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Jahrbuch
der
Hamburgischen
Wissenschaftlichen Anstalten.
XIV. Jahrgang.
1896.
I’memarkt::
I. Die wissenschaftlichen Vorlesungen. Ostern 1896 bis Ostern 1897.
II. Jahresberichte der wissenschaftlichen Anstalten.
III. Wissenschaftliche Abhandlungen :
A. Mittheilung aus der Stadtbibliothek,
Prof. Dr. F. Eyssenhardt. Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek.
B. Mittheilung aus dem Museum für Kunst und Gewerbe.
Prof. Dr. Justus Brinckmann, Kenzan, Beiträge zur Geschichte der japanischen Töpferkunst.
Hamburg 1897.
Commissions-Verlag von Lucas Gräfe & Sillem.
Die bisher erschienenen Hefte des Jahrbuches der Hambargischen Wissenschaftlichen
Anstalten enthalten ausser den Jahresberichten derselben folgende Arbeiten:
I. Jahrgang.
. Dr. J. G. Fischer. Ueber
Reptilien, Amphibien und Fische des Natur-
historischen Museums. 40 S. und 3 Tafeln,
Prof. Dr. A. Gerstäcker (Greifswald). Bestimmung
der von Dr. G. A. Fischer während seiner Reise
nach d. Massai-Land gesammelten Coleopteren. 23S.
Dr. 0. Mügge. Ueber die Zwillingsbildung des
Kryolith. 12 S. und .6 Holzschn.
einige afrikanische
II. Jahrgang.
Prof. Dr. Pagenstecher. Die Vögel Süd-Georgiens,
nach der Ausbeute der Deutschen Polarstation in
18532 und 1883. 27 S. und 1 Tafel,
Prof. Dr. Pagenstecher. Die von Dr. G. A,
Fischer auf der im Auftrage der Geographischen
Gesellschaft in Hamburg unternommenen Reise
in das Massai-Land gesammelten Säugethiere.
18 S. und ı Tafel.
Prof. Dr. Pagenstecher. Megaloglossus Woermanni.
eıneneueFormmakroglosserFledermäuse, 7S.u.1Taf.
Dr. J. G. Fischer. Ichthyologische und herpeto-
logische Bemerkungen. 758. und 4 Tafeln.
III. Jahrgang.
Dr. J. G. Fischer.
Naturhistorischen Museums zu Hamburg.
und 1 Tafel.
Dr. Kurt Lampert (Stuttgart). Die Holothurien
von Süd-Georgien, nach der Ausbeute der Deutschen
Polarstation in 1882 und 1883, 14 S. und 1 Tafel,
Prof. Dr. Eduard von Martens (Berlin) und Dr. Georg
Pfeffer. Die Mollusken von Süd-Georgien, nach
der Ausbeute der Deutschen Station 1832 und 1883,
73 8, und 4 Tafeln.
Ueber zwei neue Eidechsen der
35
IV. Jahrgang.
Dr. L. Prochownik. Messungen an Südseeskeleten
mit besonderer Berücksichtigung des Beckens,
40 S. und 4 Tafeln.
Dr. Georg Pfeffer. Die Krebse von Süd-Georgien,
V. Jahrgang.
Dr. J. G. Fischer.
52 S. und 4 Tafeln.
Dr. W. Michaelsen. Die Oligochaeten von Süd-
Georgien, nach der Ausbeute der Deutschen Station
von 1882—83. 218. und 2 Tafeln.
Herpetologische Mitteilungen,
VI. Jahrgang.
1883.
Dr. E. Rautenberg. Bericht über ein Hügelgrab
bei Wandsbeck-Tonndorf, 13 S. und 2 Tafeln.
Prof. Dr. R. Sadebeck. Untersuchungen über die
Pilzgattung Exoascus und die durch dieselbe
um Hamburg hervorgerufenen Baumkrankheiten.
34 S. und 4 Tafeln,
1884.
Dr. F. Karsch. Verzeichniss der von Dr. G. A,
Fischer auf der im Auftrage der Geographischen
Gesellschaft in Hamburg’ unternommenen Reise in
das Massai-Land gesammelten Myriopoden und
Arachnoiden, 98. und 1 Tafel,
Prof. Dr. Th. Studer (Bern). Die Seesterne Süd-
Georgiens, nach der Ausbeute der Deutschen
Polarstation in 1832 und 1833. 26S. und 2 Tafeln.
Dr. E. Rautenberg. Ein Urnenfriedhof in Alten-
walde, 25. mit 16 Abb, und ı Tafel,
1885.
Dr. Georg Pfeffer. Mollusken, Krebse und Echino-
dermen von Cumberland-Sund, nach d. Ausbeute d.
Deutsch. Nordpol-Expedition 1882 u. 1883.28 8. u.1 Taf.
Dr. Georg Pfeifer. Neue Pennatuliden des Ham-
burger Naturhistorischen Museums. 118.
Dr. E. Rautenberg. Neue Funde von Altenwalde,
8S. und ı Tafel. r
Dr. E. Rantenberg. Ueber Urnenhügel mit La Tene-
Geräten an der Elbmündung, 30 8. mit 5 Abb
und 3 Tafeln, a
1886.
nach der Ausbeute der Deutschen Station 1332/83,
110 S, und 7 Tafeln,
Dr. E. Rautenberg. Römische und germanisthe
Altertümer aus dem Amte Ritzebüttel und aus
Altenwalde. 14 S. und 2 Tafeln,
1887.
Dr. Georg Pfeffer. Die Krebse von Süd-Georgien,
nach der Ausbeute der Deutschen Station 1882—
18383. 2. Teil. Die Amphipoden. 68 8. und 3 Tafeln,
1888.
Erste Hälfte.
Dr. W. Michaelsen. Oligochaeten des Naturhisto-
rischen Museums in Hamburg, I. 17S. und ı Tafel,
C. W. Lüders. Der grosse Goldfund in Chiriqui im
Jahre 1859, 7S. und 6 Tafeln.
Zweite Hälfte,
Dr. Georg Pfeffer. Übersicht der von Herım Dr,
Franz Stuhlmann in Ägypten, auf Sansibar und
dem gegenüberliegenden Festlande gesammelten
Reptilien, Amphibien, Fische, Mollusken und
Krebse. 36 S.
Dr. Georg Pfeffer. Zur Fauna von Süd-Georgien. 198.
Dr. W. Michaelsen. Oligochaeten des Naturhisto-
rischen Museums in Hamburg. II. 13 S. u. 1 Taf.
Dr. W. Michaelsen. Die Gephyreen von Süd-Georgien,
nach der Ausbeute der Deutschen Station von
1852—83. 13 S. und 1 Farbentafel. _
Dr. A, Voigt. Localisirung des ätherischen Oeles
in den Geweben der Allium-Arten. 18 S.
Dr. €, Brick. Beitrag zur Kenntnis und Unter-
scheidung einiger Rothölzer, insbesondere der-
jenigen von Bahia nitida Afz., Pterocarpus santa-
linoides L’Her. und Pt, santalinus L. f. 9 S.
Dr. Johannes Classen, Beobachtungen über die
spezifische Wärme des flüssigen Schwefels. 28 S.
und 2 Tafeln.
Dr.C. Gottsche. Kreide und Tertiär bei Hemmoor in
Nord-Hannover. 125, n
G- Gercke. YoRnEBER Nachricht über die Fliegen
Süd-Georgiens, nach der Ausbeute der Deutschen
Station 1832—83, 2 S,
A
Jahrbuch
Hamburgischen
Wissenschaftliehen Anstalten.
XIV. Jahrgang.
1896.
Hamburg 1897.
Commissions-Verlae von Lucas Gräfe & Sillem.
<SLy OF ENCRES
\ 1898,
Inhaltsverzeichniss.
I. Die wissenschaftlichen Vorlesungen. Ostern 1896 Seite
bis Ostern 1397 ... er IE III — XIII
Il. Jahresberichte der wissenschaftlichen Anstalten.
je Stadtbibliotheke 2.0 ne: Pe ESTER XVII
2. Museum für Völkerkunde (einschliesslich Sammlung vorgeschicht-
IKcher#Alterthumer)e du seen eteseree de erde te aeg m lan ar Meran hnanz one XVII — XXX
3. Sammlung Hamburgischer Alterthümer .................... XXXIII — XLVl
AENmsenm turalkunst und Gewerbe... cc. ee een ae nee XLVII — CXX
DERSTELDWATIE een I EEE ECHTE CXXI— CXXV
BE Naturhistorisches- Museumolene zen nee ankense are araeeneichenelenete CXXVI — EXXXV
DBABOTANISCHEIALTANDEN ER ee nenn ehe ones enteignet nn eteleie COXXXVI— OXXXIX
8. Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde.... CXL — CLIV
9. Physikalisches Staats-Laboratorium..................... FR CLV — CLVII
102 .Chemisches Staats-Laboratonnum. ...... .Aasacaee ee anne CLVIII — CLXX
III. Wissenschaftliche Abhandlungen. Seite
Mittheilung aus der Stadtbibliothek.
Prof. Dr F. Eyssenhardt. Die spanischen Handschriften der Stadt-
BD Ocean entalten. IE LEE FM
Mittheilung aus dem Museum für Kunst und Gewerbe.
Prof. Dr. Justus Brinckmann. Kenzan, Beiträge zur Geschichte der
Hapamischenslopferkunste een een. EEE RER, 23 — 83
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Die wissenschaftlichen Vorlesungen.
Ostern 1896 bis Ostern 1897.
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Die wissenschaftlichen Vorlesungen.
Ostern 1896 bis Ostern 1897.
Wi bereits im Vorjahre berichtet, hat die I. Sektion der Oberschul-
behörde seit einiger Zeit eine wesentliche Vermehrung der von ihr zu ver-
anstaltenden wissenschaftlichen Vorlesungen angestrebt. Schon im Jahre 1895
war nicht nur die Zahl der Vorlesungen aus den bis dahin hauptsächlich
behandelten Gebieten (Geschichte, Litteratur, Kunstgewerbe, Mathematik,
Astronomie, Physik, Chemie, Geologie, Mineralogie, Zoologie und Botanik)
vergrössert, sondern daneben auch eine Reihe weiterer Wissenschaftsgebiete
(Theologie, Staatswissenschaften, Völkerkunde und Musikgeschichte) berück-
sichtigt worden.
Diese Bemühungen der Oberschulbehörde, die reichen und vielseitigen
Bildungskräfte der heutigen Wissenschaft allen Kreisen unserer Bevölkernng
in ernster, streng sachlicher und doch allgemein verständlicher Form zu-
gänglich zu machen, sind auf guten Boden gefallen. Die Theilnahme
der Bevölkerung an den meisten der angekündigten Vorlesungen war
eine sehr befriedigende und anhaltende, theilweise sogar eine so starke,
dass die vorhandenen Hörsäle sich als unzureichend erwiesen. Ferner aber
wurde die Bedeutung dieses Vorgehens auch von den massgebenden Körper-
schaften, E. H. Senate und der Bürgerschaft, vollauf gewürdist. Es äusserte
sich dies u. A. darin, dass im Berichtsjahre eine von den Direktoren der
wissenschaftlichen Anstalten erbetene besondere Geldbewilligung zum Zwecke
der besseren Ausstattung der Vorlesungen mit Demonstrationsmitteln ver-
schiedener Art im Betrage von 14000 .# bereitwilligst gewährt wurde.
So konnte die Oberschulbehörde im abgelaufenen Jahre für den Winter,
als hauptsächlichste Vorlesungszeit, an eine weitere Ausdehnung der
zu veranstaltenden Curse denken, Die behandelten Gebiete wurden neuer-
a*
IV £ Bericht über die Vorlesungen.
dings vermehrt; so wurden Gegenstände der Hygiene und der praktischen
Mediein, der Geschichte der bildenden Künste, der Bau- und Ingenieur-
wissenschaft wie der Gartenbaukunst von Fachmännern in abgeschlossenen
Cursen behandelt, ebenso ein Cyclus von Vorträgen über das neue Bürgerliche
Gesetzbuch durchgeführt. Das nachstehend abgedruckte Verzeichniss aller
im Winter 1896/97 gehaltenen Vorlesungen (einschliesslich der praktischen
Laboratoriumsübungen) enthält 51 verschiedene Curse, die von 41 Vor-
tragenden gehalten worden sind; ein Theil derselben umfasste nur eine
kleinere Zahl von Abenden, der grössere Theil wurde während des ganzen
Winters regelmässig wöchentlich eimmal gehalten. Als Vorlesungsräume
dienten die 3 Hörsäle A, B und C im Mittelgebäude des Johanneums,
die Hörsäle im physikalischen Staatslaboratorium, im naturhistorischen
Museum, im botanischen Museum, im botanischen Garten, im Museum
für Kunst und Gewerbe und die Aula der Gelehrtenschule des Johanneums.
Die Theilnahme an allen Vorlesungen ist, wie bereits früher mit-
getheilt, für die Hörer kostenfrei und an keinerlei Zulassbedingungen
geknüpft, soweit nicht der vorhandene Raum in den Hörsälen eine Be-
schränkung der Hörerzahl bedingt. Nur für die praktischen Uebungen im
chemischen Staatslaboratorium ist em Honorar zu bezahlen.
Sommer 1896.
I. Theologie.
Für Candidaten der Theologie und des Predigtamtes:
Senior D. Behrmann; KEirklärung auserwählter Psalmen.
Hauptpastor D. Röpe: Katechetik. (Katechismus. Speeielle
Methodik.) Schluss der Vorlesungen des Winters 1895/96.
Donnerstag von 11—1%2 Uhr Vormittags.
Hauptpastor Dr. Rode: Casualien und deren homiletische
Behandlung.
Montags von 11—12 Uhr Vormittags.
Hauptpastor Dr. Krause: Philosophische Themata.
Donnerstag von 9—10 Uhr Vormittags
II. Geschichte und Litteratur.
Professor Dr. Wohlwill: Historische und litterarhistorische
Uebunsen.
III. Mathematik,
Professor Dr. Schubert: Euklidische und neuere Geometrie.
Montags von 7% —9\/a Uhr Abends.
IV. Astronomie.
Professor Dr. Rümker: Theorie der geographischen Orts-
bestimmung.
Bericht über die Vorlesungen. r
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Öbservator Dr. Schorr: Allgemeine Astronomie, 2. Theil (das
Sonnensystem).
Donnerstags — mit Ausnahme des ersten Donnerstag
in jedem Monat — von 7! —8la Uhr Abends.
V. Botanik.
Prof. Dr. Sadebeck:
1) Tropische Nutzpflanzen, ihre Erzeugnisse und ihr
Plantagenbetrieb, Fortsetzung (Gespinnstfaserpflanzen).
Dienstags von 7—8 Uhr Abends.
2) Mikroskopische Uebungen:
a. Botanisches Praktikum.
Dienstags von 5—7 Uhr Abends.
b. Mikroskopie der vegetabilischen Nahrungsmittel
und Rohstoffe.
3) Botanische Exeursionen.
Sonnabends Nachmittags und Sonntags.
Prof. Dr. Zacharias:
I) Ueber einheimische Pflanzenfamilien, Fortsetzung.
Freitags von 6-7 Uhr Abends.
2) Uebungen im Untersuchen und Bestimmen von
Phanerogamen.
Mittwochs von 5—7 Uhr Abends.
VI. Physik.
Prof. Dr. Voller: Die Wärme, Fortsetzung und Schluss der
Wintervorlesungen.
Freitags von 71,» —9 Uhr Abends, bis Mitte Juni.
Assistent Dr. Glassen: Das Licht, Fortsetzung und Schluss der
Wintervorlesungen.
Dienstags von 71/a—9 Uhr Abends, bis Mitte Juni.
VII. Chemie.
Prof. Dr. Dennstedt:
I) Experimental-Chemie (Metalle).
Donnerstags von 10—12 Uhr Vormittags.
2) Kurzer Abriss der organischen Chemie.
Mittwoehs von 10—11 Uhr Vormittags.
3) Praetische Uebungsen im Laboratorium für Anfänger
und Geübtere.
Täglich von 9—4 Uhr.
Assistent Dr. Engelbrecht:
1) Ausgewählte Capitel über Darstellung und Analyse
chemisch-technischer Präparate.
Dienstags von 1O—11 Uhr Vormittags.
2) Practische Uebungen in der technischen Analyse.
Täglich von 9—4 Uhr.
VI Bericht über die Vorlesungen.
Assistent Dr. Schöpff:
1) Ausgewählte Capitel der Photographie.
Sonnabends von 1—2 Uhr.
2) Photographische Uebungen, wöchentlich 3 Stunden.
Assistent Dr. Voigtländer: Nahrungsmittel und ihre Ver-
fälschungen. Kurzer Ueberbliek über die Ernährungs-
lehre.
Mittwochs von %2ya—4 Uhr Nachmittags.
Hülfsarbeiter Dr. Ahrens: Ueberblick über die quantitative
Analyse (Gewichts-, Maass-, Gasanalyse, Elektrolyse).
Freitags von 10—11 Uhr Vormittags.
Winter 1896/97.
I. Theologie.
Senior D. Behrmann: Christliche Glaubenslehre.
72 Hörer.
Freitags von 61a —7\ja Uhr Abends.
Für Candidaten der Theologie und des Predigtamtes:
Senior D. Behrmann:
1) Erklärung ausgewählter Abschnitte aus dem
Pentateuch. 8—12 Hörer.
Mittwochs von 9—10 Uhr Vormittags.
2) Katechetik. 8—12 Hörer.
Mittwochs von 10—11 Uhr Vormittags.
Hauptpastor Dr. Grinm: Liturgik. II. Theil. 9 Hörer.
Donnerstags von 10—11 Vormittags.
Hauptpastor Dr. Rode: Die Litteratur des nachapostolischen
Zeitalters. S Hörer.
Montags von 11--12 Uhr Vormittags.
Hauptpastor Dr. Krause: Die Logik des Aristoteles.
s—11 Hörer.
Donnerstags von 9—10 Uhr Vormittags.
II. Reehtswissenschaft.
Oberlandesgerichtsrath Dr. Martin: Unser künftiges Recht
nach dem bürgerlichen Gesetzbuche. 107 Hörer.
III. Staatswissenschaften.
Dr. Ehrenberg, Secretair des Commerzeollegiums (Altona): Die volks-
wirthschaftliche Bedeutung des Handels.
64 Hörer.
Montag, den 9., 16., 23. und 30. November von 8-9 Uhr Abends.
Bericht über die Vorlesungen. VII
Prof. Dr. Lotz (München): Die Börse. 230 Hörer.
An den folgenden Tagen von S—9 Uhr Abends:
4. Januar: Die geschichtliche Entwickelung des Börsenverkehrs.
5. n Die Verfassung der Börse.
6. & Die Technik der wichtigsten Börsengeschäfte.
Te Mr Der börsenmässige Waarenhandel.
8. ” Der börsenmässige Effeetenhandel.
g: er Die deutsche Börsengesetzgebune.
Secretair der Gewerbekammer Dr. Hampke: Die neuere deutsche
Gewerbepolitik. 54 Hörer.
Dienstag, den 12., 19. und 26. Januar von 6a —7V/g Uhr Abends.
Vorstand des Statistischen Bureaus Dr. Koch: Grundzüge der
Bevölkerungsstatistik. 48 Hörer.
Donnerstag, den 11., 18. und 25. März von 8—9 Uhr Abends.
IV. Mediein.
Oberarzt Dr. Rumpel: Tuberculose und Tuberculose-Heil-
stätten. 72 Hörer.
Freitag, den 13., 20. und 27. November von 8—9 Uhr Abends.
Hafenarzt Dr. Nocht: Tropenhygiene. 48 Hörer.
Freitag, den 15., 22., 29. Januar und 12. Februar von 8S—9 Abends.
Oberarzt Dr. Schütz: Kinderhygiene. 284 Hörer.
An den fölgenden Mittwoch-Abenden von S—9 Uhr:
10. Februar: Zur Pflege und Ernährung des Säuglings.
Nr 5 Allgemeine Kinderpflege.
24. ® Die Sommererholung des Schulkindes.
V. Geographie und Völkerkunde.
Assistent Dr. Hagen: Die deutschen Kolonien in geo-
graphischer, ethnographischer und wirthschaftlicher
Hinsicht. 106 Hörer.
Sonnabends von 8—9 Uhr Abends. “
Hülfsarbeiter an der Seewarte Dr. Schott: Geographie der
Oceane mit besouderer Berücksichtigung der Ver-
kehrsverhältnisse zur See. 83 Hörer.
Mittwochs von 8—9 Uhr Abends.
VI. Geschiehte.
Prof. Dr. Wohlwill:
1) Deutsche Geschichte, 2. Theil, von 1250 — 1700.
208 Hörer.
Dienstags von 8—9 Uhr Abends.
VII Bericht über die Vorlesungen.
2) Grundzüge der Hamburgischen Geschichte vom
17. Jahrhundert bis auf die Gegenwart.
145 Hörer.
Donnerstags von 8—9 Uhr Abends.
3) Hieran schloss sich ein besonderer Oyelus von Vorträgen über
„Hamburgs Beziehungen zu Preussen“, die an
4 Donnerstag-Abenden von 8—9 Uhr die folgenden Themata
behandelten: Etwa 300 Hörer.
18. Februar: Hamburg und der Grosse Kurfürst.
Hamburg und Friedrich der Grosse.
4. März: Hamburgs Beziehungen zu Preussen im Zeitalter der
25. g
französischen Revolution und Napoleons.
il en Hamburg und der Zollverein.
VII. Litteratur.
Prof. Dr. Wohlwill:
Deutsche Litteraturgeschichte, 2. Theil, vom 14. bis
zum 18. Jahrhundert. 139 Hörer.
Montags von 61a —7l’a Uhr Abends.
Prof. Dr. Litzmann (Bomn): Richtungen und Persönlichkeiten
in der Deutschen Litteratur von Goethe’s Tod bis
zum Jahre 1870. Etwa 400 Hörer.
An den folgenden Tagen von S—9 Uhr Abends:
5. October: Die Constellation bei Goethe’s Tode. Ludwig Börne.
6.
| En Heinrich Heine.
8.
9) r
\ - Karl Immermann.
10.
En Emanuel Geibel und die politisch-patriotische Dichtung.
14. 22 Paul Heyse und Gottfried Keller.
15. 4 Theodor Storm und Konrad Ferdinand Meyer.
Prof. Dr. Wendt: W. M. Thackeray’s Werke (in Auswahl).
Interpretation in englischer Sprache. 161 Hörer.
Freitags von 61/)—8 Uhr Abends.
Öberlehrer Brauneck: Vietor Hugo. Sein Leben und seine
Werke (in Auswahl). Leetüre und Interpretation in französischer
Sprache. 152 Hörer.
Mittwochs von 61/a—7\ Uhr Abends.
VII. Musik.
Dr. Hermann Behn: Musikwissenschaftliche Vorlesungen.
114 Hörer.
An den folgenden Montag-Abenden von 8—9 Uhr:
1. März: Die Stellung der Tonkunst im Bunde der Schwesterkünste.
8. „Werden und Wesen unseres Tonsprachschatzes.
2.
1 > Die organische Einheit der Meisterwerke Richard Wagner’s.
Bericht über die Vorlesungen. IX
IX. Bildende Künste.
Prof. Dr. Brinokmann: Ausgewählte Gegenstände aus der
Geschichte des Kunstgewerbes, zunächst die innere
und äussere Ausstattung des Buches. 102 Hörer.
Montags von 2a» —31» Uhr Nachmittags.
Prof. Dr. Eyssenhardt: Die Entwickelung der antiken
Architectur. Etwa SO Hörer.
Montag, den 19. und %6. October und 2. November
von 8—9 Uhr Abends.
Assistent Dr. Deneken: Gräber und Grabdenkmäler der
Hellenen. 57 Hörer.
Montag, den 26. October, 2., 9., 16, 23. und 30. November
von 21»a— 31a Uhr Nachmittags.
X. Bau- und Ingenieurwissenschaft.
Bauinspecetor Merkel: Geschichte der Ingenieurtechnik und
des Verkehrs im Alterthum und Mittelalter.
29 Hörer.
Donnerstags von 8—9 Uhr Abends.
XI. Gartenban.
Prof. Dr. Haupt (Hannover): Die Gartenbaukunst in der
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 41 Hörer.
Mittwoch, den 3, 10., 17., 24., 31. März und 7. April
von 8—9 Uhr Abends.
XI. Mathematik.
Prof. Dr. Schubert: Analytische Geometrie der Kegel-
schnitte und anderer Kurven. 40 Hörer.
Montags von 7'a—91/a Uhr Abends.
XII. Astronomie.
Observator Dr. Schott:
1) Allgemeine Astronomie, 3. Theil (Cometen, Fixsterne).
73 Hörer.
Donnerstags (mit Ausnahme des ersten Donnerstags in jedem
Monat) von 71/a—9 Uhr Abends.
2) Theorie der Bahnbestimmung von Cometen und
Planeten. Mathematische Vorkenntnisse erforderlich.
4 Hörer.
Montags von 61»—7!/y Uhr Abends.
Navigationsschul-Lehrer Dr. Bolte: Die neueren Methoden der
nautischen Astronomie im Lichte des modernen See-
verkehrs. 65 Hörer.
Dienstags von 7—8 Uhr Abends.
RR Bericht über die Vorlesungen.
XIV. Physik.
Prof. Dr. Voller: Elektrieität und Magnetismus, auf Grund-
lage neuerer Erfahrungen und Anschauungen.
90 Hörer.
Freitags von 7'/g— 9 Uhr Abends.
Assistent Dr. Glassen: Allgemeine Physik und Mechanik.
68 Hörer.
Dienstags von 8—9 Uhr Abends.
XV. Chemie.
Prof. Dr. Dennstedt:
1) Experimental-Chemie (Anorganischer Theil, Nicht-
metalle). SO Hörer.
Donnerstags von 7a—9 Uhr Abends.
2) Praetische Uebungen im Laboratorium für Anfänger und
Geübtere.
Täglich von 9—4 Uhr.
Assistent Dr. Engelbrecht:
1) Darstellung und Analyse chemisch-technischer
Präparate (Fortsetzung). S Hörer.
Dienstags von 10—11 Uhr Vormittags.
2) Praetische Uebungen in der technischen Analyse.
Täglich von 9—4 Uhr.
Assistent Dr. Schöpff:
1) Photographische Chemie. 44 Hörer.
Montags von S—9 Uhr Abends.
2) Photographische Uebungen.
Wöchentlich 3 Stunden.
Assistent Dr. Voigtländer: Kurzer Ueberblick der Er-
nährungslehre. Fleisch und Conserven, Cerealien und
Backwaaren. 23 Hörer.
Donnerstags von 3—4 Uhr Nachmittags.
Hülfsarbeiter von Boltenstern: Analytische Chemie, 1. Theil
(Qualitative Analyse). 11 Hörer.
Sonnabends von 10—11 Uhr Vormittags.
XVI. Mineralogie.
Custos Dr. Gottsche: Einführung in die Palaeontologie.
56 Hörer.
Dienstags von 7—8 Uhr Abends.
XVII. Zoologie.
Professor Dr. Kraepelin: Allgemeine Systematik, ein Ueber-
blick über die Verwandtschaftsverhältnisse der
heutigen Thierwelt. 115 Hörer.
Sonnabends von 7—8 Uhr Abends.
3ericht über die Vorlesungen. RT
Custos Dr. Pfeffer: Allgemeine Physiologie, die Lehre von
den Grundeigenschaften des Lebens. 177 Hörer.
Montags von 8-9 Uhr Abends.
Assistent Dr. von Brunn: Kurze Darstellung der Deutschen
Hochseefischerei, ihrer wirthschaftlichen Bedeutung
und ıhres Betriebes. 41 Hörer.
Freitags von 7—8 Uhr Abends alle 14 Tage.
XVII. Botanik.
Professor Dr. Sadebeck:
1) Tropische Nutzpflanzen, ihre Erzeugnisse und ihr
Plantagenbetrieb (Fortsetzung). l. Kautschuk- und
Gummipflanzen. 2. Gewürzpflanzen. 5. Medieimalpflanzen.
4. Hölzer und Rinden. 30 Hörer.
Dienstags von 7—8 Uhr Abends.
2) Mikroskopische Uebungen, insbesondere Anleitung
zu mikroskopischen Untersuchungen.
S Theilnehmer.
Täglich von 11—3 Uhr.
Professor Dr. Zacharias:
1) Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Pflanzen.
Donnerstags von 6—7 Uhr Abends.
2) Pracetische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen
von Kryptogamen.
In 2 Kursen, zusammen 20 Theilnehmer.
Miitwochs von 3—5 Uhr Nachmittags.
Im Wintersemester des Berichtsjahres ist der Versuch gemacht worden,
für eime grössere Anzahl von Cursen durch Auflegen von Einschreibelisten
einen Ueberblick über die Berufskreise, denen die Hörer entstammen, so-
wie über die Betheiligung des männlichen nnd des weiblichen Geschlechtes
zu gewinnen. In vielen Fällen sind jedoch die Listen unvollständig geblieben,
da manche Hörer das Einschreiben unterliessen; von einzelnen Vortragenden
ist mitgetheilt worden, dass die Zahl der 'Theilnehmer erheblich grösser
gewesen sei, als die Listen ergeben. In vorstehendem Verzeichniss, sowie
in der nachstehenden tabellarischen Zusammenstellung No.I, sind nur die
den Listen entnommenen Zahlen angeführt worden.
In einigen Fällen, wo es sich um Curse von kürzerer Dauer handelte,
war eine solche Statistik deshalb nicht zu erlangen, weil die Zahl der
Hörer zu gross war; an einzelnen Abenden war der Andrang so stark,
dass z. B. in der Aula der Gelehrtenschule 500—600 Personen anwesend
waren und ausserdem Viele keinen Platz mehr fanden. Die durchschnittliche
Zahl der Hörer in diesen besonders stark besuchten, sowie einigen anderen
Cursen ist mn der I. Tabelle am Schlusse dieses Berichtes mitgetheilt.
I. Zahl und Beruf der eingeschriebenen Hörer in
welche regelmäßig wöchentlich im Winter 1896/97 gehalten worden sind.
10.
. Dr. Gottsche
Xu
Vortragender Gegenstand
Senior D. Behrmann Christliche Glaubenslehre
Dr. Hagen Die deutschen Kolonien in geo-
eraphischer, ethnographischer
und wirthschaftlicher Hinsicht
Dr. Schott Geographie der Oceane mit
besonderer Berücksichtigung
der Verkehrsverhältnisse
zur See
Deutsche Geschichte
Prof. Dr. Wohlwill
Derselbe Hamburgische Geschichte
Derselbe Deutsche Litteraturgeschichte
Prof. Dr. Wendt
Dr. Brauneck
Thackeray’s Werke
Vietor Hugo
Prof. Dr. BrinekmannlAusgewählte Gegenstände aus
der Geschichte des Kunst-
gewerbes, zunächst die innere
und äussere Ausstattung des
3uches
Bauinspeetor Merkel Geschichte der Ingenieur-
technik und des Verkehrs im
Alterthum und Mittelalter
Analytische Geometrie der
Keeelschnitte
Prof. Dr. Schubert
Dr. Schorr
Dr. Bolte
Alleemeine Astronomie
Die neueren Methoden der
nautischen Astronomie
Elektrieität und Magnetismus
Alloemeine Physik und
Mechanik
Experimental-Chemie
Prof. Dr. Voller
Dr. Classen
Prof. Dr. Dennstedt
Dr. Schöpff Photographische Chemie
Einführung in die Palaeon-
tologie
Prof. Dr. Kraepelin Allgemeine Systematik, ein
Ueberblick über die Verwandt-
schaftsverhältnisse der
heutigen T’hierwelt
Dr. Pfeffer Allgemeine Physiologie, die
Lehre von den Grundeigen-
schaften des Lebens
Prof. Dr. Sadebeck |Tropische Nutzpflanzen, ihre
Erzeugnisse und ihr Plantagen-
betrieb
Anatomie -und Entwickelungs-
geschichte der Pflanzen
Prof. Dr. Zacharias
Gesam mt- Davon waren
Bericht über die Vorlesungen.
22 ver
schiedenen Vorlesungscursen,
zahl der
einge-
schrieben.
Hörer
106
männl.
24
137
weibl.
34
22
40
a
Lehrer
und
Lehrer-
innen
41
27
Davon waren
Kauf- |Sonsti
leute
Beru
21 26
31 52
21 52
22 128
28 76
9 86
9 83
8 62
angegeben
_ 28
1 26
15 54
1 59
6 60
12 50
29 27
14 25
11
8 59
An; 124
6 19
2 24
Bericht über die Vorlesungen.
XIII
U. Durchschnittliche Zahl der Hörer in 15 verschiedenen Vorlesungscursen,
welche an einer beschränkten Zahl von Abenden im
gehalten worden sind.
Winter 1896/97
Vortragender
Oberlandesgerichtsrath
Dr. Martin
Dr. Ehrenberg (Altona)
Prof. Dr. Lotz (München)
Dr. Hampke
Dr. Koch
Oberarzt Dr. Rumpel
Hafenarzt Dr. Nocht
Oberarzt Dr. Schütz
Prof. Dr. Wohiwill
Dr. Deneken
Prof. Dr. Eyssenhardt
Prof. Dr. Haupt
(Hannover)
Prof. Dr. Litzmann
(Bonn)
Dr. H. Behn
Dr. von Brunn
Gegenstand
Durchschnittliche
Zahl der Hörer
Das neue bürgerliche Gesetzbuch
Die volkswirthschaftliche Bedeutung
des Handels
Die Börse
Die neuere deutsche Gewerbepolitik
Grundzüge der Bevölkerungsstatistik
Tubereulose und Tuberculose-
Heilstätten
Tropenhygiene
Kinderhygiene
Hamburgs Beziehungen zu Preussen
Gräber und Grabdenkmäler der
Hellenen
Die Entwickelung der antiken
Architektur
Die Gartenbaukunst in der Vergangen-
heit, Gegenwart und Zukunft
Richtungen und Persönlichkeiten in
der deutschen Litteratur von Göthes
Tode bis zum Jahre 1870
Musikwissenschaftliche Vorlesungen
Kurze Darstellung der Deutschen
Hochseefischerei, ihrer wirthschaftlichen
Bedeutung und ihres Betriebes
107
284
Etwa 300
57
Etwa 80
41
Etwa 400
114
. a, “ €
u u u zer nn n 22 ni 2
IR
Jahresberichte
der
| Hamburgischen
2 Wissenschaftlichen Anstalten
für das Jahr 1896.
Stadtbibliothek. XVII
1. Stadtbibliothek
Bericht des Direetors Professors Dr. Eyssenhardt
In dem Personale der Stadtbibliothek ist im Jahre 1896 keine Ver-
änderung eingetreten.
Der Bücherbestand wurde, abgesehen von den Zeitschriften, aus den
budgetmässigen Mitteln, sowie durch zahlreiche und werthvolle Geschenke
von Behörden, Vereinen, Instituten und Privatpersonen, um 5117 Nummern
vermehrt.
Im Lesesaale wurden 23 890 Bände von 4840 Personen benutzt, wobei
die Benutzung der Handbibliothek ausser Ansatz gelassen ist. Von aus-
wärtigen Bibliotheken und Archiven wurden 111 Bände zur Benutzung
im Lesesaale übersandt.
Im Journalsaale sahen 2123 Personen 13 705 Hefte der ausliegenden
Zeitschriften ein.
Ausgeliehen wurden 10675 Bände an 3956 Personen, darunter
32 Handschriften; von diesen gingen 7 nach Berlin, 5 nach Erlangen,
4 nach München, je 3 nach Breslau und Kiel, je 2 nach Braunschweig
und Wiesbaden, je I nach Budapest, Leipzig, Mainz, Posen, Schildberg
und Wien. Ausserdem wurden nach 38 auswärtigen Orten 230 Bände
versandt.
Das Neubinden des alten Bücherbestandes wurde für die Abtheilungen
PD-PK, DF, DG und DH erledigt.
Die neben den laufenden Katalogisirungsarbeiten hergehende Eintragung
der Standortsbezeichnungen nach dem Realkataloge ia den Nommalkatalog
wurde in der Weise gefördert, dass ein weiterer Theil der im Karten-
schranke aufbewahrten geographischen Karten, der letzte Theil von DFd
sowie der Anfang von DFe, MC, der Schluss von PBI und der Anfang
von PB II übertragen wurden.
Ausserdem wurde die Neukatalogisirung der Hamburger Zeitungen
und Zeitschriften soweit gefördert, dass die Zettelaufnahme im wesentlichen
vollendet ist.
Die
Verwaltung.
XVII Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer).
2. Museum für Völkerkunde
(einschliesslich Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer).
Bericht von Dr. K. Hagen.
Das Jahr 1896 war für die Anstalt in mehrfacher Weise ein besonders
bedeutungsvolles.
Zunächst hatte die Anstalt den Tod des ersten Vorstehers und ihres
eigentlichen Gründers, des Herrn © W. Liders, zu beklagen. Nachdem
Herr Lüders krankheitshalber am 1. Oktober einen längeren Urlaub
nachgesucht und bewilligt erhalten hatte, verließen ihn trotz sorgsamster
Pflege die Kräfte zusehends, bis ihn am 7. November, Abends 9 Uhr,
der Tod von seinen Leiden erlöte. Am 11. fand die Bestattung im
Krematorrum zu Ohlsdorf statt unter der Teilnahme zahlreicher wissen-
schaftlicher Vereine, denen Herr Züders lange Jahre hindurch als thätiges
Mitglied angehört hatte. Herr Direktor Rautenberg hielt eine zu Herzen
gchende Grabrede, in der er die Verdienste des Entschlafenen in gebührender
Weise hervorhob. Am Abend desselben Tages widmete Referent im
Naturwissenschaftlichen Verein seinem langjährigen Chef und väterlichen
Freunde emen Nachruf. Ueber den Lebenslauf des Verstorbenen möge
das Folgende hier Platz finden.
Carl Wilhelm Lüders ist am 23. Mai 1523 im der Vorstadt St. Pauli
geboren. Die Eltern verlor er früh durch den Tod, und so war er schon in
jungen Jahren auf sich selbst angewiesen. Er widmete sich dem Kaufmanns-
stande, ohne m ihm die rechte Befriedigung zu finden; mehr Interesse
fand er seit jeher am Sammeln. 1853 ging er nach Amerika und zwar
nach Valparaiso, wo er bis 1865 kaufmännisch thätig war; groß sind seine
Verdienste um die Entwickelung der dortigen deutschen Kolonie. 1865 begab
er sich auf Reisen, lernte die ganze Westküste von Südamerika, sowie
Teile von Nordamerika kennen und legte umfassende Sammlungen an.
Ende 1866 kehrte er nach Hamburg zurück. Von 1870—73 hatte er die
kaufmännische Leitung des „Freischütz“ inne. Im Jahre 1874 gelang es
ws
Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XIX
ihm endlich, eine seinen Neigungen entsprechende Thätigkeit zu finden und
zwar als Kommissionsmitglied des Kulturhistorischen Museums, das damals
kaum mehr als eine Raritätenkammer vorstellte, aber zum Senfkorne wurde,
aus dem sich unter Züders’ liebevoller Ptlege das „Museum für Völkerkunde“
entwickelte. 1579 wurde der Verewigte unter gleichzeitiger Einverleibung
seiner eigenen wertvollen Sammlung in den alten Bestand zum Vorsteher
des Museums ernannt. Mit außerordentlichem Geschick und in erstaunlich
kurzer Zeit hat er als solcher in den Jahren 1890 und 91 die schwierige
Neuaufstellung der umfangreichen Sammlungen im Galleriegeschoss des
Naturhistorischen Museums besorgt und damit die von ihm so lange
sehnlichst erwünschte systematische Aufstellung durchführen können. Rastlos
hat er bis zum letzten Augenblick für das Gedeihen des Museums gestrebt.
Die umfangreiche Privatsammlung des Herrn Züders, welehe durch-
gehends aus ausgezeichneten, namentlich wegen ihres Alters kostbaren,
ethnographischen Gegenständen besteht, sowie seine auf Völkerkunde
bezügliche Bibliothek war bereits mit Schluß des Jahres 1888 laut Ver-
einbarung in den Besitz des Staates übergegangen. Ein Legat im Betrage
von «4 10000 wird das Museum in den Stand setzen, „aus den Zinsen
nach Verlauf eines oder mehrerer Jahre je nach Umständen“ ein besonders
hervorragendes Stück zu erwerben. So hat Herr Züders noch über den
Tod hinaus für das ihm ans Herz gewachsene Institut gesorgt.
Ehre seinem Andenken!
Mit Anfang des Jahres wurde die bis zu dieser Zeit von einer
besonderen Kommission verwaltete Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer
dem Museum für Völkerkunde fest angegliedert, da die bisherige Trennung
der ihrem ganzen Wesen nach zusammengehörigen ethnographischen und
vorgeschichtlichen Sammlungen eine unnötige Erschwerung des Geschäfts-
ganges mit sich brachte.
Den Vorsitz in der Kommission führte Herr Syndicus Dr. W. von Melle.
Die übrigen Mitglieder waren die Herren €. W. Lüders, Vorsteher des
Museums für Völkerkunde, Direktor Prof. Dr. J. Brönekmann, Landgerichts-
Direktor Dr. H.-Föhring, Direktor Prof. Dr. E. Rautenberg, J. H. Brey
und F. Wiengreen.
Der während fünf Jahre als wissenschaftlicher Hülfsarbeiter beschäftigt
gewesene Dr. Karl Hagen wurde auf den 1. Januar 1896 als Assistent
2. Gehaltsklasse angestellt.
Der Besuch des Museums ist trotz der recht unbequemen Lage desselben
als ein fortgesetzt reger zu bezeichnen. Die Benutzung der Sammlungs-
gegenstände ist infolge der Vorlesungen eime sehr gesteigerte gewesen.
Außerdem wurden die bedeutenderen neuen Eingänge vom Berichterstatter
br
Die Benutzung
der
Sammlungen.
Reisen.
Die Vorträge.
XX Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer).
in den Sitzungen der Anthropologischen Gruppe vorgeführt, auch mehrfach
anderen Herren Objekte des Museums zu Vorträgen zur Verfügung gestellt.
Einem Gesuche der Direktion der Fischereiausstellung in Kiel entsprechend
wurde eine grössere Anzahl solcher Bootmodelle, die weniger kostbar und
zum Transport geeignet erschienen, der Ausstellung leihweise überlassen.
Der Berichterstatter benutzte im Auftrage der Kommission 2 Tage
des Juni, um das neue Museum in Bremen zu besichtigen und verband
damit einen Besuch des besonders an Funden aus der jüngeren Steinzeit
und der Bronzezeit reichen Museums in Oldenburg. Einen weiteren Urlaub von
4 Tagen im September verwandte der Berichterstatter zum Studium der
Kolonialausstellung der Berliner Gewerbeausstellung mit Rücksicht auf die
für das Winterhalbjahr angekündigten Vorlesungen. Über beide Reisen wurden
der Kommission eingehende Berichte vorgelegt. Drittens wurde auch die
Sammlung des Herrn Dr. Hartmann in Marne und daran anschliessend
das neue Museum in Meldorf in Augenschem genommen. Fine zum Besuch
der Millenniumsausstellung in Budapest geplante Urlaubsreise musste wegen
der Krankheit des Vorstehers leider unausgeführt bleiben.
Von Anfang Januar bis Ende März 1896 hielt der Berichterstatter
im Auftrage der Oberschulbehörde vor etwa 60 Zuhörern eine Reihe von
11 Vorträgen über „Völkerkunde in Einzelbildern“. Hiermit erschien über-
haupt die Völkerkunde zum ersten Male unter den übrigen üblichen Vor-
lesungen. Folgende Themata wurden behandelt: Aufgaben und Bedeutung
der Völkerkunde. Abstammung und Urheimat des Menschen. Rassenlehre.
Australien und seine Bewohner. Neu Guinea; Kaiser Wilhelmsland.
Melanesien; Bismarck Archipel. Polynesien und Mikronesien. Malayischer
Archipel. Afrikanische Naturvölker. Amerikanische Indianer. Hyperboreische
Völker. Von Anfang November 1596 bis Ende März 1897 hielt der
Berichterstatter einen zweiten Cyklus von 17 Vorlesungen über „die deutschen
Kolonien in geographischer, ethnographischer und wirtschaftlicher Hinsicht“,
an dem 60 — SO Zuhörer teilnahmen. Im drei einleitenden Vorlesungen
wurden behandelt: Kolonien im Allgemeinen. Die deutsche Auswanderung
und die Versuche, dieselbe zu organisieren und zu koncentrieren. Hamburger
Kolonisationspläne 1540—42; Versuch der Gründung eines Kolonialbesitzes
unter dem grossen Kurfürsten. Die beiden folgenden Vorlesungen behandelten
die Geschichte der Erwerbung der deutschen Kolonien, die übrigen galten
der eingehenden Betrachtung derselben. Als Anschauungsstoff dienten die
Sammlungen des Museums für Völkerkunde, sowie die des Naturhistorischen
und des Botanischen Museums. Da unser Museum leider noch sehr arın
an Photographien ist, so ist es um so mehr mit Dank zu begrüssen, dass
mehrere Hamburger Firmen, die mit den Kolonien arbeiten, in liebens-
würdiester Weise Photographien zur Verfügung stellten. Insbesondere sei
ie
Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XXI
u MS
den Herren Angelo Crovo (Kaoko Land- und Minen -Gesellschaft), J. F.
Ed. Bohlen, ©. und Ad. Woermann, Wölber & Zimmermann, L. Hansing,
Justus Strandes und Konsul F. Hernsheim auch an dieser Stelle herzlichster
Dank gesagt. Das nötige Kartenmaterial, Rassenbilder und einige neuere
Werke über die Kolonien konnten aus der für das Vorlesungswesen
bewilligten Summe angeschafft worden, wodurch einem lebhaft empfundenen
Bedürfnis abgeholfen wurde.
Dr. K. Hagen: Chinesische Prunkwaffen. (Internationales Archiv für Publikationen.
Ethnographie, Leiden. Bd. IX. p. 161 — 175 mit drei farbigen
Tafeln.) Das Material besteht in einer mit Hülfe der Bürgermeister
Kellinshusen-Stiftung angeschaftten Sammlung chinesischer und korea-
nischer Waffen. (S. d. Jahrb. VIII, p. XC.)
Die Vermehrung der Sammlungen.
A. Ethnographische Sammlung.
Die Zahl der Eingänge erreichte im Jahre 1896 mit 708 Nummern
die bei weitem höchste von allen früheren Jahren. Im Einzelnen verteilt
sich der Zuwachs folgendermaßen :
Eingegangen sind an Geschenken:
von Asien 159 Nummern
„ Amerika 50 &
„ Afrika 230
„ Europa 6 3
„ Oceanien 83 R
318 Nummern
Angekauft sind aus den budgetmäßigen Mitteln:
von Asien 55 Nummern im Werte von „4 703,11
„ Amerika 102 N h R a
„ Afrike 20 ei 5 ns nn Aa
„ Oceanien 63 N B ® u
240 Nummern im Werte von #4 2247,61
Durch eine seitens E. H. Senats und des Bürgerausschusses genehmigte
außerordentliche Bewillieung konnten von Oceanien noch 150 Nummern
im Werte von 4 2500.
angeschafft werden.
Demnach stellte sich der Bestand am Ende des Jahres laut den
3 Katalogen wie folgt:
XXIIL Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer).
Asien 3 600 Nummern
Amerika 3126 er
Afrıka 2161 ä
Europa 232 n
[807
Rn
2)
Er
Oceanien
11 946 Nummern
I. Geschenke.
Von den zahlreichen, durch Schenkung dem Museum überwiesenen
Gegenständen seien folgende besonders hervorgehoben:
Von Herrn Architekten Paul @. Ehlers aus dem Nachlaß seines auf
Neu Gumea verunglückten Bruders Otto E. Ehlers, des bekannten Reisenden:
1 grosse Harfe (soung) von Birma; 1 Schädeltrommel (damaru) von Tibet
(kosthares altes Stück); 2 silberne Zehenringe in Fischform, von den
Maräthen; 2 alte Lederfutterale mit Porzellanschüssel (auf Kameelreisen
gebraucht) von Yarkand in Ost-Turkestan; eine Anzahl seidengestickter,
alter Atlasgewänder aus Bokhara und indischer Bekleidungsgegenstände.
Von Herrn Zduard Freiherrn von Oklendorff die Doubletten emer
eroßen, in seinem Auftrage für das Königl. Museum für Völkerkunde
in Berlin zusammengebrachten Sammlung der Hügelstämme von Assam.
Dieses Geschenk ist deswegen doppelt willkommen und wertvoll, weil wir
von Assam bisher außer einer Streitaxt und einer Lanze nichts besaßen.
Wir erhielten von den Dophla: 2 Helme aus Rotang geflochten, zwei
breite, geflochtene Leibeurte, einen Tragkorb aus Flechtwerk, ein
geflochtenes Körbchen, eine flache Schale aus Rinde, eine Umhängetasche,
einen Schaber, einen Bogen und einen primitiven Pflug aus Bambus, und
einige Schmuckstücke; von den Mischmi: einen Schild aus Rotanggeflecht
mit hölzernem Buckel, einen Bogen, eine Lanze, eine metallene Tabakspfeife
nebst dem dazugehörigen Tabak und 2 Schwerter in Scheide; von den
Ao Naga: einen geflochtenen Beutel, ein eisernes Messer, eme Ahle mit
hölzernem Stiel, ein Hackmesser (dao), einen Schaber aus Eisen, — (dieser
ist dem aus Bambus gefertigten der Dophla, bei dem sich die Form aus dem
Wesen des Materiales erklärt, einfach nachgebildet und schon insofern
von hohem Interesse), — eine Scheide von eigenartiger Form für das Wald-
messer, einen Holzkamm, ein breites Armband aus dicht aufgereihten Mund-
rändern von Kaurischnecken, ein zierlich geflochtenes, an die anmutigen
Japanischen Erzeugnisse erinnerndes Körbchen, mit rotgefärbten Ziegen-
haaren besetzt, emen breiten hölzernen Armring und Lanzen, mit rotgefärbten
Ziegenhaaren besetzt; von den Abor, Angami-, Lhota-, Namsik-, Nangta-,
>orduria-Naga einzelne sehr interessante Gegenstände, die nur durch
eine derartige Gelegenheit erreichbar sind; von den angeführten
Stämmen sind auch eine Anzahl der einheimischen, farbig gestreiften
Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertüumer). XII
Zeuge vertreten, sowie ein Leptschakleid; von Bhutan: aus farbiger Wolle
gewebte Strumpfbänder, ein paar Stiefel, ein Dolchmesser mit Messing-
knauf, eine rot- und weiß sestreifte, wollene Umhängetasche, eine
aus einer Ahornknolle gedrechselte Theeschale. (Die Ahornknollen
entstehen durch die Schmarotzerpflanze Balanophora; die aus ihnen
hergestellten Schalen gelten bei den Leptscha als Mittel gegen Vergiftung.)
14 ausgezeichnete Platinotypien veranschaulichen die Anlage der Dörfer
der Hügelstämme Assams, das Aussehen der als Pfahlbauten konstruierten
Häuser, der Gemeimdehäuser (morang) mit der riesigen, aus einem Baum-
stamm angefertisten Signaltrommel, endlich der Bewohner selbst in Kriegs-
schmuck und häuslicher Tracht. Ganz besonders wertvoll ist die Sammlung
Ehlers durch die genaue Etikettierung mit Angabe der einheimischen Namen,
die leider gewöhnlich bei fast allen sonstigen Emeängen fehlen.
Von Herrn B. J. Wassermann zahlreiche Mumienbeigaben von Peru,
darunter ein Korb mit Webegerät, kleinen Töpfen, Farbe, Ohrschmuck ete.,
ein Webstuhl mit angefangener Weberei (schmales, buntgemustertes Band),
mehrere aus bunter Wolle gewebte Bänder, 2 Kleidungsstücke mit bunten
Rändern für Erwachsene, 1 weisser Kinderponcho mit Saum aus braunen,
eingewebten Vogelfiguren ete.
Von Herrn Lieutenant z. See Haber in Cuxhaven ein Bastkorb mit
Webegerät, roter Farbe und Maiskolben, ausgegraben in Ancon, Peru.
Von Herrn Amtsanwalt Dr. Zadgar Illies eine große Anzahl verschieden -
artiger Pfeile aus dem Malayischen Archipel, (von Flores, Aru-, Kei-,
Tenimber-Inseln) mit Holz-, Knochen- und Eisen-Spitzen, 2 Bögen von
Flores, Bogen und Pfeile von Neu-Guinea (Humboldtbai und Geelvinkbai).
Von Herrn Dr. Walther von Ohlendorff ein sehr interessantes Modell
eines Flosses mit Segel aus Peru.
Von Herrn Andreas Spiering in Bergedorf 1 Grünsteinaxt und 2 kleine
Steinbeile, 1 Denkmünze mit Maorikopf und 46 alte Photographien von
Landschaften aus Neu Seeland.
Von Herrn W. Ahlfeld eine Nephritaxt vom Lake Wanaka auf der
Südinsel von Neu Seeland und eine Anzahl von Messern und Pfeilspitzen
aus Obsidian vom Wanganui River, Neu Seeland.
Von Fräulein F. Gundlach aus dem Nachlaß‘ des verstorbenen Herrn
©. W. Lüders ein aus Kauriharz gefertigtes Portrait eines die typische
Kinntätowierung zeigenden Maoriweibes und eine Kupfermünze mit der
Darstellung eines tätowierten Maorikriegerkopfes von Neu Seeland.
Von Herrn Paul Stohlmann diverse Gegenstände von Madagaskar.
Von Herrn Dr. ‚Josephson ein schwarzer Sammetgürtel mit Silber-
stickerei und Schließen aus Silberfiligran, ein großer Zierknopf aus Silber-
XXIV Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer).
filigran, eine eigentümliche Kopftracht für Frauen, bestehend aus einer
trichterförmigen, schwarzen Wollkappe mit langer, m eimer silbernen Röhre
steckender, schwarzer Seidenquaste und eine einfache Männerkappe
von Island.
Von Herrn Philipp Japhet ein alter, geschnitzter Stock eines Kaffern-
häuptlings.
Von Herrn Obergeometer H. Stück eine Friedenspfeife mit hübsch
eeschnitztem Rohr von den Sioux-Indianern.
Herr Direktor A. Thaer überwies eine alte, mit geschnitzten und
bemalten Menschenfiguren verzierte Tanzkeule, Bogen und Pfeile von den
Salomons Inseln und einen Speer aus Bambus mit langer Palmenholzspitze
von Neu Hannover.
II. Ankäufe.
Unter den Ankäufen aus den budgetmäßigen Mitteln (nach vorstehender
Übersicht # 2247.61) sind folgende besonders bemerkenswert:
A. Asien.
Eine Sammlung lamaistischer Kultgeräte aus Tibet: Gebetglocke
(dril-bu) und Donnerkeil (rdorje), Gebetmühlen, Gebettrommeln, Opferlampen,
heilige Wassergefässe, eine große Tempeltrompete aus Kupfer (stag-dun,
1,55 m lang), eine Tempelschalmei aus Kupfer, eine Flöte aus einem
menschlichen Schenkelknochen (rag-dun), 4 hölzerne Druckmatrizen für
Gebetrollen. Ausserdem ein vergoldeter, mit rohen Türkisen besetzter
rustschmuck (zugleich Amuletdose) sowie ein Paar del. Ohrringe, ein
Schwert mit silberfiligranbesetzter, die eine Klingenseite unbedeckt lassender
Scheide aus Sikhim und ein altes Schwert aus Bhutan mit schönem, durch-
brochen gearbeiteten Messinggriff und mit grünem Leder umkleideter Scheide.
10 Modelle von Häusern und Böten von S. O. Borneo und Pfeileift in
Basthülle von den Dayaks. 2 alte, schön geschnitzte Bootmodelle von Siam.
1 Lanze zum Erlegen von Vögeln, mit Elfenbeinspitze und drei weiteren
in der Mitte des Schaftes befestigten, von den Tschuktschen (N. O. Sibirien).
Ein reich mit aufgenähtem Gold- und Silberdraht verzierter Rock aus
rotem Baumwollenstoff, von Kaschmir.
B. Amerika.
Es bot sich die günstige Gelegenheit, die Sammlung der peruanischen
Grabgefäße (Huacos) um 32 weitere, ausgesucht schöne Exemplare zu
vermehren. Eine staunenswerte Formenmannigfaltigkeit spricht sich in
diesen herrlichen Erzeugnissen der alten Peruaner aus, die die Motive der
sie umgebenden Pflanzen- und Tierwelt mit großem Geschick entnahmen.
Auch mythologische Darstellungen begegnen uns in großer Anzahl. Unter
Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). YORE
den neu erworbenen Gefäßen befinden sich auch eine Reihe der sehr
geschätzten, mit mythologischen Scenen bemalten Exemplare. Folgende
verdienen besonders hervorgehoben zu werden:
1. Gefäß in Form eines Hauses von reehteckigem Unterbau mit Giebeldach.
2. Gefäß mit einem anthropomorphisirten Decapoden en relief, zweifellos
von mythologischer Bedeutung.
3. Gefäß in Form eines Schneckenhauses mit anthropomorphisirter
Schnecke mit Schließdeckel und Fühlern, d&
4. Rötlichbraunes Gefäß mit der Darstellung eines Anglers, der einen
Fisch emporzieht und schwimmenden Quallen, in dünn aufgetragenem,
weiß brennenden Thon aufgemalt.
5. Mehrere Gefäße mit in anders brennendem Thon aufgemalten Götter-
figuren, den Emblemen des Donnergottes, Kampfscenen, einem Adler,
der dem Anscheine nach aus einer vor ihm stehenden Schüssel frißt etc.
6. Gewundenes Blashorn mit Schallöffnung in Form eines Pumakopfes.
7. Gesichtsurnen und Gefäße in Form sitzender Männergestalten.
8. Gefäße in Tierform: kleine Eule, aufgezäumter Lamakopf, Ochsenfrösche,
diekbäuchiger Fisch ete.
Eine Anzahl guter alter Bronzen aus peruanischen Mumiengräbern,
und zwar Meissel, Grabscheite, Messer, Zierscheiben, Perlen, Nadeln,
Schmuckketten und eine grosse Schelle; ferner kleinere Schmuckstücke
aus Schneckenschale.
Drei Thongefäße, 1 Schädel und 1 Thonflöte, altmexikanisch; 1 großes
Steinbeil und 23 verschiedene steinerne Pfeilspitzen der nordamerikanischen
Indianer aus früherer Zeit.
C. Afrika.
Ein großer Halsschmuck aus spiralig gewundenem Eisendraht, der
Massaifrauen; eine Holzmaske von Dahomey. 13 kleine Goldarbeiten der
Ashanti. Als Motive sind verwandt: das Nest eines Webervogels mit
daraufsitzendem Vogel, ein Krokodil, mehrere verschiedene Conchylien,
Zähne, kleine kugelförmige Schellen mit Längsschlitz und ein Körbchen.
Eine typische Lederhaube der Hererofrauen, Deutsch-Südwest-Afrika.
D. Europa.
Zu Ankäufen bot sich im Berichtsjahre keine Gelegenheit.
E. Oceanien.
Eine große Holzmaske mit Federkleid von Neu Caledonien. Eine
hölzerne, mit 2 geschnitzten Götterfiguren „atua“ verzierte Planke von
einem alten Vorratshäuschen „pataka“ der Maori, aus Makelu, Bay of
Plenty, Neu Seeland. Eine alte Sammlung von etwa 60 Nummern, worunter
eine Schädelmaske von Neu Britannien; 2 Tanzmasken von Neu Irland;
2 Speerspitzen aus Rochenschwanz, Speere mit Obsidianspitzen, Holz-
XXVI Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer).
trommel, Armringe, Gürtel, Holzschüsseln ete. von den Admiralitäts-Inseln ;
3 geschnitzte Kalkspatel, 1 Flasche aus Kokosnuß (ornamentiert) von
Neu Guinea: Axt mit Tridacnaklinse, Armbänder, mit Brandmalerei
verzierte Calebasse für Kalk zum Betelkauen, 4 fein geschnitzte Kalkspatel,
4 Holzkämme von den Anachoreten; 1 interessanter Bambusdolch von der
Insel Yap (Carolinen) und diverse andere Gegenstände.
III. Ankäufe mit Hülfe einer ausserordentlichen Bewilligung.
Durch die Bewilligung emer Summe von 2500 # seitens E. H. Senates
und des Bürgerausschusses wurde die Möglichkeit geboten, eine umfang-
reiche Sammlung des Herrn M. Thiel durch die freundliche Vermittelung
des Herın F. Hernsheim, Direktors der Jaluit-Gesellschaft in Hamburg,
anzukaufen.
Diese Sammlung besteht in der Hauptsache aus Gegenständen aller
Art von den Inseln Maty, Durour und Ninigo, kleinen Eilanden im Norden
von Deutsch-Neu-Guinea, der deutschen Interessenphäre angehörie.
Als die hervorragendsten Stücke sind zu bezeichnen: 2 Originalböte
von Maty und Durour, von denen das größere 9,5 m, das kleinere 5,65 m
lang ist. Beide sind aus einem Stück gearbeitet, am Bug und Stern mit
einem aufgesetzten Zierstück und mit einem seitlichen Ausleger versehen.
Ferner sind von Waften verschiedenartige Speere, mit Brandmalerei ver-
zierte Keulen, große Hellebarden aus Holz, die in ihrer Form an chinesische
oder japanische Vorbilder erimnern und solche mit Haifischzähnen und
Schildkrötenknochen bewehrt, vertreten; von Werkzeugen kleine Äxte mit
breiter Klinge aus Schildkrötenknochen zum Bootbau, ein Korb, Angel-
haken, Holzschlägel zum Fischfang, Eßgefäße, Schöpfkellen, eigenartige
Kokosnußschraper ete.; von Schmuck- und Kleidungsstücken Hüte aus
Pandanusblättern und Ohrgehänge aus Schildpatt. Ausserdem von den
Hermits-Inseln 4 lange Speere mit zierlich geschnitzten Spitzen und ein
mit roten, stark stilisierten Menschenfiguren bemaltes Bootmodell; von den
Admiralitäts-Inseln 12 prachtvolle Speere mit Obsidianspitzen und zum
Teil mit darunter angebrachten plastisch geschnitzten, mehr oder weniger
stilisierten Menschenfiguren und eine große Holzschüssel mit durchbrochen
gearbeiteten, ohrenförmigen Henkeln; von den Salomons-Inseln riesige, mit
zahlreichen Widerhaken aus Knochen bewehrte und mit farbigem Stroh-
geflecht verzierte Speere, sowie Bogen und Pfeile; von den Anachoreten
ein dem Ahnenkultus dienender Menschenschädel, ein Stück Baumstamm,
durch das die Methode der Tapabereitung trefflich illustriert wird, und eine
geflochtene Tasche mit in gelber Farbe aufgemalten Menschenfiguren; von
Neu Guinea geschnitzte Ruder, Pfeile mit mannigfachen Rohr- und ge-
schnitzten und bemalten Holzspitzen, Bogen mit eingeschnitzten Ornamenten,
Fischharpunen und Calebassen für Kalk zum Betelkauen; von Mioko ein
Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XXVI
Feuerbohrer; von Neu Hannover und French Island Steinäxte. Ueber
die Bedeutung der Sammlung wird eine in Vorbereitung befindliche, mit
Abbildungen versehene Abhandlung den nötigen Aufschluß geben.
B. Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer.
Die Sammlung hat sich im Laufe des Jahres 1596 um 240 Katalog-
nummern vermehrt, darunter 56 Geschenke.
Der Direktor der Stiftungsschule von 1515, Herr Dr. ©. Dränert,
überwies der Sammlung 46 Steingeräte aus Holstein, eine schuhleisten-
förmige, facettierte Hacke aus Kieselschiefer von leider unbekanntem Fundort.
wahrscheinlich aus Mitteldeutschland, und eine Urne mit 3 mondsichel-
förmigen Reliefhenkeln und schräglaufenden, flachen Furchen am Bauchteil
aus der römischen Kaiserzeit, von dem Urnenfriedhof m Fuhlsbüttel her-
stammend.
Von Herrn M. Th. Banter erhielten wir einen Kragencelt aus Bronze,
von Güttingen am Bodensee; von Herm Geo. W. Fischer einen kleinen
geschliffenen Hammer mit rund gewölbter Ober- und ebener Unterseite
von Ringstedt in Dänemark, sowie einen 7 em langen Meissel aus gelb-
grauem, durchscheinenden Flintstein, Schweizer Pfahlbauten; von Herrn
Dr. Hartmann jr. in Marne die Nachbildung emes merkwürdigen, bei
Tarbeck in Holstein gefundenen Hohleeltes mit senkrecht zur Schneide
stehendem, durch Anschweißung angebrachten Oehre, dessen Origimal
(Unikum) sich in der Sammlung des verstorbenen Herrn Dr. Hartmann in
Marne befindet; von Herrn Victor Bengtson ein kalemirtes Feuerstein-
messer von Helsineborg. Herr Direktor Dr. Brinckmann überwies 2 kleine
becherförmige Thongefäße mit je 2 Zwerghenkeln und Strichornamenten, die
wohl in Erinnerung an mit Bändern umgebene Holzeimer angebracht sind,
und eine kleine topfförmige, einhenkelige, unverzierte Urne der Bronzezeit,
von Balkow bei Ziebingen. Das mit diesen Gefäßen zusammen gefundene,
prachtvolle Bronzemesser ist in den Besitz des Museums für Kunst und
Gewerbe gelangt und im Berichte dieser Anstalt beschrieben und abgebildet.
Für Ankäufe und Reisen wurden .4# 1279.15, für Ausgrabungen 4 252
aus den’ budgetmäßigen Mitteln verbraucht. Ueber die Reisen ist schon
oben das Nähere mitgeteilt. Auch in diesem Jahre konnten eine Anzahl
Altsachen ersten Ranges angeschafft werden. Insbesondere waren wir in
der Lage, eine alte Privatsammlung, bestehend aus Steingeräten der ver-
schiedensten Typen und Bronzesachen der Provinz Schleswig-Holstein zu
erwerben. Es befinden sich darunter mehrere geschliffene Steinmeissel mit
prachtvoll erhaltener, haarscharfer Schneide, unfertige, nur roh behauene,
solche, die nur an der einen Seite erst geschliffen sind, zerschlagene und
aufs Neue zugeschliffene Steinmeissel ete. Ferner Dolche, Lanzenspitzen
und Messer aus Feuerstein, namentlich hervorzuheben eine Lanzenspitze
Sammlung
vorgesch.
Altertümer,
Geschenke,
Ankäufe,
XXVIIT Museum für Völherkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertüumer).
mit seitlichen Einkerbungen, (wie Mestorf, Atlas No. 72, aber mit bogen-
förmigem Abschnitt wie No. 78, außerdem am Rande gezähnelt), gefunden
in einem Moor bei Rabenkirchen bei Kappeln. Unter den Gesamtfunden
interessiert besonders ein solcher aus einem Grabhügel auf der Insel Föhr,
bestehend aus einem kleinen, kurzen, hohen Stemhammer mit großem Loch,
einem Steinhammer mit beiderseits besonnener Kegelbohrung, einem runden
durchlochten Quarzit (Behaustem) und einem Dolchgriff mit Nahtverzierung,
aus Feuerstein. Weiter mögen erwähnt werden: ein scheibenförmiger
Keulenknauf, später als Behaustem benutzt (wie Mestorf, Atlas No. 111),
gefunden bei Neu-Berend in Schleswig; mehrere schön polirte Stein-
hämmer; ein Kragencelt (wie M. A. 220) mit niedrigen Rändern, halb-
mondförmig hervortretendem Schneidenteil und einem flach angedeuteten
Grat am Beginne der Verbreiterung zur Schneide (M. A. 219), gefunden
bei Lopstedt, Schleswig; ein kleiner Hohlcelt mit Leisten im Innern, ge-
funden bei Gr. Bockwald, Holstein (wie M. A. 209, jedoch mit dem An-
scheine nach erst nach dem Gusse eradlinig abgestutzten Schneidenenden).
Aus einer zweiten von uns angekauften Privatsammlung heben wir folgende
Nummern hervor: eine große Axt aus Kieselschiefer mit angeschliffenen
Facetten, von Sylt; eine Reihe verschiedener Celttypen von Stade, Lüneburg,
Ludwigslust, Havelbere, Hadersleben; einen 13 em langen Bronzedolch
mit 7 Nieten, die den am Ende 4,5 em breiten, nicht erhaltenen Holzgriff
hielten, der nebst einem klemen, verzierten Knochenstück (s. d. Jahrbuch
Bd. XI p. CXV) bei Glinde ausgegraben wurde.
An hervorragenden Funden aus der Steinzeit erwarb das Museum
weiter: eine 20 cm lange Axt mit zapfenförmigem Ansatz (M. A. 4, die-
selbe Form und Größe), von Rehhorst bei Segeberg; eine Amazonenaxt
(M. A. 102) von Gr. Wesenberg bei Reinfeld; das hintere Ende eines reich
reliefierten Porphyrhammers (Form ähnlich wie Madsen, Steenalderen
Taf. 32, 18), von Heilshop bei Lübeck ; eine Axt aus Diorit, mit herumlaufender
Furche, in der Form an solche aus Nordamerika erinnernd, von Hanerau
bei Hademarschen ; eine Amazonenaxt aus Diabasporphyr mit ovalem Stielloch
von Pansdorf bei Lübeck (Form wie M. A. SS), in einem Steingrabe unweit
Oldenburg gefunden. Unsere Sammlung besitzt schon ein ebensolches
Holsteiner Exemplar aus Hornblendegesten. Vier schöne Steinhämmer
von Seeland. An Gräberfunden der Steinzeit erwarben wir die Ausbeute
aus einem Grabe von Wohltorf bei Bergedorf, bestehend in zahlreichen
Scherben mit Tiefsticehornament, einem kleinen Meissel aus Diabas und
Feuersteinmessern.
Von Bronzen wurden außer den bisher angeführten noch erworben:
ein Bronzeschwert (wie bei Bastian und Voss Taf. VI, 1), Heilshop bei Lübeck ;
zwei sogenannte Rasiermesser, eine Pincette uud eine Nadel mit spiralig
aufgerolltem Kopf, aus Urnen von Armstorf, Provinz Hannover; ein Leisten-
Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XXIX
celt (16 cm lang, M. A. 216, aber ohne Ornamente) und ein 20 cm langer,
fein profilierter Lappencelt mit emailartiger, chocoladebrauner Patina, der
wohl schon in den Beginn der Eisenzeit zu setzen ist, übrigens auch ganz
den Eindruck der Imitation eines aus Eisen geschmiedeten Beiles macht,
beide angeblich aus Schleswig.
Von Bronzen außerdeutschen Ursprungs wurden angekauft
1) 3 ungarische Formen und zwar: 1 Hohlcelt mit linearen Verzierungen und
ornamentaler Andeutung der Schaftlappen an der Tülle und weit aus-
ladender Schneide (fast gleich Hampel, Bronzezeit in Ungarn, Taf. XIII, 1);
1 Lanzenspitze, von Komorn, mit scharfem Grat und jederseits von
demselben eimer dem Rand parallelen, leistenförmigen Verdickung (etwa
gleich Hampel a. a. ©. Taf. XXVI, 6, jedoch ohne Ornamente, 19 cm lang);
I Streithammer aus Kupfer, mit 2 zu einander senkrechten Schneiden
(15,5 em lang) und kurzer Tülle um das Schaftloch, gefunden bei Uj
Szöny (etwa gleich Pulszky, Kupferzeit in Ungarn p. 67,3 mit Schneiden-
forn von 2). 2) 5 Bronzen der Hallstattperiode, von Theben in Griechen-
land, und zwar: 1 Spiralarmring aus einem breiten Bronzestreifen mit in
Tremolirstich hergestellten, fortlaufenden Rauten ornamentirt; 1 kleiner
spivaliger Fingerring; Bügel und Fußplatte einer großen, halbkreisförmigen
Fibula (die quadratische, große Fußplatte mit einer eingeritzten Vogelfigur
(Ente oder Gans) im sogenannten Dipylonstil verziert); 1 große einschleifige
Bogenfibula mit langem, dünnen Fuß und mit aufgereihten Knochen-
scheiben am Bügel, die ursprünglich wohl dureh irgend eine Füllmasse aus-
einander gehalten wurden; 1 rechteckige Dreipaukenfibula mit viereckiger
Fußplatte, deren eine Seite mit einer eingeritzten vierblättrigen Blüthe
verziert ist; die Pauken zeigen Linien in Tremohirstich. Alle Bronzen unter 2
gehören der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. an.
Die wertvollste Erwerbung des Jahres bilden 4 Schmuckstücke in
Filigranarbeit aus Gold, die m Haddien bei Hooksiel am Jadebusen ge-
{unden wurden und aus absolut zuverlässiger Quelle stammen. Es sind
3 Ohrringe und ein halbmondförmiger Schmuck aus Goldblech mit am
Rande angelöteten Halbkugeln aus Goldblech (4 gr schwer). Von den
3 Ohrringen bilden 2 ein zusammengehöriges Paar von folgendem Aussehen:
Auf einem dieken Golddraht mit Schliesshaken an beiden Enden befinden
sich aufgereiht 5 glatte, aus 2 Halbkugeln zusammengelötete Hohlkugeln
und dazwischen 4 größere in derselben Weise hergestellte Hohlkugeln,
deren Oberfläche mit aufgelötetem, gewundenen Golddraht verziert ist, in
der Form von S lindenblattähnlichen Figuren mit je 3 kleinen Goldkügelchen
in der Mitte, je 4 auf jeder Halbkugel, getrennt durch einen am Äquator
verlaufenden Draht (eine der zuletzt beschriebenen Kugeln fehlt bei dem
einen Ohrringe, deren Gewicht bezw. 5 und 7 gr, deren Druchmesser ca. 3 cm
beträgt); sämtliche Kugeln waren, die intakten sind auch noch mit Thon
Außer-
deutsche
Bronzen.
Goldfunde.
Ausgrabungen.
REN Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer).
gefüllt, um Festigkeit zu erzielen. Der dritte Ohrring (2 gr schwer) gleicht
im Typus den beiden vorigen. Er trägt 5 glatte Hohlkugen und 3 größere
durchbrochene Kugeln, die sich als aus je $ Kreisen und einem Äquator-
kreis zusammengelötet darstellen. Zeitlich gehören diese Goldschmuck-
sachen in das 8.—10. Jahrhundert n. Chr. und sind orientalische Import-
artikel. Sie entsprechen in Stil und Form völlig solchen aus Silber, die
gewöhnlich in kleine Stücke zerhackt, als Hacksilber, nebst arabischen, mit
kutischer Schrift bedeckten Münzen aus den Jahren 750 — 1000 n. Chr.
östlich der Elbe gefunden werden. Der westelbische Fundort unserer
Schmuckstücke verleiht denselben noch ein erhöhtes Interesse. Nicht aus-
geschlossen wäre, daß, in unserem Falle schwer nachweisbar, die Schmuck-
sachen von einem deutschen Künstler jener Zeit angefertigte Nachahmungen
orientalischer wären, wie der von Dr. Henkel beschriebene Lorscher Ring
(Westdeutsche Zeitschrift 1896 p. 172).
Die im vorigen Jahre vom Berichterstatter begonnenen Ausgrabungen
bei Bergedorf wurden mit gleichem Erfolge fortgesetzt und beendet unter Mit-
wirkung des Herrn W. Andresen. Den Schauplatz bildete das Grundstück des
Herrn Danger Behn in Heekkathen bei Bergedorf, der in liebenswürdigster
Weise die Ausgrabungen gestattete, wofür ihm auch hier herzlichster
Dank gesagt sei. Durch die Nachforschungen hat sich ein am Ende der
Geest gelegener, unter Dünensand besrabener Urnenfriedhof der neolithischen
Zeit ergeben. Es wurden in größerem Abstande von einander, circa
‘a m tief, ohne Steinsetzungen, etwa ein Dutzend Urnen gefunden, darunter
6 mit den für die neolithische Zeit charakteristischen Ornamenten ver-
zierte. Von den gut erhaltenen Gefäßen heben wir folgende hervor:
1) Weitmündige, im Halsteil nur wenig eimgezogene, nach unten fast
spitz zulaufende Urne mit Schnurornament, und zwar in 3 Zonen an-
geordnetem Fischgrätenmuster (Höhe 22,5 em, Durchmesser der Mündung
16 cm, des Bodens 5,2 em).
2) Becherförmige, gelblichrote Urne mit langem Halsteil, der von
21 parallelen Schnurfurchen umgeben ist (Form ähnlich wie Götze, Gefäß-
formen der neolithischen Keramik, No. 11. Höhe 15 cm, Durchmesser der
Mündung 10 em, des Bodens 6 cm).
3) Weitmündige Urne mit schärfer eingezogenem Halsteil als 1
(Uebergang zwischen Amphoren- und Becherform), etwas verbreitertem
Boden und am Halsteil eingeschnittenem Sparrenmuster in 2 durch je
2 Linien getrennten Zonen, an die sich, ebenfalls durch 2 Linien getrennt,
oben und unten noch eine Zone schräg liegender Striche anschließt,
wiederum begrenzt von einem herumlaufenden Striche. (Höhe 23,5 cm,
Durchmseser der Mündung 18 em, des Bodens 7 em.)
Museunı für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XXXI
4) Kleine, diekwandige, gelbbraune Urne mit 3 durch einen herum-
laufenden Strich getrennten Zonen von je 6 Ziekzacklinien (Götze,
Taf. 2, 28), die durch kleine, nebeneinander eingestochene, quadratische
oder oblonge Grübchen hergestellt sind. (Form wie Götze, Taf. 1, 29,
aber schlanker und mit horizontalem Boden. Höhe 14 em, Durchmesser
der Mündung 10 bezw. 11 cm). Dieses Gefäß stand westlich dicht neben
No. 3 in der Weise, daß die Ränder in gleicher Höhe waren.
5) Große, weitbauchige, unverzierte Urne (nicht vollständig, Durch-
messer etwa 32 cm, Höhe etwa 28 em, Durchmesser des Bodens 8 cm)
mit folgenden Beigaben: a. Kleines, diekwandiges Gefäß, Form wie 3, mit
3 Zonen von Dreiecken (Spitze unten) mit vertikalen, in Kanalstich aus-
geführten Linien gefüllt. (Götze, Taf. 2, 34. Höhe rekonstruiert etwa
l4 cm, Durchmesser der Mündung 12 em, des Bodens 4 cm.) b. Hammer
aus Diorit, in Diminutivform. (Länge 8 cm, Breite 3 em, Höhe 2,2 cm,
Weite des Loches 1 cm.)
6) Große, roh und unregelmäßig, fast kegelförmig gebildete, gelbe
Urne mit weiter Mündung, langem, wenig eingezogenen Hals, kleiner
Bodenfläche, mit Tupfenverzierung oben auf dem Rande. (Höhe 28cm, Durch-
messer der Mündung 27 < 25 em, des Bodens 6,5 cm.)
7) Urne mit fast gradem Halsteil, verdicktem, ebenso wie 6 ver-
zierten Rande ‘und von gedrungenerer Gestalt als 6. (Höhe 23 cm,
Durchmesser der Mündung 22 cm, des Bodens 11—12 cm.)
Sämtliche Gefäße haben weder Henkel noch irgendwelche Ansätze.
Sie enthalten alle gebrannte Gebeine, auf denen sich in einigen Fällen
wenige Spuren von Bronze nachweisen lassen. Frei im Boden fand sich
zwischen den verzierten Gefäßen ein aufgerolltes, dünnes, 2 em breites
Bronzeband, das mit 3 aus eingeschlagenen Punkten hergestellten Linien
(2 nahe dem Rande, eine in der Mitte) verziert ist.
Wir glauben hiernach zu der Annahme berechtigt zu sein, daß sich
die neolithische Keramik, wenigstens in diesem Falle, in
unserer Gegend bis in den Anfang der Bronzezeit erhalten
hat. An Steinwerkzeugen fanden sich frei im Boden ferner 2 im Feuer
seglühte und verletzte Pfeilspitzen aus Feuerstein. Ihre Formen ent-
sprechen Mestorf, Atlas IX, 54 und 52.
Bei Boberg wurde eine Ansiedelungsstelle und Werkstatt der neolithischen
Zeit entdeckt, die eine Unmenge mit den verschiedenartigsten Mustern ver-
zierter Scherben, sowie eine große Zahl halbfertiger und fertiger kreisrunder
Schaber aus Feuerstein und Pfeilspitzen in allen Stadien der Herstellung
lieferte.
Dem Naturhistorischen Museum, Abteilung für Mineralogie und Geo-
logie, wurde, einem Antrage des Herrn Kustos Dr. C. Gottsche entsprechend,
eine Anzahl von diluvialen, nicht von Menschenhand bearbeiteten, in
hiesiger Gegend gefundenen Thierknochen zu eigen überlassen.
Überweisung.
Bibliothek.
XXXII Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer).
Die Bibliothek wurde um 67 Nummern vermehrt, von denen 37 durch
Geschenk und 30 durch Kauf erworben wurden. Somit weist der Katalog
790 Nummern am Ende des Jahres 1896 auf. Für Anschaffungen wurden
4 314.05, für Buchbinderarbeiten 4 52, im Ganzen also #4 366.05 für
die Bibliothek verausgabt. Der Wert der Geschenke beziffert sich auf
rund etwa #4 135, der Zuwachs der Bibliothek im Ganzen also auf rund
etwa „4 500. Die Gruppe Hamburg-Altona der Deutschen Anthropologischen
Gesellschaft überwies der Sammlung wie bisher die ihr zugehenden Werke,
ebenso der Naturwissenschaftliche Verein eine Anzahl von Doubletten.
Von der Smithsonian Institution in Washington erhielten wir den 13. An-
nual Report. Unter den Ankäufen verdienen hervorgehoben zu werden:
W. Radımsky, die Neolithische Station von Butmir in Bosnien, und
A. P. Madsen, Afbildninger af danske oldsager og mindesmaerker.
Sammlung Hamburgischer Alterthümer. XXXII
9. Sammlung: Hamburgischer Alterthümer.
Berieht von Dr. Th. Schrader.
Die Commission für die Sammlung Hamburgischer Alterthümer hat
im abgelaufenen Jahr zwei ihrer Mitglieder durch den Tod verloren.
Völlig unerwartet wurde am 16. März 1896 der bisherige Vorsitzende
der Commission, Dr. Wilhelm Hildemar Mielck, durch eimen plötz-
lichen Tod dem Wirkungskreis, welchen er sich in unserer Sammlung ge-
schaffen hatte, entrissen. Mielck war, nach dem Tode des Candidaten
Stöter, am 4. Februar 1892 von der Oberschulbehörde zum Mitglied
der Commission erwählt und am 3. October 1592 von der Letzteren zu
ihrem Vorsitzenden ernannt worden. Schon lange vor seinem Eintritt in
die Commission hatte er bei jeder sich bietenden Gelegenheit seiner Theil-
nahme an den Geschicken der Sammlung Ausdruck gegeben und es war
für ihn eine grosse Genugthuung, für die Entwicklung der Sammlung aber
von ausschlaggebender Wichtigkeit, dass er grade in der Zeit, in welcher
die völlige Umgestaltung derselben sich vollziehen sollte, in die Verwaltung
berufen wurde. Mielck nahm sofort die Leitung dieser, durch den Umbau
der Sammlungsräume veranlassten Umgestaltung m die Hand, leste den
Grundplan für die Neuaufstellung der Sammlung fest und hatte noch,
einige Monate vor seinem Tode, die Freude, die ersten Früchte seiner
hingebenden Arbeit öffentlich zur Schau stellen zu können. Sein Tod ist
ein schwerer Verlust für die Sammlung, als deren Neubegründer Mielck
gelten kann uud in deren Geschichte sein Name allezeit einen ehrenvollen
Platz einnehmen wird.
Am 7. November 1596 starb in vorgerücktem Alter Carl Wilhelm
Lüders, im Jahre 1882 an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Dr. Otto
Rüdiger vom Verein für Hamburgische Geschichte zum Mitglied der
Commission ernannt. Lüders hat sofort nach seiner Ernennung sich der
damals ungenügend untergebrachten und infolgedessen ziemlich vernach-
lässigten Sammlung mit Eifer angenommen und bis zum Beginn des jetzt
C
XXXIV Sammlung Hamburgischer Alterthümer.
durchgeführten Umbaus als eigentlicher Leiter derselben fungirt. Soweit
die örtlichen Verhältnisse es erlaubten, hat er für die Erhaltung und
Vermehrung der Sammlungsgegenstände gesorgt, und die Anregung dazu
gegeben, dass die Sammlung nicht nur, wie bisher blos Sonntags, sondern
auch Mittwochs zur Besichtigung geöffnet wurde. Ein von ihm angefer-
tigter Katalog giebt, wenn auch lückenhaft, doch manche werthvolle
Auskunft über Herstammung und Bedeutung emzelner Gegenstände der
Sammlung. Die ungünstigen Verhältnisse hinderten ihn Erspriessliches zu
leisten, aber an Liebe zu den Hamburgischen Alterthümern hat es Lüders
nicht gefehlt, und er hat dieser Liebe auch noch über das Grab hinaus
Ausdruck gegeben, indem er seine überaus werthvolle Sammlung „Ham-
burgischer Zeichen“, von welcher unten noch die Rede sein wird, testa-
mentarisch unserem Museum überwies. Ein ehrenvolles Andenken ist
auch ihm durch seine Thätigkeit für die Sammlung Hamburgischer Alter-
thümer gesichert.
Zu erwähnen ist hier noch der im Januar des Berichtsjahres erfolgte
Tod des hochbejahrten Aufsehers im ehemaligen Bürgermilitär-Arsenal,
J. H. Schossig. Neben seiner Gewerbsthätigkeit als Büchsenmacher hatte
Schossig seit 1835 gegen eine geringe Vergütung die Instandhaltung der
im Arsenal bewahrten Waffen übernommen und setzte diese Thätigkeit fort,
nachdem das Bürgermilitär-Arsenal, dem der werthvollste Theil unserer
jetzigen Abtheilung „Kriegswesen“ angehörte, im Jahre 1875 mit dem
bisherigen Bestande der Sammlung veremigt war. Wenn auch manche
der von Schossig vorgenommenen Reparaturen vom archäologischen Stand-
punkt aus bedenklich erscheinen mögen, so ist es doch semer liebevollen
Fürsorge zu verdanken, dass unsere alten’Rüstungen und Geschütze in der
Zeit der Vernachlässigung der Sammlung nicht völlig vom Rost zerfressen
wurden.
An Stelle des verstorbenen Dr. W. H. Mielck ernannte die Ober-
schulbehörde am 23. April 1596 Herrn J. F. Goldschmidt zum Mit-
glied der Commission, und für den verstorbenen C. W. Lüders wurde am
28. November 1896, in Gemässheit der Vereinbarung vom 10. März bezw.
3. Mai 1849, vom Verein für Hamburgische Geschichte Herr Landrichter
Dr. C. Amsinck in die Commission delegirt. Den Vorsitz in der Letzteren
übernahm nach Dr. Mielck’s Tode der Berichterstatter.
Die Neuaufstellung der Sammlung hat durch den Tod des bis-
herigen Leiters derselben keine Unterbrechung erlitten. Dr. Mielck hat
in den ersten Monaten des Berichtsjahres mit gewohntem Eifer die Auf-
stellung gefördert und noch zwei Tage vor seinem Tode in der Sammlung
gearbeitet, als er aber dieser emsigen Thätigkeit plötzlich entrissen wurde,
liess die Ausführung der von ihm bereits getroffenen Anordnungen der
neuen Leitung genügend Zeit, um sich einzuarbeiten.
Sammlung Hamburgischer Alterthümer. XXXV
Die militärische Abtheilung der Sammlung war allerdings im
Herbst 1895 so weit gefördert, dass sie vorübergehend zur Schau gestellt
werden konnte. Endsültig vollendet war damals aber nur die Reinigung
und Aufstellung der mittelalterlichen Waffen, der Erinnerungen an die
Stadtsoldaten und an die Bürgerwache, und die dem Freiheitskriege ge-
widmete Abtheilung. Die umfangreiche Sammlung von Ausrüstungs-
gegenständen des Bürgermilitärs und des Bundescontingents konnte damals
nur in einer provisorischen, durch mancherlei Leihgaben ergänzten Anordnung
zur Anschauung gebracht werden. Die erste Aufgabe musste es sein,
diese Sachen zu reinigen und in den schon im vorigen Jahre bestellten,
jetzt nach und nach zur Ablieferung selangenden Schauschränken zweck-
entsprechend zu ordnen. Erst gegen Ende des Sommers konnten die
hierdurch erforderlichen, viel Zeit und Sorgfalt erfordernden Arbeiten als
abgeschlossen gelten. Hervorzulieben ist hier, dass es im Laufe des Jahres
gelungen ist, die Ueberweisung der sämmtlichen im den Kirchen auf-
bewahrten Fahnen des Bürgermilitärs, mit einer Ausnahme, an die Samm-
lung zu erlangen, dagegen sind die historisch besonders werthvollen Fahnen
der hanseatischen Legion und des Bundescontingents, sowie die Fahne des
5. Bataillons des Bürgermilitärs in der St. Michaeliskirche verblieben.
Von den beiden in der Sammlung aufbewahrten sogenannten goldenen
Kanonen, welche 1643 angefertigt sind und nachweislich seit 1675 zum
Bestande des ehemaligen Zeughauses gehört haben, war die eine schon im
Jahre 1895 nach den Anweisungen von Dr. Mielek gereinigt und restaurirt
worden (vergl. den vorigjährigen Bericht). Dieselbe erregte bei ihrer
Ausstellung im Herbst 1895 allgemeines Aufsehen und gab schliesslieh
Anlass zu einer Anfrage der Verwaltung des Königlichen Zeughauses in
Berlin, ob man geneigt sein würde, eine der beiden Kanonen gegen Ge-
währung einer entsprechenden Gegengabe dorthin abzugeben. Für die
Stellung der Commission zu dieser Frage kam in Betracht, dass über die
Herkunft der beiden Geschütze nichts zu ermitteln war und es mindestens
zweifelhaft erscheinen musste, ob sie in Hamburg angefertigt seien oder
zu der Geschichte Hamburgs in irgendwelcher Beziehung ständen, ferner
dass der Besitz von zwei ganz gleichen Stücken einen praktischen Werth
nicht hatte. Andererseits war zu erwägen, dass das Berliner Zeughaus im
Besitz von zwei hervorragend schönen, in Hamburg gegossenen und mit
den Wappen von Hamburger Rathsherren verzierten bronzenen Geschütz-
rohren war, welche die Verwaltung zu der vorigjährigen Ausstellung
bereitwillig hergeliehen hatte, dass ferner daselbst zahlreiche, s. Z. von
den Franzosen weggeführte und nachher denselben wieder abgenommene
Fahnen der ehemaligen Hamburger Bürgercompagnien aufbewahrt wurden,
und endlich, dass es wünschenswerth erschien, die in unserer Sammlung
c*
XXXVI Sammlung Hamburgischer Alterthümer.
sehr spärlich vertretenen Erinnerungen an den Kriegs von 1870/71,
namentlich an die Theilnahme des 76. Regiments an demselben, bei dieser
Gelegenheit mit Hülfe der massgebenden Behörden zu vervollständigen.
Von diesen Gesichtspunkten ausgehend trat die Commission in Verhand-
lungen über den angeregten Tausch em und im Januar 1896 kam unter
Genehmigung der Oberschulbehörde und nach Kenntnissnahme seitens
E. H. Senats ein Abkommen dahin zu Stande, dass das eine der beiden
in der Sammlung befindlichen Prunkgeschütze gegen das grössere und
schönere der dem Berliner Zeughaus gehörenden, in Hamburg gegossenen
Geschützrohre umgetauscht werden und die Zeughausverwaltung zum
Werthausgleich verschiedene für unsere Sammlung werthvolle Gegenstände
hierher überweisen solle. Die Verhandlungen über letzteren Punkt sind
erst im Sommer 1896 zum Abschluss gekommen und führten zu dem
rgebniss, dass unserer Sammlung die vollständigen feldmarschmässigen
Ausrüstungen eimes Gememen und eines Unteroffiziers des 76. Regiments
aus den Jahren 1870/71 (72 Nummern), ferner eine Sammlung von
preussischen und französischen Waffen (32 Nummern), endlich 10 Fahnen
der Hamburgischen Bürgerwache aus dem 17. und 18. Jahrhundert über-
wiesen wurden. Als Zeichen freundlicher Gesinnung fügte die Kgl. Zeug-
hausverwaltung noch ein sehr hübsches 1870 erbeutetes französisches
Gebirgsgeschütz hinzu. Letzteres, ein gezogener Vorderlader von Bronze
mit eiserner Lafette und eisernen Rädern, ist nach der Inschrift auf dem
Rohr im Jahre 1562 in Strassburg gegossen und besonders werthvoll des-
halb, weil ein gleiches Exemplar sich nur noch im Zeughaus zu Berlin
befindet. Auf die beiden 76er Ausrüstungen wurde diesseits besonderer
Werth gelegt, weil es sich als unmöglich erwiesen hatte, die zur Veran-
schaulichung der Theilnahme der Hamburger an dem letzten Kriege er-
forderlichen Uniformstücke und Waffen auf anderem Wege zu erlangen.
Nur dem durch die Zeughaus-Verwaltung in Anspruch genommenen Ent-
gesenkommen des Kgl. Kriegsministeriums ist die Beschaffung dieser beiden
Ausrüstungen zu verdanken. Nicht weniger erfreulich ist der Erwerb der
erwähnten Waffensammlung, welche, ausser einem preussischen Kürass,
lediglich aus Beutestücken von 1870/71 besteht. Sie enthält acht französische
Gewehre, nämlich ein Marine-Gewehr, ein Tabatier-Gewehr, zwei Chassepots,
zwei Hinterlader-Wallbüchsen und zwei Steinschloss-Gewehre von 1813/15,
ferner einen französischen Kürass, zwei Kürassier-Pallasche, zwei Chasseur-
Säbel, zwei 4pfündige Wischer, zwei 12pfündige Wischer, zwei 12 pfündige
Granaten, zwei 4pfündige Granaten und zwei 4pfündige Schrapnels. Die
überlieferten zehn Fahnen können vor der nöthigen gründlichen Aus-
besserung nicht genauer bestimmt werden. Es erscheint nicht ausgeschlossen,
dass einige davon nicht der Bürgerwache, sondern der Garnison gehört
haben, was ihren Werth bedeutend erhöhen würde. Schliesslich wurde
a.
Sammlüng Hamburgischer Alterthümer. NXXXVI
noch gestattet, von dem zurückzugebenden kleineren hamburgischen
Geschützrohr aus dem Jahre 1721 einen Abeuss zu nehmen. Derselbe ist
vorzüglich gelungen und so täuschend bemalt, dass er den Besitz des
Orismals kaum vermissen lässt.
Das nunmehr endgültig in unsere Sammlung übergegangene bronzene
Geschützrohr ist em Zwölfpfünder mit hübschen Renaissance-Ornamenten.
Eime im einer Ausdrehung am Bodenstück befimdliche Inschrift lautet:
Hermann Benningk me fecit. anno 1662. Weiter nach vorn folet die In-
schrift: temporibus dommorum Garlefi Langebeck et Johannis a Spreckelsen,
darunter die Wappen dieser beiden Rathsherren, welche damals Artillerie-
Herren waren. Noch weiter oben ist das Stadtwappen, uurgeben von dem
Wappen der damaligen Artillerie-Bürger Moller (vom Baum), Jarre, Lütckens
und Meurer, angebracht. Der Verfertiger des Rohres, Hermann Benninsk,
war in den Jahren 1655 bis 1668 m Hamburg als Stückgiesser thätig;
er gehörte zu einer berühmten Stückgiesser-Familie, deren Mitelieder,
ausser in Hamburg, u. a. auch in Lübeck und Danzig ansässig waren.
Das nach Berlin zurückgelieferte Geschützrohr, em Dreipfünder aus
Bronze, von dem wir nur einen Abeuss behalten haben, trägt unten, über
dem Zündloch die Inschrift: me feeit johan moller. Darüber sieht man
das Stadtwappen mit der Jahreszahl 1721 an beiden Seiten. Dann folgen
die Namen der Artillerie-Herren: H. Rutger Rulandt D., und: H. Johann
Ulrich Pauli D., mit den Wappen beider Herren, und noch weiter oben
die Namen und Wappen der Artillerie-Bürger: Johan Hermann Luis, Johan
Sohn und Lucas Beckman.
Die hier verbliebene „goldene Kanone“ ist in den ersten Monaten des
Berichtsjahres ebenfalls restaurirt worden und bildet jetzt eine Zierde unserer
Sammlung. Die zuerst restaurirte wurde schon im Januar 1896 nach Berlin
geschickt und bei der Parole-Ausgabe am 27. Januar von Sr. Majestät dem
Kaiser in Augenschein genommen, dessen höchstes Interesse sie erregte.
Die hierüber in deutschen und ausserseutschen Zeitungen erstatteten, z. Th.
mit Abbildungen versehenen Berichte haben die erfreuliche Folge gehabt,
dass unsere bisher wenig beachtete Sammlung in weiten Kreisen bekannt
und wiederholt auch von auswärtigen Künstlern und Alterthumsforschern
aufgesucht und zwecks Anfertigung von Zeichnungen benutzt wurde.
Das bei den schwierigen Verhandlungen über den Umtausch der
„goldenen Kanone“ von der Königlichen Zeughaus-Verwaltung in Berlin,
insbesondere von Herrn Director Dr. v. Ubisch bewiesene Entgegenkommen
ist mit grösstem Dank anzuerkennen.
Die eingetauschten Gegenstände wurden, vor ihrer Einreihung in die
betreffenden Abtheilungen der Sammlung, rechts vom Eingang gesondert
zur Schau gestellt und erresten die besondere Theilnahme der Kämpfer
von 1870-71.
XXXVII Sammlung Hamburgischer Alterthümer.
Zu erwähnen ist hier noch die von Dr. Mielek nach langwierigen Ver-
handlungen am Anfang des Berichtsjahres erlangte Ueberweisung eines
anscheinend aus Hamburg stammenden, gusseisernen Geschützrohrs, welches
bisher auf dem Bahnhof Porta in Westphalen aufgestellt war. Die Kenntniss
von dem Vorhandensein dieses Rohres dankt die Commission einer Mittheilung
des Herrn Hauptmann C. F. Gaedechens, welcher dasselbe vor langen Jahren
zufällig anf einem der beiden, die Weserscharte bildenden Berge entdeckt hatte
und dem es durch das darauf befindliche Wappen aufgefallen war. Dr. Mielck
fand dies Geschütz in einer Art Bastion mit Schiessscharten, die man bei
dem Bahnhof Porta errichtet hatte und erlangte durch auf seinen Antrag .
von der Oberschulbehörde in Anspruch genommene diplomatische Ver-
mittlung die Erlaubnis, dasselbe gegen Lieferung eines Abgusses für die
Sammlung zu erwerben. Das ziemlich schmucklose Geschütz zeigt ein
Wappen mit emer dreithürmigen Burg im Stil des 17. oder 18. Jahr-
hunderts. Schildhalter sind zwei gekrönte Löwen; eine Inschrift fehlt.
Nächst der militärischen Abtheilung der Sammlung war die Abtheilung
Staats- und Rechtsleben in Angriff zu nehmen. Dr. Mielck hatte
hierzu bereits den ersten Schritt gethan, indem er den Erinnerungen an
die ehemalige Strafjustiz ihren Platz anwies und sie zweckentsprechend
ordnete. Die Herstellung dieser, durchgängig aus Stücken des alten Bestandes
der Sammlung bestehenden Gruppe war kurz vor Mielek’s Tode beendigt,
so dass er sie mit berechtigtem Stolze noch einigen Freunden unserer
Alterthümer zeigen konnte.
Die nächste Gruppe ist der Geschichte des Feuerlöschwesens
gewidmet. Im alten Bestande der Sammlung war nur wenig hierher
(rehörendes vorhanden. Eimigen Zuwachs brachte derErwerb der Werner’schen
Sammlung von Uniformstücken; eine hervorragende Bereicherung aber wurde
dieser Gruppe dadurch zu Theil, dass auf Antrag von Dr. Mielck Herr
Branddireetor Westphalen bereitwilligst die bei der Feuerwehr gesammelten
Erinnerungsstücke der Sammlung überwies. Sie wurden wenige Tage vor
Mielck’s Tode abgeliefert und ihre Katalogisirung war die letzte Arbeit,
welche Mielck für die Sammlung ausführte. Nachträglich konnte, ebenfalls
durch das Entgegenkommen des Herrn Branddirectors, dieser Gruppe noch
die letzte der in der Stadt aufbewahrten Feuerspritzen alter Construction,
mit sämtlichen Zubehör, einverleibt werden. Die Gruppe „Feuerlöschwesen“
umfasst nunmehr 139 Nummern und darf wohl als hervorragende Sehens-
würdigkeit der Sammlung, vielleicht als einzig in ihrer Art, bezeichnet
werden. Der Platz für die Aufstellung dieser Gruppe ist durch Vermaurung
eines der nach dem westlichen Lichthof führenden Fenster gewonnen worden.
Hieran schloss sich die Aufstellung der Gruppe „Nachtwache und
Polizei“, welche, ebenso wie die Strafjustiz und das Feuerlöschwesen, an
der westlichen Nordwand des Hauptsaals aufgestellt ist. Den Mittelpunkt
Sammlung Hamburgischer Alterthümer. RANK
bildet das dem alten Bestande der Sammlung angehörende Modell der
Hauptwache des Corps der Nachtwache auf dem Pferdemarkt mit den
dazu gehörenden Zinnfiguren. Darüber hängt die sehr gut erhaltene blau-
seidene Fahne des Corps vom Jahre 1766, mit der Inschrift: vigilantia
et fide. In emem Schauschrank sind Erinnerungen an den letzten Haupt-
mann des Corps, Grapengiesser, und an den ehemaligen Oberpolizeivogt
Tittel vereinigt, und an den benachbarten Wänden haben Waffen und
Uniformstücke der Nachtwache und Polizei, sowie der die erstere 1852
ersetzenden Constabler (jetzt Schutzleute) ihren Platz gefunden.
Weiter links, an derselben Wand, sind die Erinnerungen an die
frühere Thorsperre aufgestellt. Die schon früher vorhandene Sammlung
von Thorsperr- und Baumsperrmarken wird, nach Einreihung des durch
das Vermächtniss des Herrn Lüders und mehrere kleinere Zuwendungen
ihr gewordenen Zuwachses, als vollständig angesehen werden können.
Eine interessante Bereicherung erfuhr diese Abtheilung durch die Ueber-
weisung einer bisher von der Baudeputation aufbewahrten Glocke, die zum
Einläuten der Thorsperre gedient haben soll. Die meisten dieser Glocken
sind, nach einer Ueberlieferung, bei Aufhebung der Thorsperre als Kirchen-
glocken afrikanischen Missionsstationen überlassen worden; die jetzt in der
Sammlung befindliche aber muss, nach den auf ihr befindlichen Relief-
darstellungen, ursprünglich für kirchliche Zwecke bestimmt gewesen sein.
Näheres hierüber und über den Anlass ihrer späteren Profanirung hat sich
bisher nicht feststellen lassen.
Die nächste Aufgabe war die Aufstellung der schon im Jahre 1894
von der Commerz-Bibliothek der Sammlung überwiesenen sehr werthvollen
Normalmaasse und -Gewichte, welche früher beim Commercium auf-
bewahrt wurden und jedem zur Verfügung standen, der danach die
Richtigkeit seiner Maasse und Gewichte prüfen lassen wollte. Ausser dem
hamburgischen ist preussisches, lübisches, englisches, französisches ,
russisches, skandinavisches und holländisches Maass und Gewicht in dieser
Sammlung vertreten. Unter den Gewichten zeichnen sich namentlich
die im Jahre 1794 gesossenen englischen durch ihre gefälligse Form aus;
die Hohlmaasse haben sämmtlich eylindrische Form und sind, ihrem
praktischen Zweck entsprechend, fast ganz schmucklos. Eine Ausnahme
macht das Vorbild des alten Hamburger Getreidefasses, ein in schönem
Bronzeguss hergestellter niedriger Cylinder mit Handgriffen und erhabenen
Inschriften. Im oberen Rande steht: H. Erich v. der Vecht. H. Jochim
Beckendorf. H. Vincent Moller. H. Hieronimus Vogeler. Borgermeisters.
Im unteren Rande: Soli Deo Gloria. Hans Siop me feeit. Hamburgi.
Anno Domimi 1611, 28. Februarii. Hans Siop ist seit dem Jahre 1595
in Hamburg als Geschützgiesser nachzuweisen. Die jüngeren Hamburgischen
Hohlmaasse sind nach ihren Inschriften zum Theil im Jahre 1810 von
RE Sammlung Hamburgischer Alterthümer,
Joh. Diedr. Bieber, zum Theil um 1844 gegossen worden. Als Material
ist, ausser Bronze, für die Hohlmaasse Messing und Zinn, für die Gewichte
auch Eisen verwendet. Eine Ergänzung erhielt diese Sammlung durch
die früher im Pulvermagazın in der Bastion Ulrieus benutzten Gewichte,
welche von der Polizei-Behörde überwiesen wurden.
Von den Maassen und Gewichten, welche verkehrs-pohzeilichen Zwecken
dienten, diejenigen zu sondern, welche sich im Privatbesitz befunden haben,
erschien unzweckmässig. Auch andere Erinnerungsstücke des Handels-
verkehrs früherer Zeiten konnten nicht wohl in verschiedenen Abtheilungen
der Sammlung untergebracht werden, je nachdem sie: vorwiegend staat-
lichen oder privaten Zwecken gedient haben. Diese Gesichtspunkte führten
zu dem Entschluss, eine besondere, sowohl die staatlichen als die privaten
Erinnerungsstücke veremigende Abtheilungs für Handel und Verkehr,
einschliesslich Schifffahrt, emzurichten. Bei der Wichtigkeit, welche
grade diese Abtheilung für die Darstellung der äusseren Entwicklung
Hamburgs erlangen kann, ist auf die weitere Ausbildung derselben be-
sonderer Werth gelegt worden und es ist erfreulich, festzustellen, dass
ein in den Tagesblättern ergangener Hmweis auf die Absichten der
Sammlungsleitung die Zuwendung zahlreicher und werthvoller Gaben für die
genannte Abtheilung zur Folge gehabt hat. Insbesondere ist zu erwähnen,
dass Herr J. Garve, in richtigem Verständniss der Ziele unserer Sammlung,
derselben eine aus 50 Stücken bestehende Sammlung Hambureischer Münzen
schenkte, welche vollkommen ausreicht, um dem heranwachsenden Geschlecht
die Münzverhältnisse früherer Zeiten vor Augen zu führen. Demselhen
Freund unserer Sammlung verdanken wir eine Oolleetion von Hamburgischen
Postmarken, Briefumschlägen und Postaufgabescheinen, welche in Ver-
bindung mit andereren ähnlichen Zuwendungen uns in den Stand gesetzt
haben, die Anfänge eines hambureischen Postmuseums zur Schau zu
stellen. Erinnerungsstücke an den Personen- und Güterverkehr im alten
Hamburg sind uns im grosser Menge, namentlich auch durch das Ver-
mächtniss des Herrn Lüders, zugeflossen, ebenso Wechselformulare,
Connossemente, Frachtbriefe und Anderes, was geeignet ist, die äusseren
Formen des Handels und Verkehrs unserer Vorfahren zu veranschaulichen.
Die in dieselbe Abtheilung gehörenden Schiffsmodelle waren bisher
nur durch das bekannte sehr werthvolle Modell eines Hamburger Kriegs-
schiffes vertreten, das nebst den Schiffsgeschützen und Seemannswaffen
bisher der Abtheilung „Kriegswesen“ eimverleibt war, aber sehr wohl als
Überleitung zu der Abtheilung für Handel und Verkehr dienen kann, da
die Hamburgeischen Kriegsschiffe seit Mitte des 17. Jahrhunderts lediglich
zur Begleitung und Vertheidisung der Handelsflotten benutzt, auch, soweit
ihr Zweck es gestattete, mit Waaren befrachtet wurden. Einige Modelle
von Handelsschiffen wurden schon in den Jahren 1894 und 1895 durch
Sammlung Hamburgischer Alterthümer. ABI
Kauf und Schenkung erworben, unter denen durch sorgfältige Ausführung
besonders das grosse Modell eines Godefroy’schen Klippers hervorragt.
Interessant ist auch durch Bauart und Einrichtung das Modell eines Grön-
landfahrers, der allerdings unter Bremer Flagge fährt, sich aber im Übrigen
von den Hamburger Schiften, welche dem gleichen Zweck dienten, wohl nicht
unterscheiden wird. Im Berichtsjahr wurden noch zwei kleinere Modelle
erworben; ausserdem aber überwies das Präsidium des Landgerichts auf
Antrag der Commission das grosse Modell eimes Hamburger Vollschiffes
im Typus der 20ger Jahren dieses Jahrhunderts, welches im ehemaligen
Handelsgericht zur Demonstration von Schiffscollisionen gedient hat. Die
Sammlung von Schifismodellen umfasst nunmehr S Nummern und kann,
nach der gegen Ende des Berichtsjahres vorgenommenen Reinigung und
Reparatur sämmtlicher Modelle, bereits als schr sehenswerth und lehrreich
bezeichnet werden.
Aus der uns schon früher von der Baudeputation überwiesenen aber
noch nicht aufgestellten, umfangreichen Modellsammlung wurde ein Modell
des 1842 ahgebrannten grossen Krahns der Abtheilung für Handel und
Verkehr eimverleibt. Einige in diese Abtheilung gehörende Oelgemälde
und Aquarelle, sowie eine Portraitbüste von Johann Georg Büsch konnten
aus dem alten Bestande der Sammlung hinzugefügt werden, so dass jetzt
die neu gebildete Handelsabtheilung, wenn auch ergänzungsbedürftig, doch
als vollberechtiet neben den schon aufgestellten Abtheilungen der Sammlung
erscheint.
In die Abtheilung für Handel und Verkehr gehört auch das schon
früher von den Herren Schröder, Michaelsen & Co. geschenkte Modell
der Guanoschuppen dieser Firma. Es konnte erst im Berichtsjahr zur
Schau gestellt, aber wegen seiner Grösse nicht mit den übrigen Gegenständen
der Verkehrsabtheilung vereinigt werden. Dasselbe stellt überaus anschaulich
den Betrieb eines derartigen Geschäftes dar und giebt ausserdem eine
Übersicht über die Typen fast sämmtlicher jetzt im Hamburger Hafen
vertretenen Fahrzeuge, von der Jolle und Schute bis zum Dreimaster, Alles
in sorefältigster Ausführung. Vorläufig musste dieses Modell im westlichen
Lichthof untergebracht werden, wodurch es übrigens m eine nicht unpassende
Beziehung zu der dort im Entstehen begriffenen topographischen Abtheilung
gebracht ist.
Die topographische Abtheilung wird — abgesehen von dahin
sehörenden Abbildungen — namentlich die Modelle von verschwundenen
Stadttheilen und Gebäuden enthalten, auch wird man den grössten Theil
der bereits in den beiden Liehthöfen aufgestellten Überreste von öffentlichen
und Privatgebäuden dieser Abtheilung zuzählen müssen. Letztere sind im
Berichtsjahr nicht vermehrt worden; dagegen ist das für die „ 3rand-
ausstellung“ von 1892 hergestellte Modell des 1842 abgebrannten Stadttheils
XL Sammlung Hamburgischer Alterthümer,
vom Museumsverein der Sammlung geschenkt und im westlichen Lichthof
aufgestellt worden, wo es, bei dem dort vorhandenen Oberlicht, ungleich
besser als früher zur Geltung kommt. Der zu dem Modell gehörende
Situationsplan konnte an einer benachbarten Wand einen passenden
Platz erhalten.
Von der Baudeputation wurde der Sammlung das Baumodell der ım
Sommer 1895 auf der Binnenalster errichteten sogenannten Kaiserinsel
überwiesen. Auch dieses ist im westlichen Lichthof aufgestellt, ebenso
ein schon früher erworbenes Uhrwerk mit beweglichen Figuren, welches,
aus den 20ger Jahren dieses Jahrhunderts stammend, die Aussicht vom
„alten Raben“ über die Aussen- und Binnenalster darstellt.
Von hervorragendem Werth war für die topographische Abtheilung
eine Stiftung der Familie Suhr, durch welche 15 von Peter und Cornelius
Suhr gemalte Dioramen-Bilder, sämmtlich Ansichten von Hamburg und
Umgegend aus der Zeit von ce. 1820—1842, der Sammlung emverleibt
wurden. Diese Bilder, die neben dem topographischen auch künstlerischen
Werth besitzen, sind die Überreste einer grossen Sammlung von Ansichten,
namentlich der europäischen Hauptstädte, welche die Gebrüder Suhr auf
zu diesem Zweck unternommenen Reisen aufgenommen hatten und bis in
die 50ger Jahre hier gegen ein mässiges Eintrittsgeld zeigten. Die einzelnen
Bilder waren im Halbrund unter scharfer Beleuchtung aufgestellt und
wurden durch Vergrösserungsgläser betrachte. Nach dem Tode der
Künstler sind sie meistens veräussert worden; nur die Hamburger Ansichten
verblieben im Besitz der Familie Suhr, aus dem sie jetzt an die Sammlung
gelangt sind.
Der Wunsch der Commission, diesen Neuerwerb, vor der durch die
räumlichen Verhältnisse unserer Sammlung sehr erschwerten endgültigen
Einreihung der Bilder in die einzelnen Abtheilnngen, in semer Gesammtheit
zur Schau zu stellen, gab die Veranlassung zu der ersten der im Berichtsjahr
veranstalteten Sonderausstellungen. In dem für solche Schaustellungen
reservirten östlichen Lichthof wurden die Suhr’schen Dioramen für einige
Wochen ausgestellt und fanden die gebührende Beachtung der Besucher.
Um ein Bild von der Vielseitiskeit des Schaffens der Gebrüder Suhr
zu geben, wurde gleichzeitig im Hauptsaal eine Ausstellung Suhr’scher
Lithographien, mit Ausschluss der bereits durch die Dioramen vertretenen
Stadtansichten, die einen zu grossen Raum beansprucht haben würden,
veranstaltet. Aus Leihgaben des Vereins für Hamburgische Geschichte
der Frau Senator Rapp und anderer Freunde der Sammlung war in tadellos
erhaltenen, durchweg kolorirten Exemplaren eine vollständige Sammlung
der von den Gebrüdern Suhr veröffentlichten, kulturhistorisch sehr wichtigen
Abbildungen von Hamburger Trachten zusammengestellt. Einige Genre-
Sammlung Hamburgischer Alterthümer. XLIH
bilder, Portraits und Gelegenheitsblätter, z. Th. Handzeiehnungen, waren
hinzugefügt, um möglichst Alles zu zeigen, was von den Brüdern Suhr auf
anderen Gebieten als dem der Stadtansichten geleistet worden ist.
Eine Ergänzung der topographischen Abtheilung bildete auch die zweite
Sonderausstellung, welche, nach anderweitiger Unterbringung der Suhr’schen
Dioramen, vom Verem für Hambureische Geschichte im östlichen Liehthof
veranstaltet wurde. Durch diese Ausstellung wurden die Origmalzeichnungen
des Architekten Herrn Julius Faulwasser zu dem von ihm im Auftrage
des genannten Vereins herausgegebenen und gegen Schluss des Berichts-
jahrs erschienenen Werk über die St. Katharinenkirche für emige Wochen
jedermann zugänglich gemacht.
Schliesslich sind zwei Zuwendungen zu erwähnen, deren jede mehreren
Abtheilungen der Sammlung zu Gute kam.
Der Museumsverein gewährte die Mittel zur Herstellung von sechs
Kostümfiguren, von denen fünf aus den Beständen der Sammlung bekleidet
wurden, die sechste aber mit einem ebenfalls vom Museumsverein geschenkten
Kostüm ausgestattet werden konnte. Veranlassung zu dieser Schenkung
gab der vom Museumsverein getheilte Wunsch der Commission, die wenigen
vollständig in der Sammlung vorhandenen Trachten und Uniformen, besser
als es durch ihre Aufhängung in Schränken möglich ist, zur Anschauung
zu bringen. Die Herstellung nachgemachter Kostüme wurde dabei von
vornherein ausgeschlossen und lediglich die in allen wesentlichen Theilen
echte Bekleidung und Bewafinung der Figuren als massgebend für die
Ausführung des gefassten Planes erachtet. Die vorhandenen Bestände
haben die Möglichkeit gewährt folgende Figuren herzustellen: einen
Trompeter der Reitendiener in Galauniform, einen Infanteristen des Bürger-
militärs in der 1814 eingeführten Uniform, einen Sappeur der Artillerie
des Bürgermilitärs in der zur Zeit der Auflösung des Letzteren vor-
geschriebenen Uniform, einen Trompeter der Dragoner des Hamburgischen
Bundeseontingents in der Uniform, in der es 1866 in’s Feld zog, und
einen Rohrleiter der ehemaligen Spritzenmannschaft. Dazu kommt das vom
Museumsverein geschenkte vollständige Habit eines früheren Oberalten.
Die Bemalung der aus Holz geschnitzten Köpfe der Figuren hat Herr
Professor Paul Duyffeke in uneigennützigster Weise und vollständig dem
Character der Figuren entsprechend ausgeführt.
Als eine, alle Abtheilungen der Sammlung bereichernde Zuwendung
ist ebenfalls das Vermächtniss von €. W. Lüders zu bezeichnen.
Dasselbe umfasst ce. 800 Abzeichen von Metall, Papier und anderen
Stoffen zu den verschiedensten Zwecken, welche — an sich meistens
werthlos — doch in ihrer Zusammenstellung von hohem kulturhistorischem
Interesse sind. Etwa die Hälfte der Zeichen wird später den bereits
aufgestellten Abtheilungen „Staats- und Rechtsleben“ und „Handel und
RIEIV. Sammlung Hambureischer Alterthümer.
Verkehr“ einzureihen sein, während die andere Hälfte einen Zuwachs zu
den noch nicht aufgestellten Abtheilungen der Sammlung bilden wird.
Als besonders werthvoll oder interessant sind zu erwähnen : die Legitimations-
zeichen. welche die zum Erscheinen bei einer Feuersbrunst verpflichteten
Personen bei sich führen mussten (ce. 30 Stück), die Lootsenzeichen (11 Stück),
die Zeichen der verschiedenen Handwerksämter, welche Meistern und
Gesellen als Ausweis über ihre Persönlichkeit oder über erfüllte Verpflichtungen
(„auf der Herberge nichts schuldig“, „beim Altgesellen abgemacht“) dienten
(e. 50 Stück), endlich die Vereinszeichen (ce. 170 Stück). Es erschien
zweckmässig die ganze Sammlung zunächst ungetrennt zur Schau zu stellen.
Den Platz dazu bot wiederum der östliche Lichthof, in welchem, nach
Beendigung der Ausstellung der Faulwasser’schen Pläne, die Zeichen auf
zwei grossen Tischen übersichtlich geordnet und ausgestellt wurden.
In den letzten Monaten des Berichtsjahres wurden die Vorarbeiten
für die Abtheilung „Kirche und Schule“ in Angriff genommen und
so weit gefördert, dass mit der Aufstellung der hierher gehörenden Gegen-
stände demnächst begonnen werden kann. Eim im Laufe des Jahres von
Herrn Henry Wendt geschenktes Modell der abgebrannten St. Petrikirche
wurde sofort ausgestellt; bis zur Einordnung in die Kirchenabtheilung hat
es seinen Platz im östlichen Liehthof unter dem dort eingemauerten Portal
der St. Petrikirche erhalten.
Schliesslich ist auch mit der Zusammenstellung und Ordnung der sehr
umfangreichen Abtheilung „Gewerbe“ der Anfang gemacht worden.
Die Fortschritte, welche die Neuaufstellung der Sammlung bereits in
der ersten Hälfte des Berichtsjahres gemacht hatte, lesten den Wunsch
nahe, dieselbe, wie im vorhergehenden Jahre, wieder für einige Zeit täglich
dem Publikum zu öffnen. Zugleich wurde erwogen, ob es nicht
angängie sei, ohne die Aufstellungsarbeiten allzusehr zu behindern, die
Sammlung auch nachher, wenigstens an zwei Wochentagen, bereits dauernd
zugänglich zu machen. Nachdem die bezüglichen Vorschläge der Commission
die Billigung der Oberschulbehörde gefunden hatten, wurde die Sammlung
vom 16. September bis 18. October täglich, von da an jeden Sonntag und
Mittwoch geöffnet. Die Besuchszeit war bis zum 18. October auf die
Stunden von 12—4 Uhr an den Wochentagen, von 11—3 Uhr an den
Sonntagen festgesetzt. Später wurde, wegen der früh eintretenden Dunkel-
heit, auch Mittwochs die Besuchszeit auf die Stunden von 11—3 Uhr verlest.
Von den in dieser Zeit veranstalteten Sonderausstellungen ist
bereits oben die Rede gewesen. Zu erwähnen ist nur noch, dass die
Suhr-Ausstellung vom 16. September bis 4. November dauerte. Vom
8. November bis 20. December waren die Faulwasser’schen Pläne und
Zeichnungen der St. Katharinenkirche ausgestellt, und gleichzeitig fand ım
Sammlung Hamburgischer Alterthümer. XLV
Hauptsaal eine Ausstellung der Suhr’schen Abbildungen Hamburgischer
Kirchen statt. Vom 25. December an waren die von ©. W. Lüders der
Sammlung vermachten Zeichen ausgestellt.
Der Besuch der Sammlung war ein sehr lebhafter. Gezählt wurden
am Eingang vom 16. September bis 30. December: 22457 Personen.
Davon entfielen auf die Zeit vom 16. September bis 18. October (tägliche
Oeffnung) 13415, auf die Zeit von da bis Schluss des Jahres (Oeflnung
Sonntags und Mittwochs) 9042 Personen. An den in die Zeit seit der
Wiedereröffnung fallenden 15 Sonn- und Festtagen besuchten 15 344 Personen,
an den Wochentagen 7113 Personen die Sammlung, also durchschnittlich
Sonntags 852, Wochentags 192 Personen. Am stärksten war der Besuch
am Sonntag den 4. October (c. 1800 Personen), am schwächsten am
Mittwoch den 16. December (54 Personen).
Der von Mielck besonnene Zettelkatalog wurde fortgesetzt, konnte
aber nur mühsam dem Gang der Aufstellungsarbeiten folgen. Die Abtheilung
„Steinsachen“ hat im Jahre 1596 keime Vermehrung erfahren ; sie zählt,
wie am Schluss des Jahres 1895, 126 Nummern. Die Abtheilung
„Kriegswesen“ ist von 1104 auf 1290 Nummern gewachsen. Die erst im
Berichtsjahr zur Aufstellung gelangte Abtheilung „Staats- und Rechtsleben“
weist 167 Nummern auf, und von der neu eingerichteten Abtheilung
„Handel und Verkehr“ sind bis jetzt 70 Nummern (z. Th. grössere
Collectionen umfassend) katalogisirt.
Der Mangel eines gedruckten Katalogs der Sammlung wird häufig
beklagt, doch kann die Herstellung eines solchen nicht wohl vor vollständiger
Aufstellung aller Abtheilungen der Sammlung in Angriff genommen
werden. Um inzwischen das Verständniss der Sammlung zu erleichtern,
ist die Commission bemüht gewesen alle irgendwie dessen bedürftigen
Gegenstände der Sammlung durch beigefügte Zettel zu erklären. Auch
die in den Tagesblättern veröffentlichten Hinweisungen auf hervorragende
Gegenstände der Sammlung sind denselben beigefügt.
Die der Sammlung zugeflossenen Geschenke und die gemachten
Ankäufe belaufen sich auf etwa 300, wobei die aus einer Mehrheit von
Stücken bestehenden Collectionen nur emfach gezählt sind. Davon ent-
fielen auf die bereits aufgestellten Abtheilungen Kriegswesen 82, Staats-
und Rechtsleben 52, Topographie 48, Handel und Verkehr 27, und auf
die noch nicht aufgestellten Abtheilungen Kirche und Schule 7, Gewerbe 41,
häusliches Leben 34 Zuwendungen.
Folgende Behörden und Vereine haben die Sammlung durch Ueber-
weisung von geeigneten Gegenständen unterstützt: Deputation für Handel
und Schifffahrt, Hamburger Feuerwehr, Friedbofs-Deputation, Kirchen-
vorstand zu St. Catharinen, Ingenieur- Abtheilung der Bau-Deputation,
Verwaltung des Gast- und Krankenhauses, Kirchenvortand zu St. Jacobi,
XLVI Sammlung Hamburgischer Alterthümer.
Museum für Kunst und Gewerbe, Kirchenvorstand zu St. Pauli, Präsidium
des Landgerichts, Museumsverem, Märzverem von 1865. Ferner sind
Geschenke eingegangen von den Herren F. Abel, A. H. Albers-
Schönberg, J. E. Benjamin, Frau Albert Blanckenburg, J. W. Boutin,
H. Brambeer (Braunschweig), Rob. L. David, Ed. Dedieke, Siegmund
Dettelbach, Dr. Ferber, Frau W. Fölsch, C. Frasch, J. Garve, E. H. Garvens,
J. F. Goldschmidt, J. Goverts, Th. Günther (Altona), A. Häger, Johs. Helm,
Oscar Heyn, P. E. L. Hinsch, Th. Holtzmann, P. G. Hübbe, C. Hupe, F. Keil,
J. L. Chr. Klapproth, Aug. Köster, Th. Kröger, J. C. C. Krohn, H. Martens,
J. H. Martens, M. Mayer, H. Menke, F. Max Meyer, Emil Mühlenpfordt,
Th. Mussfeldt, J. Niemeier, Paul Nirrnhem, J. W. H. Preil, J. D. J. Pingel,
Ed. Pusch, Julius Richter, ©. Röthler, J. H. L. Ruckenbrod, Alb. Sandvoss,
Ad. Schieck, ©. Rud. Schnittger, L. Schmidt, Ad. Schrader, J. H. H. Schröder,
Wilhelm Schröder, ©. Schwindrazheim, G. ©. Tornwaldt, L. Warncke,
Fräulein Mary Watson, Frau Oberinspector Weber, W. Wehrenberg, Henry
Wendt, C. W. L. Westphal, Carl Wiebe, H. Windfuhr, €. Witt jr.;
Fräulein C. M. Wizel.
=
Museum für Kunst und Gewerbe. XLVI
4. Museum für Kunst und Gewerbe.
Bericht des Directors Professor Dr. Justus Brinekmann.
Die Verwaltung.
Den Vorsitz in der Commission des Museums für Kunst und Gewerbe
führte im Jahre 1596 Herr Syndieus Dr. von Melle. Wie im Vorjahre
waren Mitglieder der Commission Herr @. R. Richter, 'Tischlermeister,
als Mitglied der Oberschulbehörde, die Herren Carl Eggert, Kaufmann,
Heinrich Föhring Dr., Landgerichts-Direetor, Wilhelm Hauers, Architekt,
Carl Popert, Kaufmann, H. J. Eduard Schmidt, Schlossermeister, &. J. 4.
Stuhlmann Dr., Director der Allgemeinen Gewerbeschule, 2. @. Vivie,
Bildhauer.
Neben dem Director und den beiden Assistenten, Herren Dr. Friedrich
Dencken und Wilhelm Weimar, war während der ersten Hälfte des Jahres
Herr Dr. Albrecht Wormstall aus Münster i. W. als freiwilliger Hülfs-
arbeiter am Museum thätig und arbeitete Herr Shunkicht Hara aus Japan
mit an der wissenschaftlichen Bearbeitung unserer japanischen Sammlungen.
Die von Senat und Bürgerschaft für die Verwaltung bewilligten
budgetmässigen Geldmittel beliefen sich im Jahre 1896 auf 4 51710
für Gehalte und #4 15050 für die allgememe Verwaltung. Die Aus-
gaben aus diesen #4 15 050 vertheilten sich folgendermaassen:
VE BEINEN ANETN 55e enrenee D u 5 Br FREI or 4 3115,—
Hülfsaufsicht KU N. EEE n 885, —
Restaurirung und Ausstellungs-Arbeiten.... ...... „2 928,57
Reisen, Fracht und Verpackung ........ Re rar
Drucksachen, Buchbinderarbeit u. Schreibmaterialien ... „ 2780,07
jureaukosten, kleine Ausgaben, Dienstkleidung 7123
Remieuns....... en ae ee 192935
Zusammen ... 4 15 050, —
Die Vermehrung der Sammlungen.
Ankäufe aus budgetmässigen Mitteln.
Wie die Ankäufe aus den budgetmässigen Mitteln sich in technischer
und geschichtlicher Hinsicht vertheilten, erhellt aus der nachstehenden
Uebersicht.
XLVIN Museum für Kunst und Gewerbe.
1, Stickereien sense ren ee 3 185, —
Gewebe”: „0. 2 Rs ee Rieeateeekele ES ...80 457,82
TDextıl- Arbeiten Im? Ganzeng se ee: 42
2 Korbilechtarbeitens nen N Be rer 1
Bi Kliederarbeiten it scene ee ee BEER ERNE TIERE al
I Gmechische Allhonanbeiten ee ee 4 2441,18
BayEnCan ee ee 17 1226,—
Borzellangefasser re le ee 4 450, —
DIEINZEUDT Ent ee ern LE EEETER -.. 10 1472,14
DICH OT ee Se re ne 5 12350, —
Keramische Arbeiten im Ganzen Der RE 40
5. Gefässerause@lasrund@Bersikistallavee er er 8
6. „Monelse.3.0. 0 ee re ER 7 1705,—
Holzgerathe tree Re N me a BA ER 3 62,50
Holzschnitzeneienten se 6 1494,90
Holzarbeiten Am. Ganzen. 2 un a ae 16
7. Schmuck
Silberne N
Edelmetallarbeiten im Ganzen 6
8. Japanische Schwertornamente u. dgl. Metallarbeiten ............. 12
9:."Watfen und Zubehone N Nee IE RE 1
10. Kleines Geräth aus Metall und anderen Stoflen ...........2...... %
11: Bmäilarbeiten: 42.2 casa ee ee ee 2
12. Grosse Werke dersplastischen Kunstuz ern rer 1
im Ganzen... 132
Il. Nach geschichtlichen Gruppen. Sr
Abendland: 1. SVorseschichtlicherZzeite \ a. ee 2
2. Classisches Alterthum........ N NH ae 5
3: N.—IX; Jahrhunderte. se cp 3
ART ahrhundenteye re en er ee 1
9. Va Jahrhundert: ne nee N 3
6:+ XVI: Jahrhundert... er Ar Eee 3
7. XVII. Jahrhundert... 22 Re 7
8. RW. Jahrhundert N Are SE 42
9. IX »Jahrhundert..#1. cc 41
Morgenland: 210. (Chmar re Se EEE ah!
114 Japan +1... 20.2 08 1 ER 21
im Ganzen ..... 132
Uebersicht der Ankäufe
für das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe
aus dem Budget des Jahres 1896.
I. Nach technischen Gruppen.
Stück Preis % Stück
Preis %
642,82
120, —
A
3 262,40
1 206, —
2334,59
275, —
474, —
900, —
1200,—
20 000, —
Preis «%
20 000,—
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. KIEIK
Im Vordergrunde standen wie im Vorjahre die Möbel und Holz-
schnitzereien, auf die # 3202,40 verwendet wurden. Die Edelmetall-
arbeiten, für die im Vorjahre ebenfalls ein grösser Betrag angelegt werden
konnte, traten dieses Jahr zurück; sie erscheinen nur mit 4 1206;
dagegen konnten für die Vervollständigung der Sammlung japanischer
Schwertzieraten, der in den voraufgegangenen drei Jahren nur geringe
Beträge zu Gute kamen, dieses Mal # 2334,59 verausgabt werden. Ein
noch höherer Betrag, .4 2715,57 wurde für den Ankauf von Glas- und
Berskristall-Gefässen verwendet, wodurch diese zum ersten Mal unter
den Ankäufen auftreten. Demnächst erfuhren die griechischen Thonarbeiten,
eine im Vergleich mit den übrigen Gruppen der keramischen Sammlung
bisher zurückgebliebene Abtheilung, grössere Zuwendungen, im Ganzen
4 2441,18.
Hieraus folgt auch das Hervortreten des klassischen Alterthums in
der historischen Uebersicht mit .# 2847,18. Zum Ankauf von Arbeiten
des Mittelalters boten sich nicht die gewünschten Gelegenheiten. Der nur
4 1327,40 betragende Aufwand für Erzeugnisse der Renaissance des
16. Jahrhunderts hat durch Ankäufe aus anderen als budgetmässigen
Mitteln wesentlich erhöht werden können. Das 18. Jahrhundert tritt,
obwohl die Ankäufe von Arbeiten aus demselben sich auf .# 4962,50
beliefen, zurück im Vergleich mit den in den Vorjahren für den gleichen
Zweck verwendeten Mitteln. Den Arbeiten des 19. Jahrhunderts konnten
4 2365,27 zu Gute kommen; vorwiegend für allerneueste Erzeugnisse.
Je mehr unsere Zeit einen von dem Zwang der alten Vorbilder befreiten
eigenen Geschmack ausprägt und ihre technischen Errungenschaften dem
Kunstgewerbe nutzbar macht. desto öfter wird auch die Gelegenheit
ergriffen werden müssen, ihre Erzeugnisse denjenigen der voraufgegangenen
Stilperioden anzureihen. Von den Kulturländern des Orients konnten dieses
Mal nur China und Japan berücksichtigt werden, jenes nur mit #4 450,
dieses, nachdem ihm in den drei voraufgegangenen Jahren zusammen nur
4 3173,54 zu Gute gekommen waren, endlich wieder, seiner Bedeutung
entsprechend, mit einer grösseren Summe, .# 4473,15, wofür ausser den
schon erwähnten Metallarbeiten vorwiegend keramische Arbeiten angekauft
wurden. Der Durchschnittspreis des einzelnen Gegenstandes stellte sich
auf rund 4 151 gegen rund 4 87 in 1895, rund .# 285 in 1894 und
rund .# 101 in 1893. Er würde ein weit höherer sein, wenn er nicht
durch den niedrigen Preis von noch nicht 4 300 für 32 neue englische
Stoffmuster herabgedrückt würde. Im Jahre 1892 hatte er rund .# 141
betragen.
Ausser diesen budgetmässigen Mitteln standen dem Museum für das
Jahr 1896 noch # 10511 aus privaten Beiträgen zur Verfügung und
konnten aus dem Erlös von Doubletten und ausgesonderten Gegenständen
da
ir Museum für Kunst und Gewerbe.
des alten Bestandes #4 4500 für Ankäufe verwendet werden. Da die
Ankäufe aus diesen ausserordentlichen Mitteln dieses Mal zumeist denselben
Abtheilungen zu Gute kamen, auf deren Ausbau das Museum bei Ver-
wendung der budgetmässigen Mittel bedacht war, werden in der folgenden
Beschreibung der wichtigsten Ankäufe nicht wie in früheren Berichten die
Ankäufe aus Staatsmitteln und die Geschenke gesondert, sondern nach
ihrer sachlichen Zusammengehörigkeit geordnet aufgeführt.
Nordalbingische Möbel und Holzschnitzereien.
Die Sammel-Arbeit des Museums pflegt sich seit jeher zeitweilig auf
bestimmte Gebiete zusammenzufassen, sowohl um unabhängig von den
Zufälliekeiten der Angebote planmässig die Sammlungen auszubauen, wie
um bei den Ankäufen der Vortheile theilhaftig zu werden, die das Ver-
tiefen in umgrenzte Gebiete des kunst- und kulturgeschichtlichen Wissens,
das Studium der Fachsammlungen und der Verkehr mit den Fachgelehrten
und Fachsammlern darbietet. Im verflossenen Jahr stand so im Vorder-
grund die Vervollständigung derjenigen Abtheilungen, in denen die kunst-
gewerblichen Alterthümer Nordalbingiens vertreten sind. Drei Gruppen :
die Schnitzmöbel, die Edelmetall-Arbeiten und die Fayencen kommen
hierbei vorzugsweise in Betracht.
Ist auch das Sammeln der heimathlichen Altsachen zu allen Zeiten
als eine der Hauptaufgaben unserer Anstalt anerkannt worden, so musste
diese Seite unserer Thätigkeit doch oft zurücktreten vor der Arbeit auf
anderen Gebieten. In den ersten Jahren nach der Gründung des Museums
war es uns gelungen, manches gute Denkmal heimathlicher Kunstübung,
vorzugsweise der an erster Stelle beachtenswerthen Holzschnitzkunst uns
zu sichern, dann aber traten andere Aufgaben in den Vordergrund und
nur noch vereinzelt wurden alte Möbel und Schnitzwerke angekauft. Von
Jahr zu Jahr wurden auch dergleichen Ankäufe schwieriger, nicht nur
wegen zunehmender Seltenheit solcher Altsachen, sondern weil sich zeigte,
dass die alten Möbel des Landes, wenn sie erst einmal durch das Lager
des Antiquitätenhändlers oder das Haus eines Sammlers hindurch gegangen
waren, durch die an ihnen vorgenommenen Ausbesserungen und Ergänzungen
einen grossen Theil ihres ursprünglichen Werthes eingebüsst hatten.
Während die öffentlichen Sammlungen, die in den beiden letzten
Jahrzehnten in fast allen Städten Schleswig-Holsteins angelegt wurden,
einerseits lehrten, wie viel uns noch zu einer auch nur die Typen darbietenden
Vertretung der Schnitzmöbel unseres Landes fehle, erwies sich anderseits,
dass die Kauf- und Arbeitskraft dieser Anstalten denn doch nicht an-
nähernd ausreiche, um die in privatem Besitz noch verbliebenen Reste des
kunstvollen Hausrathes aus dem 16. bis 18. Jahrhundert im Vaterlande
festzuhalten. Die Entführung wichtiger und bekannter Gegenstände, ja selbst
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. 11
ganzer Sammlungen in’s Ausland, wie noch jüngst des nach unseren Käufen
i. J. 1888 verbliebenen werthvollen Restes der Magnussen’schen Sammlung zu
Schleswig in das Kunstindustrie-Museum zu Kopenhagen, bezeugten das in
steigender Bewegung. Es ist ein Verdienst des Professors der Kunstgeschichte
an der Kieler Universität Herrn Adelbert Matthaei, auf diese wachsenden
Gefahren in Schrift und Rede nachdrücklich hingewiesen zu haben. In der
Ueberzeugung, dass seine Forderung, „unbedingt muss verhindert werden,
dass wie bisher Kunstschätze aus dem Lande herausgezogen werden“, so
berechtigt wie dringlich sei, hat auch das hamburgische Museum nach
Kräften mitgewirkt zu ihrer Erfüllung. Was Hamburg dieser Anregung
Matthaei’s zunächst verdankt, stellen wir an die Spitze unseres diesjährigen
Berichtes. In diesem Zusammenhang erwähnen wir neben den im Lande er-
worbenen Gegenständen auch einzelne Stücke, die schon z. Th. vorlangen Jahren
in das Ausland entführt waren, durch uns aber im verflossenen Jahr der alten
Heimath wieder zugeführt sind. Besonders erfreulich ist das Verständniss, das
wir bei den Freunden des Museums für diese Arbeit fanden. Wie sich aus
dem folgenden ergiebt, kamen gerade diesem Gebiete werthvolle Geschenke
zu Gute.
Sehr wichtig ist, dass sich unter den neuen Erwerbungen nicht nur
ihrer ursprünglichen Bestimmung entfremdete Holzschnitzereien, sondern
auch vollständige Möbel befinden. Zunächst hervorzuheben sind vier Truhen,
davon drei aus der Blüthezeit der deutschen Spätrenaissance.
Eine dieser Truhen, deren Ankauf uns noch durch das Vermächtniss
des im Jahre 1889 verstorbenen Architekten Herrn Ziluard Hallier möglich
wurde, war im vorigen Jahrhundert zu einem doppelthürigen Kleiderschrank
umgebaut worden. Weniger. der Pietät als der Sparsamkeit des Schreiners
ist zu verdanken, dass sich aus den Bestandtheilen des Schrankes die
ursprüngliche Truhe so vollständig wieder zusammen setzen liess, wie wir
kaum eine andere besitzen; sogar der fast immer fehlende kastenförmige
Sockel hatte sich erhalten, da er durch die untergesetzten hohen Füsse des
Schrankes vor der Zerstörung bewahrt worden war. In ihrer jetzigen
Gestalt zeigt diese Truhe im Rahmenwerk ihrer Vorderseite vier grosse
Füllplatten mit figürlichem Schnitzwerk, denen im Sockel vier Felder mit
symmetrisch aus niedrigen Vasen entwachsenden Blättern und oben am
Gesims vier schmale Felder entsprechen, auf denen kleine Masken inmitten
symmetrischer Ranken angebracht sind. Auf den senkrechten Rahmen-
stücken sind am Sockel breite flache kannelirte Consolen mit nachgebildeten
Ringen, am Kasten weibliche und männliche Hermen, deren Schäfte mit
Fruchtbüscheln behängt sind, und am Fries kannelirte Consölchen ange-
bracht. Die vier vortrefflich geschnitzten Bildtafeln stellen in ovalen Roll-
werkrahmen Scenen aus der Geschichte Davids dar, die nur selten den
Schnitzern unserer Gegend Vorwürfe geliefert hat. Wir sehen, wie Samuel
d’
LI Museum für Kunst und Gewerbe.
den jugendlichen
David 'zum Könige
salbt, wie Saul
nach ihm mitdem
Speere wirft (mit
der Nebenscene,
wie Michael den
David zumFenster
hinablässt), wie
David den Goliath
besiegt, wie er
endlich Bathseba
im Bade erblickt,
eine Scene, die in
der decenten
Auffassung eines
Fussbades darge-
stellt ist. Auf-
gefunden wurde
der Schrank, dem
diese Truhe ent-
stammt, im Dorfe
Schwesing unweit
von Husum ;er soll
sich aber früher in
Friedrichstadt an
Fülltafel von der Vorderwand einer Truhe aus Eichenholz F
mit der Geschichte Davids. Schleswig-Holstein, Ende des der Eider be-
16. Jahrhunderts. !/, nat. Gr.
funden haben.
Weitaus prächtiger als diese Truhe mit der Geschichte Davids ist die
Truhe mit der Geschichte der ersten Menschen. Herr Gustav
Mellin in London, selber ein Sammler geschnitzter alter Möbel, hat uns
diese in einem alten Bauernhause zu Böddinghusen bei Neuenkirchen in
Norderdithmarschen aufgefundene kostbare Truhe als Geschenk überwiesen.
In Anbetracht der feinen, vielfach unterhöhlten Schnitzarbeit war die
Erhaltung eine vorzügliche. Die wenigen Ergänzungen abgebrochener
Gliedmaassen wurden in der Schnitzschule des Herrn Director H. Sauermann
in Flensburg gewissenhaft ausgeführt, nachdem sie vorher an Gipsabgüssen
der Platten in Thon modellirt worden waren. Ebendort haben wir auch
den fehlenden Sockel dem Sockel einer im Flensburger Museum bewahrten
Truhe nachbilden lassen, die ersichtlich derselben Werkstatt entstammt, wie
unsere Truhe. Sie ist ebenso wichtig durch den ausserordentlichen Reichthum
ihrer Ornamente, von denen die S. LI u. LIV abgebildeten Rahmenstücke
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896, LII
eine Vorstellung vermitteln, wie dadurch, dass sie auf einen ganz bestimmten
Meister hinweist, von dessen Hand das hamburgische Museum schon eine
kleine Truhe mit der Geschichte von der schönen Esther (S. Führer S. 641
unten) besitzt, mehrere grosse Truhen
sich im Flensburger Museum und einige
Hauptstücke, grosse Truhen, dabei eine
der unserigen sehr ähnliche, sich in der
Sammlung des Architekten Frohne in
Kopenhagen befinden. Da wir diesen
bedeutenden Bildschnitzer, der sich eben-
sowenig an einem der Möbel seiner
Werkstatt genannt hat, wie einer seiner
Zeitgenossen, nicht mit dem Namen be-
zeichnen können, führen wir ihn als den
„Meister mit dem flöteblasenden
Hasen“ ein, nach einem von ihm
öfter angewendeten, auch aus unserer
Abbildung ersichtlichen Motiv, ohne
damit sagen zu wollen, dass ihm dies
Motiv ausschliesslich angehört habe.
Die aus dieser Werkstatt hervor-
gegangenen Schnitzmöbel stehen noch
ganz unter der Herrschaft des Rollwerk-
Ornaments der Spätrenaissance. Noch
zeigen sich keine Spuren jener sonst
schon um das Jahr 1600 in Einzel-
heiten auftretenden Verschiebung und
Quetschung des Rollwerks, die wenige
Jahrzehnte später zu den knorpelhaften
Bildungen des Ohrmuschelstils ausartete.
Im Figürlichen wird der Meister von
anderen seiner Zeit und Gegend über-
troffen. Er liebt es, ohne Rücksicht
auf das Relief, die Figuren zu häufen,
die Hintergründe zu vertiefen und mit
winzigen Nebenscenen zu füllen; das
führt ihn dazu, die äussersten Zu-
muthungen an das Eichenholz zu stellen,
indem er die Gestalten fast vollrund
Mittel-Lisene von der Vorderwand
mit unterschnittenen, oft ganz frei vor- der Truhe mit der Geschichte des
a . . a: ersten Menschen-Paares. Arbeit des
tretenden Gliedmaassen wiedergiebt. Sein Meistersenitrdemenstenlasenden
H ee Ornamentirune bri Hasen. Schleswig-Holstein, ca. 1600.
ang zu üppiger Ornamentirung bringt y, nat. Gr.
LIV Museum für Kunst und Gewerbe.
es auch mit sich,
den Rahmen-
hölzern grössere
Breite zu geben
und durch Bogen-
stellungen die
Bildfelder mehr
zu beschränken
als üblich, was
wieder zu liliputa-
nischer Kleinheit
der Figuren führt.
Seine Meister-
schaft zeigt er in
dem äusserstreich
entwickelten Or-
nament. Sein Roll-
werk belebt er
durch Frucht-
büschel und Ge-
hänge oder mit
Früchten gefüllte
Vasen; durch
allerlei kleines
Gethier, das bald,
wie jener die Flöte
blasende Hase, auf
den _ Fruchtge-
Lisenen von der Truhe mit der Geschichte des ersten Menschenpaares. Be alt nal
, nat. Gr. in kleinen im
Sockel oder Fries
angeordneten Feldern erscheint; vor allem aber durch vielerlei Figürchen
in der Zeittracht. Solche bekleidete Gestalten vertreten auf den Lisenen
die herkömmlichen nackten Hermen und erscheinen in den Friesfeldern,
bald in ganzer Figur, bald in Brustbildern, häufig mit Musikmstrumenten,
bisweilen einem Pokal in der Hand. Die reiche Tracht der Zeit ist ge-
treulich wiedergegeben, bis zu den Radkrausen und Spitzenhauben. Von
Pflanzenformen finden wir nur hier und da ein Blatt; Blumen und Ranken
fehlen, aber auch nahezu gänzlich die grottesken Motive, insbesondere
jene seltsamen Maskenbildungen, die im Rollwerk-Ornament der Nieder-
länder so verschwenderisch auftreten. Nur dann und wann wird ein ge-
flügelter Engelskopf dem Ornament eingefügt.
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LV
Dieser schleswig-holsteinische Meister vom Ende des 16. Jahrhunderts,
den wir bis auf Weiteres als den „Meister mit dem flöteblasenden
Hasen“ bezeichnen, hat eine so unverkennbare Eigenart, dass wir ihm
mit Sicherheit zwei geschnitzte Reliefs der Sammlung Jubinal zuschreiben
können, die Emil Reiber vor 30 Jahren in „l’Art pour tous“ (No. 184
und 193 des 7. Jahrganges dieser Zeitschrift) veröffentlicht hat, und zwar als
französische Sculpturen der Zeit Heinrichs III. (1574—89). Dabei passiert
dem Herausgeber noch das Missgeschick, dass er den Umzug des Mar-
dochai auf dem Ross des Königs Ahasverus als den Einzug König
Heinrichs III. von Frankreich in sein Königreich Polen deutet und in der
Scene der vor Ahasverus knieenden Esther die Krönung des französischen
Prinzen mit der Krone Polens findet.
Theil der Vorderwand einer Truhe mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter.
Aus dem Eiderstedtischen, um 1600. '/, nat. Gr.
Einen von den bisher beschriebenen völlig abweichenden, unseres
Wissens sonst im Lande noch nicht beobachteten Typus vertritt die dritte
Truhe, die wir der Güte des Herrn I. E. Amsinck verdanken. Sie wurde
in der Warmhörner Mühle im Eiderstedtischen aufgefunden und zeichnet
LVI Museum für Kunst und Gewerbe.
sich dadurch aus, dass ihre Wände nicht in Rahmen und Füllungen
gearbeitet, sondern aus schlichten Brettern zusammengespundet sind. Auf
der Vorderwand sind in versenktem Relief drei Felder geschnitzt, von denen
eines unsere Abbildung wiedergiebt. Die architektonische Umrahmung, welche
sonst derartige Bildfelder einfasst, erscheint hier der Hauptsache nach nicht
plastisch, sondern nur in den Umrissen mit Einzelheiten in ebenfalls
versenktem Relief. Unter den drei Bogenstellungen ist je eine Scene aus
der Geschichte vom barmherzigen Samariter wiedergegeben: der
Ueberfall, die Pflege des Verwundeten, seine Ueberführung in die Herberge.
Um ein halbes Jahrhundert jünger als die vorerwähnten drei Truhen
ist die vierte, die wir dem Museum dithmarsischer Alterthümer zu Meldorf
verdanken. Sie vertritt den Ohrmuschelstil der Mitte des 17. Jahrhunderts.
Das Rollwerk der Spätrenaissance zeigt sich knorpelhaft entartet. Die
Figuren sind in verdrehter Haltung mit vorgedrängten Leibern dargestellt,
die Grundformen sind aber noch die des voraufgegangenen Stiles.. Hermen
auf den Lisenen gliedern die Vorderwand, und auf den vier Fülltafeln
sind unter Bogenstellungen der Glaube, die Weisheit, die Mässigkeit und
die Stärke als Frauengestalten mit den üblichen Attributen dargestellt.
Derartige Truhen müssen ihrer Zeit in grosser Zahl angefertigt sein, auf
Vorrath für die minderbegüterten Abnehmer. Sie waren und sind. noch
sehr häufig in den Bauernhäusern des Landes. Was aber unsere "Truhe
über viele ihres Gleichen erhebt, ist die wohlerhaltene alte Bemalung, ın
der zweierlei Roth, ein grünliches Blau, Weiss, Braun und Schwarz zu sehr
wirksamer Hervorhebung des geschnitzten Ornamentes angewandt sind.
Die deutschen Schränke, welche wir als Erwerbungen im Jahre 1896
zu verzeichnen haben, stehen an Kunstwerth hinter den beschriebenen
Truhen zurück, sind aber wichtig, weil sie uns bisher fehlende Typen unseres
Landes vertreten. Drei dieser Schränke sind Eckschränke, von jener im
Lande Hörnschap — von dem dänischen „Hjorneskab“ — genannten Art.
Sie hatten ihren Platz in der Aussenecke des Pesels zwischen den beiden
Fensterwänden.
Der älteste unserer Hörnschränke wurde in einem Bauernhause zu
Witzworth in der Eiderstedter Marsch erworben und ist ein Geschenk des
Hamburger Gewerbevereins. Er vertritt den einfachsten Typus dieser
Möbelart. Auf quadratischer Grundlage erhebt er sich in drei Geschossen,
von denen das untere und obere mit einer Thür, das mittlere, schmale
mit einer Klappe versehen ist. Da zwei Seiten sich an die Mauer legten,
sind nur die zwei freien Seiten durchgebildet und mit flachem Beschlag-
ornament in vertieftem, gepunztem Grunde auf den Lisenen, in den
Füllungen des Unter- und Oberschrankes mit ähnlich verzierten Bogen-
stellungen ausgestattet. Am Gesims steht die Jahreszahl 1627.
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LVIL
Von gleichem Aufbau, doch reich mit derbem Schnitzwerk geziert
ist der zweite aus Nordhastedt in Norderdithmarschen stammende Schrank.
Die barocke Haltung der allegorischen Gestalten des Glaubens und der
Hoffnung, der Stärke und der Mässigkeit auf den Hauptfüllungen und
die plumpen Ohrmuschelformen in den Einfassungen weisen auf die zweite
Hälfte des 17. Jahrhunderts. Wie trotz des Verfalles der anderthalb
Jahrhunderte unter wechselnden Stilformen in hoher Blüthe gestandenen
Schnitzkunst noch gesunde Leistungen gefördert wurden, wenn nur die
Schnitzer sich nicht an figürliche Vorwürfe wagten, zeigt der dritte
Hörnschap aus Wennbüttel unweit von Albersdorf in Süderdithmarschen.
Er trägt die Jahreszahl 1722 und ist dem um ein Jahrhundert älteren
Eiderstedter Hörnschap ähnlich verziert; der Aufbau weicht aber insofern
ab, als das Mittelgeschoss eingerückt ist, um für zwei zwischen den freien
Ecken des Ober- und Unterschrankes eingeschaltete nackte Kinderfiguren
Raum zu gewinnen. Diese Gliederung des Hörnschaps kommt schon in
früherer Zeit vor, nur haben sich die stützenden Figuren selten erhalten.
Ein wichtiger Ankauf aus den Budgetmitteln des Vorjahres ist ein
in einem Bauernhause zu Curslack in den Vierlanden angekaufter
vierthüriger Schrank des 18. Jahrhunderts. Abgesehen von den mageren
jonischen Kapitälen der Lisenenpfeiler des Obergeschosses entbehrt dieser
mit Nussholz auf Eichenblindholz fournirte Schrank jeglicher geschnitzten
Verzierung; gute architektonische Gliederung und vortreftliche, fein profilirte
Kröpfarbeit bilden seinen einzigen Schmuck. Sehr wirksam sind die
kassettenartig vertieften Thüren mit rundlichen Füllungen und konkav
verkröpftem Rahmen. Die Schränke dieser Art stammen offenbar aus den
Werkstätten Hamburgs, da sie in den hamburgischen Vierlanden früher
häufig waren, aber in weiterer Entfernung von der Stadt nicht vorkommen.”
Von den Schnitzereien, die aus ihrem Zusammenhang mit den Truhen
gelöst vorgefunden wurden, vertreten vier vordere und zwei seitliche Füll-
tafeln die Anfänge der Renaissance in Dithmarschen; früher befanden sich
diese Platten m der Sammlung des Dr. med. Hartmann zu Marne; die
Truhe, denen sie entnommen sind, wurde von diesem vor langen Jahren im
Dorfe Krummwehl unweit Marnes aufgefunden. Schwerfällig in symmetrischer
Bildung aufwachsendes Pflanzenwerk füllt die vier Platten der Vorderseite;
es entspringt entweder aus einem grossen dreiseitigen Deckblatt oder aus
einem kelchförmigen Gefäss von pflanzenhafter Bildung. Die schweren
Akanthusblattscheiden und die frei wachsenden Blätter entsprechen dem
für die Frührenaissance an der Nieder-Elbe bezeichnenden Typus, wie er
in viel feinerer Durchbildung an unserem Buxtehuder Schrank von 1544
auftritt. Die Ranken endigen in grosse Blumen, in hängende Blätterbüsche
oder in grotteske Köpfe von unbeholfener Bildung.
LVII Museum für Kunst und Gewerbe.
Aufdithmarsische
Herkunft deuten
auch die beiden
Wappen. Leider
fehlt es noch
an einer quellen-
mässigen Darstel-
lung der Wappen
des schleswig-hol-
steinischen Adels
und der wappen-
führenden Bürger-
und Bauern-
geschlechter des
Landes. Wappen-
bücher, wie sie in
dem „grossen Sieb-
macher* und ver-
wandten Werken
vorliegen, genügen
nicht für die Beant-
wortung derFragen,
welche die Kunst-
geschichte zu
Fülltafel von einer Truhenplatte mit dithmarsischen Bauernwappen. ale kat Eller
Dithmarschen, ca. 1550. für wäre eine aus
den historischen
(Wuellen an Bauten, Grabsteinen, Schnitzwerken, an Geräthen aller Art, in
Glasbildern, Gemälden und Urkunden schöpfende Darstellung der Wappen
nöthig. In Ermangelung solcher Hilfsmittel ist es uns nur möglich, das eine
der Wappen auf der Krummwehler Truhe mit Sicherheit zu bestimmen.
Das Frauenwappen, dessen Schild einen Pfeil (Pil) zeigt, ist nämlich das-
jenige der Pilsen. Welcher Familie aber das oben abgebildete Mannes-
wappen angehört, lässt sich vorläufig noch nicht entscheiden; nur soviel
steht fest, dass es in Süderdithmarschen auch sonst vorkommt. Das halbe
Mühlrad und ein kleiner Vogel, der auf dem Pfeil des Frauenwappens sitzt,
sind Beizeichen, wie sie den Bauernwappen mehrfach hinzugefügt werden.
Auch dem im ÖOrnament angebrachten, von einer Hand gehaltenen Besen
dürfte eine besondere Beziehung zu Grunde liegen, jedenfalls aber nicht
diejenige des Donnerbesens heidnischen Angedenkens. Die Entstehung
dieser Schnitzwerke mag um das Jahr 1550 angesetzt werden. Erst so
spät verdrängte hier die Renaissance die Gothik.
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LIX
Wenig jünger ist ein schönes Schnitzwerk desselben Stiles, das zu
jenen ausgezeichneten Wangenbekrönungen gehört, die bis zum Jahre 1847
das Gestühl im Dom zu Schleswig schmückten, damals aber einer „stil-
vollen“ gothischen Restauration barbarisch geopfert wurden, um lange Zeit ver-
wahrlost in einem Verliess des Thurmes zu lagern. Aus diesem vertheilte
man sie im Jahre 1885 in die Museen zu Berlin, Kiel und Flensburg,
anstatt, wie es richtig gewesen wäre, sie bei einer neuen Restauration auf
ihre alten Plätze in der Kirche zurück zu bringen. Eine dieser Bekrönungen
Bekrönung einer Gestühlwange aus dem Dom zu Schleswig; ca. 1556. !/, nat. Gr.
war schon früher in’s Ausland, nach Dänemark, gebracht worden, von wo
sie nunmehr, Dank einer Gabe der Averhoff’schen Stiftung, in unser Museum
gelangt ist. Sie gehört zu den schönsten und ältesten jener Bekrönungen,
als deren Schnitzer wir jenen Hans von Münster ansehen dürfen, der,
wie Herr Pastor Biernatzki nachgewiesen hat, um das Jahr 1554 als Schnitzer
in der Stadt Schleswig ansässig war und durch die Stadtgemeinde mit
Schnitzarbeiten aller Art betraut wurde. Hiermit stimmt die Bezeichnung
mehrerer in den genannten Museen bewahrten Bekrönungen mit den Jahr-
zahlen 1556 und 1557.
LX Museum für Kunst und Gewerbe.
Vier - Fülltafeln
einer Truhe mit der
Jugendgeschichte
Jesu vertreten die
um etliche Jahrzehnte
jüngere Geschmacks-
richtung, in welcher
das Pflanzen - Orna-
ment und die Grot-
teske durch das figür-
liche Relief aus den
Hauptfüllungen der
Möbel verdrängt
worden sind. Es sind
jene Tafeln, die vor
einigen Jahren in der
Ausstellung nordfrie-
sischer Alterthümer
zu Husum zu sehen
waren und in der von
Otto Koch unter dem
Titel „Husum “heraus-
gegebenen Sammlung
von Heliogravüren
abgebildet sind. Herr
Pastor Ernst Michelsen
in Klanxbüll an der
schleswigschen West-
Fülltafel einer Truhe mit der Jugendgeschichte Jesu. ” R ar
Schleswig-Holstein, ca. 1600, Y, nat. Gr. küste hat die Güte
gehabt, uns diese aus
dem Hallier’schen Vermächtniss angekauften trefflichen Schnitzwerke zu
überlassen. Sie kommen allerdings nicht aus seinem Pfarrbezirk; ähnliche,
ja fast gleiche Schnitzwerke haben sich aber wiederholt in Orten der West-
küste nachweisen lassen, jüngst noch an einem aus den Theilen einer Truhe
zusammengesetzten Schrank in einem Eiderstedtischen Bauernhause. Diese
vier Scenen aus der Jugendgeschichte Jesu — die Verkündigung Mariä, die
Anbetung der Hirten, die heiligen drei Könige, die Beschneidung — sind
häufiger als irgend welche anderen biblischen Geschichten an den Möbeln
der schleswig-holsteinischen Spätrenaissance dargestellt worden; sie tragen
in dieser Ausführung noch ganz das ernstere Gepräge der Blüthezeit der
schleswig-holsteinischen Schnitzkunst und plattdeutsche Unterschriften: De
Bodeschob, De Gebordt, De Offerong, De Beschniding. Wer der Meister
Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1896. DT
war, aus dessen Werkstatt sie und viele Arbeiten ihres Gleichen hervor-
gegangen, ist einstweilen nicht zu bestimmen. Er ist jedenfalls deutlich zu
unterscheiden von dem obenerwähnten Meister mit dem flöteblasenden
Hasen, und ebenso bestimmt von dem ungenannten Meister, der die im
Führer S. 640 beschriebene Truhe mit der Geschichte des verlorenen Sohnes
geschnitzt hat, und auf den auch der schöne, aus dem Marcus Swyn’schen
Pesel zu Lehe bei Lunden stammende Hörnschap im Flensburger Museum
zurückzuführen ist.
Der Meister dieser Platten mit der Jugendgeschichte Jesu hat aller
Wahrscheinlichkeit nach auch manche der Kanzeln geschnitzt, die in den
Kirchen des Landes noch erhalten sind. Diese Kanzeln und die aus der-
selben Zeit stammenden Altar-Schnitzwerke und Epitaphien bergen den
Schlüssel zur Bestimmung der meisten an Möbeln überlieferten Schnitz-
werke der Renaissance. An manchen Kanzeln haben sich die Künstler
genannt; von anderen haben die archivalischen Forschungen des Pastors
Biernatzki und die Untersuchungen des Professors R. Haupt die Verfertiger
festgestellt. Zu wünschen ist, dass die mit der Erhaltung und Erforschung
der Landes-Alterthümer betrauten staatlichen Organe dem Vorbilde folgen,
das die dänische Regierung mit dem grossen Werke über die Altäre in
Dänemark ihnen gegeben hat. Erst auf Grund eines gleich zuverlässigen
und mit ebenso guten Abbildungen grossen Maassstabes ausgestatteten
Bilder-Inventars der kirchlichen Alterthümer dürfen wir hoffen, die vielen
braven Meister namentlich kennen zu lernen, denen Nordalbingien seinen
Ruhm als eine von keinem Lande übertroffene Heimstätte künstlerischer
Schnitzarbeit für das Bürger- und Bauernhaus verdankt.
Dann werden wir wohl auch Näheres erfahren über einen hervor-
ragenden Bildhauer, der zu den drei vorerwähnten, durch ihre Werke
deutlich von demselben unterschiedenen Bildschnitzern als vierter hinzutritt,
und wohl als der bedeutendste, wenngleich seine Zeit schon der des Nieder-
ganges nahe liest. Dank einer Gabe der Averhoff’schen Stiftung konnten
wir die Hauptbestandtheile eines Schrankes, vier Thüren mit den üblichen
Scenen aus der Jugendgeschichte Jesu und drei Hermen, ankaufen, die sich
seit langen Jahren in dänischem Privatbesitz befanden, im Jahre 1879 in
einer Kopenhagener Ausstellung Aufsehen erregsten und in der damals er-
scheinenden Zeitschrift „Ude og Hjemme“ („Draussen und Daheim“)
beschrieben und zum Theil abgebildet worden sind. Bei diesen fast malerisch
wirkenden Reliefs heben sich die stark hervortretenden, zum Theil vollrund
herausgearbeiteten Figuren in freier Gruppirung und in natürlicher lebhafter
Bewegung von einem landschaftlichen oder architektonischen Hintergrund
ab. Um sein Bildfeld zu füllen, hat der Künstler in der Verkündigung über
einem Wolkenkranz Gott Vater, in der Anbetung den Stern, der die heiligen
drei Könige leitete, in den beiden anderen Scenen Engelsköpfe über
LXI Museum für-Kunst und Gewerbe.
Wolken dargestellt. Ueber den Bildscenen wölben sich feingegliederte Bögen,
in deren Zwickeln Engel in ganzer Figur oder als geflügelte Köpfe angebracht
HA - E ! >
f VER, }
EN ED
Thür eines Schrankes mit der Jugendgeschichte Jesu. Nordschleswig, um 1600.
}/;, nat. Gr.
sind. Annähernd lässt sich die Gegend der Anfertigung dieser kunstvollen
Reliefs bestimmen, denn zwei von ihnen tragen Unterschriften in dänischer
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXIIL
Sprache; unter den heiligen drei Königen steht: „De hilge 3 Konger“,
unter der Beschneidung: „Christi Omskierels[e]“. Sie sind also, da sie
im Uebrigen deutsche Kunstübung zeigen, wahrscheinlich im nördlichen
Schleswig in einer Stadt entstanden, wo um das Jahr 1600 die dänische
Sprache überwog. Von ihrer künstlerischen Bedeutung giebt unsere Abbildung
eine Vorstellung. Andere Schnitzmöbel von gleichem Werth sind,
abgesehen von dem eine Ausnahmestellung einnehmenden Susannen-
schrank des Thaulow-Museums in Kiel, bisher in den dänischen und
schleswig - holsteinischen Sammlungen nicht nachgewiesen. Auch die
Bildquelle, aus welcher der Schnitzer schöpfte, hat sich noch nicht
ermitteln lassen. Eine Durchsicht der damals im Lande verbreiteten Bilder-
bibeln hat weder für diese Reliefs, noch für die anderen hier erwähnten
sichere Anhaltspunkte ergeben. Dass der Mehrzahl der biblischen Dar-
stellungen an den Truhen und Schränken jener Zeit Holzschnitte oder
Kupferstiche zu Grunde liegen, darfman schon aus der vorwiegend malerischen
Behandlung des Reliefs schliessen. Wahrscheinlich haben niederländische
Stiche oft als Vorlagen gedient. Die Feststellung im einzelnen Falle wird
dadurch erschwert, dass die Schnitzer keine Kopisten waren, sondern den
Vorwurf weiter gestalteten und je nach der Höhe und Breite ihrer Bild-
felder veränderten, bei öfterer Wiederholung vollends vom ihm abwichen.
Die Fortsetzung dieser Untersuchungen und das Sammeln der hierfür
erforderlichen Bildquellen ist eine der weiteren Aufgaben der nordalbingischen
Kunstforschung. Erst nach diesen und anderen Vorarbeiten wird eine
gerechte Abgrenzung der eigenen Arbeit der schleswig-holsteinischen Künstler
und des mittelbaren oder unmittelbaren Einflusses der Niederländer vor-
genommen werden können.
Von Schnitzwerken des 18. Jahrhunderts sind zwei hervorzuheben.
Das eine ist ein aus Buchenholz geschnitztes Mangelbrett aus der Wilster-
marsch, ein Geschenk des Herrn H. D. Böhme. Es ist dem im Führer
S. 683 abgebildeten, offenbar von derselben Hand geschnitzten Mangelbrett
ähnlich; der Figur der Hebe mit dem Knaben liegt dasselbe Vorbild zu
Grunde, die Ornamente sind aber unabhängig behandelt. Auch die Meister
der Spätzeit der holsteinischen Schnitzkunst wiederholten ihre Vorwürfe
nicht mechanisch, sondern wurden jeder neuen Aufgabe auf neue Weise gerecht.
Ebenfalls aus der Wilstermarsch stammt ein geschnitztes und bunt bemaltes
Bildwerk, das einen streng stilisirten Vogel mit ausgebreiteten Flügeln von
60 cm Spannweite darstellt und auf den ersten Blick an einen jener
Schützenvögel erinnert, die noch hie und da bei den Vogelschiessen
ländlicher Gilden eine Rolle spielen. Drei junge, sich an seine Brust
klammernde Vögel, deren emporgereckten Hälsen drei Blutstropfen auf
dem Gefieder des alten Vogels entsprechen, zeigen jedoch, dass hier ein
Pelikan dargestellt ist, der nach mittelalterlicher Auffassung seine Brust
LXIV Museum für Kunst und Gewerbe.
öffnet, um seine Jungen mit seinem Blute zu tränken und deswegen häufig
als Sinnbild des Opfertodes Christi und in einem weiteren Sinne als Sinn-
bild der sich selbst aufopfernden Mutterliebe gedeutet wird. Aufgefunden
wurde dieser Pelikan in einem Bauernhause unweit von St. Margarethen,
wo er in der Wohnstube unter einem Deckenbalken schwebend hing über
einer Stelle, wo die Wiege zu stehen pflegt. Dass es nicht ein zufällig
aus einer Kirche dahin verlorenes Bildwerk war, durfte schon daraus ver-
muthet werden, dass die Füsse des Vogels nicht geschnitzt, sondern aus
wirklichen langspornigen Hahnenfüssen angesetzt sind. Weitere Nach-
suchungen haben alsbald noch drei ähnliche Pelikane aus Bauernhäusern
derselben Gegend zu Tage gefördert und bestätigt, dass hier eine alte
Ueberlieferung vorliegt, wonach es Brauch gewesen, den Pelikan über der
Wiege schwebend in den Bauernstuben aufzuhängen. Diesem Brauch
gemäss hat unser Pelikan seinen Platz erhalten in dem Jochim Krey’schen
Pesel aus Klein-Wisch in der Wilstermarsch.
Dieser Pesel, dessen Bestandtheile, Wandgetäfel, Ofen und Möbel,
wir im Führer S. 662 u. 663 eingehend beschrieben haben, ist im ver-
flossenen Jahr ‘in einem der neuen Zimmer an der Nordwestecke der
Museumsräume seiner ursprünglichen Anordnung entsprechend vollständig
aufgestellt worden. Mit einem kugelfüssigen Tisch und geschnitzten Stühlen
hat dies Zimmer passende Ausstattung erhalten. Hinter den Glasscheiben
der Wandschränkchen über den Thüren erblickt man Thüringer Porzellan-
geschirr, das in keinem Haus dieser Gegend fehlte, chinesische Porzellan-
Teller und Tassen, silberne Leuchter und Messing-Wachsstockhalter und
anderes kleines Geräth, wie es im Lande üblich war. Zur vollständigen
Ausstattung fehlt nur noch die Wiege unter dem Pelikan, der an einem
der nach der alten Bemalung im Krey’schen Pesel polychromirten Decken-
balken schwebt.
Möbel und Schnitzwerke anderer als nordalbingischer Herkunft.
Unter den i. J. 1896 angekauften Holzschnitzwerken fremdländischer
Herkunft steht das Mittelstück jener Truhenplatte aus Nussholz obenan, die
schon im 13. Jahrgang (1874) von „L’Art pour tous“ unter No. 340 als eine
italienische Arbeit abgebildet ist. Die schwungvolle Behandlung der einem
mächtigen palmettenförmigen Mittelkelch symmetrisch entwachsenden, in viel-
fachen feinen Spiralen sich windenden Akanthusranken und die meisterliche
Technik des Reliefs, das in den Blattscheiden und Endblüthen fast voll-
rund hervorquillt, in zarten Nebenblättchen und S-förmigen Ranken flach
verläuft, weisen diesem Stücke eine Sonderstellung unter unseren Schnitz-
werken an. Zweifeln, ob es in der That italienische Arbeit oder nach
der Ansicht des Vorbesitzers südfranzösischer Herkunft sei, war nicht
auszuweichen. Neuerdings hat Herr Prof. A. Haupt in Hannover, der
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896.
Kenner portugiesischer Bau- und
Decorationskunst, in dieser Platte eine
Arbeit der portugiesischen Spät-
renaissance des 17. Jahrhunderts
erkannt.
Gleichfalls Arbeiten der pyre-
näischen Halbinsel sind vier kleine
Schrankthüren mit Medaillonköpfen
in weichem Flachrelief, dessen künst-
lerische Ausführung mit jener un-
beholfenen Schreiner- Arbeit in Wider-
spruch steht, die ein auftallendes
Merkmal vieler spanischen Möbel
des 16. Jahrhunderts.
Ein treffliches Beispiel der gegen
Ende des Mittelalters überall in
Deutschland geübten, aber nirgend
zu grösserer Meisterschaft als ın
Tyrol gediehenen Flachschnitzerei ist
die hier abgebildete Tyroler Platte
aus Fichtenholz vom Jahre 1517.
Die schwungvolle Zeichnung des von
einem Schriftbande umschlungenen
Rebstockes hebt sich ohne Relief nur
dadurch vom Grunde ab, dass dieser
flach herausgestochen ist; farbige
Bemalung, von der nur Spuren
erhalten sind, verdeutlichte die
Windungen des Bandes, in das eine
Inschrift eingeschnitten ist. Diese
lautet: „Der Kaftden gehort fant Urbens
prurderfchaffdt 1517, d. h. „Der
Kasten gehört Sanct Urbans Bruder-
schaft 1517“. Welcher Art der Kasten
war, hat sich nicht ermitteln lassen;
vermuthen lässt sich einer jener
schlanken Waschschränke, an deren
Seitenwänden Platten solcher Gestalt
vorkommen.
Italienische Arbeit vom Ende
des 18. Jahrhunderts ist eine Kommode
mit grossem Akanthus-Ornament und
Wandung eines Schrankes aus Fichtenholz
mit Flachschuitzerei,
I/; nat. Gr,
Tyrol; 1517.
Trophäen in schöner Holz-Intarsia,
e
LXVI Museum für Kunst und Gewerbe.
Europäische Fayencen.
Die Sammlung der Fayencen ist, von den ungenügend vertretenen
Majoliken abgesehen, eine der am besten entwickelten Abtheilungen des
Museums. In unserem illustrirten Führer v. J. 1894 konnten wir Er-
zeugnisse von nicht weniger als zwölf, zum Theil sehr bedeutenden
deutschen Fayence-Manufacturen beschreiben, die in Fr. Jaennicke’s
umfangreichem Grundriss der Keramik, der i. J. 1879 das damalige
keramische Wissen zusammen gefasst hat, nicht einmal dem Namen nach
erwähnt sind. Es waren Frankfurt a. M., Fulda, Braunschweig, Hannoverisch-
Münden, Vegesack-Lesum, Hamburg, Schleswig, Criseby - Eckernförde,
Stockelsdorff, Rendsburg, Kellinghusen, Proskau. Seither sind hinzu-
gekommen von ebenfalls Jaennicke unbekannt gebliebenen deutschen
Fayence-Manufacturen i. J. 1895 Durlach in Baden und Königsberg in Pr.,
über deren Erzeugnisse wir im vorjährigen Bericht Näheres mitgetheilt
haben, und neuerdings i. J. 1896 Berlin, Potsdam, Magdeburg, Schrattenhofen.
Von der zu Berlin und Potsdam in den ersten Jahrzehnten des
18. Jahrhunderts betriebenen Fayence-Fabrication wissen wir sehr wenig,
eigentlich nur aus der Vorgeschichte der Erfindung des Porzellans, dass
Böttger i. J. 1708 einen Arbeiter des in Berlin ansässigen Delfter
Fayenciers Funke nach Dresden berief. Nachforschungen im Kgl. Preuss.
Staatsarchiv zu Berlin haben ergeben, dass Cornelius Funke schon
am 11. April 1699 supplieirte: „Sr. Churfürstliche Durchlaucht geruhe,
ihm gnädigst zu concediren, dass er das Bürger- und Meisterrecht gewinne,
auch eines Porzelain-Ofens sich gebrauchen könne und solle“. Wenn
Funke sich darauf stützt, dass er schon über 6 Jahr als Porzelain-
(d. h. Fayence-) Dreher in Berlin gearbeitet und „ohne Ruhm zu melden,
solche Arbeit verfertiget habe, die hier niemalen sei gemachet worden“,
so dürfen wir daraus schliessen, dass vor ihm, schon i. J. 1693 ein anderer
Meister Fayence in Berlin herstellte.e Am 28. April 1699 bewilligt der
Kurfürst das Gesuch, jedoch solle der Porzelain-Ofen an solchem Ort
errichtet werden „da wegen des Feuers dero Residentien keine Gefahr
zu besorgen“. Noch i. J. 1712 begegnen wir Funke, der in den Akten
als Holländer, Bürger und Porzelain-Brenner in Berlin aufgeführt wird,
anlässlich eines Streites mit seinem Gesellen Otto Müller, der gleich dem
Meister ein Privileg für die Herstellung von Tabakspfeifen nachsuchte.
Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch, dass Funke Gefässe aus der
gleichen rothen Erde fabricirte, wie in Dresden geschah, und dass er einen
von ihm daraus angefertigten Aufsatz aus 6 oder 7 Stücken dem König
habe überreichen lassen. Mit Sicherheit sind die Arbeiten der Funke’schen
Werkstatt bisher nicht nachgewiesen worden. Man darf sie vermuthen
unter den hie und da, z. B. in den Geschirrvorräthen des Schlosses zu
Charlottenburg bewahrten Fayencen mit Blaumalerei, die den Delfter
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXVI
Typus zeigen, aber sicher nicht Delfter Ursprunges sind. Wahrscheinlich
aus der Werkstatt Funkes stammen auch viele jener nicht seltenen Maasskrüge,
die blaues Laub- und Bandelwerk mit manganviolett-betupften Flächen
verbinden und häufig den Namenszug eines der ersten preussischen Könige
zeigen. Ein solcher Krug unserer Sammlung zeigt als Marke ein f, das
auf Funke hinweist. Ein ebenso bemalter, besonders stattlicher, un-
bezeichneter, aber offenbar derselben Werkstatt entsprungener Maasskrug
unter den Ankäufen des letzten Jahres trägt das F. W. R. Friedrich
Wilhelms des Ersten und im Stempel des Zinndeckels die Jahrzahl 1711
mit dem Wappen der Stadt Charlottenburg.
Ueber die zu Potsdam um dieselbe Zeit oder wenig später betriebene
Fayence-Fabrikation fehlen uns noch die urkundlichen Nachweise. Eine
mit voller ÖOrtsbezeichnung versehene blaubemalte Vase des Köngl.
Kunstgewerbe-Museums zu Berlin weist auf den Einfluss des durch ost-
asiatische Vorbilder beeimflussten Delfter Geschmackes; und aus derselben
Potsdamer Werkstatt muss eine im vorigen Jahre für die Hamburger
Sammlung erworbene geriefelte Deckelvase stammen. Schwere Masse,
Dickwandigkeit, technische Unbeholfenheit der Mache, ein hoher hohler
Fuss kennzeichnen diese Art ebenso, wie es die Bemalung in den zu
Delft üblichen Scharffeuerfarben thut, wobei sogar das schwierige Ziegelroth
nicht ungeschickte Verwendung findet und zwischen den blühenden Stauden
steil aufgerichtete Pfauen besonders auffallen.
Von der Magdeburger Fabrik wissen wir, dass durch Königliche
Kabinets-Ordre vom 13. März 1764 der Syndikus der Pfälzer Kolonie
zu Magdeburg Guischard auf 15 Jahre ein ausschliessliches Privilegium
im Herzogthum Magdeburg für seine Fayence-Fabrik erhielt. Auch ist
durch eine aus Berlin an den Minister für Schlesien Grafen Hoym am
16. Oktober 1771 gerichtete Mittheilung überliefert, dass damals die
Magdeburger Fabrik die Marke 772 führte. Obwohl Prof. Dr. A. Schultz
hierauf schon im Jahre 1880 im 43. Bericht des Vereines für das Museum
schlesischer Alterthümer in Breslau aufmerksam machte, scheint man
Fayencen als Erzeugnisse Magdeburgs bisher nicht nachgewiesen zu haben.
Nur die jüngere Steingutwaare Magdeburgs ist allgemeiner bekannt ge-
worden. Auf der Rückseite eines ovalen Plättchens aus weissem Steingut
im Köngl. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin wird J. P. Guischard, den das
Reliefbildniss auf der Vorderseite darstellt, als „Erster Unternehmer einer
englischen Steinguts-Fabrique in Magdeburg 1786“ bezeichnet. Auch sind
Steingutgefässe nicht selten, die im Trockenstempel bald ein M mit einer
Modellnummer, bald den Namen Guichard voll ausgeschrieben tragen.
Das Hamburgische Museum hat im vorigen Jahr zwei Teller letzterer Art
mit der Modellnummer 20 und mehrfarbiger Malerei erworben, die auf
dem einen dieser Teller am Rande Vergissmeinnichtranken, im Spiegel einen
e*
LXVII Museum für Kunst und Gewerbe.
flammenden Altar darstellt. Diese Steingutwaare und ihre Marken sind
aber unabhängig von der älteren Fayence. Welcher Art diese gewesen,
erhellt nunmehr aus einer ovalen kleinen Schüssel, die unser Museum dem
Haustedt’schen Legat verdankt. Jeder mit den Merkmalen der Fayencen
von Hannöverisch-Münden Vertraute wird
diese Schüssel unbedenklich als Mündener
Waare ansprechen; sie zeigt denselben netz-
förmig durchbrochenen Rand mit den
Blümchen auf den Kreuzungen, dieselben
flauen manganvioletten und blassgrünen
Blumenmalereien, wie sieunsan der Mündener
Waare begegnen aber die hier wieder-
gegebene Bezeichnung auf der Unterseite
beweist den Magdeburgischen Ursprung.
Wappen derStadt Magdeburgals
Marke einer dortigen Fayence- Man wird danach einen Theil der bisher für
e Fabrik. Nat. Gr. =
Die punktirte Zeichnung deutet Mündener Waare erklärten Netzvasen und
auf das Pausen einer mit der
Nadel nachgestochenen Vor- diesen verwandten Gefässe Magdeburg zu-
theilen müssen. Zunächst werden die mit
dem 772 bezeichneten Stücke hiervon betroffen; in wie weit das M auf
Magdeburg oder Münden zu deuten, wird noch zu untersuchen sein; nur
die mit den drei Mondsicheln aus dem Hanstein’schen Wappen gemarkten
Stücke verbleiben zweifellos bei Münden. *)
In Schrattenhofen, einem Dorfe im bayerischen Regierungsbezirk
Schwaben, soll noch jetzt die Fayence-Fabrikation betrieben werden.
Die keramischen Handbücher erwähnen den Ort aber gar nicht, obwohl er
schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts eine Fayence-Fabrik besessen
haben muss. Dies wird durch einen mit dem vollen Ortsnamen bezeichneten
Maasskrug bewiesen, der ebenfalls im verflossenen Jahr in unsere Sammlung
gelangt ist. In blassen Scharffeuerfarben, Blau, schmutzigem Grün,
hellem Gelb und weisskörnigem Manganviolett ist er mit einem Rebstock
im Felde einer mit Blumen durchwachsenen Kartusche bemalt.
Dem Haustedt’schen Legat verdanken wir auch noch ein für die
Geschichte der Fayence-Fabrication in Nürnberg bedeutsames Stück,
das wie die Kieler Bischofsbowle sich ehemals in der Reynolds’schen
Sammlung zu London befand. Es ist die dritte der drei Platten, von
denen zwei als keramische Urkunden schon länger bekannt sind, da sie
sich früher m der Kgl. Kunstkammer in Berlin befanden und jetzt im Kunst-
gewerbemuseum zu Berlin bewahrt werden. Letztere beiden Platten haben
*) In den Beiträgen zur Geschichte der Töpferkunst, Jahrbuch XIII, sind anlässlich
der Königsberger Fayencen schon Zweifel erhoben, ob alle M-Fayencen Mündener
Fabrikate und nicht etwa Magdeburger seien. Diese damals von ganz anderen Er-
wägungen ausgegangenen Zweifel werden durch das oben Mitgetheilte bestätigt.
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXIX
vor Jahren einmal in der keramischen Litteratur eine Rolle gespielt, weil man
aus ihren Inschriften, in denen von eimer Porzellan-Fabrik die Rede
ist, irriger Weise folgerte, in Nürnberg sei schon i. J. 1720 Weich-
Porzellan hergestellt worden. Die einfachste Untersuchung hätte ergeben,
dass nur Fayence vorliegt, die in so vielen Urkunden jener Zeit als
„Porzellan“ bezeichnet wird und noch manchen anderen Orten zu dem
unverdienten Ruhm verholfen hat, Porzellan, oft sogar schon vor seiner
Erfindung in Europa, fabrieirt zu haben. Die beiden Berliner Platten,
abgebildet im dritten Jahrgang des Papst’schen Kunstgewerbeblattes S. 172,
sind von ovaler Form, 0,56 m hoch und 0,45 m breit und zeigen in Blau-
malerei die Bildnisse „der Anfänger dieser alhiesigen Nürnbergischen
Porcelaine Faberique“*, des Christoph Marx in seinem 60. Lebensjahr und
des jungen Johann Conrad Romedi, der durch seine Vormünder in der
Societät vertreten, jedoch, als ihn Georg Michael Tauber i. J. 1720 auf
jene Platte malte, kurz vorher in seinem 17. Lebensjahr gestorben war.
Die dritte, jetzt dem hamburgischen Museum gehörige Platte ist ein voll-
kommenes Seitenstück zu den beiden in Berlin bewahrten Platten. Sie
zeigt einen Mann von mittleren Jahren im Allonge-Perrücke von vorn
gesehen; wen er vorstellt, sagt die Inschrift auf der Rückseite:
Herr
Sohann Sacob Mayer:
Erfauffer des Nomedifchen halben Antheilg
an dieser Porcelaine Faberique Ano 1720.
Aetatis suae 30.
Georg Michael Tauber
Pinsit.
Ano 1720
? d. 22. November.
Johann Jacob Mayer hatte, wie das aus anderen Quellen schon
bekannt ist, den Antheil des jungen Romedi noch im Todesjahr des-
selben erworben. Damit beantwortet sich die von Pabst 1. c. S. 174
aufgeworfene Frage, wie die Namen Ohristoph Marx und Johann Jacob
Mayer auf der v. J. 1724 datirten Fayenceglocke im Museum zu Sevres
zu erklären seien.
Das auf allen drei Platten verzeichnete Datum des 22. November 1720
kann nicht wie Carl Friedrich in seinen i. J. 1887 erschienenen Beiträgen
zur Geschichte der Nürnberger Fabrik annimmt, der Todestag Romedi’s
sein. Es bezeichnet wohl nur den Tag, an dem der Maler Tauber die
Inschriften auf die Platten setzte.
Eine Specialität der Nürnberger Fayence-Fabrik waren die Krüge
und Schüsseln mit dem Heirathswappen Nürnbergischer Patrizier
in Blaumalerei. Durch solche Stücke sind schon seit längerer Zeit die
IEROX Museum für Kunst und Gewerbe.
alten Geschlechter der Pömer und Oelhafen (an einem von Marx gemalten
Kruge), der Imhof von Gundelfingen und der Tucher (an einem Kruge
von derselben Hand), der Behaim von Schwarzbach und der älteren Linie
der Fürer von Haimendorff (auf einer Schüssel) in der Sammlung vertreten.
Hinzugekommen ist im Jahre 1896 ein Teller, auf dem zwei fliegende
Engel die Wappen eines Behaim von Schwarzbach und einer Haller von
Hallerstein an einem Bande schwebend tragen. Auf die eheliche Ver-
bindung weist auch das „Dissolvi nequeunt“ (Unlösbar verbunden) auf dem
über den Schilden flatternden Spruchband. Auch dieses Stück trägt das
aus einem M und F zusammengesetzte Monogramm des Malers und Mit-
eigenthümers der Fabrik Johann Andreas Marx.
Unter den schleswig-holsteinischen Fayencen, die unserer
schon so reichen Sammlung solcher hinzugefügt wurden, ist Dank den Mitteln
aus dem Haustedt!'schen Legat ein Hauptstück hervorzuheben, das für die
Geschichte der Kieler Manufactur von besonderer Bedeutung ist. In allen
keramischen Handbüchern, auch denen des Auslandes, wird dieses Stück
seit Jahrzehnten aufgeführt; ihm ist das Ansehen zu verdanken, dessen
sich gerade Kiel in der keramischen Literatur zu erfreuen gehabt hat.
Schon im Jahre 1870 finden wir es als dem Mr. C. W. Reynolds gehörig
erwähnt in „Marks and monograms on pottery and porcelain“ von
C. W. Chaffers, und 1872 abgebildet im Vol II, plate S5 der Keramic
Gallery von William Chafters. Jacquemart beschreibt es im Jahre 1871
in seinen „Merveilles de la ceramique“ als „une grande jatte couverte
en forme de mitre, avec le globe crucigere pour bouton, l’un des plus
eurieux specimens de la collection Reynolds. Sur l’une des faces, dans
un encadrement de chicorees jaunes relevees de brun, on voit un combat
de cavalerie execute avec un rare talent de dessin et d’harmonie; de
l’autre, des personnages & table puisent dans une mitre semblable la
ligueur aimee des gens du nord; des raisins et un citron coupe peints
sur le couverele disent assez quelle est cette liqueur. Et pour que rien
ne manque A l’nteret de cette oeuyre, on lit en dessous: Kiel. Buchwald,
directeur, — Abr. Leihamer fecit.“ Von Jacquemart hat dann Jaennicke
die Beschreibung in seinen „Grundriss der Keramik“ übernommen und aus
dem „encadrement de chicorees* — was einfach Einfassung von Rococo-
schnörkeln bedeutete — „eine von gelben mit braun schattirten Cichorien-
blüthen gebildete Guirlande“ gemacht, was hier nur deswegen bemerkt wird,
weil ohne dies Zweifel bestehen könnten, ob unser Stück wirklich das
vielgenannte der Sammlung Reynolds ist.
Die auffällige Form der Bischofsmütze erklärt sich durch die Bestimmung
des Gefässes zur Bereitung jenes „Bischof“ genannten, in der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts in Norddeutschland sehr beliebten und ja auch
heute nicht vergessenen Würzweines. Auf einem der hohen Zipfel der
Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1896. LAXT
Mitra sehen wir eine fröhliche Gesellschaft um eine Bowle gleicher Gestalt
vereinigt. Bowlen dieser Art sind aus mehreren schleswig -holsteinischen
Fayence-Manufacturen und aus der Kopenhagener überliefert. Die
hamburgische Sammlung besitzt sogar eine Kellinghusener Fayence in
Gestalt eines thronenden Bischofs, der auf den Knien ein Buch hält,
Bischofsbowle von Fayence mit vielfarbiger Muffelfarben-Malerei. Kiel, ca. 1769. '/; nat. Gr,
mit der den Zweck des Gefässes verkündenden Inschrift: „Die ganze
Clerisey mag unserthalben leben, wenn sie uns nur recht oft einen neuen
Bischof geben“. In der Literatur jener Zeit hat der Bischofstrank nicht
mindere Zeugnisse seiner Beliebtheit hinterlassen. So ist in dem von
TIEXXIU Museum für Kunst und Gewerbe.
J. H. Voss i. J. 1797 in Hamburg herausgegebenen Musenalmanach unter
der Ueberschrift „Der ächte Bischof“ ein langer von J. A. P. Schulz in
Musik gesetzter Rundgesang abgedruckt, den ein harmloser Leser, dem
der Doppelsinn des Wortes Bischof unbekannt wäre, gar nicht seiner
wahren Bedeutung nach verstehen könnte. Da singt z. B., nachdem der
Chor die Worte „Nein! sonder alle Religion Steht keine Constitution“
wiederholt hat, der Vorsänger:
„Doch unsere, Brüder, wird bestehn!
Wir fanden hier den ächten!
Wir lassen ohne Reue gehn
Die schlechten.
In Deinem Bisthum, Bischof! hier,
Was Frankreich sucht, das fanden wir.“
und der Chor fällt ein:
„Ja, Bischof! im dem Bisthum hier,
Was Frankreich sucht, das fanden wir.“
Der dänische Dichter Baggesen hatte dieses Bischofslied i. J. 1792
für eine freundschaftliche Gesellschaft in Kopenhagen dänisch gedichtet
und die deutsche Uebertragung seinen hamburgischen Freunden als ein
Gastgeschenk hinterlassen. Das Bisthum in der Bischofsbowle wird danach
auch unter den Musenjüngern unserer Stadt seine Gemeinde gehabt haben,
wie sie, nach den zahlreichen Mitra-Bowlen der Fayence-Fabriken zu
schliessen, vieler Orten nördlich der Elbe bestanden.
Den bisher nur durch Speisegeschirre vertretenen Erzeugnissen der
Strassburger Fayence-Manufactur aus der Zeit Joseph Hannong’s
kamen zwei Potpourri-Vasen von zierlich gewundener Form mit bunten
Blumenmalereien hinzu. Sie befanden sich früher in der Sammlung Vincent
zu Konstanz und tragen die Modellnummer 770, deren Höhe den ausser-
ordentlichen Umfang der Hannong’schen Fabrikation bezeugt.
Der Abtheilung der Delfter Fayencen wurden einige werthvolle
Stücke hinzugefügt. Als Geschenk der Frau Julius Ree Wwe. eine pracht-
volle, 60 em hohe Stangenvase, auf deren geriefelten Flächen die höchste
Pracht jenes als „decor-cachemire“ bezeichneten, aber nicht mit indischen,
sondern mit chinesischen Landschafts- und Blumenmotiven componirten
Decors entfaltet ist, der auf dem Dreiklang von blau, olivgrün und ziegel-
roth in Scharffeuerfarben beruht. Ferner zwei Teller mit von Wanderern
in niederländischer Tracht belebten Landschaften in Blaumalerei, einem
Wappen mit der von Josua und Kaleb getragenen Riesentraube und den
Buchstaben S B, die hier auf den Besteller, nicht den Verfertiger zu
deuten sind.
Endlich ist eine Suppenterrine mit Blaumalerei zu erwähnen, die als
Erzeugniss der in der keramischen Literatur noch nicht erwähnten Fayence-
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896, LXXII
Manufactur zu Herrebs in Norwegen angesprochen werden darf, auch
wenn sie keine Marke trägt. Durch die Leihausstellung, mit der vor
einigen Jahren das Kopenhagener Kundindustrie-Museum eröffnet wurde,
ist die Aufmerksamkeit der Sammler auf jene einzige Fabrik Norwegens
gelenkt worden. Im Dansk Folkemuseum hat dann Bernhard Olsen eine
Anzahl Herreboer Fayencen nachweisen können und deren mehrere sind
aufgetaucht, nachdem einmal ihre Eigenart erkannt war. Mannigfache
plastische Durchbildung der Gefässe und eine sehr flotte, in breiten Pinsel-
zügen mit hellerem und abgesetztem dunklerem Blau hingestrichene Bemalung
mit Rococo-Ornamenten, Blumenmotiven und selbst Figuren kennzeichen
ihre Weise. Unsere mit nackten Kindern bemalte Terrine wurde inSchwabstedt
im Schleswigschen erworben.
Europäische Porzellane des 18. Jahrhunderts.
Europäische Porzellane wurden im Jahre 1896 aus Mitteln des Budgets
nicht angeschafft. Den reichen Zuwachs an solchen verdanken wir aus-
schliesslich privaten Beiträgen, vorwiegend dem Vermächtniss des Herrn
H. D. Haustedt, aus dem wir schon im Vorjahre die sechs von Isabey
bemalten Seyres-Teller zu verzeichnen gehabt haben. Nicht weniger als
acht deutsche Porzellan-Manufacturen des 18. Jahrhunderts sind auf diesem
Wege zu besserer Vertretung gelangt. Meissen durch sieben Stücke,
Höchst durch drei, Frankenthal durch vier, Fürstenberg durch drei,
Berlin durch fünf, Ludwigsburg, Fulda, Kelsterbach durch je ein Stück.
Ausser den Porzellanen der Meissener-Manufactur ist auch ein
Messer- und Gabel-Paar mit Griffen aus polirtem rothem Steinzeug aus
der ersten Zeit Böttger’s hinzugekommen, in dessen Waarenverzeichniss
v. J. 1711 bereits dergleichen Griffe erwähnt werden.
Neben den beiden, schon im Führer beschriebenen kleinen
Porzellan-Monumenten für C. F. Gellert, steht nunmehr ein drittes.
Auf einem Säulenstumpf sehen wir eine Urne, auf deren Deckel zwei trauernde
Kinder lagern, während ein drittes Kind das an der Säule hangende
Bildniss des Dichters mit goldenem Lorbeerkranz behängt. Auf der anderen
Seite steht auf ovaler Tafel die Widmung: „Memoriae C. F. Gellert
Sacrum.“ Dass die Meissener Manufactur dem Dichter nicht weniger als
drei verschiedene kleine Denkmäler widmen konnte, zeugt von dem hohen,
weitverbreiteten Ansehen, in dem der Gefeierte noch eine gute Weile
nach seinem Ableben stand. Keinem anderen deutschen Dichter ist je
solche Ehrung von der Porzellankunst erwiesen.
Die Porzellane aus der kurmainzischen Porzellan-Manufactur zu
Höchst sind um ein prächtiges Mittelstück bereichert worden, in dem wir
eine jener kostbaren Potpourri-Vasen finden, die im Preisverzeichniss
von 1770 mit 55 Gulden, dem höchsten Ansatz für ein einzelnes Gefäss,
LXXIV Museum für Kunst und Gewerbe.
bewerthet sind. Um den mit roth und golden staffirten Rococo-Ornamenten
besetzten Bauch hängen Zweige mit grossen, vielfarbigen, von Schmetter-
lingen belebten Blüthen in vollrunder Arbeit. Auf den Griffen des
Gefässes sitzende nackte Kinder halten diese Gewinde, und ein drittes
Kind auf dem Deckel zwischen Baumzweigen ein Gehänge kleiner Blüthen.
Hals und Deckel sind durchbrochen, um den Duft der in solcher Vase
bewahrten Blumen- und Würzmischung ausströmen zu lassen. Auf den
Flächen des Bauches zwischen den Schnörkeln sind vielfarbige Sträusse
fein gemalt. Auch eine Höchster Gruppe ist hervorzuheben, die zwei
chinesische Kinder darstellt und in den für die beste Zeit der Manufactnr
bezeichnenden zarten Farben bemalt ist.
Unter den Erzeugnissen der kurpfälzischen Porzellan-Manufactur zu
Frankenthal sind hervorzuheben die seltenen kleinen Büsten des
Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz, der in antikem Panzerhemd und
hermelinbesetztem Mantel, jedoch in der Puderfrisur seiner Zeit dargestellt
ist, und seiner Gemahlin Elisabeth Auguste, die in ebensolchem Mantel
über mit Spitzen eingefasstem tunikaartigem Hemde und mit Blumen in
dem hinten lockig herabfliessenden Haar erscheint.
Auch unter den Erzeugnissen der fürstlich braunschweigischen Porzellan-
fabrik zu Fürstenberg befindet sich eine Figur, die zu den werthvollsten
daselbst von Hendler und Schubert ausgeführten gehört: die Reiter-
statuette Friedrichs des Grossen. Dieser Statuette liegt vermuthlich ein Modell
des französischen Bildhauers E. Bardou zu Grunde, der im letzten Viertel
des vorigen Jahrhunderts in Berlin, u. A. auch für die kgl. Porzellan-
Manufactur arbeitete. Die Figur besteht aus Biscuit, das zu Fürstenberg
besonders gepflegt wurde; der mit Attributen des Krieges und der Künste
und dem F. R. des grossen Königs unter der Krone gezierte Sockel ist
in glasirtem Porzellan ausgeführt. Der Preis-Courant der Fabrik vom
Jahre 1785 verzeichnet diese Statuette zum Preise von 45 Reichsthalern,
dem höchsten der für dergleichen plastische Arbeiten angesetzten, und
als Seitenstück dazu die Reiterstatuette Josephs II. als römischen Kaisers.
Von den Porzellanen der Berliner Manufactur sind mehrere Stücke
eines mit naturfarbenen Blumen schön bemalten Thee-Services hervorzu-
heben, welche die Leistungsfähigkeit der Manufactur aus ihrer Wegeli-
Periode besser bezeugen, als unser bisheriger Besitz an Porzellanen aus
der Zeit, bevor die Manufactur zur königlichen wurde. Als ein für die
Geschichte der Manufactur wichtiges Stück ist auch zu erwähnen das von
C. F. Riese modellirte Biscuit-Medaillon von „J. G. Grieninger, Koen.
Preus. Geh. Commiss. Rath und Porcel. Manuf. Direct. 1716—91.*
Die kleine und nur kurze Zeit, von 1758—1772, in Betrieb gewesene
Porzellan-Manufactur zu Kelsterbach am Main im Gebiet des Land-
grafen von Hessen-Darmstadt war bisher in unserer Sammlung nicht ver-
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXXV
treten. Dem Haustedt’schen Legat verdanken wir die unbemalte Figur
eines Harlekins; auf einem Baumstumpf sitzend, hat er sich vergeblich
bemüht, in seinem vorgehaltenen Hut einen Ball zu fangen, der ihm schon
in den Schooss geflogen ist. Bezeichnet ist diese Figur mit dem ver-
bundenen H. D. (Hessen-Darmstadt) unter einer Krone in Blau.
Endlich verdanken wir dem Haustedt’schen Legat eine Blumenvase,
die für die Blüthezeit der Kopenhagener Manufactur typisch ist, eben so
sehr durch ihre Fächerform mit der durchlöcherten Deckplatte und den
seitlich vorragenden weiblichen Figürchen, wie durch die Bemalung mit
feinen Landschaftsbildern; auf der einen Breitseite, vom Lande gesehen,
Helsingör und Kronenborg, auf dessen Terrasse der Danebrog weht; auf
der andern die Einfahrt in den Hafen von Helsingör mit dem alten Schloss
im Hintergrunde.
Terrine aus Porzellan von Kloster Veilsdorf. / Nat. Gr.
Einige ausgezeichnete Porzellane verdanken wir einer Stiftung des
Herrn Hermann Emden anlässlich der Feier seiner silbernen Hochzeit
am 24. October 1896. Unter ihnen befindet sich die hier abgebildete
Suppenterrine, jetzt das Hauptstück unserer Gruppe von Porzellanen aus
der i. J. 1762 zu Kloster Veilsdorf im Herzogthum Hildburghausen
begründeten Manufactur, der bedeutendsten der vielen kleinen thüringischen
Porzellanfabriken. Die grossen zerflatternden Blüthen an den fadendünnen
Stilen sind bezeichnend für die Eigenart ihrer Malereien. Neben dem
bläulichen Roth der Rosen, das an das Meissener Rosen-Lila der Rococo-
ROY Museum für Kunst und Gewerbe
Zeit erinnert, fällt ein lebhaftes Eisenroth auf, das bald allein, bald auf
eitrongelber Untermalung geschickt verwendet ist. Die als Deckelknauf
angebrachte Tulpe ist grün und blauroth staffirt. Ferner zwei Bechertassen
aus der Nymphenburger Manufactur mit fein gemalten Bildnissen, auf
der einen des ersten Königs von Bayern, Maximilian Joseph’s I., auf der
anderen seiner Gemahlin Caroline Friederike Wilhelmine. Auf beiden Unter-
schalen hat sich der Maler genannt, auf derjenigen mit dem verschlungenen
CF der Königin steht „Auer pin. 1808°“. Anton Auer war seit 1794
von seinem 17. Jahre an Maler der Nymphenburger Manufactur. Nachdem
er i. J. 1800 in der Kunstakademie zu Wien ausgebildet worden, wurde er
Obermaler der Manufactur. Auf seine erosse Geschicklichkeit bezog sich
i. J. 1810 der Auftrag des damaligen Kronprinzen, späteren Königs
Ludwig I., die berühmtesten Gemälde der Münchener Pmakothek an einem
Porzellanservice zu verewigen, ein Auftrag, der durch den Tod Auer’s
i. J. 1814 von diesem nicht mehr zu Ende geführt werden konnte, aber
bestimmend geworden ist für die fortan von der Manufactur vorzugsweise
gepfleste Richtung, die noch heute in einigen aus ihr hervorgegangenen
Porzellanmaler-Ateliers Münchens fortwirkt.
Gefässe aus Bergkristall und Glas.
In diesem Jahr zuerst erscheint unter den Ankäufen ein Gefäss aus
geschnittenem Bergkristall, der hier abgebildete Becher, eine bezeichnete
Arbeit des berühmten Nürnberger Kristall- und Glasschneiders Georg
Schwanhard, von dem wir früher schon das ebenso mit G. S. bezeichnete
und gleichfalls v. J. 1660 datirte römerförmige Glas erworben haben, das
-E. v. Czihak in seiner Studie über Schlesische Gläser und die Gläser-
Sammlung des Museums zu Breslau auf Tafel V abgebildet hat. Wie
dieser Glas-Römer zeigt auch der Kristallbecher die geschnittene, mit
Hülfe des Rades hergestellte Arbeit in Verbindung mit der gerissenen,
für die der Meister sich der Diamantspitze bediente. Dargestellt ist in
bergiger, baumbewachsener Landschaft die Nymphe Echo, die hinter einem
Felsen vortretend den geliebten Narkissos ruft, der sich in einem Quell-
becken bespiegelt. Der Tiefschnitt ist durchweg matt belassen, nur die
nackte Gestalt der Echo in den Tiefen polir. Aus dem Munde der
Nymphe geht ein fein punktirter Hauch hervor, in dem kaum sichtbar ihr
Name erscheint. Die Bezeichnung G. 8. 1660 ist am Brunnenbecken sehr
zart eingerissen. Die Fassung aus vergoldetem Silber, welche den Deckel-
und Fussrand schützt und die beiden Kristallstücke, aus denen das Gefäss
zusammengesetzt ist, am Knaufe verbindet, gleicht derjenigen unseres
Römers. In beiden Gefässen liegen Arbeiten des älteren und berühmteren
Georg Schwanhard vor, des 1601 zu Nürnberg geborenen und daselbst
1667 gestorbenen Meisters dieses Namens, der ein Schüler Kaspar Lehmann’s,
a u u
2
!
des Prager
Kristallschneiders
Kaiser Rudolfs II.
war und sich
1 de laser erle
Wunsch Kaiser
Ferdinands Ill.
nach Regensburg
begab, um den
Kaiser ım
Diamantreissen
zu unterrichten.
_ Dieses Auftrages
entledigte er sich
zum besonderen
Wohlgefallen des
Kaisers, der ihn
zu seinem „Kunst-
factor“ ernannte.
Das mühsame
Reissen desGlases
mit dem Diaman-
ten blieb fortan
eine von Dilettan-
ten gern gepflegte
Kunst. Zu den
Arbeiten dieser
Art gehören in un-
serer Sammlung
einige schon im
Führer beschrie-
bene Stücke, u. a.
eme von dem
Kanonikus Busch
in Hildesheim mit
Viehstücken ver-
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXXVI
Becher aus Bergkristall in vergoldeter Silberfassung. Arbeit
des Georg Sechwanhard v. J. 1660, 3, nat. Gr.
zierte Porzellankanne v. J. 1752 und ein Kelchglas des Dordrechters
Franz Greenwood v. J. 1746.
Vier i. J. 1896 erworbene Gläser mit gerissener Arbeit weisen gleich-
falls auf Holland, wo im 18. Jahrhundert diese Technik sich weit ver-
breiteter Pflege und Anerkennung erfreute. Von ein und derselben Hand
verziert erscheinen drei dieser hochfüssigen Trinkgläser aus sehr klarem,
LXXVIII Museum für Kunst und Gewerbe.
hell klingendem Glase. Wie ein Nebelhauch liegt auf ihnen die äusserst
zart punktirte Zeichnung, die aber silberweiss zu Tage tritt, sobald man
einen dunklen Wein in das Glas füllt. Auf dem Kelch des einen erblicken
wir zwei rauchende und zechende Bauern an einer ihnen als Tisch dienenden
Tonne; darüber in fliegendem Band „Vriendschap“, d. h. Freundschaft.
Auf dem Kelche des zweiten sehen wir eine junge Dame und einen Kavalier
in der Zeittracht mit zierlich an den Fussrändern gehaltenen Kelchgläsern
mit einander anstossen, worauf, sagt die Beischrift: „Het goedt sucses
van het aanstaande huwelyk“, d. h. „Auf den guten Erfolg der bevor-
stehenden Heirath“. Auf dem dritten ist das Wappen der Stadt Haag,
der Storch mit der Schlange im Schnabel, in einer Rococo-Kartusche
zwischen zwei Löwen dargestellt. Die meisterliche und geschmackvolle Reiss-
arbeit an diesen Gläsern erinnnert an die Arbeiten Wolff’s, des berühmtesten
der holländischen Diamantzeichner der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Von anderer Hand gerissen ist das vierte, grössere Kelchglas. Dargestellt
sind in gestrichelter, nicht punktirter Zeichnung zwei Gestalten in antiker
Gewandung, die vor einem landschaftlichen Hintergrund flammende Herzen
austauschen.
Von Gläsern sind sonst noch erwähnenswerth ein kleiner deutscher
Becher aus blassblaugrünem Glase, der mit grossen kuchenförmigen Warzen
besetzt ist und wie der noch vorhandene Wachsdeckel zeigt, einst in einer
Kirche der Trientiner Diöcese zur Bewahrung einer Reliquie gedient hat.
Die Mehrzahl der uns überlieferten deutschen Glasgefässe des Mittelalters
verdanken ihre Erhaltung einer derartigen Weihung. Ferner ein Flügel-
glas deutscher Arbeit von der Art jener zu Cöln, Cassel und an anderen
Orten im 17. Jahrhundert nach venetianischen Vorbildern angefertigten.
Endlich ein Teller, der zu jener Art dunkelblauer, mit Schmelzfarben
bemalten Gläser gehört, von denen wir einen auf dem Rande mit rothen
Krebsen und weissen, an unreife Maiskolben erinnernden Motiven bemalten
Teller schon länger besitzen. Eine gewisse Verwandtschaft mit den
emaillirten Gläsern der Venetianer hat dazu geführt, den Gläsern dieser
Art ihren deutschen Ursprung bisweilen zu bestreiten. In dem prachtvoll
ausgestatteten Katalog der im British Museum bewahrten „Slade Collection“,
einem Geschenk des Mr. Aug. W. Franks an das Hamburgische Museum,
ist ein blauer, weiss emaillirter Teller dieser Art noch den venetianischen
Gläsern eingereiht, obwohl der österreichische Doppeladler auf deutschen
Ursprung hinweist. In anderen Katalogen sind derartige Stücke schon
richtig als deutsche Arbeiten vom Ende des 16. Jahrhunderts anerkannt.
Könnten noch Zweifel bestehen, so würden sie entschieden durch einen
Teller, den im vorigen Jahre Graf Hans Wilezek dem Museum liebens-
würdig überwiesen hat, als eine Erinnerung an einen Besuch des Direktors
in dem von dem Grafen als mittelalterliche Burg wieder aufgebauten und
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. ERRIR
mit Kunstwerken, Möbeln, Geräthen und Waffen des Mittelalters aus-
gestatteten herrlichen Schlosse Kreuzenstem an der Donau gegenüber
Klosterneuburg. Dieser Teller, der nach den Einzelheiten seiner weissen
Schmelzbemalung derselben Werkstatt entstammt, wie der Teller mit den
Krebsen, zeigt in der vertieften Mitte das Monogramm Christi zwischen
dem Kreuz und den drei Kreuzesnägeln und auf dem breiten Rande in
grossen Buchstaben die Worte „Christi Blvdt mein Erbgvt“. —
Die Eigenart dieser Teller und der ihnen verwandten kleinen blauen, bunt
emaillirten Krüge scheint auf eine einzige und zwar süddeutsche Werkstatt
hinzuweisen, während die Kurfürstenhumpen, die Hofkellereigläser und
die zahlreichen anderen weissen und grünlichen Gläser mit Emailschmuck
in verschiedenen Gegenden angefertigt sind.
Griechische Alterthümer.
Unsere Sammlung altgriechischer Kunstgegenstände steht zwar
noch in den Anfangsstadien, schreitet aber doch langsam von Jahr zu Jahr
fort. Wir können auch diesmal einige bemerkens-
werthe Ankäufe verzeichnen, die der keramischen
Abtheilung und der Schmucksammlung zu gute
gekommen sind. Zu den vorhandenen rothfigurigen
Vasen ist ein grosser „Stamnos“ hinzugekommen,
ein urnenartiges Vorrathsgefäss mit weiter Mündung
und zwei Horizontalhenkeln. Die Malerei zeigt
fisürliche Scenen und Palmettenranken, die sich
über und unter den Henkeln ausbreiten. In der
Hauptscene kommen zwei Musikantinnen geschritten,
die von zwei anderen Frauen empfangen und mit
Wein bewirthet werden. Es sind edel gebildete
Gestalten, die mit vornehmer Ruhe auftreten; sie
bekunden die Weise der attischen Vasenmalerei;
die für die Mitte des 5. Jahrhunderts bezeichnend
ist. Beispiele der polychromen Malerei auf weissem
Grunde bieten zwei Lekythen, hohe flaschen-
ähnliche, einhenkelige Vasen jener Art, die mit
Salben gefüllt, den Todten mit in’s Grab oder als
Gaben der Liebe auf ihre Grabstätte gesetzt wurden.
Die auf diesen Vasen dargestellten Motive sind
denn auch meist mit sinnvollem Bezug auf Tod,
Bestattung und Totenopfer gewählt. Auch auf der
hier abgebildeten Lekythos findet man eine Friedhofs-
n . . Griechische Lekythos mit
Scene gemalt. Auf mehrstufiger Basis erhebt sich mehrtarbiger Walereit aut
2 : 2 55 wei Grunde,
die Grabstele; rechts und links stehen im Gespräch De gr
RER Museum für Kunst und Gewerbe.
die Angehörigen des im Grabe Ruhenden, die gekommen sind, seinen Denk-
stein mit Binden und Kränzen zu schmücken. — Ein reizendes Werk der
plastischen Keramik haben wir in einer tanagräischen Terracottafigur gewonnen,
die eine stehende matronale Frau darstellt; sie zieht den um den Kopf
gelegten Mantel mit der Rechten vom Gesicht hinweg und hält auf der
linken Hand eine Taube, — man schwankt, ob der Künstler eine schöne
Frau oder die Göttin der Schönheit hat darstellen wollen. In ihrem
ursprünglichen Zustande war die Figur bemalt; die Farben waren auf einen
weissen Kreidegrund aufgetragen; es ist noch zu erkennen, dass die nackten
Teile fleischfarben, die Augen blau, das Untergewand blau und der Mantel
hellroth waren.
Von den Stücken der bisher vorhandenen Sammlung griechischen
Goldschmucks sind die meisten augenscheinlich als Totenschmuck gearbeitet.
Ein im Leben getragenes kostbares Geschmeide besitzen wir aber nunmehr
in einer goldenen Halskette. Sie besteht aus neunzehn Hängegliedern in
Form von halbkugeligen, mit Goldkörnern besetzten Perlen, an denen
schlanke, ebenso verzierte Bommeln hängen, eine überaus sorgfältige und
geschmackvolle Arbeit eines griechischen Goldschmieds des 4. oder 3. Jahr-
hunderts v. Chr.
Vorgeschichtliche Alterthümer.
Die Entwiekelung der Kunstgewerbe-Museen als eines der jüngsten,
nur von den noch jüngeren Volkstrachten-Museen überholten Glieder in
der Reihe der öffentlichen Sammlungen hat dahin geführt, dass im Allge-
meinen ebenso wie die Denkmäler des klassischen Alterthums auch die
Denkmäler der vorgeschichtlichen Zeit von ihnen ausgeschlossen blieben,
weil schon ältere, diesen Altsachen gewidmete Sammlungen bestanden.
Ein innerer Grund für diese Sonderung lässt sich nicht festhalten, daher
hat das Hamburgische Museum von Anbeginn an gelegentlich auch vor-
geschichtliche Alterthümer erworben, wenn sie durch ihre Technik oder
ihren Stil den Aufgaben der Anstalt, wie solche in dem bei ihrer
Begründung aufgestellten Programm dargelegt waren, entsprachen. In
diesem Sinne ist schon vor Jahren der Hohenwestedter Depötfund mit den
drei bronzenen Hängegefässen, die noch die schwarzen Kittausfüllungen
der vertieften Verzierungen bewahrt haben, so sind früher schon zwei in,
Mecklenburg gefundene bronzene Armspangen mit mächtigen Spiralen
zu Schmuck und Schutz, so ist im Laufe der Zeit eine Anzahl Gewand-
nadeln, welche die Typen dieses wichtigsten Schmuckstückes bei ver-
schiedenen Völkern von der vorgeschichtlichen bis zur römischen Zeit
veranschaulichen, so sind endlich die goldenen Armringe des Erpeler
Depöt-Fundes eingereiht worden, über den wir im vorigen Jahr zu
berichten hatten.
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Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1896. RR XU
Vorgeschichtliches Bronzemesser.
\, nat. Gr,
Im vertlossenen Jahr sind einige wichtige
Stücke hinzugekommen, die wie die vor-
erwähnten in hohem Grade geeignet sind,
von dem Geschmack jener Völkerschaften
eine Vorstellung zu vermitteln, denen wir
die Kultur der Bronze-Zeit im nördlichen
Europa verdanken. Die Bedeutung von der-
gleichen Altsachen für die Entwickelungs-
geschichte unseres Volkes wird mehr und
mehr hervortreten, je sicherer durch weitere
Forschungen die Kluft ausgefüllt wird, die
sie noch von der Kultur des historischen
Mittelalters trennt.
Unter den neuen Erwerbungen her-
vorzuheben ist das hier abgebildete
Bronzemesser, das gleich ausgezeichnet
ist durch seme ungewöhnliche Grösse, den
gefälligen Schwung der Klinge, die feinen
Gravirungen des Rückens und die noch
erhaltenen Reste der mit Bronzenieten auf
dem durchbrochenen Griff befestigten
Schalen aus Hirschhorn. Gefunden ist es
bei Balkow im Rebz. Frankfurt a. d. Oder
in einer Begräbnissstätte, die mit Steinen
umsetzte Aschenurnen enthielt. Die Urne,
unter der das Messer lag, ist beim Auf-
finden zertrümmert worden; emige thönerne
Beigefässe von guten Formen haben sich
erhalten und sind als typische Stücke
unserer keramischen Sammlung einverleibt
worden.
Nicht minder wichtig ist ein 161 Gramm
schwerer goldener Armring, der beim
Pflügen unweit des Dorfes Klein-Bunstorf
bei Bewensen in Hannover zu Tage ge-
fördert ist. Er hat die öfter vorkommende
Gestalt von nierenförmigem Contour mit
hohlen, sich mit der Hohlfläche fast be-
rührenden Halbkugeln an den Enden. Die
Kanten des Ringes sind verziert durch
Einschlagen kleiner Dreieckspunzen in zwei
Reihen zwischen gravirten Rillen; vor den
TEKRKUN Museum für Kunst und Gewerbe,
Halbkugeln ahmen Ringverzierungen eine Drahtumwickelung nach; Schlangen-
linien zieren die Halbkugeln. Alle diese Ornamente erscheinen an der
inneren wie der äusseren Fläche durch Tragen des Armbandes abgenutzt,
während sie an den Seitenflächen scharf erhalten sind.
Einer jüngeren, schon nahezu geschichtlichen Zeit entstammen zwei,
aus der aus ’m Weerth’schen Sammlung in Kessenich bei Bonn erstandene,
in fränkischen Gräbern jener Gegend gefundene Schmuckstücke: eine
Fibula aus Bronze in Gestalt eines liegenden S, dessen Enden in Vogel-
köpfe mit Almadin-Augen auslaufen und dessen Fläche geometrisches
Örnament in Dreiecksformen kerbschnittartig eingeschnitten zeigt, und die
Deckplatte einer bronzenen Fibula mit eingeschnittenem Kreuz, dessen
gleichlange Arme fischschwanzähnlich verbreitert sind.
Mittelalterliche Alterthümer.
Zur Erwerbung von Arbeiten aus der Zeit des romanischen und des
gothischen Stiles boten sich im verflossenen Jahr leider nur wenige Gelegen-
heiten. Angekauft wurde eine mit mehrfarbigem Grubenschmelz geschmückte,
vergoldete Kupferplatte, die einst als Heiligenschein hinter dem Haupte
einer der Bischofs- oder Märtyrer-Figuren am Reliquienschrem des heiligen
Anno zu Siegburg angebracht war. Am 29. April 1183 sind die Gebeine des
Heiligen, Gründers der Abtei Sieeburg, in diesem Schrein niedergelegt
worden, der eines der schönsten Werke rhemischer Goldschmiedekunst des
romanischen Stiles war, aber nach vielfachen Beraubungen nur als Ruine
uns überliefert ist.
öinem ungenannten Freunde des Museums, demselben, der uns die an
anderer Stelle erwähnten Ohmacht’schen Sculpturen geschenkt hat, ver-
danken wir ein plastisches Werk vom Ausgange des gothischen Stiles, ein
Thonrelief, das, wenn auch nicht bezeichnet, so doch wegen seiner augen-
fälligen Verwandtschaft mit namentlich. bezeichneten Thonreliefs des
Judocus Vredis als ein Werk dieses m der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts im Kartäuserkloster zu Wedderen bei Dülmen in
Westfalen thätigen mönchischen Künstlers anzusprechen und als solches
auch von Dr. Albert Wormstall in seinem diesen Künstler und die Kunst-
thätigkeit im Wedderen Kloster behandelnden Werke (Münster i. W., Verlag
von H. Schöningh) beschrieben und abgebildet worden ist. Herr Dr. Wormstall,
unser Hülfsarbeiter im verflossenen Jahre, erinnert in diesem Buche
daran, dass die im Jahre 1879 zu Münster in Westfalen veranstaltete
Ausstellung westfälischer Alterthümer zwei so gut wie verschollene west-
fälische Künstler wieder zu Ehren gebracht habe, den Goldschmied
Antonius Eisenhoit und den Thonbildner Judocus Vredis. Damals waren
drei Thonreliefs dieses Künstlers ausgestellt; weitere wurden allmählich
entdeckt, und den Forschungen Dr. Wormstalls ist die Auffindung etlicher,
Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1806. SON
bis dahin unbekannter Arbeiten des Judocus und die Bekanntgabe wichtiger
urkundlicher Nachweise über sein Leben und Wirken zu danken. Danach
stammt Judocus Pelsers genannt Judocus Vredis, zu Deutsch Jost van
Vreden aus der Stadt Vreden im Regierungsbezirk Münster i. W.
Geboren zwischen 1470 und 1480, leste er um das Jahr 1500
im Kloster zu Wedderen, dem eimzigen Kloster der Kartäuser-Regel in
Westfalen, die Ordensgelübde ab, wurde Prokurator, Vikarius, schliesslich
im Jahre 1531 Prior, welches Amt er bis zu seinem Tode im Jahre 1540
versah. Die Hauptthätiekeit der Kartäusermönche ausserhalb der dem
Gebet und der Ascese gewidmeten Stunden bestand in der Zubereitung
von Pergament, dem Abschreiben, Illummiren und Einbinden von Büchern.
Nicht ausgeschlossen war aber die Uebung anderer Künste, die um so
mehr in den Vordergrund treten mussten, je mehr das Bücherschreiben
durch die Ausbreitung der Druckerkunst verdrängt wurde. Die Anfertigung
von Andachtsbildern aus Thon, Gips oder Wachs wird geradezu als
Kartäuser Brauch erwähnt. Dass auch in Wedderen solcher Brauch
geübt wurde, ist urkundlich nicht nachgewiesen; die überlieferten Werke
zeugen aber dafür. Von solchen, mit dem in den noch weichen Thon
gestempelten Namen des Judocus Vredis versehenen Werken weist Wormstall
vier Reliefs nach, die Gruppen darstellen: Maria mit dem Jesuskinde,
Anna selbdritt, die Dreifaltigkeit; weiter sieben Reliefs mit Einzelfiguren,
sämmtlich weiblichen Heiligen. Von unbezeichneten Werken gleicher Art
sechs Reliefs, darunter das inzwischen von dem Hamburgischen Museum
erworbene. Es stellt Maria dar, die unter einem flachen Baldachin auf
einer Console steht und auf dem rechten Arm das Jesukind trägt, dem
sie mit der Linken einen Apfel reicht. Die Figur ist in anmuthiger
Haltung vorzüglich ausgeführt und gleicht im Faltenwurf der Gewänder
schlagend der hl. Margarethe auf einem der bezeichneten Reliefs. Vor
nicht langer Zeit befand sich unser Relief noch als Heiligenbild, dick mit
Theer überstrichen, an einer Barke im adriatischen Meer bei Ancona.
Wie bei den anderen Reliefs des Judocus ist die Hohlform zu dem
unserigen über einem Thonmodell genommen. Der Thon unterscheidet
sich durch eine etwas röthliche Färbung von der Masse der anderen
Reliefs. Spuren der ursprünglichen Bemalung, in der wir uns alle diese
Reliefs zu denken haben, sind nicht mehr vorhanden.
Alterthümer des 16. und 17. Jahrhunderts.
Was unseren Sammlungen im verflossenen Jahr von Erzeugnissen der
Renaissance des 16. — 17. Jahrhunderts hinzugekommen, gehört haupt-
sächlich den Abtheilungen der Möbel- und Holzschnitzarbeiten, sowie
der Glas- und Kristallgefässe an, deren schon in besonderen Abschnitten
gedacht ist.
[x
TIXKKUV Museum für Kunst und Gewerbe.
Alterthümer des 18. Jahrhunderts.
Das 18. Jahrhundert ist unter den Erwerbungen des Vorjahres, abgesehen
von den schon an anderer Stelle besprochenen Fayencen und Porzellanen,
vorwiegend durch Metallarbeiten vertreten.
Wandleuchter aus vergoldeter Bronze, Französische Arbeit der Mitte des 18, Jahrhundeıts.
Ist der Rococo-Stil seinem eigensten Wesen nach ein aus der plastischen
Kunst geborener Stil, so sind auch seine reizvollsten Werke auf diesem
Al . ry. . . . . .. =
Gebiet zu suchen. Nirgend erscheinen die ihm eigenen Vorzüge lebendiger
Ankäufe und Schenkungen 1. J. 1896. EXXXV
verwirklicht als in den metallenen Geräthen und Gefässen und im dem
Metallbeschlag der Möbel. Die schwungvolle Ausgestaltung des Rococo-
ÖOrnaments vereinigt sich in den Goldbronzen mit emer Vollendung der
technischen Durchführung, welche die besten, unter den französischen Arbeiten
zu suchenden Erzeugnisse dieses Stiles zu grossen Kostbarkeiten des
Antiquitätenhandels erhebt. Diese zu erwerben fällt den Museen um so
schwerer, als es sich meistens um Gegenstände handelt, die nicht nur für
den Sammler Werth haben, sondern auch in der Ausstattung eines reichen
Hauses ihren Platz behaupten. Das Museum hat daher bis jetzt nur wenige
Bronzen dieser Art erwerben können.
Um so wichtiger ist die Schenkung eines Paares solcher Wandleuchter
durch Herrn Generalconsul Zduard Behrens. Unverkennbar französische
Arbeiten der besten Zeit des Stiles Louis XV., sind diese Leuchter, wie
die Abbildung zeigt, frei von jenen Wucherungen des Muschelwerkes, die
das deutsche Rococo so oft ungeniessbar machen und auch dem französischen
nicht fremd sind. Die Arme sind von vegetabiler Bildung, ohne dass
Anklänge an bestimmte Pflanzen hervortreten; mit weich geschlängeltem,
doch elastischem Schwung heben sie die Kelche empor, denen die Düllen
für die Kerzen entwachsen. Technisch meisterhaft durchgeführt ist der
Wechsel der polirten Kehlungen mit den durch Punzung und Ciselirung
mattirten Theilen. Metallische Schärfe im Eimzelnen verbindet sich mit
weicher Formengebung im Ganzen.
Die Sammlung der wissenschaftlichen Instrumente, deren
Begründung wir der Frau @. L. Gaiser Wwe. verdanken, ist i. J. 1896 um
ein werthvolles Instrument, wieder ein Geschenk dieser Dame, bereichert
worden. Es ist, wie die eingravirte Inschrift „Solare Horologium aequi-
noctiale. Ad quamlib. elev. nem poli. Melch. Weltin fecit. Viennae 1744“
besagt, eine für jede beliebige geographische Breite einstellbare äquatoreale
Sonnenuhr und ein Werk des Wieners Melchior Weltin. Auf profiliertem
Sockel sind zwei Träger befestigt, an denen in Scharnieren beweglich eine
quadratische Platte angebracht ist, die das silberne, fein gravirte Ziffer-
blatt trägt. Dazu gehört ein Diopter- Aufsatz, der zur bequemen Ver-
packung abnehmbar ist, und eine Bussole in einer Schublade des Sockels.
Auch das ursprüngliche Ledergehäuse ist erhalten. Wie die meisten wissen-
schaftlichen Instrumente aus alter Zeit, ist auch dieses durch Gravirungen
reich verziert. Die Ornamente stehen, obwohl das Rococo deutlich hervor-
tritt, noch unter dem: Einfluss des diesem voraufgehenden Laub- und
Bandelwerkstiles, dessen symmetrische Bandverschlingungen noch nicht von
der Unsymmetrie des Muschelwerkes verdrängt sind.
Die im Jahre 1594 begründete und in unserem Führer S. 200 ff.
beschriebene Sammlung jüdischer Kultgeräthe ist im Jahre 1896
durch zwei werthvolle Geschenke vermehrt worden, Herrn Moritz
LXRXVI Museum für Kunst und Gewerbe.
Warburg verdanken wir eine jener zinnernen Seder-Schüsseln, die an den
ersten beiden Abenden des Passahfestes zur Aufnahme von Kuchen,
Kräutern u. a. gebraucht werden. Die im Jahre 1776 gefertigte Arbeit
ist, wie die Abbildung zeigt, ausgezeichnet durch reiches fein gravirtes
ÖOrnament und Borden mit beziehungsvollen hebräischen Inschriften. Von
Gravirte Zinnschüssel zum Gebrauch als Sederschüssel beim jüdischen Passahfeste.
Deutsche Arbeit v. 1776. 4, nat. Gr.
den letzteren besagt die in der Mitte der Schüssel angebrachte: „Je mehr
einer erzählt von dem Auszuge aus Aegypten, desto lobens-
werther (ist er).“ Die Inschrift am Rande bezieht sich auf die Ceremonien
am Sederabend; sie lautet: Kadesch (Einschenken des Bechers), Urchaz
(Händewaschen des Hausherrn), Karpasz (Genuss der Petersilie), Jachaz
s
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896, LUXXXVO
(Zertheilen der mittelsten Mazoh, ungesäuerten Brotes), Magid (Erzählung
vom Auszuge aus Aegypten), Rochzoh (Händewaschen der Theilnehmer),
Hallel (Absingen des Lobliedes), Mazi Mazoh (Gebet über den ungesäuerten
Broten), Morahr (Genuss des Meerrettichs), Kaurech (Zusammenthun von
Mazoh und Morahr), Schulchan Aurech (Abendbrot), Zofan (Genuss der
aufbewahrten Mazoh), Borech (Gebet nach dem Abendbrot), Nirzoh (Schluss).
Das zweite Stück, eine Gabe des Herm Gustav Plaut, ist eine aus
Silberfiligran gearbeitete Bessomin-Lade, das ist eine Riechbüchse, die
beim Segensspruch am Ausgange des Sabbats gebraucht wird. Auf einem
Fuss erhebt sich ein sechseckiger, dreigeschossiger Turm, der im Innern
mit kleinen vergoldeten Glocken und oben mit einem Zwiebeldach versehen
ist. Auf einer Balustrade, die das Untergeschoss umgiebt, stehen kleme
vergoldete Musikantenfiguren, am zweiten Geschoss sind vergoldete Fähnchen
angebracht. Die Bekrönung besteht aus eimer Filigrankugel, die eine
vergoldete Wetterfahne in Form eines Hirsches trägt und auf deren
oberstem Knopf eine kleine wappenhaltende Figur steht. Eine hebräische
Inschrift auf dem Wappenschild bedeutet: „Und es sollin diesem Hause
gehört werden die Stimme der Wonne und der Freude“.
An der Wetterfahne bemerkt man das Münzzeichen der Stadt Prag (ein B)
und daneben den österreichischen Freistempel (Repunze) v. J. 1809, woraus sich
ergiebt, dass dieses Werthstück zu jener Zeit von der Einlieferung an den
Fiscus befreit worden ist, weil seine Besitzer durch Leistung der gesetzlichen
Abgabe das geschätzte Cultgeräth vor der Einschmelzung bewahrten.
Endlich sind noch zwei kleime plastische Werke hervorzuheben, Alabaster-
seulpturen von Landolin Ohmacht, der, ein Württemberger von Geburt
und Schüler des Bildhauers Melchior in Frankenthal, um die Mitte der
neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Hamburg arbeitete. Als einer
der letzten Vertreter der Kleinseulptur in Stem hat er hier eine grosse Anzahl
von Bildnissen hamburgischer Damen und angesehener Männer geschaffen.
Wen unsere beiden, aus altem hamburgischem Privatbesitz stammenden
Bildnisse vorstellen, wissen wir nicht. Für das fast vollrund in einem
konkaven Oval ausgeführte Brustbild eines älteren bartlosen Mannes im
drei Viertel Profil, mit leicht gelocktem, unfrisiertem Haar, offener Hemd-
krause und faltigem, über die Weste geworfenem Mantel, hat sich kein
Anhalt ergeben. Für das in flachem Relief ausgeführte Profilbildniss eines
Mannes mittleren Alters mit Zopffrisur, im Ueberrock mit hohem Kragen,
wird vermuthet, dass der 1751 geborene, 1789 zum Senator erwählte, 1817
gestorbene Dr. Joh. Schulte dargestellt sei. Schon länger besitzt das Museum
ein Biseuit-Medaillon der Meissener Porzellan-Manufactur, das offenbar nach
diesem Original Ohmachts geformt ist. Wir verdanken diese wichtigen
Sculpturen einem ungenannten Gönner, Herm L., der sich vorzugsweise
für die .Förderung unserer Sammlung von Kleinsculpturen interessirt.
LXXXVIUI Museum für Kunst und Gewerbe.
Europäisches aus unserer Zeit.
Obenan unter den Ankäufen von Arbeiten unserer Zeit steht ein
plastisches Werk jenes Jean Carries, der nach meteorgleichem Auf-
leuchten in der französischen Kunst durch einen frühen Tod i. J. 1894
hingerafft worden ist. Von seinem Leben und seinen Werken hat ein von
Arsene Alexandre unter dem Titel „Jean Carries — imagier et potier —
etude d’une oeuvre et d’une vie“ bald nach des Künstlers Ableben
herausgegebenes Werk Kunde gegeben. Die Museen Frankreichs enthalten
nur wenige seiner Arbeiten; eine grosse Zahl plastischer Werke und
Gefässe aus emaillirtem Steinzeug befindet sich im Besitz seines Freundes
Georges Hoentschel, der dem Künstler und Freunde das schönste Denkmal
zu errichten beabsichtigt, indem er seine vornehmsten Werke in einem der
Pariser Museen vereinigen will. Herrn Hoentschel, dem bekannt war,
dass das Hamburgische Museum schon ein Werk von Carries, sein Eigen-
bildniss, zu des Künstlers Lebzeiten von diesem selbst erworben hatte,
verdanken wir das zweite, nach seinem Tode erworbene Werk, den
schlafenden Säugling, von dem sich zwei Ausformungen in der Sammlung
Hoentschels befanden; dazu noch einige Gefässe mit matten, sammet-
weichen Schmelzglasuren, in gebrochenen grauen und braunen Tönen, bei
dem Hauptstück belebt durch weissen, von Goldadern durchzogenem
Schmelzüberguss.
Was Carries wollte und konnte, war bis zu wenigen Jahren vor
seinem Tode nur einem engen Kreise Eingeweihter offenbar geworden.
Als Sohn eines kleinen Schusters in Lyon am 15. Februar 1855 geboren
und früh verwaist, wurde er durch die Fürsorge einer barmherzigen Schwester
einem Waisenhaus übergeben, aus dem er in seinem 13. Jahre bei einem
Bildhauer und Verfertiger von Andachtsbildern in die Lehre trat. Dem
unabhängigen Schaffensdrang des Knaben sagte diese geistlose Arbeit nicht
zu; er hielt jedoch drei bis vier Jahre aus, um dann, unterstützt durch
die barmherzige Schwester, in einem armseligen Stadtviertel eine ärmliche
Stube zu beziehen, in der er frei war, zu träumen und der Ausführung
von Bildnissen sich hinzugeben, die bei ihm durch seine Fürsprecherin
bestellt wurden. Mit wenigen Franken in der Tasche wanderte er neun-
zehn Jahre alt nach Paris, ward als Schüler in ein Bildhauer-Atelier der
Kunstschule aufgenommen — bestand aber nicht im den eigentlichen Auf-
nahmeprüfungen. Unter den grössten Entbehrungen arbeitete er nun in
einem Atelier zu 14 frs. monatlicher Miethe ganz allen an seiner Aus-
bildung. Bettler und Ausgestossene, wie sie in der Nähe seiner Behausung
sich umhertrieben und um ein Geringes zu haben waren, dienten ihm als
Modelle zu Studien, aus denen später seine Büsten der Enterbten und
Trostlosen erwuchsen,
®
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LAXXIX
Diesem Leben wurde er entrissen, als seine Beschützerin ihn an das
Todtenbett seiner Schwester rief, damit er deren Züge im Bilde festhalte.
Mit diesem ergreifenden Werke trat Carries in einer Ausstellung der Lyoner
Kunstfreunde zuerst an die Oeffentlichkeit. Eben konnte er noch den
Auftrag der Büste des in Rom ermordeten Malers Allard ausführen, dann
musste er i. J. 1876 semer Heerespflicht genügen. Nach zweijährigem
Dienst auf die Fürsprache seiner Gönner beurlaubt, nahm er seine Studien
in Paris wieder auf.
Da es ihm an Mitteln fehlte, seine Modelle in Marmor oder Erz aus-
zuführen, suchte er seine Gipsbüsten farbig zu bemalen und beschritt damit
„Schlafender Säugling“ von Jean ‚Carries, M
aus matt emaillirtem hartem Thon. Das Original in Lebensgvösse.
einen Weg, auf dem er später zu den wundervollen Patinen seiner Bronzen
und endlich gegen Ende seines Lebens zu den matten Schmelzglasuren auf
hart gebranntem Thon gelangte. Nur ausnahmsweise erhob er sich zu
grösseren Werken; seine Büsten und Masken wusste er aber ın einer Weise
zu beleben, die ihm einen Ehrenplatz unter seinen Zeitgenossen sichert.
Eindrücke seiner Jugend durchzittern sie, mag er jene Ausgestossenen der
Gesellschaft zu Typen ausgestalten oder die wehmuthvollen Erinnerungen
an seine Schwester in anmuthigen, doch ernst beseelten Mädchenbildern
wiedererwecken. Büsten von Zeitgenossen, die er nach dem Leben entwarf,
>UE Museum für Kunst und Gewerbe.
aber stets aus der Erinnerung zu Kunstwerken durchbildete, geträumte
Bildnisse benannter und unbenannter Persönlichkeiten, denen seine Phantasie
seelenvolles Leben lieh; Kinderbildnisse und ideale Kinderfiguren, u. a.
das hier und auch 8.81 im Buche Alexandres abgebildete „Bebe endormi“ ;
erotteske Masken, in denen Erinnerungen bald an Fratzengebilde aus
eothischen Kirchen der Stätten, wo er seine Jugend verlebte, bald an jene
ausdrucksvollen Masken des alten japanischen Theaters, die er in Pariser
Sammlungen sah, in neuer Belebung auftauchen, vervollständigen sein
Werk. Wenn er auch dann und wann in den Ausstellungen der Pariser
Salons erschien, blieb er im Ganzen ziemlich unbemerkt. Erst das
Jahr 1892 brachte ihm durchschlagenden Erfolg im Champ de Mars, dem
Neuling sofort die Ehrenlegion und die Bewunderung der Bildhauer und
Kunsttöpfer, denn ausser mit eimigen seiner schönsten, von Bingen schon
früher gegossenen Bronzen trat er als ein keramischer Künstler auf, wie
ihn Frankreich damals nicht besass.
Nur vier Jahre vor: diesem Triumph hatte Carries mit der Feuer-
arbeit begonnen. Sein Biograph nennt diesen Abschnitt seines Schaffens
„un long et admirable suieide“. Mit fieberhaftem Eifer widmete der
Künstler sich den Versuchen in einer ihm bis dahin fremden Tecknik.
Angerest durch japanische Töpferarbeiten, die er 1878 in der Welt-
ausstellung gesehen und später in einigen Sammlungen, S. Bing’s vor
Anderen, wiedergefunden hatte, fand er keine Ruhe, bis ihm gelungen war,
ähnliche Glasuren auf hartgebranntem Scherben hervorzurufen. Ohne chemische
Analysen, nur durch unermüdliche Versuche und geleitet von seinem
künstlerischen Instinet erreichte er das Ziel.
Soweit gelangt, strebte er, an einem monumentalen Werk zu zeigen,
wozu seine Kunst im Bunde mit der neuen Technik berufen sei. Ein
Auftrag der Prinzessin von Scey-Montbeliard, geborenen Winaretta Singer
sollte ihm dazu Gelegenheit geben. Es handelte sich um ein Schlossthor,
zu dem sein Freund Grasset, der bekannte Plakatkünstler und Illustrator,
einen phantastischen Entwurf gezeichnet hatte. Aus dem erhaltenen Modell
und einzemen ausgeführten Stücken können wir uns em Bild machen von
diesem Gewimmel von Köpfen, in denen Erinnerungen gothischer Miseri-
cordien und japanischer No-Tanzmasken als Füllungen mittelalterlicher
Bauformen uns anlachen, grinsen, glotzen und fauchen, während über allem
Ungeheuerlichen unter dem Baldachin inmitten des Kielbogens ein graciöses
Ritterfräulein uns empfängt. Carries sollte dies Werk nicht vollenden; im
Kampf mit den technischen Schwierigkeiten wurde er von dem Brustleiden
gepackt, das schon seine Eltern und Schwester hingerafft hatte.
Ein Jahr vorher war der Direktor des Hamburgischen Museums mit
dem Künstler in dem gastlichen Hause des Japan-Sammlers Herrn Bing
in Paris zusammengetrofien. Eine wiederholte Begegnung im Hause des
Ankäufe und Schenkungen i. J, 1896, Xel
Herrn Hoentschel, dessen
Mitbewohner Carries war,
führte zur Erwerbung der ım
Jahresbericht für 1893 schon
erwähnten Gegenstände. Die
Uebersendung derselben be-
gleitete der Künstler mit
einem Schreiben, das wir
hier nachträglich abdrucken,
weil es für seine Art, nicht
nur Formen und Farben der
Dinge zu sehen, sondern diese
gleichsam mit den Augen zu
betasten, bezeichnend ist.
Auch hierin war er, vielleicht
ohne es zu ahnen, ein Geistes-
verwandter der Japaner, bei
denen der Tastsinn anders
als bei uns Kunstgenüsse ver-
mitteln hilft. Carries gab in
der ihm eigenen lapidaren
Schrift damals folgende Er-
läuterungen zu den Gegen-
ständen:
Maske von Jean Carriös — Eigenbildniss des Künstlers _
„vu en d&cor‘ aus matt emaillirtem hartem Thon.
Original in Lebensgrösse.
„ -. Un masque de
gres emaille representant le
portrait de l’auteur ‚Jean Carries‘ vu en decor; ce masque est unique et
precieux, precieux en ceci quil est la piece la plus ancienne de mes
emaux mats.“ „... Un bol ayant l’aspect d’une petite marmite sans
anses, ayant aussi l’aspeet d’un bois sombre et caressant au toucher:*
3. » » Une gourde de ton verdätre, d’aspect pulpeux aux contours fruites.“
Er schloss seinen Brief mit den Worten:
„Je veux vous dire en terminant — monsieur le Directeur — combien
je suis heureux que grace ä vous ces objets aillent echouer dans un des
musees de la patrie d’Holbein et de l’inoubliable Albert Durer.
Jean Carries
Potier et statuaire.“
Eine Einladung, ihn inmitten seiner Bauern in der Werkstatt zu
Montriveau im Departement de la Nievre, wo er sich der Rohstoffe wegen
angesiedelt hatte, zu besuchen, schloss sich an. Ehe ihr Folge gegeben
werden konnte, war Carries tödtlich erkrankt; er liess sich nach Paris zu
seinem Freunde Hoentschel bringen; bei ihm starb er am 1. Juli 1894.
XCH Museum für Kunst und Gewerbe.
Carries ist der bedeutendste Künstler gewesen auf dem Arbeitsfelde,
dem er seine letzten Lebensjahre widmete. Er war aber nicht der erste und
ist nicht der letzte geblieben unter den französischen Keramikern, die der
von den Japanern empfangenen Anregung gefolet sind. Schon früher hat
unser Museum Arbeiten dieser Richtung von Delaherche erworben.
Hinzugekommen ist im vergangenen Jahr eine Urne von Dalpeyrat, deren
matte, abfliessendeGlasur in blaugrünem, olivgrün geädertem Grunde dunkel-
rothe Streifen zeigt; wie bei den meisten Werken Dalpeyrat’s ist aber der
feine matte Glanz nicht unmittelbar durch die Wirkung des Feuers, sondern
erst durch nachträgliches Schmirgem erreicht worden. Sehr fein in der
Wirkung ist ein zweites Stück desselben Meisters, ein Geschenk des Herrn
Bernh. Herschsprung in Kopenhagen. Es ist ein kugeliges Fläschchen, über
dessen in zweierlei Grün gescheckte, mit blutrothen Tropfen besprengte glatte
Unterglasur ein dicker Mantel graubrauner, lederartig genarbter Ueberglasur
bis zur Schulter herabfliesst. — Von A. Bigot, ein Gefäss von gedrückter
Kürbisform, dessen grünlichgraue, durch das Auskristallisiren gewisser Bestand-
theile eigenartig gemusterte und genarbte Glasur von Bächen hellblauen
glasigen Schmelzes durchflossen ist. — Von Clement Massier, der durch
den Purpurlüster seiner als „Poterie du Golfe Juan“ in den Handel
gebrachten Gefässe schon seit Jahren bekannt ist, ein Kümmchen, aus dessen
blaugrau gewölkter Glasur Weinblätter und Trauben in rothem und violettem
Lüster hervorleuchten. — Keiner dieser Keramiker tritt als Nachahmer eines
Anderen auf. Unschwer lassen sich die Arbeiten jedes Einzelnen von ihnen
auf ihren Urheber ansprechen, gewiss en Beweis für die Fruchtbarkeit dieses
den Ueberlieferungen der Töpferkunst Europas fremd gebliebenen Gebietes.
Diesen Franzosen schliessen sich zwei dänische Keramiker an. Berufs-
mässig. seit Jahren auf diesem Gebiete beschäftigt hat sich der in dem
Städtchen Nestved auf Seeland ansässige Hermann A. Kähler. In
den Glasuren seiner Gefässe und Thierfiguren herrschen rothe und graue
Töne vor. Die Ueberglasuren spielen von hellem Rosenroth zu tiefem
Purpurroth oder lichtem Ziegelroth und wirken zum Theil noch als Lüster-
farben mit metallischem Glanz. Die grauen, gross gekrackten Glasuren
spielen vom Weiss des die Unterglasur bildenden Zinnschmelzes ins Dunkel-
graue und Braune. Angekauft hat das Museum eine hohe, eiförmige Vase
mit Doppelhenkeln in Gestalt markig stilisirter Geierköpfe, und eine niedrige
weitmündige Vase, aus deren Nacken vier Schwanenhälse hervorwachsen,
die mit den Schnäbeln ihre in Buckeln des Gefässes vorspringenden Brüste
berühren. Mit Versuchen auf dem von Carries eingeschlagenen Wege ist der
dänische, jetzt in Paris lebende Bildhauer N. Hansen-Jacobsen hervor-
getreten. Als Geschenk dieses Künstlers besitzen wir eines seiner ersten
Versuchsstücke, ein kürbisförmiges Gefäss mit mattglänzender, graubrauner,
‚auhgestreifter Glasur,
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. XCHI
Einige hervorragende Erzeugnisse der Porzellankunst unserer Zeit sind
zu verzeichnen als Geschenke der Leiter der Fabriken, aus denen sie
hervorgegangen sind.
Herrn Harald Bing in Kopenhagen verdanken wir zwei Schmuckvasen,
beredte Zeugnisse für den hohen künstlerischen Standpunkt, zu dem
Bing & Grondahl’s Porzelain-Fabrik sich im Wettbewerb mit
der unter Philipp Schou’s Direktion und Arnold Krogh’s künstlerischer
Leitung so ruhmreich emporgediehenen Königlichen Porzellan-Manufactur
zu Kopenhagen aufgeschwungen hat. Wie diese, hat auch die Bing &
Grondahl’sche Manufactur nicht gleich beim Beginn ihrer Thätigkeit die
neue Bahn einschlagen können, auf der sie jetzt als eine der wenigen
europäischen Manufacturen dasteht, die in Fühlung mit der fortschrittlichen
Strömung in den Künsten wahrhaft Neues und Schönes zu schaffen sich
bestreben. Auch die Bing & Grondahl’sche Fabrik hat schon ihre Geschichte
und ist durch wechselnde Stilwandlungen hindurchgegangen. Als sie vor
44 Jahren ihre Arbeit begann, stand der Geschmack in der dänischen
Hauptstadt noch ganz im Zeichen des ein Jahrzehnt vorher gestorbenen
Thorwaldsen. Die Anregung zur Gründung der Manufactur gab ein hoch-
begabter und energischer Arbeiter der Staatsfabrik, Frederik Grondahl,
der i. J. 1853 zwei angesehene Kaufleute, die Gebrüder M. H. Bing
(geb. 1807, gest. 1884) und J. H. Bing (geb. 1811, gest. 1896), Inhaber
der Firma H. J. Bing & Sohn für seinen Plan zu gewinnen wusste, Schon
wenige Jahre nachdem Grondahl den Betrieb eingerichtet hatte, wurde er
dem Unternehmen durch den Tod entrissen. Seine kaufmännischen Theil-
haber führten es weiter unter der künstlerischen Leitung des Landschafts-
malers A. Juuel, eines Schülers des Professors G. F. Hetsch. Dieser
hatte vom Anfang der dreissiger bis zum Ende der fünfziger Jahre das
Kunstgewerbe in Dänemark beherrscht. Unter seinem Einfluss hatte der
Empire-Stil dort einen Spätherbst durchlebt zu einer Zeit, wo überall sonst
in Europa schon neue, aus dem Mittelalter und der Renaissance schöpfende
Strömungen auftraten. Thorwaldsen war die Losung, seine in dem
ihm allein gewidmeten Museum bewahrten Seulpturen, Statuen und Reliefs,
wurden in geschickt verkleinerten Nachbildungen aus Porzellan-Biscuit
vervielfältigt oder in gemmenartiger Darstellung auf Zier- und Gebrauchs-
gefässe gemalt.
Die Londoner Weltausstellung von 1862 eröffnete den Bing & Grondahl-
schen Arbeiten dieser Richtung den Weltmarkt. Als i. J. 1868 nach Juuel’s
Tod der Architekturmaler Heinrich Hansen als künstlerische Kraft
eintrat, wurde im Anschluss an die in anderen Ländern zur Herrschaft
drängende Renaissance eine neue Richtung eingeschlagen. In dieser errang
die Manufactur auf der Wiener Weltausstellung von 1873 neue Erfolge.
Im Jahre 1880 traten zwei Söhne des einen Inhabers, J. H. Bing’s, Ludwig
XcV Museum für Kunst und Gewerbe.
Bing (geb. 1847, gest. 1885) und Harald Bing (geb. 1848), nachdem
sie schon längere Zeit Mitarbeiter des Vaters gewesen waren, als Theilhaber
in die Firma ein. Diesen jungen Kräften folgte auch eine frische künstlerische
Kraft in Pietro Krohn, dem jetzigen Director des Dänischen Kunst-
industrie-Museums zu Kopenhagen. Ein begeisterter und feinfühliger
Bewunderer der Kunst Japans, die damals den Europäern allmählich sich
zu erschliessen begann, verliess Krohn die ausgetretenen Geleise, um auf
Grund des Naturstudiums nicht den Japanern nachzuahmen, sondern
selbständig Neues zu schaffen. In der Kopenhagener Industrie-Ausstellung
d. J. 1888 trat die Firma mit dem Reiher-Service nach Krohn’s Entwürfen
an die Oeffentlichkeit. Das Reiher-Motiv war hier sowohl in den plastischen
Formen der Gefässe und Tafelaufsätze wie in der Decoration mit Blau-
malerei folgerichtig mit Geschmack durchgeführt. Für die Pariser Welt-
ausstellung von 1859 schuf Krohn in gleichem Geiste eine Anzahl zierlicher
Gefässformen, zu denen Blumen, u. a. die Nareisse und die Seerose ihm
die Motive dargeboten hatten. Unter seinem Beirath hat sich die
Fabrik weiter entwickelt und in jüngster Zeit auch die Richtung ein-
geschlagen, auf der ihr die königliche Manufactur in der Behandlung
der Blau- und Scharffeuermalerei mit dem glänzendsten, sogar in Paris
bewunderten Erfolg vorausgegangen war. Unabhängig von einander
streben beide Fabriken, mit eigenen künstlerischen Kräften originale
künstlerische Entwürfe in technischer Vollendung auszuführen. Beiden
gemeinsam ist, nachdem die anfänglichen Schwankungen überwunden
sind, der glückliche Grundzug, dass ihre Maler von den Japanern viel
gelernt haben und doch ihrem ganzen Wesen nach dänische Künstler
geblieben sind. Nicht fremdländische Gewächse und Thiere oder exotische
Landschaften drängen sich uns auf; zu uns spricht die Natur des dänischen
Landes mit seinen buchenbeschatteten Strandhügeln, den birkenbestandenen
Mooren und Haiden, den stillen Waldseen, der gewaltigen Brandung an
den Nordmeerküsten und den sanfteren Fluthen der Ostseebuchten. Alles
das wird nicht veduten-artig kleinlich wiedergegeben, sondern in einem
kräftigen Decorationsstil, der das Wesen der Landschaft und der Natur-
erscheinungen und -die Stimmungen in ihnen packend ausdrückt. Die
Nordlands-Natur spricht zu uns mit den Reizen der Schneelandschaft, das
nordische Meer mit seinem Wogengebraus und Wolkengewoge. Dazu dann
die Thiere, die Land und Wasser dort beleben, von den Dammhirschen
der Buchenwälder und den Schafheerden der Haiden zu den weissen
Möven über den Wellen, den geisterhaft unter ihnen durch die Fluth
schwebenden Quallen. Und ebenso die Pflanzenwelt, wie das dänische
Land sie uns bietet, von den grossblüthigen Stauden des gepflegten
Blumen-Gartens zu den Schwertlilien und Seerosen der stehenden
Gewässer, den Alpenpflänzlein der Moore, den Tangen und Algen des
Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1806. XCV
Salzwassers. Auch hier hat
neue Kunst die Porzellan-
malerei befreit von jener zu
Unrecht vielbewunderten Art
des Flora danica-Services aus
der Blüthezeit der Kopen-
hagener Porzellan-Manu-
factur im 18. Jahrhundert.
Nicht mehr botanische Ab-
bildungen bietetunsder Maler,
ebensowenig schematisch sti-
lisirte, in ein mathematisches
Liniensystem gezwängte Zier-
formen. Er strebt vor Allem,
den natürlichen Wuchs der
Pflanzen, den Habitus, auf
denen ihr Charakter beruht,
zu decorativem Ausdruck zu
erheben und den Flächen
und Formen der zu schmück-
enden (refässe anzuschmiesen.
Die Darstellung der Menschen-
gestalt tritt noch zurück;
wenn sie erscheint, ist es öfter
in einer märchenhaften oder
symbolistischen Auffassung,
als der Wiedergabe des realen
Alltagslebens zu Lieb.
Auf dem Boden solcher
Kunstanschauungen wett-
eifern heute beide dänischen
Porzellan-Manufacturen um
den Vorrang und die Aner-
kennung auf dem Weltmarkt.
Unter den künstlerischen Vase von Porzellan; in blauem, abgetöntem
= 2 2 Grund Mohnstauden mit graugrünen Blättern
Mitarbeitern der ° Firma und weissen Blumen. Kopenhagen. Fabrik
von Bing & Grondahl. Höhe 36 cm,
Bing & Grondahl sind
vor Anderen F. A. Hallin und die Damen Fräulein Garde und Effie
Hegermann-Lindenerone zu nennen. Nach den Entwürfen der letzt-
genannten Dame von ihr selber bemalt sind die beiden Gefässe, von denen
das grössere hier abgebildet ist. Das kleinere, ein Deckelväschen in
Birnform, zeigt auf zart fleischfarbenem Grunde wachsende weisse Federnelken.
NevI Museum für Kunst und Gewerbe.
Als ein sehr erfreulicher Zuwachs ist weiter eine Anzahl erlesener
Erzeugnisse der Königlich Sächsischen Porzellan-Manufactur zu
Meissen zu verzeichnen, ein Geschenk der Admmistration dieser Anstalt
durch ihren Director, den Oberbergrath Herrn Brunnemann.
Hervorzuheben sind drei ausgezeichnete Beispiele der Pasten-Malerei
(päte sur päte). Auf der Wiener Weltausstellung von 1873 erregten die
von M. Solon für Minton’s in Stoke upon Trent ausgeführten Pinselreliefs
auf englischem Weichporzellan berechtigtes Aufsehen; ein schöner, von
Solon decorirter Teller wurde schon damals für das künftige Gewerbe-
museum Hamburgs erworben. Später haben sich andere Manufacturen
der neuen Kunsttechnik zugewandt und so auch Meissen, das vorher
ähnliche decorative Wirkungen durch eine an die Limousiner Schmelz-
malereien des 16. Jahrhunderts erimnernde Malerei in aufgesetztem Weiss
auf dunkelfarbig glasirtem Grund erzielt hatte. Inzwischen sind die in
Meissen beschäftigten Künstler zu vollkommener Beherrschung der Pasten-
Malerei auf Hartporzellan vorgeschritten. Vertreten ist diese Technik nunmehr
bei uns durch eine lilagrau glasirte Vase mit dem weissen Relief eines jungen
Mädchens, das dem Liebesgott seinen Köcher und Bogen entwendet hat; durch
ein gelbglasirtes Döschen, auf dessen Deckel ein behelmtes Frauenhaupt in
zart grauem Grunde dargestellt ist; durch ein Riechfläschehen, das auf
blaugrünem Grunde mehrfarbige erhabene, mit Gold umrissene Ornamente
und in ausgesparten, mit Reliefgold eingefassten Feldern Frauenköpfe in
Relief auf lilagrauem Grunde zeigt. Ferner eine Kuchenschale, im Spiegel
fein bemalt nach einem Gemälde Boucher’s mit den Grazien, die, auf
Wolkenbetten gelagert, Amor bekränzen, und auf dem Rande mit Blumen-
gruppen in Rococo-Einfassungen mit Reliefvergoldung. Eine Theebüchse
mit Watteau-Figuren und Blumen in jenem femen irisirenden Grün, dessen
Herstellung aus Kupferoxyd lange Zeit für verloren gegolten hat, aber
neuerdings wieder in alter Vollendung gelungen ist. — Von plastischen Arbeiten
eine lebensvolle Büste des Fürsten Bismarck im Bisquit-Porzellan, und einige
bemalte Figuren, dabei eine Gruppe „Die ideale Liebe“ nach dem Modell
des Pariser Bildhauers Deloye.
Hier ist auch einiger Glasgefässe zu gedenken, in denen das Streben
nach Befreiung von dem Zwang der historisch festgelegten Zierformen an-
muthenden Ausdruck gefunden hat. Karl Köpping, der Meister der
Radirnadel, hat seinen vor der Lampe gearbeiteten Gläsern Naturformen,
Blüthenkelche an beblätterten schlanken Stengeln zu Grunde gelegt. Ohne
bestimmte Pflanzen wiederzugeben, entfalten diese Schmuckgläser ein reizvoll
freies vegetabiles Leben, das keiner der Nachahmer Köpping’s seinen Arbeiten
zu verleihen gewusst hat. Ein besonders schönes Glas des Meisters ist
als Geschenk der Frau Adele Baumann zu verzeichnen.
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. xXCVvil
Kozuka. Heft eines japanischen Messers, aus schwarzem Shakudo mit
dem Fujiyama in farbigem Zellenschmelz-Relief. Bez. Hirata Donin. Nat. Gr.
Japanische Metall- und Töpferarbeiten.
Die Sammlung der japanischen Schwertzierathen wurde im verflossenen
Jahr von Grund aus neu geordnet. Während des Jahrzehnts, seitdem sie
als ein Orbis pietus japanischer Natur und Kunst zusammen gestellt worden,
waren viele Stücke hinzugekommen, die zur Ausfüllung der in jenem Plan
noch verbliebenen Lücken bestimmt waren. Diese sind nunmehr an
gehörigem Orte eingeschaltet. Zugleich ist unter der Beihülfe des Herrn
Hara das über 1500 Nummern umfassende Inventar dieser Abtheilung neu
bearbeitet worden.
Unter den i. J. 1596 erworbenen Tsuba, Stichblättern japanischer
Schwerter, befinden sich mehrere von hervorragender Schönheit. Ein
Hauptstück ist ein früher in einer der ersten Pariser Sammlungen bewahrtes
altes Stichblatt von der Hand des Semposai, das auf der einen Seite
in einem Grunde von gelber Bronze eine Riesenkröte zeigt. Aus dem
dunklen, in rostigem Eisen mit stellenweis abgeblättertem Silberbelag
ausgeführten Körper des T'hieres glimmern seme grossen goldenen Glotzaugen
mit schwarzer Pupille unheimlich hervor. Auf der anderen Seite ist mit
dem Spiegel der Mondsichel in silbernen Wasserlinien die Oertlichkeit in
jener künstlerisch suggestivenWeise angedeutet, in der die Japaner Meister sind.
Ein zweites Stichblatt, das früher zu den Zierden der Sammlung Burty
gehörte und in Gonse’s „l’Art japonais“, II., S. 158, abgebildet ist, zeichnet
sich ebenso sehr durch die unübertreffliche Handhabung des Eisenschnittes,
wie durch die lebensvolle Darstellung eines Adlers aus, der einen Affen
vor seiner Felshöhle gepackt hat; es ist ein Werk des Kawaji Tomomich;
zu Hagi, der Hauptstadt der Provinz Nagato. In demselben Werke auf
S. 159 befindet sich die Abbildung eines prächtigen Stichblattes von der
Hand des Toshiyoshi, um das Herr Simon Löwenstein, dem unsere
Sammlung schon bei ihrer Begründung werthvolle Gaben verdankte, sie
neuerdings bereichert hat. Es zeigt auf einem Grunde von fein gekörntem
schwarzen Shakudo in hohem Relief aus Gold, Silber, Shibuichi und Kupfer
einerseits vier, anderseits drei Masken, wie sie bei den Pantomimen der
feierlichen No-Tänze getragen werden.
Ein viertes Stichblatt, das wir Herın A. H. Wappäus verdanken,
der ebenfalls zu den Begründern dieser Sammlung gehört, zeigt in kräftigem
[3
XCVII Museum für Kunst und Gewerbe.
Relief aus Gold und grauem Shibuichi auf Eisengrund eine über zerzausten
Schilfhalmen fliegende grosse Libelle. Bezeichnet ist dieses schöne Stück
als Werk des Hoyen Kazutomo. Es stammt, wie die Mehrzahl der in
diesem Zusammenhang erwähnten Schwertzierathen aus einer der alten
Pariser Sammlungen. Ein fünftes Stichblatt, em Werk des Yoshitoshi,
ist ganz aus Silber gearbeitet; beiderseits ist es im flachem Relief mit
wogenden Wellen bedeckt, aus denen goldene Tropfen aufspritzen.
Unter den Kozuka, Schwertmessern, befindet sich eines, dessen Griff
die erstaunlichste Tauschir- Arbeit zeigt, die jemals aus eines japanischen
Künstlers Hand hervorgegangen. Auf den beiden, nur 100 mm langen und
14 mm hohen Flächen des Griffes sind auf der einen Seite in schwarzes
Shakudo, auf der anderen in rothes Kupfer chinesische Schriftzeichen aus
Gold flach eingelegt, wohlgezählte tausend Schriftzeichen, von denen kein
einziges sich wiederholt. Es sind die 1000 Schriftzeichen des Senjimon,
des zweiten Lesebuches, das in den chinesischen Schulen den Kindern in
die Hände gegeben wird und auch in dem klassischen Schulunterricht der
Japaner seine Bedeutung hat. Dabei hat der Künstler noch Raum ge-
funden, den chinesischen Dichter Shukoshi darzustellen, wie er, am
Schreibtisch sitzend, die 1000 Schriftzeichen niederschreibt; dazu die
Erklärung: „Shukoshi hat auf Befehl des Kaisers diese Verse der 1000
Schriftzeichen in einer Nacht gedichtet.“ Nur wie ein goldiger Schimmer
wirken die Schriftzüge auf dem dunklen Grunde und doch ist jedes Zeichen
klar und lesbar wiedergegeben. Sie alle zu übertragen, würde den Raum
dieses Berichtes überschreiten. Daher hier nur wenige Proben ausser der
Reihenfolge.
— Ehrfürchtig bewahre, was Deine Elteın hegten.
— Beobachte und befolge das Beispiel der Tugendhaften.
— Die Pflicht der Kindesliebe fordert Deine ganze Willenskraft.
— Elend ist der Lohn lasterhaften Lebens,
Glückseligkeit die Belohnung erleuchteter Tugend.
— Sei wachsam, als ständest Du an einem Abgrund oder wandeltest
auf Rıs.
— Zeichne Dich aus im Lernen und Du wirst aufsteigen zu hohen
Aemtern,
Würden erhalten und betraut werden mit den Regierungsgeschäften ;
Dein Andenken wird geliebt werden gleich dem süssen Pfirsichbaum,
Und wenn Du gestorben, wird es gepriesen werden im Sange.
— Prüfe der Menschen Thaten, damit Du ihren Charakter ergründest.
— Sei vorsichtig in der Rede; sprich nicht übereilt,
Denn selbst die Wände Deines Gemaches können Ohren haben.
— Jahre fliegen dahin gleich Pfeilen, eines drängt das andere.
Die Sonne scheint hell in ihrem ganzen Lauf,
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. XCIX
Der Sternenhimmel, an dem sie hängt, dreht sich beständig,
Und auch der helle Mond wiederholt seine Umdrehungen.
— Halte Gleichmass im Gang, trage aufrecht dein Haupt.
Von der Schwierigkeit der Arbeit kann die Thatsache eine Vorstellung
geben, dass wir hier nur 18 von den 127 Sentenzen wiedergegeben haben,
die auf dem kleinen Messergriff zu lesen sind, allerdings in der lapidaren
Schrift und Sprache Chinas. Eine weitere Inschrift am Rücken des Griffes
besagt noch, dass Jugakken Tani Motosada, gebürtig aus der Provinz
Izumo, dieses während seines Aufenthaltes in der Stadt Osaka im 14. Jahr
der Periode Tempo, d. i. i. J. 1843 unserer Zeitrechnung gemacht hat.
Nicht minderes Interesse durch seine Inschriften bietet ein anderer
Messergriff aus grauem Shibuichi mit einer Tänzerin und einer den Samisen
spielenden Sängerin m Gravirung und flacher Tauschirung. Der Inhalt
der wegen des Doppelsinnes einiger japanischen Wörter nicht übersetzbaren
Verse geht annähernd dahin, dass der Dichter — als welcher Tokai Takuan
genannt wird — eine der Künstlerinnen anredet: „Buddha stiftete eine
Religion; die Priester stifteten verschiedene Sekten und die Priester aller
Sekten verbreiten heutzutage emsig ihre Lehren, um das ganze Menschen-
geschlecht vor den Leidenschaften dieser sündhaften Welt zu erretten; aber
nicht so gross ist ihr Verdienst, wie Deines, Du Kleine, die Du aller
Männer Leidenschaften besänftigst“. Als Künstler dieser zierlichen Gravir-
arbeit nennt sich Goto Hokio Ichijo, der bedeutendste Meister, der
aus dem altberühmten Stamm der Goto in der ersten Hälfte unseres Jahr-
hunderts noch thätig war. Den Vorwurf zu seiner Darstellung hat er aber,
wie er selber bemerkt, einer Malerei des Hanabusa Icecho entnommen,
eines hundert Jahre vor ihm lebenden Künstlers, dessen Werke gleich
denen des noch älteren Tanyu häufig als Vorlagen für Gravirarbeiten auf
Schwertzierathen gedient haben. — Ein anderes Kozuka zeigt, ebenfalls
in jener freien malerischen Behandlung, die von der gezeichneten und
gestrichelten Gravirung der Europäer so auffallend abweicht, einen älteren
Mann und einen Jüngling beim Weben von Vorhängen, neben ihnen ein
Terrarium und ein Gefäss mit Goldfischen. Als Künstler nennt sich auf
ihm jener Temmin, der als einer der tüchtigsten Ciseleure von Kaga-
mibuto-Platten gilt. Er fügt hinzu, in seinem 66. Jahre habe er dies
gemacht. Wie dieses Stück ein gutes Beispiel für geschiekte Anordnung
der Darstellung in dem schmalen Querfeld des Messerheftes, so ist ein
folgendes ein nicht minder gutes Beispiel für die Anordnung im schmalen
Hochfelde. Dargestellt ist ein in einer Badewanne hockendes Kind, über
das die daneben stehende Mutter aus einer Flasche Wasser ausgiesst. Als
Künstler nennt sich Somin, wohl der älteste und berühmteste Meister
dieses Namens, der um das Jahr 1700 thätige Begründer des als Yokoya-
Schule bezeichneten Künstlerstammes.
C Museum für Kunst und Gewerbe.
Reizende Arbeiten in vielfarbigem Metallrelief sind auch zwei Messer-
griffe, die Gonse in seinem grossen Werke in Heliogravuren abgebildet
hat. Der eine, ein Werk des Yasuchika, zeigt in gelber Bronze einen
durch ein umgelegtes Strohseil als geweiht bezeichneten Baumstamm, in
dessen Höhlung eine schwarze und eine silberweisse Taube traulich sitzen.
Der andere, ein Werk des noch heute hochbetagt lebenden Natsuo, des
letzten grossen Tsuba-Künstlers aus altem Stamm, zeigt auf schwarzem
Shakudo in Silber- und Goldrelief eine Päonienstaude, die ihre grosse
Blüthe unter dem winterlichen Strohdach entfaltet hat.
Als besonders wichtige Stücke sind ein Schwertmesser und zwei Stich-
blätter hervorzuheben, die Fräulein Olara Lachmann der Sammlung geschenkt
hat. Alle drei sind Arbeiten von Meistern aus jenem Stamm der Hirata,
dessen Ruf Jahrhunderte hindurch auf der Anwendung von Goldzellenschmelz
zur Schmückung von Schwertzierathen beruht und dem der Engländer
James L. Bowes kürzlich in semen „Notes on Shippo“ eine Monographie
gewidmet hat. Das am Kopfe dieses Abschnittes abgebildete Messer trägt
die Bezeichnung Hirata Donin, und die ebenso künstlerische wie
technisch vollendete Darstellung des schneebedeckten Fujiyama-Gipfels über
blauen und rothen Wolken in Goldzellenschmelzrelief auf schwarzem
Shakudo gestattet die Annahme, dass wir in diesem Stücke ım der That
eine der seltenen Arbeiten des um das Jahr 1600 in Diensten des
Tokugawa-Shoguns thätigen Meisters jenes Namens besitzen, des Stamm-
vaters des Künstler-Geschlechtes der Hirata, dessen Nachkommen und
Schüler noch heute die von ihren Vorvätern ererbte Email-Technik ver-
treten. Arbeit eines ungenannten Künstlers desselben Geschlechtes ist das
ältere der beiden Stichblätter, das, früher im der Sammlung Burty bewahrt,
ein lehrreiches Beispiel für den unserem Empfinden fremden Brauch der
Japaner ist, ein durch Alter und Schönheit ausgezeichnetes Stichblatt
durch eine Ueberdecoration nicht zu verfälschen, sondern zu ehren. In
unserem Falle lag ein im 15. oder 16. Jahrhundert aus Eisen einfach
geschmiedetes, nur mit ausgeschnittenen Schattenrissen von Kirschblüthen
verziertes Stichblatt vor, das ein alter Hirata-Künstler überdecorirt hat, indem
er einzelne der Durchbrechungen mit vielfarbigen Zellenschmelzmustern aus-
füllte, die den Ernst der älteren Eisenarbeit weniger auf- als hervorheben. Man
spürt angesichts der das Ursprüngliche nicht vernichtenden Zuthat die
Absicht des Künstlers, dem alten Werke eine Auszeichnung zu erweisen.
Das andere Stichblatt trägt ebenfalls keine Bezeichnung, vertritt aber ganz
die Weise des zu Anfang des 19. Jahrhunderts arbeitenden achten Meisters
des Geschlechtes, des Hirata Harunari. Die Platte ist von Eisen mit
vier fächerförmigen Durchbrüchen. Auf beiden Flächen und dem Rande
sind viele kleine Ornamente, welche die als Takaramono bezeichneten
symbolischen Kostbarkeiten andeuten, theils in vielfarbigem Goldzellenschmelz,
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. (Ol
theils in aufgerollten Goldspiralen dargestellt. Unter den Glasflüssen, die
auf in das Eisen eingebettete Metallfolien geschmolzen sind, fällt ein helles
Smaragd-Grün auf, als dessen Folie man Silber vermuthen darf.
Endlich ist hier noch einer uns von Herrn W. v. Essen geschenkten
Schwertklinge zu gedenken, mit der wir in den Besitz eines ersten
Beispieles der hochgerühmten Schwertfegerkunst der Japaner gelangt sind.
Die dem Eisenblatt angeschweisste Stahlschneide hebt sich durch zarte
hellgraue Wölkung gegen das blanke Eisen ab, in das am Rücken ein
sich um ein Schwert windender Drache, „Kurikarario* in versenktem
Relief gemeisselt ist. Auf der Griffzunge nennt sich der Schwertfeger
Mayeda Masanojo Sukekane mit dem Hinzufügen, er habe dies an
einem Tage des achten Monats im achten Jahr der Periode Kuansei, d. i.
1. J. 1796, geschmiedet.
Den Schwertzierathen reihen sich einige Kagamibuto an, runde,
knopfförmige Netzuke aus Holz oder Elfenbein mit einer eingelegten Metall-
platte. Eines dieser Kagamibuto ist ein unübertreffliches Beispiel dafür,
wie intim die japanischen Künstler die Natur zu schauen und wiederzugeben
wissen. Auf der Platte aus Shibuichi ist ein in schilfbewachsenem
Gewässer stehender Reiher dargestellt: Wir sehen aber zunächst nur das
eine Bein, soweit es aus dem Wasser ragt, und von dem anderen den empor-
gezogenen Fuss; das Uebrige sagt uns das in der zartesten Punzung wieder-
gegebene Spiegelbild des Vogels, dessen Gestalt wie ein körperloser Hauch
auf der Wasserfläche liegt. Als Künstler des kleinen Meisterwerkes nennt sich
Shuraku, von dem wir schon mehrere Kagamibuto besitzen. Ein zweites
ist ein Werk des Shumin; auf seiner Shibuichi-Platte ist in gravirter
und mit Gold ausgelegter Zeichnung ein Krieger zu Pferde in Reithosen
aus Tigerfell dargestellt, der auf drei fliegende Wildgänse seinen Pfeil anlegt.
Unsere Erwerbungen japanischer Töpferarbeiteni. J. 1896 erstrecken
sich vorzugsweise auf solche Stücke, bei denen die von den Japanern gepflegte
Technik der geflossenen Glasuren oder die ihnen eigene impressionistische
Bemalung angewandt sind. Welch fruchtbare Anregung die Gefässe der
ersterwähnten Art dem europäischen Kunstgewerbe geboten haben, erhellt
schon aus der Uebersicht unserer Ankäufe französischer und dänischer
Töpferarbeiten dieser Richtung. Noch immer unerreicht sind aber die
japanischen Vorbilder, sowohl hinsichtlich des auserlesenen Geschmackes
in den Farben, wie darin, dass es sich bei ihnen nicht, wie bei der Mehr-
zahl der europäischen Gefässe um reine Schaustücke, sondern um wirkliche
Gebrauchsgegenstände handelt. Der japanische Töpfer hat schon vor Jahr-
hunderten gelernt, die in der Gluth des Ofens schmelzenden, abfliessenden
und abtropfenden Glasuren in den für die farbige Wirkung günstigsten
Augenblicken erstarren zu machen und so festzuhalten, was das Feuer
CH Museum für Kunst und Gewerbe.
mit allen Zufälligkeiten der Oxydationsprocesse, die sich in der Schmelzhaut
vollziehen, im Verborgenen bereitete. Kein Gefäss gleicht dem anderen,
alle aber geben sich als feuergeborene Werke, in denen sich ein eigener
keramischer Stil ausspricht, der unserer Töpferkunst mit ihrem Streben
nach gleichmässig getönten, glatten Glasuren fremd geblieben ist. Von
Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzte Ueberlieferungen haben im Verein
mit dem die japanische Kunstübung auszeichnenden Streben nach
individuellem Ausdruck zu einer erstaunlichen Mannisfaltigkeit geführt.
Unter den angekauften
Beispielen dieser Richtung
ist besonders hervorzu-
heben die hier abgebildete
Tokkuri, Flasche für Reis-
wein, ein Erzeugniss der
unweit des Hafens von
Karatsu in der Provinz
Hizen seit vielen Jahr-
hunderten betriebenen
Töpferei. Dort sollen, ja-
panischen Quellen zufolge,
glasirte Gefässe schon zu
Ende des siebenten Jahr-
hunderts angefertigt sein.
Aus dem 16. Jahrhundert
stammt unsere Flasche,
die durch den Gegen-
satz des matten Schwarz
zu dem in’s Grüne ab-
laufenden Weiss der dicken
glänzenden Ueberglasur
auffällt.
Wie die Anfänge der
Töpferei zu Karatsu auf
koreanische Lehrmeister
zurückgeführt werden, so
auch diejenigen jener als
Raku-Waarebekannten,
hauptsächlich zu -Kioto
erzeugten Theekümmchen
(Chawan) und anderen
Sake-Flasche aus Steinzeug, mit matter, eisenschwarzer klei Refäss di
Bleu: au Eokrapkten, weisser in grüngeäderte Tropfen kleinen Gefässe, die aus
abfliessender Ueberglasur. Karatsu-Waare. 16. Jahrhdt. : . “
EN Zaren einem die Wärme schlecht
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. CHI
leitenden und daher den Theeaufguss lange heiss erhaltenden Thon mit
der Hand geformt und mit farbigen Bleiglasuren überschmolzen sind. Von
Geschlecht zu Geschlecht ist seit dem ersten Verfertiger dieser Waare,
dem Koreaner Ameya, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts lebte, durch
zwölf Generationen die Anfertigung der Rakuwaare fortgeptlanzt worden
dis in unsere Tage. Auch wenn die Stempel fehlen, deren sich jeder
Raku-Meister für sich zu bedienen pflegte, vermeinen japanische Kenner,
den Verfertiger eines Chawan an besonderen Merkmalen der Glasuren zu
erkennen. So wird dem vierten, Ichiniu genannten Meister, ein im Vor-
jahre angekauftes Kümmchen
zugewiesen, dessen tief-
schwarze Glasur von Wolken
dunkelen, in zarte Aederchen
aufgelösten Ziegelroths durch-
zogen ist. Ein Chawan mit
hell ziegelrother Glasur und
weiss ausgespartem Kiefernast
haben wir als Werk des
10. Raku-Meisters, des Tan -
niu, schon im Führer
S. 527 abgebildet.
Von besonderer Art ist
die zu Shigarakı in der
Provinz Omi erzeugte Töpfer-
waare. Eine ihrer Eigen-
thümlichkeiten ist das Auf-
treten weisser erhabener
Pünktchen, als wären Quarz-
stückchen eingesprenst, in
der meist rothbraunen Unter-
glasur, über die eine oliv-
grüne Ueberglasur geflossen
ist. Das hier abgebildete
Blumengefäss ist ein aus-
gezeichnetes Beispiel der
Shigaraki-Waare des 18. Jahr-
hunderts; in seiner durch die
breite Basis ausgedrückten,
durch die dicke Masse des
unteren Theils gewährleisteten
Standfestigkeit, mit dem Blumenvase aus Steinzeug. mit rotlıbrauner, weiss
. R 1 der gekörnter Glasur und graugrünem Ueberlauf.
energischen Profil und der Shigaraki-Waare des 18. Jahrhunderts. Y, nat. Gr.
CIV Museum für Kunst und Gewerbe.
feinen Stimmung seiner Glasuren fehlt ihm keine Eigenschaft, die ein guter
Geschmack an einem der Aufnahme blühender Zweige dienenden Gefäss
finden möchte.
Auch die in der Provinz Satsuma betriebenen Töpfereien sind auf
koreanische Arbeiter, die zu Ende des 16. Jahrhunderts nach Japan über-
siedelten, zurückzuführen. Unter den mannigfachen Typen der alten
Satsuma-Waare ist die als Sunkoroko bezeichnete von feiner, harter, hell-
sandsteinfarbener Masse; auf die durchscheinende Glasur, welche der Waare
einen gelblichgrauen Ton verleiht, sind mit breitem Pinsel oliv- oder dunkel-
braune Ornamente, am häufigsten Linienmuster gemalt. Ein gutes Beispiel
solcher Sunkoroku-Waare wurde in einem sechsseitigen Hiire — Kohlen-
gefäss — erworben, auf dessen Seiten drei verschiedene, geometrische
Grundmuster, je zwei gleiche auf sich gegenüberstehenden Flächen dunkel-
braun gemalt sind.
Ein ausgezeichnetes Beispiel einer bisher nicht vertretenen Werkstatt
der Hauptstadt Kioto verdanken wir Herrn Senator Schenmann. Es ist
ein rundlich vierseitiges Napf mit hellgelblichgrauer gekrackter Glasur,
bemalt mit einem dunkelbraunen, von der Aussenwand die Innenfläche
überwachsenden Mumebaum, in dessen rothblühendem Gezweig ein braunes,
weissköpfiges Vögelchen sitzt. Der Stempel besagt, dass es ein Werk des
Kitei, der zu Anfang unseres Jahrhunderts als einer der besten Meister
unter jener Gruppe von Töpfern thätig war, deren Erzeugnisse als
Kiomidzu-yaki zusammengefasst werden.
Endlich ist einer Anzahl auserlesener Werke eines der berühmtesten
keramischen Künstler Japans zu gedenken, des Kenzan, der, ein Bruder
des Lackkünstlers Korn, um das Jahr 1700 in Kioto thätig war und, wie
kein anderer Meister vor oder nach ihm, die impressionistische Malweise
in technischer Vollendung auf die Töpferkunst angewandt hat. Aus Mitteln
des Budgets wurde angekauft ein Kogo (Döschen für Räucherwerk), dessen
Deckel mit einem Flug wilder Gänse, die sich auf eine schilfbewachsene
grüne Insel herablassen, bemalt ist. Die übrigen Stücke, ein sehr schönes
Kogo mit nebeldurchzogenen Ahornbäumen am Bache, noch zwei Kogo,
zwei Chawan (Theekümmchen), ein Hire (Feuertopf), ein Midzusashi
(Wassertopf), ein Chakin-zutsu (Behälter für die Serviette beim Chanoyu),
ein Cha-dai (Untersatz für ein Trinkschälchen), ein Futa-oki (Untersatz
zum Ablegen des Deckels eines Theepulverväschens), dreizehn Kuashi-
zara (rechteckige Kuchenteller) und ein Netzuke, zusammen 24 Werke
des Meisters konnten aus Mitteln des 4. D. Haustedt’schen Legates
erworben werden. Eine nähere Beschreibung unterlassen wir in diesem
Zusammenhang, da wir angesichts der ausserordentlichen Bedeutung Kenzan’s
diesem Meister eine besondere Abhandlung im Jahrbuch der wissenschaft-
lichen Anstalten widmen.
Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. CV
Chinesisches Porzellan und Glas.
Im Vergleich mit unserer Sammlung japanischer Töpferarbeiten ist
diejenige der chinesischen bisher sehr zurückgeblieben. Um so erfreulicher
ist, dass wir für das Jahr 1896 einige gute Erwerbungen zu verzeichnen
haben, darunter ein Hauptstück, das wir wieder dem Legat des Herrn
H. D. Haustedt verdanken. Es ist ein Beispiel erster Güte jener eiförmigen,
in Gestalt den Ingwertöpfen gleichenden Gefässe, die mit weiss ausgesparten
Mumezweigen in einem von gemalten Kracklinien durchzogenen, blau-
gewölkten Grunde geschmückt sind. Seinen englischen Namen, „haw-thorn“
oder „mayflower“, trägt dieser Decor ebenso zu unrecht wie den französischen
„decor ä fleurs de pöcher“ oder „tleur d’aubepine“, denn die Blüthenzweige
stellen einfach den Prunus Mume dar, den die chinesische Zierkunst nicht
minder ausgiebig benutzt hat, wie es die Dichtkunst und Malerei der Japaner
gethan haben. Die Blüthenzweige unseres Gefässes sind nicht lose verstreut,
sondern abwechselnd vom unteren zum oberen und vom oberen zum unteren
Gefässrande wachsend dargestellt; das wolkige Blau ist von vollendeter
Schönheit; hie und da deuten leichte Spuren von Gold darauf, dass ebenso, wie
bei den ähnlichen Stücken der Kgl. Gefässsammlung in Dresden, europäischer
Ungeschmack vor zweihundert Jahren den Decor durch das Aufmalen von
Blättern in kalter Vergoldung zu verschönern sich vermessen hat. Wie
bedeutsam dieser Kauf für unsere Sammlung, erhellt am besten aus den
Worten, die Herr Ernest Grandidier in dem grossen Werke „La ceramique
chinoise* (Paris 1894) diesem Typus gewidmet hat, gewissermassen zur
Entschuldigung dafür, dass er in der herrlichen, von ihm dem Louvre
geschenkten Sammlung, einer der ersten ihrer Art in der Welt, ein Beispiel
erster Güte nicht besass. Er schreibt darüber: „Dieser Typus ist bei erster
Güte von verführerischer Schönheit. Unglücklicherweise sind die schönsten,
gut agatisirten, mit jenem königlichen Gewande bekleideten Stücke selten ;
sie werden besonders in London und Paris so hoch bezahlt, dass nur
gekrönte Fürsten und Millionäre über genügende Mittel zu ihrem Ankauf
verfügen. Die „feurs de pecher* in zweiter und dritter Güte“ — (solche
besitzt das Museum schon seit längerer Zeit; ein dahin gehöriger Topf
ist abgebildet im Führer 8. 513) — „sind allen Börsen erreichbar, die
Feinschmecker jedoch betrachten sie mit Verachtung oder Gleich-
gültigkeit, weil sie jenes Aroma vermissen lassen, das dem Beschauer
zu Kopf steigt, ihn trunken macht und ein unwiderstehliches Begehren
ihres Besitzes weckt. Für den Kenner trennt ein Abgrund die Stücke
erster Güte von den übrigen.“ Wie sehr Grandidier hierin Recht
hat, zeigt unsere Erfahrung, dass die verwandten Stücke minderer
Güte die Vorzüge, welche sie an und für sich hatten, in Gegenwart
des Gefässes erster Güte einzubüssen schienen und dieses nur an anderem
CVI Museum für Kunst und Gewerbe. ,
Orte als zwischen den blaubemalten Porzellanen aufgestellt werden konnte.
Wie die Schönheit dieses Typus in der That Kennern zu Kopf steigen kann,
zeigt das Prachtwerk, dass die Engländer G. A. Audsley und James Lord
Bowes 1875 der „Keramie Art of Japan“ gewidmet haben. Sie konnten
es offenbar nicht über’s Herz bringen, einen so schönen Decor den Chinesen
zu lassen, haben ihn schlechthin für Japan annektirt und solche Gefässe
als altes Hizen-Porzellan abgebildet. O. du Sartel hat 1581 in seinem Werke
„La Porcelaine de la Chine“ diesen Irrthum berichtigt, und heute
zweifelt Niemand mehr daran, dass die „Mayflower“-Gefässe chinesischen
Ursprungs sind.
Einen sehr wichtigen Zuwachs
erhielt die Glas-Sammlung wie-
derum durch eine Schenkung
des Herrn Geh. Kommerzienrath
Th. Heye, der ihr eine Anzahl
geschnittener Gläser chinesischen
Ursprungs, zumeist Arbeiten des
18. Jahrhunderts aus der Zeit
des Kaisers Kienlung, überwies.
Darunter das hier abgebildete
Tabaksfläschehen mit doppeltem
Ueberfang, einer äusseren pfir-
sichblüthrothen und einer inneren
dunkelgrünen Schicht auf dem
milchweissem Körper; aus der
rothen Schicht sind im Garten
unter knorrigen Kieferbäumen
und in einem Pavillon alte
Chinesisches Tabacksfläschehen, aus geschnittenem REN N NR Rt x
Ueberfangglas; der Körper weiss, die innere Schicht chinesische Herren in ver gnügter
grün, die äussere DT ESETOEn, 18. Jahrhundert. Unterhaltung gewonnen, aus der
grünen Schicht ein Gezweig von
Bambus und das Gehege des Gartens. Bei anderen Fläschchen sind die
Farbschichten nicht über, sondern nebeneinander aufgesetzt und wir sehen
auf reisfarbenem Grund rothe und grüne Goldfische von der monströsen
Schleierschwanzform über bernsteinfarbenen Wellen, oder auf einem anderen
Fläschehen blaue, rothblühende Lotos, über denen eine rothe Libelle fliegt
und ein rother Fisch einen Luftsprung ausführt. Durch feine Modellirung aus-
gezeichnet ist ein weisses Fläschchen, auf dessen weissem Grunde gelb-
rothe Taschenkrebse sich zwischen Tangen bewegen, (S. d. Abb. S.CXX),
und ein anderes mit Lotosstauden in durchsichtigem blauem Ueberfang
auf farblosem Körper. Ein 15 cm hohes Väschen ist aus bläulich weissem,
bräunlich opalisirendem Glas geschnitten.
Wechselnde Ausstellungen i. J. 1896 GVIL
Wechselnde Ausstellungen.
Im Jahre 1896 nahmen wechselnde Ausstellungen die Thätigkeit der
Anstalt häufiger in Anspruch als in irgend einem der vorhergehenden Jahre.
Im Januar wurde eine Auswahl der besten Wandkalender aus-
gestellt, deren die Sammlung der Gelegenheitsblätter eine ansehnliche Zahl
besitzt. Da kein anderes Gelegenheitsblatt so weit zurückreicht und in
so stetigem Gebrauch geblieben ist, wie der Wandkalender, eignet sich
auch keines in gleichem Maasse, die Wandelungen des Geschmackes in
den letzten vierhundert Jahren an einem bestimmten Beispiele vorzuführen.
Besonders in unserem Jahrhundert erweist sich der Wandkalender, seiner
aktuellen Bestimmung halber, als sehr empfindlich für neue Eindrücke
auf den Gebieten der Kunst und der Technik, obwohl doch nur ausnahms-
weise bedeutende Künstler mit dergleichen Aufgaben befasst erscheinen.
Hieran schloss sich eine Ausstellung von Zeichnungen Theobald
Riefesell’s, die am 19. Januar, dem Todestag des Künstlers eröffnet
wurde. Alle dem Museum gehörigen Blätter vorzuführen, hätten die
Wände nicht gereicht; wir beschränkten uns daher auf eine Auswahl
solcher Blätter, die inzwischen verschwundene oder wesentlich veränderte
Stadttheile vorführten. Für alle künftigen Ausstellungen zur Baugeschichte
Hamburgs und seines Stadtbildes bieten diese Aufnahmen Riefesell’s
werthvolle Ergänzungen zu den Aufnahmen Fräulen Ebba& Tesdorpf’s.
Sie werden daher neben letzteren noch oft in unseren wechselnden Aus-
stellungen erscheinen, stehen aber auch ohne dies fortan den Besuchern
des Lesezimmers zur Verfügung, da sie nunmehr der Hamburgensien-
Sammlung je nach dem Ort und der Zeit der einzelnen Aufnahmen ein-
geordnet sind.
Ein dritte Ausstellung knüpfte an einen von Herrn Landgerichts-
Director Dr. Föhring in der Aula des Museums für den Kunstgewerbe-
Verein gehaltenen Vortrag über das Mosaik von der römischen
bis auf die heutige Zeit, und führte eine reichhaltige Sammlung von
Photographien und farbigen Abbildungen alter Mosaiken aus dem Besitz
des Genannten den Besuchern des Museums in geographisch-historischer
Anordnung vor.
Eine vierte Ausstellung im April und Mai bot in auserlesenen Blättern
eine Uebersicht der Entwickelung des japanischen Farbenholz-
schnittes vom Anfang des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Da
die eigene Sammlung der Anstalt nicht ausgereicht hätte, wurde das
Anerbieten der Arnold’schen Kunsthandlung in Dresden, uns werthvolle
Drucke für die Ausstellung zu leihen, mit Dank angenommen. Zugleich
mit den Farbendrucken wurden die der Bibliothek des Museums gehörigen
japanischen Bücher mit Holzschnitt-Illustrationen ausgestellt.
CVIII Museum für Kunst und Gewerbe.
Eine fünfte Ausstellung enthielt die Diplome und Glückwunsch-
Adressen, welche i. J. 1881 dem Director des Thalia-Theaters zu
Hamburg, Herrn Cheri Maurice, bei seinem 50 jährigen Directions-
Jubiläum gewidmet worden waren. Diese Ehrengaben und dazu noch
andere Geschenke, die dem verehrten Manne bei anderen Gelegenheiten
gespendet waren, hatte Herr W. Wennhacke Namens der Familie des am
27. Januar 1896 verstorbenen Herrn Cheri Maurice dem Museum als
Eigenthum überwiesen. Vor ihrer Einreihung in die Hamburgensien-
Sammlung wurden die für die Geschichte des hamburgischen Theaters
wichtigen Blätter, darunter mehrere in künstlerischer Ausführung durch
Hans Speckter, Paul Duyffcke und den Frankfurter Klimsch, in ihrer
Gesammtheit ausgestellt. Dabei befand sich auch der silberne Ehrenschild,
der dem Gefeierten am 1. October 1881 von den Mitgliedern seiner
eigenen Bühne überreicht worden ist.
Die sechste Ausstellung knüpfte an die Jahrhundertfeier der
Erfindung der Lithographie und umfasste in einer ersten, in den
Sammlungsräumen des Museums untergebrachten Abtheilung die Entwickelung
der Lithographie in Hamburg von ihren ersten Anfängen im Jahre 1818
bis zur Gegenwart, dazu als Einleitung die Münchener Incunabeln des
Steindruckes aus der Zeit vor dessen Einführung m Hamburg; in einer
zweiten Abtheilung, die in der Aula Platz gefunden hatte, eine Collectiv-
Ausstellung der hiesigen lithographischen Anstalten; in einer dritten
Abtheilung, die noch in den Sammlungsräumen untergebracht werden
konnte, die Vorführung der verschiedenen technischen Verfahren der
Lithographie und der ihr verwandten Vervielfältigungs-Arten.
Diese Ausstellung war angeregt worden von einem zur Säcularfeier
der Erfindung der Lithographie unter dem Vorsitz des Herrn Gustav
W. Seitz zusammengetretenen Comite. Ein engerer Kreis von Fach-
genossen, als dessen Obmann Herr Carl Griese thätig war, widmete sich
der Ausstellung im Besonderen, und im Einverständniss mit dem Comite
wurde Herr Dr. Ernst Zimmermann mit der Ausstellung, der Auswahl
der Blätter, ihrer Anordnung und der Abfassung einer „Geschichte der
Lithographie in Hamburg“, die als Festschrift erscheinen sollte, beauftragt.
An keiner Stelle waren bisher hamburgische Lithographien als solche
gesammelt worden; es galt daher, aus der Hamburgensien-Sammlung des
Museums, das Dank der Schenkung des Fräulein Ebba Tesdorpf viele
wichtige Blätter, vorzugsweise landschaftlichen Inhalts besass, aus den
Sammlungen der Kunsthalle, des Staatsarchivs und des Vereins für
Hamburgische Geschichte und soweit diese nicht ausreichten, aus privaten
Sammlungen das nöthige Material auszuwählen. Hiebei kam besonders
in Betracht, was sich noch im Besitz von Angehörigen oder Nachkommen
jener Männer, der Speckter, Suhr u. A., befand, die sich um die
Wechselnde Ausstellungen i. J. 1896. CIX
Einführung der Lithographie in Hamburg und ihre Blüthe verdient
gemacht haben. Obwohl nur eine Arbeitszeit von sieben Wochen den
Tag, an dem das Comite seinen Aufruf erlassen hatte, von dem Tage der
Eröffnung, dem 25. Juli, trennte, gelang es Herrn Dr. Zimmermann, nicht nur
eine Ausstellung, der kaum ein wichtiges Blatt fehlte, in guter, die geschicht-
liche Entwiekelung der Lithographie vorführender Gruppirung zu vereinigen,
sondern auch die Festschrift auszugeben. Für diese Arbeit hatten keine einheit-
lichen Vorarbeiten vorgelegen, nur zerstreute Notizen in dem Hamburgischen
Künstlerlexikon und in Zeitschriften. Als eine wichtige Fundgrube erwies
sich das im Staatsarchiv bewahrte urkundliche Material betreffs der
Privilegien der ersten Drucker; vieles aber musste durch die Aufzeichnung
mündlicher Ueberlieferungen ergänzt werden. Konnten und sollten auch
die von Herrn Dr. Zimmermann der Geschichtserzählung eingeflochtenen
Verzeichnisse namentlich der älteren Lithographien auf Lückenlosigkeit
keinen Anspruch machen, so bieten sie doch eine Grundlage für das
planmässige Sammeln der Erzeugnisse dieses n Hamburg zu hoher Blüthe
gediehenen Zweiges der vervielfältigenden Kunst. Erschienen ist dies
wichtige, mit Lichtdrucken nach Lithographien der bedeutendsten in diesem
Fache thätig gewesenen Künstler ausgestattete Werk im Selbstverlage des
Comites in emer Auflage von 400 nummerirten Exemplaren. Welche
Theilnahme die Besucher des Museums der Ausstellung erwiesen, erhellt
aus der Besuchsziffer für den August im Vergleich mit den übrigen
Monaten des Jahres. Wie alle Ausstellungen solcher Art bot auch diese
dem Museum Gelegenheit, seine Hamburgensien-Sammlung ansehnlich zu
vermehren. Viele in der neuzeitigen Abtheilung von den Druckereien
ausgestellte Blätter verblieben in unserem Besitz.
Die siebente, am 11. November eröffnete Ausstellung endlich führte
den Besuchern des Museums die wichtigsten der im Laufe der Jahre
gesammelten Plakate vor. Schon vier Jahre vorher hatte das Museum
eine Plakat- Ausstellung veranstaltet, die wohl die erste ihrer Art im
Deutschland gewesen ist. Inzwischen war die Sammlung, die sich damals
auf französische und deutsche Plakate beschränkt hatte, durch Geschenke
und Ankäufe wesentlich erweitert worden. Amerikanische Plakatdrucke
der alten Richtung, darunter Riesenplakate für grosse Schauspiele und
Sensationsstücke im amerikanischen Geschmack hatte uns Herr Carl Griese
schon von seinem Besuch der Chicago - Weltausstellung mitgebracht.
Plakate der neuen, durch Louis J. Rhead und Carqueville vertretenen
künstlerischen Richtung hatte uns Frau Dr. Wilhelm Kubasek aus New-
York übersandt. Werthvolle französische und englische Plakate verdankten
wir Frau Adele Baumann, die sie am Orte ihrer Entstehung auszuwählen
die Güte gehabt hatte. Spanische Plakate hatte uns Herr Dir. Dr. H. Föhring
aus Spanien mitgebracht und Herr Gustavo Jenequel aus Madrid übersandt.
(EX Museum für Kunst und Gewerbe.
Eine Auswahl der schönsten, in den letzten Jahren in Oesterreich
entstandenen Plakate verdankten wir Herrn Baumeister Jos. Sturany in
Wien, böhmische dem Director des kunstgewerblichen Museums der
Handels- und Gewerbekammer im Prag, Herrn Dr. Ohytil, die wichtigeren
dänischen der letzten Jahre dem Director des Kunstindustrie-Museums in
Kopenhagen, Herrn Pietro Krohn. Auf unsere Bitte stellten uns mehrere
deutsche Druckereien, insbesondere die Firma Wilhelm Hoffmann in Dresden,
ihre neuesten Erzeugnisse zur Verfügung. Von hamburgischen Druckereien
hatten uns schon seit Jahren die Herren Adolph Friedländer, Carl Griese,
F. W. Kühler, Mihlmeister & Johler Abdrücke der wichtigsten von ihnen
hergestellten Plakate zu überweisen die Güte gehabt und ebenso die
Anschlagsäulen-Gesellschaft und Herr Paul Conström manches interessante
Blatt aus ihren Geschäftsbetrieben. Werthvolle ältere Blätter aus Frankreich
und England und solche, welche dem neuesten Aufschwung der Plakatkunst
in diesen Ländern, in Belgien, Schweden und Nord-Amerika entsprungen
waren, hatten wir ın Paris, London und Brüssel, wo der Handel mit
Plakaten zu einer Specialität einzelner Kunsthandlungen sich entwickelt
hat, käuflich erwerben können. Von diesem reichen Material wurden
vierhundert der besten und lehrreichsten Blätter ausgewählt und nach den
Ländern ihrer Entstehung und ihren künstlerischen Urhebern so übersichtlich
zur Schau gestellt, wie es bei den für dergleichen Unternehmungen
verfügbaren Räumlichkeiten des Museums möglich war. Daneben wurden
in einem besonderen Raum sämmtliche Ausstellungs-Plakate, welche das
Jahr 1896 hat entstehen sehen, vereinigt vorgeführt.
In dieser Ausstellung waren zur Zeit ihrer Eröffnung von allen Ländern
am reichsten vertreten Frankreich, das Ursprungsland des künstlerischen
Bildplakates, mit 155 Blättern, als deren Verfasser 52 Künstler genannt
werden konnten, und daneben mit nur 2 anonymen Blättern. Aus Deutschland
dagegen, in dem die von der Plakatkunst gestellten Aufgaben erst in
jüngster Zeit die Theilnahme der Maler geweckt haben, waren neben
52 Blättern von 42 namhaft gemachten Künstlern 33 Blätter zu sehen,
von denen nur die Verleger oder Drucker bekannt waren. Die Plakatkunst
in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika war durch 8 Künstler mit
42 Blättern, diejenige Englands und Schottlands durch 25 Künstler mit
39 Blättern, endlich Belgien mit 35 Blättern von 18 Künstlern vertreten;
mit einer geringeren Zahl von Plakaten waren Oesterreich-Ungarn, Dänemark,
Italien, Schweden und Spanien vertreten. Durch manche Eingänge während
der Dauer der sich bis in das Jahr 1897 erstreckenden Ausstellung gelangten
jedoch auch einige dieser Länder, insbesondere die beiden erstgenannten,
nachträglich zu umfangreicherer Vertretung.
Um das Verständniss des Inhaltes der einzelnen Blätter zu erleichtern
und die Besucher in die ethischen Aufgaben dieses Zweiges der Strassen-
Wechselnde Ausstellungen i. J. 1896. (Cl
kunst einzuführen, wurde ein von Fräulein Maria Brincekmann verfasster
Katalog herausgegeben; dieser enthielt kurze Einleitungen in die Plakat-
kunst der vertretenen Länder und die Werke ihrer Hauptmeister, sowie
knappe Beschreibungen der einzelnen Blätter nebst Angaben über ihre
technische Herstellung.
In einem kritischen Nachwort erörterte die Verfasserin die Aufgaben
und Aussichten der Plakatkunst. Sie schloss ihre Ausführungen mit dem
Hinweis darauf, dass em erfolgreicher Anbau dieses Arbeitsfeldes volks-
thümlicher Kunst anderen, den Plakaten verwandten Gebieten der Drucker-
künste Nutzen bringen werde; insbesondere seien die Geschäftsempfehlungen.
die Waarenumhüllungen und Etiketten und sonstige zur Ausstattung von
Waaren dienende Drucksachen sehr wichtig für eine Welthandelsstadt; auch
bei ihnen könne und solle, ebenso wie bei den Plakaten, den Künstlern mehr
als bisher ein Wort gegönnt werden. Diese Anregungen haben insofern
weitgehende Zustimmung gefunden, als jenes Nachwort seither von auswärtigen
Fachblättern mehrfach nachgedruckt worden ist. In wie weit der Handel und
die Druckereien der Anregung folgen mögen, lässt sich noch nicht übersehen,
Die Sammlungen des Museums erstrecken sich auch auf Drucksachen der
erwähnten Art und bieten daher für dieses Arbeitsfeld sowohl mancherlei
Anregung wie Stoff zur Kritik des Erreichten.
Die Bibliothek.
Mit der Vervollständigung der Bibliothek wurde i. J. 1896 nach den
bisher befolgten Grundsätzen fortgefahren. Einerseits gilt es, die Bibliothek
mit den für die wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlungen erforderlichen
Handbüchern und Nachschlagewerken auszustatten, anderseits, den Besuchern
des Lesezimmers die von ihnen gewünschten Vorbilderwerke, soweit solche
von dauerndem Werth für eine öffentliche Bibliothek, darzubieten. Bei
den Anschaffungen musste vorwiegend auf die neuen Veröffentlichungen
Rücksicht genommen werden. Ein planmässiger Ausbau wird später auch
die ältere Literatur zu berücksichtigen haben.
Von den im Lesezimmer bisher aufliegenden 51 Zeitschriften, deren
Verzeichniss wir i. J. 1894 mitgetheilt haben, sind inzwischen das früher von
Paul Schumann herausgegebene „Kunstgewerbe“, das deutsche Malerjournal,
das Buchgewerbeblatt, das Bulletin des Musces und das Patentblatt des
Kaiserlichen Patentamts eingegangen. Neu hinzukommen sind dafür:
der von der Genossenschaft Pan in Berlin herausgegebene Pan, die
Münchener Jugend, das in Seemann’s Verlag erscheinende Kunst-
gewerbeblatt für das Gold-, Silber- und Feinmetall-Gewerbe
und „Les Maitres de l’Affiche“, unter welchem Titel allmonatlich
vier verkleinerte Farbendruck - Nachbildungen wichtiger Plakate aus-
gegeben werden.
CXI Museum für Kunst und Gewerbe.
Auch für die Bibliothek gingen in diesem Jahre werthvolle Geschenke
ein. Das Königlich Dänische Ministerium für Kirchen- und
Unterrichtswesen überwies uns ein unter dem Titel: „Altertavler i
Danmark fra den senere Middelalder‘ erschienenes grosses Werk mit
71 Lichtdrucktafeln in Doppelfolio und erläuterndem Text von Francis
Beckett über die geschnitzten und gemalten Altäre des späteren Mittel-
alters, ein für Geschichte der älteren Plastik und Malerei im Norden
grundlegendes Werk. Dem als energischer Förderer der Kunstpflege in
Dänemark und ebenso glücklicher wie verständnissvoller Sammler plastischer
Kunstwerke des Alterthums rühmlich bekannten Brauer Herrn Carl Jacobsen
verdanken wir die mit Zeichnungen von Hans Tegner und anderen Künstlern
schön ausgestattete, von Carl Jacobsen und Prof. C. Nyrop verfasste Fest-
schrift zum fünfzig- und fünfundzwanzigjährigen Jubiläum der Jacobsen’schen
Bierbrauereien zu Carlsberg und Ny-Carlsberg.
Von hervorragender Bedeutung ist eine Schenkung des Herrn Bauraths
Manfred Semper, welcher dem Museum eime Anzahl älterer Werke aus
der Handbibliothek seines Vaters, Gottfried Semper’s, überwies. Zumeist
sind es Bücher, die dieser als Künstler und gedankenvoller, bahnbrechender
Gelehrter gleich berufene Architekt bei der Abfassung des zweiten Bandes
seines klassischen Werkes vom Stil m den technischen und tektonischen
Künsten zur Hand hatte. Dabei befindet sich auch eine Sammlung von
Photographien jener kostbaren Möbel aller Zeiten, die zwei Jahre nach
der ersten Weltausstellung aus königlichem und fürstlichem Besitz im
Gore-House zu London vereinigt zu sehen waren und dem damals in
London lebenden Meister den Stoff darboten für den die Möbel behandelnden
Abschnitt seiner Praktischen Aestethik. Die Illustrationen zu diesem
Abschnitt beruhen sämmtlich auf Photographien von Möbeln in jener
Gore-House-Exhibition.
Die Sammlungen der Hamburgensien, der Gelegenheitsblätter
und der Ornamentstiche.
Wie die Sammlung der Hamburgensien der Hauptsache nach aus
Geschenken entstanden ist, so sind wir auch für ihre Vermehrung vor-
wiegend auf das Wohlwollen unserer Mitbürger angewiesen. Bilden ältere
Blätter auch schon einen Gegenstand des Handels, so lassen sich neue,
nicht für den Verkauf geschaffene Blätter nur durch die Güte ihrer
Besteller oder Verfertiger erlangen. Je wichtiger es für diese Sammlung
ist, auf dem Laufenden zu bleiben und möglichst jedes neu erschienene
Blatt ihr alsbald einreihen zu können, um so dankbarer sind wir den
Spendern solcher käuflich nicht erhaltbaren Blätter. Herr Direktor A. Ballin
hat stets Sorge getragen, dass uns die von der Hamburg- Amerika - Linie
Die Sammlungen der Hamburgensien etc. COXII
neu ausgegebenen Gelegenheitsblätter, insbesondere die künstlerisch aus-
geführten Vordrucke für die Menus bei den Orient- und Nordlandfahrten
zugingen. Herr Dr. Heinrich Traun hat uns den von H. de Bruycker
entworfenen, in Kupferdruck ausgeführten Vordruck des Ehren-Diploms
übersandt, das er als Inhaber der Firmen Harburger Gummi-Kamm-Co.,
Excelsior Rubber Works und B. Soller Successor seinen langjährigen
Beamten und Arbeitern gewidmet hat. Herrn Eduard Lorenz Meyer
verdanken wir zahlreiche, von ihm entworfene Bücherzeichen. Herrn
Balletmeister Rudolph Knoll die auf den im Juli 1896 in Hamburg
abgehaltenen 5. deutschen Tanzlehrertag bezüglichen Blätter. Herr Dr.
H. v. Reiche hat wiederholt freundlich vermittelt, wenn er wusste, dass
für uns wichtige Blätter erschienen waren. Hoffentlich verbreitet sich
mehr ‘und mehr die Auffassung, dass es für die Allgemeinheit, für alle
Vereine, für die Familien und für den Einzelnen wichtig ist, sämmtliche
Gelegenheitsblätter, die für irgend welche Ereignisse im Leben unserer
Stadt und ihrer Bewohner ausgegeben sind, an eimer Stelle vereinigt zu
finden, wo sie wohlgeordnet bewahrt und zu jeder Zeit Jedermann leicht
zugänglich bleiben. Nur wenn das Verständniss hierfür allgemein durchgedrungen
ist, kann unser Ziel, den Hamburgern in dieser Sammlung nicht nur eine
abgeschlossene Vergangenheit darzubieten, sondern fortlaufend mit der
Entwickelung des staatlichen und bürgerlichen Lebens Schritt zu halten,
erreicht werden.
Von Ankäufen für die Hamburgensien-Sammlung ist nur einer von
erheblicher Bedeutung zu verzeichnen. Aus dem Nachlass des hamburgischen
Malers Theobald Riefesell konnten Dank dem Entgegenkommen der
Angehörigen des Künstlers alle für uns wichtigen hamburgischen Ansichten
angekauft werden, zunächst i. J. 1896 vierhundert Blätter, die zusammen
mit den ebenso zahlreichen Aufnahmen, die wir Fräulem Ebba Tesdorpf
verdanken, das Bild des alten Hamburgs, wie dies vor den Freihafenbauten
und den Umwälzungen der Jahre bestand, auf das vollkommenste der
Nachwelt überliefern.
Theobald Riefesell ist i. J. 1836 in Hamburg geboren. Seine
Schulbildung erhielt er in der St. Nieolai-Kirchenschule, wo schon früh
sein Zeichentalent beachtet wurde. Trotzdem schlug er zunächst nicht die
Künstlerlaufbahn ein, sondern trat bei einem Gärtner in die Lehre. Nach
beendeter Lehrzeit trieb es ihn jedoch wieder zur Kunst, er trat in die
damals blühende lithographische Anstalt von Charles Fuchs als Lehrling
ein. Dort lernte Wilh. Heuer, der bekannte Zeichner hamburgischer
Ansichten für den Steindruck, ihn kennen und nahm sich semer Ausbildung
an, Ausserdem genoss Riefesell den von Martin Gensler geleiteten Zeichen-
unterricht im Patriotischen Hause. Sein Fleiss und seine Leistungen trugen
ihm dort die silberne Medaille und ein Reisestipendum ein, das er 1856
h
CXIV Museum für Kunst und Gewerbe.
zu mehrjährigem Besuch der Akademien in Düsseldorf und Wien benutzte.
Im Jahre 1860 in seine Vaterstadt zurückgekehrt, machte er in Gemeinschaft
mit seinen Freunden Mosengel und Schliecker Naturstudien in der ham-
burgischen Umgegend. Damals führte er mehrere Gemälde in Oel und
Aquarell aus, später beschränkte er sich mehr auf die Bleistiftzeichnung.
Mit der künstlerischen Begabung Riefesell’s verband sich ein ausgezeichnetes
Lehrtalent und bald fand er als Lehrer in die ersten hamburgischen
Familien Eingang. Da er nur solche Schüler und Schülerinnen länger zu
unterrichten sich verstand, die durch Fleiss und Begabung sich aus-
zeichneten, hatte er die Genugthuung, dass die Erfolge seines Unterrichts
sichtlich hervortraten. Fräulein Ebba Tesdorpf und Frau Maria Zacharias,
beide durch ihre Aufnahmen des alten Hamburgs bekannt, und Fräulein
M. und H. Cramer, die trefflichen Blumenmalerinnen, waren seine
Schülerinnen. NRiefesell blieb unverheirathet. Nach dem Tode seines
Vaters 1867 lebte er mit seiner von ihm innig geliebten Mutter
zusammen, bis auch diese ihm 1880 durch den Tod entrissen wurde.
Um ausschliesslich der Ausübung seiner Kunst zu leben, gab er 1890
seine Unterrichtsthätigkeit auf. Bis zu der Krankheit, die ihn am
19. Januar 1895 hinraffte, war er mit unermüdlicher Hingebung beflissen,
seine Mappen mit immer neuen Aufnahmen der malerischen Ecken und
Winkel Alt-Hamburgs zu füllen. Keine liebere Beschäftigung kannte er,
als mit der Zeichenmappe unter dem Arm die Stadt und ihre nächsten
Umgebungen zu durchwandern, um An- und Aussichten, die ihn entzückten,
mit dem Zeichenstift festzuhalten. Einen besonderen Werth erhalten seine
Stadtbilder noch dadurch, dass er verstanden hat, die Strassen- und
Häuser-Ansichten in mannigfachster Weise mit hamburgischen Volkstypen
zu beleben. Viele seiner Zeichnungen sind erzählende Darstellungen.
Wie sehr er sich für die erst wenige Jahre vor seinem Ableben
begründete Hamburgensien-Sammlung des Museums interessirte, hat er
noch letztwillig dadurch bekundet, dass er dem Direktor die Originale
jener 60 auserlesenen Aufnahmen vermachte, zu deren Veröffentlichung er
einige Jahre vorher Herrn Ferd. Schlotke ermächtigt hatte. Auch diese
Blätter sind mit den später käuflich erworbenen der Sammlung des
Museums eingereiht worden.
Noch über eine andere letztwillige Zuwendung für die Hamburgensien-
Sammlung haben wir dieses Jahr zu berichten. Als wir zu Ostern 1892
den Aufruf erlassen hatten, in dem wir um Förderung unseres Vorhabens,
eine derartige Sammlung dem Museum anzugliedern, baten, fragte Herr
August Laute an, ob eine Sammlung hamburgischer Ansichten ange-
nommen werde, wenn er sie dem Museum vermache. Nach dem inzwischen
erfolgten Ableben ihres Mannes hat uns Frau Laute Wittwe jene Sammlung,
in der sich mehrere werthvolle ältere Blätter, u. A. eine seltene Ansicht
Die Sammlungen der Hamburgensien ete, UXV
der Binnen-Alster befanden, überwiesen und ihr noch eine Anzahl auf die
hamburgische Geschichte bezüglicher Bücher hinzuzufügen die Güte gehabt.
Bei der Vermehrung der Sammlung von ÖOrnamentstichen
waren wir hauptsächlich bedacht, solche Blätter zu erwerben, welche dem
Museum fehlende und nicht leicht zu beschaftende Gegenstände darstellen,
so Goldschmiedearbeiten im Allgemeinen und Möbel des 18. Jahrhunderts.
Im Hinblick auf die für 1897 angekündigte Allgemeine Gartenbauausstellung
wurden auch Stiche mit Garten-Ornamenten und Grundrissen, sowie An-
sichten der wichtigsten historischen Gärten angekauft zur Vervollständigung
der schon im Besitz des Museums befindlichen Blätter, die zu einer
„Ausstellung zur Geschichte der Gartenkunst“ während der
Dauer der Gartenbauausstellung bestimmt sind.
Auch die Sammlung der Gelegenheitsblätter konnte ansehnlich
vermehrt werden. Der hieher gehörigen Plakate ist schon bei der Plakat-
Ausstellung gedacht worden. Hervorzuheben sind noch eine Anzahl von
Gelegenheitsblättern der Münchener Künstlergesellschaften und Künstlerfeste,
zu deren Ankauf uns die Historische Orernssihin der Münchener Künstler-
genossenschaft willkommene Gelegenheit bot. Damit ist, wie früher schon
das Künstlerleben in Berlin und in Düsseldorf, jetzt auch das Künstlerleben
in München zu vielseitiger Darstellung gelangt. Andere Ankäufe betrafen
die von französischen Künstlern unserer Tage, von J. Cheret, A. Willette,
E. Grasset, H. de Toulouse Lautree, Th. Steinlen, F. Rops,
Degas u. A. als Gelegenheitsblätter, als Buchtitel oder Umschläge
geschaffenen Blätter; ferner die für das Diner du Bon Bock, eine gesellige
Vereinigung von Künstlern und Schriftstellern in Paris gezeichneten
Einladungen und Mittheilungen, in denen das französische Künstlerleben
sich widerspiegelt.
Endlich ist hier noch des Ankaufes einer ungefähr tausend Blätter
zählenden Sammlung von farbigen Aufnahmen von Blumen und Früchten
aus dem Nachlass des Wiener Malers Johann Knapp zu gedenken.
Dieser, 1778 in Wien geboren, genoss als gewissenhafter Blumen- und
Frucht-Maler einen über seine künstlerische Begabung hinausgehenden Ruf
und war lange Jahre bis zu seinem 1833 erfolgten Ableben am Garten des
k. k. Schlosses zu Schönbrunn in Thätigkeit. Dort fand er die Vorbilder für
seine Folgen der in Oesterreich kultivirten Rosen, für Oesterreichs Wein-
trauben, Kern- und Steinobstsorten und für seine Abbildungen der damals
beliebten oder neu eingeführten Gartenstauden und vieler exotischen Ge-
wächse. So naturgetreu seine farbigen Darstellungen, können sie für den
Blumenmaler von Nutzen nicht sein, für viele Aufgaben der Zierkunst
bieten sie aber eine Fundgrube von Motiven, an deren Reichthum kein
gedrucktes Werk hinanreicht.
OXVI Museum für Kunst und Gewerbe.
Der Besuch der Sammlungen im Jahre 1896.
Januar... ee EEE IRRE 3681
BEbruar..... u... un. ee ee Een 3447
Marz 2er Bere ET ER 4129
AP... 42: ee ee s2a7ı
Ma ee EEE RE 3715
UT... SAN NE EEE 1 875
ul et.a.3... er ee ARE TIER 4 241
AMFUSE. ans ee ee ee re ER 9 830
September... 2. ner Be 4 555
Vetober tr. re ae ee a eh
Novenber! ine rer A RA 5 822
December LERNEN RE 6 107
zusammen ....62 814 Personen,
von welchen 22 814 auf die Sonntage kamen.
Die Benutzung der Bibliothek und des Lesezimmers.
Der Besuch des Lesezimmers im Jahre 1896 ergiebt sich aus der
folgenden Uebersicht:
JANVany EN ee
Pebruar.. 1. N 228
ET A Be 2 a 118
Adrl E 116
a ER 54
he As. ee ee A ES
a a a RT IH 66
Au USE. ur ce ne 86
September. u... Na. ne ee ee 136
October Fran RE re ER 247
INDyemberze a N RR 137.
December... Asa re 145
zusammen. .....1761 Personen,
gegen 1522 im Jahre 1895.
Diese 1761 Personen benutzten 2085 Bände, deren Vertheilung über
die verschiedenen Fächer sich aus der folgenden Uebersicht ergiebt:
Geschichtea. Ar Er A re ne Ss6
Kulturgeschichte nee ee re #88
Eleraldik; 1, wer... #02 2 Pr RT 96
Gostümgeschichter „er. re 61
Aestheuk, tn ee. EEE. 10
Kunstgeschichten ee er 183
Baukunst... ee DES: 29
Bildhauerkunste..a er re Re 18
Mälerer use ENGE 130
Transport... . 651 Bände
Die Bibliothek und das Lesezimmer. OXVIl
Transport.... 651 Bände
Kunstgewerbe im Allgemeimen................. 199
Deeoration und Ornamenuk...2.....0... 133
Schrittsunde Monosrammer en: 22
GeweheaundSStickerel ser. et 21
Möbel- und Holzschnitzerei... .......... N
IMetallarbeitene. ser: ee 42
Real ee ee 5
IBurchausstattune Ra 36
Anatomie und Zoologie..........uee.0o oa. 40
Pflanzenbilder, naturalistische u. stilisirte ....... 2301
NuseartenWerkerallerr Artm.2.....22.0.0, 2
Wierkegüberk Japan we es ae 21
Hapamschewbilderbücher ver... ner. 132
Verschiedenes... 2... er 38
zusammeneree 2085 Bände,
gegen 1890 Bände im Jahre 1895. Von den graphischen Sammlungen wurden
die Hamburgensien in 122, die Gelegenheitsblätter in 40 Fällen benutzt. Die
Oo ’ o
Benutzung der im Lesezimmer aufliegenden Zeitschriften sowie der
Oo [o) *
Vorbilder-Sammlung steht jedem Besucher des Lesezimmers ohne Aus-
füllung eines Verlangzettels frei.
Im Lesezimmer gezeichnet wurden: 20 Fayencen und Porzellane,
11 Gewebe und Stickereien, 3 Lederarbeiten, 6 Holzschnitzereien, 9 Bronzen,
zusammen 49 Gegenstände. Ueber diejenigen Gegenstände, welche ohne
Entfernung von ihrem Aufstellungsort in der Sammlung gezeichnet werden,
findet keine Kontrolle statt.
Ausgeliehen wurden im Jahre 1596 474 Bände gegen 418 ım Jahre 1895.
Ihrem Inhalte nach vertheilen sich dieselben folgendermaassen:
Meschichten pp en erde ade ae 8 Bände
Kultursesehichteage 2.2.2... Me ae ei)
Heraldik ....... ER ENET N RE a RER, 10
Wostinmeeschichteuen en ae ee ehe 26
INESCH EHE aus) see SUN MEN NE S)
Kumstzeschichteggen en es ep och 62
Banks. a Ka re RE REN 18
Bildhauerkunsteg ee ten ee 5
Nee ee 18
Kunstgewerbe im Allgemeinen. .............2.. 69
Decoration und Ornamentk.. ....2.. cu... 18
Schrift und Monogramme................. 30
(gewebe, und Stickereien. .. 22... 22 21 neh lee. 4
Möbel@und Hiolzschmitzereien. 2........2.2u..ce 23
IMetallarbeitena 2.2.20... 2
Kerala TEE: ER RTS
Transport. ...259 Bände
CXVIH Museum für Kunst und Gewerbe.
Transport....289 Bände
Buchausstattung: .....202. er sr RE Pre 6
Pflanzenbilder, naturalistische und stilisirte........ 9
Miüstrirte Werke aller Art. meer 76
‚Werkerüber Japan... 2 euere ee 14
Japanische, Bilderbücher sr ser rue seeeeeegr 66
Verschiedenes... uns er 14
zusammen......474 Bände.
Ausserdem 30 Blätter der Vorbilder-Sammlung, 77 Photographieen,
125 Blätter aus der Hamburgensien-Sammlung, 415 Gelegenheitsblätter,
zusammen 647 Einzelblätter gegen 85 im Vorjahre.
Entleiher dieser Bücher und Blätter waren 110 verschiedene Personen,
welche sich ihren Berufen nach folgendermaassen vertheilten :
Zeichner für das Kunstgewerbe ................. 5 Personen
‚ÄAzchrtekten bo EIER
Bildhauerzas rer RO RER het. Mens 7
Maler.er er ee N Re 5
Malerninneneee EN 6
Decorationsmaler Ar re 5
(Gelehrte A ER a 25
Lehrer... Re N EN 4
Möbelfabrikanten und Tapeziere ............... 4
Ledertechniker und Buchbinder .......... ..... 9)
Lithographen und Buchdrucker .... ........... 2
Kunststicker und Kunststickerinnen...... ....... 3
Verschiedene? Berufes ER 15
Damenxohne Beruf. wa Mr BEER 19
Zusammen ee 110 Personen.
Ferner wurden zur Benutzung ausserhalb der Anstalt entliehen
242 Gegenstände der Sammlung, welche sich folgendermaassen vertheilten:
46 Stickereien, 40 Gewebe, 29 keramische Arbeiten, 3 Gläser, 20 Möbel
und Holzschnitzereien, 22 Arbeiten aus unedlen Metallen, 8 Edel-
metallarbeiten, 24 Bucheinbände, 5 japanische Körbe, 50 japanische Holz-
drucke und -Platten, 56 japanische Färberschablonen, 11 mathematische
Instrumente.
Nicht inbegriffen hierin sind die für den Zeichenunterricht in den
gewerblichen Lehranstalten entliehenen Gegenstände. j
Die Allgemeine Gewerbeschule entlieh: 41 Möbel und Holz-
schnitzereien, 34 Metallarbeiten, 12 Gewebe, zusammen 87 Gegenstände.
DieGewerbeschule fürMädchen entlieh: 11 Gewebe, 13 Stickereien,
17 Stücke Porzellan und Fayencen, 2 Holzarbeiten, 11 Metallarbeiten,
zusammen 54 Gegenstände.
Die Vorträge i. J. 1896. OXIX
Die Vorträge.
Von den Vorträgen, die der Direktor im Winterhalbjahr 1895—96
an den Montags-Nachmittagen von 2"2 bis 3Y2 Uhr über die Geschichte
des Deutschen Kunstgewerbes hielt, entfielen diejenigen, welche das
erste Auftreten des Menschen in Mittel-Europa, die Stein- und Bronzezeit
und die vorrömische Eisenzeit betrafen, noch in das Jahr 1895. Im
Berichtsjahr wurden behandelt: 1) Der Emfluss der Berührung mit den
Römern auf die Germanen und die deutsch-römische Provinzialkunst.
2) Die Zeit der Völkerwanderung. 3) Das jüngere Eisenalter der nordischen
Völker in der Wikingerzeit. 4) Das Kunstgewerbe der karolingischen Zeit.
5) Das deutsche Kunstgewerbe, insbesondere die Goldschmiedekunst im
10. bis 13. Jahrhundert. 6) Das Kunstgewerbe unter der Herrschaft des
gothischen Stiles im 14. Jahrhundert. 7) Das deutsche Kunstgewerbe im
15. Jahrhundert und die Bewegung, welche der Wiedergeburt der Künste aus
der Antike voraufging. 8) Die deutsche Frührenaissance. 9) Die deutsche
Spätrenaissance. 10) Das deutsche Kunstgewerbe am Ende des 17. und
zu Anfang des 18. Jahrhunderts. 11) Das deutsche Kunstgewerbe des
18. Jahrhunderts.
Im Anschluss an die am 2. April eröffnete Ausstellung japanischer
Holzfarbendrucke und illustrirter Bücher hielt der Director noch
vier Vorträge an den Sonntagsvormittagen von 11—1?2 Uhr. Im ersten
Vortrag besprach er das Figuren- und Sittenbild in der Malerei und dem
Holzfarbendruck der Japaner; im zweiten Vortrag die Landschaft in
der Kunst der Japaner, insbesondere in den Holzfarbendrucken des
Hokusai und Hiroshige. Anlässlich dieses Vortrages überwies Frau
Adele Baumann dem Museum einen ausgezeichneten Holzfarbendruck
des letztgenannten Künstlers, die auf zwei mit den Schmalseiten anein-
ander gefügten Blättern gedruckte Darstellung einer Gebirgsschlucht im
Winter. In seinem dritten Vortrag behandelte der Direktor die Pflanzen-
und Vogelbilder und das Stillleben im japanischen Farbendruck. Im
vierten die Technik des japanischen Holzfarbendruckes an
der Hand der im Besitz des Museums befindlichen japanischen Original-
Holzstöcke mit ihren Probeabdrücken und der bei ihrer Herstellung
benutzten Werkzeuge. Eine Besprechung der Farbenholzdrucke, welche
der aus Hamburg gebürtige, in München lebende Maler Otto Eekmann
auf Grund seines Studiums der japanischen Technik geschaffen hatte,
schloss sich an. Dabei konnten die Original-Platten, die er für das
bekannte grosse Blatt mit den Schwänen in dunklem Wasser geschnitten
hatte, zu weiterer Erläuterung dienen, da sie von dem Künstler in dank-
barer Erinnerung an das, was er von den japanischen Holzstöcken und
Drucken unserer Sammlung für sein eigenes Verfahren gelernt hatte, dem
(OL Museum für Kunst und Gewerbe.
Museum überwiesen worden waren. Mit dem Rathe, auch andere unserer
jungen Künstler möchten das im Holzfarbendruck nach japanischer Weise
ihnen gebotene Ausdrucksmittel für die Vervielfältigung ihrer Werke studiren
und anwenden, stellte der Vortragende den Künstlern die im Besitze des
Museums befindlichen Werkzeuge und Geräthe zur Benutzung oder Nach-
bildung zur Verfügung.
In den Vorträgen während des Winters 1896—1897 wurde die
Geschichte der inneren und äusseren Buchausstattung behandelt.
Vier noch in das Berichtsjahr fallende Vorträge betrafen die Erfindung
der Buchdruckerkunst, den Holzschnitt im 15. und 16. Jahrhundert, die
mit Kupferstichen illustrirten Bücher des 17. und 18. Jahrhunderts.
In sechs Vorträgen sprach Herr Dr. Fr. Deneken über die Gräber
und Grabdenkmäler der Hellenen. Im ersten Vortrag wurde in
Anknüpfung an Lessings bekannte Abhandlung die Darstellung des Todes-
gottes in der antiken Kunst besprochen; danach die Grabessitte in der
vorgeschichtlichen Zeit. Der zweite Vortrag behandelte die Ergebnisse der
Ausgrabungen in Mykene; der dritte die Bestattungsgebräuche und den
Seelenglauben in der homerischen und geschichtlichen Zeit; der vierte die
attischen Grabdenkmäler; der fünfte die griechischen Sarkophage und die
kleinasiatischen Grabbauten; der letzte die Heroisirung verstorbener
Menschen.
Chinesisches Tabaksfläschehen, aus milchweissem
Glas, mit rothem, geschnittenem Ueberfang.
18. Jahrhundert. Nat. Gr,
Kr
Sternwarte, OXXI
5. Sternwarte.
Bericht von Dr. R. Schorr. *)
Im Personal der Sternwarte trat am Ende des Jahres 1896 eme
Veränderung ein, indem der wissenschaftliche Hülfsarbeiter, Herr Dr. €. Hänig,
ausschied, um eine Stellung am Kgl. Astronomischen Recheninstitut in Berlin
anzutreten. An seine Stelle trat Herr Dr. H. Ludendorff aus Berlin.
Ausser emigen kleineren Ergänzungen hat der Instrumentenbestand der
Sternwarte im vergangenen Jahre eine wesentliche Vermehrung durch das bereits
im vorjährigen Bericht erwähnte, von den Herren A. Repsold & Söhne
hier erbaute transportabele Durehgangs-Instrument erfahren. Das Instrument,
welches ein Fernrohr von 68 mm Ocfluung hat und mit Repsold’schem
Ocular-Mikrometer zur selbstthätigen Registrirung der Durchgänge und
mit Horrebow-Niveaux versehen ist, ist auf dem im Garten der Sternwarte
unter einer fahrbaren Hütte errichteten Pfeiler aufgestellt worden. Ferner
ist zum Ersatz der bisher zur Regulirung der öffentlichen sympathetischen
Uhren benutzten älteren Repsold’schen Pendeluhr bei der Firma Strasser
und Rohde in Glashütte eine Pendeluhr mit Riefler’schem Pendel, Schalt-
pendeln und electrischen Contacten bestellt worden, die Anfang 1897 zur
Ablieferung gelangen wird.
Die Bibliothek hat im vergangenen Jahre wieder die erhebliche Zu-
nahme von 284 Bänden erfahren, hauptsächlich infolge zahlreicher
Geschenke von wissenschaftlichen Instituten und Gesellschaften. Es gingen
der Sternwarte Geschenke zu von den Sternwarten, bezw. meteorologischen
und geodätischen Instituten in Adelaide, Arcetri, Berlin, Besancon, Cambridge
(Mass.), Cambridge (England), Cap der guten Hoffnung, Chicago, Cordoba,
Dorpat, Dresden, Dublin, Genf, Gotha, Greenwich, Hamburg (Seewarte),
Hongkong, Kaloesa, Karlsruhe, Kasan, Leipzig, Lund, Mailand, Moskau,
Mount Hamilton, Neuchätel, New Haven, New York, Oxford (Radeliffe und
University Observatory), Padua, Paris (Observatoire und Bureau des
Longitudes), Potsdam, Prag, Pulkowa, Strassburg, Tacubaya, Tokyo, Turin,
Virginia, Washington, (Naval Observatory und Coast and Geodetie Survey),
Wien (Sternwarte Ottakring und Militär-geographische Institut) Windsor und
*) Erstattet in Vertretung des zur Zeit erkrankten Direktors Prof. Rümcker.
I. Personal,
II.Instrumente.,
III. Bibliothek.
IV. Publi-
kationen.
V. Beob-
achtungen am
Meridiankreise.
VI. Beob-
achtungen am
Aequatorial.
OXXI Sternwarte,
Zürich; ferner von dem Centralbureau der Internationalen Erdmessung,
den Gradmessungs-Commissionen von Bayern, Oesterreich und der Schweiz,
der Preussischen Landestriangulation, der Royal Astronomical Society in
London, den Astronomischen Gesellschaften in Brüssel und St. Petersburg,
der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg, der Deutschen Reichspost, dem
Statistischen Bureau m Hamburg und von vielen Privaten. Allen Gebern
sei an dieser Stelle der verbindlichste Dank abgestattet. Von den durch
Kauf erworbenen Büchern sei namentlich die vorzügliche vollständige
Ausgabe der Werke von Ptolemaeus, Theon und Aratus durch Halma
erwähnt. Am Ende des Berichtsjahres umfasste die Bibliothek S010 Bände.
Die am Aequatorial erhaltenen ersten Kometenbeobachtungen wurden,
um für die ersten Bahnbestimmungen verwandt werden zu können, alsbald
in den „Astronomischen Nachrichten“ veröffentlicht. In derselben Zeit-
schrift wurde ferner veröffentlicht eine Zusammenstellung der von ver-
schiedenen Beobachtern auf der hiesigen Sternwarte in den Jahren 1892
bis 1596 erhaltenen Beobachtungen von Sterubedeckungen und Finster-
nissen, sowie die „Resultate aus Beobachtungen von 55 Sternen im Parallel
des Mondes“, welche von dem früheren Observator der Sternwarte Herrn
Dr. Zuther in den Jahren 1855—91 am hiesigen Meridiankreise angestellt
waren. Die im vorjährigen Bericht bereits erwähnte Zusammenstellung
des Berichterstatters „Bemerkungen und Berichtigungen zu Carl Rümker’s
Sterncatalogen 1856.0 und 1550.0% wurde noch weiter vervollständigt und
wird in dem vorliegenden Jahrbuch zur Veröffentlichung gelangen und
separat als „Mittheilung 5 der Hamburger Sternwarte“ versandt werden.
Am Meridiankreise wurden die für den Zeitdienst der Sternwarte
erforderlichen Zeitbestimmungen vou dem Berichterstatter oder vertretungs-
weise von Herrn Dr. Hänig ausgeführt, die für die Zwecke des Chronometer-
Prüfungs-Institutes erforderlichen von Herrn Dr. Stechert. Ausserdem wurden
von dem Berichterstatter die Ergänzungsbeobachtungen zur Zone SO—81"
fortgeführt. Im Ganzen wurde am Meridiankreis in 94 Nächten beobachtet.
Am Aequatorial wurden hauptsächlich die erschienen Kometen und
einige kleine Planeten vom Berichterstatter beobachtet und konnten folgende
Beobachtungen erhalten werden:
Komet 189571V (Perrine Noy. 16.) 22 .... 3 Beobachtungen
„ 1896 I (Perrine-Lamp Febr. 14.)...... 12 5
e 1896109 (Sw.itb Apıalallsn) ee re Be nr
* 1896 IV (Sperra Aus. 31.)...... .... 1 Beobachtung
4 11896 V (Giacobinı Sept A) zer A
SITE Berrnes Nora ....10 Beobachtungen:
Planet (35) beukotheaeereerrrererer 2 a
u (71) Niobe sek a 2 ”
Sternwarte. OXXIH
Blaues (SO)ESapphorae u ee . 1 Beobachtung
” (SO)EAlkmenen ee sonBeobachtungen
3 (324) Bamberga ee ER 2 m
R BIO) ELSIHL OS ee: eraje Beobachtung
Nach dem Faye’schen Kometen 1896 II und dem periodischen Kometen
Brooks 1896 VI wurde öfters gesucht, jedoch waren beide Kometen für
das hiesige Fernrohr zu schwach. Der Komet 1896 VII (Perrine Dee. 8)
konnte wegen des ausserordentlich ungünstigen Wetters im December nicht
aufeesucht werden. Ausser «den obigen Beobachtungen wurde auch die
Jupiterbedeekung 1896 Juni 14 und die Plejadenbedecekung 1896 Sept. 26
vom Berichterstatter am Aequatorial beobachtet. Im Ganzen wurde am
Aequatorial in 55 Nächten beobachtet.
Am Kometensucher und den kleineren Fernröhren wurde von Herrm
Dr. Stechert und Herrn Dr. Tetens eine Reihe von Sternbedeckungen und
die Jupiterbedeckung 1896 Juni 14 beobachtet.
Im Ganzen ist im vergangenen Jahre in 121 Nächten beobachtet
worden und vertheilen sich diese Nächte auf die einzelnen Monate wie folgt:
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dee.
r
5 12 ) $) 115) 12 5) 5) 15 $) Il S
Die tägliche telegraphische Vergleichung der auf den beiden Reichs-
Zeitball-Stationen bei dem Telegraphenamt in Cuxhaven und dem Postamt
in Bremerhaven aufgestellten Pendeluhren, sowie die Abgabe eines täglichen
Zeitsienals an die Centralstation der hiesigen Polizei- und Feuerwachen
und die tägliche Auslösung des auf dem Quaispeicher A im hiesigen Hafen
aufgestellten Zeitballs wurde in der bisherigen Weise vom Berichterstatter
und vertretungsweise von Herrn Dr. Hänig ausgeführt. Von den 366 Signalen
des hiesigen Zeithalls erfoleten 352 richtig, 5 konnten wegen Leitungs-
störung, Versagens der mechanischen Auslösevorrichtung und wegen
Eisbildung an der Scheere nicht ertheilt werden, und an 9 Tagen in der
zweiten Hälfte des October konnte der Ball wegen einer vollständigen
ürneuerung desselben nicht fallen. Die mittlere Abweichnung der ertheilten
Sienale von der richtigen Greenwich Zeit betrug 0,30 Secunde. Von den
732 Zeitballsienalen in Cuxhaven konnten 3 wegen mechanischer Störungen
und Eisbildung an der Scheere nicht erfolgen; ausserdem sind 3 Fehl-
signale vorgekommen. Das Mittel der Abweichungen der ertheilten Signale,
wobei zu bemerken ist, dass dieselben bei allen Reichs-Zeitball-Stationen
auf die halbe Seceunde abgerundet werden, betrug 0,38 Secunde. In
Bremerhaven fiel der Ball nur an 2 Tagen nicht, in Folge von keparaturen ;
die übrigen 728 Signale erfolgten ordnungsmässig. Das Mittel der Ab-
weichungen betrug 0,53 Secunde.
VII. Beobach-
tungen an den
kleineren
Instrumenten.
VIII. Zeit-
dienst.
IX. Chrono-
meter-Prü-
fungs - Institut.
CXXIV Sternwarte.
Die beiden zur genauen öffentlichen Zeitangabe dienenden elektrisch-
sympathetischen Uhren an der Fassade des Börsengebäudes und am Eingang
zum Östflügel der Sternwarte sind während des ganzen Jahres in Ueber-
einstimmung mit der ihren Gang regulierenden Uhr auf der Sternwarte
gewesen. Das Mittel der Abweichungen derselben von der genauen Mittel-
Europäischen Zeit hat 0,45 Secunde, die grösste Abweichung 1,9 Secunden
betragen. Eine Zusammenstellung der Abweichungen ist im „Oeffentlichen
Anzeiger“ veröffentlicht worden. Die für den Zeitdienst der Sternwarte
benutzten beiden Normaluhren Kittel 25 und Tiede 375 haben auch im
vergangenen Jahre einen recht gleichmässigen Gang gezeigt. Die bereits
im vorjährigen Bericht erwähnte, erhebliche Acceleration im Gange der
letzteren, unter luftdichtem Verschluss befindlichen Uhr hat auch im Berichts-
jahre angehalten, wie aus den folgenden Zahlen hervorgeht:
Anfang Mai TS9E2 I. en2 ...Täglicher Gang = —0,3 Sec.
. Januan 1S9DE re n Zen) Rn
R a Eee r An
R NT ar AR RN ERR 2 2 ee
Eine Erklärung dieser sehr merkwürdigen Acceleration ist direet nicht
ersichtlich und ist man auf Hypothesen angewiesen, da sowohl der
Schwimeungsbogen (66’) als auch der Druck im luftdieht abgeschlossenem
Gehäuse (520 mm) in der ganzen Zeit konstant gewesen ist oder nur
periodische Aenderungen infolge der wechselnden Temperatur gezeigt hat.
Die von der Firma J. Neher Söhne in München der Sternwarte
zur Untersuchung zugestellte Pendeluhr mit Riefler’schem Pendel und
Echappement verblieb hierselbst bis Anfang September und hat während
der ganzen Prüfungszeit zwichen den Temperaturen 1,5" und 22,2° C. einen
sehr befriedigenden Gang und sehr gute Temperatur-Compensation gezeigt.
Die Thätiekeit des der Direktion der Sternwarte unterstellten
Chronometer - Prüfungs -Institutes, Abtheilung IV der Deutschen Seewarte,
war auch im vergangenen Jahre eine sehr ausgedehnte und hat namentlich
durch die Inanspruchnahme seitens mehrerer grossen Schiffahrtsgesellschaften
eine erhebliche Erweiterung erfahren. Ferner wurden dem Institute von
wissenschaftlichen Anstalten und geographischen Forschungsexpeditionen
eine Anzahl Chronometer zur Untersuchung überwiesen. In der Zeit vom
19. November 1895 bis 23. April 1596 wurde auf dem Institute die
19. Konkurrenz-Prüfung von Marme-Chronometern abgehalten, über deren
Ergebnisse im Augusthefte des Jahrgangs 1896 der „Annalen der
Hydrosraphie und maritimen Meteorologie“ ein eingehender Bericht
veröffentlicht worden ist. Von den 32 geprüften Chronometern wurden
6 seitens des Reichs-Marine-Amts prämürt und ausserdem 10 von diesem
und 2 von den Sternwarten in Krakau und Chicago angekauft.
a
Sternwarte. CXXV
Die Ablesungen der meteorologischen Instrumente wurden in der
bisherigen Weise um 9 Uhr Morgens und 6 Uhr Abends fortgeführt und
täglich in den „Hamburger Nachrichten“ veröffentlicht.
An Vorlesungen wurden im Auftrag der Oberschulbehörde folgende
gehalten:
Im Sommer-Semester 1896:
Prof. Rümker: Theorie der geographischen Ortsbestimmung;
2 Zuhörer.
Dr. Schorr: Allgemeine Astronomie, Theil II (Sonnensystem);
ca. 40 Zuhörer.
Im Winter-Semester 1896-97:
Dr. Schorr: 1) Allgemeine Astronomie, Theil III (Kometen
und Meteore); 73 Zuhörer.
2) Bahnbestimmung von Planeten und Kometen:
3 Zuhörer.
Die Vorlesungen über „Allgemeine Astronomie“ wurden durch die
Vorführung einer Reihe, zum grossen Theil selbst hergestellter Diapositive
unterstützt.
Die Reduction der Meridiankreisbeobachtungen der Zone SO—S1"
wurde weiter fortgeführt. Seitens des Berichterstatters wurde die Elementen-
Berechnung des neu erschienenen Kometen 1896 III (Swift April 15)
ausgeführt und in den „Astronomischen Nachrichten“ veröffentlicht. Auch
wurde, wie bereits in den vorhergehenden Jahren, die Mitwirkung des
Berichterstatters als Sachverständiger für die Beschaffung der Thurmuhren
und zugehörigen Normaluhren für das neue Rathhaus und die Michaelis-
kirche mehrfach in Anspruch genommen.
X. Meteorolo-
gischer Dienst.
XI. Vor-
lesungen.
XII. Andere
Arbeiten.
Museums-
Commission,
Personal.
Bibliothek.
Instrumente
und Modelle.
OO Naturhistorisches Museum.
6. Naturhistorisches Museum.
Bericht des Direktors Professor Dr. Kraepelin.
Den Vorsitz in der Commission für das Naturhistorische Museum
führte, wie im Vorjahre, Herr Syndieus Dr. von Melle. Im Übrigen bestand
die Commission aus den Herren Direktor Dr. H. Bolau, Dr. jur. ©. Dehn,
©. @. Eggert, G. H. Martens, Dr. med. W. Oehrens und dem Direktor.
Dem Personal des Museums trat Herr €. Fresen als Hülfsarbeiter
bei. Durch den Tod verlor das Museum den Aufseher Joh. Fischer, in
dessen Stelle der bisherige Hausdiener BD. Schumacher einrückte.
Wie im Vorjahre war Herr Dr. ©. Schmöcdeknmecht — Blankenburg —
mit der Bestimmung einzelner Abteilungen unserer Hymenopterensammlung
beauftragt, zu welchem Zwecke er auch eine Reihe von Wochen im Museum
selbst thätig war. Des Weiteren wurden zur wissenschaftlichen Hülfsarbeit
zeitweilig herangezogen die Herren @. Schacko-Berlin und ZL. Sorhagen -
Hambure.
Durch freiwillige Hülfsarbeit während einiger Wochen des Sommers
erfreuten uns die Herren @. H. Martens nnd Lehrer Th. Meyer.
Die Bibliothek des Museums hat im Laufe des Jahres um 1254 Nummern
zugenommen, von denen 442 durch Kauf, 792 durch Tausch: oder Geschenk
erworben wurden. Der Wert der gekauften Bücher beziffert sich auf rund
4 3130.—, wovon ein großer Teil für laufende Zeitschriften und Lieferungs-
werke verausgabt werden mußte. Der Wert der durch Tausch oder Geschenk
erhaltenen Bücher beträgt 4 3894.—, abgesehen von 36 Bänden des
Challenger-Report, welche die englische Regierung dem Museum als Geschenk
überwiesen hat.
Ein Schriftenaustausch ist neu vereinbart mit der Bibliothek der
Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft mn Bern, der
Societe sceientifique et station zoologique in Arcachon, der
Californian Academy of science in San Francisco, der Faculte
des sciences in Marseille, der Acadämie des sciences m
Montpellier, dem American Museum in New-York, dem Museo
paulista in Sa6 Paulo, den Feuilles des jeunes naturalistes in
Paris, dem Mus&e zoologique in St. Petersburg.
Außer den üblichen Ereänzungen an anatomischen Instrumenten,
Werkzeugen ete. wurden nur einige kleinere Apparate, wie Spritzen, Luft-
pumpe ete. angeschafft; außerdem, zum Gebrauche bei den Vorlesungen,
eine größere Reihe von Modellen zur Erläuterung der menschlichen Anatomie
und der Entwieklunesgeschichte, für deren Ankauf besondere Mittel nach-
träglich in das Budget des Jahres eingestellt waren.
Naturhistorisches Museum. OCXXVU
In der Zoologischen Abteilung ist ein Gesamtzuwachs von 7681 Nummern
in etwa 353 400 Exemplaren zu verzeichnen. Der weitaus größere Teil —
5164 Nummern in rund 20500 Exemplaren und im Werte von #4 5050 —
ist dem Museum als Geschenk zugegangen. Der Gesamtwert der zoologischen
Eingänge beziffert sich auf etwa «#4 15 000.—
Auf die einzelnen Abteilungen verteilt sich der Zuwachs in
folgender Weise:
1. Sausetiere....... . 210 Nummern, 210 Exemplare
2. Vögel, Nester etc..... 233 5 237 H,
3. Reptilien, Amphibien 216 5 600 4
Amslischersr.. 2: en Rs 2037 ;
5. Mollusken .... a 594 a 4010 EN
Delnsektenteren nn. dh N 19 167 =
7. Spinnen .. Er r 518 e 1504
8. Myriopoden.... I: 59 ne 300 e
9. Crustaceen .... 95 5 544 „
10. Würmer, Molluscoiden 424 e 3792 “
NeaRchnodermen er 101 " 150
12. Coelenteraten, Protozoen 54 4 249 .
7681 Nummern, 33400 Exemplare.
Von größeren Ankäufen seien erwähnt die Doubletten der Myriopoden
und Arachniden der Fea’schen Sammlungen aus Birma, Tiefseefische des
Mittelmeers von Professor Giglioli, Teile der Gustav Freiltag’schen Conchylien-
sammlung, sowie verschiedene größere Collektionen von Säugetier- und
Vogelbälgen, von Tintenfischen, Orthopteren und Schmetterlingen.
Aus der Reihe der Geschenke, für welche der gebührende Dank in
den Tagesblättern bereits abgestattet wurde, mögen folgende hier kurz
erwähnt werden:
Von Herrm @. H. €. Ackermann ein Fell des seltenen Tragelaphus
angası; von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Bismarck Eber, Bache und
Frischlinge vom Wildschwem aus dem Sachsenwalde; von dem Botanischen
Garten eingeschleppte Regenwürmer und Tausendfüße; von Herrn
Dr. Brandes-Halle 24 deutsche Trematoden; von Herrn Dr. Drauer-Gießen
Skorpione, Spinnen und Würmer von den Seychellen; von Herrn Dr. von Brunn
30 Eingeweidewürmer aus Aalen; von Herrn W. Buwrchard-Sumatra
174 Insekten, Tigerembryo von Ostsumatra; von Herrn ©. Calwood-St. Thomas
wertvolle Sammelausbeute aus St. Thomas; von Herrn P. O0. Carpenter-
Dublin 25 Phalangiden von Irland; von Herrn Dr. Delfin- Valparaiso eine
eroße Anzahl Insekten, Würmer und Meerestiere von Chile; von Herrn
Fr. Dörries 50 seltene Schmetterlinge aus Ostsibirien; von Herrn Quarantaine-
Inspektor €. Eggert - St. Thomas Insekten, Spinnen und Würmer von
Vermehrung
der
Sammlungen.
CXXVIN Naturhistorisches Museum.
St. Thomas; von Herrn Geo. W. Fischer 2 Schädel von Aymara-Indianern
aus Bolivien; von Herrn J. H. Fixsen Fell und Skelett der Vierhorn-
antilope, Tetraceros quadricornis, Fell von Canis jubatus; von Herrn
Schiffsarzt Dr. Gassmann eine große Zahl Land- und Seetiere von der
Südwestküste Südamerikas; von Herrn Schiffsoffizier Gölldner Schlangen
von Santos; von Hermn X. Gosse Schlangen, Insekten und Spinnen von
Westafrika; von Herrn Z. Graeser zahlreiche Insekten, besonders forst-
schädliche, der heimischen Fauna; von Herrn €. @. de Haseth- Curacao
wertvolle Sammelausbeute, namentlich an Landtieren, von Curacao; von
Frau W. Hintze Meerestiere, Spinnen und Insekten von Amrum; von Herrn
©. 4A. Höft niedere Tiere der heimischen Fauna; von Herrn €. Hoege
»00 seltene Käfer aus Mexico ; von den Herren Janftzen & T’hormählen
Skelett einer Sirene, Manatus senegalensis; von Herrn H. Jebens % Rohr-
dommeln ; von Herrn Dr. von Ihering - Saö Paulo Wespennester aus
Brasilien; von Herrn H. Jourdan exotische Fische und Libellen, von Herrn
H. Kalbe 74 einheimische Schlupfwespen und Raupenfliegen; von Herrn
Professor Keller-Zürich Regenwürmer von Madagaskar; von den Herren
Professoren FE und RK. Kraepelin Sammelausbeute einer Reise nach Nordafrika,
Spanien und den Balearen; von Herın F. Krause 30 Regenwürmer von
Saö Paulo ;
von Singapore ; von Herrn 7. Lenz-Kobe 450 Fische, zahlreiche Reptilien,
von Herın Dr. //. Lenz-Lübeck 11 wertvolle Gorgonidentypen
Amphibien und Insekten von Japan; von Herrn # Th. Lind Vampyr,
Insekten und Schnecken aus Venezuela; von den Herren Zöndström,
Roehl & Co. ein Faultier; von Fräulein Zippert Vogelbälge, Skorpione,
Spimmen, Tausendfüße, Insekten und Mollusken aus Transvaal; von Herrn
Ingenieur ‚Jean Melz 300 Insekten von Sa6 Paulo; von Herrn
Dr. W. Michaelsen Sammelausbeute semer Reise nach Aegypten bis zum
ersten Katarakt; von der Zoologischen Station in Neapel 35 Anmneliden;
von Herrn Dr. W. von Ohlendorff Vogeleier und Meerestiere von Huanıillos
und Lobos de Afuera; von Herrn H. O’Swald 11 Vogelbälge von
Madagaskar; von Herrn Schiffsoftizier M. Oswald reiche Sammelausbeuten
semer Reisen nach Nossib@; von Herrn Schiftsoffizier Ze. Paessler Sammel-
ausbeuten seiner Reisen nach Chile und der Magalhaensstraße; von Herrn
Kapitän Petersen Insekten, Spinnen und Tausendfüße von Westindien ; von Herrn
Professor Dr. Plate-Berlin Regenwürmer aus Chile; von Herrn H. Saenger
26 Vogelbälge von Japan; von Herrn 4. Sauber zahlreiche Insekten,
besonders forstschädliche, der hiesigen Fauna; von Herrn Dr. €. Schäffer
Sammelausbeute einer Reise in die schwäbische Alp; von Herrn Schiffs-
offizier Schömmelpfennig Schlangen von Hayti; von Fräulein Schmilinsky
Schuppentier von Westafrika; von Herrn Professor Dr. ©. Schneider-Blasewitz
Skorpione und Tausendfüße von Alexandrien und Palästina, 400 Schlupf-
wespen von Borkum; von Herrn W. Scholz-Maxaos Mäuse, Skorpione
a A ne eK A ce Me
Naturhistorisches Museum. OCXXIK
Insekten und Tausendfüße vom Amazonenstrom ; aus dem Nachlasse des
Herrn L. Schrader durch Frau Place 3600 Insekten, meist aus Australien;
von Herrn Dr. Schütt Regenwürmer aus Griechenland und Italien; von
den Herren Gebrüder Siemssen-Indrapura Estate eine große Zahl wertvoller
Reptilien, Fische, Krebse, Würmer und Insekten von Sumatra ; von Herrn
Dr. 0. Sonder-Öldesloe Spinnen, Phalangiden, Afterskorpione und Milben
der heimischen Fauna; von Herrn Joh. H, Soost 3 Lemuriden, 1 Viverre,
3 Vögel von Madagaskar’; von Herrn Schiffsoffizier Staben Eidechsen, Fische
Mollusken, Krebse und Insekten von der Westküste Südamerikas; von
Herrn Dr. F. Stuhlmann 255 Arachniden von Ostafrika; von Herrn
Dr. von Sydow verschiedene Vögel aus seiner Vogelstube; von Herrn
R. Tancere-Anklam 4 Säuger, 6 Vögel und 565 Insekten aus Üentralasien ;
von Herrn M. Thiel-Matupi sehr wertvolle Sammlung von Meeres- und
Landtieren, darunter 1700 Insekten und 12 Nautilus, von Neubritannien ;
von Herrn Dr. H. Traun Eidechsen, Schlangen, Fische, Mollusken, Krebse
und Insekten von Bissao, Nieder-Gumea; von Herrn Dr. H. Ude-Hannover
20 Würmer; von Herrn Dr. Vanhoeffen-Kiel 122 grönländische Polychaeten ;
von Herrn Dr. Voeltzkow-Berlin Regenwürmer von Madagaskar ; von Herrn
Apotheker R. Volk-Ratzeburg 2 Rohrdommeln, 1 Drossel; von Herrn
Wahnkau durch Vermittelung des Herrn- 0. Louwvier Regenwürmer von
Venezuela; von Hermm €. Weydiy jun. Eidechsen, Schlangen und gegen
500 Käfer von Neugumea; von Herrn F\ Wiengreen 13 Vogelhälge aus
Californien und Paraguay ; von Herrn A. Woermann 1 Gorilla; von Herrn
F. Worlee japanische Spinnen ; von der Zoologischen Gesellschaft durch
Herrn Direktor Dr. H. bolau 59 Säugetiere, 37 Vögel, 7 Reptilien und
Fische, diverse Würmer, Krebse, Spinnen und Schnecken.
Die mmeralosische Abteilung weist einen Gesamtzuwachs von
1957 Nummern auf, von denen 559 gekauft, 129 gesammelt, 1249 geschenkt
wurden. Der Wert dieser Zugänge beziftert sich auf ‚4 3970.—, von
denen 4 2921.
Von wichtigeren Geschenken seien hervorgehoben: Von Herrn Ch. Buhbe
auf die Geschenke entfallen.
45 hiesige Geschiebe; von Herrm Geheimrat Professor Dr. Oredner-Leipzig
Branchiosaurus-Suite von Niederhäßlich; vom Club Zlektra Sammlung
wertvoller Kreideverstemerungen von Lüneburg; von Herrn Regierungs-
bauführer Zreystedt-Ratzeburg 11 hiesige Geschiebe; von Herrn Dr. Hanssen-
Lägerdorf 14 seltene Versteinerungen aus der Kreide von Lägerdorf; von
Frau W. Hintze 20 hiesige Geschiebe; von Herrn Z. Hundeshagen-London
2 Goldstufen und 4 Waschgoldproben aus Siebenbürgen und Spanien; von
Herrn €. Jllies kostbare Suite von Topas und Feldspath aus Japan; vom
Alineralogischen Museum in Königsberg 59 Geschiebe und Verstemerungen
aus Ostpreussen; von Herrn J. #. Kummerfeld-Wankendorf zahlreiche lose
Tertiärversteinerungen von Stolpe; von Herrn Dr. W. von Ohlendorff
ı
Inventar.
Benutzung
des Museums.
Naturhistorisches Museum.
CXXX
diverse Mineralien und Verstemerungen aus Chile, Peru, Carolina und
Algier; von Herrn Dr. J. Petersen marine Diluvialfauna von Kirchsteinbeck ;
von Herrn Seminarlehrer Pieper ca. 100 selbstgesammelte Versteinerungen aus
dem Jura und der Kreide Pommerns: von Frau Commerzienrat Riedemann
283 auserlesene Mimeralien, Versteinerungen und Geschiebe; von Herrn
Dr. Rüst-Hannover 20 Radiolariengesteine nebst Dünnschliften; von der
Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer 9 hier ausgegrabene Knochenreste;
von Herrn Dr. Schmeleck-Christiania 6 Grundproben der Norske Nordhavs-
Expedition; von Herrn Pastor Schroeder-Itzehoe große Anzahl seltener Ver-
steinerungen von Itzehoe und Lägerdorf, sowie einige Geschiebe von Zarrentin;
von Herrn Dr. Sonder-Oldesloe 15 hiesige Geschiebe; von Herrn J. H. Soost
eine große Suite von Bergerystallen von Madagaskar; von Herrn P. Trummer
72 hiesige Geschiebe; von Herrn Professor V. Ussing-Kopenhagen 7 Kıyolith-
Stufen von Grönland; von Herrn Mimisterialrat Wada-Tokio diverse Feld-
spathkrystalle von Japan; von Herrm Stud. Wiegers-Halle
Geschiebe und einige Mineralien von Halle; von Herrn Ferd. Worlde
10 diverse Mineralien; von Frau Dr. A. Zacharias eine große Iguano-
donfährte von Oberkirchen.
Die Vermehrung der Sammlungen vom 1. Mai 1595 bis 1. Mai 1596
13 hiesige
ist zum Zwecke der Feuerversicherung wie folgt geschätzt:
1. Zoologische Sammlung ............. Wert .# 13 182, —
2. Mineralogische Sammlung ..... en hl, BADER
3. Bibliotheks pre SE » 8008, —
A Instrumentenere ar 345,—
5.0 Mohilars ne 2 809, —
Summe „#4 28 931,—
Die Zahl der Besucher während der einzelnen Monate des Berichter-
stattungsjahres ergiebt sich aus folgender Übersicht:
Januar 7540 Personen Juli 9 670 Personen
Februar 10 019 R August 11 190 N
März 12 672 E; September 8800 R
April 20 000 3 Oktober 8 809 6;
Mai 15 330 5 November S8S15 a
Juni 5445 > Dezember 9 505 e
Summe 127 795 Personen
Von 65 Gelehrten, welche im Laufe des Jahres das Museum besuchten,
benutzten
4 andere vorwiegend die Einrichtungen des Museums studierten.
15 die Sammlungen zu besonderen Studienzwecken, während
Der hiesigen Gewerbeschule wurde, wie früher, an Sonntagen die
Benutzung des kleinen Hörsaals und der Museumsobjekte für den Zeichen-
gestattet.
Erlaubnis, geeignete Objekte des Museums zu ihren Studien zu verwerten.
unterricht Verschiedene Maler und Zeichner erhielten die
Naturhistorisches Museum. (HOSU
Von zahlreichen einheimischen Gelehrten wurde die Bibliothek zu Rathe
gezogen, von einigen Material des Museums für Vorträge entliehen. Zwei
hiesige Herren benutzten Arbeitsplätze des Museums für längere Zeit zu
zoologischen Studien. Außerdem sind die Hörsäle
abgesehen von den
gesetzlichen Vorlesungen der Beamten des naturhistorischen Museums und
des Museums für Völkerkunde — dem Naturwissenschaftlichen Verein für
seine allgemeinen und Gruppensitzungen, sowie dem Hamburger Bezirksverein
der deutschen Gesellschaft für angewandte Chemie für seine wissenschaftlichen
Sitzungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Während des Wintersemesters
wurde endlich das kleine Auditorium noch für weitere Vorlesungen im
Auftrage der Oberschulbehörde in Anspruch genommen.
Sammlungsteile des Museums wurden zur Bestimmung oder zum
Vergleich übersandt an die Herren: Dr. Babor-Prag, Oberlehrer Breddin-
Halle, Budde - Lund - Kopenhagen, Rev. ©. P. Cambridge - Bloxworth,
Dr. Carpenter-Dublin, Dr. Fauvel-Caen, M. Gourdon-Bagueres, Dr. Hagen-
Homburg, Dr. Z. Koch-Nürnberg, Professor Lampert-Stuttgart, Dr. Lacas-
serlin, Dr. de Man-Jerseke, Dr. von Marenzeller-Wien, Montandon-Bukarest,
Professor Neumann-Toulon, Direktor Dr. Rrs-Mendrisis, Dr, Schmiedeknecht-
Blankenburg, Oberst von Schönfeld - Eisenach, Dr. ‚Seydel - Amsterdam,
Dr. Staudinger-Blasewitz, Professor Tullberg-Upsala.
Zur Bestimmung oder zum Vergleich ging bei dem hiesigen Museum
Material ein von den Museen zu Amsterdam, Berlin, Bonn, Caleutta,
Dresden, Frankfurt a. M., Genf, Göttingen, Halle, Heidelberg,
Helgoland, Jena, Leipzig, Sa6 Paulo, St. Petersburg, Strassburg,
Stuttgart, Upsala, Würzburg, sowie von den Herren Dr. Brauer-
Gießen, Dr. Hansen-Kopenhagen, Professor Kelter-Zürich, Dr. König-Bonn,
Professor Plate-berlin, Professor Schmeider-blasewitz, Dr. Soerensen-Kopen-
hagen, Dr. Vanhoeffen-Kiel, Dr. Voeltzkow-Berlin.
Doubletten wurden abgegeben an verschiedene hiesige Schulen,
wissenschaftliches Untersuchungsmaterial an Herrn Dr. Seydel-Amsterdam.
Sammelkisten sind neu ausgegeben an die Herren: (€. @. de Haseth-
Curacao, C. Calwood-St. Thomas, Zygert-St. Thomas, Zug. Gutmann-Rl.Popo,
Wald. Scholz-Manaos, W. Burchard-Sumatra, Dr. Brauns-Port Elizabeth,
F. Wiengreen-Argentinien, Dr. Stierling-Tanga, P. Frey-Nossibe, von Wülfing-
Batavia, wie an die Herren Schiftsoftiziere resp. Schiftsärzte MR. Paessler,
Max Oswald und Dr. J. Dfeffer.
Von dem großen Vorratssaal des Kellergeschosses wurde durch
Aufführung einer Zwischenwand ein Raum für Rohskelette und solches
Material abgescheert, welches seiner Grösse wegen nicht sofort in Gläsern
untergebracht werden kann. Zu diesem Behufe wurden in dem neu
gewonnenen Raum eine Anzahl größerer Cementtröge und ein großer
Skelettschrank aufgestellt. Das bisherige Amtszimmer des Custos für
i*
Verkehr mit
fremden
Instituten und
Gelehrten,
Bau und
Mobiliar.
Arbeiten im
Museum.
OD Naturhistorisches Museum.
Zoologie ist in einen allgemeinen Arbeitsraum für wissenschaftliche Hülfs-
arbeiter umgewandelt und dem Custos ein neues Arbeitszimmer hergerichtet.
Für Mollusken und Insekten waren neue Sammlungsschränke notwendig.
In der Schausammlung gelangte zunächst eine grössere Gruppe von
Wildscehweinen mit ihren Frischlngen — ein Geschenk Sr. Durchlaucht des
Fürsten von Bismarck —, in einem besonderen Glas-Pavillon und m
natürlicher Umgebung dargestellt, zur Aufstellung. Die Waltiersammlung
wurde durch den Kopf eines australischen Zwergwales (Gypsabguß) und den
Schädel eines männlichen Hyperoodon vermehrt. Außerdem sind 50 Säuge-
tiere neu gestopft, etwa 100 auf neue Postamente gesetzt, die anthropologische
Sammlung und die Sammlungen der Affen und Halbaffen mit gedruckten
Etiketten versehen. An Spirituspräparaten wurden etwa 50 neu montiert,
90 weitere hinzugefügt, darunter die Nachbildung einer holsteinischen
Austernbank, die Entwickelungsstufen und Varietäten des Flußaales etc.
In der einheimischen Fauna ist die etwa 2000 Spezies umfassende Sammlung
von Hauttlüglern in 25 Kästen auf der Galleriebrüstung des Hauptgeschosses
zur Aufstellung gebracht, während die durch Lichteimwirkung unansehnlich
gewordene Collektion biologischer Insektenpräparate durch künstliche
Färbung der dazu gehörigen Zweige, Blätter uud Blüten wieder ausstellungs-
fähig gemacht wurde. Auch die Schaukästen der Molluskensammlung
mußten sämtlich wegen Ausbleichens der Farbe erneuert werden. Für die
Fischereiabteilung der Allgemeinen Gewerbe-Ausstellung in Berlin wurde
eine Reihe von Präparaten durch Herrn Dr. von Brumn zur Aufstellung
gebracht, wofür demselben eine silberne Verdienstmünze seitens des Deutschen
Fischerei-Vereins und ein Ehrenzeuenis seitens der Gewerbe-Ausstellune
zu teil wurde. Auch das Museum selbst ist mit emem solchen Ehrenzeuenis
bedacht worden.
In der wissenschaftlichen Hauptsammlune ist «die Revision
und Katalogisierung der Säugetiere weiter gefördert und auf die Halb-
affen, Raubtiere, Huftiere, Zahnarme und Beuteltiere — insgesamt
773 Exemplare — ausgedehnt worden. Ingleichen wurde eine Neuaufnahme
der gesamten Skelettbestände der Säuger durchgeführt und mit der
Katalogisierung derselben begonnen. In der Vogelsammlung wurde
die Hauptmasse der Schwimmvögel — S64 Iixemplare — nach den
Bänden 25 und 2S des Britischen Kataloges neu durchbestimmt und
katalogisiert; ebenso 221 Nummern Neueingänge. Die Eiersammlung wurde
geordnet, neu montiert und durchweg mit neuen Etiketten versehen.
Von niederen Wirbeltieren — Reptilien, Amphibien, Fischen —
sind 830 Nummern neu bestimmt, zum größeren Teile auch katalogisiert
und in die Sammlung eingeordnet. Für die Familie der Scineoiden wurde
ein neuer Katalog angefertigt.
u an A
Naturhistorisches Museum. OXXNTII
In der Molluskensammlung ist der Inhalt von S Schränken mit
Neueinsängen der letzten Jahre vorläufig gesichtet, gereinigt, mit neuen
Fundortsetiketten versehen ete., sodaß nunmehr mit der wissenschaftlichen
Bestimmung und Einordnung «des Materiales in die Hauptsammlung,
welche selbst einer «durchgreifenden Neubearbeitung bedarf, begonnen
werden kann.
In der Entomologischen Abteilung sind 6260 Insekten gespießt
und gespannt worden. Die Neueingänge der Schmetterlinge wurden be-
stimmt und im die in den Vorjahren endeültig aufgestellte Sammlung eingereiht.
Von Orthopteren wurde die Gruppe der Phasmiden unter Revision der
estimmungen in einen neuen Schrank übergeführt. Die große, bis dahin
völlie ungeordnete und unbestimmte Sammlung der Hautflügler
konnte in ihrer Gesamtheit — etwa 40 000 Exemplare — mit Individuen-
etiketten versehen und nach Gattungen zusammengesteckt werden, um so
die Normalaufstellung vorzubereiten. In diese Normalaufstellung sind dann
bis Schluß des Jahres 27 Kästen, das sind die Apiden bis zur Gattung
Xylocopa, gebracht worden. In ähnlicher Weise wurde mit der Ordnung
der weit über doppelt so umfangreichen Käfersammlung der erste Anfang
gemacht, in dem zunächst die Ciemdelen und Carabiden zusammengesteckt,
auch das Material zu emer Fauna des Niederelbgebietes aus ihnen heraus-
gezoeen wurde. Von Schnabelkerfen sind die Familien der Belostomiden,
Mononyeiden, Galguliden sowie die europäischen Capsiden bestimmt, einige
tausend Exemplare der bisher fast nur aus regellosen „Eingängen“
bestehenden Hauptsammlung mit Individuenetiketten versehen.
Für die geplante Ausstellung von Schädlingen des Pflanzenbaues in
der Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg 1897 sind eine Reihe
von Vorarbeiten — Listen der in Betracht kommenden Tierformen, Aussuchen
des Materials aus den systematischen Sammlungen, Anfertigung von
Desideratenlisten — zum Abschluß gebracht.
Die Eingänge an Skorpionen (41 Nummern) wurden bestimmt und
kataloeisiert, ebenso die einheimischen Phalangiden (50 Nummern) und
etwa 100 Nummern Tausendfüße. Von Krebsen sind eine Anzahl
Decapoden und die einheimischen Asseln bestimmt und in die Sammlung
gestellt.
Von Würmern sind die Neueingänge (424 Nummern) erledigt,
während aus der Hauptsammlung 484 Nummern Oligochaeten , sowie
aus der Gruppe der Coelenteraten 1130 Nummern Korallen bis zur
Gattung bestimmt und katalogisiert wurden. Die Stuhlmann’sche Ausbeute
an Echinodermen erfuhr eine wissenschaftliche Bearbeitung und gelangte
alsdann zur Aufstellung in der Hauptsammlung.
ORRXIN Naturhistorisches Museum.
Publikationen. An wissenschaftlichen Publikationen seitens der Beamten sind
erschienen :
Kraepelin, K.: Neue und wenig bekannte Skorpione. Mit 1 Tafel,
im Jahrbuch der Hambg. wiss. Anstalten XIII, 1896, Beiheft.
Derselbe: Phalangiden aus der Umgegend Hambures, ebenda.
Pfeffer, @.: Ostafrikanische Echiniden, Asteriden und Ophiuriden,
ges. von Herrn Dr. F. Stuhlmann, ebenda.
Derselbe: Die Fische Ostafrika’s in „Deutsch-Ostafrika“, Berlin 1896.
Michaelsen, W.: Oligochaeten in „Kükenthal, zool. Forschunesreise
in den Molukken und in Borneo“. Frankfurt a. M. 1896.
Derselbe: Polychaetenfauna der deutschen Meere in „Wissensch.
Meeresuntersuchungen ete., Riel und Helgoland“. Neue Folse II, 1.
Derselbe: Reisebericht in „Ergebnisse der Hambg. Magalhaensischen
Sammelreise“. I. Hamburg 1896.
Schäffer, ©.: Die Collembolen der Umgebung Hambures und
benachbarter Gebiete; mit 4 Tafeln im Jahrbuch der Hamb.
wissensch. Anstalten XIII, 1896.
Außerdem sind über das Material des Museums folgende Arbeiten
fertig gestellt, welche sämtlich teils im XII. Bande der „Mitteilungen“,
teils im I. Hefte der seitens des Museums herausgegebenen „Ergebnisse
der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise“ erschienen sind:
Altems, ©. Graf: Beschreibung der von Dr. Stuhlmann in Ostafrika
gesammelten Myriapoden im Jahrbuch der Hamb. wissensch.
Anstalten XIII, 1596. 1 Tafel.
Chun, C.: Beiträge zur Kenntnis ostafrikanischer Medusen und
Siphonophoren nach den Sammlungen Dr. Stuhlmanns, ebenda.
1 Tafel.
Lampert, K.: Die von Dr. Stuhlmann an der Ostküste Afrikas ge-
sammelten Holothurien, ebenda.
de Man, J. @.: Über neue und wenig bekannte Brachyuren des
Hamburger und Pariser Museums, ebenda, 3 Tfln.
Beddard, Frank, E.: Naiden, Tubificiden und Terricolen in „Ergebnisse
der Hamburger Magalhaens. Sammelreise“. I. Hamburg 1896.
1 Tafel.
Braun, M.,: Trematoden, ebenda, 1 Tafel.
Fischer, W.: Gephyreen,
v. Linstow: Nemathelminthen R 1 .
Lönnberg, E.: Cestoden, F mes
Ude, H.: Enchytraeiden, A 1 r
Vorlesungen, Die öffentlichen Vorlesungen des Direktors im Wintersemester 1896/97
Exkursionen. Bohandelten die allgemeine Systematik als Überblick über die Verwandtschafts-
verhältnisse der heutigen Tierwelt, während Herr Custos Dr. Deffer über
Naturhistorisches Museum. IXXXV
allgemeine Physiologie als Lehre von den Grundeigenschaften des Lebens
las. Herr Dr. von Brunn gab in der zweiten Hälfte des Semesters eine
kurze Darstellung der Deutschen Hochseefischerei, ihrer wirtschaftlichen
Bedeutung und ihres Betriebes. Während der Sommermonate wurden
nur seitens des Direktors einige Exkursionen in die Umgegend mit hiesigen
Lehrern unternommen.
In der mineralogischen Abteilung blieb die Schausammlung
der Hauptsache nach unverändert. In der wissenschaftlichen Hauptsammlung
wurden 25 Schiebladen silurischer, devonischer und jurassischer Geschiebe,
sowie 17 Schiebladen hiesiger Lokalsuiten revidiert und neu geordnet, auch
die Eingänge sämtlich bestimmt und eingereiht. Die Aufstellung neuer
Schränke machte umfangreiche Einräumungs- und Umstellungsarbeiten nötig.
Auf Ersuchen des Herrn Professor Lepsius — Darmstadt wurden die
Blätter „Schleswig“ und „Hamburg“ seiner geologischen Karte von Deutsch-
land vor der Drucklesung einer Revision unterzogen; ein Zettelkatalog
der mineraloeischen Litteratur der öffentlichen Bibliotheken Hamburgs
ist fertiggestellt. Außerdem wurden im Laufe des Jahres 20 Gutachten
abgegeben, davon 9 über Bohrungen auf Wasser, 3 über Bohrungen auf
Salz, 4 über Bohrungen auf Kreide, 2 über Handelswerth von Mineralien,
2 über wissenschaftliche Fragen.
Die Zahl der Exkursionen während des Sommerhalbjahres betrug 16;
die öffentlichen Vorlesungen des Wintersemesters gaben eine Einführung
in die Palaeontolosie.
Mineralogische
Abteilung.
COXXXVI Botanischer Garten.
t. Botanischer Garten.
Berieht des Prof, Dr. Zacharias.
Von grösseren Neuanlagen kamen im Berichtsjahre lediglich die schon
im vorigem Jahresberichte erwähnten Anpflanzungen von Mediemalpflanzen
zur Ausführung; im übrigen wurden die vorhandenen Arbeitskräfte und
Geldmittel für die Verbesserung und Anussestaltung der vorhandenen
Anlagen verwendet. Im System wurden gründliche Bodenverbesserungen
und Umpflanzungen vorgenommen, das vor dem Victorienhause belegene
Warmwasserbassin wurde vergrössert, die Sammlungen einheimischer Pflanzen
wurden auf Exeursionen ereänzt. Unter anderm konnte die in Nord-
deutschland auf verhältnißmäßig wenige Standorte beschränkte Lobelia
Dortmanna aus dem Ihlsee bei Segeberg in unsere Wasseranlage verpflanzt
werden. .
Da der Stadteraben bisher seiner steil zu größerer Tiefe abfallenden
Ufer halber für die Anpflanzung von Wasserpflanzen wenig geeignet war,
wurde der bei den Vorarbeiten für das im laufenden Jahre zu erbauende
Gewächshaus gewonnene Boden zu einer Einschüttung verwendet. In
unmittelbarer Nähe einer dem Publicum zugänglichen Uferstelle ist dadurch
eine seichte Parthie für die Anpflanzung von Wasserpflanzen gewonnen
worden, welche abgesehen von dem wissenschaftlichen Interesse, welches
sie gewähren wird, auch das Landschaftsbild am Stadtgraben wesentlich
verschönern und beleben wird. Verschönerung des Gartens unter gleich-
zeitiger Berücksichtigung der Lehrzwecke ist überhaupt dadurch angestrebt
worden, daß außerhalb der nach bestimmten systematischen und biologischen
Prineipien regelmäßig angeordneten Anpflanzungen an verschiedenen Stellen
je nach Lage, Bodenbeschaffenheit ete. Gewächse verschiedener Art so
angepflanzt wurden, dass sie dem Beschauer dort wild vorzukommen scheinen,
ein Verfahren, welches als „natural grouping of hardy plants“ in der
neueren englischen Landschaftsgärtnerei bedeutende Erfolge erzielt hat.
(Vergl. Robinson. The wild garden. London 1894).
Botanischer Garten. CXXXVI
In Folge der Fertigstellung des neuen Hörsaales und der durch eme
ausserordentliche Bewilligung ermöglichten Vervollständigung der Lehrmittel
konnte die Lehrthätiskeit in grösserem Umfange als im vorigen Berichtsjahre
aufgenommen werden. Im Winter wurde vom Berichterstatter über die Zelle,
im Sommer über Systematik der Dicotyledonen gelesen. Ferner wurden
praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen von Kryptogamen
(Winter) und Phanerogamen (Sommer) veranstaltet. Die Anzahl der 'Theil-
nehmer an diesen Uebungen führte zur Eimrichtung von zwei gesonderten
Kursen im Winter und von drei derartigen Kursen im Sommer des Berichts-
Jahres.
Die Benutzung der Pflanzen des Gartens zu Unterrichts- und Studien-
zwecken sestaltete sich im Uebrigen folgendermaßen: Für den botanischen
Unterricht in den hamburgischen Schulen, als Vorlagen für den Unterricht im
Zeichnen und Malen sowie an Besitzer von Herbarien wurden 555 287 Pflanzen,
respective Pflanzentheile verabfolgst (im Jahre 1595: 319 601).
Es mag an dieser Stelle bemerkt werden, daß die Anzahl derjenigen,
welche in den Anlagen des Gartens lebende Pflanzen zeichnen und malen,
sich beträchtlich vermehrt hat; ein Umstand, der sicherlieh mit dazu
beitragen wird die Blumenmalerei zu fördern. Es unterliegt keinem Zweifel,
daß die naturwidrigen Formen, welche auf manchen Pflanzenbildern das Auge
unangenehm berühren, dadurch veranlaßt worden sind, daß der Künstler, nur
über abgesehnittene, auch wohl oftmehr oder weniger angewelkte Pfllanzentheile
verfügte, welche er dann in beliebiger, seinem Geschmacke gerade entsprechen-
der, dem Charakter der betreffenden Pflanzen aber fremder Weise anordnete.
Material für wissenschaftliche Untersuchungen wurde gesendet an
die Herren Prof. Dr. van Tieghem m Paris und Prof. Dr. Arthur Meyer
in Marburg.
Wissenschaftliche Arbeiten wurden im Garten von zwei hiesigen
Gelehrten sowie vom Berichterstatter ausgeführt. Die Untersuchungen des
letzteren wurden zum Theil veröffentlicht in den Berichten der „Deutschen
botanischen Gesellschaft“ (über einige mikrochemische Untersuchungs-
methoden) und in dem „Report of the Liverpool Meeting“ der British
Association for the advancement of science (on the cells of the Cyanophyceae).
Ueber die Vermehrung der Pflanzensammlungen ist folgendes zu
berichten: Durch Tausch wurden namentlich von den botanischen Gärten
zu Strassburg und Paris, der Flora zu Köln, den Herren Prof. Farmer in
London, Henry Dreer in Philadelphia und A. van Imschoot in Gent werth-
volle Pflanzen erworben. Besondere Erwähnung verdient der seltene
Cycadeen-Bastard Ceratozamia mexicana fuscata aus dem Straßburger
Garten sowie eine Sammlung von nordamerikanischen Inseetivoren und
Orchideen, welche von Herrn Dreer gegen Wasserpflanzen unserer heimischen
Flora eingetauscht worden ist.
OXXXVIL Botanischer Garten.
Durch Kauf wurden vorzugsweise die Gehölz- und Staudensammlungen
des Freilandes vervollständigt. Bei der Auswahl der Stauden kamen nicht
lediglich wissenschaftliche Gesichtspunkte in Betracht; es wurde vielmehr
auch darauf Bedacht genommen, Pflanzen von decorativer Wirkung zu
erwerben. Der Garten erhielt mehrfach den Besuch von Gärtnern, welche
sich über die Verwendbarkeit von neu eingeführten Stauden für decorative
Zwecke unterrichten wollten. Das gab Veranlassung, den Garten auch für
den praktischen Gärtner durch entsprechende Erwerbungen nutzbringender
zu gestalten.
An Geschenken erhielt der Garten die folgenden:
1) Sämereien, Knollen und Zwiebeln von den Herren A. Arnemann
und Co., Dr. Borgert, Frau Baronin Caeeilie von Brockdorf, den
Herren Dill, Groenewold, Hernsheim (eine größere Sendung von
Orchideen aus dem Bismarckarchipel), A. Kochen (Früchte und
Samen von Theobroma eacao. Die Samen erwiesen sich als keim-
fähig, so daß die Anzucht eimiger Cacao-Pflanzen möglich wurde.),
Prof. Dr. Kraepelin, William A. Ritz (keimender Samen von Lodoicea
Sechellarum, emer auf den Sechellen vorkommenden, durch ihre
10—25 Kilo schweren Früchte ausgezeichneten, im botanischen
Gärten äußerst seltenen Palme), Capt. Schmidt, J. Winkler (ver-
schiedene Zwiebeln und Sämereien aus Japan), Zimpel. —
2) Pflanzen von Frau Berthold, Frau J. M. Bretischneider, den Herren
Dr. ©. Burchard, Frau Buskies, den Herren Fritz, W. J. Goverts
(Eucephalartos horridus, Dioon edule, Areca Verschaffeltii), Arück,
Kuhle, Baron F. von Miiller in Melbourne (ein schönes Exemplar
von Todea barbara. Es mag an dieser Stelle hervorgehoben werden,
daß der hiesige Garten gleich vielen anderen botanischen Gärten
der unermüdlichen Fürsorge des jüngst Verstorbenen Baron F. v. Müller
einen großen Teil seiner australischen Pflanzen verdankt.), Capt.
Möller (verschiedene Wasserpflanzen aus Haiti), Dr. Naunne,
von Pöppinghusen, Bunde, Sander, Capt. Schmidt (eine Anzahl
wertvoller tropischer Pflanzen), Stoldt, Zimpel (einige Exemplare von
Sturmia Loeselii, einer der Seltenheiten des Eppendorfer Moores). —
3) Sammlungsobjeete von Frau Dr. Bülau, den Herren W. J. Goverts,
Apotheker Kirsten und Ed. Lippert.
Die Bibliothek erhielt verschiedene Bücher von der Oberschulbehörde,
dem Vorstande des Bildungsvereins für Arbeiter, Herrn Dr. Bilau,
Apotheker Dr. Mielek, I. Winckler (eine Japanische Flora sowie ein
japanisches Werk über Veredelung). Das Herbar wurde durch eine werth-
volle Schenkung von Herrn .J. Sieveling wesentlich vermehrt.
Botanischer Garten. ERRRIX
Für die innere Ausschmückung des Hörsaales schenkten: Herr Prof.
Reymolds Green in London die Portraits von Dr. J. Dalton Hooker und
Robert Brown, Herr Dr. Sonder eine Ansicht des hiesigen botanischen
Gartens, Frau Marie Zacharias die Portraits von Prof. Dr. Lehmann und
Physikus Dr. Buek sowie verschiedene Landschaftszeichnungen aus dem
hiesigen botanischen Garten.
Eine Anzahl schöner Goldorfen überwies Frau M. H. Mangels dem
Garten für den Stadtgraben. Einige Nachtigallen-Pärchen wurden von
Herrn Völschau in sachkundiger Weise ausgesetzt.
(ORIE Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde.
8. Botanisches Museum
und Laboratorium für Waarenkunde.
Bericht des Direktors Professor Dr. Sadebeck.
Die im Nachfolgsenden sesebene Zusammenstellung über die während
des Berichtsjahres 1596 erfolgte Erweiterung der Sammlungen und die
wissenschaftliche Thätigkeit des Institutes umfasst: A. die Sammlungen,
B. die Instrumente und Apparate, C. die Bibliothek, D. den Bericht über
die wissenschaftliche Thätigkeit und die Benutzung des Institutes.
A. Sammlungen.
I. Geschenke überwiesen:
1) Herr J. D. Flügger: Weissen und röthlichen Sansibar-Copal,
indischen und Sansibar-Copal mit Insekten, Angola-, Sierra-Leone-, Congo-,
Madagaskar-, Macassar- und Padane-Copal.
2) Die Direktion des Vereins deutscher Oelfabriken m Hamburg
und Mannheim: Westafrikanische Erdnüsse (Arachis hypogaea L.), in Schalen
und geschält, geschälte ostafrikanische Erdnüsse, 3 Sorten Erdnussöl, Erd-
nusskuchen; ostafrikanische Sesamsaat . (Sesamum indicum L.), 3 Sorten
Sesamöl, Sesamkuchen; Coprah (Endosperm der Cocosnuss), Cocosöl und
Cocoskuchen.
3) Herr F. Gabain: Kamerun- und Togo-Palmöl und Palmkernöl.
4) Die Direktion der Ersten Deutschen Ramiespinnerei
Emmendimgen (Baden): Stengel von Ramie (Boehmerza nivea Hk. et Arn.)
Rohfaser derselben, gebleichte und gekämmte Faser, weisse und gefärbte
Garne und Gewebe.
5) Die Direktion der Jute-Spinnerei und -Weberei in Schiffbek:
Eine Collection von Jute und Jute-Fabrikaten.
6) Herr J. Jordan: Aesyptische Baumwolle.
7) Herr L. Levy: Proben von Granbassa-, Monrovia- und Cap Palmas-
Piassave von Raphia-Arten, Palmyra-Piassave von Borassus flabellifer L.,
Para- und Bahia-Piassave von Attalea funifera Mart. sowie Madagaskar-
Piassave von Dietyosperma fibrosum Wright.
8) Herr Apotheker C. Meyer- (f) Curacao: Eine Collection von
173 Hölzern.
Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. EXLI
9) Die Direktion der Hamburg-Amerika-Linie: Landesprodukte
aus Texas (Hirse, Roggen, Hafer, Reis, Maisstauden von ca. 3 Meter Höhe,
Baumwollstauden mit Fruchtkapseln, Baumwollöl, verschiedene Ooniferen-
Hölzer, eonservirte Früchte ete.), welche dem Kapitain des Dampfers „Sicilia“
anlässlich des Anlaufens des Hafens von Galveston seitens einer dortigen
Deputation überreicht worden war.
10) Herr Dr. Voigt: 12 z. Th. colorirte Photographien japanischer
Culturfelder (Thee, Reis, Lotos, Bambus ete.).
11) Herr C. H. v. Eicken: Muster ostafrikanischen Tabaks von der
Lewa-Plantage, 1894er Ernte.
12) Fräulein Dinklage: Samen der Steinnuss-Palme (Phytelephas
microcarpa R. et P.) und die Verarbeitungsstadien derselben zu Knöpfen.
135) Herr O. Rafflenbeul: Verarbeitung der Steinnuss (Phytelephas
microcarpa R.et P.) und der Elfenbeinnuss (Coelococcus salomonensis Dingl.).
14) Die Herren E. H. Worlee & Co.: Kolanüsse (Samen von Cola
acuminata R. Br.) aus Westafrika und sog. Westindische Kolanüsse (Samen
von Tounatea guyanensis Aubl.).
15) Herr F. Dencker: Weisse Kolanüsse (Samen von Gareinia Cola
Heck.) und Cortex Mangle (von Rhizophora Mangle L.) aus Westafrika,
an der Sonne gedörrte Kartoffeln und Lignum Pichi (von Fabiana imbri-
cata R. et P.) aus Chile.
16) Herr Dr. Hinneberg: 3 Fruchtstände von Andropogon arundi-
naceus Scop.
17) Herr Dr. Brick: 30 Phanerogamen, 5 Farne, 4 Moose, 5 Flechten
und 150 Pilze aus der Umgebung von Hamburg, besonders dem Sachsenwalde.
18) Herr Dr. Gaffron-Lima: 29 Phanerogamen und 5 Farne aus
dem Innern des nördlichen Peru (leg. D. H. Deuks).
19) Herr O. Jaap: Zwei für die Flora von Hamburg neue Bidens-
Arten, B. connatus Mühlenbe. vom Hammerhrook und BD. frondosus L.
von der Dove-Elbe; Pilze aus der Umgebung von Hamburg und Triglitz
(Prignitz); ein Hexenbesen von Betula verrucosa, hervorgerufen durch Exroascus
betulinus Sad. von Triglitz, ein grosser Hexenbesen der Kiefer, ebendaher;
Verbänderung einer Weide aus Allermöhe.
20) Herr Dr. Eichelbaum: Pilze aus der Umgebung von Hamburg.
21) Der Direktor: 4 Algen, 1 Chara, 5 Flechten, 108 Pilze und
5 Moose aus Nordamerika.
22) Herr Oberförster Dr. Möller: 32 Originalphotographien süd-
brasilianischer Phalloideen.
23) Naturhistorisches Museum: 20 Algen (leg. Dr. v. Ohlendorfi,
Dr. Gräffe, Hupfer und Pässler), darunter mehrere Kalkalgen; eine
BRETT Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde.
Eichenwurzel mit einem umwachsenen Steine, von Fuhlsbüttel (ec. P. Rehdanz) ;
eime Eschenwurzel, welche durch ein Loch eines Feuersteins hindurch-
gewachsen ist; Verwachsungen von je 2 und 3 Haselnüssen, von einem
Knick bei Stackenäs bei Warberg, Provinz Halland in Schweden.
Ausserdem erhielten wir noch Geschenke einzelner Objekte von den
Herren: R. Frank, Th. Baetcke, Jantzen & Thormählen,
C’Steffen, Prof. Schenk, Dr. Timm, Richter, Dr. Klatt, Prof.
Wortmann, O. Schneider, Groth, Rechtsanwalt Fülscher, Hansen,
Dr. Köhler, E. H. Winter, Arens Böcker & Bünemann, Baron
F.’v. Müller.
Der bereits in den Tageblättern für die genannten freundlichen Zu-
wendungen erstattete Dank möge hier nochmals einen Ausdruck finden.
II. Durch Ankauf fand folgende Vermehrung der Sammlungen statt:
1) €. G. Pringle: Plantae mexicanae, 350 Nr. distr. 1885 — 89,
25 Nr. distr. 1894 und 210 Nr. distr. 1895.
2) G. Volkens: 364 Nr. Kilimandscharo -Pilanzen.
3) V. Schiffner: 13 Nr. tropische Heil- und Nutzpflanzen.
4) J. Bornmüller: 351 Nr. oriental. Pflanzen, iter persico-tureicum,
1892/93.
5) V. Stribrny: 292 Nr. bulgarische Pflanzen.
6) P. Sydow: Characeae exsiccatae IT.
7) A. Möller: Brasilianische Protobasidiomyceten.
S) L. Romell: Fungi scandimaviei Cent. 1.
9) W. Krieger: Fungi saxonici XXIII und XXIV, sowie schädliche
Pilze der Kulturgewächse 1.
10) Th. Reinbold: Alsae Muellerianae (e. J. Agardh) und Alsae
Üeylonenses et Japonicae.
11) F. Pax: Herbarium cecidiologieum I — 11.
12) A. Schenkel: Diverse Fruchtstände, Zapfen, Früchte und Samen.
15) Steidtmann & Nagel: Raphia-Piassave, -Bast und -Matten,
Borassus-Piassave, Cocosgarn und Jute.
14) H. Haas: Gewürze und Stärkemehle.
15) Th. Schuchardt: Früchte von Coelococcus vitiensis Wendl.
16) Gebrüder Conn: Elfenbeinnüsse (Coelococcus salomomensis Dingl.)
17) J. J. Darbeven: Usambara-Kaffee.
15) Reese & Wichmann: Ostafrikanische Vanille.
III. Durch Tausch wurden erworben:
1) P. Richter: Phycotheea universalis XIV und XV.
2) Von Herrn F, S. Collins-Malden, Mass.: 114 Nr. meist californische
Algen.
Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. CXLII
Im Tausch abgegeben wurden an
1) U. S. Department of Agriculture, Division of Botany:
90 Nr. Phanerogamen aus Queensland, 108 Nr. Pteridophyten aus Queensland
und Polynesien, 21 Nr. andere Pteridophyten, 50 Nr. deutsche Gramineen,
Juncaceen und Umbelliferen, sowie 95 Nr. Algen.
2) Herrn F. S. Collins: 60 Algen.
3) Kegel. Botanisches Museum - Berlin: Einige Stärkemehle und
Fasern.
4) Herrn Prof. Dr. Detmer-Jena: Lackmustlechte und einige Samen.
B. Instrumente und Apparate.
A) Gekauft wurden von:
1) C. Zeiss-Jena: Ein Objectiv D, ein dreistrahliger Revolver und 2 Con-
densor mit Irisblende.
2) E. Leitz - Wetzlar: 1 Mikroskopstativ, 2 Objective 5, 2 Objective 6
und ein dreistrahliger Revolver.
3) W. & H. Seibert: em Irisblende.
4) H. Hartnack - Potsdam: Ein Ocular 2.
B) An Geschenken überwies der Direktor:
1) Eine Schröder’sche Präparierlupe.
2) Eine Sammellinse.
©. Bibliothek.
Gehalten wurden 19 Zeitschriften und 10 Lieferungswerke. Neu
abonnirt wurde auf:
1) P. Ascherson: Synopsis der mitteleuropäischen Flora.
3) Kirchner & Boltshauser: Atlas der Krankheiten und Be-
schädigungen landwirthschaftlicher Kulturpflanzen.
3) G. Lindau: Lichenologische Untersuchungen.
Ferner wurden angeschaftt:
1) J. G. Agardh: Analeeta algologiea ce. eont. I — HI und Till
Algernes Systematik, Nya Bidrag I — Vl.
2) 0. Dammer: Illustrirtes Lexikon der Verfälschungen und Ver-
unreinigungen der Nahrungs- und Genussmittel.
3) A. Engler: Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzen-
geschichte und Pflanzengeographie I — IX.
4) E. Hanausek: Erdmann-Königs Grundriss der allgemeinen
Waarenkunde.
5) H. Schinz: Deutsch - Südwestafrika.
6) A. Sodiro: Uryptogamae vasculares Quitenses.
7) J. B. de Toni: Sylloge Algarum I — II.
CXEIV Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde.
8) M. Woronin: Sklerotienkrankheit der Vaceinienbeeren, der Trauben-
kirsche und der Eberesche.
9) Kiepert: Wandkarte von Afrika.
Im Tauschverkehr erhielten wir:
1) Kgl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar XXVI, 2,
1892 und XXVI, 3, 1893, Bihang Afd. IH. Bd. XX, 1895 und XXI, 1896
sowie Öfversigt 1894 No. 2, 8, 9, 10, 16, 19, 31, 32, 36 und 37.
2) U. S. Department of Agriculture: a) Experiment Station
Record VII. — b) Yearbook 1895 — c) 5 kleimere Broschüren von
Atwater & Woods, Gilbert, Morton, Swingle und Waite.
3) Kolonialmuseum Haarlem: Bulletin Maart und Juli 1896.
4) Hooker: Icones Plantarum IV, 3 und4, 1895, V, 1, 2, 3 und 4, 1896.
5) Redaction des Jahrbuchs der Hamburgischen Wissen-
schaftlichen Anstalten: 3 botanische Abhandlungen von Hartwich,
Rehberger und Zenetti.
Geschenke überwiesen:
1) Gesellschaft für Botanik: a) Abhandlungen des Natur-
wissenschaftlichen Vereins in Bremen XII, 3, 1895 und
XIV, 1, 1896. — b) Schriften der Naturforschenden
Gesellschaft in Danzig XI, 1, 1896. — c) Abhandlungen und
Berichte des Vereins für Naturkunde zu Kassel XLI, 1895/96.
— d) Anzeiger der Akademie der Wissenschaften zu
Krakau 1896. — e) 14. Bericht des Botanischen Vereins m
Landshut (Bayern) 1894/95. — f) Jahreshefte des Natur-
wissenschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Lüneburg
XII, 1893/95.
9) Naturwissenschaftlicher Verein: a) H. Conwentz, Mono-
sraphie der baltischen Bernsteinbäume. — b) J. Decaisne,
Monographie des genres Ligustrum et Syringa. — ec) Th. M. Fries:
Bidrag till en lefnadsteckning öfver Carl von Linne I. — d) J. Buza:
Krankheiten der Kulturpflanzen. — e) N. Filarszky: Die Characeen
mit besonderer Rücksicht auf die in Ungarn beobachteten Arten.
— f) F. Haszlinszky: Flechtenflora Ungarn’s. — g) O. Hoppe:
Beobachtungen der Wärme im der Blüthenscheide einer Colocasia
odora (Arum cordifolium). — h) Th. Kosutäny: Ghemisch-
physiologische Untersuchung der characteristischeren Tabaksorten
Ungarns. — ıi) H. Wetterdal: Bakteriengehalt der Wasserzüge ın
Stockholm. — k) W. Zopf: Die Conidienfrüchte von Fumago. —
I) 25 Botanische Abhandlungen von Arthur, Bergonzini, Bombieci,
Capellini, Coceoni, Delpino, Famimtzin, Fernald, Goebel,
Korshinsky, Maximowiez, Meinshausen, Morini, Rizza & Boutlerow,
6)
ul)
Für
1)
2)
Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde, CXLV
Schwab, Schwendener, Ssüsew, Waghorne und Wilson aus ver-
schiedenen Akademie- und Veremsschriften. — m) Einzelne Hefte
der Schriften der Naturwissenschaftlichen Vereine zu Nürnberg,
Reichenberg, Schleswig-Holstein, Schneeberg und Zwickau.
Großherzogl. Badische Landwirthschaftlich-Botanische
Versuchsanstalt mn Karlsruhe: L. Klein, 5. Bericht der Land-
wirthschaftlich-Botanischen Versuchsanstalt 1858—1895.
Herr Dr. Benecke: Soltwedel-Benecke, Formen und Farben von
Saccharum offieinarum L. und von verwandten Arten. 21 chromo-
lithographische Tafeln mit Text.
Herr Dr. Brick: a) Forstliche Botanik 1894 und 1895. —
b) Frank & Sorauer, Jahresbericht des Sonderausschusses für
Pflanzenschutz für 1895. — c) Frank & Sorauer, Pflanzenschutz,
2. Auflage — d) Warburg, die aus den deutschen Kolonien
exportierten Produkte.
Herr Gehe & Co.-Dresden: a) Handelsberichte, September 1895,
April und September 1896. — b) Verzeichnis neuerer Heilmittel
mit kurzen Bemerkungen über Vorkommen, Zusammensetzung und
Wirkung.
Herr Kommerzienrath G. Hänsel-Pirna: 4 Vierteljahresberichte
der Fabrik ätherischer Oele und Essenzen 1896.
Herr Dr. Klatt: 4 Sonderabdrücke über Compositen.
Herr Dr. Klebahn: 2 Kataloge der Handelsausstellung zu
Bremen 1590/91.
Der Direktor: a) Mittheilungen der Geographischen Gesellschaft
zu Hamburg, I-VIl, 1; IX,2; XI und XII. — b) Nuovo Giornale
Botanico Italiano XXI, 1559. — c) Jahrbuch der Deutschen
Landwirthschafts-Gesellschaft 1592 und 1895. — d) Verhandlungen
der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte zu Halle 1891. —
e) Lehmann, Revisio Potentillarum.
Herr Major a. D. Th. Reinbold-Itzehoe: a) Schriften des
Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstem X, 2; 1895.
— b) 40 botanische (meist algologische) Abhandlungen von Barton,
Borgesen, Collins, Crato, Davis, v. Fischer-Benzon, Gomont, Hansgirg,
Heincke, Hennings, Hieronymus, A. Krause, E. H. L. Krause,
v. Lagerheim, Möbius, Prahl, Reinbold, Reinecke, Richter, Setchell,
Schröder, Schütt, Weber-van Bosse, de Wildeman und Wille.
Demonstrationen wurden in Folge einer nachträglichen
Extra-Bewilligung angeschaft:
L. Kny: 100 botanische Wandtafeln.
A. Peter: 22 Wandtafeln zur Systematik, Morphologie und
. Biologie der Pflanzen.
GXTIVT 3otanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde.
3) E. Brackebusch: Medicinalpflanzen, 25 Aquarelltafeln für
Demonstrationen bei Vorlesungen.
4) F. Rosen: 9 anatomische Wandtafeln der vegetabilischen Nahrungs-
und Genussmittel.
5) Tschirch & Oesterle: Anatomischer Atlas, Lieferung 1 — 11.
6) V. Dürfeld Nachf.: 119 Modelle von Pilzgruppen.
D. Die wissenschaftliche Thätigkeit und die Benutzung des Institutes.
Die Sammlungen und Instituts- Einrichtungen wurden in folgenden
Publicationen benutzt, welche entweder bereits erschienen oder im Er-
scheinen begriffen sind:
1) Barton, E. S., Cape Alsae. (Journ. of Botany XXAIV).
2) Brick, C., Forstliche Botanik, 1895. (Allgemeine Forst- und Jagd-
zeitung, Suppl. Heft 1896).
3) — Pteridophyten, 1894 (Just’s Botanischer Jahresbericht, XXI).
4) Gruber, E., Ueber Aufbau und Entwickelung einiger Fucaceen
(Bibliotheca botanica. Heft 38).
5) Reinbold, Th., Meeresalgen in Dr. Reinecke’s Flora der Samoa-Inseln
(Engler’s Botan. Jahrbuch XXL.)
6) — Algen der Lacepede- und Guichen-Bay ete. (Süd-Australien),
gesammelt von Dr. Engelhart (Nuova Notarisia 1897).
7) Reinecke, F., Die Flora derSamoa-lIuseln (Engler’s Botan. Jahrb. XXI).
5) Sadebeck, R., Die wichtigeren Nutzpflanzen und deren Erzeugnisse
aus den deutschen Colonien, mit Bezug auf die Colonial-Ausstellung
des Botanischen Museums (Dieses Jahrbuch).
9) —, Filices camerunianae Dinklageanae, mit 1 Taf. (Dieses Jahrbuch).
10) Voigt, A., Pharmaceutische und technische Botanik, 1594. (Just’s
Botanischer Jahresbericht, XXI).
11) Warburg, O., Ueber Verbreitung, Systematik und Verwerthung der
polynesischen Steinnuss-Palmen (Berichte der Deutschen Botanischen
Gesellschaft 1896).
In der Vertheilung der ständigen wissenschaftlichen Arbeiten ist eine
Aenderung nicht eingetreten.
In den Sitzungen der Gesellschaft für Botanik wurden
"Theile der Sammlungen, namentlich die neuen Erwerbungen demonstrirt
und die für die Bibliothek des Museums eingegangene neue Litteratur
ausgelegt und besprochen.
Die Betheiligung an den Vorlesungen, Excursionen und am
Practicum war dieselbe wie in früheren Jahren; ausserdem arbeiteten im
dem Institut 11 Herren längere oder kürzere Zeit, z. Th. während des
ganzen Jahres.
Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. GXREVH
Aus der Bibliothek wurden 191 Bände entliehen; ausserdem
arbeiteten in derselben 10 Herren.
Theile der Sammlungen wurden in 7 Fällen an auswärtige Gelehrte
ausgeliehen und z. Th. in Publikationen (vergl. oben) benutzt.
Für 6 Vorträge, welche ausserhalb des Museumsgebäudes, aber in
Hamburg gehalten wurden, lieferten die Sammlungen des Botanischen
Museums das nöthige Demonstrationsmaterial.
Der Besuch der Schausammlungen war ein sehr reger; auch
20 auswärtige Fachgelehrte beehrten das Institut durch eingehendere
Besichtigungen.
Im Laufe des Berichtsjahres wurde auf Ansuchen in 245 Fällen
Rath und Auskunft ertheilt. Die Samencontrolstation untersuchte
841 Sämereien (344 mehr als 1895). Die Gesammteinnahme des
Instituts betrug 4 3770.
Aus den Sammlungen des Botanischen Museums wurde eine Colonial-
Ausstellung, d. h. eine Sammlung der wichtigeren Nutzpflanzen der deutschen
Colonien, zusammengestellt und vom 2.—12. April im Botanischen Museum
für das Publikum geöffnet.
Dieselbe Sammlung wurde Ende April nach Berlin geschickt und vom
1. Mai—15. Oktober in der deutschen Colonial-Ausstellung in 5 grossen
Schränken, 2 Doppel-Schaukästen mit Schrank-Aufsätzen und 5 einzelnen
Schaukästen mit Schrank-Aufsätzen aufgestellt. Die nicht unbedeutenden
Kosten für Transport, Feuerversicherung, Revision u. s. w. wurden von
der deutschen Colonial- Ausstellung getragen. Auch lieh hierfür Herr
Kommerzienrath G. Haensel in Pirna eine Sammlung ätherischer Oele,
welche von tropischen Nutzpflanzen gewonnen werden.
CXLVIII Bericht über die, Thätigkeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895,96.
Bericht
über die Thätigkeit der Abtheilung für Samencontrole
(für die Zeit vom 1. Juli 1895 bis 30. Juni 1896)
(V. Geschäftsjahr)
von
Dr. 4A. Voigt.
In dem Berichtsjahre kamen 677 Proben zur Untersuchung und zwar
von 20 Firmen Hamburgs. .... RER 599 Muster
8 4 ausserhalb Hamburgs ..... BI
Zur eigenen Information wurden ..... De
untersucht, mithin zusammen ....677 Muster.
Auf die einzelnen Monate vertheilen sich dieselben wie folgt
1895 | 1896
Transport..... 181
I En ER N re N aa ee ee 150
TEN RUE area en TI, REDLAALAL. 0 AREE 115
Septembert. a. ee 894) März. a el, Ar 145
Detoberzr ereeree se ee 28 AD Re N ee RE 49
November A... er ee 36 NEN RE FE ei Jar aha 15
December... .rr ER Barke Arathe 62 N RAR FA HR ae a Daher 0 19
181 | 677
Für die eingesandten Proben waren beantragt:
Feststellungen der Echtheit ............... N )
n des, Kleeserlegehalts „rec Ber ee 310
” der Herkunft‘ u... sr er ee 6
Ermittelunsen"derzemheit ne we ri
5 eK eimkräften Dee EL )
. Bestimmungen des Gewichts von 1000 Körnern .......... 16
s » Nolumenvewichtsee Eee er 3
875
Dieselben vertheilen sich auf die einzelnen Samenarten wie neben-
stehende Uebersicht ausweist.
Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895/96. CONLIX
LE Untersucht auf 5 &n
ze 8, Sina ==
3 Samenart Bi ee Eee ee
jes} fee ES 2: > 5
[ NkaezEale
1 | Rothklee (Trifolium pratense L.)...... 279 | — 1184| 3| 61| 89) 16 | — | 353
2% | Weissklee (Trifolium repens L.) .. .... 72 |— | 29) — | %4| 50 — | — | 103
3 | Bastardklee (Trifolium hybridum L.) .. | 101 | — | 60 — | 23) 48) — | — | 131
4 | Incarnatklee (Trifolium Incarnatum L.) 41 —-|—-|1—| —| 4 — |— 4
5 | Wundklee (Anthyllis vulneraria L.) ... 3 =) | ei — | 7
6 | Luzerne (Medicago sativa L.) ......... 19 2| 125 2|— 1— |—-| 2%
7 | Gelbklee (Medicago lupulina L.) ..... 11|—-| 3 —| 2 8 — |—-| 3
8 | Serradella (Ornithopus satiwus L.) ..... 19 |—-—|—|—| 1| 9| — |— | 10
9 | Spörgel (Spergula satiwa BD) ........: All ll, 2, li 5
10 | Sesam- oder Gingellysaat (Sesamım
EL DICN de een: 5 NR Ze
| ARETNIEr Se Bonsai rer ee 7 \—= ||| 7 —|— l— 7
12 | Lein (Linum usilatissimum L) ......: 2 | —-—|—-|—-| 3 — — |— 2
13 | Canariensaat (Phalaris eanariensis L.) . s |I—|- 8 8
14 | Erbsen (Pisum sativum L.) .........- 1|-|—|\-| - 1-|-— l
15 | Engl. Raygras (Lolium perenne L.).... 8 I —/—' -| 4 8 — |—| 12
16 | Italien. Raygras (Lolium ilalieum A. Br.) 5 ||| | 4 4 — | — S
17 | Franz. Raygras (Arrhenatherum elatius
NV BET GED) neet o ee Ss |-—1-ı-| 94 — |—| 3
18 | Knaulgras (Dactylis glomerata L.)..... 2 |—|—-|—| 17) 1) — | 3| 3]
19 | Timothee (Phleum pratense L.)........ 43 |—| 16 1| ı8 36) — | —| 71
20 | Honiggras (Holeus lanatus L.) ........- 3 1-1 |-—| —-| 3) — | — 3
21 | Wiesen - Fuchsschwanz (Alopeewrus
TUHEHEOSADN) 5 0.00 ao RO 71—\—-|—- | 4 6| — ,—| 10
22 | Gemeines Rispengras (Poa trivialis L.) 2 |I— 2| 2
23 | Wiesenrispengras (Poa pratensis L.) .. 6 I -|--1- | —) 6 —- |— 6
34 | Platthalm-Rispengras (Poa compressa L.) ll 2 2) —)l— 6
35 | Wiesenschwingel(Hestuca pratensisHuds.) 7 —|—|—| 1 7) —|—| 8
26 | Ruchgras (Anthoxanthum Puelii Lee. el
EOS ee er Dura 2 I\-1-|1—-| -)| 9 — |— 2
27 | Kammgras (Uynosrus eristatus) »....:. 3 I—I—-1—| 1 2 — |— 3
RO N VEIZETIS ER Erekeiee ste nl ala: EIN: 12 el | 1
DODIELSTERR TR re ee a ae 2 2 _ 2
BORIEREESerdene er Sense l 1 — 1
Summe...... | 677 | 31310] 6]210,385| 16 | 3] 873
CL Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895/96.
2. Die Eehtheitsbestimmungen betrafen, einmal die Bestimmung eines
Siebsels als Kleeseide und ferner den Nachweis, ob amerikanische Luzerne
blaublühend (Medicago sativa) sei. Die letzteren Fälle werden bei den
Angaben über die Culturversuche der Abtheilung weitere Erwähnung finden.
0}
3. Die Untersuchungen auf Kleeseide gaben die folgenden Resultate:
Es wurden gefunden
hei Röthklee/| Weis- | Bastard| 77 »erne Geibklee)] Dune sn:
klee klee klee thee
von Proben 184 29 60 15 3 3 16
seidehaltig 90 7 29 12 1 = 3
Er a 4 rn ae i
oder in % | 49 25 48 s0 33 — 18,8
= 2a EEE MR BE RINE —ı : ERIELE
gegen EN +9;| 3 E &
ae nl +3 | + | 45 | - + 188
Der höchste Gehalt an Cuseuta betrug
beim Rothklee ... 2.2. ..580 Kömer in 100 gr
» Weisskleen.eic.. ga la Aar: A
FE Schwedinklaezse “SA0RaE a >
> tGelbilee nu. an ee N: NM 27
Sn Hlimothee ern re sb nen
beigder-Inzerne re ee 19,2); Pre Kine en
Für die Rothkleeproben stellte sich der Seidegehalt wie folgt:
Es enthielten
Früchte der Kleeseide (sog. Kapselseide) ...25 Proben — 14 %
wenieerswie IE Korn@ın lOUBERE ee 5 er auf
1 Korn in 100 NE TE a) r —0 Seide
mehr wie 1 Korn in 100 gr untersucht.
und theilweise Früchte ............... ..50 »„» = 27 „ij Muster.
49 %
Der Prozentsatz der mit Kapselseide behafteten Proben ging von 31%
im Vorjahre auf 22% zurück.
4. Die Herkunftsbestimmungen erstreckten sich auf Rothklee, Luzerne
und Timothee. Ihre Anzahl war gering, da amerikanische Saaten für den
Markt in umfangreicher Weise nicht in Betracht kamen. Zwei Rothklee-
muster gaben keine Bedenken gegen europäischen Ursprung, die dritte war
reiner Amerikaner. Die beiden Luzerneproben boten keinen Anhalt ihre
Herkunft (Ungarn) zu bezweifeln, das Muster Timothee ebenfalls.
Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895/96.
r
A il
Für
die
LEI
veinheit und Keimfähigkeit ergaben sich in der
jerichtszeit die auf nachstehender Tabelle zusammengestellten Minimal-,
Maximal- und Mittelwerthe.
a: Te an 1894/95 Gegen das
Reinheit Keimkraft ') An Voriahe
Samenart e E) Ele eE EI 3 3 8 5 Rein- | Keim-
Sei I: 3 S2| a i=| EB = 3 heit | kraft
BEE Su eSie [ale E) = 3 = an Rn
= ı e= | 3 = = [et 4 70 ae %
u Re A ee KEN
Rothklee........ 61 88,45) 98,7 | 95,6. | S9 | 23+76/99,5+0,5, SI-H10 | 96,7 | 90,5-+7| —1,1| —1,5
Weissklee........ 24 | 84,4 | 97,8 | 93,6 | 50 166+0 | 99-1 |83+14 | 93,2 | 84F11| +0,4| —1
Bastardklee .....| 23| 82,6 | 98,9 | 95,1 | 48 | 65-432) 99+0,5| S9I-HI0 | 96,5 | 85-11] —1,4| +4
Inkarnatklee.... — | — _ — 492-0 | 96-0 940 —_ == er =
Wundklee..... l| — — |89591 31944 | 974+3 | 96+3 | 90,6 | 12+2 | —2,3| -+84
Gelbklee ....... 2 | 93,9) 95,4 | 94,6] 8S|46+53| 9644 | 87-H12 | 87,12) Se Fewo
Luzerne ....... —|| = = == 1 —_ _ 2-6 —. 195-#1,5.| — —
Serradella....... 1 | = ERBE) 19 90 69 93,98 77 1—0,78| —8
Spörgel er Maar | = _ 8,6 4 51 90 75 er — —, aa
Denen 2 | 98,7 | 99,8199,35 | — == — — 91,3 2) = +8 Zu
BIchSensern —| — —_ = 1 —_ = 70 ae er = =
Canariensaat.. 8| 93, | = — — 94,5 — +0, —
DESADEr 20 | 94,4 | 985 | 97,2] - 97,1 — oz ==
Bıcmusmeer anne 7| 9484|. 97 | 9,21 — - — — 94 nl) —
Engel. Raygras...| 4| 96,1| 97,8/97,18| 8| 89 97 95 97,96 89 —0,78| +4
Ital. Raygras ....| 4|93,95| 97,9 /95,35| 4| 88 97 92 | 98,4 83 35 | +9
Franz. Raygras . 9 | 52,55| 98,05| 73,9 | 14 21 89 72 85,3 66 |—-11,4| +6
Knaulgras ....... 17 | 57,051 91,14| 83,5 | 11 72 om 35 15,6 74 +7,9| +11
Timothee ....... 18 | 95,2 | 99,51 97,7| 36| 75 100 97 96,6 83 1,11 -F14
Honiegras....... | — _— | 3| 34 89 52 _ 67 — | —15
Fuchsschwanz ...| 4| 652 | 77,3| 7LA| 6| 40 87 gi 60,3 35 |+11,1) +33
Wiesenrispengras | 1] — — |35] 6| 30 64 47 8928) 615 | —5,8 |—14,5
Platthalm -Rispen-
eigoneRe oc 2 | 82,9| 86,4 | S4,6!1 4! 85 92 8) 87,4 87 —R2,8| +2
Gemeines Rispen-
DAS PR | = — —_ 2 23 34 2) 92,59 | 42,5 — 13,5
Wiesenschwingel 1| — — 96,9 7 82 98 90 96,5 79,3 -+0,4 |+-10,7
Geruchgras...... —| — _ _ Ball ji 93 92 _ 86 — | +46
Kammgras ...... 1| — — | 972| 2| 80 86 3 _ _ _ =
erzens ne —| — _ il _ _ 9% _- En _ _
Gerste... —| — _ 2 — ie 96 = eu = Ei
Die mit Angabe der einzelnen vorhandenen Grasarten ausgeführten
Analysen französischer Knaulgräser und französischer Raygräser stellten
sich im Durchschnitt wie die folgende Zusammenstellung zeigt.
1) Bei den Kleearten bedeuten die der Keimkraft addirten Zahlen die harten Körner.
2]
Mittel der Vorjahre.
ÜCLII Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Samencontrole 1895/96.
1. Französische Knaulgräser:
TeINeRDAat 72%
Wiesenschwingel ........ 8,7, | gute Gräser
französisches Raygras 0,8 822%
Goldhater Bone re On ya
Trespenu. Laer 0,5 „
Engl. Raygras, Honiggras 6,0 „
Unkräuterf ers ren ee 0,8
SpEeU en. An ran DET
SET SR, en 09,
100
2, Französische Raygräser (Fromental)
Reine Dan 67,64
Knauleras realer mäsen
Wiesenschwingel . ....... 0,9 \ 75.6%
Poar Goldhatene rer 0,06
Trespen...... En ee mare
‘nel. Raygras, Honiggras. 3,2
Unkräuter ...... FEN
DPLEUNPE IE N:
SE ee Me
100,0
Für die Kleesaaten trat im Berichtsjahr der Einfluss der im Norden
schon seit mehreren Jahren eingeführten sog. Ritzmaschinen zum ersten Mal
hervor. Im Anfange gelangte noch Rothklee zur Untersuchung, der bis
70% harte Körner aufwies, während gegen den Schluss der Saison fast
durchweg behandelte Saaten zur Keimprüfung eingesendet wurden. Eine
Reihe von Firmen, teils Hamburger, teils auswärtige liessen von der
Abtheilung vergleichende Versuche mit geritzten und ungeritzten Saaten
anstellen, über die folgende Uebersicht das Nähere veranschaulicht.
Durch-
} : schnittl.
R f ungeritzt!) geritzt) ln
Es keimte Erhöhung
der
Minimum |Maximum| Mittel Minimum |Maximum | Mittel |Keimkraft
Rotliklee 74424 | 9445 | 85+14 | 9344 99,5 96 119%
Weissklee | 68428 | sstı2 | v0+20 | 9542 | 99 +1 | 98-41 19%
Schwedklee | 82+18 | 86414 | 84416 | 9643 | 99405 | 9842 | 14%
Gelbklee _ _ 88+10 _ _ 96+4 8%
!) Die addirten Zahlen geben die harten Körner an.
Bericht über die Thätiekeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895/96. ÖLIII
Während für Weissklee und Schwedklee em nachtheiliger Einfluß der
Präparation bei den verschiedensten Versuchen sich nicht ergab, wurden
für Rothklee, Inkarnatklee und Gelbklee bei einer Reihe der Keimprüfungen
eine Anzahl Körner beobachtet, die im Keimbett nach der Quellung meist
von der Wurzel getrennte Keimblätter aufwiesen, während vorher an dem
Korn eine Verletzung nicht wahrzunehmen war. Der Grund für diese
Erschemung wird in dem mehr oder minder accuraten Arbeiten der Ritz-
maschinen zu suchen sein.
Es hat sich nun als sehr wahrschemlich herausgestellt, daß die
Behandlung im Keimbett, vor allen Dingen zu große Feuchtigkeit, von Einfluß
auf das stärkere Hervortreten dieser Erscheinung ist. Es ist nun die
Frage, ob die durch sorgfältigere Behandlung nicht zerfallenden, aber immerhin
sich etwas schwächer entwickelnden Körner als gekeimt gezählt werden
sollen oder nicht. Die Entscheidung dieser Frage ist, da die Versuche
noch nicht abgeschlossen sind, z. Z. noch nicht zu treffen und geht auch
über den Rahmen dieses Berichts hinaus. Sie wird nach Abschluß der
Versuche eme eingehende Besprechung finden.
Von Serradella kam wieder manch jährige und ältere Saat zur
Keimprüfung, so daß der Durchschnitt der Resultate noch gegen das Vorjahr
zurückging. Frische Muster keimten gut. (90 'o)
Die Remheitsbestimmungen der Oelsämereien (Sesamsaat, Ricinus
und Lein) haben sämtlich eine erhöhte Durchschnittsziffer ergeben.
Die durchschnittliche Keimkraft der Grassaaten hat sich mit Aus-
nahme von Honiggras und den Rispengräsern bei allen recht erheblich
gesteigert. Über die Reinheitsbestimmungen der Knaulgräser französischer
Herkunft geben, ebenso wie über die französischen Raygräser, obige Tabellen
Aufschluß. Neuseeländisches Knauleras war im Mittel 88,3 % rein.
Die Culturversuche der Abtheilung im freien Lande galten neben
der Anzucht der verschiedensten Provenienzen von Rothklee, Weißklee und
Schwedklee und dem Anbau der wichtigsten Futterpflanzen, in diesem
Jahre vor allem der Luzerne verschiedenster Herkunft und Versuchen mit
dem Nitragm der Höchster Farbwerke.
Nordamerikanische Luzerne!) ist schon seit mehreren Jahren
am Markt und wird gern gekauft, und doch herrschen noch stellenweise
Zweifel, ob es sich um die blaublühende Medieago sativa handelt, obeleich
aus den Veröffentlichungen des U. S. Department of Agriculture hervorgeht,
daß allein diese Pflanze in den Staaten in solehem Umfange gebaut wird,
daß an einen Export im Großen zu denken ist.
1) Ausgeschlossen sind selbstverständlich die aus den Wollkämmereien stammenden
gänzlich unbrauchbaren Medicasoarten, die wohl manchmal als amerikanische Luzerne
bezeichnet werden.
CLIV Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Samencontrole 1895/96.
Auch Argentinien sendet jetzt dann und wann einige Posten Alfalfa
(Medicago sativa), und ebenso sind uns Muster russischer, turkestanischer und
persischer Saaten zu Händen gekommen. Da nun bei diesen ebenfalls Zweifel
vorhanden waren, ob es sich um wirklich echte Luzerne handelt, und ob die
Saaten sich in unserm Klima bewähren, sind in dem vergangenen Jahr sämmt-
liche Provenienzen zur Aussaat gekommen. Die Versuche sind z. Z. noch nicht
abgeschlossen. In der Entwickelung ist em merklicher Unterschied bei
siimmtlichen Proben nicht zu beobachten gewesen, wenn auch zugegeben
werden muß, daß so wenig umfangreiche Culturen, wie wir sie anzustellen
im Stande sind, in dieser Beziehung nichts endgültig beweisen und nur der
Versuch im Großen entscheiden kann. Die andere Frage aber, ob es sich
um echte Medicago sativa handelt oder um Formen von media, konnte
für sämmtliche Proben die uns überwiesen worden waren, in ersterem
Sinne entschieden werden.
Die Versuche mit Nitragin, einer Remeultur der Erreger der Le-
euminosen-Knöllehen und Stiekstoffsammler für diese Gewächse, wurden
in der Form angestellt, daß Rothklee, Erbsen, Bohnen, Serradella, Luzerne
und Esparsette einmal ohne Nitragin, dann mit ihrem speeifischen Bacterium
und schliesslich mit dem einer andern Lesumniose ausgesäet wurden. Es
kann über die Resultate aber erst später berichtet werden.
Auf Wunsch mehrerer Großhandelshäuser wurden ferner einige An-
gestellte derselben während der Sommermonate in die Technik und
Methode der Samencontrole eingeführt.
Physikalisches Staats-Laboratorium. CLV
9. Physikalisches Staats-Laboratorium.
Bericht des Direktors Professor Dr. A. Voller.
Ueber die Arbeiten des physikalischen Staats - Laboratoriums im
Jahre 1896 kann das Folgende berichtet werden.
1. Die amtliche Lehrthätigkeit wurde gemäss dem im Vorjahre
festgestellten erweiterten Vorlesungsplane fortgeführt. Es wurden folgende
Curse durchgenommen:
Im Sommer 1896 Prof. Voller: Die Lehre von der Wärme.
(bis Mitte Juni): (Fortsetzung der Wimter-Vorlesungen.)
Dr. Classen: Das Licht und seine Wirkungen.
(Fortsetzung der Winter-Vorlesungen).
Im Winter 1896/97: Prof. Voller: Rlektrieität und Magnetismus
auf Grundlage neuerer Erfahrungen und
Anschauungen.
Dr. Classen: Allgemeine Physik und
Mechanik.
Die Vorlesungen fanden regelmässig Dienstags und Freitags Abenils
7'% Uhr statt; sie waren sämmtlich, wie seit Jahren, so stark besucht,
dass des beschränkten Raumes wegen viele Meldungen zurückgewiesen
werden mussten. Der Besuch hielt in allen 4 Cursen bis zum Schlusse
fast unverändert stark an.
9, Die Benutzung der täglichen Sprechstunden des Bericht-
erstatters namentlich von Seiten technischer und industrieller Besucher
war, wie gewöhnlich, eine lebhafte. Ebenso wurde die Bibliothek
unseres Institutes vielfach benutzt; in 60 Fällen wurden Bücher aus-
geliehen.
3. In grossem Umfange wurde die Thätigkeit unseres Laboratoriums
während des Berichtsjahres durch die umfassende medieimische Anwendung
der von Prof. Röntgen in Würzburg entdeckten neuen Durchdringungs-
strahlen in Anspruch genommen. Nachdem es uns sehr bald nach
Bekanntwerden der Röntgen’schen Entdeckung gelungen war, die von
CLVI Physikalisches Staats-Laboratorium.
demselben beschriebenen Erscheinungen ebenfalls hervorzurufen, wurde die
Benutzung der neuen Strahlen Seitens der Aerzte Hamburgs und der
Umgegend bald eine sehr häufige und stetig zunehmende. Da unser
Laboratorium längere Zeit hindurch allein über die erforderlichen Ein-
richtungen verfügte, so war während dieser Zeit die Zahl der von uns auf
ärztlichen Wunsch zu den verschiedensten diagnostischen Zwecken aus-
geführten Röntgenstrahlen-Untersuchungen eine sehr beträchtliche. Auch
nachdem im Neuen Alleememen Krankenhause sowie im Altonaer Kranken-
hause vollständige Eimrichtungen für die neue Untersuchungsmethode
hergestellt worden waren, mussten noch zahlreiche derartige Arbeiten bei
uns ausgeführt werden. Erst in neuerer Zeit stehen den hiesigen Aerzten
gut eingerichtete Privat-Institute zur Verfügung, deren Leiter sich zum Theil
während länserer Zeit mit der Praxis der Röntsenstrahlen-Arbeiten in
unserem Laboratorium vertraut gemacht haben, so dass wir nunmehr nur
noch in besonderen Fällen ärztliche Aufnahmen mit Röntgenstrahlen aus-
führen. — Neben diesen praktischen Arbeiten singen fortdauernd auch
vielfache rein wissenschaftliche Untersuchungen der mit den neuen Strahlen
verknüpften Erscheinungen eimher, über welche an anderer Stelle zu
berichten ist.
4. Wie in den Vorjahren, so wurden auch im Berichtsjahre von den
hiesigen Behörden mehrfach Gutachten und Berichte über verschiedene
Angelegenheiten erbeten. Besonders zahlreich waren die auf Wunsch
der Deputation für das Feuerlöschwesen, des Waisenhaus-
Collegiums und namentlich der Bau-Deputation ausgeführten
Besichtigungen und Begutachtungen der Blitzableiter-Anlagen auf zahl-
reichen hiesigen Staatsgebäuden, Kirchen, Speichern, Petroleumlagern ete.
Dagegen betrug die Zahl der von der Feuercasse zur Anzeige gebrachten
Blitzschlagfälle nur 19 (gegen 46 im Vorjahre), von denen allein 9 das
"Landgebiet betrafen. — Ausser diesen Arbeiten wurden Gutachten erstattet:
für die Feuercasse über einen im Elektrieitätswerk in der Carolinen-
strasse eingetretenen Stromübergang von den Strassenbahnleitungen zu
den Lichtleitungen und dadurch verursachte Brandschäden; für die
Deputation für das Feuerlöschwesen über die etwaige Gefährlich-
keit der Strassenbahnleitungen für die Feuerwehrleute bei Brandfällen ;
für die Verwaltungsabtheilung für das Zollwesen über die Zoll-
behandlung von Gasglühlichtkörpern; für die Vormundschaftsbehörde
über die hiesige elektrotechnische Lehrwerkstätte Elektra; für die Staats-
anwaltschaft über die vermuthete Fälschung einer Quittung in einem
Verfahren wegen Verdachts der Urkundenfälschung. — In Gemeimschaft
mit Beamten der Baudeputation und der Finanzdeputation nahm der
Berichterstatter an einer Informationsreise zum Zwecke der Besichtigung
neuerer elektrischer Strassenbahnsysteme Theil.
.,
Plhysikalisches Staats- Laboratorium. CLVII
5) Für Private wurden gemäss dem bestehenden Regulativ in
50 Fällen Prüfungsarbeiten ausgeführt. Dieselben betrafen
: in 15 Fällen elektrische Arbeiten verschiedener Art,
» % ,„ photometrische und sonstige Untersuchungen von Gas-
glühlichtlampen und dergl.
„50 „ Prüfungen von zusammen 469 ärztlichen Thermometern.
An Prüfungsgebühren gingen #4 726,15 ein.
6. Die tägliche Ermittelung des Grundwasserstandes und der Grund-
wassertemperatur auf hamburgischem Gebiete wurde an 27 Beobachtungs-
brunnen m gewohnter Weise fortgeführt; die Resultate der Beobachtungen
sind in emem Beihefte zu diesem Jahrbuch (Grundwasser V) mitgetheilt.
7. Die Vorbereitungen für die innere Einrichtung unseres neuen
Laboratoriumsgebäudes nahmen uns vielfach in Anspruch; auch wurde
der Berichterstatter von der vorgesetzten I. Sektion der Oberschulbehörde
im Sommer 1896 noch auf eine Studienreise zur Besichtigung der
Organisation und Einrichtung einer Anzahl neuerer physikalischer
Laboratorien im Deutschland und der Schweiz entsendet. Wir hoffen, das
neue Gebäude im Herbste 1897 beziehen zu können.
CLVIN Chemisches Staats-Laboratorium,
10. Chemisches Staats - Laboratorium.
Bericht des Direktors Professor Dr. M. Dennstedt.
Aus dem Vorjahre ist nachzutragen, dass durch Verordnung des
Hohen Senats vom 17. Juni 1595 betreffend die Prüfung der Nahrungsmittel-
Chemiker das Chemische Staats-Laboratorium als staatliche Anstalt zur
technischen Untersuchung von Nahrungs- und Genussmitteln im Sinne des
$ 16, Absatz 1 Ziffer 4 vom 22. Februar 1894 zu gelten habe.
In den Etat des Instituts ist durch gemeinsamen Beschluss eines
Hohen Senats und der Bürgerschaft vom 23. September und 21. October 1896
eine zweite Stelle eines Assistenten 2. Gehaltsklasse aufgenommen worden.
Die neu gegründete Stelle ist durch Beschluss der Oberschulbehörde
(1. Sektion) vom 22. Dezember 1896 Herrn Dr. Wilhelm Göhlich, bisher
Assistent am pharmaceutischen Institut der Universität Marburg, übertragen
worden.
Herr Dr. Göhlich hat seine Thätigkeit am 1. Januar 1897 begonnen.
Der langjährige wissenschaftliche Hilfsarbeiter Herr Dr. ©. Ahrens
hat am 1. September seine Thätigkeit aufgegeben; an seiner Stelle ist
Herr ©. von Boltenstern vom 1. September bis 31. Dezember als wissen-
schaftlicher Hilfsarbeiter beschäftigt gewesen.
Die dem Institut zur Verfügung stehenden Geldmittel, erhöht um eine
einmalige grössere Zuwendung für Vorlesungszwecke, fanden, die wichtigeren
Ausgaben anlangend, folgende Verwendung:
Für Apparate, Geräthe u. s. w.
1. zu allgemein chemischen Arbeiten .... ..... 4 404.20
2. zu physikalisch chemischen Arbeiten . ........ „ 165.28
3. für die chemische Analyse im Allgemeinen.....„ 154.97
4-mtürs gerichtlichepAnalysee rer er ; 714.25
5. für Gas-Analysersscen re 6550
6.2tür Blektrolyse rn ee ee „ 364.18
7. für die Untersuchung von Zollsachen ..... N 8.35
8° für. (diesPhotographier 2.2 vor er ee ee = 41.—
9. für, Vorlesuneszwecke —. nr 2 A865 02
10. für Vervollständigung der Bibliothek ..... ee ZH
11. Verschiedenes ...... er ERS E e 19.20
4 7312.25
Chemisches Staats-Laboratorium. CLIX
An Geschenken, für die hiemit der verbindlichste Dank des Institutes
ausgesprochen wird, gingen ein:
1. Für die Bibliothek: Die bereits in den früheren Jahren aufgeführten
periodischen Schriften.
2. Für die Sammlungen: Eine echte Gypsform (Jupiter) von A. Michels,
Berlin; Stemsalz- und Karnallitproben aus Leopoldshall von Herrn
Dr. €. Ahrens; eine Reihe (12 Stück) russischer Mineralschmieröle von dem
Mineralölwerke Albrecht & Co.; 6 Theile eines Römers in verschiedenen
Stadien semer Herstellung von der Direktion der Gräjlich Schaffgotischen
Josephinenhütte in Schreiberhau.
Die Gesammtthätigkeit der Anstalt ergiebt sich aus der umstehenden,
nach dem Ausgang-Journal zusammengestellten Uebersicht.
Gegen das Vorjahr zeigt sich wiederum eine Zunahme der Thätigkeit,
601 Nummern gesen 5S4 im Vorjahre.
o’o
Uebersicht.
(BIERR Chemisches Staats-Laboratorium,
Uebersicht
über die vom Chemischen Staats-Laboratorium
im Jahre 1896 ausgeführten Untersuchungen, abgestatteten
Gutachten, Berichte u. s. w.
IL Allgemeine Verwaltung:
Motivirte Eingaben, Berichte u. 8. w...............00.0cleo... 183
II. Untersuchungen und Gutachten für Gerichte:
a. Mord, Körperverletzung, Sittenverbrechen, verdächtige
Todesursachen (Gifte, Flecken u. Ss: w.)......:........ 16
b. Brandstiftung, Explosionen u. Ss. W. -....2.ecoceeeeeerere 10
c. Mediemalpfuscherei, Nahrunesmittelverfälschung, Betrug,
Schriftvergleichung, Sachbeschädigung, u. Ss. w.......-. 15
| ——ı 41
Ill. Verhandlungen vor den Gerichten... ......................1..... 23
IV. | damit verbundene Untersuchungen, Ausgrabungen,
| Sectionen und Correspondenz un. Ss: W......2.2.....222r0l.2... 48
V. Untersuchungen, Gutachten und Berichte fir Medieinal-
| bureau, Polizei- und andere Behörden:
a. Verdächtige Todesursache, fragliche Vergiftung u. s. w. 5
b. Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände .............- 116
| e. Fabriken und gewerbliche Anlagen............--..2.... 22
d. Allgemeine sanitäre Untersuchungen. .............nn.ne: 4
e. Verschiedene andere Untersuchungen und Gutachten.....| 44 |
t. Untersuchungen, Gutachten u. s. w. in Zoll-Sachen .....- 65
a
VI. Besichtigungen von Fabriken, gewerblichen Anlagen u. Ss. w. |..... 16
VI. | Conferenzen und Commissionen mit anderen Behörden ......|..... 97
vi. Untersuchungen aus eigenem Antriebe ....-....rureeenereel..... 6
Zusammen. ...cle.... 601
gegen 584 Nummern im Jahre 1895.
ıB
Journal.
No,
ro,
„103,
es 38%,
150;
Ede
195
Chemisches Staats-Laboratorium. CLXI
Untersuchungen und Gutachten für Gerichte.
(Uebersicht unter Il.)
10, 12, 147. Nahrungs- und Genussmittel Beurtheilung von
’ ’ fo} o
Mineralwässern, ob unter die Verordnung vom 27. Januar 1890
betr. den Verkehr mit Arzneimitteln fallend. Begutachtung einer
jutter- und verschiedener Schmalzproben.
112, 481, 553. Sittenverbrechen. Untersuchung einer Anzahl
von Wäsche — und KRleidungsstücken auf Spermatozo@ön und
Blutspuren.
104, 162, 264, 365, 371, 413, 538, 539, 552, 585. Vergiftungen.
Untersuchung von Leichentheilen auf Giftstoffe, eines Katfee-
Absuds auf Beimengung sgiftiger, der Gesundheit schädlicher
Stoffe; Prüfung eines Milchrestes auf giftige Bestandtheile. Unter-
suchung des Inhaltes einer Schachtel und eines Fläschehens auf
giftige Substanzen, Feststellung des Inhaltes zweier Flaschen,
Untersuchung eines braunen Pulvers und einer vermuthlich
vergifteten Wurst. Untersuchung von Bingeweidetheilen und
Feststellung der Art der ätzenden Säuren, die zur Vergiftung
gedient haben. Untersuchung des Inhalts eines Fläschchens,
ferner von Kamillenblüthen und eines daraus bereiteten 'Thee-
aufgusses und eines Meldizin- und eines Sherry-Restes auf Gifte.
117, 161, 211, 388, 424, 488, 540. Brandstiftung. Unter-
suchung von Holztheilen, Tapeten, Pappe, Cigarrenkisten, einer
Steinfliese, Theilen einer Bettstelle und eines Kissenbezuges auf
Tränkung mit Petroleum oder anderen zur Brandlegung geeigneten
Stoffen. Gutachten über Selbstentzündung ıin einem Keller
gelagerter Stoffe, sowie darüber, ob-em in einer Fabrik ausge-
brochener Brand durch Fahrlässigkeit verschuldet sei.
475. Diebstahl. Feststellung der Gleichheit dreier Seifenproben.
Untersuchung eines Taschenmessers auf Spuren von Gespinnstfasern,
die beim Zerschneiden einer Leinewand daran haften geblieben
waren.
15l. Münzverbrechen. Untersuchung des Inhaltes einer
Tüte und Feststellung, ob die in einer beigegebenen Wasserflasche
befindlichen Krystalle mit dem in der Tüte enthaltenen Pulver
identisch seien.
347. Körperverletzung. Untersuchung emer Reihe von
Messern auf Blut, Untersuchung und Begutachtung des Inhaltes
zweier Flaschen.
CLXL
Journal.
N0=197,
Chemisches Staats-Laboratorium.
253, 259. Vergehen gegen das Patentgesetz. Begutachtung
der Aehnlichkeit oder Gleichheit der Verfahren bei der Herstellung
von Zündhölzern, ferner, ob bei Herstellung von Presshefe und
ebenso bei Bereitung remen Naturlabes Patentverletzung vorliege.
244. Arzneimittel. Untersuchung des Mundwassers „Odol“
auf seme Zusammensetzung. Feststellung des Brucm- und
Stryehningehaltes in H. S. von Dittens Pillen.
561, 565. Betrug und Urkundenfälschung. Untersuchung
von 45 Quittungsmarken auf Nachweis von etwa nachträglich
entfernten Entwerthungszeichen. Begutachtung der Eehtheit von
Briefmarken mit Hülfe photographischer Aufnahme; Feststellung,
ob auf einer mit Bleistift geschriebenen Quittung eine der Ziffern
mit emem andern Bleistift geschrieben sei, als die übrige Schrift.
3. Untersuchungen und Gutachten für andere Behörden
Von
und Verwaltungen.
(Uebersicht unter V.)
foleenden Behörden singen Aufträge ein: Oberschulbehörde,
> < ? km} )
Medizinal - Kollegium, Polizei - Behörde, Baupolizei, Finanz - Deputation,
g l l
Berathungsbehörde für das Zollwesen, Bau-Deputation, Deputation für das
Feuerlöschwesen, Handelskammer und Direktion der Gaswerke.
Journal.
Now
el
57, 69,03, 74.250, 2547396, A17e A3n6, 369 Bin hlenteime
fragliche Brandstiftung, Selbstentzündung u. 8. w.
Gutachten über die Verladung von Keuerwerkskörpern im Hafen,
über die Beförderung der Gemische von Schwefelsäure und
Salpetersäure im Binnenverkehr auf“ der Elbe; über die freie
Lagerung von Phosphor; über den Entwurf einer Verorduung
betr. feuerpolizeiliche Vorschriften für die Lagerung feuergelährlicher
Stoffe, sowie für sonstige gewerbliche Anlagen und Betriebe ; über
die Lagerung von Ualeiumearbid und Acetylen. Beurtheilung von
Feuerwerkskörpern im Sinne der Verordnung vom 28. März 1594.
Untersuchung des Inhaltes eimes zwischen Kohlen gefundenen
Pulvers auf seime Zusammensetzung; verschiedener bei einem
Brande aufgefundener Gegenstände auf ihre Fähigkeit starke
Detonationen verursacht zu haben; Prüfung einer Feuerlöschmasse
auf ihre Bestandtheile und Feststellung der Ursachen der Selbst-
entzündung eines (Gewebes.
26. Untersuchung verschiedener Gegenstände auf ihre Verwendbarkeit
zur Herstellung von Sprengstoffen.
Chemisches Staats-Laboratorium. CRXTIMN
Journal.
No. 28, 58, 96, 123, 145, 187, 246, 312, 342, 393, 407, 440, 494, 522,
551, 583. Analysen der in der Abdeckerei gewonnenen Dünger-
pulver, Fisch-, Fischroggen- und Blut-Mehle.
Mt2 16. 89,90, 133, 134, 170, 173, 293,239, 230, 273,314, 822,
323, 367, 368, 429, 430, 476, 477, 525, 526, 577, 578. Monatlich
ausgeführte Bestimmungen des Gehaltes des hiesigen Leuchtgases
an Gesammt-Schwefel und Kohlensäure.
62, 85, 124. Untersuchung von pulverförmigen Ausscheidungen in
Gasheizungsöfen und Gutachten über die Verwendbarkeit des in
der Barmbecker Anstalt aus deutschen Kohlen gewonnenen
Leuchtgases zur Heizung.
„ 70, 344, 439. Vergiftungen. Prüfung von Pottasche auf giftige
Beimengungen. Untersuchung vermuthlich vergifteter Fadennudeln.
Untersuchung des Inhalts eines Fläschehens auf giftige Bestand-
theile.
„ 113, 300. Arzneimittel. Analyse der Julius Spiegel’schen Haar-
tinktur. Eingehende Versuche und Gutachten über die Gewinnung
von Medizinal-Leberthran.
„ 165. Gutachten über Deformation von Flammrohren bei Fluss- und
Seeschiffdampfkesseln. b
„ 258. Untersuchung eimes Zuckerrohres.
„ 292, 337. Untersuchung von Brandresten aus den Versuchen mit
Speicherstützen, nämlich Analyse und Begutachtung von 42 Proben
hauptsächlich darauf, ob darin etwa fremde, die Feuerbeständigkeit
beeinträchtigende Stoffe vorhanden seien.
„ 338. Prüfung der Ursachen der Korrosion des Dampfkessels einer
Feuerspritze.
„ 348. Gutachten über die Verwendung. norwegischer Dachziegeln aus
Holzstoff als Dachdeckungsmaterial.
55. Untersuchung der Ablagerungsprodukte der Warmwasserreservoire
des Centralschlachthofes.
Vergleichende Untersuchung verschiedener Flaschenbiere.
„ 438. Gutachten über die Verwendbarkeit einer Davy’schen Sicherheits-
lampe im Petroleumhafen.
„ 450, 474. Gutachten über die Beschädigung von Wellblechdächern
durch darauf gefallenen glühenden angeblichen Salpeter.
„ 584. Untersuchung und Begutachtung des Waschpulvers „Lessive
Phenix“.
Die in Zollsachen ausgeführten Untersuchungen und abgegebenen
Gutachten bezogen sich auf folgende Gegenstände und Fragen :
CLXIV
Journal.
No.
36,
495.
510,
546.
556.
Chemisches Staats-Laboratorium.
66, 81, 95, 121, 142, 152, 171, 188, 232, 241, 261, 286, 299,
306, 350, 351, 359, 361, 378, 398, 418, 441, 442, 461, 475,
512, 528, 548, 582. Branntwein-Denaturirungsmittel : Holzgeist,
Pyridinbasen, Rosmarinöl.
Prüfung einer als „Normal-Säure-Entwickler“ bezeichneten Waare.
Gutachten über Denaturirung von Branntwem durch Salzlauge.
Gutachten über die Rückversütung des Zolls für ausländische
Rohmaterialien — Talg und Palmöl — bei der Ausfuhr von
Stearin und Stearinlichten.
Tarifirung einer als Ölfirniss deklarirten Waare.
Tarifirung einer als Abfallfett deklarirten, durch Destillation aus
Wollschweissfett dargestellten Waare.
238. Tarifirung zweier unter der Handelsbezeichnung „Anti-
korrosivum“ eingeführter Waarenproben.
284, 326, 392, 515. Untersuchung und Begutachtung emer als
entwässertes Säureharz bezeichneten Waare.
Gutachtliche Aeusserung über die Verfügung vom 16. Mai 1896
betr. die Unterscheidung reinen HErdnussöls von anderen
vegetabilischen Ölen, sowie die reinen Olivenöls von Gemischen
dieses Öls mit anderen vegetabilischen Ölen.
Tarifirung einer als Schiffsbodenanstrichmasse bezeichneten Waare.
Tarifirung einer als Creolin - Desinfektionpulver bezeichneten
Waare.
Gutachten über die Bestimmung des zolltechnischen Begriffs von
Presstale.
Tarifirung einer unter der Deklaration „Rüböl“ eingeführten
Waare.
416. Untersuchung und Begutachtung von flüssigem Walkfett
(Blacköl).
457. Prüfung verschiedener Fleischfuttermehl- und Fleischguano-
Proben darauf, ob die Waaren nach ihrer Beschaffenheit als
Fleischeuano zollfrei abzulassen oder als ein sonstiges Fleisch-
derivat nach denr Zollsatz für Fleisch zu behandeln seien.
Untersuchung emer als Wasserschwärze bezeichneten Waaren-
probe. }
516. Tarifirung zweier als Black-Varnish bezeichneter Waaren-
proben.
Gutachtliche Aeusserung über die Vorschläge des Herrn Reichs-
kanzlers betreffend Aenderung der Instruktion für die zolltechnische
Unterscheidung des Talgs vom 30. Januar 1896.
Tarifirung einer als Hufsalbe Eorard & la Lano Cholesterin be-
zeichneten Waare.
Chemisches Staats-Laboratorium.
CLXV
Die amtliche Petroleum-Controlle im Jahre 1896.
Die amtliche Petroleum-Controlle
Ergebniss:
im Jahre
1. Getestet wurden im Laboratorıum
1885
1886
1887
1888
1889
1590
1891
1892
1893
1894
1895
1596
S61 Proben
1982
23071
190
1025
717
458
509
307
247
416
361
”„
in
2. Aus Tanks waren entnommen
111 Proben —
132
126
121
161
225
301
345
3. Unter den Proben befanden sich
1889
1890
1891
1892
1893
1894
1895
1896
1855
1886
1887
1888
1889
1590
1591
1892
1893
1894
1895
1896
1715
3936
4050
3866
1972
1408
347
966
580
Air
794
656
1896
lieferte
Bestimmungen
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10,9 %
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6„ =12,
I. = Al) ”
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a a Bin;
Russisches Petroleum
folgendes
CLXVI
4. Bei den Testungen zeigte
achtungen:
Chemisches Staats-Laboratorium.
von %°C,
von 1°C. und mehr
rn
1885 bei
1586
1557
1855
1889
1590
18
91
1892
15
95
1894
15
15
95
96
5. Von den 561 Proben des
”
„
der Einzelbeob-
sich eine Differenz
116 Proben — 13,5 %
Sa
19 0 ro
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19 ” zer: 4,1 ”
29 ” —= 5,7 ”
SEE a nen
37 9 = 15,0
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35 er — 9,7
1885 —1896 keimmal.
Jahres 1896 hatten
Reduc. Entflammungspunkt Specif. Gewicht bei 15 °C.
unter 21°C. —— — ’%| bis 0,799 Se
ee OR er De
9 Bag a ae ee ee ee
2393,90 „ N ER ee EN
24—24,9° „ ER ES N,
2599,90. 0. Wr Ale e DEnd EN
Son darubersA0E ne 0: SüDrrr _-—- —,„
361 = 100,0 % | 0,806. ee
DE ee get t
0,8082, mehrzee sy
Unbestimmt -—— —,„
361 = 100,0 %
6. Mithm wurden mindertestige, d. h. unter 21° C. entflammbare
Proben eefunden:
18852— 9 mal=— ON 21836, Emal 03
ee en
kl) =, = 0,5 „ IS 0) 5
1891 = a 709 Vega are
1898,— 0.000 eo an
85-0, =—, 16 = 0, = — ,
Die gemäss
dem Chemischen
dem Gebühren-Tarif (8 9) des neuen Petroleum-Regulativs
Staats-Laboratorium zufallenden und ihm von der Haupt-
staatscasse gutzuschreibenden Gebühren betrugen im Jahre 1896 3482 4.
Chemisches Staats-Laboratorium.
Redueirte Entflammungspunkte.
I. Fassproben.
CLXVH
300
Gesammt- | unter 21 = 23 25
bis bis bis bis bis und
Jahr| proben | 210 21,99 92,90 23,90 94,90 29,90 | darüber
Zahl | % |zanı| % Zahl | 0% Zahl | 0% Zahl %, IZanı) 90 Zahl | Zahl) bu
| | |
1885| 850) 100) 9 |1,0|218 | 25,6 | 280 | 33,0 1179 21,1| 68) 8,0| 90j10,6| 6)j 0,7
1586 | 1976 | 100 | 11 0,5 | 244 | 12,4 | 907 | 46,0 | 360 18,2 196 2 209 110,6 | 49 | 2,5
1887 | 2055 | 99,7 | 7 0,3 [220 | 10,7 | 761 | 37,1 349 117,0 | 243 |11,8 | 338 16,5 135 | 6,6
1888| 1898 | 97,6] 4 0,2 292 | 15,4] 580 | 30,5 | 430 22,6 160 8,6 348 |18,4| 83 | 4,3
1889 | 912 91,0) s 0,9| 139 | 15,2 | 180 | 19,7 | 185 20,3 | 128 114,0 | 196 121,5 | 76 | 8,3
1890| 570 [81,5 | 9 1,6] srlız,ılısı ass|1sRo,1| 40| 7,0| #1| 7,2] 127 | 22,2
1891| 332|73,5| 4 12] 21| 6,3| 44|13,2| 62118,7| 67|20,2| 66 19,9] 68 | 20,5
1892 | 388 | 77,3 3 0,8| 38| 9,7| 80|20,7| 60 15,4] 44|11,6| 109 27,9| 5 15,9
1893 | 151 | 49,7 | — = 19|12,6| 30|19,9| 15 9,9 9| 6,0| 47\31,1| 31| 20,5
1891| 22) 891 — |—| — | — — — | 2310)
18951 11512831 — | — | — —-| —| — 4| 35| 39134,0| 42 136,7 | 30| 26,8
1896| 16| 4,4 Ze a a 2 7|43,8
II. Tankproben.
| |
1885 | 2 Ar
ee = | N N re ee einer
188% 6| 03| — | = — 6| 100
1888| 48| 241 — |-| —| = | 27,563] 9187| 6125| 6125| —| —
1839| 90) 9,01 — || 2325,6| 49|54,4| 181200) | = | —| — == Zi
1890| 120 [26,5 | — |—| 38/31,7| 48|40,0| 19 [15,8 | 15 [125] — | = | — | —
1891 | 129 185 | — |—| 29|225| s2|63,6| 15 11,7 | — allaaı u
1892| 115 227 - || 2sleuecl asjaı,z| ısl1aı| 2olızal 3| 26] — | —
1893 | 153 | 50,3 | — | — 14| 9,1] 24|15,7| 76 49,7 | 33 121,6 6| 3,91 — | —
1894 | 225 | 91,1 3 \1,51 5624,81 92|40,9] 55 24,8] 14| 6,2 a |
1895 | 292 |v1,7| — |— [116 |39,9| ss |29,1| 45 115,4| 18| 6,1| 22|75| 6| 30
1896 | 345 95,6 = [8 12,5] 143 41,.4| S4 24 aM 7,8] 15| 4,31 33, 9,6
CLXVII
Chemisches Staats-Laboratorium,
Speeifische Gewichte bei 15° C.
I. Fassproben.
Jahr
1855
1856
1887
1885
1889
1890
1891
1892
1895
1894
1895
25
1885
1886
1887
1888
1859
1890
1891
1892
1893
1894
1895
1896
0,781
0,785
0,790
0,795
0,800 | 0,805
bis . B > » h - über zucht
R bis bis bis bis bis bis be-
0,780 | ors4 | 0,89 | 0,794 | 0,789 | 0,804 | 0,806 .| 9806 | stimmt
zanı|Volzanı| %o [zanı| % [zanı| %o Zabl| % Zahl | % |zanı| %/o Zahl] % Zahl, 00
|
ee | 0,11 3| 0,3| 80,85 31) 3,6| 316,37,25| 374144,0] 109,12,8| 8| 0,9
—'-1[24| 1,2] 25 | 1,2| 62) 3,3| 723,65] 1138|57,6 |518]26,3| 98) 5,0| 35 | 1,7
11 0,6| 19 | 1,0] 63 | 3,1| 3911,85[ 72) 3,4] 1560 76,05[259 12,6] 25| 1,2] 5| 02
90,5 32| 1,6| 68 | 3,5| 127| 6,7 163 8,7| 111758,8 |358118,9| 21] 1,1] 4| 0%
— | —| 42| 4,6| 71 | 7,8| 32| 3,5| 24] 2,6] 365/40,0 [3751412] 3] 0,31 —| —
— | —| 96 116,9] 26 | 45| 14] 2,5 296151,9 | 20,35] —| —| 210,35
—|—[45J13,6| 3) 0,9] 28] 8,4 SB 0
10,3] 15 | 3,8] 30) 7,8] 102]26,2| 21655,5| 2257| — —|I -| —| 2| 05
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[1 | | 6| 2,0) 54118,5|20770,9| 25) 8,6 =. =
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Chemisches Staats-Laboratorium. CHXIR
3. Die Unterrichtsthätigkeit.
An Vorträgen wurden gehalten:
im Sommersemester:
1) Experimental-Chemie (Chemie der Metalle). 2 Stunden wöchentlich,
Prof. Dr. Dennstedt.
2) Kurzer Abriss der Organischen Chemie. 1 Stunde wöchentlich, Prof.
Dr. Dennstedt.
3) Ausgewählte Kapitel über Darstellung und Analyse chemisch-technischer
Präparate. 1 Stunde wöchentlich, Dr. Eingelbrecht.
4) Ausgewählte Kapitel der Photographie. 1 Stunde wöchentlich,
Dr. Schöpff.
5) Ueber Nahrungsmittel und ihre Verfälschungen. 1'2 Stunden wöchentlich,
Dr. Voigtländer.
6) Ueberblick über die quantitative Analyse. 1 Stunde wöchentlich,
Dr. Ahrens.
im Wintersemester:
1) Experimental-Chemie (Anorganischer Theil, Nichtmetalle) 1"2 Stunden
wöchentlich, Prof. Dr. Dennstedt.
2) Darstellung und Analyse chemisch-technischer Präparate (Fortsetzung)
1 Stunde wöchentlich, Dr. Eingelbrecht.
3) Photographische Chemie. 1 Stunde wöchentlich, Dr. Schöpff.
4) Kurzer Ueberblick der Ernährungslehre, Fleisch und Konserven, Cerealien
und Backwaaren, 1 Stunde wöchentlich, Dr. Voigtländer.
5) Analytische Chemie, 1. Theil (Qualitative Analyse. 1 Stunde
wöchentlich, ©. von Boltenstern.
Ausserdem fanden die praktischen Uebungen im Laboratorium (12-40
Stunden wöchentlich) statt.
Die Zahl der Theilnehmer an den Vorträgen betrug 225, an den
photographischen Uebungen 8.
Im Laboratorium arbeiteten :
Januar-Ostern Sommer 2 Mar E 1898
bis ult. Dez. überhaupt
al 25 13 32
Chemikernen en ee: ee)
Mediziner et: 6
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32
m
OLXX Chemisches Staats-Laboratorium,
Die Gesammtzahl der bisherigen Praktikanten beträgt 243.
An Honorar, Gebühren u. s. w. wurden im Jahre 1896 vereinnahmt
1865,46 #4 gegen 1510,57 # im Vorjahre. 2 Praktikanten waren auf
Grund des $ 14 der Statuten von der Honorarzahlung befreit.
4. Die Ausführung von Untersuchungen aus eigenem
Antriebe.
(Uebersicht unter VIII.)
1) Ueber die Proteinsubstanzen des Weizens.
2) Eine einfache Methode zur Darstellung der Stickstoffwasserstoffsäure.
3) Ueber Schwefelbestimmungen im Petroleum.
4) Ueber Zusammensetzung des amerikanischen Petroleums.
5) Ueber den Nachweis von Verfälschung des Schweineschmalzes mit
Pflanzenölen.
6) Ueber die Einwirkung von Sauerstoff und Ozon auf Pflanzenöle bei
höherer Temperatur.
111,
Wissenschaftliche Abhandlungen.
Die spanischen Handschriften
der Stadtbibliothek
von
FF, Eyssenhardt
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek werden im
Folgenden so beschrieben, dass auf die Angabe der Herkunft einer
Handschrift, wo dieselbe zu ermitteln war, diejenigen Bezeichnungen,
resp. Numerirungen folgen, welche ihr früher gegeben waren.
Sämmtliche Handschriften sind auf Papier geschrieben.
Hispan. 1
Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1839
Höhe 30 cm.
Breite 20'/s cm.
33 beschriebene Blätter
16 Jahrhundert
Drei Documente betreffend Don Gil Goncalez de Avila, veröffentlicht in
den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg VI (1889)
p. 9—120
Hispan. 2
ex Bibliotheca Hamburgensi Wolfiana.
No. 10
Höhe 33°/; cm.
Breite 23 cm.
146 beschriebene Seiten
17 Jahrhundert
Auf dem inneren Vorderdeckel von J. Christian Wolf’s Hand Locorum
uariorum Imdiae Orient. deseriptio geographica et historica hispanice
pp. 146
Anfang Cauo de san sebastian pasado, El cauo de buena esperanza
— pasado el cauo de buena speranza (sie) para mordeste en el cauo de
san sebastian son tierras muy hermosas de montanas y campos y wvalles
en que ay muchas vacas y carneros y ofras alimanas montesas es Herra
habitada de gentes negras y desnudas
Ende ay en esta Jaua vnos que wenden a sus padres quando lo vehen
(lies los veen) viejos & descaydos E otra nazion que se Uama canibales
o antröpophagos que son paganoıs — E a si mismo los hermanos
1*
4 F. Eyssenhardt
venden a los hermamos enfermos quando som desauziados (lies de-
sauxiliados) sacandolos a la placa e mercanmlos aquellos caribes diziendo
que la came de hombre criada (lies eriado) con tanto vegalo e vizio mo es
razon que la tierra La coma
Laus deo atque (hier fehlt wohl ‚filio) semper virginis semper quae sacra-
tissima mater eius per infinita seculorum secula amen
hie est finüs
Hispan. 3
ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana (früher im Besitze Uffenbachs, von
J. Christian Wolf als No. 469 bezeichnet)
No. 113
Höhe 24°/s cm.
Breite 21 em.
157 Seiten
17 Jahrhundert
p. 1—103 Notte (sic) De Pringipes, Virreyes, Presidentes, Conseieros,
Gouernadores y aduertimentos politicos sobre lo publico, y particular de
uma monarquia, inportantissimos a los tales, fundados en materia y racon
de estado y Gowierno.
p. 105 von anderer Hand: deutsch geschriebene Notizen
p. 107—121 eine unvollendete Abschrift des dahinter eingehefteten Druckes
A true relation of the reasons which necessitated His Majesty of Sweden to con-
tinue the war with Denmark cett. London, printed for T. Pierrepont at
the Sum in Pauls Chwrch-yard. 1658. klein 4° 39 Seiten. Darauf folgt
von S. 179 an der Anfang einer deutschen Uebersetzung der Relation
mit Notizen anderen Inhalts.
Auf der letzten Seite eine Inhaltsangabe der Handschrift von Uffenbachs
Hand.
Hispan. 4
Ex libris bibliothecae D. Zach. Conr. ab Uffenbach. M. F.
ZIT 9. 13. n. 10
No. 1155
Auf dem Schmutzblatt von Uffenbach’s Hand Ad Historiam Eeclesiasticam
spectantia maximam partem hispanica.
Höhe 31 cm.
Breite 21 cm.
248 beschriebene, resp. bedruckte Seiten
17 Jahrhundert
I) p. 1—19 Carta de fray Pedro de Soto al Papa Pio IV Sobre que su
Santidad procurasse que en el COoncilio Tridentino se’ determine de que
derecho es la residencia de los Obispos y su autoridad.
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 5
2) p. 21-56 KRelacion del Caso de san Plarido ante los Senores Inquisi-
dores de Toledo gedruckt in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek
zu Hamburg III (1556) p. 49—136
3) p- 57—59 Consilium Theologorum Hispanorum (Hispanorum verbessert
in Tridenti) super ijs quae Carolo (Quinto Caesari facere licet et expedit,
darauf durchstrichen in bello quod cum Paulo quarto Pontifice flagerebat
(flagerebat unsicher) gerzt.
4) p. 61-83 Joannis Baptistae Pozae e Societate Jesu Theologi de non
temere prohibendis Catholicorum Authorum libris et pro reuocanda Magistri
sacri palatı) censura qui eius Elueidari) primam partem in totum prohi-
buerat. Anno 1629.
5) p. 85—89 Memorial que se dio al Rey sobre la prolibicion y censuras
que los Diputados del Indice Expurgatorio de Roma hazen de lbros de
4utores Espanoles procediendo con poca Justificaeion, y sobre su remedio.
Ano de 1628.
6) p. 91—93 gedrucktes Stück. Anfang: M. P. $. EL Licenciado Murcia
de la Llana, Corretor general de libros de V. A. representa los incomne-
nientes que ay de mo moderar el estilo que ham empecado a guardar los
Diputados de Roma, para prohibicion de kbros de Espana, los quales
sumariamente propone para que V. A. supkique a su Santidad prouea de
remedio ohne Ort und Jahr.
7) p. 95—96 Erlass des Generalinquisitors Bischofs Don Andres Pacheco
zu Gunsten Don Gaspar’s de Gusman Grafen von Olivares abgedruckt
in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg II (1885)
p- 21-23
Ss) p. 97—103 Los cabos que da Fray Thomas Campanela de la Orden de
Predicadores en serwicio de Dios y de sw Magestad conforme al memorial
que ha dado al Conde de Lemos Virrey de Napoles abgedruckt in den
Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg II (1885) p. 9—20
9) p. 105—106 Carta de Benito Arias Montano al Rey Don Philippe 11
Sobre que conuenia detener el adelantamiento y progressos de la.Compania
en los Estados de Flandes. su fecha 15 de febrero 1571 abgedruckt in den
Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg II (1855) p. 5—8.
10) p. 107—109 Propositiones desceriptae ex his quae in scriptis dictawit
super vota Societatis Jesu fr. Tomas a Pereda Professor Theologiae in
Dominicano Conuentu Abulensi Anmo 1584.
11) p. 111—134 Söngulares y secretas Admoniciones para particulares
personas de Nuestra Compania, Traduzidas de Latin en Romance ver-
öffentlicht in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg III
(1887) p. 60-100
12) p. 135—136 Carta de la Vniuersidad de Salamanca a la de Sewilla
pidiendole se Jumte con ella y con las demas Vniuersidades de Espuna contra
6 F. Eyssenhardt
los Jesuitas veröftentlicht in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek
zu Hamburg IIIT (1887) p. 102—104
13) p. 137— 140 gedruckte Apuntamientos acerca de la prowision de las
placas de Mathematico Regio y Cosmographo Mayor de Castilla, en razon
de los inconuenientes que se siquen al serwicio de su Magestad, y bien
publico, de aplicarse a religion particular estos oficios, y admitir a ellos
estrangeros de satisfacion no conocida, exchwyendo los hombres doctos, y
aprouados, naturales de estos Reynos, que pueden regentar estos ministerios
con ventajas ohne Ort und Jahr
14) p. 141—142 Descripeion de la Cartuxa del Paular que esta (sie)
a 12 leguas de Madrid
15) p. 143—147 Pareger de Theologos sobre que el Rey Don Philippe Il
no pudo remouer sin cargo de su consciencia al Presidente del Consejo
Real de Castilla Don Rodrigo Vasquez de Arce de su Officio antes de
auerle oydo y hecho cargo de culpa y causas que contra el (sie) resultauan.
16) p. 149—161 Dubdas Sobre el Voto de la Pobreza que hazen las
Monjas y los comendadores
17) p. 163—177 Antoni; Augustini aliquot dissertationes vel Tractatus
ad Jus Canonicum spectantes. Lucas Torrius ex schedis Authoris tran-
sumpsit Madriti mense Octobri. 1627.
18) p. 179—185 ordo serbandus in celebracione Concilij; Prouincialis
19) p. 187—190 El modo que se hadener (lies ha de tener) en hazer la
Procesion el Domingo
20) p. 191—204 (Causas porque dewe ser recogido el memorial impreso
contra la fundacion de los estudios reales de Madrid, y corregido su
autor por el Santo Tribunal de la suprema Inquisicion veröffentlicht in den
Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg V (1888) p. 60—84
21) p. 205—218 Capituli Eeclesiae Toletanae ad Gregorium XV Pontificem
Maximum Epistola pro non admittendo Brewiario reformato iussu Pij V.
Accedit Tractatus eorum quae maiori comsideratione digna sunt in eo
Breuiario praesertim in lectionibus Sanctorum. 1573
22) p. 219— 226 Aduertencias a la nueua impression y enmendagion de
los Hymmos del Breuiario Romano que el Papa Vrbano VIII mando
(sie) imprimir en Roma el ano de 1629.
23) p. 227—232 An Pensionarius ad Officium paruum D. Virginis dicen-
dum teneatur ex praecepto?
24) p. 233—234 Vrbani VIII. ad franciscum de Queuedo Breue quo in-
dulget vt possit frui pensione annua DOL ducatorum etiam post profes-
sionem militiae S. Jacobi et initum matrimonium veröffentlicht in den
Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg I (1884) p. 44—47.
25) p. 235—236 Breue Vrbani VIII. ad Didacum Velasquez Clericum
contugatum quo alli indulget pensionem annuam CCC. ducatorum super
quwibusuis fructibus Ecclesiasticis.
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 7
26) p. 237—248 Discurso de Francisco de Rioja en defensa de las barbas
de los Sacerdotes. Respondese en el (sic) a vn Edicto del Senor Don Pedro
de Castro Arcobispo de Sewilla que em el Ano de 1611. mando quitar las
barbas a los Sacerdotes.
Von derselben Hand geschrieben sind die ersten beiden Seiten von
Stück 1 und die Stücke 1, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 17, 20, 21, 22,
23, 24, 28,26.
Beschrieben im Bibliothecae Vffenbachianae wuniversalis Tomus III
(Franeofurti 1730 8°) p. 291 unter N. LI, wo 28 Stücke gezählt wurden.
Die Handschrift war früher mit No 1135 der theologischen Handschriften
(©. S. Schurzfleischüi historia universalis) zusammengebunden.
Hispan. 5
Qb 14, aus J. Christoph Wolfs Bibliothek
No. 1242
Höhe 31'/s cm.
Breite 21 cm.
42 beschriebene Blätter
17 Jahrhundert
Fortificacion de la Fee, Dos Dialogos Compuestos en Maruecos Son Ynter-
Iucotores (sie) del Primer dialogo Andres, Anttonio, Obadya Israel Y Simha
Su Muguer
Hispan. 6
ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana N. 22 *
No. 1564
Höhe 19%/5 cm.
Breite 14 cm.
106 beschriebene Blätter
17 Jahrhundert
fol. 1—104r. 33 Capitel. Capitulo primero. De la ciencia del confesor, y de
sus requisitos necesarios. Oupitulo trigessimo tertio. De la Simonia.
fol. 104v—105v Tratado Vnico. De el ewxamen de el Predicador.
fol. 106 Zndice de los Capitulos, que contiene este Breue Besumen.
Hispan. 7
ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana.
al:
No. 1732
Höhe 23°/ı cm.
Breite 16°/s cm.
276 beschriebene Seiten
17 Jahrhundert
bo) F. Eyssenhardt
p. 11— 272 Auemaria bendita Catalina del spiritu sancto
Sumaria Relacion y breue compendio, de la vida y wirtudes de la vene-
rable y deuota Senora Dona Catalina Polo de Trejo, por otro mombre
Catalina del spiritu sancto, Religiosa que fue en el Real monasterio de
sancta maria de la orden del glorioso padre san Bernardo, en la villa de
Arebalo, obispado de Abıla
E serita ıy Recopilada, por el padre frai christobal mendez, predicador
de la orden de la santissıma trinidad su confessor, natural de la villa de
veles, obispado de Ouenca
Dirigida a la senora Abbadessa monxas y conbento, de sancta maria
la Real de la dicha villa de Arebalo.
Von anderer Hand p. 275—286
p. 275—278 Himno de San Buenauentura en alabanza de la Santisima
Virgen A ti Madre de Dios Santisima alabamos: a ti Maria que eres
Virgen y madre confessamos cett. Hinter dem Schlusse: Carlos de castro.
p. 279—285 Primera petizion para el Lunes Padre nuestro que estas (sie)
en los Zielos santificado sea tu mombre
Canzion
Padrenuestro que estas con tres coronas En los Cielos gozando su Gowierno cett.
p. 285— 256 Redondillas, gedruckt in den Mittheilungen aus der Stadt-
bibliothek zu Hamburg I (1854) p. 35 —40
Hispan. 8
Aus der Wolfschen Bibliothek
No. 115«a
Höhe 26!/e cm.
Breite 19/2 cm.
57 beschriebene Seiten
17 Jahrhundert
Relacion de la embaxada de Roma y ynstrucion al embaxador
Hispan. 9
ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana
Ex libris Bibliothecae D. Zach. Conr. ab Uffenbach M. F.
No. 393, bei Wolf 470.
Höhe 20%/s cm.
Breite 15 cm.
69 beschriebene Seiten
17 Jahrhundert
Breve Discurso en que se apuntan algunas causas que ayudan a desmimur
los poderes y fuercas de Espana y los medios para la restauracion Y
mejoria dellos. Tanbien se trata de otros arbitrios del seruicio de Dios
e-
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek (9)
y de la Corona, y de las causas con que otras Prowincias de Europa
enriquecen y enflaquecen estos Reynos con los medios con que se seguiran
los effetos comtrarios. Die am Rande stehenden Inhaltsangaben der Capitel
sind abgedruckt in der Bibliotheca Vffenbachiana mssta, Halae Hermun-
durorum 1720 fol. col. 1221 seq. unter vol. LXXXI 4°,
Hispan. 10
ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana L. 39*
No. 576.
Höhe 21 cm.
Breite 17 cm.
81 beschriebene Seiten, darauf 10 Blätter mit Abbildungen und 1 Seite
Erklärungen derselben.
Tratado de la Moneda Jaquesa y de otras de oro y plata del Reyno de
Aragon. Por Don Vincenzio Juan de Lastanosa, Gentilhombre de la Casa
de Su Magestad. y lo dedica a los ILmos Senores Diputados. En Zara-
goza, Ano 1651; nach dem Druck abgeschrieben von J. Christoph Wolf.
Hispan. 11
Auf dem Schmutzblatt von der Hand Petersens Geschenk des Herrn
Dr. W. Bernhardy, vectius Bernhardi (im Jahre 1860); Wilhelm
Bernhardi, der ältere Bruder des Historikers 'I'heodor von Bernhardi,
lebte damals als Theaterkritiker in Hamburg.
Höhe 21'/2 cm.
Breite 15 cm.
409 beschriebene oder bedruckte Blätter
17 Jahrhundert
Rückentitel Obras varias MSS.
1) fol. 1—60 Relacion de la vida del Capitan Domingo de Toral y Valdes.
2) fol. 61—62 Proposiciones, que se le an oido al Marques de Valparaiso
Virrey de Pamplona
3) fol. 65—70 Sumario De los sucessos de la Duquesa de Chevruse (sie),
y causas de la salida de Francia
4) fol. 71—80 Encuentro Del Marques de Valparayso Virey de Navarra
y el (sic) Obispo de Pamplona
5) fol. 83I—96 Anfang A las doce de la noche batia las puertas del pa-
lacio de Apolo vn gentilhombre a cauallo con tanta furia, que ingquieto
(sic) toda la familia.
Ende Y que en quanto al credido de la relagion, que le diesse el que qui-
siesse, que bien podia sin peligro de descortesia, ni de infidelidad creer lo
10 F. Eyssenhardt
vno, 0 lo otro, y que tambien se le eseriniesse al conde Duque, procurase no
dexzar en rincones a quwen puede saber sus secretos. En esta confermidad
se hicieron los pliegos. Y para otro correo se auisara de la resulta.
6) fol. 97”—101 Anfang Domingo 29 de Junio dia de S. PP entro Su
Magestad de Filipo 4° en Molina
Ende martes 22 salio el Rey
7) fol. 102—103 Exmo Senor Bartolome Sanchos Portocarrero y Don
Diego Sanchos Portocarrero Regidores de Molina
Ende todo el tiempo que hasta oy a durado de algumos anos a esta parte
s) fol. 104 Ano 1637 Em Portugal en el mes de Agosto en las ciudades
de lisboa Coinbra cett.
9) fol. 105 Sometto a Casa d Austria alludendo all’ impresa
Agquilon com doi rostri e mille artigl; cett.
10) fol. 106—107 Lo que D. Pedro de Aragon dixo al Rey quando le
entro a besar la mano
11) fol. 108—110 Orden del Rey sobre la comuocacion de los wvltimos
bandos que quiere el Rey se haga este presente Augo (Augo unsicher) 1639
12) fol. 111 Aguz van las dos respuestas a las proposiciones de las cortes
que me pidio vm.
13) fol. 112—114 Ueberschrieben #1 Rey, Unterschrift Fecha en Madrid.
a onge de agosto de müll y seis y quarenta y mueue anos yo El Rey Por
mandado del Rey nuestro senor Juan Baptista Sanez Nauarrete Senalada
de los de la camera del consejo Real de las Indias. Darauf 6 Zeilen aus-
gestrichen
14) fol. 115 Ultilogo. 12 Zeilen ausgestrichen. Dann Algunos nombres
proprios, Amigo letor, allaras em este papel, que por lo strano te causara
novedad.
15) fol. 116 Marco (gemeint Marco?) 1646. Anfang Mos. de Ancurt
todo el tiempo que estubo sobre Valaguer
16) fol. 117 Quer eingeheftetes Folioblatt. Ende ya vino aviso de que
se rindio Tarragona sin resistencia con lo qual se espera El buen suzeso y
resolucion de todo
17) fol 115 Anfang Su Magestad viene a la villa de Caranenu
18) fol. 119 Anfang Las lebas que dicen se hazen son los sigwientes Que
El marques de la fuente
19) fol. 120 7 Zeilen Notizen. Anfang A se de Pedir A todos los tercios
20) fol. 121 Anfang Don Martin Suarez de Alarcon Primogenito del
Marques Conde de Torresuedras, partio a la Campana luego que se puso
el sitio a Barcelona.
21) fol. 122—123 Notizen, Anfang Lo que se a traydo de la nueba
espana este ano de 1619
22) fol. 124 auisos de las fronteras de francia y navarra
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek Il
23) fol. 125 Anfang Marques. todos debemos conformarmos con la volum-
tad de dios. Unterschrift yo el Rey. Undatirt
24) fol. 126 Anfang El Ano. 1657 Comengo en Jueues muy nubloso en
Madrid.
25) fol. 127 6 Zeilen. Anfang Altera causa est, quım longum vsum,
nm hoc abusu, et sic maiores docwise (sic) praetexunt.
26) fol. 128 Anfang En ocho de Ayosto, salio su Magestad de Traga ü las
quatro de la manana
27) fol. 129 Copie einer roemischen Inschrift mit Notizen und Feder-
proben auf der Rückseite
28) fol. 130—145 PRineipia et Rudimenta ex Vniversa Theologia Morali
Vreuiter Recoleta (per fehlt) Doctissimum P. f Hieronimum De Gamarra
Dr A meque Joanne de soto seripta Anmo Domini 1644
29) fol. 146—178 Capitulaciones de la Paz hecha entre el Rey nuestro
senor y el serenissimo Rey de la gran Bretana, las quales se conchiyeron
por los Diputados que en ellas se dice en Madrid. 15. de Nobiembre de 1650.
Tradueidas de latin en Castellano Ano de 1651
30) fol. 179—193 De La Corte del Gran Mogor, y sus Grandezas. Anfang
El Rey Jamguir gran Mogor, tiene su corte, y asistengia, en la famosa
Ciudad de Agra tan celebre, y conogida por Todo el Mundo, por ser una de
las mas ricas de todo el Oriente,
31) fol. 194—195 v. Testamentum Christianum Armandi Richelüi Cardinalis
fol. 195 v.—197 Testamentum Politicum Armandii (sie) Richelii Cardinalis.
32) fol. 198—201 Druck. Anfang Senor (sie) Juan de Simon Palomera
y Velasco, por lo mucho que dessea, como leal vasallo, los aumentos de
V. M. y de su Real Corona y el bien comun de sus vasallos Ende
Seuilla, y Iumio 21. de 1644. anos. Beso vuestro Real pie.
33) fol. 202—228 Veramen. Anfang El Doctor Don Miguel Geronimo Martel,
Chantre de la santa iglesia Metropolitana de Qaragoca Dicen que no se
tienen los Poetas mas caridad cett. Ende Y Podıa ser, que se vea porque
cada ımo querra defenderse, y la culpa la tendra el que prouwoca que esto
mismo viene a ser buscar cinco pies al gato, y en la necesidad le han
de sacar las vnas. Darauf ein Epigramm Martial’s.
34) fol. 229—230 Gedicht von 15 Strophen, deren erste lautet
Ya que toda Qaragoca
abunda de Melarchia
por no morirme de Ahogo
cantare al son de mi Iyra
35) fol. 231 Druck ohne Ort und Jahr. Sonsonete, a los aprobadores de
los Comentarios de Luys Lopez, Pastelero examinado en la Ciudad de
Zaragoga.
12 F. Eyssenhardt
36) fol. 232—245 Carlo de lorena duque de mena teniente jeneral del
Estado y corona de Francia a todos los presentes y benideros salud
(dada en paris a 17 de diciembre de 1592 amnos)
37) fol. 246—282 Anfang Para que conste en el tiempo venidero de los
Catalanes que fuweron Bien afectos al serviecio de Su Magestad en la eindad
de Barcelona Pincipado de Catalunya en el tiempo de las turbaciones de
dicho prinsipado pondre aqui el nombre de los que an venido a mi notieia
desterrados de dicha ciudad y principado. o, se an huido del fwror de los
ministros. Hierbei beruhen mehrere Worte auf Correcturen, die der
Schreiber selbst vorgenommen hat.
38) fol. 283—294 Relagion del publico Juramento que los cabildos ecle-
siastico y seglar de la ciudad de Merida hicieron de defender que la Reina
del cielo madre de Dios y senora nuestra la wirgen santa maria fue con-
cebida sin pecado orijinal
39) fol. 295—304 Oben rechts in der Ecke Dr mit einem unleserlichen
Namen. Dann Ano 1655. La orden de Santa clara. Esta religeosa
estaua en el conuento de Carrion y en opinion de tam gram sierua de
Dios que de toda espana y nueuo mundo la enbiauan limosnas y se enco-
mendauan a ella.
40) fol. 305 MM. Michel Nostradamus Centuria. 3. prophecia 86 Anfang
Vn Chef d’Ausonne aux Espaignes ira
41) fol. 306—313 Aduertencias para el Embaxador de Espana que estu-
wiere en Roma de Anfang Esta corte de Roma esta compwesta de
diuersas maciones
42) fol. 314—320 (amtliche Blanquets mit einigen gedruckten Initialen
auf jeder Seite) fol. 314 r. Federproben. fol. 314 v. ano de mi y
quinientos y beinte y siete De Safia (in dem schriftlichen Inhaltsverzeichniss
aus unserer Zeit am Anfang des Bandes: de asia) el rei de franzia
AL enperador
Estando el enperador don carlos en burgos lo inbio el rei de franzia pu-
blicamente «a desafiar.
43) fol. 321—328 Anfang La guerra del piamonte asi por la grandeca
della como por la ymportancia de los fines trae desuelados los discursos de
todos aquellos a qwien el amor o la obligacion haze curiosos.
44) fol. 329—365 Al serenissimo senor Don Joan de Austria Gran Prior
de san. Joan en los reynos de Castilla y Leon. Anfang Aunque es verdad,
serenissimo sehor, que es mucho golfo para tan poca pluma el empeno de
la mia; y que parece desatencion no emperchar el animo a vista de tanto
pielago, escarmentando en el otro poco aduertido mancebo, que de su nombre
(segun Owidio) le vsurpo el mar Icaro, antes que fomentamdo otra teme-
ridad, como la suya, solicitarme vn precipicio: mo se puede negar, que me
apadırina vna grande disculpa Unterschrift der Vorrede Licenciado Joseph
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 13
garcia Puerta nueua. Darauf folgt Prologo al lector Anfang Awiendo de
escribir, lector amigo, los aplausos y fiestas, con que la muy leal y antigua
Villa de Consuegra Cabeza de los prioratos de san. Joan recibio al Sere-
nissimo Senor Don Joan de Austria su Gran Prior
Ende Y tenga con tu venida
vn dueno que la sazome,
vn padre que la consuele,
vn Senor que la conforte,
Vn brazo que la defienda,
vn Prineipe que la honrre,
vna sombra que la ampare,
y vn Bol que la desahogue.
finis
45) fol. 366—373 A Don Garcia de Figueroa de la Camara del Rey
nuestro Senor. Darauf die Vorvrede, datirt en Cafra 20 de Tunio 1606
Dann fol. 367 r. Discurso en materia de Guerra y de Estado compuesto de
Sentencias y palabras de Demosthenes Juntas y tradugidas de Griego por
Pedro de Valencia.
46) fol. 374—403 Dialogo Discurso en Dialogo del Estado de Alemania,
y comparacion de Espana con las demas maciones. Dedicalo Al Rey
Nuestro Senor Don Juan de Palafox, y Mendoca, de su consejo. y su fiscal
eN el Real de las Yndias. INTerlocutores Don Francisco y Don Diego,
47) fol. 404—409 Kespuesta de los catolicos que esta (gemeint estin)
cerca del de nabarra fol. 405 r. Ueberschrift Propusiciones de los
pringipes perlados (sic) y oficiales de la corona sehnores jentiles honbres y
otros catolicos que estan del partido del rrey de nabarra.
Hispan. 12
Auf dem inneren Vorderdeckel Biblioteca de Salwa und Bücherzeichen
des Ricardo Heredia
Höhe 20'/e cm.
Breite 15 cm.
Quariteh Bibliotheca Hispana London 1895 p. 89 nr 873: Cancionero de
composiciones en varios melros. . . . - MS... . 8318 pp. in two hand-
writings . . about 1620—30. Chiefly unpublished pieces of the close of
the sixteenth century, including several canciones espirituales (which Salvd
was inclined to attribute to Ledesma) and a rather large number of
Romances. Die Handschrift ist folirt A—K und 1-—175. Es fehlen
Foölia 12, 13, 27, 34-36, 40, 41, 55, 56, 70, 85—87, 116, 119—193,
169-171, 172, 174.
14 F. Eyssenhardt
Hispan. 13
No. 177
Höhe 26'/s cm.
Breite 20°/ı cm.
201 beschriebene Seiten
17 oder 18 Jahrhundert
Arte de los metales, en que se ensena el verdadero beneficio de los de oro,
yplata por azogue. el modo de fundirlos todos, y como se han de refinar,
y apartar wmos de otros. compuesto por el licenciado Alvaro Alonso
Barba natural de la Villa de Lepe en la Andalueia, Cura en la Imperial
de Potosi, de la Parroqua de San Berardo (Com Licencia imprenta en
Madrid &e. &e. De 1640. Annos. Abschrift des Druckes, von dem eine
deutsche Uebersetzung in Hamburg 1676 erschienen ist.
Hispan. 14
Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889
Höhe 20°/ı cm.
Breite 14*/; cm.
S4 beschriebene Seiten
15 Jahrhundert
Parecer sobre los repartimientos que acostumbram hacer en algumas penrtes
los subdelegados entre los Yndios abgedruckt in den Mittheilungen aus der
Stadtbibliothek zu Hamburg VII (1890) p. 19—69
Hispan. 15
Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889
Ex Collectione Americana Domini Brasseur de Bourbourg Alph. Pinart
Serie E1 No.4
Höhe 31'/, cm.
Breite 20'/s cm.
62 beschriebene Blätter
18 Jahrhundert
Von einer Hand des 19 Jahrhunderts: Executoria de las tierras de los
pueblos de Chiapa, Acala y Chiapilla, en contra de las pretenciones de
los Indios de Iztapa. fecha en 16 del mes de Setiembre de 1706
Hispan. 16
Höhe 21 cm.
Breite 14'/2 cm.
317 beschriebene Blätter
15 Jahrhundert
ww
A Fe TE en A ne DU a 2 2 4 EZ a
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 15
Quaritch, Bibliotheca Hispana London 1895 p. 90 nr 875: Comedias
Manuscritas: Cnlderon, Auto sacramental alegorico „Triunfar muriendo“
... Velez de Guevara (Luis) Comedia famosa de los Fijos de lu
Barbuda, preceded by a Loa. Loa: Certamen entre las prendas que
adornan al Conde de Trastamara. El Hijo Prodigo y Rico Avariento,
en tres jornadas, stated to be by Don Antonio Pablo Fernandez
Loa para la Pasqua de 1771 — Los Majos vencidos, saynete — Zarzuela:
el Philosopho natural, 2 acts (the second entitled. „Philos. Aldeamo”) etc.
. about 1740—50
Hispan. 17
erworben 1893 aus dem Nachlasse des am 6 Februar 1892 gestorbenen
Professors Reinstorf
Höhe 31'/s cm.
Breite 22 cm.
73 beschriebene Blätter
15 Jahrhundert
Eine Sammlung enthaltend spanische und lateinische Briefe 62 genannter
Briefsteller, ausserdem 4 anonyme Briefe, sowie andere Schriftstücke.
Meist sind es Abschriften; vielfach sind Lücken gelassen, wenn der
Schreiber Worte des Originals nicht lesen Konnte; manchmal liegt
das Original der Abschrift bei.
Hispan. 15—20
Höhe 31*/5 em.
Breite 21'/ı em.
712 beschriebene Blätter, darunter 12 pergamentene
Quaritch Bibliotheca Hispana London 1895 p. 91 no 885: G@enenlogia de la
Descendeneia de los Sres Don Thomas Rodriguez de Vargas Machueca, de
D. Geronimo de Monterde, D. Martin Alberto de Bertodamo y D. Miguel
Martines de Velasco, abuelos de D. Ygnacio Rodriguez de Vargas — Blazon
y Despacho de Armas de los ylustres «pellidos de Rodriguez y Vargas
que perteneceen «a D.-. Thomas Hodrigquez de Vargas - blazon y
Despacho de armas de los ylustres apellidos de los Martines y Velascos
que pertenecen a D. Miguel Martynes de Velasco, que corresponden por la
hinean materna a Ygnacio Rodriguez de Vargas Machuen — Blazon y Des-
pacho de Armas de los Monterde y Antillon, que corresponden por linea
paterna a Don Yynacio Rodriguez de Vargas — ....3 wvols.... MS
.. . . emblazoned amd decorated with numerous portraits, shields of arms,
genealogecal trees, symbolical figures, borders amd ormamental initials . . . -
Mexico 1780—1752
16 F. Eyssenhardt
Hispan. 21—23
Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889
Höhe 20°/ı cm.
Breite 14°/s em.
Band I: 463 beschriebene Seiten
382 n Blätter
„ MS „ Seiten
15 und Anfang des 19 Jahrhunderts
Rückentitel Ooleceion de reales sedulas (sic) 1. 2. 3
Das erste Stück des ersten Bandes ist em Bundo sobre Armas cortas de
25 de Diciembre de 1775, das letzte des zweiten eine Ley que preseribe
el modo de proveder contra asesinos y ladrones ... ano de 1824, das letzte
des dritten Bandes eine Real Cedula de 31 de Mayo de 1801, publicada
en Mexico por Bando del Exmo $. Dom Felix Berenguer de Margquina
con fecha de 19 de Julio de 1802 sobre Estupros.
Hispan. 24—29
Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1989
Eine von dem verstorbenen Senator Rapp erworbene Sammlung von
Documenten in 6 Mappen in folio
Mappe I Personales:
1) @il Gonzalez de Avila 1596—1599 [jetzt gebunden als Hispan. 1]
2) Gregorio de Porras 1615: Real cedula recomendandole al virey de La
Nueva Espana con otra Real cedula de 1591 dirigida al padre de
Gregorio, Don Hernando de Porras de Sevilla y carta del duque de
Medina Sidonia a Gregorio de Porras 1612
3) Fernando Sanchez Garcia Pareja, sus titulos originales 1741—1766
Mappe II Estado ecclesiastico
1) 3 Expedientes de 45, 47 y 25 hojas 1569, 1610, 1689: escritwras de
convenios ete. entre la cofradia de la Santisima Trinidad con las monjas
de Santa Clara y con la congregacion de Sam Pedro, tocante a sw iglesia
y sitios etc.
2) 2 Libros de obra en el Colegio de Bethlen (Belen) en Mexico desde
1699 hasta 1795
3) Expediente de 35 hojas (1312): Provision de la Prebenda de Idioma
Mexicano en la Iglesia Colegiatı de Guadalupe.
Mappe III Juzgado general de natwrales
1) Eixpediente de 75 hojas (1771): Beneficios de los Indios de las Juris-
dicciones del Estado y Marquesado del Valle
2) Expediente de 85 hojas (1796—97): EI comum de Santa Catalina
Chiontla con el Cura de Tuntima sobre querer quäitarles el Vecario de pre
fijjo, que tienen en su Pwueblo
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek lt
Mappe IV Varzos
1) Expediente de 37 hojas (1786): Imforme pedido al Gobernador de Merida
por el virey Don Jose de Galvez, conforme a la Real orden de 6 de Octubre
de 1785 sobre las providencias tomadas para el establecimiento del Estanco
de Aguardiente de canı en la provincia y costa de Campeche
9) Expediente de 40 hojas (1789--90): Real cedula de 19 de Agosto de
1789 declarando, que en las Juntas, en que concurra Verrey, Presidente o
Gobernador que tenga el ejercicio de Vice-Patronato Real, ha de presidirlas
aumque asistan a ellas como vocales los Prelados Ecelesiasticos
3) Expediente de 128 hojas (1795—1808): Subsidios de 70 mällones de reules
de vellon exigidos al Estado Ecclesiastico Secular y Regular de Indios para
las urgencias del Real Erario
Mappe V Estado ecclesiastico secular
1) Expediente de 75 hojas zum Theil gedruckt, (1781—86. 1803) respecto
a si convendria quitur los Cupitwlos Provinceiales de la Orden de la Merced
en Indias
3) Expediente de 102 hojas (1794—98): Recurso de fuerza interpuesto
por el Fr. Joseph de 8. Ignacio de la Orden de Betlemitas por denegada
Justicia de parte de su prelado general
3) Eixpediente de 32 hojas (1306—7) idem por el Fr. Nicolas de Lara
contra su superior el Padre Provineial de la Orden de Sam Agustin
4) Eixpediente de 29 hojas en 4° (1818) idem del Doctor Fray Vicente
“Uribe, religioso de N. 8. de la Merced contra sw Provincial
Mappe VI Estado ecclesiastico secular
1) Eixpediente de 48 hojas (1811) sobre partieipacion del cura de Chica-
huastla en la fuga del reo Francisco Pucheco
2) Expediente de 30 hojas (IS11--12) diligeneins de B. Joagquin Sandoval
para que se le ponga en posesion de una eamongia que se le confirvö
3) Expediente de 39 hojas (1IS11—15) Real Orden de 1510 para que se
suspenda la provision de camongias prebendas etc. que mo seam de oficio
(derogada 1S11)
4) Expediente de 34 hojas (19135—14) Beneficios ecclesiasticos, que se ham
provisto desde Octubre 1811 hasta Noviembre 1815
5) Einpediente de 74 hojas (1814) Diligencias de Jose Mariano Beristain
para que se le de colacion camonica y posesion del Deunato de la 8. Iglesia
Metropolitana de Mexico
6) 11 diversas relaciones de servieios, y meritos, que sus autores presentaron
con el objeto de obtener alguma gracia de prebenda o canongia (1793 —94)
2
18 F. Eyssenhardt
Hispan. 30
Erworben 1860
Höhe 20 cm.
Breite 15 cm.
60 beschriebene Blätter
18 Jahrhundert
Liuro de entremezes y mais curiozidades em Amsterdam a 19 Julio de
1711 Ao
Hispan. 31
Nr9.
ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana.
Höhe 19 cm.
Breite 15 cm.
145 beschriebene Seiten.
17 oder 18 Jahrhundert
p. 1—42 Discurso primero Lo passear
p. 43—106 El viaje de la Frangia Discurso segundo
p. 107—145 La posada Discurso. 3.
Schluss: fin de los dialogos de (Wolf hat hier hineincorrigirt Zo.) Garnier
Traduzidos en lengua Castellana (von M. Fernandez. gedruckt z. B. Am-
sterdam 1556)
Hispan. 32
Erworben 1860
Höhe 20!/s cm.
Breite 16 cm.
45 beschriebene Blätter
17 oder 18 Jahrhundert
fol. 1r.—4 v. Entremes Del talego
fol. 4 v.—7 v. Entremes fümoso del Remediador
fol. Sr. —12r. Entremes de taragona
fol. 13r.—16r. Entremes Del Cuero
fol. 16 v.—19v. Yo no pido
fol. 19 v.—23 v. La Podrida
fol. 23 v.—26 v. El tabaco
fol. 27r.—29r. El Poeta
fol. 29v.—33 r. La Bonda
fol. 33 r.—35r. La Capa y Sombrero
fol. 33 und 39 spanische und portugiesische Verse
fol. 40 r—44r. El tudesco
Ausserdem vor fol. 1 ein Blatt und fol. 36 und 37 mit Rechnungen,
die dabei stehenden Worte portugiesisch
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 19
Hispan. 353—55
Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889
Drei Mappen im quart
Mappe I 94 beschriebene Blätter. Officielle Originalcorrespondenzen aus
Mexico aus den Jahren 1808—1821
Mappe II 127 beschriebene Blätter verschiedenen Formats, Privateorre-
spondenz der Familie Iturbide
Mappe III 40 beschriebene Blätter. A. de Iturbide: Aufenthalt in Li-
vorno 1823, Correspondenz und Rechnungsbücher
Hispan. 36
Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889
Eine Mappe in folio, voll ungeordneter Documente verschiedenen
Formats, auf Mexico bezüglich, aus dem 18 und 19 Jahrhundert, das
letzte ein Pergament von 1682: 329 gedruckte oder beschriebene Blätter
Hispan. 37
In Serinio 22
Höhe 36!/e cm.
Breite 25'/s em.
256 beschriebene Blätter
18 Jahrhundert
Providencia de Dios Con Israel, y Verdad de la Ley de Mosseh y nulidad
de las demas Leyes Compuesto por el muy Esxselentissimo Senor H. H. M.
Arab R. Saul Levy Mortera de felise memoria. Eine andere spanische
Handschrift desselben Werkes beschrieben von Steinschneider, Katalog
der Hebräischen Handschriften der Stadtbibliothek p. 165 Nr. 339. Ver-
gleiche auch die Bemerkung am Schluss dieses Verzeichnisses.
Hispan. 33—40
Von Petersen’s Hand Geschenk des Herrn Dr. B. (rectius N.) H. Julius
Höhe 31!/s cm.
Breite 19!/ em.
19 Jahrhundert
Band I
425 beschriebene Seiten
Floresta de Rimas antiguas Castellanas ordenada por Don Juan Nicolas
böhl de Faber Zusatz von anderer Hand: , de la Real Academia
Espanola. Hamburgo: En la libreria de Perthes y Besser. 1821.
Schluss der letzten Seite Die Handschrift erfolgt in freien bogen, so wie
es der Setzer beim Drucken nöthig hat. Sollte sich kein Verleger finden
so trage ich die grösste Sorgfalt in Hinsicht der Handschrift auf. Ich
habe nichts dagegen, dass selbe Freunden der spanischen Poesie als Schlegel,
2»
20 F. Eyssenhardt
Gries, Keil ete. zum Genuss mitgetheilt werde, wenn sie sich nemlich
auf Ehre verpflichten nichts abzuschreiben. Zu diesem Endzwecke müssten
die Bogen dann wenigstens geheftet werden. Es sind 101 Bogen.
Cadiz, den 5 Februar 1520
böhl v. Faber
Band II
415 beschriebene Seiten (die letzten 13 grösstentheils nicht von Böhl’s Hand)
Segunda parte de la Floresta de Rimas antiguas castellanas ordenada por
Don Juan Neeolas Böhl de Faber de la Real Academia Espanola
(Cadız 1821)
Band III
Tercera parte de la Floresta de FRimas antiguas Castellanas ordenada por
Don Juan Nicolas Böhl de Faber de la real Academia Espanola. Zusatz
von anderer Hand: Hamburgo en la libreria de Perthes y Besser 1825.
445 beschriebene Seiten
Am Schluss ein Brief an Dr. Julius mit einem Druckfehlerverzeichniss.
Die erste Seite lautet
Puerto den 17 Marti) (oder Martz) 1826
Versprochenermassen erfolgt hiemit, bester Freund, die Anzeige der Druck-
fehler der dritten Floresta, die leider in grösserer Anzahl vorhanden sind,
als in den vorigen. Finden Sie es schicklich, so mag die Anzeige der
‚fehlenden Kommas wegbleiben. Bei genauer Durchgehung dieser Sammlung
habe ich mich aufs Neue von deren Trefflichkeit überzeugt. Der matten
Stellen giebt es nur wenige. Die wenigen Kenner in meiner Umgebung
loben diesen Band moch mehr als seine Brüder. Einer wünscht in der
neuen Ausgabe die Gedichte mit Ueberschriften versehen zu erblicken.
Dei den grösseren Stiicken ginge dieses wohl an: bei den kurzen würde
ich es störend finden. Dann auch wirde die Oekonomie der Anordnung
gestört averden, auf der (sie) ich mehr Fleiss verwandt habe als
sichtbar ist.
Cap. Beusse ist leider so schnell wieder nach dorten zwrückgesegelt, dass
mein kleines Packet für Sie mit den in Cudiz gedruckten Sachen mir wieder
von Sevilla zwrückgesandt ist und jetzt eine amdere Gelegenheit abwarten
muss. Von Madrid habe ich noch keine Antwort in Hinsicht der Defekte
erhalten, obwohl ich meine Anforderung erneuert habe.
Hiebei ein am Perthes und Besser endossirter Wechsel von B} 269
mit Bitte, ihn einzukassiren und mir in Rechnung zu vergüten.
Ich bin jetzt aufs Neue für die alte spamische Poesie belebt geworden,
und wenn (wie es scheint) diesen Sommer unsere Verschiffungen nach
England minder lebhaft sein werden, so findet sich wohl Zeit zu einer
Ausarbeitung des altspamischen Theaters.
Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 2]
Meine Familie ist wohl. Die ältesten (Töchter fehlt) mit ihren
Männern in Sevilla und Cadiz; die jüngste mit ihrem Manne noch immer
bei uns. Nächsten Monath jedoch wird das Regiment nach Chiclana
verlegt.
Treu ergebenst der Ihrige
Bböhl von Faber
Mit N. 809 (welche ich auswendig weiss) beschwichtige ich manche
schlaflose halbe Stunde.
Hispan. 41
Von Petersen’s Hand: Geschenk des Herrn Dr. B. (rectius N.) H. Julius
Höhe 25 cm.
Breite 20 em.
221 beschriebene Blätter
19 Jahrhundert
Teatro Espanol anterior a Lope de Vega por el editor de la Floresta de
Rimas antiguas Castellanas (von J. N. Böhl von Faber Hamburg 1832)
Böhl’s Autograph
Hispan. 42
Höhe 30°/5 em.
Breite 20 em.
548 beschriebene Seiten
19 Jahrhundert
Auf dem innern Deckel From the Sunderland Library, Blenheim Palace,
Purchased, December, 1581, By Bernhard Quaritch, 15 Piecadilly, London,
und das Bücherzeichen des Ricardo Heredia. Quaritch Bibliotheca Hispana
London 1895 p. 89 Nr. 869: Aponte ( Pedro Geronimo) Sumario de algunas
Casas de Espana de linages amtiquos (sie) de donde proceden muchos Senores
Duques, Condes y Marqueses ete.... unmpublished Ms. 517 pp.
Aponte (Vasco de) Libro de algunos Linages de Galicia, unpublished Ms.
60 pp.
Gareia de Salazar (Lope) Libro de Linages y @uerras de Biscaya y sus
montanas y de otras cosas cuwriosas, los einco libros posteriores de su grande
. obra intitulada las Bienandanzas, unpublished Ms. 164 pp.....
Eine ähnliche handschriftliche Notiz auf dem vorderen Schutzblatte
Mehrere andere spanische Handschriften werden von Steinschneider
beschrieben. Vergleiche unter No. 37
Das aus den unter No. 1—11, 13—15, 30—32 mitgetheilte ist buch-
stabengetreu abgedruckt, Fehler sind im allgemeinen nicht verbessert;
manchmal ist durch em sie ausdrücklich auf sie hingewiesen worden.
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Kenzan
Beiträge
zur
Geschichte der japanischen Töpferkunst
von
Dr. Justus Brinckmann.
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Holzschnitt nach einem Bilde des Shisui Shinsei (Kenzan) in Hoitsu’s
Kenzan-Iboku,
Europäische Stimmen über Kenzan.
Kaum fünfundzwanzig Jahre sind verflossen, seitdem in der keramischen
Literatur des Abendlandes die Einsicht zu dämmern begonnen hat, dass
jene durch Jahrhunderte geschätzten und bewunderten Hizen - Porzellane,
deren prunkende Reihen den Weltruhm des japanischen Palais zu Dresden
begründet hatten, nicht der eigenste und feinste Ausdruck japanischer
Kunst in der Töpferei seien. Dann meinte man tiefer einzudringen in die
Erkenntniss der japanischen Töpferkunst, indem man daneben und höher
noch jenes in Gold und zarten Schmelzfarben schimmernde Satsuma-
Steingut pries, das die technischen Ueberlieferungen einer feinfühligen und
intimen Kunstübung nicht ganz eingebüsst hatte unter dem Weltmarkteifer
keramischer Unternehmer.
Von der japanischen Regierung beschiekte Welt-Ausstellungen, wie
die Wiener des Jahres 1573, liessen uns wohl die ausserordentliche Viel-
seitigkeit der japanischen Töpferkunst ahnen; aber die Masse der Arbeiten,
in denen die ersten unerquicklichen Früchte der neuen Aera geerntet
wurden, legte sich wie eine dunkle Wolke vor das, was sich uns dargeboten
hätte, wenn unsere Augen damals zu sehen verstanden hätten. Finzelne
alte Töpferarbeiten, grosse Kostbarkeiten für den ästhetisch gebildeten
Japaner alten Schlages, verloren sich fast unbeachtet unter der Menge
auffälliger Neuheiten und sind damals in ihr Ursprunesland heimgekehrt.
bedeutsamer für unser Wissen wurde die folgende Weltausstellung.
Die Leiter des South Kensington-Museum in London hatten vorausblickend
die mit der Einrichtung der japanischen Abtheilung zu Philadelphia 1876
%6 Dr. J. Brinekmanti.
betrauten Behörden angeregt, eine möglichst vollständige Sammlung typischer
Beispiele alter und neuer Töpferarbeiten zu vereinigen und auszustellen,
die danach vom South Kensington-Museum angekauft werden sollte. Dies
geschah und der bei diesem Anlass von M. Shioda verfasste, von T. Asami
in’s Englische übersetzte Bericht über die Geschichte der japanischen
Töpferkunst wurde i. J. 1880 von Mr. Augustus W. Franks, einem der
Direktoren des British Museum, zugleich mit dem 216 Nummern zählenden
Katalog der ganz nach den Regeln japanischer Kennerschaft angelegten
Sammlung veröffentlicht.
Aus diesem Bericht erfahren wir, dass eine der Töpferwerkstätten bei
der Hauptstadt Kioto, diejenige zu Narutaki, von einem Bruder des berühmten
Malers Ogata Korin, Namens Shinsho begründet worden ist, der sich in
seinen Mussestunden damit unterhielt, für die Theetrinker — die Chajın —
Gefässe in Nachahmung derer des um die Mitte 17. Jahrhunderts in Kioto
thätig gewesenen Ninsei anzufertigen. Das Dorf Narutaki, heisst es weiter,
wo der Künstler seinen Wohnsitz hatte, lag am Fusse des Hügels von
Atago, im Nordwesten des Kaiserpalastes. Da nun diese Himmelsrichtung
auf Chinesisch „Ken“ genannt wurde, führte der Künstler den Namen
Shisui Kenzan, was besagen wolle, „schöner blauer Hügel im Nord-
westen“. Kenzan, dessen Werke hohes Ansehen bei den Chajin genössen,
sei, 82 Jahre alt, im Jahre 1742 gestorben.
Zu einer Würdigung der Kunst Kenzan’s erhebt der Katalog sich
nicht; er beschreibt nur kurz die drei bezeichneten Werke, einen kleinen
tragbaren Heerd — Furo —, einen kleinen walzenförmigen Feuertopf für
Raucher — Hiire — und eine Kumme — Hachi —. Auch der etliche
Jahre früher — 1878 — veröffentlichte Katalog der eigenen Sammlung
japanischer Töpferarbeiten, die Mr. A. W. Franks damals im Bethnal Green
Branch Museum leihweise ausgestellt hatte und später dem British Museum
geschenkt hat, beschäftigt sich nicht anders mit dem Meister, als dass er
fünf seiner Werke kurz beschreibt. Davon trägt eines neben der Bezeichnung
Kenzan noch die Worte San dai, d.h. die dritte Generation, und die Angabe
der Periode Bunsei, die den Jahren 1818 bis 30 unserer Zeitrechnung entspricht.
Wie sich der Kenzan des 19. Jahrhunderts zu dem Kenzan aus dem 18.
Jahrhundert verhält, wird nicht erörtert.
Auch das prachtvoll mit Farbendrucken ausgestattete Werk des
Architekten George Ashdown Ausdsley und des Präsidenten des Liverpool
Art Club, James Lord Bowes, das in den Jahren 1875 bis 77 unter dem
Titel „Keramic art of Japan“ erschienen ist, weiss von Shisui Kenzan nur
zu sagen, dass er in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu Narutaki
gute Nachahmungen der Ninsei-Waare gemacht habe, die von den Chajin
hochgeschätzt wurden. Auf die künstlerische Bedeutung des Meisters
gehen die Verfasser mit keinem Worte ein.
Kenzan. 97
”
Auch Edmond de Goncourt, der sich durch die farbenreiche und
anschauliche, wenngleich etwas schwerfällige Schilderung seiner japanischen
Sammlungen in seinem 1881 erschienenen Buche „La Maison d’un Artiste“
als einer der Ersten verdient gemacht hat um die Eimführung der Abend-
länder in den Zaubergarten japanischer Kunst, schweigt über Kenzan. Ihm,
dem Propheten der raffinirten Kunst des Zeitalters eines Louis XV. und
Louis XVI., ist das volle Verständniss für den impressionistischen Flug des
Pinsels eines Kenzan damals noch nicht aufgegangen gewesen und wohl
auch später nicht erschlossen worden. Wie er in seinem Buche die
Satsuma-Fayencen neuerer Zeit, die allerdings dem keramischen Geschmack
des Jahrhunderts des Porzellans nahe standen, über Alles preist, so prägte
sich diese Neigung in dem Inhalt seiner Sammlung auch dann noch aus,
als andere Pariser Sammler schon längst zu den ästhetischen Bekenntnissen
der Chajin vorgedrungen waren. Die Versteigerung der von dem Dichter-
hinterlassenen Kunstschätze im März des Jahres 1897 hat dafür den
Beweis erbracht. Ein Chajin und wer auf den Spuren der Chajin wandelt,
fand dabei nicht sein Genügen.
Das Verdienst, den Meister Kenzan als Künstler gewürdigt und uns
vorgestellt zu haben, hat sich zuerst S. Bing erworben als Verfasser des
die Töpferkunst behandelnden Abschnittes in Louis Gonse’s grossem und
schönem Buch „L’Art japonais“, das im Jahre 1883 denen, die sehen
wollten, endlich die Augen öffnete über die Kunst des Landes der auf-
gehenden Sonne. Bing giebt kurze Angaben über das Leben des Meisters,
die er dem 1876 in Tokio mit schlechter französischer Uebersetzung
erschienenen Buche des japanischen Archäologen und Sammlers Ninagawa
Noritane entnimmt und fährt dann fort: „Obwohl Kenzan dieselben Stoffe
verarbeitete, wie seine Vorgänger, schuf er eine ihm ausschliesslich eigene
Gattung. Die Malereien aus seinen Werken haben eine absonderliche
Eigenart. Man erkennt sie auf den ersten Blick an der Breite der
Zeichnung und einer Maestria in der Ausführung, die zu der kleinlicheren
Mache der voraufgehenden Künstler in Widerspruch tritt. Er schlägt
eine neue Richtung ein, deren Einfluss sich seither nicht wieder verleugnet,
die aber unglücklicher Weise zahlreichen Nachahmern Thür und Thor
geöffnet und zu häufigen Missbräuchen seines Namens verführt hat.“
In der einige Jahre später als ein Band der „Bibliotheque de l’en-
seignement des beaux-arts“ erschienenen kleinen Ausgabe von „L’Art
japonais* hat Louis Gonse den Abschnitt über die Keramik selbst
bearbeitet und die Charakteristik Kenzan’s weiter ausgeführt. Er setzt
seine Lebenszeit in die Jahre 1663 bis 1743 und nennt ihn einen Schüler
seines älteren Bruders Korin. Von diesem, dem berühmten Lackmaler,
sagt er, dass er die alte Form gesprengt habe, in die eingezwängt die
Werkstätten von Kioto unter dem fast ausschliesslich herrschenden Einfluss
[9
-
Dr. J. Brinckmann.
n
der Maler der Tosa-Schule vegetirten. Sein Eingreifen in die dekorativen
Künste war von allmächtiger Wirkung. Durch seine Lackarbeiten, in
denen er sich als ein Techniker ersten Ranges bewährte, erzwang er sich
die Bewunderung auch derjenigen seiner Landsleute, die den Seltsamkeiten
seiner Malereien abhold waren. Seine Goldlacke haben einen ganz eigenen
Ton, einen gedämpften, gewaltigen Ton von verhaltener Gluth und vibrirender
Leuchtkraft. Sie schemen wie aus einem Stück massiven Goldes geschnitten.
Seinem Pinsel entfliesst der Lack wie eine flüssige Fettmasse. Sem Decor
beruht auf der Wirkung grosser Massen und der ausserordentlichen
Kühnheit summarischer Widergaben. Dazu packende Wirkungen von
Einlagen aus Perlmutter, aus Silber, aus grauem Blei oder Zinn. Durch
seinen Bruder Kenzan, der Korin’s überzeugter Anhänger war, befreite er
die keramischen Schulen Kioto’s von der Knechtschaft chinesischen Formel-
wesens und vollendete er das von Ninsei begonnene Befreiungswerk. Wie
die Werke Korin’s zeichnen sich diejenigen Kenzan’s durch die ausser-
ordentliche Freiheit ihrer Verzierung aus, die auf grossen Massen von
kräftigem Ton beruht, im dem fast immer smaragdgrüne Flächen auffallen.
Man lernt daraus, welche Vortheile der Vereinfachung des Decors abzu-
gewinnen sind. Was als Naivität erscheint, beruht bei Kenzan auf gründ-
licher Geschicklichkeit. Die schöneren seiner Werke können in den Augen
der Kenner mit denen Ninsei’s wetteifern. Die Urwüchsigkeit der Formen,
der Verfahren und der Zeichnung ist keine geringere; der Farbensinn ist bei
Kenzan sogar höher entwickelt. Der vibrirende harmonische Reichthum
seiner Schmelzfarben hat seines Gleichen nicht. Der Scherben seiner
Töpferarbeiten ist meist ziemlich grob oder mindestens leicht und zerreiblich,
steht also tiefer als derjenige Ninsei’s. Ihr Werth beruht in dem pracht-
vollen Gewande, mit dem der Künstler sie bekleidet hat.
Diesen Bewunderern der Kunst Kenzan’s folgt der Herausgeber des
„Art Journal“, Marcus B. Huish, in seinem in erster Auflage 1889,
in zweiter 1892 erschienenen Buche „Japan and its Art“. Nach
ihm lassen die breite Behandlungsweise und die lebhaften Farben, die
Kenzan bisweilen anwendet, seine decorirten Werke auf den ersten Anblick
oft etwas roh erscheinen, aber eindringendere Bekanntschaft mit ihnen
werden bald zu der Ueberzeugung führen, dass jegliche Einzelheit von
einer Meisterhand herrührt. Wie Korin, war Kenzan ein echter Im-
pressionist. Er strebte in seinem Decor nach Wirkungen, die jenseits
derer der Wiedergabe mechanischer Einzelheiten liegen, nach Wirkungen,
die aus dem Kontrast oder der Harmonie der Farben oder des Stoffes,
aus wohl abgewogener Komposition und Anordnung der Theile sich ergeben,
oder Kraft und Freiheit der Hand bekunden, und in denen vor Allem
die hohe poetische Empfindung zum Ausdruck gelangt, die ein Merkmal
der Meisterwerke japanischer Kunst. Seine Werke gehören nicht zu denen,
Kenzan. 29
die dem Geschmack der Menge schmeicheln. Sie sind das gerade Gegen-
theil vom Niedlichen. Man mag sie sich vorstellen als Werke eines Mannes,
der nicht sorgte, irgend wem zu Gefallen zu schaffen, ausser ihm
selber; eines Mannes mit kühnem Flug der Ideen und dem Muth, diese
durchzuführen. Seine Werke sind in hohem Grade suggestiv; jedes neue
Beispiel scheint eine neue Idee auszudrücken.
Huish reiht an diese Würdigung der künstlerischen Bedeutung des
Meisters einige kurze Hinweise auf seine Töpferarbeiten. Die Mehrzahl
seiner in Kioto entstandenen Werke bestünde danach aus dem feinen
Awata-Scherben; aber auch den gröberen Thon von Shigaraki und anderen
Orten habe er verarbeitet. Zuweilen formte er die Gefässe mittelst des
Rades, bisweilen ganz aus freier Hand. Die Beschaffenheit seiner Glasur
und die Art ihrer Anwendung wechselten ebenso sehr, wie der Decor.
In jüngeren Jahren war er erfolgreich in der Nachahmung der Raku-
Waare der Chojiros.
Den genannten Schriftstellern tritt mit kühleren Worten entgegen der
schon erwähnte James Lord Bowes in seinem 1890 erschienenen Buche
„Japanese Pottery“, das zu der Beschreibung der Sammlung des Verfassers
eine Einleitung giebt, in der, so oft sich die Gelegenheit bietet, dem
ästhetischen Geschmack des japanischen „Chajin“ und seiner europäischen
Gefolgschaft allerlei kleine Bosheiten verabreicht werden. James Lord
Bowes hatte in seinem ersten, in Gemeinschaft mit Audsley verfassten
Werke gründlich fehlgegriften, indem er zahlreiche prunkende und über-
ladene Erzeugnisse der schon von europäischen Einflüssen und jedenfalls
vom Drängen der Ausfuhrhändler nach reicherem Decor angekränkelten
Töpferkunst jüngster Zeit als Meisterwerke beschrieb und in kost-
spieligen Farbendrucken abbildete. Seine Kennerschaft und sein Ver-
ständniss für japanische Kunst waren aus anderen Quellen geflossen und
beruhten auf anderen Anschauungen, als die der feinsinnigeren und mit der
urwüchsigen Eigenart der Kunst Japans vertrauteren Männer, die nach
dem Jahre 1877 über denselben Gegenstand geschrieben hatten. Ganz
hatte sich Lord Bowes später der besseren Erkenntniss nicht verschliessen
können, aber er konnte es sich doch nicht versagen, auf seinem Rückzuge
den Gegnern allerlei Hiebe auszutheilen. Seinen entschiedensten Gegner,
den Amerikaner Edward Sylvester Morse hat er im Jahre 1891 in
einer mit Farbendrucken illustrirten Streitschrift unter dem Titel „A vin-
dication of the decorated pottery of Japan“ zu bekämpfen versucht. So
richtig es ist, dass das ästhetische Glaubensbekenntniss der Chajın nicht
den gesammten Schatz japanischer Kunst ausgeschöpft hat, so unrichtig
wäre es, an dasjenige, was die Chajin bewunderten und bewundern, den
Maassstab eines von europäischer Ueberladung und europäischer Prunksucht
genährten und befriedigten Geschmackes anzulegen.
30 Dr. J. Brinekmann.
Lord Bowes giebt zu, dass wenn wir uns begnügten, dem Urtheil der
Chajin zu folgen, wie es deren abendländische Schüler sich zu eigen gemacht
haben, Kenzan der grösste aller in Kioto thätigen Töpfer gewesen sei.
Er erwähnt, Kenzan habe denselben Thon, wie Ninsei, Kinkozan und
andere Awata-Töpfer verarbeitet, seine Werke aber entbehrten der
eleganten Vollendung und der zarten Glasuren, welche die Werke jener aus-
zeichnen. Im Decor Kenzan’s erkennt auch er packende Urwüchsigkeit;
seine Farben erscheinen ihm aber dunkler gestimmt, als diejenigen der
Ninsei-Schule, die damals grossen Erfolg beim Volke hatte. Eben des-
wegen meint er, weil Kenzan auf die Ueberlieferungen der älteren Kunst
zurückgriff, sicherte der Künstler sich die Gunst der exclusiven Chajin. In den
Vorwürfen seiner Malereien folgte er den impressionistischen Zeichnungen
eines Tanyu und Yeishin und vermied so die sorgfältige und genaue
Wiedergabe des Vorwurfes, welche die Ninsei-Schule bei ihren keramischen
Malereien pflegte. Bowes findet Kenzan’s Töpferwaaren im Allgemeinen
etwas grob getöpfert; ihre Oberflächen oftmals rauh, selbst in gekünstelter
Weise. Als Lieblingsvorwürfe des Meisters begegnen ihm Zweige des
Chrysanthemum, des Mume-Baumes, des Bambus, der Kiefer, des Lotos
und andere Natur-Motive, die unter einer glänzenden, gekrackten Glasur
in ruhigen Farben, in kaltem Blau, Olivbraun und Schwarz ausgeführt
sind. Oft fügte der Maler einige poetische Worte hinzu, die sich auf den
Vorwurf bezogen und fast immer brachte er seine Signatur in kühnen
Schriftzügen an, sei es unter dem Gefäss, sei es als einen Theil des
Dekors. Alles in Allem, findet auch Lord Bowes in den Töpferarbeiten
Kenzan’s eine Urwüchsigkeit der Zeichnung, eine Geschmeidigkeit des
Stiles und eine Wunderlichkeit der Behandlung, die es ihm leicht machen,
die Gunst zu begreifen, in der sie bei den Chajın stehen mochten; ver-
einigten sie doch etwas von der affektirten Kunstlosigkeit der frühen
Töpferwaare mit einer wohlerwogenen Annäherung an die höhere technische
Vollendung und die Schönheit der Verzierungsweise, welche von der damals
in Gunst stehenden jungen Töpferschule gepflegt wurden.
Kapitän Brinkley, der in Basil Hall Chamberlains „Things japanese“
(1890) den Abschnitt „Porcelain and Pottery“ bearbeitet hat, gedenkt des
Kenzan nur mit kurzen Worten. Er bemerkt, dieser Name sei nicht auf
einen Künstler beschränkt, sondern ein Familien-Name. Der Kenzan, der
in den Jahren 1688—1740 lebte, sei nur der bekannteste seines Geschlechtes
gewesen; aus dem Vorkommen des Namens an einem Gegenstande dürfe
man noch nicht auf die bestimmte Persönlichkeit des Urhebers schliessen.
Was andere Schriftsteller über den Meister berichtet haben, beschränkt
sich auf Wiederholungen aus den angeführten Quellen, oder ist bedeutunglos,
wie Ph. Burty’s Meinung, Kenzan, den er als einen kraftvollen, originalen
Meister anerkennt, habe unter dem Einfluss des indischen Stiles gestanden.
Kenzan. ; 31
Japanische Stimmen über den Meister.
Halten wir nun Umschau über unseren Meister in der japanischen
Literatur, so liest es nahe, zunächst anzufragen bei Ninagawa Noritane,
dem Verfasser des in den Jahren 1876 bis 1880 in Tokio unter dem Titel
„Kuanko-Zusetsu“ erschienenen, in Europa ziemlich verbreiteten Werkes.
Ninagawa, ein in seinem Vaterlande wohlangesehener Archäolog und
Sammler, doch auch Händler zugleich, hat in diesem Buche seine eigene
Sammlung japanischer Töpferarbeiten beschrieben und in kolorierten
Lithographien vorzüglich abgebildet. Später ist diese Sammlung in den
Besitz des Herrn S. Bing in Paris gelangt, von diesem an Herrn Edward
S. Morse in Salem, Massachusetts, und jüngst ist sie mit der von diesem
Gelehrten selbst früher in Japan angelegten Sammlung in öffentlichen
Besitz übergegangen. Das letzte Wort der Kennerschaft ist in Ninagawa’s
Buch gewiss nicht gesprochen, aber wir werden seine Feststellungen so
lange anerkennen dürfen, als nicht weitere Forschungen und das vergleichende
Studium der Altsachen selber uns sie zu berichtigen gestatten. Wir
dürfen aber bei der Berufung auf Ninagawa nicht die nm Yokohama
erschienene, von Fehlern aller Art wimmelnde französische Uebersetzung
seines Buches anziehen, sondern nur aus der Urschrift schöpfen.
Ninagawa’s Angaben über Kenzan’s Lebensverhältnisse enthalten im
Wesentlichen dasselbe, was uns schon die europäischen Quellen gesagt
haben, die theils aus ihm, theils aus dem kurz nachher in London heraus-
gegebenen Buche Shioda’s entnommen sind. Ninagawa berichtet:
„Die Kenzan-yaki genannten Töpferarbeiten sind von einem Manne
Namens Kenzan angefertigt worden. Im Buche „Chado Sentei“ lesen wir:
„„Kenzan, ein jüngerer Bruder des Korin, hiess eigentlich Ogata Shinsei,
wurde aber Kenzan benannt, weil er zu Narutaki-mura im Nordwesten
von Kioto wohnte.““ Das Buch „Shogua Benran“ spricht also von ihm:
„„Kenzan, Sohn des Ogata Soken, trug den Namen Shinsei; sem Rufname
war Shinzaburo. Er bewohnte anfänglich Kioto und liess sich dann in
Narabi-oka nieder. Man gab ihm zu verschiedenen Zeiten verschiedene
Namen, als Shoko, Shuseido, Shisui, Reikai, Toin und noch deren mehr.
Später zog er nach Yedo, wo er im Alter von 83 Jahren starb. Er hatte
die Dichtkunst bei Hirosawa Choko, die Kunst der Theebereitung bei
Zuiriu Sosa gelernt. Er war auch ein geschickter Maler und verfertigte
mit Vorliebe Töpferarbeiten, die er mit Blumenzeichnungen gar kunstvoll
bemalte und oft mit schönen Versen beschrieb.“ “
Die weiteren Angaben Ninagawa’s geben eine kurze Kennzeichnung
der Töpferarbeiten Kenzan’s, wobei nach der Weise japanischer Kenner
das Hauptgewicht auf die Beschreibung des Scherbens und die Herkunft
des verarbeiteten Thones gelegt wird.
39 Dr. J. Brinekmann.
Annähernd die gleichen Angaben über das Leben Kenzan’s finden wir
in der seit wenigen Jahren unter dem Titel Kökkua d. h. „Blume des
Landes“ in Tokio veröffentlichten Zeitschrift für bildende Kunst. Die Farben-
druckwiedergaben alter Gemälde in der Kökkua stehen weit über den
verwandten periodischen Schriften Europas. Ob ihre historische Methode den
Anforderungen europäischer Wissenschaft entspricht, vermögen wir nicht zu
beurtheilen. Im 17. Hefte der Kokkua widmet der Direktor der Kunst-
gewerbeschule zu Kioto, Imaizümi Yusaku, unserem Meister einen kurzen
Aufsatz, aus dem wir ausser uns schon Bekanntem erfahren, dass Kenzan
nach der Weise des Honami Köyetsu arbeitete, eines der Lehrer des Korin.
Dabei wird die auffallende Angabe gemacht, dass auf Kenzan holländische
Fayence nicht ohne Einfluss gewesen sei. Wie diese Einwirkung sich
äusserte, wird aber nicht gesagt. Erwähnt wird noch, er sei im Dorfe
Iriya gestorben und bestattet auf dem Friedhof des Zenyoji-Tempels. In
Folge einer Eisenbahn-Anlage sei das Grab jüngst an einen anderen Ort
übertragen worden, aber sein Grabstein sei auf dem alten Friedhof verblieben.
Ueber diesen Grabstein liegen uns schon ältere Nachrichten vor.
Hoitsu, ein zu Anfang unseres Jahrhunderts in Yedo lebender Künstler
und begeisterter Anhänger der von dem Brüderpaar aus dem Ogata-Stamme
hundertfünfzig Jahre vorher eingeschlagenen neuen Richtung, hat uns m
der Nachrede zu einer von ihm herausgegebenen Sammlung von Skizzen
nach Werken des jüngeren der Brüder eine anmuthende Schilderung von
seiner Auffindung des Grabsteines hinterlassen. Er schreibt:
„Obwohl ich schon lange mich dem Studium der Malerkunst der beiden
Ogata widme, bin ich zu ihrem gründlichen Verständniss noch nicht gelangt.
Ueberull bekannt ist, dass Korin und Kenzan ein Paar berühmter
Maler waren.
Als ich einst vernahm, das Grab Korin’s liege im Friedhof des Hon-
gioin in Miogenji zu Kioto, suchte ich es auf. Da ich sein Grabmal
umgestürzt und zertrümmert fand, stiftete ich ihm einen kleinen Grabstein
und setzte eine Inschrift darauf.
Damals wünschte ich auch den Grabstein Kenzan’s zu sehen, aber
Niemand wusste ihn mir zu zeigen. Wieder fragte ich nach ihm im nächsten
Jahre bei Bewohnern von Kioto, jedoch wieder vergeblich.
Im October dieses Jahres wurde ich von Riohan zu einer Theegesellschaft
geladen und bei dieser Gelegenheit erzählte er mir, das Grab Shinser’s befinde
sich im Friedhof des Zenyoji-Tempels am Fusse des Uyeno-Parkes unweit
meiner eigenen Hütte.
Noch am selben Tage suchte ich den Friedhof auf und dort fand ich,
wie Riohan mir gesagt hatte, das Grab Shinsei’s. Ich wischte den Staub
von dem Grabsteine, besprengte ihn mit Wasser, opferte Weihrauch und
Blumen und ehrte den Kenzan im Gebet.
Kenzan. 33
Heimgekehrt habe ich alsbald die Kopien seiner nachgelassenen Bilder
und Schriften gesammelt, die ich schon lange in meinem Bücherschrein
bewahrt hielt. Damit die Malerkunst Ogata’s in hellerem Glanze strahle,
habe ich nunmehr dieses kleine Werk verfasst, das ich dem Kenzan als
ein Todtenopfer darbringe.
Wunderbarer Weise ist dieses Jahr gerade das einundachtzigste seit
dem Sterbejahre des Kenzan, der in seinem einundachtzigsten Lebensjahre
verschieden ist.
Im 10. Monat des 6. Jahres Bunsei.
(Nov. 1823.) Hoitsu.“
Des Weiteren theilt uns Hoitsu die Inschriften auf dem von ihm
aufgefundenen Grabsteme Kenzan’s mit. Diejenige der Rückseite lautete:
„Koji war ein Kioto-Mann und wohnte im Dorfe Narutaki-mura.
Da dieses Dorf im Nordwesten von Kioto liegt, nannte er sich Kenzan.
Er gehörte zum Geschlecht der Ogata und war berühmt als ein Meister in
Irdenwaare. Gestorben ist er am zweiten Tag des sechsten Monats des
zweiten Jahres Kuampo in seinem einundachtzigsten Lebensjahre.“
Da nach der Angabe des Hoitsu Kenzan auf einem Friedhof der
Tendai-shu, einer der acht grossen Sekten des japanischen Buddhismus,
bestattet ward, dürfen wir vermuthen, dass er auch im Leben derselben
Sekte angehörte. Diese gegen Ende des S. Jahrhunderts von China nach
Japan verpflanzte Lehre gipfelt in dem Glauben, das endliche Ergebniss
des Daseins sei im Nirwana zu suchen, jenem Zustande, in dem die Seele
ohne ihre Persönlichkeit aufzugeben, durch nichts Aeusserliches mehr
beeinflusst wird, daher des Fühlens, Denkens und aller Leidenschaften
enthoben ist. Diesem Zustand giebt die Sekte den Namen Mui, was besagt
absolutes, bedingungsloses Dasein. Dem Geiste dieser Lehre entflossen
sind auch ein, nach chinesischer Verskunst abgefasster Spruch und ein
japanischer Vers, den der alte Kenzan vielleicht selber für seinen Grabstein
verfasst hat. Die schwer übersetzbaren Verse besagen etwa:
„Einundachtzig Jahre lang habe ich sündhaftem Leben schamlos
gefröhnt; nun ich einsehe, wie wandelbar diese Welt, geh’ ich ruhig
ein zum Nirwana.“
„Der Schwermuth Tage sind vorüber gezogen, vorüber der Frohsinn;
geblieben sind nur die Träume am Morgen und Abend.“
Unterzeichnet smd diese Verse mit dem Kaimio des Kenzan, d. h. dem
Namen, der nach buddhistischem Brauch ihm als Verstorbenem beigelegt
wurde und lautet: Rekai Shinsei Kojı.
Wie in Japan üblich, führte der Künstler ausser semem Geschlechts-
namen Ogata einen Vornamen Koremitsu und einen Rufnamen Gombei,
3
34 Dr. J. Brinckmann. Mi
ausserdem aber noch eine ganze Reihe anderer Namen. Als solche
Namen finden wir in japanischen Quellen (u. A. im 57. Heft der Kökkua)
die folgenden: Shoko, d. h. der Verehrer des Alten; Shuseido, d.h.
der ruhig Uebende; Rekai, d.h. heiliges Meer; Toin, d.h. der Töpfer-
Einsiedler; Shinsei, d. h. der tief in sich selbst Blickende; Shisui,
d. h. wörtlich „Grün-Violett* oder übertragen „Landschaft um Kioto“,
deren schöne Farbtöne man poetisch mit jener Bezeichnung andeutete.
In welchen Lebensjahren und für welche Zwecke der Künstler sich aller
dieser Namen bediente, ist uns nicht überliefert. Als seine Pinselnamen
begegnen uns neben dem häufigsten Kenzan, der an die Himmelsgegend
seiner Wohnung in der Kaiserstadt erinnert, die Namen Shinsei oder
Shisui allein oder in Verbindung mit einander oder dem Worte Kenzan.
In seinen letzten Lebensjahren fügte er oft noch andere Bezeichnungen
hinzu, wie Rojin, Rokan, Rofu, die aber nur bedeuten, „alter Mann“,
„alter Kerl“, „Greis“. Nicht selten verbindet er damit auch die Angabe
seines Alters. Auf seinen von Hoitsu abgebildeten Werken finden sich
solche Altersangaben vom 76. bis 80. Lebensjahr des Meisters.
Einem so berühmten Bruderpaar, wie den Korin und Kenzan, durfte
auch ein stattlicher Stammbaum nicht fehlen. Auf Grund welcher Ueber-
lieferungen und Urkunden die japanischen Kunstforscher ihn aufgebaut
haben, verschweigt Kawasaki Chitora, ein bekannter Archäologe, der im
57. Heft der Kökkua uns mittheilt, was „ein altes Buch“ darüber meldet.
Ueber achtzehn Generationen rückwärts und vier Generationen abwärts
erstreckt sich dieses Geschlechtsregister, in dem wir Männern aller Lebens-
berufe vom ruhmreichen Krieger bis zum ehrsamen Hofschneidermeister
begegnen. Legen wir den Maassstab der vier, nahezu zwei Jahrhunderte
von der Lebenszeit des Bruderpaares bis zum Jahre Meiji 11 ausfüllenden
Generationen an, so führen uns die Wurzeln des Stammbaumes zurück in
das neunte oder zehnte Jahrhundert unserer Zeitrechnung, in jene Zeit, da
die Fujiwara noch die Zügel der Regierung fest in Händen hielten und
die Feldherren aus den Geschlechtern der Taira und Minamoto noch nicht
in jene Feindschaft wider einander entbrannt waren, die später in furcht-
baren Bürgerkriegen aufloderte.
Mit einer Erzählung, die sich liest wie ein altes deutsches Volksmärchen,
hebt die Familiengeschichte der Ogata an.
„Es war einmal“ — so erzählt Kawasakı — „im Dorfe Shiota in der
Provinz Hiuga ein Mann Namens Daitayu, der hatte eine schöne Tochter
Namens Hana-no-Onmoto. Weil er einen Schwiegersohn vornehmen Ranges
zu gewinnen wünschte, wies er alle Heirathsanträge von Männern seines
Standes ab und erbaute im Garten hinter seinem Hause ein Häuschen,
in dem er die Tochter vor den Augen der Männer verborgen hielt. Eines
Abends fand sich aber, ohne dass die Eltern dessen gewahr wurden, ein
Kenzan. 35
schöner Herr in höfischer Kleidung bei dem Mädchen ein. Er unterhielt
sich mit ihr und erschien fortan an jeglichem Abend. Vergebens erklärte
er ihr seine Liebe. Lange widerstand die Jungfrau seinem Werben, aber
heisser und heisser wurde sein Flehen, bis er endlich ihr Herz erweichte
und Erhörung fand. Eine Dienerin jedoch verrieth das heimliche Glück
der Liebenden den Eltern. Als diese Hana-no-Onmoto in’s Gebet nahmen,
schwieg das Mädchen schamhaft erröthend. Dann aber gestand sie der
Mutter allein, was sich zugetragen hatte. Diese vermochte sich nicht zu
erklären, woher ein vornehmer Herr in diese ländliche Abgeschiedenheit
komme und drang in ihre Tochter, den Geliebten um seine Wohnung zu
befragen. Da sie wohl ahnen mochte, auf diesem Wege werde das
Geheimniss nicht enthüllt werden, gab sie der Tochter eine Nähnadel und
ein Knäuel mit dem Rath, den Faden an der Nadel zu befestigen und
diese in das Gewand des Herrn zu stecken. Als nun am selbigen Abend
der fremde Herr wieder erschienen war, steckte Hana-no-Onmoto ihm beim
Abschiede die Nadel heimlich in sein Kleid, wie ihr von der Mutter
gerathen worden. Danach berichtete sie dieser, was sie gethan hatte. Als es
Tag geworden, zogen die Eltern mit der Tochter und vieler Dienerschaft auf
die Suche nach dem Fremden, immer dem Wege nach, den der abgewickelte
Faden sie wies. Endlich führte dieser sie an der Grenze der Provinzen
Hiuga und Bungo zum Berge Uba-ga-dake vor ein Felsloch, aus dem ein
lautes Wehgeschrei ertönte. Als nun die Tochter fragte „Wer sitzt dort
im Loche und erhebt solches Klagen?“ erscholl die Antwort: „Ich bin’s,
ich, liebe Hana-no-Onmoto, Dem Geliebter; heute morgen bin ich am
Unterkiefer mit einer Nadel verwundet worden; das schmerzt so sehr, dass
ich heut noch sterben muss. Ich bin eine grosse Schlange; vermöchte ich,
wie früher, Menschengestalt anzunehmen, so könnte ich Dich sehen und
vor Dir erscheinen. Nun aber ist meine Kraft, mich zu verwandeln,
gebrochen. In meiner wahren Gestalt würde ich Dich nur erschrecken.“
Darauf erwiderte das Mädchen: „Mag Deine Gestalt jetzt noch so
fürchterlich sein, so bist Du, mein Geliebter, doch mir unvergesslich; mir
bangt nicht vor Dir.“ Da streckte die Riesenschlange ihr bemähntes
und gehörntes Haupt aus dem Loche hervor; Hana-no-Onmoto aber bedeckte
es mit ihrem Gewand und zog ihm die Nadel aus dem Munde. Darob erfreut
hob die Riesenschlange an zu weissagen: „Du wirst einem Sohne das
Leben schenken. Würde er erst im zehnten Monde das Licht erblicken, so
würde er ein grosser Feldherr über ganz Japan werden. Er wird aber
schon im fünften Mond zur Welt kommen und der tapferste Krieger hier
im Lande Kiushu werden. Ich bitte Dich, verlass nicht den Buben, weil er
der Sohn einer Schlange ist.“ Mit den Worten: „Alle meine Nachkommen
werde ich behüten“, zog sich die Schlange, die, wie man glaubt, die im
Tempel von Uba-ga-dake verehrte Gottheit war, in ihr Loch zurück und
3*
36 Dr. S. Brinekmänn.
ward nicht mehr gesehen. Hana-no-Onmoto genas bald nachher eines
kräftigen Knaben. Diese Riesenschlange und die Tochter des Daitayu
sind die Vorfahren des berühmten Künstlerpaares, der Brüder Korin
und Kenzan.“
Der Sohn der Schlange und der schönen Hana-no-Onmoto erfüllte
aber nicht die Weissagung seines Vaters. Wenigstens wird von ihm nur
berichtet, dass er ein wilder Knabe gewesen, der nichts lieber that, als
sich in Wind und Wetter auf den Bergen umherzutreiben. Da von der
scharfen Luft dort oben und der winterlichen Kälte seine Haut aufsprang,
rissig und schuppig wurde, gab man ihm den Spottnamen Akagiri-Daiyata,
d. h. der frostrissige Daiyata. Wahrschemlich giebt dieser Name schon den
Schlüssel zur Entstehung der Geschlechtssage der Ogata; zur Erklärung
einer erworbenen oder ererbten absonderlichen Beschaffenheit der Haut
wurde die Mähr von dem Schlangen-Stammvater ersonnen. Von den Nach-
kommen des Daiyata, den Daiyaji, Dairoku und Daishichi wissen wir nichts
als die Namen. Erst an des letzteren Sohn ging die Prophezeiung der
Schlange in Erfüllung. Er hiess Koreyoshi und erhielt den von seinen
Nachkommen als Geschlechtsnamen weitergeführten Beinamen Ogata, d.h.
Bild eines Schlangenschwanzes, weil er auf dem Rücken ein Mal hatte,
das wie ein schuppiger Schlangenschwanz aussah. Auch hier stossen wir
auf die Beziehung der Geschlechtssage zu einem in der Familie offenbar
erblichen Merkmal. Vermuthlich führte sie den Namen Ogata, weil in
ihr die Ichthyosis serpentina, Schlangenschuppen-Krankheit, erblich war,
die Merkmale bietet, wie sie bei dem Stammvater Akagiri und dem
Koreyoshi erwähnt wird.
Ogata Koreyoshi war ein tapferer Krieger und noch Jahrhunderte
hindurch lebten die Abkömmlinge der Riesenschlange der Weissagung ihres
Ahnherrn zu Ehren. Nach sieben Generationen aber erlosch das kriegerische
Feuer in ihren Adern. Zuletzt erwies es sich lebendig in dem heldenmüthigen
Koreharu, dessen treue Dienste vom Shogun Ashikaga Yoshiaki mit einer
Dotation von 5000 Koku Reis gelohnt wurden. Des Koreharu Sohn
Dohaku lebte als Shinto-Priester, und dessen Sohn Sohaku ergriff das
Schneiderhandwerk, das damals in Japan kein der Kunst fremder Beruf
war. Zur Würde eines Hofschneidermeisters aufgestiegen, mochte Sohaku
gute Gelegenheit haben, seinen Geschmack in Entwürfen für die Muster
der köstlichen Brokatstoffe zu bilden, wie sie zur Bekleidung der Schön-
heiten an dem prachtliebenden Kaiserhofe dienten. Für Schneiderei in
unserem Sinne hätte die im Schnitt so einfache Tracht auch der Vornehmen
ohnehin keine grossen Aufgaben geboten. Des Sohaku Sohn Soken setzte das
Gewerbe seines Vaters fort; neben der Schneiderei übte er sich fleissig in
der Schönschreibekunst, in der Honami Koyetsu sein Lehrer war, derselbe,
den wir schon als Lehrer seiner Söhne genannt haben. Soken soll es
Kenzan. 37
als Dilettant zu braven Leistungen im Schönschreiben gebracht haben,
das von alten Zeiten her bekanntlich in Japan als eine wahre Kunst gepflest
und der Malerkunst ebenbürtig geschätzt wird.
Soken’s künstlerische Neigungen wuchsen bei seinen Söhnen Korin und
Kenzan zu bahnbrechender Schaffenskraft aus. Dass ihnen wieder Söhne
gefolgt wären, die dem Ruhm der Väter, wie es in Japan sonst so merk-
würdig oft sich in den Künstlerberufen ereignet, neuen Ruhm hinzugefügt
hätten, ist nicht überliefert. Vielmehr erfolgte ein Rückschlag im das
Schneiderhandwerk, dem die Ogata fortan treu blieben. Drei Generationen
nach Korin und Kenzan lebte im elften Jahr Meiji (1878) zu Kioto noch
ein einundsiebzigjähriger Schneidermeister Namens Konishi, ein Urur-Enkel
des Korin. Schon der Sohn Korin’s hatte den Familiennamen der Ogata
aufgegeben, um als Adoptivsohn einer Familie Namens Konishi sich fortan
nach dieser zu nennen.
Kenzan und die Chajin.
Nach dem von Ninagawa angeführten „Shogua Benran“ ward Kenzan
von Zuiriu Sosa m den Regeln der Chanoyu unterwiesen, die zu kennen
und mit Würde und ceremoniösem Anstand auszuüben, damals noch Jeder
sich beeiferte, der auf gesellschaftliche Bildung Anspruch machte. Wohl
war im Laufe der Jahrhunderte dem alten Brauch der tiefere Grundgedanke
entschwunden, der dem ersten Gründer und Lehrer der Wissenschaft des
Theetrinkens, Shuko, zur Zeit des Shogun Yoshimasa (1443—1473) vor-
geschwebt haben mochte und diesen Shogun zu einem Förderer der neuen
Form der Geselligkeit werden liess. Dr. Funk, dem wir die ersten ein-
gehenderen, in den Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und
Völkerkunde Ostasiens in Tokio veröffentlichten Mittheilungen über die Chanoyu
verdanken, hat die Vermuthung ausgesprochen, Yoshimasa habe in diesen
Bräuchen ein Mittel gesehen, die im langen Kriegen verwilderten Männer
zu Sitten des Friedens und zur Lust an geistiger Beschäftigung zurück-
zuführen. Vielleicht habe er in jenen in Stille und Abgeschlossenheit vor
sich gehenden Theegesellschaften auch ein Mittel gesucht, im Geheimen
einen regeren politischen Verkehr unter seinen Anhängern anzuregen und
zu erhalten. Dieser doppelte Zweck soll auch dem Toyotomi Hideyoshi
(Taiko sama) vorgeschwebt haben, als er, nachdem er Ruhe im Lande
gestiftet hatte und vom Kaiser mit der Würde eines Regenten bekleidet
worden war, dem Rikiu, einem seiner Günstlinge, den Auftrag ertheilte,
die alten Satzungen der Chanoyu zu verbessern und zu ergänzen. Die
damals — im Jahre 1554 — von Rikiu festgestellten Regeln sind im
Wesentlichen bis auf die Jahre beobachtet worden, in denen mit überstürzter
Aneignung abendländischer Tracht und Sitte die herkömmlichen Lebens-
formen als veraltet und lächerlich verschrieen wurden. Als Dr. Funk im
38 Dr. J. Brinekmann.
Jahre 1874 seine Abhandlung über die Chanoyu schrieb, waren die
Theegesellschaften schon fast ganz verschwunden. Er spricht die Meinung
aus, das alte Ceremoniell gehe schnell und unabwendbar der Vergessenheit
entgegen. Seither scheint es freilich wieder in Aufnahme gekommen zu
sein und wieder mögen politische Parteigänger, dieses Mal diejenigen, deren
Losung „Japan für die Japaner“ ist, sich der alten Formen der Geselligkeit
bedienen, um in Ruhe unter sich zu sein.
Die Grundsätze, welche Rikiu für die Theegesellschaften festgestellt
hat, lassen sich im Wesentlichen in Folgendem zusammenfassen. Sobald
die Geladenen sämmtlich vor der Thür des zur Abhaltung der Gesellschaft
bestimmten Gemaches erschienen sind, kündigen sie sich durch Schläge
mit einem Klopfer auf ein Brett an. Wichtig ist, dass die Gäste den
Weg dorthin nicht nur mit reinem Antlitz und mit reinen Händen, sondern
auch reinen Herzens beschreiten. Der Wirth geht seinen Gästen entgegen
und führt sie ein. Untersagt ist, in oder vor dem Hause über weltliche
Dinge zu reden. Auch dürfen bei einer wahren und reinen Versammlung
weder Gast noch Wirth einander schmeicheln. _ Eine Versammlung soll
nicht länger als vier Stunden dauern.
Auch für alle Einzelheiten der Bewirthung gab er Regeln, die im
Lauf der Zeiten zu einem äusserst umständlichen Öeremoniell auswuchsen,
verschiedene Regeln für die zur Sommer- oder Winterzeit abgehaltenen
Chanoyu. Besondere Lehrmeister widmeten sich der Wissenschaft dieses
Ceremoniells, unterrichteten in ihm die vornehme Jugend und gaben den
Alten Vorstellungen in seiner vollkommenen Ausbildung. Schulmeinungen
bildeten sich und fanden Vertretung in der Literatur. Allmählich in der
langen Friedenszeit unter den Tokugawa Shogunen schwand der ursprüng-
liche Geist und nur die Form blieb zurück. Aber auch in diesem Verfall
blieb in den Chanoyu etwas lebendig, was von tiefgreifender. Wirkung auf
das Kunstleben der Gebildeten war. Mit den alten Formen der Geselligkeit
wurden die Geräthe und Gefässe, deren man sich in alten Zeiten bedient
hatte, überliefert. Indem man sie mit antiquarischem Interesse bewunderte
und besprach, wurde in Zeiten, wo die Verweichlichung des Lebens auch
die Künste mit hinabzog, das Gefühl für den Ernst und die Schlichtheit
der alten Kunst wach erhalten; mochte das auch hie und da zu Alterthümelei
ausarten, war damit doch ein äusserst wirksamer Anstoss gegeben, die Werke
der Väter in Ehren zu halten, nicht nur als Objekte des Sammel-
eifers, sondern als Gegenstände eines weihevollen Gebrauches.
Diese Verehrung führte aber wieder die Künstler dahin, sich Inspirationen
zu suchen bei den Alten und so zu schaffen, dass ihre Werke der Kritik
der Chajin in den Chanoyu Stand halten konnten. Das erstreckte sich
nicht nur auf die Thongefässe, deren man für die Ceremonien bedurfte,
und auf die mancherlei andern dabei benutzten Gegenstände, sondern auch
Kenzan, 39
auf die schön geschriebenen, zur Erbauung der Gäste aufgehänsten Sentenzen,
auf die ihnen vorgeführten Bilder, auf die nach bestimmten Schulregeln
geordnete einfache Aufzierung der Blumen, ja auf die Anlage und Haltung
des Gartens, in dem das Gastzimmer lag. Alles in Allem drang von dem
„Roji“ — schmaler Weg — genannten Garten und dem Gemache für die
Theegesellschaft ein eigenartiger Duft in die Kunst der Japaner, ein Geist,
der lehrte, die ernsten und schlichten Werke urzeitlichen Alterthums mit
dem Raffınement eines ästhetischen Feinschmeckers zu geniessen, der aber
zugleich anregte, in diesem Sinne Neues zu schaffen.
In diesem Geist haben wir die eigentliche Seele der Chanoyu zu
suchen, nicht in den gehäuften Einzelheiten ihrer Vorschriften. Immerhin
müssen uns auch diese beschäftigen, weil sie uns den Schlüssel geben zur
Deutung vieler uns sonst unverständlichen Erzeugnisse des japanischen
Kunsthandwerks und vor Allem auch solcher unseres Kenzan, der selber ein
eifriger Chajin war und mit Vorliebe seine Kunst für die Chajin schaffen liess.
Zwei hauptsächliche Arten der Chanoyu werden unterschieden, die
eine für die Sommers-, die andere für die Winterszeit; seltsam aber ist,
dass je nach der Bestimmung des Gastgebers die Sommerform auch im
Winter, die Winterform auch im Sommer beobachtet werden kann. Wenn
der Garten, den die Geladenen durchschreiten, im Sommer mit trockenen
Kiefernadeln bestreut ist, wissen sie schon, dass das Üeremoniell des
Winters zu beobachten ist, sie also ihre Fussbekleidung anbehalten dürfen,
während sie im Sommer barfüssig das Gemach betreten. Im Winter besteht
der Herd, auf dem das Feuergefäss steht, aus einem in den Fussboden
eingelassenen hölzernen Kasten mit thönernem Emsatz, dem Ro, wovon
die Winter-Ceremonie ihre Bezeichnung Ro-Chanoyu führt. Im Sommer
wird ein kleiner tragbarer thönerner Herd, Furo, auf den Fussboden des
Zimmers gestellt, wovon die Sommer-Ceremonie Furo-Chanoyu heisst.
Vier Tages-Zeiten gelten als schicklich für die Gesellschaft; beim Akatsuki
no Chanoyu versammelt man sich schon in der Morgendämmerung ; beimi
Asa no Chanoyu zu einer späteren Stunde um halb sieben Uhr, beim
Hiru no Chanoyu um die Mittagsstunde (12 Uhr), beim Yobanashi no
Chanoyu zur Abendunterhaltung um 6 Uhr. Ausserdem ist es noch
statthaft, zum Hango no Chanoyu d. h. nach der Stunde des Morgen-
oder des Abendessens zu laden.
Ist das Zeichen gegeben, dass alle Gäste versammelt sind, so erscheint
der Wirth zu ihrer Einführung. Er kniet am Eingang nieder und erhebt
sich erst zum Eimtritt, nachdem alle Gäste an ihm vorüber hineingegangen
sind. Haben die Gäste sich im Halbkreis auf den Matten niedergelassen,
so begrüsst sie der Wirth und entfernt sich, um die für den ersten Theil,
die Ceremonie der Kohle, erforderlichen Gegenstände aus dem Nebengemach,
in dem sie bereit stehen, herbeizuholen.
40 Dr. J. Brinekmann.
Er trägt herein, wenn es Winterszeit und der Herd also im Fussboden
sitzt, einen dreifüssigen Kesseluntersatz, Gotoku, der aus Eisen oder
gebranntem Thon besteht; Kama, den Kessel; Kuan, ein Paar offene Ringe,
um mit ihnen den Kessel zu heben; den aus einem hohlen Kürbis ver-
fertigten (Fukube Sumitori) oder geflochtenen (Sumi-Kago) Korb mit Holz-
kohlen ; die Feuerzange, Hibashi, in Gestalt zweier, mit Holzgriffen versehenen
Metall-Stäbe; ein thönernes Gefäss mit Asche, Haiböroku; ein Döschen,
Kogo, mit Räucherwerk; einen Wasserkrugs, Mizusashi ; ein anderes Gefäss,
Mizukoboshi, zur Aufnahme überflüssigen Wassers; den Schöpflöftel,
Robishaku; ein kleines, Futaöki genanntes Gestell zum Ablegen des Kessel-
deckels; einen aus drei Federn bestehenden, daher Mitsubane genannten
Besen zum Abfesen des Staubes; einen besonderen Löffel, Sokotori, für
die Asche.
Sind alle diese Gegenstände in
der regelrechten Reihenfolge herbei-
geschafft und in ebensolcher Ordnung
in der Nähe des Herdes aufgestellt
— wofür die Lehrbücher Grundrisse
enthalten — so setzt der Wirth den
Dreifuss auf die Asche des Herdes,
ordnet die mit den Hibashi gefassten
Kohlen und beschüttet diese, nach-
dem das Feuer angefacht worden,
mit Asche, um ein helles Lodern zu
r 5 = r . £ 67
Kogo, ziegelrothe Masse, oben durehscheinend vermeiden. Zur Verscheuchung des
glasirt, der Mumezweig schwarz, die Blüthen r A aA See -
weiss mit gelben Tupfen und schwarzer Zeich- Kohlendunstes streut er von dem in
ann a 0 ® dem Kogo enthaltenen Räucherwerk
in die Gluth. Endlich setzt er den
aus dem Kruge gefüllten Kessel auf den Dreifuss und deckt den Deckel
wieder darauf, den er solange auf den Futaoki abgelegt hatte. Während
dieser Beschäftigung bitten die Gäste, das Kogo betrachten zu dürfen;
bewundert geht es von Hand zu Hand, bis der im Range niedrigste es
dem Wirthe wieder behändigt oder es nochmals die Reihe durchwandert
und vom vornehmsten Gast zurückgegeben wird. Für die sommerliche
Theegesellschaft bedient man sich eines gelackten Döschens, Kobako
genannt; für die winterliche eines thönernen, des eigentlichen Kogo. Das
Alter, die Herkunft, Schönheit und Seltenheit bietet in beiden Fällen
ausgiebigen Gesprächsstoff für die Unterhaltung der Theilnehmer. Damit
schliesst der erste Akt der Ceremonie.
Von den bei ihm benutzten Gegenständen interessiren uns Mizusashi,
Kogo und Futaoöki deswegen, weil an ihnen, vornehmlich an dem
Döschen für das Räucherwerk, viele angesehene Töpfer ihre Kunst
Kenzan. 41
geübt haben. Unter Kenzan’s Werken werden
wir die Kogos an erster Stelle zu erwähnen
haben. Auch ein Futoaki von jener bei
den Chajın beliebten Art, die das Bambus-
motiv verwendet und daher als Chikuwa
Futaoki, d. h. Bambusring, in den alten
Lehrbüchern der Chajın vorkommt, zeigt seine
Künstlerhand.
Nach Beobachtung einer vorschrifts-
mässigen Pause, während welcher geraucht
wird, bringt der Hausherr die Speisen auf Chikuwa Futaoki, Untersatz
RE £ zum Ablegen des Deckels
niedrigen Tischehen aus gelacktem Holze des Kessels bei den Chanoyu
E r = 0 Z ” in Gestalt eines hohlen
herbei. Die Gäste werden mit Suppe, Fisch Bambusabschnittes; hell-
R J 3 ö g und dunkelbraun glasirt,
und dem bei keiner Mahlzeit fehlenden Reis mit weissen und braunen
E P = S Blättern. Weiche Masse in
bedient. Dazwischen wird wohl auch em der Art von Iriya-Kenzan.
N B B i = Unbez. Nat. Gr.
Schälchen Reiswein, Sake, geleert. Nachdem
noch ein Pfeifehen geraucht worden, ziehen sich die Gäste in den Garten
zurück, um dem Wirthe Zeit zu lassen, die Vorbereitungen für den zweiten
Akt zu treffen. Für die zwischen die beiden Akte der Thee-Öeremonie
eingeschaltete Mahlzeit scheinen keine so festen Regeln zu bestehen wie für
das Chanoyu selbst, wenigstens übergehen die vorliegenden Berichte den
Zwischenakt, als wäre er eine Nebensache.
Inzwischen hat der Wirth frische Blumen aufgestellt, die Wandbilder
gewechselt, sein Staatskleid angelegt und das Theegeräthe für die Ceremonie
gerüstet, soweit es nicht schon im ersten Akt zur Stelle geschafft war.
Die wichtigsten dieser Geräthe sind zwei Chaire, kleine thönerne Urnen,
die mit elfenbeinernen Deckeln verschlossen und in Säckchen von Seiden-
brokat verwahrt sind. Das eine enthält Koicha, eine Sorte feingepulverten,
sehr starken Thees, der mit einem Aufguss lauwarmen Wassers genossen
wird; das andere Usucha, eine schwächere Theesorte, die mit kochendem
Wasser übergossen wird. In dem Alter, der Seltenheit und Kostbarkeit
dieser Chaire zeigt sich der Geschmack ihres Besitzers; der Bestimmung
gemäss wird der werthvollere Koicha auch in dem bevorzugten Behälter
bewahrt. Das brokatene Säckchen, mit Geschmack zu der Farbe des
Thongefässes gestimmt, erhält bisweilen noch höheren Reiz in den Augen
eines Chajin dadurch, dass der Stoff dazu vom Gewande einer historischen
Persönlichkeit entnommen ist. Zu den Chaire gehört der Chashaku, ein
einfacher Bambuslöffel mit leicht gebogener schmaler Laffe; obwohl ohne
jegliche Verzierung, ist auch er durch den gefälligen Schwung seiner Form
ein Gegenstand lebhaften Interesses für den Chajin. Man nennt Künstler
und berühmte Chajin, die ihren Chashaku selber geschnitzt haben. Getrunken
wird der Theeaufguss aus dem Chawan, einem meist tiefen, selten flachen
49 Dr. J. Brinekmann.
Kümmcehen von glasirtem Thon. Dies Chawan bildet den keramischen
Glanzpunkt der Ceremonie. Nicht eine augenfällige Pracht giebt ihm seinen
Werth; für seine Schönheit hat der Chajın seinen eigenen Kanon; sie wird
dem an prunkende Dekoration gewöhnten Auge des Europäers nicht immer
beim ersten Anblick verständlich, gewinnt aber unvergleichlich bei längerer
Betrachtung und erschliesst sich dann auch demjenigen, der über das
Alter eines Chawans im Dunkelen ist und die historischen Erinnerungen
nicht theilt, die an den gepriesensten Theekümmchen haften. Solche
Erinnerungen knüpfen nicht nur an berühmte Chajın, die einst aus dem
Kümmchen tranken, oder an hochgestellte Liebhabertöpfer, die selber ihre
Chawan formten und brannten; stammt ein Chawan aus jenen Tagen, da
die Japaner das koreanische Reich zertrümmerten, und von dorther ganze
Töpferfamilien auf ihre Insel verpflanzten, so mögen noch weitere Ausblicke
sich in die Betrachtung des von Hand zu Hand wandernden Trinkgefässes
mischen. Selbstverständlich dient nicht dasselbe Chawan für beide Thee-
sorten; der kostbareren entspricht auch das edlere Gefäss. Zum Chawan
gehört und in ihm liegend wird herbeigetragen ein Bambusquirl — Chasen —,
dazu ein oft in einer thönernen Röhre — Chakin-zutsu — bewahrtes
seidenes Läppchen, jener zum Anrühren des Theeaufgusses, dieses zum
Anfassen des Deckels des Kessels. Ein grösseres Stück violetten Seiden-
zeuges, Murasaki-Fukusa, zum Abwischen der Trinkgefässe und noch eine
ganze Reihe kleiner nebensächlicher Dinge vervollständigen den Zubehör.
Findet die Ceremonie des Abends oder in dunkler Morgenstunde statt,
so sind auch Lampenständer, Tankei, und die darauf zu stellenden kleinen
Oellampen mit ihren Unterschalen, sowie für den Garten besondere Papier-
laternen, Roji-ando, erforderlich.
Mit besonderer Feierlichkeit vollzieht der Gastgeber die Bereitung des
Theeaufgusses. Mit dem Chashaku entnimmt er dem Chaire die gehörige
Menge des hellerünen Theepulvers, schüttet sie in das Chawan, giesst lau-
warmes Wasser mit dem Robishaku darüber und rührt nun mit dem
Chasen, erst langsam herüber hinüber, dann rascher quirlend den Aufguss
zu einem dünnen Brei. Mit der violetten Fukusa das Kümmchen haltend,
reicht er es dem Gaste. Schon diese Farbenzusammenstellung, das feine
Grün des Getränkes in der braunen, grauen, ziegelrothen oder schwarzen
Schale, dazu das milde Violett des Seidentuches sind eine Augenweide für
den ästhetischen Theetrinker. Mit vorschriftsmässiger Würde führt der
Erste das Chawan mit beiden Händen zum Munde; er trinkt, indem er
Acht giebt, bei dem letzten Schluck schlürfend anzudeuten, wie gut ihm
der Trank gemundet habe. Frage und Antwort, gewechselt zwischen dem
Wirth und dem Gast, beziehen sich auf die Güte des Thees; wie bei dem Kogo
giebt auch die Schönheit und Kostbarkeit des Chawan zu Wechselreden
Anlass. Der Erste reicht die Schale dem Zweiten, dieser sie dem Dritten
Kenzan. 43
und so fort. Jeder fasst, nachdem er getrunken hat, den Rand der Schale
zwischen den Zeigefinger und Daumen der rechten Hand und giebt ihr
mit der Linken eine Umdrehung. Für die Beurtheilung der Güte
eines Chawan soll eine jener drehenden Bewegung entgegenkommende
Gestalt des Randes ein Merkmal sein.
Die leere Schale nimmt nochmals ihren Weg der Reihe nach durch die
Hände aller Gäste, um Jedem Gelegenheit zu geben, sie gebührend zu
bewundern.
Wird der leichtere Thee,
Usucha getrunken, so ist das
Ceremoniell im Allgemeinen das-
selbe, jedoch weniger feierlich
und jedem einzelnen Gaste wird
das Chawan gefüllt, das er geleert
dem Wirth zurückgiebt. Auch
der Usucha ist ein Pulverthee wie
derkostbarere Koicha. Beide Thee-
sorten werden in den berühmtesten
Theepflanzungen Japans zu Uji
Chawan mit gekrackter hellgrauer Glasur, zum
Trci al h a “wo. Theil mit durchscheinender grüner Ueberglasur;
zwischen Osaka und dem Biwa bemalt auf der hellen Fläche in Grau, Schwarz
See aus den zartesten Blättcehen wand wenig Grün mit jungen Farren und Gräsern,
Innen mit grüner und am Rande schwarzer Ueber-
älterer und besonders gepflegter glasur, in dem ein hellgraues Muster ausgespart.
Hellgraue harte Masse. Bez. Kenzan. !, nat. Gr.
Sträucher gewonnen, sorgfältig
aufbewahrt und vor dem Gebrauch auf einer Handmühle gemahlen. Von
den Theesträuchern zu Uji hat schon Kämpfer berichtet, dass „ejus elima
mira benignitate favet culturae frutieis“, aber erst Rein hat aus eigener
Anschauung die eigenartige Kultur des Theestrauches zu Uji beschrieben.
Der ausserordentlich anregende Aufguss des Pulverthees schmeckt auf der
Zunge fein aromatisch bitter, hinterlässt aber im Munde einen sehr ange-
nehmen, anhaltenden Nachgeschmack wie von frischen Kräutern.
Bei den Chanoyu wurde es später Aufgabe des Wirthes, seinen Gästen
ästhetische Ueberraschungen zu bereiten, mochte das sein, indem er ihnen
Blumen vorführte von unerhörter Seltenheit oder ein noch von Keinem gesehenes
Bild von der Hand eines berühmten klassischen Malers, oder ein Chawan
ganz unbekannter Herkunft. Dieses Bestreben, den Gästen nicht nur
allbekannte Dinge zu zeigen, führte dazu, dass mit den Chanoyu-Geräthen
ungeheurer Luxus getrieben wurde, ohne dass man dabei die alterthümliche
Einfachheit opferte. Durch den Gedanken, sich nicht überraschen lassen zu
wollen, den Wirth zu überholen, indem man gut vorbereitet seine angeblichen
Neuheiten kühl als alte Bekannte ansprach, schlich sich bisweilen ein Geist des
Aergernisses in den Frieden des Theegemaches, von dem es dann zu leiden-
schaftlichem Zwiespalt ausserhalb des würdevollen Ceremoniells nicht weit war.
44 Dr. J. Brinckmann.
Bei den ceremoniellen Theegesellschaften der Chanoyu war jede
Bewegung, jede Rede und Antwort durch die Etikette geregelt. Daneben
gab es jedoch Theegesellschaften mit freierer Bewegung des Wirthes und
seiner Gäste. Bei diesen Chaseki genannten Gesellschaften waltet nach
der Schilderung F. A. Junker’s von Langegg in seinen Japanischen Thee-
Geschichten eine ungezwungene, nur durch feine Sitte beschränkte Unter-
haltung. Der Gastgeber miethet zu diesem Zwecke gewöhnlich in einem
an einem schönen Aussichtspunkte belegenen Thee-Hause eine der Anzahl
seiner Gäste entsprechende Räumlichkeit, die durch Ausheben der äusseren
Papierfensterwände in eine nach der Landschaft offene Loge verwandelt
wird. In dieser lässt er Kunstschätze seines Hauses aufstellen, Wandschirme,
Hängebilder, Bronzen, Lackgegenstände und Töpferarbeiten, jedoch ohne
Ueberladung, nur in einer Auswahl, entsprechend der geschmackvollen
Beschränkung, die sich der gebildete Japaner bei der Ausstattung seiner
Wohnräume mit beweglichem Hausrath und Kunstwerken auferlegt. Die
Betrachtung und Besprechung der zur Schau gestellten Kunstwerke bildet
auch bei den Chaseki den Mittelpunkt der Unterhaltung.
Dass Kenzan dem in den Bräuchen des Chanoyu herrschenden Geist
und ästhetischen Geschmack ergeben war, sagen uns seine Werke, die
Töpferarbeiten vor Allem. Ein Chanosojo, d.h. ein Meister und Lehrer im
Ceremoniell der Theebereitung war er nicht, wohl aber wird er es zur
Würde eines Chajin gebracht haben, d. h. eines Mannes, der befähigt
ist, das Ceremoniell nach der alten Ueberlieferung zu leiten. So finden
wir denn auch in einem den Unterschriften und Handzeichen der berühmtesten
„Theefreunde“ gewidmeten Buche, Chaka-suikoshu, den Meister in erlauchter
Theetrinkergesellschaft genannt und das Handzeichen des Shinsei neben
denen des Shogun Yoshimasa und des Taikosama, des Rikiu, der das
Ceremoniell der Chanoyu codifieirte, des Enshiu, der neue Regeln für die
Aufzierung der Blumen aufstellte, des berühmten Malers Kano Tanyu, der
beiden Lehrmeister des Kenzan in der Kunst, Koyetsu und Korin, seines
Lehrmeisters in der Theebereitung, Zuiriu Sosa, und anderer Chajin. Ein
solches Handzeichen diente neben dem vollen Namen oder dem Künstler-
namen zur Bezeichnung der Persönlichkeit. Männer gleichen Namens
konnten durch ein dem Namen beigefügtes besonderes Handzeichen unter-
schieden werden. Künstler, z. B. Metallarbeiter, bedienten sich seiner
bisweilen ohne den Namen, wenn die Kleinheit des Gegenstandes diesem
keinen Raum bot, und die Chajin malten, ebenfalls ohne Namensnennung,
ihr Handzeichen in rother Farbe auf irgend ein Geräth, dessen sie sich
bei den Chanoyu bedienten, um sich damit als Eigenthümer zu bezeichnen,
etwa wie wir unsere Initialen anwenden. An alten Kogos finden sich nicht
selten derartige unlesbare Chajin-Zeichen in rother Schrift. Kann man
daraus auf irgend einen berühmten Theegelehrten als früheren Benutzer
Kenzan. 45
schliessen, so erhöht das natürlich den Werth des Gegenstandes in den
Augen aller Chajın. Im Handzeichen des Shinsei, einem kräftigen Pinselzug
von Eigestalt mit wogigen Vorsprüngen an der oberen Breitseite, meint
man etwas von dem Charakter der Malweise des Meisters zu spüren.
In seinen keramischen Malereien hat er dies Handzeichen bisweilen
angebracht, jedoch niemals anders, als dass er es dem Namen beifügte.
Kenzan als Maler.
Die Lebenszeit Kenzan’s, der nach der Inschrift auf seinem Grabstein
im zweiten Jahre Kuampo, d. i. im Jahre 1742 unserer Zeitrechnung als
Einundachtzigjähriger gestorben, also im Jahre 1661 geboren ist, fällt in
eine Zeit lebhaftester Bethätigung der Künste.
Die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begründete Kano-
Schule hatte — eine andere Renaissance — die grossen Ueberlieferungen
der alten Malerkunst Chinas wiederbelebt. Drei Urenkel ihres Begründers,
des Kano Motonobu, pflegten um die Mitte des 17. Jahrhunderts die von
ihren Vorfahren ererbte Kunstrichtung. Der älteste von ihnen, Kano
Morinobu, wurde unter seinem Pinselnamen Tanyu einer der berühmtesten
Kano-Maler. Selbst Fenollosa, dessen kritische Uebersicht der Malerkunst
Japans für unsere Beurtheilung der Entwickelungsgeschichte dieser Kunst
von höchster Bedeutung ist und im Allgemeinen das 17. Jahrhundert nur
als eine Zeit des Kunstverfalles gelten lässt, gesteht dem Tanyu zu, dass
er die nur noch glimmenden Kohlen einer grossen klassischen Zeit zu
einer letzten Flamme angefacht habe. Nur selten wendete Tanyu in seinen
Bildern Farben an; wie die chinesischen Vorbilder der Schule wirkte er
durch den kühnen Schwung seiner Schwarz-Weiss-Malerei. Ohne die
urwüchsige Kraft der alten Meister zu erreichen, gestaltete er doch neue
Motive, die lange Zeit, bis in unser Jahrhundert, fortwirkten und den
Metallkünstlern häufig als Vorbilder für Gravirarbeiten gedient haben.
Als Tanyu starb, stand Kenzan erst in seinem 15. Lebensjahre.
Einfluss auf ihn gewann aber die Kano-Schule durch Sotatsu, der
Schüler des Kano Yasunobu, genannt Yeishin, eines jüngeren Bruders des
Tanyu, und Lehrer von Kenzan’s älterem Bruder Korin war. Sotatsu
steht im Rufe, einer der grössten Blumenmaler und Koloristen Japans
gewesen zu sein. Korin, der grösste der japanischen Impressionisten,
schuf sich einen eigenen grossen Stil. Die Kraft seiner Erfindungen
erinnert an die Werke der alten klassischen Kunst, ohne sie jedoch nach-
zuahmen. Er beschränkt sich nicht auf die Schwarz-Weiss-Malerei, sondern
beherrscht auch die dekorative Farbenpracht, die in den Werken des
Sotatsu bewundert wir. Da auch die national-japanische Malerschule
der Tosa mit reichen, leuchtenden Farben, mit Goldhintergründen und
46 Dr. J. Brinckmann.
Goldhöhung arbeitete, erklärt es sich, dass japanische Quellen von der
Kunst des Ogata-Bruderpaares sagen, sie sei ähnlich der Kunst der Tosa-
Schule, aber doch nicht aus ihr hervorgegangen; sie sei ähnlich der Kunst
der Kano-Schule, aber doch keine Kano-Kunst; vielmehr seien in ihr beide
Richtungen verschmolzen. Wie sich neben dem Einflusse Korin’s auf
Kenzan derjenige des Koyetsu verhält, der auch als ein Lehrer der Brüder
genannt wird, ist schwierig zu beurtheilen. Koyetsu wird von Fenollosa
als ein Künstler von feinem Geschmack geschätzt, aber nicht den grossen
Malern Japans zugezählt, „da er nur ein Dilettant gewesen sei.“ Als
Lackmaler hat Koyetsu bedeutende Werke geschaffen, ganz in dem breiten,
kräftigen Stil, den Korin für diese Technik befolgt. Dass auch Kenzan
in Lack gemalt habe, wird in der Kokkua erwähnt, ohne dass Arbeiten
dieser Art von seiner Hand nachgewiesen werden. Wahrscheinlich näherten
sie sich ebenfalls dem Stil des Bruders.
Nach dem japanischen Kunstgelehrten, der in der Kokkua über
Kenzan geschrieben hat, soll Kenzan nur selten Farben in seinen Bildern
angewendet haben. Dies schemt aber in Widerspruch zu stehen mit der
Malweise Korin’s. Auch befinden sich in Pariser Sammlungen Hängebilder
— Kakemiono — von der Hand Kenzan’s, in denen dieser sich als Meister
der Farbe bewährt. Louis Gonse besitzt ein köstliches Bild des Meisters,
eine der unzähligen Variationen über das unerschöpfliche Thema des
Mumebaums, der seine Blüthen auf beschneiten Aesten entfaltet. Es ist
das in den Winterliedern der klassischen Dichtung oft besungene Motiv,
das uns schon der Dichter Ki no Tsurayuki achthundert Jahre vor Kenzan
gezeigt hat mit den Worten:
Wenn duftlos wären
Wie frisch gefallener Schnee
Mumebaums Blüthen, —
Vom Schnee sie unterscheiden
Nicht könnt ich, micht sie brechen.
Oder in einer ebenfalls in die klassische Gedichtsammlung Kokinwakashu
aufgenommenen Uta, die Ono no Takamura gedichtet hat, als Schnee auf
Mumeblüthen fiel:
Blüthe des Mrume,
Vom Schnee zu unterscheiden
Vermag ich dich nicht; —
Aber sobald nur du duftest,
Dich erkennen die Menschen.
Da der Maler seinen Blüthen den Duft nicht einflössen konnte, hat er sie
mit rosigem Schimmer überhaucht.
Wie so viele, wohl die meisten Natur-Motive in den Bildern Kenzan’s
und nicht nur dieses Malers auf alte Dichtungen zurückgreifen, so erinnert
Kenzan. 47
auch ein anderes schönes Hängebild von seiner Hand in der Sammlung
S. Bing’s mit der Darstellung einer mit Schnee bepolsterten alten Kiefer
an eine Uta, die in der Periode Kuampei bei Gelegenheit eines Preis-
dichtens vor der Kaiserin verfasst worden ist und besagt:
beim Schluss des Jahres,
Als schon der Schnee gefallen,
Sehen konnte man,
Wie immer noch die Kiefer
Prangend stand in frischem Grün.
Ein anderes Bild in derselben Pariser Sammlung erinnert uns an des
Meisters Vorliebe für die Chanoyu; ein schlichtes Stillleben zeigt uns eine
blaue Blume in einem jener bei den Chajin beliebten alterthümlichen
Raku-Kümmchen.
Von grosser Schönheit und einzig in ihrer Art ist eine Reihe von
Blumenmalereien in der Sammlung Gillot zu Paris. Die Blumen sind
wachsend dargestellt in treuester Beobachtung des Habitus jeder Pflanze
bei breitester Pinselführung und von einer Lebenswahrheit, die vermuthen
lässt, Kenzan biete hier wirkliche Naturstudien, zumal viele dieser Stauden
Pflanzenarten darstellen, die ausserhalb des geschlossenen Kreises der
klassischen Dichtung und der feststehenden Motive der klassischen Malerkunst
ihre Blüthen entfalten. Diese farbigen Malereien, auf überhöht rechteckige
Blätter gleicher Grösse gemalt, könnten als eine Art Skizzenbuch des
Künstlers angesehen werden, wenn nicht die Vermuthung näher läge, sie
seien zur Schmückung eines Wandschirmes bestimmt gewesen. Ebenfalls
farbige Behandlung zeigen zwei im 57. Heft der Kokkua abgebildete
Fächerblätter, die einem Wandschirm entnommen sind; auf dem einen sehen
wir einen alten krummgewachsenen Mumebaum, auf dem andern emen lose
geflochtenen Blumenkorb, in dessen Bambus-Einsatz blühende Zweige des
Mumebaumes und der Camellia so einfach angeordnet sind, wie es für die
Blumen-Aufzierungen der Chajın beliebt war. Der Verfasser der Beschreibung
zu diesen Abbildungen meint, bei nur flüchtigem Sehen finde man keinen
Geschmack an ihnen, wenn man sie aber vom Morgen bis zum Abend
betrachte, erkenne man ihre Schönheit und niemals werde man ihrer
überdrüssig. Was er nicht bemerkt, ist, dass nahezu identische Darstellungen
als bezeichnete Bilder von Korin’s Hand in dem Buche Korin-Hiakuzu von
Hoitsu schon i. J. 1815 abgebildet worden sind.
Eine grössere Anzahl von Werken Kenzan’s finden wir in dem Buche,
das Hoitsu, wie er uns anlässlich seiner Auffindung des Grabsteines des
Meisters erzählt, diesem als ein Todtenopfer gewidmet und noch im selben
Jahr, dem 6. der Periode Bunsei, d. i. 1823, unter dem Titel Kenzan-
Iboku, d. h. Kenzan’s nachgelassene Tusche, mit dem Nebentitel Toki,
d. h. Töpferarbeiten, in Yedo herausgegeben hat. Die Holzschnitte in
48 Dr. J. Brineckmann.
diesem Buche geben wohl die von dem Meister bevorzugten Motive und
seinen Stil wieder, das Colorit ist aber in vielen Fällen nur andeutungs-
weise zu verstehen, zumal nicht immer gesagt ist, ob die Darstellung einem
Hängebilde oder einer anderen Bildfläche, etwa einem Erzeugniss der
Töpferkunst entnommen ist. Die Erinnerung an ausgeführte Werke von der
Hand des Meisters muss hier zur Erklärung aushelfen, die aber nicht
immer mit genügender Deutlichkeit gelingt.
Wir sehen, dass Kenzan für die Wahl seiner Vorwürfe im Banne der
klassischen Ueberlieferung steht, welche die wenigen von der alten Dicht-
kunst besungenen Pflanzen und Naturerscheinungen in endlosen Abwande-
lungen vorführt, es aber in der Regel verschmäht, den ererbten Motiven-
schatz durch frisches Hineingreifen in die Natur zu bereichern.
Als feststehendes Motiv kehrt immer wieder der Mumebaum, Prunus
Mume, dessen weisse oder rothe, duftende Blüthen als erste Frühlings-
boten noch vor der Blattentwickelung erscheinen. Der Gegensatz der
Blüthenschüsse zu dem alten knorrigen verwitterten Stamm, dem sie ent-
spriessen, wird energisch betont. Die Blüthe selbst wird oft unter Verzicht
auf ihren natürlichen Umriss, wie ihn die japanische Kunst sonst mit
deutlicher Angabe der fünf gerundeten Blumenblätter schematisch wieder-
giebt, noch weiter vereinfacht und nur als wogiger Kreis mit sternförmiger
Mitte oder gar nur einem röthlichen oder gelben Augenfleck skizzirt.
Häufig begegnen wir auch den anderen beiden Pflanzen, der Kiefer
und dem Bambus, die vereint mit dem Mumebaum die mit chinesischer
Bezeichnung als Sho-chiku-bai bekannte glückbedeutende Dreiheit bilden.
Gern zeigt uns Kenzan Schneedecken auf den ganz summarisch angedeuteten
breitfächerförmigen Nadelpolstern der Kiefern. So auf Hängebildern und
einem, von Huish abgebildeten Chawan des South Kensington-Museums.
Von klassischen Bäumen finden wir den Ahorn im Herbstkleide, daneben
den ihm von den Dichtern gesellten Shika-Hirsch, diesen allein auch als
helle Silhouette in schwarzem Grunde auf dem Deckel eines von Hoitsu
abgebildeten Kogo. Der blühende Kirschbaum, der kaiserliche Kiri-Baum,
(Paulownia), die Hängeweide, die Päonie, die Kamellie, Chrysanthemum-
stauden, Kürbisgeranke und der Hagi-Busch, eine der sieben Blüthen-
pflanzen des Herbstes, treten hinzu. Der Kreis dieser klassischen Motive
ist eben ein eng begrenzter. Wie Korin in seinen wundervollen farben-
prangenden Wandschirmen darüber hinaus aus der vielgestaltigen Blüthen-
pracht des Blumenlandes Japan voll geschöpft hat, sucht auch Kenzan,
doch weniger phantasievoll, einige neue Motive zu gewinnen. Wiederholt,
bei Hoitsu auf einem Hängebild und einem sechstheiligen Wandschirm,
lässt er Stockrosen mit den grossen Blüthenrosetten an den senkrecht auf-
schiessenden Stämmen in parallelen Steckenreihen aufziehen, ganz wie er
bei dem Mumebaum in den bizarren, hald wogigen, bald eckigen Ast-
Kenzan, 49
bildungen den Habitus des Gewächses mit einer gewissen Uebertreibung
betont. Besondere Vorliebe zeigt er für die Kräuter des ersten Frühlings,
für den seine kolbenförmigen Fruchtstände eben vorstreckenden Schachtel-
halm, für Farren, die ihre Wedel noch schneckenförmig eingerollt haben.
Solche Motive
eben erwachenden
Pflanzenlebens
verstreut er am
Fusse der Baum-
stämme oder er
nimmt sie als
alleinigen Vor-
wurf; so an zwei
Theekümmchen
der hamburgi-
schen Sammlung.
Landschafts-
motive finden wir
in jener Weise
der chinesischen
Kunst, die esliebt,
von hohem Stand-
punkt aus an be-
bauten und be-
Sara, Kuchenteller, bemalt mit beschneiter Hängeweide, an deren
wachsenen steilen Zweigen rothblättrige Ranken wilden Weines hängen, Iriya-Kenzan.
Bezeichnet Kenzan. !/, nat. Gr.
Felsklippen vor-
über unseren Blick auf die Meeresweite oder zu fern aufragendem Gebirg
zu lenken; oder der Maler zieht ein enger begrenztes Gesichtsfeld vor und
zeigt uns einen Gebirgsfluss wogend zwischen Hügeln, auf denen die rosigen
Schneewolken blühender Kirschbäume mit den festen dunkelen Massen der
Strandkiefern wechseln, oder die in Herbstfarben glühenden Ahornbäume
am Bergbache.
Auch für die Landschaftsmotive erweist sich die klassische Ueber-
lieferung als ein sicherer Leitfaden. Die Verse, welche Kenzan sowohl
vielen seiner Hängebilder, wie keramischen Arbeiten beigefügt hat, geben
über die Entstehung und die Bedeutung seiner Landschaften anziehenden
Aufschluss.
Im Ganzen erscheint Kenzan auch aut diesem Gebiet der weitaus
ärmere im Vergleich mit seinem reicher begabten und als Maler voller
entwickelten Bruder Korin. Vollends zurück treten bei ihm die Thierbilder
und figürlichen Vorwürfe. Die keramische Kunst, in der seine Stärke lag,
bot ihm dafür nur ein enges Arbeitsfeld.
50 Dr. J. Brinekmann.
Kenzan und die Dichtkunst.
Kenzan hat, wie die Kunst der Theebereitung, auch die Dichtkunst
erlernt. Ob er es dabei weiter gebracht hat, als zur Beherrschung der
Versformen und zur Anwendung des in der poetischen Sprache gebräuch-
lichen Wortschatzes, wissen wir nicht. Aber kein japanischer Töpfer, ja,
kein japanischer Künstler hat so oft und so reichlich wie Kenzan Verse
auf seinen Werken angebracht, sei es als emen Bestandtheil der dekorativen
Ausstattung, sei es als erläuternde Zugabe. War er kein schöpferischer
Dichter, war er doch ein gründlicher Kenner der klassischen Dichtkunst,
der er nicht nur Verse, sondern auch malerische Motive entlehnte. Ja,
die meisten Landschaftsmotive, denen wir in seinen keramischen Malereien
begegnen, lassen sich auf Motive der klassischen Dichtkunst zurückführen.
Hierin freilich steht er nicht als ein Einziger da, denn von Alters her
verknüpften enge Bande den Dichter und den Maler. Stimmungen, die
jener mit der Seele schaute und in der knappen epigrammatischen Form
der Uta-Dichtung ausprägte, gestaltete dieser mit dem Pinsel zu malerischer
Anschaulichkeit. Das war so herkömmlich, dass es oft gar nicht des
geschriebenen Hinweises bedurfte, um den nur einigermaassen in seinen
Klassikern bewanderten Japaner beim Anblick gewisser Landschaftsbilder
sofort in dieselbe Stimmung zu versetzen, die ein Dichter in alter Zeit
vor emer gleichen Landschaft empfunden hatte. Dank dieser innigen
Wechselbeziehung der dichtenden und der bildenden Kunst sind die Japaner
zu einer grossen Reihe feststehender Landschaftsmotive gelangt, die auch
nur andeutungsweise, in abgekürzter Form wiederzugeben, dem Maler
genügt, um von seinen Landsleuten verstanden zu werden.
Die klassischen Quellen, aus denen Kenzan geschöpft hat, umfassen
die ganze Uta-Poesie und nicht minder die altchinesische Dichtung.
Von den Dichtungen seines Heimathlandes hat er am häufigsten
benutzt die Hiakuninisshu, d. s. die Utas von hundert Dichtern,
eine im 13. Jahrhundert zusammengestellte Blüthenlese von Utas zeit-
genössischer oder älterer Dichter. Keine der alten Anthologien ist ver-
breiteter als diese, die in keinem japanischen Haushalt unbekannt ist und
von der Jedermann, wenn nicht alle, so doch em gut Theil Verse aus-
wendig weiss, obwohl die alte Yamato-Sprache, in der diese abgefasst
sind, nicht leicht in ihrem vollen Sinne ohne Umschreibungen und Er-
läuterungen verstanden wird.
Als ein Beispiel dafür, wie Kenzan Motive aus dieser Quelle schöpfte,
sind zehn paarweise zusammengehörige kleine rechteckige Kuchenteller
— Sara — unserer Sammlung zu beachten. Auf jedem Stück eines
Paares ist ein Landschaftsmotiv gegeben, das sich auf dem zugehörigen
Stück fortsetzt, und dem entsprechend ist auf der einen Sara das Kami-
Kenzan. 81
no-ku, die erste Hälfte der Uta mit ihren drei Versen von 5, 7, 5 Silben,
auf der anderen Sara das Shimo-no-ku, die zweite Hälfte mit ihren zwei
siebensilbigen Versen hinzugefügt. Verse und Bilder ergänzen sich wechselseitig.
Auf dem ersten Paar sehen wir rechts den Nachtkukuk — Hototogisu —
fliegen, links in schwarzem Gewölk die Mondscheibe.
Dazu die Verse der 81. Uta der Hiakuninisshu; auf der einen Sara:
Nachts der Kukuk schrie;
Dorthin, woher sein Rufen
Tönt, ich starrte lang; —
auf der anderen:
Doch nur im Morgenzwielicht
Den bleichen Mond sah scheinen.
Ein Paar Kuchenteller, Sara, bemalt mit grünen Maki-Bäumen in grauen Wolken und der
37. Uta aus den Hiakuninisshu. lriya-Kenzan. Bez. Kenzan. !/, nat. Gr.
Auf dem zweiten Paar: Maki-Bäume, eine Eiben-Art (Taxus macro-
phylla Thunb.) in geballtem Gewölk, dazu die Verse der 87. Uta; auf
der einen Sara:
Aus Wolkenschauern
Tropfender Thau netzt hier
Der Eiben Blätter; —
auf der anderen:
Nebel ziehen und steigen
In herbstlicher Dämmerung.
4r
59 Dr. 5. Brinekmann.
Auf dem dritten Paar zur Rechten ein Rudel Hirsche auf emer
Hügelkuppe, zur Linken den unter einem Ahorn nach den Hindinnen
schreienden Hirsch, dazu die 83. Uta:
Weil Missachtung nur
Der Redlichkeit ich schaute,
Floh ich in’s Gebirg; —
Doch dort auch mir ertönte
Der Hürsche klagender Ruf.
Auf dem vierten Paar: zerzaustes Schilf am Ufer vor wogendem Wasser,
dazu die 88. Uta, die kaum übersetzbar, wegen des doppelsinnigen Wort-
spieles, das auf die Kürze einer Liebesnacht und auf den nur kurzen
Stammtheil, der am Wurzelende des Schilfes zwei Knoten trennt, gedeutet
werden kann. Der Maler entschied sich für die zweite Deutung und
überlässt uns, dem Dichter die erste unterzulegen, danach ist der Sinn
der Verse etwa dieser:
Kurz war die Nacht nur
Wie von Naniwa’s Strandschrlf
Ein Wurzelknoten; —
Dich Liebe festzuhalten
Alles will ich wagen jetzt.
Endlich auf dem fünften Paar die 90. Uta:
Schau, wie nicht entfärbt
Der Fischerinnen Aermel
Ojima’s Salzfluth; —
Doch meiner Aermel Farben
Von Thränen nass verbleichen.
Dazu hat der Maler nur eine landschaftliche Andeutung gegeben, die
uns erinnert, dass am Strand von Ojima durch Seesalzgewinnung und
Tangfischerei die Fischerinnen zu dem Wortspiel Anlass gegeben haben,
das auf dem Doppelsinn des Farbe und Liebe bedeutenden Wortes Iro beruht.
Ein ander Mal schöpft Kenzan aus einem ungenannten chinesischen
Dichter, der die acht als Shosho-Hakkei bekannten Motive der
klassischen Landschaftsmalerei Chinas geschildert hat. Diese vom Dichter
lokalisirtten Motive sind von den Malern zu frei erfundenen Stimmungs-
landschaften ausgestaltet worden und gehören als solche zu ihrem eisernen
Bestand. Viele Maler von Ruf haben Shosho-Hakkei geschaffen, bisweilen
als eine Folge von Hochbildern, wie sie zur Schmückung der acht Hoch-
felder eines Wandschirmes geeignet waren, bisweilen in friesförmiger An-
ordnung, so dass ein Stimmungsbild sich ohne sichtbare Unterbrechung
aus dem anderen entwickelt, wie das bei der jeglicher Farbe entsagenden
Tuschmalerei ausführbar war. Da die Shosho-Hakkei ursprünglich in China
lokalisirt waren, begegnen sie uns am häufigsten bei den in chinesischen
Kenzan. 53
Ueberlieferungen wurzelnden Meistern der Kano-Schule. Unter Festhaltung
der Stimmungs-Motive hat man acht entsprechende Landschaften später
auch als Omi-Hakkei an den Ufern des Biwa-Sees in Japan lokalisirt. Dem
Abendregen in Shosho entspricht der nächtliche Regen in dem durch seine
uralte, vielgestützte Kiefer berühmten Karasaki. Die abendliche Brise,
die in dem chinesischen Bergstädtehen weht, erfrischt uns auch in Awazu,
und den Abendschnee am Ufer bewundern wir auch am Hira-Berge. Wie
der Herbstmond sich bei dem chinesischen Dotei m den Wellen spiegelte,
so schaute ihn auch die japanische Dichterin Murasaki Shikibu, als sie
am Ishi-zyama mit dem Blick auf die mondbeglänzte Fläche des Omi-Sees
die Genji-Monogatari, das japanische Dekamerone, niederschrieb. Auch
bei Katada fallen Wildgänse auf schilfumwachsenes Gelände ein, und aus
weiter Ferne hört man das Abendgeläut der sagenumwobenen Tempelglocke
von Miidera. Heimfahrende Segelböte sieht man des Abends bei der Fähre
von Yabase auf dem Omi-See, und Sonnenuntergang und Abendkühle kann
man wie im namenlosen chinesischen Fischerdorf auch angesichts der viel-
begangenen Brücke von Seta am Austluss jenes Sees geniessen.
Noch auf eine zweite Lokalisirung der Shosho-Hakkei stossen wir bei
den japanischen Landschaftsmalern. Als Nanto-Hakkei d. h. die acht
Schönheiten der südlichen Hauptstadt, Nara’s, bieten sie Stimmungs-Motive
dar, von denen die Mehrzahl denen der acht Omi-Landschaften und der
Shosho-Hakkei entsprechen.
Kenzan hat von den feststehenden Landschafts- Motiven ausgiebigen
Gebrauch gemacht, bald in Reihen, bald indem er einzelne Motive heraussrift.
Vollständig begegnen uns die Shosho-Hakkei an einem Wassertopf —
Mizusashi — an dem neben dem Namen des Meisters Kenzan Shinsei
die Jahrzahl der Anfertigung, das fünfte Jahr der Periode Shotoku d.i. 1715
verzeichnet ist. Dieser Topf von bauchiger achtseitiger Form besteht aus
hellbräunlich grauem Steingut, auf das unter durchsichtiger, leicht bläulich
irisirender Glasur Landschaftsbilder in schwarzer, mit spitzem Pinsel auf-
getragener Zeichnung zu sehen sind, je em Hochbild in jedem der acht
schmalen Felder des Topfes. Jedem Bilde ist em auf die Darstellung
bezüglicher Vers eingeschrieben, der nicht die Uta-Form hat, sondern wie
das Motiv selber in der chmesischen Form der Shichigon-zekku gekleidet
ist, bei welcher jeder der vier Versabschnitte aus sieben Schriftzeichen besteht.
Das erste Bild zeigt uns den „Abendregen in Shosho“*. Die Verse
dazu besagen:
Diese einsame Gegend erfüllt mich mit Wehmuth, Wolken und
Regen erhöhen noch das Gefühl der Einsamkeit. Hier im kleinen
Boote sitze ich ganz allein, die kleine Leuchte als einzigen Freund zur
Seite, Von fern her tönt Musik, die einsamer noch und trauriger
mich stimmt.
54 Dr. 3. Brinekmann.
Dann folgt der „Angenehme Wind im Bergstädtehen“:
Im Abendlicht flattert die Flagge eines Gasthauses. Viele Häuser
liegen zerstreut im mebligen Gebirge. Immer trinken und trinken!
Spät erst kehren wir heim und täglich weht so angenehmer Frühlingswind.
Drittens: der „Abendschnee am Ufer“:
Tiefhängende Schneewolken lassen den Himmel niedriger erscheinen.
Einem kleinen Boot vertraut sich der Dichter. Von fern her tönt
Ruderschlag. Es scheint, dass Leute herbeifahren, die schöne Schnee-
landschaft zu geniessen.
Viertens: „Der Herbstmond bei Dotei“:
Westwind verscheucht den Abendnebel und in weiten Wellen badet
die Mondscheibe. Der Fischer-Knabe weiss möcht, wie untröstlich wir
sind auf dieser Reise; die Flöte spielend, führt er vorüber am
blühenden Schilf.
Fünftens: „Die Wildgänse‘.
Einfallende Wildgänse in vielen Reihen gleichen alten Schriftzeichen
am Himmel. Viele dichtstehende Schilfblumen bieten die Schneeamsicht
von Koyo dar. Gegen Abend putzen die Gänse ihre scheinbar bereiften
Flügel, indem sie irrend Schilfblumen für Schnee halten.
Um dieses Bild zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass
der Dichter unter Schilfblumen hier und ebenso in den anderen Worten
zu diesen Bildern nicht die Blumen, sondern die abgeblühten bleichen
Rispen des Schilfes dem Schnee vergleicht.
Sechstens: „Abendgeläute von fernem Tempel“.
Wolken verhüllen die Aussicht auf den Tempel; nur das Geläut der
Glocken wird vom Abendwind herübergetragen. Nun eilen alle Leute,
die nah oder fern von hier wohnen, ihrer Heimstätte zu.
Siebentens: „Heimfahrende Segel“.
Himmel und Berg zeigen jetzt gleiche Färbung. Den Himmel
berührend fliessen silberne Wellen. Die Segel sind schon inmitten der
Schilfblumen. Dort, wo die Sonne unterzugehen scheint, liegen die
Wohnungen der Schiffer.
Achtens: „Abend im Fischerdorf“.
Gegen Abend fliegen viele Krähen in aufgelösten Reihen. Im Süden
und im Norden ist man emsig mit Fischen beschäftigt. Der Knabe hat
mir Wein geholt; ruhig trinke ich, die Riedblumen betrachtend, die im
Westwind tanzen,
Dieselben Landschaftsbilder hat Kenzan in abgekürzter Darstellung
auf den Feldern eines kleinen Chakinzutsu von achtseitiger prismatischer
Form wiederholt und hier jedem Bilde nur die erste Hälfte der zugehörigen
Verse beigeschrieben. Z. B.:
Kenzan. 55
Westwind verscheucht den Abendnebel und in weiten Wellen badet
die Mondscheibe.
Oder
Einfallende Willgänse in vielen Reihen gleichen alten Schrift-
zeichen am Himmel,
Kuchenteller — Sara —, bemalt in Farben mit der Landschaft der Wildgänse
aus den Shosho-Hakkei. Auf der Unterseite die zugehörigen chinesischen
und japanischen Verse. Iriya-Kenzan. Bezeichnet Kenzan Sei. !% nat. Gr.
Und wieder finden wir die auf die Wildgänse bezüglichen Verse aus-
führlich auf der unteren Fläche eines Kuchentellers unserer Sammlung,
auf dessen oberer Fläche das entsprechende Landschaftsbild in Farben
stimmungsvoll gemalt erscheint. Dem chinesichen Gedicht hat der Maler
hier noch eine japanische Uta hinzugefügt, die besagt:
Ihr Futter suchen
Herabjliegend vom Himmel
Dort die Wildgänse; —
Gelockt von ihren Freunden
Auf schilfbewachs'nem Gefild.
Dass Kenzan jedoch nicht selber die Uta verfasste, dürfen wir annehmen,
weil diese in den volksthümlichen Nachschlagebüchern des für Jedermann
56 Dr. J. Brinekmann,
Wissenswerthen, z. B.. in dem unter dem Titel Daifuku - Setsuyo-Mujinzo
(d. i. Grosses Glück — Unerschöpfliches Nachschlagebuch für Alles) weit-
verbreiteten Buche, zugleich mit den chinesischen Versen neben einem
entsprechenden Bildchen steht und dort ebenso jedem anderen Bilde der
Shosho Hakkei eine doppelte Erklärung im chinesischen und japanischen
Versen beigeschrieben ist.
Dass Kenzan wohl bewandert war in den chinesischen Rlassikern, die
für den gebildeten Japaner dieselbe Bedeutung haben, wie für uns die
Klassiker des griechischen und römischen Alterthums, zeigt auch unser flaches
Chawan aus tief braunschwarz glasirter Kenzan-Kuro-Waare mit weiss aus-
gesparter Zeichnung: der Mondsichel über Grashalmen und zwei chinesischen
Schriftzeichen: „Seng k’ou“. Diese besagen in wörtlicher Uebersetzung nur:
„Der (buddhistische) Priester klopft an“, was von Herrn Hara dahin
ergänzt wurde: „Der Priester klopft an die vom Monde beschienene Thür“.
Auf welche Ideenverbindungen ein Chajın mit diesen Worten geführt wurde,
hat uns der Kenner alter chinesischer Literatur, Herr Prof. ©. Arendt m
Berlin, gründlich nachzuweisen die Güte gehabt. Danach hat es mit jenen
Worten folgende Bewandniss.
Der chinesische Dichter Kia Täo, der zugleich Bonze war, machte
sich einst, auf einem Esel reitend, auf den Weg, um seinen Freund Li Yı
aufzusuchen, der irgendwo auf dem Lande wohnte. Während Kia Tao in
der mondhellen Nacht seines Weges ritt, kam ihm in den Sinn, ein Gedicht
abzufassen, mit dem er seinen Freund begrüssen wollte. Dies Gedicht
begann: „Die Vögel schlafen auf den Bäumen am Ufer des Teiches, der
Priester stösst gegen die vom Mond beschienene Thür“. Beim weiteren
Nachsinnen aber fiel ihm ein, ob es wohl gefälliser sein würde, im zweiten
Verse ein Wort zu brauchen, das ein Anpochen anstatt des Stossens
ausdrücke. Er konnte sich nicht gleich darüber schlüssig machen, welches
Wort das bessere sei, und im Nachdenken darüber hub er an, auf dem
Esel abwechselnd die Gebärden des Stossens an eine Thür und des Pochens
an dieselbe mit den Händen zu wiederholen. Während dessen kam
Han-Yü, auch Han-Wen-Kung genannt, (768—824) emer der aller-
berühmtesten Dichter und Prosaisten Chinas und zugleich Premier-Minister
des Kaisers Hsien-Tsung (805—820) von der Tang-Dynastie (618—917),
mit grossem Gefolge von Wagen und Reitern desselbigen Weges gezogen.
In Sinnen versunken, merkte Kia Tao davon nichts, als bis er sich mitten
im Gedränge des Zuges befand. Das Gefolge brachte den Träumer, der so
arg gegen alle Ordnung verstossen hatte, vor Han-Yü. Kia Tao entschuldigte
sich und erzählte, was die Ursache seiner Voreingenommenheit gewesen.
„„Pocht“ ist besser“, erwiderte Han-Yü. Daran schloss sich auf offener
Landstrasse ein längeres Gespräch über Dichtkunst und von Stund an schloss
der damals schon sehr berühmte Han-Yü mit dem derzeit noch unbekannten
Kenzan. 57
Kia Tao innige Freundschaft. — Aus dieser Geschichte nun erklärt es sich,
dass im Chinesischen die Wortverbindung „Pochen und Stossen“ die Bedeutung
„mit der Abfassung eines Gedichtes beschäftigt sein“ angenommen hat.
Chawan, schwarz glasirt; Schriftzeichen, Grashalme und Mondsichel (im Inneren)
weiss; Masse ähnlich der Rakuwaare. Kenzan-Kuro. Bez. Kenzan. 3, nat. Gr.
Der Vers „der Priester pocht an die vom Mond beschienene Thür“
mit der Variante Seng k’ou d. h. „der Priester klopft an die vom Mond
beschienene Thür“, in welcher Form ihn Kenzan an dem Theekümmchen
angebracht hat, hat aber noch in einer späteren Geschichte, die im
Freundeskreise des berühmten Dichters der Sung-Dynastie, Su Tung-po,
(1036—1101) sich zutrug, eine Rolle gespielt. Dieser, ein Priester Namens
Fa Tsing und ein Mann Namens Tsin Shao-yü, der später Su Tung-po’s
jüngere Schwester, die geistreiche und witzige Su Siao-me als Gemahlin
heimführte, pflesten sich an bestimmten Tagen zu einem poetischen
Kränzchen zu vereinigen. Einstmals blieb Fä Tsing so lange aus, dass
die beiden anderen auf sein Erschemen nicht mehr rechneten. Plötzlich
aber, tief in der Nacht, wird zu wiederholten Malen laut an die Thüre
geklopft, und als nicht gleich geöffnet wird, ertönt draussen FA Tsing’s
wohlbekannte Stimme. Mit Kia Täo’s Worten, in denen er an die Stelle
des Zeitwortes der älteren Fassung das von Kenzan angebrachte setzt,
ruft er: „der Priester ist’s, der bei des Mondes Licht an Eure Thüre klopft!“
Wie in dem vorerwähnten Beispiel, so lässt auch die chinesische
Inschrift auf einem schönen Chawan von Kenzan-yaki m der Sammlung des
Herrn Raymond Koechlin zu Paris der Phantasie des Beschauers weiten
Spielraum. Sie bietet zehn Schriftzeichen, die zwei Versen, wohl dem
Bruchstück eines grösseren Gedichtes, entsprechen. Unter Berücksichtigung
des Parallelismus der Wörter, wie er in dieser lapidaren Versform auftritt,
ergiebt sich wörtlich folgende Uebersetzung:
Bäume schweben, grüne Höhen ragen ;
Wasser strömen, weisse Wolken fliessen.
Di
Dr. J. Brinekmant.
Der Dichter hat damit schildern wollen, wie am Ufer wachsende
weissblühende Bäume in dem vorbeifliessenden Gewässer, dessen Strömung
die Einzelheiten verwischt, das Spiegelbild grüner, von weissen Wolken
umzogener Hügel darbieten. Dazu hat Kenzan auf dem dunkelrahmfarbenen
Grunde nur die Skizze eines an den Mumebaum erinnernden kräftigen
braunen Stammes mit mild blauen Blüthen gegeben, die ohne Ausführung
im Einzelnen wie fliessende Farbmassen erscheinen.
Kenzan als Töpfer.
Erstaunlich ist die Menge der Töpferarbeiten, die in privaten und
öffentlichen Samm-
lungen als Werke
Kenzan’s vorgeführt
werden; erstaun-
licher noch ist die
Mannichfaltigkeit
dieser dem einen
Künstler zugeschrie-
benen Leistungen.
(Gemeinsam ist ihnen,
dass sie fast alle
bestimmt gewesen,
den Theetrinkern zu
dienen, sei es zu
unmittelbarem Ge-
brauch bei den
Chanoyu, sei es für
die weniger feier-
Feuertopf — Hiire — bemalt mit chinesischer Schneelandschaft lichen Theegesell-
in Dunkelbraun, graulichem Blau, grünlichem Schwarz und Mi “
dickaufliegendem Weiss. Bez. Fuso Kenzan. Höhe 10!, cm. schaften, sel es für
Vgl. die andere Ansicht desselben Gefässes auf S. 59. r x E
r die Mahlzeiten, die
sich an dergleichen gesellige Vereinigungen knüpften.
Wir finden die Kümmchen, Chawan, zum Quirlen und Trinken
des Pulverthees bei den eigentlichen Chanoyu; die walzenförmigen,
Yunomi oder Choko genannten Becher, aus denen Sencha, der Aufguss des
Blätterthees, getrunken wird; Kogos, vielgestaltige Döschen für das
Räucherwerk; das röhrenförmige Chakinzutsu, in dem das Läppchen zum
Anfassen des Deckels des Kessels bewahrt wird, und das Futaoki, auf dem
dieser Deckel während des Wasserschöpfens abgelegt wird; den Wassertopf,
Mizusashi, wie den Feuertopf, Hiire, in dem auf einem Bette weisser Asche die
glimmenden Kohlen zum Anzünden der Pfeife liegen; den kleinen, bei dem Furo-
Kenzan, 59
Chanoyu benutzten tragbaren Herd; die viereckigen Teller, Sara, von ihrer
Bestimmung für die marmeladenartigen Süssigkeiten (Yokan) auch Kuashi-Zara
genannt; Hachi, Schalen und Kummen für die Speisen; Chadai, kleine Unter-
sätze für die Schälchen, m denen der Sencha bisweilen gereicht wird.
Auffällig ist auf den ersten Blick, dass unter den Töpferarbeiten
Kenzan’s nirgend ein Chaire, eines jener kleinen urnen- oder vasenförmigen
Gefässe erwähnt wird, denen als Behältern des Pulverthees eine so wichtige
Rolle in den Chanoyu zufällt. Dieses Fehlen des Chaire erklärt sich aber
leicht, wenn man sich erinnert, dass in Kenzan der Maler mit dem Töpfer
innig verbunden war. Die Rundflächen der kleinen Theeurnen boten ihm
keinen Spielraum für den freien Flug seines Pinsels. Auch zog der in den
Chaire von Alters
her vorherrschende
Geschmack es vor,
sie mit den Reizen
farbiger Glasuren zu
schmücken, die keine
Pinselarbeit sind,
sondern auf tech-
nischen Erfahrungen
undUeberlieferungen
beruhen. Bei diesen
Glasuren gilt es, die
richtig zusammen-
gesetzten, in der
Gluth des Ofens
sich erweichenden,
abfliessenden, ab-
tropfenden Schmelze
in dem für diefarbise Feuertopf — Hiire — bemalt mit chinesischer Schneelandschaft
wi L y Q in Dunkelbraun, graulichem Blau, günlichem Schwarz und
ırkuns eünstiesten dickaufliegendem Weiss. Bez. Fuso Kenzan. Höhe 10!/; em.
® = Vgl. die andere Ansicht desselben Gefässes auf S. 58.
Augenblick zum Er-
starren zu bringen; festzuhalten, was das Feuer in der Verborgenheit
bereitete, mit allen Zufälligkeiten der Oxidationsprocesse, die sich in
den schmelzenden Glasuren vollziehen. Kein Gefäss gleicht dem anderen,
alle aber geben sich als feuergeborene Werke, in denen sich ein keramischer
Stil ausspricht, der den ebenmässig glatten, gleichmässig gefärbten
Glasuren der europäischen Töpferkunst abgeht. Da auch in dergleichen
Arbeiten nicht die technische Chemie allein zum Ziele führt, sondern der
Geschmack und der Farbensinn mitschalten müssen, bieten auch sie dem
Künstler ein Arbeitsfeld. Auf diesem sich zu versuchen, lag aber dem
Maler Kenzan fern.
60 Dr. J. Brinckmann.
Obwohl ein einheitlicher Zug durch die Mehrzahl der dem Kenzan
zugeschriebenen Gefässe geht, so liegen doch Zweifel nahe, ob sie wirklich alle
zu dem Lebenswerk des einen Ogata Shinsei, des unter dem Pinselnamen
Kenzan schaffenden Bruders des Korin gehören. Hier zu sichten, ist
keine lerchte Aufgabe. Sammler- und Händler-Interessen stehen, wie oft,
im Wege, wo es gilt, den Weg zur Wahrheit zu finden. Wenigstens
einige leitende Betrachtungen sollen hier versucht werden, zu weiterer
Prüfung und Vergleichung anzuregen.
Vorausschicken müssen wir, dass die hochentwickelte keramische
Kennerschaft der Japaner, die dort Hand in Hand geht mit der Kenner-
schaft der alten Gemälde, auf einer anderen Methode beruht, als die
keramische Kennerschaft der Europäer. Abgesehen von der laienhaften
Meinung, die Grundlage der Kennerschaft sei in dem Studium der Marken zu
finden, geht unser Studium im Wesentlichen aus von der äusseren Er-
scheinung der Gefässe, von ihren plastischen oder gemalten Verzierungen,
vernachlässigt aber fast ganz den Körper der Gefässe, die Masse, aus der
er bereitet, und die technischen Handgriffe, die bei seiner Formgebung
mitgewirkt haben. Anders in Japan, wo der Scherben des Gefässes, die
Farbe, die Härte, das Gefüge des gebrannten Thones Gegenstand der
peinlichsten Beobachtung sind, ja durch Angabe des Gewichtes des Gefässes
ein Anhalt gegeben wird, das spezifische Gewicht des Thones vergleichend
in Betracht zu ziehen. Auch die Art, wie der Töpfer den Thon durch
Kneten, Drehen, Schneiden formt, wird beachtet. Besonders auch, wie er
schliesslich den Fuss gestaltet; wie er das Gefäss von dem Thonklumpen,
aus dem er es auf der Scheibe emporgedreht hat, mit einem Faden oder
der Spatel abschneidet; in welcher Richtung, ob zu sich gekehrt oder von sich
abgewendet er diesen Schnitt vollführt; ob er die in konzentrischen Bogen-
linien erkennbaren Spuren des Fadenschnittes bestehen lässt, oder den Fuss
mit der Spatel oder den Fingern weiter formt oder glättet — und was
immer sonst von technischen Handgriffen dabei in Frage kommen kann.
Weiter, wie das Gefäss beim Brennen eingesetzt wird, ob es auf dem Fuss
oder umgekehrt auf dem Rande oder auf Stützen stehend gebrannt wird.
Klar ist, dass es sich hier nicht um kleinliche Spitzfindigkeiten
handelt, sondern dass der japanische Kenner von der zutreffenden Ansicht
ausgeht, die natürliche Mischung eines Thones an seiner Fundstelle sei
etwas, was sich der Nachahmung in späteren Zeiten ebenso entziehe, wie
die verschiedenen Thonsorten, aus denen vor Jahren einmal ein Töpfer die
Masse für seinen Scherben gemengt habe. Gelinge es, aus dem Augen-
schein des gebrannten Thones auf die Herkunft des ungebrannten zu
schliessen, so sei damit ein erstes wirkliches Merkmal für das Alter und die
Aechtheit eines Thongefässes gewonnen. Was die technischen Handgriffe
betrifft, so beruhen sie entweder auf Ueberlieferungen oder auf persönlichen
Kenzan. 61
Angewöhnungen des Künstlers oder der Werkstatt, in der er arbeitet. Da
der Nachahmer nur die Wirkungen der Handgriffe, nicht aber diese selbst
beobachten kann, wird er nur äusserst schwer die Wirkungen ganz genau
denjenigen der ursprünglichen Handgriffe gemäss erreichen können. Von
dieser Grundlage geht die japanische Kennerschaft zunächst aus; danach
erst zieht sie alles das in Betracht, was bei uns dem vergleichenden Studium
unterzogen zu werden pflegt.
Ohne in Japan gelebt und die Unterweisung dortiger Kunstkenner
genossen zu haben, ist es einem Europäer nicht gegönnt, in die Geheimnisse
japanischer Kennerschaft einzudringen. Wir können daher nur versuchs-
weise in Anlehnung an den japanischen Text des Ninagawa den Spuren
japanischer Kennerschaft bei der Sichtung des Werkes Kenzan’s folgen.
Dass die japanische Methode auch für die Beurtheilung europäischer
Töpferarbeiten mit Nutzen angewendet werden könnte, unterliest für uns
keinem Zweifel.
Nachahmungen der Werke berühmter Töpfer, auch solche mit nach-
geahmten Stempeln und Marken sind keineswegs erst durch die Nachfrage
des abendländischen Marktes nach den seltenen Originalen hervorgerufen
worden. Es hat ihrer zu allen Zeiten gegeben. Aber nicht alle falschen
Stücke sind betrügliche Fälschungen in unserem Sinne, sondern viele entstanden
aus der Absicht dieses oder jenes Meisters einer jüngeren Zeit, im Stil
eines klassischen Meisters zu schaffen. Ganz harmlos haben daher manche
neuere Töpfer zunächst ein Gefäss möglichst getreu irgend eimem alten
Stücke nachgeahmt oder in dessen Geschmack neuerfunden, und getrost
den Namenszug des alten Meisters mit den ihm eigenen Schriftzügen
darauf gemalt oder einen nachgeschnittenen Stempel in den noch weichen
Thon gedrückt, — dann aber ihren eigenen Namen ganz offen hinzugefügt.
so dass von der Absicht zu täuschen nicht die Rede sein kann. Selbst
wenn der eigene Name nicht hinzugefügt wurde, darf ein solches Stück nicht
immer als in betrügerischer Absicht entstanden angesehen. werden. Erst in
der Hand des Zwischenhändlers und gegenüber dem in die Feinheiten
japanischer Kennerschaft nicht eingeweihten Europäer wird es zur Fälschung.
In diesem Sinne ist zunächst einiger Gruppen unechter Kenzan-Waare
zu gedenken, die in unserem Jahrhundert aus der Verehrung hervor-
gegangen sind, die der Meister bei seinen Landsleuten genoss.
Eine erste Gruppe sogenannter Kenzan’s ist auf die Werkstatt der
Dohachi zurückzuführen, die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zu den
tüchtigsten Kunsttöpfern der Kaiserstadt Kioto gehören. Der zweite Meister
dieses Namens, der vom Anfang unseres Jahrhunderts bis gegen dessen
Mitte thätig war, hat sich durch seine Nachahmungen alter japanischer
und chinesischer Töpferwaaren hervorgethan. Ihm dürfen wir auch gewisse
mit Kenzan bezeichnete Stücke zuschreiben, die wohl im Stil dieses
62 Dr. J. Brinckmann.
Meisters, aber doch in abweichender Technik hergestellt sind. Diese Stücke,
zumeist grössere Kummen für Speisen von der Hachi genannten Art, sind
von weisser, steingutartiger, nicht sehr harter Masse und mit ziemlich
dicker hellgrauer Glasur überzogen. Die Malereien sind in der breiten,
suggestiven Weise Kenzan’s in Schwarz, schwärzlichem Blau und dunkelem
Braun ausgeführt. Das Braun ist ähnlich wie bei den echten Stücken oft
etwas eingesunken oder blasig rauh und unregelmässig röthlich oder
schwarz gefleckt. Aus dem Blau sind Einzelheiten, wie die Adern der
Blätter mit trockenem Stift so herausgehoben, dass die Grundfarbe frei
liest. Bisweilen sind auch lebhaftere Farben, Roth und Blau in grösseren
Flächen von kräftig dekorativer Wirkung angewendet, so z. B. zur Füllung
der Umrisse von Blumen ohne weitere Einzelzeichnung. Bei einigen Stücken
hat Dohachi der Wahrheit die Ehre gegeben. So bei einer länglichen
Schale in der Sammlung des Herrn Dr. Ulex in Hamburg. Diese Schale
ist innen und aussen mit grossen Rettigen, an denen kurze Blätterschöpfe
sitzen, in Blau und Braun sehr kräftig bemalt; unter dem Boden steht
mit grossen Schriftzügen Kenzan no mo Dohachi tsukuru, d. h. gearbeitet
von Dohachi nach Kenzan. In anderen Fällen hat der Meister nur sein
Vorbild genannt, sei es, dass er weniger ehrlich war, sei es, dass er der
Kennerschaft seiner Landsleute vertraute und sich obendrein zu nennen
für überflüssig. hielt.
Für eine zweite Gruppe unechter Kenzan’s ist der Ursprung in der
Makuzu-Werkstatt zu suchen, die auf europäischen Ausstellungen
der letzten Jahrzehnte wiederholt mit seltsamen, der alten Ueberlieferung
Japans hohnsprechenden grossen Arbeiten Aufsehen errest hat, und auf die
viele der dem Abendlande als Meisterwerke alter Satsuma-Kunst bescheerten
grossen, in Gold und bunten Schmelzfarben glitzernden Schauvasen zurück-
zuführen sind. In Paris hatte diese Werkstatt 1578, was Rein mit Recht
als eine Geschmacksverirrung hervorhebt, grosse Vasen ausgestellt, um die
sich in hohem Relief grosse verrostete Anker schlangen, auf denen kleine
Teufelchen sassen, und andere Vasen, deren höckerige Oberfläche an eine
mit breiigem und mit Kieselsteinen vermischtem Cement beworfene Wand
erinnerte. Die Werkstatt befand sich früher in der Makuzu-ga-hara
genannten Stadtgegend von Kioto. Der dort ansässig gewesene Töpfer
Kozan, den Rein nach japanischer Aussprache nicht zutreffend Kayama
nennt, siedelte zu Anfang der siebziger Jahre nach Ota bei Yokohama
über und leitet dort seither eine grosse Werkstatt, für die er von seinem
früheren Wohnsitz die Benennung Makuzu beibehielt. Dort hat er neuer-
dings auch chimesische Porzellane mit Blau- und Rothmalerei unter
Glasur erfolgreich nachgeahmt — zum Schaden mancher europäischen
Sammler. Ehe er auf den Gedanken kam, Schaustücke für den
europäischen Markt auszuführen, hat er seine Fähigkeiten in der Nach-
Kenzan. h 63
ahmung alter japanischer Waare, darunter auch derjenigen Kenzan’s,
bethätigt. Bisweilen nennt er sich auf solchen Stücken neben dem alten
Künstler. Ein Chawan der hamburgischen Sammlung ist auf graubrauner,
etwas sandiger Glasur bemalt mit einem schwarzbraunen, dick mit Schnee
bepolsterten Mumestamm, dessen hie und da grünbetupfte Zweige dunkel-
rothe, golden geftleckte Blüthen tragen. Unter dem Boden stehen gross
in trocknem, weissem Rechteck die Schriftzeichen für Kenzan, am Gefässe
in rother Schrift klein die Bezeichnung Makuzu Kozan. Dem offenen Be-
kenntniss, dass die Waare eine Nachahmung sei, ist Kozan aber nicht
immer treu geblieben.
Eine dritte Gruppe von Töpferarbeiten, die aus dem Werke des alten
Kenzan auszuscheiden sind, ist auf jenen von Franks erwähnten Kenzan
Sandai zurückzuführen, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
in Kioto thätig war. In welchen Beziehungen dieser Kenzan ‚‚dritter
Generation‘ zu dem Ogata Shinsei steht, bleibt noch aufzuklären; nirgend
wird eines Sohnes oder Enkels dieses Meisters gedacht; nirgend erwähnt,
dass sich der Künstlerstamm in Ermangelung leiblicher Nachkommen
durch Adoption fortgepflanzt habe. Das mit Kenzan Sandai bezeichnete
Stück der Sammlung Franks ist ein Wassergefäss von weissglasirter, mit
mehrfarbigen Ranken grob bemalter Töpferwaare; seine bauchige Form
wird auf ostindische Gefässe zurückgeführt, die in Japan vorkommen sollen.
Auch Wm. Anderson erwähnt in seinem grossen Werke ‚The pietorial
arts of Japan‘ „Kenzan den Dritten“, dem er merkwürdige Nachahmungen
alter Delfter Fayencen, Oranda no utsushi genannt, zuschreibt. Bei dieser
Waare, die in Japan keineswegs geschätzt werde, sollen europäische
Zeichnungen mit Blaumalerei auf weisser Glasur kopirt sein. Wahr-
scheinlich sind unter diesen Oranda no utsushi jene europäisch beeinflussten
Gefässe zu verstehen, deren Blaumalerei weniger die freie Pinselführung
der alten Delfter Fayencen, als die Blaudruckmuster des englischen
Steingutes durch punktirte und gestrichelte Blaumalerei wiederzugeben
versuchen, eine ärmliche Tüpfelei, die mit der Kunst des alten Kenzan
nichts gemein hat.
Als ein entschiedener Nachahmer des alten Kenzan begegnet uns aber
gegen die Mitte unseres Jahrhunderts ein erst vor wenigen Jahren gestorbener
Töpfer zu Tokio, der dem Namen seines berühmten Vorbildes nur das erste
Schriftzeichen für Ken — Nordwesten — entlehnt, und statt des Zeichens
für zan — Berg — dasjenige für ya angenommen hat, das bei flüchtiger
Betrachtung mit jenem verwechselt werden kann. Mit semem vollen
Namen hiess er Miura Kenya; ausgezeichnet hat er sich durch Lack-
arbeiten mit eingelegten kleinen Reliefiguren von Thieren, Muscheln,
Blumen aus Fayence in der Weise des älteren Ritsuo. Die Bezeichnung
Ken nari soll sich an einer Kumme im Kensinston-Museum finden,
64 Dr. J. Brinckmann.
die von gelblicher Masse, dick, grün glasirt und mit grossen weissen,
gelbgeäugten Blumen bestreut ist. Franks bemerkt dazu, diese Kumme
gleiche in der Ausführung durchaus den Arbeiten Kenzan’s; auch die
Marke gleiche derjenigen dieses Meisters. Er zweifelt daher, ob nicht
ein Irrthum der japanischen Gewährsmänner vorliege, die dieses Stück
dem Kenya zuschrieben. Ein Irrthum liegt allerdings vor, aber nur insofern,
als die von Franks mitgetheilte Marke gar nicht Ken nari, sondern einfach
Kenya gelesen werden muss. Wie so oft bei der Lesung von Künstler-
namen ist hier nicht die japanische, sondern die chinesische Ausprache
des zweiten Schriftzeichens richtig, die nicht „nari“, sondern „ya“ lautet.
Ein länglicher rechteckiger Kuchenteller — Sara — der hamburgischen
Sammlung aus gelblicher, dem Iriya-Kenzan ähnlicher Masse ist mit schwarzen
Glyeine-Ranken über bläulichen Wasserlinien in der Weise Kenzan’s bemalt
und Kenya bezeichnet.
Das von Oueda Tokounosuke verfasste, von E. Deshayes,
einem Konservator des Musee Guimet in Paris, unter dem Titel „La
Ceramique japonaise“ herausgegebene, unbedeutende Büchlein erwähnt als
Zeitgenossen des Kenya noch zwei Töpfer, die sich Kenzan nannten, der
eine Kenzan Yahei, der andere Kenzan Gorobei. Ueber die Werke beider
erfahren wir aber nicht mehr, als dass sie zu den Uchi-yaki genannten
Liebhaber-Erzeugnissen gehören, die man bei sich zu Hause anfertigen
könne, ohne dass man dazu der Werkstatt eines Töpfers von Beruf
bedürfe. Immerhin wird man auch dieser Töpfer sich erinnern müssen,
wenn man ernstlich aufräumen will unter den Mengen verschiedener
Waaren, die als Kenzan-yaki umlaufen.
Von älterer Waare greifen in das Werk Kenzan’s hinüber eigenthüm-
liche Töpferarbeiten, welche oft die Bezeichnung Inuyama tragen. Bei
diesem Worte ist das zweite Schriftzeichen gleich dem zweiten Zeichen im
Worte Kenzan, nur dass es hier nach chinesischer Aussprache zan, dort
nach japanischer yama, was beides Berg bedeutet, gelesen werden muss.
Das erste Schriftzeichen /nu, zu Deutsch Hund, kann mit dem ersten im
Namen Kenzan nicht verwechselt werden, es wäre denn, dass Jemand dieses
Zeichen statt mit der richtigen japanischen Aussprache Inu, irriger
Weise mit der chinesischen Aussprache lesen würde. Nach dieser würde
es ebenfalls ‚Hund‘ bedeuten, aber Ken lauten. Inuyama könnte also
Kenzan gelesen werden. Dieser Umstand hat umsomehr zu Irrthümern
geführt, als in der That alte Stücke vorkommen, die nach richtiger Lesung
mit Kenzan bezeichnet und, wenn wir Ninagawa folgen, als echte Werke
Kenzan’s anzusprechen sind, aber völlig in einer Weise dekorirt sind, die
für die Inuyama-Waare landläufig geworden ist. Dies zu erklären bieten
sich zwei Wege. Entweder haben die in der Provinz Owari im Dorfe
Inakimura unweit des Schlosses von Inuyama betriebenen, und von diesem
Kenzan. 65
ihre Bezeichnung führenden Töpfereien in älterer oder neuerer Zeit ein
von Kenzan geschaffenes Vorbild aufgenommen und als es sich gangbar
erwies, fortgesetzt nachgeahmt. Oder dieselben Töpfereien haben gelegent-
lich derartige, ohne ein Vorbild Kenzan’s geschaffene Stücke mit dem
Namen des alten Meisters bezeichnet. Folgen wir dem zweiten Wege, so
muss Ninagawa sich geirt und em Stück Inuyama-yaki als Kenzan-
yaki beschrieben und abgebildet haben.
Ninagawa selbst giebt uns einen Fingerzeis für die Entscheidung,
indem. er Owari-Erde in der „hellerden-farbigen“, etwas „mäusefarbigen“,
d. h. grauen Masse des von ihm als Figur 30 abgebildeten Chawan ver-
muthet. Er schreibt, dessen nicht sehr glänzende, nicht durchschemende
und ziemlich dicke Glasur sei „birnfarbig“, weisslich angehaucht und weiss
gesprenkelt. In der Abbildung erscheint die Farbe als ein lichtes Grau-
braun mit hellerem Anflug; die Bezeichnung „birnfarbig“ — nashiji —
bezieht sich nicht so sehr auf die Farbe, als auf den Vergleich mit der
gesprenkelten Haut der japanischen Birne, von der auch der Aventurinlack
seine japanische Benennung trägt. Die Malerei, heisst es weiter, sei
kastanienfarben, roth und hellerün. Aus der Abbildung ersehen wir, dass
ein blühender Kirschbaum und Ahornzweige in grüner und rother Frühlings-
belaubung dargestellt sind. Es sind genau die Motive, welche uns auf
unzähligen Gefässen mit der deutlichen Bezeichnung /nuyama_begeenen,
und zwar in ebensolcher Ausführung: die Kirschblüthen locker getupft,
weiss, roth und grün; das bläuliche Hellerün der Ahornblätter in undurch-
scheinender Schmelzfarbe dick aufliegend; ihr glänzendes Ziegelroth dünn
aufgetragen; bei beiden Farben die Blattadern mit dem Stift vor dem
Brande ausgekratzt; das Braun der Aeste fleckig, schwarzstrichlig, leicht
eingesunken. Ausnahmsweise, bei sorgfältiger ausgeführten Stücken tritt
noch Gold oder Silber hinzu, etwa in goldenen Ahornblättern oder silbernen
Kirschblüthen, so bei zwei Chawans der Sammlung Gonse. In technischer
Hinsicht unterscheidet sich die Inuyama-Waare dieser Art von allen
Arbeiten Kenzan’s auf den ersten Blick durch die ausgiebige Verwendung
des opaken blass blaugrünen Schmelzes. Die handwerksmässige Wieder-
'holung eines und desselben Motivs, wie sie uns hier begegnet, lag der
auf Bethätigung seiner künstlerischen Eigenart gerichteten Weise Kenzan’s
durchaus fern. Wahrscheinlich werden sämmtliche als Inuyama-Kenzan
von den europäischen Sammlern angesprochenen Stücke aus dem Werke
unseres Meisters ausgeschieden werden müssen, zugleich mit ihnen das
von Ninagawa abgebildete Chawan.
Nachdem wir diese zweifelhaften Kenzan’s verschiedener Herkunft
von dem Werke des Ogata Shinsei ausgesondert haben, verbleibt diesem
noch eine Fülle manichfaltiger Erzeugnisse; diese lassen sich nach den von
Ninagawa angegebenen Merkmalen des Thonscherbens in Gruppen zusammen-
5
66 Dr. J. Brinekmann.
fassen, die zugleich der Thätigkeit des Künstlers zu verschiedenen Zeiten
seines Lebens und an verschiedenen Orten gerecht werden.
Unter den älteren, von Kenzan in der Kaiserstadt Kioto oder deren
Nähe angefertigten, als Kenzan-yaki, (d. h. von Kenzan gebrannte
Erde), im engeren Sinne bezeichneten Töpferarbeiten sind je nach dem
verarbeiteten Thon verschiedene Gruppen zu unterscheiden.
Für die eine dieser Gruppen hat Kenzan Erde von Shigaraki ver-
wendet, einer in der Provinz Omi belegenen Ortschaft, im der schon seit
dem 14. Jahrhundert Töpferei betrieben sein soll. Im 16. und 17. Jahr-
hundert nahm diese grossen Aufschwung durch die Herstellung von Gefässen
für die Theetrinker. Der damals verarbeitete Thon ergab einen sehr
harten und schweren, sandigen, im Bruche rauhen und weissen Scherben.
Solchen Scherben zeigt das von Ninagawa als Figur 29 abgebildete Chawan.
Auf seine „mäusefarbene“, nicht gekrackte Glasur sind grosse, unterbrochene
Flächen dicker weisser Glasur mit dem Pinsel aufgetragen, darüber in
dunkelem Graubraun und schwärzlichem Blau Zweige der Kikio-Pflanze,
einer der sieben typischen Blüthenpflanzen des Herbstes, mit ihren grossen
sternförmigen Glockenblumen flott hingestrichen.
Sowohl hinsichtlich des Scherbens,
wie der Bemalung gehört hieher das
hier abgebildete Chawan. Ueber die
durchscheinend graubraune, den unteren
Theil der Aussenfläche freilassende Glasur
ist aussen und innen am oberen Rand
eine unregelmässig vertheilte schmutzig-
weisse Ueberglasur aufgetragen und auf
diese in bläulichem und braunem Schwarz
Chawan, graubraun, bemalt auf weisser eine Vordergrund-Studie gemalt: junge,
Überglasur mit wachsenden Kräutern h Le ä
Lena Da nn ne eben ihre Schnecken aufrollende oderschon
ihre Fiederblätter entfaltende Farren-
wedel, Schachtelhalme und blühende Veilchen, alle so angeordnet, als
entsprössen sie dem Rande der erdfarbenen, den Erdboden darstellenden
Unterglasur. In diese Gruppe gehört auch unser schönes Hiire mit der
chinesischen Winterlandschaft, das wir auf Seite 58 und 59 abgebildet
haben. Sein Scherben und seine Bemalung entsprechen den von Ninagawa
angegebenen Merkmalen.
Für eine zweite Gruppe der von Kenzan in Kioto angefertigten Töpfer-
arbeiten hat der Meister Erde von Zeze verwendet, einer unweit des
Omi-Sees belegenen Ortschaft, wo seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die
Töpferei im Dienste der Theetrinker schwunghaft betrieben wurde. Der aus
Zeze-Erde gebrannte Scherben ist von feiner Masse und nicht sehr hart. Seine
Farbe beschreibt Ninagawa bald als weisslich grau, bald als etwas grünlich.
Kenzän, Y
Ausser der Erde von Zeze hat Kenzan aber auch Erde von Awata
verarbeitet, einem durch seine Töpferarbeiten berühmten Distriet der Kaiser-
stadt Kioto. Der gute Ruf, dessen die Awata-Waare sich bis in die jüngste
Zeit bewahrt bat, wird auf den berühmtesten der japanischen Kunsttöpfer
zurückgeführt, jenen Ninsei, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts zu
Awata Brennöfen anlegte und zuerst die gelbliche Glasur des dort gebrannten
Steingutes mit Schmelzmalereien schmückte, in denen Smaragdgrün, opakes
Blau und Vergoldung den Ton angeben. Ohne in die Geheimnisse japanischer
Kennerschaft eingeweiht zu sein, können wir die Awata-Erde und die Zeze-
Erde nicht mit Sicherheit unterscheiden. Wir müssen uns daher begnügen,
zusammenzustellen, was von Kenzan’s Arbeiten mit annähernder Sicherheit
als in Kioto entstanden anzusprechen ist und im Japan als Kenzan-yakı
im engeren Sinne betrachtet wird.
Von Ninagawa werden den in Kioto entstandenen Werken Kenzan’s
auch gewisse Döschen für Räucherwerk zugewiesen, die zu dem Schönsten
gehören, was aus des Meisters Hand hervorgegangen ist. Ein solches
Kogo bildet Ninagawa unter No. 23 ab. Es ist flach und von unregelmässig
gebuchtetem Grundriss. Die senkrechten Wände zeigen ein blaues Gitter-
muster in weissem Grunde. Auf der Deckelfläche ist das Meeresgestade
von Akashi dargestellt, nach einem in alten Utas gepriesenen Motiv, das als
Akashi-no-ura zum eisernen Bestande des Motivenvorrathes der Maler
gehört. Strohbedeckte Häuser erheben sich hart am Ufer, an dem
einige Barken vor Anker liegen; in der Ferne Schiffe unter Segel. Die
Farben der Abbildung stimmen nicht ganz zu der Beschreibung. Diese
besagt, soweit sie klar ist, die Malerei sei in Dunkelblau und hellgrünlichem
Grau ausgeführt. Die Innenflächen seien mit Nebeln in Blau bemalt.
Die Masse sei „hell-eierfarben“ und „hell-mäusefarben“, fein, hart und
schwer. Die Glasur, welche nur die Ränder frei lasse, sei ziemlich
dick, glänzend, nicht durchscheinend. Die unregelmässige Grundform des
Kogo solle auf die Gestalt einer Insel anspielen.
Hierher gehören auch zwei Kogos der hamburgischen Sammlung, von
denen das kleinere auf der dieser Studie beigegebenen Farbendrucktafel
abgebildet ist. Auch dieses Kogo zeigt einen unregelmässigen Umriss, der
hier offenbar an einen Berg erinnern soll. Die Innenflächen sind mit
goldenen und blauen Nebelstreifen bemalt, die senkrechten Wände mit
blauem Grundmuster aus Shippo-Motiven. Auf der Aussenseite des
Deckels sind rothbeblätterte Ahornbäume am Ufer eines weissschäumenden
Gebirgsbaches dargestellt; goldene Nebelstreifen ziehen durch die Landschaft.
Die äussere Bodenfläche ist weiss glasirt und zeigt ausser dem blauen
Namenszug des Künstlers drei kleine Trockenstellen, Spuren der Stützen,
auf denen das Gefäss beim Brande stand. Dieses technische Merkmal
findet sich auch an dem im Folgenden beschriebenen Kogo.
68 Dr. J. Brinekmann.
Auch dies, vom Meister so reizvoll wiedergegebene Motiv ruft dem
Japaner die Erinnerung an alte Dichtungen wach, in denen die herbstliche
Farbenpracht der Ahornbäume — Momiji — geschildert wird. Schon
vor einem Jahrtausend hat der Dichter Narihira die Ahornbäume gepriesen,
die, an den Ufern des Tatsuta-gawa wachsend, die Wirbel dieses Flusses
mit Blutstropfen besprengen. Und heute noch wallfahrtet man, wenn
gegen Ende des Octobers die Ahornbäume in ihren herbstlichen Tinten
erglühen, nach der zwischen Nara und Osaka belegenen Ortschaft Tatta,
dem alten Tätsuta, das immer noch berühmt ist wegen seiner Ahornbäume.
Ein anderer Dichter, dessen Verse ebenfalls m die im 13. Jahrhundert
compiirte Sammlung der Utas von hundert Dichtern aufgenommen sind,
spielt mit dem Doppelsinn des Wortes Nishiki, das ihm sowohl Herbst-
farbenpracht bedeutet, wie das Stück bunten Seidenbrokates, das an dem
bei gewissen Gebetsverrichtungen benutzten, Nusa genannten Stabe befestigt
wird. Er meint, da er in der Eile vergessen habe, die Nusa mitzunehmen,
würden die Momiji-Bäume am Tamuke-yama den Göttern ebenso wohl-
gefällig sein, wie der Seidenbrokat der Nusa.
Das grössere unserer Kogos soll wohl durch seinen unregelmässigen
Umriss ebenso wie jene Akashino-ura-Dose an die Gestalt einer Insel
erinnern. Die Unterseite, die Bemalung der Seitenwände und der Innen-
flächen entspricht ganz der Ahorn-Dose. Oben auf dem Deckel wachsen
über smaragdgrünem Vordergrund zwei der sieben Herbstpflanzen, Hagi-
3üsche und Susuki-Gras; in den natürlichen Farben gemalte Wildgänse
fliegen von goldenem (Grewölk herab. Auch hier liest wieder ein dem Maler
vom Dichter dargebotenes Motiv zu Grunde. Jeder gebildete Japaner weiss
das und erinnert sich beim Anblick des Gemäldes der alten Verse, die
Kenzan dieses Mal nicht dabei geschrieben hat, wie auf dem Kuchenteller,
den, wir auf S. 55 abgebildet haben, und wie auf dem Wassertopf mit den
acht chinesischen Landschaften. Ein Vergleich der Bilder auf diesen Stücken
zeigt, wie frei sich der Künstler zu dem ihm vom Dichter gegebenen Motiv
verhielt, und wie er bei jeder neuen Gestaltung desselben aus der Natur-
beobachtung neue Kraft schöpfte. Aber doch gab die Thatsache, dass der
Dichter aus dem Alltagsleben ein Stück Natur emporgehoben hatte, diesem
erst die wahre Weihe, die auch dem Maler zu Gute kam.
Zwei, der letzterwähnten Dose sowohl durch die reiche farbige Aus-
führung, die Anwendung des durchscheinenden, smaragdgrünen Schmelzes
und des matten Goldes für die Wolkengründe verwandte Kogos gehören zu
den Zierden der Sammlung des Herrn Louis Gonse in Paris. Auf dem
Deckel der einen dieser Dosen wiegt sich neben dem Strohdache eines
Bauernhauses ein Vögelchen auf schwankem Zweige; auf dem Deckel der
anderen watet ein grosser schnepfenartiger Stelzvogel durch ein Wässerlein.
Man möchte hier frei aus der Natur geschöpfte Motive finden; nach Allem
Kenzan. 69
aber, was wir sonst über die Kunstrichtung wissen, der Kenzan angehörte,
dürfen wir vermuthen, dass weitere Forschung auch zu diesen Bildern die
dichterischen Quellen nachweisen wird.
Aus der i. J. 1891 in Paris versteigerten Sammlung Ph. Burty’s ist
das S. 40 abgebildete Kogo in die hamburgische Sammlung gelangt. Die
ziegelrothe Masse scheint durch die dünne, farblose Glasur, die alle nicht
mit Farbe gedeckten Flächen überzieht. Auf dem Deckel ist ein schwarz-
brauner Mumezweig mit wenigen grossen weissen Blüthen in der Weise
Korin’s sehr flott gemalt. Die senkrechten Wände sind auf weisser Glasur
mit einem Netzmuster in blauer, stellenweise blasig aufgetriebener Schmelz-
farbe verziert.
Wieder von anderer, weisslich
grauer Masse, die dem Awata-
Scherben ähnlich, ist das hier
abgebildete Kogo. Die Malereien
der Aussentlächen scheinen etwas
eingesunken in die stark glänzende,
gelblichgraue Glasur. Auf dem
Deckel sind in warmem, an den
Rändern etwas ausgeflossenem
Schwarzbraun und bläulichem
Grau grossblüthige Stauden so
flott gemalt, dass die Grenze fast
erreicht ist, wo die Darstellung
aufhört, verständlich zu sein.
Man schwankt zwischen Chrysan-
themum und Stockrosen, möchte
aber in Erinnerung an andere
Malereien des Meisters sich für
letztere entscheiden. Im Gegen-
satz zu dieser Aussenseite zeigt
die Innenseite goldene Nebel-
streifen vor wogenden Grashalmen, Kogo, hellgraue Masse, gelblichgrau glasirt, aussen
bemalt in Graublau und Schwarzbraun, innen mit
in rother, hellblauer und blass- bunten Schmelzfarben una Gold. Kenzan-yaki.
3, nat. Gr,
grüner Schmelzfarbe auf das
zarteste ausgeführt. Dergleichen Gegensatzwirkungen sind in der Zier-
kunst der Japaner beliebt.
Zu dem in. Kioto entstandenen Kenzan-yaki gehört von Stücken
unserer Sammlung noch das auf S. 43 abgebildete Chawan. Der Künstler
hat hier den in der Decorationskunst der Japaner häufig vorkommenden
Mi-parti-Decor angewendet, indem er die Aussenfläche des Kümmchens durch
einen gezackten Schrägschnitt in zwei Hälften zerleste, von denen nur die
"0 Dr. J. Brinekmäann,
eine mit jungen, zum Theil noch eingerollten Farrenwedeln in Grau und
Schwarz auf hellgrauem Grunde bemalt, die andere mit smaragdsgrüner,
durchscheinender Ueberglasur überschmolzen ist. Diese grüne Ueberglasur
zeigt auch ein Chadai-Untersatz für ein Theetässchen; der breite, schalen-
förmige Rand ist durchbrochen in Gesalt eines Mumebaumes, dessen grüne
Zweige golden gehöht und dessen weisse, stellenweis röthlich betupfte Blüthen
eine goldene sternförmige Andeutung der Staubfäden auf Flecken gelber
Schmelzfarbe zeigen. Die Masse ist hart und weisslich grau, die nur unter
dem Boden sichtbare Unterglasur hellgrau.
Endlich ist hier noch der klemsten aller aus Kenzan’s Hand hervor-
gegangenen Töpferarbeiten zu gedenken, eines Netsuke in ‚Gestalt eines
quadratischen Döschens von nur 17 mm Seitenlänge. Auf der Innenseite
des Deckels hält die dicke harte schwarze Glasur eine kupferne Oese für
die durch das Loch des Untertheiles zu ziehende Schnur, an der ein Jnro
oder ein Tabacksbesteck hing. Auf der Aussenfläche des Deckels sind
in hellerauem Grunde in Braun und Blau Hängeweidenzweige und in Gold
verstreute Kirschblüthen gemalt; auf den Rändern ein schwärzliches Linien-
Muster, wie es auch an den Rändern der Kogos vorkommt.
In Kioto müssen ferner die von Nnagawa Kenzan-Kuro, d. h. Schwarzer
Kenzan, benannten Stücke entstanden sein, da diese dem dort seit der
Periode Yeiroku (1555—69) angefertigten Raku-yaki verwandt sind. Die
Masse der bei den Theetrinkern sehr beliebten Raku-Gefässe ist schwer und
bröckelig. Sie werden nur mit der Hand ohne die Töpferscheibe geformt
und einzeln gebrannt. In ihren Glasuren ist häufig ein tiefes glänzendes
Schwarz oder ein leuchtendes Ziegelroth, jenes auch mit dunkelrothen
Adern und Flammen, dieses mit gelben, grauen oder grünen Wolken.
Weiss ausgesparte oder eingelegte skizzenhafte Zeichnungen treten bisweilen
hinzu. Ein Chawan von Kenzan-Kuro ist unter No. 27 bei Ninagawa
abgebildet, der den Scherben als hell mäusefarbig, die Glasur als ganz
schwarz und nicht sehr glänzend beschreibt und sie dem Schwarz des schwarzen
Seto-yaki vergleicht, wohl wegen der vertieften Pünktchen, die sich so deutlich
wie hier, an dem schwarzen Raku nicht finden. Auf dem Fussrande dieses
Chawan sind drei Trockenstellen in der die ganze untere Fläche und auch
den Rand deckenden Glasur erkennbar, wie sie ähnlich sich bei der Raku-
Waare finden und den kleinen Stützen aus gebranntem Thon entsprechen,
auf denen diese Gefässe in den Ofen gestellt wurden, um das Anschmelzen
zu verhindern. Verziert ist das Kümmchen mit wenigen grossen Mume-
blüthen in grünlicher, etwas eingesunkener „Mäusefarbe“.
Wenn wir em von Huish, S. 231, abgebildetes Chawan als einen
echten Kenzan hinnehmen dürfen, hätte dieser auch rothe Raku- Waare
angefertist. Eine weisse Inschrift auf der irisirenden rothen Glasur soll
besagen „Ein Schluck von diesem Thee, eine Berührung dieses Gefässes
mit der Hand wird neues Leben bringen“,
Kenzan. v1
Zum Kenzan-Kuro gehört auch das auf Seite 57 abgebildete flache
Chawan mit der Mondsichel über Grashalmen, und schwarze Glasur trägt
auch das eigenartige Dös-
chen für Räucherwerk,
das die nebenstehenden
Abbildungen zeigen. Die
sonderbare Gestalt findet
ihre Erklärung in jener von
den japanischen Künstlern
auf das mannichfachste
verwertheten Dreiheit des
Mondes, des Schnees und
der Kirschblüthe. Bisweilen
tritt an die Stelle einer
dieser Vorstellungen eine
andere, die mit ihr in der
alten Dichtkunst oder den
volksthümlichen Mythen
verknüpft ist. So sehen
wir anstatt des Mondes
den Hasen, der nach
japanischer Vorstellung in
den Flecken des Mondes
erkennbar ist und diesem
. . w_ Kogo, Kenzan-Kuro, nach dem Motiv Mond-Schnee-Blume.
Gestirn in My then gesellt Die dem Schnee entsprechende Hälfte der Dose grau, un-
. . glasirt; die Kohlenhältte schwarz glasirt mit goldenen
wird. An die Stelle des Streublumen. Im Innern der Mond silbern, das Susuki-Gras
: Ar -ün, blau, weiss, graugelb und rothbraun. Bez. Kenzan.
Sehneesitmitoft.dieKiefer, - 2-0, DEU weiss eranzelniend rotkbrann. "Bez. Konzan
deren Schneepolster von
den Dichtern besungen, von den Malern abgebildet werden; so häufig auch von
Kenzan, u. A. auf der von Huish S. 233 abgebildeten Kumme im Kensinston-
Museum. Der Mond wird bisweilen als Vollmond, gewöhnlich als Sichel
abgebildet. Der Schnee erscheint nicht selten in den kristallinischen Formen,
die in den bei uns fallenden Schneeflocken nur ausnahmsweise mit blossem
Auge erkennbar sind, in Japan aber in den bei ruhiger Luft und gleich-
mässig gelindem Frost niederschwebenden Flocken ihre geometrischen
Blüthen freigebiger entfalten. Häufig wird der Schnee durch ein Blumen-
gebilde mit einem aus dem Sechseck construirten, wogigen Umriss angedeutet.
Als Blume tritt regelmässig hinzu die Kirschblüthe, Sakura, die in Japan
als die Blume schlechthin, Hana, geschätzt wird. Aus dieser T'sukı- Yukı-
Hana, d.h. Mond, Schnee, Blume, oder nach chinesischer Lesung aus
Gründen des Wohlklanges Setsu-Gefsu-Kua, d. h. Schnee, Mond, Blume
genannten Dreiheit hat Kenzan das Motiv für dieses Kogo entnommen.
72 Dr. J. Brinekmann.
Zur Linken sieht man die Schneeblume aus hellgrauem unglasirtem Thon!
auf der oberen Fläche folgen zwei Silberlinien ihrem Umriss. Zur Rechten,
in die Schneeblume hineingeschoben, ist ein Stück schwarzer Holzkohle
nachgeahmt, die hier, weil sie Sakurazumi genannt und aus Kirschbaumholz
gewonnen wird, die Hana vertritt. Diese Deutung wird durch goldene, auf
der Deckelfläche verstreute Kirschblüthen bestätigt. Der dritte im Bunde,
der Mond, erscheint uns im Innern auf der schwarzen Fläche der Höhlung
des Kohlenstückes als silberner Vollmond hinter Halmen des Susuki-Grases,
die in blauer, grüner, weisser, graugelber Schmelzfarbe und trocknem Braun-
roth sich über alle Innenflächen verbreiten. Diese Verbindung des vollen
Mondes mit dem Susukigras (Eularia japonica), das, wie der Hagi-Strauch,
zu den sieben klassischen Herbstpflanzen gehört, ist wieder ein der alten
Dichtung entlehntes Motiv, das in folgender Uta niedergelegt ist:
Kein Berg ragt empor
Für des Mondes Untergang
Im Musashi-Feld; —
Ueber Susuki-Halmen
Schwebt hier weisses Mondgewölk.
Der Dichter, der sich des Verschwindens des Mondes hinter Berggipfeln
erinnert, vermisst diese in der Ebene von Musashi; er findet Ersatz in der
Betrachtung des hinter den wogenden Susuki-Rispen am Horizont ver-
schwindenden Gestirns.
Zum Kio-yaki des Meisters gehören endlich gewisse Stücke, deren
schwarzer Decor auf weissem Grunde auf den ersten Blick seinen Ursprung
ausserhalb Japans verräth. Ninagawa bildet ein derartiges Chakinzutsu
unter Nr. 26 ab und bemerkt dazu, der Decor sei chinesischen Ursprungs.
Bing vermuthet für das in Gonse’s grossem Werk S. 329 des zweiten Bandes
abgebildete linsenförmige Kogo koreanischen Ursprung des Musters. Die
schwarzen Malereien auf diesen und ähnlichen Stücken, u. a. einem viereckigen
Hire aus der ehemals Rudorff’schen Sammlung im Kestner- Museum zu
Hannover, bestehen aus Pflanzen-Motiven, kurzen Stämmen, verstreuten
Blumen und dicken Ranken, die, wie das in der chinesischen Zierkunst
häufig vorkommt, den erkennbaren Zusammenhang mit der Natur eingebüsst
haben und daher auch nicht zu poetischen Ideenverbindungen anregen. Das
chinesisch Alterthümliche mochte dem Chajın dafür Ersatz bieten. Von
eigenem Reiz ist bei den besseren Stücken die Farbe: der Grund dunkel
elfenbeinfarben, gekrackt, glänzend; das Ornament in warmem Braunschwarz,
das an den Rändern hie und da leicht ausgetlossen und eine innere Zeichnung
trägt, die mit dem Trockenstift ausgehoben ist. Dieser alterthümliche
Decor muss sich besonderer Beliebtheit erfreut haben, da sich seiner auch
die Fälscher angenommen haben, selbst auf Porzellangefässen mit der nach-
geahmten Signatur des Meisters.
Kenzan, 73
Eine leicht erkennbare Gruppe der dem Kenzan zugeschriebenen
Töpferarbeiten umfasst die in seiner späteren Lebenszeit nach seiner Ueber-
siedelung nach Yedo angefertigten Stücke. Japanische Kenner bezeichnen
diese als /röya-Kenzan, von dem Dorfe Iriya, in dem der Künstler die
letzten Jahrzehnte semes langen Lebens zugebracht hat. Im europäischen
Kunsthandel hat sich für dieselbe Waare die Benennung /mado-Kenzan
eingebürgert, von der Ortschaft Imado, die unweit von Irıya und wie dieses
Dorf in der Nähe des die Ebene von Yedo bewässernden Sumida-gawa lag.
Von allen übrigen Töpferabeiten des Meisters unterscheidet sich das
Iriya-Kenzan durch die leichte, weissliche Masse von sehr geringer Härte,
und die dünne, durchsichtige, etwas gelbliche oder grauliche, gekrackte
und meistens leicht bläulich irisirende Glasur, die nirgend den Scherben
unbedeckt lässt.
In den nach Art von Tuschskizzen einfarbig bräunlich-schwarz oder
mit dünn aufgetragenen Farben ausgeführten Unterglasurmalereien des
Iriya-Kenzan spricht sich der Stil des Meisters auf das Nachdrücklichste
aus. Je älter er wurde, so scheint es, desto kühner wurde der Flug seines
Pinsels, desto sicherer wusste er, mit ganz wenigen breiten Pinselstrichen
ein ihm vorschwebendes Motiv auf die Fläche zu fegen. Da ihm für diese
Art der Malerei die gekrümmten Flächen der kleinen Theekümmcehen, die
kleinen Flächen der Kogos zu enge Grenzen setzten, zog er in der späteren
Zeit vor, seme Kunst an den flachen Kuchentellern, den Sara, zu üben.
Diese haben gewöhnlich die Form einer nahezu quadratischen Platte mit
niedrigen, senkrecht aufgerichteten Rändern; oder sie sind von länglich
rechteckiger Gestalt, wobei in der Regel zwei von ihnen ein Paar bilden;
oder sie gleichen zwei solchen an den Langseiten verwachsenen, jedoch etwas
verschobenen Tellern; ihre Bestimmung ist stets, zum Vorsetzen von Kuchen
oder Süssigkeiten zu dienen. Der Wunsch, über grosse Flächen mit dem
Pinsel hinfahren zu können, führte den Meister in seiner Spätzeit auch
wohl dazu, kleine thönerne Setzschirme, Kenbio, herzustellen, wie sie
gebraucht werden, um, hinter den Tuschstein gestellt, beim Anreiben der
Tusche die Spritzer aufzufangen. Auch vierkantige Feuertöpfe, Hüre, boten
seinem Pinsel günstige Flächen.
Zu dieser Gruppe der Iriya-Kenzan gehören aus der hamburgischen
Sammlung der S. 49 abgebildete Kuchenteller mit der beschneiten, von
rothblättrigem Weinlaub umrankten Hängeweide; der S. 55 abgebildete
Kuchenteller mit den Wildgänsen in herbstlicher Landschaft und der S. 74
abgebildete mit Zweigen des Hagistrauches (Lespedeza sp.), der mit seinen
Fiederblättern und weissen oder violetten Schmetterlingsblumen als eine der
„Aki-no-Nanakusa“, der „sieben Blüthenpflanzen“, die im Spätsommer und
Herbst die Waldblumenfelder schmücken, in der dekorativen Malerei der
Japaner uns so häufig begegnet.
74 Dr. J. Brinekmann.
Hierher ge-
hört auch der
von Ninagawa
ım 4. Heft unter
Nrsssilssaboe-
bildete Doppel-
teller, Muko-
zuke, mit einer
Tuschskizze der
Ran-Pflanze,
jener grasblätt-
rigen Örchisart
(Cymbidium sp.),
deren konven-
tionelle Darstel-
lung dem her-
kömmlichen Mo-
tivenvorrath der
chinesischen und
Japanischen
Kuchenteller — Sara — bereit mit wachsenden Hagi-Zweigen. Die Maler entnom-
Blätter braunschwarz und smaragdgrün, die Blüthen lila und blau. . Se
Iriya-Kenzan. Bez. Kenzan. /s nat. Gr. men ist. Hier-
her ebenfalls der
unter Nr. 32 abgebildete Teller mit den in Schwarz, Blau, Grün und
Violett oder — wie Ninagawa schreibt: „Glyeinenfarbe* sehr breit gemalten
Primeln. Beide Stücke weist Ninagawa ausdrücklich dem Iriya-Kenzan
zu, was wir deswegen hervorheben, weil man sich in Pariser Sammlerkreisen
gewöhnt hat, die Benennung Imado-Kenzan, die gleichbedeutend mit
Iriya-Kenzan, auf die mit weisser, opaker, sehr leicht abblätternder
Glasur überzogenen Stücke anzuwenden, während sie, wenn diese überhaupt
ächte Kenzan’s sind, nicht nur ihnen, sondern auch den durchsichtig
glasirten Stücken aus hellem, weichem Scherben zukommt.
Von der charakteristischen breiten Malweise Kenzan’s auf allen diesen
und auf zahlreichen verwandten Stücken im Musee Guimet und in den
Sammlungen der Pariser Liebhaber unterscheiden sich durch eine abweichende
Pinselführung gewisse Stücke, wie das auf S. 51 wiedergegebene Paar eines
Satzes von fünf Tellerpaaren und mehr noch der auf 8. 53 beschriebene
Wassertopf mit den acht chinesischen Stimmungslandschaften, sowie der
zugehörige auf Seite 54 erwähnte kleine Chakinzutsu. Bei den letzt-
erwähnten zwei Stücken ist die Zeichnung auffallend spitzig, mager,
und trocken, als wäre ihr einer jener Holzschnitte zu Grunde gelest, wie
wir sie in den Vorlagebüchern etwa des Morikuni und ihm verwandter
Kenzan. 15
Ilustratoren vom Anfang des 18. Jahrhunderts finden. Sonst hat der
Holzschnitt, der während der zweiten Lebenshälfte unseres Meisters sich
rasch entwickelte, eine irgendwie merkliche Einwirkung auf ihn nicht
gehabt, ebensowenig wie Kenzan je in dieser Kunst sich versucht oder
auf sie zu seinen Lebzeiten Einfluss geübt hat. Ob die Malereien
der beiden fraglichen Stücke, die in Masse und Glasur genau dem zweifel-
losen Iriya-Kenzan entsprechen und beide aus dem fünften Jahr der
Periode Shötoku d. i. 1715 datirt sind, in der That als originale
Werke dem Pinsel Kenzan’s entflossen sind, muss fraglich erscheinen, obwohl
sie von Pariser Kennern ebenso wie die fünf Teller-Paare unserer Sammlung
mit den Utaversen dem alten Meister zugesprochen wurden. Wenn sie
seiner Hand entstammen, wäre damit ein Anhalt für die Zeit seiner
Uebersiedelung von Kioto nach Yedo gewonnen.
Dem Iriya-Kenzan stehen nahe und ihm zuzuweisen wären, wenn sie
wirklich Arbeiten von der Hand des Meisters, gewisse grössere Gefässe,
zumeist von Kummenform, mit durchbrochenen Wandungen. Ein typisches
Stück dieser Art bildet S. Bing im ersten Bande seines in deutscher Ueber-
setzung als „Japanischer Formenschatz“ erschienenen Werkes „Le Japon
artistique* auf Tafel IA ab. Die Kumme ist ganz aus wachsenden Narzissen
gebildet, zwischen deren grünen Blättern die weissen, gelbgeäugten Blüthen
vertheilt sind. Die Zwischenräume der Blätter und Blüthen smd aus-
geschnitten, so dass die Kumme einen korbartigen Eindruck macht. Man
könnte zweifeln, ob Kenzan sich der mühseligen Arbeit des Ausschneidens
aus dem noch weichen Thon unterziehen mochte, die eher eines Töpfers
als eines Malers Werk wäre. Immerhin ist nicht zu verkennen, dass diese
Stücke dem Stil des Meisters verwandt erscheinen.
Worin der Einfluss bestanden hat, den nach dem oben angeführten
Gewährsmann der Kokkua holländische Fayence auf den Meister geübt
haben soll, geht aus den betrachteten Werken des Meisters nicht hervor.
Dass der Gewährsmann den Kenzan Sandai mit dem Kenzan Shinsei zusammen-
geworfen und dabei die dem ersten zugewiesenen Nachahmungen blau-
bedruckten Steingutes im Sinne gehabt habe, dürfen wir ihm nicht zumuthen.
Irgend ein Einfluss holländischer Fayencemalereien auf den Stil des Meisters
ist ausgeschlossen. So kommen wir zur Vermuthung, jener Hinweis beziehe
sich auf die Technik und dann kann er schwerlich anders verstanden werden,
als dass Kenzan von den Holländern die weisse Zinnglasur ihrer Fayencen
als Malerund entlehnt habe. Die weisse Glasur der schönen Kogos der
hamburgischen Sammlung verdankt, wie Herr Dr. Glinzer durch ihre
chemische Untersuchung festzustellen die Güte gehabt hat, ihre weisse Farbe
nicht dem Zinnoxyd, das die Glasur der Delfter Fayencen weiss färbt, sondern
dem Bleioxyd. Danach bleibt nur die Annahme, die weisse Glasur der
von den Franzosen Imado-Kenzan genannten Waare sei auf holländische
76 Dr. J. Brinekmann.
Anregung zurückzuführen. Sie unterscheidet sich dem Aussehen nach
durchaus von der weissen Bleiglasur des älteren, in Kioto entstandenen
Kenzan-yaki. Material, um durch chemische Untersuchung zu entscheiden,
ob die Imado-Glasur Zinn enthalte, stand uns nicht zu Gebote. An und
für sich war es sehr wohl möglich, dass dem Meister, als er in Yedo lebte,
Delfter Fayencen vor Augen kamen, ihre der japanischen Töpferkunst
unbekannte weisse Glasur ihn reizte und die Anwendung des Zinnoxyds zu
dieser ihm offenbar wurde.
Wir haben schon hervorgehoben, dass Kenzan seine Kunst weder leiblichen
Nachkommen noch einem Adoptivsohn vererbte. Von zwei durch ihre Werke
bekannten Meistern wird aber berichtet, dass sie seine Schüler gewesen, von
Banko Kichibei und von Ogawa Ritsuo. Dafür, dass Banko, der erste
Verfertiger eines als Banko-yaki bekannten Steinzeuges, bei Kenzan gelernt
habe, spricht Ninagawa’s Autorität, dagegen die Angabe Shioda’s im
Franks’schen Katalog, wonach Kichibei schon in den fünfziger Jahren des
17. Jahrhunderts getöpfert hätte. Keinenfalls hat der künstlerische Geist
Kenzan’s in Banko einen Nachfolger gefunden. Für die Beziehungen Ritsuo’s
zu Kenzan tritt ein Gewährsmann der Zeitschrift Kokkua ein. Ritsuo
war nur zwei Jahre jünger als Kenzan und hat diesen um vier Jahre
überlebt. Hat er von ihm gelernt, so ist er in der Kunst doch seine
eigenen Wege gegangen. Nur in dem technischen Verfahren der Töpferkunst
mag Ritsuo von Kenzan gelernt haben, aber dies auch nur zu einer ihm
ganz eigenen neuen Anwendung. Indem er allerlei kleine Gegenstände,
Blumen, Geräthe, Thiere, bisweilen auch menschliche Figuren in flachem
Relief aus Thon bildete, mit Schmelzfarben bemalte und brannte, um sie
den spiegelnden Flächen seiner Schwarzlacke einzufügen und mit Goldlack-
malereien das Kunstwerk zu vollenden, schlug Ritsuo ein neues Verfahren
ein, in dem ihm seither mancher jüngere Meister gefolgt ist, bis zu Kenya
in unseren Tagen. Mit der impressionistischen Weise des Ogata Shinsei
hat aber die sorgfältig durchgeführte des Ogawa Ritsuo nichts gemein.
Ein hervorragendes Werk des letzteren ist aus der Sammlung Goncourt
in das hamburgische Museum gelangt, jener Schreibkasten, in dessen
schwarze Lackfläche ein grüner, an den Rändern gelbrother Taschenkrebs
aus gebranntem Thon eingelegt ist.
Ritsuo ist wie Kenzan zu allen Zeiten ein Vorbild für Nachahmer
gewesen. Alle japanischen Künstler, die es zu hohen Ansehen unter ihren
Landsleuten gebracht haben, theilen dieses Schicksal. Dem Europäer, der
sich nicht nur am schönen Schein der Dinge erfreuen, sondern die geschichtliche
Wahrheit ergründen will, stellen sich aus diesem Grunde schwer überwindbare
Hindernisse in den Weg. Nur mühsam wird uns gelingen, überall die Spreu
vom Weizen zu sondern. Mit manchen Enttäuschungen über den Werth
unseres Besitzes werden wir die Erkenntniss der Wahrheit erkaufen müssen.
Kenzan. 17
Bezeichnungen der Werke Kenzan’s.
Mamnigfach wie die Töpfer-Arbeiten des Meisters sind auch die
Bezeichnungen derselben.
Die auf den Stücken unserer Sammlung vor-
kommenden geben wir im Folgenden wieder. Der einfache Namenszug aus
den Schriftzeichen für Ken, d. ı. Nordwest, und San, d. i. Berg, im Zu-
sammenhang Kenzan gelesen, findet sich am häufigsten.
Kenzan.
Kenzan.
>
7.
.
Kenzan.
Kenzan.
nn mn
Kenzan.
So in Blau auf dem S. 68 beschriebenen
Kogo mit den fliegenden Wildgänsen.
So in Schwarz auf einem blau eingefassten
Felde der weiss glasirten Unterseite des S. 40
abgebildeten Kogo von ziegelrother Masse.
So in Schwarz unter der smaragdgrünen
Glasur der Unterseite des S. 43 abgebildeten
Chawan mit wachsenden Farrenkräutern und
smaragdgrüner Ueberglasur.
So in Schwarz auf der unteren Wölbungs-
fläche des S. 66 abgebildeten Chawan; hier dazu
noch das Zeichen für Sei d. h. Shimsei.
So in Schwarz auf der grau glasirten
Unterfläche eines Chadai, dessen breiter Rand
aus durchbrochenen Mumezweigen gebildet ist.
Soin eingesunkenem, mattem, anden Rändern
gelbbraun ausgelaufenem Schwarz in einem ein-
geritzten, braunen Rechteck auf der grauglasirten
Unterseite des S.69 abgebildeten Kogo mit
Stockrosen und Gräsern.
So klein auf der Unterseite des S. 70 be-
schriebenen kogo-förmigen Netsuke.
Dr. J. Brinekmann.
Es
[e)
So ausgespart (gekratzt) aus der schwarz
glasirten Unterfläche des Holzkohlenstückes des
S. 71 abgebildeten Kogos mit Mond, Schnee und
Blume.
Kenzan.
Ebenfalls nur der Namenszug Kenzan findet sich in grossen, zusammen
bis zu 14 cm hohen Schriftzeichen mit breitem Pinsel schwarz hingestrichen
unter der durchscheinenden Glasur der unteren Bodenflächen der Kuchen-
teller mit der beschneiten Hängeweide und den blühenden Hagistauden,
die S. 49 und S. 74 abgebildet sind.
Bisweilen fügt der Meister den Schriftzeichen seines Namens das
Kakihan, d. h. „geschriebener Stempel“ genannte Handzeichen hinzu:
A
So in folgender Gestalt, jedoch mit allerlei
& R Abweichungen, auch grösser und fetter, auf den
zehn Kuchentellern von Iriya-Kenzan, von denen
> ein Paar auf S. 51 abgebildet ist.
Kenzan.
In anderen Fällen fügt er dem Namen das Schriftzeichen für yegaku,
d. h. „malen“ hinzu :
So in hellem Grau ausgespart auf der
unteren Wölbungsfläche des S. 57 abgebildeten
Chawan von Kenzan-Kuro mit Mondsichel, Gras-
halmen und chinesischen Schriftzeichen.
Kenzan yegaku,
Kenzan. 79
Ein ander Mal setzt der Meister dem Namenszug für Kenzan noch
denjenigen für Sei, die Abkürzung seines zweiten Namens Shinse: hinzu,
und dazu noch das Wort sho, womit er ausdrückt, dass er die Verse
selber geschrieben hat, an deren Schluss seine Signatur steht.
So auf dem S. 55 abgebildeten Kuchenteller
mit den Wildgänsen in der Herbstlandschaft.
Diese Bezeichnung ist in Zusammenhang zu lesen
Kenzan Sei sho-su d.h. geschrieben von Kenzan
Shinset.
Kenzan
Sei
sho-su.
Die Bezeichnung Kenzan Sei findet sich auch in Schwarz unter der
gelbgrauen, durchscheinenden Glasur der unteren Wölbungsfläche des
S. 66 abgebildeten Chawan mit Farrenkräutern.
Ein ander Mal lesen wir vor dem Namen Kenzan das Wort Fuso, das
ein poetischer Ausdruck der chinesischen Sprache für Japan, und hinter
ihm das Wort /sukuru, d. h. arbeiten.
So in trockenem Schwarz auf schwarz um-
randetem, trockem weissem Felde der matten
gelblichen Bodenfläche des S. 58 und 59 abge-
bildeten Feuertopfes aus harter Shigaraki-Erde
mit chinesischer Schneelandschatt.
Fuso
Kenzan
tsukuru.,
Bezeichnungen der Entstehungszeit finden sich an zwei Stücken der
Sammlung, auf dem $. 53 fi. beschriebenen achtseitigen Wassertopf mit
den acht chinesischen Landschaften und dem zugehörigen kleinen Chakinzutsu.
s0 Dr. J. Brinekmann.
>E
AR
ae
vw» «
‘
An dem Topf findet sich auf der glasirten
"E B\ - Unterseite des Bodens die nebenstehende Inschrift,
u . AK, die besagt: Kenzan Shinsei im fünften Jahre
Shotoku d. i. 1715.
Shotoku
otsubi
no toshi
Kenzan
Shinsei.
Dieser Inschrift ist ein hier nicht wiedergegebener quadratischer rother
Stempel, wie ihn Maler unter ihre Signaturen zu drücken pflegen, hinzu-
gefügt. Die Schriftzeichen auf ihm besagen: Shoko, d. h. Verehrer des
Alten, einer der S. 34 erwähnten Pinselnamen des Meisters. Die Inschrift
auf dem Chakinzutsu weicht etwas hiervon ab; in des Meisters Namen
steht Ser für Shinsei, und hinzugefügt ist das Zeichen für go d. h. pinseln.
Wiedergabe der Abbildung eines Kogos von Kenzan in Hoitsu’s
Kenzan-Iboku. (Schneelandschaft am Meeresufer.)
Kenzan. sı
Schlussbetrachtungen.
Der Verfasser wünscht mit der vorstehenden Studie nicht nur kunst-
geschichtliches Material zu bieten, sondern zugleich die Freunde, welche
die Kunst Japans in Europa gewonnen hat, in das innere Leben dieser
Kunstübung einzuführen, soweit dies durch die Betrachtung der Werke
eines einzelnen Meisters und bei unserem noch unvollkommenen Wissen auf
diesem Gebiete erreichbar ist. Je mehr unser Verständniss sich vertiefen
wird für die in der bildenden Kunst Japans lebendigen Ueberlieferungen,
für ihren innigen Zusammenhang mit der dichtenden Kunst, für den engen
Anschluss ihrer Werke an die Anforderungen des Lebens, für den der
Ueberladung abholden Geist der alten Meister, die den ästhetischen Genuss
in der künstlerischen Ausgestaltung eines einfachen Motivs zu gewähren
strebten, desto sicherer werden die gedankenleeren und geschmacklosen Nach-
ahmungen japanischer Vorwürfe aus unserem Kunsthandwerk verschwinden,
desto fruchtbringender aber wird auch das Studium japanischen Kunstschaffens
sich unserem eigenen Kunstschaffen erweisen. Schon die Beobachtung, wie sie
sich aus dem Werke Kenzan’s ergiebt, dass ein japanischer Künstler von der
Bedeutung und der Bewegungsfreiheit dieses alten Meisters auf allen Wegen
seine Arbeit anknüpft nicht an überflüssiges Zierwerk, sondern an Gegenstände
thatsächlichen Gebrauches, wird zum Nachdenken anregen. Unsere immer
noch vorwiegend von dem wohlverdienten Ruhm des 18. Jahrhunderts zehrende
offizielle keramische Kunst wird gut thun, an ihre Leistungen einen anderen
Maassstab anzulegen, als sie bisher zu thun gewöhnt war, wenn ihr Ansehen
von heute nicht dauernd verdunkelt werden soll von dem Lichte, das aus-
strahlt von den keramischen Leistungen anderer Länder, die früher als
Deutschland ihre Augen für das geöffnet haben, was Japans keramische
Kunst uns lehren kann. Nicht minder aber werden die wenigen deutschen
Künstler, die in den letzten Jahren neue Töpferkunst haben bieten wollen,
allen Grund haben, in sich zu gehen und sich zu sagen, dass künstlerisches
Schaffen nur festen Boden finden kann in beherrschter Kunsttechnik.
Unseren jungen Malern vor Allem, die mit so grossem Eifer einer führenden
Rolle im deutschen Kunstgewerbe zustreben, möge das gesagt und an’s
Herz gelegt sein, was auch in dieser Hinsicht die japanische Töpferkunst
sie lehren kann, als deren einen Vertreter unter Vielen wir den alten Ogata
Shinsei ihnen vorgeführt haben.
82 Dr. J. Brinekmann.
Nachwort.
Die in dieser Studie angeführten europäischen und japanischen Bücher
befinden sich sämmtlich in der Bibliothek des Hamburgischen Museums für
Kunst und Gewerbe.
Die Benutzung der japanischen (Quellenwerke, insbesondere des
„Kenzan-Iboku“ von Hoitsu, des „Kuanko-Zusetsu*“ von Ninagawa und
der Zeitschrift „Kokkua“ ist mir durch die eifrige und verständnissvolle
Mitarbeiterschaft des Herrn Shinkichi Hara, z. Zt. wissenschaftlichen
Hülfsarbeiters am Museum, möglich geworden. Herrn Hara verdanke
ich auch die Lesung der japanischen und chinesischen Inschriften, deren
Uebertragungen ich in einer der ursprünglichen Versform möglichst
genäherten Fassung versucht habe. J
Sämmtliche abgebildeten Töpferarbeiten Kenzan’s gehören der Sammlung
des Museums, das die werthvollsten derselben aus Mitteln des der Anstalt
von Herrn H. D. Haustedt hinterlassenen Vermächtnisses hat anschaffen
können.
Die dem Texte eingedruckten Abbildungen von Werken des Meisters
beruhen auf Zeichnungen des Assistenten des Museums, Herrn Wilhelm
Weimar.
Die eingefügte Farbendrucktafel mit der Ahorndose ist von Fräulein
Henriette Hahn nach japanischem Verfahren von Holzplatten, die
Fräulein Hahn selbst geschnitten hat, mit dem Reiber gedruckt. Für die
Ansicht der Dose ist eine Darstellungsweise befolgt, wie sie bei der
Wiedergabe ähnlicher Gegenstände, u. A. der auf S. 80 nach Hoitsu
wiedergegebenen Dose früher in Japan üblich gewesen ist.
Kenzan. 83
Inhalt.
Seite
Europäische Stimmen über Kenzan ........... OR SA ARE 25
Japanische Stimmen über den Meister ...............22c..cceeeeeneo et
IKenzankunrdadien Cha) in..er „en nd ee ee leeres euere Telserenele 37
IKenzangals Maleruye.. 2. areas ee en een en ehet.e Srares ee a nen ED)
IKenzenfundadie, Dichtkunste.r. a ver era ereesn le dlersfefeler teens reed 50
IKtenzangalse Töpfern. ee entre eatete en ele ren Te 58
Artenndern@efässen.. wassesı Ssse ech seele ee ee ee in elereke ent 58
Keramısches'Krennerschalt........ "7-1: are ae ern e rkeent ste efel 60
Nachahnungenwders\Verkes Kenzanisı zer re en 61
DOHaCHIn re etareensere ee ee 1 oo 61
VERS Re AT N 62
IKENZan ES AIG ET EN 63
IMinnagKenyarı Sn er ee OR ee BE DI DEE RR 68
TE ya a ya Nele orte Sekret ekeleiet geregelte 64
IKlenzan-yakıa ee ee her yore re ereteie 66
KEN Zan KUT OR ER Eee ee 10
Irıya Kenzan, Imado-Kenzan.. cu... nenonneceecane re atele 73
SchulergdesW MeIStorS ee ee eier 76
Bezeichnungen der Werke Kenzan’s .............222222eeeeecennn DES HODELe 77
Schlussbetrachtumgent. re seee eee een neec ern ein erolelefaletele,aunialıle rin eleeie SR apa 81
Nachwort n...c...ue.. enter efetete er ereeletefefetetetelstereteloteletele 82
ea ee teeretelsberstebortetnlefarekarniegntaiszsinlersrereiete eretntelnfeteistete ietaieleie 83
EN
R LER et:
ber N ade:
j f u " EI
y RE
. Dr. Georg Pfeffer.
VII, Jahrgang.
Dr. W. Michaelsen, Die Lumbriciden Norddeutsch-
lands. 19 S.
Dr. W. Michaelsen, Beschreibung der von Herrn
Dr. Franz Stuhlmann im Mündungsgebiet
des Sambesi gesammelten Terricolen. Anhang:
1. Diagnosticierung einiger Terricolen aus San-
sibar und dem gegenüberliegenden Festlande,
2. Chylustaschen bei Eudriliden. 308, u. 4 Tafeln,
Dr. W. Michaelsen. Oligochaeten des Naturhisto-
rischen Museums in Hamburg. IIL 12 S,
Die Fauna der Insel Jeretik,
Port Wladimir, an der Murman-Küste. Nach den
VIII. Jahrgang.
Dr. Johannes Petersen. Beiträge zur Petrographie
von Sulphur Island, Peel Island, Hachijo und Mija-
keshima. 58 S. mit 4 Abbildg. im Text u. 2 Tat.
Prof. Dr. R. Sadebeck. Kritische Untersuchungen
über die durch Taphrina-Arten hervorgebrachten
Baumkrankheiten. 37 S. mit 5 Tafeln Abbildungen.
Dr. O0. Burchard. Beiträge und Berichtigungen zur
Laubmoosflora der Umgegend von Hamburg. 25 S.
Dr. €. Apstein, Kiel, Zool. Institut. Die Alciopiden
des Naturhistorischen Museums in Hamburg. 198,
mit ı Tafel,
Prof. Dr. K. Kraepelin. Revision der Skorpione,
1. Die Familie der Androctonidae, 144 S. mit 2 Taf.
Dr. F. W. Klatt. Die von Dr. Fr. Stuhlmann und
Dr. Fischer in Ostafrika gesammelten Compositen
und Irideen, 4 S,
IX, Jahrgang.
1889,
Samnilungen des Herrn Kapitän Horn. 1. Teil:
Die Reptilien, Amplıibien, Fische, Mollusken,
Brachiopoden, Krebse, Pantopoden und Echino-
dermen. Nebst einer anhänglichen Bemerkung
über die Insekten. 34 S.
Dr. Georg Pfeffer. Die Bezeichnungen für die höheren
systematischen Kategorien in der Zoologie. 105.
Dr. Georg Pfeffer. Die Windungsverhältnisse der
Schale von Planorbis. 168. und 1 Tafel.
Dr. Georg Pfeffer. Über einen Dimorphismus bei
den Weibchen der Portuniden. 8 S. und 2 Tafeln,
1890.
B. Walter. Eine charakteristische Absorptions-
erscheinung des Diamanten. 5 S. mit ı Tafel,
B. Walter. Ueber das «-Monobromnaphtalin. 28.
Dr. W. Michaelsen. Oligochaeten des Naturhisto-
rischen Museums in Hamburg. IV. 42 S, und
1 Tafel.
Dr. Johannes Petersen. Der Boninit von Peel Island,
Nachtrag zu den Beiträgen zur Petrographie von
Sulphur Island u,s.w. 98.
Dr. F, Wibel, Beiträge zur Geschichte, Etymologie
und Technik des Wismuths und der Wismuth-
Malerei, 258,
1891.
Erste Hälfte.
Dr. W. Michaelsen. Beschreibung der von Herrn
Dr. Fr, Stuhlmann aufSansibar und dem gegen-
überliegenden Festlande gesammelten Terricolen,
Anhang: J. Uebersicht über die Teleudrilinen, II.
Die Terricolen-Fauna Afrikas. 72 S. mit 4 Tafeln
Abbildungen.
Prof. Dr. Th. Noack in Braunschweig. Beiträge zur
Kenntniss der Säugethier-Fauna von Ostafrika, 88S.
mit 2 Tafeln Abbildungen.
Dr. Heinr. Lenz in Lübeck. Spinnen von Madagascar
und Nossibe. 22 S. mit 2 Tafeln Abbildungen,
Prof. Dr. A. Gerstäcker. Die von Herrn Dr. Fr.
Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Termiten,
Odonaten und Neuropteren. 9 8.
IX. Jahrgang.
Dr. Cäsar Schäffer. Die Collembolen von Süd-Geor-
gien nach der Ausbeute der deutschen Station
von 1832/83. 9 S. mit ı Tafel Abbildungen.
Prof. Dr. R. Sadebeck. Die tropischen Nutzpflanzen
Ostafrikas, ihre Anzucht und ihr ev. Plantagen-
betrieb, Eine orientirende Mittheilung über einige
Aufgaben und Arbeiten des Hamburgischen Bo-
tanischen Museums und Laboratoriums für Waaren-
kunde, 26 S,
€c. W. Lüders,
Abbildungen,
Dr. B. Walter. I. Ueber die lichtverzögernde Kraft
gelöster Salzmoleküle. II. Ein Verfahren zur ge-
nauerenBestimmung von Brechungsexponenten. 35 S.
Ueber Wurfwaften. 15 S, mit 15 Taf,
1891.
Zweite Hälfte.
Dr. G. Mielke. Anatomische und physiologische
Beobachtungen an den Blättern einiger Eucalyptus-
Arten. 275. mit ı Tafel Abbildungen.
Dr. W. Michaelsen. Beschreibung der von Herrn
Dr. Fr. Stuhlmann am Victoria Nyanza ge-
sammelten Terricolen. 14 S. mit ı Tafel Ab-
bildungen,
Dr. A. Gerstaecker. Bestimmung der von Herrn
Dr. Fr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten
Hemiptera. 168.
Dr. v. Linstow in Göttingen. Helminthen von Süd-
Georgien. Nach der Ausbeute der Deutschen
Station von 1832 — 1833, 1958. mit 3 Tafeln
Abbildungen.
X. Jahrgang.
Dr. W. Fischer in Bergedorf, Uebersicht der von
Herrn Dr. Fr. Stuhlmann auf Sansibar und
an der gegenüberliegenden Festlandsküste ge-
sammelten Gephyreen. 115. mit ı Tafel.
Dr. W. Michaelsen am Naturhistorischen Museum
zu Hamburg. Polychaeten von Ceylon. 23 S. mit
ı Tafel Abbildungen.
Dr. F. W. Klatt. Die von Frau Amalia Dietrich
für das frühere Museum Godefiroy in West-
Australien gesammelten Compositen, 3 S.
Dr. F. W. Klatt. Die von Herrn Dr. Fischer 1884
und Herrn Dr. Fr, Stuhlmann 1833/89 in Ostafrika
gesammelten Gräser. 4S.
Dr. F. W. Klatt. Die von Herrn E. Uhle in Estado
de Sta. Catharina (Brasilien) gesammelten Com-
positen, 58.
1892.
Erste Hälfte.
I. Mittheilungen aus dem botanischen Museum.
1. Dr. W. Fischer in Bergedorf. Weitere Beiträge zur
Anatomie und Histologie des Sipuneulus indieus
Peters. 125. mit 1 Tafel. x
2. F. Koenike in Bremen. Die von Herrn Dr. F.Stuhl-
mann in Ostafrika gesammelten Hydrachniden des
Hamburger Naturhistorischen Museums. 55 S. mit
3 Tafeln.
il. Beiheft in 4° mit einer Karte, 2 Textfiguren und 7 Tafeln: A. Voller,
3. Dr. Georg Pfeffer, Ostafrikanische Reptilien und
Amphibien, gesammelt von Herrn Dr. Fr. Stuhl-
mann im Jahre 1888 und 1889. 37 S. mit 2 Tafeln
Abbildungen.
4. Dr. Anton Reichenow. Die von Heırn Dr. Fr.
Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Vögel.
27 S.
Das Grundwasser in Hamburg. I. Heft,
X. Jahrgang. 1892.
Zweite Hälfte.
A. Mittheilungen aus dem botanischen Museum. 72. Er GR Kohl in Wien. Hymenopteren von
1. Prof. Dr. R. Sadebeck. Die parasitischen Exoaseeen. | 13 Su ee AL
' 3. Dr. Gustav Mayr. Formiciden von Herrn Dr. Fr,
Stuhlmann in Öst-Afrika gesammelt. 9-8.
Eine Monographie. 110 S. mit drei Doppel-Tafeln. 5
4. V. v. Röder, Hoym in Anhalt. Dipteren von Herm
5
Dr. €. Brick. Über Nectria einnabarina(Tode)Fr. 148.
3. Dr. F. W. Klatt. Berichtigungen zu einigen von
€. G. Pringle in Mexiko gesammelten Com-
positen. 4 S.
Do
Dr. Fr. Stuhlmann in Ost-Afrika gesammelt. 48,
. Dr. Arnold Pagenstecher in Wiesbaden. Lepidop-
teren, gesammelt in Ost-Afrika 1888/39 von Dr. Franz
Stuhlmann. 56 8,
BSH ellUn genFaus" dei, natimliletunlkonenBUBEIm: 6. Dr. Alexander Tornquist in Strassburg. Fragmente
1. Dr. Georg Pfefler. Ostafrikanische Fische, ge- | einer Oxfordfauna von Mtaru in Deutsch-Ostafrika,
sammelt von Herm Dr. F. Stnhlmann im Jahre nach dem von Dr. Stuhlmann gesammeltenMaterial,
1888 und 1889. 49 S. mit 3 Tafeln. 26 S. mit 3 Tafeln.
©. Prof. Dr. Adolf Wohlwill. Hamburg während der Pestjahre 1712—1714. 118 S.
XI. Jahrgang. 1893.
A. Dr. ‚7. 7. Reincke,. Die Cholera in Hamburg und Lucia Cozumalualpa (Guatemala) im Museum für
ihre Beziehungen zum Wasser. 102 Seiten mit Völkerkunde. 15 Seiten mit 4 Tafeln.
5 Abbildungen im Text und 7 Tafeln. y
er ee | ©. Mittheilung aus dem Chemischen Staats-Laboratorium,
B. Mittheilung aus dem Museum für Völkerkunde. | M. Dennstedt und €. Ahrens. Ueber das Hamburger
Hermann, Strebel. Die Stein-Sculpturen von Santa | Leuchtgas. 33 Seiten.
Hierzu 1) ein Beiheft in S° mit 3 Tafeln: K. Kraepelin. Revision der Seorpione, II. Scorpionidae und Bothriuridae;
2) ein Beiheft in 4° mit 3 Tafeln: A. Voller. Das Grundwasser in Hamburg. 2. Heft.
XI. Jahrgang. 1894.
A. Mittheilungen der Sternwarte. | den Eintritt hochgespannter Ströme in Schwach-
1. Prof. @. Rümker. Positionsbestimmungen von Nebel- strom-Leitungen, bei Berührung mit elektrischen
flecken und Sternhaufen. Ausgeführt auf der Ham- Strassenbahn-Leitungen. 12 Seiten.
burger Sternwarte in den Jahren 18711880. 62 8. | ©, Mittheilung aus dem Chemischen Staats-Laboratorium.
2. Dr. Carl Stechert. Bahnbestimmung des Planeten | a, Dennstedt & C. Ahrens. Wie ist das Verhält-
(258) Tyche. 41 Seiten. ' nis der Schwefligen zur Schwefelsäure in den
B. Mittheilungen aus dem Physikalischen | Verbrennungsprodueten des Leuchtgases? 11 Seiten
|
Staats-Laboratorium. DIR FaEE Sl:
m er a ER NE OR , D. Dr. Eimil Wohlwilt: Galilei betreffende Handschriften
instrumente durch elektrische Strassenbahnströme, | _ der Hamburger Stadtbibliothek. 77 Seiten.
und deren Verhütung. Mit einer Planskizze und | E.Dr. Karl Hagen. Holsteinische Hängegefässfunde
zwei Curventafeln. 13 Seiten. | der Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer zu Ham-
A. Voller. Versuche über die Schutzwirkung | burg. 15 Seiten nit 6 Abbildungen im Text und
von Holzleisten und Stanniol-Sicherungen gegen | 4 Tafeln.
Hierzu 1) ein Beiheft in 8°, enthaltend:
1. Dr. V. Vevra: Die von Herrn Dr. F. Stuhlmann gesammelten Süsswasser-Ostracoden
Zanzibar's. Mit 52 Abbildungen im Texte. 2. W. Bösenberg und Dr. H. Lenz: Ost-
afrikanische Spinnen, gesammelt von Heryn Dr. F. Stuhlmann in den Jahren 1888 und 1889.
Mit 2 Tafeln. 3. Prof. Dr. P. Kramer: Ueber zwei von Herrn Dr. F. Stuhlmann in
Ostafrika gesammelte Gamasiden. Mit 1 Tafel. 4. A. D. Michael: Ueber die auf Süd-
Georgien von der deutschen Station 15%2—1883 gesammelten Oribatiden. Mit 1 Abbildung im
Texte. 5. Prof. Dr. K. Kraepelin: Nachtrag zu Theil I der Revision der Scorpione. 6. Prof.
Dr. R. Latzel: Myriopoden aus der Umgebung Hamburgs. Mit 2 Abbildungen im Texte.
7. Prof. Dr. R. Latzel: Beiträge zur Kenntnis der Myriopodenfauna von Madeira, den
Selvages und den Canarischen Inseln. Mit 5 Abbildungen im Texte. 8. S. A. Poppe und
A. Mraäzek.: Entomostraken des Naturhistorischen Museums in Hamburg: 1. Die von Herrn
Dr. F. Stuhlmann auf Zanzibar und dem gegenüberliegenden Festlande gesammelten Süss-
wasser-Copepoden. Mit 2 Tafeln. 2. Entomostraken von Süd-Georgien. Mit 1 Tafel.
ER en Herrn Dr. H. Driesch auf Ceylon gesammelten Süsswasser- Entomostraken.
Mit afel.
2) ein Beiheft in 4° mit 9 Tafeln: A. Voller. Das Grundwasser in Hamburg. 3. Heft.
XIII. Jahrgang. 1895.
A. Prof. Dr. Adolf Wohlwill: Zur Geschichte des | C. Mittheilung aus dem Physikalischen Staats-
Gottorper Vergleichs vom 27. Mai 1768. 42 Seiten. | Laboratorium.
B. Mittheilung aus dem Museum für Kunst und Gewerbe. A. Voller. Mittheilungen über einige im Physikal.
Dr. Justus Brinekmann. Beiträge zur Geschichte Staats-Laboratorium ausgeführte Versuche mit
der Töpferkunst in Deutschland (1. Königsberg in | Röntgenstrahlen. 17 Seiten mit 7 Tafeln.
Preussen, 2. Durlach in Baden). 35 Seiten. |
Hierzu 1) ein Beiheft in 8°, enthaltend:
1. Prof. Dr. €, Chun: Beiträge zur Kenntniss ostafrikanischer Medusen und Siphonophoren
nach den Sammlungen Dr. Stuhlmanns. Mit 3 Abbildungen im Texte und 1 Tafel.
2. Dr. Graf Altems: Beschreibung der von Dr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten
Myriopoden. Mit 1 Tafel. Dr. @. Pfeffer: Ostafrikanische Echiniden, Asteriden und
Ophiuriden, gesammelt von Herrn Dr. F. Stuhlmann im Jahre 1888 und 1859. Prof. Dr.
K. Lampert: Die von Dr. Stuhlmann in den Jahren 1883 und 1889 an der Ostküste Afrikas
gesammelten Holothurien. Mit 4 Abbildungen im Texte, Dr. de Man: Ueber neue und
wenig bekannte Brachyuren des Hamburger und Pariser Museums. Mit 3 Tafeln. Prof. Dr.
K. Kraepelin: Neue und wenig bekannte Seorpione. Mit 1 Tafel. Dr. €. Schäffer: Die
Gollembola der Umgebung von Hamburg und benachbarter Gebiete. Mit 4 Tafeln. Prof. Dr,
K. Kraepelin: Phalangiden aus der Umgebung Hamburgs. B
2) ein Beiheft in 4% mit 6 Tafeln: A. Voller. Das Grundwasser in Hamburg: 4. Heft.
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Gedruckt bei Lütckg & ‚Wulff, E. H. Senats Buchdruckern.
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