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P8
* fr
JAHRBUCH
DER
PRAKTISCHEN MEDIZIN.
EfilTISGHEB JAHBESBEBICHT
FÜB DIE FOBTBILDTJNG DEB PBAKTISCHEN ÄBZTE.
UNTER MITWIRKUNG VON
Prof. Dr. Gramer in Oötüngen, Prof. Dr. A. Dennig In Stnttgurt, Oeh. Medlzbulrat Prof.
Dr. F ür bringer In Berlin, Prof. Dr. GUx In Abbasla, Prof. Dr.E. arawitz In Oharlotten-
borg. Medizlnalrat Prof. Dr. anmpreoht In Weimar, Prof. Dr. Hei na In Erlangen, Prof.
Dr. W. HIB in Baiel, Prof. Dr. HochhauB in Köln, Geh. Medislnalrat Prof. Dr. Hoffa in
Berlin, Prof. Dr. Horstmann In Berlin, Prof. Dr. Hneppe in Prag, Prof. Dr. Jadaasohn
in Bern, Prot Dr. A. Jnraaa in Heidelberg, Privatdosent Dr. Klein in Straßbnrg i. E., Prof.
Dr. Lorenz in Graz, Privatdozent Dr. H. Nenmann in Berlin, Prof. Dr. Redlich in Wien,
Prof. Dr. Bibbert in Göttingen, Geh« Sanitfttarat Dr. Sohwabaoh in Berlin, Prof. Dr.
H. Yierordt in Tübingen, Privatdozent Dr. Wagner in Leipzig, Prof. Dr. ZIemke in Halle
HERAUSGEGEBEN VON
Prof. Br. J. SCHWALBE
IN BERLIN.
Jahrgang 1904.
wm^
STUTTGART.
VERLAG VON FERDINAND ENEE.
1904.
Druck der Union Dentsohe YerlagsgesellBchaft in Stnttgart.
Vorwort.
Durch die dankenswerte Unterstützung meiner Mitarbeiter
bin ich in den Stand gesetzt, den diesjährigen Band recht früh-
zeitig herauszugeben.
Die Form der Berichterstattung ist die alte geblieben.
Das Referat über die Krankheiten der Ereislaufsorgane hat
diesmal Herr Prof. Dr. Denn ig in Stuttgart, das Referat über
die Krankheiten der Yerdauungsorgane Herr Prof. Dr. Lorenz,
Direktor der medizinischen Klinik in Gfraz, erstattet.
Berlin, den 80. April 1904.
Julius Schwalbe.
//
Inhalt.
Seite
I« ülremeine Patliologie undpatliologiselie Anatomie (ein-
seUlefiL Bakteriologie), von Prof. Dr. Hngo Bibbert,
Direktor des pathologisch-anatomischen Institats in GOttingen 1—19
Bakteriologie. Tierische Parasiten 1—8
AUffemeine Pathologie 8—18
Paüiologische Anatomie der einzelnen Organ-
Systeme 14—17
Literatur 17—19
n. Allgemeine Tkerapie 20—118
1, Pharmakotherapie. Von Prof. Dr. R. Heinz in Er-
langen 20—51
Literatur 48—51
2, Diätetik, Von Med.-Bat Prof. Dr. F. Gumprecht in
Weimar 52—56
Allgemeines 52—54
Einzelne Nahrungsmittel und Nahrungsformen . 54—56
Literatur 56
3, Klifnatotherapie, Pneumatoiherapief Hudrotherapie, Bah
neoiherapie. Von k. k. Reg.-Rat Prof. Dr. J. Glax in
Abbazia 57-74
Klimatotherapie 57—61
Pneumatotherapie 61—62
Hydrotherapie 62—65
Balneotherapie 65—70
Literatur 70—74
4, Orthopädie, Kineaiotherapie, Von Geh. Medizinalrat
Prof. Dr. A. Hoffa in Berlin 75—102
Allgemeines 75—86
Spezielle Orthopädie 86—96
Literatur 96—102
5, Krankenpflege. Von Med.-Bat Prof. Dr. Gumprecht
in Weimar 108—118
Allgemeines 108—106
Apparate und Verfahren 107—111
Tnmsport und Lagerung 111—112
Literatur 112—118
VI Inhalt
Seite
III« Speslelle Pathologie und Therapie 114-~465
1, Innere Medizin 114-305
a) Krankheiten des NervenaystemB. Von Prof.
Dr. B. Redlich in Wien 114—187
AllgemeineB 114—116
Gehirn 116—122
Rackenmark 122—128
Peripherische Nerven 128—129
Neurosen 129—184
Literatur 184—187
b) Psychiatrie. Von Prof. Dr. A. Gramer, Direktor
der psychiatrischen Klinik und Poliklinik fOr psy-
chisdie und Nervenkranke in Oöttmgen .... 188—151
Literatur 149—151
c) Krankheiten der Atmungsorgane. Von Prof.
Dr. Hochhaus, Oberant an den städtischen Kranken-
anstalten in Köln 152—178
Literatur 175—178
d) Krankheiten derKreislaufsorgane. Von Prof.
Dr. A. Dennig in Stuttgart 179—198
Herz und Herzbeutel 179—191
GeÄße 191—194
Literatur 194—198
e) Krankheiten der Verdauungsorgane. Von
Prof. Dr. Lorenz, Vorstand der medizinischen
Klinik in Graz 199—242
Oesophagus 199—202
Magen 202—215
Darm 215—224
Peritoneum 224—225
Leber 225—281
Pankreas 281—238
Literatur 233—242
f) Krankheiten der Harnorgane. Von Geh. Med.-
Rat Prof. Dr. Ffirbringer und Dr. H. Stettiner
in Berlin 248—265
Nierenkrankheiten 243—259
Krankheiten der unteren Hamwege 259—260
Literatur 260—265
g) Akute allgemeine Infektionskrankheiten
und Zoonosen. Von o. Honorarprofessor Dr. H e r-
mann Yierordt in T&bingen 266—281
Lifektionskrankheiten 266—278
Zoonosen 278—279
Literatur 279—281
Inhalt vn
Seite
h) Stoffwechselkrankheiten. Von Prof. Dr. Wil-
helm Eis, Direktor der medizinischen Klinik in
Basel, nnd Dr. Falta, Assistenten der Klinik . . 282—295
Fettsucht 282
Diabete 282—291
Diabetes insipidns 292
Gicht 292—294
Literatur 294—295
i) Krankheiten des Blutes. Von Prof. Dr. E. Gra-
witz» dirig. Arzt der inneren Abteilung des Neuen
städtischen Krankenhauses in Gharlottenburg . . 296—805
Literatur 805
2. Chirurgie (einschließl. der Unfalls- und Kriegschirurgie).
Von Dr. Paul Wagner, Pri^atdozent an der ümver^
sit&t Leipzig 806—887
Allgemeine Chirurgie 806—815
Spezielle Chirurgie 815—881
Kopf 815—817
Brust 817—819
Bauch 819—828
Extremitäten 828—881
Literatur 881—887
3. OeburUhüfe und Gynäkologie. Von Privatdozent Dr.
J. Klein, Lehrer an der Hebammenschule in Straß-
turg i. E 888—875
Geburtshilfe 888—851
Allgemeines 888—889
Schwangerschaft 840—348
Geburt 843—348
Wochenbett 848—850
Neugeborene 850—851
Gynäkologie 851—361
Allgemeine Pathologie und Therapie .... 851—854
Aeußere Geschlechtsorgane 354
Scheide 854—855
Mutterhals 855
Gebärmutter 855—859
Eierstock 859—860
Tube 860
Bauchfell, Bauchwand, Beckenbindegewebe . . 860—861
Hamwege 861
Literatur 861—875
4. Augenkrankheiten. Von Prof. Dr. Horstmann in
Berlin 876—892
Literatur 890 — 892
6. Ohrenkrankheiten. Von Geh. 8an.-Rat Dr. Schwab ach
in Berlin 893—408
Literatur 401—408
r
VTTT Inhalt
Seite
6. KramkhmUn der Nai€, de$ Natmtra^imnamHea , de$
Mundes, des Backens, des KMkapfes und der Luß-
rgkre. Von Ftof. Dr. A. JurftSE in Heidelberg . . 404—415
AUgemeinee 404—406
Naae und Nasenradienraiim 407—409
Mund und Radien 409—410
Kehlkopf und LnftrShre 410—414
Literatur 414—415
7. Haut- und venerische Krankheiten. Von Prof. Dr. Jadaa-
Bohn, Direktor der Klinik ffjac Haut- und venerische
Krankheiten in Bern 416—447
Hautkrankheiten 416—426
Venerische Krankheiten 426—441
Prophylaxe 426-427
Gonorrhoe 427—481
Syphilis 431—441
Ulcus moUe 441
Literatur 441—447
8. Kinderkrankheiten. Von Privatdoient Dr. H. Neu-
mann in Berlin 448—465
Physioloffie 448—458
Künstliche Ernfthrni^ . . . . 453—456
Krankheiten der Neugeborenen 456 — 457
YerdauunrntOrun^en 457
LifektionsKnmkheiten 457—460
Nervenkrankheiten 460—462
Nierenkrankheiten 462-468
Konstitutionelle Krankheiten 468—464
Syphilis 464
Literatur 464—465
IT. AentUehe SaehvenUndlgeiitttigkeit. Von Prof. Dr.
Ernst Ziemke in Halle a. 8 466—499
Literatur 496—499
y. OeffentllelieB Sanitiisiresen. Von Prof. Dr. F. Hneppe,
Direktor des Hygienischen Instituts in Prag 500 — 523
Boden und Wasser 500—506
Luft und Klima 506—509
Em&hrung 509—513
Heilung, Ventilation, Beleuchtung 513 — 515
Infektionskrankheiten 515 — 520
Literatur 520—523
Register 524-582
Allgemeine Pathologie und patMogische Anatomie
(einschließlich Bakteriologie).
Yen Prof. Dr. Hugo Bibbert^ Direktor des pathologisch-anatomischen
Instituts in Göttingen.
Ueber das Vorkommen von Bakterien im normalen Körper
liegen dieses Mal bemerkenswerte Untersuchungen nicht vor. Für
die Ausscheidung durch die Nieren ist dagegen die Unter-
suchung von W. Nötzel von Interesse. Er fand, daß die Bakterien
in der ersten Zeit nach der Einverleibung im Harn nicht zu finden
sind, daß sie also durch die unverletzte Niere nicht hindurchgehen.
— Für die Biologie der Bakterien sind die von G. W. Chlopin
und G. T am man angestellten Versuche von Interesse, aus denen
hervorgeht, daß man virulente Bakterien durch hohen konstanten
Druck (2000—3000 kg) lähmen und in ihrer Virulenz herabsetzen
kann. Die so erzielte Abschwächung könne vielleicht zu Schutz-
impfungen verwendet werden. Erwähnung verdient femer eine Be-
obachtung von B. Kraus, derzufolge Bakterien, in seinem Falle
ein dem Cholerabazillus ähnlicher Vibrio, Gifte bilden können, welche
Tiere nach Art des Schlangengiftes in lO—SO Minuten zu töten ver-
mögen. — Die Verhältnisse der tierischen Disposition erfahren
eine Ergänzung durch die folgenden Beobachtungen. Bossi prüfte
die Empfänglichkeit trächtiger Tiere und fand, daß im Beginn
der Schwangerschaft eine Verschiedenheit gegenüber der Norm nicht
hervortritt, daß aber mit der Dauer der Trächtigkeit die Disposition
erheblich ansteigt. An akuten Infektionen gingen viel mehr trächtige
als normale Tiere zu Grunde. Auch Hunger ändert, wie F. Th. Müller
fand, das Verhalten der infizierten Tiere. Die Produktion von Ag-
glutininen wird dadurch wesentlich modifiziert. Bei einigen Bakterien-
arten tritt eine Erhöhung, bei anderen eine Erniedrigung der Ag-
glutininproduktion ein. — Die Agglutinine waren auch sonst viel-
fach Gegenstand der Forschung. So fand Stäuble, daß die durch
Typhusbazillen erzeugten Agglutinine bei der Laktation in erheblicher,
Jahrbach der praktischen Medizin. 1904. 1
Ausscheidung
der
Bakterien
durch die
Nieren.
Biologie der
Bakterien.
Disposition.
Agglutina-
tion.
Ribbert.
tiOB.
Immaxiität.
nach der Geburt in einer den Semmgehalt übersteigenden Menge in
die Milch übergehen. Dagegen traten sie nicht oder nur in ver-
schwindend geringer Menge im Harn, in der Gfalle nnd im Speichel
aof. Gantani allerdings sah die GkJle mit einem spezifisch ag-
glutinierenden Vermögen ausgestattet. Aber es war schwächer als
das des Serums. P. Moser und G. v. Pirquet konnten agglu-
tinierende Fähigkeiten des Serums bei Tieren nachweisen, die mit
längere Zeit auf kunstlichem Nährboden gezüchteten Streptokokken
infiziert worden waren. Die Kokken wurden makroskopisch und
mikroskopisch gleich deutlieh agglutiniert. Auch J. dePiassetzks
gewann ein agglutinierendes Antistreptokokkenserum, welches außer-
dem in vitro bakterizid und im Tiere heilend wirkte. Immunisierang
gegen eine Streptokokkenart schützte immer nur gegen diese eine,
nicht gegen andere Arten, Immunisierung gegen mehrere Spezies
erzielte dagegen ein gegen viele andere schützendes, polyvalentes
Serum. Im Anschluß an diese Versuche machte Tavel Mitteilung
über therapeutische Ergebnisse. Er sah bei Benutzung von poly-
valentem S^rum sehr gute Erfolge bei verschiedenartigen, auch
menschlichen Streptokokkeninjektionen. Bemerkenswert war es, daß
die agglutinierende, die bakterizide Wirkung in vitro und die heilen-
den Fähigkeiten des Serums parallel gingen. In den meisten anderen
Fällen zeigen bekanntlich die bakteriziden und die schützenden Eigen-
schaften des Serums keine engeren Beziehungen. Bail und Petters-
son meinten, dies läge daran, daß die im Serum befindlichen Immun-
körper an die Gewebszellen gebunden würden, also nicht vermittels
des Komplementes zur Geltung gelangen können, üebrigens leidet
durch Infektionen und andere Abnormitäten des Körpers auch die
bakterizide £[raft des Serums in vitro. E. Löwenstein sah, daß
die Bakterizidie des menschlichen Serums gegen Typhus-, Gholera-
und Milzbrandbazillen verloren geht. Diabetiker büßen die bakteri-
ziden Eigenschaften auf Milzbrandbazillen ein.
Zur Immunitätstheorie Ehrlichs sind viele Untersuchun-
gen aufgestellt worden, die dem weiteren Ausbau der Lehre gewidmet
waren. Sie gehen aber so sehr ins einzelne und betrefiPen so kom-
plizierte Verhältnisse, daß ein Eingehen auf sie im Bahmen dieses
Beferates nicht möglich und insofern nicht notwendig ist, als klar
zu umgrenzende, bestimmte Resultate nicht zu verzeichnen sind.
Ehrlich selbst hat seine Anschauungen in einer lebhaften, inter-
essanten Diskussion mit Grub er, der ihn angegriffen hatte, ver-
teidigt und ausgebaut.
Eine außerordentlich vielseitige Bearbeitung fand die Tuber-
AUgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 3
kulose. Bei einer Schildkröte beobachtete P. Friedmann einen Tuberkulose
Bazillus, der sich in der bei 87^ gewachsenen Kultur von dem ^Bazüj^n*'
menschlichen Bazillus nicht unterscheidet, der aber bei Meerschwein-
chen nur in sehr großen Dosen tödlich wirkt, sonst nur lokale, aus-
heilende Prozesse hervorruft. Bei der Schildkröte bewirkt er da-
gegen stets eine Miliartuberkulose. H. Herzog untersuchte das
Verhalten der Säugetiertuberkulose im Kaltblüter und sah nach
einmaligem Durchgang eine Abschwächung, nach mehrmaligem eine
solche Virulenzverminderung, daß Meerschweinchen nicht mehr in-
fiziert werden konnten. Ve sz pr 6 mi konstatierte, daß die von
verschiedenen Personen stammenden Bazillen deutliche Virulenz-
unterschiede zeigten, die also bei Versuchen berücksichtigt werden
müssen. Im Oegensatz dazu stellten E. Krompecher und
K. Zimmermann fest, daß die Bazillen chirurgischer Prozesse
und die der Lungentuberkulose ungefähr gleich virulent sind und
daß die Unterschiede im Verlauf von der Disposition der Organe
abhängen. Für die Wirkungsweise der Bazillen sind Ergebnisse
von Interesse, die Armand Delille mit Injektion der toxischen
Extrakte der Bazillen in die Meningen gewann. Es entstanden
ganz ähnliche Prozesse wie nach Injektion der Bazillen. In der
Gehimsubstanz selbst aber traten nur Degenerationen und Er-
weichungen ein. — Für die Eingangspforten der tuberkulösen Infektions-
Infektion ist eine Arbeit Seiges von Bedeutung. Es gelang ihm m^v^^'v J**^
im Gegensatz zu Friedmann nicht, durch Injektion von Bazillen
in die Vagina frischbegatteter Kaninchen eine Tuberkulose der Em-
bryonen zu erzielen. Bei Tieren, die zunächst nicht trächtig wurden,
entstand Genitaltuberkulose; als von ihnen später eines konzipierte,
blieben die Embryonen gesund. Weleminsky konnte durch Ver-
fiitterung von Bazillen bei Meerschweinchen und Kaninchen und
zwar vom Munde oder Darm aus Infektion erzielen. Dabei er-
krankten oft die Lungen, ohne daß die Eingangspforten Veränderun-
gen zeigten. Nebelthau brachte Tuberkelbazillen durch Laparo-
tomie in den Darm imd sah bei Hunden im Anschluß daran Tuber-
kulose des Mesenteriums und des Peritoneums eintreten, üeber die
Ausbreitung der Genitaltuberkulose experimentierten Baum garten
und Kraemer. Die Tuberkulose des Hodens greift danach all-
mählich nach oben auf Samenblasen etc. über. Dagegen wird nie-
mals der umgekehrte Weg eingeschlagen. Der Prozeß folgt also
dem Verlauf der Lymphbahnen. Für die Infektion beim Menschen
ist die Untersuchung von Ito wichtig. Er fand die lymphatischen
Apparate des Rachens niemals primär erkrankt, dagegen in einer
4 Ribbert
Beihe von Fällen sekundär afiliziert. Von besonderer Bedentung ist
Bindel^ mit Rücksicht auf die Frage der Eindertuberkulose die Ueber-
tuberkuiose. tragung durch den Darmkanal. Koch stellte bekanntlich die
Fütterungstuberkulose beim Menschen in Abrede. In der Tat ist
eine Infektion vom Darm aus nur selten sicher nachgewiesen ^w^orden.
Heller aber vermochte unter 76 Kindern ca. 21 ^/o primäre Darm-
tuberkulöse aufzufinden, v. Hansemann dagegen betonte die Selten-
heit dieser AfFektion. Er fand sie nur bei Greisen und sonst dis-
ponierten Individuen. Sie heilt aber frühzeitig aus. Jedenfalls steht
das Vorkommen primärer intestinaler Tuberkulose nicht im Ver-
hältnis zu der Häufigkeit der Gegenwart von Tuberkelbazillen in
der Kuhmilch. Nach Beobachtungen von L. Babinowitsch kann
die Milch auch solcher Kühe bazillenhaltig sein, die noch keine
klinisch nachweisbare Erkrankung haben und nur durch die Taber-
kulinreaktion als tuberkulös erkannt werden können.
Mit der Identität oder Verschiedenheit der Binder-
und Menschenbazillen beschäftigten sich viele Arbeiten.
P. Boemer stellte eine Skala der Empfänglichkeit bei Tieren auf.
Am wenigsten disponiert ist das Bind. Daher die Schwierigkeit
seiner Infektion durch menschliche Bazülen, die im übrigen nur in-
sofern von denen des Bindes verschieden sind, als beide sich durch
Anpassung an den verschiedenen Organismus modifiziert haben.
V. Behring sprach sich ebenfalls ia diesem Sinne aus und betonte
demgemäß die Möglichkeit und Häufigkeit einer Fütterungstuber-
kulose, die nach seiner Meinung hauptsächlich bei Säuglingen zu
Stande kommt, deren Schleimhaut besonders leicht für die Bazillen
passierbar ist. Disse hat dafür einige Befunde an den Epithelien
bei Neugeborenen verantwortlich gemacht. Im Sinne der Identität
der Bazillen sind denn auch viele Experimente zu deuten. Troje
sah nach Hautimpfung mit Binderbazillen beim Menschen lokale und
Lymphdrüsentuberkulose entstehen. Schottelius beobachtete Fütte-
rungstuberkulose bei Bindern, die längere Zeit größere Mengen eines
Phthisikersputums dem Futter beigemengt erhielten. G. Dean konnte
Kälber und Schweine erfolgreich infizieren und meint, die negativen
Besultate Kochs beruhten darauf, daß dieser nicht wie er Sputum,
sondern Kulturen benutzt habe. Orth hat über die im vergangenen
Jahre bereits erwähnten Versuche in weiterem Zusammenhang be-
richtet. Bazillen aus Kinderdärmeu lassen sich auf Binder mit
positivem Besultat übertragen. Der Einwand, daß es sich, wie
Kos sei gemeint hat, um Bazillen gehandelt habe, die ursprünglich
vom Binde stammten, ist insofern nicht durchschlagend, als dann
\i
l i-
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 5
er:: ja die Uebertragung yom Rinde auf den Menschen bewiesen ist.
i " Das gilt auch für die Versuche Kessels, der unter 39 Versuchen
i: 4mal positive Fätterungstuberkulose erzielte. Macfadyen konnte
r '. Affen mit Binder- und mit Menschentuberkulose infizieren. Im ersteren
c7 Falle war der Darm intakt, im letzteren aber mit Tuberkeln ver-
sehen. In beiden Fällen bestand AUgemeininfektion. J. de Haan
machte javanische Binder mit menschlichem Materiale tuberkulös.
Auch bei fehlender Darmerkrankung trat Lungentuberkulose auf.
Dessy sah Binder nach intravenöser Infektion und nach Fütterung
tuberkulös werden. Die Binderrassen sind aber verschieden emp-
]!:: fänglich. — Ueber die von v. Behring inaugurierte Immunisie-
rung der Binder gegen Tuberkulose (s. voriges Jahrbuch) machte
auch Neufeld auf analoge Weise erzielte positive Mitteilungen und
I: y. Behring selbst verbreitete sich über die Frage noch mehrfach
eingehend. Er ist der Meinung, daß es auch gelingen wird, eine
]]:> antitoxische Behandlung zu erzielen und hoff%, diese schon bei Säug-
^:i lingen mit der Milch immunisierter Kühe durchfuhren zu können.
j>i: Die Möglichkeit jener Immunisierung wurde auch von Pearson
:^v und Gilliland sowie von Thomassen dargetan. Friedmann
endlich gelang es, Meerschweinchen durch Vorbehandlung mit Schild-
[- krötenbazillen so zu immunisieren, daß sie für die menschlichen
Bazillen unempfänglich wurden.
Aus dem Gebiete der septischen Erkrankungen verdienen Sepsis.
V- Untersuchungen über die Gasgangrän Erwähnung. Dansauer kam
zu dem Schluß, daß Bacterium coli auch im nicht diabetischen Körper
diese Veränderung zu erzeugen vermag, daß es aber dabei nicht als
selbständiger Erreger in Betracht kommt, sondern in seiner Wirkung
von anderen Organismen oder von Traumen oder Stoffwechselkrank- ^
heiten abhängig ist. Ghon und Sachs fanden in einem Fall jener
Gangrän ein dem Bazillus des malignen Oedems ähnliches Stäbchen,
w^elches bei Kaninchen Schaumorgane erzeugte. Chiari sah 4mal
Oaszysten im Gehirn, betrachtet sie freilich als postmortale Produkte,
aber hervorgerufen durch intravital eingedrungene, gasbildende Ba-
zillen, die einmal von einer Gasgangrän des Uterus herstammten.
Die toxische Wirkung der Typhusbazillen erfuhr eine Auf- Typhus,
klärung durch Macfadyen und Bowland, die aus dem Leibe der
Bazillen ein ausgesprochen gifkiges Produkt gewinnen konnten,
-welches bei Pferden ein bakterizides und ein antitozisches Serum
erzeugte und welches sich in diesem Sinne vielleicht auch besonders
gut zur Herstellung praktisch verwertbarer Sera eignet.
Die Verbreitungsweise der Pneumoniekokken im Körper
•j
6
Ribbert.
Pnenmonie.
Milzbrand.
Diphtherie.
Aktinomykose
studierte 0. Wandel. Er schloß, daß die Kokken, die von der
Lunge aus in die bronchialen Lymphdrüsen gelangen, von hier aus
in das Blut kommen können und, weil sie so zunächst in das rechte
Herz fließen, besonders oft hier eine Endokarditis hervorrufen.
Auf den Milzbrand bezog sich eine Mitteilung Bis eis. Er
sah einen Fall von diffuser hämorrhagischer Leptomeningitis, die von
«inem Eindringen der Bazillen aus der selbst wenig erkrankten Nase
durch die Lymphscheiden des Olfaktorius abgeleitet wurde, und
einen Fall von Lungenmilzbrand durch Lihalation des Staubes von
Drogen, die in Tierhäute verpackt gewesen waren, die aus Argen-
tinien stammten. Die Art der kutanen Milzbrandinjektion studierte
A. Treutlein. Er fand, daß die Bazillen beim Einreiben in die
intakte Kaninchenhaut durch die Haarbälge in die Haut eindringen
und daß sie dann von hier aus in die Blutgefiiße gelangen können.
Bei dem Menschen wird der gleiche Weg in den Fällen beschritten,
in denen milzbrandhaltige Teile, z. B. Tierfelle, an der Haut gerieben
werden. Es kommt aber bei ihm nicht so oft wie bei dem Kanin-
chen zu einer Allgemeininfektion. Möglich ist aber eine solche üeber-
tragung, weil die Sporen sich auch unter ungünstigen Verhältnissen
sehr lange lebend erhalten. Aber auch die Bazillen sind, wie Bongert
zeigte, sehr widerstandsfähig. In eingetrocknetem Blut waren sie
noch nach 50 Tagen lebend.
Ueber die Variabilität der Diphtheriebazillen arbeiteten
B. Schick und H. Ersettig. Sie wendeten sich gegen Zupnik,
der bei Diphtherie zwei Stäbchen züchtete und diesen Beftmd gegen
die Spezifizität des Löffl ersehen Bazillus verwertete. Sie eruierten,
daß in der Tat zwei in ihrem Wachstum verschiedene Formen ge-
wonnen werden können, daß sich diese aber ineinander überfuhren
lassen. Sie sind also biologisch identisch, sie produzieren dieselben
Gifte imd verhalten sich auch bei der Agglutination völlig gleich.
Auf die Morphologie des Diphtheriebazillus bezieht sich eine Unter-
suchung von A. Abbo.tt und N. Gildersleeve. Sie fanden, daß
die oft betonte Fähigkeit, in verzweigten Fäden zu wachsen, sich
unter ungünstigen Existenzbedingungen geltend macht und daß des-
halb aus ihr nicht auf eine Verwandtschaft des Bazillus mit den
Fadenpilzen geschlossen werden darf.
Der Aktinomyzespilz wurde von V. E. Mertens auf die
Kolbenbildung untersucht. Er hielt diesen Vorgang wie Bostroem
für einen degenerativen, dessen Zustandekommen noch unklar ist.
Demgegenüber glaubte K. Doepke schließen zu sollen, daß es sich
nicht um Degeneration handelt und zwar unter anderem deshalb.
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie.
Ruhr.
weil die Kolben schon in jungen Kulturen auftraten. Er konnte
den Pilz in zwei Fällen von Mundaktinomykose aus hohlen Zähnen
herauszüchten. Kasuistische Mitteilungen über Aktinomykose machten
Kashiwanura und A. Fütterer. Ersterer beschrieb 4 Fälle von
primärer Lungenerkrankung, letzterer einen ebensolchen mit üeber-
greifen auf das Herz. Ceni und C. Besta machten Mitteilung über
die Wirkungsweise der pathogenen Schimmelpilze. Auch diese Schimmelpilze.
Mikroorganismen erzeugen Toxine, die durch Alkohol oder Aether
extrahiert werden können, aber nur in den Sporen sitzen und be-
sonders auf Nerven und Muskulatur wirken.
In einer Epidemie von Buhr fand S. Jürgens nicht den von
Kruse nachgewiesenen, sondern einen anderen auch nach der Serum-
probe von ihm verschiedenen Bazillus. Er meint daher, es gebe
neben der Amöben- und der Kruse sehen Dysenterie noch andere
Formen. Die Ruhr sei also ätiologisch nicht einheitlich, üebrigens
nimmt Kruse an, daß es auch Erkrankungen gebe, die durch Pseudo-
dysenteriebazillen verursacht würden. Für die Bedeutung der Amö-
ben bei den mit ihnen versehenen Dysenterien ist Groß eingetreten.
Ihr Vorkommen sei konstant, sie verschwänden bei der Heilung,
die Entzündung und Nekrose, auch im Tierversuch, die Eiterung
in den Follikeln beweise ihre krankmachende Fähigkeit.
Bei den Protozoen sei nun auch in Kürze der Gebilde gedacht,
die Negri bei der Hundswut im Gehirn aufgefunden zu haben glaubt
und für die Erreger der Erkrankung hält. Es sollen die „Negri-
schen Körperchen^' Protozoen sein. Dagegen hat Schröder geltend
gemacht, daß die Giftigkeit des Wutgifbes auch nach Filtration durch
feinste Filter, durch welche Protozoen zweifellos zurückgehalten
würden, bestehen bliebe. Aber Celli und Blasi meinten, daß im
Protozoenzyklus auch die feinsten durch die Filter hindurchgehenden
Gebilde vorkommen könnten. Sie geben an, daß sie in dem Gehirn
eines mit dem Filtrat infizierten Hundes die Körperchen Negris
gefunden hätten. Weiterhin haben E. Bertarelli und G. Volpino
in einem Falle von menschlicher Wut zumal in den Purkinj eschen
Zellen des Kleinhirns die Gebilde in mäßiger Menge aufgefunden.
Sie lassen aber die ätiologische Bedeutung dahingestellt.
Mit besserer Begründung hat Castellani für die Schlaf-
krankheit der Neger ein Protozoon in Anspruch genommen, das
er als Trypanosoma bezeichnet. Es ist ein wurmformiges Lebe-
wesen mit einer Geißel und wurde von Castellani in der mittels
Lumbalpunktion gewonnenen Zerebrospinalflüssigkeit nachgewiesen,
kommt aber auch im Blute vor« Ueber die ätiologische Bedeutung
Rabies.
Schlaf-
krankheit.
8
Bibbert.
der Trypanosomen im allgemeinen verbreiteten sich L. Babino-
witsch und W. Kempner.
Parameciam. Weiterhin liegen mehrere Arbeiten über das Balantidium
(Parameciam) coli vor. Klimenko fand bei einem Individuimif
welches an Enteritis gestorben war, in geschwürigen Prozessen des
Dickdarms zahlreiche Balantidien, die in sämtlichen Darmwand-
schichten vorhanden und auch in Blut- und Lymphgefäße eingedrungen
waren. Woit sah ebenfalls Geschwüre im Dickdarm, zumal in der
Flexura lienalis, oder wenigstens (in einem anderen Falle) deutliche
entzündhche Veränderungen.
Aus dem Gebiete der allgemeinen Pathologie heben wir
zunächst eine Arbeit von L. Gutschy heraus, der die Kenntnis
ThromboBe. der Thrombose wesentlich förderte. Er stellte fest, daß die erste
Erscheinung in allen Fällen die Bildung einer hyalinen Fibrinmembran
ist, an der die körperlichen Elemente sich anheften, lieber die da-
bei beteiligten Blutplättchen ist wieder viel gearbeitet worden,
ohne daß deshalb ihre Genese befriedigend aufgeklärt worden wäre.
Puchberger konnte an ihnen mit Brillantkresylblau zwei Sub-
stanzen nachweisen, doch hält er die innere nicht für einen Kern.
Da die roten Blutkörperchen sich nicht flürbten, ist ihm die Ab-
stammung der Plättchen von ihnen unwahrscheinlich. P. Schneider
andererseits trat wieder f&r diese Ableitung ein.
LipÄmie. Ueber die Lipämie bei Diabetes machte B. Fischer inter-
essante Mitteilungen. Er beobachtete einen außerordentlich hoch-
gradigen Fall und führte das Verhandensein des Fettes im Blute
für alle Fälle auf eine Schädigung der lipolytischen Kraft des Blutes
zurück. Diese Schädigung kann beruhen auf einer Säureüberladung
des Blutes, vielleicht auf einem Schwunde des fettlösenden Fer-
mentes, auf einer mangelhaften Tätigkeit der Körperzellen etc. Bei
der Mästungslipämie wird das Blut mit zugefuhrtem Fett in über-
reichlicher, unlösbarer Menge überschwemmt. Ueber Luftembolie
arbeitete L. P. Wolf. Das Wirksame ist die Verstopfung der
Lungengefäße, aus denen die Luft teilweise in die Alveolen übertritt.
Fettige Unter den degenerativen Prozessen fand die Fettentartung
Degeneration, ausgedehnte Bearbeitung. Alle Beobachter verzichten neuerdings
auf eine Ableitung von den Eiweißkörpem. Eine fettige Degenera-
tion im Sinne Virchows gibt es also nicht. Dagegen ist es frag-
lich, ob das Fett aus anderen fettbildenden Substanzen hervorgeht
oder ob es den Zellen vom Blute aus zugeführt wird. Für diese
Zufuhr sprachen sich J. Arnold, B. Traina, F. Fischer und
Referent aus. Sie erfolgt im gespaltenen Zustand, so daß also in
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 9
der Zelle eine Synthese stattfindet. Diese konnte Fischer nochi
an der überlebenden Niere eintreten sehen, als er Seifenlösnngen
durch sie hindurchleitete. J. Arnold sah ähnliches unter anderem
bei Einfuhrung von Seifen in den Konjunktivalsack. Die Zellen der
Kornea bauten das Fett aus den Komponenten auf. Dabei ergab
sich hier und in anderen Fällen eine ausgesprochene Anlagerung
des Fettes an die Zellgranula. Referent betrachtet die Fettdegenera-
tion als die Folge der mangelhaften Verarbeitung des zugefulyi;en
Fettes durch die geschädigten Zellen. Dagegen scheinen die Resul-
tate Rosen felds zu sprechen, der in fettig degenerierenden Hunde-
nieren nicht mehr Fett fand, als in normalen. Aber dieses Resultat,
aus der Analyse des ganzen Organes gewonnen, beweist nichts für
den Umsatz des Fettes in den einzelnen Teilen. Zudem fand
Th. Rumpf in degenerierten menschlichen Organen fast immer
mehr und manchmal erheblich mehr Fett als in normalen. Daß im
übrigen ein Teil des Fettes auch durch Umsatz anderer Substanzen
(Lezithin etc.) entstehen kann, wie G. Rosenfeld, Kraus und Müller
behaupten, soll nicht geleugnet werden.
Die amyloide Entartung wurde vor allem durch die Beschrei- Amyloid.
bung vieler amyloider Tumoren des Larynz, der Zunge etc. ergänzt.
Unter ihnen sei eine Beobachtung von Q. Herxheimererwähnt, der zu-
gleich im Kehlkopf und in der Lunge multiple amyloide ELnoten fand, die
sich also wieder, wie es für lokales Amyloid bekannt ist, dort entwickelt
hatten, wo in der Norm reichliches elastisches Gewebe vorhanden ist.
Unter den Arbeiten über Regeneration ist bemerkenswert Regeneration.
die von M. Borst über Heilung der Sehnenwunden nach Sehnen-
plastik. Er fand, daß die Heilung durch Wucherung des Sehnen-
gewebes selbst und des angrenzenden Bindegewebes erfolgt. — Ueber
neue Transplantationsversuche mit tagelang aufbewahrter Trans-
Epidermis berichtete J. Wentscherim Anschluß an seine früheren ^ ^^ ^°"
Versuche, denen vorgeworfen worden war, daß die Lebens&higkeit
der verpflanzten Stücke nicht unzweifelhaft bewiesen sei. Er zeigte
aber, daß die Zellteilung in den transplantierten Teilen sehr lebhaft
gesteigert wird und daß diese auch auf nackter Muskulatur ohne
Zusammenhang mit normaler Epidermis völlig anwachsen. —
V. Cornil und Coudray verpflanzten toten Knochen in
Trepanationsöffiiungen und sahen, daß eine feste Verbindung mit
dem angrenzenden Knochen nicht eintrat, wie es bei lebend trans-
plantierten Stücken der Fall ist. Der verpflanzte Knochen lag
schließlich lediglich in Bindegewebe eingebettet. Für die Meta-
plasiefrage ist eine Mitteilung J. Mönckebergs von Literesse.
10
Bibbert
Metaplasie. Er stellte fest, daß die Epithelien der serösen Häute nicht im stände
sind, wie es behauptet worden ist, Bindegewebe zu bilden. Sie er-
zeugen stets wieder Epithelien. In analoger Weise kam Merkel
zu dem Resultat, daß bei der Organisation der Thromben die Endo-
thelien niemals Bindegewebe bilden, sondern daß dieses lediglich von
der übrigen Gefäßwand seinen Ursprung nimmt.
Entzündung. Zur Histologie der Entzündung brachte A. Maximow in
Erweiterung seiner früheren Untersuchungen weitere Beiträge. In
Narbengewebe, an dessen Bildung die von ihm als Polyblasten be-
zeichneten Lymphozyten Anteil nehmen, bleiben diese Zellen dauernd
als besondere Elemente nachweisbar. Die Mastzellen gehen bei Ent-
zündungen unter, die Fettzellen verlieren durch eigene Tätigkeit oder
durch Mitwirkung von Polyblasten ihren Fettgehalt. E. Neumann
nahm eine viel diskutierte Frage in Angriff, indem er im Gegensatz
zu den herrschenden Ansichten für die Identität der Leukozyten
und Lymphozyten eintrat. Die ersteren sollen von letzteren ab-
stammen und intra- oder extravaskulär aus ihnen hervorgehen.
K. Kisskalt untersuchte die Bedeutung der Entzündung ftlr den
Untergang der Bakterien. Er fand, daß die Zellen der Bakterien
durch Phagozytose imd dadurch schädlich sind, daß sie die Organis-
men, wie es Referent zuerst beschrieben hat, haufenweise, mantel-
artig einschließen.
Geschwülste. Aus der Geschwulstlehre finden zunächst 2 Fälle von
Lipoma fibro-myomatosum des Uterus, welche Seydel be-
schrieb, Erwähnung; das eine war walnuß-, das andere kirschgroß. Sie
müssen aus versprengten Keimen abgeleitet werden. Dieselbe Genese
Sarkom, wird von Funkenstein für ein Osteoidchondrosarkom der
Schilddrüse geltend gemacht. Er denkt an einen verlagerten Ab-
Chiorom. schnitt des Zungenbeines. Einen neuen Fall von Chi crom beschrieb
Ph. Gümbel. Er rechnet den Tumor zur lymphatischen Leukämie,
die sich im Anschluß an ihn stets einstelle. Nur die grüne Farbe
gebe dem Chlorom eine besondere Stellung. Die Neubildung gehe
aus dem Knochenmark hervor. Aehnliche Anschauungen äußerten
Myelom. Frick und Sternberg. Ueber Myelome berichteten Abrikos-
soff und Saltykow. Ersterer betonte, daß es auch ein das
Knochenmark diffus infiltrierendes Myelom gebe, letzterer machte
auf die durch weite Geftlße und Hämorrhagien bedingte rote Farbe
mancher Myelome aufmerksam. Die Zellen der Neubildung ent-
Giiom. sprechen den Myelozyten des Elnochenmarkes. Ein Gliom des
Bulbus besprach Scaffidi. Er meinte, die oft beschriebenen Epithel-
rosetten bedeuteten kein Neuroepithel, der Tumor sei vielmehr
Allgemeine Pathologie, pathologifiche Anatomie, Bakteriologie. 11
xnesodermaler Natur. Aber jene Bosetten sind so charakteristisch,
daß ihre bisherige Deutung sicherlich zutrifiPb, zumal sie auch mit
denen der Gliome des Gehirns übereinstimmen, von denen Muth-
mann und Sauerbeck einen typischen Fall beobachteten. Die
Geschwulst saß im vierten Ventrikel und war von Neuroepithel be-
deckt, welches sich in zahlreichen Einsenkungen in den Tumor fort-
setzte. Dieser ist daher unzweifelhaft embryonaler Abkunft. Die
kongenitalen Adenomknötchen der Nebenniere machte
Bertram zum Gegenstand seiner Besprechung. Sie sind sehr
häufig und entstehen seiner Meinung nach dann, wenn Zellelemente
des Sympathikus durch die Nebennierenrinde in die Marksubstanz
einwachsen. Dabei können auch Bindenabschnitte nach innen ver-
lagert werden. — Die malignen Leberadenome erörterte B. Fischer.
Er sprach sich dahin aus, daß die Tumoren, zumal diejenigen, die
Schlauch- und Driisenformen zeigen, von den Gallengängen ihren
Ausgang nehmen. Ausgedehnte Besprechung fand wiederum das
Karzinom. Saxer beschrieb eine seltene Form der Metastasierung.
Es handelte sich um eine diffuse, unter dem Bilde der Meningitis auf-
tretende, krebsige Infiltration der weichen Hirnhäute. M. B. Schmidt
machte die wichtige Beobachtung, daß bei Karzinomen der Bauch-
höhle die meist auf dem Wege des Ductus thoracicus in die Lunge
gelangten Zellen hier größtenteils in Thromben oder endarteriitischen
Wucherungen zu Grunde gehen. Jensen berichtete über Fälle von
gelungener Transplantation auf andere Individuen. Er konnte durch
19 Generationen das Karzinom einer weißen Maus auf immer neue
Tiere übertragen. Er faßte den Vorgang als eine Transplantation
auf, die aber nur bei Mäusen gelang, nicht bei anderen Tieren« —
Für die Genese des Karzinoms ist es von Interesse, daß Franke
ein Zylinderzellenkarzinom des unteren Oesophagus von versprengten
Teilen der Magenschleimhaut ableitet, die bekanntlich dort nicht
selten vorkommen. In anderer Weise machte Wolf auf die Ent-
stehung des Oesophaguskrebses aufmerksam. Er meint, daß bei
Verkrümmungen der Wirbelsäule die über den Knochenvorsprüngen
gespannte und prominierende Schleimhaut besonders intensiv von
dem Beize des Oesophagusinhaltes getroffen und so zur Karzinom-
bildung veranlaßt würde. Beachtung verdient ferner auch die wieder
diskutierte Frage nach dem Zusammenvorkommen von Krebs und
Tuberkulose und die Abhängigkeit des erst^ren von letzterer.
Ebbinghaus sah einen derartigen FaU von Mammakrebs und
Azillardrüsentuberkulose. Er meint, daß eine vorhandene Tuberkulose
durch den Krebs gefördert werden, daß aber auch die Anlage eines
Adenom.
Karzinom.
12 Ribbert.
Karzinom. Karzinoms durch die Tuberkulose ausgelöst werden könne. Wallart
beschrieb 2 Fälle von Kombination der beiden Prozesse im Uteras.
Besonders eifrig war die Bede von der parasitären Aetiologie
des Karzinomes. Behla glaubte die gesuchten Schmarotzer in
einem zu den algenähnlichen Pilzen gehörenden Lebewesen gefunden
zu haben, welches in der Epidermis von an feuchten Orten stehenden
Pflanzen gedeiht. Aber er blieb den Beweis schuldig. L. Feinberg
hat seine früheren Untersuchungen eingehend zusammengestellt und
ist der Meinung, daß die von ihm in den Karzinomen eigenartig
gefturbten Einschlüsse wegen ihres morphologischen Verhaltens mit
Protozoen zu identifizieren und die Erreger des Krebses seien. Aber
er hat nirgendwo Zustimmung gefunden. Gegen die Deutung der
Einschlüsse als Parasiten haben sich zunächst H. Apolant und
O. Embden gewandt. Sie erklärten die Dinge als die Folgen von
Vakuolenbildungen im Zellprotoplasma, wobei Beste der festen
Teile von Protoplasma und Kern die homogenen Körperchen im
. Lumen darstellen. Sie hatten also analoge Ergebnisse wie so viele
andere Beobachter vor ihnen. Auch F. Honda kam zu dem
gleichen Resultat. Und Spirlas gelang es, den Einschlüssen durch-
aus ähnliche Dinge dadurch zu erzeugen, daß er verschiedenartige
Stoffe in die Bauchhöhle einspritzte und nun beobachtete, daß in
größere Zellen eingeschlossene Leukozyten sich so umwandelten,
bezw. so intrazellular verdaut wurden, daß von ihnen nur eine
Vakuole mit einem kömigen Einschluß zurückblieb. Für die
Blastomyzetennatur dieser Einschlüsse ist Sanfelice aufs
neue eingetreten. Er glaubt durch Lifektion mit verschiedenen
Arten pathogener Sproßpilze bei Tieren Tumoren erzielt zu haben.
Aber Jensen prüfte auf experimentellem Wege diese Untersuchungen
nach und konnte niemals Tumoren, sondern immer nur Entzündungs-
produkte erzeugen. Auf Grund allgemeiner Ueberlegnngen hat sich
auch neuerdings wieder H. O. PI immer für die parasitäre Theorie
ausgesprochen, während andererseits auch unter seinen Landsleuten
eine Stimme gegen diese Auffassung sich erhob. H. Morris betonte,
daß die Genese des Karzinoms sich am besten auf Grund der Theorie
Cohnheims deuten ließe. Unter den allgemeinen für die parasitäre
Entstehung angeführten Gesichtspunkten wird immer wieder die an-
geblich beständige Zunahme der Krebserkrankungen in den
Vordergrund gestellt. Aber die zahlreichen Angaben stützen sich
auf eine unzuverlässige Statistik. O.Bollinger hat wie E i e c h e 1-
mann (s. voriges Jahrbuch) die Zunahme als eine scheinbare be-
zeichnet imd aus der Verlängerung der mittleren Lebensdauer, der
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 13
Misch-
Verbesserung der Diagnose und der Zunahme der Sektionen erklärt.
Auch Templeman kam zu ähnlichen Schlüssen, meint aber doch,
daß die Krebserkrankungen etwas zugenommen hätten.
Ein gewichtiger Einwand gegen die parasitäre Theorie ist aus
dem Vorkommen kongenitaler, unzweifelhaft auf embryonale
Entwicklungsstörungen zurückzuführender maligner Tumoren ««schwülBte .
abzuleiten. Dahin gehören vor allem die Gliome, die Mischtumoren
der Niere, des Uterus etc. und ein Teil derEmbryome. In diesen
und zwar denen des Hodens ist neuerdings vor allem ein Bestand-
teil aufgefallen, der sich in seiner Struktur mit der des Chorion-
epithelioms deckt und deshalb aus rudimentären Eihäuten oder
auch nur aus dem fötalen Ektoderm abgeleitet wird. Schlagen-
haufer zuerst, dann Schmorl, Steinert und J. Steinhaus
teilten derartige Beobachtungen mit. Das theoretische Interesse an
diesen Dingen wird aber noch gesteigert durch den Umstand, daß
in Metastasen dieses Chorionepitheliomgewebe ebenfalls und manch-
mal vorwiegend auftreten kann. Steinert erhob diesen Befund
und sah zugleich, daß die Lebermetastasen eines Hodenembryoms
alle Bestandteile enthielten, die auch im primären Tumor vorhanden
waren. In Ovarium- und Hodenembryomen fand femer Referent aus-
gedehnte embryonale, gliomähnliche Nervensubstanz. Die Embryome
sind femer dadurch bemerkenswert, dass sie eine einseitige, nur
wenige Gewebe umfassende Entwicklung zeigen können. Bob. Meyer
machte darauf aufmerksam, daß sich zuweilen nur Schilddrüsen-
gewebe ausbildet, so daß man dann an andersartige, kolloide, adenom-
ähnliche Tumoren gedacht hat. Referent hat, wie M. Wilms, be-
tont, daß aus dieser einseitigen Entwicklung eines Embryoms manche
malignen Tumoren der Geschlechtsdrüsen abgeleitet werden können.
Eine Mischgeschwulst, die retroperitoneal lag, beschrieb H. Buge.
Sie bestand aus ektodermalen und entodermalen Abschnitten. Ver-
fasser ist über die Genese nicht im klaren, meint aber die Geschwulst
könne auch bei Schluß der Bauchhöhle durch Abspaltung nicht ent-
standen sein.
Th. Kostelezky beschrieb ein Ovarialkystom, welches,
wie schon mehrfach beobachtet wurde, Metastasen auf das Peritoneum
gemacht hatte, die aus multiplen, glattwandigen Zysten bestanden.
Referent hat die Ansicht ausgesprochen, daß diese Kystome eben-
falls einseitig, nach der entodermalen Seite entwickelte Embryome
seien.
üeber das Chorionepitheliom liegen zahlreiche Unter-
suchungen vor. Erwähnt sei eine Monographie von Risel, der
Ovarial-
kystom.
14
Ribbert.
Ghorion-
epitheliom.
Oesophagus-
hypertrophie.
Divertikel.
Atresle des
Darms.
Leberabszeß.
mehrere Fälle beschrieb und in der Hauptsache die Ansichten Mar-
chan ds vertrat. Bemerkenswert sind die Beobachtungen über das
Vorkommen der Neubildung in der Vagina durch gleichzeitige Er-
krankung des Uterus. Es muß sich um retrograden Transport von
Plazentarbestandteilen handeln. Hübl hat einen charakteristischen
Fall veröffentlicht. 0. Busse hat femer eine Beobachtung von
metastatischem GhorionepitheUom des Herzens ohne Tumor im Uterus
mitgeteilt. Die Neubildung muß durch Verschleppung von Chorion-
epithelien erklärt werden, die von einer einige Wochen vorher statt-
gefundenen Geburt herrührten. Vaßmer untersuchte ein Chorion-
epitheHom einer Tubargravidität mit Metastase in die Vagina. Die
Theorie des Chorionepithelioms hat durch das erwähnte Vorkommen
des Tumors in Embryonen eine wesentliche Klärung erfahren. Die
Oeschwulstzellen müssen danach im Sinne Marchands als Derivate
des fötalen Chorions angesehen, können also nicht mehr von der
Mutter abgeleitet werden.
Aus dem Gebiete der speziellen pathologischen Anatomie
beschäftigt uns zuerst der Verdauungstraktus. Vom Oesopha-
gus beschrieb Elliesen eine genetisch vöUig unerklärte, idiopathische
Hypertrophie des Oesophagus bei einem Manne. Es war ausschließ-
lich die Muskulatur verdickt und zwar bis zu 0,7 cm. G. ßiebold
besprach die Oesophagusdivertikel. Er wandte sich gegen die
im letzten Jahrbuch erwähnten Anschauungen des Eeferenten und
fährte die Divertikel , ohne die Entstehung auf kongenitaler Grund-
lage ganz leugnen zu woUen, wieder vorwiegend auf die Traktion
schrumpfender Drüsen zurück. Auch B. Fischer stellte diese Genese
in den Vordergrund, wies aber darauf hin, daß auch von innen her
durch Verletzungen Gelegenheit zu entzündlicher Verlötung mit der
Umgebung und daim zu Vemarbung gegeben sein kann. Die Schlund-
sonde könne vielleicht so wirken. Im Darmkanal interessieren uns
besonders Arbeiten über kongenitale Atresien und Ve rengerungen.
P. Kuliga und A. Spirlas untersuchten solche Fälle, in denen eine
bestimmte Aetiologie nicht aufzufinden war, in denen insbesondere
eine von Braun und Chiari betonte Invagination mit Ausstoßung
des invaginierten Stückes und Heilung nicht angenommen werden
konnte. Spirlas meint, daß vielleicht eine Keimanomalie zu Grunde
liegen könne.
Die Bakteriologie der Leberabszesse studierte C. David-
sohn. Er fand bei solchen, die vom Ductus choledochus aus ent-
stehen, stets das Baoterium coli, bei hämatogenen Abszessen dagegen
verschiedenartige Mikroorganismen. Die Genese des Ikterus prüften
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 15
H. Eppinger und N. Jagic. Ersterer sah bei Zirrhose Kompression
der Gallengänge, bei Phosphorvergiftung und Herzfehlem Verlegung
der Gänge durch dicke Galle. Folge davon ist Erweiterung der
Kanälchen, Berstung, Austritt und Hesorption der Galle. Aehnliche
Veränderungen der Gallenkapillaren sah Jagic bei Unterbindung
des Ductus choledochus, an die sich zirrhoseähnliche Bindegewebs-
wucherung anschloß. lieber akute gelbe Leberatrophie im
Vergleich zur Phosphorvergiftung berichtete Pal tau f. Er sah wie
Anschütz bei ersterer Nekrose, bei letzterer nur fettigen Zerfall
der Leberzellen. Die späteren Stadien der akuten Atrophie fanden
mehrfache Bearbeitung. Während nach M archand die Eegeneration
des untergegangenen Gewebes hauptsächlich durch die G^llengangs-
Wucherung erfolgt, diese also den größten Anteil an der Bildung der
sog. knotigen Hyperplasie hat, sah J. Steinhaus, daß die Neu-
bildung von Gallengängen ganz fehlt, daß also der Wiederersatz nur
von wuchernden Leberzellen geliefert werde. Adler andererseits
beobachtete die Bildung massenhafter Gallengänge, aber ohne daß
eine Regeneration von Lebergewebe zu stände kam. Beide Beobach-
tungen sprechen gegen die Bedeutung der Gallengänge, denen wie-
derum Yamasaki einen Anteil an dem Prozeß zugesteht, da er
Uebergänge der Gallengangsepithelien in LeberzeUen zu sehen glaubte.
Ln Pankreas nehmen die Langerhansschen Inseln das
größte Literesse in Anspruch. G. Herxheimer sah nur in einem
Teil der FäUe von Diabetes diese Gebilde verändert, so daß also
noch weitere Studien nötig seien , um ihre Bedeutung für jene Er-
krankung sicher zu stellen. Auch C. Gutmann betonte, daß es
Diabetes bei ganz intakten Liseln gibt. Andererseits sah Beattle
bei Hämochromatose, die er als Folge einer vom Darm ausgehenden
Toxinvergiftung auffaßte, neben Leberzirrhose auch eine zu Diabetes
ftüirende Erkrankung der Langerhansschen Liseln. Auch Fr. Stein-
haus beschrieb neben Leberzirrhose Pankreasveränderungen, die er
fär gelegentlich auftretenden Diabetes verantwortlich macht. Thorel
konnte in akzessorischem Pankreas keine Liseln auffinden.
Im Herzmuskel sah H. Eppinger bei Diphtherie sehr
ausgedehnte Erkrankungen der Muskulatur, die denen ähnlich waren,
die Referent früher beschrieben hat: Unterbrechungen im Verlauf der
Muskelfasern, hyaline Umwandlungen, Vakuolisierung. Er bezeichnet
den Vorgang als eine toxische Mjolyse. Für die Genese der Arterio-
sklerose hat eine experimentelle Untersuchung Sumikawas
Interesse. Er konnte durch Aetzmittel oder Bakterien, die er von
außen auf die Gefäße wirken Ueß, eine Erkrankimg der Wand, vor*
Ikterns.
Akute gelbe
Atrophie.
Pankreas-
diabetes.
Herzmuskel
bei
Diphtherie.
Arterio-
sklerose
16
Ribbert.
Arterio- wiegend aber der Intima, erzielen, die sich nach Art der Arterio-
sklerose, gklerose verdickte. Beim Menschen spielt aber bekanntlich die
Syphilis eine wichtige Bolle. Quiatkowski sah auf dieser Basis
eine erhabene ELnotenbildung in der Wand der Pulmonalis bei gleich-
zeitiger starker Dilatation dieses Gefäßes. Die Verkalkungen der
Arterienwand besprach J. Mönckeberg. Es gibt reine Media-
verkalkongen, die als ein besonderer Prozeß von der Arteriosklerose
zu trennen sind. Verkalkung peripherer Gefäße läßt also nicht auf
Arteriosklerose schließen. Beides kommt aber gleichzeitig vor. Ueber
Periarteriitis. Periarteriitis arbeiteten D. Veszprömi und E. Ferrari. Er-
sterer beobachtete den Prozeß bei einem 14jährigen Knaben ohne
Syphilis. Den Beginn macht die Adventitia mit zelliger Infiltration
und Wucherung. Dann kommen Media und Intima an die Reihe.
E. Ferrari sah zuerst Degeneration der Media, dann erst knötchen-
fbrmige Wucherung der Adventitia, von der aus das Bindegewebe
in die Media eindringt. Er meint, der Prozeß, den er Periarteriitis
acuta nodosa nennt, hänge vielleicht von nervösen Zentren ab. Ueber
die Funktion der Milz verbreitete sich H. Helly. Er betonte
in TTebereinstimmung mit den herrschenden Anschauungen, daß sie
das Blut von fremden Bestandteilen reinigt.
Von Erkrankungen der Lunge interessiert uns hauptsächlich
die Tuberkulose. Die Genese der hämatogenen Tuberkulose prüfte
Sawada (Eomberg). Er fand, daß die Bazillen sich in den Lymph-
knötchen der Lunge festsetzen, wie Referent es beschrieben hat und
erblickte den Ghiind dafür in den Gefllßeinrichtungen der Elnötchen,
die mit besonders engen Kapillaren versehen sind. G. Herxheimer
studierte die Tuberkulose nach Einspritzung der Bazillen von der
Trachea aus. Die L:ifektion erfolgt dabei stets in die Alveolen,
während ein Eindringen der Bazillen von den Bronchen aus nicht
stattfindet.
Ueber die Nebenniere liegen mehrere Untersuchungen vor.
K. Sick fand in ihr eine Flimmerepithelzyste, die er von einer
Darmabschnürung herleitet. G. Marchetti sah zystische Entartung
der einen und kompensatorische Hypertrophie des anderen Organes.
M. Simmonds sah 2mal eine bindegewebige Schrumpfung mit
Morbus Addisonii. Die Aetiologie der SchrumpAmg blieb unklar.
Syphilis war zweifelhaft;. Ueber kongenitale Lues berichteten
N. Guleke und Kokubo. Ersterer sah unter 7 Fällen dmal nekro-
tische Herde ohne Verkäsung. Kokubo fand diffus interstitielle
Wucherung und dann ebenfalls multiple Nekrosen mit sekundärer
Leukoz3rteneinwanderung.
Milz-
fnnktion.
Lunge :
Tnberkulose.
Nebenniere :
SyphiUs.
Allgemeine Paüiologie, paüiologische Anatomi6i Bakteriologie. 17
Das Knochensystem betrifft eine Arbeit von E. Fraenkel. Knochenmark
Er fand bei Typhus stets herdförmige Erkrankungen, die durch ^yphuB
Nekrose mit Fibrinabscheidung charakterisiert waren. Er hält sie
fiir diagnostisch verwertbar. Auch Bazillen konnte er im Mark
au£Snden. Bei pyogenen Infektionen traf er die Kokken im
Knochenmark unter Veränderungen an, die er als Abwehrvorgänge
auffassen zu sollen glaubt.
Literatur«
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n.
Allgemeine Therapie.
I. Pharmakotherapie.
Von Professor Dr. R, Heini in Erlangen.
In dem Berichtsjahr 1903 ist die Neuauflage (III. Aufl.) des ,Hand-
huches der Therapie innerer Krankheiten, herausgegeben Yon
Fenzoldt und Stintzing*, die im Jahre 1901 begonnen wurde, zu Ende
gebracht worden. Das «Handbuch* enthält — neben der eingehenden
Schilderung der anderen Behandlungsmethoden — naturgem&ß die Dar-
stellung der gesamten Pharmakotherapie der inneren Krankheiten» und
zwar überall auf kritischer Grundlage. Das Penzoldt-Stintzingsohe
Handbuch ist l&ngst als ein Standardwerk der ärztlichen Literatur an-
erkannt Die neue Auflage besitzt den Umfang der zweiten (7 B&nde);
sie ist, entsprechend den Fortschritten der Wissenschaft, umgearbeitet und
ergänzt. In allemeuester Zeit ist auch das bekannte .Lehrbuch der klini-
schen Arzneibehandlung' vonPenzoldt in neuer (sechster, veränderter
und vermehrter) Auflage erschienen. Das Buch, das vor allem auf der
reichen persönlichen Erfahrung des hervorragenden Arztes und Klinikers,
des zielbewußten, positivistischen, dabei durchaus kritischen Therapeuten
aufgebaut ist, ist ein absolut zuverlässiger Berater des Arztes in allen
Fragen der Arzneimittelbehandlung. Von dem praktischen Arzte wird es
insbesondere auch dankbar begrüßt werden, daß von den neueren und
neuesten Arzneimitteln diejenigen, die sich bereits bewährt haben oder die
aussichtsvoll erscheinen, aufgeführt, bezw. kritisch besprochen sind.
Wer gehofft hatte, daß die Hochflut neuer Heilmittel, mit der
der Arzneimittelmarkt seit über 15 Jahren überschwemmt wird,
endlich naohlassen werde, wird stark enttäuscht sein. Immer neu
folgt sich eine unabsehbare Reihe neuer Arzneimittel für die ver-
schiedensten Indikationen, zum Teil mit höchst geschmackvollen
Namen wie „Anusol", „Skabiol", „Phorxal" etc. Die „Therapeu-
tischen Monatshefte^ bringen fast ausnahmslos in jedem Hefle die
Besprechung neuer, oft gleich von drei bis vier neuen Arzneimitteln.
Ein Teil (und zwar ist es leider der größere Teil) bildet mehr oder
Pharmakotherapie. 21
minder wertlose Nachahmungen bereits vorhandener, fär irgend
einen Zweck bewährter Heilmittel. Für die Herstellung solcher
^Ersatzmittel" ist allein das geschäftliche Interesse maßgebend. Eine
Bereicherung unseres Arzneischatzes bilden solche Mittel durchaus
nicht; glücklicherweise verschwinden weitaus die meisten fast ebenso
schnell, wie sie aufgetaucht sind, von der Bildfläche.
Die große Mehrzahl der praktizierenden Aerzte ist längst gegen
die zahllosen „neuen Arzneimittel^ und ,,Ersatzmittel^ mißtrauisch
geworden und hält sich von ihnen fem. Es wäre aber durchaus
falsch, der ganzen Arzneimittelbewegung, dem Bestreben, neue bezw.
vervollkonunnete Arzneimittel darzustellen, die Berechtigung ab-
sprechen zu wollen. Sind auch viele Hunderte der neu dargestellten
Mittel wertlos, so sind doch ein oder einige Dutzend der neuen
Arzneimittel eine überaus wertvolle Bereicherung der therapeutischen
Rüstkammer des Praktikers geworden. Kein Internist möchte heut-
zutage auf die Auswahl von Arzneimitteln, wie sie etwa in der Zeit
vor der Darstellung des Antipyrins, Antifebrins und Phenazetins zur
Verfiigung stand, beschränkt sein; wenn er genau zusieht, wird er
erstaunt sein, einen wie großen Prozentsatz die Verordnung „neuerer"
Arzneimittel (namentlich für die bessere Praxis) in seiner Rezeptur
einnimmt. — Es kommt relativ selten vor, daß ein neuer chemischer
Körper mit neuen pharmakologischen Wirkungen, also ein wirkliches
„neues Arzneimittel" geschaffen wird (z. B. ein neues Anästhetikum:
Eukain, Orthoform). Sehr dankenswert sind aber schon die Ver-
suche, einen chemischen Ghrundkörper von ausgeprägten Heilwirkun-
gen, der aber irgendwelche unangenehmen Eigenschaften oder un-
erwünschte Nebenwirkungen hat, in eine ftir den Patienten angenehme,
sicher wirksame, leicht dosierbare Form zu bringen. So stellen z. B.
das innerlich angenehm zu nehmende Aspirin wie das äußerlich an-
zuwendende Mesotan einen wesentlichen Fortschritt gegenüber dem
Salizylsäuren Natrium dar. Aehnlich ist oft die Jodzufiihrung im
Jedipin derjenigen durch das Jodkalium vorzuziehen. Solche Bei-
spiele ließen sich mit Leichtigkeit vermehren. — Für gewisse
Indikationen wird der Arzt gern eine größere Auswahl von wirk-
samen Mitteln zur Verfügung haben, so namentlich gegen Schmerzen
der verschiedensten Art und gegen Schlaflosigkeit. Daher stellt die
Auffindung eines wirksamen, ungefährlichen Schlaf- oder Schmerz-
mittels -eine dankenswerte Gabe dar, wenn wir auch schon eine
Anzahl guter derartiger Mittel besitzen. — Es ist natürlich, daß die
organische Chemie sich bemüht, aus stark wirksamen, therapeutisch
viel verwandten, pflanzlichen Drogen das wirksame Prinzip dar-
22 Heinz.
zustellen. Die Erfolge sind hier allerdings vorläufig geringe, z. B.
sind die aus der Digitalis und dem Sekale dargestellten Produkte
noch durchaus nicht der Ausgangsdroge gleichwertig. Bei den
pflanzlichen Abführmitteln dagegen ist es der zielbewußten, mühsamen
Arbeit des organischen Chemikers bereits gelungen, gut wirksame
Beinprodukte abzuscheiden. — Die stark wirkenden offizinellen
Pflanzen (insbesondere z. B. die Digitalis) variieren bekanntlich nach
Standort, meteorologischen Verhältnissen, Jahreszeit sehr in ihrem
Gehalte an wirksamen Bestandteilen. Das nach gleichem Rezepte
angefertigte Digitalisinfus kann je nach der Herkunft der Droge
sehr verschieden stark wirksam sein. Es sind daher alle Bestrebun-
gen zu begrüßen, die dahin gehen, dem Arzte bezw. Patienten Drogen
oder Arzneiformen von konstanter Zusammensetzung bezw. Wirkungs-
weise zu liefern. Digitalispulver von konstanter Wirkung erhält man
z. B., wenn man von bestimmten Vorräten von Blättern mit starker
und schwacher Wirkung bestimmte Mengen miteinander mischt.
(Die Wirkungsintensität wird in einfacher Weise durch den Tier-
versuch — bei Digitalis am Froschherzen — ermittelt.) Ganz aus-
gezeichnet sind die Pflanzendialysate von Golaz in Sazon in
der Schweiz: die sorgfllltig bereiteten Extrakte werden in exakter
Weise auf ihre pharmakodynamische Wirkung geprüft und auf ein
bestimmtes Titre eingestellt. Die Golaz sehen Präparate sind ab-
solut zuverlässig und, wie es scheint, auch gut haltbar. — Die
modernen Errungenschaften der Organ* und Serumtherapie sind hier
nicht zu besprechen. Wohl aber gehören hierher die aus bestimmten
Organen rein dargestellten Stoffe, insbesondere das „Suprarenin^
oder „Adrenalin", das nicht so sehr zwecks „Organsafttherapie" als
vielmehr als wirklich „neues Arzneimittel", nämlich als ein Mittel
von eminent gefllßzusammenziehender Wirkung, in Betracht kommt.
— Neben diesen neueren und neuesten Mitteln geht die Diskussion
über einzelne alte und älteste Heilmittel fort; es sei hier an die
erst vor kürzester Zeit erledigte Frage nach der Wirkung der an-
organischen und organischen Eisenmittel, sowie an die so durchaus
aktuelle Frage der therapeutischen Wirkung des Alkohols erinnert,
lieber den Alkohol sagt einer unserer bedeutendsten Pharma-
kologen, Binz: „Der Weingeist gehört nach meiner festen Ueber-
zeugung zu den vielseitigsten Arzneimitteln und zu den bestwirken-
den, die wir überhaupt besitzen." Unter Binz' Leitung sind eine
Broihe wichtiger Untersuchungen über die Einwirkung des Alkohols
auf Atmung und Blutdruck an Tieren und Menschen ausfföfUirt
worden. Bezüglich der Atmung ergaben die Ven '''M
Pharmakotherapie. 23
die Versuche am Menschen, ganz konstant Steigerang der Atmungs-
große, auch wenn gleichzeitig, als Alkoholwirkung auf die Hirnrinde,
Schläfrigkeit oder selbst Schlaf eingetreten war. Danach kann der
Alkohol gleichzeitig sedativ auf die höheren Zentren und erregend
auf die Zentren der Medulla oblongata wirken. Die Alkoholwirkung
auf die Atmung war von langer Dauer (über 4 Stunden) ; in keinem
Falle trat auf eine an&ngliche Erregung eine nachfolgende Abnahme
der Atemtätigkeit ein (auf die angewandten Dosen: 75 ccm alten
Xereswein ; — große Dosen lähmen natürlich auch die Atmung und
das Herz). Die Zunahme der Atemtätigkeit durch Alkoholdarreichung
war besonders eklatant bei (durch Muskelarbeit, Radfahren etc.) Er-
müdeten. Das Erregende im Wein ist sowohl der Alkohol (auch
reine Lösungen von Alkohol in Wasser mit etwas Zucker wirken
atmungssteigemd) als die aromatischen Stoffe; diese bewirkten, für
sich geprüft, bereits in kleinen Dosen deutliche Zunahme der At-
mungstätigkeit. — Die Aenderungen des Blutdruckes durch Alkohol
wurden am Menschen mittels des Bas ch sehen Sphygmomanometers
gemessen. Der Druck stieg regelmäßig parallel der Atemgröße (bei-
spielsweise von resp. 130, 14B, 140 auf resp. 180, 160, 190 mm Hg).
Binz erwähnt femer die Resultate der Untersuchungen Riegels,
daß der Alkohol die Safbabscheidung des Magens steigere und zwar
nicht nur, wenn er per os, sondern auch, wenn er per anum bei-
gebracht wird. — Schließlich bespricht Binz die Bedeutung des
Alkohols als Nährmittel bezw. Eiweißsparer. Der eingeführte Alkohol
wird zu ca. 95°/o im Körper verbrannt; er liefert demgemäß ganz
beträchtliche Mengen Energie. Bekanntlich kann durch Zufuhr von
Kohlehydraten und Fetten die Verbrennung von Eiweiß bis zu einer
gewissen Grenze eingeschränkt, Eiweiß gespart werden. Durch die
exakten Untersuchungen der letzten Jahre (Neumann, Rosemann,
Clopatt, Atwater und Benedikt) ist sicher erwiesen, daß auch
der Alkohol als Eiweißsparer wirkt. — Binz schließt: „Erregend
und ernährend, so erwiesen sich also mäßige Gaben Weingeist
in den exakten Versuchen der letzten 5 Jahre. — Von der richtigen
Wahl des Präparates hängt im einzelnen Falle alles ab. — Meine
Ueberzeugung ist es, daß der gegenwärtig sich breitmachende Wider-
spruch mancher Aerzte gegen die Anwendung des Weingeistes in
Form edler Weine oder ihrer Destillate am Ejrankenbette manchem
Kranken das Leben kostet, der in Tagen des drohenden Verfalls
oder der vorhandenen Unterernährung durch eine richtige Anwendung
eines guten Alkoholikums gerettet werden könnte. Das prägt sich
auch aus in dem, was unsere Kliniker fast ohne Ausnahme über
24
Heinz.
Alkohol-
Umschläge.
DigitaUs-
Dialysat.
Digitalis-
tabletten.
den Wert des Weingeistes als inneres Arzneimittel schreiben. Ihre
Erfahrungen harmonieren — ich darf wohl sagen in jeder Beziehung
— mit dem, was das wissenschaftliche Experiment gefunden hat."
Der Heilwirkung von Alkoholumschlägen, die bekanntlich von
Buchner zuerst lebhaft befürwortet wurden, wird von Kolbassenko
ein warmes Loblied gesungen. Kolbassenko benutzt den sog.
Salzwedelschen Alkoholverband: weiche Gaze, mehrfach zusammen-
gelegt, mit 50 — 70 ccm 90— 96^/oigem Alkohol getränkt; darüber
gut abschließende Schutadecke aus Parafßnpapier oder Wachstuch etc. ;
der Verband ist zu erneuern, wenn der Alkohol verdunstet ist.
Kolbassenko wendet die Alkoholumschläge nicht nur auf die
unverletzte Haut, sondern auch auf Wundflächen an; die letzteren
bedeckt er mit Xeroformstreupulver oder Xeroformsalbe, event. mit
Orthoformzusatz. Die Alkoholverbände wirken vor allem günstig
bei Eiterungen, sowohl bei Eiterungen der Oberfläche wie nament-
lich auch bei Eiterungen in der Tiefe, selbst bei tiefgelegenen Eite-
rungsprozessen innerer Organe (Para- und Perimetritis, Pelveoperi-
tonitis). Sehr gut waren die Erfolge bei Karbunkulosis sowie bei
äußeren Yerletzimgen mit Infektion, Gewebszerstörung, Fistelbil-
dung etc. Kolbassenko ist überzeugt, selbst von einer schweren
septikämischen Infektion des Unterarmes durch die Alkoholverbände
am Leben erhalten bezw. geheilt worden zu sein. Er betont auch
die schmerzstillende Wirkung des Alkohol Verbandes; dieselbe lasse
nach, sowie der Verband ausgetrocknet sei und stelle sich mit der
Erneuerung des Alkohols prompt wieder ein.
Von den oben bereits erwähnten Digitalis-Standard-Präparaten
seien zwei neue näher aufgeführt: 1. Neben dem bereits länger be-
kannten Dialys a tum digitalis purpureae Golaz wird neuer-
dings ein Dialysatum digitalis grandiflorae Golaz in den
Handel gebracht. Dasselbe enthält größere Mengen von Digitoxin.
Da das Digitoxin wohl hauptsächlich der Träger der Digitaliswirkung
ist, ist das Dialysatum digitalis grandiflorae ein stark wirkendes
Präparat. 2. Brunnengräbersche Digitalistabletten. Wie
oben erwähnt, schwankt der Gehalt der Digitalisblätter an wirk-
samen Bestandteilen stark nach Standort und Jahreszeit. Eine
größere Anzahl untersuchter Digitalisinfuse zeigten in ihrer Wirkung
Unterschiede von 100 — 400 °/o. Außerdem nimmt aber, wie genaue
pharmakodynamische Untersuchungen von Kobert gezeigt haben,
der Gehalt der gleichen Probe Digitalisblätter ganz bedeutend ab,
auch wenn sie noch so sorgfflltig (im Vakuum getrocknet, luftdicht
abgeschlossen) aufbewahrt wird. Die Ursache der Zersetzung ist
Pharmakotherapie. 25
wahrscheinlich der Sauerstoff der (in dem Auf bewahrongsgefllße mit
eingeschlossenen) Luft. K o b e r t und W o 1 f f komprimieren nun das
Pulver im Vakuum getrockneter Blätter mit indifferenten Stoffen
(Milchzucker oder ähnl.); dadurch erhalten sie ein absolut haltbares,
in der Wirkungsstärke sich nicht änderndes Präparat. Die Pastillen
sind angenehm zu nehmen ; sie sind rationeller als ,,der alte Schlen-
drian des Digitalisinfuses" (Kobert). Will aber jemand Digitalis-
infus verordnen, so kann dasselbe aus den Brunnengräber sehen
Pastillen bereitet werden. Eine Pastille entspricht einem Eßlöffel
eines wirksamen Digitalisinfuses. Die Tabletten werden von
Dr. Brunnengräber in B.ostock in den Handel gebracht; ein
Gläschen mit 10 Tabletten kostet in der Apotheke 1,20 M.
Das Jedipin (Jod-Sesamöl) ist bekanntlich von Winter nitz Jedipin,
als ein mildes, von Nebenwirkungen freies Jodmittel in den Arznei-
schatz eingef&hrt worden. Das Jedipin hat sich tatsächlich durch
seine vielen guten Eigenschaften bereits Bürgerrecht erworben.
Jetzt gibt Winternitz eine zusammenfassende Uebersicht über die
physiologischen Grundlagen der Jodipintherapie. Das Jedipin wird
innerlich hauptsächlich als 10^/oiges, subkutan als 26 ^/oiges Präparat
angewandt. Ein Unterschied in der Wirkungsweise des 10°/oigen oder
26 ^/oigen Präparates existiert nicht. Das Jedipin wird durch den
Einfluß des Mundspeichels nicht gespalten. Ebensowenig findet eine
Spaltung des Jodipins im Magen statt. (Die Volhardsche fermen-
tative Fettspaltung im Magen ist nachweislich auf das Jedipin ohne
Einfluß.) Das Jedipin gelangt also unzersetzt in den Darm. Hier
wird es unter dem Einfluß des Pankreassekretes, der Galle und des
Darmsaftes in Fettsäuren und Glyzerin gespalten. Das Jod bleibt
aber hierbei an die Fettsäuren gebunden; eine Abspaltung von Jod
findet zwar durch die Alkalien des Darmsaftes statt, aber nur
in minimaler Menge. Es wird also bei Jodipinverabreichung aus
dem Darm Jodzalz nur in ganz minimaler Menge aufgenommen;
es wird vielmehr das Jodfett als solches, ganz wie jedes andere
Fett, resorbiert. Im Blute zirkuliert also Jodfett; in ganz geringen
Mengen wird durch die Alkalien des Blutes Jodkali abgespalten.
Das Jedipin ist im Serum enthalten, das Jodsalz ist an die roten
Blutkörperchen gebunden. Das im Blute zirkulierende Jodfett wird
von den Geweben des Körpers aufgenommen und zum Teil oxydiert,
zum Teil in den bekannten Fettdepots (ünterhautfett, Knochenmark etc.)
abgelagert. Bei der Oxydation des Jodipins in den Geweben wird alles
Jod als Jodkali abgespalten, und dieses kann nun seine therapeuti-
schen Wirkungen entfalten. Das nicht oxydierte Jodfett kann in sehr
26 Heinz.
Jodipin. beträchtlichen Mengen zum Ansatz kommen. Es bildet dann gewisser-
maßen ein Joddepot, aus dem beständig — auch nach Aussetzen der
Jodmedikation — beträchtliche Mengen Jodalkali in den Kreislauf
übergehen. So waren bei einem Hunde, der längere Zeit hindurch
größere Jodipinmengen erhalten hatte, noch 24 Tage nach der
letzten Jodipindose 387 mg Jod innerhalb 48 Stunden im Harne
nachzuweisen. So lange hält beim Menschen bei injierer Jodlpin-
darreichung die Jodausscheidung im allgemeinen nicht an; aber auch
nach kürzerer Jodipinmedikation ist Jod immer noch 8 — 10 Tage
im Urin oder Speichel nachzuweisen. Die Ausnützung des Jodipins
im Darme ist eine sehr vollständige; es gehen höchstens 10°/o Jodipin
mit den Fäzes verloren. — Bei der subkutanen Injektion des
Jodipins erfolgt ebenfalls eine Ablagerung von Jodfett in den Fett-
depots des Körpers: im Eückenmark, in der Leber, im Mesenterial-
und Muskelfett etc. Die Ausscheidung von Jodalkali durch den Harn
beginnt aber später als bei innerer Jodipinverabreichung und ist
zunächst durch längere Zeit eine minimale (z. B. ist in den ersten
8 Tagen Jod im Harn nicht „direkt^', sondern erst nach Veraschung
nachzuweisen). Andererseits erstreckt sich die Jodausscheidung über
eine weitaus längere Zeit. Von einem Autor wurde Jod im Harne
noch 4 Monate, von einem anderen sogar 402 Tage nach der letzten
Jodipindose nachgewiesen. Dies kommt daher, daß das injizierte
Jodipin zunächst nur äußerst langsam resorbiert wird. Das Jodipin
verteilt sich vom Orte der Injektion aus auf weite Strecken und
dringt in alle Gewebslücken und Spalten ein. Es bildet also ein
ausgedehntes, lokales Jodfettdepot im Unterhautzellgewebe, aus
welchem nur ganz allmählich Jodipinmengen in das Blut übergeführt
werden, die dann hier bezw. in den Geweben gespalten werden.
Eine wenn auch geringe Spaltung des Jodipins findet auch am Orte
der Injektion statt; das hier lokal sich abspaltende Jod kann event.
an Ort und Stelle therapeutische Wirkungen entfalten. Hieraus er-
klärt sich wohl die günstige Wirkung, die lokalen Jodipininjektionen
bei Neuralgien, Ischias etc. zugeschrieben wird. Das 26 °/oige Jodipin
gibt leichter Jod ab, als das 10^/oige; daher ist das erstere geeigneter,
wenn man lokale Heilerfolge erzielen will. — Das Jodipin macht
nie, oder fast nie die Erscheinungen des Jodismus, insbesondere
tritt bei subkutaner Jodipinverabreichung Jodismus niemals ein. —
Lesser betont (wie Winternitz), daß bei subkutaner Jodipin-
Injektion die Besorption und Oxydation des Jodfettes eine ganz all-
mähliche ist, während sie bei innerer Jodipindarreichung rasch und
beträchtlich erfolgt, wenn auch in der Zeiteinheit nie so große
Pharmakoüierapie. 27
Mengen Jodsalz im Körper kreisen, wie bei Verabreichung von Jod-
natrium oder Jodkalium. Bei einer Frau, die nach Einnahme von
Jodkalium stets Erscheinungen Von Jodismus zeigte, stellten sich
bei Behandlung mit Jodipineinspritzungen keine Nebenwirkungen
ein. Als aber die Frau einmal 10 ccm Jedipin innerlich bekam,
zeigten sich bei ihr sofort wieder die gewöhnlichen Nebenwirkungen
des Jods. Dieselben verschwanden, wiewohl mit taglichen Jodipin-
einspritzungen fortgefahren wurde.
Ueber die endovenöse Applikation von Medikamenten EndovenOse
handelt Mendel (Essen), der diese Form der Anwendungsweise in ^^^J^^^^
einer großen Anzahl Fällen in der Praxis erprobt hat. Bei der Medikamenten,
intravenösen Injektion vermag das injizierte Medikament in ganzer
Menge und unverändert in Aktion zu treten, während bei innerer
wie subkutaner Anwendungsweise das Arzneimittel nur allmählich
resorbiert wird, außerdem auch häufig an der Applikationsstelle ver-
ändert und unwirksam gemacht wird. Die endovenöse Applikation
ist in erster Linie indiziert bei infektiösen, insbesondere septikämischen
Prozessen. Hier kommt es darauf an, den im Blute kreisenden
Mikroorganismen wirksam zu begegnen, und dies erreicht man eben
am sichersten durch direkte Einspritzung ins Blut. Das zu injizierende
Mittel darf selbstverständlich das Blut und die Ge&ßwand nicht im
geringsten alterieren. Ist diese Bedingung aber erfiillt, so ist die
intravenöse Injektion durchaus ungefährlich. Natürlich muß bei der
Injektion aseptisch vorgegangen und ohne Luftblase injiziert werden.
Das Eindringen kleinster Mengen Luft ist jedoch kaum bedenklich;
die Gefahren der Luftembolie von kleinen Venen her ist sicher weit
überschätzt worden. Auch das zu&Uige Eindringen eines oder
einzelner Keime in das Blut ist ungefährlich; vereinzelte Keime
werden leicht durch die antibakteriellen Eigenschaften des Blutes
abgetötet; nur wenn von einem infektiösen Herd immer und immer
wieder zahllose Mikroben mit ihren Giftstoffen in das Blut eindringen,
erlischt schließlich die keimtötende Kraft des Blutes; hier soll eben
die Einführung eines wirksamen Antiseptikums in das Blut helfen. —
Die Technik der Injektion ist eine sehr einfache; sie ist von jedem
praktischen Arzte in der Sprechstunde leicht auszuftüiren. Man be-
nutzt am besten eine Liebergsche Pravazspritze (ganz aus Glas) mit
gut aufsitzender PlatiniridiumnadeL Die Nadel wird in einem
Reagensglas ca. d Minuten ausgekocht, die Spritze mit dem ge-
kochten Wasser ausgespritzt und dann Spritze und Nadel mit der
Arzneiflüssigkeit gefüllt. Dann wird der Oberarm elastisch umschnürt,
80 daß die Hautvenen sich stauen. Eine geeignete Vene fixiert man
28 Heinz.
Endovenöse mit dem Daumen der linken Hand unterhalb der mit Aether gut
Applikation gereinigten Injektionsstelle und sticht dann die Nadel flach ein.
Medikamenten. Steigt durch die Nadel eine Blutsäoie in die Spritze auf, so ist man
in der Vene. Jedenfalls soll man sich durch Anziehen des Stempels
hiervon überzeugen. Man entleert nun langsam und gleichmäßig den
Spritzeninhalt in die Vene, drückt nach Ausziehen der Nadel einen
Wattebausch auf die Einstichstelle und entfernt die Ligatur. Die
Einstichstelle verklebt sofort; ein Verband ist unnötig. Mendel
hat des öfteren 50 und mehr Injektionen in dieselbe Stelle derselben
Vene gemacht, ohne daß auch nur die geringste Reaktion sich ge-
zeigt hätte. Mendel behauptet — wohl mit Recht — , daß eine
hypodermatische Injektion dem Empfänger gefährlicher werden
könne, als eine intravenöse. Er hat unter mehr als 2000 intra-
venösen Injektionen nicht eine einzige unangenehme Nebenwirkung
beobachtet. — Die endovenöse Applikation von Arzneimitteln ist, wie
bemerkt, in erster Linie indiziert bei Infektionskrankheiten. Bac-
celli hat bekanntlich intravenöse Sublimatinjektionen gegen Rinder-
pest und Tuberkulose empfohlen. Das Sublimat ist aber wegen seiner
eiweißfUlenden und sonstigen stark giftigen Eigenschafben ein wenig
geeignetes Mittel. 1897 führte Ored6 die intravenöse Behandlung
mit kolloidalem Silber (Kollargol) ein. Im vorigen Jahrgang dieses
Jahrbuches berichteten wir, daß Müller (Bütow) von der intra-
venösen Injektion von Hydrargyrum colloidale Credo sehr gute Er-
folge bei Septikämie gesehen habe. In Amerika ist Formalin
(1 ' 5000) mit angeblich ausgezeichnetem Erfolge bei Pyämie, Puer-
peralfieber etc. intravenös injiziert worden. — Bekannt ist die
Land er er sehe Zimtsäurebehandlung mit intravenösen Injektionen.
— Von den italienischen Aerzten wird neuerdings bei schweren
Formen von Malaria die endovenöse Chininbehandlung mehr und
mehr geübt; die intravenöse Applikation übt in vielen Fällen noch
eine Heilwirkung aus, wo das Chinin, per os oder subkutan gereicht,
versagt. — 1897 hat Herxheimer, um die unangenehmen Neben-
wirkungen der internen und subkutanen Anwendung des Arsens zu
vermeiden und um gleichzeitig die Wirksamkeit des Mittels zu er-
höhen, die intravenöse Arsenikeinspritzung eingeführt. Mendel
hat dann an ihrer Stelle die Injektion von kakodylsaurem Natrium
empfohlen (vergl. den vorjährigen Bericht). Neuerdings verwendet
Atozyl. Mendel das Atozyl (Metaarsensäureanilid). Dasselbe ist ein
weißes, schwach salzig schmeckendes Pulver, das sich in warmem
Wasser gut löst. Es enthält 87,7 ^/o Arsensäure. Gleichwohl ist es
ca. 40mal weniger giftig als andere Arsenpräparate, wahrscheinlich
Pharmakotherapie. 29
weil es im Körper nur langsam zersetzt wird. Das Atoxyl war zu
subkutanen Injektionen empfohlen. Nach Mendel stellen sich aber
dabei, trotz peinlichster Asepsis, nicht selten, wenn auch keine be-
trächtlichen, so doch immerhin recht lästige Eeizerscheinungen
(Schwellung, Schmerzen, Infiltrate) ein. Mendel hat nun das
Atoxyl intravenös injiziert. Dasselbe erwies sich hierbei als absolut
reizlos, so daß 50 und mehr Injektionen an der gleichen Stelle
gemacht werden konnten. Begonnen wurde mit V* com 15^/oiger
Lösung, dann rasch gestiegen — bis höchstens 2 com 15°/oige
Lösung = 0,3 g Atoxyl; meist wurde 0,2 g als höchste Dosis an-
gewandt. Die Injektionen wurden meist durch 4 Wochen hindurch
alle 2 Tage wiederholt, dann 2mal wöchentlich, und schließlich bis
zum Ende der Kur nur alle 8 Tage. Von den 60 mit intravenösen
Atoxylinjektionen behandelten Patienten waren 21 anämische und
chlorotische Frauen und Mädchen, zum Teil mit nervösen Störungen,
die schon längere Zeit vergeblich mit Eisenpräparaten etc. behandelt
waren. Schon nach wenigen Injektionen war eine entschieden günstige
Wirkung zu konstatieren, Kopfschmerz, Verstimmung und Herz-
klopfen ließen nach, und nach 4 — 6 Wochen war eine ganz auf-
fallende Besserung zu beobachten. Aehnlich gut waren die Resul-
tate bei Nervenkrankheiten, Neurasthenie, Hysterie etc. Insbesondere
wurden 2 Fälle von Chorea innerhalb 4 Wochen völlig geheilt.
Glänzend war auch das Resultat in 8 Fällen von Morbus Basedowii:
die Ernährung und Blutbildung hob sich, Exophthalmus, Struma,
Herzpalpitationen nahmen ab, und nach 6 — 8 Wochen war an-
scheinende Heilung eingetreten. Sehr günstige Wirkung schreibt
Mendel dem Atoxyl bei Tuberkulose zu, ohne eine spezifische
Wirkung anzunehmen. Initiale Fälle heilten mit Hebung des
Allgemeinbefindens und Zunahme des Körpergewichtes aus, fort-
geschrittene wurden gebessert. Ausgesprochen waren die Erfolge
bei tuberkulöser Drüsenschwellung, bei Skrofulöse mit Ekzem der
Haut, Keratitis, Drüsenschwellung am Halse. Bekannt ist die
günstige Einwirkung des Arsens auf Hautkrankheiten. Mendel
sah zwei hartnäckige universelle chronische Ekzeme unter Atoxyl-
behandlung innerhidb 8 Wochen verschwinden. Durch Zufall wurde
die Beobachtung gemacht, daß die Wallungen im Klimakterium
durch Atoxylbehandlung gebessert wurden und nach 6 — 8 Wochen
verschwanden; diese Beobachtung wurde noch mehrfach be-
stätigt.
Mendel hat des weiteren das Sublamin (Quecksilbersulfat-
äthylendiamin) als Mittel gegen Syphilis in 1 ^/oiger Lösung zu intra-
30 Heinz.
Snblamin. venösen, subkutanen und intramuskulären Injektionen gebraucht.
Die intravenösen Injektionen sind hier nicht unbedenklich; nicht
selten, namentlich bei Injektion in enge Venen, bildeten sich in den
Gefäßen mehr oder weniger ausgedehnte Thromben, die als resistente
Stränge in den Venen zu fühlen waren und erst nach mehreren
Wochen verschwanden. Die subkutanen Injektionen sind durchaus
nicht so reizlos, wie bisher angegeben wurde : es treten Schmerz und
Schwellung weit über die EinstichsteUe hinaus auf. Sehr empfehlens-
wert sind dagegen nach Mendel die intramuskulären Injektionen.
Durch das Sublamin wird ein schneller Heileffekt erzielt, und zwar
auch bei Patienten, die früher gegen Schmierkur und Injektion un-
löslicher Quecksilberpräparate sich refraktär verhalten hatten. Dabei
ist die Wirkung eine durchaus milde. Patienten, die sonst auf jede
Merkuranwendung mit heftiger Stomatitis reagierten, vertrugen das
Sublamin ausgezeichnet. In keinem einzigen Falle kam eine Er-
krankung der Mundschleimhaut zu stände, ebensowenig erfolgte eine
Beizung des Darmes oder der Niere.
Morphin. Das Morphium bewirkt nach den experimentellen Unter-
suchungen von Riegel erst Abnahme der Magensafbsekretion, dann
abnorme Steigerung. Holsti erhielt bei der Wiederholung der
Biegeischen Versuche am Menschen nicht so eindeutige Resultate.
Auf subkutane Injektion von 0,01—0,015 Morphin erfolgte meist
anftlnglich eine Hemmung der Safbsekretion; Ausheberung des Probe-
frühstückes zeigte Verminderung der Flüssigkeitsmengen, dickflüssige
Beschaffenheit, geringere Azidität. Häufig, aber durchaus nicht
immer, folgte später eine Steigerung der Saftsekretion. Bei längerem
Gebrauch zeigte sich meist Abnahme der Azidität, sowie Ab-
nahme der Motilität des Magens, so daß nach den gleichen Zeiten
viel größere Flüssigkeitsmengen im Magen vorhanden waren, als
unter normalen Verhältnissen (nach dem gleichen Probefrühstück).
Auch Pickart (Berlin) erhielt bei der Wiederholung der Biegei-
schen Versuche am Menschen keine eindeutigen Besultate, indem
„sowohl bei nüchternem Magen wie auch nach Probemahlzeiten in
einer größeren Versuchsreihe sich ein so wechselndes Verhalten in
Bezug auf Quantität und Qualität des Magensaftes manifestierte, daß
bindende Schlüsse im Sinne Biegeis zu ziehen nicht erlaubt schien".
Atropin. Dagegen erwies sich Atropin in Dosen von 0,8— -0,6 mg ohne Aus-
nahme als hemmend in Bezug auf das ergossene Sekret. Bei längerer
Darreichung wird aber das Atropin in den betreffenden Dosen (kleinere
sind unwirksam), wie auch entsprechende Dosen von Tinct. oder
Eztractum belladonnae, schlecht vertragen. Dagegen erwies sich das
Phannakotherapie.
31
Skopolaminum Lydrobromicum, za 0,3 mg, 2mal täglich ge- Skopoiamin.
reicht, als wirksames Mittel, das durch 4 Wochen und länger gut
ertragen wurde.
lieber einige neuere Mittel fiir die Behandlung von Darmkatarrhen
berichtet Schmeidler (Magdeburg). Er verwandte: das Honthin Honthin.
(von Hell u. Co. in Troppau), das im Magensaft noch weniger löslich
ist als das Tannalbin und erst im alkalischen Darmsaft zur Wirkung
kommt. Dasselbe erwies sich in 24 Fällen von akutem Darmkatarrh
als ein zuverlässiges, prompt wirkendes Mittel. Auch in 23 Fällen
von chronischer Enteritis der Phthisiker leistete das Honthin gute
Dienste. Es wurde in Dosen von 1 g 3— 6mal täglich gegeben. Un-
angenehme Nebenwirkungen wurden nie bemerkt. — Das Forte in Fortoin.
(Formaldehydkotoin) von Overlach, das eine Erweiterung der Darm-
geftße hervorrufen, den Blutstrom in der Schleimhaut befördern und
dadurch die Ernährung bezw. Restitution der erkrankten Darm-
epithelien begünstigen soll, hat sich — bei dem chronischen Entero-
katarrh der Phthisiker wenigstens — als wenig wirksam erwiesen.
Eine nachhaltige Wirkung des Fortoins war nur in wenigen Fällen
zu konstatieren; in anderen versagte es völlig, oder es trat nur
vorübergehende Besserung ein. — Die Itrol-Glutoidkapseln itrol.
(Sahli-Weigand) kamen in einer Anzahl akuter und chronischer
Fälle zur Verwendung, zeigten aber keine deutliche Beeinflussung
des Erankheitsprozesses. Die 8 a hl i sehen Glutoidkapseln (durch
Einwirkung von Formaldehyd auf Gelatine hergestellt) sollen erst
im Darm, durch die Einwirkung des Pankreassekretes , aufgelöst
werden. Schmeidler fand aber in einzelnen Fällen die E^pseln
unverändert in den Fäzes wieder.
Im vorigen Jahre ist das Purgatin (Anthrapurpurindiacetat) Pnrgaün.
als ein synthetisch dargestelltes Abführmittel in den Arzneischatz
eingeführt und von Ewald, Stadelmann, Ebstein als ein mild
und sicher wirkendes Mittel empfohlen worden. Auch v. Hößlin
lobt das Purgatin als ein schätzenswertes, mildes Abführmittel. Es
verursache keine Leibschmerzen und erzeuge niemals Durchfalle.
Die Wirkung sei allerdings eine verzögerte. Bei hartnäckiger Stuhl-
verstopfung müssen als einmalige Dosis 1,5—2,0 g gegeben werden.
Bei chronischen Fällen kann man nach anfllnglich höherer Dosierung
zu abendlichen Ghiben von 0,5 g übergehen. Stuhl wie häufig auch
der Urin werden durch das Purgatin rot gef&rbt; hierauf sind die.
Patienten vorher aufmerksam zu machen. — Kachel (Karlsruhe)
hat das Purgatin als Abfuhrmittel bei Wöchnerinnen an Stelle des
sonst üblichen Rizinusöls gegeben. Es wurde am 3. Tage post partum,
32
Heinz.
Morgens nüchtern, zu 1,6 — 2,0 g gegeben. Es ist, da es geschmack-
und geruchlos ist, angenehm zu nehmen. Die Wirkung ist als eine
milde zu bezeichnen, tritt aber im Durchschnitt erst nach 7^^ Stun-
den, in einzelnen Fällen nach 11, 15, 16 Stunden ein; in 2 Fällen
blieb der Erfolg aus.
Ein zweites, S3mthetisch herzustellendes Abf&hrmittel, das aber
einen längst bekannten chemischen Körper darstellt, ist im vorigen
Purgen. Jahre eingeführt worden, das P u r g e n. Das Purgen ist nichts anderes
als der bekannte, durch geringste Mengen freien Alkalis rot geftrbte
Indikator Phenolphthalein. Zu der Entdeckung der abführenden Wir-
kung des Phenolphthaleins hat ein Zufall gefuhrt. Man hatte einem
Weine, um ihn durch eine geschmacklose, dabei leicht nachweisbare
Substanz zu markieren, Phenolphthalein zugesetzt ; die Personen, die
von dem Wein getrunken hatten, hatten Durchfall bekommen. Das
Purgen wird in Tabletten ä 0,05 und 0,01 flir Kinder, k 0,5 für Er-
wachsene in den Handel gebracht. Es macht sichere StuhlenÜeemng
und scheint ungifbig zu sein; jedoch ist es nach dem Urteil von Pen-
zoldt nicht frei von unangenehmen Nebenwirkungen. — Es wiU dem
Beferenten scheinen, als ob bei der Reichhaltigkeit unseres Arznei-
schatzes an guten, wirksamen Abfuhrmitteln gar kein so großes
Bedürfnis nach neuen, S3aitheti8ch dargestellten Purgantien vorhan-
den sei.
Penzoldt weist in der Neuauflage seines Lehrbuches der
klinischen Arzneibehandlung wiederum nachdrücklich auf die viel-
Rizinosoi. seitige Verwendungsfthigkeit des Rizinusöls hin. „Rizinusöl eignet
sich für einmalige Darreichung bei einfacher Verstopfung sonst ge-
sunder Leute, wie auch schwerer Kranker. Es ist ziemlich das einzige
Abfuhrmittel, das bei leichten entzündlichen Erscheinungen seitens
des Darmes, z. B. bei Koprostase mit typhlitischer Reizung, unter
Umständen gegeben werden darf. — Das Gebiet des Rizinusöls be-
schränkt sich nicht auf die eigentlichen Verstopfungen. Gerade bei
gewissen Formen chronischer Diarrhöen, bei denen häufig ein wenig
reichlicher, dünner Stuhl nach vorhergehenden Kolikschmerzen ent-
leert wird, und welche die Folgen entzündlicher Reizung der Darm-
schleimhaut durch alte Kotmassen sind, ist die Wirkung zuweilen
ausgezeichnet und durch kein anderes Mittel ersetzbar. Man kann
sagen, daß das Mittel bei Diarrhöen relativ größere Erfolge auf-
• zuweisen hat, als bei Verstopfungen. Auch nach groben Diätfehlem,
sowie im Beginn der Ruhr ist eine größere Gabe Rizinusöl selbst
bei schon bestehender Diarrhöe angezeigt." — Das Rizinusöl ist am
bequemsten in weichen Gelatinekapseln ä 2—3 g zu nehmen. Der
Pharmakotherapie. 83
Geschmack des Rizinusöls wird übrigens vollständig verdeckt, wenn
man ein Spitzglas voll Kognak gießt, den Kognak bis auf ein Viertel
wieder zurückgießt und dann das Rizinusöl in den Kognak einlaufen
l&ßt. Es bildet sich dann eine rings von Kognak umgebene Kugel
von Rizinusöl. Wenn man nun den Inhalt des Gläschens in einem
Zuge herunterschluckt, spürt man absolut nichts von dem Geschmack
des Rizinusöls.
Im vorigen Jahre sind dem Arzneimittelschatz zwei neue Diu-
retika zugeführt worden, die viel Beachtimg gefunden haben. Das
Theozin und das Agurin. Insbesondere von dem Theozin werden
sehr günstige, zum Teil eklatante Wirkungen berichtet. Das Theozin Theozin.
ist S3mthetisch dargestelltes Theophyllin (3,7 Dimethylxanthin). Es
wird von den Farbenfabriken vorm. Pr. Bayer in Elberfeld in den
Handel gebracht. Das Theozin gehört zu den im Tee enthaltenen
diuretischen Sto£Pen. Es wurde bereits vor 15 Jahren von Kos sei
in den Teeblättem entdeckt und von diesem Forscher Theophyllin
genannt. E. Fischer stellte gelegentlich seiner Xanthinarbeiten das
Theophyllin künstlich dar. Aber erst durch die von W. Traube
herrührende Synthese wurde eine billige Darstellung und damit eine
therapeutische Verwendung des Körpers ermöglicht. Dreser hat
das Theozin in Bezug auf seine physiologischen Eigenschaften unter-
sucht und als stark wirksames Diuretikum erkannt. Minkowski
hat dann das Theozin klinisch geprüft und dasselbe bei Herzaffek-
tionen mit Stauungserscheinungen, bei Nephritis u. s. w. als wirk-
sames Diuretikum und Antihydropikum erfunden, dessen Wirkungen
bisweilen alle Erwartungen übertreffe. Aus dem Jahre 1903 liegen
eine ganze Anzahl im allgemeinen durchweg günstiger Veröffent-
lichungen vor. Meinertz (Berlin) verwandte das Theozin in einer
Anzahl Fällen von Herzkrankheiten, Nierenkrankheiten, Fällen von
Pleuritis, Leberzirrhose etc. Das Theozin bewirkte fast regelmäßig
eine starke Steigerung der Diurese, oft auf das Doppelte, zuweilen
auf das 4—6 fache. Die Wirkung war allerdings niemals eine über
lange Zeiten nachhaltige, hörte vielmehr meistens nach einigen Tagen,
spätestens nach einer Woche auf, so daß eine weitere Verabreichung
des Präparates zwecklos erschien. Wurde aber mehrere Tage aus-
gesetzt, so rief neue Theozindarreichung von neuem gesteigerte Diurese
hervor. Die Wirkung war am ausgeprägtesten bei Veränderungen
des Herzens und der großen Gef«lße; Schädigungen der Nieren-
epithelien beeinträchtigten die Wirkung mehr oder weniger. Dies
ist aber eine Erfahrung, die man an allen Diureticis macht : geschä-
digtes Nierengewebe ist eben schwer oder gar nicht zur Sekretion
Jahrbach der praktisoben Medizin. 1904. 3
34 Heinz.
Theozin. zu bringen. Zuweilen erzielte Theozin allein, wie auch Digitalis
allein, keine genügende Diurese; dieselbe trat aber in erwünschtem
Maße ein, wenn Theozin mit Digitalis bezw. Ko£Pein kombiniert
wurde. Das Theozin wurde meist anstandslos vertragen ; Schädigungen
der Niere wurden nie beobachtet, ebensowenig Erregungszustände
oder Schlaflosigkeit. Wohl aber traten zuweilen unangenehme Neben-
wirkungen, Störungen des Appetits, üebelkeit und auch Erbrechen
hervor. — Das Theozin ist nach Meinertz als eine Bereicherung^
des Arzneischatzes anzusehen. Der Preis ist relativ hoch; da aber
im Verhältnis zu anderen Diureticis (z. B. Diuretin) niedere Dosen
zu nehmen sind (0,8 — 0,6 g pro dosi), ist es eher billiger, als die
anderen neuen Diuretika. Nach Meinertz ist das Theozin am besten
in Form von Tabletten zu gehen. — Ueber einen eklatanten Fall
von Theozinwirkung berichtet Heß (Gera): Die Harnmenge stieg
auf 3 Theozinpulver ä 0,8 g in 24 Stunden von 150 g auf 2500 g,
auf ein weiteres Theozinpulver am nächsten Tage auf 8000 g, und
hielt sich dann bei 1 — 2 Theozinpulvem täglich auf durchschnittlich.
1800 g. Nach Heß wirkt das Theozin nur dann gut, wenn die
einzelnen Herzschläge noch kräftig sind, wenn der Puls noch nicht
abnorm beschleunigt oder abnorm schwach ist. — Döring (Berlin)
hat das Theozin mit dem Theobromin und dem EofiFein verglichen.
Das Theozin äußerte in verhältnismäßig kleinen Tagesdosen (0.5 bia
0,9 g) ebenso gute, vielfach aber bessere Wirkungen als das Diuretin
in weit größeren Dosen. Die Wirkung setzt — im Gegensatz zum
Diuretin — schon am ersten Tage ein; meist ist die Diurese sogar
am ersten Tage am größten. Die Wirkung klingt allmählich ab,
wenn das Theozin eine längere Zeit weiter gegeben wird. In dieser
Beziehung ist ihm das Diuretin überlegen. Dieser Nachteil wird
aber dadurch aufgehoben, daß bei der anfanglich stärkeren Wir-
kung die Gesamturinmenge gewöhnlich doch noch größer ist, ala
wenn dauernd Diuretin gegeben wird. Döring gab das Theozin in
Oblaten oder in heißem Tee. 0,75 g sind eine völlig ausreichende
Tagesdosis. Manche Patienten erbrachen; dies ließ sich vermeiden,
wenn die Einzeldosen kleiner gemacht wurden (0,15 g). Der Appetit
wurde niemals beeinflußt; nur darf das Mittel nicht auf nüchternen
Magen gegeben werden. — Kram er (Gießen) hat das Theozin mit
zwei anderen wirksamen Diureticis, dem Diuretin und Agurin, ver-
glichen, imd die Wirkung dieser Mittel durch sehr instruktive Kur-
ven illustriert. Das Theozin übertrifft an Wirkungseffekt das Diu-
retin und Agurin weitaus. Auch Kram er betont die Promptheit
und Intensität der Theozinwirkung. Als Nebenwirkung wurde wie-
1
Pharmakotherapie. 35
derum Erbrechen beobachtet. Auch Thienger (Nürnberg) findet
in dem Theozin ein starkwirkendes Diuretikum, das an harntreiben-
der Kraft das KofiPein und das Theobromin, bezw. dessen Doppel-
salze, das Diuretin und Agurin, erheblich übertrifft. Die Wirkung
des Theozins wird charakterisiert durch ein initiales, gewaltiges An-
steigen der Diurese mit darauffolgendem raschen Abfall, der durch
weitere Gaben Theozin meist nicht hintangehalten wird. Nach
längerem Intervall werden wieder erheblich vermehrte Hammengen
auf Theozin ausgeschieden, ohne jedoch die erst erreichte Höhe der
Diurese wieder zu erreichen. Die Diurese sinkt vielmehr von einem
Intervall zum anderen allmählich ab. Der beste diuretische Erfolg
wird erzielt bei Stauungserscheinungen infolge von Herz-, Nieren-
und allgemeinen Gefäßerkrankungen, sofern die Insuffizienz der be-
tre£Penden Organe nicht unter ein gewisses Maß gesunken ist. Theo-
zin wird, als Pulver gereicht, meist gut vertragen. Unangenehme
Nebenwirkungen (Uebelkeit, Erbrechen) lassen sich meist durch
Modifikationen in der Darreichung umgehen oder wenigstens redu-
zieren. — Stroß (Wien) empfiehlt, das Theozin zur Vermeidung
der unangenehmen Nebenerwirkungen (Druckgefähl in der Magen-
gegend, Uebelkeit, Erbrechen) mit Extractum Belladonnae zu kom-
binieren.
Rp. Theozin 0,26—0,80
Extractum BeUadonnae 0,005-0,01
2-dmal täglich.
Bei dieser Art der Medikation wurde das Theozin gut vertragen.
Dabei wurden neben der diuretischen Wirkung ausgiebige Darm-
entleerungen bewirkt, ein Zusammenwirken, das die Flüssigkeits-
ausfuhr wesentlich vermehrt und die Behebung von Stauungen för-
dert. Schlesinger (Wien) empfiehlt die Kombination des Theozins
mit Adonis vemalis:
Ep. Infus. Adonid. vemal. 6,0 : 180,0
Theozin 0,6—1,0
Sirup, simpl. 20,0
In 24 St. zu verbrauchen.
Streit (Wien) empfiehlt, zur Vermeidung von imangenehmen
Magensymptomen das Theozin nur in Lösung, nur nach den Mahl-
zeiten und vor allem nur in kleinen Dosen zu verabreichen. Die
bequemste Dispensationsform böten die von den Elberfelder Farb-
werken hergestellten Theozintabletten & 0,1 imd 0,26 g. Bei leicht
erregbaren Patienten, bei hysterischen Frauen empfiehlt es sich, das
Theozin mit Hedonal oder Paraldehyd zu kombinieren.
36 Heinz.
Agarin. Agar in ist Tbeobrominnatrium-Natrinm aceticum. Es wird in
Pulverform in Dosen von 1,0, dmal täglich (in Oblaten) verabreicht,
oder in Lösung:
Ep. Agurin 6,0
Aq. Menthae piper. ad 200,0
In 2 Tagen zu verbrauchen. Out verkorkt zu halten!
Das Agurin ist vor Feuchtigkeit und Luftzutritt gut zu
schützen, da es durch den Einfluß der atmosphärischen Kohlen-
säure schwer löslich wird. Man dispensiert die abgeteilten Agurin-
dosen am besten in Wachskapseln, die in einem weithalsigen, gut
verschließbaren Oläschen abgegeben werden. Das Agurin belästigt
den Magen weit weniger als das Diuretin (Theobrominnatrium sali-
cylicum). Es vermag wie dieses die Hammenge in wenigen Tagen
auf das Doppelte zu steigern. Montag (Jena) sieht in dem Agarin
ein gut wirkendes Diuretikum, das man längere Zeit fort geben
kann, ohne daß es wie Diuretin unangenehme Nebenwirkongen (aof
den Magen etc.) hervorrufe. Indikationen für Agurin sind haupt-
sächlich Hydropsien bei Herzkrankheiten, sowie pleuritische und
perikarditische Ergüsse. Bei Nephritis parenchymatosa war das
Agurin unwirksam. — Auch F aus er (Budapest) betont, daß man
das Agurin ohne Schaden längere Zeit hindurch geben kann. Die
Diurese tritt schon am 1. Tage ein and erreicht am 2. und 3. Tage
den Höhepunkt. Sie kann gesteigert werden durch Kombination
des Mittels mit Digitalis oder durch Milchdiät. — Oanz frei von
Nebenwirkungen ist nach Jakobi (Klansenburg) das Agurin nicht.
Es lädiert den Magen zwar entschieden weniger als das Diuretin,
bewirkt aber doch in einzelnen Fällen Kopfschmerz, üebelkeit,
Brechreiz, Erbrechen. In Lösung wurde übrigens das Agurin besser
vertragen als in Pulverform.
HoBotan. Das Mesotan (Salizylsäaremethoxylmethylester) ist ein anter
günstigen Auspizien eingeführtes neaes Salizylderivat. Es ist näm-
lich ein Salizylpräparat für äußere Anwendung. Es hat also den
Vorzug vor den innerlich zu nehmenden Salizylverbindungen, daß
es den Magen nicht belästigt; und außerdem kommt es den Wünschen
des Publikums, das bei Oelenk-, Knochen-, Muskel- etc. Schmerzen
ein äußerlich anzuwendendes Mittel, am liebsten eine Einreibung
will, entgegen. Das Mesotan hat sich daher leicht eingef&hrt, und
es liegen bereits eine ganze Anzahl Veröffentlichungen über das neue
Antirheamatikum vor. Flor et sah überaas günstige Erfolge von
Mesotan bei akutem Muskelrheumatismus, femer bei Lumbago
rhenmatica und akutem Oelenkrheumatismus. Bei chronischen
Pharmakotherapie. 37
Gelenkaffektionen, sowie sie rheumatischen Ursprungs waren, leistete
das Mittel ebenfalls Gutes, ebenso bei chronischer Pleuritis sicca,
während es bei neuralgischen Schmerzen und bei Brustschmerzen
infolge Myokarditis versagte. — Köder hat Mesotan in 58 Fällen an
49 Patienten versucht: in 42 Fällen von Muskel-, Gelenk- imd
Faszienrheumatismus versagte das Mittel nur 2mal. Glänzende Er-
folge hatte er bei subakutem Gelenkrheumatismus. Bei sensiblen
Neuritiden versagte es. In 2 Fällen sah er als Nebenwirkimg
Urtikaria und Dermatitis, wie auch Flor et Hautreizungen und
Ekzeme vereinzelt gesehen hatte. Beide Autoren empfehlen daher
schließlich das Präparat nicht rein, sondern zu gleichen Teilen mit
Olivenöl gemischt. — Kropil erhielt im Gegensatz zu anderen
Beobachtern auch sehr gute Erfolge bei Trigeminusneuralgien. Die
besten Resultate hatte er bei akuter imd subakuter Arthritis, weniger
auffallende bei chronischem Gelenkrheumatismus. Kropil ver-
wandte das Mittel auch bei Erysipel — ohne Erfolg — , bei ver-
schiedenen Dermatosen mit Erfolg. — Von Liepelt wurden ca.
30 Fälle von Gelenkrheumatismus mit sehr gutem Erfolge behandelt ;
bei verschiedenen, früher anders behandelten, rezidivierenden Fällen
zeigte sich die Ueberlegenheit des Mittels über andere Präparate. —
Ein sehr günstiges Urteil f&Ut auch Pos seit auf Grund von
50 mesotanbehandelten Fällen. Er betont auch besonders, daß der
Mißerfolg einer Mesotanbehandlung zu begründeten Zweifeln an dem
,,rheumatischen" Ursprung des Leidens Anlaß gebe. — Gröber
und V. Criegern wandten das Mesotan außer bei akutem und
chronischem Gelenkrheumatismus auch bei Erkrankungen der serösen
Häute und des Gefößsystems an. Gröber und v. Criegern legen
vor allem Wert auf die hautreizenden Eigenschaften des Mesotans.
Sie sehen in dem Mesotan in erster Linie ein gutes Derivans. Die
Salizylwirkung steht ihnen erst in zweiter Linie. Sie fanden zwar
in einem Falle Ohrensausen und Schweiße als spezifische Salizyl-
wirkung. Aber diese Nebenwirkungen des Salizyls fehlten eben im
allgemeinen doch, imd deshalb glauben sich Gröber und v. Crie-
gern berechtigt, nur von einer „schwachen^ Salizylwirkung zu reden,
„der allerdings die Umgehung des Verdauungstraktes, somit die
Möglichkeit längerer Anwendung gegenübersteht*'. Auf der Ver-
bindung der (überwiegenden) hautreizenden und der (schwächeren)
spezifischen Salizylwirkung beruhe der besondere Charakter des
Mesotans. — Auch Buhemann schreibt der reizenden, derivieren-
den Wirkung einen Hauptcmteil an dem Erfolge des Mesotans zu.
Auf ihr beruhe auch die rasche Schmerzlinderung durch Mesotan.
38 Heinz.
Mesotan. Ruhemann empfiehlt kräftige Einreibung und Bedeckung mit
geleimter Watte oder Bedeckung mit Mesotanpflaster. Zur Ein-
reibung ist das Mesotan nicht pur zu verwenden, da es in dieser
Form zu stark reizt, sondern in Verbindung mit Oleum olivarum zu
gleichen Teilen. Als praktische Vorschrift, die zugleich den etwas
scharfen Geruch des Mesotans gut verdeckt, empfiehlt er:
Ep. Mesotan
Ol. oliv ana 26,0
Ol. Lavand. gtt. V.
Smal täglich 1 — l'/j TeelöfiPel zu verreiben.
Das Rezept kostet über 2 M., ein allerdings verhältnismäßig hoher
Preis. Auch Frankenburger klagt über den hohen Preis des
Mesotans. Er berechnet, da man 20 — 30 g Mesotan zu einem Dauer-
erfolg benötige, die für einen einzelnen Fall auflaufenden Kosten
(inkl. Rezeptur) auf mindestens 3 — 4 M. Ruhemann empfiehlt,
nicht immer dieselbe Hautstelle mit der Mesotanmischung einzu-
reiben, sondern, wie bei den Einreibungen mit grauer Salbe, von
Ort zu Ort wechselnd vorzugehen. Er rät femer, die äußere Mesotan-
applikation mit innerer Aspirindarreichung (dmal täglich 0,5 g) zu
verbinden, wodurch man wahre therapeutische Glanzleistungen erziele.
Ruhemann berichtet noch, daß ein mit Mesotanpinselung be-
handeltes Gesichtserysipel in B Tagen verschwand. — Hautreizungen
durch Mesotan werden von fast allen Beobachtern berichtet. Die-
selben halten sich im allgemeinen in mäßigen Grenzen. Nach Ruhe-
mann ist gegen die Hautreizung Bepuderung mit einem Streupulver
aus Protargol 1,0, Amylum 20,0 prompt wirksam. Zuweilen jedoch,
namentlich bei empfindlicher Haut (Frauen) ist die Hautreizung
eine beträchtliche, und entstehen infolge der Mesotanreizung unan-
genehme Dermatitiden. Nach Kays er gehören, wenn die Mesotan-
behandlung über eine Woche durchgeführt wird (2 — dmal täglich
Einreibung mit je einem Teelöffel Mesotanöl), allgemeine urtikaria-
ähnliche Hautausschläge zu den Alltäglichkeiten, besonders bei
Frauen. In einem Fall beobachtete er das Auftreten allgemeiner
bullöser Dermatitis. In einem 2. Fall traten ebenfalls massenhaft
seröse Blasen auf; die Blasen flössen zusammen, platzten und er-
gossen einen Tag lang große Serummengen, so daß das Bett durch-
näßt war. Kays er empfiehlt, das Mesotan lediglich aufzupinseln
(2mal täglich einen Teelöffel Mesotan und Oel ana), und die Stellen
mit nicht entfetteter Watte zu bedecken. Viel länger als über eine
Woche soll man die Mesotananwendung, besonders bei Frauen und
Kindern, nicht ausdehnen. Beim ersten Auftreten von dauernder
Pharmakotherapie.
39
Hautrötung und Schwellung soll man das Mittel sofort und definitiv
weglassen. Denn, ist es einmal bis zur Blasenbildung gekommen, so
besteht die Ueberempfindlichkeit der ganzen Körperhaut ftir Mesotan
in der Regel monatelang fort. Vor dem Hausgebrauch des Mesotans
ohne ärztliche Aufsicht ist zu warnen. — Auch Litten beobachtete
bei Frauen (auch bei Patientinnen mit nicht besonders zarter Haut)
nicht selten Eötung, Schwellung und Bläschenbildung, die teilweise
schmerzte, teilweise sehr stark juckte, so daß mehrere Tage ver-
gingen, bis unter Umschlägen mit essigsaurer Tonerde die durch das
Medikament hervorgerufenen Nebenwirkungen sich gänzlich zurück-
gebildet hatten. In einem Fall von allerdings sehr empfindlicher
Haut schwoll zweimal auf Einreibung mit nur V^ Teelöffel Mesotanöl
nach wenigen Stunden die Haut stark an und bedeckte sich mit
Bläschen, die so unerträglich juckten, daß beständig gewechselte
eiskalte Umschläge mit essigsaurer Tonerde bezw. Einpackung in
Eis angewandt werden mußten. Die akute Dermatitis dauerte volle
2 Tage und heilte dann allmählich ab. Die rheumatische Afifektion
im Handgelenk war allerdings dabei bedeutend gebessert, die im
Schultergelenk vollkommen ausgeheilt.
Ueber Behandlung des Eheumatismus durch äußere Anwendung
von Salizylpräparaten berichtet auch Zeigan. Er prüfte Mesotan,
Glykosal und Eheumasan und erzielte mit allen drei Präparaten sehr Rheumasan.
befriedigende Wirkungen. Das Eheumasan ist eine seifenartige
Substanz, die 10 ^/o Salizylsäure enthalten soll. Die Anwendung
geschah in der Weise, daß 5 — 10 g des Mittels 2— 8mal täglich auf
die erkrankten Stellen verstrichen und diese dann in unentfettete
Watte gewickelt wurden. Der Erfolg bestand in einer sofortigen
Linderung der Schmerzen; Fälle von Muskelrheumatismus und
Lumbago waren nach 4 — 5tägiger Behandlung gänzlich schmerzfrei.
Li mehr chronischen Fällen wurden die erkrankten Glieder mit
Eheumasan massiert und mit diesem Verfahren ein sehr gutes
Resultat erzielt.
Glykosal ist von Täuber dargestellter, von Merck in den Glykosal.
Handel gebrachter MonosaUzylsäureglyzerinester. Das Präparat
bildet ein weißes, geschmack- und geruchloses Kristallpulver, das
sich in kaltem Wasser zu 10 ^/o, in heißem Wasser leicht löst.
Auch in Alkohol ist das Präparat leicht löslich, während es von
Aether und Chloroform etwas weniger leicht aufgenommen wird.
Mit Glyzerin ist das Glykosal mischbar; von Alkalien und kohlen-
sauren Alkalien wird der Ester leicht verseift. Die Anwendung
geschah in 20^/oiger alkoholischer Lösung, der 10 — 20 ^/o Glyzerin zu-
40
Heinz.
Giykosai. gesetzt wurde. Von der Lösung wurden 50 — 100 g auf die erkrankten
Partien gepinselt und diese dann in Watte gewickelt. Im Durchschnitt
6—8 Stunden nach der Pinselung zeigte der Urin deutliche Salizyl-
reaktion, die sich während der ganzen Zeit der Behandlung in gleicher
Stärke nachweisen ließ. Etwa 4—6 Stunden nach der Pinselung
trat regelmäßig ein starker Schweißausbruch auf, der '/> — 2 Stunden
anhielt. Die Schmerzen ließen allmählich nach. Hautreizungen oder
sonstige unangenehme Nebenwirkungen wurden in keinem der be-
handelten Fälle beobachtet. Diese Glykosalmedikation war wirksam
auch bei Fällen von schwerstem Rheumatismus, besonders auch mit
großen Ergüssen in die Gelenke, die in überraschend kurzer Zeit
durch das Glykosal zum Verschwinden gebracht wurden. Zeig an
betont, daß, wenn man den Salizylstrom von der Haut aus durch
die Lymphbahnen der erkrankten Gelenke leitet und zwar durch die
wiederholte Applikation des Mittels einen andauernden Strom her-
stellt, man den Körper lange nicht mit den Salizylmengen zu über-
lasten braucht, wie bei innerer Darreichung, abgesehen davon, daß
die leicht zu beftirchtende Läsion des Verdauungstraktus auf diese
Weise vermieden wird. — Ueber Glykosal berichtet auch Ratz.
Derselbe hat das Glykosal, auch bei Benutzung alkoholischer Lösung,
nicht so gut resorbierbar gefunden wie Zeigan. Will man Glykosal
gut resorbierbar machen, so muß man nach ihm der GlykosaUösung
bezw. Glykosalsalbe einen ätherischen StofiT, Terpentinöl oder Chloro*
form, zusetzen. Recht gute Erfolge hatte dagegen Ratz bei innerer
Darreichung des Glykosals. Dasselbe passiert den Magen unver*
ändert und wird erst im Darm in Salizylsäure und Glyzerin gespalten.
Das Glykosal reizt daher, im Gegensatz zu dem Salizylsäuren Natron,
den Magen fast nie. Dabei entfaltet es volle Salizylwirkung, es
kommt daher auch meist zu Schweißausbrüchen und zu Ohrensausen ;
jedoch sind Ohrensausen und Schwerhörigkeit durchweg geringer
als bei Natrium salicylicum. Zur Hervorrufung eines prompten
therapeutischen E£Pektes müssen kräftige Dosen gegeben werden.
Am besten verordnet man das Glykosal in Oblaten (bei akutem
fieberhaftem Gelenkrheumatismus z. B. 6mal täglich zu je 2 g). Es
ist darauf zu achten, daß die Oblaten gut geschlossen sind, sonst
reizt das feine trockene Pulver die hintere Rachenwand und führt
zu Hustenstößen. Bei Kindern ist das Glykosal als Mixtur unter
Zusatz von Spiritus vini und eines Sirups zu geben.
Aspirin. Das Aspirin ist in den vorhergehenden Jahresberichten mehr-
fach besprochen worden. Penzoldt schreibt neuerdings über das-
selbe (Lehrbuch der klinischen Arzneibehandlung, 6. Aufl.): „Aspirin
Pharmakotherapie. 41
oder Azetylsalizylsäure hat zweifellos eine hohe praktische Bedeutung
gewonnen. Wenn es auch das nach meiner Meinung beim akuten
Gelenkrheumatismus an Energie der Wirkung unübertroffene Salizyl-
säure Natrium nicht ganz ersetzt, so tritt es doch vielfach wegen
seiner geringeren Nebenwirkungen, insbesondere auf den Magen,
erfolgreich in Konkurrenz. Auch die Verwendung bei Neuralgien,
Kopfschmerzen etc. ist mit Recht schon sehr verbreitet." — Wie
es bei den meisten vielgebrauchten Mitteln geht, stellen sich bei der
häufigeren Anwendung allmählich gewisse Nebenwirkungen heraus,
die anfangs wenig beobachtet wurden. So wird auch im vergangenen
Jahre über eine ganze Anzahl von Nebenwirkungen bei Aspirin
berichtet. Thieme, der das Aspirin sonst als Entfieberungsmittel
bei Phthisikem sehr lobt, warnt davor, das Aspirin bei Lungen-
kranken zu verwenden, die leicht zu Hämorrhagien neigen, da er in
7 Fällen nach Aspirin ein Bezidiv einer vorher durchgemachten Blu-
tung eintreten sah. — Hirschberg sah bei einem Patienten auf 1 g
Aspirin stark infiltrierte Schwellung der Augenlider und der Unter-
lippe und scharlachartigen Ausschlag an der Rachenschleimhaut, der
Kopf- und Nackenhaut. — Meyer sah nach 1 g Aspirin bei einem
Patienten ödematöse Schwellung beider oberer und unterer Augen-
lider, der Stirn und der ganzen behaarten Kopfhaut. — Nach Otto
zeigte ein Patient nach Einnahme von 1 g Aspirin knotige Ver-
dickungen der Haut an Extremitäten, Rumpf, Kopf, Gesicht und Mund,
und Verstopfung der Nase mit Schleimansammlung. Der Patient er-
hielt aus Mißverständnis noch ein zweites Pulver: darauf Zunahme
der Erscheinungen, Angstgefühl, Schwindel, unstillbarer Durst und
wiederholt heftiges Erbrechen. Der Urin war leicht getrübt und
enthielt geringe Mengen von Eiweiß. — Rabow sah auf Einnahme
von 4mal 0,5 Aspirin heftige Schmerzen in der Magengegend und
Neigung zum Erbrechen; Gesicht leichenblaß, mit Schweiß bedeckt,
Puls kaum fühlbar.
In dem verflossenen Jahre ist der Arzneimittelschatz um ein
neues Schlafmittel, Veronal, bereichert worden, das viel Beachtung Veronai.
gefunden hat und von allen Seiten günstig beurteilt wird. Das
Veronal ist von E. Fischer und v. Mering in die Therapie ein-
geführt worden. Es ist ein Hamstoffderivat, und zwar stellt es
Diäthylmalonylhamstoff dar. Veronal ist nach Fischer und v. Mering
ein schön kristallisierender, farbloser Stoff, der bei 191^ G. schmilzt,
schwach bitter schmeckt, sich in ungefähr 12 Teilen kochenden
Wassers und in ca. 146 Teilen kalten Wassers löst. Es ist ein
prompt und sicher wirkendes Schlafmittel ohne schädliche Neben-
40 Heinz.
Giykosai. gesetzt wurde. Von der Lösung wurden 50 — 100 g auf die erkrankten
Partien gepinselt und diese dann in Watte gewickelt. Im Durchschnitt
6—8 Stunden nach der Pinselung zeigte der Urin deutliche Salizyl-
reaktion, die sich während der ganzen Zeit der Behandlung in gleicher
Starke nachweisen ließ. Etwa 4—5 Stunden nach der Pinselung
trat regelmäßig ein starker Schweißausbruch auf, der '/« — 2 Stunden
anhielt. Die Schmerzen ließen allmählich nach. Hautreizungen oder
sonstige unangenehme Nebenwirkungen wurden in keinem der be-
handelten Fälle beobachtet. Diese Glykosalmedikation war wirksam
auch bei Fällen von schwerstem Bheumatismus, besonders auch mit
großen Ergüssen in die Gelenke, die in überraschend kurzer Zeit
durch das Giykosai zum Verschwinden gebracht wurden. Zeigan
betont, daß, wenn man den Salizylstrom von der Haut aus durch
die Lymphbahnen der erkrankten Gelenke leitet und zwar durch die
wiederholte Applikation des Mittels einen andauernden Strom her-
stellt, man den Körper lange nicht mit den Salizylmengen zu über-
lasten braucht, wie bei innerer Darreichung, abgesehen davon, daß
die leicht zu befürchtende Läsion des Verdauungstraktus auf diese
Weise vermieden wird. — üeber Giykosai berichtet auch Batz.
Derselbe hat das Giykosai, auch bei Benutzung alkoholischer Lösung,
nicht so gut resorbierbar gefunden wie Zeigan. Will man Giykosai
gut resorbierbar machen, so muß man nach ihm der Glykosallösung
bezw. Glykosalsalbe einen ätherischen Stoff, Terpentinöl oder Chloro-
form, zusetzen. Recht gute Erfolge hatte dagegen Batz bei innerer
Darreichung des Glykosals. Dasselbe passiert den Magen unver-
ändert und wird erst im Darm in Salizylsäure und Glyzerin gespalten.
Das Giykosai reizt daher, im Gegensatz zu dem Salizylsäuren Natron,
den Magen fast nie. Dabei entfaltet es volle Salizylwirkung, es
kommt daher auch meist zu Schweißausbrüchen und zu Ohrensausen ;
jedoch sind Ohrensausen und Schwerhörigkeit durchweg geringer
als bei Natrium saUcylicum. Zur Hervorrufung eines prompten
therapeutischen Effektes müssen kräftige Dosen gegeben werden.
Am besten verordnet man das Giykosai in Oblaten (bei akutem
fieberhaftem Gelenkrheumatismus z. B. 5mal täglich zu je 2 g). Es
ist darauf zu achten, daß die Oblaten gut geschlossen sind, sonst
reizt das feine trockene Pulver die hintere Bachenwand und fuhrt
zu Hustenstößen. Bei Kindern ist das Giykosai als Mixtur unter
Zusatz von Spiritus vini und eines Sirups zu geben.
Aspirin. Das Aspirin ist in den vorhergehenden Jahresberichten mehr-
fach besprochen worden. Penzoldt schreibt neuerdings über das-
selbe (Lehrbuch der klinischen Arzneibehandlung, 6. Aufl.): „Aspirin
Pharmakotherapie. 41
oder Azetylsalizylsäure hat zweifellos eine hohe praktische Bedeutung
gewonnen. Wenn es auch das nach meiner Meinung beim akuten
Gelenkrheumatismus an Energie der Wirkung unübertro£Pene Salizyl-
säure Natrium nicht ganz ersetzt, so tritt es doch vielfach wegen
seiner geringeren Nebenwirkungen, insbesondere auf den Magen,
erfolgreich in Konkurrenz. Auch die Verwendung bei Neuralgien,
Kopfschmerzen etc. ist mit Recht schon sehr verbreitet." — Wie
es bei den meisten vielgebrauchten Mitteln geht, stellen sich bei der
häufigeren Anwendung allmählich gewisse Nebenwirkungen heraus,
die anfangs wenig beobachtet wurden. So wird auch im vergangenen
Jabre über eine ganze Anzahl von Nebenwirkungen bei Aspirin
berichtet. Thieme, der das Aspirin sonst als Entfieberungsmittel
bei Phthisikem sehr lobt, warnt davor, das Aspirin bei Lungen-
kranken zu verwenden, die leicht zu Hämorrhagien neigen, da er in
7 FäUen nach Aspirin ein Bezidiv einer vorher durchgemachten Blu-
tung eintreten sah. — Hirschberg sah bei einem Patienten auf 1 g
Aspirin stark infiltrierte Schwellung der Augenlider und der Unter-
lippe und scharlachartigen Ausschlag an der Bachenschleimhaut, der
Kopf- und Nackenhaut. — Meyer sah nach 1 g Aspirin bei einem
Patienten ödematöse Schwellung beider oberer und unterer Augen-
lider, der Stirn und der ganzen behaarten Kopfhaut. — Nach Otto
zeigte ein Patient nach Einnahme von 1 g Aspirin knotige Ver-
dickungen der Haut an Extremitäten, Rumpf, Kopf, Gesicht und Mund,
und Verstopfung der Nase mit Schleimansammlung. Der Patient er-
hielt aus Mißverständnis noch ein zweites Pulver: darauf Zunahme
der Erscheinungen, Angstgefühl, Schwindel, unstillbarer Durst und
wiederholt heftiges Erbrechen. Der Urin war leicht getrübt und
enthielt geringe Mengen von Eiweiß. — Eabow sah auf Einnahme
von 4mal 0,5 Aspirin heftige Schmerzen in der Magengegend und
Neigung zum Erbrechen; Gesicht leichenblaß, mit Schweiß bedeckt,
Puls kaum fühlbar.
In dem verflossenen Jahre ist der Arzneimittelschatz um ein
neues Schlafmittel, Veronal, bereichert worden, das viel Beachtung Yeronai.
gefunden hat und von allen Seiten günstig beurteilt wird. Das
Veronal ist von E. Fischer und v. Mering in die Therapie ein-
geführt worden. Es ist ein Hamsto£Pderivat, und zwar stellt es
Diäthylmalonylhamstoff dar. Veronal ist nach Fischer und v. Mering
ein schön kristallisierender, farbloser Stoff, der bei 191^ C. schmilzt,
schwach bitter schmeckt, sich in ungefähr 12 Teilen kochenden
Wassers und in ca. 146 Teilen kalten Wassers löst. Es ist ein
prompt und sicher wirkendes Schlafmittel ohne schädliche Neben-
40 Heinz.
Giykosai. gesetzt wurde. Von der Lösung wurden 50—100 g auf die erkrankten
Partien gepinselt und diese dann in Watte gewickelt. Im Durchschnitt
6—8 Stunden nach der Pinselung zeigte der Urin deutliche Salizyl-
reaktion, die sich während der ganzen Zeit der Behandlung in gleicher
Starke nachweisen ließ. Etwa 4—5 Stunden nach der Pinselung
trat regelmäßig ein starker Schweißausbruch auf, der '/> — 2 Stunden
anhielt. Die Schmerzen ließen allmählich nach. Hautreizungen oder
sonstige unangenehme Nebenwirkungen wurden in keinem der be-
handelten Fälle beobachtet. Diese Olykosalmedikation war wirksam
auch bei Fällen von schwerstem Rheumatismus, besonders auch mit
großen Ergüssen in die Gelenke, die in überraschend kurzer Zeit
durch das Giykosai zum Verschwinden gebracht wurden. Zeig an
betont, daß, wenn man den Salizylstrom von der Haut aus durch
die Lymphbahnen der erkrankten Gelenke leitet und zwar durch die
wiederholte Applikation des Mittels einen andauernden Strom her*
stellt, man den Körper lange nicht mit den SaHzylmengen zu über-
lasten braucht, wie bei innerer Darreichung, abgesehen davon, daß
die leicht zu befürchtende Läsion des Verdauungstraktus auf diese
Weise vermieden wird. — lieber Giykosai berichtet auch Ratz.
Derselbe hat das Giykosai, auch bei Benutzung alkoholischer Lösung,
nicht so gut resorbierbar gefunden wie Zeigan. Will man Giykosai
gut resorbierbar machen, so muß man nach ihm der Glykosallösung
bezw. Glykosalsalbe einen ätherischen Stoff, Terpentinöl oder Chloro-
form, zusetzen. Recht gute Erfolge hatte dagegen Ratz bei innerer
Darreichung des Glykosals. Dasselbe passiert den Magen unver-
ändert und wird erst im Darm in Salizylsäure und Glyzerin gespalten.
Das Giykosai reizt daher, im Gegensatz zu dem Salizylsäuren Natron,
den Magen fast nie. Dabei entfaltet es volle SaUzylwirkung, es
kommt daher auch meist zu Schweißausbrüchen und zu Ohrensausen;
jedoch sind Ohrensausen und Schwerhörigkeit durchweg geringer
als bei Natrium salicylicum. Zur Hervorrufung eines prompten
therapeutischen Effektes müssen kräftige Dosen gegeben werden.
Am besten verordnet man das Giykosai in Oblaten (bei akutem
fieberhaftem Gelenkrheumatismus z. B. 5mal täglich zu je 2 g). Es
ist darauf zu achten, daß die Oblaten gut geschlossen sind, sonst
reizt das feine trockene Pulver die hintere Rachenwand und fuhrt
zu Hustenstößen. Bei Kindern ist das Giykosai als Mixtur unter
Zusatz von Spiritus vini und eines Sirups zu geben.
Aspirin. Das Aspirin ist in den vorhergehenden Jahresberichten mehr-
fach besprochen worden. Penzoldt schreibt neuerdings über das-
selbe (Lehrbuch der klinischen Arzneibehandlung, 6. Aufl.) : „Aspirin
Pharmakotherapie. 41
oder Azetylsalizylsäure hat zweifellos eine hohe praktische Bedeutung
gewonnen. Wenn es auch das nach meiner Meinung beim akuten
Gelenkrheumatismus an Energie der Wirkung unübertroffene Salizyl-
säure Natrium nicht ganz ersetzt, so tritt es doch vielfach wegen
seiner geringeren Nebenwirkungen, insbesondere auf den Magen,
erfolgreich in Konkurrenz. Auch die Verwendung bei Neuralgien,
Kopfschmerzen etc. ist mit Eecht schon sehr verbreitet." — Wie
es bei den meisten vielgebrauchten Mitteln geht, stellen sich bei der
häufigeren Anwendung allmählich gewisse Nebenwirkungen heraus,
die anfangs wenig beobachtet wurden. So wird auch im vergangenen
Jahre über eine ganze Anzahl von Nebenwirkungen bei Aspirin
berichtet. Thieme, der das Aspirin sonst als Entfieberungsmittel
bei Phthisikem sehr lobt, warnt davor, das Aspirin bei Lungen-
kranken zu verwenden, die leicht zu Hämorrhagien neigen, da er in
7 FäUen nach Aspirin ein Rezidiv einer vorher durchgemachten Blu-
tung eintreten sah. — Hirschberg sah bei einem Patienten auf 1 g
Aspirin stark infiltrierte Schwellung der Augenlider und der Unter-
lippe und scharlachartigen Ausschlag an der Bachenschleimhaut, der
Kopf- und Nackenhaut. — Meyer sah nach 1 g Aspirin bei einem
Patienten ödematöse Schwellung beider oberer und unterer Augen-
lider, der Stirn und der ganzen behaarten Kopfhaut. — Nach Otto
zeigte ein Patient nach Einnahme von 1 g Aspirin knotige Ver-
dickungen der Haut an Extremitäten, Rumpf, Kopf, Gesicht und Mund,
und Verstopfung der Nase mit Schleimansammlung. Der Patient er-
hielt aus Mißverständnis noch ein zweites Pulver: darauf Zunahme
der Erscheinungen, Angstgefühl, Schwindel, unstillbarer Durst und
wiederholt heftiges Erbrechen. Der Urin war leicht getrübt und
enthielt geringe Mengen von Eiweiß. — Babow sah auf Einnahme
von 4mal 0,5 Aspirin heftige Schmerzen in der Magengegend und
Neigung zum Erbrechen; Gesicht leichenblaß, mit Schweiß bedeckt.
Puls kaum fühlbar.
In dem verflossenen Jahre ist der Arzneimittelschatz um ein
neues Schlafmittel, Veronal, bereichert worden, das viel Beachtung Yeronai.
gefunden hat und von allen Seiten günstig beurteilt wird. Das
Veronal ist von E. Fischer und v. Mering in die Therapie ein-
geführt worden. Es ist ein Hamstofifderivat, und zwar steUt es
DiäthylmalonylhamstoflFdar. Veronal ist nach Fischer und v.Mering
ein schön kristallisierender, farbloser Stoff, der bei 191® C. schmilzt,
schwach bitter schmeckt, sich in ungefähr 12 Teilen kochenden
Wassers und in ca. 146 Teilen kalten Wassers lost. Es ist ein
prompt und sicher wirkendes Schlafmittel ohne schädliche Neben-
40 Heinz.
Giykosai. gesetzt wurde. Von der Lösung wurden 50 — 100 g auf die erkrankten
Partien gepinselt und diese dann in Watte gewickelt. Im Durchschnitt
6—8 Stunden nach der Pinselung zeigte der Urin deutliche Salizyl-
reaktion, die sich während der ganzen Zeit der Behandlung in gleicher
Stärke nachweisen ließ. Etwa 4—6 Stunden nach der Pinselung
trat regelmäßig ein starker Schweißaushruch auf, der '/« — 2 Stunden
anhielt. Die Schmerzen ließen allmählich nach. Hautreizungen oder
sonstige unangenehme Nebenwirkungen wurden in keinem der be-
handelten Fälle beobachtet. Diese Qlykosalmedikation war wirksam
auch bei Fällen von schwerstem Rheumatismus, besonders auch mit
großen Ergüssen in die Gelenke, die in überraschend kurzer Zeit
durch das Glykosal zum Verschwinden gebracht wurden. Zeig an
betont, daß, wenn man den Salizylstrom von der Haut aus durch
die Lymphbahnen der erkrankten Gelenke leitet und zwar durch die
wiederholte Applikation des Mittels einen andauernden Strom her-
stellt, man den Körper lange nicht mit den SaHzylmengen zu über-
lasten braucht, wie bei innerer Darreichung, abgesehen davon, daß
die leicht zu befürchtende Läsion des Verdauungstraktus auf diese
Weise vermieden wird. — Ueber Glykosal berichtet auch Batz.
Derselbe hat das Glykosal, auch bei Benutzung alkoholischer Lösung,
nicht 80 gut resorbierbar gefunden wie Zeig an. Will man Glykosal
gut resorbierbar machen, so muß man nach ihm der Glykosallösung
bezw. Glykosalsalbe einen ätherischen Stoff, Terpentinöl oder Chloro-
form, zusetzen. Recht gute Erfolge hatte dagegen Ratz bei innerer
Darreichung des Glykosals. Dasselbe passiert den Magen unver-
ändert und wird erst im Darm in Salizylsäure und Glyzerin gespalten.
Das Glykosal reizt daher, im Gegensatz zu dem Salizylsäuren Natron,
den Magen fast nie. Dabei entfaltet es volle Salizylwirkung, es
kommt daher auch meist zu Schweißausbrüchen und zu Ohrensausen ;
jedoch sind Ohrensausen und Schwerhörigkeit durchweg geringer
als bei Natrium salicylicum. Zur Hervorrufung eines prompten
therapeutischen Effektes müssen kräftige Dosen gegeben werden.
Am besten verordnet man das Glykosal in Oblaten (bei akutem
fieberhaftem Gelenkrheumatismus z. B. 6mal täglich zu je 2 g). Es
ist darauf zu achten, daß die Oblaten gut geschlossen sind, sonst
reizt das feine trockene Pulver die hintere Rachenwand und föhrt
zu Hustenstößen. Bei Kindern ist das Glykosal als Mixtur unter
Zusatz von Spiritus vini und eines Sirups zu geben.
Aspirin. Das Aspirin ist in den vorhergehenden Jahresberichten mehr-
fach besprochen worden. Penzoldt schreibt neuerdings über das-
selbe (Lehrbuch der klinischen Arzneibehandlung, 6. Aufl.): „Aspirin
Pharmakotherapie. 41
oder Azetylsalizylsäure hat zweifellos eine hohe praktische Bedeatung
gewonnen. Wenn es auch das nach meiner Meinung beim akuten
Gelenkrheumatismus an Energie der Wirkung unübertroffene Salizyl-
säure Natrium nicht ganz ersetzt, so tritt es doch vielfach wegen
seiner geringeren Nebenwirkungen, insbesondere auf den Magen,
erfolgreich in Konkurrenz. Auch die Verwendung bei Neuralgien,
Kopfschmerzen etc. ist mit Recht schon sehr verbreitet." — Wie
es bei den meisten vielgebrauchten Mitteln geht, stellen sich bei der
häufigeren Anwendung allmählich gewisse Nebenwirkungen heraus,
die anfangs wenig beobachtet wurden. So wird auch im vergangenen
Jahre über eine ganze Anzahl von Nebenwirkungen bei Aspirin
berichtet. Thieme, der das Aspirin sonst als Entfieberungsmittel
bei Phthisikem sehr lobt, warnt davor, das Aspirin bei Lungen-
kranken zu verwenden, die leicht zu Hämorrhagien neigen, da er in
7 Fällen nach Aspirin ein Rezidiv einer vorher durchgemachten Blu-
tung eintreten sah. — Hirschberg sah bei einem Patienten auf 1 g
Aspirin stark infiltrierte Schwellung der Augenlider und der Unter-
lippe und scharlachartigen Ausschlag an der BAchenschleimhaut, der
Kopf- und Nackenhaut. — Meyer sah nach 1 g Aspirin bei einem
Patienten ödematöse Schwellung beider oberer und unterer Augen-
lider, der Stirn und der ganzen behaarten Kopfhaut. — Nach Otto
zeigte ein Patient nach Einnahme von 1 g Aspirin knotige Ver-
dickungen der Haut an Extremitäten, Rumpf, Kopf, Gesicht und Mund,
und Verstopfung der Nase mit Schleimansammlung. Der Patient er-
hielt aus Mißverständnis noch ein zweites Pulver: darauf Zunahme
der Erscheinungen, Angstgefühl, Schwindel, unstillbarer Durst und
wiederholt heftiges Erbrechen. Der Urin war leicht getrübt und
enthielt geringe Mengen von Eiweiß. — Rabow sah auf Einnahme
von 4mal 0,5 Aspirin heftige Schmerzen in der Magengegend und
Neigung zum Erbrechen; Gesicht leichenblaß, mit Schweiß bedeckt.
Puls kaum fählbar.
In dem verflossenen Jahre ist der Arzneimittelschatz um ein
neues Schlafmittel, Veronal, bereichert worden, das viel Beachtung Yeronai.
gefiinden hat und von allen Seiten günstig beurteilt wird. Das
Veronal ist von E. Fischer und v. Mering in die Therapie ein-
geführt worden. Es ist ein Hamstoffderivat, und zwar stellt es
Diäthylmalonylhamstoff dar. Veronal ist nach Fischer und v. Mering
ein schön kristallisierender, farbloser Stoff, der bei 191^ C. schmilzt,
schwach bitter schmeckt, sich in ungefähr 12 Teilen kochenden
Wassers und in ca. 146 Teilen kalten Wassers löst. Es ist ein
prompt und sicher wirkendes Schlafmittel ohne schädliche Neben-
40 Heinz.
Giykosai. gesetzt wurde. Von der Lösung wurden 50 — 100 g auf die erkrankten
Partien gepinselt und diese dann in Watte gewickelt. Im Durchschnitt
6—8 Stunden nach der Pinselung zeigte der Urin deutliche Salizyl-
reaktion, die sich während der ganzen Zeit der Behandlung in gleicher
Stärke nachweisen ließ. Etwa 4—6 Stunden nach der Pinselung
trat regelmäßig ein starker Schweißausbruch auf, der V« — 2 Stunden
anhielt. Die Schmerzen ließen allmählich nach. Hautreizungen oder
sonstige unangenehme Nebenwirkungen wurden in keinem der be-
handelten Fälle beobachtet. Diese Olykosalmedikation war wirksam
auch bei Fällen von schwerstem Bheumatismus, besonders auch mit
großen Ergüssen in die Gelenke, die in überraschend kurzer Zeit
durch das Giykosai zum Verschwinden gebracht wurden. Zeigan
betont, daß, wenn man den Salizylstrom von der Haut aus durch
die L3anphbahnen der erkrankten Gelenke leitet und zwar durch die
wiederholte Applikation des Mittels eiaen andauernden Strom her-
stellt, man den Körper lange nicht mit den Salizylmengen zu über-
lasten braucht, wie bei innerer Darreichung, abgesehen davon, daß
die leicht zu befürchtende Läsion des Verdauungstraktus auf diese
Weise vermieden wird. — lieber Giykosai berichtet auch Eatz.
Derselbe hat das Giykosai, auch bei Benutzung alkoholischer Lösung,
nicht so gut resorbierbar gefunden wie Zeigan. Will man Giykosai
gut resorbierbar machen, so muß man nach ihm der Glykosallösung
bezw. Glykosalsalbe einen ätherischen Sto£P, Terpentinöl oder Chloro-
form, zusetzen. Recht gute Erfolge hatte dagegen Ratz bei innerer
Darreichung des Glykosals. Dasselbe passiert den Magen unver-
ändert und wird erst im Darm in Salizylsäure und Glyzerin gespalten.
Das Giykosai reizt daher, im Gegensatz zu dem Salizylsäuren Natron,
den Magen fast nie. Dabei entfaltet es volle SaUzylwirkung, es
kommt daher auch meist zu Schweißausbrüchen und zu Ohrensausen ;
jedoch sind Ohrensausen und Schwerhörigkeit durchweg geringer
als bei Natrium salicylicum. Zur Hervorrufung eines prompten
therapeutischen Effektes müssen kräftige Dosen gegeben werden.
Am besten verordnet man das Giykosai in Oblaten (bei akutem
fieberhaftem Gelenkrheumatismus z. B. 6mal täglich zu je 2 g). Es
ist darauf zu achten, daß die Oblaten gut geschlossen sind, sonst
reizt das feine trockene Pulver die hintere Rachenwand und führt
zu Hustenstoßen. Bei Elindem ist das Giykosai als Mixtur unter
Zusatz von Spiritus vini und eines Sirups zu geben.
ABpirin. Das Aspirin ist in den vorhergehenden Jahresberichten mehr-
fach besprochen worden. Penzoldt schreibt neuerdings über das-
selbe (Lehrbuch der klinischen Arzneibehandlung, 6. Aufl.) : „Aspirin
Pharmakotherapie. 41
oder Azetylsalizylsäure hat zweifellos eine hohe praktische Bedeutung
gewonnen. Wenn es auch das nach meiner Meinung beim akuten
Gelenkrheumatismus an Energie der Wirkung unübertroffene Salizyl-
säure Natrium nicht ganz ersetzt, so tritt es doch vielfach wegen
seiner geringeren Nebenwirkungen, insbesondere auf den Magen,
erfolgreich in Konkurrenz. Auch die Verwendung bei Neuralgien,
Kopfschmerzen etc. ist mit Recht schon sehr verbreitet." — Wie
es bei den meisten vielgebrauchten Mitteln geht, stellen sich bei der
häufigeren Anwendung allmählich gewisse Nebenwirkungen heraus,
die anfangs wenig beobachtet wurden. So wird auch im vergangenen
Jahre über eine ganze Anzahl von Nebenwirkungen bei Aspirin
berichtet. Thieme, der das Aspirin sonst als Entfieberungsmittel
bei Phthisikem sehr lobt, warnt davor, das Aspirin bei Lungen-
kranken zu verwenden, die leicht zu Hämorrhagien neigen, da er in
7 FäUen nach Aspirin ein Rezidiv einer vorher durchgemachten Blu-
tung eintreten sah. — Hirschberg sah bei einem Patienten auf 1 g
Aspirin stark infiltrierte Schwellung der Augenlider und der Unter-
lippe und scharlachartigen Ausschlag an der Rachenschleimhaut, der
Kopf- und Nackenhaut. — Meyer sah nach 1 g Aspirin bei einem
Patienten ödematöse Schwellung beider oberer und unterer Augen-
lider, der Stirn und der ganzen behaarten Kopfhaut. — Nach Otto
zeigte ein Patient nach Einnahme von 1 g Aspirin knotige Ver-
dickungen der Haut an Extremitäten, Rumpf, Kopf, Gesicht und Mund,
und Verstopfung der Nase mit Schleimansammlung. Der Patient er-
hielt aus Mißverständnis noch ein zweites Pulver: darauf Zunahme
der Erscheinungen, Angstgefühl, Schwindel, unstillbarer Durst und
wiederholt heftiges Erbrechen. Der Urin war leicht getrübt und
enthielt geringe Mengen von Eiweiß. — Rabow sah auf Einnahme
von 4mal 0,5 Aspirin heftige Schmerzen in der Magengegend und
Neigung zum Erbrechen; Gesicht leichenblaß, mit Schweiß bedeckt,
Puls kaum fühlbar.
In dem verflossenen Jahre ist der Arzneimittelschatz um ein
neues Schlafmittel, Veronal, bereichert worden, das viel Beachtung Yeronai.
gefiinden hat und von allen Seiten günstig beurteilt wird. Das
Veronal ist von E. Fischer und v. Mering in die Therapie ein-
geführt worden. Es ist ein Hamstoffderivat, und zwar stellt es
Diäthyhnalonylhamstoff dar. Veronal ist nach Fischer und v. Mering
ein schön kristallisierender, farbloser Stoff, der bei 191® C. schmilzt,
schwach bitter schmeckt, sich in ungefähr 12 Teilen kochenden
Wassers und in ca. 145 Teilen kalten Wassers löst. Es ist ein
prompt und sicher wirkendes Schlafmittel ohne schädliche Neben-
42 Heinz.
Yeronal. wirkangen. Bei einfacher Schlaflosigkeit genügt in der Begel 0,5 g.
Zur Bekämpfung von Agrypnie, die mit stärkeren Erregungszuständen
einhergeht, kann man die Dosis bis 1 g steigern. Bei schwächlichen
Personen, z. B. Frauen, kommt man manchmal schon mit 0,3 g aus.
Mehr als 1 g zu geben, dürfte selten indiziert sein. Wird das Yeronal
in Lösung gegeben, so tritt der gewünschte Effekt in etwa ^s Stunde
ein. Am meisten empfiehlt es sich, das gepulverte Mittel in einer
Tasse warmen Tees durch Umrühren zu lösen. Das Präparat wird
übrigens auch in festem Zustande von den meisten Personen mit
oder ohne Oblate gern genommen. — Poly hat im Juliusspital in
Würzburg das Yeronal in 206 Fällen bei 52 Patienten geprüft und
zwar bei den verschiedenartigsten Krankheiten (abgesehen von
Geisteskrankheiten). Die Dosis war 0,25 — 0,75 g; selten wurde 1 g
gegeben. Die Wirkung war eine außerordentlich günstige. In der
größeren Mehrzahl der Fälle trat nach ca. V< — l^V* Stunden Schlaf
ein. Bei reiner Schlaflosigkeit ließ das Mittel nie im Stich. Bei
leichten Schmerzen, wie sie durch Ulcus ventriculi, Myelitis, Tuber-
kulose, Pleuritis, Zystitis verursacht waren, war das Yeronal wirk^
sam : das Hypnotikum betäubte durch den tiefen Schlaf den leichten
Schmerz. Bei stärkeren Schmerzen war das Yeronal (wie auch das
Sulfonal, Chloralhydrat etc.) ohne jede Wirkung. Wurde aber gleich-
zeitig als schmerzstillendes Mittel Morphin gegeben, so schliefen die
Patienten oft die ganze Nacht, während sie auf Morphin allein zwar
schmerzlos, aber trotzdem schlaflos waren. In einzelnen Fällen zeigte
sich das Yeronal dem Sulfonal und Trional deutlich überlegen. Poly
konnte bei längerer Darreichung eine Abnahme der Wirksamkeit
nicht konstatieren. Unangenehme Nebenwirkungen wurden nie be-
obachtet; in einigen Fällen dauerte nur eine gewisse Schläfrigkeit
imd Müdigkeit den folgenden Vormittag an. — Schule (Freiburg)
hat das Yeronal mit gutem Erfolge bei nervöser Insomnie versucht.
Er fand es zu 0,5 — 0,75 g gut wirksam und frei von unangenehmen
Nebenwirkungen. Es erzeugt ziemlich schnell einen ausgiebigen
Schlaf. Die Intensität der Wirkung steht nach Aussage der Patienten
der des Trionals etwas nach. Dagegen scheint die Yeronalwirkung
eine etwas prolongiertere zu sein als die des Trionals. Die Behand-
lung der nervösen Insomnie ist nach Schule eine der schwersten
Aufgaben der Therapie. Yon den Medikamenten, die für die Be-
handlung in Frage kommen, stellt er in die erste Linie das Trional
(in heißer Lösung und mit Natr. bicarbon. zu nehmen). An zweite
Stelle ist das Yeronal zu setzen. Dann kommt das Sulfonal, event.
kombiniert mit Hedonal (ana 1,0). Amylenhydrat , Dormiol (2,0),
Pharmakotherapie. 43
Paraldehyd (3—6 g), Chloralhydrat (2 g) wirken oft recht gut, werden
aber von vielen Kranken des abscheulichen Geschmackes wegen per-
horresziert. Patienten mit empfindlichem Magen soll man Chloral-
hydrat per OS auf keinen Fall geben. Auch bei Applikation per
Klysma zeigt sich der Darm bald refraktär gegen die ätzende Sub-
stanz. — Berendt hat Veronal im Moabiter Elrankenhause an
80 Patienten in 190 Fällen angewandt. Bei einfacher Insomnie er-
zielte er mit 0,5—0,76 g Veronal in allen Fällen gute Erfolge. Auch
bei Schlaflosigkeit infolge leichter körperlicher Beschwerden : Bron-
chitis, beginnender Phthise, Lumbago etc., wirkte das Mittel in
diesen Dosen ziemlich prompt. Bei hochgradigen Schmerzen und
Atemnot war es dagegen unwirksam. Bei Schlaflosigkeit im Ver-
laufe akuter Infektionskrankheiten, wie bei leichten Erregungs- und
XJnruhezuständen, wandte Berendt das Veronal in größeren Dosen
(1 — Vit g) an. Wesentlich über diese Dosen ging er hinaus bei
Zuständen starker Unruhe und Erregung, bei schwerem Alkoholis-
mus, Delirium tremens, Aufregungszuständen bei Dementia paralytica,
hysterischen und epileptischen Krämpfen. Er gab hier Dosen von
2— dVs g (letztere nur bei kräftigen Männern); es trat darauf im
Verlauf von 10 Minuten bis zu 1 Stunde Schlaf ein; derselbe war
tief und ruhig und dauerte 7 — 11 Stunden. Ganz vorzüglich waren
die Erfolge in einigen Fällen von beginnendem Delirium tremens;
hier wurde das Delirium mitunter wirklich kupiert. Unangenehme
Nebenwirkungen hat Berendt nicht gesehen; nur bestanden zu-
weilen am nächsten Tage Schwindelgefiihl , Benommenheit und
Schläfrigkeit. Daß das Veronal bei längerer Medikation an Wirk-
samkeit nicht nachlasse, kann Berendt nicht bestätigen. Nach
individuell verschiedener Zeit, bisweilen nach kaum einer Woche,
mitunter aber auch erst in viel späterer Zeit, pflegt Gewöhnung ein-
zutreten. Man muß dann die Dosis erhöhen oder das Mittel wechseln;
einige Zeit nach dem Aussetzen des Sulfouals pflegt dann eine er-
neute Darreichung wieder prompt zu wirken. — Jelly betont mit
Becht, daß einer der größten Vorteile, den die Entdeckung eines
guten neuen Hypnotikums mit sich bringe, die Erleichterung der
Möglichkeit sei, mit den Schlafmitteln zu wechseln. — Sehr günstige
Erfahrungen mit dem Veronal machte auch Lot seh auf der Leyden-
schen Klinik. Er lobt das Mittel insbesondere auch bei Phthisis,
sowie bei Herzkrankheiten. — Hohes Lob spendet dem Veronal
auch Lilienfeld, der das Mittel in 460 Einzeldosen (von durch-
schnittlich 0,5 g) bei ca. 60 Fällen von nervöser Agrypnie, Neur-
asthenie , Hypochondrie , Hysterie , melancholischen Depressions-
44
Heinz.
Yeronai. zoständen, beginnender progressiver Paralyse, organischen Rücken-
markskrankheiten, bei Morphiumeotziehung, mit ausgezeichnetem
Erfolge gab. Nach Lilienfeld trete keine Gewöhnung an das
Mittel, bezw. keine Abschwächung seiner Wirkung ein. Eine Mor-
phinistin erhielt während der Morphiumentziehung durch 2 Monate
anfangs 1 g, später 0,5 g Veronal. Sie schlief am Ende dieser Zeit
nach dem Mittel noch ebenso vorzüglich wie nach der ersten Dosis,
während sie ohne Schlafmittel oder nach 1,5 g Trional fast völlig
schlaflos war. Der Preis der Schlafdosis Veronal stellt sich nach
Lilien feld auf ca. 17 Vs Pf« Veronal ist somit billiger als die anderen
Schlafmittel mit Ausnahme des Ghloralhydrats. — üeber das Veronal
liegen femer eine ganze Anzahl von Berichten aus psychiatrischen
Kliniken vor, in denen ja die Behandlung der schlaflosen Zustände
eine große Rolle spielt. Fischer berichtet über Erfolge auf der
psychiatrischen Ellinik zu Jena. Behandelt wurden 76 Fälle. Davon
war in 60 Fällen der Erfolg ein sehr guter; es trat nach V« — 1 Stunde
ruhiger, meist traumloser Schlaf von 6 — 10 Stunden Dauer ein, nach
dem sich die Kranken am anderen Morgen sehr wohl und erfrischt
fehlten. Nebenerscheinungen traten nur in 7 Fällen ein; dmal
Eingenommensein des Kopfes, 2mal Schläfrigkeit, Imal üebelkeit,
Imal Erbrechen. — Sehr gute Erfolge sah auch Weber von dem
Veronal auf der psychiatrischen Klinik in Göttingen. Lisbesondere
empfiehlt er es als Beruhigungsmittel bei motorischen Aufregungs-
zuständen aller Art, namentlich den durch Halluzinationen her-
vorgerufenen, üeber weitere günstige Erfahrungen über Veronal
als Hypnotikum bei Nerven- und Geisteskrankheiten berichten
Bosenfeld (Straßburg), Würth (Hofheim), Aronheim (Gevels-
berg) u. a.
Als ein neues Lokalanästhetikum wird von den Höchster Färb-
Anästhesin. werken das Anästhesin (p-Amidobenzoesäureäthylester) in den
Handel gebracht. Dasselbe ist chemisch wie physiologisch dem
Orthoform nahe verwandt. Es ist ein weißes, im Wasser nur wenig
lösliches Pulver. Es wirkt anästhesierend nur da, wo es direkt mit
den Nervenendigungen in Berührung kommt. Es besitzt also keine
Tiefenwirkung wie das Kokain und Holokain. Andererseits ist seine
Wirkung eine anhaltende; es entfaltet eine Dauerwirkung, die so
lange anhält, als noch Anästhesinpulver (das wegen der schweren
Löslichkeit nicht resorbiert wird) mit der Wundfläche, dem Ge-
schwür etc. in Berührung ist. Das Anästhesin ist im Vergleich zu
Kokain ungifbig. Das Anästhesin ist bisher angewandt: innerlich
bei Ulcus ventriculi, Hyperästhesie des Magens, nervöser Dyspepsie,
Pharmakotherapie. 45
Vomitus gravidarum; äußerlich bei Keuchhusten, Koryza, tuber-
kulösen Mund- und Kehlkopfgeschwüren, Stomatitis ulcerosa, Brand-
wunden, Ulcus cruris, Intertrigo, Eautgangrän, Pruritus, insbesondere
bei Pruritus vulvae, bei Urethritiden, Blasenzwang, Hämorrhoidal-
leiden. — Henius (Frankfurt) hat mit sehr gutem Erfolge Erysi-
pelas faciei mit Anästhesin behandelt. Er verwendet eine 10^/oige
Anästhesin-Lanoh'n-Vaseline- Salbe. In den ersten Stadien der Er-
krankung, wo es zu Blasenbildung und zu starker Hautrötung und
Spannung kommt, wurde die Anästhesinsalbe dick auf das Gesicht
aufgelegt und mit einer Bindenmaske bedeckt; in späteren Stadien
wurde sie auf die geröteten Stellen in dünner Schicht aufgetragen.
Die Anästhesinsalbe hatte immer den unverkennbaren, ausgezeich-
neten Erfolg, die vom Erysipel befallenen Hautpartien vollständig
schmerzfrei zu machen und während der ganzen Dauer der Krank-
heit schmerzfrei zu halten, so daß eine der größten Beschwerden
der Kranken fortgenommen wird.
Aus dem unlöslichen Anästhesin hat Ritsert ein lösliches
Anästhetikum, das paraphenolsulfosaure Anästhesin oder Subkutin, Sabkatin.
dargesteDt. Dasselbe ist in 1^/oiger Lösung (mit 0,7^/oigem Koch-
salzzusatz) zur Schleichschen Infiltrationsanästhesi oder zur Oberst-
schen regionären Anästhesie geeignet.
BekanntlichistdasYohimbinumhydrochloricumalsAphrodi- Yohimbin.
siacum in den Arzneischatz eingeführt worden. Eine ganze Anzahl
Berichte sprechen sich lobend über das Präparat aus. Kontraindiziert
ist das Yohimbin, wenn chronische Entzündung oder Hyperämie der
XJnterleibsorgane bestehen. — Wenn das Yohimbin bei innerer Ver-
abreichung erfolglos bleibt, empfiehlt Eulenburg die subkutane
Verwendung (2^/oige Lösung, 0,5—1,0 ccm täglich zu injizieren;
nach eingetretener Wirkung werden die Injektionen nur alle 2 bis
8 Tage oder noch seltener wiederholt; nach 20 Injektionen wird für
eine längere Zeit ausgesetzt). — Neuerdings ist dem Yohimbin
kräftige anästhesierende Wirkung zuerkannt worden. Löwy und
Müller haben diese anästhesierende Wirkung mit exakten Methoden
an verschiedenen Objekten untersucht. — Magnani hat dann die
anästhesierende Wirkung des Yohimbins am Menschen festgestellt
und zwar zunächst an sich selbst, indem er sich V« <^<^^ l^/oigQ
Yohimbinlösung unter die Haut des linken Vorderarmes spritzte.
Die hierauf eintretende Anästhesie war eine vollständige: Magnani
konnte eine bis auf die Faszie reichende Inzision anlegen und die
Wundränder durch Naht schmerzlos vereinigen. Magnani wendet
das Yohimbin zu kleineren Operationen am Auge (Lidoperationen)
46
Heinz.
Adrenalin.
Suprarenin.
Extractum
Buprarenale.
Renoform.
an. Die WirkoBg ist eiiie ausgezeichnete. Der Muskeltonus im
Operationsgebiet bleibt vollständig erhalten, üeble Zu&Ue (wie sie
bei Kokain so häufig sind) treten nicht ein.
Die Nebennierensubstanz, bezw. die aus derselben dar-
gestellten Präparate, haben in den letzten 2 Jahren vielseitige Ver-
wendung gefunden (vergl. den vorjährigen Bericht). Von chemisch-
reinen Körpern werden aus den Nebennieren hergestellt das Ad-
renalin und das Suprarenin. DasAdrenalinum hydrochloricum
wird als 0,1 ^/o ige Lösung mit einem Zusatz von etwas Kochsalz und
von 0,5 ^/o Chloreton von Parke, Davis & Co. in London in den
Handel gebracht. Es dient als Stammlösung, von der man sich die
in der Praxis zu verwendenden Lösungen (1 ; 10000—1 : 5000) durch
Verdünnen herstellt. Der Preis der OriginaUösung stellt sich auf
0,85 M. pro 1 com; ein Originalflacon kommt fiir Aerzte 5 M.
(1 ccm = 18 Pf.). Von den Höchster Farbwerken wird Supra-
reninum hydrochloricum hergestellt. Dasselbe ist in seiner
Wirkung mit dem Adrenalin identisch. Es kommt in 0,1^/oiger
Lösung in physiologischer Kochsalzlösung in den Handel, in Flacons
zu 10 bezw. 25 ccm, die 1,50 bezw. 3 M. kosten. Außerdem stellt
Merck Extractum suprarenale siccum, die Berliner „Fabrik
organotherapeutischer Präparate" stellt Renoform und Renoform-
präparate (Renoformpulver, Renoformwatte) dar. Die Nebennieren-
präparate werden einmal bei Addisonscher Ejrankheit gebraucht; die
Erfolge sind wechselnde. Dann erscheinen sie wegen ihrer prompten
blutdrucksteigemden Wirkung vielleicht für die Behandlung der aku-
ten Herzschwäche geeignet; jedoch ist hierüber nichts Näheres be-
kannt geworden. Die vielseitigste Anwendung erfahren aber die
Nebennierenpräparate durch ihre eminente blutge&ßzusammenziehende
Wirkung. Diese wird benutzt, um entzündete Schleimhäute ab-
schwellen zu machen, um oberflächliche Schleimhäute zu anämisieren,
imi blutende Gefäße zur Kontraktion zu bringen, um Blutung der
Gewebe bei nachfolgender Operation zu vermeiden, um Nachblutungen
nach Operationen zu verhüten, imi die Wirkung von Lokalanästhe-
tizis (Kokain) zu verstärken und zu vertiefen. Am meisten wird
das Adrenalin etc. angewandt in der rhinologischen, laryngologischen,
otologischen, urologischen und ophthalmologischen Praxis.
Für das bitter schmeckende Chinin sind eine Anzahl wenig oder
gar nicht schmeckender Ersatzmittel dargestellt worden: das Salo-
chinin (Salizylsäureester des Chinins), das Chinaphenin (Ver-
bindung von Chinin und Phenetidin), das Euchinin (Chininkarbon-
säureäthylester) tmd das Aristochin (neutraler Kohlensäureester
Pharmakotherapie.
47
des Chinins). Das Euch in in soll nach Penzoldt wegen des ge* Euchinin.
ringeren Geschmackes bei Kindern, besonders bei Kenchhusten, weit-
aus den Vorzug vor Chinin verdienen und überhaupt sich wegen
der geringeren Nebenwirkungen empfehlen; es soll femer die Probe
bei Malaria, selbst in den Tropen, gut bestanden haben. Dosierung
wie bei Chinin; 1 g = 0,40 M. — Das Aristochin, ein weißes, Aristochin.
ganz geschmackloses Pulver, soll nach Dreser vor den übrigen
wenig bitteren Chininverbindungen, dem Euchinin, Salochinin und
Chininum tannicum gewisse Vorzüge besitzen. Es werde leicht re-
sorbiert, entfalte rasch seine therapeutischen Wirkungen und be-
lästige weder den Magen noch die Darmschleimhaut. Einzeldosis
ftir den Erwachsenen 0,6 g, für keuchhustenkranke Kinder 0,1 — 0,3 g,
8mal täglich.
Pyramiden wird von Byk (wie auch vorher schon von pyramidon,
anderer Seite) warm zur Behandlung des Typhus empfohlen. Pohl
rühmt das P3n:amidon sehr bei Phthise; es ist nach ihm das ver-
läßlichste Antipyretikum bei Phthisis pulmonum. — Von den Höchster
Farbwerken wird nunmehr auch salizylsaures Pyramiden, femer
saures kampfersaures Pyramiden, das vorwiegend anti-
hydrotisch, und neutrales kampfersaures Pyramiden, das
vorwiegend antip3nretisch wirkt, in den Handel gebracht. — Tri- Trigemin.
gemin ist eine Verbindung von Pyramiden und Butylchloralhydrat;
es soll bei den schmerzhaften Affektionen der Himnerven spezifisch
wirken. — Im vorigen Jahre wurde ein synthetisches Baldrian-
präparat, das Valyl (Valeriansäurediäthylamid), eingeführt. Zu diesem
ist in diesem Jahre ein zweites gekommen: Bornyval (Bomeol- Bomyval.
isovaleriansäureester). Dasselbe ist nach Hirschlaff „ein zuver-
lässiges, völlig unschädliches Mittel gegen funktionelle nervöse Be-
schwerden aller Art, speziell gegen nervöse Herzbeschwerden, auf
die es in fast spezifischer Weise einzuwirken scheint". — Das im
vorigen Jahrgang erwähnte Helmitol (Methylenzitronensäure-Hexa- Heimitol.
methylentetramin) , ein Verwandter des ürotropins (Hexamethy-
lentetramin) , hat wie dieses die Eigenschaft, den Harn (durch Ab-
spaltung kleiner Mengen Formaldehyd) zu desinfizieren und dadurch
infektiöse Prozesse in Harnblase und Urethra günstig zu beein-
flussen. Während ürotropin bei stark alkalischem Urin nicht oder
nicht genügend wirksam ist, macht das Helmitol den Urin sauer
and begünstigt dadurch den antibakteriellen Effekt. Helmitol hat
sich bewährt bei Zystitis, Pyelitis, septischer Bakteriurie, Phosphat-
urie, sowie als Prophylaktikum bei intravesikalen Operationen. Das
Helmitol wird in Gaben von 1 g, dmal täglich, gereicht; als be-
48 Heinz,
quemste Ordinationsform empfehlen sich die Helmitoltabletten k 0,6 g.
Das Hebnitol kann aach in erwärmter wäßriger Lösung in die
Blase iiy'iziert und 2—8 Standen darin belassen werden; 100 — 150 ccm
l~2*/oiger HelmitoUösang werden gut vertragen.
Literatur.
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einschließlich der neuen Drogen, Organ- und SerumpilLparate. Berlin. —
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Wratsch Nr. 6. — Binz, Ueber den Alkohol als Arzneimittel, gemäß den
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Monatsh. Nr. 8. — R. Böhm, Lehrbuch der allgemeinen und speziellen
Arzneiverordnungslehre für Aerzte und Studierende. 8. Aufl. Jena. —
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Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches. Für Hochschulen und
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Deutsche Aerzteztg. Nr. 19. — Ratz, Ueber Salizylsäureglyzerinester.
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lung taxierter, ökonomischer Kassenrezepte nebst kurzer Anleitung zum
Rezeptschreiben. Leipzig. — Schlesinger, Bemerkimgen über die Wir-
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Stand der Keuchhustenbehandlung und Über neuere Erfahrungen mit Oxy-
kampfer und Zitrophen. Therap. Monatsh. Nr. 5. — Schwartz, Ueber
den Gebrauch von Purgentabletten als Abführmittel bei Säugling^i und
Erwachsenen. Münch. med. Wochenschr. Nr. 36. — Schule, Ueber das
neue Schlafmittel Veronal. Therap. Monatsh. Nr. 5. — Stiel, Ueber die
Wirkung des Nebennierenextraktes und seine Anwendung. Münch. med.
Wochenschr. Nr. 84. — Streit, Theozin, ein neues Diureticum. Heilkunde
Nr. 4. — Stroß, Ueber die diuretische Wirkung des Theozins. Wien. klin.
Pharmakotherapie. 5 1
Rundflohaa Nr. 20. — Thieme, Erfahrungen über Aspirin. Therap. Monateh.
Nr. 9. ~ Th ienger , Theozin als Diuretikum. Münch. med. Wochenschr. Nr. 80.
— V. Yamossy, Ist Purgen ein schädliches Abführmittel? Münch. med.
Wochenschr. Nr. 26. — Weber, Ueber Versuche mit Veronal, einem neuen
Schlafmittel. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 40. — Wiener, Das Veronal,
ein neues Hypnotikum. Wien. med. Presse Nr. 24. — William so n, Ueber
die Behandlung der Glykosurie und des Diabetes mellitus mit Aspirin.
Brit med. Joum., 27. Dez. — Winkelmann, Aspirinnebenwirkung. Münch.
med. Wochenschr. Nr. 42. — Winternitz, Ueber die physiologischen
Grundlagen der Jedipin therapie. Münch. med. Wochenschr. Nr. 29. —
Wolff, Ueber die physiologische Dosierung von Digitalispräparaten. Therap.
d. Gegenwart Nr. 8. — Zeigan, Die Behandlung des Rheumatismus durch
äußere Anwendung Ton Salizylpräparaten. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 12.
2. Diätetik.
Von Med.-Bat Prof. F. Gampreelit in Weimar.
Allgemeines. Ueber die Pflege weiblicher Schönheit bringt
Yerhfltiing Dietrich längere Ausfuhmngen, die namentlich die Verhütung
„ ^f" , desHäneebauchs betreffen. Durch den Druck des Korsetts werde
Hftngebaiichs.
die Muskulatur in ihrer Ernährung beeinträchtigt und geschwächt;
ein Korsett ist aber nur da zu entbehren, wo die Figur an und fiir sich
tadellos schön ist; methodische Gymnastik erhält sie so. Dietrich
empfiehlt für die Zeit der Schwangerschaft die Karolysche Leibbinde
an Stelle des Korsetts; sie soll nach Maß gearbeitet sein und sich
überall auf den knöchernen Beckenring stützen. In anderen Fällen
benutzt er eine Heftpflasterleibbinde, welche breit vom Bücken um
den Leib geht und über der Mittellinie des Leibes handbreit klafft;
die Bänder des klaffenden Verbandspaltes tragen Haken und über
den Haken wird ein Bändchen zusammengeschnürt, das ein Tuch
dekn Leibe andrückt ; später nach stattgehabter Geburt ist dann eine
Wickelbinde aus englischem Leder zu tragen (Preis 3 M.), welche
von jedem Bandagisten angefertigt werden kann und niemals schnüren
soll. — Ganz ähnlich sind die Ausfrihrungen Kl eins; er empfiehlt
eine von Krause (Wien, Theobaldgasse 25) hergestellte Leibbinde mit
einem festen Gerüst aus horizontal angeordneten Stahlfedern ohne
Schenkelbänder; die Binde bietet die Möglichkeit, den Bock und
die Unterkleider daran zu befestigen, ohne die Weichteile einzu-
schnüren, sie ist daher in hervorragender Weise dazu geeignet, an
Stelle des Korsetts ein Toilettestück zu werden. Während bei dieser
Binde die Zweiteilung der weiblichen Kleidung als immerhin mög-
Korsett. Uch noch beibehalten ist, verwirft Krebs jedes Korsett, auch das
sog. Beformmieder ; für junge Mädchen bietet die Schulter den einzig
vernünftigen Unterstützungspunkt der Kleidung; Frauen mit stär-
keren Hüften können auch die Hüfte zur Stützung der Kleidung
benutzen, nur muß die Taille dann handbreit tiefer als bisher sitzen,
damit der Band der Kleidung, ein breiter Gurt, nicht etwa ein Band,
sich auf das knöcherne Becken ohne Einschnürung des Leibes stützen
kann. Aehnlich sind die Batschläge von Frau Dr. Flamm, welche
Di&tetik.
53
Abh&rtung
der Kinder.
eine bis zur Hüfte reichende, von zwei Fischbeinstäben im Bücken
gestützte üntertaille empfiehlt, an welche die Unterkleider angeknüpft
werden; ohne Ausnahme wird von allen das geschlossene Beinkleid
empfohlen. — Es ist Sache der Kleidungsmodellzeichner, nach solchen
unumstößlichen ärztlichen Grundsätzen die Mode kleidsam zu ge-
stalten.
lieber die Abhärtung der Kinder sind zwei Aufsätze be-
merkenswert (Krebs, H e c k e r), welche beide auf dem Standpunkte
stehen, daß Säuglinge nur warm zu halten und nicht abzuhärten
sind; bei etwas größeren Kindern dagegen hat die Abhärtung ein-
zusetzen; vom zweiten Halbjahre ab sollen Kinder ausfahren oder
ausgehen bei jeder Witterung, im Zimmer sollen sie öfters barfuß
oder nackt herumlaufen, im Sommer bei offenem Fenster schlafen,
von den Kaltwasserprozeduren sind die Waschungen den üeber-
gießungen vorzuziehen, indes für ältere Kinder kann auch eine ver-
ständig geleitete Abhärtung mit Kaltwasserübergießungen Platz
greifen. — Selbst fiir Säuglinge gibt es schon eine Reform-
kleidung. Aßmus läßt dem Säugling das bisherige Hemdchen,
ersetzt die Windel aber durch eine Windelhose mit abknöpfbarem
Torfmullkissen, das sich im Fall der Beschmutzung leicht auswechseln
läßt; als Oberkleid dient ein vorn und hinten geschlossenes Jäckchen,
an das sich ein baumwollener Sack als Windelhose anknöpfen läßt.
Neue Gesichtspunkte in der Ernährungstherapie erschließt Em&hrungs-
Ascoli mit Hilfe der verfeinerten Methoden, Blutbestandteile durch «rapie.
Serumpräzipitine zu erkennen; er konnte an Hunden nachweisen,
daß sowohl nach Fütterung mit rohen Eiern als auch mit gebratenem
Hühnerfleisch Anteile des Nahrungseiweißes in die Lymphe über-
gehen; bei der Magenverdauung werden also mehr die bindenden
Gruppen der Eiweißkörper zerstört, während ein Teil der Eiweiß-
körper selbst in einem durch die Verdauung unveränderten Zustand
zur Resorption gelangt. — Die Frage der Eiweißmast behandelt Eiweiflmast.
Kaufmann; es gelingt sowohl durch Vermehrung des Nahrungs-
eiweißes, als durch Vermehrung der Kalorienträger (Fett, Kohle-
hydrate), als auch durch Kombination beider Methoden Eiweiß -
snsatz zu erzielen, doch kann man im Stoffwechselversuch nicht stets
aus einer Stickstoffretention auf Eiweißansatz im Körper schließen,
wenn man nicht gleichzeitig die Salzbilanz des Körpers berücksich-
tigt, namentlich den Fhosphorsäurestoffwechsel ; als praktischer
Grundsatz für Mastkuren ist festzuhalten, daß die Kranken nicht
belästigt werden sollen, daß sie Besuche empfangen und Spazier-
gänge unternehmen können; so sind klinisch oder poliklinisch drei-
54
Gumprecht.
Vegetarische
Diftt.
EiweiBmast. wöchentliche Mastkuren mit 10 — 15 Pfund Körpergewichtszunahme
fast ausnahmslos durchfuhrbar. — Mit der Eiweißmast beschäftigt
sich auch Bermbach, welcher die Fälle von daniederliegendem
Appetit, die sehr geringes Nahrungsvolumen erfordern, vorwiegend
mit Eiweißnahrungsmitteln ernähren will; er gibt ein Ei, ein Liter
Milch oder etwas mehr und IdO — 280 g Fleisch, was zusammen bei-
nahe 1000 Kalorien ausmacht; erforderlichenfalls kann das Fleisch,
welches am leichtesten verweigert wird, durch Tropon oder Eukasin
(bis zu 10 Eßlöffeln pro Tag) ersetzt werden ; diese geringen Nahrungs-
mengen, meint Bermbach, seien selbst bei daniederliegendem Appetit
stets annehmbar. — Die bekannten Vorteile und Nachteile der vege-
tarischen Diät werden durch einen Stoffwechselversuch (Gaspari
und Glaeßner) aufs neue illustriert: die schlechte Ausnutzung des
Eiweißes bei Vegetariern wird durch die Einschließung des Eiweißes
in Zellulose bedingt und bedingt ihrerseits wieder die großen Nah-
rungsmengen zur Einfuhr und die erheblichen Nahrungsrückstände
im Darm ; im übrigen ist aber der physiologische Nutzeffekt der ge-
mischten vegetarischen Diät nicht von dem der animalischen Diät
verschieden ; eine Besonderheit, welche hier zum ersten Male gefunden
wurde, ist der Mangel der Kreatininausscheidung ; endlich ist die
Hamsäureausscheidung nicht vermindert, was für eine endogene
Milchnahrung. Bildung der Harnsäure spricht. Gegen die Einseitigkeit der Milch-
nahrung bei der Ernährung Nierenkranker wendet sich Pel,
welcher eine langdauemde strenge Milchdiät, wie sie von Pariser
Klinikern vorgeschrieben wird, bei Nephritikem vollkommen ver-
wirft ; aber selbst für kurze Zeit gestattet er neben Milch und Mehl-
speisen bereits im Anfange der akuten Nierenentzündung etwas
Schokolade, Tee, Kaffee, Buttermilch, Kompott, Limonaden, ge-
backenes Brot, Zwieback, daneben Bouillon in sehr mäßigen Mengen ;
schon nach 3 Wochen geht er zur gemischten Nahrung, namentlich
zu Fleisch und Eiern, über. — Daß die subkutane Ernährung
sich für die Praxis wenig eignet, ist schon wiederholt hervorgehoben,
doch können Eiweißstoffe, wenn auch nicht alle, vom Unterhaut-
gewebe aufgenommen und verwertet werden; daß der Nährstoff
Heyden zu diesen Eiweißen zu rechnen ist, beweisen 4 Tierversuche
von Trolldenier.
Subkutane
Ernährung.
KünstUche Spezielles. Von künstlichen Nährpräparaten ist zu-
Nihrpriparate nächst ein sehr eigenartiges Präparat mit Namen Ovos zu erwähnen
(Kobert). Es besteht aus dem Hefeabfall der Bierbrauereien, hat
salbenförmige Konsistenz, braune Farbe und einen würzigen Gte-
Diätetik. 55
schmack, ist frei von leimigem Beigeschmack; seine Lösung in
warmem Wasser und auch in einer Suppenkräuterabkochung gibt eine
schmackhafte Bouillon; es enthält 40 °/o Eiweiß und wenig stickstoff-
haltige Extraktivstoffe, es nimmt daher eine Doppelstellung als
leidliches Eiweißnährpräparat und gutes, geschmackanregendes
Präparat ein und kann namentlich an Stelle der teueren Fleischsäfte
empfohlen werden. Ein anderes neues Eiweißpräparat ist das
Myogen (Neumann); es besteht aus reinem tierischen Eiweiß
und wird aus Blutserum gewonnen; es enthält 88®/o Eiweiß, die
daraus hergestellten Kakes 25 ^/o, neben 68°/o Kohlehydraten, und
12 ^/o Fett; sowohl das Myogen wie die Myogenkakes werden auch
in größeren Mengen vom Organismus gut vertragen, fast so aus-
giebig wie Fleisch resorbiert und beinahe so gut wie Fleisch
assimiliert. — Eine zusammenfassende Uebersicht über den Nutzen
der Malzpräparate gibt Wolff, er empfiehlt namentlich die Maizpr¶te.
trockenen Malzpräparate von Brunnengräber in Eostock, die etwa
98 ^/o Kohlehydrate (davon 76 Maltose und 17 Dextrin) enthalten;
sie sind nicht bloß als Nährpräparate, sondern auch als Blutbildner
bedeutsam und werden als Ersatzmittel für Lebertran, Ossin,
Lipanin vielfach treten können , namentlich wenn sie , wie es fabrik-
mäßig jetzt geschieht, mit Lebertran oder Eizinusöl in trockener
Form hergestellt werden. — Ein eigenartiges neueres Nährpräparat
ist Riedels Kraft nahrung, welche nur natürliche Nährmittel, Riedels
nämlich Bestandteile des Gerstenmalzes und Hühnereigelbs, in kon- Kraftnahrung.
zentrierter Form enthält; es ist etwa ebenso reich an Maltose und
Dextrin wie das ebenerwähnte Malzextrakt und stellt ein wohl-
schmeckendes Pulver dar, das sich in Wasser, Milch, Kaffee,
Bier etc. ebenso wie in Suppen und Breien äußerst fein verteilt und
kaum geschmeckt wird. — Ein anderes Präparat, Salus, ist durch
Verwendung von Kasein zum Backen hergestellt und wird durch
Bauermeister empfohlen.
Von allgemeiner Bedeutung sind die von Schar dinge r in der
Allgemeinen Untersuchungsanstalt fiir Lebensmittel in Wien aus-
führten Untersuchungen über die Zulässigkeit des Warmhaltens von
Nahrungsmitteln in Thermophoren; die an Einzelheiten reiche Thermophor.
Arbeit empfiehlt solche Thermophore nicht unbedingt, da manche
Speisen (Salzkartoffeln, Kartoffelpüree) trotz fehlender bakterieller
Veränderungen doch nach einigen Stunden unschmackhaft werden
und da Milchproben bei 60^ Wärme faulten; die Speisen müssen
deshalb, wenn sie in Thermophoren transportiert werden sollen, aus
möglichst keimarmen Materialien zubereitet sein und dauernd über
56 Oumprecht.
Thermophor. B6* C. gehalten werden; die Thermophore von Dr. Kühn in Wien
erfüllen letztere Forderung auf mindestens 6 — 7 Stunden. — Am
Schlüsse dieser Betrachtungen muß eines Buches gedacht werden,
das für jeden, der sich wissenschaftlich oder praktisch eingehend
mit der Ernährungstherapie beschäftigt, zum Standard- Work ge-
worden ist, V. Leydens Handbuch der Ernährungstherapie
und Diätetik; es Uegt ietzt der erste Band in zweiter Auflage
vor, die von Klemperer besorgt ist; aus dem allgemeinen Teil
ist die Beschreibung der Krankenpflege, der physikalischen und
medikamentösen Behandlung ganz weggelassen; die Zahl der Mit-
arbeiter ist durch Zusammenlegung der Stoffgebiete etwas kleiner
geworden, das Buch wird in dieser neuen Form umsomehr Aus-
sicht haben, gelesen und benutzt zu werden.
Literatur.
As coli, Eiweißresorption. Münch. med. Wochenschr. Nr. 5. —
A ß m u 8 , Säuglingsreformkleidung. Med. Woche Nr. 21. — Bauermeister,
Kasein. Zeitschr. f. diät. u. pbysikal. Therap. S. 564. — Bermbach, Tberap.
Monatsh., August, S. 395. — Bornträger, Diätvorschriften für Gesunde
und Kranke jeder Art. 4. Aafl. Leipzig. — Caspari u. Glaeßner,
Vegetarische Diät. Zeitschr. f. diät. u. phjsikal. Therap. S. 475. — Diet-
rich, Leibbinde. Zentralbl. f. allgem. Gesundheitspflege H. 9, 10. —
Dreyer, Ovos-Nährpräparat. Inaug.-Diss. Göttingen 1902. — Frau
Dr. Flamm, Weibliche Kleidung. Ernährung und Gesundheit. Nr. 1. —
V. Großschedel, Neues Kochbuch für Zuckerkranke. München, 98 S. —
Heck er, Kinderabhärtung. Münch. med. Wochenschr. 1902, Nr. 46. —
M. Kaufmann, Zeitschr. f. diät. u. phjsikal. Therap. S. 355, 440; Berl. klin.
Wochenschr. Nr. 8. — Klein, Leibbinde. Wien. klin. Rundschau Nr. 34,
35; Monatsschr. f. ärztl. Polyt., Nov., S. 168. — Kobert, Ovos-Nährpräparat.
Zeitschr. f. Krankenpflege Nr. 1, S. 26. — Krebs, Kinderabhärtung. Ber].
klin. Wochenschr. Nr. 7. — J. Krebs, Weibliche Kleidung. Breslau. —
V. Leyden, Handbuch der Ernährungstherapie, II. Aufl., Leipzig. — Neu-
mann, Münch. med. Wochenschr. Nr. 3. — K. K. Pel, Ernährung Nieren-
kranker. Zeitschr, f. diät. u. physikal. Therap. S. 3. — Schar dinger,
Speisenthermophore. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 16. — Siedler, Riedels
Kraftnahrung. Zeitschr. f. Krankenpflege, Oktober, S. 385. — Troll-
denier, Subkutane Ernährung. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 40. —
A. Wolff, Malzextrakt. Zeitschr. f. Krankenpflege, März, S. 101.
3. Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie,
Balneotherapie.
Von Reg. -Rat Prof. Dr. J. Glax in Abbazia.
Klimatotherapie.
Seit Beils Buch über Aegypten (1859) ist in deutscher Sprache D»s
keine ausführliche Beschreibung der klimatischen Verhältnisse dieses
Landes erschienen, weshalb es uns doppelt dankenswert erscheint,
daß nunmehr Engel Bey auf Grundlage einer mehr als zwanzig-
jährigen Erfahrung das Winterklima Aegyptens ausführlich
geschildert hat. Kairo, Helouan, Assuan, Luxer und die Nilfahrt
werden eingehend besprochen und außerdem gibt Engel Bey wert-
volle Winke betreffs der Reise und des Aufenthaltes in den ägyp-
tischen Kurorten. Das Klima Kairos ist ein gemäßigt kontinentales
und zeigt eine deutliche Winterperiode ; die mittlere Temperatur der
Monate Dezember, Januar, Februar kommt ungefähr gleich derjenigen
der letzten zwei Drittel des Mai resp. der des September in Frank-
inrt a. M. Auch die Tagesamplitude ist in diesen Wintermonaten
recht erheblich, dagegen ist die Veränderung der mittleren Tem-
peratur von Tag zu Tag eine mäßige, steigt dann aber beträchtlich
bis in den April. Von großem Wert ist es für den Kranken, daß
er sich auf die Stabilität des Klimas mit annähernder Gewißheit
verlassen und darauf rechnen kann, in Aegypten im Winter Tem-
peraturen anzutreffen, die von den angegebenen Mitteln nur um ein
geringes abweichen. Die Bewölkung ist gering und die Sonnen-
scheindauer übertrifft in Kairo selbst jene von Daves um mehrere
Stunden. Ln allgemeinen ist das ELlima von Aegypten trocken, doch
erreicht die mittlere Feuchtigkeit in den drei Wintermonaten in
Elairo immerhin 76®/o, sinkt aber im März und April schon sehr be-
deutend herab. Die Regenmengen sind klein, doch gibt es in
manchen Jahren häufigere, kurze Regenschauer. Die Windstärke ist
nicht bedeutend, doch weht tagsüber durchschnittlich eine leichte
Brise, welche anfangs Februar bisweilen recht rauh sein kann. Ende
Februar und im März erheben sich die Südwestchamsine , welche
Winterklima
Aegyptens.
58
Glax,
Das
Winterklima
Aegyptens.
AJaccio und
Yizzayona.
Todtmoos.
mit zunehmender Temperatursteigerang, Trockenheit und elektrischer
Spannung einhergehen und sich besonders Nervösen und Herzkranken
unangenehm fühlbar machen. In Helouan sind die Mitteltemperaturen
höher als in Kairo, die Abkühlung bei der großen Trockenheit des
Sandbodens geringer, ebenso die Luftfeuchtigkeit. Das mittlere monat-
liche Minimum der Sonnenscheindauer in 4 Jahren war von Dezember
bis März 7 Stunden taglich. Die Luftbewegung ist in Helouan stärker
als in Kairo, und für empfindliche Patienten ist es empfehlenswert,
von Ende Dezember bis Ende Februar nach Luxer oder Assuan zu
gehen. Die Mitteltemperaturen Oberägyptens liegen in den Winter-
monaten um einige Grade höher als in Kairo, dagegen sind die
mittleren Minima nur wenig größer, aber die höhere Wärme wird
gleichmäßiger bis in die Nacht hinein festgehalten. Die Luftfeuchtig-
keit ist in Assuan, welches ein prononciertes Wüstenklima hat, geringer
als in Luxer. Die Sonnenscheindauer beträgt durchschnittlich im
Winter 10—11 Stunden. Die Windstärke ist sehr gering. Engel
Bey empfiehlt namentlich Oberägypten für Phthisiker, wenn die-
selben kein zu erregbares Herz haben. Die Ansicht, daß Lungen-
kranke in der Ohamsinzeit besonders oft von Blutungen befallen
werden, ist falsch. Herzkranke mit kompensierten Klappenfehlem
erholen sich bei komplizierenden Bronchialkatarrhen sehr gut, be-
sonders auch Bheumatiker. Kranke mit Herzschwäche und Myo-
karditis sollen die Eeise unterlassen. Nieren- und Blasenkrankheiten
werden durch das ELlima Aegyptens günstig beeinflußt, nur sollten
Nierenkranke schon im Beginne ihres Leidens Aegypten aufsuchen.
Neurasthenie, Hysterie und andere Nervenleiden, wenn dieselben
einen mehr depressorischen Charakter haben, dürfen ebenfalls auf
einen günstigen Erfolg rechnen.
Ueber Ajaccio berichten Widemann und der jüngst ver-
storbene dar, dessen zahlreiche Arbeiten über verschiedene Winter-
stationen des alpinen Mittelmeergebietes und besonders über die
Insel Korsika rühmlichst bekannt sind. Diesmal schildert Clar die
Station Vizzavona, welche, auf einer Höhe von nahezu 1000 m liegend,
mittels Bahn von Ajaccio in 2 Stunden erreichbar ist und es Pa-
tienten, welche den Winter in Ajaccio zubrachten, ermöglicht, im
Sommer eine Höhenkur zu gebrauchen, ohne die Insel zu verlassen.
Vizzavona besitzt ein neuerbautes, komfortables Hotel, welches in
einem Forste von Pinus laricio etwa 30 m über der Bahnstation
liegt. — J. Schwalbe verdanken wir eine anziehende Schilderung
des Kurortes Todtmoos im Schwarzwald, welcher durch seine
Höhenlage (840—1150 m über dem Meere), durch seine ausgedehnten
Klimatotherapie, Fneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 59
Waldangen und seine idyllische Euhe besonders für erethische Neur-
astheniker, für Herzkranke im Stadium mäßiger Insuffizienz und für
Ghreise und Eekonvaleszenten geeignet erscheint. Fhthisiker sind
vom Kurgebrauch in Todtmoos ausgeschlossen, finden dagegen in
dem oberhalb des Ortes gelegenen und glänzend ausgestatteten Sana-
torium Wehrawald Aufnahme.
Mit der klimatischen Behandlung Nervenkranker be- KUmato-
schäftigen sich die Arbeiten von Laquer, Weber und van Oordt. *^erapie der
Im allgemeinen bestätigt Laquer die bereits bekannte Tatsache, krankheiten.
daß für das Hochgebirge nur kräftigere Patienten geeignet sind,
welche man überdies nur in Etappen in das Hochgebirge senden
sollte. Auch bei den Nervenkranken, denen die Segnungen der
Nordsee zu teil werden sollen, kommt es auf die Konstitution der
Patienten an. Nach Weber, welcher die Indikationen der
Nordsee für Nervenkranke weiter ausdehnt als dies bisher
geschehen, sind gewisse Neurasthenien mit starken nervösen Beiz-
und Erregungszuständen für einen Aufenthalt an der Nordsee nicht
geeignet. Bei leichten und mittelschweren Fällen von Neurasthenie
und Hysterie, bei Melancholie und Hypochondrie, nervösen Herz-
leiden, nervöser Dyspepsie und selbst bei einer Eeihe von diffusen
und Systemerkrankungen des Bückenmarks beobachtete Weber in
Nordemey gute Erfolge, van Oordt berichtet über die Vorteile
einer systematischen Freiluftliegebehandlung für Nerven-
kranke. Die Freiluftliegebehandlung der Nervösen besteht darin,
daß der Patient für Wochen und selbst für Monate längere Zeit des
Tages in ruhiger und geschützter Lage im Freien zubringt, unter
Umständen sogar die Mahlzeiten im Freien nimmt. Besonders
empfiehlt van Oordt die Freiluftliegebehandlung zur Durchführung
von Mastkuren, bei Schlaflosigkeit, Herzneurosen, Tabes, leichten
Formen der Melancholie und leichten hypochondrischen Formen der
konstitutionellen Neurasthenie. Keine dauernden Erfolge konnten
bei Morbus Basedowii erzielt werden.
Singer schreibt einer Kombination des Luftbades mit dem
Sonnenbad, dem sog. Lichtluftbad, große physiologische Wir- Liohtiuft-
kungen und therapeutische Erfolge zu. Hervorheben möchten wir ^ ^^'
nur, daß Singer im Sonnenbade Steigerungen der Achselhöhlen-
temperatur bis 40® 0. bei gleichzeitigem Sinken der Mastdarm-
temperatur beobachtet haben will und diesen Zustand irrigerweise
als einen fieberhaften bezeichnet. Franz Müller hat in Wester-
land und Sylt den Einfluß des Seeklimas und der Seebäder
auf den Gesamtstoffwechsel des Menschen studiert, in-
60 Glax.
Einfluß des dem er Eespirationsyersuche nach der Zuntz sehen Methode an-
^d^^TeMd^r^ Stellte, und zwar in vollkommener Ruhe früh Morgens im Bett oder
aaf den &u^ ^^^ Chaiselongue mindestens 3 Stunden nach dem ersten Früh-
Gesamtstoff- gtück. Als Vergleich dienten Buheversuche, die in gleicher Weise
lienschcn * vor der Abreise in Berlin angestellt wurden. Der direkte Einfluß
des Seeklimas und der Seebäder auf den StofPumsatz trat hierbei
deutlich hervor, indem schon am ersten Morgen bei zwei Versuchs-
personen eine erhebliche Steigerung des SauerstofPverbrauchs und
der COj-Bildung bei unverändertem Atemvolumen zu konstatieren
war. Die Seebäder hatten eine stundenlang steigernde Wirkung auf
den Stoffiimsatz.
Dentsch-sud- Dovo und Katz erörtern die Trage, inwieweit Deutsch-
westaWka Südwestaf rika als Kuraufenthalt für Tuberkulöse ge-
als Kur-
aufenthait für eignet erscheint. Der Grundzug des BLlimas von Deutsch-Südwest-
Tuberkulöse, afrika ist Gleichmäßigkeit der Temperatur, dem wir in Europa
nichts Aehnliches an die Seite zu stellen haben und welcher für den
dauernden Aufenthalt von Lungenkranken unschätzbar ist. Dabei
sind die Tagesschwankungen zu allen Jahreszeiten sehr groß, so
daß man stets auf kühle Nächte rechnen kann. Die Luft ist sehr
trocken, ähnlich jener der Winterluft Oberägyptens, und die Sonnen-
scheindauer ist eine sehr bedeutende. Diese Beobachtungen Doves im
Vereine mit der Tatsache einer vollkommenen Tuberkuloseimmunität
der Eingeborenen und der überaus günstigen Beeinflussung lungen-
kranker Einwanderer machen Deutsch-Südwestafrika zu einem Lande,
wie es geeigneter zur Behandlung der Phthise kaum zu finden sein
dürfte.
Das Kurschiff Der Gedanke, schwimmende Sanatorien einzurichten, ist
^^v ^^^^'^' nicht neu, doch scheiterte seine Ausführung bisher hauptsächlich an
dem Kostenpunkte. Michael und Maurer haben es nun unter-
nommen, im Vereine mit dem Schiffbauingenieur Gätjens , den Plan
zu einem Kurschiff zu entwerfen. Das Schiff ist als Dreimast-
gaffelschoner aus Stahl mit Hilfsmaschine projektiert und soll
40 Passagieren Unterkunft gewähren. Ein Deckpavülon, an dessen
Seiten Rohrsessel für die Liegekur aufgestellt werden, Kabinen,
deren Bauminhalt den anderer Schiffe übertrifft, sowie andere
hygienische Einrichtungen machen das Schiff geeignet zur Aufnahme
von Patienten. Der Durchschnittspreis für jeden Passagier wurde
mit 22 M. pro Tag berechnet, doch dürfte diese Summe absolut
nicht genügen, da bei der Aufstellung der Kosten einige große Aus-
gaben, wie z. B. Assekuranz- und Hafengebühren, nicht eingesetzt
wurden. Als Kreuzungsgrund ist die Passatregion wegen der dort
Elimaiotberapie, Pneumatotberapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 61
herrsohenden monatelangen Beständigkeit der Witterung und des
Windes in Aussicht genommen; den Ausgangs- bezw. den Mittel-
punkt der Fahrten soll der Kanarische Archipel bilden, welcher von
den Gestaden Portugals oder der Südküste Spaniens in einem Tag
im Sommer, in zweien im Winter zu erreichen ist.
Zangger macht auf die Gefahren aufmerksam, welche den
älteren, herzschwachen Personen durch Bahnfahrten ins Hoch- Bahnfahrten
gebirge drohen. Die Frage wurde unseres Wissens zuerst an- ii^s Hoch-
geregt, als die Jungfraubahn in Angriff genommen wurde. Krön- i^re Gefahren
ecker und Sahli kamen damals auf Grundlage von Beobachtungen spezieu für
an 7 Versuchspersonen, welche sie auf das Breithom (3750 m) tragen ^^^^^^ ®^*®
ließen, zu dem Resultate, daß gesunde Menschen eine passive Be-
förderung auf 4000 m über dem Meere ohne objektiven Schaden
vertragen. Trotzdem kann kein Zweifel bestehen, daß bei der weit
rascheren Beförderung durch die Bahn viel größere Anforderungen
an die Akkommodationsfähigkeit gestellt werden und daß aus diesem
Grunde Personen, welche an Arteriosklerose oder Myodegeneration
des Herzens leiden, bei solchen Fahrten ernstlich gefährdet sind.
Die Altersgrenze läßt sich allerdings nicht genau feststellen, doch
sollten in der Begel Personen, welche das 55. Lebensjahr über-
schritten haben, Bahnfahrten in das Hochgebirge nicht mehr unter-
nehmen.
Pnenmatotherapie«
Gramer macht aufmerksam, daß trockener Sauerstoff die
Schleimhäute reizt und daß deshalb bei der Ausführung von Sauer- Sanerstoff-
stoffinhalationen dafür gesorgt werden müsse, das entstehende i>iJ»»i»tionen
Gas mit Wasserdampf zu verseheik Desgleichen muß der Sauer-
stoff erwärmt werden, da sich das Gas durch die Ausdehnung beim
Uebergang aus dem komprimierten Zustand in den Atmosphären-
druck abkühlt. Andere Uebelstände bei der gewöhnlichen Methode
der Sauerstoffinhalationen hebt Diem hervor und sucht dieselben
durch seinen neuen Inhalationsapparat „Pneumo^ zu beheben. Er
ersetzt den jetzt hauptsächlich in Gebrauch stehenden Gummiballon,
welcher zu voluminös ist, einen unangenehmen Geruch hat und auch
Infektionsgefahren mit sich bringt, durch eine 85 cm lange und 25 cm
breite Stahlflasche, welche 90 1 reinen Sauerstoffgases unter einem
Druck von 60 Atmosphären enthält. Der Druck des ausströmenden
Gases wird manometrisch bestimmt und durch eine Reduziervor-
richtung geregelt. Der Sauerstoff tritt durch ein kleines Wasch-
gefiäß aus Glas in den mit der Atmungsmaske versehenen Schlauch
Hydrotherapie.
62 Glax.
aus Mosetigbatist. Der ganze Inhalator ist in ein Kästchen ein-
inhalation geschlossen und wiegt ca. 6 kg. — Zum Zerstäuben medika-
zerstäubter mentöser Flüssigkeiten empfiehlt Sturmann einen neuen
' Apparat, dessen Hauptteil ein Kohlensäuresiphon bildet. Dieser ist
durch einen Schlauch mit einem Handstück verbunden, an dem ver-
schiedene Ansatzstücke befestigt werden können, welche mit einer
feinen Oe£Baung enden und eine Düse zur Zerstäubung der Flüssig-
keit enthalten. Einen kleinen, sehr vollkommenen, tragbaren Apparat
hat auch Bulling angegeben, v. Schrötter hat auf dem medi-
zinischen Kongreß in Madrid die Vorzüge des Bullingschen In-
halationsverfahrens hervorgehoben und auf den therapeutischen
Wert dieses Verfahrens hingewiesen, bei welchem in keiner Weise
mehr angezweifelt werden kann, daß Medikamente auf diesem Wege
bis in die Lxmgenbläschen geraten können (s. d. Jahrb. 1902).
Hydrotherapie.
Lehrbücher Neben der zweiten Auflage von Buxbaums bekanntem Lehrbuch
..♦w««!^ der Hydrotherapie und der dritten Auf läge v. Hoeßlina vortrefflicher, in
' gedrängter Form gehaltener Abhandlung über Hydrotherapie in Penzoldt
und StintzingB Handbuch der Therapie innerer Krankheiten muß diesmal
unter der neuen balneologischen Literatur das gediegene Handbuch der
allgemeinen und speziellen Hydrotherapie von Schweinburg, ebenfalls
eines Schülers Winternitz\ hervorgehoben werden. Das genannte Buch
gewinnt noch an Wert durch einen Beitrag von 0. Franke über die
Hydrotherapie in der Gynäkologie und Geburtshilfe.
Auf experimentellem Gebiete sind mehrere wertvolle Arbeiten zu
Einfloß nennen. Lommel sucht den Einfluß lokaler Wasserprozeduren
thermischer ^^f ^^^ Tonus der großen Gefäße nach einer neuen Methode zu
auf das filnt- ^^orschen, indem er durch Registrierung der Verspätung des Radialpulses
gefäßsystem. gegenüber dem Earotispuls die Wandspannung des in Betracht kommenden
Gefößes mißt. Es ergab sich hierbei, dass das Intervall durch Maßnahmen,
infolge deren die Wandspannung sank, vergrößert, also die Fortpflanzung
der Pulswellen verlangsamt wurde. Wenn also bestimmte Maßnahmen, ohne
eine allgemeine Blutdruckänderung herbeizuführen, in einer bestimmten
Gefäßstrecke Beschleunigung oder Verlangsamung der pulsatorischen Wellen-
bewegung erzeugen, so wird der Schluß auf Spannungszunahme bezw.
Erschlaffung dieser Geßlßstrecke gerechtfertigt sein. Eintauchen des Armes
durch 2' lang in Wasser von 2 ^ führte zu einer starken Spannungszunahme
der Armarterie infolge aktiver Eontraktion des Gefäßes, da nur eine sehr
geringe, belanglose Blutdrucksteigerung von 8 — 5 nun Hg zu bemerken
war. Der Vorgang trat so schnell ein, daß derselbe wohl nur durch ner-
vöse Vermittlung und nicht durch direkte Kälteeinwirkung zu erklären ist.
Armbäder von 40 — 41° führten einmal Spannungszunahme, einmal Er-
EUmatotherapie, PneomatoÜierapiei Hydrotherapie, Balneotherapie, 63
BchlafiFung herbei, die Versuche Lommels bestätigen somit die Angaben
Winternitz* nur insofern, als sie eine Spannungszunahme der großen
Gefäße gegenüber Kälte erweisen. Ebenso konnte L o m m e 1 die von
Winternitz bei allgemeiner Eälteapplikation gefundene Zunahme der
Gefäßspannung auch im Stadium der reaktiven Hautrötung bei seiner
Yersuchsanordnung nicht finden, da er vielmehr nach kürzer dauernden
Kältereizen die Reaktion mit einer Erschlaffung der großen Ge^e einher-
gehen sah. Gleichzeitig mit dieser Untersuchung wurde die Wirkung
thermischer Reize am Stamme großer Gefäße auf die von denselben ver-
sorgten peripheren Gefößgebiete studiert. Es ergab sich hierbei aus
plethysmographischen Beobachtungen eine verringerte Füllung der peri-
pheren Gefäßgebiete von langer Dauer bei zentraler Eälteeinwirkung; eine
vorübergehende Erweiterung dieser Gebiete bei zentraler Wärmeeinwirkung
und eine kurzdauernde Verengerung derselben unter zentralen Heißappli-
kationen. Diese Beobachtungen befinden sich im Einklänge mit den Unter-
suchungsresultaten von 0. Müller über den Einfluß von Bädern auf den
Blutdruck des Menschen (s. d. Jahrb. 1903). In gleicher Weise wie Lommel
hat auch Martin die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Blutwelle zu Unter-
suchungen über den Einfluss thermischer Anwendungen auf
das Blutgefäßsystem verwendet. Er fand, daß bei Applikation von
Eisbeuteln längs der Wirbelsäule Verengerung der Hauptgefäße der Ex-
tremitäten, antagonistisch Erweiterung (wahrscheinlich durch Wirkung der
Dilatatoren) der Muskelgefäße auftritt. Eine sekundäre Erweiterung der
Hauptgefäße war auch bei längerer Dauer der Applikation nicht festzu-
stellen. Sehr mühsame und erschöpfende Tierexperimente hat Winkler an-
gestellt, um die Beeinflussung der Hautgefäße durch thermische
Reizung zu studieren. Er kam hiebei zu dem Resultate, daß der Ausgangs-
punkt für die Femwirkung eines thermischen Reizes nicht die durch den Reiz
hervorgerufene Bluterwärmung oder die Blutabkühlung, sondern die durch
diese veranlaßte Erregung der peripheren Enden von Temperaturnerven ist.
Den Einfluß thermischer Reize auf die Temperatur entfernter Einfluß
Hautstellen hat Herz an Menschen untersucht, wobei er entdeckte, daß thermischer
die Temperatur einer Hautstelle fortwährend spontan ohne Rücksicht auf Temperatur
äußere Einflüsse schwankt. Die reflektorisch ausgelöste Erwärmung einer entfernter
Hautstelle wird durch einen vorausgegangenen Kältereflex gefördert, die Hautstellen.
reflektorisch ausgelöste Abkühlung hingegen durch einen vorausgegangenen
Wärmereflez gehemmt. Bei nervenkranken Individuen war die Reaktion
der Hautgefäße träger als in der Norm und blieb zuweilen ganz aus. Dem-
selben Autor verdanken wir eine wertvolle Arbeit über den Einfluß Einfluß
hydriatischer Prozeduren auf die Reaktionsfähigkeit des Ge- l»y^ri»tischer
hirns bei gesunden und nervösen Individuen, wobei festgestellt auf die
wurde, daß protrahierte Bäder von 36 ° G. eine leichte Förderung der Hirn- Beaktions-
tätigkeit ohne Einfluß auf ihre Schwankungen, Ermüdbarkeit und Bahnung f&higkeit des
bewirken. Wärmezufuhr bewirkt immer eine Erhöhung der Reaktions- Gehirns,
fähigkeit, setzt die maximalen und minimalen Reaktionszeiten herab und
64
Glaz.
Einfloß der
Hydrotherapie
auf die
Motilit&t
des Hagens.
Einfluß
thermischer
Reize auf das
Volumen der
Milz und Niere.
Blutyer&nde-
rungen durch
thermische
Reize.
Hydriatische
Behandlung
der Herz-
krankheiten.
vermindert die Ermüdbarkeit bei kurzer Einwirkung der Wärme. Lang-
sam abgekühlte Bäder und Abreibungen regen das Gehirn an und heben
manchmal seine Ausdauer. Die Wirkung der Duschen ist unsicher in Be-
zug auf die absolute Höhe der Reaktionszeit; sie vermindern aber die Er-
müdbarkeit. Das fließende Fußbad erzeugt bald eine Verbesserung, bald
eine Verschlechterung der Leistungsfähigkeit. Burgonzio, Maragliano
und Roasenda haben experimentelle Untersuchungen über den Einfluß
der Hydrotherapie auf die Motilität des Magens angestellt, wobei
sie zu dem wertvollen, aber, wie Buxbaum richtig bemerkt, durchaus
nicht neuen Resultate kamen, daß horizontale, wechselwarme Duschen auf
das Epigastrium die motorische Kraft des Magens günstig beeinflussen und
zwar umsomehr, je größer die Temperaturdifferenzen und je stärker der
Wasserdruck ist. Literessanter sind die von Strasser und Wolf an Tieren
nachgewiesenen Volumsschwankungen der Milz und Niere nach
thermischen Reizen. Kalte Uebergießungen auf den Thorax der Tiere
rufen bei minimal gesteigertem Blutdruck eine Kontraktion der Milz, heiße
Beg^eßungen (50^ G.) eine Dilatation hervor. Begießung der Bauchhaut
mit kaltem Wasser ruft augenblicklich eine wenn auch rasch vorüber-
gehende Verkleinerung der Niere hervor, üeber den Einfluß des
Schwitzens auf die Blutzusammensetzung berichtet v. Rzetkowski,
ohne wesentlich Neues zubringen. Friedländer gibt ein Resumä eigener
und fremder Erfahrungen über Blutveränderungen durch thermische Reize
(8. d. Jahrb. 1903).
Die klinische Hydrotherapie wurde im abgelaufenen Jahre
auch durch einige wertvolle Arbeiten bereichert. Straß er gibt
eine vollständige Darstellung der hydriatischen Behandlung
der Herzkrankheiten, aus welchen wir nur einige unserer Er-
fahrung nach besonders wertvolle Vorschriften hervorheben wollen.
Obenan steht die Lehre, daß bei Herzmuskelinsuffizienz allgemeine
Prozeduren, welche eine brüske Zirkulationsveränderung verursachen,
vermieden werden müssen und daß bei Kälteprozeduren möglichst
rasch eine gute Eeaktion erzielt werden muß. Die Kälteapplikation
auf das Herz und partielle Abreibungen des ganzen Körpers sind
die hauptsächlichsten Mittel, welche diesen Indikationen entsprechen,
wobei Straß er mit Becht darauf hinweist, daß unter Umständen
bei vorgeschrittener Muskeldegeneration die Kälteapplikation auf das
Herz nicht vertragen wird und daß diese Tatsache selbst difFerential-
diagnostisch verwertet werden kann. Wärmeapplikation kann in
solchen Fällen nützlich werden und oft gelingt es nach unserer
eigenen Erfahrung allmählich bei zunehmender Besserung der Herz-
muskelinsuffizienz von wärmerer zu kühlerer und selbst kalter Appli-
kation überzugehen.
Die Mehrzahl der Aerzte hat sich geeinigt, bei chronischem
Elimatotherapie, Pneumatotberapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 65
Gelenkrheumatismus mit Wärmeprozeduren vorzugehen.
Man kann hierbei unterscheiden zwischen wärmezuführenden
und wärmestauenden Prozeduren. Bei ersteren erhält der Körper
durch die Erweiterung der Hautge&ße, Schwitzen und Verdunstung
die Eigentemperatur, während bei letzteren Steigerung der Körper-
temperatur und Erhöhung des Zerfalles eintritt. Zu den wärme-
zuführenden Prozeduren zählen: Licht- und Sonnenbäder, Heißluft-
bäder und Heißluftduschen, zu den wärmestauenden Prozeduren:
protrahierte heiße Vollbäder, Dampf kastenbäder, feuchte Einpackungen,
Moor-, Fango- und Sandbäder und der heiße Dampfstrahl. B rieger
und Laqueur teilen nun eine Eeihe von Krankengeschichten mit,
welche vor allem die günstige Wirkung der wärmestauenden Proze-
duren und namentlich des heißen Dampfstrahles beweisen.
Franken hau s er hebt auf Ghrundlage experimenteller Forschung
die Wirkungen der strahlenden Wärme auf den menschlichen
Körper hervor, da dieselbe nicht nur reflezerregend auf die Nerven-
endigungen einwirkt, sondern auch die oberflächlichen Schichten des
gesamten Gewebes trotz der vermehrten Durchströmung mit Blut
ganz bedeutend zu erwärmen vermag. Hieraus erklärt sich auch die
schon von Krebs gefundene Tatsache, daß Glühlichtbäder eine
größere schweißtreibende Wirkung haben als einfache Heißluftbäder.
Endlich sei hier einer balneotechnischen Erfindung, der Hög-
lauerschen Fluß-, Quell- und Wellenbadewanne gedacht,
welcher sowohl Cornet als auch E. Meyer rühmend Erwähnung tun.
An der rückwärtigen Breitseite der Badewanne befindet sich ein Bad-
kasten, in welchem ein Schaufelrad durch einen kleinen Motor be-
wegt wird. Hierdurch wird das Wasser in der Wanne in Kreislauf
versetzt, und zwar können nach Wunsch Bäder gegeben werden, in
welchen sich das Wasser in Wellenbewegung befindet oder hori-
zontal strömt und mit einer gewissen Kraft auf einzelne Körperteile
herabstürzt oder vertikal nach Art der aus der Tiefe kommenden
Quellen zuströmt. Die Höglauersche Motorwanne ist ohne Zweifel
eine sehr sinnreiche und empfehlenswerte Erfindung, doch dürfte
ihrer allgemeinen Einführung der hohe Preis (1000—1540 M.I)
hinderlich sein. Die Wanne kann durch H. Becknagel in München
und Wiesbaden bezogen werden.
Balneotherapie,
Die Wirkung des Solbades und des kohlensäurehaltigen
Solbades bildete auch im abgelaufenen Jahre mehrfach den Gegen-
stand neuer Studien. Hier sei nur erwähnt, daß Bohrmann und
Jahrbuch der praktbohen Medizin. 1904. 5
Behandlung
chronischer
Gelenk-
affektionen
mittels
physikaUscher
Heilmethoden.
Wirkungen
der
strahlenden
warme.
HOglauers
Fluß-, Quell-
und WeUen-
hadewanne.
66 Glax.
Die Wirkung Ko oh mann im Gegensätze zu den älteren Untersuchungen von
des SoU>ades ga^tlus und Keller keinen wesentiiehen Unterschied zwischen
coa-haitigen dem Einflüsse des Solbades und des einfachen Wasserbades auf die
Solbades. Hautsensibilität feststellen konnten und daß sie bei dem Fehlen
einer spezifischen Wirkung des Salzgehaltes der Bäder den thera-
peutischen Wert des kohlensauren Solbades lediglich in der Ver-
tiefdng der Atmung und Begünstigung der Herzarbeit suchen.
Beißner und Orote in Nauheim bestreiten die von allen
anderen Forschem behauptete, blutdrucksteigemde Wirkung der
Kohlensäure. Alle Veränderungen, welche sie nach kohlensäure-
haltigen Solbädern von 24— 30° G. beobachten konnten, unterschieden
sich nicht wesentlich von den nach gleichtemperierten Süßwasser-
bädem auftretenden Erscheinungen und lassen sich einfach als Kälte-
wirkung erklären. Der Eintritt der Reaktion wird allerdings durch
die Kohlensäure erleichtert und beschleunigt, die peripheren Gefäße
werden durch die wiederholten aktiven Erweiterungen geübt und
das Herz hierdurch geschont, worauf weit mehr Wert zu legen ist
als auf die Uebxmg des Herzens. Boehr hat auch diesmal (s. d.
Jahrb. 1903) über eine größere Zahl von Herzkranken berichtet, bei
Krenznaoher welchen unter dem Gebrauche von Kreuznacher Bädern ein
Bftder bei deutlicher Bückgang der ursprünglichen Dehnung des Herzens zu
heiten. beobachten war. Ghrößeres Interesse dürfen Jacobs Untersuchungen
über die Wirkungen des indifferent temperierten Süß-
wirkungen des Wasser- und Kohlensäurebades auf den Blutdruck bean-
mdifferent gpmchen. Jacob fand, daß das indifferente Wasserbad sowie das
tempenerten
Süßwasser- indifferente 002-Bad und zwar letzteres in erhöhtem Maße den Blut-
und GOa-Bades lauf der Aorta beschleunigt und das systolische Pulsvolumen des
Biutdrack. Herzens vergrößert. Die Süß wasserbäder von 86—86 ° C. beschleunigen
den Strom und lenken ihn nach der Haut durch Erweiterung ihrer
Gefäße, zuweilen auch unter Spasmus im Gebiete des Splanchnikus,
also unter Drucksteigerung. G02-Bäder von derselben Temperatur
wirken zuweilen nicht anders, besonders bei wenig reizbaren Individuen
und bei den ersten Bädem, steigern aber bei öfterer Wiederholung
der Bäder immer mehr den Blutdruck durch Erregung des Splanch-
nikus. Die beiden Arten der Vasomotoren der Haut werden ab-
wechselnd stark erregt, besonders im G02-Bade, jedoch überwiegen
die Dilatatoren der Hautge&ße. Die dem Bade nachfolgende Druck-
steigerung ist größtenteils der Verdunstungskälte und ihrer gefilß-
verengemden Wirkung auf die Haut zuzuschreiben, jedoch ist sie
zuweilen von Vergrößerung des Fulsvolumens und zwar fast aus-
nahmslos nach dem C02-Bade begleitet. Die Wasserverdunstung auf
Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 67
der Hautoberfläche spielt nach Frank enh aus er überhaupt in der Thermisohe
Balneotherapie eine bisher nicht genügend gewürdigte, große Rolle. ^"*^8 ^^^n
Gerade der Umstand, daß Salzlösungen die Haut nicht durchdringen, die Haut,
sondern die Salze an der Haut haften bleiben und ihre physikalische
Oberfläche verändern, ist für die Badewirkung von großer Bedeu-
tung (Hiller, Glaz). Wäßrige Salzlösungen verdunsten lang-
samer als Wässer, die Verdunstung kann unter Umständen gleich
NuU werden, ja es kann an Stelle der Verdunstung sogar Wasser-
au&ahme aus der Atmosphäre treten. So umgibt sich der Patient
bei einem länger dauernden Gebrauch salzhaltiger Bäder allmählich
mit einer immer wirksamer werdenden Salzschichte, welche die
Wasser- und Wärmeabgabe von der Haut vermindert, die Temperatur-
schwankungen mildert, eine stärkere Durchblutung der Haut und
hierdurch eine Entlastung des Blutge&ßsystems vermittelt.
Obwohl in neuerer Zeit, gegenüber den älteren Forschungs-
resultaten von Kisch und Fellner, übereinstimmend angegeben
wird, daß die Moorbäder eine blutdruckherabsetzende Wirkung
haben, so erachtete es Loebel doch für geboten, genauer zu
ermitteln, innerhalb welcher Temperaturgrenzen d i e Die bintdrack-
Moorbäder blutdruckreduzierende Wirkungen zuwege "^^Tde^/"
bringen und in zweiter Beihe festzustellen, wie sich Moorbäder,
diese Verhältnisse während der Benutzung des Moor-
bades gestalten. Loebel verwendete zu seinen Versuchen,
welche an gesunden Personen angestellt wurden, Domaer Moorbäder
von 34 — 43° C. in der Dauer von ^ji — V2 Stunde. Zur Benutzung
kamen nur Bäder dichtesten Grades, welche meist ohne Unter-
brechung durch SO aufeinander folgende Tage gegeben wurden.
Während des Bades beherrscht die blutdruckreduzierende Tendenz
die Wirkung der Moorbäder. Sie muß als eine mäßige bezeichnet
werden und sinkt erst in den Temperaturen über 42° C. intensiv
herab, unter der Nachwirkung der Moorbäder sind Blutdruck-
schwankungen zu beobachten, die bei den 37° und 38° C.-Bädern in-
differente, bei den Bädern jenseits dieser Wärmegrade bei inklusive
39° 0. kumulative, druckherabsetzende, hingegen kumulative, druck-
steigemde Nachwirkungen bei den Bädern über 39° C. bekunden.
Bei einer Benutzungsdauer von 20 Minuten bewirkten die Moorbäder
in den Temperaturen unter 39° 0. ausnahmslos Pulsverlangsamung,
während bei höheren Temperaturen die Zu- und Abnahme der Puls-
frequenz von der individuellen Empfänglichkeit abhing. Die Moor-
bäder über 43° 0. erhöhen die B.espirationsfrequenz, diejenigen unter-
halb dieser Wärmegrade ergeben meist Abnahme der Atmungszahl,
68 C^lax.
Die bintdrnck- seltener Eückkehr zur und Verharren in der Anfangsfrequenz und
'^®^^'®^'^®'^ während der ersten halben Stunde keinmal eine Zunahme derselben.
Moorbider. Die Dauerwirkung ist nur bei den unter 35° C. liegenden Tem-
peraturen und nach den Temperaturen über 43° 0. zu erkennen.
Die anderen Wärmegrade weisen bereits eine Stunde nach dem Bade
eine Bückkehr zur Anfangsfrequenz nach. Loebel hat auf Ghiind-
lage der eben angefahrten TJntersuchungsresultate schon früher (s. d.
Jahrb. 1903) das indifferentwarme Moorbad bei Arteriosklerose und
l Gor adiposum mit den Begleiterscheinungen von hohem Blutdruck
I angewendet und auch Steinsberg, welcher überhaupt den Haupt-
^ Franzensbader wert der Eranzensbader Moorbäder in Schonungsvorgängen
B Moorbäder. erbUckt, gibt zu, daß Herzkranke, welche einer Franzensbader Moor-
K kur aus anderen Gründen bedürfen, ohne jedwedes Bedenken diesem
^A therapeutischen Eingriff unterworfen werden können. Nenadovics,
^B welcher sich ebenfalls mit der physiologischen Wirksamkeit der
P^ Franzensbader Moorbäder beschäftigt hat, zieht speziell mit Bezug
auf die Verordnung von Moorbädern bei Frauenkrankheiten folgende
Schlußfolgerungen: 1. Die Maximaltemperatur für das Franzensbader
Moorbad soll 40° G. betragen. 2. Innerhalb dieser Temperaturgrenze
geben die niederen Grade eine schwächere, die höheren Grade eine
stärkere Eeaktion und sind deshalb die ersteren bei Gebärmutter-
blutungen, die letzteren bei Adnextumoren und Infiltration der Para-
metrien angezeigt. 3. Die Temperatur des Eeinigungsbades soll
niedriger sein, als die des Moorbades, wenn die reaktive Wirkung
gesteigert werden soll. 4. Die Dauer des Moorbades ist höchstens
auf 20 Minuten, die des Eeinigungsbades auf 5 Minuten zu bemessen.
5. Die Konsistenz des Moorbades soll man nach dem Bedürfnisse,
ob man eine leichtere oder eine intensivere Massage der Kleinbecken-
organe bewirken will, bestimmen.
Dm Helenefriederike Stelzner empfiehlt das „Watten-
Watteniauen. j^^^fß^", wie CS in dem Nordseebad Büsum gebräuchlich ist, als
einen therapeutischen Sport, welcher sowohl bei Erkrankungen der
Eespirationsorgane und Unregelmäßigkeiten der Zirkulation, als auch
ganz besonders bei nervösen Störungen von Erfolg begleitet ist.
Namentlich gegen Schlaflosigkeit soll das Wattenlaufen am Abend
ein sehr empfehlenswertes Mittel sein. Der Wattenlauf besteht in
einem Spaziergang zur Zeit der Ebbe mit bis zum Knie entblößten
Beinen in dem aus Sand und Schlick bestehenden, von Meerwasser
durchtränkten Boden, dessen Salzgehalt reichlich 3 ^/o hat. Der hier-
durch erzeugte Hautreiz in Verbindung mit dem Einatmen der reinen,
feuchten Luft können gewiß wohltuende Wirkungen ausüben.
Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 69
Im Gegensatze za den anf reicher Erfahrung beruhenden Lehren Balneotherapie
nahezu aller Baineotherapeuten stellt Winkler die These auf, daß ^®^
•D jTT»i j i_'i./-iiii_ chronischen
Besserung oder Heilung des chronischen Gelenkrheu- Geienk-
matismus mit langdauernden warmen Bädern, aber nicht rheumatismus.
mit heißen Bädern erzielt werden kann, und daß die
sehr heißen Bäder hierbei nicht nur unnütz, sondern
sogar schädlich sind. Es ist vielleicht recht dankenswert,
wenn Winkler auf die Gefahren heißer Bäder für das Herz auf-
merksam macht, die Behauptung jedoch, daß jedes sehr heiße Voll-
bad ein Attentat auf das Herz sei, ist jedenfalls eine üebertreibung.
Ganz unrichtig ist aber die Behauptung, daß die durch heiße Bäder
hervorgerufene Fluxion zu den rheumatisch entzündeten Gelenken
eine Steigerung der krankhaften Entzündung zur Folge haben müsse.
Hyperämie und Entzündung sind eben sehr verschiedene Dinge (siehe
Hydrotherapie) .
Grube hat neuerdings Untersuchungen über die Wirkung des Der Einflnß
Neuenahrer Sprudels auf die Blutbeschaffenheit angestellt und kam ^^^ Trink-
zu demselben Resultate wie bei seinen früheren Experimenten (siehe zasammen-
d. Jahrb. 1903) : Abnahme des Wassergehaltes, Zunahme der Asche setzung der
und Steigerung des osmotischen Druckes. Nachdem schon Dünsch- dls^MeMchen*^
mann die Unzulänglichkeit dieser Untersuchungen dargetan, erklärt
nunmehr Strauß, daß man aus den, selbst bei Anwendung ein-
wandfreier Methoden, bisher ausgeführten Untersuchungen die Auf-
fassung von dem Einflüsse der besprochenen Trinkkuren auf den
osmotischen Druck und die chemische Zusammensetzung der Blut-
flüssigkeit nicht genügend begründen könne.
R 0 1 0 ff tritt in einer nicht zu billigenden, aggressiven Form für die
Oleichwertigkeit natürlicher und künstlicher Mineral- Die
Wässer ein. Die durch die analytische Chemie festgestellte Ionen- ^n^iyBeder*
tabelle darf nach seiner Meinung als hinreichende Grundlage für die Mineralwässer.
therapeutische Beurteilung angesehen werden. Wenn die Ionen in
beliebiger primärer Kombination in Lösung gebracht werden, so ent-
steht stets dasselbe Gleichgewicht, d. h. es sind neben allen Ionen
aUe möglichen Salze in eindeutig vorauszubestimmender Menge vor-
handen und es besteht keinerlei Anhaltspunkt, daß die natürlichen
Mineralwässer physikalische Eigenschaften besitzen, welche den ent-
sprechenden Salzlösungen nicht in demselben Maße zukommen.
H. Neumann sucht neuerdings zu beweisen, daß die Wern-
arzer Quelle in Brückenau eine spezifisch diuretische Wirkung
hat und bei pleuritischen Exsudaten die Resorption mächtig fördert.
Der Versuch, die diuretische Wirkung der Wernarzer Quelle aus
70 61m.
Die den geringen Mengen der in diesem Wasser enthaltenen fixen Be-
diaretUohe gtandteüe ableiten zu wollen, scheint uns entschieden verfehlt, da-
Wirkung der , ' . '
Wernaner gogon ist die harntreibende Wirkung kalten, kohlensäurereichen
QaeUe. Wassers hinlänglich bekannt. Die von dem Beferenten bewiesene und
von nahezu allen Klinikern anerkannte Tatsache, daß bei allen pleu-
ritischen Exsudaten der Beginn der Eesorption das Primäre und die
Steigerung der Diurese das Sekundäre ist, lassen alle Versuche, durch
Anregung der Harnausscheidung die Aufsaugung hervorzurufen, als
verfehlt erscheinen, wobei natürlich nicht gesagt sein soll, daß nach
begonnener Besorption bei zunehmender Herzkraft nicht auch Mineral-
wässer in mäßigen Mengen gereicht werden sollen.
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4. Orthopädie, Kinesiotherapie.
Von Geh. Medizinalrat Prof. Dr. A. Hoffa, Direktor der orthopädischen
üniversitätspoliklinik in Berlin^).
Allgemeines. Im vergangenen Jahre sind von mehreren Autoren
sorgfiQtige Stadien über den Bau und die Architektur der Baaund
Knochen gemacht worden, die in einzelnen Fällen schon prak- Architektur
tische Ergebnisse gezeitigt haben. Zunächst ist hier eine Arbeit
von Büdinger zu nennen, die sich mit dem Spongiosabau der
bisher vernachlässigten oberen Extremität beschäftigt. Die hierzu
nötigen Untersuchungen wurden an Serienschnitten vorgenommen,
die den ganzen Elnochen in dünne Platten zerlegten und zwar in
verschiedenen Richtungen, nicht allein in den drei Hauptorientierungs-
ebenen, auf die sich Albert seinerzeit noch beschränkt hat. Diese
Schnittserien hat nun Büdinger zuerst im einzelnen beschrieben,
dann auf der Basis der Serienschnitte die Systeme für sich durch-
genommen und endlich die Beziehungen der einzelnen Systeme, mit
anderen Worten ihre funktionelle Bedeutung und ihren Aufbau er-
läutert. — Den lebenden ELnochen hat sich Ludloff als Studien-
objekt erwählt; er hat, um die Architektur und das Wachstum der
unteren Femur- und oberen Tibiaepiphyse zu studieren, eine Beihe
von Röntgenphotogrammen der Kniee weiblicher Individuen vom
ersten Jahre bis ins Ghreisenalter angefertigt. Auf diese Weise
konnte er einzelne Befunde, die bisher als pathologische Zeichen *
gedeutet wurden, als normal nachweisen. So konnte er die Pro-
tuberanzen an den Kondylen im 2. — 4. Lebensjahre an normalea
Knieen konstatieren und den dunklen Meck in der unteren Femur-
epiphyse, der bei seitlicher Durchstrahlung besonders auffällt, „als
Ausdruck des noch bestehenden Knochenaufbaues oder des schon
eingetretenen Knochenabbaues ^' feststellen. Femer zeigte er, daß
die Epiphysenfuge am unteren Femur- und am oberen Tibiaende
^) Bei der Ausführung dieser Arbeit hat mich mein Assistent, Herr
Dr. Pfeiffer wiederum in dankenswerter Weise unterstützt.
76 Hoffa.
Bau und bis zum 15. Lebensjahre persistiert, daß dort von 2'/4— 8 Jahren
Architektur
der Knochen.
eine besonders lebhafte Knochenprodoktion eintritt, während vom
7. — 15. Jahre sich die Tuberositas tibiae sehr schnell entwickelt.
Von 2 — 3^4 Jahr wächst der Condylos medialis, im 4. Jahre der
Condylos lateralis rapide; später vergrößern sich die knöchernen
Kondylen gleichmäßig. Indessen erscheint der Condylos medialis
auf dem Röntgenbilde immer größer, aber lockerer aufgebaut als
der Condylus lateralis, in dem eine stärkere und dichtere Ent-
wicklung von Längsknochenbälkchen stattfindet. In der vorderen
Hälffce der Kondylen sind keine Vertikalbälkchen sichtbar. Quer-
bälkchenzüge entwickeln sich besonders deutlich vom 2. Lebensjahre
an in beiden Diaphysen. Quer- und Schrägbalkenzüge treten in der
Incisura intercondylica auf, sobald die beiden Kondylen sich knöchern
voneinander differenzieren. Die ersten Merkmale der Knochenatrophie
erscheinen in der Femurepiphyse schon vom 25. Lebensjahre an.
Diese Befunde hat Ludloff in einer späteren Arbeit über die
primäre Lokalisation der Knochen- und Gelenktuberkulose praktisch
verwertet, wovon weiter unten noch die Rede sein wird.
Bau und Mit der Lehre vom Bau und der Entwicklung des Fuß-
Entwicklung Skeletts haben sich zwei Autoren befaßt, Hasselwander und
des
Fußskeletts. Spitzy. Der erstere hat sich außer der Röntgenmethode auch des
anatomischen Präparierens bedient, um sich ein Urteil zu bilden, in-
wieweit die nur vom Lebenden entnommenen Röntgenbilder zuver-
lässig sind. Auf Grund seiner zahlreichen Untersuchungen an über
800 Füßen hat er dann bestimmte und gut begründete Daten ge-
geben einmal über die Zeit, dann aber auch über den gesamten
Vorgang der Ossifikation der Fußknochen. Mehr auf die äußere
Form des kindlichen Fußes erstreckten sich die Forschungen Spitzys.
Dieser Autor kommt zu dem Schluß, daß entgegen der vielfach ge-
äußerten Ansicht, der Fuß des Neugeborenen sei ein Fes planus,
dieser Fuß ein ebenso hochgespanntes inneres und äußeres Fuß-
gewölbe habe wie der des Erwachsenen. Freilich können im Be-
ginne der Gehzeit vorübergehende Senkungen des Fußgewölbes ein-
treten, die jedoch desto geringer werden, je kräftiger der Band- und
Muskelapparat wird, der das Fußgewölbe in seiner Lage hält. Ein
Arciütektur- anderer Autor, Walkoff, hat die interessanten Architektur-
Veränderungen yg,än der ungen des Knochensystems unter pathologischen
Systems unter Bedingungen studiert. Er hat verschiedene Deformitäten der Röhren-
pathologisohen knochen: Frakturen, Ankylosen, Ostitis chronica etc. mit Hilfe der
Bedingungen. Bröntgenstrahlen untersucht, femer auch mehrere Verkrümmungen
der Wirbelsäule. Nach seinen Beobachtungen besteht das Wolffsche
Orthopädie, Einesiotherapie. 77
Transformationsgesetz zu Becht sowie seine Lehre, daß es sich
bei der Heilung von Frakturen um zwei vollständig voneinander zu
trennende Vorgänge handelt, den Verkittungs- und den Transformations-
prozeß. Walkoff weicht aber bezüglich der Frage nach der maß-
gebenden Kräfteform von der Wolf fachen Auffassung insofern ab,
als er an Stelle des von jenem betonten chronischen Druckes inter-
mittierenden Druck, d. h. also die häufig wiederholte Erschütterung als
das Wesentliche der funktionellen Beanspruchung anzusehen geneigt
ist. ,)Nur in der Reizschwankung, nicht in der Höhe und Dauer des
Beizes an sich ist die Ursache zur Ausbildung der neuen Substanz
zu suchen." Der Verfasser schließt sich der Benek eschen Hypo-
these an, daß der Angriffspunkt dieser Erregung durch Erschüt-
terung in den Knochenkörperchen selbst liegt. Bezüglich der Wirbel-
säulenverkrümmungen fand Walkoff, daß das chondroide Gewebe
der Zwischenwirbelscheiben eine Aufquellung und Verbreiterung ein-
gehen kann, um dem durch irgendwelche pathologische Veränderungen
veranlaßten Erfordernis der Elastizitätsbeanspruchung Genüge zu
leisten. Kurz erwähnt sei hier noch eine Arbeit Haglunds, die sich
mit dem Spongiosabau und der funktionellen Struktur des
Kalkaneus im speziellen beschäftigt.
Von den Veröffentlichungen über Erkrankungen der Knochen Erkrankungen
ist für den Orthopäden zunächst ein Fall von Osteopsathyrosis ^^^ q^^I^^"^'
idiopathica von Interesse, den Biggs publiziert hat. Der Fall psathyrosU
verlief insofern eigenartig, als die Blnochenbrüchigkeit erst im idiopathica.
20. Lebensjahre einsetzte und mit dem 30. Jahre anscheinend dauernd
wieder verschwand; irgend ein ätiologisches Moment war auch im
vorliegenden Falle nicht festzustellen. Auf eine andere Erkrankung,
die „apophysäre Wachstumsosteitis^, macht Oomby auf- Apophysäre
merksam. Sie zeigt sich meist doppelseitig bei Kindern mit raschem ^^g^^'i^^g"^^'
Wachstum und besteht wahrscheinlich in einer Knochenkongestion
infolge gesteigerter Ossifikation. Ihre Symptome sind Schmerzen in
der Nähe des Gelenkes (gewöhnlich am Knie), am Punkt des regsten
E^nochenwachstums. Diese Stelle erscheint geschwollen, heiß und blut-
reich; die Haut darüber kann rot und empfindlich sein. Durch
bloße Euhigstellung der erkrankten Glieder, eventuell unter ableiten-
den Mitteln, tritt völlige Heilung ein. Von Osteomalaciachronica Osteomaiacia
deformans hypertrophica (Pagets disease) finden sich in chronica
der Literatur des vergangenen Jahres 3 Fälle. Zwei davon haben hypertropMca
M^n^trier und Gauckler veröffentlicht, die diese Erkrankung
für eine para83rphilitische Affektion halten. Weniger sicher bezüg-
lich der Aetiologie ist wohl mit Recht Schmieden, der durch
78 HoflFa.
Osteomaiacia Untorsuchimg einds durch Amputation gewonnenen Knochenpräparates
chronica ^j^^ diflEuse Verödung des Fettmarkes mit Umwandlung in Binde-
bypertrophica. g^webe feststellen konnte. Der Elnochen selbst wird dabei in ge-
waltigem umfange aufgezehrt, während sich neuer Knochen nur
spärlich und dürftig bildet, meist ohne Ansetzen von Kalksalzen.
Bezüglich der Therapie empfiehlt Schmieden nach seinen Er-
fahrungen möglichste Zurückhaltung; höchstens bei nachweislicher
Erkrankung nur eines Knochens rät er zur Amputation, wenn die
Beschwerden des Patienten einen hohen Grad 'erreichen. — Ein bis-
Rhachitis. her nicht gewürdigtes Symptom der Bhachitis, die „Phalanx-
rhachitis", beschreibt Neurath. Er fand bei schweren Fällen
stets Aufbreibungen aller Phalangen, die in ihrem mittleren Teile
verdickt waren, und zwar auf der dorsalen Seite mehr als auf der
volaren, während die Phalangealgelenke normal waren und infolge-
Maitipie dessen eingesunken aussahen. Fälle von multiplen kartilaginösen
^ExÜt^n** Exostosen haben Kramer, Winters und Gulat-Wellenburg
veröffentlicht, ohne wesentlich neue Gesichtspunkte zu bringen.
Größeres Interesse erregt ein von Riethus beobachteter Fall, in
dem sich durch ein Trauma, das eine der Exostosen des Knies traf,
eine der Basis der Exostose fest aufsitzende Zyste ausbildete. Ihren
Inhalt bildeten neben einer serösen Flüssigkeit gegen 200 größere
Intrauterine und kleinere Knorpelkörperchen. — Die sog. intrauterinenFrak-
Frakturen, turen hält Sperling nach seinen Untersuchungen, wenn sie solitär
und anscheinend verheilt zur Beobachtung kommen, nicht ftLr wirk-
liche Frakturen, sondern für Verbiegungen und Knickungen des
embryonalen Blastems durch direkten Einfluß amniotischer Ver-
wachsungen. Für seine Auffassung spricht der Umstand, daß der
Elnochen an der Knickungsstelle normale Struktur zeigt ; es ist keine
Spur von Verdickung oder kallöser Narbenbildung vorhanden. Natür-
lich können wirkliche Frakturen bei allgemeinen Knochenerkrankungea
kongenital entstehen, es wird sich dann aber stets um multiple, nicht
verheilte Spontanfrakturen handeln. Solche nach intrauteriner Frak-
tur entstandene Pseudarthrosen sind naturgemäß schwer zu heilen,
da wahrscheinlich ein vollständiger Mangel an knochenbüdender
Substanz vorliegt. In einem solchen Falle hat Reichel mit guteia
Erfolge seine Zuflucht zur italienischen Plastik genommen, indem
er einen Hautperiostknochenlappen aus dem gesunden Unterschenkel
in die vorher gesetzte Hautperiostwunde der kranken Tibia pflanzte.
Die Pseudarthrose der Fibula konnte er durch ein die Bruchstelle
überbrückendes Elfenbeinstäbchen heilen.
Einen neuen Osteoklasten verdanken wir Taylor, der bei
Orthopädie, Einesiotherapie. 79
diesem Apparate das Prinzip des einarmigen Hebels benützt hat. Osteoklasten.
Soviel sich ans der knrzen Beschreibung erkennen läßt, ähnelt das
Instrument den von anderer Seite (Robin, OoUin nnd Heusner)
zu gleichen Zwecken angegebenen. Eine EombinationderOsteo- Kombination
klase und der Osteotomie bringt Hopkins in Vorschlag, die ^®' ^**®®^*^^
besonders bei schwächlichen Kindern angezeigt sein soll. Er meißelt Osteotomie.
den Knochen nur halb durch und macht 2 — 3 Wochen später an
dem geschwächten Elnochen die Osteoklase. Daß die von ihm ge-
ftrchtete „postoperative Schwäche*' nach der Osteotomie des halben
Knochens geringer ist als nach der des ganzen, ist freilich schwer
einzusehen. Ein neues Instrument zur Vornahme der Osteotomie,
das Bevolverosteotom, stammt von Menciöre. Sein wirksames Revolver-
Prinzip ist ein pneumatischer Hammer, der durch komprimiertes *^**®° °"*
Gas (flüssige Kohlensäure) in Betrieb gesetzt wird und bis zu
3000 Stößen in der Minute gibt. Dieser Hammer wird mit dem
Osteotom oder dem Meißel armiert. Das Oanze erscheint etwas
umständlich und kostspielig. Im Anschlüsse sei noch der beiden
Verfahren von Reiner gedacht, die er Epiphyseolyse genannt Epiphyseoiyse.
hat und die für die Behandlung des Genu valgum adolescentium in
Betracht kommen. Das erste, die unblutig operative Epiphyseo-
lyse, wird auf einem eigens von Reiner angegebenen Apparate aus-
geführt, der ein manuelles Abbrechen der Epiphyse des gut in
Seitenlage fixierten Beines über einer Holzkante ermöglicht. Beim
zweiten wird die Epiphyseolyse nach subkutaner Durchschnei-
dung des Periostes am inneren Kondylus mit einem dazu ge-
eigneten Periosteotom ausgeführt. Das mehrfache Mißlingen der
unblutigen Operation erklärte Reiner nämlich aus der innigen
Verbindung des Periostes mit dem darunterliegenden Diaphysen-
ende, resp. aus der starken Verdickung des Periostes an dieser
Stelle bei rhachitischen Kindern. Die Nachbehandlung ist die üb-
liche; Wachstumsstörungen infolge dieser Operation sollen aus-
geschlossen sein.
Daß die Erfolge der gewaltsamen Mobilisierung versteifter Ge-
lenke, des Brisement forc^, gewöhnlich nicht in richtigem Ver- Brisement
hältnis zu den aufgewendeten Mühen und ausgestandenen Schmerzen ^^'^^'
stehen, führt Staffel auf die immer noch zu lange Immobilisation
nach der Operation zurück. Er beginnt schon nach 48 Stunden mit
Bewegungen und verwendet dafür, um die enorme Schmerzhaftigkeit
dieser Bewegungen zu lindem, Gummizüge, die er an Schienen-
hülsenapparaten oder einfacheren zweckmäßigen Vorrichtungen an-
bringt. Mit ihrer Hilfe konnte er das Gelenk innerhalb der Grenzen,
80 HoflFa.
BrUement die er in der Narkose geschaffen hatte, schmerzlos oder doch in
forcfi. durchaus erträglicher Weise hin und her bewegen. — Zur Vorsicht
mahnt ein Fall von tödlicher Fettembolie nach dem gewalt-
samen Redressement eines Oenu valgum, den Preindelsberger
beobachtete. Es fanden sich bei der Autopsie keine Frakturen, nur
Blutungen im Periost und Mark der Ober- und Unterschenkelknochen.
Die Lungenkapillaren waren mit Fett voUgestopfb. Leider mußte die
Eröffnung der Kopf höhle unterbleiben, weshalb nicht festgestellt
werden konnte, ob sich auch in den HimkapiUaren Fett befand.
Einen ähnlichen Fall sah Smirnow nach einem operativen Knochen-
trauma.
Erkraukungen Einen für die Diagnose der Knochen- und Gelenk-
. der Gelenke:: t^ljertulose äußerst wichtigen Beitrag hat Ludloff geliefert,
Knochen-* und ^^^ Seiner früher publizierten Serie gesunder Kniegelenke eine
Gelenk- ebensolche tuberkulös erkrankter gegenübergestellt hat. Er
tuberkulöse, j^qj^^^ dadurch folgendes feststellen: 1. Verminderung resp. Ver-
nichtung der Protuberanzen an der Knochenknorpelgrenze, besonders
des Condylus internus bis zum 5. Jahre, Auftreten von Rauhigkeiten
an der Elnochenknorpelgrenze im 7. Jahre. 2. Zapfenförmige Elnochen-
neubildung an der Unterseite der Kondylen. 3. Vergrößerung der
knöchernen oder verknöcherten Seite der Kondylen, der Patella, der
Tibia und des Fibulakopfes. (Diese Teile erscheinen geradezu wie
aufgeblasen.) Vergrößerung des Epiphysenfleckes und größere
Durchlässigkeit desselben für Röntgenstrahlen. Diese Befunde
werden hervorgerufen durch Elnochenneubildung auf der einen und
Zerstörung auf der anderen Seite, und zwar erfolgt die Neubildung
in der Nachbarschaft des Herdes, die Knochenvemichtung im Zentrum.
Liegt der Herd an der Elnochenknorpelgrenze , d. h. dort, wo bei
seitlicher Durchstrahlung der Epiphysenfleck erscheint, so müssen
im Röntgenbild die ELnochenprotuberanzen verschwinden und der
Epiphysenfleck Veränderungen erleiden. Da dies bei den Aufnahmen
Ludloff s stets der Fall war, schließt er für die Lokalisation der
Tuberkulose auf eine Bevorzugung der Knochenknorpelgrenze. Be-
weisend hierfür war ihm das Röntgenbild eines Sektionspräparates.
Behandlung — Zusammenfassende Arbeiten über die moderne Behandlung
der Gelenk- ^^^ Gelenktuberkulose haben Menciöre und Hoffa ver-
tuberkulose. „ _. _ __ , _ . , . .i. -i «r» ^ :s
önentucht. Während ersterer immer noch emgreifendere Behand-
lungsmethoden empfiehlt (Ausspülungen mit Karbolsäure, atypische
Resektionen), bevorzugt letzterer ein streng konservatives Vorgehen,
dessen Berechtigung er statistisch nachweist. Für die Behandlung
eines einzelnen Symptomes, der kalten Abszesse, schlägt Papon
Orthopädie, Kinesiotherapie. 81
Injektionen von WasserstofPsaperozyd vor, die er in Verbindung mit Behandlung
der Punktion mit gutem Erfolge benutzte; er kam immer mit 2 — 6 In- ^®' kalten
jektionen aus. Die Vorteile derselben sind: 1. Die Injektion ist ab-
solut schmerzlos; 2. die Lösung ist absolut ungiftig; 3. das Mittel
dringt weiter nach dem ürsprungsorte des Abszesses hinauf. Ver-
suche mit diesem Mittel sind daher unbedingt zu empfehlen. Den
tuberkulösen Pseudorheumatismus haben Poncet und Mail- Taberkuiöser
land sowie Besannen studiert, sind aber dabei zu recht ver- rj^^^^tlsmus.
schiedenen Ergebnissen gekommen. Während nämlich die ersteren
Autoren angeben, daß bei diesen rheumatischen Erkrankungen auf
tuberkulöser Basis die spezifischen Produkte der Tuberkulose fehlen,
glaubt Bezan^on, durch Ueberimpfungen des Oelenkinhaltes auf
das Bauchfell von Meerschweinchen die Diagnose sichern zu können.
Die ganze Frage erscheint noch nicht spruchreif; naheliegend wäre
es doch gewesen, zunächst die Eeaktion auf Salizylsäure zu ver-
suchen, um die tuberkulöse Natur der Krankheit von einem zufällig
zugleich auftretenden akuten Gelenkrheumatismus zu unterscheiden.
— Mit der schon so vielfach erörterten Frage des chronischen chronischer
Gelenkrheumatismus und der verwandten Krankheiten beschäf- ^jj^^^tismus.
tigen sich wieder eine ganze Reihe von Autoren. Wichmann
unterscheidet drei Hauptgruppen von GelenkafFektionen: 1. Nach
Stoffwechselkrankheiten. 2. Auf neuropathischer Grundlage. 3. Nach
Infektionskrankheiten. Die chronische Arthritis des Kindes Chronische
hat Spitzy in einer ausführlichen Arbeit behandelt, deren End- ^j^i^^^^^g
ergebnis ist, daß die vielen verschiedenen, bisher beobachteten Be-
funde nur graduell oder höchstens individuell verschiedene Verände-
rungsstadien eines oder sehr nahe verwandter Prozesse sind. In
einem Falle von sekundärem chronischen Gelenkrheumatismus konnte
Spitzy einen organisierten, bisher noch nicht] beschriebenen Krank-
heitserreger nachweisen. Interessant ist der umstand, daß in einem
der von Whitman beschriebenen beiden\ Fälle von rheumatoider
Arthritis der eine in völlige Heilung überging. Er betraf einen
6jährigen Elnaben, bei dem alle größeren Körpergelenke befallen
waren. Die im Jugendalter äußerst seltene Arthritis deformans Arthritis
konnte V. Brunn zweimal beobachten. Aetiologisch spielen Traumen j^'^^^u^j™
nach seinen Forschungen nicht die allein maßgebende EoUe, jeden-
falls kommt auch eine idiopathische Form vor. Von Stellungsano-
malien ist dabei die Außenrotation die konstanteste. Therapeutisch
empfiehlt v. Brunn bei Beizzuständen Ruhigstellung des Gelenkes,
später Bewegungsübungen. Zur Resektion rät er nur im Notfall.
Bei kleineren Gelenken hat Elter durch Resektion gute Erfolge ge-
Jahrbnch der praktischen Medizin. 1904. 6
82 Hoffa.
OsteoartiiritiB sehen. — Bezüglich der Deformationen bei der Osteoarthritis de-
deformana. formans konnte Köhler an Röntgenbildern nachweisen, daß sie streng
nach den Gesetzen der Mechanik vor sich gehen, d. h. die Veron-
staltongen ließen sich leicht durch mechanische Druck- und Zug-
wirkungen auf nachgiebige Elnochenmassen erklären. An solchen
chronisch erkrankten Gelenken hat Herz mit einem von ihm kon-
struierten, sehr empfindlichen Apparate vergleichende Temperatur-
messungen vorgenommen, wobei er fand, daß die Temperatur chronisch
erkrankter Gelenke niedriger ist als in der Norm. Eine leichte
venöse Stauung erwärmte die Extremität. Bei stärkerer Kom-
pression der Venen trat später eine Abkühlung ein; die Kompression
Hyperämie der Arterie bewirkte sofortige Abkühlung. Die Hyperämie als
*^hr*^^***^ Heilmittel chroniBcher Gelenkerkrankungen eingefahrt zu haben,
Gelenk- ist ein Verdienst Biers, der in einer ausführlichen Studie nochmals
erkrankimgen. alles Wissenswerte über die „Biersche Stauimg'^ zusammengefaßt
hat. Sie ist auch nach den Erfahrungen von Habs aufs wärmste
zu empfehlen.
Klinische und pathologisch-anatomische Beiträge zur Lehre von
Geienkmäuse. den Gelenkmäusen hat Boerner geliefert. Er fand an ihnen
nur in den seltensten Fällen normalen Elnorpel, gewöhnlich wies er
ausgesprochene Zeichen der Nekrose auf. Für irgendwelche ent-
zündlichen Vorgänge bei der Entstehung freier Gelenkkörper, dio
sog. Osteochondritis dissecans, hat Boerner keine Anhaltspunkte
gefunden. Dagegen nehmen zwei andere Autoren, Oertgen und
Hüller, diese Aetiologie mit Becht für ihre Fälle in Anspruch;
insbesondere konnte Müller auf dem Condylus int. femoris ein be-
wegliches Elnorpelknochensegment nachweisen, das ebenso wie die
Bandzone kleine Knorpelwucherungen erkennen ließ.
Erkrankungen Eine Arbeit über die pathologische Anatomie der Poliomyelitis
des Nerven- anterior acuta infantum hat Praetorius geschrieben. Er hat
PoifomyeHtiB ® ^^^ von spinaler Kinderlähmung untersucht, die wegen des ver-
anterior acuta schieden großen Zeitraumes , der seit ihrer Entstehung verflossen
infantum. ^^^ ^jj^^^ guten Vergleich der in den verschiedenen Stadien des
Prozesses vorhandenen Zustände zuließen. Aus diesen Untersuchungen
ergibt sich zweifellos, daß es sich in allen Fällen um die Residuen
einer radikulären Myelitis handelt, die das Gebiet der Vorderhömer
resp. das der Arteria centralis betroffen hat. Die Annahme prin-
zipieller Unterschiede in der Pathogenese der spinalen Kinderläh-
mung erscheint danach nicht berechtigt. Die verschiedenartige Aetio-
^K^der-^ logieundSymptomatologiederzerebralenKinderlähmungschildert
lUunung. Zeidler. Interessant dabei ist, daß in 6 Fällen nach einem nor-
Orthopädie, Einesioiherapie. §3
malen Geburtsverlauf sofort eine Lähmung zn konstatieren war; die
Ursache muß also hier in intrauterinen Erkrankungen gesucht werden.
— Die häufigen Lähmungen des Peroneus nach Schädigungen L&hmimgen
des Ischiadikusstammes hat Hoffmann aufzuklären versucht. Nach ^®* Peroneus.
seinen anatomischen Untersuchungen ist der dem Peroneus ent-
sprechende Teil des Ischiadikus dem tibialen Teile gegenüber in
Bezug auf die GefUßversorgung benachteiligt, wodurch sich die bei
Zerrungen etc. des Ischiadikusstammes im Pwoneus leichter ein-
tretende Ischämie mit ihren deletären Folgen erklären ließe. — In
der Aetiologie der Beschäftigungsneurosen, im besonderen des Beschäfti-
Schreibkrampfes, spielt nach Koppen das psychische Moment s^gs-
eine Hauptrolle. Der Therapie des Schreibkrampfes war noch ein
Vortrag gewidmet, den Zabludowski auf der Naturforscherver-
Sammlung in Kassel gehalten hat. Danach gelang es selbst in den
schwersten Fällen, durch einen einfachen Apparat das Schreiben
wieder zu ermöglichen. Der Apparat besteht aus zwei durch eine
Querstange verbundenen Kugeln, die in beide Hände genommen
werden. Eine der Kugeln ist mit einem kurzen Bleistift armiert.
Ungemein zahlreich sind die Arbeiten über S eh nenplastik; Sehnenplastik:
dennoch können wir uns, da es sich vielfach um rein kasuistische
Mitteilungen handelt, kurz fassen. Die Heilungsvorgänge Heiiongs-
nach Sehnenplastik haben Borst und außerdem sein Schüler ^or^^e^
nach Sehnen-
Fritz an den seinerzeit von Hoffa hergestellten und kurz be- piastifc.
schriebenen Präparaten studiert. Aus dem reichen Inhalt dieser
Arbeiten sei hier nur das Wichtigste und wirklich Neue wiedergegeben.
Danach konnte kein sicherer Beweis für eine Umwandlung des ge-
wucherten Bindegewebes in Sehnengewebe erbracht werden; niemals
erreichte das Bindegewebe völlig den eleganten Bau des Sehnen-
gewebes. Diese Wucherung der Sehnenscheiden sowie das spätere
Auftreten von junger Sehne war auch bei Z-förmiger Durchschneidung
deutlich. Die allgemeine Reaktion war aber am stärksten bei Ver-
kürzung der Sehne durch Faltung. Auch die Spannungsverhältnisse
waren von Einfluß auf die Begeneration. Gegen Sehnenätzung zeigten
sich Warmblüter im Oegensatz zu Kaltblütern sehr empfindlich, was
in ausgedehnten Nekrosen und heftiger reaktiver Entzündung seinen
Ausdruck fand. Ueber den heutigen Stand der plastischen Sehnen- HenUger stand
Operationen haben Vulpius und Lange Beferate auf dem Ortho- ^®'|J^*^**^*'^
pädenkongreß erstattet. Als wichtig sei daraus hervorgehoben, daß Operationen.
Lange nur in 2°/o der Fälle Fadenabszesse sah, Vulpius in 25^/o.
Seine günstigen Erfolge in diesem Punkte fiihrt Lange darauf zurück,
daß er grundsätzlich für 48 Stunden drainiert. Die Durchführung
84 Hoffa.
der Lang eschen Operationspläne ist nur dank der Methode der
seidenen Sehnen und der periostalen Plastik möglich geworden. Daß
diese periostale Plastik sicherer ist, konnte er durch Leichenver-»
Sehnen- nnd snche beweisen. An derselben Stelle haben Schanz und Codi-
MnskeitranB- y i 1 1 a xiber ihre Erfahrungen mit Sehnen- und Muskeltransplantationen
berichtet. Schanz benutzte als Material ftir versenkte Nähte Draht;
den kraftnehmenden Muskel durchschneidet er niemals. Oodivilla
verwendet dünne SilkfSäden; zur Ausfuhrung der Operationen benutzt
er besondere Instrumente, Sonden mit einer Art Oese am Ende und
besondere Hakenpinzetten. Den fixierenden Gipsverband läßt er auf-
fälligerweise nur 4 Wochen liegen, die unteren Extremitäten erhalten
dann Schuhe mit elastischen Zügen. — Bei einer choreatischen
Diplegie hat W i 1 1 e k durch Tenotomien und Sehnenüberpflanzungen
Erfolge erzielt, die zur Nachahmung seines Verfahrens auffordern.
Scheffler empfiehlt in Hinsicht auf einen geheilten Fall von trau-
matischer Lähmung des Nervus radialis profundus den Muse, flexor
carpi radialis als Ersatz für die gelähmten Strecker. In einem Falle
von veraltetem Eniescheibenbruch mit einer Diastase von 10 cm hat
Schanz dadurch die aktive Streckflähigkeit des Unterschenkels er-
zielt, daß er den Sartorius über beide Bruchstücke zog und an ihnen
und dem intermediären fibrösen Kallus festnähte. Reiner berichtet
über eine Methode zur tendinösen Fixation von Gelenken bei totaler
Lähmung. Die Methode, die er Tenodese nennt, besteht in der
Herstellxmg künstlicher Insertionspunkte für natürliche oder künst-
liche Sehnen und bezweckt die Fixation der Gelenke und die Ver-
hinderung des Eintritts von Lähmungsdeformitäten resp. die Ver-
hinderung des Rezidivs nach der Korrektur. — Ein neues Verfahren
zur operativen Behandlung der Peroneuslähmung stammt von Deutsch-
länder. Er verlängert die Achillessehne durch einen Z-fbrmigen
Schnitt, durchschneidet die Sehnen des Extensor dig. communis und
des Tibialis ant. hoch oben am Muskelansatz und führt die peri«
pheren Stümpfe gekreuzt nach hinten, wo er die Sehne des Tibialis
ant. mit der angefrischten Achillessehne vernäht und die Extensoren-
sehne auf die des Flexor dig. comm. verpflanzt. Die zentralen Stümpfe
werden heruntergezogen und eventuell mit Hilfe von Seidensehnea
mit der Ereuzungsstelle vereinigt. — Whitman kombiniert bei
Lähmung des Tibialis ant. die Sehnentransplantation mit der Arthro-
dese des Talonavikulargelenkes. Letztere führt er in der Weise ans,
daß er den Gelenkknorpel oder bei starker Deformität einen Keil
entfernt. Dann durchbohrt er das Os naviculare, zieht die Sehne
des Extensor halluois proprius durch diesen Kanal und befestigt sie.
Orthopädie, Einefflotherapie.
85
Ein ähnliches Verfahren schlägt Müller vor, der zur Heilang des
Plattfußes die Sehne des Tibialis anticus von ihrer Insertion ablöst
und in einen Kanal des Os naviculare einpflanzt. Ein Fall von
Pes calcaneus paralyticus wurde nach Sehe f f 1 e r durch TTeberpflanzung
des einzig noch brauchbaren Beugers, des Flezor hallucis longus, auf
die Achillessehne geheilt. Spitzy kurierte einen Fall von Luxation
der Sehne des Muse, eztensor poUicis long, durch Vereinigung der-
selben mit der angefrischten Sehne des Eztensor poll. brev. Zum
Schluß sei eine neue Methode Her tl es zum plastischen Ersatz von
Sehnendefekten erwähnt, die allerdings nur bei Vorhandensein ge-
sunder, der verletzten parallel laufender Sehnen anwendbar ist.
Um den Defekt zu überbrücken, vereinigt man beide Stümpfe mit
der parallelen Sehne und durchschneidet dann die Anastomose der
Länge nach.
Auf dem Gebiete der Massage nnd Gymnastik sind neue Hilfsmittel der
Arbeiten von Jacob und Bum erschienen. Von der Massage sah OrthopÄdie:
Norström günstige Erfolge bei chronischem Kopfsichmerz. — Studien
über Muskelarbeit undMuskelermüdungfahrtenHasebrook
zu der Erkenntnis, daß umsoweniger Ermüdung eintritt, je mechanischer,
d. h. je unabhängiger vom Willen die Muskelübung stattfindet. Die
größte Möglichkeit für diese automatische Arbeit bieten die Zander-
apparate. Hier sei auch noch einer Arbeit von du Bois-Bey-
mond über „spezielle Muskelphysiologie" oder Bewegungslehre
erwähnt, die unser ganzes heutiges Wissen über diesen Punkt zu^
sammenfaßt.
Böntgenographisch-diagnostische Beiträge zur Pathologie des
Kniegelenks hat Bad e geliefert, der alle krankhaften Veränderungen
dieses Körperteils, soweit sie sich im Röntgenbilde erkennen
lassen, beschrieben hat. Li derselben Weise hat Sudeck die Er-
krankungen der Wirbelsäule behandelt. Einen praktischen Wink
hat Wittek für Aufnahmen der Wirbelsäule gegeben; es gelang
ihm nämlich, durch Aufblähung des Magens detaillierte Struktur-
bilder des darunterliegenden Wirbelsäulenabschnittes zu erzielen.
Daß man sich nicht auf eine einzige Böntgenaufhahme bei dem Ver-
dacht auf Knochenverletzungen verlassen soll, ja daß es Läsionen
des Knochens gibt, die mit so geringen Veränderungen einhergehen,
daß sie weder durch die untersuchende Hand noch durch die Röntgen-
strahlen nachgewiesen werden können, mußte Heinrich erfahren;
es empfiehlt sich daher, in allen zweifelhaften Fällen den weiteren
klinischen Verlauf abzuwarten, bevor ein endgültiges Urteil ab-
gegeben wird.
Massage und
Gymnastik.
Zander-
apparate.
Röntgen-
technik.
86
Hoffa.
Apparate,
Verbände und
Schienen :
Skoliosen-
redressions-
apparat.
Extensions-
verband.
Artikulierende
Gipsverbände.
Gips und
Aseton-
zelloloid.
Papiermache.
Neue Schienen
Leibbinden.
Stelzbein.
Den in der Schanz sehen Klinik gebrauchten SkolioBen-
redressionsapparat hatScheffler beschrieben. Pierre gibt einen
einfachen Extensionsverband für die untere Extremit&t an, der
aus zwei miteinander verbundenen, Knie und Knöchel umfassenden
Lederriemen besteht. Eine weitere Modifikation der permanenten
Extension stammt von Eden; sie gestattet Beweglichkeit des Fuß-
gelenkes, belastet das Kniegelenk nur wenig und reduziert die
Beibxmg auf ein Minimum. Artikulierende Oipsverbände ver-
wendet Lieblein auch zur Behandlung von FuBdeformitftten. Eine
Kombination von Oips und Azetonzelluloid empfiehlt Eitschl
für abnehmbare Oehverbftnde und zur Verstärkung des Gipsver-
bandes, eventuell auch als Klebemittel zur Anbringung von Ver-
stärkungsschienen. Apparate aus Papiermache, die überOips-
modellen hergestellt werden und leichter und billiger sind als die
Hessingschen, hat Herzog angefertigt. Neue Schienen haben
Bender, WuUstein und Vulpius beschrieben. Klein und Becker
haben zweckmäßige Leibbinden angegeben, v. Hovorka ein prak-
tisches und billiges Stelzbein, das in der Massenpraxis gute Ver-
wendung finden wird.
Capnt
obstipum.
Torticollis
spasticns.
Spezielle Orthop&die. Für die Entstehung des angeborenen
Caput obstipum kommt nach den Beobachtungen von Maas nur
selten eine infektiöse Myositis in Betracht, wahrscheinlich handelt
es sich zumeist um eine intra partum durch TTeberdehnung erfolgte,
traumatische Muskelnekrose (Ischämie) mit sekundärem Ersatz dmrch
narbiges Bindegewebe. Für die Therapie des Leidens hat WuU-
stein einen bemerkenswerten Vorschlag gemacht. Er schlägt vor,
den überdehnten Stemokleidomastoideus der gesunden Seite durch
eine Schlingennaht dicht imterhalb des Akzessoriuseintrittes zu ver-
kürzen, damit er durch eigene Kraft die äußerst wichtige Korrektur
des Caput obstipum besorgen kann; nur dann sei eine langwierige
orthopädische Nachbehandlung unnötig und ein Rezidiv ausgeschlossen.
Von Literesse sind auch die Ausführungen Ziehens über Torti-
collis spasticus. Auch diesem Autor war eine exakte Erklärung
der letzten Ursache des Leidens unmöglich; er bezeichnet die beiden
von ihm beobachteten Fälle als „kointentionalen" TortikoUis, weil
die Ej'ämpfe durch Bewegungen anderweitiger Muskelgruppen aus-
gelöst wurden. Auch hier gelang, ebenso wie in einem Ffdle Kof-
manns, die Heilung durch Akzessoriusresektion.
In die Aetiologie des angeborenen Schulterblatthoch-
standes haben auch die im vorigen Jahre veröffentlichten Arbeiten
Orthopädie, Einesioiherapie. 87
noch nicht volles Licht gebracht. Während Mohr für die Ent- Angeborener
fltehong seines Falles die Sprengeische Theorie der intrauterinen Bohuiterbiatt-
Belastungsdeformitat in Ansprach nimmt| glaubt Hirsch eine schwere
Entwicklungshemmung der Halswirbelsäule dafür anschuldigen zu
dürfen. Auch Kays er spricht sich zu Gunsten einer Entwicklungs-
hemmung aus, d. h. eines fehlenden Descensus scapulae. Ebenso
ist Neumann geneigt, den gleichzeitigen Kukullarisdefekt nur für
ein zu&lliges Nebeneinandervorkommen zweier Mißbildungen zu
halten. Viel sicherer ist die Aetiologie des erworbenen Schulter- Erworbener
blatthochstandes zu entscheiden. In dem Falle von Ben da war er Schniterbiatt-
hochstftnd.
nach einer Schultergelenksankylose eingetreten, in dem von Manasse
auf dem Chirurgenkongreß vorgestellten durch tonische Kontraktur
der Mm. levator ang. scapulae und rhomboidei. Hier trat erst nach
ausgiebiger Muskelresektion und unter galvanischer Behandlung
Heilung ein.
In einem von Cinnston mitgeteilten Falle von angeborener Angeborene
Verrenkung der Schulter konnte durch die Phelpssche Ope- 7*"^*^?^
ration deshalb ein vorzügliches Resultat erzielt werden, weil die
Oelenkfiächen zwar kleiner, aber sonst normal gebildet waren. —
Für das paralytische Schlottergelenk der Schulter stellt Paralytisches
nach Vulpius die Arthrodese das Normalverfahren dar, das in Schotter-
ffelenlc.
6 Fällen ein funktionell äußerst günstiges Resultat ergab. — Eine
hereditäre, doppelseitige, angeborene Supinationsstörung des Ell- Doppelseitige
bogengelenkes konnte Blumenthal durch die röntgographisch §^^„^^^^0^3.
nachgewiesene Verwachsung der oberen Radius- und ülnaenden auf- stürung des
klären, sowie durch übermäßiges Wachstum des Radius. — Die Ellbogen-
fffilenkes
spontane Subluxation des Handgelenkes (Madelung)
führt Ab a die zumeist auf Spätrhachitis zurück, freilich war in dem subiaxatiou
von ihm beobachteten Falle eine traumatische Exostose des Radius ^^^ Ti^nH'
ffBlfinlces
das ätiologische Moment. — Für die Behandlung der angeborenen
Klumphand (Fehlen des unteren Radiusendes) empfiehlt Redard Angeborene
die Resektion eines trapezförmigen Stückes der Ulna zum Ausgleich ^^"™P^^°^'
der starken Abduktion. — Traumatische Luxationen der Tranmatische
Extensorensehnen der Finger hat Becker dadurch geheilt, i'^»»^^*o'i^>^
daß er nach Reposition der Sehnen das zu beiden Seiten gelegene Extensoren-
Bindegewebe über ihnen vereinigte. — Erwähnt seien hier noch die sehnen der
äußerst günstigen Erfolge, die Lenge mann bei der unblutigen Be- °^^^
Handlung der Dupuytrenschen Fingerkontraktur durch Thio- Dupaytren-
sinamineinspritzungen erreicht hat; es trat faktisch eine Erweichung ^^^^^^^^^^^'
des Narbengewebes ein.
Verhältnismäßig wenige Arbeiten beschäftigen sich mit der
88 Hoffa.
Erkrankungen SkoIiose. Ihre pathologische Anatomie hat Becker in einer
der Wirbel- ausfuhrlichen Studie behandelt. Danach wird durch irgend einlüß-
Säule: , ,
SkoUose. Verhältnis zwischen Belastung und Tragfähigkeit der Wirbelsäule
die letztere auf Biegung und Knickung beansprucht. Die Biegung
vollzieht sich analog dem physiologischen Verhalten unter Drehung
des auf der Scheitelhöhe befindlichen Wirbels nach der Seite der
Konvexität zu. Infolge ihrer engen Verbindung müssen die Nachbar-
wirbel die Drehung mitmachen. Durch die Belastung erfUirt die
Botationsstellxmg noch eine Verstärkung. Der nicht mehr vertikal
wirkende Druck steigert die Drehung immer mehr, indem er den
Scheitelwirbel weiter seitlich hinausdrängt. — Die ausschließlich
statische Entstehung der Skoliose vermag Deutschländer nicht
anzuerkennen. Der kindlichen Skoliose liegt sicher zumeist ein krank-
hafter Knochenprozeß zu Grunde; als den häufigsten sieht Deutsch-
länder die von Becklinghausen zuerst beschriebene infantile
Osteomalazie an, die durch vasomotorische Störungen des Gefäß-
systems und zwar durch arterielle Kongestionen zu stände kommt.
EiEperimentelle Studien hat Arnd unternommen, um die Frage zu
lösen, nach welcher Seite die Konvexität bei paralytischen Sko-
liosen gerichtet ist. Er fand, daß nach Exstirpation eines Stückes
aus dem Erector trunci von Kaninchen sich zuerst eine nach der
operierten Seite gerichtete Konvexität ausbildete, später wurde dieses
Verhältnis aber umgekehrt. — Wie verderblich der Einfluß der
Schniskoiiose. Schuleist, zeigt die Arbeit von Scheid er über die Schulskoliose;
die in ihr enthaltenen Zahlen sprechen Bände. Es wäre höchste
Zeit, daß die nochmals von Scholder präzisierten hygienischen
Forderungen erfüllt würden. Die unterschiede in der Form der
Skoliosen bei männlichen und weiblichen Individuen hat Sutter an
dem reichen Skoliosenmaterial von Schultheß untersucht. Danach
verhalten sich die Zahlen der männlichen zu den weiblichen Skoliosen
wie 1 : 7 (in den Schulstatistiken wie 1 : 1). Die männlichen Sko-
liosen waren noch häufiger linkskonvex und zumeist komplizierte
Halsrippen Dorsalskoliosen. Auf den Zusammenhang zwischen Halsrippen
und Skoliose. ^^^ Skoliose haben Helbing und Banzi hingewiesen. Ersterer
erklärt das Zustandekommen der Skoliose durch das Bestreben der
Patienten, einen schmerzhaften Druck auf den Plexus zu vermeiden. —
Auf eine seltene Ursache der Skoliose, eine Wandemiere, hat Ben-
der aufmerksam gemacht, der einen einschlägigen Fall beobachtete.
Angeborene Angeborene Skoliosen wurden von Fröhlich und Athanassow
Skoliose, beschrieben. In dem Fröhlichschen Falle, der mit einseitigem
Klumpfuß kompliziert war, handelte es sich um eine unregelmäßige
Orthopädie, Einesiotherapie. 89
FuBion mehrerer Lendenwirbel, in dem anderen um ein Fehlen oder
eine rudimentäre Ausbildung einer Wirbelhälfte am dritten Lenden-
wirbel und eine abnorme Gestaltung des zweiten und vierten Lenden«*
wirbeis; zugleich war eine Spina bifida lumbalis nachweisbar. — Das
regelmäßige Vorkommen auch seitlicher Verbiegungen der Wirbel-
säule bei Syringomyelie beobachtete Bor chard. — Beiträge zu der
wichtigen Frage der Korsettbehandlung habenBecker, v.Mod- Korsett-
linsky und Bade geliefert, die mit Recht jeden einseitigen Stand- ^«i»a»diang.
punkt verwerfen. Der von Wohrizek konstruierte „Korrektor",
der in der Hauptsache aus verstellbaren Pelotten besteht, soU eine
korsettfreie Behandlung der verschiedenen Bückgratsdeformitäten
ermöglichen. Eine erfolgreiche Bippenresektion hat Bade aus-
geführt, um die Schmerzen zu beseitigen, die dadurch entstanden,
daß das freie vordere Ende der linken siebenten Rippe bei Atem-
bewegungen das Peritoneum reizte. — Auf den Zusammenhang
zwischen Thorazdeformitäten, Skoliosen und adenoiden Vegetationen
des Nasenrachenraumes hat Becher aufmerksam gemacht; Rhachitis
konnte in diesen Fällen sicher ausgeschlossen werden.
üeber die Entstehung und Behandlung der spondyli- SpondyUtis
tischen Lähmungen berichten Heineke imd Tillmanns. Letz- t«^wc»^osa:
terer erklärt ihr Zustandekommen in den meisten Fällen durch qq^
Weichteilkompression ; dieser Druck ruft Zirkulationshemmungen und Behandlung
damit Ernährungsstörungen des Rückenmarks hervor. Bezüglich der ^^80^6^1^-^*
Therapie rät Till man ns, da die Gesamtresultate der rein ortho- mnngen.
pädischen Behandlung nicht günstig sind, „in geeigneten Fällen^' zur
Frühoperation. Man wird dann freilich mit der Laminektomie bei
Karies der Wirbelkörper nicht auskommen. Die Wahl des passen«
den Eingriffs hängt also von einer exakten Diagnosenstellung ab.
Die Ursache der spondylitischen Lähmung konnte in einem von
Wieting beobachteten Falle mit ziemlicher Sicherheit festgestellt
werden. Hier ergab die Sektion eine winklige Knickung der Aorta,
deren Lumen nur eine bleistiftdicke Passage aufwies. In diese
Passage legte sich von unten hinten her noch ein Thrombus, der
aus der zehnten Interkostalarterie herausragte. Die Lungenarterien
waren durch einen großen, frischen, reitenden Thrombus verlegt. Die
dadurch bewirkte Ischämie des Markes ließ sich durch histologische
Untersuchung feststellen. — Aus den statistischen Erhebungen Tay-
lors über die Endresultate der mechanischen Behandlung derPott-
Bchen Erkrankung sei als praktisch wichtig hervorgehoben, daß es
sich als vorteilhaft erwiesen hat, die Rückenstütze noch lange nach
Ausheilung des Prozesses tragen zu lassen, da sonst die Wirbel-
90
Hoffa.
Sonstige
Erkrankungen
der Wirbel-
s&nle :
Chronisoh-
ankylosierende
Entzündung
der Wirbel-
säule.
Mnskul&re
B&oken-
Versteifung.
Spondylitis
traumatica.
Tabische
Osteoarthro-
pathie.
Spondylitis
typhosa.
Säule aus statischen Gründen die Neigung zeigt, sich noch mehr zu
verbiegen. Für die ambulante Behandlung der Spondylitis
schlägt Möhring vor, die meist geübte Extensions- und Reklinations-
behandlung durch Druckbehandlung zu ersetzen; statt der Streck-
korsetts sind Druckstützen anzuwenden, die von vornherein einen
zielbewußten Druck auf die erkrankte Oegend ausüben. Fraglich
bleibt nur, ob dieser Druck immer vertragen wird.
Fälle von chronisch-ankylosierender Entzündung der
Wirbelsäule haben Orhan-Abdi und Focken beschrieben.
F ecken konnte durch Röntgenbilder nachweisen, daß in seinen
Fällen die Zwischenwirbelscheiben unversehrt waren. Lokalisierte
Wirbelsäulenankylosen auf sicherer traumatischer Basis beobachteten
Müller und Bettmann. Letzterer sieht die anatomische Grund-
lage der Erkrankung in einer Verwachsung der Wirbelkörper mit-
einander unter kompletter Verknöcherung der Bandscheiben und
Gelenke. Eine andere ätiologische Grundlage, eine muskuläre
Rücken Versteifung, war in den von Senator und Barg pub-
lizierten Fällen vorhanden. In dem Senat ersehen Falle wurde
eine chronische Myositis der Rückenmuskulatur angenommen, in
dem Barg sehen, in dem in Narkose freie Beweglichkeit eintrat,
wurde ein durch das Trauma hervorgerufener Bluterguß in den
Subarachnoideabaum der Rückenmarkshäute diagnostiziert. — Die
sog. Spondylitis traumatica (Kümmell) hat in Brehmer und
Brodnitz wieder zwei Verfechter gefunden. Zwar nimmt Brehmer
Enochenbrüche oder Fissuren der Wirbel an, glaubt aber, daß sich
aus der durch den traumatischen Reiz hervorgerufenen, zur Kallus-
bildung nötigen Entzündung eine chronische Entzündung, eine Ostitis
traumatica, ausbildet, die zur Entstehung eines gefilßreichen Granu-
lationsgewebes in den Enochenkanälchen und zur Einschmelzung der
Enochenkanälchen führt. Li dem Falle von Brodnitz, in dem
unmittelbar und noch 8 Wochen nach dem Trauma die Unversehrt-
heit der Wirbel durch Röntgenbilder festgestellt werden konnte,
mußte man freilich einen reinen Ejiochenprozeß annehmen, die be-
rühmte rarefizierende Ostitis oder trophoneurotische Störungen. Die
tabische Osteoarthropathie der Wirbelsäule ist nach Graetzer
häufiger, als man gemeinhin annimmt. In seinem Falle kam es bei
gleichzeitiger Osteophytenbildung zu Frakturen xmd Luxationen ein-
zelner Wirbel, um die Frage der Spondylitis typhosa zu klären,
hat Fränkel die Wirbel von Typhusleichen zum Teil auch bakterio-
logisch untersucht. Er konnte neben Staphylo- und Diplokokken
in dem Mark der Wirbel Typhusbazillen nachweisen. Aehnliche
Orthopädie, Einesiotherapie. 91
WirbelentEündangen sah Quincke bei anderen Infektionskrankheiten, SpondyUtis
bei Pnenninonie und bei eitriger Plenritifl. Er macht daher den ^^'«^tiosa
Vorschlag, diese Erkrankungen unter dem Namen Spondylitis
infectiosa zusammenzufassen.
Eür die Kenntnis der Heilungs Vorgänge bei der unblutigen Erkrankungen
Reposition der angeborenen Hüftgelenksverrenkung „^®^ '^'l*®"^
, ® Extremit&ten:
sind zwei Gelenkpräparate von großer Wichtigkeit, die Müller unbiaüge
beschrieben hat. Das wichtigste Ergebnis seiner Untersuchungen Reposition der
ist, daß die Retention durch Schrumpfung der hinteren Kapsel- HWtKeienks^-
partien erzielt wird. Die straffe Spannung der vorderen Kapsel- verrenknng.
wand bewirkt eine TTmkrempelung des Pfannenrandes und festes
Anpressen des Kopfes gegen die Pfanne. Derselbe Autor ist ge-
neigt, die obere Altersgrenze fiir die Behandlung der angeborenen
Hüftverrenkung bedeutend heraufzusetzen, da er bei einer 15'/4Jähri-
gen Patientin völlige Heilung, bei drei Patientinnen im Alter von
14—49 Jahren bedeutende Besserung erzielte, üeberhaupt erreichte
er nach seiner Statistik in 70°/o der Fälle anatomische Heilimgen,
Narath sogar in 85*^/0, dagegen der skeptische Kirmisson nur
in 80 ^/o ; die Transpositionen überwogen hier. Um eine solche rota-
torische Subluxation zu vermeiden, empfiehlt Slomann, die Ex-
tremität später in Einwärtsrotation einzugipsen. Ein neues Ver-
fahren hat Schulze angegeben, das in Lagerung der Patienten auf
gepolsterten, entsprechend verschieblichen Brettern besteht. Schulze
entfernt schon 10 Tage nach der Einrenkxmg den Gipsverband und
fixiert die Kinder auf seinem Lagerungsapparat, auf dem sofort mit
aktiven Rumpfbewegungen begonnen wird. Endresultate stehen noch
aus. — Für ältere Patienten sind vielfach wieder blutige Opera- BinUge
tionen vorgeschlagen worden. Bemerkenswert ist ein Vorschlag Operationen.
Oarniers, nach S ir au ds Vorgang den abgemeißelten großen Tro-
chanter mit Silberdraht oberhalb des Schenkelkopfes an das Os ilei
and den Schenkelkopf zu befestigen. Der Ei*folg dieser Operation,
die Ankylosierung dieser drei Knochen, spricht nicht für ihre Be-
rechtigung. Rationeller ist das von Walter beschriebene Vorgehen
Kraskes, der, ähnlich wie seinerzeit König, nach blutiger Re-
position des Femurkopfes einen Periostlappen mit dem vorderen
Kapselrest vernähte. Froehlich heilte zwei Patienten, die gleich-
zeitig so starke Adduktionskontrakturen hatten, daß die Kniee sich
kreuzten, durch schräge und lineare subtrochantere Osteo-
tomie. Die keilförmige Osteotomie an derselben Stelle ergab
in einem von Um breit berichteten Falle ein vorzügliches Re-
sultat. — Hilfsap parate für die unblutige Einrenkung haben
92
Hoffft.
Spontan*
Inzationen
des Hflft«
gelenkes.
Operative
Behandlung
der
tuberkalOsen
Koxitis.
Operative
Behandlang
knöcherner
Hüftankylose.
Menciire und Heusner konstruiert. Menci&re bringt den
Kopf mit einem Hebel in die Pfanne, der auch in schwierigen
Fällen nicht versagen soll. Heusner benutzt zur Beckenfization
bei der Einrenkung seinen Osteoklasten. Für die Nachbehandlung
empfiehlt er Spiralfedern, welche, die Schenkel umgebend, an einem
Korsett und den Schuhen angebracht sind und kräftig einwärts
rotieren.
Spontanluzationen des Hüftgelenkes (Distensions-
luxationen) wurden von Engelman, Hall und Bertelsmann
nach Eheumatismus, Typhus und Scharlach beobachtet. Die beiden
ersten Autoren konnten über gute Erfolge nach vollzogener Se-
position berichten. In dem Falle von Bertelsmann, in dem die
Luxation im Verlaufe eines schweren Scharlachs eingetreten war,
brach bei dem Einrenkungsversuch der atrophische Oberschenkel-
knochen. Der Fall verlief immerhin noch ziemlich günstig.
Eine Statistik über die Enderfolge der operativen Behand-
lung der tuberkulösen Koxitis vonManninger ausderXocher-
schen Klinik zeigt, daß die Operation für eitrige Fälle entschieden
bessere und für nicht eitrige nicht viel schlechtere Resultate gibt
als die konservative Behandlung. Letztere will Manninger daher
nur f&r besser situierte Patienten angewendet wissen. Fälle von
Spontanverrenkungen bezw. Pfannenwanderung und fistulösen Pro-
zessen sind stets zu resezieren, ünge&hr denselben Standpunkt be-
züglich der Indikation für operatives Eingreifen nimmt König ein.
Demgegenüber ist einzuwenden, daß die vorliegenden Statistiken
über die konservative Behandlung noch viel zu unzureichend sind,
um bindende Schlüsse daraus ziehen zu können und daß die am-
bulante Gipsbehandlung heutzutage auch dem Aermsten zugänglich
ist. — Die Verbreitung kozitischer Abszesse hat Merzweiler
genau studiert und ihre Wege durch die vier dünnen Stellen der
G^enkkapsel beschrieben. Von Calv^ und Ouillaume-Louis
stammt eine Arbeit über doppelseitige Kozitis. Dieses relativ
häufige symmetrische Auftreten erklären sie durch die gleiche
EmpfElnglichkeit des Bodens wegen seiner anatomischen und physio-
logischen Gleichheit. — Einen Beitrag zur operativen Behand-
lung knöcherner Hüftankylosen hat Borris geliefert, der
über einen von Braatz operierten Fall berichtet. Es wurde hier
nach Osteotomie des Schenkelhalses der Gipsverband in drei ge-
trennten Abteilungen angelegt; die einzelnen Teile wurden durch
eine vorher nach Maß angefertigte, seitliche Eisenschiene zusammen-
gehalten, die in der Gegend des Hüftgelenks ein Sektorenblatt trog,
Orthopädie, Einesiotherapie.
93
das den Oberschenkel in beliebiger Bengestellung zu fixieren und
denselben auch zu überstrecken gestattete. 8 Tage nach der Opera-
tion wurden schon die ersten Bewegungen ausgeführt, deren ener-
gische Durchführung ein günstiges Resultat ermöglichte. — Eines
neuen Verfahrens bediente sich Vincent in einem Falle von starker
Beugekontraktur. Er verpflanzte das untere Fragment des unter
dem Trochanter osteotomierten Oberschenkels in eine vorher auf der
Unterseite des Trochanter major gegrabene Vertiefung.
Die Lehre von der Coxa vara ist auf dem Orthopädenkongreß
der Gegenstand eingehender Erörterungen gewesen. Der Haupt-
referent, Joachimsthal, hat an der Hand von Krankheitsfällen,
Böntgenbildern und Präparaten die verschiedenen Formen und Ur-
sachen der Schenkelhalsverbiegungen besprochen. Von Interesse da-
bei ist die Sicherung eines kongenitalen Ursprungs des Leidens. Als
statische Belastungsdeformität fassen Schanz und Blum die meisten
FäUe von Coxa vara auf, im allgemeinen auch Borchard, der in
der Schenkelhalsverkrümmung jugendlicher Individuen nur ein Sym*
ptom, keine Krankheit an sich sieht. Cohn beschuldigt die Früh-
rhachitis als Ursache; im Gegensatz dazu fand Froehlichin3 Fällen
keine Anhaltspunkte für Ehachitis, dagegen konnte 2mal die Gegen-
wart von Staphylococcus albus nachgewiesen werden. Er glaubt
daher, daß ätiologisch eine chronische Osteomyelitis in Betracht zu
ziehen ist. Die Beziehungen zwischen kongenitalem Femurdefekt und
Coxa vara haben Beiner und Joachimsthal beleuchtet. Beiner
wies nach, daß in frühem Entwicklungsstadium am Femur „schwache
Stellen" vorhanden sind, bei deren Läsion sich Coxa vara oder
Femurdefekt oder Zwischenstadien herausbilden. Joachimsthal
sah sich gezwungen, in einem Falle, wo nach den Böntgenbildern
ein angeborener Femurdefekt festgestellt worden war, seine Dia-
gnose in hochgradige Coxa vara umzuändern, da die später ein*
tretende Ossifikation das stark verkrümmte Femur in seiner Totalität
erkennen ließ. Auf eine verhältnismäßig häufige Ursache der Schenkel-
halsverkrümmung im jugendlichen Alter, die Schenkelhalsbrüche, hat
Hoffa hingewiesen; er konnte allein 11 einschlägige Fälle be^
obachten. — Für die Behandlung der Coxa vara rät Codi vi IIa,
das Bein nach der subtrochanteren Osteotomie nur in leichte Ab-
duktionsstellung zu bringen, um auf diese Weise eine Verkürzung
der Abduktoren zu vermeiden.
Eine erschöpfende Darstellung der Belastungsdeformitäten
der unteren Extremität verdanken wir Joachimsthal. Bei-
träge zur Kenntnis der Meralgie haben Bosenhaupt, sowie
Coxa vara.
Belastungs-
defomütftten
der unteren
ExtremitAt.
94 Hoffia.
Heraigie. Neisser imd PoUak geliefert. Ersterer konstatierte 9inal unter
10 Fällen dieser ^Obersohenkelschmerzen^ Diabetes mellitus, Neisser
und Pollak fanden in ihrem Falle, daß das Lig. Ueopectineum mit
seinem scharfen Bande dem Nervus femoralis fest auflag. Durch
Einkerben dieses Bandes konnten die Beschwerden zum Verschwin-
den gebracht werden.
Habituelle Für die Therapie der habituellen Luxation der Patella
^°p**t^^u **^ schlägt Bade vor, bevor zu eingreifenden Operationen gesohritten
wird, erst einen Versuch mit fixierenden Schienenhülsenapparaten
zu machen. Die kongenitale Luxation des Kniegelenks stu-
dierte Delanglade an einem frischen Präparat. £r fand eine wohl
durch den Bänderzug hervorgerufene Verkrümmung des Unter-
schenkels nach vom und zieht daraus für die Therapie den Schluß,
das Knie nach erfolgter Beposition in rechwinkliger Stellung zu
fixieren. Dadurch soll der vordere Teil des Epiphysenknorpels der
Tibia von Druck entlastet werden und die Möglichkeit erhalten, sich
Luxation der zum Ausgleich der Verkrümmxmg frei auszuwachsen. Die Luxation
Semüimar- ^^^ Semilunarknorpel hat Schnitze mehrfach beobachtet. Er
knorpel. '^
erklärt die größere Häufigkeit der Verrenkung des Meniscus internus
(2 : 1) aus seiner geringeren Verschieblichkeit. Die beste Therapie ist die
ausgiebige Exstirpation. Auf demselben Standpunkte steht Hoffa,
der noch auf das Vorkommen einer entzündlichen Hyperplasie
des unter der Patella gelegenen Fettgewebes hinweist und auf das
Lipoma Lipoms arborescens, das ausfuhrlicher von Painter und Erving
arborescens. beschrieben wurde. Bezüglich der Behandlung der Kniegelenks-
der^En^e^^ tuberkulöse schwankt der Kampf zwischen konservativer und
geienks- operativer Methode noch hin und her. Anhänger der letzteren sind
tuberkulöse. König und Damianos, „weil die Heilung durch Operation sicher
und zeitlich begrenzt sei*^. Für die einzig richtige Schiene zum
AoBgieich von Ausgleich vou Kniegelenkskontrakturen hält Bosenberg
^n\wk\w^n ^^® Braatzsche Sektorenschiene. Zum selben Zweck hat Whitman
ein Verfahren angegeben, das darin besteht, daß die Tibia fixiert
wird und das Femur manuell nach vom gebracht und gestreckt wird.
Sekundäre Flexionskontrakturen nach Kniegelenksresek-
tionen wurden von Hofmeister und Mahr fast immer bei Pa-
tienten beobachtet, die vor dem 14. Lebensjahre operiert worden
waren, um diese Komplikation zu vermeiden, schlägt Hofmeister
vor, prinzipiell die Beugesehnen auf die Patella zu verpfianzen. —
Nachuntersuchungen über die Erfolge der Mac e wen sehen Osteotomie
Qenu vaigum. bei Genu valgum hat v. Brunn an 108 Patienten ausgeführt. Das
funktionelle und kosmetische Besultat war bei allen ausgezeichnet,
Orthopädie, Einesiotherapie.
95
wenn aaoh die zur Ansgleichnng der Deformität erforderliche Dis-
locatio ad azin in den meisten Fällen dauernd bestehen blieb. Zur
gewaltsamen Bedression des Oenu varum ist von Bilhaut ein
neuer Apparat angegeben worden, der der Vollständigkeit halber
hier erwähnt sei; er ähnelt dem F er r arischen Osteoklasten.
Die Ursachen, das Wesen und die Behandlung des Klumpfußes
finden sich in einer nachgelassenen Arbeit Julius Wolffs be-
schrieben. Als praktisch wichtig sei daraus hervorgehoben, daß
Wolff auch bei schweren Klumpfüßen Erwachsener auf jede instru-
mentelle Hilfe verzichtet und das Bedressement nur durch Hände-
kraft ausfahrt. Daß man auch bei älteren Patienten gute Erfolge
erzielen kann, beweist ein von Mayer operierter 50jähriger Patient.
Den heutigen Stand der Behandlung des Klumpfußes hat Vulpius
sehr übersichtlich definiert. — Eine Nachprüfung der Ogstonschen
Operation (Ausschabung des Knochenkemes des Talus) hat Lauen-
stein mit günstigem Erfolge in 4 Fällen unternommen. Ein anderes
Operationsverfahren hat v. Friedländer eingeschlagen. Er hat aus
dem unregelmäßigen Sattelgelenk zwischen Kalkaneus imd Talus
durch Abmeißelxmg und Ausschabung ein Kugelgelenk gemacht, in
dem nun die Korrektion in drei Ebnen ausgeföhrt werden konnte.
Neue Apparate zur Bedression des Klumpfußes hat Heusner kon-
struiert. Er hat seinen schon von früher bekannten Oesenhebel noch
mit einem gepolsterten Riemen armiert, der den Fersenhöcker um-
faßt und diesen beim Anheben mit Gewalt nach hinten zieht.
Nach Hase brock ist die häufigste Grundlage der vielfach dem
Plattfuß zur Last gelegten Mittel- Vorderfußbeschwerden ein primäres
Gelenkleiden; aus diesem Grunde hält er Massage und Gymnastik
therapeutisch für viel wichtiger als Plattfußeinlagen. Für letztere
benutzt Heusner Aluminium wegen seiner Leichtigkeit und guten
Hämmerbarkeit. Seine Einlagen sind kürzer als die üblichen, um
die Federung im Tarsus und das Spiel der Fußmuskeln weniger aus-
zuschalten. Auch zur Korrektion der Plattfüße benutzt er seine
serpentinartig gebogenen Stahlfedern. Als Fußgewölbestützen haben
sich Lange am besten Zelluloideinlagen bewährt, die über einem
GKpsmodell gearbeitet und durch Stahldraht verstärkt werden. Kir-
misson und Bize fanden bei der histologischen Untersuchung
der Talusköpfe eines kontrakten Plattfußes eine chronische Gelenk-
entzündung; der Knochen war rarefiziert, das Mark injiziert. —
Den genauen Befund der Knochen und Muskeln des Platt- und
Hackenfußes nach gehärteten Präparaten, an denen die Muskeln in
ihrer normalen Lage untersucht werden konnten, beschreibt Hof-
Genu varum.
Behandlung
des
Klumpfußes.
Plattfuß-
einlagen.
Platt- und
Hackenfuß.
96 HoflRa.
mann. Er konnte zeigen, daß die Sohlenmnskulator am wichtigsten
ist für die Aofirechterhaltong des Fußgewölbes; der Tibialis post.
hat mit der Ausbildung des Plattfußes nichts zu tun. Die Ent-
Hohlfaß. stehung einer anderen Fußdeformität, des angeborenen Hohlfußes,
fährt Heusner ebenso wie die des Klumpfußes auf eine in die
6. — 8. Lebenswoche zurückreichende Hemmungsbildung zurück. Durch
etappenweises Bedressement konnte in einem einschlägigen FaUe
die normale Fußform fast völlig wiederhergestellt werden. Einen
h3rsterischen Spitzfuß nach einem geringfügigen Trauma sah Her-
hold bei einem Soldaten; jede Therapie versagte hier. Erst als
Apparate znr der Patient als Invalide entlassen war , besserte sich der Zustand.
^®^*^***™®'^ Einige neue Apparate zur gewaltsamen Bedression von Puß-
vonFoß- deformitäten hat Vogel angegeben; sie arbeiten alle mit dem
deformit&ten. Prinzip der Schraube und des Hebels.
Haiinx Bei dem Hallux valgus handelt es sich, wie Loison an der
vaigug. Hand von Böntgenbildem nachweist, nicht nur um eine abnorme
Abduktionsstellung der großen Zehe, sondern außerdem noch um
eine Adduktion des ersten Metatarsus und eine Drehung der
Phalangen um ihre Längsachse. Es wäre daher nötig, eine keil-
förmige Osteotomie des ersten Metatarsus mit der Basis des Keils
nach außen zu machen. Nach diesem früher schon von Beverdin
erprobten Verfahren wurden in der Biede Ischen Klinik, wie Böpke
berichtet, 23 Patienten mit gutem Erfolge behandelt.
Literatur.
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98 Hoffa.
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joint. Americ. Journal of med. sciences, May. — Wich mann. Chronischer
Gelenkrheumatismus und verwandte Krankheiten. Reicbsmedizinalanzeiger
Nr. 2. — Wieting, Ein Fall von ischämischer Rttckenmarksaffektion bei
tuberkulöser Spondylitis. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LXX, H. 1—2. —
Winter, üeber einen Fall von Ezostosia tibiae. Diss. KieL — Witte k.
Die Bedeutung der Sehnentransplantation für die choreatischen Formen
der infant. Zerebrallähmung. Orthopädenkongreß. — Derselbe, Zur
Technik der Rdntgenphotographie. Fortschr. a. d. Geb. d. Böntgenstr.
Bd. VII, H. 1. — Wohrizek, .Korrektor* etc. Arch. f. Orthop, Bd. I,
H. 2. — Wolff, Ueber die Ursachen, das Wesen und die Behandlung des
Klumpfußes. Berlin. — Wul Istein, Eine neue Operationsmethode des
Cap. obstipum. Zentralbl. f. Chir. Nr. 33. — Derselbe, Demonstration
einer neuen Schiene für die untere Extremität. Orthopädenkongreß. —
Zabludowski, Technik der Massage. 2. Aufl. Leipzig. — Derselbe,
Zur Therapie des Schreibkrampfes. Naturforscherversamml., Kassel. —
Zeidler, Zur Aetiologie und Symptomatologie der zerebralen Kinder-
lähmung. Diss. Leipzig. — Ziehen, üeber eigenartige Formen des
spastischen Tortikollis. Deutsche Praxis H. 17—18.
5. Krankenpflege.
Von Med.-Rafc Prof. Dr. Gomprecht in Weimar.
Allgemeines. Es ist hier zunächst der Ahschluß eines Werkes zu
erwähnen, das für die Krankenpflege geradezu grundlegend ist; das drei-
bändige Handbuch der Erankenversorgung und Krankenpflege Handbach
von Liebe, Jaoobsohn und G. Meyer ist ein ausgezeichnetes Werk, das der Kranken-
in vielen Kapiteln Dinge bringt, die bisher in der Literatur nicht be- «Id^Krankwi-
schrieben oder wenigstens nicht zusammengestellt waren imd sich dem- pflege,
gemäß vielfach auf die Höhe von wissenschaftlichen Originalarbeiten erhebt.
Die zahlreichen Apparate der Krankenpflege, soweit sie sich bewährt haben,
sind tunlichst vollständig beschrieben und durch gute Abbildungen anschau-
lich gemacht; das Krankentransportwesen und das Rettungswesen Deutsch-
lands und anderer Staaten werden eingehend berücksichtigt; vorzüglich
ist auch die Beschreibung der allgemeinen und Spezialkrankenhäuser. Wer
immer als Arzt oder Yerwaltungsbeamter mit dem Unterricht des Kranken-
pflegepersonals, mit der Einrichtung von Krankenhäusern, piit der Organi-
sation des Rettungswesens u. ähnl. zu tun hat, der wird in dem Liebe-
schen Buche einen unentbehrlichen und nie versagenden Berater finden.
Das ansgebildete Pflegepersonal hat einen sehr verschiedenen Personal.
Bildungsgang bisher durchgemacht, und das fachliche Leistungs-
nivean der Krankenpfleger nnd -pflegerinnen differierte deshalb bei
den einzelnen Personen erheblich, ja man konnte vielfach von einer
wilden Krankenpflege sprechen. Oberstarbsarzt Salzwedel tritt
deshalb fär eine staatliche Prüfung nnd Approbation des Btaatiiohe
Krankenpflegepersonals ein. Diese Prüfung müßte zunächst Kranken-
^ , pflegerprfifang.
freiwillig sein; die Approbierten würden den Vorteil haben, daß sie
allein Aussicht auf Anstellung in staatlichen Krankenhäusern hätten
und eine höhere Prüfungsstufe, nämlich die Stationspflegerprüfung,
erreichen könnten. Aber auch das Publikum würde sich den ge-
prüf^n Krankenpflegern mit Vorliebe zuwenden und so indirekt die
Ablegung der Prüfung zum Zwange machen. Der Nachteil der
Prüfung liegt nur darin, daß die approbierten Krankenpfleger sich
als selbständige Aerzte zweiter Ordnung führen und damit der Kur-
pfuscherei Vorschub leisten könnten. — Uebrigens hat auch die
Generalversammlung des Bundes Deutscher Frauenvereine im Oktober
104
Giunprecht.
StaatUohe
Kranken-
pflegerprttfting.
r
Pflege am
Mftnnerbett.
1902 zu Wiesbaden eine Eesolution angenommen, welche Staats-
aufsicht über das £[rankenpflegewesen fordert. Zimmer unter-
stützt diese Forderung durch Mitteilung darüber, wie in einzelnen
Fällen das Krankenpflegepersonal in der Praxis degeneriert sei.
Noch etwas weiter geht Jacobsohn, welcher fär sämtliche Eranken-
pflegepersonen, seien sie organisiert oder einzelstehend, einen staat-
lichen Befähigungsnachweis fordert und die Erhaltung dieser
Befähigung durch Nachprüfung kontrolliert haben will; die jetzt
schon tätigen Pflegepersonen sollen eine Nachprüfung ablegen und
erst danach weiter tätig sein dürfen. Derselbe Autor berichtet
über die bisherigen Ergebnisse des Zentralkrankenpflege-
nachweises für Berlin und Umgebung. Sie benutzt die Bäumlich-
keiten und das Personal der Berliner Bettungsgesellschafl; ein Aus-
schuß und ein Vorstand leiten den Verein; in 5 Monaten wurden
585 Pflegenachweise seitens der Zentralstelle geleistet; die Nach-
weisung geschah stets auf dem schnellsten Wege, durch Telephon,
Telegramm, Rohrpost. Etwa 1000 Krankenpfleger haben ihre Dienste
zur Verfügung gestellt, 200 mufiten davon als fachlich nicht genügend
ausgesondert werden; das Honorar der Pfleger ist der Privatverein-
barung überlassen. — Jahrelang schon spielt die Idee, junge Mädchen
zur Vollendung ihres Bildungsganges einen obligatorischen Kranken-
pflegekursus durchmachen zu lassen, es liegt nur die Gefahr vor,
daß sich diese dilettantischen Krankenpflegerinnen bei dem herrschen-
den Schwestemmangel in hellen Haufen auf die Berufskrankenpflege
stürzen würden. Q. Meyer empfiehlt daher erst Schutz und bessere
Ausbildung der Berufspflegerinnen und dann erst das „Freiwilligen-
jahr" jeder Frau in der Krankenpflege. — Aus dem vorigen
Jahresbericht ist erinnerlich, welche törichten Vorwürfe dem weib-
lichen Pflegepersonal und dessen Leitern wegen der Kranken-
pflege am Männerbett gemacht wurden; es ist deshalb er-
freulich, daß die Oberin v. Schlichting, früher an der Heidel-
berger Klinik, jetzt Chefoberin der Hamburger Staatsanstalten, also
eine Frau, der sicher die nötige Erfahrung zur Seite steht, erklärt,
zu einer ideal aufgefaßten Krankenpflege gehöre gerade auch die
von Frauen am Männerbett. — Gerade bei dem Kapitel der Kranken-
pflege muß eines verdienstvollen neueren literarischen Unternehmens
gedacht werden, nämlich der von Beerwald herausgegebenen Ver-
öffentlichungen des Deutschen Vereins für Volkshygiene,
die durch ihren billigen Preis sich gerade für dasjenige Publikum
empfehlen, das bisher der Kurpfuscherliteratur anheimfiel. Eines
der neuesten Heffce wird gebildet durch drei Vorträge von Doli in
Krankenpflege. 105
Karlsruhe über die häusliche Pflege bei ansteckenden Krank- Pflege bei
heiten, insbesondere bei ansteckenden Kinderkrankheiten; es ist «stedieiideii
das ein richtiges Volksbuch, das in jeder mit Kindern gesegneten
Familie einen Platz finden sollte.
Zwei große Ausstellungen mit hervorragender Beteiligung AussteUimgen.
der Krankenpflege sind aus dem Berichtsjahre zu erwähnen: die
Ausstellung für Volksgesundheitspflege und Volkswohlfahrt in Stettin
(Busch an) brachte namentlich über die Milchhygiene und andere
Zweige der Nahrungshygiene reichhaltiges Material, femer wieder
eine Sammlung von Plänen und Ansichten der deutschen Lungen-
heilstätten, vom Beichsgesundheitsamt ausgestellt, und endlich eine
glänzende Materialsammlung des städtischen Krankenhauses in Stettin.
Auf der ersten Deutschen StädteaussteUung in Dresden (Krull)^
die Beferent selber besuchte, war namentlich die bildliche Darstellung
der Bettungs- und Samaritereinrichtungen und dann die große Sonder-
ausstellung von Lingner-Dresden über Volkskrankheiten und deren
Verhütung bemerkenswert.
Aus dem Kapitel ausländischer Krankenpflege sind die Aus-
führungen der Oberpflegerin Lütken über die Krankenpflege- Krankenpflege-
Verhältnisse in England bemerkenswert. Die Militärpflege in ^'b"*[^"
England, Indien und den Kolonien ist jetzt unter einer Verwaltung
vereinigt; die Pflegerinnen stehen unter der Chefmatrone, die Mit-
glied eines aus angesehenen Männern bestehenden Vorstands ist und
etwa 6000 M. Jahresgehalt bezieht. Dann gibt es vier verschiedene
Gh*ade von Krankenschwestern, welche zwischen 8600 und 800 M.
Jahresgehalt beziehen; es wird eine mindestens 8jährige Ausbildung
an einem Krankenhause verlangt, und die Anstellung erfolgt erst
nach Smonatlicher Probezeit. — In den Vereinigten Staaten von
Nordamerika (Scharlau) ist die Krankenpflege durchgebildete
Frauenärzte seit etwa 80 Jahren begonnen und hat bei dem Drange
der amerikanischen Frauen, sich selbständig zu machen, eine be-
deutende Ausdehnung angenommen. Die Schülerinnen in Neu York
werden in einer Wärterinnenschule gegenüber dem Mount Sinai-
Hospital ausgebildet, sie müssen gute Schulbildung und körperliche
Gesundheit nachweisen und erhalten 28 M. monatlich. Das erste
Jahr geht mit theoretischem Lernen und praktischer Ausbildung in
den Krankensälen dahin, alle 6—8 Wochen wird die Schülerin auf
eine andere Abteilung versetzt; nach Ijähriger Lehrzeit besteht
sie ein theoretisches Examen, wird Oberwärterin und Lehrerin für
die neu Eintretenden, nach 2jähriger Dienstzeit im Krankenhaus
erhält sie ein Diplom und macht sich selbständig. Sie erwirbt als
106 Gumprecht.
selbständige Pflegerin 104 M. wöchentlich neben voller Verpflegung
und neben etwaigen Geschenken. — Einen imposanten Eindruck
Botes Kreuz, machen die Berichte über die Tätigkeit des Roten Kreuzes
während des chinesischen Krieges. Zum ersten Male seit der
Schaffung der deutschen Marine wurden Lazarettschiffe, welche
ausschließlich Sanitätszwecken dienten, in Dienst gestellt; diese
Lazarettschiffe haben sich ebenso wie die von russischer, französischer
und japanischer Seite eingerichteten ausgezeichnet bewährt. An
Land wurden hauptsächlich Döckersche Baracken mit Meidinger-
Oefen und Koksheizung zur Unterbringung der Kranken verwendet;
die Baracken wurden außen mit Holz und Bohr zur Wärmeisolation
versehen und hielten so nicht nur den kältesten Winternächten in
der Temperatur stand, sondern überstanden vermöge ihrer Festig-
keit auch einen der stärksten ostasiatischen Orkane. Die üeberlegen-
heit weiblicher Krankenpflege wurde auch hier außer Zweifel gestellt,
männliche Hilfe wurde nur für das Schlachtfeld selbst, für die
Transporte, für die Errichtung von Lazaretten und für den eigent-
lichen Verwaltungsdienst gebraucht. — Die Japaner haben ihrem
Boten Kreuz für das Kriegsjahr in China 42 Mill. Francs zur Ver-
fügung gestellt; dazu wurden zwei Lazarettschiff'e, eines derselben in
8 Tagen, fertig ausgerüstet, von denen jedes etwa 200 Kranke auf-
nehmen konnte. Auf dem Lande wurden mehrere Etappenlazarette,
Feldlazarette und eine Krankenpflegeanstalt errichtet, stellenweise
auch ärztliche Sprechstunden, die von Offizieren und Kulis fleißig
aufgesucht wurden. Die Japaner haben mehrfach für die euro-
päischen Mächte die Elrankenversorgung übernommen und nach ein-
stimmigem Urteil glänzend durchgeftihrt ; im ganzen haben sie
während des chinesischen Krieges mit einem Personal von etwa
600 Köpfen rund 12000 Elranke versorgt. — Becht lehrreich ist
auch die Entwicklung des Boten Kreuzes in Bußland. Bei
dem Mangel an organisierter Wohltätigkeit in Bußland hat es nahezu
alle Zweige der öffentlichen Wohltätigkeit an sich gerissen; es hat
Hilfe geleistet bei den großen Ueberschwemmungen in Petersburg,
bei Erdbeben im Kaukasus, bei großen Eisenbahnunfallen , bei Un-
glück durch Brand oder Hagelschlag, bei den mit großer Begel-
mäßigkeit wiederkehrenden Hungersnöten. Es hat Waisenhäuser
und Unterkunftsstellen gegründet, nicht minder auch Arbeitsnachweis-
stellen, es versorgt die wichtigsten ELrankenhäuser mit Personal (im
ganzen 2600 Schwestern) und besorgt, wo es mangelt, auch den
Transport von Arbeitern und von Getreide, Kartoffeln und sonstigen
Nahrungsmitteln.
Krankenpflege.
107
Apparate und Verfahren. Zunächst sind zwei praktische Be-
wegungsapparate zu erwähnen. Der Lossensche Gehstütz-
apparat (bei Heldmann & Bender in Bensheim, Hessen, 25 M.)
hat sowohl Krücken als Stöcke, beide abnehmbar und in jeder Höhe
verstellbar. Die Krücken ruhen auf Federn, sind elastisch und um
ihre Längsachse drehbar; der den ganzen Apparat zusammenhaltende
Bahmen befindet sich dicht über dem Fußboden und geniert deshalb
den Kranken nicht. — Der Vulpiussche Bewegungsapparat
ist ein schrägstehender Barren, der dem Patienten sowohl mit den
Holmen ftir die Hände, wie mit eingesetzten Krücken für die Schultern
Stützpunkte bietet ; der Boden des Barrens wird gebildet durch eine
BroUjalousie ohne Ende, die durch ihre Neigung und das Gewicht
des Patienten diesem unter den Füßen wegrollt und den Patienten,
der übrigens auf demselben Flecke bleibt, zu Gehbewegungen zwingt.
Ein hübscher Apparat für häusliche Gymnastik ist der
des Turnlehrers Wagner (Fabrikant Georg Stützel, Nürnberg, Maut-
halle); es ist eine Glissonsche Schwebe, die unter dem Kopf be-
festigt wird ; ihr Aufhängeband laufte über Rollen in zwei Handhaben
aus, vermittels deren der Patient sich selber emporziehen kann ; der
Apparat dient zur allgemeinen Kräftigung und zur Vermeidung von
Wirbelsäulenverbiegungen. — Weniger allgemein verwendbar wird
der Lynessche Suspensionsapparat für Kinder sich erweisen, eine
Schwebe, welche unter Armen und Schenkeln des Kindes befestigt
diesem das Stehen- und Gehenlemen erleichtem soll. — Eine origi-
nelle Idee ist die der Heilung von Krankheiten durch Musik, Mu-
sikotherapie (Beauvois); durch Musik sollen alle möglichen
Leiden, namentlich psychischer Natur, ihre Heilung oder Linderung
finden, so daß eine eigene Musikkapelle fiir jedes Krankenhaus
existieren müßte.
Für den Landarzt wichtig sind einige Neuerungen der Elranken-
pflege in der kleinen Chirurgie; zunächst ein Apparat zur Sterili-
sation kleiner Verbandstoffmengen (Holzapfel); in einem
kleinen Spiritusapparat wird der Dampf entwickelt und geht durch
ein Bohr in eine Büchse, welche die Verbandstoffe in Drahtnetzen
enthält und die nach Beendigung der Sterilisation von dem Dampf-
rohr abgeschraubt wird. — Ein ganz praktischer Metallkasten zur
Sterilisation von Insti|imenten ist von Bofinger angegeben (von
Schweickhardt in Tuttlingen konstruiert); es ist der gewöhnliche
Fischkasten, der ohne Einsatz als Heißwasser-, mit Einsatz als
Dampfsterilisator gebraucht wird ; hübsch ist namentlich seine Kom-
pendiosität. — Der Wießn ersehe Verbandeimer für das Sprech-
Bewegnngs-
apparate.
H&nsliohe
Oymnastik.
Musik-
therapie.
SteriUsation
kleiner
Verbandstoff-
mengen.
Verbandeimer.
108 Giunprecht.
ziminer des praktischen Arztes ist fahrbar, wird mit dem Fuß ge-
öffiaet und enthält ein eingehängtes Sieb, durch welches Verband-
material von dem flüssigen Inhalt getrennt wird. Dies gebrauchte
Gewasohene Verbandmaterial ist durchaus nicht wertlos, wenngleich es in
Verbandstoffe. ^^j^ großen chirurgischen Stationen fast immer verbrannt wird; in
kleinen Kommunalkrankenhäusem mit knappem Etat (Cr am er)
werden sämtliche Leinen-, Cambric- und Flanellbinden beim Verband-
wechsel abgewickelt, nicht aufgeschnitten, in Sodaseifenlösung ein-
geweicht, gekocht und nach dem Trocknen geplättet, aufgerollt, sterili-
siert und dann wieder gebraucht ; nur die die Wunde unmittelbar be-
deckenden Verbandmullstücke und die Tupfer werden verbrannt;
für Friedenszeiten wird man auch diese kleine Verschwendung schon
aus erziehlichen (Gründen für das chirurgische Personal weiter be-
stehen lassen; fiir den Krieg jedoch (Kor seh) eine weitergehende
Benutzung verbrauchter Verbandstoffe zulassen, ja notwendig finden
müssen. Stets muß Blut und Eiter vorher durch Sodalösung entfernt
werden, was wenigstens so weit gelingt, daß die Verbandstoffe wieder
leidlich weiß, wenn auch nicht rein weiß werden; die unmittelbar
von der Wunde herrührenden Mullstücke und die Tupfer können
dann, soweit man sie nicht zur direkten Bedeckung der Wunden
wieder verwenden will, zweckmäßig zur Ausfüllung von au&augenden
Verbandkissen Verwendung finden. — Die Firma Knoke u. Dreßler
in Dresden bringt einen aseptischen Waschtisch für das Operations-
zimmer in den Handel, dessen Oeffnungshebel so weit unter dem
Becken vorsteht, daß der herantretende Operateur ihn mit der Hüfbe
bequem und fast unwillkürlich wegschiebt; beim Wegtreten des
Operateurs schnappt der Hebel zurück und schließt den Wasser-
zufluß; der Abfluß des Wassers aus dem Becken wird durch einen
mit dem Fuß zu regulierenden Trethebel bewirkt. — Eine leicht zu
reinigende Flasche von Bock besteht aus zwei auseinanderzuneh-
menden Teilen, die durch einen beiderseits übergreifenden Verschluß
wasserdicht zusammengehalten werden; die Flasche kann entweder
als Sputumflasche oder als Milchflasche gute Dienste leisten.
Inhalations- Unter den Inhalationsapparaten sind zunächst zwei Hand-
apparate. Apparate bemerkenswert; der Sängersche Apparat (Bezugsquelle:
Homung u. Kraaz, Magdeburg, Anhaltstr. 7) ist ein Dampfspray
mit besonders praktischer Einrichtung; er enthält außer dem zur
Dampferzeugung nötigen Wasser von etwa 80 com einen kleinen
Kessel f&r das betreffende Medikament, von dem in der Regel 2 — 8 ccm
genügen; durch die Vorwärmimg dieses Medikaments und die aus-
giebige Ansaugung seitens des Dampfstroms ist die Verteilung des
Krankenpflege.
109
Medikaments eine so feine, daß die angegebene Menge von 2 — 3 com
genügt, um eine viertel- bis halbstündige Inhalation von Terpentinöl,
Kreosot oder Menthol zu ermöglichen; der Apparat näßt die Bett-
wäsche nicht, während dies der gewöhnliche Dampfspray in hohem
Maße tut ; auch für Formalindesinfektion eignet er sich anscheinend
recht gut. — Ein Zerstäuber auf kaltem Wege ist dagegen der
Ronkarzsche (Apotheker in Straßburg i. E.) ; die Zerstäubung wird
hier durch ein Doppelgebläse bewirkt und erreicht eine sehr feine
nebelartige Verteilung der medikamentösen Lösung, die natürlich
nach Bedarf auch vorgewärmt sein kann. — Mehr für Kranken-
häuser oder Inhalatorien eignet sich der Apparat vom Mechaniker
Reif in München, der in den Münchener und Reichenhaller An-
stalten schon mehrfach die Feuerprobe bestanden hat; er hängt wie
der Clarsche Apparat von der Decke herunter, einer Hängelampe
nicht unähnlich; die Lampenglocke birgt nur die medikamentöse
Lösung, der tiefste Teil der Lampenglocke stellt einen Stiel aus Weiß-
blech dar, welcher komprimierte Luft enthält; die aus der Glas-
glocke zufließende Lösung trifft an den Zerstäubungsschlitzen mit
der komprimierten Luft zusammen und wird äußerst fein zerrissen;
der Apparat wird alle 2 Monate mit Aether gereinigt. — R. Moody
hat von Arnold and Sons (Smithfield, London) einen neuen Respi- Respirator.
rator anfertigen lassen; der Rand trägt in der üblichen Weise einen
aufblasbaren Gummiring zur Anpassung ans Gesicht; eine Klappen-
vorrichtung sorgt dafür, daß die Luft von vorne in den Respirator
eintritt und dabei eine mit Drahtgittem abgegrenzte Kammer passiert,
welche zur Filtration der Luft mit Watte und nach Bedarf mit einem
medikamentösen Inhalationsmittel beschickt ist, eine andere Klappe
sorgt für den Austritt der verbrauchten Luft. — C. Baber hat einen
Mundspatel konstruiert, welcher vermöge einer kleinen aufgesetzten Mondspatel.
Gabel es ermöglicht, den vorderen Gaumenbogen gleichzeitig mit der
Zunge aus dem Gesichtsfeld wegzudrücken und dadurch die gesamte
Mandel bis zu ihrer Wurzel der Besichtigung zugänglich zu machen
(Fabrikant: Mayer and Meltzer, Great Portland Street, London, W.);
es wird allerdings eine gewisse Geschicklickheit dazu gehören, um
mit diesem Instrument Nebenverletzungen zu vermeiden, namentlich
wenn Würgbewegungen eintreten.
Für die Applikation von Wärme und ELälte dient ein sehr prak-
tischer Zirkulator von Philipp, welcher aus einem auf den kranken Zirkalator.
Körperteil aufzulegenden Gummibeutel besteht, der aus einem Irri-
gator mit heißem oder kaltem Wasser versorgt wird; die meisten
bisherigen derartigen Zirkulationsvorrichtungen ließen das verbrauchte
110
Gumprechfc.
Zirkalaior.
Heifilnft-
apparate.
Wasser ab und bedurften so einer großen Menge neuen Wassers
zur Zufuhr; in diesem Zirkulator aber wird das einmal gebrauchte
Wasser vermöge eines in den Leitungsschlauch eingeschalteten
Gummigebläses mit Ventilen immer wieder in den Irrigator zurück-
gepumpt, wo es entweder durch die Flamme oder durch Eis auf den
gewünschten Temperaturgrad zurückgebracht wird ; die Vorrichtung
ist sowohl für äußere Umschlage als für Körperhöhlen anwendbar. —
Eine Irrigatorspritze (Kuhn) zu Vaginalspülungen, welche den ge-
schmacklosen Namen ^^Lady's friend" fuhrt, besteht aus Gximmi und
ist eigentlich nichts weiter als die Ghimmiballonspritze , wie sie bei
Eindem für Klistiere bereits häufig angewendet wurde; richtig ist,
daß solche Ballonspritze den Irrigator häufig wird ersetzen können. —
Zwei Heißluft apparate müssen hier Erwähnung finden, einer für
allgemeine und einer für örtliche Anwendungen. Das Alettersche
(Frankfurt a. M.) Schwitzbett besteht aus einer Kohrgeöecht-
chaiselongue , über welche eine Segeltuchdecke vermittels Reifen-
bügeln übergedeckt wird ; der auf der Chaiselongue liegende Kranke,
der nur den Kopf durch die Decke heraussteckt, wird rings von der
heißen Luft umspült, die auf dem Boden durch zwei Spiritusbrenner
erzeugt wird; die Spiritusbrenner werden auf kleine Flamme ein-
gestellt und stehen unter vorher stark erhitzten Ziegelsteinen, welche
letztere die Hauptwärme liefern ; einer gewissen Feuerge&hrlichkeit
wird sich die Vorrichtung nicht entschlagen können, umsomehr,
als das Segeltuch unten an der Chaiselongue festgeknöpft ist und
der Kranke bei entstehendem Feuer das Tuch nicht oder nur schwer
abstreifen könnte. — Der Odelgasche Trockenheißluftapparat
ist den Bier sehen Apparaten sehr ähnlich; das Material sind Papier-
lamellen, die mit Wasserglas und Asbest aufeinandergeklebt sind;
auf diese Weise wird ein Elasten mit weitem Hohlraum für das
kranke Glied gebildet; die Zuführung der heißen Luft erfolgt vom
Boden aus ; ein besonderer Luftverteiler zwingt die heiße Luft, sich
durch den ganzen Apparat zu verteilen; seitliche Ausströmungs-
öffnungen, die mit Korkstöpseln verschlossen werden können, ermög-
lichen es, die eine Seite des betreffenden Körperteils nach Wunsch
mehr abzukühlen oder mehr zu erwärmen; das Thermometer zeigt
vermöge der guten Luftmischung im Apparate stets die wirklich
herrschende Temperatur an; in knapp einer Viertelstunde werden 70®,
in einer halben Stunde 100* erreicht ; kleine Näpfchen (Vogelnischen)
mit Chlorkalzium sorgen für die Verhütung des Feuchtwerdens der
Luft im Apparat.
Ein origineller Gedanke ist das auskochbare Fieberthermo-
Krankenpflege.
111
Entgiftnngs-
kästen.
meter „Pyrol^; es ist bekannt, daß die gebräuchlichen Thermo- Anskoohbares
meter oft durch Ueberschreitung der zulässigen Temperatur ruiniert Thermometer,
werden; die Quecksilberkapillarröhre des „Pyrol" hat deshalb an
ihrem obersten Ende eine Hohlkugel, groß genug, um das Zehnfache
der in dem gesamten Ejipillarrohre enthaltenen Quecksübermenge
zu fassen; wir sehen den Hauptvorteil dieser Einrichtung weniger
in der Möglichkeit der Thermometersterilisation, die ziemlich über-
flüssig ist, sondern in der Ausschaltung einer der häufigsten Ur-
sachen für die Ruinierung der Thermometer. — Einen „Entgif-
tungskasten" empfiehlt Kobert (erhältlich bei Riedel, chemische
Fabrik, Berlin) ; der Kasten enthält Instrumente, Apparate, Arzneimittel,
Reagenzien, die zur Behandlung von Vergiftungen dienen, auch ein
kleines Buch über Vergiftungen, und soll, nach des Verfs. Absicht, auf
Polizeiämtem, Rettungswachen u. dergl. stets vorhanden sein ; mit den
Apotheken empfiehlt Kobert einen Vertrag abzuschließen, dahingehend,
daß sie gegen jährliche Entschädigung den Kasten vorrätig halten.
Transport und Lagerung. Die Frage „Wie ruht man gut?"
beantwortet Schrohe dahin, daß alle Schwerpunkte der einzelnen
Körperteile genügend unterstützt und die Muskeln in ihrer Spannung
auf das geringste Maß beschränkt sein müssen; er hat daher einen
Lehnsessel konstruiert, welcher in der Hüfte und den Knien den
Körper zu rechtwinkliger Beugung veranlaßt, und, indem er um
eine horizontale Achse drehbar ist , jede beliebige Neigung annehmen
und den Unterstützungspunkt des Körpers damit verändern kann. —
Wichtiger als solche Stühle, von denen jeder Mensch wohl viele
bequeme findet, ist die Konstruktion von Krankenbetten. Das Carter-
sche Bett (London, New Cavendish Street) ist eine eiserne Bett-
stelle mit Matratze, auf der der Patient liegt, aber getrennt von ihr
noch durch Quergurte, die in einem besonderen Rahmen ausgespannt
sind und während der Ruhelage vom Kranken nicht gefühlt werden ;
soll das Bettzeug gewechselt werden, so wird der Rahmen mit den
Gurten vermittels einer Kurbel emporgedreht und der Kranke nun,
ohne seine Lage zu verändern, über die Matratze emporgehoben. —
Auf der Stettiner Krankenpflegeausstellung wurde von der Berliner
Möbelfabrik Dittmar ein automatisches Bett ausgestellt, bei
welchem der darin liegende Elranke nur auf einen Knopf zu drücken
braucht, um das Bett um seine Horizontalachse drehbar zu machen ;
der Kranke selbst ändert dabei seinen Schwerpunkt so, daß es lang-
sam nach hinten oder nach vom überkippt (Preis ca. 100 M.). —
Wollte man Krankentransportbetten in die Bahn einstellen, so
Sessel.
Kranken-
betten.
der
Seekrankheit
112 Gumprecht.
Kranken- war es bisher üblich, einen Gepäck- oder lY. Klassewagen fiir diesen
betten. Zweck zu mieten, wo aber dann Heizung nicht zu haben war; eine
Bahre zum Einstellen in die m. Eisenbahnklasse beschreibt jetzt
Cramer; sie wiegt etwa 80 kg, auf einer Sprung- und Spiral-
federung liegt eine Krollhaarmatratze und darüber ein Gestänge,
welches, sobald die Bahre zwischen den Bänken des Eisenbahn-
coupös steht, seitlich ausgespreizt werden kann und damit dem
Kranken größere Bewegungsfreiheit gestattet; daß es desinfizierbar
ist, sei nur nebenbei erwähnt, ebenso, daß es von der Medizinal-
kommission für das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin empfohlen
ist. — Bekannter ist ein anderer Symptomenkomplex, welcher eben-
Behandlnng falls durch Veränderung der Körperlage bedingt wird, die See-
krankheit; Fischl, Schiffsarzt des Oesterreichischen Lloyds, hat
mehrfach beobachtet, daß beim plötzlichen üebergang aus anhalten-
der Horizontallage in die aufrechte Stellung sofort Seekrankheit ein-
trat; er bekämpft die Elrankheit hauptsächlich durch Tieflegung des
Kopfes bei Horizontallage des Körpers und es gelang ihm in alleui
im ganzen 69 Fällen, die länger als 2 Stunden so lagen, trotz
schwerer See das Erbrechen zum Schwinden zu bringen; femer sah
er einen auffallend günstigen Erfolg von straffer Einwicklang der
Glieder mit Flanellbinden, die etwa alle 8 Stunden gelüftet werden
müssen, um nicht Schaden anzurichten; der gute Erfolg ist wohl
auf die bessere Blutversorgung des Gehirns zu beziehen ; im übrigen
soll man nie den Magen vollkommen leer lassen, sondern häufig
trockene und feste Nahrung in kleinen Mengen, selbst bei voll aus-
gesprochener Seekrankheit, nehmen; von zweifellosem Einfluß ist
die Psyche : wer beschäftigt ist, wird nicht seekrank, ebenso wer an
andere Dinge denkt; nach Fischl sollen namentlich hochzeitsreisende
Paare von der Seekrankheit fast absolut verschont werden.
Literatur.
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pfleger. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 18. — Derselbe, Pflegenachweis.
Ebenda Nr. 22. — IX. Jahresbericht des Vereins für jüdische Kranken-
pflegerinnen zu Frankfurt a. M. — Kantorowicz, Fieberthermometer.
Therap. Monatsh., Juli. — Kobert, Entgifbungskasten. Zeitschr. f. Kranken-
pflege, Juni. — Kor seh, Verbandstoffsterilisation. Deutsche miliiärärzÜ.
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Nr. 81. — D. Lafargue, La pr^tuberculose et le Sanatorium de Banyuls-
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Krankenpflege als Erziehimgsgegenstand. Zeitschr. f. Krankenpflege, Januar.
— R. Moody, Inhalator. Lancet, July 18. — Odelga, Trockenheißluft-
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Zirkulator. Aerztl. Polytechnik, Juli. — A. Pinkuß, Die Krankenpflege
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Leitfaden für das Krankenpflegepersonal. Berlin. — B. Presch, Die
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Ronkarz, Inhalationsapparat. Aerztl. Polytechnik, September. — Rotes
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Jthrlmoli der pnktiscliai Medisin. 1S04. g
in.
Spezielle Pathologie und Therapie.
I. Innere Medizin.
a) Krankheiten des Nerrensystems.
Von Prof. Dr. E. Bedlleh in Wien.
Allgemeines. Hitzig hat seine im letzten Berichte bereits angekün-
Sehfnnktion. digten Arbeiten über die Physiologie des Sehens fortgesetzt nnd
abgeschlossen. Auch sie behandeln auf Gmnd eines reichen experimentellen
Materials vor allem die Beziehungen der Binde und der subkortikalen
Granglien zum Sehakt beim Hunde. Er wendet sich vielfach in scharfer
Weise gegen Munk, so wenn er die Bezeichnung der Sehstörung als
Seelenblindheit, d. h. einem Verluste der Erinnerungsbilder der Gesichts-
objekte, ablehnt; Tielmehr handle es sich bei allen zu beobachtenden
Erscheinungen um Herabsetzung der Lichtempfindlichkeit, des Farbensinns
und des Ortssinnes der Sehorgane. Am st&rksten sind diese Störungen in
den oberen lateralen und am schwächsten an den unteren medialen Ab-
schnitten des Gesichtsfeldes ausgesprochen. Eine Projektion der Retina
auf die Eonyezit&t der Sehsphäre im Sinne Munks findet in keiner Weise
statt. Auch das Sjrankheitsbild der partiellen Rindenblindheit ist nicht
durch partielle Zerstörung der Rinde hervorzurufen. Für das Zustande-
kommen des Sehens nimmt er als das Prim&re die Erzeugung des fertigen
optischen Bildes in der Retina an. Dieses optische Bild wird mit motori-
schen, vielleicht auch noch mit anderen Innervationsgefahlen zu Vorstellungen
niederer Ordnung in den infrakortikalen Zentren verarbeitet, endlich in
der Rinde die Apperzeption dieser Vorstellungen mit Vorstellungsgefühlen
niederer Herkunft assoziiert. Rothmann verwertet die durch die neueren
experimentellen Arbeiten festgestellte Tatsache, daß die Pyramidenbahn
nicht die einzige, ja nicht einmal wichtigste motorische Bahn sei, für
die Pathologie des Menschen. Akute Zerstörung der Pyramidenbahn allein
fahrt hier zu einer Parese, die sich nicht ganz zurückbildet, akute Zer-
störung der Pyramidenbahn und der anderen motorischen Bahnen bedingt
schlaffe Lähmung, die nur unvollkommen restitutionsfähig ist. Die auf
Motorische
Fonktion.
Krankheiten des Nervensystems. 115
Pjramidenaffektion beratende sog. spastische Spinalparaijse geht ohne
eigentliche Lähmung einher, auch die Hypertonie ist nicht durch den Aus*
fall der Pyramidenbahn bedingt, vielmehr kommt auf Rechnung dieser
Läsion bloß die Steigerung der Sehnenreflexe. Es zeigt sich also, daß auch
beim Menschen die Pyramidenbahn nicht die ausschließliche motorische 'Bahn
ist, wenngleich sie eine größere Bedeutung beansprucht als beim Tiere.
Rydel und Seiffer untersuchten mittels besonderer Stimmgabeln das sog.
Vibrationsgefühl (Egger) an Gesunden und Kranken Sie halten das- vibrations-
selbe für eine besondere Empfindungsqualität (Pallästhesie, wie es die gefOhl.
Autoren nennen), die nicht dem Knochen oder Periost allein zukommt,
sondern eine komplizierte Empfindung darstellt, welche von den feinsten
Nerven aller unter der Haut liegenden Gewebe aufgenommen wird. Stö-
rungen desselben sind nicht immer von kutanen Sensibilitätsstörungen
begleitet, gehen aber nahezu immer mit Ataxie und Muskelsinnstörungen
einher, öfters denselben sogar voraus.
Auch heuer liegen über das diagnostisch so wichtige Babinski- BabinsUschea
sehe Zehenphänomen eine Reihe von Untersuchungen vor. Sehr Phänomen,
eingehend beschäftigt sich Goldflam mit diesem Phänomen, zu
dessen Prüfung er allerlei interessante Details angibt. Auch er
schätzt die diagnostische Bedeutung desselben sehr hoch, wie er an
einer großen Reihe von Fällen nachweist. Bei Kindern unter
1 Jahre ist auch nach ihm das Phänomen physiologisch vorhanden.
Im tiefen Schlafe findet sich meist das Babinskische Phänomen.
In der Chloroformnarkose bleiben die Sehnenreflexe erhalten, während
die Flantarreflexe verschwinden. Dies, sowie andere Erfahrungen
bezüglich des Verhaltens von Haut- und Sehnenreflexen bei Hemi-
plegien, totalen Querschnittsunterbrechungen des Rückenmarks u. s. w.
lassen ihm die Ansicht, wonach die Hautreflexe ihr Zentrum in der
Hirnrinde haben, plausibel erscheinen. Der normale Plantarreflex
ist ein Rindenreflex, das Babinskische Zehenphänomen ein spinaler
Reflex. Auch Richter und Specht halten das Babinskische
Phänomen ftir ein zuverlässiges Symptom der Pyramidenbahndegene«
ration oder mindestens einer funktionellen Schädigung derselben.
Oppenheim hat vor kurzem einen neuen Reflex beschrieben, der
durch Streichen längs der Innenfläche des Unterschenkels hervor-
gerufen wird und in einer Plantarflexion der Zehen, selten
auch Beugung des Fußes, besteht. Unter denselben Bedingungen,
wie das Babinskische Zehenphänomen, tritt auch hier eine Kon-
traktion des Extens. halluc. long., Tibialis ant., Extens. dig. comm.
und zuweilen der Musculi peron. ein. Die diagnostische Bedeutung
dieser Umkehr des Oppenheimschen Unterschenkelreflexes ist
annähernd die gleiche, wie die des Babinskischen Zohenphänomens.
116
Redlich.
Oppenheim- Meist finden sich beide gemeinsam. Es gehört demnach dieser
Boher pathologische Reflex, wie Cassirer auf Grund ausfuhrlicher Be-
reflex. obachtungen findet, zu den überaus häufigen, um nicht zu sagen fast
konstanten Merkmalen der Pyramidenseitenstrangserkrankung. Auch
Pfeifer fand den normalen Oppenheimschen Unterschenkelreflex
in der Mehrzahl der Fälle. Auch die diagnostische Bedeutung seiner
Umkehr konnte er bestätigen. Die diagnostische Bedeutung des
Oppenheimschen gegenüber dem Babinskischen Phänomen
wechselt, so daß in allen zweifelhaften Fällen beide Brofleze zu
prüfen sind.
Gehirn. An der Hand mehrerer interessanter Fälle bespricht
AphaBie. Bothmann das Auftreten akuter transitorischer Aphasie.
Basch kommend und ebenso rasch wieder verschwindend tritt die-
selbe bei der Hysterie auf; nicht selten ist sie, wie bekannt, bei der
Dementia paralytica. Bothmann beschreibt aber einen Fall, wo
eine rasch vorübergehende Aphasie sich wahrscheinlich infolge großer
Hitze entwickelt hatte. Ein anderer Fall von vorübergehender
motorischer Aphasie, verbunden mit Agraphie, der durch ein kurz
dauerndes Stadium der Paraphasie in Genesung überging, war auf
die Kombination mehrerer ätiologischer Momente, wie geistige Ueber-
anstrengung, große Hitze und starke Ueberladung des Magens, zurück-
zufuhren. Aber auch echte Embolien können zu kurz dauernder
transitorischer Aphasie führen, wie ein vom Autor beschriebener
Fall, der sich im Anschlüsse an eine Pneumonie entwickelte, zeigt.
Das plötzliche Auftreten und Verschwinden solcher Aphasien ist
demnach durchaus kein Beweis für die funktionelle Natur derselben.
Pick vertritt seit längerer Zeit die Ansicht, daß gewisse Er-
scheinungen bei Aphasischen, vor allem die Logorrhoe und die
Echolalie, auf den Ausfall einer Hemmungsfunktion des akustischen
Sprachzentrums zurückzuführen seien. Er beschreibt nun neuerdings
einen Fall, wo das Symptom der Logorrhoe in ganz besonderem
Maße, förmlich anfallsweise, aufbrat, daneben bestanden sonstige
leichte Sprachstörungen. Die Sektion ergab ein primäres Bronchial-
karzinom mit Metastasen in allen Teilen des Gehirns, von denen
eines den linken Schläfelappen komprimierte. Schüller macht
Hemiplegie, darauf aufmerksam, daß Hemiplegiker den Flankengang nach der
gelähmten Seite in annähernd normaler Weise ausführen, während
beim Gehen nach der gesunden Seite das gelähmte Bein deutlich
schleift. Es hängt dieses Symptom mit der Verlängerung des
spastischen Beines zusammen. Die diagnostische Bedeutung dieses
Krankheiten des NervensyHiems.
117
Phänomens liegt einerseits darin, daß es auch in leichten Fällen
nachweisbar ist, andererseits funktionellen Hemiplegien fehlt. Pick
beobachtete einen Fall — alter Erweichungsherd im Linsenkeme und
innerer Kapsel mit rechtseitiger Hemiplegie — , wo auf der hemiple-
gischen Seite der Kitzelreflex in der Achselhöhle, Fußsohle u. s. w. Kitzelreflez.
konstant fehlte. Ohne eine Lokalisation dieses Symptoms geben zu
wollen, ist er doch geneigt, dasselbe mit den die Hemiplegie ver-
ursachenden Herden in Zusammenhang zu bringen. An der Hand
zweier Fälle und der Literatur bespricht Steiner das Vorkommen
und die Erklärungsversuche der Muskelatrophien bei zerebralenMoakelatropMe
Herden. Sie findet sich nach ihm häufiger als für gewöhnlich *»«* "^®*»'*^«'^
angenommen wird. Bezüglich ihres Zustandekommens nimmt er an,
daß sich in der Regel an die Läsion des primären motorischen
Neurons im Gehirn eine anatomische Läsion des peripheren an-
schließt. Das primäre motorische Neuron übt auf das periphere und
in erster Linie auf die Muskulatur einen trophischen Einfluß aus,
durch dessen Wegfall die zerebrale Muskelatrophie zu stände kommt.
Berger beschreibt einen Fall, wo sich bei einem 8jährigen Kinde
infolge Sturzes eine rechtseitige Hemiplegie mit ausgesprochener
Athetose entwickelt hatte. Der Tod erfolgte erst im 62. Lebens- Athetose.
jähre. Bei der Sektion fand sich im linken Linsenkern, dessen
hinteren Anteil fast total einnehmend, ein mit verkalkten Massen
angefüllter, zirka kirschgroßer Hohlraum; der ursprüngliche Prozeß
dürfte eine Blutung gewesen sein. Berger ist geneigt anzunehmen,
daß die posthemiplegischen Bewegungsstörungen von verschiedenen
Himpartien, Großhirn, Kleinhirn und Rückenmark, ausgelöst werden
können. Wahrscheinlich wird der Reiz erst nach der motorischen
Hirnrinde fortgeleitet und erst dort die Bewegungsstörung ausgelöst.
Nach Stadelmann kann ein Fall nur dann als traumatische Apoplexie.
Spätapoplexie (Auftreten apoplektischer Erscheinungen nach
Trauma nach einem gesunden Litervall) angesehen werden, wenn
vor dem Trauma der Kranke, im jugendlichen Alter stehend, keinerlei
Gefilßveränderungen und auch keine zu solchen disponierende Er-
krankungen aufweist. Das Trauma muß ein erhebliches gewesen
sein, und die Erscheinungen der Gefäßerkrankung müssen sich in
relativ kurzer Zeit unter ärztlicher Beobachtung entwickelt haben.
Stadelmann beschreibt einen Fall, der allen diesen Bedingungen
entspricht. Ein 2. Fall ist dadurch interessant, daß im Anschlüsse
an einen Unfall eine Schädelfraktur sich anschloß, die ausheilte.
Nach mehreren Wochen entwickelte sich eine Meningitis, der der
Kranke erlag. Lifolge des Traumas war wahrscheinlich ein Locus
118 RedHch.
minoris resistentiae geschaffen, an dem sich nachträglich in die
Lymph- oder Blutbahn eingedrungene Mikroorganismen ansiedeln
konnten. Vielleicht bot eine Angina die Einbruchspforte für die
Mikroorganismen. Auch Krön hat einen Fall beschrieben, den er
als traumatische Spätapoplexie auffaßt, obwohl hier doch allerlei
Dispositionen für Gefäßerkrankungen vorhanden waren ; er läßt eben
den Standpunkt von Langerhans, wonach jede Disposition fehlen
muß, in seiner vollen Schärfe nicht gelten. Bansohoff beschreibt
EnzephalitiB. einen Fall von akuter hämorrhagischer Enzephalitis von
Strümpellschem Typus, der sich an einen dysenterischen Prozeß
des Dickdarms angeschlossen hatte Es handelte sich um eine
Geisteskranke. Die Erscheinungen hatten sich rasch entwickelt und
zu Bewußtlosigkeit, Pupillenstarre, Eztremi täten lähmung, Herab-
setzung der Sehnenreflexe und rasch zum Exitus geführt. Bei der
Sektion fanden sich zahlreiche hämorrhagische Herde in der Hirn-
rinde von oft beträchtlichem Umfange, mikroskopisch Hämorrhagien,
Thrombosen, Gewebsinfiltration. Ran soho ff nimmt an, daß vom
Dickdarm aus Mikroorganismen in die Blutbahn und ins Gehirn
gelangten und zur Enzephalitis fahrten. In 2 Fällen von Dys-
enterie beobachtete er Pachymeningitis haemorrhagica. Bei einem.
2. Falle von Enzephalitis bei einem Dickdarmprozeß ist die ätio-
logische Abhängigkeit vom letzteren zweifelhaft, vielmehr sieht er
die Ursache desselben in einer gleichzeitig vorhandenen Phthise.
Bosenfeld beobachtete einen 28jährigt$n Mann, der Lues gehabt
hatte, bei dem zunächst psychische Störungen auftraten, dann zu-
nehmende Somnolenz, Pupillen starre, Neuritis optica, abwechselnd
tiefstes Koma mit 40 Pulsen, Erloschensein der Reflexe und luzide
Perioden. Temperatur normal. Tod im Koma. Makroskopisch kein
Befund; erst bei der mikroskopischen Untersuchung fanden sich in
der Capsula interna, auf den Linsen kern und Thalamus übergreifend,
enzephalitische Herde ohne Erweichung und mit wenig Blutungen.
Aetiologisch ist der Fall unklar geblieben. Baucke beschreibt
einen FaU von Encephalitis disseminata, die sich bei einem
SSjährigen, seit vielen Jahren an Dementia praecox leidenden Kranken
nach einem operativen Eingriffe entwickelt hatte. Aetiologisch war
wahrscheinlich ein im Gefolge der Operation aufgetretener Dekubitus
anzuschuldigen. Die Symptome bestanden in Schmerzen, Blasen-
und Mastdarmlähmung, Sensibilitätsstörungen an den unteren Ex-
tremitäten und am Rumpfe. Bei der Sektion fanden sich sklerotische
Herde, die makroskopisch an multiple Sklerose erinnerten, nach dem
mikroskopischen Befunde aber von Baucke zur Enzephalitis ge-
Erankheiien des Nervensystems. l\Q
rechnet werden. Bettencourt bespricht die Aetiologie der
Schlafkrankheit der Neger, der bekanntlich eine Meningo- Schlaf-
enzephalomyeHtis zu Grunde liegt. Als Erreger derselben bezeichnet ^"^"»Wi«^*-
der Autor einen Diplostreptokokkus , den er intra vitam durch die
Lumbalpunktion und auch post mortem nachweisen konnte und dessen
Eigenschaften er genauer beschreibt. Er schlägt fiir denselben den
Namen Hypnokokkus vor und hält denselben für identisch mit dem
kürzlich von Castellani beschriebenen Bazillus. Müller hat das
gesamte in der Literatur vorhandene Material über Stirnhirn- Hirntumoren,
tumoren zusammenfassend verarbeitet und zwar 164 Fälle mit
Obduktionsbefund. In ätiologischer Beziehung ergab sich, daß
Syphilis für die Stimhimtumoren nur eine geringe KoUe spielt,
während Traumen für 7®/o der Fälle in Betracht kamen. Die Stim-
himtumoren, die nach Traumen auftreten, sind vorwiegend glioma-
tOsen Charakters. Unter den Stimhimtumoren überwiegen weitaus
echte Tiunoren über die infektiösen und parasitären Geschwülste;
ein Drittel sämtlicher Stimhimtumoren sind Gliome. Bei Kindern
sind Stimhimtumoren sehr selten, während Kleinhimtumoren relativ
häufig sind; im späteren Lebensalter vom 40. Jahre an sind Stim-
himtumoren dagegen häufig. In 18^/o der Fälle war der Tumor
doppelseitig und zwar trifiPt dies hauptsächlich für Gummen zu.
Männer sind häufiger befallen als Frauen. Bayerthal bericlitet
über einen Fall von subkortikalem Tumor, unterhalb der motorischen
Region gelegen, bei einer 81jährigen Frau. Hier bestand umschriebene
perkutorische Empfindlichkeit, deren Vorhandensein, wie der Fall
lehrt, durchaus nicht für einen oberflächlichen Sitz der Geschwulst
spricht. Es bestanden schwere Störungen der Intelligenz bis zu
Stupor, was nach Bayerthal iiir tiefen Sitz des Tumors (Zentral-
ganglien und Balken) und gegen ausschließliche Lokalisation in und
nahe der Rinde spricht. Auffällig war eine hochgradige Gleich-
gewichtsstörung und eine auffällige Bewegungsarmut an willkürlichen
Bewegungen, wie man das sonst häufig bei Balkentumoren sieht.
In einem 2. Falle, 87jährige Frau, entwickelten sich zuerst psychische
Störungen, abnorme Reizbarkeit, leichte Verwirrtheitszustände, Aengst-
lichkeit, Verlangsamung der psychischen Akte, Kopfschmerz. Es
trat dann ein moriaartiges Wesen auf, dazu kamen epileptische
Anfiille, rechtseitige Parese, Empfindlichkeit über dem linken
Stirnbein, Stauungspapille, besonders links, Benommenheit, Agra-
phie und zum Schlüsse Lähmung einzelner Himnerven. Bei der
Sektion fand sich ein großes Sarkom, das von der Basis des linken
Schläfenlappens ausgegangen war und auf das Stimhim übergegriffen
120 BedHch.
Hirntumoren, hatte. Auch Erbslöh beschäftigt sich mit den Beziehungen der
Stimhimtumoren zu psychischen Störungen. Bei einem 15jährigen
Knaben traten Kopfschmerz, Erbrechen und dann Delirien auf, teil-
weise vom Charakter der Beschäftigungsdelirien ; der Kranke ist
desorientiert, verkennt Personen. Die Psychose klingt allmählich
ab, dagegen tritt rechtseitige Hemianopsie, rechtseitige Fazialis-
parese, Erbrechen, Pulsverlangsamung, leichte Gleichgewichtsstörung
auf. Nach vorübergehender Besserung neuerliches Einsetzen der
Erscheinungen. Erbslöh diagnostiziert einen Tumor im Marke
des linken Okzipitallappens und gibt in eingehender Weise
eine Erklärung der vorhandenen psychischen Störungen. 2 Fälle
von Hirntumoren, ausgehend vom Akustikus, beschreibt L 6p ine.
In beiden begannen die Erscheinungen mit Taubheit, der sich bald
gleichseitige Fazialislähmung anschloß, worauf die anfänglich nur
angedeuteten allgemeinen Tumorerscheinungen rasch zunahmen.
Gleich Monakow denkt auch Lupine an die operative Entfernung
solcher Geschwülste. Duret gibt eine üebersicht über Hinter-
haupts- und Schläfenlappentumoren. Bei den ersteren ist
homonyme Hemianopsie relativ selten isoliert vorhanden, weit häufiger
ist dieselbe von aphasischen Störungen, Lesestörungen, Hemiplegie
und Hemianästhesie begleitet. Schläfenlappentumoren haben als
einziges Herdsymptom Störungen des Hörvermögens, speziell fehlen
die Bewegungen des Lauschens, so daß sie nur aus den Begleitsym-
ptomen zu diagnostizieren sind. In einem Falle von Paviot — Tumor
im Plexus chorioideus des vierten Ventrikels — bestand Parese aller
vier Extremitäten, Eomberg, Herabsetzung respektive Fehlen der
Sehnenreflexe, Atrophie des Nervus opticus, Pupillenstarre und In-
telligenzstörung. Interessant ist, daß im weiteren Verlaufe ein ileus-
artiger Zustand mit flüiulentem Erbrechen sich entwickelte, weswegen
die Laparotomie ohne Erfolg gemacht wurde. Bei der Obduktion
fand sich ein das Kleinhirn und die Medulla oblongata
komprimierender, großer Tumor im vierten Ventrikel, vom Plexus
chorioideus ausgehend. (Leider fehlt der mikroskopische Befund.)
Fäkulentes Erbrechen bei nervösen Affektionen ist ungemein selten.
Heningiüs. Sänger bespricht 8 Fälle von tuberkulöser Meningitis, in
denen die Veränderungen zirkumskripter Natur waren. In einem
Falle bestand Aphasie und rechtseitige Hemiplegie, in einem zweiten
rechtseitige Hemiplegie. Es ergibt sich daher, daß man in Fällen
zerebraler, mit Fieber einhergehender Herderkrankungen stets auch
an zirkumskript auftretende tuberkulöse Meningitis denken muß,
insbesondere, wenn sonstige Hinweise für Tuberkulose vorliegen.
Krankheiten des Nervensystems.
121
Bei der mikroskopischen Untersuchung finden sich übrigens in
solchen Fällen auch an gesund erscheinenden Partien entzündliche
Veränderungen. Schließlich erwähnt Sänger, daß er in 5 Fällen,
wo er die Diagnose tuberkulöse Meningitis stellte — die Lumbal-
punktion ergab fireilich ein negatives Kesultat — Heilung eintreten
sah. Einen interessanten Fall beschreibt auch Stark. Hier trat
bei einer 27jährigen Schneidersfrau unter fieberlosem Verlaufe recht-
seitige Gesichts- und Extremitätenlähmung mit Sensibilitätsstörungen
und linkseitige Okulomotoriuslähmung auf. Anftnglich Pulsverlang-
samung, Kopfschmerz u. s. w. Die Sektion ergab basale tuberkulöse
Meningitis mit einem schwartigen Exsudat, zum Teile verkäsend,
das bis auf 2 mm Tiefe in die mediale Seite des linken Himschenkels
hineinreichte. Bei 15 Fällen tuberkulöser Meningitis, die Orgl-
meister beobachtete, ergab die Lumbalpunktion meist ganz
leicht getrübte Flüssigkeit, bei der jedoch nur in einer relativ kleinen
Zahl nachträglich Gerinnselbildung aufbrat; dies Vorkommnis ist
demnach nicht charakteristisch fiir tuberkulöse Meningitis. In 60®/o
der Fälle ließen sich im Punktate Tuberkelbazillen nachweisen. Es
ist also nur der Bazillenbefund charakteristisch. Einen Fall von
tuberkulöser Pachymeningitis externa beschreibt Her tle,
wo Erscheinungen eines Tumors mit hemiparetischen Erscheinungen
bestanden hatten und es zu einer sichtbaren Vorwölbung am Schädel
infolge von Oedem gekommen war. Der Patient wurde operiert,
worauf die Himerscheinungen sich besserten, starb jedoch 2 Monate
später infolge anderweitiger tuberkulöser Prozesse. Bei der Sektion
erwies sich der Knochen über der operierten Dura als intakt. Ein
2. Fall von Pachymeningitis externa superior, über den Her tle be-
richtet, schloß sich an eine eitrige Mittelohrerkrankung an, ohne daß
eine direkte Verbindung zwischen beiden Eiterherden bestanden hatte.
Der Fall wurde durch Operation geheilt, üeber 2 Fälle eitriger
Meningitis mit eigenartigem Verlaufe berichtet Donath. Der
eine schloß sich an eine eitrige Ohraffektion an und ist dadurch be-
merkenswert, daß er durch 6 Wochen eine nahezu vollständige Re-
mission der Erscheinungen aufwies, worauf erst die letal endigende
neuerliche Verschlimmerung folgte. Die verschwunden gewesenen
Patellarreflexe waren während der Bemission wieder auszulösen.
Während bei der Lumbalpunktion Streptokokken nachweisbar waren,
wurden bei der Autopsie im Eiter Staphylokokken gefunden. Es
wurde eine Trepanation des Warzenfortsatzes gemacht, die aber
keinen Effekt hatte. Donath ist der Meinung, daß eine Trübung
des Liquors eine Trepanation nicht kontraindiziere. Er glaubt, daß
Lnmbal-
ponktion.
Pachy-
meningitis.
Eitrige
Meningitis.
122
Redlich.
Sinas-
thrombose.
die Heilung eitriger Meningitiden darch Abkapselung und Bildung
intermeningealer Abszesse erfolgt, üeber 2 der seltenen Fälle von
eitriger Thrombophlebitis der Sinus cavernosi und Me-
ningitis im Anschluß an Zahnkaries berichtet Damianos. Es trat
zunächst Periostitis des Kiefers mit eitriger Einschmelzung der
Weichteile auf, dann Schüttelfröste, Benommenheit, Protrusion des
Bulbus, Oedem der Augenlider, Zyanose, Papillitis n. optici. Manche
der Fälle zeigen auch Himnervenlähmungen. Damianos schließt
sich der Meinung an, wonach in solchen Fällen der Versuch eines
operativen Eingriffs berechtigt sei.
Myelitis. Bflckenmark« Mönckeberg berichtet über einen Fall von Lan-
dry scher Paralyse. Bei einer 12jährigen Patientin stellte sieb
nach einer körperlichen Anstrengung Fieber, Kopfschmerz, Erbrechen
ein, auch Zeichen von Nephritis bestanden. Am 4. Tage Schwäche
in den Beinen, die rasch zunimmt, die Arme ergreift und zu totaler
Lähmung der Extremitäten ohne Sensibilitätsstörung und Verlust der
Sehnenreflexe fuhrt. Unter zunehmender Atemnot und Herzschwäche
tritt am 18. Tage der Exitus ein. Der Obduktionsbefund ergibt
trübe Schwellung der Nieren, kleine Blutungen im Rückenmark. Bei
der mikroskopischen Untersuchung finden sich Erscheinungen einer
akuten Poliomyelitis, so daß der Fall unter die myelitische Form
der L an dry sehen Paralyse gehört. Bei einer 87jährigen Frau aus
der Beobachtung Jelly s traten zunächst die Erscheinungen von
Brown-S6quardscher Lähmung, rechts motorische, links vorwie-
gend sensible Lähmung auf. Rückgang der Erscheinungen, dann
plötzlich wiederum Einsetzen derselben, wobei aber jetzt das linke
Bein gelähmt und das rechte analgetisch ist. Dieser Zustand blieb bis
zum Tode bestehen. Die Sektion ergab neben chronischer Nephritis
einen myelitischen Erweichungsherd zwischen drittem und f&nftem
Dorsalsegment, der aus zwei Herden zusammengesetzt ist, aus einem
rechten kleineren und einem linken ausgesprocheneren. Es war also
hier eine Myelitis in zwei Etappen aufgetreten. Schmerzen, die lange
Zeit hier vorhanden waren, führt Jelly, da Meningitis fehlte, auf Rei*
zung der schmerzleitenden Fasern zurück. Gell6 berichtet über
Rückenmarks* einen 81jährigen Mann, der Syphilis akquiriert hatte und einige
Monate später schon über Kopfschmerz zu klagen hatte. Kurze Zeit
darauf trat, nachdem er schon seit längerer Zeit über Rückenschmer-
zen zu klagen hatte, plötzlich Blasenstörung auf, dann Schwäche der
Beine und Unsicherheit beim Gehen. Die Erscheinungen verschlim-
merten sich, es traten Urinretention , Brown -Söquardscher Sym-
syphUiB.
Krankheiten des Nervensystems. 123
ptomenkomplex (rechts motorische, links sensible Lähmung) ein.
Nach energischer antiluetischer Kur Besserung der Erscheinungen;
der Brown-Söquardsche Symptomenkomplex ist nahezu vollständig
verschwunden, die Blasenstörungen zurückgetreten. Vielleicht hat
in diesem Falle för das frühzeitige Auftreten der Erscheinungen eine
beruflich gegebene üeberanstrengung und Erschütterung des Rücken-
marks eine Rolle gespielt. Die so schwierige Differentialdiagnose
zwischen Syphilis und multipler Sklerose behandelt neuerdings Haitipie
Pini auf Grund einer Reihe von Fällen. So erwähnt er eines typi- Sklerose,
sehen Falles von multipler Sklerose mit nahezu fehlender Pupillar-
reaktion, worin sich übrigens Schwankungen zeigten, so daß Pini
den Fall zur multiplen Sklerose rechnet. Ein Fall, der den Brown-
S^quardschen Symptomenkomplex aufwies, daneben aber Nystag-
mus und Abblassung der Papille, zeigte auf antiluetische Kur be-
deutende Besserung der Erscheinungen, was jedenfalls für die
Annahme von Syphilis spricht. Ein anderer Fall mit Brown-
Söquard scher Lähmung und SchwindelanfUlen zeigte zwar einen
etwas zweifelhaften Nystagmus, sonst aber nichts frir Syphilis Cha-
rakteristisches. Li diesem Falle stellt Pini die Wahrscheinlichkeits-
diagnose der multiplen Sklerose. Endlich sei ein Fall erwähnt, wo
die Differentialdiagnose der multiplen Sklerose gegenüber der Hysterie
in Betracht kommt. Er betrifft einen 84jährigen Mann mit Nystag-
mus, partieller Optikusatrophie mit zentralem Skotom, Bewegungs-
imsicherheit im linken Arm und Beine, Babinskischem Phänomen.
Dagegen fand sich linkseitige Hemianästhesie mit Beteiligung der
sensorischen Funktionen. Auch die Gangstörung hatte etwas der mul-
tiplen Sklerose Fremdes, so daß Pini die Kombination von multipler
Sklerose und Hysterie diagnostizierte. Rosenfeld berichtet über einen
der seltenen, von Bruns kürzlich beschriebenen Fälle von multipler
Sklerose, wo Kopfschmerz, Erbrechen, Schwindel, Ataxie und Seh-
störung vorhanden war, der eine typische Stauungspapille, in leichte
Optikusatrophie übergehend, entsprach. Die Diagnose lautete zu-
nächst auf Kleinhimtumor. Die Symptome zeigten jedoch deutlichen
Wechsel, es trat Besserung auf, worauf allmählich immer mehr und
mehr die Erscheinungen der multiplen Sklerose sich einstellten.
Letztere wurde auch bei der Obduktion in typischer Weise nach-
gewiesen. Speziell ist zu erwähnen, daß sich auch im Chiasma und
im rechten Optikus Herde fanden. Rosenfeld führt das Auftreten
der Stauungspapille bei multipler Sklerose auf Herde dicht hinter
der Papille zurück. Charakteristisch für diese bei der multiplen
Sklerose auftretenden Stauungspapille ist das rasche Zurücktreten,
124 RedHch.
der Ausgang in Heilung oder leichte Atrophie. Wiederum ist über
Tabes. eine Reihe von Arbeiten bezüglich der Aetiologie der Tabes zu
berichten, y. Leyden vertritt neuerdings seinen bekannten Stand-
punkt in der Aetiologie der Tabes. Er berichtet weiteres über
2 Fälle von Tabes, die er als traumatische auffaßt und bespricht bei
dieser Gelegenheit überhaupt den Einfluß von Traumen auf die Ent-
wicklung von organischen Nervenaffektionen , er betont weiter den
Einfluß von üeberanstrengungen für die Entwicklung von Tabes,
so z. B. das Auftreten derselben bei Maschinennäherinnen, dann das
Auftreten zervikaler Tabes bei Menschen, die die obere Extremität
besonders anstrengen. Zu Ghinsten dieser Anschauungen fuhrt er die
bekannten Experimente von Edinger und Hei hing bei Ratten an.
Er erwähnt dann 8 Fälle von Tabes, wo angeblich ohne Syphilis
infolge heftiger Erkältungen und Durchnässungen Tabes aufgetreten
sein soll. Bei 128 Fällen von Tabes, über die Schittenhelm be-
richtet, war in 65 ^/o Lues nachweisbar, bei den Frauen bloß in 54®/o.
In der Mehrzahl der Fälle folgt also die Tabes einer vorausgegangenen
Syphilis. Außer der Lues kommen noch Strapazen, Erkältungen,
hereditäre Belastung u. s. w. in Betracht. Li 17,6°/o der Fälle fehlen
nachweisbare Ursachen. Trauma und Syphilis fanden sich in nicht
ganz 4®/o, Trauma allein in einer gleichen Zahl. Eine eigentliche
traumatische Tabes gibt es nach Schittenhelm nicht, das Trauma
spielt nur die Bolle einer Hilfsursache. Li einem eigenen Falle trat
nach einem Trauma Tabes und traumatische Hysterie auf, wobei
Schittenhelm der Hysterie eine prädisponierende Rolle für das
Auftreten der Tabes zuschreibt (?). Bei Arbeitern tritt nach Sarb6
die Tabes relativ früher auf, als bei bemittelten Leuten, wofür
schlechte Ernährung und Ueberanstrengung, Alkohol u. s. w. ver-
antwortlich sein dürften. Hier ist auch die Tabes bei Frauen häu-
figer, als bei den reicheren Klassen. Bei Arbeitern ließ sich in 48^/o,
bei Privatpatienten in 53°/o sichere Syphilis nachweisen, bei nicht
tabischen Arbeitern bloß in B'/i'/o. Li 60*/o der Fälle waren Ano-
malien in Bezug auf die Nachkommenschaft (Abortus, Sterilität) nach-
weisbar. Sarb6 gibt hierauf eine Uebersicht über die Häufigkeit
der einzelnen Symptome, die nichts Neues ergibt. Einen Fall juveniler
Tabes, 84jähriges Mädchen, Virgo, die seit 10 Jahren besteht, be-
schreibt Lins er. Der Vater hatte Syphilis gehabt und starb an
Paralyse. Von Symptomen waren nachweisbar Pupillendifferenz,
rechts Pupillenstarre, Romberg, Fehlen der Sehnenreflexe, Sensi-
bilität intakt. Ein Gegner der Syphilisätiologie ist gleich Gläser
Friedländer. Er stützt sich hauptsächlich darauf, daß in vielen
Krankheiten des Nervensystems. 125
Ländern, wo die Syphilis ungemein verbreitet, ja endemisch ist,
Tabes und Paralyse sehr selten sind oder ganz fehlen. Die hohen
Zahlen von Fournier nnd Erb beweisen nur die Häufigkeit der
Syphilis. (Hier werden die Gegenzahlen von Erb oder von Sarb6,
s. 0., über die Häufigkeit der Syphilis bei Nichttabischen ignoriert.) Da
immer wieder auf das Fehlen wirklicher syphilitischer Veränderungen
bei Tabikem und Paralytikern hingewiesen wird, seien 2 Fälle von
Gaucher erwähnt, die einen Tabiker mit papulösem Syphilid am Beine
imd einen Paralytiker mit Psoriasis syphilitica speziell an der Hand
betreffen. Insbesondere von französischer Seite ist daraufhingewiesen
worden, daß das Symptom der reflektorischen Pupillenstarre eigentlich
weniger tabisch, als syphilitisch sei. In diesem Sinne sei ein Fall von
Finkelburg erwähnt, Sjähriger Knabe, dessen Vater Syphilis und Tabes
gehabt hatte, und der Pupillendifferenz und einseitige Pupillenstarre
darbot. Sonstige Erscheinungen von Tabes fehlten, so daß zunächst bloß
die Diagnose der hereditären Syphilis zu machen war. Ein 2. Fall,
Ißjähriges Mädchen, dessen Vater Syphilis gehabt hatte und Tabes
incipiens zeigt, dessen Mutter an progressiver Paralyse leidet, zeigt
beiderseitige Lichtstarre der Pupillen und einseitiges Fehlen der
Konvergenzreaktion. Viel nähere Beziehungen zur Tabes hat ein
von Schittenhelm beschriebener Fall. Klinisch bestand hier bei
einem 41jährigen Manne, der Syphilis leugnete, bloß PupiUenstarre,
während die mikroskopische Untersuchung des Rückenmarks bereits
eine beginnende Tabes im oberen Dorsalmark nachweisen ließ. Ein
2. Fall, 28jährige Frau, sichere Syphilis mit tertiären Erscheinungen,
zeigte Abduzensparese, Pupillendifferenz, beginnende Optikusatrophie,
hypästhetische Zonen am Rumpfe und im ülnarisgebiete. Diese Er-
scheinungen traten teilweise zurück, jedoch stellten sich zerebrale
Symptome ein, die die Diagnose einer beginnenden progressiven
Paralyse nahelegten. Auf eine energische antiluetische Kur Rück-
gang aller Erscheinungen bis auf linksseitige Optikusatrophie. V7äh-
rend die Mehrzahl der Verfechter der Syphilisätiologie der Tabes
letztere nicht als eigentlich syphilitische Erkrankung auffaßt, son-
dern eine mehr indirekte Abhängigkeit von der Syphilis voraussetzt
(Farasyphilis Fournier, Metasyphilis Möbius), sucht Leredde,
freilich bloß auf theoretische Erwägungen hin, zu beweisen, daß die
Tabes wirkliche Syphilis sei und durch eine antisyphilitische Kur
geheilt werden müsse. In neuerer Zeit hat der Nachweis des Fehlens
des Achillessehnenreflexes für die Diagnose der Tabes eine immer
größere Bedeutung gewonnen. Auch Kollarits weist auf die Wich-
tigkeit dieses Symptoms ftir die Frühdiagnose der Tabes hin. Zu den
126
Redlich.
Tabes.
Spasüsohe
Spinalparalyse.
Frühsymptomen gehören weiter Pupillenstarre und Hypotonie. Auch
Fla tau spricht sich in ähnlichem Sinne aus, während dem Fehlen
des Trizepsreflexes, da derselbe auch normal fehlen kann, keine be-
sondere Bedeutung zukommt. Auch konstant vorhandene Sensi-
bilitätsstörungen müssen den Verdacht auf beginnende Tabes lenken.
Lähmungen des Akzessorius bei Tabes sind relativ selten. Mehrere
hierher gehörige Fälle berichtet Seyffer, wobei er die Symptomato-
logie solcher Lähmungen genauer bespricht und zugleich zum Schlüsse
kommt, daß die Kehlkopfinnervation unabhängig vom Akzessorius
ist, so daß Kehlkopf lähmungen , wenn vorhanden, auf eine Vagus-
affektion hinweisen. Neutra berichtet über 2 Fälle von Tabes, in
deren einem eine Kombination von Tabes und multipler
Sklerose angenommen wird, und die zugleich Dupuytrensche
Kontrakturen aufwiesen. Er ist geneigt, dieselben mit dem
spinalen Prozesse in Zusammenhang zu bringen und als trophische
Störung aufzufassen. Durch französische Autoren, Widal, Sicard,
wurde auf einen neuen Behelf der Tabesdiagnose hingewiesen, indem
dieselben zeigten, daß bei allen syphilitischen und metasyphili-
tischen Erkrankungen des Zentralnervensystems in dem durch die
Lumbalpunktion gewonnenen Liquor cerebrospinalis ein vermehrter
Lymphozytengehalt nachweisbar ist. Schoenbor bestätigt diesen
Befund nach seinen Untersuchungen und führt denselben auf die so
häufigen meningealen Veränderungen, resp. Reizzustände der Me-
ningen zurück. Dieser vermehrte Lymphoz3i;engehalt kann unter
Umständen für die Diagnose der Frühformen der Tabes verwendet
werden. Die Ansichten über die Pathogenese der Tabes sind noch
immer nicht zum Abschlüsse gekommen. Neuerdings nehmen Marie
imd Guillain an, daß das Primäre der Tabes eine Läsion des
ganzen hinteren lymphatischen Systems des Rückenmarks sei, welche
Läsion auf die hinteren Wurzeln und Hinterstränge übergreift.
Pändy wiederum sieht das Primäre in einer Erkrankung der Hinter-
strangsfasem, die in bestimmten Abschnitten derselben beginnt, von
wo aus der Prozeß wahllos auf andere Fasern übergreift, so daß die
Tabes nur eine pseudosystematische Erkrankung wäre. Erb be-
spricht nach längerer Zeit auf Ghrund des inzwischen gesammelten
Materiales nochmals die Frage der Existenzberechtigung der
spastischen Spinalparalyse, deren Symptome aus Spasmen,
Steigerung der Sehnenreflexe, B a bin skischem Phänomen mit Aus-
schluß aller anderen Symptome bestehen, und sieht dieselbe heute als
gesichert an. Anatomisch entspricht derselben nicht immer eine
reine Läsion der Pyramidenbahn, sondern eine Affektion der hinteren
Krankheiten des Nervenffystems. 127
Seitenstrangaanteile. Für die von ihm aufgestellte sog. syphilitische
Spinalparalyse, ftür die klinisch außer den spastischen Erscheinungen
noch Sensibilitäts- und BlasenstOrungen charakteristisch sind, hat die
anatomische Untersuchung einschlägiger Fälle kombinierte System-
erkrankung, entweder rein oder verbunden mit lokalen und partiellen
Querschnittsläsionen im Dorsalmark, ergeben. Hingegen bestreitet
Rothmann auf Grund seiner oben erwähnten Untersuchungen über
die Funktion der Pyramidenbahn die von Erb aufgestellten Thesen.
Auf Rechnung der Pyramidenläsion kann nur Steigerung der Sehnen-
reflexe kommen, eventuell auch eine leichte Schwäche der Extremi-
täten , während die spastischen Zustände Folge einer auf die Vor-
derhomzellen exzitierend wirkenden Veränderung, wahrscheinlich
verschiedener Ursache, sind. Eine 46jährige Frau, die Hänel be-
schreibt, zeigte den typischen Befund einer amyotrophischen Amyo-
Lateralsklerose mit bulbärem Beginn und vorwiegend halbseitigen ^Latena- ^
Erscheinungen; V* Jabr vor dem Tode entwickelten sich psychische Sklerose.
Störungen. Mikroskopisch fanden sich Veränderungen der Ge&ße
in Form von Arteriosklerose und Intimawucherungen, an den kleinen
Gefößen, interadventitielle Rundzelleninfiltration, dann Zelldegene-
rationen und Schwund in den Kernen der Hirnnerven und den Vor-
derhOmem, Pyramidenseitenstrangsdegeneration vom Himschenkel-
fuß bis in das Sakralmark, außerdem Degeneration im hinteren
Längsbündel, in den Vorder- und Seitenstrangresten , in der Klein-
himseitenstrangbahn und im Go wer sehen Bündel. Es zeigt also
der Fall, daß die amyotrophische Lateralsklerose durchaus nicht eine
streng systematische Erkrankung darstellt, vielmehr soUen in ihrer
Pathogenese vaskulär-toxämische Bedingungen eine RoUe spielen
können. Nach Fürnrohrs Zusammenstellung ist die Brustwirbel-
säule am häufigsten Sitz von Verletzungen. Er gibt auch die inter-
essanten Krankengeschichten von 6 FftUen von Verletzungen Traomatische
des Rückenmarks und der Wirbelsäule, die ihn zu "^t^r- J|J^^^^^"
essanten Ergänzungen der für die Segmentdiagnosen wichtigen Lokali-
sationslehre führen. Er schließt sich der Ansicht von Müller an,
wonach die Reflexvorgänge für die Blase und den Mastdarm extra-
spinal in sympathischen Zentren ablaufen. Luxemburger hat es
auf Grund experimenteller Studien versucht, über strittige Fragen
der traumatischen Rückenmarkserkrankungen Aufschluß zu gewinnen.
Distorsionen und rasch einwirkende Quetschungen bewirken Disloka-
tion der grauen Substanz des Rückenmarks , umftngliche Blutungen
und Degenerationen der nervösen Substanz, während bei reinen
Zerrungen vor allem ausgedehnte Degenerationen sich finden. Nach
128 Redlich.
seinen Untersuchungen gibt Luxemburger die Möglichkeit einer
reinen Erschütterung des Eückenmarks ohne Läsion der Wirbel-
säule zu.
Polyneuritis. PeripheriBche Narren. Erbslöh berichtet über eine 40jährige,
an Karzinom leidende, durch Blutverluste herabgekommene Frau,
welche in 5 Tagen 10,0 Sulfonal erhielt. Es traten Schmerzen in
der Wade, Lähmung erst der unteren, dann der oberen Extremitäten
auf, nach 16 Tagen Lähmung der Atemmuskulatur; auch psychische
Störungen waren vorhanden gewesen. Bei der mikroskopischen
Untersuchung fand sich eine ausgedehnte Polyneuritis parenchy-
matöser Art, die in den distalen Teilen am ausgebildetsten war.
Ein Fall von Gaspero, 39jähriger Mann, erkrankte unter AUgemein-
erscheinungen und nervösen Symptomen, die zunächst an einen Hirn-
tumor denken ließen. Allmählich zeigte sich, daß dem Ganzen eine
schwere Polyneuritis mit Beteiligung des Zerebrums und der bulbären
Nerven zu Grunde liegt und der Fall ging in Heilung über. Selten
ist die in diesem FaUe entstandene Kaumuskellähmung. Bei einem
82jährigen Manne aus der Beobachtung Eos es entwickelte sich nach
einem Trauma — Sturz auf den Arm in der Trunkenheit — eine
Lähmung mit Beteiligung der Erbschen Muskeln. Dazu kamen
Lähmung des Supraskapularis und Subskapularis, des Stemokleido-
mastoideus, KukuUaris und endlich des Hnken Phrenikus und Hals-
HypoglossuB. Sympathikus. Einen der seltenen Fälle peripherischer Hypo-
glossuslähmungbei einer 29jährigen Frau, die sich im Anschlüsse
an eine schwere, fieberhafte Angina entwickelt hatte, beschreibt
Pansky. Bei einem 8jährigen Knaben aus der Beobachtung von
Okulomotorins. Schilling trat zum ersten Male totale linkseitige Okulo-
motoriuslähmung auf, die sich in den folgenden 7 Jahren immer
wiederholte, wobei die einzelnen Anfalle durch Schmerzen in der
Stimgegend, Erbrechen und AUgemeinerscheinungen eingeleitet waren.
Bei dem Kranken und in der Familie fehlt Migräne. Ballance
Fazialifl. bespricht die Behandlung ungeheilter Fazialislähmungen
durch Einpflanzung des Akzessorius in den FaziaUs, die im allge-
meinen gute Eesultate gibt, nur daß die Gesichtsbewegungen immer
im Vereine mit den Schulterbewegungen erfolgen. In der Euhe ist
die Gesichtsdifferenz sichtbar. Ballance empfiehlt für die Zukunft
mehr die Einpflanzung des Hypoglossus, als die des Akzessorius.
Dieses operative Vorgehen ist dann berechtigt, wenn 6 Monate nach
dem Eintreten einer Fazialislähmung keinerlei Anzeichen von Besse-
rung sich zeigten. Sehr interessante Beiträge zur Kenntnis der noch
Krankheiten des Nenrensystems. 129
wenig gekannten Polymyositis auf Grund eines relativ reich- Polymyositis,
haltigen Materials gibt Oppenheim. Er liefert zunächst eine Dar-
stellung des allgemeinen Symptomenbildes, aus dem hervorgehoben
seien: der akute Beginn unter AUgemeinerscheinungMf SchmerzeUi
BewegungsstdrungeUf Druckempfindlichkeit der Muskulatur und Kon-
sistenzvermehrung derselben, Oedem und Schwellung in der Tiefe,
häufig auch Dermatitis mit Exanthemen. Der Verlauf ist fieberhaft,
68 entwickeln sich Kontrakturen, manchmal auch Atrophien. Sehr
häufig sind auch Schleimhautaffektionen, Stomatitis und Angina, selten
sind Blutungen in die Haut und Muskulatur, aber auch Hämaturie,
Nasenbluten kommen vor. Eine bisweilen beobachtete Komplikation ist
Nephritis. In einem FaUe eigener Beobachtung kam es zu multiplen
Geschwürsbildungen an den Schleimhäuten der Mund- und Rachen-
hOhle. Einmal beobachtete Oppenheim Konjunktivitis und Iritis;
er nimmt auch an, daß die Sklerodermie unter den Erscheinungen
einer Dermatomyositis sich entwickeln kann und umgekehrt die
Dermatomyositis Ausgang in Sklerodermie nehmen kann. Die sub-
akuten Fälle können in Heilung übergehen, wobei Oppenheim
energische Diaphorese, Thermomassage, Elektrizität und Gymnastik
empfiehlt.
NenroBen. Biro gibt auf Grund von über 800 Fällen zunächst
eine statistische Uebersicht bezüglich der Epilepsie. In 60^/o der Epilepsie.
Fälle war die Erkrankung in den ersten 20 Lebensjahren aufgetreten;
die Berechtigung einer Epilepsia tarda erkennt er nicht an. Trauma
spielt eine große Bolle, Syphilis nicht in dem Maße, als vielfach
angenommen wird. lO^/o der Fälle schlössen sich an Infektionskrank-
heiten an. Alkoholismus und insbesondere Heredität sind ätiologisch
von der größten Bedeutung, Auch in symptomatologischer Beziehung
verwertet Biro seine Fälle. In 28®/o der Fälle bestand typische
Aura, 14 ^/o der Fälle waren geistesschwach, in 60^/o der Fälle nahmen
die freien Intervalle ab und nur in 12 ^/o zu. Herr mann berichtet
über 2 Fälle jahrelang dauernder Epilepsie, bei denen sich dann
eigentümliche hysterische Symptome und Anfälle einstellten. Für
das Auftreten der letzteren waren psychische Momente, in einem
Falle ein Traum, anzuschuldigen. Eine 21jährige Frau aus der Be-
obachtung Oreites litt seit ihrem 2. Lebensjahre an typischen
epileptischen Anfällen, denen sie nach einem Status epilepticus er-
lag. Bei der Sektion fanden sich [multiple, zum größten Teile in
der Hirnrinde sitzende kavernöse Angiome, deren größtes Verkal-
kungen und Verknöcherungen aufwies. 0 reite sieht dieselben als
Jahrbuch der praktischen Medizin. I90i. 9
130
Redlich.
EpUepsie. die Ursache der Epilepsie an. Es ist schon mehrfach auf die B e-
Ziehungen zwischen Epilepsie und Hemikranie hin-
gewiesen worden, man hat von Uebergängen beider Krankheiten
gesprochen. --Strohmayer gibt zu, daß Migräne und Epilepsie
öfters nebeneinander vorkommen (meist war dann letztere später
aufgetreten); er läßt jedoch einen Uebergang beider Krankheiten
nicht gelten. Ballint empfiehlt neuerdings die diätetische Behand-
lung der Epilepsie. Die Kost soU zunächst bestehen aus Milch,
Butter, Eiern, Obst und aus mit Bromnatrium gesalzenem Brote
(Bromopan). Im Notfalle können auch Gemüse, Mehlspeisen und
Fleisch, jedoch ohne Kochsalz und mit Bromnatrium gesalzen, ge-
stattet werden. Auch Mayer erkennt die Wirksamkeit der koch-
salzarmen Diät, speziell auch in Form des Bromopans, an. Hingegen
hat er von der Zerebrintherapie wenig Erfolg gesehen. Er empfiehlt
auch die Bromverabreichung in abwechselnd steigenden und fallenden
Dosen. Donath berichtet über einen Fall genuiner Epilepsie, wo
nach Elraniektomie die seit Jahren bestehenden Anfalle sistiert hatten.
Ein 2. Fall, nach Schädeltrauma aufgetreten und Folge einer trau-
matischen Enzephalitis, wurde gleichfalls durch eine Kraniektomie
gebessert. Auch in einem 8. Falle, Himerweichung mit Hemiplegie,
war nach der Operation vorübergehend Besserung eingetreten. Ein
4. Fall, wahrscheinlich Ghimma\ starb nach wenigen Wochen. In
der Literatur finden sich vereinzelte Angaben, die das Fehlen
Hysterie, des Patellarreflexes bei Hysterie als möglich erscheinen
lassen. Nonne berichtet nun über 2 FäUe mit sorgfältigster Be-
obachtung, in denen sich bei Männern nach leichten Traumen das
Bild schwerer Hysterie entwickelt hatte. In dem einen Falle war
während eines Stadiums hysterischer Paraplegie durch längere Zeit
Fehlen des Patellarreflexes zu konstatieren, der dann wieder vor-
handen war, im 2. Falle bestand dieses Phänomen sogar 2mal,
Imal während eines Stadiums von hysterischer Astasie und Abasie,
ein andermal bei hysterischer Paraplegie. Nonne erklärt das Ver-
schwinden des Patellarreflexes aus der bestandenen starken Hypo-
tonie. Ughetti berichtet über einen FaU hysterischen Fiebers,
der durch seine lange Dauer besonders bemerkenswert ist. 6 Monate
hindurch bestand Fieber, welches durch 3 Monate regelmäßigen
Wechsel von einer Temperatur von 35* Morgens bis zu 43 — 44® am
Abend zeigte. Der Ausdruck hysterisches Fieber ist nach Ughetti
nur ein provisorischer, richtiger wäre Hyperthermie, indem nicht in
allen Fällen alle Charaktere des Fiebers, wohin nebst der Steigerung
der Temperatur Aenderung der Puls- und Atemfrequenz und des
1
Krankheiten des Nenrensystems. 131
Stoffwechsels gehören, ausgesprochen sind. Schlüter berichtet
über einen Fall von hysterischer, traumatischer Chorea
bei einem d5jährigen Arbeiter, die sich durch eigentümliche, rhyth-
mische, stereotype Bewegungen auszeichnete und auch sonst allerlei
hysterische Zeichen darbot. Fischer faßt die sog. elektrische
Chorea und die Myoklonie zusammen und unterscheidet eine
hysterische Form (Bergeron sehe Chorea), eine epileptische Form
(Un verriebt sehe FäUe) und eigentliche Myoklonien, unter welchen
er wiederum die H e n o c h sehe Form vom Paramyoclonus multiplex ab-
grenzt. In seltenen Fällen von Chorea kommt es zu mehr oder minder Chorea,
ausgesprochenen Lähmungen, Chorea moUis. Nach Uebersicht der
bisher beschriebenen Fälle gibt Kind fleisch die Krankengeschichte
zweier hierhergehöriger Fälle, deren einer in Heilung überging, der
andere an einer Endokarditis verstarb. Die Untersuchung des Nerven-
systems ergab normale Verhältnisse, während in der Muskulatur
sich deutliche histologische Veränderungen, Alterationen der Muskel-
fasern, Vermehrung der Muskelkeme, Infiltrate im interstitiellen
Oewebe u. s. w. nachweisen ließen. Eind fleisch hält einen Zu-
sammenhang dieser Muskelveränderungen mit den Lähmungszuständen
für wahrscheinlich. Hudovernig berichtet über den Obduktions-
befund eines schweren Falles von Chorea minor bei einem 16jährigen
Mädchen, die sich nach einer rheumatischen Affektion entwickelt
hatte. Bei der histologischen Untersuchung fanden sich im Nerven-
system Veränderungen der Gefäße, speziell in der motorischen Bahn,
Vorhandensein koUoider Kugeln, sog. Choreakörperchen , besonders
in der Fyramidenbahn und den Stammganglien, leichte Veränderungen
der motorischen Rindenzellen , Epend3rmitis und Leptomeningitis
leichten Grades. Er kommt zum Schlüsse, daß die Chorea minor
eine infektiöse Krankheit ist. Die choreatischen Bewegungen sind
Ausdruck einer direkten oder indirekten Eeizung der Pyramiden-
bahn. Ueber 8 Fälle von Huntingtonscher Chorea, zwei
der Kranken waren 47 Jahre alt, eine Kranke 60, berichtet Müller.
In zwei derselben war ausgesprochene Heredität vorhanden nach
der Richtung, daß nebst Huntington scher Chorea Epilepsie und
andere Neurosen vorkamen. Im 3. Falle war keine Heredität nach-
weisbar. Den Obduktionsbefund eines typischen Falles von
Huntington scher Chorea bei einem 47jährigen Manne beschreibt
Stier. Nach seinen Schlußfolgerungen handelt es sich bei der
Huntington sehen Chorea um eine ererbte anormale Anlage der
motorischen Rindenzentren, während die eigentliche Erkrankung auf
NeurogUawucherung in den motorischen Zentren beruht, die mit
132
Redlich.
Besohäfti'
gimgs-
neurosen.
Tetanie.
Teianns.
Erkrankungen der GefUße, Schwand der kleinen und mittleren
Ganglienzellen einhergeht. In lange dauernden Fällen kommt es
dann auch zu leichter Meningitis, Faserdegenerationen, sowie all-
gemeiner Atrophie. In sehr ausführlicher Weise unter Beibringung
eines großen Materiales behandelt Gronbach die Beschäftigungs-
neurosen der Telegraphisten. Mit und ohne Disposition
treten nach längerer Beschäftigung an den Apparaten allerlei ner-
vöse Störungen auf: Schmerzen verschiedener Art, Parästhesien,
Hyper- und Anästhesien der Haut an den Händen, gelegentlich auch
klonische und tonische Krämpfe, Paresen, Tremor, Krampfstellun-
gen ähnlich wie beim Schreibkrampf, dann auch vasomotorische und
sekretorische Störungen der Hände, endlich auch allgemeine nervöse
Störungen. Anfanglich nur während der Arbeit auftretend, finden
sich diese Störungen in stärkeren Graden auch in den Euhepausen,
so daß in solchen Fällen die Prognose eine ziemlich schlechte ist.
Unbedingt notwendig ist das Aussetzen der Beschäftigung, während
Wechsel der Apparate keine Wirksamkeit hat. Freund berichtet
über einen Fall von Tetanie, der sich im Anschluß an eine pro-
trahierte Laktation entwickelt hatte. Nach Ijähriger Pause trat
während neuerlicher Laktation ein epileptischer Anfall auf und dann
das Symptomenbild der Tetanie. Nach neuerlicher Pause (nach einer
Geburt) schwere epileptische An&Ue und Tetanie. Wiederum Ab-
klingen der Tetanie und der epileptischen Anfalle. Es scheint die-
selbe Noxe die Tetanie und die Epilepsie ausgelöst zu haben. Ein
2. Fall betrifft epileptische Anfälle mit der für Tetanie charakteri-
stischen Handstellung, aber ohne sonstige Zeichen der Tetanie. Zwei
weitere Fälle zeigen eine Kombination von Tetanie mit Hysterie.
Auf Grund eines großen Materials beschäftigt sich Peters eingehend
mit der Theorie und der pathologischen Grundlage der
Tetanie, die er als ein organisches Leiden auffaßt, dessen Sub-
strat eine Entzündung des eztraduralen Bindegewebes im Bücken-
mark, Pachymeningitis externa mit Affektion der Nervenwurzeln
und Spinalganglien bilde. Pick hat bereits in mehreren Fällen von
Tetanie Verkalkungen der kleinsten Gefäße im Gehirn gefunden,
denen er eine gewisse Bedeutung für die Tetanie zuspricht. Auf
Grund eines Falles und von Tierexperimenten nimmt Hohlbeck
an, daß Tetanusbazillen unter gewissen Umständen aus der Wunde
in die Blutbahn einwandern können, was dann für die Symptomato-
logie von Bedeutung ist. Eine höchst lesenswerte Darlegung seiner
Theorien über Tetanusgif); und dessen antitoxische Behandlung gibt
V. Behring. Während Frotscher und Holub den Wert des
Krankheiten des Nervensystems. 133
Tetanusantitozins ziemlich hoch anschlagen, h< Schuckmann das-
selbe für wertlos. Bei einer 59jährigen Frau aus der Beobachtung
Kriegers bestanden lange Zeit Erscheinungen eines typischen
Morbus Basedowii. Später, nachdem die Erscheinungen des- Morbns
selben nahezu vollständig verschwunden waren, traten die Symptome B»sedowü.
der Sklerodermie auf, ein Vorkommen, das schon vereinzelt beob-
achtet wurde, was aber nach Krieger nicht fär einen thyreogenen
Ursprung der Sklerodermie spricht. Ein Fall von Voß wurde durch
eine subkutane Infusion von V> ^ physiologischer Kochsalzlösung
wesentlich gebessert. Auch in anderen Fällen hat Voß auf die Weise
Besserungen erzielt. Eine seiner Kranken zeigte Augenmuskel-
lähmungen, eine ein eigentümliches, choreatisches Zittern. Möbius
empfiehlt neuerdings das von ihm in die Therapie eingeführte Serum
von entkropfben Hammeln, über das schon vielfach günstige Resultate
vorliegen. Auch Lanz berichtet über günstige Erfolge mit der Milch
von entth3rreoidierten Ziegen, das auch Möbius als Milchpulver,
Ehodagen, empfiehlt. Auch Burkhardt hat mit der subkutanen
Verabreichung von Merkschem Serum, ebenso mit dem Rhodagen,
günstige Besultate erzielt, so daß er die spezifische Therapie des
Morb. Basedow., sei es mit Milch, sei es mit dem Blute entkropfter
Tiere, warm empfiehlt. Ein Fall von Akromegalie, bei dem die Akromegaiic.
Erscheinungen eines Hirntumors sehr ausgesprochen waren, aus der
Beobachtung Stevens, endete innerhalb kurzer Zeit letal. Bei der
Sektion wurde ein EundzeUensarkom der Hypophysis nachgewiesen.
Ein Fall von Akromegalie, über den Schaff er berichtet, zeigte
klinisch neben den Erscheinungen der Akromegalie Symptome von
Seiten eines Hypophysistumors; wahrscheinlich war in diesem Falle
die Krankheit hereditär. Wie so oft war auch hier Diabetes vor-
handen. Die Hautveränderungen ließen auch an Myxödem denken.
Den im letzten Berichte mitgeteilten Befunden eigentümlicher Muskel-
veränderungen bei der Myasthenie reiht Link neuerdings einen Myasthenie.
Fall an, der einen 43jährigen Mann betrifft, bei dem die Krankheit
sehr rasch verlaufen war; die mikroskopische Untersuchung wies in
den Muskeln eigentümliche Zellinfiltrate nach. Link hält es für
möglich, daß die Zellherde die Lymphzirkulation und damit die Ent-
fernung der Ermüdungsprodukte des Muskels verhindern und so
das Symptom der abnormen Ermüdbarkeit bedingen. Auch in diesem
FaUe wurde eine persistente Thymus nachgewiesen. La einem Falle
von Myasthenie, den Mohr beschreibt, bestand eine Kombination
dieses Leidens mit der B an tischen Krankheit. Auf Ghund eines
sehr ausfuhrlichen Materials gibt Jellinek eine Uebersicht über
134 Bedlich.
BUtz- die durch Blitzverletzung bedingten Schädigungen und die
Verletzungen, hierbei auftretenden nervösen Störungen. In einem Falle trat im
unmittelbaren Anschlüsse an das Trauma eine vor&bergehende
Sinnesverwirrung auf, während in einem 2. Falle dieselbe sich erst
mehrere Wochen danach entwickelte. In 2 Fällen fanden sich auch
im Hirn kleine Hämorrhagien, die als reine Elektrizitätswirkung
aufgefaßt werden. Die Blitzverletzungen haben auch in Bezug auf
die Frage von UnfaUsentschädigungen große Bedeutung, zumal bei
Telegraphen- und Telephonbeamten, da auch durch fernliegende
Gewitter UnfiäUe herbeigeführt werden können.
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b) Psychiatrie«
Zivilisation
und
Geistes-
krankheiten.
Von Prof. Dr. A« Gramer, Direktor d. psychiatrischen KUnik u. Poliklinik
f. psychische u. Nervenkranke in Göttingen.
Unter den allgemeineren Hilfswissenschaften, welche die Psychiatrie
zu der stets komplizierter werdenden Diagnose notwendig hat, gewinnt
Experimentelle immer mehr an Boden die experimentelle Psychologie. Weigandt hat
Psychologie, {j^ kurzen Vorträgen in übersichtlicher Weise alles das zusammengestellt,
was uns die experimentelle Psychologie in mühevollen, langjährigen Unter-
suchungen an Fortschritten in der psychiatrischen Diagnose gebracht hat.
Wie bei uns, wird auch in England darauf hingewiesen, daß ein
gewisser Zusammenhang zwischen den Fortschritten der Zivilisation und
der Zunahme der Geisteskrankheiten besteht. Robert Jones führt das
auch für englische Verhältnisse nach dem dortigen Material aus und betont,
daß eins der dringendsten Bedürfnisse sei, in weiteren Kreisen für die
körperliche und geistige Gesundheit des Volkes zu agitieren, damit nicht
der Staat schließlich Grefahr laufe. Im engeren Kreis weist Gramer nach,
daß es unbedingt notwendig sei, daß auch in der Psychiatrie eine wirksame
Prophylaxe in Angriff genommen werde. Wie man bereits von Staats
wegen vorgegangen sei, um die Trunksucht, die Tuberkulose, die Geschlechts-
krankheiten und den Krebs zu bekämpfen, so sei es auch ein dringendes
Erfordernis, dafür zu sorgen, daß die nervös Erschöpften und die durch
den Kampf ums Dasein in ihrer psychischen Widerstandsfähigkeit erschüt-
terten Individuen in geeigneten Sanatorien Erholung und Gesundung finden,
bevor sie als unheilbar geisteskrank den Irrenanstalten zur dauernden
Behandlung übergeben werden müssen. Dies sei am besten zu erreichen
durch Heilanstalten für minderbemittelte Nervenkranke. Diesen
Ausführungen entsprechend ist die Provinz Hannover vorgegangen und hat
das Sanatorium Rasemühle bei Göttingen eingerichtet, das, seit dem
1. Oktober eröffiiet, bereits beständig von derartigen nervösen und er-
schöpften Individuen bis auf den letzten Platz besetzt wird.
Das verflossene Jahr hat auch eine ganze Heihe methodischer
Untersuchungen gebracht. Zwei Arbeiten von Ernst Meyer and
Ernst Schultze in Bonn beschäftigen sich mit dem Vorkommen von
Psychosen Psychosen bei Tabes. Meyer hat aus der Literatur und der
bei Tabes. ^ige^Qn Beobachtung ongeftlhr 40 Fälle zusammengebracht und be-
schäftigt sich in eingehender und streng kritischer Weise mit dieser
Heilanstalten
fQr minder^
bemittelte
Nervenkranke.
Psychiatrie. 139
Frage. Schnitze bringt einen Fall eigener Beobachtung bei. Ans
diesem geht hervor, daß, wenn es auch sicher Fälle von Tabes gibt,
bei denen die dabei beobachtete psychische Störung — z. B. die
Demenz — in Abhängigkeit von der Tabes gebracht werden kann,
es doch eine ganze Reihe von Fällen gibt, bei denen die Tabes fiir
die Psychose nur ein akzidentelles Moment darstellt, oder umgekehrt
die Tabes für die Psychose. Vogt veröffentlicht einen interessanten
Fall über den Einfluß von intensiver Kältewirkung an Einfloß von
einem, soweit sich überhaupt nachweisen ließ , vollständig rüstigen ^^^^^^^^^^
Qehim. In diesem Falle bestand eine transitorische, sehr rasch
wieder verschwindende Geistesstörung, die nicht sicher auf Epilepsie
zurückgeführt werden konnte, wenn natürlich auch nicht ausge-
schlossen ist, daß vielleicht in späterer Zeit doch noch die möglicher-
weise zu Grunde liegende Epilepsie zum Ausbruch kommen kann.
Sehr interessant sind die Untersuchungen, die Berg er zur Patho- Pathogenese
genese akuter Psychosen angestellt hat. Er hat zunächst durch »kuter
Versuche an sich selbst festgestellt, daß in dem Blut geistig erregter ^^°
Kranken ein für den Menschen gefährliches Gift vorhanden sein kann und
hat dann, da er bei den letzten Versuchen, die er mit sich anstellte, sehr
stark reagierte, diese Versuche abbrechen müssen. Er ist nun zu Tier-
versuchen Gbergegangen , hat nach dem Verfahren von v. D ungern,
Metschnikoff, Ehrlich u. a. experimentiert, und zwar hat er Ziegen
und Hunden Qehimmasse subkutan injiziert und alsdann von diesen Ziegen
Hunden wiederum subkutane Injektionen gemacht und dabei gefunden, daß
sich schwere Veränderungen, die makroskopisch und mikroskopisch deutlich
nachweisbar waren, an der Hirnrinde dieser Hunde vorfanden. Interessant
ist, daß er in den Ganglienzellen leukozytenartige Gebilde auffinden konnte,
ähnlich wie sie Trömmer für das Delirium beschrieben hat. In gewisser
Beziehung zu den Versuchen von Berger stehen Untersuchungen, die
Johnson und Goodall angestellt haben. Sie untersuchten das Agglu- Agglntina-
tinationsvermögen bei einer Reihe von Psychosen der verschiedensten *lo^8-
Art, im ganzen 25, zum Bacterium coli commune und fanden und ^^^sen ei
erhielten eine gute Agglutination: in 4 der 5 Fälle akuter Melancholie, in
1 von 8 Fällen von Paralyse, in 1 von 2 Fällen von Halluzinationspsycbosen,
in 1 Fall einer Elimakterinmspsychose. Teilweise Agglutinationen sahen sie
in 6 von 11 Fällen von akuter Manie, 1 von 2 Fällen von halluzinatorischem
Irresein. Keine Agglutinationen fanden sich in 5 Fällen von Melancholie,
1 von Manie, 1 von Puerperalpsychose, 2 von progressiver Paralyse. Es
waren also Agglutinationen erhalten in 60 ^o aller Fälle, in 28 ^o ^^^^ g^^^f
in 327« eine partielle Agglutination. Die größte Zahl der guten Agglu-
tinationen waren mit einer virulenten Kultur von Bacterium coli commune
mit einer Verdünnung von 1 auf 100.
Interessant ist, daß, während noch vor kurzem die Engländer und
140 Gramer.
Aetiologie der einzelne Amerikaner in der Aetiologie der Paralyse immer mehr Ter-
progresBiven danungsstörungen und speziell da» Bacterium coli oommnne in den Vorder-
gnmd rückten, jetzt wieder ein Autor kommt, Ford Robertson, der
von einem dem Diphtheriebazillus ähnlichen Mikroorganismus spricht, der
zu der Dementia paraljtica in Beziehung stehe und sich überall finde und
dem eine ätiologische Bedeutung zukommen könne. Es führt dieser Autor
dabei aus, daß eine ganze Reihe von Erscheinungen im klinischen Verlauf,
z. B. Fieber, der Katarrh im respiratorischen und Verdauungstraktus und
der Befand von zahlreichen Lenkozyten in Zellen und Adventitialräumen,
für einen derartigen infektiösen Prozeß als hauptsächlich charakteristisch
sprechen könnten.
Ich wende mich jetzt zu den Untersnchnngen, welche die
Symptomatologie einzelner Erscheinungen bei Geisteskrankheiten be-
Enochen- treffen. Die Enochenbrüchigkeit bei bestimmten Arten von
bei^Ps^^Mn Psychosen war schon lange bekannt. Es war das Verdienst von
E. Meyer, auf dies Verhalten aufmerksam gemacht zu haben. Offen-
bar war Maule Smith diese Arbeit Meyers nicht bekannt; er
kommt zu ongeflähr denselben Kesultaten. Er fuhrt diese Knochen-
briichigkeit auf bestimmte Veränderungen in den Ganglienzellen der
Hinterhömer und in den Hinterstr&ngen des Biickenmarks zurück. Er
bringt auch Beweise bei, welche diese Annahme wahrscheinlich machen.
Sehr interessante Versuche über Erscheinungen, welche auf-
Post- treten, wenn man Epileptiker aus dem postepileptischen
^^ Schlaf ^' Schlaf erweckt hat, hat Hermann gemacht. Es zeigte sich
nämlich, daß wenn man den Epileptiker aus dem terminalen Schlaf
erweckt, stets ein kurz dauernder Zustand eintritt, der sehr an die
postepüeptische, transitorische Bewußtseinsstörung erinnert. Erweckt
man die Kranken, welche nach einem nicht künstlich hervorgerufenen
Zustande transitorischer Bewußtseinsstörung in Schlaf verfallen sind,
so ist der Zustand transitorischer Bewußtseinsstörung nur kurz.
Beim Erwachen der EpUeptiker aus dem normalen oder dem ter-
minalen Schlaf auf natürliche Weise tritt dieser eigentümliche Zu-
stand transitorischer Bewußtseinsstörung nicht auf. Ruft man durch
Erwecken aus dem epileptischen Schlaf diesen Zustand willkürlich
hervor, so fläUt zunächst das oft veränderte Verhalten aller Seelen-
funktionen und das Fehlen jeglicher Reaktion auf, alsdann tritt ein
Zustand auf, in dem eine ausgesprochene Seelentaubheit und -blindheit
besteht, daran schließt sich ein Zustand mit ausschließlicher Seelen-
blindheit, hauptsächlich mit Bezug auf Personen, der Zustand schließt
ab mit einer amnestischen Aphasie. Vollständige Amnesie besteht
nur während des ersten Stadiums bei einem Teil der Ejranken. Der
Autor schließt daraus, daß nicht alle Gehimteile während des ex-
Psychiatrie. 141
perimentell erEeugten pathologischen Zustandes gleich schwer leiden
und daß das Wiedereintreten der normalen Funktionen des Gehirns
nicht gleichzeitig und nicht plötzlich, sondern langsam und all-
mählich erfolgt. Er nimmt an, daß diese Zustände durch Toxine
erzeugt werden und hält die Erscheinungen för ein epileptisches
Aequivalent für den terminalen Schlaf. Durch die Untersuchungen
von Alt ist bewiesen, daß bei einer Reihe von Epileptikern
durch geeignete Darmbehandlung Besserung, ja sogar Heilung herbei-
geführt werden kann, und daß namentlich der diätetischen Behand- ni&tetisciie
long eine ganz bedeutende Rolle bei der Behandlung der Epileptiker Behandlung
zuzuschreiben ist. Alt hat umfangreiche Untersuchungen darüber Epileptiker,
angestellt, die zu dem Resultat führten, daß bei reiner Milchdiät und
namentlich auch bei Zufuhr vegetabilischer Nahrungsmittel die Zahl
der Anfälle bei den Epileptikern erhebUch zurücktritt. Ein Schüler
von Alt, Hoppe, hat nun im Anschluß an die Untersuchungen
von Haig und Erainsberg die Frage untersucht, ob die Aus-
scheidung von Harnsäure von Einfluß auf die Zahl der epileptischen
Krämpfe ist; seine eingehenden Untersuchungen haben zu einem
negativen Resultat geführt. Er kommt zu dem Schlüsse, den er
allerdings nur in bedingter Weise zieht, daß für den Epileptiker
das noch erträgliche Eiweißminimum auch das Eiweißoptimum sei.
In klarer, streng sachlicher und erschöpfender Weise, unter Berück-
sichtigung der gesamten in Betracht kommenden Literatur, sich
namentlich stützend auf die bekannten Untersuchungen und Ver-
öffentlichungen von Siemerling, beschreibt Raecke die transi- Transitorische
torischen Bewußtseinsstörungen der Epileptiker in Bewufltseins-
einer Monographie. Es finden dabei die präparozysmalen psychischen spneptiker.
Störungen der großen Krampfanfälle, die postparoxysmalen psychi-
schen Störungen und die Aequivalente eine eingehende Würdigung,
die sich überall stützt auf ausführlich mitgeteilte, eigene Beobach-
tungen. Das Endresultat der Raecke sehen Untersuchungen gipfelt
darin, daß fiir die Diagnose des Epileptikers zwei Momente in Be-
tracht kommen: 1. muß die betreffende Geistesstörung klinisch den
epileptLschen Charakter tragen und 2. muß das Bestehen einer ge-
nuinen Epilepsie nachgewiesen werden.
Wernicke hat schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen,
daß es bestimmte Fälle von herdförmigen, organischen Erkrankungen
des Oehims gibt, bei denen ein Symptomenkomplex auftreten kann,
der außerordentlich ähnlich sieht den Erscheinungen, welche wir bei
akuten Psychosen beobachten. Er weist dabei besonders auf die
von ihm sog. „transkortikale Aphasie" hin. Berg hat in
etioloRie n
proßres-MVf:
Kno.
b'rü( '.:
bei V^\
epili
Psychiatrie.
143
Katatonie.
an einer Bezeichnung fehlte, unter welche man diejenigen Stigmata Physiologische
der Entartung unterbringen konnte, die nicht körperliche und psy- peg^ng^tio!^^
chiache sein sollen. Allerdings dehnt Majet diesen Begriff sehr
weit aus, so daß er darunter auch wieder körperliche und psychische
Stigmata bringt, und nicht nur das, er rechnet eigentlich jede Dis-
position zu einer körperlichen Erkrankung unter die Degeneration,
was nach unserer Ueberzeugung etwas zu weit gegangen ist.
Vor einigen Jahren hatte man den Eindruck, daß mit der ge-
nauen Auffassung der Katatonie, wie sie uns Eraepelin und
seine Schüler zu bringen versucht haben, insofern ein Gewinn für
die Psychiatrie sich ergeben würde, als eine exaktere Stellung der
Prognose sich ergeben würde. Wenn auch bereits Kahlbaum,
der erste gute Schilderer der Katatonie, darauf hingewiesen hatte,
daß ein günstiger Ausgang bei der Katatonie durchaus nicht zu den
Seltenheiten und Unmöglichkeiten gehöre, so ist man doch gewohnt,
dem katatonischen S3rmptomenkomplez, wie er auch bei dem neuer-
dings geschaffenen Krankheitsbild der Dementia praecox vorkommt,
die Prognose absolut ungünstig zu stellen. Wernicke, Ziehen,
der Beferent und andere haben allerdings immer den Standpunkt
vertreten, daß man auch bei dem katatonischen Symptomenkomplex
nicht unter allen Umständen die Prognose ungünstig zu färben
braucht. Ernst Meyer hat diese Verhältnisse in seiner bekannten
Gründlichkeit untersucht. Er weist nach, daß in etwa ^jh — V« ^^^
Fälle Wiederherstellung für Jahre eintreten kann. Mit Hecht betont
er, daß der Streit darüber, ob eine spätere Erkrankung nur Exazer-
bation des Leidens oder eine neue Krankheit sei, weiter nicht als
eine Doktorfrage bezeichnet werden könnte. Interessant sind seine
Hinweise auf eine Erscheinung, welche auf eine günstige Prognose
hindeuten können, die hauptsächlich auf dem Verhalten der Heredität,
der Menses und des Körpergewichts basieren.
Eine Hauptforderung für unsere klinische Psychiatrie wird stets
das Studium elementarer Symptome sein. Denn nur wenn
wir die Elemente genau kennen, wird es möglich sein, auch den
klinischen Verlauf und das Krankheitsbild genau erforschen zu lernen.
Weber hat verschiedene Fälle von primärer Inkohärenz ein-
gehend und genau studiert und anal3rsiert. Er weist in seiner
Publikation nach, daß hauptsächlich unter der Einwirkung von Er-
schöpfung oder toxischen Schädlichkeiten eine Psychose auftreten
kann, bei der im Vordergrunde aUer Symptome einfache primäre
Lockerung und Auseinanderfallen des Vorstellungsablaufs steht, und
daß auf diese primäre Inkohärenz und die dadurch bedingte Un-
Primäre
Inkohärenz.
144 Gramer.
orientiertheit und Ratlosigkeit alle übrigen Symptome, die Stimmmigs-
verändenmg, die Bewußtseinsstörang nnd die Wahnideen znrück-
gefthrt werden können.
Man könnte fast von einem Zeichen der Zeit sprechen, daß der
I Zatritt zu spiritistischen Zirkeln namentlich in den größeren St&dten
in immer weiteren Kreisen Anklang findet. Henneberg, der
OeiatesBtdrnng bereits wiederholt das Thema ,,Geistesstörang und Spiritis-
I Spiritismus ^^^" behandelt hat, gibt eine ausführliche Beschreibung der bei
/ dem bekannten Blumenmedium B. gemachten Beobachtungen. Wir
1 können auf die einzelnen Details seiner Mitteilungen nicht eingehen,
■^^^ möchten aber auf ein Moment hinweisen, das uns in seiner Schluß-
^^^^ bemerkung besonders interessant erscheint. Henneberg widerspricht
^^^H der ziemlich verbreiteten Annahme, daß die Zeugen, welche mit Wärme
^^^B für die B. eingetreten waren, mehr oder weniger beschränkt, bezw.
^^^p nicht ganz zurechnungsfähige Persönlichkeiten darstellten. Es fand
^^V sich unter den Zeugen auch nicht einer, bei dem man, soweit die
^^B Umstände eine Beurteilung zuließen, an Geisteskrankheit oder
^^M Schwachsinn im engeren Sinne hätte denken können. Eine Anzahl
^^B von Personen kann man wohl als psychopathisch bezeichnen, nur
^^1 ein einziger Zeuge gab an, daß er auch, so z. B. bei Beerdigungen,
^^P Geister sehe. Daß natürlich der Spiritismus bei Disponierten hal-
"^ luzinatorische Zustände auslösen kann, darüber haben Henneberg
und auch Vigoureuz, wie wir bereits früher buchteten, interessante
Beispiele gebracht. Donath bringt zwei Beispiele, bei denen es
durch die Beschäftigung mit dem Spiritismus zu schweren hystero-
epileptischen Krämpfen mit Angstzuständen, Halluzinationen und
Schlaflosigkeit gekommen war. Er fordert dringend ein gesetzliches
Verbot dieser spiritistischen Uebungen.
In den letzten Jahren hat man sich viel mit dem krankhaften
poriomanie. Wandertrieb, der Poriomanie beschäftigt. Heilbronner weist
in einer umfangreichen Untersuchung nach, daß nur in etwa einem
Fünftel dieser Fälle man mit Sicherheit Epilepsie nachweisen kann.
Häufiger finden sich schon hysterische Individuen. Man kann also
aus dem Umstände, daß eine poriomanische Attacke vorliegt, noch
nicht auf Epilepsie schließen. Meist handelt es sich bei dem krank-
haften Wandertrieb um die krankhafte lUaktion degenerativ ver-
anlagter Individuen auf dysphorische Zustände. Diese dysphorischen
Zustände können autochthon auftreten, sie können aber auch durch
an sich unbedeutende äußere Momente ausgelöst werden. In Aus«
nahmefällen entwickeln sich initiale traumhafte Situationsmißdeutungen,
die das nächste Wanderziel bestimmen. Die Tendenz zum Ent-
Psychiatrie.
145
Hysterische
Dftmmer-
znstände.
Leichtere
Schwach-
sinnsgrade.
weichen kann habituell werden und dann auf ganz geringe Anlässe hin
wirksam erscheinen. Bei der forensischen Würdigung dieser Zustände
muß man den gesamten Zustand des Individuums ins Auge fassen.
Seit Oansers bekannter Publikation über eine eigentümliche
Art von hysterisohen Dämmerzuständen haben sich die
Autoren vielfach mit dem Symptom des hysterischen Vorbeiredens
beschäftigt.. Westphal veröfiPentlicht 2 Fälle, bei denen es sich
nicht um Hysterie, sondern um eine sog. Dementia praecox handelte,
bei denen auch das Symptom des Vorbeiredens bestand, und stellt
sie dem Vorbeireden bei Hysterischen gegenüber. Er machte darauf
aufmerksam, daß bei den hysterischen Dämmerzuständen mit Vorbei-
reden immer eine Bewußtseinsstörung bestehe, während von einer
solchen bei Paranoikem mit Inkohärenz — wie wir lieber sagen
wollen — nicht die Bede sein könne.
Für den Praktiker ist es oft recht schwer, über die leichteren
Schwachsinnsgrade bei Begutachtungen und auch nur bei der
klinischen Beobachtung und ärztlichen Behandlung ins Klare zu
kommen. Wir können deshalb Moeli dankbar sein, daß er in
kurzer, klarer Weise aUes, was for den Arzt von Wichtigkeit ist,
in einer kleinen Broschüre über die Imbezillität zusammengestellt
hat. Eine willkommene Ergänzung zu diesen Ausführungen von
Moeli bietet ein Beferat von Tuczek über den Begriff und die
Bedeutung der Demenz, welches in umfangreichster Weise alle er-
worbenen und angeborenen Schwachsinnszustände einer genauen
klinischen und kritischen Prüfung unterzieht.
Die Theorie der Dipsomanie hat bereits zu vielfachen Studien Dipsomanie
und Erwägungen Veranlassung gegeben. Vor kurzem hat Gaupp
die Hypothese aufgestellt, daß der dipsomanischen Attacke eine Art
epileptischer Veränderung zu Grunde liege. Alter bringt eine Be-
obachtung von Dipsomanie und versucht darin, die dipsomanischen
Attacken dieses Patienten auf eine epileptische Verstimmung zurück-
zuführen.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß bei Epileptikern, bei denen
die Epilepsie schon in der Jugend und Kindheit beginnt, viel ver-
säumt wird dadurch, daß die Erscheinungen im Anfange zu leicht
genommen werden. Aschaffenburg weist zur Frühdiagnose
der Epilepsie auf die Bedeutung der Stimmungsschwankungen
bei Kindern hin. Er macht mit Becht darauf aufinerksam, daß,
wenn man bei solchen Kindern vorsichtig ist und eine geeignete
Behandlung einleitet, dies sicher nicht schaden kann, wenn auoh
später keine Epilepsie kommt. Als charakteristisch sieht er an die
Jahrbnoh der praktischen Medizin. 1904. 10
Frühdiagnose
der
Epilepsie.
146
Gramer.
NegativismuB.
Schreib-
^ej Geistes-
irankheiten.
Therapie :
\ Psychische
I Behandlung
von Nenrosen
Periodizität der StimmtingsBchwankmigen, die Entstehung ohne er-
kennbaren Anlaß und das Begleitetsein von anderen Symptomen,
z. B. Flimmern vor den Augen, Yerflürbung des Oesiohts.
Seit der Begriff des Negativismus von Kraepelin aufgestellt
worden ist, wird er vielfach in ganz verwässerter Weise und oft
geradezu als Eselsbrücke von denen gebraucht, die sich nicht die
Mühe geben, genauer in die Details der krankhaften psychischen
Erscheinungsreihen einzudringen. Es muß deshalb als besonders
verdienstvoll anerkannt werden, daß Oroß aufs neue wieder darauf
hinweist, daß der Negativismus ein Symptomenkomplez ist, der sich
aus verschiedenen Momenten zusammensetzt. In dem von ihm mit-
geteilten Fall handelt es sich einmal um Ratlosigkeit mit der darauf
beruhenden Affektlage der Ablehnung und weiter um eine schwere
psychomotorische Hemmung.
Die Schreibstörungen bei Oeisteskrankheiten und bei zere-
bralen Erkrankungen haben schon lange die Beachtung aller Neuro-
logen gefunden. Pick macht auf die eigentümliche Erscheinung
auimerksam, daß bei einzelnen Fällen von zerebraler Erkrankung
(in dem von ihm publizierten Falle lag eine syphilitische Grundlage
vor) eine auffällige Veränderung der Schrift insofern vorhanden ist,
als immer kleiner geschrieben wird und schließlich so klein, daß
die Leserlichkeit fast verschwindet, ja die Störung kann so weit
gehen, daß schließlich nur noch unverständliche Zeichen und Schnörkel
gemalt werden. Der Beweis dafür, daß diese eigentümliche Schreib-
störung, die der Autor als „Mikrographie'' bezeichnet, wirklich von
der zerebralen Störung abhängig ist, ist damit geliefert, daß in dem
einen der Fälle nach Verschwinden der zerebralen Erscheinungen
auch die Fähigkeit zum normalen Schreiben wiederkehrte.
Jeder Arzt macht die Erfahrung, daß am Krankenbette nicht
nur die Behandlung nach den wissenschaftlichen Kegeln der Medizin
notwendig ist, sondern daß man große Erfolge auch damit erzielen
kann, daß man den Patienten zu nehmen weiß und einen gewissen
psychischen Einfluß auf ihn gewinnt. Dies ist umsomehr der
Fall, wenn es sich um Krankheiten handelt, welche auf rein psychi-
schem Wege zu stände gekommen sind. In Betracht kommen hier
vor allem die nervösen, neurasthenischen und hypochondrischen Er-
schöpftingszustände, wie sie das moderne Leben häufig hervorbringt.
Dubois hat in äußerst geschickter und ansprechender Weise eine
Beihe wichtiger Gesichtspunkte gegeben, wie man auf diesem Wege
vorgehen und Erfolg erzielen kann. Daß man dabei auch eine ge-
wisse psychische Diät zu beachten habe» namentlich was die
Psychiatrie. 147
Lektüre und den Kunstgenuß anbetrifiEt, das führt Laqueur in seinem
sehr fessehad geschriebenen Aufsatz aus. — Wie fast jedes neue
Jahr, so hat auch das Jahr 1903 ein neues Hypnotikum gebracht: Hypnotikum.
das Veronal. (Aronheim, Die med. Wochenschr. 1903, Nr. 31.
— Bereut, Therap. Monatsh., Juni. — Fischer und Mering,
Therapie der Gegenwart Hefl 3. — W. Fischer, Therap. Monatsh,,
Aug. — Jelly, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 21. — A. Lilienfeld,
ebenda Nr. 21. — Lotsch, Fortschr. d. Medizin Nr. 19. — Mendel
und Krön, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 34. — Offer, Zentral-
blatt f. d. ges. Therapie, Juli. — Oppenheim, Berl. klin. Wochen-
schrift Nr. 21. — Poly, Münch. med. Wochenschr. Nr. 20. — Rosen-
feld, Therapie der Gegenwart Heft 4. — Sabraz^s, Gaz. hebdom.
des Sc. m6d. d. Bordeaux Nr. 32. — Schule, Therap. Monatsh.,
Mai. — Spielmeyer, Zentralbl. f. Nervenheilk. u. Psychiatrie Nr. 163.
— Thomson, Psych.-neurol. Wochenschr. Nr. 13. — L. W. Weber,
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 40. — Wiener, Wiener med. Presse
Nr. 24. — Würth, Psych.-neurol. Wochenschr. Nr. 9.) Referent
kann durch Untersuchungen, welche in seiner Klinik von Weber
angestellt worden sind, nach jeder Richtung hin bestätigen, daß das
Veronal für viele Fälle und namentlich für solche, bei denen das
natürliche Schlafbedürfnis herbeigeführt werden soll, ein angenehmes
Hypnotikum ist, das anscheinend bisher nachteilige Folgen nicht
erkennen läßt. — Wie im vorigen Jahre, so sind auch in diesem Jahre
weitere Studien zur Infusionstherapie der Psychosen gemacht inftisions-
worden. Ich verweise besonders auf die Publikationen von Alter *5^?^® .^_®'
und Wickel. Nach unserer Ueberzeugung und nach unserer eigenen
praktischen Erfahrung sind die Schlüsse, zu denen Wickel kommt,
durchaus den Tatsachen entsprechend. Danach hat man die Koch-
salzinfusion anzuwenden bei Kranken, bei welchen eine Nahrungs-
zufuhr von Magen und Darm her aus irgend welchen Gründen nicht
möglich ist, um die Kranken über Wasser zu halten in der HofiPnung,
daß sich vielleicht das Krankheitsbild wenden und Nahrungszufuhr
möglich wird, bei abstinenten kollabierten Kranken, um das Leben
zu erhalten und weil die Wirkung der Salzemährung sich geltend
machen kann und schließlich bei heftigen, mit Abstinenz einher-
gehenden Erregungszuständen, um einer frühzeitigen Sondenf&tterung
und einem drohenden Kollaps vorzubeugen. Allerdings gibt die In-
fusion ein Mittel zur Beseitigung der Abstinenz aHch bei verwirrten
Kranken nicht; auch kommt der Kochsalzinfusion im aUgemeinen
eine Beeinflussung des körperlichen allgemeinen Zustandes in
günstiger Weise nicht zu, ebensowenig wie eine Besserung oder
Psychosen.
148 Gramer.
Heilung der Psychosen von der Kochsalzinfosion erwartet werden
kann.
Anf forensischem Gebiet sind im Berichtsjahr namentlich zum
Allgemeine Verständnis der allgemeinen Beziehung des B.G.B. zu den
Beziehung Geisteskranken vielfach Beiträge gebracht worden. Wir ver-
za den ' weisen besonders auf die Arbeiten von Moeli, Heilbronner,
Geistes- Scholze, Bresler, Jelly, Gramer u. a. Eine sehr klare und
kranken, turze Schilderung über den heutigen Stand unserer Anschauxmg
über den perversen Sexualtrieb bringt Jelly. Auch Salgo kommt zu
dem Schluß, daß die sexuellen Perversitäten als solche kein sicheres,
ja nicht einmal ein charakteristisches Symptom von Geisteskrankheit
sind. Zur Charakterisierung einer psychischen Störung bedarf es
vielmehr vieler und wichtiger Krankheitserscheinungen. — Sehr be-
Strafvollzug merkenswerte Ausfuhrungen macht Aschaff enburg über den Straf-
kranken. * Vollzug bei Geisteskranken. Es wäre erwünscht, wenn seine Aus-
führungen in weiteren Elreisen bei dem jetzigen Beginn der Beform
unserer Strafgesetzgebung in Betracht kommen könnten. Die Be-
deutung der Geisteskrankheiten und der Grenzzustände für die
Zeugnisfähigkeit wird von Gramer in einem Aufsatz eingehend er-
örtert. Gramer streift dabei auch die Momente, welche unter nor-
malen Verhältnissen die Zeugnisf&higkeit beeinflussen können. Schließ-
lich sei noch erwähnt, daß die gerichtliche Psychiatrie des Referenten
gänzlich umgearbeitet und wesentlich erweitert im Berichtsjahre neu
erschienen ist. Für jeden Praktiker ist es eine unangenehme Auf-
Queroiuiten- gäbe, wenn er ein Gutachten über einen EaU von Querulanten-
Wahnsinn, vrahnsinn anzufertigen hat. Es ist deshalb von Wert, wenn man
immer wieder auch von anderer Seite bearbeitete Fälle zu Gesicht
bekommt. Ernst Meyer prüf)^ eingehend im Anschluß an eine sehr
interessante Beobachtung die Frage der kriminellen und zivilrechi-
lichen Zurechnungsfllhigkeit der Querulantenwahnsinnigen und be-
spricht auch die Frage der Unterbringung derartiger Kranken in
den öfiPentlichen Anstalten. Er hält es für sehr wohl gerechtfertigt,
den Querulanten, dessen kriminelle Unzurechnungsfähigkeit gutacht-
lich festgestellt ist, zum mindesten wegen Geistesschwäche zu ent-
mündigen.
Pathologische Die pathologische Anatomie der Psychosen hat im verflossenen
^p**ch^Mn*' Jahre zwei zusammenfassende Publikationen gebracht, eine von
Ernst Meyer und eine vom Beferenten. Aus beiden Publikationen
geht übereinstimmend hervor, daß wenn wir zur Zeit auch noch
keine ausgesprochene pathologische Anatomie der Psychosen be-
sitzen, wir doch bereits eine Menge von Bausteinen zum Aufbau einer
Kleinhirn.
Psychiatrie. 149
solchen zusammengetragen haben, und daß bei einzehien Seelen-
störungen, z. B. bei der progressiven Paralyse, sich diese Bausteine
zu einem ziemlich übersichtlichen und klaren pathologisch-anatomi-
schen Bilde vereinigen lassen. Für denjenigen, der anfiängt patho-
logisch-anatomische Untersuchungen am Zentralnervensystem zu
machen, ist es oft von Schwierigkeit, sich über die Bedeutung der
postmortalen und kadaverösen Veränderungen klar zu werden.
Neuerdings hat Lütgerath dahingehende Untersuchungen, welche
speziell die Oanglienzellen des Bückenmarks betrefiPen, angestellt. —
Daß gelegentlich ein Mensch auch ohne Kleinhirn leben kann, Mensch ohne
wobei allerdings sehr charakteristische Oeh- und Gleichgewichts-
störungen auftreten, zeigt eine sehr interessante und ausführlich mit-
geteilte Beobachtung von Anton. Derselbe Autor gibt uns auch
die Möglicbkeit der Oehimvermessung, welche bei bestimmten Fällen
in der Himpathologie von großem Interesse werden können.
Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß die bekannten grund-
legenden Untersuchungen Hit zigs über das Gehirn, monographisch bear-
beitet und durch viele neue Untersuchungen ergänzt, im Berichtsjahr bei
Hirschwald erschienen sind.
Literatur,
Alter, Zur Infektionstherapie bei Psychosen. Psych.-neurolog. Wochen-
schrift Nr. 19. — G. Anton, Gehimvermessuug mittels des Eompensations-
polarplanimeters. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 46. — Derselbe, üeber
einen Fall von beiderseitigem Kleinhimmangel mit kompensatorischer Ver-
größerung anderer Systeme. — Aschaffenburg, Strafvollzug an Geistes-
kranken. Aerztl. Sachv.-Ztg. Nr. 21. — Derselbe, Ueber die Bedeutung
der Stimmungsschwankungen bei Epileptikern. Zeitschr. f. Einderforschung,
S.-A. — Derselbe, Das Verbrechen und seine Bekämpfung. Eriminal-
psjchologie für Mediziner, Juristen und Soziologen. Ein Beitrag zur Reform
der Strafgesetzgebung. Heidelberg. — Berg, Beitrag zur Kenntnis der
transkortikalen Aphasie. Dissertation. Göttingen. — Berger, Experi-
mentelle Studien zur Pathogenese akuter Psychosen. — J. Berze, Ueber
das Primärsymptom der Paranoia. Halle a. S. — M. Braunschweig,
Das dritte Geschlecht. Gleichgeschlechtliche Liebe. Halle a./S. — Bresler,
Die Rechtsprazis der Ehescheidung bei Geisteskrankheit und Trunksucht
seit Inkrafttreten des B.G.B. Halle. — P. Cohn, Gemtttserregungen und
Krankheiten. — Collins, The institutional treatments of inebriety. The
British med. Joum. p. 1202. — A. Gramer, Entmündigung wegen Trunk-
sucht. Der Alkoholismus, S.-A. — Derselbe, Ueber die Zeugnisfähigkeit
bei Geisteskranken und bei Grenzzuständen. Beitr. zur Psychologie der
Aussage H. 2. — Derselbe, Gerichtliche Psychiatrie. III. Aufl. Jena. —
Derselbe, Die Prophylaxe in der Psychiatrie. Berl. klin. Wochenschr.
150 Gramer,
S. 421. — Deiters, üeber die Fortschritte des Irrenwesens. 2. Bericht.
Halle a.S. — J. Donath, Üeber Epilepsie durch Spiritismus hervorgerufen.
Wien, med. Wochenschr. Nr. 2. — Dnbois, GnmdzÜge der seelischen
Behandlung. Korr.-Bl. f. Schweizer Aerzte Nr. 24. — M. Fischer, Laien-
welt und Geisteskranke. Stuttgart. — 0. Foerster, Die Mitbewegungen
bei Gesunden, Nerven- und Geisteskranken. Jena. — M. Fuhrmann,
Diagnostik und Prognostik der Geisteskrankheiten. Leipzig. — Groß, Bei-
trag zur Pathologie des Negativismus. Psych.-neurol. Wochenschr., S.-A. —
Heilbronner, üeber die Entmündigung von Paranoikem. Münch. med.
Wochenschr. Nr. 14 u. 15. — Derselbe, üeber Fugues und fugues&hnliche
Zustände. Jahrb. f. Psych., S.-A. — R. Henneberg, Zur forensiseh-
psychiatrischen Beurteilung spiritistischer Medien. — J. S. Hermann,
üeber den psychischen Zustand der Epileptiker bei gewaltsamem Erwachen
aus dem postparoxysmalen Schlaf. Russische med. Rundschau. — E. Hitzig,
Physiologische und klinische Untersuchungen Über das Gehirn. Berlin. —
A. Ho che. Die Grenzen der geistigen Gesundheit Sammlung zwangloser
Abhandlungen aus dem Gebiete der Nerven- und Geisteskrankheiten Bd. IV,
H. 2. Halle a. S. — Hoppe, Epilepsie und Harnsäure. Wien. klin. Rund-
schau Nr. 45. — B. Theo Hyslob, A Discussion on Alcohol in Relation
to mental Disorders. The British med. Joum. p. 816. — M. Jahr märker,
Zur Frage der Dementia praecox. Eine Studie. Halle a. S. — G. Ilberg,
üeber Geistesstörungen in der Armee zur Friedenszeit. Halle a. S. —
A. y. Johnson and E. Goodall, Preliminary note on the action of the
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verbrechen. Klin. Jahrb., S.-A. — Robert Jones, Development of In-
sanity in Regard to Givilisation. The Lancet p. 366. — Derselbe, Mental
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von R. Sommer. Leipzig. — Koppen, Das psychische Moment bei den
Beschäfbigungsneurosen , speziell beim Schreibkrampf. Dissertation. Göt-
tingen. — R. V. Krafft-Ebing, Lehrbuch der Psychiatrie. 7. Aufl.
Stuttgart. — Derselbe, Psychopathia sexualis mit besonderer Berück-
sichtigung der konträren Sexualempfindung. 12. Aufl. Stuttgart. — L aquer,
Aphorismen über psychische Diät Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd.XXlIT.
— A. Liebmann und M. Edel, Die Sprache der Geisteskranken nach
stenographischen Aufzeichnungen. Mit Vorwort von E. Mendel. Halle a. S.
— Lütgerath, Postmortale Veränderungen am Zentralnervensystem.
Dissertation. GOttingen. — Lucien Majet, Les stigmates physiologiques
de la d^g^näration. Gaz. de höp. Nr. 25. — E. Meyer, Pathologische
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Wochenschr. S. 1369, — Derselbe, Zur Kenntnis des Querulantenwahns.
Friedrichs Bl. f. gerichtl. Medizin, S.-A. — Otto Meyer, Beitrag zur
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Derselbe, Die Geisteskrankheiten in zivilrechtlicher Hinsicht. Elin. Jahrb.,
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üeber moralisches Irresein (moral insanity). Vortrag. München. — A. Pick,
Ueber eine eigentümliche Schreibstörung, .Mikrographie", infolge zerebraler
Störung. Prag. med. Wochenschr. Bd. XXVIII, Nr. 1. — Piöron, Un cas
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Pester med.-chir. Presse Bd. XXXIX, Nr. 1. — P. Schreber, Denkwürdig,
keiten eines Nervenkranken nebst Nachträgen und einem Anhang Über die
Frage: «Unter welchen Voraussetzungen darf eine für geisteskrank erachtete
Person gegen ihren erklärten Willen in einer Heilanstalt festgehalten werden?'
Leipzig. — P. Schultz, Gehirn und Seele. Leipzig. — Ernst Schnitze,
üeber Psychosen bei Tabes. Berl. klin. Wochenschr. S. 2181. — G. E. Shuttle-
worth, On some slighter forms of mental defect in Ghildren and their
treatment. Brit. med. Joum. p. 828. — Maule Smith, Onthe Nature
of Fragilitas ossium in the Insane. Brit, med. Joum, p. 824, — Tuczek,
Begriff und Bedeutung der Demenz. Monatsschr. f. Neurol. u. Psych. H. 1. —
Vogt, Transitorische Bewußtseinsstörung nach intensiver Kältewirkung.
Münch. med. Wochenschr. Nr. 46. — We stphal, Ueber hysterische Dämmer-
zustände und das Symptom des Vorbeiredens. Neurol. Zentralbl. Nr. 1 u. 2.
— Wickel, Die Kochsalzinfusion in der Therapie der Psychosen. Psych.-
neurol. Wochenschr. Nr. 19. — David Yellowlefi, Discussion on the
case and treatment of incipient Insanity. Brit. med. Joum. p. 888,
c) Krankheiten der Atmnng8organe.
Von Prof. Dr. Hochhaus 9 Oberarzt an den städtisclien Krankenanstalten
in Köln.
Röntgen- J)iq Bedeutung der Röntgenstrahlen für die Diagnostik der
Lungenkrankheiten ist in den früheren Jahrgängen dieses Jahrbuchs
mehrfach besprochen worden; und zwar in dem Sinne, daß dieselben
in manchen Fällen als diagnostisches Hilfsmittel dem große Dienste
leisten werden, der die Handhabung derselben in jeder Richtung
beherrscht; in Deutschland ist diese Anschauung wohl die allgemeine ;
zwei englische Autoren scheinen die Bedeutung der X-Strahlen
wesentlich höher anzuschlagen. D. Lawson gibt in einem Aufsätze
seine Meinung dahin kund, daß auf diesem Wege sowohl Infiltrationen
wie fibröse Degenerationen, desgleichen Kavernen, Kollaps der Lunge
und Emphysem sich häufiger leicht nachweisen lassen, wie durch
unsere sonstigen physikalischen Hilfsmittel, und H. Daily betont
ebenfalls, daß nach seinen Erfahrungen die gewöhnlichen Lungen-
krankheiten auf radioskopischem Wege sich außerordentlich sicher
und leicht diagnostizieren lassen; insbesondere wäre gerade die
beginnende Spitzeninfiltration bei guter Durchleuchtung leicht sicht-
bar zu machen, wie er das an einer Anzahl von Abbildungen er-
läutert. Er hebt dann als besonders charakteristisch ein Symptom
im Radiogramm hervor, das bis jetzt noch wenig bekannt ist: nämlich
eine geringere Exkursion des Zwerchfells auf der Seite der erkrankten
Spitze. Uns scheint, wie schon oben gesagt, die Bedeutung der
X-Strahlen in beiden Arbeiten überschätzt, obschon wir ja gerne
zugeben, daß jemand, der sich viel mit diesem Verfahren beschäftigt,
manche Einzelheiten bei den verschiedensten Lungenkrankheiten
sehen mag.
Die Bedeutung des Sputums für die Diagnose wird nach Wann er
noch nicht nach allen Seiten gewürdigt; insbesondere scheint ihm die Be-
deutung des wechselnden Eiweißgehalts bei den verschiedenen
Krankheiten noch nicht genügend bekannt und hat er deshalb auf die An-
regung von Fr. Müller bei einer Anzahl von Krankheiten das Sputum auf
den Eiweißgehalt genau untersucht. Bestimmt wurde jedesmal das gelöste
Krankheiten der Atmungsorgane.
153
Eiweiß: das Albumin, Globulin und die Albumosen nach einer ausführlich Diagnostisohe
beschriebenen Methode. Er fand nun bei chronischer Bronchitis sowohl den Bedeutung des
wechselnden
Eiweißgehalts
im Sputum.
Broncho-
Stenose.
Eiweiß- wie Albumosengehalt gering; bei der Bronchiektasie war Eiweiß-
und Albumosengehalt ziemlich erheblich, außerdem ließen sich dabei noch
eine Anzahl weiterer Zerfallsprodukte des Eiweißes nachweisen. Bei der
Phthise war der Gehalt an Eiweiß und Albumosen ein mäßiger; beim
Lungeninfarkt waren wenig Albumosen und Eiweiß nachweisbar. Bei der
Pneumonie ist der Eiweißgehalt am reichlichsten, fast bis zu 8% Eiweiß;
bleibt indes auf dieser Höhe nur wenige Tage, um dann bald auf l^|o
herunterzugehen. Der differentialdiagnostische Wert des Nachweises an
Eiweiß im Sputum besteht darin, daß wenn derselbe einigermaßen aus-
gesprochen ist, alsdann wohl ein entzündlicher Prozeß in den Lungen an-
zunehmen ist. Bei Bestimmungen des Muzins ergab sich, daß den höchsten
Gehalt davon die Bronchitis aufweist, dann folgt die Pneumonie und die
Phthise« Bei Versuchen, die Verfasser über die Wirkung der Autoljse auf
Sputum und Eiter anstellte, konnte er bald eine erhebliche Degeneration
desselben feststellen, insbesondere der Leukozyten, aus denen beim Zerfall
ein Ferment frei wird, das die weitere Spaltung der Eiweißkörper bewirkt.
Ob die Autolyse besonders bei eitrigen Exsudaten eine besondere Bolle
spielt und dadurch leicht eine Resorption bewirkt wird, erscheint dem Ver-
fasser sehr zweifelhaft.
Ein neuee Symptom zur Diagnose einer einseitigen Broncho-
stenose beschreibt Jacobson; dasselbe besteht in einer aas-
gesprochenen respiratorischen Verschiebung des Mediastinums nach
der Seite, in der der verengte Bronchus sich befindet. Die Er-
klärung des Phänomens ist durchsichtig; bei jeder Inspiration
dehnt sich der Thorax beiderseits aus und da die Lunge mit dem
verengten Bronchus sich nur langsam ausdehnen kann, wird der
noch zur' Verfügung stehende Baum durch das Mediastinum aus-
gefüllt; die Erscheinung ließ sich im Röntgenbilde an einem vor-
gestellten Falle sehr schön beobachten. Als weiteres diagnostisches
Hilfsmittel ist die Beobachtung gerade jetzt sehr zu begrüßen, wo
durch die Killiansche Methode die lokale Behandlung der Broncho-
Stenosen ermöglicht ist. Ueber die guten Erfolge der Killianschen
Bronchoskopie, deren Technik wir in früheren Jahrgängen be- Bronchoskopie
schrieben, liegen auch jetzt wieder mehrfache Beobachtungen vor
(so von Eillian, Spieß und Garr6). Von Interesse ist der Fall
von Spieß, dem es auf diesem Wege gelang, ein Ejiochenstück
von 2 cm Länge und 2^« cm Dicke, das fest und tief im linken
Hauptbronchus steckte, nach vorausgegangener Tracheotomie zu ent-
fernen. Bei dieser Verbesserung unserer Operationsmethode, wie
wir sie in dem Killianschen Ver&hren besitzen, rät er deshalb,
bei der Diagnose eines Fremdkörpers in den Bronchien nie mehr
154 Hochhaas,
exspektatiy zu verfahren, sondern gleich dnrch den Pharynx oder
die Trachea den Fremdkörper aufznsachen und die Entfernung za
bewirken. — Das Auswerfen von Oerinnsehi aus den Bronchien
Fibringerinnsei kennen wir bis jetzt nur bei der sog. Bronchitis fibrinosa, beim
bei paren- Xrupp und bei der Pneumonie; und zwar handelt es sich bei den
Lungen- letzteren Krankheiten meist um f^ibnngermnsel, bei der ersteren
biatnngen. jedoch zuweilen auch um Schleimgerinnsel; echte Blutgerinnsel sind
bis jetzt nur sehr selten beschrieben. Zuweilen war den fibrinösen Ge-
rinnseln der Bronchitis so viel Blut beigemischt, daß man von einer
hämorrhagischen Form gesprochen hat. Dann ist von Gybulski u. a.
bei starker Hämoptoe bei Phthisikem zuweUen das Auswerfen größerer
Blutgerinnsel beobachtet worden. Fabian veröfiFentlicht eine Beob-
achtung, wo auch bei einer parenchymatösen Lungenblutnng reich-
liche, weitverzweigte Gerinnsel expektoriert wurden. Es handelte sich
um eine 44jährige Frau, die infolge eines starken Ikterus, der durch
Druck eines tuberkulösen Abszesses auf den Ductus choledochus hervor»
gerufen war, an parenchymatösen Blutungen in die Lunge und auch
in andere Organen litt. Die ausgeworfenen Gerinnsel, die in blutig-
schleimigen Massen sich befanden, waren recht groß, zeigten den
Abguß der Bronchien bis in die feineren Verzweigungen, die Farbe
und Konsistenz war die von Blutgerinnseln; mikroskopisch bestanden
dieselben aus Fibrin, Erythrozyten und einzelnen Epithelien und
Leukozyten. Die Beobachtung ist jedenfalls sehr selten; welche TTm-
stände hier mitgewirkt, um die Gerinnung innerhalb des Bronchial-
baumes hervorzurufen, ist noch unerklärt; und jedenfalls ist man
gezwungen, an solche besondere Umstände zu denken, da sonst dies
Ereignis doch wohl häufiger sein müßte. — Zur Behandlung der
Bronchiolitis- Bronchiolitis bei Kindern empfiehlt Engel die häufigere Vor-
behandlung. i^ijuQQ ^Qf Schultzeschen Schwingungen, die ihm in solchen Fällen
gute Dienste geleistet haben. — Li einer längeren Abhandlung sucht
Ad. Schmidt darzutun, daß die heutzutage geltenden Theorien
Asthma über die Entstehung des Asthma bronchiale unzureichend
bronchiale, gind; die Erklärung von Biermer und Curschmann, welche als
Ursache vorzugsweise einen Spasmus der Bronchialmuskeln supponiert,
sei ungenügend, weil es 1. bis jetzt nie gelungen sei, durch Vagus-
reizung einen Asthmaanfall hervorzurufen, und femer, weil 2. ein
Fall von rein nervösem Asthma bis jetzt noch nicht beobachtet sei,
und 3. weil die bis jetzt vorliegenden Obduktionsbefunde meist nicht
eine Verengerung, sondern eine Erweiterung des Lumens gezei^
haben. Auch die andere Theorie, welche das Hauptmoment in einem
Schleimhautkatarrh der feineren Bronchien, resp. in einer Verstopfung
Krankheiten der Atmungsorgane. 155
mit Sekret sieht, reicht ebensowenig ans, einen Asthmaanfall zu er-
klären. Schmidt selber kommt zu der Ansicht, daß das Asthma ein
Mittelding sei zwischen Bronchialkatarrh und Schleimhautneorose, ein
sog. nervöser Katarrh, der sich stets abspielt anf einer Schleimhaut,
die schon leicht entzündlich verändert ist. Das Neue an der Theorie
ist, daß Schmidt supponiert, daß das Asthma sich stets abspiele
auf einer schon vorher entzündlich veränderten Schleimhaut, wie
das am Darm auch der Fall sei, beispielsweise bei der Enteritis
membranacea. Sihle hält zum Zustandekommen des Bronchial-
asthmas vier Faktoren für notwendig: 1. einen Elrampf der Bronchial-
muskulatur; 2. eine Hypotonie im Ge&ßsystem; 3. eine starke
Bronchosekretion auf nervöser Basis und 4. eine fluzionäre Hyper-
ämie der gesamten Bespirationsschleimhaut; in gleichem Sinne, wie
Schmidt, beansprucht er fär das Zustandekommen nicht eines,
sondern mehrere Momente. Der Anfall kann ausgelöst werden ent-
weder peripher, oder durch einen Beiz vom Blut aus, oder auch vom
Gehirn. Als Medikament empfiehlt er Jod in Verbindung mit Digi-
talis und Heroin. Zur Kupierung des Asthmaanfalls empfiehlt
Aronsohn das Adrenalin. In einem Fall, der mit starker Schwellung
der vorderen Nasenmuschel einherging, gelang es ihm durch Be-
tupfung derselben mit einer Adrenalinlösung 1 : 1000,0 den Anfall
zu kupieren. Für die Fälle, wo die Au&uchung und lokale Be-
handlung der asthmogenen Punkte nicht angängig sei, empfiehlt er
die Anwendung entweder in Sprayform:
Rp. Adrenalin (1,0 : 1000,0) V»
Yaselinöl '/s,
oder als Salbe:
Adrenalin (1,0 : 1000) 1—5 g
Lanolin )
Vaselin i "^* ^ «'
S. bohnengroße Stücke in die Nase einzuführen und dann für
einige Sekunden den Kopf abwechselnd nach rechts und links seit-
wärts und schließlich ganz tief nach vom unten geneigt zu halten.
Von Dresler wird das Aristochin zur Behandlung des Asthmas
angelegentlich empfohlen. Bei 3 Fällen sah er bei Darreichung von
3 X 0,4 g einen guten, in einem Falle sogar einen glänzenden Erfolg.
Als Ursache von Emphysem macht Oolubow nach seinen Emphysem-
Erfahrungen zwei bis jetzt sehr wenig beachtete Erkrankungen «"^^^tehung.
geltend und zwar einmal das Aneurysma des Aortabogens. Dasselbe
braucht gar nicht besonders groß zu sein und kann doch sehr heftigen
Husten, starken Schleimauswurf aus der Trachea und nachfolgend
156 HochhauB.
Emphysem- aach Emphysem hervorrofen. Die Art iind die Weise, wie das
entetehung. Aneurysma einwirkt, ist verschieden; in manchen Fällen ist es
zweifellos direkter Druck auf die Trachea, in anderen Beizung des
Vagus und Phrenikus; vielleicht manchmal auch eine reflektorische
Beizung von der Innenseite der Aortenwand aus. In zweiter Linie
beobachtete Golubow eine angeborene Anomalie der Knorpel als
Ursache; die Knorpel der dritten bis siebten Bippe waren zusammen
zu einem großen Knorpel verschmolzen, der an das Stemum ange-
heftet war; die dadurch bewirkte Verengerung und Starke des
Thorax fährt nach Oolubow zu verstärkten kompensatorischen
Atembewegungen, die nachher das Emphysem herbeifuhren.
Die große weitreichende Bedeutung der Tuberkulose für das
ganze öfiPentliche Leben findet ihren entsprechenden Ausdruck in der
ungemein reichhaltigen literarischen Bearbeitung, der sich aUe auf
diesem Gebiet schwebenden Fragen zu erfreuen haben. Eine der
Ungleichheit wichtigsten, die über die Artgleichheit oder Verschieden-
1?^ ^«enachen. h^ilj jer Menschen- und Bindertuberkulose, über die wir
Uii^ Binder- '
tm^^^Koioee. Bchon in den beiden letzten Jahrgängen dieses Berichts referiert
haben, kann heute als entschieden gelten. Neuere Arbeiten und
Impfversuche haben den entscheidenden Beweis gebracht, daß es
gelingt mit Kultur^i, die aus menschlicher Tuberkulose gezüchtet
sind, beim Bindvieh typische Perlsucht hervorzurufen; wir erwähnen
hier die Versuche von Kossei, Orth und Wolff, denen dies
Experiment sowohl bei subkutaner Impfung, wie auch bei Verfutte-
rung gelungen ist. Zwei Tatsachen haben sich bei diesen Ezperi-
i menten ergeben, die wohl geeignet sind, ein Licht auf die negativen
1 Versuche Kochs zu werfen: 1. Es gelingt die Uebertragung durch'-
\ aus nicht bei jedem Binde und bei jeder Basse mit gleicher Sicher-
heit und Schnelligkeit; es bedarf häufig dazu einer überaus großen
j Menge von Kulturen zu einem prompten Gelingen; ein Zeichen, daß
I nicht jedes Tier und auch nicht jede Basse in gleichem Maße
; empfindlich ist. 2. Nicht jede Kultur, die von menschlicher Tuber-
kulose herrührt, ist im stände, beim Tier Tuberkulose hervorzurufen;
V. Behring betont ausdrücklich, daß es Varietäten des Bazillus
gibt, die diese Fähigkeit vollkommen verloren haben; falsch aber
, sei es, aus dieser Tatsache, die er selber durch Experimente schon
vor längerer Zeit festgestellt, nun zu folgern, daß Menschen- und
Bindertuberkulose artverschieden seien, wie das Koch getan. Es
handelt sich um gleiche Arten, die aber im Laufe der Zeiten in Bezug
auf manche Eigenschaften wesentliche Unterschiede zeigen können.
Der Nichtbeachtung dieses Satzes ist also der Irrtum Kochs zu-
Krankheiten der Atmungsorgane.
157
zuschreiben. Aach f)ir die Fähigkeit des Perlsuchtbazillus, beim
Menschen Tuberkulose hervorzurufen, sind im letzten Jahre weitere
Beweise veröfiPenÜicht worden ; dieselben liegen natürlich auf patho-
logisch-anatomischem Gebiete, da ja selbstverständlich eine experimen-
telle Beweisführung nicht möglich ist, wenn man nicht etwa die
Tatsache, daß es Cipolina gelang, einen Affen durch Verfutterung
mit Einderbazillen tuberkulös zu machen, wenigstens als einen Wahr-
scheinlichkeitsbeweis in dieser Richtung annehmen will. Hanse-
mann hat im Verlauf von 7 Jahren im ganzen 25 Fälle gesammelt,
bei denen er zum Teil mit großer Sicherheit, zum Teil mit Wahr-
scheinlichkeit eine sog. Fütterungstuberkulose feststellen konnte;
desgleichen haben auch Oanghofner und Heller-Wagner aus
den Sektionsprotokollen von Prag resp. Kiel eine Anzahl von Fällen
veröfiPentlicht, bei denen mit der größten Wahrscheinlichkeit durch
BinderbaziUen, die mit der Nahrung eingeführt, eine Tuberkulose
beim Menschen hervorgerufen war. Die oben aufgeworfene Frage
ist also jetzt in positivem Sinne entschieden; — ätrittig ist
nur noch der praktische Wert, den man diesem Infektionsmodus
zuzuschreiben hat. Die meisten Autoren geben wohl darin Koch
recht, daß der praktische Wert dieser Art der Ansteckung nicht
besonders hoch anzuschlagen ist, wenn wir ihn deshalb auch
durchaus nicht vernachlässigen dürfen und deshalb alle bestehenden
Vorschriften, um insbesondere bei den Eindem die Tuberkulose ein-
zudämmen, streng beachtet werden müssen. Die Zahl der beim
Menschen nachgewiesenen Infektionen der Art ist eben sehr gering;
so sah Hansemann bei einem großen Sektionsmateriale nur 4 Fälle
jährlich, und Ganghofner konnte bei der Sektion von 973 Kindern,
die an den verschiedensten Infektionskrankheiten gestorben waren,
nur B finden, bei denen die Tuberkulose sich auf den Darm und die
Mesenterialdrüsen beschränkte. Gttnz anders lauten die Erfahrungen
von Heller in Kiel. Nach einer früheren Publikation, die wir im
vorigen Jahr referiert, fand er unter 714 an Diphtherie verstorbenen
Kindern 53 Fälle von primärer Tuberkulose durch die Verdauungs-
organe = 7,4 ^/o; jetzt veröfiFentlicht er weitere 28 Fälle, die sich
unter den ersten 600 Sektionen des Jahres 1903 gefunden haben; —
in der Tat, eine ganz auffallende Häufung der Fälle, die sich bis
jetzt noch nirgendwo anders in diesem Orade gefunden hat. Als
Erklärung dafür gibt Heller selber an, 1. die größere Genauigkeit
seiner Sektionstechnik, die den Darm stets in Verbindung mit dem
Mesenterium läßt und daher eine genauere Durchsuchung des letzteren
nach den veränderten Drüsen gestattet, und 2. den Umstand, daß
Ftlttenmgs-
tuberkulöse.
H&uflgkeit
der
Ftttterungs-
tttberkulose
beim
Menschen.
158 Hochhaus.
der Prozentsatz seines Sektionsmateriales an Kindern ein weit größerer
ist, als bei anderen Forschem. Für die Angaben von Hansemann würde
das ja zutreffen, indes kann man das von den Zahlen, die Oanghofner
nnd früher schon Baginsky angefiilirt, nicht behaapten. Meines Er-
achtens müssen hier lokale Verhältnisse, insbesondere die reichlichere
Milch- und Buttemahrung, wie sie in Schleswig-Holstein üblich ist,
Dieposition eine entscheidende Bolle spielen. Daß allerdings das Kindesalter, wie
^®f es Heller behauptet, zu dieser Art der Infektion vom Darm aus
2nr besonders neigt, ist wohl sicher und wird gestützt durch die Autorität
Tuberkulose, von Behring, der in einer bemerkenswerten Publikation die Be-
hauptung aufstellt: „Die Säuglingsmilch ist die Hauptquelle für die
Schwindsuchtsentstehung." Gewonnen und gestützt ist dieser Satz
durch zahlreiche Experimente an Tieren; erklärt wird er durch die
von Behrings Mitarbeiter Römer festgestellte Tatsache, die indes
früher auch schon bekannt war, daß der Säuglingsdarm in außer-
ordentlichem Maße für Eiweißkörper und Bakterien durchgängig ist,
weil er noch einer zusammenhängenden, schützenden Epitheldecke ent-
behrt und die sezemierenden Drüsen auch nur mangelhaft entwickelt
sind. Ob diese These Behrings für die menschliche Tuberkulose
dieselbe Geltung hat, wie für das Bind, das werden weitere Unter-
leg der suchungen zeigen müssen. Bisher gilt noch allgemein die Meinung,
luf eK^^^'^ ^®^ daß auch im Jünglings- und Mannesalter noch recht häufig die In-
^r^»c . JqJ^^qjj^ durch den Tuberkelbazillus erfolge und zwar bei weitem am
häufigsten durch Inhalation, entweder durch die Gornetsche Staub-
inhalation oder die Tröpfcheninfektion nach Flügge. Strittig sind die
Meinungen nur noch darüber, ob der Bazillus sich bei der Einatmung
direkt in der Schleimhaut der feineren Bronchien einnistet und sich
dort weiter entwickelt, wie es Birch-Hirschfeld und Schmorl
behaupten, oder ob er zuerst die Lungen passiert, sich dann in einer
Bronchialdrüse etabliert und von hier aus später mittels der Blutbahn
in die Lungen eintritt, eine Infektionsweise, der Eibbert häupt-
sächlich das Wort redet. In einer größeren Arbeit sucht Aufrecht
diese Auffassung fester noch zu begründen ; wenn er auch in manchen
Details von den Anschauungen Eibberts abweicht, so scheint ihm
doch die hämatogene Entstehung der Tuberkulose bei weitem die
wichtigste; allerdings glaubt er, daß die primäre Lokalisation viel
häufiger, als bis jetzt angenommen, die Tonsillen seien und daß von dort
aus die mediastinalen Drüsen und später auch die Lungen erkranken,
und zwar nimmt er abweichend von den anderen an, daß die erste
Veränderung immer eine Verdickung der kleinen Gefäßwände sei, die
allmählich zur Obliteration und folgenden Nekrose des von dem
Krankheiten der Atmungsorgane. 159
Ge&ß versorgten Lungengebietes sei und daß diese Nekrose dann
wieder die Weiterwucherung der Tuberkelbazillen begünstige. Indes,
wie man sich auch die Ansiedlung und Ausbreitung derselben im
menschlichen Körper im einzelnen vorstellen mag, das scheint nach
den neueren Untersuchungen sicher, daß die Infektionsgefahr umso Gefahr der
größer ist, je länger und häufiger der Verkehr mit Phthisikem statt- Pi^ti^siker
findet, die die notwendigsten Maßregeln zum XJnschädlichmachen der Umgebung.
Bazillen vernachlässigen. In klarster Weise wird das illustriert
durch eine Arbeit von Bomb erg und Haedike: „Ueber den Ein-
fluß der Wohnung auf die Erkrankung an Tuberkulose." An dem
leicht übersehbaren Material der Marburger Poliklinik wird hier
schlagend nachgewiesen, daß in den Häusern der Armen, wo häufig
jahrelang das Zusammenleben von Phthisikem mit anderen statt-
findet, vorzugsweise die Infektion erfolgt. In gleicher Weise geht
aus einer Arbeit von B. Möller hervor, daß gerade solche Arbeiter
am leichtesten erkranken, die mit anderen hustenden Mitarbeitern in
kleinen, engen, dumpfen Bäumen zusammen waren. Gegen diese
lange und wiederholte Infektionsmöglichkeit werden die anderen
Faktoren, die man früher unter dem Namen der Disposition zu- Disposition,
sammenfaßte, in ihrer Bedeutung sehr zurückgedrängt; so betont
Sohwarzkopf, gleichfalls basierend auf den Erfahrungen an der
Marburger Poliklinik, daß neben der Infektionsmöglichkeit die here-
ditäre Belastung überhaupt kaum eine Bolle spiele; gibt aber zu. Hereditäre
daß einige Schädlichkeiten, bei Frauen besonders Geburt und Laktation, Belastung.
ein disponierendes Moment abgeben könnten. Diese geringe Bewer-
tung der Disposition wird bei den meisten Praktikern nicht ohne
Widerspruch bleiben; findet doch selbst bei den Bakteriologen jetzt
häufiger eine recht ausgiebige Würdigung derselben statt; so betont
V. Behringin seiner schon mehrfach erwähnten Arbeit ausdrücklich,
daß das Eindringen der Tuberkelbazillen allein noch lange keine
Tuberkulose mache, sonst würde eben fast jeder Mensch an Tuber-
kulose leiden und besonders diejenigen Aerzte, die sich gerade viel
mit dieser Krankheit beschäftigen; es gehören dazu, wenigstens bei
Erwachsenen, noch krankmachende Einflüsse, die verschiedener
Natur sein können, aber alle das Gemeinsame haben, daß sie den
menschlichen Organismus schwächen und so den Tuberkelbazillen
die Ansiedlung erst ermöglichen; daß diese geringe Widerstands-
fiähigkeit auch angeboren sein kann, das scheint mir nach aller bis-
herigen Erfahrung doch recht diskuti'erbar. — Die Diagnose
der beginnenden Tuberkulose ist heutzutage von der größten
Wichtigkeit; besonders aus dem praktischen Grunde, dass die Heil-
160 Hochhaus.
Diagnose statten nur solche Kranke aufnehmen, die sich in den allerersten
^^h ^^f ®*^" Stadien befinden. Noch vor kurzem erwartete man besondere Auf-
schlüsse von der Anwendung der Böntgenstrahlen und von der Sero^
diagnostik nach Courmont; beide Verfahren haben nicht gehalten,
was sie anfangs zu versprechen schienen. In Betracht kommen
I heutzutage in der Hauptsache noch zwei Methoden: die physikalischen
j Methoden und die probatorische Tuberkulininjektion. lieber die große
Wichtigkeit der ersteren sind wohl alle Aerzte einig und es haben
sich im letzten Berichtsjahre eine Anzahl erfahrener Forscher dahin
geäußert, daß es mit ihrer Hilfe allein möglich sei, in allen Fällen,
mit nur wenigen Ausnahmen, die richtige Diagnose zu stellen (so
A. Fränkel, Ad. Schmidt, Köhler, Pickert u. a.). Allerdings
erfordert dies eine vollkommene Beherrschung der Methoden und
große Erfahrung in allen den Nebenumständen, die geeignet sind,
das Resultat der Perkussion oder Auskultation zu trüben. In einem
FciüerqneUe bemerkenswerten Aufsatz hebt Ad. Schmidt einige Befonde her-
bei der ^^j. ^^ unter Umständen zu einem falschen Besultat führen können;
Untersuchung .,,. i. ii ^ <«••»'/« .i«ii
der BS smd dies 1. die durch unregelmäßige Konfiguration des Schulter-
LuD^enspitze. gürtels vorgetäuschten Dämpfungen und Schrumpfungen einer Spitze,
2. Blutungen aus kleinen, schwer zu erkennenden Bronchiektasien,
die gar nicht selten eine Hämoptoe vortäuschen und diagnostisch
manchmal sehr große Schwierigkeiten bereiten, und 8. die an den
Lungenrändem entstehenden Pseudorassel- und -reibegeräusche. Die-
selben gleichen in ihrem akustischen Eindruck außerordentlich dem
Knistern bei Atelektase oder einem feinen Beiben, werden meistens
an den Lungenrändem gehört, besonders an den unteren bei Skolio-
tischen, aber auch an den medialen, besonders an der Zingula, und
zuweilen auch an der Spitze. Nur große Aufmerksamkeit und wieder-
holtes Untersuchen kann hier vor Irrtum schützen. Als besonders
wichtig für die frühzeitige Diagnose von Lungenspitzenveränderungen
PerkuBsion wird von A. Wolff und B. Alezander die Perkussion der-
nach Krönig. gelten nach A. Krönig empfohlen. Das Wesentliche dieser
Methode besteht in der Berücksichtigung der Tatsache, daß der vordere
Lungenspitzenschall nicht am oberen Bande des Kukullaris endet, son-
dern durch eine Zone lauten Schalles über den Kukullarisrand hinweg
mit dem Schall der hinteren Lungenspitze verbunden ist; die Verbin-
dungszone hat an ihrer engsten Stelle (Isthmus) nach A. Wolff eine
Breite von 4 cm. Beide Autoren legen, wie seinerzeit Krön ig, der
Perkussion gerade dieses verbindenden Schallfeldes nach ihren ausge-
dehnten Untersuchungen die größte Wichtigkeit bei und behaupten, daß
bei genauer Feststellung der Grenzen desselben sowohl Schrumpfongen,
Krankheiten der Atmungsorgane. 161
wie Infiltrationen der Lungenspitzen in vielen Fällen sieh außerordent-
lich früh und sicher erkennen ließen. Zweifelsohne gebührt dieser Me-
thode eine größere Beachtung, als man ihr bisher geschenkt hat; beson-
ders auch, nachdem Oestreich durch die Sektion nachgewiesen hat,
daß man auf diese Weise noch ganz kleine Herde in den Lungenspitzen
diagnostizieren kann. lieber den Wert und die Wichtigkeit der
diagnostischen Tuberkulinimpfung sind die Meinungen Diagnostische
geteilt. Die Extremen auf der einen Seite behaupten, wie Koch T«berkniin-
es früher schon getan: ;,Zur Frühdiagnose der Tuberkulose bleibt
nach wie vor das alte Tuberkulin das zuverlässigste Hilfsmittel";
so Freymuth in einem Aufsatze, in dem er auch kurz die Methode
und die hauptsächlichsten Beaktionsweisen der Kranken beschreibt,
die auch in diagnostischer Beziehung von großem Literesse sind und
auf die wir deshalb mit einigen Worten zurückkommen möchten.
Man beginnt, nachdem die Temperatur des Kranken einige Tage
festgestellt und besonders konstatiert ist, daß dieselbe 37° oder
37,8° nicht überschreitet, mit Lrjektion von 0,0005—0,001 g
Tuberkulin; tritt danach schon eine deutliche Reaktion auf, etwa
bis 38,5° oder darüber, so handelt es sich am häufigsten um sehr
frische Lifektionen der Lunge oder Pleura. Ist die Reaktion geringer
— etwa nur 0,2 oder 0,3° — , dann wird nach einigen Tagen die-
selbe oder nur eine wenig größere Dosis eingespritzt und dann sieht
man häufig jetzt eine ganz ausgesprochene Beaktion; es ist derjenige
Beaktionstypus, den man bei beginnender Tuberkulose am häufigsten
sieht und der sicher beweisend ist. Tritt nach der ersten Lijektion
gar keine Erscheinung auf, so wird nach einigen Tagen 0,005 g, und
wenn auch jetzt der Erfolg ein negativer ist, nach wiederum einigen
Tagen 0,01 g injiziert; bei dieser großen Dose pflegen in derBegel
auch ältere Tuberkulosen zu reagieren, unangenehme Nebenerschei-
nungen bemerkenswerter Art hat Freymuth nicht gesehen; indes
verkennt er nicht, daß zuweilen auch bei Tuberkulose keine Beaktion
auftritt und daß auf der anderen Seite bei Nichttuberkulösen zuweilen
eine solche gefunden wird; die Zahl dieser Mißerfolge hält er indes
gegenüber den Erfolgen für irrelevant. Die meisten Autoren
(Pickert, Köhler, A. Schmidt, A. Fränkel) sind wohl, meines
Erachtens mit Becht, der Meinung, daß bei der Diagnose der Tuber-
kulose immer in erster Linie die physikalischen Methoden in Betracht
kommen, daß aber als Hilfsmittel die Tuberkulininjektion in zweifel-
haften Fällen wohl zu schätzen sei, allerdings unter Beachtung aller
in Betracht kommenden Elautelen ; dahin gehören die Tatsachen, die
wir schon oben erwähnt, daß die Beaktion auch bei Tuberkulose
Jahrbach der praktischen Medizin. 1904. H
162 Hochhaus.
Fehlen der fehlt und bei Nichttuberkulose eintritt, ferner, daß auch bei positiver
T^b'^kV*^ Eeaktion nicht immer der Herd mit Sicherheit festgestellt ist, da
lokale Zeichen in der Longe häufig fehlen, und ja auch bei einer
Bronchialtuberkulose die Reaktion eintritt; es ist dann femer
noch zu beachten, daß die diagnostische Tuberkulineinspritznng
immmerhin längere Zeit erfordert und für den Kranken häufig
mit recht unangenehmen subjektiven Empfindungen verbunden ist.
aefahren der Ernsthafte Gefahr scheint allerdings nach den bis jetzt Vorliegen-
Tuberkulin- ^gjj Berichten mit der Impfung nicht verbunden zu sein: — nur
einspritzung. *- o >
Schule berichtet über einen Fall, bei dem er es nicht für aus-
geschlossen hält, daß die Injektion eine ältere Bronchialtuber-
kulose mobil gemacht und dadurch zur Miliartuberkulose ge-
führt habe. Wegen der Wichtigkeit dieses Falles sei er hier kurz
referiert: Es handelte sich um einen 25jährigen Arbeiter, der mit der
Diagnose Typhus ins Krankenhaus gebracht worden war. Nachdem
der Kranke abgefiebert, entstanden doch Zweifel an der Diagnose
und wurde deshalb, da Tuberkulose vermutet wurde, eine Probe-
injektion von 0,00026 g Tuberkulin gemacht, wonach die Temperatur
auf 37,7 ° stieg. Am übernächsten Tage wurde eine zweite von 0,0005 g
gemacht, nach der sofort heftige Allgemeinerscheinungen auftraten;
die Milz schwoll an, es bildete sich eine Verdichtung der linken
Lunge heraus, das Fieber stieg, die Elräfte schwanden und nach
4 Wochen erfolgte der Exitus letalis. Die Sektion ergab Tuberkulose
der Bronchialdrüse, der linken Lunge, Miliartuberkulose der Lunge,
der Milz etc. Derartige Vorkommnisse, so vereinzelt sie auch sein
mögen, mahnen doch zur Vorsicht und lassen die Probeinjektion nur
dort gerechtfertigt erscheinen*, wo auf anderem Wege eine sichere
Diagnose nicht zu erzielen ist. — Die Energie, mit der vor einigen
Bekämpfung Jahren die Bekämpfung der Tuberkulose begonnen worden
T b ^k^i ^®*» ^^* keineswegs erlahmt, im Gegenteil noch immer größer und all-
gemeiner geworden und heute wird der Kampf mit umsomehr Ver-
trauen auf Erfolg geführt, als die [neueren Forschungen gezeigt
haben, daß die Tuberkulose in außerordentlichem Maße der Heilung
Heiinngs- zugängig ist. Die schon früher referierte Arbeit von Nägeli und
f&higkeit. ^j^^ neuere von Burkhardt aus dem pathologisch-anatomischen
Listitut zu Dresden kommen beide fast zu dem übereinstimmenden
Resultate, daß vom 18. Lebensjahr sich fast bei jedem Menschen
Zeichen von Tuberkulose finden, die bei der größten Mehrzahl voll-
kommen ausgeheilt und reaktionslos verlaufen ist. Heilbar ist die
Tuberkulose also sicher und besonders dann, wenn die Heil-
bestrebungen in den Anfangsstadien einsetzen. Daher auch die
Krankheiten der Atmungsorgane.
163
Kritik der
Heilstätten-
erfolge.
Gründimg von Heilstätten, die gerade diese günstigen Objekte der Heilstfttten
Behandlung möglichst bald aufnehmen sollen; die Zahl derselben ist
in letzter Zeit so gewachsen, daß sie im stände sein werden, etwa
80000 Lungenkranken einen 8— 4monatlichen Aufenthalt im Jahre
zu gewähren. Kein anderes Land kann sich rühmen, daß in ihm
in so kurzer Zeit eine so große Zahl von Heilstätten (jetzt fast
gegen 100) zur Behandlung unbemittelter Lungenkranken geschaffen
wurde. Ob die Hoffnungen, die man an diese segensreichen Ein-
richtungen knüpfte, sich alle erfüllen werden, ist allerdings immer
zweifelhafter geworden; insbesondere haben die Statistiken ergeben,
daß die definitiven Erfolge und die Ausheilungen lange nicht in
dem Maße und in der Zahl erfolgen, wie es anfangs enthusiastische
Gemüter wohl erwartet haben. Erfahrene Heilstättenärzte (so K ö h 1 e r,
Pickert, Wolff, Weicker) geben das unumwunden zu und fuhren
als Ursache für diese Erscheinung an: zum Teil das fortgeschrittene
Stadium der Erkrankung, in dem die Kranken hereinkamen, zum
Teil die relativ kurze Dauer der Kur, die meistens 4 Monate nicht
überschreitet, und dann ganz besonders den Umstand, daß die Elranken
nach der Entlassung meist wieder zu schwerer Arbeit und in die
unhygienischen Wohnstätten zurückkehren, denen sie zum Teil wohl
die Entstehung ihrer Lungenerkrankung verdanken. Aber, wenn
auch die Statistik noch nicht so sehr zu Gunsten der Heilstätten-
behandlung spricht, sicher ist doch der Nutzen derselben ein sehr
großer, indem doch ein Teil der Lungenkranken wenigstens peri-
odisch erheblich gebessert und arbeitsfähiger gemacht wird, wie das
Stadler in einer schönen Arbeit „Ueber den Einfluß der Lungen,
tuberkulöse auf Lebensdauer und Erwerbsfähigkeit und den Wert
der Volksheilstättenbehandlung" zahlenmäßig nachweist, und indem
ferner durch die Belehrung, die den Kranken während ihres Aufent-
haltes zu teil wird, der Kampf gegen die Tuberkulose auch im Volke
selber mit mehr Erfolg geführt werden kann. Jedenfalls hat die
bisherige Erfahrung gelehrt, daß die Heilstättenbehandlung allein
nicht ausreicht, und daß zu einem sieghaften Kampfe gegen die
Tuberkulose noch andere Hilfsmittel in Anspruch zu nehmen sind.
Da steht nun in erster Linie, wie von verschiedenster Seite, so von
V. Behring, v. Leyden u. a., betont wird, die Assanierung der
Wohnungsverhältnisse; man wird nie nennenswerte Erfolge erzielen,
solange in engen, dumpfen und feuchten Wohnungen die Lungen-
kranken mit anderen zusammenwohnen; die Gelegenheit zur Lifektion
ist dort eben so günstig wie möglich; nur eine gesunde, nicht beengte
Wohnung, in der die Möglichkeit vorliegt, daß etwa Erkrankte ihr
164
Hochhaus.
Assaniernng eigenes Zimmer haben und von den anderen abgesondert leben, maß
Wohnungen ^^ ^^^ Forderung vom hygienischen Standpunkte sein; in zweiter
Linie wird darauf zu dringen sein, daß womöglich die schwerkranken
Phthisiker in eigene Elrankenhäuser untergebracht und dort isoliert
werden, und dies erscheint jedenfalls zur Zeit viel wichtiger als die
Behandlung der Leichtkranken. Allerdings bedarf es zur Ausführung
dieser beiden Pläne recht erheblicher Mittel und wird es sicher noch
lange Zeit dauern, bis dieselben in dem Umfange realisiert werden
können, wie es vom Standpunkt der Hygiene aus erforderlich ist.
Indes läßt sich auch schon mit geringeren Mitteln gerade in der
Fürsorge für die Tuberkulose im eigenen Hause schon Brauchbares
Dispensaires. erreichen, wie das Jacob von den sog. Dispensaires in Frankreich
und Belgien berichtet, die er auf einer Studienreise aufgesucht hat.
Es sind das Wohltätigkeitsanstalten, von Städten oder Vereinen ge-
gründet, die in erster Linie den Zweck haben, die Prophylaxe, dann
aber auch die Therapie der Tuberkulose zu fordern. Wenn sich ein
Kranker bei dem Arzt des Dispensaire meldet, wird er zuerst unter-
sucht, erhält dann ein Spucknäpfchen, ein Zahnbürstchen und eine
Lysollösung, sowie eine Anzahl für Tuberkulöse wichtige Vorschriften
gedruckt mit nach Hause. Von einem Beamten des Dispensaire wird
er dann in seiner Wohnung besucht und von diesem wird dann nach
genauer Erkundigung der Verhältnisse, je nach der Notwendigkeit,
die Desinfektion der Wohnung, der Wäsche, der sonstigen Gebrauchs-
gegenstände angeordnet, die von der Stadt gratis ausgeführt wird;
dazu wird der Kranke mit allen für ihn notwendigen Nahrungs-
mitteln und Kleidungsstücken versorgt; außerdem erhält er auch
einen Liegestuhl und Decken, um eventuell eine Liegekur zu Hause
durchmachen zu können, wenn die Oertlichkeit dazu geeignet ist.
Kurz und gut, es wird durch diese Dispensaires dem Kranken alles
geboten, was notwendig zu seiner Heilung ist ; auch wird die Unter*
bringung in Sanatorien und Oenesungshäusem vermittelt; nur Medika-
mente werden nicht verabreicht. Die Einrichtung, die meist erst
einige Jahre alt ist, wird sicher viel Segen stiften und verdient bei
dem Umstände, daß immer nur ein kleiner Teil der Lungenkranken
in Anstalten untergebracht werden kann, sicher auch in Deutschland
eine große Verbreitung. Nur in Halle kennt man bis jetzt eine
ähnliche Einrichtung, die unter Leitung des rührigen Stadtrats
Pütt er steht. Auch dort werden die Tuberkulösen in ihrer Woh-
nung aufgesucht; sie werden über ihre Erkrankung und deren Be-
handlung belehrt; ihre Wohnungen und Gebrauchsgegenstände wer-
den desinfiziert und es wird dafür Sorge getragen, daß möglichst
Krankheiten der Atmungsorgane.
165
Inhalation
von
Ealkstaub.
Sanosin.
jeder Kranke sein eigenes Zimmer bat und dadarch wenigstens bis
zu einem gewissen Orade isoliert werden kann. So kommen zu
der Heilstättenbewegung immer neue Aufgaben der Hygiene hinzu,
die mit Sicherheit einen erfolgreichen Kampf gegen die Tuberkulose
versprechen. Die Ausbeute an Medikamenten, welche in diesem
Jahre gegen die Tuberkulose empfohlen worden, ist recht gering;
von dem früher viel gepriesenen Hetol ist es recht stille geworden;
auch von den Wirkungen des Kreosots hört man wenig mehr; aus-
gehend von der Beobachtung, daß lungenkranke Arbeiter, die viel
im Kalkstaub sich beschäftigten, allmählich den Husten und Auswurf
verloren hatten, ließ Reckzeh Lungenkranke Kalkstaub inhalieren,
ohne indes damit einen nennenswerten Erfolg zu erzielen. Danelius
und Sommerfeld empfehlen sehr warm ein Mittel Sanosin, das be-
steht aus den Blättern einer besonderen Eukaljptusart, aus dem aus
ihnen und den Wurzeln extrahierten Oel, dem dann noch Flores sul-
furis und Carbo ligneus pulveratus zugefügt ist. Das Mittel, welches
in der Dosis von 2 g jedesmal gebraucht wird, wird auf einer Ton-
platte erhitzt und die entstehenden Dämpfe werden dann eingeatmet,
bei verschlossenen Fenstern entweder die ganze Nacht oder nur ein-
zehae Stunden. Der Erfolg erstreckt sich nicht nur auf Beseitigung
des Hustens, des Auswurfs, der Nachtschweiße und auf Anregung
des Appetits, sondern auch auf eine wesentliche Besserung der ob-
jektiven Lungenerscheinungen, so daß von Sommerfeld das Mittel
als eine erhebliche Bereicherung unseres Heilmittelschatzes gegen die
Tuberkulose empfohlen wird. Nachprüfungen, die von M. Behr unter-
nommen wurden, haben übrigens die von Danelius und Sommerfeld
hervorgehobenen Vorzüge des Präparats nicht finden können. Schließ-
lich sei auch noch der Erfahrungen von H. Weber gedacht, der mit
der innerlichen Darreichung vonLävulose und der subkutanen L&vuiose und
Einverleibung von Paraffin bei Tuberkulose die besten Er- inTektionen
folge erzielt haben will. Den Erfolg erklärt er theoretisch dadurch,
daß beide Körper sehr leicht bei ihrem Zerfall Kohlensäure bilden
und diese, nach den Erfahrungen von Hamburger, im Blute eines
der wirksamsten Mittel gegen die Tuberkelbazillen sei. Die hoff-
nungsvollsten Aussichten auf eine wirksame Bekämpfung der Lungen-
tuberkulose bietet Behring in dem schon mehrfach von uns zitierten
Aufsatz „lieber Lungenschwindsuchtsentstehung und Tuberkulose-
bekämpfung^. Nach vielen Experimenten ist es jetzt Behring ge-
lungen, einen Impfstoff herzustellen, der Rinder gegen das Tuber-
kulosevirus immun macht; Erfahrungen im großen, von vielen Seiten
angestellt, scheinen die Wirksamkeit der Lnpfting zu bestätigen. Der
166 Hochhaus.
immanisie- Gedanke, daß beim Menschen dasselbe oder ein ähnliches Verfahren
B^rin '^^ Schutze gegen die Tuberkulose sich anwenden lasse, liegt nahe
gegen die und ist bei der jetzt anerkannten Artgleichheit von Menseben- und
Tuberkulose. Bindertuberkulose wohl denkbar. Allerdings möchte Behring bis
jetzt nicht raten, den Binderimpfstoff auch gleich beim Menschen
anzuwenden, dazu müßte er auf irgend eine Weise noch erheblich
abgeschwächt werden; er glaubt aber wohl, daß eine Schutzimpfung
möglich sei, wenn seine jetzt im Gange befindlichen Tierversuche
zeigen sollten, daß. man durch die Verfiitterung eines geeigneten
Tuberkulosevirus an tierische Säuglinge ebensogut Tuberkuloseschutz
bewirken kann, wie durch seine direkte Einbringung in die Blutbahn.
Noch eine dritte Möglichkeit von Immunisierung gegen Tuberkulose
Miioh wäre denkbar, wenn, was Behring zuversichtlich hofft, die Milch
l ^^"^^^^^^^ hochimmunisierter Kühe SchutzstoflFe enthält, die mit Erfolg
I auf den Menschen übertragen werden können. Wie man sieht, eine
I fest ausgebildete Methode, die zum Gebrauch für den Menschen schon
I reif wäre, bringt Behring noch nicht, die ist bis jetzt erst fär das
^ Bind ausgearbeitet, aber die solide experimentelle Erfahrungsbasis,
^^ auf der Behring arbeitet, läßt erhoffen, daß es seinem genialen
^^k Scharfblick gelingen wird, auch hier den rechten Weg zu finden.
^^H Neben diesen Andeutungen über eine zukünftige Methode zur Tuber-
^^ kuloseschutzimpfung enthält diese Publikation eine Fülle geistreicher
Ideen über fast alle jetzt so viel diskutierten Punkte der Tuberkulose.
Den einen möchten wir, weil er mit der Therapie im engen Zusammen-
hang steht, nochmals hervorheben, daß nämlich nach Behrings
Meinung der Keim fast für jede Tuberkulose im Säuglingsalter und zwar
meist durch Tuberkelbazillen enthaltende Milch erworben wird; und
daß es eine Hauptaufgabe unserer Säuglingsbehandlung sein wird, eine
I Milch herzustellen, die bazillenfrei ist, was bis jetzt durch die ge-
bräuchlichen Sterilisierungsmethoden nicht erreicht wird. Leicht
Nutzlosigkeit wird dies möglich sein, wenn die Schutzimpfung beim Bind all-
t riuTrte ß®™®^^ durchgeführt ist und die Tuberkulose, die jetzt bei diesem
Milch. allgemein herrscht, verschwunden sein wird. SoUten sich diese De-
duktionen von Behring zu Becht erweisen, und es scheint uns das
wohl möglich, dann wäre allerdings eine wirksame Bekämpfung dieser
mörderischen Erkrankung in nicht allzu weiter Feme. Mit der Emp-
fehlung eines wirksamen Antituberkuloseserums ist in letzter
Zeit der bekannte Bakteriologe Marmorek, früher im Institut
Pasteur, hervorgetreten. Bei seinen Versuchen ging er von der
Idee aus, daß das Tuberkulin Kochs nicht das Haupttoxin der
Tuberkelbazillen sei, sondern dieselben nur anrege zur Produktion
Krankheiten der Atmungsorgane. 167
des eigentlichen Tuberkalosegiftes. Nach vielen Bemühungen ge- Anti-
lang es ihm Nährböden zu finden, in denen die Tuberkelbazillen tuberkulöse-
fast gar kein Tuberkulin, dagegen umsomehr eigentliches Tuberkel- Harmorek.
gift produzierten. Durch Einspritzen der erhaltenen filtrierten Kul-
turen bei Pferden gelang es dann, ein antitoxisches Serum zu er-
halten, das sowohl bei Tieren, wie beim Menschen wirksam sich er-
wies. Bei Kaninchen und Meerschweinchen gelang es, wenn auch
nur mit Hilfe starker Dosen, einen ausreichenden Schutz gegen den
Tuberkelbazillus herbeizuführen. Die therapeutischen Versuche bei
tuberkulösen Menschen sind nur summarisch angeführt; eine genaue
Einsicht in die Wirkung und Wirksamkeit der Injektionen läßt sich
aus dem Berichte nicht entnehmen; jedenfalls scheinen die Erfolge
bis jetzt noch nicht recht schlagende zu sein, was Marmorek
selber mit der Neuheit der Methode und der relativ geringen Be-
obachtungszeit entschuldigt; und weitere Versuche über das Mittel
werden abzuwarten sein; eine Nachprüfung von Ooldschmidt,
allerdings auch nur an einigen wenigen Fällen, ergab ein wenig
ermunterndes Besultat.
Einige ungewöhnliche Formen der Pneumonie, deren pneamonia
klinischer Bericht allerdings nur zum Teil ausfuhrlich ist, berichtet desquamativa
Galdi. Der erste Fall betraf einen 23jährigen Notenstecher, der ^**^*®""^-
schon 6 Wochen vor der Aufnahme unwohl und arbeitsunfiähig ge-
wesen war; kurz vor der Au&ahme plötzlich Schüttelfirost, heftige
Atemnot und nach kurzem Verweilen im Krankenhause Exitus letalis.
An den Lungen war die Pleura glatt, glänzend; das Parenchym
größtenteils derb, graurot, aber nicht kömig, wie bei der kruppösen
Pneumonie; mikroskopisch war das Auffallendste, daß der Alveolen-
inhalt wesentlich aus abgestoßenen Alveolarepithelien bestand, mit
wenig Leukozyten, dagegen ohne Fibrin und rote Blutkörperchen;
das Alveolargerüst, die Umgebung der Gefäße und kleinen Bronchien
war stark entzündet; in letzteren selber bestand auch eine lebhafte
Epithelabstoßung; an einzelnen Stellen war auch innerhalb der Al-
veolen eine deutliche Bindegewebswucherung, die von den Wänden
ausging, zu konstatieren. Das Wesentliche des pathologisch-ana-
tomischen Prozesses ist die starke Desquamation mit nachfolgender
Bindegewebswucherung und Neigung zur Obliteration der Alveolen
bei einer Pneumonieform, die augenscheinlich nichts mit Tuberkulose
zu tun hat, wie dies der erste ausführliche Beschreiber dieser
Pneumonieform, Buhl, wohl meist angenommen hat. Verfasser gibt
ihr den Namen Pneumonia desquamativa obliterans; klinische Eigen-
tümlichkeiten derselben vermag er bis jetzt noch nicht anzugeben;
168 Hochhaus.
Pneamonia in Bezug auf die Entstehong vermutet er, daß wegen der starken
deaquamativa Bronchialepithelabschilferung wohl hier ein Reiz primär eingewirkt,
der von dort sich weiter auf die Alveolen erstreckt habe; in ähn-
licher Weise, wie bei einem Krankheitsbild, das von Lange-Schmorl
als Bronchiolitis obliterans beschrieben worden, mit dem auch der
ganze Prozeß in Bezug auf die mikroskopischen Details die größte
Aehnlichkeit hat. Die zweite Form von Lungenentzündung beob-
Pneumonie bei achtete Oaldi bei einer Kranken, die an Sepsis nach Endokarditis
Endokarditis ^^ Qrxmde ging; die Schnittfläche der infiltrierten Lungen war
gleichmäßig glatt, graurot und derb und bei der feineren Unter-
suchung fand sich das Infiltrat im wesentlichen bestehend aus des-
quamierten Epithelien, wenig Leukoz3rten und ohne Fibrin. Eine
sog. Stauungspneumonie liegt hier nicht vor, denn die Lokalisation
durch die ganze Lunge, sowie das Aussehen und die geringen
Stauungserscheinungen sprechen dagegen; sondern es ist eine be-
stimmte Form der desquamativen Pneumonie, bei deren Zustande-
kommen eine mäßige Stauung und vielleicht ein im Körper kreisendes
Gonokokken- Oift zusammenwirkte. Einen der seltenen Fälle von Gonokokken-
Pneumonie. Pneumonie berichtet Bressel. Der betreffende Patient litt an
akuter Gonorrhöe; er erkrankte plötzlich unter den Erscheinungen
einer akuten Lungenentzündung, die in tjrpischer Weise verlief. Aus
dem Venenblute sowohl, wie aus dem Sputum ließen sich typische
Gonokokken züchten, üeber eine eigentümliche, sich lang hinziehende
Eigentümliche Form von Bronchopneumonie berichtet Rosenthal. Die Lungen-
B°roncho- ©rscheinungen traten bei ihr weniger in den Vordergrund, umsomehr
Pneumonie. AUgemeinerscheinungen und chronische Kachexie. Als ursächliche
Erreger fand er 2mal den Enterokokkus und einmal in Verbindung
Frührezidiv bei mit diesem den Staphylokokkus. Unter Frührezidiven der fibri-
PnMimwde ^^sen Pneumonie versteht Ebstein neu auftretende kruppöse
Entzündungen in solchen Lungenteilen, die erst ganz kurz eine gleiche
Entzündung durchgemacht haben. Einen charakteristischen Fall hat
Ebstein beobachtet. 7 Tage nachdem ein 17jähriger Arbeiter eine
typische Lungenentztindung im rechten XTnterlappen durchgemacht,
trat unter plötzlicher Fiebersteigerung und Atemnot wieder eine neue
Entzündung in demselben Lappen auf, die ebenfalls am 4. Tage
kritisch endete. Die Zahl dieser Frührezidive, die bis jetzt beob-
achtet sind, ist recht spärlich; eine genaue Literaturangabe findet
sich am Schlüsse des Aufsatzes. Pichler berichtet über einen Fall
Parotitis bei von Sekundärer Parotitis nach Pneumonie, wobei sich der Eiter
Pneumonie. ^^^^ ^^^^ Ductus Stenonianua entleerte. E. Fränkel erwähnt das
seltene Vorkommen von eitriger Gelenkentzündung bei Pneu-
Krankheiten der Atmungsorgane. 169
monia crouposa und berichtet über 2 einschlägige Fälle. Die Kompli- Eitrige
kation pflegt sich in der Regel nur bei bösartiger Verlaufsweise ein- Q^^^ündun bei
zustellen. Eine Epidemie von Lungenentzündung beobachtete pnenmonie.
Späth in dem Dorfe Neubrunn, wo in der Zeit vom 8. Mai bis Epidemische
7. Juli 1903 von 464 Personen 63, also 13,9 °/o, erkrankten. Der Pneumonie.
Verlauf war ein normaler; eine besondere Bösartigkeit, wie sie bei
derartigen Epidemien häufig ist, war nicht auffallend. Die genaue Ana-
lyse des Auftretens, des Verlaufes, der sonstigen gleichzeitigen Witte-
rungsverhältnisse, ebenso wie der Wohnungsverhältnisse gab keinen
Aufschluß für das gehäufte Auftreten. Als unter Umständen wichtig
ftir die Diagnose der kruppösen Pneumonie bei Kindern hatte früher
Pfaundler das Auftreten des Westphalschen Zeichens angegeben; westphaisohes
eine Nachuntersuchung von Reeder auf der Abteilung Baginskys p^^^^^^j^^*
hat gezeigt, daß sich irgend welche diagnostische Schlüsse, wie
es Pfaundler geglaubt, aus dem Fehlen des Patellarreflezes nicht
ziehen lassen. Die so bäufig auftretenden zerebralen Erschei- zerebrale
nungen bei den Bronchopneumonien des Kindesalters machen ^"®^®*Y"sen
nicht selten die größten diagnostischen Schwierigkeiten. Durch die Pneumonie.
Lumbalpunktion, welche bei 31 pneumoniekranken Kindern aus-
geführt wurde, haben Nob^court und Voisin festgestellt, daß hier
in der Begel eine starke Erhöhung des spinalen Druckes vorliegt,
was daran zu sehen ist, daß sich meist mit Leichtigkeit eine größere
Menge (bis zu 35 com) zerebrospinaler Flüssigkeit entleeren läßt. Die-
selbe ist meist klar, selten getrübt, in der Regel steril und enthält
nur wenig Eiweiß. Die Prognose ist anscheinend in diesen Fällen
eine recht ernste, denn von 24 Fällen, bei denen meningitische
Symptome auftraten, genasen nur 4. Leider wird nichts Genaueres
berichtet über den therapeutischen Effekt der Punktion. Von einem
gewissen prognostischen Literesse erscheinen die Besultate, welche
Johle bei der Einwirkung des Blutserums pneumoniekranker Aggintina-
Kinder auf Pneumokokkenkulturen erhalten hat. Li 6 Fällen *^°f«^'*^* ^®«
Blntserams
kruppöser Pneumonie, welche alle mit einer Krise endigten, war die nach
Agglutinationskraft des Serums stets eine sehr hohe, zugleich mit Pnenmonie.
Hyperleukozytose und Verminderung der Chloride. Das Phänomen
trat schon im Beginn der Erkrankung auf, blieb bis zur Krise auf
gleicher Höhe und schwand einige Tage nach Eintritt derselben.
Von Literesse sind die Erörterungen Hub er s über einige Vorgänge
bei der Heilung der Pneumonie. Dieselbe ist so zu erklären, Heiinng der
daß der Mensch allmählich immunisiert wird; wenn nun genügend ^»0«™°»»®-
Lnmunkörper gebildet sind, so daß zwischen Leukozyten und Pneumo-
kokken eine positive Chemotaxis entsteht, beginnt die Heilung; es
170
Hochhaus.
Diagnose der
Pleuritis.
Zyto-
diagnostik.
Pleuritis
diaphragma-
tica.
Pleuritis
pulsans.
beginnt die Phagozytose der Pneumokokken, die Krise tritt ein und
nun wird das Exsudat durch Autolyse flüssig gemacht, zum Teil
resorbiert, zum Teil expektoriert. Alle Vorgänge der Heilung werden
damit zwar nicht erklärt, aber wenigstens ein Teil.
Unsere diagnostischen Hilfsmittel zur Feststellung der Natur
pleuritischer Exsudate sind noch immer nicht ganz zuverlässige;
die so häuflge Frage, ob ein Exsudat tuberkulöser Provenienz ist oder
nicht, bleibt selbst trotz des Tierexperimentes in suspenso. Die seit
einigen Jahren von A. Wolff in Deutschland, von Vidal undBavant
inaugurierte Zytodiagnostik schien diesen Zweifeln abzuhelfen;
nach den Untersuchungen dieser Forscher sollte ein vorwiegender
Gehalt an Lymphozyten im Exsudat für Tuberkulose, dagegen
die Prävalenz von polynukleären Leukozyten für einen entzünd-
lichen Ursprung sprechen; während in den Transsudaten sich
meist abgestoßene Endothelzellen finden sollten. Diese bequeme
Methode ist auch im letzten Jahre mehrfach nachgeprüft worden
von Ozerno- Schwarz und Bornstein, sowie von Ketly und
Torday. Li beiden Arbeiten findet sich im großen und ganzen
eine Bestätigung der früheren Erfahrungen, ohne daß die Autoren
indes der scharfen Formulierung besonders von Bavant und Vidal
beistimmen können. So betonen Schwarz und Bernstein, daß
den tuberkulösen Ergüssen in der ersten Woche häufig recht viele
polynukleäre Zellen beigemischt sind und daß erst von Anfang der
zweiten die Lymphoz3rten in den Vordergrund treten und damit eine
Diagnose gestatten. Das Verhalten bei den nicht tuberkulösen Ex-
sudaten, sowie bei den Transsudaten entspricht auch nicht immer den
aufgestellten Regeln. Die Resultate von Ketly und Torday sind
ähnlich; nur ist es nach ihren Erfahrungen häufig nicht möglich,
ältere tuberkulöse Exsudate von denen, die bei Morbus Brigthii
oder bei Herzkranken auftreten, zu unterscheiden. In einem Falle
von Pleuritis diaphragmatica beobachtete Stenitzer bei jeder
Lispiration eine ruckartige Zuckung des linken Bectus abdominis,
die nach seiner Meinung einem Reflex von Seiten der Pleura ihren
Ursprung verdankt und von großem diagnostischen Wert ist; außer-
dem bestand in jenem Falle ein ausgesprochener Mussyscher Schmerz-
punkt, sowie ein Hochstand der linken Hälfte des Zwerchfells. Eine
der seltenen Beobachtungen von Pleuritis pulsans gibt Bendix
aus der Ebsteinschen Klinik. Es handelte sich um ein recht-
seitiges, wie die Punktion erwies, eitriges Exsudat, das recht stark ab-
gekapselt war und das Herz nach links erheblich verdrängte. Die
rhythmischen Pulsationen waren besonders ausgeprägt r. v. unten
Krankheiten der Atmungsorgane. 171
und in der Seite. Das Zustandekommen derselben erklärt Verfasser
1. durch eine recht energische Herzaktion und 2. dadurch, daß die
abkapsebide Wand des Exsudats dem Herzen dicht angelagert war.
Auf vier Funkte, die bei der Behandlung pleuritischer Exsu- Behandlang
date in Betracht kommen, macht Rothschild aufmerksam: 1. auf der Pieuritis-
die Tatsache, daß langbestandene, auch große Pleuraergüsse nach
einer vielleicht zu diagnostischen Zwecken gemachten Probepunktion
rasch und vollständig verschwinden; 2. daß pleuritische Exsudate
nach vollständiger oder möglichst vollständiger Entleerung durch
Punktion sich in ganz kurzer Zeit wieder ansammeln; 8. daß ab-
gekapselte Exsudate oft monatelang mit herumgetragen werden, bis
sie endlich gewissen nachher zu beschreibenden Maßnahmen weichen;
4. daß zwischen Fieber und Exsudathöhe absolut keine Kongruenz
besteht; trotz fehlenden Fiebers kann das Exsudat ansteigen und um-
gekehrt. Die Erklärung dieser Tatsachen läßt sich am ehesten her-
leiten aus dem phjrsikalischen Verhalten der Exsudate resp. aus den
Veränderungen, die Osmose und Diffusion an ihnen hervorrufen neben
den durch physiologische Kräfte bewirkten. Daß Diffusion und
Osmose bei der Resorption der Pleuraexsudate eine wesentliche Rolle
spielen, ist bewiesen durch Versuche von Mattes, Hartig und
Hamburger und durch die praktische Erfahrung, die gezeigt hat,
daß ein Exsudat nur dann resorbiert wird, wenn es eine geringere
molekulare Konzentration zeigt wie das Blut. Ist das nicht der
Fall, ist der Gefrierpunkt des Exsudates niedriger als der des Blutes,
dann müssen wir Mittel anwenden, um die molekulare Konzentration
des Blutes zu erhöhen und dazu gehört starke eiweißreiche Nahrung,
indem durch den Zerfall der komplizierten und einfachen Moleküle
der osmotische Druck des Blutes erhöht wird; dasselbe wird erreicht
durch Schwitzprozeduren und durch endovenöse OlNa-Einspritzungen.
Oanz besonders druckerhöhend wirken auch die Solbäder in Soden,
in Verbindung mit einem systematisch vorgenommenen Mineralwasser-
genuß. Diese Heilfaktoren empfiehlt Rothschild besonders neben
den älteren, bisher stets bewährt gefundenen.
Die Geschichte eines der seltenen Fälle von spontanem Spontaner
Pneumothorax mit Ausgang in Heilung berichtet Land mann. ^'*®'*™°*^®"^*'
Die Ursache des Pneumothorax blieb ungewiß, vielleicht kommen
Veränderungen in Betracht, die durch eine kurz vorher überstandene
Influenza hervorgerufen waren. Eine schnellere Heilung des ge- Therapie des
schlossenen Pneumothorax hat Schrötter in der Weise ver- «eschlossenen
sucht, daß er das darin enthaltene Gas, welches meist aus schwer
resorbierbarem Stickstoff bestand, durch den leicht resorbierbaren
172
Hochhaus.
Tumoren
der Pleura
Sauerstoff ersetzte; besonders bei frischem tramnatischein Pneumo-
thorax mit geschlossener Kommunikation verspricht er sich davon
große Vorteile. Praktische Erfahrungen liegen darüber bis jetzt
noch nicht vor.
Die bisher beschriebenen Tumoren der Pleura nehmen fast
durchweg ihren Ursprung von den Endothelien der Lymphge&ße;
nur sehr wenige, darunter ein Fall von Benda, sind bekannt, wo
die Endothelien der Pleura selbst den Ausgangspunkt* bildeten; eine
neue Beobachtung derart veröffentlicht Outmann. Klinisch bot sich
bei der 60jährigen Frau das Bild einer starken linkseitigen exsu-
dativen Pleuritis mit starker Verdrängung des Herzens nach rechts.
Nach jeder Punktion, bei der allemal etwa 8000 ccm Flüssigkeit
entleert wurden, in der sich nichts Charakteristisches fand, füllte
sich die Pleurahöhle wieder sehr schnell. Eine Ursache war nicht
zu eruieren. Die Frau starb bald an allgemeiner Schwäche, und
bei der Sektion fand sich links die Pleura verdeckt und besetzt mit
zahlreichen, gestielten, kleinen und größeren Tumoren, die mikro-
skopisch einen sarkomatösen Bau, allerdings aus soliden Zellzysten
und Zellsträngen zeigten und zweifellos ihren Ursprung vom Endo-
thel nahmen.
Die operative Behandlung der Lungenkrankheiten hat
der^Lun^en- ^®^ ^®°^ Zusammenarbeiten von Internen und Chirurgen in den letzten
krankheiten. Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Eine Uebersicht unseres
jetzigen Könnens auf diesem Gebiet gibt der Grundriß der Lungen-
chirurgie von Garre und Quincke, welcher in erweiterter Form
die Eeferate wiedergibt, welche die beiden Kliniker auf dem vor-
jährigen Naturforscherkongreß in Hamburg gehalten haben, wobei
Quincke vorzugsweise die Pathologie und Diagnose und Garre
die Technik behandelt, neben den Erkrankungen, die ausschließlich
chirurgisches Interesse haben. Bei der Wichtigkeit und Neuheit
des Gegenstandes heben wir die Hauptpunkte, soweit sie auch für
den Praktiker Interesse haben, kurz hervor. In Betracht kommen
bei der operativen Behandlung im wesentlichen die umschriebenen
parenchymatösen Eiterungen, deren Typus der Fremdkörperabszeß
ist und die sich je nach der Beschaffenheit und Dauer präsentieren
als 1. akute Abszesse, und zwar a) als akuter einfacher Abszeß und
b) als akuter putrider Abszeß und Lungengangrän, und 2. als chro-
nischer Abszeß und Bronchiektasie, und zwar a) als chronisch ein-
facher Abszeß und b) als chronisch putrider Prozeß, und 3. als
Fremdkörperabszeß. Dem internen Arzte fällt meist die Aufgabe
der Diagnose zu; dabei hat er zu berücksichtigen nicht bloß
operative
Behandlang
Krankheiten der Atmungsorgane. 173
das Vorhandensein einer umschriebenen Eiterung überhaupt, son-
dern eine ganz genaue Angabe über Zahl, Sitz und Ausdehnung
des, oder wie es häufig der Fall ist, der Herde. Leider sind die
Schwierigkeiten in dieser Beziehung noch immer recht große und
sehr häufig trotz Zuhilfenahme von Auskultation, Perkussion, Durch-
strahlung und Probepunktion nicht zu lösen. Die außerordentliche
Unsicherheit in der Diagnostik der Kavernen wird nie greller dar-
getan, als durch die Erfahrungen bei Lungenoperationen, wie das
von Quincke meisterhaft geschildert wird; besonders möchten
wir hervorheben den großen Unterschied, den in dieser Beziehung
die Lokalisation der Kaverne ausmacht; im Oberlappen wird die
Diagnose immer leichter sein, da aus der Kaverne in vielen Eällen
der Eiter abfließt und sich dann an dem Hohlraum die typischen
Kavemensymptome nachweisen lassen; im Unterlappen dagegen ist
die Entleerung des Inhalts viel schwerer und nur des Morgens, wenn
der E^anke durch heftige Hustenstößo den Eiter aus den unteren
Lungenpartien entleert, wird es möglich sein, einen hier gelegenen
Hohlraum durch die charakteristischen Höhlenzeichen näher zu
erkennen. Gerade für die operative Behandlung ist diese Schwierig-
keit häufig verhängnisvoll, weil die meisten zur Operation kommenden
Affektionen in dem Unterlappen liegen. Die technischen Schwierig-
keiten scheinen sich nach der Darstellung Garr^s mit der zu-
nehmenden Erfahrung erheblich zu mindern, und besonders gilt das
för das Operieren bei fehlenden pleuralen Verwachsungen; früher
galt es als feststehend, nur dann zu operieren, wenn die Pleuren ver-
wachsen waren, aus Furcht vor der Folge des akuten Pneumothorax
und einer möglichen Infektion des Pleuraraumes. Vor beiden Mög-
lichkeiten weiß man sich jetzt besser zu schützen; die schädlichen
Wirkungen eines akuten Pneumothorax werden aufgehoben durch
das Fassen der kollabierten Lunge und Hineinziehen in die Wunde;
dadurch wird der Druck, welcher auf das Mediastinum von der
kranken Seite ausgeübt wird, aufgehoben; andere vernähen vor
der Eröffnung der Pleura diese letztere durch eine zirkuläre Naht,
innerhalb deren dann die Inzision ausgeführt wird. Jedenfalls
ist die Möglichkeit, auch bei fehlenden Verwachsungen sofort
operieren zu können, als ein bedeutender Fortschritt anzusehen.
Das Operieren in der Lunge selber, wenigstens in den peripheren
Teilen, ist bei nötiger Vorsicht meist gefahrlos. Von Interesse sind
noch die Indikationen, welche die Verfasser bei der operativen Be-
handlung der Lungentuberkulose aufstellen. Sie halten ein Ein-
greifen für möglich 1. bei Kavernen mit Sekretstauung und Zersetzung
174
Hochbaus.
Operative
Bebandlnng
der Lnngen-
kraukheiten.
Operative
Behandlung
des Lungen-
abszesses.
durch pyogene Mischinfektion, und zwar durch Inzision und Drainage.
2. Bei isolierten Kavernen und tuberkulösen Herden im Unterlappen
und zwar hier womöglich Resektion der erkrankten Lungenpartien
mit ausgiebiger Thorakoplastik. 3. Bei stabilen Kavernen der
Lungenspitze, hartnäckig rezidivierenden Blutungen aus einer Ka-
verne, ferner auch bei nicht ulzerierten, beschränkten tuberkulösen
Herden; hier genügt schon die Mobilisation der Brustwand durch
Resektion einiger Kippen. Die Aufgaben der Lungenchirurgie sind in
der Abhandlung scharf umrissen; leider ist die Zahl der Fälle, die
sich für eine erfolgreiche Behandlung eignen, nicht besonders groß;
indes will uns scheinen, daß bei der vorgeschrittenen heutigen
Technik die Zahl der in Betracht kommenden FäUe sich doch mehren
wird. Eingehender über die Pathologie und Therapie der
Lungenabszesse handelt ein Vortrag von Karewski. Er hebt
zuerst hervor, welche große Bedeutung für den Verlauf und auch
für die Behandlung die Ursache des Abszesses habe. Für relativ
gutartig hält er den bei der fibrinösen Pneumonie entstandenen
Abszeß, wenn er zeitig in Behandlung kommt; allerdings wurde ihm
hier von interner Seite, und zwar unseres Erachtens mit Recht, ein-
geworfen, daß einmal diese Abszesse nicht häufig sind und daß die-
selben recht häufig spontan entleert werden. Ungünstiger erscheint
schon der Abszeß nach Influenzapneumonie, weil derselbe chronischer
verläuft und gar nicht so selten multipel ist. Zu den günstigen
Eiterungen in der Lunge rechnet Karewski die, welche, durch
Durchbruch eines nahegelegenen Eiterherdes entstehend, manchmal
spontan durch Perforation in die Bronchien heilen, nicht selten zum
solitären Abszeß führen und der Operation gut zugänglich sind.
Schwieriger sind wieder die Fremdkörperabszesse, weil sie meist
infolge längerer Dauer verdickte Wandungen haben, häufig multipel
sind und leicht zu Bronchiektasie fähren ; außerdem bildet der Fremd-
körper eine unangenehme Komplikation, die beseitigt werden muß
und zwar per vias naturales, ehe an eine erfolgreiche chirurgische
Behandlung herangetreten werden kann. Wie man sieht, ist das
Verhalten der umschriebenen Lungeneiterung verschieden, je nach
den Ursachen des Prozesses; eine operative Behandlung ist an-
gezeigt, sobald die Diagnose einer Lungeneiterung mit Sicherheit
gemacht ist; abwarten, wenigstens kürzere Zeit, mit der Hoffnung
auf spontane Heilung, kann man nur 1. bei jungen Individuen;
2. bei kleinen Herden, die in der Lungenspitze sitzen, und 3. bei
größeren in der Basis, wenn dieselben erst kurze Zeit bestehen.
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d) Krankheiten der Kreislanfsorgane.
Von Prof. Dr. A« Dennlgr in Stuttgart.
Von größeren Werken, die sich zu kurzem Referat nicht eignen, seien
erwähnt die Klappenfehler des Herzens von Th. v. Jürgensen, die mit
den früher erschienenen Arheiten des Autors, der Endokarditis und Herz-
insuffizienz, ein ahgeschlossenes Ganzes bilden ; das in jeder Hinsicht hervor-
ragende Werk wird von jedermann mit größtem Gewinn gelesen werden.
Die in anregender Form geschriebene Therapie der Herzkrankheiten von
L. Braun bringt eine zusammenfassende Darstellung Über den gegen-
wärtigen Stand der Behandlung der Herzkrankheiten mit Berücksichtigung
der herrschenden physiologischen Anschauungen. E. Albrecht, der Herz-
muskel, seine Bedeutung für Physiologie, Pathologie imd Klinik des Herzens
ist ein interessantes, in mancher Beziehung eigenartiges Buch und größter
Beachtung wert. — Es seien noch genannt instruktive Modelle des fötalen
Herzens von E. Winternitz und die Diagnose der Herzklappenfehler in
schematischer Uebersicht von A. Denn ig.
Eine neue Kreislauftheorie stellt Hasebroek auf. Das Weber- Theorie des
Volkmannsche Schema befriedigt nicht: außer vom Herzen wird viel- Kreislaufs,
mehr auch von der Peripherie selbständige Triebkraft für den Kreislauf
geliefert Die Ventrikel haben in der Hauptsache die Aufgabe, Blut bis
an die Peripherie heranzubringen, hierselbst wird es durch die Funktion
der Organe aufgefangen und weiterbefördert. Die Peripherie entspricht
einem zweiten Pumpwerk, welches mit dem Herzen verkuppelt ist. Die
Selbständigkeit der Peripherie besteht nicht nur in einer tonischen An-
passung und Lieferung von Elastizität, sondern in einer aktiven l^tigkeit
der Kapillaren im Sinne einer Diastole und Systole ; diese Tätigkeit kommt
in den Gewebekapillaren als Ansaugung zum Ausdruck, im Arteriengebiet
herrscht mehr Propulsionskraft vor. Diese Saug- und Propulsionskraft wirkt
unabhängig vom Herzen und hierdurch ist eine selbständige energische
Blutbewegung in der Peripherie bis in die Venen gegeben. Die Venen-
anfänge stellen ein passives Reservoir dar und ermöglichen durch ihre
stetige Anpassung die stets wechselnde Blutbewegung. Diese interessanten,
zum Teil allerdings recht hypothetischen Ausführungen gaben 0. Rosen-
bach Veranlassung, auf seine früheren bezüglichen Veröffentlichungen hin-
zuweisen, und es läßt sich nicht leugnen, daß in vielfacher Beziehung eine
auffallende üebereinstimmung herrscht. Von großer Bedeutung für die
Blutbewegung und den Verkehr des Blutes mit den Geweben sind die von
180
Dennig.
Blutdruck.
Puls.
Druck im
rechten
Vorhof.
Blutdruck-
messung.
Steinach und Kahn festgestellten Tatsachen einer echten Eontraktilität
und motorischen Eontraktion der Blutkapillaren. Die Verfasser
wiesen in verschiedenen Organen nach, daß sowohl bei direkter als in-
direkter Reizung bei vielen Kapillaren eine Eontraktion bis zum Ver-
schwinden des Lumens eintritt.
Zur Bestimmung des Druckes im rechten Vorhof be-
dient sich Gärtner einer äußerst einfachen Methode, die auf dem
Verhalten der Venenfullung in der oberen Extremität beruht, indem
die bei gesenktem Arm als vorspringende Stränge sichtbaren Hant-
venen sofort zusammenfallen, wenn der Arm bis zur Höhe des
Herzens gehoben wird. Dieses „Venenphänomen^' ist abhängig von
den Druckverhältnissen im rechten Vorhof, positiver Druck daselbst
bringt die Venenwand zum Entfalten, Null- oder negativer Druck
zum Zusammenfallen. So kann der Druck gemessen werden durch
die Bestimmung des Vertikalabstandes zwischen dem rechten Vor-
hof und der Lage der Vene beim Eintritt des Phänomens; bei
Druckerhöhung im rechten Vorhof (Mitralfehlern etc.) muß der Arm
viel höher als gewöhnlich gehoben werden. Ob die Verhältnisse
wirklich so einfach liegen, wie Gärtner annimmt, müssen weitere
Prüfungen zeigen. — Einen einfachen Sphygmographen ver-
danken wir ebenfalls Gärtner. Der Apparat besteht aus einer
den Dimensionen des Vorderarms entsprechenden Höhlung; durch
festes Anliegen des Instrumentes wird der Arm in pulsatorische
Bewegungen gesetzt, die auf einer Marey sehen Trommel registriert
werden können, und zwar sind es, da Venen und Kapillaren kom-
primiert werden, die durch Volumensänderungen der Arterien ent-
stehenden Erscheinungen. — Die Begistrierung des Pulses durch
einen Spiegelsphygmographen, wobei die vom Pulse in Be-
wegung gesetzten Massen auf das kleinste Maß beschränkt werden
und dadurch die Entstellung der Kurven auf ein Minimum redu-
ziert werden soll, empfiehlt Frank. Ein von Sommer ersonnener
Apparat ermöglicht es, den Puls in Töne umzusetzen, indem die
Bewegungen einer sphygmographischen Pelotte auf Zungenpfeifen
übertragen werden und die Pulsverhältnisse sich in Schwankungen
der Tonhöhe ausdrücken. — Eiva-Eoccis Sphygmomanometer
und Gärtners Tonometer unterzieht Martin einer eingehenden
Kritik: beide Apparate sind zur Messung des allgemeinen Blut-
druckes unter Anwendung der breiten Manschette beim ersteren und
der Benutzung des Biva-Boccischen Kompressionsschlauches beim
letzteren verwendbar; das Tonometer gibt einen etwas niedrigeren
Druck an.
Krankheiten der Ereislanfsorgane. Igl
Mit der Bestimmung des Blutdrucks bei Körper arbeit gesimder
Menschen haben sich 0. Moritz und Karrenstein beschäftigt. Der
erstere bestätigt die schon von Kornfeld festgestellte Tatsache, daß nicht
nur die absolute Arbeitsgröße, sondern auch die psychische Anstrengung
für die Größe der Blutdrucksteigerung maßgebend ist. Während bei sehr
leichter, gar nicht ermüdender Arbeit der Blutdruck sich nicht ändert,
steigt er bei mäßig ermüdender Arbeit mit Arbeitsbeginn, bleibt während
der Arbeit gleichmäßig erhöht und fällt mit dem Arbeitsschluß; bei stark
ermüdender Leistung steigt der Blutdruck stetig während der Arbeit und
fällt mit dem Arbeitsschluß; aber es ist nicht die Größe der geleisteten
Arbeit, sondern die Größe der Ermüdung, welche die Höhe des Blutdruck-
anstieges bestimmt : je mehr Willensanstrengung aufgewendet werden muß,
um die Arbeit fortzusetzen, desto höher wird der Blutdruck. Nach länger
dauernden Anstrengungen, Bergsteigen, Exerzieren fand Karrenstein bei
Soldaten ein verschiedenes Verhalten des Blutdrucks, nach dem Bergsteigen
war er in44^/o niedriger, in 16% gleich geblieben, in 89% gesteigert im
Vergleich zu der vor der Anstrengung vorgenommenen Messung; nach
2— Sstündigem Exerzieren hatten 69% erniedrigten, 18% unveränderten
und 12% erhöhten Blutdruck. Die Differenz im Blutdruck zwischen der
ersteren und zweiten Bewegungsart glaubt Verfasser auf die Aufnahme von
alkoholischen Flüssigkeitsmengen vor dem Bergsteigen zurückführen zu
können und fand diese Vermutung durch Selbstversuche bestätigt. Feste
Beziehungen zwischen Pulsfrequenz und Blutdruck waren nicht zu erkennen,
ebensowenig ließ sich für Körpertemperatur — die nach der Arbeit erhöht
war — und Blutdruck eine Relation finden« Der im Kapillargebiet zwischen
Blut und Geweben vor sich gehende Flüssigkeitsaustausch ist abhängig von
vitalen und physikalischen Faktoren, und zwar liefert die vitale Tätigkeit
der Zellen die Bedingungen, unter welchen die Kräfte der Osmose und
Filtration wirksam werden können. Diese Zelltätigkeit schafft dauernd
Konzentrationsdifferenzen zwischen Lymphe und Blut und erzeugt dadurch
die Vorgänge der Osmose, und weiter bedingen die Schwankungen des Blut-
drucks einen Filtrationsprozeß durch die Kapillarwand, also eine Auspressung
des Blutplasma einerseits, Aufsaugung von Gewebslymphe andererseits.
Druckschwankungen haben einen bedeutenden Einfluß auf die Kon-
zentration des Blutes und zwar lehren die bisherigen Erfahrungen, daß
Erhöhung des Blutdrucks und Verengerung der Gefäße vermehrten Flüssig-
keitsaustritt und damit Zunahme der Blutkonzentration, Blutdrucksenkung
und Erweiterung der Gefäße Flüssigkeitsaufnahme aus den Geweben in
das Blut und damit Konzentrationsabnahme zur Folge haben. Aus den
Untersuchungen von Heß, der, abweichend von früheren Autoren, im
arteriellen und venösen Blut getrennt den Konzentrationsgrad bestimmte,
ergibt sich die bemerkenswerte Tatsache, daß unter dem Einfluß vorüber-
gehender Blutdrucksschwankungen das arterielle und venöse Blut einen
verschiedenen Konzentrationsgrad aufweisen, indem das arterielle Blut eine
Konzentrationsänderung unter den genannten Bedingungen nicht zeigte,
183
Denüig.
T\<»phntlB,
bei
Vorbi7s
"RhvthTmi?«,
Apif^ tftiOne niui (t^i^gen diesen Wecheel regelmäßig aufwies. Ein Ana-
glf'irh «wiRohen dit'Ben beiden 8}*«temen findet, wie Hefi in treffender
\Vpi'«e bewt^iftt, in den Lungen wtatt
Ikn dftfl ktiinke Her« bei viel geringerer und kür»»' duMroder
Avbeit ermüdet) «tle dM gründe ^ hat O. Horiti na^cligewieBeB.
Bei Myx)degeneration und unkompensierten ElApp^üdikm bewirkt
Ktsrperarbeit ebenso xrie bei Gesund^u ein« Steigenuig des Bhitdnidk&,
jedoch sinkt er noch während der Arbeit und kehrt sadi AfbeitB-
echlnß langnamev txit Xorm enrück. £in Siaiken des Elotdnioks
nnter die Xoi^m i^^t als Zeiobesa der Hereermüduig «nfzofstsBeii. Den
Blntdmck bei aknter Snhlimatnephritis mxMSsen, luctteKolb
O^legenheit nnd fand, daß »cb<m weini^ Standen nach l«inwntwn
der Xephntis ^ine Erhöhung bis za mudxnalen Weiten «ixdZBX,
Während nnt^r "Rinwirkung von SchwitzbadcEm ein starkee AbHinteffTi
Ptattgefunden hatte. Bei Besserang des IProzeseee kann eine Tssdie
Abnahme des Blutdrucks erfolgen. — Die Basedowsche Krank-
hoit verhält sich nach Donath bezuglich des Blntdmck i«r-
schieden : er kann normal, herabgesetzt oder — in der Mefaisahl der
Fälle — gesteigert sein.
Die verschiedenen Formen der Herzarhythmie mit den Thtter-
snchnnpen und Erklärungen Endreim anns — autontatiscke Erregbar-
keit des Herzmuskels, Leitungsvennögen und Rentraktilität — in
Einklang zu brineren, unternimmt B eh fisch in anlierst anscboa-
lieber Weise: eine Form der Arhythmie beruht auf £ztimsyBtole[&,
hervorgerufen durch Aenderung der Erregbarkeit des Henanaaki^
(Arteriosklerose, Herzkrankheiten, Nervosität), eine zweite Form.
der Pulsus deficiens, ist eine FoUre der Lasion des Leitungsver*
mö^ens der Herzmuskelzellen <schwere Fälle von Myo- tmd £ndo>
karditts, Tnfektionskrankheiten und zw«r meist in der B^konvaleo
7enzi. eine dritte Form ist der Pulsus mynmsund der Pulsus altemaAs.
nT\\ veränderter Kontrakdlitat des HerzmuskelK heruhend. Die Pro-
gnose derHerzarhythmien richtet sich nach ihrer EntstehungBarsacfae.
In ähnlichem Sinne sprechen sich Gast eil in o und Espinay ans
Die BeobachtungSTi über die Adams- St okessche Krankheit
mehrer. sich: so teilt v. Stsrck eiiran bemerkenswerten Fall be:
einem T"»; ährigen Kiudf mit. bei welchem, wie die Sektion ers^L
eine Kompression des "Vagns durch Bronchialdrüsen stattgefioadex:
hatte: du Mesnil d e Bochemonts beide Fälle sind ohne Sektioxis -
erprehnis: Osler bespricht die Aetiologie. Symptomatologie. DiagnoBe
und Prognose und beschreihr 1 2 Falk . Lr unterscheidet zwischen poRt-
febrilen (wahrscheinlich auf myokarditischen Verändemniren henüiexi-
Krankheiten der Ereislaufsorgane. 183
den), neurotischen und arteriosklerotischen Fällen. Die Prognose ist
ungünstig, wenn es auch Fälle gibt, die sich über Jahre hinziehen;
Heilung ist vielleicht bei jungen Individuen, die nach einer In-
fektionskrankheit die Erscheinungen darbieten, möglich. Bei einem
gesunden 40jährigen Soldaten hat Blackham einen Puls von 40 bis
45 in der Buhe, 55 Schlägen nach Anstrengungen gesehen. Bei
einem Greise, der Bradykardie mit Bigeminie und Trigeminie Bradykardie,
aufwies, zeigten die von Pan aufgenommenen Kurven, daß es sich
bei der Bigeminie um Extrasystolen handelte, die Trigeminie nur
scheinbar war, indem die dritte Systole durch einen Normalreiz aus-
gelöst wurde.
In einer sehr interessanten Arbeit legt August Hoff mann
weitere Erfahrungen über das Herz jagen nieder und bezeichnet Paroxysmale
als den Anfall auslösende Momente körperliche Anstrengungen, Tachykardie,
psychische Erregungen, Alkohol- und Tabakmißbrauch; der Aus-
gangspunkt liegt in der Medulla oblongata, es findet eine Umstimmung
der Erregbarkeit des Herzmuskels, Erhöhung des Leitungsvermögens
und der Kontraktilität statt. Das plötzliche Auftreten der ganz
außerordentlichen aber regelmäßigen Pulsbeschleunigung , die Em-
bryokardie, charakterisieren das Krankheitsbild ; es findet sich keine
Vergrößerung, sondern eher eine Verkleinerung des Herzens, femer
häufig Beweglichkeit des Organs. Die Prognose ist relativ günstig;
kupiert kann der Anfall werden durch sofortiges Hinlegen, tiefes
Atemholen oder Anhalten des Atems nach tiefer Inspiration, Druck
auf den Nervus vagus. Einen hierhergehörigen mit Mitralis- und
Aortenfehler komplizierten Fall stellte Naunyn vor, einen weiteren
sehr interessanten schildert Fr ick.
Dem Pulsus paradoxus, einem stets als pathologisch aufzu- Pulsns
fassenden Phänomen, liegen nach Riegel verschiedene Entstehungs- P*»doxus.
Ursachen zu Grunde: die inspiratorisch-mechanische, Kompression
der großen Gefäße (Kuß maul s Mediastinoperikarditis) ; in diesen
Fällen schwellen auch die Halsvenen inspiratorisch an, der Herz-
spitzenstoß wird dabei, wo noch fühlbar, inspiratorisch eher ver-
stärkt. Die zweite Ursache ist in einem abnorm erhöhten negativen,
inspiratorischen Druck zu suchen, wie solcher bei der Stenose der
oberen Luftwege, Bronchitis capillaris, Pneumonie und vielleicht ^
auch bei Pleuraexsudaten vorkommt. Eine dritte Ursache ist die
verringerte Widerstandskraft des Herzens selbst: ein solch ge-
schwächtes Herz gibt den normalen intrathorazischen Druckschwan-
kungen leichter nach und schon der gewöhnliche negative Druck
bei der Inspiration stellt ein Hindernis dar, welches sich im Puls-
184 Dennig.
bilde ausprägt. Oft werden sich die verschiedenen Faktoren kombi-
nieren; immerhin sollte man bestrebt sein, im Einzelfall die Frage
der Entstehung des Phänomens zu beantworten, da der Therapie
wegen möglichst scharfe Trennung geboten ist.
V. Leyden hält an den von ihm schon in den 60er Jahren
Hemisystolie beschriebenen Phänomen der Hemisystolie und der von ihm ge-
Herzbi'^emlnie ß®^®^®*^ Erklärung fest, hebt aber hervor, daß das Vorkommen ein
sehr seltenes sei und sich bei unkompensierten Herzfehlem nach
großen Digitalisgaben zeige. Seine Auffassung lasse sich mit den
neueren Ergebnissen der Physiologen wohl in Einklang bringen.
Demgegenüber faßt Riegel die Hemisystolie als Herzbigeminie auf
(nach einer kräftigen Herzsystole folgt eine unvollständige, durch
eine Extrasystole unterbrochene Diastole), die nicht so selten zur
Beobachtung gelange. Ueber zwei auf Herzbigeminie beruhende Fälle
von doppeltem Herzstoß berichtet auch Do IL Hering bestreitet,
wie früher schon, auch jetzt das Vorkommen der klinischen Hemi-
systolie. Er weist an der Hand experimenteller Untersuchungen an
Säugetierherzen nach, daß das Weiterschlagen des einen Ventrikels
nach Aufhören des anderen nur an absterbenden Herzen beobachtet
werde; die seltenere Kontraktion eines Ventrikels im Vergleich zu
der des anderen sei sowohl aus anatomischen als physiologischen
Gründen unwahrscheinlich; ebenso sei die sog. Systolia altemans,
daß das eine Mal der rechte ohne den linken, das folgende Mal der
linke ohne den rechten Ventrikel schlage, ein Ding der Unmöglich-
keit. Er will die Hemisystolie und die Systolia altemans aus der
klinischen Terminologie entfernt wissen, erstere, weil sie nur am
absterbenden Herzen vorkommt, letztere, weil sie überhaupt nicht
existiert.
Bestimmung Die Friktionsmethode, mittels welcher Smith die eigen-
CTenzen" artigsten Figuren erzielte, wird auch heuer wieder auf Grund
— Friktions- genauer orthodiagraphischer Untersuchungen von F.Moritz, de la
— ^n^^h^' ^*^P» Bickel u. a. abgelehnt und vor derselben als einem za
disgraphie, Trugschlüssen fuhrenden Wege gewarnt; Smith und Hornung
suchen die Einwände zu widerlegen. De la Camp stellt in Ueber-
einstimmung mit Karfunkel die sehr zu berücksichtigende Tat-
sache fest, daß bei verschiedenem Zwerchfellstand in den Größen-
unterschieden des Herzens beträchtliche DifiPerenzen bestehen, daß
besonders bei tiefer Inspiration eine erhebliche Senkung des Herz-
schattens und demgemäß eine Vergrößerung des Längsdurchmessers
und Abnahme des Breitendurchmessers stattfindet; es handelt sich
nicht nur um eine Senkung durch die Schwere, sondern auch um
Krankheiten der Ereislaufsorgane. 185
eine Drehbewegung um die Längsachse und um eine Pendelbewe-
gung. Auch die Seitenlage hat Einfluß auf die Projektion des
Herzschattens. — Zur Bestimmung der Herzgrenze — besonders der
relativen linken ~ hat Engel einen Plessimeterklotz konstruiert, — Perkussion.
der starke Tiefenperkussion ermöglicht. Die Methode hat Aehnlich-
keit mit einer von P losch angegebenen und bietet kaum einen Vor-
teil vor den anderen.
Rhythmische Stöße des Kopfes (Mussets Symptom) — von Poisatorische
unten nach oben, von vom nach hinten und in leichter Form von ^»chütte-
nuigon des
links nach rechts — kommen nach Bacco und Herzog nicht nur Kopfes.
bei Aortenklappeninsuffizienz und -aneurysma vor, sondern bei er-
höhter Spannung im Ge&ßsystem überhaupt; nach letzterem Autor
auch dann, wenn nur örtliche Drucksteigerung vorliegt.
Einige weniger bekannte und zum Teil seltenere auskultatorische Er- Seltenere
scheinungen bespricht Syllaba; von ihnen sei hervorgehoben das sog. anskulta-
Flintsche Symptom, ein präsystolisches Geräusch und Schnurren an ^ v ■
der Herzspitze bei Aortenklappeninsuffizienz mit der von Sansom auf- mmgen.
gestellten Theorie, das Geräusch unterliegt zeitlichen Schwankungen und
kann auch yerschwinden , von Einfluß ist der Blutdruck. Systolische
Geräusche an der Herzspitze ohne vorausgegangene Endokarditis findet
man bei Arteriosklerotikem in 6 7o der Fälle, ferner bei Nephritis. Manch-
mal liegt eine organische Veränderung an der Mitralis vor (Kardiosklerose),
in anderen Fällen handelt es sich um eine relative resp. funktionelle In*
Buffizienz. Bei Arteriosklerotikem hört man zuweilen ein Geräusch über
der Aorta, das sich durch seine Kürze auszeichnet und von Rosenbach
als postdiastolisch bezeichnet wurde, es schließt sich an den akzen-
tuierten, manchmal metallisch klingenden zweiten Ton an und ist zurück-
zuführen auf eine relative Insuffizienz der Aortenklappen. Als Mund- Mundhöhlen-
höhlengeräusch beschreibt G. F i s c h e r ein dem Aortenpuls synchrones, geräusch.
also herzsystolisches Geräusch, welches man bei der Auskultation der Mund-
höhle, leichter bei der Exspiration, vernimmt und zwar unter bestimmten
abnormen Verhältnissen. Es handelt sich nach dem Verfasser um ein Ge-
fäßgeräusch in der Carotis interna, das verschiedene Timbreunterschiede
darbietet, bei Gesunden nicht vorkommt, sondern nur bei einem höheren
als normalen Stand der Aorta, wie es besonders bei Vergrößerung des
Herzens der Fall ist. Dieses nach Wissen des Referenten noch nicht be-
schriebene Phänomen wird noch nachzuprüfen sein und bei Bestätigung des
Befundes einen wertvollen Teil der Semiotik darbieten.
Die Hypertrophie des ganzen Herzens, sowie das Herz-
Ueberwiegen oder Alleinhypertrophieren des linken Ventrikels resul- ^^^^^gj^g^f
tiert nach Senator bei der chronischen Nierenentzündung krankheiten.
ans der abnormen BlutbeschafiPenheit, die einen Beiz gleichmäßig auf
alle Herzabschnitte ausübt; außerdem aber findet der linke Ventrikel
186 Dennig.
Herz- im großen Kreislauf noch vermehrte Widerstände, einerseits durch
hypertrophie Qef&ßkontraktion, andererseits durch den Druck der hydropischen Er-
bei Nieren- /.i.^ift,-!. -r^.^ « > -, i
krankheiten. güsse auf die Gefäße bedingt. — Bei der chronisch parenchymatösen
Form wirkt sowohl das eine als das andere, bei der Schrumpfiliere
wesentlich das erstere Moment; wahrscheinlich kommen bei diesen
Schädlichkeiten, die das Herz und die Nieren gleichzeitig treffen, in
Betracht.
Aus den exakten und vielftlltigen Untersuchungen delaCamps
Akute geht yervor, wie vorsichtig man mit der Diagnose der akuten
Herzdilatation. H^r^dilatation sein muß. In Uebereinstimmung mit F. Moritz,
Aug. Hof mann u. a. fand er durch orthodiagraphische Aufaahmen,
daß Gesunde trotz größter körperlicher Arbeit keine Dilatation des
Herzens bekommen, daß dagegen Herzkranke mit gestörter Kompen-
sation je nach dem Grade derselben bei Eörperarbeit eine Vergröße-
rung des Herzschattens in verschiedener Ausdehnung zeigen. Tiere,
unter verschiedene pathologische Bedingungen gebracht, verhielten
sich bei Anstrengungen bezüglich des Herzens verschieden.
Endokarditis. üeber einen fieberlos verlaufenen Fall von maligner,
ulzeröser Endokarditis berichtet Fazio; er hebt hervor, daß
auch Geräusche fehlen können, und daß auch das Kulturverfahren
aus dem Blute nicht immer positive Ergebnisse liefert. Solche Fälle
dürften nach den Erfahrungen des Referenten nicht so sehr selten
Endocarditis sein. — Einen bemerkenswerten Fall von Endocarditis gonor-
gonorrhoica. rhoica beschreibt v. Frendl; er zeichnete sich durch einen stär-
mischen Verlauf und direkte Metastasen am Endokard ohne Beteili-
gung anderer Organe aus. Der Nachweis von Gonokokken im
kreisenden Blute ist Heye bei einem Fall von ulzeröser gonorrhoi-
scher Endokarditis und zwar 6 Tage ante mortem gelungen.
Herzklappen- Bezüglich des Grades der Aortenklappeninsuffizienz
stellt Ferranini auf Grund experimenteller Untersuchungen aku-
insnfflzienz. stischeVerschiedenheiten auf, die kaum besondere Bedeutung
haben werden. Ein protomesodiastolisches Geräusch hört man bei
ausgedehnterer Klappenläsion, ein mesodiastolisches Geräusch, dem
immer der Best eines zweiten Tones vorausgeht, kommt bei weniger
hochgradiger Läsion vor. Uebergänge sind möglich. — Wegen der
Begutachtung von Unfällen interessant sind Mitteilungen von Jessen
Traumatische und von Struppler über traumatisch entstandene Aorten-
^tasuÄM.''^^®^^^^^^®'^^- " Fehlen des Herzspitzen- resp. Herz-
stoßes bei Aortenklappeninsuffizienz hat Galli gesehen;
dabei läßt sich die von Martins gegebene Erklärung, Komplikation
mit Mitralinsuf&zienz, nicht voll in Anwendung bringen. Verfasser
Krankheiten der Ereifilaufsorgane. 187
glaubt, daß aach der funktionelle Zustand des linken Ventrikels in
Betracht gezogen werden muß. Uebrigens ist nur der eine der beiden
Fälle durch die Obduktion erhärtet. — Hysterie undAortenerkran- Hysterie und
kung — namentlich Insuffizienz und Stenose — sucht Mariani^?'*®'^^*^^®^"
y Larrion in Zusammenhang zu bringen: die beständige seelische
Erregung der Hysterischen soll dabei ähnlich auf das Herz und die
OefS&ße wirken wie Alkohol, Syphilis etc. Er dürfte kaum viele
Anhänger für seine Lehre finden. — Es gibt Fälle von Aorten-
insuffizienz, in welchen geringe Albuminurie i^nd das Erscheinen Albuminurie
spärlicher Zylinder im Sediment bei reichlicher Harnentleerung sich ^^^
weder auf zu&Uig vergesellschaftete Nephritis, noch auf atheromatöse Insuffizienz.
Induration der Nieren (wie bei älteren Arteriosklerotikem), noch auf
Nachlaß der Herztätigkeit zurückzufuhren ist, sondern die Erklärung
liegt nach Le übe in den vorhandenen starken Druckschwankungen,
denen der gesamte große Kreislauf, also auch das Gebiet der Nieren-
arterie, unterworfen ist. Es kommt dadurch zur Verdickung der
Arterienwände mit Wucherung des Bindegewebes in der Umgebung
der Ge&ße, zu einer — wie v. Leube treffend hervorhebt — arte-
riellen Induration, die weiterhin in eine arterielle Ge&ßschrumpf-
niere übergehen kann. Die Wandverdickung der Glomerolusschlingen
hat ungenügende Ernährung der Glomerulusepithelien und damit
Albuminurie zur Folge; auch die Hamkanälchen erhalten imgenügend
Sauerstoff mit den daraus resultierenden Erscheinungen. Für die
Bichtigkeit dieser Auffassung spricht inv. Leubes Fall das Auftreten
der arteriellen Induration in anderen Organen, der Leber, Milz, nicht
aber in der Lunge. — Durch Trauma hervorgerufene Mitral- Traumatische
Insuffizienz schildert Kienböck: Schuß Verletzung des Herzens Mitrai-
mit Einheilung des Projektils imd als unmittelbare Folge Mitral-
insuffizienz, dabei bleibt es dahingestellt, ob Sprengung der Mitral-
klappe oder Verletzung der Muskulatur oder traumatische Endo-
karditis vorliegt. — Wie sehr man bei Herzfehlem mit der Beurtei- Mitrai-
lung einzelner Symptome vorsichtig sein soU, lehrt eine Beobachtung iasufflzienz
von Ourschmann jr. Eine Kranke mit Mitralisinsuffizienz, die hysterischer
anfEuigs alle Zeichen der Kompensationsstörung aufwies, bekam Tachypnoe.
heftigste An&Ue von Atemnot — bis 140 Ep. in der Minute — ,
die als schweres Asthma cardiale gedeutet werden mußten. Auf-
fallend war aber, daß während des Anfalls die objektiven Zeichen
des Luftliungers fehlten; bei längerer Beobachtung stellte es sich
heraus, daß es sich — beim Auftreten auch sonstiger Stigmata —
um eine hysterische Affektion gehandelt hatte.
Die syphilitischen Erkrankungen des Herzens werden
188 Dennig.
Syphilis des nach Euneberg nicht genügend beachtet; sie sind viel häufiger
Herzens. ^ ^^^^ gewöhnlich annimmt. Bezüglich der Lokalisation kann man
unterscheiden: die sklerogummöse Arteriitis der Koronararterien mit
Myomalazie, klinisch sich äußernd in Angina pectoris; femer die
sklerogummöse Aortitis mit ihren nächsten Folgen, den Aortenklappen-
fehlern und aneurysmatischen Erweiterungen; zu den Seltenheiten
gehören die Gummata des Herzmuskels, die gummöse Perikarditis
und Endokarditis, ja die Existenz letzterer wird überhaupt bezweifelt.
Verfasser hebt hervor, daß die Mortalität an Herz- und Aorten-
syphilis nicht viel geringer ist als die an Gehirn- und Bückenmarks-
lues und empfiehlt dringend mehr die Berücksichtigung dieser
Krankheit. In ganz ähnlicher Weise spricht sich Brei t mann aus.
Bezüglich der Behandlung wird betont, daß Herzmittel weniger
helfen, dagegen die spezifische Behandlung oft von gutem Erfolge
begleitet ist.
Aktinomykose Die Erkrankung des Herzens an Aktinomykose ist selten,
des Herzens. Th6venot hat 15 Fälle aus der Literatur zusanmiengestellt. Die
Affektion ist stets sekundär und macht keine anderen Erscheinungen
als die gewöhnlichen Herzaffektionen; nur bei gleichzeitiger Aktino-
mykose anderer Organe hat man an diese Komplikation zu denken.
Beweglichkeit Abnorme Beweglichkeit des Herzens beschreibt Sil her-
des Herzens, gleit; da bei Lagewechsel keinerlei subjektive Beschwerden auf-
treten, spricht der Fall für die Braunsche Auffassung, daß das
Cor mobile an und für sich keine Beschwerden mache. Ln Gegen-
satz hierzu hebt Bumpf — besonders auch gegen Bomberg —
hervor, daß in seinem vor 14 Jahren beobachteten Fall die schweren
subjektiven Erscheinungen einzig und allein von der abnormen Be-
weglichkeit des Herzens abhängig waren.
Angeborene Pathologisch-anatomische Befände von 6 Fällen seltener ange-
Herzfehier. ^Qj-^ner Herzfehler teilen Cowan und Fergusson mit; schematischo
Darstellungen veranschaulichen den geänderten Kreislauf in den
einzelnen Fällen. Die viel umstrittene Frage der Wiedereröffnung
des Ductus arteriosus Botalli beantwortet Wagner an der
Hand zweier Fälle in bejahendem Sinne. Die klinische Seite der
Persistenz des Ductus arteriosus Botalli berücksichtigen Hoch-
haus, Dresler, Bittorf, Arnhein, Dokuczajewa, besonders
hervorgehoben wird unter anderem das Gerhardt sehe Zeichen —
die bandförmige Dämpfung am linken Stemalrand im zweiten und
dritten Interkostalraum mit sieht- und fühlbarer Pulsation — ; auch dio
Orthodiagraphie kann die Diagnose sichern. Auf die Ungleich-
heit der Stärke des Pulses an den peripheren Arterien des
Ej'ankheiten der Ereislaufsorgane.
189
Kopfes und der oberen Extremitäten weist E. Dokuczajewa hin;
infolge der Kommunikation zwischen Pulmonalis und Aorta gelangt
weniger Blut in die linke Karotis und Subklavia als in die Anonyma,
was in dem schwächeren Puls links seinen Ausdruck findet; auch
bleibe die linke Körperhälfte in der Entwicklung wegen weniger
guter Ernährung zurück. — üeber Mißbildungen der Trikuspi-
dalis berichtet Geisel, Schreiber über Atresie des Ostium
venosum dextrum , sehr großes Foramen ovale, Defekt im Kammer-
septum, Hypoplasie des rechten Vorhofs, Mißbildung der Pulmonal-
klappen und offenen Ductus arteriosus ; über gemeinsamen Ursprung
der Aorta aus beiden Ventrikeln bei Mangel der Pulmonalarterie
Gutkind. — Die Vermehrung der Zahl an roten Blutkörperchen
bei angeborenen Herzfehlem hat Fromherz an sechs Patienten
nachgewiesen; die Zyanose wird erklärt aus der Hyperglobulie, wie
dies früher schon besonders von französischer Seite geschehen ist
(Variet). Während normalerweise die Harnabsonderung bei Tage
weit beträchtlicher ist als bei Nacht (wie 100 : 50), kehrt sich nach
den Beobachtungen von Pöhu das Verhältnis bei einer Reihe von
Herzerkrankungen um. Diese Nykturie ist bedingt durch un-
genügende Leistungsfähigkeit des Myokards; es ist wegen der ihm
bei Tage gestellten größeren Arbeitsforderung nicht im stände, die
eingenommenen Getränke auszuscheiden, wohl aber ist die Elimination
der nun in den Geweben aufgespeicherten Flüssigkeit während der
Nachtruhe möglich. Die Erscheinung dürfte, wenn sie sich bestätigt,
ein wertvolles Frühsymptom darstellen. — Die Entstehung der
Trommelschlegelfinger beruht bei Herzkranken nicht immer auf
Stauung resp. Zyanose, sondern kann auch erfolgen unter dem Ein-
fluß eines entzündlichen Agens. Dieses von Gzyhlarz betonte
Moment ist schon von verschiedenen Autoren, unter anderem auch
vom Referenten, hervorgehoben worden. — Herzruptur an 3 Fällen
demonstriert Fahr; als Ursache ist die Thrombose eines Astes der
Koronararterie anzusehen. — Herzverdrehung nach Trauma be-
schreibt Benedikt; durch den Fall von mäßiger Höhe auf den
Rücken wurde der rechte Ventrikel und Vorhof nach vorne gedreht,
so daß die Längsachse des Herzens mehr in der Horizontalen stand ;
der Fall ist besonders vom Standpunkt der Unfallversicherung wertvoll.
Einen Fall von Pyoperikardium als Teilerscheinung von
puerperaler Sepsis schildert A. Hall; einen solchen von Pneumo-
perikardie — Perforation einer Bronchialdrüse in den Oesophagus
einer- und den Herzbeutel andererseits — Hub er. Bei einer Kranken
mit Synechia pericardii brachte die Talmasche Operation, nach
Hyper-
globulie.
Harn bei
Herz-
krankheiten.
Trommel-
schlegelfinger.
Herzmptur.
Verdrehung
des Herzens.
Perikarditis.
190
Bennig.
Behandlung :
— Endo-
karditis,
— Herz-
insuffizienz,
- DigitaUs,
- Chlor-
barium,
— Theozin,
— Bäder und
Gymnastik,
MitteiloDgen von Clemens, wohl vorübergehende Besserung, aber
keine dauernde Beseitigung des Aszites.
Mit Antistreptokokkenserum behandelte Fälle von Sepsis
und Endokarditis bespricht Ogle; es sind der Behandlung besonders
solche zugänglich, wo die Mikroben im Blute kreisen, doch kommt
auch bei maligner Endokarditis, bei welcher die Mikroben in Veg^
tationen eingeschlossen sind, Heilung vor; da häufig Doppelinfektion
besteht, so wird die Injektion von Antistreptokokkenserum und Anti-
staphylokokkenserum empfohlen. Duckwarth redet der rektalen
Einverleibung von Serum das Wort. In der Beurteilung solcher
Heilungen ist größte Vorsicht geboten, allzuhäufig folgt Enttäuschung
nach. — Versuche von Brondgeest mit Dialysatum digitalis
grandiflora (Oolaz), Digitalinum purum germ. (Merck) und In-
fusum herb, digital, purpur. haben dargetan, daß die Wirkung der
Präparate eine ganz ähnliche ist; daß das Dialysat einen festen Ge-
halt an aktiver Substanz besitzt und ein gut haltbares Präparat ist.
Hofbauer fand bei einem Herzkranken mit schwerer Dyspnoe, daß
vor der Digitalisdarreichung die Thorazezkursionen prompter und
stärker waren als nachher, wo starke Verflachung der Atemzüge
eintrat. — Als Ersatz für Digitalis scheint sich in manchen Fällen
das Chlorbarium zu bewähren; Schedel hat dieses alte Mittel
aufs neue geprüft und gefunden, daß die Intensität der Herzkontrak-
tionen vermehrt, die Frequenz herabgesetzt wird und daß schließlich
systolischer Stillstand eintritt. Es wirkt verengernd auf die peri-
pheren Oefäße, also blutdrucksteigemd. Die Dosis beim Menschen
beträgt 0,02— OjOBg 2— 3mal täglich. Nachprüfdngen v. Tab o ras er-
geben, daß es bei leichteren Insuffizienzen wirksam ist, bei schwereren,
wo Digitalis noch half, versagte. Weitere Beobachtungen sind
erwünscht. Die Vorteile des Mittels sind die konstante Zusammen-
setzung, die genaue Dosierbarkeit, der billige Preis. Die Diureso
mächtig fördernd und dadurch die Oedeme beseitigend, wirkt das
Theozin in Tagesdosen von ^'2 — '/^ g; es liegt eine ganze Reihe
von Beobachtungen hierüber vor (Doering, Kramer, Schlesinger,
Battner u. a.), die Wirkung ist in vielen Fällen eine prompte und
sehr ausgiebige, kUngt aber rasch ab und versagt beim zweiten oder
dritten Versuch häufig ganz. Manche Personen ertragen das Mittel
schlecht. Die eliminatorischen Wirkungen bestehen nach D res er
nicht nur in Wasser, sondern auch in den darin enthaltenen Salzen. —
Mit Recht warnt Kisch vor der zur Mode werdenden üeber-
schätzung der Herzbäder. Es ist verkehrt, Ejranke, die stärkere
Insuffizienzerscheinungen darbieten, in Bäder zu schicken, geschweige
Krankheiten der Kreislaufsorgane. 191
denn solche, bei welchen hydropische Ergüsse und Niereninsuffizienz
vorliegen. Aehnlich spricht sich Wood aus; nur in Stadien, in
welchen das Herz noch unter günstigen Umständen gut funktioniert,
bei stärkerer Anstrengung aber versagt, ist Bäderbehandlung und
Gymnastik geboten. Oerade wie vor einem starken Dezennium Herz-
kranke durch übermäßige Körperübungen zu Tode gehetzt worden
sind, läuft man jetzt Gefahr, daß sie durch Bäder ruiniert werden.
Nach Jacob erhöht das Kohlensäurebad den Blutdruck und
vergrößert das Pulsvolumen in höherem Maße als das indifferente
Bad. Eeißner und Grote finden, daß das Kohlensäurebad nicht
blutdrucksteigemd wirkt und erblicken darin keinen Nachteil, weil
sicher bei vielen Kranken mit Herzschwäche, besonders Arterie-
sklerotikem, eine Erhöhung des Blutdrucks nicht erwünscht ist.
Boehr hat auch dieses Jahr Herzkranke in Kreuznach mit all-
mählich kühleren und konzentrierteren Bädern erfolgreich behandelt. —
Nach Hasebroek ist die günstige Wirkung der Gymnastik und
00'2-Bäder in einer Anregung der eingangs beschriebenen selbständigen
Kreislauftätigkeit in der Körperperipherie zu suchen. — Elektrische
Bäder mit sinusoidalem oder faradischem Wechselstrom empfiehlt
Franz e. Illoway macht mit vollstem Recht darauf aufmerksam,
daß Diätfehler oft schwerste Störungen bei Herzkranken hervorrufen _ Diät,
und warnt daher vor blähenden Speisen und kopiösen Mahlzeiten.
Für die Beschränkung der Flüssigkeit tritt u. a. neuerdings — Flüssig-
Kraus ein; doch soll sukzessive vorgegangen werden, erst auf ^®^^^'
1500 com, dann auf 1000 und als äußerstes Maß 800 ccm. Schon
die Beschränkung hat in manchen Fällen eine vermehrte Diurese
zur Folge, und namentlich entfalten dann die Medikamente wieder
eine bessere Wirkung. Diesen Empfehlungen kann sich der Beferent
auf Grund einer großen Eeihe von in diesem Jahre gemachten Be-
obachtungen voll anschließen. Auch Strauß hält bei kardialem
Hydrops die verminderte Flüssigkeitszufuhr für wichtig.
Ueber die Häufigkeit von arteriosklerotischen Veränderungen Arterio-
in der Aorta jugendlicher Individuen hat Simnitzky das Sektions- s^ierose.
material des pathologischen Instituts in Prag durchgesehen und fest-
gestellt, daß in jugendlichem Alter die Arteriosklerose kein so seltenes
Vorkommnis ist; bezüglich der Aetiologie stehen die Infektionskrank-
heiten obenan, Alkoholismus war 2mal, Syphilis nie angegeben.
Gl. Albutt unterscheidet bezüglich der Aetiologie der Arterio-
sklerose drei Klassen : in der einen ist sie als Alterserscheinung auf-
zufassen, bei der zweiten kommen mechanische Störungen (lange
dauernde Blutdrucksteigerungen), bei der dritten toxische Einflüsse
192
Dennig.
Aortitis.
Aortaruptur
bei Miß-
bildung des
Gefäßes.
(Blei, Alkohol, Syphilis) in Betracht. Der Blutdrack kann sich ganz
verschieden verhalten. — Auf die viel bestrittene Aortitis geht
Cl. Albutt näher ein nnd behauptet, daß namentlich die aknte
Erkrankung der Aorta viel häufiger sei als bis jetzt angenommen
wurde, daß sie sich im Anschluß an akute ezanthematische Fieber,
aber auch bei übergroßer Muskelarbeit (?) entwickle; der Ausgang
der chronischen Aortitis ist meist Atherom und Aneurysma. Durch
übermäßige Körperanstrengung entstand ein Aneurysma dissecans
oberhalb der hinteren Aortenklappe, am 3. Tage eine Zerreißung
der Adventitia mit Blutung in den Herzbeutel. Bei der Sektion des
7jährigen Knaben fand Wasastjerna eine hochgradige kongeni-
tale Einschnürung der Aorta gleich nach Abgang der A. sub-
clavia sinistra; Kollaterale hatten die Zirkulation ermöglicht. Stati-
Aneurysmen, stische Erhebungen über Aneurysmen von E. Müller zeigen, daß
in den jüngeren Jahren die Häufigkeit sehr gering ist und nur l°/o
der Toten ausmacht; beim Manne vom Ende des vierten, bei der
Frau vom Ende des fünften Dezenniums an erhöht sich die Häufig-
keit und bleibt fiir beide Geschlechter mit 8,5 ^/o annähernd gleich.
Die Aneurysmen der Aorta sind beim männlichen Oeschlecht nahesa
doppelt so häufig als beim weiblichen; die häufigste Ursache ist die
Endarteriitis. Arrosionsaneurysmen der Lungenarterie fanden sich
fast ausschließlich bei ulzeröser Lungentuberkulose. — Einen wohl
einzig in der Literatur stehenden Fall von Aortenerkrankung schil-
dert Mager: ein Aneurysma dissecans, in die Pulmonalarterie
durchgebrochen, war traumatischer Natur und zwar wurde das Gef&ß
und die Pulmonalis von einem im Sinus Valsalvae gelegenen ver-
kalkten Stachel durchspießt. Kutscherski berichtet über einen
eigentümlichen Fall, bei welchem durch Heben des Kopfes der vor-
her regelmäßige, 70 Schläge zählende Puls um 20 — 22 Schläge sank
und die Welle niedriger wurde; er vermutet ein Aneurysma aortae,
wobei das Heben des Kopfes einen Zug auf das Aneurysma und da-
mit auch auf den Vagus ausübt. — G. Eankin hat vier Aneurysmen
mittels Gelatineinjektionen anscheinend mit gutem Erfolg be-
handelt; Eeferent hatte auch Gelegenheit, bei einem FaU von
Aneurysma der aufsteigenden Aorta Gelatineinjektionen — die von
Merck gelieferte Gelatina steriUsata scheint ganz gefahrlos zu
sein — zu versuchen und kann bestätigen, daß die vorher fast un-
erträglichen, jeder Therapie spottenden subjektiven Beschwerden
rasch zurückgingen, von einem objektiven Erfolg konnte er sich
nicht überzeugen . K i n g d o n verordnet große Dosen von J o d k a 1 i
(10 — 16 g pro Tag) und die bekannte Besohränkungsdiät. Die Ein-
Therapie der
Aneurysmen.
Krankheiten der Ereislaufsorgane.
193
Smbolie.
Paradoxe
Embolie.
fiihrung von Silberdraht nach einer von ihm angegebenen Methode
hat D'Acry Power bei einem Aneurysma der Abdominalaorta er-
folglos versucht. — Hochinteressante Mitteilungen über das Aneu-
rysma arteriae hepaticae propriae macht Kehr. Bezüg-
lich der Diagnose nach erfolgtem Durchbruch in die Gallenwege
hebt er hervor Koliken, Ikterus, Magen- und Darmblutungen, An-
schwellung der Oallenblase; Probeinzision sichert die Diagnose.
Rascher Verschluß der Leberarterie ist von akuter Nekrose der
Leber gefolgt, wird aber der Blutstrom des Gefäßes durch ein all-
mählich wachsendes Hindernis verkümmert, wie bei Aneurysma, so
bilden sich aus der Arteria coronaria dextra, der gastroduodenalis
und den Aa. phrenicae Kollateralen aus, die die Ernährung übernehmen.
Bei Kehr s Patienten war dies der Fall ; die Unterbindung der Leber-
arterie brachte vollkommene Heilung. — Eine durch embolischen
Infarkt bedingte zirkumskripte Myositis bei Sepsis glaubt
L. Schwarz ais kaum beschrieben bezeichnen zu können; Eeferent hat
schon 1891 und auch später darauf hingewiesen. — Auf einem Offen-
bleiben des Foramen ovale beruht die paradoxe Embolie Cohn-
heims, primäre Erkrankungen im großen Kreislauf führen zu Em-
bolien in demselben Stromgebiete. Bezügliche Fälle beschreiben
Simmonds und Schmorl; der letztere — ältere Thrombose
der V. saphena sinistra im Zusammenhang mit einer Unterschenkel-
fraktur, offenes Foramen ovale, totaler Verschluß der linken Carotis
interna — ist fiir die Unfallprazis von großer Wichtigkeit.
Die bei Schrumpfungsvorgängen in der Lunge nicht so selten
auftretende Stenose der Pulmonalarterie soll man nachMader
durch ein systolisches Lungengeräusch über der Auskultationsstelle
der Pulmonalis erkexmen. — Peripherische Verengerung der
Pulmonalarterie durch ein Karzinom des linken Hauptbronchus
mit Umgreifen des N. recurrens sah Weinberger; die klinischen
Erscheinungen wichen insofern vom Gewöhnlichen ab, als das systo-
lische Geräusch besonders laut am rechten Sternalrand gehört wurde ;
geänderte Leitungsbedingungen werden dafür verantwortlich ge-
macht. — Ein in der rechten Fossa supraspinata besonders deut-
lich gehörtes Venengeräusch, das weder über der Jugularvene noch über
der Subklavia vernehmlich war, deutete J. Pal in scharfsinniger
Weise als im Bogen der Vena azygos neben der Wirbelsäule durch Stenose der
pleuritische Veiwachsungen, eventuell auch durch Kompression von ^^^ azygos
Lymphdrüsen entstehend; gleichzeitig bestehende Tachykardie wurde
auf Beizung von Akzeleransfasem, die mit ihrem Ursprungsgebiet
Jahrbach der praktischen Medizin. 1904. 13
Stenose der
Polmonal-
arterie.
194 Dennig.
in der N&he des Bogens der Vena azygos liegen, zurückgeführt.
Die Sektion hat die Diagnose in vollem Maße bestätigt.
Vasomotoren. Vasomotorische Störungen eigentümlicher Art hat v. Crie-
gern gesehen ; sie betrafen eine ältere syphilitische Frau mit Epistazis,
Menorrhagien, Nierenblutungen, dem Baynaudschen Syndrom, Sen-
sibilitätsstörungen, Petechien in der Haut des Unterleibs, deren An-
ordnung der des Herpes zoster in den He ad sehen Segmenten ent-
sprach; der Tod erfolgte durch Urämie. Der Verfasser vermutet,
daß der Symptomenkomplex mit Oefilßkrampf in Zusammenhang zu
bringen sei; eine Sektion konnte nicht gemacht werden. — Die akute
transitorische Amaurose, wie sie bei Bleikolik, Urämie und
Eklampsie vorkommt, glaubt J. Pal auf Orund tonometrischer
Bestimmungen auf rasch anschwellende Oefäßspannung zurück-
führen zu müssen. Die Linderung von Kopfschmerzen bei An-
wendung von analgetischen Mitteln, wie Salizylsäure und deren
Ester, Koffein, Phenokoll, Paramidophenol, Antipyrin und Pyra-
miden, ist nach Wiechowski auf eine Erweiterung der Oe-
fäße im Inneren der Schädelkapsel zu beziehen. — Wei-
tere experimentelle Untersuchungen von Paß 1er und Eolly über
die Kreislaufsstörungen bei akuten Infektionskrank-
heiten bestätigen die von Bomberg und Päßler früher ge-
wonnenen Anschauungen; es beruhen die auf der Höhe der Infektions-
krankheiten auftretenden Ejreislaufsstörungen auf einer Lähmung
der Vasomotoren; die im Kollaps erfolgende Schwächung der
Herzkraft ist als Folge der Qefclßlähmung, d. h. eine hierdurch be-
dingte ungenügende Durchblutung des Herzmuskels, aufzufassen.
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e) Krankheiten der Terdanongsorgane.
Von Prof. Dr. Lorenz^ Vorstand der mediziniBchen Klinik in Graz.
Oesophagus. Durch stete Verbesserung der Instrumente steigert yerbesBernng
sich die Anwendung der Oesophagoskopie. Olücksmann be- ^®'
festigte die Lampe des Oesophagoskops an einer bajonettformigen skopie.
Abknickung und umgab den äußeren Tubus mit einem aufblähbaren.
Gummiring, welcher den Oesophagus trichterförmig auftreibt, so daß
das Lämpchen nicht durch Schleim verunreinigt werden kann. Um
leichter an der oberen Zahnreihe vorbeizukommen und auch den
lUngknorpel weniger nach vorwärts zu drängen, gab J. Schreiber
dem Oesophagoskop statt der bisherigen zylindrischen eine elliptische
Tubusform. Um den Tupfer entbehrlich zu machen, brachte er
außerdem neben dem Tubus einen kleinen Kanal zur Absaugung des
Schleimes mittels Pumpe an. Den großen Wert der Oesophago-
skopie, besonders zur Differentialdiagnose zwischen funktioneller und
organischer Erkrankung der Speiseröhre, betonte H. Starck. We-
niger unangenehm für den Patienten ist das Eöntgenverfahren, doch
ist seine Anwendbarkeit bisher eine beschränkte. Der Sitz von
metallischen Fremdkörpern in der Speiseröhre kann natürlich durch
die Röntgenstrahlen genau bestimmt werden. So diagnostizierte z. B.
Orüneberg den genauen Sitz eines Zweipfennigstückes im Oeso-
phagus. Fr. Kraus schildert den Wert der Badioskopie für Badioskopie.
die Diagnose des Speiseröhrenkrebses. Zu diesem Zwecke eignet
sich besonders die sagittale Durchstrahlung. Die Lage und Form
einer Stenose kann durch die Lage und Formveränderung eines,
salpetersaures Wismut enthaltenden und in der Speiseröhre stecken-
gebliebenen Bolus sowohl am Schirm als auch am Röntgenbild er-
kannt werden. Der Wert des Eöntgenverfahrens zur Sicherstellung
der Diagnose des Kardiospasmus wird von J. Lossen gerühmt.
Fünf Fälle von idiopathischer Erweiterung des Oesophagus in- idiopathische
folge Kardiospasmus, ein Krankheitsbild, dessen Diagnose jetzt hau- ^J^«!*«""»«^
figer gelingt, beschreibt Lossen. Viermal war die Ursache eine Oesophagus,
rein nervöse, in einem Falle mußte eine chronische Oesophagitis als
verursachend angenommen werden. Die durch Kardiospasmus her-
200
Lorenz.
Spasmogene,
diftue
Oesophagns-
dilaUtion.
Striktnren des
Oesophagus.
ÜIOUB
pepticom.
Nicht
traomatisohe
Oesophagus-
perfozaüon.
Genese der
Pnlsions-
divertikel.
vorgerafene diffuse Speiseröhrener Weiterung nennt H. Starckspas-
mogene, diffuse Oesophagusdilatation. In einem mitge-
teilten Falle war die Ursache des Krampfes rein psychischer Natur.
Auch G. B. Lockwood beobachtete einen ähnlichen Fall und er-
zielte bei demselben durch Erweiterung der Kardia mittels einer
Sonde, welche am unteren Ende durch Lufbeinblasen erweiterungs-
fllhig war, völlige Heilung. Lossen verabreicht vor jeder Mahl-
zeit einen Eßlöffel Olivenöl und rät in schweren Fällen mit der
Gastrostomie nicht zu lange zu warten. Die Schwierigkeit der
Diagnose illustriert ein Fall von H. Eisner, bei welchem die klini-
schen Erscheinungen eines Oesophagusspasmus vorhanden waren,
während es sich um eine karzinomatöse Pylorusstenose handelte. —
Fünf Fälle hochgradiger Verätzungsstnkturen der Speiseröhre, bei
welchen sofort zur Anlegung von Hagenfisteln geschritten werden
mußte, beschreibt v. Mosetig-Moorhof. Nachträglich gelang die
Einfahrung einer dünnsten Darmseite Smal, worauf in 2 FäUen die
Bougierung ohne Ende nach v. Hacker angeschlossen wurde ; 2mal
mußte diese durch Oesophagotomie erzwungen werden. In allen
Fällen wurden die Kranken so weit geheilt, daß die Speiseröhren for
dicke Bougies durchgängig wurden, v. Mosetig-Moorhof be-
zweifelt das Vorkommen wirklich impermeabler Strikturen des Oeso-
phagus im Sinne eines vollständigen organischen Verschlusses der
Speiseröhre. Den seltenen Fall einer doppelten Striktur des Oeso-
phagus nach diphtherischen Geschwüren beobachtete H. Jung-
nickel.
Das Vorkommen eines pepti sehen Geschwüres am untersten
Ende des Oesophagus nebst einem solchen im Duodenum, nahe dem
Pylorus, mit narbiger Verengerung des letzteren, beschreibt C. Hödl-
moser. G. Zuppinger beobachtete die Perforation von primären,
nicht traumatischen Oesophagusgeschwüren im Kindesalter
und bereicherte auch die Kasuistik der sekundären Perforation.
Es handelte sich in diesen Fällen um den Durchbruch eines kariösen
Wirbelabszesses, eines peritrachealen tuberkulösen Lymphknotens
und einer Kaverne des Lungenlappens in die Speiseröhre. Die Frage,
ob Traumen die Hauptrolle bei der Entstehung der Pulsions-
divertikel zugeschrieben werden soll, oder ob dieselben auf kon-
genitale Anlage zurückzuführen sind, sucht Beruh. Fischer auf
Grund zahlreicher Beobachtungen zu lösen. Er fand, daß die sog.
Oesophagusengen — als solche werden die Bingknorpel-, Bifurkations-
und Zwerchfellenge bezeichnet — Prädilektionsstellen für alle mecha-
nischen Insulte der Speiseröhre sind. Auch von außen der Speise-
Krankheiten der Yerdauungsorgane.
201
röhre anlagernde feste Teile (z. B. eine verkalkte Arterie) und Organe
(Struma) üben einen starken mechanischen Einfluß auf die Oesopha-
guswand. Nun finden sich aber Pulsionsdivertikel fast immer an
den genannten Oesophagusengen und verdanken beinahe stets ihr
Entstehen mechanischen Insulten. An den oben erwähnten engen
Stellen werden größere Speisebrocken oder Schlundsonden Hinder-
nisse finden, die Muskelfasern können auseinandergedrängt werden,
so daß eine geringe Ausbuchtung der Wand entsteht. Damit ist
die Orundlage zur Divertikelbildung gegeben. Die mechanischen
Verhältnisse an den Oesophagusengen bedingen weiterhin eine Be-
vorzugung dieser Stellen für kleinere Schleimhautverletzungen und
Entzündungen, welche ebenfalls Divertikelbildung veranlassen kön-
nen. Die Traktionsdivertikel haben keine einheitliche Genese.
Ein Teil derselben, und zwar die an typischer Stelle unterhalb der
Bifiirkation gelegenen und durch einen Strang mit dieser verbun-
denen, sind kongenitaler Natur. Ein anderer Teil entsteht durch
Uebergreifen entzündlicher Prozesse der Umgebung (Lymphadenitis,
Mediastinitis und Strumitis) auf die Oesophaguswand oder durch
primäre lokale Entzündung und Verletzung derselben. Diese Pro-
zesse bedingen die Bildung einer zarten, nachgiebigen Narbe, deren
nachherige Schrumpfung das Entstehen eines Traktionsdivertikels
veranlaßt. Die Pulsions- und Traktionsdivertikel stehen jedoch sicher
in enger Beziehung zueinander, so daß eine Kombination derselben
nicht selten vorkommt. G. Eiebold verteidigt dagegen auf Grund
von 35 anatomisch untersuchten Traktionsdivertikeln die Lehre von
Zenker, daß in allen Fällen als Entstehungsursache chronische
Entzündungen der benachbarten Lymphdrüsen in Betracht kommen.
Besondere Bedeutung beansprucht die Beobachtung, daß die Mus-
kulatur nicht scharf am Divertikeleingang abschneidet (nach Bibbert
Beweis für kongenitale Anlage) , sondern fast stets auf die Diver-
tikelwand umbiegt. Die Beschreibung eines großen Divertikels der
hinteren Oesophaguswand, welches sich nach einem Trauma (Fall
von einem hohen Gerüst vor 16 Jahren) entwickelte, bringt H. Schle-
singer und Olivetti den seltenen Fall eines epiphrenalen
Divertikels, welches er als eine angeborene Abnormität auffaßt.
Die Kasuistik der tiefsitzenden Divertikel vermehrt S. Mintz.
Li diesem Falle, dessen Sektion leider unterblieb, bestand eine ab-
solute Undurchgängigkeit der Speiseröhre (46 cm tief). Unter dem
Drucke der sich oberhalb des Hindernisses anhäufenden Speisen
konnte eine minder widerstandsfähige Stelle nach und nach vor-
gestülpt worden sein und zur Bildung des Divertikels Veranlassung
Genese der
Traktions-
divertikel.
Epiphrenale
Divertikel.
Tiefsitzende
Divertikel.
202
Lorenz.
Oesophagas-
polyp.
Yerbessernng
der
Oesophagas-
sonden.
0e8ophag:ns-
spritze.
gegeben haben. Mintz bringt auch eine zusammenfassende lieber-
sieht der subjektiven und objektiven Symptome solcher tiefsitzender
Ausbuchtungen. Ihm gelang die Diagnose vermittels Radioskopie,
während nach Lotheisen die Oesophagoskopie bei der Diagnose
dieser Fälle Außerordentliches leistet.
Einen Fall von großem Polypen (Fibrom) des Oesophagus
(14 cm Länge, 4 cm Breite und 12 cm Umfang), welcher an dünnem
Stiele zum Mund heraushing und die Nahrungsau&ahme fast völlig
behinderte, publizierte Aimö Brähon.
An der Verbesserung der Oesophagussonden wird immer
noch gearbeitet. Die neuen Instrumente von H. Starck tragen am
\mteren Ende Schraubengewinde, an welche man 10 verschiedene
Ansätze, zumeist seitlich (in Form der Divertikelsonden) abgebogen,
befestigen kann. Hierdurch wird ein ganzer Satz der gebräuchlichen
Schlundsonden ersetzt. Gleichzeitig gestatten auch die abgebogenen
Enden eine sorgfältige Abtastung des ganzen Oesophagusrohres.
Eine neue Oesophagusspritze zu therapeutischen Maßnahmen be-
schreibt F. Schilling. Bei dieser erfolgt das Aufsaugen und das
Entleeren des Medikaments mittels der Spritze durch den Mond
des Arztes.
Pawlowa
Versache.
Magen. Die neueren Anschauungen über die Physiologie der
Verdauung, welche durch die bekannten Versuche Pawlows begründet
wurden, faßte A. Tscher mak referierend zusammen. Neben der chemisch-
analytischen und energetischen Bedeutung wird der Verdauung auch eine
antitoxiscbe Rolle zugeschrieben, nämlich die Zerstörung derjenigen Gruppen
in den Nahrungskörpem, welche bei Aufnahme in den Säftestrom die Bil-
dung von Antikörpern veranlassen würden. Die Erkenntnis der Bedeutung
der psychischen und chemischen Faktoren als Erreger der Verdauungs-
sekretion, der Nachweis der spezifischen Reizbarkeit und der anpassungs-
fähigen Sekretionsarbeit der einzelnen Abschnitte des Verdauungskanals
wurden durch die früher erwähnten Versuche gewonnen. A. F. Hornberg
prüfte die Pawlow sehen Versuche an einem Eoiaben mit Magenfistel und
fand zwar keine prinzipiellen Verschiedeiüieiten, jedoch zum Teil andere
Resultate als Schule am normalen Menschen. Weder der Anblick der
Nahrung, noch übelschmeckende Stoffe, noch das Kauen indifferenter oder
chemisch irritierender Stoffe rief eine Sekretion hervor. Wohlschmeckende
Nahrung verursachte lebhafte, Scheinfütterung nach einer Latenzperiode
kurzwährende Sekretion. Ueber den Einfluß verschiedener Nahrung
^®"°?*®*®'^®^ auf die Magensa ftausscheidung liegen mehrfache Versuche vor. Nach
auf dif Gr. Lang bedingen Wasser, Fette und Kohlehydrate keine oder nur geringe
Sekretion. Salzsäureaussoheidung, dagegen sind die Eiweifistoffe als die alleinigen
Erreger der Magensaftsekretion anzusehen. Durch Morphium wird nach
Einfloß
Krankheiten der Yerdauungsorgane. 203
H. Holst! die Saftsekretion anfangs gehemmt, das Sekret ist vermindert,
dickflüssig und besitzt eine geringere Azidität, doch folgt häufig später
eine stärkere Ausscheidung. Bei längerem Gebrauche sinkt durch Störung
der Motilität die Azidität bei Vermehrung der Flüssigkeit. Ferrannini
beobachtete, daß Strychnin und Pilokarpin die Salzsäureausscheidung und
die gastromotorische Kraft des Magens steigern, wenn das Brüsenparenchym
nicht zerstört ist Schließlich sind noch die Selbstversuche H. Kornemanns
über die Salzsäureproduktion und die motorische Tätigkeit des Magens zu
nennen. Mit der vielumstrittenen Frage der Yerdünnungssekretion Yerdünnongs-
des Magens beschäftigte sich Bönninger. Er fand, daß der Magen nicht Sekretion,
die Fähigkeit besitzt, die Konzentration seines Inhalts unter diejenige des
Blutes zu bringen (Roth, Strauß), sondern im Gregenteil seinen Inhalt,
eventuell auch durch Wasserresorption, langsam auf die Blutkonzentration
einstellt. Die Resorptionsfähigkeit verschiedener Substanzen, z. B. Besorptions-
der Jodalkalien, des Natriumsalizylates, Chloralhydrats und des Strychnins, '^f^^^^^
ist nach V. Otto nicht nur für die einzelnen Stoffe, sondern auch bei gtoffe.
Fleisch- und Pflanzenfressern sehr verschieden. Strychnin ist z. B. für
Pflanzenfresser nicht resorbierbar. Tierversuche über die Resorption können
aus diesem Grunde nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen
werden. F. Reach studierte den Abbau der Eiweißkörper im Magen- Abbau der
darmkanaJ und überprüfte die Versuche von Zuntz, welcher gefunden hatte, Eiweißkörper,
daß die im Magen erreichte intravitale Verdauung durch Beschi^Jikung
der Fermentwirkung mit 90 7o Albumosenstickstoff einen Grenzwert erreicht.
Reach konnte diese Angaben nicht bestätigen. Er nahm einen gleichzeitig
stattfindenden selektiven Resorptionsvorgang an, durch welchen die neben
den Albumosen entstehenden oder von ihnen abstammenden einfacheren
Produkte (Pepton, Peptoide, vielleicht auch kristallinische Endprodukte),
sobald ihre Menge eine gewisse Größe (etwa 10 7o des Gesamt-N) über-
schreitet, rasch entfernt werden. Der quantitative Unterschied der ver-
schiedenen Verdauungsprodukte bei Verdauung in vita und in vitro beruht
wenigstens zum Teil auf der Abwesenheit des Pseudopepsins in den künst-
lichen Pepsinpräparaten. Glaeflner konnte nämlich bei seiner Darstellung
der Fermente durch Uranylfällung vom Pepsin das .Pseudopepsin** scheiden. Pseudopepsin.
Dieses Ferment verdaut auch in schwach alkalischer Lösung und führt zur
Bildung von Proteinchromogen, welches die Tryptophanreaktion gibt. Der
Fundus und der Pylorus verhalten sich nun bezüglich ihrer Fermentsekretion
verschieden. Während der Fundusteil Pepsin und Labferment produziert,
kommt dem Pylorus nur Pseüdopepsinbildung zu. Die Existenz dieses
Pseudopepsins wurde von Klug durchaus bestritten, während Volhard
dasselbe für ein autolytisches Ferment ansieht, dessen Vorkommen im nor-
malen Magensekret bisher nicht erwiesen ist. Wichtige Untersuchungen
über die eiweißverdauende Kraft des Magens lieferten Schorlemmer und
F. A. R. Jung. Ein Parallelismus zwischen Salzsäure und Pepsinabsonderung
wurde nicht gefunden, ebensowenig ein solcher zwischen Lab und Pepsin.
V. Rzentkowski bewies, daß die Beimischung von Speichel zu den Speisen
204
Lorenz.
Magen- nnd
Dann-
bewegnng.
keinen Einfloß auf die verdauende Kraft des Mageninhaltes ausübt. Inouy e
Fettspaltung konstatierte entgegen früheren Angaben, daß eine fettspaltende Wirkung
im Magen, verschieden hergestellter künstlicher Verdauungssäfte nicht vorhanden ist
und auch bei lebenden Tieren (Katzen) nur eine sehr geringe Spaltung
von Neutralfett im Magen vor sich geht. Die Magen- und Darm-
bewegungen studierte F. Lommel radioskopisch an Hunden durch
Beimischung von Wismutnitrat zur Nahrung. Die Bewegungen wurden
durch Wärme- und Kältewirkung nur wenig beeinflußt, deutlicher durch
chemische Reizmittel. Somatose bewirkte eine Verstärkung und Beschleu-
nigung der Wellenbewegungen. Auffällig war der Einfluß psychischer Vor-
ffljuge, Lommel überträgt diese Befunde auch auf den Menschen und
glaubt, daß der Magen des Menschen durch die komplizierten Vorgänge in
der menschlichen Psyche tiefgehend beeinflußt wird, wahrscheinlich in
stärkerem Grade als durch viele therapeutischen Maßnahmen. Diese Eiv
gebnisse nötigen zu einer Parallele mit den Versuchen Pawlows über die
psychische Beeinflussung der Magensekretion.
Technik der
Magen-
ansheberung
und SptUnng.
Neuer Apparat
Kapazit&ts-
bestimmung.
Physikalische
Unter-
suchungen
mit dem
Magen-
schlauch.
Praktische RatBchläge zur Technik der Magenausheberung
geben Citren und Alfr. Neumann. Letzterer befürwortet die
Benutzung des Politzerschen Ballons. Die Magenausspülung mittels
Schlauch und Ballon zeichnet sich gegenüber dem Hegarschen Trichter
durch Bequemlichkeit, Sicherheit, Gefahrlosigkeit und Sauberkeit aas.
Ein neuer Apparat zu gleichzeitiger Magensaftgewinnung und Luft-
aufblähung des Magens stammt von Bösen au. Derselbe bestellt
aus einem kleinen graduierten Fläschchen mit seitlichem Ansatz für
den Magenschlauch. Der Hals trägt einen Hartgummiring, in wel-
chem sich drei Ventile befinden. Durch entsprechende Drehung
kann mittels eines Ballons Magensaft aspiriert oder Luft in den
Magen gepreßt werden. Zur Kapazitätsbestimmung des
Magens konstruierte van Spanje einen Apparat mit Manometer.
Schmerzgefühle, welche bei niederem Drucke bei Aufblasen des
Magens entstehen, sollen perigastrische Adhäsionen verraten. Aas
diesem Grunde würde eine solche Kapazitätsbestimmung mit Mano-
meter auch diagnostischen Wert besitzen. Physikalische Unter-
suchungen bei Anwendung des Magenschlauches sind Paul Schlippe
zu verdanken. Er fand, daß der Druck im Oesophagus beim sitzen-
den Versuchsindividuum und bei mittlerer Thoraxstellung negativ
8,5 TTiTTi Hg betrug und die respiratorischen Druckschwankungen bei
ruhiger Atmung durchschnittlich '/* nun, bei tiefer, angestrengter
Atmung etwa 8 mm. Der Druck wurde auf der Höhe der Exspiration
positiv und hob sich beim Pressen bis auf 120 mm. Der im Magen
herrschende Druck im Sitzen war durchschnittlich mit 4 mm Hg
positiv. Bei ruhiger Atmung stieg der Druck inspiratorisch und
Krankheiten der Yerdauungsorgane.
205
fiel exspiratorisch, er war im allgemeinen sehr gering (1 mm Hg).
Durch Husten (80—116 mm Hg) und Pressen (48—112 mm Hg)
wurde der Magendruck außerordentlich wechselnd beeinflußt. Im
Hinblick auf die Druckverschiedenheit im Oesophagus und Magen
glaubt Schlippe die Lage der Kardia bestimmen zu können. Der
Halsteil des Oesophagus reicht vom Bingknorpel bis zum Eintritt
in den Thorax und ist 2 — 8 cm lang, sein Lumen ist geschlossen.
Der Brustteil ist offen, 36 — 37 cm hinter der oberen Zahnreihe und
von dem 8 — 4 cm langen abdominalen Endteil in der Begel ab-
geschlossen. Die Kardia befindet sich etwa bei 40 cm. Ein Kardia-
verschluß ist nicht immer vorhanden. Die Brauchbarkeit der Fer-
kussionsauskultation zur Bestimmung der Lage und Größe
des Magens wird von v. Pesthy neuerdings begründet. Die ge-
bräuchliche Bestimmung der Gesamtazidität des Magensaftes
durch Titration mit Phenolphthalein als Lidikator bemängelt Fr. Vol-
hard, da durch dieselbe zu hohe Werte erhalten werden. Der
Fehler ist von wechselnder Größe und hängt vom Gehalte an Pep-
tonen ab. Die Gesamtazidität wird am besten durch Titration unter
Verwendung von Alizarin oder Lackmus als Lidikator erhalten.
H. Citren beschreibt einen einfachen Apparat, Azidimeter, zur
gleichzeitigen Bestimmung der Gesamtazidität und der freien Salz-
säure im Mageninhalt. Derselbe ist dem Eßbachschen Albumini-
meter nachgebildet und erspart die Titration. Die Säuregrade können
direkt abgelesen werden. Das Verfahren ist sehr einfach, doch muß
seine Brauchbarkeit erst erwiesen werden. Auch die Sahlische
Funktionsprüfung des Magens blieb nicht unangefochten. Sie gibt
nach N. Zweig und A. Calvo nur dann einwandsfreie Besultate,
wenn das Fett des Probefrühstücks in vollkommen homogener Weise
verteilt bleibt. Li Fällen von chronischer Gastritis und schwerer
motorischer Lisuffizienz ist dies jedoch nicht der Fall. Bei Sub-
azidität und Anazidität ist die Probe nicht empfehlenswert, dagegen
gut verwendbar bei nervöser Dyspepsie resp. zur Unterscheidung
von Atonie und alimentärer Hypersekretion. Die quantitative
Bestimmung des Pepsingehaltes des Magensaftes beschäf-
tigte in diesem Jahre viele Forscher. Bereits von Pawlow wurde
das einfache Verfahren von Mett empfohlen und nun mehrfach
nachgeprüft. Kropf, Ewald und Schorlemmer bestätigen die
Brauchbarkeit dieser Methode. Dieselbe beruht auf der Messung
der verdauten Länge eines Eiweißzylinders, welcher sich in einem
Glasröhrchen von bestimmter Lichtung und Länge befindet und der
Wirkung des Magensaftes ausgesetzt wurde. Zur Messung der ver-
Perkussions-
aaskultation
des Magens.
Titration des
Magensaftes.
Sahlische
Funktions-
pr&fung.
Quantitative
Bestimmung
des Pepsin-
gehaltes.
Mettsches
Verfahren.
206 Lorenz.
Mettsches dauten Eiweißlänge konstruierte Schorlemmer ein kompliziertes
Verfahren. Meßinstrument. Citren ersetzte dasselbe durch ein feingeteiltes Lineal,
welches an die Eiweißröhrchen mit Glaserkitt befestigt wird. Mittels
einer Lupe können die verdauten Eiweißstrecken genau abgelesen
werden. Nierenstein und Schiff erklären dagegen die M e t tsche
Methode für klinische Zwecke absolut unbrauchbar. Die nativen
Magensäfte sollen nämlich Substanzen in verschiedener Menge ent-
halten, welche die Eiweißverdauung behindern. Richtige Werte
werden nur gewonnen, wenn die verdaute Eiweißsäule nicht länger
als höchstens 4 mm ist, da nur auf solche Längen das Borissowsche
Gesetz anwendbar ist. Das ursprüngliche Verfahren ergibt meist
höhere Werte. Erst bei IGfacher Verdünnung des Magensaftes wird
die Methode für klinische Zwecke brauchbar. Diese Angaben werden
von 0. Kaiserling bestätigt, doch hält dieser die angegebene
Modifikation für den klinischen Gebrauch weder erforderlich noch
ratsam, da auch mit derselben nicht immer exakte Werte erzielbar
Quantitative sind. Eineneue Methode zur quantitativen Fepsinbestimmung er-
Pepsin- mittelte Fr. Volhard. 100 ccm der Thomas -Web er sehen Kasein-
nach lösung werden mit Magensaft und Wasser auf 300 com aufgefüllt, und
Volhard. eine beliebig lange, aber genau abgemessene Zeit bei 40® im Wasser-
bad digeriert. Das Kasein wird hierauf mit 100 ccm 20^/oigerNatriam-
sulfatlösung gefallt und in 200 ccm des Filtrates die Azidität be-
stimmt. Hemmende Einflüsse wie beim Mett sehen Verfahren spielen
Nachweis von hier keine Bolle. Behufs Nachweis von makroskopisch nicht
Blut im erkennbaren Blutbeimengungen zum Lihalt von Magen und
Darm befürwortet Schmilinsky die Ueberfuhrung des Hämatins
oder Hämoglobins in Hämatoporphyrin. Eine kleine Menge mit
Wasser verriebener Fäzes oder Mageninhaltes werden langsam zu
einigen Kubikzentimeter konzentrierter Schwefelsäure hinzugesetzt.
In Glasgefaßen mifc planparallelen Wänden kann man das Spektrum
des Hämatoporphyrins gut erkennen. Die Probe ist scharf und
schnell ausführbar. Die empfindlichere Gua jakprobe in der Modi-
fikation nach Weber muß jedoch bei negativem Ausfall auch noch
Algen im gemacht werden. Bei zweifelhaften Fällen ist es ratsam, nur die
Magensaft, p^^^g ^^ untersuchen. Endlich sei noch erwähnt, daß F. Kühn im
Magensaft grüne, entwicklungs^ige Keime (Algen) fand.
Pl&tBoher- Die Bedeutung des Plätschergeräusches und die Abhängig-
gerftnsch. j^^j^ desselben von der Atonie und Gastroptose steht noch immer in
Diskussion. Der Streit von Eis n er und Stiller, welcher im vor-
jährigen Jahrbuche referiert wurde, veranlaßte P. Cohnheim neuer-
lich zur Darlegung seiner Ansichten. Er glaubt, daß die 8 tili ersehe
Krankheiten der Verdauungsorgane. 207
Atonie mit der Leu besehen nervösen Dyspepsie identisch und
Stillers Lehre von der geschwächten Peristole als Ursache der
Dyspepsie einstweilen noch Hypothese ist. Für die Atonie der
übrigen Autoren, d. h. für die motorische Lisufiizienz geringeren
Grades, ist es allein entscheidend, ob die Probemahlzeit in der
normalen Zeit von 7 Stunden eliminiert wird, somit das Plätscher-
geräusch für die Diagnose der Atonie gleichgültig ist, wenn es nicht
längere Zeit nach einer Nahrungsaufnahme noch nachweisbar ist.
Das Plätschergeräusch findet sich bei sehr vielen suffizienten Mägen
und bei ganz gesunden ; es ist bei Ptose und Vertikalstellung des Ma-
gens, bei Erschlaffung der Bauchdecken stets nachweisbar. Das
Plätschern begleitet jede Atonie; aber nicht überall ist Atonie, wo
sich Plätschern findet. Das Plätschergeräusch resp. die fiihlbare
Fluktuation der Flüssigkeit im Magen ist ein vorzügliches und ein-
faches Mittel zur Lagebestimmung der unteren Magengrenze. Für
die Praxis ist weiterhin wichtig, daß aus der Atonie niemals eine
Ektasie entsteht. Würde man diesen üblen Ausgang der Atonie Therapie der
fürchten, so wäre schonende Diät rationell, dabei kann aber die Magenatonie.
Atonie nicht ausheilen, weil sie konstitutioneller Natur ist und nur
heilt, wenn die Konstitution gehoben wird. Man braucht somit vor
einer Mastkur bei Atomkern nicht zurückzuschrecken, dagegen ist
die operative Behandlung der Gastroptose nicht anzuraten. Außer
dem Plätschergeräusch kennt Fried r. Crämer noch das Suk- SakkuBBions-
kussionsgeräusch, welches nicht durch Palpation hervorgerufen eerftusch.
wird, sondern durch Schütteln des Eumpfes. Es läßt sich nicht in
allen Fällen erzeugen, in welchen Plätschern vorhanden ist, und
setzt stets einen großen, sehr schlaffen Magen und schlaffe Bauch-
decken voraus. Crämer hält auch die motorische Insuffizienz fbr
das wichtigste Moment der Magenerweiterung und ursächlich fär die
Dilatation derselben ohne Pylorusstenose. Hervorragende Beachtung
fand im Berichtsjahre der chronische Magensa ftfluß, ein Chronischer
Krankheitszustand des Magens, bei welchem sich größere Mengen Magensaftfluß,
salzsäurehaltigen Magensaftes ohne Beimengung von Nahrungsstoffen
im nüchternen Magen finden. A. Albu erweitert diesen Begriff des
Magensaftflusses noch. Er findet nach Nahrungszufuhr oft eine
erheblich größere Menge von Magensaft als die Flüssigkeitsmenge
beträgt, welche dem leeren Magen verabfolgt wurde. Es besteht
also auch in solchen Fällen eine sekretorische Ueberleistung der
Schleimhaut, welche Albu als Folge einer Motilitätsstörung des
Magens auffaßt. Die Eigenschaften des reinen Magensekretes im
Gegensatz zum nüchternen Rückstand des Magens beschreibt H.Strauß.
208 Lorenz.
Chronischer Bas Sekret beim typischen Magensaftfloß ist dünnflüssig, von Wasser-
Magensaftfloß. färbe oder leicht grünlich gefärbt, hat ein spezifisches Gewicht von
1004—1008 und zeigt Eeaktion auf freie HCl. Gesamtazidität 30
bis 82, freie HCl 15—28. Der Gehalt an sauren Phosphaten (5 bis
10) ist niedriger als nach einer Frobemahlzeit. Pepsingehalt (nach
Mett) 10—14 mm, molekulare Konzentration 0,30 — 0,39*. Das
Magensekret erzeugt bei Zusatz von Jodlösimg keine Verfärbung,
gibt keine Trommersche Probe und keine Gärungsprobe. Der Schich-
tungsquotient, d. h. die Menge des Bodensatzes im Verhältnis zur
Gesamtmenge, bleibt unter 5®/o. Sarzine oder Hefe in Sprossung
Ursache des sind nicht vorhanden. Der Magensaf)£uß ist nach Strauß die Folge
Magensaft- ^es irgendwo am sezemierenden Apparate des Magens lokalisierten
und irgendwie bedingten Reizzustandes, hat also eine multiple Actio-
logie. Je nach dem Orte des Angriffspunktes des Beizes am sezer-
nierenden Apparate unterscheidet Strauß Fälle mit intra- und solche
mit extraventrikulärem Ursprung. Bei der Entstehung der Fälle der
ersteren Art spielt das Ulcus ventriculi eine wesentliche Bolle. Die
eztraventrikulären Momente sind vorwiegend neurogen, indem an
irgend einer zur Magensafbabscheidung in Beziehung stehenden Stelle
des Nervensystems eine Noxe ihren Angriffspunkt nehmen kann.
Hämatogene Faktoren sind bisher noch nicht sichergestellt. Eine
selbständige Erkrankung (B eichmann sehe Krankheit) ist der Magen-
inter- saftfluß niemals. Vom chronischen Magensaftfluß ist nach Albu der
mutierender ^^intermittierende" scharf zu trennen. Bei diesen ist die Sekretions-
' neurose nicht durch eine Erkrankung der Magenschleimhaut be-
dingt, sondern eine primäre, idiopathische, vom Zentralnervensystem
ausgehende. Albu vergleicht diese intermittierende Ghistrosukkorrhoe
mit paroxysmaler Tachykardie. In diese Gruppe gehören auch die
Orises gastriques der Tabiker, welche fast stets von intermittierendem
Magensafbfluß begleitet sind. Nahe verwandt ist eine funktionelle
Neurose, welche v. Leyden als primäres periodisches Erbrechen
beschrieb, und manche Fälle von Migräne. Streng abzutrennen sind
jedoch Fälle von intermittierendem Erbrechen profusen, stark sauren
Mageninhalts, welche man zuweilen bei Gastrektasie, die auf benigner
Pylorusstenose beruht, beobachten kann. F. Bleichröder vermißte
einen einheitlichen, für Magensaftfluß charakteristischen pathologiscli-
anatomischen Befund. Nach M. Einhorn basieren die sekretori>
sehen Funktionsstörungen des Magens überhaupt nicht auf primären
Veränderungen der Magenmukosa, sondern die anatomischen Läsionen
werden erst durch längeren Bestand der Störung hervorgerufen.
Einhorn richtet bei Behandlung der Sekretionsstörungen sein Haupt-
Krankheiten der Verdauungsorgane. 209
augenmerk auf eine Besserung des Allgemeinzustandes und zieht erst Therapie der
in zweiter Linie spezielle Maßnahmen in Betracht. Bei Darreichung Sokretlons-
von 50—200 g Olivenöl an Magenkranke mit Hyperazidität be-
obachtete Walke eine Verzögerung der Salzsäureausscheidimg, ohne
Verminderung der Sekretmenge und der motorischen Leistungsfähig-
keit. Leichtverdauliche Fette stören auch die Proteolyse und die
Stärkeverdauung nicht. Bei Hyperazidität und Hypersekretion emp-
fiehlt er daher die gleichzeitige Verabreichung von Fetten und Kohle-
hydraten. Auch die Stuhltätigkeit wird bei Oeldarrreichung ge-
fördert. Sicherer und angenehmer als die Oelbehandlung ist nach
L. Fischel bei Hyperazidität die Darreichung pegninisierter Milch
(Pegnin ist reines, unzersetztes Labferment), welche große säure-
bindende Kraft besitzt.
Als eigenartiges Krankheitsbild beschreiben H. Surmont und
G. Leart die „Hyperchlorhydrie k forme diarrhöique". Die- Hyperchloi^
selbe kann in Form paroxysmaler Anfalle oder in chronischer Form ^y^o^^ome
verlaufen. Die erste Art charakterisiert sich durch verschiedene,
meist lebhafke Schmerzen in der Magengrube oder der Nabelgegend,
welche einem heftigen Stuhldrang weichen. Die Entleerungen sind
flüssig imd gleichen gewöhnlichen diarrhöischen Stühlen mit oder
ohne Lienterie. Nach reichlicher Defiikation tritt statt Erleich-
terung ein Zustand der Erschöpfung und Brechneigung, ähnlich wie
bei Seekrankheit, ein. Die chronische Form der „Hyperchlorhydrie
diarrhöique" dauert Wochen, Monate und Jahre. Die Diarrhöen treten
meist in frühester Morgenstunde oder nach den Mahlzeiten ein und
sind sehr schmerzhaft. Die Schmerzen sitzen meist um den Nabel
und können von einem brennenden Schmerz im Epigastrium be-
gleitet sein. Häufig reagieren die Entleerungen sauer. Die Pro-
gnose und Therapie deckt sich mit der gewöhnlichen Hyperchlor-
hydrie. Die Diagnose kann nur durch chemische Untersuchung des
Mageninhaltes gestellt werden. Die Diarrhöe ist nach Ansicht der
Autoren durch eine Lisuffizienz des Pylorus bedingt und kann als
Schutzmaßregel des Intestinums gegen den hyperaziden Magensaft
angesehen werden, welcher eine vermehrte Peristaltik hervorruft.
M. Hepp versuchte zuerst den fehlenden menschlichen Magensaft Dyspeptine.
bei gewissen Magenerkrankungen durch einen künstlich gewonnenen
mit Erfolg zu ersetzen. lieber die Verwendbarkeit desselben bei
Magenkranken berichtet L. C. Mayer. Der reine, natürliche Magen-
saft, vom lebenden Schwein durch eine Magenfistel gewonnen, Dys-
peptine genannt, ist dem menschlichen sehr nahe stehend, gut
haltbar und der Geruch und Geschmack kaum unangenehm. Bei
Jahrbuch der praktischen Mediziii. 1904. 14
210
Lorenz.
Dyspeptine.
Hyperaziditftt
und hamsanre
Diathese.
Gastroptose in
Württemberg.
Behandlung
der
Motilit&tB-
störnngen.
SensibiUt&tB-
neuroBen.
empfindlichen Patienten kann man das Mittel mit Pfefferminzessenz,
Zitronensaft oder Bier reichen. Man gibt am besten während und
nach jeder Mahlzeit je 15 ccm Dyspeptine. Bei allen akuten nnd
chronischen Magenerkrankungen mit verminderter oder völlig fehlen-
der Salzsäuresekretion, dann als appetiterregendes Mittel bei Tuber-
kulose und Anämie bewährte sich das Mittel nach dem Verfasser
vorzüglich.
Auf das häufig gleichzeitige Vorkommen von Hyperazidität und
harnsaurer Diathese verweist Leop. Fischel und sieht als deren
gemeinschaftliche Ursache die ausschließliche Fleischnahrung an.
In Württemberg beobachtete A. Denn ig bei einer außer-
ordentlichen Zahl von Personen (unter 2063 60^/o) eine Dislokation
des Magens ohne Vorhandensein subjektiver Beschwerden. Bei den
Männern konnte die Gastroptose auf das Tragen eines schmalen
Leibriemens zurückgeführt werden. Weiber zeigten öfter Gastro-
ptose als Männer (75,4*/o gegen 29,7®/o). Auch bei den Weibern
kann die unzweckmäßige Kleidertracht (Korsett und Hockbänder)
fiir das Zustandekommen dieser Anomalie beschuldigt werden. Auch
die rasche Abnahme des intraabdominellen Druckes durch häufig
aufeinanderfolgende Geburten und unzweckmäßiges Verhalten im
Puerperium ist ätiologisch hervorzuheben.
Zur Behebung dermotorischen Insuffizienz des Magens
ist nach v. Mering die Einnahme der rechten Seitenlage eine Stunde
lang nach der Mahlzeit, bei Hypermotilität und Bulimie die linke
Seitenlage zu bevorzugen.
Zu den Sensibilitätsneurosen des Magens gehören 2 Fälle
von A. St au der. Der 1. Fall war eine sog. ^^Belastungshyperästhesie^,
wo Erbrechen nach der geringsten Einnahme neben heftigen Schmerzen
auftrat, imd der 2. ein Fall von Akorie mit schwerer Anorexie. Es
handelte sich hier um zwei verschiedene Neurosen, das Fehlen des
Sättigungsgefühls, i. e. einer Anästhesie der im Magen befindlichen
Nerven und eine vollständige Ausschaltung und Erschöpftmg des
Hungerzentrums, das in der Medulla oblongata liegt. Den mit Er-
brechen einhergehenden Husten der Phthisiker beziehen A. Mataien
und J. Ch. Eoux auf eine Erregung des Plexus solaris und des
Vagus durch den Mageninhalt. Der hierdurch hervorgerufene Husten
bewirkt reflektorisch das Erbrechen und dadurch die Entfernung
des Reizes. Die Ernährung leidet hierdurch außerordentlich. Zar
Vermeidung dieser Schädigung sollen nach jeder Mahlzeit kleine
EispiUen, Chloroform- oder Bromoformwasser oder Menthol gereicht
werden. Die Erfolge sind fast untrüglich. Die Magenbeschwerden
Krankheiten der Verdauungsorgane.
211
der Tuberkulösen, insbesondere die Schmerzen im Epigastrium, das
durch den Hustenakt unbeeinflußte Erbrechen, können durch eine
Kost, welche die Magenschleimhaut wenig reizt, gelindert werden.
Einhorn gründete auf das Vorkommen von blutig tingierten
Schleimhautstückchen des Magenspülwassers ein Ejrankheitsbild,
welches er ^^hämorrhagische Erosionen des Magens^^ be-
nannte und mit den Zeichen einer Gastritis vergesellschaftet fand.
H. Eisner hält die Aufstellung eines solchen Erankheitsbildes nicht
far berechtigt und faßt ähnliche Fälle als abweichende Formen einer
chronischen Gastritis auf, da er blutige Schleimhautstückchen am
häufigsten bei dieser Erkrankung fand.
Die Literatur über das Ulcus ventriculi ist wieder äußerst
reichhaltig. Vedora fand bei Verletzungen des Plexus coeliacus
oder seiner Brustwurzeln (Splanchnici) in der Magenwand von Hunden
ähnliche ulzerative Veränderungen wie beim Ulcus des Menschen
und machte diesbezügliche Eückschlüsse auf die Pathogenese des
Ulcus ventriculi. Lustig hatte jedoch selbst bei Exstirpation des
ganzen Plexus solaris einen negativen Befund. D. Duckworth und
H. T. Butlin glauben im Hinblick auf einen wegen Hämatemesis
operierten FaU, daß Magengeschwüre häufig mit Erosionen der Schleim-
haut beginnen. In besagtem Fall fand sich kein Ulcus, sondern ein
großes Gebiet von rosenroter Färbung in der Nähe des Pylorus an
der großen Kurvatur, auf welchem mehrere kleine Exkoriationen,
Fissuren und minimale Oeffiaungen, aus denen Blut hervorquoll,
sichtbar waren. Bei solchen Erosionen kommt es meist zu plötz-
lichen, profusen und repetierenden Blutungen ohne längere vorherige
Beschwerden und ohne Fieber. Als wertvolles diagnostisches
Hilfsmittel bei Ulcus ventriculi in denjenigen Fällen, wo
die bisher übliche Palpation des Magens vollständig versagt, be-
trachtet F. Mendel die direkte Perkussion des Epigastriums. Man
fuhrt mit dem Perkussionshammer leichte, kurze Schläge auf die
Magengrube bei möglichst entspannter Bauchdecke. Bei Vorhanden-
sein eines Ulcus findet man eine ziemlich scharf begrenzte Zone,
welche selbst bei leisester Perkussion schmerzhaft ist. Die hervor-
gerufene Erschütterung pflanzt sich wellenförmig nach allen Bichtungen
hin fort und erreicht als ein schmerzerzeugender Beiz das Magen-
geschwür, wo es auch immer seinen Sitz hat. Okkultes Blut in den
Fäzes wird nach J. Boas, entsprechend dem früher besprochenen
Verfahren, nachweisbar, wezm die Patienten im Verlaufe ihrer
Krankheit kurz vorher über Magenschmerzen klagten, ohne daß eine
typische Ulcuskur eingeleitet wurde. Wenige Tage nach absoluter
H&mor-
rhagische
Erosionen
des Magens.
Ulcus
ventriculi.
Diagnostik
des Ulcus.
212
Lorenz.
Diagnostik
des Ulons.
Therapie
des ülons.
Oelknr.
Therapie
der Ulcns-
hlntnng.
Chimrgische
Behandlung.
Milchdiät mißlingt dagegen der Blntnachweis in der Regel. Fällt
derselbe jedoch trotz strenger ülcusdiät nach längerer Zeit
positiv aus, so besteht Verdacht auf Karzinom. Aus diesem
Grunde soll deshalb stets öfters untersucht werden. Rolleston
und Lex-Blake beobachteten , daß 27 ^/o ihrer Patienten,
welche an Magengeschwüren litten, trotz ausschließlicher Rektal-
emährung erbrachen. Sie deuteten dieses Erbrechen als Reflex-
Vorgang, welcher durch die Klistiere ausgelöst wurde. M. Wagner
verwirft bei Behandlung des Magengeschwürs die allzu-
reichliche Zuftihr von Milch, da hierdurch der Magen ausgedehnt
wird und beftbiwortet neben der stets notwendigen Bettruhe eine
konzentrierte Eiweißnahrung behufs Bekämpftmg der Hyperchlor-
hydrie. Bereits am Tage der Blutung erhalten die Kranken 200
bis 300 ccm geeiste Milch und 1 — 3 geschlagene, frische Eier.
Außerdem wird 2— 3mal täglich 2 g Bismutum subnitricum gereicht.
60 Fälle von blutenden Magengeschwüren wurden mit dieser Therapie
geheilt. K . W a 1 k o reicht bei Ulcus ventriculi Olivenöl zuerst
eßlöffelweise, bei Ausspülung des Mundes mit irgend einem Mund-
wasser, und steigert die Dose allmählich bis auf 50 ccm (dmal täg-
lich). Bei unbezwinglichem Ekel wurden 100 — 200 ccm Oel tägUch
in Form feinster Emulsion durch eine weiche Sonde eingegossen.
Dieses Verfahren wird so lange angewendet, bis die schweren Er-
scheinuDgen sistieren (3—6 Tage). Bei reinem Oel treten keine
Diarrhöen auf. Eine parallel laufende Wismutbehandlung ist stets
von Vorteil. Die günstige Wirkung des Olivenöls ist hauptsächlich
eine mechanische, da dasselbe einen Schutz für das Ulcus bildet,
indem es, in innigen Kontakt mit demselben kommend, dasselbe
deckt, die Reizwirkung des sauren Mageninhalts abhält und so eine
schnelle Heilung des Geschwürs anbahnt. Rolleston läßt anferngs
weder Wasser noch Eis verabfolgen, nimmt aber 10 — 14 Tage Mast-
darmspülungen mit lauem Wasser vor und appliziert Nährklistiere
(4mal täglich 800—600 ccm Ochsenserum mit Stärke und Glukose
oder Leu besehe Fleischsolution). Sehr wichtig ist stets eine strenge
Mundpflege. Bei Magen- und Duodenalblutungen sah M. Einhorn
guten Erfolg durch subkutane Injektionen einer Lösung von Adrena-
linchlorid (1 : 3000). Rolleston reichte ebenfalls Adrenalin, aber
per OS und gleichzeitig 4 g Chlorkalzium per rectum. Die Dauer-
erfolge der internen Therapie des Ulcus sind nicht immer befriedigend.
Eine Zusammenstellung von J. Schulz über 157 intern behandelte
Fälle weist 64^/o Dauererfolge und 7,6'/o Todesfelle auf. A. Carleß
schätzt die Sterblichkeit, auch bei bester interner Behandlung, auf
Krankheiten der Terdauungsorgane.
213
15°/o. Er rät zur Operation bei allen persistierenden oder trotz
scheinbarer Heilung rezidivierenden Geschwüren und bei öfter wieder-
kehrenden Blutungen. Bei einem perforierten Ulcus beobachtete
F. Weber deutlichen Stimm&emitus über dem ganzen Abdomen,
besonders im Epigastrium. Er glaubt jedoch selbst, daß dieses
Symptom von Vorhandensein freien Gases in der Peritonealhöhle nur
in Ausnahmsfallen beim Zusammentreffen von einer ganzen Beihe
von Bedingungen zu finden ist. Den seltenen Fall einer doppelten
Perforation des Magens durch Ulzera beschreibt L. Keays. Eine
übersichtliche Zusammenstellung von 460 operativ behandelten Fällen
von perforierenden Magen- xmd Duodenalgeschwüren liefert F. Brun-
ner. Die Ulcusperforation scheint in England auffallend häufig zu
sein (265 Fälle gegen 81 in Deutschland).
Im Hinblick auf einen beobachteten Fall verwirft E. Fuchsig
die Ansicht Nitzsches, daß die diffusen septischen Magen-
blutungen Folge einer durch Wirkung der Toxine hervorgerufenen
Schleimhautnekrose sind. Ueber den in der Schleimhaut vorhandenen
Blutaustritten erwies sich die Schleimhaut unverändert. Die Blutungen
werden als hochgradige Diapedese, welche durch die Toxine bewirkt
wird, aufgefaßt.
Fibröse Magen- und Darmstrik'turen auf sicherer syphi-
litischer Basis beobachtete Heinr. Groß in 2 Fällen. Interessante
Aufschlüsse über die Pathologie des segmentierten Magens erteilt
Wullstein. Neben dem erworbenen Sanduhrmagen unterscheidet
er auch einen angeborenen. Bei zahlreichen Föten fand er zum
Teil mehrfache Einschnürungen. Bei gutartigen Magenstenosen hält
Alfr. Hermann die Gastroenterostomie für die Normaloperation
und will die G^stroplastik nur ftlr wenige, streng ausgewählte Fälle
beschränkt wissen.
Zur Diagnose des Magenkarzinoms schlägt H. Salomon
eine vöUige Reinwaschung des Magens und am nächsten Morgen
eine 2malige Spülung mit 400 ccm physiologischer Kochsalzlösung
vor. Die zurückgeheberte Flüssigkeit gibt beim Vorhandensein eines
Magenkarzinoms mit Eßbachschem Beagens mindestens eine Trübung
und ihr 8ticksto£Pgehalt beträgt (nach Kjehldahl) 20 mg in 100 ccm
Waschwasser. Diese Methode bedarf allerdings noch genauer Nach-
prüfung, da voraussichtlich intensive chronische Katarrhe ebenfalls
zu beträchtlicher Eiweißausscheidxmg auf die Magenoberfläche führen.
M. Einhorn schließt aus im Spülwasser vorgefundenen Schleimhaut-
stückchen des MagenS) daß die Diagnose eines Karzinoms nur imter
besonders günstigen Umständen aus dem Befund eines Magenschleim-
Ulcufl-
perforation.
DifftLse
septische
Magenblutang.
Luetische
Magen-
strikturen.
Pathologie
des Sandohr-
magens.
Operation bei
Magenstenose.
Diagnose des
Magen-
kaninoms.
214 Lorenz.
Diagnose des hautstückchens gestellt werden kann und zwar nur, wenn ein direktes
Maxell- Hineinwuchem von Epitkelzellen in die Drusensubstanz beobachtet
karzinoms.
werden kann. Emerson fand, daß bei Zusatz von Karzinomteilchen
zu normalem Magensaft, resp. Pepsinsalzsäurelösungen die Spaltung
des Eiweißes derart verändert wird, daß der Beststickstoff und der
Stickstoff der Aminosäuren über den Albumosenstickstoff überwiegt.
Glaeßner brachte, gestützt auf diese Versuche, zu normalem Magen-
saft ein Stück Karzinom. Infolge autolytischer Vorgänge trat in
kurzer Zeit eine so weitgehende Spaltung der Eiweißkörper ein,
daß die Tryptophanreaktion deutlich wurde. Magensaft oder Magen-
inhalt karzinomatöser Mägen gab diese Eeaktion dagegen nicht
konstant. Auch Volhard fand sich in gleicher Hoffnung getäuscht.
Majo Bobson hält die Frühdiagnose des Karzinoms für selten
möglich und beantragt in zweifelhaften Fällen stets die Vornahme
Blatbefnnd bei der Probelaparotomie. Kurpjuweit beschäftigte sich mit der Blut-
^"r^^BüST Untersuchung bei Magenkarzinom und fand in einem Falle einige
Tage vor dem Exitus bei plötzlicher Verschlechterung des Allgemein-
befindens ein Herabsinken der polynukleären Leukozyten von 67
auf 32 ^/o xmd einen Anstieg mononukleärer Zellen von 3 auf dS^/o.
Letztere waren teilweise sehr groß (2mal so groß als eine normale
polynukleäre Zelle mit einem Durchmesser von 0,0238 mm). Der
Kern war rund oder zwerchsackartig, das Protoplasma von waben-
artiger Struktur mit spärlichen neutrophilen Granulationen. Nach
Annahme des Autors produzierte das schmierig zerfallene Karzinom
Toxine, welche die Aenderung des Blutbefundes hervorriefen.
Darmstenosen Yt. Kaufmann beobachtete als Komplikationen im Verlaufe des
des Magen- Magenkr.ebses Darmstenosen. Der 1. Fall betraf ein Pylorus-
krebees. karzinom mit gleichzeitigen Symptomen einer Dickdarmstenose.
Drüsenmetastasen infiltrierten das Ligamentum gastrocolicum , wo-
durch es zu Verkürzung und Schrumpfung dieses Ligamentes kam.
Durch den Magentumor wurde die Wand des Colon transversum
stark nach innen eingebuchtet und das Lumen hochgradig verengt. In
einem 2. Falle handelte es sich um ein stenosierendes Kardiakarzinom
mit gleichzeitiger Pylorusstenose infolge von Kompression durch kar-
zinoinatöse Drüsenmetastasen. A . W. N ü t h a 1 1 und J. G. E m a nu e 1
Diffase beschreiben 3 Fälle von diffuser karzinomatöser Infiltration
^^^^®'^*^" des Magens. Einen Gallertkrebs des Magens mit Durchbruch
Infiltration . _^ , , , ,•..-« , i i ^ , . , ^t , /.«
des ICagens. u^s Duodenum und durch die Bauchdecke beschrieb Westenhö f f e r.
Eine übersichtliche Zusammenstellung von 264 Fällen von Magen-
krebs mit interessanter statistischer üebersicht über die Lebensdauer
nicht operierter und operierter Karzinome lieferte Schönholze r.
Krankheiten der Yerdauungsorgane. 215
Die Gastroenterostomie verlängert das Leben nur um etwa 100 Tage.
L. Burkhardt verweist auf die großen operativen Erfolge der
Magen Chirurgie der Jetztzeit, welche durch ausgebildete Technik, Erfolge der
präzise Diagnosenstellung und rechtzeitige Ausfuhrung der Operation c|,i^gig
Hervorragendes leiste. Neben den traumatischen Verletzungen sind
hauptsächlich das Ulcus ventriculi und seine Folgezustände und die
Karzinome die Ursache zur Vornahme einer Operation, seltener in-
dizieren die sog. primären, idiopathischen Magendilatationen, die
Gastroptose imd die idiopathische Pylorushypertrophie des Kindes-
alters einen derartigen Eingriff. Wenig geeignet für eine operative
Behandlung ist die atonische Form der idiopathischen Magendila-
tation, die auf einer primären Insuffizienz der Muskulatur beruht.
Die Gastropezie, d. h. die Annähung des Magens in seine normale
Lage an die vordere Bauchwand, zur Heilung der Gastroptose, ist
nur für hochgradige Fälle empfehlenswert.
Die Kasuistik der selteneren Magentumoren ist nur wenig be- MagenBarkom.
reichert worden. Moser berichtet über einen Fall von Myosarkom
des Magens bei einer seit 20 Jahren magenkranken Patientin. Drei
mit Erfolg operierte Fälle von Myosarkom beschrieb Moser und
Miodowski ein mannskopfgroßes Sarkom der Bursa omentalis,
welches von dem subserösen Peritonealgewebe der Magenhinterwand
seinen Ausgang nahm. Interessant war auch ein Magenmyom Magenmyom.
desselben Autors mit tödlichen Blutungen bei einer Frau, deren
Uterus wegen Myom vor mehr als einem Jahre exstirpiert worden Haar-
war. Endlich berichtet noch G. Ekehorn über zwei nach Operation ^g**^^^^**
geheilte Fälle von Haargeschwulst des Magens.
Darm. Die funktionelle Diagnose des Darmes kann, FnnktioneUe
ebenso wie beim Magen (Probediät), ohne genaue Untersuchung des^rmB.
der Fäzes unter gleichen Versuchsbedingungen nicht gestellt
werden. Dies betont neuerdings Pariser und modifiziert zu diesem
Zwecke die von Schmidt und Strasburger angegebene Probediät,
um sie allgemein durchführbar zu machen. Die Probemahlzeit wird
von den bereits im Darme befindlichen Ingesta durch Karmin ab-
gegrenzt. Die Stuhluntersuchung wird von Pariser ebenfalls in
einzelnen Punkten vereinfacht. Bezüglich des Vorhandenseins von Dlagnostisohe
Schleim in den Stühlen findet Pariser, daß mikroskopische Bei- ^^g^p^^
mengungen, wie sie bei Triazidfärbung des Stuhles nachweisbar schleims.
sind, nichts Abnormes bedeuten, ebensowenig makroskopische kleine
Schleimfetzchen. Dagegen sind alle bedeutenderen Schleimbei-
mengungen für Katarrh pathognostisch. Aus der Form des Schleimes
216 Lorenz.
Diagnofltisohe ist eine Diagnose auf den Ursprung desselben möglich. Gb^ßere
Bedeutung glasige Klümpchen oder dicke Auflagerungen auf festem Stuhl
flchleims. sprochen f&r Dickdarmkatarrh; mikroskopisch findet sich dabei Ein-
lagerung von verschollten, mit Seifen imbibierten Zellen. Dagegen
sind kleinfetzige, mit dem Kote gemischte Schleimpartikel für Dünn-
darmkatarrh charakteristisch, namentlich wenn sie viele Bakterien
enthalten oder gallig geftrbt sind. Ein sicheres Merkmal für Dick-
darmkatarrh ist die Einlagerung von Bilirubinkömem oder Fettsäure-
nadeln in den Schleim.
Spastische Singer beschreibt eine spastische Obstipation als isolierte
Obstipation. ^^^^^ selbständige Erkrankung, nicht bloß als Teilerscheinung von
Hysterie oder Neurasthenie, die er durch kalmierende, krampf lösende
Maßnahmen behandelt, wobei er die Fle in ersehen Oelklysmen,
Einführung von Bougies in den Mastdarm und hydriatische Prozeduren
Sigmoiditis. empfiehlt. Bittorf beschreibt eine Sigmoiditis acuta, durch
Kotstauung, die sich durch Druckempfindlichkeit, zirkumskripte,
walzenförmige Resistenz der erkrankten Darmpartie charakterisiert
und mit Fieber einhergeht. Auch Abszeßbildxmg wird beobachtet.
Aus dem Darme erfolgen nach dunkeln schaf kotähnlichen Fäkal-
massen reichliche breiige, schleimige Entleerungen. Edlefsen ^Eißt
diese Erkrankung als besondere Form der lokalisierten Peritonitis
Tumoren der auf. Ewald bespricht die DifPerentialdiagnose verschiedener Tumo-
Regio üiaca ^^^^ ^^^ Regio iliaca sinistra: Kottumoren, G^llensteiae, Darm-
sinistra. ® ' '
steine, Fremdkörper, dann dauernd anwesende Tumoren, von welchen
solche innerhalb und außerhalb des Darmes unterschieden werden,
weiterhin spastische Kontrakturen des Kolons, tuberktüöse und
dysenterische Prozesse, auch zirkumskripte Peritonitiden mit Ver-
klebung von Darmschlingen zu einem Konvolut. Oraul bestätigt
Colitis den Befund von Boas von gleichzeitigem Auftreten einer Enteritis
^^J^^^^^ membranacea bei Dickdarmkarzinom. In diesen Fällen muß
oei xiioKoam'
karzinom, die Bildung der Schleimmembranen auf eine entzündliche Gewebs-
veränderung zurückgeführt werden, da ja in der Umgebung karzinoma-
töser Prozesse stets Entzündung der Mukosa gefunden wird, wo-
gegen dieselben beim gewöhnlichen Bilde der Enteritis membranacea
durch Druck festsitzender Kotballen auf katarrhalische Schleimhaut
gebildet werden. Bernard fand in 6— 9®/o der Fälle von Colitis
— bei membranacea sichere Erkrankung des Wurmfortsatzes.
^^iuSran«^ V. Aldor empfiehlt als radikalste Methode zur Behandlung des
chronischen primären Dickdarmkatarrhs, auf welchen weder
medikamentöse, noch Bäderbehandlung von wesentlichem Einflüsse
ist, hohe Eingießungen mit warmem (wenigstens 45 ° C.) Karlsbader
Erankheiten der Verdauungsorgane.
217
Wasser, worauf er eine durch mehrere Stunden währende Einwirkung
höherer Wärmegrade auf den Bauch mittels Thermophor empfiehlt,
um die Schmerzen nach der Eingießung zu beheben und die Flüssig-
keit durch Herabsetzung der Peristaltik lange Zeit zurückzuhalten.
Gegen die Möglichkeit solcher hoher Eingießungen, wie sie das
Aid or sehe Verfahren verlangt, spricht sich Boas aus und macht
auch auf die Gefahren, die eine so große Menge von Flüssigkeit
(3 1 und mehr) auf einen atonischen Darm ausüben muß , aufmerk-
sam. Mathieu und Roux halten den übertriebenen Gebrauch von
Darmauswaschungen bei Darmerkrankungen deshalb för unzuträglich,
weil dieselben Spasmen im Kolon erzeugen. Delherm empfiehlt
zur Behandlung verschiedener Darmaffektioneu die Anwendung des
galvanisch-faradischen Stromes und zwar bei der primären habituellen
Obstipation, insbesondere bei Fällen mit Schafkotstuhl und bei
Colitis membranacea. Zur Behandlung infektiöser Diarrhöen
schlagen Combemale und Magum Methylenblau vor. Zur Herab-
setzung der gesteigerten Darmperistaltik der Kolikschmerzen und
Verminderung der Hypersekretion der Darmschleimhaut empfiehlt
Helfer Abrotanolpastillen. Todd hat durch Injektion eines lös-
lichen Toxins von Dysenteriebazillen bei Pferden ein Antitoxin ge-
wonnen, von dem er eine vorläufige Mitteilung macht. Clemm be-
richtet über günstige Erfolge der Behandlung von Dickdarmerkran-
kungen, namentlich von Enteritis membranacea mit kleinen
Einlaufen von Gelatosesilbemitrat- (Albargin-) Lösungen in einer
Konzentration von 0,4 g auf */* 1 körperwarmen Wassers, die er über
Nacht im Darme beläßt. Froussard gibt frir die Enteritis mem-
branacea ein ausführliches Nahrungsregime an. Die Behandlung
der Colitis ulcerosa erhielt durch Boas eine wertvolle Be-
reicherung. Nach Anlegung einer Zökalfistel wurden vom Rektum
und von der Fistel aus adstringierende Spülungen vorgenommen, die
zur Heilung des ulzerösen Prozesses fahrten. Primäre Darm-
tuberkulose ist bei Kindern eine häufige Erkrankung. Sie kann,
wie Wagener an 28 Fällen erweist, häufig auf den Darm und die
Mesenterialdrüsen lokalisiert bleiben und ohne dem Körper größeren
Schaden zuzufügen, ausheilen, sich aber in anderen Fällen weiter-
verbreiten und zu allgemeiner Tuberkulose führen. Viszerale
Syphilis kann ihren Ausgang von den Lymphdrüsen des Mesen-
teriums, des Betroperitonealraumes, oder der Porta hepatis nehmen
und daselbst zu Gummabildung führen, welche, wie 3 Fälle von
Quincke lehren, Pylorusstenose, GallensteinkolikanflQle oder Kom-
pression von Gallengang und Pfortader verursachen können, die erst
Behandlung
des
ohronisohen
Dickdarm-
katarrhs.
Behandlang
der
infektiösen
Diarrhoe
und
Dysenterie.
Behandlang
der Enteritis
membranacea.
Behandlang
der Colitis
alcerosa.
Primäre
Darm-
taberkulose.
Viszerale
Syphilis.
218
Lorenz.
Multiple
DarmstenoBen.
Ghronisohe
Dickdarm-
Stenose.
Volvulus-
bildnng.
IntnBsnB-
zeption.
auf antiluetische Behandlung zum Verschwinden gebracht werden.
Schlesinger stellt als wichtiges Symptom fOr die Diagnose
multipler Darm Stenosen die mehrmalige Beobachtung gleichzeitig
sich steifender, fem voneinander liegender Darmschlingen, dann den
gleichen Ablauf und die gleichbleibende Lokalisation der Darm-
steifungen, sowie anderweitige Symptome von Tuberkulose oder
Syphilis auf. Für die Diagnose der chronischen Dickdarm-
stenose wird von Goedhuis die regelmäßige Peristaltik einerund
derselben Darmschlinge, eventuell das Sichtbarsein einer erweiterten
DarmschUnge auch zwischen den Anfällen von Peristaltik, dann das
laut hörbare Plätschergeräusch immer an derselben Stelle, sowie
Vorwölbung der beiden Flanken oder des oberen Teiles des Abdomens
(während eine auf das Meso- und Hypogastrium beschränkte Vor-
wölbxmg bei Dünndarm- resp. Zökumstenosen vorkommt), dann
Defflkation oder Gasabgang schnell nach einem Kolikanfalle und
Vorhandensein von Blut, Eiter oder Schleim im Stuhl oder Tenesmen
angefahrt.
Dem Mechanismus der Knotenbildung des menschlichen
Darmes liegt nach den eingehenden Untersuchungen von Wilms
und Kert6sz ein einheitliches Prinzip zu Grunde. Der Knoten
entsteht in der Begel von der Flexur und einer Ileumschlinge so,
daß sich nach Wilms meist nach einem Trauma eine Dünndarm-
schlinge unter die Wurzel der Flexur schiebt und dort fixiert wird.
Durch eine bestimmte Peristaltik treibt der Inhalt den Darm durch
den schnürenden Bing hindurch. Wie Brehm nachweist, können
auch Mesenterialschrumpfungen nach entzündlichen Prozessen an der
Flexura sigmoidea Anfälle von vorübergehender Stenose hervorrufen
und selbst zur Bildung eines Volvulus Veranlassung geben. lieber
chronische Intussuszeption des Dünndarmes wird von
Wallis, Cantab und Eng ein interessanter Fall mitgeteilt, der
über 2 Jahre lang gedauert, ab und zu Schmerzanfälle gemacht,
aber in der Zwischenzeit weder Beschwerden verursacht, noch
sich durch irgend ein klinisches Symptom verraten hatte. Erst
in der Narkose wurde ein weicher, dem Darme angehöriger Tumor
entdeckt, der sich bei der Eröffnung der Bauchhöhle als invaginiertes
Darmstück erwies. Heilung durch Exzision. Ein ätiologisches
Moment fehlte. 2 Fälle von Invagination, das erste Mal durch einen
Polypen, das zweite Mal durch den in das Zökum eingestülpten
Wunnfortsatz, beschreibt Herczel. Das typische Bild eines para-
lytischen Ileus unter den Symptomen der Blutstauung schwerster
Art im Darmkanal (blutiger Ileus und blutige Diarrhöen) sah
Krankheiten der Yerdauungsorgane.
219
Beitzenstein infolge von Thrombose der Vena mesenterica.
Frühere Blasenblutongen und hochgradige Varikositäten unterstützten
die Diagnose. Die prompte Wirkung des Atropins beim Ileus
paralyticus erklärt Homburger, der einen solchen nach spinaler
Darmlähmung (Heus spinalis) beobachtete, in der V7eise, daß durch
den Ausschluß des Nerveneinflusses auf den Darm derselbe in dem
Kontraktionszustande verharrt, in welchem er sich gerade befindet,
also stellenweise erschlafft, stellenweise kontrahiert. Auf diese kon-
trahierten Stellen wirkt dann das Atropin erschlaffend, wodurch die
Lockerung derKontenta erfolgt. Grube empfiehlt zur Behandlung
des akuten Heusanfalles Strychnininjektion, wodurch die
Darmperistaltik wieder hervorgerufen wird. Moszkovicz rühmt
den auffallend guten Erfolg von Physostigmin bei Behandlung
des Meteorismus (Pseudoileus) operierter Patienten, wodurch sich
Kontraktion und Stuhlentleerung einstellt. Ueber die Symptome
der Magenkolonfistel berichtet Koch auf Grund zweier Be-
obachtungen und 70 Fällen aus der Literatur. Die absolute Häufig-
keit derselben wird mit 2,17 ^/o angegeben. Ihre klinischen Er-
scheinungen sind sehr verschieden. Zuweilen fehlen Magensymptome
vollständig, in anderen Fällen wird entweder Koterbrechen oder
Lienterie beobachtet. Ersteres findet sich zirka in der Hälfbe der
Fälle und kommt dann zur Entwicklung, wenn der Pylorus frei ist
und keine zu große Fistelöffnung besteht. Bei Verengung des Pylorus
oder bei enorm großer Fistelbildung wird der Mageninhalt in das
Kolon erbrochen und es erfolgt Lienterie. Dieses letztere Symptom
gilt für ein seltenes Vorkommnis, wahrscheinlich nur deshalb, weil
in den meisten Fällen keine genauen Stuhluntersuchungen gemacht
wurden. In Fällen von gleichzeitiger Pylorusstenose bekommen wir
eine Identität des diarrhoischen Stuhles mit dem Erbrochenen. Bei
Aufblähung des Magens treten alsbald Flatus auf. Bei Insuffiation
vom Rektum her wird unter metallisch klingendem Geräusche der
Magen aufgebläht. Bei Magenausspülung kann die Flüssigkeit „ganz
kühl" aus dem Eektum abfließen. Prognosis mala; als Therapie
werden Opiate empfohlen. Kellin g schaltete mit sehr gutem Er-
folge auf operativem V7ege das mit dem Magen verbundene Kolon-
stück aus.
Ury gibt eine Methode des Albumosennachweises in den
Fäzes an und beweist mit Hilfe derselben die schon von 0. Freund
gemachte Angabe, daß de norma keine irgendwie erheblichen
Mengen von löslichen Produkten der Eiweißverdauung mit den Fäzes
ausgeschieden werden. Zur Messung des Indols, eines Hauptpro-
Thrombose
der Vena
mesenterica
mit Heus.
Atropin-
wirkong
beim nens.
Stryclmin-
Wirkung.
Physostigmin-
wirkong.
Hagen-
kolonflstel.
Eiweiß-
yerdaniing.
220 Lorenz.
Eiweißfftiüiiis duktoB der Eiweiß&rdiiis in den Fäzes sowie im Urin, wendet
im Darm. Schmidt und Baumstark die Dimethylamidobenzaldehydreaktion
von Ehrlich an und findet mittelstarke bis hochgradige Vermeh-
rung des Indols in Fällen von Obstipation, Achylie, Hypochondrie,
perniziöser Anämie und Chlorose, Verminderung bei Diarrhöen und
in einem Falle von Achylie. Weiterhin kann unter schweren ELrank-
heitsbildem enorm gesteigerter Indolgehalt des Urins bei minimalem
Indolgehalt der Fäzes vorkommen, was durch die Annahme des Da-
niederliegens einer normalerweise vorhandenen Ozydationskraft fär
die resorbierten Fäulnisprodukte erklärt werden kann. TJebrigens
ist nach einer Mitteilung Albus die Eiweiß Zersetzung im Darm-
kanale eine so inkonstante, stark schwankende Gböße, daß ihre
Komponenten ganz unberechenbar sind und es unmöglich erscheint,
die jeweilige Qualität und Quantität der Darm&ulnis in einem Einzel-
PrOfang der falle auf eine bestimmte Ursache zurückzufuhren. Strasburger
Wirkung der ^j^j^^ ^ ^^^ Gewicht der Kotbakterien einen Maßstab, um die Wir-
antisepüca. kung von Antisepsis auf Darmbakterien zu prüfen. Stuertz be-
intesiinaie schreibt einen Fall von schwerer intestinaler Autointoxikation
^?k*ti infolge von Gastroenteritis mit Obstipation, welche mit schweren
Himsymptomen, epileptiformen Anfällen und mit hochgradiger Brady-
kardie (Puls 62) bei abnorm hoher Spannung einherging. Im
Harn viel Indikan, aber kein Azeton und keine Azetessigsäure. Hei-
lung durch energische Darmentleerungen mit hohen Darmspülungen,
Kalomel als Laxans, daneben Wechsel der Eiweißnahrung mit Kohle-
hydratnahrung. Eventuell dürfte auch Transpiration von Nutzen
Gastrische nndgein. Dagegen bezieht Fleiner die Erkrankungen von Tetanie,
^^f^ sowohl gastrischen als intestinalen Ursprunges, auf eine rasch ent-
stehende Eindickung des Blutes nach großen Säfleverlusten durch
Hypersekretion vom Magen wie vom Darme aus und bringt dadurch
wieder die Kuß manische Theorie den modernen Erklärungen dieser
Erkrankung durch Autointoxikation gegenüber zur Geltung.
Bektoie Ueber die Erfolge der rektalen Ernährung liegen verschie-
EmÄhrung. ^^j^^ Mitteilungen vor. Gegenüber den modernen Anschauungen
über die gute Kesorption der Nährklistiere berichtet Mathieu über
schlechte Erfolge bei derselben und will sie nur in Fällen kompleter
Inanition und dort, wo die Magenemährung kontraindiziert ist, an-
gewendet wissen. Dagegen erklärt A. Schmidt die noch recht be-
Gebranohs- schränkte Anwendung der Nährklysmen in der allgemeinen Praxis
'^Whtiwf' *^ ^®^ Schwierigkeit der Technik und der Umständlichkeit des
ganzen Verfahrens, welches er durch Angabe eines jederzeit ge-
brauchsfslhigen Nährklistieres wesentlich vereinfacht. Dasselbe ver-
Krankheiten der Yerdauungsorgane.
221
bindet eine genügende Kalorienzahl mit vollständiger Reizlosigkeit
und besteht aus 250 g einer 0,9 ^/o igen Kochsalzlösung, 20 g Nähr-
stoff Heyden und 60 g Dextrin.
Von den Barmparasiten ist namentlich das Anchylostomum
von Wichtigkeit. Die außerordentliche Verbreitung, welche die
Anchylostomiasis seit 1901 in den rheinisch-westfälischen Steinkoh-
lengruben (Zinn meldet aus dem Jahre 1903 nicht weniger als
7622 Erkrankungen) gefunden hat, macht die Bekämpfung dieser
Erkrankung wieder zu einer aktuellen Frage. In unserem Klima
sind als hauptsächlichste Seuchenherde die Bergwerke mit Tempe-
raturen um 25^ und mehr neben hohem Feuchtigkeitsgehalte anzu-
sehen. Hier können sich die Anchylostomumlarven in den Dejekten,
welche von infizierten Arbeitern frei in der Grube abgesetzt werden
und sich mit dem Grubenschlamme vermischen, am besten ent-
wickeln. Berieselungen der Gruben haben den Massenausbruch in
solchen warmen Gruben veranlaßt (Tenholt). Als prophylaktische
Maßregel wird die möglichste Hintanhaltung der Defclkation in den
Gruben oder Benützung desinfizierbarer Kübel und die Ausschaltung
der Infizierten von der Arbeit angeordnet. Zur Abtreibung der
Würmer gilt das frisch bereitete Extractum filicis mans (10 bis
höchstens 15 g) noch immer als das beste Mittel. Auch das Ba-
lantidium coli kann fiir den Menschen pathogen werden, wie ein
letal verlaufender Fall, den Ehrnroth beschreibt, beweist. Es rufl
im Darmkanal einen sehr hartnäckigen Beizzustand hervor. Auch
Askanazy bestätigt dessen pathogene Bedeutung durch den Nach-
weis desselben in großer Zahl in der Submukosa des Darmes.
Zur Abtreibung des Bothriocephalus latus verwendete
Hedmann in 4 Fällen mit günstigem Erfolge je 8—4 g Thymol
und als Laxans Bizinusöl oder Bitterwasser. Zur Entfernung von
Oxyuris aus dem Dünndarm empfiehlt Heller erst Kalomel zu
geben, um den Darmschleim, welcher die Würmer vor dem Wurm-
mittel schützt, wegzuschaffen, dann erst Santonin und darauf wieder
ein Abführmittel. Zur Befreiung des Dickdarmes von den erwach-
senen Weibchen wird die AnftiUung des Darmes mit 0,2— 0,5^/oiger
Lösung von Sapo medicatus angegeben. Groß hat durch experimen-
telle Untersuchungen über Amöbenenteritis die Befunde von
Jürgens bestätigt, daß bei Katzendysenterie die Drüsenschichte
primär erkrankt und daß sich die Einwanderung des Parasiten in
die DarmfoUikel verfolgen läßt. Die Amöben sind demnach fiir Katzen
pathogen.
Lebhaftes Interesse beanspruchte nach wie vor die Appendi-
Anchylo-
stomiasis.
Pathogene
Bedeutung des
Balantidium
coli.
Behandlung
des Bothrio-
cephalus latus.
Behandlung
von Ozynris.
Amöben-
enteritis.
222 Lorenz.
Aetioiogie der zitis. Beiträge zur Aetiologie dieser Erkrankung wurden viel-
Appendizitis. fach gebracht. F. Bernard glaubt an einen Zusammenhang zwischen
Colitis membranacea und Blinddarmentzündung. Hermes fand unter
75 gynäkologischen Laparotomien 40mal Erkrankungen des Wurm-
fortsatzes. Häufig war die Entzündung von den primär erkrankten
Genitalorganen auf den Appendix fortgeleitet. Bei jeder Laparo-
tomie soll demnach der Appendix untersucht und bei dessen Er-
krankung entfernt werden. N. Qoluboff faßt die Appendizitis als
genuin infektiöse, epidemische Krankheit auf, wie etwa die folliku-
läre Angina für die Tonsillitis, während Schult es ihre Beziehungen
zur Influenza klarlegt. Vielfach werden Parasiten als ätiologische
Ursache beschuldigt. Hanau und Bammstedt fanden Oxyuris und
W. Oppe und Galli -Valerie außerdem Trichocephalus als ursäch-
liches Moment. Fünf Fälle von gleichzeitiger Erkrankung an Appen-
dizitis und Cholelithiasis bringt Becker. Durch den Nachweis der
gleichen Erreger (Streptokokken) erbringt Weber den ursäch-
lichen Zusammenhang zwischen Perityphlitis und Angina. Kleine
Stückchen von Eierschalen, welche die Appendizitis erzeugt und da-
bei die Darmwand perforiert hatten, fand J. Michalski. 60 Fälle
Pathologische von Appendizitis untersuchte 0. Lanz, sowohl bakteriologisch als
***** ®- auch mikroskopisch, und bringt die Haupttypen aller Formen der
Appendicitis Entzündung in genauer Beschreibung. Die Obliteration des
obiiterans. ij^^rmf ortsatzes hält K. Fab er für eine Folge von Entzündungs-
prozessen und nicht für einen senilen Livolutionsprozeß. Diese Form
der Appendizitis verläuft häufig symptomlos oder larviert, indem sie
meist Obstipation, Leibschmerz und dyspeptische Erscheinungen
macht, die den wahren Sitz nicht verraten. Auch Eibbert steht
auf demselben Standpunkt. Er spricht jedoch die Obliteration des
Appendix auch nicht als reinen Livolutionsvorgang eines rudimen-
tären Organes an, sondern glaubt, daß die Toxine des Bacterium
coli die Wand des Appendix reizen und Bindegewebsproliferationen
hervorrufen, welche zur Obliteration fuhren. Die Analyse der
Hyperaigesie Schmerzen und Empfindlichkeit bei Appendizitis beschäftigt viele
Appendizitis -^^^^ren. Nach M. Moulin spricht die Abwesenheit derselben nicht
für das Fehlen einer schweren Appendizitis. Die anfanglichen
Schmerzen, welche nach dem Nabel verlegt werden, beruhen auf
Zerrung der Befestigungen des Peritoneums an der Bauchwand,
welche durch Peristaltik des Blinddarms hervorgerufen wird. Bei
Uebergreifen der Entzündung auf die Muskularis erlischt dieser
Schmerz. Schreitet die Entzündung auf das Peritoneum parietale
weiter, so entsteht ein Schmerz in der Zökalgegend und lokale
Krankheiten der Verdauungsorgane. 223
H3rperästhesie der Haut, der Ausbreitung des zweiten Dorsalnerven
entsprechend. Hört die lokale Hyperästhesie ohne Besserung des
Allgemeinbefindens auf, so spricht dies für Oangrän des Wurms.
Bei akutem Beginn der Appendizitis besteht nach J. Sherren
eine üeberempfindlichkeit der Zökalgegend infolge Druck und Span-
nung im Wurm. Ist das Nervengewebe zerstört, so fehlt die Schmerz-
empfindung, besteht sie jedoch weiter, so beruht sie auf einer
bestehenden Striktur im Appendix. Die Zone der Hyperalgesie ent-
spricht meist einem Dreieck, dessen Basis in der Mittellinie, dessen
Spitze etwas oberhalb der Spina anterior superior liegt. Verschwindet
die Hyperalgesie ohne Besserung der anderen Symptome, so deutet
dies auf Gangrän oder Perforation und drängt zur Operation. Bei
Abszeß fehlt die H3rp6ralgesie häufig. J. Donalt und Küttner
halten die Druckempfindlichkeit des Mac Burney sehen Punktes
nicht immer für pathognomonisch fiir Appendizitis. Ersterer findet
sich auch häufig bei Bleikolik und zwar im Beginn und beim Ab-
klingen des Anfalles. Jul. Peiser fand sogar unter 11 Fällen 6mal
Hyperästhesie der Zökalgegend bei Appendizitis. Zahlreich sind
die Arbeiten, welche sich mit der Blutuntersuchung bei den ver- Leukosyten-
schiedenen Formen und Stadien der Blinddarmentzündung beschäf- p^rfj'^^^i^ig
tigen. Nach A. Feder mann unterscheidet eine hohe Leukozyten-
zahl die beginnende Perforation vom unkomplizierten Darmverschluß
und spricht, wenn frühzeitig auftretend, für gutartige gynäkologische
Peritonitis. Bei gutartiger Perforation mit rascher Abkapselung geht
die anfangs hohe Leukozytose am 3. Tage deutlich zurück, gleich-
zeitig auch die Temperatur und die übrigen Symptome. Bei der
diffusen eitrigen Peritonitis fällt die Leukozytenzahl zwar ab, doch
werden die klinischen Symptome drohender. Leukozytenwerte von
über 20000 nach dem 4. Tage neben schweren anderweitigen Sym-
ptomen sprechen fiir Tendenz zur Propagation. Normale oder geringe
Leukozytose ist bei Perityphlitis mit schweren Erscheinungen so-
wohl nach Ansicht von Federmann als auch H. Goetjes ein
Signum malum. Dauernd hohe Leukozytenwerte (20000—30000)
lassen stets auf einen eitrigen Prozeß schließen, wenn nicht andere
Komplikationen vorhanden sind, welche Leukozytose veranlassen.
Bei diffuser Peritonitis verliert nach Ooetjes die Leukoz3rtenzäh-
lung ihre Genauigkeit. Der große Wert der Blutkörperchenzählung
f&r die Diagnose und Prognose der Appendizitis wird weiterhin von
Wassermann, Sonnenburg, Stadler, Nilsson und N. Long-
ridge hervorgehoben. Behn und Sprengel halten dagegen die
Leukozytose für ein unzuverlässiges S3anptom. Oerngroß bestätigt
224 Lorenz.
zwar die Cur schmann sehen Ansichten über die Beziehungen der
Zahl der weißen Blutkörperchen zur Appendizitis, hält jedoch die Not-
wendigkeit einer Operation bei vereinzelt beobachteten Leukozyten-
zahlen von 25000 und darüber nicht für berechtigt. Ausgedehnte
Thrombose der Thrombose der Pfortader und ihrer Aeste bei Appendizitis be-
Pfortaderbei obachtete Butters. Den Verlauf spontaner und postoperativer
ppen s. p-g|.^^^ ^ Anschluß an Blinddarmentzündung studierte B. Müh-
Akate sam. Jordan beweist das Vorkommen einer einfachen von der
Entzündung Schleimhaut des Zökums ausgehenden, durch die Wand derselben
auf die Serosa übergreifenden, nicht eitrigen Entzündung ohne A£Pek-
tion des Wurmfortsatzes durch Einwanderung von Staphylokokken.
Auch Reisinger beobachtete zwei FäUe von akuter Entzündung
Therapie der des Zökums bei gesundem Appendix. Die Frage , ob die Appen-
Appendizitifl. ^lizitis nur chirurgisch zu behandeln ist und der Zeitpunkt des
operativen Eingriffes steht noch immer in lebhafter Diskussion. Die
Mehrzahl der Kliniker, sowohl die Chirurgen als auch die Inter-
nisten, treten für möglichst frühzeitige Operation ein. Ch. Bäumler
hält jedoch in der Mehrzahl der Fälle die Heilung der Blinddarm-
entzündung auch ohne operativen Eingriff für möglich, selbst in
Fällen, in denen die Bildung eines größeren Eiterherdes angenommen
werden muß. Er vertritt die alte Eis-Opiumbehandlung und verwirft
die Verabfolgung jedes Abfuhrmittels. Oh. Kr äff t erbHckt im Opium
geradezu ein Hilfsmittel für die Operation. Opium bringt den
Kranken Linderung und verschafft dem Darm zur Bildung von
Adhärenzen Buhe. Einlaufe und Purgantien sind dagegen gefahr-
Sarkom des lieh und verwerflich. — Ein FaU von großzelligem Bundzellen-
Biinddarms. ga^tom des Blinddarms von Mannsfaustgröße, welchen Hein-
lein beschrieb, sei schließlich erwähnt.
Prognose der Peritoneum. Die Prognose der tuberkulösen Peritonitis,
taberkalösen ^^ schon seit dem Bekanntwerden von Heilungen nach vorgenom-
mener Operation nicht mehr so ungünstig wie früher aufgefaßt wird,
gewinnt durch neuere Untersuchungen, insofern Erweiterungen als
auch Spontanheilungen unzweifelhaft anatomisch nachgewiesen wur-
den (Borchgrevink). Eine spärliche Aussaat von Tuberkelbazillen
auf das Bauchfell ruft bei relativ kräftigen Personen nur eine leichte,
rasch heilende Erkrankung hervor; erst reichliche Infektion oder
geringe Widerstandsfähigkeit des Kranken oder das Zusammen-
wirken dieser beiden Momente kann zu schwerer Erkrankung und
zum Tode fahren. Als ein wichtiges diagnostisches Symptom bei
Beizen und Entzündungen des Peritoneums wird von Blake die
Krankheiten der Yerdauungsorgane.
225
RigidiUt des
Abdomens bei
Peritonitis.
Aszites bei
Pfortader-
thrombose.
Bigidität des Abdomens angegeben. Bei der Pfortaderthrombose
erflhrt die Leber eine Verkleinerung ohne erkennbare krankhafte
Veränderungen der Leberzellen und ohne Störung der gallenbereiten-
den Tätigkeit. Es tritt nur Bindegewebswucherung in den Septen
der Läppchen auf. Aszites erfolgt dann, wenn sich unzureichende
Anastomosen zwischen den Aesten der Pfortader und dem System
der Vena cava bilden. An diesem Aszites haben Schulz und
Müller bei einem schweren klinischen Falle interessante klinisch-
physiologische und pathologisch-anatomische Untersuchungen an-
gestellt und nachgewiesen, daß dieser Aszites nicht als ein für den
Körper wertloses Stauungstranssudat aufzufassen ist, sondern daß
aus demselben durch eine gesteigerte resorbierende Tätigkeit des
peritonealen Bauchfells reichliche Nährstoffe in den großen Kreis-
lauf aufgenommen und fiir die Ernährung des Körpers wieder-
gewonnen werden. Diese lebhafte Resorption wird durch eine Ver-
änderung des Bauchfelles erzielt, wie sie bei Aszites nach venöser
Stauung niemals beobachtet wird: Wucherung des subperitonealen
Bindegewebes, dessen Maschen und Kapillaren mit Lymphzellen an-
gefüllt sind und zahlreiche von Lymphzellenhaufen umgebene, dünn-
wandige Geftlße in den tieferen Schichten des verdickten subserösen
Gewebes. Dabei wird der Stickstoffgehalt der Aszitesflüssigkeit
durch die Art der Ernährung bis zu einem gewissen Grade beeinflußt.
Der Eiweißgehalt derselben war bei eiweißreicher Kost doppelt so
hoch als bei eiweißarmer Nahrung und es konnte durch Herabsetzung
der Flüssigkeit zweifellos die Stärke des Transsudatstromes vermindert
werden. Die Ursache der Trübung in milchigen Aszites-
flüssigkeiten ist nicht immer Fett, sondern nach Quincke oft
eine Emulsion von Eiweißkömem, die von Bernet und Joachim
als eine feste Verbindung des Globulins oder Pseudoglobulins mit
Lezithin erkannt wurde. Ein bereits von Dumont angegebenes,
aben wenig bekanntes Symptom bei Magenperforation be-
schreibt Folet. Dieses ist das gänzliche Fehlen von Erbrechen
oder Vorhandensein von Nausea ohne wirkliches Erbrechen deshalb,
weil der Magen beim Beginne des Brechaktes seinen Lihalt nicht
durch die Kardia, sondern durch die PerforationsöfiFnung in die Ab-
dominalhöhle entleert.
Leber. Auf Grund eingehender anatomischer Untersuchungen stellte Verlauf des
▼. Büngner fest, daß der Ductus choledochus vor seinem Eintritt in das . ^°?^"?
-^ choledochus
Duodenum zumeist durch die Substanz des Pankreas und nur selten am ^q^
Kopf desselben vorbeigeht und sich nur sehr selten mit dem Ductus Wirsun- Wirsungianus.
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1904. 15
Trübung der
Aszites-
flassigkeit.
Symptom bei
Perforations-
Peritonitis.
226
Lorenz.
Osmotischer
Druck der
Oalle.
Kryoskopie
bei Leber-
krankheiten.
Leberprobe.
Lage-
verändenmg
der Leber bei
Meteorismus.
Wanderleber.
Widalsche
Reaktion bei
Leber-
erkrankungen.
Histologie der
Gallen-
kapillaren.
Hereditärer
Ikterus.
gianus vereinigt. Für den osmotischen Druck der Galle bei Patienten mit
Gallenfisteln fand Strauß ähnliche Wert« wie filr das Blut. Salzzufnhr
steigert den Druck, Wasserzufuhr übt keinen Einfluß. Die Wichtigkeit der
Gefrierpunktsbestimmung des Harns und der Aszitesflüssigkeit bei Erkran-
kungen der Leber wies L. Ferrannini nach. Die Nierentätigkeit erscheint
bei Affektionen der Leber stark in Mitleidenschaft gezogen. Ferrannini
glaubt auch, daß die Gallenfarbstoffe im Harn in verschiedenen, auch
klinisch mehr gleichartigen Fällen von Erkrankungen der Leber nicht ganz
identisch sind und macht dieses Verhalten von der Natur der Krankheit
abhängig. Französische Autoren wollten aus der Anwesenheit oder dem
Fehlen von Zucker oder Glykogen in der Leber auf plötzlichen Tod oder
längere Krankheit schließen. Versuche von J. Seegen beweisen aber, daß
die an die .Leb erprobe" (Docimasie h^patique) geknüpften Folgerungen
nicht richtig sind. Das gänzliche Fehlen von Glykogen in der Leber bei
einem in voller Gesundheit Verstorbenen läßt nur auf Tod durch Asphyxie
oder durch Kohlenstoffvergiftung schließen.
Auf die Wichtigkeit der Lageveränderung der Leber bei
Meteorismus, insbesondere das völlige Verschwinden der Leber-
dämpfdng, für die Diagnose macht A. Oppenheim aufmerksam.
Eine eingehende Zusammenstellnng von 116 Fällen von Hepato-
ptose in der Gesamtliteratur erbringt Ssawaljew. Als wichtigstes
ätiologisches Moment erscheint die Schwangerschaft und Qeburt.
Aeußerst bewegliche abgeschnürte Leberlappen, welche sich
um eine durch den Stiel von vom nach hinten gelegte Achse drehen
ließen, beschreibt Penzoldt. Vor einer Verwechslung mit einer
Neubildung schützt das Fehlen der Schmerzhaftigkeit, der aus-
gesprochenen Höckerung, der stärkeren Härte, die Verschieblichkeit
im Epigastrium imd länger dauernde, unveränderte Beschaffenheit
bei Mangel von Kachexie.
Megele machte zuerst auf einen positiven Ausfall der V7idal-
schen Serumreaktion bei Leberabszeß aufmerksam.
F. Köhler zeigte sodann, daß Lidividuen, welche an Leberkrank-
heiten mit Ikterus leiden, relativ häufig Agglutinationsvermögen für
Typhusbakterien zeigen. Auch L. Langstein und H. Meerwein
beobachteten einen ähnlichen Fall, während R. Königstein eine
einwandsfreie positive Beaktion vermißt. Mittels einer eigenen
Färbemethode konnte Eppinger bei aUen Formen von Ikterus Ver-
änderungen an den Gallenkapillaren nachweisen, welche eine Er-
klärung für das Zustandekommen des Ikterus liefern. Auch N. Jagic
fand mittels der VSTeigertschen Neurogliafärbung Erweiterung und
Berstuug der Gallenkapillaren bei mechanisch bedingtem Ikterus.
FäUe von hereditärem Ikterus beobachtete A. Pick. Aehnliche
Krankheiten der Verdaaungsorgane. 227
Fälle von angeborenem Ikterus bei hereditär belasteten Individuen
beschreiben Gilbert und Lereboullet als ,,Icteru8 chronicus Sim-
plex". Nach W. H. White können weder Syphilis oder Malaria, Aetioiogie
noch andere Ejrankheiten Leberzirrhose erzeugen, sondern nur ^®' l^eber-
unbekannte Gifte in alkoholischer Lösung. Daß Alkohol allein nicht
ätiologisch in Frage kommt, beweist der negative Tierversuch und
die Seltenheit der Leberzirrhose gegenüber der großen Verbreitung
des Alkoholismus. Die wichtigsten Symptome der Zirrhose (Aszites,
Ikterus und Oedeme) sind auch nicht auf Verlegung der Pfortader,
sondern nur auf toxische Einflüsse zu beziehen. Für die Prognose
ist Aszites das wichtigste Symptom, denn sein Auftreten bei unkom-
plizierter Zirrhose bedeutet nach White Exitus in wenigen Monaten.
Einen Fall von atrophischer Zirrhose ohne Milztumor mit früh-
zeitig auftretendem Aszites und Oedemen ohne Caput Medusae be-
schrieb Ferrannini. Bei der Entstehung dieser Form spielten
wesentlich kongenitale Momente eine Bolle. Gambarati beobachtete
bei gewöhnlicher Zirrhose ein venöses, auch über dem ganzen Ster-
num hörbares Geräusch über der Leber und beschuldigt für dessen
Entstehung eine Verengerung der Vena cava inferior an ihrer Passage
im Sulcus hepaticus. Eine neue Form der Leberzirrhose mit Hyper-
trophie des Organs, hervorgerufen durch maximale Entwicklung des
Bindegewebes um die großen suprahepatischen Venen, nimmt
F. J. Bainer an. An der Hand eines Falles schildert H. Ehret HeUung der
die Möglichkeit, daß Krankheitserscheinungen einer atrophischen ^®^®""^^°*®*
Leberzirrhose sich vollständig und dauernd zurückbilden können, so
daß man von einer klinischen Heilung sprechen kann. Wenn die
schädigenden Ursachen das Lebergewebe nicht zu rasch funktions-
unfähig machen, kann durch Gewebsneubildung die Leberfunktion
erhalten bleiben. Therapeutisch empfiehlt Ehret Totalabstinenz Therapie der
aller alkoholischen Getränke und längeren Gebrauch kleiner Dosen Zirrhose.
von Digitalis und Jodkalium. Die Bekämpfung der Stauung im
Pfortaderkreislauf erfolgt durch abführende Salze (Karlsbad), Kalomel,
kleine Blutentziehungen in der Lebergegend und um den Anus und
frühzeitige und häufige Punktion des Aszites. Galliard erzielte in
einem Fall von atrophischer Leberzirrhose im letzten Stadium voll-
ständige Heilung durch Organotherapie (täglich 150 g Schweineleber).
Ueber günstige Erfolge der Talma sehen Operation berichten Taim&sche
V. Starck, A. Saw, J. Koslowsky, Sinclair-White und Operation.
W. Sheen. D. G. Zesas befürwortet die Einnähung der Milz
wegen der breiteren Auffassungsfläche, der günstigeren Gefllß Ver-
hältnisse und der Vermeidung der Darmabknickungen. Die Operation
228
Lorenz.
Leber-
Ophthalmie.
Paeado-
leberzirrhose.
Akute gelbe
Leberatrophie.
Knotige
Hjrperplasien
der Leber.
Leberlaes.
nach Talma hält R.Lenz mann kontraindiziert bei hochgradigem
Ikterus, Schleimhantblutongen und Delirien. Aus den kasuistischen
Mitteilungen wäre der seltene Fall einer Leberophthalmie
(Hanotsche Zirrhose, beiderseitige Konjunktivitis, Keratitis und
Viskosität des Blutes) von Vollbracht hervorzuheben. Einen FaU
von hochgradig zirrhotischer Leber im Anschluß an Skarlatina bei
einem 9jährigen Mädchen, welches nach wenigen Tagen unter
cholämischen Erscheinungen mit starkem Ikterus zu Ghrunde ging,
beschreibt Marchand und Nizzoli einen Fall von akuter in-
fektiöser Leberschwellung nach Angina follicularis.
Da in diesem Falle auch eine Nephritis vorhanden war, konnten die
Nieren die Mikroorganismen und Toxine nicht ausscheiden. Auf
diese Ursache bezog Nizzoli das Auftreten einer Septikämie mit
folgender Leberschwellung. Die Picksche perikarditische
Pseudoleberzirrhose wird mit voller Berechtigung auch von
O.Heß als einheitliches Krankheitsbild nicht anerkannt. Erwähnt
sei weiterhin, daß die von Eenvers und Klemperer inaugurierte
Behandlung akuter und subakuter Lebererkrankungen mittels sub-
kutaner Sublimatinjektionen auch von O.Bosenbach befürwortet wird.
Ueber einen Fall von akuter gelber Leberatrophie be-
richtet L. Brauner. Unter Zusammenfassung von 9 ähnlichen Fällen
der Literatur beschreibt Ball in ein Krankheitsbild, bei welchem
Ikterus, Erbrechen, Delirien und Koma kurz nach einer Bauch-
Operation auftraten. Der Tod stellt sich meist rasch ein. Ballin
hält diese Fälle für rapid verlaufende Sepsis mit Ausgang in gelbe
Leberatrophie. L. Adler bringt einen intermittierenden, 10 Wochen
währenden Verlauf einer gelben Leberatrophie zur Kenntnis. Das
anatomische Präparat zeigte, dem Verlaufe entsprechend, frische
destruktive und Besiduen abgelaufener Prozesse. Nach S. Stein-
haus ist der Ausgang der akuten gelben Leberatrophie, wenn die
Patienten länger leben, eine kompensatorische Hyperplasie des
Leberparenchyms. In seinem Falle fehlte Gallengangsneubildung,
so daß die hyperplastischen Knoten nur aus Leberzellen entstehen
konnten, welche von der Atrophie verschont geblieben waren. Einen
Fall von fast totalem Umbau der Leber mit knotigen Hyperplasien
ohne gefäßreiches Bindegewebe beschreibt M. Yamasaki. Die
Regeneration ging wahrscheinlich von stehen gebliebenen Leberzellen,
vorwiegend aber von proliferierten Gallengangsepithelien aus.
Zwei Fälle von Lues der Leber in Form von knotigen Ge-
schwülsten veröffentlicht Wegner. Jodkalitherapie brachte in beiden
FäUen Heilung. Eine Infektion war ausgeschlossen, doch konnte
Krankheiten der Verdauungsorgane. 229
in einem Falle die erbliche Form der Lues durch charakteristische
Augenhintergrundsveränderung erschlossen werden. Die Notwendig-
keit eines operativen Eingriffs bei Verdacht auf Leberlues muß nach
Gumston stets in Betracht gezogen werden.
Bei tropischem Leberabszeß spielt nach J. A. Koch die Leberabszess.
Dysenterie, welche in leichten Formen leicht übersehen werden kann,
die wichtigste Bolle. Alkoholmißbrauch ist weniger maßgebend.
Diagnostisch sind folgende Symptome wichtig: Fieber, rasche Ema-
ziation, fahlgelbes Aussehen, Husten, unstillbares Erbrechen, zu-
weilen Schmerzen (Schulter), charakteristischer, vorsichtiger Gtwag
mit kleinen Schritten, vomübergebeugter Haltung, zumeist schief
nach links, und Anpressen der Arme gegen die Lebergegend. Bei
der Probepunktion ist Vorsicht notwendig, empfehlenswerter ist die
Vornahme der Probelaparotomie. Ohne chirurgische Behandlung
werden 80®/o Mortalität gezählt. Schlayer verweist auf den Wert
hoher Hyperleukozytose (18000—62000) bei zweifelhaften Diagnosen
von Leberabszeß. Die Brauchbarkeit des Trokar und der Kanüle
von Manson in der Behandlung des Leberabszesses erbringt
A. TurnbüU.
DreiFällevonLeberechinokokkusheiltePirronedurchopera- Leber-
tiven EingriflF nach Bacc elli. Ein kleiner Teil der Flüssigkeit wird «cMnokokkus.
durch Aspiration entleert und hierauf Sublimatlösung (1 : 1000) in-
jiziert. Eeichhaltiger sind in der Literatur des Berichtsjahres die
Geschwülste der Leber vertreten. E. Bodhe und Perütz Leber-
beschreiben Fälle von primärem Leberkarzinom. Letzterer fand in ^^*r"^om-
einem solchen Falle eine auffallende Vergrößerung der Leber nach
oben und bezog diese Erscheinung auf Schwund der Muskelmasse
des Zwerchfells durch den Druck der karzinomatösen Stränge und
Knötchen, die das Diaphragma durchsetzten. Li solchen Fällen
wäre die Badioskopie zur Feststellung des Zwerchfellstandes wichtig,
da sonst eine Lebervergrößerung leicht übersehen werden kann.
Ueber den seltenen Fall eines Haemangioma hepatis, welches Haemangioma
durch seine Größe Beschwerden verursachte und durch Operation l»op»tiB-
geheilt wurde, berichtet Pichler, K. Dahlgren über ein kaver-
nöses Angiom und R. Maresch über ein stielfbrmiges , mit dem
rechten Leberlappen verbundenes, etwa plazentagroßes, teils kaver-
nöses, teils zystisches, teils solides Lymphangiom. Multiple Adenome
in einer zirrhotischen Leber sah Hu et er. Diffuse Melanosarkom-
infiltration der Leber (6,4 kg) im Anschluß an einen Choroideatumor
bei Phthisis bulbi beobachtete Marchand.
Die subkutanen Bupturen der Gallenwege traumatischen
230 Lorenz.
Leberruptur. Ursprungs bespricht Lewerenz an der Hand eigener und 60 Be-
obachtungen aus der Literatur. Auch Hahn und C. Fr an cke berichten
GaUenblasen- über Fälle von Leberruptur und Enderlen, A. Karschulin und
ruptur. 3 Huguenin über Perforation und Zerreißungen der Gallenblase.
TyphOse Einen Fall von Cholezystitis typhösen Ursprungs mit genauen bak-
Cholezystitis, teriologischen Untersuchungen publizierte J. Jundell.
Aetiologie Interessante Arbeiten sind auf dem Gebiete der Cholelithiasis
der Chole- ^u verzeichnen. Bakteriologische und ätiologische Studien sind
Hart mann zu verdanken: er fand in der Gallenflüssigkeit unter
46 Fällen d6mal Bakterien (meist Bacterium coli), lOmal war die
Galle steril. Für die Entstehung des lithogenen Katarrhs, welcher auf
Bakterieninvasion vom Darm aus beruht, ist die Art der körperlichen
Beschäftigung maßgebend. Nicht die sitzende Lebensweise und das
Wohlleben, sondern die Anspannung der Muskulatur schafft die
Disposition zur Steinbildung. Auch die Menstruation und Schwanger-
schaft geben durch Schwankung der GtJlensekretion ursächliche
Momente für die Gallensteinbildung. Zusammenfassende Darstellun-
Röntgen- gen über Cholelithiasis geben J. B. Murphy und G. W. Törnquist.
Photographie j^^j. radioskopische Nachweis von Gallensteinen gelingt nach T r e p 1 i n
steine. °^^ ^^^ Zystikus- und Choledochussteinen (schwache Schatten). Steine
in der Gallenblase werden wegen gleicher Undurchlässigkeit der
Strahlen für Steine und die Gallenflüssigkeit nicht darstellbar. Einen
Giykosorie Fall von Glykosurie bei Cholelithiasis beobachtete F. Ehler. Die
«, , !l®L . Zuckerausscheidung verschwand nach der Operation. Ehler glaubt,
CholeUthiasis. , « ,. , « . , „ ^ « , , . /%,
daß die stark vergrößerte und prall gespannte Gallenblase eine Ob-
turation der Ausftihrungsgänge des Pankreas und deshalb die Glykos-
urie verursachte. Einen Fall von abnormer Beweglichkeit der steine-
führenden Gallenblase beschreibt V. Lieb lein. Im Hinblick auf
EoUk ohne zwei beobachtete Fälle von Gallenblasenkoliken ohne Gallensteine
steine. glaubt H. Krukenberg, daß solche durch Abknickung des Gallen-
blasenhalses bei losem Zusammenhang der Blase mit der Leber zu.
Stande kommen können. Den Durchbruch eines haselnußgroßen
GaUenstein- Gallensteins in den Magen unter kolikartigen Schmerzen und Er-
in^d^rM^^en ^'•®c^®^ galliger und blutiger Massen beobachtete Fleck. Fälle
GaUenstein- ^^^ Gallensteinileus beschreiben C. B er dach und G. A. Moyni-
Ueus. han. Zur Regelung des Gallenabfiusses schlägt A. Jürgensohn
regelmäßige Atmungsübungen mit dem Waldenburgschen Apparat
Therapie, vor. Mit Rücksicht auf die gallentreibende Wirkung jeder Nahrungs-
aufnahme ist nach v. Aldor bei Cholelithiasis jede qualitative Ein-
schränkung der Diät unberechtigt. Eine individualisierte und reich-
lich bemessene Nahrungsaufnahme (5mal im Tage) ist zu empfehlen.
Krankheiten der Verdauung^organe.
231
Gholagen.
Gallenstein-
sanatorien.
SpiUong der
Gallenwege.
R. Glaser hält die Cholelithiasis in erster und letzter Linie für
eine Nervenkrankheit und nicht für eine Infektion. Das Primäre
sind Funktionsstörungen der Sekretionsnerven der Leber. Als Heil-
mittel empfiehlt er Quecksilber in Kombination mit aromatischen
Pflanzenstoffen. Er stellte drei verschiedene Präparate, welche er
Cholagen nannte, in Tablettenform her. Li 100 dieser Behandlung
unterworfenen Fällen wurden 78"/o Heilung erzielt. Greppin und
Pfähl er warnen mit Hinweis auf einen von Glaser behandelten
und später sezierten Fall vor dieser Therapie. Die Sektion des
angeführten Falles erwies trotz vorausgegangener Cholagenbehand-
lung die Anwesenheit eines Gallensteins. Fr. Kuhn fordert fUr
Gkllensteinleidende die Errichtung von Spezial^anatorien, in welchen
diätetische, gymnastische und hydrotherapeutische Behandlung
eingeleitet werden kann. Prophylaktisch sind mechanische, diäte-
tische und medikamentöse Maßnahmen notwendig. Er fordert zur
Austreibung kleinerer Steine eine Spülung der Gallenwege
durch eine Fistel oder während der Operation. Als bestes inneres
Gallendesinfektionsmittel empfiehlt er die Salizylsäure, dann Thymol
und Menthol. Nach seiner Meinung ist ein GaUensteinkolikanfall
der Ausdruck für eine Erhöhung des Druckes im GaUengangssystem,
hervorgerufen durch eine Abflußbehinderung der Gallensekrete, üeber
547 Operationen der Gallenblase mit 3,5 ^/o Mortalität berichtet
W. J. Mays. F. Fink erzielte bei vorwiegend interner Behandlung
von 403 Patienten 72 "^/o Heilung. Er hält die Indikationen zur
Operation von Bi edel und Kehr als zu weitgehend und verwickelt
sich mit dem letzteren deshalb in eine scharfe, aber interessante
Polemik.
Weniger bekannt als die eitrigen Entzündungen, welche die
Gallensteine unter Vermittlung der eitererregenden Bakterien des
Darmes verursachen, sind die nekrotisierenden Formen der Ent-
zündung. Für diese Nekrose der Gallenblase düri):en nach
Czerny wahrscheinlich die Gefäß Verhältnisse der Blase maßgebend
sein, da die Arteria cystica eine Endarterie im Sinne Cohnheims
ist und eine Unterdrückung der Zirkulation in derselben die Er-
nährung der Blase gefährdet.
Pankreas. Popielski untersuchte den Pankreassaft von Hmiden. Normaler
Seine Resultate konnten durch K. Glaeßner bestätigt werden, welcher Pantoeaaean.
zum ersten Male reinen, normalen Pankreassaft vom Menschen prüfen
konnte. Pro die wurden 700—900 com entleert, und zwar 14—18 com in
der Stunde im nüchternen Zustand und 30—50 ccm nach der Mahlzeit. Das
Sekret war wasserklar, eiweißhaltig und reagierte alkalisch. Gegen Eiweiß-
Ohirurgisohe
Behandlung.
Nekrose der
Gallenblase.
282
Lorenz.
Normaler
Pankreassaft.
Lipolytische
Wirkung.
Abhängigkeit
der
sekretorischen
Funktion von
der Milz.
Leber und
Pankreas.
Diabetes.
Pankreas-
apoplexie.
Chronische
Pankreatitis.
Pankreas-
zysten.
Pankreas-
tumoren.
kOrper erwies sich dasselbe völlig indifferent und enthielt kein aktives
Trjpsin. Erst durch menschlichen Darmpreßsaft konnte es aktiviert werden
und vermochte sodann Eiweiß zu verdauen. Die Trypsinmenge und die
Alkaleszenz stiegen nach der Mahlzeit und erreichten ihr Maximum etwa
4 Stunden nach der Nahrungsaufnahme. Fettspaltendes Ferment konnte
nachgewiesen werden, ebenso diastatisches Ferment, welches jedoch Stärke
nur in Maltose umwandeln konnte. Die weitere Spaltung besorgte erst der
Darmsaft. Milchzucker wurde weder vom Pankreas- noch Darmsafb an-
gegriffen, kann somit nur direkt resorbiert oder durch Bakterien gespalten
werden. Nach H. Truhart vermag der Pankreassaft seine lipolytische
Wirkung nicht auf dem Wege der Lymph- und Blutbahn entfalten, son-
dern nur, wenn er direkt aus der Drüse ausgeschieden wird, ohne zuvor
in den Blutkreislauf zu gelangen, also bei Verletzungen der Drüsensubstanz
oder durch Diffusion bei unverletztem, aber krankhaft alteriertem Parenchym.
Die Abhängigkeit der sekretorischen Funktion der Epithelzellen, der Pan-
kreasausführungsgänge vom Vorhandensein der Milz wies G. Fischera nach.
Die Milz überliefert während der Verdauungsperiode dem Kreislauf ein
oxydierendes Enzym, welches im Lumen der Pankreasdrüsenkanälchen zur
Wirkung kommt und Zymogen in Zymase verwandelt. Den engen Zn-
sammenhang der Leber und der Bauchspeicheldrüse bei patho-
logischen Prozessen betonen Klippel und Lefas. Stauungszirrhose der
Leber war in acht darauf untersuchten Fällen stets von gleichartigen zir-
rhotischen Veränderungen des Pankreas begleitet. Auch R. Pirone erhob
einen übereinstimmenden Befund. Veränderungen der Langerhans sehen
Gefäßinseln bei Arteriosklerose fand Hoppe-Seyler und machte dieselben
für die Entstehung des Diabetes verantwortlich. C. Gutmann konnte
diese Beobachtung in Fällen von Pankreasdiabetes nicht bestätigen.
0. Heß injizierte Hunden Fett in die Ausfühningsgänge des
Pankreas und erzielte hierdurch Totalnekrose des Organs, Blutung,
Fettgewebsnekrose und schnellen Tod, somit ein der Pankreas-
apoplexie analoges Exankheitsbild. Als Ursache des raschen
Todes vermutet Heß eine Seifenvergiftung. Auch Bunge gelang
es, akute Pankreashämorrhagie experimentell zu erzeugen. Die
Kasuistik dieser Krankheit wird durch Man sb ach, H. Hoch haus,
Pels-Leusden und Kirste vermehrt. Fälle von chronischer
Pankreatitis veröffentlichten Haie White, B. Hoffmann und
Ferd. Ehler, sowie Fälle von Pankreaszysten Port, Greene
C u m s 1 0 n und B r a d t. Interesse beanspruchen weiterhin kasuistische
Mitteilungen von Pankreastumoren. Einen Tumor der Bauch-
speicheldrüse mit Duodenalstenose und schwerem Ikterus beschreibt
G. Lotheißen, 5 Fälle von primärem ELrebs, welcher von den
Langerhansschen Zellen seinen Ausgang nahm, S. Fabozzi und
C. Ehrlich 2 Fälle von primärer Zyste mit später sarkomatös ent-
Krankheiten der Verdauungsorgane. 233
arteter Wand. Einen zusammenfassenden Bericht über den heutigen
Stand der Chirurgie des Pankreas mit besonderer Benicksichtigung der
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f) Krankheiten der Harnorgane.
Von Geh. Med.-Rat Prof. Dr. FUrbringer und Dr. H. Stettiner
in Berlin.
Nierenkrankheiten. In einem Vortrage über die Diagnostik der
Krankheiten und der Leistungsfähigkeit der Nieren gibt
H. Senator eine systematische Darstellung der diagnostischen Hilfs-
mittel, die uns heute zu Gebote stehen, und des methodischen Ganges,
wie er bei einer vollständigen Untersuchung der Nieren und ihrer Stö-
rungen stattzufinden hat. Wir beschränken uns darauf, an dieser Stelle auf
die klaren und lesenswerten Auseinandersetzungen hinzuweisen, weil
wir bei näherer Inhaltsangabe naturgemäß vieles wiederholen müßten,
was wir bereits in den vergangenen Jahrgängen dieses Jahrbuches be-
sprochen haben und wollen in folgendem, ehe wir uns unserem eigent-
lichen Thema zuwenden, zunächst kurz auf einige neuen oder ver-
vollkommneten alten Beaktionen zum qualitativen und quantitativen
Nachweis physiologischer und pathologischer Hambestandteile hin-
weisen. Mittels des neuen, aus dem Laboratorium der Firma Zeiß
in Jena hervorgegangenen Mikroskops von Siedentopf und Zzig-
mondy, welches auf dem Prinzip einer intensiven fokalen, seitlichen
Beleuchtung beruht, können nach den Untersuchungen von E. Eaehl-
mann in allen wäßrigen Eiweißlösungen, ebenso also auch in
frischem, vollständig klarem Harn, die einzelnen (gelösten) Eiweiß-
teilchen in ganz typischen Einheiten bis zur Feinheit von etwa 6 bis
10 fifi (= 0,000005 mm) direkt sichtbar gemacht werden. Auch ist
bei Berücksichtigung der Mengenverhältnisse der Teilchen, ins-
besondere durch Messung des Abstandes derselben, eine quantitative
Eiweißbestimmung von großer Zuverlässigkeit möglich, DieEssig-
säure-Ferrozyankaliumprobe benutzt 0. Bößler zur volume-
trischen Eiweißbestimmung, indem er die Höhe des durch
Schichten von Harn auf diese Flüssigkeit entstehenden Binges mit
dem Zirkel mißt und die gewonnenen Ghrößen als Koordinaten über
einer Abszisse aufzeichnet. Einen bemerkenswerten Einfluß der
Konzentration des Harns auf den Ausfall der Eiweißreaktionen hat
Hallauer gelehrt, indem er bei Einengung normaler Harne und
Unter-
snchnngs-
methoden.
Eiweiß'
nachweis.
244 Fürbringer und Stetidner.
nachträglichem Seromzusatz verschiedene klinische Proben negative
Resultate geben sah.
ChemUcher Zur raschen Erkennung von Eiter im Harn auf chemi-
^^^rT**^ schem Wege empfiehlt Johannes Müller eine Modifikation der
Donn eschen Probe, mit welcher man noch einen mit dem Auge als
Trübung kaum wahrnehmbaren Eitergehalt erkennen kann. Zu 5 bis
10 ccm Harn wird tropfenweise offizinelle Kalilauge zugesetzt und
nach jedem Zusätze die Probe tüchtig geschüttelt. Unter dem Ein-
flüsse der Kalilauge gehen die Eiterkörperchen eine schleimige Meta-
morphose ein, was dadurch kenntlich wird, daß die beim Schütteln
gebildeten Luftblasen nur langsam durch die viskose Flüssigkeit auf-
steigen können oder bei einigermaßen reichlichem Eitergehalte sogar
Untersnchung in der Füssigkeitssäule stehen bleiben. — Die Technik der Unter-
des Harns guchung des Harns auf Zucker bespricht Heinrich Citren in
übersichtlicher und kritischer Weise. Auch der von demselben Autor
im Verein iur innere Medizin in Berlin demonstrierte Apparat zur
Jodometrische jodometrischen Zuckerbestimmung dürfte sich wegen der
Zucker- Y)ei verhältnismäßiger Einfachheit und schnellen Ausf&hrbarkeit großen
Genauigkeit der Methode bald allgemeinen Beifalls erfireuen. Eine
empfindliche, einfache und rasch ausföhrbare Zuckerprobe mit
ozalsaurem Phenylhydrazin beschreibt E. Biegler. Eine
Messerspitze des letzteren wird mit 10 ccm Wasser zu 1 ccm Harn
gesetzt. Der durch Kochen gelösten Mischung werden 10 ccm lO^foige
Kalilauge zugesetzt und das mit einem Qummipfropfen verschlossene
Reagenzglas kräftig durchgeschüttelt. Bei Anwesenheit von Zucker
tritt sofort oder innerhalb einer Minute eine rotviolette Farbe auf.
Bis 0,05 ®/o Zucker können auf diese Weise nachgewiesen werden.
Nachweis von Zum Nachweis von Gallenfarbstoff hat Adolf Jolles seine
fSb *toff ^^^ ^ Jahren angegebene Probe etwas umgestaltet und dadurch noch
empfindlicher gemacht. Die Eigenschaft des Urobilins, nach Zu-
satz von löslichen Zinksalzen zu fluoreszieren, wird schon lange zu
seinem Nachweise benutzt. Wilhelm Schlesinger hat geftmden,
Nachweis von daß man auch in Hamen, die wenig Urobilin und relativ viel
'^ ^' andere Farbstoffe enthalten, unmittelbar prachtvolle Fluoreszenz
und deutliche Absorptionsstreifen erhält, wenn man sie mit der
gleichen Menge einer 10 ^/oigen Lösung von Zinkacetat in ab-
solutem Alkohol versetzt und von dem entstehenden Niederschlage
klar abfiltriert. — Auf die Vorsichtsmaßregeln, die bei Anstel-
Diazo- Inng der Ehrlichschen Diazoreaktion zu beachten sind,
reaktion. macht emeut A. Ott aufmerksam. Mit der Bedeutung der neuen
Ehrlichschen Farbenreaktion mit Dimethylamino-
Krankheiten der Hamorgane. 245
benzolaldehyd beschäftigen sich A. Pappenheim, Neubauer Dimethyi-
und Armit. ^^^^y^_
Einen breiten Kaum nimmt auch in diesem Jahre die Be- reAktion.
sprechung der funktionellen Untersuchungsmethoden ein. Fanktioneiie
Hehr wissenschaftliches als praktisches Interesse haben die Versuche Unter-
... ... Buohungs-
von G. Klemperer, die von der Niere in einer Zeiteinheit aus- methoden.
geschiedene Färbst off menge als Maßstab der Nierenftmktion zu Farbstoflimenge
verwerten. — Von den eigentlichen funktionellen Untei*suchung8- *®" ^^^^
methoden kommen vor allem in Betracht die Gefrierpunkts-
bestimmung des Blutes, die Oefrierpunktsbestimmung
und Harnstoffbestimmung des Harns jeder einzelnen
Niere, die Bestimmung der elektrischen Leitfähigkeit
von Blut und Harn, die Phloridzinmethode und die Oe-
frierpunktsbestimmung des Oesamtharns. Ihr Hauptwert
liegt auch heute noch in der Sicherheit, die sie der Indikations-
stellung fiir operative Eingriffe der Niere geben. Während zwar eine
so hervorragende Autorität auf dem Gebiete der Nierenchirurgie, wie
J. Israel, noch weiter auf seinem skeptischen, ja ablehnenden
Standpunkte diesen Methoden gegenüber bestehen bleibt, konnten
Kümmell und Kumpel auf Grund der stattlichen Zahl von über
600 Untersuchungen ihre fiiüieren Resultate bestätigen und ihre
Wichtigkeit, abgesehen von der Indikationsstellung bei chirurgischen
Eingriffen, noch fOr andere Fälle, wie z. B. von Hämaturie ohne
klare Aetiologie, zur Differentialdiagnose zwischen Stein oder auch
Tumor und hämorrhagischer Nephritis mit einseitigen Nierenschmerzen,
femer zur Erkennung von etwa vorhandenen, sonst aber noch nicht
nachweisbaren pyelitischen Prozessen bei Zystitis der Prostatiker,
schließlich bei Nierentumoren ohne Kommunikation mit dem Nieren-
becken, darlegen. Allerdings ist nicht zu verkennen, daß nicht
nur die leicht unterlaufenden Fehlerquellen bei Ausfiihrung der
Gefrierpunktsbestimmung, auf die Kumpel besonders hinweist,
zu falschen Resultaten fähren können, sondern daß auch die bei
sämtlichen Untersuchungsmethoden gewonnenen Zahlen mit der
größten Vorsicht zu betrachten sind, um nicht zu Trugschlüssen zu
verführen. So weist Ana st. Landau gegenüber den Untersuchungen
Kümmells über die Gefrierpunktserniedrigung des Blutes Otfrierpunkts-
darauf hin, daß der Organismus zuweilen der Erhöhung des osmoti- T^^JJi^'
sehen Blutdrucks infolge von Niereninsuffizienz durch Beschränkung
des Stoffwechsels und Zurückbehalten von Wasser im Blute ent-
gegenzuwirken sucht. Der normale Gefrierpunkt des Blutes schließe
also eine Niereninsufi&zienz nicht aus, wenn das Blut einen ver-
246
Fürbringer und Stettiner,
an Stickstoff und das Serum einen erhöhten
Was die molekulare Konzentration des
dieselbe
Gefrierpunkts- minderten Gehalt
^def """"T "Wassergehalt hat.
jeder einzelnen H^r^s anbetrifft, so darf nicht vergessen werden, daß
Niere.
Hamstoff-
bestimmnng
des Urins
I jeder Niere.
Elektrische
auch abhängig von der Nahrungsau&ahme ist. Auch der sorgsamen
Untersuchungen von F. Tripold über das Verhältnis der Harn-
ausscheidung zu den aufgenommenen Flüssigkeiten bei Gesunden,
ihre Abhängigkeit von klimatischen Faktoren, der Gemütsstimmung
neben anderem sei hier gedacht. Natürlich kommen diese Verhält-
nisse mehr in Betracht bei der Kryoskopie des Gesamthams als bei
der Vergleichung der kryoskopischen Werte des Harns beider Nieren.
Aber auch hier betont Barth mit Becht, daß man zwar im all-
gemeinen bei sehr differenten Gefrierpunkten beider Seiten aus der
Höhe der Differenz einen Schluß auf die Ausdehnung des Zerstörungs-
prozesses ziehen darf, daß aber die Zahlen doch stets mit Vorsicht zu
betrachten sind und man aus einer geringen Gefrierpunktsdifferenz
einen positiven Schluß auf eine geringe Verbreitung der Erkrankung nur
dann ziehen darf, wenn beide Nieren relativ hohe Gefrierwerte geben.
Jedenfalls gibt eine gleichzeitige Harnstoffbestimmung, wie
sie von Kümmell stets vorgenommen wird, eine größere Sicher-
heit der Diagnose. Ziemlich gleichwertig der Kryoskopie scheint
die Bestimmung der elektrischen Leitfähigkeit zu sein.
leitfÄhigkeit. Loewenhardt hat dazu von der Firma Beiniger, Gebbert und
Schall einen praktischen Apparat konstruieren lassen. In allen von
ihm untersuchten Fällen hat er die Leit&higkeit der gesunden Seite
höher gefanden, als die der kranken und fiir gesunde Nieren beider-
seitig gleiche Leit&higkeit feststellen können. Auch Kümmell hat
bei Vergleichsuntersuchungen zwischen dieser und der kryoskopi-
schen Methode Parallelwerte erhalten und empfiehlt ihre Anwendung
namentlich fiir die FäUe, in denen man nur wenig Urin zur Ver-
fugung hat. Die Fhloridzinmethode wird am heftigsten von
Israel angegriffen, von Casper und Bichter verteidigt. Barth
betrachtet sie in manchen für die Beurteilung besonders schwierig
liegenden Fällen als eine schätzenswerte Ergänzung der Kryoskopie,
betont aber, daß es auch hier ebenso wenig absolute Werte gebe,
wie bei der Gefrierpunktsbestimmung. In ähnlichem Sinn spricht
sich Goebell aus, welcher öfters mit der Phloridzinmethode zwei-
deutige Werte erhalten hat. Demgegenüber glaubt Kapsammer
auf Ghiind von Tierversuchen die Basis, auf der Casper und Bichter
ihre funktionelle Nierendiagnostik aufgebaut haben, nämlich daß
beide normale Nieren in derselben Zeit gleiche Mengen eines gleichen
Sekretes ausscheiden, als unrichtig erwiesen zu haben. Auch die
Phloridzin-
methode.
Krankheiten der Hamorgane. 247
Einfiiliraiig der Valenzzahl durch Strauß, d. h. des Wertes, C^efrierpunkts-
welchen man erhält, wenn man die Menge des 248tündigen Harns 5®*'^™"f
mit dem G^efiierpunkte desselben multipliziert, als deren unterste hams.
Orenze fiir leistungs&hige Nieren 800 gefunden ist, hat nur be-
schränkten Wert. Mit Eecht betont Koeppe, daß eine Bedeutung
für die Diagnostik der Nierentatigkeit erst mehrere Gefrierpunkts-
bestimmungen gewinnen, die bei konstantem Blutdruck unter ver-
schiedenen Verhältnissen angestellt sind. Jedenfalls, wie auch H. Eö-
d e r von neuem betont, können nur unter Zugrundelegung bestimmter
Nahrung diagnostische Schlüsse gezogen werden. Zangemeister
endlich empfiehlt auf Grund einer Versuchsreihe zur Ausschaltung
der verschiedenen Fehlerquellen das Verdünnen des Urins mit (natür-
lich völlig reinem) Wasser derart, daß man Urinportionen gleicher
Zeiträume stets auf das gleiche Volumen bringt (8000 ccm für die
24stündige Hammenge). Zu diesen bisher besprochenen funktionellen
Untersuchungsmethoden kommt noch als neueste und letzte, nach-
dem die Untersuchung der Harngiftigkeit und Bestimmung
des urotoxischen Koeffizienten, sowie die Beobachtung der
Ausscheidung von vorher dem Organismus zugeführtem Jod oder
Salizylsäure und Methylenblau oder Eosanilin im wesentlichen ver-
lassen ist, die von F. Voelcker und G. Joseph eingeführte und auf
Grund von Tierversuchen und Beobachtungen an Kranken warm
empfohlene Beobachtung der Ausscheidung des durch vor- indigkarmin-
herige Injektion von 4 ccm einer 4^/oigen Lösung von Indigkarmin ™«*^ode von
in physiologischer Kochsalzlösung gefärbten Harns aus den Joseph.
Ureterenmündungen mit Hilfe des Zystoskops. Das Indigkarmin
hat bei fast völliger Ungifügkeit vor allen anderen Stoffen den Vor-
zug, daß es fast allein durch die Nieren ausgeschieden wird, und
daß es unverändert durch den Körper hindurchgeht. Ein weiterer
Vorteil ist nach Ansicht des Verfassers die Vermeidung des Ureteren-
katheters. — Letzteren Zweck verfolgen auch die Urinsegrega- ürin-
toren, wie solche von E. Lambotte, Luys, Cathelin, Neu- "«r««»*«'«"-
mann, Downes u. a. beschrieben sind. Während Lichtenstern,
Keydel und Qarr6 befriedigende Resultate mit diesen Instrumen-
ten erzielen konnten, wird der Vorteil derselben und vor allem
auch ihre Sicherheit von J. Cohn, Kümmell und Kapsammer
bestritten. Die Anwendung jener Instrumente wird hauptsäch-
lich bei der Unmöglichkeit des Ureterenkatheterismus In Betracht
kommen. — Am Schlüsse der Besprechung dieser funktionellen Me-
thoden mag noch einmal hervorgehoben werden, daß anatomische
Läsion und Funktionsstörung keine kongruenten Größen sind, daß
248
Fürbringer und Stettiner.
L&sion und
Fnnktions-
stönugen
keine kon-
gnienten
Größen.
Anatomische stets erst zur Feststellmig der ersteren geschritten werden maß, ehe
die zweite geprüft wird.
Die Frage, ob der Albuminurie stets eine anatomische
Läsion zu Orunde liegt oder ob es eine physiologische
Albuminurie gibt, ist zu Gunsten der letzteren Annahme
entschieden. Schwierigkeiten kann die Frage bereiten, ob es sich,
in einem vorliegenden Falle um eine physiologische Albuminurie
handelt. Die Beantwortung dieser Frage ist vor allem in therapeu-
FkysiologiBohe tischer Beziehung von großer Bedeutung. Als physiologische Albu-
Aibuminurie. uQJn^eu ^^ Otto Jacobson nur solche Eiweißausscheidungen
bezeichnen, die ohne Intermittenz und ohne Zyklus bei gesunden
Personen gelegentlich unter dem Einflüsse physiologischer Reize auf-
treten. „Nicht alle nichtnephritischen Albuminurien seien physio-
logische.^ Er glaubt im Gegensatz zu v. Leube an die Zusammen-
Orthotisoke gehörigkeit der orthotischen und Pubertätsalbuminurie mit
"aib ^^ m^** ®"^®^ nervös-hereditären Belastung als Bindeglied, ähnlich, wie dies
auch Marie, Teissier u. a. angenommen haben. Die Albuminurie
will er als ein Zeichen der leichten Ermüdbarkeit und Erschöpfbar-
keit darstellen. Der Eiweißgehalt der einzelnen Urinportionen kann
ein recht beträchtlicher sein. Genauere Beobachtungen über Puber-
tätsalbuminurie hat Felix Lommel gemacht. Er hat 587 jüngere
Leute untersucht und lllmal Albuminurie festgestellt. Er hält im
Gegensatz zu Jacobson die Aussonderung dieser Gbruppe von Albu-
minurien nach dem Vorgange v. Leubes für richtig. Er macht
auf das häufige Zusammentreffen mit Zirkulationsstörungen, im be-
sonderen pathologischen Befunden am Herzen und Pubertätsalbu-
minurien aufmerksam und hebt hervor, daß man infolgedessen aus
solchen Veränderungen am Zirkulationsapparat nicht auf das Be-
stehen einer Nephritis schließen dürfe, sondern meint, daß diese
Pubertätsalbuminurie meist zu einer milderen Auffassung berechtige.
Vor einer zu optimistischen Auffassung der zyklischen Albu-
minurie warut Haus er und stimmt in dieser Beziehung mit den
Auffassungen von Senator, Litten und Fürbringer überein.
Letzterer trennt zwei klinisch nicht immer bestimmt unterscheidbare
Beihen, einmal zyklische Albuminurie infolge von gewissermaßen
abortiver, bezw. latenter Nephritis, das andere Mal solche bei ge-
sunden Nieren. Auf eine Abhängigkeit der Störung von Lifluenza
weist Buhemann hin. Hauser präzisiert auf Ghrund seiner Be-
obachtungen das Wesen der ^orthotischen Albuminurie dahin, daß es
sich um Zirkulationsstörungen, vielleicht zum Teil um die Gifiiwir-
kung, um den Beiz von Stoffwechselprodukten gelegentlich größerer
Zykliscke
Albnminnrie.
und
Blutdruck.
Krankheiten der Hamorgane. 249
Muskelanstrengungen bandelt, welche eine durch infektiöse Prozesse
anatomisch geschädigte, in ihrer Leistongsfilhigkeit geschwächte
Niere veranlassen, zeitweise Eiweiß auszuscheiden. F. Edel ist der Aibnminorie
Ansicht, daß die Albuminurie vielleicht bei einer gewissen Empfind-
lichkeit der Niere abhängig sei von krankhaften Erscheinungen des
Blutdruckes. Auch Bernhard glaubt veränderte Verhältnisse des
Blutdruckes, nämlich eine Erhöhung des arteriellen Druckes in den
Nieren, als Ursache für die orthotische Albuminurie ansehen zu
können. Indessen ist die Bedeutung dieser Verhältnisse, wie Sena-
tor und Litten hervorheben, eine sehr schwierige und nimmt ersterer
an, daß gerade ein erhöhter venöser Druck Albuminurie veranlassen
müsse. Auf das häufige Zusammentreffen von orthotischer Orthotisohe
Albuminurie und Wanderniere macht Sutherland auf Grund ^^'^«ri«
und
seiner Statistik aufmerksam. Er meint, daß übermäßige BlutftÜle der Wanderniere.
Niere zur Lockerung des Organes geführt und diese sowohl wie
die Albuminurie als Symptome ein und derselben Erkrankung der
vasomotorischen Zentren aufzufassen sei. Trotz der verschiedenen
Auffasstmg der Aetiologie begegnen sich Edel und Hauser in den
für die Behandlung aufzustellenden Prinzipien. Ersterer will metho-
dische Uebungen (Terrainkuren) zur Kräftigung des Herzens und
Zirkulationsapparates anwenden, letzterer will, nachdem dui*ch an-
fllngliche Buhekur, blande Diät, Sandbäder, Trinkkuren mit alkali-
schen Wässern der Urin für längere Zeit eiweißirei gemacht ist,
eine systematische Trainierung und Gewöhnung der Nieren an Körper-
arbeit durch methodisches Vorgehen herbeiführen. Fürbringer
hat, durch Erfahrung belehrt, bei der zyklischen Albuminurie eine
Ruhezeit gar nicht mehr eintreten lassen, vielmehr ohne Umweg gleich
mit vorsichtig abgestuften Huskelbewegungen , Spaziergängen und
selbst Sportübungen begonnen. Er gibt zu bedenken, ob nicht neben
der Muskelbewegung noch andere Faktoren, wie der Genuß der
frischen Luffc und die Aufgabe eines vorher unhygienischen Lebens,
dabei mitspielen, zumal bei Wiederaufnahme des Schulbesuches nicht
selten ein Wiederaufbreten der Albuminurie beobachtet wird. — Ihre
Untersuchungen über alimentäre Albuminurie mit Hilfe der Alimentftre
biologischen Fräzipitinreaktion haben Ascoli und Bonfanti -^l^'"'**'*'"^«-
fortgesetzt und deuten ihre Ergebnisse folgendermaßen: Nach Ge-
nuß gebratenen Rindfleisches gehen beim Menschen präzipitable An-
teile desselben in die Säfte über. Bei gesunden Lidividuen, in denen
es dabei zu alimentären Albuminurien kommt, wird ein Teil jener
eiweißartigen Stoffe durch die Nieren ausgeschieden, wobei die-
selben auch für die Eiweißkörper des Blutes durchgängig werden.
250
Fürbringer und Stettiner.
Febrile
Albominnrie.
Zylindrarie.
Zylindrolyse.
Blutungen
ans gesunden
Nieren.
H&maturie
nach
Oxals&ure-
yer giftung.
Auch bei Nierenkranken findet ein TJebergang jener resorbierten
präzipitablen Gruppen in den Harn sehr oft aber nicht immer statt.
Das Vorkommen einer sog. febrilen Albuminurie, d. h. einer
nur durch Temperatursteigerung bedingten Eiweißausscheidung be-
streitet Lüthje. Er glaubt, daß in diesen Fällen eine Nephritis
leichteren oder schwereren Grades, verursacht durch die Stoffwechsel-
Produkte des jeweiligen Infektionserregers, bestehe, wenn auch die
Sektion in solchen Fällen häufig keinerlei Anhaltspunkte far das
Vorhandensein einer Nierenerkrankung gebracht hat.
Auf die Bedeutung der reinen Zylindrurie (ohne gleichzeitige
Eiweißausscheidung) für die Frühdiagnose gewisser Formen von
chronischer Nephritis lenkt wieder Schwarzkopf an der Hand
eigener Beobachtungen die Aufmerksamkeit. Einen Fall von richtiger
Nephritis mit Albuminurie und Retinitis, in welchem gleichwohl
Zylinder dauernd fehlten, teilt Treutlein mit. Auf Grund eigener
Versuche lehnt er es ab, daß für die „Zylindrolyse" in den Nieren
ausgeschiedenes Pepsin oder Leukozyten verantwortlich zu machen
seien; vielmehr werden in dieser Kichtung die Kolibakterien be-
schuldigt, aber nicht ihre Fermente allein.
In ähnlicher Weise, wie die Frage nach dem Vorkommen einer
physiologischen Albuminurie, ist die der Blutungen aus gesunden
Nieren, der angioneurotischen Blutungen, zu beantworten.
Die Diagnose darf nur unter größter Vorsicht gestellt werden.
Nicht alle bisher als solche beschriebenen Fälle halten der Ejitik
stand. Dafür, daß aber in der Tat derartige Blutungen aus ge-
sunden Nieren vorkommen können, sprechen wieder zwei Beobach-
tungen des Berichtsjahres. Die eine rührt von Wilhelm Klink
her. Es handelte sich um einen 26jährigen Erdarbeiter, bei welchem
infolge von Hämaturie die Sectio alta vorgenommen wurde. Es zeigte
sich nun, daß die Quelle der Blutung nicht in der Blase war, son-
dern daß sich aus dem rechten Ureter beständig reines Blut entleerte.
Da Patient nicht die Einwilligung zu einer Nierenoperation gegeben
hatte, wurde die Wunde wieder zugenäht und von einem weiteren
operativen Eingriffe Abstand genommen. Nichtsdestoweniger hörte
die Blutung in den nächsten Tagen auf. Klink glaubt, daß der
Fall als Blutung auf nervöser Grundlage aufzufassen ist. Noch mehr
beweisend ist die VeröfiPentlichung von Paul Wulff, indem die
wegen Smonatlicher Hämaturie entfernte linke Niere weder makro-
skopisch noch mikroskopisch pathologische Veränderungen zeigte,
sondern als gesund zu betrachten war. — lieber Auftreten von
Hämaturie nach Bhabarbermus, bedingt durch den reichen
Krankheiten der Hamorgane. 251
Ctohalt desselben an Oxalsäure, berichtet H. Schultheß. lieber Paroxysmale
paroxysmale Hämoglobinurie hat Burkhardt bei einem 6jährigen HÄmoglobin-
Knaben Versuche gemacht. Er fand, daß Stauung (Abschnürung
eines Gliedes) allein noch keine Hämoglobinurie herbeiführt, sondern
daß dieselbe erst bei Kältewirkung oder noch intensiver bei Kombina-
tion von Stauung und Kältewirkung auftrat. Kretz glaubt in einer
vorläufigen Mitteilung die Hämoglobinurieanfälle so deuten zu können,
daß das Blut der Hämoglobinuriker reicher an bluüösenden Ambo-
zeptoren sei, daß durch Kälteeinwirkung eine komplementartige
Substanz in größerer Menge auftrete, welche durch Lösung von roten
Blutkörperchen zu Hämoglobinämie und sekundär zu Hämoglobinurie
führe. Einen Fall von Hämaturie, verbunden mit Chylurie, H&maturie und
infolge von Eustrongylus gigas teilt St ürtz mit. Zwei Fälle von ^^^y^'*"® ^^^
^, T . . i. 1 -m-i- . • i_ 1 -1^ -r» 1. 1 BuBtrongylus
Chylurie infolge von Filiariosis beschreiben Kemlinger und gigas.
Hadara. Mittels Ol. Terebinth. (1,8 — 2,0 täglich) und Ausspülungen chylurie
von heißen Höllensteinlösungen werden Besserung und Heilung er- i^'olge von
zielt, deren Dauer, da die Filiariosis dadurch nicht beseitigt wird,
sondern nur das Symptom der Chylurie, allerdings meist nicht von
Bestand ist.
Einen Beitrag zur experimentellen Albumosurie gibt Experimentelle
M. Halpern und erörtert im Anschluß daran die Beziehungen ^^'»^os^rie.
zwischen Albumosurie und Fieber. Er glaubt, nach seinen
Beobachtungen, daß kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen
beiden bestehe. Einen eigentümlichen Fall von Fibrinurie bei Fibrlnorie.
Nephritis teilt B. Lostorfer mit. Der Harn war hellgelb, voll-
kommen klar und enthielt ein flottierendes, weißes, undurchsichtiges,
über fünf kronenstückgroßes, membranartiges Gebilde. Die Gerinnsel-
masse gab die Xanthoproteinreaktion und zeigte unter dem Mikroskop
vollkommen das Aussehen von reinem Fibrin ohne Einlagerungen. Die
Fibrinausscheidungen erfolgten mehrmals, Patient konnte aber nur
kurze Zeit beobachtet werden, da bald der Exitus eintrat. Der Harn
enthielt viel Eiweiß, aber kein Blut. Die Sektion ergab frische,
sowie chronisch entzündliche Veränderungen und Amyloidose der
Nieren, während die Hamwege intakt waren.
In der Aetiologie der Nephritiden nehmen die Infektions- Nephritis,
krankheiten den ersten Platz ein. Wie häufig auch Syphilis ein
ätiologischer Faktor fiir die Entstehung von Nephritis sein kann,
geht aus Mitteilungen von Mühlig, Schlechtendahl, Lauter-
bach, Kövesi u. a. hervor und ist auch schon im vergangenen
Jahresberichte hervorgehoben worden. Die bislang stiefmütterlich
behandelte Frage der traumatischen diffusen Nierenentzün-
252 Fürbringer und Stettmer.
TraamfttiBQhe dung hat mehrfache Berücksichtigung erfahren. Einen zusammen-
Nephritis. fassenden kritischen Bericht zu ihrer Würdigung, unter beson-
derer Berücksichtigung der Unfallsgesetzgebung, gibt Fürbringer,
zugleich eigener Erfahrungen gedenkend. Flüchtige traumatische
Albuminurie sah Engel bei einem jungen Manne, der beim Sturz
vom Pferde einen Anprall mit der Weiche gegen eine Mauer
erlitten. Zu dieser Beobachtung bemerkt Senator, daß er schon
früher auf die Möglichkeit einer Vermittlung von Nephritis durch
Yerletzungsnekrosen hingewiesen. Endlich teilt Oberndorfer
einen Fall von posttraumatischer Nephritis mit Sektionsbefund mit.
Hier hatte ein kleiner Unfall (Aufstoßen des Fußes auf harten Boden)
Pathogenese zu schweren Folgen geführt. Zur Pathogenese der Nephritiden liegt
Nephritiden ®"^® Arbeit von E. Maragliano vor, welche einen TJeberblick über
seine und seiner Schüler (Devoto, Ascoli) Arbeiten auf diesem
Gebiete gibt. Maragliano bestreitet die Bichtigkeit der Lehre
von der Retention der Exkrementstoffe, deren Anhftufung im Blute
die Quelle für alle krankhaften Störungen abgeben solle. Betreffs
der Stickstoffausscheidung im Harn in pathologischen Zust&nden ist
Halpern zu ähnlichen Brcsultaten gekommen, indem er die Ham-
stoffverminderung einmal durchaus nicht konstant, zweitens bei
ihrem Bestehen Vermehrung anderer stickstoffhaltiger Körper fand.
L.Mohr konnte nur konstatieren, daß es bei Erkrankungen der
Niere zu Betentionen aller einzelnen Hambestandteile kommen kann
und glaubt, daß man bisher nicht unterscheiden kann, ob die Ursache
hierfür in der Niere selbst, in der Natur der Stoffe oder fernab von
der Niere im Gewebe gelegen ist. Die veränderte Blutbeschaffenheit
bei Nierenkrankheiten, sei es nun, daß sie nach Maragliano das
Primäre sei oder, wie mit Senator noch die meisten Forscher an-
nehmen, durch die mangelhafte Nierentätigkeit herbeigeführt sei,
bildet, wie letztgenannter Forscher ausfuhrt, auch den Grund für die
Hen- Herzh3rpertrophie bei Nierenkrankheiten. Wenn dieselbe bei den
bypertrop e. y^rgdiiedenen Formen der Nephritis auch nicht immer in gleicher
Weise zu erklären ist, so spielt doch der chemische Beiz der fehler-
haften Blutbeschaffenheit auf Herz und Gefäße bei ihrer Entstehung
die Hauptrolle. Li ähnlichem Sinn spricht sich P. Erben aus. Er
hat bei den verschiedenen Formen der Nephritis stets eine Hyp-
albuminose des Blutplasmas konstatieren können und glaubt, daß der
Albuminhunger der Zellen, hervorgerufen eben durch die Albumin-
armut des Blutes, die eigentliche Ursache der Blutdrucksteigerung
sei, während die vermehrte Viskosität des Blutes, die Betention von
Extraktivstoffen u. s. w. mehr als Nebenursache in Betracht komme
Krankheiten der Hamorgane.
253
und bei der Entstehung der Urämie eine größere Rolle spiele. Zu
ähnlichen Anschauungen bezüglich der Entstehung der Urämie ist
A. B i c k e 1 auf Grund seiner Versuche gekommen. Nach Thomson
ist das wirksame Prinzip bei der Urämie ein spezielles, sich bei
Nierenkrankheiten ganz allgemein bildendes Gift, neben dem noch
andere Toxine eine untergeordnete EoUe spielen. Dieses Gift gleiche
dem Adrenalin und erzeuge hochgespannten Puls mit folgender Herz-
lähmung. Die rationellste Therapie der Urämie bilden daher die
Vasodilatatoren, in erster Reihe Tinctura aconiti, von der er dstünd-
lich 5 Tropfen mit gutem Erfolge gegeben habe. In 2 Fällen hat
Mc. Yail bei schwerer akuter Urämie mit Zerebralerscheinungen und
Amaurose durch Entleerung von 80 g Zerebrospinalflüssigkeit rasche
Heilung herbeigeführt. Aehnliche Erfolge haben Legrain und
Guiard mit der (eventuell wiederholten) Lumbalpunktion bei Kopf-
schmerzen der an Morbus Brightii Leidenden erzielt. Durch einen
Aderlaß hat Manfred Järisch in einem außerordentlich schweren
Fall von Urämie, bei dem 47 Krampfanfiüle im Verlauf von 10 Stunden
aufgetreten waren, guten Erfolg erzielt. Die günstige Wirkung des
Aderlasses bei Urämie beruht nach Bickel darauf, daß die Visko-
sität des Blutes eine Aenderung er&hrt, wodurch eine Erleichterung
der Herzarbeit entsteht. Verstärkt kann diese Wirkung noch durch
Salzwasserinfusion werden. Außerdem ist er auf Grund seiner in
Gemeinschaft mit Cordes ausgeführten Experimente zu der An-
nahme gelangt, daß in urämischen Zuständen durch mangelhafte
Blutzirkulation sich irgendwo im Gefäßsystem größere Mengen von
roten Blutkörperchen anstauen, welche erst durch den Aderlaß und
die Kochsalzinfusion wieder in Umlauf gesetzt werden.
Zur Behandlung der akuten Nephritis empfiehlt Stempo
auf Grund von Erfahrungen, die er im Laufe einer Scharlachepidemie
gemacht hat, Eis, welches in einer länglichen, biskuitförmigen Blase
auf die Gegend beider Nieren gelegt, mit einer Binde befestigt und
nach mehrstündigem Liegenlassen mit einstündiger Pause gewechselt
wird. Zur Verhütung der Nephritis durch Scharlach hat
Widowitz im Beginn der Erkrankung und im Laufe der 8. Woche
je 8 Tage lang Urotropin in Dosen von 0,0B — 0,B gegeben. Li
102 Fällen trat keine Nephritis auf. Einen wichtigen Faktor in
der Behandlung der Nierenkranken nimmt die Regelung der Diät
ein. Es liegen hierüber eine Anzahl Arbeiten im Berichtsjahre vor,
aus denen das Wichtigste hervorgehoben werden soll. Gegen die
zu große Einseitigkeit der Diätvorschriften wendet sich P. K. Pel.
Nur bei akuter Nephritis im ersten Stadium und bei den akuten
Urämie.
Therapie der
Ur&mie.
Lnmbal-
panktion.
Aderlaß bei
Urämie.
Salewasser-
infasion.
Behandlung
der akuten
Nephritis
mit Eis.
Urotropin zur
VerfaOtung von
Scharlach-
nephritis.
Diät bei
Nephritiden.
254 Fürbringer und Stettiner.
Exazerbationen der chroDischen Nephritis verordnet er in den ersten
Tagen den beinahe ausschließlichen Gebrauch von Milch und Milch-
speisen (selten mehr als 2 1 pro die). Im übrigen meint er, daß
ein Kranker mit chronischer Nephritis so gut wie möglich ernährt
werden muß. L. Mohr und C. Dapper legen großen Wert auf
FlüssigkeitB- die Regelung der Flüssigkeitszufuhr. Sie sind auf Qrund ihrer
bei i?ephriti8 Untersuchungen zu folgenden Schlußfolgerungen gekommen: Sowohl
bei akuter wie bei chronischer Nephritis ist bei zweckmäßiger
Wasserbeschränkung (bis zu 1 Vi 1) das Verhältnis zwischen Wasser-
ausscheidung und Wasseraufiiahme oft günstiger als bei reichlichem
Trinken. Der allgemein günstige Einfluß der Wasserbeschränkung
ist bei Nephritikern häufig ebenso deutlich, wie bei Herzkranken.
Sowohl bei der akuten Nephritis wie bei Schrumpfnieren wird durch
mäßige Wasserbeschränkung die Elimination der StickstofiFsubstanzen
und der Phosphorsäure nicht wesentlich beeinträchtigt. Bei starker
Wasserbeschränkung leidet die Ausscheidung dieser Substanzen. Die
Albuminurie steigt in der Regel bei chronischer Schrump&iere in-
folge der Wasserbeschränkung etwas an, um bei längerer Fortsetzung
der Behandlung wieder zu sinken. Auf einem anderen Standpunkte
bezüglich der Flüssigkeitszufuhr steht H. Strauß. Er warnt, falls
nicht Symptome von selten des Zirkulationsapparates zur Vorsicht
mahnen, eine länger dauernde Reduktion der Flüssigkeitszufuhr
durchzufuhren und zwar nicht nur, weil es notwendig ist, Nephritikern
dasjenige Quantum von Wasser zur Verfugung zu stellen, dessen
sie zur Erzielung der kompensatorischen Polyhydrurie bedürfen,
sondern auch, weil er meint, daß die Nachteile, die aus der
vermehrten Flüssigkeitszufuhr dem Herzen erwachsen, überschätzt
worden sind. Dagegen glaubt Strauß auf Grund seiner Unter-
suchungen und der von Eugen v. Koziczkowsky schließen zu
Kochsalz- dürfen, daß dieKochsalzretentioninder Pathogenese der Oedeme
stoflPwechsei. ^^^^ Wasser gegenüber eine führende Rolle einnimmt. TJeber
Diuretika: Diuretika und ihre Wirkung liegen eine Reihe von Arbeiten vor.
Diuretin, pj^ Wirkung von Diuretin und Agurin auf gesunde Nieren hat
Mosaner untersucht. Es ergab sich, daß nach ihrer Darreichung
vielfach Zylinder, mitimter auch Albuminurie, aufbraten, welche jedoch
schon 24 Stunden nach Aussetzen der Mittel wieder verschwanden.
Aber sie zeigen, daß bei Anwendung derselben doch eine leichte
Nierenreizung stattfindet und mahnen daher zur Vorsicht. Agurin
(dmal täglich 1,0 in Oblaten oder Pfefferminzwasser) eignet sich
hauptsächlich bei Stauungsödemen, die ihren Ausgang vom Herzen
haben, als gutes Diuretikum, üeber das von Minkowski empfohlene
Erankheiten der Hamorgane.
255
Theozin, welches gleich dem KofiFein und dem Theobromin (Diuretin,
Agarin) aus der Orappe der Xanthinderivate stammt, liegen über-
einstimmende Begutachtungen von Herm. Schlesinger, Döring,
H. Kramer, J. Stein, 0. Stroß, Karl Thunger u, a. vor. Sie
kommen alle zu dem gleichen Schlüsse, daß dasselbe ein sehr wert-
volles Diuretikum ist. Wie bereits oben erwähnt, kamen bei Be-
handlung der Nephritiden neben den Diuretizis die Herztonika in
Betracht. Dieser letzteren Indikation wiU P. Edel bei der Schrumpf-
niere in ähnlicher Weise gerecht werden, wie er es für die Behand-
lung der zyklischen Albuminurie vorgeschlagen hat. Nach ihm ist
das Wesen der Schrumpfniere in einer Anomalie des Gefäßsystems
zu Sachen, deren Hauptfaktor eine abnorme Verengerung im Bereich
des Gefäßsystems ist, die einerseits eine andauernd ungenügende
Ernährung der Niere zur Folge hat und so zu Schrumpfung in der
Niere fiihrt, andererseits dem Herzen eine ungewöhnliche und gefahr-
bringende Leistung zumutet. Hauptziel der Behandlung sind Kräfti-
gung des Herzens und die Herabsetzung des Blutdruckes resp. der
Erweiterung des Gefäßsystems, die je nach Lage des Falles durch
Bäder, Klima, in schweren Fällen durch Zuhilfenahme des Bettes
anzustreben ist, zu deren Erreichung Edel aber den größten Nutzen
in einer entsprechenden Muskelübung sieht. Alle unsere Bestrebungen,
eine erkrankte Niere zu heilen, werden von der Natur im wesent-
lichen unterstützt. Es sei in dieser Beziehung kurz auf die inter-
essante Arbeit von Ch. Thorel verwiesen, der in einer experimen-
tellen und kritischen Studie pathologisch-anatomische Beobach-
tungen über Heilungsvorgänge bei Nephritis bespricht.
Die Förderung, die unsere Kenntnisse über die Aetiologie der
Lithiasis durch das Studium der geographischen Ausbreitung
erhalten hat, legt Eeginald Harrison dar. Betreffs der Stein-
bildung huldigt er der Ba in ey sehen Theorie, nach welcher der
Stein durch molekulare Koaleszenz von Salzen um einen organischen
Kern, meist ein Schleimpartikelchen, entsteht. Betreffs der Dia-
gnostik sei an erster Stelle auf die Vervollkommnung der Eadio-
graphie hingewiesen. Dieselbe hat nach Kümmell, Bumpel,
Treplin derartige Fortschritte gemacht, daß jeder Nierenstein auf
einer guten Höntgenplatte bei Beobachtung der erforderlichen tech-
nischen Maßnahmen, auf die wir nicht näher eingehen wollen,
sichtbar wird und daß man umgekehrt mit Sicherheit sagen kann,
daß beim Fehlen eines Nierensteinschattens kein Konkrement vor-
handen ist. Auf die Bedeutung, welche die Zystoskopie, der Ham-
leiterkatheterismus für die Diagnose haben, sei nur kurz hingewiesen.
Theozüi.
Behandlung
der Schrumpf-
niere durch
Muskel-
übungen.
Heilungs-
Yorgftnge bei
Nephritis.
Nephro-
lithiasis.
Geographische
Ausbreitung.
Diagnose
durch
Badiographie.
256
Fürbringer und Stettiner.
Zyatoskopie
bei Nephro-
litl
üreteren-
katheterismns,
Differential-
diagnose,
Symptomato-
logie,
Interne
Behandlung.
Heißlnft-
apparat
bei Nephro-
lithiasis.
Nierenvenen-
thrombose.
Die Wichtigkeit der funktionellen Methoden zur Differentialdiagnose
ist schon oben hervorgehoben worden. Welche Schwierigkeiten die-
selbe bereiten kann, betont auch Guyon und lehrt die Mitteilung
eines Falles von Bruce Porter, in welchem die Nephrolithiasis
lange Zeit als Ischias behandelt war. Eine ausfährliche Besprechung
der Symptomatologie und Diagnostik der Nephrolithiasis Hegt
von Clement Lukas vor, auf dessen klare Auseinandersetzungen
hier kurz hingewiesen sei. Die interne Behandlung der Nieren-
steinkrankheit wird von J. Klemperer besprochen. In erster
Linie kommt eine mechanische Prophylaxe, welche durch die
Flüssigkeitsaufnahme gewährleistet wird, in Betracht. Neben all-
gemein diätetischen Maßnahmen (gut gemischte Kost, nicht zu starkes
Salzen und Würzen der Speisen, regelmäßiges Leben unter Ver-
meidung großer Aufregungen) müssen die Verordnungen, je nach
dem, was fiir eine Art Nierenstein der Patient entleert hat, variiert
werden. Die diätetische Prophylaxe bei Neigung zum AusfaUen
von Harnsäure soll darin bestehen, daß die Kost am besten aus
mittleren Fleischmengen, vielem Gemüse und Obst zusammengesetzt
werde, ohne besondere Einschränkung der übrigen Nahrungsmittel,
unter täglicher Zugabe von V« — '/« 1 alkalischem Mineralwasser. Bei
Neigung zum Ausfallen von oxalsaurem Kalk ist die Kost am besten
aus Fleisch und Mehlspeisen und mittleren Mengen von Qemüsen
und Früchten zusammengesetzt unter Vermeidung von Spinat, Ei,
Tee und Kakao, sowie größerer Mengen von Milch. Empfehlens-
wert ist der Genuß alkalischer Wässer zu den Mahlzeiten. Die
diätetische Prophylaxe endlich bei Phosphatsteinen, also der AJka-
linurie, muß vor allem auf eine Verbesserung der meist gestörten
Gesundheit des allgemeinen Nervensystems bedacht sein. Einen
Heißluftapparat zur Anwendung von Hitze bei Nierensteinkranken
hat Richard Sachs konstruiert. Auf die chirurgische Behandlung
der Nephrolithiasis sei hier nicht weiter eingegangen.
Sehr ähnlich dem Bilde einer Nierensteinkolik ist das der
Nierenvenenthrombose, dessen Symptomatologie Reese
schildert. Es wird charakterisiert durch plötzliches Auftreten von
Schmerzen in der Nierengegend, starke Albuminurie, meistens auch
Hämaturie, Vergrößerung der betreffenden Niere, vorübergehende
Verminderung der Hammenge und Erhöhung des spezifischen Ge-
wichtes, meistens Temperaturerhöhung.
Eine Uebersicht der bei der gonorrhoischen Pyelitis und
Pyelonephritis wichtigen Symptome gibt Bernhard Markuse.
Therapeutisch sind Nierenbeckenspülungen kontraindiziert, solange
Krankheiten der Hamorgane. 257
akute Eeizerscheinungen oder Entzündungen in den unteren Harn- Gonorrhoische
wegen bestehen. Spontanheilung, gonorrhoische Pyelitis seien nicht ^yo^tis und
selten, namentlich bei Behandlung der zu Grunde liegenden Zystitis.
Die Ursachen der eitrigen Nierenentzündung bespricht Entstehung
Kaufmann. Sie entsteht entweder auf dem Wege der Blutbahn der eitrigen
durch Verschleppung von Eitererregem oder durch Einschleppung enteündung.
septischer Gewebspartikelchen , denen meist noch Eitererreger an-
haften oder durch Kontaktinfektion des der Niere anhaftenden Ge-
webes oder durch aufsteigende, fortgeleitete, eitrige Entzündung von
der Blase, Harnleiter und Nierenbecken. Erwähnenswert ist ein
von W.Alter beschriebener Fall, welcher septische Erscheinungen
darbot. Nach subkutaner und intravenöser Injektion von 0,1 — 0,2
KoUargol Cred^ kam es unter Losstoßung eines großen Fetzens von
Nierengewebe zur Heilung.
Experimentelle Beiträge zur Nierentuberkulose Nieren-
gibt Paul Asch in Fortsetzung seiner firiiheren Versuche. Er tuberkulöse:
hat bei Hunden Aufschwemmungen von Tuberkelbazillen in physio- ^^BeiSäge! *
logischer Kochsalzlösung durch eine dünne Ghimmisonde, die von
der Art. femoralis in die Bauchaorten bis zum Abgang der Nieren-
arterien vorgeschoben wurde, injiziert und dann nach verschieden
langer Zeit genaue Untersuchungen des Urins und der Niere vor-
genommen. Es traten in einem TeUe der Fälle akute, in anderem
chronische Erkrankungen auf. Versuche von Hansen zur Lösung
der Frage, inwieweit Nierentuberkulose abhängig von der Tuber-
kulose anderer Organe, insbesondere des Urogenitalapparates und
umgekehrt, inwieweit eine Nierentuberkulose die anderen Organe
beeinflußt, fiüirten im wesentlichen zu negativen Brcsultaten. Eine
verbesserte Methode zum Nachweis von Tuberkelbazillen Nachweis von
beschreibt 0. H. F o r s e 1 1. Ca. 1000 ccm Harn kommen fiir 24 Stun- Tubwkel.
,.. .. TTi -1.111.» . bazillen
den m einen unten mit einem Hahn an der sich plötzuch verjüngen- im Harn.
den Spitze versehenen Glaszylinder. Hierauf wird der Bodensatz
in zwei Zentrifugenröhrchen abgelassen und nach Anwendung großer
Umdrehungsgeschwindigkeit (10000 Umdrehungen in der Minute)
untersucht. Bei Anwesenheit von Hamschleim, welcher das Herab-
sinken der Tuberkelbazillen verhindert, empfiehlt er die Auflösung
desselben durch eine 12°/oigeBor8äure-Bora2dösung oder 5^/oige Soda-
lösung. Zur Unterscheidung von Smegmabazillen fand er, daß nach
Behandlung der Deckglaspräparate mit Karbolfuchsin und Salpeter-
säure eine 8 Minuten lange Applikation von 50^/oigem Azetonalkohol
die Smegmabazillen entf&rbte, die Tuberkelbazillen aber nicht. Kul-
Jahrbuch der praktischen Hedisin. 1904. " 17
258
Fürbringer und Stettiner.
Bedentang
des Tier-
versnches.
Diagnose der
Nieren-
tuberkulöse.
Therapie.
Spontan-
heilangen.
Nieren-
tumoren.
Behandlung
der Wander-
niere durch
Heftpflaster-
verband.
OefährUchkeit
der Nieren-
massage.
Dystopie
der Niere.
turell lassen sie sich dadurch unterscheiden, daß Tuberkelhazillen
aufsog. „Heydenagar^ und y,HeydenbouiIlon" wachsen. Die Schwierig-
keit des Nachweises der Tuberkelbazillen wird auch von Gött-
lich Salus hervorgehoben. Er weist auf die diagnostische
Wichtigkeit des Tierversuches hin und zwar empfiehlt er
die Impfung mit dem Sediment des steril aufgefangenen und steril
zentrifugierten Harnes vorzunehmen. Ausführlicher wird die Dia-
gnose der Nierentuberkulose von L. 0. Finkelstein und
F. Suter besprochen. Daß es eine einseitige primäre Nierentnber-
kulose gibt und daß, wenn zur rechten Zeit der tuberkulöse Herd
entfernt wird, der Kranke genesen kann, wird nach nochmaliger
Besprechung der diesbezüglichen Literatur von beiden Autoren als
bewiesen bezeichnet. Die Bedeutung der Zystoskopie zur Diagnose
der Blasen- und Nierentuberkulose wird auch von v. Stoeckel her-
vorgehoben. In therapeutischer Beziehung ist eine frühzeitige Dia-
gnose einer primären Nierentuberkulose von der größten Wichtigkeit,
da durch rechtzeitige operative Entfernung der Niere oder eines
Teils derselben ein Weitergehen der Infektion verhindert werden
kann und je geringer die Ausdehnung des Prozesses ist, desto besser
die Chancen bei der Operation werden, deren Mortalität vorläufig
noch V« — V» nach Suter beträgt. Spontanheilungen von
Blasen- und Nierentuberkulose gehören zu den größten Seltenheiten.
Levin kann über einen solchen berichten.
Eine sehr ausführliche Besprechung der Nierentumoren
geben J. Albarran und L. Imbert in ihrer Monographie, auf
die hier nur kurz hingewiesen sei. Ebenso sei auf die sehr lesens-
werte Arbeit von Erich Boehler zur Klinik der Nieren-
tumoren, speziell der malignen Hypernephrome, in der
die Schwierigkeit der Differentialdiagnose zwischen Nierenstein und
Tumor überhaupt auseinandergesetzt und 2 Fälle von malignem
Hypemephrom genau analysiert werden, hingewiesen.
Zur Behandlung der Wanderniere empfiehlt B. Schmitz
die Anlegung eines Heftpflasterverbandes, mit welchem
er in einer Anzahl von Fällen eine Beseitigung der lästigen Sym-
ptome erzielt hat. Das Heftpflaster muß terpentinfrei und per-
foriert sein. Gegenüber den Vorschlägen, die Wandemiere durch
Massage zu behandeln, weist Mosano in TJebereinstimmung mit
den bereits im vergangenen Jahre erwähnten Untersuchungen von
Ekgren auf die durch Versuche an 10 Kaninchen bestätigte Qe-
fj&hrlichkeit der Nierenmassage hin. Die Frage der Diagnose der
Dystopie der Niere und ihre gynäkologische Bedeutung wird
Krankheiten der Hamorgone.
259
von Otto Engström ausflihrlich besprochen. Einen Fall von ge-
kreuzter Dystopie teilt S. v. Schumacher mit.
Erankheiten der unteren Hamwege. Auf die Wichtigkeit der
Aseptik der Katheter und anderer urologischer Instrumente
wird auch in der Literatur dieses Jahres immer wieder von neuem
hingewiesen. Eine größere Arbeit über Kathetersterilisation liegt
von Große vor, auf die hier kurz hingewiesen sei. Auch Gold-
berg macht in einer Tabelle seine Erfolge in der Verhütung der
Infektion der Hamwege durch peinlichste Aseptik der Instrumente
deutlich. Mit der Einführung des Urotropins war ein großer
Fortschritt in der Behandlung der Blasenkrankheiten gemacht. Ein
weiterer Fortschritt scheint in der Einführung des Helmitols als
Hamdesinfiziens gewonnen zu sein. Günstige Erfahrungen über
die Anwendung desselben bei Pyelitis und Zystitis können E. Im-
pens, F. Müller, Seifert, E. Heuß, G. Goldschmidt u. a. be-
richten. Alle rühmen seine energische desinfektorische Wirkung auf
den Urin und heben seine TJngiftigkeit hervor. lieber Blasen-
tuberkulose liegen Mitteilungen von Viktor Bandler, Motz
vor, und vor allem hat Casper derselben in seinem Lehrbuche der
Urologie eine eingehende Besprechung gewidmet. Die Infektion der
Blase mit Tuberkelbazillen kann eine Teilerscheinung einer all-
gemeinen Miliartuberkulose sein; sie kann durch Einschleppung von
einem in einem anderen Organe (namentlich Knochen- und Gelenk-,
seltener Lungentuberkulose) bestehenden tuberkulösen Herde er-
folgen. Die häufigste Entstehungsart ist die durch Infektion durch
den Urin einer tuberkulösen Niere, aber es gibt auch eine primäre
Blasentuberkulose. Ein vorzügliches Mittel ist auch nach den Er-
fahrungen von Casper das von Guyon empfohlene Sublimat, von
dem zunächst kleine Mengen von Lösungen von 1 : 10000—1 : 1000
eingespritzt werden , um allmählich mit der Quantität (50 ccm) der
in ihrer Konzentration schwächer werdenden Lösung zu steigen.
Einen operativen Eingriff bei Blasentuberkulose hält Casper nur
dann fbr zulässig, wenn vorher mit Sicherheit nachgewiesen ist,
daß sich der tuberkulöse Prozeß auf einzelne umschriebene Partien
beschränkt. Die Aetiologie, Symptomatologie, Diagnostik
und Therapie der Blasentumoren, sowie ihren anatomischen
Bau bespricht P. J. Frey er in übersichtlicher Weise unter Vor-
i^ihrung einzelner Beispiele. Im übrigen bietet die Literatur haupt-
sächlich kasuistische Beiträge. Das gleiche gilt von den Ver-
öffentlichungen aus dem Gebiete der Blasensteine. Auf die
Katheter-
Bterilisfttion.
J9elmitol.
BUsen-
tnberknlose.
Sublimat.
Chirargiaobe
Behandlang.
Blasen-
tumoren.
Blasenstein.
260
Fürbringer und Stettiner«
yervoUkommnimg der Radiographie ist bereits oben hingewiesen.
Spontanzertrümmernngen von Blasensteinen teilen L. Gör I
Spontan-
zertrttBuno-
mng der
Bl»Ben8t«ine. ^uid Gr. Kapsammer mit.
Enuresis
nootnma.
Unser bisheriges therapeutisches Unvermögen der Enuresis
nocturna gegenüber hat denselben Forscher veranlaßt, das von
Cathelin angegebene Verfahren, die Anwendung epiduraler In-
jektionen von Kokain- oder physiologischer Kochsalzlösung, nach-
zuprüfen. Bei 25 Patienten mit Enuresis nocturna, welche 6 Monate
bis 20 Jahre alt waren, stellte sich nach 1 — 13 Injektionen voll-
kommene, bei 9 Patienten bereits länger als 6 Monate anhaltende
Heilung ein. Kapsammer hat bisher 300 epidurale Injektionen ge-
macht, ohne üble Nebenwirkungen beobachtet zu haben. Sämtliche
Injektionen wurden ambulatorisch unter gleichen aseptischen Kau-
telen, wie sie eine Laparotomie erheischt, vorgenommen. In einem
Falle trat Erbrechen unmittelbar nach der Injektion, im zweiten
Falle am nächsten Tage Kopfschmerzen und zweimaliges Erbrechen
auf. Bei beiden Patienten bestand bereits am folgenden Tage voll-
kommenes Wohlbefinden, so daß er die Methode als ungefthrUch
bezeichnen kann.
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264 FOrbringer und Stettiner.
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Scharlach
auf einer
Masemstation.
Piupnra
haemorrhagica
nach
Scharlach.
Scharlach-
ähnliche
Exantheme
nach
Diphtherie-
heilsemm.
5mal
Scharlach
bei einem
Individnnm.
g) Akute allgemeine Infektionskrankheiten
und Zoonosen.
Von o. Honorarprofessor Dr. Hermann Ylerordt in Tübingen.
Infektionskrankheiten. Einiges Interesse in nosologischer Be-
ziehung beansprucht eine von A. Doebert beschriebene kleine
Scharlachendemie anf der Masernstation des Krankenhauses
Bethanien in Berlin, Winter 1901/02. Sie trat anf, nachdem im
Dezember 1901 der letzte Scharlachfall in den Baracken beobachtet
war. Zum mindesten vermochte sie den da nnd dort verfochtenen
Satz, daß bald nach Masern ausbrechender Scharlach meist gutartig
sei, zu widerlegen. Von den 10 Fällen verlief sogar einer bei einem
5jährigen Mädchen (durch Lymphadenitis) todlich. Auch sonst war
manches Irreguläre zu verzeichnen; bei 6 bestand Durchfall vor
Ausbruch des Exanthems, bei 5 war dieses überhaupt unentwickelt
oder nur flüchtig; auch waren die Komplikationen stark vertreten,
6mal Otitis, darunter 8mal doppelseitig, 4mal Nephritis und 2mal
nekrotisierende Angina. Daß aber eine unter dem Bild der Purpura
fnlminans in 5 Tagen unter den Erscheinungen der Anämie zum
Tode führende Purpura haemorrhagica während der Kon-
valeszenz von Scharlach auftritt, ist immerhin eine recht seltene
Komplikation. CuUen beobachtete einen solchen Fall bei einem
2jährigen ELnaben. Die Purpura war an den unteren Extremitäten
besonders entwickelt. Oberwinter bespricht die nach Injektion
von Diphtherieheilserum auftretenden Exantheme, beson-
ders die scharlachähnlichen, welche in der Tat auch, nament-
lich wenn sie am 8. — 6. Tag nach der Injektion ausbrechen, öfters
wirklicher Scharlach sind ; auch kann dieser von der Injektionsstelle
seinen Ausgang nehmen. Ungewöhnlich ist auch ein 5 malig es
Befallenwerden von Scharlach, von dem Fielding überzeugend
berichtet. Es handelte sich um einen anämischen Mann, welcher
innerhalb 12 Jahren 5mal Scharlach durchmachte, jede Attacke mit
Fieber, ausgeprägtem Exanthem, Angina, Himbeerzunge und über
Wochen andauernder, lästiger Desquamation der Haut. Jürgensen
(Nothnagels Handbuch IV. Band, 2. Hälfte, S. 54) gibt an, daß öftere
als 4maHge Wiederholung „nicht mit Bestimmtheit beobachtet sei*'.
Während einer in Abnahme begriffenen länger sich hinziehenden
I
Akute aUgemeine InfektionBkrankheiten und Zoonosen. 267
Scharlachepidemie in der finnischen Stadt Was a stellte K. Ek- Scharlach-
holm ein Auftreten neuer Fälle fest in Familien, welche die Milch 7®'**"^«'^?
durch Milch,
aus einem und demselben Kuhstall erhielten. Innerhalb 7 Tagen
wurden von 14 Familien, an welche die Milch geliefert wurde, 7 befallen,
in 6 Familien 11 (von zusammen 15) Kinder im Alter von 1 — 8 Jahren
und 1 Erwachsener, in der 7. (kinderlosen) 1 Erwachsener. Die Er-
wachsenen hatten lediglich eine fieberhafte Angina gehabt und in
ähnlicher Weise war, wie sich späterhin herausstellte, ein 16jähriges
Mädchen, das den Kuhstall zu besorgen hatte, 10 Tage vor dem Auftreten
des ersten Falles ambulatorisch an Angina „phlegmonosa" behandelt
worden, die man nachträglich als versteckten Scharlachfall zu deuten
veranlaßt war. Den Streptokokken möchte Jochmann keine ätio- Streptokokken
logische Bedeutun g für den Scharlach einräumen, wenn sie sich auch Scharlach,
bei vielen, namentlich den schweren, FäUen vorfinden. Bezüglich der
Behandlung des Scharlachs sind verschiedene üntersucher am Verschiedene
Werk ; freilich, es fehlt noch — von gewissen Prioritätsstreitigkeiten H^ü««».
abgesehen — an der wünschenswerten üebereinstimmung, und Moser-
sches Scharlaohserum und virulentes Aronsonsches Antistrepto-
kokkenserum (s. Jahrb. 1903, S. 247) stehen sich fast feindlich und unver-
söhnlich gegenüber. Gerade vom Mos ersehen Serum werden von Wien
her Erfolge verkündigt, so von Th. Escherich aus der Univer-
sitätsklinik. Nach 4—12 Stunden pflegt sich die Wirkung ein-
zustellen, um etwa in der 18. — 80. Stunde ihr Maximum zu erreichen;
die Temperatur ftlUt ab. Puls- und Atmungsfrequenz sinken, auch
der abnorm hohe Blutdruck, Somnolenz und Delirien schwinden.
Die lokalen Symptome im Rachen, an den Lymphdrüsen werden
weniger deutlich beeinflußt, auch nicht voU entwickelte Kompli-
kationen und Nachkrankheiten. Auch Pospischill berichtet Gün-
stiges über Mosers Scharlachstreptokokkenserum, das er in Mosers Serum.
26, zum Teil als verloren anzusehenden Fällen anwandte. — Die von
Höchst a. M. aus in den Verkehr gebrachten Flaschen enthalten
160 ccm Moserserum, welches in die seitliche Bauchwand eingespritzt
wird, worauf die StiohöSnung mit Jodoformkollodium verschlossen
wird. Weniger angenehm ist der noch hohe Preis des Serums und
die verhältnismäßig große Menge, welche injiziert werden muß.
Daß das Bekonvaleszentenserum, wie es v. Leyden verwendet, Rekonyaies-
vielleicht mehr leistet, wird zugegeben; andererseits hat wieder ««atenserum.
W. Scholz bei 9 leichten, mit 5 — 20 ccm Scharlachrekonvaleszenten-
serom behandelten Fällen keine nennenswerten Erfolge gesehen.
So dürfte vielleicht doch noch eine gewisse Skepsis am Platze sein,
wie sie von Berlin aus gegenüber Moser und seinem Serum geübt
268
Vierordt.
Urotropin
gegen
Scharlach-
nephritis.
Councilmans
Erreger der
Pocken.
Parasiten
der Pocken.
wird (b. Literatur: Moser, Baginsky, Aronson). Daß man Bot-
lichttherapie für Scharlach, ähnlich wie £ur Pocken (vergl.
Jahrb. 1902, S. 261 und unten S. 269) vorgeschlagen hat (Schoull) —
solange das Exanthem besteht, rote Stoffe vor Türen und Fenster,
rote Schirme vor Lampen und Beleuchtungskörper bei dauerndem
Aufenthalt im Zimmer — soll angemerkt sein. TJrotropin als Pro-
phylaktikum gegen Scharlachnephritis empfiehlt J. Wide-
witz. Er hat 102 Fälle in 3 Jahren so behandelt, Kinder von 1 — 15
Jahren mit Gaben von 0,05—0,6 g, so daß ein lljähriges etwa 0,3
erhält und zwar 3mal an 3 aufeinanderfolgenden Tagen im Anfang
der Krankheit, jedenfalls aber zu Beginn der 3. Woche. Li keinem
von diesen 102, durchaus nicht ausgesuchten Fällen kam eigentliche
Nephritis zur Beobachtung, obwohl auch leichte FäUe dabei waren,
welche im allgemeinen eher zu Nephritis geneigt sein sollen.
Pocken. Mit ein paar Worten sei nach dem Berichte C.A.Ewalds
der neuen, an Guarnieri (1892) u. a. anschließenden Entdeckungen
Councilmans in Boston gedacht, welcher bei den (hämorrhagi-
schen) Pocken in den unteren Epithelschichten der Haut extranukleäre,
strukturlose, nach vollendetem Wachstum schließlich in Gbunula
zerfallende und von ihm als lebende Organismen angesehene Zell-
einschlüsse gefunden hat. Auch im Zellkern treten eigenartige, durch
Teilung sich vermehrende Bildungen auf, welche in sporenartige,
schwer zu erkennende Körperchen zerfallen. Angeregt wird dieser
Zerfall des Kerns, der nur bei echten Pocken beobachtet wird, durch
die von den extranukleären Formen sich ableitenden, in den Kern
eindringenden Gebilde, welche als Träger der Lifektion anzusehen
sind. Den ersten Zyklus, wobei die Bildung sporenartiger Körper
nur extranukleär sich vollzieht, zeichnet die Vakzine aus; in der
Impfpustel finden sich ausschließlich extranukleär gebildete Sporen.
Dagegen beschreiben als „Parasiten" der Pocken und Wind-
pocken Thomson und Brownlee stark lichtbrechende, runde,
mit gewöhnlichen Mitteln nicht färbbare Körperchen, nachweisbar
(besonders bei hämorrhagischen Pocken) im Blut vom 3. — 4. Tag der
Krankheit ab. In Hautschnitten, Lymphspalten, kleinsten Blut-
gefäßen finden sich ähnliche Körperchen, die zum Teil sich schwach
färben lassen, im Pockeninhalt je nach dem Alter der Pocke in ein-
zelnen Zellen allmählich wachsende, schließlich frei werdende, helle
Körperchen. Daneben können, doch durchaus in der Minderzahl der
Fälle, npyogene" Organismen beobachtet werden. Es besteht dem-
nach kein einheitlicher Befund bezüglich des Erregers der Pocken;
das weitere bleibt abzuwarten. — Die eben genannten Autoren
Akate allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen.
269
machten an 13 schweren Variolakranken Versuche, freilich ohne
bei 6 — 3 waren hämorrhagisch , 4 konfluierend — den Tod ab-
wenden zu können, mit großen Dosen (30 g auf 2mal injiziert) vom
Serum junger, gegen Vakzine immunisierter Kühe, das mit
Trikresol (0,4 ^/o) haltbar gemacht war. Finsen empfiehlt von neuem
seine vor 10 Jahren inaugurierte Rotlichtbehandlung der Pocken,
zumal für die Länder mit häufigeren Erkrankungen und wendet sich
vor allem an England. Das Tageslicht, zumal die chemischen
Strahlen, begünstigen nach seiner Ansicht die Eiterung, während
die Botlichtbehandlung die Narbenbildung verhindern soll. Aller-
dings leistet sie nichts mehr, sobald die Eiterung in der Pocke schon
begonnen hat. Aehnliche Wirkung, wie Finsen mit dem roten
Licht, will Kolbassenko mit Thiolum liquidum bei Pocken
erzielen. Er betont dabei weniger die desinfizierende Wirkung, als
die schwarze Farbe, welche alle Lichtstrahlen, nicht bloß die roten,
absorbiere. Der teuren, fettigen Ichthyolvaseline, die er früher ver-
wandte, möchte er das viel billigere, rasch eintrocknende und gut
haftende Thiolum liquidum vorziehen. Brindley und Bonis sehen
im äußerlichen Gebrauch von reiner Karbolsäure ein Mittel, die
Pocken zum schnellen Eintrocknen zu bringen und Narbenbildung
hintanzuhalten. Die flüssige Karbolsäure wird mit einem Pinsel von
Kamelshaar aufgetragen, zuerst etwa im Gesicht und Nacken, am
folgenden Tag an den oberen, dann den unteren Gliedmaßen, schließ-
lich am Bumpf ; je nachdem darf eine zweite und dritte Pinselung an
Stellen, wo es nötig erscheint, vorgenommen werden. Auf eine frühe
Entfernung der Schorfe ist außerdem zu achten. Die Wirkung bleibt
angeblich eine lokale und nie sind Vergiftungserscheinungen, ins-
besondere nie Karbolurin, beobachtet worden.
Abdominaltyphus. Bei der stetig fortschreitenden Kenntnis
des Typhus und den wesentlich umgestalteten Anschauungen gerade
bei dieser Infektionskrankheit ist ein Vergleich mit früherer Zeit
und ein Bückblick in dieselbe von nicht geringem Interesse und so
mag Franz Spaets Aufsatz: Typhus, Pettenkofer und Koch,
auch den medizinischen Fachmännern empfohlen sein. Aus der stets
reichlichen Kasuistik des Typhus sei eine englische statistische
Arbeit von Hektor G. W. Mackenzie über Perforation und
Typhus angeführt, wonach in großen Spitälern Londons (1887 bis
1902) zusammen 2533 Typhus&lle mit 840 Todes&Uen (= Id^i^'fo)
gezählt wurden, davon 117 (= 4,6®/o) durch Perforation. Bei uns
in Deutschland werden im allgemeinen niedrigere Ziffern angegeben :
Lieber meist er für Basel l,2°/o, Schulz (Hamburg) ebenso, aller-
Serumbehand-
lang der
Pocken.
Rotlicht-
behandlung
der Pocken.
Thiolum
liquidum
bei Pocken.
Reine
Karbolsfture
bei Pocken.
Typhus,
Pettenkofer
und
Koch
Statistisches
über
Perforation.
270
Vierordt.
Statistisches
über
Perforation.
Stramitis
posttyphosa.
TyphOse
Cholezystitis.
Fericarditis
typhosa.
Zentral
bedingte
Schwer-
hörigkeit.
Ursache der
Thrombose.
Gangrän
bei leichtem
Typhus.
dings Kölscher far Manchen 6,7^/o. Auf zosammen 4212 Fälle in
Amerika und Australien entfielen 2,8 °/o Perforationen = 115. —
Von 800 Fällen kamen 97 = 32,3«^/o auf die 3. Woche, 209 = 69,6*/o
auf die 2. — 4. Woche. Erfreulich ist es und bekundet den wesent-
lichen Fortschritt gegen frühere Zeit, wenn durch rechtzeitige Ope-
ration auch dieser ge&hrlichen Komplikation erfolgreich begegnet
werden und, wie im ersten der beiden Mackenzieschen Fälle,
die Heilung trotz leichtsinniger Diätfehler (Obstgenuß !) und Ausbil-
dung eines (sterilen) Muskelabzesses durchgefahrt werden kann.
Auch Eid er berichtet über einen günstig verlaufenden Fall von Per-
foration, der schon 1 Monat nach der Operation gesund das Spital
verließ. Doch konnte man nur Bacterium coli aus dem Peritoneum
züchten, keine Typhusbazillen. Dagegen fahrte der Typhusbazillus in
Beinkultur zueinerStrumitis posttyphosa, welcheK.A. Krause
und Hartog beschreiben (vergl. Jahrbuch 1901, S. 258, Schudmak
und Vlachos; 1902, S. 7, Bertacelli). Der FaU betraf einen
22jährigen Schuster. Auf Inzision und nachfolgende Drainage
erfolgte in 18 Tagen Heilung. Auch der von Jundell beschriebene
Fall von Typhusinfektion in der Gallenblase ergab im Sekret
(neben einem Cholestearinstein) Bazillen (Agglutination und Pfeiffer-
sche Immunreaktion). — Einer sehr seltenen Komplikation, der typhö-
sen Perikarditis, widmen Gandy undGouraud eine Besprechung.
Sie kommt als fibrinöse, sehr wahrscheinlich vom Typhusbazillus
direkt hervorgerufene Form und als noch seltenere fibrinös-purulente
mit Exsudat bis zu 600 ccm vor; bei der letzteren scheinen sekundäre
Infektionen hereinzuspielen. In prognostischer Beziehung fällt sie,
wenigstens die erstere Form, wenig ins Gewicht. Als Rarität ist
ein in Genesung endigender Fall von Typhus mit zentral bedingter
Schwerhörigkeit beschrieben (P. Krause) bei negativem Binne-
schem und Weberschem Versuch, fast normalem otoskopischem
Befund und vorübergehender Psychose. Wright und Knapp fanden
bezüglich der Frage der Thrombose bei Typhus im akuten Stadium
die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabgesetzt, in der Rekonvales-
zenz erhöht, dabei einen großen (durch Milchnahrung verursachten !)
üeberschuß von Kalziumsalzen im Blut. Hierbei sei eines von
A. D odds geschilderten leichten Typhus (Temperatur nie über 100® F.
= 38,33°) gedacht, welcher bei einem 22jährigen Manne zur Gangrän
beider Beine, doppelseitiger Amputation und schließlich durch
EmboUe der Lungenarterie zum Tode führte. Im Heum schon ver-
heilte Geschwüre. In diagnostischer Beziehung sei erwähnt,
daß M. Ficker ein „Typhusdiagnostikum", eine leicht getrübte,
Akute aUgemeine Infektionskrankheiten und Zoonoaen. 271
sterile Flüssigkeit, hergestellt hat, welche außerhalb des Laborato- Nenes
riums und ohne lebende Typhuskultur und Mikroskop für praktische ^^^^^'
Zwecke verwendbar ist und ,, wegen der Garantie fiir die Gleich-
mäßigkeit der Herstellung^' von der Firma Merck in Darmstadt mit
genauer Gebrauchsanweisung (zu welchem Preis?) geliefert wird.
Bei positivem Ausfall der Reaktion erhält man in 10 — 14 Stunden
mit dem zu prüfenden Serum Agglutination. E. Adler (Jaksch-
sehe Ellinik) tritt für die Frühdiagnose des Typhus mittels Frühdiagnose
Milzpunktion ein, die bei richtiger Ausfuhrung unter aseptischen ^"^ch Miiz-
Kautelen, wie auch der gelegentliche Augenschein an der Milz er-
gibt, ganz gefahrlos ist und bei mehr als 90^/o der FäUe eine schnelle
und sichere Diagnose ermöglicht. Diese ist umso eher anzustreben,
als gewisse Maßnahmen, wie z. B. eine rationelle Serumbehandlung,
umso erfolgreicher wirken, je früher sie in Angriff genommen
werden. Auch Hayashikawa erklärt die Milzpunktion fiir „unent-
behrlich^' und „als ein völlig unschädliches Verfahren", C. A. Ewald
(s. u.) hinwiederum „für gänzlich unzulässig". Die Gruber- Widal-
sehe Reaktion aUein reiche nicht aus, höchstenfalls dann, wenn sie
in passenden Zwischenräumen wiederholt wird. Der Wert der
Agglutination für die Diagnose wird auch von R. Stern ziem- Agglutination
lieh eingeschränkt. Es handle sich bei der Sache — auch neue Ver- ^^^ ^f^*"
suche von Lubowski und Steinberg tun dies dar — nicht um eine
Reaktion auf eine bestimmte Bakterienart, sondern um eine solche
auf bestimmte Bestandteile des Bakterienprotoplasmas (Ehrlichs
„Agglutininrezeptoren"). Die agglutinierende Wirkung wäre dem-
nach mehr als ein klinisches Symptom aufzufassen. — Haie White
und W. C. C. Pakes fanden Widals Reaktion bei der ma- widais
lignen Endocarditis mitralis eines 17jährigen Mädchens. Stol- J?'®?^^*^^?®*
, ._ « , ,. 1 . -r^ 1, /«v». 1 . -r^ \ -1 1 Endokarditis,
kmd beschreibt ausführlich einen Fall (oojähnge Frau), den er als
gleichzeitige Erkrankung an Influenza und Typhus — iniinenza nnd
Pfeiffersche Bazillen im Sputum, Agglutination 1:B0 (!) — auf- Typhus.
fassen möchte, und Ha im weist einen atypisch verlaufenden T3rphus
bei einem 18jährigen Mädchen, dessen Bruder ebenfalls einen T3rphus,
aber in viel leichterem Ghrade, hatte, als Mischinfektion von Typhus
und Bacillus proteus vulgaris nach, welcher massenhaft in den Typhusbaziiius
übelriechenden schaumigen Stühlen sich vorfand. Nach seinen per- ^^^ Bacillus
" * proteus.
sönlichen Eindrücken möchte CA. Ewald, verglichen mit früherer
Zeit, für Berlin eine Zunahme atypischer Typhen feststellen und Atypische
zwar nicht bloß fiir den Temperaturverlauf, sondern auch hinsieht- Typhen.
lieh des ganzen klinischen Bildes. Freilich wird dabei in Betracht
zu ziehen sein, daß die jetzige schärfere Diagnosenstellung manches
272 Vierordt.
noch als T3rphn8 erkennen läßt, das früher anders registriert worden
sein mag. Von therapentischen Vorschlägen, an denen anch för
dieses Berichtsjahr kein Mangel ist, seien erwähnt, die System a-
Pyramidon tische antifebrile Behandlung des Typhus mit Pyramidon
gegen Typhus. (Yalentini), das zwar keine spezifische Wirkung auf den Typhus
entfaltet, aber fortgesetzt, Tag und Nacht (!) in 2stündlichen Zwi-
schenräumen und in geeigneten Gaben — Erwachsene 0,3 — 0,4 g,
Kinder 0,1 — 0,2 g) — gereicht, die Temperatur dauernd und angeb-
lich ohne jeglichen Schaden mit Herabsetzung auch der Pulsfrequenz
niedrig hält. Auch Byk beschreibt einen sehr günstigen Temperatur-
verlauf. Die Resultate erscheinen überraschend im Hinblick auf die
schlechten Erfahrungen, die man früher mit systematischer Nieder-
haltung der Temperatur (Salizylsäure!) gemacht hat. Gegen die
Adrenalin allerdings oft unangenehmen Darmblutungen wird neuerdings
gegen Darm- Adrenalin (über dieses: Jahrbuch 1903, S. 26) eindringlich empfohlen.
Früher hatte Pribram auf subkutane Gelatineinjektionen hingewie-
sen. Das bei anderen Blutungen, selbst bei Blutern bewährte Ad-
renalinum chloratum erprobte Graeser (Neapel) bei der schweren
Darmblutung einer 86jährigen Frau. Vom Jezschen, leider immer
noch teuren Typhusertrakt (vergl. Jahrbuch 1901, S. 259; 1902,
S. 265) werden neue günstige Erfahrungen aus Italien laut (Ca-
Yerachiedene sardi), aus Pariser Spitälern solche mit Chantemesses Serum von
^^"T^hnf**"^- Cliaiitemesse selbst (SterbHchkeit früher 12— 19,8'/o, jetzt 6),
und von Josias, der von 50 gespritzten Kindern nur 2 verlor.
Gegen die in den vorausgehenden Jahrbüchern öfters besprochene
Prophylaxe typhöse Bakteriurie hat Ernst Fuchs prophylaktisch
w^^'rt Urotropin (2 g pro die) mit Erfolg angewandt, so daß bei 40 so
behandelten Fällen nur der schwerste von ihnen Bakterien im Urin
auswies, während von 53 nicht behandelten 26 Bakteriurie bekamen.
Die Behandlung muß früh beginnen und bis in die Konvaleszenz
hinein fortgesetzt werden. Und strenge genommen sollte der Typhus*
prophylaktiker sich auch mit dem Fliegenfang befassen, seitdem
Typhus and Ficker nachgewiesen hat, daß mit Typhusbazillen gefutterte Fliegen
Fliegen. ^ ^^^^j^ gS Tage nach der Fütterung (äußerlich anhaftende, vielleicht
auch durch den Körper hindurchgehende) Typhusbazillen zu über-
tragen vermögen^^ R. Koch entwirft einen Feldzugsplan großen
Bekämpfung Stils zur BekämpfungdesTyphus (vergl. Jahrbuch 1903, S. 497).
des Typhus. Ausgehend von der Erwägung, es lasse sich in jedem Falle, ins-
besondere bei den oft verzettelten Epidemien auf dem Lande, eine
Kontaktwirkung nachweisen, fordert er die Aufspürung auch der
mehr latenten Fälle, wie sie namentlich bei Kindern vorkom-
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen.
273
man. Die durch das Drigalski-Conradische Verfahren (Jahr-
bnch 1903, S. 7) ermittelten Kranken wären zu isolieren und so lange
in Beobachtung zu halten, bis wiederholte Untersuchungen keine
Typhusbazülen mehr bei ihnen nachweisen lassen. Daneben sind
die nötigen Desinfektionen vorzunehmen. Lediglich auf dem be-
schriebenen Wege vorgehend, hat Koch innerhalb eines Vierteljahrs
ein typhuBverseuchtes Dorf in der Nähe von Trier von T3rphu8 frei
gemacht.
Vom Flecktyphus mag berichtet sein, daß Gotschlich nach
Beobachtungen in Alexandrien Protozoen (Apiosoma) im Blute
fand, bimfbrmige und „zystenf5rmige" als Sporulationsform aufgefaßte
Oebilde, femer Geißelkörper. Vielleicht sind Wanzen die Ueber-
träger der an die Erreger des Texasfiebers erinnernden Parasiten.
Bei dem Rückfallfieber will Karlinski durch subkutane
Infusion von 1^/oiger sterilisierter Kochsalzlösung gute Erfolge erzielt
haben, so daß es bei einem einmaligen Anfall blieb.
Eine durch ihre Komplikationen bemerkenswei-te Epidemie
von Parotitis beschreibt M. P. Joly. Es handelte sich um
40 Fälle im 14. französischen Infanterieregiment. Verhältnismäßig
häufig waren die Tränendrüsen und der Sehnerv (Oedem, Hyper-
ämie) befallen. Doch bildete sich die Papillitis wieder ganz zurück.
Kalomel schien günstig auf den Verlauf zu wirken.
Die Influenza hat W.Ebstein unter Berücksichtigung auch
des historischen Moments nach seinen Göttinger Erfahrungen ge-
schildert. Er rechnet für das klinische Material 30°/o auf die
nervöse Form, 45 auf die Brustgrippe und 25 auf die katarrhalische
Form mit besonderer Beteiligung des Verdauungsapparates, üeber-
gänge der einen Form in die andere kommen selbstverständlich vor.
Die Prophylaxe fordert Desinfektion des Auswurfs, der Bettwäsche,
Reinlichkeit bei Kranken und Pflegern, Vermeiden unnützer Besuche.
Von Komplikationen berichtet neuerdings Lucas über Orchitis
bei Influenza, 2 Fälle bei Kindern, der dritte bei einem alten
Herrn. Es wurden jeweils beide Hoden befallen. Tröstlich klingt
Mays Ansicht, daß der Pfeiffersche Bazillus sich allmählich dem
menschlichen Körper anpasse und nicht mehr so heftig in Epidemien
wirke. Immerhin hat er in Florenz fibrino-purulente Menin-
gitis cerebrospinalis, verursacht durch den Pfeifferbazillus,
neben Otitiden und Gelenkrheumatismus beobachtet. Es waren drei
Kinder unter 1 Jahr, von welchen zwei starben. R.Mi In er, der
auch die Franckesche Influenzaangina und -zunge (Jahrb. 1902,
8. 154 und 267), namentlich für die chronischen Fälle, hervorhebt,
Jahrbuch der praktifohen Medizin. 190i. 18
Protozoen
beim Fleck-
typhus.
Kochsalz-
inftasion bei
Febris
recurrens.
Parotitis.
Influenza in
Göttingen.
Orchitis bei
Influenza.
Meningitis
cerebrospinalis
durch Pfeiffer-
bazillus.
274
Vierordt.
Spondylitis
nach
Inflnenza.
Diplokokken
and
RhenmatisDins.
Antistrepto-
kokkensenim
bei Gelenk-
rheumatismus.
Rubrbazillen.
Blutserum-
therapie
der Ruhr.
Pestfall
in Berlin.
beschreibt einen übrigens günstig verlaufenden Fall von Spondylitis
nach Influenza mit Schwielenbildong, Kompressionslähmmig und
Purpura.
In einer kritischen Studie mißt Triboulet den Diplokokken
des akuten Gelenkrheumatismus keine wesentliche Bedeutung
bei, sondern betrachtet sie als eine Komplikation desselben. Die
echten Exsudate des Eheumatismus enthalten keine Diplokokken,
wie die experimentellen Arthropathien erweisen. Ja Philipp kommt
auf Grund von Tierversuchen zu einem durchaus negativen Besultat:
„Morbus sui generis mit derzeit unbekannter Aetiologie".
Die Behandlung des Gelenkrheumatismus mit Menzer-
schem Antistreptokokkenserum (vergL Jahrb. 1903, S. 256)
hat Ad. Schmidt versucht — Gabe B — 20 com — ohne eine
spezifische Reaktion der erkrankten Gelenke beobachten zu können;
doch will er ,,gewisse Erfolge^^ namentlich bei subakuten bezw.
subchronischen Fällen, nicht leugnen. Es sei bemerkt, daß Menzer,
wie schon vor ihm Tavel mit seinem „polyvalenten" Antistrepto-
kokkenserum, für sein Serum auf die Tierpassage verzichtet und far
die Therapie menschlicher Streptokokkeninfektionen nur solche Sera
für wirksam erklärt, welche mit frisch vom Menschen gezüchteten
Streptokokken hergestellt sind.
Auch bei der Aetiologie der Euhr scheint noch mancherlei
der Lösung zu harren. Zunächst spielen noch Prioritätsstreitigkeiten
— Chantemesse, Kruse, Shiga — auf die sich freilich das
Jahrbuch nicht einlassen kann, eine Rolle (s. Literatur). W&hrend
z.B. L. Rosenthal (Moskau) den Shiga-Kruseschen Bazillus an-
erkennt, hebt Jürgens, welcher auf dem Truppenübungsplatz
Gruppe in Westpreußen bezw. in Graudenz seine Beobachtungen
anstellte, hervor, daß eine ätiologische Einheit der unter dem klini-
schen Bilde der Ruhr verlaufenden Erkrankungen nicht existiere;
in Gruppe fehlte der Krusesche Bazillus. Kruse selbst hat in
etwa 100 Fällen die Blutserumtherapie bei der Dysenterie
versucht und durch ein bakterizides (Meerschweinchen schützendes)
Serum die Krankheit, wie er glaubt annehmen zu dürfen, in günstigem
Sinne beeinflußt.
Pest. Gerechtfertigtes Aufsehen hat der Dr. M. Sachs aus
Agram betreffende, von Doenitz genauer beschriebene Pest fall
in Berlin erregt. Die Ansteckung erfolgte im Institut fär In-
fektionskrankheiten, wahrscheinlich beim Ausspritzen von Gewebs-
safb eines Bubo auf die Agarplatte (28. Mai) und führte durch eine
Pestpneumonie mit Sepsis zum Tode (6. Juni). Kolle glaubte eine
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen.
275
Angina mit dem EAchen als Eingangspforte für das Virus annehmen
zu sollen. Ein Wärter, der mit Pariser und Bemer (Tavelschem)
Pestserum prophylaktisch und nach Ausbruch der Krankheit geimpft
war (in 8 Tagen 185 ccm), kam mit verhältnismäßig leichter Infektion
durch. Der von F. Plehn auch in seiner epidemiologischen
Bedeutung gewürdigte Fall hat gezeigt, daß die sofort und
energisch ergriffenen Maßnahmen im allgemeinen genügten; nur
ergab sich aus der in der Berliner medizinischen Gesellschaft ge-
führten Diskussion (s. Literatur), daß der Transport derartiger, für
die Allgemeinheit so gefiOirlicher Kranker noch nicht mit der
genügenden Sicherheit und namentlich Schnelligkeit vollzogen werden
könne. Ebenso hob Kirchner in seinen Erörterungen hervor, daß
die für solche Fälle vorgesehene sanitätspolizeiliche Be-
kämpfung der Pest auf die richtigen Orundlagen gestellt sei.
Was nun die viel umstrittene Serumtherapie der Pest, bezw. die
aktive Immunisierung gegen dieselbe anbetrifft, so billigen
Kolle und Otto den bisher benutzten Pestsera keine Wirksamkeit
zu; auch Haffkines Serum hat in Indien» wie es scheint, keine Er-
folge aufzuweisen, sogar Schaden gestiftet, weil malignes Oedem in
die Kulturen hineingeraten war. Ueber mehr als 6000 Inokula-
tionen gegen Pest, ausgeführt im Pendschab mit durchschnittlich
6 ccm Haffkines Serum — dabei nur ein einziger Abszeß, — be-
richtet J. W. Miller, ohne daß über den tatsächlichen Erfolg etwas
Bestimmteres gesagt wäre, üebrigens läßt sich mit Pestkulturen,
welche bei höheren Temperaturen (40 — 41 • C.) gezüchtet und so
abgeschwächt sind, nach Kolle eine befriedigende Immunisierung
von Tieren — ob auch von Menschen, ist noch nicht entschieden —
erzielen. Die „Einspritzung der avirulenten Pestkultur übertrifft alle
bisher bekannten Immunisierungsmittel" . L. C a i r n s lobt Y e r s i n s
Serum unter Anführung zweier erfolgreich behandelter schwerer Pest-
fäUe. Einige von C. Terni herausgehobene, nach Studien über
die Pest in Rio de Janeiro festgelegte „fundamentale klinische
Symptome der Initiaif&lle" seien angeftihrt: a) Fieber und stechender
Schmerz im Zusammenhang mit einer oder mehreren Lymphdrüsen-
plejaden, wo nach 18 — 24 Stunden die Schwellung einer oder
mehrerer Lymphdrüsen erscheint; b) Tachykardie und Zunahme des
Pulses bis über 120, unabhängig von der Temperatur; c) der Bubo
nicht fluktuierend, hart, beweglich unter der Haut, schmerzhaft beim
Befühlen, vom 3.-5. Tag als höchstes Maß Größe eines Hühnereis;
d) Symptome allgemeiner Intoxikation, welche den lokalen Läsionen
nicht entsprechen. Akute, mit der Beulenpest zu verwechselnde
Sanlt&ts-
polizeiliche
Bekftmpftiiig
der Pest.
Immunisierung
gegen die
Pest.
Verschiedene
Pestsera.
Klinische
Symptome
der Pest.
276 Vierordt.
LymphdrüsenschwelluDgen gibt es nicht; die sog. Lymphangitis
„perniciosa" ist Beulenpest oder mindestens verdächtig, pestöse
Lymphangitis ist sehr selten, immer sekundär nach Ablauf der
Initialperiode auftretend.
Malaria. Von Interesse in ätiologischer Beziehung sind 8 Fälle
Malaria von einheimischer Malaria, welche Beckzeh im Süden
in Berlin Berlins bei einem Dienstmädchen und zwei Knaben in einem und dem-
selben Hause beobachtete (Sommer 1901). Die Infektion war vielleicht
auf umfangreiche Grabarbeiten zurückzufahren, welche in der Nähe
wegen Anlegung neuer Straßen vorgenommen wurden. Auf den von
itaUenische Celli erstatteten 5. Jahresbericht der italienischen Gesell-
Maiariar gchaft für Malariaforschung sei ausdrücklich hingewiesen, weil
orsc ung. ^^ ^^ gutes Bild des Standes unserer Kenntnisse der Malaria dar-
i Mikroskopische stellt. Eine wichtige Methode für die mikroskopische Diagnose
m Diagnose des des Wechselfiebers verdanken wir R. Boss. Es wird eine dicke
H flebers. Schicht Blut auf dem Deckglas ausgebreitet, nach der Trocknung
^^ mittels der Eosinlösung Romanowskys das Hämoglobin entzogen,
^^k nach V« Stunde abgewaschen und für wenige Sekunden mit Methylen-
^^^ blaulösung nachgefärbt und abgespült. Um die pigmentierten Plas-
H^^ modien zu sehen, genügt die Entfernung des Hämoglobins. R. Rüge
Sympto- empfiehlt die Methode ebenfalls. Die symptomatischen inter-
matische inter-j^i^^i^yejjden Fieber, welche ohne genauere Untersuchung
Fieber. Wechselfieber vortäuschen können, werden von Delille im Zu-
sammenhang abgehandelt; es ist eine große Zahl von fieberhaften
Affektionen mit lokalen oder allgemeinen Ursachen, wobei selbst
ein „Wachstumsfieber" und ein „rein nervöses Fieber" nicht ver-
gessen ist.
Moskito nnd Gelbfieber. Die von C. Finlay entdeckte Beziehung der
Gelbfieber. Moskitos zum Gelbfieber (vergl. Jahrb. 1902, S.272) hat neuer-
dings W. Havelburg eingehend geschildert. Es handelt sich um
Stegomyia fasciata Theobald, deren Beschreibung und Naturgeschichte
genauer mitgeteilt wird. Die strenge Verfolgung des Insekts in
seinen Brutplätzen durch W. C. Gorgas, Chef des Sanitätswesens
in Havana (s. Lancet 1902, Sept. 6), hat überraschende Resultate
gegenüber den Vorjahren ergeben. Es wurden 26000 Brutplätze des
Moskitos aufgesucht, stehende Gewässer ausgetrocknet oder mit
Petroleum übergössen. Mehr als 6 Tage können die Moskitos bei
Wassermangel nicht leben. Tombleson, der selbst 5 Tage nach
Moskitobiß an Gelbfieber erkrankte, findet im Blut und eiweißhaltigen
Urin einen Bazillus, ähnlich dem Sanar ellischen und erklärt ihn
nach Tierexperimenten für den Erreger des Gelbfiebers, das er auch
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 277
durch weggeschütteten (nicht desinfizierten) Urin weiter verbreitet
werden läßt. In einer neueren Publikation verzeichnet Gorgas von Gelbfieber in
1890 ab bis 1901 durchschnittlich noch 466,9 Todesfelle im Jahre, H»^»»»
1901 — 1902 noch 6, fftr 9 Monate (April— Dezember) von 1902 gar
keinen mehr. Freilich, der eigentliche Erreger des Gelbfiebers ist
zur Zeit noch nicht bekaxmt und es soll nicht verschwiegen werden,
daß die Moskitotheorie von verschiedenen Aerzten (Sanarelli,
Fernandez Ybarra) lebhaüb bekämpft wird.
An dieser Stelle sei über die berüchtigte afrikanische Schlaf- Schlafkrank-
krankheit berichtet, in deren Aetiologie nunmehr wichtige Auf- ^®***
Schlüsse gewonnen zu sein scheinen. Hatte man früher bei der
rätselhaften Krankheit sogar an eine besondere Form der Influenza
gedacht, die ja auch schon als „Schlafkrankheit" bezeichnet wurde
(Elias Camerarius in Tübingen 1712), oder hatte man die freilich
nicht bestätigte, auch bei gesunden Negern vielfach vorkommende
Filaria perstans herangezogen, so ist jetzt durch A. Castellani
bei 20 Fällen in Uganda in der mittels Lumbalpunktion gewonnenen
Zerebrospinalflüssigkeit in freilich spärlichen Mengen ein 18 — 26 fi
langes, 2 — 2,5 fi breites, zu den Flagellaten gehöriges Trypanosoma Trypanosoma.
mit langer Geißel, diese und Kerne nach Romanowsky-Leishman
rot sich ferbend, gefunden worden. Auch im Blute wurde es nach-
gewiesen. Aus dem Herzbeutel und den Seitenventrikeln des Ge-
hirns ließen sich noch weiter Streptokokken züchten', offenbar eine
Komplikation aus späteren Krankheitsstadien. Die Krankheit, welche
fast immer mit normalen oder subnormalen Temperaturen und starker
Polsbeschleunigung verläuft, scheint sich immer mehr auszubreiten;
der Tod erfolgt meist im 5. Monat, sehr selten dauert sie 10 bis
12 Monate (Wiggins). Mit der Zerebrospinalflüssigkeit konnten
Affen experimentell infiziert werden (Abbildungen derselben und von
kranken Negern in British medical Journal, Nov. 21). Als Zwischen-
trägerin der Krankheit hat man die Tsetsefliege, hauptsächlich
GloBsina palpalis, im Verdacht , wozu die gefiirchtete Tsetsefliegen-
seuche, Nagana genannt, verursacht durch Trypanosoma Brucei, zu
vergleichen wäre. Die ganze Angelegenheit erschien wichtig genug,
daß, abgesehen von der in Uganda arbeitenden englischen Kommission,
eine besondere dreigliedrige Kommission von der Liverpooler Schule
ftbr Tropenmedizin nach dem Kongostaate entsandt wurde (Medical
record, Sept. 19).
Das weite Gebiet der septischen Erkrankungen hat im
Nothnagelschen Sammelwerk durch H. Lenhartz eine nach allen
Sichtungen umfassende Bearbeitung erfahren. Mehr als 220 illust-
278
Vierordt.
Septisohe nerende Krankengeschichten sind verarbeitet. Lenhartz warnt
Erkrankungen. ^^^ ^^j, g^^mig einer unbedingt ungünstigen Prognose auch bei
schweren Fällen, die zuweilen doch noch durchkommen. Hinsicht-
lich der Serotherapie hat er noch am meisten Vertrauen zum Serum
von Bekonvaleszenten. Nichts verspricht er sich von BacceUischen
Sublimatinjektionen oder der Injektion von Argentum colloidale Crede,
am meisten noch von subkutanen Kochsalzinfusionen, um Flüssigkeit
dem Körper einzuverleiben. Dabei mag angeführt sein, daß Fanoni
intravasknlftre auf Ghrund von Tierezperimenten für Pyämie und Sapramie intra-
vaskuläre Medikation mit physiologischer (0,9 ^/oiger) Kochsalz-
lösung als das beste Verfahren empfiehlt, jedenfalls erscheint sie
besser als die sonst wohl gerühmte Formalininjektion. Als ein
klinisch bemerkenswerter Fall (bei einem 42jährigen Müller) sei der
von E. Schlüter angefahrt; er mußte nach dem Verlauf und ana*
Sepsis mit tomischen Befand am wahrscheinlichsten als Sepsis mit an-
tnberk^öse schließender Miliartuberkulose gedeutet werden.
Koohsalz-
infasion.
Lungen-
aktinomykose.
der
Behandlung.
2Soono8en. S. Kashiwamura beschreibt aus dem Elranken-
haus am Friedrichshain 4 Fälle von primärer Lungenaktino-
mykose, die allerdings auch auf andere Organe übergegrifPen hatte,
zweimal als eigentliche Metastase durch die Blutbahn. Die Diagnose
konnte zumeist aus eröffiieten Abszessen gemacht, dagegen der
Oesophagus als Eintrittspforte des Strahlenpilzes nicht nachgewiesen
Endresultate werden. Ueber die Endresultate der (chirurgischen) Behand-
lung der Aktinomykose berichtet Heinzelmann nach Tü-
binger klinischem Material, daß von der Kiefer- und Halsaktinomykose
89,7 °/o geheilt werden, 7,7 ®/o ungeheilt bleiben. Bei der abdomineUen
Aktinomykose liegen die Verhältnisse wesentlich ungünstiger; es
starben 68,6 ®/o und nur 27,2 wurden definitiv geheilt, und noch un-
günstiger sind sie bei der Lungen- und Himaktinomykosis. Zu
betonen ist, daß neben der chirurgischen Behandlung die vielfach
empfohlene innere Medikation mit JodkaHum nicht verabsäumt wurde.
Zwei Milzbrandfälle Eise Is sind bemerkenswert. Bei dem
einen an der Schüttelmaschine einer Drogenfabrik beschäftigten
Individuum war ein Inhalationsmilzbrand festzustellen, welcher durch
die in rohe Tierhäute eingewickelt gewesene Droge vermittelt war,
im 2. FaU waren durch die perineuralen Lymphscheiden des Olfak-
torius die Bazillen ins Gehirn gelangt und hatten zu multiplen
Hämorrhagien in die Gfroßhimrinde und Ganglien und zu hämorrha-
gischer Leptomeningitis des Gehirns und Rückenmarks geführt.
Von subkutanen und endovenösen Injektionen von
Fälle von
MUzbrand.
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 279
SclavoBchem Milzbrandserum (vergl. Jahrb. 1902, S. 274) Sclavosches
hat Bottignani schöne Erfolge auch bei schweren Fällen gesehen, Serum,
die Heilung erfolgte bei seinen 5 Fällen schnell; es sollen die Bazillen
im Schorfe bald nach der Injektion absterben, jedenfalls früher, als
man es bei den Diphtheriebazillen nach der Heilseruminjektion be-
obachtet. Sclavo berichtet in einer zusammenfassenden Abhand-
lung, daß man in Italien bei 169, mit dem (leider immer noch teuren)
Serum behandelten Fällen von Milzbrand nur 8 Todesfalle
gehabt habe. Es sind gleich zu Anfang 40 bis 50 com zu injizieren
unter die Bauchhaut (oder in eine Vene).
Lyssa. Der Negrische Erreger der Tollwut — das Negris
Protozoon soll bei der elliptischen Form bis zu 23 fi lang sein — ^"ou^^®*^
müßte nach S c h ü d e r kleiner sein als der gemeinhin mit 2,0 fi : 4,0 fi bestritten.
angegebene Vibrio der Cholera; das Tollwutgifb geht nämlich durch
ein Filter hindurch, das die Vibrionen zurückhält. Pritchard
hebt in diagnostischer Beziehung als auszeichnend für die hysterische
Hydrophobie gegenüber der echten hervor das Fehlen des Differentieiie
„Irritationsstadiums" (und der Inkubation) , so daß gleich die Kon- i^i*8»08e der
vulsionen auftreten; auch besteht eher Neigung, die umgebenden
Personen zu beißen. Dauern die S3rmptome länger als 7 Tage, so
sind sie unbedingt hysterisch. Beim Tetanus überwiegt der Trismus ;
es fehlen Durstgeflühl und Speichelfluß. Die „Wasserscheu" bei
akuter Manie verläuft ohne tonische und klonische Zuckungen, auch
kann dem Kranken bei geschicktem Vorgehen Wasser beigebracht
werden.
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h) StoflWechselkraiiklieiteii.
Von Prof. Dr. Wilhelm His, Direktor der medizinischen Klinik in Basel,
und Dr. Falta, Assistenten der Klinik.
Fettsucht. Durch firühere Untersuchungen (Dapper, v. Noorden
und Dapper, Jakobi, Pfeiffer, Magnus-Levy) ist festgestellt
Abmagemngs- worden, daß bei erwachsenen Fettleibigen Abmagerungskaren
kuren. möglich sind, ohne daß dadurch der Eiweißbestand des Organismas
angegriffen zu werden braucht.
Hellesen hat diese Frage bei einem an Adipositas nimia
leidenden Mädchen von 12^1 Jahren studiert. Ans diesen Unter-
suchungen ergab sich, wie zu erwarten war, daß der im Wachsen
begriffene Organismus bei Unterernährung schwerer gegen N-Verlost
zu schützen ist, als der erwachsene. Schon bei einer Kost, deren
Kalorienwert um '/s niedriger lag als der der Balancekosti erfolgte
ein beträchtlicher Eiweißverlust, der allerdings bei starkem Vor-
herrschen des Eiweißes in der Kost wesentlich niedriger ausfiel.
Dagegen konnte durch eine Kost, deren Kalorienwert ^/s der Balance-
kost betrug, N- Ansatz bei nicht unwesentlicher Abnahme des Körper-
gewichts erzielt werden, wenn in derselben die Kohlehydrate gegen-
über dem Fett überwogen. Im umgekehrten Falle trat N-Verlust
ein. Dieses Besultat steht mit den früheren von v. Noorden,
Kays er und Zuntz (vergl. das Referat vom Jahre 1902), wonach
Kohlehydrat das Eiweiß besser zu schützen vermag als Fett, in
Uebereinstimmung.
Zaokerproben. Diabetes. Dauerhefen sind nach Münz er bei der Vergärung
diabetischer Harne nicht zu verwenden. Die Furunkuline sind nicht
genügend wirksam, das Zymin gibt durch Selbstgärung zu hohe
Werte. Neue Angaben über Methoden des Zuckemachweises im
Harn kommen von S. A. Vasey, Biegler, Bohrend, Citren.
Karzinom und An der Hand eines größeren Materials bespricht Boas dieBe-
DiabeteB. Ziehungen zwischen Karzinom und Diabetes. Der Ver-
lauf des Karzinoms wird vom Diabetes in sehr verschiedener Weise
beeinflußt, je nachdem das Karzinom auf einen floriden oder auf
Stoffwechselkrankheiten. 283
einen bereits erloschenen oder im Erlöschen begriffenen Diabetes
stößt. Im ersteren Fall erfolgt meist rapide Entwicklung des Kar-
zinoms, im letzteren Fall ein langsamer Verlauf. Andererseits wird
aber der Diabetes durch ein hinzutretendes Karzinom fast durch-
weg in günstiger Weise beeinflußt. Oft steigt die Toleranz für
Kohlehydrate in überraschender Weise. Die Indikationsstellung für
die Operation wird nach Boas durch gleichzeitigen Diabetes Operationen
wesentlich kompliziert. Doch sind die Gefahren der Operation nicht ^^^ Diabetes,
so groß, als man bisher anzunehmen geneigt war. Absolut ungünstig
ist die Prognose nur bei vorhandener Azetonurie. In ähnlicher
Weise äußert sich Füth über gynäkologische Operationen bei Dia«
betes mellitus. Das drohende Koma erheischt besondere Vorsichts-
maßregeln, von denen hier nur hervorgehoben seien: Entzuckerung
des Harns, wenn die Operation nicht zu dringlich ist, vorsichtige
Vorbereitung, um die psychische Erregung möglichst zu umgehen,
Vermeidung von Abfahrmitteln vor der Operation, um einer Unter-
emähnmg des Patienten vorzubeugen, wenn irgendwie möglich,
Vermeidung einer allgemeinen Narkose und endlich in der Nach-
behandlung neben zweckmäßiger Diät Massage, um die fiir den
Diabetiker wichtige Muskelbewegung zu ersetzen. Das häufige Zu-
sammentreffen von Tuberkulose mit Diabetes erklärt W. Croner Taberkaiose
aus der Disposition, die für beide Erkrankungen häuflg gemeinsam ^* l>i*beteg.
sei. Dafür spreche das häufige Vorkommen von Diabetes und
Tuberkulose in der gleichen Familie. Croner bestreitet, daß der
Diabetes den Boden für die Phthise vorbereite und daß die Olykosurie
auf den Verlauf der Tuberkulose einen ungünstigen Einfluß ausübe.
Q^gen diese Auffassung Croners spricht wohl schon die Erfahrung,
daß in Fällen, wo frühzeitig ein antidiabetisches Regime eingeleitet
und durchgefilhrt werden kann, das Hinzutreten einer Phthise weniger
zu befürchten ist und daß überhaupt seit Einführung der diätetischen
Behandlung die Kombination von Diabetes und Tuberkulose weniger
häufig geworden ist. Croner tritt fiir die Anschauung ein, daß Arteriosklerose
die Arteriosklerose für das Entstehen gewisser Formen des Diabetes ^"^^ Diabetes,
eine wichtige Bolle spiele.
Zu den wenigen bisher beobachteten Fällen von isolierter isolierte
Lävulosurie (Külz-Seegen, Rosin und Laband) sind *^^*"^®
zwei neue Fälle, einer von Schwarz und einer von Schlesinger,
hinzugekommen. In beiden Fällen war eine deztrose-diabetische
Disposition nicht vorhanden. In dem Falle von Schlesinger war
das Vermögen, Lävulose zu verbrennen, hochgradig herabgesetzt,
da nach Einfuhr von 90 g Lävulose 12,5°/o, nach Einfuhr von 100 g
284 His und Falta.
aieiohzeitiges Saccharose 22®/o der theoretisch mögUchen Lävulosemenge wieder
Vorkommen ai^ggeschieden wtirde. Das Vorkommen vod Lävnlose im Harn
von ®
LftvnioBnrie Diabetischer ist nach den neueren Angaben nicht als Seltenheit zu
^d betrachten. Die Untersuchungen von Bosin und Laband sind im
osnne. yQjjj^jy,^ besprochen worden. In 19 Fällen von Diabetes fand
Schwarz 6mal Lävulose im Harn. Lion berichtet von einem
Falle, bei dem sich die Mengen von Dextrose und Lävulose so ver-
hielten, daß der Harn optisch inaktiv blieb. Interessant ist der
Umstand, daß Schlesinger in 15 Fällen von schwerem Diabetes
mit strenger Diät jedesmal Lävulose vermißte, während bei zwei
weiteren Fällen, die reichlich Kohlehydrate erhielten, der Nachweis
glückte. Schwarz berichtet von 2 Fällen, wo regelmäßig nach
Genuß von Kohlehydraten Lävulosurie auftrat. Es kann also ein
Zusammenhang zwischen Lävulosurie und Kohlehydratgenuß be-
stehen, doch kann auch nach Schwarz Lävulosurie bei einer Eiweiß-
fettdiät vorkommen. Dies spricht für die Annahme Schlesingers,
daß bei der Lävulosurie die Lävulose wenigstens zum Teil im Or-
ganismus gebildet werden könne. In seinem Falle von reiner Lävu-
losurie war nämlich der Lävulosegehalt der Nahrung zur Erklärung
der im Harn ausgeschiedenen Lävulosemenge nicht hinreichend.
Durch die Untersuchungen von Lobry de Bruyn, wonach Dex-
trose bei schwach alkalischer Reaktion leicht in Lävulose übergeführt
werden kann, ist die theoretische Möglichkeit iur eine derartige
Annahme wohl vorhanden. Diese Bildung von Lävulose im Organis-
mus dürfte nach Schlesinger wahrscheinlich jenseits der Leber
vor sich gehen, da die Leber die Fähigkeit besitzt, Lävulose in
Glykogen umzusetzen, während den Muskeln diese Fähigkeit abgeht.
Es können natürlich auch alimentäre Einflüsse direkt eine BoUe
spielen, insofern als eine Insuffizienz der Leber bezüglich der Ueber-
fuhrung von Lävulose in Glykogen eintreten kann. Wie weit aber
der von H. Strauß postulierte Zusammenhang zwischen dieser
Herabsetzung der Assimilationsgrenze für Lävulose und Erkrankungen
der Leber zu Recht besteht, muß man nach den neueren Unter-
suchungen von Landsberg, der sie bei einem gleichen Prozent-
satz gesunder und leberkranker Individuen beobachtete, dahingestellt
sein lassen. Andererseits ist die früher allgemein geltende An-
schauung von einer besseren Ausnutzung der Lävulose gegenüber
der Dextrose bei Diabetes meUitus durch die gegenteiligen Befunde
von Schwarz und Lion erschüttert worden. Wir bedürfen jeden-
falls noch neuer Tatsachen, um uns eine nur einigermaßen klare
Vorstellung von dieser interessanten StoffwechselanomaUe bilden zu
Stoffwechselkrankheiten. 285
können. E. Bendix und Brat berichten über je einen neuen Fall
von Pentosurie. In beiden Fällen handelt es sich um chronische, Pentosune.
von der Ernährung vollständig unabhängige Ausscheidung von optisch
maktiver Pentose. Nach Brat liegt das Optimum für die Orzin-
salzsäurereaktion zwischen 90 und 95^ C, die Färbung des Amyl-
alkoholauszuges ist so am lebhaftesten. Glykuronsäure gibt sie erst
bei über 100° C.
Ueber den Zusammenhang zwischen der Ausscheidung von
Azetonkörpern (/7-Oxybuttersäure , Azetessigsäure und Azeton) Azetonkörper.
und Kohlehydratzufuhr liegen Untersuchungen vor von Schwarz
und von Mohr. Die früher von Hirsch feld postulierte Annahme,
daß eine Vermehrung der Azetonkörperausscheidung unter allen
Umständen durch einen Mangel an Kohlehydraten bedingt ist, wird
bestätigt. Denn beim gesunden Menschen läßt sich eine Vermehrung
der Azetonkörperausscheidung durch Fettzufuhr nur bei Kohlehydrat-
karenz erzielen. Es scheint sich hierbei um einen pathologischen
Abbau des Fettes (Nahrungsfett oder einschmelzendes Körperfett)
zu handeln, nicht bloß um unvollständige Oxydation physiologischer-
weise entstehender intermediärer Stoffwechselprodukte. Wenigstens
für das Azeton scheint diese Annahme nach Schwarz wohl be-
gründet, da dargereichtes Azeton vom normalen Organismus nur
äußerst schwer angegriffen wird, ebenso schwer wie vom Diabetiker.
Daß beim schweren Diabetes viel höhere Grade von Azidosis ent-
stehen können als bei einfacher Kohlehydratkarenz, ist begreiflich. Es
liegt dies in einer hochgradigen Entwertung des Brennmaterials beim
Diabetes, da hier event. auch der aus dem Eiweiß entstehende
Zucker ausfallen kann. Die verschiedenen Fette sind in ihrem Ein-
fluß auf die Azetonkörperausscheidung nicht gleichwertig. Nach
Schwarz wirken in erster Linie Butter-, Valerian- und Kapron-
säure vermehrend; viel geringer ist der Einfluß der höheren Glieder
der Fettsäurereihe — der Palmitin- und Stearinsäure — , während
die ungesättigten Fettsäuren — die Oel- und Erukasäure — fast
wirkungslos sind. Das Verhalten der letzteren wird durch ihre
leichtere Oxydierbarkeit erklärt. Dementsprechend wirkt die Butter
stärker azetonvermehrend als das hauptsächlich höhere Fettsäuren
enthaltende Schweine- und Rinderfett. Die Alteration des Fettstoff-
wechsels beim Diabetes äußert sich nach Schwarz auch in der
Beschaffenheit des Blutes. (Ueber die Methode der Fettbestimmung
vergL das Original.) Nach diesen Untersuchungen muß die Lipämie Lip&mie.
durchaus nicht auf einer Vermehrung der ätherlösUchen Substanzen
im Blute beruhen (letzteres scheint nur bei schweren Fällen von
286
Eis und Falta.
Lipämie. Diabetes vorzukommen, wo allerdings dann sehr hohe Werte beob-
achtet werden), sondern vielmehr in einer Herabsetzung der fett-
lösenden Eigenschaft des Blutes. Die dadurch bedingte Lipämie
kann entweder nur eine alimentäre sein, oder sie ist eine dauernde
und kann dann auch bei fettfreier Kost und außerhalb des Komas
vorkommen. Eine bestehende Lipämie kann event. ophthalmoskopisch
erkannt werden. Ueber solche Fälle von „intraokularer Lipämie"
berichten neuerdings W. Haie White, Fräser und Beis. In
dem Falle von White verschwand sie mit der Besserung des Dia-
betes. Ln Falle von Beis fand B. Fischer im Leichenblute den
höchsten bisher beobachteten Wert von 18®/o Aetherextrakt. Der
Gehalt des Blutes an Cholesterin war bedeutend vermehrt (mindestens
0,478'^/o). Die lipolytische Fähigkeit des Blutes soll vollkommen
gefehlt haben; doch ist die hier angewandte Methode der Fett-
bestimmung (bloße Ausschüttelung mit Aether) für einen solchen
Schluß unzulänglich. Ueber einen ähnlichen Fall mit 15°/o Aether-
extrakt wurde von Stadelmann berichtet.
Seegen zeigt, daß bei Kohlenoxydvergiftung imd Asphyxie der
Zuckergehalt der Leber sich sehr verringert, das Glykogen aber bis
auf Spuren schwindet, und widerlegt damit die auf einer ganz un-
zulänglichen Methode aufgebaute Lehre von der Docimasie hepa-
tique vonLacassagne und Martin, wonach reichlicher Gehalt an
Zucker und Glykogen in der Leber für plötzlichen Todesfall, Mangel
an Zucker für lange Agonie, Mangel an Zucker und Glykogen för
Tod nach Zehrkrankheit sprechen sollte. S ee gen s Befund hat hohe
forensische Bedeutung. Die von Bial angegebene Verschärfung der
^^sfturen'^'^ Orzinsalzsäurereaktion durch Eisenchlorid beruht nach P. Mayer
nicht auf einer katalytischen Wirkung des Eisenchlorids, sondern
auf seiner oxydierenden Eigenschaft. Es wird dadurch das bei der
Spaltung der Glykuronsäuren aus ihnen freiwerdende Furfiirol rascher
zu dem mit Orzin reagierenden Substanzen oxydiert. Die Spaltung
der gepaarten Glykuronsäuren wird nach F. Mayer durch Eisen-
chlorid nicht erleichtert.
Docimasie
hepatique.
Nachweis
h3^ertherinie.
Adrenalin- Im Gegensatz zur Fieberhyperthermie nach Injektion von Bakterien ge-
glykosnrie und Ungt die Erzeugung von Wärmehyperthermie nach den Untersuchungen von
Wftrmesticii- ^Q^y nicht mehr, wenn die Tiere vorher glykogenfrei gemacht worden
sind. Dabei bleibt auch die Vermehrung der N-Ausscheidung aus. Diese
ist demnach nur als eine sekundäre, durch die Erhöhung der Temperatur
bedingte Erscheinung aufzufassen. Interessant ist der Befund von Aren-
son, daß die Adrenalinglykosurie nach vorausgehendem Wärmestich aus-
bleibt. Die Adrenalinglykosurie dürfte daher auf einer plötzlichen Aus-
Stoflfwecbselkrankheiten.
287
schüttung der Glykogendepots beruhen — daher auch die Hyperglykämie —
und das Ausbleiben der Glykosurie nach Wärmestich seinen Grund haben
in dem vermehrten Zuckerverbrauch, der mit einer vermehrten Wärme-
bildung einhergeht. Es weist dies auf eine Beteiligung der Leber oder des
Pankreas hin. Speziell die Beteiligung des Pankreas scheint nach den
Untersuchungen von Herter und Wakemann an Wahrscheinlichkeit zu
gewinnen, da bei lokaler Applikation von Adrenalin auf das Pankreas
schon kleine Mengen Glykosurie zu erzeugen im stände sind, Mengen, die,
mit anderen Organen in Berührung gebracht, keine Zuckerausscheidung
verursachen. Zu anderen Resultaten bezüglich der Kombination von Ad-
renalin mit Wärmestich oder Bakterieninfektion kommt allerdings Richter.
Die Untersuchungen von Rose haben gezeigt, daß jeder operative Eingriff Hyperglykämie
zu einer allerdings meist nur geringen Hyperglykämie führt. Nach gewissen
Operationen aber, z. B. nach Aderlaß, femer besonders nach ErOffiiung der
Bauchhöhle, nach Nierenabsperrung oder endlich nach Exstirpation der
Nieren, ist die folgende Hyperglykämie eine viel höhere. Der Diuretin-
diabetes ist nach demselben Autor kein Nierendiabetes, da er durch eine
der Zuckerausscheidung vorhergehende Hyperglykämie bedingt ist. Die
vermehrte Sekretion ist dabei nur ein verstärkendes Moment. Die Bedin-
gungen zur Erzeugung einer maximalen Glykosurie durch Phloridzin sind
neuerdings von Knopf studiert worden.
durch
operative
Eingriffe.
Dinretin-
diabetes.
Phloridzin-
diabetes.
Seit den bahnbrechenden Untersuchungen von v. Mering und
Minkowski sind unsere Anschauungen über das Wesen der diabeti-
schen Stoffwechselstörung durch die Vorstellung beherrscht, daß den
vom Pankreas sezemierten Stoffen eine wesentliche Beeinflussung des
Zuckerverbrauchs im Organismus zukommt. Wohl hat diese An-
nahme durch die Untersuchungen von Lüthje neuerdings in ge-
ringem Maße eine Einschränkung erfahren, da auch nach vollständiger
Exstirpation des Pankreas die Fähigkeit, Zucker zu zerstören, nicht
ganz erloschen ist. Dies deutet darauf hin, daß auch ohne Mit-
wirkung des Pankreas den Geweben eine geringe glykolytische
Ea*aft zukommt. Doch ist eine definitive Beantwortung dieser Frage
bei den widersprechenden Angaben der einzelnen Autoren heute
noch unmöglich. Das Studium der glykolytischen Fähigkeit der
durch hohen Druck aus verschiedenen Organen gewonnenen Preß-
säfbe ist deshalb sehr schwierig, weil sich dabei Bakterienwirkung
kaum ausschließen läßt. Den früheren Angaben von Blumenthal
über das Vorkommen eines glykolytischen Fermentes im Pankreas-,
Leber- und Milzpreßsaft ist Umber mit Hinweis auf die eben
erwähnte Bakterienwirkung entgegengetreten . Stoklasa und S i m ä-
cek wollen aus Preßsäften verschiedener Organe durch Alkohol-
ätherfllllung ein der Zymase analoges Ferment gewonnen haben,
Olykolyse.
288 Hi8 und Falta.
Giykolyse. welches im stände ist, Zuckerlösong unter Bildung von CO^ und
Alkohol zum Teil auch unter Bildung von Buttersäure und Milch-
säure zu vergären. Speziell bei den Untersuchungen mit Pankreas-
preßsaft soll die Tätigkeit der Bakterien durch Anwendung hoch
konzentrierter Zuckerlösungen eingeschränkt worden sein. Sie stützen
sich bei der Begründung ihrer Anschauung, daß die beobachtete
Gärung wirklich zum größten Teil auf der dem Organpulver inne-
wohnenden glykolytischen Kraft beruhe, hauptsächlich darauf, daß
bei Anwendung von Organpulver, welches durch längere Aufbewahrung
seine glykolytische Wirksamkeit eingebüßt hat, in Zuckerlösungen
gleicher Konzentration nur eine minimale COj-Bildung beobachtet
werden konnte. Aber selbst für die unter antiseptischen Kautelen
angestellten Versuche fehlt bisher üebereinstimmung. Rahel Hirsch
weist für die Leber bei der antiseptischen Autolyse eine deutliche
Giykolyse nach, welche aber nach Cohnheims und ihren Unter-
suchungen bei der Autolyse des Pankreas vermißt wird. Fein-
schmied, Arnheim und Rosenbaum nehmen dagegen nach
ihren Erfahrungen für jedes Gewebe des tierischen Organismus —
auch für das Pankreas — eine geringe glykolytische Fähigkeit an,
sprechen sich aber entschieden dagegen aus, daß es sich dabei um
eine einfache alkoholische Gärung handle. Die Schwierigkeit liegt
darin, daß durch hohe Konzentration der Antiseptika möglicherweise
sehr empfindliche Fermente wirkungslos werden können, bei nur
geringer Konzentration aber selbst unter der Toluolschichte Bakterien-
entwicklung stattfinden kann. Endlich ist auch der Nachweis wirk-
licher erzielter Sterilität vom bakteriologischen Standpunkt aus meist
nicht ganz einwandsfrei. Diese Einwände bestehen nicht f&r die
von N. Sieb er aus dem Blutplasmafibrin dargestellten, oxydierenden
Fermente, welche sowohl bei aseptischen wie antiseptischen Kautelen
Traubenzuckerlösung in intensiver Weise imter COj-Entwicklung zu
oxydieren im stände sind, da der Prozeß der Oxydation sich bis auf
einen sehr widerstands&higen Best (imgefähr ein Viertel der zu-
gesetzten Zuckermenge) innerhalb weniger Stunden abspielt, ist
Bakterienwirkung natürlich ausgeschlossen. Die Wirkung dieser
Oxydationsenzyme ist eine elektive, da andere leicht oxydable Sub-
stanzen, z. B. Salizyl-, Benz- und Formaldehyd, durch dieselben nicht
zu den entsprechenden Säuren oxydiert, sondern in viel eingreifen-
derer Weise unter Farbstoffbildung zersetzt werden. Wenn wir
nun auch bei der Verworrenheit der verschiedenen Angaben von
einem abschließenden Urteil über das Wesen des glykolytischen
Prozesses weit entfernt sind, so hat doch das letzte Jahr eine An-
Stoffwechselkrankheiten. 289
zahl von Angaben gebracht, die übereinstimmend auf eine wesent-
liche Beeinflussung des Zuckerverbrauches durch das Pankreas hin-
weisen. Cohnheim hat aus einem Gemenge von Muskel und
Pankreas einen zellfreien Saft gewonnen, der in hohem Grade im
stände ist, Traubenzucker so zu verändern, daß er chemisch nicht
mehr nachweisbar ist. Rahel Hirsch konnte zeigen, daß die dem
Lebergewebe an und für sich innewohnende glykolytische Kraft
durch Zugabe von Pankreasgewebe hochgradig gesteigert wird. End-
lich haben diesArnheim und Bosenbaum sowohl für die Kom-
bination von Leber und Pankreas als auch von Muskel und Pankreas
bestätigt. Allen Untersuchem ist der Nachweis von Alkohol dabei
nicht konstant, und wenn ja, nur in so geringen Mengen geglückt,
daß daraus die Menge des verschwundenen Zuckers nicht erklärt
werden kann. Die unter antiseptischen Kautelen verlaufende Glyko-
lyse ist also sicher nicht eine einfache alkoholische Gärung. Auf
welchem Wege der Einfluß des Pankreas erfolgt, ist noch unklar.
Eine bloße aufschließende Wirkung des Pankreassafbes auf die Zellen
der anderen Organe ist schon deshalb auszuschließen, weil A ru-
he im und Bosenbaum mit isoliert gewonnenen Preßsäfben ge-
arbeitet haben. Dagegen spricht viel fiir die von Hofmeister
(siehe auch Cohnheim) ausgesprochene Ansicht, daß „das vom
Pankreas zur Pfortader strömende Blut ein Agens, ein Proferment
oder eine Kinase der Leber zuführe, durch welche das Lebergewebe
erst zum Zuckerverbrauch befähigt würde". Diese Erklärung Heße
sich auch für die anderen Gewebe heranziehen. Es wäre so eine
geringe glykolytische Kraft aller Gewebe wohl möglich, insofern
als sie noch vom Pankreas aktiviertes Ferment besitzen. Nach Aus*
Schaltung des immer wieder von neuem aktivierenden Pankreas-
profermentes würde aber ihre glykolytische Kraft bald erlöschen.
Diese Vorstellung wird durch die Befunde von Jakoby, Blumen-
thal und Feinschmied, nach denen die diabetische Leber keine
glykolytische Kraft besitzt, in hohem Grade gestützt. Ob das Pankreas
auch in Beziehung steht zu den von N. Sieb er beschriebenen Ozy-
dationsfermenten des Blutplasmafibrins, deren Träger nach Blumen-
tbals Ansicht die weißen Blutkörperchen sind, und wie sich diese
Fermente beim Diabetes verhalten, darüber fehlt bisher jede An-
gabe.
Für die eben besprochene Beziehung zwischen Pankreas und inseltheorie.
Diabetes hat man bekanntlich das pathologisch-anatomische Korrelat
in einer krankhaften Veränderung der L an gerh aussehen Zell-
haufen gesucht (vergl. das Referat vom Jahre 1903). Neuere Unter-
Jahrbnoh der praktischen Medizin. 1904. 19
290
His und Falta.
Disbetes.
Biweifistoff-
weohsel.
sachongen über diesen Gegenstand liegen vor von B. Fischer, Gut-
mann und Herxheimer. Diese Mitteilungen decken sich bezüg-
lich des pathologisch-anatomischen Befundes im allgemeinen mit den
früheren von Hansemann; sie sprechen nicht unbedingt fär die
Inseltheorie. Herxheimer rechnet mit der Möglichkeit funktioneller
Störungen und wünscht eine weitere Prüfung der Theorie auf
experimentellem Wege. Es soll untersucht werden, ob bei Unter-
bindung des Ductus pancreaticus die Inseln sich wirklich absolut
refraktär verhalten, wie Schulze und Ssobolew behaupten.
Pflüger tritt in seiner Arbeit «Ueber das Glykogen' der gegenwärtig
herrschenden Anschauung einer in größerem Umfang aus Eiweiß erfol-
genden Zackerbildung entgegen. Die Glykogendepots im Körper
seien viel größer als man bisher angenommen habe; yielleicht kommen
auch die Glykoside als Quelle des Hamzuckers in höherem Grade in Be-
tracht. Eine Zackerbildung aus Eiweiß soll höchstens nach Maßgabe der
im Eiweißmolekül Torgebildeten Kohlehydratkomplexe möglich sein. Speziell
der letzteren Annahme widersprechen die Angaben der meisten Autoren
über die Beeinflussung der diabetischen Glykosurie durch verschiedene
Eiweißkörper. Namenüich das an vorgebildeten Kohlehydratkomplexen sehr
reiche Ovalbumin erweist sich auf die Zuckerausscheidung fast wirkungs-
los, während dies durch das Kasein, aus dem die Abspaltung einer
Kohlehydratgruppe bisher überhaupt nicht gelang, in exquisiter Weise
gesteigert wird. Dies ist in jüngster Zeit durch Falta bestätigt worden;
das Blutglobulin verhält sich nach ihm ähnlich wie das Ovalbumin. Der
Grund hierfür liegt vielleicht in der schwereren Zersetzlichkeit dieser beiden
Eiweißkörper, die speziell beim Ovalbumin in einem viel flacheren Ablauf
der N-Aussoheidungskurve zum Ausdruck kommt, und in einer damit ver-
bundenen, langsameren Zuckerbildung; je rascher der Zucker gebildet wird,
desto leichter kommt es zur Hyperglykämie und Glykosurie; der langsam
entstehende Zucker kann noch assimiliert werden. Den früheren von
Lüthje und Rumpf mitgeteilten Fällen von hochgradiger N-Retention
bei Diabetes ist von Falta ein neuer Fall hinzugesellt worden. Im Ver-
laufe von 6 Wochen wurden bei Konstanz des Körpergewichtes 228 g N
zurückbehalten. Interessant war der Umstand, daß mit einer vermehrten
Znckeraussoheidung immer eine vermehrte N-Retention einherging, und
daß N-Gleichgewicht eintrat, als der Patient zuckerfrei wurde. Diese hoch-
gradigen N-Retentionen beim Diabetes haben bekanntlich Ko lisch und
Umher auf die Vermutung hingeleitet, es möchte der Diabetiker aus dem
zugeführten Eiweiß vorwiegend die N-reichen Komplexe zum Eiweißaufbau
verwenden, während er an G-reichen durch das gesteigerte Bedürfnis nach
Brennmaterial verarmt. Diese Theorie vom partiellen Eiweißabbau hat
neuerdings durch die Untersuchungen von Fr. Kraus, von Umber selbst
und von Blumenthal an Interesse gewonnen. Fr. Kraus weist nach, daß
bei phloridzinvergifteten Mäusen der Eiweißbestand an Leuzin verarmt;
Stoffwechselkrankheiten«
291
er bezeichnet dies als partielle Abartung des chemischen Typus. Nach
Blumenthal soll bei Karenz- und Phloridzintieren der Kohlehydratgehalt
des Bluteiweißes sich verringern. Eine weitere Form des kOnstlichen, par-
tiellen Eiweißabbaus gelang Umber durch andauernde Glykokollentziehung
(durch Einfuhr von benzoesaurem Natrium). Der G-6ehalt des Eiweiß-
bestandes solcher Tiere war im Verhältnis zum N-Gehalt nur um ein weniges
vermindert. G/N = 8,25 statt 8,36. Diese untere Grenze wird auch in
Zeiten schwerster Not mit großer Zähigkeit festgehalten; dagegen war das
Verhältnis der Aminosäuren untereinander bedeutend verschieden. Dies
soll eine Abartung der inneren Struktur der Eiweißkörper beweisen. Es
besteht aber, wie wir glauben, noch der Einwand, daß die Versuchstiere
nur an gewissen Eiweißkörpem, in diesem Falle z. B. an glykokoUreichen
Eiweißkörpem stärker verarmten, während der Bestand an den übrigen
Eiweißkörpem , weniger gelitten hatte, v. Jaksch hat die N- Verteilung Yermehrang
im Harn bei verschiedenen Krankheiten studiert. Die Ausscheidung des axnino-
des aminosaurenN kann bei Diabetes eine Vermehrung erfahren, die **Hm bei"*
bis 0,64 g N in der Tagesmenge betragen kann. Diabetes.
In Ergänzung der vorjährigen Mitteilung gibt v. Noorden
neue Berichte über die Haferdiät, warnt aber ausdrücklich vor Diät,
der VeraUgemeinerung dieser Kur. Interessant ist die Angabe von
V. Noorden, daß die einzelnen Mehlsorten nicht von gleichem Ein-
fluß auf die Glykosurie sind. Die bisher übliche Einschätzung der
einzelnen Mehlspeisen nach ihrem Gehalt an Kohlehydraten ist daher
unrichtig. Hafermehl soll z. B. meist besser vertragen werden als
Weizenmehl. Die Untersuchungen von Kolisch und Schuman-
Leclercq stützen die früher von Kolisch u. a. erhobene For-
derung nach möglichster Einschränkung der Eiweißzufuhr beim
Diabetes. Je geringer die Eiweißzufuhr, desto höher die Toleranz
gegen Kohlehydrat. Nach Schuman-Leclercq soll vegetabilisches
Eiweiß die diabetische Qlykosurie in glücklicher Weise beeinflussen.
Vor einer unbeschränkten Fettzufdhr bei reichlicher Ausscheidung
von Azetonkörpem wird von Schwarz gewarnt. Nach Falta stei-
gert reichlicher Oenuß von Eidottern, wahrscheinlich durch den hohen
Lezithingehalt, die Zuckerausscheidung und setzt die Toleranz gegen
Kohlehydrate herab. Speziell um die letzten Spuren von Zucker
zum Verschwinden zu bringen, empfiehlt es sich, die Eidotter durch
eine ihrem N-Qehalt entsprechende Menge von Eierklar zu ersetzen.
Kau f m a n n hat inv. Noordens Abteilung den Einfluß einer großen Medikunentose
Anzahl von Medikamenten beim Diabetes einer eingehenden Prüfung "^^J^^f *®"
unterzogen. Nach seinen Erfahrungen kann er nur das Opium, die
Salizylpräparate und das Jambulextrakt empfehlen. Auf die spezieUe
Indikationsstellung kann hier nicht näher eingegangen werden.
Diabetes.
292 His und Falta.
Diabetes Tallquist hat bei einem Falle von Diabetes insipidas den
mBipiduB. Eiufl^ verschiedener Kostformen studiert. Er kommt zu dem
bemerkenswerten Besultat, daß dabei die prozentuale Zusammen-
setzung des Harnes sich nicht änderte. Sowohl bei N- und salz-
reicher, wie bei N- und salzarmer Kost blieb das spezifische Ge-
wicht dauernd sehr niedrig, es änderte sich nur die Hammenge,
die direkt proportioniert war der Menge der festen Bestandteile.
Die Ausscheidung derselben erfolgte also immer in einer Lösung
von gleicher Konzentration, die über eine sehr niedrige Grenze nicht
emporsteigen kann. Vielleicht fehlt beim Diabetes insipidus die
Besorption von Wasser in den Nierenkanälchen , wodurch unter
normalen Verhältnissen eine Eindickung des von den Glomerulis
sezemierten Flüssigkeitsstromes bedingt wird. Tallquist proponiert
daher eine möglichst N- und salzarme Kost, durch welche in seinem
Falle eine wesentliche Besserung erzielt wurde. Auch bei den von
Fr ihr am beobachteten Fällen von Diabetes insipidus ist das spezi-
fische Gewicht des Harns dauernd niedrig. Die Folymorphie der
Symptome darf nicht wundem, da ja verschiedene Krankheitsbilder
vorliegen, die nach ihrem gemeinsamen Symptom, der Polyurie,
unter einem Namen zusammengefaßt werden. Doch existieren viele
gemeinsame Berührungspunkte: fast bei allen seinen Fällen Störungen
der Geschlechtsfunktion (Impotenz resp. Zessieren der Menses), Ent-
wicklungshemmung bei jugendlichen Individuen, Erkrankungen des
Nervensystems (Neuritiden, Steigerung der Patellarreflexe , in zwei
Fällen genuine Optikusatrophie). Eines der hervorragendsten Mo-
mente ist die Bradyurie (im Gegensatz zum Diabetes mellitus, die
Verlangsamung der Flüssigkeitsausfuhr scheint bei genuiner Schrumpf-
niere noch hochgradiger zu sein). Bei gleichzeitiger Phthise fehlten
die Nachtschweiße. — Pribram empfiehlt das Ergotin imd ganz
allmähliche Wasserentziehung. Auch A. Wolff hat in einem Falle
von Diabetes insipidus mit Seeale comutum einen günstigen Erfolg
gesehen; in einem zweiten blieb der Erfolg allerdings aus. Feilchen-
feld berichtet von einem Heilerfolg durch subkutane Injektionen
von Strychnin. Herescu berichtet von einem Falle, wo durch ein
Trauma Tiefstand der linken Niere eintrat, im Anschluß daran
Polyurie. Der Diabetes insipidus verschwand nach der Nephro-
pexie.
Sicht. Wer über die Bedeutung der Harnsäure für die
Pathologie sich informieren will, findet eine vortrefifliche Zu-
sammenstellung bei Wiener. Wichtig für die Pathogenese der
Stofiwechselkrankheiten. 293
Gicht sind die Untersuchungen von Pfeil und Soetbeer. Pfeil Pathogeneae
untersucht die ausgeschiedene Harnsäure alle 3 Stunden , um den weht.
Einfluß der Nahrun gsau&ahme zu prüfen. Bei fleischfreier Kost
strebt der tägliche Wert einer unteren Grenze zu, die er erst nach
mehreren Tagen erreicht. Dabei sind die Stundenwerte, mit Aus-
nahme einer morgendlichen Steigerung, einander gleich. Ein Ein-
fluß der Mahlzeiten ist nicht zu erkennen. Gleiche Tageskurve und
Tagesmenge ergab ein Versuch mit stickstoflP&eier Kost. Geht man
nun zur Fleischkost über, dann steigt der tägliche Wert schon am
ersten Tage, und die Stundenkurve zeigt den Einfluß der Fleisch-
nahrung mit einer erheblichen Steigerung nach 3 — 4 Stunden. Die
tägliche Zunahme ist individuell verschieden, die Form der Kurve
jedoch nicht. Diese Ausscheidungsverhältnisse untersuchte Soet-
beer an 5 Gichtkranken. Akute Formen zeigten bei fleischfreier
Eost normale Stundenwerte, chronische ganz regellose Kurven; bei
Fleischkost wiesen akute und chronische Formen an Stelle der
normalen Mehrausscheidung minimale Steigerung oder sogar Ver-
minderung auf. Diese Resultate zeigen, daß trotz der normalen
Tageswerte die Ausscheidung der Harnsäure bei der Gticht gestört
ist und fordern zu weiteren Versuchen auf.
Den Bau der Gichtknoten behandeln Rindfleisch und Krause, öichtknoten.
Ersterer mdchte den Anfall als akute Reizhyperämie (Pseudophlogose)
auffassen, zu der oft ein Trauma, wahrscheinUch auf nervdsem Wege,
Anlaß gibt. Letzterer zweifelt an den Nekrosen, da er Kemtrümmer
vermißt (Referent hat sie aber stets gefunden). Haigs Gichttheorie
wird auch von Woods-Hutchinson als ganz unwissenschaftlich
bezeichnet (vergl. Jahresbericht 1903). Falls wirklich die Purinkörper
der Nahrung dem Gichtkranken schädlich sind, ist die Art der vege-
tabilischen Nahrung nicht gleichgültig. Nach Walker Hall enthalten
zwar Brot, Reis, grüne Gemüse keinen, Kartoffeln aber 0,0008^/'o,
Leguminosen bis 0,0278 '/o Purinstickstoff. Bier enthält 0,005— 6 °/o-
Das Kombinationsspiel der Gichtmittel erweitem Dorn durch Ich-
thyolidin (Piperazin plus Ichthyolsulfosäure) und Bardet durch
Chinoform (Chinasäure plus Formol), Urosin empfiehlt v. Lang.
Hupfer (wie Weiß unter v. Bunge arbeitend) beweist, daß China-
säure die Hamsäurebildung nicht beeinflußt. Wie Weiß zu seinen
Besultaten gelangte, ist ihm unerklärlich. Den von His und Paul
gegebenen Anregungen folgend, bringen die Elberfelder Farbwerke
unter dem Namen Zitarin das Natronsalz der Anhydromethylen-
zitronsäure in den Handel, das im Gegensatz zum Urotropin auch in
alkalischer Lösung Formaldehyd abspaltet. Freies Aldehyd ist im
294 His und Falta.
aiohtknoten. Harn nachgewiesen, wird also nicht, wie His und Paul meinten,
völlig im Körper gebunden und könnte vielleicht auf gichtische Ab-
lagerungen lösend wirken. Die üblichen praktischen Erfahrungen
(Leibholz, Fisch) liegen bereits vor. Weiteres ist abzuwarten.
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i) Krankheiten des Blntes.
Blntzfthl-
appsimte.
Leukozyten-
diagnoBÜk,
— bei Sepsis
und Typhus,
Seharlach,
Pocken.
Von Prof. Dr. £• Grawitz^ dirigierendem Arzt der inneren Abteilung
des Neuen städtischen Krankenhauses in Charlottenburg-Westend.
Zur Zählung der roten und weißen Blutzellen haben
Mersh Strong und Seligmann eine neue Methode ersonnen, wo-
bei eine abgemessene Menge Blut mit einer Lösung verdünnt wird,
welche gleichzeitig fixiert und färbt, worauf in eigenartigen Zähl-
kammem gesichtsfeldweise die Zählung vorgenommen wird. Als
Lösung empfahlen die Autoren : 0,75 g Chlomatrium, 0,012 g Methyl-
violett, 1,5 ccm Formalin, 100 ccm Aqu. dest. Ebenfalls für die
Zwecke exakter Blutzellenzählung hat May eine Blutpipette kon-
struiert, welche nach dem Prinzip der Crem ersehen Pipette eine
automatische Abgrenzung von Blut und Mischflüssigkeit und somit
exaktere Zählresultate ermöglicht. Wenn man allerdings diese, ans
f&nf verschiedenen Böhrchen höchst subtil konstruierte Pipette an-
sieht, so erscheint es doch fraglich, ob ein so kompliziertes Listm-
ment im Einklang steht mit dem Werte der Zellzählungen, besonders
der Leukozytenzählungen. Diese letzteren sind seit der be-
kannten Publikation von Curschmann (s. d. Jahrb. 1908, S. 275)
sehr beliebt geworden, und man hat fortgesetzt versucht, teils aus
den Gesamtzahlen der Leukozyten, teihs aus den Yerhältniszahlen
der einzelnen Formen (mehrkemige neutrophile, eosinophile und ein-
kernige Lymphozyten), Schlüsse för die Diagnose und Prognose ge-
wisser Krankheiten zu ziehen. Besannen und Labbe schlagen
den Wert der Leukozytenvermehrung, trotzdem sich diese bei sehr
vielen Krankheiten findet, sehr hoch an und halten ihren Nachweis
für ebenso wichtig, wie die Bestimmung der Temperatur, des Pulses,
des Harnes etc. Bei Eiterungen soll die Leukozytose wegen ihres
frühen Auftretens die sonstigen klinischen Zeichen an Wichtigkeit
übertreffen. Mit Recht betont Labbö, daß Leukozytose für
Sepsis, gegen Typhus, für Leberabszeß, gegen Malaria spricht,
aber schon die Angabe, daß im Beginn fieberhafter Krankheiten
polynukleäre Leukozytose fiir Scharlach, mononukleäre fiir Pocken
und Fehlen der Leukozytose fiir Masern sprächen, ist erstens in
/
Krankheiten des Blutes. 297
dieser sicheren Fassung durchaus nicht haltbar und zweitens prak-
tisch kaum von Bedeutung, da wohl kein Arzt die genannten Exan-
theme auf dieser Basis differenzieren dürfte. Interessant ist die
Angabe von Steinbach, daß Vermehrung der Lymphozyten nicht
nur ftir tuberkulöse Meningitis, sondern auch fiir andere chronische
Entzündungen der Hirn- und Rückenmarkshäute, z. B. Tabes und Leukozyten
allgemeine Paralyse, charakteristisch sind, Bloch berichtet ^^^-^x
über Vermehrung der eosinophilen Zellen bei Ankylosto- Tabes,
muminfektion und auch bei Echinokokkengeschwulst. Sehr richtig Paralyse,
macht Bryant darauf aufinerksam, daß die Veränderungen der roten
und weißen Blutzellen von großem Werte für die Diagnose sein EosinophUie
können , aber immer erst nach sorgfältiger allgemeiner klinischer *•* Äntozoto,
Untersuchung der Kranken, eine Anschauung, welche auch der Re-
ferent ganz speziell den praktischen Aerzten von jeher gelehrt hat,
denn wie unzuverlässig die Leukozytenzählung gerade bei der Be-
urteilung der PerityphUtiden ist, zeigt in drastischer Weise die
Statistik von R e h n , welcher bei abszedierenden Formen zum — bei
größten Teile leichte Leukozytosen von ca. 13000 im Kubikmilli- P^r^^yP^itis.
meter, zum Teil aber auch ganz normale Werte fand, so daß von
irgend einer Sicherheit dieses Diagnostikums gar keine Rede sein
kann.
üeber die Entstehung der Blutplättchen liegen neuere Unter- Blutplättchen.
Buchungen von Puchberger vor, welcher eine vitale Färbung des
Blutes nach dem Vorgänge von Levaditi derartig vornimmt, daß eine
schwache alkoholische Lösung von Brillantkresylblau auf einem Objekt-
glase zum Antrocknen gebracht und darauf der frische Blutstropfen ein-
gedeckt wird. Hierbei ßlrben sich die Plättchen in kurzer Frist violett
und zeigen eine Absonderung von hyaliner Substanz, jedoch keine selb-
ständige Zellstruktur, sondern ähneln am meisten den Kernen der Lympho-
zyten. £. Schwalbe kommt zu dem Schlüsse, daß die Plättchen sowohl
aus Kemresten der Erythrozyten , wie aus zerfallenen Kernen der Leuko-
zyten herstammen, mithin keine einheitliche Genese haben. — Einen an-
scheinend ganz praktischen kleinen Apparat zur Fixierung von Blut- Apparat zur
Präparaten hat Kowarsky angegeben. Man erhitzt auf einer Kupfer- J'i"tion von
platte über der Flamme, bis ein eingefügter Kristall von Harnstoff ge- py^paraten.
schmolzen ist, was bei ca. 132° C. eintritt Die ganze Prozedur dauert
3 — 4 Minuten, ein Verbrennen der Präparate kann nicht eintreten (Apparat
erhältlich bei Müncke-Berlin). Die Methode der Blutalkalimetrie von Alkalimeter.
Dare beruht auf der Erfahrung, daß das charakteristische Spektrum des
Oxyhänioglobins schwindet bei Zusatz von Säuren in solcher Menge, daß
eine Neutralisation eintritt. Verfasser hat einen kleinen Apparat kon-
struiert, in welchem zu einer sehr kleinen Menge verdünnten Blutes eine
Lösung von Acidum tartaric. zugesetzt wird, bis das Ozyhämoglobinspek-
298
Grawitz.
Blatbeftind
bei Sohwitz-
prozeduren,
— bei
KAlte.
Polyzyth&mie
und chronische
Zyanose.
Perniziöse
Anämie,
— durch
Pftenia soliom.
trum ausgelöscht erscheint» worauf aus der Menge der verbrauchten S&ure
die Alkaleszenz des Blutes berechnet wird.
Krebs und Mayer fanden, daß bei 15 — 25 Minuten langem
Schwitzen in Heißluftbädern mäßige Leukozytose, mäßige Ver-
mehrung des Hämoglobingehaltes und spezifischen Gewichtes ein-
traten. Dasselbe erfolgte bei Anwendung von Glüh- und Bogenlicht-
bädem, während beim Schwitzen in heißen Wasserbädem eher eine
Abnahme der genannten Faktoren eintrat. Mit Recht folgern die
Autoren hieraus, daß bei Schwitzkuren keine Veränderungen des
Blutes selbst, sondern vornehmlich der Zirkulationsverhältnisse thera-
peutisch wirksam sind.
Weinzirl fand, daß beim Menschen die Zahl der roten Blut-
zellen in der Raumeinheit im Winter durchschnittlich höher ist als
im Sommer. Er glaubt, daß auch im Höhenklima zum Teil Kälte-
wirkung auf das Blut Einfluß habe und eine scheinbare Ver-
mehrung der Zellen durch erhöhte Konzentration des Blutes bedinge,
zum Teil könne aber auch eine wirkliche Vermehrung durch er-
höhte Nahrungsaufnahme eintreten. Osler berichtet über 4 Fälle
von chronischer Zyanose mit auffälliger Vermehrung der
roten Blutzellen (bis 12 Millionen im Kubikzentimeter) und hohem
Hämoglobingehalt (bis 150^/o), ohne daß ein organisches Leiden des
Herzens oder anderer Teile des Zirkulationsapparates dieses Phäno-
men bedingt hätte. In mehreren Fällen bestand Albuminurie, Kopf-
schmerz, Milzvergrößerung. Die Obduktion eines dieser Kranken
ergab gar keinen Anhaltspunkt für die Aetiologie des Leidens, und.
auch aus allen sonstigen Verhältnissen vermag Osler bislang keiue
Erklärung für diese merkwürdigen Zustände von Polyzythämie
zu geben. (Auch dem Referenten ist dieses eigentümliche Krankheits-
bild nicht unbekannt, doch möchte er nicht empfehlen, dasselbe be-
reits jetzt als eine neue Krankheit zu registrieren, da bislang
exakte Untersuchungen über das Verhalten des Blutplasma, sowie
auch des Knochenmarkes fast ganz fehlen, trotzdem doch diese
Faktoren in erster Linie für die Erklärung des Blutbefundes studiert
werden müssen.)
Die schweren Anämien bilden dauernd den Gegenstand eifriger
Untersuchungen, die sich in letzter Zeit vorwiegend auf die Aetio-
logie dieser viel umstrittenen Krankheiten konzentriert haben. Ueber
eine interessante Ursache berichtet Dirksen (Cuxhaven), welcher
bei einem Matrosen eine hochgradige Anämie mit 400000 roten Blut-
körperchen, starker Poikilozytose, Polychromatophilie, Nonnoblasten
und 5000 Leukozyten, verbunden mit allgemeiner schwerer Prostra*
Krankheiten des Blutes.
299
tion, beobachtete, die unzweifelhaft durch eine große Masse von
Taenia solium (ca. 12 Exemplare) hervorgerufen wurde und nach
Abtreibung der Würmer in Heilung überging. Da sich ein Teil der
Bandwürmer in vorgeschrittener Fäulnis befand, so schließt Dirksen
mit Becht, daß die Besorption toxischer Produkte die schwere
Hämolyse bedingt habe. Diese, bei Bothriocephalus latus bekannt-
lich oft zu beobachtende schwere anämisierende Wirkung der Darm-
parasiten hat viel zur Klärung der scheinbar so dunklen Aetiologie
dor perniziösen Anämie beigetragen, und eine Beihe von Autoren
erkennen heute nur noch die durch Giftwirkung entstandenen An-
ämien als „wirkliche^ perniziöse Anämien an. William Hunter,
dessen Verdienst es ist, zuerst die hämolytische Wirkung der im
Magendarmkanal gebildeten toxischen Stoffe nachgewiesen zu haben,
beleuchtet in einer neuesten Arbeit zunächst die historische Seite
dieser Krankheit, die schon im Jahre 1855 von Addison als
„idiopathische Anämie^ in meisterhafter Weise als eine infektiöse
h&molytische Einheit beschrieben ist, während die bekannte Bier mor-
sche Arbeit vom Jahre 1871 unter dem Namen der „progressiven
perniziösen Anämie*' keine bestimmten Ursachen der Krankheit an-
gab, so daß in der Folgezeit alle möglichen Zustände unter dieser
Bezeichnung zusammengefaßt wurden. Hunt er stellt sich ganz
auf den Standpunkt seines Landsmanns Addison und versteht als
„perniziöse Anämien" nur solche Formen, bei welchen eine schwere
Hämolysis hervorgerufen ist durch eine septische Infektion der
Schleimhaut des Mundes, des Magens und Darmes mit Bildung von
Giftstoffen. Wenn diese Ansicht auch nach der des Beferenten zu
einseitig ist, so wird doch eine Giftwirkung bei der Entstehung
dieser Anämien durch immer neue Untersuchungen bestätigt. Scott
Warthin fand bei histologischer Untersuchung einer größeren Zahl
derartiger Fälle eine gesteigerte Auflösung von roten Zellen in den
Lymphdrüsen, im Knochenmark und in der Milz. Er sieht in einer
gesteigerten Phagozytosis dieser Organe die eigentliche Quelle
der vermehrten Blutdestruktion und glaubt, daß eine Toluylen-
diaminvergiftung die primäre Ursache derselben sei. Ob diese
durch Autointoxikation oder durch Lifektion entstehe, läßt er un-
entschieden. Unentschieden ist femer noch immer die Bolle, welche
die Drfisenatrophie im Magen und Darm bei der Entstehung dieser
Anämien spielt. Mit der Mehrzahl der Autoren nimmt Einhorn
an, daß sie zum Zustandekommen der Anämie nicht notwendig ist,
dagegen geht dieser Autor entschieden zu weit, wenn er der Achylia
gastrica ebenfalls gar keine Bolle bei der Entstehung von Anämien
Tolnylen-
diamin-
Vergiftung.
300
Grawitjs.
Tolnylen-
diamin-
vergiftong.
Asthenie
der Blut-
bildnng.
Diagnose.
beimißt, denn aus der nicht nur von Einhorn, sondern wohl von
den meisten Ellinikem gemachten Beobachtung, daß Anomalien der
Magensekretion lange Zeit ohne Schaden von manchem ertragen
werden, kann man doch nicht den ganz extremen Schluß ziehen,
daß sie bei allen Menschen bedeutungslos sind. Während die
Mehrzahl der Kliniker, die sich nicht nur am Mikroskope, sondern
auch am Krankenbette mit den perniziösen Anämien beschäftigt
haben, fiir die Mehrzahl dieser Fälle irgendwelche Intoxikationen
als Ursache und die histologischen Veränderungen im Blute und
Knochenmark als Folgeerscheinungen der gesteigerten Hämozytolyse
ansehen, verficht Bloch von neuem in modifizierter Form die
Ehrlich sehe Anschauung, daß das Primäre dieser Krankheit in
Anomalien des Knochenmarks zu suchen ist und zwar „in einer
primären asthenischen Beschaffenheit des blutzellenbilden-
den Gewebes^. Hiermit wären diese Krankheiten glücklich wieder
in das Meer dunkler hypothetischer Begriffe zurückgetaucht, aus
dem sie in den letzten Jahren durch zahlreiche praktisch-klinische
Forschungen gerettet schienen. Für Bloch ist diese Ejrankheit
absolut unheilbar, höchstens kommen Remissionen vor, und alle
sorgftltigen Mitteilungen über die Erfolge einer rationellen, auf den
Magen und Darm gerichteten Therapie sind fiir ihn nicht vorhanden.
Seine Therapie besteht lediglich in Buhe, Schonung und Gewöhnung
an eine gemischte Kost. Ebenso negativ ist die Therapie in einer Publi-
kation von V. Hößlin und ebenso von Krokiewicz, höchstens, daß
Arsenpräparate angewandt werden, welche allein niemals wirksam sind.
Es ist daher nicht verwunderlich, aber bedauerlich, daß alle
diese Autoren nur von Todesfällen berichten, und es wäre wohl zu
verlangen, daß, bevor diese Krankheit schlechthin als unheilbar be-
zeichnet wird, zunächst einmal diejenigen Maßnahmen angewandt
werden, welche vom Referenten (Klinische Pathologie des Blutes,
1902 u. a. a. 0.) eingehend geschildert sind und den genannten
Autoren kaum unbekannt geblieben sein dürften. In Bezug auf die
Diagnose bestätigt Krokiewicz gegenüber der Ehrlichschen
Schule die Ansicht des Referenten, daß nicht der Blutbefund allein,
z. B. an Megaloblasten, die Diagnose auf perniziöse Anämie sichere,
sondern daß der allgemeine klinische Verlauf ausschlaggebend sei.
Daß ein solcher angeblich charakteristischer Blutbefund z. B. durch
Krebsmetastasen im Ejiochenmark vorgetäuscht werden kann, zeigt
eine Veröffentlichung von Houston, welcher in diesem Falle enorme
Verringerung der Erythrozyten, zahlreiche Normo- und Megaloblasten
bei ganz normalen Verhältnissen der Leukozyten konstatierte. Einen
Krankheiten des Blutes.
301
Rektale
BlatinfUBion.
Allgemeine
Kaohezien
intestinalen
Ursprangs.
auffällig günstigen Heilerfolg bei einer ziemlich schweren Anämie
eines Soldaten (1,2 Millionen rote Zellen) erzielte Fabian durch
Verfattenmg von rohem Binderknochenmark, mit 75 g pro die be- HeUang
sinnend, auf SOO ir steigend, mit Salz bestreut, auf Semmeln ge- „ *"°^
, -r,. «. , , -i . -r> -.*■ 1 .. Knochenmark
Bossen, später als Kartoffelsalat zubereitet. Der Mann wurde mit
4,8 Millionen Erythrozyten geheilt entlassen. Diese günstige Wir-
kung steht ziemlich vereinzelt in der Literatur da. Mariani emp-
fiehlt, von der richtigen Beobachtung ausgehend, daß Blutzellen
im Darm unverändert zur Resorption gelangen, rektale Infusionen
von Blut zur Beseitigung schwerer Anämien verschiedenen Ursprungs
und rühmt die günstigen Erfolge. Nachprüfungen dürften durchaus
angezeigt sein.
Viele Aehnlichkeit mit perniziösen Anämien, sowohl in dem
ganzen Krankheitsbilde wie auch in der Aetiologie, haben gewisse
Kachexien, auf welche E. Grawitz die Aufmerksamkeit lenkt.
Es handelt sich um Menschen, welche ohne jeden äußeren schäd-
lichen Einfluß in progredienter Weise schwach und elend werden,
dabei aber keineswegs die hochgradige Blässe und so schwere Blut-
veränderung zeigen, wie bei perniziöser Anämie. Sie gehen unter
totaler Appetitlosigkeit, leichten Temperatursteigerungen und Be-
nommenheit in ganz ähnlicher Weise kachektisch zu Grunde, wie
man es bei Karzinose beobachtet. Im Magensaft findet sich keine
freie Salzsäure, der Eiweißzerfall ist gesteigert, im übrigen lassen
sich weder in vivo noch bei der Sektion irgend welche Organ-
erkrankungen finden, welche diese merkwürdige Kachexie zu erklären
vermöchten. Grawitz ist der Ansicht, daß hier in ganz ähnlicher
Weise wie bei der perniziösen Anämie Gift Wirkungen die Ur-
sache der Kachexie sind, welche sich infolge Fehlens der
freien HCl im Magen durch Zersetzung der Ingesta im Darm
bilden und verweist auf die Tatsache, daß auch bei gewissen Krank-
heiten, z. B. Tuberkulose, das Fehlen der HCl schwere Kachexie
bedingen kann, die nach geeigneter Behandlung des Magens wieder
schwindet und teilt eine Beobachtung bei einem derartig schwer
kachektischen Mann mit, welcher von dem anscheinend unmittelbar
bevorstehenden Exitus lediglich durch Magenspülungen und geeignete
Diät gerettet wurde. Die Tatsache, daß eine derartige einfache
Therapie hier wie bei den meisten perniziösen Anämien eine zweifel-
lose Heilung erzielt, spricht für die enterogene Entstehung dieser
Krankheiten, die nur insofern verschieden sind, als in einem FaUe
ganz spezifisch die roten Blutzellen, im anderen der ganze Proto-
plasmabestand des Organismus angegriffen wird.
302 Grawitsß.
Leukftmie. lieber leukämische Erkrankungen liegen wie alljährlich
zahlreiche kasuistische Mitteilungen vor, welche sich vornehmlich
mit der histologischen Seite dieser Erkrankungen beschäftigen.
Aus den Publikationen von Zinkeisen, Beckzeh, Simon, Kelly
geht hervor, daß die Zellformen, welche man bei den Leukozyten
des zirkulierenden Blutes findet, keine bestimmten Schlüsse auf den
Verlauf des Leidens gestatten, daß besonders die „lymphoiden",
d. h. einkernigen, basophilen, ungranulierten Zellen keineswegs charak-
teristisch för akute Leukämie sind, wie man früher annahm, sondern
ebenso häufig bei chronischem Verlaufe vorkommen, und daß anderer-
seits „gemischtzellige" Blutbefunde ebenfalls bei akuten Leukämien
vorkommen. Ebenso übereinstimmend wird durch die Obduktions-
ergebnisse die ältere Ansicht von E. Neumann bestätigt, daß das
Ejiochenmark in jedem Falle von Leukämie erkrankt ist und es
erscheint immer sicherer, daß durch einen noch ganz ungeklärten
Faktor in einem Falle die einkernigen Basophilen des Markes, in
anderen wieder all die granulierten einkernigen Formen in krank-
hafte Poliferation geraten und zur Ausschwemmung in das zirku-
lierende Blut gelangen. Einen neuen interessanten Typus beschreiben
Hitschmann und Lehndorff, welche eine auffallige Vermehrung
der großen farblosen Stammzellen des Markes gleichzeitig mit großen
Mengen von Megaloblasten im Blute fanden und mit Recht schließen,
daß durch ein krankhaf);es Agens die zellbildende Funktion im Mark
derart gehemmt ist, daß sie auf diesen beiden großen „unreifen"
Zellformen stehen bleibt, die dementsprechend zur Einfuhr in das
zirkulierende Blut gelangen. Interessant sind femer neuere Unter-
Knoohenmark- suchungen über die Beeinflussung des Blutbildes durch Ejiochen-
tumoren. xnarktumoren, welche in 2 Fällen von Kurpjuweit und Bloch (3)
sich durch schwere Anämie und Veränderungen an den roten Zellen
in Verbindung mit dem Auftreten zahlreicher einkerniger, neutrophiler
Leukozyten (Myelozyten) dokumentierte, so daß diesen gemeinschaft-
lich vorkommenden Symptomen eine wichtige Bolle für die Diagnose
von Knochenmarktumoren zuzumessen sein dürfte.
Psendo- Die Lehre von den pseudoleukämischen Erkrankungen ist
leukamie. ^ederum von verschiedenen Seiten bearbeitet worden und man hat
versucht, vom anatomischen Standpunkt aus die verschiedenen For-
men systematisch zu ordnen. Türk faßt, wie auch andere Autoren,
alle diese Erkrankungen unter dem Namen „Lymphomatose*' zu-
sammen und unterscheidet 1. solche mit chronisch-gutartigem
Wachstum und zwar: alymphämische (ohne Vermehrung der
Lymphozyten des Blutes), femer sublymphämische (mit relativer
Krankheiten des Blutes. 303
Varmehrtmg der Lymphozyten) gleichwertig mit der Pseudoleukämie
im Sinne von Pinkus-Ehrlich, und drittens lymphämische,
die gleichbedeutend sind mit chronischer lymphoider Leukämie.
2. Lymphomatosen mit akutem Wachstum, wozu er unter
anderen die akute lymphoide Leukämie und das Chlorom subsumiert.
d.Lymphomatosen mit chronisch-bösartigem Wachstum,
d. h. Lymphosarkomatose und lokale Lymphosarkome. Diese Eintei-
lung von Türk ist für den genauen Kenner aller dieser Erkrankungen
verständlich, wenn er ihr auch nicht beizupflichten vermag, für den
Femerstehenden aber und besonders für den die allgemeine Praxis
ausübenden Arzt wird durch derartige Schematisierungen sicher nichts
Nützliches geschaffen, zumal hier lediglich aus anatomischen Ge-
sichtspunkten Krankheiten wie die lymphoiden Leukämien mit Sar-
komen und einfachen generalisierten Lymphomen zusammengeworfen
werden, die ihrer ganzen Wertigkeit nach toto coelo voneinander
verschieden sind. Ebenso bringt eine neuere Arbeit von Pappen-
heim zwar interessante anatomische Beiträge zu dieser Frage, aber
keine klinisch befriedigende Auffassung, welche in das Gewirr der
histologischen Befunde Klarheit brächte.
W. Wolff macht auf glänzend schillernde, leicht grünliche Parasitare
Körper in frischen Präparaten von Lymphosarkomen aufmerksam, Einflüsse.
welche neben den Kernen und Zellen liegen, rundliche oder ovale
Form haben und gegen Natronlauge und Essigsäure resistent sind.
Diese Körperchen färben sich mit der von Busse für Hefe&rbung
angegebenen Methode leuchtend rot und heben sich scharf von den
anderen Substanzen ab. Vielleicht handelt es sich hier um para-
sitäre Gebilde in diesen malignen Tumoren. Daß generalisierte
Lymphome durch Infektion mit Tuberkelbazillen hervor-
gerufen werden können, wird durch eine neuere Beobachtung von
Schur bestätigt, welcher auf einige feine Differenzen gegenüber dem
Lymphoma simplex hinweist.
Großes Literesse haben in letzter Zeit auf die anregenden Ar-
beiten von Banti hin die Fälle von chronischem Milztumor mit all- Splenomegalie,
gemeiner Anämie und Kachexie hervorgerufen. Die Ansicht von Anaemia
Banti (s. Jahrbuch 1902, S. 296), daß MilzschweUungen primär ent- MorbIi?B!Jnti.
stehen und zu sekundärer Entzündung der Leber, sowie zu allge-
meiner ELachexie führen können, hat bei vielen Epikern Anklang
gefunden, wird aber von anatomischer Seite bestritten, resp. als
unbewiesen angesehen. Marchand sowohl wie C h i a r i sind der An-
sicht, daß in den Fällen Banti scher Krankheit die Milzerkrankung
nicht das Primäre, sondern höchst wahrscheinlich die Lebererkrankung
304
Grawitz.
Splenektomie.
Morbus Banti. vorangegangen sei ; höchstens könnten beide Zustände sich gleich-
zeitig entwickelt haben. In diesem letzteren Falle und auch bei
manchen anderen derartigen Vorkommnissen glauben beide Anatomen
an die Wirkung kongenitaler Syphilis, in anderen Fällen an
eine einfache, primäre, interstitielle Hepatitis mit sekundärer Milz-
schwellung. Von klinischer Seite mehren sich die Stimmen für die
Aufstellung eines selbständigen Ejrankheitsbildes, in dem die Spleno-
megalie im Vordergrunde steht und Kachexie, hämorrhagische Dia-
these, mäßige Anämie bei eminent chronischem Verlaufe im Gefolge
hat. Osler betont besonders die Häufigkeit von Magenblutungen,
Bolleston macht auf die fast konstant beobachtete Proliferation
der Endothelien in den Blutsinus der Milzpulpa bei dieser Krankheit
aufmerksam, welche einige Aehnlichkeit mit karzinösen Proliferationen
hat und vielleicht ein Licht auf die Malignität der Erkrankung wirft.
Salusbury Trevor, Michell Clarke, £ wart und andere englische
Autoren sprechen sich für das Vorkommen einer durch Splenomegalie
bedingten selbständigen Erkrankung aus, ebenso Pribram und
Seligmann. Gordon und Scott ebenso wie Osler beobachteten
Heilang durch Heilungen nach Splenektomie, welche bekanntlich seit einigen
Jahren von verschiedenen Autoren mit günstigem Erfolge ausgeführt
worden ist. Gerade diese praktischen Erfahrungen mahnen dazu,
bei diesen und ähnlichen dunklen Krankheiten — wie schon bei der
perniziösen Anämie und der Pseudoleukämie erwähnt wurde —
nicht den anatomischen und histologischen Befunden allzu großes
Gewicht beizulegen. Diese Krankheiten sind in erster Linie am
Lebenden zu studieren und die Klinik dürfte hier das letzte und
entscheidende Wort zu sprechen haben.
Als lokale Styptika bei den schweren hämophilen Blutungen
werden empfohlen erstens das Adrenalin in der gewöhnlichen
Lösung von 1:1000. Kirch und Paterson drückten G^zestücke,
welche mit dieser Lösung getränkt waren, auf die blutenden Stellen
und erzielten eine prompte Stillung. Parry wandte bei einem Kna-
ben, der aus dem Zahnfleisch so stark blutete, daß andere Styptika
vergeblich angewandt worden waren, Tampons mit einer Kalzium-
chloridlösung (2 : 30) an und beobachtete ein Aufhören der Blutung
nach kurzer Frist. Nach dem Vorgange von Jungmann hat Tickell
Gelatineinjektionen per rectum bei schweren Blutungen verschiedener
Provenienz mit Erfolg angewendet und dabei die bei hypoderma-
tischen Gelatineinjektionen auftretenden schädlichen Nebenwirkungen
vermieden. Die Lösung wird in folgender Weise bereitet: 60 g
Gelatine werden in 1,25 1 heißen Wassers aufgelöst, unter leichter
Hämophilie :
Lokale
Styptika.
Innerliches
Styptikom.
Krankheiten des Blutes. 305
Erhitzung auf 1 1 eingedampft und auf Körpertemperatur abgekühlt.
Von dieser Lösung werden je ^U 1 etwa Smal am Tage per clysma
eingeführt.
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f. kün. Med. Bd. LXXV, S. 505.
Jahrbach der praktischen MsdiEin. I90i. 20
Aether-
narkose.
Aether- und
Aether-
Ghloroform-
Mischnarkose.
Lachgas-
miBohnarkose.
2. Chirurgie
(einscliließlich der Unfalls- und Eriegschirurgie).
Von Dr. Paul Wagner, Privatdozent an der Universität Leipzig.
Allgemeine Chinirgie. Auf Grund von 2700 Aethernarkosen
kommt Longard zu folgenden Schlüssen: Der Aether ist bei
richtiger Anwendung das ungefährlichste und beste Narkotikum, das
wir besitzen. Die unangenehmen Nebenwirkungen, die ihm bisher
zur Last gelegt wurden, sind nicht Folgen des Aethers als solchen,
sondern nur bedingt durch die gleichzeitige Kohlensäureintozikation
des Organismus. Darum ist die erste Vorbedingung einer guten
Aethemarkose die reichliche Zufuhr atmosphärischer Luft (Maske
von Longard-Wagner). Nach den Erfahrungen von Hofmann
wird die moderne Aethemarkose berufen sein, das Chloroform
aus seiner dominierenden Stellung zu verdrängen; sie ist zweifellos
die Narkose der Zukunft. Der Aether muß mittels der Tropf-
methode appliziert werden; wo die Aethemarkose nicht ausreicht,
kommen Unterstützungsmittel in Frage. Auf Grund experimenteller
und klinischer Untersuchungen über die Aethemarkose und
Aether-Chloroform-Mischnarkose kommt Poppert zu
folgenden Schlußsätzen: 1. Die Schädigungen der Lungen bei der
allgemeinen Narkose sind bei Anwendung des Aethers bei weitem
stärker als bei Chloroform. Sie sind um so schUmmer, je gesättigter
die eingeatmeten Dämpfe sind. 2. Diejenigen Aether-Chloroform-
Mischnarkosen, bei denen der Aether in einem solchen Verhältnisse
zugesetzt ist, daß sich eine narkotisierende Wirkung desselben
geltend macht, verhalten sich wie die einfachen Aethernarkosen und
besitzen deren Nachteile in verstärktem Maße. 8. Die Geppertsche
Narkose, die eine genaue Dosierung gestattet, ist der gewöhnlichen
Narkose entschieden vorzuziehen. Den einzigen Nachteil der Chloro-
form-Aether-Mischnarkose nach Braun bildet das häufig sehr lang-
same Eintreten des Toleranzstadiums. Krönig hat deshalb das
Lachgas verwendet, um möglichst schnell das Toleranzstadium za
erreichen. Die Methode besteht dann in der Einleitung der Narkose
Chirurgie.
307
mittels Lachgas und Fortsetzung mittels des Braun sehen Oemisches.
V. Winckel hat 100 Narkosen mit dem Schleichschen Gemisch I
— 2 Aethylchlorid, 4 Chloroform, 12 Aether — vorgenommen und
dahei gefunden, daß dieses Narkosengemisch vor dem Aethergebrauch
mindestens keine wesentlichen Vorzüge hat, daß bei demselben be-
drohliche Zustände sogar noch häufiger als beim Aether eintreten,
trotzdem die Zeit und das Quantum des Verbrauches geringer als
bei letzterem sind. Nach den Untersuchungen von Falk ist der
Both- Drag er sehe Apparat für die Chloroform-Sauerstoffnarkose
ungeeignet, da auf die chemisch-pharmazeutischen Eigenschaften des
Chloroforms keine Rücksicht genommen ist, und das Chloroform in
ihm bereits nach einer 20 Minuten langen Narkose wesentliche Zer-
setzungen zeigt. Diese treten um so stärker auf, je wärmer die
Temperatur und je heller das Zimmer ist, und sie steigen ebenfalls
bei Wiederverwendung eines Chloroforms, das bereits einmal zur
Narkose gedient hat. Auf Grund eigener Erfahrungen an der
Land aaschen Frauenklinik empfiehlt Harte g dieAethernarkose
in Verbindung mit Morphium-Skopolamininjektionen,
da sie einmal die Gefahr der Aethemarkose auf ein Minimum reduziert,
andererseits die unangenehmen Nebenwirkungen der Inhalations-
narkose vermindert. Schneiderlin rühmt an seiner Skopolamin-
Morphiumnarkose von neuem die Gefahrlosigkeit bei richtigem
Ausprobieren, daß der Narkotiseur überflüssig wird, und daß der
psychische Shok auf den Kranken bei einiger Vorsicht ganz ver-
mieden werden kann. Die Skopolamin-Morphiumnarkose mit hohen
Morphiomgaben , wie sie Bios vorgeschlagen hat, ist nach den
Erfahrungen von Wild keineswegs ungefährlich. Braun hat
gefunden, daß, wenn lokalanästhesierende Mittel, wie Kokain, auf
Gewebe einwirken, deren Vitalität durch Unterbrechung des Blut-
stromes mittels Abschnürung der Extremitäten oder durch starke
Abkühlung oder durch Adrenalin beeinträchtigt ist, sie dann
eine viel stärkere und beständigere örtliche Vergiftung hervor-
rufen als in Geweben mit ungehindertem, lebhaftem Stoffwechsel.
Braun empfiehlt ganz besonders die Adrenalin-Kokain-
anästhesie. Ein Zusatz von Adrenalin zu Kokainlösungen erlaubt
deren Konzentration und Dosis zu verringern und vermindert die
Intozikationsgefahr bei gesteigertem Anästhesierungsvermögen. Die
Leitungsanästhesie durch perineurale Injektion anästhe-
sierender Lösungen ist in ein neues Stadium getreten, seitdem
man den Lösungen geringste Mengen Adrenalin zusetzt und so die
Abschnürung der Glieder entbehren kann. Die Ausbildung der
Narkosen
mit dem
Schleichschen
Gemisch I.
Ghloroform-
Sanerstoff-
narkose.
Aether-
narkose in
Verbindung
mit Morphinm-
Skopolamin-
injektionen.
Skopolamin-
Morphium-
narkose.
Bedeutung
des
Adrenalins
für die Lokal-
anästhesie.
Leitnngs-
anästhesie.
308 Wagner.
Methode verdanken wir namentlich den eingehenden unter-
Radiographie. suchongen Brauns. Von den zahlreichen Böntgenarbeiten,
die im Laufe des letzten Jahres erschienen sind, bieten diejenigen
^radiotherapeutischen" Inhaltes das größte Interesse. Vor
allem ist es die heilende Wirkung der Röntgenstrahlen
auf bösartige Neubildungen, die immer und immer wieder
zu neuen Versuchen und Untersuchungen anregt. Wirkliche, auf
längere Zeit hinaus sichergestellte Heilungen scheinen aber bis jetzt
doch noch außerordentlich selten zu sein. Perthes hat das Ver-
schwinden der gewöhnlichen Warzen unter dem Einflüsse der Röntgen-
strahlen beobachtet. In mehreren Fällen von Hautkarzinomen des
Gesichtes beobachtete er die Verwandlung des Ulcus rodens in eine
granulierende Fläche und Vemarbung. Ein ausgedehntes, nach
Operation rezidiviertes Hautkarzinom ist geheilt; bei den anderen
Kranken wurde das Verschwinden des karzinösen Gewebes durch
mikroskopische Untersuchung nach Probeexzisionen in verschiedenen
Stadien festgestellt. In 6 Fällen von Mammakarzinom mit Haut-
metastasen wurde nach Bestrahlung rasche Verkleinerung und völliger
Schwund der subkutanen metastatischen Knötchen beobachtet bei
nur geringen Beaktionserscheinungen an der Haut selbst. AehnUch
wie auf das Wachstum epithelialer Geschwülste wirken Eöntgen-
strahlen hemmend auf die Epithelregeneration. Die Bestrahlungen
wurden meistens in einer oder wenigen Sitzungen rasch hinter-
einander ausgeführt und dann der nach Ablauf des Latenzstadiums
von 7 — 14 Tagen auftretende Erfolg abgewartet. Auch v. Mikulicz
und 0. Fittig berichten über einen mit Röntgenstrahlen erfolgreich
behandelten Fall von Brustdrüsenkrebs: ein gänseeigroßes 1 cm tief
ezulzeriertes Mammakarzinom bildete sich nach sechs Sitzungen von
10—15 Minuten Ezpositionszeit ohne Reaktionserscheinungen höheren
Ghrades zurück; die Heilung erfolgte mit vorzüglicher Narbe. Die
Röntgenstrahlen besitzen ganz entschieden eine gewisse elektive Wir-
kung auf das Karzinomgewebe. Mit seltenen Ausnahmen dürfen nur
zwei Formen von Karzinomen zu weiteren Versuchen herangezogen
werden: die langsam wachsenden, oberflächlichen Karzinome und die
inoperablen Tumoren. Ueber einen mit Röntgenstrahlen dauernd
geheilten Fall von Brustdrüsenkrebs berichtet auch Kronfeld,
während Krogius, der einen sehr interessanten Fall von Schädel-
sarkom mitteilt, bei dem er mit einer energischen Röntgenbehandlung
vollkommene Heilung erzielte.
Durch ausgedehnte, sehr interessante Untersuchungen hat Heile
nachgewiesen, daß das Jodoform durch die in den Organen ent-
Chirurgie. 309
haltenen reduzierenden Substanzen zu einem wahren Antiseptikum Antiaeptische
wird und zwar unter Abschluß von Sauerstoff. Von den Organen "^j'^^s *«»
_ Jodoform,
bewirkt Leber die größte, Gehirn und Fett die geringste Zersetzung
des Jodoforms; in der Mitte stehen Milz, Blut, Niere, Lunge u. s. w.
Die Granulationen verhalten sich ebenso wie die Organe, und zwar
scheinen die tuberkulösen Ghranulationen die intensivste Zersetzung
auszulösen. Wahrscheinlich entsteht bei der Jodoformzersetzung
Dijodazetylen ; dies ist sehr stark bakterizid und wird durch Oxy-
dationsvorgänge unwirksam gemacht. Nach den Untersuchungen
von Daconto ist die l°/oige Akoinlösung ein ausgezeichnetes, Akoin.
andauerndes ungiftiges Lokalanästhetikum für kleinere operative
Eingriffe. Die Wirkung ist andauernder und länger bemerkbar in
der Tiefe der Gewebe, als auf der Oberfläche. Wandel und
Höhne folgern aus ihren experimentellen Untersuchungen, daß eine
Sterilisierung der Gummihandschuhe auf rein mechani- steriiisieriing
schem Wege durch Waschen mit Seife und Wasser, auch ohne der Gummi-
, , , nandBchuhe.
Anwendung der Bürste, in wenigen Minuten möglich ist. Haupt-
erfordemis för eine einfache Sterilisierung ist die Glätte der Hand-
schuhe. Da wir für eine vollkommen sichere Sterilität der Finger
niemals garantieren können, sollen die Operationen, soweit an- Operation
gängig, ohne direkten Gebrauch der Finger vorgenommen ^^^^^^^^r
werden. König hat dieses Verfahren namentlich bei den viel- Finger,
fachen Gelenkoperationen geübt, dann aber auch auf alle möglichen
anderen Operationen ausgedehnt. Das Instrumentarium muß selbst-
verständlich entsprechend eingerichtet werden (längere Stiele, große
Auswahl von Wundhaken). Eckstein hat eine Modifikation der HartparaüOn-
von Gersuny stammenden Methode vorgenommen, indem er das P«>*^ösen.
von diesem angewandte, bei 40 ® schmelzende Vaselin durch bei 58°
schmelzendes Hartparaffin ersetzt hat. Die von Eckstein diesem
Material vor dem Vaselin zugeschriebenen Vorzüge, nämlich das
schnelle Erstarren nach der Injektion, die Möglichkeit eines Formens
der injizierten Masse, ihr sicheres Verbleiben am gewünschten Orte,
der Mangel der Resorption, endlich der Schutz vor Erzeugung von
Lungenembolien, alles das hat sich im Laufe der verflossenen Zeit
bestätigt. Eckstein hat mit dieser Methode auch bei Nabelbrüchen,
bei direkten Leistenbrüchen, sowie bei Bruchanlagen günstige Er-
folge erzielt. Die bisherigen Ergebnisse der Transplantation Transpian-
ungestielter Hautlappen nach Krause berechtigen zu aus- ^^tMte
gedehnter weiterer Anwendung des Verfahrens als Ersatz der Stiel- Haatiappen
plastik in FäUen, bei denen die Thier seh sehe Plastik keine nach Kraase.
genügend widerstandsfthige Bedeckung zu liefern im stände ist.
310
Wagner.
Deoknng
traumatischer
Sch&del-
defekte.
Gastrophor
bei Magen-
darm-
operationen.
Uebem&hang
gangrftn-
verd&chtiger
oder
gangränöser
Schnür furchen
am Darm.
Hehrzeitige
Dickdarm-
resektion.
Talmasche
Operation.
Widmann hebt hervor, daß das Krause sehe Verfahren besonders
bei den zahbreichen Handverletzungen der maschinellen Betriebe eine
treffliche Bereicherung der hier so wichtigen konservativen Behand-
lung darstellt. Auf Grund von genauen Nachuntersuchungen von
Schädelverletzten kann Bunge die von Berezowski aufgestellte
Behauptung, daß die primäre Deckung der Schädeldefekte schwere
Nachteile nach sich ziehen kann, nicht bestätigen. Er kann auch
vor allem nicht anerkennen, daß es falsch und gefahrlich ist, bei
Verletzungen, die eine an schwacher oder aufgehobener Pulsation
der Dura kenntliche Steigerung des intrakraniellen Druckes auf-
weisen, an die Versorgung der Impressionsfraktur die Deckung des
Defektes sofort anzuschließen. Narath hat ein Instrument, den
sog. Gastrophor, konstruiert, das bei verschiedenen Magendarm-
operationen den Assistenten, der den Magen zu fixieren hat, in sehr
vollkommener Weise zu ersetzen im stände ist. Die Operation ist
leichter auszufuhren, da das Operationsfeld besser zugänglich ist;
man näht beinahe wie auf einem Nadelkissen. Das Verfahren der
Uebernähung eingestülpter, engbegrenzter, gangränöser oder
gangränverdächtiger Darmstellen nach Brucheinklem-
mung ist, wie Crampe nach den Erfahrungen der Königsberger
chirurgischen Klinik hervorhebt, namentlich bei kleinen Darmwand-
brüchen und engbegrenzter Schnürfurchengangrän indiziert. Auch
zirkuläre Uebemähungen bieten bei sorgfältiger Ausführung völlige
Sicherheit, ohne akute oder sekundäre Stenosen zu begünstigen.
Göschel teilt 4 Fälle von Dickdarmresektion mit, cLie er
nach dem mehrzeitigen Verfahren von Mikulicz vorgenommen hat
Nur für die endliche Beseitigung des Anus praeternaturalis hat er
eine Modifikation gewählt. Er vermied bei der Ablösung des Darmes
die Eröffnung der freien Bauchhöhle und schützte die Darmnaht
durch üeberlegen eines Dieffenb ach sehen Hautbrückenlappens.
Seit der Publikation der Talmaschen Operation ist eine große
Brcihe von Fällen beobachtet worden, in denen die Operation mit
Erfolg ausgeführt wurde. Es sind aber im ganzen wenig Fälle dar-
unter, die über Jahre hinaus verfolgt sind, und das ist doch wohl
der Kernpunkt, ob die Adhäsionen, die durch die Operation ge-
schaffen wurden, genügen, den KoUateralkreislauf dauernd zu unter-
halten, so daß er den immer größer werdenden Anforderungen ge-
nügt. Hildebrand berichtet über eine Kranke, die noch 2'/4 Jahre
nach der Operation vollkommen geheilt war; nur der Milztumor be-
stand noch. Die funktionelle Prognose der Kniegelenksresektion im
Kindesalter wird durch die Wachstums Verkürzung und die Ver-
Chirurgie.
311
krümmung des Beines außerordentlich getrübt. Diese sekun-
dären Flezionskontrakturen stellen sich um so sicherer ein, je jünger
das Kind zur Zeit der Operation war. Die Therapie besteht in
Keilosteotomie an der alten Besektionsstelle oder in traumatischer
Epiphysenlösung. Prophylaktisch empfiehlt Hofmeister die Aus-
schaltung der Beugemuskeln, d. h. die Verlagerung von ihren An-
sätzen am Oberschenkel im unmittelbaren Anschluß an cLie Knie-
gelenksresektion, speziell bei Kindern vor dem 8. Lebensjahre. Bei
der Erfolglosigkeit der internen Therapie verdient die chirurgische
Behandlung der Arthritis deformans größere Beachtung. Die
bis jetzt vorliegenden, sich fast ausschließlich auf die monoartikuläre
Form beziehenden Erfahrungen sind nach Elter im allgemeinen als
günstig zu bezeichnen. Nach dem Vorgänge von W. Müller ist
auch die operative Behandlung der Arthritis deformans kleinerer
Gelenke zu empfehlen. Die Beckenhochlagerung kann nach
den Erfahrungen von Kraske unter besonderen Umständen üble
Zufälle und Gefahren mit sich bringen. Bei einem kranken, durch
degenerative Veränderungen geschwächten Herzmuskel kann sie durch
Ueberfiillung des Herzens und durch den hohen Druck der Blut-
säule der Cava inf. zu einer akuten, irreparablen Dilatation des Herzens
iuhren. Bei Menschen mit großem Fettreichtum des Netzes, des
Mesenteriums und der Appendices epiploicae kann es zu unerwünsch-
ter, starker und bleibender Verlagerung der Eingeweide und zu einem
Verschlusse der Darmes kommen. In solchen Fällen verzichtet man
besser auf die Vorteile der Beckenhochlagemng. Nach den ausge-
dehnten experimentellen Untersuchungen von Jensen sind die Pro-
thesen bei der Arterien- und Venenvereinigung nicht zu emp-
fehlen; vielmehr muß zur zirkulären Vereinigung durchgeschnittener
Arterien und Venen die Naht angewendet werden, und zwar in
Form von U- oder fortlaufenden Nähten. Als Nahtmaterial ist Seide
vorzuziehen. Die Thrombose nach einer Oefslßnaht ist auf eine
Infektion mit pathogenen Mikroben zurückzufuhren, weshalb man
diese Operation nur da vornehmen darf, wo man die Gewißheit eines
aseptischen Wundverlaufes hat. Nach neueren Untersuchungen von
Halberstaedter ist die Unterbindung der Vena femoralis
unterhalb des Ligam. Poupartii kein gleichgültiger Eingriff fiir
die Zirkulation der betreffenden Extremität. Sie ist häufig von
schweren Zirkulationsstörungen gefolgt, die sich bei einer Kom-
bination ungünstiger Verhältnisse, die sich meist von vornherein
nicht absehen lassen, bis zur Gkngrän der betreffenden Extremität
steigern können. Bei Verletzungen ist deshalb, wenn irgend mög-
Yerkrflmmang
des Beins
nach Knie-
gelenks-
resektion im
Kindesalter.
Operative
Behandlung
der Arthritis
deformans.
Gefahren der
Beckenhoch-
lagemng.
Zirkuläre
Oef&ßsutur.
Unterblndung
der Vena
femoralis
unterhalb des
Ligamentum
Poupartii.
312
Wagner.
Embolische
Gftngrftn.
Osteotomie
nnd Osteoklase
bei
rhaohitischen
Defonnitftten
der unteren
Extremität.
Behandlung
der Knochen-
höhlen in
der Tibia.
Behandlang
der Gelenk-
tnberkulose
im kindlichen
Lebensalter.
Behandlang
der
Aktinomykose.
lieh, die Venennaht zu machen; auf alle Fälle muß man die Art.
femoral, zu erhalten suchen. Langsamer Beginn der Gangrän an
den unteren Extremitäten spricht nach den Erfahrungen von Müh-
sam nicht unbedingt gegen die embolische Natur der Erkrankung.
In jedem Falle von embolischer Gangrän soll, sobald eine Demarkation
unterhalb des Knies eingetreten ist, die Doppelamputation am Ober-
schenkel, je nach dem Zustande des Kranken in einer oder in zwei
Sitzungen, versucht werden. Von einer Stumpfversorgung ist abzu-
sehen; die Wunde ist zu tamponieren. Bei den rhaohitischen De-
formitäten der unteren Extremitäten wird, wie Kölliker
hervorhebt, vor dem 5. Lebensjahre nur ganz ausnahmsweise zur
Operation geschritten. Ob bei Genu valgum die Osteotomie am
Femur oder an der Tibia auszuführen ist, wird von Fall zu Fall
entschieden, indem stets der bei der Bildung des Genu valgum
stärker beteiligte Knochen zur Operation gewählt wird. Maßgebend
fär die Wahl der linearen Osteotomie oder der Keilosteotomie ist
die Schwere der Verkrümmung. Bei großen Knochenhöhlen in
der Tibia, wie sie namentlich nach osteomyelitischen, traumatischen
und tuberkulösen Prozessen zurückbleiben, empfiehlt v. Mangold t
die üeberhäutung in einfacher Weise durch Hauttransplantationen
nach Thiersch oder durch seine Methode der Epithelaussaat zu
erzielen. Bei Epiph3menhöhlen ist das beste Verfahren das Hinein-
schlagen von Hautperiostlappen oder von subkutan genommenen, ge-
stielten Periostlappen. Die Behandlung der Gelenktuber-
kulose im Kindesalter soll nach den ausgedehnten Erfahrungen
Hoffas grundsätzlich konservativ sein. Es gelingt mittels kon-
servativer Behandlung etwa '/4 aller kindlichen Gelenktuberkulosen
zur Ausheilung zu bringen. Die Heilung kann in einer Beihe von
Fällen bei zweckentsprechender Behandlung, namentlich bei früh-
zeitigem Beginn und bei milder Form der Erkrankung (Tumor albus)
mit völlig beweglichem Gelenk und mit völliger Erhaltung der Funk-
tion desselben erfolgen. Bei notwendiger Operation sind atypische
E>esektionen oder Arthrektomien vorzunehmen, mit möglichster Scho-
nung der Epiphysenlinien. Nach den Erfahrungen, die H einzel-
mann aus der v. Bruns sehen Klinik mitteilt, ist die endgültige
Heilung der Aktinomykose in erster Linie von dem Sitze der Er-
krankung abhängig. Die günstigste Prognose gibt die Kiefer- und
Halsaktinomykose — 89,7 ®/o Heilungen — ; am ungünstigsten sind
die Lungen- und abdominellen Aktinomykosen — 27,2 ®/o Heilungen — .
Die Behandlung der Aktinomykose in der Tübinger chirurgischen
Klinik besteht in möglichst radikalen chirurgischen Eingriffen und
Chirurgie.
313
daneben in der innerlichen Anwendung des Jodkalimnfi. v. Baracz
hat in 8 Fällen von schwerem Milzbrand mit günstigem Erfolge
intravenöse KoUargolinjektionen vorgenommen. Er empfiehlt diese
Therapie in jedem schweren Falle von Milzbrand, besonders bei dem
inneren Milzbrand, der sog. Hademkrankheit. Das Rhinophym hat,
wie anch v. Bruns neuerdings hervorhebt, sehr häufig mit der
Acne rosacea nichts gemein und kommt durchaus nicht nur bei
Trinkern vor. Das Rhinophym ist eine gutartige, homöoplastische
Neubildung — Zystoadenofibrom — , die am besten mittels keil-
förmiger Exzision mit sofortiger Naht oder bei mehr gleichmäßiger
Verdickung mittels Abschälung behandelt wird. Der kosmetische
Erfolg ist meist sehr günstig. Innerhalb 25 Jahren kamen in der
Bemer chirurgischen Klinik 24 Fälle von traumatischem Tetanus
zur Beobachtung, von denen 10 genasen. Für die Behandlung des
Tetanus stellt Elsäßer folgende Regeln auf: Möglichst frühzeitige,
energische Wundbehandlung, unter Zuhilfenahme von Jodtinktur und
Karbolsäurelösung, eventuell Thermokauter. Sofortige subkutane
oder intravenöse Seruminjektion, eventuell intrazerebral oder intra-
dural bei besonders dringlichen Fällen. Ausgiebige Darreichung von
Narkoticis, um die Gefahr der Anfälle zu beseitigen. Systematische
Karbolinjektionen vom 1. Tage an als kuratives Mittel. Subkutane
Kochsalzinfusionen behufs Flüssigkeitszufuhr. Ernährung durch
Nährklistiere; strenge Isolierung des Kranken. Nach der Ansicht
von Hölscher empfiehlt es sich, den Namen „Pustula maligna^
nur als Sammelnamen für alle milzbrand artigen Hauta£Eektionen
anzuwenden und in jedem Einzelfalle zu spezifizieren, welcher Art
die Pustula maligna ist, ob sie eine Milzbrandinfektion darstellt,
was ja in den meisten Fällen zutrefiFen wird, oder ob sie anderen
Infektionserregern, z. B. dem Staphylococcus pyog. aureus, ihre Ent-
stehung verdankt. Cred6 hat bisher schwere Phlegmonen, Gangränen,
allgemeine Sepsis, Puerperalfieber, Pyämie, septische Osteomyelitis
u. 8. w. mit intravenösen KoUargolinjektionen behandelt und immer,
wenn natürlich teilweise auch nur vorübergehende Erfolge erzielt.
Infolge der guten Löslichkeit des verbesserten Kollargols benutzt
Credo jetzt meist eine 2°/oige Lösung, von der 2—10 ccm, meistens
4—6 ccm, d. i. 0,08 — 0,12 Kollargol injiziert werden. Vielfach hUSt
auch schon eine Silberschmierkur mit Ungt. „Oredö**.
Die tief sitzenden Lipome, die häufig kongenitalen oder trau-
matischen Ursprungs sind, machen in vielen Fällen große diagnosti-
sche Schwierigkeiten. Ein Hauptmerkmal ist ihr langsames Wachs-
tum — Hodenlipome ausgenommen — , das auch die verhältnismäßig
Behandlung
des Milz-
brande mit
intravenösen
KoUargol-
injektionen.
Rhinophym.
Tetanus
tranmaticas.
Pustula
maligna.
Behandlung
septisoher
Erkrankungen
mit intra-
venösen
KoUargol-
injektionen.
Tiefsitaende
Lipome.
314 Wagner.
erst spät auftretenden Beschwerden erklärlicli macht. Die beste
Therapie ist nach Dertinger die unter strenger Asepsis ausgeführte
radikale Exstirpation. Rezidive sind nur bei myxomatös oder sar-
komatös entarteten Lipomen beobachtet worden. Nach den Unter-
suchungen von V. Brunn, die sich im ganzen auf 368 Fälle stützen,
Primärer entsteht die Mehrzahl der primären Extremitäten karzinome
Krebs der ^^ chronisch entzündlich verändertem Boden, nur wenige entstehen
Extremitäten. ®
im Anschluß an einmalige Traumen. In je jüngeren Jahren die
primäre Hautveränderung einsetzt, um so längere Zeit verstreicht
durchschnittlich bis zur Karzinomentwicklung und umgekehrt. Die
Prognose der Extremitätenkrebse ist verhältnismäßig gut ; mehr als
Vt werden durch die Operation dauernd geheilt. Lins er hat ge-
Beziehangen funden, daß die eigentlichen Blutdrüsen, zu denen Thyreoidea,
zwischen Hypophvsis, Thymus, Nebennieren und Geschlechtsdrüsen zu rechnen
Nebennieren /t *^ "^ ,. , . , . , „ , ,
und Biesen- smd, sämtuch untereinander in näherem Zusammenhange stehen;
wachs. sie können sich in ihrer Funktion gegenseitig beeinflussen und
ergänzen und sind von mehr oder weniger großer Bedeutung
für das Körperwachstum. Beim Riesenwuchs kommen meist
Tumoren dieser Drüsen vor, während der Zwergwuchs gewöhn-
lich von Hypoplasien resp. Aplasien dieser Organe begleitet zu sein
scheint. Das Vorkommen der allmählichen Lösung von Gelenkkörpem
Geienkm&use. aus den Oelenkenden wird durch die Beobachtungen Boerners
bestätigt. Der zumeist neue, zum Teil gelöste Körper kann lange,
vielleicht ofi; jahrelang, mehr oder weniger in seinem Defekt fest-
sitzen und macht während dieser Zeit bald größere, bald geringere,
allgemeine Beschwerden. Die völlige Lösung dieser Stücke aus der
Gelenkfläche ist rein mechanisch zu erklären. Für einen entzünd-
lichen Vorgang bei der Entstehung freier Gelenkkörper hat Boerner
Diagnose der keinen Anhalt gefunden. Eine neue Methode zur Diagnosti-
b a^h**^ zierung von Knochenbrüchen hat Plesch angegeben. Sie be-
ruht darauf, daß der gesunde Knochen den Ton gleichmäßig weiter
leitet, was bei dem in seiner Kontinuität gestörten, gesprungenen
Gelenk- oder gebrochenen Knochen nicht der Fall ist. König hebt hervor,
neurosen. ^^^ß namentlich die Formen von neuralgieartigen Gelenkschmerzen,
die durch Verletzungen am Meniskus hervorgerufen werden, in früherer
Zeit ofii als Gelenkneuralgie aufgefaßt worden sind. Will man die
schweren Konsequenzen der Verletzung vermeiden, so erreicht man
das ofl dadurch, daß man die Verletzten 4 Wochen ruhig liegen
Perimysitis läßt. Als Perimysitis oder Fascioperimysitis crepitans be-
crepitans. geichnet Brauer einen entzündlichen, zu fibrinösen Auflagerungen
fuhrenden Prozeß, der das Perimysium einerseits, die Innenfläche
Chirurgie. 315
der breiten, die Muskeln umhüllenden Faszienzüge andererseits be-
fiUlt, und dessen wesentliche Eigenarten sind, 1. bei der Bewe-
gung der Muskeln ein knarrendes, schnurrendes Geräusch entstehen
zu lassen ; 2. hierbei zu Schmerzempfindungen zu fuhren und derart
dann sekundär die Muskelbewegungen zu behindern.
Spezielle Chirorgie. Kopf. Nach Ossig ist bei Schädel-Revoiverschafl-
schlissen stets ein operatives Eingreifen indiziert. Dasselbe hat vwieteimgen
sich auf eine Spaltung und Reinigung des Schußkanales bis zum Ge- ^q^ Bampfes.
himeinschuß mit nachfolgender Tamponade zu beschränken. Herz-
schüsse brauchen nicht unbedingt sofort tödlich zu verlaufen; sie
können sogar in Heilung ausgehen. Im Frieden ist bei jedem Bauch-
schusse sofortige Laparotomie anzuraten; die Anwendung von Opium
ist hier völlig zu verwerfen ; nur bei Elriegsschuß Verletzungen auf dem
Schlachtfelde ist sie zu empfehlen. Bei der Behandlung pene- Extraktion
trierender Schädelschußverletzungen steht v. Angerer ganz ^^^ Kugehi
auf dem ezspektativen Standpunkte v. Bergmanns: Desinfektion ßch&deihöhie.
der Umgebung des Einschusses, Bedeckung der Wunde. Eine Des-
infektion des Schußkanals sowie jede Sondierung desselben wird unter-
lassen. Eine Indikation zur primären Trepanation geben nur Blu-
tungen aus der Art. meningea med. mit Himdruckerscheinungen und
Läsionen der motorischen Region. Die Indikation zur Entfernung
einer Kugel aus der Schädelhöhle ist nur dann gegeben, wenn durch
die Kugel dauernde, schwere Störungen bedingt werden. Als oberstes
Prinzip bei der Kugeleztraktion aus dem Gehirn muß der Grundsatz
gelten, daß durch die Extraktionsversuche nicht neue Läsionen des
Gehirns, neue Störungen in den Leitungsbahnen verursacht werden.
V. Beck verfügt über 10 Fälle von Kleinhirnabszeß, die von Lossen Eieinliini-
ausführlich mitgeteilt werden. Die Ursache der Abszesse war stets »^szesse.
eine chronische Ohreiterung; in 8 Fällen bestand Cholesteatom der
Paukenhöhle. Die Prognose des Kleinhimabszesses ist ohne Opera-
tion absolut schlecht, auch die Prognose der operierten Fälle ist
nicht sehr glänzend. Von 8 Kranken, die operiert wurden, ge-
nasen 8; sie wurden wieder vollkommen arbeitsfähig und zeigten
keine Ausfallsymptome. Auf Grund einer sehr interessanten Be-
obachtung hat Haymann Untersuchungen über den amniogenen Amniogene
Ursprung der Hasenscharte angesteUt. Bei der Seltenheit ^^^^^^^Jj^^^^^^^
amniogener Mißbildungen der Extremitäten neben Hasenscharten ist
es unwahrscheinlich, daß die Eihautverwachsungen eine irgendwie
wesentliche Bolle bei der Entstehung der typischen Lippenkiefer-
gaumenspalte spielen. Dagegen läßt das häufige ZusammentrefiPen
316 Wagner.
von Hasenscharten mit Bildnngshemmungen an anderen Stellen die
Hasenscharte nicht als amniogenes Trauma, sondern als piimfire
Bildungshemmung aus inneren Ursachen erscheinen. Die Wurzel
aller primären Bildnngshemmungen liegt in der Familie. Aus den
Operation der Erfahrungen, die Kappeier über die operativen und funktio-
angeborenen ngHen Erfolge der Operation der angeborenen Gaumen-
spalte gesammelt hat, geht deutlich hervor, daß nach einer gelunge-
nen Operation die anatomischen und physiologischen Verhältnisse
des Gaumens und des Rachens so liegen, daß in der Mehrzahl der
Fälle durch Sprechunterricht oder durch Sprechunterricht mit Zu-
hilfenahme eines Bachenobturators ein fiir eine normale Sprache hin-
reichender Abschluß zwischen Mund- und Nasenhöhle herbeigeführt
werden kann, daß aber die Operation allein nur in ganz seltenen
Fällen einen vollen funktionellen Erfolg, d. h. eine normale Sprache,
mit sich führt. Das beste Operationsalter ist die Zeit zwischen
Rhinopiastik 2. — 6. Lebensjahre. Das wesentliche der Rhinoplastik aus dem
ans dem Anne. ^j.jj^^ besteht darin, einen am Arme fertig gebildeten Lappen zu
verwenden, der so weit geschrumpft und allseitig überhäutet ist, daß
er nach seiner üeberpflanzung keine Veränderung mehr durchmacht.
Waitz möchte die Lidikation der Nasenbildung aus dem Arme
nicht nur auf Fälle von Nasenspitzendefekt beschränkt wissen, son-
dern hält auch den Ersatz der ganzen Weichteilnase aus der Haut
Ankyiosis des Armes für möglich. Die Behandlung der wahren Kiefer-
gelenksankylose muß nicht nur in vollständig entwickelten, son-
dern auch in beginnenden Fällen eine operative sein. Rezidive sind
aber nach Orlows Untersuchungen relativ häufig. Schützen kann
man sich gegen Rezidive 1. durch Entfernung des Periosts zusam-
men mit dem resezierten Knochen, 2. durch ausgedehnte Knochen-
resektionen, 8. durch Transplantation von Muskelstücken oder Metall-
platten zwischen die Flächen der resezierten Knochen, 4. durch for-
zierte passive und aktive Bewegungen des Unterkiefers, um die Bildung
eines neuen, falschen Gelenkes an Stelle des entfernten Knochens
zu erzielen. Im allgemeinen ist das fanktionelle Resultat der opera-
tiven Behandlung der Kieferankylosen günstig. Die namentlich in
den mittleren Partien des horizontalen Unterkieferastes sitzenden
Zentrale zentralen Kieferfibrome sind sehr selten. Ihr Wachstum ist
sehr langsam; sie tragen dabei durchaus den Charakter der gut-
artigen Geschwülste, können aber eine große Ausdehnung erreichen.
Die sonst günstige Prognose wird durch die allerdings sehr selten
vorkommenden Uebergänge in Sarkom getrübt. Die Therapie muß
operativ sein. Blauel teilt aus der v. Br uns sehen Klinik einen
mandibnlae
Vera.
Kieferflbrome.
Chirurgie. 317
Fall von extrakraniellem Aneurysma der Carotis interna Extrakranielle
mit, der nach Ligatur der Carotis communis und Ausräumung des -^^^^^^smen
Aneurysmasackes zur Heilung kam. Der Fall lehrt namentlich die interna.
großen Sch:vvierigkeiten würdigen, die einer genauen Diagnosen-
stellung besonders hinsichtHch des eigentlichen Ausgangspunktes des
Aneurysmas erwachsen können, wenn es eine so mächtige Ausdehnung
erlangt hat. Gegenüber den bisher mitgeteilten wenigen Beobach-
tungen von symmetrischen Schwellungen der Tränen- und Symmetrische
Mundspeicheldrüsen bietet ein von Haeckel beobachteter Fall ?'^'^'*"*^
^ der Tr&nen-
folgende Eigentümlichkeiten dar: 1. Vergesellschaftung mit schwerer und Mnnd-
ulzeröser Enteritis; 2. zweimaliges Anschwellen und zweimaliges Speicheldrüsen.
Abschwellen der Drüsen in verhältnismäßig kurzer Zeit; 8. Kom-
bination mit ausgedehnten pseudoleukämischen Infiltraten der Haut
an den verschiedensten Körperteilen. Das Wesen der pathologisch-
anatomischen Veränderungen in den Speicheldrüsen möchte Haeckel
mit Hirsch in einem allgemeinen lymphatischen Prozeß mit selb-
ständiger Bundzelleninfiltration sehen. Die Erkrankung selbst muß
als ein infektiöser Prozeß aufgefaßt werden.
Thorax. Nach den Untersuchungen von Katzenstein kommt
in sehr seltenen Fällen auf Grund eines chronisch wirkenden Traumas
eine allmählich entstehende Luxation des sternalen Endes der Luxatio
Klavikula vor. Sie erzeugt meist nur sekundäre Symptome, be- ^3,^*0^4^3
dingt durch Druck der verlagerten Klavikula auf benachbarte Organe :
Oesophagus und Plexus brachialis. In diesen Fällen muß therapeu-
tisch eine operative Ankylosierung des Stemoklavikulargelenkes an-
gestrebt werden. Die beste Methode der operativen Behand- Operative
lung des Aneurysmas der Art. subclavia besteht nach den ^^^^^gj^'^^
Erfahrungen von Jacobsthal in der Exstirpation, die sich beson- Aneurysma der
ders fiir thrombosierte Säcke eignet. Ist clie Exstirpation nicht aus- Arteria
ftihrbar, so ist, wenn möglich, die proximale Ligatur vorzunehmen.
Tritt danach eine Konsolidierung des Sackinhaltes nicht ein, so ist
die distale Ligatur hinzuzufügen. In den Fällen, in denen nur die
distale Ligatur ausgeführt werden kann, muß die Aussicht auf eine
Dauerheilung als zweifelhaft betrachtet werden. Bei der Behand- stich- und
lung der penetrierenden Thoraxverletzungen sind die Ge- Verletzungen
gensätze noch größer, als bei den nicht penetrierenden. Die von des Thorax.
Borszöky aus der Budapester chirurgischen Klinik mitgeteilten Er-
folge zeigen, daß frische Stichwunden in der Praxis als aseptisch be-
trachtet werden können, und auch als solche zu behandeln sind, ebenso
wie die Schußwunden. Im allgemeinen ist bei Lungen-, Herzbeutel-
und Herzverletzungen eine exspektative Behandlung am Platze. Eine
318 Wagner.
operative Behandlung soll hier nur auf Grund strenger Indikation
bei solchen Verletzungen versucht werden, die mit einer das Leben
direkt gefährdenden, schweren Blutung verbunden sind. Aus den
Operation des Untersuchungen von Küttner geht hervor, daß jedes Mamma-
MaMia- karzinom, bei dem bereits vergrößerte Supraklavikulardrüsen fuhl-
bei bar sind, eine absolut ungünstige Prognose gibt, daß auch bei gründ-
vergrößerten liebster Operation gar keine Aussicht auf eine dauernde Heilung
kiavikniar- besteht. Trotzdem werden wir auch hier in manchen Fällen ans
drüsen. Humanitätsgründen noch operieren müssen. Barth hat, wie Wol£f
Herznaht berichtet, in 3 Fällen von Herzverletzung die Herznaht vor-
^®*®^^®"" genommen (1 gestorben). Im ganzen finden sich in der Idteratar
42 Fälle von Herznaht mit 17 Heilungen. Aus diesem Materiale zieht
Wolf f folgende Schlüsse: Bei dem Verdacht auf Herzverletzung durch
Stichwa£Pen ist die Operation auch ohne vitale Indikation zur Vermei-
dung späterer Schädigungen (Herzaneurysma) geboten. Schußver^
letzungen des Herzens sind in der B,egel ezspektativ zu behandeln.
Die einzige ungefährliche Methode zur Sicherung der Diagnose ist die
schichtweise Erweiterung der Wunde. Die Naht wird am zweck>
mäßigsten als Knopfi:iaht mit nicht durchgreifenden Fäden angelegt.
Die Knotung der Fäden erfolgt in der Diastole. Die Herzbeutel-
wunde ist in der Eegel durch primäre Naht zu behandeln. Die Tam-
ponade sollte nur bei bestimmter Indikationsstellung (Infektion des
Herzbeutels, unstillbare Blutung) angewandt werden. Bei Kranken
Kardiolysis. jjß{f^ chronischer adhäsiver Mediastino Perikarditis und dadurch
bedingter systolischer Einziehung breiter Thorazpartien empfiehlt
Brauer durch Sprengung des knöchernen Bippenringes das Herz
funktionell zu entlasten. Diese Kardiolysis wird durch Bippen-
resp. Stemumresektionen erreicht. Nach den Untersuchungen von
Dermoid- Dangschat sind die Dermoidzysten des Mediastinum
zysten und ^nticum auf eine Inclusio foetus in foetu zurückzufuhren. Die Er-
Teratome im , « r* . 1 -Tk ^
Mediastinum krankungen treten am häufigsten zur Zeit der Pubertät oder ersten
anticum. Geschlechtsreife auf. Der Verlauf der Krankheit ist meist langsam.
Für die Diagnose entscheidend ist der Nachweis von Haaren im
Sputum, der Nachweis von Plattenepithelien und Cholestearinkri-
stallen in einer etwaigen Punktionsflüssigkeit und eine lange Zeit
bestehende Vorwölbung des Thorax. Die Prognose ist nur günstig,
wenn die Dermoidzyste verödet oder exstirpiert werden kann. Auf
Therapie der Grund eigener Erfahrungen empfiehlt v. Eiseisberg bei D er-
Dermoide des meiden des Mediastinum anticum in erster Linie die Aus-
Mediastinum
anticum. lösung des Sackes, d. h. die Totalexstirpation zu versuchen und sich
durch Adhäsionen nicht gleich davon abhalten zu lassen. Der un-
Chirurgie.
319
vermeidlich dabei entstehende Pneumothorax muß in wirksamer
Weise bekämpft werden durch Eneumopexie oder durch sofortige
exakte Naht der Hautwunde und Kompressionsverband. Nur dort,
wo die Exstirpation des Dermoids wegen zu starker Verwachsungen
oder wegen Kollaps des Patienten v während der Operation nicht aus-
Ahrbar ist, wird das Einnähen der breit eröffneten Wandung in die
äußere Haut das beste Mittel bleiben. Wie Tillmanns hervorhebt,
sind die Kompressionslähmungen des Kückenmarks bei
noch bestehender Spondylitis tub er culosa durch epidurale
Exsudate, Abszesse, käsige Zerfallsprodukte und durch peripachy-
meningitische Granulationen, also durch Weichteilkompression, be-
dingt. Bei jeder spondylitischen Lähmung muß zuerst die unblutige —
orthopädische — Behandlung versucht werden. Die operative Be-
handlung der spondylitischen Lähmungen besteht entweder in der
seitlichen Bloßlegung des Krankheitsherdes, der Kostotrans-
versektomie nach M6nard, oder in der Resektion der Wirbel-
bogen, der Laminektomie. Letzteren Eingriff hatt Tillmanns
llmal ausgeführt; die operativen Erfolge waren günstig, die Dauer-
resultate ungünstig. Orüneisen berichtet aus der Körte sehen
Abteilung über 60 operierte Fälle von subphrenischem Abszeß;
40 Operierte genasen. Die Abszesse müssen breit eröf&xet und drai-
niert werden. Je nach der Lage des Abszesses können wir auf
zweierlei Arten vorgehen, entweder von der unteren Thoraxapertur
aus oder durch die knöcherne Thoraxwand mit Rippenresektion. Bei
freier Pleura muß die Pleura costalis mit der Pleura diaphragmatica
durch Steppnaht umsäumt werden, um eine Lifektion der Pleura zu
vermeiden.
Bauch. Nach den Erfahrungen von Friedländer ist es nicht
nötig, unbekannte Vorgänge anzunehmen, um die Effekte der
Laparotomie bei der Behandlung der tuberkulösen Peritonitis
zu erklären. Bei der Operation müssen vorhandene Verwachsungen
nach Möglichkeit geschont, die Bauchwunde per primam geschlossen
werden. Die namentlich bei Kindern primär oder sekundär nach
Lungen- oder Mittelohrerkrankungen auftretende Pneumokokken-
peritonitis ist nach den Untersuchungen von v. Brunn durch
ein fibrinreiches, plastisches Exsudat charakterisiert, das frühzeitig
zu Verklebungen und Abgrenzungen des Prozesses führt. Die Pro-
gnose ist meist günstig, vorausgesetzt, daß die Abszeßhöhle breit
eröffnet und drainiert wird. Unter Mesenterialschrumpfung
versteht man nachBrehm einen chronisch verlaufenden Prozeß am
Bauchfell des Gekröses, der unter Narbenbildung heilt und durch
Entstehung
und
Behandlang
der
spondyliti-
schen
Lähmungen .
Subphrenische
Abszesse.
Behandlung
der
tuberkulösen
Peritonitis.
Pneumo-
kokken-
peritonitis.
Mesenterial-
schrumpfung.
320 Wagner.
Schrumpfcmg eben dieser Narben eine Verkleinerung und Kontraktur
des ganzen Mesenteriums in der Querachse bewirkt. Der Prozeß be-
trifft am häufigsten die Flexura sigmoidea, die bekanntlich ihr eigenes
Mesenterium hat und fuhrt hier zu transitorischer oder bleibender
Chirurgische Okklusion. NachOoste ist die Operation einer Enteroptose
^***"der"*^ in den Fällen sehr wohl berechtigt, wo die Beschwerden sich deut-
Gastroptose. Uch in einem Organ wie dem Magen lokalisieren, wenn sie einen
ganz bestimmten Charakter tragen und die Funktionsstörung so
stark wird, daß sie einen das Leben gefährdenden und bedrohenden
Charakter annimmt. Sind hier die internen Mittel erschöpft, dann
kann der Chirurg, aber nur dann, mit Aussicht auf Erfolg ein-
greifen, vorausgesetzt, daß er in seiner Indikationsstellung der
Operation vorsichtig ist. Auf Orund seiner Erfahrungen empfiehlt
Chirurgische Brenner für jene kallösen Magengeschwüre, die tief in die
Behandlung vordere Bauchwand oder in das Pankreas eingreifen, die segmen-
Magen- täre oder zirkuläre Resektion des Geschwürs. Die
geschwttrs. Gastroenterostomie ist auf die Fälle zu beschränken, wo eine ein-
greifendere Operation wegen Schwäche des Kranken untunlich er-
scheint, sowie auf die Geschwüre an der kleinen Kurvatur und dem
Pylorus, die mit dem Pankreas nicht verwachsen sind. Unter Be-
nutzung des reichen Materials der Zürcher chirurgischen Klinik
Chirurgische — 264 Fälle von Magenkrebs — stellt Schönholzer folgende
Behandlung gg^^^Q ^^f . i D^s Magenkarzinom, mit oder ohne Probelaparotomie
krebses. sich selbst überlassen, fährt durchschnittlich etwa 1 Jahr nach
Auftreten der ersten wahrgenommenen Symptome zum Tode. 2. Die
Gastroenterostomie verlängert das Leben im Mittel um d^t Monate.
8. Die Gastrektomie , sofern sie von Rezidiv gefolgt ist, verlängert
es durchschnittlich um 1 Jahr. Als diagnostisches Hilfsmittel zur
Frühdiagnose des Magenkrebses empfiehlt Schönholzer ebenso
wie Bin gel auf Grund des Eppendorfer Krankenmaterials die
Vornahme der Probelaparotomie. Caspersohn hat bei 20 Kranken
mit Magenkrebs die Resektion des Pylorus vorgenommen. Neun
Kranke wurden geheilt entlassen, und vier davon sind 4^/t — 7 V> Jahre
geheilt geblieben. Caspersohn hat die Indikationen zum chirur-
gischen Eingriff möglichst weit und vor allem weit nach der Seite
des Versuchs radikaler Heilung durch Resektion gesteckt. Er hat
in seinen 20 Resektionsfallen die sog. erste Billroth sehe Methode
aastroentero- angewandt. Nach den in der Tübinger chirurgischen Klinik ge-
^st^^ wonnenen Ergebnissen schließt sich Trendel den Erfahrungen
Czernys und Steinthals an, daß unter den relativ einfachen
Operationsverhältnissen, die ein schnelles und aseptisches Operieren
Chirurgie. 321
möglich machen, die hintere Gastroenterostomie mit zu-
fahrender kurzer Schlinge und gut konstruiertem Murphyknopfe die
beste Gewähr für eine sicher funktionierende Magendarmanastomose
bieten. Nach den kritischen Untersuchungen Neuweilers über Anwendung
die Anwendung des Murphyknopfes bei Magen- und ^^^^^^g^J^r
Darmoperationen kann die Knopfmethode in manchen Fällen Magen- und
unbedingt ebensoviel leisten als die Nahtmethode, und da sie die Darm-
Operationsdauer abkürzt, so ist sie in einzelnen Fällen der Naht ^^®'* ^^"®'*'
sogar vorzuziehen, so namentlich bei Dünndarmresektionen nach
brandigem Bruche und bei Gastroduodenostomien nach Pylorus-
resektion wegen karzinomatöser Stenose. Enterogene Stenosen Darmstenosen,
können nach den Untersuchungen Haaslers in der großen Mehr-
zahl der Fälle nicht nur kompensiert, sondern völlig ausgeglichen
werden. Ist die Ursache der Stenose eine Darmerkrankung, die nach
typischem Ablauf zur Heilung kommt, so tritt fiir gewöhnlich nur
vorübergehende Stenosierung auf; weiterhin erfolgt funktionelle Um-
gestaltung des Darmrohres und Restitutio ad integrum. Anders wenn
die Erkrankung einen fortschreitenden deletären Charakter hat (Tuber-
kulose, Karzinom), oder wenn es sich bei relativ gutartigem Ghrund-
leiden (Lues) um multiple Stenosen handelt. Bei letzteren bewirkt die
schwere Störung der motorischen Darmfunktion die Verschlimmerung
des Leidens. Stenosen zweifelhaften Ursprungs werden zumeist der
tuberkulösen Aetiologie zuzuzählen sein. Auf Grund eigener günstiger
Erfahrungen empfiehlt v. Mikulicz bei allen Karzinomen d e s Darmkarzinom.
Dickdarmes, auch wenn keine Komplikationen vorliegen, als
Normalverfahren die zweizeitige Darmresektion. Beim Dünndarm
wendet er, falls nicht akuter Heus vorhanden ist, die einzeitige
Resektion mit primärer Darmnaht an. Die Tumoren des Zökums
sind als Grenzflille anzusehen. Während die Eesektion am Zökum
nach Möglichkeit einzeitig ausgeführt werden soll, empfiehlt S chlof f er
für die wegen Karzinom vorgenommene Besektion am übrigen Dreizeitige
Dickdarm ein dreizeitiges Verfahren: Zökostomie, Resektion, Naht ^ ^^^^Jjei
mit ausgiebiger Tamponade der Wundumgebung. Die Darmresektion Dickdarm-
und Vereinigung kann dabei am „kotfreien" Darme vorgenommen Karzinom,
werden. Die akute Darminvagination steht nach Barkers Aknte Darm-
Ansicht genau auf demselben Standpunkte wie die äußeren Brüche, iav»«*«»**«»
Die größte Gefahr, der die Kranken mit akuter Darminvagination
ausgesetzt sind, ist der Zeitverlust, der leider zu oft stattfindet, ehe
sie in chirurgische Behandlung kommen. Es kommt alles darauf an,
eine frühzeitige Diagnose zu machen und dann sofort zur Laparotomie
zu schreiten. Einlaufe sollen nur gebraucht werden, wenn es ganz
JalntQch der imktischen Medizin. 1904 21
322 Wagner.
zweifelloB erscheint, daß man eine Darminvagination im allerfirüliesteii
Stadium vor sich hat. v. Eiseisbergs Erfahrongen gehen daliin,
Radikale daß bei Darminvagination das sicherste Verfahren die Eesektion
^M^am-* ^®^* ^^® vollkommene Wegräumung des in seiner Zirkulation be-
invagination. einträchtigten Darmteiles, der eine schwere Gefahr für den Organis-
mus darstellt, bietet die günstigsten Ergebnisse. Der Versuch einer
vorsichtigen Desinvagination kann stets gemacht werden, schon xim
zu bestimmen, ein wie großes Stück reseziert werden solL Kach
den Untersuchungen von Hofmeister ist die Besektion per aanm
Proiapsas bei denjenigen Invaginationen indiziert, deren Ursprung im
invarfnati ^^^^^ pelvinum gelegen ist. Bei denjenigen Invaginationen, deren
Ursprungsstelle per rectum sich nicht erreichen läßt, ist die Laparo-
tomie indiziert. Wir besitzen eine Beihe von klinischen, allgemeinen
und lokalen Symptomen, die uns einen Anhalt fär den Beginn einer
Eitrige Eiterung resp. Gangrän in der Umgebung des Wurmfort-
Epityphiitis. Satzes darbieten. Die Allgemeinsymptome sind nach Küster die
Leukozytose, die Facies abdominaUs, der Puls, die Temperatur, Ver-
dauungsstörungen. Von den lokalen S3rmptomen sind zu nennen
der örtliche Schmerz, die Entzündungsgeschwulst, das Oedem, die
starre Feststellung der Bauchwand in der rechten Darmbeingrabe.
Das letztere Symptom ist ganz besonders wichtig. Küster hat es
Frühoperation in EiterungsfiQlen niemals vermißt. Nach Bornhaupts Erfahrungen
AppendLitis. ^^ ®® keine prinzipielle Scheidung der exspektativen und operativen
Behandlungsmethode bei der Perityphlitis geben. Mit dem Eingriffe
darf nicht gesäumt werden, sobald ein eitriges Exsudat mit Be*
stimmtheit nachzuweisen ist. Abnorm hohe Temperatur, frequenter
Puls, sehr intensive Schmerzen, schlechtes Aussehen der Patienten,
bretthart gespannter Leib, dabei palpabler Processus vermiformis,
das sind die Anzeichen einer schwer verlaufenden Perityphlitis, tmd
diese Anzeichen verlangen daher die möglichst sofortige Operation.
Nach Payr soll man den kranken Wurmfortsatz entfernen,
bevor er in die freie Bauchhöhle perforiert oder große Abszesse in
der rechten Fossa iliaca und im kleinen Becken oder Allgemein-
metastasen erzeugt hat. Wenn dies gelungen, so hat man keine
Frühoperation, sondern den Eingriff gerade noch zur rechten Zeit
gemacht. Operiert man nach der Perforation in die freie Bauchhöhle,
80 sinken die Chancen der Heilung proportional der Entfernung
zwischen Durchbruch und heilendem Eingriff, gerade so wie beim
perforierten Magengeschwür oder der durchgebrochenen, eitererfällten
ChJlenblase. Ackermann bespricht die seltenen Fälle von voll-
ständiger oder teilweiser Umstülpung des Processus vermi-
Chirurgie.
323
formis, die namentlicli in den ersten Lebensjahren nach chronisch
entzündlichen Vorgängen des Appendix beobachtet wird. In allen
Fällen bestand sekundär eine Intussuszeption, nnd zwar handelte es
sich am häufigsten um eine typische Invaginatio ileocoecalis.
Die klinische Diagnose einer primären Wurmfortsatzinkarze-
ration kann nach den Erfahrungen von Hon seil nicht mit Sicher-
heit gestellt werden. Veni^uten kann man einen eingeklemmten
Wurmfortsatzbruch am ehesten bei kleiner rechtseitiger Schenkel-
hemie einer älteren Frau, wenn die Allgemeinerscheinungen fehlen
oder wenig ausgesprochen sind. Die Diagnose gewinnt an Wahr-
scheinlichkeit, wenn außerdem eine Besistenz über dem Poupartschen
Bande oder eine Flexionskontraktur des Beines vorhanden ist. Die
Prognose ist nicht ungünstig. Der Wurmfortsatz ist grundsätzlich
in allen Fällen zu resezieren. Auf Orund des reichen Sonnen-
burgschen Materials bespricht Mühsam die bei Appen-
dizitis spontan und nach Operationen auftretenden
Fisteln. Nach Operationen kann es zu gewöhnlichen und zu Kot-
fisteln kommen. Zur Vermeidung von Fisteln ist möglichst genaue
Stumpfversorgung, sowie üebemähung jedes bei der Operation ent-
standenen Serosadefektes notwendig. Die Behandlung der Fisteln
ist zunächst eine exspektative. Als Operation kommen Besektion
des Wurmfortsatzes, Einstülpen und Vernähen des Loches im Darm,
Resektion eines Darmabschnittes, Enteroanastomose, eventuell Darm-
ausBchaltung, in Betracht. Hermes hat bei Genitalerkran-
kungen des weiblichen Geschlechtes in einem großen
Prozentsätze gleichzeitig Erkrankungen des Wurmfortsatzes ge-
funden. Diese Erkrankungen bestehen in chronischen Entzündungen
der Schleimhaut mit abnormem Inhalt und in Verwachsungen, die
häufig zu sekundären Erkrankungen fuhren. Die Erkrankungen
können unabhängig voneinander sein, sind aber am häufigsten fort-
geleitet von einem primär erkrankten Genitalorgan auf den Wurm-
fortsatz. Letzterer ist dann bei einer eventuell vorzunehmenden
Laparotomie mit zu entfernen. Gzerny hebt hervor, daß die Mast-
darmfissur mit dem gereizten Grunde gründlich entfernt und mit
gesunder Schleimhaut überkleidet werden muß. Er schneidet die
Narbe quer durch und vereinigt die Wunde der Länge nach oder
umgekehrt. Zur Behandlung des Mastdarmvorfalles mittleren
Grades empfiehlt er eine Bektopexie mit Bectoplicatio. Auf Grund
eigener Erfahrungen empfiehlt Bunge bei sicherer oder Wahrschein-
lichkeitsdiagnose auf akute Pankreashämorrhagie nicht zu-
zuwarten, sondern sofort zu operieren. Die Operation kann in
Umstttlpung
des Proceasas
vermiformis.
Isolierte
Bmohein-
klemmangen
des Wurm-
fortsatzes.
Fisteln im
Verlauf der
Blinddarm-
entzündang.
Wurmfortsatz-
erkrankangen
bei gynäko-
logischen
Affektionen.
Behandlung
der Fissur
und des
VorfaUs des
Mastdarms.
324
Wagner.
Akute
Pankreas-
h&morrhagieen
und
abdominale
Fettgewebs-
nekrosen.
Pankreas-
geschwülste.
Subkutane
traumatische
Rupturen der
Gallenwege.
Gholezysto-
gastrostomie.
Cholecystitis
acuta
infectiosa.
Hepatiktts-
drainage.
seltenen Fällen nur in Laparotomie und Drainage des Peritoneums
bestehen; mit Bücksicht auf die meist zu erwartende Nekrose und
Eiterung am Pankreas scheint es jedoch empfehlenswert, das Pan-
kreas durch Tamponade durch das Ligamentum gastro-colicum hin-
durch und hinter dem Magen und Mesokolon gegen die Bauchhöhle
abzuschließen, damit eine Propagation der sekundären Eiterung auf
das freie Peritoneum verhütet wird. Als oberstes Prinzip für die
Operation muß festgehalten werden, daß sie nicht zu eingreifend ist.
Auch Pels-Leusden hebt ausdrücklich hervor, daß die Laparo-
tomie bei Fettgewebsnekrosen sehr schonend vorgenommen werden
muß; sie ist dann mit einer Jodoformgazedrainage zu verbinden«
Ehrlich berichtet über 2 Fälle maligner Pankreasgeschwülate,
von denen die eine ganz unter dem Bilde einer Pankreaszyste auf-
trat. Jedenfalls muß man bei der Diagnose großer Pankreaszysten,
die nicht traumatischen Ursprungs sind und bei Leuten im vor-
gerückten Alter auftreten, immer die Möglichkeit im Auge behalten,
bei der Operation eine bösartige Neubildung vorzufinden oder eine
solche im Laufe der Nachbehandlung entstehen zu sehen. I>ie
Prognose ist daher in diesen Fällen stets mit Vorsicht zu stellen.
Bei subkutanen Verletzungen pathologisch nicht veränderter
Gallenwege kommt es nach den Untersuchungen von Lewerenz
niemals zu einer eitrigen, meistens dagegen zu einer serös-fibrinösen
bezw. adhäsiven Peritonitis. Länger dauernder, reichlicher Gallen-
austritt fuhrt teils infolge von Besorption von Gallensäuren, teils
wegen des Ausfalles eines so wichtigen Verdauungssaftes regelmäßig
zum Siechtum und Tode. Es muß deshalb operativ eingegriffen
werden: Verschluß der Bißstelle und Einleitung der gesamten G^dle
in den Darm. Hildebrand will bei Gallenstauung, die sich sonst
nicht beseitigen läßt, die Gholezystenterostomie anwenden, da sie
prompt wirkt. Er empfiehlt femer, wenn Schwierigkeiten bestehen,
Dünndarm zu benutzen, die Fistel zwischen Gallenblase und Magren
anzulegen, da das nicht den geringsten Nachteil hat. Nach den
Erfahrungen von Körte ist auch im akuten Stadium der Chole<
cystitis acutissima die Operation durchaus zu empfehlen; in
der großen Mehrzahl der Fälle wird es gelingen, durch den Eingriff
ein schweres und im weiteren Verlaufe nicht übersehbares Leiden
zur Heilung zu bringen. Das am meisten zu empfehlende Verfahren
ist die Zystektomie, weil dabei der ganze Infektionsherd entfernt
wird. Die von B e r g e r aus der Kehr sehen Privatklinik mitgeteilten
Beobachtungen ergeben, daß die Hepatikusdrainage der Chole-
dochotomie mit Naht vorzuziehen ist, weil sie bestehende Gholang^itis
Chirurgie. 325
zur Ausheilung bringt, die nachträgliche Entfernung zurückgelassener
Steine möglich macht und schneller auszufuhren ist. Es empfiehlt
sich, die in ihren Erfolgen ausgezeichnete Hepatikusdrainage in jedem
FaUe von Gholelithiasis auszufuhren, wenn dadurch nicht eine er-
hebliche Erhöhung der Operationsgefahr bedingt ist. Kontraindiziert
ist sie nur beim akuten Gholedochusverschluß und bei der akuten
eitrigen Cholezystitis. Neugebauer hat bei einer Kranken, bei Spulwunn
der ein Choledochusstein diagnostiziert worden war, neben zwei ^j^^^^v^*
Steinchen einen 19 cm langen, lebenden Spulwurm mittels Chole-
dochotomie entfernt. Wahrscheinlich hat es sich in diesem Falle
am primäre Gbdlensteine gehandelt, die dem Wurme das Eindringen
in den erweiterten Choledochus erleichtert haben. Nach den von
Schaefer an der Madelungschen Klinik angestellten Unter-
suchungen sind die offenen Milzwunden fast ausnahmslos mit Die offenen
Verletzungen anderer Organe, besonders des Zwerchfells und der ^^ ^^^^
Pleura, kompliziert. Die überwiegende Mehrzahl der offenen Milz- transpieuraie
wunden gehört zu den Brustbauchhöhlenverletzungen. Häufig liegt i*PMotomie.
die äußere Wunde am Thorax; hier empfiehlt sich die Vornahme
der transpleuralen Laparotomie. Sie gewährt einen freien
üeberblick über die Organe des linken Hypochondriums von oben
her und schützt vor dem verhängnisvollen Uebersehen von Organ-
verletzungen. Sie verschafft ein bequemes Operationsfeld und
garantiert die leichte und sichere Ausführung der Zwerchfellnaht.
Aus den Untersuchungen Barths über die funktionelle Nieren- FanktioneUe
diagnostik geht hervor, daß keine der funktionellen Untersuchungs* ^mj^ogtik
methoden im stände ist, uns in jedem Falle ein sicheres Urteil über
die Leistungsfähigkeit der Nieren zu geben, und daß sich damit
auch die Forderung, lediglich hiemach die Leistungsfähigkeit der
zweiten Niere bei beabsichtigter Nephrektomie zu beurteilen und
die Lidikation zum Eingriffe hiervon abhängig zu machen, von selbst
erledigt. Jedenfalls aber werden uns diese diagnostischen Methoden
oft den Vorteil bringen, unnötige Nierenspaltungen zu vermeiden.
Nach Israels Erfahrungen dagegen können wir unter gewissen
Umständen trotz suffizienter Nierentätigkeit eine abnorm starke
Gefrierpunktsemiedrigung des Blutes finden, wie eine normale Höhe
bei unzureichender Nierenfunktion. Die Phloridzinmethode kann
uns keine Gewißheiten, sondern nur einige mehr oder minder große
Wahrscheinlichkeiten bieten; sie schließt Irrtümer in der Erkenntnis
der Fimktionsfähigkeit der Nieren nicht aus, da die von ihr gelieferten
Zahlenwerte durchaus nicht immer dem Verhältnisse des frtnktions-
fähigen Farenchyms beider Seiten entsprechen, und daß selbst dann,
326 Wagner.
wenn sie richtige Werte für das Verhältnis der Arbeitseinteilang
lieferte, dadurch noch keine genügende Unterlage für die Entschei-
dung über die Zulässigkeit einer Nephrektomie geben würde, weil
diese von der absoluten Größe und der Kompensations&higkeit der
zurückbleibenden Niere abhängt, über die die Phloridzinprnfiing
nichts auszusagen vermag 0* In einem seiner letzten Vorträge über
Chirurgische die chirurgische Behandlung des chronischen Morbus
^^^deT"^ Brightii teilt Edebohls mit, daß er bis Ende 1902 51 solche
chronischen Kranke operativ behandelt hat. 29 Kranke litten an chronischer
Morbus interstitieller, 14 an chronischer diffuser und 8 an chronischer paren-
chjmatöser Nephritis. Von den 29 Fällen chronischer interstitieller
Nephritis war die Erkrankung 9mal auf eine Niere beschränkt.
Der operative Eingriff bestand in der Dekapsulation einer oder
beider Nieren. Von den 51 Operierten, darunter 47 doppelseitig
Operierten, starben 7 innerhalb 17 Tagen nach der Operation, 7 im
Zeitraum von 2 Monaten bis zu 8 Jahren nach der Operation.
2 Elranke sind nicht gebessert; 22 Kranke befinden sich gegenwärtig
in einem Zustande von befriedigender Besserung in Zeiträumen von
2 — 15 Monaten nach der Operation. Ein Kranker hat nach einer
Heilungsdauer von 4 Jahren wieder Brightsche Nephritis. 9 Kranke
sind geheilt geblieben 1 Jahr 9 Monate bis zu 10 Jahren nach der
Operation. Bazy berichtet über eingehende Untersuchungen aber
Pathogenese die Pathogenese der intermittierenden Hydronephrose.
mitTieTOnden ^^ ^**' ^®^ einer größeren Anzahl Neugeborener die Nierenbecken
Hydro- und Harnleiter künstlich injiziert und dabei die eigentümlichsten
nephrose. Formen erhalten. Seiner Meinung nach liegt der Ursprung der
intermittierenden Hydronephrose in einer kongenitalen Disposition
des Nierenbeckens und des Ureters. Vor allen Dingen gehören hier-
her abnorm große Nierenbecken mit horizontalem Verlaufe and
Dudelsackform; außerdem Verengerungen, Falten, Drehungen des
obersten Ureterenendes. Die Seltenheit dieser Zustände soll auch
das seltene Vorkommen der intermittierenden Hydronephrose erklären.
Letztere kann auch die Folge einer beweglichen Niere sein; dock
ist nach Bazys Ansicht die Nierenbeweglichkeit resp. der er-
worbene Tiefstand der Niere am häufigsten erst eine Folge der
Hydronephrose.
Bei intraabdominalen Blasenrissen hat die einfache Blasen-
naht, auch wenn sie in mehreren Etagen ausgefiihrt wird, immer
^) Ueber die Erfahrungen von Kümmell, Rumpel u. a. siehe den
Abschnitt Krankheiten der Hamorgane S. 245.
Chirurgie.
327
noch etwas unsicheres. Hildebrand hat deshalb in einem Falle
ein Verfahren angewendet, das geeignet ist, für den Fall des Wieder-
aofgebens der Blasennaht dies Ereignis unschädlich zu machen: durch
besondere Peritonealumsäumung lagerte er den Blasenriß außerhalb
der Bauchhöhle. Dsirne hat bei 186 Kranken mit Blasensteinen
die Sectio mediana mit 1,68*^/0 und bei 105 Kranken die Sectio alta
mit 0,95^/0 operativer Mortalität ausgeführt. Der Medianschnitt ist
kontraindiziert bei Kindern unter 12 Jahren, da hier das Einführen
des Fingers in die Blase zur Exploration und das Herausziehen der
Steine durch den Blasenhals ohne übermäßige Dehnung desselben
unmöglich ist. Nach dem hohen Steinschnitte kann die Blase bei
normalem Urin und normalen Blasenwandungen und nicht ge-
quetschten Wundrändem primär durch die Naht vereinigt werden,
event. in Kombination mit der Ventrofixation der Blase. Nach
Riedels Ansicht ist bei der Prostatahypertrophie nur die
Operation indiziert, die, abgesehen von der Narkose, gar keine Ge-
fahr für den Kranken herbeifuhrt, wenn sie dann auch nicht radikal
ist und nicht vor Rezidiven schützt. Da die hypertrophierte Prostata
am Lebenden weich ist und sich leicht mit dem scharfen Löffel ent-
fernen läßt; so hat Riedel bereits mehrfach mit Erfolg eine Ex-
cochleatio prostatae vorgenommen. Völcker teilt aus der Heidel-
berger chirurgischen Klinik 11 Fälle von perinealer, intrakapsu-
lärer Prostatektomie mit; Zuckerkandl verfügt über acht hier-
her gehörige Fälle. Mit Ausnahme von 2 Todesfllllen (Czerny)
waren die Resultate befriedigend. Bei der Operation selbst ist
namentlich zweierlei zu beachten: 1. muß man sich streng innerhalb
der sog. Prostatakapsel halten; 2. muß man eine quere Durchtrennung
der Harnröhre vermeiden. Einen neuen Blasenschnitt, die Cysto-
tomia perine alis, empfiehlt Frank. Diese Methode ist geeignet,
einer Anzahl von Lidikationen , die bisher ausschließlich der Sectio
alta zufielen, gerecht zu werden. Das Verfahren, das namentlich
fbr alte fettleibige Leute geeignet ist, vereinfacht die Nachbehand-
lung, schafft günstige Drainageverhältnisse und kürzt die Heilungs-
dauer wesentlich ab. Bei seinen Operationen zur Behandlung des
Kryptorchismus konnte Riedel den betreffenden Hoden erst dann
herunterholen und mittels Matratzennaht befestigen, nachdem er die
Vasa spermatica nachgiebig gemacht hatte. Sie mußten vom Samen-
strange getrennt, hoch oben retroperitoneal bis in die Beckenschaufel
verfolgt und dort von den umgebenden Geweben gelöst werden, um
sie dehnen zu können. Die Winkelmannsche Hydrozelen-
operation, die leicht und schnell und unter lokaler Anästhesie
Extra-
abdominale
Versorgung
intra-
abdominaler
Blasenrisse.
Blasenstein-
operationen.
Excochleatio
prostatae.
Perineale
Prostatek-
tomie.
Gystotomia
perinealis.
Behandlung
des Kryptor-
chismus.
328
Wagner.
Winkel-
mannsche
Hydrozelen-
Operation.
Arthrodese des
paralytischen
Schlotter-
gelenkes der
Schalter.
NervenlÖBong
bei Radialis-
lähmung nach
Oberarm-
fraktnr.
Luxation des
Nervus
ulnaris.
Thiosinamin-
injektionen
bei Dupuytren-
scher Finger-
kontraktur.
Ganglien in
der Hohlhand.
Isolierte
Fraktur des
Os scapho-
ideum.
ausführbar ist, gibt auch bezüglich des Nichteintretens von Bezidiven
sehr günstige Resultate. Als einziger Nachteil der Methode ist nach
Suzuki der Umstand anzuführen, daß sie nicht in allen Fällen an-
wendbar ist, weil bei verdickter Tunika die Ektropionierung
Schwierigkeiten machen kann.
Extremitäten. Nach den Erfahrungen von Vulpius stellt die
Arthrodese das Normalverfahren bei einer Monoplegie der Schulter
dar, mit deren Erfolgen sich die Leistung eines orthopädischen
Apparates keinesfalls messen kann. Die Arthrodese muß eine wirk-
liche Verödung des Schultergelenkes erzeugen und eine ossäre An-
kylose darstellen. Bei Badialislähmung nach Oberarmfraktur
hat die Operation unter allen Umständen dafür zu sorgen, daß der
Nerv vollständig freigelegt wird, wenn nötig unter Besektion des
Kallus bezw. Abtragung des Narbengewebes, sowie dafür, daß die
Isolierung des Nerven derart geschieht, daß einBezidiv ausgeschlossen
ist. Beisinger empfiehlt zu diesem Zwecke die Einbettung des
Nerven in Muskelfurchen des M. triceps bezw. M. brachial, int. Ent-
gegen den bisher geltenden Anschauungen hat Momberg gefunden,
daß die Luxation des N. ulnaris häufig ist; daß sie bisher so
selten beobachtet wurde, beruht auf dem seltenen Auftreten einer
Entzündung des Nerven, die durch die Luxation erst beschwerlich
wird. Am häufigsten ist die Luxation kongenital, seltener rein trau*
matisch. Die Therapie richtet sich nach der Nervenentzündung; die
Luxation an und fiir sich ist belanglos; erst die hinzutretende Ent-
zündung der Nerven macht eine Therapie notwendig. Für die
leichteren und mittelschweren Fälle von Dupuytrens eher Finger-
kontraktar empfiehlt Lengemann subkutane Lijektionen von
Thiosinamin in Verbindung mit warmen Bädern, Massage und
passiven Bewegungen; das Thiosinamin macht derbe, adhärente Narben
weich imd verschieblich. Die in der Hohlhand vorkommenden
Ganglien, die wohl sämtlich traumatischen Ursprungs sind, sitzen
nach den Untersuchungen von Franz stets in der Gegend der Meta-
karpophalangealgelenke. Diese Ganglien müssen als traumatische
Degenerationszysten — schleimige und hydropische Degeneration —
im paratendinösen bezw. tendinösen Gewebe aufgefaßt werden. An
den EEandwurzelknochen kommen zwei Verletzungen vor, die man
als typische bezeichnen kann: die Luxation des Os lunatum und die
Fraktur des Os scaphoideum. Bei ganz frischen Fällen dieser
Frakturform ist es nach Lilien feld nicht leicht, ohne Böntgen-
aufnahme eine sichere Diagnose zu stellen. Meist findet sich eine
geringe Badialabduktion der Hand, zirkumskripter Druckschmerz in
Chirargie.
329
der Tabati&re und eine meßbare Yerbreiterong der Gelenkgegend.
Therapentisch kommt es im wesentlichen darauf an, möglichst bald,
etwa nachdem man 8—10 Tage die Hand in ITlnarabduktion ruhig
gesteUt hat, mit einer mechanischen Behandlung und Massage zu
beginnen. Die Luxation des Mondbeines, die nach v. Lessers
Untersuchungen stets eine volare ist, entsteht durch schwere Gewalt*
einwirkungen auf das Handgelenk. Sie ist eine echte Luxation und
entsteht genau so auf dem Wege der Hebelwirkung wie die anderen
Luxationen am menschlichen Skelett. Die volare Mondbeinluxation
ist die einzig mögliche echte Luxation im Bereiche des Karpus. In
den Fällen von Spina ventosa der Diaphyse, wo es gelingt, die
zurückbleibende Höhle gründlichst von tuberkulösen Granulationen
zu säubern und aseptische Verhältnisse herzustellen, empfiehlt Tie-
mann ein dem unteren Ende der ITlna entnommenes Knochenperiost-
stuck einzuheilen. Je jünger das Lidividuum ist, um so größer muß
das Ersatzstück genommen werden. Die Erfolge der Autoplastik
sind sehr günstig. Nach den Untersuchungen von Blum läßt sich
die Einwirkung der Bumpflast als schädigendes Moment fiir alle
Formen der Coxa vara nachweisen, und es spielen die von den
Autoren als Ursachen der Coxa vara angenommenen Erkrankungen
nur eine untergeordnete, begünstigende Rolle. Die Coxa vara ist
somit eine statische Enochenverkrümmung. In den Fällen, wo die
Krampfadern der unterenExtremitäten infolge von Schmer-
zen, Blutungen, Ekzemen u. s. w. heftigere Beschwerden machen,
muß operativ vorgegangen werden. Als zweckmäßigstes Operations'^
verfahren erscheint nach Fraenkel die möglichst radikale Aus-
schälung der erkrankten Venengeflechte mit Exzision der Y. saphena
magna am Oberschenkel bis dicht unterhalb der Fossa ovalis. Nur
in den Fällen, wo diese Operation zu eingreifend erscheint, muß man
sich mit der Resektion der V. saphena magna begnügen. Die Nach-
teile des bisher üblichen Streckverbandes bei Oberschenkelbrüchen
liegen hauptsächlich darin, daß das Kniegelenk versteift oder daß
durch den Zug des Streckverbandes eine Distraktion und damit die
Bildung eines Schlotterknies eintritt. Klapp vermeidet diese Nach-
teile dadurch, daß er die Heftpflasterextensionsstreifen nur am Ober-
schenkel anlegt und das ganze Bein bis hoch an den Oberschenkel
hinauf in einen aufgehängten, an einem Bollschlitten beweglichen
Trikotschlauch lagert (Schwebestreckverband). Bei der Be-
handlung der Fatellarfrakturen sind die Meinungen über den
Wert der Knochennaht noch immer geteilt. So hat kürzlich wieder
Müller, allerdings an der Hand eines sehr kleinen Beobachtungs-
Lnxation des
Mondbeins.
Behandlung
der Spina
ventosa mittels
Antoplastik.
Coxa vara als
Belastangs-
deformitAt.
Behandlung
der Varizen
der unteren
Extremit&t
durch Aus-
sohAlung nach
Madelung.
Behandlung
* der Ober-
schenkel-
brflohe.
Behandlung
der PateUar-
frakturen.
330
Wagner.
Behandlung
der Patellar-
fraktnren.
Operative
Behandlung
der Knie-
gelenkB-
tuberkttlose.
Supra-
kondyl&re
Osteotomie bei
Genu yalgum.
materials, gefunden, daß bei Anwendung der Knochennaht die Be-
handlungsdauer wesenüich länger, die Funktionsfahigkeit scMechter
und die Erwerbsstörung größer war, als bei den nicht genähten
Fällen. Schmidt unterscheidet bei den Patellarfrakturen
zwischen Stoßfrakturen mit Erhaltung des Faszien- und Sehnen-
apparates und Bißfrakturen, bei denen die Streckvorrichtungen zer-
stört sind. Während man bei ersteren mit Binden- und Massage-
behandlung auskommt, ist bei letzteren die Knochennaht in mög-
lichst frühem Stadium indiziert. Die offene Naht der PateUar-
&akturen bietet gegenüber allen übrigen Methoden den Vorteil
der genauen Orientierung über die Konfiguration der Fraktur, die
Möglichkeit der Entfernung von Weichteilinterpositionen, der gründ-
lichen Ausräumung des im Gelenke befindlichen Blutergusses, der
Versorgung der Bisse im seitlichen Streckapparat, der Entfernung
abgesprengter Knochenfragmente und gewährleistet gleichzeitig mit
Sicherheit eine knöcherne Konsolidation der Fragmente. Thienger
empfiehlt deshalb, die offene Naht der Patellarfrakturen überall da
in Anwendung zu bringen, wo eine sorgfiiltige Asepsis gehand-
habt werden kann. F eurer behandelt die Kniescheibenbrüche
mittels einer modifizierten Form der offenen Naht: Eröffnung des
Gelenkes durch einen Längsschnitt, parostale Seidennaht der Knie-
scheibe, Kapselnaht, trockene Behandlung des eröffneten Gelenkes,
vollkommener Schluß der Wunde. Nach ca. 4 Wochen aktive Be-
wegungen, Massage, Faradisation. Die parostale Naht hat vor der
gewöhnlichen Knochennaht den Vorzug leichterer und schnellerer
Ausführbarkeit. Nach den in der v. Moset ig -Moorhof sehen
Abteilung gesammelten Erfahrungen empfiehlt Damianos, die
Kniegelenkstuberkulose bei Kindern und Erwachsenen mittels
radikaler synovialer oder ossaler Arthrektomie zu behandeln. Nur
bei Kranken jenseits der Vierzigerjahre ist die Amputation vor-
zuziehen. Bei der Besektion werden etwaige Elnochenherde mit dem
Hohlmeißel ausgestemmt und mit der Mosetigschen rasch erstarren-
den Knochenplombe ausgefüllt (Jodoform. 60,0, Cetaceum 40,0, Sesam-
öl 40,0). Nach den Erfahrungen, die v. Brunn aus der v. Bruns-
schen Klinik mitteilt, ist die suprakondyläre, lineare Osteo-
tomie des Femur bei Genu valgum eine ebenso rationelle als
einfache, ungefährliche und dankbare Operation, die funktionell und
kosmetisch sehr günstige Besultate liefert. Die in der v. Bruns-
sehen Klinik übliche Operationsmethode weicht nur wenig von der
Macewenschen Originalvorschrift ab, nämUch nur darin, daß die
Blutleere wegföUt, die ganze Knochendurchtrennung mit ein und
Chirurgie. 331
demselben schmalen Meißel ausgeführt wird und in der Nachbehand-
lung mittels Gipsverband, der dem Kranken schon am Tage nach
der Operation das Herumgehen gestattet. Nach Pagenstecher
kann man die Zerrung, Einrisse und Ausreißung der Kreuzbänder isolierte
des Knies aus der Insertion mit oder ohne Knochenknorpelstück ^®"!^'"*^,
zweckmäßig als innere Distorsion des Knies bezeichnen und b&nder
sie so in einen Gegensatz zu dem D^rangQment interne , der Los- ^^^ Knies.
Sprengung der Menisken, bringen. Im klinischen Bilde treten Häm-
arthros und starke Schmerzhaftigkeit hervor, die zur Euhighaltung
des Gelenkes zwingen. Bei stärkeren Beschwerden muß aktiv vor-
gegangen werden: Entleerung des Blutes und der entzündlichen
Produkte durch einen Bogenschnitt , event. Naht der Kreuzbänder.
Seitdem wir in der Diagnose der Knochenbrüche mit Hilfe der
Röntgenstrahlen größere Fortschritte gemacht haben, sind die Spiral- Spiraifraktaren
frakturen entschieden häufiger geworden. Für die Diagnose der g!L^^*fg'
Spiraifraktaren des Unterschenkels gibt Lauenstein folgende An-
haltsptmkte: eine indirekte torquierende Gewalt, die Bevorzugung
des männlichen Geschlechts, die Berücksichtigung der Trunkenheit,
die offenbar eine gewisse prädisponierende Bolle spielt; die Außen-
rotation des Fußes, die geradezu als pathognomonisch für die Ver-
letzung betrachtet werden muß; das Fehlen des Dislocatio ad axim,
die charakteristische Entfernung der Frakturstelle der Tibia und
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Desinfektion.
Lysoform.
Lysol.
Sanoform.
Handschuhe.
Anästhesie in
der Gebnrt.
Unterrichts-
mittel.
Aohsenxng-
Eange.
Steißhaken.
Perforator.
Von Privatdozent Dr. J. Klein, Lehrer an der Hebammenscbule
in Straßburg L E.
eebvtslülfe.
AllgemeineB. Wesentliche Neuerungen sind anf dem Gebiete
der Desinfektion nicht zu verzeichnen. Fueth und Mohaupt haben
durch eigene Versuche die Ueberzeugung gewonnen, daß die Heiß-
wasseralkoholdesinfektionsmethode nicht im stände ist, die
Hände im Sinne Ahlfelds steril zu machen. Nagelschmidt bricht
eine Lanze zu Gxmsten des Lysoforms und hebt besonders seine
Ungiftigkeit hervor, während Hammer über einen FaU von Lysol>
Vergiftung mit Exitus nach einer intrauterinen Ausspülung von
3 1 1^/oiger Lysollösung bei Placenta praevia berichtet. Bamberg
empfiehlt das Sanoform als Streupulver oder als Sanoformgaze,
dessen granulationsanregende Wirkung derjenigen des Jodoforms
gleichkommt. Aus Schumachers bakteriologisch-klinischen Unter-
suchungen geht hervor, daß der Unterschied im Wochenbettsverlauf
zwischen den mit oder ohne Handschuhen untersuchten Wöch-
nerinnen gering ist, so daß er die allgemeine Anwendung der
Handschuhe nicht anrät. — Auf seine im Vorjahre angeführte kom-
binierte Skopolamin-Morphium-Halbnark ose bei Kreißen-
den kommt V. Steinbüchel zurück und wird von Semon mit
52 Fällen unterstützt, während Fla tau, der einen tödlichen Aus-
gang durch Herzlähmung und Lungenödem erlebte, davor warnt. —
Um Studierenden und Hebammenschülerinnen den Dammschutz zu
demonstrieren und einüben zu lassen, hat Zangemeister ein
Dammschutzphantom angegeben. — Bichard Freund hat die
Tarniersche Achsenzugzange modifiziert, indem er ihrer
Schwere wegen die QiiSe abgenommen und durch kleine durchlöcherte
Stümpfe ersetzt hat. Ponfick wendet bei Steißlage einen Steiß-
haken an, welcher von Küstner angegeben ist und welcher nur
an die hintere Hüfte anzulegen ist. Neue Kindsperforatoren
verdanken wir Tridondani, dessen Instrument dem Doyenschen
Geburtshilfe und Gynäkologie. 339
zur Tunnelierong von Uterasfibromen ähnelt, und Kadyi, dessen
Perforator trokarähnlich ist. Bongs Dekapitationsinstrument Dekapitations-
besteht aus zwei röbrenfbrmigen Teilen, durch welche eine Gigli- ißstrument.
sehe Säge hindurcbgeleitet werden kann. Nassauer bedient sich
einer neuen Abortzange, der Winterschen nachgebildet, aber mit Abortzange.
Krümmung der Löffel und Anschlag. Xneise mißbilligt dieselbe
nicht allein, sondern überhaupt die Anwendung einer Zange bei
Abort, da er bei 500 Aborten nur 4mal die Xomzange anwenden
mußte, und da er sonst allein mit manueller Ausräumung oder Küret-
tage auskam. Zur Beckenmessung, aber nur bei Wöchnerinnen Beokenmesser.
und Nichtgraviden anwendbar, hat sich Ahlfeld schmale, graduierte
Keile verschiedener Länge konstruiert, die von außen durch die Bauch-
decken hindurch zwischen Promontorium und hintere Symphysen-
wand eingekeilt werden. Man sucht sich das Stäbchen probierend
aus, das gerade den Baum ausfüllt. Der Kampf für oder gegen
Bossis Dilatatorium und diesem nachgemachte Instrumente tobt Dilatatorien.
weiter. Als Protagonist der Gegner geht Dührssen allen voran,
welcher die Gefahren der Zervixrisse nochmals betont; ihm folgen
Zangemeister, Cristofoletti, v. Bardeleben und Labhardt.
Hammerschlag gibt zu, daß bei jeder Anwendung die Gefahr des
Zervixrisses droht und daß die Metreuryse schonender ist, wo keine
große Eile nötig ist. Er hält daher bei Placenta praevia und bei
großer Rigidität der Zervix das Dilatatorium für kontraindiziert.
Aehnlich denkt L. Meyer bei Placenta praevia, während er sonst
bei Eklampsie oder bedrohlichen Symptomen der Mutter 15mal dila-
tierte ohne jegliche Bißblutung. Obwohl Ostrcil niemals durch das
Dilatatorium, sondern durch die Extraktion der Frucht Bisse ent-
stehen sah) will er doch die Anwendung auf die allemötigsten Fälle
bescbränken. Auch Knapp teilt nicht mehr die Ansicht der abso-
luten Gefahrlosigkeit seines modifizierten Nowak owskischen In-
strumentes. Unbedingt auf die Seite von Bossi stellen sich Oster-
loh, Beck, de Paoli, Pollak, de Seigneux und Jentzer.
Vereinfachungen des Instrumentes haben Preiß und Krull ange-
geben. Für manuelle Dilatation nach Bonnaire sprechen sich Cal-
mann und Meurer aus. Anstatt der Hegarschen oder Fritsch-
schen Sonden lobt Daniel sehr den Schatz sehen Metranoikter, den
er in 100 Fällen angewandt. Zur Scheidendammnaht bedient sich Stolz
eines dreiblättrigen Spiegels. H. K 1 e i n preist eine neue Leibbinde Leibbinde,
an, deren Vorzüge in einer Erhöhung und Verstärkung des Bücken-
teiles, so daß der Lendengürtel Träger der Last des Bauches wird, und
in einer Versteifung durch horizontal laufende Stahlfedern bestehen.
1
340
J. Klein.
Geschleohts-
bestimmong.
Erbliche
Anlagen zu
Mehrlings-
geborten.
Heiratsyerbot.
Schwangei^
echaftsdaner.
Di&t in der
Schwanger-
schaft.
Blntunter-
sachongen
in der
Schwanger-
schaft.
Ikterus in der
Schwanger-
schaft.
SyphUis
in der
Schwanger-
schaft.
Chorea in der
Schwanger-
schaft.
SohwangerBchaft. Entgegen Döderlein meint B. Schnitze, daß die
Tatsache, daß auch Eigenschaften des Erzengers Einfluß üben auf die Yerhält-
niszahl der erzeugten m&nnlichen und weiblichen Sprößlinge, nicht im stände
ist, die Annahme zu erschüttern, daß schon im Eierstock jedes Ei sein Ge-
schlecht hat Zur Frage der yererblichen Anlage zu Mehrlings-
geburten meint Ro senfeld, daß es nicht undenkbar ist, daß dem Samen des
einen oder anderen Mannes die Eigenschaft innewohne, eine Teilung der
Eeimanlage bewirken zu können und daß diese Eigenschaft yererbbar w&re.
Nach Fei In er ist yom geburtshilflichen Standpunkt aus das Heiraten
zu verbieten bei Lungentuberkulose nur in schweren Fällen, bei Kehl-
kopftuberkulose, bei Mitralstenose und F&llen mit ausgesprochenen Kom-
pensationsstörnngen, bei Myokarditis, chronischer Nephritis, bei bösartigen
Tumoren, schwerer Chorea, schwerer Epilepsie und bei Greisteskrankheiten.
H. Fuchs unterstützt die Forderung Zweifels, bei besonders großen
Fruchtbefunden eine Verlängerung der Schwangerschaftsgrenze ge-
setzlich für zulässig zu erklären, da auf 100 Geburten eine mit Ueber-
schreitung des Fötalgewichtes und mit 803—341 Tagen Schwangerschafts-
dauer vorkäme. Paton hat durch Versuche an Meerschweinchen fest-
gestellt, daß die Prochowniksche Diät für rhachitische Mütter ihre
Berechtigung habe. Hydroplasmie in der Schwangerschaft nennt Zange-
meister die Verdünnung des Blutplasmas, welche auf Vermehrung
der Blutmenge durch Aufnahme yon Wasser zurückzuführen ist. In
Gemeinschaft mit Meißl hat sich ebenderselbe mit vergleichenden
Untersuchungen über mütterliches und kindliches Blut und Fruchtwasser
beschäftigt und den Beweis erbracht, daß der Fötus mindestens während
der letzten 4 Monate der Schwangerschaft regelmäßig Urin an das Frucht-
wasser abgibt. Trotz Fellners Repliken verharrt Schröder bei seinen
Anschauungen, daß der Blutdruck während der Gravidität zwar nicht ganz
gleichmäßig, aber allmählich steige und auf der Höhe der Geburt seinen
höchsten Wert erreiche. Im Fruchtwasser fand Bondi stets Diastase und
Pepsin; da diese Fermente im Serum der Erwachsenen, nicht aber im
Serum der Neugeborenen, enthalten sind, so stammen sie also aus dem
mütterlichen Serum.
Brauer verfolgte einen Fall, wo in 4 (Graviditäten stets Ikterus
ohne Hämoglobinurie vom 3.-4. Monat an anfhtit. Nach seiner
Ansicht gehört der Gravidit&tsikterus zu den Erkrankungsformen,
die in Abhängigkeit zu den eigenartigen Stoffwechselvorgängen wäh-
rend der Schwangerschaft stehen, wie z. B. Schwangerschaftsniere,
Eklampsie, akute gelbe Leberatrophie und vielleicht Osteomalazie.
Gbroßen Wert für die Diagnose der Syphilis legt Eosinski auf die
Plazenta. Das Collessche und das Profetasche Gesetz erkennt
er an. Das Heiraten sollte erst nach 3—5 Jahren gestattet sein.
Chorea gravidarum will Hirse hl in leichten Fällen mit Brom,
Chloral, Arsen oder Eisen, in schweren Fällen mit künstlicher Fehl-
Geburtshilfe und Gynäkologie.
341
oder Frühgeburt behandeln. Oegen die Verallgemeinerang, daß
Hyperemesis gravidarum nichts anderes als Hysterie sei, wendet
sich Feinberg. Behm glaubt an eine Intoxikation des Blutes von
der Eiperipherie ausgehend, wahrscheinlich synzytialer Natur. Er
sucht daher das Gtift zu verdünnen durch 0,6^/oige Kochsalzein-
gießungen. Für Dirmoser dagegen bleibt diese Erkrankung eine
intestinale Autointoxikation. Als Beweis dafiir fuhrt er an, daß
Azeton im Harn und im Magen sich dabei vorfindet. Nach Audi-
bert und Barraja bringt aber weder die normale noch die patho-
logische Schwangerschaft Azetonurie mit sich. Atich bei Betention
eines abgestorbenen Fötus tritt nicht immer Azetonurie ein. Nur
bei der Geburt kommt sie oft vor, schwindet aber rasch wieder.
Auf die bisher wenig beachteten Wechselbeziehungen zwischen
parametritischen Exsudaten und Schwangerschaft, Geburt und
Wochenbett und auf die nötige, sofortige, radikale Therapie macht
Blumreich aufmerksam. 78 Fälle von Zerreißung der Gebär-
mutter in der Schwangerschaft sammelte Baisch in der Literatur.
Er teilt sie ein in violente Rupturen (durch Traumen imd bei arte-
fiziellem Abort), spontane Rupturen (bei pathologischen Eünsertionen,
üterusmißbildungen , angeborener oder erworbener Dünnwandigkeit
des Uterus, Entzündungen und Neubildungen, Narben des Uterus)
und Rupturen ohne bestimmte Aetiologie. Die Behandlung soll stets
operativ sein. Ebenfalls operative Behandlung bei Myomen, sei es
bei der Geburt, sei es bei Schwangeren, hält Frank fiir indiziert^
besonders bei raschem Wachstum derselben, Störungen der Zirku-
lation und Atmung, bei peritonitischen oder Einklemmungserschei-
nungen, bei Myomen des Collum uteri und bei polypösen Myomen.
Ein neues Zeichen mehrfacher Schwangerschaft gibt'uns
Jentzer an. In den Fällen, in denen es gelingt, die Köpfe von
zwei Früchten gegeneinanderzustoßen , erhält man das Gefühl, als
ob zwei Billardkugeln unter Wasser zusammenstoßen. Einen seltenen
Fall von Schwangerschaft im 56. Lebensjahr konnte Geyl
konstatieren, als er wegen septischer Erscheinungen die Totalexstir-
pation des Uterus vornahm und nachher in ihm Plazentarreste vor-
fand. Eingehend haben E. Fränkel und Hagmann mit Missed
labour und Missed abortion sich befaßt. Letzterer stellt fol-
gende klare Definition dieser Zustände auf. Missed labour ist die
Retention einer am normalen Ende der Schwangerschaftszeit abge-
storbenen Frucht im Uterus. Missed abortion ist die Retention einer
vor dem normalen Ende der Schwangerschaft abgestorbenen Frucht
im Uterus über die Schwangerschaftsdauer hinaus. Sehr selten für
Hyperemesis
in der
Schwanger-
schaft.
Azetonurie
in der
Schwanger-
schaft.
Parametritis
and
Schwanger-
schaft.
üterusruptar
in der
Schwanger-
schaft.
Myome in der
Schwangei^
Schaft.
Zeichen
mehrfacher
Schwanger-
schaft.
Schwanger-
schaft im
66. Lebens-
Jahr.
Abort.
342
J. Elein.
Abort.
Extranterin-
schwanger-
Schaft.
Schwangerschaftsunterbrechung ist die Aetiologie, die Kleinwächter
in 11 Fällen vorfand, nämlich Zervixrisse, die ungeheilt geblieben
waren und bei denen dann nach der Naht Austragung eintrat. Bei
akuten Infektionskrankheiten hat Stravoskiadis die Ursache von
Abort und Frühgeburt in der akuten Entzündung des Endometriums
mit Blutungen durch spezifische Bakterien, die auf hämatogenem
Wege hingelangt sind, bedingt gefunden. Veits Ansicht geht dahin,
daß der künstliche Abort bei Tuberkulose viel zu oft eingeleitet
wird; er wünscht daher, daß die Indikation zum künstlichen Abort
möglichst streng gestellt und möglichst ernst begründet werde.
Goenner ist ebenfalls kein Anhänger des künstlichen Aborts,
weder bei Hyperemesis noch bei Tuberkulose, noch bei Herzfehler,
Nephritis oder Nervensystemkrankheiten. Er möchte denselben nur
bei Blutimgen und bei absoluter Beckenenge angewandt wissen. Die
Behandlung des Abortus besteht nach Nebesky in ruhigem Ab-
warten bei t3rpischem Verlauf, Tamponade des Uterus und der Scheide
bei starker Blutung, Ausräumung mit Finger und Kürette bei Infek-
tion oder unvollständigem Abort. Sorgsame Wochenbettpflege ist
nicht zu vergessen. Mit der Anatomie der E xtrauterinschwanger-
schaft, der tubaren Eieinbettung und der Bildung der Membrana
capsularis beschäftigen sich die Arbeiten von Werth, Kroemer
und Voigt. Die Hauptursache der Tubargraviditäten liegt fär
Micholitschin Missbildimgen der Tuben, sei es angeborenen, sei es
durch Entzündung erworbenen. Unter den Entzündungen nimmt nach
Hahn und E. Bunge die Gonorrhöe den ersten Platz ein. Darum
kommt die Tubenschwangerschaft in großen Städten, d. h. da, wo
die Gonorrhöe häufiger auftritt, auch am häufigsten vor und darum
nimmt die Zahl der Fälle von Tubenschwangerschaft in den letzten
Jahren zu, weil die Gonorrhöe zunimmt. Die beste Prophylaxe ist
also Schutz vor Gonorrhöe. Die Aetiologie der Graviditas tubaria
interstitialis propria sucht Baschkes in einer entzündlichen Ver-
engerung des Ostium uterinum tubae, so daß wohl die Spermato-
zoiden, aber nicht das Ei hindurchwandem können. Eine primäre
Bauchhöhlengravidität auf einem Netzzipfel beobachtete Witthauer.
Von wiederholten Tubenschwangerschaften konnte Vaßmer 182 FäUe
in der Literatur ausfindig machen. Ueber ausgetragene Extrauterin-
graviditäten referieren Eichard Freund und Sittner. Letzterer
wiederholt seine früheren Angaben, daß die Prognose der operativen
Behandlung derselben vom Sitze der Plazenta abhängig sei. H. Freund
imd Schambacher unterscheiden wahre und vorgetäuschte Tubar-
schwangerschaften. Es gibt nämlich Fälle von anderen Erkrankungen,
Geburtshilfe und Gynäkologie.
343
welche Tubarabort oder Ruptur vortäuschen können, speziell Miß-
bildungen, Salpingitis haemorrhagica und Tuberkulose. Kober steht
dem skeptisch gegenüber, da er auf 75 Eztrauterinschwangerschaften
nur 2 solche Fälle, während Schambacher auf 14 4 solche Fälle
fand ; er bleibt demnach dabei, daß im allgemeinen bei dem Befund
einer Hämatozele auch fernerhin die Diagnose der ektopischen Gra-
vidität als gesichert anzunehmen sei. In der Behandlung der Extra-
uterinschwangerschaffcen bricht bei abgestorbener Frucht imd Tubar-
abort ohne Fieber und bei Hämatozelen ohne Nachschübe der Blutung
und ohne Zersetzungserscheinungen die exspektative und konserva-
tive Therapie immer mehr sich Bahn. Es sprechen sich deutlich
dafür aus: Thorn, .Schenk, Zweifel, Sarwey und v. Dittel.
Tritt jedoch die Notwendigkeit eines Eingriffes ein, so ziehen Sar-
wey, Zweifel, Bröse und Straßmann die Kolpotomie vor,
während Kirchgeßner, Veit und v. Dittel die Laparotomie
bevorzugen. Eine neue Beckenform schildert uns Eppinger
unter dem Namen „Pelvis Ohrobak" oder Coxarthrolisthesis-Becken.
Bei diesen Becken ist eine Verengerung des Querdurchmessers da-
durch entstanden, daß infolge einer Wachstumsanomalie der Pfanne,
die darin beruht, daß der Pfannenknorpel weich bleibt, der Ober-
schenkelkopf in der Richtung gegen die Beckenhöhle dieselbe aus-
buchtet. Muret beschreibt einen Fall von kongenitalem Spaltbecken,
Richter von einfachem Trichterbecken.
Beoken.
Gebort. Eingehende Studien über die fötalen Herztöne Fötale
während der Geburt verdanken wir Seitz: Die Herztöne werden fl«'«Wne.
von Beginn der Geburt an bei jeder Wehe infolge imgenügenden
Gasaustausches langsamer; erstreckt sich aber die Verlangsamung
derselben in die Wehenpause hinein, so ist die Indikation zum Ein-
greifen gegeben. Auch das Nabelschnurgeräusch kann ein Signal
zum genauen Aufpassen sein. Hoehne diagnostiziert einen f&talen
Herzfehler an dem rauhen Charakter eines mit dem mütterlichen
Pulse nicht synchronen Geräusches. Es darf in einem solchen Falle
dann kein Eingriff unternommen werden, der für die Mutter irgend
welche Gefahr brächte, da das kindliche Leben keiner Berücksich-
tigung wert sei. B. Schnitze warnt wegen Infektionsgefahr davor,
gleich nach geborenem Kopf naohzutasten , ob die Nabelschnur Nabelschnar-
umschlungen sei; er will dies auf die Zeit aufschieben, wo die »imsolilingimg.
Schultern hervortreten, da auch vorher so wie so das Lockern oder
Durchschneiden der Nabelschnur überflüssig sei. Anläßlich eines
Falles von Wendung, wo er die Luft an seinem Vorderarm vorbei-
344
J. K]ein.
Vagitas
uterinns.
Striktnr bei
Steißlage.
Oesichtslage.
Künstliclie
Drehung
der Frucht.
Enges Becken
ZwilUngs-
geburt.
Perforation.
streichen fühlte und das Vibrieren einer Weichteilfalte empfand, als
der Vagitns entstand, glaubt Sippel, alle Fälle von Vagitas
uterinus durch in Schwingung gesetzte, gespannte Weichteilfalten
erklären zu können. Bei Zervixstriktur und Steißlage rät
de Bovis vor allen Dingen in tiefer Narkose einen Fuß herunter-
zuholen, was wohl sehr schwer ist, aber mit Geduld gelingt. G^
waltsame Dilatation anzuwenden ist ge&hrHch; noch eher wäre eine
Sectio caesarea am Platze. Nach Ostrcil ist die häufigste Ursache
der Gesichtslagen ein enges, besonders ein plattes Becken und
abnorme Größe der Frucht mit einem großen, biparietalen Durch-
messer. Die Dolichozephalie ist meist nur eine Folge und keines-
wegs eine Ursache dieser Lage, denn nur sehr selten ist die Dolicho-
zephalie primär und bedingt primäre Gesichtslage. Exspektativ will
Anselm die Gesichtslagen behandeln imd scheut sich vor der Kor-
rektion derselben. Fehling hat beobachtet, daß oft der tiefstehende
Kopf bei Anlegen der Zange vom schrägen in den queren oder vom
queren in den anderen schrägen Durchmesser sich dreht. Diese
Tatsache kann therapeutisch verwertet werden bei tiefem Querstand
oder starkem Schrägstand oder bei Vorderhauptslagen. Die Drehung
kann mit 2 — 3 Fingern an der Pfeilnaht oder äußerlich an der vom
liegenden Schulter ausgeführt werden. Gtinz ähnlich, aber nur durch
äußere Einwirkung auf Schulter und Rücken der Frucht während
der Wehenpause, möglichst bald nach dem Blasensprung, geht auch
.Gottschalk vor. Zur Therapie des engen Beckens be-
kundet V. Magnus eine Vorliebe für langes Abwarten und für Wen-
dung und Extraktion bei beweglich bleibendem Kopfe; für prophy-
laktische Wendung spricht eher B. Wolf f. Ha hl hebt die Vorzuge
der künstlichen Frühgeburt hervor. Den nachfolgenden Kopf sucht
S t e f f e c k mit beiden geballten Fäusten inWalcher scher Lage ins
Becken einzudrücken. Da Beck einmal 27 und ein anderes Mal
7 Stunden lang auf die Geburt des zweiten Zwillinges warten
mußte, gibt er als Vorschrift, nicht länger als wie fiir die Expression
der Plazenta, d. h. 2 Stunden, zuzuwarten. Gegen den Ausspruch
Pinards: „Pembryotomie a v6cu" wendet sich Neumann und
präzisiert folgendermaßen die Stellung des praktischen Arztes zor
Perforation: 1. Gesetzlich ist es nicht erlaubt, eine Operation gegen
den WiUen der Kreißenden vorzunehmen. 2. Die Wahl der Operation
steht der Kreißenden allein zu. 8. Die Perforation hat zur Zeit noch
unvergleichlich bessere Chancen für die Mutter als der relative
Kaiserschnitt. In ganz demselben Sinne schreibt Hofmeier in
einer französischen Abhandlung: „Trotz aller Fortschritte in der
aeburtshilfe und Gynäkologie. 345
Chirurgie und Entbindungskunst ist die Perforation des lebenden
Kindes berechtigt geblieben in gewissen Fällen und es ist nicht er-
laubt, die Symphyseotomie oder die Sectio caesarea derselben zu
substituieren." Weder Wehenschwäche noch Beckenenge sind für
V. Winckel eine Indikation für die Zangenoperation. Zange.
Auch die Schulzange liält er für verwerflich. Die Zange verursacht
nach ihm zahlreichere Verletzungen der Mutter und macht häufiger
Plazentarlösungen nötig. Als Anzeige gilt fbr ihn nur die Gefahr
ftr Mutter oder Kind. Er hat auf 20604 Geburten nur in 3,08'/o
die Zange angelegt. Auch Sachs bezeichnet die Zange als die
blutigste geburtshilfliche Operation und hat dieselbe auf 80973 Ge-
burten nur in 2,46 ^/o in der Klinik Chrobak angewandt gefunden.
Diesen zurückhaltenden Standpunkt tadelt Fehling. Er beweist,
daß, wenn auch nach Zangenoperationen Verletzungen der mütter-
lichen Weichteile häufiger als olme Zange vorkommen, keineswegs
jedoch stärkere Blutungen oder vermehrte Plazentarlösungen oder
häufiger notwendig werdende plastische Operationen der Zange zur
Last gelegt werden dürfen. Für das Leben der Kinder ist die
Zange sehr günstig. Die Lidikation bei Wehenschwäche und für
Lehrzwecke bleibt von großer Wichtigkeit. Einen wirksameren
Dammschutz glaubt v. Budberg-Bönninghausen gefunden Dunmsoliatz.
zu haben, indem er in Bückenlage der Kreißenden seinen linken
Unterarm auf den Bauch derselben drückt und mit den Fingern der
linken Hand, welche den vorrückenden Kopf umfassen, vibrierende
und zugleich leicht schraubenförmige Bewegungen ausfuhrt. Dieser
beständig unterhaltene Kontakt zwischen Kind, Uterus und Unter-
arm des Geburtshelfers verringert die kyphotische Krümmung des
Kindesrückens und der Kopf wird weniger gegen den Damm ge-
trieben. K. Hegar möchte auffallenderweise die Naht der fri- Dammnaht,
sehen Dammrisse etwas einschränken, da sie doch nicht immer
heilen und die Gefahr einer Lifektion durch die Naht steige. Damm-
risse dritten Grades sollten überhaupt nicht genäht werden. Versuchs-
weise hat er deshalb 53 Dämme nicht genäht; davon heilten 86,8^/o
per primam und 77,2 ^/o mit guten funktionellen Resultaten. Die
Episiotomie verwirft er ganz. Schatz macht dagegen, wenn eine
Abreißung der Scheide tmd des muskulösen Beckenbodens zu be-
fürchten ist, einen prophylaktischen Paraproktalschnitt der Scheide
bis zur mittleren Höhe derselben. Kays er erlebte nach einer Zange Symphyeen-
bei ganz normalem Becken eine Symphysenruptur, die er durch "»P^™«^-
Knochennaht zur Heilung brachte. Bei einer Retroversio uteri BetroYenio
gravidi cum incarceratione konnte Wennerström durch hintere »»^«^ 8"^^*«
346
J. Klein.
Ruptora
uteri.
Kolpotomie, ohne den Douglas zu eröffnen, die hintere Uteruswand
spalten und den Uterus ausräumen. Die Frau hat spater wieder
invereio uteri, normal geboren. Dienst, welcher einen Fall von Inversio uteri
operativ zur Heilung brachte, eröffnete dagegen nach der Methode
Küstners den Douglas und spaltete dann die hintere Uteruswand.
Betreffs Aetiologie der Inversio uteri bleibt Schauta auf seinem
früheren Standpunkt stehen, daß dabei Kontraktionen des Uterus
keine EoUe spielen können, sondern im Gegenteil Erschlaffung des
Organs vorhanden sein muß. Uterusrupturen sahen Oswald
infolge manueller Plazentarlösung und Schwendener infolge Credo-
sehen Handgriffes bei angewachsener Plazenta, Knauer 8 Fälle bei
vorzeitiger Plazentarlösung. Die Richtigkeit der Freund sehen Theorie
der Zerreißungen des Scheidengewölbes während der Geburt be-
stätigt in allen Stücken Kaufmann. Er befürwortet die Naht per
vaginam und die Drainage. Kolomenkin macht keinen Unterschied
zwischen kompleter und inkompleter Uterusruptur, er hält die opera-
tive, radikale Therapie für besser als die konservative und gibt der
Exstirpatio uteri totalis abdominalis mit Drainage nach der Scheide
den Vorzug. Ivanoff hat mit der rein exspektativen Therapie nur
21 ^yo Heilungen erzielt, entschließt sich daher jetzt fiir Laparotomie
mit Porro. Zweifel ist nicht mehr für Drainage eingenommen.
Er schlägt vor, bloß die Serosa über den Biß zu vernähen und vor
allen Dingen die Bauchhöhle durch Aufrichten der Patientin bis auf
den letzten Tropfen zu reinigen, den Biß der Muskulatur ungenäht
zu lassen und nur die blutenden Gefäße zu umstechen. Bayer ver-
gleicht die Placenta praevia mit der Tubeneckenplazenta, da Ent-
faltung oder mangelhafte Entfaltung des Zervikal- resp. Tuben-
segmentes ähnliche Störungen zwischen Plazenta und Haftstelle zur
Folge haben. Hammer hält fiir die beste Therapie der Placenta
praevia die Wendung nach Braxton Hicks, v. Braun-Fernwald
ebenso, wendet aber auch Tamponade und Kolpeuryse an. Den
Kaiserschnitt erachtet er auch für einzelne Fälle für vollkommen
berechtigt, doch für unrichtig, zu weite Gb'enzen für denselben za
stecken. Nach Badtke kommen als Folgezustände von Plazenta
praevia sehr ofl Sterilität und Aborte vor. Statistische Angaben
über Eklampsie veröffentlichen Büttner und Schroeder. Letz-
terer verlangt eine genauere Statistik betreffs UrinbeAmd: 1. bei der
Aufnahme, 2. während der Anfälle, 3. im Wochenbett, 4. bei der
Entlassung, 5. bei späteren Untersuchungen. Was die Aetiologie
der Eklampsie betriffst, kommt Stroganoff, wie alljährlich, auf
seine Theorie der infektiösen Natur derselben zurück. Lauben*
Placenta
praevia.
Eklampsie.
Geburtshilfe und Gynäkologie. 347
barg hat einen Fall bei septischem Abort beobachtet, wo der
Ausbruch der Eklampsie vielleicht auf Invasion von Pyogenes albus
in den Uterus und Niereninsuffizienz zurückzufuhren ist. Wei-
chard bespricht nochmals seine Theorie des Antitoxinmangels gegen
die bei der Zytolyse von Plazentarelementen frei werdenden Toxine.
Ob Moles placentae ätiologisch mit der Eklampsie etwas zu tun
hat, fragt sich König. In therapeutischer Hinsicht bringen Sin*
tenis und Windisch-Oedön nichts Neues, während Bumm,
Dührssen, Westphal, Rühl, Simon, Ehrendorfer und Orth-
mann nicht allein bei Eklampsie, sondern auch bei Hyperemesis,
Rigidität oder Karzinom der Zervix u. s. w. für den vaginalen Vaginaler
Kaiserschnitt eintreten. Den klassischen Kaiserschnitt führ- Kaisersohnitt.
ten Streckeisen 2mal wegen Eklampsie aus, Olshausen a^f Kaiserschnitt
80 Fälle 62mal wegen Beckenenge, van der Briele Imal wegen
eingekeilten Ovarialtumors, Küstner 2mal wegen in der vorher-
gehenden Schwangerschaft eingetretener Uterusruptur. Letztere Indi-
kation bespricht H. Freund an der Hand eines Falles, in welchem
nach einer genähten Uterusruptur 5mal der artefizielle Abort und
zuletzt eine künstliche Frühgeburt mit Erfolg ausgeführt wurde.
Es ist daher in diesen Fällen eine exakte Untersuchung des Uterus
nötig. Ist Atrophie der Muskulatur des Uterus im Narbenbezirk
vorhanden, so ist der künstliche Abort oder der Kaiserschnitt am
Platze. Ist dagegen genügende Regeneration vorhanden, so ist die
künstliche Frühgeburt eventuell mit Kolpeuryse erlaubt. Bei Osteo- Osteomalazie,
malazie ist Ruehle für den konservativen Kaiserschnitt mit Be-
lassung der Ovarien aus ethischen und sozialen Rücksichten. Da üb er
glaubt, daß die medikamentös-diätetische Therapie bei leichten Osteo-
malazlefällen einigermaßen Dauerresultate verspricht. Bei allen
schwereren FäUen ist die operative der konservativen Therapie vor-
zuziehen, besonders, wenn es sich um Frauen handelt, die dem
Klimakterium nahe stehen. Bei jüngeren Frauen ist eventuell ver-
suchsweise vor der Kastration Phosphorlebertran anzuwenden, und
erst zu operieren, wenn die Medikation erfolglos geblieben ist. Den
Lateralschnitt des Beckens, Pubiotomie oder Hebotomie, preisen Pabiotomie.
Qigli, Pestalozza, L. Meyer, Arndt hoch an, während Baum m
seine 2 Fälle an Sepsis nach Platzen der Vagina und nach Zer-
reißung der Harnblase verlor. Daraufhin heftige Polemik zwischen
Gigli und Baumm.
Hitschmann und Volk behaupten, daß es keine Veränderungen
in der Plazenta gäbe, die für Lues allein charakteristisch seien,
dagegen fand Bondi VeränderuQgen der Nabelschnur, die für
348
J. Klein.
Nachgebart. Syphilis pathognostisch sein sollen, nämlich ödematöse Dnrchtränknng
der Gefäßwände, Emigration von polynukleären Leukozyten und
Nekrosen, also Arteriitis resp. Phlebitis. Schi ekele studierte die
Störungen in der Blutzirkulation der intervillösen Räume der Plazenta
und schlägt vor, statt „Infarkt" Fibrinknoten zu sagen. -Bohnstedt
stellte experimentell an Kaninchen, Katzen und Hunden fest, daß
nach dem Tode der Frucht im Gewebe der Plazenta Blutergüsse
und deren Folgezustände wie beim Menschen auftreten. Einen Fall
eines 335 g schweren Fibrochorioangioma placentae teilt uns Gal-
derini mit. Die Grundlage der Plazentarpol3rpen ist nach Michaelis
durch Chorionzotten gebildet, die in dezidual veränderten, mütter-
lichen Gefflßen liegen.
Bakteriologie. Wochenbett. In seinen Studien zur Bakteriologie des
Genitalkanales fand Stolz sowohl bei normalen Schwangeren
imd normalen Wöchnerinnen als auch bei Fiebernden Streptokokken
vor. Er glaubt daher, daß die Virulenz derselben nach der Ein-
wanderung in den Uterus oder bei Fieber zunehmen könne. Bucura
zählt in seiner Wochenbettstatistik auf 23639 Geburten 2037 = 8,62®fo
Fieberfälle mit 66 = 2,79 '/o SterbeÄUen. Das Vollbad hat er
eliminiert und findet die Reinigung unter fließendem Wasser günstig
wirkend; gefiSdirlich ist die Rektalmessung; Selbstinfektion ist mög-
lich. Die beste Prophylaxe ist Abstinenz von septischen Berührungen
und die peinlichste Desinfektion der Hände. Nach Hamm ist die
Paerperale puerperale Bradykardie weder physiologisch noch pathologisch;
Bradykardie, gje kommt in 8,6 °/o vor. An 30 Wöchnerinnen hat Kachel das
Pnrgatin. Purgatin 1,5— 2,0 g pro dosi anstatt des üblichen Bizinusöles am
3. Tage post partum mit gutem Erfolg erprobt. Daß die radikale,
Wochenbett- chirurgische Therapie des Puerperalfiebers nur in schweren
und seltenen Fällen einzutreten hat, und daß die rationelle Indikation
dazu eigentlich nur in Fällen von Plazentarretention , Verjauchung
eines Uterusfibroms, Verletzungen des Uterus existiert, ist so ziem-
lich allgemein angenommen. In diesem Sinne unge&hr sind die
Arbeiten von Pinard, Sippel, Bennecke, Asch und Dolöris
verfaßt. Nicht abgeneigt gegen das Argentum colloidale Cred£,
intravenös in Dosen von 10 — 20 g 2^/oiger Lösung eingespritzt,
zeigen sich Fehling, v. Herff imd Bosenstein. Eine künst-
liche Leukozytose will Ho ff bau er mit seiner Nuklein-Xochsalz-
behandlung hervorgerufen und dadurch die puerperale Sepsis llmal
in 12 Fällen geheilt haben. Er verordnet 6—6 g Nuklein per ob
und zugleich Kochsalzinfusionen» Dies ist nach 12— 24'6tunden zu
lieber.
Geburtshilfe und Gynäkologie. 349
wiederholen, bis Knochenmarksreaktion, d. h. Enochenempfindlichkeit,
auftritt. Watson hält das Wasser, welches nach intrauterinen
Ausspülungen bei Wochenbettfieber im Uterus zurückbleibt, für
schädlich, weil es die vorhandenen Toxine löst und schneller in den
Kreislauf bringt und weil es das Wachstum der Mikroorganismen
fördert. Man muß daher das Wasser soviel als möglich wieder
ausdrücken und dann S'^/oiges Pormalinglyzerin , etwa 30 g, in den
Uterus einspritzen. Das Glyzerin extrahiert das Wasser, das Formalin
ist ein reizloses Antiseptikum. Breuer betrachtet die puerperale
Pleuritis imd Pneumonie als entzündliche Konsequenzen von Embolien
aus den Beckenvenen. Wie vorsichtig man mit der Umgebimg der
Kreißenden sein muß, beweist eine Kindbettfieberepidemie, die
Büttner zitiert, welche im Anschluß an eine Anginaepidemie auf-
trat. Für eine von ihm beobachtete Unterschenkelgangrän im primär
afebrilen Wochenbette macht Schaeffer folgende Umstände ver-
antwortlich: 1. Schwächliche Konstitution und Chlorose. 2. Schenkel-
und Genitalvenenerweiterung. 3. Subakute Gonokokkeninfektion.
4. Schlechte Ernährung. Gute Erfolge mit Antistreptokokkenserum
notieren: Steinhauer (2 Fälle), Caie (1 Fall), Jones (1 Fall) und
Mainzer (1 Fall). „Jede Mutter soll selbst stillen" ist die Devise Laktation,
von Schloßmann. Er kennt keine Kontraindikation, weder
Tuberkulose noch Mastitis, da durch Abdrücken der Milch ohne
Anlegen des Kindes die Brustdrüse -lange Zeit in Funktion erhalten
werden kann. Die Ammenkost ist unnütz. Es ist ein Vorurteil,
daß das Ammenkind und das zu stillende Kind gleichalterig sein
sollen. Die Beschaffenheit des kindlichen Stuhles beweist nichts,
das allgemeine Verhalten des Kindes ist allein maßgebend. Es gibt
keine künstliche Emährungsart, die der natürlichen annähernd gleich-
wertig wäre. Nußbaum hat einen Fall von Basedow und einen
Fall von Endometritis catarrhaüs gesehen, wo 1—2 Jahre nach dem
Absetzen des Kindes die Milchsekretion noch anhielt. Ordination:
Antipyrin und Druckverband. Nach Weinberg ist der Volks-
glaube, wonach stillende Frauen nicht schwanger werden, Tatsache.
Dies gilt aber hauptsächlich für Stillende mit Laktationsamenorrhöe,
da bei solchen im ersten Halbjahr nach der Geburt nur in 12 ^/oo,
bei den anderen dagegen in 596°/eo Konzeption eintrat. L^vai
sieht in der Somatose, Beckmann in dem Laktagol (8—4 Teelöffel
voll pro Tag) ein gutes Anregungsmittel für die Laktation. Zur
Behandlung der Schrunden rät Blechmann, die Mamilla mit einem
mehrfach durchlöcherten, nicht gummierten, befeuchteten Gold-
schlägerhäutchen vor jedem Stillen zu bedecken. Aeußerlich wird
350
J. Klein.
es mit Zuckerwasser bepinselt,
und die Warze abgewaschen.
Nach dem Stillen wird es entfernt
Blennorrhoe.
Entbindnngi-
UUunong.
KlAviknlar-
ftraktnr.
Schttdel-
impressiouen.
Pflege der
Neugeborenen.
Scheintod.
Chol&mie.
Reserveblut.
Intrauterine
Leichenstarre.
Nengeborene. Veverka behauptet mit Eintr&ufelungen von
20^/0 iger Protargollösung den Prozentsatz der Augenblennorrhoe
von 2°/o auf 0°/o bei 1100 Neugeborenen reduziert zu haben.
Scipiades stellt die l^foige Argentum aceticum-Lösung einer
2^/0 igen Argentum nitricum-Lösung gleich. Bischoff nimmt das
alte Cr e dusche Verfahren in Schutz, erklärt den Argentumkatarrh
för harmlos und will höchstens die 2^/oige durch 1^/oige Höllenstein-
lösung ersetzen. Die Aetiologie der Entbindungslähmungen
der oberen Extremität sucht Eversmann in der starken Dehnung,
resp. direkten Zerreißung des fünften und sechsten Zervikaluerven«
Dieselbe kommt zu stände durch starke, seitliche Deflexion des Kopfes
zur Schulter hin, besonders bei schwierigen Extraktionen in Becken-
endlage, noch häufiger als bei vorangehendem Kopfe. Die Prognose
ist meist sehr schlecht. Aehnlich urteilt Buehle, der vor Ziehen
am Kopfe und besonders vor Deflexion des Kopfes nach der Seite
und hinten warnt. Klavikularfrakturen bei Geburt in Schädel-
lage fand Muus auf 150 Geburten 5mal, ohne daß irgend eine
Manipulation vorgenommen worden wäre. Einzig die Passage durch
das Becken kann daran schuld sein. Schädelimpressionen
bei Neugeborenen hat Bau mm 4mal mit einem kleinen Kork-
zieher eleviert, 2mal mit Heüung. Pur die Pflege und Ernährung
frühgeborener und schwächlicher Säuglinge in den ersten Lebens-
tagen ist nach der Ansicht Polanos eine eigene, gut geschulte
Wärterin das Wichtigste, wichtiger jedenfalls als der Brutkasten.
Den Scheintod Neugeborener behandelt Zangemeister mit
Sauerstoffeinblasungen mittels Trachealkatheters und Sauerstoff-
ballons. Gilbert, Lereboullet und Stein fanden, daß das
Blut der Nabelschnur dmal mehr Gallenfarbstoffe als das mütterliche
enthält. Das Blut des Neugeborenen ist noch um ein Drittel reicher
als das der Nabelschnur. Es gibt also eine physiologische
Cholämie des Neugeborenen, welche sekundär eine Cholämie der
Mutter mit sich bringt. Nach Scipiades ist allem Anscheine
nach die Blutmenge, welche durch die späte Abnabelung in den
Organismus gelangt, kein Ueberfluß (Reserveblut), sondern gehört
physiologischerweise dem Neugeborenen, so daß ihm bei der sofortigen
Abnabelung eine eigentlich ihm gebührende Blutmenge entzogen
wird. B. Wolff und Seitz setzen die intrauterine Leichen-
starre dem Rigor mortis gleich. Sie kommt vor, wenn das tote
Geburtflhilfe und Gynäkologie. 351
Kind lange genug im Mutterleib bleibt, auffallend oft bei Zirkulations-
Störungen höchsten Grades, z. B. bei Eklampsie und bei immaturen
Früchten unter 7 Monaten. Hämorrhagien des Zentral- GeMrn-
nervensystems bei Neugeborenen kommen meist infolge schwerer ^^«*^»ß®n-
Geburt zu stände. Bei zu früh Geborenen treten die Blutungen
häufiger im Gehirn, bei rechtzeitig Geborenen häufiger im Bücken-
mark auf Dies ist die Ansicht von Couvelaire. Achondro- Achon-
plasie nennt Daniel eine auf Syphilis beruhende Dystrophie des ^ropiasie.
Fötus. Bei einem solchen Fall barst während der Extraktion des
Kopfes derselbe spontan. Hofmeier ermahnt zur Vorsicht bei
Beurteilung der Todesursachen Neugeborener bei forensi- Todesursache
scher Begutachtung, da er in 3 FäUen von unerklärtem Tode nur Neugeborener,
durch die mikroskopische Untersuchung zur Klarheit kommen konnte.
Gynäkologrle«
Allgemeine Pathologie und Therapie. Ganz entschiedene An-
hänger der Aethernarkose sind Pfannenstiel undKroemer, Narkose,
während Burckhard nicht den Mißkredit billigt, in den die Chloro-
formnarkose gefallen ist. Ein neues Narkotikum, aus 2 Teilen
Aethylchlorid, 4 Teilen Chloroform und 12 Teilen Aether sulf. be-
stehend, haben Foerster und v. Winckel angewandt. Letzterer
hatte dabei 2 Todes&lle und 8 Asphyxien zu verzeichnen. Ohne
Narkose, nur mit 0,01 Morphium und eventuell Schi eich scher
Einspritzung in die Schmerzstellen beim Umschnüren des unteren
Teiles der Ligamenta lata und beim Abbinden der Adnexe, hat
Gradenwitz drei vaginale Totalexstirpationen zu gutem Ende
bringen können. Bei Diabetes mellitus und gynäkologischen Opera-
tionen hält Füth die Allgemeinnarkose für gefährlich; es ist aber
nicht nötig, die Elranke vorher zuckerfrei zu machen. In Becken-
hochlagerung wird konstant die abdominale Atmung bedeutend
schwächer und die thorakale verstärkt sich nur wenig kompen-
satorisch. Es treten daher nach Franz nach Aethernarkose in
Beckenhochlagerung 4mal so viel Bronchitiden auf als in Bücken-
lage. Die Chloroformnarkose ist viel weniger gefährlich. Auf seine
im Vorjahre erwähnte Ventroskopie kommt v. Ott ausführlicher Ventroskopie.
zurück und will auf dieselbe Weise das Rektum, das Kolon, die
Harnblase und die Gebärmutter zu diagnostischen und operativen
Zwecken mit besonders konstruierten Spiegeln und elektrischen Lam*
pen beleuchten. Den Einfluß der Menstruation, der Schwanger- Mensirnation •
schaf^i, der Geburt und des Puerperalstadiums auf die Muskelkraft
352 J. Klein.
Menstraation. hat Bossi mit dem Ergograph Mossos untersucht. Vor der
Menstruation nimmt die Muskelkraft ab, wahrscheinlich als Folge
von Intoxikation mit schädlichen Stoffen, die nachher eliminiert
werden. Die Muskelkraft in der Oeburt ist im Vergleich mit der
in der Schwangerschaft nicht sehr groß, im Wochenbett steigt die-
selbe rasch an. Nach Theilhaber tritt häufig Menorrhagie und
Metrorrhagie durch psychische Erregungen bei gesunden Nerven und
gesunden Genitalien auf. Noch häufiger sind jedoch entweder die
Nerven oder die Genitalien nicht ganz normal oder beide. Die Be-
handlung besteht in Hydrotherapie, vegetarischer Diät, Vermeidung
psychischer Beize, Ergotin, Aetzungen des Uterus mit Formalin oder
Chlorzink. Zur Stillung übergroßer menstrueller Blutungen erinnert
Klemperer an das alte Kußmaulsche Verfahren, vom hinteren
und vorderen Scheidengewölbe aus eine Xompressionstamponade des
Uterus mit drei Tampons auszufuhren. Ein periodisch auftretendes
angioneurotisches Oedem erklärt Kermauner durch Intoxikation
mit Leukomainen, die von der Keimdrüse ausgeschieden werden.
steriiiut. Zur Herbeiführung der zeitlichen Sterilität hat Biß mann durch
hintere Kolpotomie die keilförmige Exzision der Tubenecken voU-
ftdirt. Der Konservatismus bricht sich in der Gynäkologie immer
Konservative mehr Bahn : B u c u r a berichtet über 226 konservative Kolpokölio-
^^toSe^*^ tomien aus der Klinik Chrobak mit einem Todesfall. Nebesky,
P e h a m und K e i 1 1 e r behandeln die chronisch entzündlichen Adnex-
erkrankungen möglichst konservativ ohne Operation und nur bei
Eiteransammlungen mittels Inzision und Drainage. Denselben Stand-
punkt nimmt Jung ein. Auch Treub stellt fest, daß mehr als die
Hälfte aller Salpingo-Oophoritiden ohne chirurgischen EingrifiP heilen
können. Bei mehrfachen Rezidiven kommt die Kolpotomia posterior
in Betracht. Zur vaginalen Eröffnung von Eiterherden hat Fraenkel
Trokar- eine Kombination von Kornzange undTrokar ersonnen. Du t z-
Komzange. j^^nn meint, daß die Zählung der Leukozyten, besonders bei Ex-
sudaten, ein ausgezeichnetes Hilfsmittel ist, um Eiterung zu erkennen.
Waldstein und Fellner sind gegenteiliger Ansicht. Für sie
Leukozyten- bietet die Leukozytose keinen Anhaltspunkt in differential-
bestimmung. diagnostischer Hinsicht zwischen Eiterung und Blutung. Eine um-
Drainage nach fangreiche Diskussion über den Wert der Drainage nach Laparo-
Laparotomie, ^omie hat Olshausen eröffnet, welcher seine Abneigung gegen
die Drainage laut aussprach, da er bei 114 schwierigen FäUen unter
1666 Laparotomien ohne Drainage nur 24 tödliche Ausgänge zu ver-
zeichnen hatte. Sämtliche durch dieses Urteil veranlaßte Veröffent-
lichungen lauten zu Gunsten der Drainage bei komplizierten Fällen.
Geburtshilfe und Gynäkologie.
353
Die einen Autoren, wie Hofmeier, Fehling, Thomson, Marsch-
ner und Sippel, drainieren durch die Bauchwunde hindurch mit
Jodoformgaze oder mit der Mikulicz sehen Schürze, die anderen,
wie Döderlein und Martin, per vaginam. In welchen Fällen zu
drainieren ist, hat Fehling am deutlichsten präzisiert: 1. bei Ein-
fließen von Eiter und Jauche ins Operationsgebiet; 2. wenn große
Stücke einer eitrigen oder nekrotischen Sackwandung zurückgelassen
werden mußten; 3. bei Blutimgen in der Tiefe des kleinen Beckens ;
4. bei Verletzungen oder Fisteln von Mastdarm oder Blase. Inter-
essante Angaben über Nebenverletzungen bei gynäkologi-
schen Operationen in der Klinik Chrobak verdanken wir
Blau. Auf 2193 Operationen kommen 46mal, das ist 2°/o, Neben-
verletzungen vor, welche 15mal die Ureteren, 21mal die Blase und
14mal den Darm betreffen. Die Vaporisation nach vorheriger
Dilatation und Abrasio empfiehlt Hantke besonders bei Blutungen
im Klimakterium, bei subserösen und interstitiellen Myomen, die
unoperierbar sind, bei unstillbaren Blutungen nach Kastration imd
bei Hämophilie zur Herbeiführung der Sterilität. Aehnlich sind die
Erfahrungen von Fuchs. Um große Spülungen mit Wasser
von 50® C. vornehmen zu können, hat Hosen feld einen kupfernen
Kessel von 30 1 Inhalt mit Thermoregulatoren sich anfertigen lassen.
Pinkuß greift ebenfalls zur Behandlung chronisch-entzündlicher
Erkrankungen der weiblichen Genitalien auf die altbewährten heißen
Vaginalduschen zurück. Heißlufttherapie ist nach Bürger
bei Parametritis, Pelveoperitonitis, Adnextumoren gonorrhoischen
oder puerperalen Ursprungs auf Gh:*und ihrer schmerzlindernden und
resorptionsbefördemden Wirkung ein sehr verwendbares, konser-
vatives Heilmittel. Für Belastungstherapie, ganz im Sinne von
Freund, plaidiert Schneider. Einen aseptischen Zervixdila-
tator hat B. Müller sich mit einem Laminariastift, welcher in eine
auskochbare Gummihülse hinein kommt und durch ein Hodge-
pessar in situ gehalten wird, zusammengebaut. Koslenko hält das
Thiol, Neumann das Thigenol f&r ebenbürtig dem Ichthyol
in der resorptionsanregenden Wirkung. Das Thigenol soll in der
schmerzstillenden Wirkung ihm sogar überlegen sein. Falk wendet
es auch an zur Behandlung der chronischen Gonorrhöe: 40g in
einem Liter ^jt^loiger Lysollösung zur Uterusausspülung, 50^/oige
Tampons imd Seifensitzbäder mit 40 g Thigenol. Neuwirth und
Woyer ziehen jedoch das Ichthargan vor, in Spülungen von
*/ipoo — ^l%ooo oder in Tampons von '/looo — */iooo. Nach ParÄdi
ist das Dogma der Unheilbarkeit der Uterusgonorrhöe nicht haltbar.
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1904. 28
Neben-
verletzungen
bei gynäko-
logischen
Operationen.
Vaporisation.
Heifiwasser^
behandlnng.
Heifiluft-
therapie.
Belastungs-
therapie.
Zervix-
dilatator.
Thiol und
Thigenol.
Gonorrhoe.
354
J. Klein.
Styptizin und
Styptol.
AdreDElin.
Strychnin.
Speknlnm.
Vegetarische
Diät.
Geistes-
krankheiten.
Mit Einspritzungen in den Uteras und in die Zervix von je 1 ccm Argen-
taminlösung (V^o^/oig) oder Natriumlygosinatlösang (5®/«ig) mit der
Braun sehen Spritze sind nach 40 Tagen und nach 12 Einspritzungen
im Durchschnitt die Gonokokken aus dem Uterussekret verschwunden.
Plien verurteilt die Behandlung der weiblichen Gonorrhöe mit Hefe,
da dieselbe nicht im stände sei, die Gonokokken abzutöten, v. Csiky
ist mit dem Styptizin, Katz mit dem ihm ähnlichen Styptol
sehr zufi;^eden bei Blutungen infolge Subinvolutio, bei Adnexblutungen,
Fibrom- und Retroflexionsblutungen u. s. w. Gramer und Lange
haben von Adrenalin als Hämostatikum nurGutes gesehen. Grube
und Jaffa liefern weitere Beiträge zur Bekämpfung des Heus mittels
subkutanen Strychnininjektionen von mehrmals 0,003 g. Ein
neues, selbsthaltendes Spekulum, welches am Tisch fixiert werden
kann, hat Spiegel angegeben. Die vegetarische Diät soll
nach Theilhaber bei Neuralgien, Neurosen der Blase, nervöser
Schlaflosigkeit, klimakterischen Beschwerden, Galaktorrhöe, Pruritus
vulvae, Dysmenorrhöe, Insufficientia uteri, Obstipation, Flatulenz,
Schwangerschafbsniere u. s. w. zu empfehlen sein. Bei psychischen
Erkrankungen von Frauen ist stets ein Genitalbefund zu erheben;
bei pathologischem Befund ist die Operation indiziert, dieselbe soll aber
möglichst konservativ sein. So lautet der Ausspruch von ßaimann.
Leukoplakie
der Vulva.
AeuBere Geschlechtsorgane. Die leukoplakischen Ver-
änderungen der Vulva sind nach Sz&sz eine auf lange Jahre
sich erstreckende Affektion, die zwei, wenngleich verschiedenartige,
doch natürliche Evolutionswege einhält. Der eine fuhrt zur Kraurosis,
der andere zum Karzinom. Jung sah einen Fall von Kankroid bei
Esthiom^ne. Kraurosis vulvae. Die Aetiologie des Ulcus rodens vulvae
oder Ulcus vulvae chronicum elephantiasticum, auch Esthiom^ne ge-
nannt, bleibt für Szdsz eine dunkle. Einen Fall von Tuberkulose
der Vulva, der durch das Fehlen von jeglicher Ulzeration auf-
fallend war, teilt uns Poeverlein mit. Den diabetischen Pruritus
vulvae kuriert Lorand mit Naphthalan oder noch besser mit
10^/oiger Anästhesin-Lanolinsalbe, innerlich mit Natrium salicylicum.
Dieser Pruritus entsteht: 1. durch die erregend-giftige Aktion des
diabetischen Blutes, 2. durch den zuckerhaltigen und mit Harnsäure
übersättigten Harn als Reizagens und 3. infolge nervöser Prädisposition.
Oynatresie. Scheide. Die Gynatresie ist nach Pincus meist durch In-
fektionskrankheiten erworben. Es sollten daher alle Kinder nach
Infektionskrankheiten mit einer 0,5—1 cm dicken Kupfersonde unter-
sucht werden!! Zur Therapie der Gynatresien empfiehlt Halban
Tuberkulose
der Vulva.
Pruritus
vulvae.
Geburtshilfe und Gynäkologie. 355
bei Hämatometra und Hämatosalpinz die Laparotomie, sonst ist der
vaginale Weg am Platze. Aus den Scheidendrüsen können, wie
Widmer beweist, Retentionszysten entstehen, die mit den Ueber-
resten der Gärtn ersehen Gänge nichts zu tun haben. Zwei Fälle
von Fibromyom der Vagina beschreibt Potel, Maly einen Fall von Tumoren der
Carcinoma vaginae, durch Druck eines May ersehen Ringes ent- Vagina.
standen. Sechs ähnliche Fälle fand er in der Literatur.
Oebftrmutterhals. Aetiologisch wichtig für die Erosio por- Erosion,
tionis vaginalis ist die Anwesenheit von Gonokokken in Ge-
websschnitten, die Vörner in 6 Fällen konstatierte. Die primäre
Tuberkulose der Zervix teilt Kynoch ein in: 1. ulzeröse Zerviz-
Porm, 2. miliare und 3. papilläre Form. Therapeutisch hält er die t^^wi^^iose.
Hysterektomie für angezeigt. Ein neues Verfahren gibt Gottschalk
an, um größere interstitielle und interstitiell-submuköse Zervix- Zervixmyom.
myome exstirpieren zu können, ohne die Schleimhautdecke der
Gebärmutter zu berühren und ohne Naht im Geschwulstbett selbst,
indem er die ad maximum invertierte Schleimhautkapsel mit der
KoUuminzisionswunde vernäht, ehe sie abgetragen wird.
Oebftrmutter. Die Amenorrhoe dem Alter nach geschlechts- Amenorrhoe,
reifer Mädchen darf nicht nach Pincus monatelang medikamentös
ohne Untersuchung behandelt werden, da es sich eventuell um G^-
atresie (s. oben) handeln könnte. Experimentell läßt sich, wie Schiff
dies an Hunden gezeigt, die Reflexwirkung von der Nase zum Uterus
beweisen. Opitz sah einen Fall, wo Suggestion sicher ausgeschlossen
und nasale Dysmenorrhöe erwiesen ist. Für V. Schultz ist es Dysmenorrhöe,
sehr wohl denkbar, daß die dysmenorrhoischen Beschwerden durch
Struktureigentümlichkeiten des Mesometrium — durch eine mangel-
hafte Organisation des infantilen Bindegewebes in den „äußeren
Wandschichten" des Uterus zur Pubertätszeit und über diese hinaus —
bedingt werden. Theilhaber und v. Lorentz schildern sowohl
die Ursachen und Symptome als auch die pathologische Anatomie
der chronischen Metritis. Dieselbe ist charakterisiert durch Ab-
nahme der Muskulatur und Zunahme des Bindegewebes mit Ver-
größerung des Organs und starke Blutfüllung, das ist mit einem
Worte: Insuffizienz des Uterus. Ilkewitsch ätzt bei Endometri-
tiden die Uterushöhle mittels der Playfairschen Sonde 2mal mit
Acidom lacticum concentr. Nach Wertheim sind die regionären
Lymphdrüsen beim Uteruskarzinom in 35 ^/o der Fälle von Krebs
ergriffen. In '/s dieser Krebsfälle findet man deutliche Krebsmassen
in diesen Drüsen, in V» merkwürdige, schlauchförmige Formationen,
356 J. Klein.
uterna- die er als Metastasen von £rebs ansieht. Die Zahl dieser Drüsen
karzinom. ^^ ^^ Kroemer glaubt, viel größer als man bisher annahm. Es
ist daher das abdominale Radikalverfahren mit Drüsensache in den
meisten Fällen nötig und die vaginale Totalezstirpation genügt nur
für die beginnenden, reinen Portiokarzinome und fiir die Körper-
krebse ohne Komplikationen. Steins Ansicht ist, daß chronisch
entzündliche Prozesse bei der Entstehung des Oebärmutterkrebses
eine Rolle spielen. Kundrat untersuchte in 80 Fällen von Kollum-
karzinom die Parametrien und fand dieselben in 44 Fällen = 56®/o
krebsig. Es ist daher die Freund- Wertheimsche Methode nicht
allein wegen der Entfernung der Lymphknoten, sondern auch der
reichlichen Mitentfemung des parametranen Gewebes wegen für die
Dauererfolge von Wert. L o m e r hat die Ueberzeugung, daß unter
gewissen Umständen bei Operationen Karzinomteile im Körper
zurückbleiben und daß der Körper mit diesen fertig wird. Tiefe
Alterationen des Blutes, wie sie durch Fieber, durch ungemein große
Blutverluste und vielleicht auch durch umfangreiche Verbrennungen
zu Stande kommen, scheinen heilend auf das Karzinom einzuwirken.
Schmidt hat bei Karzinomkranken Behandlung mit abgetöteten
Reinkulturen eines im Karzinom vorkommenden Parasiten versucht,
hat aber bisher noch keinen Fall von vollständiger Heilung auf-
zuweisen. Peham hält die traubenförmigen Sarkome der Zervix
und der Vagina für klinisch und anatomisch gut charakterisiert. Sie
sind auf kongenitale Anlagen zurückzufuhren und gehören den
malignen Mischgeschwülsten an. Aehnlich verhält es sich nach
Keitler mit den Traubensarkomen im Corpus uteri. Evelt hebt
die große Seltenheit und die Schwierigkeit der Diagnose der Uterus-
Sarkome hervor. Bosse teilt uns einen Fall von papillärem Kar-
zinom der Zervix mit. Betreffs Karzinomoperabilität ist es, wie
Winter meint, eine Aufgabe der Zukunft, das Karzinom so früh-
zeitig als möglich aufzusuchen. G. Klein hält auch palliative
Operationen zur Beseitigung der Blutung und Jauchung für nützlich.
Blau bestätigt dies, indem er überraschend gute Dauererfolge bei
408 Fällen von inoperablen Gebärmutterkarzinomen mitteilt, die mit
Exkochleation behandelt wurden. Die doppelseitige Ligatur der zu-
führenden Gefäße bei inoperablen Fällen hat nach Lindenthal
nicht einen günstigen Einfluß auf die Blutung, aber auf den jauchen-
den Ausfluß; nach Stolz sind die Resultate nicht besser als nach
Kürettage und Verschorfung. Olshausen vergleicht die vaginale
mit der abdominalen Operationsmethode und hält an der vaginalen
Operation fest. Er glaubt, daß man in Zukunft mehr abdominal
Geburtshilfe und Gynäkologie. 357
operieren wird, da wo die Parametrien noch frei sind und man den
Ureter noch sicher heranspräparieren kann. Er hat in den letzten
2 Jahren 210 Oebärmutterkrebsoperationen vollführt, 206 vaginale
mit 15 Todesfällen und 4 abdominale mit einem Todesfall. Seine
Dauererfolge berechnet er auf 18 ®/o . H e i d e m a n n geht bei Korpus-
und beginnenden Portiokarzinomen vaginal, bei Zervix- und vor-
geschrittenen Portiokarzinomen abdominal vor. Für die Entfernung
der Uterusmyome macht H. Freund mit Vorliebe die supra- üterusmyom.
vaginale Amputation. Bei atypischen Fällen kann der supravaginale
Querschnitt während des Operierens diagnostische Bedeutung haben.
Ebenfalls Anhänger der supravaginalen Amputation sind Bond mit
Zurücklassung der Ovarien, femer Gameron, Doran, Hinter-
stoißer, welch letzterer aber bei Tumoren bis zu zwei Mannsfaust-
größe noch vaginal vorgeht. Czempin hat auf 140 Fälle 58mal vaginal
und 82mal abdominal operiert. Unter den abdominalen Fällen sind 19
supravaginale Amputationen und 44 Totalezstirpationen. Leopold
und Ehren freund haben 151 vaginale Totalexstirpationen von
Myomen bis zu Kindskopfgröße zu verzeichnen. Sie haben ein oder
zwei Ovarien zurückgelassen, aber doch Ausfallserscheinungen ge-
sehen. Auch Abel behandelt nicht allein Betroflezionen und Ovarial-
tumoren, sondern auch Myome des Uterus prinzipiell durch vaginale
Köliotomie. Nebesky betont die Wichtigkeit der Adenomyome
des Uterus in Bezug auf Prognose, wegen der eventuell karzinoma-
tösen Degeneration, und in Bezug auf Therapie wegen der nötigen
Exstirpatio uteri. Funke konnte bei einem Tubenwinkeladenomyom
die richtige Diagnose stellen: 1. aus der Lokalisation des Tumors;
2. aus seiner diffusen, infiltrierenden Beschaffenheit; 8. aus der
Schmerzhafbigkeit bei Betastung; 4. aus den heftigen dysmenorrhoi-
schen Beschwerden ; 5. aus der vollkommen normalen Beschaffenheit
der betreffenden Tube; 6. weil das Vorkommen zirkumskripter Ent-
zündung des Uterus bei gesunder Umgebung nicht bekannt ist. Für
die voluminösen Adenomyome gelten dagegen nach Freund folgende
Merkmale: 1. die Lokalisation und die Wachstumsrichtung der
Tumoren ; 2. die Komplikation mit chronischer Pelveoperitonitis und
Adnextumoren. Ulesko-Stroganowa hat 12 Fälle von malignem
Uterusmyom (Leiomyoma mab'gnum uteri) untersucht. Das maligne
Myom ist selten, weil es bisher als Sarkom oder einfaches Myom
beschrieben worden ist. Seine Malignität ist groß. Sein Ausgangs-
punkt ist die Muskelzelle, welche degeneriert und sarkomähnlich
wird; es entwickelt sich aus früher vorhanden gewesenen Myomen,
seltener Fibromyomen. Myoperithelioma uteri malignum nennt Gott-
358
J. Klein.
Betroflexio
uteri.
ProUpstts
uteri.
schalk ein malign entartetes Uterusmyom, dessen Ausgangspunkt
in der Adventitia der Blutgefäße, dem Perithelium , zu suchen ist.
Die unkomplizierte Retroflexio uteri macht nach Pfannenstiel
keine Beschwerden und bedarf keiner Behandlung. Die Komplikation
mit Fixatio uteri erheischt die Ventrofixation, die Komplikation mit
Descensus und Prolapsus vaginae die Pessarbehandlung oder Vaginae-
fixation. Winternitz unterscheidet drei Gruppen: bei der ersten
Gruppe treten die nervösen Störungen in den Vordergrund und die
Retroflexio bedarf keiner Behandlung; bei der zweiten Gruppe, ge-
wöhnlich nach Geburten auftretend, ist Pessar oder Operation am
Platze; bei der dritten Gruppe kommt der Descensus vaginae mehr
als die Retroflexio in Betracht, daher: runder Ring. Nach Petersen
eignet sich die niedere Vaginaeflxation fiir alle beweglichen Retro-
flexionen geschlechtsreifer Frauen und als Stütze der Zystozele bei
Prolapsoperationen; die Ventroflxation eignet sich besonders bei Retro-
flexio mobilis oder flxata, bei Rezidiven von Vaginaefixationen u. s. w.
Dührssen verteidigt die Vaginiflxur. Dieselbe muß aber mit einem
Silkwormfaden, der nach 6 Wochen entfernt wird, nahe der oberen
Korpusgrenze durch die vordere üteruswand vorgenommen werden.
Die Fixation der ganzen vorderen Uteruswand durch mehrere
Nähte, nicht die hohe Fixation ist verwerflich. Er hat bei 72 Ge-
burten nach Vaginiflxur nur 2mal Hindemisse erlebt. Auch nach
V. Guörard sind nach sachgemäß ausgeführten Ventri- oder Vagini-
flxuren keine Geburtsstörungen zu erwarten. Er beobachtete 57 Ge-
burten nach Ventriflxur und 42 Geburten nach Vaginiflxur und es
verliefen alle glatt. Gradenwitz hebt die Nachteile der Ventro-
flxation hervor, wegen der konsekutiven Metritiden oder Bauchwand-
hemien und bevorzugt die Alexander- Adams sehe Operation.
Schücking und Alexandroff haben neue Operationsverfahren
ersonnen. Schücking von der Beobachtung ausgehend, daß der
Uterus beim Abwärtsgleiten in Retroflexion das hintere Scheiden-
gewölbe zusammenfaltet, sucht dies durch zirkuläre Ligaturen mit
Silberdraht unter der Schleimhaut, bis zu 6 Stück, zu verhindern.
AI ex androff nähert vom vorderen Scheidengewölbe aus die peri-
pheren Enden der Basis der Ligamenta lata und näht sie zusammen.
Marchais sah mehrere Fälle von hartnäckiger Obstipation, die nur
durch Retroflexio uteri verursacht war und nach Behandlung der
Uterusdeviation heilte. Die Ursachen der Genitalprolapse sucht
Schatz in den Zerreißungen des muskulösen Beckenbodens und in
der Abreißung der Vagina von ihren seitlichen Befestigungen am
Arcus tendineus und in der Längsschlitzung derselben, besonders
Geburtshilfe und Gynäkologie. 359
bei Extraktionen am Steiß oder bei Zangen oder bei zu frühem
Mitpressen. Es ist deshalb eine exakte Naht dieser Risse sehr
wichtig. Martin gibt zur Zeit noch keiner Operationsmethode des
Genitalvorfalls den Vorzug, Küstner nimmt gern die Ventrifixur
vor, gleichzeitig mit scheidenverengemder Plastik, Bumm empfiehlt
am meisten die Totalexstirpation des Uterus (106 Fälle mit SS^fo
völliger Arbeitsfähigkeit), Theilhaber reseziert die vordere Scheiden-
wand in großer Ausdehnung, Fraenkel wendet eine Kombination
des Tait-Saengerschen und Hegarschen Verfahrens an, Ger-
suny kommt auf seine früher angegebene Operation der Zystozele
zurück und nennt diese Methode „Septumnaht" , da das Wichtigste
daran ist, daß das Septum oder die Lücken im Septum wieder ver-
einigt und verschlossen werden durch die Naht. Kreutzmann
operiert ähnlich wie H. Freund und hält auch das Ausschalten der
Blase aus der Zystozele für die Hauptsache. Jacoby hebt die
Vorzüge der Alexander-Adams sehen Operation hervor. J. K 1 e i n
hat mit H. Freund zusammen in 10 Fällen von Einnähung des
üterusfandus in die Scheide nach W. A. Freund 9mal sehr guten
Erfolg gehabt und hält diese Operation bei Greisinnen für sehr
empfehlenswert. Schauta operiert schwere Formen auf folgende
Art: Nach Spaltung der vorderen Scheidenwand durch einen Längs-
schnitt und nach Ablösung der Blase und Eröffnung des Peritoneums
holt er den Uterus heraus, lagert ihn in das geschaffene Bett und
näht über ihn die Scheidenwand wieder zu. Bishop näht die Zervix
an das Peritoneum und an das Periost des Sakrum an und kürzt
dann nach Olshausen die Ligamenta rotuada. Piering will
Prolaps und Hängebauch durch eine feste Bauchbinde, an deren
unterem Ende ein Zapfenpessar mit einer Feder befestigt ist, zurück-
halten. Menge hat ein neues Pessar, Keulenpessar , angegeben.
Es besteht aus einem großen Ring, an den eine Keule durch Bajonett-
verschluß angebracht werden kann.
Eierstock« A. Hegar greift die Lehre an, nach welcher die
spezifische Keimdrüse die anderen Sexualcharaktere und so den gan-
zen Geschlechtstypus hervorbrächte und daß der Verlust der Keim-
drüsen die Charaktere des anderen Geschlechts erscheinen lasse.
Die Keimdrüse spielt also nicht die Rolle, welche man ihr nach dem
alten Dogma vom korrelativen Einfluß zugeteilt hat. Auch Halb an
sagt, daß die Entstehung der äußeren und inneren Geschlechtsteile
nicht vom Vorhandensein der Ovarien abhängig sei, daß aber die
volle Entwicklung der Genitalorgane nur unter dem protektiven
360
J. Klein.
Taberkulose
der Ovarien.
Ovarial-
tnmoren.
Blasenmole.
Einfluß der Keimdrüse möglich sei. Die Keimdrüsen seien für die
Entstehung der sekundären Sexualcharaktere nicht nötig. Prüs-
mann sah einen Fall von primärer, Wechsberg von sekundärer
Tuberkulose einer Eierstocksgeschwulst. Lange berichtet
über Endothelioma ovarii, Grouzdew über Sarcoma ovarii cysticum,
luteinocellulare, Miländer über Verkalkung des Ovariums, Glockner
über ein fast ausschließlich aus Schilddrüsengewebe bestehendes
Ovarialteratom, Geldner über Aktinomykose der Ovarien, wobei beide
Ovarien total aktinomykotisch waren, ohne daß ein anderes Organ
erkrankt war. Die Infektion war durch ein Geschwür der Haut
oberhalb der Hüfbe zu stände gekommen. Gelpke erkennt das
Stieltorsion. Küstner-Freunds che Stieltorsionsgesetz bei Ovarialzysten
nicht an, da man sich sonst fragen müßte, warum überhaupt nicht
alle Zysten sich drehen. Er glaubt eher an den Einfluß von Gewalt
durch Eumpfbeugen, Tanzen, Turnen u. s. w. Nach Jaff6 sind die
Hypothesen von der Entstehung der Blasenmole aus einem befruchte-
ten, kranken Ei, das aus einem kranken Follikel stamme, und von dem
endometritischen Zustand des Uterus als Folge primärer Ovarialerkran-
kung, der zur Blasenmolendegeneration des Eies führen soll, nicht ge-
nügend durch Tatsachen gestützt. Heinsius will die vaginale Ova-
Ovariotomie. riotomie nicht als Konkurrenzoperation der abdominalen aufgefaßt
wissen ; dieselbe hat ihre eigene Indikationsstellung. Die obere Grenze
ihrer Zulässigkeit ist die Straußeneigröße des zu entfernenden Ovariums.
Tabe. Lichtenauer hat zur chirurgischen Behandlung der
Pyo Salpinx den abdominalen Weg beibehalten, drainiert aber per
vaginam. Adenomatöse Wucherungen der Tubenschleimhaut be-
obachtete Stein 2mal bei chronischer Tuberkulose und 2mal bei
Gonorrhöe. Einen sehr seltenen Fall von Fibromyom der Tube
teilt uns Stolz mit. Die Stieltorsion bei Hydrosalpinx kann nach
Funke im Sinne, wie Küstner sie für Ovarialtumoren angibt, er-
folgen, oder im entgegengesetzten Sinne.
Bauchfell. Bauchwand. Beokenbindegewebe. Als aussichts-
voll bezeichnet v. Franqu6 die operative Behandlung der Geni-
Tnberkoiose. taltuberkulose. Dieselbe ist hämatogen und die aszendierende
oder deszendierende Tuberkulose der Hegarschen Schule ist fallen
zu lassen. Die Entfernung des Uterus ist nicht nötig. Pape da-
gegen, ebenso wie Gottschalk ist für Totalexstirpation des Uterus
bei Genital- und fxir Laparotomie bei Peritonealtuberkulose. Auch
H. Freund hält im Gegensatz zu Borchgrevink die tuberkulöse
Peritonitis für heilbar, sowohl die seröse, als auch die adhäsive und
Pyosalpinz.
Fibromyom.
Stieltorsion.
Geburtsbilfe und Gyi^ologie.
361
Banchnaht.
Ligamentam
rotundum.
eiterig-ulzeröse. Der Heilungsvorgang ist durch Entlastung des
Abdomens vom Erguß und durcli bindegewebige Produktion, die das
Krankheitsprodukt abkapselt oder vernichtet, erklärlich. In eben
diesem Sinne sprechen sich Targett und Lea aus. Werth ist der
erste gewesen, der die Vorzüge der Etagennaht der Bauch-
wunde anwandte und empfahl. Von 1338 so vernähten Laparotomie-
wunden konnte er 893 nachkontrollieren und fand darunter nur
13 Hernien, d. i. 3,3^/o. Außerdem empfiehlt er jetzt noch einen
Extramedianschnitt durch einen der Recti hindurch. Menge lobt
sehr den suprasymphysären Faszienquerschnitt nach Pfannenstiel,
besonders in kosmetischer Hinsicht. Neubildungen, die vom Liga-
mentum rotundum uteri ausgehen, widmet Nebesky sein Inter-
esse. In der Literatur fand er 30 Fibromyome, 8 Lipome, 4 Sar-
kome, 18 Adenomyome und Zystofibrome, 2 Dermoide. Strohecker
schenkt nur den Fibromen seine Aufmerksamkeit; Emanuel fand
2 Fibrome und 2 Fibromyomata lymphangiectatica. Die Topographie
des Ganglienapparates der weiblichen Genitalien und seine Ver-
änderungen während der verschiedenen Lebensalter, in der Schwanger-
schaft und im Puerperium ist von Hashimoto genau studiert
worden. Seilheim hat durch mehrere Serienschnitte die herrschende
Ansicht über die Topographie der weiblichen Geschlechts-
organe bestätigt gefunden, auch beim wechselnden Füllungszustand
der Blase und des Mastdarms.
Hamwege. Lachs ist geneigt zu glauben, daß die Urethral- Harnröhre.
Prolapse durch Harndrang und durch die Wirkung der Bauchpresse
entstehen können. Bei Hamröhrenplastik und bei Blasenscheiden-
fisteloperation ist nach Stoeckel die infrasymphysäre Blasendrainage,
d. h. die Anlegung einer Blasenfistel unterhalb der Symphyse im
unteren Teil der vorderen Blasenwand, von großem Nutzen. Zum
Verschluß von Blasenscheidenfisteln verwenden Küstner
und Thomson die Portio supravaginalis als plastisches Material nach
Ablösung der Blase von der Zervix. Hirt und Sticher kommen
auf Grund ihrer zystoskopischen Untersuchungen zum Schluß,
daß papilläre Wucherungen, Knoten, flachhöckerige Erhabenheiten
und Ulzera in der Blase bei Uteruskarzinom an und für sich den
Versuch der Totalezstirpation nicht kontraindizieren.
Literatur.
Geburtshilfe.
F. Ahlfeld, Eine neue Methode der Beckenmessung. Naturforscher-
Versammlung in Kassel. — Derselbe, Lehrbuch der Geburtshilfe, 3. Aufl.
Ganglien-
ftpparat.
Topographie
der Becken-
organe.
362 J- Klein.
I
Leipzig. — Anselm, Zur Behandlung der Gesichtslagen. Münch. med. j
Wochenschr. Nr. 24. — Arndt, Ein Fall von Heboiomie. Zentralbl. f. Gyn,
Nr. 49. — Asch, Zur Radikaloperation bei puerperaler Sepsis. Monatsschr. \
f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 3. — Audibert et Barraja, Ac^tonurie
et grossesse. Annal. d. gyn. et d'obst., Mars. — Baisch, Ueber Zerreißung
der Gebärmutter in der Schwangerschaft. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VU, |
H. 2. — Bamberg, Sanoform als Ersatzmittel des Jodoforms. Berl. Idin.
Wochenschr. Nr. 38. — v. Bardeleben, Wesen und Wert der schnellen
mechanisch-instrumentellen Muttermundserweiterung in der Geburtshilfe.
Arch. f. Gyn. Bd. LXX, H. 1. — Baumm, Beitrag zur Pubiotomie nach
Gigli. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, H. 5. — Derselbe, Erwide-
rung zu YOTstehendem Aufsatz von Gigli. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XVIII, H. 2. — Derselbe, Behandlung der Schädelimpression bei
Neugeborenen. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 19. — H. Bayer, Vorlesungen über
allgemeine Geburtshilfe Bd. I. Straßburg i. E. — Derselbe, Ueber fehler-
haften Sitz der Nachgeburt und die Analogien zwischen Placenta praevia
und Tubeneckenplazenta. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VII, H. 3. — Beck,
Zur Anwendung des Dilatators von Bossi. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 11. —
Derselbe, Verzögerung der Geburt des zweiten Zwillings. Prager med.
Wochenschr. Nr. 18. — Beckmann, Laktagol, ein Laktagogum. Deutsche
Medizinalztg. Nr. 43. — Behm, Ueber Hyperemesis gravidarum mit Auf-
stellung einer neuen Intoxikationstheorie vom Wesen der Krankheit. Arch.
f. Gyn. Bd. LXIX, H. 2. — Bennecke, Neuere Bestrebungen bei der Be-
handlung des Puerperalfiebers. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 1.
— 0. Beuttner, Gynaecologia helvetica. 3. Jahrg. Genf. — Bischoff,
Zur Frage des Argentumkatarrhs der Neugeborenen. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 10.
— Blechmann, Traitement des ger^ures, crevasses et fissures du mamelon.
Le mois thörap. Nr. 9. — Blumreich, Ueber die Wechselbeziehungen i
zwischen parametritischem Exsudat und Schwangerschaft, Geburt u. Wochen-
bett. Arch. f. Gyn. Bd. LXVIII, H. 1. — Bohnstedt, Zur Frage über die '
Veränderungen der Nachgeburt nach dem Tode der Frucht. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Bollenhagen, Die An-
wendung des Kolpeurynters in der geburtshilflich-gynäkologischen Praxis.
Würzburger Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der praktischen Medizin
Bd. ni, H. 4, Würzburg. — Bondi, Ueber Fermente im Fruchtwasser.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 21. — Derselbe, Die syphilitischen Veränderungen
der Nabelschnur. Arch. f. Gyn. Bd. LXIX, H. 2. — Bong, Ueber ein modi-
fiziertes französisches Dekapitationsinstrumeni Zentralbl. f. Gyn. Nr. 7. —
Bossi, Zu der Mitteilung von A. Dührssen: Jst die Bossische Methode
wirklich als ein Fortschritt in der operativen Geburtshilfe zu bezeichnen?* '
Arch. f. Gyn. Bd. LXVIII, H. 3. — de Bovis, La r^traction de l'anneau j
de Bandl comme cause de dystocie dans les pr^sentations du siege. Semaine
m^dic. Nr. 20. — Brauer, Ueber Graviditätsikterus. ZentralbL f. Gyn.
Nr. 26. — V. Braun-Fernwald, Zur Therapie der Placenta praevia.
Wien. klin. Rundschau Nr. 35—38. — Breuer, Ueber puerperale Pleuritis
Geburtshilfe und Gynäkologie. 363
und Pneumonie. Festschrift Ghrobak, Wien, — van der Briele, Sectio
caesarea und Ovariotomie wegen eingekeilten Ovarialtumors. Zentralbl. f.
Gyn. Nr. 5. — Bröse, Zur Behandlung frühzeitig erkannter Tuben-
schwangerschaften. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XYII, Ergänzungsheft.
— Bucura, Wochenbettstatistik. Arch. f. Gyn. Bd. LXIX, H. 2. — v. Bud-
berg-Bönninghausen, lieber einige wesentliche Grundsätze bei Damm-
schutz und Expression. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 24. — Büttner, Statistik
und Klinik der Eklampsie im Grofiherzogtum Mecklenburg-Schwerin. Arch.
f. Gyn. Bd. LXX, H. 2. — Derselbe, Quellen und Wege der puerperalen
Infektion. Naturforscherversamml. in Kassel. — E. Bumm, Grundriß zum
Studium der Geburtshilfe. 2. Aufl., Wiesbaden. — Derselbe, Die sofortige
Entbindung ist die beste Eklampsiebehandlung. Münch med. Wochenschr.
Nr. 21. — Gaie, Gase of puerperal septicaemia, treated with antistrepto-
coccuB-serum; recovery. TheBrit. med, Joum., Nov. 7. — Calderini, lieber
einen Plazentartumor. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Ergänzungs-
heft. — Galmann, Zur Frage der schnellen geburtshilflichen Erweiterung.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 11. — Couvelaire, H^morrhagies du Systeme
nerveux central des nouveaux-n6s dans leurs rapports aveo la naissance
pr^matur^e et Taccouchement laborieux. Annal. de gyn. et d'obst., AvriL
— Cristofoletti, Ueber die schnelle Erweiterung der Zervix nach
Bossi. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 28. — B. Daniel, Ueber den Schatz-
schen Metranoikter. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, H. 1. — 0. Da-
niel, De Tachondroplasie chez le foetus. Annal. de gyn. et d'obst., Janvier.
— D au her, Bericht über die geburtshilfliche Abteilung vom 1. Januar
1889 bis 10. April 1903. Die kgl. Üniversitäts-Frauenklinik in Würzburg.
Stuttgart. — Derselbe, Die Osteomalazie in ünterfranken. Ebenda. —
Dienst, Eine nach der Küstnerschen Methode operierte, geheilte Inversio
uteri puerperalis. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 28. — Dirmoser, Ein weiterer
Beitrag zur Autointoxikationstheorie bei Hyperemesis gravidarum. Wien,
klin. Wochenschr. Nr. 14. — v. Dittel, Ueber Extrauteringravidität. Wien,
med. Presse Nr. 18—19. — Derselbe, Zur Semiotik und Therapie der
Extrauteringravidität Festschrift Ghrobak, Wien. — Dol^ris, Hystörec-
tomie dans Tinfection puerperale. Annal. de gyn. et d'obst., Mai, und Gjm^-
cologie, Avril. — Dührssen, Ist die Bossische Methode wirklich als ein
Fortschritt in der operativen Geburtshilfe zu betrachten? Arch. f. Gyn.
Bd. LXVUI, H. 2. — Derselbe, Nochmals die Bossische Methode. Arch.
f. Gyn. Bd. LXIX, H. 1. — Derselbe, Ein weiterer Fall von vaginalem
Kaiserschnitt bei Eclampsia graviditatis. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 16. —
Ehrendorfer, Zum konservativen, vaginalen Kaiserschnitt, ausgeführt
wegen unstillbaren Erbrechens in der Schwangerschaft. Zentralbl. f. Gyn.
Nr. 16. — Eppinger, Pelvis Ghrobak. Coxarthrolisthesis-Becken. Fest-
schrift Ghroback, Wien. — J. Ettingshaus, Ueber den Verlauf der
(Geburt bei Riesenwuchs der Kinder. Volkmannsche Sammlung N. F.
Nr. 358. — Eversmann, Beitrag zur Frage der Aetiologie der Ent-
bindungslähmungen der oberen Extremität. Arch. f. Gyn. Bd. LXVIII, H. 1.
364 J* Klein.
— Fehling, Ueber die Anzeigen für die Zangenoperationen. Beitr. z. Geb.
u. Gyn. Bd. VII, H. 3. — Derselbe, Beiträge zum GebartsmechanismuB.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. L, H. 1 und Verhandl. d. deutschen Geaellsch.
f. Gyn. Bd.X. — Derselbe, Zur Prophylaxe und Therapie des Puerperal-
fiebers. Münch. med. Wochenschr. Nr. 38. — Fein borg, Die Abhängig-
keit der Hyperemesis gravidarum von Hysterie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 25.
— 0. Fellner, Die Beziehungen innerer Krankheiten zu Schwangerschaft,
Geburt und Wochenbett. Mit Vorwort von F. Schauta, Leipzig- Wien. —
Derselbe, Inwiefern verbieten interne Krankheiten vom geburtshilflichen
Standpunkt aus das Heiraten? Naturforscherversamml. in Kassel. — Der-
selbe, Ueber die Ursachen der Blutdrucksteigerung in den Wehen. Mo-
natsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 5. — Fla tau, Ueber die Anwen-
dung der Morphium-Skopolaminnarkose in der Gynäkologie. Mflnch. med.
Wochenschr. Nr. 26. — Fogea, Zur Technik der Füllung des Kolpeuiynters.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 17. — Fraenkel, Ueber Missed labour und Missed
abortion. Volkmanns Samml. klin. Vortr. N. F. Nr. 351. — Derselbe,
Hygiene des Weibes. Berlin. — Frank, Beitrag zur operativen Behand-
lung der Myome in der Gravidität. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVH,
H. 4. — H. W. Freund, Ueber vorgetäuschte Extrauteringravidität. Ver-
handl. d. deutschen Gesellsch. f. Gyn. Bd. X. — Derselbe, Indiziert eine
Uterusruptur den Kaiserschnitt bei wieder eintretender Schwangerschaft?
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 8. — Rieh. Freund, Eine modifizierte Tamiersche
Achsenzugzange. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 37. — Derselbe, Beiträge zur
Anatomie der ausgetragenen Extrauteringravidität. Beitr. z. Geb. u. Gyn.
Bd. VII, H. 1. — Fuchs, Ueber Riesenwuchs bei Neugeborenen und über
den Partus serotinus. Münch. med. Wochenschr. Nr. 83 — 34. — Fuetb
und Mohaupt, Beiträge zur Händedesinfektion. Monatsschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XVIII, H. 6. — Geyl, Exstirpation der schwangeren Gebärmutter
einer nahezu 56jährigen Frau. ZentnJbl. f. Gyn. Nr. 23. — Gigli, Zur
Pubeotomie nach Baumm. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 2. —
Gilbert, Lereboullet et Mlle. Stein, Recherches comparatives sur
la Cholämie phydologique chez la m^re et le nouveau-n^. Annal. de gyn.
etd'obst., Juillet. — Goenner, Die Berechtigung des künstlichen Abortes
und der Perforation des lebenden Kindes, sowie die Möglichkeit von Kon-
flikten mit dem Strafgesetz wegen Ausführung dieser Eingriffe. Korrespon-
denzbl. f. Schweizer Aerzte Nr. 16. — Gottschalk, Zur künstlichen
Drehung der Frucht bezw. des Rückens bei Schädelgeburten. Zentralbl. f.
Gyn. Nr. 48. — Hagmann, Ueber abnorm lange Retention abgestorbener
Früchte im Uterus (Missed labour). Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII,
Ergänzungsheft — Hahl, Klinische Studie über die künstliche Frühgeburt
bei Beckenenge. Arch. f. Gyn. Bd. LXX, H. 3. — Hahn, Zur Frage der
Häufigkeit und Aetiologie der Tubargraviditilt. Münch. med. Wochenschr.
Nr. 6. — Hamm, Gibt es eine physiologische puerperale Bradykardie?
Inaug.-Diss. Strafiburg. — Hammer, Lysolvergiftung. Münch. med. Wochen-
schrift Nr. 21. — Derselbe, Beitrag zur Therapie der Placenta praevia.
Geburtshilfe und Gynäkologie. 365
Müncb. mecL Wochenschr. Nr. 35. — Hammerschlag, Ueber Dilatation
nach Bossi. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn, Bd. XVII, ErgÄnzungsheft. —
E. Hegar, Ueber die Behandlung des frischen Dammrisses. Münch. med.
Wochenschr. Nr. 44. — v. Herff, Zur Behandlung des Puerperalfiebers.
Korrespondenzbl. f. Schweizer Aerzte Nr. 2. — Hirschl, Ueber Chorea
gravidarum. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, H. 1. — Hitschmann
und Volk, Zur Frage der Plazentarsyphilis. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 28.
— Ho ebne, Zur Differentialdiagnose von Nabelschnurgeräusch und fötalem
Herzgeräusch und zur Indikationsstellung bei intra partum erkanntem Herz-
fehler. Arch. f. Gyn. Bd. LXIX, H. 1. — Hofbauer, Die Nuklein-Koch-
salzbehandlung der puerperalen Sepsis im Lichte modemer Forschung.
Aroh. f. Gyn. Bd. LXVIII, H. 2. — M. Hofmeier, Die kgl. üniversitäts-
frauenklinik in Würzburg 1889—1903. Berichte und Studien, dem X. Kon-
greß der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie gewidmet Stuttgart. —
Derselbe, Ueber Todesursachen bei Neugeborenen während und gleich
nach der Geburt mit Rücksicht auf ihre forensische Bedeutung. Münch.
med. Wochenschr. Nr. 35. — Derselbe, De la l^gitimite de la Perforation
de Fenfant vivant. Annal. de gyn. et d'obst., Janvier. — Jentzer, Zur
Anwendung des Bossischen Dilatators. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 19. — Der-
selbe, Ein neues Zeichen von mehrfacher Schwangerschaft. Ebenda Nr. 17.
— Jones, Gase of puerperal septicaemia treated with antistreptococcus-
senim. The Brit. medic. Joum., Nov. 7. — Ivanoff, Etiologie, prophylaxie
et traitement des ruptures de Tuterus pendant les couches. Annal. de gyn.
et d'obst., Mai. — Kachel, Ueber die Anwendung des Purgatin bei Wöch-
nerinnen. Therap. Monatshefte, August. — Kadyi, Ein höchst einfacher
Perforator. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 12. — K aufm an. Zur Lehre von den
Zerreissungen des Scheidengewölbes während der Geburt. Arch. f. Gyn.
Bd. LXVIII, H. 1. — G. Keller, Ueber den jetzigen Stand der Lehre der
Tubenschwangersohaft M. Graefes Sammlung V, 3/4. Halle a. S. — Kirch-
geßner, Beitrag zur Lehre der Extrauteringravidität. Die kgl. Universitäts-
Frauenklinik in Würzburg. Stuttgart. — H. Klein, Ueber Leibbinden.
Wien. klin. Rundschau Nr. 34—35. — Kleinwächter, Einige Worte
über wiederholte Schwangerschaftsunterbrechung seltenerer Aetiologie.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLIX; H. 1. — Knapp, Nochmals zur Dila-
tatorfrage. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 11. — Knauer, Einige seltenere Fälle
von Gebärmutterzerreißungen mit besonderer Berücksichtigung der Mechanik
der Zerreißung. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, H. 6. — Kneise,
Zur Behandlung des Abortus. Münch. med. Wochenschr. Nr. 43. — Kober,
Ein Beitrag zur Frage der wahren und vorgetäuschten Extrauteringravidität.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 22. — Koenig, Eklampsie, enorme Plazenta. Zen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 40. — Kolomenkin, Zur Frage über die operative
Behandlung der Uterusruptur. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, H. 3
u. 4. — Kroemer, Untersuchungen über die tubare Eieinbettung. Arch.
f. Gyn. Bd. LXVIII, H. 1. — B. Krönig, Die Anwendung der neueren
Theorien der Lösungen in der Geburtshilfe und Gynäkologie. Antrittsvor-
366 J. Klein.
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Münch. med. Wochenschr. Nr. 21. — Eüstner, Indiziert eine üterusruptar
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Gyn. Nr. 1. — Eurrer, Zur Technik der Füllung des Kolpeurynters. Zentralbl.
f. Gyn. Nr. 7. — Labhardt, Zur Henkeischen Abklemmung der Uterina
bei Postpartumblutungen ; zugleich ein Beitrag zur Bossischen Dilatation.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 28. — L a u b e n b u r g , Eklampsie in frfiher Schwanger-
schaftszeit. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XYII, Ergftnzungsheft. —
G. Leopold und P. Zweifel, Die geburtshilfliche Untersuchung. Für
Aerzte, Studierende der Medizin, Hebammen und Hebammenschülerinnen.
4. Aufl. Leipzig. — L^vai, Neuere Beiträge zur Frage der Nährpräparate.
Wien. med. Presse 1902, Nr. 51. — v. Magnus, Zur Therapie des engen
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Ueber einen Fall puerperaler Sepsis, behandelt mit Aronsons Antistrepto-
kokkenserum. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 50. — M eurer, Ueber
schnelle Erweiterung des Muttermundes nach Bonnaire. Monatsschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. XVn, H. 6. — L. Meyer, Zur Dilatation nach Bossi. Zentral-
blatt f. Gyn. Nr. 11. — Derselbe, Ein Fall von Lateralschnitt durch das
Os pubis nach Gigli. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 13. — Michaelis, Beitrag
zur pathologischen Anatomie und zur Aetiologie der Plazentarpolypen.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Micholitsch,
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H. 1. — Muret, Ueber einen Fall von Spaltbecken. Beitr. z. Geb. u. Gyn.
Bd. VII, H. 8. — Muus, Klavikularfrakturen Neugeborener bei Geburt in
Schädellage. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 28. — W. Nagel, Operative Geburts-
hilfe. Für Aerzte und Studierende. Berlin. — Nagelschmidt, Karbol-
säure, Lysol, Lysoform. Therap. Monatshefte, Februar. — Nassauer,
Abortzange. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 49 und Münch. med. Wochenschr. Nr. 88.
— Nebesky, Zur Behandlung des Abortus. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. YIU,
H. 1. — Neumann, Die Stellung des praktischen Arztes zur Frage der
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lange anhaltende Funktion der Milchdrüsen. Münch. med. Wochenschr.
Nr. 21. — Olshausen, Der Kaiserschnitt nach seinem heutigen Stand-
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vom vaginalen Kaiserschnitt. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 5. —
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Bossi und Frommer nebst Bemerkungen über einen seltenen Verlauf eines
Eklampsiefalles. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 11. — Derselbe, Ueber Gesichts-
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pregnancy on the weight of the offsprings. The Lancet, July 4. — Pesta-
lozza, Zwei Fälle von Lateralschnitt des Beckens nach Gigli. Zentralbl. f.
Gyn. Nr. 4. — Pinard, Indications de Thyst^rectomie dans l'infecüon
puerperale aigue. Paris, und Annal. de gyn. et drohst., Avril, und Revue
pratiq. d'obst. et de pädiatrie, Mai. — Polano, üeber die Pflege und Er-
nährung frühgeborener und schwächlicher Säuglinge in den ersten Lebens-
tagen. Münch. med. Wochenschr. Nr. 35. — Po Hak, Die gegen^^Urtige
Technik des accouchement force. Festschrift Chrobak, Wien. — Ponfick,
Indikation und Technik des Steifihakens. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XVIII, H. 6. — Preiß, Zur Uterusdilatation. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 11.
— Radtke, üeber gynäkologische Folgezustände der Placenta praevia.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 51. — 0. Rapin, Manuel d*accouchement ä Tusage
des sages-femmes. — Raschkes, Beitrag zur Frage von der Graviditas
tubaria interstitialis propria. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Er-
gänzungsheft. — Richter, Ein Beitrag zur Frage des «einfachen* Trichter-
beckens. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 40. — W. Risel, üeber das maligne
Chorionepitheliom und die analogen Wucherungen in Hodenteratomen.
F. Marchands Arbeiten aus dem pathologischen Institute zu Leipzig, H. 1,
Leipzig. — Rosen feld. Zur Frage der vererblichen Anlage zu Mehrlings-
geburten. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. L, H. 1. — Rosenstein, Zur Be-
handlung der puerperalen Sepsis. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII,
H. 3. — Rosinski, Die Syphilis in der Schwangerschaft. Stuttgart. —
Rühl, Zur Technik und Anwendung des vaginalen Kaiserschnittes. Zentral-
blatt f. Gyn. Nr. 10. — Ruehle, üeber die Berechtigung des konservativen
Kaiserschnittes bei der Osteomalazie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII,
Ergänzungsheft. — Derselbe, Zur Entstehungsweise und Prognose der
Entbindungslähmung. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VIII, H. 1. — E. Runge,
Beitrag zur Aetiologie, Symptomatologie und Therapie der Extrauterin-
gravidität Arch. f. Gyn. Bd. LXX, H. 3. - M. Runge, Lehrbuch der
Gynäkologie. 2. Aufl. Berlin. — Sachs, Bericht Über die Zangenoperation
der Klinik Chrobak in den letzten 10 Jahren. Wien. klin. Wochenschr.
Nr. 25 u. 26. — Sarwey, Zur Therapie der Eztrauterinschwangerschaft.
Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Schaeffer, üeber ünter-
schenkelgangrän im primär afebrilen Wochenbette. Münch. med. Wochen-
schrift Nr. 45. — Scfaambacher, üeber wahre und vorgetäuschte Tubar-
schwangerschaft. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLVIII, H. 3. — Derselbe,
Weiterer Beitrag zur Frage der vorgetäuschten Extrauteringravidität.
Zentralblatt f. Gyn. Nr. 36. — Schatz, üeber die Abreifiungen der
Scheide und des muskulösen Beckenbodens als Ursachen von Genitalprolaps.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 33 u. Münch. med. Wochenschr. Nr. 44. — Schauta,
Die Aetiologie der Inversio uteri. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 28. —
Schenk, Zur Therapie der Hämatozele bei Extrauteringravidität. MtLnch.
med. Wochenschr. Nr. 16. — Derselbe, Die Pathologie und Therapie der
Unfruchtbarkeit des Weibes. Berlin. — Schickele, Der sog. weiße Infarkt
der Plazenta. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 37. — Schloßmann, üeber die
368 J- Klein.
Leistungsfähigkeit der weiblichen Milchdrüsen und über Indikationen und
Eontraindikationen zum Stillen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XYII,
H. 6. — Schroeder, üeber die Ursachen der Blutdrucksteigerung während
der Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, H. 5. —
Derselbe, Zur Eklampsiestatistik. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XYII,
H. 2. — B. Schnitze, Zum Problem der geschlechtsbestimmenden Ur-
sachen. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 1. — Derselbe, Soll man gleich nach
geborenem Kopfe danach tasten, ob die Nabelschnur umschlungen ist?
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 38. — Derselbe, Unser Hebammenwesen und die
Beformpläne. Volkmannsche Sammlung N. F. Nr. 849. — Schumacher,
Bakteriologisch-klinische Studien zur Frage der Händedesinfektion und
der Bedeutung der Gummihandschuhe für den geburtshilflichen Unter-
richt. Arch. f. Gyn. Bd. LXVÜI, H. 2. — Schwendener, Ueber einen
Fall von angewachsener Plazenta und Uterusruptur nach Cred^chem Hand-
griff. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 3. — Scipiades, Noch
einige Worte über den Wert des Argentum aceticum in der Prophylaxe
der Ophthalmoblennorrhöen. Volkmanns Samml. klin. Vortr. N. F. Nr. 345.
— Derselbe, Beiträge zur Physiologie des Blutes der Neugeborenen in
den ersten 10 Lebenstagen. Arch. f. Gyn. Bd. LXX, H. 8. — de Seigneux,
Beitrag zur mechanischen Erweiterung des Zervikalkanales und des Mutter-
mundes während der Schwangerschaft und der Geburt. Arch. f. Gyn.
Bd. LXX, H. 3. — Seitz, Die fötalen Herztöne während der Geburt
Tübingen. — Derselbe, Ueber intrauterine Totenstarre und die Toten-
starre immaturer Früchte. Volkmanns Samml. klin. Vortr. N. F. Nr. 343.
— Semon, Erfahrungen bei der Anwendung des Skopolamins bei Narkosen.
Verband], d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Simon, Ueber vaginalen
Kaiserschnitt (Hysterotomia vaginalis anterior). Münch. med. Wochenachr.
Nr. 21. — Sintenis, Zur Eklampsiebehandlung. Zentralbl. f. Gyn« Nr. 5.
— Sippel, Ueber Vagitus uterinus. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 47. — Der-
selbe, Die Hysterektomie in der Behandlung der puerperalen Infektion
und die Peritonitis im Puerperium. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII,
H. 2. — Sittner, Weitere Fälle von vorgeschrittener Extrauteringravidität
bei lebendem Kinde, behandelt mit Köliotomie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 2.
— Steffeck, Ein neuer Vorschlag zur Behandlung des nachfolgenden
Kopfes. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 8. — R. v. Stein büchel, Schmerz-
verminderung und Narkose in der Geburtshilfe mit spezieller Berück-
sichtigung der kombinierten Skopolamin - Morphiumanästhesie. Leipzig
und Wien. — Derselbe, Die Skopolamin -Morphium -Halbnarkose in
der Geburtshilfe. Festschrift Chrobak, Wien. — Steinhauer, Behand-
lung von Puerperalfieber mit Antistreptokokkenserum. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 12. — Stolz, Studien zur Bakteriologie des Genitalkanales
in der Schwangerschaft und im Wochenbett. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VU,
H. 3. — Derselbe, Ein Spiegel zur Scheidendammnaht. Zentralbl. f. Gyn.
Nr. 51. — Strafimann, Zur Operation der Extrauterinschwangerschafb von
der Scheide aus. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Derselbe,
Geburtshilfe und Gynäkologie. 369
Das Leben vor der Geburt. Yolkmannsche Sammlung N. F. Nr. 353. —
StraTOskiadis, üeber die Veränderungen des Uterus bei akuten In-
fektionskrankheiten. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIT, H. 1 u. 2. —
Streckeisen, üeber zwei Fälle von Sectio caesarea wegen Eklampsie.
Arch. f. Gyn. Bd. LXVIII, H. 3. — Stroganoff, Zur Pathogenese und
Therapie der Eklampsie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Er-
gänzungsheft — Thorn, Zur Therapie der Eztrauterinschwangerschaft.
Manch, med. Wochenschr. Nr. 21. — Tridondani, Ein neuer Eindsper-
forator. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 26. — Vaßmer, üeber wiederholte Tuben-
Bchwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Ergänzungsheft.
— Veit, Anatomie und Therapie der Eztrauterinschwangerschafb. Ver-
handlungen d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Derselbe, Tuberkulose
und Schwangerschaft. Naturforscherversamml. in Kassel. — Veverka,
üeber die Prophylaxis der Augenblennorrhöe bei Neugeborenen durch Pro-
targol. Die Heilkunde H. 1. — Voigt, Zur Bildung der Gapsularis bei
der Tubarschwangerschaft. Arch. f. Gyn. Bd. LXVIII, H. 8. — M. Walt-
hard, Zur Aetiologie der Ovarialadenome. Sond.-Abdr. Stuttgart. —
Watson, An adjunct to uterine irrigation in puerperal fever. The Lancet,
31. Okt. — Weichardt, üeber die Aetiologie der Eklampsie. Zeitschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. L, H. 1. — Weinberg, Der Einfluß des Stillens auf
Menstruation und Befruchtung. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. L, H. 1. —
WennerstrOm, Kolpohysterotomie bei Retroversio uteri gravidi cum in-
carceratione. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 10. — Werth, üeber Extrauterin-
gravidität. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Westphal,
Ein Fall von vaginalem Kaiserschnitt bei Eclampsia gravidarum. Zentralbl.
f. Gyn. Nr. 46. — F. V. Win ekel, Handbuch der Geburtshilfe in 3 Bdn.
Wiesbaden. — Derselbe, üeber die Mißbildungen von ektopisch ent-
wickelten Früchten und deren Ursachen. Wiesbaden. — Derselbe, üeber
die Anzeigen für die Zangenoperation. Die d. Klin. am Eing. des XX. Jahr-
hunderts. 20. Vorles. — Windisch-Oedön, Vier Fälle von Eklampsie.
ZentralbL f. Gyn. Nr. 40. — Witthauer, Primäre Bauchhöhlengravidität
auf einem Netzzipfel. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 5. — Wolff, Weiterer Bei-
trag zur Therapie der Geburt beim engen Becken. Arch. f. Gyn. Bd. LXIX,
H. 2. — Derselbe, üeber intrauterine Leichenstarre. Arch. f. Gyn.
Bd. LXVin, H. 8. — Zangemeister, üeber instrumentelle Dilatation
der Zervix resp. des Muttermundes an der hochschwangeren oder kreißenden
Gebärmutter. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 4. — Derselbe, Ein Dammschutz-
phantom. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 16. — Derselbe, Die Beschaffenheit des
Blutes in der Schwangerschaft und der Geburt. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XLIX, H. 1. — Derselbe, üeber die Behandlung des Scheintodes
Neugeborener. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 89. — Derselbe und Meißl, Ver-
gleichende Untersuchungen über mütterliches und kindliches Blut und
Fruchtwasser nebst Bemerkungen über die fötale Hamsekretion. Münch.
med. Wochenschr. Nr. 16. — R. Ziegenspeck, Zur Aetiologie des Pro-
lapsus uteri. München. — Zweifel, Zur Behandlung der Hämatozelen.
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1904. 24
370 J. Klein.
Münch. med. Wochenschr. Nr. 34. — Derselbe, üeber die Behandlung
der üteruaruptur. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VIT, H. 1.
Gynäkologie.
Abel, Vaginale oder abdominale Operation bei gynäkologischen Er-
krankungen. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 49. — Alexandroff, Retrofleado-
operation. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 25. — Bishop, On prolapsus uteri; with
special reference to an Operation for reproduction of the sacro-uterine
ligamente. The Lancet, 14. März. — Blau, lieber die an der Klinik
Ghrobak bei gynäkologischen Operationen beobachteten Nebenverletzungen.
Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VII, H. 1. — Derselbe, üeber die Dauererfolge
der in der Klinik Chrobak bei inoperablem Gebärmutterkrebs ausgeführten
Exkochleationen. Festschrift Chrobak, Wien. — Bond, üeber 50 Fälle
von Hysterectomia abdominalis wegen Fibrom. The Lancet, 17. Jan. >-
Bosse, üeber das papilläre Karzinom der Zervix. Monatsschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Bossi, Einfluß der Menstruation, der
Schwangerschaft, der Geburt und des Puerperalstadiums auf die Muskel-
kraft. Arch. f. Gyn. Bd. LXVIU, H. 3. — Bucura, Die Kolpoköliotomien
der Klinik Chrobak. Festschrift Chrobak, Wien. — Bürger, Zur Heiß-
luftbehandlung gynäkologischer Erkrankungen. Wien. klin. Wochenschr.
Nr. 28. — Bumm, üeber die Erfolge der Radikaloperation bei üterus-
prolaps. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Burckhard, Zur
Narkosenfrage. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 14. — Cameron, Diagnosis and
treatment of uterine fibroids. The Brit. med. Joum , 17. Okt. — Gramer,
Üeber die Verwendung des Adrenalins in der Gynäkologie. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 34. — v. Csiky, Erfahrungen mit Stypticin. Deutsche
Medizinal Zeitung Nr. 26. — Czempin, Weitere Erfahrungen über Myom-
operationen an der Hand von 140 in den letzten 12 Jahren operierten
Fällen. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLTX, H. 3. — Döderlein, üeber
die Tampondrainage der Beckenbauchhöhle bei Laparotomien. Beitr. z.
Geb. u. Gyn. Bd. VII, H. 2. — Do ran. Die Fibrome des Uterus und seiner
Bänder, betrachtet vom klinischen und chirurgischen Standpunkt. The
Lancet, 7. u. 14. Febr. — Dührssen, Die Verhütung von Geburtsstörungen
nach Vaginifixur. BerL klin. Wochenschr. Nr. 46. — Dützmann, Die
Verwertbarkeit der Leukozytenbestimmung bei Erkrankungen des weib-
lichen Genitalapparates. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H, 1. —
Emanuel, üeber Tumoren des Ligamentum rotundum uteri. Zeitschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XLVIII, H. 3. — Evelt, Drei Fälle von üterussarkom.
Münch. med. Wochenschr. Nr. 33. — Falk, Zur Behandlung der chroni-
schen Gonorrhöe. Therap. Monatsh. , Okt. — Fehling, Zur Frage der
Drainage bei Laparotomien. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VII, H. 2. —
Foerster, üeber Anesthol. Ein neues Narkotikum. Zentralbl. f. Gyn.
Nr. 24. — Fraenkel, Trokar-Komzange. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 7. — Der-
selbe, Sind Rezidive durch eine Methode der Prolapsoperation zu ver-
Geburtshilfe und Gynäkologie. 371
hindern? Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — v. Franque, Bei-
trag zur Lehre von der Bauchfell- und Genitaltuberkulose beim Weibe.
Die kgl. Ünivers.-Frauenklin. in Würzburg. Stuttgart. -- Franz, Nach-
teile der Beckenhochlagerung. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 32. — H. Freund,
Atypische Myomoperationen. Münch. med. Wochenschr. Nr. 4. — Der-
selbe, Zur Heilung der tuberkulösen Bauchfellentzündung. Beitr. z. Geb.
u. Gyn. Bd. YII, H. 3. — Fuchs, Anatomische und klinische Beiträge zur
Vaporisation des Uterus. Arch. f. Gyn. Bd. XLIX, H. 1. — Fueth, Dia-
betes mellitus und gynäkologische Operationen. Deutsche med. Wochen-
schrift Nr. 4—6. — Funke, Stieltorsion bei Hydrosalpinx. Beitr. z. Geb.
u. Gyn. Bd. VII, H. 3. — Derselbe, Beitrag zur klinischen Diagnostik
der Tubenwinkeladenomyome nebst Bemerkimgen über die voluminösen
Adenomyome. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 49. — Geldner, Aktino-
mykose der Ovarien. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 5. —
Gelpke, Stieltorsion der Ovarialzysten. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Gersuny, Die Septumnaht bei Prolaps-
operationen. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 40 und Festschrift Chrobak,
Wien. — Glockner, Ueber ein fast ausschließlich aus Schilddrüsengewebe
bestehendes Ovarialteratom. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 26. — Gottschalk,
Zur Operation der Zervixmyome. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 43. —
Derselbe, Der erste Fall von Myoperithelioma uteri malignum. Ein Bei-
trag zur malignen Entartung der üterusmyome. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XLIX, H. 3. — Derselbe, Zur Frage der hereditären, primären Geni-
taltuberkulose beim Weibe. Arch. f. Gyn. Bd. LXX, H. 1. — Graden-
witz, Vaginale Totalexstirpation ohne Narkose. Monatschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XVII, H. 5. — Derselbe, Nachteile der Ventrofixation. Zentral-
blatt f. Gyn. Nr. 5. — Grouzdew, Beitrag zur Frage der proliferierenden,
aus Luteinzellen bestehenden Ovarialgeschwülste. Arch. f. Gyn. Bd. LXX,
H. 8. — Grube, Ein weiterer Beitrag zur Bekämpfung des Ileus mittels
subkutaner Strychnininjektionen. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 17. — v. Gu^rard.
Sind Ventrifixur und Vaginifixur bei Frauen im gebärfähigen Alter zu
verwerfen? Naturforscherversamml. in Kassel. — Halb an. Zur Therapie
der Gynatresien. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLIX, H. 1. — Derselbe,
Die Entstehung der Geschlechtscharaktere. Arch f. Gyn. Bd. LXX, H. 2.
— Hantke, Ueber die Vaporisation. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII,
Ergänzungsheft. — Hashimoto, Zur Kenntnis der Ganglien der weiblichen
Genitalien. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VIII, H. L — A. Hegar, Korrela-
tionen der Keimdrüsen und Geschlechtsbestimmung. Beitr. z. Geb. u. Gyn.
Bd. VII, H. 2. — Heidemann, Die radikale Entfernung der krebsigen
Gebärmutter und Scheide auf abdominalem Wege. Deutsche med. Wochen-
schrift Nr. 32. — Heinsius, Ueber die Entfernung entzündeter und durch
Neubildung erkrankter Ovarien mittels vaginaler Köliotomie. Beitr. z. Geb.
u. Gyn. Bd. VII, H. 1. — Hinterstoißer, Beiträge zur Myomoperation.
Festschrift Chrobak, Wien. — Hirt und Stic her, Ueber zystoskopisch
nachweisbare Blasenveränderungen bei Uteruskarzinom. Deutsche med.
372 J. Klein.
Wochenschr. Nr. 44 a. 45. — Hofmeier, Für die Drainage. Zentralbl. f.
Gyn. Nr. 8. — Jacoby, lieber Prolapsoperationen und deren Dauerresultate.
Arch. f. Gyn. Bd. LXX, H. 3. — Ja ff ^, Ein Beitrag zur Behandlung des
Dens mit subkutanen Strychnininjektionen. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 33. —
Derselbe, Blasenmole und Eierstock, ein Beitrag zur Pathologie des Corpus
luteum. Arch. f. Gyn. Bd. LXX, H. 3. — Jayle, L'opothörapie ovarienne.
Revue de gyn. et de chir. abdom. Bd. VII, Nr. 3. — Ilkewitsch, Ueber
die Behandlung der Gebärmutter- und Scheidenerkrankungen mit Milch-
säure. Russ. med. Rimdsch. Nr. 11 u. 12. — P. Jung, Eankroid bei Krau-
rosis vulvae, mit spezieller Berücksichtigung der pathologisch-anatomischen
Verhältnisse der letzteren. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVn, Er-
gänzungsheft. — Ph. Jung, Erfahrungen bei der Behandlung eitriger
Affektionen der Adnexe und des Beckenbindegewebes. Arch. f. Gyn.
Bd. LXIX, H. 1. — Katz, Styptol, ein neues Mittel gegen Gebärmutter-
blutungen. Therap. Monatsh., Juni. — Eeitler, Ueber traubenformige
Sarkome im Corpus uteri. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 2. —
Eermauner, Periodisches angioneurotisches Oedem. Monatsschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. XVII, Ergänzungsheft. — G. Klein, Die operative Behandlung
des Gebärmutterkrebses. Münch. med. Wochenschr. Nr. 11 u. 12. — J. Klein,
Prolapsoperationen , insbesondere die W. A« Freundsche Einnähung des
Uterusfundus in die Scheide. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VIII, H. 1. —
Klemperer, Kußmauls Methode zur Stillung übergroßer menstrueller
Blutungen. Die Therap. d. Gegenw., Juni. — Koslenko, Ueber die An-
wendimg des Thiols bei einigen Erkrankungen der weiblichen Genitalsphäre.
AUgem. med. Zentralzeitg. Nr. 2. — Kreutzmann, Rationelles Operieren
zur Beseitigung der Scheiden- und Gebärmutterprolapse. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Kroemer, Ueber die Lymph-
organe der weiblichen Genitalien und ihre Veränderungen bei Carcinoma
uteri. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 5. — Derselbe, Die
Technik der Aethemarkose an der Frauenklinik zu Gießen. Zentralbl. f.
Gyn. Nr. 1. — Küstner, Operative Behandlung des Grebärmuttervorfalles.
Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Derselbe, Die plastische
Verwendung der Portio supravaginalis zum Verschlusse von Blasen-Scheiden-
fisteln. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XL VIII, H. 3. — Kundrat, Ueber
die Ausbreitung des Karzinoms im parametranen Gewebe bei Krebs des
Collum uteri. Arch. f. Gyn. Bd. LXIX, H. 2. — Lachs, Zur Aetiologie
der Urethralprolapse. Festschrift Chrobak, Wien. — Lange, Ueber [die
Anwendung des Adrenalins als Hämostatikum in Fällen verzweifelter Blutung.
Münch. med. Wochenschr. Nr. 2. — Derselbe, Ein Fall von Endothelioma
ovarii. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 3. — Lea, Four cases of tubercnlous dis-
eases of the Fallopian tubes treated by Operation. The Brit. med. Joum.,
17. Okt — Leopold und Ehrenfreund, Ueber 151 Totalexstirpationen
wegen Uterusmyomen und über den Einfluß der Erhaltung des Eierstöcke
auf das spätere Befinden der Operierten. Festschrift Chrobak, Wien. —
Lichten au er, Ueber die chirurgische Behandlung der Pyosalpinx. Monats-
Geburtshilfe und Gynäkologie. 373
Schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, H. 3. — Lindenthal, Die doppelseitige
Unterbindung der A. hypogastrica und ovarica bei inoperablem Uterus-
karzinom. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 10. — Lomer, Zur Frage der Heilbarkeit
des Karzinoms. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. L, H. 2. — Lorand, Beitrag
zur Pathologie und Therapeutik des diabetischen Pruritus vulvae. Deutsche
Praxis Nr. 15. — v. Lorentz, Beitrag zur pathologischen Anatomie der
chronischen Metritis. Arch. f. Gyn. Bd. LXX, H. 2. — Maly, Beitrag zur
Aetiologie des Carcinoma vaginae. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 27. — Marchais,
Sur le röle de Tut^rus dans la constipation. Gaz. des höp. Nr. 151. —
Marschner, Ueber eine ununterbrochene Reihe von 125 glücklich ver-
laufenen Laparotomien. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 19. — Martin, Zur Drainage.
Festschrift Ghrobak, Wien. — Derselbe, Operative Behandlung des Geni-
talvorfalles. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Menge, Ein
neues Pessarium zur Behandlung großer inoperabler Genitalprolapse. Zentral-
blatt f. Gyn. Nr. 15. — Derselbe, Ueber den suprasymphysären Faszien-
querschnitt nach Pfannenstiel. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XYII, H. 6.
— Miländer, Zur Kasuistik der Verkalkung des Ovariums. Zentralbl.
f. Gyn. Nr. 8. — Müller, Aseptischer Dilatator für die Cervix uteri mit
auswechselbarem Laminariastift in auskochbarer Hülle. Münch. med. Wochen-
schrift Nr. 21. — Nebesky, Kasuistischer Beitrag zur Kenntnis der Adeno-
myome des Uterus. Arch. f. Gyn. Bd. LXIX, H. 2. — Derselbe, Beitrag
zur klinischen Behandlung der entzündlichen Adnexerkrankungen. Zeit-
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XLVIII, H. 3. — Derselbe, Zur Kasuistik der
vom Ligamentum rotundum uteri ausgehenden Neubildungen. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, H. 4. — Neumann, Ueber die Anwendung des
Thigenols bei Frauenleiden. Deutsche Aerztezeitung Nr. 19. — Neuwirth,
Ueber unsere Erfahrungen mit Ichthargan. Therap. Monatsh., JulL —
Olshausen, Wider die Drainage. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLVIII,
H. 2. — Derselbe, Zum Vergleich der vaginalen und abdominalen Ope-
rationsmethode bei Carcinoma uteri. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn.
Bd. X und Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. L, H. 1. — Opitz, Zur nasalen
Dysmenorrhöe. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 37. — v. Ott, Die umittel-
bare Beleuchtung der Bauchhöhle, der Harnblase, des Dickdarms und der
Gebärmutter zu diagnostischen und operativen Zwecken. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 5. - Parädi, Ueber die Behandlung der
Uterusgonorrhöe bei Prostituierten. Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. LXV,
H. 8. — Pape, Zur Diagnose und Therapie der Genital- und Peritoneal-
tuberkulose des Weibes. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. VII, H. 3. — Peham,
Das traubige Sarkom der Cervix uteri. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII,
H. 2. — Derselbe und Keitler, Ueber Erfolge der konservativen Behand-
lung bei chronisch entzündlichen Adnexerkrankungen. Festschr. Cbrobak,
Wien. — Dieselben, Ueber die Behandlung von Eiteransammlnngen in
den Adnexen mittels Inzision und Drainage. Ibid. — Petersen, Vaginae-
und Ventrifixationen aus den Jahren 1895—1902. Monatsschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XVII, Erg&nzungsheft. — Pfannenstiel, Zur Diskussion über
374 J- Klein.
die Behandlung der Falschlagen von Uterus und Scheide. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 2. — Derselbe, üeber die Vorzüge der Aether-
narkose. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 1. — Piering, Ein einfacher Hysterophor
und eine Bandage gegen Hängebauch und Prolaps. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 7.
— P ine US, Zur Prophylaxe der Gynatresie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XVII, H. 5. — Derselbe, Die klinische Bedeutung der Amenorrhoe
dem Alter nach geschlechtsreifer Mädchen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn«
Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Pinkuß, Zur konservativen, nicht operativen
Behandlung von Frauenkrankheiten. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 13 — 15. —
Plien, Zur Behandlung der weiblichen Gonorrhöe mit Hefe. Zentralbl. f.
Gyn. Nr. 48. — Poeverlein, Ein Fall von Tuberkulose der Vulva. Beitr.
z. Geb. u. Gyn. Bd. VIU, H. 1. — Potel, Le fibro-myome du vagin. Eev.
d. gyn. et d. chir. abdom. Bd. VII, Nr. 3. — Prüsmann, Zur Tuberkulose
der Eierstocksgeschwülste. Arch. f. Gyn. Bd. LXVIII, H. 3. — Raimann,
Zur Frage der kausalen Beziehungen zwischen Frauenleiden und Geistes-
krankheiten. Festschrift Chrobak, Wien. — Riß mann, Eine modifizierte
Methode zur Herbeiführung der weiblichen Sterilität, angewandt wegen
seltener Erkrankung. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 50. — Rosenfeld, Ein neuer
Apparat zur Heißwasserbehandlung in der Gynäkologie. Neue Therapie
Nr. 3. — Schatz, Ueber die Abreißungen der Scheide und des muskulären
Beckenbodens als Ursachen von Genitalprolaps. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 38
und Münch. med. Wochenschr. Nr. 44. — Schauta, Die Operation schwerer
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Gyn. Bd. X und Festschrift Chrobak, Wien. — Schiff, üeber nasale Dys-
menorrhöe. Festschrift Chrobak, Wien. — Schmidt, Reaktionen und Heil-
erfolge bei Karzinomkranken nach Behandlung mit abgetöteten Reinkulturen
eines im Karzinom vorkommenden Parasiten. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Schneider, Die Belastimgstherapie in der
Gynäkologie. Münch. med. Wochenschr. Nr. 42. — Schücking, Versenkte
zirkuläre Vaginalligaturen bei Retroflexio uteri. Zentralbl. f. GyxL Nr. 23.
— Schultz, Ein Beitrag zur Aetiologie und Pathogenese der Dysmenorrhöe.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 6. — Sellheim, Eine neue
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Wien. med. Wochenschr. 1902 Nr. 52. — Sippel, Die Drainage nach La-
parotomie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 6. — Spiegel, Ein neues selbsthaltendes
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H. 2. — Derselbe, Ueber adenomatöse Wucherungen der Tubenschleim-
haut bei chronischer Tuberkulose und Gonorrhöe der Tuben. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Stoeckel, Die infrasym-
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deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Derselbe, Die Fibromyome der Tube
und Mitteilung eines Falles. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Er-
gänzungsheft. — Strohecker, Les fibromes du ligament large. Annal.
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de gyn. et d'obst., Janvier. — Sz^sz, Ueber „Esthiom^ne". Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Derselbe, Ueber leuko-
plakische Veränderungen der Vulva, ihre Beziehung zur Eraurosis derselben
nebst zwei Fällen von Vulvakarzinom. Ibid. — Targett, Discussion on
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The Brit. med. Joum., 17. Okt. — Theilhaber, Die Anwendung der sog.
vegetarischen Diät in der Praxis des Frauenarztes. Münch. med. Wochen-
schrift Nr. 21. — Derselbe, Die sog. chronische Metritis, ihre Ursachen
und ihre Symptome. Arch. f. Gyn. Bd. LXX, H. 2. — Derselbe, Die
Resektion der Vagina als Mittel gegen den Scheidenprolaps. Verhandl.
d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Derselbe, Der Einfluß des Nerven-
systems auf die Entstehung von Uterusblutungen und von Fluor. Monats-
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plastische Verschluß von Blasenscheidenfisteln vermittels der Gervix uteri.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 50. — Treub, La Chirurgie conservatrice des l^ions
annexielles. Annal. de gyn. et d*obst., Mai. — Ulesko-Stroganowa,
Ueber das maligne Uterusmyom (Leiomyoma malignum uteri). Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 3. — Vorn er. Zur Aetiologie und Anatomie
der Erosio portionis vaginalis. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XVII, Er-
gänzungsheft — Waldstein u. Fellner, Zur diagnostischen Verwertung
der Leukozytose in der Gynäkologie. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 28. —
Wechsberg, Zur Tuberkulose der Eierstocksgeschwülste. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XVIII, H. 5. — Werth, Ueber die Etagennaht der Bauch-
wunde bei gynäkologischen Laparotomien und ihre Ergebnisse. Beitr. z.
Geb. u. Gyn. Bd. VII, H. 2. — Wertheim, Zur Kenntnis der regionären
Lymphdrüsen beim Uteruskarzinom. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 4. — Widmer,
Ueber Scheidendrüsen und Scheidenzysten. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. Vni,
H. 1. — V. Winckel, Ueber Narkosen mit dem Schleichschen Gemisch I.
Münch. med. Wochenschr. Nr. 1. — Winter, Ueber Earzinomoperabilität.
Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn. Bd. X. — Winternitz, Die Wahl
der Behandlungsmethoden bei Retroflezio uteri unter besonderer Berück-
sichtigung der subjektiven Beschwerden. Therap. Monatsh., August. —
Woyer, Ueber die Wirkung des Ichthargans bei den gonorrhoisdien Er-
krankungen des Weibes. Wien. kHn. -therap. Wochenschr. Nr. 8.
4. Augenkrankheiten.
Von Professor Dr. C. Uorstmanii in Berlin.
Ueber die
Entstehung
des Kolobom.
Innervation
der Tränen-
drüse.
Physiologie
und
Pathologie
der Trtoen-
absondernng
und Trftnen-
abfahr.
V. Hippel konnte den experimentellen Nachweis für die äiiolog^che
Bedeutung der HerediiAt bei den Spaltbildungen des Augapfels
dadurch erbringen, daß es ihm gelang, von einem männlichen Kaninchen
mit typischem Kolobom unterhalb des Sehnerveneintritts durch Belegung
normaler weiblicher Tiere eine Nachkommenschaft zu züchten, von der
18^0 Kolobome zeigte. Gleichzeitig konnte er durch Untersuchung ver-
schieden alter Föten die Entstehungsweise der Kolobome erklären« Ein
Entzündungsprozeß war in keinem Falle zu ermitteln, sondern die Spalt*
bildung stellte sich als ein mechanisch verhinderter Verschluß der Fötftl-
spalte dar. Das Kolobom war nämlich bereits am 18. Tage des Fötallebens
nachweisbar; eine schmale Lage gefäßhaltigen Mesoderms drängte sich
zwischen die Ränder der Angenblase und hinderte so den um diese Zeit
normalerweise erfolgenden Schluß. Indem dieser wachsende Mesodema-
zapfen für die Ausbreitimg der Retina ein Hindernis bildet, konmit es in
letzterem zur Duplikatur- und Faltenbildung. Der Defekt der Chorioidea
und Sklera entsteht ebenfalls durch das proliferierende Mesoderm, das zur
eindringenden Leiste ausgebildet und an dieser Stelle nicht zur Chorioidea
und den inneren Schichten der Sklera differenziert wird. Nach den Unter-
suchungen von Landolt verlauf en im Fazialisstamm sekretorische
Fasern für die Tränendrüse. Dieselben verlassen den Fazialis im
Ganglion geniculi und treten in den Nervus petrosus superficialis ein. Man
findet sie wieder im Nervus maxillaris superior und bei einzelnen Kaninchen
auch im Nervus ophthalmicus. Letzterer Nerv scheint nur selten der Träger
sekretorischer Fasern für die Tränendrüse beim Kaninchen zu sein. Auch
beim Affen verlaufen im Fazialisstamm sekretorische Fasern für die Tränen-
drüse und verlassen denselben im Ganglion geniculi. — Schirmers Unter-
suchungen stellten die Menge der Tränenabsonderung in der Weise
fest, daß bei Patienten nach Exstirpation des Tränensackes die aus dem
Bindehautsack abtropfende Flüssigkeit gemessen wurde; nach Abzug des
schätzungsweise bestimmten Verdunstungsquantums beträgt die Gresamt-
menge der in 16 Stunden Wachens sezemierten Flüssigkeit V«-"'A g-
Diese spärliche, aber kontinuierliche Absonderung erlischt bei dem Aus-
Schluß äußerer Reize (Kokainisierung der Bindehaut, Trigeminusanästhesie)
und hört daher auch während des Schlafes auf. Weiter bespricht Schirmer
den Mechanismus der Tränenabfuhr. Die Tränen werden zunächst von
Augenkrankheiten. 377
den Ausführungsgängen der Drüse zu den TrBnenpunkten ohne Lidbewe-
gung durch die Schwerkraft, Wandattraktion und elastischen Druck der
Lider bewegt Der Mechanismus der Weiterbeförderung aus dem Binde-
hautsack in die Nase kommt nicht, wie behauptet worden ist, durch Kapillar-
attraktion, Aspiration von der Nase bei der Atmung oder Hineinpressen
beim Lidschlusse zu stände; nach den Versuchen von Schirmer, der
zum Nachweise des Uebertritts yon Flüssigkeit aus dem Bindehautsack in
die Nase l^o Natr. salicyl.-Lösung in den ersteren einträufelte und dann
das Nasensekret auf das Vorhandensein von Salizyl mit Liquor ferri
sesquichlorati prüfte, werden die Tränen vielmehr in die Nase durch den
Lidschlag befördert, indem der hierbei tätige Hornersche Muskel den
Tränensack erweitert. So werden die dünnflüssigen Tränen aspiriert,
während der zähere Schleim an der NasenÖffioung nicht zu folgen vermag.
Nach dem Lidschlage nimmt der Sack infolge der Elastizität der Grewebe
sein früheres kapillares Volumen wieder an und gibt die aufgenommene
Flüssigkeit nach der Nase hinab, da das Kaliber des Röhrchens viel enger
ist als der Tränennasengang. Da dieser Vorgang auch bei hängendem
Kopfe stattfindet, kaim der Schwerkraft hierbei keine wesentliche Rolle
zukommen. Weiter werden die Prinzipien und Methoden einer Funktions-
prüfung der Tränendrüse durch Einlegung von Fließpapierstreifen in den
Bindehautsack besprochen, Fälle von sekretorischer Hypersekretion, sowie
Lähmung der Tränendrüse und Sekretionsverminderung im Anfangsstadium
der Tabes geschildert und zum Schluß auf verschiedene Formen der Ab-
flußbehinderung aufmerksam gemacht, im besonderen hervorgehoben, daß
nach der Trönensackezstirpation beim ruhigen Sitzen im Zimmer wegen
der geringen Menge abgesonderter Tränen ein Tränenträufeln nicht empfun-
den wird. Wenn der Mechanismus der Tränenabfuhr durch Aufhören des
Lidschlages bei vollständiger Orbikularislähmung gestört ist, so kommt
es zum Tränenträufeln, das als Begleiterscheinung der Fazialislähmung im
wesentlichen auf diese ungenügende Ableitung zurückzuführen ist, wenn
auch die Eversion des Lidrandes und die reflektorische Reizung der Tränen-
drüse durch die ungenügend bedeckte Bulbusoberfläche mitwirkende Mo-
mente sein mögen.
Nach den Versuchen von Bach und Meyer an künstlich respirierten
Katzen beeinflußt die Durchschneidung des Halsmarks spinalwärts von der
Rautengrube die Pupillarreaktion nicht; jedoch tritt bei frontaler Die
Durchschneidung der Rautengrube am spinalen Ende Lichtstarre der Pu- Lokalisation
pillen und zwar bei rechtseitiger Schnittführung linkseitige Lichtstarre g^^n^^mg
und umgekehrt ein. Eine durch den mechanischen Reiz bei Freilegung
der MeduUa oblongata, speziell der Rautengrube, entstandene Lichtstarre
mit gleichzeitiger Miosis konnte in prompte Reaktion durch einen in der
Mitte der Rautengrube oder höher gelegenen doppelseitigen Schnitt um-
gewandelt werden. Aus diesen Versuchen folgerten Bach und Meyer
das Bestehen einer am spinalen Ende der Rautengrube gelegenen Zone,
welche für den Lichtreflex der Pupille von größter Bedeutung ist. Sie
378 HozBtmann.
deuten diese als Reflexhemmungssentram und nehmen außerdem ein zweites,
zerebralwärts gelegenes, diesem untergeordnetes Zentrum an. Nach dieser
Analogie werden auch beim Menschen zwei ReflezbOgen konstruiert, ein
kürzerer, der sich in der Vierhügelgegend schließt, und ein längerer, der sich
von hier zum Hemmungszentrum der MeduUa oblongata und von diesem
Binokulare zentrifugalwärts zum Auge begibt. — Heine erklärt die Elschnigsche
Tiefen- Beobachtung, daß binokulare Verschmelzungen stereoskopischer Photo-
wa rne mung. gj.j^pygjj ^ natürlicher Größe bei Nachahmung der näheren Umstände
des binokularen Sehens in Objektdistanz und Lateraldistanz der Objekte
einen Überplastischen Eindruck machen, dadurch, daß man im Stereoskop
wegen der geringen Konvergenz das Objekt zu entfernt sieht, daher die
Querdisparation besser ausnutzt und die Tiefendimension überschätzt.
Nach El sehnig sind die näher gelegenen Teile des körperlichen Objekts
stärker vergrößert, sobald das binokular gesehene Objekt mit vermehrter
Konvergenz betrachtet wird, ohne daß man gleichzeitig oder vorher schon
das vorgefaßte Urteil über die Entfernung desselben ändern müßte. Bei
der Mehrzahl der binokular Sehenden trat bei vermehrter Konvergenz eine
scheinbare Veränderung der Tiefendimension ein, da bei vermehrter Kon-
vergenz unbewußt der an die Objekte angelegte Maßstab ausgedehnt wird
und diese Vergrößerung sich auch auf die Tiefendimension ausdehnt.
Angeborene Die angeborene totale Farbenblindheit, die in neuerer
totale Farben- Zeit besonders in ihrer Bedeutung für die Theorien des Farbensehens ge-
blindhelt. ^^rdigt worden ist, hat durch Grunert eine eingehende literarische
Bedeutung gefunden. Er gibt außer der Geschichte ihrer Erforschung eine
Uebersicht der bisher beschriebenen Fälle und fügt 5 eigene Beobachtungen
hinzu. Bei 3 von diesen war das zuerst von A. König theoretisch postu-
lierte und nachgewiesene zentrale Skotom ebenfalls vorhanden. Aus der
Zusammenstellung ergibt sich, daß totale Farbenblindheit bei Männern
fast doppelt so oft als bei Frauen vorkommt und die Heredität insofern
eine Rolle spielt, als zuweilen Geschwister an derselben Anomalie leiden.
Außer der Farbenblindheit bestehen die charakteristischen Symptome in
Herabsetzung der zentralen Sehschärfe, Lichtscheu und Nystagmus. G r u n e r t
sieht in diesen Symptomen besonders der zentralen Amblyopie, bezw. dem
zentralen Skotom bei normaler peripherer Sehschärfe, dem Vorgange Königs
und Kries* folgend, den Ausdrück der Zapfenblindheit bei intakter Funk-
tion der Netzhautstöbehen. Bei dem Fehlen anatomischer Befunde muß
es noch unentschieden bleiben, ob es sich um eine Anomalie der Zapfen
selbst oder der von ihnen ausgehenden optischen Bahnen handelt.
Rolle der Infektiöse Bakterien rufen durch ihre Anwesenheit und die
Toxine bei der Erzeugung von Toxinen eine Entzündung der Bindehaut hervor.
Entzttn ung pj^ Rolle, welche von den letzteren dabei gespielt wird, bildet das Problem,
das Randolph in Angriff nimmt. In einer Reihe von 40 Experimenten
an Kaninchen werden die Toxine des Gonokokkus, Staphylococcus aureus,
Klebs-Löffler sehen Bazillus, Xerosebazillus mit der Bindehaut beständig
in Berührung gehalten, was manchmal mehrere Stunden lang erfolgte; in
Augenkrankheiten.
379
keinem Falle gab es eine Reaktion. Wenn dagegen diese Toxine in das
Bindehautgewebe injiziert wurden, wurde eine mehr oder weniger heftige
Reaktion herbeigeführt, und durch Injektion in die vordere Kammer trat
jedesmal eine Iritis auf. Stock injizierte Diphtherietoxin, Toxin
von Bacillus pyogenes aureus und von Bacterium coli tief
in den Glaskörper des Eaninchenauges; es bildete sich eine
schwere Iridozyklitis mit Infiltration auch der Sehnervenscheide auf dieser
Seite; auf dem anderen Auge war es nicht möglich, irgend eine entzünd-
liche Reaktion hervorzurufen. Dann spritzte er eine Bouillonkultur von
Bacillus pyocyaneus ß in die Ohrvene des Kaninchens und reizte durch
Injektion von Erotonöl in den Glaskörper oder durch Implantation eines
Stückchens Kupfer oder Silber in die vordere Kammer ein Auge, auch
führte er die Einspritzung von Bacillus pyocyaneus ß in die Ohrvene aus,
ohne daß gleichzeitig auch das Auge gereizt wurde. In einem sehr großen
Prozentsatze der Fälle traten Metastasen in den Augen auf, auch da, wo
in die Augen kein Reiz gesetzt war. Bei mittelschweren Infektionen und
starkem Reiz des Auges mit Krotonöl war der Prozentsatz der erkrankten
zweiten Augen ein sehr hoher. Diese metastatische Entzündung verlief
unter dem Bilde einer knötchenförmigen Iritis und in sehr seltenen mUen
dem einer Chorioiditis disseminata. Wenn ein Auge aseptisch schwer ge-
reizt wurde, so ließ sich im pathologisch anatomischen Präparate des an-
deren Auges eine pathologische Eiweiß- und Rundzellenausscheidung in der
Yorderkammerflüssigkeit nicht nachweisen. Außerdem injizierte Stock
12 Kaninchen Tuberkulosekulturen in die Ohrvene. Bei allen Tieren traten
ohne Ausnahme in beiden Augen die Erscheinungen einer tuberkulösen
Iritis und Chorioiditis auf, und zwar ebenso bei den Kontrolltieren, wie
bei solchen, deren eines Auge durch einen Kupfersplitter oder Iiigektion
von Krotonöl in schweren Reizzustand versetzt war.
Nach den Versuchen von Selenkowsky und Woizechowsky ist
es möglich, die Durchwanderung der im Blut zirkulierenden Bakterien auch
in den hinteren Teil des Auges bezw. in den Glaskörper experimentell zu er-
zeugen. Die Wanderung der Bakterien in diese Abteilung geschieht nicht
aus der vorderen Augenpartie, sondern durch die entsprechenden Gef&ße
des hinteren Teils. Die im Blut zirkulierenden Bakterien gelangen ins
Eammerwasser ausschließlich durch die Ziliargeföße und in den Glaskörper
durch die Gefäße der Netzhaut und der Aderhaut. Die Iris für den vor-
deren Attgenteil und die Lymphräume des Sehnerven für den hinteren
Teil spielen augenscheinlich in dieser Hinsicht keine Rolle, obwohl die
Verbreitung der Mikroben manchmal gleichzeitig durch den Zwischen-
scheidenraum des Sehnerven bis zum Auge per continuitatem möglich ist.
Unter einigen günstigen Umständen kann man experimentell auch heftige
entzündliche Erscheinungen von seiten des Auges auf endogenem Wege
erzielen. Bei einer schweren Allgemeininfektion gelangen nicht selten die
im Blut zirkulierenden Bakterien auch in den Glaskörper der normalen,
nicht gereizten Augen.
Unter-
suchungen
über
Lokalisation
endogener
Schädlich-
keiten im
Auge.
Endogene
Infektion
des Auges.
380
Horstmaim.
beilkunde.
Heilangs- Nach den Untersuchungen von Weinstein findet bei perforieren-
verlauf den Schnittwunden der Hornhaut die Regeneration der einzebien
8 h 'tt^'^^'^d^' Schichten nicht gleichzeitig statt ; zuerst regeneriert eich das Epithel, dann
der Hornhaut. ^^® Cornea propria und zuletzt die Descemetsche Haut. Die Verheilun^
aseptischer, unkomplizierter, zentraler Homhautwunden verläuft ohne jede
Entzündungserscheinungen, man bemerkt vreder Hornhauttrübung noch
Gefäßentwicklung, noch Reizerscheinungen. Die Regeneration der Cornea
propria findet ausschließlich durch aktive Vermehrung ihrer eigenen .£le-
mente statt. Leukozyten nehmen daran dem Anscheine nach keinen Anteil.
Die Arbeit von Panas bietet eine Zasammenfassimg der in vielen
Antisepsis und seiner Abhandlungen zerstreut enthaltenen Ansichten über Anti-
Prophylaxe in aepgig und Prophylaxe. Die erstere als eine äußere und innere
der Augen- * r ^
gedacht, erstreckt sich nicht nur auf Operationen, sondern aach auf
das Gebiet der allgemeinen und speziellen Therapie und Hygiene.
Wer die früheren Arbeiten des Verfassers kennt, findet hier fast
nur Bekanntes. Panas befolgt bei Verletzungen, bei welchen eine
schnelle und gute Antisepsis das wichtigste ist, eine weitgehende
konservative Behandlung und hält die Furcht vor sympathischer Er-
krankung für unbegründet. Er ist nicht für die offene Wundbehand-
lung und hält einen Schlußverband nur bei infizierter und entzün-
deter Bindehaut für nachteilig. Die bakterizide Wirkung der Tranen
scheint ibm nicht bewiesen. Als lokale Antiseptika bevorzugt er
Methylviolett und Jodoform. Bei Endoinfektionen schätzt er als
antiseptisches und antiplastisches Mittel das Quecksilber am hoch.«
sten in Form intramuskulärer Injektionen der 4 ^/o igen öligen Lösung
von Hydrarg. bijodat., nebenher noch Einreibungen mit grauer Salbe.
Auch die Serumtherapie findet ihr Gebiet und, wo sie nicht anwend-
bar, gilt es die Toxine durch Darm, Niere oder Haut zur Ausschei-
dung zu bringen.
Nach London erhalten angeblich Blinde, die gegen Licht schwach
empfindlich sind, sogar im hellen eine Lichtempfindung, sobald
man das Badiumbromid dem einen oder dem anderen Auge
nähert. Blinde, die die Fähigkeit, Licht zu empfinden und licht
vom Schatten zu unterscheiden, bewahrt haben, jedoch die Formen
der Gegenstände nicht mit den Augen perzipieren, erkennen im
dunklen Zimmer auf einem vom Badium beleuchteten Schirme die
Schattenrisse der projizierten oder darauf liegenden Gegenstände
(in späteren Arbeiten als unrichtig erwiesen). Alle Menschen er-
halten eine Lichtempfindung im entsprechenden lichtgeschützten
Auge, wenn man dem letzteren das Radiumbromid in Entfernung
von 10 — 15 cm oder ihrer Stirn, sogar Schädel, Schläfe nähert.
Becquerel-
strahlen.
Augenkrankheiten.
381
jedoch nicht alle in gleichem Maße. Mit Hilfe des Eadiums lassen
sich im dunkeln Zimmer mikroskopische Untersuchungen anstellen.
Man braucht hierzu nur das Gesichtsfeld des Mikroskops durch einen
guten Schirm zu beleuchten.
Von den neueren Mitteln möge zunächst das Itrol Erwähnung Neuere Mittel:
finden: Cervicek behandelte 124 TäUe von Conjunctivitis bleu- ^^^'
norrhoica und 18 Fälle sezernierenden Trachoms mit Itrol. Das-
selbe reizt mehr als eine 2°/oige Höllensteinlösung, wirkt aber
nachhaltiger. Er appliziert dasselbe vermittelst eines Pulver-
bläsers, wodurch die Wirkung des Lichtes und der Luft auf
das sehr empfindliche Präparat ausgeschlossen ist. Die Reizbar-
keit der Augen war nach mehrfacher Anwendung desselben
herabgesetzt. Mit Kuprozitrol behandelte er 26 Fälle von
Trachom in den verschiedensten Stadien, mit teilweise sehr gutem
Erfolg. Er wandte eine 5 — 10^/oige Salbe an und massierte das
Auge. Wolffberg empfiehlt das Gollargol bei der Ophthalmia Coilargoi.
gonorrhoica. Er wandte es in Salbenform mit einem Zusatz von
0,05 Atropin auf 10 g Unguentum Cred6 in einem Falle an, wo alle
andere Therapie versagte. Auch bei Keratitis parenchymatosa hatte
er damit Erfolg. Lezenius benutzte V«— l^Mgo Lösung von Hetol Hetoi.
(zimtsaurem Natron) als subkonjunktivale Injektion bei Herpes cor-
neae, Ulcus corneae und Hornhautwunden; er hatte dabei gute Er-
folge. Die Dauer der Keratitis parenchymatosa wurde dadurch ab-
gekürzt. Bei Krankheiten der Iris und Chorioidea hatten sie eine
schmerzenstillende Wirkung. Die Krankheitsdauer der Skleritis und
Episkleritis wurde durch Hetolinjektionen in keiner Weise abgekürzt.
Die äußere Verwendung des Adrenalins in der Augentherapie Adrenalin.
hat nach Nie den sowohl als diagnostisches wie als therapeutisches
Mittel bei allen den Zuständen der oberflächlichen Häute seine Indi-
kation, die eine störende, vermehrte BlutüberfäUung bedingen, seien
es chronische Blepharitiden, konjunktivale Hyperämien, besonders
funktioneller Natur, Frühjahrskatarrh, Conjunctivitis vasculosa und
besonders die Schwellungszustände bei Heufieber; bei Hornhaut-
entzündungen in gleicher Weise nur dort, wo ein zu reiches Blut-
emährungsmaterial zuströmt, wie Keratitis fasciculosa, Pannus tracho-
matosus, und bei Episcleritis acuta und chronica. Ausgesprochen ist
auch der druckherabsetzende Einfluß bei chronischem und absolutem
Olaukom, besonders in Verbindung mit Eserin und Pilokarpin. Haupt-
sächlich ist bei operativen Vorgängen an der Bindehaut die die
Blutung verhindernde Wirkung des Adrenalins zu rühmen, wodurch
es möglich wird, bei gleichzeitigem Oebrauch von Kokain die Vor-
382 ' Horstmann.
lagenmg der Muskeln bei Schieloperationen im vollständig blutleeren
Operationsgebiet mit großer Genauigkeit vorzunehmen. Das gleiche
gilt von der Pterygiumoperation. Nach den Erfahrungen vonHoor
Jequiritol. ist das Jequiritol rein ein Homhautmittel. Oegen Veränderungen
der Bindehaut, Granulationen, Follikel oder Papillen nutzt es nichts.
Bei allen eitrigen Prozessen der Hornhaut ist es zu verwerfen, ebenso
bei ganz frischen Trübungen und Flecken derselben, bei firischem
Pannus trachomatosus und frischem Pannus lymphaticus. Unbe-
dingt indizirt dagegen ist es bei altem Pannus trachomatosus
Aisol. mit narbig degenerierter Bindehaut. Pick wandte das Alsol,
das Aluminium acetico-tar^aricum in ^4 — V^ '^/oiger
Lösung bei Blennorrhoea neonatorum, akutem und chronischem
Bindehautkatarrh, Trachom, skrofulösen Ophthalmien und Hor-
deola in Form von Umschlägen und Auswaschungen mit Erfolg
Eintritt und an. Seggel spricht sich für die VoUkorrektion der Myopie aus.
^d'^^M^'^^^r'^ Seinen Mitteilungen liegen Beobachtungen von 2070 Myopen zu
Grunde, unter welchen 461 voll korrigiert waren. Im Laufe einer
Beobachtungsdauer von 7 — 9 Jahren blieb bei 43,4 ®/o der Voll-
korrigierten die Myopie stationär, bei den genügend Korrigierten
nur in 22,3 ^/o. Der günstige Einfluß der Vollkorrektion machte sich
besonders im Alter bis zu 14 Jahren geltend. Seggel korrigiert
die Myopie voll bei jugendlichen Individuen mit einer Myopie von
1,25 D. und mehr, wenn gute Akkommodationsbreite vorhanden und
die Sehschäxfe nach Korrektion bis zu 10 D. nicht geringer ist als '/s .
Außerdem gibt Seggel eine TTebersicht über die Ergebnisse der Unter-
suchungen, die fortlaufend an 2002 Mittelschülern und 7158 Volks-
Schülern männlichen und weiblichen Geschlechts angestellt wurden.
Mit aufsteigender Klasse nimmt die Entstehung der Kurzsichtigkeit
in stetigen Progressionen zu, erreicht den höchsten Stand bei durch-
schnittlich 15jährigen Schülern und nimmt dann schnell ab, so daß
mit 18 und 19 Jahren verschwindend wenige mehr kurzsichtig werden.
In Hinsicht auf die Zunahme und Entstehung der Kurzsichtigkeit
erwies sich das 16. Lebensjahr für beide Geschlechter am gefähr-
lichsten, die männlichen Zöglinge hatten aber einen größeren Prozent-
satz von Kurzsichtigen, als die weiblichen. Ein Vergleich lehrte, daß
innerhalb der letzten 22 Jahre die Kurzsichtigkeit in diesen Schulen
beim männlichen Geschlecht um 10**[o, beim weiblichen um 30°/o
abgenommen und die durchschnittliche Schärfe gestiegen war. In
diesen Erfahrungen sieht Seggel den günstigen Einfluß schul-
hygienischer Maßnahmen auf Erhaltung guter Sehschärfe und Ver-
minderung der Kurzsichtigkeit bestätigt.
Augenkrankheiten.
883
Behandlang
der Kurz-
siohtigkeit.
Nach Liebreich kommt nur der nasale Teil der Orbita iiir
Hefraktionsanomalien und Strabismus in Betracht, da der Dreh-
punkt des Au^es und die Augenmuskeln nur zur inneren Orbital-
wand ein konstantes Verhältnis aufweisen, während dasselbe zu den
stets unsymmetrisch gebauten temporalen Orbitalhälften sehr variiert.
So tritt als Hauptmaß die Pupillardistanz in den Vordergrund, die
gestatten soU, den Winkel B, welchen die beiden Achsen der Muskel-
kegel miteinander bilden, festzustellen. Bei großem Winkel B haben
die Kecti intemi bei Fixation eine über die Norm hinausgehende
Anstrengung zu machen, und so entsteht dann nach Liebreich
ein zu großer Akkommodationseffekt mit der Tendenz, sich dem
fixierten Gegenstande übermäßig zu nähern. Um den schädlichen
Einfluß des Winkels B auszuschließen und das Verhältnis zwischen
Akkommodation und Konvergenz zu regulieren, verordnet Lieb-
reich zur Prophylaxe und Behandlung der Myopie Prismen,
um die Konvergenz zu vermindern, oder Konkavgläser behufs Be-
nutzung eines weiter herausgerückten Fixationspunktes oder eine
Kombination beider Gläser. Senn kommt auf Grund statistischen
Materials eigener Beobachtungen zu dem Schluß, daß ein ätiologi-
scher Zusammenhang zwischen Hornhautastigmatismus und
zentraler Chorioiditis bei Myopie bestehe. Als abnormen "**s™*^*^™^^
Astigmatismus bezeichnet er den perversen und über 1,25 D. hinaus-
gehenden regulären. Einen solchen abnormen fand er bei 205 myopi-
schen Augen mit zentraler Chorioiditis in 78,1 ''/o, gegenüber 21,9 "/o
mit mehr oder weniger physiologischem Hornhautastigmatismus. Bei
sämtlichen während derselben Zeit beobachteten Augen mit Myopie
von 7 D. und darüber ohne Chorioiditis hatten dagegen nur 27,6 ^/o
astigmatische und 72,4 °/o normale Hornhäute. Li Hinsicht auf die
hieraus gezogene Folgerung, den Astigmatismus bei Myopie pein-
lichst zu korrigieren, stellt Verfasser 22 Fälle von zentraler Chorio-
iditis bei Myopie, kompliziert durch Homhautastigmatismus , zu-
sammen, die seit ihrer kombinierten Korrektion während einer
durchschnittlichen Beobachtungsdauer von 2,85 Jahren eine durch-
schnittliche Sehschärfezunahme von 0,05 zeigten.
Auf Grund einer Reihe klinischer Beobachtungen und anatomi-
scher Untersuchungen ist Raehlmann der Ansicht, daß beim
inveterierten Trachom eine Tarsitis trachomatosa frühzeitig einsetzt,
die sämtliche Phasen der Erkrankung begleitet und im wesentlichen
den Verlauf des Leidens mit bedingt, an welcher das Gewebe des
Lidrandes in Form einer wirklichen Blepharitis frühzeitig teilnimmt.
Zuerst gibt sich die Erkrankung des Knorpels durch eine Verände-
Homhaut-
Chorioiditis.
Trachom.
384 Hontmann.
Trachom, rang der Sekretion der in ihm eingebetteten Drüsen zu erkennen,
und zwar zunächst der Meibomschen Drüsen. Das Sekret derselben
zeigt häufig eine weich-teigige bis krümelige, halbtrockene BeschafiPen-
heit, später wird es krümelig und gleichzeitig schaumig. Da in diesai
Fällen eine FoUikelbildung an der Conjunctiva tarsi stattfindet, so
muß der Knorpel von vornherein in Mitleidenschaft gezogen werden,
es muß eine gewisse selbständige Affektion desselben, eine Tarsitis,
auftreten, die frühzeitig von der Konjunktiva auf den Knorpel über-
geht. In den schweren Fällen des Narbentrachoms entsteht eine
beträchtliche Verdickung des Lidrandes, die sog. Tylosis. Alsdann
kann der Lidknorpel in den oberen Partien schon erweicht oder
durch Atrophie verkleinert sein. In seltenen FäUen tritt auch eine
starke Verdickung des Knorpels auf. Infolge der Beteiligung des
Knorpels an der Entzündung der Konjunktiva entsteht sehr häufig
eine Verödung und Atrophie der Meibomschen Drüsen, welche all-
mählich vollständig verschwinden. Innerhalb des Lidrandes zeigt
sich die nächste Umgebung der ZiUenwurzebi, der Haarbälge, der
Talgdrüsen und der Molischen Drüsen eitrig infiltrirt. Später ent-
wickelt sich innerhalb des Lidrandes ein straffes, zur B.etraktion
neigendes Narbengewebe, infolgedessen dasselbe in vertikaler Sich-
tung verkleinert wird und Entropium entstehen kann. Die molden-
fbrmige Verbiegung des Knorpels tritt ein, wenn die Trachomnarbe
auf seiner inneren Oberfläche sich verkleinert, während der Knorpel
selbst seine normalen Flächendimensionen und noch relativ normale
Dichtigkeit und Widerstandsfähigkeit bewahrt hat. Die mulden-
förmige Vertiefung des Tarsus erreicht aber nur geringe Grade oder
bleibt ganz aus, wenn das Gewebe des Knorpels selbst sich gleich-
mäßig mit der Konjunktivalnarbe verkleinert; in den Fällen also,
wo die das Konjunktivalleiden begleitende Tarsitis eine Atrophie und
Verkleinerung des Knorpels herbeigeführt hat. Die stärkste Verbie-
gung des Knorpels kommt zu stände, wenn die Mitte seiner Fläche vom
follikulären Prozeß ergriffen und erweicht ist, während die Bänder
ihre Festigkeit bewahrt haben, dann wird der Knorpel um den er-
weichten Mittelpunkt herum durch die konjunktivale Narbe typisch
verbogen und die Verkrümmung erreicht die höchsten Grade. —
RingabBzeß Fuchs hat 9 Fälle von Ringabszeß der Hornhaut einer ana-
der Hornhaut, tomischen Untersuchung imterzogen. Derselbe besteht aus einer In-
filtration der Hornhaut mit Eiterzellen, welche konzentrisch zum
Hornhautrande rings herumläuft. Der Infiltrationsring hält sich
gewöhnlich 1-1,6 mm vom Limbus entfernt. Die ihn bildenden
Eiterzellen nehmen zwei Zonen ein, die erstere entspringt den mitt-
Augenkrankheiten. 385
leren und oberen Lamellen der Hornhaut, die zweite den tiefsten,
unmittelbar vor der Descemetschen Membran gelegenen. Die von
diesem Einge eingeschlossenen hinteren Homhautschichten sind
nekrotisch. Die Eitenmg setzt sich auf die tiefen Teile der Horn-
haut fort und fuhrt zur Panophthalmie. Im eitrigen Exsudate des
Augeninnem finden sich Bakterien in großer Menge. Der B*ing-
abszeß setzt nicht notwendig eine Wunde der Hornhaut voraus. Die
Einwanderung der Bakterien kann auch durch eine sklerale Wunde
geschehen. Während sich das Ulcus serpens nach oberflächlichen
Verletzungen der Hornhaut entwickelt, tritt der Ringabszeß nach
perforierenden Wunden oder überhaupt ohne Verletzung derselben
auf. Ersteres bildet sich um die verletzte Stelle als Zentrum, die
Lage des letzteren ist immer dieselbe, unabhängig von dem Ort der
Verletzung.
Nach den Erfahrungen von Axenfeld geht die postopera- Postoperative
tive Aderhautablösung oft in weitgehendem Maße und meist ^^erhaut-
auffallend schnell unter einem gutsitzenden Druckverband zurück,
auch wird die dauernde Wiederanlegung desselben durch die Fort-
setzung eines solchen erheblich beschleunigt. Die freiere, nicht
kompressive offene Wundbehandlung hat die höheren Grade der
postoperativen Aderhautablösung häufiger werden lassen. Axenfeld
sah nach einer Glaukomiridektomie eine Aderhautabhebung mit aus-
gesprochener Hypotomie auftreten. Die vorher vorhandene glauko-
matöse Exkavation des Sehnerven war verschwunden, entwickelte
sich aber wieder, sobald sich der intraokulare Druck mit Zurück-
gehen der Aderhautablösung wieder hob.
Ischreyt untersuchte 10 Bulbi mit Primärglaukom ana- Die Dicke der
tomisch. Hierbei trat eine Dehnung der Sklera mit Vorliebe in Sklera an
den vorderen und äquatoriellen Abschnitten auf; ihre Verdünnung primär-
war im absoluten Stadium als eine sehr häufige Erscheinung an- giaukom.
zusehen. Die hintere Kalotte zeigte nur ausnahmsweise Verdün-
nungen; dieselben ließen sich als myopische Veränderungen er-
kennen. Skleralspome bei der glaukomatösen Exkavation wiesen
auf eine myopische Bauart des glaukomatösen Auges. Die Ver-
längerung des sagittalen Durchmessers glaukomatöser Augen, wenn
man von zufälliger Myopie absieht, kam häufig durch eine Deh-
nung des vorderen Bulbusabschnittes zu stände. Nach der An-
sicht von Wahlfors sind Drucksteigerung und Glau- Pathogenese
kom nicht identisch. Das einfache und entzündliche Glaukom ^®^ ^^*"*^°™
sind ein und dieselbe Krankheit, die unter wechselnden Erschei-
nungen auftritt. Eine der ersten Erscheinungen der Krankheit ist
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1904. 25
386 Horstmann.
Pathogenese die Herabsetzung des Lichtsinns, ohne daß die Sehschärfe oder das
des Glaukom. Qesichtsfeld darunter gelitten hat, was auf eine Funktionsstörung
der Stäbchen- und Zapfenschicht der Netzhaut zurückzuführen ist.
Da diese Netzhautschicht von der Chorioidea ernährt wird, so ist
in der Chorioidea selbst, insbesondere in deren innerer Schicht, die
Krankheitsursache zu suchen, und zwar in einer Atrophie der
Choriokapillaris. Da diese Atrophie sich auch auf die elastischen
Fasern der Lamina cribrosa ausdehnt, büßt diese ihre Widerstands-
fähigkeit gegen den intraokularen Druck ein und der Sehnerv wird
ausgehöhlt. Auch wirkt der atrophierende Prozeß in der Chorioidea
lähmend auf das Muskelnetz ein. Dadurch wird die Kontraktilität
der Chorioidea und die Lymphzirkulation hemmend beeinflußt. So-
lange Sekretion und Besorption sich das Gleichgewicht halten,
bleibt der intraokulare Druck unverändert. Infolge der verlang-
samten Zirkulation fließt die Augenflüssigkeit in langsamerem
Tempo und die geformten Elemente haben Gelegenheit, sich in den
abfuhrenden Kanälchen festzusetzen und diese zu verstopfen. Der
Abfluß hält alsdann mit dem Zufluß nicht mehr gleichen Schritt,
die Flüssigkeit des Auges nimmt zu und der Druck steigt. £s
treten Zirkulationsstörungen venösen Charakters noch hinzu, dadurch
daß der Abfluß des venösen Blutes durch die komprimierten Venae
vorticosae gehindert wird. So entsteht das entzündliche oder, rich-
tiger gesagt, kongestive Glaukom. Beim einfachen Glaukom ist die
Atrophie vorzugsweise in den inneren Schichten der Chorioidea, der
Choriokapillaris, zu suchen, wodurch die nervösen Elemente, früh-
zeitig in Mitleidenschaft gezogen, unter mangelnder Ernährung zu
Grunde gehen. Beginnt der atrophische Prozeß in den äußeren
Schichten der Chorioidea, ohne daß die Choriokapillaris mitbeteiligt
ist, so entsteht ein akutes kongestives Glaukom. — Nach den £r-
Ausbruch des fahrungen von Steindorff tritt der akute primäre Glaukom-
Glaukom- an fall vorwiegend in der kalten Jahreszeit auf. Die entzündliche
Drucksteigerung befällt mit Vorliebe Frauen, die nicht entzündliche
Männer. Erstere ist besonders eine Erkrankung des höheren Alters.
Durchschnittlich die meisten Glaukomanfälle kamen im Januar, die
wenigsten im Juni vor. Tage mit ungewöhnlich niedriger und mit
ungewöhnlich hoher Temperatur sind bevorzugt und zwar besonders
die ersteren. Aber nicht nur der direkte Einfluß einzelner das
Wetter ausmachender Faktoren kommt hier in Betracht; zweifellos
wirken auch indirekte Einflüsse mit, die teilweise in den für die
einzelnen Jahreszeiten wechselnden äußeren Lebensbedingungen zu
suchen sind. Zunächst ist an die dem Sommer einerseits, dem
Augenkrankheiten.
387
Winter andererseits charakteristischen Krankheiten zu denken: die
Krankheiten der Verdauungsorgane und katarrhalische sog. Erkäl-
tungskrankheiten. Nach den Beobachtungen von Wygodzski ist
die Iridektomie bei den entzündlichen Formen des Glau-
koms in allen Stadien angezeigt, da auch im späten Stadium die
Möglichkeit eines guten Erfolgs nicht ausgeschlossen ist, die Pro-
gnose ist jedoch bei allen Olaukomformen um so günstiger, je früh-
zeitiger die Operation ausgeführt wird. Die beste Prognose gibt
die Iridektomie im Prodromalstadium des Glaukoms, da zu jener
Zeit noch keine anatomischen Veränderungen im Auge stattgefunden
haben. Eine sehr günstige Prognose gibt auch die Iridektomie beim
akuten Glaukom, bei dem die Sehschwäche durch die bedeutende
Trübung der brechenden Medien und die Ischämie der Netzhaut
bedingt wird. Indem die Iridektomie hier die pathologisch erhöhte
Tension bis zur Norm herabsetzt, beseitigt sie auch zugleich die
genannten Veränderungen im Auge. Weniger günstig als beim
akuten sind die Aussichten beim chronisch entzündlichen Glaukom,
wobei sie aber um so besser sind, je weniger die Sehschwäche durch
anatomische Veränderungen im Sehnerv bedingt ist, d. h. die Aus-
sichten sind um so besser, je früher operiert wird. Eine ziemlich
ungünstige Prognose bietet die Iridektomie bei dem typischen
Glaukoma simplex. Da hier die Sehschwäche einzig und allein
durch die im Sehnerven stattgefundenen Veränderungen bedingt ist,
80 kann man hier von der Iridektomie im besten Falle nur den
Stillstand des glaukomatösen Prozesses und des Status quo er-
warten. Auch die Miotika wirken bei dieser Glaukomform am
schwächsten. Einigen Erfolg der Iridektomie hierbei kann man nur in
den Fällen mit ausgesprochener erhöhter Tension, mit noch guter
zentraler Sehschärfe und ohne bedeutende Gesichtsfeldeinschränkung
erwarten. Günstiger als bei den eben besprochenen Formen gestaltet
sich die Prognose beim Glaukoma simplex cum inflammatione, bei
welchem die Iridektomie, besonders im frühen Stadium, als an-
gezeigt betrachtet werden muß. Nicht immer darf man beim Glau-
kom, besonders bei den entzündlichen Formen, sich auf eine Irid-
ektomie beschränken, vielmehr soll bei den ersten Andeutungen
eines Rückfalls, sobald sich die Miotika als unzureichend erweisen,
sofort zur Nachoperation geschritten werden, sei es eine Sklerotomie
oder Iridektomie, wobei erstere nach Bedarf wiederholt werden kann.
Die medikamentöse Behandlung ist nur da am Platze, wo die operative
aus irgend welchen Gründen nicht angezeigt erscheint. In allen übrigen
Fällen sind die Miotika nicht im stände, die Iridektomie zu ersetzen.
Iridektomie
bei Primär-
glaukom.
888
Horstmaim.
Sympathische
Ophthalmie.
Augen-
Störungen
elektrischen
• Ursprungs.
Nach Eoemer ist die sympathische Ophthalmie der
Menschen eine für das Auge pathogene, für den Körper indifferente
Infektion, die durch Metastase in das andere Auge gelangt. Der
Erreger der S3rmpathischen Ophthalmie gelangt von einem Infektions-
herd in der Uvea des Auges in das Blut und hält sich im Elreis-
lauf eine Zeitlang auf, ohne daß andere Organe davon infiziert zu
werden brauchen. Befinden sich derartige Krankheitserreger von
längerer Lebensdauer einmal im Kreislauf, so droht die Gefahr der
sympathischen Entzündung immer noch eine Zeitlang, wenn auch
die Enukleation oder Besektion des Optikus ausgeführt ist. — Beim
Auftreten der sympathischen Ophthalmie ist die Anschauung der
modifizierten Ziliamervenhypothese unrichtig; selbst die stärkste
Ziliarreizung in einem Auge ist niemals im stände, im zweiten Ange
Zirkulations- und Ernährungsstörungen herbeizuführen. Demnach
ist die Disposition zur Infektion des zweiten Auges bei der sym-
pathischen Ophthalmie nicht von einer reflektorischen Beiziiber-
tragung aus dem ersten Auge abhängig, sondern dieselbe hat andere
Ursachen. Bei der intraokularen Infektion, die zur sympathischen
Erkrankung fuhren kann, ist die individuelle Disposition des Men-
schen frir die Möglichkeit und den Verlauf der Infektion von aus-
schlaggebender Bedeutimg.
Auf Grund von 45 eigenen Beobachtungen gibt Terrien ein
Bild der durch Kurzschluß elektrischer Ströme hoher
Spannung erzeugten Augenstörungen und sucht Anhalts*
punkte für die überaus schwierige Prognosenstellung bei dieser Ver-
letzung zu gewinnen. Letztere geschah immer auf dieselbe Weise
und in einer Entfernung 80 — 50 cm, ohne daß der Körper von dem
Strome getroffen wurde. Terrien unterscheidet vaskuläre oder ent-
zündliche, funktionelle und nervöse Symptome. Zu den ersteren
gehört eine gegen die Behandlung sehr hartnäckige, wirkliche Kon-
junktivitis, femer die nur einmal beobachtete Hornhauttrübung, so^e
Irishyperämie. Iridozykh'tis, welche von anderen beobachtet ist, kam
nicht vor, ebensowenig Katarakt. Die Papüle und Ketina zeigten
das Bild einer syphilitischen Chorioretinitis mittleren Grades ; wahr-
scheinlich handelt es sich um ein Oedem. Diese letzteren Erschei-
nungen sind fast ausnahmslos selbst in den leichtesten Fällen vor-
handen, bilden ein wichtiges diagnostisches Zeichen, sind bisweilen
bei fast normaler Sehschärfe vorhanden, können selbst während der
Besserung weiter bestehen und verschwinden schließlich spurlos.
Nur in seltenen Fällen tritt Optikusatrophie ein. Zu den funktio-
nellen Störungen gehört die sofort auftretende Blendung, welche
Augenkrankheiten. 389
von Erythropsie , Amblyopie und einer meist konzentrischen Qe-
Sichtsfeldbeschränkung gefolgt ist. In gutartigen Fällen kann Seh-
schärfe und Gesichtsfeld nach 3 bis 4 Wochen wieder normal sein.
Femer besteht Unmöglichkeit zu fixieren, Hyperästhesie der Eetina
und Hemeralopie. Unter den sensitiven Störungen findet sich Licht-
scheu mit verschieden starkem Lidkrampf und einem fast stets vor-
handenen Kopfschmerz, der verschwindet und anfallsweise wieder-
kehrt. Außerdem fand Verfasser Druckempfindlichkeit der Nerven-
austrittstellen am Orbitalrande, der Ziliargegend , sowie Schmerz
hinter dem Bulbus bei Druck auf denselben in sagittaler Richtung.
Als motorische Störung tritt Blepharospasmus sowie Kontraktion
der Papille auf, mangelhafte Beaktion derselben, sowie als besonders
ungünstiges Symptom eine nach der Verengerung bei gleich-
bleibender Beleuchtung wieder auftretende Erweiterung. Auch eine
weite, starre Pupille ist ein ungünstiges Zeichen. Als sekretorische
Störung fand Terrien ein zuweilen anfallsweise ohne Lichtscheu
auftretendes Tränen, wie beim Weinen. Die Spannung der Augen
war stets normal. Bei der Diagnose, besonders bei Verdacht auf
Simulation, ist zu berücksichtigen, daß auch hystero-traumatische
Neurose vorhanden sein kann. Die Prognose ist äußerst schwer zu
stellen. Entfernung der Lichteinwirkung, Litensität und Dauer der-
selben kommen dabei in Betracht. Der Umstand, daß der Patient
nach dem Unfall weiter arbeiten konnte, ist prognostisch ohne Be-
lang und schließt üblen Ausgang nicht aus. Lang andauernde
Lichtscheu, ebenso häufig wiederkehrende Konjunktivitis spricht für
schweren Verlauf. Die Netzhauttrübung, welche auch die leichtesten
Fälle begleitet, ist ohne prognostischen Wert, ebenso wie Sehschärfe
und Gesichtsfeld, welche beide in gleichem, zuweilen aber auch in
sehr ungleichem Maße gelitten haben können. Zuweilen sind die
Störungen hier sehr bedeutend, gehen aber rasch zurück, andere
Male sind sie gering, bestehen weiter und geben eine ungünstige
Prognose. Von Bedeutung für die letztere ist also weniger die Li-
tensität der Störungen, als besonders ihre Dauer, femer das Vor-
handensein oder Fehlen von Kopfschmerzen und besonders die
Druckempfindlichkeit des Bulbus, welche nur in schweren FäUen
vorhanden ist. Die Behandlung leistet wenig. Kokainsalben waren
ohne die von Maklakoff beobachteten Nachteile. Von inneren
Mitteln schien Bromkali am besten zu wirken. Die anderen sonst
empfohlenen Mittel waren erfolglos.
Nach den Ausfuhrungen von Sidler-Huguenin sind wir über
den Mechanismus der Augenverletzungen bei verschiedenem
390 Horstmann.
Oebarts- Oeburtsverlaaf noch größtenteils im unklaren. Auch nach an-
verieteungen geheinend normalen, aber allerdings protrahierten Geburten, die
ohne Kunsthilfe verliefen, pflegen ganz verschiedenartige Verände-
rungen an den Augen aufzutreten, wie Blutungen in den Lidern,
Konjunktiva, Vorderkammer und Netzhaut, oder lange bestehende
Hornhauttrübungen, femer schwere Quetschungen des Fazialis mit
lange bestehendem Lagophthalmus , femer Augenmuskellähmungen,
ja sogar Exophthalmus mit vollständiger Herauspressung des Bulbus
aus der Orbita.
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heilkunde Bd. XLI, 2, S. 177.
5. Ohrenkrankheiten.
Von Geh. Sanitätsrat Dr. Schwabach in Berlin.
Zu der noch immer strittigen Frage über die Funktion des
Schallleitungsapparates liefertBezold, wie schon früher, wiederum
einen Beitrag auf Grund von Gehörprüfungen an 4 einseitig Labjrinthlosen
mit normalem anderem Ohr. Er konnte dabei feststellen, daß selbst die
stärksten Luftschallwellen, die auf die Knochenkapsel auftrafen, absolut
nicht wahrgenommen wurden, solange die Prüfung auf die untere Hälfte
der Tonskala beschränkt war. Er spricht sich deshalb dahin aus, daß die
Annahme einer direkten Enochenleitung der Luftschallwellen zum Ohr un-
haltbar sei. Er hält es also auch für sicher nachgewiesen, daß ohne den
Schallleitungsapparat ein Hören durch Luftleitung bis zur Höhe der ein-
gestrichenen Oktave unmöglich sei. Diese Schlüsse B e z o 1 d s hält Zimmer-
mann für unrichtig aus Gründen, die er ausführlich erörtert, die aber in
einem kurzen Referat nicht wiederzugeben sind. Er bleibt bei der von
ihm schon früher begründeten Ansicht, wonach die Bedeutung der Gehör-
knöchelchenkette nicht die eines Schallleitungsapparates für die tiefen
Töne, sondern die eines Akkommodationsapparates sei.
Durch Untersuchungen von 271 Idioten konnten Brühl und
Nawratzki feststellen, daß Gaumen- und Rachenmandelhypertrophien,
ebenso wie pathologische Trommelfellbefimde bei diesen Kranken
häufiger vorkommen als bei Schulkindern und Taubstummen. Auch
fanden Verfasser bei ihnen eine erheblich größere Zahl von Schwer-
hörigen als unter Schulkindern. Die Ursache für das häufige Vor-
kommen der genannten pathologischen Zustände in Nase und Ohr ist
nach den Verfassern in dem Wesen der Idiotie zu suchen (Indolenz,
Unsauberkeit der Kinder etc.); innerhalb der idiotischen Sphäre
komme ihr schädigender Einfluß in derselben Weise zur Geltung,
wie bei vollsinnigen Individuen ; sie steUen also keinen zu vernach-
lässigenden Befund dar, sondern erheischen dringend ärztlicher Be-
handlung zur Erzielung besserer Erziehungsresultate. — Als lokales
Anästhetikum in der Behandlung der Ohren- und Nasenkrank-
heiten empfiehlt Haike das Johimbin und zwar in 1,6^/oiger
Lösung in dO^/oigem Alkohol ftir das Ohr, in 2 ^/oiger wäßriger Lösung
für die Nase mittels Einpinselung. Die Wirkung hält 20—30 Mi-
Funktion
des Schall-
leitnngs-
apparates.
Rachenmandel
and Gehör-
organ der
Idioten.
Johimbin als
lokales
An&Bthetikum
bei Ohren-
nnd Nasen-
krankheiten.
394
Schwabach.
Tropen-
krankheit
der Ohren.
Traumatische
Atresie des
äußeren Gehör-
gangs.
Schufi-
verletzung
des Ohres.
Primäre
Trommelfell-
abszesse.
Apparat zur
Anwendung
der Luft-
dusche.
Vibrations-
massage der
Ohrtrompete.
nuten an. — Als eine den Tropen eigentümliche Krankheit
beschreibt B. Müller eine von ihm als ossifizierende Otitis
externa bezeichnete, mit Schwellung des Gehörganges, subjektiven
Geräuschen und verminderter Hörfthigkeit einhergehende Affektion,
bei der das Labyrinth in Mitleidenschaft gezogen werde.
BudolphyberichtetübereinenFallvon traumatischer Atresie
des äußeren Gehörgangs, der bei einem Soldaten infolge eines Sturzes
vom Pferde und dadurch bedingter Fraktur der vorderen G^hör-
gangswand, vielleicht mit Abreißen des knorpeligen vom knöchernen
Gehörgang, entstanden war. Zwei Fälle von Schußverletzung
des Ohrs, die beide zur Heilung kamen, beobachtete Grunert.
In dem ersten — direkte Schuß Verletzung — hatte das Projektil nicht,
wie gewöhnlich, die hintere Gehörgangswand perforiert und sich in
den Warzenfortsatz eingekeilt, sondern hatte seine Bichtung nach
vom und unten genommen, wie aus der Narbe an der vorderen
unteren Gehörgangswand in Verbindung mit der Tatsache, daß das
Geschoß ausgehustet wurde, geschlossen werden mußte. Der 2. Fall
stellte sich als ein Streifschuß dar und gewinnt nur dadurch Be-
deutung, daß lange nach der operativen Entfernung des Projektils
die durch die Schußverletzung entstandene hochgradige Striktur des
Gehörganges mit Eiteransammlung hinter ihm eine zweite Operation
(Totalaufmeißelung) nötig machte. — Bei einem 25jährigen Manne
fand Grunert am Trommelfell in der Gegend des Umbo zwei
stecknadelkopfgroße Vorwölbungen, aus denen durch Punktion je ein
Tropfen Eiter entleert wurde und die er als primäre Trommel-
fellabszesse, bedingt durch Streptokokkeninfektion infolge früher
stattgehabter Verletzung, ansehen zu sollen glaubt. — Als zweck-
mäßigen Apparat zur Anwendung der Luftdusche empfiehlt
Lucae den zum Ausschank des Bieres in Anwendung kommenden
Kohlensäure -Bierdruckapparat. Der Vorteil desselben besteht nach
Verfasser darin, daß er den Arzt von den Muskelanstrengungen be-
freit, die er bei Anwendung des üblichen GummibaUons aufwend^i
muß. — Ein Verfahren, das er als Vibrationsmassage der
Ohrtrompete bezeichnet, empfiehlt E. XJrbantschitsch beider
Behandlung des chronischen Mittelohrkatarrhs. Es besteht darin,
daß die Zitterbewegungen, welche durch die äußere Massage mittels
einer am Tragus oder Proc. mastoideus applizierten und durch einen
Elektromotor getriebene Pelotte erzeugt werden, auf eine in die
Tuba bis zum Isthmus eingeführtes Bougie übertragen werden soUen.
Verfasser will damit günstige Besultate und besonders Besserung
der subjektiven Geräusche erzielt haben.
Ohrenkrankheiten. 395
Klug hatte Gelegenheit, 11 Fälle zu heohachten, hei denen in Eontagiosit&t
kurzen Zwischenräumen mehrere Familienmitglieder an akuter M^*;/li\r?
Mittelohrentzündung erkrankt waren, ohne daß eine allgemeine In- entzündung.
fektionskrankheit vorausgegangen war. In einem dieser Fälle, in dem
es sich um Bruder und Schwester handelte, war es ihm gelungen, die
gleichen Ejrankheitserreger : Streptokokken und Pseudodiphtherie-
bazillen bakteriologisch nachzuweisen. — Auf Grund seiner Unter-
suchungen in 20 Fällen von Lupus und 13 Fällen von Lepra behauptet Mittelohr-
Felix, daß Affektionen des Mittelohres (Otit. med. catarrhal. chron.) »ffei^tionen
um so häufiger vorkämen, je mehr die Nase an der Allgemeinaffektion ^j^^ Lepra,
beteiligt sei. Die Prognose sei nicht günstig, da die lokale Be-
handlung durch die hochgradige Stenose der Nase sehr erschwert
werde. Eacine und Bruns berichten über einen FaU (20 jähriger Tetanus
TJlane) von mittelschwerem Tetanus, bei welchem der sichere Nach- J*®/?"^,?* ^^^^^
.... Infektion vom
weis geführt werden konnte , daß die Infektion mit Tetanusbazillen ohr aus.
vom Ohr (der betreffende Patient litt an einer eitrigen Mittelohrent-
zündung) ausgegangen war und zwar durch Vermittlung eines, wahr-
scheinlich mit Pferdemist verunreinigten Besenreises, mit dem Patient
sich im Qhr gebohrt und dabei den äußeren Gehörgang verletzt
hatte. — Primäre Tuberkulose des Ohrs glaubt Goldstein Tuberkulose
in vier von ihm mitgeteilten Fällen annehmen zu sollen, weil trotz ^®^ ^^^
Nachweises von Tuberkelbazillen im Ohreiter sonst keine Tuber-
kulose im Körper nachgewiesen werden konnte. Drei Fälle heilten
aus, der vierte ging an akuter Miliartuberkulose zu Grande.
Grimmer konnte den Beweis von der tuberkulösen Natur in 5 von
26 Fällen chronischer Mittelohreiterung durch intraperitoneale Im-
pfung von Meerschweinchen erbringen. Unzutreffend ist die Be-
hauptung des Verfassers, daß die von ihm in einem Falle am
Trommelfell gefundenen Veränderungen, welche auf eine Früh-
tuberkulose des Mittelohrs schließen lassen, bisher noch
nicht beschrieben seien. Beferent hat bereits im Jahr 1897 in
seiner Arbeit über „Tuberkulose des Mittelohrs" (Berliner Klinik
Heft Nr. 114) zwei derartige Beobachtungen ausführlich mitge- Geheilte Fftiie
teilt. — In einem Falle von schwerer Mittelohrtuberkulose, welche ^ ^ ^°^,„
tuoerkulöser
trotz Radikaloperation mit nachfolgenden wiederholten Auskratz- Mittelohr-
ungen und Aetzungen mit Chlorzink nicht zur Ausheilung kam, eiterung.
glaubt Moxter durch innerlichen Gebrauch von Tuberkuloalbumin
definitive Heilung des tuberkulösen Prozesses erzielt zu haben.
Auch Hegetschweiler berichtet über geheilte Fälle (4) von
Mittelohrtuberkulose. Nur in einem Falle waren Tuberkel-
bazillen im Ohr aufzuweisen. Der Beweis, daß es sich in den übrigen
396 Schwabach.
3 Fällen um eine tuberkulöse AfFektion des Mittelobrs gehandelt habe,
wird übrigens vom Verfasser nicht erbracht, auch kann der eine
dieser Fälle als ,,geheilt" nicht gelten, da die „frühere eitrige Sekre-
Betro- tion" noch fortbestand. — Bei einem 1jährigen Kinde, das seit
abszXr^h ® T^Ä®"^ ^ akuter eitriger Mittelohrentzündung litt, entwickelte sich
Mittelohr- unter heftiger Atemnot ein Betropharyngealabszeß. Bei Druck auf den
eiterung Abszeß entleerte sich Eiter aus der Perforation des Trommelfelles.
^ ^^ ' Nach Entleerung des Abszesses verschwand die Ohreiterung in einigen
Tagen. Verfasser, Alb. Blau, glaubt, daß der Betropharyngealabszeß
auf dem Wege der Tuba Eust. resp. des peritubalen Gewebes zu stände
Extraktion gekommen sei. — Die Entfernung der Gehörknöchelchen ist
der aehör- j^j^^j^ Suckstorff nicht' nur bei Erkrankung dieser, sondern auch
bei reinen ^^^ reinen Schleimhauteiterungen im Kuppelraum indiziert,
ScUeimhaat- falls sie sich nicht durch eine längere Zeit fortgesetzte Behandlung
derMittefohrs °^* ^^^ Paukenröhrchen beseitigen lassen. Von 20 über 1 Jahr
lang beobachteten Fällen von Hammer- resp. Hammeramboßextraktion
sah Verfasser 11 ohne Rezidiv, 5 mit „schnell vorübergehendem Re-
zidiv^ heilen; 2 wurden gebessert, 2 blieben ungeheilt. Die Dauer
der Behandlung betrug durchschnittlich 11 Wochen. — Nach Eulen-
stein schwanken die klinischen Symptome bei der akuten Mittelohr-
Mastoiditis eiterung und bei der Mastoiditis der Diabetiker, sowie der Operations-
der Diabetiker, ^jefuud bei letzterer ebenso wie bei denjenigen der Nichtdiabetiker
in den weitesten Grenzen und sind mit ganz wenigen Ausnahmen
von diesen nicht wesentlich verschieden. Die Grundursache des Zu-
standekommens der Mastoiditis bei Diabetikern sei nicht in dem
Vorhandensein des Diabetes, sondern in allererster Linie, ebenso wie
beiNichtdiab6tikem,in dem anatomischen Bau des befallenen Warzen-
fortsatzes zu suchen, beruhe also auf einer individuellen lokalen Dis-
Verfahren zu position. — Zum frühzeitigen Verschluß der Wundhöhle nach
frühzeitigem operativer Eröffnung des Warzenfortsatzes verwendet
Verschluß der —'^ -. ^ .xrrt ,.i •.. . -i« i.-
Wandhöhle "olitzer em Verfahren, bei dem die nut gesunden Granulationen
nach Mastoid- ausgekleidete Wundhöhle mit in einem kleinen Glaskolben ge-
operationen. gchmolzenen, sterilisierten Paraffin ausgegossen wird und nach Er-
starren der Masse die Wundränder mittels Naht oder Michelscher
Klammem vereinigt werden. Es eignen sich für dieses Verfahren
nach Politzer besonders solche Fälle, bei denen das erweichte
Knochengefüge des Warzenfortsatzes ohne Eröffiiung des Antrums
ausgeräumt wurde. Die Heilung soll durch dieses Verfahren wesent-
Biutungaus Hch abgekürzt werden. — Wiederholte profuse Blutung aus
em Smus ^^^ Sinus transversus beobachtete Eulenstein bei einem
transversus.
5jähngen wegen Mastoiditis nach Scharlachotitis operierten Kinde.
Ollrenkrankheiten.
397
Zar definitiven Stillung der Blutung mußte schließlich eine Unter-
bindung der Y. jugul. int. vorgenommen werden. Der Fall kam zur
Heilung. — Ueber allgemeine Sepsis bei chronischer Mittel-
ohreiterung mit zentral gelegener Perforation, also bei einer Form,
die sonst für harmlos gehalten wird, berichtet Bezold. In dem
eitrigen Sekret wurde in allen 3 Fällen vorwiegend Streptococcus pyo-
genes gefunden; 2 Fälle endeten letal. Bezold glaubt, daß eine
gleichzeitige Erkrankung der Mittelohrschleimhaut und des benach-
barten Lymphge&ßsystems vorgelegen habe, wodurch die Infektions-
keime und deren Toxine leicht durch die Wand des Sinus hindurch
in den Blutkreislauf gelangen konnten. — In denjenigen Fällen von
Sinusthrombose, bei denen eine „genaue klinische Beobachtung er-
gibt, daß eine Ohrerkrankung nicht mehr vorhanden, daß sie schon
ausgeheilt ist^, will Voß (Eiga) den eventuell nötigen operativen
Eingriff auch nur gegen die Sinusthrombose gerichtet wissen. Solche
Verhältnisse kommen nach Verfasser nur bei akuten Erkrankungen
vor imd er meint deshalb, daß bei Sinusthrombosen, welche sich
an eine ausgeheilte akute Otitis media anschließen, der Sinus
direkt ohne Eröfinung des Antrums freigelegt werden sollte. — Willis
sah einen Fall von Thrombophlebitis des Sinus transversus bei einem
19jährigen Manne, bei dem trotz Freilegung und Ausräumung des
Sinus und Unterbindung der Vena jugularis interna eine Besserung
der septischen Erscheinungen nicht eintrat, nach intravenöser In-
fusion von physiologischer Kochsalzlösung unter Zusatz von Brandy
in drei aufeinander folgenden Tagen heilen. — Auch Suckstorff
und Henrici berichten über einen Fall von Thrombophlebitis
des Sinus transversus, bei dem trotz Ausräumung des Sinus und
Unterbindung der Vena jugul. interna die septiko-pyämischen Er-
scheinungen fortbestanden und schließlich ohne weiteren Eingriff
Heilung eintrat. In einem Falle von chronischer Mittelohreite-
rong (24jähriges Mädchen), kompliziert mit Doppeltsehen (Ab-
dozenslähmung) , Schmerzen hinter den Augen, Oedem der Papill.
optic, machte Ooris die Trepanation des Schläfenbeins oberhalb
der Linea zygomatica, nach FreUegung der Mittelohrräume, und
extrahirte einen Sequester, der dem Ansehen nach durchaus der
Spitze des Felsenbeins entsprach. Es trat vollständige Heilung
ein. — Alexander brachte einen Fall von Otitis media chronica
suppurativa, bei dem die Eiterung auf das Labyrinth übergegangen
war, durch Badikaloperation mit Auskratzung des Labyrinths
zur Heilung. Ebenso kam ein Fall von Zaalberg, in welchem
die Fortpflanzung des eitrigen Prozesses auf das Labyrinth
Allgemeine
Sepsis bei
chronischer
Mittelohr-
eiterung.
Operation der
Sinns-
thrombose
ohne Eröffnung
des Antrum.
Thrombo-
phlebitis des
Sinus trans-
versus geheilt
nach
intravenösen
Infusionen
mit Kochsalz-
lösung.
Fortbestehen
der septiko-
pyftmischen
Erschei-
nungen trotz
Sinus-
ausrftumung,
spontane
Heilung.
Mittelohr-
eiterung mit
Nekrose der
Felsenbein-
spitze.
Geheilte
Labyrinth-
eiterung.
398
Schwabach.
Otogene
Meningitis
serosa.
Otogene
Meningitis
purulenta and
Bedentung der
Lumbal-
punktion für
ihre
Diagnose.
Kleinhim-
abszeß nach
Infektion
durch das
Labyrinth.
infolge Yerletzong des horizontalen Bogenganges bei der Radikal-
operation wegen chronischer Mittelohreitenmg eingetreten war, nach
Aosräumong des Yestibulums und Entfernung der Bogengänge zur
Heilung.
lieber das Vorkommen otogener Meningitis serosa, für
welche bisher der anatomische Nachweis noch fehlte, spricht sich
Brieger dahin aus, daß diese Aifektion nur dann angenommen
werden dürfe, wenn im Anschluß an eine Ohrerkrankung, welche
so beschaffen ist, daß sie eine endokranielle Komplikation auszu-
lösen vermag, anderweitig nicht erklärbare Erscheinungen intra-
kranieller Drucksteigerung auftreten, und wenn der Zusammenhang
dieser Symptome mit vermehrter Liquorspannung durch das B.e-
sultat einer Druckentlastung der Liquor führenden Räume sicher be-
wiesen wird. Auf die Entfernung größerer Liquormassen müsse das
Bild der Meningitis serosa plötzlich oder zum mindesten so rasch
schwinden, daß ein Zusammenhang zwischen Rückgang der Erschei-
nungen und Druckverminderung ersichtlich werde. Von den Methoden
zur Druckentlastung ist nach Brieger die Lumbalpunktion die
far obige Beweisführung wertvollste; zur Beseitigung der auf
Meningitis serosa zu beziehenden Erscheinungen empfiehlt er außer
der Lumbalpunktion die breite Eröffnung der Arachnoidealräume des
Schädels. — Einen Beitrag zur Lehre von der otogenen Menin-
gitis purulenta liefert Schulze auf Grund von 81 in der Halle-
schen Klinik gemachten Beobachtungen. Von ganz hervorragender
Bedeutung für die Diagnose dieser Erkrankung ist, nach Verfasser,
die Lumbalpunktion und zwar sei der Bakteriengehalt des durch
dieselbe entleerten Liquor cerebrospinalis ausschlaggebend, während
eine Trübimg des letzteren wohl in jedem Falle suspekt, jedoch
nicht in allen Fällen sicher beweisend für das Vorhandensein einer
Meningitis sei. Eine durch Leukozytenvermehrung allein bedingte
Trübung soll, nach Verfasser, auch von einem therapeutischen Ein-
griff nicht abhalten , doch ließen sich feste und das Vorgehen des
Arztes in jedem Falle bestimmende Regeln bezüglich des opera-
tiven Eingreifens bei otogener Meningitis purulenta nicht geben;
es sei ebenso verkehrt, in jedem Falle zu operieren, wie es nach
den neuen Erfahrungen nicht angebracht sei, in jedem Falle von
vornherein die Hände in den Schoß zu legen. — Ueber einen Fall
von Kleinhirnabszeß nach Infektion durch das Laby-
rinth berichtet Knapp. Bei der wegen Cholesteatom des Ohrs
vorgenommenen Mastoidoperation fand sich Karies des Labyrinthes,
welches breit eröffiiet wurde. Später mußte in einer zweiten Ope-
Ohrenkrankheiten. 399
ration, da die Erscheinungen den Verdacht auf Elleinhimabszeß, der
nahe dem inneren Oehörgang gelegen sei, erweckten, das ganze
knöcherne Labyrinth entfernt und das Elleinhim freigelegt werden;
ausgiebige Punktionen des Elleinhims hatten jedoch keinen Erfolg.
Tod 2 Tage nach der letzten Operation. Die Obduktion ergab
eitrige Konvexitätsmeningitis; eitrige Infiltration an der Basis; Klein-
himabszeß im Flokkulus, Durchbruch desselben in den vierten Ven-
trikel. Die Infektion hatte ihren Weg durch den inneren Gehör«
gang genommen und eine Pachymeningitis mit Verklebung der
Kleinhimsubstanz und den Kleinhimabszeß erzeugt. — Multiple Multiple
Kleinhirnabszesse sah Denker in einem Falle im Anschluß Kieinhirn-
an akute Mittelohreiterung auftreten. Drei von den Abszessen akuter Mittel-
konnten durch Operation entleert werden, während der vierte, nicht ohreiterung.
entleerte zu tödlicher Basilarmeningitis führte.
S trüb eil konstatierte bei einem sonst gesunden, kräftigen,
48jährigen Mann eine im Anschluß an resp. gleichzeitig mit dem
Meniöreschen Symptomenkomplez aufgetretene doppel- Anosmie und
seitige Geruchs- und Geschmacksstörung. Alle Erscheinungen, J^^?^*^® ?^^
bis auf das Ohrensausen, einige Hörlücken und vollständige Geruchs- symptomen-
losigkeit gingen unter Jodkaligebrauch zurück. Als Ursache der ge- komplex,
nannten Erscheinungen glaubt Verfasser eine oder mehrere Läsionen
im Labyrinth und im Gehirn annehmen zu sollen. Natürlich könnten
die Symptome auch auf eine syphilitische Basalmeningitis oder ein
Gumma bezogen werden, wofür die Wirkung des Jodkalis sprechen
würde. — Die Diagnose auf rheumatische multiple Neuritis Multiple
mit besonderer Beteiligung des Nervus acusticus und Neuritis mit
. . . 1 • Beteiligung
trigeminus glaubte Meyer zum Gottesberge bei einem ITjähn* des Nervus
gen jungen Mann stellen zu sollen, bei dem nach starker Durch- acusticus und
nässung auf einer Wagenfahrt unter Fiebererscheinungen, XJebelkeit "8®"^^°^^-
und Erbrechen zunächst Schwerhörigkeit und bereits am 8. Tage
vollständige Taubheit, verbunden mit Gleichgewichtsstörungen bei
negativem Ohrspiegelbefund, Herpeseruption an beiden Wangen, am
Halse rechts und der rechten Ohrmuschel, motorische Schwäche in
Händen und Füßen, erhebliche Empfindlichkeit der Druckstellen
aller peripherischen Nerven etc. aufgetreten waren. Während alle
Erscheinungen im Laufe von 6 Wochen zurückgingen, blieb Taub-
heit für alle Schallqualitäten trotz sofort eingeleiteter sachgemäßer
Behandlung. — Bei 3 Fällen von Schwerhörigkeit und sub- Aknstikus-
jektiven Geräuschen infolge übermäßigen Genusses von**"^^**^^""^
Alkohol und Nikotin, bedingt durch Erkrankung des Nervus Alkohol und
acusticus, sah Alt Heilung nach vollständiger Abstinenz des Ge- Nikotin.
400 Schwabach.
Spontane ntisses der genannten Gifte eintreten, nnd Eitelberg berichtet über
Tes^Gehöra ^^® Spontane Wiederkehr des Hörvermögens in einem
nach totaler Falle Yon totaler Taubheit post scarlatinam bei einem
Taubheit 10jährigen Mädchen, 2 Jahre nach dem Auftreten der Affektion. —
Tchariach!^ Lannois und Chavanne stellen die Behauptung auf, daß Taub-
stummheit, soweit sie nicht Folgekrankheit einer Mittelohraffektion
sei, als eine Krankheit der Armen, der Degenerierten und der
durch Alkohol und Syphilis Vergifteten angesehen werden müsse. —
Bezüglich der erblichen Belastung und der Verwandtschafteehe als
Ursachen der ursächliche Momente für Taubstummheit stellten Alezander und
^ heit. Kr ei dl aus statistischen Untersuchungen fest, daß Blutsverwandt-
schaft der Eltern nur bei erworbener Taubstunmiheit als prä-
disponierendes Moment in Betracht komme. Für die kongenitale
Taubheit sei das Vorhandensein von Taubstummheit, Ohren- und
sonstiger Erkrankung der Eltern von Bedeutung. Gleichzeitige Be-
lastung von Seiten der Familie des Vaters und der Mutter ergibt,
nach Verfasser, für alle Fälle angeborene Taubstummheit. Be-
lastende Momente, welchen, sofern sie einzeln auftreten, keine be-
sondere Bedeutung zukommt, erhalten, nach Ansicht der Verfasser,
auch dann nicht mehr Bedeutung, wenn sie sich in einzelnen Fällen
summieren. Vorhandensein mehrerer taubstummer Kinder in einer
Familie lasse mit einiger Wahrscheinlichkeit die Diagnose „kon-
genitale Taubheit^' zu und die Wahrscheinlichkeit steige mit der
Zahl der Taubstummen. — In einer in Soest im März 1902 abge-
haltenen Versammlung von Taubstummenlehrem und Aerzten wurde,
nach den Berichten Denkers, folgende Resolution bezüglich des
Taubstummen- Taubstummenunterrichts durch Hörübungen angenommen:
d'wTHö* "^^® ^^ ^^^ angeführten Klasse zu Soest gemachten Erfahrungen
Übungen. ^^^^ Beobachtungen gestatten noch kein abschließendes Urteil über
den Wert der Hörübungen; sie ermuntern aber, die Versuche
fortzusetzen bezw. dieselben dort, wo die erforderlichen Voraus-
setzungen in Bezug auf Lehrer und Schüler gegeben siad, ebenfalls
zu unternehmen auf Grund der Hörprüfungen durch die kontinuier-
liche Tonreihe. Es empfiehlt sich, nach einiger Zeit an der Hand
der bis dahin — unbeschadet der Trennung nach den geistigen
Fähigkeiten — gemachten Erfahrungen, die vorliegende Frage noch-
mals zum Gegenstand einer Konferenz zu machen.
Ohrenkrankheiten. 401
Literatar.
Alexander, Otitis media suppurativa chronica dextra etc. Monats-
schrift f. Ohrenheilk. Nr. 9. — Alexander u. Ereidl, Statistische
Untersuchungen von Taubstummen. I. Taubstummheit, erbliche Belastung
und Yerwandtschaftsehe. Arch. f. Ohrenheilk. Bd. LEX. — Alt, Ueber Er-
krankungen des Hömerven nach übermäßigem Qenuß von Alkohol und
Nikotin. Wien. med. Wochenschr. Nr. 5. — P. Bernhardt, Die Ver-
letzungen des Qehörorganes, besonders auch ihre Beziehungen zum Nerven-
system. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Medizin. 8. Folge. Bd. XXY. SuppL-
Heft. — Bezold, Allgemeine Sepsis bei chronischer Mittelohreiterung
mit zentral gelegener Trommelfellperforation. Zeitschr. f. Ohrenheilkunde
Bd. XLII. — Derselbe, Die Hörprüfung mit Stimmgabeln bei einseitiger
Taubheit und die Schlüsse, welche sich daraus für die Enoohenleitung und
für die Funktion des Schallleitungsapparates ziehen lassen. Zeitschr. f.
Ohrenheilk. Bd. XLY. — Alb. Blau, Beiträge zur Kasuistik der Retro-
pbaryngealabszesse nach akuter Mittelohreiterung. Deutsche med. Wochen-
schrift Nr. 14. — 0. Brieger, Die otogenen Erkrankungen der Hirn-
häute. Würzburger Abhandl. aus d. Gesamtgebiet der prakt. Medizin
Bd. III, H. 8. Würzburg. — Derselbe, üeber das Vorkommen otogener
Meningitis serosa. Verh. d. deutschen otol. Gesellsch., 11. Versammlung
in Trier. — Brühl u. Nawratzki, Rachenmandel und Gehörorgan der
Idioten. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLV. — Denker, Bericht über die
am 17. März 1902 in Soest abgehaltene Versammlung von Taubstummen-
lehrem und Aerzten. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLII. — Derselbe,
Zur operativen Behandlung der intrakraniellen Komplikationen nach akuten
und chronischen Mittelohreiterungen. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLUI. —
R. Dölger, Die Mittelohreiterungen. München. — Eitelberg, Spon-
tane Wiederkehr des Hörvermögens in einem Falle von totaler Taubheit
post scarlatinam. Zeitschr. f. Ohrenheilkunde Bd. XLV. — Eulenstein,
üeber die Mastoiditis bei Diabetikern. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLII.
— Derselbe, Ueber Blutungen infolge von Arrosion der Himblutleiter
bei Eiterungen im Schläfenbein. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLUI. —
Felix, La participation de Toreille moyenne dans le lupus vulgaire et la
löpre des voies aeriennes sup^rieures. Annal. des mal. de Toreille Nr. 8.
— Goldstein, Primarj tuberculosis of the ear foUowed by mastoiditis.
Report of four oases. Med. News, U. März. — Goris, Un cas de Chirurgie
cerebrale pour complication d'otite moyenne chronique. Guörison. Annales
des mal, Januar. — Grimmer, Beitrag zur Pathologie und Diagnose
der tuberkulösen Mittelohrentzündung. (Aus dem Laboratorium des Royal
College of Physicians in Edinburgh.) Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLIV.
— Grunert, Zur Aetiologie des primären intrakraniellen Trommelfell-
abszesses. Arch. f. Ohrenheilk. Bd. LVIL — Derselbe, Zur Prognose
der Schufiverletzungen des Ohres. Arch. f. Ohrenheilk. Bd. LTX. — Haike,
Jahrbnoh der praktisohen Medizin. I90i. 26
402 Scbwabach.
Das Johimbin (Spiegel) als lokales Anästhetikum , besonders in der Be-
handlung der Ohren- und Nasenerkranknngen. Therapie der (Gegenwart,
Mai. — y. Hammerschlag, Therapie der Ohrenkrankheiten. Wien-
Leipzig. — 6. Heermann, üeber den M^niereschen Sjmptomen-
komplez. Halle a. S. — Hegetschweiler, Die Tuberkulose des
Ohres mit Ausgang in Heilung. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLIII. —
E. E a 7 s e r , Anleitung zur Diagnose und Therapie der Eehlkopf-,
Nasen- und Ohrenkrankheiten. 2. Aufl. Berlin. — Elug, De la con-
tagiosit^ de Totite moyenne aigue. Annal. des malad, de Toreille
Bd. XXIX, August. — A. Enapp, Ein Fall von Eleinhimabszeß nach
Infektion durch das Labyrinth. Tod infolge von Meningitis. Autopsie.
Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLII. — Eon ig, Ohruntersuchungen in der
Dorfschule. Sammlung zwangl. Abhandlungen Bd. VII, H. 8. Halle a. S.
— E. Eroiß, Zur Methodik des Hörunterrichts. Wiesbaden. — M. Lan-
nois et F. Chavanne, Etiologie de la surdit^mutit^. (Notes d*apr^
825 cas.) Annales des mal. de Tor. Bd. XXIX, Juli. — L e i m e r , Operative
Eröffnung des Warzenteiles bei Otitis media purulenta acuta mit Aus-
breitung des Prozesses unter dem Warzenfortsatze. Zeitschr. f. Ohrenheilk.
Bd. XLIII. — L u c a e , Ein zweckmäßiger Apparat zur Anwendung der
Luftdusche bei Ohrenkranken. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 11. —
P.Maas, üeber Taubstummheit und Hörstummheit Würzburg. Abhandl.
Würzburg. — Meyer zumGottesberge, Ein Fall von multipler Neuritis
mit besonderer Beteiligung des Nervus acusticus und trigeminus. Monatsschr.
f. Ohrenheilk. Nr. 2. — Mozter, Ein Fall schwerer Mittelohrtuberkulose.
Verb. d. 12. Versamml. der deutschen otol. Ges. Wiesbaden. — R. Müller,
Eine Tropenkrankheit der Ohren. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLII. >-
A. Politzer, Verfahren zum frühzeitigen Verschluß der Wundhöhle nach
operativer Eröffnung des Warzenfortsatzes. Wien. med. Wochenschr. Nr. 80.
— Racine u. Bruns, Zur Aetiologie des sog. rheumatischen Tetanns.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 43. — Rudolphj, üeber traumatische
Gehörgangsatresien. (Aus der üniver8.-Poliklinik für Ohren- und Nasen-
krankh. in Breslau.) Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLIL — Schulze,
Beitrag zur Lehre von der otogenen Meningitis, auf Grund von Beobach-
tungen in der üniversitätsohrenklinik in Halle a. S. Arch. f. Ohrenheilk*
Bd. LVII u. LVIII. — P. Stenger, Die otitische Himsinusthrombose.
Eönigsberg. — Strubell, Mäniörescher Symptomenkomplez mit Anosmie
und Ageusie. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 4. — Suckstorff u. Henrici,
Beitr&ge zur Eenntnis der otitischen Erkrankungen des Hirns, der Hirn-
häute und der Blutleiter. (Aus der Ohren- imd Eehlkopfklinik in Ro-
stock.) Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLIV. — Sucksdorf f. Zur Pathologie
und Therapie der chronischen Mittelohreiterungen. (Aus der Ohren- und
Eehlkopfklinik in Rostock.) Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLV. — E. ür-
bantschitsch, Vibrationsmassage der Ohrtrompete bei chronischem
Mittelohrkatarrh. Monatsschr. f. Ohrenheilk. Nr. 8. — Verhandlungen der
Berliner otol. Gesellsch. Bd. I (1901/02). Leipzig. — Verhandlungen der
Ohrenkrankheiten. 403
deutschen otol. Gesellsch. zu Wiesbaden. Jena. — Voß (Riga), Operation
der Sinusthrombose ohne ErÖfinung des Antrums nach ausgeheilter akuter
Mittelohrentzündung. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. XLV. — Willis, Chronic
suppuration in the middle ear; thrombosis of the lateral sinus; general septic
infection; Operation; venous transfusion; recovery. The Lancet, 10. Juni.
— Zaalberg, Ueber Labyrinthoperationen. Monatsschr. f. Ohrenheilk.
Nr. 10. — Zimmermann, Unrichtige Schlüsse aus Stimmgabelversuchen
auf die Funktion des sog. Schallleitungsapparates. Zeitschr. f. Ohren-
heilk. Bd. XLV.
Nene
Instramente :
Stirnreflektor.
Vorrichtong
zur sterilen
Tamponade
der Nase.
Konchotom.
Modifiliation
der galvano-
kaustischen
Schlinge.
Instrumente
zur Operation
der adenoiden
Vegetationen.
6. Krankheiten der Nase, des Nasenrachenraumes, des Mundes,
des Rachens, des Kehlkopfes und der Luftröhre.
Von Prof. Dr. A« Jarasz in Heidelberg.
Allgemeines. Das Neae von Instrumenten, das hier za notieren
ist, ist vorwiegend das Alte in modifizierter oder verbesserter Form.
Znnächst ist hier za erwähnen der bei Untersuchungen gebräuchliche
Stirnreflektor, dessen Gewicht mit Stirnband von B. Fränkel
auf 84 g reduziert worden ist und deshalb Vorteile fär die Praxis
bietet. Die Kugelgelenke sind leichter aber haltbar gearbeitet und die
metallene Kapsel ist durch eine 1 cm breite, metallene Eandfassung
ersetzt, während die übrige Amalgamfläche durch eine dünne Lage von
Hartgummi geschützt wird. J. 8. Stewart hat an dem Reflektor eine
andere Aenderung vorgenommen. Er hat nämlich am Spiegel eine
Scheibe mit einer Reihe von verschiedenen, am Rand eingesetzten Linsen
angebracht, die durch Drehimg der Scheibe in die zentrale Oeffiiung
des Reflektors eingestellt werden können. Hierdurch kann der Unter-
suchende bei Kurz- oder Weitsichtigkeit seine Augen korrigieren
und die Brille entbehren. Behufs steriler Tamponade der Nase be-
nutzt L. Neufeld das Beckmannsche Nasenspekulum, an welches
ein zur Au&ahme der Jodoformgaze dienendes Reservoir angelötet
ist. Zur Entfernung von Fremdkörpern aus der Nase und dem Ohr
ist von E. Müller eine neue Pinzette und zur Abtragung von
breitbasigen Muschelhypertrophien von H. Cordes ein neues
Konchotom konstruiert worden. Um die galvanokaustische
Schlinge nach dem Zuziehen wieder schnell bilden zu können,
hat Kindler die Doppelröhrchen in der Weise modifiziert, daß in
das eine Röhrchen ein leicht verschiebbares Stäbchen eingelegt und
an dessen Spitze das eine Drahtende fixiert wird, das andere Draht-
ende wird dagegen an der Spitze des zweiten Röhrchens befestigt.
Abgesehen von der Leichtigkeit der Schlingenbildung ist es dadurch
auch möglich, selbst kurze Platindrahtstücke zu verwenden. Zu
den unzähligen Verbesserungen des Oottsteinschen Ringmessers
kommt eine neue von L. Katz hinzu. Sie besteht darin, daß der
Stiel gebogen und länger ist und daß man dadurch bei größeren
Krankheiten der Nase, des Rachens etc.
405
Kindern und Erwachsenen leichter nnd sicherer an die Basis der
Eachenmandel gelangen kann. Auch ein ganz neues Instrument zur
Entfernung der adenoiden Vegetationen hat M. Depangher be-
schrieben. Eine neue Form der Guillotine hat Arnold erfunden, auiiiotine.
Es ist eine Art Schere, bei der die Eingmesser sehr gleichmäßig in
Tätigkeit versetzt werden können. Endlich ist noch ein neuer
Kehlkopfpulverbläser von L. Spiegel zu erwähnen. Im Kehlkopf-
Prinzip ist es der Eauchfußsche Pulverbläser, bei dem sich an P'iiverbiÄser.
Stelle des Ballons eine in einer Metallhülse angebrachte und der
selbstwirkenden Injektionsspritze ähnliche Vorrichtung befindet.
Von einer großen Anzahl von Arbeiten, in welchen die guten Medikamente*.
Eigenschaften des Adrenalins gepriesen werden, heben wir die Adrenalin,
von E. Aronsohn hervor. Dieser Autor beobachtete bei einer an
hartnäckigem Asthma leidenden Patientin eine vorübergehende, aber
stets prompt eintretende kupierende Wirkung des Adrenalins auf
die Anfälle. Das Mittel wurde in der Originallösung 1 : 1000 auf
die geschwollene und gerötete Nasenschleimhaut appliziert. Nach
etwa 5 Minuten verschwand der Anfall und blieb etwa 3 Stunden weg.
Bei jeder neuen Wiederkehr des Anfalls wurde stets derselbe Effekt
erzielt. Da keine Nebenwirkungen vorkommen, so gibt Aronsohn
dem Adrenalin als einem das Asthma nicht heilenden, sondern nur die
Attacken bekämpfenden Mittel vor dem Kokain den Vorzug. Sollte
die Aufsuchung oder lokale Behandlung der asthmogenen Punkte
nicht angängig sein, so wäre das Adrenalin als Spray und zwar
V'a Adr. hydrochlor. (1:1000) mit */s Vaselinöl, oder als Salbe:
1—5 g der Lösung mit 5 g Lanolin und Vaselin ana zum Einführen
in die Nase zu versuchen. Leider ist das Adrenalin nicht ohne Neben-
wirkungen, zu denen das Auftreten von Urtikaria gehört. A. Rosen-
berg hat bei wiederholter Applikation dieses Mittels auf die Nasen-
Schleimhaut eines Mädchens einen Urtikariaausschlag auf den Ex-
tremitäten beobachtet. Die guten Eigenschaften des Adrenalins
erkennt A. Heim an nicht an. Er findet, daß dieses sehr teuere
Medikament nicht immer gute Hesultate gibt und daß es selbst im
günstigen Falle nur einen relativen Wert besitzt. In dieser Ueber-
zeugung glaubt er, daß das Adrenalin bald der Vergessenheit an-
heimfallen wird. Als ein ganz unschädliches und vorzügliches
lokales Anästhetikum in den oberen Atmungsorganen wird von
Gourtade das Anästhesin gerühmt Am besten in Pulverform An&sthesin.
angewandt, erweist es besonders bei schmerzhafter Dysphagie in
Fällen von Infiltrationen und Ulzerationen im Rachen und Kehlkopf
sehr gute Dienste. lieber ein anderes Anästhetikum, das Yohim-
406
Jurasz.
Inhalations-
apparat von
Saenger.
Yohimbin, bin, berichtet A. Strubell. In einer 1 — 2 °/oigen Lösung mit dem
Pinsel auf die Schleimhäute des Mundes, des Rachens, der Nase
und des Kehlkopfes aufgetragen, erzeugt es eine oberflächliche Un-
empfindlichkeit und ist ganz unschädlich. Es besitzt aber gegen-
über dem Kokain und Adrenalin die Eigentümlichkeit, daß es
weder eine Abschwellung noch eine Anämisierung des Gewebes,
vielmehr eine geringe Hyperämie hervorruft. Das schon vielfach
Thiosinamin. geprüfte Thiosinamin wurde von E. Olas in 5 Fällen von Ehino-
sklerom versucht. Es wurde alle 14 Tage je ^s Spritze 15°foiger
alkoholischer Lösung subkutan in den Nacken injiziert oder, wenn
diese Applikation sehr schmerzhaft war, innerlich dargereicht. Die
gute Wirkung bestand darin, daß das E.hinoskleromgewebe dehnbarer
wurde und das Dilatationsverfahren bei Stenosen erleichterte. Es
zeigte sich aber, daß dieses Mittel bei subglottischen Schwellungen,
welche eine starke medikamentöse Reaktion erleiden und zunehmen,
kontraindiziert ist.
M. Saenger gibt einen neuen Apparat an, mit welchem es
gelingt, Arzneimittel in gasformigem Aggregatzustand für In-
halations- und Desinfektionszwecke zu verwenden. Der Apparat
besteht aus einem Dampfkessel und einem mit diesem kommuni-
zierenden Arzneibehälter. Sowohl aus dem Dampfkessel als auch aus
dem Arzneibehälter entspringt je ein Röhrchen, und diese beiden
sind so angeordnet, daß ihre Spitzen ähnlich wie bei dem bekannten
S i e g 1 eschen Apparate dicht nebeneinander Uegen. Auf diese Weise
erzeugt der Dampf, welcher an der Mündung des dem Arzneibehälter
angehörenden Röhrchens vorbeistreicht, eine Luftdruckverminderong,
reißt die angesaugten Arzneigase fort und gibt sie an die Zimmer-
bezw. die Einatmungsluft ab. Von Arzneien können auf diese
Weise bei Katarrhen der Luftwege: Ol. Terebinthinae oder Ol. Pini,
Eukalyptol, Menthol, Balsam. Peruv. und sonstige ätherische Oele,
Balsame und Harze gebraucht werden. Sehr günstig lautet der Be-
richt von V. Schrötter über das Inhalationsverfahren nach
BuUing. Das Verfahren besteht darin, daß der feinste Flüssig-
keitsstaub durch Zuleitung von verdichteter Luft (bis 4 Atmosphären)
in noch viel feinere Teilchen (bis 0,0006 mm im Durchmesser) über-
geführt und in einem bestimmten Temperaturgrad eingeatmet werden
kann. Die Versuche ergaben, daß der äußerst feine Dampf bis in
die kleinsten Bronchien gelangt. Außer einem großen Apparat, der
bei Vorhandensein von entsprechenden Betriebskräften in Anwendung
gezogen wird, gibt es auch einen kleinen, tragbaren Apparat für
jeden Haushalt.
Inhalation
nach BuUing.
Krankheiten der Nase, des Rachens etc.
407
Nase und Nasenraohenraum. Die Frage nach der Aetiologie Henfleber.
des Heufiebers scheint endlich gelöst zu sein. Dun bar hat
n&ndich nachgewiesen, daß PoUenkömer von Koggen, Gerste, Weizen,
Reis, Mais und anderen Oräserarten eine Substanz enthalten, welche
bei solchen Personen, die zu Heufieber prädisponiert sind, die Er-
scheinungen dieser Krankheit hervorbringen, bei anderen Personen
dagegen unwirksam sind. Es gelang diesem Forscher weiter fest-
zustellen, daß diese wirksame Substanz, das Pollentozin, in Stärke-
stäbchen enthalten ist und wahrscheinlich einen eiweißartigen Körper
darstellt. Aus diesem Toxin stellte Dun bar durch Ueberimpfung auf
Tiere ein Heilserum her, welches das Pollentozin neutralisiert und
bei Heufieberkranken eine Heilung bezw. Linderung der Beschwerden
herbeiführt. Die Prüfung, ob das Toxin in den verschiedenen Gras-
arten identisch sei oder nicht, ist bis jetzt im bejahenden Sinne
ausgefallen. Die Experimente, welche F. Semon mit dem Dunbar-
schen Toxin und Antitoxin an sich, einigen Kollegen und Heu-
fieberpatienten vorgenommen hat, haben ergeben, daß tatsächlich
das Toxin die charakteristischen subjektiven und objektiven Symptome
hervorruft, bei nicht prädisponierten Individuen aber in der Mehr-
zahl ohne Wirkung bleibt. Auch der günstige Einfluß des Anti-
toxins auf das Leiden konnte bestätigt werden, obwohl in manchen
Fällen wiederholte Anwendung nötig ist, um der Wiederkehr der
Anfalle vorzubeugen. Bei der Mischung von gleichen Teilen von
Toxin und Antitoxin zeigte sich die Wirkung des ersteren neutrali-
siert. Li einer zweiten Publikation teilt F. Semon eine Reihe von
weiteren Versuchen mit, aus denen hervorgeht, daß bei gewissen
Personen, die nicht an Heufieber leiden, dennoch eine besondere
Empfindlichkeit gegenüber dem Toxin zu konstatieren ist, und daß
diese Tatsache vielleicht dazu führen kann, den Zusammenhang
zwischen Heufieber und einfachen Niesanfällen oder dem nervösen
Schnupfen aufzudecken. Nicht ohne Literesse sind die hierher ge-
hörenden Ausführungen von G. Bosenf eld. Er weist zuerst darauf
hin, daß es eine alle Symptome des Heufiebers zeigende und ähnlich
verlaufende Krankheit gibt, die zur Zeit der Blüte der Platanen
auftritt und als Platanenschnupfen oder Platanenhusten Platanen-
aufzufassen ist. Li Stuttgart kommt diese Affektion häufig zur Beobach- schnupfen und
tung. Die Ursache dieses Leidens findet Rosen feld in dem braunen
•^i^ug) der auf der Bückseite der Platanenblätter sitzt und mikro-
skopisch betrachtet aus „Sternenhaaren" besteht, welche geweih-
artig nach allen Richtungen hin von einem mittleren Schafte abgehen,
in spitze Pfeile endigen und eingeatmet bei prädisponierten Personen
Platanen-
hasten.
408 Jurasz.
Platanen- den Katarrh erzeugen. Rosenfeld gelang es außerdem in einem sorg-
schnupfen und fgjtig beobachteten Falle auch noch eine andere Ursache des periodisch
husten. auftretenden und scheinbar nervösen Hustens und Bronchialkatarrhs
zu finden. Bei einer Dame, die aus der Sommerfrische gesund nach
Hause kam, stellte sich ohne irgend welche objektive Veränderung
der Atmungsorgane Husten ein, der schon wiederholt nach jeder
Rückkunft von einer Reise sich plötzlich entwickelte. Bei genauer
mikroskopischer Untersuchung von grauen, auf der Rachenschleim-
haut liegenden Schleimpartikelchen wurden Bestandteile von Federn
eines Oraupapageis , den die Patientin pflegte, konstatiert und als
Ursache des Hustens durch experimentelle Prüfung festgestellt.
Hiermit wird also die Anzahl der Erkrankungen, welche als nervöse
gedeutet werden, eingeschränkt. Durch weitere derartige Beiträge
wird es wahrscheinlich möglich sein, den Kreis dieser Affektionen
noch mehr einzuengen. M. Hajeks Resultate mit der Krieg-
Fenster- schenFensterresektion bei Verkrümmungen der Nasenscheide-
resektion bei ^^nd Waren in mehr als 100 Fällen durchweg gute. Immerhin
deviation. wird die Methode als umständlich, technisch schwierig und zeit-
raubend betrachtet. Die Erhaltung der Schleimhaut an der resezier-
ten Stelle ist allerdings ein Vorteil, da die Heilung schneller vor
sich geht, aber sie erschwert bei ausgesprochener Knickung des
Knorpels wesentlich die Operation. Mit der Ausbildung der Technik
hat man aber auch dieser Erschwerung abgeholfen. Eine seltene
Oeschwulstbildung in der Nase bei einem 17 Jahre alten Kaufmann
Lymphangioma beobachtete Hamm. Es handelte sich um ein Lymphangioma
oavernosum cavernosum der linken unteren Muschel, welches unter Er-
der Nase. '
scheinungen von häufigem Nasenbluten verlief und den Verdacht
einer malignen Neubildung erweckte. Nach Entfernung des Tumors
trat Heilung ein.
Kieferhöhlen- Bezüglich der Behandlung der chronischen Kieferhöhlen-
eiterungen. eiterungen vertritt L. Harmer mitRecht den Standpunkt, daß beim
Mangel von Kontraindikationen zuerst eine schonende, konservative
Operation vorzunehmen sei, da sie im stände sei, bei geringen Ver-
änderungen Heilung herbeizufuhren. Sieht man sich genötigt, eine
Radikaloperation zu machen, so dürfe man von keiner Methode mit
absoluter Sicherheit das erwünschte Resultat erwarten. Von den ver-
schiedenen Methoden hält Harmer die von Caldwell-Luc, welche
besonders in Hajek einen eifrigen Verfechter gefunden hat, für
eiue der besten und erfolgreichsten. Er berichtet kurz über 5 Fälle,
in denen diese Operation ausgeführt wurde. In keinem dieser Fälle
ist zwar eine vollständige Heilung erzielt worden, da es sich dabei
Krankheiten der Nase, des Rachens etc.
409
nm sehr hartnäckige Eiterungen gehandelt hat, aher die Resultate
Hajeks in weniger schlimmen Fällen heleachten diese Methode in
der vorteilhaftesten Weise. Ueber die Killi ansehe Radikaloperation
der Stirnhöhleneiterungen spricht sich F. Thiele sehr günstig
aus. Er fuhrt 6 FäUe an, in welchen diese Methode angewandt
worden ist. In 4 Fällen war der Erfolg recht gut. In einem Falle
starb die Patientin an Meningitis, deren Ursache wegen Verweige-
rung der Sektion nicht aufgeklärt werden konnte. In einem zweiten
Falle war das Resultat nicht befriedigend, aber nur deshalb, weil
bei der Oröße der Höhle die Operation zu schonend verlief und nicht
alles Erforderliche weggenommen wurde.
Stimhöhlen-
eiteningen.
Mund und Bachen. Die schwarze Zunge als pathologische
Erscheinung kommt zwar nicht sehr selten vor, wird aber dennoch
nicht häufig beobachtet. Die Affektion befUlt Gesunde und Kranke,
Männer und Frauen, Kinder und Erwachsene, am häufigsten aber
alte Leute vom 60. Lebensjahre ab. Ueber das Wesen der Krank-
heit herrschen verschiedene Meinungen. F. V e r d u n und O. Bouchez
haben deshalb in dieser Hinsicht neue Untersuchungen angestellt und
sind zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Ansicht von der parasi-
tären Natur des Leidens nicht stichhaltig und darum zu verwerfen
ist. In Uebereinstimmung mitSurmont glauben sie vielmehr, daß
die bei der schwarzen Zunge nachweisbaren Veränderungen an den
Papillen den Charakter einer lokalen Dystrophie wahrscheinlich ner-
vösen Ursprungs tragen. Die kasuistischen Beiträge zur Lehre von
der Vincentschen Angina werden auch in Deutschland immer zahl-
reicher. E. Conrad berichtet über 8 neue Fälle und berücksichtigt
dabei gewissenhaft die Literatur. Er liefert gleichzeitig einen wei-
teren Beweis daftir, daß der Bacillus fusiformis als Krankheitsursache
die Hauptrolle spielt. 4 Fälle von Komplikation der Angina mit
akuter Thyreoiditis beschreibt W. Lublinski. Es handelte
sich um weibliche Individuen im Alter von 20—30 Jahren, bei denen
5—6 Tage nach Beginn einer fieberhaften Angina eine schmerzhafte,
mit Temperatursteigerung und Pulsbesohleunigung verlaufende Schwel-
lung der Schilddrüse auftrat. Zur Eiterung kam es nicht, der Ausgang
war stets günstig. Die Therapie bestand in Anwendung von Eis-
kompressen. Einen Fall von Struma accessoria am Zungen-
grunde bei einer 26 Jahre alten Frau teilt A. Onodi mit. Der
Tumor war hasehiußgroß, saß am Grunde der linken Zungenhälfte
und verursachte Schluckbeschwerden. Er wurde mit einer scharfen
Zange ezstirpiert. Die Oeschwulst ist kongenital und sehr selten.
Schwarze
Zunge.
Vinoentsche
Angina.
Angina
kompliziert
mit akuter
Thyreoiditis.
Struma
accessoria
der Zunge.
410 Jurasz.
Amyioidtnmor Einen anderen seltenen Tumor des Zongengnindes beobachtete
der Zunge, y Hanszel. Bei einer 60 Jahre alten Frau fand sich am Zungen-
grond ein fast den ganzen Isthmus faucium ausfüllender, breit-
sitzender, kleinapfelgroßer, rötlichgelber und knorpelharter Tumor,
der merkwürdigerweise weder beim Schlucken noch beim Atmen
Störungen hervorrief. Ein probeweise exzidiertes Stück zeigte, daß
die Oeschwulst einAmyloidtumor, wahrscheinlich angeboren und
aus Epithelresten des Ductus lingualis in der Gegend des Foramen
coecum entstanden war. Die verschiedenen Mittel, die zur Stillung
Blutung nach der Blutung nach Tonsillotomie empfohlen werden, selbst die
TonsiUotomie. ^^^it ungefährliche Unterbindung der Karotis, führen nach 0. Bur-
kard nicht immer zum Ziel. Dagegen soll das von Nicoladoni
angegebene Aneinandemähen der Oaumenbögen recht gute Eesultate
geben. 0. Föderl macht darauf aufmerksam, daß es zweckmäßig
Gaumen- sei, bei der Oaumenplastik aus der Nasenscheidewand die
Plastik aus Operation nicht gleichzeitig mit der Oberkieferresektion, sondern
Scheidewand, erst in einer zweiten Sitzung vorzunehmen. Hierdurch wird näm-
lich die Gefahr geringer, daß die transplantierten Knorpel- und
Knochenstücke, wie dies sonst häufig der Fall ist, nekrotisch werden.
Zur Illustration des Verfahrens und des Erfolges werden 2 mit gutem
Eesultate operierte Fälle beschrieben.
Kehlkopf und Luftröhre. Ueber seine Erfahrungen bezüglich
Intubation der Intubation und Tracheotomie bei Krupp gibt F. Caste-
^ "^*1 . lain folgenden Bericht. Unter 100 Fällen, die in der Privatpraxis
Tracheotomie ^ , . ' '^
bei Krupp, außerhalb des Spitals mit Intubation behandelt wurden, wurden 69,
und unter 100 anderen Fällen, bei denen unter ähnlichen Verhält-
nissen die Tracheotomie zur Anwendung kam, nur 40 geheilt.
Die Di£Perenz zu Gunsten der Intubation ist allerdings zum Teil
auf das bei den intubierten Patienten gebrauchte Serum zurück-
zuführen, welches in der Zeit, aus der die Berechnung der Tracheo-
tomiefälle stammt, noch nicht bekannt war. Wenn auch die Zahlen
der Heilerfolge bei beiden Behandlungsmethoden mit Bücksicht auf
die ungleichen Bedingungen nicht maßgebend sind, so hält doch
Oastelain die Intubation für die einzig richtige Therapie bei Elrupp
imd räumt der Tracheotomie nur in denjenigen Fällen die Berechti-
gung ein, in welchen die Intubation nicht gelingt und die Lebens-
gefahr sehr groß ist. Er schreitet zur Intubation auch dann, wenn
die ärztliche Ueberwachung nicht möglich ist, da nach seiner Ansicht
die etwaigen unangenehmen Ereignisse weniger schlimm sind, als
nach der Tracheotomie. Den Eztraktionsfaden der Tube, an den
Krankheiten der Nase, des Rachens etc.
411
sich die Kinder schnell gewöhneo, läßt er ruhig liegen, damit die
Tabe im Notfall leicht entfernt werden kann. Die Entfernung mit
dem Extraktor, dessen Handhabung nicht leicht ist und Verletzungen
des Kehlkopfes nicht ausschließt, verwirft er. Die definitive Be-
seitigung der Tube nimmt er am 2. oder 3. Tage vor , doch gibt er
zu, daß man sich mitunter genötigt sieht, nachträglich wieder zu
intubieren. Seine Ausführungen beleuchtet er durch eine Anzahl
von zum Teil interessanten und lehrreichen Beobachtungen. In Form
einer mehr kritischen Besprechung behandelt auch Trumpp in seiner
Arbeit die Intubation bei akuten Larynxstenosen, indem er
dabei auf die Methoden und die dazu nötigen Instrumente näher ein-
geht. F. Ouno dagegen schildert ein neues Verfahren, nach welchem
bei erschwertem Dekanulement das in den Kehlkopf eingeführte
Intubationsröhrchen bis 14 Tage lang ruhig liegen bleiben kann, ohne
daß es ausgehustet wird. Das Verfahren besteht dann, daß ein am
unteren Ende des Höhrchens befestigter Fizierfaden zur Tracheal-
fistel herausgeführt und hier mit dem oberen Haltefaden verbunden
wird. Die Ueberwachung des intubierten Kindes ist erforderlich,
damit bei Verstopfung der Tube eine geschlitzte Kanüle sofort ein-
gelegt werden kann. Kommt man auf diesem Wege namentlich bei
stärkeren Stenosen nicht zum Ziel, so ist ein von der Trachealfistel
einzuführender Dilatator in Form eines rechtwinklig gebogenen Bol-
zens zu benutzen. Der Bolzen hat durch seine ganze Dicke einen
breiten Spalt, durch welchen der Patient atmen und den Schleim
aushusten kann und wird an dem Kanülenschild befestigt. In dieser
Lage kann er bis 24 Stunden lang getragen werden. Einen Beitrag
zur Behandlung der echten fibrösen Narbenstenosen des Kehl-
kopfes liefert 0. Kahler. Unter Beifügung von 16 Kranken-
geschichten spricht er sich übereinstimmend mit anderen Autoren
gegen die Lar3mgofissur als ein radikales Mittel aus, ohne dabei zu
bestreiten, daß diese Operation in vereinzelten Fällen indiziert er-
scheinen kann. Er bezeichnet als die beste Methode das mechanische
Dilatations verfahren mit Schrott er sehen Bolzen oder Hartgummi-
röhren, mit englischen Kathetern, mit Schomsteinkanülen oder
O'Dwyerschen Tuben.
In gedrängter Kürze führt v. Hansem an n die wichtigsten
Momente aus der Anatomie der Kehlkopfpolypen an und be-
rücksichtigt dabei besonders die Differentialdiagnose zwischen den
einzelnen gutartigen Geschwülsten, dem Karzinom und den tuber-
kulösen und syphilitischen Veränderungen des Kehlkopfes. Einen
Fall von Oornu laryngeum beschreibt B. Choronschitzky. Die
Intubation
bei akuten
Larynx-
stenosen.
Intubation bei
erschwertem
Dekanulement.
Behandlung
von fibrösen
Kehlkopf-
stenosen.
Anatomie der
Kehlkopf-
polypen.
412
Jurasz.
Cornu
l&ryngenm.
üebergang
eines Fibroms
in ein
Karzinom.
Operative
Behandlung
der malignen
Kehlkopf-
geschwülste.
Larynx-
tnberknlose
und
Schwanger-
schaft.
erbsengroße, zackige, weiße Warze ging vom linken Morgagni-
schen Ventrikel ans und saß am linken Stimmbande. Für die Mög-
lichkeit des Uebergangs der gutartigen Kehlkopfgescbwülste in bös-
artige scheint ein von V. Hinsberg publizierter Fall einen nenen
Beweis zu liefern. Es handelte sich um einen 75 Jahre alten Mann,
der an einem walnußgroßen, blassen, gelappten Tumor in der Gegend
des rechten Aryknorpels litt. Dieser Tumor wurde ezstirpiert, rezi-
divierte aber 7 Monate später. Sowohl die erste als auch die zweite
Geschwulst erwies sich zweifellos als ein Fibrom. Später nach etwa
4 Wochen wurde ein neu entstandenes Knötchen entfernt, das be-
reits als Karzinom erkannt wurde. Im weiteren Verlauf entwickelte
sich verhältnismäßig schnell eine diffuse karzinomatöse Tumormasse,
die die ganze rechte Kehlkopfhälfte einnahm. Die näheren Aus-
einandersetzungen über die mikroskopischen Untersuchungen und die
daraus gezogenen Schlußfolgerungen müssen im Original nachgesehen
werden. In der laryngologischen und otologischen Sektion der Briti-
schen med. Association fand eine Diskussion über die operative Be-
handlung der malignen Kehlkopfgeschwülste statt. Zuerst
ergriff das Wort F. S em on, um auf die großen Vorzüge der Thyreo-
tomie bei innerlichem Kehlkopfkrebs hinzuweisen und seine Er-
fahrungen mitzuteilen. Die Operation bietet die besten Aussichten,
wenn die Krankheit nicht weit vorgeschritten und die Infiltration
nicht zu ausgedehnt ist. Von 20 mittelst Thyreotomie operierten
Fällen hat Semon in 19 Heilung erzielt. Aehnliche günstige Re-
sultate haben auch andere Forscher während der Diskussion be-
richtet, wie H. Tilley und E. S. Tonge. Das Hauptinteresse er-
weckten die Mitteilungen von Th. Gluck, der die Behandlung
derjenigen Kehlkopfkarzinome besprach, welche weit vorgeschritten
sind und sich nicht mehr für die Thyreotomie eignen. Dieser For-
scher hat die vollständige Exstirpation des Lar3mz zu einer ver-
hältnismäßig sicheren Methode gemacht dadurch, daß er durch die
Ablösung der Trachea und das Annähen des resezierten Endes an
die Vorderseite des Halses die Gefahr der Schluokpneumonie redu-
zierte. Die glänzenden Erfolge beziehen sich namentlich auf die
letzte operative Tätigkeit Glucks, denn er zählt unter 22 voll-
ständigen Laryngektomien nur einen Todesfall und unter 27 Fällen
von partieller Exstirpation des Kehlkopfes und des Ilachens eben-
falls nur einen letalen Ausgang. Einen Beitrag zu der von Kuttner
angeregten Frage über die Larynztuberkulose und Schwanger-
schaft bildet die Publikation von Löhnberg, welcher 5 ein-
schlägige Fälle beobachtete. Die Schwangerschaft hat auf den Ver-
Krankheiten der Nase, des Rachens etc. 413
lauf der Krankheit einen nachteiligen Einfluß ausgeübt, wobei die
Therapie sehr wenig Nutzen bringen konnte. Am meisten emp-
fehlenswert ist in diesen Fällen die lokale Anwendung der Henthol-
Orthoform-Emulsion. Bei der Behandlung der Larynztuber- Behandlung
kulose ist nach E. Kronenberg der operative Eingriff auf der Lwrynx-
natürlichem Wege stets am Platz, wenn bei gutem Allgemeinbefinden
der tuberkulöse Herd mit Wahrscheinlichkeit oder Sicherheit ent-
fernt werden kann. Die Laryngotomie kommt nur in Ausnahms-
fiülen in Betracht. Ist die gänzliche Ausrottung des krankhaften
Herdes nicht möglich, so ist wenigstens die Beseitigung der bedroh-
lichen Erscheinungen zu erstreben. Von Aetzmitteln hat keines eine
spezifische Wirkung. Das beste ist die Galvanokaustik. Das wich-
tigste ist eine Spontanheilung zu fördern durch Allgemeinbehandlung,
besonders durch physikalisch-diätetische Methoden. L. Neu fei d
weist auf die Schwierigkeiten der Diagnose von tuberkulösen Tnberkaiöse
Kehlkopfgeschwülsten hin. Das beste, aber nicht immer zu- Kehlkopf-
verlässige Hilfsmittel ist das Mikroskop. In 2 Fällen, die Neufeld ^^^
beschreibt, wurde die Diagnose auf diesem Wege gestellt. Die
Tumoren wurden intralaryngeal mit gutem Erfolge ezstirpiert. Ein
Fall von Lar3mxtuberkulose, den F. Bode mitteilt, ist deshalb be-
merkenswert, weil es sich hier um eine postoperative, gefährliche
arterielle Blutung handelte. Bei einer 53 Jahre alten Patientin aefthrUche
bestand eine starke tuberkulöse Infiltration der Epiglottis, aus der Blutung bei
ein bohnengroßes Gewebsstück mit der Kraus eschen Doppelkurette ^^^^^^
entfernt wurde. Es stellte sich dabei sofort eine arterielle Blutung tuberkulösen
ein, die 2 Stunden lang dauerte und weder durch Eisschlucken, ^^<"*"*«8.
noch durch Adrenalinpinselung, noch durch galvanokaustische Aetzung
zu stillen war. Sie ließ allmählich von selbst nach, als man sich
bereits anschickte, die Karotis zu unterbinden. Der Orund der
Blutung aus dem Infiltrate konnte nicht festgestellt werden.
Die Kasuistik der seltenen Aktinomykose des Kehlkopfes Aktinomykose
bereichert Henrici durch VeröflFentiichung von 2 neuen Fällen. Die *®" ^®^^'
Krankheit trat in einem Falle in Form eines Abszesses, in dem
anderen als tumorartige, brettharte Infiltration auf. In beiden Fällen
wurden die Patienten nach einem operativen Eingriff entlassen.
G. Killian notiert einen neuen Fall von Entfernung eines
Fremdkörpers (Hemdknopf) aus dem ünterlappen der linken
Lunge mittels der direkten Bronchoskopie. Das Bemerkenswerte KiiUansche
war hier der Umstand, daß die Beschwerden sehr gering waren und Bronchoskopie,
daß der Patient mit dem Fremdkörper in der Lunge Solopartien
singen konnte. Einen zweiten hierher gehörenden Fall publiziert
414 Jurasz.
V. Eicken. Mit Hufe der direkten Bronchoskopie wurde ein
Knochenstückchen aus dem Bronchus entfernt. Endlich ist noch
ein dritter Fall von J. A. Killian zu notieren, in welchem auf die-
selbe Weise ein Pfennigstück aus dem rechten Bronchus extrahiert
wurde.
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Wien. klin. Wochenschr. Nr. 24. — F. Thiele, Arch. f. Laryngol. Bd. XIV,
H. 3. — Trumpp, Münch. med. Wochenschr. Nr. 13. — P. V er dun u.
6. Bouchez, Echo möd. du nord Nr. 4. — C. Zarniko, Die E[rank-
heiten der Nase und des Nasenrachens mit besonderer Berücksichtigung
der rhinologisohen Propädeutik für praktische Aerzte und Studierende.
2. Aufl. Berlin.
7. Haut- und venerische Krankheiten.
Von Prof. Dr. Jadassoliii) Direktor der Klinik far Hanir und venerische
Krankheiten in Bern.
Hautkrankheiten«
Es liegt nicht im Rahmen dieses Jahresberichts, über Lehrbücher und
ähnliches zu referieren — wenn ich davon heute eine Ausnahme mache,
so geschieht es nur, weil ich glaube ein für den Praktiker außergewöhnlich
Atlas. brauchbares Werk empfehlen zu müssen; es ist das der Jacobische Atlas
der Haut- und venerischen Krankheiten, welcher zu einem erstaunlich
billigen Preise ausgezeichnete, nach einem neuen Verfahren reproduzierte
Bilder der praktisch wichtigen Hautaffektionen bringt — zur Auffrischung
der oft ja leider recht verblaßten Erinnerungsbilder gibt es kaum eine
bessere und bequemere Gelegenheit
Trotz der außerordentlich großen Zahl von Arbeiten, welche
sich mit allgemein-pathologischen und pathologisch-anatomischen
Fragen beschäftigen, und welche sehr viel wertvolles Detailmaterial
beibringen, ist doch über fundamental wichtige Funkte nicht zu be-
Tumoren- richten. Von den Hauttumoren, die in stets detaillierterer Weise
keioide. durchforscht werden, will ich nur einiges wenige hervorheben. Die
Keloide werden von immer zahlreicheren Autoren in einheitlicher
Weise erklärt. Die frühere Unterscheidung in wahre und falsche
Keloide wird fallen gelassen, da man meist eine vorhergehende,
wenn auch nur unbedeutende Läsion (oft in Form von Akneknöt-
chen) nachweisen kann (so z. B. Tschlenow). Von allgemeinem
Condyiomata Interesse ist Juliusbergs Untersuchung über spitze Kondylome,
acuminata. Nach dessen Ansicht kommt die Gewebswucherung bei dieser AJfek-
tion durch Epitheldefekte zu stände, welche im Sinne der Weigert-
schen Anschauung „Wachstumshindemisse für die in den Zellen
schlummernde Wucherungsf^igkeit fortscha£fen". Die Pathogenese
Urtikaria, der Urtikaria ist noch immer ein Lieblingsgegenstand der Dis-
kussion; wichtiger als die noch so geistreiche Abwägung der ver-
schiedenen Hypothesen (Fhilippson) sind positive Befunde, wie
sie Török und Hari beibringen; sie konnten nachweisen, daß
gerade solche Substanzen, von denen man annehmen kann, daß sie,
Haut- und venerische Krankheiten.
417
im Blute kreisend, Urtikaria bedingen, anch bei unmittelbarer Ein-
verleibung in die Haut (nach der Methode Fhilippsons) ein
„flüchtiges, oberflächliches Reizödem^ bedingen, woraus sie schließen,
daß auch die spontane Urtikaria durch unmittelbare Einwirkung der
im Blute zirkulierenden Substanzen auf die Hautgefaße zu stände
kommen kann (aber wohl nicht immer muß!). Sehr wichtig vom
praktischen wie vom theoretischen Standpunkt sind einzelne Be-
obachtungen wie die von Bendix (ganz ähnlich von Albu), daß ein
Kind auf jeden Versuch von Ernährung mit Eiern (auch nur Ei-
weiß) in wenigen Minuten mit einem Urtikariaausbruch reagiert;
Bendix denkt daran, bei chronischer Urtikaria die Eiemahrung
versuchsweise ganz auszusetzen. — Durch ein schlechtes Ei wurde
bei der Patientin Zanggers ein Hautausschlag bedingt, welcher
zuerst als Scharlach imponierte — das Fieber und die Anorexie
überdauerte die Eruption um mehrere Tage; die Hände schuppten
noch nach 2—3 Wochen sehr stark. Der Urtikaria nahe stehen
die „Jackausschläge" im Kindesalter, mit denen sich Zappert
in einer eingehenden Studie beschäftigt. Er will für sie den Aus-
druck „Strophulus" beibehalten; sie treten vom 5.-6. Lebens-
monat bis zum 4. Jahre auf, besonders oft anfallsweise und speziell
im Sommer, sehr gern auch nach der Vakzination und im Zusammen-
hang mit derselben, das beweist die Lokalisation in dem gleichen
Lmervationsgebiet wie die Impfpusteln (Gillet). Mit Recht hebt
Zappert hervor, daß die einzelnen Knötchen länger bestehen, als
Urtikariaquaddeln, daß sie gern Bläschen an ihrer Spitze tragen,
daß aber auch varizellenähnliche und selbst bullöse Effloreszenzen
vorkomniBn. Die Häufigkeit der Magen- und Darmstörungen, die
Zappert betont, kann ich allerdings an meinem Material nicht be-
stätigen. Therapeutisch empfiehlt Zappert Kalomel, Karlsbader
Wasser, Ichthalbin, Menthol, Antipyrin intern; Salizylspiritus, Salizyl-
puder, Schwefelzinkpaste, Naphtholsalbe, Teerseife etc. extern. —
Der Zusammenhang von Hautkrankheiten mit Diabetes
ist oft gewürdigt worden; er ist wichtig nicht bloß für einige
wenige Dermatosen, welche wirklich als diabetisch bezeichnet
werden können (Xanthoma diabetic, Diaböte broncö, Gangraena
diabetica bullosa serpiginosa und Dermatitis diabetica papillomatosa),
sondern, wie das Saalfeld an kasuistischem Material beweist, er
beeinflußt auch in sehr wesentlicher Weise alle möglichen anderen
Hauta£Pektionen : Acne necroticans, Sykosis, Paronychie, Rosacea,
Liehen ruber, Ulcera cruris, Zoster, Balanitis, Ekzem etc.; selbst
das Jucken bei Pediculi pubis kann nach Zerstörung der Parasiten
Johrbnch der praktischen Medizin. 1904. 27
Juck-
ausschläge
der Kinder.
Diabetes.
418 Jadassohn.
unter dem Einfluß des Diabetes anhalten und durch antidiabetische
Diät beseitigt werden. Die eigenartige Form der Staphylokokken-
mykose in Studenskis Fall (Pusteln, nach deren Platzen Granu-
lationswucherungen auftraten) wird ebenfalls auf das „diabetische
Terrain" zurückgeführt. — Das Vorkommen von Hauterkrankungen
Dermatitis bei py&misch-septikämischeu Prozessen ist schon lange be-
pyaemica. ^annt; man hat sie früher meist fär vasomotorische Störungen auf
toxischer Basis erklärt; speziell durch Finger ist nachgewiesen
worden, daß sie metastatischer Natur sein können. Ein Fall Lebets
beweist das aufs neue — es handelte sich um eine Pyämie mit
massenhaften Pusteln und dem Erythema nodosum ähnlichen Knoten —
auch in den letzteren fanden sich Staphylokokken ; zum Teil kamen
diese Hautmetastasen zur Vereiterung, zum Teil involvierten sie sich
ohne solche. — Ein fast unerschöpfliches Arbeitsgebiet stellt nach
Tuberkulose, wie vor die Hauttuberkulose dar. Aus Schieies klinischen Be-
obachtungen über Lupus ergibt sich die Häufigkeit anderweitiger
tuberkulöser Lokalisationen (speziell in den Lungen) bei Lupösen;
auffallend ist die von Schiele konstatierte Häufigkeit des Zahn-
fleischlupus, unbezweifelt die Häufigkeit der Entstehung oder Aus-
breitung des Lupus durch Autoinokulation, welche die größte Sauber-
keit bei jeder Behandlung des Lupus, resp. jeder offenen Tuber-
kulose zur Pflicht macht. Nicht genügend bekannt ist unter den
Praktikern der als Erythema induratum (Bazin) bezeichnete
Erythema S3rmptomenkomplex : chronische, Erythema nodosum ähnliche Knoten,
in uratuio. gp^^iell an den Unterschenkeln bei jüngeren weiblichen Individuen;
die Knoten involvieren sich spontan oder können auch in TJlzeration
übergehen. Diese Symptome wies auch der FaU Söllners auf, bei
welchem (wie auch in einem Fall des Referenten) zugleich ein
Liehen scrofulosorum vorhanden war und der (wie 2 Fälle des Be-
ferenten) lokal auf Tuberkulin reagierte. An dem Zusammenhang
dieser Krankheit mit Tuberkulose ist nicht mehr zu zweifeln. Von
großem allgemein-pathologischem und klinischem Interesse ist ein
Erythrodermia von Bruusgaard mitgeteilter FaU: Eine universelle, ezfoliierende
tubercuiosa. j^^j^jg yjj^^ Schuppung der Haut mit Pigmentierung, starkem Jucken,
Haarausfall und Nägelveränderungen mit universeller Lymphdrüsen-
schweUuDg führte unter Fiebersteigerungen zum Tode; es fanden
sich Lymphdrüsentuberkulose und typisch tuberkulöse Herde in der
Haut — also eine hämatogene Hauttuberkulose mit einem an die
Pityriasis rubra Hebrae erinnernden Bilde; ein neues Glied in
der langen Kette der morphologisch verschiedenartigsten Bilder von
Hauttuberkulose. Während man früher den sog. Esthiomöne —
Haut- und venerische Krankheiten. 419
chronische elefantiaertische und ulzeröse Zust&nde an der Vulva, die Tuberkulose
sich oft auch mit Rektumstrikturen kombinieren — mit dem Lupus *®^^®^**JJ®^®"
vulgaris zu identifizieren versuchte, weiß man jetzt, daß in dem bei Ksthiom^ne.
weitem überwiegenden Gros dieser Fälle eine Beziehung zur Tuber-
kulose nicht besteht und man diskutiert nur darüber, ob sie zu der
Syphilis in einer direkten Beziehung stehen oder ob sie zwar be-
sonders oft bei syphilitischen Individuen vorkommen, aber eine
im eigentlichen Sinne syphilitische Krankheit nicht darstellen;
Jesionek, der sich ebenso wie der Referent und wie Tschlenow
auf den letzterwähnten Standpunkt stellt, betont auch in Ueberein-
stimmung mit den meisten Autoren, daß ein eigentlicher Lupus
tuberculosus in der Oenitalgegend der Frauen kaum zur Beobach-
tung käme. Dagegen hat er die ulzeröse miliare Tuberkulose
bei 14 Patientinnen — meist Prostituierten — konstatiert, darunter
8mal in Kombination mit Veränderungen an Anus und Rektum,
welche der Oenitalerkrankung voranzugehen scheinen. Das klinische
Bild dieser Erkrankung gleicht ganz dem der Tuberculosis miliaris
ulcerosa am Mund; manchmal kommen papilläre Wucherungen zu
Stande; einmal war eine Kombination mit Skrophuloderma (kolli-
quativer Hauttuberkulose) vorhanden. Jesionek glaubt, daß die
ulzeröse miliare Tuberkulose auf hämatogenem Wege zu stände
komme (dagegen ließe sich wohl opponieren) — die klinischen Be-
obachtungen des Verfassers verdienen alle Beachtung. — Zu dem noch
immer in vielen Punkten rätselhaften Krankheitsbild des Lupus Lupns
erythematodes bringt Voirol Beiträge aus dem Material des «^y*^«"**«»^«^-
Referenten. Durch möglichst genaue statistische Untersuchungen
hat er den vielfach gesuchten Beweis für den Zusammenhang dieser
Krankheit mit der Tuberkulose nicht erbringen können, wenngleich
die Häufigkeit tuberkulöser Drüsenschwellungen etwas aufTallend
war. Die Kasuistik des atypischen und speziell des akuten Lupus
erythematodes bereichert der Verfasser um einzelne Fälle, aus denen
für die Praxis hervorzuheben ist, daß in einem solchen Falle lange
fortgesetzter Gebrauch von großen Dosen Chinin zur Heilung ge-
führt zu haben scheint. Den Zusammenhang mit Tuberkulose
leugnet auch Gunsett (auf Grund der Sektion eines Falles). — Sehr
interessant ist für die Lehre vom Zoster die Beobachtung Zoster.
Hedingers, der bei einem Patienten mit urämischer Intoxi-
kation etc. einen Zoster im Gebiet der 11. Dorsalwurzel links (Lum-
^c^gend bis Linea alba) beobachtete und bei der mikroskopischen
Untersuchung — der Patient war 14 Tage nach Beginn des Zoster
gestorben — nekrotisch-hämorrhagische Veränderungen vor allem im
420
Jadassohn.
Herpes
progenitalis.
Thalliam-
alopezie.
Zoster. 11. Intervertebralganglion (femer Degeneration im 11. Interkoetal-
nerv und im Rückenmark) fand nnd diese AfFektion mit der Niere
in Zusammenhang bringt, deren sympathisches Geflecht gerade zu
dem 10. — 12. Dorsalsegment in Beziehung tritt. Hedinger hält
daher diesen Zoster für einen „reflektorischen" ; solche Zosteren seien
dadurch charakterisiert, „daß sie in einer Haut- und Nervenzone
auftreten, die mit einem erkrankten inneren Organ bekanntermaßen
in innigem Zusammenhang steht". Auch praktisch wichtig kann die
Anschauung Ehrmanns sein, daß der Herpes progenitalis
mit Plattfuß (durch Schädigung des Nerv, pudendus communis) in
Zusammenhang stehen könne (die anatomischen Details können hier
nicht wiedergegeben werden). — Nicht ohne allgemeines Interesse
sind die experimentellen Untersuchungen, welche Buschke über
dieThalliumalopezie vorgenommen hat, wenngleich sie zu positiven
Resultaten vorderhand noch nicht geführt haben; die von Buschke
bei Tieren erzeugte meist fleckige Alopezie speziell am Bücken
muß nach diesen Versuchen als eine spezifische Wirkung des
Thalliums aufgefaßt werden, die mit der antihidrotischen Wirkung
dieses Präparats ebensowenig in Zusammenhang steht, wie mit der
allgemein toxischen Wirkung. Auch die Lokalisation der Alopezie
muß ihre ganz speziellen Gründe haben, denn selbst nach mannig-
faltiger Schädigung der Bauchhaut bleibt die Alopezie auf den
Rücken beschränkt. Hier ist ein sehr interessantes, an Rätseln und
rätselhaften klinischen Analogien reiches Gebiet, das der Bearbeitung
Sklerodermie harrt. — Von den beiden Fällen von Sklerodermieim Kindesalter,
welche W. Ebstein publiziert, ist der eine wegen des günstigen
Ablaufs von praktischem Interesse; man wird jedenfalls dem Rat
des Verfassers folgen dürfen, in solchen Fällen eine aktive Therapie
einzuleiten (Bäder mit essigsaurer Tonerde 0,25—0,6^/0, Massage
mit Borsalizylsalbe — 1,0 Natr. salicyl. in 100 Ungu. boricum, und
salizylsaures Natrium intern 8,0 pro die). Die Aetiologie der
Sklerodermie ist noch immer in völliges Dunkel gehüllt, das kaum
mehr aufgehellt wird durch die Annahme Ehrmanns, die merk-
würdige Krankheit könne auf der Grundlage toxischer oder auto-
toxischer Erytheme entstehen, als durch die Beziehungen zum Morbus
Basedow (Krieger). — Zu dem interessanten, in Deutschland wenig
beachteten Krankheitsbild der Adipositas dolorosa bemerkt
Thimm auf Grund eines Falles von symmetrischen schmerzenden
Lipomen, daß er diese und die Adipositas dolorosa nicht für im
Wesen, sondern nur für in demselben Sinne verschieden halten
möchte, wie diffuse und zirkumskripte Lipome; die lokalen Be-
Adipositas
dolorosa.
Haut- und venerische Krankheiten.
421
Bchwerden will er auf lokale , speziell auf Zirkulationsyerhältnisse
zorückfuhren (in seinem Fall waren die Lipome auffallend bläulich).
Aus den Beiträgen, die Burgener zur Kenntnis der Psoriasis
beibringt, seien einige Funkte, weil von praktischer Bedeutung, her-
vorgehoben. Statistische Untersuchungen haben ergeben, daß die
Kombination von Psoriasis und Leukoplakia oris zu selten ist, um
einen Zusammenhang zwischen beiden konstruieren zu können. Da-
gegen hat Oppenheim einen Fall von nach seiner Ansicht echter
Psoriasis der Mundschleimhaut (mit histologischem Befund) publi-
ziert. Nägelveränderungen sind sehr häufig und — speziell die
Grübchen und die peripheren Abhebungen der Nagelplatte — bis
zu einem gewissen Umfang auch diagnostisch verwertbar. Palmare
und plantare Psoriasis (sc. non syphilitica!) ist sehr viel häufiger,
als man gemeinhin annimmt, und kommt in verschiedenen Formen
vor : klavusähnliche gelbe Gebilde, blasse kreisförmige Exfoliationen
und intensiv gerötete squamöse serpiginöse Herde. Die Differential-
diagnose gegen Lues kann außerordentlich schwierig sein. Eine be-
stimmte Beziehung der Psoriasis zu Diabetes (resp. alimentärer
Glykosurie) hat Burgener nicht gefunden, wohl aber zu chronischer
deformierender Arthritis. Für die Pathogenese der Psoriasis
ist der Fall Weidenfelds interessant: Es trat an dem durch eine
Poliomyelitis gelähmten Bein die Psoriasis nur ganz wenig auf und
heilte dort spontan ab — die Veränderung der Haut (speziell auch der
Vasomotoren) durch die Lähmung macht den Boden für die Psoriasis
ungeeignet. — Galewsky lenkt auf die Häufigkeit der Akne bei
Bäckergesellen die Aufmerksamkeit — ätiologisch wichtig ist das
jugendliche Alter, die häufige Anämie, der Mehlstaub, die Backofen-
temperatur. — Die Stimmen mehren sich, welche die bekannte und
rätselhafte sog. Bitter von Bittershainsche Dermatitis ex-
foliativa neonatorum mit dem nichtsyphüitischen Pemphigus
neonatorum und diesen wieder mit der Impetigo contagiosa
oder vulgaris zu identifizieren suchen. Einen interessanten Bei-
trag zu dieser Frage brachte Ostermayer. Ein lOtägiges Kind
stirbt an einer malignen exfoliierenden Dermatitis ohne Pemphigus-
blasen — die Mutter bekommt klare, linsen- bis bohnengroße Blasen
nur an den Mammae, späterhin am Stemum. — Sehr wenig beachtet,
aber praktisch, speziell diagnostisch sehr wichtig sind Vakzine-
erkrankungen an den weiblichen Genitalien, wie sie Matzenauer
und Brandweiner publizieren. Die Uebertragung findet meist
von geimpften Kindern statt; die Krankheit beginnt mit Brennen,
Jucken, Rötung und Schwellung, dann entstehen erbsengroße, oft
Psoriasis.
Akne.
Pemphigus
neonatorum,
Dermatitis
exfoliativa,
Impetigo.
Vakzine
an den
weiblichen
Genitalien.
422
JadasBohn.
Acanthosis
nigricans.
N&gel.
Aetzongen
durch
Schmierseife.
Physikalische
Therapie.
konfluierende, sich in einigen Tagen trübende Blasen oder bald
Oesohwüre mit schmierigem Belag; Narben bleiben meist nicht zu-
rück. Die Diagnose ist natürlich in dem ulzerösen Stadium sehr
schwierig. — Wenig bekannt und doch gelegentlich von großer
praktischer Bedeutung ist das Krankheitsbild der Acanthosis
nigricans: Pigmentierungen und papilläre Wucherungen an den
Gelenkfurchen, am Hals, Nabel etc. — fast immer, wenn nicht
immer, kombiniert mit malignen Tumoren der Abdominalorgane.
Heß berichtet 2 neue Fälle — der eine mit Magenkarzinom; der
andere ohne nachweisbaren Tumor mit elefantiastischer Verdickung.
Ob der 2. Fall nicht auch einen Tumor hatte, ließ sich nicht
eruieren, da die Sektion verweigert wurde. (Ich möchte zum Be-
weis für die „prämonitorische" Bedeutung dieser Dermatose folgende
Geschichte erzählen, die mir jüngst passierte. Ein Kollege beschreibt
mir per Telephon eine Hautkrankheit, die er nur einmal bei einer
durchreisenden Dame aus Italien gesehen habe — was das wohl
sei? — Ich sage: „Gewiß Acanthosis nigricans; hat die Kranke keinen
malignen Tumor?" — „Nein, sie hat sonst nichts geklagt." Nach
8 Monaten teilt mir der Kollege mit, die Dame sei in ihrer Heimat
an einer malignen Ovarialgeschwulst operiert worden !) — Daß auch
aus der Beobachtung des Kleinsten sich oft wichtige Schlußfolge-
rungen ableiten lassen, zeigt in eklatanter Weise die lange ver-
nachlässigte, in neuester Zeit mehr gepflegte und von J. Heller
mit besonderer Liebe ausgebaute Lehre von den Nagelerkran-
kungen. Die Be au sehen Linien, die Querfurchen, die sich nach
allen möglichen schweren Erkrankungen einstellen, der Nagel-
ausfall bei Diabetes, die sehr interessanten Veränderungen bei
Nervenerkrankungen — all das und manches andere bespricht
Heller in einem kurzen, für den Praktiker lesenswerten Aufsatz. —
Mit Recht warnt Most vor der kritiklosen Anwendung speziell der
ungereinigten Schmierseife, die in einem Fall tiefe Aetzungen
hervorrief; unzweifelhaft treten solche (wie ich mich selbst wieder-
holt überzeugte) auf pathologisch veränderter Haut sehr viel leichter
und vollständiger auf, als auf normaler Haut; ja man kann sogar
einzelne Krankheitsprodukte mit Schmierseifenverbänden geradezu
elektiv verätzen.
Die physikalische Behandlung der Hautkrankheiten,
speziell des Lupus xmd der oberflächlichen Karzinome, nimmt
immer größeren Umfang an ; ich halte es aber auch jetzt noch nicht
ftir geeignet, diese Methoden in eüiem für die allgemeine Praxis
bestimmten Jahresbericht zu erörtern, glaube vielmehr, daß das ganze
Haut- und venerische Krankheiten. 423
Gebiet vorerst noch den Kliniken und den Spezialisten überlassen
bleiben sollte. Ich gehe daher auch auf die Literatur nicht ein,
möchte aber nicht unterlassen, alle diejenigen, welche sich einen
UeberbUck über die ganze Summe des hier Geleisteten yerschafifen
woUen, auf das Buch von L. Freund über die gesamte Eadio-
therapie (inklusive der Finsenbehandlung) und auf die Mitteilungen
aus Finsens Lichtinstitut aufmerksam zu mächen, welche praktisch
und wissenschaftlich interessante Mitteilungen in großer Zahl dar-
bieten. Durch die Konstruktion der „Finsen-Beyn-Lampe^,
welche für einen Patienten konstruiert ist und mit geringerem Strom-
verbrauch arbeitet, als die große Finsenlampe, ist auch für kleineren
Betrieb die Lichtbehandlung möglich geworden. Aber auch mit
dieser Lampe wird niemand Erfolge erzielen, der sich nicht speziell
mit all den kleinen, aber wichtigen Details der Methode vertraut ge-
macht hat. Die Bestrebungen v. Tappeiners und Jesioneks, durch
Licht und Einpinselung mit fluoreszierenden Stoffen, speziell Eosin,
Hautkarzinome, Lupus und andere Krankheiten zur Heilung zu bringen,
befinden sich noch im Stadium des Versuchs — ihre theoretischen
Grundlagen werden ebenso wie die praktischen Resultate, soweit
man aus einer vorläufigen Mitteilung Dreyers über die Ver-
wendung sensibilisierender Stoffe ersehen kann, einer kritischen
Nachuntersuchung unterzogen, deren Eesultaten man mit größtem
Interesse entgegensehen muß. Auch die Eadiamtherapie ist noch
nicht genügend durchgearbeitet, berechtigt aber ebenfalls zu weit-
gehenden Hoffiiungen. — Von den neuen Arsenpräparaten ist in
Deutschland jetzt speziell das Atoxyl geprüft worden; von Schild Arsen,
und Bieringer wurden wöchentlich je 2 Einspritzungen (1 com
20^/oiger Lösung) mit gutem Erfolg und ohne unangenehme Neben-
wirkungen (außer bei Herzkranken) gegeben. Der Liehen ruber heüt
nach durchschnittlich 23 Lojektionen ab. Ueber die Hefebehand- Hefe,
long mancher Hautkrankheiten, speziell der Furunkel, wird immer
wieder publiziert (meine persönlichen Erfahrungen sind leider meist
migünstig geblieben); jetzt wird von Roos und Hinsberg das
Carolin, die Fettsubstanz der Hefe, von Goliner das Levuretin
(trockene Bierhefe, 2 — 3 Kaffeelöffel in Milch oder Weißwein un-
mittelbar vor dem Essen) empfohlen, unter den neueren Präparaten
zur Hautbehandlung erwähne ich das Thigenol (mit 10 ^/o orga- Neue
nisch gebundenem Schwefel): geruchlos, schnell eintrocknend, leicht ??P*^^®*
abwaschbar — als Ersatzmittel des Ichthyols besonders bei Ekzemen
in Vs — lO^/oiger Salbe, bei Rosacea in wäßrig-spirituösen Lö-
sungen etc. (Saalfeld). Das Anthrasol, einen gereinigten, wenig
424
Jadassohn.
Anthrasoi. riechenden Steinkohlenteer, der in Lösungen in Alkohol oder Azeton,
in Salben, aber auch rein, je nach der Indikation, überall da zn ver-
wenden ist, wo man sonst Teerpräparate gebraucht, und der sich
Empyrofom. fagt immer als reizlos erwiesen hat. Das Empyroform, ein Kon-
densationsprodukt von Teer und Formaldehyd, das sich durch Ge-
ruch- und Reizlosigkeit auszeichnet, wurde von Sklarek und
Kraus geprüft, die ihm beide eine sehr gute Zensur ausstellen; es
wird in Salbe (1—20^/0 Vaselin, resp. Vaselin und Lanolin ana),
Zinkpaste (4— 20^/o), oder bloß mit Amylum und Vaseline (Emp. und
Amyl. ana 25,0, Vaselin. B0,0) oder auch als Firnis (Emp. 5,0 — 10,0,
Chloroform., Tinct. benzoes ana ad 50,0, resp. Empyroform 5,0 bis
15,0, Liniment, exsiccant. Pick 100,0) in allen, auch den akuten
Stadien des Ekzems benutzt, lindert das Jucken und beseitigt
akute und chronische Entzündung. Kraus hat es auch bei ober-
flächlichen Formen von Psoriasis als 1— 5^/oige Azetonlösung und bei
tiefen als 5 — 15^/oiges Liniment gute Dienste geleistet. Statt des
ursprünglichen aus dem Vogelleim hergestellten Viszins empfiehlt
Vörner ein durch ziemlich umständliche Prozesse hergestelltes
Viscinum depuratum, das die Hauptfehler des alten Präparates,
Geruch und Farbe, verloren hat, eine gute gleichmäßige Decke bildet
und für manche Fälle das Traumatizin ersetzen kann. Auch v. Zum-
busch bespricht die Reinigung des Viszins. Von bisher kaum ge-
brauchten Oelen soll sich nach Herxheimer Ol. Gossypii zur
Herstellung des Seifenspiritus, zur Verdünnung von Unguentmn
Wilsonii, als Zusatz zu Haarwässern etc., das Ol. Arachielis für
Unguentum emolliens, das Oleum pedum tauri für Jodöl, das
Epitheiflrnis. Libanol gegen Pediculi capitis eignen. Als Firnis empfiehlt
Strauß: Camphor. 2,0, Epithel. (Gold) 10,0, Collod. ad 50,0; oder
Epithel. (Silber) 10,0, Traumaticin. 50,0; oder (wasserlöslich) Epi-
thel. (Gold) 5,0—10,0, Dextrin. 10,0—15,0, Aq. dest. ad 30,0 (gegen
Schwielen, Gewebeekzeme etc.). Von jetzt schon ,, älteren" Mitteln
wird das Thiolum liquidum (rein oder mit Glyzerin gemischt)
bei Ekzem, Erysipel und Verbrennungen von Iwan off gerühmt.
M. Joseph hat eine Modifikation des Brom okolls, das „Bromo-
collum solubile" (durch Boraxzusatz löslich gemacht) verwendet
und zwar besonders in der Form einer Schüttelmixtur (Br. 5,0 bis
20,0, Zinc. oxyd., Amyl. ana 20,0, Glycerin. 30,0, Aq. dest. ad 100,0) ;
er hat damit (ohne Verband) bei juckenden Hautkrankheiten gute
Erfolge erzielt; auch das Ungu. caseini c. Bromocoll. solubil. lO^/o
(Beiersdorf) hat sich speziell bei Pruritus vulvae und ani, bei
Strophulus, der BromokollpflastermuU und der Trikoplast bei zirkum-
Viazin.
Oele.
Thiol.
BromokoU.
Haut- und venerische Krankheiten.
425
Lnpus-
behandlung.
Skripten chronischen Ekzemen bewährt. — Mit Eecht betont Philipp-
son, daß man die Lnpnsfälle nicht alle gleichmäßig behandehi
könne, sondern daß man sie danach unterscheiden müsse, ob es sich
nur tun eine änßere Infektion bei einem sonst gesunden Individuum,
oder mn einen Herd in der Haut bei einem tuberkulösen Indi-
viduum handle ; zu der ersten Gruppe gehören die meisten FäUe, in
denen der Lupus schon in der Kindheit auftritt — was freilich so all-
gemein nicht richtig ist. Man müsse also primären und sekundären
Lupus unterscheiden und den letzteren vor aUem allgemein behandeln,
dabei aber auch die unter der Haut gelegenen Organe, Ejiochen,
Drüsen, Nasenschleimhaut berücksichtigen. So selbstverständlich
das vom allgemein medizinischen Standpunkt erscheint, so verdient
es doch noch immer besonders betont zu werden. Freilich kann
man sich gerade bei der tuberkulösen Hautinfektion nicht auf die
allgemeine Behandlung beschränken; denn wir kennen alle Fälle
genug, in denen der Lupus zwar unzweifelhaft sekundär ist, in denen
aber nur die inneren Organe, nicht aber die Haut unter der Allgemein-
behandlong mit der tuberkulösen Infektion fertig wird. Zur Lokal-
therapie des Lupus der Nasenschleimhaut, die unzweifelhaft oft
vernachlässigt wird, hat sich nach Wittmaak 10 — 20®/oige Pyro-
gallolsalbe (nach operativer Freilegung der Herde) sehr bewährt. Für
Lupus und tuberkulöse Ulcera empfiehlt Dreuw wiederholte Ver-
eisung mit Chloräthyl und gründliche Abreibung der vereisten
Stellen mit Acidum hydrochloricum crudum. Die Behand-
lung ist wenig schmerzhaft, leicht durchzufuhren und hat bis jetzt
(bei einem allerdings noch kleinen und nicht lange beobachteten
Material) günstige Erfolge gegeben. Auf Grund von Erfahrungen
am eigenen Körper empfiehlt M. Cohn zur Behandlung der Furun- Furankuiose,
kulose (außer Regulierung des Stuhlganges) Bestreichung jeder
kleinen Stelle (zunächst der Umgebung und dann des Herdes selbst)
mit Ichthargansalbe (5,0 — 10,0 auf Aq. dest. 6,0; Glyzerin 10,0;
Lanolin 85,0; Vaselin 40,0); später Salizylseifenpflaster oder bei
Ekzem 1^/oige Ichthyolpaste ; speziell an der Genitalgegend Eröffnung
mit dem Pacquelin ; täglich ein Schwefel- oder Ichthyolbad. Inter-
essant und praktisch verwertbar ist die Erfahrung C. Cohns, daß
man mit zweimal täglicher Betupfung mit dO^/oigem Wasserstoff-
superoxyd (Merck)Pigmentmäler in kurzer Zeit zerstören kann .
Gegen stark verdickte isolierte Psoriasisherde empfiehlt Dreuw:
Ac. saücyl. 10,0; Chrysarobin, Ol. rusci nov. ana 20,0; Sapon. virid.,
Vasel. ana 25,0, zweimal täglich 8 — 4 Tage einzupinseln; dann mit
Schwefelzinkpaste dreimal täglich bestreichen. Die Behandlung des
Wasserstoff-
snperoxyd.
Psoriasis.
426
Jadassohn.
Rhinophyma. Rhinophyma maß — darin stimmen wohl alle Dermatologen mit
Dnbrenilh überein — eine chirurgiBche sein. Die Operation ist
sehr einfach — Dnbrenilh beginnt sie mit dem Thermokanter,
ftkhrt sie je nach Bedarf mit dem Messer fort, stillt die Bfaitimg
dnrch Thermokanter und Kompression, legt dann einen fenchten
Verband an nnd transplantiert nach ca. 8 Tagen nnr dann, wenn
einzelne Stellen frei von Talgdrüsengängen sind, von denen ans sich
die Epidermisierong sehr schnell nnd gnt vollzieht. Die Basnltate sind
nicht bloß momentan, sondern dauernd günstig — deswegen sollte man
mit dem operativen Eingriff nicht zu lange warten. — Sehr wichtig
sind vom dermatotherapentischen Standpunkt aus zwei Beobachtungen,
vergiftiingen welche Wa eis ch zu machen Gelegenheit hatte: Bei einem Nephri-
tiker mit Jacken und Exkoriationen fahrte eine lO^foige Borvase-
line zu imstillbarer Diarrhoe, die nach Aussetzen der Salbe auf-
hörte; bei einem Nieren- und Leberkranken kam es durch eme
Salbe mit lO^'/o Chloralhydrat und S""/« Menthol zu Schlafsucht und
Erythemen (Einatmung von Chloralhydrat?).
bei Haut-
behandlung.
Yenerische Krankheiten.
Prophylaxe. Die Prophylaxe der venerischen Krankheiten ist
jetzt auch in Deutschland zu einem viel und öffentlich besprochenen
Thema geworden. Das Hauptverdienst daran hat die „Deutsche
Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrank-
heiten", welche im Frühjahr in Frank&rt a. M. einen Kongreß
abgehalten hat, der sehr stark besucht war. Wer sich fiir diese
Fragen interessiert — und das sollte eigentlich jeder Arzt tun —
findet Originalaufsätze und Referate des ganzen einschlägigen
Materials in den beiden Journalen: den „Mitteilungen der
Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechts-
krankheiten" und der „Zeitschrift für Bekämpfung der
Geschlechtskrankheiten", von welchen die letztere die aus-
führlichen Berichte über die Verhandlungen und die B^ferate des
Frankfurter Kongresses enthält. Die „Autoprophylaxe" wird
in einer ganzen Anzahl von Mitteilungen besprochen ; neue Apparate,
speziell zur Verhütung der gonorrhoischen Infektion, werden unter
immer neuen Namen empfohlen und immer wieder Patente darauf
genommen; prinzipielle Differenzen scheinen dabei nicht zu Tage
zu treten; es genügt daher wohl, wenn ich auf die Mitteilungen
Blokusewskis aufmerksam mache, der jetzt wieder neue Apparate
(Samariter und Sanitas) konstruiert hat und einen „Wachs-
Haut- und venerische Krankheiten. 427
waschseifencreme" mit 1,6^/oigein Eormalin hinzugeben läßt. Der
Arzt, welcher kaum mehr in der Lage ist, sich den Fragen seiner
Patienten über diese Dinge zu entziehen, hat also bereits eine große
Auswahl zur Verfügung; aber seine Hauptpflicht besteht meines Er-
achtens darin, daß er den ihn um Rat Fragenden mit größter Bestimmt-
heit mitteilt, daß eine Sicherheit durch keinen dieser Apparate erzielt
wird und daß speziell eine Wirksamkeit gegen Syphilisinfektion
absolut nicht erwiesen und nicht einmal wahrscheinlich ist. Das
gilt auch für Feibes „Protektor", welcher in Tubenform sali-
zykaures Quecksilber enthält.
(Gonorrhoe. Unsere Kenntnisse über das bakteriologische Bakteriologie.
Verhalten des Gonokokkus nehmen noch immer zu — aber sie sind
für die Praxis kaum unmittelbar verwertbar; aus Wildbolz' Unter-
suchungen geht hervor, daß prinzipielle Differenzen zwischen den
Gonokokken akuter und denen chronischer Gonorrhöen nicht nach-
weisbar sind, daß die kulturelle Methode der Untersuchung keines-
wegs immer der mikroskopischen überlegen ist, daß die Gonokokken
in künstlichem Nährboden Stoffe zu bilden scheinen, welche ihrem
Wachstum schädlich sind, daß sie bald früher, bald später auch auf
serumfreiem Agar zum Wachstum zu bringen sind, daß sie auch im
Tierkörper wachsen können. Zur bakteriologischen Untersuchung Kuitiviemng
der Urethritiden hat man sich in der Praxis meist nur der Mikro- *^
skopie bedient; zur Entscheidung wissenschaftlicher Fragen ist die Zwecken.
Kulturmethode natürlich unentbehrlich. Auch bei besonders wichtigen
Fällen, speziell z. B. bei der Frage der Ehekonsenses, wird man sie
gern verwerten, weil man sich bei dieser verantwortungsschweren
Entscheidung keines Hilfsmittels, welches ein negatives Resultat zu
sichern verspricht, gern begeben wird. Aber auch diejenigen, welche
sich der Kultivierung viel bedient haben, haben bisher fast aus-
nahmslos auf dem Standpunkt gestanden, daß sie kaum mehr leistet
als die mikroskopische Untersuchung und daß sie unter keinen
Bedingungen die Provokationsmethode bei der Sicherung der Diagnose
ersetzen darf. Fritz Meyer aber ist bei seinen Untersuchungen
zu einem abweichenden Resultat gekommen; er sucht zahlenmäßig
die außerordentliche Ueberlegenheit der Kultur- über die mikrosko-
pische Methode zu erweisen. Dieser Nachweis ist meines Erachtens
an dem von dem Verfasser publizierten Material nicht geglückt —
und ich würde es für sehr bedauerlich halten, wenn der Praktiker
auf Grund dieser Mitteilung statt gründlichster, oft wiederholter
mikroskopischer Untersuchung nach Aussetzen der Behandlung nur
428 Jadassohn.
eine einmalige kulturelle Untersnchnng in einem Laboratorium vor-
nehmen lassen wurde, um die Nichtinfektiosität einer Urethritis zu
Niohtr erweisen. Für die Diagnose der Gonorrhoe ist wichtig die
^*UretMUs^* in immer weiteren Kreisen anerkannte Tatsache, daß es nicht-
gonorrhoische Urethritiden beim Manne gibt, bei welchen
von Anfang an akutere Entzündungserscheinungen fehlen und die
einen eminent chronischen Verlauf haben; Galewskyist geneigt, zu
diesen Prozessen auch manche Katarrhe zu zählen, welche nach
Epididymitis Tripper auftreten. Daß die Epididymitis bei Gonorrhoe die
gonorrhoica. Polge einer unmittelbaren Infektion mit Gonokokken ist, war schon
längst nicht mehr zweifelhaft; Baermann aber hat das in einer
großen Anzahl von Fällen durch Punktion nachgewiesen und hat
dabei konstatiert, daß meist eine Eiteransammlung auftritt, von der
es zweifelhaft bleibt, ob es sich nur um Stauungs-, d. h. Pseudo-
abszesse mit eventuellem sekundärem Zerfall der Wandung des Vas
epididymidis oder um wirkliche Abszesse handelt; auch die akute
Hydrozele beruht auf unmittelbarer Einwirkung der Gonokokken;
selbst bei lange bestehenden Epididymitisresten lassen sich gelegent-
lich noch Gonokokken nachweisen. Bei den Fällen mit heftigen
Entzündungserscheinungen ist die — allerdings außerordentlich
schmerzhafte — Punktion auch therapeutisch zu empfehlen, und
zwar sowohl die der Hydrozele als die der Epididymis selbst.
Paraurethraie Die paraurethralen Gonorrhoen, welche relativ häufig als mehr
Gonorrhoe, q^qj. weniger unscheinbare aber wichtige Herde der Infektion zur
Beobachtung kommen, werden gemeinhin auf die Gonokokken-
invasion präformierter, mit Epithel bekleideter Röhren zurück-
geführt; Seilei macht darauf aufmerksam, daß sie auch auf einer
Fistelbildung nach Lymphgefäßinfektion beruhen können. Von
besonderen Formen gonorrhoischer Erkrankung ist hervorzuheben,
FoUioiOitis daß Jesionek in Fällen, welche klinisch als Follikulitiden in
gonorrhoica. ^^^ Umgebung der Genitalien von Frauen imponierten, Gonokokken
fand, und einmal (bei einem Mann) den Beweis erbringen konnte,
daß wirklich ein Haarfollikel gonorrhoisch erkrankt war. Es bleibt
I auffallend, daß, wenn der Haartalgdrüsenapparat überhaupt von
I Gonokokken infizierbar ist, solche Erkrankungen nicht öfter zur
Beobachtung gelangen. Salomon fand im Eiter von Ulzerationen
auf den kleinen Labien Gonokokken. Sehr wichtig ist auch
Panaritium Fr. Meyers Fall von „gonorrhoischem Panaritium" in Form
gonorrhoicum. ^^^^ Eiterblase bei einer Patientin mit Genitalgonorrhoe; im Eiter
fanden sich mikroskopisch und kulturell ausschließlich Gonokokken.
Vörner hat gefunden, daß die Erosionen der Zervikal-
Haut- und venerische Krankheiten. 429
portion, welche man so häufig bei Gonorrhoe findet, wirklich Gonorrhoische
Zervikal
erosion.
darch die Gonokokken erzeugt sind, die man nicht bloß in deren Zervikal-
sekret, sondern auch in der Tiefe des Portiogewebes findet. Ein
neuer Fall von ulzeröser Gonokokkenendokarditis (mit Endokarditis.
Sektionsbefund) wird von v. Frendl berichtet. Dagegen entstand
bei Hellers Patientin neben Endokarditis (der Tod trat infolge
einer Embolie ein) ein papulöses Exanthem, das, wie die histo-
logische Untersuchung post mortem ergab, durch Staphylokokken-
infektion bedingt war. Von außergewöhnlichen Lokalisationen des
Gonokokkus ist femer zu erwähnen: der Fall Bressels, in dem eine
Pneumonie auf Gonokokken zurückgeführt wird, weil Gram-
negative intrazelluläre Diplokokken mikroskopisch in dem nicht sehr
zähen, mißfarbenen (nicht blutig tingierten) Auswurf gefunden und
zugleich Gonokokkenkulturen aus dem Blute gewonnen wurden. Auch
die Lokalisation der gonorrhoischen Arthritis im Elrikoarytänoideal-
gelenk, wie sie Baumgarten beobachtet hat, ist jedenfalls
sehr selten und kann gewiß diagnostische Schwierigkeiten machen.
Noch immer zu wenig bekannt ist die sog. arthritische oder
metastatische Konjunktivitis, welche von Apetz zugleich Conjunctivitis
mit Gelenk- und Uveaaffektion beobachtet wurde. Auf ein eben- *'^^''itȧ*-
falls noch nicht genügend beachtetes und bisher nicht einwands-
frei mit der Gonorrhoe in Verbindung gebrachtes Symptom macht
N 0 b 1 aufmerksam. Es ist das der meist mit Arthritiden zusammen
auftretende „Fersenschmer z^, eine Achillodynie, welche AchiUodynie.
nicht, wie man früher meinte, auf eine Periostitis, sondern auf eine
(nach Nobl rein gonorrhoische) Entzündung des subtendinösen
Schleimbeutels der Achillessehne zurückzuführen ist. Auch die
Arthritiden, die Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündungen,
denen Nobl eine besondere Studie widmet, werden vielfach in ihrer
Ursache noch verkannt. — Die sog. Liaktivitätsatrophie bei gonorrhoi-
scher Arthritis sieht Kienböck auf Grund seiner radiographischen
Untersuchungen als eine akute Atrophie auf trophoneurotischer Grund-
lage an. — Für die Behandlung der Gonorrhoe sind wesentlich öononhoe-
neue Gesichtspunkte nicht aufgestellt worden. Lewin versucht *^®***"<*^'*°8
prinzipielle anatomische Unterschiede zu machen zwischen ober-
flächlichen und tiefen Prozessen: die ersteren auf Plattenepithel,
die letzteren auf Zylinder- und Flimmerepithel. Für die ersteren
empfiehlt er Protargol und weniger Albargin (in Janetschen Spü-
lungen), bei superakuten Prozessen ist besondere Vorsicht notwendig.
Verschwinden die Gonokokken nicht schnell, so müssen mechanische
Hilfsmittel Platz greifen. Leider sind diese aber bei frischen
430
Jadaasohn.
Albargin.
Grurin.
UroBanol.
Technik der
Injektionen.
Abortive
Behandlang.
Chroniaehe
Gonorrhoe.
Gonorrhoen doch recht bedenklich. Albargin wird z. B. von
W. Pick in V«f V< — 1^/oigen Lösungen warm empfohlen (die Oono-
kokken verschwinden durchschnittlich nach 8 Tagen); auch Seifert
war sehr zufrieden damit und rühmt speziell die Billigkeit; er be-
nutzt Spülungen mit 0,1 — 0,2^foigen Lösungen. Crurin pro in-
jectione ('/> — l°/oig) hat R Stern gute Resultate ergeben.
Sehr Günstiges berichtet Scharff über das Urosanol (Protargol-
gelatine), welches in 1-, 3- und 5°/oiger Konzentration von der
„Viro^-Gesellschaft in Berlin fabriziert wird. Es werden jedesmal
2^1 com in die Harnröhre eingebracht; bei mäßiger Entzündung
&ngt Scharff mit 8- oder 5^/oiger Gelatine an; bei superakuten
Fällen beseitigt er zuerst die akuten Entzündungserscheinungen, geht
dann zu schwächsten Kalihypermanganicum- Spülungen und erst
weiterhin zu Urosanol über. Bei der Behandlung der Gonorrhoe
wird neben den neuen Mitteln auch die Technik immer wieder
berücksichtigt. Auf Grund des Satzes, daß bei der Behandlung der
Urethritis anterior die Menge der Injektionsflüssigkeit immer mit
der augenblicklichen Kapazität der vorderen Harnröhre überein-
stimmen soll — so daß der Sphinkter nicht forciert wird — , zum
Zweck der gleichzeitigen Brauchbarkeit für Urethra anterior und
posterior und der Aseptik hat Engelbreth eine neue, sinnreich
ausgedachte Ventilspritze von 26 ccm Inhalt konstruiert, bei der nur
zu furchten ist, daß sie sich in der Praxis als etwas zu kompliziert
erweisen wird. Für die abortive Behandlung der Gonorrhoe
des Mannes hat Engelbreth eine neue Methode angegeben; er
glaubt, daß nur die epithelialen Infektionen (Gonorrhoen von
1— Stägiger Dauer) geeignet sind; um die gesamte vordere Harn-
röhre zu bespülen, macht er Spülungen, und zwar mit dem Gono-
kokken tötenden und das Epithel zerstörenden Argentum nitricam:
5—600 g pro Spülung, Temperatur 86^ C, V»— V»^/oig (je nach der
Reaktion); Druckhöhe im Beginn 75, dann 125 cm; im ganzen 4 Spü-
lungen, die zweite 6 — 12 Stunden nach der ersten, die anderen je
10—12 Stunden später; vor den späteren Injektionen Kokainisierung
(2—3 g 8*/oiger Lösung); zur Nachkur Sandelöl. Von 80 Fällen waren
17 in 2 Tagen geheilt; die anderen in 4 — 8 Tagen; je geringer die Ent-
zündung am Oriflcium, je kürzer die Dauer der Gonorrhoe, um so besser
waren die Resultate. Fuchs kupiert die Gonorrhoe ganz im Beginn
mit 2°/oigem Albargin in mehrfachen Einspritzungen. Zur Behandlung
der chronischen Urethralgonorrhoe haben sich Strauß am
besten Spülsonden (Aktiengesellschaft für Feinmechanik, Tuttlingen)
bewährt; er benutzt sie in der Dicke von 15—82 (Charri§re) und
Haut- und venerische Krankheiten.
431
Üterine
Gonorrhoe.
nimmt Spülungen täglich oder in Pausen von 1 — 3 Tagen vor; die
Flüssigkeit (Kalium hypermanganicum, Argentum nitricum etc.) läßt
er am liebsten aus einem Irrigator auslaufen. Bei der chronischen Ure-
thritis anterior hat Schwenk sehr günstige Besultate mit den von
Kuttner angegebenen „Druckspülungen^^ (mittels einer 100 g-Hand-
druokspritze und eines kurzen N^laton) erzielt. Die gute und relativ
schnelle Heilbarkeit der uterinen Gonorrhoe in einer großen
Zahl von Fällen behauptet in üebereinstimmung mit vielen Syphilide-
logen, aber in Widerspruch wohl mit der Mehrzahl der Gynäkologen,
Par&di. Er verwendet von vornherein intrauterine Injektionen
mit der Braunschen Spritze und zwar empfiehlt er besonders 5^/oige
Losung vonNatr. lygosinat., das zweimal und öfters wöchent-
lich appliziert wird. Zur Therapie der gonorrhoischen Arthri- Arthritiden
tiden, welche in manchen Fällen eine außerordentlich schwierige
ist, wird von Schuppenhauer und zwar für die verschiedensten
Formen und Stadien die Fangobehandlung als sehr erfolgreich ge-
priesen. Von den schwereren Komplikationen der Gonorrhoe konnten
4chronische Pyelitiden in B. Marcus es Praxis erst durch Nieren-
beckenspülungen mit 1 ^/oigen Argentum nitricum- Lösungen zur Hei-
lung gebracht werden. Die innereBehandlung der Gonorrhoe wird
wieder verschiedentlich empfohlen; Meißner rühmt als unschädlich
das Gonorol (gereinigtes Santalol) bei Zystitis, Urethritis posterior
und Prostatitis; eine Anzahl von Autoren hat sich speziell mit dem
Gonosan (einer Kombination von Kawaharz und Sandelöl) beschäf-
tigt und lobt besonders die Beseitigung der Schmerzen und der
Erektionen; Saalfeld gibt 10 — 12 Kapseln pro die. Verschiedent-
lich ist Heilung bloß durch dieses Mittel beobachtet worden;
Spitzer allerdings meint, daß es nur die schmerzstillende Wirkung
vor den anderen Antigonorrhoizis voraus habe; auf den Widerspruch,
den Boß dagegen erhebt, will ich nicht weiter eingehen, sondern
nur hervorheben, daß dieser Autor empfiehlt, um Uebelkeiten zu
vermeiden, das Präparat nach dem Essen mit einer Tasse warmer
Milch nehmen zu lassen. Die Theorie der Wirkung der
Balsamika hat eine wesentliche Aufklärung durch die Unter-
suchungen von Winter nitz gefunden; er stellt neben der Diurese
vor allem in den Vordergrund die meßbare Verminderung des Ex-
sudates durch im Blut kreisende balsamische Mittel.
PyeUtis.
Interne
Therapie :
Oonorol.
Gonosan.
Syphilis. Auf die auch in diesem Jahre viel besprochene Frage der Aeüologie der
vSyphilisbakterien^' möchte ich hier im Detail nicht eingehen. SyP^^"-
Für den unvoreingenommenen Beurteiler wird sich als Fazit der viel-
432 Jadassohn.
Aetiologie der fach recht polemisch gefärbten Pablikationen wohl unzweifelhaft das
Syphilis. Urteil ergeben, daß die von Joseph und Piorkowski beschrie-
benen Bazillen ein Becht, als Syphiliserreger aufgefaßt zu werden,
nicht haben. Sie werden von den meisten Nachuntersuchem zu der
Gruppe der Pseudodiphtheriebazillen gerechnet. Viel wichtiger und
viel mehr versprechend als diese bakteriologischen Untersuchung^
sind die experimentellen Ergebnisse von Bouz und Metschnikoff.
Impfungen Diesen ist es augenscheinlich gelungen, bei zwei Schimpansen
au ffen. gyphüig^ bei ^Jem ersten primäre und sekundäre, bei dem zweiten
nur primäre zu erzeugen. Die Richtigkeit der Diagnose ist kaum
mehr zu bestreiten, und damit wäre zum ersten Male wirklich
bei Tieren Syphilis erzeugt. So kostbar auch das Versuchsmaterial
ist, so ist doch nicht daran zu zweifeln, daß diese Experimente den
Ausgangspunkt für außerordentlich aussichtsreiche Forschungen bilden
werden. Nicht bloß die Aetiologie und Pathologie, sondern auch die
Therapie der Syphilis kann aus solchen Untersuchungen unschätz-
Diagnose der baren Gewinn ziehen. Außerordentlich wichtig sind alle solche
^yP ^* Zeichen, welche mit Sicherheit auf eine vor einiger oder längerer
Zeit überstandene Syphilis schließen lassen; von den charakteristi-
schen Narben und Enochenauftreibungen abgesehen, war bisher das
wichtigste dieser Zeichen das syphilitische Leukoderm. Nobl macht
nun darauf aufmerksam, daß man 2 — 3—5, aber selbst bis 15 und
20 Jahre nach der Infektion am Skrotum nicht selten (27mal unter
Zirzinftre 150 ^her Syphiliskranken) eine' „zirzinäre Skrotalzeichnung"
Skrotai- findet und zwar als „einen figuriert angeordneten, in Kreis- und
Bogenlinien gruppierten Fazettenschliff der faltenreichen Oberfläche,
woraus äußerst zarte, satin- und glimmerähnlich schimmernde, oft
erst im reflektierten Licht scharf wahrnehmbare, zierliche, zirzinäre
Zeichnungen resultieren^. Histologisch war dieser Zustand durch
Schrumpfung des von spezifischen Infiltratresten durchsetzten Pa-
pillarkörpers charakterisiert. Ein schon länger bekanntes, im gleichen
Glatte Sinne verwertetes Symptom ist die sog. „glatte Atrophie der
trophie der gungenwurzel", auf die Vircho w zuerst die Aufmerksamkeit gelenkt
Wurzel. hatte. Fritz Lesser, der diese Veränderung einer erneuten Unter-
suchung an pathologisch-anatomischem Material unterzogen hat, sie
lieber als Olossitis laevis (posterior) (glatte Zungeninduration) be-
zeichnen möchte und besonders darauf aufmerksam macht, daß sie
sicherer durch die Palpation (Induration) als durch die Inspektion
zu erkennen sei, kommt zu dem Schluß, daß sie unzweifelhaft meist
auf Syphilis zurückzufuhren sei, daß sie aber ein sehr spätes n^^^'
täres^^ Symptom sei und daher in den Syphiliskliniken relativ selten
Haut- und yenerische Krankheiten. 433
zur Beobachtung komme, aber gerade f&x den Internisten eine große
Bedeutung habe. Große Hofinungen hat für die Diagnose der Syphilis
auch die sog. Justussche H&moglobinprobe erweckt: Jus tu s Hämoglobin-
hatte behauptet, es sei für Syphilis in hohem Ghrade charakteristisch, p^^^-
daß nach bestimmten Hg-Darreichungen ein plötzliches Absinken des
H&moglobingehaltes zu konstatieren sei ; die Nachprüfung von Feuer-
stein hat ergeben, daß diese oft wiederholte Behauptung von Justus
nicht zutrifft — diese einfache Methode zur Syphilisdiagnose ist also
leider nicht benutzbar. Samberger ist durch Untersuchung be- Syphiiia,
handelter und unbehandelter Syphilitiker auf Urobilin und auf alimen- Urobiim and
tära Glykosurie zu interessanten, wenngleich freilich noch keines- osnne.
wegs bindenden Schlüssen gelangt, welche vielleicht auch für die
Praxis einmal brauchbar werden können. Er hält die Wirkung des
Hg bei Syphilis für eine doppelte : einmal für eine spezifische, „fast
antiseptische", dann aber für eine hämolytische — die roten Blut-
körperchen werden zerstört und dadurch die blutbildenden Organe
zu einer gesteigerten Tätigkeit angeregt; die Syphilis selbst übt
einen deletären Einfluß auf rote Blutkörperchen und Leberzellen,
daher alimentäre Glykosurie, bei schwereren Formen ürobilinurie
und eventuell Ikterus, den der Verf., entsprechend den Ideen Grütz-
ner s, für einen hepatogenen zu halten geneigt ist. — Von allgemeinem, .
vielleicht aber auch von praktischem Interesse ist das Eesultat der
Lumbalpunktionen, welche speziell Bavaut in verschiedenen LumiMd-
Stadien der Syphilis gemacht hat; das Vorhandensein zelliger Ele- P^ktion bei
mente in der Zerebrospinalflüssigkeit in größerer oder geringerer
Zahl konnte bei zerebraler und spinaler Lues, bei Tabes und Paralyse,
aber auch schon in ganz frühen Stadien der Lues konstatiert wer-
den und kann eine diagnostische und eventuell auch eine prognostische
Bedeutung gewinnen. — DieDiagnose der Erkrankungen der Mund-
Mundschleimhaut macht erfahrungsgemäß dem nicht spezialistisch BohleimhAat.
erfahrenen Arzte sehr oft große Schwierigkeiten, und oft folgen-
schwere Irrtümer sind auf diesem Gebiete noch häufiger als in der
eigentlichen Dermatologie. Deswegen ist es dankbar zii begrüßen,
daß Trautmann auf Ghrund eines sehr eingehenden Literatur-
stüdiiuns die DifiPerentialdiagpose der Dermatosen (Liehen, Lupus
erythematodes, Erytheme etc.) und der Syphilide, die sich im Munde
lokalisieren, einer monographischen Bearbeitung unterworfen hat.
Wenn auch hie und da die Tatsachen etwas allzusehr in ein Schema
eingezwängt werden, so ist doch dem Büchlein weite Verbreitung
zu wünschen, damit z. B. die Verwechslungen von Liehen und Syphilis
vermieden werden. Sehr wichtig wäre, falls sie Bestätigung fiüide,
Jatebnch der pnktiBcheB Medizin. 1904. 28
434
JadaaeohiL
Erweiehenda
Babonen bei
Syphillf.
Sheomsioid.
Venen.
Viszerale
»ypliiUs:
Mftgen.
die Beobachtung von Baroch, daß bei Patientea mit latenter Laes
(von 1 — 8 Jahren Daner) 16 — 20 Stunden nach Einreibung von 10 g
grauer Salbe Plaques opalinee auf der Zunge erscheinen. — Daß auch
rein syphilitische Bubonen der FrQhperiode in ähnlicher Weise
wie Ghunmata erweichen können, wird von H. Marcnse an
einem größeren Material nachgewiesen. — Die „syphilitischen
Bheumatoide*' zeichnen sich durch das Fehlen von Fieber und
Herserkrankungen, durch die nftchdichen Sdunersen und die geringe
Funktionsbehinderung aus — man muß speziell auf Knochenauftrei-
bungen untersuchen (Q. Singer). Wie außerordentlich mannig-
faltig die Ctolenkaffektionen der akquirierten Syphilis sind, weist
Percy Paton an eigenem und fremdem Material nach. Man kann
sich seinem Bäte, in allen diesen Fällen kombiniert mit Queck-
silber- und Jodpräparaten zu behandeln, sehr wohl anschließen. Die
syphilitischen Venenentzündungen lenken in neuerer Zeit
die Aufmerksamkeit mehr und mehr auf sich. Hoffmann
sah 2 solche Fälle in der Sekundärperiode in der Form von
schmerzhaften und knotigen Strängen an den unteren Extremitäten-
Ganz eigentümlich ist die Beobachtung von E. Neisser, welcher eine
knotenförmige Phlebitis besonders an den Armen bei einem Patienten
vermutlich im Spätstadiom auftreten und unter spezifischer Therapie
heüen sah; das auffallendste dieses auch pathologisch-anatomisch
interessanten Falles war die Tatsache, daß die Knoten sich in
einigen Tagen mehrere Zentimeter an der Venenwand in und ent-
gegen der Bichtung des Blutstromes fortzubewegen schienen, was
natürlich nur durch eine schnelle Involution in loco und Fort-
entwicklung in der Nachbarschaft zu erklären wäre; daher der
Name „wandernde syphilitische Phlebitis". — Aus dem großen Gtobiet
der viszeralen Lues kann ich hier natürlich nur einiges anfuhren,
was immer wieder an die Bedeutung der syphilitischen Aetiologie
fbr alle Organe erinnern solL unzweifelhaft wird z. B. die Syphilis
des Magens vielfach vernachlässigt — man denkt nicht an sie oder
hält sie wesentlich für ein pathologisch-anatonusches Kuriosum. Des-
wegen ist es zu begrüßen, daß Fournier aus dem großen Schatz
seiner Erfahrung und aus der Literatur die Beweise ftLr die klinische
Bedeutung der Magensyphilis zusammenstellt, deren Diagnose aller-
dings außerordentlich schwer ist (gegenüber chronischem Magen-
katarrh, Magengeschwür und -krebs); bei xmklaren Magensymptomen
und bei syphilitischer Anamnese empfiehlt es sich also die Spezifika
zu reichen (neben Diät etc.). In den FäUen von Qroß konnte eine
fibröse Pylorusstenose auf Lues zurückgeführt werden. Sehr wich-
Haut- und venerische Krankheiten. 435
tige diagnostische Anhaltspunkte ergeben sich auch aus den inter-
essanten Fällen, welche Quincke von viszeraler Syphilis mitteilt
(z. B. Dilatation des Magens durch Mesenterialgumma, Schwielen
am Ductus cysticus und Pankreaskopf etc.)* Speziell mit der Syphilis
des Herzens beschäftigt sich Breitmann; von den klinischen Herz.
Symptomen hebt er hervor: Arhythmie, Braohy- resp. Tachykardie,
keine oder geringe Vergrößerung der Herzdämpfung, keine Geräusche,
schwache Herztöne, Asthma, Angina pectoris, Seltenheit des Hydrops
— für besonders charakteristisch hält Breitmann den Qegensatz
zwischen dem relativ vorgeschrittenen anatomischen und klinischen Be-
fund und dem guten Allgemeinbefinden. Therapeutisch empfiehltBreit-
mann Jodnatrium in hohen Dosen und Hg — Digitalis ist natürlich
manchmal ebenfalls angezeigt, und wenn es gut wirkt, ist die Pro-
gnose günstig. Sehr lehrreich war die Diskussion über syphilitische
Herzafifektionen, welche auf dem nordischen Kongreß für innere
Medizin stattfand. Buneberg — als Beferent — betonte die Häufig-
keit der sklerogummösen Prozesse an den Koronararterien mit ihren
Folgeerscheinungen; Koronarsklerose mit Angina pectoris ohne Herz-
hypertrophie und allgemeine Arteriosklerose im Alter unter 50 bis
66 Jahren ist meist syphilitisch. Das gleiche gilt für die Aortitis
mit ihren Folgen, Klappenfehlem und Aneurysmen. Bei den Aorten-
aneurysmen sprechen auch die Erfolge der spezifischen Therapie im
gleichen Sinne. Unzweifelhaft ist — das erörtert speziell Schlechten- Niere,
dahl — , daß auch gesunde Nieren durch die Syphilis allein ge-
schädigt werden können; aber meist kommt es nur zu einer Epithel-
alteration und nach Abstoßung der lädierten Epithelien tritt unter
Hg-Behandlung Heilung ein. Daß aber nicht bloß bei anscheinend
banalen Nephritiden, sondern auch bei sog. „chirurgischen Nieren-
erkrankungen^' an die Möglichkeit einer Syphilis gedacht werden
muß, zeigt — mit älteren Beobachtungen speziell von Israel —
ein sehr eklatanter Fall von v. Marguli es. Ein Nierentumor mit
sehr geringer Albuminurie, mit Fieber etc. erwies sich auf Grund
der Anamnese, der histologischen Untersuchung (die nichts von
Tumor ergab) und vor allem des therapeutischen Resultats als
eine gummöse AfFektion. Sehr interessant — wenn auch augen-
scheinlich sehr selten — sind die syphilitischen Beckengewebs-
entzündungen, von denen nach Lancereauz und Fournier jetzt Beokengewebs-
Loeb einen unter Ileus ad ezitum gekommenen, als Sarkom im- ^i^tsttudung.
ponierenden Fall mitteilt; die Därme waren im Becken in ein derbes
Bmdegewebe wie eingemauert. Die Diagnose auf Karzinom wird
sehr leicht gestellt werden bei der ebenfalls seltenen gummösen
436
Jadassolm.
Syphilis
hereditaria:
Para- Syphilis der Mamma (J. Heller). Das große Gebiet der sog. para-
syphiUtiBche gyphilitischen Erkrankungen, deren Definition und Ab-
Erkrankungen. '' ^ /..t . i. i. •i.-r-j -j-.
grenznng freilich noch sehr wenig scharf smd, wird in emem
eingehenden, aof eigenen Erfahnmgen nnd literarischen Stadien be-
rohenden Buche von Hermanides bearbeitet; wer sich auf diesem
theoretisch und praktisch gleich wichtigen Gebiete orientieren will,
wird das mit großem Vorteil in den 2 Bänden dieses Werkes ton.
Die immer wieder auftauchende Behauptung, daß bei der Tabes
nicht die Syphilis, sondern die Hg-Behandlung das ätiologisch Wich-
tige sei, wird von F. Cohn widerlegt, der unter 86 TabesftUen 63
fand, die nie mit Hg behandelt worden waren. — Die Lehre von der
Vererbung der Syphilis ist in diesem Jahre Gegenstand emer
sehr eingehenden und erregten Diskussion in der Wiener Gesell-
schaft der Aerzte gewesen und zwar im Anschluß an einen Vortrag
Matzenauers, der dann in monographischer Form erschien. Die
Allgemeines. Anschauungen, welche Matzenauer auf Grund seines Literatur-
Studiums und auf Ghrund eigener Erfahrungen vertrat, wurden augen-
scheinlich vielfach als revolutionär aufgefaßt und bekämpft, troti-
dem sie meist nur früher schon Angenommenes enthielten. Ich kann
bei der Kompliziertheit des Gegenstandes hier nur das Wesentlichste
ganz kurz reproduzieren und muß alle, welche sich für diese
interessante und wichtige Frage interessieren, auf das Original
verweisen. Entschieden sind die seit Jahrzehnten strittigen Punkte
natürlich auch jetzt noch nicht; aber es ist zu hoffen, daß auch
die praktischen Aerzte aus ihrem gerade in dieser Beziehung
zweifellos sehr ergiebigen Arbeitsfeld bei besserer Kenntnis der
Fragestellung und darum genauerer Beobachtung zur Lösung dieser
Probleme beitragen werden. Matzenauer glaubt, daß „die Ver-
erbung der Syphilis immer von selten der Mutter durch intrauterine
Infektion der Frucht erfolgt"; die post- wie die antekonzeptionelle
üebertragung ist fakultativ. Ob die erstere auch noch innerhalb
der letzten 2 Graviditätsmonate erfolgen kann, ist zweifelhaft; je
früher die Mutter während der Gravidität erkrankt, um so schwerer
ist die kindliche Syphilis. Eine germinative Üebertragung der
Syphüis ist nicht erwiesen; auch bei antekonzeptioneller SyphiUs
der Mutter ist eine Plazentarerkrankung anzunehmen; diese kann
zu verschiedener Zeit erfolgen, bei älterer Syphilis tritt sie
später, langsamer und seltener auf, daher die allmähliche Ab-
Schwächung der hereditären SyphiUs. Eine pateme Vererbung
der Syphilis (wie die germinative überhaupt) hält Matzenauer
für nicht erwiesen und er bekämpft diese mit den verschie-
Haut- und yenerische Krankheiten. 437
densten Oründen. Jede Mutter eines hereditärsyphilitischen Kindes
ist ausnahmslos syphilitisch; primäre und sekundäre Syphilis werden
speziell bei Frauen sehr oft übersehen; es gibt keinen Choc en
retour, keine Syphilis conceptionelle tardive und keinen Tertiarisme
d'embl^e und endlich und vor allem — was wohl am meisten Anlaß
zur Diskussion gibt — keine Ausnahmen vom Co 11 esschen Qesetz.
Eine Vererbung der Immunität gegen Syphilis ist nicht erwiesen.
Die für die Praxis wichtigsten Konsequenzen dieser Anschauungen
sind: die Notwendigkeiti auch die scheinbar, gesunden Mütter here-
ditärsyphilitischer Kinder mit Hg zu behandeln ; diese Mütter können
ihre Kinder stillen, ohne daß man Scheu vor einer eventuellen Aus-
nahme vom Co lies sehen Gesetz haben müßte. Die syphilitischen
Männer sollen erst mehrere Jahre nach der Infektion und nach
wiederholten Hg-Kuren heiraten, nicht weil sie an sich die Syphilis
vererben können, sondern damit sie ihre Frauen nicht anstecken.
Die Diskussion ergab neben mancher mehr oder weniger bediugten
Zustimmung auch energische Opposition; die Fragen werden jetzt
hoffentlich im Flusse bleiben. Wesentlich abweichend von den An-
schauungen Matzenauers sind diejenigen, welche Bosinski in
seinem wertvollen Buch über die Syphilis in der Schwangerschaft
darlegt. Er hält an der patemen Vererbung fest, hält die post-
konzeptionelle Uebertragung ftür selten etc. Dieses Werk ist speziell
vom histologischen Standpunkt aus wertvoll. Sehr wichtig ist auch
das Ergebnis von Hitschmanns und Volks Untersuchungen, nach
denen es wirklich für Lues charakteristische Veränderungen der
Plazenta gar nicht gäbe. Die praktische Bedeutung dieser An-
schauung wäre sehr groß, da von den pathologischen Anatomen
gelegentlich ausschließlich auf PUzentarveränderungen hin eine
Lues (als Ursache für Abort) diagnostiziert wird. Dagegen hält
Bondi die entzündlichen Veränderungen an den Gbf äßen der Nabel-
schnur für sehr charakteristisch, da er sie nur bei syphilitischen
Föten gefunden hat. Die Anschauungen v. Dürings und Kasso-
wit2s sind denen Matzenauers nicht entsprechend; es ist aber
unmöglich, auf ihre Argumente, die wesentlich den bisherigen An-
schauungen entsprechen, einzugehen. Das Profetasche Gesetz (in
seiner weiteren und engeren Fassung) wird von v. Düring (und
manchen anderen) auf Grund seiner Erfahrung in Kleinasien nicht
anerkannt. Die Klinik der hereditären Lues gibt immer Klinik,
wieder zu interessanten Beobachtungen Anlaß. Sehr wichtig sind
Ffille, wie sie Jordan publiziert: doppelseitige chronische Gonitis
bei einem Offizier, der von syphilitischen Eltern stammte, selbst
438
Jadassohn.
Heredit&re
SyphUis:
Gelenke.
Hereditäre
Lues
ohne Hant-
erscheinungen,
Nebennieren.
H&mato-
porphyrinorie.
Therapie der
Syphilis.
Abortive
Behandlung.
aber nie Symptome aufgewiesen hatte; schnelle Heilung durch Hg
und Jk. Die gleiche Erkrankung bei einem Knaben, bei dem eine
später eintretende Keratitis parenchymatosa auf die Diagnose hin-
wies und zu der spezifischen, die Gelenkerkrankung heuenden
Therapie ftihrte. Besonders beachtenswert sind femer die Be-
obachtungen y. Hippels, der bei den Kindern mit parenchymatöser
Keratitis, bei denen außer dieser noch Anhaltspunkte für Syphilis
zu finden waren, in einem ganz auffallend hohen Prozentsatz Ghelenk-
erscheinungen (im Status oder in der Anamnese) nachwies und zwar
ganz besonders in Form eines serösen oder serofibrinösen, doppel-
seitigen Kniegelenksergusses, mit wenig oder ohne Fieber, mit wenig
Beschwerden und meist mit Heilung ohne bleibende Veränderung^.
Diese Gelenkerscheinungen sind unzweifelhaft häufiger als die Hut-
chinson sehen Zähne und die Labyrinthtaubheit und deswegen far
die Diagnose der hereditären Lues sehr wichtig. Praktische Be-
deutung hat auch die von Hochsinger hervorgehobene Tatsache,
daß es hereditäre Lues ohne Exantheme gibt, weil deren
Diagnose und frühe Behandlung zur Erhaltung des Lebens der
Elinder von besonderer Bedeutung ist; Bliinitis, Leberschwellung,
Milztnmor und Pseudoparalyse sind die Hauptsymptome der fiStalen
Syphilis in diesen Fällen. Als Symptom von hereditärer Lues sieht
Guleke eigenartige nekrotische Herde in den Nebenieren an. In
einem außerordentlich schweren Fall von hereditärer Syphilis (45jährige
Frau) fand Vollmer die sehr seltene Hämatoporphyrinurie.
Therapie. Die Diskussion über die Bedeutung der Hg-Be-
handlung speziell för das Tertiärwerden der Syphilis wird weiter-
geführt — wie mich dünkt, noch immer nicht mit dem genügenden
Eifer. Alles Zahlenmaterial, das überhaupt zur Verfügung steht,
sollte in dieser Richtung verwertet werden, denn nur sehr große
Statistiken mit mannigfaltiger Ghruppierung der Fälle können all-
mählich zu einer definitiven Entscheidung der eminent wichtigen
Frage führen. Speziell die „ Symptomatiker ^ publizieren in dieser
Beziehung erstaunlich wenig. Ficks Arbeit aus der Ehrmann-
schen Poliklinik, wo eine milde intermittierende Hg-Behandlung
durchgeführt wird, spricht sehr energisch für die präventive Be-
deutung dieser Therapie. Die „unvermittelte Spätsyphilis'^ spielt
auch in diesem Material eine sehr große Bolle. Die abortive Be-
handlung der Syphilis durch Zerstörung des Primäraffekts ist
bekanntlich seit langer Zeit Gegenstand der Diskussion. Holländer
ist der üeberzeugung, daß durch die „kontaktlose Kauterisation*'
mit Heißluft die Umwandlung der Sklerose in eine reine Wundfläche
tionen.
Haut- und venerisohe Krankheiten. 439
gelingt und daß damit der Ausbruch der Syphilis verhindert werden
kann. Mit besonderer Energie betont — und zwar schon seit langer
Zeit — Koebner die Notwendigkeit und Wirksamkeit lokaler mer- Lokale
knrieller Behandlung neben der Allgemeintherapie : Exantheme ver- B^^Mdiung.
schwinden wesentlich schneller an den Körperstellen, welche direkt
eingerieben werden; ebenso Adenitiden, Gummata etc. Koebner läßt
die Drüsen (speziell die okzipitalen, die zervikalen, die inguinalen und
kruralen) nicht bloß während der Friktionskuren, sondern auch noch
lange danach einreiben (mit Pausen zur Erholung der Haut der
betreffenden Stellen). Plaques im Pharynx und Nasopharynx und
auf den Tonsillen müssen mit Hg-Lösungen gepinselt werden — spe-
ziell wenn die Halsdrüsen nicht zurückgehen wollen. Als Ersatz-
mittel der offizinellen grauen Salbe empfiehlt Bosenberg Hg- Velo- Grane Saibe.
pnrin (zuerst trocken, am Schluß mit etwas lauem Wasser im
ganzen V« Stunde zu verreiben, bis kein Bückstand mehr bleibt).
Die Salbe wird sehr gut vertragen. Die Behandlung mit Hg-In- Hg-ii^ek-
jek tionen macht speziell in Erankreich große Fortschritte. Pau-
trier empfiehlt für die meisten Fälle gelöste Salze, für alle schweren
Erkrankungen Kalomel oder graues Oel. Eine besonders ausführ-
liche Abhandlung, deren Lektüre jedem Interessenten empfohlen
werden kann, gibt Levy-Bing, der in den Injektionen die klas-
sische Methode der Zukunft erblickt. Er hält das Kalomel für die
schwersten Fälle noch immer für das energischste Präparat; für das
Gros der Erkrankungen bewährte sich ihm am meisten das graue
Oel. Im Anschluß an diese Mitteilungen macht Deutsch ganz
besonders auf die Langsche Methode der Quecksilberinjektionen
anfinerksam. Lang spritzt bekanntlich geringe Mengen möglichst
konzentrierter Präparate tief subkutan ein und glaubt dadurch eine
besondere Exaktheit in der Dosierung zu erreichen und Embolien zu
vermeiden (die aber bei der Methode, nach Einstechen der Nadel
zunächst zu aspirieren, wohl auch sonst nicht mehr vorkommen);
die subkutane Methode verdiene vor der intramuskulären auch darum
den Vorzug, weil sie bei eventuellen Intoxikationserscheinungen die
Bloßl^gung der Depots erleichtert. Die Kalomelölinjektionen,
zuerst 0,05, dann 0,1 pro injectione in Btägigen Intervallen, höch-
stens 4—5 Injektionen hintereinander, empfiehlt E. Lesser fiir
schweren phagedänischen Schanker, für maligne Lues, für tertiäre
sklerotische Glossitis, schwere Laryngitis und hartnäckige sekun-
däre Zungenerkrankungen; diese heroische Behandlung soll immer
nur fbr Ausnahmefalle reserviert bleiben. Als neues, kräftig wirken-
des und gut vertragenes Injektionsmittel bei Syphilis rühmt
440 Jadassohn.
Möller das von Blomqaist nach seinem Vorschlag hergestellte
Merknrioiöi. Merkuriolöl (d. h. eine Suspension von Oaecksilberamalgam
mit Lanolin, Mandelöl und Olivenöl), das 45 ^/o Hg enthält und meist
intramuskulär in die Qlutäalgegend (mit Langscher Spritze) in-
jiziert wird; es werden 6 — 10 Lijektionen k 0,1 (d. h. 1,6 Teil-
striche) im Durchschnitt gegeben. Die Urinuntersuchungen ergaben
eine genügende Hg-Besorption und -Bemanenz. Vorn er veröffent-
licht des genaueren das Material, das der Biehlschen Empfehlung
Behandlung der vaginalen Hg-Behandlung syphilitischer Graviden zu Ghrunde lag;
heredit&ren ®® wurden während der Ghravidität möglichst früh und bis zur Ent-
SyphiUs. bindung Globuli vaginales aus 1 g grauer Salbe und 1 — 2 g Butyrum
^^^ Oacao bis zur Portio eingeführt und mit Tampons fixiert. Durch
^^B eine Vergleichung mit anderen Statistiken kommt Vorn er zu dem
^^m Besultat, daß durch diese gut. vertragene Behandlung die Morbidität
^V und Mortalität der Kinder syphilitischer Frauen wesentlich vermin-
^VEnteritis. dert wird. Zur Prophylaxe der merkuriellen Enteritis emp-
m fiehlt Görl (auf Grund von recht anfechtbaren theoretischen Er-
W wägungen und auf Ghnmd eines allerdings sehr eklatanten Falles)
r die Darreichung von Zymin (dreimal täglich einen Kaffeelöffel)
Jodprftparate. xmd reichlich Amylazeen. üeber das Verhalten der Jodpräparate
im Organismus hat Fritz Lesser eine Anzahl von theoretisch
interessanten und auch praktisch nicht unwichtigen Beobachtungen
gemacht. Jodkali ist im Blut (Plasma und Blutkörperchen) und in
allen Organen (besonders stark in den Lungen) nur als Jodalkali vor-
handen. Nach Verabreichung von Jedipin per os wird Jod schnell
absorbiert, aber auch schnell ausgeschieden; im Blutplasma und in
den Organen sind dann Jodalkalien und Jodfette nachweisbar, die
aber (abgesehen von den Geweben, in denen sich physiologisch Fett
findet) schnell in Jodalkalien umgewandelt werden; nach subkutaner
Lijektion von Jedipin sind sehr bald JodalkaUen in Blut und Harn
nachweisbar ; die Ausscheidung dauert aber sehr lange. „Das Jedipin
ist kein Ersatzmittel für Jodkalium, sondern ergänzt dasselbe, indem
es in bequemer Weise eine chronische JodzuAihr ohne unangenehme
Nebenwirkungen ermöglicht." Auch den Jodismus sieht Lesser
als eine Jodkaliwirkung an; wenn er bei Jodipininjektionen aus-
bleibt, 80 liegt das nur an den geringen Dosen Jodkali, welche bei
dieser Medikation in besonders gleichmäßiger Weise im Organismus
zirkulieren. Er glaubt den Jodismus vermeiden zu können durch
Verabreichung des Jodkali in schleimigen Stoffen, in möglichst vielen
Tagesdosen, per dysma, durch Verwendung der Jodeiweißprä-
parate und eventuell von Jodipininjektionen. Diese Anschauungen
Haut- und yenerische Krankheiten. 441
bedürfen freilich noch genauer Prüfling. Wichtig ist die Angabe
Psrelis, daß Bhodannatrinm (t&glich 4 Eßlöffel l°/oiger Lö- Rhodansaize.
s^uig) gegen syphilitisohe Kopfschmerseil, aber auch gegen Knochen-
anftreibnngen günstig wirkt; Jungmann beobachtete auch Rhodan-
schnupfen und -akne.
ülcas moUe. Die Kultivierung der Ulcus moUe-Bakterien auf üioas moUe-
Blutagar, nicht koaguliertem Blut, Blutagarkondenswasser ist auch BaI^^^«'^-
Tomasozewski gelungen; er hat mit diesen Kulturen bei Menschen
und Affen, die er im Detail beschreibt, typische Ulcera mollia
erzeugt. Porosz behandelt yenerische Qeschwüre (und andere Therapie
Wunden) mit gebranntem Alaun und schützt die Umgebung mit *®^^^°^*
Watte oderGhkze; sowie Eiter zurückgehalten wird, muß der Schorf
entfernt und von neuem eingepudert werden. Kirstein empfiehlt
zur Behandlung des Ulcus moUe statt Karbolsäure Jodtinktur;
Stenczel verwendet in erster Linie die Glühhitze (nach Beinigung
mit Benzin, Auflegen von 10°/oiger Kokainlösung filr 10 — 15 Minuten
und Infiltration von Band und Basis nach Schleich), Verband mit
Jodoform* oder Vioformgaze; außerdem empfiehlt er 26°/oige Kupfer-
lösung für kleine Ulzera (nicht bei Phimose xmd bei Bubonen) ; Li-
quor ferri (täglich zu wiederholen, danach Jodoformgaze) bei mul-
tiplen, großen Geschwüren. Bubonen werden anfangs mit Eis, dann
mit Thermophor behandelt; bleibt das erfolglos, so wird — even-
tuell nur unter Schleich — exstirpiert und nur bei oberflächlicher
Einschmelzung ezkochleiert; bei kleinen fluktuierenden Herden Punk-
tion nach Lang und Lijekion von 10^/oigem Jodoform-Glyzerin
oder 1^/oiger Argentumlösung.
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— Zeitschrift für Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (Blasohko, Lesser,
Neisser.) Bd. I. Leipzig.
8. Kinderkrankheiten.
Von PriTatdozent Dr. H. Nenmann in Berlin.
Physiologie. Emil y. Lange machte die Gesetzmäßigkeit im L&ngen-
Körpermaaße. Wachstum des Menschen zum Gegenstand seines Studiums. Die vor-
liegende Arbeit bedeutet einen wichtigen Fortschritt in der Erkenntnis der
maßgebenden Gesetze. Auch wenn wir nicht auf die Einzelheiten ein-
gehen dürfen, mfissen wir doch den neuen Gesichtspunkt auseinander-
setzen. Wenn wir von der Wachstumsrerschiedenheit absehen, welche
durch die Zugehörigkeit zu rerschiedenen St&mmen und Yölkem gegeben
ist, so ist auch in einer geschlossenen Gemeinschaft der ausgewachsene
Mensch verschieden groß und zwar dadurch, daß seine Wachstumsenergie
verschieden stark war. Bei einer kurvenm&ßigen Darstellung des Wachs-
tums wäre der Ausgangspunkt bei der Geburt ungefähr der gleiche, wäh-
rend weiterhin die Kurven garbenfOrmig auseinandergehen. Der Kurven-
verlauf läßt zunächst — als Fortsetzung der starken fötalen Wachstoms-
energie — einen schnellen Anstieg erkennen, der sich vom 2. Lebenqahr
bis zum Pubertätsantrieb allmählich verlangsamt (unter dem Bilde eines
Parabelabschnittes), dann folgt der PuberUtsantrieb mit seiner fOr die
beiden Geschlechter nach Eintritt und Stärke schon bekannten Verschieden-
heit. Während sich der Regel nach dann nur noch eine kurze Erhebung
anschließt, bis die Kurve wagerecht weiterläuft, kann das Pubertätswachstum
unter Umständen allerdings auch in einen ,üeber-" oder ,ünterwuchs'
ausgehen. Wesentlich erscheint nun dem Ref. folgendes. Bisher hatten
wir nur mit einer Durchschnittskurve zu rechnen, aus der wir nichts er-
kennen konnten, wenn wir über die Gesetzmäßigkeit im Wachstum eines
großen oder kleinen Individuums eine Feststellung machen wollten; wir
können unmöglich z. B. für ein . besonders kleines Individuum den Jahres-
zuwachs beanspruchen, der aus der Durchschnittskurve erkennbar war. Mit
der Berücksichtigung der normalen Schwankungen der Wachstnmsenergie
und der hieraus konstruierten Garbe von .Idealkurven' läßt sich jetzt mit
einem Blicke erkennen, wie sich das Wachstum bei jeder AltersgrOße ge-
stalten wird, im besonderen auch, wann und in welcher Stärke der Puber-
tätsantrieb einsetzen wird. Der Verf. hat naturgemäß nicht voUstikndig
das vorhandene Material berücksichtigen können; außerdem fehlt es aber
noch sehr an Messungen, besonders der fortlaufenden Größenzunahme von
Einzelpersonen. Eine gleichzeitige Berücksichtigung des Gewichtes steht
ebenfalls aus. Es ^vHre dringend zu wünschen, daß die Einrichtung der
Kinderkrankheiten. 44g
Schulärzte uns in dieser Hinsicht zuverlässige Angaben verschaffte, welche
auch die sozialen Verhältnisse u. dergl. berücksichtigte. In dieser Rich-
tung bringt einen schönen Beitrag Rietz, welcher in 5134 Messungen das
Wachstum Berliner Schulkinder während der Schu^ahre untersuchte. Er
nahm Gewicht, Länge und Brustumfang; er unterscheidet zwischen Knaben
und Mädchen und zwischen den Schülern der Gemeinde- und der höheren
Schulen. Der Einfluß der Geschlechtsentwicklung auf Längen- und Massen-
wachstum macht sich in der bekannten Weise bei beiden Geschlechtem
bemerkbar. Die Körperverhältnisse der Berliner Kinder erscheinen im
Vergleich mit Kindern anderer Städte und Länder in nicht ungünstigem
Licht. Die ärmeren Berliner Kinder bleiben im Vergleich zu den besser
gestellten in der Entwicklung zurück; im besonderen zeichnen sich die
ersteren durch eine geringere Länge, die letzteren durch ein erhebliches
Gewicht aus. Auch für Säuglinge sind die Körpermaße nach Bevölkerungs-
gruppen noch nicht genügend bekannt. An der JBrust der Mutter findet
der Säugling freilich überall ähnliche Emährüngsverhältnisse , hingegen
unterliegt das Päppelkind in seiner Entwicklung viel größeren Schwan-
kungen. H. Neumann gibt das Gewicht wesentlich gesunder Kinder des
Arbeiterstandes, indem er bei der Au&ahme in den Kinderschutzverein
und während der Haltepflege das Gewicht der freilich unehelichen Kinder
bestimmte. Es handelt sich um 1002 Wägungen an 665 Kindern. Etwa
vom 4. — 5. Lebensmonat an vermindert sich die Zahl der Kinder, welche
Camerers Normalkurve erreichen, erheblich, und die unterwertigen Zahlen
verteilen sich über eine größere Gewichtsbreite. Das Gewicht bewegt sich
am häufigsten im 2. Monat zwischen 2500 und 5000 g, im 8. Monat
zwischen 3000 und 5500 g, im 4. Monat zwischen 3500 und 6000 g, im
5. Monat zwischen 4000 und 7000 g, im 6. Monat zwischen 4500 und
7000 g, im 7. Monat zwischen 5000 und 7500 g, im 8. Monat zwischen
5000 und 8000 g, im 9., sowie im 10.— 12. Monat zwischen 6000 und 8500 g,
im 18.-15. Monat zwischen 7000 und 10000 g.
So wichtig auch für die Beurteilung der kindlichen Entwicklung und Oberfläche
im besonderen des Stoffwechsels die Kenntnis der Gewichtskurve ist, so und
zeigen die folgenden Untersuchungen, wie wesentlich es für ein tieferes Stoffwechsel.
Verständnis des Stoffwechsels ist, die Größe der Oberfläche zu be-
istimmen. Gelegentlich einer Untersuchung über die Fettsucht im kind- Fettsucht,
liehen Alter erörtert Rubner, inwieweit das von ihm aufgestellte Ge-
setz von der Proportionalität zwischen Oberfläche und Stoff^erbrauch auch
hier zutrifft. Es ist möglich, daß die Fettsucht keine einheitliche Ursache
hat, oder daß mitunter mehrere Faktoren bei ihrer Entstehung gleichzeitig
mitwirken. Im besonderen glaubt eine Reihe von Autoren eine spezifische
Erniedrigung d«r Leistungen der Zellmassen annehmen zu müssen, wie
anderseits auch eine funktionelle Erniedrigung der Leistungen des Körpers
durch Ausfall von Muskelbewegangen möglich wäre. Es traf sich nun sehr
glücklich, daß Rubner eine sehr vollständige Stoffwechseluntersuohung
bei zwei Geschwistern vornehmen konnte, von denen der eine Knabe fett-
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1904. 29
450 Neumann.
Fettsncht. süchtig, der andere, ein Jahr ältere, ganz normal entwickelt war. Ohne
daß an diesem Orte die Versuche selbst mitzuteilen sind, wäre das Er-
gebnis kurz dahin zusammenzufassen, daß der Eraftwechsel des fettsüchtigen
Knaben mit dem eines nichtfettsüchtigen von gleichem Gewicht vöUig
Übereinstimmte. Im besonderen besteht bei dem Fettsüchtigen keine Ver-
ringerung der Wärmebildung, wenn man ihn mit einer Person gleicher
Größe und desselben Ernährungszustandes vergleicht; auf das am EOrper
befindliche Eiweiß bezogen, muß die Eörpermasse des Fetten sogar relativ
mehr zersetzt haben, als die des Mageren; daher ist Fettansatz nur durch
die Zufuhr einer Überreichlichen Kost möglich, deren Üeberschuß ähnlich
dem normaler Menschen von gleichem Gewicht bemessen sein muß. Die
Besprechung des absoluten Energieumsatzes bei dem untersuchten Knaben
führt Rubner zu der Erörterung des Energieverbrauches in verschie-
denem Lebensalter; unter Verwertung weiterer Untersuchungen sucht
Rubner die Anschauungen von Sonden und Tigerstedt ausführlich
zu widerlegen, indem er von neuem ausführt, daß die Wärmeproduktion
von der relativen Oberfläche des Menschen abhängig ist; Abweichungen
vom Gresetz der Oberflächenwirkung erkennt Rubner in der Verschieden-
heit der Arbeitsleistung, der Ernährung und des Ernährungszustandes;
im besonderen muß, was die Einwirkung des Ernährungszustandes betrifft,
der Kraftwechsel proportional der Masse sinken. Jugend und Alter sieht
Rubner nicht in einem Abweichen von den elementaren Gesetzen des Kraft-
wechsels ausgedrückt, sondern in der verschiedenen Begrenzung der maxi-
malen Leistungen der Zellen, namentlich bei Arbeitsleistungen und ver-
mutlich in der besonderen Begrenzung regulatorischer Anpassungsfähigkeit
Es steht nicht im Widerspruch mit diesen Feststellungen, wenn bei jung
und alt der Kraftkonsum ganz verschieden ist. Die Arbeitslust und der
Spieldrang äußern ihre Wirkung auf den Nahrungsbedarf der Kinder, welchen
die lange Schlafzeit und der gesunde, tiefe Schlaf der Jugend nicht immer
völlig kompensieren kann. Es fällt daher der reichliche Nahrungsverbrauch
der wachsenden Kinder ganz in die Zeit ihres lebhaftesten Bewegungs-
bedürfnisses, in die Zeit, in der sie ihr Muskelsystem ausbauen; er beginnt
nach etwa 9 kg Körpergewicht und endet bei 35—38 kg Gewicht; bei
einem 9 kg schweren Kinde machen die Muskek zirka 17^0 und bei 35 kg
den maximalen Satz von etwa 44% aus. Wenn Arbeitstrieb und ent-
sprechender Appetit zur normalen Entwicklung gehören, so ist es anderer-
seits denkbar, daß beide gelegentlich nicht im richtigen Verhältnis stehen;
entspricht dem Triebe zur Nahrungsaufnahme nicht entsprechende Arbeits-
lust und Munterkeit (wie es bei dem untersuchten fettleibigen Knaben zn
beobachten war), so muß ein rapider Ansatz erfolgen — wie denn auch
der gewaltige Stoffansatz des ersten Lebensjahres nur durch die gleich*
zeitige Körperruhe und den so wenig unterbrochenen Schlaf erklärlich ist
Uebrigens kann bei einem Ejiaben, der für seine Bedürfnisse zu viel ißt,
auch schon die kohlehydratreiche und eiweißarme Armenkost zur Mast
führen; bei dem untersuchten Falle bestand außerdem geradezu noch eine
Kinderkrankheiten. 451
verringerte Ausnutzung des Eiweißes. Schliefilich zeigt Rubner an dem
Vergleich der Wasserverdunstung u. s. w. beim Fetten und Mageren , daß
der Fette engere Grenzen physiologischer Leistung hat. Die Fettsucht muß
als verminderte Gesundheit betrachtet werden. Sie bietet im Knabenalter
keinen Unterschied von der eines Erwachsenen. — Wichtig ist eine Unter-
suchung, die W. Li 8 sau er in ähnlicher Richtung für Säuglinge anstellte.
Zunächst bestimmte er an 12 Kinderleichen die Oberfläche und suchte von
neuem das Verhältnis zwischen Gewicht und Oberfläche zu ermitteln. Von
großem Interesse ist die Beziehung zum Nahrungsbedarf. Wie oben er-
wähnt, ist er nach Rubner im großen und ganzen proportional der Ober-
fläche. Je größer das Gewicht wird, um so kleiner wird im Verhältnis zu
ihm die Oberfläche und umgekehrt; es ist also bei Frühgeburten der Nah-
rangsbedarf im Verhältnis zum Gewicht ein großer. Lissauer stellt nun
fest, daß die Oberfläche gleich schwerer Kinder gleich ist, unabhängig vom
Alter. Die Berechnung des Nahrungsbedarfes nach dem Gewicht führt nur
bei Säuglingen, die ihrem Alter entsprechend entwickelt sind, zu brauch-
baren Durchschnittszahlen. Der Nahrungsbedarf von Kindern gleichen
Alters und verschiedenen Gewichtes ist verschieden; er ist hierbei nicht
proportional dem Gewichte, sondern der Oberfläche. Eine wichtige Ein-
schränkung des Rubner sehen Gesetzes ist nun, daß der Nahrungsbedarf
von Kindern von verschiedenem Alter und gleichem Gewicht trotz gleicher
Oberfläche verschieden ist. Die in der Ernährung zurückgebliebenen
älteren Kinder haben einen bedeutend größeren Bedarf; er entspricht dem
eines normalen Säuglings derselben Altersstufe (in den mitgeteilten Fällen
wurde freilich nur die untere Grenze des dem Alter entsprechenden Kalorien-
wertes innegehalten). Es wird nach Lissauer der Mehrbedarf der zurück-
gebliebenen, älteren Kinder im Vergleich zum gleichschweren, jüngeren
Kinde durch den relativ größeren Gehalt an lebenden Zellen bei Zurück-
treten des der Ernährung nicht bedürftigen Fettes bedingt. Vielleicht
sind in ähnlicher Weise auch die bei gleichaltrigen ^ gleichschweren Kin-
dern beobachteten Differenzen im Nahrungsbedarf zu erklären. Ref. möchte
anregen, ob zur weiteren Klärung nicht das spezifische Körpergewicht in
Rechnung zu ziehen wäre.
Ueber die Atmungs Verhältnisse beim Kinde hat Konrad Gregor Atmung im
mühsame Untersuchungen gemacht; er wurde hierin durch die Arbeiten Kindesalter.
von C. Hasse und v. Recklinghausen angeregt. Im ersten Lebens-
halbjahr ist die Atmung schon in der Ruhe sehr frequent, ist aber trotzdem
bei gesteigerten Anforderungen sehr leistungsfähig dadurch, daß die Fre-
quenz ohne Schwierigkeit auf das Doppelte gesteigert werden kann: Gre-
gor bezeichnet dies als eine große Aktionsfreiheit der Atmungstätig-
keit mit Aufwand einer großen Arbeitsleistung. In der zweiten Hälfte des
1. und im 2. Lebensjahre kann die an und für sich noch frequente Atmung
nicht mehr in dem gleichen Grade variiert werden; es besteht also eine
frequente Atmung mit geringerer Aktionsfreiheit. Gleichzeitig vertieft sich
allmählich die Atmung. Diese Vertiefung bildet sich im 3.-7. Lebens-
452 Neumann.
Atmung im jähre — gleichzeitig mit einer Yerlangsamung der Atmung — stärker
Kindesalter, ans. Insofern sich die größten Differenzen in der Atmungsgröfie bei ruhiger
und forcierter Atmung bilden, haben wir es auch jetzt mit einer großen
Aktionsfreiheit, jedoch auf Basis der Vertiefung der Atmung, zu tun. Im
weiteren Eindesalter wird die Atmung noch langsamer und tiefer, die
Arbeitsleistung geringer, und es nimmt die Aktionsfreiheit ab. Die Er-
klärung dieser verschiedenen Abschnitte in der Atmung ist zunächst darin
zu suchen, daß der Säugling abdominal atmet: erst durch das Grehen und
Stehen findet allmählich ein Descensus der vorderen Brustwand und der
Brust- und Bauchorgane statt und wird hiermit die thorakale Atmung
möglich. Vom 7. Jahre an wird die Bauchatmung durch die Brustatmung
ausgiebig unterstützt und bei den Knaben sogar größtenteils durch sie er-
setzt. Gregor beobachtete nun bei Atmungskranken (d. h. bei solchen
Kindern, die fast ständig — aber nicht zur Zeit der Untersuchung —
Katarrhe der tieferen Luftwege hatten) zu allen Zeiten eine geringere
Atemtiefe gegenüber gleichaltrigen normalen Kindern uAd dadurch eine
fortgesetzte Beeinträchtigung der Tendenz, durch Vertiefung der Atmung
die Arbeitsleistung einzuschränken. Vielmehr wird die Frequenz und damit
die Arbeitsleistung gesteigert. Solche Kinder haben auch ein besonderes
Verhalten der Atembewegungen; sie haben eine «schlechte Haltung',
d. i. schlechte Schulterhaltung und nach vom gesunkenen Thorax, die sie
im Gegensatz zu einfach muskelschwachen Kindern nicht willkürlich korri-
gieren können. Diese Veränderung in der Atmungsfrequenz und Atmungs-
bewegung ist nur, wie Ref. meint, in der Praxis schon lange' bekannt; die
systematische Untersuchung wird uns aber gewiß weiter bringen; so ist es
z. B. wichtig, daß nach Gregor das Zurückbleiben in der Entwicklung
der Atemtiefe bei solchen Kindern schon im 2. Lebenshalbjahr nachweisbar
wird. Leider ist die Methodik für diese wichtigen Untersuchungen vor-
läufig noch zu verwickelt.
Zur Beurteilung pathologischer Verhältnisse muß man sich das nor-
Blut. male Verhalten des Blutes beim Kinde gegenwärtig halten. AnnaPerlin
untersuchte in dem Jennerschen Kinderspital die physiologischen
Grenzen des Hämoglobingehaltes und der Zahl der Blut-
körperchen im Kindesalter. In ungefährer Uebereinstimmung mit
früheren Untersuchungen fand sie den Hämoglobingehalt in den ersten
3 Lebenstagen am höchsten (106— 119 Vo); am 4. Tage sinkt er, so daß er
im 1. Lebensjahre das Minimum erreicht (58 — 78 7o); vom 2. Jahre an
steigt er ununterbrochen (im 4. Jahre ist er nicht unter 70%) bis zum
15.— 16. Jahr (74— 887o). Die Zahl der roten Blutkörperchen ist in der
ersten Woche am höchsten (5,28—7,55 Mill.) und wird vom 11. Tage an
geringer, im 1. Jahre ist sie am niedrigsten (4,2—5,8 Mill.), steigt dann
etwas bis zum 4. Jahre (4,75—5,6 Mill.), bleibt bis zum 8. Jahre fast in
gleicher Höhe, und steigt dann weiter (4,8—6 MiU.). Die Zahl der weißen
Blutkörperchen ist in den ersten 2 Tagen am höchsten (15800—19000),
sinkt dann bis zum 4. Jahr (8240—18400), bleibt in ungeföhr gleicher Höhe
Kinderkrankheiten. 453
bis zum 8. Jahr (7800—13400) und sinkt dann rasch weiter (7200—9220).
— Für die künstliche Ernährung Neugeborener ist es von Bedeutung, daß
P. Schilling (Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. VHI, H. 3) zeigte, daß die
submazillare Speicheldrüse von 2—3 Wochen alten Kälbern Stärke in Submaxillare
Zucker umwandelt Bei Kindern im Alter von 9 Tagen bis 6 Wochen Speioheldrüse.
(hierbei nur 1 Flaschenkind) brachte Schilling an den Ausführungs-
gang der Subungualis und Submaxillaris Stärkekleister, wobei er
durch Watte sorgfältig die Parotis isolierte, und konnte auch hier die
Absonderung eines stärkeumwandelnden Fermentes sicher nachweisen. —
Schließlich wird es überraschen, noch unter der Besprechung normaler
kindlicher Verhältnisse die Diastase der Musculi recti abdominis zu Diastase der
finden. Fried jung bezeichnet sie als das normale Verhalten bei Kin- Musculi recti
dern ohne Unterschied des Geschlechts; er fand sie bei 75 von 100 Kindern. * ^^ ^*'
Wenn die Diastase mit Hysterie zusammentrifft, kann sie zu einem typi-
schen Krankheitsbild führen, das sich durch inkarzerationsähnliche An-
fälle charakterisiert; es handelt sich dabei um eine Hyperästhesie der
Baucheingeweide, die auch in der anfallsfreien Zeit bei der Untersuchung
nachweisbar ist. Suggestion (innerlich gab Friedjung Tinct. Valerianae) führt
schnell zur Heilung. — Besonders durch die Bemühungen von Moro war
die Anwesenheit verschiedener Fermente in der Frauenmilch — mehr Frauenmilch,
oder weniger auch in der Milch verschiedener Tiere — festgestellt. Es
besteht schon seit einiger Zeit die Neigung, den Vorteil der rohen
Milch bei der Säuglingsemährung darauf zurückzuführen, daß jene Fer-
mente, welche ebenso wie die Präzipitine, Agglutinine u. s. w. durch
Kochen zerstört werden, zu einer physiologischen Tätigkeit berufen sind.
Dieser Standpunkt wird z. B. in dem schönen Buch von Marfan
vertreten. Allerdings müssen wir den Ausführungen von Soxhlet bei-
pflichten, welcher die Abscheidung eines diastatischen Fermentes, zumal
es in der Milch gar nicht zur Funktion kommen kann, auf die gleiche
Stufe wie die neuerdings nachgewiesene Abscheidung von Harnstoff in der
Frauenmilch stellt. Daß trotzdem in dieser Frage noch große üeber-
raschungen bevorstehen, läßt eine Mitteilung von v. Behring ahnen; er
fand, daß die rohe Kuhmilch einen erheblichen Gehalt von Antikörpern
hat, welche durch die normale Darminfektion mit dem Bact. coli comm.
entstehen; es genügt aber schon einstündiges Erhitzen auf 60® und darüber,
um die Immunkörper der Milch inaktiv zu machen.
Efinstliche Ern&hrunfir. Wir haben Mitteilungen aus dem
letzten Jahresbericht diesmal zu ergänzen. Die mit Pegnin ge- Pegninmiioh.
labte Kubmilch erwirbt sich vielfach Anerkennung. So hatte
M. Levy (Deutsche med. Wochenschr. Nr. 23) im Verlauf eines
schweren Brechdurchfalls mit ihr einen durchschlagenden Erfolg;
im besonderen rühmte Siegert die Labmilch auch auf der letzten
Naturforscherversammlung (Abt. f. Kinderheilk.). Rein ach betont
&n gleicher Stelle, daß bei chronischen und akuten Störungen mit
454
Neamann.
vorwiegendem Erbrechen und Unruhe nach dem Trinken die letzteren
Symptome dnrch die Pegninmiich durchweg günstig beeinflußt
wurden. Die Anwendung unverdünnter Pegninmiich ist in der
Begel zu vermeiden. Auch Referent sah wiederholt, daß es mit
der Labmilch möglich wurde Säuglinge zu em&hren, bei denen
andere Arten künstlicher Ernährung erfolglos blieben; übrigens
verdünnt auch er die gelabte Müch nach Bedarf. Erneut weist
Bamogen. Gernsheim auf die Vorzüge des Bamogens und des Milch-
soma toser amogens hin. Die Kinder, die hierbei gut ge-
diehen, bekamen übrigens sehr große tägliche Flüssigkeitsmengen,
die aber nach Gernsheim und Biedert nicht schaden sollen.
Bei Darmstörungen beginnt man mit starken Verdünnungen (1 Teil
auf 25 Teile Wasser) ; allmählich kann man zu starker Konzentration
Battemüich. (1:5 — 4^2) kommen. Weiter fesselte das Interesse die Butter-
milch. Der Gefahr, daß dasselbe durch die Schwierigkeit der
BeschafiPung erlahmen werde, scheint durch die Herstellung einer
Konserve begegnet zu werden. Gelegentlich ihrer Verwendung fand
Gernsheim — worin ihm Referent beistimmen muß
daß sie
bei akuten Brechdurchfallen im Stich lasse. Kobrak kommt unter
kritischer Sichtung der poliklinisch mit Buttermilch behandelten
Fälle zu folgenden Schlüssen: zu versuchen ist die Buttermilch bei
Frühgeburten und von Geburt schwach entwickelten Kindern, die
keine Muttermilch erhalten können; bei atrophischen Kindern, zur
Verwendung bei AUaitement mixte, im dyspeptischen Stadium mittel-
schwerer und leichter Darmkatarrhe, nicht hingegen im akuten
Stadium, zuweilen bei angeborenem oder früh erworbenem Er-
brechen. Hingegen widerrät Kobrak die Anwendung, wenn Wider-
willen noch nach zwei Tagen nicht überwunden ist, wenn Dyspepsie
mit stark saueren Stühlen entsteht, wenn Darmkatarrh entsteht oder
rezidiviert, femer im dyspeptischen Stadium schwerer Darm-
katarrhe, oder wenn Erbrechen eintritt; bei Tetanie, bei Barlowscher
Krankheit, schließlich bei starker Verstopfung; besteht übrigens
dringende Indikation, so kann man in letzterem Fall die Buttermilch
trotzdem geben und die Verstopfung durch Zusatz von Malzsuppen-
extrakt oder Theinhardts löslicher Kindemahrung bekämpfen. Auch
aus dem B ag ins ky sehen Krankenhaus wird Erfreuliches von der
Buttermilch berichtet. Caro teilt mit, daß von 198 Säuglingen 157
mit Erfolg kürzere oder längere Zeit auf diese Weise ernährt wurden.
Sowohl bei akuten wie auch ganz besonders bei chronischen Darm-
störungen sah man besten Erfolg mit den bekannten, oft ungeheuer-
lichen Gewichtszunahmen. Im Durchschnitt nahmen die Kinder
Kinderkrankheiten. 455
übrigens 160-300 g in der Woche zu. Wenn die Kinder die
Buttermilch im Anfang widerwillig tranken, so hat Referent mit seiner
6 ^/o Bohrzucker enthaltenden Buttermilch diese Erfahrung nicht ge-
macht. Nach Bommel ist die Buttermilch besonders bei akutenMagen-
darmerkrankungen, aber auch bei chronischen Ernährungsstörungen
ein überraschend sicher wirkendes therapeutisches Diätetikum.
Ihre Wirkungsweise erklärt sich durch ihre Fettarmut — zumal bei
akuten Fällen — , durch die feine Verteilung des Kaseins, welche
mechanisch durch den Prozeß des Buttems zu stände kommt und
bei gekochter, bezw. sterilisierter Buttermilch durch den Mehlzusatz
erhiJten bleibt, durch den Gehalt an Milchsäure, welcher abnorme
Gärungen verhindert und das Kasein vor Fäulnis behütet, femer
eine unwillkommene spätere Labwirkung ausschließt und peptisch
neben der Salzsäure wirkt. Der nachteilige Einfluß, den die Butter-
milch durch ihren Gehalt an Milchsäure auf den Mineralstoffwechsel,
im besonderen die Ca-Bilanz, ausübt, läßt sie als ausschließliche
Dauemahrung nicht geeignet erscheinen. Bei längerer Anwendung
ist es angezeigt, den Zuckerzusatz beträchtlich zu vermindern und
den Gehalt an Fett zu vermehren. Außer der besonderen Präparation
der Kuhmilch wäre für die Säuglingsemähnmg noch Soxhlets Kährzacker.
Nährzucker wiederum zu erwähnen. Nachdem er Mitte 1901 in
den Handel gekommen ist, hat er eine sehr große Verbreitung gefunden.
Es berichteten über seine Anwendung neuerdings Moro und Bommel.
Nachdem Beferent auch seinerseits in mehrjähriger Anwendung den
Nährzucker erprobt hat, will er nicht verfehlen, an dieser Stelle die
Bedeutung des Präparates zu beleuchten. Mit verschwindend selte-
nen Ausnahmen, in denen der Nährzucker Aufstoßen und sonstige
Magenbeschwerden macht, wird er sehr gut in jedem Lebensalter
vertragen. Selbst die Gegner einer frühzeitigen stärkehaltigen Kost
können den Nährzucker schon Neugeborenen geben, da er keine
Stärke mehr, sondern Maltose und Dextrin zu gleichen Teilen ent-
hält. In der Begel wird man der Verdünnungsflüssigkeit 10 ^jo
Nährzucker zusetzen; der Nahrung Neugeborener etwas weniger.
Beferent geht nicht über die Menge von 60 g Nährzucker auf den
Liter Milchmischung hinaus. In diesem Falle darf man hoffen, daß
der Zusatz auf die Dauer gut vertragen wird, während bei dauern-
der Verwendung sehr großer Mengen sich Störungen zeigen können.
Beferent verwendet den Nährzucker bei gesunden Kindern anstatt
gewöhnlichen Zuckers wesentlich dann, wenn Neigung zu häufigeren
Entleerungen besteht; tritt unter seiner Verwendung Neigung zu
Verstopfung ein, so reguliert er dadurch, daß er einen gewissen
456 Neomaim.
N&hrsnoker. Teil des Nährzuckers durch Bohrzucker ersetzt. Bei Verdaauogs-
störungen akuter Art wird jetzt wohl allgemein für ein- bis zwei-
mal 24 Stunden Hungerkost in Form von Tee, Eiweißwasser u. dergl.
verordnet. In diesem Stadium dürfte man am besten zunächst von
dem Nährzucker absehen; sobald aber die häufigen spritzenden
Stühle spärlicheren, schleimigen Entleerungen Platz machen, setzt
Beferent den Schleimsuppen, die er jetzt zunächst anordnet, unbe-
denklich Nährzucker zu (1 gehäuften Eßlöflfel = 25 g auf '/< 1
Schleim) und behält ihn auch bei, wenn er weiterhin zu Milch-
mischungen übergeht. Für die Verwendung bei akuten Darm-
störungen dürfte es sich empfehlen, den Nährzucker ohne die später
zu erwähnenden Zusätze zu verwenden. Beferent gibt nicht selten,
um einen Bückfall durch Ernährung mit ungeeigneter Milch hintan-
zuhalten, zunächst Biederts Bamogen, mit starken Verdünnungen
beginnend und bis zu einer 10 ^/o igen Lösung fortschreitend; da
selbst letzteres nur 3^3^/0 Zucker enthält, so verstärkt er auch bei
der Verwendung des Bamogens dauernd den Nährwert durch Nähr-
zucker. Auch bei chronischen Ernährungsstörungen, nach
Bommel besonders solchen, die bei milch- und fettreicher Nahrung
aufgetreten sind, bewährt sich der Nährzucker; übrigens kommt
hier Soxhlets verbesserte Liebigsuppe, auf die wir bei späterer
Gelegenheit zurückkommen werden, mindestens in gleichem Maße
in Betracht. Soxhlet machte den Nährzucker schwach sauer und
setzte ihm etwas Kochsalz zu; ob hierdurch die Verdaulichkeit er-
leichtert und der Bhachitis entgegengearbeitet wird, wissen wir nicht.
Die reichliche Verwendung im Haushalt wird jedenfalls durch den
salzigen Geschmack erschwert. Es ist daher angenehm, daß jetzt
ein Nährzuckerkakao in den Handel gebracht ist, der aus einer
Mischung von Kakao mit reinem Nährzucker hergestellt ist und
ungemein nahrhaft und bekömmlich ist. Wenn man nach Vorschrift
zwei gehäufte Eßlöffel auf eine große Tasse nimmt, wird man übrigens
zur Süßung zweckmäßig noch etwas Bohrzucker zusetzen. Beferent
verordnete dieses Präparat z. B. bei einem Mädchen mit Darmtuber-
kulose und Darmnabelfistel mit gutem Erfolg, ebenso bei einem
größeren Säuglinge, bei dem er die stark stopfende Wirkung durch
Kompott etc. aufhob und auf diese Weise bequem zur gemischten
Ernährung gelangte. Es erscheint der Nährzuckerkakao zur Mästung
von Personen, die zum Durchfall neigen, durchaus zweckmäßig.
Krankheiten der Neugeborenen. Wenn Biether im Laufe
eines Jahres an der niederösterreichischen Landesirrenanstalt in
Einderkr ankheiien. 457
Wien nicht weniger als 66mal sichere Klavikolarfrakturen be- Eiavikuiar-
obachten konnte und zwar bei spontaner Geburt, so verdient diese ^^^^^^'•
Tatsache Beachtung: es handelt sich hier offenbar um ein bisher
übersehenes Vorkommnis, welches auf gleicher Stufe z. B. mit dem
Kephalh&matom steht.
Verdaanngsstörungen. Wir sind gewohnt, den Soor als eine zwar Soor,
häufige, aber nur örtliche Komplikation, besonders bei Verdauungs-
störungen, zu betrachten. Hiervon abweichend sah Heubner bei einem
1jährigen Kind eine trockene Nekrose der Mandeln. Unter Fieber und
starker Dyspnoe ging es zu Ghrunde, nachdem sich auf der Haut ein
Exanthem — linsengroße, blaßrote, hämorrhagische Flecke mit zentraler
Pustel — entwickelt hatte. Die Sektion ergab neben Pharyngitis und
Tonsillitis gangraenosa diphtherica eine Nephritis und Hepatitis paren-
ch3rmat08a und Hyperplasia lienis. Die kulturelle und mikroskopische
Untersuchung zeigte, daß sich in den Tonsillen keine Diphtherie-
bazillen oder Streptokokken, sondern fadenbildende Stäbchen und
Soorpilze fanden, und daß die letzteren sich in den ganzen Körper
verbreitet hatten; besonders waren sie an der Niere in der Mark-
rindengrenze und in der Rinde im Lumen der Kapillaren gewuchert
und vielleicht auch in die Hamkanälchen eingedrungen. Während
auf dem Leichentisch Soormetastasen schon öfter gefunden wurden,
ist hier zum ersten Male schon klinisch die Vermutung einer Soor-
infektion aufgetaucht.
Infektionskrankheiten. M. Heinemann stellt die Erfahrungen Psychosen
zusammen, die über Psychosen und Sprachstörungen nach infg^^io^g.
akut fieberhaften Erkrankungen im Elindesalter gemacht sind, krankheiten.
Es kommen akute Psychosen, Störungen der Sinnesorgane und der
Sprache am häufigsten nach Typhus, bei Influenza, nach Pneumonie
vor. Die Prognose ist günstig, das Krankheitsbild — wesentlich
Verwirrtheit mit oder ohne Halluzinationen — nicht fdr bestimmte
Infektionskrankheiten charakteristisch. Heinemann berichtet aus
dem Kaiser-Friedrich-Kinderkrankenhaus über eine Influenzapsychose,
über 8 Fälle bei kruppöser Pneumonie — Psychosen mit Aphasie — ,
über 2 Fälle von Sprachstörungen und 1 FsJl von psychischer Alte-
ration bei Typhus.
Scharlach, v. Szikely berichtet von einer Scharlachansteckung
durch Einreiben mit infizierter Zinksalbe; der Scharlach ging nach
nicht ganz 2tägiger Inkubation von der eingeriebenen Stelle aus
und verlief leicht, v. Szökely regt an, unter Umständen ein in
458
Nei
Scharlaoh-
infektlon.
Erreger des
Scharlach.
gleicher Weise abgeschwächtes Virus zu inokulieren. Man nimmt
allgemein an, daß Scharlach auch durch Gesunde verschleppt werden
kann. Demgegenüber sind die Beobachtungen von Sutherland
von Wichtigkeit, zumal er sie in Arbeiterfamilien anstellte, wo selbst
bei Isolierung des kranken Kindes die kranken und gesunden Kinder
von der Mutter abgewartet wurden. Zunächst war in zehn Familien
von jeder Isolierung des scharlachkranken Kindes abgesehen, und
in jeder dieser Familien kamen Ansteckungen nach 2 — 14 Tagen, vom
Beginn der ärztlichen Behandlung an gerechnet, vor. Während in
weiteren 40 Haushaltungen keine infektionsfahigen Individuen vor-
handen waren, gab es solche in 82 Familien; in diesen wirkte die
Isolierung in der Weise, daß in 48 Familien eine Ansteckung ver-
mieden wurde, in 84 Familien hingegen eine Ansteckung stattfand,
und zwar regelmäßig 2 Tage, nachdem ein Verkehr mit den er-
krankten Sandern, die 43 oder weniger Tage isoliert gewesen waren,
stattgefunden hatte. Es würde dies dafar sprechen, daß nur die
Berührung mit dem Scharlachkinde selbst ansteckt. F. Hasen-
knopf und Salge veröflfentlichen die Einzelheiten ihrer schon im
vorigen Jahrgang angedeuteten, mühevollen Untersuchungen. Ohne
in die Einzelheiten einzugehen, kann hier nur folgendes berichtet
werden: Die Scharlachstreptokokken wurden durch das
Serum der Scharlachkranken in der Begel agglutiniert ; zweimal war
<^d Agglutinationsflähigkeit am 28., bezw. 36. Krankheitstage wieder
erloschen. Das Serum der Scharlachkranken bewirkte bei Strepto-
kokken anderer Herkunft und umgekehrt das Serum von einem
Erysipel und bei einer puerperalen Sepsis beim Scharlachstrepto-
kokkus keine Agglutination. Durch Tierpassagen wurde der Strepto-
kokkus insofern beeinflußt, daß er nicht mehr ebenso stark durch
das Scharlachserum — aber immerhin doch noch spezifisch — agglu-
tiniert wurde. Es ist nun sehr anzuerkennen, daß die Verfasser auf
ihre Untersuchungen hin nicht annehmen, daß der Streptokokkus
die Ursache des Scharlachs sei, sondern nur einen Teil der bei
Scharlach vorkommenden Erscheinungen auf ihn zurückführen, in-
dem sie die Streptokokkeninfektion als eine Komplikation des
Scharlachprozesses auffassen. „Es liegt die Annahme nahe, daß die
Streptokokken beim Scharlach einen ganz besonders guten Boden
finden, daß ihnen die intensive Einwirkung auf den Organismus sehr
erleichtert wird, daß die Beziehung der Streptokokken zum mensch-
lichen Organismus eine ungleich engere wird, wenn dieser Organis-
mus an Scharlach erkrankt^; hierbei passen sie sich den unter
diesen Verhältnissen gebotenen Bedingungen in besonderer Weise
Kinderkraiikheiteii.
459
an. Wenn es gelänge, sie durch ein bakterizides Serom unschädlich
zu machen, so würde hiermit in der Bekämpfung des Scharlachs
ein großer Fortschritt gemacht sein.
Keuchhusten. Arnheim konnte in über 150 bakteriologisch Eeaohhusten:
untersuchten Sputa sowie an der Leiche, ebenso Faul Beyher in
d4FäUen, ebenfalls zum Teil an der Leiche, die regelmäßige Anwesen-
heit des Gzaplewski-Hensel sehen Folbakteriums nachweisen; Poibakterium.
dasselbe ist in Haufen, zum Teil in den Epithelien gelagert. Leider
haben alle Versuche die Kultivierbarkeit zu erleichtem ebensowenig wie
das Tierexperiment bisher zu einem Erfolg geführt. Maximilian Behandlung.
Schreiner rühmt Zitrophen — in großen Gaben — sowie Oxy-
kampfer; daß diese Mittel mehr als andere leisten, erscheint nicht
hinreichend bewiesen. Wilhelm Steckel gibt an, bei früher Be-
handlung den Keuchhusten mit Euchinin zu heilen; er gibt Säug-
lingen 0,2 in Suppositorien 2mal täglich, mit jedem Jahr gibt er
1 Dezigramm mehr. lieber 0,7 innerlich, bezw. 1 g als Zäpfchen,
steigt er nicht. Uebrigens schließt er sich russischen Autoren an,
indem er als Frühsymptom einen blassen Urin, der gleichzeitig ein
spez. Gewicht von 1020 — 1035 hat, beobachtet.
Diphtherie. Die Arbeiten Marfans und Wielands, die wir
hier besprechen wollen, sind nicht geeignet, die Bedeutung des
Diphtherieheilserums zu erschüttern, aber sie mahnen uns, der
Grenzen seiner Wirkung eingedenk zu bleiben und es auf der anderen
Seite in der Biohtung, in der es den größten Segen stiften kann, voll
auszunutzen. Mit Unrecht hat man verlernt die Diphtherie zu fürchten.
Jeden Tag kann eine neue schwere Epidemie hereinbrechen, wie sie
Marfan aus diesen beiden letzten Jahren beschreibt. Von 1303
Fällen, die er selbst behandelte, starben 271; zieht man die in den
ersten 24 Stunden im Krankenhaus Gestorbenen ab, so mindert sich
die Sterblichkeit von 20,8 auf 11,5 ^/o. Wir hören von den be-
kannten Formen schwerer Diphtherie: der deszendierenden, der
septischen, der schleichend, aber mit schweren Lähmungen ver-
laufenden ; die Gerinnselbüdung in der Herzspitze fuhrt zuweilen zu
Embolien. Für die septischen Formen wird ein Diplokokkus be-
zichtigt, welcher nicht mit dem gewöhnlichen Streptokokkus über-
einstimmen soll. Marfan betont, daß auch die schweren septischen
Formen bei sehr früher Serumbehandlung vermieden werden können.
Wieland untersucht in ausführlicher Weise die Verhältnisse der
operativen Larynxstenosen an dem Basler Kinderspital. Die
Diphtherie ist in Basel in der Regel nicht sehr verbreitet und
nicht sehr bösartig; umsomehr muß es auffallen, daß seit der Ein-
Diphtherie-
heUsenun.
460
Neumaiin.
Operative
Larynx-
stenosen.
Diphtherie-
bazillen bei
Schnupfen.
fahmng des Serams die Todesftüle unter dem Bilde schwerer Yer-
giftnng auftreten; auch bei rechtzeitiger und reichlicher spezifischer
Behandlung kamen Todesfälle vor. Die eingehende Analyse zeigt,
daß das Serum die langsam sich örtlich ausbreitende Form der
Diphtherie zum Verschwinden gebracht hat, hingegen bei raschem
oder toxischem Verlauf wenig Aussichten bietet. Die wenig gün-
stigen Resultate bei toxischen FäUen erklären die unregelmäßigen
Schwankungen der Diphtheriemortalität (soweit es sich um gespritzte
Fälle handelt). Nur Injektionen in den ersten Stunden der Erkran-
kung, wie sie sich bei Spitalerkrankungen ausführen lassen, geben
größere Sicherheit des Erfolges, Es ist darum im allgemeinen von
der prophylaktischen Einspritzung ausgedehnte Anwendung zu
machen. — Theoretisch spricht die wesentlich örüiche Heilwirkung
des Serums dagegen, die giftbindende Wirkung des Experiments für
die Heilung des Kranken in unmittelbarer Weise heranzuziehen;
vielmehr scheint die Bedeutung des Serums zum größeren Teile in
einer bloß indirekten, weitere Oiftproduktion verhütenden Wirksam-
keit zu liegen. Bakteriodiagnostisch interessant wäre die Mitteilung
L. Ball ins. Es wurden im Kinderasyl unter 68 klinisch als gewöhn-
licher Schnupfen angesprochenen Fällen llmal Diphtheriebazillen ge-
funden, und zwar nur zu einer gewissen Zeit und nur auf 2 Stationen
bei Kindern, die schon lange im Hause waren. Ballin sieht sich
genötigt, die Anwesenheit der Bazillen als zufällig anzusehen, zumal
die Einspritzung von Heilserum den Verlauf der Krankheit nicht
beeinflußte. In den vereinzelten Fällen, wo dem Diphtheriebazillus
ätiologische Bedeutung zuerkannt werden mußte, war auch das
klinische Bild ein anderes : eitriges Sekret, gedunsenes Gesicht, auf-
fallende Störung des Allgemeinbefindens u. s. f.
Headsche
Zonen.
Nervenkrankheiten. Die Untersuchung auf die von He ad
genau studierten und lokalisierten Hauthyperästhesien ergänzt
das klinische Bild in einer bemerkenswerten Weise; Bartenstein
hat sie an der Breslauer Kinderklinik auch auf die Erkrankungen
der Kinder ausgedehnt; er fand sie vorwiegend bei nervösen Kindern.
Insofern die Zonen Beflexphänomene sind, wäre in jedem Fall der
Versuch zu machen, die ursächliche Viszeralstörung aufzufinden und
zu beseitigen. Johann v. Bökay hat in mehr als 90 Fällen von
chronischem Hydrozephalus die systematisch wiederholte Lumbal-
punktion angewendet. Nur in sehr seltenen Fällen ist die Kom-
munikation zwischen den Himventrikeln und dem subduralen Raum
aufgehoben und hierdurch die Lumbalpunktion erfolglos; bei an-
Kinderkrankheiten. 461
geborenem internen Wasserkopf ist die Lumbalpunktion gewöhn- Lambai-
lieh nutzlos, weil die Himentwicklung gestört ist. Hingegen ist der h^^jJJ^^jI'i® ^
Erfolg bei erworbenem Hydrozephalus , z. B. nach epidemischer
Zerebrospinalmeningitis, oft ein deutlicher, zuweilen sogar ein voll-
kommener. Die Punktion ist häufig zu wiederholen und hierbei
aUerhöcbstens eine Menge von &0 — 60 ccm zu entleeren; wenn die
Flüssigkeit zunehmend mehr Eiweiß enthält, sind die Pausen zu ver-
größern. Als Beispiel teilt v. B6kay einen Fall von Hydrozephalus
nach Zerebrospinalmeningitis bei einem 4monatlichen Eand mit, bei
dem durch 11 Punktionen 288 ccm Flüssigkeit entleert wurden und
Heilung eintrat. In einem anderen Fall wurden in 15 Sitzungen
660 ccm entleert. Referent hält B6kays Mitteilung für beachtens-
wert. Auch nach der Erfahrung des Referenten können systematisch
wiederholte Punktionen besonders nach frischeren Entzündungen der
Häute mit Vermehrung der Zerebrospinalflüssigkeit zur Heilung
führen; die Punktion läßt sich ambulatorisch ausfuhren, wie dies auch
B6kay tat. Im besonderen nehmen die Himdruckerscheinungen
vorübergehend oder dauernd ab (Spasmen, Erbrechen u. s. f.). Wir
stehen im besonderen den verhältnismäßig frischeren Formen des
entzündlichen Wasserkopfes heute ganz anders als vor wenigen
Jahren gegenüber : auf der einen Seite hat es sich ergeben, daß ein
unerwartet großer Prozentsatz der antisyphilitischen Behandlung zu-
gänglich ist, auf der anderen Seite können wir bei richtiger Indi-
kation die Druckerscheinungen, welche sekundär sind und trotzdem
den Ausgang der Krankheit gewöhnlich entscheiden, zuweilen zum
Verschwinden bringen. Immer häufiger sind Heilungen selbst bei
angeborenem chronischen Hydrozephalus zu registrieren; z. B. fol-
gender Fall von Franz SzlÄvik: der typische Hydrozephalus, der Spontanheilung
im 2. Lebensmonat bemerkt wurde, kam zu 6 Monaten zur Behand- ^®'
lung und heilte vollkommen. Es wurde eine Schmierkur mit Jod-
kalium kombiniert, außerdem — nach Meinung des Referenten wohl
überflüssigerweise — wiederholt die Lumbalpunktion vorgenommen.
Der Stimmritzenkrampf erweckt weiter das größte Interesse, stimmrltzen-
nachdem in ihm eine Teilerscheinung einer sehr verbreiteten Heber- J^r»™?'«
erregbarkeit des Nervensystems im frühen Eindesalter erkannt ist.
In Nachprüfung der in früheren Jahrgängen besprochenen Unter-
suchungen von Thiemich und Mann sowie von Finkelstein
berichtet Alfred Japha über die Ergebnisse, die ihm die Unter-
suchung von über 600 Eändem geliefert haben. Es vereinigt sich
nach ihm der Stimmritzenkrampf des Kindes mit einer gewissen Art
von Konvulsionen und gewissen lokalen Krampfzuständen zu einem
462
Nemnann.
Stimmritzen- Erankheitsbilde, welches durch eine erhöhte Erregbarkeit des Nerven-
krampf. gygtems gegenüber allen Arten von Reizen charakterisiert ist. Die
winterliche Jahreszeit, vielleicht durch Vermittlung von Wohnungs-
schädlichkeiten, begünstigt den Ausbruch der Erkrankung; von
allergrößter Bedeutung sind aber Ernährungsschädlichkeiten, beson-
ders kann die Kuhmilch die Erscheinungen hervorrufen, während
Milchentziehung dieselben oft prompt für die Zeit des Aussetzens,
manchmal dauernd, beseitigt, wofern man nur für eine Regelung der
Diät sorgt. Der Einfluß der Ernährung scheint sich aber erst
sekundär infolge einer funktionellen Organstörung geltend zu
machen.
Zyklische
Albaminarie.
Nierenkrankheiten. Die zyklische Albuminurie — wesent-
lich eine Erkrankung des Kindesalters oder mindestens aus ihm
stammend — erfuhr vielfache Behandlung. In entgegengesetzter
Richtung bewegen sich die Arbeiten von Faul Edel und von Leo
Schaps und andererseits die von Häuser. Nach Schaps hat die
zyklische Albuminurie mit der chronischen Nephritis, die periodisch
Eiweiß zeigt, nichts gemein ; sie beginnt wesentlich nach dem fünften
Jahre; eine Entstehung aus Infektionskrankheiten sei nicht nach-
weisbar; sie ist nicht selten familiär und erscheint als Symptom
einer mit dem Wachstum des Organismus sich allmählich aus-
bildenden Konstitutionsanomalie. Es scheint in derselben regel-
mäßig auch das Herz eine Rolle zu spielen. Schaps ist geneigt,
die Minderwertigkeit der Herzfunktion der von Germain S6e be-
tonten Hypertrophie et Dilatation de croissance gleich zu setzen.
EZlinisch finden sich bei der Albuminurie: Kopfschmerzen ohne
migräneartigen Typus, Appetitlosigkeit, Mattigkeit, leichte Ermüdbar-
keit bei der Arbeit und ziemlich häufig Verstopfung. Von großem
Interesse sind die seit einigen Jahren laufenden Untersuchungen von
Paul Edel; er stellte fest, daß die zyklische Albuminurie bei abnorm
niedrigem Blutdruck eintritt; die betrefiPenden Individuen, welche
man als abnorm leicht ermüdbar bezeichnen muß, leiden an einer
neuromuskulären Asthenia cordis; ihr Zustand ist der gleiche, wie
er vorübergehend bei Rekonvaleszenten nach akuten Infektions-
krankheiten auftritt. Allerdings muß man außer der Schwäche im
Zirkulationsapparat noch eine besondere Empfindlichkeit der Niere
annehmen, da die erstere nicht an und für sich immer mit Albumin-
urie verknüpft ist. Im Gegensatz zu diesen Anschauungen äußert
sich Haus er: nach ihm handelt es sich „um Zirkulationsstörungen,
vielleicht zum Teil um die Gifbwirkung, um den Reiz von StofP-
* Kinderkrankheiten. 468
wechselprodukten gelegentlich größerer Muskelanstrengongen, welche
eine durch infektiöse Prozesse geschwächte Niere veranlassen, zeit-
weise Eiweiß auszuscheiden^; der Sitz der Läsion müsse in den
Außenepithelien der Olomeruli angenommen werden. Er verordnet
auf lange Zeit ausschließliche Milch- und vegetabilische Diät; daneben
diuretische Wässer. Er hat ebenso wie Edel zuweilen durch eine
vorsichtig gesteigerte Muskelarbeit Heilung gesehen, was uns aller-
dings eher für die Edel sehe Anschauung zu sprechen scheinen
würde.
Konstitutionelle Krankheiten. Ehachitis. Escher unter-
suchte auf Veranlassung von Stooß Sander klinisch und anatomisch
auf angeborene Ehachitis. Er benutzte 105 lebende Eänder Angeborene
und 25 Leichen von nicht ausgetragenen Früchten, Neugeborenen R^»c^^*»8.
und Kindern bis zum Alter von 4 Monaten. Während er an der
Knorpelknochengrenze der Bippen anatomisch rhachitische Verände-
rungen ausschließen konnte, muß er für die Schädelknochen eine ge-
wisse Schwierigkeit der Untersuchung und Unsicherheit der Dia-
gnose zugestehen. In einem Falle mit sehr großer Fontanelle und
am Bande sehr nachgiebigen Elnochen schließt Es eher Bhachitis
aus, weil der Schädel im fünften Monat fester geworden war. Be-
ferent erlaubt sich zu dieser in den letzten Jahren viel erörterten
Frage einige kritische Bemerkungen. Zunächst nimmt man den
Beginn der Bhachitis am Schädel an; so verdienstvoll es von
Tschistowitsch ist, gezeigt zu haben, daß eine gewisse Verdickung
an der Bippengrenze noch nicht pathologisch ist, so können wir es
daher nicht für richtig halten, sich für die Beurteilung der an-
geborenen Bhachitis immer wieder wesentlich auf den Bippenbefand
zu stützen. In der Beurteilung mangelhafter Ossifikation der Schädel-
knochen herrscht jedoch dieselbe Unsicherheit, wie sie früher
fär den weichen Hinterkopf bestand. Wenn man diese ftir eine
Variation des Normalen halten will, so spricht dagegen die moderne
klinische Beobachtung. Kein Zweifel, daß unter günstigen Verhält-
nissen die angeborene Schädelrhachitis schon früh ausheilen kann;
ebenso sicher kann sie aber später in zweifellose Bhachitis über-
gehen. Die Untersucher sollten ein größeres Material — da an-
geborene Bhachitis nicht so häufig ist, wie man zeitweise glaubte —
fortlaufend beobachten. Bei der anatomischen Untersuchung sollte
die Zahnentwicklung berücksichtigt werden. Die Kauhöcker der
ersten bleibenden Molarzähne beginnen um die Zeit der Geburt
Herum zu verkalken (vergl. H. Neumann, Volkmanns Samml. klin.
464 Nei
Vorträge 1897, Nr. 172) ; bei rbachitischeii Eroeionen der Ueibendea
Zähne sind nie immer beteiligt; ein Beweis, daß schwere Schädel-
rhachitis, welche die Kiefer und die in ihnen wachsenden Zahn-
s&ckchen beteiligt, schon bei der Ctebnrt oder sehr bald nachher
einsetzt.
MiizfchweiiQBg Syphilis. Marfan ontersncht die Bedentong der Ifilxschwellang
bei SyphlUf . jj^ ^^ beiden ersten Lebensjahren. Bei 376 Kindern dieses Alters
fand sich 40mal palpatorisch eine krankhafte MilzschweUimg. In
45 ^/o dieser Fälle bestand sicher, in 32,5 ®/« wahrscheinlich Syphilis ;
in 15 °/o nur Bhachitis. In einer Reihe von Fällen fanden sich gleich-
zeitig beide £[rankheiten. Wenn in 4 von den 40 Fällen die Mils-
Schwellung eine Teilerscheinung der Anaemia lienalis pseadolencaemia
war — welche Marfan nur als einen besonders hohen Gbrad der
lienalen Anämie auffaßt — , so ließ sich anch diese auf Syphilis oder
in zweiter Linie auf Rhachitis beziehen. Marfan will auf seine
Statistik hin jedes Eand mit Müzschwellung als syphilisverdächtig
betrachten und entsprechend behandeln. Referent glaubt, daß diese
Anschauung nur für Milzschwellungen, welche aus den ersten Lebens-
monaten stammen, berechtigt wäre.
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tationsschrift. Separatabdruck aus Jahrbücher f. Einderheilk. N. F., Bd. VII.
Jahrbach der praktischen Medizin. 190A. 30
IV.
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
Von Prof. Dr. Ernst Zlemke in Halle a. S.
Forensische Unter den Arbeiten, welche im Berichtsjahr den biologischen
Diagnostik: Blutnachweis behandehi, ist an erster Stelle eine zusammenfassende
Arbeit Von Uhlenhnth und Beumer zu nennen, welche in klarer und
präziser Weise eiae praktische Anleitung zur gerichtsärztlichen
Biologischer Blutuntersuchung vermittels des biologischen Verfahrens
Bintnachweis. ^^^ j^^^ findet hier alles zusammengestellt, was zur Sicherung des
Resultats und zur Vermeidung von Fehlem zu wissen notwendig ist. Es
sei hervorgehoben, daß auf Grund reicher praktischer Erfahrung der
biologische Blutnachweis als ein sicheres und einwandfreies Verfahren
zur Bestimmung der Herkunft von Blut bezeichnet wird, eine An-
sicht, die von den meisten Eachgenossen geteilt wird und der nur
die Ergebnisse Kookels widersprechen, welcher im 7. Teil seiner
Fälle das Menschenblut refraktär fand und im 11. Teil der Fälle
die Reaktion in heterologem Serum eintreten sah. Dem Vorschlag,
eine Zentralstelle zur Abgabe genügend hochwertiger, staatlich ge-
prüfter Sera zu errichten und die Gerichtsärzte an den gerichtlich-
medizinischen Universitätsinstituten in der biologischen Methode
ausbilden zu lassen» kann nur beigepflichtet werden, weil hierdurch
vermieden wird, daß die Methode durch die Fehlerfolge Ungeübter
in Mißkredit gebracht wird. Da die spezifische Wirkung des prä-
zipitierenden Serums erst bei einer gewissen Verdünnung in die
Erscheinung tritt, so ist eine genaue Wertbestimmung des Serums
für seine Anwendung in der Praxis unerläßlich. Wassermann
und Schütze stellen sich hierzu ein „Normalpräzipitierungsserum''
her. Sie verstehen darunter ein Serum, welches in der Menge von
1 com zu 5 com 0,85°/oiger Kochsalzlösung, in denen das in 0,1 com
angetrockneten Blutes vorhandene Eiweiß enthalten ist, zugesetzt,
nach einer Stunde im Brütschrank bei 37^ eine deutliche flockige
AerzÜiche Sachverständigentätigkeit.
467
Trübung ergibt, die sich später als Niederschlag absetzt. Buflb schon
0,1 com des Serums die gleiche Wirkung hervor, so nennen sie es
ein ;,lQfaches Normalpräzipitierungsserum^, wenn bei lOQfacher Ver-
dünnung des Serums die Reaktion eintritt, sprechen sie von einem
„lOOfach normalen Präzipitierungsserum^'. Die in 1 com eines
Normalpräzipitierungsserums enthaltene Menge von präzipitierender
Substanz ist eine „Präzipitierungseinheit". Zur Erreichung eines
klaren Besultates darf die zu einem Versuche zugesetzte Menge
Serum 1 — 2 Präzipitierungseinheiten nicht überschreiten. Unter
diesen Voraussetzungen zeigt das präzipitierende Serum stets strenge
Spezifität. — Der Nachweis individueller Blutdifferenzen,
dessen forensische Bedeutung darin besteht, daß man aus gefundenen
Blutspuren das Individuum feststellen kann, welchem das Blut zu-
gehört, ist auf verschiedenem Wege versucht worden. Weichhardt
bediente sich hierzu der biologischen Methode. Er entfernte aus
dem präzipitierenden Serum durch Absorption alle heterologen Be-
standteile und konnte nun zwischen mehreren Arten von Menschen-
blut und Pferdeblut bei den einzelnen Individuen sichere diagno-
stische unterschiede beobachten. Landsteiner und Richter
machten sich die Erfahrung zu nutze, daß normales Menschenblut-
serum fast regelmäßig fremde menschliche Blutkörperchen aggluti-
niert, die eigenen aber unbeeinflußt läßt. Es gelang ihnen in einer
Anzahl von Fällen auf diese Weise mit Sicherheit auszuschließen,
daß die untersuchten Blutflecken von einer bestimmten Person her-
rührten. Wenn diese Versuche auch die Hoffiiung erwecken, daß
es gelingen wird, aus aufgefundenen Blutspuren festzustellen, von
welchem Individuum sie herrühren, so sind doch weitere Unter-
suchungen, welche diese Ergebnisse bestätigen, erforderlich, ehe ihre
praktische Verwertung vor Gericht angängig ist. — Die Behauptung
Mosers, daß man mit Hilfe der Hämoglobinkristalle mit unbedingter
Sicherheit erkennen könne, ob das zur Untersuchung vorliegende
Blut Menschenblut oder Tierblut sei, wird durch die exakten Unter-
suchungen, welche Friebens unter Koberts Leitung anstellte,
widerlegt. Nach ihm ist ein einwandfreies Resultat mittels der Dar-
stellung von Hämoglobinkristallen nur dann zu erwarten, wenn das
betreffende Blut in genügender Menge vorhanden, wenn es ver-
hältnismäßig frisch und durch äußere Einflüsse nicht zersetzt ist
und keine allzugroßen Verunreinigungen enthält. Beim Auftreten
nur weniger, nicht charakteristischer Kristalle ist eine Täuschung
sehr wohl möglich. In den meisten Fällen, welche der Gerichtsarzt
zur Untersuchung erhält, trefiPen diese Voraussetzungen nicht zu;
Individuelle
Blut-
diiferenzen.
Mikro-
skopischer
Bltttnaohweis.
468 Ziemke.
Mikro- einen Wert for die forenosche Praxis kann das Mos ersehe Ver-
BitUnachweL ^^diren daher nicht beanspruchen. — Znm mikroskopischen Nach-
weis der Blutkörperchen empfiehlt Marx eine Lösung, welche aus
33^/oiger Kalilauge und 1^/ooigcr Lösung von Chininum hydrochloricum
zu gleichen Teilen besteht. Man f> ihr einige Kömchen Eosin zu
und muß sie vor dem Ctobrauch stets frisch bereiten. Selbst aus
Blut| das bis auf 200° schnell erhitzt war, ließen sich mit der
Chininkalilauge die Erythrozyten noch deutlich darstellen, ein Vor-
zug, den das neue Verfahren vor den bisher üblichen voraus hat. —
Chemischer Zum Nachweis des Blutes auf chemischem Wege bedient
BiutnftchweiB. j^^^ ^{q^ bekanntlich der van Deen sehen Guajakterpentinprobe,
bei deren negativem Ausfall Anwesenheit von Blut mit Sicherheit
auszuschließen ist. Dem Mangel der Methode, daß außer durch
Blut noch durch eine Reihe anderer Substanzen ein positiver Aus-
fall der Reaktion verursacht werden kann, hat man schon verschie-
dentlich durch Modifikationen abzuhelfen versucht, bisher ohne Er-
folg. Neuerdings will Rössel dies durch eine Modifikation der
Weberschen Blutreaktion, welche zum Nachweis des BlutfarbstofiTes
im Stuhl angewandt wird, erreichen. Er schließt stark eingetrocknete
Blutflecken mit Eisessig und 70<^/oiger ätherischer Chloralhydratlösong
auf, destilliert den Aether ab und neutralisiert den Rückstand mit
Natronlauge, wobei der Blutfarbstoff ausftllt. Eine Lösung desselben
in essigsäurehaltigem Aether wird mit der Guajakterpentinprobe
geprüft. An Stelle der Ghiajaklösung kann auch eine alkoholische
Aloinlösung benutzt werden. Zu Täuschung fahrende Substanzen
BoUen durch die Fällung des Blutfarbstoffes von diesem getrennt
Sperma- werden. — Goldschmidts Untersuchungen über die Elorence-
nachweis. gehe Spermaprobe bestätigen die Erfahrung aufii neue, daß diese
Reaktion in der forensischen Praxis eine bequeme und zuverlässige
Yorprobe for die Spermauntersuchung abgibt» Fällt sie negativ aus,
unter- 80 ist kein Sperma vorhanden. — Die Unterscheidung von
scheidungvon j^^^a^jl^gj^. und Tierknochen läßt sich durch die mikrosko-
Menschen- and . - -, , -ry ■» i i*/w .* «. i « •
Tierknochen, pische Untersuchung von Enoohenquerschlinen mit Sicherheit er-
möglichen. Nach den Untersuchungen von Kenyeres und Hegyi
bestehen in dem feineren Bau zwischen Menschen- und Tierknochen
ganz wesentliche Unterschiede, welche am auffallendsten in der Zahl
und Weite der Ha veraschen Kanäle zum Ausdruck kommen und
schon an ganz groben Schliffen, die sich mit Säge, Schleifstein und
Schmirgelpapier leicht herstellen lassen, wahrgenommen werden
können. Von besonderem Wert für die forensische Praxis ist die
einfache Ausführbarkeit der empfohlenen Methode. — Der Sicht-
Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 469
barmachung latenter Finger* und Faßabdrücke wandte sichtbar-
Paul seine Aufmerksamkeit zu. Als bestes Verfahren empfiehlt er ^^^^'^^
das Bestreuen der zu untersuchenden Fläche mit Farbstoffpulver Finger- and
oder mit nicht zu fein pulverisiertem übermangansaurem Kali. Nach FofiAbdrfloke.
Abschütten des Ueberschusses und Betupfen der Fläche mit einem
buschigen Pinsel werden die Abdrücke in feinen Farbentönen sicht-
bar. Abdrücke auf Glas bringt man am besten durch Aetzung mit
Fluorwasserstofibäure zum Vorschein. — Kockel hat sich weiter
mit der Identifizierung von Schartenspuren beschäftigt. Er Identifizierung
stellt sich durch Schaben von Wachs-Zinkweißplatten mit der zu "^^^ SoJ^arten-
sparen,
prüfenden Messerklinge Abdrücke der Schartenspuren her, photo-
graphiert bei seitlich einfallendem Bogenlicht und mißt die Breite
und Abstände der Spuren. Auf diese Weise gelingt es mit mathe-
matischer Exaktheit, Schartenspuren auf Hack- oder Schnittflächen
zu identifizieren. — Der Identifizierung von Personen dient ein
Verfahren, welches Windt als Daktyloskopie bezeichnet. Es Daktyloskopie,
beruht auf der Beobachtung, daß die Papillarlinien der Haut an den
Fingern gewisse Muster bilden, die sich das ganze Leben hindurch
gleich bleiben und in ihren Details bei jedem Menschen verschieden
sind. Es ist also möglich, ein Individuum mit Hilfe seines Finger-
abdruckes jederzeit zu identifizieren. Auch der gerichtlichen Medizin
kann dieses Verfahren bei der Rekognoszierung unbekannter Leichen
gute Dienste leisten, es ist der Anthropometrie wegen seiner Ein-
fachheit entschieden vorzuziehen. — Daß die^Identifizierung von identiflzierang
Knochen, auch wenn sie durch hohe Temperaturen schon stark stark ver-
verändert sind, bei exakter Prüfung bisweilen noch möglich ist, Knoohen.
lehren Untersuchungen von Strauch, welcher an halb verbrannten
Enochenresten durch vergleichende Messungen feststellen konnte,
daß die Knochen einem reifen oder nahezu reifen menschlichen Neu-
geborenen angehört hatten. — v. Lepkowski und Wachholz
machen auf die Bedeutung künstlicher Gebisse für die Fest- FeststeUung
Stellung der Identität von Leichen aufmerksam. Künstliche Zähne, ^®^ identit&t
Porzellan-, reine Gold- und Zementplomben leisten sowohl extrem ^j^^i^^i^^^^ ^^^
hohen Temperaturen, als auch der Fäulnis erheblichen Widerstand; kflnstuohe
Amalgam- und Hilsstoppingfiillungen werden nach ihren unter- ^^ebisse.
suchungen dagegen durch starke Hitze gänzlich, durch die Fäulnis
im Laufe der Zeit, wenn auch langsamer, zerstört. Die natürlichen
menschlichen Zähne werden bei Einwirkimg hoher Hitzegrade voll-
ständig kalziniert, wodurch die Erkennimg unbekannter Leichen
erschwert werden kann. — Die Bedeutung der Photographie
für die gerichtsärztliche Praxis wird von Straßmann
470 Ziemke.
Bedeutung der und Schnlz erörtert. Man findet in ihren Aosfuhrangen nicKt
^^^f^^ie^^^ allein die Indikationen zusammengestellt, welche im forezudflchen
geriohtsirst- Interesse photographische Anfiiahmen wünschenswert erscheineii
Uche Praxis, lassen, sondern auch in technischer Beziehung eine Anleitung, wie
gerichtlich-medizinische Objekte am zweckmäßigsten photographiert
werden.
aewaitsame Die anatomischen Befunde beim Tode durch Erstickung
Todesw-ten: werden von Beut er einer kritischen Besprechung unterworfoi,
deren Ergebnis dahin geht, daß die sog. allgemeinen Erstickungs-
befunde, namentlich auch die Ekchymosen der serösen Häute, zwar
einen unterstützenden Wert für die Diagnose Erstickung haben,
aber keine sicheren anatomischen Merkmale ftkr diese Todesart
bilden. Der Nachweis des Erstickungstodes im forensischen Sinne,
d. h. des „mechanisch bedingten Atemstillstandes^, kann nur durcli
den Nachweis der erstickenden Ursache erbracht werden. Beuter
macht auch auf die Anämie der Milz aufinerksam, die er bei
zahlreichen Erstickten beobachtete. Auch diese Erscheinung hat
fär die Diagnose „Erstickung" nur unterstützenden Wert. Die
Gerinnbarkeit Gerinnbarkeit des Erstickungsblutes außerhalb des Kör-
E t'^r P^^ prüfte Mo SSO experimentell. Er fand, daß das Blut erstickter
bintes. Tiere im Beagensglas viel schneller gerinnt als normales Blut Je
länger die Asphyxie dauert, desto schneller tritt die Gerinnung des
Blutes ein. Die Kohlensäure scheint die Gerinnung zu begünstigen.
Den gewiß seltenen Fall einer ausgedehnten Gehirnblutung konnl£
Erhftngongs- Maresch bei einem Erhängten beobachten. Für das Zustande-
^^^' kommen der Blutung fanden sich, wie im Beuter sehen Falle, prä-
disponierende Momente, nämlich atypische Lage des Strangwerk-
zeuges, welche die Ursache einer besonders starken Stauung wurde,
und schwere Erkrankung der EEimgefaße. Eine ebenfalls seltene
Beobachtung beim Erhängungstode machte Straßmann. Er sali
bei einem Selbstmörder, der wahrscheinlich infolge Beißens des
Strickes gestürzt war, einen Biß in der Schleimhaut des Kehlkopf-
eingangs, der stark blutunterlaufen war. Die Entstehung dieser
Verletzung ist wohl wie ähnliche Verletzungen an atypischer Stelle
durch den gleichzeitigen Sturz aus der Höhe zu erklären. UebrigenB
gibt es ein Gegenstück zu diesem Fall in einer Beobachtung Ha-
berdas, der bei einem gehenkten Baubmörder eine reaktionslose
Durchreißung der rechten Kehlkopffalte fand. In schwierigen Fällen
empfiehlt Bokarius zur Lösung der Frage, ob eine Strangfurche
bei Erhängten vital oder postmortal entstanden ist, die Körperlage
und die Dauer des Verweilens des Körpers in der Schlinge festzu-
Aerztliche SachTerständigentätigkeit. 471
stelleD, durch welche der Charakter und die Lokalisation der Geföß- Vitale oder
hyperämie, wie auch die Beschaffenheit und Eigentümlichkeit der ^^1*"^°^^*
Extravasate beeinflußt wird. Hyperämie und Blutergüsse, bei mehr- ^ der
fachen Marken blutige Zwischenkämme gehören zu den sicheren strangmarke.
Merkmalen der vitalen Strangfurche. Ob ein in der Marke ge-
fundenes Extravasat vitalen oder postmortalen Ursprungs ist, läßt
sich leicht durch mikroskopische Untersuchung feststellen. Vital
entstandene Extravasate lassen die Ausbreitung der Blutkörperchen
inmitten der Gewebselemente in bedeutender Ausdehnung vom Ge-
&ß, Erguß von verhältnismäßig großen Blutquantitäten und gewöhn-
lich Ausbreitung des Blutes an der ganzen Zirkumferenz des Ge-
fllßes, aus dem es ausgetreten ist, erkennen. Postmortale Blutergüsse
weisen diese Eigenschaften nicht auf. Postmortale Strangmarken
werden durch Fehlen von Hyperämie und Blutergüssen mit den
Merkmalen vitaler Entstehung charakterisiert. Solche Marken können
aber auch vital entstehen, sowohl bei freiem, wie bei unvollständigem
Hängen des Körpers. Bei langem EEängen der Leiche kann man
in der vitalen Strangfurche ein gemischtes Bild von vitalen und
postmortalen Erscheinungen finden. Wie schon Untersuchungen
Carraras ergeben haben, findet tatsächlich beim Tod durch Er- Ertrinken,
trinken eine Verdünnung des Blutes durch die Ertrinkungsflüssig-
keit statt. Auch Placzek konnte dies auf Grund pyknometrischer
Untersuchungen bestätigen. Er benutzte zur Bestimmung des spe-
zifischen Gewichts des Blutes die Hamm er schlag sehe Chloro-
formbenzolmethode. Bevenstorf will die Fehler, welche unter
Umständen aus dem Vergleich der kryoskopischen Werte beider
Herzhälften entstehen können, dadurch vermeiden, daß er den kryo-
skopischen Wert des Blutes in der linken Herzkammer und der
Zerebrospinalflüssigkeit vergleicht. Beim Tode durch Ertrinken ist
die Konzentration des Blutes immer wesentlich geringer als die der
Zerebrospinalflüssigkeit. Die für den Tod durch Ertrinken so charak-
teristische starke Ausdehnung der Lungen wird verschieden erklärt.
Margulies nimmt an, daß sie durch eine wirkliche „Hyperaerie"
verursacht wird und begründet seine Ansicht durch Betrachtung
der physikalischen Verhältnisse, welche auf Thorax und Lungen im
Moment des Ertrinkens und im Wasser einwirken. Nach Sardas
Untersuchungen enthält das Herz in den meisten Fällen bei dem Beschaffenheit
experimentell herbeigeführten Ertrinkungstod schwarze, wenig kon-d^a Herzblutes
sistente, zuweilen sehr umfangreiche Gerinnsel, die während der Ertrinken.
Fäulnis erweichen und sich in flüssiges Blut verwandeln. Die Be-
stimmung des Zeitpunktes des eingetretenen Todes ist bisher nur
472 Ziemke.
Beschaffenheit in approziinativer Weise möglich gewesen. Reyenstorf hat die
des Herzblutes l^sung dieses Problems auf kryoskopischem Wege an einer Anzahl
Ertrinken. Wasserleichen versucht. Die molekulare Konzentration des Blutes
ist während des Lebens konstant, sie sinkt nach dem Tode. Bei
niedriger konstanter Temperatur sinkt der Oe&ierpunkt der Körper-
flüssigkeiten fast gleichmäßig. Bei wechselnder Temperatur wird
das Sinken beschleunigt, wenn auf niedere Temperaturen höhere
folgen, im umgekehrten Falle wird es verlangsamt. Unter Ver-
wertung dieses gesetzmäßigen Verhaltens bestimmte der Autor an
einer Beihe von Leichen die Todeszeit und erreichte teilweise eine
bis auf die Stunde genaue Uebereinstimmung mit dem in den Polizei-
akten verzeichneten Termin des Todes. Mit einer umfangreichen
Verbrennung, experimentellen Studie über den Tod durch Verbrennung hat
uns Stockis bedacht. Neu ist seine Ansicht, daß für den Eintritt
des Todes nicht der plötzliche Shock, sondern ein langsamer ein-
tretender Shock die wesentlichere Bolle spielt. Dieser soll all-
mählich anwachsende Störungen der Nervenzentren bewirken, welche
allein in der Mehrzahl der Fälle den Tod erklären können. Die
Hypothese der Ptomainintoxikation lehnt er ab.
Unter den eigentlich traumatischen Todesarten ist eine Abhand-
Ueberfahren- lung von Dittrich über Verletzungen und Tod durch Ueber-
wer en. fahrenwerden und ihre gerichtsärztliche Beurteilung von Literesse.
Es wird darauf hingewiesen, daß gelegentlich bei Ueberfahrenwerden
durch leichte, nicht oder wenig belastete Fahrzeuge völlige Un-
versehrtheit der Haut angetrofiFen wird. Bei Ueberfahrenwerden
durch schwer beladene Lastwagen oder Eisenbahnwaggons sind aber
immer erhebliche Druckspuren an der Körperoberfläche zu finden.
Li manchen Fällen ist auf Grund des objektiven Befundes aus den
Verletzungen mit Bestimmtheit auf ihre Entstehung durch Ueber-
fahrenwerden zu schließen, während in anderen Fällen eine andere
Entstehungsart nicht ausgeschlossen werden kann. Je geringer die
Schwere und die Wucht des Ge&hrtes ist, desto schwieriger wird
die Erkennung des Ueberfahrenwerdens aus dem objektiven Be-
funde ; bei Eisenbahnverletzungen gelingt es am leichtesten, die Dia-
gnose zu stellen. Die Frage, ob die durch das Ueberüaiiren ent-
standenen Verletzungen intravital oder postmortal zugefiigt wurden,
ist dann äußerst schwierig zu entscheiden, wenn die durch einen
intravitalen Gewaltakt zugefugten Verletzungen an Körperstellen
liegen, welche auch durch die überfahrende Gewalt direkt getrofPen
worden sind ; ist die Lokalisation beider Verletzungen eine verschie-
dene, so läßt sich die dem Ueberfahren vorausgegangene gewalt-
Aerztliche SachTentändigeniAtigkeit.
473
Sturz von
der Höhe.
durch Flobert-
sohufiwaffen.
same Tötung in der Regel feststellen. Die Entscheidung, ob
^ Selbstmord oder Unfall vorliegt, ist häufig innerhalb natürlicher
Fehlergrenzen unter Berücksichtigung der Lage, Sichtung der Ver-
letzung und des ümstandes möglich, ob die überfahrende Gewalt
den Körper tangential oder in irgend einem Durchmesser voll-
kommen getroffen hat. Daß ein Mord durch Ueberfahren an einem
wehrlosen, auf dem Bahngeleise festgehaltenen Individuum begangen
werden könnte, erscheint wegen der mit der Tat verbundenen Ge-
fahr und wegen der infolge der Gegenwehr nicht ruhigen Lage des
Opfers wenig wahrscheinlich. — Beim Sturz von der Höhe
braucht auch nach ganz erheblichen Verletzungen wichtiger Organ-
systeme der Tod keineswegs sofort mit dem Moment des Absturzes
zu erfolgen. Das lehrt wieder ein von Mayer mitgeteilter Fall, in
welchem das Leben trotz Schädelbruches, Gehimquetschung und
Lungenruptur noch 8 Tage erhalten blieb. — Aus Beobachtungen
Beckerts ergibt sich, daß die Flobertschußwaffen, welche Verletzungen
in weiten Kreisen als Spielzeug angesehen werden und wegen der
Kleinheit der Geschosse und des Mangels an Fulverladung für un-
gefiihrlich gehalten werden, den übrigen Schußwaffen an Gefähr-
lichkeit nicht viel nachstehen. Beim Nahschuß sieht man eine dem
Pulverschmauch ähnliche Schwärzung der Haut, welche durch Ver-
brennungsprodukte der Zündmasse entsteht. Eine Flammenwirkung
ist gleichfalls vorhanden, aber nicht so intensiv, wie bei anderen
Schußwaffen. Die Durchschlagsfcihigkeit der Flobertgeschosse ist
ganz bedeutend. Ein 13 mm dickes Brett aus weichem Holz wird
in einer Entfernung von 2 m glatt durchschlagen. Die Kugel zeigt
in allen Fällen eine seichte, äquatorielle Rinne, wodurch sie als
Flobertprojektil immer erkannt werden kann. — Die gerichtsärzt-
liche Literatur ist auch in diesem Jahre wieder durch Beobach-
tungen von plötzlichen Todesfällen bei bestehendem Status
thymicus bereichert worden, ohne daß man der Klärung der Frage
nach der Ursache des Todes nähergekommen wäre. Li dem von
St. V. Horoszkiewicz beobachteten Fall könnte man an eine
mechanische Behinderung der Luftzufuhr infolge Druckes der ver-
größerten Thymus auf die Umgebung denken, da hier der plötzliche
Tod bei stark nach hinten gebeugtem Kopf eintrat. Der von Dohrn
mitgeteilte Fall läßt aber diese Erklärung nicht zu. Der Tod trat
hier im Bette ganz plötzlich ohne irgend eine äußerlich erkennbare
Ursache ein, nachdem der 15 Jahre alte Junge kurz zuvor noch
gelacht und sich mit seiner Umgebung unterhalten hatte. Die An-
nahme, daß die hyperplastische Thymus auf die naheliegenden Herz-
PlOtzlicher
Tod durch
Thymus-
hyperplasie.
474
Ziemke»
Docimasie
hepatiqae.
nerven eingewirkt habe, ist zwar nicht aaszoBchließen, aber auch
nicht KU beweisen. Einen dem Dohrnschen Fall ähnlichen be-
Laftembolie. obachtete Lenbuscher. — Beim Tod dnrch Luftembolie
galt bisher die Ansicht, die anch von Stuelp in seiner Arbeit über
den Tod dnrch Eihbolie vertreten wird, daß die eingedrungene Lnft
zum allergrößten Teil sich im rechten Herzen ansammle und der
Tod durch Herzparalyse eintrete. Franpois-Franck ist auf
Grund seiner Experimente anderer Ansicht. Er meint, daß die Luft
keine mechanische Behinderung der Atmung durch Verstopfung der
Lungenkapillaren bewirke, sondern der Eintritt des Todes durch
eine Luftembolie der Koronararterien bewerkstelligt werde. — Ueber
den Wert der ^Leberzuckerprobe" fiir die Feststellung des plötz-
lichen Todes sind die Meinungen immer noch geteilt. Während Krju-
koff nach zahlreichen Beobachtungen an Leichen und Experimenten
an Tieren den Schluß zieht, daß der Tod bei Mangel an Glykogen
oder Zucker in der Leber als Folge krankhafter Veränderungen des
Organismus oder irgend einer Oifteinwirkung betrachtet werden, bei
Anwesenheit normaler Mengen Glykogens oder Zuckers in der Leber
aber angenommen werden muß, daß der Tod den Organismus plötz-
lich bei vollkommener Gesundheit überrascht hat, bestreitet Wach-
holz auf Grund seiner Untersuchungen der Lacassagne-Martin-
sehen Probe jede Beweiskraft für die Diagnose, ob der Tod langsam
oder plötzlich erfolgt sei. Er konnte die Erfahrung Seegens be-
stätigen, daß beim Erstickungstod der Leberzuckergehalt ein sehr
geringer ist, während man nach Lacassagne-Martin gerade einen
mindestens normalen Gehalt der Leber an Zucker erwarten sollte. —
Die Frage, ob die Schwimmfähigkeit der Lungen, auch
*utd mi^8^^ ^^^^ ^^^ ^^^^ ■"^*' ^® stattgehabte Atmung Neugeborener unter
allen Umständen beweise, wird nochmals von Leubusch er an-
geschnitten. Nach seinen Beobachtungen tritt nur ausnahmsweise
und höchstens eine geringe Fäulnisgasentwicklung in fötalen Lungen
ein ; jede reichlichere Gasentwicklung weist auf ein vorheriges Ein-
dringen von Luft in die Lungen hin, sei es durch Atmung oder
durch Wiederbelebungsversuche. Demgegenüber sei nochmals be-
tont, daß Beobachtungen vorliegen, in welchen fötale Lungen, die
sicher nicht geatmet hatten, durch Gasfiiulnis sohwimm&hig ge-
worden waren. Wenn solche Fälle auch selten sein mögen, so sind
sie deswegen doch nicht zu ignorieren. Es muß auch immer wieder
darauf hingewiesen werden, daß für den erfahrenen Obduzenten die
Frage nach der Schwimmfähigkeit fötaler Lungen von untergeord-
neter Bedeutung ist. — Ottolenghi sucht zur Entscheidung der
Lungen-
AerzÜiche SachTersfc&ndigentätigkeit. 475
stattgehabten Atmung bei Neugeborenen das Verhalten der elasti- Elastische
schenFasern heranzuziehen. In fötalen Lungen sind die Zwischen- ^^ ^^
räume zwischen den alveolären Mündungen sehr breit und enthalten Langen,
zahhreiche elastische Fasern, die nicht gedehnt, dünner und schwächer
farbbar sind, als die elastischen Fasern einer Lunge, welche ge-
atmet hat. — Einige Fälle von unerwartetem Tod in und gleich Todesursachen
nach der Geburt, welche Hofmeier bei scheinbar ganz gesunden ^e^ Nen*
geborenen iu
und kräftig entwickelten Kindern sah, mahnen von neuem zur Vor- und gleich
sieht bei der Beurteilung unerklärlicher TodesftUe bei Neugeborenen. ^^^ ^^^
Sie lehren femer, daß auch bei der Obduktion Neugeborener die
mikroskopische Untersuchung am frischen Objekt von Wichtigkeit
ist. Durch diese wurden 2 Fälle wenigstens so weit geklärt, daß
degenerative Veränderungen am Herzen und Veränderungen an
Lungen und Leber nachgewiesen und hierauf der Tod zurückgeführt
werden konnte. — Muns konnte die Angabe Biethers über das
Vorkommen von Schlüsselbeinbrüchen bei Neugeborenen Eiavikaiar-
bestätigen. Er fand sie unter 1700 Geburten 22mal, gewöhnlich im Traktoren
mitüeren Drittel. Der Wert dieser Beobachtung för den Gerichts-
arzt liegt in der Erkenntnis, daß diese Verletzungen ohne fremdes
Zutun lediglich durch den Geburtsvorgang zu stände kommen. —
Das Auffinden von Leukoz3rteninfiltraten, das nach Kockel den
Beweis für das extrauterine Leben eines Kindes liefern soll, Extrauterines
kann nach Untersuchungen von Glinski und Horoszkiewicz J'^^^'J "|<i
^ Demarkation
nur insofern gerichtlich-medizinische Bedeutung beanspruchen, als der Nabel-
die Anwesenheit einer Demarkationsplatte an der ganzen Grenz- schnür,
fläche des Nabelstrangs und des Hautnabels fast mit Bestimmtheit
den Schluß erlaubt, das Kind sei lebend geboren und mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit beweist, daß es länger als einen Tag lebte.
— lieber Pupillenveränderungen nach dem Tode berichtet Pupillen-
Placzek. Diese treten nach seinen Angaben frühestens 10 Stunden """"^eh^nr"
post mortem auf und bestehen bei Mensch und Tier in einer allmählich Tode.
zunehmenden Verengerung der Pupillen mit nachfolgender Erweite-
rung, welche im Einzelfall sogar die Ausgangsstellung übertreffen kann.
Weder Mydriatica, noch Myotika vermögen den gesetzmäßigen Ablauf
dieser Erscheinungen zu beeinflussen. Daß es sich hierbei um einen
rein muskulären Vorgang handelt, lehren die Versuche mit Neben-
niereneztrakt, welcher die Lnsmuskeln direkt angreift. Nach seiner
Anwendung trat eine wesentliche Verzögerung des gesetzmäßigen Ab-
laufs und eine Beeinträchtigung in der Intensität ein. Es gibt also auch
eine Totenstarre der Pupillen, deren Vorkommen bei anderen glatten
Muskeln, wie bei der Muskulatur der Samenblasen, ja bekannt ist.
476
Ziemke.
Auf toxikologischem Oebiet sei zunächst auf eine Arbeit von
Kratter hingewiesen, welche manche interessanten Erfahrungen
Vergiftungen: über die Vergiftung mit Arsen, Phosphor, QaecksUber, Blei nnd
Kupfer aus der langjährigen gerichtsärztlichen Praxis des Autors
enthält. — Forensisches Interesse bietet auch der von Kobert
Arsenik, mitgeteilte Arsenikmord, der unter dem klinischen Bilde der
gastro-intestinalen Form, nur schneller, verlief. Kobert empfiehlt bei
dieser Oelegenheit besonders warm den Nachweis des Arsens auf
biologischem Wege, den er eine der segensreichsten Neuerungen der
gerichtlichen Medizin nennt. Er schätzt diese Probe so hoch ein,
daß er den Chemiker bei zweifelhaftem Besultat der Untersuchung im
Marschschen Apparat und bei negativem Ergebnis des biologischen
Nachweises berechtigt hält, vor Gericht die Anwesenheit von Arsen
zu verneinen. Wenn man bedenkt, daß der Arsennachweis auf
chemischem Wege ein außerordentlich scharfer ist, und daß das
Ergebnis des biologischen Verfahrens durch eine Oeruchswahr-
nehmung festgestellt wird, die subjektiven Schwankungen untere
werfen ist, so wird man bei aller Wertschätzung der biologischen
Probe hierin dem Autor nicht beistimmen können. — Oautier hält
gegenüber den deutschen Autoren nach wie vor an seinen Angaben
fest, daß Arsen einen normalen Bestandteil menschlicher Organe
bilde und wül solches neuerdings auch im Muskelfleisch und Eigelb
Phosphor, gefunden haben. — Beiträge ziun Nachweis des Phosphors bringt
A. Fischer. Er empfiehlt die Nattermann-Hilgersche Modi-
fikation sowohl für den Nachweis nach Mitscherlich, wie nach
Dussard-Blondlot. Interessant ist auch die Beobachtung, daß
der Phosphor sich verhältnismäßig gut im Gehirn und Bückenmark
nachweisen läßt, man soll diese Organe daher stets mit untersuchen.
Harn für die ch^nische Untersuchung zurückzubehalten, ist zwecklos,
da der Phosphor in ihn nicht übergeht. Jedenfalls ist es unstatthaft,
den Harn in ein gemeinsames Gefllß mit den Organen zu tun, weil
durch ihn Medikamente zur Ausscheidung gelangt sein können,
welche das Leuchten des Phosphors verhindern und so die chemische
Analyse erschweren können. — Die von Wachsmuth experimentell
festgestellte Tatsache, daß der Phosphor von der Mutter auf die
Frucht übergeht, ist auch for die gerichtliche Medizin wertvoll.
Wenn man an einer Frucht den für Phosphor charakteristischen
Obduktionsbeftmd, der sich durch Blutungen in die Gefäßsoheiden
auszeichnet, erhebt, so ist die Vermutung einer beabsichtigten
Fruchtabtreibung berechtigt. — Die Kasuistik der Kohlenoxyd-
gasvergiftungen wird von Wolf durch einen besonders be-
Aerzüiche Sachventändigentätigkeit. 477
merkenswerten Fall bereichert. In einem Stall worden ein Pferde- co-Vergiftung.
bnrsche nnd zwei Pferde in liegender Stellung tot aofgeftinden,
während zwei Pferde, welche sich nicht gelegt hatten, am Leben
geblieben waren. Die näheren Nachforschungen ergaben, daß der
Bnrsche nnd die getöteten Pferde durch einen am Boden des Stalles
hinfließenden Kohlenozydgasstrom ums Leben gekommen waren.
Die beiden anderen Pferde waren nur durch ihre aufrechte Stellung
gerettet worden. Das 00-Gas war aus einem nahen Kamin in den
Stall eingeströmt, weil durch plötzliche Erwärmung der Außenluft
das Mauerwerk des Kamins nicht schnell genug folgen konnte und
infolgedessen kälter blieb als die umgebende Lufttemperatur. So
kam es zu einer Umkehrung der Luftströmung im Elamin, vermöge
welcher die mit den 00-haltigen Yerbrennungsgasen beladene Luft
nicht über Dach zog, sondern nach unten gepreßt wurde. — Daß
der Tod durch CO- Vergiftung eintreten kann, ohne daß an der
Leiche 00 im Blute nachgewiesen wird, lehren 4 Fälle von 00-
Vergiftung, welche Oarnier beobachtete. Die Erklärung ist be-
kanntlich darin zu suchen, daß die Vergifteten nicht unmittelbar an
der Einwirkung des Oiftes gestorben sind, sondern noch so lange in
einer CO-freien Atmosphäre atmeten, als zur „Entgiftung" ihres
Blutes erforderlich war. — Seh äff er wurde durch Beobachtung
von Erweichungen und Blutungen im Zentralnervensystem zweier
an CO- Vergiftung Gestorbener veranlaßt, sich näher mit der patho-
logischen Anatomie der akuten Kohlenozydvergiftung zu beschäftigen.
Er sucht das Auftreten der Blutungen durch eine Fermentintozikation
zu erklären, welche zu Kapillarthrombosen und intravitalen Geftß-
verlegungen fährt. Daneben kommt es noch zu einer spezifischen
Schädigung der nervösen Elemente, namentlich der Markscheiden,
welche sich zu wirklichem Zerfall und Absterben der Nervenfaser
entwickeln kann. — Die Leuchtgasvergiftung wird gewöhnlich, Leucfatgas-
wenn auch nicht als reine, so doch vorzugsweise als CO- Vergiftung Vergiftung,
aufgefaßt. Ferchland und Vahlen treten dem entgegen. Sie
fanden das Leuchtgas bei Fröschen ungleich viel giftiger als reines
Eohlenozydgas und glauben daraus schließen zu dürfen, daß Leucht-
gas- und CO- Vergiftung nicht identisch ist. Die Beweiskraft ihrer
Versuche wird allerdings von Kunkel bestritten. — Einen Fall
von akuter Leuchtgasvergiftung teilt Schott mit; er ist dadurch
von besonderem Interesse, daß er von Anfang bis zu Ende unter
ärztlicher Kontrolle stand und in Heilung ausging. — Selbstmord
durch Chloroforminhalation ist selten. In einem von Hoff-
mann beobachteten Fall hatte sich der Selbstmörder beide Hände
478
Ziexoke.
Ghloroform-
vergiftang.
Anilin-
yergiftnng.
Schwefel-
wasserstoff-
Vergiftung.
Vergiftung
durch
salpetrigsanre
Salze.
Vergiftung
durch
Zitronensäure ,
Vergiftung
durch
Salmiakgeist.
auf dem Bücken mit einem Biemen gefesselt nnd dessen Ende mit
den Zähnen festgehalten. Bei der Obduktion war im Herzen nnd
Gehirn Ghloroformgemch wahrsonehmen. — Nach Untersuchungen
von Wrzosek, Horoszkiewicz und Bzegocinski ist das
Anilin sowohl ein Gift des zentralen Nervensystems, als auch ein
Blutgift. Die Vergiftung mit Anilin kann durch Lungen, Magen
und auch durch die unverletzte Haut zu stände kommen. Die Aus-
scheidung erfolgt teils unverändert mit dem Harn, teils als Par-
amidophenol. Abgesehen von den Erscheinungen, welche auf die
Hethämoglobinbildung zurückzuführen sind, müssen aUe Symptome
der Vergiftung auf Veränderungen des Zentralnervensystems zurück-
geführt werden. Der anatomische Befund ist wenig charakteristisch.
— Ein von Burckhardt mitgeteilter Fall von Vergiftung durch
Schwefelwasserstoff zeichnet sich dadurch aus, daß es sich
um eine ungewöhnlich reine Intoxikation handelte. Fünf Minuten
nach der sehr heftigen Entwicklung von Schwefelwasserstoff im un-
verschlossenen Gefäß trat Bewußtlosigkeit, Erweiterung der Pupillen,
träge Lichtreaktion, Nasenflügelatmen mit konvulsivischen Zuckungen
einzelner Muskelgruppen auf. Ln Blut war kein Schwefelstreifen
bei spektroskopischer Untersuchung festzustellen. Nach Anschauung
des Autors gehört der SH2 zu den entfernt wirkenden Giften, ört-
liche Veränderungen erzeugt er nicht. Seine Giftigkeit ist eine sehr
hohe und äußert sich in exquisiter Lähmung der nervösen Zentral-
apparate, der Atmungs- und Koordinationszentren. — Unter Har-
nacks Leitung hat sich Zietzschmann experimentell mit der
inneren Vergiftung durch salpetrigsaure Salze beschäftigt.
Er konnte Harnacks Beobachtung, der eine deutliche Verfettung
der Leber fand, bei allen seinen Versuchstieren bestätigen. — Kionka
trat der Frage, in welcher Konzentration Zitronensäure bei innerlicher
Einfährung Verätzungen hervorruft, auf experimentellem Wege näher.
Erst nach Applikation einer 20°/oigen Lösung traten auf der Magen-
schleimhaut und im Duodenum deutliche Aetzwirkungen, aber nur
unter dem Bilde der hämorrhagischen Entzündung ohne Schleimhaat-
verlust, auf Zum Unterschied von der Essigsäure, welche schon in
80^/oiger Lösung starke keratolytische Eigenschaften besitzt, erzeugte
die Zitronensäure selbst in der konzentriertesten Form weder auf
Mundschleimhaut noch Konjunktiva des Kaninchens eine momentane
Verätzung. — Salmiakvergiftungen kommen gewöhnlich durch
Unglücks&lle zu stände. Auch die von Beckzeh und von K. Frank
beschriebenen Fälle hatten diese Ursache. Beide Verunglückte
hatten nur wenige Schlucke getrunken und wurden ohne schwere
Aerztliche SachTeratAndigentätigkeit. 479
FolgezoBtände geheilt In dem einen Fall war neben den Ent-
zündangserscheinnngen der Schleimhäute Bildung von kruppartigen
Membranen vorhanden, es fehlten die meist geschilderten nervösen
Symptome und Beizerscheinungen vom Darm. — ungewöhnlich ist
auch in einem Fall von Hang die Stelle des Körpers, welche von
einer Karbolsäureverätzung betroffen wurde. Es war der Karbolsäure-
Gehörgang und daa Trommelfell, welche durch versehentliches Ein- ^«^*^«»e
träufeln von starker Karbolsäure verätzt wurden. — Eine Lysol- Vergiftung
Vergiftung, welche Schwarz infolge unglücklichen Zufalls bei durch Lysol.
einem Arbeiter sah, war dadurch bemerkenswert, daß sie völlig
unter den Erscheinungen eines schweren Bausches verlief. Muskel-
zuckungen oder Krämpfe wurden nicht beobachtet. Dagegen war
das rasche stürmische Einsetzen der Vergifbungserscheinungen nach
der verhältnismäßig geringen Menge Lysol beachtenswert. Vom
Augenblicke des Uebelwerdens bis zum Erwachen aus dem somno-
lenten Zustand bestand vollständige Amnesie. — Experimentelle
Untersuchungen über Lysolvergiftung hat Hammer angestellt. Wie
am Menschen ließ sich auch am Tier die Giftigkeit des Lysols dar«
tmi, indem neben lokaler Aetzwirkung vorwiegend das Zentral-
nervensystem in Form von Krämpfen der Körpermuskulatur beeinflußt
wurde. Ueble Zufälle, die bei üterusausspülungen mit Lysol gesehen
worden sind, lassen sich nach Meinung des Autors nicht allein aus
der Anämie erklären; hier spielt die Giftwirkung des Lysols gleich-
falls eine Bolle. — Bößle teilt einen tödlich verlaufenen Fall von
akuter Ohromsäurevergiftung mit, bei welchem der lokale Vergiftung
Befund an der Leiche, Häutung und starke Grünftrbung der Zungen- Qj^^^^äur
und Speiseröhrenschleimhaut, der Magenwand und des oberen Duo-
denums sehr stark hervortrat. — Um einen Selbstmord durch Kali-
biohromat handelte es sich in einem von Berka beobachteten Fall.
Nach 12stündigem Krankheitsverlauf, welcher in seinen Symptomen
an das Stadium algidum der Cholera erinnerte, trat der Tod ein.
Ein Verätzen der oberen Luftwege war durch Einschließen des
Giftes in Feigen verhindert worden. Im übrigen ergab die Obduktion
die charakteristische rotbraune Färbung der Schleimhaut des Magens
und Dünndarms. — Ein von Klose mitgeteilter Fall von Blei- Bleivergiftung.
Vergiftung gewinnt dadurch besonderes Interesse, daß jede Mög-
lichkeit einer Bleivergiftung ausgeschlossen zu sein schien. Darin
lag die Schwierigkeit der Diagnose, die noch durch das Zurücktreten
der Kolikerscheinungen erhöht wurde. Der Leichenbeftmd bot nach
keiner Bichtung einen Anhalt, die chemische Analyse ergab Spuren
von Blei im Harn, Leber und Gehirn. Nachträglich wurde ermittelt.
480
Ziemke.
Vergiftang
daroh
Kupfenalxe.
Yergiftimg
darch
Aathmapnlver.
Vergiftung
durch
Pilze.
daß der Yeratorbene sich die Yergiftimg durch Lötarbeiten, die er
zeitweise im hftuslicheii Ihteresse ansgeföhrt, zogesogen hatte. — Yer-
giftangen durch Kupf ersalse in krimineller Absicht, die in Frank-
reich an H&ufigkeit gleich nach Arsen- und Phosphorvergiftongen
kommen, sind in Deutschland äußerst selten. ▼. Horosskiewicz sah
in Erakau innerhalb 10 Jahren nur 3 FftUe. Sie betrafen Selbstmörder.
Der eine FaU lehrt, daß auch bei tödlichem Yerlauf ein anatomischer
Befund fehlen kann, wenn das Qift unmittelbar nach der Aufiiahme
erbrochen wird. In den 2 anderen FsUen trat die ätzende Wirkung
der Eupfersalze deutlich zu Tage, welche zusammen mit der auf-
fallenden Orün- bezw. Blaufiürbung der verschorfien Gewebe einen
durchaus charakteristischen Leichenbefund liefert. — Seh äff er be-
schreibt eine akute Kupferrergiftung beim Neugeborenen mit tod-
lichem Ausgang. Die mikroskopische Untersuchung ergab fettige
Metamorphose, kombiniert mit trüber Schwellung in Leber, Nieren,
Herz und Schläfenmuskeln, femer multiple Blutungen, in welchen
ein feinkörniger brauner bis schwarzer Niederschlag um die strotzend
gefüllten Gtefkße zu sehen war. Auch hier war die Yergiffcnng in
krimineller Absicht von der Mutter an ihrem 8 Tage alten Eind
vorgenommen. — Einen eigenartigen Yergifhmgsfall betrifft eine
Mitteilung von Pause. Zwei Schachtehi Asthmapulver, welch«
aus FoL belladonnae, Fol. hyoscyami, Fol. dat. strammonii und Eal.
nitric. bestand, waren in einen Beklamezettel für Somatose ein-
geschlagen und f&r solche gehalten worden. Bald nach der Ein-
nahme eines Kaffeelöffels voU in Milch traten die Yergiffcongs-
erscheinungen ein, welche in Trockenheit im Halse, Todesangst,
Wadenkrämpfen, auffallender Schwäche in den Beinen, Harnverhal-
tung, motorischer Unruhe, Halluzinationen und Bewußtseinsstörungen
bestanden. Am 4. Tage nach der Yergiftung war der Kranke
wieder genesen. — Eine Yergiftung mit Knollenblätterschwamm,
Agaricus phalloides, infolge Yerwechslung mit Champignons be-
obachtete Moers. 11 Personen erkrankten durch den Genuß des
Pilzes, 3 Kinder starben. Der Leichenbefund deutete wegen der
gelben FetÜeber und der zahlreichen Gtewebsblutungen auf eine
Phosphorvergiffamg. Die chemische Analyse wies aber weder
Phosphor, noch irgend ein anderes Oift nach. Es blieb als Ursache
der Yergiftung nur der Genuß der Pilze übrig. Der anatomische
Befund stimmt mit den Angaben anderer Autoren überein. — Auf
Grund mehrerer Beobachtungen gibt Seydel den Bat, bei Gruppen-
erkrankungen, die mit heftiger Magendarmreizung einsetzen, dann
Erscheinungen der Lähmung im Gebiete des Okulomotorius und
Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 481
GlossopharyngeuB erkennen lassen, an eine Fleisch- oder Fisch-
vergiftung zu denken. Sind konservierte Fleischwaren auszuschließen,
so hat man volle Veranlassung, eine Fischvergiftung in Betracht zu
ziehen, die um so wahrscheinlicher wird, wenn es sich in der wärmeren
Jahreszeit um weit transportierte und nach ungenügendem Kochen
in Konservierungsflüssigkeiten aufbewahrte Fische handelt.
Mit den Erfahrungen Winkels, daß die menschliche Schwanger- Geburtshilfe
Schaft in einer Reihe von Fällen länger dauert, als die im B. Ö.B. ^"g^^j^^®*^^^^^^^
festgelegte Schwangerschaftsdauer beträgt, stimmen die An- schaftsdauer.
gaben von Füth und Zweifel überein. Nach Zweifels Ansicht
genügt der S 1717 des B. G.B. für den Schutz der unehelichen
Kinder nicht. Dieser setzt die Emp&ngniszeit vom 181. bis ein-
schließlich 802. Tag fest; nach zuverlässigen eigenen Beobachtungen
können Sander aber länger als 802 Tage getragen werden. Er ver-
langt deshalb zum % 1717 den Zusatz „sofern das neugeborene Kind
nicht übermäßig ist"*, oder, daß in solchen Ausnahmefällen die
Judikatur noch andere Beweise zuläßt, als nur die absolute Zahl der
802 Tage. — Scheidenrisse sub coitu sind keine ganz seltenen Soheidenrisse.
Ereignisse. Zur Erklärung derselben sind je nach Lage des Einzel-
falls verschiedene Ursachen heranzuziehen. So kommen in Betracht
Krampfzustände der Beckenmuskulatur, überstandenes Klimakterium
and senile Involution der Geschlechtsteile, Disproportion der Ge-
schlechtsorgane, Brutalität des Mannes und ähnliches mehr. In dem
von R ü h s beschriebenen Fall, in welchem ein glattrandiger Biß in
der Tiefe des hinteren Scheidengewölbes gefunden wurde, war neben
der abgelaufenen Involutionsperiode die ElnieeUenbogenlage der Frau
während des Beischlafs verantwortlich für die Verletzung. — Eine
nicht durch Koitus entstandene Scheidenverletzung teilt Ost er-
mayer mit. Sie betrifft einen Biß im Vorhof der Scheide, welcher
die Hymenalöffnung der 18jährigen Virgo völlig intakt ließ und durch
Fall rittlings auf die Lehne des Stuhls entstanden war, auf welchem
die Verletzte gestanden hatte. Die Schwellkörper der Klitoris und
der Harnröhre waren eingerissen« — Wegen Unterlassung einer
Dammnaht war ein Arzt der fahrlässigen Körperverletzung Kunstfehler.
und auf 7000 Mark Schadenersatz angeklagt worden. Er machte
vor Gericht den Einwand, daß solche Dammrisse auch von selbst
heilen, was von Zweifel, der betonte, daß jeder Dammriß, ohne
Unterschied der Größe, genäht werden müsse, bestritten wurde. Auf
einen anderen Einwand des Angeklagten, daß Dammrisse dritten
Grades in der Privatpraxis durch Naht nicht zur Heilung zu bringen
seien, mußte der Sachverständige zugeben, daß die Resultate der
Jahrbnoh der praktischen Medizin. 1904. 81
482
Ziemke.
Tötung des
lebenden
Kindes.
Berufs-
geheimnis.
Strafbare
Anpreisung
eines Heil-
verfahrens.
Naht in solchen Fällen allerdings sehr unbefriedigende seien. Ans
diesem Omnde, und weil er nachweislich versacht hatte, einen
Spezialarzt zn EBlfe zu rufen, wurde der Angeklagte freigesprochen.
— Die Stellung des praktischen Arztes zur Frage der Tötung
des lebenden Kindes und deren Verhältnis zur Symphyseotomie
und zum Kaiserschnitt erörtert Neumann. Er weist nach, daß die
Erfolge der Perforation heutzutage, besonders auch in der Privat-
praxis, ganz wesentlich bessere sind, als die Ersatzoperationen und
präzisiert seinen Eechtsstandpunkt dahin, daß er jede Operation
gegen den Willen der Kreißenden für unerlaubt hält, selbst dann,
wenn der Arzt sich auf die Moral berufen zu dürfen glaubt. Dies
entspricht auch der Auffassung der Juristen, nach welcher ein
operativer Eingriff nur durch die Einwilligung des Kranken zur
Operation straffrei wird, abgesehen davon natürlich, daß der Kranke
durch Ohnmacht oder ähnliches nicht im stände ist, über sich zu
verfugen. — In einem sehr lesenswerten Aufsatz behandelt Hans
Groß den S 300 D. St.O.B., der vom Berufsgeheimnis handelt.
Die Schwierigkeiten, welche das Wort „unbefugt" der Rechtsprechung
macht, sucht er durch die ursprüngliche sprachliche Auslegung zu
beseitigen. Das „Befugtsein" im Sinne des Gesetzes kann nur als
subjektive Berechtigung ausgelegt werden, und damit wird die Ent-
scheidung des Einzelfalles der eigenen Verantwortung des Arztes
zugeschoben. Der Arzt handelt dann nicht unbefugt, wenn er nach
bestem Wissen und Gewissen ein ihm als Arzt anvertrautes „Privat-
geheimnis" im Interesse eines höheren Zweckes unter eigener Ver-
antwortung der richtigen Person offenbart; er allein hat zu erwägen,
ob er nach ehrlicher Ueberzeugung befugt ist, zu sprechen, oder ob
er schweigen muß. Ob er dies getan hat, muß der Richter nach Dar-
legung seiner Beweggründe im gegebenen FaUe prüfen. Mit dieser
Auslegung des S ^00 können wir Aerzte uns ohne weiteres ein-
verstanden erklären. — Ein gewerbsmäßiger Kurpfuscher hatte
in Zeitungsankündigungen dem Publikum seine „Spezialbehandlung"
anempfohlen und den Zusatz angefügt „auswärts brieflich mit
gleichem Erfolge". In dieser Ankündigung sah das Gericht, wie
Biber feld mitteilt, die Behauptung, der Angeklagte verfuge über
besondere Erfahrung und Kenntnisse, besonders sei in dem Zusatz
der Annonce die Zusicherung zu finden, daß die Heilmethode des
Angeklagten regelmäßig zum Erfolge führe und daß der Erfolg auch
bei brieflicher Behandlung zu erreichen sei. Nach der Beweisauf-
nahme entsprach dieses nicht den Tatsachen. Gegen diese Aus-
legung wandte sich der Angeklagte in seiner Bevisionsschrift, indem
Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 483
er ausführte^ daß vom Gesetz verlangt werde, den Anschein eines
„besonders günstigen Angebots^ hervorzurufen. Das sei bei seiner
Ankündigung nicht der Fall, da ähnliche Annoncen alltäglich die
Tageszeitungen füllten, wobei sich jeder seiner Erfahrung und seiner
Erfolge rühme. Ein „besonders günstiges Angebot" stelle solche
Anpreisung also nicht dar. Das Reichsgericht verwarf den Revisions-
angriff indessen als verfehlt. — Auf Grund von Tatsachen, welche
schon zur gerichtlichen Verurteilung von Kurpfuschern geführt haben,
bespricht Keferstein die Mittel, welche erfolgreich zur Bekämp-
fung der Kurpfuscherei angewandt werden können. Eine Bestrafung
auf polizeilichem oder gerichtlichem Wege ist zu erreichen, wenn
der Pfuscher sich einen arztähnlichen Titel beilegt und tatsächlich
den Glauben erweckt hat, daß er praktischer Arzt sei. Auch wenn
er die Heilkunde im Umherziehen betreibt, macht er sich straffällig,
oder wenn er Arzneien abgibt, welche nach der kaiserlichen Ver-
ordnung vom 22. Oktober 1901 dem freien Verkehr entzogen sind.
Die Verfolgung wegen Betruges verspricht dann Erfolg, wenn bei
offenbar unheilbaren Kranken, z. B. vorgeschrittenen Schwindsüch-
tigen, sicherer Erfolg versprochen wird in der Absicht, sie zur An-
wendung wertloser Mittel zu bewegen. Bei GefUirdung von Leben
und Gesundheit kann wegen fahrlässiger Tötung oder Körper-
verletzung vorgegangen werden. Handelt es sich um gewerbsmäßige
Kurpfuscherei, so trifft den Pfuscher eine härtere Strafe, weil er
die Aufmerksamkeit außer acht ließ, zu der er vermöge seines
„Gewerbes" verpflichtet war. So trug ein Pfuscher selbst zu seiner
Verurteilung bei durch die Behauptung, er habe Unterricht in der
Massage genossen und sein Gewerbe schon jahrelang ausgeübt. Er
hatte eine an Unterleibsentzündung leidende Frau zu Tode massiert.
Nicht allein das pflichtmäßige Außerachtlassen der Aufmerksamkeit,
sondern auch der Umstand, daß er nach dem Maße seiner Kennt-
nisse jene schädlichen Folgen hätte voraussehen müssen, führten zu
seiner Verurteilung. Auf marktschreierische Zeitungsannoncen ist
das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes anwend-
bar. Da es sich um Zeitungsannoncen handelt, kann auch gegen
den verantwortlichen Eedakteur wegen Beihilfe vorgegangen werden.
Das ist namentlich für Annoncen von Ausländem wichtig. Endlich
ist eine Bestrafung möglich auf Grund der in allen Eegierungs-
bezirken erlassenen Polizeiverordnungen über die Anzeigepflicht der
Kurpfuscher und das Verbot prahlerischer, auf Vortäuschung be-
rechneter Anpreisungen von Behandlungsmethoden. Man sieht, daß
uns auch ohne eigentliches Pfuscherverbot mancherlei Wege zur
484
Ziemke.
Sach-
verst&ndlgen-
t&tigkeit:
Meinungs-
dissonanzen
der Psychiater.
Bekämpfung der Kurpfuscherei offen stehen, die leider immer noch
nicht genügend ausgenutsst werden. Hierzu ist freilich die Mitarbeit
jedes einzelnen unter den Aerzten erforderlich.
Pbychiatrische In einer recht interessanten Besprechung sucht Berze die so
häufigen Me in ungs dissonanzen der sachverständigen
Psychiater zu erklaren und gibt den Weg an, auf welchem diesen
abzuhelfen ist. Den wichtigsten Ghrund sieht er wohl mit Becht
darin, daß der Staat den psychopathisch Minderwertigen nicht ge-
recht wird. Auch wenn fiir diese durch Aenderung des Strafvollzugs
in zweckdienlicher Weise vorgesorgt wird, werden zwar die Mei-
nungsdissonanzen der psychiatrischen Sachverständigen nicht auf-
hören, aber ihre Polgen werden nicht so schwerwiegende sein, wie
es heutzutage der Fall ist. — Auch Aschaffenburg beschäftigt
strafvoUzng. sich mit dem Strafvollzug an Oeisteskranken. Er weist auf das
Bedenkliche des jetzigen Verfahrens hin, daß ein geisteskranker Oe-
fangener, sobald er gebessert oder genesen aus der Irrenanstalt ent-
lassen wird, sofort wieder zur Strafverbüßung herangezogen werden
kann. Dies führt bei der bekanntlich ohnehin seltenen Heilung von
Oeisteskranken sehr bald zu BückfWen, durch welche eine weitere
Verlängerung der Strafhaft herbeigeführt wird. Die wichtigsten
Forderungen des Irrenarztes an eine Reform des Strafprozesses sind
nach des Autors Ansicht die Ausdehnung des $ 493 St.P.O. auf
solche Fälle, in welchen wegen voraussichtlicher Unheilbarkeit die
Ueberführung des Erkrankten aus der Strafanstalt in eine Irren-
anstalt unmittelbar im Anschluß an die Strafverbüßung notwendig
ist, und das Verlangen, daß eine Weiterverbüßung der Strafe nach
der Genesung nur nach Einholung eines amtsärztlichen Gutachtens
stattfinden darf. — Aus der Feder eines Juristen ist ein Aufsatz
über geistige Krankheiten und Gebrechen und ihre rechtliche Be-
urteilung erwähnenswert. Biber feld versucht auf Grund der recht-
lichen Unterschiede, welche im Gesetz zwischen den einzelnen Gruppen
der geistigen Abnormitäten bestehen, über die Bedeutung der Be-
griffe Geisteskrankheit, Geistesschwäche und geistiges
Gebrechen ins klare zu kommen und vergleicht ganz treffend den
Geisteskranken mit einem Krüppel, der überhaupt nicht gehen, und
den Geistesschwachen mit einem solchen, der nur wenige Schritte
machen kann. — Sehr sachgemäß und klar wird von Heilbronner
Entmftndigttng die Frage, wann ein Paranoiker in Bücksicht auf seine Geschäfts-
von fähigkeit nach Maßgabe der Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetz-
buchs zu entmündigen ist, erörtert. In energischem und durch-
aus berechtigtem Widerspruch zu Bieg er s Ansichten betont er,
Geistes-
krankheit
und
Geistes-
sohw&che.
Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 485
daß die Gültigkeit der Willensäußerung eines Paranoikers nicht
davon abhängig gemacht werden darf, daß krankhafte Motive bei
der Entschlußfassung wirksam gewesen sind. — Zwei Erlebnisse
aus seiner psychiatrischen Praxis geben Pollitz Veranlassung, die
Bewertung von Zeugenaussagen und ihre Benutzung in psychiatri- Zeugenans-
ßchen Gutachten zu erörtern. Sein Vorschlag, bei wichtigen Fällen ^*^uw**.
zur Vernehmung der Zeugen den gerichtlichen Sachverständigen gehen Gut-
hinzuzuziehen, um ihm Gelegenheit zu geben, selbst die für die achten,
psychiatrische Begutachtung notwendigen Fragen zweckmäßig und
erschöpfend zu stellen, muß als durchaus berechtigt bezeichnet
werden. — Calmus bespricht einen Fall von Ehescheidung, Ehescheidung
bei welchem der Ehemann, durch die Ideen seiner paranoischen . , ^f^
Ehefrau infiziert, ebenfalls erkrankte, aber schließlich geheilt wurde, Irresein,
während die Frau krank blieb. Obwohl die geistige Gemeinschaft
im Sinne des § 1569 B. G.B. nicht als aufgehoben bezeichnet werden
konnte, hielt der Gutachter die Ehescheidung fiir indiziert, indem
er bei einer Wiedervereinigung auf die sichere Gefahr der Wieder-
erkrankung des Ehegatten hinwies. Das Gericht schloß sich der
ärztlichen Ansicht an. — Unter Schreckreaktion versteht D i e h 1 Schreck-
den triebartigen Vollzug einer Handlung, die unmittelbar unter der '^«■^*\o'^ ^'^^
Einwirkung des Schrecks erfolgt und zugleich der intellektuellen
und ethischen Lage des Individuums nicht entspricht. Als Beispiel
fuhrt der Autor einen Fall an, der zur gerichtlichen Entscheidung
führte. Eine Frau wird von einer Bekannten dabei überrascht, wie
sie ein Paar Schuhe, welche jener gehören, anprobiert. In ihrem
Schreck, und weil sie sich schämt, ihre Neugierde der anderen
offenbar zu machen, behält sie die Schuhe an und entfernt sich mit
ihnen. Sie sucht, aber findet keine Gelegenheit, das gegen ihren
Willen Entwendete zurückzubringen und wird wegen Diebstahls an-
geklagt. Es ist richtig, daß durch solchen ,^Schreckaffekt^' die Vor-
stellungskette jäh unterbrochen wird, und in diesem Augenblick auch
die Bildung von Urteil und Willensentschließung und somit auch
die normale Handlungsfähigkeit beeinträchtigt sein mag, es erscheint
aber deswegen doch wohl nicht zulässig, wie der Autor will, die
Täterin zu exkulpieren, da sie ja nach Ablauf der momentan ein-
wirkenden Schreckreaktion wieder in ihre vorher bestehende nor-
male psychische Situation, in welcher die freie Willensbestimmung
nicht behindert war, zurückkehrt. — Eine sehr interessante Studie
über jugendliche Mörder und Totschläger verdanken wir
Baer. Bei keinem seiner Verbrecher fand er in der körperlichen
Organisation eine spezifische Formation oder die Andeutung einer
486
Ziemke.
Jugendliche
Mörder and
TotscfaUger.
Psychosen der
Landstreicher.
Majest&ts-
beleidigung
und Geistes-
störung.
Geisteskranke
Schwindler.
Brandstiftung
unter dem
Einfluß des
Alkohols.
solchen, so daß sie als ein Merkmal der kriminellen Individualitat
bezeichnet werden könnte. Die von ihm gefundenen somatischen
Erscheinungen der Degeneration standen in gar keinem Verhältnis
zu dem Grade der verbrecherischen Intensität. Wieder einmal ein
Beweis von der Irrtümlichkeit des Lombro so sehen „Verbrecher-
typus". Oanz besonders traten die Merkmale der psychischen De-
generation hervor. Den Defekt des moralischen Empfindens erklärt
der Autor hauptsächlich durch den Mangel an Erziehung und durch
das Beispiel der Umgebung, durch das Milien, in welchem der Ver-
brecher aufwächst. Das Produkt dieser Einwirkungen ist den Ver-
brechern, wie auch vielen Niqhtverbrechem aus den niederen Volks-
kreisen als Stempel der Minderwertigkeit aufgedrückt. — Wilmanns
unterzieht die Psychosen der Landstreicher einer Betrachtung,
namentlich in Eücksicht auf die Beziehungen zwischen deren an-
geborenem oder erworbenem Defekt und der antisozialen Lebens-
führung. Das Gros der Landstreicher rekrutiert sich aus der Im-
bezillität, die Epilepsie prädestiniert gleichfalls zur Vagabondage. —
Puppe berichtet über 11 Fälle von Majestätsbeleidigung, in
welchen er die Täter gerichtsärztlich zu untersuchen hatte. Sieben
wurden für unzurechnungsfähig erklärt. Das Begehen einer plumpen,
den Stempel der Motivlosigkeit an der Stirn tragenden Majestats-
beleidigung muß den Verdacht einer geistigen Störung erwecken. —
Daß es Geisteskranken zuweilen gelingt, völlig Gesunde von der
Bealität ihrer Wahnideen zu überzeugen, ist bekannt. Gerade solche
Kranken, welche an der Delbrückschen Pseudologia phantastica
leiden, sind vermöge ihrer Phantasterien hierzu besonders geeignet.
Der von Henneberg ausführUch mitgeteilte Fall bietet insofern
forensisches Interesse, als es dem Kranken gelang, auf Grund höchst
absurder Angaben über seine Beziehungen zur Freimaurerei durch
Geheimnistuerei, Sicherheit und Feierlichkeit des Auftretens 10 ge-
sunde Personen zur Vornahme unsittlicher Handlungen zu einer Art
Vereinigung zusammenzufuhren. — Wiederholte Brandstiftung
unter dem Einfluß des Alkoholgenusses beobachtete Schloß
bei dem schwachsinnigen Sohn eines Trinkers, ohne daß am Täter
die körperlichen Symptome der Trunkenheit oder ein pathologischer
Bauschzustand wahrgenommen werden konnte. Er verübte die Brand-
stiftung, „weil es ihm plötzlich einfiel, Feuer anzulegen", „weil es
ihm so in den Kopf kam und er nicht widerstehen konnte". Sonst
war er harmlos, ruhig und bescheiden. Der Gedanke an das Feuer-
anlegen entsprang bei ihm zuerst dem Neide auf die von ihm ver-
gebens erstrebte Montur der freiwilligen Feuerwehr und dem Wunsche,
Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 487
sich beim Löschen beteiligen zu können. — Beiträge zur Begat- Begutachtung
achtung alkoholistischer Störungen in foro liefert Pollitz; »Utohoiisti-
sie bieten dem ärztUchen Sachverständigen manches Interessante, Störungen
was ihm für die Beurteilung der alkoholistischen Geistesstörungen vor in foro.
Gericht von Nutzen sein wird. — Pf ist er macht auf die Bedeutung
von Hautblutungen, welche sich zuweilen bei Epileptikern Hautbiutungeu
nach dem Krampfanfall auf der Haut des Gesichts, des Halses und ^^^ Epilepsie,
der Brust finden, für die gerichtsärztliche Diagnose der Epilepsie
aufmerksam. Es leuchtet ein, daß die Feststellung derartiger objek-
tiver Zeichen, zu denen ja auch der Zungenbiß gehört, von außer-
ordentlichem Wert ist, da sie nicht simuliert werden können. —
Heilbronner beschäftigt sich in längeren Ausführungen mit den
Pugues und fugueähnlichen Zuständen, mit welchem Namen Fngues und
bekanntlich von den Franzosen der krankhafte Wandertrieb belegt '"^^^^i^^^®
wird. Im Gegensatz zur Heidelberger Schule, welche diese Zustände
ausnahmslos der Epilepsie zuzählt und dementsprechend in ihnen
begangene Straftaten dem Täter nicht anrechnen kann, betont er, daß
sich in ebensoviel Fällen hysterische und neurasthenische Erschei-
nungen , manchmal aber auch nichts weiter als allgemeine Zeichen
der Degeneration nachweisen lassen. Diese veränderte Auffassung
fuhrt natürlich auch zu einer anderen forensischen Bewertung. Der
Sachverständige wird seinem Gutachten den minderwertigen Habi-
tualzustand des Individuums zu Grunde legen und von Fall zu Fall
zu entscheiden haben, ob die Voraussetzungen des § 51 St.G.B. zu-
treffen. Die Negierung der Zurechnungsfähigkeit wird nach der
Meinung des Autors nur in den seltensten Fällen möglich sein; oft
wird eine bestimmte Entscheidung für oder wider die Anwendbar-
keit des § 51 nicht gefällt werden können. Es läßt sich nicht ver-
hehlen, daß die Heilbronnersche Auffassung der gerichtsärztlichen
Begutachtung in praxi mancherlei Schwierigkeiten macht, welche
bei der Zurechnung des Wandertriebes zur Epilepsie wegfallen. Aber
auch hier muß es der höchste Grundsatz des Experten bleiben, die
Wahrheit zu finden. — Hysterische Dämmerzustände, welche Hysterische
den Gans ersehen Symptomenkomplex, namentlich das Symptom des i^^n^er-
--_., £15-..^^/. . 1 -TT 11 /. zust&nde mit
„Vorbeiredens , das bei Gefangenen in der Untersuchungshaft so Qanserschem
leicht den Verdacht der Simulation erregt, boten, sind von West- Symptomen-
phal und von Lück mitgeteilt worden. In forensischer Hinsicht *^°™Pi®*'
kann wohl die Haftfähigkeit eines solchen Kranken zweifelhaft sein,
hinsichtlich der Zurechnungsfähigkeit bei Begehung einer vor Aus-
bruch der Krankheit begangenen strafbaren Handlung kommt die
Störung nicht in Betracht. Die Anfalle dauern übrigens nur kurze
488 Ziexnke.
Zeit und Bind stets von somatischen Erscheinungen begleitet; wäh-
Hypnose vor rend derselben kann eine halbe Lnzidität bestehen. — Der Hyp-
Gencht. notismus hat schon mehrfach die Oerichte beschäftigt. Zomeist
handelte es sich um Verbrechen, namentlich Sittlichkeitsdelikte,
welche an Hypnotisierten begangen worden. Dies trifft aach für
den von Longard mitgeteilten Fall des berüchtigten Magneto-
pathen Mainone zu, in welchem die Geschworenen gegen das Ghit-
achten aller Sachverständigen sich nicht davon zu überzeugen ver-
mochten, daß das Opfer des Pfuschers durch seine hypnotischen
Manipulationen in einen willenlosen Zustand versetzt worden sei.
Longards Mitteilung lehrt aber weiter die allbekannte Tatsache,
daß die Hypnose mit gesundheitlichen Schädigungen der Hypnoti-
sierten verbunden sein kann. Noch eklatanter tritt dies in dem von
aeistesstörang Wein bäum mitgeteilten Fall hervor. Dieser betrifft einen aller-
nac ypnose. ^^g disponierten Primaner, der sich in den öffentlichen Schau-
stellungen des „Suggestors" Weltmann, eines früheren Kaufinanns-
lehrlings, als Medium benutzen ließ und in unmittelbarem Anschluß
an die Vorstellung geistig erkrankte. Die Verhandlung gegen den
Suggestor führte zur Freisprechung, da er von der Verwaltungs-
behörde die Erlaubnis zu seinen hypnotischen Vorführungen erhalten
hatte und daher annehmen durfte, daß die Vornahme solcher Vor-
stellungen an sich nicht strafbar sei. Mit Recht wendet sich der
Autor an die Aerzte und die Behörden mit der Aufforderung, zur
Verhütung solcher Unglücks&Ile beizutragen. Daß sich hierzu
schon eine Handhabe für die Regierung in dem Ministerialerlaß vom
12. Mai 1881, der die Regierungspräsidenten anweist, die öffentlichen
Veranstaltungen der Magnetiseure zu untersagen, bietet, findet man
in den Ausführungen, sowie manches andere Lesenswerte über die
forensische Beurteilung der Hypnose. — Hennebergs Beobach-
Forensische tungen des vielgenannten Blumenmediums Anna Rother laufen
spüitutis* h^ darauf hinaus, daß diese Person gemindert zurechnungsfUiig sei und
Medien. ihre mediumistischen Leistungen im engsten Zusammenhang mit den
bei ihr nachgewiesenen Störungen auf psychisch-nervösem Oebiet
stehen. Im Anschluß an seine Ausführungen hat der Autor ein
interessantes Material über die Beziehungen zusammengestellt, die
zwischen Geistesstörung, Spiritismus und bewußtem Betrug bestehen. —
Sexuelle Auf dem Gebiete der Sexual pathologie ist auch in diesem Jahre
Psychopathie. ^^^ fruchtbare Tätigkeit entwickelt worden. Wer sich für die
Erscheinungen des krankhaften Geschlechtslebens interessiert, sei
auf das Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen von Magnus Hirsch-
feld hingewiesen, welches neben manchem Entbehrlichen auch Ar-
Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 489
beiten enthält, die von ernstem Porschungseifer und Wissenschaft-
lichem Streben getragen werden. Erwähnenswert erscheint beson-
ders Hirsch felds Abhandlung über den umischen Menschen und
Mitteilungen von geschlechtlichen Verirrungen von Näcke. — Unter
den sexualpathologischen Beobachtungen, welche Türkei mitteilt,
beansprucht besonders die letzte forensisches Interesse, weil hier
das die sexuelle Erregung auslösende Moment, welches im Anblick
großer psychischer Angstzustände bestand, im Laufe der Zeit eine
solche Steigerung erfuhr, daß der Betreffende, ein Detektiv, sich
nicht damit begnügte, wirkliche Diebe zu ertappen, sondern ganz
unschuldige Personen weiblichen Geschlechts anhalten und verhaften
ließ, um durch den Anblick der vor Schreck und Aufregung ver-
zerrten Gesichter Ejakulationen herbeizuführen. Auch die Todes-
angst weiblicher Delinquenten bei Hinrichtungen verursachte schließ-
lich ein Wollustgefuhl. Der erste der mitgeteilten EäUe ist seiner
Aetiologie wegen interessant. Er zeigt wieder einmal, welche B^Ue
die assoziative Verknüpfung zweier zufallig koexistierender Vor-
stellungen in einem minderwertigen Gehirn bei der Entstehung
sexueller Perversitäten spielt. — Wilhelms PaU von Androgynie Androgynie.
ist wegen der staunenswerten Sicherheit, mit welcher von dem Ge-
richtsarzt aus nichts beweisenden Befrmden — tütenförmige Ein-
senkung der Nates zum. After, faltenlose Beschafifenheit der Haut
um den After und breite Kondylome am Aftereingang — die Dia-
gnose der passiven Päderastie gestellt wurde, von einem gewissen
Interesse. Es sei bemerkt, daß der Täter, der sich Nachts als
Dirne in Prauenkleidem auf der Straße herumtrieb , wegen wider-
natürlicher Unzucht verurteilt wurde, was der Autor, ein Jurist, an-
scheinend nicht billigt, da er ihn für einen typischen Homosexuellen
hält. Ob dies tatsächlich zutraf, hätte erst durch die psychiatrische
Untersuchung, wie auch Näcke treffend bemerkt, festgestellt werden
müssen ; die bloße Feststellung des efifeminierten Eörpertypus genügt
nicht, da diese auch bei völlig Heterosexuellen gefunden wird. —
Paffrath hatte einen Menschen zu begutachten, der, Fabrikarbeiter Madchen-
und verheiratet, sich dadurch strafbar gemacht hatte, daß er drei ^^^^^^^'^
erwachsene Mädchen auf offener Dorfstraße ohne jeden Grund durch
Messerstiche verletzte. Bei zweien der Opfer waren die Ver-
letzungen so schwere, daß die eine bald darauf starb, die andere an
lebensgefährlichen Wunden längere Zeit daniederlag. Zeichen für
eine geistige Störung wurden vom Autor nicht gefunden. Er charak-
terisiert den Täter als einen „rohen, sittlich verkommenen Burschen,
welcher durch Alkohol gereizt und vermutlich sexuell erregt war^^
490
Ziemke.
und -Ver-
brennung.
Vielleicht hätte die Beobachtung in einer Irrenanstalt dennoch An-
haltspunkte für eine Geisteskrankheit ergeben. — Eine solche wäre
Leichen- auch angezeigt gewesen in einem Fall von Leichenzerstückelung
Zerstückelung ^^ -Verbrennung, den Hofmann beschreibt. Der Täter hatte
und -vftr- ® '
«ein Opfer mit einem Stocke totgeschlagen, dann zerstückelt und
die Knochen und den Kopf im Stubenofen verbrannt, die Weichteile
vergraben. Er galt als arbeitsscheu, gewalttätig und machte anf
den Arzt den Eindruck eines verschlossenen, aber durchaus schlauen
und „gerissenen" Menschen. — Ein Anonymus erzählt einen Fall
Sodomie, von Sodomie, der sich durch besondere Scheußlichkeit auszeichnet,
insofern als der eigene Ehegatte seine Prau zwang, und zwar zu
wiederholten Malen, sich von einem Hunde begatten zu lassen. Das
aburteilende Gericht neigte der Anschauung zu, daß das Motiv zur
Tat ein sexuelles gewesen sei. — Im Anschluß an diesen macht
Hab er da auf einen ähnlichen Fall, den Lebrun mitteilt, auf-
merksam. Hier wurde ein 5jähriges Kind von einem Manne in
seine Wohnung gelockt, aufs Bett gelegt und einem Affen zur Aus-
übung des Geschlechtsaktes überlassen. Der Täter sah zu und
masturbierte. — Nach den Erfahrungen Burgls zeigt der größte
Teil der Exhibitionisten Störungen auf psychischem Gebiete von
verschiedener Art und Intensität. Das Delikt kann von Schwach-
sinnigen begangen werden, es kommt als Triebhandlung, als Zwangs-
handlung und aus Zufall oder Fahrlässigkeit bei körperlichen Ge-
brechen, welche die Urinentleerung erschweren, vor. Nur für einen
kleinen Teil der Fälle nimmt der Autor geistige Gesundheit des
Täters und als Ursache sexuelle Befriedigung durch das Entblößen
der Genitalien an, meist bei jüngeren, angetrunkenen, im sexuellen
Verkehr unerfahrenen Männern oder bei Gewohnheitsonanisten, die
Simulation, impotent sind. — Daß Simulation von Geistesstörung recht
selten ist, wird von allen psychiatrisch erfahrenen Aerzten zugegeben.
Es ist aber auch bekannt, daß Geisteskranke oft zu dem eigent-
lichen ELrankheitsbild allerlei hinzusimulieren, und dann kann es
recht schwer sein, zu entscheiden, wieviel auf Kosten der Krankheit
und was auf die Simulation zu rechnen ist. Bolte teilt sechs Be-
obachtungen mit, von denen drei durch Geständnis als Simulanten
erkannt wurden, bei den anderen kam Schwachsinn, sexuelle Per-
versität plus hysterische Pseudologia phantastica und hysterischer,
resp. katatonischer Stupor in Betracht.
Die Vornahme von Körpermessungen an den Gliedern
bei Untersuchung und Begutachtung versicherungsrechtlicher und
forensischer Fälle empfiehlt Miller und gibt einen von ihm hierzu
ExhibitioniS'
mus.
Aerztliche Sachyerständigentätigkeit. 491
konstruierten Winkelmesser- an, der im Berliner medizinischen Waren- Versicherunga-
hause zu haben ist. Er befürwortet auch die Einfuhrung von Be- rechtuche
fandtabellen, die eine gr5ßere Uebersichtlichkeit der Folgen einer verst&ndigen-
Verletzung ermöglichen sollen und dies in der Tat auch tun. — tatigkeit:
Der Volkmannschen Methode der Berußungsfußabdrücke haften m^^JJ^™
mancherlei Uebelstände an. Zu ihrer Vermeidung bedient sich an Gliedern
Becker bei der Eixierung der Plattfußveränderungen Unfall-
verletzter
der Druckerschwärze für die Herstellung der Sohlenabdrücke. Er _ [
nimmt die Funktionsprüfung in vier Stellungen vor; im Stehen, im prafUng des
Darüberschreiten, in Supinationsstellung und in Pronationsstellung. Plattfußes.
Die empfohlene Methode vermag auch dem Laien die Funktions-
tüchtigkeit des Fußgewölbes einwandfrei zur Darstellung zu bringen.
— Stempel bespricht die Fingerverletzungen und ihre ge- Finger-
richtsärztliche Beurteilung. Man wird sich seinen Ausführungen, Verletzungen
welche im allgemeinen einer weniger konservativen Behandlung das
Wort reden, nur anschließen können, insofern durch sie vielfach
eine bessere Gebrauchsfahigkeit der Hand erzielt werden kann. —
Die Verletzungen des Rückenmarks und ihre Beziehungen Unfall- und
zu den chronischen Rücken mar kserkrankungen sind schon oi^ronische
• ii»i.i-r. . -.1 -11 1 rMi .1 Rückenmarks-
vielfach m der Literatur behandelt worden. Stolper erörtert ihre ©rkrankungen
versicherungsrechtliche Bedeutung, gestützt auf eine Reihe eigener
Erfahrungen. Er tritt der Tendenz entgegen, alle möglichen spinalen
Erkrankungen ohne weiteres als direkte Folge einer Rückenmarks-
verletzung anzusehen und betont, daß Fälle von gröberer Markläsion
mit gröberer Wirbelsäulenverletzung erwiesenermaßen noch niemals
zu einer progredienten chronischen Rückenmarkserkrankung geführt
haben. Er leugnet mit anderen Worten die traumatische Entstehung
der Syringomyelie, der Tabes, multiplen Sklerose, progressiven
Muskelatrophie, der spastischen Spinalparalyse etc. Wo ein Zu-
sammenhang behauptet wird, sind andere ätiologische Momente nicht
mit genügender Sicherheit auszuschließen. — Nach Beobachtungen
Borchards kommt nicht nur am Fußrücken, sondern auch am
Handrücken nach verhältnismäßig leichten Verletzungen ein Traumatisches
eigentümliches Oedem vor, welches sich durch große Hartnäckig- rr^^^TJ^^^
keit auszeichnet. Das elastische Polster ist dick, derb, hart und
schmerzhaft, die Haut kühl und stellenweise bläulichrot. Es fehlt
jede Knochenverletzung, dagegen kommt es zu einer Atrophie der
Knochen. Wahrscheinlich ist eine Störung an den kleineren Ge-
fäßen und an den Lymphbahnen die Ursache. Die Arbeitsbehinderung
ist eine erhebliche und langwierige. — Für die ursächliche Be-
deutung der Schädeltra^men für Späterkrankungen des
492
Ziemke.
Spät- Gehirns sucht man neuerdings wieder strengere Porderangen auf-
®^^™°^°?*®° zustellen. Sowohl Israel, wie Stadelmann äußern sich in diesem
des Gehirns
nach Schftdei- Sinne. Israel halt die Annahme eines Kausalzusammenhangs nnr
traamen. in den Fällen für berechtigt, in welchen der Tod erst beträchtliche
Zeit nach der Verletzung eintritt. Die Zeit, welche bis zum Eintritt
der Blutung vergeht, ist eben erforderlich, um die zum Zustande-
kommen der Blutung notwendige, begrenzte Himerweichung, welche
die Oef&ße schädigt, hervorzubringen. In einer relativ kurzen Zeit,
z. B. in 2 Stunden, kann diese Erweichung nicht zu stände kommen.
— Auch Stadelmann stellt eine Beihe von Bedingungen auf, um mit
einiger Sicherheit Gehimerkrankungen auf ein Trauma zurückfahren
zu dürfen. Die Kranken sollen vorher nachweislich gesund gewesen
sein, Lues, Nephritis, Potus, Herzkrankheiten, Arteriosklerose müssen
ausgeschlossen sein. Das Trauma muß erheblich gewesen sein,
wenn es auch nicht gerade zur Bewußtlosigkeit gefuhrt zu haben
braucht. Die Erscheinungen der Gefaßerkrankungen, resp. der
weiteren Gehimerkrankungen müssen sich in kürzerem Zeitraum
und unter unseren Augen entwickelt haben. Jahre ohne ärztliche
Beobachtung dürfen nicht dazwischen liegen. Hier wird die Skepsis
doch wohl etwas zu weit getrieben. Man könnte schließlich auch
verlangen, daß jeder, der einen Unfall erleidet, sich vorher auf seine
Gesundheit vom Arzt untersuchen läßt. — Derselben Skepsis be-
gegnen wir bei Moser in der Beurteilung des ursächlichen Zu-
sammenhangs von Trauma und Psychose, der in keinem der
drei mitgeteilten Fälle — es handelt sich um die Entstehung von
Paralyse und Dementia senilis nach leichteren Kopfverletzungen —
geneigt ist, dem Trauma einen Einfluß auf den Ausbruch der psychi-
schen Krankheit einzuräumen. Wenn der Autor meint, die Beur-
teilung der Folgen eines Traumas in der versicherungsrechtlichen
Medizin habe nach gleichen Grundsätzen zu geschehen, wie in der
gerichtlichen Medizin, so irrt er. Hier muß der Zusammenhang mit
vollkommener Sicherheit erwiesen werden, während für einen Renten-
anspruch auch schon ein wahrscheinlicher Zusammenhang oder die
Annahme des Traumas als mitwirkende Ursache genügt. — Stey er-
thals Beobachtung lehrt uns, daß auch gesund und rüstig er-
scheinende Männer, welche über ein ungewöhnliches Maß von
Körperkräfken verfügen, an Hysterie leiden können. Bei seinem
Kranken, einem Athleten, bestand vollkommene Anästhesie der einen
Bückenhälfte, starker Komberg und Krampfzustände von hysterischem
Charakter. Diese Symptome bestanden schon vor einer schweren
Kontusion des Bückens, welche der Mann erlitt. Die Krankheit
Trauma und
Psychose.
Trauma und
Hysterie.
Aerziliche Sachverständigentätdgkeit 498
konnte daher nicht durch den Unfall hervorgerufen, wohl aber ver-
schlimmert worden sein. Ein zweiter Fall, von dem der Autor zu
berichten weiß, ist deswegen von besonderem Interesse, weil hier
keinerlei Ansprüche auf Entschädigung erhoben werden konnten,
also kein Grund zur Simulation oder Uebertreibung der Krankheits-
beschwerden vorlag. Das Leiden betraf gleichfalls einen Athleten
und stellte sich unmittelbar und plötzlich nach einer Niederlage beim
Ringen ein. — Bahr weist auf die Schwierigkeit der Unter- Un&u und
Scheidung einer traumatischen von einer rheumatischen ^'^"»^»so.
Lumbago hin und will das Vorliegen eines Unfalls verneint wissen,
wenn der Kranke durch seine Beschäftigung rheumatischen Ein-
flüssen ausgesetast ist oder schon früher rheumatische Lumbalneuralgien
durchgemacht hat. — Eine Form von Nystagmus, welche nicht NysUgmuB
Zeichen einer organischen Nervenerkrankung, sondern höchst wahr- ^^^^^ Unfall.
scheinlich hysterischer Natur war, sah Apelt bei einer Reihe von
Unfallnervenkranken. Sie tritt besonders bei seitlichen Augen-
bewegungen auf und nimmt zu mit der extrem seitlichen Stellung
der Blicklinien. — Unter den durch Trauma entstandenen Krank- Tranmatische
heiten des Herzens ist zunächst eine von Stern mitgeteilte ^5^^^^°^®'*
des Herzens,
traumatische Endokarditis zu erwähnen, bei welcher 6 Wochen
nach dem Unfall das endokarditische Geräusch auftrat. Li einem
anderen Fall war die traumatische Entstehung der Endokarditis höchst
wahrscheinlich. Nach einem Bajonettstoß vor die Brust war objektiv
dreiviertel Jahre später ein sehr lautes Geräusch über Aorta und
Karotiden nachzuweisen. — Die Entstehung der traumatischen
Rupturen des Herzens wird von Revenstorf an der Hand von
selbst untersuchten Fällen besprochen. Der Erklärung durch direkte
Quetschung und durch Platzen fugt er noch die Zerrungsruptur zu.
Die Herzwand reißt an der Stelle ein, an welcher sie infolge der
Verdrängung des Herzens am strafiFsten gespannt wird. — Zu den
Seltenheiten gehören Herzrupturen, welche erst 9 Tage nach dem
Unfall — im vorliegenden Fall handelte es sich um Sturz auf die
linke Seite aus dem 5. Stockwerk bei einem Kinde — erfolgen.
Ebbinghaus erklärt sie, indem er zunächst einen Ueberstreckungs-
einriß der Herzwand mit folgender Blutung in den Herzmuskel um
die Rißstelle annimmt, der dann durch Kompression der kleinsten
Koronararterienästchen zu ischämischen Muskelerweiohungsherden
und zum Durchbruch Veranlassung gab. — Benedikt beschreibt
eine ^^Herzverdehnung" nach Fall auf den Rücken. Der Mann, der
sie erlitt, war 59 Jahre alt und litt an Atheromatose der Arterien.
Die subjektiven Klagen desselben wurden von zwei Vorgutachtem als
494 Ziemke.
TraanuitUche üebertreibimg bezeichnet und ihm 15 ^/o, dann 10 ^/o Erwerbs-
^dM^a^ns" ™*^^*^®^* angesprochen. Nach 3 Monaten war eine kolossale
Ausdehnung der Herzdämpfung und ein Wogen von knollenförmigen,
pulsierenden Henrorwölbungen der ganzen Herzgegend festzustellen.
Die Obduktion ergab exzentrische Herzhypertrophie mit fettiger
Degeneration des Herzmuskels und chronische Atheromatose der
Arterien. Die Auffassung des Autors, daß durch den Unfall min-
destens „ein kolossaler Nachschub des Prozesses" herbeigeführt ist,
wird nicht jeder teilen. Ungewöhnliche Herzvergrößerungen bei
chronischer Atheromatose findet man sehr häufig und nicht selten
ist man auch in der Lage festzustellen, daß erst ganz kurze Zeit
vor dem Tode Kompensationsstörungen in Form von schweren Krank-
Aorten- heitserscheinungen sich geltend gemacht haben. — Schädigungen
insuffizienz ^^g Herzklappenapparats infolge schwerer, körperlicher Arbeit
setzen meist krankhafbe Veränderungen, welche schon vorher latent
an den Klappen bestanden haben, voraus. Auch in Jessens Fall
fand sich eine sklerotisch verdickte Aortenklappe, welche infolge
großer Ueberanstrengung gerissen war. — Von den drei Klappen-
segeln der Aorta erkrankt das hintere nach Delhommeaus Unter-
suchungen am häufigsten traumatisch. Den schnelleren und schwereren
Verlauf der traumatischen Aorteninsuffizienz erklärt er damit, daß
das vom Trauma „überraschte" Herz nicht Zeit hat, sich durch
kompensatorische Veränderungen den veränderten Verhältnissen an-
Arteriosklerose zupassen. — Hirschfeld räumt einem voraufgegangenen Trauma
^^\ ^ bei dem Brande der Greise und Zuckerkranken einen entscheiden-
traamaiiscber
Gangrän. ^^1^ Einfluß auf die Lebensdauer ein, auch wenn arteriosklerotische
Oefilßveränderungen vorhanden sind. Die Arteriosklerose stellt zwar
die fär die Entstehung der Krankheit ausschlaggebende Disposition
dar, die Gefaßveränderungen können aber Jahre und bisweilen so-
Diffase gar Jahrzehnte bestehen, ohne zur Gangrän zu fähren. — Diffuse
Nephritis Nierenentzündungen nach Unfall sind im Vergleich zu den
durch Trauma. .._ ixm-., . -S«-«
eitrigen Formen selten. Trotzdem kommen sie vor. Es muß Für-
bring er zum Verdienst angerechnet werden, daß er ihren Zu-
sammenhang mit Traumen näher beleuchtet und davor warnt, einen
solchen oder bei vorher entwickelt gewesener Krankheit eine wesent-
liche Verschlimmerung durch das erlittene Trauma ohne weiteres
Gicht durch abzulehnen. — Ebstein nimmt auch einen Einfluß von Traumen
Trauma, ^^f ^j^ Entwicklung der Gicht als möglich an. Bei einem
Arbeiter kam es infolge der primären gichtischen Anlage nach Bruch
des inneren Knöchels zu einer Steifheit des Fußgelenks. Später
löste eine Verstauchung des Fußgelenks den ersten Gichtanfall aus.
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
495
— Die traumatische Entstehung des Diabetes wird durch
eine Beihe weiterer Beobachtungen sichergestellt. Am beweisend-
sten ist wohl der von Dugge veröffentlichte Fall. Ein bis dahin
gesunder Mann erleidet durch Sturz vom Pferde eine Gehirn-
erschütterung, bald darauf wird Zucker im Harn nachgewiesen;
nach einem halben Jahr stirbt er im Koma. Die Hinterbliebenen-
rente wurde bewilligt. Auch Schwechten nahm in seinem Fall
einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem bestehenden Dia-
betes und einer Körpererschütterung bei Zugentgleisung als in hohem
Gh-ade wahrscheinlich an. — Nach Hirschfeld kann schon ein
rein psychisches Trauma Diabetes herbeiführen. Wo Pankreas-
erkrankungen nach einem Unfall gefunden werden, ist ein Zusammen-
hang zwischen Unfall und Diabetes sehr wahrscheinlich. Bei
schwerem Diabetes genügt schon ein geringfügiger Unfall zur Her-
beiführung von Koma und Tod. — Quetschung der linken Brust-
seite durch ein fallendes Eisenstück führte in einem von Teske
mitgeteilten Fall zur Entwicklung einer chronischen Pneumo-
nie, welche zu einer dauernden Schwächung des Körpers Veran-
lassung gab. Der Verunglückte erhielt 75 ^/o Rente. — Arsenik-
vergiftungen, welche sich im Betriebe ereignen, sind meist
chronischer Natur und werden daher zu den Gewerbekrankheiten
gerechnet, sind also nicht entschädigungspflichtig. Stempel be-
richtet über einen Bahnarbeiter, dessen Tod als Betriebsunfall an-
erkannt wurde, weil er sich in dem von der Bahnverwaltung bereit-
gestellten Eßraum durch frei herumliegendes Rattengift eine akute
Arsenikvergiftiung zugezogen hatte. — Zu den schwierigsten Auf-
gaben des ärztlichen Sachverständigen gehört die Entscheidung, ob
ein Unfall mit einer früher oder später in die Erscheinung tretenden
bösartigen Neubildung in ursächlichem Zusammenhang steht.
Es ist wohl unzweifelhaft, daß ein solcher Zusammenhang bestehen
kann und in diesem Sinne spricht sich auch D eilmann aus, der
aus der Klinik v. Bramanns 15 hierhergehörige Fälle von Sarkom
zusammengestellt hat. Durchaus berechtigt ist aber die Forderung
Mosers, daß im gegebenen Falle strenge Kritik geübt werde.
Unter seinen 15 Fällen von Karzinom bringt keiner einen wissen-
schaftlich einwandfreien Nachweis von dem Zusammenhang des
Karzinoms mit dem vorausgegangenen Unfall. — Nach der gegen-
wärtigen Rechtsprechung des Reichsversicherungsamtes sind Her-
nien nur dann entschädigungspflichtige Unfcdle, wenn die Be-
schaffenheit des Bruches, Hergang und unmittelbare Folgen des
Unfalls beweisen, daß der Bruch allein durch eine plötzliche Gewalt-
Diabetes darch
Trauma.
Chronische
Pneamonie
darch
Trauma.
Arsenik-
Vergiftung
ein Betriebs-
unfall.
Bösartige
Neubildung
durch Trauma.
496 Ziemke.
Hernien und einwirkung bedingt ist. Diese Anschauung kommt auch in den von
Trauma. Meßler, Sultan, Görtz, Thiem und Weber gegebenen
kasuistischen Beiträgen zum Ausdruck, in denen mehrere Autoren
die für die Annahme eines Kausalzusammenhanges zu stellenden
Porderungen noch näher begrenzen. — Zwei bemerkenswerte Fälle
Ohr- von traumatischen Paukenhöhlenblutungen teilt Haag
na^TM^mT °^*' Beide wurden durch Sturz auf das Gesäß verursacht. Der-
selbe Autor sah auch durch hochgradige Erkältung während der
Arbeit den Meniöreschen Symptomenkomplez entstehen, der somit
Entschei- als Betriebsunfall zu gelten hatte. — Einige Entscheidungen,
^^^^fl ^®* welche vom Reichsversicherungsamt im Berichtsjahr gefallt
versioherungB- worden sind, beanspruchen eine prinzipielle Bedeutung. Nach dem
amtes. Unfallgesetz soll der behandelnde Arzt gehört werden, wenn auf
Ghimd eines ärztlichen Gutachtens die Bewilligung einer Entschädi-
gung abgelehnt oder nur eine Teilrente festgestellt wird. Nach
einer Eekursentscheidung vom 8. Januar 1902 bedarf es der An-
hörung des behandelnden Arztes nicht bei an sich unzulässigem Ver-
langen nach Eentenerhöhung. Unzulässig war das Verlangen des
Biokurs Einlegenden deswegen, weil er eine wesentliche Verschlimme-
rung seines Zustandes durch das beigebrachte ärztliche Attest nicht
glaubhaft nachgewiesen hatte. — Das Beichsgericht hat femer ent-
schieden, daß mehrere Unfidle, welche nacheinander den gleichen
Körperteil betroffen haben , nicht nach ihrem Gesamteinfluß auf die
Erwerbsfi&higkeit des Verletzten mit einer Gesamtrente entschädigt
werden dürfen. Die durch den weiteren Unfall eingetretene Be-
einträchtigung der Erwerbsfähigkeit ist völlig selbständig zu schätzen
und zu beurteilen. Demnach war bei einem mit einer Homhaat-
narbe behafteten Auge, das durch einen zweiten Unfall seine Seh-
kraft völlig einbüßte, die Bemessung nicht in der Weise vorzu-
nehmen, daß die Gesamtbeeinträchtigung des Auges durch beide
Unfälle abgeschätzt und für den zweiten Unfall die Differenz
zwischen ihr und der für den ersten Unfall bewilligten Beute als
Entschädigung festgesetzt wurde, sondern die Entschädigung war
völlig selbständig von der nach dem ersten Unfall restierenden Er-
werbsftlhigkeit zu berechnen.
Literatur«
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Bd. Xll. Mitteilung ohne Nennung des Autors. — Aachaffenburg, AerztL
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Jahrbuch der praktischen Medizin. 1904. 32
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Mit Vorwort von P. JoUy. Berlin. — Kratter, Arch. f. Kriminalanthropol.
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kowski u. Wachholz, Aerztl. 8achyerBt.-Ztg. Nr. 6. — Leubuscher,
Münch. med. Wochenschr. Nr. 23. — Derselbe, Viertelj. f. gerichtl. Med.
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Zwischenstuf. 5. Jahrg. — Maresch, Wien. klin. Wochenschr. Nr. 82. —
Margulies, Viertelj. f. gerichtl. Med. H. 3. — Moritz Mayer, Zeit-
schrift f. Med.-Beamte Nr. 20. — Meßler, Annales d'hyg., Juni. —
Miller, Monatsschr. f. Unfallheilk. Nr. 10. — Moers, Zeitschr. f. Med.-
Beamte Nr. 11. — Moser, Arch. f. Physiol. Bd. XCVIII. — Derselbe,
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 5 u. 16. — Mosso, Archives itaUennes de biol.
Bd. XXXIX. — Muns, Zentr.-Bl. f. Gyn. Nr. 23. — Neumann, Deutsche
Aerzte-Ztg. Nr. 7, 8, 9. — Ostermayer, Zentr.-Bl. f. Gyn. Nr. 12. —
Ottolenghi, Viertelj. f. gerichtl. Med. H. 3. — Paffrath, AerztL Sach-
verst.-Ztg. Nr. 15. — Paul, Arch. f. Kriminalanthropol. Bd. XII. — Pause,
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Totenstarre und die Totenstarre immaturer Früchte. Samml. klin. Vor
träge N. F. Nr. 348. Leipzig. — Seydel, Zeitschr. f. Med.-Beamte Nr. 21
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Weichhardt, Hygien. Rundschau Nr. 15. — Wein bäum, Die Heil-
kunde H. 4. — Westphal, Neurol. Zentr.-Bl. Nr. 1. — Wilhelm, Arch.
f. Kriminalanthropolog. Bd. XIV. — Willmanns, Zentr.-Bl. f. Nervenheilk.
o. Psych. Bd. XII. — Win dt, Arch. f. Kriminalanthropolog. Bd. XII. —
Wolf, Münch. med. Wochenschr. Nr. 6. — Wrzosek, Hör oszkiewicz
u. Rzegocinski, Friedreichs Bl. f. gerichtl. Med. S. 460. — Zietzsch-
mann, Dissert. Halle a. S. — Zweifel, Deutsche med. Wochenschr.
Nr. 1.
V.
Oeffentliclies Sanitätswesen.
Von Prof. Dr. Ferdinand Hneppe^ Direktor des Hygienischen Institutes
in Prag.
Boden nnd Wasser. Wie im yorigen Jahre bereits berichtet
wurde, hat man in Paris zum Kampfe gegen den Typhus eine
Quellen. Ueberwachong der Quellgebiete der Wasserversorgung durchgeführt.
Im Anschlüsse hieran hat Duclaux auch die hydrologische
Untersuchung dieser Gebiete eingehend in Angriff genommen und
dabei eine Eeihe interessanter Erhebungen über die Bildung nnd
Mischung und die Temperatur der verschiedenen Quellgebiete ermittelt.
Grundwasser. Dann versuchte Kabrhel, um den Filtrationseffekt des
Bodens in vertikaler und horizontaler Eichtung fiir die B.einheit
des Grundwassers zu ermitteln, die bakteriologische Untersuchung
des Bodens selbst heranzuziehen. Fournier und Magnin ver-
suchten die wechselnde Geschwindigkeit der unterirdischen Wasser-
ströme durch Trübung, Zunahme der Bakterienzahl, Wechsel der
Salze, Zufuhrung von Fluoreszem genauer festzustellen. Die schon
früher gemachte Beobachtung, daß bei Hochwasser der Elbe das
Grund- und Ghrundwasser der Stadt Dresden ein trübes Wasser zufuhren kann,
u Wasser. ^^^ W 0 1 f Veranlassung, vier derartige Werke einer vergleichenden
Untersuchung zu unterziehen, bei der sich ergab, daß die Möglich-
keit der Beeinflussung des Grundwasserstromes durch das offene
Gerinne stark abhängig ist von der Natur der Ghrundwasser fuhren-
den Schichten, so daß vor Anlage eines Wasserwerkes dieses Ver-
hältnis durch genaue Ermittlungen an Versuchsbrunnen bei wechseln-
dem Wasserstande des Flusses erhoben werden muß. Die vielen
Anorganische Klagen über ungünstige Beeinflussung der Flußwässer durch die
Verunreini- Abwässer der Kaliindustrie, die zu vielen Begutachtungen
gung der «^ «
Flüsse. und ganz widersprechenden Auffassungen gefuhrt haben, veranlaßten
Bub n er, die anorganischen Bestandteile des Trink- und Nutzwassers
Oeffentliches Sanitätswesen. 501
einer 83r8tematischen Bearbeitung zu unterziehen, wobei er besonders
die Bestandteile der menschlichen Eost in Bezug auf ihren Salz-
gehalt einer genauen vergleichenden Prüfung unterwarf. Er macht
dabei besonders auf gelegentliche Nachteile der Magnesia Verbindungen
aufmerksam, die wohl beachtet werden dürften, besonders weil ein
Trinkwasser keine Beimengungen enthalten dürfe, welche als fremde
Zutaten aufzufassen sind. Auch der Eochsalzgehalt des Wassers
kann sich schon im Geschmacke deutlich aussprechen, wie es übrigens
bei der Gholeraepidemie im Jahre 1892 in Hamburg schon bemerkt
worden war. Da auch die Industrie Wässer von großer Härte nicht
gebrauchen kann, so müssen auch von diesem Standpunkte aus auch
die indifferenten Industrieabwässer mit Rücksicht auf ihren Salzgehalt
mehr beachtet werden. So sollte zum Beispiel die Beseitigung der
Endlaugen durch das zweckmäßigere Mittel der Abdampfung es er-
möglichen, dieselben von den Flußläufen ganz auszuschließen. Auch
die organischen Verunreinigungen der Wässer fanden Organische
mehrfache Bearbeitung. So hat Spitta besonders an der Spree .\^^
... unremigungen
Untersuchungen angestellt, bei denen die im vorjährigen Berichte
erwähnten Verunreinigungen durch die Notauslässe der Kanalisation
besonders beachtet wurden. Er fand als Maßstab besonders wert-
voll die Feststellung des Sauerstoffverbrauches und er-
mittelte, daß die gelösten Stoffe für den Eeinheitsgrad des Flusses
am meisten maßgebend sind; während die sedimentierten Stoffe eine
zwar länger dauernde, aber weniger intensive Quelle der Verunreini-
gung bilden. Die Notauslässe hält er nicht für so bedenklich wie
die meisten Beurteiler. Die Badeanstalten erscheinen ihm dagegen
in solchen Flußläufen trotzdem nicht einwandfrei. Rubner hat,
um den Charakter der Flußverunreinigung durch Sielwässer festzu-
stellen, gerade die Schwebestoffe genauer untersucht. Dieselben Schwebestoffe
bestehen aus nicht wasserlöslichen Teilen des Kotes, aus Papier und ^^^ Flüsse
Fett. Rubner hat statt der Filtration es für praktischer gefunden,
die Schwebestoffe in ihrer Gesamtheit mit essigsaurem Eisen in der
Siedehitze auszuföllen und das Sediment zu analysieren oder die Ver-
brennungswärme des Niederschlages zu bestimmen. Als Ergänzung
dieser beiden Arbeiten kann eine Untersuchung von Monti be-
trachtet werden, der die Schwimm- und Schwebestoffe der Siel-
wässer einer speziellen Untersuchung unterzog, und von Schreiber,
der über die Fette der Abwässer nach ihrer Herkunft und Menge
arbeitete und über das Verhalten der Fette im Boden der Biese 1- Fettgehalt der
felder Untersuchungen anstellte. Die Fettmengen, welche auf die -^^^'«^er.
Rieselfelder kommen, sind ganz beträchtlich; in Berlin pro 1 cbm
502 Hueppe.
Bieselfeld mit 3,43 1 Kanalwasser 0,55 g Fett. Bonne macht von
neuem in seiner schon von früher her bekannten übertriebenen
Weise auf die Gefahren der Flußyerunreinigung aufmerksam. Auch
König behandelt diese Frage. Daß den Medizinalbeamten bei der
Ueber- Ueberwachung derselben eine wichtige Bolle zugewiesen ist, will
deTpiflsB^ ihm nicht gefallen, weil der Medizinalbeamte von den Einzelheiten
zu wenig verstehe und das Hauptwort dem Chemiker zukomme.
Dem gegenüber aber muß daran festgehalten werden, daß, wenn
eine einheitliche Ueberwachung durchgeführt werden soll, natur-
gemäß die Instanz, bei der die Untersuchungen der verschiedenen
Gruppen von Sachverständigen einlaufen müssen und der infolge-
dessen alle Einzelheiten zur Kenntnis kommen, immer der zu-
ständige, von Jahr zu Jahr hygienisch besser ausgebildete Medi-
zinalbeamte sein muß. Wir sind auch tatsächlich nur dadurcli
weitergekommen, daß wir uns von der Einseitigkeit der chemischen
Ver- Beurteilung frei gemacht haben. Daß die Verunreinigung der
"^tutoTef"^^^^^®' z. B. an Rhein und Elbe, hohe Grade erreicht hat,
Fittsse. ergibt sich aus der Sammlung von Gutachten über Flußverunreini-
gungen, welche das kaiserliche Gesundheitsamt seit einigen Jahren
herausgibt und an denen sich so erfahrene Forscher wie Gärtner,
Bubner und Schmidtmann beteiligen. Welch außerordentlichen
Schwierigkeiten die BeschafPimg von reinem Wasser begegnen kann,
ersieht man aus einem Bericht von Wartenberg über die Wasser-
verhältnisse im Emscher Gebiete. Die rapide Entwicklung der In-
dustrie in diesem rheinischen Gebiete hat eine Beihe sozialer und
hygienischer Mißverhältnisse herbeigeführt, die mit Zunahme der
Bevölkerung immer unleidlicher wurden. Die Verseuchung
der Brunnen, auf die etwa 15*^/o der Bevölkerung angewiesen
sind, die Verseuchung der Flüsse ist eine so große, daß Ruhr
und Typhus und in einem Bezirke sogar Malaria als endemische
Krankheiten zu betrachten sind. Die Flußläufe vermögen an vielen
Stellen das zersetzungsfahige Material nicht mehr durch Selbst-
reinigung zu verarbeiten, und die Schlammproben hatten vielfach
kotartigen Geruch. Die Versuche, den Schlamm von den Flüssen
fernzuhalten, die frühere Art der Kläranlagen, haben sich nicht nur
in den Städten, sondern sogar in den Krankenhäusern nicht voll-
ständig befriedigend durchfuhren lassen. Rieselfelder sind undurch-
führbar, die offenen Wässer sind für Trink- und Nutzzwecke oft
unentbehrlich, so daß nur durch eine planmäßige Regulierung der
Flußläufe in Verbindung mit der Herstellung von Kläranlagen eine
Abstellung der Uebelstände versucht werden kann. Um diese Ver-
Oeffentliches Sanitätswesen.
503
nnreinigang zu erkennen, wurde auch versucht, die Methodik zu
verbessern. Das Verfahren von Rubner wurde bereits erwähnt.
£olkwitz versuchte die suspendierten Bestandteile durch das
Planktonnetz zu sammeln und so fiir die Untersuchung zu gewinnen.
Prall und Müller sprechen sich gegen den Heyden-Agar und
für die Fleischwasser-Pepton-Nährböden aus, weil diese die patho-
genen Bakterien besser zur Entwicklung bringen. Reichenbach
vertritt nachdrücklich den Standpunkt, daß bei der Untersuchung
nicht darauf zu achten sei, daß man pathogene Bakterien erst nach-
weise, sondern daß die Vorkehrungen so getroffen werden, daß
pathogene Bakterien nicht ins Wasser gelangen können. Rapp
hat die Selbstreinigung der Flüsse einer erneuerten Unter-
suchung unterzogen, dabei die Verdünnung und Sedimentie-
rung wiederum als wichtige Faktoren erkannt, aber auch ermittelt,
daß das Licht ein wichtiger Faktor werden kann, indem es Bak-
terien tötet, chlorophyllhaltige Lebewesen günstig beeinflußt. Eine
gewisse Bedeutung komme sicher auch den Algen bei der Fluß-
reinigung zu. Nachdem durch die Arbeiten von Schüler und
Schumburg die Desinfektion von Trinkwasser durch Brom be-
arbeitet worden war, hat neuerdings Ballner die Desinfek-
tion mit Chlor wieder einer Untersuchung unterzogen und ge-
funden, daß Chlorkalk bei genügend langer Dauer die pathogenen
Bakterien vernichten kann. Aber wie bei der Filtration nicht das
Hausfilter, sondern das Zentralfilter der Leitung das wichtigste ist,
so wird auch bei einer chemischen Desinfektion eine zentrale Des-
infektion sich wohl als übergeordnet erweisen. Li diesem Sinne
sind die Untersuchungen über Ozonisierung des Trinkwassers
aufzufassen, besonders nachdem das Wasserwerk der Stadt Wies-
baden die praktische Durchführung im großen erwiesen hat. Pros-
kauer und Schüder haben nun tatsächlich festgestellt, daß bei
dem System von Siemens & Halske, wenn die Menge der oxydier-
baren Substanzen bei der Berechnung nicht vernachlässigt wird,
das Ozon verfahren zu einer Desinfektion des Wassers führt. 0 hl-
m Uli er und Prall haben dieselbe Tatsache erhoben und ebenso
auch an zugesetzten infektiösen Keimen die Bakterizidie in aus-
reichendem Maße festgestellt und Ohlmüller hat bei der Jahres-
versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Oesundheitspflege
über die Frage der Reinigung des Trinkwassers durch Ozon einen
eingehenden Bericht erstattet, der die Zustimmung der Hygieniker
und Praktiker fand, so daß die Frage der Ozonisierung der Wässer
aus dem Versuchsstadium heraus zu sein scheint. Der Grad der
Methodik
der Unter-
Buchung.
Selbst-
reüiigang
der Fiasse.
Chemische
Wasser-
reinigung.
Ozon zur
Wasser-
reinigung.
504
Hueppe.
Wasserpiize. Beinheit eines Wassers kann oft nach der Vegetation in demselben
mit bloßem Ange beurteilt werden. In dieser Beziehung hat schon
wiederholt ein Wasserpilz, Leptomitus lacteus, eine große Bolle ge-
spielt, indem er die Ufer und Betten der Bäche und Flüsse wie
mit Schaffellen überzog. Eolkwitz hat diesem Pilze eine ein-
gehende Untersuchung gewidmet, aus der sich ergibt, daß man prak-
tisch den Pilz durch Beinigung der Abwässer abhalten kann. In
stagnierenden Wässern kommt er nicht fort und unterliegt den
Fäulnisorganismen, verträgt auch Temperaturen über 30^ nicht.
Ebensowenig verträgt er sauere oder alkalische Beaküon. Mit
Kenntnis dieser Bedingungen kann man geradezu nach seinem Auf-
treten die vorausgegangene mangelhafte Beinheit eines Wassers er-
kennen. Ein anderer derartiger Pilz machte sich nach Boyce bei
der Filteranlage der Stadt Liverpool unangenehm bemerkbar, indem
er auf den Filtern einen flockigen, schwarzen Schaum bildete, indem
er aus dem Wasser Eisen und Mangan ausschied. Im letzteren
Falle mußte für den Fall des weiteren Versagens der Beinigung
Enteisenung, des Wassers an eine Enteisenungsanlage gedacht werden. Die Ent-
eisenungsanlagen haben durch Oesten eine, neuere Unter-
suchung erfahren, bei der er feststellte, daß nur ein Teil der Sauer-
stoffau&ahme in dem Begenfalle zur Oyzdation des Eisenozyduls,
ein großer Teil durch andere oxydierbare, wahrscheinlich durch
Huminstoffe gebunden wurde. Dabei trat eine deutliche Herab-
minderung der Härte des Wassers auf, wobei der Kalk von den
Mechanische Filtern zurückgehalten wurde. Die Abwässerreinigung, welche eigent-
lich immer die Wässer in einen solchen Grad der Beinheit ver-
setzen sollte, daß sie ohne Bedenken in den Fluß abgeleitet werden
können, wird sehr häufig erschwert durch die suspendierten Be-
standteile. Auch die Bewirtschaftung der Bieselfelder kann dadurch
großen Schwierigkeiten begegnen. In Deutschland wird infolgedessen
die Untersuchung noch immer fortgesetzt, in welcher Weise die
mechanische Beinigung der Flüsse gefördert werden kann. Weyl
berichtet über Versuche nach dem System von Kremer. Dieses
besteht aus einem System ineinandersteckender Kästen, deren äußerer
unten trichterförmig sich erweitert, so daß die leichten Schwebestoffe
infolge der Verlangsamung der Strömungsgeschwindigkeit Zeit haben
nach oben zu steigen, während die Sinkstoffe sich im Trichter an-
sammeln. Auf diese Weise gelingt es, die feinen Schwebe-
stoffe und die Sinkstoffe untereinander zu sondern
und von der restierenden Flüssigkeit zu trennen. Es
ist also möglich, daß mit einem derartigen Apparat, der wesentlich
Reinigung.
Oeffentliches Sanitätswesen. 505
billiger und sicherer arbeiten soll als die bisherigen Klärapparate,
der Schlamm aus dem Kanalwasser so beseitigt werden kann, daß
er auf den Bieselfeldem nicht mehr schadet. Die Gemeinde Lichten-
berg bei Berlin konnte mit ihrem bisherigen Klärverfahren ihre
Abwässer nicht mehr genügend reinigen und hat nach dem Vor-
schlage von Bruch eine biologische Klärversuchsanlage hergestellt, Biologische
teilweise mit kontinuierlichem, teilweise mit intermittierendem Be- Rßi'^s^ß-
trieb. Die intermittierende Anlage erwies sich nach Kröhnke als
die leistungsföhigere und hatte nach 6 Monaten im primären Körper
noch ein konstantes Porenvolumen von 26 ^/o, im sekundären von
40°/o des Oxydationsmaterials. Dies wird darauf zurückgeführt,
daß sich die einzelnen Schlackenteile der Oxydationskörper mit der
Zeit mit einem dichten Basen von Kleinlebewesen überziehen, und
daß in dem primären Körper ganz besonders die kolloidalen Ab-
wässerstofPe zur Ausscheidung kommen. Infolgedessen ist die Oxy-
dation in dem primären Körper eine geringere und geht nach Ab-
Scheidung der kolloidalen Stoffe erst in dem sekundären Körper
rascher vor sich, was sich aus dem starken Auftreten von Salpeter-
säure ergibt. Thumm, Pritzkow und Zahn machten an den
Abwässern von Tempelhof und Charlottenburg weitere Studien
über die Oxydationskörper. Der Grad der Oxydierbarkeit bezüglich
der Herabsetzung des AmmoniakstickstofPes erfolgte in der Reihen-
folge: Ziegelbrocken, Schlacke, Koks, Kies und bewegte sich zwi-
schen 68 — 46 ^/o des AmmoniakstickstofiPes. Auch die Gemeinde Neu-
weißensee sah sich nach Schlee genötigt, um der nicht mehr be-
herrschbaren Verschlammung der Rieselfelder entgegenzutreten, das
Wasser einer Vorreinigung durch Absatzbehälter und Oxydations-
beete zu unterziehen. Man sieht hieraus, daß das von Erankland
und Warrington schon angedeutete, dann von Dibdin und
Cameron zuerst ausgearbeitete biologische Beinigungsverfahren
eine immer größere Bedeutung gewinnt. Aber trotzdem die erste
Anlage von Sohweder bereits 1896 in Lichterfelde hergestellt
wurde, ist es bei uns eigentlich noch im Stadium der Versuche.
Es hängt dies wohl zum Teil davon ab, daß die Abwässer außer-
ordentlich verschiedenartig sind und dies bestimmt, ob man die
frische Jauche nach Dibdin direkt auf die Oxydationsfilter leiten
kann oder ob man sie vorher nach Cameron in Faulkammern aus*
faulen lassen muß. Ich habe den Eindruck, daß, wenn die mechanische
Vorreinigung von Schwebe- und Sinkstoffen gründlich, eventuell
durch besondere mechanische Systeme, vorgenommen wird, der Eaul-
raum wohl bei unseren Verhältnissen meist unterbleiben kann. Die
506
Hneppe.
Versuchsanlage in London, die der Größe einer Stadt von etwa
20000 Einwohnern entspricht, schien mir ein sehr gutes Eesultat
nach dieser Hinsicht zu zeitigen. Es war mir auch interessant, die
größte biologische Anlage, die bis jetzt überhaupt besteht, in Man-
chester kennen zu lernen. Ein Teil des Wassers wurde zur Zeit
noch einer chemischen Klärung unterzogen, der größte Teil aber,
einer Bevölkerung von etwa 400000 Einwohnern entsprechend, war
bereits dem biologischen Verfahren unterworfen. Hier hatte ich
ganz entschieden den Eindruck, daß die großen Faulraume der
schwächste Teil der Anlage sind und bei entsprechender mechani-
scher Vorbehandlung wohl entbehrlich wären. Die in Arbeit be-
findlichen und die der Euhe überlassenen Beete lieferten ein Wasser
von einem ganz befriedigenden Eeinigungsgrad. Als Filtermaterial
soll, und das steht im Einklang mit der oben gemachten Angabe
von Zahn, Schlacke oder grobgesiebte Asche mehr leisten als Koks.
Ich will übrigens nicht unterlassen zu erwähnen, daß man nach
Brugger fiir den Kanalisationsverband von Beuthen in Ober-
schlesien die Behandlung der Schlammfrage bei den Entwürfen ent-
sprechend den geschilderten Erhebungen bereits in einem Umfang
vorgesehen hat, wie es bis jetzt wohl noch nicht geschehen ist.
Bäder und
Dusohen.
Luft and Luft und EUma. Wolpert fand, daß der Bekleidete bei Be-
^^™^- sonnung und bei fehlender Besonnung denselben Gasaustausch zeigt,
der Nackte dagegen bei Besonnung weniger Kohlensäure abgibt als
Besonnniig. bei fehlender Besonnung, wie denn überhaupt der Mensch bei einer
Temperatur über 27'' mit einer Einschränkung der Stoffzersetzung
reagiert. B. u b n e r untersuchte die Wirkung kurz dauernder Bäder und
Duschen auf den Gaswechsel und stellte fest, daß die Dusche das
Atemvolum sehr steigert, besonders stark aber die Kohlensäure-
auB Scheidung, etwas weniger die Sauerstoffau&ahme beeinflußt.
Die Dusche wirkte fast doppelt so stark wie ein Bad derselben
Dauer und Temperatur. Dabei war auch deutlich eine Nachwirkung
zu bemerken. Diese Steigerung der Lungentätigkeit ist selbstverständ-
lich für Leute, die sich viel in schlecht ventilierten Räumen auf-
halten müssen, von ganz besonderem Wert, besonders weil nach den
Untersuchungen von Wolpert schlechte Luft eine Depression
auf Atem- und Stoffwechselvorgänge ausübt. Wer sich im
Freien bewegt und deshalb der abhärtenden Wirkung der Luft-
bewegung in entsprechend leichter Bekleidimg aussetzt, wie es
der Landmann tut, lernt auch ohne solchen besonderen thermischen
Reiz seine Haut den Luftverhältnissen anpassen und abhärten;
Oeffentliches Sanitätswesen.
507
wo dies aber fehlt, wird eine richtige Wasseranwendung vikariierend Abh&rtung.
Gates leisten können. Wenn das Wasser schematisch besonders als
Kaltwasserkur Anwendung findet, wird es aber oft gerade das Gegen-
teil der Abhärtung erreichen können. Deshalb haben sich B.. Heck er
und Hueppe sehr entschieden gegen die Abhärtungsmanie der
Wasserfanatiker ausgesprochen und einer milderen Abhärtung das
Wort geredet, nach welcher Wasser und Luft nach Bedarf Anwen-
dung finden können. Die günstige Beeinflussung der Haut durch
äußere Reize, die zur Abhärtung fähren, das ,, Turnen der Kapillaren",
wie esDubois nannte, wird uns jetzt besser verständlich, seitdem
8. Mayer die Muskularisierung der kapillaren Blutgefäße von neuem
entdeckt hat und Steinach und Kahn eine echte Kontraktilität
und motorische Innervation der Blutkapillaren einwandfrei nach-
gewiesen haben.
Nachdem die Lichtbäder bei uns jetzt auch zu turnerischen Lichtb&der.
und sportlichen Zwecken, also im Sinne der Gymnastik der Griechen,
mehr und mehr Aufnahme finden, kommt eine Untersuchung von
Fermi gelegen, welcher fand, daß die Besonnung, besonders in
einzelnen Monaten, in Italien speziell während der ersten 4 Monate,
bei vielen Personen Krankheitserscheinungen auslöst, besonders Kopf-
schmerzen, Trockenheit der Nasenschleimhaut, Schnupfen, aber selbst
Influenza begünstigt.
Hueppe hat den Kraft- und StofiPwechsel im Hochgebirge einer Stoffwechsel
Untersuchung unterzogen, bei der auch die speziellen hygienischen
Gesichtspunkte Berücksichtigung fanden. Die Grenze fiir die längere
oder dauernde Bewohnbarkeit im Hochgebirge liegt bei etwa 6000 m.
Beim Bergsteigen können infolge von Muskelermüdung Atemnot und
andere Erscheinungen der Bergkrankheit, wie Schlaflosigkeit, Uebel-
keit, Erbrechen, schon unter dieser Höhe einsetzen, bei krankhaften
Zuständen sogar noch tiefer. Man bekommt deshalb gerade so wie
bei anderen Körperübungen für das Bergsteigen eine Ermüdungs-
form, die sich darin ausspricht, daß der Körper sich der Verdün-
nung der Luft mit Herabsetzung des Sauerstoffgehaltes, der Kälte
und den starken äußeren Beizen durch Insolation, Trockenheit,
Kälte etc. anpassen muß. Die mechanische Anpassung des Kreis-
laufes und der Atmung, ebenso die chemische Anpassung sind un-
verkennbar. Es kommt zu einer Aenderung des Tonus, die sich
sofort in einer relativen Vermehrung der roten Blutkörperchen als
Folge der Eindickung des Blutes durch Geftßverengerung ausspricht,
bei längerem Aufenthalte aber auch durch eine wirkliche Vermeh-
rung des Hämoglobingehaltes. Als weitere Folge macht sich eine
im Hoch-
gebirge.
508
Hueppe.
Stoffwechsel
im Hoch-
gebirge.
Komprimierte
Lnft.
AkkUmati-
sation,
Entartung,
Hygiene und
Rasse.
Steigerung der Kohlensäareabgabe und eine Steigerung der Oxy-
dationsprozesse bemerkbar. Im allgemeinen übt das Hochgebirge
einen außerordentlichen Einfluß auf den Menschen aus, der zur ge-
sundheitlichen Kräftigung ausgenutzt werden kann, wenn Ueber-
anstrengung vermieden wird. Im einzelnen wird dann noch nach-
gewiesen, in welcher Weise die Ernährung zu regeln ist und wie
die bei der Ernährung zugefuhrte Energie in die Bewegung über-
geführt wird. Hierbei wird darauf hingewiesen, daß bei dem Ersatz
der Nahrung die chemischen Krafbzentren im Protoplasma gleichsam
wie Akkumulatoren geladen werden, wenn nur im Verlaufe von
Tagen für die richtige Ladung, das heißt angemessene Zufahr aller
nötigen Bestandteile, gesorgt wird. Eanke hat den Nahrungsbedarf
im Hochgebirge ebenfalls einer Untersuchung unterzogen und die
Abhängigkeit desselben vom Wärmehaushalt festgestellt. Infolge
der tiefen Temperatur kommt die Wärmebilanz nicht in Konflikt
mit dem Stoff- und Kraftwechsel wie in den Tropen, sondern im
Gegenteil, alle Lebensvorgänge erscheinen mächtig angeregt. Eine
sorgfältige und durch eigene Untersuchungen ergänzte Zusammen-
stellimg über die Bergkrankheit gibt Kronecker, auf die ich wenig-
stens verweisen möchte.
Kabrhel gibt eine gute Zusammenstellung der neueren Arbeiten
über die Physiologie und Hygiene der Luftkompression,
die bei Arbeiten unter Wasser eine große Bedeutung gewonnen haben.
Er macht den Vorschlag, daß auf Schiffen, welche sich mit Taucher-
arbeiten befassen, komprimierter Sauerstoff in Vorrat gehalten werde
und daß der Taucher in allen Fällen, in welchen er nach längerem
Verweilen schneller als er sollte zurückkehrt, sofort zur Einatmung
von Sauerstoff angehalten werde und nicht erst, wenn nachweislich
Läsionen eingetreten sind. Im Anschluß an die Frage des EJimas
sei auch die allgemeine Frage der Akklimatisation insoweit be-
rührt, als neuerdings die Eassenhygiene wieder intensiver
bearbeitet wird. Dabei wurde auch die wichtige Frage der Ent-
artung von neuem in Angriff genommen. Prinzin g ist der An-
sicht, daß die Kindersterblichkeit keine selektorische Wirkung ent-
faltet, und versucht nachzuweisen, daß die Sterblichkeit der höheren
Jahrgänge durchaus unabhängig ist von einer höheren oder geringeren
Eöndersterblichkeit, übersieht dabei aber, daß die Lebensdauer außer
von angeborenen Anlagen auch von sehr vielen anderen Faktoren
abhängig ist. Kruse und Grub er glauben eine Entartung über-
haupt nicht feststellen zu können und bekämpfen die Richtigkeit
der Selektion, der natürlichen Auslese, als hygienisch nichts leistend
Oeffentliches Sanitätswesen. 509
ziemlich scharf. Im Bahmen dieses Berichtes ist es mir unmöglich,
anf diese Frage näher einzugehen, und ich will mich begnügen, darauf
hinzuweisen, daß Schallmayer diese Auffassung bekämpft und
zeigt, daß Selektion und Hygiene sich sehr wohl vertragen, eine
Auffassung, die Referent übrigens in seinem Handbuch der Hygiene
vor Jahren dargelegt hat. Es ist erfreulich, zu sehen, daß diese
wichtige Frage der B^ssenhygiene jetzt von den verschiedensten
Seiten in Angriff genommen wird.
Em&hrong. Die allgemeine Ernährungslehre hat eine auch für Ernährung.
Hygieniker sehr wertvolle Beleuchtung durch Bubner erfahren, auf
deren Einzelheiten ich aber an dieser Stelle nicht einzugehen brauche,
weil ich diese Frage bereits im vorjährigen Berichte erwähnt habe.
Hueppe hat, wie schon früher erwähnt, die Frage untersucht, wie
weit bei dem Aufbau vom aktiven Eiweiß das Protoplasma befähigt
ist, wie ein Akkumulator zu arbeiten und wie infolgedessen
die menschliche Kraftmaschine wie eine chemische imd
nicht wie eine kalorische Maschine arbeitet. Hierbei gewinnt
das aktive Eiweiß nicht nur potentielle, sondern auch
kinetische Energie. Finkler und Lichten feit haben die
wichtige Frage über Deckung des Eiweißbedarfes vom hygieni-
schen und volkswirtschaftlichen Standpunkte einer erneuten Prüfung
unterzogen und die in den letzten Jahren oft unterschätzte Bedeutung
des Nahrungseiweiß entschieden hervorgehoben. Hirschfeld findet
dagegen bei der derzeit in Deutschland üblichen Ernährung der
Soldaten, daß dieselben statt der 103 g Eiweiß, die Voit fordert,
tatsächlich nur 70 — 75 g erhalten imd bezweifelt, daß die Soldaten
dies Defizit aus eigenem decken und glaubt nachweisen zu können,
daß das von ihm berechnete Fleischquantum, wenn es auch höher
ist als die Fleischmenge, welche die ärmeren Klassen bei uns ge-
nießen, doch weit hinter der Voit sehen Forderung zurücksteht,
aber im besseren Einklänge sei mit den volkswirtschaftlichen Er-
hebungen über den Fleischkonsum in Deutschland. Albu unter-
zieht im Anschluß an Bunge und Hueppe die vegetarische Diät Vegetariani»-
einer eingehenden Kritik, die er selbst als wissenschaftliche Wider- ^^^
legung dieser Lehre glaubt auffassen zu können. Auch die neuere
Variante der laktovegetarischen oder hamsäurefr^ien Diät zieht er
in den Kreis seiner Betrachtung. Das ist insofern interessant, als ein
Fanatiker dieser Bichtung (Mann) im vorigen Jahre bei einem Dauer-
marsch von Dresden nach Berlin, 202 km, als Sieger in 27 Stunden
18 Minuten ankam und dies ausschließlich seiner Diät zuschrieb. Eine
510 Hueppe.
Vegeurianis- Untersuchmig durch Albu und Caspari ergab nun, daß entgegen
™^' den subjektiven üeberiareibnngen des Siegers auch bei dieser vege-
tarischen Idealdiät, die mit naturgemäßer Lebensweise aber auch
nicht mehr das geringste zu tun hat und viehnehr eine außerordentliche
Künstelei darstellt, die Zeichen der Ueberarbeitung objektiv genau so
sicher festzustellen waren, wie bei gemischter oder sog. Fleischdiät
Das sorgftltige Training, Enthaltung von Alkohol, besonders gute
Anlage für die betreffende Sportform und die Begeisterung für dieses
neueste Evangelium erklären in natärlichster Weise das an sich
sportlich gute Resultat, üebrigens haben Caspari und Glaeßner
auch für normale Verhältnisse bei einem anderen Vegetarianer fest-
gestellt, daß die Hamsäureausscheidung keinen niedrigen Wert
hatte, daß abo bei mangelnder Zufuhr von Hamsäurebildnem eine
endogene Hamsäureproduktion heranzuziehen sei. Albu würdigt
dann noch den Wert der vegetarischen Diät fiir die Krankenemäh-
rung. Von einzelnen Nahrungsmitteln wurde im Berichtsjahre be-
Milch, sonders die Milch mehrfach zum Gegenstande von Erörterungen
gemacht, üeber die allgemeine Ausstellung für hygienische Milch-
versorgung in Hamburg berichteten v. Ohlen, E. Pfeiffer und Sie ve-
king. Bei Gelegenheit dieser Ausstellung wurde von besonders ein-
geladenen Forschem, wie B.ubn er, Heubner, Dunbar, Soxhlet,
Ostertag, teils in speziellen Fachversammlungen, teils in öffent-
lichen, mehr populären Versammlungen über die verschiedensten Ge-
biete des Molkereiwesens Vorträge gehalten. In einer etwas speziel-
leren Weise hat der deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege
in seiner Jahresversammlung Dunbar mit einem Berichte über die
gesundheitliche TTeberwachung des Verkehrs mit Milch beauftragt
Auch bei anderen Gelegenheiten, besonders bei der Erörterung der
Tuberkulosefrage, wurde die Milchversorgung vielfach berührt und
Au st widmete ihr noch eine speziellere Bearbeitung. Man hätte
annehmen sollen, daß diese Frage auf Grund der Untersuchungen
von Hueppe, Flügge, Sozhlet und anderen sich in einer ruhigen
und gedeihlichen Entwicklung befinde. Das war auch zweifellos
der Fall. Aber der Vortrag von Koch, nach dem die Perlsucht des
Rindes nicht und speziell nicht durch Milch auf den Menschen über-
tragbar sei, hatte außerordentlich beunruhigend gewirkt, und dies er-
klärt wohl die sonderbare Erscheinung. Gewiß hat niemand erwartet,
daß in der verhältnismäßig kurzen Zeit, in der man planmäßig den
Kampf gegen verdorbene Milch, speziell in der Säuglingsemährung,
aufgenommen hat, bereits ein voller Erfolg zu erzielen war. Wer wirk-
lich mit der Frage vertraut war, wußte, daß es an vielen Orten damit
Oeffentliches Sanitätswesen.
511
noch sehr übel bestellt ist. Diese Tatsache von neuem festgestellt
zu haben und dadurch vielleicht auf weitere Kreise von neuem
agitatorisch eingewirkt zu haben, ist wohl das Hauptverdienst des
vorigen Jahres. Wirklich Neues ist eigentlich nicht dabei heraus-
gekommen. Daß die Sommerdiarrhöen der Kinder mit der Temperatur
zu- und abnehmen, kann wohl kaum oft genug in Erinnerung ge-
bracht werden, und diese Abhängigkeit geht sogar so weit, daß nicht
nur in den wärmeren Jahren die Kindersterblichkeit größer ist, als
in den kälteren, sondern daß man geradezu eine Abhängigkeit von
den größeren Wärme- und Kälteperioden zu erkennen vermag. Man
ist jetzt geneigt, diese Abhängigkeit , weil sie in den Großstädten
vorwiegend die künstlich ernährten Kinder d&t ärmeren Kreise trifft,
ausschließlich der Milchverderbnis zuzuschreiben. Demgegenüber
machte Me inert in der Diskussion darauf aufmerksam, daß diese
Abhängigkeit von der Temperatur auch in Aegypten sich unter den
Brustkindern bemerkbar mache, und daß man auch auf Besonder-
heiten der Wohnung Rücksicht zu nehmen habe. Schloßmann
bemerkte in der Diskussion mit Becht, daß eine Milch, die unter
ganz besonderen Vorsichtsmaßregeln hergestellt würde, auch teuer
sein müsse und daß man damit zu rechnen habe, daß die meisten Leute
gar nicht wissen, wie reine Milch schmeckt, und daß sie nur eine mit
Stallduft oder Kuhschmutz verunreinigte Milch für richtig aromatisch
halten. Dun bar verlangte vor allem eine schärfere Kontrolle des Ver-
kehrs mit Milch, die Bildung von Vereinen, welche sich die Fürsorge fiir
die Säuglings- und Kinderernährung zur Aufgabe machen, verspricht
sich aber auch viel von einem Beichsgesetz, welches die allgemeinen
hygienischen Gesetze der Milchproduktion, des Milchtransports und
des Milchverkehrs regelt. Im letzteren Punkt fand er vielfach
Widerspruch auf Grund der Tatsache, daß die Verhältnisse in den
einzelnen Landesteilen zu große Verschiedenheiten bieten. H. N e u-
mann untersuchte auf Grund der Zunahme der Barlow sehen
Krankheit bei Kindern, die mit sterilisierter Milch ernährt wurden,
derartige Milch durch Gefrierpunktsbestimmungen und fand, daß
nicht die Salzmolekel, sondern vor allem die organischen Molekel
durch den Kochprozeß verändert werden. Er nimmt an, daß durch
das zu lange Erhitzen besondere Stoffe entstehen, welohe auf den
kindlichen Organismus eine GKftwirkimg ausüben. Besonders liegt
die Gefahr der Erkrankung vor bei Milch, die bereits zu Sterili-
siemngszwecken länger gekocht und dann zu Hause wieder gekocht
wird. Fürst weist darauf hin, daß durch den Wandel in unserer
Ernährungsweise schon in die normale Ernährung Genußmittel über-
Aroma der
Milch.
Barlowsohe
Krankheit.
512
Hneppe.
Genußmittel. flüssigerweise hineinkommen können, die besonders dann bedenklich
sind, wenn damit regehn&ßig differente Stoffe zugeführt werden,
wie es die Alkaloide oder richtiger IJrei de bei Kaffee und Tee
sind, die schon in viel zn jongen Jahren zur Gewohnheit werden;
er redet deshalb einem Ersätze derselben dnrch Gerstenprodokte das
Wort. Unter den G^nnßmitteln fand der Alkohol eine ganz besondere
Alkohol. Beachtung dadurch, daß ein internationaler Kongreß gegen den
Alkoholmißbrauch in Bremen abgehalten wurde, bei dem die Ver-
treter der Abstinenz und der Mäßigkeit teilweise sehr scharf auf-
einander stießen. Der TTnfehlbarkeitsstandpunkt der Abstinenten,
nach dem nur Abstinente wirkliches Urteil haben, das rabiate Auf-
treten einzelner ihrer Agitatoren hat leider das Niveau dieses Kon-
gresses etwas stark herabgedrückt. Die Untersuchungen der letzten
Jahre haben ganz eindeutig ergeben, daß Alkohol selbst bei Ab-
stinenten und nicht daran Gewöhnten, wenn eine kurze Intoxikations-
periode überwunden ist, mit seinen Kalorien isodjnam für
Fette und Kohlehydrate eintreten kann und in diesem
Sinne auch Eiweiß zu sparen vermag. Trotzdem beharren,
ohne auch nur den Versuch eines Beweises zu liefern, die Haupt-
agitatoren wie Forel und Kassowitz darauf, daß Alkohol nur
ein Gift ist und legen infolgedessen den unter ganz unnatürlichen
Bedingungen angestellten firüheren Versuchen von Chauveau eine
entscheidende RoUe bei, ohne die Widerlegung dieser Versuche von
Hueppe und Bosemann irgendwie zu würdigen. Inzwischen
sind noch die Versuche von Stoklasa weiter bekannt geworden,
nach denen unter den Bedingungen, wie sie im tierischen Körper
vorkommen, bei dem Abbau des Zuckers enzymatisch Alkohol ge-
bildet werden kann. Wie weit dies regelmäßig und in welchen
Mengenverhältnissen es tatsächlich bei der Ernährung geschieht, ob
also schließlich selbst jeder Abstinent seine kleine Spiritusfabrik in
sich selbst besitzt, ist noch näher zu untersuchen. Auf jeden Fall
sieht es zur Zeit mit dem wissenschaftlichen Beweismaterial der
abstinenten Fanatiker sehr fadenscheinig aus, so daß sogar ein so
ruhiger Beobachter wie Duclauz den Alkohol wieder nachdrücklich
als Nahrungsmittel hingestellt hat. Beferent muß von seinem Stand-
punkt ebenfalls daran festhalten, daß der Alkohol Nahrungsstoff
sein kann, aber er kann ihn im allgemeinen weder für einen guten,
noch f&r einen genügend billigen halten. Dazu konunt, daß bei
größeren Mengen, bei denen ein wirklicher Nährwert herauszurechnen
wäre, die schädliche Giftwirkung meist überwiegt. Es ist deshalb
richtiger, den Alkohol, wesentlich vom Standpunkte des Genuß-
OeffenÜiches Sanitätswesen.
513
Alkohol und
Körper-
ftbnngeiL.
mittels zu betrachten und dann zeigt sich sofort, daß geringe
Mengen Alkohol unter den Umständen, wie sie unser soziales Leben
nun einmal mit sich bringt, ein berechtigtes Oenußmittel sein
können. Deshalb hat auch in Deutschland der Standpunkt der
M&ßigkeit mehr Aussicht auf Erfolg, wie die Zusammenstellung von
C. Fränkel ergibt, nach der von 89 deutschen Professoren der
Physiologie, Pathologie, Psychiatrie, Hygiene und inneren Medizin
nur 8 för vollständige Abstinenz sich aussprachen. Referent hält
es deshalb fär richtiger, ohne Vorurteile zu ermittehi, unter welchen
Bedingungen und bei welchen Bevölkerungsklassen oder bei welchen
Betrieben Abstinenz gefordert werden muß. In diesem Sinne hat
er selbst über die Beziehungen des Alkoholismus zu den Körper-
übungen in einem Vortrage dargelegt, daß ein ausgiebiger Be-
trieb der Körperübungen ein vorzügliches Mittel ist,
um die heranwachsende Jugend vor den Gefahren des
Alkoholismus zu bewahren. Ln Anschlüsse an die Bekämpfung
des Alkoholmißbrauchs macht sich auch das Bestreben geltend, einer-
seits das Gasthauswesen zu reformieren nach der Bichtung hin, den Hygiene im
Trinkzwang abzuschafiPen und andrerseits in dem Gasthauswesen all- ^^^^^^s-
mählich mehr hygienische Zustände in Bezug auf die BeschafiPen-
heit der Lokale, Unterbringung der Nahrungsmittel, Fürsorge für
das Personal u. s. w. einzufahren, worüber Bornträger ein ein-
gehendes Referat erstattet hat. Hüttner unterzieht die hygienische
Bedeutung der Fleischkonservierung einer eingehenden Be- Fieisoh-
sprechung und fordert, daß zur Konservierung nur frisches Fleisch ^©"««'^«ruiig.
von gesunden Tieren verwendet wird, daß Zusätze von Antisepticis
verboten werden ; die Sterilisierung erfolge besonders für die Truppen
durch Siedehitze. Kraus und Schmidt sprechen sich sehr entschieden
gegen den Zusatz von schwefligsaurem Natrium zu frischem Hack-
fleisch aus, weil dasselbe den Käufer über die wirkliche BeschaflEenheit
des Fleisches täuscht, ja sogar gestattet, bereits verdorbenes Fleisch
besonders durch Mischen mit frischem in ein appetitliches zu ver-
wandeln. In demselben Sinne spricht sich auf Grund neuerer Ver-
suche, welche die Gesundheitsohädlichkeit der schwefligen Säure
und ihrer Salze für den Tierorganismus ergeben, auch Artur
Schulz aus.
Heizung» Ventilatdon und Beleuchtung. Wingen fordert neuer-
dings nachdrücklich eine ausgiebige Beleuchtung der Arbeitsplätze
lind verlangt eine behördliche Bestimmung: „Plätze in Schulen,
Bureaus, Werkstätten, Fabriken etc. dürfen nur dann zu Arbeits-
Jahrbuch der praktlachen Medizin. 1904. 38
516
Hueppe.
InfektioiiB-
krankboiten
als Funktion
variabler
arOßen.
DispoBltion.
Periodizit&t.
Disposition.
Germinative
Infektion.
die erreichte GUftfestigaxig und Immonisierang sich genau mit der
natürlichen EmpfiUigliohkeit oder erreichten Immnnisierong oder
angeborenen Immunität deckt, während die Serumgegenwirkungen
im Glase besonderen Gesetzen folgen, die mit den natürlichen Ver-
hältnissen im Körper übereinstimmen können, aber durchaus nicht
müssen. Immunität und Immunisierung sind experimentell nach-
weisbar als Korrelate, nicht als Gegensätze zur Krankheitsanlage.
Auch der disponierte Organismus macht den Versuch,
sich der Krankheitsreize in gleicher Weise zu ent-
ledigen, wie der von Natur immune oder immunisierte
Organismus, nur mit unzureichenden Mitteln. Die
Disposition ist deshalb gerade soweit verständlich wie
Immunisierung und Immunität Bail und Pettersson
haben diese Erscheinungen speziell für Milzbrand im einzelnen ver-
folgt. Gottstein gibt eine sehr sorg<ige Analyse der Peri-
odizität der Diphtherie, bei der er die periodische Auslese der
Diphtherieempfliüiglichen und die dadurch hervorgerufene verschieden-
artige Empfänglichkeit in den wechselnden Generationen zu ermitteb
sucht. In der Tuberkulosefrage hat v. Behring in Bezug
auf das allgemeine ätiologische Problem Anschauungen entwickelt,
welche sich genau mit den vom Beferenten seit mehr als 10 Jahren
vertretenen decken, und Koppen hat versucht, die Disposition mit
unseren allgemeinen naturwissenschaftlichen Anschauungen verständ-
lich zu machen. Es ist interessant zu sehen, wie auch die extrem-
sten Kontagionisten der Disposition jetzt versuchen mehr gerecht
zu werden, als ob sie nie versucht hätten, dieselbe zu Gunsten der
Exposition zu leugnen oder auf die bloße Artdisposition zu be-
schränken. Flügge sucht Behring gegenüber die Zahl der Tuber-
kulosedisponierten zu berechnen und findet unter den Erwachsenen
von 18—60 Jahren 60—70 ^/o Empftngliche. Da sicher jeder Mensch
vielfach Gelegenheit hatte, sich mit Tuberkelbazillen zu infizieren,
wird selbst bei Flügges Zurückweisung der übiquität der Bazillen
die ausschlaggebende Bedeutung der Disposition de facto zugegeben,
weim er auch immer noch die Infektion höher wertet. Da die
Krankheitsanlage angeboren sein kann, so ist es wichtig, hiervon
die germinative und intrauterine Infektion streng zu trennen. In
dieser Hinsicht ist es wichtig, daß Seige die üebertragbarkeit der
Tuberkelbazillen durch den väterlichen Samen auf die Frucht durch
Versuche widerlegt. Gegenüber der frieren einseitigen Betonung
der Inhalation des Virus war schon von verschiedenen Forschem
darauf hingewiesen worden, daß auch primäre Lungentuberkulose
Oeffentliches Sanitätswesdn. 517
durch Fütterung und Leitung von den Halsorganen, also in letzter Inhalation
Linie lymphogen und hämatogen, entstehen kann, und Hueppe hatte ^"^^ Ftttterung.
weiter darauf hingewiesen, daß selbst bei Lihalation das Virus ein-
gespeichelt werden und auf dem Yerdauungswege zur Lif ektion fiihren
kann. Welminsky hat genauer ermittelt, in welcher Weise bei Ver-
futterung von tuberkulösem Material primäre Lungen- und primäre
Darmtuberkulose entsteht. Es stellte sich weiter bei diesen Ver-
suchen heraus, daß nach der Primärinfektion der weitere Verlauf
nicht abhängig ist von einem einfachen Fortschreiten, sondern daß
die Lokalisationen abhängig sind von der besonderen
Empfänglichkeit der Organe, so daß bei gleicher primärer
Infektion verschiedene Tierarten ganz verschiedenartig reagieren.
Wagener bringt im Anschlüsse an Heller viele interessante
Einzelheiten über primäre Darmtuberkulose. Ebenso v. Hansemann,
der besonders die Disposition betont, in seinen Fällen allerdings
fand, daß eine sekundäre Lungenphthise nicht zu stände gekommen
war. Gtegen die hygienische Bedeutung dieser Versuche wendet sich
Flügge mit der Bemerkung, daß es ja schließlich gleichgültig ist,
ob die inhalierten Tuberkelbazillen von der Lunge oder vom Ver-
dauungstrakt eindringen, wenn eben nur das infektiöse
Material eingeatmet werde, weil dem Hygieniker das Li-
fektionsmaterial und seine Bekämpfung wichtiger sei, als die patho-
logische Frage, was im Körper aus dem Materiale wird. Flügge
übersieht aber das eine vollständig, daß durch diese Versuche die
Bedeutung der Erankheitsanlage in das hellste Licht gesetzt wird.
Die Beziehungen der Menschen zur Bindertuberkulose wurden im Menschen- und
Berichtsjahre vielfach weiter verfolgt, und Orth gab eine sehr ^^^V'
treffende Kritik der Arbeiten aus dem kaiserlichen Gesundheitsamte.
Westenhöffer brachte weitere Einzelheiten dazu. v. Behring
und Römer ermittelten, daß die Tuberkelbazillen verschiedener Her-
kunft, selbst von der gleichen Gattung der Tiere, große Schwankungen
erkennen lassen. Kos sei, Weber und Heuß haben dieselben
Tatsachen ermittelt und ganz eindeutig festgestellt, daß Stämme
menschlicher Tuberkelbazillen von vornherein für Binder
höchste Virulenz zeigen können. Diese Arbeit erregte insofern
einiges Aufsehen, da die Schlüsse der Verfasser im Sinne der
Koch sehen Anschauung der NichtZusammengehörigkeit von Binder-
und Menschentuberkulose lauten, während das von ihnen selbst bei-
gebrachte Material hierzu im schrofbten Widerspruch steht. Das-
selbe gilt von der Arbeit von Weber und Bofinger über
die Hühnertuberkulose, in der sie sich gegen die artliohe Zu-
618
Hueppe.
Anti-
tuberkulöse
Miloh.
Menschen- and sanuiiexigehörigkeit derselben mit der Säugetiertaberkulose ans-
t ^^^T' spfe<^on, während sie eine nooh viel engere Znsammengehörigkeit
beweisen, als sie früher von Hueppe, Fischel nnd Nocard er-
mittelt worden war. Karlinski und Delöpine bringen weitere
Tatsachen für die Uebertragbarkeit der Menschentuber-
kulose auf Binder, Allen Macfadyen über die Uebertrag-
barkeit von menschlicher und Eindertuberkulose auf Affen. Die
von J. Macfadyean und v. Behring inaugurierte Immunisierung
der Binder gegen Tuberkulose durch Impfung mit Hühner- bezüg-
lich Menschentuberkulose ist vor allem von Behring selbst ge-
fördert worden. Interessant ist, daß Eriedmann mit dem Erreger
der Tuberkulose der Wasserschildkröten erfolgreiche Immunisiemng
bei Warmblütern erzielte. Behring will, von seiner Idee aas-
gehend, daß die Tuberkuloseinfektion nur in den ersten Jahren ein-
setze, nicht nur die Binderbestände durch seine Immunisierung
tuberkulosefrei machen, sondern auf diese Weise auch eine Milch
für die künstliche Säuglingsemährung gewinnen, welche nicht
nur frei von Tuberkelbazillen ist, sondern außerdem
die aktiven Schutzstoffe in unveränderter Form, even-
tuell sogar in gehäufter Menge enthalten soll. In Bezug
auf den letzteren Punkt macht ihm Flügge denselben Vorhalt, wie
er Koch, nur vom gerade entgegengesetzten Standpunkte aus, ge-
macht werden mußte, daß bei den tatsächlichen Verhältnissen des
Molkereibetriebes eine derartige Milch für die Armen viel zu teuer
käme und daß bei weitem die meiste Milch aus anderen
Gründen nach wie vor sterilisiert werden müßte. Brauer
Anzeigepflicht, und Gaff ky setzen sich für eine beschränkte An zeige p flicht
bei Tuberkulose ein als Voraussetzung weitergehender Maßnahmen.
Als solche bezeichnet Gaffky besonders die eventuelle Entfernung
der Kranken aus der Wohnung, Schaffung entsprechender Heim-
stätten und Asyle und Desinfektion der Wohnung. Hueppe nimmt
in seiner dritten Harbenvorlesung Stellung zu den in den letzten
Jahren aufgetauchten Fragen und betont besonders, daß neben den
anderen Maßnahmen die auf die Bekämpfung der Krank-
heitsanlage und auf Erzielung erhöhter Widerstands-
fähigkeit gerichteten Bestrebungen nicht vernach-
lässigt werden dürfen. Weicker untersuchte die Resultate
der derzeitigen Tuberkulosebehandlung, besonders mit Bücksicht auf
die Dauererfolge und die Leistungen der Heilstätten. Und v. Unter-
berger macht, weil die Heilstätten einem großen Teil
der Anforderungen nicht entsprechen, nachdrücklich
Oeffeniliches Sänitätswesen.
519
auf die Haussanatorien in den Krankenhäusern auf-
merksam.
Oriffith beschreibt einen interessanten isolierten Pestfall in
Liverpool, dessen Genese es verständlich macht, wenn solche Fälle
gelegentlich übersehen werden. Nocht gibt im Anschlüsse an
einen eingeschleppten Fall eine Darstellung des Vorgehens, wie es in
Hamburg eingeführt ist, und beschreibt im einzelnen die Anwendungs-
weise eines Apparates, mit dem das kohlenoxydhaltige Wassergas in
die Schiffsräume eingeleitet wird zur Vernichtung der Hatten als der
wesentlichsten Verschlepper der Krankheit, üeber einen in Berlin vor-
gekommenen Fall von Laboratoriumspest und die dagegen ge-
troffenen Isolierungs- und Desinfektionsmaßnahmen berichten Kirch-
ner und Dönitz. Bei der Bedeutung der Frühdiagnose für noch
isolierte Fälle hat Martini eine Schnelldiagnose auszuarbeiten ver-
sucht, indem er durch eine besondere Impfung von Meerschweinchen
die Tiere rapid zu infizieren versucht und das Drüsenmaterial zur
bakteriologischen Untersuchung bereits vor dem Tode der Tiere
verwendet. Daß man auch gegen die Einschleppung auf dem Fest-
lande Vorkehrungen getroffen hat, erfahren wir aus einem Berichte
von Kaschkadamoff über die Bekämpfung der Pest im Bezirke
von Astrachan.
Kelle und Prausnitz haben versucht, durch Verwen-
dung von Kulturen verschiedenster Herkunft und durch Mit-
benutzung der Agglutinationsprobe die Diagnose der Cholera zu
verschärfen.
Li ähnlicher Weise ist man gegenüber dem Abdominal-
typhus zur Verbesserung der Diagnose, speziell mit Rücksicht
auf die Frage des Paratyphus, beschäftigt gewesen. Ich wiU nur
auf die Arbeiten von Courmont und Lesieur, Evans, Kayser,
Zupnik und Posner verweisen, wo auch weitere Literatur ver-
merkt ist. Die hygienisch wichtige Verbreitung des Abdominal-
typhus durch Milch ist durch Ascher, Bassenge und Behla
bearbeitet worden, unter dem Einflüsse von Kochs neuerer Auf-
fassung über Typhus ist man in Preußen den kontagiösen üeber-
tragungen des Abdominaltyphus mehr nachgegangen und hat eine
ganze Heihe solcher Fälle vermittelt, wie ich dem Beferate von
0. Fränkel entnehme. Ficker versuchte experimentell zu er-
mitteln, ob Fliegen bei dieser üebertragung eine Bolle spielen
können. Man darf nur über diesen Versuchen und Erhebungen nicht
die große Ausbreitung des Typhus durch Wasser übersehen,
und die Vorkommnisse in Paris, am Hhein und neuerdings wieder
Peat.
VemiohtQng
der Soliiflfs-
ratten.
Diagnose.
Diagnose
der Cholera.
Typhus.
Differential-
diagnose.
Infektion
der Müoh.
Kontagion.
Fliegen.
Wasser.
520 Hueppe.
eiiunal in Prag sprechen deutlich f£br die grofie Bedentang der
Trinkwasserinfektion.
In der deutschen Gesellschaft für öfifentliche Gesundheitspflege
Blindheit, in Berlin gah Hirsch eine gute Zucdunmenfassung über die Ver-
hütung der Blindheit, wobei er die speziellen Verhältnisse
der Infektionskrankheiten erörterte und besonders bemerkte, daß
die Infektion für das Auge um so gefährlicher ist, je jünger
die infizierten Individuen sind. Die yermeidbare Blindheit be-
trifPb vorwiegend die unteren Volksschichten, die durch ihre Indolenz
oder Unwissenheit selbst die Hauptschuld tragen.
Desinfektion. Ballner versucht die Methoden zur Prüfung von Desinfek-
tionsmittteln etwas zu verfeinem. Die Desinfektion mit Form-
aldehyd hat insofern eine Erweiterung erfahren, als die Kombination
Formaidehyd mit Wasserdampf, wie sie von v. Esmarch und Kokubo eingeführt
'*"dam*f^^^ wurde, sich auch in weiteren Versuchen von Herzog und E. Mayer
bewährte. Formaldehydwasserdämpfe sind schon bei 70 — 80^ im
Stande, die widerstandfSähigsten Sporen zu toten, d. h. bei einer Tem-
peratur, welche fär Leder, Pelz, Seidenstoffe noch nicht schädlich
Soda. wirkt. Simon hat von neuem die desinfektorische Kraft erwärmter
Sodalösungen festgestellt, besonders wo es sich um dicken, an-
getrockneten Schmutz handelt, so daß sich die Soda besonders zur
Desinfektion von Wohnungen, namentlich von Fußböden und Möbeh,
Bohe empfiehlt. Fischer und Koske unterzogen die rohe Karbolsäure
und einige aus derselben hergestellte Präparate einer erneuerten
Untersuchung. Sie verlangen, daß für die Herstellung von Kresol-
mischungen und -lösimgen nur Präparate Verwendung finden, welche
den an das Cresolum crudum gestellten Anforderungen entsprechen.
Für grobe Desinfektion könne man eine 8^/oige Lösung einer ans
1 Volum Rohkresol imd V> Volum roher Schwefelsäure bereiteten
Mischung verwenden. In Fällen, in denen vom Formaldehyd ab-
gesehen werden muß, empfiehlt Matthes die Desinfektion der Wände
mittels eines besonderen Sprayapparates.
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Hyg. Rundschau Nr. 22. — Wolpert, Arch. f. Hyg. Bd. XLIV, S. 322;
Bd. XLVn, S. 1; Bd. XLVÜI, S. 107. — Zahn, Mitt a. d. Prüfungsanstalt
f. Wassery. H. 2. — Zupnik und Posner, Prager med. Wochenschr. Nr. 18.
Sachregister.')
A.
Abbazia 70.
Abdominaltyphas, Adrenalm gegen
Darmblutung 272; Bekämpfung
des 272; und Fliegen 272; Früh-
diagnose durch Milzpunktion 271 ;
Gangrän bei leichtem 270; Ter-
schiedene Heilsera gegen 272; In*
fluenza und 271 ; Prophylaxe gegen
Bakteriurie 272; Pyramidon gegen
272 ; mit zentral bedingter Schwer*
hörigkeit 270; Statistisches Aber
Perforation 269; Strumitis nach
270; Ursache der Thrombose bei
270; 8. Typhus abdominalis.
Abführmittel 31, 82.
Abhärtung 72, 507; der Kinder 53,
71; mittels hydriatischer Proze-
duren 71.
Abmagerungskuren 282.
Abnabelung 850.
Abortus 341 ; Behandlung 842 ; kflnst-
licher 842.
Abortzange 339.
Abrotanolpastillen 217.
Abszesse (s. Eleinhimabszeß) ; kalte,
Behandlung 81; koxitische, Ver-
breitung ders. 92; subphrenische
319.
AbürtLsser, biologische Reinigung 502 ;
Fettgehalt der 501.
Acanthosis nigricans 422.
AchiUessehnenreflex bei Tabes 125.
Achillodynie 429.
Achondroplasie 351.
Achsenzugzan^ 888.
Achylia gastnca, Anämie und 299.
Adenoide Vegetationen, Instrumente
zur Operation der 404; s. Nasen-
rachenraum.
Adenoides Gewebe, Beziehungen dess.
zu bösartigen Gesehwülsten 18, 18.
Adenom 11.
Adenomatöse Wucherungen der Tu-
benschleimhaut 860.
Adenomyome des Uterus 857.
Aderhautablösung, postoperatire 885.
Aderlaß bei Urämie 258.
Adipositas dolorosa 4^.
Adnezerkrankungen3ehandlung 352.
Adonis Temalis 85.
Adrenalin 46, 48, 49; bei Asthma
155, 405; in der Augentherapie
881; gregen Darmblutung bei
Tjrphus 272; in der Gynäkologie
354; bei Hämophilie 804; als
Mittel gegen Krebs 50; Bedeutung
des, fOr die Lokalanästhesie 307;
bei Magenblutung 212; Neben-
wirkungen 405.
Adrenali^lykosurie und WUrme-
stichhyperthermie 286.
Aegypten s. Winterklima.
Aethei>Chloroform-Mischnarko8e806.
Aethemarkose 806, 851; in Verbin-
dung mit Morphium-Skopolamin-
injektionen 807.
Agglutination 1 ; derTuberkelbasillen
bei Hauttuberkulose 442; und
Typhusdiagnose 271.
Agglutinationskraft des Blutserums
nach Pneumonie 169.
Agfflutinationsrermögen bei Psy-
diosen 189.
Agglutinierende Eigenschaft der
Galle und des Serums beim Ikterus
226.
A^:urin 86, 48, 254.
Ajaccio 58.
Akklimatisation 508.
Akne 421.
>) Bearbeitet von Dr. Lewitt (Berlin).
Sachregister.
525
Akoin in der Chirurgie 809.
Akromegalie 133.
Aktinomykose 7; Endresultate der
Behandlung 278, 812 ; des Herzens
188; des Kehlkopfes 418; der
Lungen 278; der Ovarien 860.
Akustikusaffäction durch Genuß von
Alkohol und Nikotin 899.
Akzessoriuslähmung bei Tabes dor-
salis 126.
Albargin 480; bei Enteritis mem-
branacea 217.
Albuminurie, alimentäre 249; bei
Aortenklappeninsuffizienz 187; und
Blutdruck 249; febrile 250; ortho-
tische und Wanderniere 249;
physiologische 248; traumatische
252; zyUische 248, 462.
Albumosennachweis in den Fäzes
219.
Albumosurie, experimentelle 251.
Algen im Magensaft 206.
Algerien s. Winterstationen.
Alkalimeter 297.
Alkohol 512; als Arzneimittel 22;
als Eiweißsparer 28; Einfluß dess.
auf die Herzgröße 194; und
Körperübungen 518.
AlkoholismuB s. Akustikusaffektion ;
8. Brandstiftung.
Alkoholistische Störungen, Begut-
achtung ders. in foro 487.
Alkoholumschläffe 24.
Alopezie s. Thalliumalopezie.
Alsol in der Augenheilkunde 882.
Alumen ustum bei Ulcus molle 441.
Amaurose, akute transitorische, Pa-
thogenese 194.
Amenorrhoe 855.
Amniogene und erbliche Hasen-
scharten 315.
AmCbendysenterie 7.
Amöbenenteritis 221.
Amyloid 9.
Amyloidtumor der Zunge 410.
Anaemia Bplenica 808.
Anämie s. Haut
Anämie, perniziöse 298; Diagnose
800 ; Heilung durch Knochenmark
801; rektale Blutinfosion bei 801;
durch Taenia solium 298.
Anästhesie s. Handbuch ; in der Ge-
burt 888.
An&sthesierung der oberen Luftwege
bei Tuberkulose 177.
Anästhesin 44, 405.
Anästhetika 44, 45; s. Tohimbin.
Anatomie s. Grundriß; s. Handbuch;
der Gallenwege 225; der Kehl-
kopfpolypen 411; allgemeine und
Physiologie des Nervensystems TOn
Bethe 184; pathologische der Psy-
chosen 148.
Anchylostomiasis 221, 289; in Frank-
reich 287.
Androgynie 489.
Anesthol 851.
Aneurysma arteriae hepaticae pro-
priae 198.
Aneurysmen 192; des Aortabogens
als Ursache von Emphysem 155;
extrakranieUe der Carotis interna
817; der Art«ria subclavia, opera-
tive Behandlung 817; Therapie
192.
Angeborene totale Farbenblindheit
378.
Angina kompliziert mit akuter Thy-
reoiditis 409 ; follicularis, akute in-
fektiöse Leberschwellung nach
228; tonsillaris und Perityphlitis,
Zusammenhang zwischen 222 ; Vin-
centsche 409.
Ankylosis mfmdibulae vera 816.
Anl^lostomuminfektion, Eosinophilie
bei 297.
Anosmie und Ageusie bei Mdni^re-
schem Symptomenkomplex 899.
Anthrasol 424, 443.
Antikörper 17.
Antipyretikum, Pyramiden als 47.
Antisepsis und Prophylaxe in der
Augenheilkunde 880.
Antiseptische Behandlung 888; Wir-
kung des Jodoforms 809.
Antistreptokokkenserum bei Endo-
karditis 190; bei Gelenkrheumatis-
mus 274; bei Puerperalfieber 849;
bei Scharlach 267.
Antithyreoidin 183.
Antitoxinbehandlung des Tetanus
182.
Antituberkuloseserum von Marmorek
167.
Anzeigepflicht bei Tuberkulose 518.
Aorta, Erkrankungen der 192.
Aortabogen s. Aneuiysma.
Aortaruptur bei Mißbildung des Ge-
fäßes 192.
Aortenklappeninsuffizienz 186; Albu-
526
Saehregüter.
minnrie bei 187; Herz- und Hen-
spitflsenstoß bei 186; Hysterie und
187; iranmatiBche 186, 494.
Aortitifl 192.
Aphasie, akute transitorische 116;
transkortikale 142.
Aphrodisiacmn, Tohimbin als 45.
Apopleide 117.
Apparate 86; zur Fixation yon Blut-
präparaten 297; zur ffewaltsamen
Redression von Fußdeformit&ten
96; zur Redression des Klump-
fußes 95 ; zur Anwendung der Luft-
dusche394; zu gleichzeitiger Magen-
saftgewinnung und Luftaufblähung
des Magens 204; s. Bewegungs-
Xrate; s. Heißlnftapparate; s.
ationsapparate.
Appendicitis obliterans 222.
Appendizitis, Aetiologie 222; patho-
log^che Anatomie 222; und Ghole-
liüiiasis, Gleichzeitige Erkrankung
an 222; FrOhoperation der 822;
Hyperalgesie bei 222; Therapie
224; Thrombose der Pfortader bei
224.
Argentum aceticum in der Pro-
phylaxe der Ophthalmoblennor-
rhoen 850.
Argentum colloidale Gred^ gegen
Puerperalfieber 848.
Aristochin 47, 48; zur Behandlung
des Asthmas 155.
Arsenbad Levico 72.
Arsenikyergiftung 476; ein Betriebs*
Unfall 495.
Arsenpräparate 423; s. Atoxyl.
Arteria subclavia, Aneurysma der,
operative Behandlung 817.
Arteriosklerose 191 ; und Diabetes
288; bei traumatischer Gang^rän
494; Genese der 15; Verände-
rungen des Pankreas bei 282.
Arthritis, chronische des Kindes 81 ;
gonorrhoische 429, 431.
Aiihritis cricoarytaenoidea rheuma-
tica gonorrhoica 429.
Arthritis deformans im Jugendalter
81; operative Behandlung 811.
Arthrodese des paralytischen Schlot-
ter^elenkes der Schulter 87, 328.
Arzneibehandlung s. Lehrbuch.
Arzneimittel 20, 48.
Arzneiverordnungslehre s. Lehrbuch.
Ascaris 8. Spulwurm.
Aseptische Behandlung 333.
Aspirin 40; bei Glykosurie und Dia-
betes mellitus 51 ; Nebenwirkungen
41, 49, 51.
Asthenie der Blutbildung 800.
Asthma, Adrenalin bei 405.
Asthma bronchiale 154.
Asthmaanfälle, Adrenalin zur Kupie-
rung von 48.
Asthmapulver, Vergiftung durch 480.
Astigmatismus der Hornhaut und
zentrale Chorioiditis 383.
Aszites s. Kryoskopie; bei Leber-
zirrhose, chirurgische Behandlung
227; bei Pfortaderthromboee 225,
238.
Aszitesflüssigkeit, Trübung der 225.
Athetose 117.
Atlas der Hautkrankheiten von Jacobi
416; topographischer der medi-
zinisch-chirurgischen Diagnostik
von Ponfick 336; und Grundriß
der allgemeinen pathologischen
Histologie 17.
Atmung, Alkoholwirkung und 22,
23; im Kindesalter 451.
Atmungsorgane, Krankheiten ders.
152, 175.
Atmungsübungen bei Cholelithiasis
230.
Atoxyl 28, 48, 428.
Atresie des Darms 14; traumatische
des äußeren Gehörgangs 894.
Atropin, Wirkung dess. auf die
Ma^ensaftsekretion 80.
Atropm Wirkung beim Ileus 219.
Aetzungen durch Schmierseife 422.
Augapfel, angeborene Spaltbildnngen
des 376.
Au^ s. Gesundheitspflege; s. Grund-
riß; s. Hygiene; endogene Infek-
tion des 879; Funktionsprüfung
des 391; Geburtsverletzimgen des
890; gonorrhoisch -metastatische
Entzündungen am 429; Lokali-
sation endogener Schädlichkeiten
im 879; Rolle der Toxine bei der
Entzündung des 878; Zirkulations-
und Emährungsverhältnisse des
390.
Augen, Untersuchungsmethoden 890.
Augenheilkunde s. Antisepsis ; s. En-
zyklopädie; 8. Grundriß; s. Leit-
faden; Therapie der, von Hanke
391.
Augenkrankheiten 376; von Lobe-
dank 391.
Sachregister.
527
_en 390; bei
forbuB Basedowii 183.
Augenoperaiionen 390.
AujMDspiegel, Theorie des, und die
Photographie des Angenhinter-
gnindes von Thomer 392.
Augenstörungen elektrischen Ur-
sprungs 888.
Augentuberkulose 390.
Auskultation des Herzens und der
großen Gefäße 185, 198.
Autointoxikation bei Hjperemesis
graTidamm 841; intestinale 220.
Asetonkörper 285.
Azetonurie in der Schwangerschaft
841.
B.
Babinskisches Phänomen 115.
Bacillus Proteus, TyphusbaziUus und
271.
Bad Brückenau 69, 74; Gastein 73
Nauheim, neue Bäderform in 73
Pyrmont und seine Heilmittel 74
Soden a. T. 74; Inhalatorium zu
Bad Soden 71.
Baden bei Wien (Kurort) 74.
Badewanne s. Wellenbadewanne.
Badewesen, Geschichte des, von
£. Bäumer 72.
Bäder s. Balneotherapie; s. hjdria-
tische Behandlung; s. Ereuznacher
Bäder; s. Moorbäder; s. Solbad;
bei Herzinsuffizienz 190 ; und Bade-
wesen inVerganeenheitund Gegen-
wart 73; und Duschen, Wirkunff
karz dauernder auf den Gaswechsd
506.
Bädertag, der 31. schlesische 73.
Bahnfaluten ins Hochgebirge und
ihre Gefahren speziell für ältere
Leute 61.
Bakterien, Ausscheidung ders. durch
die Nieren 1 ; Bedeutung der Ent-
zOndunff für den Untergang der
10; Biologie der 1.
Bakteriologe des Genitalkanales 348 ;
and Hygiene 18 ; der Leberabszesse
Bakteriologische Unter8uchungen( An-
leitung) 18.
Bakteriurie, Helmitol bei septischer
47; Prophylaxe gegen iyphöse 272.
Balantidium coli 8; pathogene Be-
deutung des 221.
Baldrianpräparate 47.
Balneologische Hilfsmittel, Verwen-
dung ders. mit Benutzung von
Kurorten in der Armee 74.
Balneotherapie 65. 72; des chro-
nischen Gelenkrheumatismus 69;
Ziele der 73.
Balsamika, Wirkung der 431.
Bantische Krankheit 303; Heilung
durch Splenektomie 304; Kombi-
nation von Myasthenie mit 133.
Barlowsche Krankheit 511.
Basedowsche Krankheit s. Morbus
Basedowii; Atoxyl bei 29; Be-
handlung 71 ; Blutdruck bei 182.
Bauchbinden 86.
Bauchfell- und Genitaltuberkulose
beim Weibe 360.
Bauchhöhle s. Ventroskopie.
Bauchhöhlengravidil&t, primäre auf
einem Netzzipfel 342.
Bauchnaht 361.
Bauchschuß 815.
Bauordnung 515.
Bazillen s. Diphtheriebazillen; s.
TVphusbazillen.
Becken 843; enges 344.
Beckenexsudate, Sitzbäder bei 71.
Beckengewebsentzündung , syphili-
tische 435.
Beckenhochlagerung 351; Gefahren
der 311.
Beckenmesser 339.
Beckenorgane, Topographie der 361.
Becquerelstrahlen 880.
Befruchtung, Einfluß des Stillens
auf 349.
Belastungsdeformitäten der unteren
Extremität 93.
Belastungstherapie in der Gynäko-
logie 353.
Beleuchtung 513; der Arbeitsplätze
514.
Bergkrankheit 508.
Berufsgeheimnis 482.
Beschutigungsneurosen 83; der Tele-
graphisten 132.
Besonnung 506.
Bewegungsapparate 107.
Bewegungslehre 85.
BewultseinsstOrungen, transitorische
der Epileptiker 141.
Biersche Stauung 82.
Bindegewebe, entzündliche Neubil-
dung von 10.
Binokulare Tiefenwahmehmung 378.
528
Sachregister.
Biologie der Bakterien 1.
Blasendrainage, infrasjrmphysäre 861.
Blasenmole 860.
Blasenrisse, extraabdominale Ver-
sorgung intraabdominaler 827.
Blasenscheidenfisteln» plastischer Ver-
schluß von 861.
Blasenschnitt s. Cystotomia.
Blasensteine 259; Spontanzertrfim-
merung der 260.
Blasensteinoperationen 827.
Blasentuberkulose 259; chirurgische
Behandlung 259 ; Sublimat bei 259.
Blasentumoren 259.
Blasenyeränderungen bei Uterus-
karsinom 861.
Bleivergiftung 479.
Blennorrhoe der Neugeborenen 850.
Blennorrhoische Synovialmetastasen
444.
Blinddarm, Sarkom des 224.
Blinddarmentzündung, Fisteln im
Verlauf der 224, 828.
Blindheit, Verhütung der 520.
Blitzverletzungen 184.
Blut, Gefrierpunktsemiedrigung des
245; Krankheiten des 296; im
Mageninhalt, Nachweis 206; Pro-
tozoen im, beim Flecktyphus 278.
Blutalkalimetrie 297.
Blutbefund bei Carcinoma ventriculi
214; bei Kälte 298; bei Schwitz-
prozeduren 298.
Blutbildung, Asthenie der 800.
Blutdifferenzen, individuelle 467.
Blutdruck 180; Albuminurie und 249;
nach Alkoholdarreichung 28; Be-
einflussung des Flüssigkeitsaus-
tausches m Blut und Geweben
durch Schwankungen des 181;
Kohlensäurebad und 191; bei Kör-
perarbeit 181; in kranken Zu-
ständen 182; bei Herzinsuffizienz
182; bei Morbu Basedowii 182;
bei Sublimatnephritis 182; Wir-
kungen des indifferent temperierten
Süßwasser- und Kohlensäurebades
auf den 66.
Blutdruckmessung 180, 181.
Blutdruckreduzierende Werte der
Moorbäder 67.
Blutdrucksteigerung während der
Schwangerschaft 840.
Blutflüssigkeit, Einfluß von Trink-
kuren auf die Zusammensetzung
der 69.
Blutgetäß^ystem, Einfluß thermischer
Anwendungen auf das 62. 68.
Blutinfusion, rektale bei perniziöser
Anämie 301.
Blutnachweis, biologischer 466; che-
miBcher468; mikroskopischer 467.
Blutplättchen 8; Entstehung der 297.
Blutpräparate, Apparat zur Fixation
von 297.
Blutserum s. Agp^lutinationskraft.
Blutserumtherapie der Ruhr 274.
Blutsrerwandtschaft und Taubstumm-
heit 400.
Blutung 8. Hautblutungen; ans ge-
sunden Nieren 250; aus dem Sinus
tranTersus896; nach Tonsillotomie
410.
Blutuntersuchung bei Blinddannent-
zündung 228; im Kindesalter 452;
in der Schwangerschaft 840.
Blutveränderungen durch thermische
Beize 64.
Blutzählapparate 296.
Blutzirkulation, intrakranielle , Ein-
fluß der Analeptika auf die 194.
Boden (hygienisch) 500.
Bomyval 47.
Bossis Dilatatorium 889.
Bothriocephalus latus, Behandlung
221.
Bradykardie 188; puerperale 848.
Bradyurie 292.
Brandstiftung unter dem Einfluß des
Alkohols 486.
Brisement forc^ 79.
Brombehandlung, diätetische der
Epileptiker 180.
Bromokoll 424.
Bronchiektasie, akute 175; Sputum
bei 158.
Bronchiolitis bei Kindern, Behand-
lung 154.
Bronchitis, chronische, Sputum bei
158.
Bronchopneumonie , eigentümliche
Form von 168.
Bronchoskopie 153, 418.
Bronchostenose 158.
Brucheinklemmungen, isolierte des
Wurmfortsatzes 828.
Brustdrüsenkrebs, Behandlang mit
Röntgenstrahlen 808.
Bmsthöhlengeschwülste , Diagnose
maligner 175.
Bubonen, erweichende bei Syphilis
484.
Sachregister.
529
Buttermilch zur Säuglingsemährung
454.
C.
Caput obstipum 86.
Garcinom s. Karzinom.
Carotis interna, extrakranielle Aneu-
xysnlen der 817.
Cerolin 423.
Chinaphenin 46.
Chinin, endovenöse Applikation 28.
Chininersatzmittel 46.
Chinoform 298.
Chirurgie 306; s. Enzyklopädie.
Chirurgische Eingriffe bei inneren
Erknuokunf^n , Indikationen zu,
von Schlesmffer 887.
Chlorbaryum sIb Herzmittel 190.
Chloroformsauerstoffiaarkose 807.
Chloroformvergifbung 477.
Chlorom 10.
Cholämie des Neugeborenen 350.
Cholagen 231.
Cholei^titis acuta infectiosa 324.
Cholelithiasis, Aetiologie 280; und
Appendizitis, gleichzeitige Erkran-
kung an 222; chirurgische Be-
handlung 281; Gljkosurie bei 280;
Therapie 280.
Cholera, Diagnose 519.
Cholezystitis, typhöse 280, 270.
Cholezystogastrostomie 824.
Chorea 181 ; Atoz^l bei 29; Hunting-
tonsche 181; in der Schwanger-
schaft 340.
Chorea mollis 181.
Chorea hysterica traumatica 181.
Chorea minor, pathologische Ana-
tomie 181.
Choreatische Diplegie, Sehnentrans-
plantation bei 84.
Chorioiditis, zentrale, und Astig-
matismus der Hornhaut 883.
Chorionepitheliom 18, 14; malignes
867.
Chromsäure, Vergiftung durch 479.
Chylurie infolge von Füiariosis 251 ;
und Hämaturie durch Eustron-
^lus gigas 251.
Colitis membranacea und Blinddarm-
entzündung 222; bei Dickdarm-
karzinom 216; bei Wurmfortsatz-
erkrankung 216.
Colitis ulcerosa, Behandlung 217.
Condylomata acuminata 416.
Jahrbnoh der praktischen Medizin. 1904.
Coivjunctiyitis arthritica 429.
Cor mobile 188.
Comu laryngeum 411.
Coxa yara 98;, als Belastungsdefor-
mität 829.
Coxarthrolisthesisbecken 848.
Crurin 480.
Cystotomia perinealis 827.
D.
Daktyloskopie 469.
Dämmerzustände, hysterische 145.
Dammnaht 345; s. Scheidendamm-
naht.
Dammschutz 845.
Dammschutzphantom 888.
Darm, Atresie des 14; Eiweißfäulnis
im 220 ; funktionelle Diagnose des
215; Uebemähung gangränver-
dächtiger oder gangränöser Schnür-
furchen am 810 ; Volvulusbildung
218.
Darmantiseptika, Prüfung der Wir-
kung der 220.
Darmblutung bei Typhus, Adrenalin
gegen 49, 272.
Darminvagination 218; akute 321;
radikale Behandlung der 322.
Darmkarzinom 321.
Darmkatarrh, Behandlung 81.
Darmparasiten 221.
Darmresektionen, primäre, bei gan-
gränösen Hernien 385.
Darmschleim, diagnostische Bedeu-
tung 215.
Darmstenosen 321; Diagnose multi-
pler 218 ; im Verlaufe des Magen-
krebses 214.
Darmtuberkulose, primäre 4, 217,
517.
Darmtumoren der Regio iliaca sini-
stra 216.
Darmwandbrüche, akute der Linea
alba und der vorderen Bauchwand
mit Ausgang in Gangrän 837.
Dauerbad 72.
Degeneration s. Entartung; fettige
8; physiologische Stigmata der
148.
Dekapitationsinstrument 839.
Delirium tremens, Veronal bei 48.
Dementia praecox 155.
Demenz, Begriff und Bedeutung der
145.
34
530
Sachregister.
Dermatitis exfoliativa neonatoram
421.
Dermatitis pjaemica 418. 429.
Dermoide des Mediastinum anticom,
Therapie 818.
Dermoidzjsten imd Teratome im
Mediastinum anticum 818.
Desinfektion 520; derGanenwege281.
Deutsch-Südwestäfrika als Euraufent-
halt fOr Tuberkulöse 60.
Diabetes insipidus 292.
Diabetes mellitus 282; Arterioskle-
rose und 288; Aspirin bei 51;
D^ät bei 291; und gynäkologische
Operationen 851 ; und Hautkrank-
heiten 417; Karzinom und 282;
Lävulose im Harn bei 284; Lip-
ämie bei 8; Operationen bei 288;
Pankreas und 287, 289; medika-
mentöse Therapie 291 ; durch
Trauma 495; Tuberkulose und
288; Vermehrung des aminosauren
N im Harn bei 291.
Diabetiker, Mastoiditis der 896.
Diagnostik s. Atlas.
Dialysate s. Pflanzendialysate.
Dialysatum digitalis grandiflora (Oo-
laz) 190.
Diarrhoe, Behandlung der infektiösen
217.
Diastase der Musculi recti abdominis
453.
Diät bei Cholelithiasis 280; bei Dia-
betes 291 ; bei Epilepsie 130, 141 ;
bei Herzkrankheiten 191 ; bei Ne-
phritis 258, 261 ; in der Schwanger-
schaft 840;. vegetarische 54.
Diätetik 52; s. Lexikon.
Diätvorschriften von Bomträger 56.
.Diathese, hamsaure; Hyperazidität
des Magens und 210.
Diazorealrtion 244.
Dickdarmkarzinom, Colitis membra-
nacea bei 216 ; dreizeitige Radikal-
operation bei 821.
Dickdarmkatarrh, Behandlung des
chronischen 216. 217.
Dickdarmresektion, mehrzeitige 810.
Dickdarmstenose, chronische 218.
Digitalis 190.
Digitalis-Dialysat 24, 48.
Digitalistabletten 24.
Dilatatorien in der Geburtshilfe 889 ;
s. Zervixdilatator.
Dimethylaminobenzolaldehydreak-
tion 245.
Diphtherie, Herzmuskel bei 15; Pe-
riodizität der 516.
Diphtheriebazillen 6 ; bei Schnupfen
460.
Diphtherieheilserum 459; Scharlach-
ähnliche Exantiieme nach 266.
Diplokokken und Rheumatismus 274.
Dipsomanie 145.
Dispensaires 112, 164.
Disposition 1, 516; Bedeutung ders.
för die Entstehung der Lungen-
tuberkulose 159.
Distorsion, innere des Knies 331.
Diuretika 88, 86, 254.
Diuretin 254.
Diuretindiabetes 287.
Diuretiache Wirkung der Wemarzer
Quelle 70.
Dodmasie hepatique 286, 474.
Drainage nacn Laparotomie 852.
Ductus arteriosus Botalli, Pathologie
188; Persistenz des 188.
Ductus choledochus, Spulwurm im
825; und Wirsungianus , Verlauf
des 225.
Dünndarm, chronische Intussuszep-
tion des 218.
Dupuytrensche Fingerkontraktur 87;
bei Tabes 126; s. Fingerkontrak-
tur.
Duschen s. Bäder.
Dysenterie 274 ; Behandlung 217.
Dysmenorrhöe, nasale 855.
Dyspeptine 209.
Dystopie der Niere 258.
E.
Echinokokkus der Leber 229.
Ehescheidung bei Geisteskrankheit
und Trunksucht 149; bei indu-
ziertem Lrresein 485.
Ehrlichsche Farbenreaktion, neue 244.
Eierstock 859.
Eierstocksgeschwülste, Tuberkulose
der 860.
Eiter im Harn, chemischer Nachweis
244.
Eiweiß im Sputum 158.
Eiweißfäukiis im Darm 220.
Eiweißkörper, Abbau der, im Magen-
darmkanal 208.
Eiweißmast 58, 54.
Eiweißnachweis 248.
Eiweißresorption 58.
Sachregister.
531
EiweiBstoffwechsel 290.
Eiweifiyerdauimg 219.
Eklampsie 846; Behandlung 347.
Elastische Fasern in fatalen Lungen
475.
Elektrische Bäder bei Herzkrank-
heiten 191.
Elektrische Behandlung bei Darm-
affektionen 217.
Elektrische Leitfähigkeit und funk-
tionelle Nierendiaffnostik 246.
Elektrische Ströme. Augenstörungen
durch EurzschluB ders. 388.
Elephantiasis vulvae 419; und Syphi-
lis 447.
Ellbogengelenk , doppelseitige an-
geborene Supinationsstörungdes87.
Embolie s. Luftembolie.
Embolie 193; paradoxe 198.
Embolische Gangrän 312.
Embob'sche Verschleppung von Pro-
jektilen 837.
Embryome 18.
Emphysem s. Lungenemphysem.
Empyroform 424.
Emser Quellen, Einfluß ders. auf die
Harnausscheidung 78.
Encephalitis disseminata 118.
Encydop^die fran^aise d'Ophthalmo-
logie 391.
Endokarditis, Behandlung 190 ; ohne
Fieber 186 ; gonorrhoische 186,429;
Pneumonie bei septischer 168 ; trau-
matische 493 ; Widals Reaktion bei
27L
Endothelioma ovarii 860.
Endovenöse Applikation von Medi-
kamenten 27.
Entartung» amyloide 9.
Entartung, Geschlecht und, von Mö-
bius 151.
Entartung, Hygiene und Rasse 508.
Entbindungslähmung 850.
Enteritis membranacea, Behandlung
217; bei Dickdarmkarzinom 216.
Enteritis mercurialis, Prophylaxe der
440.
Enteroanastomose 386.
Entgiftungskasten 111.
EnimÜndigung von Paranoikeni 150.
484; wegen Trunksucht 149.
Entzündung 10.
Enuresis nocturna, epidurale Injek-
tionen bei 260.
EnzephalitiB, akute hämorrhagische,
Aetiologie 118.
Enzyklopädie der Augenheilkunde
891; der gesamten Chirurgie von
Kocher und de Quervain 884; der
mikroskopischen Technik 17.
Eosinophilie bei EntozoSn 297.
Epidemische Pneumonie 169.
EpididymiÜB gonorrhoica 428.
Epidurale Iigektionen bei Enuresis
nocturna 260.
Epilepsie 129; diätetische Behand-
lung 130, 141; Frühdiagnose 145;
und Harnsäure 141 ; Hautblutungen
bei 487; hysterische Anfälle bei
129; Eraniektomie bei 180; und
Migräne , Beziehungen zwischen
130 ; Pathogenese 129 ; durch Spiri-
tismus 144.
Epileptiker, Erwecken ders. aus dem
postepileptischen Schlaf 140; tran-
sitorische Bewußtseinsstörungen
der 141.
Epiphyseolyse 79.
Epithelfimis 424.
Epityphlitis, eitrige 822.
Erbliche Anlagen zu Mehrlingsge-
burten 840.
Erbliche Belastung bei Taubstumm-
heit 400.
Erbrechen, fäkulentes bei nervösen
Affektionen 120.
Erbsche Plexuslähmung mit Beteili-
gung des Phrenikus und Sympathi-
kus 128.
Ergotin bei Diabetes indpidus 292.
Erhängungstod 470.
Ernährung s. Diät; 509; im Knaben-
alter ^9; künsUiche der Neu-
geborenen 458; Nierenkranker 54;
rektale 220; subkutane 54.
Ernährungstherapie 58, 112; s. Hand-
buch.
Erosion der Portio vaginalis 855, 429.
EroBionen,hämorrhagische desMagens
21L
Erstickung 470.
Erstickungsblut, Gerinnbarkeit des
470.
Ertrinken 471; Beschaffenheit des
Herzblutes beim 471.
Erysipel, Mesotan bei 87, 88.
Eiysipelas faciei, Anästhesinbehand*
lung 45.
Erythema indüratum 418.
Erythrodermia tuberculosa 418.
Esthiomöne 354, 419.
Euchinin 47, 49.
532
SachregiBter.
Eostrongylus gigas» U&matorie und
Ghylnne dturch 251.
Exantheme, echarlaclüLhnliche nach
DiphtherieheÜBeram 266; toxiaGhe
skarlatinifonne 417.
Excochleatio prostatae 827.
ExhibitionismuB 490.
Exosioaen, multiple kartilaginöse 78.
Extendonsverband 86.
Extractom filida maris bei Anchy-
lostomiasis 221.
Extraotum euprarenale 46.
Extrauterines Leben und Demarka-
tion der Nabelschnur 475.
Extrauteringravidität S42; ausge-
tragene 842; Therapie 843; toiv
get&uschte 842.
Extremitäten, untere s. Hautreflexe.
Extremitatenkarzinome, prim&re 814.
F.
F&kulentes Erbrechen s. Erbrechen.
Famili&re Verpflegung der Schwach-
sinnigen in Deutschland 112.
Fangobehandlung 481.
Farbenblindheit, angeborene totale
878.
Faszienquerschnitt , suprasymphj-
särer nach Pfannenstiel 861.
Fäzes, Aibumosennachweis in den
219; Nachweis und Bestimmung
des Indols in den 220.
Fazialislähmunff, operative Behand-
lung ungeheuter 128.
Febris recurrens, Eochsalzinfusion
bei 278.
Femur s. Osteotomie.
Femurdefekt, kongenitaler, Bezieh-
ungen zwischen Coxa yara und 93.
Femurepiphyse, Wachstum und Archi-
tektur der unteren 75.
Fermente im Fruchtwasser 840.
Fersenschmerz 429.
Fettembolie nach Enoohentrauma 80 ;
nach Redressement 80.
Fettentartung 8.
Fettgehalt der Abwässer 501.
Fettspaltung im Magen 204.
Fettsucht 282; im kindlichen Alter
449.
Fibringerinnsel bei parenchymatösen
Lungenblutungen 154.
Fibrinurie 251.
Fibrome s. Kieferfibrome.
Fibromyom der Tube 860.
Fieber, Albumosurie und 251 ; hyste-
risches 180; symptomatische in-
termittierende 276.
Fieberthermometer s. Thermometer.
Filiariosis, Ghylurie infolge von
251.
Finger, traumatische Luxationen der
Extensorensehnen der 87.
Finger- und Fußabdrflcke, Sichtbar-
machung latenter 469.
Fingerkontraktur, Dupuytrensche 87 ;
bei Tabes 126; Thiosinaminii^ek-
tionen bei 328.
Fingerverletzungen 491.
Finsentherapie 423, 442.
Fischver^^ung 481.
Fisteln im Verlauf der Blinddarm-
entzfindung 224, 323.
Fistula gasifarocolica carcinomatosa
238.
Flasche, zerlegbare 108.
Flecktyphus, Protozoen beim 278.
Fleischkonservierung 518.
Flexura sigmoidea, akute Entzündung
ders. durch Eotstauunff 216.
Flimmerepithelzyste der Nebenniere
16.
Flintsches Symptom 185.
Flobert-Schufiwaffen , Verletzungen
durch 478.
Flüsse, mechanische Reinisung der
504; Selbstreinigung der 503;
üeberwachung der 502; Verun-
reinigung der, anorganische 500,
oiKanische 501, Methodik der
Untersuchung 503; Verunreini-
gungen deuächer 502; und Siele,
Schwebestoffe der 501.
Folliculitis gonorrhoica 428.
Foramen oyale, Offenbleiben des 193.
Forensische Beurteilung spiritisti-
scher Medien 488.
Forensische Diagnostik 466.
Formaldehyd und Wasserdampf, Des-
infektion mit 520.
Formalin, intravenöse Injektion von
28.
Fortoin 31.
Fötale Harnsekretion 840; Herztöne
während der Geburt 848 ; Lungen
s. Lungen.
Fraktur s. Eniescheibenbrüche; s.
Oberarmfraktur; s. Oberschen^el-
brüche; s. Patellarfrakturen; s.
Unterschenkel ; intrauterine. Actio-
Sachregister.
533
logie 78; isolierte des Ob scapho-
ideum 828.
Fransensbader Moorbäder 68.
Frauenkrankheiten , Franzensbader
Moorbäder bei 68.
Frauenmilch 453.
Freiluftbehandlung der Nervösen 59.
Fremdkörper in den Bronchien 153 ;
in den Luftwegen 176; in den
oberen Luftwegen 414; der Nase
und Ohren 404.
Fremdkörpera^pendizitis 222.
Frucht, kflnstkche Drehung der 344.
Fruchtwasser 840; Fermente im 840.
Frühgeburt, künstliche bei Becken-
enge 344.
Fugues und fugueähnliche Zustände
487.
Funktionelle Diagnose des Darms 215.
Funktionelle Nierendiagnostik 245,
825.
Funktionsprüfung des Auges 891 ; des
Plattfußes 491.
Furunkulose 425 ; Abortivbehandlung
ders. mittels überhitzter trockener
Luft 72.
Fufibodenanstrich 514.
Fußdeformitäten, Apparate zur ge-
waltsamen Redression von 96.
Fußskelett, Bau und Entwicklung
des 76.
Fütterungstuberkulose 157; Häufig-
keit ders. beim Menschen 157.
G.
Gküle, osmotischer Druck der 226.
Gallenblase, abnorme Beweglichkeit
der steineführenden 230; Nekrose
der 281.
Qallenblasenkoliken ohne Gallen-
steine 280.
Gallenblasenmptur 280.
Gallenfarbstoffe, Nachweis im Harn
244 ; Umwandlungen ders. bei den
verschiedenen Formen des Ikterus
240.
Gallenkapillaren, Histologie der 226.
Gallensteinchirargie 281.
Gallensteine, Böntgenphotographie
der 280; Spülung der Gallenwege
bei 281.
Gallensteinileus 280.
GaUensteinperforation in den Magen
Gallensteinsanatorien 281.
Gallenwege s. Anatomie ; Desinfektion
der 231; subkutane traumatische
Rupturen der 324.
Gallertkrebs des Magens 214.
Galvanokaustische Schlinge, Modifi-
kation der 404.
Ganglien der weiblichen Genitalien
861; in der Hohlhand 328.
Gangiän s. Gasgangrän; s. Unter-
schenkelgangrän; Arteriosklerose
bei traumatucher 494; embolische
812; bei leichtem Typhus 270.
Gasgangrän 5.
Gasteiner Thermen, physikalische
Untersuchung der 74.
G^troenterostomia posterior 820.
Gastrophor bei Magendarmoperatio-
nen 310.
Ghwtroptose, chirurgische Behand-
lung 820; in Württemberg 210.
Gaumenplastik aus der Nasenscheide-
wand 410.
Gbiumenspalte, Operation der ange-
borenen 816.
Gebännuttervorfall 858.
Gebärmutterzerreißung s. Uterus-
ruptur.
Geburt 343; Anästhesie in der 888;
fötale Herztöne während der 348;
das Leben vor der, von Straßmann
869; Verlauf der, bei Riesenwuchs
der Kinder 868; Zerreißungen des
Scheidengewölbes während der 846.
Geburtshilfe s. Grundriß; s. Hand-
buch; s. Lehrbuch; s. Vorlesungen;
888; operative, von Nagel 866;
UnterrichUmittel 888.
Geburtshilfliche Untersuchung von
Leopold und Zweifel 366.
Geburtsmechanismus 844.
Geburtsverletsungen des Auges 890.
Geftßsutur, zirkuläre 811.
Gtefriexpunktsbestimmung des Ge-
samthams 247; des Harns jeder
einzelnen Niere 246.
Gefrierpunktsemiedrigung des Blutes
245.
Gehirn, Balkenstrahlung des 19; Gkis-
zysten im 5; Einfluß hvdriatischer
Prozeduren auf die Reaktionsfähig-
keit des 68; Phvsiolog[ie 114; phy-
siologische und klinische Unter-
suchungen von Hitzig 149; Spät-
erkrankungen nach Schädeltrau-
men dess. 492.
534
Sachregister.
(Jehim und Seele von Schultz 151.
Gehirnblutungen bei Neugeborenen
851.
OehimvermeBsung 149.
GehOrgang, traumatiBche Atresie des
&ufieren 894.
Gehörknöchelchen, Extraktion ders.
bei reioen Schleimhauteiterungen
des Mittelohrs 896. .
Gehörorgan der Idioten 898; Ver-
letzungen des 401.
Gehstfltzapparat 107.
Gtehverbände, abnehmbare 86. .
Geisteskranke, allgemeine Beziehung
des B.G.6. zu den 148; Laienwelt
und, von Fischer 150; Sprache der
150; Strafvollzug bei 148; Yeronal
bei Erregungszuständen ders. 48;
Zeugmsfähigkeit bei 148.
Geisteskranke Schwindler 486.
GeisteskrankheitundGeistessch wache
484.
Geisteskrankheiten, Diagnostik und
Prognostik der, von Fuhrmann 150;
Ehescheidung bei 149; Frauenlei-
den und 354; SchreibstOrungen bei
146, 150; Zivilisation und 188.
Geistesstörung nach Hypnose 488;
Majestätsbeleidigung und 486 ; Si-
mulation von 490; und SpiritiB-
mus 144.
Creistesstörungen in der Armee zur
Friedenszeit 150.
Gelatineinjektionen bei Aneurysmen
192; per rectum bei Hämophilie
804.
Gelatosesilbemitrat s. Albargin.
Gelbfieber in Havanna 277; Moskito
und 276.
Gelenkaffektionen, chronische, Be-
handlung ders. mittels physikali-
scher Heilmethoden 65, Hyperämie
als Heilmittel 82; gonorrhoische
431 ; syphilitische 484; bei heredi-
tärer Syphilis 488.
Gelenke, Erkrankungen der 80; Tem-
peratur chronisch erkrankter 82.
Gelenkentzündung, eitrige bei Pneu-
monie 169.
Gelenkmäuse 82, 314.
Gelenkneurosen 814.
Gelenkrheumatismus, Mesotan bei 36,
87 ; akuter , Antistreptokokken-
serum bei 274, Diplokokken und
274; chroni8Cher81, Balneotherapie
69.
Gelenktuberkulose s. Kniegelenks-
tuberkulose; Behandlung S); Dia-
gnose 80 ; im Kindesalter, Behand-
lung 98, 812.
Gemütserregpungen und Krankheiten
149.
Genitalien, weibliche, Ganglien ders.
861; Tuberkulose ders. 860, 419;
Vakzine an dens. 421.
Genitalprolaps 358; s. Scheide.
Genitaltnberkulose 8.
Genu valgum, Epiphyseolyse bei 79;
suprakondyläre OsteotoHiie des Fe-
mur bei 94, 880.
Genu varum, Redression des 95.
Genufimittel 512.
Gerichtliche Medizin (Vorträge) 497.
Grerichtliche Psychiatoie von Gramer
148.
Geschichte des Badewesens von £.
Bäumer 72.
Geschlecht,da8 dritte 149 ; Entstehung
des 19.
Geschlecht und Entartung von Möbios
151.
Geschlechtsbestimmende Ursachen
840.
Geschlechtsbestimmung, KeimdrOsen
und 859.
G^schlechtscharaktere, Entstehung
der 359.
Geschlechtskrankheiten, Prophylaxe
445.
Geschwülste s. Brusthöhlengeschwül-
ste; 8. Darmtumoren; s. Tumoren;
10 ;der Blase259 ; des Knochenmarks
802; der Leber 229; des Ligamen-
tum rotundum uteri 361 ; des Ma-
gens 215; der Nieren 258; der
Ovarien 860; des Pankreas 232,
824; der Plazenta 848; des Stirn-
hims 119; der Vagina 855.
Gesichtsfeld bei funktionellen Nerven-
leiden 391.
Gesichtslage 344.
Gesundheitspflege des Auges, von
Feilchenfeld 390.
Gicht, Pathogenese der 298; durch
Trauma 494.
Gichtknoten 298.
Gips und Azetonzelluloid 86.
Gipsdrahtschienen 86.
Gipsverbände, artikulierende 86.
Glaskörper, Entwicklung des 891.
Glaukom, Pathogenese 885 ; s. Primär-
glaukom.
Sachregister.
535
Crlaukomanfall,. AoBbruch des 386.
Gleichgeschlechtliche Liebe 149.
Gliom 10.
Glykolyse 287.
Glykosal 39, 40.
GlykoBurie s. Adrenalinglykosarie;
Aspirin bei 51; bei Gholelithiasis
230.
Glykuronsäuren, Nachweis der 286.
Gonokokkenendokarditis 429.
Gonokokkenpneumonie 168, 429.
Gonokokkus, Kultivierung zu diagno-
stischen Zwecken 427.
Gonorol 481.
Gonorrhoe, Bakteriologie 427; chro-
nische 430; chronische des Weibes
353; paraurethrale 428; und Tuben-
schwangerschaft 342.
Gonorrhoebehandlung 429; abortive
480; interne 481; Technik der
Injektionen 480; uterine 431.
Gonorrhoisch-metastatische Entzün-
dungen am Auge 429.
Gonorrhoische Arthritis 429, 431;
Endokarditis 186; Pyelitis und
PyelonephritiB 256; Zervikalerosion
429.
Gonorrhoisches Panaritium 428.
Gtonosan 481.
Grundriß der pathologischen Anato-
mie von Meifiner 18; der Augen-
heilkunde von May 391 ; der patho-
lo^chen Histologie des Auges von
Ginsberff 390; zum Studium der
Geburtshilfe von Bumm 363; der
gerichtlichen Medizin von Gk>tt-
sdialk 497; der Lungenchirurgie
von Garrö und Quincke 333; der
gesamten Radiotherapie von Freund
423.
Grundwasser 500.
Grund- und Flußwasser 500.
Guillotine 405.
Gummihandschuhe388; Sterilisierung
der 809.
Gymnastik 85; häusliche 107; bei
chronischen Herzkrankheiten 191.
Gynaecolo^a helvetica 362.
Gynäkologie s. Lehrbuch; 351; Adre-
nalin in der 48; und Geburtshilfe,
Hydrotherapie in der, von 0. Franke
62.
Gynäkologische Erkrankungen, Heiß-
luftbehandlung ders. 71 ; Verände-
rungen des Wurmfortsatzes bei 222,
823.
Gynäkologische Operationen, Neben-
verletzungen bei 853.
Gynatresie 354.
H.
Haargeschwulst des Magens 215.
Haemangioma hepatis 229.
Hämatoporphyrinurie, hereditäre Sy-
philis und 438.
Hämatozele belEztrauteringravidität,
Therapie 343.
Hämaturie nach Oxalsäure ven^iftung
250; und Ghylurie durch Eustron-
gylus gigas 251.
Hämoglobinprobe bei Syphilis 433.
Hämoglobinurie, paroigrsmale 251.
Hämophilie, innerliches Styptikum
804; lokale Styptika 304.
Hämostatikum, Adrenalin als 49.
Hallux valgus 96.
Halsrippen und Skoliose 88.
Hand s. Hohlhand; s. Sehnenscheiden-
hygrom.
Handbuch der allgemeinen und loka-
len Anästhesie von Dumont 333;
der pathologischen Anatomie des
Nervensystems 18; der Augenheil-
kunde von Graefe-Saemisch 890;
der praktischen Chirurgie von
V. Bergmann, v. Bruns, v. Mikulicz
382; der Ernährungstherapie von
V. Le;^den 56; der Geburtshilfe von
V. Winckel 369; der Hautkrank-
heiten von Mracek 442; der all-
Semeinen und speziellen Hydro-
lerapie von Schweinburg 62; der
Krankenversorffung iind Ikranken-
pflege von Liebe, Jacobsohn und
G. Meyer 103; der pathogenen
Mikroorganismen von Eolle und
Wassermann 18; der Säuglings-
emährung von Marfan 465; der
Therapie innerer Krankheiten von
Penzoidt und Stintzing 20, 50 ; der
Urologie von v. Frisch und Zucker-
kandl 838.
Handgelenk, spontane Subluxation
des 87,
Handrückon, traumatisches Oedem
des 491.
Handwurzel s. Os scaphoideum.
Händedesinfektion 838.
Hängebauch, Verhütung des 52.
Harn s. Gefrierpunktsbestimmung ;
8. Eryoskopie ; s. Stickstofihusschei-
536
Sachiegister.
düng; Diazoreaktion 244 ; Dimethyl
aminobenzolaldehydreaktion 245
chemischer Nachweis von Eiter 244
Eiweißnachweis 248; Farbstoff-
menge dess. in 24 Stunden 245
Nachweis von Gallenfarbstoff 244
bei Herzkrankheiten 189 ; Tuberkel
bazillen im, Nachweis 257; Nach-
weis vonürobilin 244; Vermehrung
des aminosauren N bei Diabetes
291; Verteilung der stickstoffhal-
tigen Substanzen im 262; Zucker-
proben 244, 282; jodometrische
Zuckerbestimmung 244.
Harnausscheidung, Verhältnis ders.
zu der aufgenommenen Flüssig-
keitsmenge 246.
Hamkrankheiten 248; Therapie der,
von Posner 886.
Hamröhrenplastik 861.
Harnsäure Diathese s. Diathese.
Harnsäure, Ausscheidung ders. bei
Gicht 298.
Hamsegregatoren 247.
Hamsekretion, fQtale 340.
Hamstoffbestimmung des Urins jeder
Niere 246.
Hamwege, Wirkung von Salizylprä-
paraten auf die 49.
Hartparaffinprothesen 809.
Harzburger Kurvorschriften 74.
Hasenscharten, amniogene und erb-
liche 315.
Haut, regionäre Anämie reep. Hypo-
thermie ders. als Ausdrudc funk-
tioneller Störungen innerer Organe
19 ; thermische Wirkung von Salzen
auf die 67.
Hautbehandlung, Vergiftungen bei
426.
Hautblutungen bei Epilepsie 487.
Hauterkrankungen im Eindesalter
von Monti 465.
Hautgefäße, Beeinflussung der, durch
thermische Reize 68.
HautgeschwQre gonorrhoischer Natur
428.
Hauthyperäsihesien 460.
Hautkrankheiten s. Atlas ; 416 ; Ato-
zyl bei 29; Diabetes und 417; phy-
sikalische Therapie 422; Quellsalz-
seifen bei 72.
Hautleiden kleiner Kinder von Jeß-
ner 442.
Hautrefiexe an den unteren Extremi-
täten 115.
Hautreizungen durch Mesotan 87,
88, 39.
Hauttuberkulose 418.
Hauttumoren 416.
Headsche Zonen 460.
Hebammenwesen von B. Schnitze
368.
Hebotomie 847.
Hedonal 49.
Hefebehandlung der weiblichen Go-
norrhoe 354; bei Hautkrankheiten
423.
Heftpflasterverband zur Behandlung
der Wandemiere 258.
Heilanstalten fBLr minderbemittelte
Nervenkranke 188.
Heilmethoden, Behandlung chroni-
scher Gelenkaffektionen mittels
physikalischer 65.
Heilquellen , dbenüsch-physikaliBche
Beschaffenheit der 78.
Heilsültten 163.
Heilstättenerfolge, Kritik der 163,
175.
Heilungsvorgänge bei Nephritis 255.
Heimstätten, städtische fQr Gene-
sende 118.
Heiratsverbot (vom geburtshilflichen
Standpunkt aus) 840.
Heißluftapparate 110; bei Nephro-
lithiasis 256.
Heißluftbäder, Blutbefnnd beim
Schwitzen in 298.
Heißluftbehandlung 72; gynäkologi-
scher Erkrankungen 71, 358.
Heißwasseralkoholdesinfektionsme-
thode 838.
Heißwasserbehandlung in der Gynä-
kologie 853.
Heizung 518.
V. Helmholtz, H., von Königsbezger
891.
Helmitol 47, 49, 50, 259.
Hemiplegia superior altemans bei
Meningitis tuberculosa 121.
Hemiplegie, Störung des Flanken-
ganges bei 116.
Hemisystolie 184.
Hemizephalus 135.
Hepatikusdrainage 324.
Hepatoptose 226.
Hereditärer Ikterus 226.
Heredii&t und Spaltbildungen des
AujB^apfels 876.
Hernien s. Himhemien; primäre
Darmresektionen bei gangränösen
Sachregister,
537
335 ; Hariparaf finprothesen bei 309 ;
und Trauma 496.
Herpes progenitalis 420.
Herpes zoster 419.
Herz. Aktinomykose des 188; Aus-
koitation des 193; seltenere aus-
kultatorische Erscheinungen 185;
Beweglichkeit des 188; Druck im
rechten Yorhof 180; metastatisches
Chorionepitheliom des 14; Modelle
des fötalen 179; Schußverletzungen
815, 387; Syphilis des 188, 435;
traumatische Erkrankungen des
493 ; Verdrehung dess. nach Trauma
189.
Herzarbeit, Erleichterung der, durch
balneothezapeutische Mittel 73.
Herzarhythmien, Pathogenese 182;
Prognose 182.
Herzbigeminie 188, 184.
Herzblut, Beschaffenheit dess. beim
Ertrinken 471.
Herzdilatation, akute 186.
Herzfehler, angeborene 188; Hyper-
globulie bei 189.
Herzgrenzen, Bestimmung der 184.
Herzhypertrophie bei Nierenkrank-
heiten 185, 252.
Herzinsuffizienz, Behandlung 190;
Blutdruck bei 182.
Hennagen 188.
Herzklappenfehler 186; von v. Jür-
gensen 179; Diagnose, von Dennig
179.
Herzkrankheiten, Harn bei 189; hy-
driatische Behandlung 64; Ereuz-
nacher Bäder bei 66; Moorbäder bei
68; Therapie, von L. Braun
179.
Herzmuskel bei Diphtherie 15; seine
Bedeutung für Physiologie, Patho-
logie etc. von E. Albrecht 179.
Herznaht wegen Herzverletzung 318.
Herzruptur 189.
Herz- und Herzspitzenstoß bei Aorten-
klappeninsuffizienz 186.
Herztöne, fötale während der Ge-
burt 343.
Hetolinjektionen , subkonjunktivale
881.
Heufieber, Aetioloffie 407.
Hinterhaupts- und Schläfenlappen-
tumoren 120.
Hirnhäute, krebsige Infiltration der
weichen 11.
Himhemien, bei operativer Behand-
lung von Hirntumoren auftretende
336.
Himsinusthrombose, otitische 402.
Hirntumoren 119, 120.
Histologie s. Atlas; der Gallenkapil-
laren 226.
Historisches s. l^phus abdominalis.
Hochgebirge s. Bahnfahrten; Stoff-
wechsel im 507.
Hodenembryom 18.
Höglauers Fluß-, Quell- und Wellen-
badewanne 65.
Höhenkuren für Nervenleidende 59.
Hohlfuß 96.
Hohlhand, Ganglien in der 828.
Homosexualität 151.
Honthin gegen Darmkatarrh 31.
Hornhaut , Heilungsverlauf perfo-
rierender Schnittwunden der 380;
Ringabszeß der 384.
Homhautastigmatismus und zentrale
Chorioiditis 383.
Homhant^webe, elastisches 392.
Höruntemcht, zur Methodik des, von
Kroiß 402.
Hflftankylose, knöcherne, operative
Behandlung 92.
Hüftgelenk, juvenile Osteoarthritis
deformans des 97; Spontanluxa-
tionen des 92.
Hüftgelenksverrenkung, angeborene;
blutige Operationen 91 ; unblutige
Reposition ders. 91.
Hundswut 7.
Hydriatische Behandlung der Herz-
krankheiten 64; akuter fieberhafter
Infektionskrankheiten 71 ; der
Ischias 71 ; Prozeduren, Abhärtung
mittels ders. 71 ; Einfluß ders. auf
den respiratorisdben Gaswechsel 72 ;
auf die Reaktionsfähigkeit des Ge-
hirns 63.
Hydronephrose, intermittierende, Pa-
thogenese 826.
Hydrophobie, differentielle Diagnose
der 279.
Hydrosalpinz, Stieltorsion bei 860.
Hydrotherapie 62, 71; Einfluß ders.
auf die Motilität des Magens 64;
Lehrbücher der 62; Prophylaxe
und 72; des Typhus abdominalis
(Historisches) 72.
Hydrozelenoperation , Winkelmann-
sche 328.
HydrozephaJus, Lumbalpunktion bei
461; Spontanheilung des 461.
538
Sachregister.
Hygiene des Auges von y. Sicherer
892; Bakteri(uogie und 18; im
Gasthaus 513; der Nerven und des
Geistes von Forel 134; und Basse
508; des Weibes von Fraenkel
364.
Hyperämie als Heilmittel 382, chro-
nischer Gelenkerkrankungen 82.
Hyperal^esie bei Appendizitis 222.
Hyperaudii&t s. Magen.
Hyperchlorhydrie k forme diarrhöique
209.
Hyperemesis. gravidarum 841.
Hyperglobulie bei kongenitiJen Herz-
kra^eiten 189.
Hyperglykämie durch operative Ein-
griff 287.
Hypemephrome, maligne 258.
Hypnose, Geistesstörung nach 488;
vor Gericht 488.
Hypnotikum s, Yeronal.
Hypoglossuslfthmung, peripherische
128.
Hypophysis und Akromegalie 183.
Hypothermie s. Haut
Hysterie und Aortenklappeninsuffi-
zienz 187; Fehlen des Patellar-
reflexes bei 130; Trauma und 492.
Hysterische Anf&Ue bei Epileptikern
129; Dämmerzustände 145, mit
Ganserschem Symptomenkomplez
487; Tachypnoe bei organisdien
Herzerkranknngen 187; trauma-
tische Chorea 131.
Hysterisches Fieber 180.
I.
Ichthargan bei Gonorrhoe 358.
Ichthyoüdin 298.
Icterus chronicus simples 227.
Identität, Feststellung ders. durch
natürliche und künstliche Gebisse
469.
Idioten, Rachenmandel und Gehör-
organ der 393.
Ikterus, herediüxer 226; Pathoge-
nese des 15, 226 ; in der Schwanger-
schaft 340 ; sypl^ilitiBcher 488 ; Um-
wandlungen der Gallenfarbstoffe
bei den verschiedenen Formen des
240; WidaJsche Reaktion bei 226.
Ileokolostomie 886.
Ileus, Atropinwirkun^ bei 219 ; Stiych-
nininjektionen bei 219, 354; in-
folge von Thrombose der Vena
mesenterica 219.
Imbezillität 145.
Immunisierung gegen die Pest 275;
gegen Tuberkulose 166, 177; der
Binder gegen Tuberkulose 5.
Immunii&t 2.
Impetigo 421.
Indigkarminmethode zur fiinktio-
neUen Nierendiagnostik 247.
Indol, Bestinmiung dess. in den
Fäzes 220.
Infektion, germinative 516; durch
Inhalation und Fütterung 517; der
Müch 519.
Infektionskrankheiten als Funktion
variabler Größen 515; akute all-
gemeine 266; Veränderunffen des
Uterus bei 342; hvdriatis(£e The-
rapie akuter fieberhafter 71 ; Ereis-
laufBstörungen bei akuten 194;
Psychosen und Sprachgtörungen
nach 457.
Infektionsmodus bei Tuberkulose 8.
Influenza und AppendizitLs 222; in
Göttin^^en 273; im Kindesalter 280;
Orchitis bei 273 ; Spondylitis nach
274; und Typhus 271.
Infusion s. Blutmfusion; s. Kochsalz-
infosion.
Infusionen, intravenöse mit Koch-
salzlösung bei Thrombophlebitis
des Sinus transversus 397.
Infusiohstherapie der Psychosen 147.
Inhalation s. Sauerstoffinhalationen;
nach Bulling 406; von Kalkstaub
gegen Tubenulose 165; zersiftubter
Flüssigkeiten 62.
Inhalationsapparate 108; von Sänger
406.
Inhalatorium zu Bad Soden 71.
Inkohärenz, primäre 148.
Innere Krankheiten, Beziehungen
ders. zu Schwangerschaft, Geburt
und Wochenbett 364; s. Chirur-
gische Eingriffe.
Innervation der Tränendrüse 876.
Inowrazlaw (Solbad) 72.
Inselbad, Heilwirkungen der Ottilien-
quelle 78.
Instrumente zur Operation der ade-
noiden Vegetationen 404.
Intermittierende Fieber, symptoma-
tische 276.
Intoxikationen, s. Lehrbuch.
Intubation bei erschwertem Deka-
Sachregister.
539
nolement 411 ; und Tracheotomie
bei Empp 410 ; bei akuten Laiynz-
stenosen 411.
Intussnszeption 218.
Invagination 8. Darminvagination.
Inversio uteri 346.
Iridektomie bei Primärglaukom 887.
Irrenanstalten, Leitfaden zum Unter-
richt für das Pflegepersonal an
Öffentlichen 113.
Irrenwesen, Fortschritte des 150.
Irresein, Ehescheidung bei induzier-
tem 485.
Irri^torspritze 110.
Ischias, hydriatische Behandlung 71.
Itrol bei Augenkrankheiten 881.
Itrol-Glutoidkapseln 31.
J.
Jahrbuch för sexuelle Zwischenstufen
▼on Hirschfeld 488.
Jeqoiritol 382.
Jedipin 25; Nebenwirkungen 49.
Jodismus, Verhütung des 27. 440.
Jodkali bei Aneurysmen 192.
Jodoform, antiseptische Wirkung 309.
Jodpr¶te, Verhalten ders. im
Organismus 440.
Jodtinktur bei Ulcus molle 441.
Juckausschl&ge der Kinder 417.
Jugendliche MOrder und Totschläger
486.
K.
Kachexien, allgemeine, intestinalen
Ursprungs 301.
Kaiserschnitt, klassischer 347; vagi-
naler 347.
Kalkaneus, Spongiosabau und funk-
tionelle Struktur des 77.
Kalkaneusexostose 78.
Kalomeliiyektionen bei Syphilis 489.
Kältewirkung, Einfluß ?on intensiver
189.
Kankroid bei Kraurosis vulvae 354.
Karbolsäure, reine bei Pocken 269;
rohe 520.
Karbolsäureverätzung 479.
Karbunkulosis, AlkoholnmschUlge bei
24.
Kardiolysis 318.
Kardiospasmus, Radioskopie zur Dia-
gnose des 199.
Karlsbader Thermen 73.
Karzinom s. Darmkarzinom ; s. Dick-
darmkarzinom ; s. Magenkarzinom;
8.Mammakarzinom; 1 1; Behandlung
mit Röntgenstrahlen 308; bran-
chiogenes 17; und Diabetes 282;
Genese 1 1 ; parasitäre Aetiologie 12 ;
der Vagina 855; Verbreitungs-
weise 11.
Kassenrezepte s. Sammlung.
Katatonie 143.
Kathetersterilisation 259. 260.
Kehlkopf, Aktinomykose des 418;
Krankheiten des 404 ; Krankheiten
des, und der Luftröhre, von Schech
415.
Kehlkopfgeschwfllste, operative Be-
handlung der malignen 412; tuber-
kulöse 418; Uebergang der gut-
artigen in bösartige 412.
Kehlkopfpolypen, AniEitomie der 411.
Kehlkopfpulverbläser 405.
Kehlkopfstenosen, Behandlung von
fibrösen 411.
Kehlkopfstörungen bei Tabes 414.
Keimdrüsen und Geschlechtsbestim-
mung 859.
Keloide 416.
Keuchhusten, Aristochin bei 47; Be-
handlang 49 1 50, 459; Euchinin
bei 47; Polbakterium bei 459;
Veränderungen im Zentralnerven-
system bei 185.
Kieferflbrome, zentrale 316.
Kiefergelenksankylose, wahre 816.
Kieferhöhleneiterungen 408.
I[inder, chronische Arthritis der 81.
Kinderabhärtung 53, 71.
Kinderkrankenpflege 105.
Kinderkrankheiten 448.
Kinderlähmung, spinale 82; zere-
brale, Aetiologie und Symptomato-
logie 82.
Kindesalter s. Hauterkrankungen; s.
Juckausschläge; s. Sklerodermie;
s. Tuberkulose; Atmung im 451;
Blut im 452 ; Behandlung der Ge-
lenktuberkulose im 812 ; Influenza
im 280; Kniegelenksresektion im;
Verkrümmung des Beins nach 811 ;
nicht traumatische Oesophagus-
perforation im 200; Physiologie
448.
Kindsperforator 838.
Kinesiotherapie 75.
Ejssingen s. Solbäder.
540
SachregiBter.
Kitzelreflex bei zerebralen Affekiionen
117.
Elavikula, Luxation des stemalen
Endes der 817.
Elayikularfraktor Neugeborener 350,
467, 475.
Kleidung, weibliche 52.
Kleinhirn, Freilegong der hinteren
FeLsenbeinfläche und des 385;
Mensch ohne 149.
Kleinhimabszesse 815 ; nach Infektion
darch das Labyrinth 898; multiple
nach akuter Mittelohreiterung 899.
Klima 506 (s. Seeklima).
Klimakterium, Atoxylbehandlung bei
Wallungen im 29.
Klimatische Kurorte 70.
Klimatotherapie 57, 70; der Nerven-
krankheiten 59.
Klumpfuß, Behandlung 95.
Klumphand, angeborene 87.
Knie, isolierte Zerreißung der Kreuz-
bänder des 831.
Kniegelenk , kongenitale Luxation
des 94; Luxation der Semilunar-
knoipel des 94; Röntgenbilder zur
Pathologie des 85.
Kniegelenkserkrankungen 94.
Kniegelenkskontrakturen, Ausgleich
von 94.
Kniegelenksresektion im Kindesalter,
Verkrümmungen des Beines nach
94, 311.
Kniegelenkstuberkulose, Behandlung
94; operative Behandlung 380.
Kniescheibe s. Patella.
Kniescheibenbrüche s. Patellarfrak-
turen; operative Behandlung ver-
alteter 84.
Knochen, Bau und Architektur der
75; Erkrankungen der 77; Identi-
fizierung stark verbrannter 469.
£[nochenbrüche , Diagnose der 314.
£[nochenbrüchigkeit bei Psychosen
140.
Knochenhohlen in der Tibia, Be-
handlung 312.
Knochenmark bei Typhus 17.
Knochenmarktumoren 802.
£[hochensensibilit&t 115.
Knochensystem, Architdcturveribide-
run^en dess. unter pathologischen
Bedmgungen 76.
Knochentrauma, Fettembolie nach 80.
Knochen- und Gelenktuberkulose,
Diagnose 80.
£[nochenverletznng, Diagnose durch
die Röntgenstrahlen 85.
Knötchen- oder Schwielenkop&chmerz
186.
Kochbuch fQr Zuckerkranke von
V. Groflschedel 56.
Kochsalzinfnsion bei Febris recur^
rens 278; in der Therapie der
Psychosen 147; bei Ur&mie 253;
in&avaskul&re bei septischen Er-
krankungen 278.
Kochsalzstoffwechsel 254.
Kohlenoxydgasvergifbung477; Zucker-
und Glykogengehalt der Leber bei
286.
Kohlens&urebad und Blutdruck 191;
Wirkung des indifferent tempe-
rierten, auf den Blutdruck 66.
Kohlens&nrehaltige Thermalsolen,
Wirkung der 66.
Kokain und Adremdin 48.
Köliotomie, vaginale 360.
Kollargol 48 ; bei Augenkrankheiten
881.
Kollargolii^ektionen, intravenöse, bei
Milzbrand 313 ; bei septisdien Er-
krankungen 818; zur Behandlung
der pueiperalen Septikopy&mie 50.
Kolobom, Entstehung des 376.
Kolon, nervöse Erkrankungen des
238.
Kolpeurynter 862, 864, 366.
Kolpoköliotomie, konservative 352.
Kompendium der praktischen Toxi-
kologie von R. Kobert 49.
Konchotom 404.
Kondylome, spitze, Pathogenese 416.
Kontagiositftt der akuten Mittelohr-
entzündung 895.
Konzeption bei Stillenden 349.
Kopftchmerz, Massage bei chroni-
schem 85, 136.
Körpermaße 448.
Körpermessungen an Gliedern Un-
fallverletzter 491.
Körperübungen, Alkohol und 518.
Korsett 52.
Korsettbehandlnng der Skoliose 89.
Kostotransversektomie 819.
Koxitis, doppelseitige 92 ; tuberkulöse,
operative Behandlung 92.
Koxitische Abszesse s. Abszesse.
Krampfadem s. Varizen.
Kraniektomie bei Epilepsie 130.
Krankenbetten 111.
Krankenpflege s. Lexikon ; 108; Ans-
Sachregister.
541
Stellungen 105; als Erziehungs-
gegensti&nd 104; bei ansteckenden
Krankheiten 105; bei Unterleibs-
operationen 118; weibliche am
Mfijinerbett 104.
Erankenpflegenachweis 104.
Erankenpflegepersonal 108; s. Leit-
faden.
Krankenpfleger s. Unterrichtsbuch.
JErankenpflegerprüf ung , staatliche
103.
Krankenpfiegeverhältnisse in England
105; in New York 106.
Erankentransportbett 111, 112.
Krebs, Adrenalin als Mittel gegen 50;
primärer der Elztremit&ten 814;
primärer des Pankreas 282; und
Tnberkulo8e,Zusammenvorkommen
von 11; Krebserkrankungen, Zu-
nahme der 12.
Kreislauf, Theorie des 179*
Kreislaufsorgane, Krankheiten ders.
179, 194.
Kreislaufsstörungen bei akuten Infek-
tionskrankheiten 194.
Kreusnacher Bäder bei Herzkrank-
heiten 66, 191.
Kriminalpsychologie 149.
Krupp, Intubation und Tracheotomie
bei 410.
Kryoskopie bei Leberkrankheiten 226.
Kryptorchismus, Behandlung 827.
Kunstfehler 481.
Kupfersalze, Vergiftung durch 480.
Kurorte, klimatische 70; und Heil-
quellen des Großherzogtums Baden
74; österreichische 70.
Kurpftischerei 482.
Kurschiff für Lungenkranke 60.
Kurzsichtigkeit von Stilling 892 ; Be-
handlung 888.
L.
Labyrinth , Kleinhimabszeß nach
Infektion durch das 898.
Labyrintheiterung, geheilte 897.
Lachgasmischnarkose 806.
Lävulose und Paraffiniigektionen bei
Tuberkulose 165.
Lävulosurie, isolierte 288; und Dez-
trosurie, gleichzeitiges Vorkommen
Ton 284.
Lähmungen s. Akzessoriuslähmung ;
8. Augenmuskellähmung; s. Ent-
bindungslähmuog; s. Fazialisläh-
mung; s. H^pog^ossuslähmung; s.
OkulomotonuslUimung; s. Raidia-
lislähmung; des Peroneus 88;
spondylitische, Entstehung und
Behandlung ders. 89, 819.
Laktagol 349.
Laktation 849.
Laminektomie 819.
Landeck s. Schwefelthermen.
Landiysche Paralyse 122.
Laparotomie s. Bauchnaht; Drainage
nach 852; Krankenpflege bei 118.
Laiynzstenosen,Intubation bei akuten
411; operative 460.
Laiynxtuberkulose, Behandlung 418 ;
E ostoperative arterielle Blutung
ei 413; und Schwangerschaft 41 2.
Lateralsklerose, amyotrophische, Pa-
thogenese 127.
Lazarettschiffe 106.
Leber s. Kohlenozydvergiftung; Qe-
schwülste der 229 ; knotige Hyper-
Slasien der 228; Lageveränderung
ers. bei Meteorismus 226; und
Pankreas 282; Resektion der 831;
Verlagerung der 226.
Leberabszeß 229; Bakteriologie 14.
Leberadenome, maligne 11.
Leberatrophie, akute gelbe 15, 228.
Leberechinokokkus 229.
Lebererkrankungen,Behandlung ders.
mittels subkutaner Sublimatixgek-
tionen 228; WidaJsche Reaktion
bei 226.
Leberkarzinom 229.
Leberkrankheiten , Kiyoskopie bei
226.
Leberlappen , bewegliche abge-
schnürte 226.
Leberophthalmie 228.
Leberprobe 226.
Leberruptur 230.
Leberschwellung, akute infektiöse
nach Angina follicularis 228.
Lebersyphius 228.
Leberzirrhose, Aetiologie 227; Hei-
lung der 227; Therapie 227.
Leberzuckerprobe 474.
Lehnstuhl 111.
Lehrbuch der klinischen Arznei-
behandlung von Penzoldt 20, 50;
der allgemeinen und speziellen Arz-
neiverordnungslehre von R. Böhm
48; der Geburtshilfe von Ahlfeld
861 ; der Gynäkologie von M. Runge
542
Saduregister.
367; der Hydrotherapie von Box-
baam 62; der XntoziKationen von
B. Robert 49; der PharmaJcognosie
des Pflanzenreicbes Ton G. Karsten
49; der Psychiatrie von y. Eraffb-
Ebing 150; der Urologie von
L. Oasper 260, 382.
Leibbinden 52, 86, 389.
Leicbenstarre, intaraaterine 350.
Leichenzerstückelung und -verbren-
nang 490.
Leitfaden, klinischer, der Angenbeil-
knnde von v. Michel 891; Eum
Unterricht ftir das Pflegepersonal
an Öffentlichen Irrenanstalten von
Schloß 113.
Leitungsanästhesie 807.
Lepra, Mittelohraffektionen bei 895.
Leuchtga8vergifiung477; und Sauer-
stoffeinatmuQg 514.
Leukämie 802.
Leukoplakie der Vulva 354.
Leukozyten bei Meningitis, Tabes,
Paralyse 297; bei Perityphlitis
297.
Leukozytenbestimmung bei gynäko-
logischen Erkrankungen 352.
Leukozytendiagnostik 296.
Leukozytenzählung bei Perityphlitis
228.
Levico (Arsenbad) 72.
Levuretin 423.
Lexikon der physikalischen Therapie,
Diätetik und Krankenpflege von
A. Bum 112.
Libanol gegen Pediculi capitis 424.
Liehen scrofulosorum 418.
Lichtbäder 507.
Lichtluftbäder 59.
Lidoperationen, Tohimbin bei 45.
Ligamentum rotundum uteri, Tumo-
ren des 861.
Linea alba s. Darmwandbrüche.
Lipämie 285; bei Diabetes 8.
Lipoma arborescens 94; fibro-myo-
matosum des Uterus 10<
Lipome, schmerzende sjrmmetrische
420; tiefsitzende 318.
Liquor cerebrospinalis, Zytodiagnose
des 126.
Lokalanästhesie, Bedeutung des Adre-
nalins für die 807.
Luft 506; komprimierte 508; Abortiv-
behandlung der Furunkulose mit-
tels überhitzter trockener 72.
Luftdusche s. Apparat.
Luftembolie 8; Tod durch 474.
Luftröhre, Knnkheiten der 404.
Luftwege, Fremdkdrper in dens. 176;
s. Fremdkörper.
Lumbaffo, Unfall und 493; rheuma-
tica, Mesotan bei 86.
Lumbalpunktion bei Hydrozephalus
461; bei Kopfschmerzen der an
Morbus Brightii Leidenden 253;
bei Lungen-LuftrOhreninfektionen
im Kindesalter 169; bei otogener
Meningitis purulentei 398 ; bei Sy-
philis 438; bei Ui^mie 258; diagno-
stischer Wert ders. 121.
Lungen, elastische Fasern in fatalen
475.
Lungenabszeß, operative Behandlung
174.
Lungenaktinomykose 278.
Lungenblutungen, Fibringerinnsel bei
parenchymatösen 154.
Lungenchururgie s. Grundriß.
Lungenemphysem, Aetiologie 155.
Lungenheilstätten 518; in Südwest-
afrika 60.
Lungeninfarkt, Sputum bei 158.
Lungenkranke, Kurschiff für 60.
Lungenkrankheiten, operative Be-
handlung 172; spezielle Pathologie
und Therapie der, von A. Fraenkel
175 ; Röntgenstrahlen zur Diagnose
ders. 152.
Lungenschwimmprobe und Fäulnis
474.
Lungenspitzen, Fehlerquelle bei der
Untersuchui^ der 160; Perkussion
ders. nach njrönig 160.
Lungentuberkulose, Bedeutung von
Infektion, Heredität und Disposi-
tion für die Entstehung der 159;
Behandlung 165, 175; Beziehungen
der Ozäna zur 175; Diagnose 160;
Einfluß des Seeklimas auf die 176;
Entstehung und Bekämpfung der,
von Jacob und Pannwitz 176.
Lupus, Mittelohraffektionen bei 395.
Lupus erythematodes 419; vulgaris
418.
Lupusbehandlnng 425.
Luxatio stemoclavicularis 817.
Luxation s. Spontanluxation; s. Sub-
luxation; s. Verrenkung; trauma-
tische der Extensorensehnen der
Finger 87; kongenitale des Knie-
gelenks 94; des Mondbeins 329;
des Nervus ulnaris 828; habituelle
Sachregister.
543
der PAtella 94; der Sexnilunar-
knoipel des Eni^elenks 94.
Lymphangiom der Leber 229.
Ljmphangioma caTemoBum der Nase
408.
Ljmphomatose 802.
Lymphosarkome, parasitäre Gebilde
in 803.
Lysoform 838.
Lysolyergifbong 888, 479.
Lyssa 279.
M&dchenstecher (Piqnear) 489.
Magen, Behandlung der Motilitäts-
stOrnn^n 210; Einfloß der Hydro-
therapie auf die Motilität des 64;
eiweiäverdauende Kraft des 208;
Fettspaltang im 204; Haarge-
schwolst des 215; hämorrhagisdie
Erosionen des 211 ; H^perazidität
des, und hamsanre Diathese 210;
Eapazitätsbestimmung des 204;
difnise karzinomatOse Infiltration
des 214; Perkassionsansknltation
des 205; Plätschergeräosch 206;
Resorptionsfähigkeit verschiedener
Stoffe 203 ; Sahlische Fonktionspra-
fang des 205; Salzsänreprodnktion
und motorische Tätigkeit des 208 ;
segmentierter , Pathologie 213 ;
Sensibilii&tsnenrosen 210; Sokkus-
sionsgeräusoh 207; Syphilis des
484; Therapie der Sekretionsstö-
rungen 209; Verdünnungssekretion
des 208.
Magenatonie» Therapie 207.
Magenausheberung, Technik der 204.
Magen- und Darmbewegung 204.
Magenblutung, diffuse septische 218;
Therapie 212.
Magenchirurgie 832 ; Erfolge der 215.
Magendannoperationen , Gastrophor
bei 810.
Magendarmtraktus, Pathogenese der
subkutanen Rupturen des 886.
Magengeschwür s. Ulcus ventriculi;
chirurgische Behandlung des kai-
lösen 820.
Mageninhalt, Nachweis von Blut im
206; proteolytische Kraft des 203.
Magenkarzinom , chirurgische Be-
handlung 820 ; Blutbefund bei 214 ;
Darmstenosen im Verlaufe des 214;
Diagnose 218.
Magenkolonfistel 219.
Magenleiden, Skopolamin bei 81.
Magenmyom 215.
Magenjserforation s. Perf orationsperi-
tonitis.
Magensaft, Algen im 206; quantita-
tive Bestimmung desPepsingehaltes
205, 206; Titration des 205; Wir-
kung des Atropins auf die Abson-
derung des 80, des Morphins 30,
202.
Magensaftfluß, chronischer 207, 208;
intermittierender 208.
Magensaffcgewinnung s. Apparat.
Magensaftßekretion, Einfluß verschie-
dener Nahrung auf die 202.
Magensarkom 215.
Magenschlauch, physikalische Unter-
suchungen mit dem 204.
Magenstenose, Operation bei 218.
Magenstrikturen, syphilitische 218.
Magenverdauung, Einfluß der Fette
auf die 209.
Majestätsbeleidigung und Geistesstö-
rung 486.
Mal perforant du pied nach Durch-
trennung des Nervus ischiadicus
136.
Malaria in Berlin 276; endovenöse
Ghininbehandlung 28 ; Euchinin
bei 47.
Malariaforschung, italienische 276.
Malzpräparate 55.
Mamma, gummöse Syphilis der
436.
Mammakarzinom und Azillardrüsen-
tuberkulöse 11; Operation des, bei
vergrößerten SupraklavikulardrÜ-
sen 818.
Marienbad, Rudolfsquelle in 78.
Massage s. Nierenmassage; s. Vibra-
tionsmassage; 85, 98, 102; gegen
chronischen Kopfschmerz 85, 136.
Massageverfahren, neues 834.
Mastdarm, Behandlung der Fissur und
des Vorfalles des 828.
Mastkuren 58, 54.
Mastoiditis der Diabetiker 396.
Mastoidojperationen , Verfahren zu
frühzeitigem Verschluß der Wund-
höhle nach 896.
Mediastinum anticum, Dermoidzysten
und Teratome im 818; Therapie
der Dermoide des 818.
Medikamente, endovenöse Applika-
tion 27.
544
SachregiBter.
MehrlingBgeborten, erbliche Anlagen
zu 840.
M^öre6cherS7mptomenkomplex402;
mit Anosmie und Agensie 399.
Meningitis, Leukozyten bei 297 ; cere-
brospinaÜB durch PfeifferbazilluB
278; eitrige 121; operative Behand-
lung 185; purulenta, otogene 898;
seroea, otogene 398; tuberculosa,
Hemiplegia superior altemans bei
121, zirkumskripte 120.
Menschen- undRindertuberkulose 517.
Menschen- und Tierlmochen, Unter-
scheidung von 468.
Menstruation, Einfluß ders. auf die
Muskelkraft 351; Einfluß des Stil-
lens auf 849.
Menstruelle Blutungen, Stillung über-
großer 852.
Meralgie 93, 94.
Merkuriolöl 440.
Mesenterialsdirumpfung 319.
Mesotan 86, 48, 50.
Metaplasie 10.
Meteorismus, Lageveränderung der
Leber bei 226.
Methylenblau zur Behandlung infek-
tiöser Diarrhoen 217.
Metritis, chronische 855.
Migr&ne von Möbius 187; Beziefaun*
ffen zwischen Epilef^sie und 130.
M&rographie s. SchreibstOrungen.
Mikroorganismen s. Handbuch.
Mikroskopische Technik s. Enzyklo-
pädie.
Milch S.Frauenmilch; 510; antituber-
kulöse 518; Aroma der 511 ; immu-
nisierter Kühe 166; Infektion der
519 ; Nutzlosigkeit der sterilisierten
166.
Milchnahrung 54.
Milchsäure bei Endometritis 855.
Milchsekretion 349.
Miliartuberkulose, hämatogene 177;
Sepsis mit 278.
Militärische Bedeutung der Reinhal-
tung imserer deutschen Gewässer
von Bonne 521.
Milz, Einfluß thermischer Beize auf
das Volumen der 64; und Pankreas
282.
Milzbrand 6, 278; Behandlun^^ mit
intravenösen EoUargoliigektionen
318.
Milzbrandserum, Sclavosches 279.
Milzfunktion 16.
Milzpunktion, Frühdiagnose des Ty-
phus durch 271.
Müzschwellung bei Syphilis 464.
Milzwunden, offene, und die trans-
pleurale Laparotomie 825.
Mineralquellen des Edertales 73.
Mineralvri&sser s. Trinkkuren; physi-
kalische Analyse der 69.
Mischges<diwülste 13.
Mißbildungen von ektopisch ent-
wickelten Frachten und deren Ur-
sachen von V. Wittckel 369; der
Trikuspidalis 189.
Missed ai>ortion 841.
Missed labour 841.
Mitbewegungen 150.
Mitralinsaffiaenz mit hystorischerTa-
chypnoe 187; traumatische 187.
Mittelohraffektionen bei Lnpua und
Lepra 395.
Mittelohreiterung 401 ; mit Nekrose
der FelsenbeinspiUe 897 ; multiple
Kleinhimabszesse nach akuter 899;
Retropharyngealabszeß nach aku-
ter 896; allgemeine Sepsis bei chro-
nischer 397; tuberkulöse, geheilte
F&Ue 895.
Mittelohrentzündung, Eontagiosität
der akuten 395.
Mittel-Vorderfußbeschwerden und
deren Behandlung 95.
Mondbein, Luxation des 829.
Moorbäder , blutdruckreduzierende
Werte der 67; Franzensbader 68.
Moral insanity 151.
Morbus Basedowii, Serotherapie 183;
Sklerodermie nach 133; Sympto-
matologie und Therapie 133 (s.
Basedowsche Krankheit).
Morbus Brightii, chirurgische Behand-
lung des chronischen 326.
Morphium, Wirkung dess. auf die
Absonderung des Magensaftes 80,
202.
Mosers Serum 267.
Motorische Funktion 114.
Mund, Krankheiten des 404.
Mnndhöhlengeräusch 185.
Mundschleimhaut, Erkrankungen der,
Diagnose 438; Psoriasis der 421.
Mundspatel 109.
MundspeicheldrOsen, symmetrische
Erkrcuikunff der Tränen- und 817.
Murphyknopf, Anwendung des, bei
Ifogen- und Darmoperationen 821.
Musiäherapie 107.
Sachregister.
545
Muskelarbeit and Muskelermüdung
85.
Muskelatrophie bei zerebralen Her-
den 117.
Muskelkraft, Einfloß der Menstruation
auf die 852.
Muskeln, quergestreifte, primäre Tu-
berkulose der 387.
Muskelrheumatismus, Me80tanbei86,
87.
Muskelübungen zur Behandlung der
Schrumpfiiere 255.
Myasthenie 138.
Myelitis 122; bei malignen Tumoren
136.
Myelom 10.
Myogen (EiweiBprftparat) 55.
Myoklonie 131.
]^ome s. Zervizmyom ; in der Schwan-
gerschaft 341.
Myomoperationen 857.
My openthelioma uteri malignum 857.
Myopie, Eintritt und Fortschreiten
der 882.
N.
Nabelschnur, extrauterines Leben und
Demarkation der 475; Syphilis der
847, 437.
Nabelschnurumschlingung 848.
Nachgeburt 848.
Nagelerkrankungen 422.
N&hrUistiere, gebrauchsfertige 220.
Nfthrpränarate, künstliche 54.
Nfthrstotf Heyden 54.
N&hrsucker 455.
Nfthrzuckerkakao 456.
Näht s. Bauchnaht
Narkose s. Aetheraarkose; 851; in
der Qeburtshilfe 888; mit dem
Schleichschen Oemisch I 807.
Nasale Dysmenorrhoe 855.
Nase und Augenkrankheiten 391 ; Er-
krankungen der Nebenhöhlen der,
von Hajek 414; Fremdkörper der
404; Krankheiten der 404 ; Krank-
heiten der, und des Nasenrachens,
Ton Zamiko 415; Lymphangioma
caTemosum der 408; Nebenhöhlen
der, von Killian 414; sterile Tam-
ponade der 404.
Nasen- und Mnndatmung 414.
Nasenrachenraum, Krankheiten des
404; Thorazdeformit&ten bei Vege-
tationen des 89.
Jahrbncb der praktischen Medizin. I90i.
Nasenscheidewand, Gaumenplastik
aus der 410.
Nasenschleimhaut, Lupus der, Be-
handlung 425.
Natron cinnamylicum s. Hetol.
Nebennieren, pathologische Anatomie
16; FlimmerepithäzTste der 16;
kongenitale Adenomknötchen der
11 ; und Riesenwuchs, Beziehungen
zwischen 814; bei kongenitaler Sy-
philis 16, 488; zystische Entartung
16.
Nebenniereneztrakt 50.
Nebennierenprftparate 46.
Negativismus 146.
Nekrose der Gallenblase 281.
Nephritiden, chirurgische Behand-
lung 264; Di&t bei 253, 261; Pa-
thog^ese der 252.
Nephritis s. Scharlachnephritis ; s.
Sublimatnephritis ; 251 ; akute,
Behandlung ders. mit Eis 253;
diffuse durch Trauma 494; Fi-
brinurie bei 251; FlüssiglEcits-
zufuhr bei 254; HeilungsTor-
g&nge bei 255; syphilitica 251;
traumatische 252.
Nephrolithiasis, Diagnose durch Ra-
diographie 255 ; Differentialdia-
gnose 256; geo^phische Aus-
reitung 255; HeißMtapparat bei
256; interne Behandlung 256;
Symptomatologie 256; Ureteren-
katheterismusDei256; Zystoskopie
bei 256.
Nerven s. Hygiene.
Nervenheilstätten 184.
Nervenkranke, Heilanstalten für Min-
derbemittelte 138.
Nervenkranke Kinder, Schulen für
134.
Nervenkrankheiten, Klimatotherapie
der 59.
Nervenleiden, Gesichtsfeld bei funk-
tionellen 391.
Nervenlösung bei Radialisl&hmung
nach Oberarmfraktur 828.
Nervensystem s. Anatomie; s. Hand-
buch; s. Physiologie; Einfluß dess.
auf die Entstehung von Uterus-
blutungen 852; Krankheiten des
114.
Nervus ischiadicus, Qef&fiverhftlt-
nisse des, und ihre Beziehungen
zur Dehnungslähmung 83; Mal
perforant du pied nach Durch-
85
546
trennnng des 136; nlnarie, Lnza*
tion des 828.
Neubildung, bösartige, durch Trauma
495.
Neuenahrer Sprudel, Wirkung dess.
auf die Blntbeschaffenheit 69.
Neugeborene s. Todesursachen; 350;
Cholämie ders. 350; Gehirnblu-
tungen bei 851; Klavikularfrak-
turen ders. 850, 457, 475; Krank-
heiten ders. 456 ; Krankheiten ders.,
von Monti 465; Pflege der 850;
Scheintod ders. 350; Todesursache
ders. 351.
Neuritis, multiple, mit Beteiligung
des Nervus acusticus und trige*
minus 899 ; toxische, nach Sulfonal-
gebrauch 128.
Neurosen s. Beschäftigungsneurosen;
s. Gelenkneurosen; 129, 187; psy.
chische Behandlung 146; psychi-
sche Grundlage von 142.
Nieren, anatomische Läsion imd
Funktionsstörungen keine kon-
flpruenten Größen 248; Ausschei-
dung der Bakterien durch die 1;
Blutungen aus gesunden 250 ; De-
kapsulation der 826 ; Dystopie der
258; Einfluß thermischer Reize
auf das Volumen der 64.
Nierendiagnostik, funktionelle 245,
325.
Nierenentzündung, Entstehung der
eitrigen 257 ; im Frühstadium der
Syphilis 435.
Nierenkranke, Ernährung ders. 54.
Nierenkrankheiten, Herzhypertrophie
bei 185, 252; üntersuchungs-
methoden 248.
Nierenmassage, Gefährlichkeit der
258.
Nierensteinkrankheit s. Nephrolithia-
sis.
Nierentuberkulose, Diagnose 258 ; ex-
perimentelle Beiträge 257; Nach-
weis von Tuberkelbazillen im Harn
257; Spontanheilungen 258; The-
rapie 258.
Nierentumoren 258.
Nierenvenenthrombose 256.
Nierenverletzungen, subkutane 336.
Nierenwassersucht, Behandlung und
Verhütung der 264.
Nikotin s. AkustikusafiPektion.
Nordsee, Indikationen ders. bei Ner^
venkrankheiten 59.
Nuklein-Kochsalzbehandlung bei
puerperaler Sepsis 848.
Nystagmus durdi Unfall 498.
0.
ObduktionsnrotokoU 17.
Oberarmfraktur, Badialisl&hmung
nach; Nervenlösung bei 828.
Oberschenkel, Sehnenüberpflanzung
am 102.
Obersdienkelbrüche, Behandlung 329.
Oberschenkeldefekt, angeborener und
Goxa vara 98.
Obstipation durch Retroflexio uteri
358; spastische 216.
Oedem , periodisches angioneuroti-
sches 352 ; traumatisches des Hand-
rückens 491.
Oesophagoskopie 199; beim Diver-
tikel 202.
Oesophagus, idiopathische Erweite-
rung des 199; Pulsionsdivertikel,
Genese ders. 200; Stnkturen des
200; TraktionsdLvertikel , Genese
ders. 201.
Oesophagusdilatation, spasmogene
diffuse 200.
Oesophagusdivertikel 14; epiphrenale
201 ; tiefsitzende 201.
Oesophagushypertrophie 14.
Oesophaguskrebs, Entstehung 11.
Oesophaffusperforation, nicht trau-
matiscme 200.
Oesophaguspolyp 202.
Oesophagussonden 202.
Oesophagusspritze 202.
Ohr, Fremdkörper des 404; Schuß-
verletzung des 894; Tropenkrank-
heit des 894; Tuberkulose des 895.
Ohrenkrankheiten 398 ; Anleitung
zur Diagnose und llierapie der
Kehlkopf-, Nasen- und, von Kayser
402; Tnerapie der, von Hammer-
schlag 402.
Ohrerkrankungen nach Trauma 496.
Ohrtrompete, v ibrationsmassage der
894.
Ohruntersuchungen in der Dorf-
schule 402.
Okulomotoriuslähmung, rezidivie-
rende 128.
Okzipitaltumoren 120.
Oele, dermatotherapeutische Verwen-
dung 424.
Sachregister.
547
Olivenöl bei ülcns ventriculi 212.
Operaüon ohne direkten Gebrauch
der Finger 309.
Operationen s. GyniLkologische Ope-
rationen; bei Diabetes 288; Tech-
nik dringlicher, von Leiam 835.
Operationsübungen an dfer Leiche
von ßennecke 881.
Operative Behandlung der Arthritis
deformans 811 ; der Lungenkrank-
heiten 172.
Ophthahnie, sympathische 388.
Ophthalmologie s. £n<7clop^e.
Ophthalmoskopie von Haab 891.
Oppenheimscher ünterschenkelreflex
115, 116.
Orchitis bei Influenza 278.
Organotherapie bei Leberzirrhose
227.
Orthodia^aphie 184.
Orthopädie 75.
Os lunatum carpi s. Mondbein; sca-
phoideum, isolierte Fraktur des
828.
Osmotischer Druck der Galle 226.
Ossifikation des Fußskeletts 76.
Osteoarthritis deformans 82.
Osteoarthropathie, tabische» der
Wirbelsäule 90.
Osteochondritis dissecans 82.
Osteoidchondrosarkom der Schild-
drüse 10.
Osteoklasten 79.
Osteomalacia chronica deformans
hypertrophica 77.
Osteomalazie 847.
Osteopsathyrosis idiopathica 77.
Osteotom s. Revolverosteotom.
Osteotomie, Kombination der Osteo-
klase und der 79 ; suprakondyläre
des Femur bei Genu valgum 94,
880; und Osteoklase bei rhachi-
tischen Deformitäten der unteren
Extremität 812.
Oesterreichisches Inselklima 70.
Otogene Meningitis purulenta und
Bedeutung der Lumbalpunktion
für ihre Diagnose 898; Meningitis
serosa 898.
Ovarialkystom 18.
Ovarialtumoren 360.
Ovarialzysten , Stieltorsion der 360.
Ovarien, Aktinomykose der 360; Tu-
berkulose der 360.
Ovariotomie 860.
Ovos-Nährpräparat 54, 56.
Oxalsäurevergiftung, Hämaturie nach
250.
Oxykampfer 50.
Oxvuris als Ursache akuter Appen-
dizitis 222; Behandlung 221.
Ozäna, Beziehungen ders. zur Lun-
gentuberkulose 175.
Ozon zur Wasserreinigung 503.
P.
Pachymeningitis externa 121.
Pagets disease 77.
PaUästhesie 115.
Panaritium gonorrhoicum 428.
Pankreas, Chirurgie des 238, 385;
Diabetes und 287, 289; Leber und
232; Milz und 282; Veränderun-
gen dess. bei Arteriosklerose 282.
Pankreasapoplexie 282.
Pankreasdiabetes 15, 282.
Pankreasgeschwülste 282, 824.
Pankreashämorrhagieen, akute, und
abdominale Fettgewebsnekrosen
824.
Pankreassaft, lipolytische Wirkung
232; normaler 231.
Pankreaszjrsten 282.
Pankreatitis, chronische 232.
Papiermach6v6rbände 98.
Paraffiniigektionen bei Tuberkulose
165.
Paralyse, allgemeine, Leukozyten bei
297; Landrysche 122; myastheni-
sche 188; progpressive , Aetiologie
140.
Paramedum 8.
Parametritis und Schwangerschaft
341.
Para- und Perimetritis, Alkohol-
nmschläge bei 24.
Paranoia, Primärsymptom der 149.
Paranoiker, Entmündigung von 150,
484.
Parasitäre Gebilde in Lymphosar-
komen 808.
Parasiten der Pocken 268; tierische
17.
Paras^hilitische Erkrankungen 486.
Parotitis bei Pneumonie 168; epide-
mica 278.
Partus serotinus 840.
Patella, habituelle Luxation der 94.
Patellarfrakturen, Behandlung 329,
881.
548
Sachregister.
Patellarreflex, Fehlen dess. bei
Hysterie 180.
PaukenhOhlenblutungen, trauma-
tische 496.
Pawlows Versache 202.
Pedicnli capitis, Libanol gegen
424.
Pegninmüch 209, 458.
Pelvis Chrobak 848.
Pemphigus neonatorum 421.
Pentosurie 285.
Pepsineehalt des Magensaftes, quan-
titaüve Bestimmung 205, 206.
Perforation des lebenden Kindes 344.
482.
Perforationsperitonitis, Symptom bei
225.
Perforator 888.
PeriarteriitiB 16.
Pericarditis iyphosa 270.
Perikarditis 189.
Perimjsitis crepitans 814.
Periocuzität der Diphtherie 516.
Peritonealtuberkulose des Weibes
860.
Peritonitis s. Perforationsperitonitis;
Rigidität des Abdomens bei 225;
tuberkulöse, Behandlung 819, Pro-
gnose 224, Thalassotherapie 78.
Perityphlitis und Angina, Zusammen-
hang zwischen 222; Leukozyten
bei 228, 297.
Perkussion des Epigastriums, ein
diagnostisches Hilfsmittel bei Ulcus
▼entriculi 211; des Herzens 185;
der Lungenspitzen nach Erönig
160.
Perkussionsauskultation des Magens
205.
Peroneuslähmung 88; operative Be-
handlung 84.
Perversitäten, sexuelle 148.
Pes calcaneus paralyticus, Behand-
lung 85.
Pessar zur Behandlung inoperabler
Genitalprolapse 859.
Pest 519; Diagnose 519; Immuni-
sierung gegen die 275; klinische
Symptome der 275; sanitätspolizei-
liche Bekämpfung der 275; Ver-
nichtung der Schiffsratten 519.
Pestfall in Berlin 274.
Pestsera, verschiedene 275.
Pfeifferbazillus, Meningitis cerebro-
spinalis durch 278.
Pflanzendialysate 22, 24.
Pfortader, Thrombose der, bei Appen-
dizitis 224.
Pfortaderthrombose, Aszites bei 225,
288.
Pharmakotherapie 20.
Phloridzindiabetes 287.
Phloridzinmethode zur funktionellen
Nierendiagnostik 246, 825.
Phosphaturie, Helmitol bei 47.
Phosphor, Nachweis des 476.
Photographie des Augenhintei^gmn-
des 892; Bedeutung ders. ftUr die
geriohtsärzÜiche Pnizis 470.
Phthisiker, chronische Enteritis der;
Behandlung 81; Gefahr ders. für
die Umgebung 159; Sensibilitäts-
neurosen des Magens bei 210; Wir-
kung der Bettruhe auf das Fieber
der 177.
Phthisis pulmonum, Pyramiden als
Antipyretikum bei 47 ; Sputum bei
158.
Physikalische Therapie s. Heilmetho-
den; s. Therapie.
Physiologie des Nervensystems 134,
185; des Sehens 114; und Patho-
logie der Tzänenabsondernng und
Tränenabfuhr 376 ; der Verdauung
202.
Physostigminwirkung 219.
Piffmentmäler, Behandlung 425.
Fme, Vergiftung durch 480.
Pinzette zur Ennemung von Fremd-
körpern aus der Nase und dem
Ohr 404.
Placenta praevia 346; Dilatatorien
bei 839.
Plastik s. Sehnenplastik.
Platanenschnupfen und Platanen-
husten 407.
Plattfuß, Behandlung98; Funktions-
prüfnng des 491 ; Heilung des 85;
Herpes progenitalis und 420.
Platt- und Hackenfuß 95.
Plattfußeinlagen 95.
Plazenta, Uterusruptur nach Grede-
schem Handgriff bei angewachsener
346.
PlazentarlOsung, Uterusruptur bei
manueller 346.
Plazentarpolypen 848.
Plazentarsyphüis 847, 437.
Plazentartumor 348.
Pleura, Tumoren der 172.
Pleuritis, Diagnose 170.
Pleuritis diaphragmatica 170.
Sachregister.
549
Pleuritis pnlsans 170.
Pleuritis sicca, Mesotan bei chroni-
scher 87.
Pleoritische Exsudate, Behandlung
171 ; Mineralwässer bei 70.
Pneumatotherapie 61, 71.
PneumokokkenperitonitiB 319.
P&eumonia desquamativa obliterans
167.
Pneumonie 8.Gonokokkenpneumonie ;
Agelutinationskraft des Blutserums
n&cn 169; Behandlung 72; chro-
nische durch Trauma 495 ; epide-
mische 169; Frahrezidiv bei fibri-
nöser 168; eitrige Gelenkentzün-
dung bei 169; Häufigkeit der
kruppGsen, bei kleinen Kindern
177; Heilung der 169; Parotitis
bei 168; bei septischer Endokar-
ditis 168; Sputum bei 158; West-
phalsches Zeichen bei 169; zere-
brale Erscheinui^en bei 169.
PneumoniekokkenfVerbreitungsweise
ders. im EOrper 5, 6.
Pneumothorax, klinische Formen des
178; spontaner 171; Therapie des
geschlossenen 171.
Pocken, Councilmans Erreger der
268; reine Karbolsäure bei 269;
Parasiten der 268 ; Botlichtbehand-
lung 269; Serumbehandlung der
269; Thiolum liquidum bei 269.
Poliomyelitis anterior acuta infan-
tum, pathologische Anatomie 82.
Polymyositis 129.
Polyneuritis 128.
Polypen des Oesophagus 202.
Polyzythämie und chronische Zyanose
298.
Poriomanie 144.
Pottsche Erkrankung, Endresultate
nach der mechanischen Behand-
lung der 89.
Primärglaukom, Dicke der Sklera an
Augen mit 885; Iridektomie bei
887.
Processus vermiformis s. Wurmfort-
satz; ümstülpung des 828.
Prochowniksche Diät i. d. Schwanger^
Schaft 840.
Prolaps s. Qenitalprolaps.
Prolapsoperationen 859.
Prolapsus intestini invaginati 822.
Prolapsus uteri 858.
Prophylaxe und Hydrotherapie 72;
in der Psychiatrie 188.
Prostata s. Excochleatio.
Prostatektomie, perineiüe 827.
Protargol zur Prophylaxis der Augen-
blennorrhoe bei Neugeborenen 350.
Protozoen beim Fleck^hus 273.
Pruritus vulvae 354.
Pseudarthrose, Behandlung 78.
Pseudoappendizitis 223, 238, 385.
Pseudoleberzirrhose 228.
Pseudoleukämie 802.
Pseudopepsin 203.
Pseudorheumatismus,tuberkulöser81.
Psoriasis 421 ; Behandlung 425.
Psychiatrie s. Lehrbuch; 188, 149;
gerichtliche von Gramer 148, 497;
Prophylaxe in der 138.
Psychiamsche Gutachten , Zeugen-
aussagen in 485; Sachverständigen-
Ifttiffkeit 484.
Psychische Behandlung von Neu-
rosen 146 ; Grundlage von Neurosen
142.
Psychologie, experimentelle 188.
Psychopathia sexualis von v. Krafft-
Ebing 150.
Psychopathie, sexuelle 488.
Psychosen , AgglutinationsvermSgen
bei 189; patholoffische Anatomie
der 148; nach Infektionskrank-
heiten 457; Infusionstherapie der
147; Knochenbrüchigkeit bei 140;
der Landstreicher 486 ; Pathogenese
akuter 189; bei Tabes 185, 188;
Trauma und 492.
Pubertätsalbuminurie , orthotische
und 248.
Pubiotomie 847.
Puerperale Bradykardie 848.
Pueiperalfieber 848 ; intravenOse
Injektion von Formalin bei 28.
Pnlmonalarterie, Stenose der 198.
Puls 180; Ung:leichheit der Stärke
dess. bei Persistenz des Ductus art.
BotaUi 188.
Pnlsatorische Erschütterungen des
Kopfes 185.
Pulsus altemans 182; deficiens 182;
paradoxus 188.
Pupillenstarre bei hereditärer Syphilis
125.
Pupillenveränderungen nach dem
Tode 475.
Pupillenzentrum, Lokalisation des
877.
Pnrgatin 81, 48, 49, 848.
Pnrgen 82, 50, 51.
550
Sachregister.
Purpura haemorrhagica nach Schar-
lach 266.
Pustula maligna 813.
Pyämie s. DermatitiB; intravenöse
Injektion von Formalin bei 28.
Pyelitis, Helmitol bei 47; nach Go-
norrhoe 256, 481.
Pyoperikardium 189.
Fyosalpinx 860.
Pyramiden 47; gegen Typhus 272.
Pyramidonsalze, kampfersaure 50.
Pyrogallussäure zur Behandlung des
Schleimhautlupus der Nase 425.
Quecksilbervelopurin 489.
Quellen 500.
Quellsalzseifen bei Hautkrankheiten
72.
Querulantenwahnsinn 148.
Rabies 7.
Rachen, Krankheiten des 404, 414*
Rachenmandel und Gehörorgan der
Idioten 898.
Radialislähmung nach Oberarmfrak-
tur, Nervenlösung bei 828; Sehnen-
transplantation bei traumatischer
84.
Radiographie zur Diagnose der Ne-
phrolithiasis 255.
Radioskopie bei Krankheiten der
Yerdauim^organe 199.
Radiotherapie s. Grundriß.
Ramogen 454.
Rassenhygiene 508.
Reaktion s. Diazoreaktion; s. Ehrlich-
sche Farbenreaktion ; s. Widalsche
Reaktion; Beförderung der, nach
kalten Wasserprozeduren 71.
Reaktionsföhi^keit des Gehirns, Ein-
fluß hydriatischer Prozeduren auf
die 68.
Redressement, Fettembolie nach 80.
Reflex s.Kitzelreflez; s. ünterschenkel-
reflex; Babinskischer 115.
Reflexe, Verhalten ders. bei Tabes
125.
Reformkleidung för Säuglinge 58.
Refraktions- und Akkommodations-
anomalien des Auges 890.
Regeln für die Pflege von Mutter
und Kind von L. Pfeiffer 113.
Regeneration 9.
Reichsversicherungsamt, Entschei-
dungen des 496.
Rektale Blutinfudon bei perniziöser
Anämie 801; Ernährung 220.
Renoform 46, 49.
Resektion s. Darmresektionen; s.
Kniegelenksresektion; mehrzeitige
des Dickdarmes 810; der Lebei
881; der Vagina bei Scheiden-
prolaps 859.
Resorption s. Eiweißresorption; im
Magen 208.
Respirator 109.
Respiratorischer Gaswechsel , Ein-
fluß hydriatischer Prozeduren auf
den 72.
Retinitis pigmentosa und Glaukom
892.
Retroflexio uteri 858.
Retropharyngealabszeß durch Mittel-
ohreiterung bedingt 396.
Retroversio uteri gravidi 345.
Revolverosteotom 79.
Revolverschußverletzungen d. Kopfes
und Rumpfes 815.
Rezeptschreiben s. Sammlung.
Rhacnitis, Symptomatologie 78; an-
geborene 468.
Rhachitische Deformitäten der unte-
ren Extremität, Osteotomie und
Osteoklase bei 812.
Rheumasan 89.
Rheumatismus s. Pseudorheumatis-
mus; Behandlung 87, 89.
Rheumatoide, syphilitische 484.
RhinopharyngoI.Operationslehre 414.
Rhinophym 813; Behandlung 426.
Rhinoplastik aus dem Arme 816.
Rhodi^en 188.
Rhodansalze bei Syphilis 441.
Riedels Kraftnahrung 55, 56.
Rieselfelder, Fette im Boden der 501.
Riesenwuchs, Beziehungen zwisdien
Nebennieren und 814.
Rindertuberkulose 4; Artgleichheit
der Menschen- und 156.
Rippenknorpel, Anomalien ders. als
Ursache von Emphysem 156.
Rippenresektion bei schwerer Sko-
liose 89.
Rizinusöl 82.
Röntgenbehandlung von Tumoren
883.
Sachregister.
551
Röntffenphotograpliie der Gallen-
steine 230.
Röntgenstrahlen zur Diagnose der
Longenkrankheiten 152; bei der
Diagnose der Tuberkulose 175;
EiniuB ders. auf bösartige Neu-
bildungen 808.
Röntgentechnik 85.
Rotes Kreuz 106, 118; in Russland
106.
Rotlichtbehandlung der I'ocken 269 ;
bei Scharlach 268.
Rückenmark , doppelseitige Halb-
seitenerkrankungen des 122 ; Kom-
pression des, bei Karies der Wirbel-
säule 98.
Rückenmarkserkrankungen, trauma-
tische 127 ; Unfall- und chronische
491.
Rückenmarkssyphilis 122.
Rückenversteifung, muskuläre 90.
Rückfallfieber 278.
Ruhr 7; Blutserumtherapie der
274.
Ruhrbazillen 274.
S.
Sachverständijgentätigkeit, ärztliche
466 ; psychiatrische 484 ; versiche-
rungsrechtliche 491.
Salizylpräparate 86, 89; Wirkung
ders. auf die Hamwege 49.
SalmiaJcgeist, Vergiftung durch 478.
Salochinin 46.
Salpetrigsaure Salze , Vergiftung
durch 478.
Salus (Nährpräparat) 55.
Salzschlirf 74. ^
Salzwasserinfusion bei Urämie 258.
Sammlung taxierter, ökonomischer
Kassenrezepte nebst kurzer An-
leitung zum Rezeptschreiben 50.
Sanatorien, schwimmende 60.
Sanatorium Wehrawald 59.
Sanduhrmagen, Pathologie des 218.
Sanitätspolizeiliche Bekämpfung der
Pest 275.
Sanitätswesen, öffentliches 500.
Sanoform 388.
Sanosin 165.
Sarcoma ovarii cysticum 860.
Sarkom s. Magensarkom ; s. Osteoid-
chondrosarkom; s. Schädelsarkom;
8. Uterussarkom; des Blinddarms
224;
856.
traubenfSrmiges, des Uterus
Sauerstoff, erste Anwendung dess. im
Gharit^krankenhause zu Berlin im
Jahre 1783 71.
Sauerstoffeinatmung bei Gasvergif-
tungen 514.
Sauerstoffinhalationen 61.
Säuglinge, Disposition ders. zur Tuber-
kulose 158; Sommersterblichkeit
der 465.
Säuglingsemährung s. Handbuch.
Säuglingsreformkleidung 53.
Schädeldefekte, Deckung traumati-
scher 310.
Schädelgeburten, künstliche Drehung
der Frucht bei 344.
Schädelhöhle, Extraktion von Kugeln
aus der 315.
Schädelimpressionen bei Neugebore-
nen 350.
Schädelsarkom,Behandlung mit Rönt-
genstrahlen 308.
ädelschüsse 815.
Schädeltraumen , Späterkrankungen
des Gehirns nach 117, 492.
Schallleitungsapparat, Funktion des
393.
Scharlach, Erreger des 458; 5mal
bei einem Individuum 266; ver-
schiedene Heilsera 267; Leberzii^
rhose im Anschluß an 228; auf
einer Masemstation 266; Purpura
haemorrhagica nach 266; Rekon-
valeszentenserum 267; Rotlicht-
therapie 268; Spontanluxation des
Hüftgelenkes bei 92 ; Streptokokken
bei 267; totale Taubheit infolge
von ; spontane Wiederkehr des Ge-
hörs nach 400.
Scharlachähnliche Exantheme nach
Diphtherieheilserum 266.
Scharlachinfektion 457.
Scharlachnephritis , ürotropin zur
Verhütung von 258, 268.
Scharlachverbreitung durch Milch267.
Schartenspuren, Identifizierung von
469.
Scheide, Abreißungen der, und des
muskulösen Beckenbodens als Ur-
sachen von Genitalprolaps 845.
Scheidendammnaht, Spiegel zur 389.
Scheidendrüsen und Scheidenzysten
855.
Scheidengewölbe, Zerreißungen des,
während der Geburt 346.
552
Sachregister.
Scheidenprolaps, Resektion der Va-
gina bei 859.
Scneidenrisse 481.
Scheintod Neugeborener 850.
Schenkelhalsbrüche im jugendlichen
Alter 98.
SchenkelhalsTerbiegongen , Aetio*
logie 98.
Schiefhals, angeborener 86.
Schielende, Bilder für stereoskopisehe
üebungen zum Gebrauch für, von
Dahlfeld 890.
Schienen 86.
Schilddrüse, Osteoidchondrosarkom
der 10.
Schimmelpilze 7.
Schlaf, postepileptischer 140.
Schl&femappentumoren 120.
Schlafkrankheit 7, 277; Aetiologie
119.
Schlafmittel s. Veronal.
Schlottergelenk, paralytisches 87; der
Schulter, Arthrodese 828.
Schmierseife, Aetzunffen durch 422.
Schnupf en,Diphtheriebazillen bei 460.
Schreaoreaktion vor Gericht 485.
Schreibkrampf 88 ; psychische Grand-
lage 142.
Schreibstürungen bei Geisteskrank-
heiten 146, 150.
Schrumpfniere, Behandlung ders.
durch Muskelübungen 255.
Schulen für nervenkranke Kinder
184.
Schulskoliose 88.
Schulter s. Schlotterselenk; angebo-
rene Verrenkung der 87; piuraly-
tisches Schlottergelenk der 87.
Schulterblatthochstand, angeborener
87; erworbener 87.
Schußverletzungen des Herzens und
der großen Geföße 887 ; des Ohres
894.
Schwachsinnige, famili&re Verpfle-
ffung ders. 112.
S<£wach8innsgrade, leichtere 145.
Schwangerschaft 840; Azetonarie in
der 841; Beziehungen innerer
Krankheiten zu 864; Blutdruck-
steigerung während der 840; Blut-
untersuchungen in der 840 ; Chorea
in der 840 ; Diät in der 840; Hyper-
emesis in der 841; Ikterus in der
840; Larynxtuberkulose und 412;
im 56. Leben^ahr 841 ; Myome in
der 841; Parametritis und 841;
Syphilis in der 840, 437; Tuber-
kulose und 842; üterasrnptar in
der 341; Zeichen von mehrfacher
841.
Schwangerschaftsdauer 840, 481.
Schwebmtreckverband bei Ober-
Bchenkelbrüchen 329.
Schwefelthermen von Landeck 74.
Schwefelwftsser, kalte von Preaton
(Kanada) 74.
SchwefelwasserstoflfVergiftang 478.
Schwerhörigkeit, Abdominaltyphus
mit zentzal bedingter 270.
Schwitzbett s. Heißluftapparate.
Schwitzen, Einfluß dess. auf die Blut-
zusammensetzung 64.
Schwitzprozeduren, Blutbefand bei
Seeale comutum bei Diabetes insi-
pidus 292.
Sectio caesarea s. Kaiserschnitt
Seeklima, Einfluß dess. auf die Lon-
l^entuberkulose 176 ; und Seebäder
m ihrem Einflüsse auf den Qe-
samtstoflFwechsel des Menschen 60.
Seekrankheit, Behandlung 112.
Sehfunktion 114.
Sehnendefekte , plastischer Ersatz
von 85.
Sehnenplastik 83 ; Heilungsvorg&nge
nach 83.
Sehnenscheidenhygrom der Hand,
Ezstirpation des tuberkulösen 837.
Sehnen- und Muskeltransplantation
84.
Sehnenüberpflanzung am Oberschen-
kel 102.
Sehnenwanden, Heilung der, nach
Sehnenplastik 9.
Sehorgan, Beziehungen der Allge-
memleiden und Organerkraakan-
gen zu Veränderangen und Krank-
heiten des 890.
Sepsis 5 ; akute 887 ; allgemeine, bei
chronischer Mittelohreiterung 897;
Leukozytendiagnostik bei 296; mit
Miliartuberkulose 278.
SeptikopYämie,pu€»rpende; Behand-
lung ders. mit intravenösen Kol-
largoliigektionen 50.
Septische Endokarditis s. Endokar-
oitiB.
Septische Erkrankonpien 278; intra-
vaskuläre Kochsalzinfusion bei 278 ;
Behandlung mit intravenösen &1-
laigolii^eraonen 813.
Sachregister.
553
Septumdeviation^Fensterresektion bei
408.
Serombehandlung des Abdominal-
typhos 272; bei Milzbrand 279;
des Morbus Basedowii 183; der
Pest 275; der Pocken 269; des
Scharlachs 267.
Serumreaktion s. Widalsche Reak-
tion.
Sessel 111.
Sexualtrieb, perverser und Sittlich-
keitsverbrechen 148.
SexueUe Funktionsstörungen beim
Manne, Therapie 71 ; Psychopathie
488.
Sielwftsser, Schwimm- und Schwebe-
stoffe der 501.
Sigmoiditis 216.
Simulation von Qeistesstörung 490.
Sinnesorgane, Physiologie der 184.
Sinus transversus, Blutung aus dem
896; Thrombophlebitis des; Fort-
bestehen der septikopy&mischen
Erscheinungen trotz Sinusausräu-
mung, spontane Heilung 397, ^-
heilt nach intravenösen Infusio-
nen mit Kochsalzlösung 897.
Sinusthrombose 122; Operation der,
ohne Eröffiiung des Antrum 397.
Sitzb&der, kühle, bei Beckenexsuda-
ten 71.
Skiaskopietheorie 392.
Sklera, Dicke der, an Augen mit
Primftrglaukom 885.
Sklerodermie, Aetiologie 420; im
Kindesalter 420; nach Morbus
Basedowii 183.
Sklerose, mtdtiple, Differentialdia-
fnose 123; Kombination von Ta-
es und 126; Stauungspapille bei
123.
Skoliose s. Schulskoliose; patholo-
gische Anatomie 88; angeborene
88; Experimentelles 88; Halsrip-
pen und 88; Korsettbehandlung
89; Patiiogenese der kindlichen
88; Rippenresektion bei schwerer
89 ; Unterschiede in der Form bei
m&nnlichen und weiblichen Indi-
viduen 88; Wandemiere und 88.
Skoliosenredressionsapparat 86.
Skopolamin bei Ifogenleiden 81.
Skopolamin-Morphiumnarkose 807,
Skopolamin • Morphium- Halbnarkose
in der Geburtshilfe 888.
Skrotalzeichnung, zirzinäre 432.
Soda zur Desinfektion 520.
Soden s. Bad Soden.
Sodomie 490.
Solbad, Wirkung des, und des koh-
lens&urehaltigen Solbades 66.
Solbad Inowrazlaw 72.
Solbäder, kohlensaure eisenhaltige,
in Kissingen; neue Erwärmungs-
art der 74.
Somatose 849.
Sondierung der Speiseröhre 202.
Sonnenbäder 59.
Soor 457.
Spaltbecken 343.
Spätapoplexie, traumatische 117.
Späterknuikungen des G^himB nach
Schädeltraumen 492.
Speicheldrüse, submaxillare 458.
Speisenthermophore 55.
Speiseröhrengesch wür,peptisches 200.
Spekulum 354.
Spermanachweis 468.
Sphygmograph 180.
Spina ventosa, Behandlung ders.
mittels Autoplastik 829.
Spinalparalyse, spastisdie 126.
Spiralfrakturen des Unterschenkels
331.
Spiritismus, Geistesstörung und 144.
Spiritistische Medien, forensische Be-
urteilung ders. 488.
Spitzfuß, hysterischer und Trauma 96.
Splenektomie bei Bantischer Krank-
heit 304.
Splenomejralie 808.
Spondylitis nach Influenza 274; in-
fecti08a91; traumatica 90 ; tuber-
culosa 89; typhosa 90.
SpondylitiBche Lähmungen s. Läh-
mungen.
Spontanheilung des Hydrozephalus
461 ; von Nieren- und Blasentuber-
kulose 258; der tuberkulösen Peri-
tonitis 224.
Spontanluxationen des Hüftgelenkes
92.
Spontanzertrümmerung der Blasen-
steine 260.
Sprache der Geisteskranken 150.
Sprachstörungen nach Infektions-
krankheiten 457.
Sprachzentrum , Hemmungsfünktio-
nen des akustischen 116.
Spulwurm im Ductus choledochus
554
Sachregister.
Sputum , diagnosÜBche Bedeutung
des weohsemden Eiweißgehalts im
153.
Sta^hylokokkenmjkosis der Haut bei
Diabetes mellitus 418.
Stauungspapille bei multipler Skle-
rose 123.
Steinniere, doppelseitige 264.
Steißhaken 338.
Steißlage, Zeryixstriktur und 844.
St^lzbem 86.
Stenose der Pulmonalarterie 198 ; der
Vena azygos 193.
Stereoskopischer gerichtsärztlicher
AÜas von Lesser 498; med. At-
las 392.
Sterilisation kleiner Verbandstoff-
men^en 107.
Sterilisierung der Gummihandschuhe
809.
Sterilit&t 352.
Stich- und Schußverletzungen des
Thorax 317.
Stickstoffausscheidung im Harn* in
patiiologischen Zuständen 252.
Stieltorsion bei Hydrosalpinx 360;
der OvaiiakTsten 360.
Stillen 349.
Stimmritzenkrampf 461.
Stimmungsschwankungen bei Epi-
leptikern 145.
Stimhimtumoren 119.
Stimhöhleneiterungen 409.
Stimreflektor 404.
Stoffwechel s. Seeklima; Einfluß des
Meeresklimas und der Seebäder auf
den 74 ; im Hochgebirge 507 ; Ober-
fläche und 449; der Tuberkulose
177.
Stoffwechselkrankheiten 282.
Stokes-Adamssche Krankheit 182.
Stottern 414.
Stotternde Kinder von Liebmann 464.
StrafyoUzug bei Geisteskranken 148 ;
484.
Strangmarke bei Erhängten, vitale
oder postmortale Entstehung der
471.
Streptokokken bei Scharlach 267.
Strikturen s. Magenstrikturen ; des
Oesophagas 200.
Strophulus 417; postvaccinalis 417.
Struma accessoria der Zunge 409.
Strumitis posttyphosa 270.
Strrchnininjektionen bei Diabetes in-
sipidus 292; bei Ileus 219» 854.
Sturz von der Höbe 473.
Stjptika bei Hämophilie 304.
SiTptizin 354.
SiTptol 854.
Subkutin 45, 48.
Sublamin gegen Syphilis 80, 49.
Sublimat o«i Blasentuberkulose 259.
Sublimatiigektionen, subkutane bei
Leberaffektionen 228.
Sublimatnephritis, Blutdruck bei 182.
Subluxation, spontane des Hand-
gelenkes 87.
Subphrenische Abszesse 319.
Sulfonal, toxische Neuritis nach Ge-
brauch von 128.
Suprarenin 46, 50.
Snspensionsapparate 107.
Symphysenruptur 345.
Synovialmetastasen, blennorrhoische
444.
Syphilis s, Rückenmarksi^hilis ; Ton
Schuster 443; Aetiologie 481 ; abor-
tive Behandlung 438; lokale Be-
handlung 439; erweichende Bu-
bonen4ä; Diagnose 432 ; Elephan-
tiasis vulvae und 447 ; Hämoglobin-
probe bei 438; des Herzens 188,
435; Impfungen auf Affen 432;
Iigektionstherapie 439 ; latente 434 ;
der Leber 228; Lumbalpunktion
bei 433 ; des Magens 434 ; ffummSse
der Mamma 436; Milzschwellung
bei 464 ; der Mundschleimhaut 438 ;
der Nabelschnur 347 ; kon^nitale
der Nebenniere 16 ; Nephritis durch
251 ; der Nieren 435 ; der Plazenta
847; Prognose der 442; in der
Schwangerschaft 340 ; und multiple
Sklerose, Differentialdiagnose 123 ;
Sublamin gegen 30, 49; tertiäre
488; Therapie 438; ürobilin und
Glykosurie 433; viszerale 217.
Sypmlis hereditaria436; von Buschke
441; Behandlung 440; Gelenk-
erscheinungen bei 438 ; und Häma-
toporphyrlnurie 438; ohne Haut-
erscheinungen 438; Nebennieren
bei 488; Pupillenstarre bei 125.
Syphilisimmumtät 445.
Syphilitische Beckengewebsentzün-
dung 435; Magenstrikturen 218;
Rheumatoide 434; Venenentzün-
dungen 434.
Syphilom des Ziliarkörpers 390.
Syringomyelie , Verbiegungen der
Wirbelsäule bei 89.
Sachregister.
555
T.
Tabes dorsalis, Aetiolope 124; Ak-
zessorinsl&hmung bei 126; Früh-
diagnose 125, 126; juvenile 124;
Eehlkopfstörungen bei 414 ; Leuko-
zyten bei 297; Pathogenese 126;
Psychosen bei 135, 138; Queck-
BÜberätiologie der 436; Verhalten
der Reflexe bei 125; mit multipler
Sklerose 126; Statistisches 124.
Tabische Osteoarthropathie der
Wirbels&ule 90.
Tachykardie, paroxysmale 183.
Taenia solium, perniziöse Anämie
durch 298.
Talmasche Operation 227, 810; bei
Synechia pericardii 189.
Tamponade, sterile der Nase 404.
Taschensterilisator 112.
Taubheit, totale infolge von Schar-
lach, spontane Wiederkehr des
Gehörs nach 400.
Taubstummenunterricht durch Hör-
übungen 400.
Taubstummheit und Hörstummheit
402; Ursachen der 400.
Temperatur chronisch erkrankter
Gelenke 82; entfernter HautsteUen,
EinfluB thermischer Beize auf die
63.
Tenodese 84.
Teratome s. Mediastinum.
Tetanie, pathologische Anatomie 132 ;
Beziehungen ders. zur Epilepsie
und Hysterie 182; gastrische und
intestinale 220; Pathologie der 132.
Tetanus bedingt durch Infektion vom
Ohr aus 395 ; antitoxische Behand-
lung 132; traumaticus 313.
Tetanusbazillus, Vorkommen des 132 ;
ThaJassotherapie 73, 74; der tuber-
kulösen Peritonitis 73.
Thalliumalopezie 420.
Theozin 33, 34, 48, 190, 255.
Therapie s. Handbuch; s. Pharma-
kotiierapie; physikalische s. Lexi-
kon, der Hautkrankheiten 422;
physikalisch - diätetische in der
ärztlichen Praxis von Presch 113.
Thermische Anwendungen, EinfluB
ders. auf das Blutgefäßsystem 62,
63.
Thenmsche Reize , Blutverände-
rungen durch 64; Einfluß ders.
auf die Temperatur entfernter
Hautstellen 63; Einfluß ders. auf
das Volumen der Milz und Niere
64.
Thermische Wirkung von Salzen auf
die Haut 67.
Thermometer, auskochbares 111.
Thermophor 55.
Thigenol 423; bei Frauenleiden
353.
Thiolum liquidum 424; bei Frauen-
leiden 353; bei Pocken 269.
Thiosinamin 406.
Thiosinamineinspritzungen bei Du-
puytrenscher Fingerkontraktur 87,
828.
Thorax, Stich- und Schußverletzun-
gen des 317.
Thorazdeformitäten bei Vegetationen
des Nasenrachenraumes 89.
Thrombophlebitis, eitrige des Sinus
cavernosus im Anschluß an Ziü^-
karies 122; des Sinus transversus
397.
Thrombose S.Nierenvenenthrombose;
s. Pfortaderthrombose ; 8 ; der Pfort-
ader bei Appendizitis 224; bei
Typhus, Ursache der 270; der
Vena mesenterioa mit Ileus 219.
Thymol gegen Bothriocephalus latus
221.
Thymus, persistente 138.
Thvmushyperplasie, plötzlicher Tod
durch 473.
Thyreoiditis, Angina kompliziert mit
akuter 409.
Tibia, Enochenhöhlen in der, Be-
handlung 312.
Tic 136.
Tinctura aconiti bei Urämie 253.
Tod, plötzlicher durch Thymushyper-
plasie 473.
Todesarten, gewaltsame 470.
Todesursachen bei Neugeborenen in
und gleich nach der Geburt 351,
475.
Todtmoos im Schwarzwald 58.
Tollwut, Negris Erreger ders. be-
stritten 279.
Toluylendiaminvergiftung 299.
Tonsillen und das Zäpfchen bei
Tuberkulose 175.
Tonsillotomie, Blutung nach 410.
Topographie der Beckenorgane 361.
Torticollis spasticus 86.
Totenstarre s. Leiohenstarre ; intra-
uterine 498.
556
Sachregister.
Tötung des lebenden Kindes 344,
482.
Toxikologie s. Eompendinm.
Toxine, KoUe der, bei der EntzQn*
dang des Auges 878.
Tracheotomie bei Krupp 410.
Trachom, Erkrankung des Tarsus
und des Lidrandes bei 888.
Tränenabsonderung und Tränen-
abfuhr, Physiologie und Patho-
logie der 376.
Tränendrüse, Innenration der 876.
Tränen- und Mundspeicheldrüsen,
symmetrisdie Erkrankung der 817.
Transplantation 9 ; ungestielter Haut-
lappen nach Krause 309.
Trauma s. Knochentrauma ; s. Schädel-
traumen; und Hysterie 492; und
Psychose 492; und Tabes 124.
Traumatische Erkrankungen des Her-
zens 498 ; Nephritis 252 ; Rücken-
markserkrankungen 127.
Trichocephalus als Ursache akuter
Appendizitis 222.
Tridit^rbecken 843.
Trigemin 47, 50.
Trigeminusneuralgie , Mesotan bei
87.
Trikuspidalis, MiBbildungen der 189.
Trinkkuren, Einfluß ders. auf die
Zusammensetzung der Blutflüssig-
keit 69.
Trinkwasserinfektion 520.
Trockenheiflluftapparat 110.
Trokar-Komzange 852.
Trommelfellabszesse, primäre 894.
Trommelschlegelfinger 189.
Tropenkrankheit der Ohren 894.
Trunksucht, Ehescheidung bei 149;
Entmündigung wegen 149.
Trypanosoma rProtozoon) 7, 277.
Tryptophanreastion und Magenkar-
zinom 214.
Tuben, Fibromyom der 860.
Tubenschleimhaut, adenomatöse Wu-
cherungen der 360.
Tubenschwangerschaft 842; von
Keller 865; wahre und vorge-
täuschte 842; wiederholte 842.
Tuberkelbazillen s. Agglutination;
im Harn, Nachweis 257.
Tuberkulineinspritzung, Gefahren
der 162.
Tuberkulinimpfung, diagnostische
161.
Tuberkulose s. Augentuberkulose ; s.
Fütterungstuberkulose; s. Gelenk-
tuberkulose; 8. GFenitaltnberku*
lose; s. Kniegelenkstuberkulose; s.
Lungentuberkulose ; s. Rindertuber-
kulose; Anästhesierung der oberen
Luftwege bei 177; Anzeigepflicht
bei 518; Atoxylbei29; Auftreten
ders. in Zigarrenfabriken 175 ; Be-
kämpfung der 162; Biologie der
Bazillen 8 ; und Diabetes 283 ; Dis-
position des Säuglings zur 158;
Einfluß der Wohnung auf die Er-
krankung au 159, 163; Genese
der hämatogenen 16; der weib-
lichen Genitalien 419; Heilungs-
fähigkeit 162; Immunisierung
ge^en 166, 177; Infektionsmodus
bei 8; Inhalation von Kalkstaub
gegen 165; des Kindesalters 176;
Lävulose und Paraffiniigektionen
bei 1 65 ; primäre der quergestreiften
Muskeln 837; des Ohres 895; der
Ovarien 860 ; Röntgenstrahlen bei
der Diagnose der 175; Sanosin
gegen 165; und Schwangerschaft
342; Stoffwechsel der 177; Ton-
sillen und das Zäpfchen bei 175;
der Vulva 854 ; Weg der Infektion
beim Erwachsenen 158; der Zer^
vix 355.
Tuberkulöse Bauchfellentzündung
860; Kehlkopfgeschwülste 413;
Koxitis s. Koxitis; Meningitis s.
Meningitis; Peritonitis s. Peritoni-
tis, Behandlung 319.
TuberkulöserPseudorheumatismusSl*
Tuberkulosesterblichkeit 176.
Tumoren s. Geschwülste; Myelitis
bei malignen 186 ; der Pleura 172;
Röntgenbehandlung von 333.
Tumapparate 107.
Typhen, atypische 271.
l^höse Cholezystitis 230, 270; Peri-
karditis 270.
Typhus, Pettenkofer und Koch 269.
l^phus abdominalis s. Abdominal-
typhus; Adrenalin gegen Darm-
blutung bei 49 ; Ausbreitung durch
Walser 519; Differentialdiagnose
519; Hydrotherapie (Historisches)
72; Knochenmark bei 17, 90; Kon-
tagion 519; Pyramiden bei 47;
üeoertragung durch Fliegen 519;
Verbreitung durch Milch 519.
Typhusbazillen , toxische Wirkung
der 5.
Sachregister.
557
Typhasbazillos und Bacillus proteus
271.
Typhusdiagnose, Agglutination und
271.
lyphusdiagnostücum, neues 271.
ü.
üeberfahrenwerden 472.
üebemähung s. Darm.
Ulcus molle, Erreger des 441; The-
rapie 441.
Ulcus pepticum 200.
Ulcus rodens vulvae 854.
Ulcus ventriculi 211 ; Anästhesin bei
44; chirurgische Behandlung 212;
Diagnostik 211; Perforation bei
218; Therapie 212.
Unfall und Lumbago 498; Nystagmus
durch 498.
Unfall- und chronische Rückenmarks-
erkrankungen 491.
Unfallnervenkranke, Begutachtung
von 134.
Unfallverletzte, Körpermessungen an
Gliedern ders. 491.
Unfruchtbarkeit des Weibes, Patho-
logie und Therapie der, von Schenk
867.
Unguentum argenti coUoidalis Cred^
50.
Unterbindung der Vena femoralis
unterhalb des Ligamentum Pou-
partii 811.
Unterrichtsbuch für freiwillige Kran-
kenpfleger 118.
Unterschenkel, Spiralfrakturen des
881.
Unterschenkelgangr&n im primär afe-
brilen Wochenbette 849.
Unterschenkelgeschwüre, Behandlung
71.
Unterschenkelreflex, Oppenheimscher
115, 116.
Uribnie, Entstehung der 258; The-
rapie 258.
Ureterenkatheterismus bei Nephro-
lithiasis 256.
Urethralii^'ektionen, Technik der 480.
Urethralprolaps 861.
Urethritis, nichtgonorrhoische 428.
Urinsejpregatoren 247.
Urobilin, Nachweis von 244«
Urologie s. Lehrbuch.
Urosanol 480.
Urosin 293.
Urotropin zur Verhütung von Schar-
lachnephritis 258, 268; zur Pro-
phylaxe gegen typhöse Bakteriurie
272.
Urtikaria durch Adrenalin 405; Pa-
thogenese 416.
Uterus s. Inversio; s. Retroversio;
Lipoma fibromyomatosum des 10;
Zusammenvorkommen von Krebs
uind Tuberkulose im 12.
Uterusblutunffen, Einfluß des Nerven-
systems auf die Entstehung von 852.
Uterusdilatation 839.
Uterusffonorrhoe 481.
Uteruskarzinom 855 ; Blasenverände-
rungen bei 861.
Uterusmyom 857; maligne Entartung
858.
Uterusprolaps, Aetiologie 869.
Uterusruptur nach CrecuSschem Hand-
griff bei angewachsener Plazenta
846 ; bei manueUer Plazentarlösung
846 ; in der Schwangerschaft 841 ;
operative Behandlung 846.
Uterussarkom 856.
y.
Vagina, Tumoren der 355.
Vaginaefixation 858.
Vaginale Köliotomie s. Köliotomie.
Vaginale Operation bei gynäkologi-
schen Erkrankungen 857.
Vaginaler Kaiserschnitt 847.
Vaginifixur 858.
Vagitus uterinus 844.
Vakzination s. Strophulus.
Vakzine an den weiblichen Genitalien
421.
Vaporisation 858.
Varizen der unteren Extremitilt, Be-
handlung ders. durch Ausschälung
nach Madelung 829.
Vasomotoren 194.
Vegetarianismus 509.
Vegetarische Diät 54; bei Frauen-
leiden 852, 854.
Vena azygos, Stenose der 193 ; femo-
ralis, Unterbindung ders. unterhalb
des Ligamentum Poupartii 811;
mesenterica, Thrombose der, mit
Ileus 219.
Venenentzündungen , syphilitische
484.
558
Sachregister.
Venerische Krankheiten 426; Pro-
phylaxe ders. 426.
yentilaüon513;derWa8chküchen514.
Yentrofixation 358.
Yentroskopie 851.
YerbBnde 86.
Yerbandeimer 107.
Yerbandstoffe, gewaschene 108.
Yerbandstoffsterilisation 107, 108.
Yerbrennnng, Tod durch 472.
Yerdaaungs.Eiwei£Terdaaang; Phy-
siologie der 202.
Yerdaunngsorgane, Krankheiten der
199.
Yererbong 18; der Syphilis 486.
Yergiftnngen s. Kohlenozydvergif-
tung; 8. Oxalsäurevergiilning ; s.
Toluylendiaminyergiftiuig; 476 ;
bei Hautbehandlung 426.
Verkalkung der Arterienwand 16;
des Ovariums 360.
Verletzungen durch Flobertschuß-
Waffen 473.
Veronal 41, 48, 51, 147.
Verrenkung, angeborene der Schulter
87.
Versicherungsrechtliche Sachverstfin-
digentäti^eit 491.
Verwandtscmaftsehe und Taubstumm-
heit 400.
Vibrationsgefühl 115.
Vibrationsmassage der Ohrtrompete
894.
Visdnum depuratum 424.
Viszeralsyphilis 217, 484.
Vizzavona 58.
Volvulusbildung 218.
Vomitus gravidarum, Anästhesin bei
45.
Vorbeireden, Symptom des 145.
Vorhof s. Herz.
Vorlesungen über allgemeine Geburts-
hilfe von Bayer 862.
Vulva s. Elephantiasis ; Leukoplakie
der 354; Tuberkulose der 854.
Wachstumsosteitis, apophysäre 77.
Wandanstrich 515.
Wanderleber 226.
Wandemiere, orthotische Albumin-
urie und 249; Behandlung ders.
durch Heftpflasterverband 258 ; und
Skoliose 88.
Wandertrieb, krankhafter 144.
Wanne s. WeUenbadewanne.
W&rme, Anwendung konstanter 72;
Wirkungen der s&ahlenden 65.
Wärmeapplikation, lokale 71.
Warzenfortsatz s. Mastoidopera-
tionen.
Waschtisch, aseptischer fCbr das Ope-
rationszimmer 108.
Wasser, Enteisenung des 504.
Wasserbad, indifferentes, und Blut-
druck 66.
Wasserpilze 504.
Wasserprozeduren» Beförderung der
Reaktion nach kalten 71 ; Emfluß
lokaler, auf den Tonus der großen
Gefäße 62.
Wasserreinigung, chemische 508;
Ozon zur 508.
Wasserstoffsuperoxyd zur Behandlung
der kidten Abszesse 81; zur Be-
handlung der Pigmentmäler 425.
Wattenlaulen, ein therapeutischer
Sport 68.
Wechselfieber, mikroskopische Dia-
gnose 276.
Wehen, Ursachen der Blutdruck-
steigerung in den 840.
Wehrawald s. Sanatorium.
Wellenbadewanne, Höglauersche 65.
Wemarzer Quelle, diuretische Wir-
kung der 70.
Westphalsches Zeichen bei Pneu-
monie 169.
Widalsche Reaktion bei Endokar-
ditis 271; bei Lebererkrankunffen
226.
Winterklima Aegyptens 57.
Winterstationen und Heilquellen
Algeriens 70.
Wirbelsäule, chronisch ankylosie-
rende Entzündung der 18, 90; Er-
krankungen der 88; Kompression
des Rflckenmarkes bei Karies der
98; und Rflckenmarksverletzungen
127 ; Verbiegung^en der, bei Syringo-
myelie 89; tabische Osteoarü^-
pathie der 90.
Wirbelsäulenentzündung, ambulante
Behandlung der tuberkulösen 90.
Wirbelsäulenerkrankunffen, Darstel-
lung ders. durch Sie Röntgen-
strahlen 85.
Wochenbett 848.
Wochen'bett&eber 348.
Wochenbettstatistik 848.
Sachregister.
559
Wöchnerinnen, Porgatin als Abführ-
mittel bei 31.
Wohnung, Einfluß ders. auf die Er-
krankung an Tuberkulose 159, 168.
Wohnungs&age 515.
Wohnungsgesetz 515.
Wurmfortsatz s. Processus vermi-
formis; isolierte Brucheinklem-
mungen des 328; Verftnderungen
dess. bei gynäkologischen Erkran-
kungen 222, 328.
Wurmfortsatzerkrankung , Colitis
membranacea bei 216.
Wurmkrankheit s. Anchylostomiasis.
r.
Yohimbin 45; als lokales Anästhe-
tikum 406; bei Ohren- und Nasen-
krankheiten 898.
Z.
Zahnkaries, eitrige Thrombophlebitis
des Sinus cavernosus im Anschluß
an 122.
Zanderapparate 85.
Zangenoperation, Indikation für die
845.
2tehenphänomen, Babinskisches 115.
Zentralnervensystem , postmortale
Veränderungen am 149.
Zervikalerosion, gonorrhoische 429.
Zervix, traubenförmiges Sarkom der
856.
Zervixdilatator 858.
Zervixmyom 855.
Zerviztuberkulose 855.
Zeugenaussagen in psychiatrischen
Gutachten 485.
Zeugnisföhigkeit bei Geisteskranken
und bei Grenzzusiftnden 148.
Ziliarkörper, Syphilom des 890.
Zimtsaures Natron s. Hetol.
Zirkulator 109.
Zitarin 298.
Zitronensäure, Vergiftung durch 478.
.Zitrophen 50.
Z9kut», akute Entzündung des 224.
Zoonosen 278.
Zoster 419.
Zuckerbildung aus Eiweiß 290.
Zuckerkranke s. Kochbuch.
Zuckemachweis im Harn 282.
Zunge, Amyloidtumor der 410; Struma
accessoria der 409 ; schwarze 409.
Zungenspatel 109.
Zungenwurzel, glatte Atrophie der
482.
Zurechnungsfähigkeit 498.
Zwerchfellatmung, Physiologie und
Pathologie der 195.
Zwer^uchs 814.
Zwillingsgeburt 844.
Zyanose, chronische, Polyzythämie
und 298.
Zylindrolyse 250.
Zylindrurie 250, 268.
Zymin zur Prophylaxe der merku-
riellen Enteritis 440.
Zystitis, Helmitol bei 47.
Zystoskonie zur Diaffnose der Blasen-
und Nierentuberkulose 258; bei
Nephrolithiasis 256.
Zytoaia^ose 170; des Liquor cere-
brospmalis 126.
Autorenregister.
A.
Abadie 87, 96.
Abbott, A. 6, 17.
Abel 857, 870.
AbrikoBBoff 10, 17.
Ackermann 822, 881.
d'Acry Power 198, 194.
Adler 15, 17.
Adler, E. 271, 280.
Adler, L. 228, 289.
Abifeld, F. 889, 861.
Albarran, J. 258, 260.
Albrecbt 515, 520.
Albrecbt, E. 179, 194.
Alba, A. 207, 220, 288, 286, 509,
510, 520.
Albutt, a 191, 192, 194.
V. Aldor, 216, 230, 286, 289.
Aletter 110, 112.
Alexander 175, 397, 400, 401.
Alexander, B. 160, 175.
Alexandroif 858, 870.
Alt 112, 141, 899, 401.
Alter 145, 147, 149.
Alter, W. 257, 260.
AmbroBioB 175.
V. Angerer, 0. 315, 881.
Anschüts, W. 831.
Anselm 844, 362.
Anton, G. 149.
Apelt 493, 496.
Apetz, W. 429, 444.
Apolant, H. 12, 17.
Apt, H. 414.
ArendB, G. 48.
Armit 245, 260.
Amd 88, 96.
Arndt 347, 362.
Ambeim 188, 194, 288, 289, 294.
Ambeim, G. 459, 464.
Arnold 405, 414.
Arnold, J. 8, 9, 17.
Aronbeim 147.
Aronbeim (GevelBberg) 44, 48.
Aronsobn 48, 155, 175.
AronBobn, E. 405, 414.
Aronson 286, 294.
AronBon, H. 267, 268, 279.
Aach 848, 862.
Ascb, Panl 257, 260.
Aschaffenbiug 145, 148, 149, 484, 496.
Ascber 519, 520.
Ascbbeim, H. 890.
Ascoli 58, 56.
Ascoli, M. 249, 260.
Askanazy 221, 286.
Aßmus 53, 56.
AtbanasBOw 88, 96.
Atwater 28.
Audibert 341, 862.
Anerbach, S. 186.
Aufrecht 158, 175.
AuBt 510.
Axenfeld, Tb. 385, 390.
B.
Baber, G. 109, 112.
Bacco 185.
Bach, L. 877, 890.
Bade 85, 89, 94, 96.
Baffinsky, A. 268, 279.
Bahr 498, 497.
Bau 2, 17, 516, 520.
BaiBch 341, 862.
BaUance 128, 186.
BaUin 228, 289.
Ballin, L. 460, 464.
Auiorenregister.
561
BaUint 130, 137.
Ballner 508, 520.
Bamberg 838, 862.
Bandler, Viktor 259, 260.
Baer 485, 496.
▼. Baracz, B. 813, 331.
Baidach 72.
▼. Bardeleben 889, 862.
Bardet 293, 295.
Barg 90, 96.
Barler, A. 821, 881.
B&rlocher, H. 381.
Baermann, G. 428, 444.
Baroch, £. 484, 445.
Barraja 841, 862.
Bartenstein 460, 464.
Barth 246, 260, 818, 825, 881.
Bamoh^ S. 71.
Baiisenge 519, 520.
Bancke 118, 184.
Baudry, S. 390.
Banermeister 55, 56.
Baum 48.
Baum, S. 71.
Bämner, £. 72.
Baumgarten 3, 17.
Baomgarten, E. 429, 444.
B¨er, Ch. 224, 286.
Baomm 847, 350, 862.
Baonutark 220, 286.
Bi^er, H. 346, 862.
Bayerthal 119, 184.
Baty, P. 826, 381.
Beattle 15, 17.
BeauTois 107, 112.
V. Beck 815.
Beck 889, 844, 862.
Becker 48, 86, 87, 88, 89, 96, 222,
236, 491, 497.
Beckert 473, 497.
Beckmann 349,
Beerwald 104.
Beerwald, E. 72.
Behla 12, 17, 519, 521.
Behm 841, 862.
Behr, M. 165, 175.
Behrend 282, 294.
▼. Behring 4, 5, 17, 182, 187, 156,
158, 159, 168, 165, 175, 458, 464,
516, 517, 518, 521.
Belan 48.
Benda 87, 97.
Bender 86, 88, 97.
Bendix 170, 175.
Bendix, B. 417, 441.
Bendix, E. 285, 294.
Jahxtndi der pnktiaohen Medizin. 1904,
Benedikt 23, 189, 194, 493, 497.
Benneoke 881, 848, 362.
Berdach, G. 280, 289.
Berent 48, 48, 147.
Berg 141, 149.
Bergel 72.
Berger 117, 184, 189, 149.
Berger, E. 824, 881.
▼. Bergmann, E. 882.
Bergmann 48.
Berka 479, 497.
BerUt 74.
Bermbach 54, 56.
Bemabeo, G. 882.
Bemard, Fei. 216, 222, 287.
Bemet 225.
Bernhardt 249, 260.
Bernhardt^ P. 4Ö1.
Bemheim, S. 112.
Bemheimer, St. 890.
Bertarelli, E. 7.
Bertelsmann 92, 97.
Bertram 11, 17.
Berze 149, 484, 497.
Besancon 81,. 97, 296, 305.
Besold 175.
Besta, C. 7, 17.
Bethe, A. 184.
Bettencoort 119, 134.
Bettmann 90, 97.
Beumer 466, 499.
Benttner, 0. 862.
Bezold 398, 897, 401.
Biberfeld 482, 484, 497.
Bickel 184, 194, 258. 260.
Bienenstock, W. 445.
Bier 82, 97.
Bier, A. 882.
Biggs 77, 97.
Bilhaut 95, 97.
Binet, M. 74.
Binz 22, 28, 48.
Bircher-Benner, M. 112.
Biringer 48, 428, 441.
Biro 129, 187.
Bischoff 850, 862.
Bishop 859, 370.
Bittorf 188, 194, 216, 287.
Bize 95, 99.
Black-Jones 72.
Blackham 188, 194.
Blake 224, 289.
Blasi 7, 17.
Blau 858, 856, 370.
Blau, Alb. 396, 401.
Blauel, G. 816, 882.
86
562
Aatoxenregister«
Blechmann 349, 862.
Bldchröder 208, 288, 286.
Bloch 297, 800, 802, 805.
BlokiuewBki 426, 444.
Blomqnigt, A. 440, 446.
T. Blum 829, 882.
Blum 98, 97.
BlmnenÜial 87, 97, 287, 289, 290, 294.
Blumreich 841, 862.
BoaB 282, 294.
BoM, J. 211, 217, 284, 287.
Book 108, 112.
Boeckel, J. 882.
Bofinffor 107, 112» 517, 528.
Boehler, E. 258, 260.
Böhm, B. 48.
Bohnstedt 848, 862.
Boehr 191, 194.
Boehr, E. 66, 72.
Bohrmaim, Friedr. 65, 78.
da Boü-Beymond 85.
BokarioB 470, 497.
y. B<Ska7, Johann 460, 464.
BoUenhagen 862.
Bollinger, 0. 12, 17.
Bolte 490, 497.
Bond 857, 870.
Bondi 840, 847, 862.
Bondi, J. 487, 445.
Bondi, M. 890.
Bonfanti, A. 249, 260.
Bong 48, 889, 862.
Bongert 6, 17.
Bomb, F. W. 269. 279.
Bonne 502, 521.
Bönninger 208, 284.
Borchard 89, 98, 97, 491, 497.
Borchgrevink, 0. 224, 289.
Boerner 82, 97.
Boemer, E. 814, 882.
Bornhaupt^ L. 822, 882.
Bomstein 170, 177.
Borntrftger 56, 518, 521.
Borna 92, 97.
Borst 88. 97.
Borst, M. 9, 17.
Borsz^ky, K. 817, 882.
Boß 481.
Bosse 856, 870.
Bossi 1, 17, 352, 362.
Bottiffnani 279, 281.
Bonchez, G. 409, 415.
de Bovis 844. 862.
Bojte 504, 521.
Eitdihaw, B. 78.
Inat 232, 242.
Brandweiner, A. 421, 442.
Brat 285, 294.
Braaer 340, 362, 518, 521.
Braaer, L. 175, 314, 318, 832.
Bratm 48.
Braun. H. 307, 306, 882.
Braun, L. 179. 194.
Braun, M. 17.
▼. Braon-Femwald 846, 362.
Branner, L. 228, 289.
Brannschweig, M. 149.
Brehm, O. 218, 287, 319, 882.
Brehmer 90, 97.
Br^on, Aim^ 202, 288.
Breitmann, M. 188. 194, 435, 445.
Brenner, A. 820, 832.
Bresler 48, 148, 149.
Bressel 168, 175, 429, 444.
Breton 237.
Breuer 849, 362.
Brieger, L. 65, 71.
Brieger, 0. 398, 401.
van der Briele 347, 363.
Brindl^, A. E. 269, 279.
Brodnitz 90, 97.
Brondgeest 48, 190, 195.
Brook 175.
BrOse 343, 363.
Brownlee, J. 268, 280.
Bruch 505.
Bruner 506, 521.
BrflhI 393, 401.
BrOnet, G. 17.
y. Brunn 81, 94, 97, 314, 819, 330, 332.
Brunner, F. 213, 234.
V. Bruns, P. 313, 832.
Bruns 895, 402.
Bruusgaard, E. 418, 441.
Bryant 297, 305.
Bucco 195.
Bucura 348, 852, 363, 870.
y. Budberg-BSnninghausen 345, 368.
Büdinger 75, 97.
Bukofzer 48.
BuUing 62.
Bum 85, 97, 112.
Bumm 347. 359, 363, 370.
Bunge 232, 242, 310, 823, 382.
y. Büngner 225, 239.
Burckhard 351, 870.
Burckhardt 478, 497.
Burdenell Carter, R. 390.
Buigener, O. 421, 441.
Bürger 353, 870.
Bürger, O. 71.
Burgl 490, 497.
Autorenregister.
563
Burgonzio, L. C. 64, 71.
Burkard, 0. 410, 414.
Burkhardt 183, 187, 251, 260.
Burkhardt, A. 162, 175.
Burkhardt, L. 215, 882.
Baschan 105, 118.
BoBchke, A. 420, 441.
Bosse, 0. 14, 17.
Butlin, H. T. 211, 284.
Bntters 224, 287.
Büttner 846, 849, 868.
Boxbamn, B. 6% 64, 71.
Byk 47, 48, 272, 280.
C.
Caie 849, 868.
Caims, L. 275, 281.
Calderini 848, 868.
Calmann 889, 868.
Galmns 485, 497.
Calv^ 92, 97.
CalTO, A. 205, 286.
Cameron 857, 870.
de la Camp 184, 186, 195.
Cantab 218, 289.
Cantani 2. 17.
Garleß, A. 212, 284.
Caro 454, 464.
Casardi 272, 280.
Caspari 54, 56, 510, 520, 521.
Casper, L. 246, 259, 260; 882.
Caspersohn 820, 882.
Gassirer 116, 184, 185.
Castelain, F. 410. 414.
GasteUani 7, 17, 277, 281.
Gastellino 182, 195.
Gathelin, F. 247, 261, 882.
Gathomas, J. B. 71.
CelU 7, 17, 276.
Ceni 7, 17.
Cenicek 881, 890.
Ghantemeflse, A. 272, 274, 280.
Gharanne, F. 400, 402.
Gheatle, A. H. 890.
Chiari 5, 17, 808, 305, 414.
Chlopin, G. W. 1, 17.
Ghoronschitzky, B. 411, 414.
Cinnston 87, 97.
Cipolina 157.
Gitron 204, 205, 206, 284, 244, 261,
282, 294.
Glar 68, 70.
Glarke, MicheU 804, 305.
Glemens, P. 190, 195.
Glemm, W. N. 217, 287.
Glopatt 23.
GodiTÜla 84, 98, 97.
Gohn 98, 97.
Gohn, G. 425, 441.
Gohn, J. 247, 261.
Gohn, M. 425, 441.
Gohn, P. 149, 486, 445.
Gohnheün, O. 288, 289, 294.
Gohnheim, P. 206, 284.
GoUins 149.
Golt, G. H. 194.
Gombemale 48, 217, 237.
Gomby 77, 97.
Gonrad, E. 409, 414.
Gordes 258, 404, 414.
Gomet 65, 71.
Gomü, V. 9, 17.
Goste 820, 882.
Gondray 9, 17.
Gonrmont 519, 521.
Gonrtade 405, 414.
Gonvelaire 851, 368.
Gowan 188, 195.
Gramer 48, 854^ 870.
Gramer, A. (Göttingen) 188, 148, 149,
497.
Gramer, H. 61, 71, 108, 112, 113.
Gr&mer, Friedr. 207, 284.
Grampe 810, 382.
Gredä 818, 832.
Greite 129, 137.
y. Griegem 87, 175, 194, 195.
Gristofoletti 389, 863.
Gronbach 182, 187.
Groner, W. 283, 294.
T. Gsiky 854, 870.
GuUen 266, 279.
Gumston 229, 282, 289, 242.
Guno, F. 411, 414.
Gorschmann jr., H. 187, 195.
Gzempin 357, 870.
Gzemy 231, 240.
G«erny, V. 828, 888.
▼. Gzyhlan 189, 195.
D.
Daoonto, S. 809, 388.
Dahlfeld, G. 390.
Dahlgren, E. 229, 240.
Damianos 94, 97, 122, 184, 330, 338.
Danelins 165, 175.
Dangschat, B. 318, 838.
Daniel, B. 889, 863.
Daniel, G. 851, 863.
Dansauer 5, 17.
564
Aatorenregister.
Dapper, G. 254, 263.
Dare 297, 805.
Dauber 347, 863.
Davidsohn, C. 14, 17.
Davidflohn, H. 71.
Dean, G. 4, 17.
Deilmann 405, 497.
Deiters 150.
Delanglade 94, 97.
Delbet, P. 833.
DeUage 73.
DeUpue 518, 521.
Delherm, L. 217, 287.
Delhommean 494, 497.
Domie 3, 17, 276, 281.
Dengler, C. 73.
Denker 899, 400, 401.
Dennig, A. 179, 195, 210, 284.
Depangber, M. 405, 414.
Dertinger, E. 814, 883.
Dessy 5.
Destey 17.
Deutsch, Ed. 489, 445.
Dentschl&nder 84, 88, 97.
Diehl 71, 485, 497.
Diem, K. 61, 71.
Dienst 846, 863.
Dietrich 52, 56.
Dirksen (Cuxhaven) 298, 305.
Dirmoser 841, 863.
Disse 4, 17.
V. Dittel 343, 363.
Dittrich 472, 497.
Doebert, A. 266, 279.
Dodds, A. 270, 280.
Döderlein 858, 870.
Dohm 478, 497.
Dokuczajewa 188, 195.
Dol^s 848, 363.
Dölger, R. 401.
Doli 104, 113, 184, 195.
Donath 121, 180, 134, 137, 144, 150,
182, 195, 228, 287.
DOnitz 274, 281, 519, 521.
Doepke, K. 6, 17.
Doran 857, 870.
Dorendorf, H. 414.
Döring 255, 261.
Döring (Berlin) 84, 48.
Doering, C. 190, 195.
Dom 293, 295.
Dove, K. 60, 70.
Downes 247.
Drehschmidt 514, 521.
Dreser 38, 47, 48.
Dreser, H. 190, 195, 261.
Dresler 155, 175, 188, 195.
Dreuw 425, 442.
Dreyer 56.
Dsime, J. 327, 833.
Dubois 146, 150.
Dubreuilh, W. 426, 442.
Duckworth 190, 195, 211, 234.
Dndaux 500, 512, 521.
Dngge 495, 497.
Dührssen 889, 847, 358, 863, 370.
Dumont, F. L. 838.
Dunbar 407, 414, 510, 511, 521.
Duncanson 49.
V. Düngern, C. 17.
Dfinschmann, H. 69, 73.
Dürck, H. 17.
Duret 120, 184.
V. Düring 437, 445.
Dfitzmann 352, 870.
E.
EbbinghauB 11, 17. 493, 497.
Ebstein 168, 175,273,280,420,44^
494, 497.
Eckstein, H. 809, 888.
Edebohls, G. M. 326, 338.
Edel,.M. 150.
Edel, Paul 249, 255, 261, 462, 464.
V. Eden 86, 97.
Edlefsen 216.
Ehler, F. 230, 232, 240, 242.
Ehrendorfer 847, 368.
Ehrenfreund 857, 372.
Ehret, H. 227, 240.
EhrHch, G. 232, 242, 824, 833.
Ehrlich, P. 2, 17.
Ehrmann, S. 420, 442.
Ehmroth 221, 237.
V. Eicken 414.
Einhorn 208, 211. 212, 218.234.
299 805.
V. Eiselsbeig 318, 822, 338.
Eitelberg 400, 401.
Ekehom, G. 215, 284.
Ekholm, K. 267, 279.
Eider, J. M. 270, 280.
Elkan 175.
EUiesen 14, 17.
Elsäfier, A. 818, 883.
Elschnig, A. 878, 390.
Eisner, H. 200, 211, 283, 284.
Elter 81, 97, 811, 883.
Emanuel 214, 235, 361, 870.
Embden, G. 12, 17.
Emerson 214.
Autorenregisier.
565
Enderlen 230, 240.
Eng 218, 289.
Engel 154, 175, 185, 195.
Engel Bey 57, 70.
Engel, Fr. 252, 261.
Engelbreth, G. 480, 444.
Engelman 92, 97.
Engetröm, Otto 259, 261.
Eppinger 15, 17, 226, 240, 843, 868.
Erb 126, 135.
Erben, P. 252, 261.
ErbBlöh 120, 128, 185, 186.
Ersettdg, H. 6.
Erding 94, 100.
Escher, G. 468, 464.
Escherich, Th. 267, 279.
Escomel 175.
y. Esmarch 520.
Espinay 182, 195.
Ettdngshaus, J. 868.
Eulenburg 45.
Eulenstoin 896, 401.
Evans 519, 521.
Evelt 856, 870.
Erersbusch 390.
Eversmann 850, 868.
Ewald, C. A. 205, 216, 284, 287, 268,
271, 279, 280.
Ewart 804, 805.
▼. Ewetzky, Th. 890.
Euer, A. 888.
F.
Faber, £. 222, 287.
Fabian 154, 175, 801, 805.
Fabozzi, S. 282, 242.
Fahr 189, 195.
Falk 858, 870.
Falk, £. 807, 888.
Falta 282, 290, 291, 294.
Fanoni, A. 278, 281.
Fanser (Budapest) 86, 49.
Fauo 186, 195.
Federmann, A. 228, 287.
Fehling 844, 845, 848, 858, 864, 870.
Feibes 445.
Feilchenfeld 292, 294.
Feilchenfeld, W. 890.
Feinberg 12, 17, 841, 864.
Feindel, E. 186.
Feinschmied 288, 289, 294.
Feldt, A. 175.
Felix 395, 401.
Fellner 840, 852, 864, 875.
Ferchland 477, 497, 514, 521.
Fergusson 188, 195.
Fermi 507, 521.
Ferranini 186, 195, 203, 226, 227,
284, 240.
Ferrari, E. 16, 17.
Feuerstein, L. 488, 445.
Feurer 880.
Kok, J. 438, 445.
Ficker 519, 521.
Ficker, M. 270, 272, 280.
Fielding 266, 279.
Fießinger 78.
Fink, F. 281, 240.
Finkelburg 125, 185.
Finkelstein 258, 261,
Finkler 509, 521.
Finsen, N. 269, 279.
Fisch 294, 295.
Fischöl, Leop. 209, 210, 284.
Fischer 44, 49, 181, 187, 147, 520,
521.
Fischer, A. 476, 497.
Fischer, B. 8, 11, 14, 18, 200, 288,
286, 290, 294.
Fischer, E. 41, 49, 175.
Fischer, F. 8, 9, 18.
Fischer, G. 185, 195.
Fischer, M. 150.
Fischer, W. 147.
Fischera, G. 282, 242.
Fischl 112, 118.
FiBchl, B. 464.
Fittig, 0. 808, 885.
Flamm 52, 56.
Flatau 126, 185, 888, 864.
Flatau, E. 18.
Fleck 230, 240.
Fleiner, W. 220, 287.
Floret 36, 87.
Flüffge 515, 516, 517, 518, 521.
Focken 18, 90, 98.
Föderl, 0. 410, 414.
Foges 864.
Folet, H. 225, 289.
Forel 184, 512.
ForseU, 0. H. 257, 261.
Forster, J. 18.
Foerster 851, 870.
Foerster, 0. 150.
Foumier 484, 445, 500, 521.
Fracskiewics 49.
Francke, C. 280, 240.
Francois-Franck 474, 497.
Frank 841, 864.
Frank, Karl 478, 497.
566
Autorenr^gister.
Frank, 0. 180, 195.
Frank, B. 827, 338.
Franke 11, 18, 49.
Franke, 0. 62, 72.
Fraenkel 90, 98, 352, 359, 870.
Fraenkel, A. 160, 161, 168, 175.
FriLnkel, B. 404, 414.
Frftnkel, 0. 513, 519, 521.
Fraenkel, E. 17, 18, 341, 364.
Fraenkel, F. 329, 383.
Frankenbnrger 38, 49.
Frankenh&uBer, F. 65, 67, 71, 78.
V. Franqu^ 360, 371.
Franz 328, 333.
Franze 191, 195.
Fräser 286, 294.
▼. Frendl, E. 186, 195, 429, 444.
Freudenihal, W. 175.
Freund 132, 137.
Freund, H. 357, 360, 371.
Freund, H. W. 342, 347, 864.
Freund, L. 423, 442.
Freund, Bichard 338, 342, 364.
Frey 49.
Freyer, P. J. 259, 261.
Freymuih 161, 175.
Frick 10, 188, 196.
Friebens 467.
Frie4Jung 453, 464.
▼. Fnedl&nder 95, 98.
Friedl&nder 49, 124, 135.
Friedlftnder, B. 64, 71.
Friedl&nder, G. 319, 333.
Friedmann 518, 521.
Friedmann, F. 8, 5, 18.
▼. Frisch, A. 383.
Frits 88t 98.
Fröhlich 88, 91, 93, 98.
Fromherz 189, 195.
Frotscher 182, 137.
Froussard 217, 237.
Fuchs 353, 871.
Fuchs, £. 272, 280, 884, 890.
Fuchs, F. 480, 444.
Fuchs, H. 840, 864.
Fuchsig, E. 218, 284.
Fuhrmann, M. 150.
Funke 867, 860. 371.
Funkenstein 10, 18.
Fürbringer, P. 243, 248, 249, 252,
261, 494, 497.
Fümrohr 127, 135.
FOiBt 511, 521.
FQth 288, 294, 388, 851, 364, 371,
481, 497.
Fatterer, A. 7, 18.
Gaffky 518, 521.
Gager, C. 78.
GJdi 167, 168, 176.
Galewsky 421, 428, 442, 444.
GaUi 186, 196.
GaUi-Valerio 222, 237.
Galliard227, 240.
Gambarati 227, 240.
Gandy, Ch. 270, 280.
Ganghofiier 157, 176.
Garnier 91, 98, 477, 497.
Garrö 158, 172, 247, 261, 383.
G&rtaier 180, 196, 502.
Gaspero 128, 186.
Gaube, J. 73.
Gaucher 125, 135.
Gauckler 77, 100.
Gautier 476, 497.
Geisel, Paul 189, 196.
Geldner 360, 371.
Gell6 122, 135.
Gelpke 360, 871.
Gemgroß 228, 237.
Gemsheim 454, 464.
Gersuny 359, 371.
Geyl 341, 364.
Ghon 5, 18.
Giemsa 522.
GigU 847, 364.
Gübert 227, 240, 350, 364.
Gildersleeve, N. 6.
Gillet, H. 417, 442.
GiUiland 5, 19.
Ginsberg, S. 390.
Glas, E. 406, 414.
Glaser, B. 231, 240.
Glaefiner 54, 56, 208, 214, 281, 234,
242, 510, 521.
Glax, J. (Abbazia) 57.
Glinski 475, 497.
Glockner 860, 371.
Gluck, Th. 412, 414.
Glflcksmann 199, 238.
Goebell, Budolf 246, 261.
Goedhuis 218, 287.
Goldberg 259, 261.
Goldflam 115, 184.
Goldschmidt 49, 167, 468, 497.
Goldschmidt, S. 259, 261.
Goldstein 395, 401.
Goliner 423.
GoluboflF, N. 222, 237.
Golubow 155, 176.
Goenner 842, 864.
AutorenregiBter.
567
Gk>ntennaim, G. 883.
GoodaU, £. 139, 150.
Gordon 804, 805.
Gorgas, W. C. 276, 277, 281.
Goris 897, 401.
GOrl, L. 260, 261, 440, 445.
Görtz 496, 497.
GöBchel 810, 838.
Goetges, H. 228, 237.
GotschUch, E. 273, 280.
Gottachalk 844, 855, 857, 860, 864,
871, 497.
Gottstein 516, 521.
Gonraud, F. X. 270, 280.
Gradenigo, G. 414.
Gradenwitz 851, 858, 871.
Graefe-Saemisch 390.
Grftser 49.
Graeser (Neapel) 272, 280.
Graetzer 90, 98.
Graul 216, 287.
Grawitz, E. 296, 301, 805.
Greeff, B. 891.
Gregor, Conrad 451, 464.
Gren 175.
Greppin 281, 240.
Griffith 519, 521.
Grimmer 895, 401.
Gröber 37, 49.
Groedel IL, Th. 78.
Groenouw, A. 890.
Groß 146, 150, 434, 445.
Groß, A. 221, 287.
Groß, Hans 482, 497.
Groß, Heinr. 218, 234.
Große 259, 261.
▼. Großschedel 56.
Grosz 7, 18.
Grote 66, 74, 191, 197.
Grouzdew 860, 871.
Grube 854, 871.
Grube, H. 219, 287.
Grube, E. 69, 78.
Gruber 2, 508, 521.
Grflneberg 199, 283.
Grflneisen, M. 819, 888.
Grunert 878, 891, 894, 401.
Grünwald 176.
V. Gu^rard 858, 371.
Guiard 258, 262.
Guillain 126, 186.
Guillaume 92, 97.
▼. Gulat-WeUenburg 78, 98.
Guleke, N. 16, 18, 488, 445.
GOmbel, Ph. 10, 18.
Gumprecht (Weimar) 52, 108.
Gunsett, A. 419, 442.
Gutkind 189, 196.
Gutmann 172, 176, 290, 294.
Gutmann, G. 15, 18, 282, 242.
Gutschy, L. 8, 18.
Guyon, F. 256, 261.
H.
Haab, 0. 391.
Haan, J. de 5, 18.
Haasler 321, 883.
Haberda 470, 490, 497.
Haberer 135.
Habs 82, 98.
Haeckel, H. 317, 884.
Haedicke 159, 177, 522.
Haglund 77, 98.
Hagmann 341, 864.
Hahl 844, 864.
Hahn 280, 240, 342, 864.
Haike 893, 401.
Haim 271, 280.
Hajek, M. 408, 414.
Halban 854, 359, 871.
Halberstaedter, L. 311, 884.
Hall 92, 98.
Hall, A. 189, 196.
Hall, Walker 261, 298, 295.
Hallauer, Benno 248, 261.
Halls-Dallj 152, 176.
Halpem, M. 251, 252, 261.
Hamm 848, 864, 408, 414.
Hammer 888, 846, 864, 479, 497.
Hammerschlag 389, 365, 402.
Hanau 222, 237.
Hänel 127, 185.
Hanke, Viktor 391.
Y. Hansemann 4, 18, 157, 176, 411,
414, 517, 521.
Hansen 257, 261.
Hanszel, F. 410, 414.
Hantke 858, 871.
Hilri, P. 416, 443.
Harmer, L. 408, 414.
Hamack 478.
Harrison, Reginald 255, 261.
Hartmann 280, 240.
Hartmann, H. 884.
Hartog 270, 280.
Hartog, G. 307, 884.
Hasebrock 85, 95, 98.
Hasebroek 179, 191, 196.
Hasenknopf, F. 458, 464.
Hashimoto 861, 871.
568
Antorenregister.
Hasselwander 76, 98.
HaBlauer 98.
Hang 479, 496, 497.
Haiuer 248, 261, 462, 464.
Havelbarg, W. 276, 281.
HajaBhikawa 271, 280.
Haymann, Th. 815, 884.
Hecker 58, 56, 71.
Hecker, B. 507, 521.
Hedinger, E. 419, 442.
Hedmann, K. 221, 287.
Heermann 49.
Heermann, Q. 402.
Hegar, A. 859, 871.
Hegar, K. 345, 365.
Hegetschweiler 895, 402.
He^ 468, 497.
Heidemann 857, 871.
Heilbroimer 144, 148, 150, 484, 487,
497.
Heüe, B. 308, 834.
Heim, M. 78.
Heiman, A. 405, 414.
Heine 378.
Heineke 89, 98.
Heinexnaim, M. 457, 464.
Heinlein 224, 237.
Heinrich 85, 98.
Heinrich, M. 71.
Heinsins 860, 871.
Heinz, B. (Erlangen) 20.
Heinzelmann 278, 281.
Heinzehnann, 6. 312, 834.
Helbing 88, 98.
Helfer, Q. 217, 237.
Heller 4, 18, 221, 287.
Heller, B. 71.
Heller, J. 422, 429, 486, 442, 444, 445.
Heller (Kiel) 157, 176.
Hellesen, E. 282, 294.
Helly, H. 16, 18.
HemuB (Frankfurt) 45, 49.
Henneberg 486, 488, 497.
Henneberg, B. 144, 150.
Henrid 897, 402, 418, 414.
Hepp, M. 209, 234. .
Herczel 218, 237.
Herescu 292, 294.
V. Herff 348, 865.
Herhold 96, 98.
Hering 184, 196.
HermanideB, S. B. 436, 445.
Hermann, Alfr. 213, 284.
Hermann, J. S. 140, 150.
Hermes 222, 238, 328, 384.
Hemnann 129, 187.
Herter 287, 294.
Herüe 85, 98, 121, 135.
Hexzheimer 290, 294.
Herxheimer, C. 424, 442.
Herzheimer, G. 9, 15, 16, 18.
Herz 82, 98.
Herz, M. 63, 71, 72.
Herz, B. 442.
Herzog 86, 98, 520, 521.
Herzog, B. 185, 196.
Herzog, H. 3, 18.
HeiS, C. 890.
Heß (Gera) 34, 49.
Heß, 0. 181, 196, 228, 232, 240, 242,
422, 442.
Hessing 98.
Heubner 457, 464, 510.
Heosner 92, 95, 96, 98.
Henß 49, 517, 522.
Henß, E. 259, 261.
Hüdebrand, 0. 310, 824, 827, 384.
Hinsberg 412, 414, 423, 443.
Hinterstoisser 357, 371.
▼. Hippel 876, 391, 488.
Hirsch 87, 98.
Hirsch, L. 520, 521.
Hirsch, Bahel 288, 289, 294.
Hirschberg 41.
Hirschfeld 494, 495, 497, 509, 521.
Hirschfeld, Magnus 488, 497, 498.
Hirschl 340, 365.
Hirschlaff 47, 49.
Hirt 361, 371.
His, Wilhehn 282.
Hitschmann 802, 805, 347, 365, 437,
445.
Hitzig 114, 134, 149, 150.
Hoche, A. 150.
Hochhaus 152, 188, 196, 232, 242.
Hochsinger, G. 438, 446, 464.
Hodara, M. 251, 268.
HOdlmoser, G. 200, 233.
Hofbauer 190, 196, 348, 865.
HofiPa, A. 75, 80, 93, 94, 98, 99, 812,
334.
Hoffinann 83, 99, 477, 490, 497.
Hoffmann, Aug. 183, 196.
Ho£biann, E. 434, 446.
Hoffmann, B. 232, 242.
Hofmann 95, 99.
Hofmann, G. 806, 334.
Hofmeier 344, 351, 353, 865, 372,
475, 497.
Hofmeister 94, 99, 289, 294.
Hofmeister, F. 311, 822, 834.
Hohlbeck 132, 187.
Autorenregister.
569
Hoehne 348, 365.
Höhne, 0. 309, 887.
Holländer, £. 488, 446.
Hölscher, B. 818, 834.
Holst! 80, 49.
Holsti, H. 203, 284.
Holub 182, 187.
Holzapfel 107, 113.
Homburger 219.
Honda, F. 12, 18.
Honigmann 49.
Honsell, B. 70, 828, 884.
Hoor, E. 882, 391.
Hopkins 79, 99.
Hoppe 141, 150.
Hoppe-Seyler 282, 242.
Hornberg, A. F. 202, 284.
Homung 184, 196.
y. HoroszkiewicK, St 478, 475, 478>
480, 497, 499.
Horstmann, C. 876.
Y. HöBlin 81, 62, 72, 800, 805.
Houston, Thomas 800, 805.
y. Hovorka 86, 99.
Haber 169, 176, 189.
Hübl 14, 18.
HudoYemig 181, 187.
Hnguenin, B. 280, 240.
Hunter, William 299, 805.
Hnpfer 298, 295.
Hueppe, Ferdinand 500, 507, 509,
512, 515, 517, 518, 521.
Hueter 229, 240.
Hüttner 518, 521.
Hyslob, B. Theo 150.
I.
Hberg, G. 150.
Ilkewitsch 855, 872.
nioway 191, 196.
Imbert» L. 258, 260.
Impens, E. 259, 262.
Inouye 204, 284.
Ischreyt, Q. 885, 891.
Israel 245, 246, 262, 825, 884, 492, 497 ,
Ito 3, 18.
Ito Fukasche 176.
lyanofiP 846, 865.
IwanofiP, S. J. 424, 442.
J.
Jacob 85, 99, 191, 196.
Jacob, J. 66, 78.
Jacob, P. 164, 176.
Jacobi 262.
Jacobi, £. 416, 442.
Jacobsohn 108, 104, 118.
Jacobsohn, L.' 18.
Jacobson 158, 176.
Jacobson, Otto 248, 262.
Jacobsthal, H. 817, 884.
Jacoby 859, 372.
Jadassohn 416.
Jaff6 354, 860, 872.
Jagifi, N. 15, 226, 240.
Jahrm&rker, M. 150.
Jakobi (Klaosenborg) 86, 49.
Jakobitz 514, 521.
Jakoby .289.
▼. Jaksch 262, 291, 294.
Japha, Alfred 461, 464.
Järisch, Manfred 258, 262.
Jayle 872.
Jehle 169, 176.
Jelinek 295.
JeUinek 188, 187.
Jennings, W. E. 281.
Jensen 11, 12, 18.
Jensen, Q. 811, 884.
Jentzer 389, 841, 865.
Jesionek 419, 428, 428, 442, 448, 444.
Jessen 186, 196, 494, 497.
Jeßner 442.
Joachim, J. 225, 289.
Joachimsthal 98, 99.
Jochmann, G. 267, 279.
Johnson, A. V. 139, 150.
JoUes, Adolf 244, 262.
Jelly 48, 122, 185, 147, 148, 150.
Joly. M. P. 278, 280.
Jones 849, 865.
Jones, Robert 188, 150.
Jordan 224, 288, 437, 446.
Joseph, E. 247, 265.
Joseph, M. 424, 482, 442.
Josias 272, 280.
Joliosbiarg, M. 416, 442.
JondeU, J. 280, 240, 270, 280.
Jnng, F. A. B. 208, 284.
Jung, P. 854, 872.
Jung, Ph. 852, 872.
Jnngmann 441.
Jnngnickel, H. 200, 288.
Jorasz, A. 404.
Jürgens 274, 280.
Jürgens, S. 7, 18.
T. Jüxgensen, Th. 179, 196.
Jürgensen 266.
Jürgensohn, A. 280, 240.
570
Autorenregister.
K.
Eabrhel 500, 508, 521.
Kachel 348, 865.
Kachel (Karlsruhe) 81, 49.
Kadyi 889, 865.
Kafemann, R. 414.
Kahler, 0. 411, 414.
Kahn 180, 198, 507.
Kaiserling, 0. 206, 234.
Kamen, L. 18.
Kantorowicz 113.
Eappeler, 0. 816, 884.
Kapsammer, G. 246, 247, 260, 262.
Karewski 174, 176.
Karlinski 518, 521.
Karlinski, J. 278, 280.
Karrenstein 181, 196.
Karschulin, A. 280, 240.
Karsten, G. 49.
Kaschkadamoff 519, 521.
Kashiwamura 7, 18, 278, 281.
Kassowitz 487, 446, 512.
Kathby 176.
Katz 854, 872.
Katz, Fr. 176.
Katz, J. 60. 70.
Katz, L. 404, 414.
Katzenstein, M. 817, 884.
Kaufmann 257, 262, 291, 294, 846, 865.
Kaufmann, Fr. 214» 284.
Kaufmann, M. 53, 56.
KayserSS, 49, 87, 99, 845, 519, 521.
Kayser, K. 402.
Kayserling 176.
Keays, L. 218.
Keferstein 488, 497.
Kehr 193, 196.
Kehr, H. 281, 240.
KeiÜer 352, 856, 372, 878.
Keller, G. 865.
Keller, H. 66, 78.
Kelling, G. 219, 288.
Kelly 802, 305.
Kempner, W. 8, 19.
Kenyeres 468, 497.
Kermauner 852, 872.
Kert^sz 218.
V. Kettly 170, 176.
Keydel 247, 262.
Kienböck, B. 187, 196, 429, 444.
KilUan 153, 176.
Külian, G. 418, 414.
Killian, J. A. 414.
Kindler 404, 414.
Kingdon, W. 192, 196.
Eionka 478, 497.
Kionka, H. 73.
Kirch 804, 805.
Kirchgeßner 343, 865.
Kirchner 275, 281, 519, 521.
Kirmisson 91, 95, 99.
Kirste 232, 242.
Kirstein, M. 441, 446.
Kisch 190, 196.
Kisch, H. 78.
Kißkalt, K. 10, 18.
Kittel 49.
Klapp, R. 829, 334.
Klem 52, 56, 86, 99.
Klein, G. 356, 872.
Klein, H. 839, 365.
Klein, J. 838, 359, 372.
Kleinwächter 342, 365.
Klemperer 56.
Klemperer, G. 245, 256, 262, 352, 372.
Klimenko 8, 18.
Klink, Wilhekn 250, 262.
Klippel 232, 242.
Klose 479, 497.
Klug 203, 395, 402.
Kluge 176.
Knapp 389. 365.
Knapp, A. 898, 402.
Knapp, H. H. G. 270, 280.
Knauer 846. 365.
Kneise 389, 365.
Knopf 287, 294.
Kober 843, 865.
Kobert 25, 49, 54, 56, 111, 113, 467,
476, 497.
Koebner, H. 439, 446.
Kobrak, Erwin 454, 464.
Koch, J. A. 229. 240.
Koch, Ph. 219. 288.
Koch, B. 272, 280.
Kocher, Th. 834.
Koohmann, Martin 66, 73.
Kockel 466, 469, 497.
Kofmann 86, 99.
Köhler 82. 99, 160, 161, 168, 176.
Köhler, F. 226. 240.
Kohn 522.
Kokubo 16. 18. 520. 522.
Kolb 182, 196.
Kolbassenko 24. 49. 269. 280.
Kolisch 290, 291, 294.
Kolkwitz 503, 504, 522.
KoUarits 125, 135.
KoUe 18, 274, 275, 281, 519. 522.
Kölliker, Th. 312, 884.
Kolomenkin 346, 365.
Autorenreguter.
571
König 92, 94, 99, 809, 314, 885, 847,
865, 402, 502, 521.
Königsberger, L. 891.
Königstein, B. 226, 240.
Koeppe, Hans 247, 262.
Koppen 88, 99, 142, 150.
Koppen 497, 516, 521.
Korff, B. 884.
Kornemann, H. 208, 284.
Korach 108, 118.
Körte, W. 324, 885.
Koske 520, 521.
Koslenko 858, 372.
Koslowsky, J. 227, 240.
Kossei 4, 5, 18, 156, 517, 522.
Kostelezky, Th. 18, 18.
Köster, B. 150.
Kövesi 251, 262.
Kowarsky 297, 805.
V. Koziczkowsky, Engen 254, 262.
Kraffb, Gh. 224, 288.
▼. KrafitrEbing, B. 150.
Krämer 78, 99, 190, 196.
Kramer (Gießen) 84, 49.
Kramer, H. 255, 262.
Kraemer 3.
Kraske, P. 811, 885.
Kratter 476, 498.
Krans 9, 518, 522.
Kraus, A. 424, 442.
Kraus, F. 18.
Kraus, Fr. 199, 238, 290, 294.
Kraus, B. 1, 18.
Krause 298, 295.
Krause, F. 885.
Krause, K. A. 270, 280.
Krause, Paul 270, 280.
Krause, B. 17.
KrauB, F. 191, 196.
Krebs 52, 58, 56, 65, 72, 298, 805.
Kredel 176.
Kreidl 400, 401.
Kretz 251, 262.
Kreutzmann 859, 372.
Krieger 138, 187.
Krieger, H. 420, 442.
Kijukoff 474, 498.
Krogius, A. 808, 885.
Kröhnke 505, 522.
Kroiß, K. 402.
Krokiewicz 800, 305.
Kroemer 342, 351, 856, 365, 872.
Krompecher, E. 3.
Krön 118, 185, 147.
Kronecker 508, 522.
Kronenberg, E. 413, 414.
Kronfeld 808, 885.
Krönig 306, 835.
Krönig, B. 365.
Kropf, L. 205, 284.
Kropil 87, 49.
Krukenberg, H. 230, 240.
Krall 105, 113, 839, 866.
Krase 274, 280, 281, 508, 522.
Kuhn 110, 113.
Kuhn, Fr. 281, 240, 241.
Kühn, F. 206, 284.
Kuliga, P. 14, 18.
KfimmeU, H. 245, 246, 247, 255, 262,
835.
Kundrat 856, 872.
Kunkel 477.
Kurella, H. 498.
Kurpjuweit 214, 235, 302, 805.
Kurrer 366.
Küster, E. 322, 835.
Küstner 347, 359, 361, 866, 872.
Kutscherski 192, 196.
Küttner, H. 223, 288, 818, 885.
Kynoch 855.
L.
Labat, A. 78.
Labb« 296. 805.
Labhardt 389, 366.
Lachs 361, 872.
Lafargue, D. 118.
Laffrange, J. 391.
Lahmann, W. 414.
Lambotte 247, 262.
Landau, Anast. 245, 262.
Landmann 171, 176.
Landolt, 6. 890.
Landolt, H. 876, 891.
Landsberg 284, 294.
Landsteiner 467, 498.
y. Lang 298, 295.
Lang, G. 202, 235.
V. Lange, Emil 448, 464.
Lange 49, 83, 95, 99, 354, 860, 372.
Langstein, L. 226, 241.
Lannois, M. 400, 402.
Lanz 133, 137, 222, 288.
Laquer 147, 150.
Laquer, B. 59, 70.
Laqueur, A. 65, 71.
Laqueur, W. 73.
LLarrion, Mariani 187, 196.
ktzko 185.
Laubenburg 846, 366.
572
Autorenregiater.
Lanenstein 95, 99.
Laaeiuiein, C. 881, 885.
Laaterbach 251, 262.
LawBon, D. 152, 176.
Lea 861, 872.
Leart, G. 209.
Leber, Th. 890.
Lebet, A. 418, 442.
Lebnm 490.
Lefas 282, 242.
Legram 258, 262.
Lehndoxff 802, 305.
Leibhols 294, 295.
Leimer 402.
L^ars, F. 885.
Lengemann 87, 99, 828. 885.
LenharU, H. 277, 281.
▼. Lenhost^, M. 891.
LenEmann, B. 228, 241.
Leopold 857, 866, 872.
Upme 120, 185.
y. Lepkowiki 469, 496.
Lerat, G. 286.
Lerebonllet 227, 240, 850, 864.
Leiedde 125, 186.
Leronx 78.
Leäeiir 519, 521.
T. Leaser, L. 829, 885.
Le«er 26, 49.
Le«er, A. 498.
Lener, E. 489, 446.
Le«er, Friti 482, 440, 446.
▼. Leabe 187, 197.
Lenbnacher 474» 498.
L^Tai 849, 866.
Levin 258, 262.
Lev7 49.
Levy, M. 453.
Levy-Biiig 489.
Leiver«BB 280, 241, 824» 885.
Lewin, A. 429, 444.
LezBlake 212.
T. Lejden 56, 124, 186, 168, 176,
184, 197.
LeMBiiH, A. 881, 891.
Liehtenaiier 860, 872.
Liehtsnielt 509, 521.
Lichtenrteni, Boberi 247, 262^
Liebe 108, 176.
LieUeiB 86, 99, 230, 241.
Liebmaui. A. 150, 464.
Liebrach. R. 888, 89L
Lftepelt37.
LflieaMd 48, 49, 147, 888» 385.
LiadeftUial 356, 878.
UndBtt, BL 238.
Link 188, 187.
Linser 124, 186, 814, 885.
Lion 284, 294.
Liflsauer, W. 451, 465.
Litten 89, 49, 248, 262.
Loeb 485.
Lobedank 891.
Loebel 67, 78.
Lobry de Brayn 284.
Lockwood, C. B. 200, 288.
Löhnberg 412, 414.
Loison 96, 99.
Lomer 856, 878.
Lommel 62, 72, 204, 285, 248, 268.
London, £. 8. 880, 891.
Longard 806, 885, 488, 49a
Longridge, N. 223, 288.
Lorand 354, 878.
Y. Lorents 355, 373.
Lorenz (Grat) 199.
Lossen 107, 118.
LoMen, J. 199, 200, 288.
LoMen, W. 815, 885.
Losiorfer 251, 268.
Lotheiaen 202, 288.
Lotheißen, G. 282, 242.
LotBch 43, 49, 147.
Loewenbach, G. 442.
Loewenhardt, F. 246, 268.
LOwenstein, E. 2.
L5w7 45, 49.
Lnblinski W. 409, 414.
Lncae 894, 402.
Lncaa 273, 280.
Lfick 487, 498.
Lademann 176.
Lndloff 75, 80, 99.
Lukas, Clement 256, 268,
Lofltig 211.
Lüigeiath 149, 150.
Lütlue 49, 250, 268, 287, 294.
Lütken 105, 118.
Loxembniger 127, 186.
Laye 247.
Lynee 107, 118.
Mm» 86,99.
Maas, F. 402.
Maefadjen 5, 18, 518, 522.
XackoBiie, 6. W. 269, 280.
Madeod. T. M. H. 4^
Mader 198, 197.
Mader, L. 414.
Mager, W. 192, 197.
Autorenregiflter.
573
Magnani 45, 50.
Magnin 500, 521.
▼. Magnus 344, 866.
Maffum 217.
MtSm 50.
Mahr 94, 99.
MaUland 81, 100.
Mainzer 349, 366.
Miuet, Luden 142, 150.
Maly 355, 373.
Mamlock, G. L. 71.
Manasse 87, 99.
▼. Mangoldt, F. 812, 385.
Manninger 92, 99.
Mansbach 232, 242.
Maragliano, £. 252, 263.
Maragliano, V. 64, 71.
Marcbais 858, 878.
Marcband 228, 229, 241, 808, 805.
Majrcbetti, G. 16, 18.
MarcuBe, B. 256, 263, 481, 444.
Marcuse, J. 72, 73.
Marcuse, M. 484, 446.
Marescb 229, 241, 470, 498.
Marfan 458, 459, 464, 465.
Margoin 237.
V. Margnlies, M. 435, 446.
MarguSes 471, 498.
Manani 801, 805.
Marie 126, 186.
Marmorek 166, 177.
Mancbner 358,. 378.
Martin 853, 359, 378.
Martin, A. 63, 72, 180, 197.
Martina, A. 385.
Martini 519, 522.
Martini, E. 281.
Marx 468.
Mataien, A. 210, 285.
Matbieu 217, 220, 238.
Matthes 520, 522.
Matzenauer 421, 436, 446.
Maurer, L. H. 60, 70.
Maximow, A. 10, 18.
May 273, 296, 305.
May, Cb. H. 391.
Mayer 95, 99, 130, 187, 298.
Mayer, E. 520, 522.
Mayer, G. 442.
Mayer, Jaquea 78.
Mayer, L. C. 209. 285.
Mayer, Moritz 478, 498.
Mayer, P. 286, 294.
Mayer, S. 507, 522.
Mays, W. J. 231, 241. .
Meerwein, H. 226, 241.
Megele 226, 241.
Meige, H. 186.
Meinert 511.
Meinertz (Berlin) 38, 50.
Meißl 840, 369.
Meißner 50.
Meißner, P. 18, 481, 444.
Menciäre 79, 80, 92, 100.
Mendel 147:
Mendel (Essen) 27, 28, 29, 50.
Mendel, F. 211, 235.
M^n^trier 77, 100.
Menge 859, 861, 878.
Menzer 177, 274, 280.
y. Mering 41, 49, 210, 285.
Mering 147.
Merkel 10, 18.
Mersb Strong 296, 305.
Mertens, V. E. 6, 18.
Merzweiler 92, 100.
du Mesnil de Rocbemont 182, 197.
Meßler 496, 498.
MetsobnikofiP, E. 482, 446.
Meurer 339, 366.
Meyer 41, 50, 305.
Meyer, E. 65, 72, 188, 140, 148, 148, 150.
Meyer, Fritz 427, 428, 444.
Meyer, G. 103, 104, 113.
Meyer, H. 877, 390.
Meyer, L. 839, 347, 866.
Meyer, Otto 150.
Mey6r, Rob. 18, 18.
Meyer zum Gottesberge 399, 402.
Meyerhoffor, W. 78.
Micbael, Fr. 60, 70.
Micbaelis 848, 366, 5U, 522.
Micbabki, J. 222, 288.
y. Michel, J. 891.
MichoHtsch 342, 366.
y. MiknUez 238, 242, 308, 321, 382, 885.
Mü&nder 360, 878.
Miller 490, 498.
Müler, J. W. 275, 281.
Milner, B. 273, 280.
Minkowski 88.
Minor, L. 18.
Mintz, S. 201, 238.
MiodOwski 215.
Mitulescu 177.
MObius 183, 187.
Möbius, P. J. 151.
y. Modlinsky 89, 100.
Mohaupt 888, 364.
Mohr 87, 100, 138, 137.
Mohr, L. 252, 254, 268, 285, 294.
Möhring 90, lOÖ.
574
Autorenregister.
Hoeli, £. 145, 148, 151.
MOUer, B. 159, 177.
MöUer, M. 440, 446.
Mombnrg 828, 385.
MOnckeberg 9, 16, 18, 122, 186.
Montag (Jena) 86, 50.
Monti 465, 501, 522.
Moody, B. 109, 118.
Moritz, F. 184, 197.
Moritz, 0. 181, 182, 197.
Moro 453, 455, 465.
Morris, H. 12, 18.
Moers 480, 498.
Motaner, Anton 254, 26a
Mosano 258, 263.
Moser 215, 235, 467, 492, 495, 498.
Moser, P. 2, 18, 267, 279.
V. Mosetig-Moorhof 200, 23a
Messe, M. 17.
Mosso 470, 498.
Most, A. 422, 442.
Moszkoviez, L. 219, 238.
Motz 259, 263.
Monchet, A. 336.
Moniin, M. 222, 288.
Moxter 395, 402.
Moynihan 280, 285, 241.
Mracek, F. 442.
MüUig 251, 263.
Mühsam, E. 151.
Iltthsam, B. 224, 238, 812, 323, 336.
MüUer 9, 45, 49, 50, 82, 85, 90, 91,
100, 119, 181, 185, 187, 225, 288.
MflUer, B. 886, 853, 373.
MflUer, £. 192, 197, 404, 414.
MQUer, F. 259, 263.
Müller, Frans 59, 70.
Müller, Q. 329, 886.
Müller, Johannes 244, 263.
Müller, P. Th. 1, 18, 503, 522.
Müller, B. 394, 402.
Muns 475, 498.
Münser 282, 294.
▼. Moralt, L. 151.
Mnret 843, 866.
Mniphy, J. B. 28a 241.
Hntnmann 11, 18.
Muns 350, 866.
M7a280.
Myoen 177.
N.
Nftcke489.
Nagel, W. 866.
Nagelsehmidt 888, 366.
Narath 91, 100, 310, 386.
Nassaaer 389, 366.
Nannyn 183, 197.
Nawratzki 893, 401.
Nebelthan 8, 18, 177.
Nebesky 342, 352, 357, 361, 866, 373.
Negri 7.
Neuser 94, 100.
Neisser, E. 434, 446.
NenadoTics 68, 73.
Nespor, G. 72.
Nenbaner 245, 263.
Neufeld 5, 18, 177.
Neufeld, L. 404, 413, 414.
Neugebauer, F. 325, 336.
Neumann 23, 55, 56, 87, 100, 247,
344, 358, 866, 878, 482, 498.
Neumann, Alfr. 204, 235.
Neumann, E. 10, 18.
Neumann, H. 69, 74, 448, 449, 455,
463, 465, 511, 522.
Neurath 78, 100, 135.
Neutra 126, 136.
Neuweiler, 0. 321, 336.
Neuwirth 353, 378.
Nieden 381, 391.
Nierenstein 206, 285.
Nilsson, G. 223, 288.
NizzoH 228, 241.
Nob^court 169, 178.
Nobl, G. 429, 432, 444, 446.
Nocht 519, 522.
Nonne 130, 136, 187.
y. Noorden 291, 294.
Norström 85, 100, 186.
Nötzel, W. 1, 18.
Nußbaum 849, 366.
Nuthall, A. W. 214, 235.
0.
Obemdorfer 252, 263.
Oberwinter 266, 279.
Odelga 110, 118.
Offer 147.
OefBnger, H. 74.
Ogle, C. 190, 197.
y. Ohlen 510, 522.
Ohhnüller 503, 522.
OHyetü 201, 233.
Olshausen 347, 852, 356, 866, 373.
Onodi, A. 409, 414.
yan Oordt 59, 70.
Opitz 355, 373.
Oppe, W. 222.
Oppenheim 115, 129, 136, 147.
AntorenregiBter.
575
Oppenheim, A. 226, 241.
Oppenheiin, M. 421, 442.
OrglmeiBter 121, 185.
Orhan-Abdi 90, 100.
Orlow, L. W. 816, 886.
OradiAiiskj, J. 18.
Oertgen 82, 100.
Orth 4, 19, 156, 517, 522.
Orthxnann 847, 866.
Osler 182, 197, 298, 804, 805.
Osdg 815, 886.
Oesten 504, 522.
Osterloh 889, 866.
Ostermajer 421, 448, 481, 498,
Ostertag 510.
Ortrcil 889, 844, 866.
Ostrowiez 74.
Oswald 346, 866.
V. Ott 851, 878.
Ott, A. 244, 268.
Otto 41, 50.
Otto, B. 275, 281.
Otto, V. 208, 285.
Ottolenghi 474, 498.
Orerlach 50.
P.
Pafrath 489, 498.
Pagenstecher 881, 886.
Pimiter 94, 100.
Pakes, W. C. C. 271, 280.
Pal, J. 193, 194, 197.
Paltaof 15, 19.
Pan, 0. 188, 197.
Panas 880, 891.
P4nd7 126, 186.
Paaniritz, G. 176.
Pansky 128, 186.
Pantrier 489, 446.
de Paoli 839, 866.
Pape 860, 878.
Papon 80, 100.
Pappenhehn 808, 805.
Pappenheim, A. 245, 268.
Par&di 858, 878, 431, 444.
Pariser 215, 288.
Parry 804, 805.
P&ßler 194, 197.
Paterson 804, 805.
Paton 840, 866, 484, 446.
Paul 469, 498.
PauU 441, 446.
Pause 480, 498.
Paviot 120, 185.
Payr, E. 822, 886.
Pearson 5, 19, 177.
Peham 852, 856, 878.
P^n 189, 197.
Peiser, JuL 228, 288.
Pel 54, 56, 253, 268.
Pels-Leusden 282, 242, 324, 886.
Penzoldt 20, 82, 40, 47, 50. 177, 226,
241.
Perlin, Anna 452, 465.
Perthes, G. 808, 386.
Pemtz 229, 241.
PesialoEza 347, 867.
V. Peethy 205, 285.
Peters 182, 187.
Petersen 358, 878.
Petmschky, J. 465.
Pettersson 2, 17, 516, 520.
PezoUi, E. 448.
PAhler 281, 240.
Pfannenstiel 851, 858, 373, 874.
Pfeifer 116, 184.
Pfeiffer 75.
Pfeiffer, E. 510, 522.
Pfeiffer, L. 118.
Pfeü 298, 295.
Pfister 487, 498.
Pflüger 290, 294.
Philipp 274, 280.
PhiHpp, C. 109, 118.
Philippson, L. 416, 425, 448.
Piassetska, J. de 2, 19.
Pichler 168, 177, 229, 241.
Pick 116, 117, 182, 185, 187.
Pick, A. 146, 151, 226, 241.
Pick, L. 882, 891.
Pick, W. 480, 444.
Pickardt (Berlin) 30, 50.
Pickert 160, 161, 163, 177.
Piering 359, 374.
Pi^n 151.
Pierre 86, 100.
Pinard 848, 367.
Pineas 854, 355, 874.
Pini 123, 136.
Pinknß 858, 874.
Pinkuß, A. 118.
Pirone, B. 232, 242.
Pirquet, C. v. 2.
Pirrone 229, 241.
Placzek 471, 475, 498.
Plehn, F. 275, 281.
Plesch, J. 314, 836.
Plicque, A. P. 177.
Plien 854, 374.
Plimmer, H. G. 12, 19.
Pohl 47, 50.
576
Autoiemegister.
Polano 350, 367.
Politzer, A. 396, 402.
PöUak 94, 100, 839. 867.
PoUatschek 177.
Pollitz 485, 487, 498.
Poly 42, 50, 147.
Poncet 81, 100.
Ponfick 336, 338, 367.
PopielBki, L. 231, 242.
Poppert 806, 336.
Porges, A. 443.
PoroBz, M. 441, 446.
Port 232, 242.
Porter, Bruce 256, 263.
Posner 336, 519, 523.
PospiBchül, D. 267, 279.
Posselt 37, 50.
Potd 355, 874.
Poeverlein 354, 374.
PraU 503, 522.
Praetorins 82, 100.
Prausnitz, G. 519, 522.
Pransnits, W. 465.
Preindelsberger 80, 100.
Preiß 839, 367.
Presch, B. 118.
Pribram 292, 294, 304, 305.
Prinzing 508, 522.
Pritohard 279, 281.
Pritzkow 505, 522.
Prof^, Alice 336.
Proskaner 503, 522.
Prüsmann 360, 374.
Prutz, W. 836.
Puchberger 8, 19, 297, 805.
Puppe ^, 498.
Pütter 164, 177.
Q-
Quensel 447.
de Quervain, F. 334.
Quesse 74.
Quiatkowski 16, 19.
Quincke 91, 100, 172, 217, 225,
383, 435, 446.
B.
Babinowitsch, L. 4, 8, 19.
Babow 41, 50.
Racine 895, 402.
Baecke 141, 151.
Badtke 346, 367.
Baehlmann, E. 243, 263.
Baehlmann, G. 388, 891.
Bahn 50.
Baimann 854, 374.
Bainer, F. J. 227, 241.
Bammstedt 222, 238.
Bandolph, B. L. 878, 391.
Bänke 508, 522.
Bankin, G. 192, 197.
Bansohoff 118, 135.
Banz! 88, 100.
Bapin, 0. 367.
Bapp 503, 515, 522.
Baschkes 342, 367.
Battner 190.
Batz 40, 50.
Bavaut, P. 438, 446.
Beach, F. 203, 235.
Beckzeh 165, 177, 276, 281, 302, 305,
478, 498.
Bedard 87, 100.
Bedlich, E. (Wien) 114.
Beese 256, 263.
Behfiflch 182, 197.
Behn 297, 805.
Behn, L. 228, 238.
Beich, N. 72.
Beiche 177.
Beichel 78, 100.
Beichenbach 503, 514, 522.
Beif 109.
Beinach 453.
Beiner 79, 84, 98, 100.
Beis 286, 294.
Beisinger 224, 238, 328, 836.
Beifiner 191, 197.
Beißner, 0. 66, 74.
Beitzenstein 219, 238.
Bemann 522.
Bemlinger 251, 263.
V. Beuß, A. B. 391.
Beuter 470, 498.
Bevenstorf 471, 472, 493, 498.
Beye 186, 197.
Beyher, Paul 459, 465.
Bibbert, Hugo 1, 8, 13, 19, 222, 238.
Bichter 115, 134, 287, 294» 343, 367,
467, 498.
Bichter, A. 19.
Bichter, P. F. 246, 260.
Biebold, G. 14, 19, 201, 283.
Biedel 327, 336.
Biegel 23.
Riegel, F. 183, 184, 197.
Biegler 282, 294.
Biegler, E. 244, 263.
Bies, K. 446.
Biese, H. 336.
Biether 456, 465.
Autorenregifiter.
577
RiethuB 78, 101.
Rietz 449, 465.
Riiidfleisch 181, 137, 298, 295.
Ringel 820, 886.
Riöel 6, 18, 19, 278, 281, 367.
Rißmann 852, 874.
Ritechl 86, 101.
Ritsert 45.
Roasenda, G. 64, 71.
Robertson, F. 140, 151.
Robin, A. 74.
Robson, Majo 214, 285.
Rode, F. 418, 414.
Röder 37, 169, 177.
Röder, H. 247, 263.
Rodhe, £. 229, 241.
RbUeston 212, 235, 304. 305.
RoUy 194, 197, 286, 294.
Roloff, M. 69, 74.
Romberg 159, 177, 522.
Römer 158, 517, 522.
Roemer, J. 888, 891.
Roemer, P. 4, 19.
Rommel 50, 455, 465.
Ronkan 109, 113.
Roo8 423, 448.
Rdpke 96, 101.
Rose 128, 186, 287, 294.
Rosemann 28, 512, 522.
Rosenau 204, 235.
Rosenbacb, 0. 19, 179, 197, 228, 241.
Rosenbaum 288, 289, 294. •
Rosenberg 94, 101.
Rosenberg, A. 405, 414.
Rosenbexg, W. 489, 446.
Rosenfeld 9, 19, 118, 128, 185, 186,
147, 840, 858, 867, 874.
Rosenfeld, G. 407, 415.
Rosenfeld (Straßbnrg) 44, 50.
Rosenbaupt 98, 101.
Rosenstein 50, 848, 367.
Rosenthal 168, 177.
Bosenthal, C. 415.
Rosenthal, L. (Moskau) 274, 281.
Rotin, H. 17.
Rosinski 840, 867.
Rosinski, B. 437, 446.
RoB, R. 276, 281.
Rössel 468, 498.
ROßle 479, 498.
ROßler, 0. 248, 268.
Roth 514, 522.
Rothmann 114, 116, 127, 184, 185, 186.
Rothschüd 47, 71, 171.
Ronx 217, 288.
Ronx, E. 432, 446.
Jabrbndi der praktischen Medisln. 1904.
Ronx, J. Gh. 210, 235.
Rowland 5, 18.
Rubner 72, 449, 465, 500, 501, 502,
506, 509, 510, 514, 522.
Rudolphy 894, 402.
Rage, H. 18, 19.
Rüge, R. 276, 281.
Ruhemann 87, 88, 50, 248.
Rühl 347, 867.
Ruehle 847, 850, 867.
ROhs 481, 498.
Rmnpel, 0. 245, 255, 262, 264, 385, 886.
Rumpelt 515, 522.
Rumpf 188, 197.
Rumpf, Th. 9, 19.
Runeberg, J. W. 188, 197, 485, 447.
Runge, E. 342, 367.
Runge, M: 867.
Rydel 115, 184.
Rzegocinski 478, 499.
▼. Rzentkowski 64, 72, 203, 285.
S.
Saalfeld, E. 417, 428, 431, 448, 444.
SabraEÖs 147.
Sachs 5, 18, 845, 367.
Sachs, Richard 256, 264.
Sack, A. 443.
Sadger, J. 72.
Salge 458, 464.
Salgo 148, 151.
Salomon, H. 218, 285.
Salomon, 0, 428, 444.
Saltykow 10, 19.
Salus, GotÜieb 258, 264.
Salzwedel 108, 118.
Samberger, F. 488, 447.
Sanfelice 12, 19.
Saenger 108, 118, 120, 185.
Saenger, M. 406, 415.
Sarbö 124, 186.
Sarda 471, 498.
Sarwey 848, 867.
SatÜer 186.
Sauerbeck 11, 18, 294w
Sauerbruch 886.
Saw, A. 227, 241.
Sawada 16, 19.
Sawadt 177.
Sazer 11. '
Scaffidi 10, 19.
Schaefer, F. 825, 886.
Schaffer 188, 137, 849, 867, 477,
480, 498.
Schallmayer 509, 522.
87
1
578
Autorenregister.
Schambacher 842» 348, 867.
Schanz 84, 93, 101.
S<^ap8, Leo 462, 465.
Schardinger 55, 56.
ScharfF 480.
Scharlan 105, 113.
Schatz 845, 858, 367, 874.
Schanta 846, 859, 867, 874.
Schech, Ph. 415.
Schedel, H. 190, 198.
Scheffler 84, 85, 86, 101.
Schenk 843, 367.
Schick, B. 6, 19.
Schickele 348, 867.
Schiele, W. 418, 443.
Schiff 206, 235, 855, 874.
Schild, W. 428, 448.
Schüling 128, 136.
Schilling, F. 202, 238, 453, 465.
Schirmer, 0. 876, 891.
Schittenhelm 124, 125, 136.
Schlagenhanfer 18, 19.
Schlagintweit, F. 74.
Schlayer 229, 241.
Schlechtendahl 251, 264, 485, 447.
Schlee 505, 522.
Schlesinger 190, 198, 288, 294.
Schlesinger, H. 201, 218, 283, 238,
255, 264, 887.
Schlesinger (Wien) 85, 50.
Schlesinger, Wilhelm 244, 264.
Y. Schlichting 104, 113.
Schlippe, Paul 204, 235.
Schloffer, H. 321, 387.
Schloß 118, 486, 498.
Schloßmann 849, 867, 511.
Schlüter 131, 187, 278, 281.
Sohmeidler (Magdeburg) 81, 50.
Schmidt 856, 874, 518, 522.
Schmidt, A. 220, 238.
Schmidt, Ad. 154, 160, 161, 177,
274, 280.
Schmidt, G. 880, 887.
Schmidt, M. B. 11, 19.
Schmidtmann 502.
Schmieden 77, 101.
Schmilinsky 206, 235.
Schmitz, B. 258, 264.
Schmorl 18, 198, 198.
Schnaudigel 50.
Schneider 853, 874.
Schneider, P. 8, 19.
Schneiderlin 807, 387.
Scholder 88, 101.
Scholz, W. 267, 279.
Scholze 148.
Schoenbom 126, 136.
Schönholzer 214, 235, 320, 337.
Schorlemmer 208, 205, 206, 285.
SchoU 477, 498.
Schottelius 4, 19.
SchouU 268, 279.
Schreber, P. 151.
Schreiber 189, 198, 501, 522.
Schreiber, J. 199, 233.
Schreiner 50.
Schreiner, Maximilian 459, 465.
Schroeder 7, 340, 846, 868.
Schrohe 111, 118.
V. Schrötter 62, 71, 406, 415.
Schrötter 171.
Schücking 858, 874.
Schuckmann 133, 187.
Schüder 279, 281, 508, 522.
Schule 42, 50, 147, 162, 177.
SchüUer 116, 185.
Schultes 222, 288.
Schnltheß, H. 251, 264.
Schultz, P. 151.
Schultz, V. 855, 874.
Schnitze 94, 101.
Schnitze, B. 840, 848, 868.
Schnitze, E. 498.
Schnitze, Ernst 188, 151.
Schnitzen 74.
Schulz 225, 288, 470, 498.
Schulz, A. 518, 522.
Schulz, Joh. 212, 235.
Schulze 91, 101, 290, 294, 898, 402.
T. Schumacher, S. 259, 264.
Schumacher 838, 868.
Schumachers, Fr. 134.
Schuman-Leclercq 291, 294.
Schuppenhauer 431, 444.
Schur 808, 805.
Schuster 443.
Schütze 466, 499.
Schwabach 898.
Schwalbe, E. 297, 805.
Schwalbe, J. (Berlin) 58, 70.
Schwartz 50.
Schwarz 170, 177, 479, 498.
Schwarz, G. Chr. 184.
Schwarz, L. 198, 198, 288, 285, 291,
294.
Schwarz, 0. 891.
Schwarzkopf 159, 177, 250, 264.
Schwechten 495, 498.
Schweinburg, L. 62, 72.
Schwendener 846, 368.
Schwenk, A. 431, 444.
Scipiades 850, 868.
Autorenregister.
579
Sclavo, A. 279, 281.
Sooth Warthin 299, 804, 305.
Seegen 226, 241, 286, 294.
Seggel 382, 891.
Sttfert 259, 264, 480, 445.
Seiffer 115, 184.
Seige 8, 19, 516, 522.
de Seigneux 339, 368.
Seitz 343, 850, 868, 498.
Selenkowsliy 879, 892.
Seligmann 296, 804, 805.
SeUei, J. 428, 445.
Seilheim 361, 874.
Semon 888, 868, 407, 412, 415.
Senator, H. 90, 101, 185, 197, 248,
248, 249, 252, 264.
Senn, A. 888, 892.
Seydel 10, 19, 480, 498.
S^er 126, 186.
Sheen, W. 227, 241.
Sherren, J. 228, 288.
Shiga 274.
Shnttleworth, G. E. 151.
y. Sicherer, Otto 892.
Sick, K. 16, 19.
Sieber, N. 288, 289, 294.
Siedler 56.
Siedlei>Haguenin 389, 892.
Siegert 453.
Sieveking 510, 522.
Sihle 155, 177.
Sübergleit 188, 197.
8im4cek 287, 294.
Simmonds 16, 19, 198.
Simnitzky 191, 197.
Simon 802, 305, 847, 868, 520, 522.
Sinclair-White 227, 241.
Singer, E. 59, 70.
Singer, G. 216, 239, 484, 447.
Sintenis 847, 368.
Sippel 844, 848, 858, 868, 374.
Sittner 842, 368.
SUarek 424.
Slomann 91, 101.
Smimow 80, 101.
Smith 184, 197.
Smith, Manie 140, 151.
Snellen, H. 890.
Söllner, J. 418, 448.
Sommer 180.
Sommerfeld 165, 175.
Bonnenbnrff 228, 289.
Soetbeer 298, 295.
Soeter 177.
▼. Soxhlet 458, 456, 465, 510.
van Spai\je 204, 286.
Spaet, Franz 269, 280.
Späth 169, 177.
Specht 115, 134.
Sperling 78, 101.
Spiegel 354, 874, 405, 415.
Spiegelberg, Job. B. 280.
Spielmeyer 147.
SpieB, G. 158, llt
Spirlas 12, 14, 19.
Spitta 501, 522.
Spitzer, L. 481, 445.
Spitzy 76, 81, 85, 101.
Sprengel 228, 239.
Ssawaljew 226, 241.
Ssobolew 290, 294.
Stadelmann 117, 184, 185, 286, 295,
492 498.
Stadler 168, 177, 228, 289.
Staffel 79, 101.
y. Starck 182, 198, 227. 241.
Stai-ck, H. 199, 200, 202, 238.
Stark 121, 185.
St&nble 1, 19.
Stander, A. 210, 286.
Steckel, Wühelm 459, 465.
Steffeck 344, 868.
Stein 356, 860, 874.
Stein, B. 236.
Stein, J. 255, 264.
Stein, Mlle. 850, 364.
Steinach 180, 198, 507, 522.
Steinbach 297, 805.
y. Steinbüchel, R. 838, 868.
Steindorff, E. 386, 392.
Steiner 117, 135.
Steiner, B. 74.
Steinert 18, 19.
Steinhaaer 349, 868.
Steinhaus 289.
Steinhaus, Fr. 15, 19.
Steinhaus, J. 13, 15, 19, 241.
Steinhaus, S. 228.
Steinsberg 68, 74.
Stelzner, H. 68, 74.
Stempel 491, 495, 498.
Stempo, L. 253, 264.
Stenczel, A. 441, 447.
Stenger, P. 402.
y. Stenitzer 170, 177.
Stern 264, 498, 498.
Stern, R. 271, 280, 480, 445.
Stemberg 10, 185.
Stettiner, H. 248.
Steyens 183, 187.
Stewart, J. S. 404, 415.
Steyerthal 492, 498.
580
Aatorenregister.
Sucher 361, 371.
Stiel 50.
Stier 131, 137.
StOlisg, J. 392.
StintziDg 20, 50.
Stock, W. 379, 392.
Stoeckel 258, 264. 361, 374.
SiockiB 472, 498.
Stoklasa 287, 295, 512, 522.
StoUrind, E. T. 271, 280.
Stolper 491, 498.
Stoeltzner, W. 465.
Stolz 339, 848, 356, 860, 368, 374.
Stransky, H. 70.
Strasborger, J. 220, 239.
Straßer, A. 64, 72.
StraBmann 848, 368, 469, 470, 498.
Strauch 469, 498.
Strauß, A. 424, 430, 443, 445.
Strauß, H. 69, 74, 191, 198, 207,
226, 236, 241, 247, 254, 264.
StravoBkiadiB 342, 369.
Streckeisen 347, 869.
Street, A. F. 70.
Streit (Wien) 85, 50.
Stroganoff 346, 369.
Strohecker 861, 874.
Strohmayer 130, 137.
Stroß (Wien) 35, 50.
Stroß, 0. 255, 264.
StrubeU 399, 402, 406, 415.
Struppler 186, 198.
StQbben 515, 522. .
Studenski, J. B. 418, 443.
Stuelp 474, 499.
Sturmann 62, 71.
StuertE 220, 289, 251, 264.
SuckstorfF 896, 397, 402.
Sudeck 85, 101.
Sultan 496, 499.
Sumikawa 15, 19.
Surmont, H. 209, 286.
Suter, F. 258, 264.
Sutherland 249, 264, 458, 465.
Sutfcer 88, 101.
Suauki, T. 328, 837.
SyUaba 185, 197.
Sz&Bz 354, 375.
▼. Szökely 467, 465.
SzUvik, Franz 461, 465.
T.
y. Tabora 190, 198.
TallquiBt 292, 295.
Tamman, G. 1, 17.
▼. Tappeiner, H. 423, 443.
Targett 361, 375.
Tartuferi, E. 892.
Tavel 2, 19, 274, 280.
Taylor 78, 89, 101.
Templeman 13, 19.
Tenu, C, 275, 281.
Terrien, J. 388, 392.
Teeke 495, 499.
V. Than, C. 74.
Theilhaber 352, 354, 355, 359, 375.
Th^Yenot 188, 198.
Thibierge, G. 447.
Thiele, F. 409, 415.
Thiem 496, 499.
Thieme 41, 51.
Thienger (Nürnberg) 35, 51.
Thienger, E. 330, 337.
Thimm, P. 420, 443.
Thomassen 5.
Thomsen 147.
Thomson 253, 265, 268, 280, 353,
361, 375.
Thorel 15, 19.
Thorel, Ch. 255, 265.
Thom 343, 869.
Thomer, W. 392.
Thumm 505, 522.
Thunger, Karl 255, 265.
TickeU 304, 305.
Tiemann, C. 829, 337.
Tilley, H. 412.
Tilhnanns 89, 101.
Tillmanns, H. 319, 337.
Todd, Ch. 217, 239.
Tomasczewski, E. 441, 447.
Tombleson, James B. 276, 281.
Toeplitz, F. 465.
Torday 170, 176.
Tömqui8t> G. W. 230, 241.
Török, L. 416, 443.
Traina, R. 8.
Trautmann, G. 433, 447.
Trendel 320, 337.
Treplin 230, 241^ 255, 265.
Treub 352, 375.
Treutiein 6, 19, 250, 265.
Treyor, S. 804, 805.
Triboulet, H. 274, 280.
Tridondani 338, 369.
Tripold, F. 246, 265.
Troie 4, 19, 178.
Trolldenier 54, 56.
Truhart, H. 232, 242.
Trumpp 411, 415, 465.
Tflchermak, A. 202, 236.
Autorenregisier.
581
Tschlenow 416, 419> 443, 447.
Tuczek 145, 151.
Türk 19, 802, 805.
Türkei 489, 499.
Turnbull, A. 229, 241.
U.
üghetti 180, 137.
Uhlenhuth 466, 499.
ühthoff 390, 892.
Ulesko-Stroganowa 857, 375.
Ullmaim, E. 72.
Umber 287, 290, 291, 295.
Umbreit 91, 101.
▼. Unterberger 518, 522.
UrbanUcbitsch, E. 394, 402.
üry, H. 219, 289.
T.
Vahlen 477, 497, 514, 521.
Vau, Mc. 258, 265.
Valentini 272, 280.
Valade, G. 89L
▼. Yamossy 51.
Vanflelow 74.
Vasey, S. A. 282, 295.
Vasaeur 48.
Vaßmer 14, 19, 842, 869.
Vedora 211, 286.
Veit 842, 848, 869.
Veiten 70.
Verdun, P. 409, 415.
Verhaeren 177.
Veszpr^mi 8, 16, 19.
Vererka 850, .869.
Vierordt, Hermann 266.
Vincent 98, 101.
Vitek 295.
Vogel 96, 101.
Vogt 189, 151.
Vo^rt 842, 869.
Voirol 419.
Voisin 169, 178.
Voelcker 247, 265, 827, 887.
Volhard, Fr. 208, 205, 206, 214,
Volk 847, 865, 487, 445.
VoUbracht 228, 241.
Vollmer, E. 488, 447.
Volpino, G. 7.
Voretzsch 288.
Vörner 355, 875.
Vömer, H. 428, 440, 445, 447.
Vörner, K. 424, 443.
Voß 183, 187.
Voß (Riga) 897, 408.
Vulpiua 83, 86, 87, 95, 101, 102, 107,
118, 328, 837.
W.
Wachholz 469, 474, 498, 499.
Wachsmuth 476, 499.
Wagener, 0. 217, 289, 517, 528.
Wagner 188, 198.
Wagner, L. 107, 118.
Wagner, M. 212, 286.
Wagner, 0. 514, 528.
Wagner, Paul 806.
W&hlfors, K. R. 885, 892.
Waitz, H. 816, 887.
Wakeman 287, 294.
Waldstein 352, 875.
Walko, K. 209, 212, 236.
Walkoff 76, 102.
Wallart 12, 19.
Wallis 218, 286, 289.
Waelsch, L. 426, 448.
Walter 91, 102.
Walthard 869.
Wandel, 0. 6, 19, 809, 887.
Wanner 152.
Wasastjema 192, 198.
Wassermann 18, 223, 289, 466, 499.
WaUon 849, 869.
Wattenberg 502, 523.
Weber 44, 51, 59, 70, 143, 496, 499,
517, 522, 528.
Weber, F. 178, 218, 236.
Weber, F. W. 74.
Weber, H. 165, 222, 289.
Weber, L. W. 147.
Weohsberg 860, 875.
Wegner 228, 241.
Weichardt 347, 869, 467, 499.
Weioker 118, 168, 518, 528.
Weidenfeld, St 421, 448.
Weigandt 188.
Weigert, C. 17.
Weinbaum 488, 499.
Weinberg 849, 869.
Weinberger, M. 198, 198.
Weinstein 880, 892.
Weinzirl 298, 805.
Weiß, £. 892.
Weleminsky 8, 19, 517, 528.
Wennerström 845, 869.
Wentscher, J. 9, 19.
Wernits, J. 887.
Werth 842, 861, 869, 875.
Wertheim 855, 875.
Westenhöffer 214, 236, 517, 523.
582
Autorenregistor.
Westphal 145, 151, d47, 369, 487, 499.
Wettendorfer, A. 74.
Weyl 604, 528.
White, W. H. 227, 232, 241, 242,
271, 280, 286, 295.
Whitmaa 81, 84, 94, 102.
Wichmann 81, 102.
Wichmann, R. 74.
Wickel 147, 151.
Widal, F. 280.
Widemann 58, 70.
Widmann, H. 310, 337.
Widmer 355, 875.
Widowitz 253, 265, 268, 279.
Wiechowski, W. 194, 198.
Wieland, Emil 459, 465.
Wiener 51, 147, 292.
Wiesinger, A. 337.
Wieener 107, 118.
Wieting 89, 102.
Wiggins, C. A. 277, 281.
Wüd, L. 307, 337.
Wüdbolz, H. 427, 445.
Wilhelm 489, 499.
Wüliamson 51.
Willis 897, 403.
Wilmanns 486, 499.
Wilms 13, 218, 289.
T. Winckel 807, 887. 845, 851, 369, 375.
Windi8ch-Oed5n 847, 369.
Windscheid, F. 134.
Windt 469, 499.
Wingen 518, 528.
Winkelmann 51.
Winkler, F. 68, 69, 72, 74.
Winter 102, 356, 375.
Wintemitz 25, 51, 358, 375.
Wintemitz, E. 179.
Wintemitz, R. 481, 445.
Wintemitz, W. 72.
Winters 78.
Wittek 84, 85, 102.
Witthaner 342, 869.
Wittmaak 425, 443.
Wohrizek 89, 102.
Woit 8, 19.
Woizechowsky 879, 892.
Wolf 11, 476, 499.
Wolf, H. 64, 72.
Wolf, K. 500, 514, 515, 523.
Wolf, L. P. 8, 19.
Wolff 25, 51, 156, 818, 837.
Wolff, A. 55,56, 160, 163, 178, 292, 295.
Wolff, B. 844, 850, 369.
Wolff, H. 392.
Wolff, JuHna (t) 95, 102.
Wolff, W. 303, 305.
Wolffberg 881, 892.
Wolpert 506, 514, 523.
Wood 191, 198.
Woods-Hatchinson 293, 295.
Wossidlo, H. 445.
Wovor 853, 375.
Wnght, A. E. 270, 280.
Wrzosek 478, 499.
Wulff, Paul 250, 265.
Wallstein 86, 102, 218, 286.
Würth 44, 72, 147.
Wybauw, A. 74.
Wygodzski, G. 387, 892.
Y.
Tamasaki 15, 18, 228, 241.
Tellowleß, David 151.
Tonge, E. S. 412.
Toung 236.
Z.
Zaalberg 397, 408.
Zabludowski 88, 102.
Zahn 505, 528.
Zangemeister 247, 265, 388, 339, 340,
350, 869.
Zangger, Th. 61, 70, 417, 448.
Zappert, J. 417, 443.
Zamiko, G. 415.
Zeidler 82, 102.
Zeigan 89, 51.
V. Zeißl, M. 445.
Zeller, F. 837.
Zesas, D. G. 227, 242.
Ziegenspeck, R. 369.
Zitier, E. 19.
Ziehen 86, 102.
Ziemke, Ernst 466.
Zietzschmann 478, 499.
Zimmer 104, 113, 136.
Zimmermann 8, 398, 403.
Zinkeisen 302, 805.
Zinn, W. 221, 289.
Zöppritz, B. 837.
Znckerkandl, 0. 327, 833, 337.
▼. Zambusch 424, 443.
Zupnik 178, 519, 528.
Zuppinger, G. 200, 283.
Zwttfel 843, 846, 866, 869, 870, 481,
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Oeheimrat Prof. Dr. Fttrbringer, Berlin, sagt in der „Dentsohen medizinischen
Wochenschrift" ieo4, Nr. 17:
Wir haben schon zweimal Gelegenheit gehabt , der besonderen Vorzüge dieses Lehr-
werks zu gedenken (diese Wochensomift ises, Nr. 6 und 1898, Literatar-BeUage, 8. 2). Zu
ihnen tritt eine emente, den Umformungen der rastlosen wissenschaftlichen Forschung
Rechnung tragende Durcharbeitung, ein Zuwachs von Illustrationen, ein sechster, die
Zusammensetzung der gebrftuchllchsten Nahrungsmittel etc. behandelnder Anhang, endlich
ein stattUoheres Format: letzteres hat im Verein mit einer modifizierten Druckweise eine
Preisverringerung ermöglicht, die wir in Ansehung des auch in der Ausstattung Gebotenen
als erstaunlich anzusprechen nicht zögern. Auf Schritt und Tritt merkt man die bessernde
Hand; sie hat eine Feder geführt, welcher der vorgesehene Leserkreis scharf und klar,
groBsenteils lapidar gefasste Darbietungen zur schnellen Orientierung dankt, die weitab
vom Begriife des schlichten Kompendiums liegen. Der ErftUlung des im Vorwort ausge-
sprochenen Wunsches sind wir sicher : Es wird der dritten . ganz auf die HOhe der Zeit
gebrachten Auflage des „Bttchleins" wie es der Autor bescheiden nennt, keine mindere
unst beschieden sein, als ihren Vorgftngerinnen. Nicht Wenige durften den ihnen lieb
gewordenen, zuverUssigen Führer noch lieber gewinnen.
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Das .Handwörterbuch der gesamten Medizin** soll — und wie es der Erfolg der
ersten Auflage gezeigt hat, ist es hierzu auch vortrefTlich geeignet — dem Praktiker
durch die FflOe neuer wissenschaftlicher Ermngensohaften ein kundiger Führer sein, ein
Berater, der auf Jede dem Arzte auftauchende Frage, sei es in der Chirurgie, in der
Inneren Medizin, in der (Hburtshilfe, in der Pharmakolocde, Toxikologie, in den Spezial«
wie in den Hilfswissenschaften, möglichst rasch, kurz und sicher Antwort gibt.
Die Namen der Mitarbeiter bürgen dafür, dass diese nicht leichte Aufgabe saohgemass
gelOst wurde, wie dies Ja auch bereits für die erste Auflage anerkannt worden ist. Die
zweite Auflage ist, wie dies natürlich, voUst&ndiger als die erste, manches ungenaue ist
verbessert worden, Neues hinzugebracht. Altes pemlich genau revidiert.
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Bearbeitet von GMi. Kediainalrat Prof. Dr. Braaa in Gdttingen, Geh. Medizinalrat Prof. Dr.
Bbtteln in Göttbigen. Prof. Dr. Bpsteta in Prag, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Krau in Berlin,
Oberarzt Dr. KtMaeu in Hamborg, Prof. Dr. Laaehe in Ofarietiania, Prof. Dr. Pel in Anuterdam,
Hofrat Prof. Dr. PrlbraH in Prag, Prot Dr. Saltan in Gdttingett.
Mit 180 Abbildungen, gr. 8^ 1900. Geh. M. 26.60; in Halbfrz. geb. M. 29.60.
in. Band. 1. Teil. Die Krankheiten der Hamorgane nnd des
männlichen Gesehleehtsapparates. Yenerisehe Krankheiten.
Bearbeitet yon Geh. Medizinabrat Prof. Dr. P. Firbriager in Berlin , Prof. Dr. Jadamaka in
Ben, Oberarzt Dr. KftameU in Hamburg, Prof. Dr. E. Leter in HaDe a. S., Prof. Dr. 8. Baaea-
stein in Leiden.
Mit 226 Abbüdnngen. gr. 8^ 1900. Geh. M. 15.-; in Halbfrz. geb. M. 18.—
in. Band. 2. Teil. Krankheiten der Hant Die sogenannten
Konstitntionskrankheiten. Krankheiten der Bewegnngsorgane.
Bearbeitet von Prof. Dr. Dawieh in Gdttingen, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Ebiteln in Göttingen,
Prof. Dr. 4adai80ha in Bern, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Neliser in Breslau, Geh. Medizinaiiat
Prof. Dr. Im Baieabaeh in Gdttingen.
Mit 99 Abbüdnngen. gr. 8^ 1901. Geh. M. 21.— ; in Halbfrz. geb. M. 24.—
IV. Band. Die Krankheiten des Nerrensystems.
Bearbeitet von Geheimrat Prof. Dr. KaUabarg in Berlin, Geheimrat Prof. Dr. Jally in Berlin,
Prof. Dr. EilUker in Leipzig, Prof. Dr. Niealaler in BerUn, Prof. Dr. Oberetelaer in^K^en,
Prof. Dr. Bedlleh in ^en, Geheimrat Prof. Dr. SehMldt-simpler in Halle, Prof. Dr.
Stelnbrflgge in Giessen, Prof. Dr. Zleken in HaUe.
Mit 48 Abbildungen, gr. 8^ 1900. Geh. M. 21.-; in Halbf^. geb. M. 24.—
y. Band. Psychiatrie* Infektionskrankheiten. Zoonosen.
Tergiftnngen.
Bearbeitet von Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Brleger in Berlin, Prof. Dr. Dekta in Dornt , Dr.
Flalar in Havanna, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Harnaek in Halle a. S. , Stabsarzt Dr. Man
in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Mendel in Berlin, Prof. Dr. Nleolaler in Berlin, Oberarzt Dr. Beleko
in Hamburg, Prof. Dr. Rampf in Bonn, Prof. Dr. J. Sekwalbe in Berlin, Prof. Dr. Stleker in
Giessen, Prof. Dr. UaTerrlekt in Magdeburg, Prof. Dr. Wassermann in Berlin.
Mit 47 Abbildungen, gr. 8^ 1901. Geh. M. 21.—; in Halbfranz geb. M. 24.—
Einbanddecken 4 M. l.eo«
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250, 262.
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^xM 479, 497.
O« 303. 395. 402.
O^ 176.
bApp 339. 365.
Ka*pp. A. 398, 402.
Ettifp. H^ H. G. 27a 280.
£a4uier ^6. 365.
' '»?:»e 339, 365.
p! 267, 294.
Cijiwr WS, 365.
1to6«rt 25, 49, 54, 56, 111, U3,467*
476. 497.
Kotfboer, H. 439. 446.
fi:^brak, Erwin 454, 464.
Koch, .r A. 229. 240.
üiKK ?h. 219. 238.
Itock, B. 272, 280.
Kocher, Th. 334.
Kochmann« Martin 66> 73.
Kockel 466. 469, 497.
Kafmann 86> 99.
KöWer 82. 99, 160, 161, 163, 176.
KOhi^r, F. 226 240.
Koha 522.
Kokubo 16. 18. 520. 522.
K. Ib 1S2, 196,
^ buMXiko 24. 49. 269*230.
K.'iiach 290. 291, 294.
Kolkwitz 508, 504, 522.
Küllitrits 125, 135. ^
KoUe 18, 274. 275. 281, 519. 523.
Komiker, 'Vh. S12, 334.
KüloineakiD 346, 365.