMcillidf in Altenwalde.
kantigen hohlen Knochengerätes ohne Onianiente , 2 kleine Perlen-
schlacken. — A. K. 1885. Nr. 1—3.
Nr. '.I. Nr. 10.
XXIX. ()rangengell)e . an einigen Stellen geschwärzte Fuß-
urne (Nr. 9), ohne Beigalien. — A. K. 1885 Nr. 4.
XXX. Kleine schwarze Urne (Nr. 10) mit eiserner Klammer
etwa wie Troyon, tomlieaux de Bei Air. tal)l. I 13 und II 2) —
A. K. 1885 Nr. 5.6.
Nr. 11.
XXXI. Graue his schwarze Urne (Nr. 11), Beigahen : Schlacken
von Bronze und Glasperlen, Bronzestift von 0,01!) m L., Eisennadel,
etwa Vb einer (xlasi^erle von hell grünem Glase mit 2 braunen Pa-
rallelstreifen, gr. 1). 0.012, Öffnung O.OOC, Höhe 0,00(; m. — A. K.
1885 Nr. 7. 8.
llaiiti'iiliri'L!-, Ein TTnuMiiVii
Alt
XXXII. (Iran liis .urünlicli --raii --vlhc Unic (Nr. 19).
K. 1885 Nr. 1).
177
A.
XXXIII. Kloiiic nielit ornamentierte uvanc l'rnc mit Knoclien
eines kleinen Kindes. — A. K. 1885 Nr. 10.
XXXIV. Reste einer rotbraunen l'i'ne. Uci^aheii: 9 einlache
Hakenschlüssel von Eisen wie Taf. Fv^. II einer von 0,17 m L.. Kest
einer Nadel von Eisen, eiserner Einjn' mit Ih'on/esclilacken , Stücke
geschmolzener formloser Bronze, Rand eines lironzegetäües , l'erleii-
schlacken. — A. K. 1885 Nr. 11—15.
XXX\'. Schart jj,('brannte l'i'ne von f;i'au-r(")tricher, nicht gliin-
zender Oberfläche, nrit grauem liruch , am oberen Teile des Bauches
sechs nach unten offene kreisbogenl'örmige Doppelrillen, darüber
parallel dem Rande scharf eingeschnittene Rillen. Beigaben : Brucli-
stücke eines Knochenkammes (Nr. 15), Pinzette (Taf. Fig. 4),
Messer (Taf. Fig. 5), Schere (Taf. Fig. 0) von Bronze. — A. K, 1885
Nr. 31—34.
Nr. i:!.
XXXVI. Schwarz geglättete Urne (Nr. 11!) mit durcligedrückten
Buckeln, Wülsten, mit Grätenornamenten, Strichen und Punkten reich
verziert. Beigaben: Schere (Taf. Fig. 7), Pinzette mit Ohrlöffel an
einem Tragring mit eisernem Stift befestigt (Taf. I*'ig. 8), Messer (Taf.
Fig. i») von Bronze, Reste eines Kammes. — A. K. 1885 Nr. 35 — 38.
XXXVII. Dickwandige auTjen rote, innen schwarze große Uriu!
mit hohem Unterteil, Striclioi'namenten am oberen Teil des Bauches;
Hals fehlt, gr. D. 0,29, gegenwärtig IL 0,2fi. Beigaben: Bruchstücke
178 Rantoiilicv<jc, Ein UrneiifVicilliof in Altonwaldo.
eines Bronze oeftlß es mit starkem Rand, kleine Arml)rustfibnla (Taf.
Fip,-. IG) von Bronze mit eiserner Aehse , (iO (Jramm Perlenschlacken
nnd heile I*erlen . darnnter die hlane Perle (Taf. ]''i^-. 17) und die
o-elbe (Taf. Fi.o-. IS). — A. K. 1885 Nr. P.9— 42.
XXXVIII. Kleine j>Tan|i;cll)e, niclit geglättete l^ne, gr. I). 0,1,
nüt durchgedrückten groruMi und kleinen Buckeln und vertikalen
Wülsten; ohne Beigal)en A. K. 1885 Nr. 43.
Endlich erwälnie ich aus einer von einem Arbeiter angekauften
Kollektion von l)i'uchstiicken der verschiedensten Art 5 Bruchstücke
von Scheil»entil)uh'i. weh'he später genauer l)esi)r(>clien werden sollen.
Die Thongefäße.
Die Mt'hr/ahl der l»eschriel)enen Thongefäüe haben dazu gedient,
die Reste des Leichenbraudes aufzunebnien ; nur einige frei im Boden
in der Nähe von Urnen gefundene Scherben von ganz kleinen (iefäßen,
scheinen Reste von Trinkgefärsen zu sein.
Das Material ist durchweg ein guter Thoii , mit sehr feinem
oder gar keinem Kieszusatz, nur l)ei Tme IV und XXXVII ist die
zugesetzte Kiesmasse grob gepulvert. Die meisten sind mit einer
noch feineren, oft fettig glänzenden Tlionschicht, in welche auch die
Ornamente abgedruckt sind, überzogen; l)ei einigen durch und durch
gleichmäßig schwarzen, auf der Oberfläche nicht glänzenden (wie XIII)
ist die obere Schicht an vielen Stellen abgespalten. Von den Orna-
menten kehren außer den eingedrückten Linien und Rillen von ver-
schiedener Breite uiul Tiefe das kreisrunde Grü])chen mit konzentrisch
herumliegenden Punkten (Nr. 7, Urne XVII, vgl. III, X), die durch-
gedrückten vertikalen Wulste (Nr. 5, Nr. 13, Urne VIII, XXIX,
XXXVI), die Stempel (Nr. 1, Nr. 4, Urne A. K. 1884 No. 151
und Urne VI), die durchgedrückten kugelh'irmigen Buckel (Urne
XXXVI uiul XXXVIII) an mehreren Exemplaren wieder. Die Ent-
wicklung des Eußes, dessen Entstehung aus einer leichten Anscliwellung
des Bodens an einer neuerdings envorbenen Urne sich schön nach-
weisen läßt, ist durch Vergleicli von Urne VIII (Nr. 5) mit Urne XXXVI
(Nr. 13) und XXIX (Nr. 9) weiter zu verfolgen. Zwei Urnen (Nr. 2) und
Urne XI (Nr. 0) zeigen die im Einzelnen etwas roh erscheinenden,
iiu (ianzen gut wirkcmlen Eindrücke, die mit einem Messer oder
einem ähnlichen Instrunu-nte von Holz oder Metall eingedrückt sein
werden. Beachtenswert sind auch die Ornamente von Urne XX
liiiiitcnlici-i^-. l'j|} ri-nciilVicilli(il' in Alten wähle. 179
(Nr. S) 1111(1 rnic WXII (Nr. 12); olicnhar ist das >r()tiv ein iiiii
den rnu'iilials «^clctitcr dicker Strirk , von widcliciii bei XXXll drei
lläiiucstiickc ;il)ffelu'n, während die vertikalen Wülste von X.X in der
Mitte der rriic ohne eiuentlicheii .Vhschliiü verlauren.
Die einiueheren (ietäüe /. l\. Iriie IX. \V(dche. ah^cseheii von
der im Kreise aii^ueorchieteii Puuktverzieriinn', eine auti'alleiide Ähn-
lichkeit mit der in den .Jahrhüclieru f. mekl. (iescli. XLIX S. 1 1 ab-
uehildeten Tme von l'ritzier hat, gehören nach Forin, 'rochnik und
Ornainenten der Zeit des späteren rrnnischeii l^intluRes an. den wir
als vom l\iiein /.ti Wasser und zu Lande nach Norddeiitschland <fv-
langend aniudimeii. Die L!,rr»(.5ere Zahl /ei^t die hiintere KiL!,eiiurt der
sogenannten sächsischen Cietäüe, die man wohl nach dem typischen,
ziemlich weit bekannten, weil verstreuten l""nnden von Perlberg bei
Stade ,,Perlberger'- nennen könnte. in der Hamburger Sammlung
liegen derartige aus Holstein stammende (ietaüe und Scherben mit
charakteristischen Beigaben ans den rriienfriedli(>teii von l)arsl;)üttel
bei Wandsbek , von Ulzburg und von Horgstedt bei Kendsbiirg. Die
Hauptmasse des letztgenannten Fundes befindet sich in Kiel; vergi.
Handelmann (Schritten des Naturw. Ver. in Schi. H. H 2, S. 78 ff.
Verhaudl. der Berl. Anth. Ges. 1877 S. 30 ff., 1883 S. 29.-) ff". Ka-
talog des Schi. IL Museums, Eisenalter S. T)). Für Mecklenbuig hat
von Estorff (Altert, v. (izeii XVI 0) eine scheine LTrne mit dureh-
gedrücdcten Buckeln und Strich- und Grübchenornament aus Ilülseliurg
abgebildet und neuerdings hat Beltz in den Jahrbüchern des \ ereins
f. mekl. Gesch. XLIX S. 7 ff", ähnliche Gefäße aus einem L^rnenfriedhof
von Spornitz nachgewiesen. Von dem Ihiken Ufer der Elbe sind in
unsere Sammlung gekommen Urnen von Issendor}) , Amt Harsefeld,
(Katalog No. 801—808), von Perlberg bei Stade (^vgl. Kranse, Stader
Archiv II 271 ff".), von unlxdvannteii Fundorten namentlich eine vor-
züglich erhaltene große Buckelurne mit engem Hals (Kat. Nr. 825),
ein ähnliches, kleines (Ka^t. Nr. 82()) und verschiedene mit Stempeln.
Dieselben Formen alier mit densellten Oi'namenten, namentlich
den Buckidii und den Stempeleiiidrücken kommen wieder in den von
den Angelsaclisen zunächst eroberten Teilen Englands nördlich von
der Themse vor. Zu vergleichen wäre die bei Akermann, Remains
of Saxon Pagandom jil. IV p. 7 abgebildete Lame mit unsrer Urne VI
(Nr. 4), für die Urnen mit vertikalen Buckeln die a. a. O. pl. XXII
abgebildete Linie von Eye (Suffolk), in welcher Pinzette, Schere,
Messer von Eisen und ein Kamm mit dreiekigem, durch konzentrische
Kreiseindrücke mit starken l'nnkteii verziertem liandgi'ilf lagen.
180 EantoiiLfro-, Ein ürnenfriedlinf in Altenwalde.
Aucli zoi^t sicli Uli der englischcu Urne der vorspringende
P'ußrand, so daß wir avoIü herechtijut sind die Urne mit Urne VIII
(No. 5) in eine Reihe zu setzen.
Die Beigaben.
Von den Beigaben sollen nur diejenigen besprochen werden, aus
denen sicli Scldüsse auf Zeitstellung und Kulturgesehiclite ziehen lassen.
Die meisten Ik'igahen nanu-ntlich diejenigen, welche Schmuck-
(Jegenstände gewesen sein kiinnen, sind (h-ni Feuer ausgesetzt gewesen
und demnach zum Teil recht unansehnlicli geworden. Danach scheint
es, als oh die Leiclien in voller Kleidung mit dem dazu gehörigen
Schmuck an Nadeln, I'ibeln, Perlen etc. verbrannt seien, und diese
Annahme wird durch die Lage der Gegenstände, die zwischen den
Knochen in der Urne zerstreut lagen, bestätigt. Dagegen sind die
Pincetten, Messerchen, Scheren (Taf. Fig. 1 — 9), der große Schlüssel
(Taf. Fig. 13), die Fibula auf Taf. Fig. l(i und I"ig. 14, 15, sowie
einzelne Perlen allem Anscheine nach niclit mit im Feuer gewesen,
und also wohl nachträglich als fromme Beigaben zugefügt.
Die Fibula.
Zwei Typen der Filieln siiul in den l)esprochenen Urnen ver-
treten: die Armbrusttil)ula mit halbkreisförmigem Bügel und (durch
Feile Vj gekerl)tem Fuß von Bronze mit eiserner Achse in mehr oder
minder vollständigen F.vemplaren von verschiedener (iriiße (vgl. Taf.
I'ig. l(i und Tischler, I>eitr. z. Anthrop. ii. rrgescli. Bayerns 1\ 77)
und die Scheibentibnla.
Das einzige in seinen wesentlichen Teilen vollständig erhaltene,
leider durch Oxydation stark beschädigte Exemplar ist Taf. Fig. 14, IT)
abgel)ildet. Die Fibula bestand aus 2 Teilen, einer Platte mit Spiral-
feder, Nadel und Nadelhalter von Bronze und eiserner Achse (Fig. 15)
und einer mit Blei aufgelöteten Scheil^e mit kunstvoller Verzierung.
Den Mittel})uukt einer mit ';] Kränzchen und 8 Halljkügelchen gezierten
von einem gekerbten Kranz umgebenen Bronzescheibe 1)ildet eine
Halbkugel von blauem Glas. Um die Scheibe liegt ein am Rande
fiaclier, an der Scheil)e zu einem Strickornament verdickter, geriefelter
Ring von Blei. Herr Director Wibel dem unsere Sammlung auch in
diesem Falle die genaue Analyse verdankt, tt'ilt darül)er mit: Beim
Firhitzen auf Kohle für sich und mit Soda Reaction auf Blei mit
Spur von Antimon. Die Sali)etersäure-Lüsung (U'S rückständigen
Metalles giebt keine Reaction auf Silbt'i'. dagegen alle aul' Blei.
Rautenljer<r. Ein Urnenfricdhof in Altonwalrle. 181
Demnach sind der äußore Rand der Fibel und der Zwischenbela^'
oxydiertes Blei mit Spuren von Antimon, ohne Silber." Uel)er das
Vorkommen von I>l(ü in anfielsäelisischen Gräbern vgl. Olsbausen
VerbdI. d. Berl. A. (i. 1884 S. 536.
Die S))irale wird vermittelst der .\chse an einen ans der
Rückwand der Scheibe hervortretenden Zapfen befestip;t, doch gewöhn-
lich so, daß, wie es übrigens anch l)ei den Ambrustfibeln dieser
Periode der Fall ist, die Windungen des Drahtes nicht gleichmäßig
auf beide Seiten verteilt sind; demgemäß liegt auch der Nadellialter,
der gewöhnlich Aveit, durchschnittlich 0,01 m versjjringt, nicht in der
Mitte ; bei einem Fragment, das von einem Arlx'iter erworben wurde,
sind 2 Zapfen rechts und links von den Spiraltederenden zur Aufnahme
der Achse angebracht. Außer dem vollständigen Exemplar (Taf.
Fig. 14, 15) und diesem Bruchstück (A. K. 1885 Nr. 49c) besitzen
Avir noch: Scheibe, D. 0,025 m, mit Spirale und Xadelfuß ohne
Nadel mit durch Feuer zerstörtem Schmelz (email cham}) leve) aus
l>lauen und Aveißen Fäden oder ^lilletioristäbchen (A. K. 1885 Nr. 48);
Scheil)e, D. 0,032., mit Sjjirale und Nadelfuß obne Nadel mit Resten
von größer uinl kleiner blau und Aveiß carrierten (^hiadraten, Avelche
schachbrettartig geordnet und durch rotbraune liinieii getrennt Avaren
(A. K. 1885 Nr. 47, vgl. von Cohausen, Römischer Schmelzschmuck
in Annalen d. Ver. für Nassauisclie Altertumskunde etc. XIT S. 225,
Taf. I 14; aus der Salburg bei Homburg); 2 Scheiben' mit Spiralen
und Nadelfuß, oben nicht verziert, mit Nietloch oder Niete zur Befesti-
gung der fehlenden Zierscheibe in der Mitte (A. K. 1885 Nr. 40
a, b) und die zAvei oben erAvähnten Reste aus Urne \' und XIII.
Das Material, mit Avelchem die beiden ..Emailbrochen" belebt
sind, sind nach Herrn Director Wibel's gütiger ^litteilung .jene eigen-
artigen sclilackigen Glasflüsse mit Zusätzen färbender und trübender
Art, AA'ie sie den römischen Artefacten eigen sind. Man kann sie
Avohl Email schlechtAveg nennen, sie liilden aber meiner Ansicht nach
eine Zwischenstufe zAvischen schlechtem Glasfluß und guter Email.
Die Technik ist Avesentlich an letztere sich anschließend."
Die Form der Scheibenflbula ist für die römisch-germanische
Zeit recht characteristisch; in fast allen von der \'ölkerAvanderung
germanisierten Ländern des römischen Reiches ist sie mit besonderer
EntAvicklung der Ausschmückung vertreten und hat sich bis ins späte
Mittelalter und im (Jrunde in der modernen Broclie erhalten. Vür
Norddeutschland verAveise ich auf Mitteilungen Hostmann's in seinem
..Urnenfriedhot von Darzau 51, Taf. VHI Fig. 11, 12; für SüdAvest-
Deutschland auf Lindenschndt, Altert, d. h. V. Bd. I. 1 T. VHI 1 — 12;
182 Eautenlierjr, P^in Unieiifrierlhnf in Altenwalde.
9 T. VIII 1—5; 12 T. VIII 2, 5, 14; Bd. II. 10 T. VI 2, 3, 4 und
öfter, und auf Lindensclnnit's Erläuterunjien 7ai III 8 T. III 4 und
Beilage zu Bd. III Heft 1 S. 34 ff.
Sehr reich und prächtig geschmückte Scheihenfil)uL'i findet
man in den sächsischen Teilen Englands, avo die Scheiben mit Gold-
oder Silberplatten oder mit Glasflüssen, Glasstücken, Halbedelsteinen
und FiligranAverk verziert sind. Zu verweisen ist auf Akerman,
Eemains etc. pl. XXX 1, 3, 5, 7—12; XXXIII 5; XXXVIII 12 etc.
Schere, Pinzette. Messer.
Schere, Pinzette und Messer und der Knochenkamm kommen
in den Urnen der römisch-germanischen Periode ebenso oft zusammen
vor wie Rasiermesser, Pinzette, Stift oder Pfriem in den Gefäßen der
jüngsten Bronzezeit. Während die Geräte der Bronzezeit fast gleich,
ihrem mutmaßlichem Gebrauch entsprechend groß sind, sind die jener
späteren Zeit sehr verschieden ; sie kommen vor von großen handfesten
Exemplaren aus Eisen und Bronze bis hinal) zu den kleinsten Miniatur-
stückchen, die kaum in Wirklichkeit gebraucht werden konntiMi und
wie Kindcrspiclzcug oder symijolischc l'x'igalx' für den Toten er-
schciucii. So entliiclt eine neuerdings dem Museum geschenkte mittel-
große Urne XXXXI mit wenig Knoelien eines erwachsenen Meiiselien
außer Eesten eines Knoehenkanimes ein Seherehen von (1.027, ein
Messerchen von 0,023, eine Pinzette von 0,0l^> m L.; sämtliche Sachen
waren aus Bronzeblech roh gehämmert.
Daß die Geräte Ijei einfachen Völkern eine vielseitige \ er-
wendung finden, ist wohl allgemein anerkannt, daß daher Schere,
Messer und Pinzette nicht nur beim Nähen und ähnlichen Handarbeiten,
so Avie besonders für die Pflege des Haares und Bartes, sondern
eventuell auch bei chirurgischen Operationen: Aufschneiden von Ge-
schwüren, Splitterausziehen u. dgi. angCAvandt sind, ist Avohl anzu-
nehmen. Zu welchem Z^veck alter mag das einein Ohrlöffel ähnliche
Instrument (Taf. Eig. 8) gebrauelit seinV Das häutige ^'orkomnlen
dersell»en mit Pinzetten (in der Hainl)urger Sammlung freilich nur
1 Exemplar aus der (iegend von Hornel)urg A. K. 1883 Nr. 17) uiul
andern (iegenständen der Toilette und der K(>ri)eri)flege (vgl. für
England z. B. Akerman, l^(Mnains ]>. 71 PI. XXXV 4 für Norwegen
Rygh, Norske Oldsager Nr. I(i4 und S. 47) legt die Annahme nahe,
daß es in der That Ohrlöft'el sind, niul ohne Bedenken erklärt ganz
neuerdings ain/h Rygh die il in Norwegen gefundenen Exemplare für
Ohrlößelclien, indem er annimmt, daß sie Avie die Pinzetten, Schlüssel
und andere derartige kleine (Gegenstände am Gürtel hängend getragen
rfauk'iilM'i'o'. Ein rrncnfriLMlIiiif in Alti'!i\vM]il('.
II
wurden. Der mir ciiiuial i'reilicli von (lurcliniis koni])ftenter Seite
aus;j;esi)r()elieiien \'erniutunu.', sie liätten als SalhcnliitVelclieu Verwen-
dung <j;et'unden, kann ieli nicht beitreten.
Geräte aus Knochen.
a. Käiniue.
Nr. 14.
Aus der l rne a\11 (Xo. 7) stammen die Keste eines l)u[>i)el-
kammes (No. 14), welcher aus wahrscheinlich 5 Kuoclienplatten
bestand, die /wis(dien zwei uerillten (^Kierleistcii inil eisernen Nieten
befestigt waren ; die Zähne der oberen Seite stehen bedeuteiul enger,
als die der unteren. In der Urne XXXV lagen die Bruchstücke eines
Xr. 1.-..
Kammes mit verziertem Oberrand (No. 15) vollständig zerstreut an
den verschiedensten Stellen des Gefäßes. (Jefunden und zusammen-
gesetzt wurden 1 Knocheni)latten, die zwischen zwei oft'enl)ar drei-
eckigen Deckplatten mittelst bronzener Nietstifte zusammengehalten
Jg4 Rautenberg, Ein Urnenfriedhof in x\ltenwalde.
gewesen zu sein scheinen. Woraus diese Deckplatten bestanden haben,
ist nicht zu entscheiden, vielleicht waren sie von Holz, welches beim
Leichenbrand zerstört ist. Daß sie aber dreieckig nicht leistenförmig
gewesen sind, läßt sich aus der Doppelreihe der Nieten (4 unten,
2 oder o oben) ersehen. Außerdem fanden sich noch Teile der feinen mit
Kreispunktverzierungen und dem Eande parallelen Strichen versehenen
Schutzplatte für die Zähne. Zu vergleichen wäre, abgesehen von
einigen Kämmen des Neustädter Feldes bei Elbing und des Vimose-
fundet (Tafel 2) namentlich der Perlljerger Kamm der Hamburger
Sammlung, welcher im Stader Archiv H, Taf. 3 Fig. 3, nicht gerade
genau gezeichnet ist; im übrigen dem Altenwalder Kamm ähnlich,
fehlt ihm die hübsche Randverzierung. Aehnlich ornamentierte
Schutzplatten finden sich öfters; vgl. z. B. Lindenschmit A. d. h.
V. I 9 Taf. VI 3 — 8. Im Zusammenhange mit Material und Form
der zu verzierenden Fläche stehen wohl die bei derartig gestalteten
Kämmen der verschiedensten Völker stets wiederkehrenden Ornamente,
namentlich der concentrischen oder einfachen Kreise mit Punkten in
der Mitte; außcrdciii sind die Zirkzacklinien, die srhraffierten Dreiecke,
das Wolfszahnoriiann'iit weit verbreitete beliebte Verzierungen.
In den Fmen XXXVI (_Xo. 13) und XXXXI sind nel)en den
Scheren, Pinzelten und Messerchen auch unbedeutende Bruchstücke
von je einem Kamm gefunden, und ebenso hat auch in der ül)er
No. 2 dargestellten Urne ein verhältnismäßig gut erhaltener Kamm
gelegen. Als ich zuerst den Inhalt der Urne, die gleiidi im Anfang
der Entdeckungen in Privatbesitz gelangt war, zu sehen Gelegenheit
liatte, fand ich darin recht ansehnliche Fragmente eines großen
Kammes mit starken gerillten Querleisten etwa wie Lindenschmit,
A. d. h. V. I \) Taf. \l 3 oder Troyon, Tombeaux de Bei- Air pl. II 1.
Leider sind diese wertAollen Stücke, die sich gewiß bei sorgfältiger
Durchsuchung der Knochen hätten vervollständigen lassen, bis auf
ein kleines Stück der Sclnitzplatte verloren gegangen.
b. Zieri'öhren aus Kuochen.
Aus Knochen verscliicdencr Thiere sauber geschnitten sind
die Gegenstände, wie Tal'. Fig. 10, die man auf den ersten Blick für
Messer- oder Pfriemen-Gritfe zu halten geneigt sein möchte. Diese
Geräte sind sämnitlicli mit im Leichenbrande gcAvesen, daher zer-
sprungen, und so sind bis jetzt nur Bruchstücke unter den calcinierten
Menschenknochen zerstreut gefunden. Gelungen ist es im ganzen
sieben einigermaßen Aviederherzustellen.
Rautcnljcrp'. Vau T'nienfvinllKif in Altemvalde. 185
1) Das auf Tai". Fi^-. Kl ab^obüdete Stück (aus Urne IX) ist
auch auf der uuterou Seite \u\i\ /war mit II I)op)ielkreison um jeden
Punkt verziert; ZAvei Seiten sind glatt. Dieses Stück, wie auch die
unter 2 — 5 verzeichneten, ist aus dem Fuüknochen eines Säugetieres
(Schal V) geschnitten. Die concentrischen Kreise könnten mit einem
dreis})itzigen oder auch mit einem weiteren und einem engeren zwei-
spitzigen Zirkelinstrument (vgl. Verh. der Berl. A. G. 1884 S. 442)
gemacht sein. Die Ornamente der andern sind freilich mehr oval,
doch kann das eine Folge der Einwirkung des Feuers sein, in welchem
die Knoclienstücke der Breite nach mein- geschwunden sind als der
Länge nach.
2) Das aus Urne III stammende Exemplar von jetzt noch
0,085 m Länge hat auf der ersten Seite 3 Augen mit Doppelkreisen,
auf der zweiten 4, auf der vierten 3 mit Doppelkreisen, 2 mit
einfachen Kreisen ; auf der dritten Seite, die unvollständig ist, scheinen
der ersten entsprechend drei Doppelkreise mit Punkten gewesen zu sein.
3) In Urne X fanden sieh lU'uchstücke eines nur auf einer
Seite verzierten Stückes.
4) Aus den Bruchstücken, welche sich in Urne XV fanden,
ließ sich ein fast vollständiges 0,1 m langes vierkantiges Exemplar
herstellen, welches an dem einem Ende fast quadratisch 0,007 m, am
andern Ende O.Ol zu 0,006 m mißt.
5) Ein ähnliches Endstück fand sich in Urne XX\ IIL
H) In der L^rne IV sind die Fragmente des größten Flxemplares
gefunden, welches 0,090 m in der Länge, 0,014 m in der Seite des
quadratischen Durchschnittes mißt und auf allen 4 Seiten zahlreiche
(wenigstens 8) zum Teil undeutlich gewordene Kreispunktornamente
trägt. Es muß aus dem Knochen eines größeren Säugetieres ge-
fertigt sein.
7) Ein rundes Stüpk aus Urne XVII von jetzt noch 0,1 m Länge
endlich beweist durch die platte Fläche des eines Endes, daß es ein
Artefact ist. Es ist (nach freundlicher Fesstellung durch Herrn Dr.
Pfeffer und Herrn Konservator Böckmann) aus dem I'lügelknochen
eines größeren Wasservogels, vermutlich einer Gans, geschnitten; da
jede Spur einer Unebenheit zum Ansatz der Schwungfedern fehlt,
könnte man auf eine als Haustier gehaltene Art, welche das Fliegen
verlernt hatte, schließen.
Wie schon oben erwähnt ist, ist man zunächst geneigt, die
Stücke für (iriffe von Messern oder Pfriemen zu halten; doch sind
zunächst diese Griffe für die sehr langen Stiele der gefundenen Messer
14
jgg Rauteiiberg, Ein Urnenfriedhof in Altenwalde.
ZU kurz; wollte man sie als Pfriemenoriffe erklären, so ist es auf-
fallend, daß nur 2 derselben (in Urne l\ und IX) mit Pfriemen oder
ähnlichen Geräten zusammen gefunden sind. Freilieli -war das Exemplar
aus Urne IX mit einem der beiden darin befindlichen Eisenstäbchen
derartig zusammengerostet, daß ihre Zusammengehörigkeit sicher zu
sein schien; doch haben genauere Untersuchungen bei Lösung und
Eeinigung des Eisengegenstaudes ergel)en , daß nur eine stabförmige
Oxydmasse in die Höhlung des Knochen hineingedrungen, nicht aller
das Eisen selbst in dasselbe hineingesteckt war. Auch sieht man
nicht recht ein, zu welchem Zweck bei einem Griff auch das obere
Ende offen sehi sollte ; besser hätte man hierfür doch, die oben ge-
schlossenen Enden der Röhrenknochen verwendet.. Somit halte ich
die Stücke nicht für Handgriffe ; ebenso wenig aber auch für Würfel,
obwohl sie große Ähnlichkeit mit den parallelopipedischen Würfeln
aus dem Vimosefunde haben, namentlich mit dem auf Taf. II 8 ab-
gebildeten (vgl. auch S. 11); denn auch dieses Stück hat nur auf
drei Seiten Kreispunktverzierung (3, 4, (i), die vierte Langseite ist
wie die quadratischen Endflächen ohne Bezeichnung. Diesem ähnlich
ist auch der bei Eygh , Norske Oldsager No. 176 dargestellte mit
5, l und o Augen. Doch sind die Altenwalder Stücke bedeutend
größer — der Vimose-Würfel mißt nur 0,07 m Länge bei 0,004 Dicke
— und es kommt dazu, daß bei mehreren P^xemplaren gar keine
Würfelaugen sind und das eine gar rund ist. Am ehesten möchte
ich glauben, daß sie mit Perlen zusammen oder auch allein für sich
an Sclmüren als Hängeschmuck getragen wurden.
Perlen.
Die Perlen bestehen alle aus Glas oder aus schlackigen email-
ähnlichen Glasflüssen. Form, Größe und Farbe sind sehr verschieden.
Außer den kugelförmigen und ringförmigen sind namentlich die eckigen
(Taf. Fig. 17 aus Urne XXXVII) von tiefblauer schöner Farbe und
vorzüglicher Erhaltung und die gekerbten gell)en (Taf. Fig. 18)
von undurchsichtiger Glasflußmaße zu erwälmen. Die Würfel mit ab-
gestumpften Ecken kehren an einer kleineren Perle aus Urne I wieder
und sind auch sonst z. B. in der Stader Sammlung (Katalog 515)
vorhanden. Die Größe variirt von D. 0,015 ])is 0,005 m.
Aus den Teihenweis zusammengeschmolzenen Perlen — in Urne
XXXVII 13 blaue in einer Reihe — seilen wir, daß sowohl ganz
gleichfarbige als auch verschiedenfarbige Perlenreihen getragen wurden ;
es wechseln sogar bisweilen große und kleine. Sehr anschaulich legt
T{!iiif<'iiliprt;\ Ein T^rueiifi'IiMllinf in Altciiwulilt'. 187
(l(Mi (!osclini:u-k jener Zeit eine läufiere Reilu^ von l)unten Perlen aus
P>:irsl)üttel dar (A. K. ISS:; Nr. ;>()!). wo anf I l>lan<'. C oelhc „nd
1 braune folgen.
p]mio,e Perlen sind kunstvoller, nach Art der \'enetianlsehen,
mit Bändern verscliiedener Farbe verziert, so eine blau-uriine, die mit 2
sich dreimal ibirchkreuzendeu Wellenlinien von weiüem (ilas undegt
ist; in dem von zwei P>o*2;en eingeschlossenen Raum sind auf dunkel-
gelben Kreisfläclien schwarze Punkte, so daß die Zeichnung Ähnlichkeit
mit einem Menschenauge hat. Vgl. Peltz, Jahrl). des Ver. f. Mekl.
Gesell, u. A. XLIX Tat". II S, S. l(i; Akerman, Ptemains pl. XII. XXI;
Troyon, 'iOndx'anx de I>el-.\ir I 1 u. öfter.
Die Erhaltung (U-r Perleu ist so verschieden, daß man notge-
drungen annehmen rnuü, dal die meisten zwar mit im Leichenbrande
gewesen, einige nachträglich aber als fromme Beigaben unversehrt
in die Urnen gelegt worden sind Cvgi. oben S. 180).
Ein größeres (ilasstück von heller lauchgrüner Farbe ist wohl
der Rest eines Gefäßes oder eines andern aus Glas gefertigten Gegen-
standes, doch ist die ursprüngliche Form nicht mehr zu erkennen.
Erinneii: werden möge daran, daß auch das kegelförmige dunkelgrüne
Glas unserer Sammlung von der Höhe l)ei der Mühle von Altenwalde
stammt und nicht aus Gudendorf (nach einem Briefe des Herrn Bürger-
meister Dr. Kirchenpauer vom 18. April 1863 im Archiv. der Sammlung).
Schlüssel.
Von besonderem Interesse ist der Schlüssel von Eisen von
0,103 m Liänge, 0,042 Breite, der in halber Größe auf der Tafel
Fig. 13 dargestellt ist. Ahnliche ankerförmige Schlüssel scheinen
vielfach angewendet zu sein. Bei Liger, la feiTonnerie aucienne et
moderne L pl. 10 sind 4 deraiiige aus dem Museum von St. Germain
als „gallische Schlüssel" abgebildet, II. pl. 43, sind ein Exemplar
von Bel-Air, 3 aus französischen, 4 aus englischen Museen dargestellt.
Am meisten Ähnlichkeit mit unserm Exemplare haben die in England
in angelsächsischen Gräbern gefundenen Schlüssel, namentlich ein im
(iuildhall-Museum in London (von 7 Zoll engl. Länge, abgebildet in
Proceedings of the society of Antiquaries of Scotland 1883 p. 439).
Der Mechanismus der zu solchen Schlüsseln gehcirigen Schlösser
ist ebenso einfach wie sinnreich, und es darf uns nicht wundern,
wenn dieselben noch heute vielfach in Gebrauch sind. So hat General
Pitt Rivers (On the development and distribution of primitive locks
and keys j). 23 tt". ) solche Schlösser in Norwegen gefunden, und auch
188
Eaiiteiibfr"', Ein ITnifiifritMllidf in Altonwalilo.
nach Liger 11 228 waren Schlösser dieser Art auf der Pariser Aus-
stellung von 1807 in der skandinavischen Section ausgestellt. Wir
gel)en hier eine Zeichnung nach einem Modell, welches nach den
Darstellungen jener heiden Schriftsteller angefertigt ist.
KLAMMER
EU
^ KLAMMER
FEDER f □
igagSJU
THÜRBRETT
FIG.B
PFOSTEN
KIAWMER
THÜRBRETT
KtAMMCR
FI6.A
CT
SCHLÜSSEL
Nr. \c..
a
RJEGEL VON UNTEN
SpiElPAUM ■
F.D I^^H
FEDER ■
i
a
FiG.C
a
RiEGEL VON OBEN W ''
»- ^-'-
FI6.D
Auf dem Thürln'ett ist üher dem Schlüsselloch c. Avelclies lang
genug ist den Schlüssel durchzulassen, eine mit einem ebenso großen
Schlüsselloch c versehene flache Feder von zähem Holz oder Metall
l)efestigt (Fig. A); zwei Klammern lialten den Riegel, der wieder ein
ebenso großes Schlüsselloch hat und aus dessen (in der Zeiclmung
unterer Seite) ein Spielraum für die Feder ausgeschnitten ist (Fig. 15
Durclischnitt in der Linie H-I von Fig. Ü). Rechts und links vom
Schlüsselloch c führen zwei für die beiden Haken des Schlüssels
passende Löcher aa (in Fig. B, C, D) hinunter bis auf die Feder.
Fraktiscli ist es von den Zwischenwämli'ii bb (in Fig. P>, C, D) etwas
auszuschneiden, damit (h-r Schlüssel nicht nur mit den Haken, sondern
auch mit dem Querl)alken wirken kann. Durch das Schlüsselloch
der Thür, der Feder und des Riegels schiebt man den Schlüssel, bis
die Haken ülu'r den in der Zeichnung (Fig. IVj als oljcn gedachten
Rand des Riegels liervortreten, drelit ihn um 00", schiebt ihn bis an
das rechte Ende des Schlüsselloches, fährt mit den beiden Haken in
die L(iclier des Riegels bis auf die Feder, zieht die Feder an die
Thür zurück und schiel)t nun, den Schlüssel als Hamlgriff l)rauchend,
(.\e\i Riegel über die Feder weg nacii links hin. Will nnin die Thür
wieder schließen, so führt man mit dem Schlüssel den Riegel wieder
nach rechts, bis die Feder in den Einschnitt des Riegels einschnappt
uml kann nun auf demselben Wege, auf dem er gekommen ist, den
Schlüssel wieder herausziehen.
Kiiutciilicru-. Ein üi'iicnfVicilliiiC in Altcnwiilile. 1^0)
Kill solclics Scliloü oliiic den passciidcii Sclilüssrl /ll (itfueii
ist nicht leicht; die l'\'(hT. dii' iiiclit ;ius (h'iii J\ii'0(.l ausweichen
k;inn. hustet l>ei (h'iii \'ersiiche mit einem spit/en Instrument durch
(his Sclilüsseüocli (xh'i- die Thürritze hei (h'in iMosteii dt'ii Iiie<iel
/uvück/uscliieben, Widerstand.
Nur mit einem Dopijelhaken, an (h'in der Zwischenraum zwischen
Haken und Achsenbalkeii der Entfernung zwischen den Löchern des
Riegels entspricht, kann man die Feder zurückziehen und das Schh)[j
(ittiien. Dahei stand es frei die Haken unsymmetrisch anzusetzen,
wie hei Liger I pl. IG fii. I in der ersten Reihe) oder auf heich'ii
Seiten zu verdoppeln (vgl. Schliisstd von Helm, Meklenhurger Jahr-
bücher XIV P)P)7, Katalog der Berl. Ausstellung von ISSO 8. 291,
Liger ll pl. 43 L. N. und M.). Jeder Besitzer konnte also einen
eigenartigen Sclilüssel ertinden oder auswählen und somit war die
Sicherheit des Schlosses recht zuverlässig.
rel)er die Art der Verwendung der einfachen Schlüsselhaken,
wie Tal. Fig. 1 1, wage ich bestimmtere \'ermutungen nicht vorzubringen.
Nach der Mitteilung Undset's (Erstes Auftreten des Eisens 14ß, 2;
vgl. auch 104, lö8, 490, Holzschnitte No. 197—199 und Tafel X 20,
21, XIII 12, XXXII 5) gehörte dazu ein mit Nieten oder Nägeln
befestigtes Metallplättchen, an welchem in einem Falle (S. 14G, 2)
noch Holzstücke eines Kästchens erhalten waren, mit einem oder
zwei Löchein. Die Verwendung solcher Haken kann aber eine sehr
mannigfache gewesen sein, und bei fast allen nur einigermaßen ent-
wickelten Völkern finden sich diese Hakenschlüssel (vgl. Liger I,
p. ')20, für die uncini der Römer Appulej. Met. HI 13, f.. Pallad.
I\' 10, 29; Hauptstelle für den xhfic bei Homer « 44 2).
Ausdrücklicli constatiere ich das Vorkommen dieser Schlüssel-
form in Urnen der r()iiiisclieii und nachrömischen Periode für Nord-
deutschland, England und die skandinavische Halbinsel (vgl. z. B.
Rygh, Norske Oldsager Kil— l(i3j.
Zeitbestimmung.
Der Zeit nacli sind die nn-isten Altenwalder Urnen und Beigaben
den Perleberger Funden gleichzustellen; diese aber sollen durch eine
Münze des (iratian (welche früher im Besitz des Herrn Pastor
Lunecke zu Stade gewesen ist) datiert sein (Krause, Stader Arcli.
II, 2(i(l). Leider sind die Fundumstände durchaus ungenau und
unsicher überlietert. ( Bahrfeldt, Stad. A. IX 3(i). Die sicherste
(,>uelle ist der Pnief des Herrn Dr. C. L. (irotefend, der am
2-1. August ls(i4 schrieb: „Was Lunecke"s Sill)ermünze betrifft, so
190 rjautenborof. Ein Ih-iienfrieilhof in Altr-nwalile.
hemovko ich: L. kam eines Ta^es hierher mit einer Anzahl Münzen,
darunter war eine l)eson(lers eingewickelt, weil er versicherte, diese
sei l)ei den Aiis,ü,Tal)nn,u;en heim Perlljerg gefnnden. Es war eine
besclmittene und stark mitp;enommene Silhermünze des (Iratianus,
Avie icli dentlich erkannte; das Revers derselben al)er ist mir nicht
mehr erinnerlich.'' Oh nnn das Stüek ül)erhan})t im Terrain des
l'i-nenfriedhofes am Perll)ertier Berg nnd eventnell dasell)st frei im
Boden oder in einer Urne gefnnden ist, wird sich kaum feststellen
lassen. Die Münze sell)st ist verschollen. In der Sammlung vor-
gesclnclitlicher Altertümer zu Ilandjurg, in welche die Tmen des
Herrn L. gchnigt sind, sowie in (h'r Münzsammlnng der Kunsthalle
ist die Münze nicht. Auch in dem Briefe, in welchem Herr L. die
Al)sendung der Urnen nnd Beigal)en anzeigt (vom 13. Dec. 1854),
ist eine Notiz über die Münze, die sicher den Empfänger Herrn Prof.
Petersen höchlichst interessiert hätte, nicht gemacht. Vermutlich ist
das Stück mit der Münzsammlung des Herrn L. in Hand)urg verkauft;
doch weiÜ Herr Inspektor C. Meyer, durch dessen Hände die Sammlung
gegangen ist, über den Verl)leib desselben nichts. Beiläufig möge er-
wähnt werden, daß eine ungefähr zur selben Zeit (Is!")?)) mit mehreren
gleichen liei Lüdingworth in einem Torfmoor gefundene. l)ei Bahrfeldt,
a. a. 0. S. 20 — 37 nicht genannte Silljermünze des Antoninus Pius
(Av. Kopf des Kaisers DIVVS ANTONINVS; Rev. Bekränzter Altar
mit Adler CONSECRATIO) in unserer Kunsthalle bewahrt wird.
Aber auch ohne jt'ne Münze des (iratian wird man den
Hauptteil des Urnenfriedhol'es von Perlberg in das fünfte Jaln'liundert
nach Christo setzen müssen; wie vicd früher er angelegt, wie lange
er weitergeführt ist, laut sich l)ei dem Mangel an systematischer
Ausbeutung auch nicht annäliernd l)estimmen. Namentlich der Urnen-
friedhof von Issendor}) (Amt Harsefeld), welclier nacli einer Münze
des C'Onstantin jedenfalls etwa um die Mitte des vierten Jahrhunderts
bestand, wie der von Quelkhorn (Amt Zeven), den Hostmann in die
Zeit vom 2. l)is G. Jahrhundert n. Chr. setzt, sind als gleichzeitige
wichtig. Aucli für die Altenwalder Begräbnißstätte wird man als
einen sichern Puidct das Jalir vierliundert nach Chr. festhalten kchnien ;
wie lange vorher oder nachlier die Stätte noch l)enutzt war, wird
erst nacli Vollemlung der Ausgral)ungen auf dem (irundstück des
Herrn Holst, sowie nach dem ^'ergieich mit den vom Provinzial-
Museum in Hannover erzielten Resultaten l)estimmt werden kcimien;
doch glaulx' ich auch liier schon aussprechen zu sollen, daß nach
meiner Ansicht die Urnenfriedlnife vom Perll)erger Typus sich bis
an das Ende der heidnischen Zeit erhalten haben.
Rautenliei'O'. Ein T'riiciifiicilliui' in Altenwalde. 191
Ohne oeAvalti^e unijiVNtaltende Kiiitlüssc zu ertalireii. IuiIhmi vom
fünften Jalirliundert an die Sachsen in ihrer Eigenart sieh crliahen
können, his der mächtige staniniesverwandte Kro])erer sie zur Annalinie
(h's Christentliunis und neuer Uräuehe /wan^. I>anials iiu .lahi'e 785
wurde hekanntlieh unter Androhung' der Todesstrafe verlioten nach
„iSitte der Heiden (h'ii Leielmam eines verstorhenen Menschen durcli
Flammen verzehren und zu Asche werden zu lassen". Es ist somit
erst in und nach der Zeit Karls des Großen im Sachsenlande die
Sitte den Toten unverl)rannt zu l)e<>Tahen, welche hei den Oher-
deutschen schon vor ihrer Bekehrun<i; allgemein gewesen war, als
Regel eingeführt, und his zu diesem Zeitabschnitt müssen sächsische
Gräber mit Leichenbrand reichen und nachgewiesen werden. Eine
jüngere Form aber, als die Urnenfriedhöfe des Perlberger Typus
bieten, ist mir bis zur Zeit für unsre Gegend nicht bekannt; denn
von Gral)stätteii, wie der Inimenstedter Kircldiof z. B. ist, glaube ich
absehen zu müssen. Und daß selbst noch längere Zeit nacli Karls
des Großen Kapitularen Sachsen nach Sitte der Vorfahren verbrannt
worden sind, ist mehr als wahrscheinlich, da, die strenge Durchfülirung
der Gesetze große Selnvierlgkeiten hatte (vgl. Ilandelniann. \'erhandl.
der Berl. Anth. G. lss;j S. 24). Daß aber im rüniten -lahrhundert,
d. h. der Zeit, in welcher die Sachsen von den Eibmündungen nach
England übergesiedelt sind, an der Elbe die eigenartige Technik des
Perlberger Typus herrschte, bestätigt auch die Übereinstimmung der
deutschen mit den in England nördlich von der Themse gefundenen
Urnen und Beigaben, auf die wir liei der Besprechung der einzelnen
Gegenstände schon aufmerksam gemacht haben. Für die Zeitstellung,
die Dauer und die Beziehungen zu andern Ländern wichtige Angaben
machen namentlich Ilostmann bei Behandlung des Urneufriedhofes
von (=^>uelkhorn in der Zeitschrift des historischen Vereins für Nieder-
sachsen 1878 S. 171, Müliej- in den \Vrhaiullungen der Berl. Autlir.
Ges. 1881 S. 2US ff., ^vo auch die wichtigsten englischen Arbeiten
zitiert sind, und l'ndset. das erste Auftreten des Eisens in Xord-
Europa an nielireren Stellen, naiiient lieh S. •>'.){;. Dort und ausführ-
licher in den AailiMger for Xordisk < )l(lkyn(liglied og Historie 1880
S. 81) — L^l weist Umlset daraut hin, daß aucli an der norwegischen
Westküste sich ein Einiluß von d(Mi Ländern der Filbmündung, eventuell
von der Ostküste Englands fühlbar macht, ein Eintluß, welcher auch
im \ erlauf dieser Abhandlung mehrfach angedeutet werden konnte.
GX
* /•> ,*
Mnimd) E
iXlttnclPill^V'.
i'^tiinl)«F(^,
Inhaltsvei'zeicliiiiss.
Pao-.
Berichte der wisseiisehal'tliclieii Anstalten.
m—
IV
V-
VI
vr-
IX
Stadtbibliotliek
Botanisclier (-tartini
Stevnwarlf
Museum für Kunst und (jewerhe ... IX— XXV
(^hernisclios Staatsj-Lul)orat(jriuiu XX VI — XLIV
Xaturliistorisc'hos Musoaiii .- '. XLV — - LI
Pliysikalisclx^s Kaljlncl IJI- Mll
Museum für Völk.'i'kund(.' I/Ill - LIV
Samiiiluiiii- vorü'eschif-'litliclier Allcrthünicr LV— LVII
Samudun^' llainbur^-isclici' Altcitliümer L\'ll — LVIII
Botanisclies Museum L^ III I^XIV
Wisseiischaftlielie Abliaiulluiigeii.
Die V(")g'el Süd -Georgiens, naeli der Ausbeute der dinitschen Polar-
station in 1882 und 188.3. Von Prof. Dr. ragensfecher 1—27
Die von Dr. G. A. p'iseher auf der im Auftrage der GeogTaphisclien
Gesellscliaft in Hamburg' unternommenen Reise in das Massai-Land
gesamnudtfu Säugetliiei'e von Prof. Dr. Pagemiecher 29 — 4t3
IchtliyoKitiisclic und herpetologiselie Penu^rkungen \u\\ \)v.J. G. FhcJicr
in ilamliurg 4-7 — 121
Megaldglossus \V(jermanni, eine neue Form makrogiosser Medermäuse.
vnn Pidf. Dr. Pugcnskchcr 12:5-129
VerzL'ielinis der v(jn i)r. G. A. l'iseher auf der im Auftrage der Geo-
graphischen Gesellschaft in Ilanüjurg unternommeneu Heise in
das Massai-Land gesammelten Myriopoden und Arachnoiden von
Dr. F. Karsch -. l:il— 139
Die Seesterne Süd-Georgiens nacli der Ausbeute der deutstdien Polar-
station in 1882 und 1883. Von Prof. Dr. Tli. Stuilcr in Bern . . 141 — Kit)
Ein Urnenfriedhof in Altenwalde. Von Dr. E. Ratdenberg 1(J7— 191
3 2044 106 260 318