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Full text of "Jahrbuch der praktischen Medizin. Kritischer Jahresbericht für die Fortbildung der praktischen Ärzte. .."

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6/0.5 

P8 


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JAHRBUCH 

DER 

PRAKTISCHEN  MEDIZIN. 

EfilTISGHEB  JAHBESBEBICHT 
FÜB  DIE  FOBTBILDTJNG  DEB  PBAKTISCHEN  ÄBZTE. 

UNTER  MITWIRKUNG  VON 

Prof.  Dr.  Gramer  in  Oötüngen,  Prof.  Dr.  A.  Dennig  In  Stnttgurt,  Oeh.  Medlzbulrat  Prof. 
Dr.  F ür bringer  In  Berlin,  Prof.  Dr.  GUx  In  Abbasla,  Prof.  Dr.E.  arawitz  In  Oharlotten- 
borg.  Medizlnalrat  Prof.  Dr.  anmpreoht  In  Weimar,  Prof.  Dr.  Hei  na  In  Erlangen,  Prof. 
Dr.  W.  HIB  in  Baiel,  Prof.  Dr.  HochhauB  in  Köln,  Geh.  Medislnalrat  Prof.  Dr.  Hoffa  in 
Berlin,  Prof.  Dr.  Horstmann  In  Berlin,  Prof.  Dr.  Hneppe  in  Prag,  Prof.  Dr.  Jadaasohn 
in  Bern,  Prot  Dr.  A.  Jnraaa  in  Heidelberg,  Privatdosent  Dr.  Klein  in  Straßbnrg  i.  E.,  Prof. 
Dr.  Lorenz  in  Graz,  Privatdozent  Dr.  H.  Nenmann  in  Berlin,  Prof.  Dr.  Redlich  in  Wien, 
Prof.  Dr.  Bibbert  in  Göttingen,  Geh«  Sanitfttarat  Dr.  Sohwabaoh  in  Berlin,  Prof.  Dr. 
H.  Yierordt  in  Tübingen,  Privatdozent  Dr.  Wagner  in  Leipzig,  Prof.  Dr.  ZIemke  in  Halle 

HERAUSGEGEBEN  VON 

Prof.  Br.  J.  SCHWALBE 

IN  BERLIN. 


Jahrgang  1904. 


wm^ 


STUTTGART. 

VERLAG  VON  FERDINAND  ENEE. 
1904. 


Druck  der  Union  Dentsohe  YerlagsgesellBchaft  in  Stnttgart. 


Vorwort. 


Durch  die  dankenswerte  Unterstützung  meiner  Mitarbeiter 
bin  ich  in  den  Stand  gesetzt,  den  diesjährigen  Band  recht  früh- 
zeitig herauszugeben. 

Die  Form  der  Berichterstattung  ist  die  alte  geblieben. 

Das  Referat  über  die  Krankheiten  der  Ereislaufsorgane  hat 
diesmal  Herr  Prof.  Dr.  Denn  ig  in  Stuttgart,  das  Referat  über 
die  Krankheiten  der  Yerdauungsorgane  Herr  Prof.  Dr.  Lorenz, 
Direktor  der  medizinischen  Klinik  in  Gfraz,  erstattet. 

Berlin,  den  80.  April  1904. 

Julius  Schwalbe. 


// 


Inhalt. 


Seite 
I«  ülremeine  Patliologie  undpatliologiselie  Anatomie  (ein- 
seUlefiL  Bakteriologie),  von  Prof.  Dr.  Hngo  Bibbert, 

Direktor  des  pathologisch-anatomischen  Institats  in  GOttingen  1—19 

Bakteriologie.    Tierische  Parasiten 1—8 

AUffemeine  Pathologie 8—18 

Paüiologische   Anatomie   der   einzelnen  Organ- 

Systeme 14—17 

Literatur 17—19 

n.  Allgemeine  Tkerapie 20—118 

1,  Pharmakotherapie.     Von  Prof.  Dr.  R.  Heinz  in  Er- 

langen       20—51 

Literatur 48—51 

2,  Diätetik,  Von  Med.-Bat  Prof.  Dr.  F.  Gumprecht  in 
Weimar 52—56 

Allgemeines 52—54 

Einzelne  Nahrungsmittel  und  Nahrungsformen  .  54—56 

Literatur 56 

3,  Klifnatotherapie,  Pneumatoiherapief  Hudrotherapie,  Bah 
neoiherapie.  Von  k.  k.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  J.  Glax  in 
Abbazia 57-74 

Klimatotherapie 57—61 

Pneumatotherapie 61—62 

Hydrotherapie 62—65 

Balneotherapie 65—70 

Literatur 70—74 

4,  Orthopädie,   Kineaiotherapie,     Von    Geh.  Medizinalrat 

Prof.  Dr.  A.  Hoffa  in  Berlin 75—102 

Allgemeines 75—86 

Spezielle  Orthopädie 86—96 

Literatur 96—102 

5,  Krankenpflege.    Von  Med.-Bat  Prof.  Dr.  Gumprecht 

in  Weimar 108—118 

Allgemeines 108—106 

Apparate  und  Verfahren 107—111 

Tnmsport  und  Lagerung 111—112 

Literatur 112—118 


VI  Inhalt 

Seite 

III«  Speslelle  Pathologie  und  Therapie 114-~465 

1,  Innere  Medizin 114-305 

a)  Krankheiten  des  NervenaystemB.    Von  Prof. 

Dr.  B.  Redlich  in  Wien 114—187 

AllgemeineB 114—116 

Gehirn 116—122 

Rackenmark 122—128 

Peripherische  Nerven 128—129 

Neurosen 129—184 

Literatur 184—187 

b)  Psychiatrie.  Von  Prof.  Dr.  A.  Gramer,  Direktor 
der  psychiatrischen  Klinik  und  Poliklinik  fOr  psy- 

chisdie  und  Nervenkranke  in  Oöttmgen     ....  188—151 

Literatur 149—151 

c)  Krankheiten  der  Atmungsorgane.  Von  Prof. 
Dr.  Hochhaus,  Oberant  an  den  städtischen  Kranken- 
anstalten in  Köln 152—178 

Literatur 175—178 

d)  Krankheiten  derKreislaufsorgane.  Von  Prof. 

Dr.  A.  Dennig  in  Stuttgart 179—198 

Herz  und  Herzbeutel 179—191 

GeÄße 191—194 

Literatur 194—198 

e)  Krankheiten  der  Verdauungsorgane.  Von 
Prof.  Dr.  Lorenz,    Vorstand   der  medizinischen 

Klinik  in  Graz 199—242 

Oesophagus 199—202 

Magen 202—215 

Darm 215—224 

Peritoneum 224—225 

Leber 225—281 

Pankreas 281—238 

Literatur 233—242 

f)  Krankheiten  der  Harnorgane.  Von  Geh.  Med.- 
Rat  Prof.  Dr.  Ffirbringer  und  Dr.  H.  Stettiner 

in  Berlin 248—265 

Nierenkrankheiten 243—259 

Krankheiten  der  unteren  Hamwege 259—260 

Literatur 260—265 

g)  Akute  allgemeine  Infektionskrankheiten 
und  Zoonosen.  Von  o.  Honorarprofessor  Dr.  H e r- 

mann  Yierordt  in  T&bingen 266—281 

Lifektionskrankheiten 266—278 

Zoonosen 278—279 

Literatur 279—281 


Inhalt  vn 

Seite 
h)  Stoffwechselkrankheiten.  Von  Prof.  Dr.  Wil- 
helm Eis,  Direktor  der  medizinischen  Klinik  in 

Basel,  nnd  Dr.  Falta,  Assistenten  der  Klinik  .    .  282—295 

Fettsucht 282 

Diabete 282—291 

Diabetes  insipidns 292 

Gicht 292—294 

Literatur 294—295 

i)  Krankheiten  des  Blutes.  Von  Prof.  Dr.  E.  Gra- 
witz»  dirig.  Arzt  der  inneren  Abteilung  des  Neuen 

städtischen  Krankenhauses  in  Gharlottenburg     .    .  296—805 

Literatur 805 

2.  Chirurgie  (einschließl.  der  Unfalls-  und  Kriegschirurgie). 
Von  Dr.  Paul  Wagner,  Pri^atdozent  an  der  ümver^ 

sit&t  Leipzig 806—887 

Allgemeine  Chirurgie 806—815 

Spezielle  Chirurgie 815—881 

Kopf 815—817 

Brust       817—819 

Bauch 819—828 

Extremitäten 828—881 

Literatur 881—887 

3.  OeburUhüfe  und  Gynäkologie.     Von  Privatdozent  Dr. 
J.  Klein,  Lehrer  an  der  Hebammenschule  in  Straß- 

turg  i.  E 888—875 

Geburtshilfe 888—851 

Allgemeines 888—889 

Schwangerschaft 840—348 

Geburt 843—348 

Wochenbett 848—850 

Neugeborene 850—851 

Gynäkologie 851—361 

Allgemeine  Pathologie  und  Therapie     ....  851—854 

Aeußere  Geschlechtsorgane 354 

Scheide 854—855 

Mutterhals 855 

Gebärmutter 855—859 

Eierstock 859—860 

Tube 860 

Bauchfell,  Bauchwand,  Beckenbindegewebe    .    .  860—861 

Hamwege 861 

Literatur 861—875 

4.  Augenkrankheiten.     Von  Prof.  Dr.  Horstmann  in 

Berlin 876—892 

Literatur 890 — 892 

6.  Ohrenkrankheiten.   Von  Geh.  8an.-Rat  Dr.  Schwab  ach 

in  Berlin 893—408 

Literatur 401—408 


r 


VTTT  Inhalt 

Seite 

6.  KramkhmUn  der  Nai€,  de$  Natmtra^imnamHea ,  de$ 
Mundes,  des  Backens,   des  KMkapfes  und  der  Luß- 

rgkre.    Von  Ftof.  Dr.  A.  JurftSE  in  Heidelberg      .    .  404—415 

AUgemeinee 404—406 

Naae  und  Nasenradienraiim 407—409 

Mund  und  Radien 409—410 

Kehlkopf  und  LnftrShre 410—414 

Literatur 414—415 

7.  Haut-  und  venerische  Krankheiten.  Von  Prof.  Dr.  Jadaa- 
Bohn,  Direktor  der  Klinik  ffjac  Haut-  und  venerische 
Krankheiten  in  Bern 416—447 

Hautkrankheiten 416—426 

Venerische  Krankheiten 426—441 

Prophylaxe 426-427 

Gonorrhoe 427—481 

Syphilis 431—441 

Ulcus  moUe 441 

Literatur 441—447 

8.  Kinderkrankheiten.  Von  Privatdoient  Dr.  H.  Neu- 
mann in  Berlin 448—465 

Physioloffie 448—458 

Künstliche  Ernfthrni^  .  .    .    .  453—456 

Krankheiten  der  Neugeborenen 456 — 457 

YerdauunrntOrun^en 457 

LifektionsKnmkheiten 457—460 

Nervenkrankheiten 460—462 

Nierenkrankheiten 462-468 

Konstitutionelle  Krankheiten 468—464 

Syphilis 464 

Literatur 464—465 

IT.  AentUehe  SaehvenUndlgeiitttigkeit.    Von  Prof.  Dr. 

Ernst  Ziemke  in  Halle  a.  8 466—499 

Literatur 496—499 

y.  OeffentllelieB  Sanitiisiresen.    Von  Prof.  Dr.  F.  Hneppe, 

Direktor  des  Hygienischen  Instituts  in  Prag 500 — 523 

Boden  und  Wasser 500—506 

Luft  und  Klima 506—509 

Em&hrung 509—513 

Heilung,  Ventilation,  Beleuchtung 513 — 515 

Infektionskrankheiten 515 — 520 

Literatur 520—523 

Register 524-582 


Allgemeine  Pathologie  und  patMogische  Anatomie 

(einschließlich  Bakteriologie). 

Yen  Prof.  Dr.  Hugo  Bibbert^  Direktor  des  pathologisch-anatomischen 
Instituts  in  Göttingen. 

Ueber  das  Vorkommen  von  Bakterien  im  normalen  Körper 
liegen  dieses  Mal  bemerkenswerte  Untersuchungen  nicht  vor.  Für 
die  Ausscheidung  durch  die  Nieren  ist  dagegen  die  Unter- 
suchung von  W.  Nötzel  von  Interesse.  Er  fand,  daß  die  Bakterien 
in  der  ersten  Zeit  nach  der  Einverleibung  im  Harn  nicht  zu  finden 
sind,  daß  sie  also  durch  die  unverletzte  Niere  nicht  hindurchgehen. 
—  Für  die  Biologie  der  Bakterien  sind  die  von  G.  W.  Chlopin 
und  G.  T  am  man  angestellten  Versuche  von  Interesse,  aus  denen 
hervorgeht,  daß  man  virulente  Bakterien  durch  hohen  konstanten 
Druck  (2000—3000  kg)  lähmen  und  in  ihrer  Virulenz  herabsetzen 
kann.  Die  so  erzielte  Abschwächung  könne  vielleicht  zu  Schutz- 
impfungen verwendet  werden.  Erwähnung  verdient  femer  eine  Be- 
obachtung von  B.  Kraus,  derzufolge  Bakterien,  in  seinem  Falle 
ein  dem  Cholerabazillus  ähnlicher  Vibrio,  Gifte  bilden  können,  welche 
Tiere  nach  Art  des  Schlangengiftes  in  lO—SO  Minuten  zu  töten  ver- 
mögen. —  Die  Verhältnisse  der  tierischen  Disposition  erfahren 
eine  Ergänzung  durch  die  folgenden  Beobachtungen.  Bossi  prüfte 
die  Empfänglichkeit  trächtiger  Tiere  und  fand,  daß  im  Beginn 
der  Schwangerschaft  eine  Verschiedenheit  gegenüber  der  Norm  nicht 
hervortritt,  daß  aber  mit  der  Dauer  der  Trächtigkeit  die  Disposition 
erheblich  ansteigt.  An  akuten  Infektionen  gingen  viel  mehr  trächtige 
als  normale  Tiere  zu  Grunde.  Auch  Hunger  ändert,  wie  F.  Th.  Müller 
fand,  das  Verhalten  der  infizierten  Tiere.  Die  Produktion  von  Ag- 
glutininen  wird  dadurch  wesentlich  modifiziert.  Bei  einigen  Bakterien- 
arten tritt  eine  Erhöhung,  bei  anderen  eine  Erniedrigung  der  Ag- 
glutininproduktion  ein.  —  Die  Agglutinine  waren  auch  sonst  viel- 
fach Gegenstand  der  Forschung.  So  fand  Stäuble,  daß  die  durch 
Typhusbazillen  erzeugten  Agglutinine  bei  der  Laktation  in  erheblicher, 
Jahrbach  der  praktischen  Medizin.    1904.  1 


Ausscheidung 

der 

Bakterien 

durch  die 

Nieren. 

Biologie  der 
Bakterien. 


Disposition. 


Agglutina- 
tion. 


Ribbert. 


tiOB. 


Immaxiität. 


nach  der  Geburt  in  einer  den  Semmgehalt  übersteigenden  Menge  in 
die  Milch  übergehen.    Dagegen  traten  sie  nicht  oder  nur  in  ver- 
schwindend geringer  Menge  im  Harn,  in  der  Gfalle  nnd  im  Speichel 
aof.     Gantani  allerdings  sah  die  GkJle  mit  einem  spezifisch    ag- 
glutinierenden Vermögen  ausgestattet.    Aber  es  war  schwächer  als 
das  des  Serums.    P.  Moser  und  G.  v.  Pirquet   konnten    agglu- 
tinierende Fähigkeiten  des  Serums  bei  Tieren  nachweisen,   die  mit 
längere  Zeit  auf  kunstlichem  Nährboden  gezüchteten  Streptokokken 
infiziert  worden  waren.    Die   Kokken  wurden  makroskopisch   und 
mikroskopisch  gleich  deutlieh  agglutiniert.    Auch  J.  dePiassetzks 
gewann  ein  agglutinierendes  Antistreptokokkenserum,  welches  außer- 
dem in  vitro  bakterizid  und  im  Tiere  heilend  wirkte.    Immunisierang 
gegen  eine  Streptokokkenart  schützte  immer  nur  gegen  diese  eine, 
nicht  gegen  andere  Arten,  Immunisierung  gegen  mehrere  Spezies 
erzielte  dagegen   ein  gegen  viele  andere  schützendes,  polyvalentes 
Serum.    Im  Anschluß  an  diese  Versuche  machte  Tavel  Mitteilung 
über  therapeutische  Ergebnisse.     Er  sah  bei  Benutzung  von  poly- 
valentem   S^rum  sehr  gute   Erfolge   bei   verschiedenartigen,    auch 
menschlichen  Streptokokkeninjektionen.    Bemerkenswert  war  es,  daß 
die  agglutinierende,  die  bakterizide  Wirkung  in  vitro  und  die  heilen- 
den Fähigkeiten  des  Serums  parallel  gingen.    In  den  meisten  anderen 
Fällen  zeigen  bekanntlich  die  bakteriziden  und  die  schützenden  Eigen- 
schaften des  Serums  keine  engeren  Beziehungen.    Bail  und  Petters- 
son  meinten,  dies  läge  daran,  daß  die  im  Serum  befindlichen  Immun- 
körper an  die  Gewebszellen  gebunden  würden,  also  nicht  vermittels 
des  Komplementes  zur  Geltung  gelangen  können,    üebrigens  leidet 
durch  Infektionen  und  andere  Abnormitäten  des  Körpers  auch  die 
bakterizide  £[raft  des  Serums  in  vitro.    E.  Löwenstein  sah,  daß 
die  Bakterizidie  des  menschlichen  Serums  gegen  Typhus-,  Gholera- 
und  Milzbrandbazillen  verloren  geht.    Diabetiker  büßen  die  bakteri- 
ziden Eigenschaften  auf  Milzbrandbazillen  ein. 

Zur  Immunitätstheorie  Ehrlichs  sind  viele  Untersuchun- 
gen aufgestellt  worden,  die  dem  weiteren  Ausbau  der  Lehre  gewidmet 
waren.  Sie  gehen  aber  so  sehr  ins  einzelne  und  betrefiPen  so  kom- 
plizierte Verhältnisse,  daß  ein  Eingehen  auf  sie  im  Bahmen  dieses 
Beferates  nicht  möglich  und  insofern  nicht  notwendig  ist,  als  klar 
zu  umgrenzende,  bestimmte  Resultate  nicht  zu  verzeichnen  sind. 
Ehrlich  selbst  hat  seine  Anschauungen  in  einer  lebhaften,  inter- 
essanten Diskussion  mit  Grub  er,  der  ihn  angegriffen  hatte,  ver- 
teidigt und  ausgebaut. 

Eine  außerordentlich  vielseitige  Bearbeitung  fand  die  Tuber- 


AUgemeine  Pathologie,  pathologische  Anatomie,  Bakteriologie.        3 

kulose.  Bei  einer  Schildkröte  beobachtete  P.  Friedmann  einen  Tuberkulose 
Bazillus,  der  sich  in  der  bei  87^  gewachsenen  Kultur  von  dem  ^Bazüj^n*' 
menschlichen  Bazillus  nicht  unterscheidet,  der  aber  bei  Meerschwein- 
chen nur  in  sehr  großen  Dosen  tödlich  wirkt,  sonst  nur  lokale,  aus- 
heilende Prozesse  hervorruft.  Bei  der  Schildkröte  bewirkt  er  da- 
gegen stets  eine  Miliartuberkulose.  H.  Herzog  untersuchte  das 
Verhalten  der  Säugetiertuberkulose  im  Kaltblüter  und  sah  nach 
einmaligem  Durchgang  eine  Abschwächung,  nach  mehrmaligem  eine 
solche  Virulenzverminderung,  daß  Meerschweinchen  nicht  mehr  in- 
fiziert werden  konnten.  Ve sz pr 6 mi  konstatierte,  daß  die  von 
verschiedenen  Personen  stammenden  Bazillen  deutliche  Virulenz- 
unterschiede zeigten,  die  also  bei  Versuchen  berücksichtigt  werden 
müssen.  Im  Oegensatz  dazu  stellten  E.  Krompecher  und 
K.  Zimmermann  fest,  daß  die  Bazillen  chirurgischer  Prozesse 
und  die  der  Lungentuberkulose  ungefähr  gleich  virulent  sind  und 
daß  die  Unterschiede  im  Verlauf  von  der  Disposition  der  Organe 
abhängen.  Für  die  Wirkungsweise  der  Bazillen  sind  Ergebnisse 
von  Interesse,  die  Armand  Delille  mit  Injektion  der  toxischen 
Extrakte  der  Bazillen  in  die  Meningen  gewann.  Es  entstanden 
ganz  ähnliche  Prozesse  wie  nach  Injektion  der  Bazillen.  In  der 
Gehimsubstanz  selbst  aber  traten  nur  Degenerationen  und  Er- 
weichungen ein.  —  Für  die  Eingangspforten  der  tuberkulösen  Infektions- 
Infektion  ist  eine  Arbeit  Seiges  von  Bedeutung.  Es  gelang  ihm  m^v^^'v  J**^ 
im  Gegensatz  zu  Friedmann  nicht,  durch  Injektion  von  Bazillen 
in  die  Vagina  frischbegatteter  Kaninchen  eine  Tuberkulose  der  Em- 
bryonen zu  erzielen.  Bei  Tieren,  die  zunächst  nicht  trächtig  wurden, 
entstand  Genitaltuberkulose;  als  von  ihnen  später  eines  konzipierte, 
blieben  die  Embryonen  gesund.  Weleminsky  konnte  durch  Ver- 
fiitterung  von  Bazillen  bei  Meerschweinchen  und  Kaninchen  und 
zwar  vom  Munde  oder  Darm  aus  Infektion  erzielen.  Dabei  er- 
krankten oft  die  Lungen,  ohne  daß  die  Eingangspforten  Veränderun- 
gen zeigten.  Nebelthau  brachte  Tuberkelbazillen  durch  Laparo- 
tomie in  den  Darm  imd  sah  bei  Hunden  im  Anschluß  daran  Tuber- 
kulose des  Mesenteriums  und  des  Peritoneums  eintreten,  üeber  die 
Ausbreitung  der  Genitaltuberkulose  experimentierten  Baum  garten 
und  Kraemer.  Die  Tuberkulose  des  Hodens  greift  danach  all- 
mählich nach  oben  auf  Samenblasen  etc.  über.  Dagegen  wird  nie- 
mals der  umgekehrte  Weg  eingeschlagen.  Der  Prozeß  folgt  also 
dem  Verlauf  der  Lymphbahnen.  Für  die  Infektion  beim  Menschen 
ist  die  Untersuchung  von  Ito  wichtig.  Er  fand  die  lymphatischen 
Apparate  des  Rachens  niemals  primär  erkrankt,  dagegen  in  einer 


4  Ribbert 

Beihe  von  Fällen  sekundär  afiliziert.  Von  besonderer  Bedentung  ist 
Bindel^  mit  Rücksicht  auf  die  Frage  der  Eindertuberkulose  die  Ueber- 
tuberkuiose.  tragung  durch  den  Darmkanal.  Koch  stellte  bekanntlich  die 
Fütterungstuberkulose  beim  Menschen  in  Abrede.  In  der  Tat  ist 
eine  Infektion  vom  Darm  aus  nur  selten  sicher  nachgewiesen  ^w^orden. 
Heller  aber  vermochte  unter  76  Kindern  ca.  21  ^/o  primäre  Darm- 
tuberkulöse  aufzufinden,  v.  Hansemann  dagegen  betonte  die  Selten- 
heit dieser  AfFektion.  Er  fand  sie  nur  bei  Greisen  und  sonst  dis- 
ponierten Individuen.  Sie  heilt  aber  frühzeitig  aus.  Jedenfalls  steht 
das  Vorkommen  primärer  intestinaler  Tuberkulose  nicht  im  Ver- 
hältnis zu  der  Häufigkeit  der  Gegenwart  von  Tuberkelbazillen  in 
der  Kuhmilch.  Nach  Beobachtungen  von  L.  Babinowitsch  kann 
die  Milch  auch  solcher  Kühe  bazillenhaltig  sein,  die  noch  keine 
klinisch  nachweisbare  Erkrankung  haben  und  nur  durch  die  Taber- 
kulinreaktion  als  tuberkulös  erkannt  werden  können. 

Mit  der  Identität  oder  Verschiedenheit  der  Binder- 
und Menschenbazillen  beschäftigten  sich  viele  Arbeiten. 
P.  Boemer  stellte  eine  Skala  der  Empfänglichkeit  bei  Tieren  auf. 
Am  wenigsten  disponiert  ist  das  Bind.  Daher  die  Schwierigkeit 
seiner  Infektion  durch  menschliche  Bazülen,  die  im  übrigen  nur  in- 
sofern von  denen  des  Bindes  verschieden  sind,  als  beide  sich  durch 
Anpassung  an  den  verschiedenen  Organismus  modifiziert  haben. 
V.  Behring  sprach  sich  ebenfalls  ia  diesem  Sinne  aus  und  betonte 
demgemäß  die  Möglichkeit  und  Häufigkeit  einer  Fütterungstuber- 
kulose,  die  nach  seiner  Meinung  hauptsächlich  bei  Säuglingen  zu 
Stande  kommt,  deren  Schleimhaut  besonders  leicht  für  die  Bazillen 
passierbar  ist.  Disse  hat  dafür  einige  Befunde  an  den  Epithelien 
bei  Neugeborenen  verantwortlich  gemacht.  Im  Sinne  der  Identität 
der  Bazillen  sind  denn  auch  viele  Experimente  zu  deuten.  Troje 
sah  nach  Hautimpfung  mit  Binderbazillen  beim  Menschen  lokale  und 
Lymphdrüsentuberkulose  entstehen.  Schottelius  beobachtete  Fütte- 
rungstuberkulose bei  Bindern,  die  längere  Zeit  größere  Mengen  eines 
Phthisikersputums  dem  Futter  beigemengt  erhielten.  G.  Dean  konnte 
Kälber  und  Schweine  erfolgreich  infizieren  und  meint,  die  negativen 
Besultate  Kochs  beruhten  darauf,  daß  dieser  nicht  wie  er  Sputum, 
sondern  Kulturen  benutzt  habe.  Orth  hat  über  die  im  vergangenen 
Jahre  bereits  erwähnten  Versuche  in  weiterem  Zusammenhang  be- 
richtet. Bazillen  aus  Kinderdärmeu  lassen  sich  auf  Binder  mit 
positivem  Besultat  übertragen.  Der  Einwand,  daß  es  sich,  wie 
Kos  sei  gemeint  hat,  um  Bazillen  gehandelt  habe,  die  ursprünglich 
vom  Binde  stammten,  ist  insofern  nicht  durchschlagend,  als  dann 


\i 


l  i- 


Allgemeine  Pathologie,  pathologische  Anatomie,  Bakteriologie.        5 

er::         ja  die  Uebertragung  yom  Rinde  auf  den  Menschen  bewiesen  ist. 
i "  Das  gilt  auch  für  die  Versuche  Kessels,  der  unter  39  Versuchen 

i:  4mal  positive  Fätterungstuberkulose  erzielte.    Macfadyen  konnte 

r '.  Affen  mit  Binder-  und  mit  Menschentuberkulose  infizieren.  Im  ersteren 

c7  Falle  war  der  Darm  intakt,  im  letzteren  aber  mit  Tuberkeln  ver- 

sehen. In  beiden  Fällen  bestand  AUgemeininfektion.  J.  de  Haan 
machte  javanische  Binder  mit  menschlichem  Materiale  tuberkulös. 
Auch  bei  fehlender  Darmerkrankung  trat  Lungentuberkulose  auf. 
Dessy  sah  Binder  nach  intravenöser  Infektion  und  nach  Fütterung 
tuberkulös  werden.  Die  Binderrassen  sind  aber  verschieden  emp- 
]!::  fänglich.  —  Ueber  die  von  v.  Behring  inaugurierte  Immunisie- 

rung der  Binder  gegen  Tuberkulose  (s.  voriges  Jahrbuch)  machte 
auch  Neufeld  auf  analoge  Weise  erzielte  positive  Mitteilungen  und 
I:  y.  Behring  selbst  verbreitete  sich  über  die  Frage  noch  mehrfach 

eingehend.    Er  ist  der  Meinung,  daß  es  auch  gelingen  wird,  eine 
]]:>  antitoxische  Behandlung  zu  erzielen  und  hoff%,  diese  schon  bei  Säug- 

^:i  lingen  mit  der  Milch  immunisierter  Kühe  durchfuhren  zu  können. 

j>i:  Die  Möglichkeit  jener  Immunisierung   wurde   auch  von  Pearson 

:^v  und   Gilliland   sowie   von   Thomassen   dargetan.     Friedmann 

endlich  gelang  es,  Meerschweinchen  durch  Vorbehandlung  mit  Schild- 
[-  krötenbazillen   so    zu  immunisieren,    daß  sie  für  die   menschlichen 

Bazillen  unempfänglich  wurden. 

Aus  dem  Gebiete  der  septischen  Erkrankungen  verdienen       Sepsis. 
V-  Untersuchungen  über  die  Gasgangrän  Erwähnung.   Dansauer  kam 

zu  dem  Schluß,  daß  Bacterium  coli  auch  im  nicht  diabetischen  Körper 
diese  Veränderung  zu  erzeugen  vermag,  daß  es  aber  dabei  nicht  als 
selbständiger  Erreger  in  Betracht  kommt,  sondern  in  seiner  Wirkung 
von  anderen  Organismen  oder  von  Traumen  oder  Stoffwechselkrank-  ^ 

heiten  abhängig  ist.  Ghon  und  Sachs  fanden  in  einem  Fall  jener 
Gangrän  ein  dem  Bazillus  des  malignen  Oedems  ähnliches  Stäbchen, 
w^elches  bei  Kaninchen  Schaumorgane  erzeugte.  Chiari  sah  4mal 
Oaszysten  im  Gehirn,  betrachtet  sie  freilich  als  postmortale  Produkte, 
aber  hervorgerufen  durch  intravital  eingedrungene,  gasbildende  Ba- 
zillen, die  einmal  von  einer  Gasgangrän  des  Uterus  herstammten. 

Die  toxische  Wirkung  der  Typhusbazillen  erfuhr  eine  Auf-  Typhus, 
klärung  durch  Macfadyen  und  Bowland,  die  aus  dem  Leibe  der 
Bazillen  ein  ausgesprochen  gifkiges  Produkt  gewinnen  konnten, 
-welches  bei  Pferden  ein  bakterizides  und  ein  antitozisches  Serum 
erzeugte  und  welches  sich  in  diesem  Sinne  vielleicht  auch  besonders 
gut  zur  Herstellung  praktisch  verwertbarer  Sera  eignet. 

Die  Verbreitungsweise  der  Pneumoniekokken  im  Körper 


•j 


6 


Ribbert. 


Pnenmonie. 


Milzbrand. 


Diphtherie. 


Aktinomykose 


studierte  0.  Wandel.  Er  schloß,  daß  die  Kokken,  die  von  der 
Lunge  aus  in  die  bronchialen  Lymphdrüsen  gelangen,  von  hier  aus 
in  das  Blut  kommen  können  und,  weil  sie  so  zunächst  in  das  rechte 
Herz  fließen,  besonders  oft  hier  eine  Endokarditis  hervorrufen. 

Auf  den  Milzbrand  bezog  sich  eine  Mitteilung  Bis  eis.  Er 
sah  einen  Fall  von  diffuser  hämorrhagischer  Leptomeningitis,  die  von 
«inem  Eindringen  der  Bazillen  aus  der  selbst  wenig  erkrankten  Nase 
durch  die  Lymphscheiden  des  Olfaktorius  abgeleitet  wurde,  und 
einen  Fall  von  Lungenmilzbrand  durch  Lihalation  des  Staubes  von 
Drogen,  die  in  Tierhäute  verpackt  gewesen  waren,  die  aus  Argen- 
tinien stammten.    Die  Art  der  kutanen  Milzbrandinjektion  studierte 

A.  Treutlein.  Er  fand,  daß  die  Bazillen  beim  Einreiben  in  die 
intakte  Kaninchenhaut  durch  die  Haarbälge  in  die  Haut  eindringen 
und  daß  sie  dann  von  hier  aus  in  die  Blutgefiiße  gelangen  können. 
Bei  dem  Menschen  wird  der  gleiche  Weg  in  den  Fällen  beschritten, 
in  denen  milzbrandhaltige  Teile,  z.  B.  Tierfelle,  an  der  Haut  gerieben 
werden.  Es  kommt  aber  bei  ihm  nicht  so  oft  wie  bei  dem  Kanin- 
chen zu  einer  Allgemeininfektion.  Möglich  ist  aber  eine  solche  üeber- 
tragung,  weil  die  Sporen  sich  auch  unter  ungünstigen  Verhältnissen 
sehr  lange  lebend  erhalten.  Aber  auch  die  Bazillen  sind,  wie  Bongert 
zeigte,  sehr  widerstandsfähig.  In  eingetrocknetem  Blut  waren  sie 
noch  nach  50  Tagen  lebend. 

Ueber   die  Variabilität  der  Diphtheriebazillen   arbeiteten 

B.  Schick  und  H.  Ersettig.  Sie  wendeten  sich  gegen  Zupnik, 
der  bei  Diphtherie  zwei  Stäbchen  züchtete  und  diesen  Beftmd  gegen 
die  Spezifizität  des  Löffl ersehen  Bazillus  verwertete.  Sie  eruierten, 
daß  in  der  Tat  zwei  in  ihrem  Wachstum  verschiedene  Formen  ge- 
wonnen werden  können,  daß  sich  diese  aber  ineinander  überfuhren 
lassen.  Sie  sind  also  biologisch  identisch,  sie  produzieren  dieselben 
Gifte  imd  verhalten  sich  auch  bei  der  Agglutination  völlig  gleich. 
Auf  die  Morphologie  des  Diphtheriebazillus  bezieht  sich  eine  Unter- 
suchung von  A.  Abbo.tt  und  N.  Gildersleeve.  Sie  fanden,  daß 
die  oft  betonte  Fähigkeit,  in  verzweigten  Fäden  zu  wachsen,  sich 
unter  ungünstigen  Existenzbedingungen  geltend  macht  und  daß  des- 
halb aus  ihr  nicht  auf  eine  Verwandtschaft  des  Bazillus  mit  den 
Fadenpilzen  geschlossen  werden  darf. 

Der  Aktinomyzespilz  wurde  von  V.  E.  Mertens  auf  die 
Kolbenbildung  untersucht.  Er  hielt  diesen  Vorgang  wie  Bostroem 
für  einen  degenerativen,  dessen  Zustandekommen  noch  unklar  ist. 
Demgegenüber  glaubte  K.  Doepke  schließen  zu  sollen,  daß  es  sich 
nicht  um  Degeneration  handelt  und  zwar  unter  anderem  deshalb. 


Allgemeine  Pathologie,  pathologische  Anatomie,  Bakteriologie. 


Ruhr. 


weil  die  Kolben  schon  in  jungen  Kulturen  auftraten.  Er  konnte 
den  Pilz  in  zwei  Fällen  von  Mundaktinomykose  aus  hohlen  Zähnen 
herauszüchten.  Kasuistische  Mitteilungen  über  Aktinomykose  machten 
Kashiwanura  und  A.  Fütterer.  Ersterer  beschrieb  4  Fälle  von 
primärer  Lungenerkrankung,  letzterer  einen  ebensolchen  mit  üeber- 
greifen  auf  das  Herz.  Ceni  und  C.  Besta  machten  Mitteilung  über 
die  Wirkungsweise  der  pathogenen  Schimmelpilze.  Auch  diese  Schimmelpilze. 
Mikroorganismen  erzeugen  Toxine,  die  durch  Alkohol  oder  Aether 
extrahiert  werden  können,  aber  nur  in  den  Sporen  sitzen  und  be- 
sonders auf  Nerven  und  Muskulatur  wirken. 

In  einer  Epidemie  von  Buhr  fand  S.  Jürgens  nicht  den  von 
Kruse  nachgewiesenen,  sondern  einen  anderen  auch  nach  der  Serum- 
probe von  ihm  verschiedenen  Bazillus.  Er  meint  daher,  es  gebe 
neben  der  Amöben-  und  der  Kruse  sehen  Dysenterie  noch  andere 
Formen.  Die  Ruhr  sei  also  ätiologisch  nicht  einheitlich,  üebrigens 
nimmt  Kruse  an,  daß  es  auch  Erkrankungen  gebe,  die  durch  Pseudo- 
dysenteriebazillen  verursacht  würden.  Für  die  Bedeutung  der  Amö- 
ben bei  den  mit  ihnen  versehenen  Dysenterien  ist  Groß  eingetreten. 
Ihr  Vorkommen  sei  konstant,  sie  verschwänden  bei  der  Heilung, 
die  Entzündung  und  Nekrose,  auch  im  Tierversuch,  die  Eiterung 
in  den  Follikeln  beweise  ihre  krankmachende  Fähigkeit. 

Bei  den  Protozoen  sei  nun  auch  in  Kürze  der  Gebilde  gedacht, 
die  Negri  bei  der  Hundswut  im  Gehirn  aufgefunden  zu  haben  glaubt 
und  für  die  Erreger  der  Erkrankung  hält.  Es  sollen  die  „Negri- 
schen  Körperchen^'  Protozoen  sein.  Dagegen  hat  Schröder  geltend 
gemacht,  daß  die  Giftigkeit  des  Wutgifbes  auch  nach  Filtration  durch 
feinste  Filter,  durch  welche  Protozoen  zweifellos  zurückgehalten 
würden,  bestehen  bliebe.  Aber  Celli  und  Blasi  meinten,  daß  im 
Protozoenzyklus  auch  die  feinsten  durch  die  Filter  hindurchgehenden 
Gebilde  vorkommen  könnten.  Sie  geben  an,  daß  sie  in  dem  Gehirn 
eines  mit  dem  Filtrat  infizierten  Hundes  die  Körperchen  Negris 
gefunden  hätten.  Weiterhin  haben  E.  Bertarelli  und  G.  Volpino 
in  einem  Falle  von  menschlicher  Wut  zumal  in  den  Purkinj eschen 
Zellen  des  Kleinhirns  die  Gebilde  in  mäßiger  Menge  aufgefunden. 
Sie  lassen  aber  die  ätiologische  Bedeutung  dahingestellt. 

Mit  besserer  Begründung  hat  Castellani  für  die  Schlaf- 
krankheit der  Neger  ein  Protozoon  in  Anspruch  genommen,  das 
er  als  Trypanosoma  bezeichnet.  Es  ist  ein  wurmformiges  Lebe- 
wesen mit  einer  Geißel  und  wurde  von  Castellani  in  der  mittels 
Lumbalpunktion  gewonnenen  Zerebrospinalflüssigkeit  nachgewiesen, 
kommt  aber  auch  im  Blute  vor«    Ueber  die  ätiologische  Bedeutung 


Rabies. 


Schlaf- 
krankheit. 


8 


Bibbert. 


der  Trypanosomen  im  allgemeinen  verbreiteten  sich  L.  Babino- 
witsch  und  W.  Kempner. 

Parameciam.  Weiterhin   liegen  mehrere  Arbeiten  über  das  Balantidium 

(Parameciam)  coli  vor.  Klimenko  fand  bei  einem  Individuimif 
welches  an  Enteritis  gestorben  war,  in  geschwürigen  Prozessen  des 
Dickdarms  zahlreiche  Balantidien,  die  in  sämtlichen  Darmwand- 
schichten vorhanden  und  auch  in  Blut-  und  Lymphgefäße  eingedrungen 
waren.  Woit  sah  ebenfalls  Geschwüre  im  Dickdarm,  zumal  in  der 
Flexura  lienalis,  oder  wenigstens  (in  einem  anderen  Falle)  deutliche 
entzündhche  Veränderungen. 

Aus  dem  Gebiete  der  allgemeinen  Pathologie  heben  wir 
zunächst  eine  Arbeit  von  L.  Gutschy  heraus,  der  die  Kenntnis 
ThromboBe.  der  Thrombose  wesentlich  förderte.  Er  stellte  fest,  daß  die  erste 
Erscheinung  in  allen  Fällen  die  Bildung  einer  hyalinen  Fibrinmembran 
ist,  an  der  die  körperlichen  Elemente  sich  anheften,  lieber  die  da- 
bei beteiligten  Blutplättchen  ist  wieder  viel  gearbeitet  worden, 
ohne  daß  deshalb  ihre  Genese  befriedigend  aufgeklärt  worden  wäre. 
Puchberger  konnte  an  ihnen  mit  Brillantkresylblau  zwei  Sub- 
stanzen nachweisen,  doch  hält  er  die  innere  nicht  für  einen  Kern. 
Da  die  roten  Blutkörperchen  sich  nicht  flürbten,  ist  ihm  die  Ab- 
stammung der  Plättchen  von  ihnen  unwahrscheinlich.  P.  Schneider 
andererseits  trat  wieder  f&r  diese  Ableitung  ein. 
LipÄmie.  Ueber  die  Lipämie  bei  Diabetes  machte  B.  Fischer  inter- 

essante Mitteilungen.  Er  beobachtete  einen  außerordentlich  hoch- 
gradigen Fall  und  führte  das  Verhandensein  des  Fettes  im  Blute 
für  alle  Fälle  auf  eine  Schädigung  der  lipolytischen  Kraft  des  Blutes 
zurück.  Diese  Schädigung  kann  beruhen  auf  einer  Säureüberladung 
des  Blutes,  vielleicht  auf  einem  Schwunde  des  fettlösenden  Fer- 
mentes, auf  einer  mangelhaften  Tätigkeit  der  Körperzellen  etc.  Bei 
der  Mästungslipämie  wird  das  Blut  mit  zugefuhrtem  Fett  in  über- 
reichlicher, unlösbarer  Menge  überschwemmt.  Ueber  Luftembolie 
arbeitete  L.  P.  Wolf.  Das  Wirksame  ist  die  Verstopfung  der 
Lungengefäße,  aus  denen  die  Luft  teilweise  in  die  Alveolen  übertritt. 
Fettige  Unter  den  degenerativen  Prozessen  fand  die  Fettentartung 

Degeneration,  ausgedehnte  Bearbeitung.  Alle  Beobachter  verzichten  neuerdings 
auf  eine  Ableitung  von  den  Eiweißkörpem.  Eine  fettige  Degenera- 
tion im  Sinne  Virchows  gibt  es  also  nicht.  Dagegen  ist  es  frag- 
lich, ob  das  Fett  aus  anderen  fettbildenden  Substanzen  hervorgeht 
oder  ob  es  den  Zellen  vom  Blute  aus  zugeführt  wird.  Für  diese 
Zufuhr  sprachen  sich  J.  Arnold,  B.  Traina,  F.  Fischer  und 
Referent  aus.    Sie  erfolgt  im  gespaltenen  Zustand,  so  daß  also  in 


Allgemeine  Pathologie,  pathologische  Anatomie,  Bakteriologie.        9 

der  Zelle  eine  Synthese  stattfindet.  Diese  konnte  Fischer  nochi 
an  der  überlebenden  Niere  eintreten  sehen,  als  er  Seifenlösnngen 
durch  sie  hindurchleitete.  J.  Arnold  sah  ähnliches  unter  anderem 
bei  Einfuhrung  von  Seifen  in  den  Konjunktivalsack.  Die  Zellen  der 
Kornea  bauten  das  Fett  aus  den  Komponenten  auf.  Dabei  ergab 
sich  hier  und  in  anderen  Fällen  eine  ausgesprochene  Anlagerung 
des  Fettes  an  die  Zellgranula.  Referent  betrachtet  die  Fettdegenera- 
tion als  die  Folge  der  mangelhaften  Verarbeitung  des  zugefulyi;en 
Fettes  durch  die  geschädigten  Zellen.  Dagegen  scheinen  die  Resul- 
tate Rosen felds  zu  sprechen,  der  in  fettig  degenerierenden  Hunde- 
nieren nicht  mehr  Fett  fand,  als  in  normalen.  Aber  dieses  Resultat, 
aus  der  Analyse  des  ganzen  Organes  gewonnen,  beweist  nichts  für 
den  Umsatz  des  Fettes  in  den  einzelnen  Teilen.  Zudem  fand 
Th.  Rumpf  in  degenerierten  menschlichen  Organen  fast  immer 
mehr  und  manchmal  erheblich  mehr  Fett  als  in  normalen.  Daß  im 
übrigen  ein  Teil  des  Fettes  auch  durch  Umsatz  anderer  Substanzen 
(Lezithin  etc.)  entstehen  kann,  wie  G.  Rosenfeld,  Kraus  und  Müller 
behaupten,  soll  nicht  geleugnet  werden. 

Die  amyloide  Entartung  wurde  vor  allem  durch  die  Beschrei-  Amyloid. 
bung  vieler  amyloider  Tumoren  des  Larynz,  der  Zunge  etc.  ergänzt. 
Unter  ihnen  sei  eine  Beobachtung  von  Q.  Herxheimererwähnt,  der  zu- 
gleich im  Kehlkopf  und  in  der  Lunge  multiple  amyloide  ELnoten  fand,  die 
sich  also  wieder,  wie  es  für  lokales  Amyloid  bekannt  ist,  dort  entwickelt 
hatten,  wo  in  der  Norm  reichliches  elastisches  Gewebe  vorhanden  ist. 

Unter  den  Arbeiten  über  Regeneration  ist  bemerkenswert  Regeneration. 
die  von  M.  Borst  über  Heilung  der  Sehnenwunden  nach  Sehnen- 
plastik. Er  fand,  daß  die  Heilung  durch  Wucherung  des  Sehnen- 
gewebes selbst  und  des  angrenzenden  Bindegewebes  erfolgt.  —  Ueber 
neue  Transplantationsversuche  mit  tagelang  aufbewahrter  Trans- 
Epidermis  berichtete  J.  Wentscherim  Anschluß  an  seine  früheren  ^  ^^  ^°" 
Versuche,  denen  vorgeworfen  worden  war,  daß  die  Lebens&higkeit 
der  verpflanzten  Stücke  nicht  unzweifelhaft  bewiesen  sei.  Er  zeigte 
aber,  daß  die  Zellteilung  in  den  transplantierten  Teilen  sehr  lebhaft 
gesteigert  wird  und  daß  diese  auch  auf  nackter  Muskulatur  ohne 
Zusammenhang  mit  normaler  Epidermis  völlig  anwachsen.  — 
V.  Cornil  und  Coudray  verpflanzten  toten  Knochen  in 
Trepanationsöffiiungen  und  sahen,  daß  eine  feste  Verbindung  mit 
dem  angrenzenden  Knochen  nicht  eintrat,  wie  es  bei  lebend  trans- 
plantierten Stücken  der  Fall  ist.  Der  verpflanzte  Knochen  lag 
schließlich  lediglich  in  Bindegewebe  eingebettet.  Für  die  Meta- 
plasiefrage  ist  eine  Mitteilung  J.  Mönckebergs  von  Literesse. 


10 


Bibbert 


Metaplasie.  Er  stellte  fest,  daß  die  Epithelien  der  serösen  Häute  nicht  im  stände 
sind,  wie  es  behauptet  worden  ist,  Bindegewebe  zu  bilden.  Sie  er- 
zeugen stets  wieder  Epithelien.  In  analoger  Weise  kam  Merkel 
zu  dem  Resultat,  daß  bei  der  Organisation  der  Thromben  die  Endo- 
thelien  niemals  Bindegewebe  bilden,  sondern  daß  dieses  lediglich  von 
der  übrigen  Gefäßwand  seinen  Ursprung  nimmt. 

Entzündung.  Zur  Histologie  der  Entzündung   brachte  A.  Maximow  in 

Erweiterung  seiner  früheren  Untersuchungen  weitere  Beiträge.  In 
Narbengewebe,  an  dessen  Bildung  die  von  ihm  als  Polyblasten  be- 
zeichneten Lymphozyten  Anteil  nehmen,  bleiben  diese  Zellen  dauernd 
als  besondere  Elemente  nachweisbar.  Die  Mastzellen  gehen  bei  Ent- 
zündungen unter,  die  Fettzellen  verlieren  durch  eigene  Tätigkeit  oder 
durch  Mitwirkung  von  Polyblasten  ihren  Fettgehalt.  E.  Neumann 
nahm  eine  viel  diskutierte  Frage  in  Angriff,  indem  er  im  Gegensatz 
zu  den  herrschenden  Ansichten  für  die  Identität  der  Leukozyten 
und  Lymphozyten  eintrat.  Die  ersteren  sollen  von  letzteren  ab- 
stammen und  intra-  oder  extravaskulär  aus  ihnen  hervorgehen. 
K.  Kisskalt  untersuchte  die  Bedeutung  der  Entzündung  ftlr  den 
Untergang  der  Bakterien.  Er  fand,  daß  die  Zellen  der  Bakterien 
durch  Phagozytose  imd  dadurch  schädlich  sind,  daß  sie  die  Organis- 
men, wie  es  Referent  zuerst  beschrieben  hat,  haufenweise,  mantel- 
artig einschließen. 

Geschwülste.  Aus   der   Geschwulstlehre    finden    zunächst    2  Fälle    von 

Lipoma  fibro-myomatosum  des  Uterus,  welche  Seydel  be- 
schrieb, Erwähnung;  das  eine  war  walnuß-,  das  andere  kirschgroß.  Sie 
müssen  aus  versprengten  Keimen  abgeleitet  werden.  Dieselbe  Genese 
Sarkom,  wird  von  Funkenstein  für  ein  Osteoidchondrosarkom  der 
Schilddrüse  geltend  gemacht.  Er  denkt  an  einen  verlagerten  Ab- 
Chiorom.  schnitt  des  Zungenbeines.  Einen  neuen  Fall  von  Chi  crom  beschrieb 
Ph.  Gümbel.  Er  rechnet  den  Tumor  zur  lymphatischen  Leukämie, 
die  sich  im  Anschluß  an  ihn  stets  einstelle.  Nur  die  grüne  Farbe 
gebe  dem  Chlorom  eine  besondere  Stellung.  Die  Neubildung  gehe 
aus  dem  Knochenmark  hervor.  Aehnliche  Anschauungen  äußerten 
Myelom.  Frick  und  Sternberg.  Ueber  Myelome  berichteten  Abrikos- 
soff  und  Saltykow.  Ersterer  betonte,  daß  es  auch  ein  das 
Knochenmark  diffus  infiltrierendes  Myelom  gebe,  letzterer  machte 
auf  die  durch  weite  Geftlße  und  Hämorrhagien  bedingte  rote  Farbe 
mancher  Myelome  aufmerksam.  Die  Zellen  der  Neubildung  ent- 
Giiom.  sprechen  den  Myelozyten  des  Elnochenmarkes.  Ein  Gliom  des 
Bulbus  besprach  Scaffidi.  Er  meinte,  die  oft  beschriebenen  Epithel- 
rosetten   bedeuteten  kein   Neuroepithel,    der   Tumor   sei   vielmehr 


Allgemeine  Pathologie,  pathologifiche  Anatomie,  Bakteriologie.      11 


xnesodermaler  Natur.  Aber  jene  Bosetten  sind  so  charakteristisch, 
daß  ihre  bisherige  Deutung  sicherlich  zutrifiPb,  zumal  sie  auch  mit 
denen  der  Gliome  des  Gehirns  übereinstimmen,  von  denen  Muth- 
mann  und  Sauerbeck  einen  typischen  Fall  beobachteten.  Die 
Geschwulst  saß  im  vierten  Ventrikel  und  war  von  Neuroepithel  be- 
deckt, welches  sich  in  zahlreichen  Einsenkungen  in  den  Tumor  fort- 
setzte. Dieser  ist  daher  unzweifelhaft  embryonaler  Abkunft.  Die 
kongenitalen  Adenomknötchen  der  Nebenniere  machte 
Bertram  zum  Gegenstand  seiner  Besprechung.  Sie  sind  sehr 
häufig  und  entstehen  seiner  Meinung  nach  dann,  wenn  Zellelemente 
des  Sympathikus  durch  die  Nebennierenrinde  in  die  Marksubstanz 
einwachsen.  Dabei  können  auch  Bindenabschnitte  nach  innen  ver- 
lagert werden.  —  Die  malignen  Leberadenome  erörterte  B.  Fischer. 
Er  sprach  sich  dahin  aus,  daß  die  Tumoren,  zumal  diejenigen,  die 
Schlauch-  und  Driisenformen  zeigen,  von  den  Gallengängen  ihren 
Ausgang  nehmen.  Ausgedehnte  Besprechung  fand  wiederum  das 
Karzinom.  Saxer  beschrieb  eine  seltene  Form  der  Metastasierung. 
Es  handelte  sich  um  eine  diffuse,  unter  dem  Bilde  der  Meningitis  auf- 
tretende, krebsige  Infiltration  der  weichen  Hirnhäute.  M.  B.  Schmidt 
machte  die  wichtige  Beobachtung,  daß  bei  Karzinomen  der  Bauch- 
höhle die  meist  auf  dem  Wege  des  Ductus  thoracicus  in  die  Lunge 
gelangten  Zellen  hier  größtenteils  in  Thromben  oder  endarteriitischen 
Wucherungen  zu  Grunde  gehen.  Jensen  berichtete  über  Fälle  von 
gelungener  Transplantation  auf  andere  Individuen.  Er  konnte  durch 
19  Generationen  das  Karzinom  einer  weißen  Maus  auf  immer  neue 
Tiere  übertragen.  Er  faßte  den  Vorgang  als  eine  Transplantation 
auf,  die  aber  nur  bei  Mäusen  gelang,  nicht  bei  anderen  Tieren«  — 
Für  die  Genese  des  Karzinoms  ist  es  von  Interesse,  daß  Franke 
ein  Zylinderzellenkarzinom  des  unteren  Oesophagus  von  versprengten 
Teilen  der  Magenschleimhaut  ableitet,  die  bekanntlich  dort  nicht 
selten  vorkommen.  In  anderer  Weise  machte  Wolf  auf  die  Ent- 
stehung des  Oesophaguskrebses  aufmerksam.  Er  meint,  daß  bei 
Verkrümmungen  der  Wirbelsäule  die  über  den  Knochenvorsprüngen 
gespannte  und  prominierende  Schleimhaut  besonders  intensiv  von 
dem  Beize  des  Oesophagusinhaltes  getroffen  und  so  zur  Karzinom- 
bildung veranlaßt  würde.  Beachtung  verdient  ferner  auch  die  wieder 
diskutierte  Frage  nach  dem  Zusammenvorkommen  von  Krebs  und 
Tuberkulose  und  die  Abhängigkeit  des  erst^ren  von  letzterer. 
Ebbinghaus  sah  einen  derartigen  FaU  von  Mammakrebs  und 
Azillardrüsentuberkulose.  Er  meint,  daß  eine  vorhandene  Tuberkulose 
durch  den  Krebs  gefördert  werden,  daß  aber  auch  die  Anlage  eines 


Adenom. 


Karzinom. 


12  Ribbert. 

Karzinom.     Karzinoms  durch  die  Tuberkulose  ausgelöst  werden  könne.  Wallart 
beschrieb  2  Fälle  von  Kombination  der  beiden  Prozesse  im  Uteras. 
Besonders  eifrig  war  die  Bede  von  der  parasitären  Aetiologie 
des  Karzinomes.    Behla  glaubte  die  gesuchten  Schmarotzer  in 
einem  zu  den  algenähnlichen  Pilzen  gehörenden  Lebewesen  gefunden 
zu  haben,  welches  in  der  Epidermis  von  an  feuchten  Orten  stehenden 
Pflanzen  gedeiht.    Aber  er  blieb  den  Beweis  schuldig.    L.  Feinberg 
hat  seine  früheren  Untersuchungen  eingehend  zusammengestellt  und 
ist  der  Meinung,   daß  die  von  ihm  in  den  Karzinomen   eigenartig 
gefturbten  Einschlüsse  wegen  ihres  morphologischen  Verhaltens  mit 
Protozoen  zu  identifizieren  und  die  Erreger  des  Krebses  seien.    Aber 
er  hat  nirgendwo  Zustimmung  gefunden.    Gegen  die  Deutung  der 
Einschlüsse   als  Parasiten   haben  sich  zunächst  H.  Apolant  und 
O.  Embden  gewandt.     Sie  erklärten  die  Dinge  als  die  Folgen  von 
Vakuolenbildungen   im  Zellprotoplasma,    wobei  Beste   der    festen 
Teile  von  Protoplasma  und  Kern   die  homogenen  Körperchen  im 
.    Lumen  darstellen.    Sie  hatten  also  analoge  Ergebnisse  wie  so  viele 
andere  Beobachter   vor    ihnen.     Auch   F.  Honda    kam    zu    dem 
gleichen  Resultat.    Und  Spirlas  gelang  es,  den  Einschlüssen  durch- 
aus ähnliche  Dinge  dadurch  zu  erzeugen,  daß  er  verschiedenartige 
Stoffe  in  die  Bauchhöhle  einspritzte  und  nun  beobachtete,  daß  in 
größere  Zellen   eingeschlossene  Leukozyten   sich   so   umwandelten, 
bezw.  so   intrazellular  verdaut  wurden,   daß   von   ihnen   nur  eine 
Vakuole    mit    einem    kömigen    Einschluß    zurückblieb.      Für    die 
Blastomyzetennatur    dieser  Einschlüsse    ist  Sanfelice  aufs 
neue   eingetreten.     Er  glaubt   durch   Lifektion    mit  verschiedenen 
Arten  pathogener  Sproßpilze  bei  Tieren  Tumoren  erzielt  zu  haben. 
Aber  Jensen  prüfte  auf  experimentellem  Wege  diese  Untersuchungen 
nach  und  konnte  niemals  Tumoren,  sondern  immer  nur  Entzündungs- 
produkte erzeugen.    Auf  Grund  allgemeiner  Ueberlegnngen  hat  sich 
auch  neuerdings  wieder  H.  O.  PI  immer  für  die  parasitäre  Theorie 
ausgesprochen,  während  andererseits  auch  unter  seinen  Landsleuten 
eine  Stimme  gegen  diese  Auffassung  sich  erhob.    H.  Morris  betonte, 
daß  die  Genese  des  Karzinoms  sich  am  besten  auf  Grund  der  Theorie 
Cohnheims  deuten  ließe.   Unter  den  allgemeinen  für  die  parasitäre 
Entstehung  angeführten  Gesichtspunkten  wird  immer  wieder  die  an- 
geblich beständige  Zunahme  der  Krebserkrankungen  in  den 
Vordergrund  gestellt.    Aber  die  zahlreichen  Angaben  stützen  sich 
auf  eine  unzuverlässige  Statistik.    O.Bollinger  hat  wie  E  i  e  c  h  e  1- 
mann  (s.  voriges  Jahrbuch)  die  Zunahme  als  eine  scheinbare  be- 
zeichnet imd  aus  der  Verlängerung  der  mittleren  Lebensdauer,  der 


Allgemeine  Pathologie,  pathologische  Anatomie,  Bakteriologie.     13 


Misch- 


Verbesserung  der  Diagnose  und  der  Zunahme  der  Sektionen  erklärt. 
Auch  Templeman  kam  zu  ähnlichen  Schlüssen,  meint  aber  doch, 
daß  die  Krebserkrankungen  etwas  zugenommen  hätten. 

Ein  gewichtiger  Einwand  gegen  die  parasitäre  Theorie  ist  aus 
dem  Vorkommen  kongenitaler,  unzweifelhaft  auf  embryonale 
Entwicklungsstörungen  zurückzuführender  maligner  Tumoren  ««schwülBte . 
abzuleiten.  Dahin  gehören  vor  allem  die  Gliome,  die  Mischtumoren 
der  Niere,  des  Uterus  etc.  und  ein  Teil  derEmbryome.  In  diesen 
und  zwar  denen  des  Hodens  ist  neuerdings  vor  allem  ein  Bestand- 
teil aufgefallen,  der  sich  in  seiner  Struktur  mit  der  des  Chorion- 
epithelioms  deckt  und  deshalb  aus  rudimentären  Eihäuten  oder 
auch  nur  aus  dem  fötalen  Ektoderm  abgeleitet  wird.  Schlagen- 
haufer  zuerst,  dann  Schmorl,  Steinert  und  J.  Steinhaus 
teilten  derartige  Beobachtungen  mit.  Das  theoretische  Interesse  an 
diesen  Dingen  wird  aber  noch  gesteigert  durch  den  Umstand,  daß 
in  Metastasen  dieses  Chorionepitheliomgewebe  ebenfalls  und  manch- 
mal vorwiegend  auftreten  kann.  Steinert  erhob  diesen  Befund 
und  sah  zugleich,  daß  die  Lebermetastasen  eines  Hodenembryoms 
alle  Bestandteile  enthielten,  die  auch  im  primären  Tumor  vorhanden 
waren.  In  Ovarium-  und  Hodenembryomen  fand  femer  Referent  aus- 
gedehnte embryonale,  gliomähnliche  Nervensubstanz.  Die  Embryome 
sind  femer  dadurch  bemerkenswert,  dass  sie  eine  einseitige,  nur 
wenige  Gewebe  umfassende  Entwicklung  zeigen  können.  Bob.  Meyer 
machte  darauf  aufmerksam,  daß  sich  zuweilen  nur  Schilddrüsen- 
gewebe ausbildet,  so  daß  man  dann  an  andersartige,  kolloide,  adenom- 
ähnliche  Tumoren  gedacht  hat.  Referent  hat,  wie  M.  Wilms,  be- 
tont, daß  aus  dieser  einseitigen  Entwicklung  eines  Embryoms  manche 
malignen  Tumoren  der  Geschlechtsdrüsen  abgeleitet  werden  können. 
Eine  Mischgeschwulst,  die  retroperitoneal  lag,  beschrieb  H.  Buge. 
Sie  bestand  aus  ektodermalen  und  entodermalen  Abschnitten.  Ver- 
fasser ist  über  die  Genese  nicht  im  klaren,  meint  aber  die  Geschwulst 
könne  auch  bei  Schluß  der  Bauchhöhle  durch  Abspaltung  nicht  ent- 
standen sein. 

Th.  Kostelezky  beschrieb  ein  Ovarialkystom,  welches, 
wie  schon  mehrfach  beobachtet  wurde,  Metastasen  auf  das  Peritoneum 
gemacht  hatte,  die  aus  multiplen,  glattwandigen  Zysten  bestanden. 
Referent  hat  die  Ansicht  ausgesprochen,  daß  diese  Kystome  eben- 
falls einseitig,  nach  der  entodermalen  Seite  entwickelte  Embryome 
seien. 

üeber  das  Chorionepitheliom  liegen  zahlreiche  Unter- 
suchungen vor.     Erwähnt  sei  eine  Monographie  von  Risel,   der 


Ovarial- 
kystom. 


14 


Ribbert. 


Ghorion- 
epitheliom. 


Oesophagus- 
hypertrophie. 


Divertikel. 


Atresle  des 
Darms. 


Leberabszeß. 


mehrere  Fälle  beschrieb  und  in  der  Hauptsache  die  Ansichten  Mar- 
chan ds  vertrat.  Bemerkenswert  sind  die  Beobachtungen  über  das 
Vorkommen  der  Neubildung  in  der  Vagina  durch  gleichzeitige  Er- 
krankung des  Uterus.  Es  muß  sich  um  retrograden  Transport  von 
Plazentarbestandteilen  handeln.  Hübl  hat  einen  charakteristischen 
Fall  veröffentlicht.  0.  Busse  hat  femer  eine  Beobachtung  von 
metastatischem  GhorionepitheUom  des  Herzens  ohne  Tumor  im  Uterus 
mitgeteilt.  Die  Neubildung  muß  durch  Verschleppung  von  Chorion- 
epithelien  erklärt  werden,  die  von  einer  einige  Wochen  vorher  statt- 
gefundenen Geburt  herrührten.  Vaßmer  untersuchte  ein  Chorion- 
epitheHom  einer  Tubargravidität  mit  Metastase  in  die  Vagina.  Die 
Theorie  des  Chorionepithelioms  hat  durch  das  erwähnte  Vorkommen 
des  Tumors  in  Embryonen  eine  wesentliche  Klärung  erfahren.  Die 
Oeschwulstzellen  müssen  danach  im  Sinne  Marchands  als  Derivate 
des  fötalen  Chorions  angesehen,  können  also  nicht  mehr  von  der 
Mutter  abgeleitet  werden. 

Aus  dem  Gebiete  der  speziellen  pathologischen  Anatomie 
beschäftigt  uns  zuerst  der  Verdauungstraktus.  Vom  Oesopha- 
gus beschrieb  Elliesen  eine  genetisch  vöUig  unerklärte,  idiopathische 
Hypertrophie  des  Oesophagus  bei  einem  Manne.  Es  war  ausschließ- 
lich die  Muskulatur  verdickt  und  zwar  bis  zu  0,7  cm.  G.  ßiebold 
besprach  die  Oesophagusdivertikel.  Er  wandte  sich  gegen  die 
im  letzten  Jahrbuch  erwähnten  Anschauungen  des  Eeferenten  und 
fährte  die  Divertikel ,  ohne  die  Entstehung  auf  kongenitaler  Grund- 
lage ganz  leugnen  zu  woUen,  wieder  vorwiegend  auf  die  Traktion 
schrumpfender  Drüsen  zurück.  Auch  B.  Fischer  stellte  diese  Genese 
in  den  Vordergrund,  wies  aber  darauf  hin,  daß  auch  von  innen  her 
durch  Verletzungen  Gelegenheit  zu  entzündlicher  Verlötung  mit  der 
Umgebung  und  daim  zu  Vemarbung  gegeben  sein  kann.  Die  Schlund- 
sonde könne  vielleicht  so  wirken.  Im  Darmkanal  interessieren  uns 
besonders  Arbeiten  über  kongenitale  Atresien  und  Ve  rengerungen. 
P.  Kuliga  und  A.  Spirlas  untersuchten  solche  Fälle,  in  denen  eine 
bestimmte  Aetiologie  nicht  aufzufinden  war,  in  denen  insbesondere 
eine  von  Braun  und  Chiari  betonte  Invagination  mit  Ausstoßung 
des  invaginierten  Stückes  und  Heilung  nicht  angenommen  werden 
konnte.  Spirlas  meint,  daß  vielleicht  eine  Keimanomalie  zu  Grunde 
liegen  könne. 

Die  Bakteriologie  der  Leberabszesse  studierte  C.  David- 
sohn. Er  fand  bei  solchen,  die  vom  Ductus  choledochus  aus  ent- 
stehen, stets  das  Baoterium  coli,  bei  hämatogenen  Abszessen  dagegen 
verschiedenartige  Mikroorganismen.   Die  Genese  des  Ikterus  prüften 


Allgemeine  Pathologie,  pathologische  Anatomie,  Bakteriologie.      15 


H.  Eppinger  und  N.  Jagic.  Ersterer  sah  bei  Zirrhose  Kompression 
der  Gallengänge,  bei  Phosphorvergiftung  und  Herzfehlem  Verlegung 
der  Gänge  durch  dicke  Galle.  Folge  davon  ist  Erweiterung  der 
Kanälchen,  Berstung,  Austritt  und  Hesorption  der  Galle.  Aehnliche 
Veränderungen  der  Gallenkapillaren  sah  Jagic  bei  Unterbindung 
des  Ductus  choledochus,  an  die  sich  zirrhoseähnliche  Bindegewebs- 
wucherung  anschloß.  lieber  akute  gelbe  Leberatrophie  im 
Vergleich  zur  Phosphorvergiftung  berichtete  Pal  tau  f.  Er  sah  wie 
Anschütz  bei  ersterer  Nekrose,  bei  letzterer  nur  fettigen  Zerfall 
der  Leberzellen.  Die  späteren  Stadien  der  akuten  Atrophie  fanden 
mehrfache  Bearbeitung.  Während  nach  M  archand  die  Eegeneration 
des  untergegangenen  Gewebes  hauptsächlich  durch  die  G^llengangs- 
Wucherung  erfolgt,  diese  also  den  größten  Anteil  an  der  Bildung  der 
sog.  knotigen  Hyperplasie  hat,  sah  J.  Steinhaus,  daß  die  Neu- 
bildung von  Gallengängen  ganz  fehlt,  daß  also  der  Wiederersatz  nur 
von  wuchernden  Leberzellen  geliefert  werde.  Adler  andererseits 
beobachtete  die  Bildung  massenhafter  Gallengänge,  aber  ohne  daß 
eine  Regeneration  von  Lebergewebe  zu  stände  kam.  Beide  Beobach- 
tungen sprechen  gegen  die  Bedeutung  der  Gallengänge,  denen  wie- 
derum Yamasaki  einen  Anteil  an  dem  Prozeß  zugesteht,  da  er 
Uebergänge  der  Gallengangsepithelien  in  LeberzeUen  zu  sehen  glaubte. 

Ln  Pankreas  nehmen  die  Langerhansschen  Inseln  das 
größte  Literesse  in  Anspruch.  G.  Herxheimer  sah  nur  in  einem 
Teil  der  FäUe  von  Diabetes  diese  Gebilde  verändert,  so  daß  also 
noch  weitere  Studien  nötig  seien ,  um  ihre  Bedeutung  für  jene  Er- 
krankung sicher  zu  stellen.  Auch  C.  Gutmann  betonte,  daß  es 
Diabetes  bei  ganz  intakten  Liseln  gibt.  Andererseits  sah  Beattle 
bei  Hämochromatose,  die  er  als  Folge  einer  vom  Darm  ausgehenden 
Toxinvergiftung  auffaßte,  neben  Leberzirrhose  auch  eine  zu  Diabetes 
ftüirende  Erkrankung  der  Langerhansschen  Liseln.  Auch  Fr.  Stein- 
haus beschrieb  neben  Leberzirrhose  Pankreasveränderungen,  die  er 
fär  gelegentlich  auftretenden  Diabetes  verantwortlich  macht.  Thorel 
konnte  in  akzessorischem  Pankreas  keine  Liseln  auffinden. 

Im  Herzmuskel  sah  H.  Eppinger  bei  Diphtherie  sehr 
ausgedehnte  Erkrankungen  der  Muskulatur,  die  denen  ähnlich  waren, 
die  Referent  früher  beschrieben  hat:  Unterbrechungen  im  Verlauf  der 
Muskelfasern,  hyaline  Umwandlungen,  Vakuolisierung.  Er  bezeichnet 
den  Vorgang  als  eine  toxische  Mjolyse.  Für  die  Genese  der  Arterio- 
sklerose hat  eine  experimentelle  Untersuchung  Sumikawas 
Interesse.  Er  konnte  durch  Aetzmittel  oder  Bakterien,  die  er  von 
außen  auf  die  Gefäße  wirken  Ueß,  eine  Erkrankimg  der  Wand,  vor* 


Ikterns. 


Akute  gelbe 
Atrophie. 


Pankreas- 
diabetes. 


Herzmuskel 

bei 
Diphtherie. 


Arterio- 
sklerose 


16 


Ribbert. 


Arterio-  wiegend  aber  der  Intima,  erzielen,  die  sich  nach  Art  der  Arterio- 
sklerose, gklerose  verdickte.  Beim  Menschen  spielt  aber  bekanntlich  die 
Syphilis  eine  wichtige  Bolle.  Quiatkowski  sah  auf  dieser  Basis 
eine  erhabene  ELnotenbildung  in  der  Wand  der  Pulmonalis  bei  gleich- 
zeitiger starker  Dilatation  dieses  Gefäßes.  Die  Verkalkungen  der 
Arterienwand  besprach  J.  Mönckeberg.  Es  gibt  reine  Media- 
verkalkongen,  die  als  ein  besonderer  Prozeß  von  der  Arteriosklerose 
zu  trennen  sind.  Verkalkung  peripherer  Gefäße  läßt  also  nicht  auf 
Arteriosklerose  schließen.  Beides  kommt  aber  gleichzeitig  vor.  Ueber 
Periarteriitis.  Periarteriitis  arbeiteten  D.  Veszprömi  und  E.  Ferrari.  Er- 
sterer  beobachtete  den  Prozeß  bei  einem  14jährigen  Knaben  ohne 
Syphilis.  Den  Beginn  macht  die  Adventitia  mit  zelliger  Infiltration 
und  Wucherung.  Dann  kommen  Media  und  Intima  an  die  Reihe. 
E.  Ferrari  sah  zuerst  Degeneration  der  Media,  dann  erst  knötchen- 
fbrmige  Wucherung  der  Adventitia,  von  der  aus  das  Bindegewebe 
in  die  Media  eindringt.  Er  meint,  der  Prozeß,  den  er  Periarteriitis 
acuta  nodosa  nennt,  hänge  vielleicht  von  nervösen  Zentren  ab.  Ueber 
die  Funktion  der  Milz  verbreitete  sich  H.  Helly.  Er  betonte 
in  TTebereinstimmung  mit  den  herrschenden  Anschauungen,  daß  sie 
das  Blut  von  fremden  Bestandteilen  reinigt. 

Von  Erkrankungen  der  Lunge  interessiert  uns  hauptsächlich 
die  Tuberkulose.  Die  Genese  der  hämatogenen  Tuberkulose  prüfte 
Sawada  (Eomberg).  Er  fand,  daß  die  Bazillen  sich  in  den  Lymph- 
knötchen  der  Lunge  festsetzen,  wie  Referent  es  beschrieben  hat  und 
erblickte  den  Ghiind  dafür  in  den  Gefllßeinrichtungen  der  Elnötchen, 
die  mit  besonders  engen  Kapillaren  versehen  sind.  G.  Herxheimer 
studierte  die  Tuberkulose  nach  Einspritzung  der  Bazillen  von  der 
Trachea  aus.  Die  L:ifektion  erfolgt  dabei  stets  in  die  Alveolen, 
während  ein  Eindringen  der  Bazillen  von  den  Bronchen  aus  nicht 
stattfindet. 

Ueber  die  Nebenniere  liegen  mehrere  Untersuchungen  vor. 
K.  Sick  fand  in  ihr  eine  Flimmerepithelzyste,  die  er  von  einer 
Darmabschnürung  herleitet.  G.  Marchetti  sah  zystische  Entartung 
der  einen  und  kompensatorische  Hypertrophie  des  anderen  Organes. 
M.  Simmonds  sah  2mal  eine  bindegewebige  Schrumpfung  mit 
Morbus  Addisonii.  Die  Aetiologie  der  SchrumpAmg  blieb  unklar. 
Syphilis  war  zweifelhaft;.  Ueber  kongenitale  Lues  berichteten 
N.  Guleke  und  Kokubo.  Ersterer  sah  unter  7  Fällen  dmal  nekro- 
tische Herde  ohne  Verkäsung.  Kokubo  fand  diffus  interstitielle 
Wucherung  und  dann  ebenfalls  multiple  Nekrosen  mit  sekundärer 
Leukoz3rteneinwanderung. 


Milz- 
fnnktion. 


Lunge : 
Tnberkulose. 


Nebenniere : 


SyphiUs. 


Allgemeine  Paüiologie,  paüiologische  Anatomi6i  Bakteriologie.      17 

Das  Knochensystem  betrifft  eine  Arbeit  von  E.  Fraenkel.  Knochenmark 
Er  fand  bei  Typhus  stets  herdförmige  Erkrankungen,  die  durch  ^yphuB 
Nekrose  mit  Fibrinabscheidung  charakterisiert  waren.  Er  hält  sie 
fiir  diagnostisch  verwertbar.  Auch  Bazillen  konnte  er  im  Mark 
au£Snden.  Bei  pyogenen  Infektionen  traf  er  die  Kokken  im 
Knochenmark  unter  Veränderungen  an,  die  er  als  Abwehrvorgänge 
auffassen  zu  sollen  glaubt. 

Literatur« 

Abbott,  Zentralbl.  f.  Bakt.  Bd.  XXXV.  —  Abrikossoff,  Virch. 
Arch.  Bd.  CLXXIII.  —  Adler,  Zeitachr.  f.  Hyg.'Bd.'XXIV  —  Apolant  u. 
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—  H.  D  ü  r  c  k ,  Atlas  und  Grundriß  der  allgemeinen  pathologischen  Histo- 
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—  Ebbinghaus,  Virch.  Arch.  Bd.  GLXXI.  —  Ehrlich,  Münch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  26,  29,  83,  42,  52.  —  P.  Ehrlich,  B.  Krause,  M.  Messe, 
H.  Rosin  und  G.  Weigert,  Enzyklopädie  der  mikroskopischen  Technik 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Färbelehre.  III.  (Schluß-)Abt.  Berlin- 
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und  die  Ursache  der  Krebsgeschwülste.  Unter  Berücksichtigung  des  Baues 

Jahrbnch  der  praktischon  Medizin.    1904.  2 


18  Ribbert. 

der  einzelligen  tierischen  Organismen.  Berlin.  —  B.  Fischer,  Virch.  Arch. 
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des  Nervensystems.  I.  Abt.  Berlin.  —  R.  H.  Pocken,  üeber  chronisch 
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teriologie und  Hygiene.  Antrittsrede.  Straß  bürg.  —  £.  Fraenkel,  Grenz- 
gebiete Bd.  XL  —  Franke,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXIV.  —  Friedmann, 
Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  26  u.  50,  Zentralbl.  f.  Baki  Bd.  XXXIV.  — 
—  Funkenstein,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXI.  —  Fütterer,  Virch.  Arch. 
Bd.  CLXXL  —  Ghon  u.  Sachs,  ZentralbL  f.  Bakt.  Bd.  XXXIV.  —  Groß, 
DeaUches Arch. f.klin. Med. Bd. LXXVU.  — Gruber  s.£hrlich.-Guleke, 
Virch. Arch. Bd. CLXXHI.  -  Güm b e  1 , ibid. Bd. CLXXI.  —  Gutmann, ibid. 
Bd.  CLXXn.  -  Gutschy,  Zieglers  Beitr.  Bd.  XXXIV.  —  v.  H  an  Be- 
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Zieglers  Beitr.  Bd.  XXXIV.  —  Herzog,  ibid.  Bd.  XXXIV.  —  Herx- 
heimer,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXFV,  Orths  Festschr.,  Zieglers  Beitr. 
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Wien.  —  Jamasaki,  Zeitschr.  f.  Heilk.  Bd.  XXIV.  —  Jensen,  Zentralbl 
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L.  Kamen,  Anleitung  zur  Durchführung  bakteriologÜBcher  Untersuchungen 
für  klinisch-diagnostische  und  hygienische  Zwecke.  Wien.  —  Kaschi- 
wanura,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXL  —  Kißkalt,  Zeitschr.  f.  Hyg. 
Bd.  LXV.  -  Klimenko,  Zieglers  Beitr.  Bd.  XXXIIL  —  Kokubo, 
ZentralbL  f.  Path.  Bd.  XIV.  —  W.  Kolle  u.  A.  Wassermann,  Hand- 
buch der  pathogenen  Mikroorganismen.  Jena.  —  Kossei,  Deutsche  med. 
Wochenschr.  Nr.  31.  —  Kostelezky,  Arb.  a.  d.  pathoL  Institut  Tübingen 
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f.  Bakt.  Bd.  XXXIV.  —  Kuliga,  Zieglers  Beitr.  Bd.  XXXIH.  —  Mac- 
fadyen, Lancet.  Sept.  —  Macfadyen  u.  Rowland,  Zentralbl  f. 
Bakt.  Bd.  XXXIV.  —  Marchetti,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXIL  —  A.  Ma- 
xime w,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  entzündliche  Neubildung 
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P.  Meißner,  Grundriß  der  pathologischen  Anatomie.  Berlin.  —  Merkel, 
Habil.-Schr.  Erlangen.  —  Mortons,  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  XLIL  —  Meyer, 
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adenoiden  Gewebes  zu  bösartigen  Geschwülsten.  (Volkmannsche  Sammlung 
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Sauerbeck,  Zieglers  Beitr.  Bd.  XXXIV.  —  Nebelthau,  Münch.  med. 
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Allgemeine  Pathologie,  pathologische  Anatomie,  Bakteriologie.       19 

krankhaften  Zustande  und  die  Entstehung  des  Geschlechts  beim  Menschen. 
Stuttgart.  —  Orth,  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  29.  —  Piassetzka, 
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Quiatkowski,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXI.  —  Rabinowitsch,  Zentralbl. 
f.  Bakt.  Bd.  XXXIV.  —  Rabinowitsch  u.  Eempner,  Zentralbl.  f. 
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regionäre  Anämie  resp.  Hypothermie  der  Haut  als  Ausdruck  funktioneller 
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Bakt.  Bd.  XXXIII.  —  Seydel,  ZeiUchr.  f.  Geb.  u.  Gynäk.  Bd.  L.  — 
Sick,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXIV.  —  Simmonds,  ibid.  Bd.  CLXXIL  — 
Spirlas,  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  19,  Orths  Festschr.  —  Steinert, 
Virch.  Arch.  Bd.  CLXXIV.  —  Stäuble,  Zentralbl.  f.  Bakt.  Bd.  XXXIH.  — 
J.  Steinhaus,  Prager  med.  Wochenschr.  Nr.  30.  —  Fr.  Steinhaus, 
Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXIV.  —  Sumikawa,  Zieglers  Beitr. 
Bd.  XXXIV.  —  Tavel,  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  50.  —  Temple- 
man,  Brit.  med.  joum.,  Febr.  —  Thorel,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXIII.  — 
Trentlein,  Zentralbl  f.  pathol.  Anai  Bd.  XIV.  —  Troje,  Deutsche  med. 
Wochenschr.  Nr.  11.  —  Türk,  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  22.  — 
Vaßmer,  Orths  Festschr.  —  Veszpr^mi,  Zieglers  Beitr.  Bd.  XXXIV, 
Zentralbl.  f.  Bakt.  Bd.  XXXIU.  —  Wallart,  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gynäk. 
Bd.  L.  —  Wandel,  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXVIII.  —  Wele- 
minsky,  BerL  klin.  Wochenschr.  Nr.  87.  —  Wentscher,  Deutsche  Zeit- 
schrift f.  Chir.  Bd.  XXXIV.  —  Woit,  Zentralbl.  f.  pathol.  Anat.  Bd.  XIV.  — 
Wolf,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXIV.  —  E.  Ziegler,  Beiträge  zur  pathologi- 
schen Anatomie  und  zur  allgemeinen  Pathologie  Bd.  XXXIII,  H.  8.   Jena» 


n. 
Allgemeine  Therapie. 

I.  Pharmakotherapie. 

Von  Professor  Dr.  R,  Heini  in  Erlangen. 

In  dem  Berichtsjahr  1903  ist  die  Neuauflage  (III.  Aufl.)  des  ,Hand- 
huches  der  Therapie  innerer  Krankheiten,  herausgegeben  Yon 
Fenzoldt  und  Stintzing*,  die  im  Jahre  1901  begonnen  wurde,  zu  Ende 
gebracht  worden.  Das  «Handbuch*  enthält  —  neben  der  eingehenden 
Schilderung  der  anderen  Behandlungsmethoden  —  naturgem&ß  die  Dar- 
stellung der  gesamten  Pharmakotherapie  der  inneren  Krankheiten»  und 
zwar  überall  auf  kritischer  Grundlage.  Das  Penzoldt-Stintzingsohe 
Handbuch  ist  l&ngst  als  ein  Standardwerk  der  ärztlichen  Literatur  an- 
erkannt Die  neue  Auflage  besitzt  den  Umfang  der  zweiten  (7  B&nde); 
sie  ist,  entsprechend  den  Fortschritten  der  Wissenschaft,  umgearbeitet  und 
ergänzt.  In  allemeuester  Zeit  ist  auch  das  bekannte  .Lehrbuch  der  klini- 
schen Arzneibehandlung'  vonPenzoldt  in  neuer  (sechster, veränderter 
und  vermehrter)  Auflage  erschienen.  Das  Buch,  das  vor  allem  auf  der 
reichen  persönlichen  Erfahrung  des  hervorragenden  Arztes  und  Klinikers, 
des  zielbewußten,  positivistischen,  dabei  durchaus  kritischen  Therapeuten 
aufgebaut  ist,  ist  ein  absolut  zuverlässiger  Berater  des  Arztes  in  allen 
Fragen  der  Arzneimittelbehandlung.  Von  dem  praktischen  Arzte  wird  es 
insbesondere  auch  dankbar  begrüßt  werden,  daß  von  den  neueren  und 
neuesten  Arzneimitteln  diejenigen,  die  sich  bereits  bewährt  haben  oder  die 
aussichtsvoll  erscheinen,  aufgeführt,  bezw.  kritisch  besprochen  sind. 

Wer  gehofft  hatte,  daß  die  Hochflut  neuer  Heilmittel,  mit  der 
der  Arzneimittelmarkt  seit  über  15  Jahren  überschwemmt  wird, 
endlich  naohlassen  werde,  wird  stark  enttäuscht  sein.  Immer  neu 
folgt  sich  eine  unabsehbare  Reihe  neuer  Arzneimittel  für  die  ver- 
schiedensten Indikationen,  zum  Teil  mit  höchst  geschmackvollen 
Namen  wie  „Anusol",  „Skabiol",  „Phorxal"  etc.  Die  „Therapeu- 
tischen Monatshefte^  bringen  fast  ausnahmslos  in  jedem  Hefle  die 
Besprechung  neuer,  oft  gleich  von  drei  bis  vier  neuen  Arzneimitteln. 
Ein  Teil  (und  zwar  ist  es  leider  der  größere  Teil)  bildet  mehr  oder 


Pharmakotherapie.  21 

minder  wertlose  Nachahmungen  bereits  vorhandener,  fär  irgend 
einen  Zweck  bewährter  Heilmittel.  Für  die  Herstellung  solcher 
^Ersatzmittel"  ist  allein  das  geschäftliche  Interesse  maßgebend.  Eine 
Bereicherung  unseres  Arzneischatzes  bilden  solche  Mittel  durchaus 
nicht;  glücklicherweise  verschwinden  weitaus  die  meisten  fast  ebenso 
schnell,  wie  sie  aufgetaucht  sind,  von  der  Bildfläche. 

Die  große  Mehrzahl  der  praktizierenden  Aerzte  ist  längst  gegen 
die  zahllosen  „neuen  Arzneimittel^  und  ,,Ersatzmittel^  mißtrauisch 
geworden  und  hält  sich  von  ihnen  fem.  Es  wäre  aber  durchaus 
falsch,  der  ganzen  Arzneimittelbewegung,  dem  Bestreben,  neue  bezw. 
vervollkonunnete  Arzneimittel  darzustellen,  die  Berechtigung  ab- 
sprechen zu  wollen.  Sind  auch  viele  Hunderte  der  neu  dargestellten 
Mittel  wertlos,  so  sind  doch  ein  oder  einige  Dutzend  der  neuen 
Arzneimittel  eine  überaus  wertvolle  Bereicherung  der  therapeutischen 
Rüstkammer  des  Praktikers  geworden.  Kein  Internist  möchte  heut- 
zutage auf  die  Auswahl  von  Arzneimitteln,  wie  sie  etwa  in  der  Zeit 
vor  der  Darstellung  des  Antipyrins,  Antifebrins  und  Phenazetins  zur 
Verfiigung  stand,  beschränkt  sein;  wenn  er  genau  zusieht,  wird  er 
erstaunt  sein,  einen  wie  großen  Prozentsatz  die  Verordnung  „neuerer" 
Arzneimittel  (namentlich  für  die  bessere  Praxis)  in  seiner  Rezeptur 
einnimmt.  —  Es  kommt  relativ  selten  vor,  daß  ein  neuer  chemischer 
Körper  mit  neuen  pharmakologischen  Wirkungen,  also  ein  wirkliches 
„neues  Arzneimittel"  geschaffen  wird  (z.  B.  ein  neues  Anästhetikum: 
Eukain,  Orthoform).  Sehr  dankenswert  sind  aber  schon  die  Ver- 
suche, einen  chemischen  Ghrundkörper  von  ausgeprägten  Heilwirkun- 
gen, der  aber  irgendwelche  unangenehmen  Eigenschaften  oder  un- 
erwünschte Nebenwirkungen  hat,  in  eine  ftir  den  Patienten  angenehme, 
sicher  wirksame,  leicht  dosierbare  Form  zu  bringen.  So  stellen  z.  B. 
das  innerlich  angenehm  zu  nehmende  Aspirin  wie  das  äußerlich  an- 
zuwendende Mesotan  einen  wesentlichen  Fortschritt  gegenüber  dem 
Salizylsäuren  Natrium  dar.  Aehnlich  ist  oft  die  Jodzufiihrung  im 
Jedipin  derjenigen  durch  das  Jodkalium  vorzuziehen.  Solche  Bei- 
spiele ließen  sich  mit  Leichtigkeit  vermehren.  —  Für  gewisse 
Indikationen  wird  der  Arzt  gern  eine  größere  Auswahl  von  wirk- 
samen Mitteln  zur  Verfügung  haben,  so  namentlich  gegen  Schmerzen 
der  verschiedensten  Art  und  gegen  Schlaflosigkeit.  Daher  stellt  die 
Auffindung  eines  wirksamen,  ungefährlichen  Schlaf-  oder  Schmerz- 
mittels -eine  dankenswerte  Gabe  dar,  wenn  wir  auch  schon  eine 
Anzahl  guter  derartiger  Mittel  besitzen.  —  Es  ist  natürlich,  daß  die 
organische  Chemie  sich  bemüht,  aus  stark  wirksamen,  therapeutisch 
viel   verwandten,   pflanzlichen  Drogen  das  wirksame  Prinzip  dar- 


22  Heinz. 

zustellen.  Die  Erfolge  sind  hier  allerdings  vorläufig  geringe,  z.  B. 
sind  die  aus  der  Digitalis  und  dem  Sekale  dargestellten  Produkte 
noch  durchaus  nicht  der  Ausgangsdroge  gleichwertig.  Bei  den 
pflanzlichen  Abführmitteln  dagegen  ist  es  der  zielbewußten,  mühsamen 
Arbeit  des  organischen  Chemikers  bereits  gelungen,  gut  wirksame 
Beinprodukte  abzuscheiden.  —  Die  stark  wirkenden  offizinellen 
Pflanzen  (insbesondere  z.  B.  die  Digitalis)  variieren  bekanntlich  nach 
Standort,  meteorologischen  Verhältnissen,  Jahreszeit  sehr  in  ihrem 
Gehalte  an  wirksamen  Bestandteilen.  Das  nach  gleichem  Rezepte 
angefertigte  Digitalisinfus  kann  je  nach  der  Herkunft  der  Droge 
sehr  verschieden  stark  wirksam  sein.  Es  sind  daher  alle  Bestrebun- 
gen zu  begrüßen,  die  dahin  gehen,  dem  Arzte  bezw.  Patienten  Drogen 
oder  Arzneiformen  von  konstanter  Zusammensetzung  bezw.  Wirkungs- 
weise zu  liefern.  Digitalispulver  von  konstanter  Wirkung  erhält  man 
z.  B.,  wenn  man  von  bestimmten  Vorräten  von  Blättern  mit  starker 
und  schwacher  Wirkung  bestimmte  Mengen  miteinander  mischt. 
(Die  Wirkungsintensität  wird  in  einfacher  Weise  durch  den  Tier- 
versuch —  bei  Digitalis  am  Froschherzen  —  ermittelt.)  Ganz  aus- 
gezeichnet sind  die  Pflanzendialysate  von  Golaz  in  Sazon  in 
der  Schweiz:  die  sorgfllltig  bereiteten  Extrakte  werden  in  exakter 
Weise  auf  ihre  pharmakodynamische  Wirkung  geprüft  und  auf  ein 
bestimmtes  Titre  eingestellt.  Die  Golaz  sehen  Präparate  sind  ab- 
solut zuverlässig  und,  wie  es  scheint,  auch  gut  haltbar.  —  Die 
modernen  Errungenschaften  der  Organ*  und  Serumtherapie  sind  hier 
nicht  zu  besprechen.  Wohl  aber  gehören  hierher  die  aus  bestimmten 
Organen  rein  dargestellten  Stoffe,  insbesondere  das  „Suprarenin^ 
oder  „Adrenalin",  das  nicht  so  sehr  zwecks  „Organsafttherapie"  als 
vielmehr  als  wirklich  „neues  Arzneimittel",  nämlich  als  ein  Mittel 
von  eminent  gefllßzusammenziehender  Wirkung,  in  Betracht  kommt. 
—  Neben  diesen  neueren  und  neuesten  Mitteln  geht  die  Diskussion 
über  einzelne  alte  und  älteste  Heilmittel  fort;  es  sei  hier  an  die 
erst  vor  kürzester  Zeit  erledigte  Frage  nach  der  Wirkung  der  an- 
organischen und  organischen  Eisenmittel,  sowie  an  die  so  durchaus 
aktuelle  Frage  der  therapeutischen  Wirkung  des  Alkohols  erinnert, 
lieber  den  Alkohol  sagt  einer  unserer  bedeutendsten  Pharma- 
kologen,  Binz:  „Der  Weingeist  gehört  nach  meiner  festen  Ueber- 
zeugung  zu  den  vielseitigsten  Arzneimitteln  und  zu  den  bestwirken- 
den, die  wir  überhaupt  besitzen."  Unter  Binz'  Leitung  sind  eine 
Broihe  wichtiger  Untersuchungen  über  die  Einwirkung  des  Alkohols 
auf  Atmung  und  Blutdruck  an  Tieren  und  Menschen  ausfföfUirt 
worden.    Bezüglich  der  Atmung  ergaben  die  Ven  '''M 


Pharmakotherapie.  23 

die  Versuche  am  Menschen,  ganz  konstant  Steigerang  der  Atmungs- 
große,  auch  wenn  gleichzeitig,  als  Alkoholwirkung  auf  die  Hirnrinde, 
Schläfrigkeit  oder  selbst  Schlaf  eingetreten  war.  Danach  kann  der 
Alkohol  gleichzeitig  sedativ  auf  die  höheren  Zentren  und  erregend 
auf  die  Zentren  der  Medulla  oblongata  wirken.  Die  Alkoholwirkung 
auf  die  Atmung  war  von  langer  Dauer  (über  4  Stunden) ;  in  keinem 
Falle  trat  auf  eine  an&ngliche  Erregung  eine  nachfolgende  Abnahme 
der  Atemtätigkeit  ein  (auf  die  angewandten  Dosen:  75  ccm  alten 
Xereswein ;  —  große  Dosen  lähmen  natürlich  auch  die  Atmung  und 
das  Herz).  Die  Zunahme  der  Atemtätigkeit  durch  Alkoholdarreichung 
war  besonders  eklatant  bei  (durch  Muskelarbeit,  Radfahren  etc.)  Er- 
müdeten. Das  Erregende  im  Wein  ist  sowohl  der  Alkohol  (auch 
reine  Lösungen  von  Alkohol  in  Wasser  mit  etwas  Zucker  wirken 
atmungssteigemd)  als  die  aromatischen  Stoffe;  diese  bewirkten,  für 
sich  geprüft,  bereits  in  kleinen  Dosen  deutliche  Zunahme  der  At- 
mungstätigkeit. —  Die  Aenderungen  des  Blutdruckes  durch  Alkohol 
wurden  am  Menschen  mittels  des  Bas ch sehen  Sphygmomanometers 
gemessen.  Der  Druck  stieg  regelmäßig  parallel  der  Atemgröße  (bei- 
spielsweise von  resp.  130,  14B,  140  auf  resp.  180,  160,  190  mm  Hg). 
Binz  erwähnt  femer  die  Resultate  der  Untersuchungen  Riegels, 
daß  der  Alkohol  die  Safbabscheidung  des  Magens  steigere  und  zwar 
nicht  nur,  wenn  er  per  os,  sondern  auch,  wenn  er  per  anum  bei- 
gebracht wird.  —  Schließlich  bespricht  Binz  die  Bedeutung  des 
Alkohols  als  Nährmittel  bezw.  Eiweißsparer.  Der  eingeführte  Alkohol 
wird  zu  ca.  95°/o  im  Körper  verbrannt;  er  liefert  demgemäß  ganz 
beträchtliche  Mengen  Energie.  Bekanntlich  kann  durch  Zufuhr  von 
Kohlehydraten  und  Fetten  die  Verbrennung  von  Eiweiß  bis  zu  einer 
gewissen  Grenze  eingeschränkt,  Eiweiß  gespart  werden.  Durch  die 
exakten  Untersuchungen  der  letzten  Jahre  (Neumann,  Rosemann, 
Clopatt,  Atwater  und  Benedikt)  ist  sicher  erwiesen,  daß  auch 
der  Alkohol  als  Eiweißsparer  wirkt.  —  Binz  schließt:  „Erregend 
und  ernährend,  so  erwiesen  sich  also  mäßige  Gaben  Weingeist 
in  den  exakten  Versuchen  der  letzten  5  Jahre.  —  Von  der  richtigen 
Wahl  des  Präparates  hängt  im  einzelnen  Falle  alles  ab.  —  Meine 
Ueberzeugung  ist  es,  daß  der  gegenwärtig  sich  breitmachende  Wider- 
spruch mancher  Aerzte  gegen  die  Anwendung  des  Weingeistes  in 
Form  edler  Weine  oder  ihrer  Destillate  am  Ejrankenbette  manchem 
Kranken  das  Leben  kostet,  der  in  Tagen  des  drohenden  Verfalls 
oder  der  vorhandenen  Unterernährung  durch  eine  richtige  Anwendung 
eines  guten  Alkoholikums  gerettet  werden  könnte.  Das  prägt  sich 
auch  aus  in  dem,   was  unsere  Kliniker  fast  ohne  Ausnahme  über 


24 


Heinz. 


Alkohol- 
Umschläge. 


DigitaUs- 
Dialysat. 


Digitalis- 
tabletten. 


den  Wert  des  Weingeistes  als  inneres  Arzneimittel  schreiben.  Ihre 
Erfahrungen  harmonieren  —  ich  darf  wohl  sagen  in  jeder  Beziehung 
—  mit  dem,  was  das  wissenschaftliche  Experiment  gefunden  hat." 

Der  Heilwirkung  von  Alkoholumschlägen,  die  bekanntlich  von 
Buchner  zuerst  lebhaft  befürwortet  wurden,  wird  von  Kolbassenko 
ein  warmes  Loblied  gesungen.  Kolbassenko  benutzt  den  sog. 
Salzwedelschen  Alkoholverband:  weiche  Gaze,  mehrfach  zusammen- 
gelegt,  mit  50 — 70  ccm  90— 96^/oigem  Alkohol  getränkt;  darüber 
gut  abschließende  Schutadecke  aus  Parafßnpapier  oder  Wachstuch  etc. ; 
der  Verband  ist  zu  erneuern,  wenn  der  Alkohol  verdunstet  ist. 
Kolbassenko  wendet  die  Alkoholumschläge  nicht  nur  auf  die 
unverletzte  Haut,  sondern  auch  auf  Wundflächen  an;  die  letzteren 
bedeckt  er  mit  Xeroformstreupulver  oder  Xeroformsalbe,  event.  mit 
Orthoformzusatz.  Die  Alkoholverbände  wirken  vor  allem  günstig 
bei  Eiterungen,  sowohl  bei  Eiterungen  der  Oberfläche  wie  nament- 
lich auch  bei  Eiterungen  in  der  Tiefe,  selbst  bei  tiefgelegenen  Eite- 
rungsprozessen innerer  Organe  (Para-  und  Perimetritis,  Pelveoperi- 
tonitis).  Sehr  gut  waren  die  Erfolge  bei  Karbunkulosis  sowie  bei 
äußeren  Yerletzimgen  mit  Infektion,  Gewebszerstörung,  Fistelbil- 
dung etc.  Kolbassenko  ist  überzeugt,  selbst  von  einer  schweren 
septikämischen  Infektion  des  Unterarmes  durch  die  Alkoholverbände 
am  Leben  erhalten  bezw.  geheilt  worden  zu  sein.  Er  betont  auch 
die  schmerzstillende  Wirkung  des  Alkohol  Verbandes;  dieselbe  lasse 
nach,  sowie  der  Verband  ausgetrocknet  sei  und  stelle  sich  mit  der 
Erneuerung  des  Alkohols  prompt  wieder  ein. 

Von  den  oben  bereits  erwähnten  Digitalis-Standard-Präparaten 
seien  zwei  neue  näher  aufgeführt:  1.  Neben  dem  bereits  länger  be- 
kannten Dialys  a  tum  digitalis  purpureae  Golaz  wird  neuer- 
dings ein  Dialysatum  digitalis  grandiflorae  Golaz  in  den 
Handel  gebracht.  Dasselbe  enthält  größere  Mengen  von  Digitoxin. 
Da  das  Digitoxin  wohl  hauptsächlich  der  Träger  der  Digitaliswirkung 
ist,  ist  das  Dialysatum  digitalis  grandiflorae  ein  stark  wirkendes 
Präparat.  2.  Brunnengräbersche  Digitalistabletten.  Wie 
oben  erwähnt,  schwankt  der  Gehalt  der  Digitalisblätter  an  wirk- 
samen Bestandteilen  stark  nach  Standort  und  Jahreszeit.  Eine 
größere  Anzahl  untersuchter  Digitalisinfuse  zeigten  in  ihrer  Wirkung 
Unterschiede  von  100 — 400 °/o.  Außerdem  nimmt  aber,  wie  genaue 
pharmakodynamische  Untersuchungen  von  Kobert  gezeigt  haben, 
der  Gehalt  der  gleichen  Probe  Digitalisblätter  ganz  bedeutend  ab, 
auch  wenn  sie  noch  so  sorgfflltig  (im  Vakuum  getrocknet,  luftdicht 
abgeschlossen)  aufbewahrt  wird.    Die  Ursache  der  Zersetzung  ist 


Pharmakotherapie.  25 

wahrscheinlich  der  Sauerstoff  der  (in  dem  Auf  bewahrongsgefllße  mit 
eingeschlossenen)  Luft.  K  o  b  e  r  t  und  W  o  1  f  f  komprimieren  nun  das 
Pulver  im  Vakuum  getrockneter  Blätter  mit  indifferenten  Stoffen 
(Milchzucker  oder  ähnl.);  dadurch  erhalten  sie  ein  absolut  haltbares, 
in  der  Wirkungsstärke  sich  nicht  änderndes  Präparat.  Die  Pastillen 
sind  angenehm  zu  nehmen ;  sie  sind  rationeller  als  ,,der  alte  Schlen- 
drian des  Digitalisinfuses"  (Kobert).  Will  aber  jemand  Digitalis- 
infus  verordnen,  so  kann  dasselbe  aus  den  Brunnengräber  sehen 
Pastillen  bereitet  werden.  Eine  Pastille  entspricht  einem  Eßlöffel 
eines  wirksamen  Digitalisinfuses.  Die  Tabletten  werden  von 
Dr.  Brunnengräber  in  B.ostock  in  den  Handel  gebracht;  ein 
Gläschen  mit  10  Tabletten  kostet  in  der  Apotheke  1,20  M. 

Das  Jedipin  (Jod-Sesamöl)  ist  bekanntlich  von  Winter nitz  Jedipin, 
als  ein  mildes,  von  Nebenwirkungen  freies  Jodmittel  in  den  Arznei- 
schatz eingef&hrt  worden.  Das  Jedipin  hat  sich  tatsächlich  durch 
seine  vielen  guten  Eigenschaften  bereits  Bürgerrecht  erworben. 
Jetzt  gibt  Winternitz  eine  zusammenfassende  Uebersicht  über  die 
physiologischen  Grundlagen  der  Jodipintherapie.  Das  Jedipin  wird 
innerlich  hauptsächlich  als  10^/oiges,  subkutan  als  26  ^/oiges  Präparat 
angewandt.  Ein  Unterschied  in  der  Wirkungsweise  des  10°/oigen  oder 
26  ^/oigen  Präparates  existiert  nicht.  Das  Jedipin  wird  durch  den 
Einfluß  des  Mundspeichels  nicht  gespalten.  Ebensowenig  findet  eine 
Spaltung  des  Jodipins  im  Magen  statt.  (Die  Volhardsche  fermen- 
tative  Fettspaltung  im  Magen  ist  nachweislich  auf  das  Jedipin  ohne 
Einfluß.)  Das  Jedipin  gelangt  also  unzersetzt  in  den  Darm.  Hier 
wird  es  unter  dem  Einfluß  des  Pankreassekretes,  der  Galle  und  des 
Darmsaftes  in  Fettsäuren  und  Glyzerin  gespalten.  Das  Jod  bleibt 
aber  hierbei  an  die  Fettsäuren  gebunden;  eine  Abspaltung  von  Jod 
findet  zwar  durch  die  Alkalien  des  Darmsaftes  statt,  aber  nur 
in  minimaler  Menge.  Es  wird  also  bei  Jodipinverabreichung  aus 
dem  Darm  Jodzalz  nur  in  ganz  minimaler  Menge  aufgenommen; 
es  wird  vielmehr  das  Jodfett  als  solches,  ganz  wie  jedes  andere 
Fett,  resorbiert.  Im  Blute  zirkuliert  also  Jodfett;  in  ganz  geringen 
Mengen  wird  durch  die  Alkalien  des  Blutes  Jodkali  abgespalten. 
Das  Jedipin  ist  im  Serum  enthalten,  das  Jodsalz  ist  an  die  roten 
Blutkörperchen  gebunden.  Das  im  Blute  zirkulierende  Jodfett  wird 
von  den  Geweben  des  Körpers  aufgenommen  und  zum  Teil  oxydiert, 
zum  Teil  in  den  bekannten  Fettdepots  (ünterhautfett,  Knochenmark  etc.) 
abgelagert.  Bei  der  Oxydation  des  Jodipins  in  den  Geweben  wird  alles 
Jod  als  Jodkali  abgespalten,  und  dieses  kann  nun  seine  therapeuti- 
schen Wirkungen  entfalten.  Das  nicht  oxydierte  Jodfett  kann  in  sehr 


26  Heinz. 

Jodipin.  beträchtlichen  Mengen  zum  Ansatz  kommen.  Es  bildet  dann  gewisser- 
maßen ein  Joddepot,  aus  dem  beständig  —  auch  nach  Aussetzen  der 
Jodmedikation  —  beträchtliche  Mengen  Jodalkali  in  den  Kreislauf 
übergehen.  So  waren  bei  einem  Hunde,  der  längere  Zeit  hindurch 
größere  Jodipinmengen  erhalten  hatte,  noch  24  Tage  nach  der 
letzten  Jodipindose  387  mg  Jod  innerhalb  48  Stunden  im  Harne 
nachzuweisen.  So  lange  hält  beim  Menschen  bei  injierer  Jodlpin- 
darreichung  die  Jodausscheidung  im  allgemeinen  nicht  an;  aber  auch 
nach  kürzerer  Jodipinmedikation  ist  Jod  immer  noch  8 — 10  Tage 
im  Urin  oder  Speichel  nachzuweisen.  Die  Ausnützung  des  Jodipins 
im  Darme  ist  eine  sehr  vollständige;  es  gehen  höchstens  10°/o  Jodipin 
mit  den  Fäzes  verloren.  —  Bei  der  subkutanen  Injektion  des 
Jodipins  erfolgt  ebenfalls  eine  Ablagerung  von  Jodfett  in  den  Fett- 
depots des  Körpers:  im  Eückenmark,  in  der  Leber,  im  Mesenterial- 
und  Muskelfett  etc.  Die  Ausscheidung  von  Jodalkali  durch  den  Harn 
beginnt  aber  später  als  bei  innerer  Jodipinverabreichung  und  ist 
zunächst  durch  längere  Zeit  eine  minimale  (z.  B.  ist  in  den  ersten 
8  Tagen  Jod  im  Harn  nicht  „direkt^',  sondern  erst  nach  Veraschung 
nachzuweisen).  Andererseits  erstreckt  sich  die  Jodausscheidung  über 
eine  weitaus  längere  Zeit.  Von  einem  Autor  wurde  Jod  im  Harne 
noch  4  Monate,  von  einem  anderen  sogar  402  Tage  nach  der  letzten 
Jodipindose  nachgewiesen.  Dies  kommt  daher,  daß  das  injizierte 
Jodipin  zunächst  nur  äußerst  langsam  resorbiert  wird.  Das  Jodipin 
verteilt  sich  vom  Orte  der  Injektion  aus  auf  weite  Strecken  und 
dringt  in  alle  Gewebslücken  und  Spalten  ein.  Es  bildet  also  ein 
ausgedehntes,  lokales  Jodfettdepot  im  Unterhautzellgewebe,  aus 
welchem  nur  ganz  allmählich  Jodipinmengen  in  das  Blut  übergeführt 
werden,  die  dann  hier  bezw.  in  den  Geweben  gespalten  werden. 
Eine  wenn  auch  geringe  Spaltung  des  Jodipins  findet  auch  am  Orte 
der  Injektion  statt;  das  hier  lokal  sich  abspaltende  Jod  kann  event. 
an  Ort  und  Stelle  therapeutische  Wirkungen  entfalten.  Hieraus  er- 
klärt sich  wohl  die  günstige  Wirkung,  die  lokalen  Jodipininjektionen 
bei  Neuralgien,  Ischias  etc.  zugeschrieben  wird.  Das  26  °/oige  Jodipin 
gibt  leichter  Jod  ab,  als  das  10^/oige;  daher  ist  das  erstere  geeigneter, 
wenn  man  lokale  Heilerfolge  erzielen  will.  —  Das  Jodipin  macht 
nie,  oder  fast  nie  die  Erscheinungen  des  Jodismus,  insbesondere 
tritt  bei  subkutaner  Jodipinverabreichung  Jodismus  niemals  ein.  — 
Lesser  betont  (wie  Winternitz),  daß  bei  subkutaner  Jodipin- 
Injektion  die  Besorption  und  Oxydation  des  Jodfettes  eine  ganz  all- 
mähliche ist,  während  sie  bei  innerer  Jodipindarreichung  rasch  und 
beträchtlich   erfolgt,   wenn  auch  in  der  Zeiteinheit   nie   so   große 


Pharmakoüierapie.  27 

Mengen  Jodsalz  im  Körper  kreisen,  wie  bei  Verabreichung  von  Jod- 
natrium oder  Jodkalium.  Bei  einer  Frau,  die  nach  Einnahme  von 
Jodkalium  stets  Erscheinungen  Von  Jodismus  zeigte,  stellten  sich 
bei  Behandlung  mit  Jodipineinspritzungen  keine  Nebenwirkungen 
ein.  Als  aber  die  Frau  einmal  10  ccm  Jedipin  innerlich  bekam, 
zeigten  sich  bei  ihr  sofort  wieder  die  gewöhnlichen  Nebenwirkungen 
des  Jods.  Dieselben  verschwanden,  wiewohl  mit  taglichen  Jodipin- 
einspritzungen fortgefahren  wurde. 

Ueber  die  endovenöse  Applikation  von  Medikamenten  EndovenOse 
handelt  Mendel  (Essen),  der  diese  Form  der  Anwendungsweise  in  ^^^J^^^^ 
einer  großen  Anzahl  Fällen  in  der  Praxis  erprobt  hat.  Bei  der  Medikamenten, 
intravenösen  Injektion  vermag  das  injizierte  Medikament  in  ganzer 
Menge  und  unverändert  in  Aktion  zu  treten,  während  bei  innerer 
wie  subkutaner  Anwendungsweise  das  Arzneimittel  nur  allmählich 
resorbiert  wird,  außerdem  auch  häufig  an  der  Applikationsstelle  ver- 
ändert und  unwirksam  gemacht  wird.  Die  endovenöse  Applikation 
ist  in  erster  Linie  indiziert  bei  infektiösen,  insbesondere  septikämischen 
Prozessen.  Hier  kommt  es  darauf  an,  den  im  Blute  kreisenden 
Mikroorganismen  wirksam  zu  begegnen,  und  dies  erreicht  man  eben 
am  sichersten  durch  direkte  Einspritzung  ins  Blut.  Das  zu  injizierende 
Mittel  darf  selbstverständlich  das  Blut  und  die  Ge&ßwand  nicht  im 
geringsten  alterieren.  Ist  diese  Bedingung  aber  erfiillt,  so  ist  die 
intravenöse  Injektion  durchaus  ungefährlich.  Natürlich  muß  bei  der 
Injektion  aseptisch  vorgegangen  und  ohne  Luftblase  injiziert  werden. 
Das  Eindringen  kleinster  Mengen  Luft  ist  jedoch  kaum  bedenklich; 
die  Gefahren  der  Luftembolie  von  kleinen  Venen  her  ist  sicher  weit 
überschätzt  worden.  Auch  das  zu&Uige  Eindringen  eines  oder 
einzelner  Keime  in  das  Blut  ist  ungefährlich;  vereinzelte  Keime 
werden  leicht  durch  die  antibakteriellen  Eigenschaften  des  Blutes 
abgetötet;  nur  wenn  von  einem  infektiösen  Herd  immer  und  immer 
wieder  zahllose  Mikroben  mit  ihren  Giftstoffen  in  das  Blut  eindringen, 
erlischt  schließlich  die  keimtötende  Kraft  des  Blutes;  hier  soll  eben 
die  Einführung  eines  wirksamen  Antiseptikums  in  das  Blut  helfen.  — 
Die  Technik  der  Injektion  ist  eine  sehr  einfache;  sie  ist  von  jedem 
praktischen  Arzte  in  der  Sprechstunde  leicht  auszuftüiren.  Man  be- 
nutzt am  besten  eine  Liebergsche  Pravazspritze  (ganz  aus  Glas)  mit 
gut  aufsitzender  PlatiniridiumnadeL  Die  Nadel  wird  in  einem 
Reagensglas  ca.  d  Minuten  ausgekocht,  die  Spritze  mit  dem  ge- 
kochten Wasser  ausgespritzt  und  dann  Spritze  und  Nadel  mit  der 
Arzneiflüssigkeit  gefüllt.  Dann  wird  der  Oberarm  elastisch  umschnürt, 
80  daß  die  Hautvenen  sich  stauen.    Eine  geeignete  Vene  fixiert  man 


28  Heinz. 

Endovenöse  mit  dem  Daumen  der  linken  Hand  unterhalb  der  mit  Aether  gut 
Applikation  gereinigten  Injektionsstelle  und  sticht  dann  die  Nadel  flach  ein. 
Medikamenten.  Steigt  durch  die  Nadel  eine  Blutsäoie  in  die  Spritze  auf,  so  ist  man 
in  der  Vene.  Jedenfalls  soll  man  sich  durch  Anziehen  des  Stempels 
hiervon  überzeugen.  Man  entleert  nun  langsam  und  gleichmäßig  den 
Spritzeninhalt  in  die  Vene,  drückt  nach  Ausziehen  der  Nadel  einen 
Wattebausch  auf  die  Einstichstelle  und  entfernt  die  Ligatur.  Die 
Einstichstelle  verklebt  sofort;  ein  Verband  ist  unnötig.  Mendel 
hat  des  öfteren  50  und  mehr  Injektionen  in  dieselbe  Stelle  derselben 
Vene  gemacht,  ohne  daß  auch  nur  die  geringste  Reaktion  sich  ge- 
zeigt hätte.  Mendel  behauptet  —  wohl  mit  Recht  — ,  daß  eine 
hypodermatische  Injektion  dem  Empfänger  gefährlicher  werden 
könne,  als  eine  intravenöse.  Er  hat  unter  mehr  als  2000  intra- 
venösen Injektionen  nicht  eine  einzige  unangenehme  Nebenwirkung 
beobachtet.  —  Die  endovenöse  Applikation  von  Arzneimitteln  ist,  wie 
bemerkt,  in  erster  Linie  indiziert  bei  Infektionskrankheiten.  Bac- 
celli  hat  bekanntlich  intravenöse  Sublimatinjektionen  gegen  Rinder- 
pest und  Tuberkulose  empfohlen.  Das  Sublimat  ist  aber  wegen  seiner 
eiweißfUlenden  und  sonstigen  stark  giftigen  Eigenschafben  ein  wenig 
geeignetes  Mittel.  1897  führte  Ored6  die  intravenöse  Behandlung 
mit  kolloidalem  Silber  (Kollargol)  ein.  Im  vorigen  Jahrgang  dieses 
Jahrbuches  berichteten  wir,  daß  Müller  (Bütow)  von  der  intra- 
venösen Injektion  von  Hydrargyrum  colloidale  Credo  sehr  gute  Er- 
folge bei  Septikämie  gesehen  habe.  In  Amerika  ist  Formalin 
(1  '  5000)  mit  angeblich  ausgezeichnetem  Erfolge  bei  Pyämie,  Puer- 
peralfieber etc.  intravenös  injiziert  worden.  —  Bekannt  ist  die 
Land  er  er  sehe  Zimtsäurebehandlung  mit  intravenösen  Injektionen. 
—  Von  den  italienischen  Aerzten  wird  neuerdings  bei  schweren 
Formen  von  Malaria  die  endovenöse  Chininbehandlung  mehr  und 
mehr  geübt;  die  intravenöse  Applikation  übt  in  vielen  Fällen  noch 
eine  Heilwirkung  aus,  wo  das  Chinin,  per  os  oder  subkutan  gereicht, 
versagt.  —  1897  hat  Herxheimer,  um  die  unangenehmen  Neben- 
wirkungen der  internen  und  subkutanen  Anwendung  des  Arsens  zu 
vermeiden  und  um  gleichzeitig  die  Wirksamkeit  des  Mittels  zu  er- 
höhen, die  intravenöse  Arsenikeinspritzung  eingeführt.  Mendel 
hat  dann  an  ihrer  Stelle  die  Injektion  von  kakodylsaurem  Natrium 
empfohlen  (vergl.  den  vorjährigen  Bericht).  Neuerdings  verwendet 
Atozyl.  Mendel  das  Atozyl  (Metaarsensäureanilid).  Dasselbe  ist  ein 
weißes,  schwach  salzig  schmeckendes  Pulver,  das  sich  in  warmem 
Wasser  gut  löst.  Es  enthält  87,7  ^/o  Arsensäure.  Gleichwohl  ist  es 
ca.  40mal  weniger  giftig  als  andere  Arsenpräparate,  wahrscheinlich 


Pharmakotherapie.  29 

weil  es  im  Körper  nur  langsam  zersetzt  wird.  Das  Atoxyl  war  zu 
subkutanen  Injektionen  empfohlen.  Nach  Mendel  stellen  sich  aber 
dabei,  trotz  peinlichster  Asepsis,  nicht  selten,  wenn  auch  keine  be- 
trächtlichen, so  doch  immerhin  recht  lästige  Eeizerscheinungen 
(Schwellung,  Schmerzen,  Infiltrate)  ein.  Mendel  hat  nun  das 
Atoxyl  intravenös  injiziert.  Dasselbe  erwies  sich  hierbei  als  absolut 
reizlos,  so  daß  50  und  mehr  Injektionen  an  der  gleichen  Stelle 
gemacht  werden  konnten.  Begonnen  wurde  mit  V*  com  15^/oiger 
Lösung,  dann  rasch  gestiegen  —  bis  höchstens  2  com  15°/oige 
Lösung  =  0,3  g  Atoxyl;  meist  wurde  0,2  g  als  höchste  Dosis  an- 
gewandt. Die  Injektionen  wurden  meist  durch  4  Wochen  hindurch 
alle  2  Tage  wiederholt,  dann  2mal  wöchentlich,  und  schließlich  bis 
zum  Ende  der  Kur  nur  alle  8  Tage.  Von  den  60  mit  intravenösen 
Atoxylinjektionen  behandelten  Patienten  waren  21  anämische  und 
chlorotische  Frauen  und  Mädchen,  zum  Teil  mit  nervösen  Störungen, 
die  schon  längere  Zeit  vergeblich  mit  Eisenpräparaten  etc.  behandelt 
waren.  Schon  nach  wenigen  Injektionen  war  eine  entschieden  günstige 
Wirkung  zu  konstatieren,  Kopfschmerz,  Verstimmung  und  Herz- 
klopfen ließen  nach,  und  nach  4 — 6  Wochen  war  eine  ganz  auf- 
fallende Besserung  zu  beobachten.  Aehnlich  gut  waren  die  Resul- 
tate bei  Nervenkrankheiten,  Neurasthenie,  Hysterie  etc.  Insbesondere 
wurden  2  Fälle  von  Chorea  innerhalb  4  Wochen  völlig  geheilt. 
Glänzend  war  auch  das  Resultat  in  8  Fällen  von  Morbus  Basedowii: 
die  Ernährung  und  Blutbildung  hob  sich,  Exophthalmus,  Struma, 
Herzpalpitationen  nahmen  ab,  und  nach  6 — 8  Wochen  war  an- 
scheinende Heilung  eingetreten.  Sehr  günstige  Wirkung  schreibt 
Mendel  dem  Atoxyl  bei  Tuberkulose  zu,  ohne  eine  spezifische 
Wirkung  anzunehmen.  Initiale  Fälle  heilten  mit  Hebung  des 
Allgemeinbefindens  und  Zunahme  des  Körpergewichtes  aus,  fort- 
geschrittene wurden  gebessert.  Ausgesprochen  waren  die  Erfolge 
bei  tuberkulöser  Drüsenschwellung,  bei  Skrofulöse  mit  Ekzem  der 
Haut,  Keratitis,  Drüsenschwellung  am  Halse.  Bekannt  ist  die 
günstige  Einwirkung  des  Arsens  auf  Hautkrankheiten.  Mendel 
sah  zwei  hartnäckige  universelle  chronische  Ekzeme  unter  Atoxyl- 
behandlung  innerhidb  8  Wochen  verschwinden.  Durch  Zufall  wurde 
die  Beobachtung  gemacht,  daß  die  Wallungen  im  Klimakterium 
durch  Atoxylbehandlung  gebessert  wurden  und  nach  6 — 8  Wochen 
verschwanden;  diese  Beobachtung  wurde  noch  mehrfach  be- 
stätigt. 

Mendel  hat  des  weiteren  das  Sublamin  (Quecksilbersulfat- 
äthylendiamin)  als  Mittel  gegen  Syphilis  in  1  ^/oiger  Lösung  zu  intra- 


30  Heinz. 

Snblamin.  venösen,  subkutanen  und  intramuskulären  Injektionen  gebraucht. 
Die  intravenösen  Injektionen  sind  hier  nicht  unbedenklich;  nicht 
selten,  namentlich  bei  Injektion  in  enge  Venen,  bildeten  sich  in  den 
Gefäßen  mehr  oder  weniger  ausgedehnte  Thromben,  die  als  resistente 
Stränge  in  den  Venen  zu  fühlen  waren  und  erst  nach  mehreren 
Wochen  verschwanden.  Die  subkutanen  Injektionen  sind  durchaus 
nicht  so  reizlos,  wie  bisher  angegeben  wurde :  es  treten  Schmerz  und 
Schwellung  weit  über  die  EinstichsteUe  hinaus  auf.  Sehr  empfehlens- 
wert sind  dagegen  nach  Mendel  die  intramuskulären  Injektionen. 
Durch  das  Sublamin  wird  ein  schneller  Heileffekt  erzielt,  und  zwar 
auch  bei  Patienten,  die  früher  gegen  Schmierkur  und  Injektion  un- 
löslicher Quecksilberpräparate  sich  refraktär  verhalten  hatten.  Dabei 
ist  die  Wirkung  eine  durchaus  milde.  Patienten,  die  sonst  auf  jede 
Merkuranwendung  mit  heftiger  Stomatitis  reagierten,  vertrugen  das 
Sublamin  ausgezeichnet.  In  keinem  einzigen  Falle  kam  eine  Er- 
krankung der  Mundschleimhaut  zu  stände,  ebensowenig  erfolgte  eine 
Beizung  des  Darmes  oder  der  Niere. 

Morphin.  Das    Morphium    bewirkt    nach    den   experimentellen   Unter- 

suchungen von  Riegel  erst  Abnahme  der  Magensafbsekretion,  dann 
abnorme  Steigerung.  Holsti  erhielt  bei  der  Wiederholung  der 
Biegeischen  Versuche  am  Menschen  nicht  so  eindeutige  Resultate. 
Auf  subkutane  Injektion  von  0,01—0,015  Morphin  erfolgte  meist 
anftlnglich  eine  Hemmung  der  Safbsekretion;  Ausheberung  des  Probe- 
frühstückes zeigte  Verminderung  der  Flüssigkeitsmengen,  dickflüssige 
Beschaffenheit,  geringere  Azidität.  Häufig,  aber  durchaus  nicht 
immer,  folgte  später  eine  Steigerung  der  Saftsekretion.  Bei  längerem 
Gebrauch  zeigte  sich  meist  Abnahme  der  Azidität,  sowie  Ab- 
nahme der  Motilität  des  Magens,  so  daß  nach  den  gleichen  Zeiten 
viel  größere  Flüssigkeitsmengen  im  Magen  vorhanden  waren,  als 
unter  normalen  Verhältnissen  (nach  dem  gleichen  Probefrühstück). 
Auch  Pickart  (Berlin)  erhielt  bei  der  Wiederholung  der  Biegei- 
schen Versuche  am  Menschen  keine  eindeutigen  Besultate,  indem 
„sowohl  bei  nüchternem  Magen  wie  auch  nach  Probemahlzeiten  in 
einer  größeren  Versuchsreihe  sich  ein  so  wechselndes  Verhalten  in 
Bezug  auf  Quantität  und  Qualität  des  Magensaftes  manifestierte,  daß 
bindende  Schlüsse  im  Sinne  Biegeis  zu  ziehen  nicht  erlaubt  schien". 

Atropin.  Dagegen  erwies  sich  Atropin  in  Dosen  von  0,8— -0,6  mg  ohne  Aus- 
nahme als  hemmend  in  Bezug  auf  das  ergossene  Sekret.  Bei  längerer 
Darreichung  wird  aber  das  Atropin  in  den  betreffenden  Dosen  (kleinere 
sind  unwirksam),  wie  auch  entsprechende  Dosen  von  Tinct.  oder 
Eztractum  belladonnae,  schlecht  vertragen.   Dagegen  erwies  sich  das 


Phannakotherapie. 


31 


Skopolaminum  Lydrobromicum,  za  0,3  mg,  2mal  täglich  ge-   Skopoiamin. 
reicht,  als  wirksames  Mittel,  das  durch  4  Wochen  und  länger  gut 
ertragen  wurde. 

lieber  einige  neuere  Mittel  fiir  die  Behandlung  von  Darmkatarrhen 
berichtet  Schmeidler  (Magdeburg).  Er  verwandte:  das  Honthin  Honthin. 
(von  Hell  u.  Co.  in  Troppau),  das  im  Magensaft  noch  weniger  löslich 
ist  als  das  Tannalbin  und  erst  im  alkalischen  Darmsaft  zur  Wirkung 
kommt.  Dasselbe  erwies  sich  in  24  Fällen  von  akutem  Darmkatarrh 
als  ein  zuverlässiges,  prompt  wirkendes  Mittel.  Auch  in  23  Fällen 
von  chronischer  Enteritis  der  Phthisiker  leistete  das  Honthin  gute 
Dienste.  Es  wurde  in  Dosen  von  1  g  3— 6mal  täglich  gegeben.  Un- 
angenehme Nebenwirkungen  wurden  nie  bemerkt.  —  Das  Forte  in  Fortoin. 
(Formaldehydkotoin)  von  Overlach,  das  eine  Erweiterung  der  Darm- 
geftße  hervorrufen,  den  Blutstrom  in  der  Schleimhaut  befördern  und 
dadurch  die  Ernährung  bezw.  Restitution  der  erkrankten  Darm- 
epithelien  begünstigen  soll,  hat  sich  —  bei  dem  chronischen  Entero- 
katarrh  der  Phthisiker  wenigstens  —  als  wenig  wirksam  erwiesen. 
Eine  nachhaltige  Wirkung  des  Fortoins  war  nur  in  wenigen  Fällen 
zu  konstatieren;  in  anderen  versagte  es  völlig,  oder  es  trat  nur 
vorübergehende  Besserung  ein.  —  Die  Itrol-Glutoidkapseln  itrol. 
(Sahli-Weigand)  kamen  in  einer  Anzahl  akuter  und  chronischer 
Fälle  zur  Verwendung,  zeigten  aber  keine  deutliche  Beeinflussung 
des  Erankheitsprozesses.  Die  8  a hl i sehen  Glutoidkapseln  (durch 
Einwirkung  von  Formaldehyd  auf  Gelatine  hergestellt)  sollen  erst 
im  Darm,  durch  die  Einwirkung  des  Pankreassekretes ,  aufgelöst 
werden.  Schmeidler  fand  aber  in  einzelnen  Fällen  die  E^pseln 
unverändert  in  den  Fäzes  wieder. 

Im  vorigen  Jahre  ist  das  Purgatin  (Anthrapurpurindiacetat)  Pnrgaün. 
als  ein  synthetisch  dargestelltes  Abführmittel  in  den  Arzneischatz 
eingeführt  und  von  Ewald,  Stadelmann,  Ebstein  als  ein  mild 
und  sicher  wirkendes  Mittel  empfohlen  worden.  Auch  v.  Hößlin 
lobt  das  Purgatin  als  ein  schätzenswertes,  mildes  Abführmittel.  Es 
verursache  keine  Leibschmerzen  und  erzeuge  niemals  Durchfalle. 
Die  Wirkung  sei  allerdings  eine  verzögerte.  Bei  hartnäckiger  Stuhl- 
verstopfung müssen  als  einmalige  Dosis  1,5—2,0  g  gegeben  werden. 
Bei  chronischen  Fällen  kann  man  nach  anfllnglich  höherer  Dosierung 
zu  abendlichen  Ghiben  von  0,5  g  übergehen.  Stuhl  wie  häufig  auch 
der  Urin  werden  durch  das  Purgatin  rot  gef&rbt;  hierauf  sind  die. 
Patienten  vorher  aufmerksam  zu  machen.  —  Kachel  (Karlsruhe) 
hat  das  Purgatin  als  Abfuhrmittel  bei  Wöchnerinnen  an  Stelle  des 
sonst  üblichen  Rizinusöls  gegeben.  Es  wurde  am  3.  Tage  post  partum, 


32 


Heinz. 


Morgens  nüchtern,  zu  1,6 — 2,0  g  gegeben.  Es  ist,  da  es  geschmack- 
und  geruchlos  ist,  angenehm  zu  nehmen.  Die  Wirkung  ist  als  eine 
milde  zu  bezeichnen,  tritt  aber  im  Durchschnitt  erst  nach  7^^  Stun- 
den, in  einzelnen  Fällen  nach  11,  15,  16  Stunden  ein;  in  2  Fällen 
blieb  der  Erfolg  aus. 

Ein  zweites,  S3mthetisch  herzustellendes  Abf&hrmittel,  das  aber 
einen  längst  bekannten  chemischen  Körper  darstellt,  ist  im  vorigen 
Purgen.  Jahre  eingeführt  worden,  das  P  u  r  g  e  n.  Das  Purgen  ist  nichts  anderes 
als  der  bekannte,  durch  geringste  Mengen  freien  Alkalis  rot  geftrbte 
Indikator  Phenolphthalein.  Zu  der  Entdeckung  der  abführenden  Wir- 
kung des  Phenolphthaleins  hat  ein  Zufall  gefuhrt.  Man  hatte  einem 
Weine,  um  ihn  durch  eine  geschmacklose,  dabei  leicht  nachweisbare 
Substanz  zu  markieren,  Phenolphthalein  zugesetzt ;  die  Personen,  die 
von  dem  Wein  getrunken  hatten,  hatten  Durchfall  bekommen.  Das 
Purgen  wird  in  Tabletten  ä  0,05  und  0,01  flir  Kinder,  k  0,5  für  Er- 
wachsene in  den  Handel  gebracht.  Es  macht  sichere  StuhlenÜeemng 
und  scheint  ungifbig  zu  sein;  jedoch  ist  es  nach  dem  Urteil  von  Pen- 
zoldt  nicht  frei  von  unangenehmen  Nebenwirkungen.  —  Es  wiU  dem 
Beferenten  scheinen,  als  ob  bei  der  Reichhaltigkeit  unseres  Arznei- 
schatzes an  guten,  wirksamen  Abfuhrmitteln  gar  kein  so  großes 
Bedürfnis  nach  neuen,  S3aitheti8ch  dargestellten  Purgantien  vorhan- 
den sei. 

Penzoldt  weist  in  der  Neuauflage  seines  Lehrbuches  der 
klinischen  Arzneibehandlung  wiederum  nachdrücklich  auf  die  viel- 
Rizinosoi.  seitige  Verwendungsfthigkeit  des  Rizinusöls  hin.  „Rizinusöl  eignet 
sich  für  einmalige  Darreichung  bei  einfacher  Verstopfung  sonst  ge- 
sunder Leute,  wie  auch  schwerer  Kranker.  Es  ist  ziemlich  das  einzige 
Abfuhrmittel,  das  bei  leichten  entzündlichen  Erscheinungen  seitens 
des  Darmes,  z.  B.  bei  Koprostase  mit  typhlitischer  Reizung,  unter 
Umständen  gegeben  werden  darf.  —  Das  Gebiet  des  Rizinusöls  be- 
schränkt sich  nicht  auf  die  eigentlichen  Verstopfungen.  Gerade  bei 
gewissen  Formen  chronischer  Diarrhöen,  bei  denen  häufig  ein  wenig 
reichlicher,  dünner  Stuhl  nach  vorhergehenden  Kolikschmerzen  ent- 
leert wird,  und  welche  die  Folgen  entzündlicher  Reizung  der  Darm- 
schleimhaut durch  alte  Kotmassen  sind,  ist  die  Wirkung  zuweilen 
ausgezeichnet  und  durch  kein  anderes  Mittel  ersetzbar.  Man  kann 
sagen,  daß  das  Mittel  bei  Diarrhöen  relativ  größere  Erfolge  auf- 
•  zuweisen  hat,  als  bei  Verstopfungen.  Auch  nach  groben  Diätfehlem, 
sowie  im  Beginn  der  Ruhr  ist  eine  größere  Gabe  Rizinusöl  selbst 
bei  schon  bestehender  Diarrhöe  angezeigt."  —  Das  Rizinusöl  ist  am 
bequemsten  in  weichen  Gelatinekapseln  ä  2—3  g  zu  nehmen.    Der 


Pharmakotherapie.  83 

Geschmack  des  Rizinusöls  wird  übrigens  vollständig  verdeckt,  wenn 
man  ein  Spitzglas  voll  Kognak  gießt,  den  Kognak  bis  auf  ein  Viertel 
wieder  zurückgießt  und  dann  das  Rizinusöl  in  den  Kognak  einlaufen 
l&ßt.  Es  bildet  sich  dann  eine  rings  von  Kognak  umgebene  Kugel 
von  Rizinusöl.  Wenn  man  nun  den  Inhalt  des  Gläschens  in  einem 
Zuge  herunterschluckt,  spürt  man  absolut  nichts  von  dem  Geschmack 
des  Rizinusöls. 

Im  vorigen  Jahre  sind  dem  Arzneimittelschatz  zwei  neue  Diu- 
retika zugeführt  worden,  die  viel  Beachtimg  gefunden  haben.  Das 
Theozin  und  das  Agurin.  Insbesondere  von  dem  Theozin  werden 
sehr  günstige,  zum  Teil  eklatante  Wirkungen  berichtet.  Das  Theozin  Theozin. 
ist  S3mthetisch  dargestelltes  Theophyllin  (3,7  Dimethylxanthin).  Es 
wird  von  den  Farbenfabriken  vorm.  Pr.  Bayer  in  Elberfeld  in  den 
Handel  gebracht.  Das  Theozin  gehört  zu  den  im  Tee  enthaltenen 
diuretischen  Sto£Pen.  Es  wurde  bereits  vor  15  Jahren  von  Kos  sei 
in  den  Teeblättem  entdeckt  und  von  diesem  Forscher  Theophyllin 
genannt.  E.  Fischer  stellte  gelegentlich  seiner  Xanthinarbeiten  das 
Theophyllin  künstlich  dar.  Aber  erst  durch  die  von  W.  Traube 
herrührende  Synthese  wurde  eine  billige  Darstellung  und  damit  eine 
therapeutische  Verwendung  des  Körpers  ermöglicht.  Dreser  hat 
das  Theozin  in  Bezug  auf  seine  physiologischen  Eigenschaften  unter- 
sucht und  als  stark  wirksames  Diuretikum  erkannt.  Minkowski 
hat  dann  das  Theozin  klinisch  geprüft  und  dasselbe  bei  Herzaffek- 
tionen mit  Stauungserscheinungen,  bei  Nephritis  u.  s.  w.  als  wirk- 
sames Diuretikum  und  Antihydropikum  erfunden,  dessen  Wirkungen 
bisweilen  alle  Erwartungen  übertreffe.  Aus  dem  Jahre  1903  liegen 
eine  ganze  Anzahl  im  allgemeinen  durchweg  günstiger  Veröffent- 
lichungen vor.  Meinertz  (Berlin)  verwandte  das  Theozin  in  einer 
Anzahl  Fällen  von  Herzkrankheiten,  Nierenkrankheiten,  Fällen  von 
Pleuritis,  Leberzirrhose  etc.  Das  Theozin  bewirkte  fast  regelmäßig 
eine  starke  Steigerung  der  Diurese,  oft  auf  das  Doppelte,  zuweilen 
auf  das  4—6  fache.  Die  Wirkung  war  allerdings  niemals  eine  über 
lange  Zeiten  nachhaltige,  hörte  vielmehr  meistens  nach  einigen  Tagen, 
spätestens  nach  einer  Woche  auf,  so  daß  eine  weitere  Verabreichung 
des  Präparates  zwecklos  erschien.  Wurde  aber  mehrere  Tage  aus- 
gesetzt, so  rief  neue  Theozindarreichung  von  neuem  gesteigerte  Diurese 
hervor.  Die  Wirkung  war  am  ausgeprägtesten  bei  Veränderungen 
des  Herzens  und  der  großen  Gef«lße;  Schädigungen  der  Nieren- 
epithelien  beeinträchtigten  die  Wirkung  mehr  oder  weniger.  Dies 
ist  aber  eine  Erfahrung,  die  man  an  allen  Diureticis  macht :  geschä- 
digtes Nierengewebe  ist  eben  schwer  oder  gar  nicht  zur  Sekretion 
Jahrbach  der  praktisoben  Medizin.    1904.  3 


34  Heinz. 

Theozin.  zu  bringen.  Zuweilen  erzielte  Theozin  allein,  wie  auch  Digitalis 
allein,  keine  genügende  Diurese;  dieselbe  trat  aber  in  erwünschtem 
Maße  ein,  wenn  Theozin  mit  Digitalis  bezw.  Ko£Pein  kombiniert 
wurde.  Das  Theozin  wurde  meist  anstandslos  vertragen ;  Schädigungen 
der  Niere  wurden  nie  beobachtet,  ebensowenig  Erregungszustände 
oder  Schlaflosigkeit.  Wohl  aber  traten  zuweilen  unangenehme  Neben- 
wirkungen, Störungen  des  Appetits,  üebelkeit  und  auch  Erbrechen 
hervor.  —  Das  Theozin  ist  nach  Meinertz  als  eine  Bereicherung^ 
des  Arzneischatzes  anzusehen.  Der  Preis  ist  relativ  hoch;  da  aber 
im  Verhältnis  zu  anderen  Diureticis  (z.  B.  Diuretin)  niedere  Dosen 
zu  nehmen  sind  (0,8 — 0,6  g  pro  dosi),  ist  es  eher  billiger,  als  die 
anderen  neuen  Diuretika.  Nach  Meinertz  ist  das  Theozin  am  besten 
in  Form  von  Tabletten  zu  gehen.  —  Ueber  einen  eklatanten  Fall 
von  Theozinwirkung  berichtet  Heß  (Gera):  Die  Harnmenge  stieg 
auf  3  Theozinpulver  ä  0,8  g  in  24  Stunden  von  150  g  auf  2500  g, 
auf  ein  weiteres  Theozinpulver  am  nächsten  Tage  auf  8000  g,  und 
hielt  sich  dann  bei  1 — 2  Theozinpulvem  täglich  auf  durchschnittlich. 
1800  g.  Nach  Heß  wirkt  das  Theozin  nur  dann  gut,  wenn  die 
einzelnen  Herzschläge  noch  kräftig  sind,  wenn  der  Puls  noch  nicht 
abnorm  beschleunigt  oder  abnorm  schwach  ist.  —  Döring  (Berlin) 
hat  das  Theozin  mit  dem  Theobromin  und  dem  EofiFein  verglichen. 
Das  Theozin  äußerte  in  verhältnismäßig  kleinen  Tagesdosen  (0.5  bia 
0,9  g)  ebenso  gute,  vielfach  aber  bessere  Wirkungen  als  das  Diuretin 
in  weit  größeren  Dosen.  Die  Wirkung  setzt  —  im  Gegensatz  zum 
Diuretin  —  schon  am  ersten  Tage  ein;  meist  ist  die  Diurese  sogar 
am  ersten  Tage  am  größten.  Die  Wirkung  klingt  allmählich  ab, 
wenn  das  Theozin  eine  längere  Zeit  weiter  gegeben  wird.  In  dieser 
Beziehung  ist  ihm  das  Diuretin  überlegen.  Dieser  Nachteil  wird 
aber  dadurch  aufgehoben,  daß  bei  der  anfanglich  stärkeren  Wir- 
kung die  Gesamturinmenge  gewöhnlich  doch  noch  größer  ist,  ala 
wenn  dauernd  Diuretin  gegeben  wird.  Döring  gab  das  Theozin  in 
Oblaten  oder  in  heißem  Tee.  0,75  g  sind  eine  völlig  ausreichende 
Tagesdosis.  Manche  Patienten  erbrachen;  dies  ließ  sich  vermeiden, 
wenn  die  Einzeldosen  kleiner  gemacht  wurden  (0,15  g).  Der  Appetit 
wurde  niemals  beeinflußt;  nur  darf  das  Mittel  nicht  auf  nüchternen 
Magen  gegeben  werden.  —  Kram  er  (Gießen)  hat  das  Theozin  mit 
zwei  anderen  wirksamen  Diureticis,  dem  Diuretin  und  Agurin,  ver- 
glichen, imd  die  Wirkung  dieser  Mittel  durch  sehr  instruktive  Kur- 
ven illustriert.  Das  Theozin  übertrifft  an  Wirkungseffekt  das  Diu- 
retin und  Agurin  weitaus.  Auch  Kram  er  betont  die  Promptheit 
und  Intensität  der  Theozinwirkung.    Als  Nebenwirkung  wurde  wie- 


1 


Pharmakotherapie.  35 

derum  Erbrechen  beobachtet.  Auch  Thienger  (Nürnberg)  findet 
in  dem  Theozin  ein  starkwirkendes  Diuretikum,  das  an  harntreiben- 
der Kraft  das  KofiPein  und  das  Theobromin,  bezw.  dessen  Doppel- 
salze, das  Diuretin  und  Agurin,  erheblich  übertrifft.  Die  Wirkung 
des  Theozins  wird  charakterisiert  durch  ein  initiales,  gewaltiges  An- 
steigen der  Diurese  mit  darauffolgendem  raschen  Abfall,  der  durch 
weitere  Gaben  Theozin  meist  nicht  hintangehalten  wird.  Nach 
längerem  Intervall  werden  wieder  erheblich  vermehrte  Hammengen 
auf  Theozin  ausgeschieden,  ohne  jedoch  die  erst  erreichte  Höhe  der 
Diurese  wieder  zu  erreichen.  Die  Diurese  sinkt  vielmehr  von  einem 
Intervall  zum  anderen  allmählich  ab.  Der  beste  diuretische  Erfolg 
wird  erzielt  bei  Stauungserscheinungen  infolge  von  Herz-,  Nieren- 
und  allgemeinen  Gefäßerkrankungen,  sofern  die  Insuffizienz  der  be- 
tre£Penden  Organe  nicht  unter  ein  gewisses  Maß  gesunken  ist.  Theo- 
zin wird,  als  Pulver  gereicht,  meist  gut  vertragen.  Unangenehme 
Nebenwirkungen  (Uebelkeit,  Erbrechen)  lassen  sich  meist  durch 
Modifikationen  in  der  Darreichung  umgehen  oder  wenigstens  redu- 
zieren. —  Stroß  (Wien)  empfiehlt,  das  Theozin  zur  Vermeidung 
der  unangenehmen  Nebenerwirkungen  (Druckgefähl  in  der  Magen- 
gegend, Uebelkeit,  Erbrechen)  mit  Extractum  Belladonnae  zu  kom- 
binieren. 

Rp.  Theozin  0,26—0,80 

Extractum  BeUadonnae  0,005-0,01 
2-dmal  täglich. 

Bei  dieser  Art  der  Medikation  wurde  das  Theozin  gut  vertragen. 
Dabei  wurden  neben  der  diuretischen  Wirkung  ausgiebige  Darm- 
entleerungen bewirkt,  ein  Zusammenwirken,  das  die  Flüssigkeits- 
ausfuhr  wesentlich  vermehrt  und  die  Behebung  von  Stauungen  för- 
dert. Schlesinger  (Wien)  empfiehlt  die  Kombination  des  Theozins 
mit  Adonis  vemalis: 

Ep.  Infus.  Adonid.  vemal.  6,0 :  180,0 
Theozin  0,6—1,0 
Sirup,  simpl.  20,0 
In  24  St.  zu  verbrauchen. 

Streit  (Wien)  empfiehlt,  zur  Vermeidung  von  imangenehmen 
Magensymptomen  das  Theozin  nur  in  Lösung,  nur  nach  den  Mahl- 
zeiten und  vor  allem  nur  in  kleinen  Dosen  zu  verabreichen.  Die 
bequemste  Dispensationsform  böten  die  von  den  Elberfelder  Farb- 
werken hergestellten  Theozintabletten  &  0,1  imd  0,26  g.  Bei  leicht 
erregbaren  Patienten,  bei  hysterischen  Frauen  empfiehlt  es  sich,  das 
Theozin  mit  Hedonal  oder  Paraldehyd  zu  kombinieren. 


36  Heinz. 

Agarin.  Agar  in  ist  Tbeobrominnatrium-Natrinm  aceticum.   Es  wird  in 

Pulverform  in  Dosen  von  1,0,  dmal  täglich  (in  Oblaten)  verabreicht, 
oder  in  Lösung: 

Ep.  Agurin  6,0 

Aq.  Menthae  piper.  ad  200,0 
In  2  Tagen  zu  verbrauchen.  Out  verkorkt  zu  halten! 
Das  Agurin  ist  vor  Feuchtigkeit  und  Luftzutritt  gut  zu 
schützen,  da  es  durch  den  Einfluß  der  atmosphärischen  Kohlen- 
säure schwer  löslich  wird.  Man  dispensiert  die  abgeteilten  Agurin- 
dosen  am  besten  in  Wachskapseln,  die  in  einem  weithalsigen,  gut 
verschließbaren  Oläschen  abgegeben  werden.  Das  Agurin  belästigt 
den  Magen  weit  weniger  als  das  Diuretin  (Theobrominnatrium  sali- 
cylicum).  Es  vermag  wie  dieses  die  Hammenge  in  wenigen  Tagen 
auf  das  Doppelte  zu  steigern.  Montag  (Jena)  sieht  in  dem  Agarin 
ein  gut  wirkendes  Diuretikum,  das  man  längere  Zeit  fort  geben 
kann,  ohne  daß  es  wie  Diuretin  unangenehme  Nebenwirkongen  (aof 
den  Magen  etc.)  hervorrufe.  Indikationen  für  Agurin  sind  haupt- 
sächlich Hydropsien  bei  Herzkrankheiten,  sowie  pleuritische  und 
perikarditische  Ergüsse.  Bei  Nephritis  parenchymatosa  war  das 
Agurin  unwirksam.  —  Auch  F  aus  er  (Budapest)  betont,  daß  man 
das  Agurin  ohne  Schaden  längere  Zeit  hindurch  geben  kann.  Die 
Diurese  tritt  schon  am  1.  Tage  ein  and  erreicht  am  2.  und  3.  Tage 
den  Höhepunkt.  Sie  kann  gesteigert  werden  durch  Kombination 
des  Mittels  mit  Digitalis  oder  durch  Milchdiät.  —  Oanz  frei  von 
Nebenwirkungen  ist  nach  Jakobi  (Klansenburg)  das  Agurin  nicht. 
Es  lädiert  den  Magen  zwar  entschieden  weniger  als  das  Diuretin, 
bewirkt  aber  doch  in  einzelnen  Fällen  Kopfschmerz,  üebelkeit, 
Brechreiz,  Erbrechen.  In  Lösung  wurde  übrigens  das  Agurin  besser 
vertragen  als  in  Pulverform. 

HoBotan.  Das  Mesotan  (Salizylsäaremethoxylmethylester)  ist  ein  anter 

günstigen  Auspizien  eingeführtes  neaes  Salizylderivat.  Es  ist  näm- 
lich ein  Salizylpräparat  für  äußere  Anwendung.  Es  hat  also  den 
Vorzug  vor  den  innerlich  zu  nehmenden  Salizylverbindungen,  daß 
es  den  Magen  nicht  belästigt;  und  außerdem  kommt  es  den  Wünschen 
des  Publikums,  das  bei  Oelenk-,  Knochen-,  Muskel-  etc.  Schmerzen 
ein  äußerlich  anzuwendendes  Mittel,  am  liebsten  eine  Einreibung 
will,  entgegen.  Das  Mesotan  hat  sich  daher  leicht  eingef&hrt,  und 
es  liegen  bereits  eine  ganze  Anzahl  Veröffentlichungen  über  das  neue 
Antirheamatikum  vor.  Flor  et  sah  überaas  günstige  Erfolge  von 
Mesotan  bei  akutem  Muskelrheumatismus,  femer  bei  Lumbago 
rhenmatica    und    akutem    Oelenkrheumatismus.      Bei    chronischen 


Pharmakotherapie.  37 

Gelenkaffektionen,  sowie  sie  rheumatischen  Ursprungs  waren,  leistete 
das  Mittel  ebenfalls  Gutes,  ebenso  bei  chronischer  Pleuritis  sicca, 
während  es  bei  neuralgischen  Schmerzen  und  bei  Brustschmerzen 
infolge  Myokarditis  versagte.  —  Köder  hat  Mesotan  in  58  Fällen  an 

49  Patienten  versucht:  in  42  Fällen  von  Muskel-,  Gelenk-  imd 
Faszienrheumatismus  versagte  das  Mittel  nur  2mal.  Glänzende  Er- 
folge hatte  er  bei  subakutem  Gelenkrheumatismus.  Bei  sensiblen 
Neuritiden  versagte  es.  In  2  Fällen  sah  er  als  Nebenwirkimg 
Urtikaria  und  Dermatitis,  wie  auch  Flor  et  Hautreizungen  und 
Ekzeme  vereinzelt  gesehen  hatte.  Beide  Autoren  empfehlen  daher 
schließlich  das  Präparat  nicht  rein,  sondern  zu  gleichen  Teilen  mit 
Olivenöl  gemischt.  —  Kropil  erhielt  im  Gegensatz  zu  anderen 
Beobachtern  auch  sehr  gute  Erfolge  bei  Trigeminusneuralgien.  Die 
besten  Resultate  hatte  er  bei  akuter  imd  subakuter  Arthritis,  weniger 
auffallende  bei  chronischem  Gelenkrheumatismus.  Kropil  ver- 
wandte das  Mittel  auch  bei  Erysipel  —  ohne  Erfolg  — ,  bei  ver- 
schiedenen Dermatosen  mit  Erfolg.  —  Von  Liepelt  wurden  ca. 
30  Fälle  von  Gelenkrheumatismus  mit  sehr  gutem  Erfolge  behandelt ; 
bei  verschiedenen,  früher  anders  behandelten,  rezidivierenden  Fällen 
zeigte  sich  die  Ueberlegenheit  des  Mittels  über  andere  Präparate.  — 
Ein    sehr    günstiges   Urteil    f&Ut    auch   Pos  seit    auf  Grund   von 

50  mesotanbehandelten  Fällen.  Er  betont  auch  besonders,  daß  der 
Mißerfolg  einer  Mesotanbehandlung  zu  begründeten  Zweifeln  an  dem 
,,rheumatischen"  Ursprung  des  Leidens  Anlaß  gebe.  —  Gröber 
und  V.  Criegern  wandten  das  Mesotan  außer  bei  akutem  und 
chronischem  Gelenkrheumatismus  auch  bei  Erkrankungen  der  serösen 
Häute  und  des  Gefößsystems  an.  Gröber  und  v.  Criegern  legen 
vor  allem  Wert  auf  die  hautreizenden  Eigenschaften  des  Mesotans. 
Sie  sehen  in  dem  Mesotan  in  erster  Linie  ein  gutes  Derivans.  Die 
Salizylwirkung  steht  ihnen  erst  in  zweiter  Linie.  Sie  fanden  zwar 
in  einem  Falle  Ohrensausen  und  Schweiße  als  spezifische  Salizyl- 
wirkung. Aber  diese  Nebenwirkungen  des  Salizyls  fehlten  eben  im 
allgemeinen  doch,  imd  deshalb  glauben  sich  Gröber  und  v.  Crie- 
gern berechtigt,  nur  von  einer  „schwachen^  Salizylwirkung  zu  reden, 
„der  allerdings  die  Umgehung  des  Verdauungstraktes,  somit  die 
Möglichkeit  längerer  Anwendung  gegenübersteht*'.  Auf  der  Ver- 
bindung der  (überwiegenden)  hautreizenden  und  der  (schwächeren) 
spezifischen  Salizylwirkung  beruhe  der  besondere  Charakter  des 
Mesotans.  —  Auch  Buhemann  schreibt  der  reizenden,  derivieren- 
den  Wirkung  einen  Hauptcmteil  an  dem  Erfolge  des  Mesotans  zu. 
Auf  ihr  beruhe  auch  die  rasche  Schmerzlinderung  durch  Mesotan. 


38  Heinz. 

Mesotan.  Ruhemann  empfiehlt  kräftige  Einreibung  und  Bedeckung  mit 
geleimter  Watte  oder  Bedeckung  mit  Mesotanpflaster.  Zur  Ein- 
reibung ist  das  Mesotan  nicht  pur  zu  verwenden,  da  es  in  dieser 
Form  zu  stark  reizt,  sondern  in  Verbindung  mit  Oleum  olivarum  zu 
gleichen  Teilen.  Als  praktische  Vorschrift,  die  zugleich  den  etwas 
scharfen  Geruch  des  Mesotans  gut  verdeckt,  empfiehlt  er: 
Ep.  Mesotan 

Ol.  oliv  ana  26,0 

Ol.  Lavand.  gtt.  V. 
Smal  täglich  1 — l'/j  TeelöfiPel  zu  verreiben. 
Das  Rezept  kostet  über  2  M.,  ein  allerdings  verhältnismäßig  hoher 
Preis.  Auch  Frankenburger  klagt  über  den  hohen  Preis  des 
Mesotans.  Er  berechnet,  da  man  20 — 30  g  Mesotan  zu  einem  Dauer- 
erfolg benötige,  die  für  einen  einzelnen  Fall  auflaufenden  Kosten 
(inkl.  Rezeptur)  auf  mindestens  3 — 4  M.  Ruhemann  empfiehlt, 
nicht  immer  dieselbe  Hautstelle  mit  der  Mesotanmischung  einzu- 
reiben, sondern,  wie  bei  den  Einreibungen  mit  grauer  Salbe,  von 
Ort  zu  Ort  wechselnd  vorzugehen.  Er  rät  femer,  die  äußere  Mesotan- 
applikation  mit  innerer  Aspirindarreichung  (dmal  täglich  0,5  g)  zu 
verbinden,  wodurch  man  wahre  therapeutische  Glanzleistungen  erziele. 
Ruhemann  berichtet  noch,  daß  ein  mit  Mesotanpinselung  be- 
handeltes Gesichtserysipel  in  B  Tagen  verschwand.  —  Hautreizungen 
durch  Mesotan  werden  von  fast  allen  Beobachtern  berichtet.  Die- 
selben halten  sich  im  allgemeinen  in  mäßigen  Grenzen.  Nach  Ruhe- 
mann ist  gegen  die  Hautreizung  Bepuderung  mit  einem  Streupulver 
aus  Protargol  1,0,  Amylum  20,0  prompt  wirksam.  Zuweilen  jedoch, 
namentlich  bei  empfindlicher  Haut  (Frauen)  ist  die  Hautreizung 
eine  beträchtliche,  und  entstehen  infolge  der  Mesotanreizung  unan- 
genehme Dermatitiden.  Nach  Kays  er  gehören,  wenn  die  Mesotan- 
behandlung  über  eine  Woche  durchgeführt  wird  (2  — dmal  täglich 
Einreibung  mit  je  einem  Teelöffel  Mesotanöl),  allgemeine  urtikaria- 
ähnliche  Hautausschläge  zu  den  Alltäglichkeiten,  besonders  bei 
Frauen.  In  einem  Fall  beobachtete  er  das  Auftreten  allgemeiner 
bullöser  Dermatitis.  In  einem  2.  Fall  traten  ebenfalls  massenhaft 
seröse  Blasen  auf;  die  Blasen  flössen  zusammen,  platzten  und  er- 
gossen einen  Tag  lang  große  Serummengen,  so  daß  das  Bett  durch- 
näßt war.  Kays  er  empfiehlt,  das  Mesotan  lediglich  aufzupinseln 
(2mal  täglich  einen  Teelöffel  Mesotan  und  Oel  ana),  und  die  Stellen 
mit  nicht  entfetteter  Watte  zu  bedecken.  Viel  länger  als  über  eine 
Woche  soll  man  die  Mesotananwendung,  besonders  bei  Frauen  und 
Kindern,   nicht  ausdehnen.    Beim  ersten  Auftreten   von   dauernder 


Pharmakotherapie. 


39 


Hautrötung  und  Schwellung  soll  man  das  Mittel  sofort  und  definitiv 
weglassen.  Denn,  ist  es  einmal  bis  zur  Blasenbildung  gekommen,  so 
besteht  die  Ueberempfindlichkeit  der  ganzen  Körperhaut  ftir  Mesotan 
in  der  Regel  monatelang  fort.  Vor  dem  Hausgebrauch  des  Mesotans 
ohne  ärztliche  Aufsicht  ist  zu  warnen.  —  Auch  Litten  beobachtete 
bei  Frauen  (auch  bei  Patientinnen  mit  nicht  besonders  zarter  Haut) 
nicht  selten  Eötung,  Schwellung  und  Bläschenbildung,  die  teilweise 
schmerzte,  teilweise  sehr  stark  juckte,  so  daß  mehrere  Tage  ver- 
gingen, bis  unter  Umschlägen  mit  essigsaurer  Tonerde  die  durch  das 
Medikament  hervorgerufenen  Nebenwirkungen  sich  gänzlich  zurück- 
gebildet hatten.  In  einem  Fall  von  allerdings  sehr  empfindlicher 
Haut  schwoll  zweimal  auf  Einreibung  mit  nur  V^  Teelöffel  Mesotanöl 
nach  wenigen  Stunden  die  Haut  stark  an  und  bedeckte  sich  mit 
Bläschen,  die  so  unerträglich  juckten,  daß  beständig  gewechselte 
eiskalte  Umschläge  mit  essigsaurer  Tonerde  bezw.  Einpackung  in 
Eis  angewandt  werden  mußten.  Die  akute  Dermatitis  dauerte  volle 
2  Tage  und  heilte  dann  allmählich  ab.  Die  rheumatische  Afifektion 
im  Handgelenk  war  allerdings  dabei  bedeutend  gebessert,  die  im 
Schultergelenk  vollkommen  ausgeheilt. 

Ueber  Behandlung  des  Eheumatismus  durch  äußere  Anwendung 
von  Salizylpräparaten  berichtet  auch  Zeigan.  Er  prüfte  Mesotan, 
Glykosal  und  Eheumasan  und  erzielte  mit  allen  drei  Präparaten  sehr  Rheumasan. 
befriedigende  Wirkungen.  Das  Eheumasan  ist  eine  seifenartige 
Substanz,  die  10 ^/o  Salizylsäure  enthalten  soll.  Die  Anwendung 
geschah  in  der  Weise,  daß  5 — 10  g  des  Mittels  2— 8mal  täglich  auf 
die  erkrankten  Stellen  verstrichen  und  diese  dann  in  unentfettete 
Watte  gewickelt  wurden.  Der  Erfolg  bestand  in  einer  sofortigen 
Linderung  der  Schmerzen;  Fälle  von  Muskelrheumatismus  und 
Lumbago  waren  nach  4 — 5tägiger  Behandlung  gänzlich  schmerzfrei. 
Li  mehr  chronischen  Fällen  wurden  die  erkrankten  Glieder  mit 
Eheumasan  massiert  und  mit  diesem  Verfahren  ein  sehr  gutes 
Resultat  erzielt. 

Glykosal  ist  von  Täuber  dargestellter,  von  Merck  in  den  Glykosal. 
Handel  gebrachter  MonosaUzylsäureglyzerinester.  Das  Präparat 
bildet  ein  weißes,  geschmack-  und  geruchloses  Kristallpulver,  das 
sich  in  kaltem  Wasser  zu  10  ^/o,  in  heißem  Wasser  leicht  löst. 
Auch  in  Alkohol  ist  das  Präparat  leicht  löslich,  während  es  von 
Aether  und  Chloroform  etwas  weniger  leicht  aufgenommen  wird. 
Mit  Glyzerin  ist  das  Glykosal  mischbar;  von  Alkalien  und  kohlen- 
sauren Alkalien  wird  der  Ester  leicht  verseift.  Die  Anwendung 
geschah  in  20^/oiger  alkoholischer  Lösung,  der  10 — 20  ^/o  Glyzerin  zu- 


40 


Heinz. 


Giykosai.  gesetzt  wurde.  Von  der  Lösung  wurden  50 — 100  g  auf  die  erkrankten 
Partien  gepinselt  und  diese  dann  in  Watte  gewickelt.  Im  Durchschnitt 
6—8  Stunden  nach  der  Pinselung  zeigte  der  Urin  deutliche  Salizyl- 
reaktion,  die  sich  während  der  ganzen  Zeit  der  Behandlung  in  gleicher 
Stärke  nachweisen  ließ.  Etwa  4—6  Stunden  nach  der  Pinselung 
trat  regelmäßig  ein  starker  Schweißausbruch  auf,  der  '/> — 2  Stunden 
anhielt.  Die  Schmerzen  ließen  allmählich  nach.  Hautreizungen  oder 
sonstige  unangenehme  Nebenwirkungen  wurden  in  keinem  der  be- 
handelten Fälle  beobachtet.  Diese  Glykosalmedikation  war  wirksam 
auch  bei  Fällen  von  schwerstem  Rheumatismus,  besonders  auch  mit 
großen  Ergüssen  in  die  Gelenke,  die  in  überraschend  kurzer  Zeit 
durch  das  Glykosal  zum  Verschwinden  gebracht  wurden.  Zeig  an 
betont,  daß,  wenn  man  den  Salizylstrom  von  der  Haut  aus  durch 
die  Lymphbahnen  der  erkrankten  Gelenke  leitet  und  zwar  durch  die 
wiederholte  Applikation  des  Mittels  einen  andauernden  Strom  her- 
stellt, man  den  Körper  lange  nicht  mit  den  Salizylmengen  zu  über- 
lasten braucht,  wie  bei  innerer  Darreichung,  abgesehen  davon,  daß 
die  leicht  zu  beftirchtende  Läsion  des  Verdauungstraktus  auf  diese 
Weise  vermieden  wird.  —  Ueber  Glykosal  berichtet  auch  Ratz. 
Derselbe  hat  das  Glykosal,  auch  bei  Benutzung  alkoholischer  Lösung, 
nicht  so  gut  resorbierbar  gefunden  wie  Zeigan.  Will  man  Glykosal 
gut  resorbierbar  machen,  so  muß  man  nach  ihm  der  GlykosaUösung 
bezw.  Glykosalsalbe  einen  ätherischen  StofiT,  Terpentinöl  oder  Chloro* 
form,  zusetzen.  Recht  gute  Erfolge  hatte  dagegen  Ratz  bei  innerer 
Darreichung  des  Glykosals.  Dasselbe  passiert  den  Magen  unver* 
ändert  und  wird  erst  im  Darm  in  Salizylsäure  und  Glyzerin  gespalten. 
Das  Glykosal  reizt  daher,  im  Gegensatz  zu  dem  Salizylsäuren  Natron, 
den  Magen  fast  nie.  Dabei  entfaltet  es  volle  Salizylwirkung,  es 
kommt  daher  auch  meist  zu  Schweißausbrüchen  und  zu  Ohrensausen ; 
jedoch  sind  Ohrensausen  und  Schwerhörigkeit  durchweg  geringer 
als  bei  Natrium  salicylicum.  Zur  Hervorrufung  eines  prompten 
therapeutischen  E£Pektes  müssen  kräftige  Dosen  gegeben  werden. 
Am  besten  verordnet  man  das  Glykosal  in  Oblaten  (bei  akutem 
fieberhaftem  Gelenkrheumatismus  z.  B.  6mal  täglich  zu  je  2  g).  Es 
ist  darauf  zu  achten,  daß  die  Oblaten  gut  geschlossen  sind,  sonst 
reizt  das  feine  trockene  Pulver  die  hintere  Rachenwand  und  führt 
zu  Hustenstößen.  Bei  Kindern  ist  das  Glykosal  als  Mixtur  unter 
Zusatz  von  Spiritus  vini  und  eines  Sirups  zu  geben. 

Aspirin.  Das  Aspirin  ist  in  den  vorhergehenden  Jahresberichten  mehr- 

fach besprochen  worden.  Penzoldt  schreibt  neuerdings  über  das- 
selbe (Lehrbuch  der  klinischen  Arzneibehandlung,  6.  Aufl.):  „Aspirin 


Pharmakotherapie.  41 

oder  Azetylsalizylsäure  hat  zweifellos  eine  hohe  praktische  Bedeutung 
gewonnen.  Wenn  es  auch  das  nach  meiner  Meinung  beim  akuten 
Gelenkrheumatismus  an  Energie  der  Wirkung  unübertroffene  Salizyl- 
säure Natrium  nicht  ganz  ersetzt,  so  tritt  es  doch  vielfach  wegen 
seiner  geringeren  Nebenwirkungen,  insbesondere  auf  den  Magen, 
erfolgreich  in  Konkurrenz.  Auch  die  Verwendung  bei  Neuralgien, 
Kopfschmerzen  etc.  ist  mit  Recht  schon  sehr  verbreitet."  —  Wie 
es  bei  den  meisten  vielgebrauchten  Mitteln  geht,  stellen  sich  bei  der 
häufigeren  Anwendung  allmählich  gewisse  Nebenwirkungen  heraus, 
die  anfangs  wenig  beobachtet  wurden.  So  wird  auch  im  vergangenen 
Jahre  über  eine  ganze  Anzahl  von  Nebenwirkungen  bei  Aspirin 
berichtet.  Thieme,  der  das  Aspirin  sonst  als  Entfieberungsmittel 
bei  Phthisikem  sehr  lobt,  warnt  davor,  das  Aspirin  bei  Lungen- 
kranken zu  verwenden,  die  leicht  zu  Hämorrhagien  neigen,  da  er  in 
7  Fällen  nach  Aspirin  ein  Bezidiv  einer  vorher  durchgemachten  Blu- 
tung eintreten  sah.  —  Hirschberg  sah  bei  einem  Patienten  auf  1  g 
Aspirin  stark  infiltrierte  Schwellung  der  Augenlider  und  der  Unter- 
lippe und  scharlachartigen  Ausschlag  an  der  Rachenschleimhaut,  der 
Kopf-  und  Nackenhaut.  —  Meyer  sah  nach  1  g  Aspirin  bei  einem 
Patienten  ödematöse  Schwellung  beider  oberer  und  unterer  Augen- 
lider, der  Stirn  und  der  ganzen  behaarten  Kopfhaut.  —  Nach  Otto 
zeigte  ein  Patient  nach  Einnahme  von  1  g  Aspirin  knotige  Ver- 
dickungen der  Haut  an  Extremitäten,  Rumpf,  Kopf,  Gesicht  und  Mund, 
und  Verstopfung  der  Nase  mit  Schleimansammlung.  Der  Patient  er- 
hielt aus  Mißverständnis  noch  ein  zweites  Pulver:  darauf  Zunahme 
der  Erscheinungen,  Angstgefühl,  Schwindel,  unstillbarer  Durst  und 
wiederholt  heftiges  Erbrechen.  Der  Urin  war  leicht  getrübt  und 
enthielt  geringe  Mengen  von  Eiweiß.  —  Rabow  sah  auf  Einnahme 
von  4mal  0,5  Aspirin  heftige  Schmerzen  in  der  Magengegend  und 
Neigung  zum  Erbrechen;  Gesicht  leichenblaß,  mit  Schweiß  bedeckt, 
Puls  kaum  fühlbar. 

In  dem  verflossenen  Jahre  ist  der  Arzneimittelschatz  um  ein 
neues  Schlafmittel,  Veronal,  bereichert  worden,  das  viel  Beachtung  Veronai. 
gefunden  hat  und  von  allen  Seiten  günstig  beurteilt  wird.  Das 
Veronal  ist  von  E.  Fischer  und  v.  Mering  in  die  Therapie  ein- 
geführt worden.  Es  ist  ein  Hamstoffderivat,  und  zwar  stellt  es 
Diäthylmalonylhamstoff  dar.  Veronal  ist  nach  Fischer  und  v.  Mering 
ein  schön  kristallisierender,  farbloser  Stoff,  der  bei  191^  G.  schmilzt, 
schwach  bitter  schmeckt,  sich  in  ungefähr  12  Teilen  kochenden 
Wassers  und  in  ca.  146  Teilen  kalten  Wassers  löst.  Es  ist  ein 
prompt  und  sicher  wirkendes  Schlafmittel  ohne  schädliche  Neben- 


40  Heinz. 

Giykosai.  gesetzt  wurde.  Von  der  Lösung  wurden  50 — 100  g  auf  die  erkrankten 
Partien  gepinselt  und  diese  dann  in  Watte  gewickelt.  Im  Durchschnitt 
6—8  Stunden  nach  der  Pinselung  zeigte  der  Urin  deutliche  Salizyl- 
reaktion,  die  sich  während  der  ganzen  Zeit  der  Behandlung  in  gleicher 
Starke  nachweisen  ließ.  Etwa  4—5  Stunden  nach  der  Pinselung 
trat  regelmäßig  ein  starker  Schweißausbruch  auf,  der  '/« — 2  Stunden 
anhielt.  Die  Schmerzen  ließen  allmählich  nach.  Hautreizungen  oder 
sonstige  unangenehme  Nebenwirkungen  wurden  in  keinem  der  be- 
handelten Fälle  beobachtet.  Diese  Glykosalmedikation  war  wirksam 
auch  bei  Fällen  von  schwerstem  Bheumatismus,  besonders  auch  mit 
großen  Ergüssen  in  die  Gelenke,  die  in  überraschend  kurzer  Zeit 
durch  das  Giykosai  zum  Verschwinden  gebracht  wurden.  Zeigan 
betont,  daß,  wenn  man  den  Salizylstrom  von  der  Haut  aus  durch 
die  Lymphbahnen  der  erkrankten  Gelenke  leitet  und  zwar  durch  die 
wiederholte  Applikation  des  Mittels  einen  andauernden  Strom  her- 
stellt, man  den  Körper  lange  nicht  mit  den  Salizylmengen  zu  über- 
lasten braucht,  wie  bei  innerer  Darreichung,  abgesehen  davon,  daß 
die  leicht  zu  befürchtende  Läsion  des  Verdauungstraktus  auf  diese 
Weise  vermieden  wird.  —  üeber  Giykosai  berichtet  auch  Batz. 
Derselbe  hat  das  Giykosai,  auch  bei  Benutzung  alkoholischer  Lösung, 
nicht  so  gut  resorbierbar  gefunden  wie  Zeigan.  Will  man  Giykosai 
gut  resorbierbar  machen,  so  muß  man  nach  ihm  der  Glykosallösung 
bezw.  Glykosalsalbe  einen  ätherischen  Stoff,  Terpentinöl  oder  Chloro- 
form, zusetzen.  Recht  gute  Erfolge  hatte  dagegen  Batz  bei  innerer 
Darreichung  des  Glykosals.  Dasselbe  passiert  den  Magen  unver- 
ändert und  wird  erst  im  Darm  in  Salizylsäure  und  Glyzerin  gespalten. 
Das  Giykosai  reizt  daher,  im  Gegensatz  zu  dem  Salizylsäuren  Natron, 
den  Magen  fast  nie.  Dabei  entfaltet  es  volle  Salizylwirkung,  es 
kommt  daher  auch  meist  zu  Schweißausbrüchen  und  zu  Ohrensausen ; 
jedoch  sind  Ohrensausen  und  Schwerhörigkeit  durchweg  geringer 
als  bei  Natrium  saUcylicum.  Zur  Hervorrufung  eines  prompten 
therapeutischen  Effektes  müssen  kräftige  Dosen  gegeben  werden. 
Am  besten  verordnet  man  das  Giykosai  in  Oblaten  (bei  akutem 
fieberhaftem  Gelenkrheumatismus  z.  B.  5mal  täglich  zu  je  2  g).  Es 
ist  darauf  zu  achten,  daß  die  Oblaten  gut  geschlossen  sind,  sonst 
reizt  das  feine  trockene  Pulver  die  hintere  Bachenwand  und  fuhrt 
zu  Hustenstößen.  Bei  Kindern  ist  das  Giykosai  als  Mixtur  unter 
Zusatz  von  Spiritus  vini  und  eines  Sirups  zu  geben. 

Aspirin.  Das  Aspirin  ist  in  den  vorhergehenden  Jahresberichten  mehr- 

fach besprochen  worden.  Penzoldt  schreibt  neuerdings  über  das- 
selbe (Lehrbuch  der  klinischen  Arzneibehandlung,  6.  Aufl.):  „Aspirin 


Pharmakotherapie.  41 

oder  Azetylsalizylsäure  hat  zweifellos  eine  hohe  praktische  Bedeutung 
gewonnen.  Wenn  es  auch  das  nach  meiner  Meinung  beim  akuten 
Gelenkrheumatismus  an  Energie  der  Wirkung  unübertro£Pene  Salizyl- 
säure Natrium  nicht  ganz  ersetzt,  so  tritt  es  doch  vielfach  wegen 
seiner  geringeren  Nebenwirkungen,  insbesondere  auf  den  Magen, 
erfolgreich  in  Konkurrenz.  Auch  die  Verwendung  bei  Neuralgien, 
Kopfschmerzen  etc.  ist  mit  Recht  schon  sehr  verbreitet."  —  Wie 
es  bei  den  meisten  vielgebrauchten  Mitteln  geht,  stellen  sich  bei  der 
häufigeren  Anwendung  allmählich  gewisse  Nebenwirkungen  heraus, 
die  anfangs  wenig  beobachtet  wurden.  So  wird  auch  im  vergangenen 
Jabre  über  eine  ganze  Anzahl  von  Nebenwirkungen  bei  Aspirin 
berichtet.  Thieme,  der  das  Aspirin  sonst  als  Entfieberungsmittel 
bei  Phthisikem  sehr  lobt,  warnt  davor,  das  Aspirin  bei  Lungen- 
kranken zu  verwenden,  die  leicht  zu  Hämorrhagien  neigen,  da  er  in 
7  FäUen  nach  Aspirin  ein  Bezidiv  einer  vorher  durchgemachten  Blu- 
tung eintreten  sah.  —  Hirschberg  sah  bei  einem  Patienten  auf  1  g 
Aspirin  stark  infiltrierte  Schwellung  der  Augenlider  und  der  Unter- 
lippe und  scharlachartigen  Ausschlag  an  der  Bachenschleimhaut,  der 
Kopf-  und  Nackenhaut.  —  Meyer  sah  nach  1  g  Aspirin  bei  einem 
Patienten  ödematöse  Schwellung  beider  oberer  und  unterer  Augen- 
lider, der  Stirn  und  der  ganzen  behaarten  Kopfhaut.  —  Nach  Otto 
zeigte  ein  Patient  nach  Einnahme  von  1  g  Aspirin  knotige  Ver- 
dickungen der  Haut  an  Extremitäten,  Rumpf,  Kopf,  Gesicht  und  Mund, 
und  Verstopfung  der  Nase  mit  Schleimansammlung.  Der  Patient  er- 
hielt aus  Mißverständnis  noch  ein  zweites  Pulver:  darauf  Zunahme 
der  Erscheinungen,  Angstgefühl,  Schwindel,  unstillbarer  Durst  und 
wiederholt  heftiges  Erbrechen.  Der  Urin  war  leicht  getrübt  und 
enthielt  geringe  Mengen  von  Eiweiß.  —  Eabow  sah  auf  Einnahme 
von  4mal  0,5  Aspirin  heftige  Schmerzen  in  der  Magengegend  und 
Neigung  zum  Erbrechen;  Gesicht  leichenblaß,  mit  Schweiß  bedeckt, 
Puls  kaum  fühlbar. 

In  dem  verflossenen  Jahre  ist  der  Arzneimittelschatz  um  ein 
neues  Schlafmittel,  Veronal,  bereichert  worden,  das  viel  Beachtung  Yeronai. 
gefunden  hat  und  von  allen  Seiten  günstig  beurteilt  wird.  Das 
Veronal  ist  von  E.  Fischer  und  v.  Mering  in  die  Therapie  ein- 
geführt worden.  Es  ist  ein  Hamsto£Pderivat,  und  zwar  stellt  es 
Diäthylmalonylhamstoff  dar.  Veronal  ist  nach  Fischer  und  v.  Mering 
ein  schön  kristallisierender,  farbloser  Stoff,  der  bei  191^  C.  schmilzt, 
schwach  bitter  schmeckt,  sich  in  ungefähr  12  Teilen  kochenden 
Wassers  und  in  ca.  146  Teilen  kalten  Wassers  löst.  Es  ist  ein 
prompt  und  sicher  wirkendes  Schlafmittel  ohne  schädliche  Neben- 


40  Heinz. 

Giykosai.  gesetzt  wurde.  Von  der  Lösung  wurden  50—100  g  auf  die  erkrankten 
Partien  gepinselt  und  diese  dann  in  Watte  gewickelt.  Im  Durchschnitt 
6—8  Stunden  nach  der  Pinselung  zeigte  der  Urin  deutliche  Salizyl- 
reaktion,  die  sich  während  der  ganzen  Zeit  der  Behandlung  in  gleicher 
Starke  nachweisen  ließ.  Etwa  4—5  Stunden  nach  der  Pinselung 
trat  regelmäßig  ein  starker  Schweißausbruch  auf,  der  '/> — 2  Stunden 
anhielt.  Die  Schmerzen  ließen  allmählich  nach.  Hautreizungen  oder 
sonstige  unangenehme  Nebenwirkungen  wurden  in  keinem  der  be- 
handelten Fälle  beobachtet.  Diese  Olykosalmedikation  war  wirksam 
auch  bei  Fällen  von  schwerstem  Rheumatismus,  besonders  auch  mit 
großen  Ergüssen  in  die  Gelenke,  die  in  überraschend  kurzer  Zeit 
durch  das  Giykosai  zum  Verschwinden  gebracht  wurden.  Zeig  an 
betont,  daß,  wenn  man  den  Salizylstrom  von  der  Haut  aus  durch 
die  Lymphbahnen  der  erkrankten  Gelenke  leitet  und  zwar  durch  die 
wiederholte  Applikation  des  Mittels  einen  andauernden  Strom  her* 
stellt,  man  den  Körper  lange  nicht  mit  den  SaHzylmengen  zu  über- 
lasten braucht,  wie  bei  innerer  Darreichung,  abgesehen  davon,  daß 
die  leicht  zu  befürchtende  Läsion  des  Verdauungstraktus  auf  diese 
Weise  vermieden  wird.  —  lieber  Giykosai  berichtet  auch  Ratz. 
Derselbe  hat  das  Giykosai,  auch  bei  Benutzung  alkoholischer  Lösung, 
nicht  so  gut  resorbierbar  gefunden  wie  Zeigan.  Will  man  Giykosai 
gut  resorbierbar  machen,  so  muß  man  nach  ihm  der  Glykosallösung 
bezw.  Glykosalsalbe  einen  ätherischen  Stoff,  Terpentinöl  oder  Chloro- 
form, zusetzen.  Recht  gute  Erfolge  hatte  dagegen  Ratz  bei  innerer 
Darreichung  des  Glykosals.  Dasselbe  passiert  den  Magen  unver- 
ändert und  wird  erst  im  Darm  in  Salizylsäure  und  Glyzerin  gespalten. 
Das  Giykosai  reizt  daher,  im  Gegensatz  zu  dem  Salizylsäuren  Natron, 
den  Magen  fast  nie.  Dabei  entfaltet  es  volle  SaUzylwirkung,  es 
kommt  daher  auch  meist  zu  Schweißausbrüchen  und  zu  Ohrensausen; 
jedoch  sind  Ohrensausen  und  Schwerhörigkeit  durchweg  geringer 
als  bei  Natrium  salicylicum.  Zur  Hervorrufung  eines  prompten 
therapeutischen  Effektes  müssen  kräftige  Dosen  gegeben  werden. 
Am  besten  verordnet  man  das  Giykosai  in  Oblaten  (bei  akutem 
fieberhaftem  Gelenkrheumatismus  z.  B.  5mal  täglich  zu  je  2  g).  Es 
ist  darauf  zu  achten,  daß  die  Oblaten  gut  geschlossen  sind,  sonst 
reizt  das  feine  trockene  Pulver  die  hintere  Rachenwand  und  fuhrt 
zu  Hustenstößen.  Bei  Kindern  ist  das  Giykosai  als  Mixtur  unter 
Zusatz  von  Spiritus  vini  und  eines  Sirups  zu  geben. 

Aspirin.  Das  Aspirin  ist  in  den  vorhergehenden  Jahresberichten  mehr- 

fach besprochen  worden.  Penzoldt  schreibt  neuerdings  über  das- 
selbe (Lehrbuch  der  klinischen  Arzneibehandlung,  6.  Aufl.) :  „Aspirin 


Pharmakotherapie.  41 

oder  Azetylsalizylsäure  hat  zweifellos  eine  hohe  praktische  Bedeutung 
gewonnen.  Wenn  es  auch  das  nach  meiner  Meinung  beim  akuten 
Gelenkrheumatismus  an  Energie  der  Wirkung  unübertroffene  Salizyl- 
säure Natrium  nicht  ganz  ersetzt,  so  tritt  es  doch  vielfach  wegen 
seiner  geringeren  Nebenwirkungen,  insbesondere  auf  den  Magen, 
erfolgreich  in  Konkurrenz.  Auch  die  Verwendung  bei  Neuralgien, 
Kopfschmerzen  etc.  ist  mit  Eecht  schon  sehr  verbreitet."  —  Wie 
es  bei  den  meisten  vielgebrauchten  Mitteln  geht,  stellen  sich  bei  der 
häufigeren  Anwendung  allmählich  gewisse  Nebenwirkungen  heraus, 
die  anfangs  wenig  beobachtet  wurden.  So  wird  auch  im  vergangenen 
Jahre  über  eine  ganze  Anzahl  von  Nebenwirkungen  bei  Aspirin 
berichtet.  Thieme,  der  das  Aspirin  sonst  als  Entfieberungsmittel 
bei  Phthisikem  sehr  lobt,  warnt  davor,  das  Aspirin  bei  Lungen- 
kranken zu  verwenden,  die  leicht  zu  Hämorrhagien  neigen,  da  er  in 
7  FäUen  nach  Aspirin  ein  Rezidiv  einer  vorher  durchgemachten  Blu- 
tung eintreten  sah.  —  Hirschberg  sah  bei  einem  Patienten  auf  1  g 
Aspirin  stark  infiltrierte  Schwellung  der  Augenlider  und  der  Unter- 
lippe und  scharlachartigen  Ausschlag  an  der  Bachenschleimhaut,  der 
Kopf-  und  Nackenhaut.  —  Meyer  sah  nach  1  g  Aspirin  bei  einem 
Patienten  ödematöse  Schwellung  beider  oberer  und  unterer  Augen- 
lider, der  Stirn  und  der  ganzen  behaarten  Kopfhaut.  —  Nach  Otto 
zeigte  ein  Patient  nach  Einnahme  von  1  g  Aspirin  knotige  Ver- 
dickungen der  Haut  an  Extremitäten,  Rumpf,  Kopf,  Gesicht  und  Mund, 
und  Verstopfung  der  Nase  mit  Schleimansammlung.  Der  Patient  er- 
hielt aus  Mißverständnis  noch  ein  zweites  Pulver:  darauf  Zunahme 
der  Erscheinungen,  Angstgefühl,  Schwindel,  unstillbarer  Durst  und 
wiederholt  heftiges  Erbrechen.  Der  Urin  war  leicht  getrübt  und 
enthielt  geringe  Mengen  von  Eiweiß.  —  Babow  sah  auf  Einnahme 
von  4mal  0,5  Aspirin  heftige  Schmerzen  in  der  Magengegend  und 
Neigung  zum  Erbrechen;  Gesicht  leichenblaß,  mit  Schweiß  bedeckt. 
Puls  kaum  fühlbar. 

In  dem  verflossenen  Jahre  ist  der  Arzneimittelschatz  um  ein 
neues  Schlafmittel,  Veronal,  bereichert  worden,  das  viel  Beachtung  Yeronai. 
gefunden  hat  und  von  allen  Seiten  günstig  beurteilt  wird.  Das 
Veronal  ist  von  E.  Fischer  und  v.  Mering  in  die  Therapie  ein- 
geführt worden.  Es  ist  ein  Hamstofifderivat,  und  zwar  steUt  es 
DiäthylmalonylhamstoflFdar.  Veronal  ist  nach  Fischer  und  v.Mering 
ein  schön  kristallisierender,  farbloser  Stoff,  der  bei  191®  C.  schmilzt, 
schwach  bitter  schmeckt,  sich  in  ungefähr  12  Teilen  kochenden 
Wassers  und  in  ca.  146  Teilen  kalten  Wassers  lost.  Es  ist  ein 
prompt  und  sicher  wirkendes  Schlafmittel  ohne  schädliche  Neben- 


40  Heinz. 

Giykosai.  gesetzt  wurde.  Von  der  Lösung  wurden  50 — 100  g  auf  die  erkrankten 
Partien  gepinselt  und  diese  dann  in  Watte  gewickelt.  Im  Durchschnitt 
6—8  Stunden  nach  der  Pinselung  zeigte  der  Urin  deutliche  Salizyl- 
reaktion,  die  sich  während  der  ganzen  Zeit  der  Behandlung  in  gleicher 
Stärke  nachweisen  ließ.  Etwa  4—6  Stunden  nach  der  Pinselung 
trat  regelmäßig  ein  starker  Schweißaushruch  auf,  der  '/« — 2  Stunden 
anhielt.  Die  Schmerzen  ließen  allmählich  nach.  Hautreizungen  oder 
sonstige  unangenehme  Nebenwirkungen  wurden  in  keinem  der  be- 
handelten Fälle  beobachtet.  Diese  Qlykosalmedikation  war  wirksam 
auch  bei  Fällen  von  schwerstem  Rheumatismus,  besonders  auch  mit 
großen  Ergüssen  in  die  Gelenke,  die  in  überraschend  kurzer  Zeit 
durch  das  Glykosal  zum  Verschwinden  gebracht  wurden.  Zeig  an 
betont,  daß,  wenn  man  den  Salizylstrom  von  der  Haut  aus  durch 
die  Lymphbahnen  der  erkrankten  Gelenke  leitet  und  zwar  durch  die 
wiederholte  Applikation  des  Mittels  einen  andauernden  Strom  her- 
stellt, man  den  Körper  lange  nicht  mit  den  SaHzylmengen  zu  über- 
lasten braucht,  wie  bei  innerer  Darreichung,  abgesehen  davon,  daß 
die  leicht  zu  befürchtende  Läsion  des  Verdauungstraktus  auf  diese 
Weise  vermieden  wird.  —  Ueber  Glykosal  berichtet  auch  Batz. 
Derselbe  hat  das  Glykosal,  auch  bei  Benutzung  alkoholischer  Lösung, 
nicht  80  gut  resorbierbar  gefunden  wie  Zeig  an.  Will  man  Glykosal 
gut  resorbierbar  machen,  so  muß  man  nach  ihm  der  Glykosallösung 
bezw.  Glykosalsalbe  einen  ätherischen  Stoff,  Terpentinöl  oder  Chloro- 
form, zusetzen.  Recht  gute  Erfolge  hatte  dagegen  Ratz  bei  innerer 
Darreichung  des  Glykosals.  Dasselbe  passiert  den  Magen  unver- 
ändert und  wird  erst  im  Darm  in  Salizylsäure  und  Glyzerin  gespalten. 
Das  Glykosal  reizt  daher,  im  Gegensatz  zu  dem  Salizylsäuren  Natron, 
den  Magen  fast  nie.  Dabei  entfaltet  es  volle  Salizylwirkung,  es 
kommt  daher  auch  meist  zu  Schweißausbrüchen  und  zu  Ohrensausen ; 
jedoch  sind  Ohrensausen  und  Schwerhörigkeit  durchweg  geringer 
als  bei  Natrium  salicylicum.  Zur  Hervorrufung  eines  prompten 
therapeutischen  Effektes  müssen  kräftige  Dosen  gegeben  werden. 
Am  besten  verordnet  man  das  Glykosal  in  Oblaten  (bei  akutem 
fieberhaftem  Gelenkrheumatismus  z.  B.  6mal  täglich  zu  je  2  g).  Es 
ist  darauf  zu  achten,  daß  die  Oblaten  gut  geschlossen  sind,  sonst 
reizt  das  feine  trockene  Pulver  die  hintere  Rachenwand  und  föhrt 
zu  Hustenstößen.  Bei  Kindern  ist  das  Glykosal  als  Mixtur  unter 
Zusatz  von  Spiritus  vini  und  eines  Sirups  zu  geben. 

Aspirin.  Das  Aspirin  ist  in  den  vorhergehenden  Jahresberichten  mehr- 

fach besprochen  worden.  Penzoldt  schreibt  neuerdings  über  das- 
selbe (Lehrbuch  der  klinischen  Arzneibehandlung,  6.  Aufl.):  „Aspirin 


Pharmakotherapie.  41 

oder  Azetylsalizylsäure  hat  zweifellos  eine  hohe  praktische  Bedeatung 
gewonnen.  Wenn  es  auch  das  nach  meiner  Meinung  beim  akuten 
Gelenkrheumatismus  an  Energie  der  Wirkung  unübertroffene  Salizyl- 
säure Natrium  nicht  ganz  ersetzt,  so  tritt  es  doch  vielfach  wegen 
seiner  geringeren  Nebenwirkungen,  insbesondere  auf  den  Magen, 
erfolgreich  in  Konkurrenz.  Auch  die  Verwendung  bei  Neuralgien, 
Kopfschmerzen  etc.  ist  mit  Recht  schon  sehr  verbreitet."  —  Wie 
es  bei  den  meisten  vielgebrauchten  Mitteln  geht,  stellen  sich  bei  der 
häufigeren  Anwendung  allmählich  gewisse  Nebenwirkungen  heraus, 
die  anfangs  wenig  beobachtet  wurden.  So  wird  auch  im  vergangenen 
Jahre  über  eine  ganze  Anzahl  von  Nebenwirkungen  bei  Aspirin 
berichtet.  Thieme,  der  das  Aspirin  sonst  als  Entfieberungsmittel 
bei  Phthisikem  sehr  lobt,  warnt  davor,  das  Aspirin  bei  Lungen- 
kranken zu  verwenden,  die  leicht  zu  Hämorrhagien  neigen,  da  er  in 
7  Fällen  nach  Aspirin  ein  Rezidiv  einer  vorher  durchgemachten  Blu- 
tung eintreten  sah.  —  Hirschberg  sah  bei  einem  Patienten  auf  1  g 
Aspirin  stark  infiltrierte  Schwellung  der  Augenlider  und  der  Unter- 
lippe und  scharlachartigen  Ausschlag  an  der  BAchenschleimhaut,  der 
Kopf-  und  Nackenhaut.  —  Meyer  sah  nach  1  g  Aspirin  bei  einem 
Patienten  ödematöse  Schwellung  beider  oberer  und  unterer  Augen- 
lider, der  Stirn  und  der  ganzen  behaarten  Kopfhaut.  —  Nach  Otto 
zeigte  ein  Patient  nach  Einnahme  von  1  g  Aspirin  knotige  Ver- 
dickungen der  Haut  an  Extremitäten,  Rumpf,  Kopf,  Gesicht  und  Mund, 
und  Verstopfung  der  Nase  mit  Schleimansammlung.  Der  Patient  er- 
hielt aus  Mißverständnis  noch  ein  zweites  Pulver:  darauf  Zunahme 
der  Erscheinungen,  Angstgefühl,  Schwindel,  unstillbarer  Durst  und 
wiederholt  heftiges  Erbrechen.  Der  Urin  war  leicht  getrübt  und 
enthielt  geringe  Mengen  von  Eiweiß.  —  Rabow  sah  auf  Einnahme 
von  4mal  0,5  Aspirin  heftige  Schmerzen  in  der  Magengegend  und 
Neigung  zum  Erbrechen;  Gesicht  leichenblaß,  mit  Schweiß  bedeckt. 
Puls  kaum  fählbar. 

In  dem  verflossenen  Jahre  ist  der  Arzneimittelschatz  um  ein 
neues  Schlafmittel,  Veronal,  bereichert  worden,  das  viel  Beachtung  Yeronai. 
gefiinden  hat  und  von  allen  Seiten  günstig  beurteilt  wird.  Das 
Veronal  ist  von  E.  Fischer  und  v.  Mering  in  die  Therapie  ein- 
geführt worden.  Es  ist  ein  Hamstoffderivat,  und  zwar  stellt  es 
Diäthylmalonylhamstoff  dar.  Veronal  ist  nach  Fischer  und  v.  Mering 
ein  schön  kristallisierender,  farbloser  Stoff,  der  bei  191^  C.  schmilzt, 
schwach  bitter  schmeckt,  sich  in  ungefähr  12  Teilen  kochenden 
Wassers  und  in  ca.  146  Teilen  kalten  Wassers  löst.  Es  ist  ein 
prompt  und  sicher  wirkendes  Schlafmittel  ohne  schädliche  Neben- 


40  Heinz. 

Giykosai.  gesetzt  wurde.  Von  der  Lösung  wurden  50 — 100  g  auf  die  erkrankten 
Partien  gepinselt  und  diese  dann  in  Watte  gewickelt.  Im  Durchschnitt 
6—8  Stunden  nach  der  Pinselung  zeigte  der  Urin  deutliche  Salizyl- 
reaktion,  die  sich  während  der  ganzen  Zeit  der  Behandlung  in  gleicher 
Stärke  nachweisen  ließ.  Etwa  4—6  Stunden  nach  der  Pinselung 
trat  regelmäßig  ein  starker  Schweißausbruch  auf,  der  V« — 2  Stunden 
anhielt.  Die  Schmerzen  ließen  allmählich  nach.  Hautreizungen  oder 
sonstige  unangenehme  Nebenwirkungen  wurden  in  keinem  der  be- 
handelten Fälle  beobachtet.  Diese  Olykosalmedikation  war  wirksam 
auch  bei  Fällen  von  schwerstem  Bheumatismus,  besonders  auch  mit 
großen  Ergüssen  in  die  Gelenke,  die  in  überraschend  kurzer  Zeit 
durch  das  Giykosai  zum  Verschwinden  gebracht  wurden.  Zeigan 
betont,  daß,  wenn  man  den  Salizylstrom  von  der  Haut  aus  durch 
die  L3anphbahnen  der  erkrankten  Gelenke  leitet  und  zwar  durch  die 
wiederholte  Applikation  des  Mittels  eiaen  andauernden  Strom  her- 
stellt, man  den  Körper  lange  nicht  mit  den  Salizylmengen  zu  über- 
lasten braucht,  wie  bei  innerer  Darreichung,  abgesehen  davon,  daß 
die  leicht  zu  befürchtende  Läsion  des  Verdauungstraktus  auf  diese 
Weise  vermieden  wird.  —  lieber  Giykosai  berichtet  auch  Eatz. 
Derselbe  hat  das  Giykosai,  auch  bei  Benutzung  alkoholischer  Lösung, 
nicht  so  gut  resorbierbar  gefunden  wie  Zeigan.  Will  man  Giykosai 
gut  resorbierbar  machen,  so  muß  man  nach  ihm  der  Glykosallösung 
bezw.  Glykosalsalbe  einen  ätherischen  Sto£P,  Terpentinöl  oder  Chloro- 
form, zusetzen.  Recht  gute  Erfolge  hatte  dagegen  Ratz  bei  innerer 
Darreichung  des  Glykosals.  Dasselbe  passiert  den  Magen  unver- 
ändert und  wird  erst  im  Darm  in  Salizylsäure  und  Glyzerin  gespalten. 
Das  Giykosai  reizt  daher,  im  Gegensatz  zu  dem  Salizylsäuren  Natron, 
den  Magen  fast  nie.  Dabei  entfaltet  es  volle  SaUzylwirkung,  es 
kommt  daher  auch  meist  zu  Schweißausbrüchen  und  zu  Ohrensausen ; 
jedoch  sind  Ohrensausen  und  Schwerhörigkeit  durchweg  geringer 
als  bei  Natrium  salicylicum.  Zur  Hervorrufung  eines  prompten 
therapeutischen  Effektes  müssen  kräftige  Dosen  gegeben  werden. 
Am  besten  verordnet  man  das  Giykosai  in  Oblaten  (bei  akutem 
fieberhaftem  Gelenkrheumatismus  z.  B.  6mal  täglich  zu  je  2  g).  Es 
ist  darauf  zu  achten,  daß  die  Oblaten  gut  geschlossen  sind,  sonst 
reizt  das  feine  trockene  Pulver  die  hintere  Rachenwand  und  führt 
zu  Hustenstoßen.  Bei  Elindem  ist  das  Giykosai  als  Mixtur  unter 
Zusatz  von  Spiritus  vini  und  eines  Sirups  zu  geben. 

ABpirin.  Das  Aspirin  ist  in  den  vorhergehenden  Jahresberichten  mehr- 

fach besprochen  worden.  Penzoldt  schreibt  neuerdings  über  das- 
selbe (Lehrbuch  der  klinischen  Arzneibehandlung,  6.  Aufl.) :  „Aspirin 


Pharmakotherapie.  41 

oder  Azetylsalizylsäure  hat  zweifellos  eine  hohe  praktische  Bedeutung 
gewonnen.  Wenn  es  auch  das  nach  meiner  Meinung  beim  akuten 
Gelenkrheumatismus  an  Energie  der  Wirkung  unübertroffene  Salizyl- 
säure Natrium  nicht  ganz  ersetzt,  so  tritt  es  doch  vielfach  wegen 
seiner  geringeren  Nebenwirkungen,  insbesondere  auf  den  Magen, 
erfolgreich  in  Konkurrenz.  Auch  die  Verwendung  bei  Neuralgien, 
Kopfschmerzen  etc.  ist  mit  Recht  schon  sehr  verbreitet."  —  Wie 
es  bei  den  meisten  vielgebrauchten  Mitteln  geht,  stellen  sich  bei  der 
häufigeren  Anwendung  allmählich  gewisse  Nebenwirkungen  heraus, 
die  anfangs  wenig  beobachtet  wurden.  So  wird  auch  im  vergangenen 
Jahre  über  eine  ganze  Anzahl  von  Nebenwirkungen  bei  Aspirin 
berichtet.  Thieme,  der  das  Aspirin  sonst  als  Entfieberungsmittel 
bei  Phthisikem  sehr  lobt,  warnt  davor,  das  Aspirin  bei  Lungen- 
kranken zu  verwenden,  die  leicht  zu  Hämorrhagien  neigen,  da  er  in 
7  FäUen  nach  Aspirin  ein  Rezidiv  einer  vorher  durchgemachten  Blu- 
tung eintreten  sah.  —  Hirschberg  sah  bei  einem  Patienten  auf  1  g 
Aspirin  stark  infiltrierte  Schwellung  der  Augenlider  und  der  Unter- 
lippe und  scharlachartigen  Ausschlag  an  der  Rachenschleimhaut,  der 
Kopf-  und  Nackenhaut.  —  Meyer  sah  nach  1  g  Aspirin  bei  einem 
Patienten  ödematöse  Schwellung  beider  oberer  und  unterer  Augen- 
lider, der  Stirn  und  der  ganzen  behaarten  Kopfhaut.  —  Nach  Otto 
zeigte  ein  Patient  nach  Einnahme  von  1  g  Aspirin  knotige  Ver- 
dickungen der  Haut  an  Extremitäten,  Rumpf,  Kopf,  Gesicht  und  Mund, 
und  Verstopfung  der  Nase  mit  Schleimansammlung.  Der  Patient  er- 
hielt aus  Mißverständnis  noch  ein  zweites  Pulver:  darauf  Zunahme 
der  Erscheinungen,  Angstgefühl,  Schwindel,  unstillbarer  Durst  und 
wiederholt  heftiges  Erbrechen.  Der  Urin  war  leicht  getrübt  und 
enthielt  geringe  Mengen  von  Eiweiß.  —  Rabow  sah  auf  Einnahme 
von  4mal  0,5  Aspirin  heftige  Schmerzen  in  der  Magengegend  und 
Neigung  zum  Erbrechen;  Gesicht  leichenblaß,  mit  Schweiß  bedeckt, 
Puls  kaum  fühlbar. 

In  dem  verflossenen  Jahre  ist  der  Arzneimittelschatz  um  ein 
neues  Schlafmittel,  Veronal,  bereichert  worden,  das  viel  Beachtung  Yeronai. 
gefiinden  hat  und  von  allen  Seiten  günstig  beurteilt  wird.  Das 
Veronal  ist  von  E.  Fischer  und  v.  Mering  in  die  Therapie  ein- 
geführt worden.  Es  ist  ein  Hamstoffderivat,  und  zwar  stellt  es 
Diäthyhnalonylhamstoff  dar.  Veronal  ist  nach  Fischer  und  v.  Mering 
ein  schön  kristallisierender,  farbloser  Stoff,  der  bei  191®  C.  schmilzt, 
schwach  bitter  schmeckt,  sich  in  ungefähr  12  Teilen  kochenden 
Wassers  und  in  ca.  145  Teilen  kalten  Wassers  löst.  Es  ist  ein 
prompt  und  sicher  wirkendes  Schlafmittel  ohne  schädliche  Neben- 


42  Heinz. 

Yeronal.  wirkangen.  Bei  einfacher  Schlaflosigkeit  genügt  in  der  Begel  0,5  g. 
Zur  Bekämpfung  von  Agrypnie,  die  mit  stärkeren  Erregungszuständen 
einhergeht,  kann  man  die  Dosis  bis  1  g  steigern.  Bei  schwächlichen 
Personen,  z.  B.  Frauen,  kommt  man  manchmal  schon  mit  0,3  g  aus. 
Mehr  als  1  g  zu  geben,  dürfte  selten  indiziert  sein.  Wird  das  Yeronal 
in  Lösung  gegeben,  so  tritt  der  gewünschte  Effekt  in  etwa  ^s  Stunde 
ein.  Am  meisten  empfiehlt  es  sich,  das  gepulverte  Mittel  in  einer 
Tasse  warmen  Tees  durch  Umrühren  zu  lösen.  Das  Präparat  wird 
übrigens  auch  in  festem  Zustande  von  den  meisten  Personen  mit 
oder  ohne  Oblate  gern  genommen.  —  Poly  hat  im  Juliusspital  in 
Würzburg  das  Yeronal  in  206  Fällen  bei  52  Patienten  geprüft  und 
zwar  bei  den  verschiedenartigsten  Krankheiten  (abgesehen  von 
Geisteskrankheiten).  Die  Dosis  war  0,25 — 0,75  g;  selten  wurde  1  g 
gegeben.  Die  Wirkung  war  eine  außerordentlich  günstige.  In  der 
größeren  Mehrzahl  der  Fälle  trat  nach  ca.  V< — l^V*  Stunden  Schlaf 
ein.  Bei  reiner  Schlaflosigkeit  ließ  das  Mittel  nie  im  Stich.  Bei 
leichten  Schmerzen,  wie  sie  durch  Ulcus  ventriculi,  Myelitis,  Tuber- 
kulose, Pleuritis,  Zystitis  verursacht  waren,  war  das  Yeronal  wirk^ 
sam :  das  Hypnotikum  betäubte  durch  den  tiefen  Schlaf  den  leichten 
Schmerz.  Bei  stärkeren  Schmerzen  war  das  Yeronal  (wie  auch  das 
Sulfonal,  Chloralhydrat  etc.)  ohne  jede  Wirkung.  Wurde  aber  gleich- 
zeitig als  schmerzstillendes  Mittel  Morphin  gegeben,  so  schliefen  die 
Patienten  oft  die  ganze  Nacht,  während  sie  auf  Morphin  allein  zwar 
schmerzlos,  aber  trotzdem  schlaflos  waren.  In  einzelnen  Fällen  zeigte 
sich  das  Yeronal  dem  Sulfonal  und  Trional  deutlich  überlegen.  Poly 
konnte  bei  längerer  Darreichung  eine  Abnahme  der  Wirksamkeit 
nicht  konstatieren.  Unangenehme  Nebenwirkungen  wurden  nie  be- 
obachtet; in  einigen  Fällen  dauerte  nur  eine  gewisse  Schläfrigkeit 
imd  Müdigkeit  den  folgenden  Vormittag  an.  —  Schule  (Freiburg) 
hat  das  Yeronal  mit  gutem  Erfolge  bei  nervöser  Insomnie  versucht. 
Er  fand  es  zu  0,5 — 0,75  g  gut  wirksam  und  frei  von  unangenehmen 
Nebenwirkungen.  Es  erzeugt  ziemlich  schnell  einen  ausgiebigen 
Schlaf.  Die  Intensität  der  Wirkung  steht  nach  Aussage  der  Patienten 
der  des  Trionals  etwas  nach.  Dagegen  scheint  die  Yeronalwirkung 
eine  etwas  prolongiertere  zu  sein  als  die  des  Trionals.  Die  Behand- 
lung der  nervösen  Insomnie  ist  nach  Schule  eine  der  schwersten 
Aufgaben  der  Therapie.  Yon  den  Medikamenten,  die  für  die  Be- 
handlung in  Frage  kommen,  stellt  er  in  die  erste  Linie  das  Trional 
(in  heißer  Lösung  und  mit  Natr.  bicarbon.  zu  nehmen).  An  zweite 
Stelle  ist  das  Yeronal  zu  setzen.  Dann  kommt  das  Sulfonal,  event. 
kombiniert   mit  Hedonal  (ana  1,0).     Amylenhydrat ,   Dormiol  (2,0), 


Pharmakotherapie.  43 

Paraldehyd  (3—6  g),  Chloralhydrat  (2  g)  wirken  oft  recht  gut,  werden 
aber  von  vielen  Kranken  des  abscheulichen  Geschmackes  wegen  per- 
horresziert.  Patienten  mit  empfindlichem  Magen  soll  man  Chloral- 
hydrat per  OS  auf  keinen  Fall  geben.  Auch  bei  Applikation  per 
Klysma  zeigt  sich  der  Darm  bald  refraktär  gegen  die  ätzende  Sub- 
stanz. —  Berendt  hat  Veronal  im  Moabiter  Elrankenhause  an 
80  Patienten  in  190  Fällen  angewandt.  Bei  einfacher  Insomnie  er- 
zielte er  mit  0,5—0,76  g  Veronal  in  allen  Fällen  gute  Erfolge.  Auch 
bei  Schlaflosigkeit  infolge  leichter  körperlicher  Beschwerden :  Bron- 
chitis, beginnender  Phthise,  Lumbago  etc.,  wirkte  das  Mittel  in 
diesen  Dosen  ziemlich  prompt.  Bei  hochgradigen  Schmerzen  und 
Atemnot  war  es  dagegen  unwirksam.  Bei  Schlaflosigkeit  im  Ver- 
laufe akuter  Infektionskrankheiten,  wie  bei  leichten  Erregungs-  und 
XJnruhezuständen,  wandte  Berendt  das  Veronal  in  größeren  Dosen 
(1 — Vit  g)  an.  Wesentlich  über  diese  Dosen  ging  er  hinaus  bei 
Zuständen  starker  Unruhe  und  Erregung,  bei  schwerem  Alkoholis- 
mus, Delirium  tremens,  Aufregungszuständen  bei  Dementia  paralytica, 
hysterischen  und  epileptischen  Krämpfen.  Er  gab  hier  Dosen  von 
2— dVs  g  (letztere  nur  bei  kräftigen  Männern);  es  trat  darauf  im 
Verlauf  von  10  Minuten  bis  zu  1  Stunde  Schlaf  ein;  derselbe  war 
tief  und  ruhig  und  dauerte  7 — 11  Stunden.  Ganz  vorzüglich  waren 
die  Erfolge  in  einigen  Fällen  von  beginnendem  Delirium  tremens; 
hier  wurde  das  Delirium  mitunter  wirklich  kupiert.  Unangenehme 
Nebenwirkungen  hat  Berendt  nicht  gesehen;  nur  bestanden  zu- 
weilen am  nächsten  Tage  Schwindelgefiihl ,  Benommenheit  und 
Schläfrigkeit.  Daß  das  Veronal  bei  längerer  Medikation  an  Wirk- 
samkeit nicht  nachlasse,  kann  Berendt  nicht  bestätigen.  Nach 
individuell  verschiedener  Zeit,  bisweilen  nach  kaum  einer  Woche, 
mitunter  aber  auch  erst  in  viel  späterer  Zeit,  pflegt  Gewöhnung  ein- 
zutreten. Man  muß  dann  die  Dosis  erhöhen  oder  das  Mittel  wechseln; 
einige  Zeit  nach  dem  Aussetzen  des  Sulfouals  pflegt  dann  eine  er- 
neute Darreichung  wieder  prompt  zu  wirken.  —  Jelly  betont  mit 
Becht,  daß  einer  der  größten  Vorteile,  den  die  Entdeckung  eines 
guten  neuen  Hypnotikums  mit  sich  bringe,  die  Erleichterung  der 
Möglichkeit  sei,  mit  den  Schlafmitteln  zu  wechseln.  —  Sehr  günstige 
Erfahrungen  mit  dem  Veronal  machte  auch  Lot  seh  auf  der  Leyden- 
schen  Klinik.  Er  lobt  das  Mittel  insbesondere  auch  bei  Phthisis, 
sowie  bei  Herzkrankheiten.  —  Hohes  Lob  spendet  dem  Veronal 
auch  Lilienfeld,  der  das  Mittel  in  460  Einzeldosen  (von  durch- 
schnittlich 0,5  g)  bei  ca.  60  Fällen  von  nervöser  Agrypnie,  Neur- 
asthenie ,    Hypochondrie ,    Hysterie ,    melancholischen    Depressions- 


44 


Heinz. 


Yeronai.  zoständen,  beginnender  progressiver  Paralyse,  organischen  Rücken- 
markskrankheiten,  bei  Morphiumeotziehung,  mit  ausgezeichnetem 
Erfolge  gab.  Nach  Lilienfeld  trete  keine  Gewöhnung  an  das 
Mittel,  bezw.  keine  Abschwächung  seiner  Wirkung  ein.  Eine  Mor- 
phinistin erhielt  während  der  Morphiumentziehung  durch  2  Monate 
anfangs  1  g,  später  0,5  g  Veronal.  Sie  schlief  am  Ende  dieser  Zeit 
nach  dem  Mittel  noch  ebenso  vorzüglich  wie  nach  der  ersten  Dosis, 
während  sie  ohne  Schlafmittel  oder  nach  1,5  g  Trional  fast  völlig 
schlaflos  war.  Der  Preis  der  Schlafdosis  Veronal  stellt  sich  nach 
Lilien feld  auf  ca.  17  Vs  Pf«  Veronal  ist  somit  billiger  als  die  anderen 
Schlafmittel  mit  Ausnahme  des  Ghloralhydrats.  —  üeber  das  Veronal 
liegen  femer  eine  ganze  Anzahl  von  Berichten  aus  psychiatrischen 
Kliniken  vor,  in  denen  ja  die  Behandlung  der  schlaflosen  Zustände 
eine  große  Rolle  spielt.  Fischer  berichtet  über  Erfolge  auf  der 
psychiatrischen  Ellinik  zu  Jena.  Behandelt  wurden  76  Fälle.  Davon 
war  in  60  Fällen  der  Erfolg  ein  sehr  guter;  es  trat  nach  V« — 1  Stunde 
ruhiger,  meist  traumloser  Schlaf  von  6 — 10  Stunden  Dauer  ein,  nach 
dem  sich  die  Kranken  am  anderen  Morgen  sehr  wohl  und  erfrischt 
fehlten.  Nebenerscheinungen  traten  nur  in  7  Fällen  ein;  dmal 
Eingenommensein  des  Kopfes,  2mal  Schläfrigkeit,  Imal  üebelkeit, 
Imal  Erbrechen.  —  Sehr  gute  Erfolge  sah  auch  Weber  von  dem 
Veronal  auf  der  psychiatrischen  Klinik  in  Göttingen.  Lisbesondere 
empfiehlt  er  es  als  Beruhigungsmittel  bei  motorischen  Aufregungs- 
zuständen  aller  Art,  namentlich  den  durch  Halluzinationen  her- 
vorgerufenen, üeber  weitere  günstige  Erfahrungen  über  Veronal 
als  Hypnotikum  bei  Nerven-  und  Geisteskrankheiten  berichten 
Bosenfeld  (Straßburg),  Würth  (Hofheim),  Aronheim  (Gevels- 
berg) u.  a. 

Als  ein  neues  Lokalanästhetikum  wird  von  den  Höchster  Färb- 
Anästhesin.  werken  das  Anästhesin  (p-Amidobenzoesäureäthylester)  in  den 
Handel  gebracht.  Dasselbe  ist  chemisch  wie  physiologisch  dem 
Orthoform  nahe  verwandt.  Es  ist  ein  weißes,  im  Wasser  nur  wenig 
lösliches  Pulver.  Es  wirkt  anästhesierend  nur  da,  wo  es  direkt  mit 
den  Nervenendigungen  in  Berührung  kommt.  Es  besitzt  also  keine 
Tiefenwirkung  wie  das  Kokain  und  Holokain.  Andererseits  ist  seine 
Wirkung  eine  anhaltende;  es  entfaltet  eine  Dauerwirkung,  die  so 
lange  anhält,  als  noch  Anästhesinpulver  (das  wegen  der  schweren 
Löslichkeit  nicht  resorbiert  wird)  mit  der  Wundfläche,  dem  Ge- 
schwür etc.  in  Berührung  ist.  Das  Anästhesin  ist  im  Vergleich  zu 
Kokain  ungifbig.  Das  Anästhesin  ist  bisher  angewandt:  innerlich 
bei  Ulcus  ventriculi,  Hyperästhesie  des  Magens,  nervöser  Dyspepsie, 


Pharmakotherapie.  45 

Vomitus  gravidarum;  äußerlich  bei  Keuchhusten,  Koryza,  tuber- 
kulösen Mund-  und  Kehlkopfgeschwüren,  Stomatitis  ulcerosa,  Brand- 
wunden, Ulcus  cruris,  Intertrigo,  Eautgangrän,  Pruritus,  insbesondere 
bei  Pruritus  vulvae,  bei  Urethritiden,  Blasenzwang,  Hämorrhoidal- 
leiden. —  Henius  (Frankfurt)  hat  mit  sehr  gutem  Erfolge  Erysi- 
pelas  faciei  mit  Anästhesin  behandelt.  Er  verwendet  eine  10^/oige 
Anästhesin-Lanoh'n-Vaseline- Salbe.  In  den  ersten  Stadien  der  Er- 
krankung, wo  es  zu  Blasenbildung  und  zu  starker  Hautrötung  und 
Spannung  kommt,  wurde  die  Anästhesinsalbe  dick  auf  das  Gesicht 
aufgelegt  und  mit  einer  Bindenmaske  bedeckt;  in  späteren  Stadien 
wurde  sie  auf  die  geröteten  Stellen  in  dünner  Schicht  aufgetragen. 
Die  Anästhesinsalbe  hatte  immer  den  unverkennbaren,  ausgezeich- 
neten Erfolg,  die  vom  Erysipel  befallenen  Hautpartien  vollständig 
schmerzfrei  zu  machen  und  während  der  ganzen  Dauer  der  Krank- 
heit schmerzfrei  zu  halten,  so  daß  eine  der  größten  Beschwerden 
der  Kranken  fortgenommen  wird. 

Aus    dem   unlöslichen   Anästhesin  hat  Ritsert   ein  lösliches 
Anästhetikum,  das  paraphenolsulfosaure  Anästhesin  oder  Subkutin,     Sabkatin. 
dargesteDt.    Dasselbe  ist  in  1^/oiger  Lösung  (mit  0,7^/oigem  Koch- 
salzzusatz) zur  Schleichschen  Infiltrationsanästhesi    oder  zur  Oberst- 
schen  regionären  Anästhesie  geeignet. 

BekanntlichistdasYohimbinumhydrochloricumalsAphrodi-  Yohimbin. 
siacum  in  den  Arzneischatz  eingeführt  worden.  Eine  ganze  Anzahl 
Berichte  sprechen  sich  lobend  über  das  Präparat  aus.  Kontraindiziert 
ist  das  Yohimbin,  wenn  chronische  Entzündung  oder  Hyperämie  der 
XJnterleibsorgane  bestehen.  —  Wenn  das  Yohimbin  bei  innerer  Ver- 
abreichung erfolglos  bleibt,  empfiehlt  Eulenburg  die  subkutane 
Verwendung  (2^/oige  Lösung,  0,5—1,0  ccm  täglich  zu  injizieren; 
nach  eingetretener  Wirkung  werden  die  Injektionen  nur  alle  2  bis 
8  Tage  oder  noch  seltener  wiederholt;  nach  20  Injektionen  wird  für 
eine  längere  Zeit  ausgesetzt).  —  Neuerdings  ist  dem  Yohimbin 
kräftige  anästhesierende  Wirkung  zuerkannt  worden.  Löwy  und 
Müller  haben  diese  anästhesierende  Wirkung  mit  exakten  Methoden 
an  verschiedenen  Objekten  untersucht.  —  Magnani  hat  dann  die 
anästhesierende  Wirkung  des  Yohimbins  am  Menschen  festgestellt 
und  zwar  zunächst  an  sich  selbst,  indem  er  sich  V«  <^<^^  l^/oigQ 
Yohimbinlösung  unter  die  Haut  des  linken  Vorderarmes  spritzte. 
Die  hierauf  eintretende  Anästhesie  war  eine  vollständige:  Magnani 
konnte  eine  bis  auf  die  Faszie  reichende  Inzision  anlegen  und  die 
Wundränder  durch  Naht  schmerzlos  vereinigen.  Magnani  wendet 
das  Yohimbin  zu  kleineren  Operationen  am  Auge  (Lidoperationen) 


46 


Heinz. 


Adrenalin. 


Suprarenin. 


Extractum 
Buprarenale. 
Renoform. 


an.  Die  WirkoBg  ist  eiiie  ausgezeichnete.  Der  Muskeltonus  im 
Operationsgebiet  bleibt  vollständig  erhalten,  üeble  Zu&Ue  (wie  sie 
bei  Kokain  so  häufig  sind)  treten  nicht  ein. 

Die  Nebennierensubstanz,  bezw.  die  aus  derselben  dar- 
gestellten Präparate,  haben  in  den  letzten  2  Jahren  vielseitige  Ver- 
wendung gefunden  (vergl.  den  vorjährigen  Bericht).  Von  chemisch- 
reinen Körpern  werden  aus  den  Nebennieren  hergestellt  das  Ad- 
renalin und  das  Suprarenin.  DasAdrenalinum  hydrochloricum 
wird  als  0,1  ^/o  ige  Lösung  mit  einem  Zusatz  von  etwas  Kochsalz  und 
von  0,5 ^/o  Chloreton  von  Parke,  Davis  &  Co.  in  London  in  den 
Handel  gebracht.  Es  dient  als  Stammlösung,  von  der  man  sich  die 
in  der  Praxis  zu  verwendenden  Lösungen  (1  ;  10000—1  :  5000)  durch 
Verdünnen  herstellt.  Der  Preis  der  OriginaUösung  stellt  sich  auf 
0,85  M.  pro  1  com;  ein  Originalflacon  kommt  fiir  Aerzte  5  M. 
(1  ccm  =  18  Pf.).  Von  den  Höchster  Farbwerken  wird  Supra- 
reninum  hydrochloricum  hergestellt.  Dasselbe  ist  in  seiner 
Wirkung  mit  dem  Adrenalin  identisch.  Es  kommt  in  0,1^/oiger 
Lösung  in  physiologischer  Kochsalzlösung  in  den  Handel,  in  Flacons 
zu  10  bezw.  25  ccm,  die  1,50  bezw.  3  M.  kosten.  Außerdem  stellt 
Merck  Extractum  suprarenale  siccum,  die  Berliner  „Fabrik 
organotherapeutischer  Präparate"  stellt  Renoform  und  Renoform- 
präparate  (Renoformpulver,  Renoformwatte)  dar.  Die  Nebennieren- 
präparate werden  einmal  bei  Addisonscher  Ejrankheit  gebraucht;  die 
Erfolge  sind  wechselnde.  Dann  erscheinen  sie  wegen  ihrer  prompten 
blutdrucksteigemden  Wirkung  vielleicht  für  die  Behandlung  der  aku- 
ten Herzschwäche  geeignet;  jedoch  ist  hierüber  nichts  Näheres  be- 
kannt geworden.  Die  vielseitigste  Anwendung  erfahren  aber  die 
Nebennierenpräparate  durch  ihre  eminente  blutge&ßzusammenziehende 
Wirkung.  Diese  wird  benutzt,  um  entzündete  Schleimhäute  ab- 
schwellen zu  machen,  um  oberflächliche  Schleimhäute  zu  anämisieren, 
imi  blutende  Gefäße  zur  Kontraktion  zu  bringen,  um  Blutung  der 
Gewebe  bei  nachfolgender  Operation  zu  vermeiden,  um  Nachblutungen 
nach  Operationen  zu  verhüten,  imi  die  Wirkung  von  Lokalanästhe- 
tizis  (Kokain)  zu  verstärken  und  zu  vertiefen.  Am  meisten  wird 
das  Adrenalin  etc.  angewandt  in  der  rhinologischen,  laryngologischen, 
otologischen,  urologischen  und  ophthalmologischen  Praxis. 

Für  das  bitter  schmeckende  Chinin  sind  eine  Anzahl  wenig  oder 
gar  nicht  schmeckender  Ersatzmittel  dargestellt  worden:  das  Salo- 
chinin  (Salizylsäureester  des  Chinins),  das  Chinaphenin  (Ver- 
bindung von  Chinin  und  Phenetidin),  das  Euchinin  (Chininkarbon- 
säureäthylester)  tmd  das  Aristochin  (neutraler  Kohlensäureester 


Pharmakotherapie. 


47 


des  Chinins).  Das  Euch  in  in  soll  nach  Penzoldt  wegen  des  ge*  Euchinin. 
ringeren  Geschmackes  bei  Kindern,  besonders  bei  Kenchhusten,  weit- 
aus den  Vorzug  vor  Chinin  verdienen  und  überhaupt  sich  wegen 
der  geringeren  Nebenwirkungen  empfehlen;  es  soll  femer  die  Probe 
bei  Malaria,  selbst  in  den  Tropen,  gut  bestanden  haben.  Dosierung 
wie  bei  Chinin;  1  g  =  0,40  M.  —  Das  Aristochin,  ein  weißes,  Aristochin. 
ganz  geschmackloses  Pulver,  soll  nach  Dreser  vor  den  übrigen 
wenig  bitteren  Chininverbindungen,  dem  Euchinin,  Salochinin  und 
Chininum  tannicum  gewisse  Vorzüge  besitzen.  Es  werde  leicht  re- 
sorbiert, entfalte  rasch  seine  therapeutischen  Wirkungen  und  be- 
lästige weder  den  Magen  noch  die  Darmschleimhaut.  Einzeldosis 
ftir  den  Erwachsenen  0,6  g,  für  keuchhustenkranke  Kinder  0,1 — 0,3  g, 
8mal  täglich. 

Pyramiden  wird  von  Byk  (wie  auch  vorher  schon  von  pyramidon, 
anderer  Seite)  warm  zur  Behandlung  des  Typhus  empfohlen.  Pohl 
rühmt  das  P3n:amidon  sehr  bei  Phthise;  es  ist  nach  ihm  das  ver- 
läßlichste Antipyretikum  bei  Phthisis  pulmonum.  —  Von  den  Höchster 
Farbwerken  wird  nunmehr  auch  salizylsaures  Pyramiden,  femer 
saures  kampfersaures  Pyramiden,  das  vorwiegend  anti- 
hydrotisch,  und  neutrales  kampfersaures  Pyramiden,  das 
vorwiegend  antip3nretisch  wirkt,  in  den  Handel  gebracht.  —  Tri-  Trigemin. 
gemin  ist  eine  Verbindung  von  Pyramiden  und  Butylchloralhydrat; 
es  soll  bei  den  schmerzhaften  Affektionen  der  Himnerven  spezifisch 
wirken.  —  Im  vorigen  Jahre  wurde  ein  synthetisches  Baldrian- 
präparat, das  Valyl  (Valeriansäurediäthylamid),  eingeführt.  Zu  diesem 
ist  in  diesem  Jahre  ein  zweites  gekommen:  Bornyval  (Bomeol-  Bomyval. 
isovaleriansäureester).  Dasselbe  ist  nach  Hirschlaff  „ein  zuver- 
lässiges, völlig  unschädliches  Mittel  gegen  funktionelle  nervöse  Be- 
schwerden aller  Art,  speziell  gegen  nervöse  Herzbeschwerden,  auf 
die  es  in  fast  spezifischer  Weise  einzuwirken  scheint".  —  Das  im 
vorigen  Jahrgang  erwähnte  Helmitol  (Methylenzitronensäure-Hexa-  Heimitol. 
methylentetramin) ,  ein  Verwandter  des  ürotropins  (Hexamethy- 
lentetramin) ,  hat  wie  dieses  die  Eigenschaft,  den  Harn  (durch  Ab- 
spaltung kleiner  Mengen  Formaldehyd)  zu  desinfizieren  und  dadurch 
infektiöse  Prozesse  in  Harnblase  und  Urethra  günstig  zu  beein- 
flussen. Während  ürotropin  bei  stark  alkalischem  Urin  nicht  oder 
nicht  genügend  wirksam  ist,  macht  das  Helmitol  den  Urin  sauer 
and  begünstigt  dadurch  den  antibakteriellen  Effekt.  Helmitol  hat 
sich  bewährt  bei  Zystitis,  Pyelitis,  septischer  Bakteriurie,  Phosphat- 
urie, sowie  als  Prophylaktikum  bei  intravesikalen  Operationen.  Das 
Helmitol  wird  in  Gaben  von   1  g,   dmal  täglich,   gereicht;   als  be- 


48  Heinz, 

quemste  Ordinationsform  empfehlen  sich  die  Helmitoltabletten  k  0,6  g. 
Das  Hebnitol  kann  aach  in  erwärmter  wäßriger  Lösung  in  die 
Blase  iiy'iziert  und  2—8  Standen  darin  belassen  werden;  100 — 150  ccm 
l~2*/oiger  HelmitoUösang  werden  gut  vertragen. 

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Lehrbuch  der  Pharmakognosie  des  Pflanzenreiches.  Für  Hochschulen  und 
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I.  Bd.:  Allgemeiner  Teil.  Stuttgart.—  Derselbe,  Kompendium  der  prakti- 
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50  Heinz. 

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Therap.  Monatsh.  Nr.  9.  --  Rommel,  Ueber  Unguentum  argenti  colloidalis 
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Brit  med.  Joum.,  27.  Dez.  —  Winkelmann,  Aspirinnebenwirkung.  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  42.  —  Winternitz,  Ueber  die  physiologischen 
Grundlagen  der  Jedipin therapie.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  29.  — 
Wolff,  Ueber  die  physiologische  Dosierung  von  Digitalispräparaten.  Therap. 
d.  Gegenwart  Nr.  8.  —  Zeigan,  Die  Behandlung  des  Rheumatismus  durch 
äußere  Anwendung  Ton  Salizylpräparaten.    Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  12. 


2.  Diätetik. 

Von  Med.-Bat  Prof.  F.  Gampreelit  in  Weimar. 

Allgemeines.     Ueber  die   Pflege   weiblicher  Schönheit  bringt 

Yerhfltiing    Dietrich  längere  Ausfuhmngen,  die  namentlich  die  Verhütung 

„     ^f"   ,     desHäneebauchs  betreffen.  Durch  den  Druck  des  Korsetts  werde 
Hftngebaiichs. 

die  Muskulatur  in  ihrer  Ernährung  beeinträchtigt  und  geschwächt; 

ein  Korsett  ist  aber  nur  da  zu  entbehren,  wo  die  Figur  an  und  fiir  sich 
tadellos  schön  ist;  methodische  Gymnastik  erhält  sie  so.  Dietrich 
empfiehlt  für  die  Zeit  der  Schwangerschaft  die  Karolysche  Leibbinde 
an  Stelle  des  Korsetts;  sie  soll  nach  Maß  gearbeitet  sein  und  sich 
überall  auf  den  knöchernen  Beckenring  stützen.  In  anderen  Fällen 
benutzt  er  eine  Heftpflasterleibbinde,  welche  breit  vom  Bücken  um 
den  Leib  geht  und  über  der  Mittellinie  des  Leibes  handbreit  klafft; 
die  Bänder  des  klaffenden  Verbandspaltes  tragen  Haken  und  über 
den  Haken  wird  ein  Bändchen  zusammengeschnürt,  das  ein  Tuch 
dekn  Leibe  andrückt ;  später  nach  stattgehabter  Geburt  ist  dann  eine 
Wickelbinde  aus  englischem  Leder  zu  tragen  (Preis  3  M.),  welche 
von  jedem  Bandagisten  angefertigt  werden  kann  und  niemals  schnüren 
soll.  —  Ganz  ähnlich  sind  die  Ausfrihrungen  Kl  eins;  er  empfiehlt 
eine  von  Krause  (Wien,  Theobaldgasse  25)  hergestellte  Leibbinde  mit 
einem  festen  Gerüst  aus  horizontal  angeordneten  Stahlfedern  ohne 
Schenkelbänder;  die  Binde  bietet  die  Möglichkeit,  den  Bock  und 
die  Unterkleider  daran  zu  befestigen,  ohne  die  Weichteile  einzu- 
schnüren, sie  ist  daher  in  hervorragender  Weise  dazu  geeignet,  an 
Stelle  des  Korsetts  ein  Toilettestück  zu  werden.  Während  bei  dieser 
Binde  die  Zweiteilung  der  weiblichen  Kleidung  als  immerhin  mög- 
Korsett.  Uch  noch  beibehalten  ist,  verwirft  Krebs  jedes  Korsett,  auch  das 
sog.  Beformmieder ;  für  junge  Mädchen  bietet  die  Schulter  den  einzig 
vernünftigen  Unterstützungspunkt  der  Kleidung;  Frauen  mit  stär- 
keren Hüften  können  auch  die  Hüfte  zur  Stützung  der  Kleidung 
benutzen,  nur  muß  die  Taille  dann  handbreit  tiefer  als  bisher  sitzen, 
damit  der  Band  der  Kleidung,  ein  breiter  Gurt,  nicht  etwa  ein  Band, 
sich  auf  das  knöcherne  Becken  ohne  Einschnürung  des  Leibes  stützen 
kann.    Aehnlich  sind  die  Batschläge  von  Frau  Dr.  Flamm,  welche 


Di&tetik. 


53 


Abh&rtung 
der  Kinder. 


eine  bis  zur  Hüfte  reichende,  von  zwei  Fischbeinstäben  im  Bücken 
gestützte  üntertaille  empfiehlt,  an  welche  die  Unterkleider  angeknüpft 
werden;  ohne  Ausnahme  wird  von  allen  das  geschlossene  Beinkleid 
empfohlen.  —  Es  ist  Sache  der  Kleidungsmodellzeichner,  nach  solchen 
unumstößlichen  ärztlichen  Grundsätzen  die  Mode  kleidsam  zu  ge- 
stalten. 

lieber  die  Abhärtung  der  Kinder  sind  zwei  Aufsätze  be- 
merkenswert (Krebs,  H  e  c  k  e  r),  welche  beide  auf  dem  Standpunkte 
stehen,  daß  Säuglinge  nur  warm  zu  halten  und  nicht  abzuhärten 
sind;  bei  etwas  größeren  Kindern  dagegen  hat  die  Abhärtung  ein- 
zusetzen; vom  zweiten  Halbjahre  ab  sollen  Kinder  ausfahren  oder 
ausgehen  bei  jeder  Witterung,  im  Zimmer  sollen  sie  öfters  barfuß 
oder  nackt  herumlaufen,  im  Sommer  bei  offenem  Fenster  schlafen, 
von  den  Kaltwasserprozeduren  sind  die  Waschungen  den  üeber- 
gießungen  vorzuziehen,  indes  für  ältere  Kinder  kann  auch  eine  ver- 
ständig geleitete  Abhärtung  mit  Kaltwasserübergießungen  Platz 
greifen.  —  Selbst  fiir  Säuglinge  gibt  es  schon  eine  Reform- 
kleidung. Aßmus  läßt  dem  Säugling  das  bisherige  Hemdchen, 
ersetzt  die  Windel  aber  durch  eine  Windelhose  mit  abknöpfbarem 
Torfmullkissen,  das  sich  im  Fall  der  Beschmutzung  leicht  auswechseln 
läßt;  als  Oberkleid  dient  ein  vorn  und  hinten  geschlossenes  Jäckchen, 
an  das  sich  ein  baumwollener  Sack  als  Windelhose  anknöpfen  läßt. 

Neue  Gesichtspunkte  in  der  Ernährungstherapie  erschließt  Em&hrungs- 
Ascoli  mit  Hilfe  der  verfeinerten  Methoden,  Blutbestandteile  durch  «rapie. 
Serumpräzipitine  zu  erkennen;  er  konnte  an  Hunden  nachweisen, 
daß  sowohl  nach  Fütterung  mit  rohen  Eiern  als  auch  mit  gebratenem 
Hühnerfleisch  Anteile  des  Nahrungseiweißes  in  die  Lymphe  über- 
gehen; bei  der  Magenverdauung  werden  also  mehr  die  bindenden 
Gruppen  der  Eiweißkörper  zerstört,  während  ein  Teil  der  Eiweiß- 
körper selbst  in  einem  durch  die  Verdauung  unveränderten  Zustand 
zur  Resorption  gelangt.  —  Die  Frage  der  Eiweißmast  behandelt  Eiweiflmast. 
Kaufmann;  es  gelingt  sowohl  durch  Vermehrung  des  Nahrungs- 
eiweißes, als  durch  Vermehrung  der  Kalorienträger  (Fett,  Kohle- 
hydrate), als  auch  durch  Kombination  beider  Methoden  Eiweiß - 
snsatz  zu  erzielen,  doch  kann  man  im  Stoffwechselversuch  nicht  stets 
aus  einer  Stickstoffretention  auf  Eiweißansatz  im  Körper  schließen, 
wenn  man  nicht  gleichzeitig  die  Salzbilanz  des  Körpers  berücksich- 
tigt, namentlich  den  Fhosphorsäurestoffwechsel ;  als  praktischer 
Grundsatz  für  Mastkuren  ist  festzuhalten,  daß  die  Kranken  nicht 
belästigt  werden  sollen,  daß  sie  Besuche  empfangen  und  Spazier- 
gänge unternehmen  können;  so  sind  klinisch  oder  poliklinisch  drei- 


54 


Gumprecht. 


Vegetarische 
Diftt. 


EiweiBmast.  wöchentliche  Mastkuren  mit  10 — 15  Pfund  Körpergewichtszunahme 
fast  ausnahmslos  durchfuhrbar.  —  Mit  der  Eiweißmast  beschäftigt 
sich  auch  Bermbach,  welcher  die  Fälle  von  daniederliegendem 
Appetit,  die  sehr  geringes  Nahrungsvolumen  erfordern,  vorwiegend 
mit  Eiweißnahrungsmitteln  ernähren  will;  er  gibt  ein  Ei,  ein  Liter 
Milch  oder  etwas  mehr  und  IdO — 280  g  Fleisch,  was  zusammen  bei- 
nahe 1000  Kalorien  ausmacht;  erforderlichenfalls  kann  das  Fleisch, 
welches  am  leichtesten  verweigert  wird,  durch  Tropon  oder  Eukasin 
(bis  zu  10  Eßlöffeln  pro  Tag)  ersetzt  werden ;  diese  geringen  Nahrungs- 
mengen, meint  Bermbach,  seien  selbst  bei  daniederliegendem  Appetit 
stets  annehmbar.  —  Die  bekannten  Vorteile  und  Nachteile  der  vege- 
tarischen  Diät  werden  durch  einen  Stoffwechselversuch  (Gaspari 
und  Glaeßner)  aufs  neue  illustriert:  die  schlechte  Ausnutzung  des 
Eiweißes  bei  Vegetariern  wird  durch  die  Einschließung  des  Eiweißes 
in  Zellulose  bedingt  und  bedingt  ihrerseits  wieder  die  großen  Nah- 
rungsmengen zur  Einfuhr  und  die  erheblichen  Nahrungsrückstände 
im  Darm ;  im  übrigen  ist  aber  der  physiologische  Nutzeffekt  der  ge- 
mischten vegetarischen  Diät  nicht  von  dem  der  animalischen  Diät 
verschieden ;  eine  Besonderheit,  welche  hier  zum  ersten  Male  gefunden 
wurde,  ist  der  Mangel  der  Kreatininausscheidung ;  endlich  ist  die 
Hamsäureausscheidung  nicht  vermindert,  was  für  eine  endogene 
Milchnahrung.  Bildung  der  Harnsäure  spricht.  Gegen  die  Einseitigkeit  der  Milch- 
nahrung bei  der  Ernährung  Nierenkranker  wendet  sich  Pel, 
welcher  eine  langdauemde  strenge  Milchdiät,  wie  sie  von  Pariser 
Klinikern  vorgeschrieben  wird,  bei  Nephritikem  vollkommen  ver- 
wirft ;  aber  selbst  für  kurze  Zeit  gestattet  er  neben  Milch  und  Mehl- 
speisen bereits  im  Anfange  der  akuten  Nierenentzündung  etwas 
Schokolade,  Tee,  Kaffee,  Buttermilch,  Kompott,  Limonaden,  ge- 
backenes  Brot,  Zwieback,  daneben  Bouillon  in  sehr  mäßigen  Mengen ; 
schon  nach  3  Wochen  geht  er  zur  gemischten  Nahrung,  namentlich 
zu  Fleisch  und  Eiern,  über.  —  Daß  die  subkutane  Ernährung 
sich  für  die  Praxis  wenig  eignet,  ist  schon  wiederholt  hervorgehoben, 
doch  können  Eiweißstoffe,  wenn  auch  nicht  alle,  vom  Unterhaut- 
gewebe  aufgenommen  und  verwertet  werden;  daß  der  Nährstoff 
Heyden  zu  diesen  Eiweißen  zu  rechnen  ist,  beweisen  4  Tierversuche 
von  Trolldenier. 


Subkutane 
Ernährung. 


KünstUche  Spezielles.     Von   künstlichen  Nährpräparaten  ist  zu- 

Nihrpriparate  nächst  ein  sehr  eigenartiges  Präparat  mit  Namen  Ovos  zu  erwähnen 

(Kobert).    Es  besteht  aus  dem  Hefeabfall  der  Bierbrauereien,  hat 

salbenförmige  Konsistenz,  braune  Farbe  und  einen  würzigen  Gte- 


Diätetik.  55 

schmack,  ist  frei  von  leimigem  Beigeschmack;  seine  Lösung  in 
warmem  Wasser  und  auch  in  einer  Suppenkräuterabkochung  gibt  eine 
schmackhafte  Bouillon;  es  enthält  40 °/o  Eiweiß  und  wenig  stickstoff- 
haltige Extraktivstoffe,  es  nimmt  daher  eine  Doppelstellung  als 
leidliches  Eiweißnährpräparat  und  gutes,  geschmackanregendes 
Präparat  ein  und  kann  namentlich  an  Stelle  der  teueren  Fleischsäfte 
empfohlen  werden.  Ein  anderes  neues  Eiweißpräparat  ist  das 
Myogen  (Neumann);  es  besteht  aus  reinem  tierischen  Eiweiß 
und  wird  aus  Blutserum  gewonnen;  es  enthält  88®/o  Eiweiß,  die 
daraus  hergestellten  Kakes  25  ^/o,  neben  68°/o  Kohlehydraten,  und 
12 ^/o  Fett;  sowohl  das  Myogen  wie  die  Myogenkakes  werden  auch 
in  größeren  Mengen  vom  Organismus  gut  vertragen,  fast  so  aus- 
giebig wie  Fleisch  resorbiert  und  beinahe  so  gut  wie  Fleisch 
assimiliert.  —  Eine  zusammenfassende  Uebersicht  über  den  Nutzen 
der  Malzpräparate  gibt  Wolff,  er  empfiehlt  namentlich  die  Maizpr&parate. 
trockenen  Malzpräparate  von  Brunnengräber  in  Eostock,  die  etwa 
98 ^/o  Kohlehydrate  (davon  76  Maltose  und  17  Dextrin)  enthalten; 
sie  sind  nicht  bloß  als  Nährpräparate,  sondern  auch  als  Blutbildner 
bedeutsam  und  werden  als  Ersatzmittel  für  Lebertran,  Ossin, 
Lipanin  vielfach  treten  können ,  namentlich  wenn  sie ,  wie  es  fabrik- 
mäßig jetzt  geschieht,  mit  Lebertran  oder  Eizinusöl  in  trockener 
Form  hergestellt  werden.  —  Ein  eigenartiges  neueres  Nährpräparat 
ist  Riedels  Kraft nahrung,  welche  nur  natürliche  Nährmittel,  Riedels 
nämlich  Bestandteile  des  Gerstenmalzes  und  Hühnereigelbs,  in  kon-  Kraftnahrung. 
zentrierter  Form  enthält;  es  ist  etwa  ebenso  reich  an  Maltose  und 
Dextrin  wie  das  ebenerwähnte  Malzextrakt  und  stellt  ein  wohl- 
schmeckendes Pulver  dar,  das  sich  in  Wasser,  Milch,  Kaffee, 
Bier  etc.  ebenso  wie  in  Suppen  und  Breien  äußerst  fein  verteilt  und 
kaum  geschmeckt  wird.  —  Ein  anderes  Präparat,  Salus,  ist  durch 
Verwendung  von  Kasein  zum  Backen  hergestellt  und  wird  durch 
Bauermeister  empfohlen. 

Von  allgemeiner  Bedeutung  sind  die  von  Schar  dinge  r  in  der 
Allgemeinen  Untersuchungsanstalt  fiir  Lebensmittel  in  Wien  aus- 
führten Untersuchungen  über  die  Zulässigkeit  des  Warmhaltens  von 
Nahrungsmitteln  in  Thermophoren;  die  an  Einzelheiten  reiche  Thermophor. 
Arbeit  empfiehlt  solche  Thermophore  nicht  unbedingt,  da  manche 
Speisen  (Salzkartoffeln,  Kartoffelpüree)  trotz  fehlender  bakterieller 
Veränderungen  doch  nach  einigen  Stunden  unschmackhaft  werden 
und  da  Milchproben  bei  60^  Wärme  faulten;  die  Speisen  müssen 
deshalb,  wenn  sie  in  Thermophoren  transportiert  werden  sollen,  aus 
möglichst  keimarmen  Materialien  zubereitet  sein  und  dauernd  über 


56  Oumprecht. 

Thermophor.  B6*  C.  gehalten  werden;  die  Thermophore  von  Dr.  Kühn  in  Wien 
erfüllen  letztere  Forderung  auf  mindestens  6 — 7  Stunden.  —  Am 
Schlüsse  dieser  Betrachtungen  muß  eines  Buches  gedacht  werden, 
das  für  jeden,  der  sich  wissenschaftlich  oder  praktisch  eingehend 
mit  der  Ernährungstherapie  beschäftigt,  zum  Standard- Work  ge- 
worden ist,  V.  Leydens  Handbuch  der  Ernährungstherapie 
und  Diätetik;  es  Uegt  ietzt  der  erste  Band  in  zweiter  Auflage 
vor,  die  von  Klemperer  besorgt  ist;  aus  dem  allgemeinen  Teil 
ist  die  Beschreibung  der  Krankenpflege,  der  physikalischen  und 
medikamentösen  Behandlung  ganz  weggelassen;  die  Zahl  der  Mit- 
arbeiter ist  durch  Zusammenlegung  der  Stoffgebiete  etwas  kleiner 
geworden,  das  Buch  wird  in  dieser  neuen  Form  umsomehr  Aus- 
sicht haben,  gelesen  und  benutzt  zu  werden. 

Literatur. 

As  coli,  Eiweißresorption.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  5.  — 
A ß m u 8 ,  Säuglingsreformkleidung.  Med.  Woche  Nr.  21.  —  Bauermeister, 
Kasein.  Zeitschr.  f.  diät.  u.  pbysikal.  Therap.  S.  564.  —  Bermbach,  Tberap. 
Monatsh.,  August,  S.  395.  —  Bornträger,  Diätvorschriften  für  Gesunde 
und  Kranke  jeder  Art.  4.  Aafl.  Leipzig.  —  Caspari  u.  Glaeßner, 
Vegetarische  Diät.  Zeitschr.  f.  diät.  u.  phjsikal.  Therap.  S.  475.  —  Diet- 
rich, Leibbinde.  Zentralbl.  f.  allgem.  Gesundheitspflege  H.  9,  10.  — 
Dreyer,  Ovos-Nährpräparat.  Inaug.-Diss.  Göttingen  1902.  —  Frau 
Dr.  Flamm,  Weibliche  Kleidung.  Ernährung  und  Gesundheit.  Nr.  1.  — 
V.  Großschedel,  Neues  Kochbuch  für  Zuckerkranke.  München,  98  S.  — 
Heck  er,  Kinderabhärtung.  Münch.  med.  Wochenschr.  1902,  Nr.  46.  — 
M.  Kaufmann,  Zeitschr.  f.  diät.  u.  phjsikal.  Therap.  S.  355,  440;  Berl.  klin. 
Wochenschr.  Nr.  8.  —  Klein,  Leibbinde.  Wien.  klin.  Rundschau  Nr.  34, 
35;  Monatsschr.  f.  ärztl.  Polyt.,  Nov.,  S.  168.  —  Kobert,  Ovos-Nährpräparat. 
Zeitschr.  f.  Krankenpflege  Nr.  1,  S.  26.  —  Krebs,  Kinderabhärtung.  Ber]. 
klin.  Wochenschr.  Nr.  7.  —  J.  Krebs,  Weibliche  Kleidung.  Breslau.  — 
V.  Leyden,  Handbuch  der  Ernährungstherapie,  II.  Aufl.,  Leipzig.  —  Neu- 
mann, Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  3.  —  K.  K.  Pel,  Ernährung  Nieren- 
kranker. Zeitschr,  f.  diät.  u.  physikal.  Therap.  S.  3.  —  Schar dinger, 
Speisenthermophore.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  16.  —  Siedler,  Riedels 
Kraftnahrung.  Zeitschr.  f.  Krankenpflege,  Oktober,  S.  385.  —  Troll- 
denier, Subkutane  Ernährung.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  40.  — 
A.  Wolff,  Malzextrakt.    Zeitschr.  f.  Krankenpflege,  März,  S.  101. 


3.  Klimatotherapie,  Pneumatotherapie,  Hydrotherapie, 
Balneotherapie. 

Von  Reg. -Rat  Prof.  Dr.  J.  Glax  in  Abbazia. 
Klimatotherapie. 
Seit  Beils  Buch  über  Aegypten  (1859)  ist  in  deutscher  Sprache         D»s 


keine  ausführliche  Beschreibung  der  klimatischen  Verhältnisse  dieses 
Landes  erschienen,  weshalb  es  uns  doppelt  dankenswert  erscheint, 
daß  nunmehr  Engel  Bey  auf  Grundlage  einer  mehr  als  zwanzig- 
jährigen Erfahrung  das  Winterklima  Aegyptens  ausführlich 
geschildert  hat.  Kairo,  Helouan,  Assuan,  Luxer  und  die  Nilfahrt 
werden  eingehend  besprochen  und  außerdem  gibt  Engel  Bey  wert- 
volle Winke  betreffs  der  Reise  und  des  Aufenthaltes  in  den  ägyp- 
tischen Kurorten.  Das  Klima  Kairos  ist  ein  gemäßigt  kontinentales 
und  zeigt  eine  deutliche  Winterperiode ;  die  mittlere  Temperatur  der 
Monate  Dezember,  Januar,  Februar  kommt  ungefähr  gleich  derjenigen 
der  letzten  zwei  Drittel  des  Mai  resp.  der  des  September  in  Frank- 
inrt  a.  M.  Auch  die  Tagesamplitude  ist  in  diesen  Wintermonaten 
recht  erheblich,  dagegen  ist  die  Veränderung  der  mittleren  Tem- 
peratur von  Tag  zu  Tag  eine  mäßige,  steigt  dann  aber  beträchtlich 
bis  in  den  April.  Von  großem  Wert  ist  es  für  den  Kranken,  daß 
er  sich  auf  die  Stabilität  des  Klimas  mit  annähernder  Gewißheit 
verlassen  und  darauf  rechnen  kann,  in  Aegypten  im  Winter  Tem- 
peraturen anzutreffen,  die  von  den  angegebenen  Mitteln  nur  um  ein 
geringes  abweichen.  Die  Bewölkung  ist  gering  und  die  Sonnen- 
scheindauer übertrifft  in  Kairo  selbst  jene  von  Daves  um  mehrere 
Stunden.  Ln  allgemeinen  ist  das  ELlima  von  Aegypten  trocken,  doch 
erreicht  die  mittlere  Feuchtigkeit  in  den  drei  Wintermonaten  in 
Elairo  immerhin  76®/o,  sinkt  aber  im  März  und  April  schon  sehr  be- 
deutend herab.  Die  Regenmengen  sind  klein,  doch  gibt  es  in 
manchen  Jahren  häufigere,  kurze  Regenschauer.  Die  Windstärke  ist 
nicht  bedeutend,  doch  weht  tagsüber  durchschnittlich  eine  leichte 
Brise,  welche  anfangs  Februar  bisweilen  recht  rauh  sein  kann.  Ende 
Februar  und  im  März  erheben  sich  die  Südwestchamsine ,  welche 


Winterklima 
Aegyptens. 


58 


Glax, 


Das 

Winterklima 

Aegyptens. 


AJaccio  und 
Yizzayona. 


Todtmoos. 


mit  zunehmender  Temperatursteigerang,  Trockenheit  und  elektrischer 
Spannung  einhergehen  und  sich  besonders  Nervösen  und  Herzkranken 
unangenehm  fühlbar  machen.  In  Helouan  sind  die  Mitteltemperaturen 
höher  als  in  Kairo,  die  Abkühlung  bei  der  großen  Trockenheit  des 
Sandbodens  geringer,  ebenso  die  Luftfeuchtigkeit.  Das  mittlere  monat- 
liche Minimum  der  Sonnenscheindauer  in  4  Jahren  war  von  Dezember 
bis  März  7  Stunden  taglich.  Die  Luftbewegung  ist  in  Helouan  stärker 
als  in  Kairo,  und  für  empfindliche  Patienten  ist  es  empfehlenswert, 
von  Ende  Dezember  bis  Ende  Februar  nach  Luxer  oder  Assuan  zu 
gehen.  Die  Mitteltemperaturen  Oberägyptens  liegen  in  den  Winter- 
monaten um  einige  Grade  höher  als  in  Kairo,  dagegen  sind  die 
mittleren  Minima  nur  wenig  größer,  aber  die  höhere  Wärme  wird 
gleichmäßiger  bis  in  die  Nacht  hinein  festgehalten.  Die  Luftfeuchtig- 
keit ist  in  Assuan,  welches  ein  prononciertes  Wüstenklima  hat,  geringer 
als  in  Luxer.  Die  Sonnenscheindauer  beträgt  durchschnittlich  im 
Winter  10—11  Stunden.  Die  Windstärke  ist  sehr  gering.  Engel 
Bey  empfiehlt  namentlich  Oberägypten  für  Phthisiker,  wenn  die- 
selben kein  zu  erregbares  Herz  haben.  Die  Ansicht,  daß  Lungen- 
kranke in  der  Ohamsinzeit  besonders  oft  von  Blutungen  befallen 
werden,  ist  falsch.  Herzkranke  mit  kompensierten  Klappenfehlem 
erholen  sich  bei  komplizierenden  Bronchialkatarrhen  sehr  gut,  be- 
sonders auch  Bheumatiker.  Kranke  mit  Herzschwäche  und  Myo- 
karditis sollen  die  Eeise  unterlassen.  Nieren-  und  Blasenkrankheiten 
werden  durch  das  ELlima  Aegyptens  günstig  beeinflußt,  nur  sollten 
Nierenkranke  schon  im  Beginne  ihres  Leidens  Aegypten  aufsuchen. 
Neurasthenie,  Hysterie  und  andere  Nervenleiden,  wenn  dieselben 
einen  mehr  depressorischen  Charakter  haben,  dürfen  ebenfalls  auf 
einen  günstigen  Erfolg  rechnen. 

Ueber  Ajaccio  berichten  Widemann  und  der  jüngst  ver- 
storbene dar,  dessen  zahlreiche  Arbeiten  über  verschiedene  Winter- 
stationen des  alpinen  Mittelmeergebietes  und  besonders  über  die 
Insel  Korsika  rühmlichst  bekannt  sind.  Diesmal  schildert  Clar  die 
Station  Vizzavona,  welche,  auf  einer  Höhe  von  nahezu  1000  m  liegend, 
mittels  Bahn  von  Ajaccio  in  2  Stunden  erreichbar  ist  und  es  Pa- 
tienten, welche  den  Winter  in  Ajaccio  zubrachten,  ermöglicht,  im 
Sommer  eine  Höhenkur  zu  gebrauchen,  ohne  die  Insel  zu  verlassen. 
Vizzavona  besitzt  ein  neuerbautes,  komfortables  Hotel,  welches  in 
einem  Forste  von  Pinus  laricio  etwa  30  m  über  der  Bahnstation 
liegt.  —  J.  Schwalbe  verdanken  wir  eine  anziehende  Schilderung 
des  Kurortes  Todtmoos  im  Schwarzwald,  welcher  durch  seine 
Höhenlage  (840—1150  m  über  dem  Meere),  durch  seine  ausgedehnten 


Klimatotherapie,  Fneumatotherapie,  Hydrotherapie,  Balneotherapie.       59 

Waldangen  und  seine  idyllische  Euhe  besonders  für  erethische  Neur- 
astheniker,  für  Herzkranke  im  Stadium  mäßiger  Insuffizienz  und  für 
Ghreise  und  Eekonvaleszenten  geeignet  erscheint.  Fhthisiker  sind 
vom  Kurgebrauch  in  Todtmoos  ausgeschlossen,  finden  dagegen  in 
dem  oberhalb  des  Ortes  gelegenen  und  glänzend  ausgestatteten  Sana- 
torium Wehrawald  Aufnahme. 

Mit  der  klimatischen  Behandlung  Nervenkranker  be-  KUmato- 
schäftigen  sich  die  Arbeiten  von  Laquer,  Weber  und  van  Oordt.  *^erapie  der 
Im  allgemeinen  bestätigt  Laquer  die  bereits  bekannte  Tatsache,  krankheiten. 
daß  für  das  Hochgebirge  nur  kräftigere  Patienten  geeignet  sind, 
welche  man  überdies  nur  in  Etappen  in  das  Hochgebirge  senden 
sollte.  Auch  bei  den  Nervenkranken,  denen  die  Segnungen  der 
Nordsee  zu  teil  werden  sollen,  kommt  es  auf  die  Konstitution  der 
Patienten  an.  Nach  Weber,  welcher  die  Indikationen  der 
Nordsee  für  Nervenkranke  weiter  ausdehnt  als  dies  bisher 
geschehen,  sind  gewisse  Neurasthenien  mit  starken  nervösen  Beiz- 
und  Erregungszuständen  für  einen  Aufenthalt  an  der  Nordsee  nicht 
geeignet.  Bei  leichten  und  mittelschweren  Fällen  von  Neurasthenie 
und  Hysterie,  bei  Melancholie  und  Hypochondrie,  nervösen  Herz- 
leiden, nervöser  Dyspepsie  und  selbst  bei  einer  Eeihe  von  diffusen 
und  Systemerkrankungen  des  Bückenmarks  beobachtete  Weber  in 
Nordemey  gute  Erfolge,  van  Oordt  berichtet  über  die  Vorteile 
einer  systematischen  Freiluftliegebehandlung  für  Nerven- 
kranke. Die  Freiluftliegebehandlung  der  Nervösen  besteht  darin, 
daß  der  Patient  für  Wochen  und  selbst  für  Monate  längere  Zeit  des 
Tages  in  ruhiger  und  geschützter  Lage  im  Freien  zubringt,  unter 
Umständen  sogar  die  Mahlzeiten  im  Freien  nimmt.  Besonders 
empfiehlt  van  Oordt  die  Freiluftliegebehandlung  zur  Durchführung 
von  Mastkuren,  bei  Schlaflosigkeit,  Herzneurosen,  Tabes,  leichten 
Formen  der  Melancholie  und  leichten  hypochondrischen  Formen  der 
konstitutionellen  Neurasthenie.  Keine  dauernden  Erfolge  konnten 
bei  Morbus  Basedowii  erzielt  werden. 

Singer  schreibt  einer  Kombination  des  Luftbades  mit  dem 
Sonnenbad,  dem  sog.  Lichtluftbad,  große  physiologische  Wir-  Liohtiuft- 
kungen  und  therapeutische  Erfolge  zu.  Hervorheben  möchten  wir  ^  ^^' 
nur,  daß  Singer  im  Sonnenbade  Steigerungen  der  Achselhöhlen- 
temperatur bis  40®  0.  bei  gleichzeitigem  Sinken  der  Mastdarm- 
temperatur beobachtet  haben  will  und  diesen  Zustand  irrigerweise 
als  einen  fieberhaften  bezeichnet.  Franz  Müller  hat  in  Wester- 
land und  Sylt  den  Einfluß  des  Seeklimas  und  der  Seebäder 
auf  den  Gesamtstoffwechsel  des  Menschen  studiert,  in- 


60  Glax. 

Einfluß  des    dem  er  Eespirationsyersuche  nach  der  Zuntz  sehen  Methode  an- 

^d^^TeMd^r^  Stellte,  und  zwar  in  vollkommener  Ruhe  früh  Morgens  im  Bett  oder 

aaf  den      &u^  ^^^  Chaiselongue  mindestens  3  Stunden  nach  dem  ersten  Früh- 

Gesamtstoff-  gtück.    Als  Vergleich  dienten  Buheversuche,  die  in  gleicher  Weise 

lienschcn  *  vor  der  Abreise  in  Berlin  angestellt  wurden.  Der  direkte  Einfluß 
des  Seeklimas  und  der  Seebäder  auf  den  StofPumsatz  trat  hierbei 
deutlich  hervor,  indem  schon  am  ersten  Morgen  bei  zwei  Versuchs- 
personen eine  erhebliche  Steigerung  des  SauerstofPverbrauchs  und 
der  COj-Bildung  bei  unverändertem  Atemvolumen  zu  konstatieren 
war.  Die  Seebäder  hatten  eine  stundenlang  steigernde  Wirkung  auf 
den  Stoffiimsatz. 

Dentsch-sud-  Dovo  und   Katz   erörtern   die  Trage,   inwieweit  Deutsch- 

westaWka    Südwestaf rika  als  Kuraufenthalt  für  Tuberkulöse  ge- 
als  Kur- 
aufenthait  für  eignet  erscheint.    Der  Grundzug  des  BLlimas  von  Deutsch-Südwest- 

Tuberkulöse,  afrika  ist  Gleichmäßigkeit  der  Temperatur,  dem  wir  in  Europa 
nichts  Aehnliches  an  die  Seite  zu  stellen  haben  und  welcher  für  den 
dauernden  Aufenthalt  von  Lungenkranken  unschätzbar  ist.  Dabei 
sind  die  Tagesschwankungen  zu  allen  Jahreszeiten  sehr  groß,  so 
daß  man  stets  auf  kühle  Nächte  rechnen  kann.  Die  Luft  ist  sehr 
trocken,  ähnlich  jener  der  Winterluft  Oberägyptens,  und  die  Sonnen- 
scheindauer ist  eine  sehr  bedeutende.  Diese  Beobachtungen  Doves  im 
Vereine  mit  der  Tatsache  einer  vollkommenen  Tuberkuloseimmunität 
der  Eingeborenen  und  der  überaus  günstigen  Beeinflussung  lungen- 
kranker Einwanderer  machen  Deutsch-Südwestafrika  zu  einem  Lande, 
wie  es  geeigneter  zur  Behandlung  der  Phthise  kaum  zu  finden  sein 
dürfte. 
Das  Kurschiff  Der  Gedanke,  schwimmende  Sanatorien  einzurichten,  ist 

^^v  ^^^^'^'  nicht  neu,  doch  scheiterte  seine  Ausführung  bisher  hauptsächlich  an 
dem  Kostenpunkte.  Michael  und  Maurer  haben  es  nun  unter- 
nommen, im  Vereine  mit  dem  Schiffbauingenieur  Gätjens ,  den  Plan 
zu  einem  Kurschiff  zu  entwerfen.  Das  Schiff  ist  als  Dreimast- 
gaffelschoner aus  Stahl  mit  Hilfsmaschine  projektiert  und  soll 
40  Passagieren  Unterkunft  gewähren.  Ein  Deckpavülon,  an  dessen 
Seiten  Rohrsessel  für  die  Liegekur  aufgestellt  werden,  Kabinen, 
deren  Bauminhalt  den  anderer  Schiffe  übertrifft,  sowie  andere 
hygienische  Einrichtungen  machen  das  Schiff  geeignet  zur  Aufnahme 
von  Patienten.  Der  Durchschnittspreis  für  jeden  Passagier  wurde 
mit  22  M.  pro  Tag  berechnet,  doch  dürfte  diese  Summe  absolut 
nicht  genügen,  da  bei  der  Aufstellung  der  Kosten  einige  große  Aus- 
gaben, wie  z.  B.  Assekuranz-  und  Hafengebühren,  nicht  eingesetzt 
wurden.    Als  Kreuzungsgrund  ist  die  Passatregion  wegen  der  dort 


Elimaiotberapie,  Pneumatotberapie,  Hydrotherapie,  Balneotherapie.       61 

herrsohenden  monatelangen  Beständigkeit  der  Witterung  und  des 
Windes  in  Aussicht  genommen;  den  Ausgangs-  bezw.  den  Mittel- 
punkt der  Fahrten  soll  der  Kanarische  Archipel  bilden,  welcher  von 
den  Gestaden  Portugals  oder  der  Südküste  Spaniens  in  einem  Tag 
im  Sommer,  in  zweien  im  Winter  zu  erreichen  ist. 

Zangger  macht  auf  die  Gefahren  aufmerksam,   welche   den 
älteren,  herzschwachen  Personen  durch  Bahnfahrten  ins  Hoch-    Bahnfahrten 
gebirge  drohen.     Die  Frage  wurde  unseres  Wissens  zuerst  an-     ii^s  Hoch- 
geregt, als  die  Jungfraubahn  in  Angriff  genommen  wurde.    Krön-  i^re  Gefahren 
ecker  und  Sahli  kamen  damals  auf  Grundlage  von  Beobachtungen    spezieu  für 
an  7  Versuchspersonen,  welche  sie  auf  das  Breithom  (3750  m)  tragen  ^^^^^^    ®^*® 
ließen,  zu  dem  Resultate,  daß  gesunde  Menschen  eine  passive  Be- 
förderung auf  4000  m  über  dem  Meere  ohne  objektiven  Schaden 
vertragen.    Trotzdem  kann  kein  Zweifel  bestehen,  daß  bei  der  weit 
rascheren  Beförderung  durch  die  Bahn  viel  größere  Anforderungen 
an  die  Akkommodationsfähigkeit  gestellt  werden  und  daß  aus  diesem 
Grunde  Personen,  welche  an  Arteriosklerose  oder  Myodegeneration 
des  Herzens  leiden,  bei  solchen  Fahrten  ernstlich  gefährdet  sind. 
Die  Altersgrenze  läßt  sich  allerdings  nicht  genau  feststellen,  doch 
sollten  in  der  Begel  Personen,   welche   das  55.  Lebensjahr  über- 
schritten haben,  Bahnfahrten  in  das  Hochgebirge  nicht  mehr  unter- 
nehmen. 

Pnenmatotherapie« 

Gramer  macht  aufmerksam,  daß  trockener  Sauerstoff  die 
Schleimhäute  reizt  und  daß  deshalb  bei  der  Ausführung  von  Sauer-  Sanerstoff- 
stoffinhalationen  dafür  gesorgt  werden  müsse,  das  entstehende  i>iJ»»i»tionen 
Gas  mit  Wasserdampf  zu  verseheik  Desgleichen  muß  der  Sauer- 
stoff erwärmt  werden,  da  sich  das  Gas  durch  die  Ausdehnung  beim 
Uebergang  aus  dem  komprimierten  Zustand  in  den  Atmosphären- 
druck abkühlt.  Andere  Uebelstände  bei  der  gewöhnlichen  Methode 
der  Sauerstoffinhalationen  hebt  Diem  hervor  und  sucht  dieselben 
durch  seinen  neuen  Inhalationsapparat  „Pneumo^  zu  beheben.  Er 
ersetzt  den  jetzt  hauptsächlich  in  Gebrauch  stehenden  Gummiballon, 
welcher  zu  voluminös  ist,  einen  unangenehmen  Geruch  hat  und  auch 
Infektionsgefahren  mit  sich  bringt,  durch  eine  85  cm  lange  und  25  cm 
breite  Stahlflasche,  welche  90  1  reinen  Sauerstoffgases  unter  einem 
Druck  von  60  Atmosphären  enthält.  Der  Druck  des  ausströmenden 
Gases  wird  manometrisch  bestimmt  und  durch  eine  Reduziervor- 
richtung geregelt.  Der  Sauerstoff  tritt  durch  ein  kleines  Wasch- 
gefiäß  aus  Glas  in  den  mit  der  Atmungsmaske  versehenen  Schlauch 


Hydrotherapie. 


62  Glax. 

aus  Mosetigbatist.    Der  ganze  Inhalator  ist  in  ein  Kästchen  ein- 
inhalation    geschlossen  und  wiegt  ca.  6  kg.  —  Zum  Zerstäuben  medika- 
zerstäubter    mentöser  Flüssigkeiten   empfiehlt  Sturmann   einen  neuen 
'  Apparat,  dessen  Hauptteil  ein  Kohlensäuresiphon  bildet.   Dieser  ist 
durch  einen  Schlauch  mit  einem  Handstück  verbunden,  an  dem  ver- 
schiedene Ansatzstücke  befestigt  werden  können,  welche  mit  einer 
feinen  Oe£Baung  enden  und  eine  Düse  zur  Zerstäubung  der  Flüssig- 
keit enthalten.    Einen  kleinen,  sehr  vollkommenen,  tragbaren  Apparat 
hat  auch  Bulling  angegeben,    v.  Schrötter  hat  auf  dem  medi- 
zinischen Kongreß  in  Madrid  die  Vorzüge  des  Bullingschen  In- 
halationsverfahrens hervorgehoben  und  auf  den  therapeutischen 
Wert  dieses  Verfahrens  hingewiesen,  bei  welchem  in  keiner  Weise 
mehr  angezweifelt  werden  kann,  daß  Medikamente  auf  diesem  Wege 
bis  in  die  Lxmgenbläschen  geraten  können  (s.  d.  Jahrb.  1902). 

Hydrotherapie. 

Lehrbücher  Neben  der  zweiten  Auflage  von  Buxbaums  bekanntem  Lehrbuch 

..♦w««!^  der  Hydrotherapie  und  der  dritten  Auf  läge  v.  Hoeßlina  vortrefflicher,  in 
'  gedrängter  Form  gehaltener  Abhandlung  über  Hydrotherapie  in  Penzoldt 
und  StintzingB  Handbuch  der  Therapie  innerer  Krankheiten  muß  diesmal 
unter  der  neuen  balneologischen  Literatur  das  gediegene  Handbuch  der 
allgemeinen  und  speziellen  Hydrotherapie  von  Schweinburg,  ebenfalls 
eines  Schülers  Winternitz\  hervorgehoben  werden.  Das  genannte  Buch 
gewinnt  noch  an  Wert  durch  einen  Beitrag  von  0.  Franke  über  die 
Hydrotherapie  in  der  Gynäkologie  und  Geburtshilfe. 

Auf  experimentellem   Gebiete   sind  mehrere   wertvolle  Arbeiten  zu 
Einfloß       nennen.    Lommel  sucht  den  Einfluß  lokaler  Wasserprozeduren 
thermischer    ^^f  ^^^  Tonus  der  großen  Gefäße  nach  einer  neuen  Methode  zu 
auf  das  filnt-  ^^orschen,  indem  er  durch  Registrierung  der  Verspätung  des  Radialpulses 
gefäßsystem.  gegenüber  dem  Earotispuls  die  Wandspannung  des  in  Betracht  kommenden 
Gefößes  mißt.   Es  ergab  sich  hierbei,  dass  das  Intervall  durch  Maßnahmen, 
infolge  deren  die  Wandspannung  sank,  vergrößert,  also  die  Fortpflanzung 
der  Pulswellen  verlangsamt  wurde.  Wenn  also  bestimmte  Maßnahmen,  ohne 
eine  allgemeine  Blutdruckänderung  herbeizuführen,  in  einer  bestimmten 
Gefäßstrecke  Beschleunigung  oder  Verlangsamung  der  pulsatorischen  Wellen- 
bewegung  erzeugen,   so  wird  der   Schluß   auf  Spannungszunahme  bezw. 
Erschlaffung  dieser  Geßlßstrecke  gerechtfertigt  sein.    Eintauchen  des  Armes 
durch  2'  lang  in  Wasser  von  2  ^  führte  zu  einer  starken  Spannungszunahme 
der  Armarterie  infolge  aktiver  Eontraktion  des  Gefäßes,  da  nur  eine  sehr 
geringe,   belanglose  Blutdrucksteigerung  von  8 — 5  nun  Hg  zu  bemerken 
war.    Der  Vorgang  trat  so  schnell  ein,  daß  derselbe  wohl  nur  durch  ner- 
vöse Vermittlung  und  nicht  durch  direkte  Kälteeinwirkung  zu  erklären  ist. 
Armbäder  von   40 — 41°  führten  einmal   Spannungszunahme,  einmal  Er- 


EUmatotherapie,  PneomatoÜierapiei  Hydrotherapie,  Balneotherapie,       63 

BchlafiFung  herbei,  die  Versuche  Lommels  bestätigen  somit  die  Angaben 
Winternitz*  nur  insofern,  als  sie  eine  Spannungszunahme  der  großen 
Gefäße   gegenüber  Kälte   erweisen.     Ebenso  konnte  L  o  m  m  e  1   die  von 
Winternitz  bei  allgemeiner  Eälteapplikation  gefundene  Zunahme  der 
Gefäßspannung  auch   im  Stadium   der  reaktiven   Hautrötung  bei  seiner 
Yersuchsanordnung  nicht  finden,  da  er  vielmehr  nach  kürzer  dauernden 
Kältereizen  die  Reaktion  mit  einer  Erschlaffung  der  großen  Ge^e  einher- 
gehen sah.     Gleichzeitig  mit  dieser   Untersuchung   wurde   die   Wirkung 
thermischer  Reize  am  Stamme  großer  Gefäße  auf  die  von  denselben  ver- 
sorgten peripheren   Gefößgebiete   studiert.     Es   ergab    sich    hierbei    aus 
plethysmographischen  Beobachtungen  eine  verringerte  Füllung   der  peri- 
pheren Gefäßgebiete  von  langer  Dauer  bei  zentraler  Eälteeinwirkung;  eine 
vorübergehende  Erweiterung  dieser  Gebiete  bei  zentraler  Wärmeeinwirkung 
und  eine  kurzdauernde  Verengerung  derselben  unter  zentralen  Heißappli- 
kationen.  Diese  Beobachtungen  befinden  sich  im  Einklänge  mit  den  Unter- 
suchungsresultaten von  0.  Müller  über  den  Einfluß  von  Bädern  auf  den 
Blutdruck  des  Menschen  (s.  d.  Jahrb.  1903).   In  gleicher  Weise  wie  Lommel 
hat  auch  Martin  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Blutwelle  zu  Unter- 
suchungen über  den  Einfluss  thermischer  Anwendungen   auf 
das  Blutgefäßsystem  verwendet.    Er  fand,  daß  bei  Applikation  von 
Eisbeuteln  längs  der  Wirbelsäule  Verengerung   der  Hauptgefäße  der  Ex- 
tremitäten, antagonistisch  Erweiterung  (wahrscheinlich  durch  Wirkung  der 
Dilatatoren)   der  Muskelgefäße  auftritt.    Eine  sekundäre  Erweiterung  der 
Hauptgefäße  war  auch  bei  längerer  Dauer  der  Applikation  nicht  festzu- 
stellen. Sehr  mühsame  und  erschöpfende  Tierexperimente  hat  Winkler  an- 
gestellt, um  die  Beeinflussung  der  Hautgefäße  durch  thermische 
Reizung  zu  studieren.  Er  kam  hiebei  zu  dem  Resultate,  daß  der  Ausgangs- 
punkt für  die  Femwirkung  eines  thermischen  Reizes  nicht  die  durch  den  Reiz 
hervorgerufene  Bluterwärmung  oder  die  Blutabkühlung,  sondern  die  durch 
diese  veranlaßte  Erregung  der  peripheren  Enden  von  Temperaturnerven  ist. 
Den  Einfluß  thermischer  Reize  auf  die  Temperatur  entfernter       Einfluß 
Hautstellen  hat  Herz  an  Menschen  untersucht,  wobei  er  entdeckte,  daß    thermischer 
die  Temperatur  einer  Hautstelle  fortwährend  spontan  ohne  Rücksicht  auf   Temperatur 
äußere  Einflüsse  schwankt.    Die  reflektorisch  ausgelöste  Erwärmung  einer     entfernter 
Hautstelle  wird  durch  einen  vorausgegangenen  Kältereflex  gefördert,  die   Hautstellen. 
reflektorisch  ausgelöste  Abkühlung  hingegen  durch  einen  vorausgegangenen 
Wärmereflez  gehemmt.    Bei  nervenkranken  Individuen  war  die  Reaktion 
der  Hautgefäße  träger  als  in  der  Norm  und  blieb  zuweilen  ganz  aus.  Dem- 
selben  Autor  verdanken  wir  eine  wertvolle  Arbeit  über   den  Einfluß       Einfluß 
hydriatischer  Prozeduren  auf  die  Reaktionsfähigkeit  des  Ge-  l»y^ri»tischer 
hirns  bei  gesunden  und  nervösen  Individuen,  wobei  festgestellt       auf  die 
wurde,  daß  protrahierte  Bäder  von  36  °  G.  eine  leichte  Förderung  der  Hirn-     Beaktions- 
tätigkeit  ohne  Einfluß  auf  ihre  Schwankungen,  Ermüdbarkeit  und  Bahnung  f&higkeit  des 
bewirken.     Wärmezufuhr  bewirkt  immer  eine  Erhöhung  der  Reaktions-      Gehirns, 
fähigkeit,  setzt  die  maximalen  und  minimalen  Reaktionszeiten  herab  und 


64 


Glaz. 


Einfloß  der 

Hydrotherapie 

auf  die 

Motilit&t 

des  Hagens. 


Einfluß 

thermischer 

Reize  auf  das 

Volumen  der 

Milz  und  Niere. 

Blutyer&nde- 

rungen  durch 

thermische 

Reize. 


Hydriatische 
Behandlung 
der  Herz- 
krankheiten. 


vermindert  die  Ermüdbarkeit  bei  kurzer  Einwirkung  der  Wärme.  Lang- 
sam abgekühlte  Bäder  und  Abreibungen  regen  das  Gehirn  an  und  heben 
manchmal  seine  Ausdauer.  Die  Wirkung  der  Duschen  ist  unsicher  in  Be- 
zug auf  die  absolute  Höhe  der  Reaktionszeit;  sie  vermindern  aber  die  Er- 
müdbarkeit. Das  fließende  Fußbad  erzeugt  bald  eine  Verbesserung,  bald 
eine  Verschlechterung  der  Leistungsfähigkeit.  Burgonzio,  Maragliano 
und  Roasenda  haben  experimentelle  Untersuchungen  über  den  Einfluß 
der  Hydrotherapie  auf  die  Motilität  des  Magens  angestellt,  wobei 
sie  zu  dem  wertvollen,  aber,  wie  Buxbaum  richtig  bemerkt,  durchaus 
nicht  neuen  Resultate  kamen,  daß  horizontale,  wechselwarme  Duschen  auf 
das  Epigastrium  die  motorische  Kraft  des  Magens  günstig  beeinflussen  und 
zwar  umsomehr,  je  größer  die  Temperaturdifferenzen  und  je  stärker  der 
Wasserdruck  ist.  Literessanter  sind  die  von  Strasser  und  Wolf  an  Tieren 
nachgewiesenen  Volumsschwankungen  der  Milz  und  Niere  nach 
thermischen  Reizen.  Kalte  Uebergießungen  auf  den  Thorax  der  Tiere 
rufen  bei  minimal  gesteigertem  Blutdruck  eine  Kontraktion  der  Milz,  heiße 
Beg^eßungen  (50^  G.)  eine  Dilatation  hervor.  Begießung  der  Bauchhaut 
mit  kaltem  Wasser  ruft  augenblicklich  eine  wenn  auch  rasch  vorüber- 
gehende Verkleinerung  der  Niere  hervor,  üeber  den  Einfluß  des 
Schwitzens  auf  die  Blutzusammensetzung  berichtet  v.  Rzetkowski, 
ohne  wesentlich  Neues  zubringen.  Friedländer  gibt  ein  Resumä  eigener 
und  fremder  Erfahrungen  über  Blutveränderungen  durch  thermische  Reize 
(8.  d.  Jahrb.  1903). 

Die  klinische  Hydrotherapie  wurde  im  abgelaufenen  Jahre 
auch  durch  einige  wertvolle  Arbeiten  bereichert.  Straß  er  gibt 
eine  vollständige  Darstellung  der  hydriatischen  Behandlung 
der  Herzkrankheiten,  aus  welchen  wir  nur  einige  unserer  Er- 
fahrung nach  besonders  wertvolle  Vorschriften  hervorheben  wollen. 
Obenan  steht  die  Lehre,  daß  bei  Herzmuskelinsuffizienz  allgemeine 
Prozeduren,  welche  eine  brüske  Zirkulationsveränderung  verursachen, 
vermieden  werden  müssen  und  daß  bei  Kälteprozeduren  möglichst 
rasch  eine  gute  Eeaktion  erzielt  werden  muß.  Die  Kälteapplikation 
auf  das  Herz  und  partielle  Abreibungen  des  ganzen  Körpers  sind 
die  hauptsächlichsten  Mittel,  welche  diesen  Indikationen  entsprechen, 
wobei  Straß  er  mit  Becht  darauf  hinweist,  daß  unter  Umständen 
bei  vorgeschrittener  Muskeldegeneration  die  Kälteapplikation  auf  das 
Herz  nicht  vertragen  wird  und  daß  diese  Tatsache  selbst  difFerential- 
diagnostisch  verwertet  werden  kann.  Wärmeapplikation  kann  in 
solchen  Fällen  nützlich  werden  und  oft  gelingt  es  nach  unserer 
eigenen  Erfahrung  allmählich  bei  zunehmender  Besserung  der  Herz- 
muskelinsuffizienz von  wärmerer  zu  kühlerer  und  selbst  kalter  Appli- 
kation überzugehen. 

Die  Mehrzahl  der  Aerzte  hat  sich  geeinigt,  bei  chronischem 


Elimatotherapie,  Pneumatotberapie,  Hydrotherapie,  Balneotherapie.       65 


Gelenkrheumatismus  mit  Wärmeprozeduren  vorzugehen. 
Man  kann  hierbei  unterscheiden  zwischen  wärmezuführenden 
und  wärmestauenden  Prozeduren.  Bei  ersteren  erhält  der  Körper 
durch  die  Erweiterung  der  Hautge&ße,  Schwitzen  und  Verdunstung 
die  Eigentemperatur,  während  bei  letzteren  Steigerung  der  Körper- 
temperatur und  Erhöhung  des  Zerfalles  eintritt.  Zu  den  wärme- 
zuführenden Prozeduren  zählen:  Licht-  und  Sonnenbäder,  Heißluft- 
bäder und  Heißluftduschen,  zu  den  wärmestauenden  Prozeduren: 
protrahierte  heiße  Vollbäder,  Dampf  kastenbäder,  feuchte  Einpackungen, 
Moor-,  Fango-  und  Sandbäder  und  der  heiße  Dampfstrahl.  B rieger 
und  Laqueur  teilen  nun  eine  Eeihe  von  Krankengeschichten  mit, 
welche  vor  allem  die  günstige  Wirkung  der  wärmestauenden  Proze- 
duren und  namentlich  des  heißen  Dampfstrahles  beweisen. 

Franken  hau  s  er  hebt  auf  Ghrundlage  experimenteller  Forschung 
die  Wirkungen  der  strahlenden  Wärme  auf  den  menschlichen 
Körper  hervor,  da  dieselbe  nicht  nur  reflezerregend  auf  die  Nerven- 
endigungen einwirkt,  sondern  auch  die  oberflächlichen  Schichten  des 
gesamten  Gewebes  trotz  der  vermehrten  Durchströmung  mit  Blut 
ganz  bedeutend  zu  erwärmen  vermag.  Hieraus  erklärt  sich  auch  die 
schon  von  Krebs  gefundene  Tatsache,  daß  Glühlichtbäder  eine 
größere  schweißtreibende  Wirkung  haben  als  einfache  Heißluftbäder. 

Endlich  sei  hier  einer  balneotechnischen  Erfindung,  der  Hög- 
lauerschen  Fluß-,  Quell-  und  Wellenbadewanne  gedacht, 
welcher  sowohl  Cornet  als  auch  E.  Meyer  rühmend  Erwähnung  tun. 
An  der  rückwärtigen  Breitseite  der  Badewanne  befindet  sich  ein  Bad- 
kasten, in  welchem  ein  Schaufelrad  durch  einen  kleinen  Motor  be- 
wegt wird.  Hierdurch  wird  das  Wasser  in  der  Wanne  in  Kreislauf 
versetzt,  und  zwar  können  nach  Wunsch  Bäder  gegeben  werden,  in 
welchen  sich  das  Wasser  in  Wellenbewegung  befindet  oder  hori- 
zontal strömt  und  mit  einer  gewissen  Kraft  auf  einzelne  Körperteile 
herabstürzt  oder  vertikal  nach  Art  der  aus  der  Tiefe  kommenden 
Quellen  zuströmt.  Die  Höglauersche  Motorwanne  ist  ohne  Zweifel 
eine  sehr  sinnreiche  und  empfehlenswerte  Erfindung,  doch  dürfte 
ihrer  allgemeinen  Einführung  der  hohe  Preis  (1000—1540  M.I) 
hinderlich  sein.  Die  Wanne  kann  durch  H.  Becknagel  in  München 
und  Wiesbaden  bezogen  werden. 

Balneotherapie, 

Die  Wirkung  des  Solbades  und  des  kohlensäurehaltigen 
Solbades  bildete  auch  im  abgelaufenen  Jahre  mehrfach  den  Gegen- 
stand neuer  Studien.    Hier  sei  nur  erwähnt,  daß  Bohrmann  und 
Jahrbuch  der  praktbohen  Medizin.    1904.  5 


Behandlung 
chronischer 

Gelenk- 
affektionen 
mittels 
physikaUscher 
Heilmethoden. 


Wirkungen 

der 

strahlenden 

warme. 


HOglauers 
Fluß-,  Quell- 
und  WeUen- 
hadewanne. 


66  Glax. 

Die  Wirkung  Ko  oh  mann  im   Gegensätze   zu  den   älteren  Untersuchungen  von 
des  SoU>ades  ga^tlus    und  Keller   keinen   wesentiiehen  Unterschied  zwischen 
coa-haitigen  dem  Einflüsse  des  Solbades  und  des  einfachen  Wasserbades  auf  die 
Solbades.     Hautsensibilität  feststellen   konnten  und  daß  sie  bei  dem  Fehlen 
einer  spezifischen  Wirkung  des  Salzgehaltes  der  Bäder  den  thera- 
peutischen Wert  des  kohlensauren  Solbades  lediglich  in  der  Ver- 
tiefdng    der  Atmung    und    Begünstigung    der    Herzarbeit    suchen. 
Beißner   und    Orote    in    Nauheim    bestreiten    die   von    allen 
anderen  Forschem   behauptete,    blutdrucksteigemde  Wirkung   der 
Kohlensäure.    Alle  Veränderungen,   welche   sie  nach  kohlensäure- 
haltigen Solbädern  von  24— 30°  G.  beobachten  konnten,  unterschieden 
sich  nicht  wesentlich  von  den  nach  gleichtemperierten  Süßwasser- 
bädem  auftretenden  Erscheinungen  und  lassen  sich  einfach  als  Kälte- 
wirkung erklären.    Der  Eintritt  der  Reaktion  wird  allerdings  durch 
die  Kohlensäure  erleichtert  und  beschleunigt,  die  peripheren  Gefäße 
werden  durch  die  wiederholten  aktiven  Erweiterungen  geübt  und 
das  Herz  hierdurch  geschont,  worauf  weit  mehr  Wert  zu  legen  ist 
als  auf  die  Uebxmg  des  Herzens.    Boehr  hat  auch  diesmal  (s.  d. 
Jahrb.  1903)  über  eine  größere  Zahl  von  Herzkranken  berichtet,  bei 
Krenznaoher  welchen  unter  dem  Gebrauche  von  Kreuznacher  Bädern  ein 
Bftder  bei     deutlicher  Bückgang  der  ursprünglichen  Dehnung  des  Herzens  zu 
heiten.       beobachten  war.   Ghrößeres  Interesse  dürfen  Jacobs  Untersuchungen 
über    die    Wirkungen    des    indifferent    temperierten    Süß- 
wirkungen  des  Wasser-  und   Kohlensäurebades   auf  den  Blutdruck  bean- 

mdifferent    gpmchen.    Jacob  fand,  daß  das  indifferente  Wasserbad  sowie  das 
tempenerten 
Süßwasser-    indifferente  002-Bad  und  zwar  letzteres  in  erhöhtem  Maße  den  Blut- 

und  GOa-Bades  lauf  der  Aorta  beschleunigt  und  das  systolische  Pulsvolumen  des 
Biutdrack.  Herzens  vergrößert.  Die  Süß  wasserbäder  von  86—86  °  C.  beschleunigen 
den  Strom  und  lenken  ihn  nach  der  Haut  durch  Erweiterung  ihrer 
Gefäße,  zuweilen  auch  unter  Spasmus  im  Gebiete  des  Splanchnikus, 
also  unter  Drucksteigerung.  G02-Bäder  von  derselben  Temperatur 
wirken  zuweilen  nicht  anders,  besonders  bei  wenig  reizbaren  Individuen 
und  bei  den  ersten  Bädem,  steigern  aber  bei  öfterer  Wiederholung 
der  Bäder  immer  mehr  den  Blutdruck  durch  Erregung  des  Splanch- 
nikus.  Die  beiden  Arten  der  Vasomotoren  der  Haut  werden  ab- 
wechselnd stark  erregt,  besonders  im  G02-Bade,  jedoch  überwiegen 
die  Dilatatoren  der  Hautge&ße.  Die  dem  Bade  nachfolgende  Druck- 
steigerung ist  größtenteils  der  Verdunstungskälte  und  ihrer  gefilß- 
verengemden  Wirkung  auf  die  Haut  zuzuschreiben,  jedoch  ist  sie 
zuweilen  von  Vergrößerung  des  Fulsvolumens  und  zwar  fast  aus- 
nahmslos nach  dem  C02-Bade  begleitet.   Die  Wasserverdunstung  auf 


Klimatotherapie,  Pneumatotherapie,  Hydrotherapie,  Balneotherapie.       67 

der  Hautoberfläche  spielt  nach  Frank  enh  aus  er  überhaupt  in  der    Thermisohe 
Balneotherapie  eine  bisher  nicht  genügend  gewürdigte,  große  Rolle.  ^"*^8  ^^^n 
Gerade  der  Umstand,  daß  Salzlösungen  die  Haut  nicht  durchdringen,     die  Haut, 
sondern  die  Salze  an  der  Haut  haften  bleiben  und  ihre  physikalische 
Oberfläche  verändern,  ist  für  die  Badewirkung  von  großer  Bedeu- 
tung (Hiller,   Glaz).     Wäßrige    Salzlösungen    verdunsten    lang- 
samer als  Wässer,  die  Verdunstung  kann  unter  Umständen  gleich 
NuU  werden,  ja  es  kann  an  Stelle  der  Verdunstung  sogar  Wasser- 
au&ahme  aus  der  Atmosphäre  treten.     So  umgibt  sich  der  Patient 
bei  einem  länger  dauernden  Gebrauch  salzhaltiger  Bäder  allmählich 
mit  einer  immer  wirksamer  werdenden   Salzschichte,   welche   die 
Wasser- und  Wärmeabgabe  von  der  Haut  vermindert,  die  Temperatur- 
schwankungen mildert,   eine  stärkere  Durchblutung  der  Haut  und 
hierdurch  eine  Entlastung  des  Blutge&ßsystems  vermittelt. 

Obwohl  in  neuerer  Zeit,  gegenüber  den  älteren  Forschungs- 
resultaten von  Kisch  und  Fellner,  übereinstimmend  angegeben 
wird,  daß  die  Moorbäder  eine  blutdruckherabsetzende  Wirkung 
haben,  so  erachtete  es  Loebel  doch  für  geboten,  genauer  zu 
ermitteln,  innerhalb  welcher  Temperaturgrenzen  d i e  Die  bintdrack- 
Moorbäder  blutdruckreduzierende  Wirkungen  zuwege  "^^Tde^/" 
bringen  und  in  zweiter  Beihe  festzustellen,  wie  sich  Moorbäder, 
diese  Verhältnisse  während  der  Benutzung  des  Moor- 
bades gestalten.  Loebel  verwendete  zu  seinen  Versuchen, 
welche  an  gesunden  Personen  angestellt  wurden,  Domaer  Moorbäder 
von  34 — 43°  C.  in  der  Dauer  von  ^ji — V2  Stunde.  Zur  Benutzung 
kamen  nur  Bäder  dichtesten  Grades,  welche  meist  ohne  Unter- 
brechung durch  SO  aufeinander  folgende  Tage  gegeben  wurden. 
Während  des  Bades  beherrscht  die  blutdruckreduzierende  Tendenz 
die  Wirkung  der  Moorbäder.  Sie  muß  als  eine  mäßige  bezeichnet 
werden  und  sinkt  erst  in  den  Temperaturen  über  42°  C.  intensiv 
herab,  unter  der  Nachwirkung  der  Moorbäder  sind  Blutdruck- 
schwankungen zu  beobachten,  die  bei  den  37°  und  38°  C.-Bädern  in- 
differente, bei  den  Bädern  jenseits  dieser  Wärmegrade  bei  inklusive 
39°  0.  kumulative,  druckherabsetzende,  hingegen  kumulative,  druck- 
steigemde  Nachwirkungen  bei  den  Bädern  über  39°  C.  bekunden. 
Bei  einer  Benutzungsdauer  von  20  Minuten  bewirkten  die  Moorbäder 
in  den  Temperaturen  unter  39°  0.  ausnahmslos  Pulsverlangsamung, 
während  bei  höheren  Temperaturen  die  Zu-  und  Abnahme  der  Puls- 
frequenz von  der  individuellen  Empfänglichkeit  abhing.  Die  Moor- 
bäder über  43°  0.  erhöhen  die  B.espirationsfrequenz,  diejenigen  unter- 
halb dieser  Wärmegrade  ergeben  meist  Abnahme  der  Atmungszahl, 


68  C^lax. 

Die  bintdrnck-  seltener  Eückkehr  zur  und  Verharren  in  der  Anfangsfrequenz  und 
'^®^^'®^'^®'^  während  der  ersten  halben  Stunde  keinmal  eine  Zunahme  derselben. 
Moorbider.    Die  Dauerwirkung  ist  nur  bei  den  unter  35°  C.  liegenden  Tem- 
peraturen und  nach  den  Temperaturen  über  43°  0.  zu  erkennen. 
Die  anderen  Wärmegrade  weisen  bereits  eine  Stunde  nach  dem  Bade 
eine  Bückkehr  zur  Anfangsfrequenz  nach.    Loebel  hat  auf  Ghiind- 
lage  der  eben  angefahrten  TJntersuchungsresultate  schon  früher  (s.  d. 
Jahrb.  1903)  das  indifferentwarme  Moorbad  bei  Arteriosklerose  und 
l  Gor  adiposum  mit  den  Begleiterscheinungen  von  hohem  Blutdruck 

I  angewendet  und  auch  Steinsberg,  welcher  überhaupt  den  Haupt- 

^  Franzensbader  wert  der  Eranzensbader  Moorbäder  in  Schonungsvorgängen 
B  Moorbäder.  erbUckt,  gibt  zu,  daß  Herzkranke,  welche  einer  Franzensbader  Moor- 
K  kur  aus  anderen  Gründen  bedürfen,  ohne  jedwedes  Bedenken  diesem 

^A  therapeutischen  Eingriff  unterworfen  werden  können.   Nenadovics, 

^B  welcher   sich   ebenfalls   mit  der   physiologischen  Wirksamkeit  der 

P^  Franzensbader  Moorbäder  beschäftigt  hat,   zieht  speziell  mit  Bezug 

auf  die  Verordnung  von  Moorbädern  bei  Frauenkrankheiten  folgende 
Schlußfolgerungen:  1.  Die  Maximaltemperatur  für  das  Franzensbader 
Moorbad  soll  40°  G.  betragen.  2.  Innerhalb  dieser  Temperaturgrenze 
geben  die  niederen  Grade  eine  schwächere,  die  höheren  Grade  eine 
stärkere  Eeaktion  und  sind  deshalb  die  ersteren  bei  Gebärmutter- 
blutungen, die  letzteren  bei  Adnextumoren  und  Infiltration  der  Para- 
metrien  angezeigt.  3.  Die  Temperatur  des  Eeinigungsbades  soll 
niedriger  sein,  als  die  des  Moorbades,  wenn  die  reaktive  Wirkung 
gesteigert  werden  soll.  4.  Die  Dauer  des  Moorbades  ist  höchstens 
auf  20  Minuten,  die  des  Eeinigungsbades  auf  5  Minuten  zu  bemessen. 
5.  Die  Konsistenz  des  Moorbades  soll  man  nach  dem  Bedürfnisse, 
ob  man  eine  leichtere  oder  eine  intensivere  Massage  der  Kleinbecken- 
organe bewirken  will,  bestimmen. 
Dm  Helenefriederike    Stelzner    empfiehlt     das     „Watten- 

Watteniauen.  j^^^fß^",  wie  CS  in  dem  Nordseebad  Büsum  gebräuchlich  ist,  als 
einen  therapeutischen  Sport,  welcher  sowohl  bei  Erkrankungen  der 
Eespirationsorgane  und  Unregelmäßigkeiten  der  Zirkulation,  als  auch 
ganz  besonders  bei  nervösen  Störungen  von  Erfolg  begleitet  ist. 
Namentlich  gegen  Schlaflosigkeit  soll  das  Wattenlaufen  am  Abend 
ein  sehr  empfehlenswertes  Mittel  sein.  Der  Wattenlauf  besteht  in 
einem  Spaziergang  zur  Zeit  der  Ebbe  mit  bis  zum  Knie  entblößten 
Beinen  in  dem  aus  Sand  und  Schlick  bestehenden,  von  Meerwasser 
durchtränkten  Boden,  dessen  Salzgehalt  reichlich  3  ^/o  hat.  Der  hier- 
durch erzeugte  Hautreiz  in  Verbindung  mit  dem  Einatmen  der  reinen, 
feuchten  Luft  können  gewiß  wohltuende  Wirkungen  ausüben. 


Klimatotherapie,  Pneumatotherapie,  Hydrotherapie,  Balneotherapie.       69 

Im  Gegensatze  za  den  anf  reicher  Erfahrung  beruhenden  Lehren  Balneotherapie 

nahezu  aller  Baineotherapeuten  stellt  Winkler  die  These  auf,  daß  ^®^ 

•D  jTT»i  j  i_'i./-iiii_  chronischen 

Besserung  oder  Heilung  des  chronischen  Gelenkrheu-       Geienk- 

matismus  mit  langdauernden  warmen  Bädern,  aber  nicht  rheumatismus. 
mit  heißen  Bädern  erzielt  werden  kann,  und  daß  die 
sehr  heißen  Bäder  hierbei  nicht  nur  unnütz,  sondern 
sogar  schädlich  sind.  Es  ist  vielleicht  recht  dankenswert, 
wenn  Winkler  auf  die  Gefahren  heißer  Bäder  für  das  Herz  auf- 
merksam macht,  die  Behauptung  jedoch,  daß  jedes  sehr  heiße  Voll- 
bad ein  Attentat  auf  das  Herz  sei,  ist  jedenfalls  eine  üebertreibung. 
Ganz  unrichtig  ist  aber  die  Behauptung,  daß  die  durch  heiße  Bäder 
hervorgerufene  Fluxion  zu  den  rheumatisch  entzündeten  Gelenken 
eine  Steigerung  der  krankhaften  Entzündung  zur  Folge  haben  müsse. 
Hyperämie  und  Entzündung  sind  eben  sehr  verschiedene  Dinge  (siehe 
Hydrotherapie) . 

Grube  hat  neuerdings  Untersuchungen  über  die  Wirkung  des    Der  Einflnß 
Neuenahrer  Sprudels  auf  die  Blutbeschaffenheit  angestellt  und  kam  ^^^  Trink- 
zu  demselben  Resultate  wie  bei  seinen  früheren  Experimenten  (siehe    zasammen- 
d.  Jahrb.  1903) :  Abnahme  des  Wassergehaltes,  Zunahme  der  Asche    setzung  der 
und  Steigerung  des  osmotischen  Druckes.    Nachdem  schon  Dünsch-  dls^MeMchen*^ 
mann  die  Unzulänglichkeit  dieser  Untersuchungen  dargetan,  erklärt 
nunmehr  Strauß,  daß  man  aus  den,  selbst  bei  Anwendung  ein- 
wandfreier Methoden,  bisher  ausgeführten  Untersuchungen  die  Auf- 
fassung von  dem  Einflüsse  der  besprochenen  Trinkkuren  auf  den 
osmotischen  Druck  und  die  chemische  Zusammensetzung  der  Blut- 
flüssigkeit nicht  genügend  begründen  könne. 

R  0 1 0  ff  tritt  in  einer  nicht  zu  billigenden,  aggressiven  Form  für  die 
Oleichwertigkeit  natürlicher  und  künstlicher  Mineral-  Die 

Wässer  ein.  Die  durch  die  analytische  Chemie  festgestellte  Ionen-  ^n^iyBeder* 
tabelle  darf  nach  seiner  Meinung  als  hinreichende  Grundlage  für  die  Mineralwässer. 
therapeutische  Beurteilung  angesehen  werden.  Wenn  die  Ionen  in 
beliebiger  primärer  Kombination  in  Lösung  gebracht  werden,  so  ent- 
steht stets  dasselbe  Gleichgewicht,  d.  h.  es  sind  neben  allen  Ionen 
aUe  möglichen  Salze  in  eindeutig  vorauszubestimmender  Menge  vor- 
handen und  es  besteht  keinerlei  Anhaltspunkt,  daß  die  natürlichen 
Mineralwässer  physikalische  Eigenschaften  besitzen,  welche  den  ent- 
sprechenden Salzlösungen  nicht  in  demselben  Maße  zukommen. 

H.  Neumann  sucht  neuerdings  zu  beweisen,  daß  die  Wern- 
arzer  Quelle  in  Brückenau  eine  spezifisch  diuretische  Wirkung 
hat  und  bei  pleuritischen  Exsudaten  die  Resorption  mächtig  fördert. 
Der  Versuch,   die  diuretische  Wirkung  der  Wernarzer  Quelle  aus 


70  61m. 

Die         den  geringen  Mengen  der  in  diesem  Wasser  enthaltenen  fixen  Be- 

diaretUohe    gtandteüe  ableiten  zu  wollen,  scheint  uns  entschieden  verfehlt,  da- 
Wirkung  der  ,  '         .  ' 

Wernaner    gogon   ist   die  harntreibende  Wirkung   kalten,   kohlensäurereichen 

QaeUe.  Wassers  hinlänglich  bekannt.  Die  von  dem  Beferenten  bewiesene  und 
von  nahezu  allen  Klinikern  anerkannte  Tatsache,  daß  bei  allen  pleu- 
ritischen  Exsudaten  der  Beginn  der  Eesorption  das  Primäre  und  die 
Steigerung  der  Diurese  das  Sekundäre  ist,  lassen  alle  Versuche,  durch 
Anregung  der  Harnausscheidung  die  Aufsaugung  hervorzurufen,  als 
verfehlt  erscheinen,  wobei  natürlich  nicht  gesagt  sein  soll,  daß  nach 
begonnener  Besorption  bei  zunehmender  Herzkraft  nicht  auch  Mineral- 
wässer in  mäßigen  Mengen  gereicht  werden  sollen. 

Literatur. 

Elimatotherapie. 

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Klimatotherapie,  Pneumatotherapie,  Hydrotherapie,  Balneotherapie.       71 


Pneiiinatotherapie. 

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klin.  Wochenschr.  Nr.  24.  —  Sturmann,  Apparat  zur  Zerstäubung  medika- 
mentöser Flüssigkeiten.    Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  5. 

Hydrotherapie. 

S.  Baruch,  Die  Beförderung  der  Reaktion  nach  kalten  Wasserproze- 
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hydriaüscher  Prozeduren.  Blätter  f.  klin.  Hydrotherapie  Nr.  2.  —  L.  B rieger 
u.  A.  Laqueur,  üeber  die  Behandlung  von  chronischen  Gelenkaffektionen 
mittels  physikalischer  Heilmethoden.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  XLVIII. 
—  0.  Bürger,  Zur  Heißluftbehandlung  gynäkologischer  Erkrankungen. 
Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  28.  —  L.  G.  Burgonzio,  V.  Maragliano 
u.  G.  Roasenda,  Experimentelle  Untersuchungen  über  den  Einfluß  der 
Hydrotherapie  auf  die  Motilität  des  Magens.  Blätter  f.  klin.  Hydrotherapie 
Nr.  9.  —  B.  Buxbaum,  Zur  Therapie  sexueller  Funktionsstörungen  beim 
Manne.  Ebenda  Nr.  6.  —  Derselbe,  Zur  Therapie  des  Morbus  Basedowii. 
Ebenda  Nr.  8.  —  Derselbe,  Lehrbuch  der  Hydrotherapie,  2.  Aufl.,  mit 
84  Abbildungen  und  24  Tabellen.  Leipzig.  —  Derselbe,  Einige  Bemer- 
kungen zur  Arbeit:  Experimentelle  Untersuchungen  über  den  Einfluß  der 
Hydrotherapie  auf  die  Motilität  des  Magens  von  Burgonzio,  Maragliano  u. 
Roasenda.  Blätter  f.  klin.  Hydrotherapie  Nr.  10.  —  J.  B.  Cathomas,  Die 
bydriatische  Behandlung  des  Ischias.  Ebenda  Nr.  6.  —  Com  et,  Hög- 
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Therapie  Bd.  VII,  H.  8.  —  H.  Davidsohn,  Theoretisches  u.  Praktisches 
über  lokale  Wärmeapplikation.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  6.  —  Diehl, 
Beckenexsudate  —  kühle  Sitzbäder.  Zeitschr.  f.  diätet.  u.  physik.  Therapie 
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Ebenda  Bd.  VII,  H.  7.  —  B.  Friedländer,  Die  Blutveränderungen  durch 
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zur  hydriatischen  Therapie  akuter  fieberhafter  Infektionskrankheiten.  Blätter 
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H.  3.  —  ▼.  Hößlin,  Allgemeine  Hydrotherapie.  Handbuch  der  Therapie 
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Beiti^e  zur  Heißlufttherapie.  Zeitschr.  f.  diätet.  u.  physik.  Therapie  Bd.  VU, 
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Zeitschr.  f.  diätet.  u.  physik.  Therapie  Bd.  VI,  H.  12.  —  Rubner,  Die  Wir- 
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üeber  den  Einfluß  des  Schwitzens  auf  die  Blutzusammensetzung.  Ebenda 
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Nr.  7.  —  Derselbe  und  H.  Wolf,  Volumschwankungen  der  Milz  und 
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thermische  Reize.  Ebenda  Nr.  2.  —  W.  Winternitz,  Prophylaxe  und 
Hydrotherapie.  Veröffentlichungen  der  Hufelandschen  Gesellschaft.  24.  öffent- 
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Balneotherapie. 

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Klimatotherapie,  Pneumatotherapie,  Hydrotherapie,  Balneotherapie.       73 

Einfloß  der  Kreuznacher  Bäder  bei  Herzkranken.  Zeitschr.  f.  diätet.  und 
physik.  Therapie  Bd.  VH,  H.  4  u.  5.  —  Friedr.  Bohrmann  und  Martin 
Eochmann,  Nimmt  das  Solbad  unter  den  Bädern  eine  Sonderstellung 
ein?  Therapie  der  Gegenwart,  September.  —  B.  Bradshaw's  Dictionary 
of  mineral  waters,  climatic  health  resorts,  sea  baths  and  hydropathic  esta- 
blishments.  London.  —  Beilage,  Action  de  la  eure  de  Vichy  sur  le 
chimisme  stomacal.  Internationaler  Kongreß  in  Madrid.  —  C.  Dengle r, 
Der  einunddreißigste  schlesische  Bädertag.  Reinerz.  —  H.  Dünschmann, 
Ueber  den  Einfluß  der  Mineralwässer  auf  die  Blutbeschaffenheit.  Zeitschr. 
f.  diätet.  u.  physik.  Therapie  Bd.  VH,  H.  2.  —  Fießinger,  Einfluß  des 
Aufenthaltes  am  Meeresufer  und  der  Seebehandlung  im  allgemeinen  auf 
den  Herzgefäßapparat.  lU.  Kongreß  für  Thalassotherapie  zu  Biarritz, 
19.— 21.  April.  —  F.  Frankenhäuser,  Ein  neuer  Gesichtspunkt  fttr  die 
Beurteilung  der  Nachwirkung  von  Bädern.   Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  28. 

—  C.  Gager,  Bad  Gastein.  3.  Aufl.,  Berlin,  Hirsch wald.  —  J.  Gaube, 
Cours  de  mineralogie  biologique.  Paris.  —  Th.  Groedel  II.  Eine  neue 
Bäderform  in  Bad  Nauheim.  Münchener  med.  Wochenschr.  Nr.  80.  — 
K.  Grube,  Ueber  den  Einfluß  der  Mineralwässer  auf  das  Blut.  Zeitschr. 
f.  diätet.  u.  physik.  Therapie.  —  M.  Heim,  Die  Heilwirkungen  der  Ottilien- 
quelle  des  Inselbades.  Therap.  Monatsh.,  November.  —  Index  m^dical, 
des  principales  stations  thermales  et  climatiques  de  France.  Paris.  — 
J.  Jacob,  Die  Wirkungen  des  indifferent  temperierten  36—35®  C.  Süß- 
wasser- und  Kohlensäurebades  auf  den  Blutdruck.  Zugleich  ein  Beitrag 
zur  Messung  der  relativen  Geschwindigkeit  des  Blutlaufes  des  Menschen. 
Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  49.  —  H.  Keller,  Die  physiologische  Wirkung 
des  Solbades  und  des  kohlensäurehaltigen  Solbades.  Therap.  Monatsh., 
Oktober.  —  H.  Kionka,  Die  Mineralquellen  des  Edertales.  Baineolog. 
Zeitung  Nr.  27/28.  —  H.  Kisch,  Die  Erleichterung  der  Herzarbeit  durch 
balneotherapeutische  Mittel.  Veröffentlichungen  der  Hufelandschen  Gesell- 
schaft. 24.  öffentliche  Versammlung  der  balneologischen  Gesellschaft,  Berlin. 

—  Derselbe,  Ziele  der  Balneotherapie.  Zentralblatt  für  die  gesamte 
Therapie,  April.  —  Derselbe,  Die  Budolfsquelle  in  Marienbad.  Therap. 
Monatsh.,  Mai.  —  A.  Labat,  Glimat  et  eaux  minerales  d'Autriche-Hongrie. 
Paris.  —  W.  Laqueur,  Der  Einfluß  der  Emser  Quellen  auf  die  Harnaus- 
scheidung des  Menschen.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  26.  —  L  e  r  o  u  x, 
Ueber  die  Thalassotherapie  der  tuberkulösen  Peritonitis.  IH.  Kongreß  für 
Thalaasotherapie  zu  Biarritz,  19.— 21.  April.  —  Loebel,  Die  blutdruck- 
reduzierenden Werte  der  Moorbäder.  Veröffentlichungen  der  Hufelandschen 
Gesellschaft.  24.  öffentl.  Versammlung  der  balneolog.  Gesellsch.,  Berlin.  — 
J.  Marcuse,  Bäder  und  Badewesen  in  Vergangenheit  und  Gegenwart, 
Stuttgart.  —  Jaques  Mayer,  Ueber  die  Wirksamkeit  der  Karlsbader 
Thermen,  ihre  Indikationen  und  Kontraindikationen.  Reisebericht  des 
Komitees  zur  Veranstaltung  ärztlicher  Studienreisen.  —  W.  Meyerhoff  er, 
Die  chemlBch-physikalische  Beschaffenheit  der  Heilquellen.  Vortrag.  Ham- 
burg und  Leipzig.  —  Nenadovics,  Zur  wissenschaftlichen  Verordnung 


74  ^lax. 

der  Franzensbader  Moorbäder  bei  Frauenkrankheiten.  Therap.  Monatsh., 
Februar.  —  H.  Neumann,  üeber  das  Bad  Brückenau,  seine  Eurmittel, 
insbesondere  die  Wemarzer  Quelle.  Ebenda,  Januar.  —  H.  Oeffinger, 
Die  Kurorte  und  Heilquellen  des  Großherzogtums  Baden.  9.  Aufl.  Baden- 
Baden.  —  Ostrowicz,  Die  kalten  Schwefelw&sser  von  Preston  (Kanada) 
und  die  Schwefelthermen  von  Landeck.  Therap.  Monatsh.,  Februar.  — 
Qu  esse,  Zur  Reklame  von  Salzschlirf.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  12.  — 
Berlit,  Antwort  an  Dr.  Quesse.  Ebenda  Nr.  17.  —  0,  Reißner  und 
G.  Grote,  Beitrag  zur  Wirkung  der  kohlensäurehaltigen  Thermalsolen 
nach  Versuchen  an  Nauheimer  Bädern.   Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  40. 

—  A.  Robin  und  M.  Binet,  Einfluß  des  Meeresklimas  und  der  Seebäder 
auf  den  Stoffwechsel  und  ihre  therapeutische  Anwendung.  lU.  Kongreß 
für  Thalassotherapie  zu  Biarritz,  19.^21.  April.  —  M.  Roloff,  Die  physi- 
kalische Analyse  der  Mineralwässer.  Berlin.  —  DerselbOi  GenOgt  die 
chemische  Analyse  als  Grundlage  für  die  therapeutische  Beurteilung  der 
Mineral^^lsser?  Halle  a.  d.  S.  —  D.  Rothschild,  Gedanken  und  Er- 
fahrungen über  Kuren  in  Bad  Soden  a.  T.  Frankfurt  a.  M.  ^  F.  Schlag- 
intweit.  Noch  einiges  über  Bad  Brückenau.  Therap.  Monatsh.,  Juni.  — 
Schnitzen,  Ueber  Verwendung  balneologischer  Hilfsmittel  mit  Benutzung 
von  Kurorten  in  der  Armee.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  17  u.  18.  — 
R.  Steiner,  Les  eauz  ars^nicales  et  la  dermatologie.  Grazette  des  eaux, 
25  juin.  —  Steinsberg,  Die  Wirkung  der  Franzensbader  Moorbäder  im 
Lichte  der  neuesten  Forschungen.  Veröffentlich,  der  Hufelandschen  Gesell- 
schaft. 24.  OffentL  Versammlung  d.  balneolog.  Gesellschaft;»  Berlin.  — 
H.  Stelzner,  Das  Wattenlaufen  ein  therapeutischer  Sport.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  Nr.  48.  —  H.  Strauß,  Ueber  den  Einfluß  von  Trink- 
kuren auf  die  Zusammensetzung  der  Blutflüssigkeit  des  Menschen.  Zeitschr. 
f.  diätet.  u.  physik.  Therapie  Bd.  VII,  H.  7.  —  C.  v.  Than,  Physikalische 
Untersuchung  der  Gasteiner  Thermen.  Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  83.  — 
Vanselow,  Die  neue  Erwärmungsart  der  kohlensauren,  eisenhaltigen 
Solbäder  im  königl.  Mineralbad  Kissingen.  Veröffentl.  der  Hufelandschen 
Gesellschaft.    24.  Gffentl.  Versammlung  der  balneolog.  Gesellsch.,  Berlin. 

—  F.  W.  Weber,  Bad  Pyrmont  und  seine  Heilmittel.  Paderborn.  — 
A.  Wettendorfer,  Der  Kurort  Baden  bei  Wien.  8.  Aufl.  —  R.  Wich- 
mann, Harzburger  Kurvorschriften.  Harzburg.  —  Winckler,  Zur  Balneo- 
therapie des  chronischen  Gelenkrheumatismus.  Veröffentl.  d.  Hufelandschen 
Gesellsch.  24.  öffentl.  Versamml.  d.  balneolog.  Gesellsoh.,  Berlin.  —  A.  Wy- 
bauw,  De  Taction  du  bain  carbogazeuz  ferrugineuz,  considörö  plus  parti- 
culiörement  au  point  de  vue  de  la  circulation.  Journal  medical  de 
Bruxelles  Nr.  15,  16,  17. 


4.  Orthopädie,  Kinesiotherapie. 

Von  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  A.  Hoffa,  Direktor  der  orthopädischen 
üniversitätspoliklinik  in  Berlin^). 

Allgemeines.  Im  vergangenen  Jahre  sind  von  mehreren  Autoren 
sorgfiQtige  Stadien  über  den  Bau  und  die  Architektur  der  Baaund 
Knochen  gemacht  worden,  die  in  einzelnen  Fällen  schon  prak-  Architektur 
tische  Ergebnisse  gezeitigt  haben.  Zunächst  ist  hier  eine  Arbeit 
von  Büdinger  zu  nennen,  die  sich  mit  dem  Spongiosabau  der 
bisher  vernachlässigten  oberen  Extremität  beschäftigt.  Die  hierzu 
nötigen  Untersuchungen  wurden  an  Serienschnitten  vorgenommen, 
die  den  ganzen  Elnochen  in  dünne  Platten  zerlegten  und  zwar  in 
verschiedenen  Richtungen,  nicht  allein  in  den  drei  Hauptorientierungs- 
ebenen, auf  die  sich  Albert  seinerzeit  noch  beschränkt  hat.  Diese 
Schnittserien  hat  nun  Büdinger  zuerst  im  einzelnen  beschrieben, 
dann  auf  der  Basis  der  Serienschnitte  die  Systeme  für  sich  durch- 
genommen und  endlich  die  Beziehungen  der  einzelnen  Systeme,  mit 
anderen  Worten  ihre  funktionelle  Bedeutung  und  ihren  Aufbau  er- 
läutert. —  Den  lebenden  ELnochen  hat  sich  Ludloff  als  Studien- 
objekt erwählt;  er  hat,  um  die  Architektur  und  das  Wachstum  der 
unteren  Femur-  und  oberen  Tibiaepiphyse  zu  studieren,  eine  Beihe 
von  Röntgenphotogrammen  der  Kniee  weiblicher  Individuen  vom 
ersten  Jahre  bis  ins  Ghreisenalter  angefertigt.  Auf  diese  Weise 
konnte  er  einzelne  Befunde,  die  bisher  als  pathologische  Zeichen  * 

gedeutet  wurden,  als  normal  nachweisen.  So  konnte  er  die  Pro- 
tuberanzen an  den  Kondylen  im  2. — 4.  Lebensjahre  an  normalea 
Knieen  konstatieren  und  den  dunklen  Meck  in  der  unteren  Femur- 
epiphyse,  der  bei  seitlicher  Durchstrahlung  besonders  auffällt,  „als 
Ausdruck  des  noch  bestehenden  Knochenaufbaues  oder  des  schon 
eingetretenen  Knochenabbaues ^'  feststellen.  Femer  zeigte  er,  daß 
die  Epiphysenfuge  am  unteren  Femur-  und  am  oberen  Tibiaende 


^)  Bei  der  Ausführung  dieser  Arbeit  hat  mich  mein  Assistent,  Herr 
Dr.  Pfeiffer  wiederum  in  dankenswerter  Weise  unterstützt. 


76  Hoffa. 

Bau  und      bis  zum  15.  Lebensjahre  persistiert,  daß  dort  von  2'/4— 8  Jahren 


Architektur 
der  Knochen. 


eine  besonders  lebhafte  Knochenprodoktion  eintritt,  während  vom 
7. — 15.  Jahre  sich  die  Tuberositas  tibiae  sehr  schnell  entwickelt. 
Von  2 — 3^4  Jahr  wächst  der  Condylos  medialis,  im  4.  Jahre  der 
Condylos  lateralis  rapide;  später  vergrößern  sich  die  knöchernen 
Kondylen  gleichmäßig.  Indessen  erscheint  der  Condylos  medialis 
auf  dem  Röntgenbilde  immer  größer,  aber  lockerer  aufgebaut  als 
der  Condylus  lateralis,  in  dem  eine  stärkere  und  dichtere  Ent- 
wicklung von  Längsknochenbälkchen  stattfindet.  In  der  vorderen 
Hälffce  der  Kondylen  sind  keine  Vertikalbälkchen  sichtbar.  Quer- 
bälkchenzüge  entwickeln  sich  besonders  deutlich  vom  2.  Lebensjahre 
an  in  beiden  Diaphysen.  Quer-  und  Schrägbalkenzüge  treten  in  der 
Incisura  intercondylica  auf,  sobald  die  beiden  Kondylen  sich  knöchern 
voneinander  differenzieren.  Die  ersten  Merkmale  der  Knochenatrophie 
erscheinen  in  der  Femurepiphyse  schon  vom  25.  Lebensjahre  an. 
Diese  Befunde  hat  Ludloff  in  einer  späteren  Arbeit  über  die 
primäre  Lokalisation  der  Knochen-  und  Gelenktuberkulose  praktisch 
verwertet,  wovon  weiter  unten  noch  die  Rede  sein  wird. 
Bau  und  Mit  der  Lehre  vom  Bau  und  der  Entwicklung  des  Fuß- 

Entwicklung  Skeletts  haben  sich  zwei  Autoren  befaßt,  Hasselwander  und 

des 
Fußskeletts.   Spitzy.    Der  erstere  hat  sich  außer  der  Röntgenmethode  auch  des 

anatomischen  Präparierens  bedient,  um  sich  ein  Urteil  zu  bilden,  in- 
wieweit die  nur  vom  Lebenden  entnommenen  Röntgenbilder  zuver- 
lässig sind.    Auf  Grund  seiner  zahlreichen  Untersuchungen  an  über 
800  Füßen  hat  er  dann  bestimmte  und  gut  begründete  Daten  ge- 
geben einmal  über  die  Zeit,   dann  aber  auch  über  den  gesamten 
Vorgang  der  Ossifikation  der  Fußknochen.    Mehr  auf  die  äußere 
Form  des  kindlichen  Fußes  erstreckten  sich  die  Forschungen  Spitzys. 
Dieser  Autor  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  entgegen  der  vielfach  ge- 
äußerten Ansicht,   der  Fuß  des  Neugeborenen  sei  ein  Fes  planus, 
dieser  Fuß  ein  ebenso  hochgespanntes   inneres   und   äußeres  Fuß- 
gewölbe habe  wie  der  des  Erwachsenen.    Freilich  können  im  Be- 
ginne der  Gehzeit  vorübergehende  Senkungen  des  Fußgewölbes  ein- 
treten, die  jedoch  desto  geringer  werden,  je  kräftiger  der  Band-  und 
Muskelapparat  wird,  der  das  Fußgewölbe  in  seiner  Lage  hält.    Ein 
Arciütektur-  anderer  Autor,  Walkoff,   hat   die  interessanten  Architektur- 
Veränderungen  yg,än der ungen  des  Knochensystems  unter  pathologischen 
Systems  unter  Bedingungen  studiert.    Er  hat  verschiedene  Deformitäten  der  Röhren- 
pathologisohen  knochen:  Frakturen,  Ankylosen,  Ostitis  chronica  etc.  mit  Hilfe  der 
Bedingungen.  Bröntgenstrahlen  untersucht,  femer  auch  mehrere  Verkrümmungen 
der  Wirbelsäule.  Nach  seinen  Beobachtungen  besteht  das  Wolffsche 


Orthopädie,  Einesiotherapie.  77 

Transformationsgesetz  zu  Becht  sowie  seine  Lehre,  daß  es  sich 
bei  der  Heilung  von  Frakturen  um  zwei  vollständig  voneinander  zu 
trennende  Vorgänge  handelt,  den  Verkittungs-  und  den  Transformations- 
prozeß. Walkoff  weicht  aber  bezüglich  der  Frage  nach  der  maß- 
gebenden Kräfteform  von  der  Wolf  fachen  Auffassung  insofern  ab, 
als  er  an  Stelle  des  von  jenem  betonten  chronischen  Druckes  inter- 
mittierenden Druck,  d.  h.  also  die  häufig  wiederholte  Erschütterung  als 
das  Wesentliche  der  funktionellen  Beanspruchung  anzusehen  geneigt 
ist.  ,)Nur  in  der  Reizschwankung,  nicht  in  der  Höhe  und  Dauer  des 
Beizes  an  sich  ist  die  Ursache  zur  Ausbildung  der  neuen  Substanz 
zu  suchen."  Der  Verfasser  schließt  sich  der  Benek eschen  Hypo- 
these an,  daß  der  Angriffspunkt  dieser  Erregung  durch  Erschüt- 
terung in  den  Knochenkörperchen  selbst  liegt.  Bezüglich  der  Wirbel- 
säulenverkrümmungen fand  Walkoff,  daß  das  chondroide  Gewebe 
der  Zwischenwirbelscheiben  eine  Aufquellung  und  Verbreiterung  ein- 
gehen kann,  um  dem  durch  irgendwelche  pathologische  Veränderungen 
veranlaßten  Erfordernis  der  Elastizitätsbeanspruchung  Genüge  zu 
leisten.  Kurz  erwähnt  sei  hier  noch  eine  Arbeit  Haglunds,  die  sich 
mit  dem  Spongiosabau  und  der  funktionellen  Struktur  des 
Kalkaneus  im  speziellen  beschäftigt. 

Von  den  Veröffentlichungen  über  Erkrankungen  der  Knochen  Erkrankungen 
ist  für  den  Orthopäden  zunächst  ein  Fall  von  Osteopsathyrosis  ^^^ q^^I^^"^' 
idiopathica  von  Interesse,  den  Biggs  publiziert  hat.    Der  Fall    psathyrosU 
verlief  insofern    eigenartig,    als    die   Blnochenbrüchigkeit    erst    im   idiopathica. 
20.  Lebensjahre  einsetzte  und  mit  dem  30.  Jahre  anscheinend  dauernd 
wieder  verschwand;  irgend  ein  ätiologisches  Moment  war  auch  im 
vorliegenden  Falle  nicht  festzustellen.    Auf  eine  andere  Erkrankung, 
die  „apophysäre  Wachstumsosteitis^,  macht  Oomby  auf-    Apophysäre 
merksam.   Sie  zeigt  sich  meist  doppelseitig  bei  Kindern  mit  raschem    ^^g^^'i^^g"^^' 
Wachstum  und  besteht  wahrscheinlich  in  einer  Knochenkongestion 
infolge  gesteigerter  Ossifikation.   Ihre  Symptome  sind  Schmerzen  in 
der  Nähe  des  Gelenkes  (gewöhnlich  am  Knie),  am  Punkt  des  regsten 
E^nochenwachstums.  Diese  Stelle  erscheint  geschwollen,  heiß  und  blut- 
reich;  die  Haut   darüber   kann   rot   und   empfindlich  sein.    Durch 
bloße  Euhigstellung  der  erkrankten  Glieder,  eventuell  unter  ableiten- 
den Mitteln,  tritt  völlige  Heilung  ein.  Von  Osteomalaciachronica  Osteomaiacia 
deformans  hypertrophica  (Pagets  disease)  finden  sich  in      chronica 
der  Literatur  des  vergangenen  Jahres  3  Fälle.    Zwei  davon  haben  hypertropMca 
M^n^trier  und  Gauckler  veröffentlicht,  die  diese  Erkrankung 
für  eine  para83rphilitische  Affektion  halten.    Weniger  sicher  bezüg- 
lich der  Aetiologie  ist  wohl  mit  Recht  Schmieden,   der  durch 


78  HoflFa. 

Osteomaiacia  Untorsuchimg  einds  durch  Amputation  gewonnenen  Knochenpräparates 
chronica      ^j^^  diflEuse  Verödung  des  Fettmarkes  mit  Umwandlung  in  Binde- 

bypertrophica.  g^webe  feststellen  konnte.  Der  Elnochen  selbst  wird  dabei  in  ge- 
waltigem umfange  aufgezehrt,  während  sich  neuer  Knochen  nur 
spärlich  und  dürftig  bildet,  meist  ohne  Ansetzen  von  Kalksalzen. 
Bezüglich  der  Therapie  empfiehlt  Schmieden  nach  seinen  Er- 
fahrungen möglichste  Zurückhaltung;  höchstens  bei  nachweislicher 
Erkrankung  nur  eines  Knochens  rät  er  zur  Amputation,  wenn  die 
Beschwerden  des  Patienten  einen  hohen  Grad  'erreichen.  —  Ein  bis- 
Rhachitis.  her  nicht  gewürdigtes  Symptom  der  Bhachitis,  die  „Phalanx- 
rhachitis",  beschreibt  Neurath.  Er  fand  bei  schweren  Fällen 
stets  Aufbreibungen  aller  Phalangen,  die  in  ihrem  mittleren  Teile 
verdickt  waren,  und  zwar  auf  der  dorsalen  Seite  mehr  als  auf  der 
volaren,  während  die  Phalangealgelenke  normal  waren  und  infolge- 
Maitipie      dessen  eingesunken  aussahen.  Fälle  von  multiplen  kartilaginösen 

^ExÜt^n**  Exostosen  haben  Kramer,  Winters  und  Gulat-Wellenburg 
veröffentlicht,  ohne  wesentlich  neue  Gesichtspunkte  zu  bringen. 
Größeres  Interesse  erregt  ein  von  Riethus  beobachteter  Fall,  in 
dem  sich  durch  ein  Trauma,  das  eine  der  Exostosen  des  Knies  traf, 
eine  der  Basis  der  Exostose  fest  aufsitzende  Zyste  ausbildete.  Ihren 
Inhalt  bildeten  neben  einer  serösen  Flüssigkeit  gegen  200  größere 

Intrauterine  und  kleinere  Knorpelkörperchen.  —  Die  sog.  intrauterinenFrak- 
Frakturen,  turen  hält  Sperling  nach  seinen  Untersuchungen,  wenn  sie  solitär 
und  anscheinend  verheilt  zur  Beobachtung  kommen,  nicht  ftLr  wirk- 
liche Frakturen,  sondern  für  Verbiegungen  und  Knickungen  des 
embryonalen  Blastems  durch  direkten  Einfluß  amniotischer  Ver- 
wachsungen. Für  seine  Auffassung  spricht  der  Umstand,  daß  der 
Elnochen  an  der  Knickungsstelle  normale  Struktur  zeigt ;  es  ist  keine 
Spur  von  Verdickung  oder  kallöser  Narbenbildung  vorhanden.  Natür- 
lich können  wirkliche  Frakturen  bei  allgemeinen  Knochenerkrankungea 
kongenital  entstehen,  es  wird  sich  dann  aber  stets  um  multiple,  nicht 
verheilte  Spontanfrakturen  handeln.  Solche  nach  intrauteriner  Frak- 
tur entstandene  Pseudarthrosen  sind  naturgemäß  schwer  zu  heilen, 
da  wahrscheinlich  ein  vollständiger  Mangel  an  knochenbüdender 
Substanz  vorliegt.  In  einem  solchen  Falle  hat  Reichel  mit  guteia 
Erfolge  seine  Zuflucht  zur  italienischen  Plastik  genommen,  indem 
er  einen  Hautperiostknochenlappen  aus  dem  gesunden  Unterschenkel 
in  die  vorher  gesetzte  Hautperiostwunde  der  kranken  Tibia  pflanzte. 
Die  Pseudarthrose  der  Fibula  konnte  er  durch  ein  die  Bruchstelle 
überbrückendes  Elfenbeinstäbchen  heilen. 

Einen  neuen  Osteoklasten  verdanken  wir  Taylor,  der  bei 


Orthopädie,  Einesiotherapie.  79 

diesem  Apparate  das  Prinzip  des  einarmigen  Hebels  benützt  hat.  Osteoklasten. 
Soviel  sich  ans  der  knrzen  Beschreibung  erkennen  läßt,  ähnelt  das 
Instrument  den  von  anderer  Seite  (Robin,  OoUin  nnd  Heusner) 
zu  gleichen  Zwecken  angegebenen.  Eine  EombinationderOsteo-  Kombination 
klase  und  der  Osteotomie  bringt  Hopkins  in  Vorschlag,  die ^®' ^**®®^*^^ 
besonders  bei  schwächlichen  Kindern  angezeigt  sein  soll.  Er  meißelt   Osteotomie. 
den  Knochen  nur  halb  durch  und  macht  2 — 3  Wochen  später  an 
dem  geschwächten  Elnochen  die  Osteoklase.    Daß  die  von  ihm  ge- 
ftrchtete  „postoperative  Schwäche*'  nach  der  Osteotomie  des  halben 
Knochens  geringer  ist  als  nach  der  des  ganzen,  ist  freilich  schwer 
einzusehen.    Ein  neues  Instrument  zur  Vornahme  der  Osteotomie, 
das  Bevolverosteotom,  stammt  von  Menciöre.     Sein  wirksames     Revolver- 
Prinzip  ist  ein  pneumatischer  Hammer,    der   durch  komprimiertes     *^**®°  °"* 
Gas   (flüssige  Kohlensäure)    in  Betrieb    gesetzt  wird    und   bis   zu 
3000  Stößen  in  der  Minute   gibt.    Dieser  Hammer  wird   mit  dem 
Osteotom   oder  dem  Meißel   armiert.     Das  Oanze   erscheint   etwas 
umständlich  und  kostspielig.    Im  Anschlüsse  sei  noch  der  beiden 
Verfahren  von  Reiner  gedacht,   die  er  Epiphyseolyse  genannt  Epiphyseoiyse. 
hat  und  die  für  die  Behandlung  des  Genu  valgum  adolescentium  in 
Betracht  kommen.  Das  erste,  die  unblutig  operative  Epiphyseo- 
lyse,  wird  auf  einem  eigens  von  Reiner  angegebenen  Apparate  aus- 
geführt,  der   ein   manuelles  Abbrechen    der   Epiphyse   des   gut   in 
Seitenlage  fixierten  Beines  über  einer  Holzkante  ermöglicht.    Beim 
zweiten  wird  die  Epiphyseolyse  nach  subkutaner  Durchschnei- 
dung des  Periostes  am  inneren  Kondylus  mit  einem  dazu  ge- 
eigneten Periosteotom   ausgeführt.     Das   mehrfache  Mißlingen   der 
unblutigen  Operation  erklärte  Reiner  nämlich  aus  der  innigen 
Verbindung   des  Periostes   mit   dem   darunterliegenden  Diaphysen- 
ende,   resp.   aus  der  starken  Verdickung  des  Periostes   an   dieser 
Stelle  bei  rhachitischen  Kindern.    Die  Nachbehandlung  ist  die  üb- 
liche;  Wachstumsstörungen    infolge    dieser    Operation    sollen    aus- 
geschlossen sein. 

Daß  die  Erfolge  der  gewaltsamen  Mobilisierung  versteifter  Ge- 
lenke, des  Brisement  forc^,  gewöhnlich  nicht  in  richtigem  Ver-  Brisement 
hältnis  zu  den  aufgewendeten  Mühen  und  ausgestandenen  Schmerzen  ^^'^^' 
stehen,  führt  Staffel  auf  die  immer  noch  zu  lange  Immobilisation 
nach  der  Operation  zurück.  Er  beginnt  schon  nach  48  Stunden  mit 
Bewegungen  und  verwendet  dafür,  um  die  enorme  Schmerzhaftigkeit 
dieser  Bewegungen  zu  lindem,  Gummizüge,  die  er  an  Schienen- 
hülsenapparaten  oder  einfacheren  zweckmäßigen  Vorrichtungen  an- 
bringt.   Mit  ihrer  Hilfe  konnte  er  das  Gelenk  innerhalb  der  Grenzen, 


80  HoflFa. 

BrUement  die  er  in  der  Narkose  geschaffen  hatte,  schmerzlos  oder  doch  in 
forcfi.  durchaus  erträglicher  Weise  hin  und  her  bewegen.  —  Zur  Vorsicht 
mahnt  ein  Fall  von  tödlicher  Fettembolie  nach  dem  gewalt- 
samen Redressement  eines  Oenu  valgum,  den  Preindelsberger 
beobachtete.  Es  fanden  sich  bei  der  Autopsie  keine  Frakturen,  nur 
Blutungen  im  Periost  und  Mark  der  Ober-  und  Unterschenkelknochen. 
Die  Lungenkapillaren  waren  mit  Fett  voUgestopfb.  Leider  mußte  die 
Eröffnung  der  Kopf  höhle  unterbleiben,  weshalb  nicht  festgestellt 
werden  konnte,  ob  sich  auch  in  den  HimkapiUaren  Fett  befand. 
Einen  ähnlichen  Fall  sah  Smirnow  nach  einem  operativen  Knochen- 
trauma. 
Erkraukungen  Einen    für    die  Diagnose   der   Knochen-  und  Gelenk- 

.  der  Gelenke::  t^ljertulose  äußerst  wichtigen  Beitrag  hat  Ludloff  geliefert, 
Knochen-* und  ^^^  Seiner  früher  publizierten  Serie  gesunder  Kniegelenke  eine 
Gelenk-  ebensolche  tuberkulös  erkrankter  gegenübergestellt  hat.  Er 
tuberkulöse,  j^qj^^^  dadurch  folgendes  feststellen:  1.  Verminderung  resp.  Ver- 
nichtung der  Protuberanzen  an  der  Knochenknorpelgrenze,  besonders 
des  Condylus  internus  bis  zum  5.  Jahre,  Auftreten  von  Rauhigkeiten 
an  der  Elnochenknorpelgrenze  im  7.  Jahre.  2.  Zapfenförmige  Elnochen- 
neubildung  an  der  Unterseite  der  Kondylen.  3.  Vergrößerung  der 
knöchernen  oder  verknöcherten  Seite  der  Kondylen,  der  Patella,  der 
Tibia  und  des  Fibulakopfes.  (Diese  Teile  erscheinen  geradezu  wie 
aufgeblasen.)  Vergrößerung  des  Epiphysenfleckes  und  größere 
Durchlässigkeit  desselben  für  Röntgenstrahlen.  Diese  Befunde 
werden  hervorgerufen  durch  Elnochenneubildung  auf  der  einen  und 
Zerstörung  auf  der  anderen  Seite,  und  zwar  erfolgt  die  Neubildung 
in  der  Nachbarschaft  des  Herdes,  die  Knochenvemichtung  im  Zentrum. 
Liegt  der  Herd  an  der  Elnochenknorpelgrenze ,  d.  h.  dort,  wo  bei 
seitlicher  Durchstrahlung  der  Epiphysenfleck  erscheint,  so  müssen 
im  Röntgenbild  die  ELnochenprotuberanzen  verschwinden  und  der 
Epiphysenfleck  Veränderungen  erleiden.  Da  dies  bei  den  Aufnahmen 
Ludloff s  stets  der  Fall  war,  schließt  er  für  die  Lokalisation  der 
Tuberkulose  auf  eine  Bevorzugung  der  Knochenknorpelgrenze.  Be- 
weisend hierfür  war  ihm  das  Röntgenbild  eines  Sektionspräparates. 
Behandlung    —  Zusammenfassende  Arbeiten  über  die  moderne  Behandlung 

der  Gelenk-    ^^^  Gelenktuberkulose   haben  Menciöre  und  Hoffa  ver- 
tuberkulose.       „      _.  _         __  ,         _  .  ,      .  .i.     -i         «r»  ^      :s 

önentucht.  Während  ersterer  immer  noch  emgreifendere  Behand- 
lungsmethoden empfiehlt  (Ausspülungen  mit  Karbolsäure,  atypische 
Resektionen),  bevorzugt  letzterer  ein  streng  konservatives  Vorgehen, 
dessen  Berechtigung  er  statistisch  nachweist.  Für  die  Behandlung 
eines  einzelnen  Symptomes,  der  kalten  Abszesse,  schlägt  Papon 


Orthopädie,  Kinesiotherapie.  81 

Injektionen  von  WasserstofPsaperozyd  vor,  die  er  in  Verbindung  mit   Behandlung 
der  Punktion  mit  gutem  Erfolge  benutzte;  er  kam  immer  mit  2 — 6  In-     ^®'  kalten 
jektionen  aus.   Die  Vorteile  derselben  sind:  1.  Die  Injektion  ist  ab- 
solut schmerzlos;  2.  die  Lösung  ist  absolut  ungiftig;  3.  das  Mittel 
dringt  weiter  nach  dem  ürsprungsorte  des  Abszesses  hinauf.    Ver- 
suche mit  diesem  Mittel  sind  daher  unbedingt  zu  empfehlen.    Den 
tuberkulösen  Pseudorheumatismus  haben  Poncet  und  Mail-  Taberkuiöser 
land  sowie  Besannen   studiert,   sind   aber    dabei   zu  recht  ver-  rj^^^^tlsmus. 
schiedenen  Ergebnissen  gekommen.    Während  nämlich  die  ersteren 
Autoren  angeben,  daß  bei  diesen  rheumatischen  Erkrankungen  auf 
tuberkulöser  Basis  die  spezifischen  Produkte  der  Tuberkulose  fehlen, 
glaubt  Bezan^on,  durch  Ueberimpfungen  des  Oelenkinhaltes  auf 
das  Bauchfell  von  Meerschweinchen  die  Diagnose  sichern  zu  können. 
Die  ganze  Frage  erscheint  noch  nicht  spruchreif;  naheliegend  wäre 
es  doch  gewesen,  zunächst  die  Eeaktion  auf  Salizylsäure  zu  ver- 
suchen, um  die  tuberkulöse  Natur  der  Krankheit  von  einem  zufällig 
zugleich  auftretenden  akuten  Gelenkrheumatismus  zu  unterscheiden. 
—  Mit  der  schon  so  vielfach  erörterten  Frage  des  chronischen    chronischer 
Gelenkrheumatismus  und  der  verwandten  Krankheiten  beschäf-  ^jj^^^tismus. 
tigen  sich  wieder  eine   ganze  Reihe  von  Autoren.     Wichmann 
unterscheidet  drei  Hauptgruppen  von  GelenkafFektionen:   1.  Nach 
Stoffwechselkrankheiten.   2.  Auf  neuropathischer  Grundlage.  3.  Nach 
Infektionskrankheiten.    Die  chronische  Arthritis  des  Kindes    Chronische 
hat  Spitzy  in  einer  ausführlichen  Arbeit  behandelt,    deren  End-    ^j^i^^^^^g 
ergebnis  ist,  daß  die  vielen  verschiedenen,  bisher  beobachteten  Be- 
funde nur  graduell  oder  höchstens  individuell  verschiedene  Verände- 
rungsstadien eines  oder  sehr  nahe  verwandter  Prozesse  sind.    In 
einem  Falle  von  sekundärem  chronischen  Gelenkrheumatismus  konnte 
Spitzy  einen  organisierten,  bisher  noch  nicht] beschriebenen  Krank- 
heitserreger nachweisen.   Interessant  ist  der  umstand,  daß  in  einem 
der  von  Whitman  beschriebenen  beiden\  Fälle  von  rheumatoider 
Arthritis  der  eine  in   völlige  Heilung  überging.    Er  betraf  einen 
6jährigen  Elnaben,  bei  dem   alle  größeren  Körpergelenke  befallen 
waren.    Die  im  Jugendalter  äußerst  seltene  Arthritis  deformans     Arthritis 
konnte  V.  Brunn  zweimal  beobachten.   Aetiologisch  spielen  Traumen   j^'^^^u^j™ 
nach  seinen  Forschungen  nicht  die  allein  maßgebende  EoUe,  jeden- 
falls kommt  auch  eine  idiopathische  Form  vor.    Von  Stellungsano- 
malien ist  dabei  die  Außenrotation  die  konstanteste.    Therapeutisch 
empfiehlt  v.  Brunn  bei  Beizzuständen  Ruhigstellung  des  Gelenkes, 
später  Bewegungsübungen.    Zur  Resektion  rät  er  nur  im  Notfall. 
Bei  kleineren  Gelenken  hat  Elter  durch  Resektion  gute  Erfolge  ge- 
Jahrbnch  der  praktischen  Medizin.    1904.  6 


82  Hoffa. 

OsteoartiiritiB  sehen.  —  Bezüglich  der  Deformationen  bei  der  Osteoarthritis  de- 
deformana.    formans  konnte  Köhler  an  Röntgenbildern  nachweisen,  daß  sie  streng 
nach  den  Gesetzen  der  Mechanik  vor  sich  gehen,  d.  h.  die  Veron- 
staltongen  ließen  sich  leicht  durch  mechanische  Druck-  und  Zug- 
wirkungen auf  nachgiebige  Elnochenmassen  erklären.    An  solchen 
chronisch  erkrankten  Gelenken  hat  Herz  mit  einem  von  ihm  kon- 
struierten, sehr  empfindlichen  Apparate  vergleichende  Temperatur- 
messungen vorgenommen,  wobei  er  fand,  daß  die  Temperatur  chronisch 
erkrankter  Gelenke  niedriger  ist  als  in   der  Norm.     Eine  leichte 
venöse   Stauung    erwärmte    die    Extremität.     Bei   stärkerer  Kom- 
pression der  Venen  trat  später  eine  Abkühlung  ein;  die  Kompression 
Hyperämie    der  Arterie  bewirkte  sofortige  Abkühlung.    Die  Hyperämie  als 
*^hr*^^***^  Heilmittel  chroniBcher  Gelenkerkrankungen  eingefahrt  zu  haben, 
Gelenk-      ist  ein  Verdienst  Biers,  der  in  einer  ausführlichen  Studie  nochmals 
erkrankimgen.  alles  Wissenswerte  über  die   „Biersche  Stauimg'^   zusammengefaßt 
hat.    Sie  ist  auch  nach  den  Erfahrungen  von  Habs  aufs  wärmste 
zu  empfehlen. 

Klinische  und  pathologisch-anatomische  Beiträge  zur  Lehre  von 
Geienkmäuse.  den  Gelenkmäusen  hat  Boerner  geliefert.     Er  fand  an  ihnen 
nur  in  den  seltensten  Fällen  normalen  Elnorpel,  gewöhnlich  wies  er 
ausgesprochene  Zeichen  der  Nekrose  auf.    Für  irgendwelche  ent- 
zündlichen Vorgänge  bei  der  Entstehung  freier  Gelenkkörper,   dio 
sog.  Osteochondritis  dissecans,  hat  Boerner  keine  Anhaltspunkte 
gefunden.    Dagegen  nehmen  zwei  andere  Autoren,   Oertgen  und 
Hüller,  diese  Aetiologie  mit  Becht  für  ihre  Fälle  in  Anspruch; 
insbesondere  konnte  Müller  auf  dem  Condylus  int.  femoris  ein  be- 
wegliches Elnorpelknochensegment  nachweisen,  das  ebenso  wie  die 
Bandzone  kleine  Knorpelwucherungen  erkennen  ließ. 
Erkrankungen         Eine  Arbeit  über  die  pathologische  Anatomie  der  Poliomyelitis 
des  Nerven-    anterior  acuta  infantum  hat  Praetorius  geschrieben.    Er  hat 
PoifomyeHtiB  ®  ^^^  von  spinaler  Kinderlähmung  untersucht,  die  wegen  des  ver- 
anterior acuta  schieden  großen  Zeitraumes ,  der  seit  ihrer  Entstehung  verflossen 
infantum.     ^^^  ^jj^^^  guten  Vergleich  der  in  den  verschiedenen  Stadien  des 
Prozesses  vorhandenen  Zustände  zuließen.  Aus  diesen  Untersuchungen 
ergibt  sich  zweifellos,  daß  es  sich  in  allen  Fällen  um  die  Residuen 
einer  radikulären  Myelitis  handelt,  die  das  Gebiet  der  Vorderhömer 
resp.   das  der  Arteria  centralis  betroffen  hat.    Die  Annahme  prin- 
zipieller Unterschiede  in  der  Pathogenese  der  spinalen  Kinderläh- 
mung erscheint  danach  nicht  berechtigt.  Die  verschiedenartige  Aetio- 
^K^der-^     logieundSymptomatologiederzerebralenKinderlähmungschildert 
lUunung.      Zeidler.    Interessant  dabei  ist,  daß  in  6  Fällen  nach  einem  nor- 


Orthopädie,  Einesioiherapie.  §3 

malen  Geburtsverlauf  sofort  eine  Lähmung  zn  konstatieren  war;  die 
Ursache  muß  also  hier  in  intrauterinen  Erkrankungen  gesucht  werden. 
—  Die  häufigen  Lähmungen  des  Peroneus  nach  Schädigungen   L&hmimgen 
des  Ischiadikusstammes  hat  Hoffmann  aufzuklären  versucht.   Nach  ^®*  Peroneus. 
seinen   anatomischen  Untersuchungen  ist   der   dem  Peroneus   ent- 
sprechende Teil  des  Ischiadikus  dem  tibialen  Teile  gegenüber  in 
Bezug  auf  die  GefUßversorgung  benachteiligt,  wodurch  sich  die  bei 
Zerrungen  etc.   des  Ischiadikusstammes  im  Pwoneus  leichter  ein- 
tretende Ischämie  mit  ihren  deletären  Folgen  erklären  ließe.  —  In 
der  Aetiologie  der  Beschäftigungsneurosen,  im  besonderen  des     Beschäfti- 
Schreibkrampfes,  spielt  nach  Koppen  das  psychische  Moment       s^gs- 
eine  Hauptrolle.    Der  Therapie  des  Schreibkrampfes  war  noch  ein 
Vortrag  gewidmet,  den  Zabludowski  auf  der  Naturforscherver- 
Sammlung  in  Kassel  gehalten  hat.   Danach  gelang  es  selbst  in  den 
schwersten  Fällen,  durch   einen  einfachen  Apparat  das  Schreiben 
wieder  zu  ermöglichen.    Der  Apparat  besteht  aus  zwei  durch  eine 
Querstange   verbundenen  Kugeln,   die  in  beide  Hände  genommen 
werden.    Eine  der  Kugeln  ist  mit  einem  kurzen  Bleistift  armiert. 

Ungemein  zahlreich  sind  die  Arbeiten  über  S eh nenplastik;  Sehnenplastik: 
dennoch  können  wir  uns,   da  es  sich  vielfach  um  rein  kasuistische 
Mitteilungen    handelt,    kurz    fassen.     Die  Heilungsvorgänge     Heiiongs- 

nach  Sehnenplastik  haben  Borst  und  außerdem  sein  Schüler     ^or^^e^ 

nach  Sehnen- 
Fritz   an   den  seinerzeit  von  Hoffa  hergestellten   und   kurz  be-      piastifc. 

schriebenen  Präparaten  studiert.  Aus  dem  reichen  Inhalt  dieser 
Arbeiten  sei  hier  nur  das  Wichtigste  und  wirklich  Neue  wiedergegeben. 
Danach  konnte  kein  sicherer  Beweis  für  eine  Umwandlung  des  ge- 
wucherten Bindegewebes  in  Sehnengewebe  erbracht  werden;  niemals 
erreichte  das  Bindegewebe  völlig  den  eleganten  Bau  des  Sehnen- 
gewebes. Diese  Wucherung  der  Sehnenscheiden  sowie  das  spätere 
Auftreten  von  junger  Sehne  war  auch  bei  Z-förmiger  Durchschneidung 
deutlich.  Die  allgemeine  Reaktion  war  aber  am  stärksten  bei  Ver- 
kürzung der  Sehne  durch  Faltung.  Auch  die  Spannungsverhältnisse 
waren  von  Einfluß  auf  die  Begeneration.  Gegen  Sehnenätzung  zeigten 
sich  Warmblüter  im  Oegensatz  zu  Kaltblütern  sehr  empfindlich,  was 
in  ausgedehnten  Nekrosen  und  heftiger  reaktiver  Entzündung  seinen 
Ausdruck  fand.  Ueber  den  heutigen  Stand  der  plastischen  Sehnen- HenUger  stand 
Operationen  haben  Vulpius  und  Lange  Beferate  auf  dem  Ortho- ^®'|J^*^**^*'^ 
pädenkongreß  erstattet.  Als  wichtig  sei  daraus  hervorgehoben,  daß  Operationen. 
Lange  nur  in  2°/o  der  Fälle  Fadenabszesse  sah,  Vulpius  in  25^/o. 
Seine  günstigen  Erfolge  in  diesem  Punkte  fiihrt  Lange  darauf  zurück, 
daß  er  grundsätzlich  für  48  Stunden  drainiert.    Die  Durchführung 


84  Hoffa. 

der  Lang  eschen  Operationspläne  ist  nur  dank  der  Methode  der 
seidenen  Sehnen  und  der  periostalen  Plastik  möglich  geworden.  Daß 
diese  periostale  Plastik  sicherer  ist,  konnte  er  durch  Leichenver-» 
Sehnen- nnd  snche  beweisen.  An  derselben  Stelle  haben  Schanz  und  Codi- 
MnskeitranB-  y  i  1 1  a  xiber  ihre  Erfahrungen  mit  Sehnen-  und  Muskeltransplantationen 
berichtet.  Schanz  benutzte  als  Material  ftir  versenkte  Nähte  Draht; 
den  kraftnehmenden  Muskel  durchschneidet  er  niemals.  Oodivilla 
verwendet  dünne  SilkfSäden;  zur  Ausfuhrung  der  Operationen  benutzt 
er  besondere  Instrumente,  Sonden  mit  einer  Art  Oese  am  Ende  und 
besondere  Hakenpinzetten.  Den  fixierenden  Gipsverband  läßt  er  auf- 
fälligerweise nur  4  Wochen  liegen,  die  unteren  Extremitäten  erhalten 
dann  Schuhe  mit  elastischen  Zügen.  — Bei  einer  choreatischen 
Diplegie  hat  W  i  1 1  e  k  durch  Tenotomien  und  Sehnenüberpflanzungen 
Erfolge  erzielt,  die  zur  Nachahmung  seines  Verfahrens  auffordern. 
Scheffler  empfiehlt  in  Hinsicht  auf  einen  geheilten  Fall  von  trau- 
matischer Lähmung  des  Nervus  radialis  profundus  den  Muse,  flexor 
carpi  radialis  als  Ersatz  für  die  gelähmten  Strecker.  In  einem  Falle 
von  veraltetem  Eniescheibenbruch  mit  einer  Diastase  von  10  cm  hat 
Schanz  dadurch  die  aktive  Streckflähigkeit  des  Unterschenkels  er- 
zielt, daß  er  den  Sartorius  über  beide  Bruchstücke  zog  und  an  ihnen 
und  dem  intermediären  fibrösen  Kallus  festnähte.  Reiner  berichtet 
über  eine  Methode  zur  tendinösen  Fixation  von  Gelenken  bei  totaler 
Lähmung.  Die  Methode,  die  er  Tenodese  nennt,  besteht  in  der 
Herstellxmg  künstlicher  Insertionspunkte  für  natürliche  oder  künst- 
liche Sehnen  und  bezweckt  die  Fixation  der  Gelenke  und  die  Ver- 
hinderung des  Eintritts  von  Lähmungsdeformitäten  resp.  die  Ver- 
hinderung des  Rezidivs  nach  der  Korrektur.  —  Ein  neues  Verfahren 
zur  operativen  Behandlung  der  Peroneuslähmung  stammt  von  Deutsch- 
länder. Er  verlängert  die  Achillessehne  durch  einen  Z-fbrmigen 
Schnitt,  durchschneidet  die  Sehnen  des  Extensor  dig.  communis  und 
des  Tibialis  ant.  hoch  oben  am  Muskelansatz  und  führt  die  peri« 
pheren  Stümpfe  gekreuzt  nach  hinten,  wo  er  die  Sehne  des  Tibialis 
ant.  mit  der  angefrischten  Achillessehne  vernäht  und  die  Extensoren- 
sehne  auf  die  des  Flexor  dig.  comm.  verpflanzt.  Die  zentralen  Stümpfe 
werden  heruntergezogen  und  eventuell  mit  Hilfe  von  Seidensehnea 
mit  der  Ereuzungsstelle  vereinigt.  —  Whitman  kombiniert  bei 
Lähmung  des  Tibialis  ant.  die  Sehnentransplantation  mit  der  Arthro- 
dese des  Talonavikulargelenkes.  Letztere  führt  er  in  der  Weise  ans, 
daß  er  den  Gelenkknorpel  oder  bei  starker  Deformität  einen  Keil 
entfernt.  Dann  durchbohrt  er  das  Os  naviculare,  zieht  die  Sehne 
des  Extensor  halluois  proprius  durch  diesen  Kanal  und  befestigt  sie. 


Orthopädie,  Einefflotherapie. 


85 


Ein  ähnliches  Verfahren  schlägt  Müller  vor,  der  zur  Heilang  des 
Plattfußes  die  Sehne  des  Tibialis  anticus  von  ihrer  Insertion  ablöst 
und  in  einen  Kanal  des  Os  naviculare  einpflanzt.  Ein  Fall  von 
Pes  calcaneus  paralyticus  wurde  nach  Sehe  f  f  1  e  r  durch  TTeberpflanzung 
des  einzig  noch  brauchbaren  Beugers,  des  Flezor  hallucis  longus,  auf 
die  Achillessehne  geheilt.  Spitzy  kurierte  einen  Fall  von  Luxation 
der  Sehne  des  Muse,  eztensor  poUicis  long,  durch  Vereinigung  der- 
selben mit  der  angefrischten  Sehne  des  Eztensor  poll.  brev.  Zum 
Schluß  sei  eine  neue  Methode  Her tl es  zum  plastischen  Ersatz  von 
Sehnendefekten  erwähnt,  die  allerdings  nur  bei  Vorhandensein  ge- 
sunder, der  verletzten  parallel  laufender  Sehnen  anwendbar  ist. 
Um  den  Defekt  zu  überbrücken,  vereinigt  man  beide  Stümpfe  mit 
der  parallelen  Sehne  und  durchschneidet  dann  die  Anastomose  der 
Länge  nach. 

Auf  dem  Gebiete  der  Massage  nnd  Gymnastik  sind  neue  Hilfsmittel  der 
Arbeiten  von  Jacob  und  Bum  erschienen.  Von  der  Massage  sah  OrthopÄdie: 
Norström  günstige  Erfolge  bei  chronischem  Kopfsichmerz.  —  Studien 
über  Muskelarbeit  undMuskelermüdungfahrtenHasebrook 
zu  der  Erkenntnis,  daß  umsoweniger  Ermüdung  eintritt,  je  mechanischer, 
d.  h.  je  unabhängiger  vom  Willen  die  Muskelübung  stattfindet.  Die 
größte  Möglichkeit  für  diese  automatische  Arbeit  bieten  die  Zander- 
apparate. Hier  sei  auch  noch  einer  Arbeit  von  du  Bois-Bey- 
mond  über  „spezielle  Muskelphysiologie"  oder  Bewegungslehre 
erwähnt,  die  unser  ganzes  heutiges  Wissen  über  diesen  Punkt  zu^ 
sammenfaßt. 

Böntgenographisch-diagnostische  Beiträge  zur  Pathologie  des 
Kniegelenks  hat  Bad  e  geliefert,  der  alle  krankhaften  Veränderungen 
dieses  Körperteils,  soweit  sie  sich  im  Röntgenbilde  erkennen 
lassen,  beschrieben  hat.  Li  derselben  Weise  hat  Sudeck  die  Er- 
krankungen der  Wirbelsäule  behandelt.  Einen  praktischen  Wink 
hat  Wittek  für  Aufnahmen  der  Wirbelsäule  gegeben;  es  gelang 
ihm  nämlich,  durch  Aufblähung  des  Magens  detaillierte  Struktur- 
bilder des  darunterliegenden  Wirbelsäulenabschnittes  zu  erzielen. 
Daß  man  sich  nicht  auf  eine  einzige  Böntgenaufhahme  bei  dem  Ver- 
dacht auf  Knochenverletzungen  verlassen  soll,  ja  daß  es  Läsionen 
des  Knochens  gibt,  die  mit  so  geringen  Veränderungen  einhergehen, 
daß  sie  weder  durch  die  untersuchende  Hand  noch  durch  die  Röntgen- 
strahlen nachgewiesen  werden  können,  mußte  Heinrich  erfahren; 
es  empfiehlt  sich  daher,  in  allen  zweifelhaften  Fällen  den  weiteren 
klinischen  Verlauf  abzuwarten,  bevor  ein  endgültiges  Urteil  ab- 
gegeben wird. 


Massage  und 
Gymnastik. 


Zander- 
apparate. 


Röntgen- 
technik. 


86 


Hoffa. 


Apparate, 

Verbände  und 

Schienen : 

Skoliosen- 

redressions- 

apparat. 

Extensions- 

verband. 


Artikulierende 
Gipsverbände. 

Gips  und 
Aseton- 
zelloloid. 

Papiermache. 


Neue  Schienen 

Leibbinden. 

Stelzbein. 


Den  in  der  Schanz  sehen  Klinik  gebrauchten  SkolioBen- 
redressionsapparat  hatScheffler  beschrieben.  Pierre  gibt  einen 
einfachen  Extensionsverband  für  die  untere  Extremit&t  an,  der 
aus  zwei  miteinander  verbundenen,  Knie  und  Knöchel  umfassenden 
Lederriemen  besteht.  Eine  weitere  Modifikation  der  permanenten 
Extension  stammt  von  Eden;  sie  gestattet  Beweglichkeit  des  Fuß- 
gelenkes, belastet  das  Kniegelenk  nur  wenig  und  reduziert  die 
Beibxmg  auf  ein  Minimum.  Artikulierende  Oipsverbände  ver- 
wendet Lieblein  auch  zur  Behandlung  von  FuBdeformitftten.  Eine 
Kombination  von  Oips  und  Azetonzelluloid  empfiehlt  Eitschl 
für  abnehmbare  Oehverbftnde  und  zur  Verstärkung  des  Gipsver- 
bandes, eventuell  auch  als  Klebemittel  zur  Anbringung  von  Ver- 
stärkungsschienen. Apparate  aus  Papiermache,  die  überOips- 
modellen  hergestellt  werden  und  leichter  und  billiger  sind  als  die 
Hessingschen,  hat  Herzog  angefertigt.  Neue  Schienen  haben 
Bender,  WuUstein  und  Vulpius  beschrieben.  Klein  und  Becker 
haben  zweckmäßige  Leibbinden  angegeben,  v.  Hovorka  ein  prak- 
tisches und  billiges  Stelzbein,  das  in  der  Massenpraxis  gute  Ver- 
wendung finden  wird. 


Capnt 
obstipum. 


Torticollis 
spasticns. 


Spezielle  Orthop&die.  Für  die  Entstehung  des  angeborenen 
Caput  obstipum  kommt  nach  den  Beobachtungen  von  Maas  nur 
selten  eine  infektiöse  Myositis  in  Betracht,  wahrscheinlich  handelt 
es  sich  zumeist  um  eine  intra  partum  durch  TTeberdehnung  erfolgte, 
traumatische  Muskelnekrose  (Ischämie)  mit  sekundärem  Ersatz  dmrch 
narbiges  Bindegewebe.  Für  die  Therapie  des  Leidens  hat  WuU- 
stein einen  bemerkenswerten  Vorschlag  gemacht.  Er  schlägt  vor, 
den  überdehnten  Stemokleidomastoideus  der  gesunden  Seite  durch 
eine  Schlingennaht  dicht  imterhalb  des  Akzessoriuseintrittes  zu  ver- 
kürzen, damit  er  durch  eigene  Kraft  die  äußerst  wichtige  Korrektur 
des  Caput  obstipum  besorgen  kann;  nur  dann  sei  eine  langwierige 
orthopädische  Nachbehandlung  unnötig  und  ein  Rezidiv  ausgeschlossen. 
Von  Literesse  sind  auch  die  Ausführungen  Ziehens  über  Torti- 
collis spasticus.  Auch  diesem  Autor  war  eine  exakte  Erklärung 
der  letzten  Ursache  des  Leidens  unmöglich;  er  bezeichnet  die  beiden 
von  ihm  beobachteten  Fälle  als  „kointentionalen"  TortikoUis,  weil 
die  Ej'ämpfe  durch  Bewegungen  anderweitiger  Muskelgruppen  aus- 
gelöst wurden.  Auch  hier  gelang,  ebenso  wie  in  einem  Ffdle  Kof- 
manns,  die  Heilung  durch  Akzessoriusresektion. 

In  die  Aetiologie  des  angeborenen  Schulterblatthoch- 
standes haben  auch  die  im  vorigen  Jahre  veröffentlichten  Arbeiten 


Orthopädie,  Einesioiherapie.  87 

noch  nicht  volles  Licht  gebracht.  Während  Mohr  für  die  Ent-  Angeborener 
fltehong  seines  Falles  die  Sprengeische  Theorie  der  intrauterinen  Bohuiterbiatt- 
Belastungsdeformitat  in  Ansprach  nimmt|  glaubt  Hirsch  eine  schwere 
Entwicklungshemmung  der  Halswirbelsäule  dafür  anschuldigen  zu 
dürfen.  Auch  Kays  er  spricht  sich  zu  Gunsten  einer  Entwicklungs- 
hemmung aus,  d.  h.  eines  fehlenden  Descensus  scapulae.  Ebenso 
ist  Neumann  geneigt,  den  gleichzeitigen  Kukullarisdefekt  nur  für 
ein  zu&lliges  Nebeneinandervorkommen  zweier  Mißbildungen  zu 
halten.   Viel  sicherer  ist  die  Aetiologie  des  erworbenen  Schulter-    Erworbener 

blatthochstandes  zu  entscheiden.   In  dem  Falle  von  Ben  da  war  er  Schniterbiatt- 

hochstftnd. 
nach  einer  Schultergelenksankylose  eingetreten,  in  dem  von  Manasse 

auf  dem  Chirurgenkongreß  vorgestellten  durch  tonische  Kontraktur 

der  Mm.  levator  ang.  scapulae  und  rhomboidei.   Hier  trat  erst  nach 

ausgiebiger   Muskelresektion    und    unter   galvanischer   Behandlung 

Heilung  ein. 

In  einem  von  Cinnston  mitgeteilten  Falle  von  angeborener   Angeborene 

Verrenkung  der  Schulter  konnte  durch  die  Phelpssche  Ope-   7*"^*^?^ 

ration  deshalb  ein  vorzügliches  Resultat  erzielt  werden,  weil  die 

Oelenkfiächen  zwar  kleiner,  aber  sonst  normal  gebildet  waren.  — 

Für   das  paralytische  Schlottergelenk   der   Schulter  stellt  Paralytisches 

nach  Vulpius  die  Arthrodese  das  Normalverfahren  dar,  das  in     Schotter- 

ffelenlc. 
6  Fällen  ein  funktionell  äußerst  günstiges  Resultat  ergab.  —  Eine 

hereditäre,   doppelseitige,   angeborene   Supinationsstörung  des  Ell-  Doppelseitige 

bogengelenkes  konnte  Blumenthal  durch  die  röntgographisch   §^^„^^^^0^3. 

nachgewiesene  Verwachsung  der  oberen  Radius-  und  ülnaenden  auf-    stürung  des 

klären,   sowie   durch   übermäßiges  Wachstum  des  Radius.  —  Die     Ellbogen- 

fffilenkes 

spontane    Subluxation    des   Handgelenkes    (Madelung) 

führt  Ab a die  zumeist  auf  Spätrhachitis  zurück,  freilich  war  in  dem    subiaxatiou 

von  ihm  beobachteten  Falle  eine  traumatische  Exostose  des  Radius     ^^^  Ti^nH' 

ffBlfinlces 

das  ätiologische  Moment.  —  Für  die  Behandlung  der  angeborenen 

Klumphand  (Fehlen  des  unteren  Radiusendes)  empfiehlt  Redard  Angeborene 

die  Resektion  eines  trapezförmigen  Stückes  der  Ulna  zum  Ausgleich  ^^"™P^^°^' 

der    starken   Abduktion.  —  Traumatische   Luxationen    der  Tranmatische 

Extensorensehnen  der  Finger  hat  Becker  dadurch  geheilt,  i'^»»^^*o'i^>^ 

daß  er  nach  Reposition  der  Sehnen  das   zu  beiden  Seiten  gelegene  Extensoren- 

Bindegewebe  über  ihnen  vereinigte.  —  Erwähnt  seien  hier  noch  die  sehnen  der 
äußerst  günstigen  Erfolge,  die  Lenge  mann  bei  der  unblutigen  Be-         °^^^ 

Handlung  der  Dupuytrenschen  Fingerkontraktur  durch  Thio-  Dupaytren- 

sinamineinspritzungen  erreicht  hat;  es  trat  faktisch  eine  Erweichung  ^^^^^^^^^^^' 
des  Narbengewebes  ein. 

Verhältnismäßig   wenige  Arbeiten    beschäftigen    sich    mit    der 


88  Hoffa. 

Erkrankungen  SkoIiose.    Ihre  pathologische  Anatomie  hat  Becker  in  einer 

der  Wirbel-    ausfuhrlichen  Studie  behandelt.    Danach  wird  durch  irgend  einlüß- 
Säule:  ,        , 

SkoUose.     Verhältnis  zwischen  Belastung  und  Tragfähigkeit  der  Wirbelsäule 

die  letztere  auf  Biegung  und  Knickung  beansprucht.  Die  Biegung 
vollzieht  sich  analog  dem  physiologischen  Verhalten  unter  Drehung 
des  auf  der  Scheitelhöhe  befindlichen  Wirbels  nach  der  Seite  der 
Konvexität  zu.  Infolge  ihrer  engen  Verbindung  müssen  die  Nachbar- 
wirbel die  Drehung  mitmachen.  Durch  die  Belastung  erfUirt  die 
Botationsstellxmg  noch  eine  Verstärkung.  Der  nicht  mehr  vertikal 
wirkende  Druck  steigert  die  Drehung  immer  mehr,  indem  er  den 
Scheitelwirbel  weiter  seitlich  hinausdrängt.  —  Die  ausschließlich 
statische  Entstehung  der  Skoliose  vermag  Deutschländer  nicht 
anzuerkennen.  Der  kindlichen  Skoliose  liegt  sicher  zumeist  ein  krank- 
hafter Knochenprozeß  zu  Grunde;  als  den  häufigsten  sieht  Deutsch- 
länder die  von  Becklinghausen  zuerst  beschriebene  infantile 
Osteomalazie  an,  die  durch  vasomotorische  Störungen  des  Gefäß- 
systems und  zwar  durch  arterielle  Kongestionen  zu  stände  kommt. 
EiEperimentelle  Studien  hat  Arnd  unternommen,  um  die  Frage  zu 
lösen,  nach  welcher  Seite  die  Konvexität  bei  paralytischen  Sko- 
liosen gerichtet  ist.  Er  fand,  daß  nach  Exstirpation  eines  Stückes 
aus  dem  Erector  trunci  von  Kaninchen  sich  zuerst  eine  nach  der 
operierten  Seite  gerichtete  Konvexität  ausbildete,  später  wurde  dieses 
Verhältnis   aber   umgekehrt.  —  Wie  verderblich   der  Einfluß    der 

Schniskoiiose.  Schuleist,  zeigt  die  Arbeit  von  Scheid  er  über  die  Schulskoliose; 
die  in  ihr  enthaltenen  Zahlen  sprechen  Bände.  Es  wäre  höchste 
Zeit,  daß  die  nochmals  von  Scholder  präzisierten  hygienischen 
Forderungen  erfüllt  würden.  Die  unterschiede  in  der  Form  der 
Skoliosen  bei  männlichen  und  weiblichen  Individuen  hat  Sutter  an 
dem  reichen  Skoliosenmaterial  von  Schultheß  untersucht.  Danach 
verhalten  sich  die  Zahlen  der  männlichen  zu  den  weiblichen  Skoliosen 
wie  1  :  7  (in  den  Schulstatistiken  wie  1  :  1).  Die  männlichen  Sko- 
liosen waren  noch  häufiger  linkskonvex  und  zumeist  komplizierte 
Halsrippen    Dorsalskoliosen.     Auf  den  Zusammenhang  zwischen   Halsrippen 

und  Skoliose.  ^^^  Skoliose  haben  Helbing  und  Banzi  hingewiesen.  Ersterer 
erklärt  das  Zustandekommen  der  Skoliose  durch  das  Bestreben  der 
Patienten,  einen  schmerzhaften  Druck  auf  den  Plexus  zu  vermeiden.  — 
Auf  eine  seltene  Ursache  der  Skoliose,  eine  Wandemiere,  hat  Ben- 
der aufmerksam  gemacht,  der  einen  einschlägigen  Fall  beobachtete. 

Angeborene    Angeborene  Skoliosen  wurden  von  Fröhlich  und  Athanassow 

Skoliose,     beschrieben.    In   dem   Fröhlichschen  Falle,   der  mit   einseitigem 

Klumpfuß  kompliziert  war,  handelte  es  sich  um  eine  unregelmäßige 


Orthopädie,  Einesiotherapie.  89 

FuBion  mehrerer  Lendenwirbel,  in  dem  anderen  um  ein  Fehlen  oder 
eine  rudimentäre  Ausbildung  einer  Wirbelhälfte  am  dritten  Lenden- 
wirbel und  eine  abnorme  Gestaltung  des  zweiten  und  vierten  Lenden«* 
wirbeis;  zugleich  war  eine  Spina  bifida  lumbalis  nachweisbar.  —  Das 
regelmäßige  Vorkommen  auch  seitlicher  Verbiegungen  der  Wirbel- 
säule bei  Syringomyelie  beobachtete  Bor chard.  —  Beiträge  zu  der 
wichtigen  Frage  der  Korsettbehandlung  habenBecker,  v.Mod-  Korsett- 
linsky  und  Bade  geliefert,  die  mit  Recht  jeden  einseitigen  Stand-  ^«i»a»diang. 
punkt  verwerfen.  Der  von  Wohrizek  konstruierte  „Korrektor", 
der  in  der  Hauptsache  aus  verstellbaren  Pelotten  besteht,  soU  eine 
korsettfreie  Behandlung  der  verschiedenen  Bückgratsdeformitäten 
ermöglichen.  Eine  erfolgreiche  Bippenresektion  hat  Bade  aus- 
geführt, um  die  Schmerzen  zu  beseitigen,  die  dadurch  entstanden, 
daß  das  freie  vordere  Ende  der  linken  siebenten  Rippe  bei  Atem- 
bewegungen das  Peritoneum  reizte.  —  Auf  den  Zusammenhang 
zwischen  Thorazdeformitäten,  Skoliosen  und  adenoiden  Vegetationen 
des  Nasenrachenraumes  hat  Becher  aufmerksam  gemacht;  Rhachitis 
konnte  in  diesen  Fällen  sicher  ausgeschlossen  werden. 

üeber  die  Entstehung  und  Behandlung  der  spondyli-    SpondyUtis 
tischen  Lähmungen  berichten  Heineke  imd  Tillmanns.    Letz-   t«^wc»^osa: 
terer   erklärt   ihr  Zustandekommen   in   den    meisten   Fällen   durch         qq^ 
Weichteilkompression ;  dieser  Druck  ruft  Zirkulationshemmungen  und    Behandlung 
damit  Ernährungsstörungen  des  Rückenmarks  hervor.  Bezüglich  der  ^^80^6^1^-^* 
Therapie  rät  Till  man  ns,  da  die  Gesamtresultate  der  rein  ortho-      mnngen. 
pädischen  Behandlung  nicht  günstig  sind,  „in  geeigneten  Fällen^'  zur 
Frühoperation.    Man  wird  dann  freilich  mit  der  Laminektomie  bei 
Karies  der  Wirbelkörper  nicht  auskommen.    Die  Wahl  des  passen« 
den  Eingriffs  hängt  also  von  einer  exakten  Diagnosenstellung  ab. 
Die  Ursache   der  spondylitischen  Lähmung  konnte   in   einem  von 
Wieting  beobachteten  Falle  mit  ziemlicher  Sicherheit  festgestellt 
werden.    Hier  ergab  die  Sektion  eine  winklige  Knickung  der  Aorta, 
deren  Lumen  nur   eine  bleistiftdicke  Passage  aufwies.     In   diese 
Passage  legte  sich  von  unten  hinten  her  noch  ein  Thrombus,  der 
aus  der  zehnten  Interkostalarterie  herausragte.    Die  Lungenarterien 
waren  durch  einen  großen,  frischen,  reitenden  Thrombus  verlegt.    Die 
dadurch  bewirkte  Ischämie  des  Markes  ließ  sich  durch  histologische 
Untersuchung  feststellen.  —  Aus  den  statistischen  Erhebungen  Tay- 
lors über  die  Endresultate  der  mechanischen  Behandlung  derPott- 
Bchen  Erkrankung  sei  als  praktisch  wichtig  hervorgehoben,  daß  es 
sich  als  vorteilhaft  erwiesen  hat,  die  Rückenstütze  noch  lange  nach 
Ausheilung  des  Prozesses  tragen  zu  lassen,  da  sonst  die  Wirbel- 


90 


Hoffa. 


Sonstige 

Erkrankungen 

der  Wirbel- 

s&nle : 
Chronisoh- 
ankylosierende 
Entzündung 
der  Wirbel- 
säule. 


Mnskul&re 

B&oken- 

Versteifung. 


Spondylitis 
traumatica. 


Tabische 
Osteoarthro- 
pathie. 

Spondylitis 
typhosa. 


Säule  aus  statischen  Gründen  die  Neigung  zeigt,  sich  noch  mehr  zu 
verbiegen.  Für  die  ambulante  Behandlung  der  Spondylitis 
schlägt  Möhring  vor,  die  meist  geübte  Extensions-  und  Reklinations- 
behandlung  durch  Druckbehandlung  zu  ersetzen;  statt  der  Streck- 
korsetts sind  Druckstützen  anzuwenden,  die  von  vornherein  einen 
zielbewußten  Druck  auf  die  erkrankte  Oegend  ausüben.  Fraglich 
bleibt  nur,  ob  dieser  Druck  immer  vertragen  wird. 

Fälle  von  chronisch-ankylosierender  Entzündung  der 
Wirbelsäule  haben  Orhan-Abdi  und  Focken  beschrieben. 
F ecken  konnte  durch  Röntgenbilder  nachweisen,  daß  in  seinen 
Fällen  die  Zwischenwirbelscheiben  unversehrt  waren.  Lokalisierte 
Wirbelsäulenankylosen  auf  sicherer  traumatischer  Basis  beobachteten 
Müller  und  Bettmann.  Letzterer  sieht  die  anatomische  Grund- 
lage der  Erkrankung  in  einer  Verwachsung  der  Wirbelkörper  mit- 
einander unter  kompletter  Verknöcherung  der  Bandscheiben  und 
Gelenke.  Eine  andere  ätiologische  Grundlage,  eine  muskuläre 
Rücken  Versteifung,  war  in  den  von  Senator  und  Barg  pub- 
lizierten Fällen  vorhanden.  In  dem  Senat  ersehen  Falle  wurde 
eine  chronische  Myositis  der  Rückenmuskulatur  angenommen,  in 
dem  Barg  sehen,  in  dem  in  Narkose  freie  Beweglichkeit  eintrat, 
wurde  ein  durch  das  Trauma  hervorgerufener  Bluterguß  in  den 
Subarachnoideabaum  der  Rückenmarkshäute  diagnostiziert.  —  Die 
sog.  Spondylitis  traumatica  (Kümmell)  hat  in  Brehmer  und 
Brodnitz  wieder  zwei  Verfechter  gefunden.  Zwar  nimmt  Brehmer 
Enochenbrüche  oder  Fissuren  der  Wirbel  an,  glaubt  aber,  daß  sich 
aus  der  durch  den  traumatischen  Reiz  hervorgerufenen,  zur  Kallus- 
bildung  nötigen  Entzündung  eine  chronische  Entzündung,  eine  Ostitis 
traumatica,  ausbildet,  die  zur  Entstehung  eines  gefilßreichen  Granu- 
lationsgewebes in  den  Enochenkanälchen  und  zur  Einschmelzung  der 
Enochenkanälchen  führt.  Li  dem  Falle  von  Brodnitz,  in  dem 
unmittelbar  und  noch  8  Wochen  nach  dem  Trauma  die  Unversehrt- 
heit der  Wirbel  durch  Röntgenbilder  festgestellt  werden  konnte, 
mußte  man  freilich  einen  reinen  Ejiochenprozeß  annehmen,  die  be- 
rühmte rarefizierende  Ostitis  oder  trophoneurotische  Störungen.  Die 
tabische  Osteoarthropathie  der  Wirbelsäule  ist  nach  Graetzer 
häufiger,  als  man  gemeinhin  annimmt.  In  seinem  Falle  kam  es  bei 
gleichzeitiger  Osteophytenbildung  zu  Frakturen  xmd  Luxationen  ein- 
zelner Wirbel,  um  die  Frage  der  Spondylitis  typhosa  zu  klären, 
hat  Fränkel  die  Wirbel  von  Typhusleichen  zum  Teil  auch  bakterio- 
logisch untersucht.  Er  konnte  neben  Staphylo-  und  Diplokokken 
in   dem  Mark   der  Wirbel  Typhusbazillen  nachweisen.     Aehnliche 


Orthopädie,  Einesiotherapie.  91 

WirbelentEündangen  sah  Quincke  bei  anderen  Infektionskrankheiten,    SpondyUtis 

bei  Pnenninonie  und   bei   eitriger  Plenritifl.    Er  macht   daher  den     ^^'«^tiosa 

Vorschlag,   diese  Erkrankungen  unter  dem  Namen   Spondylitis 

infectiosa  zusammenzufassen. 

Eür  die  Kenntnis  der  Heilungs Vorgänge  bei  der  unblutigen  Erkrankungen 

Reposition   der    angeborenen  Hüftgelenksverrenkung  „^®^ '^'l*®"^ 
,  ®  Extremit&ten: 

sind  zwei  Gelenkpräparate  von   großer  Wichtigkeit,   die  Müller     unbiaüge 

beschrieben  hat.  Das  wichtigste  Ergebnis  seiner  Untersuchungen  Reposition  der 
ist,  daß  die  Retention  durch  Schrumpfung  der  hinteren  Kapsel-  HWtKeienks^- 
partien  erzielt  wird.  Die  straffe  Spannung  der  vorderen  Kapsel-  verrenknng. 
wand  bewirkt  eine  TTmkrempelung  des  Pfannenrandes  und  festes 
Anpressen  des  Kopfes  gegen  die  Pfanne.  Derselbe  Autor  ist  ge- 
neigt, die  obere  Altersgrenze  fiir  die  Behandlung  der  angeborenen 
Hüftverrenkung  bedeutend  heraufzusetzen,  da  er  bei  einer  15'/4Jähri- 
gen  Patientin  völlige  Heilung,  bei  drei  Patientinnen  im  Alter  von 
14—49  Jahren  bedeutende  Besserung  erzielte,  üeberhaupt  erreichte 
er  nach  seiner  Statistik  in  70°/o  der  Fälle  anatomische  Heilimgen, 
Narath  sogar  in  85*^/0,  dagegen  der  skeptische  Kirmisson  nur 
in  80  ^/o ;  die  Transpositionen  überwogen  hier.  Um  eine  solche  rota- 
torische Subluxation  zu  vermeiden,  empfiehlt  Slomann,  die  Ex- 
tremität später  in  Einwärtsrotation  einzugipsen.  Ein  neues  Ver- 
fahren hat  Schulze  angegeben,  das  in  Lagerung  der  Patienten  auf 
gepolsterten,  entsprechend  verschieblichen  Brettern  besteht.  Schulze 
entfernt  schon  10  Tage  nach  der  Einrenkxmg  den  Gipsverband  und 
fixiert  die  Kinder  auf  seinem  Lagerungsapparat,  auf  dem  sofort  mit 
aktiven  Rumpfbewegungen  begonnen  wird.  Endresultate  stehen  noch 
aus.  —  Für  ältere  Patienten  sind  vielfach  wieder  blutige  Opera-  BinUge 
tionen  vorgeschlagen  worden.  Bemerkenswert  ist  ein  Vorschlag  Operationen. 
Oarniers,  nach  S ir au ds  Vorgang  den  abgemeißelten  großen  Tro- 
chanter  mit  Silberdraht  oberhalb  des  Schenkelkopfes  an  das  Os  ilei 
and  den  Schenkelkopf  zu  befestigen.  Der  Ei*folg  dieser  Operation, 
die  Ankylosierung  dieser  drei  Knochen,  spricht  nicht  für  ihre  Be- 
rechtigung. Rationeller  ist  das  von  Walter  beschriebene  Vorgehen 
Kraskes,  der,  ähnlich  wie  seinerzeit  König,  nach  blutiger  Re- 
position des  Femurkopfes  einen  Periostlappen  mit  dem  vorderen 
Kapselrest  vernähte.  Froehlich  heilte  zwei  Patienten,  die  gleich- 
zeitig so  starke  Adduktionskontrakturen  hatten,  daß  die  Kniee  sich 
kreuzten,  durch  schräge  und  lineare  subtrochantere  Osteo- 
tomie. Die  keilförmige  Osteotomie  an  derselben  Stelle  ergab 
in  einem  von  Um  breit  berichteten  Falle  ein  vorzügliches  Re- 
sultat. —  Hilfsap  parate  für   die   unblutige  Einrenkung  haben 


92 


Hoffft. 


Spontan* 
Inzationen 
des  Hflft« 
gelenkes. 


Operative 
Behandlung 

der 
tuberkalOsen 

Koxitis. 


Operative 

Behandlang 

knöcherner 

Hüftankylose. 


Menciire  und  Heusner  konstruiert.  Menci&re  bringt  den 
Kopf  mit  einem  Hebel  in  die  Pfanne,  der  auch  in  schwierigen 
Fällen  nicht  versagen  soll.  Heusner  benutzt  zur  Beckenfization 
bei  der  Einrenkung  seinen  Osteoklasten.  Für  die  Nachbehandlung 
empfiehlt  er  Spiralfedern,  welche,  die  Schenkel  umgebend,  an  einem 
Korsett  und  den  Schuhen  angebracht  sind  und  kräftig  einwärts 
rotieren. 

Spontanluzationen  des  Hüftgelenkes  (Distensions- 
luxationen)  wurden  von  Engelman,  Hall  und  Bertelsmann 
nach  Eheumatismus,  Typhus  und  Scharlach  beobachtet.  Die  beiden 
ersten  Autoren  konnten  über  gute  Erfolge  nach  vollzogener  Se- 
position  berichten.  In  dem  Falle  von  Bertelsmann,  in  dem  die 
Luxation  im  Verlaufe  eines  schweren  Scharlachs  eingetreten  war, 
brach  bei  dem  Einrenkungsversuch  der  atrophische  Oberschenkel- 
knochen.   Der  Fall  verlief  immerhin  noch  ziemlich  günstig. 

Eine  Statistik  über  die  Enderfolge  der  operativen  Behand- 
lung der  tuberkulösen  Koxitis  vonManninger  ausderXocher- 
schen  Klinik  zeigt,  daß  die  Operation  für  eitrige  Fälle  entschieden 
bessere  und  für  nicht  eitrige  nicht  viel  schlechtere  Resultate  gibt 
als  die  konservative  Behandlung.  Letztere  will  Manninger  daher 
nur  f&r  besser  situierte  Patienten  angewendet  wissen.  Fälle  von 
Spontanverrenkungen  bezw.  Pfannenwanderung  und  fistulösen  Pro- 
zessen sind  stets  zu  resezieren,  ünge&hr  denselben  Standpunkt  be- 
züglich der  Indikation  für  operatives  Eingreifen  nimmt  König  ein. 
Demgegenüber  ist  einzuwenden,  daß  die  vorliegenden  Statistiken 
über  die  konservative  Behandlung  noch  viel  zu  unzureichend  sind, 
um  bindende  Schlüsse  daraus  ziehen  zu  können  und  daß  die  am- 
bulante Gipsbehandlung  heutzutage  auch  dem  Aermsten  zugänglich 
ist.  —  Die  Verbreitung  kozitischer  Abszesse  hat  Merzweiler 
genau  studiert  und  ihre  Wege  durch  die  vier  dünnen  Stellen  der 
G^enkkapsel  beschrieben.  Von  Calv^  und  Ouillaume-Louis 
stammt  eine  Arbeit  über  doppelseitige  Kozitis.  Dieses  relativ 
häufige  symmetrische  Auftreten  erklären  sie  durch  die  gleiche 
EmpfElnglichkeit  des  Bodens  wegen  seiner  anatomischen  und  physio- 
logischen Gleichheit.  —  Einen  Beitrag  zur  operativen  Behand- 
lung knöcherner  Hüftankylosen  hat  Borris  geliefert,  der 
über  einen  von  Braatz  operierten  Fall  berichtet.  Es  wurde  hier 
nach  Osteotomie  des  Schenkelhalses  der  Gipsverband  in  drei  ge- 
trennten Abteilungen  angelegt;  die  einzelnen  Teile  wurden  durch 
eine  vorher  nach  Maß  angefertigte,  seitliche  Eisenschiene  zusammen- 
gehalten, die  in  der  Gegend  des  Hüftgelenks  ein  Sektorenblatt  trog, 


Orthopädie,  Einesiotherapie. 


93 


das  den  Oberschenkel  in  beliebiger  Bengestellung  zu  fixieren  und 
denselben  auch  zu  überstrecken  gestattete.  8  Tage  nach  der  Opera- 
tion wurden  schon  die  ersten  Bewegungen  ausgeführt,  deren  ener- 
gische Durchführung  ein  günstiges  Resultat  ermöglichte.  —  Eines 
neuen  Verfahrens  bediente  sich  Vincent  in  einem  Falle  von  starker 
Beugekontraktur.  Er  verpflanzte  das  untere  Fragment  des  unter 
dem  Trochanter  osteotomierten  Oberschenkels  in  eine  vorher  auf  der 
Unterseite  des  Trochanter  major  gegrabene  Vertiefung. 

Die  Lehre  von  der  Coxa  vara  ist  auf  dem  Orthopädenkongreß 
der  Gegenstand  eingehender  Erörterungen  gewesen.  Der  Haupt- 
referent, Joachimsthal,  hat  an  der  Hand  von  Krankheitsfällen, 
Böntgenbildern  und  Präparaten  die  verschiedenen  Formen  und  Ur- 
sachen der  Schenkelhalsverbiegungen  besprochen.  Von  Interesse  da- 
bei ist  die  Sicherung  eines  kongenitalen  Ursprungs  des  Leidens.  Als 
statische  Belastungsdeformität  fassen  Schanz  und  Blum  die  meisten 
FäUe  von  Coxa  vara  auf,  im  allgemeinen  auch  Borchard,  der  in 
der  Schenkelhalsverkrümmung  jugendlicher  Individuen  nur  ein  Sym* 
ptom,  keine  Krankheit  an  sich  sieht.  Cohn  beschuldigt  die  Früh- 
rhachitis  als  Ursache;  im  Gegensatz  dazu  fand  Froehlichin3  Fällen 
keine  Anhaltspunkte  für  Ehachitis,  dagegen  konnte  2mal  die  Gegen- 
wart von  Staphylococcus  albus  nachgewiesen  werden.  Er  glaubt 
daher,  daß  ätiologisch  eine  chronische  Osteomyelitis  in  Betracht  zu 
ziehen  ist.  Die  Beziehungen  zwischen  kongenitalem  Femurdefekt  und 
Coxa  vara  haben  Beiner  und  Joachimsthal  beleuchtet.  Beiner 
wies  nach,  daß  in  frühem  Entwicklungsstadium  am  Femur  „schwache 
Stellen"  vorhanden  sind,  bei  deren  Läsion  sich  Coxa  vara  oder 
Femurdefekt  oder  Zwischenstadien  herausbilden.  Joachimsthal 
sah  sich  gezwungen,  in  einem  Falle,  wo  nach  den  Böntgenbildern 
ein  angeborener  Femurdefekt  festgestellt  worden  war,  seine  Dia- 
gnose in  hochgradige  Coxa  vara  umzuändern,  da  die  später  ein* 
tretende  Ossifikation  das  stark  verkrümmte  Femur  in  seiner  Totalität 
erkennen  ließ.  Auf  eine  verhältnismäßig  häufige  Ursache  der  Schenkel- 
halsverkrümmung im  jugendlichen  Alter,  die  Schenkelhalsbrüche,  hat 
Hoffa  hingewiesen;  er  konnte  allein  11  einschlägige  Fälle  be^ 
obachten.  —  Für  die  Behandlung  der  Coxa  vara  rät  Codi  vi  IIa, 
das  Bein  nach  der  subtrochanteren  Osteotomie  nur  in  leichte  Ab- 
duktionsstellung  zu  bringen,  um  auf  diese  Weise  eine  Verkürzung 
der  Abduktoren  zu  vermeiden. 

Eine  erschöpfende  Darstellung  der  Belastungsdeformitäten 
der  unteren  Extremität  verdanken  wir  Joachimsthal.  Bei- 
träge   zur   Kenntnis   der   Meralgie   haben    Bosenhaupt,    sowie 


Coxa  vara. 


Belastungs- 
defomütftten 
der  unteren 
ExtremitAt. 


94  Hoffia. 

Heraigie.  Neisser  imd  PoUak  geliefert.  Ersterer  konstatierte  9inal  unter 
10  Fällen  dieser  ^Obersohenkelschmerzen^  Diabetes  mellitus,  Neisser 
und  Pollak  fanden  in  ihrem  Falle,  daß  das  Lig.  Ueopectineum  mit 
seinem  scharfen  Bande  dem  Nervus  femoralis  fest  auflag.  Durch 
Einkerben  dieses  Bandes  konnten  die  Beschwerden  zum  Verschwin- 
den gebracht  werden. 
Habituelle  Für  die  Therapie  der  habituellen  Luxation  der  Patella 

^°p**t^^u  **^  schlägt  Bade  vor,  bevor  zu  eingreifenden  Operationen  gesohritten 
wird,  erst  einen  Versuch  mit  fixierenden  Schienenhülsenapparaten 
zu  machen.  Die  kongenitale  Luxation  des  Kniegelenks  stu- 
dierte Delanglade  an  einem  frischen  Präparat.  £r  fand  eine  wohl 
durch  den  Bänderzug  hervorgerufene  Verkrümmung  des  Unter- 
schenkels nach  vom  und  zieht  daraus  für  die  Therapie  den  Schluß, 
das  Knie  nach  erfolgter  Beposition  in  rechwinkliger  Stellung  zu 
fixieren.  Dadurch  soll  der  vordere  Teil  des  Epiphysenknorpels  der 
Tibia  von  Druck  entlastet  werden  und  die  Möglichkeit  erhalten,  sich 

Luxation  der  zum  Ausgleich  der  Verkrümmxmg  frei  auszuwachsen.    Die  Luxation 

Semüimar-  ^^^  Semilunarknorpel  hat  Schnitze  mehrfach  beobachtet.  Er 
knorpel.  '^ 

erklärt  die  größere  Häufigkeit  der  Verrenkung  des  Meniscus  internus 

(2 : 1)  aus  seiner  geringeren  Verschieblichkeit.  Die  beste  Therapie  ist  die 

ausgiebige  Exstirpation.    Auf  demselben  Standpunkte  steht  Hoffa, 

der  noch  auf  das  Vorkommen  einer  entzündlichen   Hyperplasie 

des  unter  der  Patella  gelegenen  Fettgewebes  hinweist  und  auf  das 

Lipoma       Lipoms  arborescens,  das  ausfuhrlicher  von  Painter  und  Erving 

arborescens.  beschrieben  wurde.  Bezüglich  der  Behandlung  der  Kniegelenks- 
der^En^e^^  tuberkulöse  schwankt  der  Kampf  zwischen  konservativer  und 
geienks-      operativer  Methode  noch  hin  und  her.    Anhänger  der  letzteren  sind 

tuberkulöse.  König  und  Damianos,  „weil  die  Heilung  durch  Operation  sicher 
und  zeitlich  begrenzt  sei*^.     Für  die  einzig  richtige  Schiene  zum 

AoBgieich  von  Ausgleich   vou  Kniegelenkskontrakturen  hält  Bosenberg 

^n\wk\w^n  ^^®  Braatzsche  Sektorenschiene.  Zum  selben  Zweck  hat  Whitman 
ein  Verfahren  angegeben,  das  darin  besteht,  daß  die  Tibia  fixiert 
wird  und  das  Femur  manuell  nach  vom  gebracht  und  gestreckt  wird. 
Sekundäre  Flexionskontrakturen  nach  Kniegelenksresek- 
tionen wurden  von  Hofmeister  und  Mahr  fast  immer  bei  Pa- 
tienten beobachtet,  die  vor  dem  14.  Lebensjahre  operiert  worden 
waren,  um  diese  Komplikation  zu  vermeiden,  schlägt  Hofmeister 
vor,  prinzipiell  die  Beugesehnen  auf  die  Patella  zu  verpfianzen.  — 
Nachuntersuchungen  über  die  Erfolge  der  Mac  e  wen  sehen  Osteotomie 

Qenu  vaigum.  bei  Genu  valgum  hat  v.  Brunn  an  108  Patienten  ausgeführt.  Das 
funktionelle  und  kosmetische  Besultat  war  bei  allen  ausgezeichnet, 


Orthopädie,  Einesiotherapie. 


95 


wenn  aaoh  die  zur  Ansgleichnng  der  Deformität  erforderliche  Dis- 
locatio  ad  azin  in  den  meisten  Fällen  dauernd  bestehen  blieb.  Zur 
gewaltsamen  Bedression  des  Oenu  varum  ist  von  Bilhaut  ein 
neuer  Apparat  angegeben  worden,  der  der  Vollständigkeit  halber 
hier  erwähnt  sei;  er  ähnelt  dem  F er r arischen  Osteoklasten. 

Die  Ursachen,  das  Wesen  und  die  Behandlung  des  Klumpfußes 
finden  sich  in  einer  nachgelassenen  Arbeit  Julius  Wolffs  be- 
schrieben. Als  praktisch  wichtig  sei  daraus  hervorgehoben,  daß 
Wolff  auch  bei  schweren  Klumpfüßen  Erwachsener  auf  jede  instru- 
mentelle  Hilfe  verzichtet  und  das  Bedressement  nur  durch  Hände- 
kraft ausfahrt.  Daß  man  auch  bei  älteren  Patienten  gute  Erfolge 
erzielen  kann,  beweist  ein  von  Mayer  operierter  50jähriger  Patient. 
Den  heutigen  Stand  der  Behandlung  des  Klumpfußes  hat  Vulpius 
sehr  übersichtlich  definiert.  —  Eine  Nachprüfung  der  Ogstonschen 
Operation  (Ausschabung  des  Knochenkemes  des  Talus)  hat  Lauen- 
stein mit  günstigem  Erfolge  in  4  Fällen  unternommen.  Ein  anderes 
Operationsverfahren  hat  v.  Friedländer  eingeschlagen.  Er  hat  aus 
dem  unregelmäßigen  Sattelgelenk  zwischen  Kalkaneus  imd  Talus 
durch  Abmeißelxmg  und  Ausschabung  ein  Kugelgelenk  gemacht,  in 
dem  nun  die  Korrektion  in  drei  Ebnen  ausgeföhrt  werden  konnte. 
Neue  Apparate  zur  Bedression  des  Klumpfußes  hat  Heusner  kon- 
struiert. Er  hat  seinen  schon  von  früher  bekannten  Oesenhebel  noch 
mit  einem  gepolsterten  Riemen  armiert,  der  den  Fersenhöcker  um- 
faßt und  diesen  beim  Anheben  mit  Gewalt  nach  hinten  zieht. 

Nach  Hase  brock  ist  die  häufigste  Grundlage  der  vielfach  dem 
Plattfuß  zur  Last  gelegten  Mittel- Vorderfußbeschwerden  ein  primäres 
Gelenkleiden;  aus  diesem  Grunde  hält  er  Massage  und  Gymnastik 
therapeutisch  für  viel  wichtiger  als  Plattfußeinlagen.  Für  letztere 
benutzt  Heusner  Aluminium  wegen  seiner  Leichtigkeit  und  guten 
Hämmerbarkeit.  Seine  Einlagen  sind  kürzer  als  die  üblichen,  um 
die  Federung  im  Tarsus  und  das  Spiel  der  Fußmuskeln  weniger  aus- 
zuschalten. Auch  zur  Korrektion  der  Plattfüße  benutzt  er  seine 
serpentinartig  gebogenen  Stahlfedern.  Als  Fußgewölbestützen  haben 
sich  Lange  am  besten  Zelluloideinlagen  bewährt,  die  über  einem 
GKpsmodell  gearbeitet  und  durch  Stahldraht  verstärkt  werden.  Kir- 
misson  und  Bize  fanden  bei  der  histologischen  Untersuchung 
der  Talusköpfe  eines  kontrakten  Plattfußes  eine  chronische  Gelenk- 
entzündung; der  Knochen  war  rarefiziert,  das  Mark  injiziert.  — 
Den  genauen  Befund  der  Knochen  und  Muskeln  des  Platt-  und 
Hackenfußes  nach  gehärteten  Präparaten,  an  denen  die  Muskeln  in 
ihrer  normalen  Lage  untersucht  werden  konnten,  beschreibt  Hof- 


Genu  varum. 


Behandlung 

des 
Klumpfußes. 


Plattfuß- 
einlagen. 


Platt-  und 
Hackenfuß. 


96  HoflRa. 

mann.  Er  konnte  zeigen,  daß  die  Sohlenmnskulator  am  wichtigsten 
ist  für  die  Aofirechterhaltong  des  Fußgewölbes;  der  Tibialis  post. 
hat  mit  der  Ausbildung  des  Plattfußes  nichts  zu  tun.  Die  Ent- 
Hohlfaß.  stehung  einer  anderen  Fußdeformität,  des  angeborenen  Hohlfußes, 
fährt  Heusner  ebenso  wie  die  des  Klumpfußes  auf  eine  in  die 
6. — 8.  Lebenswoche  zurückreichende  Hemmungsbildung  zurück.  Durch 
etappenweises  Bedressement  konnte  in  einem  einschlägigen  FaUe 
die  normale  Fußform  fast  völlig  wiederhergestellt  werden.  Einen 
h3rsterischen  Spitzfuß  nach  einem  geringfügigen  Trauma  sah  Her- 
hold bei  einem  Soldaten;  jede  Therapie  versagte  hier.    Erst  als 

Apparate  znr  der  Patient  als  Invalide  entlassen  war ,  besserte  sich  der  Zustand. 

^®^*^***™®'^  Einige  neue  Apparate  zur  gewaltsamen  Bedression  von  Puß- 
vonFoß-     deformitäten  hat  Vogel  angegeben;  sie  arbeiten  alle  mit  dem 

deformit&ten.  Prinzip  der  Schraube  und  des  Hebels. 

Haiinx  Bei  dem  Hallux  valgus  handelt  es  sich,  wie  Loison  an  der 

vaigug.  Hand  von  Böntgenbildem  nachweist,  nicht  nur  um  eine  abnorme 
Abduktionsstellung  der  großen  Zehe,  sondern  außerdem  noch  um 
eine  Adduktion  des  ersten  Metatarsus  und  eine  Drehung  der 
Phalangen  um  ihre  Längsachse.  Es  wäre  daher  nötig,  eine  keil- 
förmige Osteotomie  des  ersten  Metatarsus  mit  der  Basis  des  Keils 
nach  außen  zu  machen.  Nach  diesem  früher  schon  von  Beverdin 
erprobten  Verfahren  wurden  in  der  Biede Ischen  Klinik,  wie  Böpke 
berichtet,  23  Patienten  mit  gutem  Erfolge  behandelt. 

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Greifswald.  —  Brodnitz,  Die  Kümmellsche  Wirbelerkrankung.  Ortho- 
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98  Hoffa. 

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Orthopädie,  Einesiotherapie.  99 

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100  Hoffa. 

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f.  orthop.  Chir.  Bd.  XI,  H.  8.  —  Mohr,  Zur  Kasuistik  des  beiderseitigen 
angeborenen  Schulterblattbochstandes.  Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  Bd.  XI, 
H.  2.  —  Maller,  Sehnentransplantation  etc.  Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  2.  — 
Derselbe,  Zur  Frage  der  Osteochondritis  dissecans.  Chirurgenkongreß.  — 
Derselbe,  Ueber  die  obere  Altersgrenze  für  die  Behandlung  der  an- 
geborenen Httftverrenkung.  Therap.  d.  Gegenwart  Nr.  2.  —  Derselbe, 
Anatomische  Vorgänge  bei  der  Heilung  der  angeborenen  Hfifüuzation  etc. 
Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  Bd.  XI,  H.  2.  —  Derselbe,  Ein  Fall  von  chro- 
nisch-ankylotischer  Entzündung  der  Wirbelsäule  etc.  Monatsschr.  f.  Unfall- 
heilkunde Nr.  7.  —  Narath,  Beiträge  zur  Therapie  der  Luzaüo  oozae 
congenita.  Wien  u.  Leipzig  1908.  —  Neisser  und  Pollak,  Beitiftge 
zur  Kenntnis  der  Both-Bemhardtschen  Meralgie.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb. 
d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  X.  —  Neumann,  Zur  Frage  der  ätiologischen  Be- 
deutung des  Kukullarisdefektes  für  den  Schulterblatthochstand.  Wien.  klin. 
Wochenschr.  Nr.  86.  —  N  e  u  r  a  t  h ,  Ueber  ein  bisher  nicht  gewürdigtes 
Symptom  der  Rhachitis.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  28.  —  Nor  ström. 
Der  chronische  Kopfschmerz  und  seine  Behandlung  mit  Massage.  Leipzig 
1908.  —  Oertgen,  Ueber  Gelenkmäuse.  Diss.  Gießen.  —  Orhan-Abdi, 
Ueber  einen  Fall  von  chronischer  Arthritis  ankylopoetica  der  Wirbelrilale. 
Mitteil.  a.  d.  Hamburger  Staatskrankenanstalten.  —  Papon,  Contribution 
au  traitement  des  abscös  froids  etc.  Arch.  de  mäd.  et  de  pharm,  milit. 
Nr.  2.  —  Painter  und  Erving,  Lipoma  arborescens.  Boston  med.  and 
surg.  Journal,  March  19.  —  Pierre,  Note  sur  un  appareil  ä  reztension 
continue.  Revue  d'orth.  Nr.  1.  —  Poncet  und  Mailland,  Rhumatimne 
tuberculeux.  L^oeuvre  m^d.-chir.  Nr.  34.  —  Praetor  ins.  Zur  pathologi- 
schen Anatomie  der  Poliomyelitis  ant.  acuta  infantum.  Jahrb.  f.  Kinder^ 
heilkunde  Nr.  58.  —  Preindlsberger,  Ein  Fall  von  Fettembolie  nach 
Redressement  Zeitschr.  f.  Heilk.  Bd.  XXXIV,  H.  8.  —  Quincke,  Ueber 
Spondylitis  infectiosa.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  XI» 
H.  5.  —  Ranzi,  Zur  Kasuistik  der  Halsrippen.  Wien.  klin.  Wodienschr. 
Nr.  10.  —  Redard,  Du  traitement  chir.  de  la  main  böte  cong.  Revue 
d'orthop.  Nr.  8.  —  Reichel,  Zur  Behandlung  schwerer  Formen  von  Pseud- 
arthroeis  etc.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXXI,  H.  8.  —  Reiner,  Die 
Tenodese  etc.  Orthopädenkongreß.  —  Derselbe,  Ueber  die  Beziehungen 
▼on  kongenitaler  Coxa  vara  und  kongenitalem  Femurdefekt.  Ebenda.  —  Der- 
selbe,  Epiphyseolyse  mit  subkutaner  Periosteotomie  etc.    Deutsche  med. 


Orthopädie,  Einesiotherapie.  101 

Wochcnflchr.  Nr,  27.  —  Derselbe,  üeber  die  unblutig  operative  Epiphy- 
seolyse  zur  Behandlung  des  Genn  yalgum.  Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  Bd.  XI, 
H.  2.  —  Riethus,  Exostosis  bursata  mit  freien  Knorpelkörperchen.  Beitr. 
z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVII,  H.  8.  —  Ritschi,  Ueber  abnehmbare  Gehver- 
b&nde  etc.  Arch.  f.  Orthop.  Bd.  I,  H.  2.  —  ROpke,  üeber  den  Halluz 
▼algus.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXXI,  H.  1—2.  —  Rosenberg, 
Die  Behandlung  von  Eniegelenkskontrakturen.  Diss.  Königsberg.  —  Rosen- 
haupt, Beitrag  zur  Kenntnis  der  Meralgie.  Diss.  Freiburg.  —  Schanz, 
Erfahrungen  mit  Sehnen-  und  Muskeltransplantationen.  Orthopädenkongreß. 

—  Derselbe,  Coxa  vara,  die  statische  Belastungsdeformität  des  Schenkel- 
halses. Ebenda.  —  Derselbe,  Eine  neue  Operation  zur  Behandlung  ver- 
alteter Kniescheibenbrfiche.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr. 80.  ~  Scheffler, 
Ein  FaU  von  traumatischer  Radialislähmung  geheilt  durch  Sehnentrans- 
plantationen. Monatsschr.  f.  ünfallheilk.  Nr.  1.  —  Derselbe,  Ein  Sko- 
liosenredressionsapparat.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  8.  —  Derselbe, 
Beitrag  zur  Behandlung  des  Pes  calcaneus  paralyt.  Klinisch-therap.  Wochen- 
schrift Nr.  12.  —  Schmieden,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Osteomalacia 
chron.  def.  hypertrophica.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXX,  H.  1—2. 

—  Scholder,  Die  Schulskoliose.  Arch.  f.  Orthop.  Bd.  I,  H.  2.  —  Schulze, 
Die  Luxation  der  Semilunarknorpel  des  Kniegelenks.  Arch.  f.  Orthop.  Bd.  I, 
H.  1.  —  Schnitze,  Zur  Behandlung  der  kongenitalen  Hüfbluxation.  Ortho- 
pädenkongreß. —  Senator,  Ueber  muskuläre  Rücken  Versteifung.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  Nr.  6.  —  Slomann,  Die  Behandlung  der  angeborenen 
Hüftverrenkung.  Nord.  Tidskrift  for  Terapi,  April.  —  Smirnow,  Zur 
Frage  der  Fettembolien  nach  Knochentraumen.  Chir.  russ.,  Juli.  —  Sper- 
ling, Zur  Aetiologie  der  sog.  intrauterinen  Frakturen.  Arch.  f.  Orthop. 
Bd.  I,  H.  1.  —  Spitzy,  Zur  chronischen  Arthritis  des  Kindes.  Zeitschr. 
f.  orthop.  Chir.  Bd.  XI,  H.  4.  —  Derselbe,  üeber  Bau  und  Entwicklung 
des  kindlichen  Fußes.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Nr.  6.  —  Derselbe,  Heilung 
einer Sehnenluxation  durch  Sehnenbindung.  Orthopädenkongreß.  —  Staffel, 
Einige  Bemerkungen  über  das  Brisement  forc^.  Arch.  f.  Orthop.  Bd.  I, 
H.  1.  —  Sudeck,  Die  Darstellung  der  Wirbelsäulenerkrankungen  durch 
die  Röntgenstrahlen.  Arch.  f.  Orthop.  Bd.  I,  H.  1.  —  Sutter,  üeber  unter- 
schiede in  der  Form  der  Skoliosen  bei  männlichen  und  weiblichen  Indi- 
viduen. Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  Bd.  XI,  H.  2.  —  Taylor,  The  mechanical 
and  the  operat.  treatment  of  rhachitic  deformities.  Americ.  Journal  of 
orth.  Burg.,  August.  —  Derselbe,  Endresultate  nach  der  mechanischen 
Behandlung  der  Pottschen  Erkrankung.  Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  Bd.  XI, 
H.  3.  —  Tillmanns,  Ueber  die  Entstehung  und  Behandlung  der  spon- 
dylit.  Lähmungen.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  1—2.  —  Um  breit. 
Ein  Beitrag  zur  Behandlung  der  kongenitalen  Hüftluxation.   Diss.  Freiburg. 

—  Vincent,  Osteotomie  et  Osteotomie  femorale  etc.  Revue  de  chir. 
T.  XXII,  Nr.  10.  —  Vogel,  Einige  neue  Apparate  zur  gewaltsamen  Re- 
dression  von  Fußdeformitäten.  Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  Bd.  XI,  H.  8.  — 
Vulpius,   Ueber  die  Arthrodese  des  paralytischen  Schlottergelenkes  der 


102  HoflTa. 

Schulter.  Arcb.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  1—2.  —  Derselbe,  Die 
SehnenÜberpflanzung  am  Oberschenkel.  Wien.  klin.  Rundschau  Nr.  15.  — 
Derselbe,  Die  Behandlung  des  Klumpfußes.   Arch.  f.  Orthop.  Bd.  I,  H.  3. 

—  Derselbe,  Der  heutige  Stand  der  Sehnenplastik.  Orthopädenkongr.  — 
Derselbe,  Die  Heidelberger  Verbandschiene.  Chirurgenkongr.  —  Walter, 
Beitrag  zur  operativen  Behandlung  der  kongenitalen  Hüftgelenksluxation. 
Difls.  Freiburg.  —  Walkoff,  Architekturveränderungen  des  Knochen- 
Systems  bei  pathologischen  Bedingungen.  Bibliotheca  med.  Abteil.  C,  H.  16. 

—  Whitman,  The  importance  of  supplementing  tendon  transplantation  etc. 
Americ.  Journal  of  orthop.  surg.,  Aug.  —  Derselbe,  A  report  of  final 
results  in  two   cases  of  Polyarthritis  in  children.    Medical  record,  April. 

—  Derselbe,  A  new  method  of  correcting  flexion  deformity  of  the  knee- 
joint.  Americ.  Journal  of  med.  sciences,  May.  —  Wich  mann.  Chronischer 
Gelenkrheumatismus  und  verwandte  Krankheiten.  Reicbsmedizinalanzeiger 
Nr.  2.  —  Wieting,  Ein  Fall  von  ischämischer  Rttckenmarksaffektion  bei 
tuberkulöser  Spondylitis.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXX,  H.  1—2.  — 
Winter,  üeber  einen  Fall  von  Ezostosia  tibiae.  Diss.  KieL  —  Witte k. 
Die  Bedeutung  der  Sehnentransplantation  für  die  choreatischen  Formen 
der  infant.  Zerebrallähmung.  Orthopädenkongreß.  —  Derselbe,  Zur 
Technik  der  Rdntgenphotographie.  Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  Böntgenstr. 
Bd.  VII,  H.  1.  —  Wohrizek,  .Korrektor*  etc.  Arch.  f.  Orthop,  Bd.  I, 
H.  2.  —  Wolff,  Ueber  die  Ursachen,  das  Wesen  und  die  Behandlung  des 
Klumpfußes.  Berlin.  —  Wul Istein,  Eine  neue  Operationsmethode  des 
Cap.  obstipum.  Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  33.  —  Derselbe,  Demonstration 
einer  neuen  Schiene  für  die  untere  Extremität.  Orthopädenkongreß.  — 
Zabludowski,  Technik  der  Massage.  2.  Aufl.  Leipzig.  —  Derselbe, 
Zur  Therapie  des  Schreibkrampfes.  Naturforscherversamml.,  Kassel.  — 
Zeidler,  Zur  Aetiologie  und  Symptomatologie  der  zerebralen  Kinder- 
lähmung. Diss.  Leipzig.  —  Ziehen,  üeber  eigenartige  Formen  des 
spastischen  Tortikollis.    Deutsche  Praxis  H.  17—18. 


5.  Krankenpflege. 

Von  Med.-Rafc  Prof.  Dr.  Gomprecht  in  Weimar. 

Allgemeines.    Es  ist  hier  zunächst  der  Ahschluß  eines  Werkes  zu 
erwähnen,  das  für  die  Krankenpflege  geradezu  grundlegend  ist;   das  drei- 
bändige Handbuch  der  Erankenversorgung  und  Krankenpflege     Handbach 
von  Liebe,  Jaoobsohn  und  G.  Meyer  ist  ein  ausgezeichnetes  Werk,  das  der  Kranken- 
in  vielen  Kapiteln  Dinge  bringt,  die  bisher  in  der  Literatur  nicht  be-  «Id^Krankwi- 
schrieben  oder  wenigstens  nicht  zusammengestellt  waren  imd  sich  dem-       pflege, 
gemäß  vielfach  auf  die  Höhe  von  wissenschaftlichen  Originalarbeiten  erhebt. 
Die  zahlreichen  Apparate  der  Krankenpflege,  soweit  sie  sich  bewährt  haben, 
sind  tunlichst  vollständig  beschrieben  und  durch  gute  Abbildungen  anschau- 
lich gemacht;  das  Krankentransportwesen  und  das  Rettungswesen  Deutsch- 
lands und  anderer  Staaten  werden  eingehend  berücksichtigt;  vorzüglich 
ist  auch  die  Beschreibung  der  allgemeinen  und  Spezialkrankenhäuser.  Wer 
immer  als  Arzt  oder  Yerwaltungsbeamter  mit  dem  Unterricht  des  Kranken- 
pflegepersonals, mit  der  Einrichtung  von  Krankenhäusern,  piit  der  Organi- 
sation des  Rettungswesens  u.  ähnl.  zu  tun  hat,  der  wird  in  dem  Liebe- 
schen Buche  einen  unentbehrlichen  und  nie  versagenden  Berater  finden. 

Das  ansgebildete  Pflegepersonal  hat  einen  sehr  verschiedenen     Personal. 

Bildungsgang   bisher  durchgemacht,   und   das  fachliche  Leistungs- 

nivean  der  Krankenpfleger  nnd  -pflegerinnen  differierte  deshalb  bei 

den  einzelnen  Personen  erheblich,  ja  man  konnte  vielfach  von  einer 

wilden  Krankenpflege  sprechen.     Oberstarbsarzt  Salzwedel  tritt 

deshalb   fär  eine  staatliche  Prüfung  nnd  Approbation  des     Btaatiiohe 

Krankenpflegepersonals  ein.    Diese  Prüfung  müßte  zunächst      Kranken- 
^  ,  pflegerprfifang. 

freiwillig  sein;  die  Approbierten  würden  den  Vorteil  haben,  daß  sie 

allein  Aussicht  auf  Anstellung  in  staatlichen  Krankenhäusern  hätten 
und  eine  höhere  Prüfungsstufe,  nämlich  die  Stationspflegerprüfung, 
erreichen  könnten.  Aber  auch  das  Publikum  würde  sich  den  ge- 
prüf^n  Krankenpflegern  mit  Vorliebe  zuwenden  und  so  indirekt  die 
Ablegung  der  Prüfung  zum  Zwange  machen.  Der  Nachteil  der 
Prüfung  liegt  nur  darin,  daß  die  approbierten  Krankenpfleger  sich 
als  selbständige  Aerzte  zweiter  Ordnung  führen  und  damit  der  Kur- 
pfuscherei Vorschub  leisten  könnten.  —  Uebrigens  hat  auch  die 
Generalversammlung  des  Bundes  Deutscher  Frauenvereine  im  Oktober 


104 


Giunprecht. 


StaatUohe 

Kranken- 

pflegerprttfting. 


r 


Pflege  am 
Mftnnerbett. 


1902  zu  Wiesbaden  eine  Eesolution  angenommen,  welche  Staats- 
aufsicht über  das  £[rankenpflegewesen  fordert.  Zimmer  unter- 
stützt diese  Forderung  durch  Mitteilung  darüber,  wie  in  einzelnen 
Fällen  das  Krankenpflegepersonal  in  der  Praxis  degeneriert  sei. 
Noch  etwas  weiter  geht  Jacobsohn,  welcher  fär  sämtliche  Eranken- 
pflegepersonen,  seien  sie  organisiert  oder  einzelstehend,  einen  staat- 
lichen Befähigungsnachweis  fordert  und  die  Erhaltung  dieser 
Befähigung  durch  Nachprüfung  kontrolliert  haben  will;  die  jetzt 
schon  tätigen  Pflegepersonen  sollen  eine  Nachprüfung  ablegen  und 
erst  danach  weiter  tätig  sein  dürfen.  Derselbe  Autor  berichtet 
über  die  bisherigen  Ergebnisse  des  Zentralkrankenpflege- 
nachweises für  Berlin  und  Umgebung.  Sie  benutzt  die  Bäumlich- 
keiten  und  das  Personal  der  Berliner  Bettungsgesellschafl;  ein  Aus- 
schuß und  ein  Vorstand  leiten  den  Verein;  in  5  Monaten  wurden 
585  Pflegenachweise  seitens  der  Zentralstelle  geleistet;  die  Nach- 
weisung geschah  stets  auf  dem  schnellsten  Wege,  durch  Telephon, 
Telegramm,  Rohrpost.  Etwa  1000  Krankenpfleger  haben  ihre  Dienste 
zur  Verfügung  gestellt,  200  mufiten  davon  als  fachlich  nicht  genügend 
ausgesondert  werden;  das  Honorar  der  Pfleger  ist  der  Privatverein- 
barung überlassen.  —  Jahrelang  schon  spielt  die  Idee,  junge  Mädchen 
zur  Vollendung  ihres  Bildungsganges  einen  obligatorischen  Kranken- 
pflegekursus durchmachen  zu  lassen,  es  liegt  nur  die  Gefahr  vor, 
daß  sich  diese  dilettantischen  Krankenpflegerinnen  bei  dem  herrschen- 
den Schwestemmangel  in  hellen  Haufen  auf  die  Berufskrankenpflege 
stürzen  würden.  Q.  Meyer  empfiehlt  daher  erst  Schutz  und  bessere 
Ausbildung  der  Berufspflegerinnen  und  dann  erst  das  „Freiwilligen- 
jahr"  jeder  Frau  in  der  Krankenpflege. — Aus  dem  vorigen 
Jahresbericht  ist  erinnerlich,  welche  törichten  Vorwürfe  dem  weib- 
lichen Pflegepersonal  und  dessen  Leitern  wegen  der  Kranken- 
pflege am  Männerbett  gemacht  wurden;  es  ist  deshalb  er- 
freulich, daß  die  Oberin  v.  Schlichting,  früher  an  der  Heidel- 
berger Klinik,  jetzt  Chefoberin  der  Hamburger  Staatsanstalten,  also 
eine  Frau,  der  sicher  die  nötige  Erfahrung  zur  Seite  steht,  erklärt, 
zu  einer  ideal  aufgefaßten  Krankenpflege  gehöre  gerade  auch  die 
von  Frauen  am  Männerbett.  —  Gerade  bei  dem  Kapitel  der  Kranken- 
pflege muß  eines  verdienstvollen  neueren  literarischen  Unternehmens 
gedacht  werden,  nämlich  der  von  Beerwald  herausgegebenen  Ver- 
öffentlichungen des  Deutschen  Vereins  für  Volkshygiene, 
die  durch  ihren  billigen  Preis  sich  gerade  für  dasjenige  Publikum 
empfehlen,  das  bisher  der  Kurpfuscherliteratur  anheimfiel.  Eines 
der  neuesten  Heffce  wird  gebildet  durch  drei  Vorträge  von  Doli  in 


Krankenpflege.  105 

Karlsruhe  über  die  häusliche  Pflege  bei  ansteckenden  Krank-     Pflege  bei 
heiten,  insbesondere  bei  ansteckenden  Kinderkrankheiten;   es  ist  «stedieiideii 
das  ein  richtiges  Volksbuch,  das  in  jeder  mit  Kindern  gesegneten 
Familie  einen  Platz  finden  sollte. 

Zwei  große  Ausstellungen  mit  hervorragender  Beteiligung  AussteUimgen. 
der  Krankenpflege  sind  aus  dem  Berichtsjahre  zu  erwähnen:  die 
Ausstellung  für  Volksgesundheitspflege  und  Volkswohlfahrt  in  Stettin 
(Busch an)  brachte  namentlich  über  die  Milchhygiene  und  andere 
Zweige  der  Nahrungshygiene  reichhaltiges  Material,  femer  wieder 
eine  Sammlung  von  Plänen  und  Ansichten  der  deutschen  Lungen- 
heilstätten, vom  Beichsgesundheitsamt  ausgestellt,  und  endlich  eine 
glänzende  Materialsammlung  des  städtischen  Krankenhauses  in  Stettin. 
Auf  der  ersten  Deutschen  StädteaussteUung  in  Dresden  (Krull)^ 
die  Beferent  selber  besuchte,  war  namentlich  die  bildliche  Darstellung 
der  Bettungs-  und  Samaritereinrichtungen  und  dann  die  große  Sonder- 
ausstellung von  Lingner-Dresden  über  Volkskrankheiten  und  deren 
Verhütung  bemerkenswert. 

Aus  dem  Kapitel  ausländischer  Krankenpflege  sind  die  Aus- 
führungen der  Oberpflegerin  Lütken  über  die  Krankenpflege- Krankenpflege- 
Verhältnisse  in  England  bemerkenswert.  Die  Militärpflege  in  ^'b"*[^" 
England,  Indien  und  den  Kolonien  ist  jetzt  unter  einer  Verwaltung 
vereinigt;  die  Pflegerinnen  stehen  unter  der  Chefmatrone,  die  Mit- 
glied eines  aus  angesehenen  Männern  bestehenden  Vorstands  ist  und 
etwa  6000  M.  Jahresgehalt  bezieht.  Dann  gibt  es  vier  verschiedene 
Gh*ade  von  Krankenschwestern,  welche  zwischen  8600  und  800  M. 
Jahresgehalt  beziehen;  es  wird  eine  mindestens  8jährige  Ausbildung 
an  einem  Krankenhause  verlangt,  und  die  Anstellung  erfolgt  erst 
nach  Smonatlicher  Probezeit.  —  In  den  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika  (Scharlau)  ist  die  Krankenpflege  durchgebildete 
Frauenärzte  seit  etwa  80  Jahren  begonnen  und  hat  bei  dem  Drange 
der  amerikanischen  Frauen,  sich  selbständig  zu  machen,  eine  be- 
deutende Ausdehnung  angenommen.  Die  Schülerinnen  in  Neu  York 
werden  in  einer  Wärterinnenschule  gegenüber  dem  Mount  Sinai- 
Hospital  ausgebildet,  sie  müssen  gute  Schulbildung  und  körperliche 
Gesundheit  nachweisen  und  erhalten  28  M.  monatlich.  Das  erste 
Jahr  geht  mit  theoretischem  Lernen  und  praktischer  Ausbildung  in 
den  Krankensälen  dahin,  alle  6—8  Wochen  wird  die  Schülerin  auf 
eine  andere  Abteilung  versetzt;  nach  Ijähriger  Lehrzeit  besteht 
sie  ein  theoretisches  Examen,  wird  Oberwärterin  und  Lehrerin  für 
die  neu  Eintretenden,  nach  2jähriger  Dienstzeit  im  Krankenhaus 
erhält  sie  ein  Diplom  und  macht  sich  selbständig.    Sie  erwirbt  als 


106  Gumprecht. 

selbständige  Pflegerin  104  M.  wöchentlich  neben  voller  Verpflegung 
und  neben  etwaigen  Geschenken.  —  Einen  imposanten  Eindruck 
Botes  Kreuz,  machen  die  Berichte  über  die  Tätigkeit  des  Roten  Kreuzes 
während  des  chinesischen  Krieges.  Zum  ersten  Male  seit  der 
Schaffung  der  deutschen  Marine  wurden  Lazarettschiffe,  welche 
ausschließlich  Sanitätszwecken  dienten,  in  Dienst  gestellt;  diese 
Lazarettschiffe  haben  sich  ebenso  wie  die  von  russischer,  französischer 
und  japanischer  Seite  eingerichteten  ausgezeichnet  bewährt.  An 
Land  wurden  hauptsächlich  Döckersche  Baracken  mit  Meidinger- 
Oefen  und  Koksheizung  zur  Unterbringung  der  Kranken  verwendet; 
die  Baracken  wurden  außen  mit  Holz  und  Bohr  zur  Wärmeisolation 
versehen  und  hielten  so  nicht  nur  den  kältesten  Winternächten  in 
der  Temperatur  stand,  sondern  überstanden  vermöge  ihrer  Festig- 
keit auch  einen  der  stärksten  ostasiatischen  Orkane.  Die  üeberlegen- 
heit  weiblicher  Krankenpflege  wurde  auch  hier  außer  Zweifel  gestellt, 
männliche  Hilfe  wurde  nur  für  das  Schlachtfeld  selbst,  für  die 
Transporte,  für  die  Errichtung  von  Lazaretten  und  für  den  eigent- 
lichen Verwaltungsdienst  gebraucht.  —  Die  Japaner  haben  ihrem 
Boten  Kreuz  für  das  Kriegsjahr  in  China  42  Mill.  Francs  zur  Ver- 
fügung gestellt;  dazu  wurden  zwei  Lazarettschiff'e,  eines  derselben  in 
8  Tagen,  fertig  ausgerüstet,  von  denen  jedes  etwa  200  Kranke  auf- 
nehmen konnte.  Auf  dem  Lande  wurden  mehrere  Etappenlazarette, 
Feldlazarette  und  eine  Krankenpflegeanstalt  errichtet,  stellenweise 
auch  ärztliche  Sprechstunden,  die  von  Offizieren  und  Kulis  fleißig 
aufgesucht  wurden.  Die  Japaner  haben  mehrfach  für  die  euro- 
päischen Mächte  die  Elrankenversorgung  übernommen  und  nach  ein- 
stimmigem Urteil  glänzend  durchgeftihrt ;  im  ganzen  haben  sie 
während  des  chinesischen  Krieges  mit  einem  Personal  von  etwa 
600  Köpfen  rund  12000  Elranke  versorgt.  —  Becht  lehrreich  ist 
auch  die  Entwicklung  des  Boten  Kreuzes  in  Bußland.  Bei 
dem  Mangel  an  organisierter  Wohltätigkeit  in  Bußland  hat  es  nahezu 
alle  Zweige  der  öffentlichen  Wohltätigkeit  an  sich  gerissen;  es  hat 
Hilfe  geleistet  bei  den  großen  Ueberschwemmungen  in  Petersburg, 
bei  Erdbeben  im  Kaukasus,  bei  großen  Eisenbahnunfallen ,  bei  Un- 
glück durch  Brand  oder  Hagelschlag,  bei  den  mit  großer  Begel- 
mäßigkeit  wiederkehrenden  Hungersnöten.  Es  hat  Waisenhäuser 
und  Unterkunftsstellen  gegründet,  nicht  minder  auch  Arbeitsnachweis- 
stellen, es  versorgt  die  wichtigsten  ELrankenhäuser  mit  Personal  (im 
ganzen  2600  Schwestern)  und  besorgt,  wo  es  mangelt,  auch  den 
Transport  von  Arbeitern  und  von  Getreide,  Kartoffeln  und  sonstigen 
Nahrungsmitteln. 


Krankenpflege. 


107 


Apparate  und  Verfahren.  Zunächst  sind  zwei  praktische  Be- 
wegungsapparate zu  erwähnen.  Der  Lossensche  Gehstütz- 
apparat (bei  Heldmann  &  Bender  in  Bensheim,  Hessen,  25  M.) 
hat  sowohl  Krücken  als  Stöcke,  beide  abnehmbar  und  in  jeder  Höhe 
verstellbar.  Die  Krücken  ruhen  auf  Federn,  sind  elastisch  und  um 
ihre  Längsachse  drehbar;  der  den  ganzen  Apparat  zusammenhaltende 
Bahmen  befindet  sich  dicht  über  dem  Fußboden  und  geniert  deshalb 
den  Kranken  nicht.  —  Der  Vulpiussche  Bewegungsapparat 
ist  ein  schrägstehender  Barren,  der  dem  Patienten  sowohl  mit  den 
Holmen  ftir  die  Hände,  wie  mit  eingesetzten  Krücken  für  die  Schultern 
Stützpunkte  bietet ;  der  Boden  des  Barrens  wird  gebildet  durch  eine 
BroUjalousie  ohne  Ende,  die  durch  ihre  Neigung  und  das  Gewicht 
des  Patienten  diesem  unter  den  Füßen  wegrollt  und  den  Patienten, 
der  übrigens  auf  demselben  Flecke  bleibt,  zu  Gehbewegungen  zwingt. 

Ein  hübscher  Apparat  für  häusliche  Gymnastik  ist  der 
des  Turnlehrers  Wagner  (Fabrikant  Georg  Stützel,  Nürnberg,  Maut- 
halle); es  ist  eine  Glissonsche  Schwebe,  die  unter  dem  Kopf  be- 
festigt wird ;  ihr  Aufhängeband  laufte  über  Rollen  in  zwei  Handhaben 
aus,  vermittels  deren  der  Patient  sich  selber  emporziehen  kann ;  der 
Apparat  dient  zur  allgemeinen  Kräftigung  und  zur  Vermeidung  von 
Wirbelsäulenverbiegungen.  —  Weniger  allgemein  verwendbar  wird 
der  Lynessche  Suspensionsapparat  für  Kinder  sich  erweisen,  eine 
Schwebe,  welche  unter  Armen  und  Schenkeln  des  Kindes  befestigt 
diesem  das  Stehen-  und  Gehenlemen  erleichtem  soll.  —  Eine  origi- 
nelle Idee  ist  die  der  Heilung  von  Krankheiten  durch  Musik,  Mu- 
sikotherapie  (Beauvois);  durch  Musik  sollen  alle  möglichen 
Leiden,  namentlich  psychischer  Natur,  ihre  Heilung  oder  Linderung 
finden,  so  daß  eine  eigene  Musikkapelle  fiir  jedes  Krankenhaus 
existieren  müßte. 

Für  den  Landarzt  wichtig  sind  einige  Neuerungen  der  Elranken- 
pflege  in  der  kleinen  Chirurgie;  zunächst  ein  Apparat  zur  Sterili- 
sation kleiner  Verbandstoffmengen  (Holzapfel);  in  einem 
kleinen  Spiritusapparat  wird  der  Dampf  entwickelt  und  geht  durch 
ein  Bohr  in  eine  Büchse,  welche  die  Verbandstoffe  in  Drahtnetzen 
enthält  und  die  nach  Beendigung  der  Sterilisation  von  dem  Dampf- 
rohr abgeschraubt  wird.  —  Ein  ganz  praktischer  Metallkasten  zur 
Sterilisation  von  Insti|imenten  ist  von  Bofinger  angegeben  (von 
Schweickhardt  in  Tuttlingen  konstruiert);  es  ist  der  gewöhnliche 
Fischkasten,  der  ohne  Einsatz  als  Heißwasser-,  mit  Einsatz  als 
Dampfsterilisator  gebraucht  wird ;  hübsch  ist  namentlich  seine  Kom- 
pendiosität.  —  Der  Wießn ersehe  Verbandeimer  für  das  Sprech- 


Bewegnngs- 
apparate. 


H&nsliohe 
Oymnastik. 


Musik- 
therapie. 


SteriUsation 
kleiner 

Verbandstoff- 
mengen. 


Verbandeimer. 


108  Giunprecht. 

ziminer  des  praktischen  Arztes  ist  fahrbar,  wird  mit  dem  Fuß  ge- 
öffiaet  und  enthält  ein  eingehängtes  Sieb,  durch  welches  Verband- 
material von  dem  flüssigen  Inhalt  getrennt  wird.  Dies  gebrauchte 
Gewasohene  Verbandmaterial  ist  durchaus  nicht  wertlos,  wenngleich  es  in 
Verbandstoffe. ^^j^  großen  chirurgischen  Stationen  fast  immer  verbrannt  wird;  in 
kleinen  Kommunalkrankenhäusem  mit  knappem  Etat  (Cr  am  er) 
werden  sämtliche  Leinen-,  Cambric-  und  Flanellbinden  beim  Verband- 
wechsel abgewickelt,  nicht  aufgeschnitten,  in  Sodaseifenlösung  ein- 
geweicht, gekocht  und  nach  dem  Trocknen  geplättet,  aufgerollt,  sterili- 
siert und  dann  wieder  gebraucht ;  nur  die  die  Wunde  unmittelbar  be- 
deckenden Verbandmullstücke  und  die  Tupfer  werden  verbrannt; 
für  Friedenszeiten  wird  man  auch  diese  kleine  Verschwendung  schon 
aus  erziehlichen  (Gründen  für  das  chirurgische  Personal  weiter  be- 
stehen lassen;  fiir  den  Krieg  jedoch  (Kor seh)  eine  weitergehende 
Benutzung  verbrauchter  Verbandstoffe  zulassen,  ja  notwendig  finden 
müssen.  Stets  muß  Blut  und  Eiter  vorher  durch  Sodalösung  entfernt 
werden,  was  wenigstens  so  weit  gelingt,  daß  die  Verbandstoffe  wieder 
leidlich  weiß,  wenn  auch  nicht  rein  weiß  werden;  die  unmittelbar 
von  der  Wunde  herrührenden  Mullstücke  und  die  Tupfer  können 
dann,  soweit  man  sie  nicht  zur  direkten  Bedeckung  der  Wunden 
wieder  verwenden  will,  zweckmäßig  zur  Ausfüllung  von  au&augenden 
Verbandkissen  Verwendung  finden.  —  Die  Firma  Knoke  u.  Dreßler 
in  Dresden  bringt  einen  aseptischen  Waschtisch  für  das  Operations- 
zimmer in  den  Handel,  dessen  Oeffnungshebel  so  weit  unter  dem 
Becken  vorsteht,  daß  der  herantretende  Operateur  ihn  mit  der  Hüfbe 
bequem  und  fast  unwillkürlich  wegschiebt;  beim  Wegtreten  des 
Operateurs  schnappt  der  Hebel  zurück  und  schließt  den  Wasser- 
zufluß; der  Abfluß  des  Wassers  aus  dem  Becken  wird  durch  einen 
mit  dem  Fuß  zu  regulierenden  Trethebel  bewirkt.  —  Eine  leicht  zu 
reinigende  Flasche  von  Bock  besteht  aus  zwei  auseinanderzuneh- 
menden Teilen,  die  durch  einen  beiderseits  übergreifenden  Verschluß 
wasserdicht  zusammengehalten  werden;  die  Flasche  kann  entweder 
als  Sputumflasche  oder  als  Milchflasche  gute  Dienste  leisten. 
Inhalations-  Unter  den  Inhalationsapparaten  sind  zunächst  zwei  Hand- 

apparate. Apparate  bemerkenswert;  der  Sängersche  Apparat  (Bezugsquelle: 
Homung  u.  Kraaz,  Magdeburg,  Anhaltstr.  7)  ist  ein  Dampfspray 
mit  besonders  praktischer  Einrichtung;  er  enthält  außer  dem  zur 
Dampferzeugung  nötigen  Wasser  von  etwa  80  com  einen  kleinen 
Kessel  f&r  das  betreffende  Medikament,  von  dem  in  der  Regel  2 — 8  ccm 
genügen;  durch  die  Vorwärmimg  dieses  Medikaments  und  die  aus- 
giebige Ansaugung  seitens  des  Dampfstroms  ist  die  Verteilung  des 


Krankenpflege. 


109 


Medikaments  eine  so  feine,  daß  die  angegebene  Menge  von  2 — 3  com 
genügt,  um  eine  viertel-  bis  halbstündige  Inhalation  von  Terpentinöl, 
Kreosot  oder  Menthol  zu  ermöglichen;  der  Apparat  näßt  die  Bett- 
wäsche nicht,  während  dies  der  gewöhnliche  Dampfspray  in  hohem 
Maße  tut ;  auch  für  Formalindesinfektion  eignet  er  sich  anscheinend 
recht  gut.  —  Ein  Zerstäuber  auf  kaltem  Wege  ist  dagegen  der 
Ronkarzsche  (Apotheker  in  Straßburg  i.  E.) ;  die  Zerstäubung  wird 
hier  durch  ein  Doppelgebläse  bewirkt  und  erreicht  eine  sehr  feine 
nebelartige  Verteilung  der  medikamentösen  Lösung,  die  natürlich 
nach  Bedarf  auch  vorgewärmt  sein  kann.  —  Mehr  für  Kranken- 
häuser oder  Inhalatorien  eignet  sich  der  Apparat  vom  Mechaniker 
Reif  in  München,  der  in  den  Münchener  und  Reichenhaller  An- 
stalten schon  mehrfach  die  Feuerprobe  bestanden  hat;  er  hängt  wie 
der  Clarsche  Apparat  von  der  Decke  herunter,  einer  Hängelampe 
nicht  unähnlich;  die  Lampenglocke  birgt  nur  die  medikamentöse 
Lösung,  der  tiefste  Teil  der  Lampenglocke  stellt  einen  Stiel  aus  Weiß- 
blech dar,  welcher  komprimierte  Luft  enthält;  die  aus  der  Glas- 
glocke zufließende  Lösung  trifft  an  den  Zerstäubungsschlitzen  mit 
der  komprimierten  Luft  zusammen  und  wird  äußerst  fein  zerrissen; 
der  Apparat  wird  alle  2  Monate  mit  Aether  gereinigt.  —  R.  Moody 
hat  von  Arnold  and  Sons  (Smithfield,  London)  einen  neuen  Respi-  Respirator. 
rator  anfertigen  lassen;  der  Rand  trägt  in  der  üblichen  Weise  einen 
aufblasbaren  Gummiring  zur  Anpassung  ans  Gesicht;  eine  Klappen- 
vorrichtung sorgt  dafür,  daß  die  Luft  von  vorne  in  den  Respirator 
eintritt  und  dabei  eine  mit  Drahtgittem  abgegrenzte  Kammer  passiert, 
welche  zur  Filtration  der  Luft  mit  Watte  und  nach  Bedarf  mit  einem 
medikamentösen  Inhalationsmittel  beschickt  ist,  eine  andere  Klappe 
sorgt  für  den  Austritt  der  verbrauchten  Luft.  —  C.  Baber  hat  einen 
Mundspatel  konstruiert,  welcher  vermöge  einer  kleinen  aufgesetzten  Mondspatel. 
Gabel  es  ermöglicht,  den  vorderen  Gaumenbogen  gleichzeitig  mit  der 
Zunge  aus  dem  Gesichtsfeld  wegzudrücken  und  dadurch  die  gesamte 
Mandel  bis  zu  ihrer  Wurzel  der  Besichtigung  zugänglich  zu  machen 
(Fabrikant:  Mayer  and  Meltzer,  Great  Portland  Street,  London,  W.); 
es  wird  allerdings  eine  gewisse  Geschicklickheit  dazu  gehören,  um 
mit  diesem  Instrument  Nebenverletzungen  zu  vermeiden,  namentlich 
wenn  Würgbewegungen  eintreten. 

Für  die  Applikation  von  Wärme  und  ELälte  dient  ein  sehr  prak- 
tischer Zirkulator  von  Philipp,  welcher  aus  einem  auf  den  kranken    Zirkalator. 
Körperteil  aufzulegenden  Gummibeutel  besteht,  der  aus  einem  Irri- 
gator mit  heißem   oder  kaltem  Wasser  versorgt  wird;  die  meisten 
bisherigen  derartigen  Zirkulationsvorrichtungen  ließen  das  verbrauchte 


110 


Gumprechfc. 


Zirkalaior. 


Heifilnft- 
apparate. 


Wasser  ab  und  bedurften  so  einer  großen  Menge  neuen  Wassers 
zur  Zufuhr;  in  diesem  Zirkulator  aber  wird  das  einmal  gebrauchte 
Wasser  vermöge  eines  in  den  Leitungsschlauch  eingeschalteten 
Gummigebläses  mit  Ventilen  immer  wieder  in  den  Irrigator  zurück- 
gepumpt,  wo  es  entweder  durch  die  Flamme  oder  durch  Eis  auf  den 
gewünschten  Temperaturgrad  zurückgebracht  wird ;  die  Vorrichtung 
ist  sowohl  für  äußere  Umschlage  als  für  Körperhöhlen  anwendbar.  — 
Eine  Irrigatorspritze  (Kuhn)  zu  Vaginalspülungen,  welche  den  ge- 
schmacklosen Namen  ^^Lady's  friend"  fuhrt,  besteht  aus  Gximmi  und 
ist  eigentlich  nichts  weiter  als  die  Ghimmiballonspritze ,  wie  sie  bei 
Eindem  für  Klistiere  bereits  häufig  angewendet  wurde;  richtig  ist, 
daß  solche  Ballonspritze  den  Irrigator  häufig  wird  ersetzen  können.  — 
Zwei  Heißluft apparate  müssen  hier  Erwähnung  finden,  einer  für 
allgemeine  und  einer  für  örtliche  Anwendungen.  Das  Alettersche 
(Frankfurt  a.  M.)  Schwitzbett  besteht  aus  einer  Kohrgeöecht- 
chaiselongue ,  über  welche  eine  Segeltuchdecke  vermittels  Reifen- 
bügeln  übergedeckt  wird ;  der  auf  der  Chaiselongue  liegende  Kranke, 
der  nur  den  Kopf  durch  die  Decke  heraussteckt,  wird  rings  von  der 
heißen  Luft  umspült,  die  auf  dem  Boden  durch  zwei  Spiritusbrenner 
erzeugt  wird;  die  Spiritusbrenner  werden  auf  kleine  Flamme  ein- 
gestellt und  stehen  unter  vorher  stark  erhitzten  Ziegelsteinen,  welche 
letztere  die  Hauptwärme  liefern ;  einer  gewissen  Feuerge&hrlichkeit 
wird  sich  die  Vorrichtung  nicht  entschlagen  können,  umsomehr, 
als  das  Segeltuch  unten  an  der  Chaiselongue  festgeknöpft  ist  und 
der  Kranke  bei  entstehendem  Feuer  das  Tuch  nicht  oder  nur  schwer 
abstreifen  könnte.  —  Der  Odelgasche  Trockenheißluftapparat 
ist  den  Bier  sehen  Apparaten  sehr  ähnlich;  das  Material  sind  Papier- 
lamellen, die  mit  Wasserglas  und  Asbest  aufeinandergeklebt  sind; 
auf  diese  Weise  wird  ein  Elasten  mit  weitem  Hohlraum  für  das 
kranke  Glied  gebildet;  die  Zuführung  der  heißen  Luft  erfolgt  vom 
Boden  aus ;  ein  besonderer  Luftverteiler  zwingt  die  heiße  Luft,  sich 
durch  den  ganzen  Apparat  zu  verteilen;  seitliche  Ausströmungs- 
öffnungen,  die  mit  Korkstöpseln  verschlossen  werden  können,  ermög- 
lichen es,  die  eine  Seite  des  betreffenden  Körperteils  nach  Wunsch 
mehr  abzukühlen  oder  mehr  zu  erwärmen;  das  Thermometer  zeigt 
vermöge  der  guten  Luftmischung  im  Apparate  stets  die  wirklich 
herrschende  Temperatur  an;  in  knapp  einer  Viertelstunde  werden  70®, 
in  einer  halben  Stunde  100*  erreicht ;  kleine  Näpfchen  (Vogelnischen) 
mit  Chlorkalzium  sorgen  für  die  Verhütung  des  Feuchtwerdens  der 
Luft  im  Apparat. 

Ein  origineller  Gedanke  ist  das  auskochbare  Fieberthermo- 


Krankenpflege. 


111 


Entgiftnngs- 
kästen. 


meter  „Pyrol^;  es  ist  bekannt,  daß  die  gebräuchlichen  Thermo- Anskoohbares 
meter  oft  durch  Ueberschreitung  der  zulässigen  Temperatur  ruiniert  Thermometer, 
werden;  die  Quecksilberkapillarröhre  des  „Pyrol"  hat  deshalb  an 
ihrem  obersten  Ende  eine  Hohlkugel,  groß  genug,  um  das  Zehnfache 
der  in  dem  gesamten  Ejipillarrohre  enthaltenen  Quecksübermenge 
zu  fassen;  wir  sehen  den  Hauptvorteil  dieser  Einrichtung  weniger 
in  der  Möglichkeit  der  Thermometersterilisation,  die  ziemlich  über- 
flüssig ist,  sondern  in  der  Ausschaltung  einer  der  häufigsten  Ur- 
sachen für  die  Ruinierung  der  Thermometer.  —  Einen  „Entgif- 
tungskasten" empfiehlt  Kobert  (erhältlich  bei  Riedel,  chemische 
Fabrik,  Berlin) ;  der  Kasten  enthält  Instrumente,  Apparate,  Arzneimittel, 
Reagenzien,  die  zur  Behandlung  von  Vergiftungen  dienen,  auch  ein 
kleines  Buch  über  Vergiftungen,  und  soll,  nach  des  Verfs.  Absicht,  auf 
Polizeiämtem,  Rettungswachen  u.  dergl.  stets  vorhanden  sein ;  mit  den 
Apotheken  empfiehlt  Kobert  einen  Vertrag  abzuschließen,  dahingehend, 
daß  sie  gegen  jährliche  Entschädigung  den  Kasten  vorrätig  halten. 


Transport  und  Lagerung.  Die  Frage  „Wie  ruht  man  gut?" 
beantwortet  Schrohe  dahin,  daß  alle  Schwerpunkte  der  einzelnen 
Körperteile  genügend  unterstützt  und  die  Muskeln  in  ihrer  Spannung 
auf  das  geringste  Maß  beschränkt  sein  müssen;  er  hat  daher  einen 
Lehnsessel  konstruiert,  welcher  in  der  Hüfte  und  den  Knien  den 
Körper  zu  rechtwinkliger  Beugung  veranlaßt,  und,  indem  er  um 
eine  horizontale  Achse  drehbar  ist ,  jede  beliebige  Neigung  annehmen 
und  den  Unterstützungspunkt  des  Körpers  damit  verändern  kann.  — 
Wichtiger  als  solche  Stühle,  von  denen  jeder  Mensch  wohl  viele 
bequeme  findet,  ist  die  Konstruktion  von  Krankenbetten.  Das  Carter- 
sche  Bett  (London,  New  Cavendish  Street)  ist  eine  eiserne  Bett- 
stelle mit  Matratze,  auf  der  der  Patient  liegt,  aber  getrennt  von  ihr 
noch  durch  Quergurte,  die  in  einem  besonderen  Rahmen  ausgespannt 
sind  und  während  der  Ruhelage  vom  Kranken  nicht  gefühlt  werden ; 
soll  das  Bettzeug  gewechselt  werden,  so  wird  der  Rahmen  mit  den 
Gurten  vermittels  einer  Kurbel  emporgedreht  und  der  Kranke  nun, 
ohne  seine  Lage  zu  verändern,  über  die  Matratze  emporgehoben.  — 
Auf  der  Stettiner  Krankenpflegeausstellung  wurde  von  der  Berliner 
Möbelfabrik  Dittmar  ein  automatisches  Bett  ausgestellt,  bei 
welchem  der  darin  liegende  Elranke  nur  auf  einen  Knopf  zu  drücken 
braucht,  um  das  Bett  um  seine  Horizontalachse  drehbar  zu  machen ; 
der  Kranke  selbst  ändert  dabei  seinen  Schwerpunkt  so,  daß  es  lang- 
sam nach  hinten  oder  nach  vom  überkippt  (Preis  ca.  100  M.).  — 
Wollte  man  Krankentransportbetten  in  die  Bahn  einstellen,  so 


Sessel. 


Kranken- 
betten. 


der 
Seekrankheit 


112  Gumprecht. 

Kranken-  war  es  bisher  üblich,  einen  Gepäck-  oder  lY.  Klassewagen  fiir  diesen 
betten.  Zweck  zu  mieten,  wo  aber  dann  Heizung  nicht  zu  haben  war;  eine 
Bahre  zum  Einstellen  in  die  m.  Eisenbahnklasse  beschreibt  jetzt 
Cramer;  sie  wiegt  etwa  80  kg,  auf  einer  Sprung-  und  Spiral- 
federung liegt  eine  Krollhaarmatratze  und  darüber  ein  Gestänge, 
welches,  sobald  die  Bahre  zwischen  den  Bänken  des  Eisenbahn- 
coupös  steht,  seitlich  ausgespreizt  werden  kann  und  damit  dem 
Kranken  größere  Bewegungsfreiheit  gestattet;  daß  es  desinfizierbar 
ist,  sei  nur  nebenbei  erwähnt,  ebenso,  daß  es  von  der  Medizinal- 
kommission für  das  Großherzogtum  Mecklenburg-Schwerin  empfohlen 
ist.  —  Bekannter  ist  ein  anderer  Symptomenkomplex,  welcher  eben- 
Behandlnng  falls  durch  Veränderung  der  Körperlage  bedingt  wird,  die  See- 
krankheit; Fischl,  Schiffsarzt  des  Oesterreichischen  Lloyds,  hat 
mehrfach  beobachtet,  daß  beim  plötzlichen  üebergang  aus  anhalten- 
der Horizontallage  in  die  aufrechte  Stellung  sofort  Seekrankheit  ein- 
trat; er  bekämpft  die  Elrankheit  hauptsächlich  durch  Tieflegung  des 
Kopfes  bei  Horizontallage  des  Körpers  und  es  gelang  ihm  in  alleui 
im  ganzen  69  Fällen,  die  länger  als  2  Stunden  so  lagen,  trotz 
schwerer  See  das  Erbrechen  zum  Schwinden  zu  bringen;  femer  sah 
er  einen  auffallend  günstigen  Erfolg  von  straffer  Einwicklang  der 
Glieder  mit  Flanellbinden,  die  etwa  alle  8  Stunden  gelüftet  werden 
müssen,  um  nicht  Schaden  anzurichten;  der  gute  Erfolg  ist  wohl 
auf  die  bessere  Blutversorgung  des  Gehirns  zu  beziehen ;  im  übrigen 
soll  man  nie  den  Magen  vollkommen  leer  lassen,  sondern  häufig 
trockene  und  feste  Nahrung  in  kleinen  Mengen,  selbst  bei  voll  aus- 
gesprochener Seekrankheit,  nehmen;  von  zweifellosem  Einfluß  ist 
die  Psyche :  wer  beschäftigt  ist,  wird  nicht  seekrank,  ebenso  wer  an 
andere  Dinge  denkt;  nach  Fischl  sollen  namentlich  hochzeitsreisende 
Paare  von  der  Seekrankheit  fast  absolut  verschont  werden. 

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E.Alt,  Die  familiäre  Verpflegung  der  Schwachsinnigen  in  Deutschland.  Als 
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Krankenpflege.  113 

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Ebenda  Nr.  22.  —  IX.  Jahresbericht  des  Vereins  für  jüdische  Kranken- 
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Zeitschr.  1902.  —  Krull,  Dresdener  Ausstellung.  Zeitschr.  f.  Kranken- 
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Krankenpflege  als  Erziehimgsgegenstand.   Zeitschr.  f.  Krankenpflege,  Januar. 

—  R.  Moody,  Inhalator.  Lancet,  July  18.  —  Odelga,  Trockenheißluft- 
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Nr.  16.  —  Schar  lau,  Krankenpflege  in  New  York.  Zeitschr.  f.  Kranken- 
pflege, August  —  V.  Schlichting,  Weibliche  Krankenpflege  am  M&nnerbett. 
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—  Schrohe,  Lehnstuhl.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  48.  —  ünter- 
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Polytechnik  Nr.  9.  —  H.  Weicker»  Mitteilungen  aus  Dr.  Weickers 
Volkssanatorium  «Krankenheim*  (Jahresbericht  1901).  Beiträge  zur  Frage  der 
Volksheilstätten  VIL  Leipzig.  —  Wiesner,  Verbandeimer.  Aerztl.  Polytech., 
März.  —  Zimmer,  Staatsaufsicht.     Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  24. 


Jthrlmoli  der  pnktiscliai  Medisin.    1S04.  g 


in. 


Spezielle  Pathologie  und  Therapie. 


I.  Innere  Medizin. 


a)  Krankheiten  des  Nerrensystems. 

Von  Prof.  Dr.  E.  Bedlleh  in  Wien. 

Allgemeines.  Hitzig  hat  seine  im  letzten  Berichte  bereits  angekün- 
Sehfnnktion.  digten  Arbeiten  über  die  Physiologie  des  Sehens  fortgesetzt  nnd 
abgeschlossen.  Auch  sie  behandeln  auf  Gmnd  eines  reichen  experimentellen 
Materials  vor  allem  die  Beziehungen  der  Binde  und  der  subkortikalen 
Granglien  zum  Sehakt  beim  Hunde.  Er  wendet  sich  vielfach  in  scharfer 
Weise  gegen  Munk,  so  wenn  er  die  Bezeichnung  der  Sehstörung  als 
Seelenblindheit,  d.  h.  einem  Verluste  der  Erinnerungsbilder  der  Gesichts- 
objekte, ablehnt;  Tielmehr  handle  es  sich  bei  allen  zu  beobachtenden 
Erscheinungen  um  Herabsetzung  der  Lichtempfindlichkeit,  des  Farbensinns 
und  des  Ortssinnes  der  Sehorgane.  Am  st&rksten  sind  diese  Störungen  in 
den  oberen  lateralen  und  am  schwächsten  an  den  unteren  medialen  Ab- 
schnitten des  Gesichtsfeldes  ausgesprochen.  Eine  Projektion  der  Retina 
auf  die  Eonyezit&t  der  Sehsphäre  im  Sinne  Munks  findet  in  keiner  Weise 
statt.  Auch  das  Sjrankheitsbild  der  partiellen  Rindenblindheit  ist  nicht 
durch  partielle  Zerstörung  der  Rinde  hervorzurufen.  Für  das  Zustande- 
kommen des  Sehens  nimmt  er  als  das  Prim&re  die  Erzeugung  des  fertigen 
optischen  Bildes  in  der  Retina  an.  Dieses  optische  Bild  wird  mit  motori- 
schen, vielleicht  auch  noch  mit  anderen  Innervationsgefahlen  zu  Vorstellungen 
niederer  Ordnung  in  den  infrakortikalen  Zentren  verarbeitet,  endlich  in 
der  Rinde  die  Apperzeption  dieser  Vorstellungen  mit  Vorstellungsgefühlen 
niederer  Herkunft  assoziiert.  Rothmann  verwertet  die  durch  die  neueren 
experimentellen  Arbeiten  festgestellte  Tatsache,  daß  die  Pyramidenbahn 
nicht  die  einzige,  ja  nicht  einmal  wichtigste  motorische  Bahn  sei,  für 
die  Pathologie  des  Menschen.  Akute  Zerstörung  der  Pyramidenbahn  allein 
fahrt  hier  zu  einer  Parese,  die  sich  nicht  ganz  zurückbildet,  akute  Zer- 
störung der  Pyramidenbahn  und  der  anderen  motorischen  Bahnen  bedingt 
schlaffe  Lähmung,  die  nur  unvollkommen  restitutionsfähig  ist.    Die  auf 


Motorische 
Fonktion. 


Krankheiten  des  Nervensystems.  115 

Pjramidenaffektion  beratende  sog.  spastische  Spinalparaijse  geht  ohne 
eigentliche  Lähmung  einher,  auch  die  Hypertonie  ist  nicht  durch  den  Aus* 
fall  der  Pyramidenbahn  bedingt,  vielmehr  kommt  auf  Rechnung  dieser 
Läsion  bloß  die  Steigerung  der  Sehnenreflexe.  Es  zeigt  sich  also,  daß  auch 
beim  Menschen  die  Pyramidenbahn  nicht  die  ausschließliche  motorische 'Bahn 
ist,  wenngleich  sie  eine  größere  Bedeutung  beansprucht  als  beim  Tiere. 
Rydel  und  Seiffer  untersuchten  mittels  besonderer  Stimmgabeln  das  sog. 
Vibrationsgefühl  (Egger)  an  Gesunden  und  Kranken  Sie  halten  das-  vibrations- 
selbe  für  eine  besondere  Empfindungsqualität  (Pallästhesie,  wie  es  die  gefOhl. 
Autoren  nennen),  die  nicht  dem  Knochen  oder  Periost  allein  zukommt, 
sondern  eine  komplizierte  Empfindung  darstellt,  welche  von  den  feinsten 
Nerven  aller  unter  der  Haut  liegenden  Gewebe  aufgenommen  wird.  Stö- 
rungen desselben  sind  nicht  immer  von  kutanen  Sensibilitätsstörungen 
begleitet,  gehen  aber  nahezu  immer  mit  Ataxie  und  Muskelsinnstörungen 
einher,  öfters  denselben  sogar  voraus. 

Auch  heuer  liegen  über  das  diagnostisch  so  wichtige  Babinski-  BabinsUschea 
sehe  Zehenphänomen  eine  Reihe  von  Untersuchungen  vor.  Sehr  Phänomen, 
eingehend  beschäftigt  sich  Goldflam  mit  diesem  Phänomen,  zu 
dessen  Prüfung  er  allerlei  interessante  Details  angibt.  Auch  er 
schätzt  die  diagnostische  Bedeutung  desselben  sehr  hoch,  wie  er  an 
einer  großen  Reihe  von  Fällen  nachweist.  Bei  Kindern  unter 
1  Jahre  ist  auch  nach  ihm  das  Phänomen  physiologisch  vorhanden. 
Im  tiefen  Schlafe  findet  sich  meist  das  Babinskische  Phänomen. 
In  der  Chloroformnarkose  bleiben  die  Sehnenreflexe  erhalten,  während 
die  Flantarreflexe  verschwinden.  Dies,  sowie  andere  Erfahrungen 
bezüglich  des  Verhaltens  von  Haut-  und  Sehnenreflexen  bei  Hemi- 
plegien, totalen  Querschnittsunterbrechungen  des  Rückenmarks  u.  s.  w. 
lassen  ihm  die  Ansicht,  wonach  die  Hautreflexe  ihr  Zentrum  in  der 
Hirnrinde  haben,  plausibel  erscheinen.  Der  normale  Plantarreflex 
ist  ein  Rindenreflex,  das  Babinskische  Zehenphänomen  ein  spinaler 
Reflex.  Auch  Richter  und  Specht  halten  das  Babinskische 
Phänomen  ftir  ein  zuverlässiges  Symptom  der  Pyramidenbahndegene« 
ration  oder  mindestens  einer  funktionellen  Schädigung  derselben. 
Oppenheim  hat  vor  kurzem  einen  neuen  Reflex  beschrieben,  der 
durch  Streichen  längs  der  Innenfläche  des  Unterschenkels  hervor- 
gerufen wird  und  in  einer  Plantarflexion  der  Zehen,  selten 
auch  Beugung  des  Fußes,  besteht.  Unter  denselben  Bedingungen, 
wie  das  Babinskische  Zehenphänomen,  tritt  auch  hier  eine  Kon- 
traktion des  Extens.  halluc.  long.,  Tibialis  ant.,  Extens.  dig.  comm. 
und  zuweilen  der  Musculi  peron.  ein.  Die  diagnostische  Bedeutung 
dieser  Umkehr  des  Oppenheimschen  Unterschenkelreflexes  ist 
annähernd  die  gleiche,  wie  die  des  Babinskischen  Zohenphänomens. 


116 


Redlich. 


Oppenheim-  Meist  finden  sich  beide  gemeinsam.  Es  gehört  demnach  dieser 
Boher  pathologische  Reflex,  wie  Cassirer  auf  Grund  ausfuhrlicher  Be- 
reflex.  obachtungen  findet,  zu  den  überaus  häufigen,  um  nicht  zu  sagen  fast 
konstanten  Merkmalen  der  Pyramidenseitenstrangserkrankung.  Auch 
Pfeifer  fand  den  normalen  Oppenheimschen  Unterschenkelreflex 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle.  Auch  die  diagnostische  Bedeutung  seiner 
Umkehr  konnte  er  bestätigen.  Die  diagnostische  Bedeutung  des 
Oppenheimschen  gegenüber  dem  Babinskischen  Phänomen 
wechselt,  so  daß  in  allen  zweifelhaften  Fällen  beide  Brofleze  zu 
prüfen  sind. 


Gehirn.  An  der  Hand  mehrerer  interessanter  Fälle  bespricht 
AphaBie.  Bothmann  das  Auftreten  akuter  transitorischer  Aphasie. 
Basch  kommend  und  ebenso  rasch  wieder  verschwindend  tritt  die- 
selbe bei  der  Hysterie  auf;  nicht  selten  ist  sie,  wie  bekannt,  bei  der 
Dementia  paralytica.  Bothmann  beschreibt  aber  einen  Fall,  wo 
eine  rasch  vorübergehende  Aphasie  sich  wahrscheinlich  infolge  großer 
Hitze  entwickelt  hatte.  Ein  anderer  Fall  von  vorübergehender 
motorischer  Aphasie,  verbunden  mit  Agraphie,  der  durch  ein  kurz 
dauerndes  Stadium  der  Paraphasie  in  Genesung  überging,  war  auf 
die  Kombination  mehrerer  ätiologischer  Momente,  wie  geistige  Ueber- 
anstrengung,  große  Hitze  und  starke  Ueberladung  des  Magens,  zurück- 
zufuhren. Aber  auch  echte  Embolien  können  zu  kurz  dauernder 
transitorischer  Aphasie  führen,  wie  ein  vom  Autor  beschriebener 
Fall,  der  sich  im  Anschlüsse  an  eine  Pneumonie  entwickelte,  zeigt. 
Das  plötzliche  Auftreten  und  Verschwinden  solcher  Aphasien  ist 
demnach  durchaus  kein  Beweis  für  die  funktionelle  Natur  derselben. 
Pick  vertritt  seit  längerer  Zeit  die  Ansicht,  daß  gewisse  Er- 
scheinungen bei  Aphasischen,  vor  allem  die  Logorrhoe  und  die 
Echolalie,  auf  den  Ausfall  einer  Hemmungsfunktion  des  akustischen 
Sprachzentrums  zurückzuführen  seien.  Er  beschreibt  nun  neuerdings 
einen  Fall,  wo  das  Symptom  der  Logorrhoe  in  ganz  besonderem 
Maße,  förmlich  anfallsweise,  aufbrat,  daneben  bestanden  sonstige 
leichte  Sprachstörungen.  Die  Sektion  ergab  ein  primäres  Bronchial- 
karzinom mit  Metastasen  in  allen  Teilen  des  Gehirns,  von  denen 
eines  den  linken  Schläfelappen  komprimierte.  Schüller  macht 
Hemiplegie,  darauf  aufmerksam,  daß  Hemiplegiker  den  Flankengang  nach  der 
gelähmten  Seite  in  annähernd  normaler  Weise  ausführen,  während 
beim  Gehen  nach  der  gesunden  Seite  das  gelähmte  Bein  deutlich 
schleift.  Es  hängt  dieses  Symptom  mit  der  Verlängerung  des 
spastischen  Beines  zusammen.    Die  diagnostische  Bedeutung  dieses 


Krankheiten  des  NervensyHiems. 


117 


Phänomens  liegt  einerseits  darin,  daß  es  auch  in  leichten  Fällen 
nachweisbar  ist,  andererseits  funktionellen  Hemiplegien  fehlt.  Pick 
beobachtete  einen  Fall  —  alter  Erweichungsherd  im  Linsenkeme  und 
innerer  Kapsel  mit  rechtseitiger  Hemiplegie  — ,  wo  auf  der  hemiple- 
gischen  Seite  der  Kitzelreflex  in  der  Achselhöhle,  Fußsohle  u.  s.  w.  Kitzelreflez. 
konstant  fehlte.  Ohne  eine  Lokalisation  dieses  Symptoms  geben  zu 
wollen,  ist  er  doch  geneigt,  dasselbe  mit  den  die  Hemiplegie  ver- 
ursachenden Herden  in  Zusammenhang  zu  bringen.  An  der  Hand 
zweier  Fälle  und  der  Literatur  bespricht  Steiner  das  Vorkommen 
und  die  Erklärungsversuche  der  Muskelatrophien  bei  zerebralenMoakelatropMe 
Herden.  Sie  findet  sich  nach  ihm  häufiger  als  für  gewöhnlich  *»«*  "^®*»'*^«'^ 
angenommen  wird.  Bezüglich  ihres  Zustandekommens  nimmt  er  an, 
daß  sich  in  der  Regel  an  die  Läsion  des  primären  motorischen 
Neurons  im  Gehirn  eine  anatomische  Läsion  des  peripheren  an- 
schließt. Das  primäre  motorische  Neuron  übt  auf  das  periphere  und 
in  erster  Linie  auf  die  Muskulatur  einen  trophischen  Einfluß  aus, 
durch  dessen  Wegfall  die  zerebrale  Muskelatrophie  zu  stände  kommt. 
Berger  beschreibt  einen  Fall,  wo  sich  bei  einem  8jährigen  Kinde 
infolge  Sturzes  eine  rechtseitige  Hemiplegie  mit  ausgesprochener 
Athetose  entwickelt  hatte.  Der  Tod  erfolgte  erst  im  62.  Lebens-  Athetose. 
jähre.  Bei  der  Sektion  fand  sich  im  linken  Linsenkern,  dessen 
hinteren  Anteil  fast  total  einnehmend,  ein  mit  verkalkten  Massen 
angefüllter,  zirka  kirschgroßer  Hohlraum;  der  ursprüngliche  Prozeß 
dürfte  eine  Blutung  gewesen  sein.  Berger  ist  geneigt  anzunehmen, 
daß  die  posthemiplegischen  Bewegungsstörungen  von  verschiedenen 
Himpartien,  Großhirn,  Kleinhirn  und  Rückenmark,  ausgelöst  werden 
können.  Wahrscheinlich  wird  der  Reiz  erst  nach  der  motorischen 
Hirnrinde  fortgeleitet  und  erst  dort  die  Bewegungsstörung  ausgelöst. 
Nach  Stadelmann  kann  ein  Fall  nur  dann  als  traumatische  Apoplexie. 
Spätapoplexie  (Auftreten  apoplektischer  Erscheinungen  nach 
Trauma  nach  einem  gesunden  Litervall)  angesehen  werden,  wenn 
vor  dem  Trauma  der  Kranke,  im  jugendlichen  Alter  stehend,  keinerlei 
Gefilßveränderungen  und  auch  keine  zu  solchen  disponierende  Er- 
krankungen aufweist.  Das  Trauma  muß  ein  erhebliches  gewesen 
sein,  und  die  Erscheinungen  der  Gefäßerkrankung  müssen  sich  in 
relativ  kurzer  Zeit  unter  ärztlicher  Beobachtung  entwickelt  haben. 
Stadelmann  beschreibt  einen  Fall,  der  allen  diesen  Bedingungen 
entspricht.  Ein  2.  Fall  ist  dadurch  interessant,  daß  im  Anschlüsse 
an  einen  Unfall  eine  Schädelfraktur  sich  anschloß,  die  ausheilte. 
Nach  mehreren  Wochen  entwickelte  sich  eine  Meningitis,  der  der 
Kranke  erlag.    Lifolge  des  Traumas  war  wahrscheinlich  ein  Locus 


118  RedHch. 

minoris  resistentiae  geschaffen,  an  dem  sich  nachträglich  in  die 
Lymph-  oder  Blutbahn  eingedrungene  Mikroorganismen  ansiedeln 
konnten.  Vielleicht  bot  eine  Angina  die  Einbruchspforte  für  die 
Mikroorganismen.  Auch  Krön  hat  einen  Fall  beschrieben,  den  er 
als  traumatische  Spätapoplexie  auffaßt,  obwohl  hier  doch  allerlei 
Dispositionen  für  Gefäßerkrankungen  vorhanden  waren ;  er  läßt  eben 
den  Standpunkt  von  Langerhans,  wonach  jede  Disposition  fehlen 
muß,  in  seiner  vollen  Schärfe  nicht  gelten.  Bansohoff  beschreibt 
EnzephalitiB.  einen  Fall  von  akuter  hämorrhagischer  Enzephalitis  von 
Strümpellschem  Typus,  der  sich  an  einen  dysenterischen  Prozeß 
des  Dickdarms  angeschlossen  hatte  Es  handelte  sich  um  eine 
Geisteskranke.  Die  Erscheinungen  hatten  sich  rasch  entwickelt  und 
zu  Bewußtlosigkeit,  Pupillenstarre,  Eztremi täten lähmung,  Herab- 
setzung der  Sehnenreflexe  und  rasch  zum  Exitus  geführt.  Bei  der 
Sektion  fanden  sich  zahlreiche  hämorrhagische  Herde  in  der  Hirn- 
rinde von  oft  beträchtlichem  Umfange,  mikroskopisch  Hämorrhagien, 
Thrombosen,  Gewebsinfiltration.  Ran soho ff  nimmt  an,  daß  vom 
Dickdarm  aus  Mikroorganismen  in  die  Blutbahn  und  ins  Gehirn 
gelangten  und  zur  Enzephalitis  fahrten.  In  2  Fällen  von  Dys- 
enterie beobachtete  er  Pachymeningitis  haemorrhagica.  Bei  einem. 
2.  Falle  von  Enzephalitis  bei  einem  Dickdarmprozeß  ist  die  ätio- 
logische Abhängigkeit  vom  letzteren  zweifelhaft,  vielmehr  sieht  er 
die  Ursache  desselben  in  einer  gleichzeitig  vorhandenen  Phthise. 
Bosenfeld  beobachtete  einen  28jährigt$n  Mann,  der  Lues  gehabt 
hatte,  bei  dem  zunächst  psychische  Störungen  auftraten,  dann  zu- 
nehmende Somnolenz,  Pupillen  starre,  Neuritis  optica,  abwechselnd 
tiefstes  Koma  mit  40  Pulsen,  Erloschensein  der  Reflexe  und  luzide 
Perioden.  Temperatur  normal.  Tod  im  Koma.  Makroskopisch  kein 
Befund;  erst  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  fanden  sich  in 
der  Capsula  interna,  auf  den  Linsen  kern  und  Thalamus  übergreifend, 
enzephalitische  Herde  ohne  Erweichung  und  mit  wenig  Blutungen. 
Aetiologisch  ist  der  Fall  unklar  geblieben.  Baucke  beschreibt 
einen  FaU  von  Encephalitis  disseminata,  die  sich  bei  einem 
SSjährigen,  seit  vielen  Jahren  an  Dementia  praecox  leidenden  Kranken 
nach  einem  operativen  Eingriffe  entwickelt  hatte.  Aetiologisch  war 
wahrscheinlich  ein  im  Gefolge  der  Operation  aufgetretener  Dekubitus 
anzuschuldigen.  Die  Symptome  bestanden  in  Schmerzen,  Blasen- 
und  Mastdarmlähmung,  Sensibilitätsstörungen  an  den  unteren  Ex- 
tremitäten und  am  Rumpfe.  Bei  der  Sektion  fanden  sich  sklerotische 
Herde,  die  makroskopisch  an  multiple  Sklerose  erinnerten,  nach  dem 
mikroskopischen   Befunde  aber  von  Baucke  zur  Enzephalitis  ge- 


Erankheiien  des  Nervensystems.  l\Q 

rechnet  werden.     Bettencourt  bespricht  die  Aetiologie  der 
Schlafkrankheit  der  Neger,  der  bekanntlich  eine  Meningo-       Schlaf- 
enzephalomyeHtis  zu  Grunde  liegt.    Als  Erreger  derselben  bezeichnet    ^"^"»Wi«^*- 
der  Autor  einen  Diplostreptokokkus ,   den  er  intra  vitam  durch  die 
Lumbalpunktion  und  auch  post  mortem  nachweisen  konnte  und  dessen 
Eigenschaften  er  genauer  beschreibt.    Er  schlägt  fiir  denselben  den 
Namen  Hypnokokkus  vor  und  hält  denselben  für  identisch  mit  dem 
kürzlich  von  Castellani  beschriebenen  Bazillus.    Müller  hat  das 
gesamte   in   der  Literatur  vorhandene  Material  über  Stirnhirn-  Hirntumoren, 
tumoren   zusammenfassend   verarbeitet  und   zwar   164  Fälle  mit 
Obduktionsbefund.      In    ätiologischer   Beziehung    ergab    sich,    daß 
Syphilis   für  die  Stimhimtumoren   nur   eine   geringe  KoUe   spielt, 
während  Traumen  für  7®/o  der  Fälle  in  Betracht  kamen.    Die  Stim- 
himtumoren, die  nach  Traumen  auftreten,  sind  vorwiegend  glioma- 
tOsen  Charakters.    Unter  den  Stimhimtumoren  überwiegen  weitaus 
echte  Tiunoren  über  die  infektiösen  und  parasitären  Geschwülste; 
ein  Drittel  sämtlicher  Stimhimtumoren  sind  Gliome.    Bei  Kindern 
sind  Stimhimtumoren  sehr  selten,  während  Kleinhimtumoren  relativ 
häufig  sind;  im  späteren  Lebensalter  vom  40.  Jahre  an  sind  Stim- 
himtumoren dagegen  häufig.    In   18^/o   der  Fälle   war  der  Tumor 
doppelseitig  und   zwar  trifiPt   dies   hauptsächlich   für  Gummen  zu. 
Männer  sind  häufiger  befallen  als  Frauen.    Bayerthal  bericlitet 
über  einen  Fall  von  subkortikalem  Tumor,  unterhalb  der  motorischen 
Region  gelegen,  bei  einer  81jährigen  Frau.  Hier  bestand  umschriebene 
perkutorische  Empfindlichkeit,  deren  Vorhandensein,  wie  der  Fall 
lehrt,  durchaus  nicht  für  einen  oberflächlichen  Sitz  der  Geschwulst 
spricht.     Es  bestanden  schwere  Störungen   der  Intelligenz  bis  zu 
Stupor,  was  nach  Bayerthal  iiir  tiefen  Sitz  des  Tumors  (Zentral- 
ganglien und  Balken)  und  gegen  ausschließliche  Lokalisation  in  und 
nahe  der  Rinde  spricht.     Auffällig  war  eine  hochgradige  Gleich- 
gewichtsstörung und  eine  auffällige  Bewegungsarmut  an  willkürlichen 
Bewegungen,  wie  man  das  sonst  häufig  bei  Balkentumoren  sieht. 
In  einem  2.  Falle,  87jährige  Frau,  entwickelten  sich  zuerst  psychische 
Störungen,  abnorme  Reizbarkeit,  leichte  Verwirrtheitszustände,  Aengst- 
lichkeit,  Verlangsamung  der  psychischen  Akte,  Kopfschmerz.    Es 
trat   dann   ein   moriaartiges  Wesen   auf,    dazu  kamen  epileptische 
Anfiille,    rechtseitige    Parese,    Empfindlichkeit    über    dem    linken 
Stirnbein,    Stauungspapille,   besonders  links,  Benommenheit,  Agra- 
phie  und  zum  Schlüsse  Lähmung  einzelner  Himnerven.     Bei  der 
Sektion  fand  sich  ein  großes  Sarkom,  das  von  der  Basis  des  linken 
Schläfenlappens  ausgegangen  war  und  auf  das  Stimhim  übergegriffen 


120  BedHch. 

Hirntumoren,  hatte.  Auch  Erbslöh  beschäftigt  sich  mit  den  Beziehungen  der 
Stimhimtumoren  zu  psychischen  Störungen.  Bei  einem  15jährigen 
Knaben  traten  Kopfschmerz,  Erbrechen  und  dann  Delirien  auf,  teil- 
weise vom  Charakter  der  Beschäftigungsdelirien ;  der  Kranke  ist 
desorientiert,  verkennt  Personen.  Die  Psychose  klingt  allmählich 
ab,  dagegen  tritt  rechtseitige  Hemianopsie,  rechtseitige  Fazialis- 
parese, Erbrechen,  Pulsverlangsamung,  leichte  Gleichgewichtsstörung 
auf.  Nach  vorübergehender  Besserung  neuerliches  Einsetzen  der 
Erscheinungen.  Erbslöh  diagnostiziert  einen  Tumor  im  Marke 
des  linken  Okzipitallappens  und  gibt  in  eingehender  Weise 
eine  Erklärung  der  vorhandenen  psychischen  Störungen.  2  Fälle 
von  Hirntumoren,  ausgehend  vom  Akustikus,  beschreibt  L 6p ine. 
In  beiden  begannen  die  Erscheinungen  mit  Taubheit,  der  sich  bald 
gleichseitige  Fazialislähmung  anschloß,  worauf  die  anfänglich  nur 
angedeuteten  allgemeinen  Tumorerscheinungen  rasch  zunahmen. 
Gleich  Monakow  denkt  auch  Lupine  an  die  operative  Entfernung 
solcher  Geschwülste.  Duret  gibt  eine  üebersicht  über  Hinter- 
haupts- und  Schläfenlappentumoren.  Bei  den  ersteren  ist 
homonyme  Hemianopsie  relativ  selten  isoliert  vorhanden,  weit  häufiger 
ist  dieselbe  von  aphasischen  Störungen,  Lesestörungen,  Hemiplegie 
und  Hemianästhesie  begleitet.  Schläfenlappentumoren  haben  als 
einziges  Herdsymptom  Störungen  des  Hörvermögens,  speziell  fehlen 
die  Bewegungen  des  Lauschens,  so  daß  sie  nur  aus  den  Begleitsym- 
ptomen zu  diagnostizieren  sind.  In  einem  Falle  von  Paviot  —  Tumor 
im  Plexus  chorioideus  des  vierten  Ventrikels  —  bestand  Parese  aller 
vier  Extremitäten,  Eomberg,  Herabsetzung  respektive  Fehlen  der 
Sehnenreflexe,  Atrophie  des  Nervus  opticus,  Pupillenstarre  und  In- 
telligenzstörung. Interessant  ist,  daß  im  weiteren  Verlaufe  ein  ileus- 
artiger  Zustand  mit  flüiulentem  Erbrechen  sich  entwickelte,  weswegen 
die  Laparotomie  ohne  Erfolg  gemacht  wurde.  Bei  der  Obduktion 
fand  sich  ein  das  Kleinhirn  und  die  Medulla  oblongata 
komprimierender,  großer  Tumor  im  vierten  Ventrikel,  vom  Plexus 
chorioideus  ausgehend.  (Leider  fehlt  der  mikroskopische  Befund.) 
Fäkulentes  Erbrechen  bei  nervösen  Affektionen  ist  ungemein  selten. 

Heningiüs.  Sänger  bespricht  8  Fälle  von  tuberkulöser  Meningitis,  in 
denen  die  Veränderungen  zirkumskripter  Natur  waren.  In  einem 
Falle  bestand  Aphasie  und  rechtseitige  Hemiplegie,  in  einem  zweiten 
rechtseitige  Hemiplegie.  Es  ergibt  sich  daher,  daß  man  in  Fällen 
zerebraler,  mit  Fieber  einhergehender  Herderkrankungen  stets  auch 
an  zirkumskript  auftretende  tuberkulöse  Meningitis  denken  muß, 
insbesondere,   wenn   sonstige  Hinweise  für  Tuberkulose  vorliegen. 


Krankheiten  des  Nervensystems. 


121 


Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  finden  sich  übrigens  in 
solchen  Fällen  auch  an  gesund  erscheinenden  Partien  entzündliche 
Veränderungen.  Schließlich  erwähnt  Sänger,  daß  er  in  5  Fällen, 
wo  er  die  Diagnose  tuberkulöse  Meningitis  stellte  —  die  Lumbal- 
punktion ergab  fireilich  ein  negatives  Kesultat  —  Heilung  eintreten 
sah.  Einen  interessanten  Fall  beschreibt  auch  Stark.  Hier  trat 
bei  einer  27jährigen  Schneidersfrau  unter  fieberlosem  Verlaufe  recht- 
seitige  Gesichts-  und  Extremitätenlähmung  mit  Sensibilitätsstörungen 
und  linkseitige  Okulomotoriuslähmung  auf.  Anftnglich  Pulsverlang- 
samung,  Kopfschmerz  u.  s.  w.  Die  Sektion  ergab  basale  tuberkulöse 
Meningitis  mit  einem  schwartigen  Exsudat,  zum  Teile  verkäsend, 
das  bis  auf  2  mm  Tiefe  in  die  mediale  Seite  des  linken  Himschenkels 
hineinreichte.  Bei  15  Fällen  tuberkulöser  Meningitis,  die  Orgl- 
meister  beobachtete,  ergab  die  Lumbalpunktion  meist  ganz 
leicht  getrübte  Flüssigkeit,  bei  der  jedoch  nur  in  einer  relativ  kleinen 
Zahl  nachträglich  Gerinnselbildung  aufbrat;  dies  Vorkommnis  ist 
demnach  nicht  charakteristisch  fiir  tuberkulöse  Meningitis.  In  60®/o 
der  Fälle  ließen  sich  im  Punktate  Tuberkelbazillen  nachweisen.  Es 
ist  also  nur  der  Bazillenbefund  charakteristisch.  Einen  Fall  von 
tuberkulöser  Pachymeningitis  externa  beschreibt  Her tle, 
wo  Erscheinungen  eines  Tumors  mit  hemiparetischen  Erscheinungen 
bestanden  hatten  und  es  zu  einer  sichtbaren  Vorwölbung  am  Schädel 
infolge  von  Oedem  gekommen  war.  Der  Patient  wurde  operiert, 
worauf  die  Himerscheinungen  sich  besserten,  starb  jedoch  2  Monate 
später  infolge  anderweitiger  tuberkulöser  Prozesse.  Bei  der  Sektion 
erwies  sich  der  Knochen  über  der  operierten  Dura  als  intakt.  Ein 
2.  Fall  von  Pachymeningitis  externa  superior,  über  den  Her  tle  be- 
richtet, schloß  sich  an  eine  eitrige  Mittelohrerkrankung  an,  ohne  daß 
eine  direkte  Verbindung  zwischen  beiden  Eiterherden  bestanden  hatte. 
Der  Fall  wurde  durch  Operation  geheilt,  üeber  2  Fälle  eitriger 
Meningitis  mit  eigenartigem  Verlaufe  berichtet  Donath.  Der 
eine  schloß  sich  an  eine  eitrige  Ohraffektion  an  und  ist  dadurch  be- 
merkenswert, daß  er  durch  6  Wochen  eine  nahezu  vollständige  Re- 
mission der  Erscheinungen  aufwies,  worauf  erst  die  letal  endigende 
neuerliche  Verschlimmerung  folgte.  Die  verschwunden  gewesenen 
Patellarreflexe  waren  während  der  Bemission  wieder  auszulösen. 
Während  bei  der  Lumbalpunktion  Streptokokken  nachweisbar  waren, 
wurden  bei  der  Autopsie  im  Eiter  Staphylokokken  gefunden.  Es 
wurde  eine  Trepanation  des  Warzenfortsatzes  gemacht,  die  aber 
keinen  Effekt  hatte.  Donath  ist  der  Meinung,  daß  eine  Trübung 
des  Liquors  eine  Trepanation  nicht  kontraindiziere.    Er  glaubt,  daß 


Lnmbal- 
ponktion. 


Pachy- 
meningitis. 


Eitrige 
Meningitis. 


122 


Redlich. 


Sinas- 
thrombose. 


die  Heilung  eitriger  Meningitiden  darch  Abkapselung  und  Bildung 
intermeningealer  Abszesse  erfolgt,  üeber  2  der  seltenen  Fälle  von 
eitriger  Thrombophlebitis  der  Sinus  cavernosi  und  Me- 
ningitis im  Anschluß  an  Zahnkaries  berichtet  Damianos.  Es  trat 
zunächst  Periostitis  des  Kiefers  mit  eitriger  Einschmelzung  der 
Weichteile  auf,  dann  Schüttelfröste,  Benommenheit,  Protrusion  des 
Bulbus,  Oedem  der  Augenlider,  Zyanose,  Papillitis  n.  optici.  Manche 
der  Fälle  zeigen  auch  Himnervenlähmungen.  Damianos  schließt 
sich  der  Meinung  an,  wonach  in  solchen  Fällen  der  Versuch  eines 
operativen  Eingriffs  berechtigt  sei. 


Myelitis.  Bflckenmark«   Mönckeberg  berichtet  über  einen  Fall  von  Lan- 

dry scher  Paralyse.  Bei  einer  12jährigen  Patientin  stellte  sieb 
nach  einer  körperlichen  Anstrengung  Fieber,  Kopfschmerz,  Erbrechen 
ein,  auch  Zeichen  von  Nephritis  bestanden.  Am  4.  Tage  Schwäche 
in  den  Beinen,  die  rasch  zunimmt,  die  Arme  ergreift  und  zu  totaler 
Lähmung  der  Extremitäten  ohne  Sensibilitätsstörung  und  Verlust  der 
Sehnenreflexe  fuhrt.  Unter  zunehmender  Atemnot  und  Herzschwäche 
tritt  am  18.  Tage  der  Exitus  ein.  Der  Obduktionsbefund  ergibt 
trübe  Schwellung  der  Nieren,  kleine  Blutungen  im  Rückenmark.  Bei 
der  mikroskopischen  Untersuchung  finden  sich  Erscheinungen  einer 
akuten  Poliomyelitis,  so  daß  der  Fall  unter  die  myelitische  Form 
der  L  an  dry  sehen  Paralyse  gehört.  Bei  einer  87jährigen  Frau  aus 
der  Beobachtung  Jelly s  traten  zunächst  die  Erscheinungen  von 
Brown-S6quardscher  Lähmung,  rechts  motorische,  links  vorwie- 
gend sensible  Lähmung  auf.  Rückgang  der  Erscheinungen,  dann 
plötzlich  wiederum  Einsetzen  derselben,  wobei  aber  jetzt  das  linke 
Bein  gelähmt  und  das  rechte  analgetisch  ist.  Dieser  Zustand  blieb  bis 
zum  Tode  bestehen.  Die  Sektion  ergab  neben  chronischer  Nephritis 
einen  myelitischen  Erweichungsherd  zwischen  drittem  und  f&nftem 
Dorsalsegment,  der  aus  zwei  Herden  zusammengesetzt  ist,  aus  einem 
rechten  kleineren  und  einem  linken  ausgesprocheneren.  Es  war  also 
hier  eine  Myelitis  in  zwei  Etappen  aufgetreten.  Schmerzen,  die  lange 
Zeit  hier  vorhanden  waren,  führt  Jelly,  da  Meningitis  fehlte,  auf  Rei* 
zung  der  schmerzleitenden  Fasern  zurück.  Gell6  berichtet  über 
Rückenmarks*  einen  81jährigen  Mann,  der  Syphilis  akquiriert  hatte  und  einige 
Monate  später  schon  über  Kopfschmerz  zu  klagen  hatte.  Kurze  Zeit 
darauf  trat,  nachdem  er  schon  seit  längerer  Zeit  über  Rückenschmer- 
zen zu  klagen  hatte,  plötzlich  Blasenstörung  auf,  dann  Schwäche  der 
Beine  und  Unsicherheit  beim  Gehen.  Die  Erscheinungen  verschlim- 
merten sich,  es  traten  Urinretention ,  Brown -Söquardscher  Sym- 


syphUiB. 


Krankheiten  des  Nervensystems.  123 

ptomenkomplex  (rechts  motorische,  links  sensible  Lähmung)  ein. 
Nach  energischer  antiluetischer  Kur  Besserung  der  Erscheinungen; 
der  Brown-Söquardsche  Symptomenkomplex  ist  nahezu  vollständig 
verschwunden,  die  Blasenstörungen  zurückgetreten.  Vielleicht  hat 
in  diesem  Falle  för  das  frühzeitige  Auftreten  der  Erscheinungen  eine 
beruflich  gegebene  üeberanstrengung  und  Erschütterung  des  Rücken- 
marks eine  Rolle  gespielt.  Die  so  schwierige  Differentialdiagnose 
zwischen  Syphilis  und  multipler  Sklerose  behandelt  neuerdings  Haitipie 
Pini  auf  Grund  einer  Reihe  von  Fällen.  So  erwähnt  er  eines  typi-  Sklerose, 
sehen  Falles  von  multipler  Sklerose  mit  nahezu  fehlender  Pupillar- 
reaktion,  worin  sich  übrigens  Schwankungen  zeigten,  so  daß  Pini 
den  Fall  zur  multiplen  Sklerose  rechnet.  Ein  Fall,  der  den  Brown- 
S^quardschen  Symptomenkomplex  aufwies,  daneben  aber  Nystag- 
mus und  Abblassung  der  Papille,  zeigte  auf  antiluetische  Kur  be- 
deutende Besserung  der  Erscheinungen,  was  jedenfalls  für  die 
Annahme  von  Syphilis  spricht.  Ein  anderer  Fall  mit  Brown- 
Söquard scher  Lähmung  und  SchwindelanfUlen  zeigte  zwar  einen 
etwas  zweifelhaften  Nystagmus,  sonst  aber  nichts  frir  Syphilis  Cha- 
rakteristisches. Li  diesem  Falle  stellt  Pini  die  Wahrscheinlichkeits- 
diagnose der  multiplen  Sklerose.  Endlich  sei  ein  Fall  erwähnt,  wo 
die  Differentialdiagnose  der  multiplen  Sklerose  gegenüber  der  Hysterie 
in  Betracht  kommt.  Er  betrifft  einen  84jährigen  Mann  mit  Nystag- 
mus, partieller  Optikusatrophie  mit  zentralem  Skotom,  Bewegungs- 
imsicherheit  im  linken  Arm  und  Beine,  Babinskischem  Phänomen. 
Dagegen  fand  sich  linkseitige  Hemianästhesie  mit  Beteiligung  der 
sensorischen  Funktionen.  Auch  die  Gangstörung  hatte  etwas  der  mul- 
tiplen Sklerose  Fremdes,  so  daß  Pini  die  Kombination  von  multipler 
Sklerose  und  Hysterie  diagnostizierte.  Rosenfeld  berichtet  über  einen 
der  seltenen,  von  Bruns  kürzlich  beschriebenen  Fälle  von  multipler 
Sklerose,  wo  Kopfschmerz,  Erbrechen,  Schwindel,  Ataxie  und  Seh- 
störung vorhanden  war,  der  eine  typische  Stauungspapille,  in  leichte 
Optikusatrophie  übergehend,  entsprach.  Die  Diagnose  lautete  zu- 
nächst auf  Kleinhimtumor.  Die  Symptome  zeigten  jedoch  deutlichen 
Wechsel,  es  trat  Besserung  auf,  worauf  allmählich  immer  mehr  und 
mehr  die  Erscheinungen  der  multiplen  Sklerose  sich  einstellten. 
Letztere  wurde  auch  bei  der  Obduktion  in  typischer  Weise  nach- 
gewiesen. Speziell  ist  zu  erwähnen,  daß  sich  auch  im  Chiasma  und 
im  rechten  Optikus  Herde  fanden.  Rosenfeld  führt  das  Auftreten 
der  Stauungspapille  bei  multipler  Sklerose  auf  Herde  dicht  hinter 
der  Papille  zurück.  Charakteristisch  für  diese  bei  der  multiplen 
Sklerose  auftretenden  Stauungspapille  ist  das  rasche  Zurücktreten, 


124  RedHch. 

der  Ausgang  in  Heilung  oder  leichte  Atrophie.  Wiederum  ist  über 
Tabes.  eine  Reihe  von  Arbeiten  bezüglich  der  Aetiologie  der  Tabes  zu 
berichten,  y.  Leyden  vertritt  neuerdings  seinen  bekannten  Stand- 
punkt in  der  Aetiologie  der  Tabes.  Er  berichtet  weiteres  über 
2  Fälle  von  Tabes,  die  er  als  traumatische  auffaßt  und  bespricht  bei 
dieser  Gelegenheit  überhaupt  den  Einfluß  von  Traumen  auf  die  Ent- 
wicklung von  organischen  Nervenaffektionen ,  er  betont  weiter  den 
Einfluß  von  üeberanstrengungen  für  die  Entwicklung  von  Tabes, 
so  z.  B.  das  Auftreten  derselben  bei  Maschinennäherinnen,  dann  das 
Auftreten  zervikaler  Tabes  bei  Menschen,  die  die  obere  Extremität 
besonders  anstrengen.  Zu  Ghinsten  dieser  Anschauungen  fuhrt  er  die 
bekannten  Experimente  von  Edinger  und  Hei  hing  bei  Ratten  an. 
Er  erwähnt  dann  8  Fälle  von  Tabes,  wo  angeblich  ohne  Syphilis 
infolge  heftiger  Erkältungen  und  Durchnässungen  Tabes  aufgetreten 
sein  soll.  Bei  128  Fällen  von  Tabes,  über  die  Schittenhelm  be- 
richtet, war  in  65  ^/o  Lues  nachweisbar,  bei  den  Frauen  bloß  in  54®/o. 
In  der  Mehrzahl  der  Fälle  folgt  also  die  Tabes  einer  vorausgegangenen 
Syphilis.  Außer  der  Lues  kommen  noch  Strapazen,  Erkältungen, 
hereditäre  Belastung  u.  s.  w.  in  Betracht.  Li  17,6°/o  der  Fälle  fehlen 
nachweisbare  Ursachen.  Trauma  und  Syphilis  fanden  sich  in  nicht 
ganz  4®/o,  Trauma  allein  in  einer  gleichen  Zahl.  Eine  eigentliche 
traumatische  Tabes  gibt  es  nach  Schittenhelm  nicht,  das  Trauma 
spielt  nur  die  Bolle  einer  Hilfsursache.  Li  einem  eigenen  Falle  trat 
nach  einem  Trauma  Tabes  und  traumatische  Hysterie  auf,  wobei 
Schittenhelm  der  Hysterie  eine  prädisponierende  Rolle  für  das 
Auftreten  der  Tabes  zuschreibt  (?).  Bei  Arbeitern  tritt  nach  Sarb6 
die  Tabes  relativ  früher  auf,  als  bei  bemittelten  Leuten,  wofür 
schlechte  Ernährung  und  Ueberanstrengung,  Alkohol  u.  s.  w.  ver- 
antwortlich sein  dürften.  Hier  ist  auch  die  Tabes  bei  Frauen  häu- 
figer, als  bei  den  reicheren  Klassen.  Bei  Arbeitern  ließ  sich  in  48^/o, 
bei  Privatpatienten  in  53°/o  sichere  Syphilis  nachweisen,  bei  nicht 
tabischen  Arbeitern  bloß  in  B'/i'/o.  Li  60*/o  der  Fälle  waren  Ano- 
malien in  Bezug  auf  die  Nachkommenschaft  (Abortus,  Sterilität)  nach- 
weisbar. Sarb6  gibt  hierauf  eine  Uebersicht  über  die  Häufigkeit 
der  einzelnen  Symptome,  die  nichts  Neues  ergibt.  Einen  Fall  juveniler 
Tabes,  84jähriges  Mädchen,  Virgo,  die  seit  10  Jahren  besteht,  be- 
schreibt Lins  er.  Der  Vater  hatte  Syphilis  gehabt  und  starb  an 
Paralyse.  Von  Symptomen  waren  nachweisbar  Pupillendifferenz, 
rechts  Pupillenstarre,  Romberg,  Fehlen  der  Sehnenreflexe,  Sensi- 
bilität intakt.  Ein  Gegner  der  Syphilisätiologie  ist  gleich  Gläser 
Friedländer.    Er  stützt  sich  hauptsächlich  darauf,  daß  in  vielen 


Krankheiten  des  Nervensystems.  125 

Ländern,  wo  die  Syphilis  ungemein  verbreitet,  ja  endemisch  ist, 
Tabes  und  Paralyse  sehr  selten  sind  oder  ganz  fehlen.  Die  hohen 
Zahlen  von  Fournier  nnd  Erb  beweisen  nur  die  Häufigkeit  der 
Syphilis.  (Hier  werden  die  Gegenzahlen  von  Erb  oder  von  Sarb6, 
s.  0.,  über  die  Häufigkeit  der  Syphilis  bei  Nichttabischen  ignoriert.)  Da 
immer  wieder  auf  das  Fehlen  wirklicher  syphilitischer  Veränderungen 
bei  Tabikem  und  Paralytikern  hingewiesen  wird,  seien  2  Fälle  von 
Gaucher  erwähnt,  die  einen  Tabiker  mit  papulösem  Syphilid  am  Beine 
imd  einen  Paralytiker  mit  Psoriasis  syphilitica  speziell  an  der  Hand 
betreffen.  Insbesondere  von  französischer  Seite  ist  daraufhingewiesen 
worden,  daß  das  Symptom  der  reflektorischen  Pupillenstarre  eigentlich 
weniger  tabisch,  als  syphilitisch  sei.  In  diesem  Sinne  sei  ein  Fall  von 
Finkelburg  erwähnt,  Sjähriger  Knabe,  dessen  Vater  Syphilis  und  Tabes 
gehabt  hatte,  und  der  Pupillendifferenz  und  einseitige  Pupillenstarre 
darbot.  Sonstige  Erscheinungen  von  Tabes  fehlten,  so  daß  zunächst  bloß 
die  Diagnose  der  hereditären  Syphilis  zu  machen  war.  Ein  2.  Fall, 
Ißjähriges  Mädchen,  dessen  Vater  Syphilis  gehabt  hatte  und  Tabes 
incipiens  zeigt,  dessen  Mutter  an  progressiver  Paralyse  leidet,  zeigt 
beiderseitige  Lichtstarre  der  Pupillen  und  einseitiges  Fehlen  der 
Konvergenzreaktion.  Viel  nähere  Beziehungen  zur  Tabes  hat  ein 
von  Schittenhelm  beschriebener  Fall.  Klinisch  bestand  hier  bei 
einem  41jährigen  Manne,  der  Syphilis  leugnete,  bloß  PupiUenstarre, 
während  die  mikroskopische  Untersuchung  des  Rückenmarks  bereits 
eine  beginnende  Tabes  im  oberen  Dorsalmark  nachweisen  ließ.  Ein 
2.  Fall,  28jährige  Frau,  sichere  Syphilis  mit  tertiären  Erscheinungen, 
zeigte  Abduzensparese,  Pupillendifferenz,  beginnende  Optikusatrophie, 
hypästhetische  Zonen  am  Rumpfe  und  im  ülnarisgebiete.  Diese  Er- 
scheinungen traten  teilweise  zurück,  jedoch  stellten  sich  zerebrale 
Symptome  ein,  die  die  Diagnose  einer  beginnenden  progressiven 
Paralyse  nahelegten.  Auf  eine  energische  antiluetische  Kur  Rück- 
gang aller  Erscheinungen  bis  auf  linksseitige  Optikusatrophie.  V7äh- 
rend  die  Mehrzahl  der  Verfechter  der  Syphilisätiologie  der  Tabes 
letztere  nicht  als  eigentlich  syphilitische  Erkrankung  auffaßt,  son- 
dern eine  mehr  indirekte  Abhängigkeit  von  der  Syphilis  voraussetzt 
(Farasyphilis  Fournier,  Metasyphilis  Möbius),  sucht  Leredde, 
freilich  bloß  auf  theoretische  Erwägungen  hin,  zu  beweisen,  daß  die 
Tabes  wirkliche  Syphilis  sei  und  durch  eine  antisyphilitische  Kur 
geheilt  werden  müsse.  In  neuerer  Zeit  hat  der  Nachweis  des  Fehlens 
des  Achillessehnenreflexes  für  die  Diagnose  der  Tabes  eine  immer 
größere  Bedeutung  gewonnen.  Auch  Kollarits  weist  auf  die  Wich- 
tigkeit dieses  Symptoms  ftir  die  Frühdiagnose  der  Tabes  hin.   Zu  den 


126 


Redlich. 


Tabes. 


Spasüsohe 
Spinalparalyse. 


Frühsymptomen  gehören  weiter  Pupillenstarre  und  Hypotonie.  Auch 
Fla  tau  spricht  sich  in  ähnlichem  Sinne  aus,  während  dem  Fehlen 
des  Trizepsreflexes,  da  derselbe  auch  normal  fehlen  kann,  keine  be- 
sondere Bedeutung  zukommt.  Auch  konstant  vorhandene  Sensi- 
bilitätsstörungen müssen  den  Verdacht  auf  beginnende  Tabes  lenken. 
Lähmungen  des  Akzessorius  bei  Tabes  sind  relativ  selten.  Mehrere 
hierher  gehörige  Fälle  berichtet  Seyffer,  wobei  er  die  Symptomato- 
logie solcher  Lähmungen  genauer  bespricht  und  zugleich  zum  Schlüsse 
kommt,  daß  die  Kehlkopfinnervation  unabhängig  vom  Akzessorius 
ist,  so  daß  Kehlkopf lähmungen ,  wenn  vorhanden,  auf  eine  Vagus- 
affektion hinweisen.  Neutra  berichtet  über  2  Fälle  von  Tabes,  in 
deren  einem  eine  Kombination  von  Tabes  und  multipler 
Sklerose  angenommen  wird,  und  die  zugleich  Dupuytrensche 
Kontrakturen  aufwiesen.  Er  ist  geneigt,  dieselben  mit  dem 
spinalen  Prozesse  in  Zusammenhang  zu  bringen  und  als  trophische 
Störung  aufzufassen.  Durch  französische  Autoren,  Widal,  Sicard, 
wurde  auf  einen  neuen  Behelf  der  Tabesdiagnose  hingewiesen,  indem 
dieselben  zeigten,  daß  bei  allen  syphilitischen  und  metasyphili- 
tischen Erkrankungen  des  Zentralnervensystems  in  dem  durch  die 
Lumbalpunktion  gewonnenen  Liquor  cerebrospinalis  ein  vermehrter 
Lymphozytengehalt  nachweisbar  ist.  Schoenbor  bestätigt  diesen 
Befund  nach  seinen  Untersuchungen  und  führt  denselben  auf  die  so 
häufigen  meningealen  Veränderungen,  resp.  Reizzustände  der  Me- 
ningen zurück.  Dieser  vermehrte  Lymphoz3i;engehalt  kann  unter 
Umständen  für  die  Diagnose  der  Frühformen  der  Tabes  verwendet 
werden.  Die  Ansichten  über  die  Pathogenese  der  Tabes  sind  noch 
immer  nicht  zum  Abschlüsse  gekommen.  Neuerdings  nehmen  Marie 
imd  Guillain  an,  daß  das  Primäre  der  Tabes  eine  Läsion  des 
ganzen  hinteren  lymphatischen  Systems  des  Rückenmarks  sei,  welche 
Läsion  auf  die  hinteren  Wurzeln  und  Hinterstränge  übergreift. 
Pändy  wiederum  sieht  das  Primäre  in  einer  Erkrankung  der  Hinter- 
strangsfasem,  die  in  bestimmten  Abschnitten  derselben  beginnt,  von 
wo  aus  der  Prozeß  wahllos  auf  andere  Fasern  übergreift,  so  daß  die 
Tabes  nur  eine  pseudosystematische  Erkrankung  wäre.  Erb  be- 
spricht nach  längerer  Zeit  auf  Ghrund  des  inzwischen  gesammelten 
Materiales  nochmals  die  Frage  der  Existenzberechtigung  der 
spastischen  Spinalparalyse,  deren  Symptome  aus  Spasmen, 
Steigerung  der  Sehnenreflexe,  B a bin skischem  Phänomen  mit  Aus- 
schluß aller  anderen  Symptome  bestehen,  und  sieht  dieselbe  heute  als 
gesichert  an.  Anatomisch  entspricht  derselben  nicht  immer  eine 
reine  Läsion  der  Pyramidenbahn,  sondern  eine  Affektion  der  hinteren 


Krankheiten  des  Nervenffystems.  127 

Seitenstrangaanteile.  Für  die  von  ihm  aufgestellte  sog.  syphilitische 
Spinalparalyse,  ftür  die  klinisch  außer  den  spastischen  Erscheinungen 
noch  Sensibilitäts-  und  BlasenstOrungen  charakteristisch  sind,  hat  die 
anatomische  Untersuchung  einschlägiger  Fälle  kombinierte  System- 
erkrankung, entweder  rein  oder  verbunden  mit  lokalen  und  partiellen 
Querschnittsläsionen  im  Dorsalmark,  ergeben.  Hingegen  bestreitet 
Rothmann  auf  Grund  seiner  oben  erwähnten  Untersuchungen  über 
die  Funktion  der  Pyramidenbahn  die  von  Erb  aufgestellten  Thesen. 
Auf  Rechnung  der  Pyramidenläsion  kann  nur  Steigerung  der  Sehnen- 
reflexe kommen,  eventuell  auch  eine  leichte  Schwäche  der  Extremi- 
täten ,  während  die  spastischen  Zustände  Folge  einer  auf  die  Vor- 
derhomzellen  exzitierend  wirkenden  Veränderung,  wahrscheinlich 
verschiedener  Ursache,  sind.  Eine  46jährige  Frau,  die  Hänel  be- 
schreibt, zeigte  den  typischen  Befund  einer  amyotrophischen  Amyo- 
Lateralsklerose  mit  bulbärem  Beginn  und  vorwiegend  halbseitigen  ^Latena- ^ 
Erscheinungen;  V*  Jabr  vor  dem  Tode  entwickelten  sich  psychische  Sklerose. 
Störungen.  Mikroskopisch  fanden  sich  Veränderungen  der  Ge&ße 
in  Form  von  Arteriosklerose  und  Intimawucherungen,  an  den  kleinen 
Gefößen,  interadventitielle  Rundzelleninfiltration,  dann  Zelldegene- 
rationen und  Schwund  in  den  Kernen  der  Hirnnerven  und  den  Vor- 
derhOmem,  Pyramidenseitenstrangsdegeneration  vom  Himschenkel- 
fuß  bis  in  das  Sakralmark,  außerdem  Degeneration  im  hinteren 
Längsbündel,  in  den  Vorder-  und  Seitenstrangresten ,  in  der  Klein- 
himseitenstrangbahn  und  im  Go  wer  sehen  Bündel.  Es  zeigt  also 
der  Fall,  daß  die  amyotrophische  Lateralsklerose  durchaus  nicht  eine 
streng  systematische  Erkrankung  darstellt,  vielmehr  soUen  in  ihrer 
Pathogenese  vaskulär-toxämische  Bedingungen  eine  RoUe  spielen 
können.  Nach  Fürnrohrs  Zusammenstellung  ist  die  Brustwirbel- 
säule  am  häufigsten  Sitz  von  Verletzungen.  Er  gibt  auch  die  inter- 
essanten Krankengeschichten  von  6  FftUen  von  Verletzungen  Traomatische 
des  Rückenmarks  und  der  Wirbelsäule,  die  ihn  zu  "^t^r- J|J^^^^^" 
essanten  Ergänzungen  der  für  die  Segmentdiagnosen  wichtigen  Lokali- 
sationslehre  führen.  Er  schließt  sich  der  Ansicht  von  Müller  an, 
wonach  die  Reflexvorgänge  für  die  Blase  und  den  Mastdarm  extra- 
spinal in  sympathischen  Zentren  ablaufen.  Luxemburger  hat  es 
auf  Grund  experimenteller  Studien  versucht,  über  strittige  Fragen 
der  traumatischen  Rückenmarkserkrankungen  Aufschluß  zu  gewinnen. 
Distorsionen  und  rasch  einwirkende  Quetschungen  bewirken  Disloka- 
tion der  grauen  Substanz  des  Rückenmarks ,  umftngliche  Blutungen 
und  Degenerationen  der  nervösen  Substanz,  während  bei  reinen 
Zerrungen  vor  allem  ausgedehnte  Degenerationen  sich  finden.   Nach 


128  Redlich. 

seinen  Untersuchungen  gibt  Luxemburger  die  Möglichkeit  einer 
reinen  Erschütterung  des  Eückenmarks  ohne  Läsion  der  Wirbel- 
säule zu. 

Polyneuritis.  PeripheriBche  Narren.   Erbslöh  berichtet  über  eine  40jährige, 

an  Karzinom  leidende,  durch  Blutverluste  herabgekommene  Frau, 
welche  in  5  Tagen  10,0  Sulfonal  erhielt.  Es  traten  Schmerzen  in 
der  Wade,  Lähmung  erst  der  unteren,  dann  der  oberen  Extremitäten 
auf,  nach  16  Tagen  Lähmung  der  Atemmuskulatur;  auch  psychische 
Störungen  waren  vorhanden  gewesen.  Bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  fand  sich  eine  ausgedehnte  Polyneuritis  parenchy- 
matöser Art,  die  in  den  distalen  Teilen  am  ausgebildetsten  war. 
Ein  Fall  von  Gaspero,  39jähriger  Mann,  erkrankte  unter  AUgemein- 
erscheinungen  und  nervösen  Symptomen,  die  zunächst  an  einen  Hirn- 
tumor denken  ließen.  Allmählich  zeigte  sich,  daß  dem  Ganzen  eine 
schwere  Polyneuritis  mit  Beteiligung  des  Zerebrums  und  der  bulbären 
Nerven  zu  Grunde  liegt  und  der  Fall  ging  in  Heilung  über.  Selten 
ist  die  in  diesem  FaUe  entstandene  Kaumuskellähmung.  Bei  einem 
82jährigen  Manne  aus  der  Beobachtung  Eos  es  entwickelte  sich  nach 
einem  Trauma  —  Sturz  auf  den  Arm  in  der  Trunkenheit  —  eine 
Lähmung  mit  Beteiligung  der  Erbschen  Muskeln.  Dazu  kamen 
Lähmung  des  Supraskapularis  und  Subskapularis,  des  Stemokleido- 
mastoideus,  KukuUaris  und  endlich  des  Hnken  Phrenikus  und  Hals- 

HypoglossuB.  Sympathikus.  Einen  der  seltenen  Fälle  peripherischer  Hypo- 
glossuslähmungbei  einer  29jährigen  Frau,  die  sich  im  Anschlüsse 
an  eine  schwere,  fieberhafte  Angina  entwickelt  hatte,  beschreibt 
Pansky.    Bei  einem  8jährigen  Knaben  aus  der  Beobachtung  von 

Okulomotorins. Schilling  trat  zum  ersten  Male  totale  linkseitige  Okulo- 
motoriuslähmung auf,  die  sich  in  den  folgenden  7  Jahren  immer 
wiederholte,  wobei  die  einzelnen  Anfalle  durch  Schmerzen  in  der 
Stimgegend,  Erbrechen  und  AUgemeinerscheinungen  eingeleitet  waren. 
Bei  dem  Kranken  und  in  der  Familie  fehlt  Migräne.  Ballance 
Fazialifl.  bespricht  die  Behandlung  ungeheilter  Fazialislähmungen 
durch  Einpflanzung  des  Akzessorius  in  den  FaziaUs,  die  im  allge- 
meinen gute  Eesultate  gibt,  nur  daß  die  Gesichtsbewegungen  immer 
im  Vereine  mit  den  Schulterbewegungen  erfolgen.  In  der  Euhe  ist 
die  Gesichtsdifferenz  sichtbar.  Ballance  empfiehlt  für  die  Zukunft 
mehr  die  Einpflanzung  des  Hypoglossus,  als  die  des  Akzessorius. 
Dieses  operative  Vorgehen  ist  dann  berechtigt,  wenn  6  Monate  nach 
dem  Eintreten  einer  Fazialislähmung  keinerlei  Anzeichen  von  Besse- 
rung sich  zeigten.    Sehr  interessante  Beiträge  zur  Kenntnis  der  noch 


Krankheiten  des  Nenrensystems.  129 

wenig  gekannten  Polymyositis  auf  Grund  eines  relativ  reich-  Polymyositis, 
haltigen  Materials  gibt  Oppenheim.  Er  liefert  zunächst  eine  Dar- 
stellung des  allgemeinen  Symptomenbildes,  aus  dem  hervorgehoben 
seien:  der  akute  Beginn  unter  AUgemeinerscheinungMf  SchmerzeUi 
BewegungsstdrungeUf  Druckempfindlichkeit  der  Muskulatur  und  Kon- 
sistenzvermehrung derselben,  Oedem  und  Schwellung  in  der  Tiefe, 
häufig  auch  Dermatitis  mit  Exanthemen.  Der  Verlauf  ist  fieberhaft, 
68  entwickeln  sich  Kontrakturen,  manchmal  auch  Atrophien.  Sehr 
häufig  sind  auch  Schleimhautaffektionen,  Stomatitis  und  Angina,  selten 
sind  Blutungen  in  die  Haut  und  Muskulatur,  aber  auch  Hämaturie, 
Nasenbluten  kommen  vor.  Eine  bisweilen  beobachtete  Komplikation  ist 
Nephritis.  In  einem  FaUe  eigener  Beobachtung  kam  es  zu  multiplen 
Geschwürsbildungen  an  den  Schleimhäuten  der  Mund-  und  Rachen- 
hOhle.  Einmal  beobachtete  Oppenheim  Konjunktivitis  und  Iritis; 
er  nimmt  auch  an,  daß  die  Sklerodermie  unter  den  Erscheinungen 
einer  Dermatomyositis  sich  entwickeln  kann  und  umgekehrt  die 
Dermatomyositis  Ausgang  in  Sklerodermie  nehmen  kann.  Die  sub- 
akuten Fälle  können  in  Heilung  übergehen,  wobei  Oppenheim 
energische  Diaphorese,  Thermomassage,  Elektrizität  und  Gymnastik 
empfiehlt. 

NenroBen.  Biro  gibt  auf  Grund  von  über  800  Fällen  zunächst 
eine  statistische  Uebersicht  bezüglich  der  Epilepsie.  In  60^/o  der  Epilepsie. 
Fälle  war  die  Erkrankung  in  den  ersten  20  Lebensjahren  aufgetreten; 
die  Berechtigung  einer  Epilepsia  tarda  erkennt  er  nicht  an.  Trauma 
spielt  eine  große  Bolle,  Syphilis  nicht  in  dem  Maße,  als  vielfach 
angenommen  wird.  lO^/o  der  Fälle  schlössen  sich  an  Infektionskrank- 
heiten an.  Alkoholismus  und  insbesondere  Heredität  sind  ätiologisch 
von  der  größten  Bedeutung,  Auch  in  symptomatologischer  Beziehung 
verwertet  Biro  seine  Fälle.  In  28®/o  der  Fälle  bestand  typische 
Aura,  14 ^/o  der  Fälle  waren  geistesschwach,  in  60^/o  der  Fälle  nahmen 
die  freien  Intervalle  ab  und  nur  in  12  ^/o  zu.  Herr  mann  berichtet 
über  2  Fälle  jahrelang  dauernder  Epilepsie,  bei  denen  sich  dann 
eigentümliche  hysterische  Symptome  und  Anfälle  einstellten.  Für 
das  Auftreten  der  letzteren  waren  psychische  Momente,  in  einem 
Falle  ein  Traum,  anzuschuldigen.  Eine  21jährige  Frau  aus  der  Be- 
obachtung Oreites  litt  seit  ihrem  2.  Lebensjahre  an  typischen 
epileptischen  Anfällen,  denen  sie  nach  einem  Status  epilepticus  er- 
lag. Bei  der  Sektion  fanden  sich  [multiple,  zum  größten  Teile  in 
der  Hirnrinde  sitzende  kavernöse  Angiome,  deren  größtes  Verkal- 
kungen und  Verknöcherungen  aufwies.  0  reite  sieht  dieselben  als 
Jahrbuch  der  praktischen  Medizin.    I90i.  9 


130 


Redlich. 


EpUepsie.  die  Ursache  der  Epilepsie  an.  Es  ist  schon  mehrfach  auf  die  B  e- 
Ziehungen  zwischen  Epilepsie  und  Hemikranie  hin- 
gewiesen worden,  man  hat  von  Uebergängen  beider  Krankheiten 
gesprochen.  --Strohmayer  gibt  zu,  daß  Migräne  und  Epilepsie 
öfters  nebeneinander  vorkommen  (meist  war  dann  letztere  später 
aufgetreten);  er  läßt  jedoch  einen  Uebergang  beider  Krankheiten 
nicht  gelten.  Ballint  empfiehlt  neuerdings  die  diätetische  Behand- 
lung der  Epilepsie.  Die  Kost  soU  zunächst  bestehen  aus  Milch, 
Butter,  Eiern,  Obst  und  aus  mit  Bromnatrium  gesalzenem  Brote 
(Bromopan).  Im  Notfalle  können  auch  Gemüse,  Mehlspeisen  und 
Fleisch,  jedoch  ohne  Kochsalz  und  mit  Bromnatrium  gesalzen,  ge- 
stattet werden.  Auch  Mayer  erkennt  die  Wirksamkeit  der  koch- 
salzarmen Diät,  speziell  auch  in  Form  des  Bromopans,  an.  Hingegen 
hat  er  von  der  Zerebrintherapie  wenig  Erfolg  gesehen.  Er  empfiehlt 
auch  die  Bromverabreichung  in  abwechselnd  steigenden  und  fallenden 
Dosen.  Donath  berichtet  über  einen  Fall  genuiner  Epilepsie,  wo 
nach  Elraniektomie  die  seit  Jahren  bestehenden  Anfalle  sistiert  hatten. 
Ein  2.  Fall,  nach  Schädeltrauma  aufgetreten  und  Folge  einer  trau- 
matischen Enzephalitis,  wurde  gleichfalls  durch  eine  Kraniektomie 
gebessert.  Auch  in  einem  8.  Falle,  Himerweichung  mit  Hemiplegie, 
war  nach  der  Operation  vorübergehend  Besserung  eingetreten.  Ein 
4.  Fall,  wahrscheinlich  Ghimma\  starb  nach  wenigen  Wochen.  In 
der  Literatur  finden  sich  vereinzelte  Angaben,  die  das  Fehlen 

Hysterie,  des  Patellarreflexes  bei  Hysterie  als  möglich  erscheinen 
lassen.  Nonne  berichtet  nun  über  2  FäUe  mit  sorgfältigster  Be- 
obachtung, in  denen  sich  bei  Männern  nach  leichten  Traumen  das 
Bild  schwerer  Hysterie  entwickelt  hatte.  In  dem  einen  Falle  war 
während  eines  Stadiums  hysterischer  Paraplegie  durch  längere  Zeit 
Fehlen  des  Patellarreflexes  zu  konstatieren,  der  dann  wieder  vor- 
handen war,  im  2.  Falle  bestand  dieses  Phänomen  sogar  2mal, 
Imal  während  eines  Stadiums  von  hysterischer  Astasie  und  Abasie, 
ein  andermal  bei  hysterischer  Paraplegie.  Nonne  erklärt  das  Ver- 
schwinden des  Patellarreflexes  aus  der  bestandenen  starken  Hypo- 
tonie. Ughetti  berichtet  über  einen  FaU  hysterischen  Fiebers, 
der  durch  seine  lange  Dauer  besonders  bemerkenswert  ist.  6  Monate 
hindurch  bestand  Fieber,  welches  durch  3  Monate  regelmäßigen 
Wechsel  von  einer  Temperatur  von  35*  Morgens  bis  zu  43 — 44®  am 
Abend  zeigte.  Der  Ausdruck  hysterisches  Fieber  ist  nach  Ughetti 
nur  ein  provisorischer,  richtiger  wäre  Hyperthermie,  indem  nicht  in 
allen  Fällen  alle  Charaktere  des  Fiebers,  wohin  nebst  der  Steigerung 
der  Temperatur  Aenderung  der  Puls-  und  Atemfrequenz  und  des 


1 


Krankheiten  des  Nenrensystems.  131 

Stoffwechsels  gehören,  ausgesprochen  sind.  Schlüter  berichtet 
über  einen  Fall  von  hysterischer,  traumatischer  Chorea 
bei  einem  d5jährigen  Arbeiter,  die  sich  durch  eigentümliche,  rhyth- 
mische, stereotype  Bewegungen  auszeichnete  und  auch  sonst  allerlei 
hysterische  Zeichen  darbot.  Fischer  faßt  die  sog.  elektrische 
Chorea  und  die  Myoklonie  zusammen  und  unterscheidet  eine 
hysterische  Form  (Bergeron sehe  Chorea),  eine  epileptische  Form 
(Un  verriebt  sehe  FäUe)  und  eigentliche  Myoklonien,  unter  welchen 
er  wiederum  die  H  e  n  o  c  h  sehe  Form  vom  Paramyoclonus  multiplex  ab- 
grenzt. In  seltenen  Fällen  von  Chorea  kommt  es  zu  mehr  oder  minder  Chorea, 
ausgesprochenen  Lähmungen,  Chorea  moUis.  Nach  Uebersicht  der 
bisher  beschriebenen  Fälle  gibt  Kind  fleisch  die  Krankengeschichte 
zweier  hierhergehöriger  Fälle,  deren  einer  in  Heilung  überging,  der 
andere  an  einer  Endokarditis  verstarb.  Die  Untersuchung  des  Nerven- 
systems ergab  normale  Verhältnisse,  während  in  der  Muskulatur 
sich  deutliche  histologische  Veränderungen,  Alterationen  der  Muskel- 
fasern, Vermehrung  der  Muskelkeme,  Infiltrate  im  interstitiellen 
Oewebe  u.  s.  w.  nachweisen  ließen.  Eind fleisch  hält  einen  Zu- 
sammenhang dieser  Muskelveränderungen  mit  den  Lähmungszuständen 
für  wahrscheinlich.  Hudovernig  berichtet  über  den  Obduktions- 
befund eines  schweren  Falles  von  Chorea  minor  bei  einem  16jährigen 
Mädchen,  die  sich  nach  einer  rheumatischen  Affektion  entwickelt 
hatte.  Bei  der  histologischen  Untersuchung  fanden  sich  im  Nerven- 
system Veränderungen  der  Gefäße,  speziell  in  der  motorischen  Bahn, 
Vorhandensein  koUoider  Kugeln,  sog.  Choreakörperchen ,  besonders 
in  der  Fyramidenbahn  und  den  Stammganglien,  leichte  Veränderungen 
der  motorischen  Rindenzellen ,  Epend3rmitis  und  Leptomeningitis 
leichten  Grades.  Er  kommt  zum  Schlüsse,  daß  die  Chorea  minor 
eine  infektiöse  Krankheit  ist.  Die  choreatischen  Bewegungen  sind 
Ausdruck  einer  direkten  oder  indirekten  Eeizung  der  Pyramiden- 
bahn. Ueber  8  Fälle  von  Huntingtonscher  Chorea,  zwei 
der  Kranken  waren  47  Jahre  alt,  eine  Kranke  60,  berichtet  Müller. 
In  zwei  derselben  war  ausgesprochene  Heredität  vorhanden  nach 
der  Richtung,  daß  nebst  Huntington  scher  Chorea  Epilepsie  und 
andere  Neurosen  vorkamen.  Im  3.  Falle  war  keine  Heredität  nach- 
weisbar. Den  Obduktionsbefund  eines  typischen  Falles  von 
Huntington  scher  Chorea  bei  einem  47jährigen  Manne  beschreibt 
Stier.  Nach  seinen  Schlußfolgerungen  handelt  es  sich  bei  der 
Huntington  sehen  Chorea  um  eine  ererbte  anormale  Anlage  der 
motorischen  Rindenzentren,  während  die  eigentliche  Erkrankung  auf 
NeurogUawucherung  in   den  motorischen  Zentren  beruht,   die  mit 


132 


Redlich. 


Besohäfti' 

gimgs- 
neurosen. 


Tetanie. 


Teianns. 


Erkrankungen  der  GefUße,  Schwand  der  kleinen  und  mittleren 
Ganglienzellen  einhergeht.  In  lange  dauernden  Fällen  kommt  es 
dann  auch  zu  leichter  Meningitis,  Faserdegenerationen,  sowie  all- 
gemeiner Atrophie.  In  sehr  ausführlicher  Weise  unter  Beibringung 
eines  großen  Materiales  behandelt  Gronbach  die  Beschäftigungs- 
neurosen  der  Telegraphisten.  Mit  und  ohne  Disposition 
treten  nach  längerer  Beschäftigung  an  den  Apparaten  allerlei  ner- 
vöse Störungen  auf:  Schmerzen  verschiedener  Art,  Parästhesien, 
Hyper-  und  Anästhesien  der  Haut  an  den  Händen,  gelegentlich  auch 
klonische  und  tonische  Krämpfe,  Paresen,  Tremor,  Krampfstellun- 
gen  ähnlich  wie  beim  Schreibkrampf,  dann  auch  vasomotorische  und 
sekretorische  Störungen  der  Hände,  endlich  auch  allgemeine  nervöse 
Störungen.  Anfanglich  nur  während  der  Arbeit  auftretend,  finden 
sich  diese  Störungen  in  stärkeren  Graden  auch  in  den  Euhepausen, 
so  daß  in  solchen  Fällen  die  Prognose  eine  ziemlich  schlechte  ist. 
Unbedingt  notwendig  ist  das  Aussetzen  der  Beschäftigung,  während 
Wechsel  der  Apparate  keine  Wirksamkeit  hat.  Freund  berichtet 
über  einen  Fall  von  Tetanie,  der  sich  im  Anschluß  an  eine  pro- 
trahierte Laktation  entwickelt  hatte.  Nach  Ijähriger  Pause  trat 
während  neuerlicher  Laktation  ein  epileptischer  Anfall  auf  und  dann 
das  Symptomenbild  der  Tetanie.  Nach  neuerlicher  Pause  (nach  einer 
Geburt)  schwere  epileptische  An&Ue  und  Tetanie.  Wiederum  Ab- 
klingen der  Tetanie  und  der  epileptischen  Anfalle.  Es  scheint  die- 
selbe Noxe  die  Tetanie  und  die  Epilepsie  ausgelöst  zu  haben.  Ein 
2.  Fall  betrifft  epileptische  Anfälle  mit  der  für  Tetanie  charakteri- 
stischen Handstellung,  aber  ohne  sonstige  Zeichen  der  Tetanie.  Zwei 
weitere  Fälle  zeigen  eine  Kombination  von  Tetanie  mit  Hysterie. 
Auf  Grund  eines  großen  Materials  beschäftigt  sich  Peters  eingehend 
mit  der  Theorie  und  der  pathologischen  Grundlage  der 
Tetanie,  die  er  als  ein  organisches  Leiden  auffaßt,  dessen  Sub- 
strat eine  Entzündung  des  eztraduralen  Bindegewebes  im  Bücken- 
mark, Pachymeningitis  externa  mit  Affektion  der  Nervenwurzeln 
und  Spinalganglien  bilde.  Pick  hat  bereits  in  mehreren  Fällen  von 
Tetanie  Verkalkungen  der  kleinsten  Gefäße  im  Gehirn  gefunden, 
denen  er  eine  gewisse  Bedeutung  für  die  Tetanie  zuspricht.  Auf 
Grund  eines  Falles  und  von  Tierexperimenten  nimmt  Hohlbeck 
an,  daß  Tetanusbazillen  unter  gewissen  Umständen  aus  der  Wunde 
in  die  Blutbahn  einwandern  können,  was  dann  für  die  Symptomato- 
logie von  Bedeutung  ist.  Eine  höchst  lesenswerte  Darlegung  seiner 
Theorien  über  Tetanusgif);  und  dessen  antitoxische  Behandlung  gibt 
V.  Behring.     Während  Frotscher  und  Holub   den  Wert  des 


Krankheiten  des  Nervensystems.  133 

Tetanusantitozins  ziemlich  hoch  anschlagen,  h&lt  Schuckmann  das- 
selbe für  wertlos.  Bei  einer  59jährigen  Frau  aus  der  Beobachtung 
Kriegers  bestanden  lange  Zeit  Erscheinungen  eines  typischen 
Morbus  Basedowii.  Später,  nachdem  die  Erscheinungen  des-  Morbns 
selben  nahezu  vollständig  verschwunden  waren,  traten  die  Symptome  B»sedowü. 
der  Sklerodermie  auf,  ein  Vorkommen,  das  schon  vereinzelt  beob- 
achtet wurde,  was  aber  nach  Krieger  nicht  fär  einen  thyreogenen 
Ursprung  der  Sklerodermie  spricht.  Ein  Fall  von  Voß  wurde  durch 
eine  subkutane  Infusion  von  V>  ^  physiologischer  Kochsalzlösung 
wesentlich  gebessert.  Auch  in  anderen  Fällen  hat  Voß  auf  die  Weise 
Besserungen  erzielt.  Eine  seiner  Kranken  zeigte  Augenmuskel- 
lähmungen, eine  ein  eigentümliches,  choreatisches  Zittern.  Möbius 
empfiehlt  neuerdings  das  von  ihm  in  die  Therapie  eingeführte  Serum 
von  entkropfben  Hammeln,  über  das  schon  vielfach  günstige  Resultate 
vorliegen.  Auch  Lanz  berichtet  über  günstige  Erfolge  mit  der  Milch 
von  entth3rreoidierten  Ziegen,  das  auch  Möbius  als  Milchpulver, 
Ehodagen,  empfiehlt.  Auch  Burkhardt  hat  mit  der  subkutanen 
Verabreichung  von  Merkschem  Serum,  ebenso  mit  dem  Rhodagen, 
günstige  Besultate  erzielt,  so  daß  er  die  spezifische  Therapie  des 
Morb.  Basedow.,  sei  es  mit  Milch,  sei  es  mit  dem  Blute  entkropfter 
Tiere,  warm  empfiehlt.  Ein  Fall  von  Akromegalie,  bei  dem  die  Akromegaiic. 
Erscheinungen  eines  Hirntumors  sehr  ausgesprochen  waren,  aus  der 
Beobachtung  Stevens,  endete  innerhalb  kurzer  Zeit  letal.  Bei  der 
Sektion  wurde  ein  EundzeUensarkom  der  Hypophysis  nachgewiesen. 
Ein  Fall  von  Akromegalie,  über  den  Schaff  er  berichtet,  zeigte 
klinisch  neben  den  Erscheinungen  der  Akromegalie  Symptome  von 
Seiten  eines  Hypophysistumors;  wahrscheinlich  war  in  diesem  Falle 
die  Krankheit  hereditär.  Wie  so  oft  war  auch  hier  Diabetes  vor- 
handen. Die  Hautveränderungen  ließen  auch  an  Myxödem  denken. 
Den  im  letzten  Berichte  mitgeteilten  Befunden  eigentümlicher  Muskel- 
veränderungen bei  der  Myasthenie  reiht  Link  neuerdings  einen  Myasthenie. 
Fall  an,  der  einen  43jährigen  Mann  betrifft,  bei  dem  die  Krankheit 
sehr  rasch  verlaufen  war;  die  mikroskopische  Untersuchung  wies  in 
den  Muskeln  eigentümliche  Zellinfiltrate  nach.  Link  hält  es  für 
möglich,  daß  die  Zellherde  die  Lymphzirkulation  und  damit  die  Ent- 
fernung der  Ermüdungsprodukte  des  Muskels  verhindern  und  so 
das  Symptom  der  abnormen  Ermüdbarkeit  bedingen.  Auch  in  diesem 
FaUe  wurde  eine  persistente  Thymus  nachgewiesen.  La  einem  Falle 
von  Myasthenie,  den  Mohr  beschreibt,  bestand  eine  Kombination 
dieses  Leidens  mit  der  B  an  tischen  Krankheit.  Auf  Ghund  eines 
sehr  ausfuhrlichen  Materials  gibt  Jellinek  eine  Uebersicht  über 


134  Bedlich. 

BUtz-  die  durch  Blitzverletzung  bedingten  Schädigungen  und  die 
Verletzungen,  hierbei  auftretenden  nervösen  Störungen.  In  einem  Falle  trat  im 
unmittelbaren  Anschlüsse  an  das  Trauma  eine  vor&bergehende 
Sinnesverwirrung  auf,  während  in  einem  2.  Falle  dieselbe  sich  erst 
mehrere  Wochen  danach  entwickelte.  In  2  Fällen  fanden  sich  auch 
im  Hirn  kleine  Hämorrhagien,  die  als  reine  Elektrizitätswirkung 
aufgefaßt  werden.  Die  Blitzverletzungen  haben  auch  in  Bezug  auf 
die  Frage  von  UnfaUsentschädigungen  große  Bedeutung,  zumal  bei 
Telegraphen-  und  Telephonbeamten,  da  auch  durch  fernliegende 
Gewitter  UnfiäUe  herbeigeführt  werden  können. 

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Peripherisolie  Nerren. 
S.  Auerbach,  Der  Knötchen-  oder  Schwielenkopfschmers  und  seine 
Behandlung.  Volkmannsche  Sammlung  N.  F.  Nr.  86L  —  Bailance, 
Operative  Treatment  of  chronic  Facialpasy  of  peripheral  origin.  Brit. 
med.  Joum.  —  Erbslöh,  Zur  Pathologie  und  pathologischen  Anatomie 
der  toxischen  Neuritis  nach  Sulfonalgebrauch.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nerven- 
heilkunde.—  Gaspero,  Beitrag  zur  Polyneuritis.  Monatsschr.  f.  Paych.  — 
H.  Meige  und  £.  Feindel,  Der  Tic,  sein  Wesen  und  seine  Behandlung. 
Mit  Vorrede  von  Prof.  Brissaud.     Deutsch  von  0.  Giese.     Leipzig-Wien. 

—  G.  Norström,  Der  chronische  Kopfschmerz  und  seine  Behandlung 
mit  Massage.  Aus  dem  Englischen  übersetzt  von  H.  Fischer.  Leipzig.  — 
Oppenheim,  üeber  die  Polymyositis.  Berl.  klin.  Wochenschr.  —  Pansky, 
Ein  Fall  von  peripherer  rechtseitiger  Hypoglossuslähmung.  Neur.  Zentral- 
blatt  —  Rose,  Ein  Fall  von  Erbscher  Plexuslähmung  mit  Beteiligung 
des  Phrenikus  und  Sympathikus.  Monatsschr.  f.  Psych.  —  Sattler,  Zwei 
Fälle  von  Mal  perforant  du  pied  nach  Durchtrennung  des  Nervus  ischia- 
dicus.  Wien.  klin.  Rundsch.  —  Schilling,  Zur  Frage  der  rezidivierenden 
Okulomotoriuslähmung.  Münch.  med.  Wochenschr.  —  Zimmer,  Sur  quel- 
ques particularit^  cliniques  de  la  nevralgie  faciaJe.    Arch.  de  Neur. 


Krankheiten  des  Nervensystems.  137 


Neurosen. 


Ballint,  Weiterer  Beitrag  zur  di&tetischen  Behandlung  der  Epilepsie. 
Neur.  Zentralbl.  —  Behring,  Zur  antitoxischen  Tetanustherapie.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  —  Biro,  üeber  Epilepsie.  Deutsche  Zeitsohr.  f.  Nerven- 
heilkunde.  —  Burkhardt,  üeber  die  spezifische  Behandlung  des  Morb. 
Basedowii.  Therapie  der  Gegenwart.  —  Creite,  Zur  Pathogenese  der 
Epilepsie.  Münch.  med.  Wochenschr.  —  Cronbach,  Die  Besch&ftigungs- 
neurose  der  Telegraphisten.  Arch.  f.  Psych.  —  Donath,  Eraniektomie 
bei  Epilepsie  verschiedenen  Ursprungs.  Wien.  klin.  Wochenschr.  —  Fischer, 
Les  chor^es  ^lectriques  (Paramyoclonus,  Myodonie).  Gaz.  des  höp.  — 
Freund,  Ueber  die  Beziehungen  der  Tetanie  zur  Epilepsie  und  Hysterie. 
Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.  —  Frotscher,  Zur  Behandlung  des  Tetanus 
traumaticus  mit  Behringschem  Antitoxin.  Deutsche  med.  Wochenschr.  — 
Herrmann,  üeber  spät  auftretende  hysterische  Anfälle  bei  Epileptikern. 
Monatsschr.  f.  Psych.  —  Hohlbeck,  Ein  Beitrag  zum  Vorkommen  des 
Tetanusbazillus.  Deutsche  med.  Wochenschr.  —  Hol  üb.  Zur  Antitoxin- 
behandlnng  des  Tetanus.  Wien.  klin.  Wochenschr.  —  Hudovernig,  Bei- 
trag zur  pathologischen  Anatomie  der  Chorea  minor.  Arch.  f.  Psych.  — 
Jellinek,  üeber  die  Blitzverletzungen  in  klinischer  und  sozialrechtlicher 
Beziehung.  Wien.  klin.  Wochenschr.  —  Krieger,  Ein  Fall  von  Sklero- 
dermie nach  vorausgegangenem  Morbus  Basedowii.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift. —  L  an  z ,  Serotherapie  des  Morbus  Basedowii.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift. —  Link,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Myasthenia  gravis.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  —  Mayer,  Zur  diätetischen  Brombehandlung  der 
Epileptiker.  Berl.  klin.  Wochenschr.  —  Möbius,  Ueber  das  Antithyreoidin. 
Münch.  med.  Wochenschr.  —  Derselbe,  Die  Migr&ne.  2.  Aufl.  Wien. — 
Mohr,  Ein  Beitrag  zur  myasthenischen  Paralyse.  Berl.  klin.  Wochensohr. 
—  Müller,  Drei  i^Ue  von  Chorea  chron.  progr.  Deutsche  Zeitschr.  f. 
Nervenheilk.  —  Nonne,  Ueber  zwei  durch  zeitweiliges  Fehlen  des  Patel- 
larreflexes  ausgezeichnete  F&Ue  von  Hysterie.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nerven- 
heilkunde. —  Peters,  Zur  pathologischen  Anatomie  der  Tetanie.  Deutsch. 
Arch.  f.  klin.  Med.  —  Pick,  Weiterer  Beitrag  zur  Pathologie  der  Tetanie. 
Neur.  Zentralbl.  —  Rindfleisch,  Ueber  Chorea  mollis.  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Nervenheilk.  —  Schaffe r.  Zur  Kasuistik  der  Akromegalie.  Neur.  Zen- 
tralblatt. —  Schlüter,  Chorea  hysterica  traumatica.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift. —  Schuckmann,  Zur  Frage  der  Antitoxinbehandlung  bei  Tetanus. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  —  Stevens,  Case  of  acute  Acromegaly.  Brit. 
med.  Joum.  ^  Stier,  Zur  pathologischen  Anatomie  der  Huntingtonschen 
Chorea.  Arch.  f.  Psych.  —  Strohmeyer,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen 
Epilepsie  und  Migräne.  Münch.  med.  Wochenschr.  —  Ughetti,  La  febbre 
isterica.  Rif.  med.  —  Vofi,  Zur  Symptomatologie  und  Therapie  der  Base- 
dowschen Krankheit.    Deutsche  med.  Wochenschr. 


b)  Psychiatrie« 


Zivilisation 
und 
Geistes- 
krankheiten. 


Von  Prof.  Dr.  A«  Gramer,  Direktor  d.  psychiatrischen  KUnik  u.  Poliklinik 
f.  psychische  u.  Nervenkranke  in  Göttingen. 

Unter  den  allgemeineren  Hilfswissenschaften,  welche  die  Psychiatrie 
zu  der  stets  komplizierter  werdenden  Diagnose  notwendig  hat,  gewinnt 
Experimentelle  immer  mehr  an  Boden  die  experimentelle  Psychologie.  Weigandt  hat 
Psychologie,  {j^  kurzen  Vorträgen  in  übersichtlicher  Weise  alles  das  zusammengestellt, 
was  uns  die  experimentelle  Psychologie  in  mühevollen,  langjährigen  Unter- 
suchungen an  Fortschritten  in  der  psychiatrischen  Diagnose  gebracht  hat. 

Wie  bei  uns,  wird  auch  in  England  darauf  hingewiesen,  daß  ein 
gewisser  Zusammenhang  zwischen  den  Fortschritten  der  Zivilisation  und 
der  Zunahme  der  Geisteskrankheiten  besteht.  Robert  Jones  führt  das 
auch  für  englische  Verhältnisse  nach  dem  dortigen  Material  aus  und  betont, 
daß  eins  der  dringendsten  Bedürfnisse  sei,  in  weiteren  Kreisen  für  die 
körperliche  und  geistige  Gesundheit  des  Volkes  zu  agitieren,  damit  nicht 
der  Staat  schließlich  Grefahr  laufe.  Im  engeren  Kreis  weist  Gramer  nach, 
daß  es  unbedingt  notwendig  sei,  daß  auch  in  der  Psychiatrie  eine  wirksame 
Prophylaxe  in  Angriff  genommen  werde.  Wie  man  bereits  von  Staats 
wegen  vorgegangen  sei,  um  die  Trunksucht,  die  Tuberkulose,  die  Geschlechts- 
krankheiten und  den  Krebs  zu  bekämpfen,  so  sei  es  auch  ein  dringendes 
Erfordernis,  dafür  zu  sorgen,  daß  die  nervös  Erschöpften  und  die  durch 
den  Kampf  ums  Dasein  in  ihrer  psychischen  Widerstandsfähigkeit  erschüt- 
terten Individuen  in  geeigneten  Sanatorien  Erholung  und  Gesundung  finden, 
bevor  sie  als  unheilbar  geisteskrank  den  Irrenanstalten  zur  dauernden 
Behandlung  übergeben  werden  müssen.  Dies  sei  am  besten  zu  erreichen 
durch  Heilanstalten  für  minderbemittelte  Nervenkranke.  Diesen 
Ausführungen  entsprechend  ist  die  Provinz  Hannover  vorgegangen  und  hat 
das  Sanatorium  Rasemühle  bei  Göttingen  eingerichtet,  das,  seit  dem 
1.  Oktober  eröffiiet,  bereits  beständig  von  derartigen  nervösen  und  er- 
schöpften Individuen  bis  auf  den  letzten  Platz  besetzt  wird. 

Das  verflossene  Jahr  hat  auch  eine  ganze  Heihe  methodischer 
Untersuchungen  gebracht.    Zwei  Arbeiten  von  Ernst  Meyer  and 
Ernst  Schultze  in  Bonn  beschäftigen  sich  mit  dem  Vorkommen  von 
Psychosen    Psychosen  bei  Tabes.    Meyer  hat  aus  der  Literatur  und  der 
bei  Tabes.    ^ige^Qn  Beobachtung  ongeftlhr  40  Fälle  zusammengebracht  und  be- 
schäftigt sich  in  eingehender  und  streng  kritischer  Weise  mit  dieser 


Heilanstalten 
fQr  minder^ 
bemittelte 

Nervenkranke. 


Psychiatrie.  139 

Frage.  Schnitze  bringt  einen  Fall  eigener  Beobachtung  bei.  Ans 
diesem  geht  hervor,  daß,  wenn  es  auch  sicher  Fälle  von  Tabes  gibt, 
bei  denen  die  dabei  beobachtete  psychische  Störung  —  z.  B.  die 
Demenz  —  in  Abhängigkeit  von  der  Tabes  gebracht  werden  kann, 
es  doch  eine  ganze  Reihe  von  Fällen  gibt,  bei  denen  die  Tabes  fiir 
die  Psychose  nur  ein  akzidentelles  Moment  darstellt,  oder  umgekehrt 
die  Tabes  für  die  Psychose.  Vogt  veröffentlicht  einen  interessanten 
Fall  über  den  Einfluß  von  intensiver  Kältewirkung  an  Einfloß  von 
einem,  soweit  sich  überhaupt  nachweisen  ließ ,  vollständig  rüstigen  ^^^^^^^^^^ 
Qehim.  In  diesem  Falle  bestand  eine  transitorische,  sehr  rasch 
wieder  verschwindende  Geistesstörung,  die  nicht  sicher  auf  Epilepsie 
zurückgeführt  werden  konnte,  wenn  natürlich  auch  nicht  ausge- 
schlossen ist,  daß  vielleicht  in  späterer  Zeit  doch  noch  die  möglicher- 
weise zu  Grunde  liegende  Epilepsie  zum  Ausbruch  kommen  kann. 

Sehr  interessant  sind  die  Untersuchungen,  die  Berg  er  zur  Patho-    Pathogenese 
genese   akuter  Psychosen   angestellt  hat.     Er  hat  zunächst  durch        »kuter 
Versuche   an   sich   selbst  festgestellt,   daß   in  dem  Blut  geistig  erregter       ^^° 
Kranken  ein  für  den  Menschen  gefährliches  Gift  vorhanden  sein  kann  und 
hat  dann,  da  er  bei  den  letzten  Versuchen,  die  er  mit  sich  anstellte,  sehr 
stark  reagierte,  diese  Versuche  abbrechen  müssen.    Er  ist  nun  zu  Tier- 
versuchen  Gbergegangen ,    hat    nach    dem  Verfahren   von  v.  D  ungern, 
Metschnikoff,  Ehrlich  u.  a.  experimentiert,  und  zwar  hat  er  Ziegen 
und  Hunden  Qehimmasse  subkutan  injiziert  und  alsdann  von  diesen  Ziegen 
Hunden  wiederum  subkutane  Injektionen  gemacht  und  dabei  gefunden,  daß 
sich  schwere  Veränderungen,  die  makroskopisch  und  mikroskopisch  deutlich 
nachweisbar  waren,  an  der  Hirnrinde  dieser  Hunde  vorfanden.    Interessant 
ist,  daß  er  in  den  Ganglienzellen  leukozytenartige  Gebilde  auffinden  konnte, 
ähnlich  wie  sie  Trömmer  für  das  Delirium  beschrieben  hat.   In  gewisser 
Beziehung  zu  den  Versuchen  von  Berger  stehen  Untersuchungen,  die 
Johnson  und  Goodall  angestellt  haben.    Sie  untersuchten  das  Agglu-     Agglntina- 
tinationsvermögen  bei  einer  Reihe  von  Psychosen  der  verschiedensten        *lo^8- 
Art,  im  ganzen  25,  zum  Bacterium  coli  commune  und  fanden  und  ^^^sen    ei 
erhielten  eine  gute  Agglutination:  in  4  der  5  Fälle  akuter  Melancholie,  in 
1  von  8  Fällen  von  Paralyse,  in  1  von  2  Fällen  von  Halluzinationspsycbosen, 
in  1  Fall  einer  Elimakterinmspsychose.   Teilweise  Agglutinationen  sahen  sie 
in  6  von  11  Fällen  von  akuter  Manie,  1  von  2  Fällen  von  halluzinatorischem 
Irresein.    Keine  Agglutinationen  fanden  sich  in  5  Fällen  von  Melancholie, 
1  von  Manie,   1  von  Puerperalpsychose,  2  von  progressiver  Paralyse.    Es 
waren  also  Agglutinationen  erhalten  in  60  ^o  aller  Fälle,  in  28  ^o  ^^^^  g^^^f 
in  327«  eine  partielle  Agglutination.    Die  größte  Zahl  der  guten  Agglu- 
tinationen waren  mit  einer  virulenten  Kultur  von  Bacterium  coli  commune 
mit  einer  Verdünnung  von  1  auf  100. 

Interessant  ist,  daß,  während  noch  vor  kurzem  die  Engländer  und 


140  Gramer. 

Aetiologie  der  einzelne  Amerikaner  in   der  Aetiologie   der  Paralyse  immer  mehr  Ter- 

progresBiven  danungsstörungen  und  speziell  da»  Bacterium  coli  oommnne  in  den  Vorder- 
gnmd  rückten,  jetzt  wieder  ein  Autor  kommt,  Ford  Robertson,  der 
von  einem  dem  Diphtheriebazillus  ähnlichen  Mikroorganismus  spricht,  der 
zu  der  Dementia  paraljtica  in  Beziehung  stehe  und  sich  überall  finde  und 
dem  eine  ätiologische  Bedeutung  zukommen  könne.  Es  führt  dieser  Autor 
dabei  aus,  daß  eine  ganze  Reihe  von  Erscheinungen  im  klinischen  Verlauf, 
z.  B.  Fieber,  der  Katarrh  im  respiratorischen  und  Verdauungstraktus  und 
der  Befand  von  zahlreichen  Lenkozyten  in  Zellen  und  Adventitialräumen, 
für  einen  derartigen  infektiösen  Prozeß  als  hauptsächlich  charakteristisch 
sprechen  könnten. 

Ich  wende   mich  jetzt   zu   den  Untersnchnngen,    welche   die 

Symptomatologie  einzelner  Erscheinungen  bei  Geisteskrankheiten  be- 

Enochen-     treffen.    Die  Enochenbrüchigkeit  bei  bestimmten  Arten  von 

bei^Ps^^Mn  Psychosen  war  schon  lange  bekannt.  Es  war  das  Verdienst  von 
E.  Meyer,  auf  dies  Verhalten  aufmerksam  gemacht  zu  haben.  Offen- 
bar war  Maule  Smith  diese  Arbeit  Meyers  nicht  bekannt;  er 
kommt  zu  ongeflähr  denselben  Kesultaten.  Er  fuhrt  diese  Knochen- 
briichigkeit  auf  bestimmte  Veränderungen  in  den  Ganglienzellen  der 
Hinterhömer  und  in  den  Hinterstr&ngen  des  Biickenmarks  zurück.  Er 
bringt  auch  Beweise  bei,  welche  diese  Annahme  wahrscheinlich  machen. 
Sehr  interessante  Versuche  über  Erscheinungen,  welche  auf- 
Post-       treten,  wenn  man  Epileptiker  aus  dem  postepileptischen 

^^  Schlaf  ^'  Schlaf  erweckt  hat,  hat  Hermann  gemacht.  Es  zeigte  sich 
nämlich,  daß  wenn  man  den  Epileptiker  aus  dem  terminalen  Schlaf 
erweckt,  stets  ein  kurz  dauernder  Zustand  eintritt,  der  sehr  an  die 
postepüeptische,  transitorische  Bewußtseinsstörung  erinnert.  Erweckt 
man  die  Kranken,  welche  nach  einem  nicht  künstlich  hervorgerufenen 
Zustande  transitorischer  Bewußtseinsstörung  in  Schlaf  verfallen  sind, 
so  ist  der  Zustand  transitorischer  Bewußtseinsstörung  nur  kurz. 
Beim  Erwachen  der  EpUeptiker  aus  dem  normalen  oder  dem  ter- 
minalen Schlaf  auf  natürliche  Weise  tritt  dieser  eigentümliche  Zu- 
stand transitorischer  Bewußtseinsstörung  nicht  auf.  Ruft  man  durch 
Erwecken  aus  dem  epileptischen  Schlaf  diesen  Zustand  willkürlich 
hervor,  so  fläUt  zunächst  das  oft  veränderte  Verhalten  aller  Seelen- 
funktionen und  das  Fehlen  jeglicher  Reaktion  auf,  alsdann  tritt  ein 
Zustand  auf,  in  dem  eine  ausgesprochene  Seelentaubheit  und  -blindheit 
besteht,  daran  schließt  sich  ein  Zustand  mit  ausschließlicher  Seelen- 
blindheit, hauptsächlich  mit  Bezug  auf  Personen,  der  Zustand  schließt 
ab  mit  einer  amnestischen  Aphasie.  Vollständige  Amnesie  besteht 
nur  während  des  ersten  Stadiums  bei  einem  Teil  der  Ejranken.  Der 
Autor  schließt  daraus,  daß  nicht  alle  Gehimteile  während  des  ex- 


Psychiatrie.  141 

perimentell  erEeugten  pathologischen  Zustandes  gleich  schwer  leiden 
und  daß  das  Wiedereintreten  der  normalen  Funktionen  des  Gehirns 
nicht  gleichzeitig  und  nicht  plötzlich,  sondern  langsam  und  all- 
mählich erfolgt.  Er  nimmt  an,  daß  diese  Zustände  durch  Toxine 
erzeugt  werden  und  hält  die  Erscheinungen  för  ein  epileptisches 
Aequivalent  für  den  terminalen  Schlaf.  Durch  die  Untersuchungen 
von  Alt  ist  bewiesen,  daß  bei  einer  Reihe  von  Epileptikern 
durch  geeignete  Darmbehandlung  Besserung,  ja  sogar  Heilung  herbei- 
geführt werden  kann,  und  daß  namentlich  der  diätetischen  Behand-  ni&tetisciie 
long  eine  ganz  bedeutende  Rolle  bei  der  Behandlung  der  Epileptiker  Behandlung 
zuzuschreiben  ist.  Alt  hat  umfangreiche  Untersuchungen  darüber  Epileptiker, 
angestellt,  die  zu  dem  Resultat  führten,  daß  bei  reiner  Milchdiät  und 
namentlich  auch  bei  Zufuhr  vegetabilischer  Nahrungsmittel  die  Zahl 
der  Anfälle  bei  den  Epileptikern  erhebUch  zurücktritt.  Ein  Schüler 
von  Alt,  Hoppe,  hat  nun  im  Anschluß  an  die  Untersuchungen 
von  Haig  und  Erainsberg  die  Frage  untersucht,  ob  die  Aus- 
scheidung von  Harnsäure  von  Einfluß  auf  die  Zahl  der  epileptischen 
Krämpfe  ist;  seine  eingehenden  Untersuchungen  haben  zu  einem 
negativen  Resultat  geführt.  Er  kommt  zu  dem  Schlüsse,  den  er 
allerdings  nur  in  bedingter  Weise  zieht,  daß  für  den  Epileptiker 
das  noch  erträgliche  Eiweißminimum  auch  das  Eiweißoptimum  sei. 
In  klarer,  streng  sachlicher  und  erschöpfender  Weise,  unter  Berück- 
sichtigung der  gesamten  in  Betracht  kommenden  Literatur,  sich 
namentlich  stützend  auf  die  bekannten  Untersuchungen  und  Ver- 
öffentlichungen von  Siemerling,  beschreibt  Raecke  die  transi- Transitorische 
torischen  Bewußtseinsstörungen  der  Epileptiker  in  Bewufltseins- 
einer  Monographie.  Es  finden  dabei  die  präparozysmalen  psychischen  spneptiker. 
Störungen  der  großen  Krampfanfälle,  die  postparoxysmalen  psychi- 
schen Störungen  und  die  Aequivalente  eine  eingehende  Würdigung, 
die  sich  überall  stützt  auf  ausführlich  mitgeteilte,  eigene  Beobach- 
tungen. Das  Endresultat  der  Raecke  sehen  Untersuchungen  gipfelt 
darin,  daß  fiir  die  Diagnose  des  Epileptikers  zwei  Momente  in  Be- 
tracht kommen:  1.  muß  die  betreffende  Geistesstörung  klinisch  den 
epileptLschen  Charakter  tragen  und  2.  muß  das  Bestehen  einer  ge- 
nuinen Epilepsie  nachgewiesen  werden. 

Wernicke  hat  schon  vor  längerer  Zeit  darauf  hingewiesen, 
daß  es  bestimmte  Fälle  von  herdförmigen,  organischen  Erkrankungen 
des  Oehims  gibt,  bei  denen  ein  Symptomenkomplex  auftreten  kann, 
der  außerordentlich  ähnlich  sieht  den  Erscheinungen,  welche  wir  bei 
akuten  Psychosen  beobachten.  Er  weist  dabei  besonders  auf  die 
von  ihm  sog.    „transkortikale  Aphasie"   hin.    Berg  hat  in 


etioloRie  n 
proßres-MVf: 


Kno. 

b'rü( '.: 

bei  V^\ 


epili 


Psychiatrie. 


143 


Katatonie. 


an  einer  Bezeichnung  fehlte,  unter  welche  man  diejenigen  Stigmata  Physiologische 
der  Entartung  unterbringen  konnte,  die  nicht  körperliche  und  psy-  peg^ng^tio!^^ 
chiache  sein  sollen.  Allerdings  dehnt  Majet  diesen  Begriff  sehr 
weit  aus,  so  daß  er  darunter  auch  wieder  körperliche  und  psychische 
Stigmata  bringt,  und  nicht  nur  das,  er  rechnet  eigentlich  jede  Dis- 
position zu  einer  körperlichen  Erkrankung  unter  die  Degeneration, 
was  nach  unserer  Ueberzeugung  etwas  zu  weit  gegangen  ist. 

Vor  einigen  Jahren  hatte  man  den  Eindruck,  daß  mit  der  ge- 
nauen Auffassung  der  Katatonie,  wie  sie  uns  Eraepelin  und 
seine  Schüler  zu  bringen  versucht  haben,  insofern  ein  Gewinn  für 
die  Psychiatrie  sich  ergeben  würde,  als  eine  exaktere  Stellung  der 
Prognose  sich  ergeben  würde.  Wenn  auch  bereits  Kahlbaum, 
der  erste  gute  Schilderer  der  Katatonie,  darauf  hingewiesen  hatte, 
daß  ein  günstiger  Ausgang  bei  der  Katatonie  durchaus  nicht  zu  den 
Seltenheiten  und  Unmöglichkeiten  gehöre,  so  ist  man  doch  gewohnt, 
dem  katatonischen  S3rmptomenkomplez,  wie  er  auch  bei  dem  neuer- 
dings geschaffenen  Krankheitsbild  der  Dementia  praecox  vorkommt, 
die  Prognose  absolut  ungünstig  zu  stellen.  Wernicke,  Ziehen, 
der  Beferent  und  andere  haben  allerdings  immer  den  Standpunkt 
vertreten,  daß  man  auch  bei  dem  katatonischen  Symptomenkomplex 
nicht  unter  allen  Umständen  die  Prognose  ungünstig  zu  färben 
braucht.  Ernst  Meyer  hat  diese  Verhältnisse  in  seiner  bekannten 
Gründlichkeit  untersucht.  Er  weist  nach,  daß  in  etwa  ^jh — V«  ^^^ 
Fälle  Wiederherstellung  für  Jahre  eintreten  kann.  Mit  Hecht  betont 
er,  daß  der  Streit  darüber,  ob  eine  spätere  Erkrankung  nur  Exazer- 
bation  des  Leidens  oder  eine  neue  Krankheit  sei,  weiter  nicht  als 
eine  Doktorfrage  bezeichnet  werden  könnte.  Interessant  sind  seine 
Hinweise  auf  eine  Erscheinung,  welche  auf  eine  günstige  Prognose 
hindeuten  können,  die  hauptsächlich  auf  dem  Verhalten  der  Heredität, 
der  Menses  und  des  Körpergewichts  basieren. 

Eine  Hauptforderung  für  unsere  klinische  Psychiatrie  wird  stets 
das  Studium  elementarer  Symptome  sein.  Denn  nur  wenn 
wir  die  Elemente  genau  kennen,  wird  es  möglich  sein,  auch  den 
klinischen  Verlauf  und  das  Krankheitsbild  genau  erforschen  zu  lernen. 
Weber  hat  verschiedene  Fälle  von  primärer  Inkohärenz  ein- 
gehend und  genau  studiert  und  anal3rsiert.  Er  weist  in  seiner 
Publikation  nach,  daß  hauptsächlich  unter  der  Einwirkung  von  Er- 
schöpfung oder  toxischen  Schädlichkeiten  eine  Psychose  auftreten 
kann,  bei  der  im  Vordergrunde  aUer  Symptome  einfache  primäre 
Lockerung  und  Auseinanderfallen  des  Vorstellungsablaufs  steht,  und 
daß  auf  diese  primäre  Inkohärenz  und  die  dadurch  bedingte  Un- 


Primäre 
Inkohärenz. 


144  Gramer. 

orientiertheit  und  Ratlosigkeit  alle  übrigen  Symptome,  die  Stimmmigs- 
verändenmg,  die  Bewußtseinsstörang  nnd  die  Wahnideen  znrück- 
gefthrt  werden  können. 

Man  könnte  fast  von  einem  Zeichen  der  Zeit  sprechen,  daß  der 

I  Zatritt  zu  spiritistischen  Zirkeln  namentlich  in  den  größeren  St&dten 

in  immer  weiteren   Kreisen  Anklang  findet.     Henneberg,   der 

OeiatesBtdrnng bereits  wiederholt  das  Thema  ,,Geistesstörang  und  Spiritis- 

I       Spiritismus    ^^^"  behandelt  hat,  gibt  eine  ausführliche  Beschreibung  der  bei 

/  dem  bekannten  Blumenmedium  B.  gemachten  Beobachtungen.    Wir 

1  können  auf  die  einzelnen  Details  seiner  Mitteilungen  nicht  eingehen, 

■^^^  möchten  aber  auf  ein  Moment  hinweisen,  das  uns  in  seiner  Schluß- 

^^^^  bemerkung  besonders  interessant  erscheint.  Henneberg  widerspricht 

^^^H  der  ziemlich  verbreiteten  Annahme,  daß  die  Zeugen,  welche  mit  Wärme 

^^^B  für  die  B.  eingetreten  waren,  mehr  oder  weniger  beschränkt,  bezw. 

^^^p  nicht  ganz  zurechnungsfähige  Persönlichkeiten  darstellten.    Es  fand 

^^V  sich  unter  den  Zeugen  auch  nicht  einer,  bei  dem  man,  soweit  die 

^^B  Umstände    eine    Beurteilung    zuließen,    an    Geisteskrankheit    oder 

^^M  Schwachsinn  im  engeren  Sinne  hätte  denken  können.    Eine  Anzahl 

^^B  von  Personen  kann  man  wohl  als  psychopathisch  bezeichnen,  nur 

^^1  ein  einziger  Zeuge  gab  an,  daß  er  auch,  so  z.  B.  bei  Beerdigungen, 

^^P  Geister  sehe.    Daß  natürlich  der  Spiritismus  bei  Disponierten  hal- 

"^  luzinatorische  Zustände  auslösen  kann,  darüber  haben  Henneberg 

und  auch  Vigoureuz,  wie  wir  bereits  früher  buchteten,  interessante 

Beispiele  gebracht.    Donath  bringt  zwei  Beispiele,  bei  denen  es 

durch  die  Beschäftigung  mit  dem  Spiritismus  zu  schweren  hystero- 

epileptischen  Krämpfen  mit  Angstzuständen,   Halluzinationen  und 

Schlaflosigkeit  gekommen  war.    Er  fordert  dringend  ein  gesetzliches 

Verbot  dieser  spiritistischen  Uebungen. 

In  den  letzten  Jahren  hat  man  sich  viel  mit  dem  krankhaften 
poriomanie.  Wandertrieb,  der  Poriomanie  beschäftigt.  Heilbronner  weist 
in  einer  umfangreichen  Untersuchung  nach,  daß  nur  in  etwa  einem 
Fünftel  dieser  Fälle  man  mit  Sicherheit  Epilepsie  nachweisen  kann. 
Häufiger  finden  sich  schon  hysterische  Individuen.  Man  kann  also 
aus  dem  Umstände,  daß  eine  poriomanische  Attacke  vorliegt,  noch 
nicht  auf  Epilepsie  schließen.  Meist  handelt  es  sich  bei  dem  krank- 
haften Wandertrieb  um  die  krankhafte  lUaktion  degenerativ  ver- 
anlagter Individuen  auf  dysphorische  Zustände.  Diese  dysphorischen 
Zustände  können  autochthon  auftreten,  sie  können  aber  auch  durch 
an  sich  unbedeutende  äußere  Momente  ausgelöst  werden.  In  Aus« 
nahmefällen  entwickeln  sich  initiale  traumhafte  Situationsmißdeutungen, 
die  das  nächste  Wanderziel  bestimmen.    Die  Tendenz   zum  Ent- 


Psychiatrie. 


145 


Hysterische 
Dftmmer- 
znstände. 


Leichtere 

Schwach- 

sinnsgrade. 


weichen  kann  habituell  werden  und  dann  auf  ganz  geringe  Anlässe  hin 
wirksam  erscheinen.  Bei  der  forensischen  Würdigung  dieser  Zustände 
muß  man  den  gesamten  Zustand  des  Individuums  ins  Auge  fassen. 

Seit  Oansers  bekannter  Publikation  über  eine  eigentümliche 
Art  von  hysterisohen  Dämmerzuständen  haben  sich  die 
Autoren  vielfach  mit  dem  Symptom  des  hysterischen  Vorbeiredens 
beschäftigt..  Westphal  veröfiPentlicht  2  Fälle,  bei  denen  es  sich 
nicht  um  Hysterie,  sondern  um  eine  sog.  Dementia  praecox  handelte, 
bei  denen  auch  das  Symptom  des  Vorbeiredens  bestand,  und  stellt 
sie  dem  Vorbeireden  bei  Hysterischen  gegenüber.  Er  machte  darauf 
aufmerksam,  daß  bei  den  hysterischen  Dämmerzuständen  mit  Vorbei- 
reden immer  eine  Bewußtseinsstörung  bestehe,  während  von  einer 
solchen  bei  Paranoikem  mit  Inkohärenz  —  wie  wir  lieber  sagen 
wollen  —  nicht  die  Bede  sein  könne. 

Für  den  Praktiker  ist  es  oft  recht  schwer,  über  die  leichteren 
Schwachsinnsgrade  bei  Begutachtungen  und  auch  nur  bei  der 
klinischen  Beobachtung  und  ärztlichen  Behandlung  ins  Klare  zu 
kommen.  Wir  können  deshalb  Moeli  dankbar  sein,  daß  er  in 
kurzer,  klarer  Weise  aUes,  was  for  den  Arzt  von  Wichtigkeit  ist, 
in  einer  kleinen  Broschüre  über  die  Imbezillität  zusammengestellt 
hat.  Eine  willkommene  Ergänzung  zu  diesen  Ausführungen  von 
Moeli  bietet  ein  Beferat  von  Tuczek  über  den  Begriff  und  die 
Bedeutung  der  Demenz,  welches  in  umfangreichster  Weise  alle  er- 
worbenen und  angeborenen  Schwachsinnszustände  einer  genauen 
klinischen  und  kritischen  Prüfung  unterzieht. 

Die  Theorie  der  Dipsomanie  hat  bereits  zu  vielfachen  Studien  Dipsomanie 
und  Erwägungen  Veranlassung  gegeben.  Vor  kurzem  hat  Gaupp 
die  Hypothese  aufgestellt,  daß  der  dipsomanischen  Attacke  eine  Art 
epileptischer  Veränderung  zu  Grunde  liege.  Alter  bringt  eine  Be- 
obachtung von  Dipsomanie  und  versucht  darin,  die  dipsomanischen 
Attacken  dieses  Patienten  auf  eine  epileptische  Verstimmung  zurück- 
zuführen. 

Es  ist  eine  bekannte  Tatsache,  daß  bei  Epileptikern,  bei  denen 
die  Epilepsie  schon  in  der  Jugend  und  Kindheit  beginnt,  viel  ver- 
säumt wird  dadurch,  daß  die  Erscheinungen  im  Anfange  zu  leicht 
genommen  werden.  Aschaffenburg  weist  zur  Frühdiagnose 
der  Epilepsie  auf  die  Bedeutung  der  Stimmungsschwankungen 
bei  Kindern  hin.  Er  macht  mit  Becht  darauf  aufinerksam,  daß, 
wenn  man  bei  solchen  Kindern  vorsichtig  ist  und  eine  geeignete 
Behandlung  einleitet,  dies  sicher  nicht  schaden  kann,  wenn  auoh 
später  keine  Epilepsie  kommt.  Als  charakteristisch  sieht  er  an  die 
Jahrbnoh  der  praktischen  Medizin.    1904.  10 


Frühdiagnose 

der 

Epilepsie. 


146 


Gramer. 


NegativismuB. 


Schreib- 

^ej  Geistes- 
irankheiten. 


Therapie : 


\  Psychische 

I         Behandlung 
von  Nenrosen 


Periodizität  der  StimmtingsBchwankmigen,  die  Entstehung  ohne  er- 
kennbaren  Anlaß  und  das  Begleitetsein  von  anderen  Symptomen, 
z.  B.  Flimmern  vor  den  Augen,  Yerflürbung  des  Oesiohts. 

Seit  der  Begriff  des  Negativismus  von  Kraepelin  aufgestellt 
worden  ist,  wird  er  vielfach  in  ganz  verwässerter  Weise  und  oft 
geradezu  als  Eselsbrücke  von  denen  gebraucht,  die  sich  nicht  die 
Mühe  geben,  genauer  in  die  Details  der  krankhaften  psychischen 
Erscheinungsreihen  einzudringen.  Es  muß  deshalb  als  besonders 
verdienstvoll  anerkannt  werden,  daß  Oroß  aufs  neue  wieder  darauf 
hinweist,  daß  der  Negativismus  ein  Symptomenkomplez  ist,  der  sich 
aus  verschiedenen  Momenten  zusammensetzt.  In  dem  von  ihm  mit- 
geteilten Fall  handelt  es  sich  einmal  um  Ratlosigkeit  mit  der  darauf 
beruhenden  Affektlage  der  Ablehnung  und  weiter  um  eine  schwere 
psychomotorische  Hemmung. 

Die  Schreibstörungen  bei  Oeisteskrankheiten  und  bei  zere- 
bralen Erkrankungen  haben  schon  lange  die  Beachtung  aller  Neuro- 
logen gefunden.  Pick  macht  auf  die  eigentümliche  Erscheinung 
auimerksam,  daß  bei  einzelnen  Fällen  von  zerebraler  Erkrankung 
(in  dem  von  ihm  publizierten  Falle  lag  eine  syphilitische  Grundlage 
vor)  eine  auffällige  Veränderung  der  Schrift  insofern  vorhanden  ist, 
als  immer  kleiner  geschrieben  wird  und  schließlich  so  klein,  daß 
die  Leserlichkeit  fast  verschwindet,  ja  die  Störung  kann  so  weit 
gehen,  daß  schließlich  nur  noch  unverständliche  Zeichen  und  Schnörkel 
gemalt  werden.  Der  Beweis  dafür,  daß  diese  eigentümliche  Schreib- 
störung, die  der  Autor  als  „Mikrographie''  bezeichnet,  wirklich  von 
der  zerebralen  Störung  abhängig  ist,  ist  damit  geliefert,  daß  in  dem 
einen  der  Fälle  nach  Verschwinden  der  zerebralen  Erscheinungen 
auch  die  Fähigkeit  zum  normalen  Schreiben  wiederkehrte. 

Jeder  Arzt  macht  die  Erfahrung,  daß  am  Krankenbette  nicht 
nur  die  Behandlung  nach  den  wissenschaftlichen  Kegeln  der  Medizin 
notwendig  ist,  sondern  daß  man  große  Erfolge  auch  damit  erzielen 
kann,  daß  man  den  Patienten  zu  nehmen  weiß  und  einen  gewissen 
psychischen  Einfluß  auf  ihn  gewinnt.  Dies  ist  umsomehr  der 
Fall,  wenn  es  sich  um  Krankheiten  handelt,  welche  auf  rein  psychi- 
schem Wege  zu  stände  gekommen  sind.  In  Betracht  kommen  hier 
vor  allem  die  nervösen,  neurasthenischen  und  hypochondrischen  Er- 
schöpftingszustände,  wie  sie  das  moderne  Leben  häufig  hervorbringt. 
Dubois  hat  in  äußerst  geschickter  und  ansprechender  Weise  eine 
Beihe  wichtiger  Gesichtspunkte  gegeben,  wie  man  auf  diesem  Wege 
vorgehen  und  Erfolg  erzielen  kann.  Daß  man  dabei  auch  eine  ge- 
wisse psychische  Diät  zu  beachten   habe»   namentlich  was  die 


Psychiatrie.  147 

Lektüre  und  den  Kunstgenuß  anbetrifiEt,  das  führt  Laqueur  in  seinem 

sehr  fessehad  geschriebenen  Aufsatz  aus.  —  Wie  fast  jedes  neue 

Jahr,  so  hat  auch  das  Jahr  1903  ein  neues  Hypnotikum  gebracht:  Hypnotikum. 

das  Veronal.    (Aronheim,  Die  med.  Wochenschr.  1903,  Nr.  31. 

—  Bereut,  Therap.  Monatsh.,  Juni.  —  Fischer  und  Mering, 
Therapie  der  Gegenwart  Hefl  3.  —  W.  Fischer,  Therap.  Monatsh,, 
Aug.  —  Jelly,  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  21.  —  A.  Lilienfeld, 
ebenda  Nr.  21.  —  Lotsch,  Fortschr.  d.  Medizin  Nr.  19.  —  Mendel 
und  Krön,  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  34.  —  Offer,  Zentral- 
blatt f.  d.  ges.  Therapie,  Juli.  —  Oppenheim,  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift Nr.  21.  —  Poly,  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  20.  —  Rosen- 
feld,  Therapie  der  Gegenwart  Heft  4.  —  Sabraz^s,  Gaz.  hebdom. 
des  Sc.  m6d.  d.  Bordeaux  Nr.  32.  —  Schule,  Therap.  Monatsh., 
Mai.  —  Spielmeyer,  Zentralbl.  f.  Nervenheilk.  u.  Psychiatrie  Nr.  163. 

—  Thomson,  Psych.-neurol.  Wochenschr.  Nr.  13.  —  L.  W.  Weber, 
Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  40.  —  Wiener,  Wiener  med.  Presse 
Nr.  24.  —  Würth,  Psych.-neurol.  Wochenschr.  Nr.  9.)  Referent 
kann  durch  Untersuchungen,  welche  in  seiner  Klinik  von  Weber 
angestellt  worden  sind,  nach  jeder  Richtung  hin  bestätigen,  daß  das 
Veronal  für  viele  Fälle  und  namentlich  für  solche,  bei  denen  das 
natürliche  Schlafbedürfnis  herbeigeführt  werden  soll,  ein  angenehmes 
Hypnotikum  ist,  das  anscheinend  bisher  nachteilige  Folgen  nicht 
erkennen  läßt.  —  Wie  im  vorigen  Jahre,  so  sind  auch  in  diesem  Jahre 
weitere  Studien  zur  Infusionstherapie  der  Psychosen  gemacht  inftisions- 
worden.  Ich  verweise  besonders  auf  die  Publikationen  von  Alter  *5^?^®  .^_®' 
und  Wickel.  Nach  unserer  Ueberzeugung  und  nach  unserer  eigenen 
praktischen  Erfahrung  sind  die  Schlüsse,  zu  denen  Wickel  kommt, 
durchaus  den  Tatsachen  entsprechend.  Danach  hat  man  die  Koch- 
salzinfusion anzuwenden  bei  Kranken,  bei  welchen  eine  Nahrungs- 
zufuhr von  Magen  und  Darm  her  aus  irgend  welchen  Gründen  nicht 
möglich  ist,  um  die  Kranken  über  Wasser  zu  halten  in  der  HofiPnung, 
daß  sich  vielleicht  das  Krankheitsbild  wenden  und  Nahrungszufuhr 
möglich  wird,  bei  abstinenten  kollabierten  Kranken,  um  das  Leben 
zu  erhalten  und  weil  die  Wirkung  der  Salzemährung  sich  geltend 
machen  kann  und  schließlich  bei  heftigen,  mit  Abstinenz  einher- 
gehenden Erregungszuständen,  um  einer  frühzeitigen  Sondenf&tterung 
und  einem  drohenden  Kollaps  vorzubeugen.  Allerdings  gibt  die  In- 
fusion ein  Mittel  zur  Beseitigung  der  Abstinenz  aHch  bei  verwirrten 
Kranken  nicht;  auch  kommt  der  Kochsalzinfusion  im  aUgemeinen 
eine  Beeinflussung  des  körperlichen  allgemeinen  Zustandes  in 
günstiger  Weise  nicht  zu,   ebensowenig  wie  eine  Besserung  oder 


Psychosen. 


148  Gramer. 

Heilung  der  Psychosen  von  der  Kochsalzinfosion  erwartet  werden 
kann. 

Anf  forensischem  Gebiet  sind  im  Berichtsjahr  namentlich  zum 
Allgemeine    Verständnis   der    allgemeinen  Beziehung    des  B.G.B.    zu    den 
Beziehung    Geisteskranken   vielfach   Beiträge  gebracht  worden.     Wir  ver- 
za  den  '    weisen    besonders    auf   die   Arbeiten    von    Moeli,    Heilbronner, 
Geistes-      Scholze,  Bresler,  Jelly,   Gramer  u.  a.    Eine   sehr  klare  und 
kranken,      turze   Schilderung  über   den   heutigen  Stand  unserer  Anschauxmg 
über  den  perversen  Sexualtrieb  bringt  Jelly.   Auch  Salgo  kommt  zu 
dem  Schluß,  daß  die  sexuellen  Perversitäten  als  solche  kein  sicheres, 
ja  nicht  einmal  ein  charakteristisches  Symptom  von  Geisteskrankheit 
sind.    Zur  Charakterisierung  einer  psychischen  Störung  bedarf  es 
vielmehr  vieler  und  wichtiger  Krankheitserscheinungen.  —  Sehr  be- 
Strafvollzug   merkenswerte  Ausfuhrungen  macht  Aschaff enburg  über  den  Straf- 
kranken. *    Vollzug  bei  Geisteskranken.    Es  wäre  erwünscht,  wenn  seine  Aus- 
führungen in  weiteren  Elreisen  bei  dem  jetzigen  Beginn  der  Beform 
unserer  Strafgesetzgebung  in  Betracht  kommen  könnten.    Die  Be- 
deutung   der   Geisteskrankheiten    und    der   Grenzzustände    für  die 
Zeugnisfähigkeit  wird  von  Gramer  in  einem  Aufsatz  eingehend  er- 
örtert.   Gramer  streift  dabei  auch  die  Momente,  welche  unter  nor- 
malen Verhältnissen  die  Zeugnisf&higkeit  beeinflussen  können.  Schließ- 
lich sei  noch  erwähnt,  daß  die  gerichtliche  Psychiatrie  des  Referenten 
gänzlich  umgearbeitet  und  wesentlich  erweitert  im  Berichtsjahre  neu 
erschienen  ist.    Für  jeden  Praktiker  ist  es  eine  unangenehme  Auf- 
Queroiuiten-  gäbe,  wenn  er  ein  Gutachten  über  einen  EaU  von  Querulanten- 
Wahnsinn,     vrahnsinn  anzufertigen  hat.    Es  ist  deshalb  von  Wert,  wenn  man 
immer  wieder  auch  von  anderer  Seite  bearbeitete  Fälle  zu  Gesicht 
bekommt.   Ernst  Meyer  prüf)^  eingehend  im  Anschluß  an  eine  sehr 
interessante  Beobachtung  die  Frage  der  kriminellen  und  zivilrechi- 
lichen  Zurechnungsfllhigkeit  der  Querulantenwahnsinnigen  und  be- 
spricht auch  die  Frage  der  Unterbringung  derartiger  Kranken  in 
den  öfiPentlichen  Anstalten.   Er  hält  es  für  sehr  wohl  gerechtfertigt, 
den  Querulanten,  dessen  kriminelle  Unzurechnungsfähigkeit  gutacht- 
lich festgestellt  ist,  zum  mindesten  wegen  Geistesschwäche  zu  ent- 
mündigen. 
Pathologische  Die  pathologische  Anatomie  der  Psychosen  hat  im  verflossenen 

^p**ch^Mn*'  Jahre  zwei  zusammenfassende  Publikationen  gebracht,  eine  von 
Ernst  Meyer  und  eine  vom  Beferenten.  Aus  beiden  Publikationen 
geht  übereinstimmend  hervor,  daß  wenn  wir  zur  Zeit  auch  noch 
keine  ausgesprochene  pathologische  Anatomie  der  Psychosen  be- 
sitzen, wir  doch  bereits  eine  Menge  von  Bausteinen  zum  Aufbau  einer 


Kleinhirn. 


Psychiatrie.  149 

solchen  zusammengetragen  haben,  und  daß  bei  einzehien  Seelen- 
störungen,  z.  B.  bei  der  progressiven  Paralyse,  sich  diese  Bausteine 
zu  einem  ziemlich  übersichtlichen  und  klaren  pathologisch-anatomi- 
schen Bilde  vereinigen  lassen.  Für  denjenigen,  der  anfiängt  patho- 
logisch-anatomische Untersuchungen  am  Zentralnervensystem  zu 
machen,  ist  es  oft  von  Schwierigkeit,  sich  über  die  Bedeutung  der 
postmortalen  und  kadaverösen  Veränderungen  klar  zu  werden. 
Neuerdings  hat  Lütgerath  dahingehende  Untersuchungen,  welche 
speziell  die  Oanglienzellen  des  Bückenmarks  betrefiPen,  angestellt.  — 
Daß  gelegentlich  ein  Mensch  auch  ohne  Kleinhirn  leben  kann,  Mensch  ohne 
wobei  allerdings  sehr  charakteristische  Oeh-  und  Gleichgewichts- 
störungen auftreten,  zeigt  eine  sehr  interessante  und  ausführlich  mit- 
geteilte Beobachtung  von  Anton.  Derselbe  Autor  gibt  uns  auch 
die  Möglicbkeit  der  Oehimvermessung,  welche  bei  bestimmten  Fällen 
in  der  Himpathologie  von  großem  Interesse  werden  können. 

Schließlich  sei  noch  darauf  hingewiesen,  daß  die  bekannten  grund- 
legenden Untersuchungen  Hit  zigs  über  das  Gehirn,  monographisch  bear- 
beitet und  durch  viele  neue  Untersuchungen  ergänzt,  im  Berichtsjahr  bei 
Hirschwald  erschienen  sind. 

Literatur, 

Alter,  Zur  Infektionstherapie  bei  Psychosen.  Psych.-neurolog.  Wochen- 
schrift Nr.  19.  —  G.  Anton,  Gehimvermessuug  mittels  des  Eompensations- 
polarplanimeters.  Wiener  klin.  Wochenschr.  Nr.  46.  —  Derselbe,  üeber 
einen  Fall  von  beiderseitigem  Kleinhimmangel  mit  kompensatorischer  Ver- 
größerung anderer  Systeme.  —  Aschaffenburg,  Strafvollzug  an  Geistes- 
kranken. Aerztl.  Sachv.-Ztg.  Nr.  21.  —  Derselbe,  Ueber  die  Bedeutung 
der  Stimmungsschwankungen  bei  Epileptikern.  Zeitschr.  f.  Einderforschung, 
S.-A.  —  Derselbe,  Das  Verbrechen  und  seine  Bekämpfung.  Eriminal- 
psjchologie  für  Mediziner,  Juristen  und  Soziologen.  Ein  Beitrag  zur  Reform 
der  Strafgesetzgebung.  Heidelberg.  —  Berg,  Beitrag  zur  Kenntnis  der 
transkortikalen  Aphasie.  Dissertation.  Göttingen.  —  Berger,  Experi- 
mentelle Studien  zur  Pathogenese  akuter  Psychosen.  —  J.  Berze,  Ueber 
das  Primärsymptom  der  Paranoia.  Halle  a.  S.  —  M.  Braunschweig, 
Das  dritte  Geschlecht.  Gleichgeschlechtliche  Liebe.  Halle  a./S.  —  Bresler, 
Die  Rechtsprazis  der  Ehescheidung  bei  Geisteskrankheit  und  Trunksucht 
seit  Inkrafttreten  des  B.G.B.  Halle.  —  P.  Cohn,  Gemtttserregungen  und 
Krankheiten.  —  Collins,  The  institutional  treatments  of  inebriety.  The 
British  med.  Joum.  p.  1202.  —  A.  Gramer,  Entmündigung  wegen  Trunk- 
sucht. Der  Alkoholismus,  S.-A.  —  Derselbe,  Ueber  die  Zeugnisfähigkeit 
bei  Geisteskranken  und  bei  Grenzzuständen.  Beitr.  zur  Psychologie  der 
Aussage  H.  2.  —  Derselbe,  Gerichtliche  Psychiatrie.  III.  Aufl.  Jena. — 
Derselbe,  Die  Prophylaxe  in  der  Psychiatrie.    Berl.  klin.  Wochenschr. 


150  Gramer, 

S.  421.  —  Deiters,  üeber  die  Fortschritte  des  Irrenwesens.  2.  Bericht. 
Halle  a.S.  —  J.  Donath,  Üeber  Epilepsie  durch  Spiritismus  hervorgerufen. 
Wien,  med.  Wochenschr.  Nr.  2.  —  Dnbois,  GnmdzÜge  der  seelischen 
Behandlung.  Korr.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  Nr.  24.  —  M.  Fischer,  Laien- 
welt und  Geisteskranke.  Stuttgart.  —  0.  Foerster,  Die  Mitbewegungen 
bei  Gesunden,  Nerven-  und  Geisteskranken.  Jena.  —  M.  Fuhrmann, 
Diagnostik  und  Prognostik  der  Geisteskrankheiten.  Leipzig.  —  Groß,  Bei- 
trag zur  Pathologie  des  Negativismus.  Psych.-neurol.  Wochenschr.,  S.-A.  — 
Heilbronner,  üeber  die  Entmündigung  von  Paranoikem.  Münch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  14  u.  15.  —  Derselbe,  üeber  Fugues  und  fugues&hnliche 
Zustände.  Jahrb.  f.  Psych.,  S.-A.  —  R.  Henneberg,  Zur  forensiseh- 
psychiatrischen  Beurteilung  spiritistischer  Medien.  —  J.  S.  Hermann, 
üeber  den  psychischen  Zustand  der  Epileptiker  bei  gewaltsamem  Erwachen 
aus  dem  postparoxysmalen  Schlaf.  Russische  med.  Rundschau.  —  E.  Hitzig, 
Physiologische  und  klinische  Untersuchungen  Über  das  Gehirn.  Berlin.  — 
A.  Ho  che.  Die  Grenzen  der  geistigen  Gesundheit  Sammlung  zwangloser 
Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  Nerven-  und  Geisteskrankheiten  Bd.  IV, 
H.  2.  Halle  a.  S.  —  Hoppe,  Epilepsie  und  Harnsäure.  Wien.  klin.  Rund- 
schau Nr.  45.  —  B.  Theo  Hyslob,  A  Discussion  on  Alcohol  in  Relation 
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Zur  Frage  der  Dementia  praecox.  Eine  Studie.  Halle  a.  S.  —  G.  Ilberg, 
üeber  Geistesstörungen  in  der  Armee  zur  Friedenszeit.  Halle  a.  S.  — 
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von  R.  Sommer.  Leipzig.  —  Koppen,  Das  psychische  Moment  bei  den 
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tingen. —  R.  V.  Krafft-Ebing,  Lehrbuch  der  Psychiatrie.  7.  Aufl. 
Stuttgart.  —  Derselbe,  Psychopathia  sexualis  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  konträren  Sexualempfindung.  12.  Aufl.  Stuttgart.  —  L aquer, 
Aphorismen  über  psychische  Diät  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  Bd.XXlIT. 

—  A.  Liebmann  und  M.  Edel,  Die  Sprache  der  Geisteskranken  nach 
stenographischen  Aufzeichnungen.   Mit  Vorwort  von  E.  Mendel.    Halle  a.  S. 

—  Lütgerath,  Postmortale  Veränderungen  am  Zentralnervensystem. 
Dissertation.  GOttingen.  —  Lucien  Majet,  Les  stigmates  physiologiques 
de  la  d^g^näration.  Gaz.  de  höp.  Nr.  25.  —  E.  Meyer,  Pathologische 
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gnostischen Bedeutung  der  katatonischen  Erscheinungen.  Münch.  med. 
Wochenschr.  S.  1369,  —  Derselbe,  Zur  Kenntnis  des  Querulantenwahns. 
Friedrichs  Bl.  f.  gerichtl.  Medizin,  S.-A.  —  Otto  Meyer,  Beitrag  zur 
Kenntnis  der  nicht  paralytischen  Psychosen  bei  Tabes  dorsalis.    Monate- 


Psychiatrie.  151 

Bchrift  f.  Neurol.  u.  Psych.  S.  532.  —  P.  J.  Möbius,  Geschlecht  und  Ent- 
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Derselbe,  Die  Geisteskrankheiten  in  zivilrechtlicher  Hinsicht.  Elin.  Jahrb., 
8^-A.  —  E.  Mühsam,  Die  Homosexualität.  Berlin.  —  L.  v.  Mural t, 
üeber  moralisches  Irresein  (moral  insanity).  Vortrag.  München.  —  A.  Pick, 
Ueber  eine  eigentümliche  Schreibstörung,  .Mikrographie",  infolge  zerebraler 
Störung.  Prag.  med.  Wochenschr.  Bd.  XXVIII,  Nr.  1.  —  Piöron,  Un  cas 
d'obsession  scrupuleuse  s^ajoutant  ä  une  d^lire  ^rotique.  Gaz.  de  höp. 
Nr.  87.  —  Baecke,  Die  transitorischen  Bewußtseinsstörungen  der  Epilepsie. 
Halle.  —  Forel  Robertson,  Discussion  on  the  Pathology  of  general 
Paralysis  of  the  Insane.  The  Brit.  med.  Joum.  p.  1065.  —  Salgo,  Die 
sexuellen  Perversitäten  vom  psychiatrischen  und  forensischen  Gesichtspunkt. 
Pester  med.-chir.  Presse  Bd.  XXXIX,  Nr.  1.  —  P.  Schreber,  Denkwürdig, 
keiten  eines  Nervenkranken  nebst  Nachträgen  und  einem  Anhang  Über  die 
Frage:  «Unter  welchen  Voraussetzungen  darf  eine  für  geisteskrank  erachtete 
Person  gegen  ihren  erklärten  Willen  in  einer  Heilanstalt  festgehalten  werden?' 
Leipzig.  —  P.  Schultz,  Gehirn  und  Seele.  Leipzig.  —  Ernst  Schnitze, 
üeber  Psychosen  bei  Tabes.  Berl.  klin.  Wochenschr.  S.  2181.  —  G.  E.  Shuttle- 
worth,  On  some  slighter  forms  of  mental  defect  in  Ghildren  and  their 
treatment.  Brit.  med.  Joum.  p.  828.  —  Maule  Smith,  Onthe  Nature 
of  Fragilitas  ossium  in  the  Insane.  Brit,  med.  Joum,  p.  824,  —  Tuczek, 
Begriff  und  Bedeutung  der  Demenz.  Monatsschr.  f.  Neurol.  u.  Psych.  H.  1.  — 
Vogt,  Transitorische  Bewußtseinsstörung  nach  intensiver  Kältewirkung. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  46.  —  We stphal,  Ueber  hysterische  Dämmer- 
zustände und  das  Symptom  des  Vorbeiredens.  Neurol.  Zentralbl.  Nr.  1  u.  2. 
—  Wickel,  Die  Kochsalzinfusion  in  der  Therapie  der  Psychosen.  Psych.- 
neurol.  Wochenschr.  Nr.  19.  —  David  Yellowlefi,  Discussion  on  the 
case  and  treatment  of  incipient  Insanity.    Brit.  med.  Joum.  p.  888, 


c)  Krankheiten  der  Atmnng8organe. 

Von  Prof.  Dr.  Hochhaus  9  Oberarzt  an  den  städtisclien  Krankenanstalten 

in  Köln. 

Röntgen-  J)iq  Bedeutung  der  Röntgenstrahlen  für  die  Diagnostik  der 

Lungenkrankheiten  ist  in  den  früheren  Jahrgängen  dieses  Jahrbuchs 
mehrfach  besprochen  worden;  und  zwar  in  dem  Sinne,  daß  dieselben 
in  manchen  Fällen  als  diagnostisches  Hilfsmittel  dem  große  Dienste 
leisten  werden,  der  die  Handhabung  derselben  in  jeder  Richtung 
beherrscht;  in  Deutschland  ist  diese  Anschauung  wohl  die  allgemeine ; 
zwei  englische  Autoren  scheinen  die  Bedeutung  der  X-Strahlen 
wesentlich  höher  anzuschlagen.  D.  Lawson  gibt  in  einem  Aufsätze 
seine  Meinung  dahin  kund,  daß  auf  diesem  Wege  sowohl  Infiltrationen 
wie  fibröse  Degenerationen,  desgleichen  Kavernen,  Kollaps  der  Lunge 
und  Emphysem  sich  häufiger  leicht  nachweisen  lassen,  wie  durch 
unsere  sonstigen  physikalischen  Hilfsmittel,  und  H.  Daily  betont 
ebenfalls,  daß  nach  seinen  Erfahrungen  die  gewöhnlichen  Lungen- 
krankheiten auf  radioskopischem  Wege  sich  außerordentlich  sicher 
und  leicht  diagnostizieren  lassen;  insbesondere  wäre  gerade  die 
beginnende  Spitzeninfiltration  bei  guter  Durchleuchtung  leicht  sicht- 
bar zu  machen,  wie  er  das  an  einer  Anzahl  von  Abbildungen  er- 
läutert. Er  hebt  dann  als  besonders  charakteristisch  ein  Symptom 
im  Radiogramm  hervor,  das  bis  jetzt  noch  wenig  bekannt  ist:  nämlich 
eine  geringere  Exkursion  des  Zwerchfells  auf  der  Seite  der  erkrankten 
Spitze.  Uns  scheint,  wie  schon  oben  gesagt,  die  Bedeutung  der 
X-Strahlen  in  beiden  Arbeiten  überschätzt,  obschon  wir  ja  gerne 
zugeben,  daß  jemand,  der  sich  viel  mit  diesem  Verfahren  beschäftigt, 
manche  Einzelheiten  bei  den  verschiedensten  Lungenkrankheiten 
sehen  mag. 

Die  Bedeutung  des  Sputums  für  die  Diagnose  wird  nach  Wann  er 
noch  nicht  nach  allen  Seiten  gewürdigt;  insbesondere  scheint  ihm  die  Be- 
deutung des  wechselnden  Eiweißgehalts  bei  den  verschiedenen 
Krankheiten  noch  nicht  genügend  bekannt  und  hat  er  deshalb  auf  die  An- 
regung von  Fr.  Müller  bei  einer  Anzahl  von  Krankheiten  das  Sputum  auf 
den  Eiweißgehalt  genau  untersucht.   Bestimmt  wurde  jedesmal  das  gelöste 


Krankheiten  der  Atmungsorgane. 


153 


Eiweiß:  das  Albumin,  Globulin  und  die  Albumosen  nach  einer  ausführlich  Diagnostisohe 
beschriebenen  Methode.  Er  fand  nun  bei  chronischer  Bronchitis  sowohl  den  Bedeutung  des 


wechselnden 

Eiweißgehalts 

im  Sputum. 


Broncho- 
Stenose. 


Eiweiß-  wie  Albumosengehalt  gering;  bei  der  Bronchiektasie  war  Eiweiß- 
und  Albumosengehalt  ziemlich  erheblich,  außerdem  ließen  sich  dabei  noch 
eine  Anzahl  weiterer  Zerfallsprodukte  des  Eiweißes  nachweisen.  Bei  der 
Phthise  war  der  Gehalt  an  Eiweiß  und  Albumosen  ein  mäßiger;  beim 
Lungeninfarkt  waren  wenig  Albumosen  und  Eiweiß  nachweisbar.  Bei  der 
Pneumonie  ist  der  Eiweißgehalt  am  reichlichsten,  fast  bis  zu  8%  Eiweiß; 
bleibt  indes  auf  dieser  Höhe  nur  wenige  Tage,  um  dann  bald  auf  l^|o 
herunterzugehen.  Der  differentialdiagnostische  Wert  des  Nachweises  an 
Eiweiß  im  Sputum  besteht  darin,  daß  wenn  derselbe  einigermaßen  aus- 
gesprochen ist,  alsdann  wohl  ein  entzündlicher  Prozeß  in  den  Lungen  an- 
zunehmen ist.  Bei  Bestimmungen  des  Muzins  ergab  sich,  daß  den  höchsten 
Gehalt  davon  die  Bronchitis  aufweist,  dann  folgt  die  Pneumonie  und  die 
Phthise«  Bei  Versuchen,  die  Verfasser  über  die  Wirkung  der  Autoljse  auf 
Sputum  und  Eiter  anstellte,  konnte  er  bald  eine  erhebliche  Degeneration 
desselben  feststellen,  insbesondere  der  Leukozyten,  aus  denen  beim  Zerfall 
ein  Ferment  frei  wird,  das  die  weitere  Spaltung  der  Eiweißkörper  bewirkt. 
Ob  die  Autolyse  besonders  bei  eitrigen  Exsudaten  eine  besondere  Bolle 
spielt  und  dadurch  leicht  eine  Resorption  bewirkt  wird,  erscheint  dem  Ver- 
fasser sehr  zweifelhaft. 

Ein  neuee  Symptom  zur  Diagnose  einer  einseitigen  Broncho- 
stenose  beschreibt  Jacobson;  dasselbe  besteht  in  einer  aas- 
gesprochenen respiratorischen  Verschiebung  des  Mediastinums  nach 
der  Seite,  in  der  der  verengte  Bronchus  sich  befindet.  Die  Er- 
klärung des  Phänomens  ist  durchsichtig;  bei  jeder  Inspiration 
dehnt  sich  der  Thorax  beiderseits  aus  und  da  die  Lunge  mit  dem 
verengten  Bronchus  sich  nur  langsam  ausdehnen  kann,  wird  der 
noch  zur'  Verfügung  stehende  Baum  durch  das  Mediastinum  aus- 
gefüllt; die  Erscheinung  ließ  sich  im  Röntgenbilde  an  einem  vor- 
gestellten Falle  sehr  schön  beobachten.  Als  weiteres  diagnostisches 
Hilfsmittel  ist  die  Beobachtung  gerade  jetzt  sehr  zu  begrüßen,  wo 
durch  die  Killiansche  Methode  die  lokale  Behandlung  der  Broncho- 
Stenosen  ermöglicht  ist.  Ueber  die  guten  Erfolge  der  Killianschen 
Bronchoskopie,  deren  Technik  wir  in  früheren  Jahrgängen  be- Bronchoskopie 
schrieben,  liegen  auch  jetzt  wieder  mehrfache  Beobachtungen  vor 
(so  von  Eillian,  Spieß  und  Garr6).  Von  Interesse  ist  der  Fall 
von  Spieß,  dem  es  auf  diesem  Wege  gelang,  ein  Ejiochenstück 
von  2  cm  Länge  und  2^«  cm  Dicke,  das  fest  und  tief  im  linken 
Hauptbronchus  steckte,  nach  vorausgegangener  Tracheotomie  zu  ent- 
fernen. Bei  dieser  Verbesserung  unserer  Operationsmethode,  wie 
wir  sie  in  dem  Killianschen  Ver&hren  besitzen,  rät  er  deshalb, 
bei  der  Diagnose  eines  Fremdkörpers  in  den  Bronchien  nie   mehr 


154  Hochhaas, 

exspektatiy  zu  verfahren,  sondern  gleich  dnrch  den  Pharynx  oder 
die  Trachea  den  Fremdkörper  aufznsachen  und  die  Entfernung  za 
bewirken.  —  Das  Auswerfen  von  Oerinnsehi  aus  den  Bronchien 
Fibringerinnsei kennen  wir  bis  jetzt  nur  bei  der  sog.  Bronchitis  fibrinosa,  beim 
bei  paren-  Xrupp  und  bei  der  Pneumonie;  und  zwar  handelt  es  sich  bei  den 
Lungen-  letzteren  Krankheiten  meist  um  f^ibnngermnsel,  bei  der  ersteren 
biatnngen.  jedoch  zuweilen  auch  um  Schleimgerinnsel;  echte  Blutgerinnsel  sind 
bis  jetzt  nur  sehr  selten  beschrieben.  Zuweilen  war  den  fibrinösen  Ge- 
rinnseln der  Bronchitis  so  viel  Blut  beigemischt,  daß  man  von  einer 
hämorrhagischen  Form  gesprochen  hat.  Dann  ist  von  Gybulski  u.  a. 
bei  starker  Hämoptoe  bei  Phthisikem  zuweUen  das  Auswerfen  größerer 
Blutgerinnsel  beobachtet  worden.  Fabian  veröfiFentlicht  eine  Beob- 
achtung, wo  auch  bei  einer  parenchymatösen  Lungenblutnng  reich- 
liche, weitverzweigte  Gerinnsel  expektoriert  wurden.  Es  handelte  sich 
um  eine  44jährige  Frau,  die  infolge  eines  starken  Ikterus,  der  durch 
Druck  eines  tuberkulösen  Abszesses  auf  den  Ductus  choledochus  hervor» 
gerufen  war,  an  parenchymatösen  Blutungen  in  die  Lunge  und  auch 
in  andere  Organen  litt.  Die  ausgeworfenen  Gerinnsel,  die  in  blutig- 
schleimigen Massen  sich  befanden,  waren  recht  groß,  zeigten  den 
Abguß  der  Bronchien  bis  in  die  feineren  Verzweigungen,  die  Farbe 
und  Konsistenz  war  die  von  Blutgerinnseln;  mikroskopisch  bestanden 
dieselben  aus  Fibrin,  Erythrozyten  und  einzelnen  Epithelien  und 
Leukozyten.  Die  Beobachtung  ist  jedenfalls  sehr  selten;  welche  TTm- 
stände  hier  mitgewirkt,  um  die  Gerinnung  innerhalb  des  Bronchial- 
baumes hervorzurufen,  ist  noch  unerklärt;  und  jedenfalls  ist  man 
gezwungen,  an  solche  besondere  Umstände  zu  denken,  da  sonst  dies 
Ereignis  doch  wohl  häufiger  sein  müßte.  —  Zur  Behandlung  der 
Bronchiolitis-  Bronchiolitis  bei  Kindern  empfiehlt  Engel  die  häufigere  Vor- 
behandlung. i^ijuQQ  ^Qf  Schultzeschen  Schwingungen,  die  ihm  in  solchen  Fällen 
gute  Dienste  geleistet  haben.  —  Li  einer  längeren  Abhandlung  sucht 
Ad.  Schmidt  darzutun,  daß  die  heutzutage  geltenden  Theorien 
Asthma  über  die  Entstehung  des  Asthma  bronchiale  unzureichend 
bronchiale,  gind;  die  Erklärung  von  Biermer  und  Curschmann,  welche  als 
Ursache  vorzugsweise  einen  Spasmus  der  Bronchialmuskeln  supponiert, 
sei  ungenügend,  weil  es  1.  bis  jetzt  nie  gelungen  sei,  durch  Vagus- 
reizung  einen  Asthmaanfall  hervorzurufen,  und  femer,  weil  2.  ein 
Fall  von  rein  nervösem  Asthma  bis  jetzt  noch  nicht  beobachtet  sei, 
und  3.  weil  die  bis  jetzt  vorliegenden  Obduktionsbefunde  meist  nicht 
eine  Verengerung,  sondern  eine  Erweiterung  des  Lumens  gezei^ 
haben.  Auch  die  andere  Theorie,  welche  das  Hauptmoment  in  einem 
Schleimhautkatarrh  der  feineren  Bronchien,  resp.  in  einer  Verstopfung 


Krankheiten  der  Atmungsorgane.  155 

mit  Sekret  sieht,  reicht  ebensowenig  ans,  einen  Asthmaanfall  zu  er- 
klären. Schmidt  selber  kommt  zu  der  Ansicht,  daß  das  Asthma  ein 
Mittelding  sei  zwischen  Bronchialkatarrh  und  Schleimhautneorose,  ein 
sog.  nervöser  Katarrh,  der  sich  stets  abspielt  anf  einer  Schleimhaut, 
die  schon  leicht  entzündlich  verändert  ist.  Das  Neue  an  der  Theorie 
ist,  daß  Schmidt  supponiert,  daß  das  Asthma  sich  stets  abspiele 
auf  einer  schon  vorher  entzündlich  veränderten  Schleimhaut,  wie 
das  am  Darm  auch  der  Fall  sei,  beispielsweise  bei  der  Enteritis 
membranacea.  Sihle  hält  zum  Zustandekommen  des  Bronchial- 
asthmas vier  Faktoren  für  notwendig:  1.  einen  Elrampf  der  Bronchial- 
muskulatur; 2.  eine  Hypotonie  im  Ge&ßsystem;  3.  eine  starke 
Bronchosekretion  auf  nervöser  Basis  und  4.  eine  fluzionäre  Hyper- 
ämie der  gesamten  Bespirationsschleimhaut;  in  gleichem  Sinne,  wie 
Schmidt,  beansprucht  er  fär  das  Zustandekommen  nicht  eines, 
sondern  mehrere  Momente.  Der  Anfall  kann  ausgelöst  werden  ent- 
weder peripher,  oder  durch  einen  Beiz  vom  Blut  aus,  oder  auch  vom 
Gehirn.  Als  Medikament  empfiehlt  er  Jod  in  Verbindung  mit  Digi- 
talis und  Heroin.  Zur  Kupierung  des  Asthmaanfalls  empfiehlt 
Aronsohn  das  Adrenalin.  In  einem  Fall,  der  mit  starker  Schwellung 
der  vorderen  Nasenmuschel  einherging,  gelang  es  ihm  durch  Be- 
tupfung derselben  mit  einer  Adrenalinlösung  1 :  1000,0  den  Anfall 
zu  kupieren.  Für  die  Fälle,  wo  die  Au&uchung  und  lokale  Be- 
handlung der  asthmogenen  Punkte  nicht  angängig  sei,  empfiehlt  er 
die  Anwendung  entweder  in  Sprayform: 

Rp.  Adrenalin  (1,0 :  1000,0)  V» 

Yaselinöl  '/s, 

oder  als  Salbe: 

Adrenalin  (1,0 :  1000)  1—5  g 

Lanolin  ) 

Vaselin  i  "^*  ^  «' 

S.  bohnengroße  Stücke  in  die  Nase  einzuführen  und  dann  für 
einige  Sekunden  den  Kopf  abwechselnd  nach  rechts  und  links  seit- 
wärts und  schließlich  ganz  tief  nach  vom  unten  geneigt  zu  halten. 
Von  Dresler  wird  das  Aristochin  zur  Behandlung  des  Asthmas 
angelegentlich  empfohlen.  Bei  3  Fällen  sah  er  bei  Darreichung  von 
3  X  0,4  g  einen  guten,  in  einem  Falle  sogar  einen  glänzenden  Erfolg. 

Als  Ursache  von  Emphysem  macht  Oolubow  nach  seinen    Emphysem- 
Erfahrungen    zwei    bis  jetzt  sehr  wenig   beachtete  Erkrankungen   «"^^^tehung. 
geltend  und  zwar  einmal  das  Aneurysma  des  Aortabogens.    Dasselbe 
braucht  gar  nicht  besonders  groß  zu  sein  und  kann  doch  sehr  heftigen 
Husten,  starken  Schleimauswurf  aus  der  Trachea  und  nachfolgend 


156  HochhauB. 

Emphysem-  aach  Emphysem  hervorrofen.  Die  Art  iind  die  Weise,  wie  das 
entetehung.  Aneurysma  einwirkt,  ist  verschieden;  in  manchen  Fällen  ist  es 
zweifellos  direkter  Druck  auf  die  Trachea,  in  anderen  Beizung  des 
Vagus  und  Phrenikus;  vielleicht  manchmal  auch  eine  reflektorische 
Beizung  von  der  Innenseite  der  Aortenwand  aus.  In  zweiter  Linie 
beobachtete  Golubow  eine  angeborene  Anomalie  der  Knorpel  als 
Ursache;  die  Knorpel  der  dritten  bis  siebten  Bippe  waren  zusammen 
zu  einem  großen  Knorpel  verschmolzen,  der  an  das  Stemum  ange- 
heftet war;  die  dadurch  bewirkte  Verengerung  und  Starke  des 
Thorax  fährt  nach  Oolubow  zu  verstärkten  kompensatorischen 
Atembewegungen,  die  nachher  das  Emphysem  herbeifuhren. 

Die  große  weitreichende  Bedeutung  der  Tuberkulose  für  das 

ganze  öfiPentliche  Leben  findet  ihren  entsprechenden  Ausdruck  in  der 

ungemein  reichhaltigen  literarischen  Bearbeitung,  der  sich  aUe  auf 

diesem  Gebiet  schwebenden  Fragen  zu  erfreuen  haben.    Eine  der 

Ungleichheit  wichtigsten,  die  über  die  Artgleichheit  oder  Verschieden- 

1?^  ^«enachen.  h^ilj  jer  Menschen-  und  Bindertuberkulose,  über  die  wir 
Uii^    Binder-  ' 

tm^^^Koioee.   Bchon  in   den  beiden  letzten  Jahrgängen  dieses  Berichts  referiert 

haben,  kann  heute  als  entschieden  gelten.  Neuere  Arbeiten  und 
Impfversuche  haben  den  entscheidenden  Beweis  gebracht,  daß  es 
gelingt  mit  Kultur^i,  die  aus  menschlicher  Tuberkulose  gezüchtet 
sind,  beim  Bindvieh  typische  Perlsucht  hervorzurufen;  wir  erwähnen 
hier  die  Versuche  von  Kossei,  Orth  und  Wolff,  denen  dies 
Experiment  sowohl  bei  subkutaner  Impfung,  wie  auch  bei  Verfutte- 
rung gelungen  ist.  Zwei  Tatsachen  haben  sich  bei  diesen  Ezperi- 
i  menten  ergeben,  die  wohl  geeignet  sind,  ein  Licht  auf  die  negativen 

1  Versuche  Kochs  zu  werfen:  1.  Es  gelingt  die  Uebertragung  durch'- 

\  aus  nicht  bei  jedem  Binde  und  bei  jeder  Basse  mit  gleicher  Sicher- 

heit und  Schnelligkeit;  es  bedarf  häufig  dazu  einer  überaus  großen 
j  Menge  von  Kulturen  zu  einem  prompten  Gelingen;  ein  Zeichen,  daß 

I  nicht  jedes  Tier  und   auch  nicht   jede   Basse   in   gleichem  Maße 

;  empfindlich  ist.   2.  Nicht  jede  Kultur,  die  von  menschlicher  Tuber- 

kulose herrührt,  ist  im  stände,  beim  Tier  Tuberkulose  hervorzurufen; 
V.  Behring  betont  ausdrücklich,   daß  es  Varietäten   des  Bazillus 
gibt,  die  diese  Fähigkeit  vollkommen  verloren  haben;   falsch  aber 
,  sei  es,  aus  dieser  Tatsache,  die  er  selber  durch  Experimente  schon 

vor  längerer  Zeit  festgestellt,  nun  zu  folgern,  daß  Menschen-  und 
Bindertuberkulose  artverschieden  seien,  wie  das  Koch  getan.  Es 
handelt  sich  um  gleiche  Arten,  die  aber  im  Laufe  der  Zeiten  in  Bezug 
auf  manche  Eigenschaften  wesentliche  Unterschiede  zeigen  können. 
Der  Nichtbeachtung  dieses  Satzes  ist  also  der  Irrtum  Kochs  zu- 


Krankheiten  der  Atmungsorgane. 


157 


zuschreiben.  Aach  f)ir  die  Fähigkeit  des  Perlsuchtbazillus,  beim 
Menschen  Tuberkulose  hervorzurufen,  sind  im  letzten  Jahre  weitere 
Beweise  veröfiPenÜicht  worden ;  dieselben  liegen  natürlich  auf  patho- 
logisch-anatomischem Gebiete,  da  ja  selbstverständlich  eine  experimen- 
telle Beweisführung  nicht  möglich  ist,  wenn  man  nicht  etwa  die 
Tatsache,  daß  es  Cipolina  gelang,  einen  Affen  durch  Verfutterung 
mit  Einderbazillen  tuberkulös  zu  machen,  wenigstens  als  einen  Wahr- 
scheinlichkeitsbeweis in  dieser  Richtung  annehmen  will.  Hanse- 
mann hat  im  Verlauf  von  7  Jahren  im  ganzen  25  Fälle  gesammelt, 
bei  denen  er  zum  Teil  mit  großer  Sicherheit,  zum  Teil  mit  Wahr- 
scheinlichkeit eine  sog.  Fütterungstuberkulose  feststellen  konnte; 
desgleichen  haben  auch  Oanghofner  und  Heller-Wagner  aus 
den  Sektionsprotokollen  von  Prag  resp.  Kiel  eine  Anzahl  von  Fällen 
veröfiPentlicht,  bei  denen  mit  der  größten  Wahrscheinlichkeit  durch 
BinderbaziUen,  die  mit  der  Nahrung  eingeführt,  eine  Tuberkulose 
beim  Menschen  hervorgerufen  war.  Die  oben  aufgeworfene  Frage 
ist  also  jetzt  in  positivem  Sinne  entschieden;  —  ätrittig  ist 
nur  noch  der  praktische  Wert,  den  man  diesem  Infektionsmodus 
zuzuschreiben  hat.  Die  meisten  Autoren  geben  wohl  darin  Koch 
recht,  daß  der  praktische  Wert  dieser  Art  der  Ansteckung  nicht 
besonders  hoch  anzuschlagen  ist,  wenn  wir  ihn  deshalb  auch 
durchaus  nicht  vernachlässigen  dürfen  und  deshalb  alle  bestehenden 
Vorschriften,  um  insbesondere  bei  den  Eindem  die  Tuberkulose  ein- 
zudämmen, streng  beachtet  werden  müssen.  Die  Zahl  der  beim 
Menschen  nachgewiesenen  Infektionen  der  Art  ist  eben  sehr  gering; 
so  sah  Hansemann  bei  einem  großen  Sektionsmateriale  nur  4  Fälle 
jährlich,  und  Ganghofner  konnte  bei  der  Sektion  von  973 Kindern, 
die  an  den  verschiedensten  Infektionskrankheiten  gestorben  waren, 
nur  B  finden,  bei  denen  die  Tuberkulose  sich  auf  den  Darm  und  die 
Mesenterialdrüsen  beschränkte.  Gttnz  anders  lauten  die  Erfahrungen 
von  Heller  in  Kiel.  Nach  einer  früheren  Publikation,  die  wir  im 
vorigen  Jahr  referiert,  fand  er  unter  714  an  Diphtherie  verstorbenen 
Kindern  53  Fälle  von  primärer  Tuberkulose  durch  die  Verdauungs- 
organe =  7,4 ^/o;  jetzt  veröfiFentlicht  er  weitere  28  Fälle,  die  sich 
unter  den  ersten  600  Sektionen  des  Jahres  1903  gefunden  haben;  — 
in  der  Tat,  eine  ganz  auffallende  Häufung  der  Fälle,  die  sich  bis 
jetzt  noch  nirgendwo  anders  in  diesem  Orade  gefunden  hat.  Als 
Erklärung  dafür  gibt  Heller  selber  an,  1.  die  größere  Genauigkeit 
seiner  Sektionstechnik,  die  den  Darm  stets  in  Verbindung  mit  dem 
Mesenterium  läßt  und  daher  eine  genauere  Durchsuchung  des  letzteren 
nach  den  veränderten  Drüsen  gestattet,  und  2.  den  Umstand,  daß 


Ftlttenmgs- 
tuberkulöse. 


H&uflgkeit 

der 
Ftttterungs- 
tttberkulose 

beim 
Menschen. 


158  Hochhaus. 

der  Prozentsatz  seines  Sektionsmateriales  an  Kindern  ein  weit  größerer 
ist,  als  bei  anderen  Forschem.  Für  die  Angaben  von  Hansemann  würde 
das  ja  zutreffen,  indes  kann  man  das  von  den  Zahlen,  die  Oanghofner 
nnd  früher  schon  Baginsky  angefiilirt,  nicht  behaapten.  Meines  Er- 
achtens  müssen  hier  lokale  Verhältnisse,  insbesondere  die  reichlichere 
Milch-  und  Buttemahrung,  wie  sie  in  Schleswig-Holstein  üblich  ist, 
Dieposition    eine  entscheidende  Bolle  spielen.   Daß  allerdings  das  Kindesalter,  wie 
^®f         es  Heller  behauptet,  zu  dieser  Art  der  Infektion  vom  Darm  aus 
2nr         besonders  neigt,  ist  wohl  sicher  und  wird  gestützt  durch  die  Autorität 
Tuberkulose,  von  Behring,  der  in  einer  bemerkenswerten  Publikation  die  Be- 
hauptung aufstellt:  „Die  Säuglingsmilch  ist  die  Hauptquelle  für  die 
Schwindsuchtsentstehung."     Gewonnen  und  gestützt  ist  dieser  Satz 
durch  zahlreiche  Experimente  an  Tieren;  erklärt  wird  er  durch  die 
von  Behrings  Mitarbeiter  Römer  festgestellte  Tatsache,  die  indes 
früher  auch  schon  bekannt  war,  daß  der  Säuglingsdarm  in  außer- 
ordentlichem Maße  für  Eiweißkörper  und  Bakterien  durchgängig  ist, 
weil  er  noch  einer  zusammenhängenden,  schützenden  Epitheldecke  ent- 
behrt und  die  sezemierenden  Drüsen  auch  nur  mangelhaft  entwickelt 
sind.    Ob  diese  These  Behrings  für  die  menschliche  Tuberkulose 
dieselbe  Geltung  hat,  wie  für  das  Bind,  das  werden  weitere  Unter- 
leg der     suchungen  zeigen  müssen.    Bisher  gilt  noch  allgemein  die  Meinung, 
luf eK^^^'^  ^®^  daß  auch  im  Jünglings-  und  Mannesalter  noch  recht  häufig  die  In- 
^r^»c  .  JqJ^^qjj^  durch  den  Tuberkelbazillus  erfolge  und  zwar  bei  weitem  am 

häufigsten  durch  Inhalation,  entweder  durch  die  Gornetsche  Staub- 
inhalation oder  die  Tröpfcheninfektion  nach  Flügge.  Strittig  sind  die 
Meinungen  nur  noch  darüber,  ob  der  Bazillus  sich  bei  der  Einatmung 
direkt  in  der  Schleimhaut  der  feineren  Bronchien  einnistet  und  sich 
dort  weiter  entwickelt,  wie  es  Birch-Hirschfeld  und  Schmorl 
behaupten,  oder  ob  er  zuerst  die  Lungen  passiert,  sich  dann  in  einer 
Bronchialdrüse  etabliert  und  von  hier  aus  später  mittels  der  Blutbahn 
in  die  Lungen  eintritt,  eine  Infektionsweise,  der  Eibbert  häupt- 
sächlich das  Wort  redet.  In  einer  größeren  Arbeit  sucht  Aufrecht 
diese  Auffassung  fester  noch  zu  begründen ;  wenn  er  auch  in  manchen 
Details  von  den  Anschauungen  Eibberts  abweicht,  so  scheint  ihm 
doch  die  hämatogene  Entstehung  der  Tuberkulose  bei  weitem  die 
wichtigste;  allerdings  glaubt  er,  daß  die  primäre  Lokalisation  viel 
häufiger,  als  bis  jetzt  angenommen,  die  Tonsillen  seien  und  daß  von  dort 
aus  die  mediastinalen  Drüsen  und  später  auch  die  Lungen  erkranken, 
und  zwar  nimmt  er  abweichend  von  den  anderen  an,  daß  die  erste 
Veränderung  immer  eine  Verdickung  der  kleinen  Gefäßwände  sei,  die 
allmählich   zur  Obliteration   und  folgenden  Nekrose   des   von   dem 


Krankheiten  der  Atmungsorgane.  159 

Ge&ß  versorgten  Lungengebietes  sei  und  daß  diese  Nekrose  dann 
wieder  die  Weiterwucherung  der  Tuberkelbazillen  begünstige.  Indes, 
wie  man  sich  auch  die  Ansiedlung  und  Ausbreitung  derselben  im 
menschlichen  Körper  im  einzelnen  vorstellen  mag,  das  scheint  nach 
den  neueren  Untersuchungen  sicher,  daß  die  Infektionsgefahr  umso  Gefahr  der 
größer  ist,  je  länger  und  häufiger  der  Verkehr  mit  Phthisikem  statt-  Pi^ti^siker 
findet,  die  die  notwendigsten  Maßregeln  zum  XJnschädlichmachen  der  Umgebung. 
Bazillen  vernachlässigen.  In  klarster  Weise  wird  das  illustriert 
durch  eine  Arbeit  von  Bomb  erg  und  Haedike:  „Ueber  den  Ein- 
fluß der  Wohnung  auf  die  Erkrankung  an  Tuberkulose."  An  dem 
leicht  übersehbaren  Material  der  Marburger  Poliklinik  wird  hier 
schlagend  nachgewiesen,  daß  in  den  Häusern  der  Armen,  wo  häufig 
jahrelang  das  Zusammenleben  von  Phthisikem  mit  anderen  statt- 
findet, vorzugsweise  die  Infektion  erfolgt.  In  gleicher  Weise  geht 
aus  einer  Arbeit  von  B.  Möller  hervor,  daß  gerade  solche  Arbeiter 
am  leichtesten  erkranken,  die  mit  anderen  hustenden  Mitarbeitern  in 
kleinen,  engen,  dumpfen  Bäumen  zusammen  waren.  Gegen  diese 
lange  und  wiederholte  Infektionsmöglichkeit  werden  die  anderen 
Faktoren,  die  man  früher  unter  dem  Namen  der  Disposition  zu-  Disposition, 
sammenfaßte,  in  ihrer  Bedeutung  sehr  zurückgedrängt;  so  betont 
Sohwarzkopf,  gleichfalls  basierend  auf  den  Erfahrungen  an  der 
Marburger  Poliklinik,  daß  neben  der  Infektionsmöglichkeit  die  here- 
ditäre Belastung  überhaupt  kaum  eine  Bolle  spiele;  gibt  aber  zu.  Hereditäre 
daß  einige  Schädlichkeiten,  bei  Frauen  besonders  Geburt  und  Laktation,  Belastung. 
ein  disponierendes  Moment  abgeben  könnten.  Diese  geringe  Bewer- 
tung der  Disposition  wird  bei  den  meisten  Praktikern  nicht  ohne 
Widerspruch  bleiben;  findet  doch  selbst  bei  den  Bakteriologen  jetzt 
häufiger  eine  recht  ausgiebige  Würdigung  derselben  statt;  so  betont 
V.  Behringin  seiner  schon  mehrfach  erwähnten  Arbeit  ausdrücklich, 
daß  das  Eindringen  der  Tuberkelbazillen  allein  noch  lange  keine 
Tuberkulose  mache,  sonst  würde  eben  fast  jeder  Mensch  an  Tuber- 
kulose leiden  und  besonders  diejenigen  Aerzte,  die  sich  gerade  viel 
mit  dieser  Krankheit  beschäftigen;  es  gehören  dazu,  wenigstens  bei 
Erwachsenen,  noch  krankmachende  Einflüsse,  die  verschiedener 
Natur  sein  können,  aber  alle  das  Gemeinsame  haben,  daß  sie  den 
menschlichen  Organismus  schwächen  und  so  den  Tuberkelbazillen 
die  Ansiedlung  erst  ermöglichen;  daß  diese  geringe  Widerstands- 
fiähigkeit  auch  angeboren  sein  kann,  das  scheint  mir  nach  aller  bis- 
herigen Erfahrung  doch  recht  diskuti'erbar.  —  Die  Diagnose 
der  beginnenden  Tuberkulose  ist  heutzutage  von  der  größten 
Wichtigkeit;  besonders  aus  dem  praktischen  Grunde,  dass  die  Heil- 


160  Hochhaus. 

Diagnose     statten  nur  solche  Kranke  aufnehmen,  die  sich  in  den  allerersten 
^^h  ^^f  ®*^"   Stadien  befinden.    Noch  vor  kurzem  erwartete  man  besondere  Auf- 
schlüsse von  der  Anwendung  der  Böntgenstrahlen  und  von  der  Sero^ 
diagnostik  nach  Courmont;  beide  Verfahren  haben  nicht  gehalten, 
was  sie  anfangs   zu   versprechen  schienen.     In  Betracht   kommen 
I  heutzutage  in  der  Hauptsache  noch  zwei  Methoden:  die  physikalischen 

j  Methoden  und  die  probatorische  Tuberkulininjektion.  lieber  die  große 

Wichtigkeit  der  ersteren  sind  wohl  alle  Aerzte  einig  und  es  haben 
sich  im  letzten  Berichtsjahre  eine  Anzahl  erfahrener  Forscher  dahin 
geäußert,  daß  es  mit  ihrer  Hilfe  allein  möglich  sei,  in  allen  Fällen, 
mit  nur  wenigen  Ausnahmen,  die  richtige  Diagnose  zu  stellen  (so 
A.  Fränkel,  Ad.  Schmidt,  Köhler,  Pickert  u.  a.).  Allerdings 
erfordert  dies  eine  vollkommene  Beherrschung  der  Methoden  und 
große  Erfahrung  in  allen  den  Nebenumständen,  die  geeignet  sind, 
das  Resultat  der  Perkussion  oder  Auskultation  zu  trüben.  In  einem 
FciüerqneUe  bemerkenswerten  Aufsatz  hebt  Ad.  Schmidt  einige  Befonde  her- 

bei  der      ^^j.   ^^  unter  Umständen  zu  einem  falschen  Besultat  führen  können; 
Untersuchung  .,,.  i.      ii  ^       <«••»'/«  .i«ii 

der         BS  smd  dies  1.  die  durch  unregelmäßige  Konfiguration  des  Schulter- 

LuD^enspitze.  gürtels  vorgetäuschten  Dämpfungen  und  Schrumpfungen  einer  Spitze, 
2.  Blutungen  aus  kleinen,  schwer  zu  erkennenden  Bronchiektasien, 
die  gar  nicht  selten  eine  Hämoptoe  vortäuschen  und  diagnostisch 
manchmal  sehr  große  Schwierigkeiten  bereiten,  und  8.  die  an  den 
Lungenrändem  entstehenden  Pseudorassel-  und  -reibegeräusche.  Die- 
selben gleichen  in  ihrem  akustischen  Eindruck  außerordentlich  dem 
Knistern  bei  Atelektase  oder  einem  feinen  Beiben,  werden  meistens 
an  den  Lungenrändem  gehört,  besonders  an  den  unteren  bei  Skolio- 
tischen,  aber  auch  an  den  medialen,  besonders  an  der  Zingula,  und 
zuweilen  auch  an  der  Spitze.  Nur  große  Aufmerksamkeit  und  wieder- 
holtes Untersuchen  kann  hier  vor  Irrtum  schützen.  Als  besonders 
wichtig  für  die  frühzeitige  Diagnose  von  Lungenspitzenveränderungen 
PerkuBsion  wird  von  A.  Wolff  und  B.  Alezander  die  Perkussion  der- 
nach  Krönig.  gelten  nach  A.  Krönig  empfohlen.  Das  Wesentliche  dieser 
Methode  besteht  in  der  Berücksichtigung  der  Tatsache,  daß  der  vordere 
Lungenspitzenschall  nicht  am  oberen  Bande  des  Kukullaris  endet,  son- 
dern durch  eine  Zone  lauten  Schalles  über  den  Kukullarisrand  hinweg 
mit  dem  Schall  der  hinteren  Lungenspitze  verbunden  ist;  die  Verbin- 
dungszone  hat  an  ihrer  engsten  Stelle  (Isthmus)  nach  A.  Wolff  eine 
Breite  von  4  cm.  Beide  Autoren  legen,  wie  seinerzeit  Krön  ig,  der 
Perkussion  gerade  dieses  verbindenden  Schallfeldes  nach  ihren  ausge- 
dehnten Untersuchungen  die  größte  Wichtigkeit  bei  und  behaupten,  daß 
bei  genauer  Feststellung  der  Grenzen  desselben  sowohl  Schrumpfongen, 


Krankheiten  der  Atmungsorgane.  161 

wie  Infiltrationen  der  Lungenspitzen  in  vielen  Fällen  sieh  außerordent- 
lich früh  und  sicher  erkennen  ließen.  Zweifelsohne  gebührt  dieser  Me- 
thode eine  größere  Beachtung,  als  man  ihr  bisher  geschenkt  hat;  beson- 
ders auch,  nachdem  Oestreich  durch  die  Sektion  nachgewiesen  hat, 
daß  man  auf  diese  Weise  noch  ganz  kleine  Herde  in  den  Lungenspitzen 
diagnostizieren  kann.  lieber  den  Wert  und  die  Wichtigkeit  der 
diagnostischen  Tuberkulinimpfung  sind  die  Meinungen  Diagnostische 
geteilt.  Die  Extremen  auf  der  einen  Seite  behaupten,  wie  Koch  T«berkniin- 
es  früher  schon  getan:  ;,Zur  Frühdiagnose  der  Tuberkulose  bleibt 
nach  wie  vor  das  alte  Tuberkulin  das  zuverlässigste  Hilfsmittel"; 
so  Freymuth  in  einem  Aufsatze,  in  dem  er  auch  kurz  die  Methode 
und  die  hauptsächlichsten  Beaktionsweisen  der  Kranken  beschreibt, 
die  auch  in  diagnostischer  Beziehung  von  großem  Literesse  sind  und 
auf  die  wir  deshalb  mit  einigen  Worten  zurückkommen  möchten. 
Man  beginnt,  nachdem  die  Temperatur  des  Kranken  einige  Tage 
festgestellt  und  besonders  konstatiert  ist,  daß  dieselbe  37°  oder 
37,8°  nicht  überschreitet,  mit  Lrjektion  von  0,0005—0,001  g 
Tuberkulin;  tritt  danach  schon  eine  deutliche  Reaktion  auf,  etwa 
bis  38,5°  oder  darüber,  so  handelt  es  sich  am  häufigsten  um  sehr 
frische  Lifektionen  der  Lunge  oder  Pleura.  Ist  die  Reaktion  geringer 
—  etwa  nur  0,2  oder  0,3°  — ,  dann  wird  nach  einigen  Tagen  die- 
selbe oder  nur  eine  wenig  größere  Dosis  eingespritzt  und  dann  sieht 
man  häufig  jetzt  eine  ganz  ausgesprochene  Beaktion;  es  ist  derjenige 
Beaktionstypus,  den  man  bei  beginnender  Tuberkulose  am  häufigsten 
sieht  und  der  sicher  beweisend  ist.  Tritt  nach  der  ersten  Lijektion 
gar  keine  Erscheinung  auf,  so  wird  nach  einigen  Tagen  0,005  g,  und 
wenn  auch  jetzt  der  Erfolg  ein  negativer  ist,  nach  wiederum  einigen 
Tagen  0,01  g  injiziert;  bei  dieser  großen  Dose  pflegen  in  derBegel 
auch  ältere  Tuberkulosen  zu  reagieren,  unangenehme  Nebenerschei- 
nungen bemerkenswerter  Art  hat  Freymuth  nicht  gesehen;  indes 
verkennt  er  nicht,  daß  zuweilen  auch  bei  Tuberkulose  keine  Beaktion 
auftritt  und  daß  auf  der  anderen  Seite  bei  Nichttuberkulösen  zuweilen 
eine  solche  gefunden  wird;  die  Zahl  dieser  Mißerfolge  hält  er  indes 
gegenüber  den  Erfolgen  für  irrelevant.  Die  meisten  Autoren 
(Pickert,  Köhler,  A.  Schmidt,  A.  Fränkel)  sind  wohl,  meines 
Erachtens  mit  Becht,  der  Meinung,  daß  bei  der  Diagnose  der  Tuber- 
kulose immer  in  erster  Linie  die  physikalischen  Methoden  in  Betracht 
kommen,  daß  aber  als  Hilfsmittel  die  Tuberkulininjektion  in  zweifel- 
haften Fällen  wohl  zu  schätzen  sei,  allerdings  unter  Beachtung  aller 
in  Betracht  kommenden  Elautelen ;  dahin  gehören  die  Tatsachen,  die 
wir  schon  oben  erwähnt,  daß  die  Beaktion  auch  bei  Tuberkulose 
Jahrbach  der  praktischen  Medizin.    1904.  H 


162  Hochhaus. 

Fehlen  der    fehlt  und  bei  Nichttuberkulose  eintritt,  ferner,  daß  auch  bei  positiver 
T^b'^kV*^  Eeaktion  nicht  immer  der  Herd  mit  Sicherheit  festgestellt  ist,   da 
lokale  Zeichen  in  der  Longe  häufig  fehlen,  und  ja  auch  bei  einer 
Bronchialtuberkulose    die    Reaktion    eintritt;     es    ist    dann    femer 
noch    zu   beachten,    daß    die   diagnostische   Tuberkulineinspritznng 
immmerhin  längere  Zeit   erfordert   und    für  den   Kranken   häufig 
mit  recht  unangenehmen  subjektiven  Empfindungen  verbunden  ist. 
aefahren  der  Ernsthafte  Gefahr  scheint  allerdings  nach  den  bis  jetzt  Vorliegen- 
Tuberkulin-   ^gjj  Berichten  mit  der  Impfung  nicht  verbunden  zu  sein:  —  nur 
einspritzung.  *-       o  > 

Schule  berichtet  über  einen  Fall,   bei  dem  er  es  nicht  für  aus- 
geschlossen   hält,    daß    die    Injektion    eine    ältere    Bronchialtuber- 
kulose   mobil    gemacht    und    dadurch    zur    Miliartuberkulose    ge- 
führt habe.    Wegen  der  Wichtigkeit  dieses  Falles  sei  er  hier  kurz 
referiert:  Es  handelte  sich  um  einen  25jährigen  Arbeiter,  der  mit  der 
Diagnose  Typhus  ins  Krankenhaus  gebracht  worden  war.    Nachdem 
der  Kranke  abgefiebert,  entstanden  doch  Zweifel  an  der  Diagnose 
und  wurde  deshalb,  da  Tuberkulose  vermutet  wurde,   eine  Probe- 
injektion von  0,00026  g  Tuberkulin  gemacht,  wonach  die  Temperatur 
auf  37,7  °  stieg.  Am  übernächsten  Tage  wurde  eine  zweite  von  0,0005  g 
gemacht,  nach  der  sofort  heftige  Allgemeinerscheinungen  auftraten; 
die  Milz  schwoll  an,   es  bildete  sich  eine  Verdichtung  der  linken 
Lunge  heraus,   das  Fieber  stieg,   die  Elräfte  schwanden  und  nach 
4  Wochen  erfolgte  der  Exitus  letalis.    Die  Sektion  ergab  Tuberkulose 
der  Bronchialdrüse,  der  linken  Lunge,  Miliartuberkulose  der  Lunge, 
der  Milz  etc.    Derartige  Vorkommnisse,  so  vereinzelt  sie  auch  sein 
mögen,  mahnen  doch  zur  Vorsicht  und  lassen  die  Probeinjektion  nur 
dort  gerechtfertigt  erscheinen*,  wo  auf  anderem  Wege  eine  sichere 
Diagnose  nicht  zu  erzielen  ist.  —  Die  Energie,  mit  der  vor  einigen 
Bekämpfung  Jahren  die  Bekämpfung  der  Tuberkulose  begonnen  worden 
T  b  ^k^i        ^®*»  ^^*  keineswegs  erlahmt,  im  Gegenteil  noch  immer  größer  und  all- 
gemeiner geworden  und  heute  wird  der  Kampf  mit  umsomehr  Ver- 
trauen  auf  Erfolg   geführt,    als   die  [neueren  Forschungen   gezeigt 
haben,  daß  die  Tuberkulose  in  außerordentlichem  Maße  der  Heilung 
Heiinngs-     zugängig  ist.    Die  schon  früher  referierte  Arbeit  von  Nägeli  und 
f&higkeit.     ^j^^  neuere  von  Burkhardt  aus  dem  pathologisch-anatomischen 
Listitut  zu  Dresden  kommen  beide  fast  zu  dem  übereinstimmenden 
Resultate,  daß  vom  18.  Lebensjahr  sich  fast  bei  jedem  Menschen 
Zeichen  von  Tuberkulose  finden,  die  bei  der  größten  Mehrzahl  voll- 
kommen ausgeheilt  und  reaktionslos  verlaufen  ist.    Heilbar  ist  die 
Tuberkulose    also    sicher    und    besonders    dann,    wenn    die    Heil- 
bestrebungen  in   den  Anfangsstadien   einsetzen.     Daher   auch   die 


Krankheiten  der  Atmungsorgane. 


163 


Kritik  der 

Heilstätten- 

erfolge. 


Gründimg  von  Heilstätten,  die  gerade  diese  günstigen  Objekte  der  Heilstfttten 
Behandlung  möglichst  bald  aufnehmen  sollen;  die  Zahl  derselben  ist 
in  letzter  Zeit  so  gewachsen,  daß  sie  im  stände  sein  werden,  etwa 
80000  Lungenkranken  einen  8— 4monatlichen  Aufenthalt  im  Jahre 
zu  gewähren.  Kein  anderes  Land  kann  sich  rühmen,  daß  in  ihm 
in  so  kurzer  Zeit  eine  so  große  Zahl  von  Heilstätten  (jetzt  fast 
gegen  100)  zur  Behandlung  unbemittelter  Lungenkranken  geschaffen 
wurde.  Ob  die  Hoffnungen,  die  man  an  diese  segensreichen  Ein- 
richtungen knüpfte,  sich  alle  erfüllen  werden,  ist  allerdings  immer 
zweifelhafter  geworden;  insbesondere  haben  die  Statistiken  ergeben, 
daß  die  definitiven  Erfolge  und  die  Ausheilungen  lange  nicht  in 
dem  Maße  und  in  der  Zahl  erfolgen,  wie  es  anfangs  enthusiastische 
Gemüter  wohl  erwartet  haben.  Erfahrene  Heilstättenärzte  (so  K  ö  h  1  e  r, 
Pickert,  Wolff,  Weicker)  geben  das  unumwunden  zu  und  fuhren 
als  Ursache  für  diese  Erscheinung  an:  zum  Teil  das  fortgeschrittene 
Stadium  der  Erkrankung,  in  dem  die  Kranken  hereinkamen,  zum 
Teil  die  relativ  kurze  Dauer  der  Kur,  die  meistens  4  Monate  nicht 
überschreitet,  und  dann  ganz  besonders  den  Umstand,  daß  die  Elranken 
nach  der  Entlassung  meist  wieder  zu  schwerer  Arbeit  und  in  die 
unhygienischen  Wohnstätten  zurückkehren,  denen  sie  zum  Teil  wohl 
die  Entstehung  ihrer  Lungenerkrankung  verdanken.  Aber,  wenn 
auch  die  Statistik  noch  nicht  so  sehr  zu  Gunsten  der  Heilstätten- 
behandlung spricht,  sicher  ist  doch  der  Nutzen  derselben  ein  sehr 
großer,  indem  doch  ein  Teil  der  Lungenkranken  wenigstens  peri- 
odisch erheblich  gebessert  und  arbeitsfähiger  gemacht  wird,  wie  das 
Stadler  in  einer  schönen  Arbeit  „Ueber  den  Einfluß  der  Lungen, 
tuberkulöse  auf  Lebensdauer  und  Erwerbsfähigkeit  und  den  Wert 
der  Volksheilstättenbehandlung"  zahlenmäßig  nachweist,  und  indem 
ferner  durch  die  Belehrung,  die  den  Kranken  während  ihres  Aufent- 
haltes zu  teil  wird,  der  Kampf  gegen  die  Tuberkulose  auch  im  Volke 
selber  mit  mehr  Erfolg  geführt  werden  kann.  Jedenfalls  hat  die 
bisherige  Erfahrung  gelehrt,  daß  die  Heilstättenbehandlung  allein 
nicht  ausreicht,  und  daß  zu  einem  sieghaften  Kampfe  gegen  die 
Tuberkulose  noch  andere  Hilfsmittel  in  Anspruch  zu  nehmen  sind. 
Da  steht  nun  in  erster  Linie,  wie  von  verschiedenster  Seite,  so  von 
V.  Behring,  v.  Leyden  u.  a.,  betont  wird,  die  Assanierung  der 
Wohnungsverhältnisse;  man  wird  nie  nennenswerte  Erfolge  erzielen, 
solange  in  engen,  dumpfen  und  feuchten  Wohnungen  die  Lungen- 
kranken mit  anderen  zusammenwohnen;  die  Gelegenheit  zur  Lifektion 
ist  dort  eben  so  günstig  wie  möglich;  nur  eine  gesunde,  nicht  beengte 
Wohnung,  in  der  die  Möglichkeit  vorliegt,  daß  etwa  Erkrankte  ihr 


164 


Hochhaus. 


Assaniernng  eigenes  Zimmer  haben  und  von  den  anderen  abgesondert  leben,  maß 
Wohnungen  ^^  ^^^  Forderung  vom  hygienischen  Standpunkte  sein;  in  zweiter 
Linie  wird  darauf  zu  dringen  sein,  daß  womöglich  die  schwerkranken 
Phthisiker  in  eigene  Elrankenhäuser  untergebracht  und  dort  isoliert 
werden,  und  dies  erscheint  jedenfalls  zur  Zeit  viel  wichtiger  als  die 
Behandlung  der  Leichtkranken.  Allerdings  bedarf  es  zur  Ausführung 
dieser  beiden  Pläne  recht  erheblicher  Mittel  und  wird  es  sicher  noch 
lange  Zeit  dauern,  bis  dieselben  in  dem  Umfange  realisiert  werden 
können,  wie  es  vom  Standpunkt  der  Hygiene  aus  erforderlich  ist. 
Indes  läßt  sich  auch  schon  mit  geringeren  Mitteln  gerade  in  der 
Fürsorge  für  die  Tuberkulose  im  eigenen  Hause  schon  Brauchbares 
Dispensaires.  erreichen,  wie  das  Jacob  von  den  sog.  Dispensaires  in  Frankreich 
und  Belgien  berichtet,  die  er  auf  einer  Studienreise  aufgesucht  hat. 
Es  sind  das  Wohltätigkeitsanstalten,  von  Städten  oder  Vereinen  ge- 
gründet, die  in  erster  Linie  den  Zweck  haben,  die  Prophylaxe,  dann 
aber  auch  die  Therapie  der  Tuberkulose  zu  fordern.  Wenn  sich  ein 
Kranker  bei  dem  Arzt  des  Dispensaire  meldet,  wird  er  zuerst  unter- 
sucht, erhält  dann  ein  Spucknäpfchen,  ein  Zahnbürstchen  und  eine 
Lysollösung,  sowie  eine  Anzahl  für  Tuberkulöse  wichtige  Vorschriften 
gedruckt  mit  nach  Hause.  Von  einem  Beamten  des  Dispensaire  wird 
er  dann  in  seiner  Wohnung  besucht  und  von  diesem  wird  dann  nach 
genauer  Erkundigung  der  Verhältnisse,  je  nach  der  Notwendigkeit, 
die  Desinfektion  der  Wohnung,  der  Wäsche,  der  sonstigen  Gebrauchs- 
gegenstände angeordnet,  die  von  der  Stadt  gratis  ausgeführt  wird; 
dazu  wird  der  Kranke  mit  allen  für  ihn  notwendigen  Nahrungs- 
mitteln und  Kleidungsstücken  versorgt;  außerdem  erhält  er  auch 
einen  Liegestuhl  und  Decken,  um  eventuell  eine  Liegekur  zu  Hause 
durchmachen  zu  können,  wenn  die  Oertlichkeit  dazu  geeignet  ist. 
Kurz  und  gut,  es  wird  durch  diese  Dispensaires  dem  Kranken  alles 
geboten,  was  notwendig  zu  seiner  Heilung  ist ;  auch  wird  die  Unter* 
bringung  in  Sanatorien  und  Oenesungshäusem  vermittelt;  nur  Medika- 
mente werden  nicht  verabreicht.  Die  Einrichtung,  die  meist  erst 
einige  Jahre  alt  ist,  wird  sicher  viel  Segen  stiften  und  verdient  bei 
dem  Umstände,  daß  immer  nur  ein  kleiner  Teil  der  Lungenkranken 
in  Anstalten  untergebracht  werden  kann,  sicher  auch  in  Deutschland 
eine  große  Verbreitung.  Nur  in  Halle  kennt  man  bis  jetzt  eine 
ähnliche  Einrichtung,  die  unter  Leitung  des  rührigen  Stadtrats 
Pütt  er  steht.  Auch  dort  werden  die  Tuberkulösen  in  ihrer  Woh- 
nung aufgesucht;  sie  werden  über  ihre  Erkrankung  und  deren  Be- 
handlung belehrt;  ihre  Wohnungen  und  Gebrauchsgegenstände  wer- 
den desinfiziert  und  es  wird  dafür  Sorge  getragen,  daß  möglichst 


Krankheiten  der  Atmungsorgane. 


165 


Inhalation 

von 
Ealkstaub. 

Sanosin. 


jeder  Kranke  sein  eigenes  Zimmer  bat  und  dadarch  wenigstens  bis 
zu  einem  gewissen  Orade  isoliert  werden  kann.  So  kommen  zu 
der  Heilstättenbewegung  immer  neue  Aufgaben  der  Hygiene  hinzu, 
die  mit  Sicherheit  einen  erfolgreichen  Kampf  gegen  die  Tuberkulose 
versprechen.  Die  Ausbeute  an  Medikamenten,  welche  in  diesem 
Jahre  gegen  die  Tuberkulose  empfohlen  worden,  ist  recht  gering; 
von  dem  früher  viel  gepriesenen  Hetol  ist  es  recht  stille  geworden; 
auch  von  den  Wirkungen  des  Kreosots  hört  man  wenig  mehr;  aus- 
gehend von  der  Beobachtung,  daß  lungenkranke  Arbeiter,  die  viel 
im  Kalkstaub  sich  beschäftigten,  allmählich  den  Husten  und  Auswurf 
verloren  hatten,  ließ  Reckzeh  Lungenkranke  Kalkstaub  inhalieren, 
ohne  indes  damit  einen  nennenswerten  Erfolg  zu  erzielen.  Danelius 
und  Sommerfeld  empfehlen  sehr  warm  ein  Mittel  Sanosin,  das  be- 
steht aus  den  Blättern  einer  besonderen  Eukaljptusart,  aus  dem  aus 
ihnen  und  den  Wurzeln  extrahierten  Oel,  dem  dann  noch  Flores  sul- 
furis  und  Carbo  ligneus  pulveratus  zugefügt  ist.  Das  Mittel,  welches 
in  der  Dosis  von  2  g  jedesmal  gebraucht  wird,  wird  auf  einer  Ton- 
platte erhitzt  und  die  entstehenden  Dämpfe  werden  dann  eingeatmet, 
bei  verschlossenen  Fenstern  entweder  die  ganze  Nacht  oder  nur  ein- 
zehae  Stunden.  Der  Erfolg  erstreckt  sich  nicht  nur  auf  Beseitigung 
des  Hustens,  des  Auswurfs,  der  Nachtschweiße  und  auf  Anregung 
des  Appetits,  sondern  auch  auf  eine  wesentliche  Besserung  der  ob- 
jektiven Lungenerscheinungen,  so  daß  von  Sommerfeld  das  Mittel 
als  eine  erhebliche  Bereicherung  unseres  Heilmittelschatzes  gegen  die 
Tuberkulose  empfohlen  wird.  Nachprüfungen,  die  von  M.  Behr  unter- 
nommen wurden,  haben  übrigens  die  von  Danelius  und  Sommerfeld 
hervorgehobenen  Vorzüge  des  Präparats  nicht  finden  können.  Schließ- 
lich sei  auch  noch  der  Erfahrungen  von  H.  Weber  gedacht,  der  mit 
der  innerlichen  Darreichung  vonLävulose  und  der  subkutanen  L&vuiose  und 
Einverleibung  von  Paraffin  bei  Tuberkulose  die  besten  Er-  inTektionen 
folge  erzielt  haben  will.  Den  Erfolg  erklärt  er  theoretisch  dadurch, 
daß  beide  Körper  sehr  leicht  bei  ihrem  Zerfall  Kohlensäure  bilden 
und  diese,  nach  den  Erfahrungen  von  Hamburger,  im  Blute  eines 
der  wirksamsten  Mittel  gegen  die  Tuberkelbazillen  sei.  Die  hoff- 
nungsvollsten Aussichten  auf  eine  wirksame  Bekämpfung  der  Lungen- 
tuberkulose bietet  Behring  in  dem  schon  mehrfach  von  uns  zitierten 
Aufsatz  „lieber  Lungenschwindsuchtsentstehung  und  Tuberkulose- 
bekämpfung^. Nach  vielen  Experimenten  ist  es  jetzt  Behring  ge- 
lungen, einen  Impfstoff  herzustellen,  der  Rinder  gegen  das  Tuber- 
kulosevirus immun  macht;  Erfahrungen  im  großen,  von  vielen  Seiten 
angestellt,  scheinen  die  Wirksamkeit  der  Lnpfting  zu  bestätigen.    Der 


166  Hochhaus. 

immanisie-    Gedanke,  daß  beim  Menschen  dasselbe  oder  ein  ähnliches  Verfahren 
B^rin        '^^  Schutze  gegen  die  Tuberkulose  sich  anwenden  lasse,  liegt  nahe 
gegen  die     und  ist  bei  der  jetzt  anerkannten  Artgleichheit  von  Menseben-  und 
Tuberkulose.  Bindertuberkulose  wohl  denkbar.    Allerdings  möchte  Behring  bis 
jetzt  nicht  raten,   den  Binderimpfstoff  auch  gleich  beim  Menschen 
anzuwenden,  dazu  müßte  er  auf  irgend  eine  Weise  noch  erheblich 
abgeschwächt  werden;  er  glaubt  aber  wohl,  daß  eine  Schutzimpfung 
möglich  sei,  wenn  seine  jetzt  im  Gange  befindlichen  Tierversuche 
zeigen  sollten,   daß. man  durch  die  Verfiitterung  eines  geeigneten 
Tuberkulosevirus  an  tierische  Säuglinge  ebensogut  Tuberkuloseschutz 
bewirken  kann,  wie  durch  seine  direkte  Einbringung  in  die  Blutbahn. 
Noch  eine  dritte  Möglichkeit  von  Immunisierung  gegen  Tuberkulose 
Miioh        wäre  denkbar,  wenn,  was  Behring  zuversichtlich  hofft,  die  Milch 
l    ^^"^^^^^^^  hochimmunisierter  Kühe  SchutzstoflFe  enthält,  die  mit  Erfolg 
I  auf  den  Menschen  übertragen  werden  können.    Wie  man  sieht,  eine 

I  fest  ausgebildete  Methode,  die  zum  Gebrauch  für  den  Menschen  schon 

I  reif  wäre,  bringt  Behring  noch  nicht,  die  ist  bis  jetzt  erst  fär  das 

^  Bind  ausgearbeitet,  aber  die  solide  experimentelle  Erfahrungsbasis, 

^^  auf  der  Behring  arbeitet,  läßt  erhoffen,  daß   es  seinem  genialen 

^^k  Scharfblick  gelingen  wird,   auch  hier  den  rechten  Weg  zu  finden. 

^^H  Neben  diesen  Andeutungen  über  eine  zukünftige  Methode  zur  Tuber- 

^^  kuloseschutzimpfung  enthält  diese  Publikation  eine  Fülle  geistreicher 

Ideen  über  fast  alle  jetzt  so  viel  diskutierten  Punkte  der  Tuberkulose. 
Den  einen  möchten  wir,  weil  er  mit  der  Therapie  im  engen  Zusammen- 
hang steht,  nochmals  hervorheben,  daß  nämlich  nach  Behrings 
Meinung  der  Keim  fast  für  jede  Tuberkulose  im  Säuglingsalter  und  zwar 
meist  durch  Tuberkelbazillen  enthaltende  Milch  erworben  wird;  und 
daß  es  eine  Hauptaufgabe  unserer  Säuglingsbehandlung  sein  wird,  eine 
I  Milch  herzustellen,  die  bazillenfrei  ist,  was  bis  jetzt  durch  die  ge- 

bräuchlichen  Sterilisierungsmethoden    nicht   erreicht  wird.     Leicht 
Nutzlosigkeit  wird  dies  möglich  sein,  wenn  die  Schutzimpfung  beim  Bind  all- 
t  riuTrte     ß®™®^^  durchgeführt  ist  und  die  Tuberkulose,   die  jetzt  bei  diesem 
Milch.        allgemein  herrscht,  verschwunden  sein  wird.    SoUten  sich  diese  De- 
duktionen von  Behring  zu  Becht  erweisen,  und  es  scheint  uns  das 
wohl  möglich,  dann  wäre  allerdings  eine  wirksame  Bekämpfung  dieser 
mörderischen  Erkrankung  in  nicht  allzu  weiter  Feme.   Mit  der  Emp- 
fehlung eines  wirksamen  Antituberkuloseserums  ist  in  letzter 
Zeit  der  bekannte   Bakteriologe   Marmorek,  früher  im   Institut 
Pasteur,  hervorgetreten.    Bei  seinen  Versuchen  ging  er  von  der 
Idee  aus,   daß  das   Tuberkulin  Kochs  nicht  das  Haupttoxin  der 
Tuberkelbazillen  sei,  sondern  dieselben  nur  anrege  zur  Produktion 


Krankheiten  der  Atmungsorgane.  167 

des  eigentlichen  Tuberkalosegiftes.  Nach  vielen  Bemühungen  ge-  Anti- 
lang es  ihm  Nährböden  zu  finden,  in  denen  die  Tuberkelbazillen  tuberkulöse- 
fast  gar  kein  Tuberkulin,  dagegen  umsomehr  eigentliches  Tuberkel-  Harmorek. 
gift  produzierten.  Durch  Einspritzen  der  erhaltenen  filtrierten  Kul- 
turen bei  Pferden  gelang  es  dann,  ein  antitoxisches  Serum  zu  er- 
halten, das  sowohl  bei  Tieren,  wie  beim  Menschen  wirksam  sich  er- 
wies. Bei  Kaninchen  und  Meerschweinchen  gelang  es,  wenn  auch 
nur  mit  Hilfe  starker  Dosen,  einen  ausreichenden  Schutz  gegen  den 
Tuberkelbazillus  herbeizuführen.  Die  therapeutischen  Versuche  bei 
tuberkulösen  Menschen  sind  nur  summarisch  angeführt;  eine  genaue 
Einsicht  in  die  Wirkung  und  Wirksamkeit  der  Injektionen  läßt  sich 
aus  dem  Berichte  nicht  entnehmen;  jedenfalls  scheinen  die  Erfolge 
bis  jetzt  noch  nicht  recht  schlagende  zu  sein,  was  Marmorek 
selber  mit  der  Neuheit  der  Methode  und  der  relativ  geringen  Be- 
obachtungszeit entschuldigt;  und  weitere  Versuche  über  das  Mittel 
werden  abzuwarten  sein;  eine  Nachprüfung  von  Ooldschmidt, 
allerdings  auch  nur  an  einigen  wenigen  Fällen,  ergab  ein  wenig 
ermunterndes  Besultat. 

Einige  ungewöhnliche  Formen  der  Pneumonie,  deren  pneamonia 
klinischer  Bericht  allerdings  nur  zum  Teil  ausfuhrlich  ist,  berichtet  desquamativa 
Galdi.  Der  erste  Fall  betraf  einen  23jährigen  Notenstecher,  der  ^**^*®""^- 
schon  6  Wochen  vor  der  Aufnahme  unwohl  und  arbeitsunfiähig  ge- 
wesen war;  kurz  vor  der  Au&ahme  plötzlich  Schüttelfirost,  heftige 
Atemnot  und  nach  kurzem  Verweilen  im  Krankenhause  Exitus  letalis. 
An  den  Lungen  war  die  Pleura  glatt,  glänzend;  das  Parenchym 
größtenteils  derb,  graurot,  aber  nicht  kömig,  wie  bei  der  kruppösen 
Pneumonie;  mikroskopisch  war  das  Auffallendste,  daß  der  Alveolen- 
inhalt  wesentlich  aus  abgestoßenen  Alveolarepithelien  bestand,  mit 
wenig  Leukozyten,  dagegen  ohne  Fibrin  und  rote  Blutkörperchen; 
das  Alveolargerüst,  die  Umgebung  der  Gefäße  und  kleinen  Bronchien 
war  stark  entzündet;  in  letzteren  selber  bestand  auch  eine  lebhafte 
Epithelabstoßung;  an  einzelnen  Stellen  war  auch  innerhalb  der  Al- 
veolen eine  deutliche  Bindegewebswucherung,  die  von  den  Wänden 
ausging,  zu  konstatieren.  Das  Wesentliche  des  pathologisch-ana- 
tomischen Prozesses  ist  die  starke  Desquamation  mit  nachfolgender 
Bindegewebswucherung  und  Neigung  zur  Obliteration  der  Alveolen 
bei  einer  Pneumonieform,  die  augenscheinlich  nichts  mit  Tuberkulose 
zu  tun  hat,  wie  dies  der  erste  ausführliche  Beschreiber  dieser 
Pneumonieform,  Buhl,  wohl  meist  angenommen  hat.  Verfasser  gibt 
ihr  den  Namen  Pneumonia  desquamativa  obliterans;  klinische  Eigen- 
tümlichkeiten derselben  vermag  er  bis  jetzt  noch  nicht  anzugeben; 


168  Hochhaus. 

Pneamonia    in  Bezug  auf  die  Entstehong  vermutet  er,  daß  wegen  der  starken 
deaquamativa  Bronchialepithelabschilferung  wohl  hier  ein  Reiz  primär  eingewirkt, 
der  von  dort  sich  weiter  auf  die  Alveolen  erstreckt  habe;  in  ähn- 
licher Weise,  wie  bei  einem  Krankheitsbild,  das  von  Lange-Schmorl 
als  Bronchiolitis  obliterans  beschrieben  worden,  mit  dem  auch  der 
ganze  Prozeß  in  Bezug  auf  die  mikroskopischen  Details  die  größte 
Aehnlichkeit  hat.    Die   zweite  Form  von  Lungenentzündung  beob- 
Pneumonie  bei  achtete  Oaldi  bei  einer  Kranken,  die  an  Sepsis  nach  Endokarditis 
Endokarditis    ^^   Qrxmde   ging;   die   Schnittfläche   der  infiltrierten   Lungen  war 
gleichmäßig  glatt,  graurot  und  derb  und  bei  der  feineren  Unter- 
suchung fand  sich  das  Infiltrat  im  wesentlichen  bestehend  aus  des- 
quamierten  Epithelien,  wenig  Leukoz3rten  und  ohne  Fibrin.    Eine 
sog.  Stauungspneumonie  liegt  hier  nicht  vor,  denn  die  Lokalisation 
durch   die   ganze  Lunge,   sowie   das  Aussehen  und   die   geringen 
Stauungserscheinungen  sprechen  dagegen;  sondern  es  ist  eine  be- 
stimmte Form  der  desquamativen  Pneumonie,  bei  deren  Zustande- 
kommen eine  mäßige  Stauung  und  vielleicht  ein  im  Körper  kreisendes 
Gonokokken-  Oift  zusammenwirkte.   Einen  der  seltenen  Fälle  von  Gonokokken- 
Pneumonie.    Pneumonie   berichtet  Bressel.    Der  betreffende  Patient  litt   an 
akuter  Gonorrhöe;   er  erkrankte  plötzlich  unter  den  Erscheinungen 
einer  akuten  Lungenentzündung,  die  in  tjrpischer  Weise  verlief.    Aus 
dem  Venenblute  sowohl,  wie  aus  dem  Sputum  ließen  sich  typische 
Gonokokken  züchten,   üeber  eine  eigentümliche,  sich  lang  hinziehende 
Eigentümliche  Form  von  Bronchopneumonie  berichtet  Rosenthal.  Die  Lungen- 
B°roncho-     ©rscheinungen  traten  bei  ihr  weniger  in  den  Vordergrund,  umsomehr 
Pneumonie.    AUgemeinerscheinungen  und  chronische  Kachexie.    Als  ursächliche 
Erreger  fand  er  2mal  den  Enterokokkus  und  einmal  in  Verbindung 
Frührezidiv  bei  mit  diesem  den  Staphylokokkus.   Unter  Frührezidiven  der  fibri- 
PnMimwde     ^^sen  Pneumonie  versteht  Ebstein  neu   auftretende   kruppöse 
Entzündungen  in  solchen  Lungenteilen,  die  erst  ganz  kurz  eine  gleiche 
Entzündung  durchgemacht  haben.    Einen  charakteristischen  Fall  hat 
Ebstein  beobachtet.    7  Tage  nachdem  ein  17jähriger  Arbeiter  eine 
typische  Lungenentztindung  im  rechten  XTnterlappen  durchgemacht, 
trat  unter  plötzlicher  Fiebersteigerung  und  Atemnot  wieder  eine  neue 
Entzündung  in  demselben  Lappen  auf,    die  ebenfalls  am  4.  Tage 
kritisch  endete.    Die  Zahl  dieser  Frührezidive,   die  bis  jetzt  beob- 
achtet sind,  ist  recht  spärlich;   eine  genaue  Literaturangabe  findet 
sich  am  Schlüsse  des  Aufsatzes.   Pichler  berichtet  über  einen  Fall 
Parotitis  bei  von  Sekundärer  Parotitis  nach  Pneumonie,  wobei  sich  der  Eiter 
Pneumonie.    ^^^^  ^^^^  Ductus  Stenonianua  entleerte.    E.  Fränkel  erwähnt  das 
seltene  Vorkommen  von  eitriger  Gelenkentzündung  bei  Pneu- 


Krankheiten  der  Atmungsorgane.  169 

monia  crouposa  und  berichtet  über  2  einschlägige  Fälle.    Die  Kompli-       Eitrige 
kation  pflegt  sich  in  der  Regel  nur  bei  bösartiger  Verlaufsweise  ein-  Q^^^ündun  bei 
zustellen.    Eine  Epidemie  von  Lungenentzündung  beobachtete    pnenmonie. 
Späth  in   dem  Dorfe  Neubrunn,  wo  in  der  Zeit  vom  8.  Mai  bis  Epidemische 
7.  Juli  1903  von  464  Personen  63,   also   13,9  °/o,  erkrankten.    Der    Pneumonie. 
Verlauf  war  ein  normaler;  eine  besondere  Bösartigkeit,  wie  sie  bei 
derartigen  Epidemien  häufig  ist,  war  nicht  auffallend.  Die  genaue  Ana- 
lyse des  Auftretens,  des  Verlaufes,  der  sonstigen  gleichzeitigen  Witte- 
rungsverhältnisse,  ebenso  wie  der  Wohnungsverhältnisse  gab  keinen 
Aufschluß  für  das  gehäufte  Auftreten.    Als  unter  Umständen  wichtig 
ftir  die  Diagnose  der  kruppösen  Pneumonie  bei  Kindern  hatte  früher 
Pfaundler  das  Auftreten  des  Westphalschen  Zeichens  angegeben;  westphaisohes 
eine  Nachuntersuchung  von  Reeder  auf  der  Abteilung  Baginskys    p^^^^^^j^^* 
hat  gezeigt,   daß   sich  irgend  welche  diagnostische  Schlüsse,  wie 
es  Pfaundler  geglaubt,  aus  dem  Fehlen  des  Patellarreflezes  nicht 
ziehen  lassen.    Die  so  bäufig   auftretenden  zerebralen  Erschei-     zerebrale 
nungen  bei  den  Bronchopneumonien  des  Kindesalters  machen ^"®^®*Y"sen 
nicht  selten  die  größten  diagnostischen  Schwierigkeiten.    Durch  die    Pneumonie. 
Lumbalpunktion,   welche   bei   31  pneumoniekranken  Kindern  aus- 
geführt wurde,  haben  Nob^court  und  Voisin  festgestellt,  daß  hier 
in  der  Begel  eine  starke  Erhöhung  des  spinalen  Druckes  vorliegt, 
was  daran  zu  sehen  ist,  daß  sich  meist  mit  Leichtigkeit  eine  größere 
Menge  (bis  zu  35  com)  zerebrospinaler  Flüssigkeit  entleeren  läßt.  Die- 
selbe ist  meist  klar,  selten  getrübt,  in  der  Regel  steril  und  enthält 
nur  wenig  Eiweiß.    Die  Prognose  ist  anscheinend  in  diesen  Fällen 
eine  recht  ernste,   denn  von  24  Fällen,   bei   denen  meningitische 
Symptome  auftraten,  genasen  nur  4.    Leider  wird  nichts  Genaueres 
berichtet  über  den  therapeutischen  Effekt  der  Punktion.   Von  einem 
gewissen  prognostischen  Literesse  erscheinen  die  Besultate,  welche 
Johle  bei  der  Einwirkung  des  Blutserums  pneumoniekranker    Aggintina- 

Kinder  auf  Pneumokokkenkulturen  erhalten  hat.  Li  6  Fällen  *^°f«^'*^*  ^®« 

Blntserams 
kruppöser  Pneumonie,  welche  alle  mit  einer  Krise  endigten,  war  die        nach 

Agglutinationskraft  des  Serums  stets  eine  sehr  hohe,  zugleich  mit    Pnenmonie. 
Hyperleukozytose  und  Verminderung  der  Chloride.    Das  Phänomen 
trat  schon  im  Beginn  der  Erkrankung  auf,  blieb  bis  zur  Krise  auf 
gleicher  Höhe  und   schwand  einige  Tage  nach  Eintritt  derselben. 
Von  Literesse  sind  die  Erörterungen  Hub  er  s  über  einige  Vorgänge 
bei  der  Heilung  der  Pneumonie.    Dieselbe  ist  so  zu  erklären,    Heiinng  der 
daß  der  Mensch  allmählich  immunisiert  wird;  wenn  nun  genügend    ^»0«™°»»®- 
Lnmunkörper  gebildet  sind,  so  daß  zwischen  Leukozyten  und  Pneumo- 
kokken eine  positive  Chemotaxis  entsteht,  beginnt  die  Heilung;  es 


170 


Hochhaus. 


Diagnose  der 
Pleuritis. 


Zyto- 
diagnostik. 


Pleuritis 

diaphragma- 

tica. 


Pleuritis 
pulsans. 


beginnt  die  Phagozytose  der  Pneumokokken,  die  Krise  tritt  ein  und 
nun  wird  das  Exsudat  durch  Autolyse  flüssig  gemacht,  zum  Teil 
resorbiert,  zum  Teil  expektoriert.  Alle  Vorgänge  der  Heilung  werden 
damit  zwar  nicht  erklärt,  aber  wenigstens  ein  Teil. 

Unsere  diagnostischen  Hilfsmittel  zur  Feststellung  der  Natur 
pleuritischer  Exsudate  sind  noch  immer  nicht  ganz  zuverlässige; 
die  so  häuflge  Frage,  ob  ein  Exsudat  tuberkulöser  Provenienz  ist  oder 
nicht,  bleibt  selbst  trotz  des  Tierexperimentes  in  suspenso.  Die  seit 
einigen  Jahren  von  A.  Wolff  in  Deutschland,  von  Vidal  undBavant 
inaugurierte  Zytodiagnostik  schien  diesen  Zweifeln  abzuhelfen; 
nach  den  Untersuchungen  dieser  Forscher  sollte  ein  vorwiegender 
Gehalt  an  Lymphozyten  im  Exsudat  für  Tuberkulose,  dagegen 
die  Prävalenz  von  polynukleären  Leukozyten  für  einen  entzünd- 
lichen Ursprung  sprechen;  während  in  den  Transsudaten  sich 
meist  abgestoßene  Endothelzellen  finden  sollten.  Diese  bequeme 
Methode  ist  auch  im  letzten  Jahre  mehrfach  nachgeprüft  worden 
von  Ozerno- Schwarz  und  Bornstein,  sowie  von  Ketly  und 
Torday.  Li  beiden  Arbeiten  findet  sich  im  großen  und  ganzen 
eine  Bestätigung  der  früheren  Erfahrungen,  ohne  daß  die  Autoren 
indes  der  scharfen  Formulierung  besonders  von  Bavant  und  Vidal 
beistimmen  können.  So  betonen  Schwarz  und  Bernstein,  daß 
den  tuberkulösen  Ergüssen  in  der  ersten  Woche  häufig  recht  viele 
polynukleäre  Zellen  beigemischt  sind  und  daß  erst  von  Anfang  der 
zweiten  die  Lymphoz3rten  in  den  Vordergrund  treten  und  damit  eine 
Diagnose  gestatten.  Das  Verhalten  bei  den  nicht  tuberkulösen  Ex- 
sudaten, sowie  bei  den  Transsudaten  entspricht  auch  nicht  immer  den 
aufgestellten  Regeln.  Die  Resultate  von  Ketly  und  Torday  sind 
ähnlich;  nur  ist  es  nach  ihren  Erfahrungen  häufig  nicht  möglich, 
ältere  tuberkulöse  Exsudate  von  denen,  die  bei  Morbus  Brigthii 
oder  bei  Herzkranken  auftreten,  zu  unterscheiden.  In  einem  Falle 
von  Pleuritis  diaphragmatica  beobachtete  Stenitzer  bei  jeder 
Lispiration  eine  ruckartige  Zuckung  des  linken  Bectus  abdominis, 
die  nach  seiner  Meinung  einem  Reflex  von  Seiten  der  Pleura  ihren 
Ursprung  verdankt  und  von  großem  diagnostischen  Wert  ist;  außer- 
dem bestand  in  jenem  Falle  ein  ausgesprochener  Mussyscher  Schmerz- 
punkt, sowie  ein  Hochstand  der  linken  Hälfte  des  Zwerchfells.  Eine 
der  seltenen  Beobachtungen  von  Pleuritis  pulsans  gibt  Bendix 
aus  der  Ebsteinschen  Klinik.  Es  handelte  sich  um  ein  recht- 
seitiges,  wie  die  Punktion  erwies,  eitriges  Exsudat,  das  recht  stark  ab- 
gekapselt war  und  das  Herz  nach  links  erheblich  verdrängte.  Die 
rhythmischen  Pulsationen  waren  besonders  ausgeprägt  r.  v.  unten 


Krankheiten  der  Atmungsorgane.  171 

und  in  der  Seite.  Das  Zustandekommen  derselben  erklärt  Verfasser 
1.  durch  eine  recht  energische  Herzaktion  und  2.  dadurch,  daß  die 
abkapsebide  Wand  des  Exsudats  dem  Herzen  dicht  angelagert  war. 
Auf  vier  Funkte,  die  bei  der  Behandlung  pleuritischer  Exsu-  Behandlang 
date  in  Betracht  kommen,  macht  Rothschild  aufmerksam:  1.  auf  der  Pieuritis- 
die  Tatsache,  daß  langbestandene,  auch  große  Pleuraergüsse  nach 
einer  vielleicht  zu  diagnostischen  Zwecken  gemachten  Probepunktion 
rasch  und  vollständig  verschwinden;  2.  daß  pleuritische  Exsudate 
nach  vollständiger  oder  möglichst  vollständiger  Entleerung  durch 
Punktion  sich  in  ganz  kurzer  Zeit  wieder  ansammeln;  8.  daß  ab- 
gekapselte Exsudate  oft  monatelang  mit  herumgetragen  werden,  bis 
sie  endlich  gewissen  nachher  zu  beschreibenden  Maßnahmen  weichen; 
4.  daß  zwischen  Fieber  und  Exsudathöhe  absolut  keine  Kongruenz 
besteht;  trotz  fehlenden  Fiebers  kann  das  Exsudat  ansteigen  und  um- 
gekehrt. Die  Erklärung  dieser  Tatsachen  läßt  sich  am  ehesten  her- 
leiten aus  dem  phjrsikalischen  Verhalten  der  Exsudate  resp.  aus  den 
Veränderungen,  die  Osmose  und  Diffusion  an  ihnen  hervorrufen  neben 
den  durch  physiologische  Kräfte  bewirkten.  Daß  Diffusion  und 
Osmose  bei  der  Resorption  der  Pleuraexsudate  eine  wesentliche  Rolle 
spielen,  ist  bewiesen  durch  Versuche  von  Mattes,  Hartig  und 
Hamburger  und  durch  die  praktische  Erfahrung,  die  gezeigt  hat, 
daß  ein  Exsudat  nur  dann  resorbiert  wird,  wenn  es  eine  geringere 
molekulare  Konzentration  zeigt  wie  das  Blut.  Ist  das  nicht  der 
Fall,  ist  der  Gefrierpunkt  des  Exsudates  niedriger  als  der  des  Blutes, 
dann  müssen  wir  Mittel  anwenden,  um  die  molekulare  Konzentration 
des  Blutes  zu  erhöhen  und  dazu  gehört  starke  eiweißreiche  Nahrung, 
indem  durch  den  Zerfall  der  komplizierten  und  einfachen  Moleküle 
der  osmotische  Druck  des  Blutes  erhöht  wird;  dasselbe  wird  erreicht 
durch  Schwitzprozeduren  und  durch  endovenöse  OlNa-Einspritzungen. 
Oanz  besonders  druckerhöhend  wirken  auch  die  Solbäder  in  Soden, 
in  Verbindung  mit  einem  systematisch  vorgenommenen  Mineralwasser- 
genuß. Diese  Heilfaktoren  empfiehlt  Rothschild  besonders  neben 
den  älteren,  bisher  stets  bewährt  gefundenen. 

Die    Geschichte    eines    der  seltenen  Fälle   von   spontanem     Spontaner 
Pneumothorax   mit  Ausgang  in  Heilung  berichtet  Land  mann.  ^'*®'*™°*^®"^*' 
Die  Ursache  des  Pneumothorax  blieb  ungewiß,  vielleicht  kommen 
Veränderungen  in  Betracht,  die  durch  eine  kurz  vorher  überstandene 
Influenza  hervorgerufen  waren.    Eine  schnellere  Heilung  des  ge-  Therapie  des 
schlossenen  Pneumothorax  hat  Schrötter  in  der  Weise  ver-  «eschlossenen 
sucht,  daß  er  das  darin  enthaltene  Gas,  welches  meist  aus  schwer 
resorbierbarem  Stickstoff  bestand,   durch  den  leicht  resorbierbaren 


172 


Hochhaus. 


Tumoren 
der  Pleura 


Sauerstoff  ersetzte;  besonders  bei  frischem  tramnatischein  Pneumo- 
thorax mit  geschlossener  Kommunikation  verspricht  er  sich  davon 
große  Vorteile.  Praktische  Erfahrungen  liegen  darüber  bis  jetzt 
noch  nicht  vor. 

Die  bisher  beschriebenen  Tumoren  der  Pleura  nehmen  fast 
durchweg  ihren  Ursprung  von  den  Endothelien  der  Lymphge&ße; 
nur  sehr  wenige,  darunter  ein  Fall  von  Benda,  sind  bekannt,  wo 
die  Endothelien  der  Pleura  selbst  den  Ausgangspunkt*  bildeten;  eine 
neue  Beobachtung  derart  veröffentlicht  Outmann.  Klinisch  bot  sich 
bei  der  60jährigen  Frau  das  Bild  einer  starken  linkseitigen  exsu- 
dativen Pleuritis  mit  starker  Verdrängung  des  Herzens  nach  rechts. 
Nach  jeder  Punktion,  bei  der  allemal  etwa  8000  ccm  Flüssigkeit 
entleert  wurden,  in  der  sich  nichts  Charakteristisches  fand,  füllte 
sich  die  Pleurahöhle  wieder  sehr  schnell.  Eine  Ursache  war  nicht 
zu  eruieren.  Die  Frau  starb  bald  an  allgemeiner  Schwäche,  und 
bei  der  Sektion  fand  sich  links  die  Pleura  verdeckt  und  besetzt  mit 
zahlreichen,  gestielten,  kleinen  und  größeren  Tumoren,  die  mikro- 
skopisch einen  sarkomatösen  Bau,  allerdings  aus  soliden  Zellzysten 
und  Zellsträngen  zeigten  und  zweifellos  ihren  Ursprung  vom  Endo- 
thel nahmen. 

Die  operative  Behandlung  der  Lungenkrankheiten  hat 
der^Lun^en-  ^®^  ^®°^  Zusammenarbeiten  von  Internen  und  Chirurgen  in  den  letzten 
krankheiten.  Jahren  erhebliche  Fortschritte  gemacht.  Eine  Uebersicht  unseres 
jetzigen  Könnens  auf  diesem  Gebiet  gibt  der  Grundriß  der  Lungen- 
chirurgie  von  Garre  und  Quincke,  welcher  in  erweiterter  Form 
die  Eeferate  wiedergibt,  welche  die  beiden  Kliniker  auf  dem  vor- 
jährigen Naturforscherkongreß  in  Hamburg  gehalten  haben,  wobei 
Quincke  vorzugsweise  die  Pathologie  und  Diagnose  und  Garre 
die  Technik  behandelt,  neben  den  Erkrankungen,  die  ausschließlich 
chirurgisches  Interesse  haben.  Bei  der  Wichtigkeit  und  Neuheit 
des  Gegenstandes  heben  wir  die  Hauptpunkte,  soweit  sie  auch  für 
den  Praktiker  Interesse  haben,  kurz  hervor.  In  Betracht  kommen 
bei  der  operativen  Behandlung  im  wesentlichen  die  umschriebenen 
parenchymatösen  Eiterungen,  deren  Typus  der  Fremdkörperabszeß 
ist  und  die  sich  je  nach  der  Beschaffenheit  und  Dauer  präsentieren 
als  1.  akute  Abszesse,  und  zwar  a)  als  akuter  einfacher  Abszeß  und 
b)  als  akuter  putrider  Abszeß  und  Lungengangrän,  und  2.  als  chro- 
nischer Abszeß  und  Bronchiektasie,  und  zwar  a)  als  chronisch  ein- 
facher Abszeß  und  b)  als  chronisch  putrider  Prozeß,  und  3.  als 
Fremdkörperabszeß.  Dem  internen  Arzte  fällt  meist  die  Aufgabe 
der  Diagnose    zu;    dabei    hat    er    zu  berücksichtigen    nicht    bloß 


operative 
Behandlang 


Krankheiten  der  Atmungsorgane.  173 

das  Vorhandensein  einer  umschriebenen  Eiterung  überhaupt,  son- 
dern eine  ganz  genaue  Angabe  über  Zahl,  Sitz  und  Ausdehnung 
des,  oder  wie  es  häufig  der  Fall  ist,  der  Herde.  Leider  sind  die 
Schwierigkeiten  in  dieser  Beziehung  noch  immer  recht  große  und 
sehr  häufig  trotz  Zuhilfenahme  von  Auskultation,  Perkussion,  Durch- 
strahlung und  Probepunktion  nicht  zu  lösen.  Die  außerordentliche 
Unsicherheit  in  der  Diagnostik  der  Kavernen  wird  nie  greller  dar- 
getan,  als  durch  die  Erfahrungen  bei  Lungenoperationen,  wie  das 
von  Quincke  meisterhaft  geschildert  wird;  besonders  möchten 
wir  hervorheben  den  großen  Unterschied,  den  in  dieser  Beziehung 
die  Lokalisation  der  Kaverne  ausmacht;  im  Oberlappen  wird  die 
Diagnose  immer  leichter  sein,  da  aus  der  Kaverne  in  vielen  Eällen 
der  Eiter  abfließt  und  sich  dann  an  dem  Hohlraum  die  typischen 
Kavemensymptome  nachweisen  lassen;  im  Unterlappen  dagegen  ist 
die  Entleerung  des  Inhalts  viel  schwerer  und  nur  des  Morgens,  wenn 
der  E^anke  durch  heftige  Hustenstößo  den  Eiter  aus  den  unteren 
Lungenpartien  entleert,  wird  es  möglich  sein,  einen  hier  gelegenen 
Hohlraum  durch  die  charakteristischen  Höhlenzeichen  näher  zu 
erkennen.  Gerade  für  die  operative  Behandlung  ist  diese  Schwierig- 
keit häufig  verhängnisvoll,  weil  die  meisten  zur  Operation  kommenden 
Affektionen  in  dem  Unterlappen  liegen.  Die  technischen  Schwierig- 
keiten scheinen  sich  nach  der  Darstellung  Garr^s  mit  der  zu- 
nehmenden Erfahrung  erheblich  zu  mindern,  und  besonders  gilt  das 
för  das  Operieren  bei  fehlenden  pleuralen  Verwachsungen;  früher 
galt  es  als  feststehend,  nur  dann  zu  operieren,  wenn  die  Pleuren  ver- 
wachsen waren,  aus  Furcht  vor  der  Folge  des  akuten  Pneumothorax 
und  einer  möglichen  Infektion  des  Pleuraraumes.  Vor  beiden  Mög- 
lichkeiten weiß  man  sich  jetzt  besser  zu  schützen;  die  schädlichen 
Wirkungen  eines  akuten  Pneumothorax  werden  aufgehoben  durch 
das  Fassen  der  kollabierten  Lunge  und  Hineinziehen  in  die  Wunde; 
dadurch  wird  der  Druck,  welcher  auf  das  Mediastinum  von  der 
kranken  Seite  ausgeübt  wird,  aufgehoben;  andere  vernähen  vor 
der  Eröffnung  der  Pleura  diese  letztere  durch  eine  zirkuläre  Naht, 
innerhalb  deren  dann  die  Inzision  ausgeführt  wird.  Jedenfalls 
ist  die  Möglichkeit,  auch  bei  fehlenden  Verwachsungen  sofort 
operieren  zu  können,  als  ein  bedeutender  Fortschritt  anzusehen. 
Das  Operieren  in  der  Lunge  selber,  wenigstens  in  den  peripheren 
Teilen,  ist  bei  nötiger  Vorsicht  meist  gefahrlos.  Von  Interesse  sind 
noch  die  Indikationen,  welche  die  Verfasser  bei  der  operativen  Be- 
handlung der  Lungentuberkulose  aufstellen.  Sie  halten  ein  Ein- 
greifen für  möglich  1.  bei  Kavernen  mit  Sekretstauung  und  Zersetzung 


174 


Hochbaus. 


Operative 
Bebandlnng 
der  Lnngen- 
kraukheiten. 


Operative 
Behandlung 
des  Lungen- 
abszesses. 


durch  pyogene  Mischinfektion,  und  zwar  durch  Inzision  und  Drainage. 
2.  Bei  isolierten  Kavernen  und  tuberkulösen  Herden  im  Unterlappen 
und  zwar  hier  womöglich  Resektion  der  erkrankten  Lungenpartien 
mit  ausgiebiger  Thorakoplastik.  3.  Bei  stabilen  Kavernen  der 
Lungenspitze,  hartnäckig  rezidivierenden  Blutungen  aus  einer  Ka- 
verne, ferner  auch  bei  nicht  ulzerierten,  beschränkten  tuberkulösen 
Herden;  hier  genügt  schon  die  Mobilisation  der  Brustwand  durch 
Resektion  einiger  Kippen.  Die  Aufgaben  der  Lungenchirurgie  sind  in 
der  Abhandlung  scharf  umrissen;  leider  ist  die  Zahl  der  Fälle,  die 
sich  für  eine  erfolgreiche  Behandlung  eignen,  nicht  besonders  groß; 
indes  will  uns  scheinen,  daß  bei  der  vorgeschrittenen  heutigen 
Technik  die  Zahl  der  in  Betracht  kommenden  FäUe  sich  doch  mehren 
wird.  Eingehender  über  die  Pathologie  und  Therapie  der 
Lungenabszesse  handelt  ein  Vortrag  von  Karewski.  Er  hebt 
zuerst  hervor,  welche  große  Bedeutung  für  den  Verlauf  und  auch 
für  die  Behandlung  die  Ursache  des  Abszesses  habe.  Für  relativ 
gutartig  hält  er  den  bei  der  fibrinösen  Pneumonie  entstandenen 
Abszeß,  wenn  er  zeitig  in  Behandlung  kommt;  allerdings  wurde  ihm 
hier  von  interner  Seite,  und  zwar  unseres  Erachtens  mit  Recht,  ein- 
geworfen, daß  einmal  diese  Abszesse  nicht  häufig  sind  und  daß  die- 
selben recht  häufig  spontan  entleert  werden.  Ungünstiger  erscheint 
schon  der  Abszeß  nach  Influenzapneumonie,  weil  derselbe  chronischer 
verläuft  und  gar  nicht  so  selten  multipel  ist.  Zu  den  günstigen 
Eiterungen  in  der  Lunge  rechnet  Karewski  die,  welche,  durch 
Durchbruch  eines  nahegelegenen  Eiterherdes  entstehend,  manchmal 
spontan  durch  Perforation  in  die  Bronchien  heilen,  nicht  selten  zum 
solitären  Abszeß  führen  und  der  Operation  gut  zugänglich  sind. 
Schwieriger  sind  wieder  die  Fremdkörperabszesse,  weil  sie  meist 
infolge  längerer  Dauer  verdickte  Wandungen  haben,  häufig  multipel 
sind  und  leicht  zu  Bronchiektasie  fähren ;  außerdem  bildet  der  Fremd- 
körper eine  unangenehme  Komplikation,  die  beseitigt  werden  muß 
und  zwar  per  vias  naturales,  ehe  an  eine  erfolgreiche  chirurgische 
Behandlung  herangetreten  werden  kann.  Wie  man  sieht,  ist  das 
Verhalten  der  umschriebenen  Lungeneiterung  verschieden,  je  nach 
den  Ursachen  des  Prozesses;  eine  operative  Behandlung  ist  an- 
gezeigt, sobald  die  Diagnose  einer  Lungeneiterung  mit  Sicherheit 
gemacht  ist;  abwarten,  wenigstens  kürzere  Zeit,  mit  der  Hoffnung 
auf  spontane  Heilung,  kann  man  nur  1.  bei  jungen  Individuen; 
2.  bei  kleinen  Herden,  die  in  der  Lungenspitze  sitzen,  und  3.  bei 
größeren  in  der  Basis,  wenn  dieselben  erst  kurze  Zeit  bestehen. 


Krankheiten  der  Atmungsorgane.  175 


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d)  Krankheiten  der  Kreislanfsorgane. 

Von  Prof.  Dr.  A«  Dennlgr  in  Stuttgart. 

Von  größeren  Werken,  die  sich  zu  kurzem  Referat  nicht  eignen,  seien 
erwähnt  die  Klappenfehler  des  Herzens  von  Th.  v.  Jürgensen,  die  mit 
den  früher  erschienenen  Arheiten  des  Autors,  der  Endokarditis  und  Herz- 
insuffizienz, ein  ahgeschlossenes  Ganzes  bilden ;  das  in  jeder  Hinsicht  hervor- 
ragende Werk  wird  von  jedermann  mit  größtem  Gewinn  gelesen  werden. 
Die  in  anregender  Form  geschriebene  Therapie  der  Herzkrankheiten  von 
L.  Braun  bringt  eine  zusammenfassende  Darstellung  Über  den  gegen- 
wärtigen Stand  der  Behandlung  der  Herzkrankheiten  mit  Berücksichtigung 
der  herrschenden  physiologischen  Anschauungen.  E.  Albrecht,  der  Herz- 
muskel, seine  Bedeutung  für  Physiologie,  Pathologie  imd  Klinik  des  Herzens 
ist  ein  interessantes,  in  mancher  Beziehung  eigenartiges  Buch  und  größter 
Beachtung  wert.  —  Es  seien  noch  genannt  instruktive  Modelle  des  fötalen 
Herzens  von  E.  Winternitz  und  die  Diagnose  der  Herzklappenfehler  in 
schematischer  Uebersicht  von  A.  Denn  ig. 

Eine  neue  Kreislauftheorie  stellt  Hasebroek  auf.  Das  Weber-  Theorie  des 
Volkmannsche  Schema  befriedigt  nicht:  außer  vom  Herzen  wird  viel-  Kreislaufs, 
mehr  auch  von  der  Peripherie  selbständige  Triebkraft  für  den  Kreislauf 
geliefert  Die  Ventrikel  haben  in  der  Hauptsache  die  Aufgabe,  Blut  bis 
an  die  Peripherie  heranzubringen,  hierselbst  wird  es  durch  die  Funktion 
der  Organe  aufgefangen  und  weiterbefördert.  Die  Peripherie  entspricht 
einem  zweiten  Pumpwerk,  welches  mit  dem  Herzen  verkuppelt  ist.  Die 
Selbständigkeit  der  Peripherie  besteht  nicht  nur  in  einer  tonischen  An- 
passung und  Lieferung  von  Elastizität,  sondern  in  einer  aktiven  l^tigkeit 
der  Kapillaren  im  Sinne  einer  Diastole  und  Systole ;  diese  Tätigkeit  kommt 
in  den  Gewebekapillaren  als  Ansaugung  zum  Ausdruck,  im  Arteriengebiet 
herrscht  mehr  Propulsionskraft  vor.  Diese  Saug-  und  Propulsionskraft  wirkt 
unabhängig  vom  Herzen  und  hierdurch  ist  eine  selbständige  energische 
Blutbewegung  in  der  Peripherie  bis  in  die  Venen  gegeben.  Die  Venen- 
anfänge stellen  ein  passives  Reservoir  dar  und  ermöglichen  durch  ihre 
stetige  Anpassung  die  stets  wechselnde  Blutbewegung.  Diese  interessanten, 
zum  Teil  allerdings  recht  hypothetischen  Ausführungen  gaben  0.  Rosen- 
bach Veranlassung,  auf  seine  früheren  bezüglichen  Veröffentlichungen  hin- 
zuweisen, und  es  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß  in  vielfacher  Beziehung  eine 
auffallende  üebereinstimmung  herrscht.  Von  großer  Bedeutung  für  die 
Blutbewegung  und  den  Verkehr  des  Blutes  mit  den  Geweben  sind  die  von 


180 


Dennig. 


Blutdruck. 
Puls. 

Druck  im 
rechten 
Vorhof. 


Blutdruck- 
messung. 


Steinach  und  Kahn  festgestellten  Tatsachen  einer  echten  Eontraktilität 
und  motorischen  Eontraktion  der  Blutkapillaren.  Die  Verfasser 
wiesen  in  verschiedenen  Organen  nach,  daß  sowohl  bei  direkter  als  in- 
direkter Reizung  bei  vielen  Kapillaren  eine  Eontraktion  bis  zum  Ver- 
schwinden des  Lumens  eintritt. 

Zur  Bestimmung  des  Druckes  im  rechten  Vorhof  be- 
dient sich  Gärtner  einer  äußerst  einfachen  Methode,  die  auf  dem 
Verhalten  der  Venenfullung  in  der  oberen  Extremität  beruht,  indem 
die  bei  gesenktem  Arm  als  vorspringende  Stränge  sichtbaren  Hant- 
venen sofort  zusammenfallen,  wenn  der  Arm  bis  zur  Höhe  des 
Herzens  gehoben  wird.  Dieses  „Venenphänomen^'  ist  abhängig  von 
den  Druckverhältnissen  im  rechten  Vorhof,  positiver  Druck  daselbst 
bringt  die  Venenwand  zum  Entfalten,  Null-  oder  negativer  Druck 
zum  Zusammenfallen.  So  kann  der  Druck  gemessen  werden  durch 
die  Bestimmung  des  Vertikalabstandes  zwischen  dem  rechten  Vor- 
hof und  der  Lage  der  Vene  beim  Eintritt  des  Phänomens;  bei 
Druckerhöhung  im  rechten  Vorhof  (Mitralfehlern  etc.)  muß  der  Arm 
viel  höher  als  gewöhnlich  gehoben  werden.  Ob  die  Verhältnisse 
wirklich  so  einfach  liegen,  wie  Gärtner  annimmt,  müssen  weitere 
Prüfungen  zeigen.  —  Einen  einfachen  Sphygmographen  ver- 
danken wir  ebenfalls  Gärtner.  Der  Apparat  besteht  aus  einer 
den  Dimensionen  des  Vorderarms  entsprechenden  Höhlung;  durch 
festes  Anliegen  des  Instrumentes  wird  der  Arm  in  pulsatorische 
Bewegungen  gesetzt,  die  auf  einer  Marey sehen  Trommel  registriert 
werden  können,  und  zwar  sind  es,  da  Venen  und  Kapillaren  kom- 
primiert werden,  die  durch  Volumensänderungen  der  Arterien  ent- 
stehenden Erscheinungen.  —  Die  Begistrierung  des  Pulses  durch 
einen  Spiegelsphygmographen,  wobei  die  vom  Pulse  in  Be- 
wegung gesetzten  Massen  auf  das  kleinste  Maß  beschränkt  werden 
und  dadurch  die  Entstellung  der  Kurven  auf  ein  Minimum  redu- 
ziert werden  soll,  empfiehlt  Frank.  Ein  von  Sommer  ersonnener 
Apparat  ermöglicht  es,  den  Puls  in  Töne  umzusetzen,  indem  die 
Bewegungen  einer  sphygmographischen  Pelotte  auf  Zungenpfeifen 
übertragen  werden  und  die  Pulsverhältnisse  sich  in  Schwankungen 
der  Tonhöhe  ausdrücken.  —  Eiva-Eoccis  Sphygmomanometer 
und  Gärtners  Tonometer  unterzieht  Martin  einer  eingehenden 
Kritik:  beide  Apparate  sind  zur  Messung  des  allgemeinen  Blut- 
druckes unter  Anwendung  der  breiten  Manschette  beim  ersteren  und 
der  Benutzung  des  Biva-Boccischen  Kompressionsschlauches  beim 
letzteren  verwendbar;  das  Tonometer  gibt  einen  etwas  niedrigeren 
Druck  an. 


Krankheiten  der  Ereislanfsorgane.  Igl 

Mit  der  Bestimmung  des  Blutdrucks  bei  Körper  arbeit  gesimder 
Menschen  haben  sich  0.  Moritz  und  Karrenstein  beschäftigt.  Der 
erstere  bestätigt  die  schon  von  Kornfeld  festgestellte  Tatsache,  daß  nicht 
nur  die  absolute  Arbeitsgröße,  sondern  auch  die  psychische  Anstrengung 
für  die  Größe  der  Blutdrucksteigerung  maßgebend  ist.  Während  bei  sehr 
leichter,  gar  nicht  ermüdender  Arbeit  der  Blutdruck  sich  nicht  ändert, 
steigt  er  bei  mäßig  ermüdender  Arbeit  mit  Arbeitsbeginn,  bleibt  während 
der  Arbeit  gleichmäßig  erhöht  und  fällt  mit  dem  Arbeitsschluß;  bei  stark 
ermüdender  Leistung  steigt  der  Blutdruck  stetig  während  der  Arbeit  und 
fällt  mit  dem  Arbeitsschluß;  aber  es  ist  nicht  die  Größe  der  geleisteten 
Arbeit,  sondern  die  Größe  der  Ermüdung,  welche  die  Höhe  des  Blutdruck- 
anstieges bestimmt :  je  mehr  Willensanstrengung  aufgewendet  werden  muß, 
um  die  Arbeit  fortzusetzen,  desto  höher  wird  der  Blutdruck.  Nach  länger 
dauernden  Anstrengungen,  Bergsteigen,  Exerzieren  fand  Karrenstein  bei 
Soldaten  ein  verschiedenes  Verhalten  des  Blutdrucks,  nach  dem  Bergsteigen 
war  er  in44^/o  niedriger,  in  16%  gleich  geblieben,  in  89%  gesteigert  im 
Vergleich  zu  der  vor  der  Anstrengung  vorgenommenen  Messung;  nach 
2— Sstündigem  Exerzieren  hatten  69%  erniedrigten,  18%  unveränderten 
und  12%  erhöhten  Blutdruck.  Die  Differenz  im  Blutdruck  zwischen  der 
ersteren  und  zweiten  Bewegungsart  glaubt  Verfasser  auf  die  Aufnahme  von 
alkoholischen  Flüssigkeitsmengen  vor  dem  Bergsteigen  zurückführen  zu 
können  und  fand  diese  Vermutung  durch  Selbstversuche  bestätigt.  Feste 
Beziehungen  zwischen  Pulsfrequenz  und  Blutdruck  waren  nicht  zu  erkennen, 
ebensowenig  ließ  sich  für  Körpertemperatur  —  die  nach  der  Arbeit  erhöht 
war  —  und  Blutdruck  eine  Relation  finden«  Der  im  Kapillargebiet  zwischen 
Blut  und  Geweben  vor  sich  gehende  Flüssigkeitsaustausch  ist  abhängig  von 
vitalen  und  physikalischen  Faktoren,  und  zwar  liefert  die  vitale  Tätigkeit 
der  Zellen  die  Bedingungen,  unter  welchen  die  Kräfte  der  Osmose  und 
Filtration  wirksam  werden  können.  Diese  Zelltätigkeit  schafft  dauernd 
Konzentrationsdifferenzen  zwischen  Lymphe  und  Blut  und  erzeugt  dadurch 
die  Vorgänge  der  Osmose,  und  weiter  bedingen  die  Schwankungen  des  Blut- 
drucks einen  Filtrationsprozeß  durch  die  Kapillarwand,  also  eine  Auspressung 
des  Blutplasma  einerseits,  Aufsaugung  von  Gewebslymphe  andererseits. 
Druckschwankungen  haben  einen  bedeutenden  Einfluß  auf  die  Kon- 
zentration des  Blutes  und  zwar  lehren  die  bisherigen  Erfahrungen,  daß 
Erhöhung  des  Blutdrucks  und  Verengerung  der  Gefäße  vermehrten  Flüssig- 
keitsaustritt  und  damit  Zunahme  der  Blutkonzentration,  Blutdrucksenkung 
und  Erweiterung  der  Gefäße  Flüssigkeitsaufnahme  aus  den  Geweben  in 
das  Blut  und  damit  Konzentrationsabnahme  zur  Folge  haben.  Aus  den 
Untersuchungen  von  Heß,  der,  abweichend  von  früheren  Autoren,  im 
arteriellen  und  venösen  Blut  getrennt  den  Konzentrationsgrad  bestimmte, 
ergibt  sich  die  bemerkenswerte  Tatsache,  daß  unter  dem  Einfluß  vorüber- 
gehender Blutdrucksschwankungen  das  arterielle  und  venöse  Blut  einen 
verschiedenen  Konzentrationsgrad  aufweisen,  indem  das  arterielle  Blut  eine 
Konzentrationsänderung  unter  den  genannten  Bedingungen  nicht  zeigte, 


183 


Denüig. 


T\<»phntlB, 


bei 
Vorbi7s 


"RhvthTmi?«, 


Apif^  tftiOne  niui  (t^i^gen  diesen  Wecheel  regelmäßig  aufwies.  Ein  Ana- 
glf'irh  «wiRohen  dit'Ben  beiden  8}*«temen  findet,  wie  Hefi  in  treffender 
\Vpi'«e  bewt^iftt,  in  den  Lungen  wtatt 

Ikn  dftfl  ktiinke  Her«  bei  viel  geringerer  und  kür»»'  duMroder 
Avbeit  ermüdet)  «tle  dM  gründe ^  hat  O.  Horiti  na^cligewieBeB. 
Bei  Myx)degeneration  und  unkompensierten  ElApp^üdikm  bewirkt 
Ktsrperarbeit  ebenso  xrie  bei  Gesund^u  ein«  Steigenuig  des  Bhitdnidk&, 
jedoch  sinkt  er  noch  während  der  Arbeit  und  kehrt  sadi  AfbeitB- 
echlnß  langnamev  txit  Xorm  enrück.  £in  Siaiken  des  Elotdnioks 
nnter  die  Xoi^m  i^^t  als  Zeiobesa  der  Hereermüduig  «nfzofstsBeii.  Den 
Blntdmck  bei  aknter  Snhlimatnephritis  mxMSsen,  luctteKolb 
O^legenheit  nnd  fand,  daß  »cb<m  weini^  Standen  nach  l«inwntwn 
der  Xephntis  ^ine  Erhöhung  bis  za  mudxnalen  Weiten  «ixdZBX, 
Während  nnt^r  "Rinwirkung  von  SchwitzbadcEm  ein  starkee  AbHinteffTi 
Ptattgefunden  hatte.  Bei  Besserang  des  IProzeseee  kann  eine  Tssdie 
Abnahme  des  Blutdrucks  erfolgen.  —  Die  Basedowsche  Krank- 
hoit  verhält  sich  nach  Donath  bezuglich  des  Blntdmck  i«r- 
schieden :  er  kann  normal,  herabgesetzt  oder  —  in  der  Mefaisahl  der 
Fälle  —  gesteigert  sein. 

Die  verschiedenen  Formen  der  Herzarhythmie  mit  den  Thtter- 
snchnnpen  und  Erklärungen  Endreim anns  —  autontatiscke  Erregbar- 
keit des  Herzmuskels,  Leitungsvennögen  und  Rentraktilität  —  in 
Einklang  zu  brineren,  unternimmt  B  eh  fisch  in  anlierst  anscboa- 
lieber  Weise:  eine  Form  der  Arhythmie  beruht  auf  £ztimsyBtole[&, 
hervorgerufen  durch  Aenderung  der  Erregbarkeit  des  Henanaaki^ 
(Arteriosklerose,  Herzkrankheiten,  Nervosität),  eine  zweite  Form. 
der  Pulsus  deficiens,  ist  eine  FoUre  der  Lasion  des  Leitungsver* 
mö^ens  der  Herzmuskelzellen  <schwere  Fälle  von  Myo-  tmd  £ndo> 
karditts,  Tnfektionskrankheiten  und  zw«r  meist  in  der  B^konvaleo 
7enzi.  eine  dritte  Form  ist  der  Pulsus  mynmsund  der  Pulsus  altemaAs. 
nT\\  veränderter  Kontrakdlitat  des  HerzmuskelK  heruhend.  Die  Pro- 
gnose derHerzarhythmien  richtet  sich  nach  ihrer  EntstehungBarsacfae. 
In  ähnlichem  Sinne  sprechen  sich   Gast  eil  in  o  und  Espinay  ans 

Die  BeobachtungSTi  über  die  Adams- St okessche  Krankheit 
mehrer.  sich:  so  teilt  v.  Stsrck  eiiran  bemerkenswerten  Fall  be: 
einem  T"»; ährigen  Kiudf  mit.  bei  welchem,  wie  die  Sektion  ers^L 
eine  Kompression  des  "Vagns  durch  Bronchialdrüsen  stattgefioadex: 
hatte:  du  Mesnil  d  e  Bochemonts  beide  Fälle  sind  ohne  Sektioxis - 
erprehnis:  Osler  bespricht  die  Aetiologie.  Symptomatologie.  DiagnoBe 
und  Prognose  und  beschreihr  1 2  Falk .  Lr  unterscheidet  zwischen  poRt- 
febrilen  (wahrscheinlich  auf  myokarditischen  Verändemniren  henüiexi- 


Krankheiten  der  Ereislaufsorgane.  183 

den),  neurotischen  und  arteriosklerotischen  Fällen.  Die  Prognose  ist 
ungünstig,  wenn  es  auch  Fälle  gibt,  die  sich  über  Jahre  hinziehen; 
Heilung  ist  vielleicht  bei  jungen  Individuen,  die  nach  einer  In- 
fektionskrankheit die  Erscheinungen  darbieten,  möglich.  Bei  einem 
gesunden  40jährigen  Soldaten  hat  Blackham  einen  Puls  von  40  bis 
45  in  der  Buhe,  55  Schlägen  nach  Anstrengungen  gesehen.  Bei 
einem  Greise,  der  Bradykardie  mit  Bigeminie  und  Trigeminie  Bradykardie, 
aufwies,  zeigten  die  von  Pan  aufgenommenen  Kurven,  daß  es  sich 
bei  der  Bigeminie  um  Extrasystolen  handelte,  die  Trigeminie  nur 
scheinbar  war,  indem  die  dritte  Systole  durch  einen  Normalreiz  aus- 
gelöst wurde. 

In  einer  sehr  interessanten  Arbeit  legt  August  Hoff  mann 
weitere  Erfahrungen  über  das  Herz  jagen  nieder  und  bezeichnet  Paroxysmale 
als  den  Anfall  auslösende  Momente  körperliche  Anstrengungen,  Tachykardie, 
psychische  Erregungen,  Alkohol-  und  Tabakmißbrauch;  der  Aus- 
gangspunkt liegt  in  der  Medulla  oblongata,  es  findet  eine  Umstimmung 
der  Erregbarkeit  des  Herzmuskels,  Erhöhung  des  Leitungsvermögens 
und  der  Kontraktilität  statt.  Das  plötzliche  Auftreten  der  ganz 
außerordentlichen  aber  regelmäßigen  Pulsbeschleunigung ,  die  Em- 
bryokardie,  charakterisieren  das  Krankheitsbild ;  es  findet  sich  keine 
Vergrößerung,  sondern  eher  eine  Verkleinerung  des  Herzens,  femer 
häufig  Beweglichkeit  des  Organs.  Die  Prognose  ist  relativ  günstig; 
kupiert  kann  der  Anfall  werden  durch  sofortiges  Hinlegen,  tiefes 
Atemholen  oder  Anhalten  des  Atems  nach  tiefer  Inspiration,  Druck 
auf  den  Nervus  vagus.  Einen  hierhergehörigen  mit  Mitralis-  und 
Aortenfehler  komplizierten  Fall  stellte  Naunyn  vor,  einen  weiteren 
sehr  interessanten  schildert  Fr  ick. 

Dem  Pulsus  paradoxus,   einem  stets  als  pathologisch  aufzu-       Pulsns 
fassenden  Phänomen,  liegen  nach  Riegel  verschiedene  Entstehungs-    P*»doxus. 
Ursachen  zu  Grunde:   die  inspiratorisch-mechanische,  Kompression 
der  großen  Gefäße  (Kuß maul s  Mediastinoperikarditis) ;   in  diesen 
Fällen  schwellen  auch  die  Halsvenen  inspiratorisch  an,  der  Herz- 
spitzenstoß  wird  dabei,  wo  noch  fühlbar,   inspiratorisch  eher  ver- 
stärkt. Die  zweite  Ursache  ist  in  einem  abnorm  erhöhten  negativen, 
inspiratorischen  Druck  zu  suchen,  wie  solcher  bei  der  Stenose  der 
oberen  Luftwege,    Bronchitis  capillaris,  Pneumonie  und  vielleicht    ^ 
auch  bei  Pleuraexsudaten  vorkommt.     Eine  dritte  Ursache  ist  die 
verringerte   Widerstandskraft   des  Herzens    selbst:    ein    solch    ge- 
schwächtes Herz  gibt  den  normalen  intrathorazischen  Druckschwan- 
kungen leichter  nach  und  schon  der   gewöhnliche  negative  Druck 
bei  der  Inspiration  stellt  ein  Hindernis  dar,  welches  sich  im  Puls- 


184  Dennig. 

bilde  ausprägt.  Oft  werden  sich  die  verschiedenen  Faktoren  kombi- 
nieren; immerhin  sollte  man  bestrebt  sein,  im  Einzelfall  die  Frage 
der  Entstehung  des  Phänomens  zu  beantworten,  da  der  Therapie 
wegen  möglichst  scharfe  Trennung  geboten  ist. 

V.  Leyden  hält  an  den  von  ihm  schon  in  den  60er  Jahren 

Hemisystolie  beschriebenen  Phänomen  der  Hemisystolie  und  der  von  ihm  ge- 
Herzbi'^emlnie  ß®^®^®*^  Erklärung  fest,  hebt  aber  hervor,  daß  das  Vorkommen  ein 
sehr  seltenes  sei  und  sich  bei  unkompensierten  Herzfehlem  nach 
großen  Digitalisgaben  zeige.  Seine  Auffassung  lasse  sich  mit  den 
neueren  Ergebnissen  der  Physiologen  wohl  in  Einklang  bringen. 
Demgegenüber  faßt  Riegel  die  Hemisystolie  als  Herzbigeminie  auf 
(nach  einer  kräftigen  Herzsystole  folgt  eine  unvollständige,  durch 
eine  Extrasystole  unterbrochene  Diastole),  die  nicht  so  selten  zur 
Beobachtung  gelange.  Ueber  zwei  auf  Herzbigeminie  beruhende  Fälle 
von  doppeltem  Herzstoß  berichtet  auch  Do  IL  Hering  bestreitet, 
wie  früher  schon,  auch  jetzt  das  Vorkommen  der  klinischen  Hemi- 
systolie. Er  weist  an  der  Hand  experimenteller  Untersuchungen  an 
Säugetierherzen  nach,  daß  das  Weiterschlagen  des  einen  Ventrikels 
nach  Aufhören  des  anderen  nur  an  absterbenden  Herzen  beobachtet 
werde;  die  seltenere  Kontraktion  eines  Ventrikels  im  Vergleich  zu 
der  des  anderen  sei  sowohl  aus  anatomischen  als  physiologischen 
Gründen  unwahrscheinlich;  ebenso  sei  die  sog.  Systolia  altemans, 
daß  das  eine  Mal  der  rechte  ohne  den  linken,  das  folgende  Mal  der 
linke  ohne  den  rechten  Ventrikel  schlage,  ein  Ding  der  Unmöglich- 
keit. Er  will  die  Hemisystolie  und  die  Systolia  altemans  aus  der 
klinischen  Terminologie  entfernt  wissen,  erstere,  weil  sie  nur  am 
absterbenden  Herzen  vorkommt,  letztere,  weil  sie  überhaupt  nicht 
existiert. 

Bestimmung  Die  Friktionsmethode,    mittels  welcher   Smith   die   eigen- 

CTenzen"     artigsten   Figuren   erzielte,    wird    auch    heuer    wieder   auf  Grund 

—  Friktions-  genauer  orthodiagraphischer  Untersuchungen  von  F.Moritz,  de  la 
— ^n^^h^'      ^*^P»  Bickel  u.   a.  abgelehnt   und  vor  derselben  als  einem  za 

disgraphie,  Trugschlüssen  fuhrenden  Wege  gewarnt;  Smith  und  Hornung 
suchen  die  Einwände  zu  widerlegen.  De  la  Camp  stellt  in  Ueber- 
einstimmung  mit  Karfunkel  die  sehr  zu  berücksichtigende  Tat- 
sache fest,  daß  bei  verschiedenem  Zwerchfellstand  in  den  Größen- 
unterschieden des  Herzens  beträchtliche  DifiPerenzen  bestehen,  daß 
besonders  bei  tiefer  Inspiration  eine  erhebliche  Senkung  des  Herz- 
schattens und  demgemäß  eine  Vergrößerung  des  Längsdurchmessers 
und  Abnahme  des  Breitendurchmessers  stattfindet;  es  handelt  sich 
nicht  nur  um  eine  Senkung  durch  die  Schwere,  sondern  auch  um 


Krankheiten  der  Ereislaufsorgane.  185 

eine  Drehbewegung  um  die  Längsachse  und  um  eine  Pendelbewe- 
gung. Auch  die  Seitenlage  hat  Einfluß  auf  die  Projektion  des 
Herzschattens.  —  Zur  Bestimmung  der  Herzgrenze  —  besonders  der 
relativen  linken  ~  hat  Engel  einen  Plessimeterklotz  konstruiert,  —  Perkussion. 
der  starke  Tiefenperkussion  ermöglicht.  Die  Methode  hat  Aehnlich- 
keit  mit  einer  von  P  losch  angegebenen  und  bietet  kaum  einen  Vor- 
teil vor  den  anderen. 

Rhythmische  Stöße  des  Kopfes  (Mussets  Symptom)  —  von  Poisatorische 

unten  nach  oben,  von  vom  nach  hinten  und  in  leichter  Form  von    ^»chütte- 

nuigon  des 
links  nach  rechts  —  kommen  nach  Bacco  und  Herzog  nicht  nur       Kopfes. 

bei  Aortenklappeninsuffizienz  und  -aneurysma  vor,  sondern  bei  er- 
höhter Spannung  im  Ge&ßsystem  überhaupt;  nach  letzterem  Autor 
auch  dann,  wenn  nur  örtliche  Drucksteigerung  vorliegt. 

Einige  weniger  bekannte  und  zum  Teil  seltenere  auskultatorische  Er-      Seltenere 
scheinungen  bespricht  Syllaba;  von  ihnen  sei  hervorgehoben  das  sog.      anskulta- 
Flintsche  Symptom,  ein  präsystolisches  Geräusch  und  Schnurren  an      ^    v  ■ 
der  Herzspitze  bei  Aortenklappeninsuffizienz  mit  der  von  Sansom  auf-       mmgen. 
gestellten  Theorie,  das  Geräusch  unterliegt  zeitlichen  Schwankungen  und 
kann  auch  yerschwinden ,  von  Einfluß  ist  der  Blutdruck.    Systolische 
Geräusche  an  der  Herzspitze  ohne  vorausgegangene  Endokarditis  findet 
man  bei  Arteriosklerotikem  in  6  7o  der  Fälle,  ferner  bei  Nephritis.  Manch- 
mal liegt  eine  organische  Veränderung  an  der  Mitralis  vor  (Kardiosklerose), 
in  anderen  Fällen  handelt  es  sich  um  eine  relative  resp.  funktionelle  In* 
Buffizienz.    Bei  Arteriosklerotikem  hört  man  zuweilen  ein  Geräusch  über 
der  Aorta,  das  sich  durch  seine  Kürze  auszeichnet  und  von  Rosenbach 
als  postdiastolisch  bezeichnet  wurde,  es  schließt  sich  an  den  akzen- 
tuierten, manchmal  metallisch  klingenden  zweiten  Ton  an  und  ist  zurück- 
zuführen auf  eine  relative  Insuffizienz  der  Aortenklappen.     Als  Mund-   Mundhöhlen- 
höhlengeräusch  beschreibt  G.  F i s c h e r  ein  dem  Aortenpuls  synchrones,      geräusch. 
also  herzsystolisches  Geräusch,  welches  man  bei  der  Auskultation  der  Mund- 
höhle, leichter  bei  der  Exspiration,  vernimmt  und  zwar  unter  bestimmten 
abnormen  Verhältnissen.    Es  handelt  sich  nach  dem  Verfasser  um  ein  Ge- 
fäßgeräusch in  der  Carotis  interna,  das  verschiedene  Timbreunterschiede 
darbietet,  bei  Gesunden  nicht  vorkommt,  sondern  nur  bei  einem  höheren 
als  normalen  Stand  der  Aorta,  wie  es  besonders  bei  Vergrößerung  des 
Herzens  der  Fall  ist.    Dieses  nach  Wissen  des  Referenten  noch  nicht  be- 
schriebene Phänomen  wird  noch  nachzuprüfen  sein  und  bei  Bestätigung  des 
Befundes  einen  wertvollen  Teil  der  Semiotik  darbieten. 

Die   Hypertrophie    des    ganzen   Herzens,    sowie    das       Herz- 
Ueberwiegen  oder  Alleinhypertrophieren  des  linken  Ventrikels  resul-  ^^^^^gj^g^f 
tiert  nach  Senator   bei   der  chronischen   Nierenentzündung  krankheiten. 
ans  der  abnormen  BlutbeschafiPenheit,  die  einen  Beiz  gleichmäßig  auf 
alle  Herzabschnitte  ausübt;  außerdem  aber  findet  der  linke  Ventrikel 


186  Dennig. 

Herz-        im  großen  Kreislauf  noch  vermehrte  Widerstände,  einerseits  durch 

hypertrophie  Qef&ßkontraktion,  andererseits  durch  den  Druck  der  hydropischen  Er- 
bei  Nieren-  /.i.^ift,-!.  -r^.^        «         >    -,  i 

krankheiten.  güsse  auf  die  Gefäße  bedingt.  —  Bei  der  chronisch  parenchymatösen 

Form  wirkt  sowohl  das  eine  als  das  andere,  bei  der  Schrumpfiliere 

wesentlich  das  erstere  Moment;   wahrscheinlich  kommen  bei  diesen 

Schädlichkeiten,  die  das  Herz  und  die  Nieren  gleichzeitig  treffen,  in 

Betracht. 

Aus  den  exakten  und  vielftlltigen  Untersuchungen  delaCamps 

Akute       geht  yervor,  wie  vorsichtig  man  mit  der  Diagnose  der  akuten 

Herzdilatation. H^r^dilatation  sein  muß.  In  Uebereinstimmung  mit  F.  Moritz, 
Aug.  Hof  mann  u.  a.  fand  er  durch  orthodiagraphische  Aufaahmen, 
daß  Gesunde  trotz  größter  körperlicher  Arbeit  keine  Dilatation  des 
Herzens  bekommen,  daß  dagegen  Herzkranke  mit  gestörter  Kompen- 
sation je  nach  dem  Grade  derselben  bei  Eörperarbeit  eine  Vergröße- 
rung des  Herzschattens  in  verschiedener  Ausdehnung  zeigen.  Tiere, 
unter  verschiedene  pathologische  Bedingungen  gebracht,  verhielten 
sich  bei  Anstrengungen  bezüglich  des  Herzens  verschieden. 

Endokarditis.  üeber    einen    fieberlos    verlaufenen    Fall    von    maligner, 

ulzeröser  Endokarditis  berichtet  Fazio;  er  hebt  hervor,  daß 
auch  Geräusche  fehlen  können,  und  daß  auch  das  Kulturverfahren 
aus  dem  Blute  nicht  immer  positive  Ergebnisse  liefert.  Solche  Fälle 
dürften  nach  den  Erfahrungen  des  Referenten  nicht  so  sehr  selten 

Endocarditis  sein.  —  Einen  bemerkenswerten  Fall  von  Endocarditis  gonor- 

gonorrhoica.  rhoica  beschreibt  v.  Frendl;  er  zeichnete  sich  durch  einen  stär- 
mischen  Verlauf  und  direkte  Metastasen  am  Endokard  ohne  Beteili- 
gung anderer  Organe  aus.  Der  Nachweis  von  Gonokokken  im 
kreisenden  Blute  ist  Heye  bei  einem  Fall  von  ulzeröser  gonorrhoi- 
scher Endokarditis  und  zwar  6  Tage  ante  mortem  gelungen. 

Herzklappen-  Bezüglich   des   Grades    der   Aortenklappeninsuffizienz 

stellt  Ferranini  auf  Grund  experimenteller  Untersuchungen  aku- 

insnfflzienz.  stischeVerschiedenheiten  auf,  die  kaum  besondere  Bedeutung 
haben  werden.  Ein  protomesodiastolisches  Geräusch  hört  man  bei 
ausgedehnterer  Klappenläsion,  ein  mesodiastolisches  Geräusch,  dem 
immer  der  Best  eines  zweiten  Tones  vorausgeht,  kommt  bei  weniger 
hochgradiger  Läsion  vor.  Uebergänge  sind  möglich.  —  Wegen  der 
Begutachtung  von  Unfällen  interessant  sind  Mitteilungen  von  Jessen 

Traumatische  und  von  Struppler  über  traumatisch  entstandene  Aorten- 
^tasuÄM.''^^®^^^^^^®'^^-    "    Fehlen    des  Herzspitzen-    resp.  Herz- 
stoßes bei  Aortenklappeninsuffizienz  hat  Galli  gesehen; 
dabei  läßt  sich  die  von  Martins  gegebene  Erklärung,  Komplikation 
mit  Mitralinsuf&zienz,  nicht  voll  in  Anwendung  bringen.    Verfasser 


Krankheiten  der  Ereifilaufsorgane.  187 

glaubt,  daß  aach  der  funktionelle  Zustand  des  linken  Ventrikels  in 
Betracht  gezogen  werden  muß.    Uebrigens  ist  nur  der  eine  der  beiden 
Fälle  durch  die  Obduktion  erhärtet.  —  Hysterie  undAortenerkran-  Hysterie  und 
kung  —  namentlich  Insuffizienz  und  Stenose  —  sucht  Mariani^?'*®'^^*^^®^" 
y  Larrion  in  Zusammenhang  zu  bringen:  die  beständige  seelische 
Erregung  der  Hysterischen  soll  dabei  ähnlich  auf  das  Herz  und  die 
OefS&ße  wirken   wie  Alkohol,  Syphilis  etc.    Er   dürfte  kaum  viele 
Anhänger  für  seine  Lehre  finden.   —   Es  gibt  Fälle  von  Aorten- 
insuffizienz, in  welchen  geringe  Albuminurie  i^nd  das  Erscheinen  Albuminurie 
spärlicher  Zylinder  im  Sediment  bei  reichlicher  Harnentleerung  sich         ^^^ 
weder  auf  zu&Uig  vergesellschaftete  Nephritis,  noch  auf  atheromatöse   Insuffizienz. 
Induration  der  Nieren  (wie  bei  älteren  Arteriosklerotikem),  noch  auf 
Nachlaß  der  Herztätigkeit  zurückzufuhren  ist,  sondern  die  Erklärung 
liegt  nach  Le übe  in  den  vorhandenen  starken  Druckschwankungen, 
denen  der  gesamte  große  Kreislauf,  also  auch  das  Gebiet  der  Nieren- 
arterie, unterworfen  ist.     Es  kommt  dadurch  zur  Verdickung  der 
Arterienwände  mit  Wucherung  des  Bindegewebes  in  der  Umgebung 
der  Ge&ße,  zu  einer  —  wie  v.  Leube  treffend  hervorhebt  —  arte- 
riellen Induration,  die  weiterhin  in  eine  arterielle  Ge&ßschrumpf- 
niere  übergehen  kann.   Die  Wandverdickung  der  Glomerolusschlingen 
hat   ungenügende  Ernährung   der  Glomerulusepithelien   und  damit 
Albuminurie  zur  Folge;  auch  die  Hamkanälchen  erhalten  imgenügend 
Sauerstoff  mit  den  daraus   resultierenden  Erscheinungen.    Für  die 
Bichtigkeit  dieser  Auffassung  spricht  inv.  Leubes  Fall  das  Auftreten 
der  arteriellen  Induration  in  anderen  Organen,  der  Leber,  Milz,  nicht 
aber  in  der  Lunge.  —  Durch  Trauma  hervorgerufene  Mitral-  Traumatische 
Insuffizienz  schildert  Kienböck:  Schuß  Verletzung  des  Herzens       Mitrai- 
mit  Einheilung  des  Projektils  imd   als   unmittelbare  Folge  Mitral- 
insuffizienz, dabei  bleibt  es  dahingestellt,  ob  Sprengung  der  Mitral- 
klappe oder  Verletzung  der  Muskulatur   oder  traumatische  Endo- 
karditis vorliegt.  —  Wie  sehr  man  bei  Herzfehlem  mit  der  Beurtei-       Mitrai- 
lung  einzelner  Symptome  vorsichtig  sein  soU,  lehrt  eine  Beobachtung    iasufflzienz 
von  Ourschmann  jr.    Eine  Kranke  mit  Mitralisinsuffizienz,  die   hysterischer 
anfEuigs   alle  Zeichen   der  Kompensationsstörung    aufwies,    bekam    Tachypnoe. 
heftigste  An&Ue  von  Atemnot  —  bis  140  Ep.  in  der  Minute  — , 
die  als  schweres  Asthma  cardiale  gedeutet  werden  mußten.    Auf- 
fallend war  aber,  daß  während  des  Anfalls  die  objektiven  Zeichen 
des  Luftliungers  fehlten;  bei  längerer  Beobachtung  stellte  es  sich 
heraus,  daß  es  sich  —  beim  Auftreten  auch  sonstiger  Stigmata  — 
um  eine  hysterische  Affektion  gehandelt  hatte. 

Die  syphilitischen  Erkrankungen  des  Herzens  werden 


188  Dennig. 

Syphilis  des  nach  Euneberg  nicht  genügend  beachtet;  sie  sind  viel  häufiger 
Herzens.  ^  ^^^^  gewöhnlich  annimmt.  Bezüglich  der  Lokalisation  kann  man 
unterscheiden:  die  sklerogummöse  Arteriitis  der  Koronararterien  mit 
Myomalazie,  klinisch  sich  äußernd  in  Angina  pectoris;  femer  die 
sklerogummöse  Aortitis  mit  ihren  nächsten  Folgen,  den  Aortenklappen- 
fehlern und  aneurysmatischen  Erweiterungen;  zu  den  Seltenheiten 
gehören  die  Gummata  des  Herzmuskels,  die  gummöse  Perikarditis 
und  Endokarditis,  ja  die  Existenz  letzterer  wird  überhaupt  bezweifelt. 
Verfasser  hebt  hervor,  daß  die  Mortalität  an  Herz-  und  Aorten- 
syphilis nicht  viel  geringer  ist  als  die  an  Gehirn-  und  Bückenmarks- 
lues und  empfiehlt  dringend  mehr  die  Berücksichtigung  dieser 
Krankheit.  In  ganz  ähnlicher  Weise  spricht  sich  Brei t mann  aus. 
Bezüglich  der  Behandlung  wird  betont,  daß  Herzmittel  weniger 
helfen,  dagegen  die  spezifische  Behandlung  oft  von  gutem  Erfolge 
begleitet  ist. 
Aktinomykose  Die  Erkrankung  des  Herzens  an  Aktinomykose  ist  selten, 

des  Herzens.  Th6venot  hat  15  Fälle  aus  der  Literatur  zusanmiengestellt.    Die 
Affektion  ist  stets  sekundär  und  macht  keine  anderen  Erscheinungen 
als  die  gewöhnlichen  Herzaffektionen;  nur  bei  gleichzeitiger  Aktino- 
mykose anderer  Organe  hat  man  an  diese  Komplikation  zu  denken. 
Beweglichkeit         Abnorme  Beweglichkeit  des  Herzens  beschreibt  Sil  her- 
des  Herzens,  gleit;  da  bei  Lagewechsel  keinerlei  subjektive  Beschwerden  auf- 
treten, spricht  der  Fall  für  die  Braunsche  Auffassung,    daß  das 
Cor  mobile  an  und  für  sich  keine  Beschwerden  mache.    Ln  Gegen- 
satz hierzu  hebt  Bumpf  —  besonders  auch  gegen  Bomberg  — 
hervor,  daß  in  seinem  vor  14  Jahren  beobachteten  Fall  die  schweren 
subjektiven  Erscheinungen  einzig  und  allein  von  der  abnormen  Be- 
weglichkeit des  Herzens  abhängig  waren. 
Angeborene  Pathologisch-anatomische  Befände  von  6  Fällen  seltener  ange- 

Herzfehier.  ^Qj-^ner  Herzfehler  teilen  Cowan  und  Fergusson  mit;  schematischo 
Darstellungen  veranschaulichen  den  geänderten  Kreislauf  in  den 
einzelnen  Fällen.  Die  viel  umstrittene  Frage  der  Wiedereröffnung 
des  Ductus  arteriosus  Botalli  beantwortet  Wagner  an  der 
Hand  zweier  Fälle  in  bejahendem  Sinne.  Die  klinische  Seite  der 
Persistenz  des  Ductus  arteriosus  Botalli  berücksichtigen  Hoch- 
haus, Dresler,  Bittorf,  Arnhein,  Dokuczajewa,  besonders 
hervorgehoben  wird  unter  anderem  das  Gerhardt  sehe  Zeichen  — 
die  bandförmige  Dämpfung  am  linken  Stemalrand  im  zweiten  und 
dritten  Interkostalraum  mit  sieht-  und  fühlbarer  Pulsation  — ;  auch  dio 
Orthodiagraphie  kann  die  Diagnose  sichern.  Auf  die  Ungleich- 
heit der  Stärke  des  Pulses  an  den  peripheren  Arterien  des 


Ej'ankheiten  der  Ereislaufsorgane. 


189 


Kopfes  und  der  oberen  Extremitäten  weist  E.  Dokuczajewa  hin; 
infolge  der  Kommunikation  zwischen  Pulmonalis  und  Aorta  gelangt 
weniger  Blut  in  die  linke  Karotis  und  Subklavia  als  in  die  Anonyma, 
was  in  dem  schwächeren  Puls  links  seinen  Ausdruck  findet;  auch 
bleibe  die  linke  Körperhälfte  in  der  Entwicklung  wegen  weniger 
guter  Ernährung  zurück.  —  üeber  Mißbildungen  der  Trikuspi- 
dalis  berichtet  Geisel,  Schreiber  über  Atresie  des  Ostium 
venosum  dextrum ,  sehr  großes  Foramen  ovale,  Defekt  im  Kammer- 
septum,  Hypoplasie  des  rechten  Vorhofs,  Mißbildung  der  Pulmonal- 
klappen  und  offenen  Ductus  arteriosus ;  über  gemeinsamen  Ursprung 
der  Aorta  aus  beiden  Ventrikeln  bei  Mangel  der  Pulmonalarterie 
Gutkind.  —  Die  Vermehrung  der  Zahl  an  roten  Blutkörperchen 
bei  angeborenen  Herzfehlem  hat  Fromherz  an  sechs  Patienten 
nachgewiesen;  die  Zyanose  wird  erklärt  aus  der  Hyperglobulie,  wie 
dies  früher  schon  besonders  von  französischer  Seite  geschehen  ist 
(Variet).  Während  normalerweise  die  Harnabsonderung  bei  Tage 
weit  beträchtlicher  ist  als  bei  Nacht  (wie  100 :  50),  kehrt  sich  nach 
den  Beobachtungen  von  Pöhu  das  Verhältnis  bei  einer  Reihe  von 
Herzerkrankungen  um.  Diese  Nykturie  ist  bedingt  durch  un- 
genügende Leistungsfähigkeit  des  Myokards;  es  ist  wegen  der  ihm 
bei  Tage  gestellten  größeren  Arbeitsforderung  nicht  im  stände,  die 
eingenommenen  Getränke  auszuscheiden,  wohl  aber  ist  die  Elimination 
der  nun  in  den  Geweben  aufgespeicherten  Flüssigkeit  während  der 
Nachtruhe  möglich.  Die  Erscheinung  dürfte,  wenn  sie  sich  bestätigt, 
ein  wertvolles  Frühsymptom  darstellen.  —  Die  Entstehung  der 
Trommelschlegelfinger  beruht  bei  Herzkranken  nicht  immer  auf 
Stauung  resp.  Zyanose,  sondern  kann  auch  erfolgen  unter  dem  Ein- 
fluß eines  entzündlichen  Agens.  Dieses  von  Gzyhlarz  betonte 
Moment  ist  schon  von  verschiedenen  Autoren,  unter  anderem  auch 
vom  Referenten,  hervorgehoben  worden.  —  Herzruptur  an  3  Fällen 
demonstriert  Fahr;  als  Ursache  ist  die  Thrombose  eines  Astes  der 
Koronararterie  anzusehen.  —  Herzverdrehung  nach  Trauma  be- 
schreibt Benedikt;  durch  den  Fall  von  mäßiger  Höhe  auf  den 
Rücken  wurde  der  rechte  Ventrikel  und  Vorhof  nach  vorne  gedreht, 
so  daß  die  Längsachse  des  Herzens  mehr  in  der  Horizontalen  stand ; 
der  Fall  ist  besonders  vom  Standpunkt  der  Unfallversicherung  wertvoll. 
Einen  Fall  von  Pyoperikardium  als  Teilerscheinung  von 
puerperaler  Sepsis  schildert  A.  Hall;  einen  solchen  von  Pneumo- 
perikardie  —  Perforation  einer  Bronchialdrüse  in  den  Oesophagus 
einer-  und  den  Herzbeutel  andererseits  —  Hub  er.  Bei  einer  Kranken 
mit  Synechia  pericardii  brachte  die  Talmasche  Operation,  nach 


Hyper- 
globulie. 

Harn  bei 
Herz- 
krankheiten. 


Trommel- 
schlegelfinger. 


Herzmptur. 


Verdrehung 
des  Herzens. 


Perikarditis. 


190 


Bennig. 


Behandlung : 
—  Endo- 
karditis, 


—  Herz- 
insuffizienz, 

-  DigitaUs, 


-  Chlor- 
barium, 


—  Theozin, 


—  Bäder  und 
Gymnastik, 


MitteiloDgen  von  Clemens,  wohl  vorübergehende  Besserung,  aber 
keine  dauernde  Beseitigung  des  Aszites. 

Mit  Antistreptokokkenserum  behandelte  Fälle  von  Sepsis 
und  Endokarditis  bespricht  Ogle;  es  sind  der  Behandlung  besonders 
solche  zugänglich,  wo  die  Mikroben  im  Blute  kreisen,  doch  kommt 
auch  bei  maligner  Endokarditis,  bei  welcher  die  Mikroben  in  Veg^ 
tationen  eingeschlossen  sind,  Heilung  vor;  da  häufig  Doppelinfektion 
besteht,  so  wird  die  Injektion  von  Antistreptokokkenserum  und  Anti- 
staphylokokkenserum  empfohlen.  Duckwarth  redet  der  rektalen 
Einverleibung  von  Serum  das  Wort.  In  der  Beurteilung  solcher 
Heilungen  ist  größte  Vorsicht  geboten,  allzuhäufig  folgt  Enttäuschung 
nach.  —  Versuche  von  Brondgeest  mit  Dialysatum  digitalis 
grandiflora  (Oolaz),  Digitalinum  purum  germ.  (Merck)  und  In- 
fusum  herb,  digital,  purpur.  haben  dargetan,  daß  die  Wirkung  der 
Präparate  eine  ganz  ähnliche  ist;  daß  das  Dialysat  einen  festen  Ge- 
halt an  aktiver  Substanz  besitzt  und  ein  gut  haltbares  Präparat  ist. 
Hofbauer  fand  bei  einem  Herzkranken  mit  schwerer  Dyspnoe,  daß 
vor  der  Digitalisdarreichung  die  Thorazezkursionen  prompter  und 
stärker  waren  als  nachher,  wo  starke  Verflachung  der  Atemzüge 
eintrat.  —  Als  Ersatz  für  Digitalis  scheint  sich  in  manchen  Fällen 
das  Chlorbarium  zu  bewähren;  Schedel  hat  dieses  alte  Mittel 
aufs  neue  geprüft  und  gefunden,  daß  die  Intensität  der  Herzkontrak- 
tionen vermehrt,  die  Frequenz  herabgesetzt  wird  und  daß  schließlich 
systolischer  Stillstand  eintritt.  Es  wirkt  verengernd  auf  die  peri- 
pheren Oefäße,  also  blutdrucksteigemd.  Die  Dosis  beim  Menschen 
beträgt 0,02— OjOBg  2— 3mal  täglich.  Nachprüfdngen  v.  Tab o ras  er- 
geben, daß  es  bei  leichteren  Insuffizienzen  wirksam  ist,  bei  schwereren, 
wo  Digitalis  noch  half,  versagte.  Weitere  Beobachtungen  sind 
erwünscht.  Die  Vorteile  des  Mittels  sind  die  konstante  Zusammen- 
setzung, die  genaue  Dosierbarkeit,  der  billige  Preis.  Die  Diureso 
mächtig  fördernd  und  dadurch  die  Oedeme  beseitigend,  wirkt  das 
Theozin  in  Tagesdosen  von  ^'2 — '/^  g;  es  liegt  eine  ganze  Reihe 
von  Beobachtungen  hierüber  vor  (Doering,  Kramer,  Schlesinger, 
Battner  u.  a.),  die  Wirkung  ist  in  vielen  Fällen  eine  prompte  und 
sehr  ausgiebige,  kUngt  aber  rasch  ab  und  versagt  beim  zweiten  oder 
dritten  Versuch  häufig  ganz.  Manche  Personen  ertragen  das  Mittel 
schlecht.  Die  eliminatorischen  Wirkungen  bestehen  nach  D  res  er 
nicht  nur  in  Wasser,  sondern  auch  in  den  darin  enthaltenen  Salzen.  — 
Mit  Recht  warnt  Kisch  vor  der  zur  Mode  werdenden  üeber- 
schätzung  der  Herzbäder.  Es  ist  verkehrt,  Ejranke,  die  stärkere 
Insuffizienzerscheinungen  darbieten,  in  Bäder  zu  schicken,  geschweige 


Krankheiten  der  Kreislaufsorgane.  191 

denn  solche,  bei  welchen  hydropische  Ergüsse  und  Niereninsuffizienz 
vorliegen.  Aehnlich  spricht  sich  Wood  aus;  nur  in  Stadien,  in 
welchen  das  Herz  noch  unter  günstigen  Umständen  gut  funktioniert, 
bei  stärkerer  Anstrengung  aber  versagt,  ist  Bäderbehandlung  und 
Gymnastik  geboten.  Oerade  wie  vor  einem  starken  Dezennium  Herz- 
kranke durch  übermäßige  Körperübungen  zu  Tode  gehetzt  worden 
sind,  läuft  man  jetzt  Gefahr,  daß  sie  durch  Bäder  ruiniert  werden. 
Nach  Jacob  erhöht  das  Kohlensäurebad  den  Blutdruck  und 
vergrößert  das  Pulsvolumen  in  höherem  Maße  als  das  indifferente 
Bad.  Eeißner  und  Grote  finden,  daß  das  Kohlensäurebad  nicht 
blutdrucksteigemd  wirkt  und  erblicken  darin  keinen  Nachteil,  weil 
sicher  bei  vielen  Kranken  mit  Herzschwäche,  besonders  Arterie- 
sklerotikem,  eine  Erhöhung  des  Blutdrucks  nicht  erwünscht  ist. 
Boehr  hat  auch  dieses  Jahr  Herzkranke  in  Kreuznach  mit  all- 
mählich kühleren  und  konzentrierteren  Bädern  erfolgreich  behandelt. — 
Nach  Hasebroek  ist  die  günstige  Wirkung  der  Gymnastik  und 
00'2-Bäder  in  einer  Anregung  der  eingangs  beschriebenen  selbständigen 
Kreislauftätigkeit  in  der  Körperperipherie  zu  suchen.  —  Elektrische 
Bäder  mit  sinusoidalem  oder  faradischem  Wechselstrom  empfiehlt 
Franz e.  Illoway  macht  mit  vollstem  Recht  darauf  aufmerksam, 
daß  Diätfehler  oft  schwerste  Störungen  bei  Herzkranken  hervorrufen  _  Diät, 
und  warnt  daher  vor  blähenden  Speisen  und  kopiösen  Mahlzeiten. 
Für  die  Beschränkung  der  Flüssigkeit  tritt  u.  a.  neuerdings  —  Flüssig- 
Kraus  ein;  doch  soll  sukzessive  vorgegangen  werden,  erst  auf  ^®^^^' 
1500  com,  dann  auf  1000  und  als  äußerstes  Maß  800  ccm.  Schon 
die  Beschränkung  hat  in  manchen  Fällen  eine  vermehrte  Diurese 
zur  Folge,  und  namentlich  entfalten  dann  die  Medikamente  wieder 
eine  bessere  Wirkung.  Diesen  Empfehlungen  kann  sich  der  Beferent 
auf  Grund  einer  großen  Eeihe  von  in  diesem  Jahre  gemachten  Be- 
obachtungen voll  anschließen.  Auch  Strauß  hält  bei  kardialem 
Hydrops  die  verminderte  Flüssigkeitszufuhr  für  wichtig. 

Ueber  die  Häufigkeit  von  arteriosklerotischen  Veränderungen  Arterio- 
in  der  Aorta  jugendlicher  Individuen  hat  Simnitzky  das  Sektions-  s^ierose. 
material  des  pathologischen  Instituts  in  Prag  durchgesehen  und  fest- 
gestellt, daß  in  jugendlichem  Alter  die  Arteriosklerose  kein  so  seltenes 
Vorkommnis  ist;  bezüglich  der  Aetiologie  stehen  die  Infektionskrank- 
heiten obenan,  Alkoholismus  war  2mal,  Syphilis  nie  angegeben. 
Gl.  Albutt  unterscheidet  bezüglich  der  Aetiologie  der  Arterio- 
sklerose drei  Klassen :  in  der  einen  ist  sie  als  Alterserscheinung  auf- 
zufassen, bei  der  zweiten  kommen  mechanische  Störungen  (lange 
dauernde  Blutdrucksteigerungen),  bei  der  dritten  toxische  Einflüsse 


192 


Dennig. 


Aortitis. 


Aortaruptur 

bei  Miß- 
bildung des 
Gefäßes. 


(Blei,  Alkohol,  Syphilis)  in  Betracht.  Der  Blutdrack  kann  sich  ganz 
verschieden  verhalten.  —  Auf  die  viel  bestrittene  Aortitis  geht 
Cl.  Albutt  näher  ein  nnd  behauptet,  daß  namentlich  die  aknte 
Erkrankung  der  Aorta  viel  häufiger  sei  als  bis  jetzt  angenommen 
wurde,  daß  sie  sich  im  Anschluß  an  akute  ezanthematische  Fieber, 
aber  auch  bei  übergroßer  Muskelarbeit  (?)  entwickle;  der  Ausgang 
der  chronischen  Aortitis  ist  meist  Atherom  und  Aneurysma.  Durch 
übermäßige  Körperanstrengung  entstand  ein  Aneurysma  dissecans 
oberhalb  der  hinteren  Aortenklappe,  am  3.  Tage  eine  Zerreißung 
der  Adventitia  mit  Blutung  in  den  Herzbeutel.  Bei  der  Sektion  des 
7jährigen  Knaben  fand  Wasastjerna  eine  hochgradige  kongeni- 
tale Einschnürung  der  Aorta  gleich  nach  Abgang  der  A.  sub- 
clavia sinistra;  Kollaterale  hatten  die  Zirkulation  ermöglicht.  Stati- 
Aneurysmen,  stische  Erhebungen  über  Aneurysmen  von  E.  Müller  zeigen,  daß 
in  den  jüngeren  Jahren  die  Häufigkeit  sehr  gering  ist  und  nur  l°/o 
der  Toten  ausmacht;  beim  Manne  vom  Ende  des  vierten,  bei  der 
Frau  vom  Ende  des  fünften  Dezenniums  an  erhöht  sich  die  Häufig- 
keit und  bleibt  fiir  beide  Geschlechter  mit  8,5  ^/o  annähernd  gleich. 
Die  Aneurysmen  der  Aorta  sind  beim  männlichen  Oeschlecht  nahesa 
doppelt  so  häufig  als  beim  weiblichen;  die  häufigste  Ursache  ist  die 
Endarteriitis.  Arrosionsaneurysmen  der  Lungenarterie  fanden  sich 
fast  ausschließlich  bei  ulzeröser  Lungentuberkulose.  —  Einen  wohl 
einzig  in  der  Literatur  stehenden  Fall  von  Aortenerkrankung  schil- 
dert Mager:  ein  Aneurysma  dissecans,  in  die  Pulmonalarterie 
durchgebrochen,  war  traumatischer  Natur  und  zwar  wurde  das  Gef&ß 
und  die  Pulmonalis  von  einem  im  Sinus  Valsalvae  gelegenen  ver- 
kalkten Stachel  durchspießt.  Kutscherski  berichtet  über  einen 
eigentümlichen  Fall,  bei  welchem  durch  Heben  des  Kopfes  der  vor- 
her regelmäßige,  70  Schläge  zählende  Puls  um  20 — 22  Schläge  sank 
und  die  Welle  niedriger  wurde;  er  vermutet  ein  Aneurysma  aortae, 
wobei  das  Heben  des  Kopfes  einen  Zug  auf  das  Aneurysma  und  da- 
mit auch  auf  den  Vagus  ausübt.  —  G.  Eankin  hat  vier  Aneurysmen 
mittels  Gelatineinjektionen  anscheinend  mit  gutem  Erfolg  be- 
handelt; Eeferent  hatte  auch  Gelegenheit,  bei  einem  FaU  von 
Aneurysma  der  aufsteigenden  Aorta  Gelatineinjektionen  —  die  von 
Merck  gelieferte  Gelatina  steriUsata  scheint  ganz  gefahrlos  zu 
sein  —  zu  versuchen  und  kann  bestätigen,  daß  die  vorher  fast  un- 
erträglichen,  jeder  Therapie  spottenden  subjektiven  Beschwerden 
rasch  zurückgingen,  von  einem  objektiven  Erfolg  konnte  er  sich 
nicht  überzeugen .  K  i  n  g  d  o  n  verordnet  große  Dosen  von  J  o  d  k  a  1  i 
(10 — 16  g  pro  Tag)  und  die  bekannte  Besohränkungsdiät.    Die  Ein- 


Therapie der 
Aneurysmen. 


Krankheiten  der  Ereislaufsorgane. 


193 


Smbolie. 


Paradoxe 
Embolie. 


fiihrung  von  Silberdraht  nach  einer  von  ihm  angegebenen  Methode 
hat  D'Acry  Power  bei  einem  Aneurysma  der  Abdominalaorta  er- 
folglos versucht.  —  Hochinteressante  Mitteilungen  über  das  Aneu- 
rysma arteriae  hepaticae  propriae  macht  Kehr.  Bezüg- 
lich der  Diagnose  nach  erfolgtem  Durchbruch  in  die  Gallenwege 
hebt  er  hervor  Koliken,  Ikterus,  Magen-  und  Darmblutungen,  An- 
schwellung der  Oallenblase;  Probeinzision  sichert  die  Diagnose. 
Rascher  Verschluß  der  Leberarterie  ist  von  akuter  Nekrose  der 
Leber  gefolgt,  wird  aber  der  Blutstrom  des  Gefäßes  durch  ein  all- 
mählich wachsendes  Hindernis  verkümmert,  wie  bei  Aneurysma,  so 
bilden  sich  aus  der  Arteria  coronaria  dextra,  der  gastroduodenalis 
und  den  Aa.  phrenicae  Kollateralen  aus,  die  die  Ernährung  übernehmen. 
Bei  Kehr s  Patienten  war  dies  der  Fall ;  die  Unterbindung  der  Leber- 
arterie brachte  vollkommene  Heilung.  —  Eine  durch  embolischen 
Infarkt  bedingte  zirkumskripte  Myositis  bei  Sepsis  glaubt 
L.  Schwarz  ais  kaum  beschrieben  bezeichnen  zu  können;  Eeferent  hat 
schon  1891  und  auch  später  darauf  hingewiesen.  —  Auf  einem  Offen- 
bleiben des  Foramen  ovale  beruht  die  paradoxe  Embolie  Cohn- 
heims,  primäre  Erkrankungen  im  großen  Kreislauf  führen  zu  Em- 
bolien in  demselben  Stromgebiete.  Bezügliche  Fälle  beschreiben 
Simmonds  und  Schmorl;  der  letztere  —  ältere  Thrombose 
der  V.  saphena  sinistra  im  Zusammenhang  mit  einer  Unterschenkel- 
fraktur, offenes  Foramen  ovale,  totaler  Verschluß  der  linken  Carotis 
interna  —  ist  fiir  die  Unfallprazis  von  großer  Wichtigkeit. 

Die  bei  Schrumpfungsvorgängen  in  der  Lunge  nicht  so  selten 
auftretende  Stenose  der  Pulmonalarterie  soll  man  nachMader 
durch  ein  systolisches  Lungengeräusch  über  der  Auskultationsstelle 
der  Pulmonalis  erkexmen. —  Peripherische  Verengerung  der 
Pulmonalarterie  durch  ein  Karzinom  des  linken  Hauptbronchus 
mit  Umgreifen  des  N.  recurrens  sah  Weinberger;  die  klinischen 
Erscheinungen  wichen  insofern  vom  Gewöhnlichen  ab,  als  das  systo- 
lische Geräusch  besonders  laut  am  rechten  Sternalrand  gehört  wurde ; 
geänderte  Leitungsbedingungen  werden  dafür  verantwortlich  ge- 
macht. —  Ein  in  der  rechten  Fossa  supraspinata  besonders  deut- 
lich gehörtes  Venengeräusch,  das  weder  über  der  Jugularvene  noch  über 
der  Subklavia  vernehmlich  war,  deutete  J.  Pal  in  scharfsinniger 
Weise  als  im  Bogen  der  Vena  azygos  neben  der  Wirbelsäule  durch  Stenose  der 
pleuritische  Veiwachsungen,  eventuell  auch  durch  Kompression  von  ^^^  azygos 
Lymphdrüsen  entstehend;  gleichzeitig  bestehende  Tachykardie  wurde 
auf  Beizung  von  Akzeleransfasem,  die  mit  ihrem  Ursprungsgebiet 
Jahrbach  der  praktischen  Medizin.    1904.  13 


Stenose  der 

Polmonal- 

arterie. 


194  Dennig. 

in  der  N&he  des  Bogens  der  Vena  azygos  liegen,   zurückgeführt. 
Die  Sektion  hat  die  Diagnose  in  vollem  Maße  bestätigt. 
Vasomotoren.  Vasomotorische  Störungen  eigentümlicher  Art  hat  v.  Crie- 

gern  gesehen ;  sie  betrafen  eine  ältere  syphilitische  Frau  mit  Epistazis, 
Menorrhagien,  Nierenblutungen,  dem  Baynaudschen  Syndrom,  Sen- 
sibilitätsstörungen,  Petechien  in  der  Haut  des  Unterleibs,  deren  An- 
ordnung der  des  Herpes  zoster  in  den  He  ad  sehen  Segmenten  ent- 
sprach; der  Tod  erfolgte  durch  Urämie.  Der  Verfasser  vermutet, 
daß  der  Symptomenkomplex  mit  Oefilßkrampf  in  Zusammenhang  zu 
bringen  sei;  eine  Sektion  konnte  nicht  gemacht  werden.  —  Die  akute 
transitorische  Amaurose,  wie  sie  bei  Bleikolik,  Urämie  und 
Eklampsie  vorkommt,  glaubt  J.  Pal  auf  Orund  tonometrischer 
Bestimmungen  auf  rasch  anschwellende  Oefäßspannung  zurück- 
führen zu  müssen.  Die  Linderung  von  Kopfschmerzen  bei  An- 
wendung von  analgetischen  Mitteln,  wie  Salizylsäure  und  deren 
Ester,  Koffein,  Phenokoll,  Paramidophenol,  Antipyrin  und  Pyra- 
miden, ist  nach  Wiechowski  auf  eine  Erweiterung  der  Oe- 
fäße  im  Inneren  der  Schädelkapsel  zu  beziehen.  —  Wei- 
tere experimentelle  Untersuchungen  von  Paß  1er  und  Eolly  über 
die  Kreislaufsstörungen  bei  akuten  Infektionskrank- 
heiten bestätigen  die  von  Bomberg  und  Päßler  früher  ge- 
wonnenen Anschauungen;  es  beruhen  die  auf  der  Höhe  der  Infektions- 
krankheiten auftretenden  Ejreislaufsstörungen  auf  einer  Lähmung 
der  Vasomotoren;  die  im  Kollaps  erfolgende  Schwächung  der 
Herzkraft  ist  als  Folge  der  Qefclßlähmung,  d.  h.  eine  hierdurch  be- 
dingte ungenügende  Durchblutung  des  Herzmuskels,  aufzufassen. 

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e)  Krankheiten  der  Terdanongsorgane. 

Von  Prof.  Dr.  Lorenz^  Vorstand  der  mediziniBchen  Klinik  in  Graz. 

Oesophagus.  Durch  stete  Verbesserung  der  Instrumente  steigert  yerbesBernng 
sich  die  Anwendung  der  Oesophagoskopie.  Olücksmann  be-  ^®' 
festigte  die  Lampe  des  Oesophagoskops  an  einer  bajonettformigen  skopie. 
Abknickung  und  umgab  den  äußeren  Tubus  mit  einem  aufblähbaren. 
Gummiring,  welcher  den  Oesophagus  trichterförmig  auftreibt,  so  daß 
das  Lämpchen  nicht  durch  Schleim  verunreinigt  werden  kann.  Um 
leichter  an  der  oberen  Zahnreihe  vorbeizukommen  und  auch  den 
lUngknorpel  weniger  nach  vorwärts  zu  drängen,  gab  J.  Schreiber 
dem  Oesophagoskop  statt  der  bisherigen  zylindrischen  eine  elliptische 
Tubusform.  Um  den  Tupfer  entbehrlich  zu  machen,  brachte  er 
außerdem  neben  dem  Tubus  einen  kleinen  Kanal  zur  Absaugung  des 
Schleimes  mittels  Pumpe  an.  Den  großen  Wert  der  Oesophago- 
skopie, besonders  zur  Differentialdiagnose  zwischen  funktioneller  und 
organischer  Erkrankung  der  Speiseröhre,  betonte  H.  Starck.  We- 
niger unangenehm  für  den  Patienten  ist  das  Eöntgenverfahren,  doch 
ist  seine  Anwendbarkeit  bisher  eine  beschränkte.  Der  Sitz  von 
metallischen  Fremdkörpern  in  der  Speiseröhre  kann  natürlich  durch 
die  Röntgenstrahlen  genau  bestimmt  werden.  So  diagnostizierte  z.  B. 
Orüneberg  den  genauen  Sitz  eines  Zweipfennigstückes  im  Oeso- 
phagus. Fr.  Kraus  schildert  den  Wert  der  Badioskopie  für  Badioskopie. 
die  Diagnose  des  Speiseröhrenkrebses.  Zu  diesem  Zwecke  eignet 
sich  besonders  die  sagittale  Durchstrahlung.  Die  Lage  und  Form 
einer  Stenose  kann  durch  die  Lage  und  Formveränderung  eines, 
salpetersaures  Wismut  enthaltenden  und  in  der  Speiseröhre  stecken- 
gebliebenen Bolus  sowohl  am  Schirm  als  auch  am  Röntgenbild  er- 
kannt werden.  Der  Wert  des  Eöntgenverfahrens  zur  Sicherstellung 
der  Diagnose  des  Kardiospasmus  wird  von  J.  Lossen  gerühmt. 

Fünf  Fälle  von  idiopathischer  Erweiterung  des  Oesophagus  in-  idiopathische 
folge  Kardiospasmus,  ein  Krankheitsbild,  dessen  Diagnose  jetzt  hau-   ^J^«!*«""»«^ 
figer  gelingt,  beschreibt  Lossen.    Viermal  war  die  Ursache  eine  Oesophagus, 
rein  nervöse,  in  einem  Falle  mußte  eine  chronische  Oesophagitis  als 
verursachend  angenommen  werden.   Die  durch  Kardiospasmus  her- 


200 


Lorenz. 


Spasmogene, 

diftue 

Oesophagns- 

dilaUtion. 


Striktnren  des 
Oesophagus. 


ÜIOUB 

pepticom. 


Nicht 
traomatisohe 
Oesophagus- 
perfozaüon. 


Genese  der 
Pnlsions- 
divertikel. 


vorgerafene  diffuse  Speiseröhrener Weiterung  nennt  H.  Starckspas- 
mogene,  diffuse  Oesophagusdilatation.  In  einem  mitge- 
teilten Falle  war  die  Ursache  des  Krampfes  rein  psychischer  Natur. 
Auch  G.  B.  Lockwood  beobachtete  einen  ähnlichen  Fall  und  er- 
zielte bei  demselben  durch  Erweiterung  der  Kardia  mittels  einer 
Sonde,  welche  am  unteren  Ende  durch  Lufbeinblasen  erweiterungs- 
fllhig  war,  völlige  Heilung.  Lossen  verabreicht  vor  jeder  Mahl- 
zeit einen  Eßlöffel  Olivenöl  und  rät  in  schweren  Fällen  mit  der 
Gastrostomie  nicht  zu  lange  zu  warten.  Die  Schwierigkeit  der 
Diagnose  illustriert  ein  Fall  von  H.  Eisner,  bei  welchem  die  klini- 
schen Erscheinungen  eines  Oesophagusspasmus  vorhanden  waren, 
während  es  sich  um  eine  karzinomatöse  Pylorusstenose  handelte.  — 
Fünf  Fälle  hochgradiger  Verätzungsstnkturen  der  Speiseröhre,  bei 
welchen  sofort  zur  Anlegung  von  Hagenfisteln  geschritten  werden 
mußte,  beschreibt  v.  Mosetig-Moorhof.  Nachträglich  gelang  die 
Einfahrung  einer  dünnsten  Darmseite  Smal,  worauf  in  2  FäUen  die 
Bougierung  ohne  Ende  nach  v.  Hacker  angeschlossen  wurde ;  2mal 
mußte  diese  durch  Oesophagotomie  erzwungen  werden.  In  allen 
Fällen  wurden  die  Kranken  so  weit  geheilt,  daß  die  Speiseröhren  for 
dicke  Bougies  durchgängig  wurden,  v.  Mosetig-Moorhof  be- 
zweifelt das  Vorkommen  wirklich  impermeabler  Strikturen  des  Oeso- 
phagus im  Sinne  eines  vollständigen  organischen  Verschlusses  der 
Speiseröhre.  Den  seltenen  Fall  einer  doppelten  Striktur  des  Oeso- 
phagus nach  diphtherischen  Geschwüren  beobachtete  H.  Jung- 
nickel. 

Das  Vorkommen  eines  pepti sehen  Geschwüres  am  untersten 
Ende  des  Oesophagus  nebst  einem  solchen  im  Duodenum,  nahe  dem 
Pylorus,  mit  narbiger  Verengerung  des  letzteren,  beschreibt  C.  Hödl- 
moser.  G.  Zuppinger  beobachtete  die  Perforation  von  primären, 
nicht  traumatischen  Oesophagusgeschwüren  im  Kindesalter 
und  bereicherte  auch  die  Kasuistik  der  sekundären  Perforation. 
Es  handelte  sich  in  diesen  Fällen  um  den  Durchbruch  eines  kariösen 
Wirbelabszesses,  eines  peritrachealen  tuberkulösen  Lymphknotens 
und  einer  Kaverne  des  Lungenlappens  in  die  Speiseröhre.  Die  Frage, 
ob  Traumen  die  Hauptrolle  bei  der  Entstehung  der  Pulsions- 
divertikel  zugeschrieben  werden  soll,  oder  ob  dieselben  auf  kon- 
genitale Anlage  zurückzuführen  sind,  sucht  Beruh.  Fischer  auf 
Grund  zahlreicher  Beobachtungen  zu  lösen.  Er  fand,  daß  die  sog. 
Oesophagusengen  —  als  solche  werden  die  Bingknorpel-,  Bifurkations- 
und  Zwerchfellenge  bezeichnet  —  Prädilektionsstellen  für  alle  mecha- 
nischen Insulte  der  Speiseröhre  sind.     Auch  von  außen  der  Speise- 


Krankheiten  der  Yerdauungsorgane. 


201 


röhre  anlagernde  feste  Teile  (z.  B.  eine  verkalkte  Arterie)  und  Organe 
(Struma)  üben  einen  starken  mechanischen  Einfluß  auf  die  Oesopha- 
guswand.  Nun  finden  sich  aber  Pulsionsdivertikel  fast  immer  an 
den  genannten  Oesophagusengen  und  verdanken  beinahe  stets  ihr 
Entstehen  mechanischen  Insulten.  An  den  oben  erwähnten  engen 
Stellen  werden  größere  Speisebrocken  oder  Schlundsonden  Hinder- 
nisse finden,  die  Muskelfasern  können  auseinandergedrängt  werden, 
so  daß  eine  geringe  Ausbuchtung  der  Wand  entsteht.  Damit  ist 
die  Orundlage  zur  Divertikelbildung  gegeben.  Die  mechanischen 
Verhältnisse  an  den  Oesophagusengen  bedingen  weiterhin  eine  Be- 
vorzugung dieser  Stellen  für  kleinere  Schleimhautverletzungen  und 
Entzündungen,  welche  ebenfalls  Divertikelbildung  veranlassen  kön- 
nen. Die  Traktionsdivertikel  haben  keine  einheitliche  Genese. 
Ein  Teil  derselben,  und  zwar  die  an  typischer  Stelle  unterhalb  der 
Bifiirkation  gelegenen  und  durch  einen  Strang  mit  dieser  verbun- 
denen, sind  kongenitaler  Natur.  Ein  anderer  Teil  entsteht  durch 
Uebergreifen  entzündlicher  Prozesse  der  Umgebung  (Lymphadenitis, 
Mediastinitis  und  Strumitis)  auf  die  Oesophaguswand  oder  durch 
primäre  lokale  Entzündung  und  Verletzung  derselben.  Diese  Pro- 
zesse bedingen  die  Bildung  einer  zarten,  nachgiebigen  Narbe,  deren 
nachherige  Schrumpfung  das  Entstehen  eines  Traktionsdivertikels 
veranlaßt.  Die  Pulsions-  und  Traktionsdivertikel  stehen  jedoch  sicher 
in  enger  Beziehung  zueinander,  so  daß  eine  Kombination  derselben 
nicht  selten  vorkommt.  G.  Eiebold  verteidigt  dagegen  auf  Grund 
von  35  anatomisch  untersuchten  Traktionsdivertikeln  die  Lehre  von 
Zenker,  daß  in  allen  Fällen  als  Entstehungsursache  chronische 
Entzündungen  der  benachbarten  Lymphdrüsen  in  Betracht  kommen. 
Besondere  Bedeutung  beansprucht  die  Beobachtung,  daß  die  Mus- 
kulatur nicht  scharf  am  Divertikeleingang  abschneidet  (nach  Bibbert 
Beweis  für  kongenitale  Anlage) ,  sondern  fast  stets  auf  die  Diver- 
tikelwand  umbiegt.  Die  Beschreibung  eines  großen  Divertikels  der 
hinteren  Oesophaguswand,  welches  sich  nach  einem  Trauma  (Fall 
von  einem  hohen  Gerüst  vor  16  Jahren)  entwickelte,  bringt  H.  Schle- 
singer und  Olivetti  den  seltenen  Fall  eines  epiphrenalen 
Divertikels,  welches  er  als  eine  angeborene  Abnormität  auffaßt. 
Die  Kasuistik  der  tiefsitzenden  Divertikel  vermehrt  S.  Mintz. 
Li  diesem  Falle,  dessen  Sektion  leider  unterblieb,  bestand  eine  ab- 
solute Undurchgängigkeit  der  Speiseröhre  (46  cm  tief).  Unter  dem 
Drucke  der  sich  oberhalb  des  Hindernisses  anhäufenden  Speisen 
konnte  eine  minder  widerstandsfähige  Stelle  nach  und  nach  vor- 
gestülpt worden  sein  und  zur  Bildung  des  Divertikels  Veranlassung 


Genese  der 
Traktions- 
divertikel. 


Epiphrenale 
Divertikel. 

Tiefsitzende 
Divertikel. 


202 


Lorenz. 


Oesophagas- 
polyp. 


Yerbessernng 

der 

Oesophagas- 

sonden. 


0e8ophag:ns- 
spritze. 


gegeben  haben.  Mintz  bringt  auch  eine  zusammenfassende  lieber- 
sieht  der  subjektiven  und  objektiven  Symptome  solcher  tiefsitzender 
Ausbuchtungen.  Ihm  gelang  die  Diagnose  vermittels  Radioskopie, 
während  nach  Lotheisen  die  Oesophagoskopie  bei  der  Diagnose 
dieser  Fälle  Außerordentliches  leistet. 

Einen  Fall  von  großem  Polypen  (Fibrom)  des  Oesophagus 
(14  cm  Länge,  4  cm  Breite  und  12  cm  Umfang),  welcher  an  dünnem 
Stiele  zum  Mund  heraushing  und  die  Nahrungsau&ahme  fast  völlig 
behinderte,  publizierte  Aimö  Brähon. 

An  der  Verbesserung  der  Oesophagussonden  wird  immer 
noch  gearbeitet.  Die  neuen  Instrumente  von  H.  Starck  tragen  am 
\mteren  Ende  Schraubengewinde,  an  welche  man  10  verschiedene 
Ansätze,  zumeist  seitlich  (in  Form  der  Divertikelsonden)  abgebogen, 
befestigen  kann.  Hierdurch  wird  ein  ganzer  Satz  der  gebräuchlichen 
Schlundsonden  ersetzt.  Gleichzeitig  gestatten  auch  die  abgebogenen 
Enden  eine  sorgfältige  Abtastung  des  ganzen  Oesophagusrohres. 
Eine  neue  Oesophagusspritze  zu  therapeutischen  Maßnahmen  be- 
schreibt F.  Schilling.  Bei  dieser  erfolgt  das  Aufsaugen  und  das 
Entleeren  des  Medikaments  mittels  der  Spritze  durch  den  Mond 
des  Arztes. 


Pawlowa 
Versache. 


Magen.  Die  neueren  Anschauungen  über  die  Physiologie  der 
Verdauung,  welche  durch  die  bekannten  Versuche  Pawlows  begründet 
wurden,  faßte  A.  Tscher mak  referierend  zusammen.  Neben  der  chemisch- 
analytischen  und  energetischen  Bedeutung  wird  der  Verdauung  auch  eine 
antitoxiscbe  Rolle  zugeschrieben,  nämlich  die  Zerstörung  derjenigen  Gruppen 
in  den  Nahrungskörpem,  welche  bei  Aufnahme  in  den  Säftestrom  die  Bil- 
dung von  Antikörpern  veranlassen  würden.  Die  Erkenntnis  der  Bedeutung 
der  psychischen  und  chemischen  Faktoren  als  Erreger  der  Verdauungs- 
sekretion,  der  Nachweis  der  spezifischen  Reizbarkeit  und  der  anpassungs- 
fähigen Sekretionsarbeit  der  einzelnen  Abschnitte  des  Verdauungskanals 
wurden  durch  die  früher  erwähnten  Versuche  gewonnen.  A.  F.  Hornberg 
prüfte  die  Pawlow  sehen  Versuche  an  einem  Eoiaben  mit  Magenfistel  und 
fand  zwar  keine  prinzipiellen  Verschiedeiüieiten,  jedoch  zum  Teil  andere 
Resultate  als  Schule  am  normalen  Menschen.  Weder  der  Anblick  der 
Nahrung,  noch  übelschmeckende  Stoffe,  noch  das  Kauen  indifferenter  oder 
chemisch  irritierender  Stoffe  rief  eine  Sekretion  hervor.  Wohlschmeckende 
Nahrung  verursachte  lebhafte,  Scheinfütterung  nach  einer  Latenzperiode 
kurzwährende  Sekretion.  Ueber  den  Einfluß  verschiedener  Nahrung 
^®"°?*®*®'^®^  auf  die  Magensa ftausscheidung  liegen  mehrfache  Versuche  vor.  Nach 
auf  dif  Gr.  Lang  bedingen  Wasser,  Fette  und  Kohlehydrate  keine  oder  nur  geringe 
Sekretion.  Salzsäureaussoheidung,  dagegen  sind  die  Eiweifistoffe  als  die  alleinigen 
Erreger  der  Magensaftsekretion  anzusehen.    Durch  Morphium  wird  nach 


Einfloß 


Krankheiten  der  Yerdauungsorgane.  203 

H.  Holst!  die  Saftsekretion  anfangs  gehemmt,  das  Sekret  ist  vermindert, 
dickflüssig  und  besitzt  eine  geringere  Azidität,  doch  folgt  häufig  später 
eine  stärkere  Ausscheidung.  Bei  längerem  Gebrauche  sinkt  durch  Störung 
der  Motilität  die  Azidität  bei  Vermehrung  der  Flüssigkeit.  Ferrannini 
beobachtete,  daß  Strychnin  und  Pilokarpin  die  Salzsäureausscheidung  und 
die  gastromotorische  Kraft  des  Magens  steigern,  wenn  das  Brüsenparenchym 
nicht  zerstört  ist  Schließlich  sind  noch  die  Selbstversuche  H.  Kornemanns 
über  die  Salzsäureproduktion  und  die  motorische  Tätigkeit  des  Magens  zu 
nennen.  Mit  der  vielumstrittenen  Frage  der  Yerdünnungssekretion  Yerdünnongs- 
des  Magens  beschäftigte  sich  Bönninger.  Er  fand,  daß  der  Magen  nicht  Sekretion, 
die  Fähigkeit  besitzt,  die  Konzentration  seines  Inhalts  unter  diejenige  des 
Blutes  zu  bringen  (Roth,  Strauß),  sondern  im  Gregenteil  seinen  Inhalt, 
eventuell  auch  durch  Wasserresorption,  langsam  auf  die  Blutkonzentration 
einstellt.  Die  Resorptionsfähigkeit  verschiedener  Substanzen,  z.  B.  Besorptions- 
der  Jodalkalien,  des  Natriumsalizylates,  Chloralhydrats  und  des  Strychnins,  '^f^^^^^ 
ist  nach  V.  Otto  nicht  nur  für  die  einzelnen  Stoffe,  sondern  auch  bei  gtoffe. 
Fleisch-  und  Pflanzenfressern  sehr  verschieden.  Strychnin  ist  z.  B.  für 
Pflanzenfresser  nicht  resorbierbar.  Tierversuche  über  die  Resorption  können 
aus  diesem  Grunde  nicht  ohne  weiteres  auf  den  Menschen  übertragen 
werden.  F.  Reach  studierte  den  Abbau  der  Eiweißkörper  im  Magen-  Abbau  der 
darmkanaJ  und  überprüfte  die  Versuche  von  Zuntz,  welcher  gefunden  hatte,  Eiweißkörper, 
daß  die  im  Magen  erreichte  intravitale  Verdauung  durch  Beschi^Jikung 
der  Fermentwirkung  mit  90  7o  Albumosenstickstoff  einen  Grenzwert  erreicht. 
Reach  konnte  diese  Angaben  nicht  bestätigen.  Er  nahm  einen  gleichzeitig 
stattfindenden  selektiven  Resorptionsvorgang  an,  durch  welchen  die  neben 
den  Albumosen  entstehenden  oder  von  ihnen  abstammenden  einfacheren 
Produkte  (Pepton,  Peptoide,  vielleicht  auch  kristallinische  Endprodukte), 
sobald  ihre  Menge  eine  gewisse  Größe  (etwa  10  7o  des  Gesamt-N)  über- 
schreitet, rasch  entfernt  werden.  Der  quantitative  Unterschied  der  ver- 
schiedenen Verdauungsprodukte  bei  Verdauung  in  vita  und  in  vitro  beruht 
wenigstens  zum  Teil  auf  der  Abwesenheit  des  Pseudopepsins  in  den  künst- 
lichen Pepsinpräparaten.  Glaeflner  konnte  nämlich  bei  seiner  Darstellung 
der  Fermente  durch  Uranylfällung  vom  Pepsin  das  .Pseudopepsin**  scheiden.  Pseudopepsin. 
Dieses  Ferment  verdaut  auch  in  schwach  alkalischer  Lösung  und  führt  zur 
Bildung  von  Proteinchromogen,  welches  die  Tryptophanreaktion  gibt.  Der 
Fundus  und  der  Pylorus  verhalten  sich  nun  bezüglich  ihrer  Fermentsekretion 
verschieden.  Während  der  Fundusteil  Pepsin  und  Labferment  produziert, 
kommt  dem  Pylorus  nur  Pseüdopepsinbildung  zu.  Die  Existenz  dieses 
Pseudopepsins  wurde  von  Klug  durchaus  bestritten,  während  Volhard 
dasselbe  für  ein  autolytisches  Ferment  ansieht,  dessen  Vorkommen  im  nor- 
malen Magensekret  bisher  nicht  erwiesen  ist.  Wichtige  Untersuchungen 
über  die  eiweißverdauende  Kraft  des  Magens  lieferten  Schorlemmer  und 
F.  A.  R.  Jung.  Ein  Parallelismus  zwischen  Salzsäure  und  Pepsinabsonderung 
wurde  nicht  gefunden,  ebensowenig  ein  solcher  zwischen  Lab  und  Pepsin. 
V.  Rzentkowski  bewies,  daß  die  Beimischung  von  Speichel  zu  den  Speisen 


204 


Lorenz. 


Magen-  nnd 

Dann- 
bewegnng. 


keinen  Einfloß  auf  die  verdauende  Kraft  des  Mageninhaltes  ausübt.  Inouy  e 
Fettspaltung  konstatierte  entgegen  früheren  Angaben,  daß  eine  fettspaltende  Wirkung 
im  Magen,  verschieden  hergestellter  künstlicher  Verdauungssäfte  nicht  vorhanden  ist 
und  auch  bei  lebenden  Tieren  (Katzen)  nur  eine  sehr  geringe  Spaltung 
von  Neutralfett  im  Magen  vor  sich  geht.  Die  Magen-  und  Darm- 
bewegungen studierte  F.  Lommel  radioskopisch  an  Hunden  durch 
Beimischung  von  Wismutnitrat  zur  Nahrung.  Die  Bewegungen  wurden 
durch  Wärme-  und  Kältewirkung  nur  wenig  beeinflußt,  deutlicher  durch 
chemische  Reizmittel.  Somatose  bewirkte  eine  Verstärkung  und  Beschleu- 
nigung der  Wellenbewegungen.  Auffällig  war  der  Einfluß  psychischer  Vor- 
ffljuge,  Lommel  überträgt  diese  Befunde  auch  auf  den  Menschen  und 
glaubt,  daß  der  Magen  des  Menschen  durch  die  komplizierten  Vorgänge  in 
der  menschlichen  Psyche  tiefgehend  beeinflußt  wird,  wahrscheinlich  in 
stärkerem  Grade  als  durch  viele  therapeutischen  Maßnahmen.  Diese  Eiv 
gebnisse  nötigen  zu  einer  Parallele  mit  den  Versuchen  Pawlows  über  die 
psychische  Beeinflussung  der  Magensekretion. 


Technik  der 

Magen- 
ansheberung 
und  SptUnng. 


Neuer  Apparat 


Kapazit&ts- 
bestimmung. 


Physikalische 
Unter- 
suchungen 
mit  dem 
Magen- 
schlauch. 


Praktische  RatBchläge  zur  Technik  der  Magenausheberung 
geben  Citren  und  Alfr.  Neumann.  Letzterer  befürwortet  die 
Benutzung  des  Politzerschen  Ballons.  Die  Magenausspülung  mittels 
Schlauch  und  Ballon  zeichnet  sich  gegenüber  dem  Hegarschen  Trichter 
durch  Bequemlichkeit,  Sicherheit,  Gefahrlosigkeit  und  Sauberkeit  aas. 
Ein  neuer  Apparat  zu  gleichzeitiger  Magensaftgewinnung  und  Luft- 
aufblähung des  Magens  stammt  von  Bösen  au.  Derselbe  bestellt 
aus  einem  kleinen  graduierten  Fläschchen  mit  seitlichem  Ansatz  für 
den  Magenschlauch.  Der  Hals  trägt  einen  Hartgummiring,  in  wel- 
chem sich  drei  Ventile  befinden.  Durch  entsprechende  Drehung 
kann  mittels  eines  Ballons  Magensaft  aspiriert  oder  Luft  in  den 
Magen  gepreßt  werden.  Zur  Kapazitätsbestimmung  des 
Magens  konstruierte  van  Spanje  einen  Apparat  mit  Manometer. 
Schmerzgefühle,  welche  bei  niederem  Drucke  bei  Aufblasen  des 
Magens  entstehen,  sollen  perigastrische  Adhäsionen  verraten.  Aas 
diesem  Grunde  würde  eine  solche  Kapazitätsbestimmung  mit  Mano- 
meter auch  diagnostischen  Wert  besitzen.  Physikalische  Unter- 
suchungen bei  Anwendung  des  Magenschlauches  sind  Paul  Schlippe 
zu  verdanken.  Er  fand,  daß  der  Druck  im  Oesophagus  beim  sitzen- 
den Versuchsindividuum  und  bei  mittlerer  Thoraxstellung  negativ 
8,5  TTiTTi  Hg  betrug  und  die  respiratorischen  Druckschwankungen  bei 
ruhiger  Atmung  durchschnittlich  '/*  nun,  bei  tiefer,  angestrengter 
Atmung  etwa  8  mm.  Der  Druck  wurde  auf  der  Höhe  der  Exspiration 
positiv  und  hob  sich  beim  Pressen  bis  auf  120  mm.  Der  im  Magen 
herrschende  Druck  im  Sitzen  war  durchschnittlich  mit  4  mm  Hg 
positiv.     Bei  ruhiger  Atmung  stieg  der  Druck  inspiratorisch  und 


Krankheiten  der  Yerdauungsorgane. 


205 


fiel  exspiratorisch,  er  war  im  allgemeinen  sehr  gering  (1  mm  Hg). 
Durch  Husten  (80—116  mm  Hg)  und  Pressen  (48—112  mm  Hg) 
wurde  der  Magendruck  außerordentlich  wechselnd  beeinflußt.  Im 
Hinblick  auf  die  Druckverschiedenheit  im  Oesophagus  und  Magen 
glaubt  Schlippe  die  Lage  der  Kardia  bestimmen  zu  können.  Der 
Halsteil  des  Oesophagus  reicht  vom  Bingknorpel  bis  zum  Eintritt 
in  den  Thorax  und  ist  2 — 8  cm  lang,  sein  Lumen  ist  geschlossen. 
Der  Brustteil  ist  offen,  36 — 37  cm  hinter  der  oberen  Zahnreihe  und 
von  dem  8 — 4  cm  langen  abdominalen  Endteil  in  der  Begel  ab- 
geschlossen. Die  Kardia  befindet  sich  etwa  bei  40  cm.  Ein  Kardia- 
verschluß ist  nicht  immer  vorhanden.  Die  Brauchbarkeit  der  Fer- 
kussionsauskultation  zur  Bestimmung  der  Lage  und  Größe 
des  Magens  wird  von  v.  Pesthy  neuerdings  begründet.  Die  ge- 
bräuchliche Bestimmung  der  Gesamtazidität  des  Magensaftes 
durch  Titration  mit  Phenolphthalein  als  Lidikator  bemängelt  Fr.  Vol- 
hard,  da  durch  dieselbe  zu  hohe  Werte  erhalten  werden.  Der 
Fehler  ist  von  wechselnder  Größe  und  hängt  vom  Gehalte  an  Pep- 
tonen ab.  Die  Gesamtazidität  wird  am  besten  durch  Titration  unter 
Verwendung  von  Alizarin  oder  Lackmus  als  Lidikator  erhalten. 
H.  Citren  beschreibt  einen  einfachen  Apparat,  Azidimeter,  zur 
gleichzeitigen  Bestimmung  der  Gesamtazidität  und  der  freien  Salz- 
säure im  Mageninhalt.  Derselbe  ist  dem  Eßbachschen  Albumini- 
meter nachgebildet  und  erspart  die  Titration.  Die  Säuregrade  können 
direkt  abgelesen  werden.  Das  Verfahren  ist  sehr  einfach,  doch  muß 
seine  Brauchbarkeit  erst  erwiesen  werden.  Auch  die  Sahlische 
Funktionsprüfung  des  Magens  blieb  nicht  unangefochten.  Sie  gibt 
nach  N.  Zweig  und  A.  Calvo  nur  dann  einwandsfreie  Besultate, 
wenn  das  Fett  des  Probefrühstücks  in  vollkommen  homogener  Weise 
verteilt  bleibt.  Li  Fällen  von  chronischer  Gastritis  und  schwerer 
motorischer  Lisuffizienz  ist  dies  jedoch  nicht  der  Fall.  Bei  Sub- 
azidität  und  Anazidität  ist  die  Probe  nicht  empfehlenswert,  dagegen 
gut  verwendbar  bei  nervöser  Dyspepsie  resp.  zur  Unterscheidung 
von  Atonie  und  alimentärer  Hypersekretion.  Die  quantitative 
Bestimmung  des  Pepsingehaltes  des  Magensaftes  beschäf- 
tigte in  diesem  Jahre  viele  Forscher.  Bereits  von  Pawlow  wurde 
das  einfache  Verfahren  von  Mett  empfohlen  und  nun  mehrfach 
nachgeprüft.  Kropf,  Ewald  und  Schorlemmer  bestätigen  die 
Brauchbarkeit  dieser  Methode.  Dieselbe  beruht  auf  der  Messung 
der  verdauten  Länge  eines  Eiweißzylinders,  welcher  sich  in  einem 
Glasröhrchen  von  bestimmter  Lichtung  und  Länge  befindet  und  der 
Wirkung  des  Magensaftes  ausgesetzt  wurde.    Zur  Messung  der  ver- 


Perkussions- 
aaskultation 
des  Magens. 

Titration  des 
Magensaftes. 


Sahlische 

Funktions- 

pr&fung. 


Quantitative 
Bestimmung 
des  Pepsin- 
gehaltes. 
Mettsches 
Verfahren. 


206  Lorenz. 

Mettsches     dauten  Eiweißlänge  konstruierte  Schorlemmer  ein  kompliziertes 
Verfahren.     Meßinstrument.  Citren  ersetzte  dasselbe  durch  ein  feingeteiltes  Lineal, 
welches  an  die  Eiweißröhrchen  mit  Glaserkitt  befestigt  wird.  Mittels 
einer  Lupe  können  die  verdauten  Eiweißstrecken  genau  abgelesen 
werden.   Nierenstein  und  Schiff  erklären  dagegen  die  M e t tsche 
Methode  für  klinische  Zwecke  absolut  unbrauchbar.     Die  nativen 
Magensäfte  sollen  nämlich  Substanzen  in  verschiedener  Menge  ent- 
halten,  welche   die   Eiweißverdauung   behindern.     Richtige  Werte 
werden  nur  gewonnen,  wenn  die  verdaute  Eiweißsäule  nicht  länger 
als  höchstens  4  mm  ist,  da  nur  auf  solche  Längen  das  Borissowsche 
Gesetz  anwendbar  ist.     Das  ursprüngliche  Verfahren  ergibt  meist 
höhere  Werte.    Erst  bei  IGfacher  Verdünnung  des  Magensaftes  wird 
die  Methode  für  klinische  Zwecke  brauchbar.  Diese  Angaben  werden 
von  0.  Kaiserling  bestätigt,   doch   hält   dieser   die  angegebene 
Modifikation  für  den  klinischen  Gebrauch  weder  erforderlich  noch 
ratsam,  da  auch  mit  derselben  nicht  immer  exakte  Werte  erzielbar 
Quantitative   sind.  Eineneue  Methode  zur  quantitativen  Fepsinbestimmung  er- 
Pepsin-      mittelte  Fr.  Volhard.   100  ccm  der  Thomas -Web  er  sehen  Kasein- 
nach        lösung  werden  mit  Magensaft  und  Wasser  auf  300  com  aufgefüllt,  und 
Volhard.      eine  beliebig  lange,  aber  genau  abgemessene  Zeit  bei  40®  im  Wasser- 
bad digeriert.   Das  Kasein  wird  hierauf  mit  100  ccm  20^/oigerNatriam- 
sulfatlösung  gefallt  und  in  200  ccm  des  Filtrates  die  Azidität  be- 
stimmt.  Hemmende  Einflüsse  wie  beim  Mett sehen  Verfahren  spielen 
Nachweis  von  hier  keine  Bolle.    Behufs  Nachweis  von  makroskopisch  nicht 
Blut  im       erkennbaren  Blutbeimengungen  zum  Lihalt  von  Magen  und 
Darm  befürwortet  Schmilinsky  die  Ueberfuhrung  des  Hämatins 
oder  Hämoglobins    in  Hämatoporphyrin.     Eine    kleine  Menge    mit 
Wasser  verriebener  Fäzes  oder  Mageninhaltes  werden  langsam  zu 
einigen  Kubikzentimeter  konzentrierter  Schwefelsäure  hinzugesetzt. 
In  Glasgefaßen  mifc  planparallelen  Wänden  kann  man  das  Spektrum 
des  Hämatoporphyrins   gut   erkennen.     Die  Probe   ist   scharf  und 
schnell  ausführbar.   Die  empfindlichere  Gua jakprobe  in  der  Modi- 
fikation nach  Weber  muß  jedoch  bei  negativem  Ausfall  auch  noch 
Algen  im      gemacht  werden.    Bei  zweifelhaften  Fällen  ist  es  ratsam,   nur  die 
Magensaft,     p^^^g  ^^  untersuchen.    Endlich  sei  noch  erwähnt,  daß  F.  Kühn  im 

Magensaft  grüne,  entwicklungs^ige  Keime  (Algen)  fand. 
Pl&tBoher-  Die  Bedeutung  des  Plätschergeräusches  und  die  Abhängig- 

gerftnsch.  j^^j^  desselben  von  der  Atonie  und  Gastroptose  steht  noch  immer  in 
Diskussion.  Der  Streit  von  Eis n er  und  Stiller,  welcher  im  vor- 
jährigen Jahrbuche  referiert  wurde,  veranlaßte  P.  Cohnheim  neuer- 
lich zur  Darlegung  seiner  Ansichten.    Er  glaubt,  daß  die  8  tili  ersehe 


Krankheiten  der  Verdauungsorgane.  207 

Atonie  mit  der  Leu  besehen  nervösen  Dyspepsie  identisch  und 
Stillers  Lehre  von  der  geschwächten  Peristole  als  Ursache  der 
Dyspepsie  einstweilen  noch  Hypothese  ist.  Für  die  Atonie  der 
übrigen  Autoren,  d.  h.  für  die  motorische  Lisufiizienz  geringeren 
Grades,  ist  es  allein  entscheidend,  ob  die  Probemahlzeit  in  der 
normalen  Zeit  von  7  Stunden  eliminiert  wird,  somit  das  Plätscher- 
geräusch für  die  Diagnose  der  Atonie  gleichgültig  ist,  wenn  es  nicht 
längere  Zeit  nach  einer  Nahrungsaufnahme  noch  nachweisbar  ist. 
Das  Plätschergeräusch  findet  sich  bei  sehr  vielen  suffizienten  Mägen 
und  bei  ganz  gesunden ;  es  ist  bei  Ptose  und  Vertikalstellung  des  Ma- 
gens, bei  Erschlaffung  der  Bauchdecken  stets  nachweisbar.  Das 
Plätschern  begleitet  jede  Atonie;  aber  nicht  überall  ist  Atonie,  wo 
sich  Plätschern  findet.  Das  Plätschergeräusch  resp.  die  fiihlbare 
Fluktuation  der  Flüssigkeit  im  Magen  ist  ein  vorzügliches  und  ein- 
faches Mittel  zur  Lagebestimmung  der  unteren  Magengrenze.  Für 
die  Praxis  ist  weiterhin  wichtig,  daß  aus  der  Atonie  niemals  eine 
Ektasie  entsteht.  Würde  man  diesen  üblen  Ausgang  der  Atonie  Therapie  der 
fürchten,  so  wäre  schonende  Diät  rationell,  dabei  kann  aber  die  Magenatonie. 
Atonie  nicht  ausheilen,  weil  sie  konstitutioneller  Natur  ist  und  nur 
heilt,  wenn  die  Konstitution  gehoben  wird.  Man  braucht  somit  vor 
einer  Mastkur  bei  Atomkern  nicht  zurückzuschrecken,  dagegen  ist 
die  operative  Behandlung  der  Gastroptose  nicht  anzuraten.  Außer 
dem  Plätschergeräusch  kennt  Fried r.  Crämer  noch  das  Suk-  SakkuBBions- 
kussionsgeräusch,  welches  nicht  durch  Palpation  hervorgerufen  eerftusch. 
wird,  sondern  durch  Schütteln  des  Eumpfes.  Es  läßt  sich  nicht  in 
allen  Fällen  erzeugen,  in  welchen  Plätschern  vorhanden  ist,  und 
setzt  stets  einen  großen,  sehr  schlaffen  Magen  und  schlaffe  Bauch- 
decken voraus.  Crämer  hält  auch  die  motorische  Insuffizienz  fbr 
das  wichtigste  Moment  der  Magenerweiterung  und  ursächlich  fär  die 
Dilatation  derselben  ohne  Pylorusstenose.  Hervorragende  Beachtung 
fand  im  Berichtsjahre  der  chronische  Magensa ftfluß,  ein  Chronischer 
Krankheitszustand  des  Magens,  bei  welchem  sich  größere  Mengen  Magensaftfluß, 
salzsäurehaltigen  Magensaftes  ohne  Beimengung  von  Nahrungsstoffen 
im  nüchternen  Magen  finden.  A.  Albu  erweitert  diesen  Begriff  des 
Magensaftflusses  noch.  Er  findet  nach  Nahrungszufuhr  oft  eine 
erheblich  größere  Menge  von  Magensaft  als  die  Flüssigkeitsmenge 
beträgt,  welche  dem  leeren  Magen  verabfolgt  wurde.  Es  besteht 
also  auch  in  solchen  Fällen  eine  sekretorische  Ueberleistung  der 
Schleimhaut,  welche  Albu  als  Folge  einer  Motilitätsstörung  des 
Magens  auffaßt.  Die  Eigenschaften  des  reinen  Magensekretes  im 
Gegensatz  zum  nüchternen  Rückstand  des  Magens  beschreibt  H.Strauß. 


208  Lorenz. 

Chronischer  Bas  Sekret  beim  typischen  Magensaftfloß  ist  dünnflüssig,  von  Wasser- 
Magensaftfloß.  färbe  oder  leicht  grünlich  gefärbt,  hat  ein  spezifisches  Gewicht  von 
1004—1008  und  zeigt  Eeaktion  auf  freie  HCl.  Gesamtazidität  30 
bis  82,  freie  HCl  15—28.  Der  Gehalt  an  sauren  Phosphaten  (5  bis 
10)  ist  niedriger  als  nach  einer  Frobemahlzeit.  Pepsingehalt  (nach 
Mett)  10—14  mm,  molekulare  Konzentration  0,30 — 0,39*.  Das 
Magensekret  erzeugt  bei  Zusatz  von  Jodlösimg  keine  Verfärbung, 
gibt  keine  Trommersche  Probe  und  keine  Gärungsprobe.  Der  Schich- 
tungsquotient, d.  h.  die  Menge  des  Bodensatzes  im  Verhältnis  zur 
Gesamtmenge,  bleibt  unter  5®/o.    Sarzine   oder  Hefe  in  Sprossung 

Ursache  des   sind  nicht  vorhanden.  Der  Magensaf)£uß  ist  nach  Strauß  die  Folge 

Magensaft-  ^es  irgendwo  am  sezemierenden  Apparate  des  Magens  lokalisierten 
und  irgendwie  bedingten  Reizzustandes,  hat  also  eine  multiple  Actio- 
logie.  Je  nach  dem  Orte  des  Angriffspunktes  des  Beizes  am  sezer- 
nierenden  Apparate  unterscheidet  Strauß  Fälle  mit  intra-  und  solche 
mit  extraventrikulärem  Ursprung.  Bei  der  Entstehung  der  Fälle  der 
ersteren  Art  spielt  das  Ulcus  ventriculi  eine  wesentliche  Bolle.  Die 
eztraventrikulären  Momente  sind  vorwiegend  neurogen,  indem  an 
irgend  einer  zur  Magensafbabscheidung  in  Beziehung  stehenden  Stelle 
des  Nervensystems  eine  Noxe  ihren  Angriffspunkt  nehmen  kann. 
Hämatogene  Faktoren  sind  bisher  noch  nicht  sichergestellt.  Eine 
selbständige  Erkrankung  (B  eichmann  sehe  Krankheit)  ist  der  Magen- 
inter-        saftfluß  niemals.    Vom  chronischen  Magensaftfluß  ist  nach  Albu  der 

mutierender  ^^intermittierende"  scharf  zu  trennen.  Bei  diesen  ist  die  Sekretions- 
'  neurose  nicht  durch  eine  Erkrankung  der  Magenschleimhaut  be- 
dingt, sondern  eine  primäre,  idiopathische,  vom  Zentralnervensystem 
ausgehende.  Albu  vergleicht  diese  intermittierende  Ghistrosukkorrhoe 
mit  paroxysmaler  Tachykardie.  In  diese  Gruppe  gehören  auch  die 
Orises  gastriques  der  Tabiker,  welche  fast  stets  von  intermittierendem 
Magensafbfluß  begleitet  sind.  Nahe  verwandt  ist  eine  funktionelle 
Neurose,  welche  v.  Leyden  als  primäres  periodisches  Erbrechen 
beschrieb,  und  manche  Fälle  von  Migräne.  Streng  abzutrennen  sind 
jedoch  Fälle  von  intermittierendem  Erbrechen  profusen,  stark  sauren 
Mageninhalts,  welche  man  zuweilen  bei  Gastrektasie,  die  auf  benigner 
Pylorusstenose  beruht,  beobachten  kann.  F.  Bleichröder  vermißte 
einen  einheitlichen,  für  Magensaftfluß  charakteristischen  pathologiscli- 
anatomischen  Befund.  Nach  M.  Einhorn  basieren  die  sekretori> 
sehen  Funktionsstörungen  des  Magens  überhaupt  nicht  auf  primären 
Veränderungen  der  Magenmukosa,  sondern  die  anatomischen  Läsionen 
werden  erst  durch  längeren  Bestand  der  Störung  hervorgerufen. 
Einhorn  richtet  bei  Behandlung  der  Sekretionsstörungen  sein  Haupt- 


Krankheiten  der  Verdauungsorgane.  209 

augenmerk  auf  eine  Besserung  des  Allgemeinzustandes  und  zieht  erst  Therapie  der 
in  zweiter  Linie  spezielle  Maßnahmen  in  Betracht.  Bei  Darreichung  Sokretlons- 
von  50—200  g  Olivenöl  an  Magenkranke  mit  Hyperazidität  be- 
obachtete Walke  eine  Verzögerung  der  Salzsäureausscheidimg,  ohne 
Verminderung  der  Sekretmenge  und  der  motorischen  Leistungsfähig- 
keit. Leichtverdauliche  Fette  stören  auch  die  Proteolyse  und  die 
Stärkeverdauung  nicht.  Bei  Hyperazidität  und  Hypersekretion  emp- 
fiehlt er  daher  die  gleichzeitige  Verabreichung  von  Fetten  und  Kohle- 
hydraten. Auch  die  Stuhltätigkeit  wird  bei  Oeldarrreichung  ge- 
fördert. Sicherer  und  angenehmer  als  die  Oelbehandlung  ist  nach 
L.  Fischel  bei  Hyperazidität  die  Darreichung  pegninisierter  Milch 
(Pegnin  ist  reines,  unzersetztes  Labferment),  welche  große  säure- 
bindende Kraft  besitzt. 

Als  eigenartiges  Krankheitsbild  beschreiben  H.  Surmont  und 
G.  Leart  die  „Hyperchlorhydrie  k  forme  diarrhöique".  Die-  Hyperchloi^ 
selbe  kann  in  Form  paroxysmaler  Anfalle  oder  in  chronischer  Form  ^y^o^^ome 
verlaufen.  Die  erste  Art  charakterisiert  sich  durch  verschiedene, 
meist  lebhafke  Schmerzen  in  der  Magengrube  oder  der  Nabelgegend, 
welche  einem  heftigen  Stuhldrang  weichen.  Die  Entleerungen  sind 
flüssig  imd  gleichen  gewöhnlichen  diarrhöischen  Stühlen  mit  oder 
ohne  Lienterie.  Nach  reichlicher  Defiikation  tritt  statt  Erleich- 
terung ein  Zustand  der  Erschöpfung  und  Brechneigung,  ähnlich  wie 
bei  Seekrankheit,  ein.  Die  chronische  Form  der  „Hyperchlorhydrie 
diarrhöique"  dauert  Wochen,  Monate  und  Jahre.  Die  Diarrhöen  treten 
meist  in  frühester  Morgenstunde  oder  nach  den  Mahlzeiten  ein  und 
sind  sehr  schmerzhaft.  Die  Schmerzen  sitzen  meist  um  den  Nabel 
und  können  von  einem  brennenden  Schmerz  im  Epigastrium  be- 
gleitet sein.  Häufig  reagieren  die  Entleerungen  sauer.  Die  Pro- 
gnose und  Therapie  deckt  sich  mit  der  gewöhnlichen  Hyperchlor- 
hydrie.  Die  Diagnose  kann  nur  durch  chemische  Untersuchung  des 
Mageninhaltes  gestellt  werden.  Die  Diarrhöe  ist  nach  Ansicht  der 
Autoren  durch  eine  Lisuffizienz  des  Pylorus  bedingt  und  kann  als 
Schutzmaßregel  des  Intestinums  gegen  den  hyperaziden  Magensaft 
angesehen  werden,  welcher  eine  vermehrte  Peristaltik  hervorruft. 

M.  Hepp  versuchte  zuerst  den  fehlenden  menschlichen  Magensaft  Dyspeptine. 
bei  gewissen  Magenerkrankungen  durch  einen  künstlich  gewonnenen 
mit  Erfolg  zu  ersetzen.  lieber  die  Verwendbarkeit  desselben  bei 
Magenkranken  berichtet  L.  C.  Mayer.  Der  reine,  natürliche  Magen- 
saft, vom  lebenden  Schwein  durch  eine  Magenfistel  gewonnen,  Dys- 
peptine genannt,  ist  dem  menschlichen  sehr  nahe  stehend,  gut 
haltbar  und  der  Geruch  und  Geschmack  kaum  unangenehm.  Bei 
Jahrbuch  der  praktischen  Mediziii.    1904.  14 


210 


Lorenz. 


Dyspeptine. 


Hyperaziditftt 

und  hamsanre 

Diathese. 

Gastroptose  in 
Württemberg. 


Behandlung 

der 
Motilit&tB- 
störnngen. 

SensibiUt&tB- 
neuroBen. 


empfindlichen  Patienten  kann  man  das  Mittel  mit  Pfefferminzessenz, 
Zitronensaft  oder  Bier  reichen.  Man  gibt  am  besten  während  und 
nach  jeder  Mahlzeit  je  15  ccm  Dyspeptine.  Bei  allen  akuten  nnd 
chronischen  Magenerkrankungen  mit  verminderter  oder  völlig  fehlen- 
der Salzsäuresekretion,  dann  als  appetiterregendes  Mittel  bei  Tuber- 
kulose und  Anämie  bewährte  sich  das  Mittel  nach  dem  Verfasser 
vorzüglich. 

Auf  das  häufig  gleichzeitige  Vorkommen  von  Hyperazidität  und 
harnsaurer  Diathese  verweist  Leop.  Fischel  und  sieht  als  deren 
gemeinschaftliche  Ursache  die  ausschließliche  Fleischnahrung  an. 

In  Württemberg  beobachtete  A.  Denn  ig  bei  einer  außer- 
ordentlichen Zahl  von  Personen  (unter  2063  60^/o)  eine  Dislokation 
des  Magens  ohne  Vorhandensein  subjektiver  Beschwerden.  Bei  den 
Männern  konnte  die  Gastroptose  auf  das  Tragen  eines  schmalen 
Leibriemens  zurückgeführt  werden.  Weiber  zeigten  öfter  Gastro- 
ptose als  Männer  (75,4*/o  gegen  29,7®/o).  Auch  bei  den  Weibern 
kann  die  unzweckmäßige  Kleidertracht  (Korsett  und  Hockbänder) 
fiir  das  Zustandekommen  dieser  Anomalie  beschuldigt  werden.  Auch 
die  rasche  Abnahme  des  intraabdominellen  Druckes  durch  häufig 
aufeinanderfolgende  Geburten  und  unzweckmäßiges  Verhalten  im 
Puerperium  ist  ätiologisch  hervorzuheben. 

Zur  Behebung  dermotorischen  Insuffizienz  des  Magens 
ist  nach  v.  Mering  die  Einnahme  der  rechten  Seitenlage  eine  Stunde 
lang  nach  der  Mahlzeit,  bei  Hypermotilität  und  Bulimie  die  linke 
Seitenlage  zu  bevorzugen. 

Zu  den  Sensibilitätsneurosen  des  Magens  gehören  2  Fälle 
von  A.  St  au  der.  Der  1.  Fall  war  eine  sog.  ^^Belastungshyperästhesie^, 
wo  Erbrechen  nach  der  geringsten  Einnahme  neben  heftigen  Schmerzen 
auftrat,  imd  der  2.  ein  Fall  von  Akorie  mit  schwerer  Anorexie.  Es 
handelte  sich  hier  um  zwei  verschiedene  Neurosen,  das  Fehlen  des 
Sättigungsgefühls,  i.  e.  einer  Anästhesie  der  im  Magen  befindlichen 
Nerven  und  eine  vollständige  Ausschaltung  und  Erschöpftmg  des 
Hungerzentrums,  das  in  der  Medulla  oblongata  liegt.  Den  mit  Er- 
brechen einhergehenden  Husten  der  Phthisiker  beziehen  A.  Mataien 
und  J.  Ch.  Eoux  auf  eine  Erregung  des  Plexus  solaris  und  des 
Vagus  durch  den  Mageninhalt.  Der  hierdurch  hervorgerufene  Husten 
bewirkt  reflektorisch  das  Erbrechen  und  dadurch  die  Entfernung 
des  Reizes.  Die  Ernährung  leidet  hierdurch  außerordentlich.  Zar 
Vermeidung  dieser  Schädigung  sollen  nach  jeder  Mahlzeit  kleine 
EispiUen,  Chloroform-  oder  Bromoformwasser  oder  Menthol  gereicht 
werden.    Die  Erfolge  sind  fast  untrüglich.    Die  Magenbeschwerden 


Krankheiten  der  Verdauungsorgane. 


211 


der  Tuberkulösen,  insbesondere  die  Schmerzen  im  Epigastrium,  das 
durch  den  Hustenakt  unbeeinflußte  Erbrechen,  können  durch  eine 
Kost,  welche  die  Magenschleimhaut  wenig  reizt,  gelindert  werden. 

Einhorn  gründete  auf  das  Vorkommen  von  blutig  tingierten 
Schleimhautstückchen  des  Magenspülwassers  ein  Ejrankheitsbild, 
welches  er  ^^hämorrhagische  Erosionen  des  Magens^^  be- 
nannte und  mit  den  Zeichen  einer  Gastritis  vergesellschaftet  fand. 
H.  Eisner  hält  die  Aufstellung  eines  solchen  Erankheitsbildes  nicht 
far  berechtigt  und  faßt  ähnliche  Fälle  als  abweichende  Formen  einer 
chronischen  Gastritis  auf,  da  er  blutige  Schleimhautstückchen  am 
häufigsten  bei  dieser  Erkrankung  fand. 

Die  Literatur  über  das  Ulcus  ventriculi  ist  wieder  äußerst 
reichhaltig.  Vedora  fand  bei  Verletzungen  des  Plexus  coeliacus 
oder  seiner  Brustwurzeln  (Splanchnici)  in  der  Magenwand  von  Hunden 
ähnliche  ulzerative  Veränderungen  wie  beim  Ulcus  des  Menschen 
und  machte  diesbezügliche  Eückschlüsse  auf  die  Pathogenese  des 
Ulcus  ventriculi.  Lustig  hatte  jedoch  selbst  bei  Exstirpation  des 
ganzen  Plexus  solaris  einen  negativen  Befund.  D.  Duckworth  und 
H.  T.  Butlin  glauben  im  Hinblick  auf  einen  wegen  Hämatemesis 
operierten  FaU,  daß  Magengeschwüre  häufig  mit  Erosionen  der  Schleim- 
haut beginnen.  In  besagtem  Fall  fand  sich  kein  Ulcus,  sondern  ein 
großes  Gebiet  von  rosenroter  Färbung  in  der  Nähe  des  Pylorus  an 
der  großen  Kurvatur,  auf  welchem  mehrere  kleine  Exkoriationen, 
Fissuren  und  minimale  Oeffiaungen,  aus  denen  Blut  hervorquoll, 
sichtbar  waren.  Bei  solchen  Erosionen  kommt  es  meist  zu  plötz- 
lichen, profusen  und  repetierenden  Blutungen  ohne  längere  vorherige 
Beschwerden  und  ohne  Fieber.  Als  wertvolles  diagnostisches 
Hilfsmittel  bei  Ulcus  ventriculi  in  denjenigen  Fällen,  wo 
die  bisher  übliche  Palpation  des  Magens  vollständig  versagt,  be- 
trachtet F.  Mendel  die  direkte  Perkussion  des  Epigastriums.  Man 
fuhrt  mit  dem  Perkussionshammer  leichte,  kurze  Schläge  auf  die 
Magengrube  bei  möglichst  entspannter  Bauchdecke.  Bei  Vorhanden- 
sein eines  Ulcus  findet  man  eine  ziemlich  scharf  begrenzte  Zone, 
welche  selbst  bei  leisester  Perkussion  schmerzhaft  ist.  Die  hervor- 
gerufene Erschütterung  pflanzt  sich  wellenförmig  nach  allen  Bichtungen 
hin  fort  und  erreicht  als  ein  schmerzerzeugender  Beiz  das  Magen- 
geschwür, wo  es  auch  immer  seinen  Sitz  hat.  Okkultes  Blut  in  den 
Fäzes  wird  nach  J.  Boas,  entsprechend  dem  früher  besprochenen 
Verfahren,  nachweisbar,  wezm  die  Patienten  im  Verlaufe  ihrer 
Krankheit  kurz  vorher  über  Magenschmerzen  klagten,  ohne  daß  eine 
typische  Ulcuskur  eingeleitet  wurde.    Wenige  Tage  nach  absoluter 


H&mor- 

rhagische 

Erosionen 

des  Magens. 


Ulcus 
ventriculi. 


Diagnostik 
des  Ulcus. 


212 


Lorenz. 


Diagnostik 
des  Ulons. 


Therapie 
des  ülons. 


Oelknr. 


Therapie 
der  Ulcns- 
hlntnng. 


Chimrgische 
Behandlung. 


Milchdiät  mißlingt  dagegen  der  Blntnachweis  in  der  Regel.  Fällt 
derselbe  jedoch  trotz  strenger  ülcusdiät  nach  längerer  Zeit 
positiv  aus,  so  besteht  Verdacht  auf  Karzinom.  Aus  diesem 
Grunde  soll  deshalb  stets  öfters  untersucht  werden.  Rolleston 
und  Lex-Blake  beobachteten ,  daß  27  ^/o  ihrer  Patienten, 
welche  an  Magengeschwüren  litten,  trotz  ausschließlicher  Rektal- 
emährung  erbrachen.  Sie  deuteten  dieses  Erbrechen  als  Reflex- 
Vorgang,  welcher  durch  die  Klistiere  ausgelöst  wurde.  M.  Wagner 
verwirft  bei  Behandlung  des  Magengeschwürs  die  allzu- 
reichliche Zuftihr  von  Milch,  da  hierdurch  der  Magen  ausgedehnt 
wird  und  beftbiwortet  neben  der  stets  notwendigen  Bettruhe  eine 
konzentrierte  Eiweißnahrung  behufs  Bekämpftmg  der  Hyperchlor- 
hydrie.  Bereits  am  Tage  der  Blutung  erhalten  die  Kranken  200 
bis  300  ccm  geeiste  Milch  und  1  —  3  geschlagene,  frische  Eier. 
Außerdem  wird  2— 3mal  täglich  2  g  Bismutum  subnitricum  gereicht. 
60  Fälle  von  blutenden  Magengeschwüren  wurden  mit  dieser  Therapie 
geheilt.  K .  W a  1  k o  reicht  bei  Ulcus  ventriculi  Olivenöl  zuerst 
eßlöffelweise,  bei  Ausspülung  des  Mundes  mit  irgend  einem  Mund- 
wasser, und  steigert  die  Dose  allmählich  bis  auf  50  ccm  (dmal  täg- 
lich). Bei  unbezwinglichem  Ekel  wurden  100 — 200  ccm  Oel  tägUch 
in  Form  feinster  Emulsion  durch  eine  weiche  Sonde  eingegossen. 
Dieses  Verfahren  wird  so  lange  angewendet,  bis  die  schweren  Er- 
scheinuDgen  sistieren  (3—6  Tage).  Bei  reinem  Oel  treten  keine 
Diarrhöen  auf.  Eine  parallel  laufende  Wismutbehandlung  ist  stets 
von  Vorteil.  Die  günstige  Wirkung  des  Olivenöls  ist  hauptsächlich 
eine  mechanische,  da  dasselbe  einen  Schutz  für  das  Ulcus  bildet, 
indem  es,  in  innigen  Kontakt  mit  demselben  kommend,  dasselbe 
deckt,  die  Reizwirkung  des  sauren  Mageninhalts  abhält  und  so  eine 
schnelle  Heilung  des  Geschwürs  anbahnt.  Rolleston  läßt  anferngs 
weder  Wasser  noch  Eis  verabfolgen,  nimmt  aber  10 — 14  Tage  Mast- 
darmspülungen mit  lauem  Wasser  vor  und  appliziert  Nährklistiere 
(4mal  täglich  800—600  ccm  Ochsenserum  mit  Stärke  und  Glukose 
oder  Leu  besehe  Fleischsolution).  Sehr  wichtig  ist  stets  eine  strenge 
Mundpflege.  Bei  Magen-  und  Duodenalblutungen  sah  M.  Einhorn 
guten  Erfolg  durch  subkutane  Injektionen  einer  Lösung  von  Adrena- 
linchlorid (1  :  3000).  Rolleston  reichte  ebenfalls  Adrenalin,  aber 
per  OS  und  gleichzeitig  4  g  Chlorkalzium  per  rectum.  Die  Dauer- 
erfolge der  internen  Therapie  des  Ulcus  sind  nicht  immer  befriedigend. 
Eine  Zusammenstellung  von  J.  Schulz  über  157  intern  behandelte 
Fälle  weist  64^/o  Dauererfolge  und  7,6'/o  Todesfelle  auf.  A.  Carleß 
schätzt  die  Sterblichkeit,  auch  bei  bester  interner  Behandlung,  auf 


Krankheiten  der  Terdauungsorgane. 


213 


15°/o.  Er  rät  zur  Operation  bei  allen  persistierenden  oder  trotz 
scheinbarer  Heilung  rezidivierenden  Geschwüren  und  bei  öfter  wieder- 
kehrenden Blutungen.  Bei  einem  perforierten  Ulcus  beobachtete 
F.  Weber  deutlichen  Stimm&emitus  über  dem  ganzen  Abdomen, 
besonders  im  Epigastrium.  Er  glaubt  jedoch  selbst,  daß  dieses 
Symptom  von  Vorhandensein  freien  Gases  in  der  Peritonealhöhle  nur 
in  Ausnahmsfallen  beim  Zusammentreffen  von  einer  ganzen  Beihe 
von  Bedingungen  zu  finden  ist.  Den  seltenen  Fall  einer  doppelten 
Perforation  des  Magens  durch  Ulzera  beschreibt  L.  Keays.  Eine 
übersichtliche  Zusammenstellung  von  460  operativ  behandelten  Fällen 
von  perforierenden  Magen-  xmd  Duodenalgeschwüren  liefert  F.  Brun- 
ner. Die  Ulcusperforation  scheint  in  England  auffallend  häufig  zu 
sein  (265  Fälle  gegen  81  in  Deutschland). 

Im  Hinblick  auf  einen  beobachteten  Fall  verwirft  E.  Fuchsig 
die  Ansicht  Nitzsches,  daß  die  diffusen  septischen  Magen- 
blutungen  Folge  einer  durch  Wirkung  der  Toxine  hervorgerufenen 
Schleimhautnekrose  sind.  Ueber  den  in  der  Schleimhaut  vorhandenen 
Blutaustritten  erwies  sich  die  Schleimhaut  unverändert.  Die  Blutungen 
werden  als  hochgradige  Diapedese,  welche  durch  die  Toxine  bewirkt 
wird,  aufgefaßt. 

Fibröse  Magen-  und  Darmstrik'turen  auf  sicherer  syphi- 
litischer Basis  beobachtete  Heinr.  Groß  in  2  Fällen.  Interessante 
Aufschlüsse  über  die  Pathologie  des  segmentierten  Magens  erteilt 
Wullstein.  Neben  dem  erworbenen  Sanduhrmagen  unterscheidet 
er  auch  einen  angeborenen.  Bei  zahlreichen  Föten  fand  er  zum 
Teil  mehrfache  Einschnürungen.  Bei  gutartigen  Magenstenosen  hält 
Alfr.  Hermann  die  Gastroenterostomie  für  die  Normaloperation 
und  will  die  G^stroplastik  nur  ftlr  wenige,  streng  ausgewählte  Fälle 
beschränkt  wissen. 

Zur  Diagnose  des  Magenkarzinoms  schlägt  H.  Salomon 
eine  vöUige  Reinwaschung  des  Magens  und  am  nächsten  Morgen 
eine  2malige  Spülung  mit  400  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung 
vor.  Die  zurückgeheberte  Flüssigkeit  gibt  beim  Vorhandensein  eines 
Magenkarzinoms  mit  Eßbachschem  Beagens  mindestens  eine  Trübung 
und  ihr  8ticksto£Pgehalt  beträgt  (nach  Kjehldahl)  20  mg  in  100  ccm 
Waschwasser.  Diese  Methode  bedarf  allerdings  noch  genauer  Nach- 
prüfung, da  voraussichtlich  intensive  chronische  Katarrhe  ebenfalls 
zu  beträchtlicher  Eiweißausscheidxmg  auf  die  Magenoberfläche  führen. 
M.  Einhorn  schließt  aus  im  Spülwasser  vorgefundenen  Schleimhaut- 
stückchen des  MagenS)  daß  die  Diagnose  eines  Karzinoms  nur  imter 
besonders  günstigen  Umständen  aus  dem  Befund  eines  Magenschleim- 


Ulcufl- 
perforation. 


DifftLse 

septische 

Magenblutang. 


Luetische 

Magen- 

strikturen. 

Pathologie 

des  Sandohr- 

magens. 

Operation  bei 
Magenstenose. 


Diagnose  des 

Magen- 

kaninoms. 


214  Lorenz. 

Diagnose  des  hautstückchens  gestellt  werden  kann  und  zwar  nur,  wenn  ein  direktes 

Maxell-      Hineinwuchem  von  Epitkelzellen  in  die  Drusensubstanz  beobachtet 
karzinoms. 

werden  kann.    Emerson  fand,  daß  bei  Zusatz  von  Karzinomteilchen 

zu  normalem  Magensaft,  resp.  Pepsinsalzsäurelösungen  die  Spaltung 
des  Eiweißes  derart  verändert  wird,  daß  der  Beststickstoff  und  der 
Stickstoff  der  Aminosäuren  über  den  Albumosenstickstoff  überwiegt. 
Glaeßner  brachte,  gestützt  auf  diese  Versuche,  zu  normalem  Magen- 
saft ein  Stück  Karzinom.  Infolge  autolytischer  Vorgänge  trat  in 
kurzer  Zeit  eine  so  weitgehende  Spaltung  der  Eiweißkörper  ein, 
daß  die  Tryptophanreaktion  deutlich  wurde.  Magensaft  oder  Magen- 
inhalt karzinomatöser  Mägen  gab  diese  Eeaktion  dagegen  nicht 
konstant.  Auch  Volhard  fand  sich  in  gleicher  Hoffnung  getäuscht. 
Majo  Bobson  hält  die  Frühdiagnose  des  Karzinoms  für  selten 
möglich  und  beantragt  in  zweifelhaften  Fällen  stets  die  Vornahme 

Blatbefnnd  bei  der  Probelaparotomie.  Kurpjuweit  beschäftigte  sich  mit  der  Blut- 
^"r^^BüST  Untersuchung  bei  Magenkarzinom  und  fand  in  einem  Falle  einige 
Tage  vor  dem  Exitus  bei  plötzlicher  Verschlechterung  des  Allgemein- 
befindens ein  Herabsinken  der  polynukleären  Leukozyten  von  67 
auf  32  ^/o  xmd  einen  Anstieg  mononukleärer  Zellen  von  3  auf  dS^/o. 
Letztere  waren  teilweise  sehr  groß  (2mal  so  groß  als  eine  normale 
polynukleäre  Zelle  mit  einem  Durchmesser  von  0,0238  mm).  Der 
Kern  war  rund  oder  zwerchsackartig,  das  Protoplasma  von  waben- 
artiger Struktur  mit  spärlichen  neutrophilen  Granulationen.  Nach 
Annahme  des  Autors  produzierte  das  schmierig  zerfallene  Karzinom 
Toxine,    welche    die    Aenderung    des    Blutbefundes    hervorriefen. 

Darmstenosen  Yt.  Kaufmann  beobachtete  als  Komplikationen  im  Verlaufe  des 
des  Magen-    Magenkr.ebses  Darmstenosen.    Der  1.  Fall  betraf  ein  Pylorus- 
krebees.      karzinom    mit    gleichzeitigen    Symptomen    einer    Dickdarmstenose. 
Drüsenmetastasen  infiltrierten  das  Ligamentum  gastrocolicum ,   wo- 
durch es  zu  Verkürzung  und  Schrumpfung  dieses  Ligamentes  kam. 
Durch  den  Magentumor  wurde  die  Wand  des  Colon  transversum 
stark  nach  innen  eingebuchtet  und  das  Lumen  hochgradig  verengt.  In 
einem  2.  Falle  handelte  es  sich  um  ein  stenosierendes  Kardiakarzinom 
mit  gleichzeitiger  Pylorusstenose  infolge  von  Kompression  durch  kar- 
zinoinatöse  Drüsenmetastasen.  A .  W.  N  ü  t  h  a  1 1  und  J.  G.  E  m  a  nu  e  1 
Diffase       beschreiben  3  Fälle  von  diffuser  karzinomatöser  Infiltration 

^^^^®'^*^"  des  Magens.    Einen   Gallertkrebs   des   Magens   mit   Durchbruch 
Infiltration     .       _^      ,  ,   ,       ,•..-«       ,  i     i      ^        ,    .  ,   ^t  ,      /.« 

des  ICagens.   u^s  Duodenum  und  durch  die  Bauchdecke  beschrieb  Westenhö f f  e  r. 

Eine  übersichtliche  Zusammenstellung  von  264  Fällen  von  Magen- 
krebs mit  interessanter  statistischer  üebersicht  über  die  Lebensdauer 
nicht  operierter  und  operierter  Karzinome  lieferte  Schönholze r. 


Krankheiten  der  Yerdauungsorgane.  215 

Die  Gastroenterostomie  verlängert  das  Leben  nur  um  etwa  100  Tage. 
L.  Burkhardt  verweist  auf  die  großen  operativen  Erfolge  der 
Magen  Chirurgie  der  Jetztzeit,  welche  durch  ausgebildete  Technik,  Erfolge  der 
präzise  Diagnosenstellung  und  rechtzeitige  Ausfuhrung  der  Operation  c|,i^gig 
Hervorragendes  leiste.  Neben  den  traumatischen  Verletzungen  sind 
hauptsächlich  das  Ulcus  ventriculi  und  seine  Folgezustände  und  die 
Karzinome  die  Ursache  zur  Vornahme  einer  Operation,  seltener  in- 
dizieren die  sog.  primären,  idiopathischen  Magendilatationen,  die 
Gastroptose  imd  die  idiopathische  Pylorushypertrophie  des  Kindes- 
alters einen  derartigen  Eingriff.  Wenig  geeignet  für  eine  operative 
Behandlung  ist  die  atonische  Form  der  idiopathischen  Magendila- 
tation, die  auf  einer  primären  Insuffizienz  der  Muskulatur  beruht. 
Die  Gastropezie,  d.  h.  die  Annähung  des  Magens  in  seine  normale 
Lage  an  die  vordere  Bauchwand,  zur  Heilung  der  Gastroptose,  ist 
nur  für  hochgradige  Fälle  empfehlenswert. 

Die  Kasuistik  der  selteneren  Magentumoren  ist  nur  wenig  be-  MagenBarkom. 
reichert  worden.  Moser  berichtet  über  einen  Fall  von  Myosarkom 
des  Magens  bei  einer  seit  20  Jahren  magenkranken  Patientin.   Drei 
mit  Erfolg  operierte  Fälle  von  Myosarkom  beschrieb  Moser  und 
Miodowski   ein  mannskopfgroßes   Sarkom  der  Bursa  omentalis, 
welches  von  dem  subserösen  Peritonealgewebe  der  Magenhinterwand 
seinen  Ausgang  nahm.    Interessant   war   auch   ein  Magenmyom  Magenmyom. 
desselben  Autors  mit  tödlichen  Blutungen   bei  einer  Frau,   deren 
Uterus  wegen  Myom  vor  mehr  als  einem  Jahre  exstirpiert  worden       Haar- 
war.  Endlich  berichtet  noch  G.  Ekehorn  über  zwei  nach  Operation   ^g**^^^^** 
geheilte  Fälle  von  Haargeschwulst  des  Magens. 

Darm.    Die  funktionelle  Diagnose  des  Darmes  kann,  FnnktioneUe 
ebenso  wie  beim  Magen  (Probediät),   ohne   genaue  Untersuchung    des^rmB. 
der    Fäzes    unter    gleichen    Versuchsbedingungen     nicht    gestellt 
werden.   Dies  betont  neuerdings  Pariser  und  modifiziert  zu  diesem 
Zwecke  die  von  Schmidt  und  Strasburger  angegebene  Probediät, 
um  sie  allgemein  durchführbar  zu  machen.    Die  Probemahlzeit  wird 
von  den  bereits  im  Darme  befindlichen  Ingesta  durch  Karmin  ab- 
gegrenzt.   Die  Stuhluntersuchung  wird  von  Pariser  ebenfalls  in 
einzelnen  Punkten  vereinfacht.    Bezüglich  des  Vorhandenseins  von  Dlagnostisohe 
Schleim  in  den  Stühlen  findet  Pariser,  daß  mikroskopische  Bei-    ^^g^p^^ 
mengungen,   wie  sie  bei  Triazidfärbung  des  Stuhles   nachweisbar     schleims. 
sind,  nichts  Abnormes  bedeuten,  ebensowenig  makroskopische  kleine 
Schleimfetzchen.      Dagegen    sind    alle    bedeutenderen    Schleimbei- 
mengungen für  Katarrh  pathognostisch.  Aus  der  Form  des  Schleimes 


216  Lorenz. 

Diagnofltisohe  ist  eine  Diagnose  auf  den  Ursprung  desselben  möglich.     Gb^ßere 
Bedeutung    glasige   Klümpchen   oder   dicke   Auflagerungen    auf   festem  Stuhl 
flchleims.     sprochen  f&r  Dickdarmkatarrh;  mikroskopisch  findet  sich  dabei  Ein- 
lagerung von  verschollten,  mit  Seifen  imbibierten  Zellen.    Dagegen 
sind  kleinfetzige,  mit  dem  Kote  gemischte  Schleimpartikel  für  Dünn- 
darmkatarrh charakteristisch,  namentlich  wenn  sie  viele  Bakterien 
enthalten  oder  gallig  geftrbt  sind.    Ein  sicheres  Merkmal  für  Dick- 
darmkatarrh ist  die  Einlagerung  von  Bilirubinkömem  oder  Fettsäure- 
nadeln  in  den  Schleim. 
Spastische  Singer  beschreibt  eine  spastische  Obstipation  als  isolierte 

Obstipation.  ^^^^^  selbständige  Erkrankung,  nicht  bloß  als  Teilerscheinung  von 
Hysterie  oder  Neurasthenie,  die  er  durch  kalmierende,  krampf  lösende 
Maßnahmen  behandelt,  wobei  er  die  Fle  in  ersehen  Oelklysmen, 
Einführung  von  Bougies  in  den  Mastdarm  und  hydriatische  Prozeduren 
Sigmoiditis.  empfiehlt.  Bittorf  beschreibt  eine  Sigmoiditis  acuta,  durch 
Kotstauung,  die  sich  durch  Druckempfindlichkeit,  zirkumskripte, 
walzenförmige  Resistenz  der  erkrankten  Darmpartie  charakterisiert 
und  mit  Fieber  einhergeht.  Auch  Abszeßbildxmg  wird  beobachtet. 
Aus  dem  Darme  erfolgen  nach  dunkeln  schaf kotähnlichen  Fäkal- 
massen reichliche  breiige,  schleimige  Entleerungen.  Edlefsen  ^Eißt 
diese  Erkrankung  als  besondere  Form  der  lokalisierten  Peritonitis 
Tumoren  der  auf.    Ewald  bespricht  die  DifPerentialdiagnose  verschiedener  Tumo- 

Regio  üiaca   ^^^^  ^^^  Regio  iliaca  sinistra:  Kottumoren,  G^llensteiae,  Darm- 
sinistra.  ®  '  ' 

steine,  Fremdkörper,  dann  dauernd  anwesende  Tumoren,  von  welchen 

solche  innerhalb  und  außerhalb  des  Darmes  unterschieden  werden, 
weiterhin  spastische  Kontrakturen  des  Kolons,  tuberktüöse  und 
dysenterische  Prozesse,  auch  zirkumskripte  Peritonitiden  mit  Ver- 
klebung von  Darmschlingen  zu  einem  Konvolut.  Oraul  bestätigt 
Colitis       den  Befund  von  Boas  von  gleichzeitigem  Auftreten  einer  Enteritis 

^^J^^^^^  membranacea  bei  Dickdarmkarzinom.    In  diesen  Fällen  muß 
oei  xiioKoam' 

karzinom,  die  Bildung  der  Schleimmembranen  auf  eine  entzündliche  Gewebs- 
veränderung zurückgeführt  werden,  da  ja  in  der  Umgebung  karzinoma- 
töser  Prozesse  stets  Entzündung  der  Mukosa  gefunden  wird,  wo- 
gegen dieselben  beim  gewöhnlichen  Bilde  der  Enteritis  membranacea 
durch  Druck  festsitzender  Kotballen  auf  katarrhalische  Schleimhaut 
gebildet  werden.  Bernard  fand  in  6— 9®/o  der  Fälle  von  Colitis 
—  bei  membranacea  sichere  Erkrankung  des  Wurmfortsatzes. 
^^iuSran«^  V.  Aldor  empfiehlt  als  radikalste  Methode  zur  Behandlung  des 
chronischen  primären  Dickdarmkatarrhs,  auf  welchen  weder 
medikamentöse,  noch  Bäderbehandlung  von  wesentlichem  Einflüsse 
ist,  hohe  Eingießungen  mit  warmem  (wenigstens  45  °  C.)  Karlsbader 


Erankheiten  der  Verdauungsorgane. 


217 


Wasser,  worauf  er  eine  durch  mehrere  Stunden  währende  Einwirkung 
höherer  Wärmegrade  auf  den  Bauch  mittels  Thermophor  empfiehlt, 
um  die  Schmerzen  nach  der  Eingießung  zu  beheben  und  die  Flüssig- 
keit durch  Herabsetzung  der  Peristaltik  lange  Zeit  zurückzuhalten. 
Gegen  die  Möglichkeit  solcher  hoher  Eingießungen,  wie  sie  das 
Aid or sehe  Verfahren  verlangt,  spricht  sich  Boas  aus  und  macht 
auch  auf  die  Gefahren,  die  eine  so  große  Menge  von  Flüssigkeit 
(3  1  und  mehr)  auf  einen  atonischen  Darm  ausüben  muß ,  aufmerk- 
sam. Mathieu  und  Roux  halten  den  übertriebenen  Gebrauch  von 
Darmauswaschungen  bei  Darmerkrankungen  deshalb  för  unzuträglich, 
weil  dieselben  Spasmen  im  Kolon  erzeugen.  Delherm  empfiehlt 
zur  Behandlung  verschiedener  Darmaffektioneu  die  Anwendung  des 
galvanisch-faradischen  Stromes  und  zwar  bei  der  primären  habituellen 
Obstipation,  insbesondere  bei  Fällen  mit  Schafkotstuhl  und  bei 
Colitis  membranacea.  Zur  Behandlung  infektiöser  Diarrhöen 
schlagen  Combemale  und  Magum  Methylenblau  vor.  Zur  Herab- 
setzung der  gesteigerten  Darmperistaltik  der  Kolikschmerzen  und 
Verminderung  der  Hypersekretion  der  Darmschleimhaut  empfiehlt 
Helfer  Abrotanolpastillen.  Todd  hat  durch  Injektion  eines  lös- 
lichen Toxins  von  Dysenteriebazillen  bei  Pferden  ein  Antitoxin  ge- 
wonnen, von  dem  er  eine  vorläufige  Mitteilung  macht.  Clemm  be- 
richtet über  günstige  Erfolge  der  Behandlung  von  Dickdarmerkran- 
kungen, namentlich  von  Enteritis  membranacea  mit  kleinen 
Einlaufen  von  Gelatosesilbemitrat-  (Albargin-)  Lösungen  in  einer 
Konzentration  von  0,4  g  auf  */*  1  körperwarmen  Wassers,  die  er  über 
Nacht  im  Darme  beläßt.  Froussard  gibt  frir  die  Enteritis  mem- 
branacea ein  ausführliches  Nahrungsregime  an.  Die  Behandlung 
der  Colitis  ulcerosa  erhielt  durch  Boas  eine  wertvolle  Be- 
reicherung. Nach  Anlegung  einer  Zökalfistel  wurden  vom  Rektum 
und  von  der  Fistel  aus  adstringierende  Spülungen  vorgenommen,  die 
zur  Heilung  des  ulzerösen  Prozesses  fahrten.  Primäre  Darm- 
tuberkulose ist  bei  Kindern  eine  häufige  Erkrankung.  Sie  kann, 
wie  Wagener  an  28  Fällen  erweist,  häufig  auf  den  Darm  und  die 
Mesenterialdrüsen  lokalisiert  bleiben  und  ohne  dem  Körper  größeren 
Schaden  zuzufügen,  ausheilen,  sich  aber  in  anderen  Fällen  weiter- 
verbreiten und  zu  allgemeiner  Tuberkulose  führen.  Viszerale 
Syphilis  kann  ihren  Ausgang  von  den  Lymphdrüsen  des  Mesen- 
teriums, des  Betroperitonealraumes,  oder  der  Porta  hepatis  nehmen 
und  daselbst  zu  Gummabildung  führen,  welche,  wie  3  Fälle  von 
Quincke  lehren,  Pylorusstenose,  GallensteinkolikanflQle  oder  Kom- 
pression von  Gallengang  und  Pfortader  verursachen  können,  die  erst 


Behandlung 

des 

ohronisohen 

Dickdarm- 

katarrhs. 


Behandlang 

der 

infektiösen 

Diarrhoe 

und 

Dysenterie. 


Behandlang 
der  Enteritis 
membranacea. 


Behandlang 

der  Colitis 

alcerosa. 


Primäre 

Darm- 

taberkulose. 


Viszerale 
Syphilis. 


218 


Lorenz. 


Multiple 
DarmstenoBen. 


Ghronisohe 
Dickdarm- 
Stenose. 


Volvulus- 
bildnng. 


IntnBsnB- 
zeption. 


auf  antiluetische  Behandlung  zum  Verschwinden  gebracht  werden. 
Schlesinger  stellt  als  wichtiges  Symptom  fOr  die  Diagnose 
multipler  Darm  Stenosen  die  mehrmalige  Beobachtung  gleichzeitig 
sich  steifender,  fem  voneinander  liegender  Darmschlingen,  dann  den 
gleichen  Ablauf  und  die  gleichbleibende  Lokalisation  der  Darm- 
steifungen,  sowie  anderweitige  Symptome  von  Tuberkulose  oder 
Syphilis  auf.  Für  die  Diagnose  der  chronischen  Dickdarm- 
stenose wird  von  Goedhuis  die  regelmäßige  Peristaltik  einerund 
derselben  Darmschlinge,  eventuell  das  Sichtbarsein  einer  erweiterten 
DarmschUnge  auch  zwischen  den  Anfällen  von  Peristaltik,  dann  das 
laut  hörbare  Plätschergeräusch  immer  an  derselben  Stelle,  sowie 
Vorwölbung  der  beiden  Flanken  oder  des  oberen  Teiles  des  Abdomens 
(während  eine  auf  das  Meso-  und  Hypogastrium  beschränkte  Vor- 
wölbxmg  bei  Dünndarm-  resp.  Zökumstenosen  vorkommt),  dann 
Defflkation  oder  Gasabgang  schnell  nach  einem  Kolikanfalle  und 
Vorhandensein  von  Blut,  Eiter  oder  Schleim  im  Stuhl  oder  Tenesmen 
angefahrt. 

Dem  Mechanismus  der  Knotenbildung  des  menschlichen 
Darmes  liegt  nach  den  eingehenden  Untersuchungen  von  Wilms 
und  Kert6sz  ein  einheitliches  Prinzip  zu  Grunde.  Der  Knoten 
entsteht  in  der  Begel  von  der  Flexur  und  einer  Ileumschlinge  so, 
daß  sich  nach  Wilms  meist  nach  einem  Trauma  eine  Dünndarm- 
schlinge unter  die  Wurzel  der  Flexur  schiebt  und  dort  fixiert  wird. 
Durch  eine  bestimmte  Peristaltik  treibt  der  Inhalt  den  Darm  durch 
den  schnürenden  Bing  hindurch.  Wie  Brehm  nachweist,  können 
auch  Mesenterialschrumpfungen  nach  entzündlichen  Prozessen  an  der 
Flexura  sigmoidea  Anfälle  von  vorübergehender  Stenose  hervorrufen 
und  selbst  zur  Bildung  eines  Volvulus  Veranlassung  geben.  lieber 
chronische  Intussuszeption  des  Dünndarmes  wird  von 
Wallis,  Cantab  und  Eng  ein  interessanter  Fall  mitgeteilt,  der 
über  2  Jahre  lang  gedauert,  ab  und  zu  Schmerzanfälle  gemacht, 
aber  in  der  Zwischenzeit  weder  Beschwerden  verursacht,  noch 
sich  durch  irgend  ein  klinisches  Symptom  verraten  hatte.  Erst 
in  der  Narkose  wurde  ein  weicher,  dem  Darme  angehöriger  Tumor 
entdeckt,  der  sich  bei  der  Eröffnung  der  Bauchhöhle  als  invaginiertes 
Darmstück  erwies.  Heilung  durch  Exzision.  Ein  ätiologisches 
Moment  fehlte.  2  Fälle  von  Invagination,  das  erste  Mal  durch  einen 
Polypen,  das  zweite  Mal  durch  den  in  das  Zökum  eingestülpten 
Wunnfortsatz,  beschreibt  Herczel.  Das  typische  Bild  eines  para- 
lytischen Ileus  unter  den  Symptomen  der  Blutstauung  schwerster 
Art    im    Darmkanal    (blutiger    Ileus    und    blutige   Diarrhöen)    sah 


Krankheiten  der  Yerdauungsorgane. 


219 


Beitzenstein  infolge  von  Thrombose  der  Vena  mesenterica. 
Frühere  Blasenblutongen  und  hochgradige  Varikositäten  unterstützten 
die  Diagnose.  Die  prompte  Wirkung  des  Atropins  beim  Ileus 
paralyticus  erklärt  Homburger,  der  einen  solchen  nach  spinaler 
Darmlähmung  (Heus  spinalis)  beobachtete,  in  der  V7eise,  daß  durch 
den  Ausschluß  des  Nerveneinflusses  auf  den  Darm  derselbe  in  dem 
Kontraktionszustande  verharrt,  in  welchem  er  sich  gerade  befindet, 
also  stellenweise  erschlafft,  stellenweise  kontrahiert.  Auf  diese  kon- 
trahierten Stellen  wirkt  dann  das  Atropin  erschlaffend,  wodurch  die 
Lockerung  derKontenta  erfolgt.  Grube  empfiehlt  zur  Behandlung 
des  akuten  Heusanfalles  Strychnininjektion,  wodurch  die 
Darmperistaltik  wieder  hervorgerufen  wird.  Moszkovicz  rühmt 
den  auffallend  guten  Erfolg  von  Physostigmin  bei  Behandlung 
des  Meteorismus  (Pseudoileus)  operierter  Patienten,  wodurch  sich 
Kontraktion  und  Stuhlentleerung  einstellt.  Ueber  die  Symptome 
der  Magenkolonfistel  berichtet  Koch  auf  Grund  zweier  Be- 
obachtungen und  70  Fällen  aus  der  Literatur.  Die  absolute  Häufig- 
keit derselben  wird  mit  2,17  ^/o  angegeben.  Ihre  klinischen  Er- 
scheinungen sind  sehr  verschieden.  Zuweilen  fehlen  Magensymptome 
vollständig,  in  anderen  Fällen  wird  entweder  Koterbrechen  oder 
Lienterie  beobachtet.  Ersteres  findet  sich  zirka  in  der  Hälfbe  der 
Fälle  und  kommt  dann  zur  Entwicklung,  wenn  der  Pylorus  frei  ist 
und  keine  zu  große  Fistelöffnung  besteht.  Bei  Verengung  des  Pylorus 
oder  bei  enorm  großer  Fistelbildung  wird  der  Mageninhalt  in  das 
Kolon  erbrochen  und  es  erfolgt  Lienterie.  Dieses  letztere  Symptom 
gilt  für  ein  seltenes  Vorkommnis,  wahrscheinlich  nur  deshalb,  weil 
in  den  meisten  Fällen  keine  genauen  Stuhluntersuchungen  gemacht 
wurden.  In  Fällen  von  gleichzeitiger  Pylorusstenose  bekommen  wir 
eine  Identität  des  diarrhoischen  Stuhles  mit  dem  Erbrochenen.  Bei 
Aufblähung  des  Magens  treten  alsbald  Flatus  auf.  Bei  Insuffiation 
vom  Rektum  her  wird  unter  metallisch  klingendem  Geräusche  der 
Magen  aufgebläht.  Bei  Magenausspülung  kann  die  Flüssigkeit  „ganz 
kühl"  aus  dem  Eektum  abfließen.  Prognosis  mala;  als  Therapie 
werden  Opiate  empfohlen.  Kellin g  schaltete  mit  sehr  gutem  Er- 
folge auf  operativem  V7ege  das  mit  dem  Magen  verbundene  Kolon- 
stück aus. 

Ury  gibt  eine  Methode  des  Albumosennachweises  in  den 
Fäzes  an  und  beweist  mit  Hilfe  derselben  die  schon  von  0.  Freund 
gemachte  Angabe,  daß  de  norma  keine  irgendwie  erheblichen 
Mengen  von  löslichen  Produkten  der  Eiweißverdauung  mit  den  Fäzes 
ausgeschieden  werden.    Zur  Messung  des  Indols,  eines  Hauptpro- 


Thrombose 
der  Vena 

mesenterica 

mit  Heus. 
Atropin- 
wirkong 

beim  nens. 


Stryclmin- 
Wirkung. 

Physostigmin- 
wirkong. 


Hagen- 
kolonflstel. 


Eiweiß- 
yerdaniing. 


220  Lorenz. 

Eiweißfftiüiiis  duktoB   der  Eiweiß&rdiiis   in   den   Fäzes   sowie  im   Urin,   wendet 
im  Darm.     Schmidt  und  Baumstark  die  Dimethylamidobenzaldehydreaktion 
von  Ehrlich  an  und  findet  mittelstarke  bis  hochgradige  Vermeh- 
rung des  Indols  in  Fällen  von  Obstipation,  Achylie,  Hypochondrie, 
perniziöser  Anämie  und  Chlorose,  Verminderung  bei  Diarrhöen  und 
in  einem  Falle  von  Achylie.   Weiterhin  kann  unter  schweren  ELrank- 
heitsbildem  enorm  gesteigerter  Indolgehalt  des  Urins  bei  minimalem 
Indolgehalt  der  Fäzes  vorkommen,  was  durch  die  Annahme  des  Da- 
niederliegens  einer  normalerweise  vorhandenen  Ozydationskraft  fär 
die  resorbierten  Fäulnisprodukte  erklärt  werden  kann.    TJebrigens 
ist  nach  einer  Mitteilung  Albus  die  Eiweiß  Zersetzung  im  Darm- 
kanale  eine  so  inkonstante,  stark  schwankende  Gböße,   daß   ihre 
Komponenten  ganz  unberechenbar  sind  und  es  unmöglich  erscheint, 
die  jeweilige  Qualität  und  Quantität  der  Darm&ulnis  in  einem  Einzel- 
PrOfang  der   falle  auf  eine  bestimmte  Ursache  zurückzufuhren.    Strasburger 
Wirkung  der  ^j^j^^  ^  ^^^  Gewicht  der  Kotbakterien  einen  Maßstab,  um  die  Wir- 
antisepüca.    kung  von  Antisepsis  auf  Darmbakterien  zu  prüfen.     Stuertz  be- 
intesiinaie    schreibt  einen  Fall  von  schwerer  intestinaler  Autointoxikation 
^?k*ti       infolge  von  Gastroenteritis  mit  Obstipation,  welche  mit  schweren 
Himsymptomen,  epileptiformen  Anfällen  und  mit  hochgradiger  Brady- 
kardie   (Puls    62)    bei    abnorm    hoher    Spannung    einherging.     Im 
Harn  viel  Indikan,  aber  kein  Azeton  und  keine  Azetessigsäure.    Hei- 
lung durch  energische  Darmentleerungen  mit  hohen  Darmspülungen, 
Kalomel  als  Laxans,  daneben  Wechsel  der  Eiweißnahrung  mit  Kohle- 
hydratnahrung.    Eventuell  dürfte  auch  Transpiration  von  Nutzen 
Gastrische  nndgein.    Dagegen  bezieht  Fleiner  die  Erkrankungen  von  Tetanie, 
^^f^        sowohl  gastrischen  als  intestinalen  Ursprunges,  auf  eine  rasch  ent- 
stehende Eindickung  des  Blutes  nach  großen  Säfleverlusten  durch 
Hypersekretion  vom  Magen  wie  vom  Darme  aus  und  bringt  dadurch 
wieder  die  Kuß  manische  Theorie  den  modernen  Erklärungen  dieser 
Erkrankung  durch  Autointoxikation  gegenüber  zur  Geltung. 
Bektoie  Ueber  die  Erfolge  der  rektalen  Ernährung  liegen  verschie- 

EmÄhrung.  ^^j^^  Mitteilungen  vor.  Gegenüber  den  modernen  Anschauungen 
über  die  gute  Kesorption  der  Nährklistiere  berichtet  Mathieu  über 
schlechte  Erfolge  bei  derselben  und  will  sie  nur  in  Fällen  kompleter 
Inanition  und  dort,  wo  die  Magenemährung  kontraindiziert  ist,  an- 
gewendet wissen.  Dagegen  erklärt  A.  Schmidt  die  noch  recht  be- 
Gebranohs-  schränkte  Anwendung  der  Nährklysmen  in  der  allgemeinen  Praxis 
'^Whtiwf'  *^  ^®^  Schwierigkeit  der  Technik  und  der  Umständlichkeit  des 
ganzen  Verfahrens,  welches  er  durch  Angabe  eines  jederzeit  ge- 
brauchsfslhigen  Nährklistieres  wesentlich  vereinfacht.    Dasselbe  ver- 


Krankheiten  der  Yerdauungsorgane. 


221 


bindet  eine  genügende  Kalorienzahl  mit  vollständiger  Reizlosigkeit 
und  besteht  aus  250  g  einer  0,9  ^/o  igen  Kochsalzlösung,  20  g  Nähr- 
stoff Heyden  und  60  g  Dextrin. 

Von  den  Barmparasiten  ist  namentlich  das  Anchylostomum 
von  Wichtigkeit.  Die  außerordentliche  Verbreitung,  welche  die 
Anchylostomiasis  seit  1901  in  den  rheinisch-westfälischen  Steinkoh- 
lengruben (Zinn  meldet  aus  dem  Jahre  1903  nicht  weniger  als 
7622  Erkrankungen)  gefunden  hat,  macht  die  Bekämpfung  dieser 
Erkrankung  wieder  zu  einer  aktuellen  Frage.  In  unserem  Klima 
sind  als  hauptsächlichste  Seuchenherde  die  Bergwerke  mit  Tempe- 
raturen um  25^  und  mehr  neben  hohem  Feuchtigkeitsgehalte  anzu- 
sehen. Hier  können  sich  die  Anchylostomumlarven  in  den  Dejekten, 
welche  von  infizierten  Arbeitern  frei  in  der  Grube  abgesetzt  werden 
und  sich  mit  dem  Grubenschlamme  vermischen,  am  besten  ent- 
wickeln. Berieselungen  der  Gruben  haben  den  Massenausbruch  in 
solchen  warmen  Gruben  veranlaßt  (Tenholt).  Als  prophylaktische 
Maßregel  wird  die  möglichste  Hintanhaltung  der  Defclkation  in  den 
Gruben  oder  Benützung  desinfizierbarer  Kübel  und  die  Ausschaltung 
der  Infizierten  von  der  Arbeit  angeordnet.  Zur  Abtreibung  der 
Würmer  gilt  das  frisch  bereitete  Extractum  filicis  mans  (10  bis 
höchstens  15  g)  noch  immer  als  das  beste  Mittel.  Auch  das  Ba- 
lantidium  coli  kann  fiir  den  Menschen  pathogen  werden,  wie  ein 
letal  verlaufender  Fall,  den  Ehrnroth  beschreibt,  beweist.  Es  rufl 
im  Darmkanal  einen  sehr  hartnäckigen  Beizzustand  hervor.  Auch 
Askanazy  bestätigt  dessen  pathogene  Bedeutung  durch  den  Nach- 
weis desselben  in  großer  Zahl  in  der  Submukosa  des  Darmes. 

Zur  Abtreibung  des  Bothriocephalus  latus  verwendete 
Hedmann  in  4  Fällen  mit  günstigem  Erfolge  je  8—4  g  Thymol 
und  als  Laxans  Bizinusöl  oder  Bitterwasser.  Zur  Entfernung  von 
Oxyuris  aus  dem  Dünndarm  empfiehlt  Heller  erst  Kalomel  zu 
geben,  um  den  Darmschleim,  welcher  die  Würmer  vor  dem  Wurm- 
mittel schützt,  wegzuschaffen,  dann  erst  Santonin  und  darauf  wieder 
ein  Abführmittel.  Zur  Befreiung  des  Dickdarmes  von  den  erwach- 
senen Weibchen  wird  die  AnftiUung  des  Darmes  mit  0,2— 0,5^/oiger 
Lösung  von  Sapo  medicatus  angegeben.  Groß  hat  durch  experimen- 
telle Untersuchungen  über  Amöbenenteritis  die  Befunde  von 
Jürgens  bestätigt,  daß  bei  Katzendysenterie  die  Drüsenschichte 
primär  erkrankt  und  daß  sich  die  Einwanderung  des  Parasiten  in 
die  DarmfoUikel  verfolgen  läßt.  Die  Amöben  sind  demnach  fiir  Katzen 
pathogen. 

Lebhaftes  Interesse  beanspruchte  nach  wie  vor  die  Appendi- 


Anchylo- 
stomiasis. 


Pathogene 

Bedeutung  des 

Balantidium 

coli. 


Behandlung 
des  Bothrio- 
cephalus latus. 

Behandlung 
von  Ozynris. 


Amöben- 
enteritis. 


222  Lorenz. 

Aetioiogie  der  zitis.  Beiträge  zur  Aetiologie  dieser  Erkrankung  wurden  viel- 
Appendizitis.  fach  gebracht.  F.  Bernard  glaubt  an  einen  Zusammenhang  zwischen 
Colitis  membranacea  und  Blinddarmentzündung.  Hermes  fand  unter 
75  gynäkologischen  Laparotomien  40mal  Erkrankungen  des  Wurm- 
fortsatzes. Häufig  war  die  Entzündung  von  den  primär  erkrankten 
Genitalorganen  auf  den  Appendix  fortgeleitet.  Bei  jeder  Laparo- 
tomie soll  demnach  der  Appendix  untersucht  und  bei  dessen  Er- 
krankung entfernt  werden.  N.  Qoluboff  faßt  die  Appendizitis  als 
genuin  infektiöse,  epidemische  Krankheit  auf,  wie  etwa  die  folliku- 
läre Angina  für  die  Tonsillitis,  während  Schult  es  ihre  Beziehungen 
zur  Influenza  klarlegt.  Vielfach  werden  Parasiten  als  ätiologische 
Ursache  beschuldigt.  Hanau  und  Bammstedt  fanden  Oxyuris  und 
W.  Oppe  und  Galli -Valerie  außerdem  Trichocephalus  als  ursäch- 
liches Moment.  Fünf  Fälle  von  gleichzeitiger  Erkrankung  an  Appen- 
dizitis und  Cholelithiasis  bringt  Becker.  Durch  den  Nachweis  der 
gleichen  Erreger  (Streptokokken)  erbringt  Weber  den  ursäch- 
lichen Zusammenhang  zwischen  Perityphlitis  und  Angina.  Kleine 
Stückchen  von  Eierschalen,  welche  die  Appendizitis  erzeugt  und  da- 
bei die  Darmwand  perforiert  hatten,  fand  J.  Michalski.  60  Fälle 
Pathologische  von  Appendizitis  untersuchte  0.  Lanz,  sowohl  bakteriologisch  als 
*****  ®-  auch  mikroskopisch,  und  bringt  die  Haupttypen  aller  Formen  der 
Appendicitis  Entzündung  in  genauer  Beschreibung.  Die  Obliteration  des 
obiiterans.  ij^^rmf  ortsatzes  hält  K.  Fab  er  für  eine  Folge  von  Entzündungs- 
prozessen und  nicht  für  einen  senilen  Livolutionsprozeß.  Diese  Form 
der  Appendizitis  verläuft  häufig  symptomlos  oder  larviert,  indem  sie 
meist  Obstipation,  Leibschmerz  und  dyspeptische  Erscheinungen 
macht,  die  den  wahren  Sitz  nicht  verraten.  Auch  Eibbert  steht 
auf  demselben  Standpunkt.  Er  spricht  jedoch  die  Obliteration  des 
Appendix  auch  nicht  als  reinen  Livolutionsvorgang  eines  rudimen- 
tären Organes  an,  sondern  glaubt,  daß  die  Toxine  des  Bacterium 
coli  die  Wand  des  Appendix  reizen  und  Bindegewebsproliferationen 
hervorrufen,  welche  zur  Obliteration  fuhren.  Die  Analyse  der 
Hyperaigesie  Schmerzen  und  Empfindlichkeit  bei  Appendizitis  beschäftigt  viele 
Appendizitis  -^^^^ren.  Nach  M.  Moulin  spricht  die  Abwesenheit  derselben  nicht 
für  das  Fehlen  einer  schweren  Appendizitis.  Die  anfanglichen 
Schmerzen,  welche  nach  dem  Nabel  verlegt  werden,  beruhen  auf 
Zerrung  der  Befestigungen  des  Peritoneums  an  der  Bauchwand, 
welche  durch  Peristaltik  des  Blinddarms  hervorgerufen  wird.  Bei 
Uebergreifen  der  Entzündung  auf  die  Muskularis  erlischt  dieser 
Schmerz.  Schreitet  die  Entzündung  auf  das  Peritoneum  parietale 
weiter,    so    entsteht  ein  Schmerz  in  der  Zökalgegend  und  lokale 


Krankheiten  der  Verdauungsorgane.  223 

H3rperästhesie  der  Haut,  der  Ausbreitung  des  zweiten  Dorsalnerven 
entsprechend.  Hört  die  lokale  Hyperästhesie  ohne  Besserung  des 
Allgemeinbefindens  auf,  so  spricht  dies  für  Oangrän  des  Wurms. 
Bei  akutem  Beginn  der  Appendizitis  besteht  nach  J.  Sherren 
eine  üeberempfindlichkeit  der  Zökalgegend  infolge  Druck  und  Span- 
nung im  Wurm.  Ist  das  Nervengewebe  zerstört,  so  fehlt  die  Schmerz- 
empfindung, besteht  sie  jedoch  weiter,  so  beruht  sie  auf  einer 
bestehenden  Striktur  im  Appendix.  Die  Zone  der  Hyperalgesie  ent- 
spricht meist  einem  Dreieck,  dessen  Basis  in  der  Mittellinie,  dessen 
Spitze  etwas  oberhalb  der  Spina  anterior  superior  liegt.  Verschwindet 
die  Hyperalgesie  ohne  Besserung  der  anderen  Symptome,  so  deutet 
dies  auf  Gangrän  oder  Perforation  und  drängt  zur  Operation.  Bei 
Abszeß  fehlt  die  H3rp6ralgesie  häufig.  J.  Donalt  und  Küttner 
halten  die  Druckempfindlichkeit  des  Mac  Burney sehen  Punktes 
nicht  immer  für  pathognomonisch  fiir  Appendizitis.  Ersterer  findet 
sich  auch  häufig  bei  Bleikolik  und  zwar  im  Beginn  und  beim  Ab- 
klingen des  Anfalles.  Jul.  Peiser  fand  sogar  unter  11  Fällen  6mal 
Hyperästhesie  der  Zökalgegend  bei  Appendizitis.  Zahlreich  sind 
die  Arbeiten,  welche  sich  mit  der  Blutuntersuchung  bei  den  ver-  Leukosyten- 
schiedenen  Formen  und  Stadien  der  Blinddarmentzündung  beschäf-  p^rfj'^^^i^ig 
tigen.  Nach  A.  Feder  mann  unterscheidet  eine  hohe  Leukozyten- 
zahl die  beginnende  Perforation  vom  unkomplizierten  Darmverschluß 
und  spricht,  wenn  frühzeitig  auftretend,  für  gutartige  gynäkologische 
Peritonitis.  Bei  gutartiger  Perforation  mit  rascher  Abkapselung  geht 
die  anfangs  hohe  Leukozytose  am  3.  Tage  deutlich  zurück,  gleich- 
zeitig auch  die  Temperatur  und  die  übrigen  Symptome.  Bei  der 
diffusen  eitrigen  Peritonitis  fällt  die  Leukozytenzahl  zwar  ab,  doch 
werden  die  klinischen  Symptome  drohender.  Leukozytenwerte  von 
über  20000  nach  dem  4.  Tage  neben  schweren  anderweitigen  Sym- 
ptomen sprechen  fiir  Tendenz  zur  Propagation.  Normale  oder  geringe 
Leukozytose  ist  bei  Perityphlitis  mit  schweren  Erscheinungen  so- 
wohl nach  Ansicht  von  Federmann  als  auch  H.  Goetjes  ein 
Signum  malum.  Dauernd  hohe  Leukozytenwerte  (20000—30000) 
lassen  stets  auf  einen  eitrigen  Prozeß  schließen,  wenn  nicht  andere 
Komplikationen  vorhanden  sind,  welche  Leukozytose  veranlassen. 
Bei  diffuser  Peritonitis  verliert  nach  Ooetjes  die  Leukoz3rtenzäh- 
lung  ihre  Genauigkeit.  Der  große  Wert  der  Blutkörperchenzählung 
f&r  die  Diagnose  und  Prognose  der  Appendizitis  wird  weiterhin  von 
Wassermann,  Sonnenburg,  Stadler,  Nilsson  und  N.  Long- 
ridge  hervorgehoben.  Behn  und  Sprengel  halten  dagegen  die 
Leukozytose  für  ein  unzuverlässiges  S3anptom.   Oerngroß  bestätigt 


224  Lorenz. 

zwar  die  Cur schmann sehen  Ansichten  über  die  Beziehungen  der 
Zahl  der  weißen  Blutkörperchen  zur  Appendizitis,  hält  jedoch  die  Not- 
wendigkeit einer  Operation  bei  vereinzelt  beobachteten  Leukozyten- 
zahlen von  25000  und  darüber  nicht  für  berechtigt.    Ausgedehnte 
Thrombose  der  Thrombose  der  Pfortader  und  ihrer  Aeste  bei  Appendizitis  be- 
Pfortaderbei  obachtete  Butters.     Den   Verlauf   spontaner   und  postoperativer 
ppen        s.  p-g|.^^^  ^  Anschluß  an  Blinddarmentzündung  studierte  B.  Müh- 
Akate       sam.     Jordan  beweist  das  Vorkommen  einer  einfachen  von  der 
Entzündung   Schleimhaut  des  Zökums  ausgehenden,   durch  die  Wand  derselben 
auf  die  Serosa  übergreifenden,  nicht  eitrigen  Entzündung  ohne  A£Pek- 
tion  des  Wurmfortsatzes  durch  Einwanderung  von  Staphylokokken. 
Auch  Reisinger  beobachtete  zwei  FäUe  von  akuter  Entzündung 
Therapie  der  des  Zökums  bei  gesundem  Appendix.    Die  Frage ,  ob  die  Appen- 
Appendizitifl.  ^lizitis  nur  chirurgisch  zu  behandeln  ist  und  der  Zeitpunkt  des 
operativen  Eingriffes  steht  noch  immer  in  lebhafter  Diskussion.   Die 
Mehrzahl  der  Kliniker,  sowohl  die  Chirurgen  als  auch  die  Inter- 
nisten, treten  für  möglichst  frühzeitige  Operation  ein.   Ch.  Bäumler 
hält  jedoch  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  die  Heilung  der  Blinddarm- 
entzündung auch  ohne  operativen  Eingriff  für  möglich,   selbst  in 
Fällen,  in  denen  die  Bildung  eines  größeren  Eiterherdes  angenommen 
werden  muß.   Er  vertritt  die  alte  Eis-Opiumbehandlung  und  verwirft 
die  Verabfolgung  jedes  Abfuhrmittels.  Oh.  Kr  äff  t  erbHckt  im  Opium 
geradezu    ein    Hilfsmittel   für   die   Operation.     Opium  bringt    den 
Kranken   Linderung   und   verschafft   dem   Darm   zur  Bildung  von 
Adhärenzen  Buhe.    Einlaufe  und  Purgantien  sind  dagegen  gefahr- 
Sarkom  des    lieh  und  verwerflich.  —  Ein  FaU  von  großzelligem  Bundzellen- 
Biinddarms.    ga^tom  des  Blinddarms  von  Mannsfaustgröße,  welchen  Hein- 
lein beschrieb,  sei  schließlich  erwähnt. 

Prognose  der  Peritoneum.  Die  Prognose  der  tuberkulösen  Peritonitis, 

taberkalösen  ^^  schon  seit  dem  Bekanntwerden  von  Heilungen  nach  vorgenom- 
mener Operation  nicht  mehr  so  ungünstig  wie  früher  aufgefaßt  wird, 
gewinnt  durch  neuere  Untersuchungen,  insofern  Erweiterungen  als 
auch  Spontanheilungen  unzweifelhaft  anatomisch  nachgewiesen  wur- 
den (Borchgrevink).  Eine  spärliche  Aussaat  von  Tuberkelbazillen 
auf  das  Bauchfell  ruft  bei  relativ  kräftigen  Personen  nur  eine  leichte, 
rasch  heilende  Erkrankung  hervor;  erst  reichliche  Infektion  oder 
geringe  Widerstandsfähigkeit  des  Kranken  oder  das  Zusammen- 
wirken dieser  beiden  Momente  kann  zu  schwerer  Erkrankung  und 
zum  Tode  fahren.  Als  ein  wichtiges  diagnostisches  Symptom  bei 
Beizen   und  Entzündungen  des  Peritoneums  wird  von  Blake  die 


Krankheiten  der  Yerdauungsorgane. 


225 


RigidiUt  des 

Abdomens  bei 

Peritonitis. 


Aszites  bei 
Pfortader- 
thrombose. 


Bigidität  des  Abdomens  angegeben.  Bei  der  Pfortaderthrombose 
erflhrt  die  Leber  eine  Verkleinerung  ohne  erkennbare  krankhafte 
Veränderungen  der  Leberzellen  und  ohne  Störung  der  gallenbereiten- 
den Tätigkeit.  Es  tritt  nur  Bindegewebswucherung  in  den  Septen 
der  Läppchen  auf.  Aszites  erfolgt  dann,  wenn  sich  unzureichende 
Anastomosen  zwischen  den  Aesten  der  Pfortader  und  dem  System 
der  Vena  cava  bilden.  An  diesem  Aszites  haben  Schulz  und 
Müller  bei  einem  schweren  klinischen  Falle  interessante  klinisch- 
physiologische und  pathologisch-anatomische  Untersuchungen  an- 
gestellt und  nachgewiesen,  daß  dieser  Aszites  nicht  als  ein  für  den 
Körper  wertloses  Stauungstranssudat  aufzufassen  ist,  sondern  daß 
aus  demselben  durch  eine  gesteigerte  resorbierende  Tätigkeit  des 
peritonealen  Bauchfells  reichliche  Nährstoffe  in  den  großen  Kreis- 
lauf aufgenommen  und  fiir  die  Ernährung  des  Körpers  wieder- 
gewonnen werden.  Diese  lebhafte  Resorption  wird  durch  eine  Ver- 
änderung des  Bauchfelles  erzielt,  wie  sie  bei  Aszites  nach  venöser 
Stauung  niemals  beobachtet  wird:  Wucherung  des  subperitonealen 
Bindegewebes,  dessen  Maschen  und  Kapillaren  mit  Lymphzellen  an- 
gefüllt sind  und  zahlreiche  von  Lymphzellenhaufen  umgebene,  dünn- 
wandige Geftlße  in  den  tieferen  Schichten  des  verdickten  subserösen 
Gewebes.  Dabei  wird  der  Stickstoffgehalt  der  Aszitesflüssigkeit 
durch  die  Art  der  Ernährung  bis  zu  einem  gewissen  Grade  beeinflußt. 
Der  Eiweißgehalt  derselben  war  bei  eiweißreicher  Kost  doppelt  so 
hoch  als  bei  eiweißarmer  Nahrung  und  es  konnte  durch  Herabsetzung 
der  Flüssigkeit  zweifellos  die  Stärke  des  Transsudatstromes  vermindert 
werden.  Die  Ursache  der  Trübung  in  milchigen  Aszites- 
flüssigkeiten  ist  nicht  immer  Fett,  sondern  nach  Quincke  oft 
eine  Emulsion  von  Eiweißkömem,  die  von  Bernet  und  Joachim 
als  eine  feste  Verbindung  des  Globulins  oder  Pseudoglobulins  mit 
Lezithin  erkannt  wurde.  Ein  bereits  von  Dumont  angegebenes, 
aben  wenig  bekanntes  Symptom  bei  Magenperforation  be- 
schreibt Folet.  Dieses  ist  das  gänzliche  Fehlen  von  Erbrechen 
oder  Vorhandensein  von  Nausea  ohne  wirkliches  Erbrechen  deshalb, 
weil  der  Magen  beim  Beginne  des  Brechaktes  seinen  Lihalt  nicht 
durch  die  Kardia,  sondern  durch  die  PerforationsöfiFnung  in  die  Ab- 
dominalhöhle entleert. 

Leber.    Auf  Grund  eingehender  anatomischer  Untersuchungen  stellte    Verlauf  des 

▼.  Büngner  fest,  daß  der  Ductus  choledochus  vor  seinem  Eintritt  in  das     .  ^°?^"? 
-^  choledochus 

Duodenum  zumeist  durch  die  Substanz   des  Pankreas  und  nur  selten  am         ^q^ 

Kopf  desselben  vorbeigeht  und  sich  nur  sehr  selten  mit  dem  Ductus  Wirsun-  Wirsungianus. 
Jahrbuch  der  praktischen  Medizin.    1904.  15 


Trübung  der 

Aszites- 
flassigkeit. 


Symptom  bei 

Perforations- 

Peritonitis. 


226 


Lorenz. 


Osmotischer 

Druck  der 

Oalle. 


Kryoskopie 

bei  Leber- 

krankheiten. 


Leberprobe. 


Lage- 
verändenmg 
der  Leber  bei 
Meteorismus. 


Wanderleber. 


Widalsche 
Reaktion  bei 

Leber- 
erkrankungen. 


Histologie  der 
Gallen- 
kapillaren. 


Hereditärer 
Ikterus. 


gianus  vereinigt.  Für  den  osmotischen  Druck  der  Galle  bei  Patienten  mit 
Gallenfisteln  fand  Strauß  ähnliche  Wert«  wie  filr  das  Blut.  Salzzufnhr 
steigert  den  Druck,  Wasserzufuhr  übt  keinen  Einfluß.  Die  Wichtigkeit  der 
Gefrierpunktsbestimmung  des  Harns  und  der  Aszitesflüssigkeit  bei  Erkran- 
kungen der  Leber  wies  L.  Ferrannini  nach.  Die  Nierentätigkeit  erscheint 
bei  Affektionen  der  Leber  stark  in  Mitleidenschaft  gezogen.  Ferrannini 
glaubt  auch,  daß  die  Gallenfarbstoffe  im  Harn  in  verschiedenen,  auch 
klinisch  mehr  gleichartigen  Fällen  von  Erkrankungen  der  Leber  nicht  ganz 
identisch  sind  und  macht  dieses  Verhalten  von  der  Natur  der  Krankheit 
abhängig.  Französische  Autoren  wollten  aus  der  Anwesenheit  oder  dem 
Fehlen  von  Zucker  oder  Glykogen  in  der  Leber  auf  plötzlichen  Tod  oder 
längere  Krankheit  schließen.  Versuche  von  J.  Seegen  beweisen  aber,  daß 
die  an  die  .Leb erprobe"  (Docimasie  h^patique)  geknüpften  Folgerungen 
nicht  richtig  sind.  Das  gänzliche  Fehlen  von  Glykogen  in  der  Leber  bei 
einem  in  voller  Gesundheit  Verstorbenen  läßt  nur  auf  Tod  durch  Asphyxie 
oder  durch  Kohlenstoffvergiftung  schließen. 

Auf  die  Wichtigkeit  der  Lageveränderung  der  Leber  bei 
Meteorismus,  insbesondere  das  völlige  Verschwinden  der  Leber- 
dämpfdng,  für  die  Diagnose  macht  A.  Oppenheim  aufmerksam. 
Eine  eingehende  Zusammenstellnng  von  116  Fällen  von  Hepato- 
ptose  in  der  Gesamtliteratur  erbringt  Ssawaljew.  Als  wichtigstes 
ätiologisches  Moment  erscheint  die  Schwangerschaft  und  Qeburt. 
Aeußerst  bewegliche  abgeschnürte  Leberlappen,  welche  sich 
um  eine  durch  den  Stiel  von  vom  nach  hinten  gelegte  Achse  drehen 
ließen,  beschreibt  Penzoldt.  Vor  einer  Verwechslung  mit  einer 
Neubildung  schützt  das  Fehlen  der  Schmerzhaftigkeit,  der  aus- 
gesprochenen Höckerung,  der  stärkeren  Härte,  die  Verschieblichkeit 
im  Epigastrium  imd  länger  dauernde,  unveränderte  Beschaffenheit 
bei  Mangel  von  Kachexie. 

Megele  machte  zuerst  auf  einen  positiven  Ausfall  der  V7idal- 
schen  Serumreaktion  bei  Leberabszeß  aufmerksam. 
F.  Köhler  zeigte  sodann,  daß  Lidividuen,  welche  an  Leberkrank- 
heiten mit  Ikterus  leiden,  relativ  häufig  Agglutinationsvermögen  für 
Typhusbakterien  zeigen.  Auch  L.  Langstein  und  H.  Meerwein 
beobachteten  einen  ähnlichen  Fall,  während  R.  Königstein  eine 
einwandsfreie  positive  Beaktion  vermißt.  Mittels  einer  eigenen 
Färbemethode  konnte  Eppinger  bei  aUen  Formen  von  Ikterus  Ver- 
änderungen an  den  Gallenkapillaren  nachweisen,  welche  eine  Er- 
klärung für  das  Zustandekommen  des  Ikterus  liefern.  Auch  N.  Jagic 
fand  mittels  der  VSTeigertschen  Neurogliafärbung  Erweiterung  und 
Berstuug  der  Gallenkapillaren  bei  mechanisch  bedingtem  Ikterus. 
FäUe  von  hereditärem  Ikterus  beobachtete  A.  Pick.    Aehnliche 


Krankheiten  der  Verdaaungsorgane.  227 

Fälle  von  angeborenem  Ikterus  bei  hereditär  belasteten  Individuen 
beschreiben  Gilbert  und  Lereboullet  als  ,,Icteru8  chronicus  Sim- 
plex".   Nach  W.  H.  White   können  weder  Syphilis  oder  Malaria,     Aetioiogie 
noch  andere  Ejrankheiten  Leberzirrhose  erzeugen,    sondern  nur     ^®'  l^eber- 
unbekannte  Gifte  in  alkoholischer  Lösung.   Daß  Alkohol  allein  nicht 
ätiologisch  in  Frage  kommt,  beweist  der  negative  Tierversuch  und 
die  Seltenheit  der  Leberzirrhose  gegenüber  der  großen  Verbreitung 
des  Alkoholismus.    Die  wichtigsten  Symptome  der  Zirrhose  (Aszites, 
Ikterus  und  Oedeme)  sind  auch  nicht  auf  Verlegung  der  Pfortader, 
sondern  nur  auf  toxische  Einflüsse  zu  beziehen.     Für  die  Prognose 
ist  Aszites  das  wichtigste  Symptom,  denn  sein  Auftreten  bei  unkom- 
plizierter Zirrhose  bedeutet  nach  White  Exitus  in  wenigen  Monaten. 
Einen  Fall  von  atrophischer  Zirrhose  ohne  Milztumor  mit  früh- 
zeitig auftretendem  Aszites  und  Oedemen  ohne  Caput  Medusae  be- 
schrieb Ferrannini.     Bei   der    Entstehung   dieser   Form    spielten 
wesentlich  kongenitale  Momente  eine  Bolle.    Gambarati  beobachtete 
bei  gewöhnlicher  Zirrhose  ein  venöses,  auch  über  dem  ganzen  Ster- 
num  hörbares  Geräusch  über  der  Leber  und  beschuldigt  für  dessen 
Entstehung  eine  Verengerung  der  Vena  cava  inferior  an  ihrer  Passage 
im  Sulcus  hepaticus.    Eine  neue  Form  der  Leberzirrhose  mit  Hyper- 
trophie des  Organs,  hervorgerufen  durch  maximale  Entwicklung  des 
Bindegewebes    um    die    großen    suprahepatischen    Venen,    nimmt 
F.  J.  Bainer  an.     An  der  Hand  eines  Falles  schildert  H.  Ehret  HeUung  der 
die  Möglichkeit,    daß   Krankheitserscheinungen    einer   atrophischen ^®^®""^^°*®* 
Leberzirrhose  sich  vollständig  und  dauernd  zurückbilden  können,  so 
daß  man  von  einer  klinischen  Heilung  sprechen  kann.    Wenn  die 
schädigenden  Ursachen  das  Lebergewebe  nicht  zu  rasch  funktions- 
unfähig machen,  kann  durch  Gewebsneubildung  die  Leberfunktion 
erhalten    bleiben.      Therapeutisch   empfiehlt   Ehret   Totalabstinenz  Therapie  der 
aller  alkoholischen  Getränke  und  längeren  Gebrauch  kleiner  Dosen     Zirrhose. 
von  Digitalis  und  Jodkalium.     Die  Bekämpfung   der  Stauung  im 
Pfortaderkreislauf  erfolgt  durch  abführende  Salze  (Karlsbad),  Kalomel, 
kleine  Blutentziehungen  in  der  Lebergegend  und  um  den  Anus  und 
frühzeitige  und  häufige  Punktion  des  Aszites.    Galliard  erzielte  in 
einem  Fall  von  atrophischer  Leberzirrhose  im  letzten  Stadium  voll- 
ständige Heilung  durch  Organotherapie  (täglich  150  g  Schweineleber). 
Ueber    günstige    Erfolge    der    Talma  sehen    Operation    berichten     Taim&sche 
V.  Starck,    A.  Saw,    J.  Koslowsky,    Sinclair-White    und     Operation. 
W.  Sheen.     D.  G.  Zesas   befürwortet  die   Einnähung   der   Milz 
wegen   der  breiteren  Auffassungsfläche,  der  günstigeren  Gefllß Ver- 
hältnisse und  der  Vermeidung  der  Darmabknickungen.  Die  Operation 


228 


Lorenz. 


Leber- 
Ophthalmie. 


Paeado- 
leberzirrhose. 


Akute  gelbe 
Leberatrophie. 


Knotige 

Hjrperplasien 

der  Leber. 


Leberlaes. 


nach  Talma  hält  R.Lenz  mann  kontraindiziert  bei  hochgradigem 
Ikterus,  Schleimhantblutongen  und  Delirien.  Aus  den  kasuistischen 
Mitteilungen  wäre  der  seltene  Fall  einer  Leberophthalmie 
(Hanotsche  Zirrhose,  beiderseitige  Konjunktivitis,  Keratitis  und 
Viskosität  des  Blutes)  von  Vollbracht  hervorzuheben.  Einen  FaU 
von  hochgradig  zirrhotischer  Leber  im  Anschluß  an  Skarlatina  bei 
einem  9jährigen  Mädchen,  welches  nach  wenigen  Tagen  unter 
cholämischen  Erscheinungen  mit  starkem  Ikterus  zu  Ghrunde  ging, 
beschreibt  Marchand  und  Nizzoli  einen  Fall  von  akuter  in- 
fektiöser Leberschwellung  nach  Angina  follicularis. 
Da  in  diesem  Falle  auch  eine  Nephritis  vorhanden  war,  konnten  die 
Nieren  die  Mikroorganismen  und  Toxine  nicht  ausscheiden.  Auf 
diese  Ursache  bezog  Nizzoli  das  Auftreten  einer  Septikämie  mit 
folgender  Leberschwellung.  Die  Picksche  perikarditische 
Pseudoleberzirrhose  wird  mit  voller  Berechtigung  auch  von 
O.Heß  als  einheitliches  Krankheitsbild  nicht  anerkannt.  Erwähnt 
sei  weiterhin,  daß  die  von  Eenvers  und  Klemperer  inaugurierte 
Behandlung  akuter  und  subakuter  Lebererkrankungen  mittels  sub- 
kutaner Sublimatinjektionen  auch  von  O.Bosenbach  befürwortet  wird. 

Ueber  einen  Fall  von  akuter  gelber  Leberatrophie  be- 
richtet L.  Brauner.  Unter  Zusammenfassung  von  9  ähnlichen  Fällen 
der  Literatur  beschreibt  Ball  in  ein  Krankheitsbild,  bei  welchem 
Ikterus,  Erbrechen,  Delirien  und  Koma  kurz  nach  einer  Bauch- 
Operation  auftraten.  Der  Tod  stellt  sich  meist  rasch  ein.  Ballin 
hält  diese  Fälle  für  rapid  verlaufende  Sepsis  mit  Ausgang  in  gelbe 
Leberatrophie.  L.  Adler  bringt  einen  intermittierenden,  10  Wochen 
währenden  Verlauf  einer  gelben  Leberatrophie  zur  Kenntnis.  Das 
anatomische  Präparat  zeigte,  dem  Verlaufe  entsprechend,  frische 
destruktive  und  Besiduen  abgelaufener  Prozesse.  Nach  S.  Stein- 
haus ist  der  Ausgang  der  akuten  gelben  Leberatrophie,  wenn  die 
Patienten  länger  leben,  eine  kompensatorische  Hyperplasie  des 
Leberparenchyms.  In  seinem  Falle  fehlte  Gallengangsneubildung, 
so  daß  die  hyperplastischen  Knoten  nur  aus  Leberzellen  entstehen 
konnten,  welche  von  der  Atrophie  verschont  geblieben  waren.  Einen 
Fall  von  fast  totalem  Umbau  der  Leber  mit  knotigen  Hyperplasien 
ohne  gefäßreiches  Bindegewebe  beschreibt  M.  Yamasaki.  Die 
Regeneration  ging  wahrscheinlich  von  stehen  gebliebenen  Leberzellen, 
vorwiegend  aber  von  proliferierten  Gallengangsepithelien  aus. 

Zwei  Fälle  von  Lues  der  Leber  in  Form  von  knotigen  Ge- 
schwülsten veröffentlicht  Wegner.  Jodkalitherapie  brachte  in  beiden 
FäUen  Heilung.     Eine  Infektion  war  ausgeschlossen,  doch  konnte 


Krankheiten  der  Verdauungsorgane.  229 

in  einem  Falle  die  erbliche  Form  der  Lues  durch  charakteristische 
Augenhintergrundsveränderung  erschlossen  werden.  Die  Notwendig- 
keit eines  operativen  Eingriffs  bei  Verdacht  auf  Leberlues  muß  nach 
Gumston  stets  in  Betracht  gezogen  werden. 

Bei  tropischem  Leberabszeß  spielt  nach  J.  A.  Koch  die  Leberabszess. 
Dysenterie,  welche  in  leichten  Formen  leicht  übersehen  werden  kann, 
die  wichtigste  Bolle.  Alkoholmißbrauch  ist  weniger  maßgebend. 
Diagnostisch  sind  folgende  Symptome  wichtig:  Fieber,  rasche  Ema- 
ziation,  fahlgelbes  Aussehen,  Husten,  unstillbares  Erbrechen,  zu- 
weilen Schmerzen  (Schulter),  charakteristischer,  vorsichtiger  Gtwag 
mit  kleinen  Schritten,  vomübergebeugter  Haltung,  zumeist  schief 
nach  links,  und  Anpressen  der  Arme  gegen  die  Lebergegend.  Bei 
der  Probepunktion  ist  Vorsicht  notwendig,  empfehlenswerter  ist  die 
Vornahme  der  Probelaparotomie.  Ohne  chirurgische  Behandlung 
werden  80®/o  Mortalität  gezählt.  Schlayer  verweist  auf  den  Wert 
hoher  Hyperleukozytose  (18000—62000)  bei  zweifelhaften  Diagnosen 
von  Leberabszeß.  Die  Brauchbarkeit  des  Trokar  und  der  Kanüle 
von  Manson  in  der  Behandlung  des  Leberabszesses  erbringt 
A.  TurnbüU. 

DreiFällevonLeberechinokokkusheiltePirronedurchopera-       Leber- 
tiven  EingriflF nach  Bacc  elli.   Ein  kleiner  Teil  der  Flüssigkeit  wird  «cMnokokkus. 
durch  Aspiration  entleert  und  hierauf  Sublimatlösung  (1  :  1000)  in- 
jiziert.   Eeichhaltiger  sind  in  der  Literatur  des  Berichtsjahres  die 
Geschwülste  der  Leber  vertreten.    E.  Bodhe  und  Perütz       Leber- 
beschreiben Fälle  von  primärem  Leberkarzinom.    Letzterer  fand  in     ^^*r"^om- 
einem  solchen  Falle  eine  auffallende  Vergrößerung  der  Leber  nach 
oben  und  bezog  diese  Erscheinung  auf  Schwund  der  Muskelmasse 
des  Zwerchfells  durch  den  Druck  der  karzinomatösen  Stränge  und 
Knötchen,    die   das  Diaphragma   durchsetzten.     Li  solchen  Fällen 
wäre  die  Badioskopie  zur  Feststellung  des  Zwerchfellstandes  wichtig, 
da   sonst   eine   Lebervergrößerung  leicht  übersehen   werden   kann. 
Ueber  den  seltenen  Fall  eines  Haemangioma  hepatis,  welches  Haemangioma 
durch  seine  Größe  Beschwerden  verursachte  und  durch  Operation      l»op»tiB- 
geheilt  wurde,  berichtet  Pichler,  K.  Dahlgren  über  ein  kaver- 
nöses Angiom  und  R.  Maresch  über  ein  stielfbrmiges ,  mit  dem 
rechten  Leberlappen  verbundenes,  etwa  plazentagroßes,  teils  kaver- 
nöses, teils  zystisches,  teils  solides  Lymphangiom.    Multiple  Adenome 
in  einer  zirrhotischen  Leber  sah  Hu  et  er.    Diffuse  Melanosarkom- 
infiltration  der  Leber  (6,4  kg)  im  Anschluß  an  einen  Choroideatumor 
bei  Phthisis  bulbi  beobachtete  Marchand. 

Die  subkutanen  Bupturen  der  Gallenwege  traumatischen 


230  Lorenz. 

Leberruptur.  Ursprungs   bespricht  Lewerenz  an  der  Hand  eigener  und  60  Be- 
obachtungen aus  der  Literatur.  Auch  Hahn  und  C.  Fr  an  cke  berichten 
GaUenblasen-  über  Fälle  von  Leberruptur  und  Enderlen,  A.  Karschulin  und 
ruptur.       3   Huguenin  über  Perforation  und  Zerreißungen  der  Gallenblase. 
TyphOse      Einen  Fall  von  Cholezystitis  typhösen  Ursprungs  mit  genauen  bak- 
Cholezystitis,  teriologischen  Untersuchungen  publizierte  J.  Jundell. 
Aetiologie  Interessante  Arbeiten  sind  auf  dem  Gebiete  der  Cholelithiasis 

der  Chole-     ^u    verzeichnen.     Bakteriologische    und    ätiologische    Studien    sind 
Hart  mann  zu  verdanken:   er  fand  in  der  Gallenflüssigkeit  unter 
46  Fällen  d6mal  Bakterien   (meist  Bacterium  coli),   lOmal  war  die 
Galle  steril.  Für  die  Entstehung  des  lithogenen  Katarrhs,  welcher  auf 
Bakterieninvasion  vom  Darm  aus  beruht,  ist  die  Art  der  körperlichen 
Beschäftigung  maßgebend.    Nicht  die  sitzende  Lebensweise  und  das 
Wohlleben,    sondern   die  Anspannung   der  Muskulatur   schafft  die 
Disposition  zur  Steinbildung.    Auch  die  Menstruation  und  Schwanger- 
schaft   geben    durch   Schwankung   der   GtJlensekretion   ursächliche 
Momente  für  die  Gallensteinbildung.    Zusammenfassende  Darstellun- 
Röntgen-     gen  über  Cholelithiasis  geben  J.  B.  Murphy  und  G.  W.  Törnquist. 
Photographie  j^^j.  radioskopische  Nachweis  von  Gallensteinen  gelingt  nach  T  r  e  p  1  i  n 
steine.       °^^  ^^^  Zystikus-  und  Choledochussteinen  (schwache  Schatten).  Steine 
in   der  Gallenblase   werden   wegen   gleicher  Undurchlässigkeit   der 
Strahlen  für  Steine  und  die  Gallenflüssigkeit  nicht  darstellbar.    Einen 
Giykosorie    Fall  von  Glykosurie  bei  Cholelithiasis  beobachtete  F.  Ehler.     Die 

«,  ,  !l®L    .    Zuckerausscheidung  verschwand  nach  der  Operation.    Ehler  glaubt, 
CholeUthiasis.    ,   «    ,.  ,  «     .  ,  „  ^   «     , ,  .        /%, 

daß  die  stark  vergrößerte  und  prall  gespannte  Gallenblase  eine  Ob- 

turation  der  Ausftihrungsgänge  des  Pankreas  und  deshalb  die  Glykos- 
urie verursachte.    Einen  Fall  von  abnormer  Beweglichkeit  der  steine- 
führenden  Gallenblase  beschreibt  V.  Lieb  lein.    Im  Hinblick  auf 
EoUk  ohne    zwei  beobachtete  Fälle  von   Gallenblasenkoliken  ohne  Gallensteine 
steine.       glaubt  H.  Krukenberg,  daß  solche  durch  Abknickung  des  Gallen- 
blasenhalses bei  losem  Zusammenhang  der  Blase  mit  der  Leber  zu. 
Stande    kommen    können.      Den   Durchbruch   eines   haselnußgroßen 
GaUenstein-   Gallensteins  in  den  Magen  unter  kolikartigen  Schmerzen  und  Er- 
in^d^rM^^en  ^'•®c^®^   galliger  und  blutiger  Massen  beobachtete  Fleck.     Fälle 
GaUenstein-    ^^^  Gallensteinileus  beschreiben  C.  B  er  dach  und  G.  A.  Moyni- 
Ueus.        han.    Zur  Regelung  des  Gallenabfiusses  schlägt  A.  Jürgensohn 
regelmäßige  Atmungsübungen  mit  dem  Waldenburgschen  Apparat 
Therapie,     vor.    Mit  Rücksicht  auf  die  gallentreibende  Wirkung  jeder  Nahrungs- 
aufnahme ist  nach  v.  Aldor  bei  Cholelithiasis  jede  qualitative  Ein- 
schränkung der  Diät  unberechtigt.    Eine  individualisierte  und  reich- 
lich bemessene  Nahrungsaufnahme  (5mal  im  Tage)  ist  zu  empfehlen. 


Krankheiten  der  Verdauung^organe. 


231 


Gholagen. 


Gallenstein- 
sanatorien. 


SpiUong  der 
Gallenwege. 


R.  Glaser  hält  die  Cholelithiasis  in  erster  und  letzter  Linie  für 
eine  Nervenkrankheit  und  nicht  für  eine  Infektion.  Das  Primäre 
sind  Funktionsstörungen  der  Sekretionsnerven  der  Leber.  Als  Heil- 
mittel empfiehlt  er  Quecksilber  in  Kombination  mit  aromatischen 
Pflanzenstoffen.  Er  stellte  drei  verschiedene  Präparate,  welche  er 
Cholagen  nannte,  in  Tablettenform  her.  Li  100  dieser  Behandlung 
unterworfenen  Fällen  wurden  78"/o  Heilung  erzielt.  Greppin  und 
Pfähl  er  warnen  mit  Hinweis  auf  einen  von  Glaser  behandelten 
und  später  sezierten  Fall  vor  dieser  Therapie.  Die  Sektion  des 
angeführten  Falles  erwies  trotz  vorausgegangener  Cholagenbehand- 
lung  die  Anwesenheit  eines  Gallensteins.  Fr.  Kuhn  fordert  fUr 
Gkllensteinleidende  die  Errichtung  von  Spezial^anatorien,  in  welchen 
diätetische,  gymnastische  und  hydrotherapeutische  Behandlung 
eingeleitet  werden  kann.  Prophylaktisch  sind  mechanische,  diäte- 
tische und  medikamentöse  Maßnahmen  notwendig.  Er  fordert  zur 
Austreibung  kleinerer  Steine  eine  Spülung  der  Gallenwege 
durch  eine  Fistel  oder  während  der  Operation.  Als  bestes  inneres 
Gallendesinfektionsmittel  empfiehlt  er  die  Salizylsäure,  dann  Thymol 
und  Menthol.  Nach  seiner  Meinung  ist  ein  GaUensteinkolikanfall 
der  Ausdruck  für  eine  Erhöhung  des  Druckes  im  GaUengangssystem, 
hervorgerufen  durch  eine  Abflußbehinderung  der  Gallensekrete,  üeber 
547  Operationen  der  Gallenblase  mit  3,5  ^/o  Mortalität  berichtet 
W.  J.  Mays.  F.  Fink  erzielte  bei  vorwiegend  interner  Behandlung 
von  403  Patienten  72  "^/o  Heilung.  Er  hält  die  Indikationen  zur 
Operation  von  Bi edel  und  Kehr  als  zu  weitgehend  und  verwickelt 
sich  mit  dem  letzteren  deshalb  in  eine  scharfe,  aber  interessante 
Polemik. 

Weniger  bekannt  als  die  eitrigen  Entzündungen,  welche  die 
Gallensteine  unter  Vermittlung  der  eitererregenden  Bakterien  des 
Darmes  verursachen,  sind  die  nekrotisierenden  Formen  der  Ent- 
zündung. Für  diese  Nekrose  der  Gallenblase  düri):en  nach 
Czerny  wahrscheinlich  die  Gefäß  Verhältnisse  der  Blase  maßgebend 
sein,  da  die  Arteria  cystica  eine  Endarterie  im  Sinne  Cohnheims 
ist  und  eine  Unterdrückung  der  Zirkulation  in  derselben  die  Er- 
nährung der  Blase  gefährdet. 

Pankreas.    Popielski  untersuchte  den  Pankreassaft  von  Hmiden.      Normaler 
Seine  Resultate  konnten  durch  K.  Glaeßner  bestätigt  werden,  welcher  Pantoeaaean. 
zum  ersten  Male   reinen,   normalen  Pankreassaft  vom  Menschen   prüfen 
konnte.    Pro  die  wurden  700—900  com  entleert,  und  zwar  14—18  com  in 
der  Stunde  im  nüchternen  Zustand  und  30—50  ccm  nach  der  Mahlzeit.  Das 
Sekret  war  wasserklar,  eiweißhaltig  und  reagierte  alkalisch.   Gegen  Eiweiß- 


Ohirurgisohe 
Behandlung. 


Nekrose  der 
Gallenblase. 


282 


Lorenz. 


Normaler 
Pankreassaft. 


Lipolytische 
Wirkung. 


Abhängigkeit 

der 

sekretorischen 

Funktion  von 

der  Milz. 

Leber  und 
Pankreas. 


Diabetes. 


Pankreas- 
apoplexie. 


Chronische 
Pankreatitis. 

Pankreas- 
zysten. 

Pankreas- 
tumoren. 


kOrper  erwies  sich  dasselbe  völlig  indifferent  und  enthielt  kein  aktives 
Trjpsin.  Erst  durch  menschlichen  Darmpreßsaft  konnte  es  aktiviert  werden 
und  vermochte  sodann  Eiweiß  zu  verdauen.  Die  Trypsinmenge  und  die 
Alkaleszenz  stiegen  nach  der  Mahlzeit  und  erreichten  ihr  Maximum  etwa 
4  Stunden  nach  der  Nahrungsaufnahme.  Fettspaltendes  Ferment  konnte 
nachgewiesen  werden,  ebenso  diastatisches  Ferment,  welches  jedoch  Stärke 
nur  in  Maltose  umwandeln  konnte.  Die  weitere  Spaltung  besorgte  erst  der 
Darmsaft.  Milchzucker  wurde  weder  vom  Pankreas-  noch  Darmsafb  an- 
gegriffen, kann  somit  nur  direkt  resorbiert  oder  durch  Bakterien  gespalten 
werden.  Nach  H.  Truhart  vermag  der  Pankreassaft  seine  lipolytische 
Wirkung  nicht  auf  dem  Wege  der  Lymph-  und  Blutbahn  entfalten,  son- 
dern nur,  wenn  er  direkt  aus  der  Drüse  ausgeschieden  wird,  ohne  zuvor 
in  den  Blutkreislauf  zu  gelangen,  also  bei  Verletzungen  der  Drüsensubstanz 
oder  durch  Diffusion  bei  unverletztem,  aber  krankhaft  alteriertem  Parenchym. 
Die  Abhängigkeit  der  sekretorischen  Funktion  der  Epithelzellen,  der  Pan- 
kreasausführungsgänge  vom  Vorhandensein  der  Milz  wies  G.  Fischera  nach. 
Die  Milz  überliefert  während  der  Verdauungsperiode  dem  Kreislauf  ein 
oxydierendes  Enzym,  welches  im  Lumen  der  Pankreasdrüsenkanälchen  zur 
Wirkung  kommt  und  Zymogen  in  Zymase  verwandelt.  Den  engen  Zn- 
sammenhang der  Leber  und  der  Bauchspeicheldrüse  bei  patho- 
logischen Prozessen  betonen  Klippel  und  Lefas.  Stauungszirrhose  der 
Leber  war  in  acht  darauf  untersuchten  Fällen  stets  von  gleichartigen  zir- 
rhotischen  Veränderungen  des  Pankreas  begleitet.  Auch  R.  Pirone  erhob 
einen  übereinstimmenden  Befund.  Veränderungen  der  Langerhans  sehen 
Gefäßinseln  bei  Arteriosklerose  fand  Hoppe-Seyler  und  machte  dieselben 
für  die  Entstehung  des  Diabetes  verantwortlich.  C.  Gutmann  konnte 
diese  Beobachtung  in  Fällen  von  Pankreasdiabetes  nicht  bestätigen. 

0.  Heß  injizierte  Hunden  Fett  in  die  Ausfühningsgänge  des 
Pankreas  und  erzielte  hierdurch  Totalnekrose  des  Organs,  Blutung, 
Fettgewebsnekrose  und  schnellen  Tod,  somit  ein  der  Pankreas- 
apoplexie  analoges  Exankheitsbild.  Als  Ursache  des  raschen 
Todes  vermutet  Heß  eine  Seifenvergiftung.  Auch  Bunge  gelang 
es,  akute  Pankreashämorrhagie  experimentell  zu  erzeugen.  Die 
Kasuistik  dieser  Krankheit  wird  durch  Man  sb  ach,  H.  Hoch  haus, 
Pels-Leusden  und  Kirste  vermehrt.  Fälle  von  chronischer 
Pankreatitis  veröffentlichten  Haie  White,  B.  Hoffmann  und 
Ferd.  Ehler,  sowie  Fälle  von  Pankreaszysten  Port,  Greene 
C  u  m  s  1 0  n  und  B  r  a  d  t.  Interesse  beanspruchen  weiterhin  kasuistische 
Mitteilungen  von  Pankreastumoren.  Einen  Tumor  der  Bauch- 
speicheldrüse mit  Duodenalstenose  und  schwerem  Ikterus  beschreibt 
G.  Lotheißen,  5  Fälle  von  primärem  ELrebs,  welcher  von  den 
Langerhansschen  Zellen  seinen  Ausgang  nahm,  S.  Fabozzi  und 
C.  Ehrlich  2  Fälle  von  primärer  Zyste  mit  später  sarkomatös  ent- 


Krankheiten  der  Verdauungsorgane.  233 

arteter  Wand.  Einen  zusammenfassenden  Bericht  über  den  heutigen 
Stand  der  Chirurgie  des  Pankreas  mit  besonderer  Benicksichtigung  der 
Verletzungen  und  Entzündungen  dieses  Organs  gibt  J.  v.  Mikulicz. 

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üeber  Salzsäureproduktion  und  motorische  Tätigkeit  des  normalen  mensch- 
lichen Magens.  Arch.  f.  Verdauungskrankh.  Bd.  VIII,  H.  3.  —  L.  Eropf, 
Fortsohr.  d.  Med.  Nr.  16.  —  F.  Eühn,  Das  Vorkommen  von  grOnen,  eni- 


Krankheiten  der  Verdauungsorgane.  235 

wicklongsföhigen  Pflanzenkeimen  im  Magen  und  deren  diagnosÜBche  Be- 
deutung. Zentralbl.  f.  innere  Med.  Nr.  1.  —  Eurpjuweit,  üeber  das  Ver- 
halten der  großen  mononukleären  Leukozyten  und  der  Uebergangsformen 
(Ehrlich)  bei  Carcinoma  yentriculi.  Deutsche  med.  Wochenschr.  S.  370.  — 
G.  Lang,  üeber  den  Einfluß  des  Wassers,  der  Eiweißstoffe  und  Fette  auf 
die  Magensaftsekretion  des  Menscben.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med. 
Bd.  LXXVÜI,  H.  3  u.  4.  —  Fei.  Lommel,  Die  Magen-  und  Darmbewegungen 
im  Röntgenbild  und  ihre  Veränderung  durch  verschiedene  Einflüsse.  Münch. 
med.  Wochenschr.  S.  1633.  —  A.  Mataieu  und  J.  Gh.  Roux,  Traitement 
de  la  toux  to^tisante  des  tuberculeux.  Gazette  des  höp.  p.  1378.  — 
L.  C.  Mayer,  Ueber  die  therapeutische  Verwendung  natürlichen  Magen- 
saftes (Dyspeptine)  bei  Magenkranken.  Therapie  d.  Gegenwart  S.  541.  — 
F.  Mendel,  Die  direkte  Perkussion  des  Epigastriums,  ein  diagnostisches 
Hilfsmittel  bei  Ulcus  ventriculi.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  554.  — 
Y,  Mering,  Neuere  Gesichtspunkte  für  die  Behandlung  von  Motilitäts- 
störungen des  Magens.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  311.  —  Moser, 
üeber  Myosarkom  am  Magen.  Deutsche  med.  Wochenschr.  S.  133.  — 
B.  G.  A.  Moynihan,  Gase  of  partial  gastrectomy  etc.  Brit.  med.  Joum. 
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ansheberung.  Wien.  klin.  Rundsch.  S.  829.  —  Nierenstein-Schiff,  Arch. 
f.  Verdauungskrankh.  Bd.  VIII,  H.  6,  S.  601.  Berl.  klin.  Wochenschr.  S.  269. 
—  A.  W.  Nuthall  imd  J.  G.  Emanuel,  Diffuse  carcinomatosis  of  the 
stomach  and  intestines.  Lancet  p.  159.  —  V.  Otto,  üeber  die  Resorption 
von  Jodalkalien,  Natriumsalizylat,  Ghloralhydrat  und  Strychnin  im  Magen. 
Arch.  f.  Verdauungskrankh.  Bd.  VIII,  H.  5.  —  v.  Pesthy,  üeber  die 
Brauchbarkeit  der  Perkussionsauskultation  in  der  Diagnostik  der  Magen- 
erkrankungen. Arch.  f.  Verdauungskrankh.  Bd.  IX,  H.  8  u.  4.  —  F.  Reach, 
Zur  Kenntnis  der  Verdauungs-  und  Resorptionsvorgänge  im  Magen.  Hof- 
meisters Beiträge  z.  ehem.  Phys.  Bd.  IV,  S.  139.  —  Majo  Robson,  Brit. 
med.  Joum.,  11.  April.  —  Rolleston,  71.  Jahresversamml.  d.  British  med. 
assoc,  28.  Juli.  Münch.  med.  Wochenschr,  S.  1572.  —  Rosenau,  Ein 
neuer  Apparat  zu  gleichzeitiger  Magensaftgewinnung  und  Luftaufblähung 
des  Magens.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  2257.  —  v.  Rzentkowski, 
Studien  über  die  proteolytische  Kraft  des  Mageninhalts.  Arch.  f.  Ver- 
dauungskrankheiten Bd.  IX,  H.  8  u.  4.  —  H.  Salomon,  Zur  Diagnose  des 
Magenkarzinoms.  Deutsche  med.  Wochenschr.  S.  546.  —  P.  Schlippe, 
Physikalische  Untersuchungen  bei  der  Anwendung  des  Magenschlauches. 
Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXVI,  S.  450.  —  Schmilinsky,  Be- 
merkungen zum  Nachweis  und  der  Bedeutung  makroskopisch  nicht  erkenn- 
barer Blutbeimengungen  zum  Inhalt  von  Magen  und  Darm.  Münch.  med. 
Wochenschr.  S.  2145.  —  Schönholzer,  Die  Chirurgie  des  Magenkrebses 
an  der  Krönleinschen  Klinik  von  1881—1902.  Bruns  Beitr.  z.  klin.  Chir. 
Bd.  XXXIX,  H.  1.  —  Schorlemmer,  Untersuchungen  über  die  Größe  der 
eiweißverdauenden  Kraft  des  Mageninhalts  Gesunder  etc.  Arch.  f.  Ver- 
daunngskrankheiten  Bd.  VIII,  H.3u.  4.  —  Job.  Schulz,  Ueber  Dauer- 


286  Lorenz. 

erfolge  der  internen  Therapie  des  Ulcas  ventr.  Mitieil.  a.  d.  Grenzgeb. 
Bd.  XI,  H.  1.  —  van  Spanje,  Das  Manometer  bei  den  EapazitätsbestiiD- 
mungen  des  Magens.  Arch.  f.  Yerdannngskrankh.  Bd.  IX,  H.  3  d.  4.  — 
A.  Stauder,  üeber  Sensibilit&tsneiirosen  des  Magens  an  der  Hand  zweier 
interessanter  Fälle.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  2279.  —  B.  Stein,  Ein 
Fall  von  chronischem  Magengeschwür  mit  starker  Blutung.  Manch,  med. 
Wochenschr.  S.  1629.  —  H.  Strauß  u.  J.  BleichrOder,  Untersuchungen 
über  den  Mageninhalt.  Jena  1908.  —  H.  Strauß,  Klinische  Studien  über 
den  Magensaftfluß.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  Bd.  Xn,  H.  1.  —  H.  Surmont 
und  G.  Lerat,  Hyperchlorhydrie  ä  forme  diarrh^ique.    L*^ho  m^d.  p.  IS. 

—  A.  Tschermak,  Die  neueren  Anschauungen  über  Verdauung.  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  82.  —  Vedowa,  Experimenteller  Beitrag  zur  Kennt- 
nis der  Pathogenesis  des  Ulcus  ventric.  Arch.  f.  Verdauungskrankh.  Bd.  YIII, 
H.  8.  —  Fr.  Volhard,  üeber  eine  neue  Methode  der  quantitativen  Pepaiii- 
bestimmung  nebst  Bemerkungen  über  die  Tiyptophanreaktion  und  das 
plasteinbildende  Ferment.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  2129.  —  Der- 
selbe, Ueber  Alkalibindungsvermögen  und  die  Titration  der  Magensäfte. 
Münch.  med.  Wochenschr.  S.  2185.  —  M.  Wagner,  Zur  Behandlung  des 
Magengeschwürs.  Münch.  med.  Wochenschr.  8.  1.  —  Fr.  C.  Wallis,  Three 
cases  of  perforated  gastric  ulcer.  etc.  Lancet  p.  1086.  —  K.  Walko, 
Ueber  die  Behandlung  des  Ulcus  ventriculi  mit  Olivenöl.  Zentralbl.  f.  ins. 
Med.  Nr.  45.  —  Derselbe,  Ueber  den  Einfluß  der  Fette  auf  die  Magen- 
verdauung und  über  die  Behandlung  der  Hyperazidität.  Zeitschr.  f.  Heil- 
kunde Bd.  XXIV,  H.  5.  —  F.  Weber,  Zur  Symptomatologie  und  Therapie 
der  perforatiyen  Peritonitis  bei  Ulcus  ventric.  Berl.  klin.  Wochenschr.  8. 11. 

—  Westenhöffer,  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  491.  —  Wüllstein, 
Ueber  die  Pathologie  des  segmentierten  Magens  (Sanduhrmagens)  und  über 
die  Therapie  desselben  durch  Gangr&nerzeugung.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift S.  1049.  —  Young,  Notes  on  a  case  of  chronic  ulcer  of  the 
stomach  etc.  Lancet  p.  1297.  —  N.  Zweig  und  A.  Galvo,  Die  Sahlische 
Mageninhaltuntersuchung  und  ihre  Bedeutung  für  die  Diagnose  der  alimen- 
tären Hypersekretion.    Arch.  f.  Verdauungskrankh.  Bd.  IX,  H.  3  u.  4. 

Darm. 

A.  Albu,  Weitere  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Darmföulnis.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  Nr.  7.  —  L.  v.  Aldor,  Ueber  die  Behandlung  chronischer 
Dickdarmkatarrhe  mit  hohen  Eingießungen.  Berl,  klin.  Wochenschr.  Nr.  19. 

—  Askanazy,  Ueber  Balantidium  coli.  Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  3.  — 
Ch.  Bäumler,  Die  Behandlung  der  Appendizitis.  Therap.  d.  Gegenwart 
H.  2  u.  8.  —  Baumstark,  Verwertung  der  Ehrlichschen  Dimethylamido- 
benzaldehydreaktion  für  eine  quantitative  Indolprobe  in  den  HLzes  nebst 
Untersuchungen  über  die  Eiweißfäulnis  im  Darme.  Arch.  f.  Verdauungs- 
krankheiten  Bd.  IX,  S.  201.  —  Be oker,  Ueber  gleichzeitige  Erkrankung  an 
Appendizitis  und  Cholelithiasis.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chirurg.  Bd.  LXVI, 


Krankheiten  der  Verdauungsorgane.  237 

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selbe, Rapports  de  la  colite  muco-membraneuse  et  de  Tappendicite.  Presse 
m^d.  —  Bittorf,  Die  akute  Entzündung  der  Flexura  sigmoidea  durch 
Eotstauung.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  7.  —  Boas,  Ueber  einen  Fall 
von  operativ  geheilter  Colitis  ulcerosa.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  11. 
—  Derselbe,  Zur  Behandlung  chronischer  Dickdarmkatarrhe.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  Nr.  22.  —  0.  Brehm,  Ueber  mesenteriale  Schrumpfung  und 
ihre  Beziehungen  zum  Volvulus  der  Flexura  sigmoidea.  Arch.  f.  klin.  Med. 
Bd.  LXX,  S.  267.  ~  Breton,  L'ankylostomiasie  en  France.  L*^cho  m^d. 
du  Nord  Nr.  40.  —  Bütters,  Ausgedehnte  Thrombose  der  Pfortader  und 
ihrer  Aeste  bei  Appendizitis.  GOschel  -  Festschrift ,  Tübingen  1902.  — 
W.  N.  Glemm,  Ueber  eine  neue  Anwendungsform  des  Gelatosesilbemitrats 
(Albargin-HOchst)  zur  Behandlung  der  Dickdarmerkrankungen.  Arch.  f. 
Verdauungskrankh.  Bd.  IX,  S.  38.  —  Gombemale  u.  Marguin,  Lebleu 
du  möthylöne  dans  les  diarrh^es.  L'öcho  m^d.  du  Nord  Nr.  40.  —  L.  Del- 
herm,  Le  traitement  ^lectrique  de  la  colite  muco-membraneuse.  Th^e 
de  Paris.  —  J.  Donath,  Skolikoiditis  und  Colica  satumina.  Wien.  klin. 
Rundsch.  Nr.  42.  —  Ehrnroth,  Zur  Frage  der  Pathogenität  des  Belanti- 
dium  coli.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  XLIX,  S.  821.  —  C.  A.  Ewald,  Ueber 
Darmtumoren  in  der  Gegend  der  Regio  iliaca  sinistra.  Berl.  klin.  Wochen- 
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a.  d.  Grenzgeb.  Bd.  XI,  H.  4.  —  A.  Fe  der  mann,  Ueber  Perityphlitis  mit 
besonderer  Berücksichtigung  des  Verhaltens  der  Leukozyten.  Mitteil.  a.  d. 
Grenzgeb.  Bd.  XII,  H.  2  u.  3.  —  W.  Fl  einer,  Ueber  Tetanie  gastrischen 
und  intestinalen  Ursprungs.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr*  10.  —  Frous- 
sard.  Du  regime  alimentaire  dans  Tenterocolite  muco-membraneuse.  Gaz. 
des  höp.  Nr.  22.  —  Galli-Valerio,  Sur  un  cas  d*appendicite  avec  Oxyurus 
yermicularis  L.  et  Trichocephalus  trichinus  L.  Zentralbl.  f.  Bakt.  Bd.  XXXFV*, 
Nr.  4.  —  Gerngroß,  Periphlitis  und  Leukozytose.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift S.  1687.  —  Godhuis,  Aetiologie  und  Symptomatologie  der  Dick- 
darmverengerungen. Wien.  klin.  Rundsch.  Nr.  43.  —  H.  Goetjes,  Beiti^Lge 
zur  Frage  der  Leukozytose  bei  Perityphlitis.  Münch.  med.  Wochenschr. 
S.  723.  —  N.  Goluboff,  Prakticzesky  Wratsch  Nr.  29.  —  Graul,  Dick- 
darmkarzinom und  Enteritis  membranacea.  Arch.  f.  Verdauungskrankh. 
Bd.  IX,  S.  408.  —  A.  Groß,  Beobachtungen  über  Amöbenenteritis.  Deutsches 
Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXVI,  S.  429.  —  H.  Grube,  Ein  weiterer  Beitrag 
zur  Bekämpfung  des  Ileus  mittels  subkutaner  Strychninii^ektionen.  Zentral- 
blatt f.  Gyn.  Nr.  17.  —  Hanau,  51.  Versamml.  mittelrhein.  Aerzte.  Mflnoh. 
med.  Wochenschr.  S.  1094.  —  K.  Hedmann,  Thymol  als  Antihelminthiakum. 
Finska  läkare  handl.  Bd.  XLV,  S.  23.  —  Heinlein,  Mannsfaustgroße  Ge- 
schwulst des  Blinddarms.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  188.  —  G.  Helfer, 
Ueber  therapeutische  Verwertbarkeit  der  Abrotanolpastillen.  Wien.  med. 
Presse  Nr.  3.  —  Heller,  Ueber  Oxyuris  vermicularis.  Deutsches  Arch.  f. 
klin.  Med.  Bd.  LXXVII,  S.  21.  —  Herczel,  Ueber  Darminvaginationen,  die 
auf  Grund  von  Tumoren  entstanden  sind.    Budapest  Orv.  Ujsag  Nr.  1.  — 


238  Lorenz. 

Hermes,  Erfahrungen  über  Veränderungen  des  Wurmfortsatzes  bei  gynä- 
kologischen Erkrankungen.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXyiU,  H.  8  u.  4. 

—  Jordan,  Ueber  den  Ausgangspunkt  der  Blinddarmentzündung.  Münch. 
med.  Wochenschr.  S.  442.  —  6.  Eelling,  Ein  Fall  von  Magenkarzinom 
mit  erfolgreich  operierter  Fistula  gastro-colica  und  zwei  später  entstandenen 
Gastroenterostomien  nach  Hackerschem  Tjrpus.  Arch.  f.  Verdauungskrankh. 
Bd.  IX,  S.  30.  —  Ph.  Koch,  üeber  Fistula  gastrocolica  carcinomatosa. 
Arch.  f.  Verdauungskrankh.  Bd.  E^,  S.  1.  —  Ch.  Krafft,  Rev.  de  chir., 
April.  —  H.  Eüttner,  Ueber  Pseudoappendizitis.  Beitr.  z.  klin.  Chir. 
Bd.  XXXVII,  S.  323.  —  0.  L  a  n  z ,  Die  pathologisch-anatomischen  Grund- 
lagen der  Appendizitis.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVIII,  H.  1.  —  H.  Lind- 
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Bd.  XXXVII,  S.  464.  —  N.  Longridge,  The  value  of  blood  ezaminations 
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alimentaires.  Gaz.  des  h6p.  Nr.  148.  —  Mathieu  u.  Roux,  Les  abus  du 
lavage  de  Tintestin.  Gaz.  des  höp.  —  J.  Michalski,  Kasuistische  Beiträge 
zur  FremdkOrperappendizitis.  Korrespondenzblatt  für  Schweizer  Aerzte. 
38.  Jahrg.  Nr.  20.  —  L.  Moszkowicz,  Physostigmin  gegen  gefahrdrohenden 
Meteorismus  (namentlich  nach  Operationen).  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  22. 

—  M.  Moullin,  Lancet,  22.  Aug^t.  —  R.  Mühsam,  Die  im  Verlauf  der 
Blinddarmentzündung  auftretenden  Fisteln.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  Bd.  XI, 
H.  2.  —  G.  Nilßon,  Zur  Frage  der  Bedeutung  der  Leukozytose  bei  Appen- 
dizitis. Hygiea,  April.  —  Pariser,  Zur  Diagnostik  der  Darmkatarrhe. 
Deusche  Mediz.-Ztg.  Nr.  40  u.  41.  —  Jul.  P eiser,  üeber  Hypästhesie  bei 
Appendizitis.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  1765.  —  H.  Quincke,  Zur 
Kasuistik  der  Viszeralsyphilis.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXVII, 
S.  1.  —  Rammstedt,  Ozyuris  vermicularis  als  Ursache  akuter  Appendi- 
zitis. Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  51.  —  L.  Rehn,  üeber  den  Wert 
der  Leukozytenzählung  für  die  Behandlung  der  Appendizitis.  75.  Vers, 
deutscher  Naturforscher.  —  Derselbe,  üeber  den  Wert  der  Blutkörperchen- 
zählung bei  den  akuten  Entzündungen  des  Wurmfortsatzes.  Münch.  med. 
Wochenschr.  S.  2177.  —  Reisinger,  Ueber  akute  Entzündung  des  Zökums. 
Münch.  med.  Wochenschr.  S.  1722.  —  Reitzenstein,  Heus  infolge  von 
Thrombose  der  Vena  mesenterica.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  6.  — 
Ribbert,  Zur  Pathologie  des  Wurmfortsatzes.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
Nr.  23.  —  H.  Schlesinger,  Zur  Diagnose  multipler  Darmstenosen.  Zentral- 
blatt f.  inn.  Med.  Nr.  2.  —  A.  Schmidt,  üeber  den  Nachweis  und  die 
Bestimmung  des  Indols  in  den  Fäzes  mittels  der  Ehrlichschen  Dimethyl- 
amidobenzaldehydreaktion.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  17.  —  Derselbe, 
Gebrauchsfertige  Nährklistiere.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  47.  — 
Schultes,  Ueber  Influenza,  Appendizitis  und  ihre  Beziehungen.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  S.  752.  —  Schulz  und  Müller,  Klinisch-physiologische 
und  pathologisch-anatomische  Untersuchungen  an  einem  Falle  von  hoch- 
gradigem Aszites  bei  Pfortaderthrombose.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med. 
Bd.  LXXVI,  S.  548.  —  J.  Sherren,  On  the  occurrence  and  significance 


Krankheiten  der  Verdauungsorgane.  289 

of  cutaneous  hyperalgesia  in  appendicitis.  Lancet  p.  816.  —  G.  Singer, 
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deutschen  Ges.  f.  Ghir.  —  Sprengel,  82.  Kongr.  d.  deutschen  Ges.  f.  Chir. 

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der  Anchylostomumepidemie  im  Ruhrkohlenbezirk.  Wien.  klin.  Bundsch. 
Nr.  84.  —  J.  Strasburger,  Ueber  die  Bakterienmenge  im  Darm  bei  An- 
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—  Stuertz,  Ein  Fall  von  schwerer  intestinaler  Autointoxikation.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  Nr.  28.  —  Ch.  Todd,  On  a  dysentery  antitoxin.  Brit. 
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in  den  F&zes.  Arch.  f.  Verdauungskrankh.  Bd.  IX,  S.  219.  —  0.  Wagener, 
Ueber  prim&re  Tuberkuloseinfektion  durch  den  Darm.  Münch.  med.  Wochen- 
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tion;  excision  of  42  inches  of  small  intestine;  recovery.   The  Lancet,  5.  Dez. 

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H.  Weber,  Zur  Kritik  der  Beziehungen  der  Angina  tonsillaris  zur  Ent- 
zündung des  Wurmfortsatzes.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  2064.  —  Wilms, 
Mechanismus  der  Knotenbildung  des  menschlichen  Darms.  Arch.  f.  klin. 
Chir.  Bd.  LXIX,  S.  796  u.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  5.  —  W.  Zinn, 
Ueber  die  Wurmkrankheit  Ankylostomiasis  und  ihre  Bekämpfung.  Die 
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Peritoneum. 

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Joum.,  8.  Jan.  —  0.  Borchgrevink,  Fall  von  anatomisch  nachgewiesener 
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Nr.  8.  —  H.  Fol  et,  Peritonite  par  Perforation.  L*Echo  med.  du  nord  Nr.  18. 

—  J.  Joachim,  Ueber  die  Ursache  der  Trübung  in  milchigen  Aszites- 
flflssigkeiten.    Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  44. 

Leber. 

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lichem Verlauf.  Zeitschr.  f.  Heilkunde  Bd.  XXIV,  H.  7.  —  v.  Aldor, 
Ueber  diätetische  Behandlung  der  Gallensteinkrankheit.  Zeitschr.  f.  diät 
u.  phys.  Ther.  Bd.  VII,  H.  4.  — -  Ballin,  Annais  of  Surgery,  April.  — 
C.  Berdach,  Fall  von  Gallensteinileus.   Münch.  med.  Wochenschr.  S.  978. 

—  L.  Brauner,  Ein  Fall  von  akuter  gelber  Leberatrophie.  Wien.  klin. 
Rundschau  S.  901.  —  v.  Büngner,  Zur  Anatomie  und  Pathologie  der 
Gallenwege  und  des  Pankreas.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXIX.  S.  131.  — 
C  ums  ton.  Eine  kurze  Betrachtung  der  Lebersyphilis  vom  chirurgischen 


240  Lorenz. 

Standpunkt.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXX,  H.  2.  —  Czerny,  Ueber  Nekrose 
der  Gallenblase.  Münch.  med.  Wochensohr.  S.  929.  —  E.  Dahlgren, 
Nordiskt  med.  Arkiv^  1902»  Abt.  I,  H.  3.  —  F.  Ehler,  Gholelithiasis  und 
GlykoBurie.  Wien.  klin.  Wochenschr.  S.  621.  —  H.  Ehret»  Zur  Kenntnis 
der  Prognose  der  atrophischen  Leberzirrhose.  Mflnch.  med.  Wochenschr. 
S.  321.  —  Enderlen,  Zur  Behandlung  der  Perforationen  und  Zerreißungen 
der  Grallenblase.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  507*  —  H.  Eppinger, 
Weitere  Beiträge  zur  Pathogenese  des  Ikterus.  Beitr.  z.  pathol.  Anatomie 
Bd.  XXXni,  S.  123.  —  F.  Fink,  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  27  u.  35.  — 
Fleck,  üeber  den  Durchbruch  eines  Gallensteins  in  den  Magen.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  Nr.  47.  —  C.  Francke,  Zerreißung  der  Leber  und  eines 
großen  Gallengangs,  nach  Bauchpunktion  spontan  geheilt.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  Nr.  20.  —  L.  Ferrannini,  Die  Eryoskopie  des  Urins  und 
Aszites  bei  Erkrankungen  der  Leber.  Zentralbl.  f.  innere  Med.  Nr.  11.  — 
Derselbe,  Gazz.  degli  osped.  Nr.  74.  —  Derselbe,  üeber  die  Eigentüm- 
lichkeiten und  die  Umwandlungen  der  Gallenfarbstoffe  bei  den  verschiedenen 
Formen  des  Ikterus.  Zentralbl.  f.  innere  Med.  Nr.  32.  —  Galliard,  Gu^ 
rison  d*une  cirrhose  atrophique  du  foie,  soumise  in  extremis  ä  Topoth^rapie 
hepatique.  Soci^tä  möd.  des  höp.  —  Gambarati,  Rif.  med.  Nr.  6.  — 
Gilbert  et  Lereboullet,  Les  ictöres  chroniques  simples.  Society  mM. 
des  höp.  —  R.  Glaser,  Die  Heilung  der  Cholelithiasis  durch  Ghologen  etc. 
Eorrespondenzbl.  f.  Schweiz.  Aerzte  33.  Jahrg.,  S.  73  u.  147.  —  Greppin 
und  Pfähler,  Korrespondenzbl.  f.  Schweiz.  Aerzte  33.  Jahrg.  S.  120.  — 
Hahn,  82.  Eongr.  d.  deutsch.  Ges.  f.  Chir.  —  Hartmann,  Bakteriol. 
Studien  an  der  Hand  von  46  Gallensteinoperationen,  nebst  einem  Beitrag 
über  ätiologische  Fragen  des  lithogenen  Katarrhs  der  Gallenblase.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXVIII,  H.  3/4.  —  0.  Heß,  Ueber  Stauung  und  chron. 
Entzündung  in  der  Leber  und  den  serösen  Höhlen.  Habilitationsschr.  Mar- 
burg 1902.  —  Hueter,  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  133.  —  B.  Hugue- 
nin,  Virch.  Arch.  Bd.  CLXXIII,  H.  3.  —  N.  Jagic,  Normale  und  pathoL 
Histologie  der  Gallenkapillaren.  Zieglers  Beitr.  z.  pathol.  Anat  Bd.  XXXIH, 
H.  1/2.  —  J.  Jundell,  Hygiea  Nr.  9.  —  A.  Jürgensohn,  Ueber  die 
physikal.  Behandlung  der  Gallensteine.  Zeitschr.  f.  diät.  u.  phys.  Ther. 
Bd.  YII,  H.  7.  —  A.  Kar  schul  in,  Ruptur  der  Gallenblase  durch  Sturz 
von  einer  Höhe  etc.  Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  28.  —  H.  Kehr,  In 
welchen  Punkten  ich  von  Riedels  Ansichten  über  Gallensteinchirurgie  ab- 
weiche? Münch.  med.  Wochenschr.  S.  726.  —  Derselbe,  Wien.  klin. 
Wochenschr.  Nr.  34.  —  J.  A.  Koch,  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  v. 
Geneesk.  Nr.  7.  —  F.  Köhler,  Die  Widalsohe  Reaktion  bei  Gelbsucht. 
Münch.  med.  Wochenschr.  S.  1379.  —  R.  Königstein,  Ueber  die  agglu- 
tinierende Eigenschaft  der  Galle  und  des  Serums  beim  Ikterus.  Wien.  kUn. 
Wochenschr.  S.  985.  —  J.  J.  Koslowsky,  Ein  Fall  von  operativer  Be- 
handlung des  Aszites  bei  atrophischer  Leberzirrhose.  Russ.  med.  Rund- 
schau S.833.  —  H.  Krukenberg,  Ueber  Gallenblasenkoliken  ohne  Gallen- 
steine.   Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr,  29.  —  Fr.  Kühn,  Austreibung  von 


Krankheiten  der  Yerdauungsorgane.  241 

Gallensteinen  durch  Spülung.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  1677.  —  Der- 
selbe, Dnrchspülnng  der  Gallenwege  zu  diagnostischen  u.  therap.  Zwecken. 
Therap.  Monatshefte  H.  3.  —  Derselbe,  üeber  Desinfektion  der  Gallen- 
wege. 75.  Vers.  d.  Naturforscher  u.  Aerzte  in  Kassel.  —  Derselbe,  Pro- 
phylaxe und  operationslose  Behandlung  des  Gallensteinleidens.  Berl.  Klinik 
H.  177.  —  L.  Langstein  und  H.  Meerwein,  Gruber-Widalsche  Serum- 
reaktion bei  Ikterus.  Wien.  klin.  Wochenschr.  S.  787.  —  R.  Lenzmann, 
Zur  Frage  der  Indikation  und  des  Erfolges  der  Talmaschen  Operation  bei 
der  atrophischen  Leberzirrhose.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  48.  — 
Lewerenz,  Ueber  die  subakuten  Rupturen  der  Gallenwege  traumatischen 
Ursprungs  etc.  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXI,  H.  1.  —  Vikt.  Lieblein, 
Üeber  abnorme  Beweglichkeit  der  steineführenden  Gallenblase.  Münch. 
med.  Wochenschr.  S.  658.  —  Marchand,  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  1484 
u.  1658.  —  R.  Maresch,  Ueber  ein  Lymphangiom  der  Leber.  Zeitschr. 
f.  Heilkunde  Bd.  XXIV,  H.  1.  —  W.  J.  Mays,  Boston  med.  and  surgical 
joum.,  21.  Mai.  —  Megele,  Widalsche  Serumreaktion  bei  Leberabszefi. 
Münch.  med.  Wochenschr.  S.  599.  —  G.  A.  Moynihan,  Medic.  chronicle, 
August.  —  J.  B.  Murphy,  Medical  news,  2.  Mai.  —  Nizzoli,  Gazz.  degli 
osped.  Nr.  77.  —  A.  Oppenheim,  Die  Lageveränderungen  der  Leber  und 
der  Brustorgane  bei  Meteorismus,  ihre  Verwertung  für  Diagnose  und 
Therapie.  Berl.  klin.  Wochenschr.  S.  959.  —  Penzoldt,  Ueber  die  Beweg- 
lichkeit des  abgeschnürten  rechten  Leberlappens.  Münch.  med.  Wochenschr. 
S.  412.  —  Perutz,  Zur  Klinik  der  prim&ren  Leberkarzinome.  Münch.  med. 
Wochenschr.  S.  1842.  —  Pich  1  er.  Ein  Fall  von  Haemangioma hepatis,  Heilung 
durch  Exstirpation.  Zeitschr.  f.  Heilk.  Bd.  XXIV,  H.  8.  —  A.  Pick,  Ueber 
hereditären  Ikterus.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  17.  —  Pirrone,  Rif.  med. 
Nr.  20.  —  F.  J.  Rainer,  In.-Diss.  Bukarest.  —  £.  Rodhe,  Hygiea,  Jan.  — 
O.  Rosenbaoh,  Ueber  die  Behandlung  von  Leberaffektionen  mit  Queck- 
silber etc.  Ther.  d.  Gegenw.  S.  101.  —  A.  Saw,  Brit.  med.  joum.,  24.  Jan. 
—  Schlayer,  Zur  Diagnose  des  Leberabszesses  nach  Ruhr.  Münch.  med. 
Wochenschr.  S.  1372.  —  J.  Seegen,  Ueber  Leberprobe.  Wien.  klin. 
Wochenschr.  Nr.  9.  —  Sinclair-White  und  W.  Sheen,  71.  Vers.  d. 
British  med.  assoc.  —  Ssawaljew,  Hepatoptose,  Verlagerung  der  Leber. 
Arch.  f.  Ghir.  Bd.  LXX,  H.  8.  —  v.  Starck,  Münch.  med.  Wochenschr. 
8.  1571.  —  J.  Steinhaus,  Ueber  Ausgang  der  akuten  Leberatrophie  in 
multiple  knotige  Hyperplasie.  Prager  med.  Wochenschr.  Nr.  26/27.  — 
H.  Strauß,  Ueber  den  osmotischen  Druck  der  menschlichen  Galle.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  Nr,  12.  —  G.  W.  Törnquist,  Nordiskt  medic.  Ark. 
H.  1/2.  —  Treplin,  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  712.  —  A.  Tunnbull, 
Mansons  trocar  and  canula  for  the  treatment  of  liver  abscess.  British 
med.  joum.,  p.  428.  —  Vollbracht,  Beitrag  zur  (Vage  der  Leber- 
ophthalmie.  Zeitschr.  f.  Heilkunde  Bd.  XXIV,  H.  10.  —  Wegner,  Ueber 
geachwulstartige  Leberlues.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  809.  —  W.H.  White, 
Brit.  med.  joum.,  7.  März.  —  M.  Yamasaki,  Ueber  einen  Fall  von  fast 
totalem  Umbau  der  Leber  mit  knotiger  Hyperplasie.  Zeitschr.  f.  Heilkunde 
Jabrbnch  der  praktischen  Medizin.    1904.  16 


242  Lorenz. 

Bd.  XXIV,  H.  7«  —  D.  G.  Zesas,  lieber  die  chirurgische  Behandlung  des 
Aszites  bei  Leberzirrhose.    Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  27. 

Pankreas. 

Bradt,  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  2081.  —  Bunge,  Zur  Patho- 
genese und  Therapie  der  akuten  Pankreashämorrhagie.  32.  Kongreß  der 
deutschen  Ges.  f.  Chir.  —  Greene  Cumston,  Revue  de  chir.,  Juni.  — 
Ferd.  Ehler,  Ueber  einen  Fall  von  Pancreatitis  indurativa.  Wien.  klin. 
Wochenschr.  S.  1433.  —  C.  Ehrlich,  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Pan- 
kreasgeschwülste.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  868.  —  S.  Fabozzi,  Heber 
die  Histogenese  des  primären  Krebses  des  Pankreas.  Zieglers  Beitr.  z. 
pathol.  Anat.  Bd.  XXXIY,  H.  2.  —  G.  Fischera,  Untersuchungen  über  die 
Strukturveränderung  des  Pankreas  etc.  Zieglers  Beitr.  z.  pathol.  Anat. 
Bd.  XXXIV,  H.  1.  —  K.  Glaeßner,  Ueber  menschliches  Pankreassekret. 
Münch.  med.  Wochenschr.  S.  491.  —  G.  Gutmann,  Beitrag  zur  Pathologie 
des  Pankreas  bei  Diabetes.  Virchows  Arch.  Bd.  CLXXII,  S.  493.  —  O.  Heß, 
Experimenteller  Beitrag  zur  Aetiologie  der  Pankreas-  und  Fettgewebs- 
nekrose.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  1905.  —  H.  Hochhaus,  Pankreas- 
entzündung  mit  Blutung  und  Nekrose.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  53.  — 
R.  Hoffmann,  Ueber  das  allmähliche  Verschwinden  eines  Tumors  der 
oberen  Bauchgegend  (chronische  interstitielle  Pankreatitis).  Wien.  klin. 
Wochenschr.  S.  1429.  —  Hoppe-Seyler,  Ueber  Veränderungen  des  Pan- 
kreas bei  Arteriosklerose.  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  814.  —  Kirste, 
Münch.  med.  Wochenschr.  S. 355.  —  Klippel-Lefas,  Revue  de  med.,  Jan. 
—  G.  Lotheißen,  Pankreastumor  mit  Duodenalstenose  und  schwerem 
Ikterus.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  14.  —  M ans b ach,  Münch.  med. 
Wochenschr.  S.  844.  —  J.  v.  Mikulicz,  Chronische  Entzündung  des  Pan- 
kreas und  Zirrhose  der  Leber.  Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  22  u.  23.  — 
Pels-Leusden,  Beitrag  zur  Pathol.  und  Therapie  der  akuten  Pankreas- 
erkrankungen  etc.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXX,  H.  1  u.  2.  — 
R.  Pirone,  Chronische  Entzündung  des  Pankreas  und  Zirrhose  der  Leber. 
Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  22  u.  23.  —  L.  Popielski,  Ueber  die  Gnmd- 
eigenschaften  des  Pankreassaftes.  Zentralbl.  f.  Physiol.  Bd.  XVII,  Nr.  3.  — 
Port,  Münch.  med.  Wochenschr.  S.  580.  —  H.  Truhart,  Pankreaspatho- 
logie.  L  Teil:  Multiple  abdominale  Fettgewebsnekrose.  Wiesbaden.  — 
HalsWhite,  On  the  desirability  of  operating  for,  and  the  mortality  from 
chronic  pancreatitis.    Brit.  med.  joum.,  18.  Juli. 


f)  Krankheiten  der  Harnorgane. 

Von  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  FUrbringer  und  Dr.  H.  Stettiner 
in  Berlin. 


Nierenkrankheiten.  In  einem  Vortrage  über  die  Diagnostik  der 
Krankheiten  und  der  Leistungsfähigkeit  der  Nieren  gibt 
H.  Senator  eine  systematische  Darstellung  der  diagnostischen  Hilfs- 
mittel, die  uns  heute  zu  Gebote  stehen,  und  des  methodischen  Ganges, 
wie  er  bei  einer  vollständigen  Untersuchung  der  Nieren  und  ihrer  Stö- 
rungen stattzufinden  hat.  Wir  beschränken  uns  darauf,  an  dieser  Stelle  auf 
die  klaren  und  lesenswerten  Auseinandersetzungen  hinzuweisen,  weil 
wir  bei  näherer  Inhaltsangabe  naturgemäß  vieles  wiederholen  müßten, 
was  wir  bereits  in  den  vergangenen  Jahrgängen  dieses  Jahrbuches  be- 
sprochen haben  und  wollen  in  folgendem,  ehe  wir  uns  unserem  eigent- 
lichen Thema  zuwenden,  zunächst  kurz  auf  einige  neuen  oder  ver- 
vollkommneten alten  Beaktionen  zum  qualitativen  und  quantitativen 
Nachweis  physiologischer  und  pathologischer  Hambestandteile  hin- 
weisen. Mittels  des  neuen,  aus  dem  Laboratorium  der  Firma  Zeiß 
in  Jena  hervorgegangenen  Mikroskops  von  Siedentopf  und  Zzig- 
mondy,  welches  auf  dem  Prinzip  einer  intensiven  fokalen,  seitlichen 
Beleuchtung  beruht,  können  nach  den  Untersuchungen  von  E.  Eaehl- 
mann  in  allen  wäßrigen  Eiweißlösungen,  ebenso  also  auch  in 
frischem,  vollständig  klarem  Harn,  die  einzelnen  (gelösten)  Eiweiß- 
teilchen in  ganz  typischen  Einheiten  bis  zur  Feinheit  von  etwa  6  bis 
10  fifi  (=  0,000005  mm)  direkt  sichtbar  gemacht  werden.  Auch  ist 
bei  Berücksichtigung  der  Mengenverhältnisse  der  Teilchen,  ins- 
besondere durch  Messung  des  Abstandes  derselben,  eine  quantitative 
Eiweißbestimmung  von  großer  Zuverlässigkeit  möglich,  DieEssig- 
säure-Ferrozyankaliumprobe  benutzt  0.  Bößler  zur  volume- 
trischen  Eiweißbestimmung,  indem  er  die  Höhe  des  durch 
Schichten  von  Harn  auf  diese  Flüssigkeit  entstehenden  Binges  mit 
dem  Zirkel  mißt  und  die  gewonnenen  Ghrößen  als  Koordinaten  über 
einer  Abszisse  aufzeichnet.  Einen  bemerkenswerten  Einfluß  der 
Konzentration  des  Harns  auf  den  Ausfall  der  Eiweißreaktionen  hat 
Hallauer  gelehrt,  indem  er  bei  Einengung  normaler  Harne  und 


Unter- 
snchnngs- 
methoden. 


Eiweiß' 
nachweis. 


244  Fürbringer  und  Stetidner. 

nachträglichem  Seromzusatz  verschiedene  klinische  Proben  negative 
Resultate  geben  sah. 
ChemUcher  Zur   raschen  Erkennung  von  Eiter  im  Harn  auf  chemi- 

^^^rT**^  schem  Wege  empfiehlt  Johannes  Müller  eine  Modifikation  der 
Donn eschen  Probe,  mit  welcher  man  noch  einen  mit  dem  Auge  als 
Trübung  kaum  wahrnehmbaren  Eitergehalt  erkennen  kann.  Zu  5  bis 
10  ccm  Harn  wird  tropfenweise  offizinelle  Kalilauge  zugesetzt  und 
nach  jedem  Zusätze  die  Probe  tüchtig  geschüttelt.  Unter  dem  Ein- 
flüsse der  Kalilauge  gehen  die  Eiterkörperchen  eine  schleimige  Meta- 
morphose ein,  was  dadurch  kenntlich  wird,  daß  die  beim  Schütteln 
gebildeten  Luftblasen  nur  langsam  durch  die  viskose  Flüssigkeit  auf- 
steigen können  oder  bei  einigermaßen  reichlichem  Eitergehalte  sogar 

Untersnchung  in  der  Füssigkeitssäule  stehen  bleiben.  —  Die  Technik  der  Unter- 
des Harns     guchung  des  Harns  auf  Zucker  bespricht  Heinrich  Citren  in 
übersichtlicher  und  kritischer  Weise.   Auch  der  von  demselben  Autor 
im  Verein  iur  innere  Medizin  in  Berlin  demonstrierte  Apparat  zur 

Jodometrische  jodometrischen  Zuckerbestimmung  dürfte  sich  wegen  der 
Zucker-  Y)ei  verhältnismäßiger  Einfachheit  und  schnellen  Ausf&hrbarkeit  großen 
Genauigkeit  der  Methode  bald  allgemeinen  Beifalls  erfireuen.  Eine 
empfindliche,  einfache  und  rasch  ausföhrbare  Zuckerprobe  mit 
ozalsaurem  Phenylhydrazin  beschreibt  E.  Biegler.  Eine 
Messerspitze  des  letzteren  wird  mit  10  ccm  Wasser  zu  1  ccm  Harn 
gesetzt.  Der  durch  Kochen  gelösten  Mischung  werden  10  ccm  lO^foige 
Kalilauge  zugesetzt  und  das  mit  einem  Qummipfropfen  verschlossene 
Reagenzglas  kräftig  durchgeschüttelt.  Bei  Anwesenheit  von  Zucker 
tritt  sofort  oder  innerhalb  einer  Minute  eine  rotviolette  Farbe  auf. 
Bis  0,05  ®/o  Zucker  können  auf  diese  Weise  nachgewiesen  werden. 

Nachweis  von  Zum  Nachweis  von  Gallenfarbstoff  hat  Adolf  Jolles  seine 
fSb  *toff      ^^^  ^  Jahren  angegebene  Probe  etwas  umgestaltet  und  dadurch  noch 
empfindlicher  gemacht.    Die  Eigenschaft  des  Urobilins,  nach  Zu- 
satz von  löslichen  Zinksalzen  zu  fluoreszieren,  wird  schon  lange  zu 
seinem  Nachweise  benutzt.  Wilhelm  Schlesinger  hat  geftmden, 

Nachweis  von  daß  man  auch  in  Hamen,   die  wenig  Urobilin  und  relativ  viel 
'^     ^'      andere   Farbstoffe   enthalten,    unmittelbar   prachtvolle    Fluoreszenz 
und  deutliche  Absorptionsstreifen    erhält,   wenn   man  sie   mit    der 
gleichen   Menge   einer   10  ^/oigen    Lösung    von   Zinkacetat    in    ab- 
solutem Alkohol  versetzt  und  von  dem  entstehenden  Niederschlage 
klar   abfiltriert.    —   Auf  die   Vorsichtsmaßregeln,   die   bei  Anstel- 
Diazo-       Inng    der   Ehrlichschen    Diazoreaktion    zu    beachten    sind, 
reaktion.     macht  emeut  A.  Ott  aufmerksam.     Mit  der  Bedeutung  der  neuen 
Ehrlichschen     Farbenreaktion     mit     Dimethylamino- 


Krankheiten  der  Hamorgane.  245 

benzolaldehyd  beschäftigen  sich  A.  Pappenheim,  Neubauer  Dimethyi- 

und  Armit.  ^^^^y^_ 

Einen    breiten    Kaum   nimmt  auch  in   diesem   Jahre    die  Be-  reAktion. 

sprechung  der  funktionellen  Untersuchungsmethoden  ein.  Fanktioneiie 

Hehr  wissenschaftliches  als  praktisches  Interesse  haben  die  Versuche       Unter- 

...  ...  Buohungs- 

von  G.  Klemperer,  die  von  der  Niere  in  einer  Zeiteinheit  aus-     methoden. 

geschiedene  Färbst  off  menge  als  Maßstab  der  Nierenftmktion  zu  Farbstoflimenge 
verwerten.  —  Von  den  eigentlichen  funktionellen  Untei*suchung8-  *®"  ^^^^ 
methoden  kommen  vor  allem  in  Betracht  die  Gefrierpunkts- 
bestimmung des  Blutes,  die  Oefrierpunktsbestimmung 
und  Harnstoffbestimmung  des  Harns  jeder  einzelnen 
Niere,  die  Bestimmung  der  elektrischen  Leitfähigkeit 
von  Blut  und  Harn,  die  Phloridzinmethode  und  die  Oe- 
frierpunktsbestimmung des  Oesamtharns.  Ihr  Hauptwert 
liegt  auch  heute  noch  in  der  Sicherheit,  die  sie  der  Indikations- 
stellung fiir  operative  Eingriffe  der  Niere  geben.  Während  zwar  eine 
so  hervorragende  Autorität  auf  dem  Gebiete  der  Nierenchirurgie,  wie 
J.  Israel,  noch  weiter  auf  seinem  skeptischen,  ja  ablehnenden 
Standpunkte  diesen  Methoden  gegenüber  bestehen  bleibt,  konnten 
Kümmell  und  Kumpel  auf  Grund  der  stattlichen  Zahl  von  über 
600  Untersuchungen  ihre  fiiüieren  Resultate  bestätigen  und  ihre 
Wichtigkeit,  abgesehen  von  der  Indikationsstellung  bei  chirurgischen 
Eingriffen,  noch  fOr  andere  Fälle,  wie  z.  B.  von  Hämaturie  ohne 
klare  Aetiologie,  zur  Differentialdiagnose  zwischen  Stein  oder  auch 
Tumor  und  hämorrhagischer  Nephritis  mit  einseitigen  Nierenschmerzen, 
femer  zur  Erkennung  von  etwa  vorhandenen,  sonst  aber  noch  nicht 
nachweisbaren  pyelitischen  Prozessen  bei  Zystitis  der  Prostatiker, 
schließlich  bei  Nierentumoren  ohne  Kommunikation  mit  dem  Nieren- 
becken, darlegen.  Allerdings  ist  nicht  zu  verkennen,  daß  nicht 
nur  die  leicht  unterlaufenden  Fehlerquellen  bei  Ausfiihrung  der 
Gefrierpunktsbestimmung,  auf  die  Kumpel  besonders  hinweist, 
zu  falschen  Resultaten  fähren  können,  sondern  daß  auch  die  bei 
sämtlichen  Untersuchungsmethoden  gewonnenen  Zahlen  mit  der 
größten  Vorsicht  zu  betrachten  sind,  um  nicht  zu  Trugschlüssen  zu 
verführen.  So  weist  Ana  st.  Landau  gegenüber  den  Untersuchungen 
Kümmells  über  die  Gefrierpunktserniedrigung  des  Blutes  Otfrierpunkts- 
darauf  hin,  daß  der  Organismus  zuweilen  der  Erhöhung  des  osmoti-  T^^JJi^' 
sehen  Blutdrucks  infolge  von  Niereninsuffizienz  durch  Beschränkung 
des  Stoffwechsels  und  Zurückbehalten  von  Wasser  im  Blute  ent- 
gegenzuwirken sucht.  Der  normale  Gefrierpunkt  des  Blutes  schließe 
also  eine  Niereninsufi&zienz  nicht  aus,  wenn  das  Blut  einen  ver- 


246 


Fürbringer  und  Stettiner, 


an    Stickstoff   und    das   Serum    einen    erhöhten 
Was  die  molekulare  Konzentration  des 

dieselbe 


Gefrierpunkts-  minderten   Gehalt 
^def """"T   "Wassergehalt  hat. 
jeder  einzelnen  H^r^s  anbetrifft,   so  darf  nicht  vergessen  werden,   daß 
Niere. 


Hamstoff- 

bestimmnng 

des  Urins 

I  jeder  Niere. 

Elektrische 


auch  abhängig  von  der  Nahrungsau&ahme  ist.  Auch  der  sorgsamen 
Untersuchungen  von  F.  Tripold  über  das  Verhältnis  der  Harn- 
ausscheidung zu  den  aufgenommenen  Flüssigkeiten  bei  Gesunden, 
ihre  Abhängigkeit  von  klimatischen  Faktoren,  der  Gemütsstimmung 
neben  anderem  sei  hier  gedacht.  Natürlich  kommen  diese  Verhält- 
nisse mehr  in  Betracht  bei  der  Kryoskopie  des  Gesamthams  als  bei 
der  Vergleichung  der  kryoskopischen  Werte  des  Harns  beider  Nieren. 
Aber  auch  hier  betont  Barth  mit  Becht,  daß  man  zwar  im  all- 
gemeinen bei  sehr  differenten  Gefrierpunkten  beider  Seiten  aus  der 
Höhe  der  Differenz  einen  Schluß  auf  die  Ausdehnung  des  Zerstörungs- 
prozesses ziehen  darf,  daß  aber  die  Zahlen  doch  stets  mit  Vorsicht  zu 
betrachten  sind  und  man  aus  einer  geringen  Gefrierpunktsdifferenz 
einen  positiven  Schluß  auf  eine  geringe  Verbreitung  der  Erkrankung  nur 
dann  ziehen  darf,  wenn  beide  Nieren  relativ  hohe  Gefrierwerte  geben. 
Jedenfalls  gibt  eine  gleichzeitige  Harnstoffbestimmung,  wie 
sie  von  Kümmell  stets  vorgenommen  wird,  eine  größere  Sicher- 
heit der  Diagnose.  Ziemlich  gleichwertig  der  Kryoskopie  scheint 
die  Bestimmung  der  elektrischen  Leitfähigkeit  zu  sein. 
leitfÄhigkeit.  Loewenhardt  hat  dazu  von  der  Firma  Beiniger,  Gebbert  und 
Schall  einen  praktischen  Apparat  konstruieren  lassen.  In  allen  von 
ihm  untersuchten  Fällen  hat  er  die  Leit&higkeit  der  gesunden  Seite 
höher  gefanden,  als  die  der  kranken  und  fiir  gesunde  Nieren  beider- 
seitig gleiche  Leit&higkeit  feststellen  können.  Auch  Kümmell  hat 
bei  Vergleichsuntersuchungen  zwischen  dieser  und  der  kryoskopi- 
schen Methode  Parallelwerte  erhalten  und  empfiehlt  ihre  Anwendung 
namentlich  fiir  die  FäUe,  in  denen  man  nur  wenig  Urin  zur  Ver- 
fugung hat.  Die  Fhloridzinmethode  wird  am  heftigsten  von 
Israel  angegriffen,  von  Casper  und  Bichter  verteidigt.  Barth 
betrachtet  sie  in  manchen  für  die  Beurteilung  besonders  schwierig 
liegenden  Fällen  als  eine  schätzenswerte  Ergänzung  der  Kryoskopie, 
betont  aber,  daß  es  auch  hier  ebenso  wenig  absolute  Werte  gebe, 
wie  bei  der  Gefrierpunktsbestimmung.  In  ähnlichem  Sinn  spricht 
sich  Goebell  aus,  welcher  öfters  mit  der  Phloridzinmethode  zwei- 
deutige Werte  erhalten  hat.  Demgegenüber  glaubt  Kapsammer 
auf  Ghiind  von  Tierversuchen  die  Basis,  auf  der  Casper  und  Bichter 
ihre  funktionelle  Nierendiagnostik  aufgebaut  haben,  nämlich  daß 
beide  normale  Nieren  in  derselben  Zeit  gleiche  Mengen  eines  gleichen 
Sekretes  ausscheiden,  als  unrichtig  erwiesen  zu  haben.    Auch  die 


Phloridzin- 
methode. 


Krankheiten  der  Hamorgane.  247 

Einfiiliraiig  der  Valenzzahl  durch  Strauß,  d.  h.  des  Wertes,  C^efrierpunkts- 
welchen  man  erhält,  wenn  man  die  Menge  des  248tündigen  Harns  5®*'^™"f 
mit  dem  G^efiierpunkte  desselben  multipliziert,  als  deren  unterste  hams. 
Orenze  fiir  leistungs&hige  Nieren  800  gefunden  ist,  hat  nur  be- 
schränkten Wert.  Mit  Eecht  betont  Koeppe,  daß  eine  Bedeutung 
für  die  Diagnostik  der  Nierentatigkeit  erst  mehrere  Gefrierpunkts- 
bestimmungen gewinnen,  die  bei  konstantem  Blutdruck  unter  ver- 
schiedenen Verhältnissen  angestellt  sind.  Jedenfalls,  wie  auch  H.  Eö- 
d  e  r  von  neuem  betont,  können  nur  unter  Zugrundelegung  bestimmter 
Nahrung  diagnostische  Schlüsse  gezogen  werden.  Zangemeister 
endlich  empfiehlt  auf  Grund  einer  Versuchsreihe  zur  Ausschaltung 
der  verschiedenen  Fehlerquellen  das  Verdünnen  des  Urins  mit  (natür- 
lich völlig  reinem)  Wasser  derart,  daß  man  Urinportionen  gleicher 
Zeiträume  stets  auf  das  gleiche  Volumen  bringt  (8000  ccm  für  die 
24stündige  Hammenge).  Zu  diesen  bisher  besprochenen  funktionellen 
Untersuchungsmethoden  kommt  noch  als  neueste  und  letzte,  nach- 
dem die  Untersuchung  der  Harngiftigkeit  und  Bestimmung 
des  urotoxischen  Koeffizienten,  sowie  die  Beobachtung  der 
Ausscheidung  von  vorher  dem  Organismus  zugeführtem  Jod  oder 
Salizylsäure  und  Methylenblau  oder  Eosanilin  im  wesentlichen  ver- 
lassen ist,  die  von  F.  Voelcker  und  G.  Joseph  eingeführte  und  auf 
Grund  von  Tierversuchen  und  Beobachtungen  an  Kranken  warm 
empfohlene  Beobachtung  der  Ausscheidung  des  durch  vor-  indigkarmin- 
herige  Injektion  von  4  ccm  einer  4^/oigen  Lösung  von  Indigkarmin  ™«*^ode  von 
in  physiologischer  Kochsalzlösung  gefärbten  Harns  aus  den  Joseph. 
Ureterenmündungen  mit  Hilfe  des  Zystoskops.  Das  Indigkarmin 
hat  bei  fast  völliger  Ungifügkeit  vor  allen  anderen  Stoffen  den  Vor- 
zug, daß  es  fast  allein  durch  die  Nieren  ausgeschieden  wird,  und 
daß  es  unverändert  durch  den  Körper  hindurchgeht.  Ein  weiterer 
Vorteil  ist  nach  Ansicht  des  Verfassers  die  Vermeidung  des  Ureteren- 
katheters.  —  Letzteren  Zweck  verfolgen  auch  die  Urinsegrega-  ürin- 
toren,  wie  solche  von  E.  Lambotte,  Luys,  Cathelin,  Neu-  "«r««»*«'«"- 
mann,  Downes  u.  a.  beschrieben  sind.  Während  Lichtenstern, 
Keydel  und  Qarr6  befriedigende  Resultate  mit  diesen  Instrumen- 
ten erzielen  konnten,  wird  der  Vorteil  derselben  und  vor  allem 
auch  ihre  Sicherheit  von  J.  Cohn,  Kümmell  und  Kapsammer 
bestritten.  Die  Anwendung  jener  Instrumente  wird  hauptsäch- 
lich bei  der  Unmöglichkeit  des  Ureterenkatheterismus  In  Betracht 
kommen.  —  Am  Schlüsse  der  Besprechung  dieser  funktionellen  Me- 
thoden mag  noch  einmal  hervorgehoben  werden,  daß  anatomische 
Läsion  und  Funktionsstörung  keine  kongruenten  Größen  sind,  daß 


248 


Fürbringer  und  Stettiner. 


L&sion  und 
Fnnktions- 
stönugen 
keine  kon- 
gnienten 
Größen. 


Anatomische  stets  erst  zur  Feststellmig  der  ersteren  geschritten  werden  maß,  ehe 
die  zweite  geprüft  wird. 

Die  Frage,  ob  der  Albuminurie  stets  eine  anatomische 
Läsion  zu  Orunde  liegt  oder  ob  es  eine  physiologische 
Albuminurie  gibt,  ist  zu  Gunsten  der  letzteren  Annahme 
entschieden.  Schwierigkeiten  kann  die  Frage  bereiten,  ob  es  sich, 
in  einem  vorliegenden  Falle  um  eine  physiologische  Albuminurie 
handelt.    Die  Beantwortung  dieser  Frage  ist  vor  allem  in  therapeu- 

FkysiologiBohe  tischer  Beziehung  von  großer  Bedeutung.   Als  physiologische  Albu- 

Aibuminurie.  uQJn^eu  ^^  Otto  Jacobson  nur  solche  Eiweißausscheidungen 
bezeichnen,  die  ohne  Intermittenz  und  ohne  Zyklus  bei  gesunden 
Personen  gelegentlich  unter  dem  Einflüsse  physiologischer  Reize  auf- 
treten. „Nicht  alle  nichtnephritischen  Albuminurien  seien  physio- 
logische.^ Er  glaubt  im  Gegensatz  zu  v.  Leube  an  die  Zusammen- 
Orthotisoke    gehörigkeit  der  orthotischen  und  Pubertätsalbuminurie  mit 

"aib  ^^  m^**  ®"^®^  nervös-hereditären  Belastung  als  Bindeglied,  ähnlich,  wie  dies 
auch  Marie,  Teissier  u.  a.  angenommen  haben.  Die  Albuminurie 
will  er  als  ein  Zeichen  der  leichten  Ermüdbarkeit  und  Erschöpfbar- 
keit  darstellen.  Der  Eiweißgehalt  der  einzelnen  Urinportionen  kann 
ein  recht  beträchtlicher  sein.  Genauere  Beobachtungen  über  Puber- 
tätsalbuminurie hat  Felix  Lommel  gemacht.  Er  hat  587  jüngere 
Leute  untersucht  und  lllmal  Albuminurie  festgestellt.  Er  hält  im 
Gegensatz  zu  Jacobson  die  Aussonderung  dieser  Gbruppe  von  Albu- 
minurien nach  dem  Vorgange  v.  Leubes  für  richtig.  Er  macht 
auf  das  häufige  Zusammentreffen  mit  Zirkulationsstörungen,  im  be- 
sonderen pathologischen  Befunden  am  Herzen  und  Pubertätsalbu- 
minurien  aufmerksam  und  hebt  hervor,  daß  man  infolgedessen  aus 
solchen  Veränderungen  am  Zirkulationsapparat  nicht  auf  das  Be- 
stehen einer  Nephritis  schließen  dürfe,  sondern  meint,  daß  diese 
Pubertätsalbuminurie  meist  zu  einer  milderen  Auffassung  berechtige. 
Vor  einer  zu  optimistischen  Auffassung  der  zyklischen  Albu- 
minurie warut  Haus  er  und  stimmt  in  dieser  Beziehung  mit  den 
Auffassungen  von  Senator,  Litten  und  Fürbringer  überein. 
Letzterer  trennt  zwei  klinisch  nicht  immer  bestimmt  unterscheidbare 
Beihen,  einmal  zyklische  Albuminurie  infolge  von  gewissermaßen 
abortiver,  bezw.  latenter  Nephritis,  das  andere  Mal  solche  bei  ge- 
sunden Nieren.  Auf  eine  Abhängigkeit  der  Störung  von  Lifluenza 
weist  Buhemann  hin.  Hauser  präzisiert  auf  Ghrund  seiner  Be- 
obachtungen das  Wesen  der  ^orthotischen  Albuminurie  dahin,  daß  es 
sich  um  Zirkulationsstörungen,  vielleicht  zum  Teil  um  die  Gifiiwir- 
kung,  um  den  Beiz  von  Stoffwechselprodukten  gelegentlich  größerer 


Zykliscke 
Albnminnrie. 


und 
Blutdruck. 


Krankheiten  der  Hamorgane.  249 

Muskelanstrengungen  bandelt,  welche  eine  durch  infektiöse  Prozesse 
anatomisch  geschädigte,  in  ihrer  Leistongsfilhigkeit  geschwächte 
Niere  veranlassen,  zeitweise  Eiweiß  auszuscheiden.  F.  Edel  ist  der  Aibnminorie 
Ansicht,  daß  die  Albuminurie  vielleicht  bei  einer  gewissen  Empfind- 
lichkeit der  Niere  abhängig  sei  von  krankhaften  Erscheinungen  des 
Blutdruckes.  Auch  Bernhard  glaubt  veränderte  Verhältnisse  des 
Blutdruckes,  nämlich  eine  Erhöhung  des  arteriellen  Druckes  in  den 
Nieren,  als  Ursache  für  die  orthotische  Albuminurie  ansehen  zu 
können.  Indessen  ist  die  Bedeutung  dieser  Verhältnisse,  wie  Sena- 
tor und  Litten  hervorheben,  eine  sehr  schwierige  und  nimmt  ersterer 
an,  daß  gerade  ein  erhöhter  venöser  Druck  Albuminurie  veranlassen 
müsse.    Auf  das  häufige   Zusammentreffen  von  orthotischer    Orthotisohe 

Albuminurie  und  Wanderniere  macht  Sutherland  auf  Grund  ^^'^«ri« 

und 
seiner  Statistik  aufmerksam.  Er  meint,  daß  übermäßige  BlutftÜle  der  Wanderniere. 

Niere  zur  Lockerung  des  Organes  geführt  und  diese  sowohl  wie 
die  Albuminurie  als  Symptome  ein  und  derselben  Erkrankung  der 
vasomotorischen  Zentren  aufzufassen  sei.  Trotz  der  verschiedenen 
Auffasstmg  der  Aetiologie  begegnen  sich  Edel  und  Hauser  in  den 
für  die  Behandlung  aufzustellenden  Prinzipien.  Ersterer  will  metho- 
dische Uebungen  (Terrainkuren)  zur  Kräftigung  des  Herzens  und 
Zirkulationsapparates  anwenden,  letzterer  will,  nachdem  dui*ch  an- 
fllngliche  Buhekur,  blande  Diät,  Sandbäder,  Trinkkuren  mit  alkali- 
schen Wässern  der  Urin  für  längere  Zeit  eiweißirei  gemacht  ist, 
eine  systematische  Trainierung  und  Gewöhnung  der  Nieren  an  Körper- 
arbeit durch  methodisches  Vorgehen  herbeiführen.  Fürbringer 
hat,  durch  Erfahrung  belehrt,  bei  der  zyklischen  Albuminurie  eine 
Ruhezeit  gar  nicht  mehr  eintreten  lassen,  vielmehr  ohne  Umweg  gleich 
mit  vorsichtig  abgestuften  Huskelbewegungen ,  Spaziergängen  und 
selbst  Sportübungen  begonnen.  Er  gibt  zu  bedenken,  ob  nicht  neben 
der  Muskelbewegung  noch  andere  Faktoren,  wie  der  Genuß  der 
frischen  Luffc  und  die  Aufgabe  eines  vorher  unhygienischen  Lebens, 
dabei  mitspielen,  zumal  bei  Wiederaufnahme  des  Schulbesuches  nicht 
selten  ein  Wiederaufbreten  der  Albuminurie  beobachtet  wird.  —  Ihre 
Untersuchungen  über  alimentäre  Albuminurie  mit  Hilfe  der  Alimentftre 
biologischen  Fräzipitinreaktion  haben  Ascoli  und  Bonfanti  -^l^'"'**'*'"^«- 
fortgesetzt  und  deuten  ihre  Ergebnisse  folgendermaßen:  Nach  Ge- 
nuß gebratenen  Rindfleisches  gehen  beim  Menschen  präzipitable  An- 
teile desselben  in  die  Säfte  über.  Bei  gesunden  Lidividuen,  in  denen 
es  dabei  zu  alimentären  Albuminurien  kommt,  wird  ein  Teil  jener 
eiweißartigen  Stoffe  durch  die  Nieren  ausgeschieden,  wobei  die- 
selben auch  für  die  Eiweißkörper  des  Blutes  durchgängig  werden. 


250 


Fürbringer  und  Stettiner. 


Febrile 
Albominnrie. 


Zylindrarie. 


Zylindrolyse. 


Blutungen 

ans  gesunden 

Nieren. 


H&maturie 

nach 
Oxals&ure- 
yer  giftung. 


Auch  bei  Nierenkranken  findet  ein  TJebergang  jener  resorbierten 
präzipitablen  Gruppen  in  den  Harn  sehr  oft  aber  nicht  immer  statt. 
Das  Vorkommen  einer  sog.  febrilen  Albuminurie,  d.  h.  einer 
nur  durch  Temperatursteigerung  bedingten  Eiweißausscheidung  be- 
streitet Lüthje.  Er  glaubt,  daß  in  diesen  Fällen  eine  Nephritis 
leichteren  oder  schwereren  Grades,  verursacht  durch  die  Stoffwechsel- 
Produkte  des  jeweiligen  Infektionserregers,  bestehe,  wenn  auch  die 
Sektion  in  solchen  Fällen  häufig  keinerlei  Anhaltspunkte  far  das 
Vorhandensein  einer  Nierenerkrankung  gebracht  hat. 

Auf  die  Bedeutung  der  reinen  Zylindrurie  (ohne  gleichzeitige 
Eiweißausscheidung)  für  die  Frühdiagnose  gewisser  Formen  von 
chronischer  Nephritis  lenkt  wieder  Schwarzkopf  an  der  Hand 
eigener  Beobachtungen  die  Aufmerksamkeit.  Einen  Fall  von  richtiger 
Nephritis  mit  Albuminurie  und  Retinitis,  in  welchem  gleichwohl 
Zylinder  dauernd  fehlten,  teilt  Treutlein  mit.  Auf  Grund  eigener 
Versuche  lehnt  er  es  ab,  daß  für  die  „Zylindrolyse"  in  den  Nieren 
ausgeschiedenes  Pepsin  oder  Leukozyten  verantwortlich  zu  machen 
seien;  vielmehr  werden  in  dieser  Kichtung  die  Kolibakterien  be- 
schuldigt, aber  nicht  ihre  Fermente  allein. 

In  ähnlicher  Weise,  wie  die  Frage  nach  dem  Vorkommen  einer 
physiologischen  Albuminurie,  ist  die  der  Blutungen  aus  gesunden 
Nieren,  der  angioneurotischen  Blutungen,  zu  beantworten. 
Die  Diagnose  darf  nur  unter  größter  Vorsicht  gestellt  werden. 
Nicht  alle  bisher  als  solche  beschriebenen  Fälle  halten  der  Ejitik 
stand.  Dafür,  daß  aber  in  der  Tat  derartige  Blutungen  aus  ge- 
sunden Nieren  vorkommen  können,  sprechen  wieder  zwei  Beobach- 
tungen des  Berichtsjahres.  Die  eine  rührt  von  Wilhelm  Klink 
her.  Es  handelte  sich  um  einen  26jährigen  Erdarbeiter,  bei  welchem 
infolge  von  Hämaturie  die  Sectio  alta  vorgenommen  wurde.  Es  zeigte 
sich  nun,  daß  die  Quelle  der  Blutung  nicht  in  der  Blase  war,  son- 
dern daß  sich  aus  dem  rechten  Ureter  beständig  reines  Blut  entleerte. 
Da  Patient  nicht  die  Einwilligung  zu  einer  Nierenoperation  gegeben 
hatte,  wurde  die  Wunde  wieder  zugenäht  und  von  einem  weiteren 
operativen  Eingriffe  Abstand  genommen.  Nichtsdestoweniger  hörte 
die  Blutung  in  den  nächsten  Tagen  auf.  Klink  glaubt,  daß  der 
Fall  als  Blutung  auf  nervöser  Grundlage  aufzufassen  ist.  Noch  mehr 
beweisend  ist  die  VeröfiPentlichung  von  Paul  Wulff,  indem  die 
wegen  Smonatlicher  Hämaturie  entfernte  linke  Niere  weder  makro- 
skopisch noch  mikroskopisch  pathologische  Veränderungen  zeigte, 
sondern  als  gesund  zu  betrachten  war.  —  lieber  Auftreten  von 
Hämaturie  nach  Bhabarbermus,    bedingt  durch  den  reichen 


Krankheiten  der  Hamorgane.  251 

Ctohalt  desselben  an  Oxalsäure,  berichtet  H.  Schultheß.  lieber  Paroxysmale 
paroxysmale  Hämoglobinurie  hat  Burkhardt  bei  einem  6jährigen  HÄmoglobin- 
Knaben  Versuche  gemacht.  Er  fand,  daß  Stauung  (Abschnürung 
eines  Gliedes)  allein  noch  keine  Hämoglobinurie  herbeiführt,  sondern 
daß  dieselbe  erst  bei  Kältewirkung  oder  noch  intensiver  bei  Kombina- 
tion von  Stauung  und  Kältewirkung  auftrat.  Kretz  glaubt  in  einer 
vorläufigen  Mitteilung  die  Hämoglobinurieanfälle  so  deuten  zu  können, 
daß  das  Blut  der  Hämoglobinuriker  reicher  an  bluüösenden  Ambo- 
zeptoren  sei,  daß  durch  Kälteeinwirkung  eine  komplementartige 
Substanz  in  größerer  Menge  auftrete,  welche  durch  Lösung  von  roten 
Blutkörperchen  zu  Hämoglobinämie  und  sekundär  zu  Hämoglobinurie 
führe.     Einen   Fall   von   Hämaturie,   verbunden   mit    Chylurie,  H&maturie  und 

infolge  von  Eustrongylus  gigas  teilt  St ürtz  mit.  Zwei  Fälle  von  ^^^y^'*"®  ^^^ 
^,     T      .      .     i.  1  -m-i-       .       •     i_       1      -1^        -r»        1.  1   BuBtrongylus 

Chylurie  infolge  von  Filiariosis  beschreiben  Kemlinger  und       gigas. 

Hadara.   Mittels  Ol.  Terebinth.  (1,8 — 2,0  täglich)  und  Ausspülungen      chylurie 

von  heißen  Höllensteinlösungen  werden  Besserung  und  Heilung  er-    i^'olge  von 

zielt,  deren  Dauer,  da  die  Filiariosis  dadurch  nicht  beseitigt  wird, 

sondern  nur  das  Symptom  der  Chylurie,  allerdings  meist  nicht  von 

Bestand  ist. 

Einen    Beitrag    zur    experimentellen    Albumosurie    gibt  Experimentelle 
M.  Halpern  und  erörtert  im  Anschluß   daran   die  Beziehungen  ^^'»^os^rie. 
zwischen  Albumosurie   und  Fieber.    Er  glaubt,  nach  seinen 
Beobachtungen,    daß  kein  unmittelbarer  Zusammenhang   zwischen 
beiden  bestehe.     Einen  eigentümlichen  Fall   von  Fibrinurie   bei    Fibrlnorie. 
Nephritis  teilt  B.  Lostorfer  mit.    Der  Harn  war  hellgelb,  voll- 
kommen klar  und  enthielt  ein  flottierendes,  weißes,  undurchsichtiges, 
über  fünf kronenstückgroßes,  membranartiges  Gebilde.   Die  Gerinnsel- 
masse gab  die  Xanthoproteinreaktion  und  zeigte  unter  dem  Mikroskop 
vollkommen  das  Aussehen  von  reinem  Fibrin  ohne  Einlagerungen.  Die 
Fibrinausscheidungen  erfolgten  mehrmals,  Patient  konnte  aber  nur 
kurze  Zeit  beobachtet  werden,  da  bald  der  Exitus  eintrat.    Der  Harn 
enthielt  viel  Eiweiß,    aber  kein  Blut.    Die  Sektion   ergab   frische, 
sowie  chronisch  entzündliche  Veränderungen  und  Amyloidose  der 
Nieren,  während  die  Hamwege  intakt  waren. 

In  der  Aetiologie  der  Nephritiden  nehmen  die  Infektions-  Nephritis, 
krankheiten  den  ersten  Platz  ein.  Wie  häufig  auch  Syphilis  ein 
ätiologischer  Faktor  fiir  die  Entstehung  von  Nephritis  sein  kann, 
geht  aus  Mitteilungen  von  Mühlig,  Schlechtendahl,  Lauter- 
bach, Kövesi  u.  a.  hervor  und  ist  auch  schon  im  vergangenen 
Jahresberichte  hervorgehoben  worden.  Die  bislang  stiefmütterlich 
behandelte   Frage   der  traumatischen   diffusen  Nierenentzün- 


252  Fürbringer  und  Stettmer. 

TraamfttiBQhe  dung  hat  mehrfache  Berücksichtigung  erfahren.  Einen  zusammen- 
Nephritis.  fassenden  kritischen  Bericht  zu  ihrer  Würdigung,  unter  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Unfallsgesetzgebung,  gibt  Fürbringer, 
zugleich  eigener  Erfahrungen  gedenkend.  Flüchtige  traumatische 
Albuminurie  sah  Engel  bei  einem  jungen  Manne,  der  beim  Sturz 
vom  Pferde  einen  Anprall  mit  der  Weiche  gegen  eine  Mauer 
erlitten.  Zu  dieser  Beobachtung  bemerkt  Senator,  daß  er  schon 
früher  auf  die  Möglichkeit  einer  Vermittlung  von  Nephritis  durch 
Yerletzungsnekrosen  hingewiesen.  Endlich  teilt  Oberndorfer 
einen  Fall  von  posttraumatischer  Nephritis  mit  Sektionsbefund  mit. 
Hier  hatte  ein  kleiner  Unfall  (Aufstoßen  des  Fußes  auf  harten  Boden) 

Pathogenese   zu  schweren  Folgen  geführt.    Zur  Pathogenese  der  Nephritiden  liegt 

Nephritiden  ®"^®  Arbeit  von  E.  Maragliano  vor,  welche  einen  TJeberblick  über 
seine  und  seiner  Schüler  (Devoto,  Ascoli)  Arbeiten  auf  diesem 
Gebiete  gibt.  Maragliano  bestreitet  die  Bichtigkeit  der  Lehre 
von  der  Retention  der  Exkrementstoffe,  deren  Anhftufung  im  Blute 
die  Quelle  für  alle  krankhaften  Störungen  abgeben  solle.  Betreffs 
der  Stickstoffausscheidung  im  Harn  in  pathologischen  Zust&nden  ist 
Halpern  zu  ähnlichen  Brcsultaten  gekommen,  indem  er  die  Ham- 
stoffverminderung  einmal  durchaus  nicht  konstant,  zweitens  bei 
ihrem  Bestehen  Vermehrung  anderer  stickstoffhaltiger  Körper  fand. 
L.Mohr  konnte  nur  konstatieren,  daß  es  bei  Erkrankungen  der 
Niere  zu  Betentionen  aller  einzelnen  Hambestandteile  kommen  kann 
und  glaubt,  daß  man  bisher  nicht  unterscheiden  kann,  ob  die  Ursache 
hierfür  in  der  Niere  selbst,  in  der  Natur  der  Stoffe  oder  fernab  von 
der  Niere  im  Gewebe  gelegen  ist.  Die  veränderte  Blutbeschaffenheit 
bei  Nierenkrankheiten,  sei  es  nun,  daß  sie  nach  Maragliano  das 
Primäre  sei  oder,  wie  mit  Senator  noch  die  meisten  Forscher  an- 
nehmen, durch  die  mangelhafte  Nierentätigkeit  herbeigeführt  sei, 
bildet,  wie  letztgenannter  Forscher  ausfuhrt,  auch  den  Grund  für  die 
Hen-        Herzh3rpertrophie  bei  Nierenkrankheiten.    Wenn   dieselbe  bei  den 

bypertrop  e.  y^rgdiiedenen  Formen  der  Nephritis  auch  nicht  immer  in  gleicher 
Weise  zu  erklären  ist,  so  spielt  doch  der  chemische  Beiz  der  fehler- 
haften Blutbeschaffenheit  auf  Herz  und  Gefäße  bei  ihrer  Entstehung 
die  Hauptrolle.  Li  ähnlichem  Sinn  spricht  sich  P.  Erben  aus.  Er 
hat  bei  den  verschiedenen  Formen  der  Nephritis  stets  eine  Hyp- 
albuminose  des  Blutplasmas  konstatieren  können  und  glaubt,  daß  der 
Albuminhunger  der  Zellen,  hervorgerufen  eben  durch  die  Albumin- 
armut des  Blutes,  die  eigentliche  Ursache  der  Blutdrucksteigerung 
sei,  während  die  vermehrte  Viskosität  des  Blutes,  die  Betention  von 
Extraktivstoffen  u.  s.  w.  mehr  als  Nebenursache  in  Betracht  komme 


Krankheiten  der  Hamorgane. 


253 


und  bei  der  Entstehung  der  Urämie  eine  größere  Rolle  spiele.  Zu 
ähnlichen  Anschauungen  bezüglich  der  Entstehung  der  Urämie  ist 
A.  B  i  c  k  e  1  auf  Grund  seiner  Versuche  gekommen.  Nach  Thomson 
ist  das  wirksame  Prinzip  bei  der  Urämie  ein  spezielles,  sich  bei 
Nierenkrankheiten  ganz  allgemein  bildendes  Gift,  neben  dem  noch 
andere  Toxine  eine  untergeordnete  EoUe  spielen.  Dieses  Gift  gleiche 
dem  Adrenalin  und  erzeuge  hochgespannten  Puls  mit  folgender  Herz- 
lähmung. Die  rationellste  Therapie  der  Urämie  bilden  daher  die 
Vasodilatatoren,  in  erster  Reihe  Tinctura  aconiti,  von  der  er  dstünd- 
lich  5  Tropfen  mit  gutem  Erfolge  gegeben  habe.  In  2  Fällen  hat 
Mc.  Yail  bei  schwerer  akuter  Urämie  mit  Zerebralerscheinungen  und 
Amaurose  durch  Entleerung  von  80  g  Zerebrospinalflüssigkeit  rasche 
Heilung  herbeigeführt.  Aehnliche  Erfolge  haben  Legrain  und 
Guiard  mit  der  (eventuell  wiederholten)  Lumbalpunktion  bei  Kopf- 
schmerzen der  an  Morbus  Brightii  Leidenden  erzielt.  Durch  einen 
Aderlaß  hat  Manfred  Järisch  in  einem  außerordentlich  schweren 
Fall  von  Urämie,  bei  dem  47  Krampfanfiüle  im  Verlauf  von  10  Stunden 
aufgetreten  waren,  guten  Erfolg  erzielt.  Die  günstige  Wirkung  des 
Aderlasses  bei  Urämie  beruht  nach  Bickel  darauf,  daß  die  Visko- 
sität des  Blutes  eine  Aenderung  er&hrt,  wodurch  eine  Erleichterung 
der  Herzarbeit  entsteht.  Verstärkt  kann  diese  Wirkung  noch  durch 
Salzwasserinfusion  werden.  Außerdem  ist  er  auf  Grund  seiner  in 
Gemeinschaft  mit  Cordes  ausgeführten  Experimente  zu  der  An- 
nahme gelangt,  daß  in  urämischen  Zuständen  durch  mangelhafte 
Blutzirkulation  sich  irgendwo  im  Gefäßsystem  größere  Mengen  von 
roten  Blutkörperchen  anstauen,  welche  erst  durch  den  Aderlaß  und 
die  Kochsalzinfusion  wieder  in  Umlauf  gesetzt  werden. 

Zur  Behandlung  der  akuten  Nephritis  empfiehlt  Stempo 
auf  Grund  von  Erfahrungen,  die  er  im  Laufe  einer  Scharlachepidemie 
gemacht  hat,  Eis,  welches  in  einer  länglichen,  biskuitförmigen  Blase 
auf  die  Gegend  beider  Nieren  gelegt,  mit  einer  Binde  befestigt  und 
nach  mehrstündigem  Liegenlassen  mit  einstündiger  Pause  gewechselt 
wird.  Zur  Verhütung  der  Nephritis  durch  Scharlach  hat 
Widowitz  im  Beginn  der  Erkrankung  und  im  Laufe  der  8.  Woche 
je  8  Tage  lang  Urotropin  in  Dosen  von  0,0B — 0,B  gegeben.  Li 
102  Fällen  trat  keine  Nephritis  auf.  Einen  wichtigen  Faktor  in 
der  Behandlung  der  Nierenkranken  nimmt  die  Regelung  der  Diät 
ein.  Es  liegen  hierüber  eine  Anzahl  Arbeiten  im  Berichtsjahre  vor, 
aus  denen  das  Wichtigste  hervorgehoben  werden  soll.  Gegen  die 
zu  große  Einseitigkeit  der  Diätvorschriften  wendet  sich  P.  K.  Pel. 
Nur  bei  akuter  Nephritis  im  ersten  Stadium  und  bei  den  akuten 


Urämie. 


Therapie  der 
Ur&mie. 


Lnmbal- 
panktion. 


Aderlaß  bei 
Urämie. 


Salewasser- 
infasion. 


Behandlung 

der  akuten 

Nephritis 

mit  Eis. 


Urotropin  zur 

VerfaOtung  von 

Scharlach- 

nephritis. 

Diät  bei 
Nephritiden. 


254  Fürbringer  und  Stettiner. 

Exazerbationen  der  chroDischen  Nephritis  verordnet  er  in  den  ersten 
Tagen  den  beinahe  ausschließlichen  Gebrauch  von  Milch  und  Milch- 
speisen (selten  mehr  als  2  1  pro  die).  Im  übrigen  meint  er,  daß 
ein  Kranker  mit  chronischer  Nephritis  so  gut  wie  möglich  ernährt 
werden  muß.  L.  Mohr  und  C.  Dapper  legen  großen  Wert  auf 
FlüssigkeitB-  die  Regelung  der  Flüssigkeitszufuhr.  Sie  sind  auf  Qrund  ihrer 
bei  i?ephriti8  Untersuchungen  zu  folgenden  Schlußfolgerungen  gekommen:  Sowohl 
bei  akuter  wie  bei  chronischer  Nephritis  ist  bei  zweckmäßiger 
Wasserbeschränkung  (bis  zu  1  Vi  1)  das  Verhältnis  zwischen  Wasser- 
ausscheidung und  Wasseraufiiahme  oft  günstiger  als  bei  reichlichem 
Trinken.  Der  allgemein  günstige  Einfluß  der  Wasserbeschränkung 
ist  bei  Nephritikern  häufig  ebenso  deutlich,  wie  bei  Herzkranken. 
Sowohl  bei  der  akuten  Nephritis  wie  bei  Schrumpfnieren  wird  durch 
mäßige  Wasserbeschränkung  die  Elimination  der  StickstofiFsubstanzen 
und  der  Phosphorsäure  nicht  wesentlich  beeinträchtigt.  Bei  starker 
Wasserbeschränkung  leidet  die  Ausscheidung  dieser  Substanzen.  Die 
Albuminurie  steigt  in  der  Regel  bei  chronischer  Schrump&iere  in- 
folge der  Wasserbeschränkung  etwas  an,  um  bei  längerer  Fortsetzung 
der  Behandlung  wieder  zu  sinken.  Auf  einem  anderen  Standpunkte 
bezüglich  der  Flüssigkeitszufuhr  steht  H.  Strauß.  Er  warnt,  falls 
nicht  Symptome  von  selten  des  Zirkulationsapparates  zur  Vorsicht 
mahnen,  eine  länger  dauernde  Reduktion  der  Flüssigkeitszufuhr 
durchzufuhren  und  zwar  nicht  nur,  weil  es  notwendig  ist,  Nephritikern 
dasjenige  Quantum  von  Wasser  zur  Verfugung  zu  stellen,  dessen 
sie  zur  Erzielung  der  kompensatorischen  Polyhydrurie  bedürfen, 
sondern  auch,  weil  er  meint,  daß  die  Nachteile,  die  aus  der 
vermehrten  Flüssigkeitszufuhr  dem  Herzen  erwachsen,  überschätzt 
worden  sind.  Dagegen  glaubt  Strauß  auf  Grund  seiner  Unter- 
suchungen und  der  von  Eugen  v.  Koziczkowsky  schließen  zu 

Kochsalz-  dürfen,  daß  dieKochsalzretentioninder  Pathogenese  der  Oedeme 
stoflPwechsei.  ^^^^    Wasser    gegenüber    eine    führende    Rolle    einnimmt.      TJeber 

Diuretika:     Diuretika  und  ihre  Wirkung  liegen  eine  Reihe  von  Arbeiten  vor. 

Diuretin,  pj^  Wirkung  von  Diuretin  und  Agurin  auf  gesunde  Nieren  hat 
Mosaner  untersucht.  Es  ergab  sich,  daß  nach  ihrer  Darreichung 
vielfach  Zylinder,  mitimter  auch  Albuminurie,  aufbraten,  welche  jedoch 
schon  24  Stunden  nach  Aussetzen  der  Mittel  wieder  verschwanden. 
Aber  sie  zeigen,  daß  bei  Anwendung  derselben  doch  eine  leichte 
Nierenreizung  stattfindet  und  mahnen  daher  zur  Vorsicht.  Agurin 
(dmal  täglich  1,0  in  Oblaten  oder  Pfefferminzwasser)  eignet  sich 
hauptsächlich  bei  Stauungsödemen,  die  ihren  Ausgang  vom  Herzen 
haben,  als  gutes  Diuretikum,    üeber  das  von  Minkowski  empfohlene 


Erankheiten  der  Hamorgane. 


255 


Theozin,  welches  gleich  dem  KofiFein  und  dem  Theobromin  (Diuretin, 
Agarin)  aus  der  Orappe  der  Xanthinderivate  stammt,  liegen  über- 
einstimmende Begutachtungen  von  Herm.  Schlesinger,  Döring, 
H.  Kramer,  J.  Stein,  0.  Stroß,  Karl  Thunger  u,  a.  vor.  Sie 
kommen  alle  zu  dem  gleichen  Schlüsse,  daß  dasselbe  ein  sehr  wert- 
volles Diuretikum  ist.  Wie  bereits  oben  erwähnt,  kamen  bei  Be- 
handlung der  Nephritiden  neben  den  Diuretizis  die  Herztonika  in 
Betracht.  Dieser  letzteren  Indikation  wiU  P.  Edel  bei  der  Schrumpf- 
niere  in  ähnlicher  Weise  gerecht  werden,  wie  er  es  für  die  Behand- 
lung der  zyklischen  Albuminurie  vorgeschlagen  hat.  Nach  ihm  ist 
das  Wesen  der  Schrumpfniere  in  einer  Anomalie  des  Gefäßsystems 
zu  Sachen,  deren  Hauptfaktor  eine  abnorme  Verengerung  im  Bereich 
des  Gefäßsystems  ist,  die  einerseits  eine  andauernd  ungenügende 
Ernährung  der  Niere  zur  Folge  hat  und  so  zu  Schrumpfung  in  der 
Niere  fiihrt,  andererseits  dem  Herzen  eine  ungewöhnliche  und  gefahr- 
bringende Leistung  zumutet.  Hauptziel  der  Behandlung  sind  Kräfti- 
gung des  Herzens  und  die  Herabsetzung  des  Blutdruckes  resp.  der 
Erweiterung  des  Gefäßsystems,  die  je  nach  Lage  des  Falles  durch 
Bäder,  Klima,  in  schweren  Fällen  durch  Zuhilfenahme  des  Bettes 
anzustreben  ist,  zu  deren  Erreichung  Edel  aber  den  größten  Nutzen 
in  einer  entsprechenden  Muskelübung  sieht.  Alle  unsere  Bestrebungen, 
eine  erkrankte  Niere  zu  heilen,  werden  von  der  Natur  im  wesent- 
lichen unterstützt.  Es  sei  in  dieser  Beziehung  kurz  auf  die  inter- 
essante Arbeit  von  Ch.  Thorel  verwiesen,  der  in  einer  experimen- 
tellen und  kritischen  Studie  pathologisch-anatomische  Beobach- 
tungen über  Heilungsvorgänge  bei  Nephritis  bespricht. 

Die  Förderung,  die  unsere  Kenntnisse  über  die  Aetiologie  der 
Lithiasis  durch  das  Studium  der  geographischen  Ausbreitung 
erhalten  hat,  legt  Eeginald  Harrison  dar.  Betreffs  der  Stein- 
bildung huldigt  er  der  Ba in ey sehen  Theorie,  nach  welcher  der 
Stein  durch  molekulare  Koaleszenz  von  Salzen  um  einen  organischen 
Kern,  meist  ein  Schleimpartikelchen,  entsteht.  Betreffs  der  Dia- 
gnostik sei  an  erster  Stelle  auf  die  Vervollkommnung  der  Eadio- 
graphie  hingewiesen.  Dieselbe  hat  nach  Kümmell,  Bumpel, 
Treplin  derartige  Fortschritte  gemacht,  daß  jeder  Nierenstein  auf 
einer  guten  Höntgenplatte  bei  Beobachtung  der  erforderlichen  tech- 
nischen Maßnahmen,  auf  die  wir  nicht  näher  eingehen  wollen, 
sichtbar  wird  und  daß  man  umgekehrt  mit  Sicherheit  sagen  kann, 
daß  beim  Fehlen  eines  Nierensteinschattens  kein  Konkrement  vor- 
handen ist.  Auf  die  Bedeutung,  welche  die  Zystoskopie,  der  Ham- 
leiterkatheterismus  für  die  Diagnose  haben,  sei  nur  kurz  hingewiesen. 


Theozüi. 


Behandlung 
der  Schrumpf- 
niere durch 
Muskel- 
übungen. 


Heilungs- 

Yorgftnge  bei 

Nephritis. 


Nephro- 

lithiasis. 

Geographische 

Ausbreitung. 


Diagnose 

durch 

Badiographie. 


256 


Fürbringer  und  Stettiner. 


Zyatoskopie 

bei  Nephro- 

litl 


üreteren- 
katheterismns, 

Differential- 
diagnose, 
Symptomato- 
logie, 
Interne 
Behandlung. 


Heißlnft- 

apparat 

bei  Nephro- 

lithiasis. 


Nierenvenen- 
thrombose. 


Die  Wichtigkeit  der  funktionellen  Methoden  zur  Differentialdiagnose 
ist  schon  oben  hervorgehoben  worden.  Welche  Schwierigkeiten  die- 
selbe bereiten  kann,  betont  auch  Guyon  und  lehrt  die  Mitteilung 
eines  Falles  von  Bruce  Porter,  in  welchem  die  Nephrolithiasis 
lange  Zeit  als  Ischias  behandelt  war.  Eine  ausfährliche  Besprechung 
der  Symptomatologie  und  Diagnostik  der  Nephrolithiasis  Hegt 
von  Clement  Lukas  vor,  auf  dessen  klare  Auseinandersetzungen 
hier  kurz  hingewiesen  sei.  Die  interne  Behandlung  der  Nieren- 
steinkrankheit wird  von  J.  Klemperer  besprochen.  In  erster 
Linie  kommt  eine  mechanische  Prophylaxe,  welche  durch  die 
Flüssigkeitsaufnahme  gewährleistet  wird,  in  Betracht.  Neben  all- 
gemein diätetischen  Maßnahmen  (gut  gemischte  Kost,  nicht  zu  starkes 
Salzen  und  Würzen  der  Speisen,  regelmäßiges  Leben  unter  Ver- 
meidung großer  Aufregungen)  müssen  die  Verordnungen,  je  nach 
dem,  was  fiir  eine  Art  Nierenstein  der  Patient  entleert  hat,  variiert 
werden.  Die  diätetische  Prophylaxe  bei  Neigung  zum  AusfaUen 
von  Harnsäure  soll  darin  bestehen,  daß  die  Kost  am  besten  aus 
mittleren  Fleischmengen,  vielem  Gemüse  und  Obst  zusammengesetzt 
werde,  ohne  besondere  Einschränkung  der  übrigen  Nahrungsmittel, 
unter  täglicher  Zugabe  von  V« — '/« 1  alkalischem  Mineralwasser.  Bei 
Neigung  zum  Ausfallen  von  oxalsaurem  Kalk  ist  die  Kost  am  besten 
aus  Fleisch  und  Mehlspeisen  und  mittleren  Mengen  von  Qemüsen 
und  Früchten  zusammengesetzt  unter  Vermeidung  von  Spinat,  Ei, 
Tee  und  Kakao,  sowie  größerer  Mengen  von  Milch.  Empfehlens- 
wert ist  der  Genuß  alkalischer  Wässer  zu  den  Mahlzeiten.  Die 
diätetische  Prophylaxe  endlich  bei  Phosphatsteinen,  also  der  AJka- 
linurie,  muß  vor  allem  auf  eine  Verbesserung  der  meist  gestörten 
Gesundheit  des  allgemeinen  Nervensystems  bedacht  sein.  Einen 
Heißluftapparat  zur  Anwendung  von  Hitze  bei  Nierensteinkranken 
hat  Richard  Sachs  konstruiert.  Auf  die  chirurgische  Behandlung 
der  Nephrolithiasis  sei  hier  nicht  weiter  eingegangen. 

Sehr  ähnlich  dem  Bilde  einer  Nierensteinkolik  ist  das  der 
Nierenvenenthrombose,  dessen  Symptomatologie  Reese 
schildert.  Es  wird  charakterisiert  durch  plötzliches  Auftreten  von 
Schmerzen  in  der  Nierengegend,  starke  Albuminurie,  meistens  auch 
Hämaturie,  Vergrößerung  der  betreffenden  Niere,  vorübergehende 
Verminderung  der  Hammenge  und  Erhöhung  des  spezifischen  Ge- 
wichtes, meistens  Temperaturerhöhung. 

Eine  Uebersicht  der  bei  der  gonorrhoischen  Pyelitis  und 
Pyelonephritis  wichtigen  Symptome  gibt  Bernhard  Markuse. 
Therapeutisch  sind  Nierenbeckenspülungen  kontraindiziert,  solange 


Krankheiten  der  Hamorgane.  257 

akute  Eeizerscheinungen  oder  Entzündungen  in  den  unteren  Harn-  Gonorrhoische 
wegen  bestehen.    Spontanheilung,  gonorrhoische  Pyelitis  seien  nicht  ^yo^tis  und 
selten,  namentlich  bei  Behandlung  der  zu  Grunde  liegenden  Zystitis. 
Die  Ursachen  der  eitrigen  Nierenentzündung  bespricht    Entstehung 
Kaufmann.     Sie  entsteht  entweder  auf  dem  Wege  der  Blutbahn   der  eitrigen 
durch  Verschleppung  von  Eitererregem  oder  durch  Einschleppung   enteündung. 
septischer  Gewebspartikelchen ,  denen  meist  noch  Eitererreger  an- 
haften oder  durch  Kontaktinfektion  des  der  Niere  anhaftenden  Ge- 
webes oder  durch  aufsteigende,  fortgeleitete,  eitrige  Entzündung  von 
der  Blase,  Harnleiter  und  Nierenbecken.    Erwähnenswert  ist  ein 
von  W.Alter  beschriebener  Fall,  welcher  septische  Erscheinungen 
darbot.     Nach  subkutaner  und  intravenöser  Injektion  von  0,1 — 0,2 
KoUargol  Cred^  kam  es  unter  Losstoßung  eines  großen  Fetzens  von 
Nierengewebe  zur  Heilung. 

Experimentelle    Beiträge    zur    Nierentuberkulose       Nieren- 
gibt   Paul  Asch   in   Fortsetzung   seiner   firiiheren  Versuche.     Er  tuberkulöse: 
hat  bei  Hunden  Aufschwemmungen  von  Tuberkelbazillen  in  physio-   ^^BeiSäge!  * 
logischer  Kochsalzlösung  durch   eine  dünne  Ghimmisonde,   die  von 
der  Art.  femoralis  in  die  Bauchaorten  bis  zum  Abgang  der  Nieren- 
arterien vorgeschoben  wurde,  injiziert  und  dann  nach  verschieden 
langer  Zeit  genaue  Untersuchungen  des  Urins  und  der  Niere  vor- 
genommen.   Es  traten  in  einem  TeUe  der  Fälle  akute,  in  anderem 
chronische  Erkrankungen  auf.    Versuche  von  Hansen  zur  Lösung 
der  Frage,  inwieweit  Nierentuberkulose  abhängig  von  der  Tuber- 
kulose  anderer  Organe,  insbesondere  des  Urogenitalapparates  und 
umgekehrt,   inwieweit  eine  Nierentuberkulose  die   anderen  Organe 
beeinflußt,  fiüirten  im  wesentlichen  zu  negativen  Brcsultaten.    Eine 
verbesserte   Methode   zum   Nachweis    von    Tuberkelbazillen  Nachweis  von 

beschreibt  0.  H.  F  o  r  s  e  1 1.    Ca.  1000  ccm  Harn  kommen  fiir  24  Stun-     Tubwkel. 
,..  ..  TTi  -1.111.»  .  bazillen 

den  m  einen  unten  mit  einem  Hahn  an  der  sich  plötzuch  verjüngen-      im  Harn. 

den  Spitze  versehenen  Glaszylinder.  Hierauf  wird  der  Bodensatz 
in  zwei  Zentrifugenröhrchen  abgelassen  und  nach  Anwendung  großer 
Umdrehungsgeschwindigkeit  (10000  Umdrehungen  in  der  Minute) 
untersucht.  Bei  Anwesenheit  von  Hamschleim,  welcher  das  Herab- 
sinken der  Tuberkelbazillen  verhindert,  empfiehlt  er  die  Auflösung 
desselben  durch  eine  12°/oigeBor8äure-Bora2dösung  oder  5^/oige  Soda- 
lösung. Zur  Unterscheidung  von  Smegmabazillen  fand  er,  daß  nach 
Behandlung  der  Deckglaspräparate  mit  Karbolfuchsin  und  Salpeter- 
säure eine  8  Minuten  lange  Applikation  von  50^/oigem  Azetonalkohol 
die  Smegmabazillen  entf&rbte,  die  Tuberkelbazillen  aber  nicht.  Kul- 
Jahrbuch  der  praktischen  Hedisin.    1904.  "  17 


258 


Fürbringer  und  Stettiner. 


Bedentang 

des  Tier- 

versnches. 

Diagnose  der 

Nieren- 
tuberkulöse. 


Therapie. 


Spontan- 
heilangen. 


Nieren- 
tumoren. 


Behandlung 
der  Wander- 
niere durch 
Heftpflaster- 
verband. 


OefährUchkeit 

der  Nieren- 

massage. 

Dystopie 
der  Niere. 


turell  lassen  sie  sich  dadurch  unterscheiden,  daß  Tuberkelhazillen 
aufsog.  „Heydenagar^  und  y,HeydenbouiIlon"  wachsen.  Die  Schwierig- 
keit des  Nachweises  der  Tuberkelbazillen  wird  auch  von  Gött- 
lich Salus  hervorgehoben.  Er  weist  auf  die  diagnostische 
Wichtigkeit  des  Tierversuches  hin  und  zwar  empfiehlt  er 
die  Impfung  mit  dem  Sediment  des  steril  aufgefangenen  und  steril 
zentrifugierten  Harnes  vorzunehmen.  Ausführlicher  wird  die  Dia- 
gnose der  Nierentuberkulose  von  L.  0.  Finkelstein  und 
F.  Suter  besprochen.  Daß  es  eine  einseitige  primäre  Nierentnber- 
kulose  gibt  und  daß,  wenn  zur  rechten  Zeit  der  tuberkulöse  Herd 
entfernt  wird,  der  Kranke  genesen  kann,  wird  nach  nochmaliger 
Besprechung  der  diesbezüglichen  Literatur  von  beiden  Autoren  als 
bewiesen  bezeichnet.  Die  Bedeutung  der  Zystoskopie  zur  Diagnose 
der  Blasen-  und  Nierentuberkulose  wird  auch  von  v.  Stoeckel  her- 
vorgehoben. In  therapeutischer  Beziehung  ist  eine  frühzeitige  Dia- 
gnose einer  primären  Nierentuberkulose  von  der  größten  Wichtigkeit, 
da  durch  rechtzeitige  operative  Entfernung  der  Niere  oder  eines 
Teils  derselben  ein  Weitergehen  der  Infektion  verhindert  werden 
kann  und  je  geringer  die  Ausdehnung  des  Prozesses  ist,  desto  besser 
die  Chancen  bei  der  Operation  werden,  deren  Mortalität  vorläufig 
noch  V« — V»  nach  Suter  beträgt.  Spontanheilungen  von 
Blasen-  und  Nierentuberkulose  gehören  zu  den  größten  Seltenheiten. 
Levin  kann  über  einen  solchen  berichten. 

Eine  sehr  ausführliche  Besprechung  der  Nierentumoren 
geben  J.  Albarran  und  L.  Imbert  in  ihrer  Monographie,  auf 
die  hier  nur  kurz  hingewiesen  sei.  Ebenso  sei  auf  die  sehr  lesens- 
werte Arbeit  von  Erich  Boehler  zur  Klinik  der  Nieren- 
tumoren, speziell  der  malignen  Hypernephrome,  in  der 
die  Schwierigkeit  der  Differentialdiagnose  zwischen  Nierenstein  und 
Tumor  überhaupt  auseinandergesetzt  und  2  Fälle  von  malignem 
Hypemephrom  genau  analysiert  werden,  hingewiesen. 

Zur  Behandlung  der  Wanderniere  empfiehlt  B.  Schmitz 
die  Anlegung  eines  Heftpflasterverbandes,  mit  welchem 
er  in  einer  Anzahl  von  Fällen  eine  Beseitigung  der  lästigen  Sym- 
ptome erzielt  hat.  Das  Heftpflaster  muß  terpentinfrei  und  per- 
foriert sein.  Gegenüber  den  Vorschlägen,  die  Wandemiere  durch 
Massage  zu  behandeln,  weist  Mosano  in  TJebereinstimmung  mit 
den  bereits  im  vergangenen  Jahre  erwähnten  Untersuchungen  von 
Ekgren  auf  die  durch  Versuche  an  10  Kaninchen  bestätigte  Qe- 
fj&hrlichkeit  der  Nierenmassage  hin.  Die  Frage  der  Diagnose  der 
Dystopie  der  Niere  und  ihre  gynäkologische  Bedeutung  wird 


Krankheiten  der  Hamorgone. 


259 


von  Otto  Engström  ausflihrlich  besprochen.   Einen  Fall  von  ge- 
kreuzter Dystopie  teilt  S.  v.  Schumacher  mit. 


Erankheiten  der  unteren  Hamwege.  Auf  die  Wichtigkeit  der 
Aseptik  der  Katheter  und  anderer  urologischer  Instrumente 
wird  auch  in  der  Literatur  dieses  Jahres  immer  wieder  von  neuem 
hingewiesen.  Eine  größere  Arbeit  über  Kathetersterilisation  liegt 
von  Große  vor,  auf  die  hier  kurz  hingewiesen  sei.  Auch  Gold- 
berg macht  in  einer  Tabelle  seine  Erfolge  in  der  Verhütung  der 
Infektion  der  Hamwege  durch  peinlichste  Aseptik  der  Instrumente 
deutlich.  Mit  der  Einführung  des  Urotropins  war  ein  großer 
Fortschritt  in  der  Behandlung  der  Blasenkrankheiten  gemacht.  Ein 
weiterer  Fortschritt  scheint  in  der  Einführung  des  Helmitols  als 
Hamdesinfiziens  gewonnen  zu  sein.  Günstige  Erfahrungen  über 
die  Anwendung  desselben  bei  Pyelitis  und  Zystitis  können  E.  Im- 
pens,  F.  Müller,  Seifert,  E.  Heuß,  G.  Goldschmidt  u.  a.  be- 
richten. Alle  rühmen  seine  energische  desinfektorische  Wirkung  auf 
den  Urin  und  heben  seine  TJngiftigkeit  hervor.  lieber  Blasen- 
tuberkulose liegen  Mitteilungen  von  Viktor  Bandler,  Motz 
vor,  und  vor  allem  hat  Casper  derselben  in  seinem  Lehrbuche  der 
Urologie  eine  eingehende  Besprechung  gewidmet.  Die  Infektion  der 
Blase  mit  Tuberkelbazillen  kann  eine  Teilerscheinung  einer  all- 
gemeinen Miliartuberkulose  sein;  sie  kann  durch  Einschleppung  von 
einem  in  einem  anderen  Organe  (namentlich  Knochen-  und  Gelenk-, 
seltener  Lungentuberkulose)  bestehenden  tuberkulösen  Herde  er- 
folgen. Die  häufigste  Entstehungsart  ist  die  durch  Infektion  durch 
den  Urin  einer  tuberkulösen  Niere,  aber  es  gibt  auch  eine  primäre 
Blasentuberkulose.  Ein  vorzügliches  Mittel  ist  auch  nach  den  Er- 
fahrungen von  Casper  das  von  Guyon  empfohlene  Sublimat,  von 
dem  zunächst  kleine  Mengen  von  Lösungen  von  1 :  10000—1 :  1000 
eingespritzt  werden ,  um  allmählich  mit  der  Quantität  (50  ccm)  der 
in  ihrer  Konzentration  schwächer  werdenden  Lösung  zu  steigen. 
Einen  operativen  Eingriff  bei  Blasentuberkulose  hält  Casper  nur 
dann  fbr  zulässig,  wenn  vorher  mit  Sicherheit  nachgewiesen  ist, 
daß  sich  der  tuberkulöse  Prozeß  auf  einzelne  umschriebene  Partien 
beschränkt.  Die  Aetiologie,  Symptomatologie,  Diagnostik 
und  Therapie  der  Blasentumoren,  sowie  ihren  anatomischen 
Bau  bespricht  P.  J.  Frey  er  in  übersichtlicher  Weise  unter  Vor- 
i^ihrung  einzelner  Beispiele.  Im  übrigen  bietet  die  Literatur  haupt- 
sächlich kasuistische  Beiträge.  Das  gleiche  gilt  von  den  Ver- 
öffentlichungen  aus   dem   Gebiete   der  Blasensteine.     Auf   die 


Katheter- 
Bterilisfttion. 


J9elmitol. 


BUsen- 
tnberknlose. 


Sublimat. 


Chirargiaobe 
Behandlang. 


Blasen- 
tumoren. 


Blasenstein. 


260 


Fürbringer  und  Stettiner« 


yervoUkommnimg  der  Radiographie  ist  bereits  oben  hingewiesen. 
Spontanzertrümmernngen  von  Blasensteinen  teilen  L.  Gör I 


Spontan- 
zertrttBuno- 
mng  der 
Bl»Ben8t«ine.  ^uid  Gr.  Kapsammer  mit. 


Enuresis 
nootnma. 


Unser  bisheriges  therapeutisches  Unvermögen  der  Enuresis 
nocturna  gegenüber  hat  denselben  Forscher  veranlaßt,  das  von 
Cathelin  angegebene  Verfahren,  die  Anwendung  epiduraler  In- 
jektionen von  Kokain-  oder  physiologischer  Kochsalzlösung,  nach- 
zuprüfen. Bei  25  Patienten  mit  Enuresis  nocturna,  welche  6  Monate 
bis  20  Jahre  alt  waren,  stellte  sich  nach  1 — 13  Injektionen  voll- 
kommene, bei  9  Patienten  bereits  länger  als  6  Monate  anhaltende 
Heilung  ein.  Kapsammer  hat  bisher  300  epidurale  Injektionen  ge- 
macht, ohne  üble  Nebenwirkungen  beobachtet  zu  haben.  Sämtliche 
Injektionen  wurden  ambulatorisch  unter  gleichen  aseptischen  Kau- 
telen,  wie  sie  eine  Laparotomie  erheischt,  vorgenommen.  In  einem 
Falle  trat  Erbrechen  unmittelbar  nach  der  Injektion,  im  zweiten 
Falle  am  nächsten  Tage  Kopfschmerzen  und  zweimaliges  Erbrechen 
auf.  Bei  beiden  Patienten  bestand  bereits  am  folgenden  Tage  voll- 
kommenes Wohlbefinden,  so  daß  er  die  Methode  als  ungefthrUch 
bezeichnen  kann. 

Literatur. 

J.  Albarran  et  L.  Imbert,  Les  tumeura  du  rein.  Paris.  — 
W.  Alter,  Ein  Fall  von  Niereneiterung.  Deutsche  med.  Woebenschr.  Nr.  80. 
—  Armit,  Die  Ehrlicbsche  Dimetbyl-p-Amidobenzaldebydreaktion  des 
Harns.  Wien.  klin.  Woebenschr.  Nr.  30.  —  Paul  Asch,  üeber  das  Schick- 
sal der  in  die  Nierenarterien  eingebrachten  Tuberkelbazillen.  ZentralbL  f. 
d.  Krankb.  der  Harn-  und  Sexualorgane  H.  4.  —  M.  Ascoli  und  A.  Bon- 
fanti,  Weitere  Untersuchungen  über  alimentäre  Albuminurie.  Münch. 
med.  Woebenschr.  Nr.  41.  —  Viktor  Bandler,  üeber  Blasentuberknloee. 
Prager  med.  Wochenscbr.  Nr.  21.  —  Barth,  üeber  funktionelle  Nieren- 
diagnostik.  Verhandl.  des  32.  Kongr.  der  deutschen  Gesellsch.  f.  Cbir.  — 
Bernhardt,  Zyklische  Albuminurie.  Diskussion  in  der  Berliner  med.  G-e- 
sellschafL  Berl.  klin.  Wochenscbr.  Nr.  50.  —  A  Bickel,  Zur  Lehre  von 
der  Urämie.  St.  Petersb.  med.  Wochenscbr.  Nr.  24.  —  Emil  Boehler, 
Beitrag  zur  Klinik  der  Nierentumoren,  speziell  der  malignen  Hyper- 
nephrome.  Wien.  klin.  Wochenscbr.  Nr.  19,  20.  —  Burckhardt,  Par- 
oxysmale Hämoglobinurie.  Jahrb.  f.  Einderheilkunde  H.  5.  —  L.  Gas  per, 
Lehrbuch  der  Urologie  mit  Einschluß  der  männlichen  Sexualorgane. 
Wien.  —  Derselbe,  Nierentod ,  Niereninsuffizienz  und  funktionelle 
Nierendiagnostik.  Deutsche  med.  Wochenscbr.  Nr.  25.  —  Derselbe,  Zur 
Asepsis  des  Eatheterismus  und  der  Zystoskopie.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift Nr.  46.  —  L.  Gasper  und  P.  F.  Richter,  Was  leistet  die  funk- 
tionelle Nierendiagnostik?    Mitteil,  aus  den  Grenzgeb.  der  Med.  u.  Ghir. 


Krankheiten  der  Haxnorgane.  261 

Bd.  XI,  H.  11  u.  12.  —  F.  Cathelin,  Le  cloisonnement  v^sical  et  la 
divifiion  des  urines.  Paris.  —  Heinrich  Citron,  Die  Technik  der  Unter- 
suchung des  Harns  auf  Zucker.  Deutsche  Medizinalztg.  Nr.  33.  —  Der- 
selbe, Demonstration  eines  Apparates  zur  jodometrischen  Zuckerbestimmung. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  51.  —  J.  Gohn,  Kann  der  Hamleiterkathe- 
terismus  durch  Hamsegregatoren  ersetzt  werden?  Berl.  klin.  Wochenschr. 
Nr.  16.  —  Döring,  Theozin  (Theophyllin),  ein  neues  Diuretikum.  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  19.  —  H.  Dreser,  Versuche  über  Theozindiurese  am 
gesunden  Menschen.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  42.  —  Paul  Edel,  üeber 
die  Abhängigkeit  der  zyklischen  Albuminurie  von  der  Zirkulation.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  Nr. 35  u.  86.  —  Derselbe,  Ueber  Wesen  und  Aetiologie 
der  Schrumpfniere  und  ihre  erfolgversprechende  Behandlung.  Münch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  43.  —  Fr.  Engel,  Zur  Frage  der  traumatischen  Albumin- 
urie. Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  10.  —  Engström,  Ueber  Dystopie  der 
Niere  in  klinisch-gynäkologischer  Beziehung.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  XLIX, 
H.  1—4.  —  P.  Erben,  Studien  über  Nephritis.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  L, 
H.  5u.  6.  —  0.  Finkelstein,  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Nierentuberkulose« 
Monatsber.  f.  Urologie  H.  10.  —  Forsell,  Eine  verbesserte  Methode  zum 
Nachweis  von  Tuberkelbazillen  im  Harn.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXVI, 
H.  3  u.  4.  —  P.  J.  Frey  er,  A  clinical  lecture  on  tumours  of  the  bladder. 
TheLancet,  24.  Januar.  —  P.  Fürbringer,  Zur  Würdigung  der  traumati- 
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Derselbe,  Zyklische  Albuminurie.  Diskuss.  in  der  Berl.  klin.  Wochenschr. 
Nr.  50.  —  Garrö,  Ein  neuer  Urinseparator.  Therap.  Monatshefte,  Jan.  — 
Rudolf  Goebell,  Ein  Beitrag  zur  funktionellen  Nierendiagnostik.  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  46.  —  Goldberg,  Erfolge  in  der  Verhütung  der 
Haminfektion.  Verhandlungen  der  Kasseler  Versammlung  deutscher  Natur- 
forscher und  Aerzte.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  40.  —  Siegmund 
Goldschmidt,  Das  Helmitol,  ein  neues  Hamdesinfiziens.  Therap.  Monatsh. 
Nr.  1.  —  L.  Görl,  Spontanzertrümmerung  eines  Blasensteins.  Münch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  14.  —  Große,  Kathetersterilisation.  Monatsh.  f.  Urologie. 
—  F.  Guyon,  Diagnostik  des  calculs  du  rein  et  de  Turetöre.  Annales  des 
maladies  des  organs  gönito-urinaires  Nr.  14.  —  Walker  Hall,  Vegeta- 
bilische Nahrung  und  Getränke  bei  Gicht  und  Nephritis.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  Nr.  88.  —  Benno  Hallauer,  Ueber  den  Einfluß  der  Kon- 
zentration des  Harns  auf  den  Ausfall  der  Eiweißreaktion.  Münch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  86.  —  M.  Halpern,  Zur  Frage  der  Stickstoffausscheidung 
im  Harn  in  patholog.  Zuständen.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  L,  H.  5  u.  6.  — 
Derselbe,  Beiträge  zur  experimentellen  Albumosurie.  Berl.  klin.  Wochen- 
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g^nito-urinaire  surtout  sur  la  tuberculose  du  rein.  Annales  des  maladies 
genito-urinaires  Nr.  1.  —  Reginald  Harrison,  Observations  arising  out 
of  the  geographica!  distribution  of  stone  and  calculus  disordres.  The 
Brit.  med.  joum.  p.  2197.  —  Haus  er,  Ueber  zyklische  Albuminurie.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  Nr.  50.  —  Heufi,   Ueber  Helmitol,   ein  neues  Harn- 


262  Farbringer  und  Stettiner. 

desinfiziens.  Monatsschr.  f.  prakt.  Dermatol.  Nr.  3.  —  Jacobi,  üeber  die 
Wirkung  des  Agarins.  Pester  medizinisch-chirurg.  Presse  Nr.  14.  —  Otto 
Jacobson,  üeber  orthotische  Albuminurie.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  40. 
—  V.  Jak  seh,  Weitere  Mitteilungen  über  die  Verteilung  der  stickstoff- 
haltigen Substanzen  im  Harn  des  kranken  Menschen.  Zeitsohr.  f.  klin.  Med. 
Bd.  L,  H.  3  u.  4.  —  Manfred  Jaerisch,  Der  Aderlaß  bei  Urämie.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  Nr.  13.  —  E.  Impens,  Zur  Hamdesinfektion.  Monatsber. 
f.  Urologie  H.  5.  —  Adolf  Jolles,  Eine  sehr  empfindliche  Probe  zum 
Nachweis  von  Gallenfarbstoff  im  Harn.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med. 
Bd.  LXXVIII,  H.  1  u.  2;  Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  21.  —  J.  Israel, 
üeber  funktionelle  Nierendiagnostik.  Mitteil,  aus  den  Grenzgeb.  der  Med. 
u.  Ghir.  Bd.  XI.  —  Derselbe,  üeber  die  Leistungsfähigkeit  der  Phlo- 
ridzinmethode.  Ebenda.  —  Kaufmann,  Die  Ursachen  der  eitrigen 
Nierenentzündung.  Medizinische  Woche  Nr.  40.  —  Georg  Eapsammer, 
üeber  üreterenlmtheterismus  und  funktionelle  Nierendiagnostik.  Wien, 
klin.  Wochenschr.  Nr.  51.  —  Derselbe,  üeber  Spontanfraktur  der 
Blasensteine.  Ebenda  Nr.  18.  —  Derselbe,  üeber  Enuresis  und  ihre 
Behandlung  mittels  epiduraler  Injektion.  Ebenda  Nr.  29.  —  Xeydel, 
Die  instrumenteile  Trennung  des  Urins  beider  Nieren.  Münch.  med.  Wochen- 
sohnfb  Nr.  85.  —  G.  Elemperer,  Die  Behandlung  der  Nierensteinkrank- 
heit. Therapie  der  Gegenwart,  September.  —  Derselbe,  Messung  des  E[am- 
farbstoffs  und  ihre  diagnostische  Yerwertbarkeit.  Berl.  klin.  Wochenschr. 
Nr.  14.  —  Wilhelm  Klink,  Nierenblutung  und  Nierenschmerzen.  Therapie 
der  Gegenwart,  Juni.  —  Kövesi,  Nephritis  syphilitica  acuta  praecox. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  29.  —  Hans  Eoeppe,  Physikalische  Dia- 
gnose der  NierentAtigkeit.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  45.  —  Eugen 
Y.  Koziozkowsky,  Beitrilge  zur  Kenntnis  des  Salzstoffwechsels  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  chronischen  Nephritiden.  Zeitschr.  f.  klin. 
Med.  Bd.  LI,  H.  3  u.  4.  —  H.  Krämer,  üeber  die  diuretische  Wirkun^f 
des  Theozins.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  13.  —  Kretz,  Zur  Theorie  der 
paroxysmalen  Hämoglobinurie.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  18.  — 
H.  Kümmell,  Die  neuen  üntersuchungsmethoden  und  die  operatiTon  Er- 
folge bei  Nierenkrankheiten.  Yerhandl.  des  32.  Kongresses  der  deutschen 
Gesellsch.  f.  Chir.  —  H.  Kümmell  und  0.  Bumpel,  Chirurgische  Erfah- 
rungen über  Nierenkrankheiten  unter  Anwendung  der  neueren  ünter- 
suchungsmethoden. Beitr.  zur  klin.  Chir.  Bd.  XXXYII,  H.  8.  —  Anastazy 
Landau,  Klinische  Untersuchungen  über  den  osmotischen  Druck  des 
Blutes.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXVIII,  H.5u.6.  —  C.  Lambotte, 
Notice  sur  la  localisation  renale  par  cloisonnement  de  la  vessie.  BuUetm 
de  Tacad^mie  royale  de  m^decine  de  Belg.  H.  6.  —  Lauterbach,  Ein 
Fall  von  Nierensyphilis.  Wien.  med.  Blätter  Nr.  80.  —  Legrain  et 
Guiard,  La  ponction  lombaire  contre  la  cäphaläe  des  Brightiques.  Le 
progrös  möd.  Nr.  44.  —  Levin,  Spontanheilung  von  Nieren-  und  Blasen- 
tuberkulose. Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  9.  —  Robert  Lichtenstern, 
üeber  Hamsegregatoren.    Wien.  med.  Presse  Nr.  18.    —    Litten,   üeber 


Krankheiten  der  Hamorgane.  263 

zyklische  Albuminurie.  Diskussion  in  der  Berlin,  med.  Gesellschaft.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  Nr.  50.  —  F.  Loewenhardt,  Elektrische  Leitfähigkeit 
und  funktionelle  Nierendiagnostik.  Yerhandl.  des  82.  Kongr.  d.  deutschen 
Oesellsch.  f.  Chir.  —  Felix  Lommel,  üeber  Pubertätsalbuminurie.  Deut- 
sches Arch.f.klin.Med.  Bd.  LXXYIII,  H.  5  u.  6.  —  Bernhard  Lostorf  er, 
Ein  Fall  von  Fibrinurie  bei  Nephritis.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  7.  — 
Clement  Lucas,  The  Symptoms  and  diagnosis  of  stone  in  the  kidney. 
The  Lancet,  25.  April.  —  Lüthje,  Zur  Frage  der  sog.  febrilen  Albumin- 
urie nebst  einigen  Bemerkungen  über  die  Bedeutung  der  Zylindrurie.  The- 
rapie der  Gegenwart  H.  IL  —  £.  Maragliano,  Klinisches,  Chemisches, 
Experimentelles  über  die  Nephritiden.  Med.  Woche  Nr.  28.  —  Bernhard 
Marcus e,  Ueber  Pyelitis  und  Pyelonephritis  auf  Grund  von  Gonorrhoe. 
Therap.  Monatshefte,  Februar.  —  L.  Mohr,  üeber  das  Ausscheidungs- 
vermOgen  der  kranken  Niere.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  LI,  H.  3  u.  4.  — 
L.  Mohr  und  C.  Dapper,  Ueber  den  Einfluß  vermehrter  und  verminderter 
FlüssigkeitsEufuhr  auf  die  Funktion  erkrankter  Nieren.  Deutsches  Arch.  f. 
klin.  Med.  Bd.  LXXVIII,  H.  1  u.  2.  —  Mosano,  Su  gli  effetto  della  pal- 
patione  renale.  Gazz.  degli  ospedali  et  delle  clin.  Nr.  41  (nach  Zentralbl. 
f.  Chir.  Nr.  31).  —  Anton  Mos  an  er,  Ueber  die  Wirkung  von  Diuretin 
und  Agurin  auf  die  Hamwege.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  27.  — 
Motz,  Heilbarkeit  der  Blasentuberkulose.  Annales  de  Guyon,  1903.  — 
Mühlig,  Nephritis  parenchymatosa  syphilitica.  Münch.  med.  Wochenschr. 
Nr.  12.  —  F.  Müller,  Klinisches  und  Bakteriologisches  über  Helmitol. 
Deutsche  Aerzteztg.  Nr.  8.  —  Joh.  Müller,  Ueber  einen  bequemen  che- 
mischen Nachweis  von  Eiter  im  Harn.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  40.  — 
Neubauer,  Ueber  die  Bedeutung  der  neuen  Ehrlichschen  Farbenreaktion. 
Verhandl.  der  Kasseler  Versamml.  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte.  — 
Oberndorfer,  Zur  Frage  der  posttraumatischen  Nephritis.  Münch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  50.  —  A.  Ott,  Zur  Chemie  und  Technik  der  Diazoreaktion. 
Wiener  klin.  Rundschau  Nr.  40.  —  A.  Pappenheim,  Bemerkungen  zur 
Ehrlichschen  Benzaldehydreaktion.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  2.  — 
P.  K.  Pel,  Die  Em&hrung  unserer  Nierenkranken.  Zeitschr.  f.  diätet.  u. 
physik.  Therapie  Bd.  VII,  H.  1.  —  Bruce  Porter,  Note  on  a  case  of 
renal  calculua.  TheLancet,  17.  Okt  —  E.  Raehlmann,  Ueber  ultramikro- 
skopiache  Untersuchung  von  Lösungen  der  Albuminsubstanzen  und  Kohle- 
hydrate und  eine  neue  optische  Methode  der  Eiweiflbestimmung  bei 
^bnminurie.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  48.  —  Reese,  Zur  Sympto- 
matologie der  Nierenvenenthrombose.  Deutsches  Archiv  f.  klin.  Med. 
Bd.  LXXVIII,  H.  5  u.  6.  —  Remlinger  und  M.  Hodara,  Zwei  Fälle  von 
Chylurie  infolge  von  Filiariosis.  Monatsh.  f.  prakt.  Dermatol.  Bd.  XXXV, 
H.  15.  —  E.  Riegler,  Eine  empfindliche  einfache  und  rasch  ausführbare 
Zuckerprobe  mit  oxalsaurem  Phenylhydrazin.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
Nr.  15.  —  H.  Röder,  Die  Gefrierpunktsemiedrigung  des  nephritischen 
Harns  und  ihre  Deutung  auf  dem  Wege  des  Verdünnungsversuches.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  Nr.  19.  —  Rößler,  Die  volumetrische  Eiweißbestimmung 


264  FOrbringer  und  Stettiner. 

im  Harn.  Dentsche  med.  Wochenschr.  Nr.  19.  —  0.  Rumpel,  Erfahrungen 
über  die  praktische  Anwendung  der  Gefrierpunktsbestimmungen  in  Blut 
und  Harn  bei  Nierenerkrankungen.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  1,  2  u.  3. 

—  Derselbe,  Die  Diagnose  der  Nierensteine  mit  Hilfe  der  neueren  Unter- 
suchungsmethoden.  Karten  und  Atlas  der  normalen  und  pathologischen 
Anatomie  in  typischen  Röntgenbildern.  —  Derselbe,  Ein  Fall  von  doppel- 
seitiger Steinniere,  zugleich  ein  Beitrag  zur  funktionellen  Nierendiagnostik. 
Monatsberichte  f.  Urologie  H.  1.  —  Richard  Sachs,  Zur  Behandlung  der 
Gallen-  und  Nierensteinkoliken  mittels  neukonstruierten  Heifiluftapparats. 
Therapie  d.  Gegenw.,  Juni.  —  Gottlieb  Salus,  Tierversuch  und  Nieren- 
tuberkulose, nebst  einem  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Harns  Tuberkulöser. 
BerL  klin.  Wochenschr.  Nr.  50.  —  Schlechtendahl,  Ueber  Nierenentzfln- 
dung  im  Frühstadium  der  Syphilis  und  deren  Behandlung.  Wien.  klin. 
Rundschau  Nr.  32  u.  88.  —  Herm.  Schlesinger,  Bemerkungen  über  die 
Wirkung  des  Theozins.  Therapie  d.  Gegenw.,  M&rz.  —  Wilhelm  Schle- 
singer, Zum  klinischen  Nachweis  des  Urobilins.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift Nr.  82.  —  B.  Schmitz,  Beitrag  zur  Behandlung  des  Ren  mobilis. 
Allg.  med.  Zentralztg.  Nr.  47.  —  H.  Schultheß,  Hämaturie  durch  Oxal- 
t&Tjxe  nach  Rhabarbergenuß.   Korrespondenzbl.  f.  Schweizer  Aerzte  Nr.  18. 

—  S.  V.  Schuhmacher,  Ein  Fall  von  gekreuzter  Dystopie  der  Niere. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  Nr.  29.  —  Schwarz  köpf.  Zur  Diagnose  chro- 
nisch nephritischer  Prozesse.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  35.  —  Seifert, 
Ueber  Helmitol.  Wien.  klin.  Rundschau  Nr.  24.  —  H.  Senator,  Die  Dia- 
gnostik der  Krankheiten  und  der  Leistungsfähigkeit  der  Nieren.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  Nr.  21  u.  22.  —  Derselbe,  Ueber  die  Herzhypertrophie  bei 
Nierenkrankheiten.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  1  u.  2.  —  Derselbe, 
Zur  Frage  der  traumatischen  Albuminurie.   Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  11. 

—  Derselbe,  Ueber  zyklische  Albuminurie.  Diskussion  in  der  Berliner 
med.  Gresellschaft.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  50.  —  J.  Stein,  Theozin 
(Theophyllin)  als  Diuretikum.  Prag.  med.  Wochenschr.  Nr.  16.  —  L.  Stempo, 
Eis  bei  akuter  Nephritis.  Therapie  der  Gegenwart,  November.  —  Stern, 
Beitrag  zur  Frage  der  chirurgischen  Behandlung  von  Nephritiden.  Ver- 
handlungen der  Kasseler  Versamml.  deutscher  Naturforscher  n.  Aerzte.  — 
W.  Stoeckel,  Zur  Diagnose  und  Therapie  der  Blasen-  und  Nierentuber- 
kulose bei  der  Frau.  Beiträge  zur  Klinik  der  Tub.  H.  1  u.  2.  —  H.  Strauß, 
Die  Hamkryoskopie  in  der  Diagnostik  doppelseitiger  Nierenerkrankungen. 
Zeitsohr.  f.  Min.  Med.  Bd.  XLYII,  H.  5  u.  6.  —  Derselbe,  Zur  Behand- 
lung und  Verhütung  der  Nierenwassersucht.  Therapie  d.  Gegenw,,  Mai.  — 
Derselbe,  Zur  Frage  der  Kochsalz-  und  Flfissigkeitsausfuhr  bei  Herz-  und 
Nierenkranken.  Ebenda,  Oktober.  —  Oskar  Stroß,  Ueber  die  diuretische 
Wirkung  des  Theophyllin  (Theozin).  Wien.  klin.  Rundschau  Nr.  20.  — 
Stürtz,  Eustrongylus  gigas  im  menschlichen  Hamapparat  mit  einseitiger 
Chylurie.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  V  u.  VI.  —  F.  Suter,  Ein 
Beitrag  zur  Diagnose  und  Behandlung  der  Nierentnberkulose.  Korrespondenzbl. 
f.  Schweizer  Aerzte  Nr.  10  u.  11.  —  Sutherland,  Orthot.  Albuminurie 


Krankheiten  der  Hamorgane.  265 

and  movable  kidney.  Americ.  journ.  of  the  med.  science,  AuguBt.  — 
Karl  Thünger,  Theozin  als  Diuretikum.  Münch.  med.  WochenBchr.  Nr.  30. 
—  Thomson,  üraemia  and  its  ireatment.  Medical  Record,  16.  Mai.  — 
Ch.  Thorel,  Pathologisch-anatomische  Betrachtungen  über  Heilungs- 
Torgänge  bei  Nephritis.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXVII.  — 
Treplin,  Röntgenbilder  von  Nieren-  und  Gallensteinen.  Verhandl.  der 
deutschen  Gesellsch.  f.  Chir.  82.  Kongreß.  —  Treutlein,  üeber  das 
Fehlen  von  Zylindern  im  Urin  von  Nephritikem.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift Nr.  86.  —  F.  Tripold,  Ueber  das  Verhältnis  der  Harnausscheidung 
zu  der  aufgenommenen  Flüssigkeitsmenge  bei  Gesunden.  Zeitschr.  f.  diätet. 
u.  physik.  Therapie  Bd.  VII,  H.  1  u.  2.  —  Mc.  Vail,  Spinal  puncture  in 
uraemia.  The  British  med.  joum.,  24.  Oktober.  —  T.  Voelcker  und 
£.  Joseph,  Funktionelle  Nierendiagnostik  ohne  Ureterenkatheter.  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  48.  —  Widowitz,  ürotropin  als  Prophylaktikum 
gegen  Scharlachnephritis.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  40.  —  Paul  Wulf  f, 
Zur  Kasuistik  der  Nierenblutung.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  29.  — 
W.  Zangemeister,  üeber  Verwertung  der  Gefrierpunktsemiedrigung  des 
Harns  zur  Beurteilung  der  Nierenfunktion.   Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  49. 


Scharlach 

auf  einer 

Masemstation. 


Piupnra 

haemorrhagica 

nach 

Scharlach. 

Scharlach- 

ähnliche 

Exantheme 

nach 
Diphtherie- 
heilsemm. 

5mal 

Scharlach 

bei  einem 

Individnnm. 


g)  Akute  allgemeine  Infektionskrankheiten 
und  Zoonosen. 

Von  o.  Honorarprofessor  Dr.  Hermann  Ylerordt  in  Tübingen. 

Infektionskrankheiten.  Einiges  Interesse  in  nosologischer  Be- 
ziehung beansprucht  eine  von  A.  Doebert  beschriebene  kleine 
Scharlachendemie  anf  der  Masernstation  des  Krankenhauses 
Bethanien  in  Berlin,  Winter  1901/02.  Sie  trat  anf,  nachdem  im 
Dezember  1901  der  letzte  Scharlachfall  in  den  Baracken  beobachtet 
war.  Zum  mindesten  vermochte  sie  den  da  nnd  dort  verfochtenen 
Satz,  daß  bald  nach  Masern  ausbrechender  Scharlach  meist  gutartig 
sei,  zu  widerlegen.  Von  den  10  Fällen  verlief  sogar  einer  bei  einem 
5jährigen  Mädchen  (durch  Lymphadenitis)  todlich.  Auch  sonst  war 
manches  Irreguläre  zu  verzeichnen;  bei  6  bestand  Durchfall  vor 
Ausbruch  des  Exanthems,  bei  5  war  dieses  überhaupt  unentwickelt 
oder  nur  flüchtig;  auch  waren  die  Komplikationen  stark  vertreten, 
6mal  Otitis,  darunter  8mal  doppelseitig,  4mal  Nephritis  und  2mal 
nekrotisierende  Angina.  Daß  aber  eine  unter  dem  Bild  der  Purpura 
fnlminans  in  5  Tagen  unter  den  Erscheinungen  der  Anämie  zum 
Tode  führende  Purpura  haemorrhagica  während  der  Kon- 
valeszenz von  Scharlach  auftritt,  ist  immerhin  eine  recht  seltene 
Komplikation.  CuUen  beobachtete  einen  solchen  Fall  bei  einem 
2jährigen  ELnaben.  Die  Purpura  war  an  den  unteren  Extremitäten 
besonders  entwickelt.  Oberwinter  bespricht  die  nach  Injektion 
von  Diphtherieheilserum  auftretenden  Exantheme,  beson- 
ders die  scharlachähnlichen,  welche  in  der  Tat  auch,  nament- 
lich wenn  sie  am  8. — 6.  Tag  nach  der  Injektion  ausbrechen,  öfters 
wirklicher  Scharlach  sind ;  auch  kann  dieser  von  der  Injektionsstelle 
seinen  Ausgang  nehmen.  Ungewöhnlich  ist  auch  ein  5  malig  es 
Befallenwerden  von  Scharlach,  von  dem  Fielding  überzeugend 
berichtet.  Es  handelte  sich  um  einen  anämischen  Mann,  welcher 
innerhalb  12  Jahren  5mal  Scharlach  durchmachte,  jede  Attacke  mit 
Fieber,  ausgeprägtem  Exanthem,  Angina,  Himbeerzunge  und  über 
Wochen  andauernder,  lästiger  Desquamation  der  Haut.  Jürgensen 
(Nothnagels  Handbuch  IV.  Band,  2.  Hälfte,  S.  54)  gibt  an,  daß  öftere 
als  4maHge  Wiederholung  „nicht  mit  Bestimmtheit  beobachtet  sei*'. 
Während  einer  in  Abnahme  begriffenen  länger  sich  hinziehenden 


I 


Akute  aUgemeine  InfektionBkrankheiten  und  Zoonosen.  267 

Scharlachepidemie  in  der  finnischen  Stadt  Was a  stellte  K.  Ek-     Scharlach- 

holm  ein  Auftreten  neuer  Fälle  fest  in  Familien,  welche  die  Milch   7®'**"^«'^? 

durch  Milch, 
aus  einem  und  demselben  Kuhstall  erhielten.    Innerhalb  7  Tagen 

wurden  von  14  Familien,  an  welche  die  Milch  geliefert  wurde,  7  befallen, 
in  6  Familien  11  (von  zusammen  15)  Kinder  im  Alter  von  1 — 8  Jahren 
und  1  Erwachsener,  in  der  7.  (kinderlosen)  1  Erwachsener.  Die  Er- 
wachsenen hatten  lediglich  eine  fieberhafte  Angina  gehabt  und  in 
ähnlicher  Weise  war,  wie  sich  späterhin  herausstellte,  ein  16jähriges 
Mädchen,  das  den  Kuhstall  zu  besorgen  hatte,  10  Tage  vor  dem  Auftreten 
des  ersten  Falles  ambulatorisch  an  Angina  „phlegmonosa"  behandelt 
worden,  die  man  nachträglich  als  versteckten  Scharlachfall  zu  deuten 
veranlaßt  war.  Den  Streptokokken  möchte  Jochmann  keine  ätio- Streptokokken 
logische  Bedeutun  g  für  den  Scharlach  einräumen,  wenn  sie  sich  auch  Scharlach, 
bei  vielen,  namentlich  den  schweren,  FäUen  vorfinden.  Bezüglich  der 
Behandlung  des  Scharlachs  sind  verschiedene  üntersucher  am  Verschiedene 
Werk ;  freilich,  es  fehlt  noch  —  von  gewissen  Prioritätsstreitigkeiten  H^ü««». 
abgesehen  —  an  der  wünschenswerten  üebereinstimmung,  und  Moser- 
sches  Scharlaohserum  und  virulentes  Aronsonsches  Antistrepto- 
kokkenserum  (s.  Jahrb.  1903,  S.  247)  stehen  sich  fast  feindlich  und  unver- 
söhnlich gegenüber.  Gerade  vom  Mos  ersehen  Serum  werden  von  Wien 
her  Erfolge  verkündigt,  so  von  Th.  Escherich  aus  der  Univer- 
sitätsklinik. Nach  4—12  Stunden  pflegt  sich  die  Wirkung  ein- 
zustellen, um  etwa  in  der  18. — 80.  Stunde  ihr  Maximum  zu  erreichen; 
die  Temperatur  ftlUt  ab.  Puls-  und  Atmungsfrequenz  sinken,  auch 
der  abnorm  hohe  Blutdruck,  Somnolenz  und  Delirien  schwinden. 
Die  lokalen  Symptome  im  Rachen,  an  den  Lymphdrüsen  werden 
weniger  deutlich  beeinflußt,  auch  nicht  voU  entwickelte  Kompli- 
kationen und  Nachkrankheiten.  Auch  Pospischill  berichtet  Gün- 
stiges über  Mosers  Scharlachstreptokokkenserum,  das  er  in  Mosers  Serum. 
26,  zum  Teil  als  verloren  anzusehenden  Fällen  anwandte.  —  Die  von 
Höchst  a.  M.  aus  in  den  Verkehr  gebrachten  Flaschen  enthalten 
160  ccm  Moserserum,  welches  in  die  seitliche  Bauchwand  eingespritzt 
wird,  worauf  die  StiohöSnung  mit  Jodoformkollodium  verschlossen 
wird.  Weniger  angenehm  ist  der  noch  hohe  Preis  des  Serums  und 
die  verhältnismäßig  große  Menge,  welche  injiziert  werden  muß. 
Daß  das  Bekonvaleszentenserum,  wie  es  v.  Leyden  verwendet,  Rekonyaies- 
vielleicht  mehr  leistet,  wird  zugegeben;  andererseits  hat  wieder  ««atenserum. 
W.  Scholz  bei  9  leichten,  mit  5 — 20  ccm  Scharlachrekonvaleszenten- 
serom  behandelten  Fällen  keine  nennenswerten  Erfolge  gesehen. 
So  dürfte  vielleicht  doch  noch  eine  gewisse  Skepsis  am  Platze  sein, 
wie  sie  von  Berlin  aus  gegenüber  Moser  und  seinem  Serum  geübt 


268 


Vierordt. 


Urotropin 

gegen 
Scharlach- 
nephritis. 


Councilmans 

Erreger  der 

Pocken. 


Parasiten 
der  Pocken. 


wird  (b.  Literatur:  Moser,  Baginsky,  Aronson).  Daß  man  Bot- 
lichttherapie für  Scharlach,  ähnlich  wie  £ur  Pocken  (vergl. 
Jahrb.  1902,  S.  261  und  unten  S.  269)  vorgeschlagen  hat  (Schoull)  — 
solange  das  Exanthem  besteht,  rote  Stoffe  vor  Türen  und  Fenster, 
rote  Schirme  vor  Lampen  und  Beleuchtungskörper  bei  dauerndem 
Aufenthalt  im  Zimmer  —  soll  angemerkt  sein.  TJrotropin  als  Pro- 
phylaktikum  gegen  Scharlachnephritis  empfiehlt  J.  Wide- 
witz.  Er  hat  102  Fälle  in  3  Jahren  so  behandelt,  Kinder  von  1 — 15 
Jahren  mit  Gaben  von  0,05—0,6  g,  so  daß  ein  lljähriges  etwa  0,3 
erhält  und  zwar  3mal  an  3  aufeinanderfolgenden  Tagen  im  Anfang 
der  Krankheit,  jedenfalls  aber  zu  Beginn  der  3.  Woche.  Li  keinem 
von  diesen  102,  durchaus  nicht  ausgesuchten  Fällen  kam  eigentliche 
Nephritis  zur  Beobachtung,  obwohl  auch  leichte  FäUe  dabei  waren, 
welche  im  allgemeinen  eher  zu  Nephritis  geneigt  sein  sollen. 

Pocken.  Mit  ein  paar  Worten  sei  nach  dem  Berichte  C.A.Ewalds 
der  neuen,  an  Guarnieri  (1892)  u.  a.  anschließenden  Entdeckungen 
Councilmans  in  Boston  gedacht,  welcher  bei  den  (hämorrhagi- 
schen) Pocken  in  den  unteren  Epithelschichten  der  Haut  extranukleäre, 
strukturlose,  nach  vollendetem  Wachstum  schließlich  in  Gbunula 
zerfallende  und  von  ihm  als  lebende  Organismen  angesehene  Zell- 
einschlüsse gefunden  hat.  Auch  im  Zellkern  treten  eigenartige,  durch 
Teilung  sich  vermehrende  Bildungen  auf,  welche  in  sporenartige, 
schwer  zu  erkennende  Körperchen  zerfallen.  Angeregt  wird  dieser 
Zerfall  des  Kerns,  der  nur  bei  echten  Pocken  beobachtet  wird,  durch 
die  von  den  extranukleären  Formen  sich  ableitenden,  in  den  Kern 
eindringenden  Gebilde,  welche  als  Träger  der  Lifektion  anzusehen 
sind.  Den  ersten  Zyklus,  wobei  die  Bildung  sporenartiger  Körper 
nur  extranukleär  sich  vollzieht,  zeichnet  die  Vakzine  aus;  in  der 
Impfpustel  finden  sich  ausschließlich  extranukleär  gebildete  Sporen. 
Dagegen  beschreiben  als  „Parasiten"  der  Pocken  und  Wind- 
pocken Thomson  und  Brownlee  stark  lichtbrechende,  runde, 
mit  gewöhnlichen  Mitteln  nicht  färbbare  Körperchen,  nachweisbar 
(besonders  bei  hämorrhagischen  Pocken)  im  Blut  vom  3. — 4.  Tag  der 
Krankheit  ab.  In  Hautschnitten,  Lymphspalten,  kleinsten  Blut- 
gefäßen finden  sich  ähnliche  Körperchen,  die  zum  Teil  sich  schwach 
färben  lassen,  im  Pockeninhalt  je  nach  dem  Alter  der  Pocke  in  ein- 
zelnen Zellen  allmählich  wachsende,  schließlich  frei  werdende,  helle 
Körperchen.  Daneben  können,  doch  durchaus  in  der  Minderzahl  der 
Fälle,  npyogene"  Organismen  beobachtet  werden.  Es  besteht  dem- 
nach kein  einheitlicher  Befund  bezüglich  des  Erregers  der  Pocken; 
das  weitere   bleibt  abzuwarten.   —   Die    eben   genannten  Autoren 


Akate  allgemeine  Infektionskrankheiten  und  Zoonosen. 


269 


machten  an  13  schweren  Variolakranken  Versuche,  freilich  ohne 
bei  6  —  3  waren  hämorrhagisch ,  4  konfluierend  —  den  Tod  ab- 
wenden zu  können,  mit  großen  Dosen  (30  g  auf  2mal  injiziert)  vom 
Serum  junger,  gegen  Vakzine  immunisierter  Kühe,  das  mit 
Trikresol  (0,4 ^/o)  haltbar  gemacht  war.  Finsen  empfiehlt  von  neuem 
seine  vor  10  Jahren  inaugurierte  Rotlichtbehandlung  der  Pocken, 
zumal  für  die  Länder  mit  häufigeren  Erkrankungen  und  wendet  sich 
vor  allem  an  England.  Das  Tageslicht,  zumal  die  chemischen 
Strahlen,  begünstigen  nach  seiner  Ansicht  die  Eiterung,  während 
die  Botlichtbehandlung  die  Narbenbildung  verhindern  soll.  Aller- 
dings leistet  sie  nichts  mehr,  sobald  die  Eiterung  in  der  Pocke  schon 
begonnen  hat.  Aehnliche  Wirkung,  wie  Finsen  mit  dem  roten 
Licht,  will  Kolbassenko  mit  Thiolum  liquidum  bei  Pocken 
erzielen.  Er  betont  dabei  weniger  die  desinfizierende  Wirkung,  als 
die  schwarze  Farbe,  welche  alle  Lichtstrahlen,  nicht  bloß  die  roten, 
absorbiere.  Der  teuren,  fettigen  Ichthyolvaseline,  die  er  früher  ver- 
wandte, möchte  er  das  viel  billigere,  rasch  eintrocknende  und  gut 
haftende  Thiolum  liquidum  vorziehen.  Brindley  und  Bonis  sehen 
im  äußerlichen  Gebrauch  von  reiner  Karbolsäure  ein  Mittel,  die 
Pocken  zum  schnellen  Eintrocknen  zu  bringen  und  Narbenbildung 
hintanzuhalten.  Die  flüssige  Karbolsäure  wird  mit  einem  Pinsel  von 
Kamelshaar  aufgetragen,  zuerst  etwa  im  Gesicht  und  Nacken,  am 
folgenden  Tag  an  den  oberen,  dann  den  unteren  Gliedmaßen,  schließ- 
lich am  Bumpf ;  je  nachdem  darf  eine  zweite  und  dritte  Pinselung  an 
Stellen,  wo  es  nötig  erscheint,  vorgenommen  werden.  Auf  eine  frühe 
Entfernung  der  Schorfe  ist  außerdem  zu  achten.  Die  Wirkung  bleibt 
angeblich  eine  lokale  und  nie  sind  Vergiftungserscheinungen,  ins- 
besondere nie  Karbolurin,  beobachtet  worden. 

Abdominaltyphus.  Bei  der  stetig  fortschreitenden  Kenntnis 
des  Typhus  und  den  wesentlich  umgestalteten  Anschauungen  gerade 
bei  dieser  Infektionskrankheit  ist  ein  Vergleich  mit  früherer  Zeit 
und  ein  Bückblick  in  dieselbe  von  nicht  geringem  Interesse  und  so 
mag  Franz  Spaets  Aufsatz:  Typhus,  Pettenkofer  und  Koch, 
auch  den  medizinischen  Fachmännern  empfohlen  sein.  Aus  der  stets 
reichlichen  Kasuistik  des  Typhus  sei  eine  englische  statistische 
Arbeit  von  Hektor  G.  W.  Mackenzie  über  Perforation  und 
Typhus  angeführt,  wonach  in  großen  Spitälern  Londons  (1887  bis 
1902)  zusammen  2533  Typhus&lle  mit  840  Todes&Uen  (=  Id^i^'fo) 
gezählt  wurden,  davon  117  (=  4,6®/o)  durch  Perforation.  Bei  uns 
in  Deutschland  werden  im  allgemeinen  niedrigere  Ziffern  angegeben : 
Lieber  meist  er  für  Basel  l,2°/o,  Schulz  (Hamburg)  ebenso,  aller- 


Serumbehand- 
lang  der 
Pocken. 


Rotlicht- 
behandlung 
der  Pocken. 


Thiolum 

liquidum 

bei  Pocken. 


Reine 
Karbolsfture 
bei  Pocken. 


Typhus, 

Pettenkofer 

und 

Koch 

Statistisches 

über 
Perforation. 


270 


Vierordt. 


Statistisches 

über 
Perforation. 


Stramitis 
posttyphosa. 


TyphOse 
Cholezystitis. 

Fericarditis 
typhosa. 


Zentral 
bedingte 
Schwer- 
hörigkeit. 

Ursache  der 
Thrombose. 


Gangrän 

bei  leichtem 

Typhus. 


dings  Kölscher  far  Manchen  6,7^/o.  Auf  zosammen  4212  Fälle  in 
Amerika  und  Australien  entfielen  2,8 °/o  Perforationen  =  115.  — 
Von  800  Fällen  kamen  97  =  32,3«^/o  auf  die  3.  Woche,  209  =  69,6*/o 
auf  die  2. — 4.  Woche.  Erfreulich  ist  es  und  bekundet  den  wesent- 
lichen Fortschritt  gegen  frühere  Zeit,  wenn  durch  rechtzeitige  Ope- 
ration auch  dieser  ge&hrlichen  Komplikation  erfolgreich  begegnet 
werden  und,  wie  im  ersten  der  beiden  Mackenzieschen  Fälle, 
die  Heilung  trotz  leichtsinniger  Diätfehler  (Obstgenuß !)  und  Ausbil- 
dung eines  (sterilen)  Muskelabzesses  durchgefahrt  werden  kann. 
Auch  Eid  er  berichtet  über  einen  günstig  verlaufenden  Fall  von  Per- 
foration, der  schon  1  Monat  nach  der  Operation  gesund  das  Spital 
verließ.  Doch  konnte  man  nur  Bacterium  coli  aus  dem  Peritoneum 
züchten,  keine  Typhusbazillen.  Dagegen  fahrte  der  Typhusbazillus  in 
Beinkultur  zueinerStrumitis  posttyphosa,  welcheK.A.  Krause 
und  Hartog  beschreiben  (vergl.  Jahrbuch  1901,  S.  258,  Schudmak 
und  Vlachos;  1902,  S.  7,  Bertacelli).  Der  FaU  betraf  einen 
22jährigen  Schuster.  Auf  Inzision  und  nachfolgende  Drainage 
erfolgte  in  18  Tagen  Heilung.  Auch  der  von  Jundell  beschriebene 
Fall  von  Typhusinfektion  in  der  Gallenblase  ergab  im  Sekret 
(neben  einem  Cholestearinstein)  Bazillen  (Agglutination  und  Pfeiffer- 
sche Immunreaktion).  —  Einer  sehr  seltenen  Komplikation,  der  typhö- 
sen Perikarditis,  widmen  Gandy  undGouraud  eine  Besprechung. 
Sie  kommt  als  fibrinöse,  sehr  wahrscheinlich  vom  Typhusbazillus 
direkt  hervorgerufene  Form  und  als  noch  seltenere  fibrinös-purulente 
mit  Exsudat  bis  zu  600  ccm  vor;  bei  der  letzteren  scheinen  sekundäre 
Infektionen  hereinzuspielen.  In  prognostischer  Beziehung  fällt  sie, 
wenigstens  die  erstere  Form,  wenig  ins  Gewicht.  Als  Rarität  ist 
ein  in  Genesung  endigender  Fall  von  Typhus  mit  zentral  bedingter 
Schwerhörigkeit  beschrieben  (P.  Krause)  bei  negativem  Binne- 
schem  und  Weberschem  Versuch,  fast  normalem  otoskopischem 
Befund  und  vorübergehender  Psychose.  Wright  und  Knapp  fanden 
bezüglich  der  Frage  der  Thrombose  bei  Typhus  im  akuten  Stadium 
die  Gerinnungsfähigkeit  des  Blutes  herabgesetzt,  in  der  Rekonvales- 
zenz erhöht,  dabei  einen  großen  (durch  Milchnahrung  verursachten !) 
üeberschuß  von  Kalziumsalzen  im  Blut.  Hierbei  sei  eines  von 
A.  D  odds  geschilderten  leichten  Typhus  (Temperatur  nie  über  100® F. 
=  38,33°)  gedacht,  welcher  bei  einem  22jährigen  Manne  zur  Gangrän 
beider  Beine,  doppelseitiger  Amputation  und  schließlich  durch 
EmboUe  der  Lungenarterie  zum  Tode  führte.  Im  Heum  schon  ver- 
heilte Geschwüre.  In  diagnostischer  Beziehung  sei  erwähnt, 
daß  M.  Ficker  ein  „Typhusdiagnostikum",  eine  leicht  getrübte, 


Akute  aUgemeine  Infektionskrankheiten  und  Zoonoaen.  271 

sterile  Flüssigkeit,  hergestellt  hat,  welche  außerhalb  des  Laborato-        Nenes 
riums  und  ohne  lebende  Typhuskultur  und  Mikroskop  für  praktische      ^^^^^' 
Zwecke  verwendbar  ist  und   ,, wegen  der  Garantie  fiir  die  Gleich- 
mäßigkeit der  Herstellung^'  von  der  Firma  Merck  in  Darmstadt  mit 
genauer  Gebrauchsanweisung  (zu  welchem  Preis?)  geliefert  wird. 
Bei  positivem  Ausfall  der  Reaktion  erhält  man  in  10 — 14  Stunden 
mit  dem  zu  prüfenden  Serum  Agglutination.    E.  Adler  (Jaksch- 
sehe  Ellinik)  tritt  für  die  Frühdiagnose   des  Typhus  mittels  Frühdiagnose 
Milzpunktion  ein,  die  bei  richtiger  Ausfuhrung  unter  aseptischen    ^"^ch  Miiz- 
Kautelen,  wie  auch  der  gelegentliche  Augenschein  an  der  Milz  er- 
gibt, ganz  gefahrlos  ist  und  bei  mehr  als  90^/o  der  FäUe  eine  schnelle 
und  sichere  Diagnose  ermöglicht.   Diese  ist  umso  eher  anzustreben, 
als  gewisse  Maßnahmen,  wie  z.  B.  eine  rationelle  Serumbehandlung, 
umso   erfolgreicher  wirken,    je   früher    sie    in  Angriff  genommen 
werden.    Auch  Hayashikawa  erklärt  die  Milzpunktion  fiir  „unent- 
behrlich^'  und  „als  ein  völlig  unschädliches  Verfahren",  C.  A.  Ewald 
(s.  u.)  hinwiederum  „für  gänzlich  unzulässig".   Die  Gruber- Widal- 
sehe  Reaktion  aUein  reiche  nicht  aus,  höchstenfalls  dann,  wenn  sie 
in  passenden  Zwischenräumen   wiederholt  wird.     Der  Wert  der 
Agglutination  für  die  Diagnose  wird  auch  von  R.  Stern  ziem-  Agglutination 
lieh  eingeschränkt.   Es  handle  sich  bei  der  Sache  —  auch  neue  Ver-  ^^^  ^f^*" 
suche  von  Lubowski  und  Steinberg  tun  dies  dar  —  nicht  um  eine 
Reaktion  auf  eine  bestimmte  Bakterienart,  sondern  um  eine  solche 
auf  bestimmte  Bestandteile  des  Bakterienprotoplasmas  (Ehrlichs 
„Agglutininrezeptoren").    Die  agglutinierende  Wirkung  wäre  dem- 
nach mehr  als  ein  klinisches  Symptom  aufzufassen.  —  Haie  White 
und  W.  C.   C.  Pakes  fanden  Widals   Reaktion  bei   der  ma-       widais 

lignen  Endocarditis  mitralis  eines  17jährigen  Mädchens.    Stol-  J?'®?^^*^^?®* 
,      ._  «  ,    ,.  1       .  -r^  1,   /«v».  1    .       -r^       \     -1  1     Endokarditis, 

kmd  beschreibt  ausführlich  einen  Fall  (oojähnge  Frau),  den  er  als 

gleichzeitige    Erkrankung    an    Influenza  und   Typhus   —  iniinenza  nnd 

Pfeiffersche  Bazillen  im  Sputum,  Agglutination  1:B0  (!)  —  auf-      Typhus. 

fassen  möchte,  und  Ha  im  weist  einen  atypisch  verlaufenden  T3rphus 

bei  einem  18jährigen  Mädchen,  dessen  Bruder  ebenfalls  einen  T3rphus, 

aber  in  viel  leichterem  Ghrade,  hatte,  als  Mischinfektion  von  Typhus 

und  Bacillus  proteus  vulgaris  nach,  welcher  massenhaft  in  den  Typhusbaziiius 

übelriechenden  schaumigen  Stühlen  sich  vorfand.    Nach  seinen  per-  ^^^  Bacillus 

"  *  proteus. 

sönlichen  Eindrücken  möchte  CA.  Ewald,  verglichen  mit  früherer 

Zeit,  für  Berlin  eine  Zunahme  atypischer  Typhen  feststellen  und     Atypische 

zwar  nicht  bloß  fiir  den  Temperaturverlauf,  sondern  auch  hinsieht-      Typhen. 

lieh  des  ganzen  klinischen  Bildes.    Freilich  wird  dabei  in  Betracht 

zu  ziehen  sein,  daß  die  jetzige  schärfere  Diagnosenstellung  manches 


272  Vierordt. 

noch  als  T3rphn8  erkennen  läßt,  das  früher  anders  registriert  worden 
sein  mag.  Von  therapentischen  Vorschlägen,  an  denen  anch  för 
dieses  Berichtsjahr  kein  Mangel  ist,  seien  erwähnt,  die  System a- 

Pyramidon  tische  antifebrile  Behandlung  des  Typhus  mit  Pyramidon 
gegen  Typhus.  (Yalentini),  das  zwar  keine  spezifische  Wirkung  auf  den  Typhus 
entfaltet,  aber  fortgesetzt,  Tag  und  Nacht  (!)  in  2stündlichen  Zwi- 
schenräumen und  in  geeigneten  Gaben  —  Erwachsene  0,3 — 0,4  g, 
Kinder  0,1 — 0,2  g)  —  gereicht,  die  Temperatur  dauernd  und  angeb- 
lich ohne  jeglichen  Schaden  mit  Herabsetzung  auch  der  Pulsfrequenz 
niedrig  hält.  Auch  Byk  beschreibt  einen  sehr  günstigen  Temperatur- 
verlauf.  Die  Resultate  erscheinen  überraschend  im  Hinblick  auf  die 
schlechten  Erfahrungen,  die  man  früher  mit  systematischer  Nieder- 
haltung der  Temperatur  (Salizylsäure!)  gemacht  hat.    Gegen  die 

Adrenalin     allerdings    oft  unangenehmen    Darmblutungen    wird    neuerdings 

gegen  Darm-  Adrenalin  (über  dieses:  Jahrbuch  1903,  S.  26)  eindringlich  empfohlen. 
Früher  hatte  Pribram  auf  subkutane  Gelatineinjektionen  hingewie- 
sen. Das  bei  anderen  Blutungen,  selbst  bei  Blutern  bewährte  Ad- 
renalinum  chloratum  erprobte  Graeser  (Neapel)  bei  der  schweren 
Darmblutung  einer  86jährigen  Frau.  Vom  Jezschen,  leider  immer 
noch  teuren  Typhusertrakt  (vergl.  Jahrbuch  1901,  S.  259;  1902, 
S.  265)  werden  neue  günstige  Erfahrungen  aus  Italien  laut  (Ca- 
Yerachiedene  sardi),  aus  Pariser  Spitälern  solche  mit  Chantemesses  Serum  von 
^^"T^hnf**"^-  Cliaiitemesse  selbst  (SterbHchkeit  früher  12— 19,8'/o,  jetzt  6), 
und  von  Josias,  der  von  50  gespritzten  Kindern  nur  2  verlor. 
Gegen   die  in   den  vorausgehenden  Jahrbüchern  öfters  besprochene 

Prophylaxe  typhöse  Bakteriurie  hat  Ernst  Fuchs  prophylaktisch 
w^^'rt  Urotropin  (2  g  pro  die)  mit  Erfolg  angewandt,  so  daß  bei  40  so 
behandelten  Fällen  nur  der  schwerste  von  ihnen  Bakterien  im  Urin 
auswies,  während  von  53  nicht  behandelten  26  Bakteriurie  bekamen. 
Die  Behandlung  muß  früh  beginnen  und  bis  in  die  Konvaleszenz 
hinein  fortgesetzt  werden.  Und  strenge  genommen  sollte  der  Typhus* 
prophylaktiker   sich   auch   mit   dem  Fliegenfang  befassen,   seitdem 

Typhus  and  Ficker  nachgewiesen  hat,  daß  mit  Typhusbazillen  gefutterte  Fliegen 
Fliegen.  ^  ^^^^j^  gS  Tage  nach  der  Fütterung  (äußerlich  anhaftende,  vielleicht 
auch  durch  den  Körper  hindurchgehende)  Typhusbazillen  zu  über- 
tragen vermögen^^    R.  Koch  entwirft  einen  Feldzugsplan  großen 

Bekämpfung   Stils  zur  BekämpfungdesTyphus  (vergl.  Jahrbuch  1903,  S.  497). 

des  Typhus.  Ausgehend  von  der  Erwägung,  es  lasse  sich  in  jedem  Falle,  ins- 
besondere bei  den  oft  verzettelten  Epidemien  auf  dem  Lande,  eine 
Kontaktwirkung  nachweisen,  fordert  er  die  Aufspürung  auch  der 
mehr   latenten   Fälle,    wie    sie    namentlich    bei   Kindern   vorkom- 


Akute  allgemeine  Infektionskrankheiten  und  Zoonosen. 


273 


man.  Die  durch  das  Drigalski-Conradische  Verfahren  (Jahr- 
bnch  1903,  S.  7)  ermittelten  Kranken  wären  zu  isolieren  und  so  lange 
in  Beobachtung  zu  halten,  bis  wiederholte  Untersuchungen  keine 
Typhusbazülen  mehr  bei  ihnen  nachweisen  lassen.  Daneben  sind 
die  nötigen  Desinfektionen  vorzunehmen.  Lediglich  auf  dem  be- 
schriebenen Wege  vorgehend,  hat  Koch  innerhalb  eines  Vierteljahrs 
ein  typhuBverseuchtes  Dorf  in  der  Nähe  von  Trier  von  T3rphu8  frei 
gemacht. 

Vom  Flecktyphus  mag  berichtet  sein,  daß  Gotschlich  nach 
Beobachtungen  in  Alexandrien  Protozoen  (Apiosoma)  im  Blute 
fand,  bimfbrmige  und  „zystenf5rmige"  als  Sporulationsform  aufgefaßte 
Oebilde,  femer  Geißelkörper.  Vielleicht  sind  Wanzen  die  Ueber- 
träger  der  an  die  Erreger  des  Texasfiebers  erinnernden  Parasiten. 

Bei  dem  Rückfallfieber  will  Karlinski  durch  subkutane 
Infusion  von  1^/oiger  sterilisierter  Kochsalzlösung  gute  Erfolge  erzielt 
haben,  so  daß  es  bei  einem  einmaligen  Anfall  blieb. 

Eine  durch  ihre  Komplikationen  bemerkenswei-te  Epidemie 
von  Parotitis  beschreibt  M.  P.  Joly.  Es  handelte  sich  um 
40  Fälle  im  14.  französischen  Infanterieregiment.  Verhältnismäßig 
häufig  waren  die  Tränendrüsen  und  der  Sehnerv  (Oedem,  Hyper- 
ämie) befallen.  Doch  bildete  sich  die  Papillitis  wieder  ganz  zurück. 
Kalomel  schien  günstig  auf  den  Verlauf  zu  wirken. 

Die  Influenza  hat  W.Ebstein  unter  Berücksichtigung  auch 
des  historischen  Moments  nach  seinen  Göttinger  Erfahrungen  ge- 
schildert. Er  rechnet  für  das  klinische  Material  30°/o  auf  die 
nervöse  Form,  45  auf  die  Brustgrippe  und  25  auf  die  katarrhalische 
Form  mit  besonderer  Beteiligung  des  Verdauungsapparates,  üeber- 
gänge  der  einen  Form  in  die  andere  kommen  selbstverständlich  vor. 
Die  Prophylaxe  fordert  Desinfektion  des  Auswurfs,  der  Bettwäsche, 
Reinlichkeit  bei  Kranken  und  Pflegern,  Vermeiden  unnützer  Besuche. 
Von  Komplikationen  berichtet  neuerdings  Lucas  über  Orchitis 
bei  Influenza,  2  Fälle  bei  Kindern,  der  dritte  bei  einem  alten 
Herrn.  Es  wurden  jeweils  beide  Hoden  befallen.  Tröstlich  klingt 
Mays  Ansicht,  daß  der  Pfeiffersche  Bazillus  sich  allmählich  dem 
menschlichen  Körper  anpasse  und  nicht  mehr  so  heftig  in  Epidemien 
wirke.  Immerhin  hat  er  in  Florenz  fibrino-purulente  Menin- 
gitis cerebrospinalis,  verursacht  durch  den  Pfeifferbazillus, 
neben  Otitiden  und  Gelenkrheumatismus  beobachtet.  Es  waren  drei 
Kinder  unter  1  Jahr,  von  welchen  zwei  starben.  R.Mi  In  er,  der 
auch  die  Franckesche  Influenzaangina  und  -zunge  (Jahrb.  1902, 
8.  154  und  267),  namentlich  für  die  chronischen  Fälle,  hervorhebt, 
Jahrbuch  der  praktifohen  Medizin.    190i.  18 


Protozoen 
beim  Fleck- 
typhus. 


Kochsalz- 
inftasion  bei 

Febris 
recurrens. 

Parotitis. 


Influenza  in 
Göttingen. 


Orchitis  bei 
Influenza. 


Meningitis 

cerebrospinalis 

durch  Pfeiffer- 

bazillus. 


274 


Vierordt. 


Spondylitis 

nach 
Inflnenza. 

Diplokokken 

and 

RhenmatisDins. 


Antistrepto- 
kokkensenim 
bei  Gelenk- 
rheumatismus. 


Rubrbazillen. 


Blutserum- 
therapie 
der  Ruhr. 


Pestfall 
in  Berlin. 


beschreibt  einen  übrigens  günstig  verlaufenden  Fall  von  Spondylitis 
nach  Influenza  mit  Schwielenbildong,  Kompressionslähmmig  und 
Purpura. 

In  einer  kritischen  Studie  mißt  Triboulet  den  Diplokokken 
des  akuten  Gelenkrheumatismus  keine  wesentliche  Bedeutung 
bei,  sondern  betrachtet  sie  als  eine  Komplikation  desselben.  Die 
echten  Exsudate  des  Eheumatismus  enthalten  keine  Diplokokken, 
wie  die  experimentellen  Arthropathien  erweisen.  Ja  Philipp  kommt 
auf  Grund  von  Tierversuchen  zu  einem  durchaus  negativen  Besultat: 
„Morbus  sui  generis  mit  derzeit  unbekannter  Aetiologie". 
Die  Behandlung  des  Gelenkrheumatismus  mit  Menzer- 
schem  Antistreptokokkenserum  (vergL  Jahrb.  1903,  S.  256) 
hat  Ad.  Schmidt  versucht  —  Gabe  B — 20  com  —  ohne  eine 
spezifische  Reaktion  der  erkrankten  Gelenke  beobachten  zu  können; 
doch  will  er  ,,gewisse  Erfolge^^  namentlich  bei  subakuten  bezw. 
subchronischen  Fällen,  nicht  leugnen.  Es  sei  bemerkt,  daß  Menzer, 
wie  schon  vor  ihm  Tavel  mit  seinem  „polyvalenten"  Antistrepto- 
kokkenserum, für  sein  Serum  auf  die  Tierpassage  verzichtet  und  far 
die  Therapie  menschlicher  Streptokokkeninfektionen  nur  solche  Sera 
für  wirksam  erklärt,  welche  mit  frisch  vom  Menschen  gezüchteten 
Streptokokken  hergestellt  sind. 

Auch  bei  der  Aetiologie  der  Euhr  scheint  noch  mancherlei 
der  Lösung  zu  harren.  Zunächst  spielen  noch  Prioritätsstreitigkeiten 
—  Chantemesse,  Kruse,  Shiga  —  auf  die  sich  freilich  das 
Jahrbuch  nicht  einlassen  kann,  eine  Rolle  (s.  Literatur).  W&hrend 
z.B.  L.  Rosenthal  (Moskau)  den  Shiga-Kruseschen  Bazillus  an- 
erkennt, hebt  Jürgens,  welcher  auf  dem  Truppenübungsplatz 
Gruppe  in  Westpreußen  bezw.  in  Graudenz  seine  Beobachtungen 
anstellte,  hervor,  daß  eine  ätiologische  Einheit  der  unter  dem  klini- 
schen Bilde  der  Ruhr  verlaufenden  Erkrankungen  nicht  existiere; 
in  Gruppe  fehlte  der  Krusesche  Bazillus.  Kruse  selbst  hat  in 
etwa  100  Fällen  die  Blutserumtherapie  bei  der  Dysenterie 
versucht  und  durch  ein  bakterizides  (Meerschweinchen  schützendes) 
Serum  die  Krankheit,  wie  er  glaubt  annehmen  zu  dürfen,  in  günstigem 
Sinne  beeinflußt. 

Pest.  Gerechtfertigtes  Aufsehen  hat  der  Dr.  M.  Sachs  aus 
Agram  betreffende,  von  Doenitz  genauer  beschriebene  Pest  fall 
in  Berlin  erregt.  Die  Ansteckung  erfolgte  im  Institut  fär  In- 
fektionskrankheiten, wahrscheinlich  beim  Ausspritzen  von  Gewebs- 
safb  eines  Bubo  auf  die  Agarplatte  (28.  Mai)  und  führte  durch  eine 
Pestpneumonie  mit  Sepsis  zum  Tode  (6.  Juni).    Kolle  glaubte  eine 


Akute  allgemeine  Infektionskrankheiten  und  Zoonosen. 


275 


Angina  mit  dem  EAchen  als  Eingangspforte  für  das  Virus  annehmen 
zu  sollen.  Ein  Wärter,  der  mit  Pariser  und  Bemer  (Tavelschem) 
Pestserum  prophylaktisch  und  nach  Ausbruch  der  Krankheit  geimpft 
war  (in  8  Tagen  185  ccm),  kam  mit  verhältnismäßig  leichter  Infektion 
durch.  Der  von  F.  Plehn  auch  in  seiner  epidemiologischen 
Bedeutung  gewürdigte  Fall  hat  gezeigt,  daß  die  sofort  und 
energisch  ergriffenen  Maßnahmen  im  allgemeinen  genügten;  nur 
ergab  sich  aus  der  in  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft  ge- 
führten Diskussion  (s.  Literatur),  daß  der  Transport  derartiger,  für 
die  Allgemeinheit  so  gefiOirlicher  Kranker  noch  nicht  mit  der 
genügenden  Sicherheit  und  namentlich  Schnelligkeit  vollzogen  werden 
könne.  Ebenso  hob  Kirchner  in  seinen  Erörterungen  hervor,  daß 
die  für  solche  Fälle  vorgesehene  sanitätspolizeiliche  Be- 
kämpfung der  Pest  auf  die  richtigen  Orundlagen  gestellt  sei. 
Was  nun  die  viel  umstrittene  Serumtherapie  der  Pest,  bezw.  die 
aktive  Immunisierung  gegen  dieselbe  anbetrifft,  so  billigen 
Kolle  und  Otto  den  bisher  benutzten  Pestsera  keine  Wirksamkeit 
zu;  auch  Haffkines  Serum  hat  in  Indien»  wie  es  scheint,  keine  Er- 
folge aufzuweisen,  sogar  Schaden  gestiftet,  weil  malignes  Oedem  in 
die  Kulturen  hineingeraten  war.  Ueber  mehr  als  6000  Inokula- 
tionen gegen  Pest,  ausgeführt  im  Pendschab  mit  durchschnittlich 
6  ccm  Haffkines  Serum  —  dabei  nur  ein  einziger  Abszeß,  —  be- 
richtet J.  W.  Miller,  ohne  daß  über  den  tatsächlichen  Erfolg  etwas 
Bestimmteres  gesagt  wäre,  üebrigens  läßt  sich  mit  Pestkulturen, 
welche  bei  höheren  Temperaturen  (40 — 41  •  C.)  gezüchtet  und  so 
abgeschwächt  sind,  nach  Kolle  eine  befriedigende  Immunisierung 
von  Tieren  —  ob  auch  von  Menschen,  ist  noch  nicht  entschieden  — 
erzielen.  Die  „Einspritzung  der  avirulenten  Pestkultur  übertrifft  alle 
bisher  bekannten  Immunisierungsmittel" .  L.  C  a  i  r  n  s  lobt  Y  e  r  s  i  n  s 
Serum  unter  Anführung  zweier  erfolgreich  behandelter  schwerer  Pest- 
fäUe.  Einige  von  C.  Terni  herausgehobene,  nach  Studien  über 
die  Pest  in  Rio  de  Janeiro  festgelegte  „fundamentale  klinische 
Symptome  der  Initiaif&lle"  seien  angeftihrt:  a)  Fieber  und  stechender 
Schmerz  im  Zusammenhang  mit  einer  oder  mehreren  Lymphdrüsen- 
plejaden,  wo  nach  18 — 24  Stunden  die  Schwellung  einer  oder 
mehrerer  Lymphdrüsen  erscheint;  b)  Tachykardie  und  Zunahme  des 
Pulses  bis  über  120,  unabhängig  von  der  Temperatur;  c)  der  Bubo 
nicht  fluktuierend,  hart,  beweglich  unter  der  Haut,  schmerzhaft  beim 
Befühlen,  vom  3.-5.  Tag  als  höchstes  Maß  Größe  eines  Hühnereis; 
d)  Symptome  allgemeiner  Intoxikation,  welche  den  lokalen  Läsionen 
nicht   entsprechen.    Akute,  mit  der  Beulenpest  zu   verwechselnde 


Sanlt&ts- 
polizeiliche 
Bekftmpftiiig 

der  Pest. 


Immunisierung 

gegen  die 

Pest. 


Verschiedene 
Pestsera. 


Klinische 
Symptome 
der  Pest. 


276  Vierordt. 

LymphdrüsenschwelluDgen  gibt  es  nicht;  die  sog.  Lymphangitis 
„perniciosa"  ist  Beulenpest  oder  mindestens  verdächtig,  pestöse 
Lymphangitis  ist  sehr  selten,  immer  sekundär  nach  Ablauf  der 
Initialperiode  auftretend. 

Malaria.   Von  Interesse  in  ätiologischer  Beziehung  sind  8  Fälle 
Malaria      von    einheimischer    Malaria,    welche    Beckzeh    im    Süden 
in  Berlin      Berlins  bei  einem  Dienstmädchen  und  zwei  Knaben  in  einem  und  dem- 
selben Hause  beobachtete  (Sommer  1901).  Die  Infektion  war  vielleicht 
auf  umfangreiche  Grabarbeiten  zurückzufahren,  welche  in  der  Nähe 
wegen  Anlegung  neuer  Straßen  vorgenommen  wurden.   Auf  den  von 
itaUenische    Celli  erstatteten  5.  Jahresbericht  der  italienischen  Gesell- 
Maiariar      gchaft  für  Malariaforschung  sei  ausdrücklich  hingewiesen,  weil 
orsc  ung.     ^^  ^^  gutes  Bild  des  Standes  unserer  Kenntnisse  der  Malaria  dar- 
i    Mikroskopische  stellt.  Eine  wichtige  Methode  für  die  mikroskopische  Diagnose 
m    Diagnose  des  des  Wechselfiebers  verdanken  wir  R.  Boss.   Es  wird  eine  dicke 
H      flebers.       Schicht  Blut  auf  dem  Deckglas  ausgebreitet,  nach  der  Trocknung 
^^  mittels  der  Eosinlösung  Romanowskys  das  Hämoglobin  entzogen, 

^^k  nach  V«  Stunde  abgewaschen  und  für  wenige  Sekunden  mit  Methylen- 

^^^  blaulösung  nachgefärbt  und  abgespült.    Um  die  pigmentierten  Plas- 

H^^  modien  zu  sehen,  genügt  die  Entfernung  des  Hämoglobins.   R.  Rüge 

Sympto-      empfiehlt  die  Methode  ebenfalls.     Die  symptomatischen  inter- 
matische  inter-j^i^^i^yejjden  Fieber,    welche  ohne   genauere  Untersuchung 
Fieber.       Wechselfieber  vortäuschen  können,   werden  von  Delille  im  Zu- 
sammenhang abgehandelt;  es  ist  eine  große  Zahl  von  fieberhaften 
Affektionen  mit  lokalen  oder  allgemeinen  Ursachen,  wobei  selbst 
ein  „Wachstumsfieber"  und  ein   „rein  nervöses  Fieber"  nicht  ver- 
gessen ist. 
Moskito  nnd  Gelbfieber.    Die  von  C.  Finlay  entdeckte  Beziehung  der 

Gelbfieber.  Moskitos  zum  Gelbfieber  (vergl.  Jahrb.  1902,  S.272)  hat  neuer- 
dings  W.  Havelburg  eingehend  geschildert.  Es  handelt  sich  um 
Stegomyia  fasciata  Theobald,  deren  Beschreibung  und  Naturgeschichte 
genauer  mitgeteilt  wird.  Die  strenge  Verfolgung  des  Insekts  in 
seinen  Brutplätzen  durch  W.  C.  Gorgas,  Chef  des  Sanitätswesens 
in  Havana  (s.  Lancet  1902,  Sept.  6),  hat  überraschende  Resultate 
gegenüber  den  Vorjahren  ergeben.  Es  wurden  26000  Brutplätze  des 
Moskitos  aufgesucht,  stehende  Gewässer  ausgetrocknet  oder  mit 
Petroleum  übergössen.  Mehr  als  6  Tage  können  die  Moskitos  bei 
Wassermangel  nicht  leben.  Tombleson,  der  selbst  5  Tage  nach 
Moskitobiß  an  Gelbfieber  erkrankte,  findet  im  Blut  und  eiweißhaltigen 
Urin  einen  Bazillus,  ähnlich  dem  Sanar ellischen  und  erklärt  ihn 
nach  Tierexperimenten  für  den  Erreger  des  Gelbfiebers,  das  er  auch 


Akute  allgemeine  Infektionskrankheiten  und  Zoonosen.  277 

durch  weggeschütteten  (nicht  desinfizierten)  Urin  weiter  verbreitet 
werden  läßt.  In  einer  neueren  Publikation  verzeichnet  Gorgas  von  Gelbfieber  in 
1890  ab  bis  1901  durchschnittlich  noch  466,9  Todesfelle  im  Jahre,  H»^»»» 
1901 — 1902  noch  6,  fftr  9  Monate  (April— Dezember)  von  1902  gar 
keinen  mehr.  Freilich,  der  eigentliche  Erreger  des  Gelbfiebers  ist 
zur  Zeit  noch  nicht  bekaxmt  und  es  soll  nicht  verschwiegen  werden, 
daß  die  Moskitotheorie  von  verschiedenen  Aerzten  (Sanarelli, 
Fernandez  Ybarra)  lebhaüb  bekämpft  wird. 

An  dieser  Stelle  sei  über  die  berüchtigte  afrikanische  Schlaf-  Schlafkrank- 
krankheit  berichtet,  in  deren  Aetiologie  nunmehr  wichtige  Auf-  ^®*** 
Schlüsse  gewonnen  zu  sein  scheinen.  Hatte  man  früher  bei  der 
rätselhaften  Krankheit  sogar  an  eine  besondere  Form  der  Influenza 
gedacht,  die  ja  auch  schon  als  „Schlafkrankheit"  bezeichnet  wurde 
(Elias  Camerarius  in  Tübingen  1712),  oder  hatte  man  die  freilich 
nicht  bestätigte,  auch  bei  gesunden  Negern  vielfach  vorkommende 
Filaria  perstans  herangezogen,  so  ist  jetzt  durch  A.  Castellani 
bei  20  Fällen  in  Uganda  in  der  mittels  Lumbalpunktion  gewonnenen 
Zerebrospinalflüssigkeit  in  freilich  spärlichen  Mengen  ein  18 — 26  fi 
langes,  2 — 2,5  fi  breites,  zu  den  Flagellaten  gehöriges  Trypanosoma  Trypanosoma. 
mit  langer  Geißel,  diese  und  Kerne  nach  Romanowsky-Leishman 
rot  sich  ferbend,  gefunden  worden.  Auch  im  Blute  wurde  es  nach- 
gewiesen. Aus  dem  Herzbeutel  und  den  Seitenventrikeln  des  Ge- 
hirns ließen  sich  noch  weiter  Streptokokken  züchten',  offenbar  eine 
Komplikation  aus  späteren  Krankheitsstadien.  Die  Krankheit,  welche 
fast  immer  mit  normalen  oder  subnormalen  Temperaturen  und  starker 
Polsbeschleunigung  verläuft,  scheint  sich  immer  mehr  auszubreiten; 
der  Tod  erfolgt  meist  im  5.  Monat,  sehr  selten  dauert  sie  10  bis 
12  Monate  (Wiggins).  Mit  der  Zerebrospinalflüssigkeit  konnten 
Affen  experimentell  infiziert  werden  (Abbildungen  derselben  und  von 
kranken  Negern  in  British  medical  Journal,  Nov.  21).  Als  Zwischen- 
trägerin der  Krankheit  hat  man  die  Tsetsefliege,  hauptsächlich 
GloBsina  palpalis,  im  Verdacht ,  wozu  die  gefiirchtete  Tsetsefliegen- 
seuche, Nagana  genannt,  verursacht  durch  Trypanosoma  Brucei,  zu 
vergleichen  wäre.  Die  ganze  Angelegenheit  erschien  wichtig  genug, 
daß,  abgesehen  von  der  in  Uganda  arbeitenden  englischen  Kommission, 
eine  besondere  dreigliedrige  Kommission  von  der  Liverpooler  Schule 
ftbr  Tropenmedizin  nach  dem  Kongostaate  entsandt  wurde  (Medical 
record,  Sept.  19). 

Das  weite  Gebiet  der  septischen  Erkrankungen  hat  im 
Nothnagelschen  Sammelwerk  durch  H.  Lenhartz  eine  nach  allen 
Sichtungen  umfassende  Bearbeitung  erfahren.    Mehr  als  220  illust- 


278 


Vierordt. 


Septisohe     nerende  Krankengeschichten  sind  verarbeitet.    Lenhartz   warnt 
Erkrankungen.  ^^^  ^^j,  g^^mig  einer  unbedingt  ungünstigen  Prognose   auch  bei 
schweren  Fällen,  die  zuweilen  doch  noch  durchkommen.     Hinsicht- 
lich der  Serotherapie  hat  er  noch  am  meisten  Vertrauen  zum  Serum 
von  Bekonvaleszenten.    Nichts  verspricht  er  sich  von  BacceUischen 
Sublimatinjektionen  oder  der  Injektion  von  Argentum  colloidale  Crede, 
am  meisten  noch  von  subkutanen  Kochsalzinfusionen,  um  Flüssigkeit 
dem  Körper  einzuverleiben.    Dabei  mag  angeführt  sein,  daß  Fanoni 
intravasknlftre  auf  Ghrund  von  Tierezperimenten  für  Pyämie  und  Sapramie  intra- 
vaskuläre Medikation  mit  physiologischer  (0,9 ^/oiger)  Kochsalz- 
lösung als  das  beste  Verfahren  empfiehlt,  jedenfalls  erscheint  sie 
besser   als  die  sonst   wohl   gerühmte  Formalininjektion.      Als  ein 
klinisch  bemerkenswerter  Fall  (bei  einem  42jährigen  Müller)  sei  der 
von  E.  Schlüter  angefahrt;  er  mußte  nach  dem  Verlauf  und  ana* 
Sepsis  mit    tomischen    Befand    am    wahrscheinlichsten    als   Sepsis    mit  an- 
tnberk^öse    schließender  Miliartuberkulose  gedeutet  werden. 


Koohsalz- 
infasion. 


Lungen- 
aktinomykose. 


der 
Behandlung. 


2Soono8en.  S.  Kashiwamura  beschreibt  aus  dem  Elranken- 
haus  am  Friedrichshain  4  Fälle  von  primärer  Lungenaktino- 
mykose,  die  allerdings  auch  auf  andere  Organe  übergegrifPen  hatte, 
zweimal  als  eigentliche  Metastase  durch  die  Blutbahn.  Die  Diagnose 
konnte  zumeist  aus  eröffiieten  Abszessen  gemacht,  dagegen  der 
Oesophagus  als  Eintrittspforte  des  Strahlenpilzes  nicht  nachgewiesen 
Endresultate  werden.  Ueber  die  Endresultate  der  (chirurgischen)  Behand- 
lung der  Aktinomykose  berichtet  Heinzelmann  nach  Tü- 
binger klinischem  Material,  daß  von  der  Kiefer-  und  Halsaktinomykose 
89,7  °/o  geheilt  werden,  7,7  ®/o  ungeheilt  bleiben.  Bei  der  abdomineUen 
Aktinomykose  liegen  die  Verhältnisse  wesentlich  ungünstiger;  es 
starben  68,6  ®/o  und  nur  27,2  wurden  definitiv  geheilt,  und  noch  un- 
günstiger sind  sie  bei  der  Lungen-  und  Himaktinomykosis.  Zu 
betonen  ist,  daß  neben  der  chirurgischen  Behandlung  die  vielfach 
empfohlene  innere  Medikation  mit  JodkaHum  nicht  verabsäumt  wurde. 

Zwei  Milzbrandfälle  Eise  Is  sind  bemerkenswert.  Bei  dem 
einen  an  der  Schüttelmaschine  einer  Drogenfabrik  beschäftigten 
Individuum  war  ein  Inhalationsmilzbrand  festzustellen,  welcher  durch 
die  in  rohe  Tierhäute  eingewickelt  gewesene  Droge  vermittelt  war, 
im  2.  FaU  waren  durch  die  perineuralen  Lymphscheiden  des  Olfak- 
torius die  Bazillen  ins  Gehirn  gelangt  und  hatten  zu  multiplen 
Hämorrhagien  in  die  Gfroßhimrinde  und  Ganglien  und  zu  hämorrha- 
gischer Leptomeningitis  des  Gehirns  und  Rückenmarks  geführt. 

Von  subkutanen  und  endovenösen  Injektionen  von 


Fälle  von 
MUzbrand. 


Akute  allgemeine  Infektionskrankheiten  und  Zoonosen.  279 

SclavoBchem  Milzbrandserum  (vergl.  Jahrb.  1902,  S.  274)  Sclavosches 
hat  Bottignani  schöne  Erfolge  auch  bei  schweren  Fällen  gesehen,  Serum, 
die  Heilung  erfolgte  bei  seinen  5  Fällen  schnell;  es  sollen  die  Bazillen 
im  Schorfe  bald  nach  der  Injektion  absterben,  jedenfalls  früher,  als 
man  es  bei  den  Diphtheriebazillen  nach  der  Heilseruminjektion  be- 
obachtet. Sclavo  berichtet  in  einer  zusammenfassenden  Abhand- 
lung, daß  man  in  Italien  bei  169,  mit  dem  (leider  immer  noch  teuren) 
Serum  behandelten  Fällen  von  Milzbrand  nur  8  Todesfalle 
gehabt  habe.  Es  sind  gleich  zu  Anfang  40  bis  50  com  zu  injizieren 
unter  die  Bauchhaut  (oder  in  eine  Vene). 

Lyssa.    Der  Negrische  Erreger  der  Tollwut  —  das       Negris 
Protozoon  soll  bei  der  elliptischen  Form  bis  zu  23  fi  lang  sein  —   ^"ou^^®*^ 
müßte  nach  S  c  h  ü  d  e  r  kleiner  sein  als  der  gemeinhin  mit  2,0  fi :  4,0  fi    bestritten. 
angegebene  Vibrio  der  Cholera;  das  Tollwutgifb  geht  nämlich  durch 
ein   Filter   hindurch,   das   die  Vibrionen   zurückhält.     Pritchard 
hebt  in  diagnostischer  Beziehung  als  auszeichnend  für  die  hysterische 
Hydrophobie    gegenüber   der    echten    hervor    das    Fehlen    des  Differentieiie 
„Irritationsstadiums"  (und  der  Inkubation) ,  so  daß  gleich  die  Kon-  i^i*8»08e  der 
vulsionen  auftreten;   auch  besteht  eher  Neigung,   die  umgebenden 
Personen  zu  beißen.    Dauern  die  S3rmptome  länger  als  7  Tage,  so 
sind  sie  unbedingt  hysterisch.  Beim  Tetanus  überwiegt  der  Trismus ; 
es  fehlen  Durstgeflühl   und  Speichelfluß.     Die   „Wasserscheu"   bei 
akuter  Manie  verläuft  ohne  tonische  und  klonische  Zuckungen,  auch 
kann  dem  Kranken  bei  geschicktem  Vorgehen  Wasser  beigebracht 
werden. 

Literatur. 

Soharlaoh«  Gallen,  British  medicalJoumal,  24.  Januar.  —  A.  Doe- 
bert,  Eine  Scbarlachendemie  auf  der  Masemstation.  Jahrb.  f.  Kinderheil- 
kunde u.  phys.  Erziehung  Bd.  LVII,  S.  215.  —  K.  Ekholm,  Zeitschr.  f. 
klin.  Med.  Bd.  XLIX,  H.  1—4.  —  Escherich,  Die  Erfolge  der  Serum- 
behandlung  des  Scharlachs  an  der  üniversitätskinderklinik  in  Wien.  Wien, 
klin.  Wochenschr.  Nr.  23.  —  Fiel  ding,  British  medical  Journal,  24.  Januar. 

—  G.  Jochmann,  Deutsches  Archiv  f.  klin  Med.  Bd.  LXXVIII,  H.  5/6. 

—  P.  Moser,  üeber  Antistreptokokkensemm  bei  Scharlach.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  Nr.  1;  Bemerkungen  hierzu  von  Ad.  Baginsky,  ibid.;  Bemer- 
kungen von  H.  Aronson,  ibid.  —  Oberwinter,  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift Nr.  51  u.  62.  —  D.  Pospischill,  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  15. 

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280  Vierordt. 

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Ein  kurzer  kritischer  üeberblick  Über  die  Literatur  der  letzten  15  bis 
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Akute  allgemeine  Infektionskrankheiten  und  Zoonosen.  281 

Ibid.  Nr.  12.  —  Derselbe,  Blutserumtherapie  bei  der  Dysenterie.    Ibid. 
Nr.  1  u.  3.  —  Rosenthal,  ibid.  Nr.  6. 

Pest.  Gairns,  The  Lancet,  9.  Mai.  —  Doenitz,  Berl.  klin.  Wochen- 
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weitere  Diskussion  Nr.  28,  S.  644,  Nr.  29,  S.  670.  —  W.  E.  Jennings,  A 
manual  of  plague.  London.  —  Kirchner,  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  26 
und  27.  —  Kolle  und  R.  Otto,  ibid.  Nr.  28.  —  E.  Martini,  Der  Pest- 
bazillus und  das  Pestserum.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  28  (enthält  eine 
kurze  Uebersicht  über  den  gegenwärtigen  Stand  des  Wissens).  —  Miller, 
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Malaria.  Delille,  Gaz.  des  h6p.  Nr.  138  u.  141.  —  Reckzeh, 
Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  18.  —  R.  Ross,  The  Lancet,  10.  Januar. 

—  R.  Rüge,  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  12. 

Ctolbfieber.  Gorgas,  The  Lancet,  28.  März.  —  Havelburg,  Berl. 
klip.  Wochenschr.  Nr.  81  u.  32.  —  James  B.  Tombleson,  The  Lancet, 
29.  August. 

Schlafkrankheit.  Gastellani,  Brit.  med.  Joum.,  20.  Juni;  The 
Lancet,  20.  Juni.  —  G.  A.  Wiggins,  The  Lancet  1902,  13.  Dez. 

Septische  Erkrankungen.  A.  Fanoni,  The  Post-Graduate,  June.  — 
Lenhartz,  Die  septischen  Erkrankungen.  Wien.  —  Schlüter,  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  34. 

Aktinomykose.  Heinzelmann,  Beitr.  z.  klin.  Ghir.  Bd.  XXXIX, 
H.  1,  auch  Tübinger  Dissertation :  Ueber  Endresultate  bei  der  Behandlung 
der  Aktinomykose.  —  S.  Eashiwamura,  Yirch.  Arch.  Bd.  GLXXI,  S.  171. 

Milzbrand.    Bottignani,  Gazz.  degli  ospedali  e  delle  cliniche  Nr.  26. 

—  W.  Risel,  Zeitschr.  f.  Hygiene  und  Infektionskrankh.  Bd.  XLII,  S.  881. 

—  A.  Sclavo,  Atti  della  R.  accad.  dei  fisiocritici  in  Siena  Nr.  1  u.  2. 

Lyssa.  Pritchard,  New  York  med.  news,  15.  Aug.  —  Schüder, 
Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  89. 


h)  StoflWechselkraiiklieiteii. 

Von  Prof.  Dr.  Wilhelm  His,  Direktor  der  medizinischen  Klinik  in  Basel, 
und  Dr.  Falta,  Assistenten  der  Klinik. 

Fettsucht.  Durch  firühere  Untersuchungen  (Dapper,  v.  Noorden 

und  Dapper,  Jakobi,  Pfeiffer,  Magnus-Levy)  ist  festgestellt 

Abmagemngs-  worden,  daß  bei  erwachsenen  Fettleibigen  Abmagerungskaren 

kuren.        möglich  sind,  ohne  daß  dadurch  der  Eiweißbestand  des  Organismas 

angegriffen  zu  werden  braucht. 

Hellesen  hat  diese  Frage  bei  einem  an  Adipositas  nimia 
leidenden  Mädchen  von  12^1  Jahren  studiert.  Ans  diesen  Unter- 
suchungen ergab  sich,  wie  zu  erwarten  war,  daß  der  im  Wachsen 
begriffene  Organismus  bei  Unterernährung  schwerer  gegen  N-Verlost 
zu  schützen  ist,  als  der  erwachsene.  Schon  bei  einer  Kost,  deren 
Kalorienwert  um  '/s  niedriger  lag  als  der  der  Balancekosti  erfolgte 
ein  beträchtlicher  Eiweißverlust,  der  allerdings  bei  starkem  Vor- 
herrschen des  Eiweißes  in  der  Kost  wesentlich  niedriger  ausfiel. 
Dagegen  konnte  durch  eine  Kost,  deren  Kalorienwert  ^/s  der  Balance- 
kost betrug,  N- Ansatz  bei  nicht  unwesentlicher  Abnahme  des  Körper- 
gewichts erzielt  werden,  wenn  in  derselben  die  Kohlehydrate  gegen- 
über dem  Fett  überwogen.  Im  umgekehrten  Falle  trat  N-Verlust 
ein.  Dieses  Besultat  steht  mit  den  früheren  von  v.  Noorden, 
Kays  er  und  Zuntz  (vergl.  das  Referat  vom  Jahre  1902),  wonach 
Kohlehydrat  das  Eiweiß  besser  zu  schützen  vermag  als  Fett,  in 
Uebereinstimmung. 

Zaokerproben.  Diabetes.  Dauerhefen  sind  nach  Münz  er  bei  der  Vergärung 
diabetischer  Harne  nicht  zu  verwenden.  Die  Furunkuline  sind  nicht 
genügend  wirksam,  das  Zymin  gibt  durch  Selbstgärung  zu  hohe 
Werte.  Neue  Angaben  über  Methoden  des  Zuckemachweises  im 
Harn  kommen  von  S.  A.  Vasey,  Biegler,  Bohrend,  Citren. 

Karzinom  und  An  der  Hand  eines  größeren  Materials  bespricht  Boas  dieBe- 
DiabeteB.  Ziehungen  zwischen  Karzinom  und  Diabetes.  Der  Ver- 
lauf des  Karzinoms  wird  vom  Diabetes  in  sehr  verschiedener  Weise 
beeinflußt,  je  nachdem  das  Karzinom  auf  einen  floriden  oder  auf 


Stoffwechselkrankheiten.  283 

einen  bereits  erloschenen  oder  im  Erlöschen  begriffenen  Diabetes 
stößt.    Im  ersteren  Fall  erfolgt  meist  rapide  Entwicklung  des  Kar- 
zinoms, im  letzteren  Fall  ein  langsamer  Verlauf.    Andererseits  wird 
aber  der  Diabetes  durch  ein  hinzutretendes  Karzinom  fast  durch- 
weg in    günstiger   Weise  beeinflußt.     Oft  steigt  die  Toleranz  für 
Kohlehydrate  in  überraschender  Weise.    Die  Indikationsstellung  für 
die   Operation   wird   nach  Boas   durch   gleichzeitigen  Diabetes   Operationen 
wesentlich  kompliziert.    Doch  sind  die  Gefahren  der  Operation  nicht  ^^^  Diabetes, 
so  groß,  als  man  bisher  anzunehmen  geneigt  war.    Absolut  ungünstig 
ist  die   Prognose  nur   bei   vorhandener  Azetonurie.     In   ähnlicher 
Weise  äußert  sich  Füth  über  gynäkologische  Operationen  bei  Dia« 
betes  mellitus.    Das  drohende  Koma  erheischt  besondere  Vorsichts- 
maßregeln, von  denen  hier  nur  hervorgehoben  seien:  Entzuckerung 
des  Harns,  wenn  die  Operation  nicht  zu  dringlich  ist,  vorsichtige 
Vorbereitung,  um  die  psychische  Erregung  möglichst  zu  umgehen, 
Vermeidung  von  Abfahrmitteln  vor  der  Operation,  um  einer  Unter- 
emähnmg    des   Patienten   vorzubeugen,    wenn   irgendwie   möglich, 
Vermeidung  einer  allgemeinen  Narkose  und  endlich  in  der  Nach- 
behandlung  neben   zweckmäßiger  Diät  Massage,   um   die   fiir  den 
Diabetiker  wichtige  Muskelbewegung  zu  ersetzen.    Das  häufige  Zu- 
sammentreffen von  Tuberkulose  mit  Diabetes  erklärt  W.  Croner  Taberkaiose 
aus  der  Disposition,  die  für  beide  Erkrankungen  häuflg  gemeinsam  ^*  l>i*beteg. 
sei.     Dafür    spreche    das    häufige   Vorkommen   von  Diabetes   und 
Tuberkulose  in  der  gleichen  Familie.     Croner  bestreitet,  daß  der 
Diabetes  den  Boden  für  die  Phthise  vorbereite  und  daß  die  Olykosurie 
auf  den  Verlauf  der  Tuberkulose  einen  ungünstigen  Einfluß  ausübe. 
Q^gen  diese  Auffassung  Croners  spricht  wohl  schon  die  Erfahrung, 
daß  in  Fällen,  wo  frühzeitig  ein  antidiabetisches  Regime  eingeleitet 
und  durchgefilhrt  werden  kann,  das  Hinzutreten  einer  Phthise  weniger 
zu  befürchten  ist  und  daß  überhaupt  seit  Einführung  der  diätetischen 
Behandlung  die  Kombination  von  Diabetes  und  Tuberkulose  weniger 
häufig  geworden  ist.     Croner  tritt  fiir  die  Anschauung  ein,   daß  Arteriosklerose 
die  Arteriosklerose  für  das  Entstehen  gewisser  Formen  des  Diabetes  ^"^^  Diabetes, 
eine  wichtige  Bolle  spiele. 

Zu  den  wenigen  bisher  beobachteten  Fällen  von  isolierter  isolierte 
Lävulosurie  (Külz-Seegen,  Rosin  und  Laband)  sind  *^^*"^® 
zwei  neue  Fälle,  einer  von  Schwarz  und  einer  von  Schlesinger, 
hinzugekommen.  In  beiden  Fällen  war  eine  deztrose-diabetische 
Disposition  nicht  vorhanden.  In  dem  Falle  von  Schlesinger  war 
das  Vermögen,  Lävulose  zu  verbrennen,  hochgradig  herabgesetzt, 
da  nach  Einfuhr  von  90  g  Lävulose  12,5°/o,  nach  Einfuhr  von  100  g 


284  His  und  Falta. 

aieiohzeitiges  Saccharose  22®/o   der  theoretisch  mögUchen  Lävulosemenge  wieder 

Vorkommen    ai^ggeschieden    wtirde.     Das   Vorkommen    vod   Lävnlose    im  Harn 

von  ® 

LftvnioBnrie    Diabetischer  ist  nach  den  neueren  Angaben  nicht  als  Seltenheit  zu 

^d  betrachten.  Die  Untersuchungen  von  Bosin  und  Laband  sind  im 
osnne.  yQjjj^jy,^  besprochen  worden.  In  19  Fällen  von  Diabetes  fand 
Schwarz  6mal  Lävulose  im  Harn.  Lion  berichtet  von  einem 
Falle,  bei  dem  sich  die  Mengen  von  Dextrose  und  Lävulose  so  ver- 
hielten, daß  der  Harn  optisch  inaktiv  blieb.  Interessant  ist  der 
Umstand,  daß  Schlesinger  in  15  Fällen  von  schwerem  Diabetes 
mit  strenger  Diät  jedesmal  Lävulose  vermißte,  während  bei  zwei 
weiteren  Fällen,  die  reichlich  Kohlehydrate  erhielten,  der  Nachweis 
glückte.  Schwarz  berichtet  von  2  Fällen,  wo  regelmäßig  nach 
Genuß  von  Kohlehydraten  Lävulosurie  auftrat.  Es  kann  also  ein 
Zusammenhang  zwischen  Lävulosurie  und  Kohlehydratgenuß  be- 
stehen, doch  kann  auch  nach  Schwarz  Lävulosurie  bei  einer  Eiweiß- 
fettdiät vorkommen.  Dies  spricht  für  die  Annahme  Schlesingers, 
daß  bei  der  Lävulosurie  die  Lävulose  wenigstens  zum  Teil  im  Or- 
ganismus gebildet  werden  könne.  In  seinem  Falle  von  reiner  Lävu- 
losurie war  nämlich  der  Lävulosegehalt  der  Nahrung  zur  Erklärung 
der  im  Harn  ausgeschiedenen  Lävulosemenge  nicht  hinreichend. 
Durch  die  Untersuchungen  von  Lobry  de  Bruyn,  wonach  Dex- 
trose bei  schwach  alkalischer  Reaktion  leicht  in  Lävulose  übergeführt 
werden  kann,  ist  die  theoretische  Möglichkeit  iur  eine  derartige 
Annahme  wohl  vorhanden.  Diese  Bildung  von  Lävulose  im  Organis- 
mus dürfte  nach  Schlesinger  wahrscheinlich  jenseits  der  Leber 
vor  sich  gehen,  da  die  Leber  die  Fähigkeit  besitzt,  Lävulose  in 
Glykogen  umzusetzen,  während  den  Muskeln  diese  Fähigkeit  abgeht. 
Es  können  natürlich  auch  alimentäre  Einflüsse  direkt  eine  BoUe 
spielen,  insofern  als  eine  Insuffizienz  der  Leber  bezüglich  der  Ueber- 
fuhrung  von  Lävulose  in  Glykogen  eintreten  kann.  Wie  weit  aber 
der  von  H.  Strauß  postulierte  Zusammenhang  zwischen  dieser 
Herabsetzung  der  Assimilationsgrenze  für  Lävulose  und  Erkrankungen 
der  Leber  zu  Recht  besteht,  muß  man  nach  den  neueren  Unter- 
suchungen von  Landsberg,  der  sie  bei  einem  gleichen  Prozent- 
satz gesunder  und  leberkranker  Individuen  beobachtete,  dahingestellt 
sein  lassen.  Andererseits  ist  die  früher  allgemein  geltende  An- 
schauung von  einer  besseren  Ausnutzung  der  Lävulose  gegenüber 
der  Dextrose  bei  Diabetes  meUitus  durch  die  gegenteiligen  Befunde 
von  Schwarz  und  Lion  erschüttert  worden.  Wir  bedürfen  jeden- 
falls noch  neuer  Tatsachen,  um  uns  eine  nur  einigermaßen  klare 
Vorstellung  von  dieser  interessanten  StoffwechselanomaUe  bilden  zu 


Stoffwechselkrankheiten.  285 

können.  E.  Bendix  und  Brat  berichten  über  je  einen  neuen  Fall 
von  Pentosurie.  In  beiden  Fällen  handelt  es  sich  um  chronische,  Pentosune. 
von  der  Ernährung  vollständig  unabhängige  Ausscheidung  von  optisch 
maktiver  Pentose.  Nach  Brat  liegt  das  Optimum  für  die  Orzin- 
salzsäurereaktion  zwischen  90  und  95^  C,  die  Färbung  des  Amyl- 
alkoholauszuges ist  so  am  lebhaftesten.  Glykuronsäure  gibt  sie  erst 
bei  über  100°  C. 

Ueber  den  Zusammenhang  zwischen  der  Ausscheidung  von 
Azetonkörpern  (/7-Oxybuttersäure ,  Azetessigsäure  und  Azeton)  Azetonkörper. 
und  Kohlehydratzufuhr  liegen  Untersuchungen  vor  von  Schwarz 
und  von  Mohr.  Die  früher  von  Hirsch feld  postulierte  Annahme, 
daß  eine  Vermehrung  der  Azetonkörperausscheidung  unter  allen 
Umständen  durch  einen  Mangel  an  Kohlehydraten  bedingt  ist,  wird 
bestätigt.  Denn  beim  gesunden  Menschen  läßt  sich  eine  Vermehrung 
der  Azetonkörperausscheidung  durch  Fettzufuhr  nur  bei  Kohlehydrat- 
karenz  erzielen.  Es  scheint  sich  hierbei  um  einen  pathologischen 
Abbau  des  Fettes  (Nahrungsfett  oder  einschmelzendes  Körperfett) 
zu  handeln,  nicht  bloß  um  unvollständige  Oxydation  physiologischer- 
weise entstehender  intermediärer  Stoffwechselprodukte.  Wenigstens 
für  das  Azeton  scheint  diese  Annahme  nach  Schwarz  wohl  be- 
gründet, da  dargereichtes  Azeton  vom  normalen  Organismus  nur 
äußerst  schwer  angegriffen  wird,  ebenso  schwer  wie  vom  Diabetiker. 
Daß  beim  schweren  Diabetes  viel  höhere  Grade  von  Azidosis  ent- 
stehen können  als  bei  einfacher  Kohlehydratkarenz,  ist  begreiflich.  Es 
liegt  dies  in  einer  hochgradigen  Entwertung  des  Brennmaterials  beim 
Diabetes,  da  hier  event.  auch  der  aus  dem  Eiweiß  entstehende 
Zucker  ausfallen  kann.  Die  verschiedenen  Fette  sind  in  ihrem  Ein- 
fluß auf  die  Azetonkörperausscheidung  nicht  gleichwertig.  Nach 
Schwarz  wirken  in  erster  Linie  Butter-,  Valerian-  und  Kapron- 
säure vermehrend;  viel  geringer  ist  der  Einfluß  der  höheren  Glieder 
der  Fettsäurereihe  —  der  Palmitin-  und  Stearinsäure  — ,  während 
die  ungesättigten  Fettsäuren  —  die  Oel-  und  Erukasäure  —  fast 
wirkungslos  sind.  Das  Verhalten  der  letzteren  wird  durch  ihre 
leichtere  Oxydierbarkeit  erklärt.  Dementsprechend  wirkt  die  Butter 
stärker  azetonvermehrend  als  das  hauptsächlich  höhere  Fettsäuren 
enthaltende  Schweine-  und  Rinderfett.  Die  Alteration  des  Fettstoff- 
wechsels beim  Diabetes  äußert  sich  nach  Schwarz  auch  in  der 
Beschaffenheit  des  Blutes.  (Ueber  die  Methode  der  Fettbestimmung 
vergL  das  Original.)  Nach  diesen  Untersuchungen  muß  die  Lipämie  Lip&mie. 
durchaus  nicht  auf  einer  Vermehrung  der  ätherlösUchen  Substanzen 
im  Blute  beruhen  (letzteres  scheint  nur  bei  schweren  Fällen  von 


286 


Eis  und  Falta. 


Lipämie.  Diabetes  vorzukommen,  wo  allerdings  dann  sehr  hohe  Werte  beob- 
achtet werden),  sondern  vielmehr  in  einer  Herabsetzung  der  fett- 
lösenden Eigenschaft  des  Blutes.  Die  dadurch  bedingte  Lipämie 
kann  entweder  nur  eine  alimentäre  sein,  oder  sie  ist  eine  dauernde 
und  kann  dann  auch  bei  fettfreier  Kost  und  außerhalb  des  Komas 
vorkommen.  Eine  bestehende  Lipämie  kann  event.  ophthalmoskopisch 
erkannt  werden.  Ueber  solche  Fälle  von  „intraokularer  Lipämie" 
berichten  neuerdings  W.  Haie  White,  Fräser  und  Beis.  In 
dem  Falle  von  White  verschwand  sie  mit  der  Besserung  des  Dia- 
betes. Ln  Falle  von  Beis  fand  B.  Fischer  im  Leichenblute  den 
höchsten  bisher  beobachteten  Wert  von  18®/o  Aetherextrakt.  Der 
Gehalt  des  Blutes  an  Cholesterin  war  bedeutend  vermehrt  (mindestens 
0,478'^/o).  Die  lipolytische  Fähigkeit  des  Blutes  soll  vollkommen 
gefehlt  haben;  doch  ist  die  hier  angewandte  Methode  der  Fett- 
bestimmung (bloße  Ausschüttelung  mit  Aether)  für  einen  solchen 
Schluß  unzulänglich.  Ueber  einen  ähnlichen  Fall  mit  15°/o  Aether- 
extrakt wurde  von  Stadelmann  berichtet. 

Seegen  zeigt,  daß  bei  Kohlenoxydvergiftung  imd  Asphyxie  der 
Zuckergehalt  der  Leber  sich  sehr  verringert,  das  Glykogen  aber  bis 
auf  Spuren  schwindet,  und  widerlegt  damit  die  auf  einer  ganz  un- 
zulänglichen Methode  aufgebaute  Lehre  von  der  Docimasie  hepa- 
tique  vonLacassagne  und  Martin,  wonach  reichlicher  Gehalt  an 
Zucker  und  Glykogen  in  der  Leber  für  plötzlichen  Todesfall,  Mangel 
an  Zucker  für  lange  Agonie,  Mangel  an  Zucker  und  Glykogen  för 
Tod  nach  Zehrkrankheit  sprechen  sollte.  S ee gen s  Befund  hat  hohe 
forensische  Bedeutung.  Die  von  Bial  angegebene  Verschärfung  der 
^^sfturen'^'^  Orzinsalzsäurereaktion  durch  Eisenchlorid  beruht  nach  P.  Mayer 
nicht  auf  einer  katalytischen  Wirkung  des  Eisenchlorids,  sondern 
auf  seiner  oxydierenden  Eigenschaft.  Es  wird  dadurch  das  bei  der 
Spaltung  der  Glykuronsäuren  aus  ihnen  freiwerdende  Furfiirol  rascher 
zu  dem  mit  Orzin  reagierenden  Substanzen  oxydiert.  Die  Spaltung 
der  gepaarten  Glykuronsäuren  wird  nach  F.  Mayer  durch  Eisen- 
chlorid  nicht  erleichtert. 


Docimasie 
hepatique. 


Nachweis 


h3^ertherinie. 


Adrenalin-  Im  Gegensatz  zur  Fieberhyperthermie  nach  Injektion  von  Bakterien  ge- 

glykosnrie  und  Ungt  die  Erzeugung  von  Wärmehyperthermie  nach  den  Untersuchungen  von 
Wftrmesticii-  ^Q^y  nicht  mehr,  wenn  die  Tiere  vorher  glykogenfrei  gemacht  worden 
sind.  Dabei  bleibt  auch  die  Vermehrung  der  N-Ausscheidung  aus.  Diese 
ist  demnach  nur  als  eine  sekundäre,  durch  die  Erhöhung  der  Temperatur 
bedingte  Erscheinung  aufzufassen.  Interessant  ist  der  Befund  von  Aren- 
son,  daß  die  Adrenalinglykosurie  nach  vorausgehendem  Wärmestich  aus- 
bleibt.   Die  Adrenalinglykosurie  dürfte  daher  auf  einer  plötzlichen  Aus- 


Stoflfwecbselkrankheiten. 


287 


schüttung  der  Glykogendepots  beruhen  —  daher  auch  die  Hyperglykämie  — 
und  das  Ausbleiben  der  Glykosurie  nach  Wärmestich  seinen  Grund  haben 
in  dem  vermehrten  Zuckerverbrauch,  der  mit  einer  vermehrten  Wärme- 
bildung einhergeht.  Es  weist  dies  auf  eine  Beteiligung  der  Leber  oder  des 
Pankreas  hin.  Speziell  die  Beteiligung  des  Pankreas  scheint  nach  den 
Untersuchungen  von  Herter  und  Wakemann  an  Wahrscheinlichkeit  zu 
gewinnen,  da  bei  lokaler  Applikation  von  Adrenalin  auf  das  Pankreas 
schon  kleine  Mengen  Glykosurie  zu  erzeugen  im  stände  sind,  Mengen,  die, 
mit  anderen  Organen  in  Berührung  gebracht,  keine  Zuckerausscheidung 
verursachen.  Zu  anderen  Resultaten  bezüglich  der  Kombination  von  Ad- 
renalin mit  Wärmestich  oder  Bakterieninfektion  kommt  allerdings  Richter. 
Die  Untersuchungen  von  Rose  haben  gezeigt,  daß  jeder  operative  Eingriff  Hyperglykämie 
zu  einer  allerdings  meist  nur  geringen  Hyperglykämie  führt.  Nach  gewissen 
Operationen  aber,  z.  B.  nach  Aderlaß,  femer  besonders  nach  ErOffiiung  der 
Bauchhöhle,  nach  Nierenabsperrung  oder  endlich  nach  Exstirpation  der 
Nieren,  ist  die  folgende  Hyperglykämie  eine  viel  höhere.  Der  Diuretin- 
diabetes  ist  nach  demselben  Autor  kein  Nierendiabetes,  da  er  durch  eine 
der  Zuckerausscheidung  vorhergehende  Hyperglykämie  bedingt  ist.  Die 
vermehrte  Sekretion  ist  dabei  nur  ein  verstärkendes  Moment.  Die  Bedin- 
gungen zur  Erzeugung  einer  maximalen  Glykosurie  durch  Phloridzin  sind 
neuerdings  von  Knopf  studiert  worden. 


durch 
operative 
Eingriffe. 

Dinretin- 
diabetes. 


Phloridzin- 
diabetes. 


Seit  den  bahnbrechenden  Untersuchungen  von  v.  Mering  und 
Minkowski  sind  unsere  Anschauungen  über  das  Wesen  der  diabeti- 
schen Stoffwechselstörung  durch  die  Vorstellung  beherrscht,  daß  den 
vom  Pankreas  sezemierten  Stoffen  eine  wesentliche  Beeinflussung  des 
Zuckerverbrauchs  im  Organismus  zukommt.  Wohl  hat  diese  An- 
nahme durch  die  Untersuchungen  von  Lüthje  neuerdings  in  ge- 
ringem Maße  eine  Einschränkung  erfahren,  da  auch  nach  vollständiger 
Exstirpation  des  Pankreas  die  Fähigkeit,  Zucker  zu  zerstören,  nicht 
ganz  erloschen  ist.  Dies  deutet  darauf  hin,  daß  auch  ohne  Mit- 
wirkung des  Pankreas  den  Geweben  eine  geringe  glykolytische 
Ea*aft  zukommt.  Doch  ist  eine  definitive  Beantwortung  dieser  Frage 
bei  den  widersprechenden  Angaben  der  einzelnen  Autoren  heute 
noch  unmöglich.  Das  Studium  der  glykolytischen  Fähigkeit  der 
durch  hohen  Druck  aus  verschiedenen  Organen  gewonnenen  Preß- 
säfbe  ist  deshalb  sehr  schwierig,  weil  sich  dabei  Bakterienwirkung 
kaum  ausschließen  läßt.  Den  früheren  Angaben  von  Blumenthal 
über  das  Vorkommen  eines  glykolytischen  Fermentes  im  Pankreas-, 
Leber-  und  Milzpreßsaft  ist  Umber  mit  Hinweis  auf  die  eben 
erwähnte  Bakterienwirkung  entgegengetreten .  Stoklasa  und  S i m ä- 
cek  wollen  aus  Preßsäften  verschiedener  Organe  durch  Alkohol- 
ätherfllllung   ein  der  Zymase   analoges  Ferment  gewonnen   haben, 


Olykolyse. 


288  Hi8  und  Falta. 

Giykolyse.  welches  im  stände  ist,  Zuckerlösong  unter  Bildung  von  CO^  und 
Alkohol  zum  Teil  auch  unter  Bildung  von  Buttersäure  und  Milch- 
säure zu  vergären.  Speziell  bei  den  Untersuchungen  mit  Pankreas- 
preßsaft  soll  die  Tätigkeit  der  Bakterien  durch  Anwendung  hoch 
konzentrierter  Zuckerlösungen  eingeschränkt  worden  sein.  Sie  stützen 
sich  bei  der  Begründung  ihrer  Anschauung,  daß  die  beobachtete 
Gärung  wirklich  zum  größten  Teil  auf  der  dem  Organpulver  inne- 
wohnenden glykolytischen  Kraft  beruhe,  hauptsächlich  darauf,  daß 
bei  Anwendung  von  Organpulver,  welches  durch  längere  Aufbewahrung 
seine  glykolytische  Wirksamkeit  eingebüßt  hat,  in  Zuckerlösungen 
gleicher  Konzentration  nur  eine  minimale  COj-Bildung  beobachtet 
werden  konnte.  Aber  selbst  für  die  unter  antiseptischen  Kautelen 
angestellten  Versuche  fehlt  bisher  üebereinstimmung.  Rahel  Hirsch 
weist  für  die  Leber  bei  der  antiseptischen  Autolyse  eine  deutliche 
Giykolyse  nach,  welche  aber  nach  Cohnheims  und  ihren  Unter- 
suchungen bei  der  Autolyse  des  Pankreas  vermißt  wird.  Fein- 
schmied, Arnheim  und  Rosenbaum  nehmen  dagegen  nach 
ihren  Erfahrungen  für  jedes  Gewebe  des  tierischen  Organismus  — 
auch  für  das  Pankreas  —  eine  geringe  glykolytische  Fähigkeit  an, 
sprechen  sich  aber  entschieden  dagegen  aus,  daß  es  sich  dabei  um 
eine  einfache  alkoholische  Gärung  handle.  Die  Schwierigkeit  liegt 
darin,  daß  durch  hohe  Konzentration  der  Antiseptika  möglicherweise 
sehr  empfindliche  Fermente  wirkungslos  werden  können,  bei  nur 
geringer  Konzentration  aber  selbst  unter  der  Toluolschichte  Bakterien- 
entwicklung stattfinden  kann.  Endlich  ist  auch  der  Nachweis  wirk- 
licher erzielter  Sterilität  vom  bakteriologischen  Standpunkt  aus  meist 
nicht  ganz  einwandsfrei.  Diese  Einwände  bestehen  nicht  f&r  die 
von  N.  Sieb  er  aus  dem  Blutplasmafibrin  dargestellten,  oxydierenden 
Fermente,  welche  sowohl  bei  aseptischen  wie  antiseptischen  Kautelen 
Traubenzuckerlösung  in  intensiver  Weise  imter  COj-Entwicklung  zu 
oxydieren  im  stände  sind,  da  der  Prozeß  der  Oxydation  sich  bis  auf 
einen  sehr  widerstands&higen  Best  (imgefähr  ein  Viertel  der  zu- 
gesetzten Zuckermenge)  innerhalb  weniger  Stunden  abspielt,  ist 
Bakterienwirkung  natürlich  ausgeschlossen.  Die  Wirkung  dieser 
Oxydationsenzyme  ist  eine  elektive,  da  andere  leicht  oxydable  Sub- 
stanzen, z.  B.  Salizyl-,  Benz-  und  Formaldehyd,  durch  dieselben  nicht 
zu  den  entsprechenden  Säuren  oxydiert,  sondern  in  viel  eingreifen- 
derer Weise  unter  Farbstoffbildung  zersetzt  werden.  Wenn  wir 
nun  auch  bei  der  Verworrenheit  der  verschiedenen  Angaben  von 
einem  abschließenden  Urteil  über  das  Wesen  des  glykolytischen 
Prozesses  weit  entfernt  sind,  so  hat  doch  das  letzte  Jahr  eine  An- 


Stoffwechselkrankheiten.  289 

zahl  von  Angaben  gebracht,  die  übereinstimmend  auf  eine  wesent- 
liche Beeinflussung  des  Zuckerverbrauches  durch  das  Pankreas  hin- 
weisen. Cohnheim  hat  aus  einem  Gemenge  von  Muskel  und 
Pankreas  einen  zellfreien  Saft  gewonnen,  der  in  hohem  Grade  im 
stände  ist,  Traubenzucker  so  zu  verändern,  daß  er  chemisch  nicht 
mehr  nachweisbar  ist.  Rahel  Hirsch  konnte  zeigen,  daß  die  dem 
Lebergewebe  an  und  für  sich  innewohnende  glykolytische  Kraft 
durch  Zugabe  von  Pankreasgewebe  hochgradig  gesteigert  wird.  End- 
lich haben  diesArnheim  und  Bosenbaum  sowohl  für  die  Kom- 
bination von  Leber  und  Pankreas  als  auch  von  Muskel  und  Pankreas 
bestätigt.  Allen  Untersuchem  ist  der  Nachweis  von  Alkohol  dabei 
nicht  konstant,  und  wenn  ja,  nur  in  so  geringen  Mengen  geglückt, 
daß  daraus  die  Menge  des  verschwundenen  Zuckers  nicht  erklärt 
werden  kann.  Die  unter  antiseptischen  Kautelen  verlaufende  Glyko- 
lyse  ist  also  sicher  nicht  eine  einfache  alkoholische  Gärung.  Auf 
welchem  Wege  der  Einfluß  des  Pankreas  erfolgt,  ist  noch  unklar. 
Eine  bloße  aufschließende  Wirkung  des  Pankreassafbes  auf  die  Zellen 
der  anderen  Organe  ist  schon  deshalb  auszuschließen,  weil  A ru- 
he im  und  Bosenbaum  mit  isoliert  gewonnenen  Preßsäfben  ge- 
arbeitet haben.  Dagegen  spricht  viel  fiir  die  von  Hofmeister 
(siehe  auch  Cohnheim)  ausgesprochene  Ansicht,  daß  „das  vom 
Pankreas  zur  Pfortader  strömende  Blut  ein  Agens,  ein  Proferment 
oder  eine  Kinase  der  Leber  zuführe,  durch  welche  das  Lebergewebe 
erst  zum  Zuckerverbrauch  befähigt  würde".  Diese  Erklärung  Heße 
sich  auch  für  die  anderen  Gewebe  heranziehen.  Es  wäre  so  eine 
geringe  glykolytische  Kraft  aller  Gewebe  wohl  möglich,  insofern 
als  sie  noch  vom  Pankreas  aktiviertes  Ferment  besitzen.  Nach  Aus* 
Schaltung  des  immer  wieder  von  neuem  aktivierenden  Pankreas- 
profermentes  würde  aber  ihre  glykolytische  Kraft  bald  erlöschen. 
Diese  Vorstellung  wird  durch  die  Befunde  von  Jakoby,  Blumen- 
thal und  Feinschmied,  nach  denen  die  diabetische  Leber  keine 
glykolytische  Kraft  besitzt,  in  hohem  Grade  gestützt.  Ob  das  Pankreas 
auch  in  Beziehung  steht  zu  den  von  N.  Sieb  er  beschriebenen  Ozy- 
dationsfermenten  des  Blutplasmafibrins,  deren  Träger  nach  Blumen- 
tbals  Ansicht  die  weißen  Blutkörperchen  sind,  und  wie  sich  diese 
Fermente  beim  Diabetes  verhalten,  darüber  fehlt  bisher  jede  An- 
gabe. 

Für  die  eben  besprochene  Beziehung  zwischen  Pankreas  und  inseltheorie. 
Diabetes  hat  man  bekanntlich  das  pathologisch-anatomische  Korrelat 
in  einer  krankhaften   Veränderung  der  L an gerh aussehen  Zell- 
haufen gesucht  (vergl.  das  Referat  vom  Jahre  1903).   Neuere  Unter- 
Jahrbnoh  der  praktischen  Medizin.    1904.  19 


290 


His  und  Falta. 


Disbetes. 


Biweifistoff- 
weohsel. 


sachongen  über  diesen  Gegenstand  liegen  vor  von  B.  Fischer,  Gut- 
mann  und  Herxheimer.  Diese  Mitteilungen  decken  sich  bezüg- 
lich des  pathologisch-anatomischen  Befundes  im  allgemeinen  mit  den 
früheren  von  Hansemann;  sie  sprechen  nicht  unbedingt  fär  die 
Inseltheorie.  Herxheimer  rechnet  mit  der  Möglichkeit  funktioneller 
Störungen  und  wünscht  eine  weitere  Prüfung  der  Theorie  auf 
experimentellem  Wege.  Es  soll  untersucht  werden,  ob  bei  Unter- 
bindung des  Ductus  pancreaticus  die  Inseln  sich  wirklich  absolut 
refraktär  verhalten,  wie  Schulze  und  Ssobolew  behaupten. 

Pflüger  tritt  in  seiner  Arbeit  «Ueber  das  Glykogen'  der  gegenwärtig 
herrschenden  Anschauung  einer  in  größerem  Umfang  aus  Eiweiß  erfol- 
genden Zackerbildung  entgegen.  Die  Glykogendepots  im  Körper 
seien  viel  größer  als  man  bisher  angenommen  habe;  yielleicht  kommen 
auch  die  Glykoside  als  Quelle  des  Hamzuckers  in  höherem  Grade  in  Be- 
tracht. Eine  Zackerbildung  aus  Eiweiß  soll  höchstens  nach  Maßgabe  der 
im  Eiweißmolekül  Torgebildeten  Kohlehydratkomplexe  möglich  sein.  Speziell 
der  letzteren  Annahme  widersprechen  die  Angaben  der  meisten  Autoren 
über  die  Beeinflussung  der  diabetischen  Glykosurie  durch  verschiedene 
Eiweißkörper.  Namenüich  das  an  vorgebildeten  Kohlehydratkomplexen  sehr 
reiche  Ovalbumin  erweist  sich  auf  die  Zuckerausscheidung  fast  wirkungs- 
los, während  dies  durch  das  Kasein,  aus  dem  die  Abspaltung  einer 
Kohlehydratgruppe  bisher  überhaupt  nicht  gelang,  in  exquisiter  Weise 
gesteigert  wird.  Dies  ist  in  jüngster  Zeit  durch  Falta  bestätigt  worden; 
das  Blutglobulin  verhält  sich  nach  ihm  ähnlich  wie  das  Ovalbumin.  Der 
Grund  hierfür  liegt  vielleicht  in  der  schwereren  Zersetzlichkeit  dieser  beiden 
Eiweißkörper,  die  speziell  beim  Ovalbumin  in  einem  viel  flacheren  Ablauf 
der  N-Aussoheidungskurve  zum  Ausdruck  kommt,  und  in  einer  damit  ver- 
bundenen, langsameren  Zuckerbildung;  je  rascher  der  Zucker  gebildet  wird, 
desto  leichter  kommt  es  zur  Hyperglykämie  und  Glykosurie;  der  langsam 
entstehende  Zucker  kann  noch  assimiliert  werden.  Den  früheren  von 
Lüthje  und  Rumpf  mitgeteilten  Fällen  von  hochgradiger  N-Retention 
bei  Diabetes  ist  von  Falta  ein  neuer  Fall  hinzugesellt  worden.  Im  Ver- 
laufe von  6  Wochen  wurden  bei  Konstanz  des  Körpergewichtes  228  g  N 
zurückbehalten.  Interessant  war  der  Umstand,  daß  mit  einer  vermehrten 
Znckeraussoheidung  immer  eine  vermehrte  N-Retention  einherging,  und 
daß  N-Gleichgewicht  eintrat,  als  der  Patient  zuckerfrei  wurde.  Diese  hoch- 
gradigen N-Retentionen  beim  Diabetes  haben  bekanntlich  Ko lisch  und 
Umher  auf  die  Vermutung  hingeleitet,  es  möchte  der  Diabetiker  aus  dem 
zugeführten  Eiweiß  vorwiegend  die  N-reichen  Komplexe  zum  Eiweißaufbau 
verwenden,  während  er  an  G-reichen  durch  das  gesteigerte  Bedürfnis  nach 
Brennmaterial  verarmt.  Diese  Theorie  vom  partiellen  Eiweißabbau  hat 
neuerdings  durch  die  Untersuchungen  von  Fr.  Kraus,  von  Umber  selbst 
und  von  Blumenthal  an  Interesse  gewonnen.  Fr.  Kraus  weist  nach,  daß 
bei  phloridzinvergifteten  Mäusen  der  Eiweißbestand  an  Leuzin  verarmt; 


Stoffwechselkrankheiten« 


291 


er  bezeichnet  dies  als  partielle  Abartung  des  chemischen  Typus.  Nach 
Blumenthal  soll  bei  Karenz-  und  Phloridzintieren  der  Kohlehydratgehalt 
des  Bluteiweißes  sich  verringern.  Eine  weitere  Form  des  kOnstlichen,  par- 
tiellen Eiweißabbaus  gelang  Umber  durch  andauernde  Glykokollentziehung 
(durch  Einfuhr  von  benzoesaurem  Natrium).  Der  G-6ehalt  des  Eiweiß- 
bestandes solcher  Tiere  war  im  Verhältnis  zum  N-Gehalt  nur  um  ein  weniges 
vermindert.  G/N  =  8,25  statt  8,36.  Diese  untere  Grenze  wird  auch  in 
Zeiten  schwerster  Not  mit  großer  Zähigkeit  festgehalten;  dagegen  war  das 
Verhältnis  der  Aminosäuren  untereinander  bedeutend  verschieden.  Dies 
soll  eine  Abartung  der  inneren  Struktur  der  Eiweißkörper  beweisen.  Es 
besteht  aber,  wie  wir  glauben,  noch  der  Einwand,  daß  die  Versuchstiere 
nur  an  gewissen  Eiweißkörpem,  in  diesem  Falle  z.  B.  an  glykokoUreichen 
Eiweißkörpem  stärker  verarmten,  während  der  Bestand  an  den  übrigen 
Eiweißkörpem ,  weniger  gelitten  hatte,  v.  Jaksch  hat  die  N- Verteilung  Yermehrang 
im  Harn  bei  verschiedenen  Krankheiten  studiert.  Die  Ausscheidung  des  axnino- 
des  aminosaurenN  kann  bei  Diabetes  eine  Vermehrung  erfahren,  die  **Hm  bei"* 
bis  0,64  g  N  in  der  Tagesmenge  betragen  kann.  Diabetes. 

In  Ergänzung  der  vorjährigen  Mitteilung  gibt  v.  Noorden 
neue  Berichte  über  die  Haferdiät,  warnt  aber  ausdrücklich  vor  Diät, 
der  VeraUgemeinerung  dieser  Kur.  Interessant  ist  die  Angabe  von 
V.  Noorden,  daß  die  einzelnen  Mehlsorten  nicht  von  gleichem  Ein- 
fluß auf  die  Glykosurie  sind.  Die  bisher  übliche  Einschätzung  der 
einzelnen  Mehlspeisen  nach  ihrem  Gehalt  an  Kohlehydraten  ist  daher 
unrichtig.  Hafermehl  soll  z.  B.  meist  besser  vertragen  werden  als 
Weizenmehl.  Die  Untersuchungen  von  Kolisch  und  Schuman- 
Leclercq  stützen  die  früher  von  Kolisch  u.  a.  erhobene  For- 
derung nach  möglichster  Einschränkung  der  Eiweißzufuhr  beim 
Diabetes.  Je  geringer  die  Eiweißzufuhr,  desto  höher  die  Toleranz 
gegen  Kohlehydrat.  Nach  Schuman-Leclercq  soll  vegetabilisches 
Eiweiß  die  diabetische  Qlykosurie  in  glücklicher  Weise  beeinflussen. 
Vor  einer  unbeschränkten  Fettzufdhr  bei  reichlicher  Ausscheidung 
von  Azetonkörpem  wird  von  Schwarz  gewarnt.  Nach  Falta  stei- 
gert reichlicher  Oenuß  von  Eidottern,  wahrscheinlich  durch  den  hohen 
Lezithingehalt,  die  Zuckerausscheidung  und  setzt  die  Toleranz  gegen 
Kohlehydrate  herab.  Speziell  um  die  letzten  Spuren  von  Zucker 
zum  Verschwinden  zu  bringen,  empfiehlt  es  sich,  die  Eidotter  durch 
eine  ihrem  N-Qehalt  entsprechende  Menge  von  Eierklar  zu  ersetzen. 
Kau f  m a n n  hat  inv.  Noordens  Abteilung  den  Einfluß  einer  großen  Medikunentose 
Anzahl  von  Medikamenten  beim  Diabetes  einer  eingehenden  Prüfung  "^^J^^f  *®" 
unterzogen.  Nach  seinen  Erfahrungen  kann  er  nur  das  Opium,  die 
Salizylpräparate  und  das  Jambulextrakt  empfehlen.  Auf  die  spezieUe 
Indikationsstellung  kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden. 


Diabetes. 


292  His  und  Falta. 

Diabetes  Tallquist  hat  bei  einem  Falle  von  Diabetes  insipidas  den 

mBipiduB.  Eiufl^  verschiedener  Kostformen  studiert.  Er  kommt  zu  dem 
bemerkenswerten  Besultat,  daß  dabei  die  prozentuale  Zusammen- 
setzung des  Harnes  sich  nicht  änderte.  Sowohl  bei  N-  und  salz- 
reicher, wie  bei  N-  und  salzarmer  Kost  blieb  das  spezifische  Ge- 
wicht dauernd  sehr  niedrig,  es  änderte  sich  nur  die  Hammenge, 
die  direkt  proportioniert  war  der  Menge  der  festen  Bestandteile. 
Die  Ausscheidung  derselben  erfolgte  also  immer  in  einer  Lösung 
von  gleicher  Konzentration,  die  über  eine  sehr  niedrige  Grenze  nicht 
emporsteigen  kann.  Vielleicht  fehlt  beim  Diabetes  insipidus  die 
Besorption  von  Wasser  in  den  Nierenkanälchen ,  wodurch  unter 
normalen  Verhältnissen  eine  Eindickung  des  von  den  Glomerulis 
sezemierten  Flüssigkeitsstromes  bedingt  wird.  Tallquist  proponiert 
daher  eine  möglichst  N-  und  salzarme  Kost,  durch  welche  in  seinem 
Falle  eine  wesentliche  Besserung  erzielt  wurde.  Auch  bei  den  von 
Fr  ihr  am  beobachteten  Fällen  von  Diabetes  insipidus  ist  das  spezi- 
fische Gewicht  des  Harns  dauernd  niedrig.  Die  Folymorphie  der 
Symptome  darf  nicht  wundem,  da  ja  verschiedene  Krankheitsbilder 
vorliegen,  die  nach  ihrem  gemeinsamen  Symptom,  der  Polyurie, 
unter  einem  Namen  zusammengefaßt  werden.  Doch  existieren  viele 
gemeinsame  Berührungspunkte:  fast  bei  allen  seinen  Fällen  Störungen 
der  Geschlechtsfunktion  (Impotenz  resp.  Zessieren  der  Menses),  Ent- 
wicklungshemmung bei  jugendlichen  Individuen,  Erkrankungen  des 
Nervensystems  (Neuritiden,  Steigerung  der  Patellarreflexe ,  in  zwei 
Fällen  genuine  Optikusatrophie).  Eines  der  hervorragendsten  Mo- 
mente ist  die  Bradyurie  (im  Gegensatz  zum  Diabetes  mellitus,  die 
Verlangsamung  der  Flüssigkeitsausfuhr  scheint  bei  genuiner  Schrumpf- 
niere noch  hochgradiger  zu  sein).  Bei  gleichzeitiger  Phthise  fehlten 
die  Nachtschweiße.  —  Pribram  empfiehlt  das  Ergotin  imd  ganz 
allmähliche  Wasserentziehung.  Auch  A.  Wolff  hat  in  einem  Falle 
von  Diabetes  insipidus  mit  Seeale  comutum  einen  günstigen  Erfolg 
gesehen;  in  einem  zweiten  blieb  der  Erfolg  allerdings  aus.  Feilchen- 
feld berichtet  von  einem  Heilerfolg  durch  subkutane  Injektionen 
von  Strychnin.  Herescu  berichtet  von  einem  Falle,  wo  durch  ein 
Trauma  Tiefstand  der  linken  Niere  eintrat,  im  Anschluß  daran 
Polyurie.  Der  Diabetes  insipidus  verschwand  nach  der  Nephro- 
pexie. 

Sicht.  Wer  über  die  Bedeutung  der  Harnsäure  für  die 
Pathologie  sich  informieren  will,  findet  eine  vortrefifliche  Zu- 
sammenstellung bei  Wiener.     Wichtig  für  die  Pathogenese  der 


Stofiwechselkrankheiten.  293 

Gicht  sind  die  Untersuchungen  von  Pfeil  und  Soetbeer.    Pfeil  Pathogeneae 
untersucht  die  ausgeschiedene  Harnsäure  alle  3  Stunden ,  um  den  weht. 

Einfluß  der  Nahrun gsau&ahme  zu  prüfen.  Bei  fleischfreier  Kost 
strebt  der  tägliche  Wert  einer  unteren  Grenze  zu,  die  er  erst  nach 
mehreren  Tagen  erreicht.  Dabei  sind  die  Stundenwerte,  mit  Aus- 
nahme einer  morgendlichen  Steigerung,  einander  gleich.  Ein  Ein- 
fluß der  Mahlzeiten  ist  nicht  zu  erkennen.  Gleiche  Tageskurve  und 
Tagesmenge  ergab  ein  Versuch  mit  stickstoflP&eier  Kost.  Geht  man 
nun  zur  Fleischkost  über,  dann  steigt  der  tägliche  Wert  schon  am 
ersten  Tage,  und  die  Stundenkurve  zeigt  den  Einfluß  der  Fleisch- 
nahrung mit  einer  erheblichen  Steigerung  nach  3 — 4  Stunden.  Die 
tägliche  Zunahme  ist  individuell  verschieden,  die  Form  der  Kurve 
jedoch  nicht.  Diese  Ausscheidungsverhältnisse  untersuchte  Soet- 
beer an  5  Gichtkranken.  Akute  Formen  zeigten  bei  fleischfreier 
Eost  normale  Stundenwerte,  chronische  ganz  regellose  Kurven;  bei 
Fleischkost  wiesen  akute  und  chronische  Formen  an  Stelle  der 
normalen  Mehrausscheidung  minimale  Steigerung  oder  sogar  Ver- 
minderung auf.  Diese  Resultate  zeigen,  daß  trotz  der  normalen 
Tageswerte  die  Ausscheidung  der  Harnsäure  bei  der  Gticht  gestört 
ist  und  fordern  zu  weiteren  Versuchen  auf. 

Den  Bau  der  Gichtknoten  behandeln  Rindfleisch  und  Krause,  öichtknoten. 
Ersterer  mdchte  den  Anfall  als  akute  Reizhyperämie  (Pseudophlogose) 
auffassen,  zu  der  oft  ein  Trauma,  wahrscheinUch  auf  nervdsem  Wege, 
Anlaß  gibt.  Letzterer  zweifelt  an  den  Nekrosen,  da  er  Kemtrümmer 
vermißt  (Referent  hat  sie  aber  stets  gefunden).  Haigs  Gichttheorie 
wird  auch  von  Woods-Hutchinson  als  ganz  unwissenschaftlich 
bezeichnet  (vergl.  Jahresbericht  1903).  Falls  wirklich  die  Purinkörper 
der  Nahrung  dem  Gichtkranken  schädlich  sind,  ist  die  Art  der  vege- 
tabilischen Nahrung  nicht  gleichgültig.  Nach  Walker  Hall  enthalten 
zwar  Brot,  Reis,  grüne  Gemüse  keinen,  Kartoffeln  aber  0,0008^/'o, 
Leguminosen  bis  0,0278 '/o  Purinstickstoff.  Bier  enthält  0,005— 6  °/o- 
Das  Kombinationsspiel  der  Gichtmittel  erweitem  Dorn  durch  Ich- 
thyolidin  (Piperazin  plus  Ichthyolsulfosäure)  und  Bardet  durch 
Chinoform  (Chinasäure  plus  Formol),  Urosin  empfiehlt  v.  Lang. 
Hupfer  (wie  Weiß  unter  v.  Bunge  arbeitend)  beweist,  daß  China- 
säure die  Hamsäurebildung  nicht  beeinflußt.  Wie  Weiß  zu  seinen 
Besultaten  gelangte,  ist  ihm  unerklärlich.  Den  von  His  und  Paul 
gegebenen  Anregungen  folgend,  bringen  die  Elberfelder  Farbwerke 
unter  dem  Namen  Zitarin  das  Natronsalz  der  Anhydromethylen- 
zitronsäure  in  den  Handel,  das  im  Gegensatz  zum  Urotropin  auch  in 
alkalischer  Lösung  Formaldehyd  abspaltet.    Freies  Aldehyd  ist  im 


294  His  und  Falta. 

aiohtknoten.  Harn  nachgewiesen,  wird  also  nicht,  wie  His  und  Paul  meinten, 
völlig  im  Körper  gebunden  und  könnte  vielleicht  auf  gichtische  Ab- 
lagerungen lösend  wirken.  Die  üblichen  praktischen  Erfahrungen 
(Leibholz,  Fisch)  liegen  bereits  vor.    Weiteres  ist  abzuwarten. 

Literatir. 

Fettsucht.    £.  Helles  an,  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  LYII. 

Diabetes  mellitos  und  Diabetes  msipidoB.  Arnheim  u.  Rosen- 
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Hutchinson,  Lancet,  27.  Jan. 


i)  Krankheiten  des  Blntes. 


Blntzfthl- 
appsimte. 


Leukozyten- 
diagnoBÜk, 


—  bei  Sepsis 

und  Typhus, 

Seharlach, 

Pocken. 


Von  Prof.  Dr.  £•  Grawitz^  dirigierendem  Arzt  der  inneren  Abteilung 
des  Neuen  städtischen  Krankenhauses  in  Charlottenburg-Westend. 

Zur  Zählung  der  roten  und  weißen  Blutzellen  haben 
Mersh  Strong  und  Seligmann  eine  neue  Methode  ersonnen,  wo- 
bei eine  abgemessene  Menge  Blut  mit  einer  Lösung  verdünnt  wird, 
welche  gleichzeitig  fixiert  und  färbt,  worauf  in  eigenartigen  Zähl- 
kammem  gesichtsfeldweise  die  Zählung  vorgenommen  wird.  Als 
Lösung  empfahlen  die  Autoren :  0,75  g  Chlomatrium,  0,012  g  Methyl- 
violett, 1,5  ccm  Formalin,  100  ccm  Aqu.  dest.  Ebenfalls  für  die 
Zwecke  exakter  Blutzellenzählung  hat  May  eine  Blutpipette  kon- 
struiert, welche  nach  dem  Prinzip  der  Crem  ersehen  Pipette  eine 
automatische  Abgrenzung  von  Blut  und  Mischflüssigkeit  und  somit 
exaktere  Zählresultate  ermöglicht.  Wenn  man  allerdings  diese,  ans 
f&nf  verschiedenen  Böhrchen  höchst  subtil  konstruierte  Pipette  an- 
sieht, so  erscheint  es  doch  fraglich,  ob  ein  so  kompliziertes  Listm- 
ment  im  Einklang  steht  mit  dem  Werte  der  Zellzählungen,  besonders 
der  Leukozytenzählungen.  Diese  letzteren  sind  seit  der  be- 
kannten Publikation  von  Curschmann  (s.  d.  Jahrb.  1908,  S.  275) 
sehr  beliebt  geworden,  und  man  hat  fortgesetzt  versucht,  teils  aus 
den  Gesamtzahlen  der  Leukozyten,  teihs  aus  den  Yerhältniszahlen 
der  einzelnen  Formen  (mehrkemige  neutrophile,  eosinophile  und  ein- 
kernige Lymphozyten),  Schlüsse  för  die  Diagnose  und  Prognose  ge- 
wisser Krankheiten  zu  ziehen.  Besannen  und  Labbe  schlagen 
den  Wert  der  Leukozytenvermehrung,  trotzdem  sich  diese  bei  sehr 
vielen  Krankheiten  findet,  sehr  hoch  an  und  halten  ihren  Nachweis 
für  ebenso  wichtig,  wie  die  Bestimmung  der  Temperatur,  des  Pulses, 
des  Harnes  etc.  Bei  Eiterungen  soll  die  Leukozytose  wegen  ihres 
frühen  Auftretens  die  sonstigen  klinischen  Zeichen  an  Wichtigkeit 
übertreffen.  Mit  Recht  betont  Labbö,  daß  Leukozytose  für 
Sepsis,  gegen  Typhus,  für  Leberabszeß,  gegen  Malaria  spricht, 
aber  schon  die  Angabe,  daß  im  Beginn  fieberhafter  Krankheiten 
polynukleäre  Leukozytose  fiir  Scharlach,  mononukleäre  fiir  Pocken 
und  Fehlen  der  Leukozytose  fiir  Masern  sprächen,  ist  erstens  in 


/ 


Krankheiten  des  Blutes.  297 

dieser  sicheren  Fassung  durchaus  nicht  haltbar  und  zweitens  prak- 
tisch kaum  von  Bedeutung,  da  wohl  kein  Arzt  die  genannten  Exan- 
theme auf  dieser  Basis  differenzieren  dürfte.     Interessant  ist  die 
Angabe  von  Steinbach,  daß  Vermehrung  der  Lymphozyten  nicht 
nur  ftir  tuberkulöse  Meningitis,  sondern  auch  fiir  andere  chronische 
Entzündungen  der  Hirn-  und  Rückenmarkshäute,   z.  B.  Tabes  und    Leukozyten 
allgemeine   Paralyse,    charakteristisch    sind,     Bloch    berichtet    ^^^-^x 
über  Vermehrung  der  eosinophilen  Zellen  bei  Ankylosto-       Tabes, 
muminfektion  und  auch  bei  Echinokokkengeschwulst.    Sehr  richtig      Paralyse, 
macht  Bryant  darauf  aufinerksam,  daß  die  Veränderungen  der  roten 
und  weißen  Blutzellen  von  großem  Werte  für  die  Diagnose  sein   EosinophUie 
können ,  aber  immer  erst  nach  sorgfältiger  allgemeiner    klinischer  *•*  Äntozoto, 
Untersuchung  der  Kranken,  eine  Anschauung,  welche  auch  der  Re- 
ferent ganz  speziell  den  praktischen  Aerzten  von  jeher  gelehrt  hat, 
denn  wie  unzuverlässig  die  Leukozytenzählung  gerade  bei  der  Be- 
urteilung der  PerityphUtiden   ist,   zeigt  in   drastischer  Weise  die 
Statistik    von    R  e  h  n ,    welcher    bei    abszedierenden   Formen    zum        —  bei 
größten  Teile  leichte  Leukozytosen  von  ca.  13000  im  Kubikmilli-  P^r^^yP^itis. 
meter,  zum  Teil  aber  auch  ganz  normale  Werte  fand,  so  daß  von 
irgend  einer  Sicherheit  dieses  Diagnostikums  gar  keine  Rede  sein 
kann. 

üeber  die  Entstehung  der  Blutplättchen  liegen  neuere  Unter-  Blutplättchen. 
Buchungen  von  Puchberger  vor,  welcher  eine  vitale  Färbung  des 
Blutes  nach  dem  Vorgänge  von  Levaditi  derartig  vornimmt,  daß  eine 
schwache  alkoholische  Lösung  von  Brillantkresylblau  auf  einem  Objekt- 
glase  zum  Antrocknen  gebracht  und  darauf  der  frische  Blutstropfen  ein- 
gedeckt wird.    Hierbei  ßlrben  sich  die  Plättchen  in  kurzer  Frist  violett 
und  zeigen  eine  Absonderung  von  hyaliner  Substanz,  jedoch  keine  selb- 
ständige Zellstruktur,  sondern  ähneln  am  meisten  den  Kernen  der  Lympho- 
zyten.   £.  Schwalbe  kommt  zu  dem  Schlüsse,  daß  die  Plättchen  sowohl 
aus  Kemresten  der  Erythrozyten ,  wie  aus  zerfallenen  Kernen  der  Leuko- 
zyten herstammen,  mithin  keine  einheitliche  Genese  haben.  —  Einen  an- 
scheinend ganz  praktischen  kleinen  Apparat  zur  Fixierung  von  Blut-    Apparat  zur 
Präparaten  hat  Kowarsky  angegeben.    Man  erhitzt  auf  einer  Kupfer-  J'i"tion  von 
platte  über  der  Flamme,  bis  ein  eingefügter  Kristall  von  Harnstoff  ge-    py^paraten. 
schmolzen  ist,  was  bei  ca.  132°  C.  eintritt    Die  ganze  Prozedur  dauert 
3 — 4  Minuten,  ein  Verbrennen  der  Präparate  kann  nicht  eintreten  (Apparat 
erhältlich  bei  Müncke-Berlin).    Die  Methode  der  Blutalkalimetrie  von   Alkalimeter. 
Dare  beruht  auf  der  Erfahrung,  daß  das  charakteristische  Spektrum  des 
Oxyhänioglobins  schwindet  bei  Zusatz  von  Säuren  in  solcher  Menge,  daß 
eine  Neutralisation   eintritt.     Verfasser  hat  einen  kleinen  Apparat  kon- 
struiert,  in  welchem  zu  einer  sehr  kleinen  Menge  verdünnten  Blutes  eine 
Lösung  von  Acidum  tartaric.  zugesetzt  wird,  bis  das  Ozyhämoglobinspek- 


298 


Grawitz. 


Blatbeftind 
bei  Sohwitz- 
prozeduren, 


—  bei 
KAlte. 


Polyzyth&mie 

und  chronische 

Zyanose. 


Perniziöse 
Anämie, 


—  durch 
Pftenia  soliom. 


trum  ausgelöscht  erscheint»  worauf  aus  der  Menge  der  verbrauchten  S&ure 
die  Alkaleszenz  des  Blutes  berechnet  wird. 

Krebs  und  Mayer  fanden,  daß  bei  15 — 25  Minuten  langem 
Schwitzen  in  Heißluftbädern  mäßige  Leukozytose,  mäßige  Ver- 
mehrung des  Hämoglobingehaltes  und  spezifischen  Gewichtes  ein- 
traten. Dasselbe  erfolgte  bei  Anwendung  von  Glüh-  und  Bogenlicht- 
bädem,  während  beim  Schwitzen  in  heißen  Wasserbädem  eher  eine 
Abnahme  der  genannten  Faktoren  eintrat.  Mit  Recht  folgern  die 
Autoren  hieraus,  daß  bei  Schwitzkuren  keine  Veränderungen  des 
Blutes  selbst,  sondern  vornehmlich  der  Zirkulationsverhältnisse  thera- 
peutisch wirksam  sind. 

Weinzirl  fand,  daß  beim  Menschen  die  Zahl  der  roten  Blut- 
zellen in  der  Raumeinheit  im  Winter  durchschnittlich  höher  ist  als 
im  Sommer.  Er  glaubt,  daß  auch  im  Höhenklima  zum  Teil  Kälte- 
wirkung auf  das  Blut  Einfluß  habe  und  eine  scheinbare  Ver- 
mehrung der  Zellen  durch  erhöhte  Konzentration  des  Blutes  bedinge, 
zum  Teil  könne  aber  auch  eine  wirkliche  Vermehrung  durch  er- 
höhte Nahrungsaufnahme  eintreten.  Osler  berichtet  über  4  Fälle 
von  chronischer  Zyanose  mit  auffälliger  Vermehrung  der 
roten  Blutzellen  (bis  12  Millionen  im  Kubikzentimeter)  und  hohem 
Hämoglobingehalt  (bis  150^/o),  ohne  daß  ein  organisches  Leiden  des 
Herzens  oder  anderer  Teile  des  Zirkulationsapparates  dieses  Phäno- 
men bedingt  hätte.  In  mehreren  Fällen  bestand  Albuminurie,  Kopf- 
schmerz, Milzvergrößerung.  Die  Obduktion  eines  dieser  Kranken 
ergab  gar  keinen  Anhaltspunkt  für  die  Aetiologie  des  Leidens,  und. 
auch  aus  allen  sonstigen  Verhältnissen  vermag  Osler  bislang  keiue 
Erklärung  für  diese  merkwürdigen  Zustände  von  Polyzythämie 
zu  geben.  (Auch  dem  Referenten  ist  dieses  eigentümliche  Krankheits- 
bild nicht  unbekannt,  doch  möchte  er  nicht  empfehlen,  dasselbe  be- 
reits jetzt  als  eine  neue  Krankheit  zu  registrieren,  da  bislang 
exakte  Untersuchungen  über  das  Verhalten  des  Blutplasma,  sowie 
auch  des  Knochenmarkes  fast  ganz  fehlen,  trotzdem  doch  diese 
Faktoren  in  erster  Linie  für  die  Erklärung  des  Blutbefundes  studiert 
werden  müssen.) 

Die  schweren  Anämien  bilden  dauernd  den  Gegenstand  eifriger 
Untersuchungen,  die  sich  in  letzter  Zeit  vorwiegend  auf  die  Aetio- 
logie dieser  viel  umstrittenen  Krankheiten  konzentriert  haben.  Ueber 
eine  interessante  Ursache  berichtet  Dirksen  (Cuxhaven),  welcher 
bei  einem  Matrosen  eine  hochgradige  Anämie  mit  400000  roten  Blut- 
körperchen, starker  Poikilozytose,  Polychromatophilie,  Nonnoblasten 
und  5000  Leukozyten,  verbunden  mit  allgemeiner  schwerer  Prostra* 


Krankheiten  des  Blutes. 


299 


tion,  beobachtete,  die  unzweifelhaft  durch  eine  große  Masse  von 
Taenia  solium  (ca.  12  Exemplare)  hervorgerufen  wurde  und  nach 
Abtreibung  der  Würmer  in  Heilung  überging.  Da  sich  ein  Teil  der 
Bandwürmer  in  vorgeschrittener  Fäulnis  befand,  so  schließt  Dirksen 
mit  Becht,  daß  die  Besorption  toxischer  Produkte  die  schwere 
Hämolyse  bedingt  habe.  Diese,  bei  Bothriocephalus  latus  bekannt- 
lich oft  zu  beobachtende  schwere  anämisierende  Wirkung  der  Darm- 
parasiten hat  viel  zur  Klärung  der  scheinbar  so  dunklen  Aetiologie 
dor  perniziösen  Anämie  beigetragen,  und  eine  Beihe  von  Autoren 
erkennen  heute  nur  noch  die  durch  Giftwirkung  entstandenen  An- 
ämien als  „wirkliche^  perniziöse  Anämien  an.  William  Hunter, 
dessen  Verdienst  es  ist,  zuerst  die  hämolytische  Wirkung  der  im 
Magendarmkanal  gebildeten  toxischen  Stoffe  nachgewiesen  zu  haben, 
beleuchtet  in  einer  neuesten  Arbeit  zunächst  die  historische  Seite 
dieser  Krankheit,  die  schon  im  Jahre  1855  von  Addison  als 
„idiopathische  Anämie^  in  meisterhafter  Weise  als  eine  infektiöse 
h&molytische  Einheit  beschrieben  ist,  während  die  bekannte  Bier  mor- 
sche Arbeit  vom  Jahre  1871  unter  dem  Namen  der  „progressiven 
perniziösen  Anämie*'  keine  bestimmten  Ursachen  der  Krankheit  an- 
gab, so  daß  in  der  Folgezeit  alle  möglichen  Zustände  unter  dieser 
Bezeichnung  zusammengefaßt  wurden.  Hunt  er  stellt  sich  ganz 
auf  den  Standpunkt  seines  Landsmanns  Addison  und  versteht  als 
„perniziöse  Anämien"  nur  solche  Formen,  bei  welchen  eine  schwere 
Hämolysis  hervorgerufen  ist  durch  eine  septische  Infektion  der 
Schleimhaut  des  Mundes,  des  Magens  und  Darmes  mit  Bildung  von 
Giftstoffen.  Wenn  diese  Ansicht  auch  nach  der  des  Beferenten  zu 
einseitig  ist,  so  wird  doch  eine  Giftwirkung  bei  der  Entstehung 
dieser  Anämien  durch  immer  neue  Untersuchungen  bestätigt.  Scott 
Warthin  fand  bei  histologischer  Untersuchung  einer  größeren  Zahl 
derartiger  Fälle  eine  gesteigerte  Auflösung  von  roten  Zellen  in  den 
Lymphdrüsen,  im  Knochenmark  und  in  der  Milz.  Er  sieht  in  einer 
gesteigerten  Phagozytosis  dieser  Organe  die  eigentliche  Quelle 
der  vermehrten  Blutdestruktion  und  glaubt,  daß  eine  Toluylen- 
diaminvergiftung  die  primäre  Ursache  derselben  sei.  Ob  diese 
durch  Autointoxikation  oder  durch  Lifektion  entstehe,  läßt  er  un- 
entschieden. Unentschieden  ist  femer  noch  immer  die  Bolle,  welche 
die  Drfisenatrophie  im  Magen  und  Darm  bei  der  Entstehung  dieser 
Anämien  spielt.  Mit  der  Mehrzahl  der  Autoren  nimmt  Einhorn 
an,  daß  sie  zum  Zustandekommen  der  Anämie  nicht  notwendig  ist, 
dagegen  geht  dieser  Autor  entschieden  zu  weit,  wenn  er  der  Achylia 
gastrica  ebenfalls  gar  keine  Bolle  bei  der  Entstehung  von  Anämien 


Tolnylen- 

diamin- 

Vergiftung. 


300 


Grawitjs. 


Tolnylen- 

diamin- 

vergiftong. 


Asthenie 
der  Blut- 
bildnng. 


Diagnose. 


beimißt,  denn  aus  der  nicht  nur  von  Einhorn,  sondern  wohl  von 
den  meisten  Ellinikem  gemachten  Beobachtung,  daß  Anomalien  der 
Magensekretion  lange  Zeit  ohne  Schaden  von  manchem  ertragen 
werden,  kann  man  doch  nicht  den  ganz  extremen  Schluß  ziehen, 
daß  sie  bei  allen  Menschen  bedeutungslos  sind.  Während  die 
Mehrzahl  der  Kliniker,  die  sich  nicht  nur  am  Mikroskope,  sondern 
auch  am  Krankenbette  mit  den  perniziösen  Anämien  beschäftigt 
haben,  fiir  die  Mehrzahl  dieser  Fälle  irgendwelche  Intoxikationen 
als  Ursache  und  die  histologischen  Veränderungen  im  Blute  und 
Knochenmark  als  Folgeerscheinungen  der  gesteigerten  Hämozytolyse 
ansehen,  verficht  Bloch  von  neuem  in  modifizierter  Form  die 
Ehrlich  sehe  Anschauung,  daß  das  Primäre  dieser  Krankheit  in 
Anomalien  des  Knochenmarks  zu  suchen  ist  und  zwar  „in  einer 
primären  asthenischen  Beschaffenheit  des  blutzellenbilden- 
den  Gewebes^.  Hiermit  wären  diese  Krankheiten  glücklich  wieder 
in  das  Meer  dunkler  hypothetischer  Begriffe  zurückgetaucht,  aus 
dem  sie  in  den  letzten  Jahren  durch  zahlreiche  praktisch-klinische 
Forschungen  gerettet  schienen.  Für  Bloch  ist  diese  Ejrankheit 
absolut  unheilbar,  höchstens  kommen  Remissionen  vor,  und  alle 
sorgftltigen  Mitteilungen  über  die  Erfolge  einer  rationellen,  auf  den 
Magen  und  Darm  gerichteten  Therapie  sind  fiir  ihn  nicht  vorhanden. 
Seine  Therapie  besteht  lediglich  in  Buhe,  Schonung  und  Gewöhnung 
an  eine  gemischte  Kost.  Ebenso  negativ  ist  die  Therapie  in  einer  Publi- 
kation von  V.  Hößlin  und  ebenso  von  Krokiewicz,  höchstens,  daß 
Arsenpräparate  angewandt  werden,  welche  allein  niemals  wirksam  sind. 
Es  ist  daher  nicht  verwunderlich,  aber  bedauerlich,  daß  alle 
diese  Autoren  nur  von  Todesfällen  berichten,  und  es  wäre  wohl  zu 
verlangen,  daß,  bevor  diese  Krankheit  schlechthin  als  unheilbar  be- 
zeichnet wird,  zunächst  einmal  diejenigen  Maßnahmen  angewandt 
werden,  welche  vom  Referenten  (Klinische  Pathologie  des  Blutes, 
1902  u.  a.  a.  0.)  eingehend  geschildert  sind  und  den  genannten 
Autoren  kaum  unbekannt  geblieben  sein  dürften.  In  Bezug  auf  die 
Diagnose  bestätigt  Krokiewicz  gegenüber  der  Ehrlichschen 
Schule  die  Ansicht  des  Referenten,  daß  nicht  der  Blutbefund  allein, 
z.  B.  an  Megaloblasten,  die  Diagnose  auf  perniziöse  Anämie  sichere, 
sondern  daß  der  allgemeine  klinische  Verlauf  ausschlaggebend  sei. 
Daß  ein  solcher  angeblich  charakteristischer  Blutbefund  z.  B.  durch 
Krebsmetastasen  im  Ejiochenmark  vorgetäuscht  werden  kann,  zeigt 
eine  Veröffentlichung  von  Houston,  welcher  in  diesem  Falle  enorme 
Verringerung  der  Erythrozyten,  zahlreiche  Normo-  und  Megaloblasten 
bei  ganz  normalen  Verhältnissen  der  Leukozyten  konstatierte.    Einen 


Krankheiten  des  Blutes. 


301 


Rektale 
BlatinfUBion. 


Allgemeine 
Kaohezien 
intestinalen 
Ursprangs. 


auffällig  günstigen  Heilerfolg  bei  einer  ziemlich  schweren  Anämie 

eines  Soldaten  (1,2  Millionen  rote  Zellen)  erzielte  Fabian  durch 

Verfattenmg  von  rohem  Binderknochenmark,  mit  75  g  pro  die  be-       HeUang 

sinnend,  auf  SOO  ir  steigend,  mit  Salz  bestreut,  auf  Semmeln  ge- „    *"°^ 

,     -r,.         «.  ,     ,  -i        .  -r>       -.*■  1         ..  Knochenmark 

Bossen,  später  als  Kartoffelsalat  zubereitet.    Der  Mann  wurde  mit 

4,8  Millionen  Erythrozyten  geheilt  entlassen.  Diese  günstige  Wir- 
kung steht  ziemlich  vereinzelt  in  der  Literatur  da.  Mariani  emp- 
fiehlt, von  der  richtigen  Beobachtung  ausgehend,  daß  Blutzellen 
im  Darm  unverändert  zur  Resorption  gelangen,  rektale  Infusionen 
von  Blut  zur  Beseitigung  schwerer  Anämien  verschiedenen  Ursprungs 
und  rühmt  die  günstigen  Erfolge.  Nachprüfungen  dürften  durchaus 
angezeigt  sein. 

Viele  Aehnlichkeit  mit  perniziösen  Anämien,  sowohl  in  dem 
ganzen  Krankheitsbilde  wie  auch  in  der  Aetiologie,  haben  gewisse 
Kachexien,  auf  welche  E.  Grawitz  die  Aufmerksamkeit  lenkt. 
Es  handelt  sich  um  Menschen,  welche  ohne  jeden  äußeren  schäd- 
lichen Einfluß  in  progredienter  Weise  schwach  und  elend  werden, 
dabei  aber  keineswegs  die  hochgradige  Blässe  und  so  schwere  Blut- 
veränderung zeigen,  wie  bei  perniziöser  Anämie.  Sie  gehen  unter 
totaler  Appetitlosigkeit,  leichten  Temperatursteigerungen  und  Be- 
nommenheit in  ganz  ähnlicher  Weise  kachektisch  zu  Grunde,  wie 
man  es  bei  Karzinose  beobachtet.  Im  Magensaft  findet  sich  keine 
freie  Salzsäure,  der  Eiweißzerfall  ist  gesteigert,  im  übrigen  lassen 
sich  weder  in  vivo  noch  bei  der  Sektion  irgend  welche  Organ- 
erkrankungen finden,  welche  diese  merkwürdige  Kachexie  zu  erklären 
vermöchten.  Grawitz  ist  der  Ansicht,  daß  hier  in  ganz  ähnlicher 
Weise  wie  bei  der  perniziösen  Anämie  Gift  Wirkungen  die  Ur- 
sache der  Kachexie  sind,  welche  sich  infolge  Fehlens  der 
freien  HCl  im  Magen  durch  Zersetzung  der  Ingesta  im  Darm 
bilden  und  verweist  auf  die  Tatsache,  daß  auch  bei  gewissen  Krank- 
heiten, z.  B.  Tuberkulose,  das  Fehlen  der  HCl  schwere  Kachexie 
bedingen  kann,  die  nach  geeigneter  Behandlung  des  Magens  wieder 
schwindet  und  teilt  eine  Beobachtung  bei  einem  derartig  schwer 
kachektischen  Mann  mit,  welcher  von  dem  anscheinend  unmittelbar 
bevorstehenden  Exitus  lediglich  durch  Magenspülungen  und  geeignete 
Diät  gerettet  wurde.  Die  Tatsache,  daß  eine  derartige  einfache 
Therapie  hier  wie  bei  den  meisten  perniziösen  Anämien  eine  zweifel- 
lose Heilung  erzielt,  spricht  für  die  enterogene  Entstehung  dieser 
Krankheiten,  die  nur  insofern  verschieden  sind,  als  in  einem  FaUe 
ganz  spezifisch  die  roten  Blutzellen,  im  anderen  der  ganze  Proto- 
plasmabestand des  Organismus  angegriffen  wird. 


302  Grawitsß. 

Leukftmie.  lieber  leukämische   Erkrankungen   liegen   wie   alljährlich 

zahlreiche  kasuistische  Mitteilungen  vor,  welche  sich  vornehmlich 
mit  der  histologischen  Seite  dieser  Erkrankungen  beschäftigen. 
Aus  den  Publikationen  von  Zinkeisen,  Beckzeh,  Simon,  Kelly 
geht  hervor,  daß  die  Zellformen,  welche  man  bei  den  Leukozyten 
des  zirkulierenden  Blutes  findet,  keine  bestimmten  Schlüsse  auf  den 
Verlauf  des  Leidens  gestatten,  daß  besonders  die  „lymphoiden", 
d.  h.  einkernigen,  basophilen,  ungranulierten  Zellen  keineswegs  charak- 
teristisch för  akute  Leukämie  sind,  wie  man  früher  annahm,  sondern 
ebenso  häufig  bei  chronischem  Verlaufe  vorkommen,  und  daß  anderer- 
seits „gemischtzellige"  Blutbefunde  ebenfalls  bei  akuten  Leukämien 
vorkommen.  Ebenso  übereinstimmend  wird  durch  die  Obduktions- 
ergebnisse die  ältere  Ansicht  von  E.  Neumann  bestätigt,  daß  das 
Ejiochenmark  in  jedem  Falle  von  Leukämie  erkrankt  ist  und  es 
erscheint  immer  sicherer,  daß  durch  einen  noch  ganz  ungeklärten 
Faktor  in  einem  Falle  die  einkernigen  Basophilen  des  Markes,  in 
anderen  wieder  all  die  granulierten  einkernigen  Formen  in  krank- 
hafte Poliferation  geraten  und  zur  Ausschwemmung  in  das  zirku- 
lierende Blut  gelangen.  Einen  neuen  interessanten  Typus  beschreiben 
Hitschmann  und  Lehndorff,  welche  eine  auffallige  Vermehrung 
der  großen  farblosen  Stammzellen  des  Markes  gleichzeitig  mit  großen 
Mengen  von  Megaloblasten  im  Blute  fanden  und  mit  Recht  schließen, 
daß  durch  ein  krankhaf);es  Agens  die  zellbildende  Funktion  im  Mark 
derart  gehemmt  ist,  daß  sie  auf  diesen  beiden  großen  „unreifen" 
Zellformen  stehen  bleibt,  die  dementsprechend  zur  Einfuhr  in  das 
zirkulierende  Blut  gelangen.  Interessant  sind  femer  neuere  Unter- 
Knoohenmark-  suchungen  über  die  Beeinflussung  des  Blutbildes  durch  Ejiochen- 

tumoren.  xnarktumoren,  welche  in  2  Fällen  von  Kurpjuweit  und  Bloch  (3) 
sich  durch  schwere  Anämie  und  Veränderungen  an  den  roten  Zellen 
in  Verbindung  mit  dem  Auftreten  zahlreicher  einkerniger,  neutrophiler 
Leukozyten  (Myelozyten)  dokumentierte,  so  daß  diesen  gemeinschaft- 
lich vorkommenden  Symptomen  eine  wichtige  Bolle  für  die  Diagnose 
von  Knochenmarktumoren  zuzumessen  sein  dürfte. 

Psendo-  Die  Lehre  von  den  pseudoleukämischen  Erkrankungen  ist 

leukamie.  ^ederum  von  verschiedenen  Seiten  bearbeitet  worden  und  man  hat 
versucht,  vom  anatomischen  Standpunkt  aus  die  verschiedenen  For- 
men systematisch  zu  ordnen.  Türk  faßt,  wie  auch  andere  Autoren, 
alle  diese  Erkrankungen  unter  dem  Namen  „Lymphomatose*'  zu- 
sammen und  unterscheidet  1.  solche  mit  chronisch-gutartigem 
Wachstum  und  zwar:  alymphämische  (ohne  Vermehrung  der 
Lymphozyten  des  Blutes),  femer  sublymphämische  (mit  relativer 


Krankheiten  des  Blutes.  303 

Varmehrtmg  der  Lymphozyten)  gleichwertig  mit  der  Pseudoleukämie 
im  Sinne  von  Pinkus-Ehrlich,  und  drittens  lymphämische, 
die  gleichbedeutend  sind  mit  chronischer  lymphoider  Leukämie. 
2.  Lymphomatosen  mit  akutem  Wachstum,  wozu  er  unter 
anderen  die  akute  lymphoide  Leukämie  und  das  Chlorom  subsumiert. 
d.Lymphomatosen  mit  chronisch-bösartigem  Wachstum, 
d.  h.  Lymphosarkomatose  und  lokale  Lymphosarkome.  Diese  Eintei- 
lung von  Türk  ist  für  den  genauen  Kenner  aller  dieser  Erkrankungen 
verständlich,  wenn  er  ihr  auch  nicht  beizupflichten  vermag,  für  den 
Femerstehenden  aber  und  besonders  für  den  die  allgemeine  Praxis 
ausübenden  Arzt  wird  durch  derartige  Schematisierungen  sicher  nichts 
Nützliches  geschaffen,  zumal  hier  lediglich  aus  anatomischen  Ge- 
sichtspunkten Krankheiten  wie  die  lymphoiden  Leukämien  mit  Sar- 
komen und  einfachen  generalisierten  Lymphomen  zusammengeworfen 
werden,  die  ihrer  ganzen  Wertigkeit  nach  toto  coelo  voneinander 
verschieden  sind.  Ebenso  bringt  eine  neuere  Arbeit  von  Pappen- 
heim zwar  interessante  anatomische  Beiträge  zu  dieser  Frage,  aber 
keine  klinisch  befriedigende  Auffassung,  welche  in  das  Gewirr  der 
histologischen  Befunde  Klarheit  brächte. 

W.  Wolff  macht  auf  glänzend  schillernde,  leicht  grünliche  Parasitare 
Körper  in  frischen  Präparaten  von  Lymphosarkomen  aufmerksam,  Einflüsse. 
welche  neben  den  Kernen  und  Zellen  liegen,  rundliche  oder  ovale 
Form  haben  und  gegen  Natronlauge  und  Essigsäure  resistent  sind. 
Diese  Körperchen  färben  sich  mit  der  von  Busse  für  Hefe&rbung 
angegebenen  Methode  leuchtend  rot  und  heben  sich  scharf  von  den 
anderen  Substanzen  ab.  Vielleicht  handelt  es  sich  hier  um  para- 
sitäre Gebilde  in  diesen  malignen  Tumoren.  Daß  generalisierte 
Lymphome  durch  Infektion  mit  Tuberkelbazillen  hervor- 
gerufen werden  können,  wird  durch  eine  neuere  Beobachtung  von 
Schur  bestätigt,  welcher  auf  einige  feine  Differenzen  gegenüber  dem 
Lymphoma  simplex  hinweist. 

Großes  Literesse  haben  in  letzter  Zeit  auf  die  anregenden  Ar- 
beiten von  Banti  hin  die  Fälle  von  chronischem  Milztumor  mit  all-  Splenomegalie, 
gemeiner  Anämie  und  Kachexie  hervorgerufen.     Die  Ansicht  von      Anaemia 
Banti  (s.  Jahrbuch  1902,  S.  296),  daß  MilzschweUungen  primär  ent-  MorbIi?B!Jnti. 
stehen  und   zu  sekundärer  Entzündung  der  Leber,   sowie  zu  allge- 
meiner ELachexie  führen  können,  hat  bei  vielen  Epikern  Anklang 
gefunden,  wird  aber  von  anatomischer  Seite  bestritten,  resp.  als 
unbewiesen  angesehen.   Marchand  sowohl  wie  C  h  i  a  r  i  sind  der  An- 
sicht, daß  in  den  Fällen  Banti  scher  Krankheit  die  Milzerkrankung 
nicht  das  Primäre,  sondern  höchst  wahrscheinlich  die  Lebererkrankung 


304 


Grawitz. 


Splenektomie. 


Morbus  Banti.  vorangegangen  sei ;  höchstens  könnten  beide  Zustände  sich  gleich- 
zeitig entwickelt  haben.  In  diesem  letzteren  Falle  und  auch  bei 
manchen  anderen  derartigen  Vorkommnissen  glauben  beide  Anatomen 
an  die  Wirkung  kongenitaler  Syphilis,  in  anderen  Fällen  an 
eine  einfache,  primäre,  interstitielle  Hepatitis  mit  sekundärer  Milz- 
schwellung. Von  klinischer  Seite  mehren  sich  die  Stimmen  für  die 
Aufstellung  eines  selbständigen  Ejrankheitsbildes,  in  dem  die  Spleno- 
megalie im  Vordergrunde  steht  und  Kachexie,  hämorrhagische  Dia- 
these, mäßige  Anämie  bei  eminent  chronischem  Verlaufe  im  Gefolge 
hat.  Osler  betont  besonders  die  Häufigkeit  von  Magenblutungen, 
Bolleston  macht  auf  die  fast  konstant  beobachtete  Proliferation 
der  Endothelien  in  den  Blutsinus  der  Milzpulpa  bei  dieser  Krankheit 
aufmerksam,  welche  einige  Aehnlichkeit  mit  karzinösen  Proliferationen 
hat  und  vielleicht  ein  Licht  auf  die  Malignität  der  Erkrankung  wirft. 
Salusbury  Trevor,  Michell  Clarke,  £  wart  und  andere  englische 
Autoren  sprechen  sich  für  das  Vorkommen  einer  durch  Splenomegalie 
bedingten  selbständigen  Erkrankung  aus,  ebenso  Pribram  und 
Seligmann.     Gordon  und  Scott  ebenso  wie  Osler  beobachteten 

Heilang  durch  Heilungen  nach  Splenektomie,  welche  bekanntlich  seit  einigen 
Jahren  von  verschiedenen  Autoren  mit  günstigem  Erfolge  ausgeführt 
worden  ist.  Gerade  diese  praktischen  Erfahrungen  mahnen  dazu, 
bei  diesen  und  ähnlichen  dunklen  Krankheiten  —  wie  schon  bei  der 
perniziösen  Anämie  und  der  Pseudoleukämie  erwähnt  wurde  — 
nicht  den  anatomischen  und  histologischen  Befunden  allzu  großes 
Gewicht  beizulegen.  Diese  Krankheiten  sind  in  erster  Linie  am 
Lebenden  zu  studieren  und  die  Klinik  dürfte  hier  das  letzte  und 
entscheidende  Wort  zu  sprechen  haben. 

Als  lokale  Styptika  bei  den  schweren  hämophilen  Blutungen 
werden  empfohlen  erstens  das  Adrenalin  in  der  gewöhnlichen 
Lösung  von  1:1000.  Kirch  und  Paterson  drückten  G^zestücke, 
welche  mit  dieser  Lösung  getränkt  waren,  auf  die  blutenden  Stellen 
und  erzielten  eine  prompte  Stillung.  Parry  wandte  bei  einem  Kna- 
ben, der  aus  dem  Zahnfleisch  so  stark  blutete,  daß  andere  Styptika 
vergeblich  angewandt  worden  waren,  Tampons  mit  einer  Kalzium- 
chloridlösung (2 :  30)  an  und  beobachtete  ein  Aufhören  der  Blutung 
nach  kurzer  Frist.  Nach  dem  Vorgange  von  Jungmann  hat  Tickell 
Gelatineinjektionen  per  rectum  bei  schweren  Blutungen  verschiedener 
Provenienz  mit  Erfolg  angewendet  und  dabei  die  bei  hypoderma- 
tischen  Gelatineinjektionen  auftretenden  schädlichen  Nebenwirkungen 
vermieden.  Die  Lösung  wird  in  folgender  Weise  bereitet:  60  g 
Gelatine  werden  in  1,25  1  heißen  Wassers  aufgelöst,  unter  leichter 


Hämophilie : 

Lokale 

Styptika. 


Innerliches 
Styptikom. 


Krankheiten  des  Blutes.  305 

Erhitzung  auf  1 1  eingedampft  und  auf  Körpertemperatur  abgekühlt. 
Von  dieser  Lösung  werden  je  ^U  1  etwa  Smal  am  Tage  per  clysma 
eingeführt. 

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Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  5.  —  E.  Schwalbe,  Wien.  klin.  Bundschau 
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Seligmann,  The  Lancet,  21.  März.  —  Simon,  Americ.  Joum.  of  med. 
Bcienc,  Juni.  —  Steinbach,  Dissert.  Bukarest.  —  Tickeil,  The  Lancet, 
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Wochenschr.  Nr.  89  u.  40.  —  Weinzirl,  Armeric.  Joum.  of  med.  scienc, 
August.  —  W.  Wolff,  Dissert.  Greifswald.  —  Zinkeisen,  Deutsches  Arch. 
f.  kün.  Med.  Bd.  LXXV,  S.  505. 


Jahrbach  der  praktischen  MsdiEin.    I90i.  20 


Aether- 
narkose. 


Aether-  und 

Aether- 

Ghloroform- 

Mischnarkose. 


Lachgas- 
miBohnarkose. 


2.  Chirurgie 

(einscliließlich  der  Unfalls-  und  Eriegschirurgie). 
Von  Dr.  Paul  Wagner,  Privatdozent  an  der  Universität  Leipzig. 

Allgemeine  Chinirgie.  Auf  Grund  von  2700  Aethernarkosen 
kommt  Longard  zu  folgenden  Schlüssen:  Der  Aether  ist  bei 
richtiger  Anwendung  das  ungefährlichste  und  beste  Narkotikum,  das 
wir  besitzen.  Die  unangenehmen  Nebenwirkungen,  die  ihm  bisher 
zur  Last  gelegt  wurden,  sind  nicht  Folgen  des  Aethers  als  solchen, 
sondern  nur  bedingt  durch  die  gleichzeitige  Kohlensäureintozikation 
des  Organismus.  Darum  ist  die  erste  Vorbedingung  einer  guten 
Aethemarkose  die  reichliche  Zufuhr  atmosphärischer  Luft  (Maske 
von  Longard-Wagner).  Nach  den  Erfahrungen  von  Hofmann 
wird  die  moderne  Aethemarkose  berufen  sein,  das  Chloroform 
aus  seiner  dominierenden  Stellung  zu  verdrängen;  sie  ist  zweifellos 
die  Narkose  der  Zukunft.  Der  Aether  muß  mittels  der  Tropf- 
methode appliziert  werden;  wo  die  Aethemarkose  nicht  ausreicht, 
kommen  Unterstützungsmittel  in  Frage.  Auf  Grund  experimenteller 
und  klinischer  Untersuchungen  über  die  Aethemarkose  und 
Aether-Chloroform-Mischnarkose  kommt  Poppert  zu 
folgenden  Schlußsätzen:  1.  Die  Schädigungen  der  Lungen  bei  der 
allgemeinen  Narkose  sind  bei  Anwendung  des  Aethers  bei  weitem 
stärker  als  bei  Chloroform.  Sie  sind  um  so  schUmmer,  je  gesättigter 
die  eingeatmeten  Dämpfe  sind.  2.  Diejenigen  Aether-Chloroform- 
Mischnarkosen,  bei  denen  der  Aether  in  einem  solchen  Verhältnisse 
zugesetzt  ist,  daß  sich  eine  narkotisierende  Wirkung  desselben 
geltend  macht,  verhalten  sich  wie  die  einfachen  Aethernarkosen  und 
besitzen  deren  Nachteile  in  verstärktem  Maße.  8.  Die  Geppertsche 
Narkose,  die  eine  genaue  Dosierung  gestattet,  ist  der  gewöhnlichen 
Narkose  entschieden  vorzuziehen.  Den  einzigen  Nachteil  der  Chloro- 
form-Aether-Mischnarkose  nach  Braun  bildet  das  häufig  sehr  lang- 
same Eintreten  des  Toleranzstadiums.  Krönig  hat  deshalb  das 
Lachgas  verwendet,  um  möglichst  schnell  das  Toleranzstadium  za 
erreichen.    Die  Methode  besteht  dann  in  der  Einleitung  der  Narkose 


Chirurgie. 


307 


mittels  Lachgas  und  Fortsetzung  mittels  des  Braun  sehen  Oemisches. 
V.  Winckel  hat  100  Narkosen  mit  dem  Schleichschen  Gemisch  I 
—  2  Aethylchlorid,  4  Chloroform,  12  Aether  —  vorgenommen  und 
dahei  gefunden,  daß  dieses  Narkosengemisch  vor  dem  Aethergebrauch 
mindestens  keine  wesentlichen  Vorzüge  hat,  daß  bei  demselben  be- 
drohliche Zustände  sogar  noch  häufiger  als  beim  Aether  eintreten, 
trotzdem  die  Zeit  und  das  Quantum  des  Verbrauches  geringer  als 
bei  letzterem  sind.  Nach  den  Untersuchungen  von  Falk  ist  der 
Both- Drag  er  sehe  Apparat  für  die  Chloroform-Sauerstoffnarkose 
ungeeignet,  da  auf  die  chemisch-pharmazeutischen  Eigenschaften  des 
Chloroforms  keine  Rücksicht  genommen  ist,  und  das  Chloroform  in 
ihm  bereits  nach  einer  20  Minuten  langen  Narkose  wesentliche  Zer- 
setzungen zeigt.  Diese  treten  um  so  stärker  auf,  je  wärmer  die 
Temperatur  und  je  heller  das  Zimmer  ist,  und  sie  steigen  ebenfalls 
bei  Wiederverwendung  eines  Chloroforms,  das  bereits  einmal  zur 
Narkose  gedient  hat.  Auf  Grund  eigener  Erfahrungen  an  der 
Land  aaschen  Frauenklinik  empfiehlt  Harte  g  dieAethernarkose 
in  Verbindung  mit  Morphium-Skopolamininjektionen, 
da  sie  einmal  die  Gefahr  der  Aethemarkose  auf  ein  Minimum  reduziert, 
andererseits  die  unangenehmen  Nebenwirkungen  der  Inhalations- 
narkose vermindert.  Schneiderlin  rühmt  an  seiner  Skopolamin- 
Morphiumnarkose  von  neuem  die  Gefahrlosigkeit  bei  richtigem 
Ausprobieren,  daß  der  Narkotiseur  überflüssig  wird,  und  daß  der 
psychische  Shok  auf  den  Kranken  bei  einiger  Vorsicht  ganz  ver- 
mieden werden  kann.  Die  Skopolamin-Morphiumnarkose  mit  hohen 
Morphiomgaben ,  wie  sie  Bios  vorgeschlagen  hat,  ist  nach  den 
Erfahrungen  von  Wild  keineswegs  ungefährlich.  Braun  hat 
gefunden,  daß,  wenn  lokalanästhesierende  Mittel,  wie  Kokain,  auf 
Gewebe  einwirken,  deren  Vitalität  durch  Unterbrechung  des  Blut- 
stromes mittels  Abschnürung  der  Extremitäten  oder  durch  starke 
Abkühlung  oder  durch  Adrenalin  beeinträchtigt  ist,  sie  dann 
eine  viel  stärkere  und  beständigere  örtliche  Vergiftung  hervor- 
rufen als  in  Geweben  mit  ungehindertem,  lebhaftem  Stoffwechsel. 
Braun  empfiehlt  ganz  besonders  die  Adrenalin-Kokain- 
anästhesie. Ein  Zusatz  von  Adrenalin  zu  Kokainlösungen  erlaubt 
deren  Konzentration  und  Dosis  zu  verringern  und  vermindert  die 
Intozikationsgefahr  bei  gesteigertem  Anästhesierungsvermögen.  Die 
Leitungsanästhesie  durch  perineurale  Injektion  anästhe- 
sierender Lösungen  ist  in  ein  neues  Stadium  getreten,  seitdem 
man  den  Lösungen  geringste  Mengen  Adrenalin  zusetzt  und  so  die 
Abschnürung   der   Glieder   entbehren   kann.     Die   Ausbildung   der 


Narkosen 

mit  dem 

Schleichschen 

Gemisch  I. 


Ghloroform- 
Sanerstoff- 
narkose. 


Aether- 
narkose  in 
Verbindung 
mit  Morphinm- 
Skopolamin- 
injektionen. 

Skopolamin- 
Morphium- 
narkose. 


Bedeutung 

des 
Adrenalins 
für  die  Lokal- 
anästhesie. 


Leitnngs- 
anästhesie. 


308  Wagner. 

Methode  verdanken  wir  namentlich  den  eingehenden  unter- 
Radiographie.  suchongen  Brauns.  Von  den  zahlreichen  Böntgenarbeiten, 
die  im  Laufe  des  letzten  Jahres  erschienen  sind,  bieten  diejenigen 
^radiotherapeutischen"  Inhaltes  das  größte  Interesse.  Vor 
allem  ist  es  die  heilende  Wirkung  der  Röntgenstrahlen 
auf  bösartige  Neubildungen,  die  immer  und  immer  wieder 
zu  neuen  Versuchen  und  Untersuchungen  anregt.  Wirkliche,  auf 
längere  Zeit  hinaus  sichergestellte  Heilungen  scheinen  aber  bis  jetzt 
doch  noch  außerordentlich  selten  zu  sein.  Perthes  hat  das  Ver- 
schwinden der  gewöhnlichen  Warzen  unter  dem  Einflüsse  der  Röntgen- 
strahlen beobachtet.  In  mehreren  Fällen  von  Hautkarzinomen  des 
Gesichtes  beobachtete  er  die  Verwandlung  des  Ulcus  rodens  in  eine 
granulierende  Fläche  und  Vemarbung.  Ein  ausgedehntes,  nach 
Operation  rezidiviertes  Hautkarzinom  ist  geheilt;  bei  den  anderen 
Kranken  wurde  das  Verschwinden  des  karzinösen  Gewebes  durch 
mikroskopische  Untersuchung  nach  Probeexzisionen  in  verschiedenen 
Stadien  festgestellt.  In  6  Fällen  von  Mammakarzinom  mit  Haut- 
metastasen wurde  nach  Bestrahlung  rasche  Verkleinerung  und  völliger 
Schwund  der  subkutanen  metastatischen  Knötchen  beobachtet  bei 
nur  geringen  Beaktionserscheinungen  an  der  Haut  selbst.  AehnUch 
wie  auf  das  Wachstum  epithelialer  Geschwülste  wirken  Eöntgen- 
strahlen  hemmend  auf  die  Epithelregeneration.  Die  Bestrahlungen 
wurden  meistens  in  einer  oder  wenigen  Sitzungen  rasch  hinter- 
einander ausgeführt  und  dann  der  nach  Ablauf  des  Latenzstadiums 
von  7 — 14  Tagen  auftretende  Erfolg  abgewartet.  Auch  v.  Mikulicz 
und  0.  Fittig  berichten  über  einen  mit  Röntgenstrahlen  erfolgreich 
behandelten  Fall  von  Brustdrüsenkrebs:  ein  gänseeigroßes  1  cm  tief 
ezulzeriertes  Mammakarzinom  bildete  sich  nach  sechs  Sitzungen  von 
10—15  Minuten  Ezpositionszeit  ohne  Reaktionserscheinungen  höheren 
Ghrades  zurück;  die  Heilung  erfolgte  mit  vorzüglicher  Narbe.  Die 
Röntgenstrahlen  besitzen  ganz  entschieden  eine  gewisse  elektive  Wir- 
kung auf  das  Karzinomgewebe.  Mit  seltenen  Ausnahmen  dürfen  nur 
zwei  Formen  von  Karzinomen  zu  weiteren  Versuchen  herangezogen 
werden:  die  langsam  wachsenden,  oberflächlichen  Karzinome  und  die 
inoperablen  Tumoren.  Ueber  einen  mit  Röntgenstrahlen  dauernd 
geheilten  Fall  von  Brustdrüsenkrebs  berichtet  auch  Kronfeld, 
während  Krogius,  der  einen  sehr  interessanten  Fall  von  Schädel- 
sarkom mitteilt,  bei  dem  er  mit  einer  energischen  Röntgenbehandlung 
vollkommene  Heilung  erzielte. 

Durch  ausgedehnte,  sehr  interessante  Untersuchungen  hat  Heile 
nachgewiesen,  daß  das  Jodoform  durch  die  in  den  Organen  ent- 


Chirurgie.  309 

haltenen  reduzierenden  Substanzen  zu   einem  wahren  Antiseptikum  Antiaeptische 

wird  und  zwar  unter  Abschluß  von  Sauerstoff.    Von  den  Organen  "^j'^^s  *«» 

_  Jodoform, 

bewirkt  Leber  die  größte,  Gehirn  und  Fett  die  geringste  Zersetzung 

des  Jodoforms;  in  der  Mitte  stehen  Milz,  Blut,  Niere,  Lunge  u.  s.  w. 
Die  Granulationen  verhalten  sich  ebenso  wie  die  Organe,  und  zwar 
scheinen  die  tuberkulösen  Ghranulationen  die  intensivste  Zersetzung 
auszulösen.  Wahrscheinlich  entsteht  bei  der  Jodoformzersetzung 
Dijodazetylen ;  dies  ist  sehr  stark  bakterizid  und  wird  durch  Oxy- 
dationsvorgänge unwirksam  gemacht.  Nach  den  Untersuchungen 
von  Daconto  ist  die  l°/oige  Akoinlösung  ein  ausgezeichnetes,  Akoin. 
andauerndes  ungiftiges  Lokalanästhetikum  für  kleinere  operative 
Eingriffe.  Die  Wirkung  ist  andauernder  und  länger  bemerkbar  in 
der  Tiefe  der  Gewebe,  als  auf  der  Oberfläche.  Wandel  und 
Höhne  folgern  aus  ihren  experimentellen  Untersuchungen,  daß  eine 
Sterilisierung   der  Gummihandschuhe   auf  rein  mechani-  steriiisieriing 

schem  Wege  durch  Waschen  mit  Seife  und  Wasser,   auch  ohne   der  Gummi- 

,  ,         ,  nandBchuhe. 

Anwendung  der  Bürste,  in  wenigen  Minuten  möglich  ist.    Haupt- 

erfordemis  för  eine  einfache  Sterilisierung  ist  die  Glätte  der  Hand- 
schuhe.   Da  wir  für  eine  vollkommen  sichere  Sterilität  der  Finger 
niemals  garantieren  können,  sollen  die  Operationen,  soweit  an-     Operation 
gängig,  ohne  direkten  Gebrauch  der  Finger  vorgenommen  ^^^^^^^^r 
werden.    König   hat  dieses  Verfahren   namentlich  bei   den   viel-       Finger, 
fachen  Gelenkoperationen  geübt,  dann  aber  auch  auf  alle  möglichen 
anderen  Operationen  ausgedehnt.    Das  Instrumentarium  muß  selbst- 
verständlich entsprechend  eingerichtet  werden  (längere  Stiele,  große 
Auswahl  von  Wundhaken).    Eckstein  hat  eine  Modifikation  der  HartparaüOn- 
von  Gersuny  stammenden  Methode  vorgenommen,  indem  er  das    P«>*^ösen. 
von  diesem  angewandte,  bei  40  ®  schmelzende  Vaselin  durch  bei  58° 
schmelzendes  Hartparaffin  ersetzt  hat.    Die  von  Eckstein  diesem 
Material    vor  dem  Vaselin   zugeschriebenen  Vorzüge,  nämlich  das 
schnelle  Erstarren  nach  der  Injektion,  die  Möglichkeit  eines  Formens 
der  injizierten  Masse,  ihr  sicheres  Verbleiben  am  gewünschten  Orte, 
der  Mangel  der  Resorption,  endlich  der  Schutz  vor  Erzeugung  von 
Lungenembolien,  alles  das  hat  sich  im  Laufe  der  verflossenen  Zeit 
bestätigt.   Eckstein  hat  mit  dieser  Methode  auch  bei  Nabelbrüchen, 
bei  direkten  Leistenbrüchen,  sowie  bei  Bruchanlagen  günstige  Er- 
folge erzielt.    Die  bisherigen  Ergebnisse  der  Transplantation    Transpian- 
ungestielter  Hautlappen  nach  Krause  berechtigen  zu  aus-      ^^tMte 
gedehnter  weiterer  Anwendung  des  Verfahrens  als  Ersatz  der  Stiel-    Haatiappen 
plastik   in    FäUen,    bei   denen   die   Thier  seh  sehe   Plastik   keine  nach  Kraase. 
genügend  widerstandsfthige  Bedeckung   zu  liefern  im    stände    ist. 


310 


Wagner. 


Deoknng 

traumatischer 

Sch&del- 

defekte. 


Gastrophor 
bei  Magen- 
darm- 
operationen. 


Uebem&hang 
gangrftn- 

verd&chtiger 
oder 

gangränöser 

Schnür  furchen 
am  Darm. 


Hehrzeitige 
Dickdarm- 
resektion. 


Talmasche 
Operation. 


Widmann  hebt  hervor,  daß  das  Krause  sehe  Verfahren  besonders 
bei  den  zahbreichen  Handverletzungen  der  maschinellen  Betriebe  eine 
treffliche  Bereicherung  der  hier  so  wichtigen  konservativen  Behand- 
lung darstellt.  Auf  Grund  von  genauen  Nachuntersuchungen  von 
Schädelverletzten  kann  Bunge  die  von  Berezowski  aufgestellte 
Behauptung,  daß  die  primäre  Deckung  der  Schädeldefekte  schwere 
Nachteile  nach  sich  ziehen  kann,  nicht  bestätigen.  Er  kann  auch 
vor  allem  nicht  anerkennen,  daß  es  falsch  und  gefahrlich  ist,  bei 
Verletzungen,  die  eine  an  schwacher  oder  aufgehobener  Pulsation 
der  Dura  kenntliche  Steigerung  des  intrakraniellen  Druckes  auf- 
weisen, an  die  Versorgung  der  Impressionsfraktur  die  Deckung  des 
Defektes  sofort  anzuschließen.  Narath  hat  ein  Instrument,  den 
sog.  Gastrophor,  konstruiert,  das  bei  verschiedenen  Magendarm- 
operationen den  Assistenten,  der  den  Magen  zu  fixieren  hat,  in  sehr 
vollkommener  Weise  zu  ersetzen  im  stände  ist.  Die  Operation  ist 
leichter  auszufuhren,  da  das  Operationsfeld  besser  zugänglich  ist; 
man  näht  beinahe  wie  auf  einem  Nadelkissen.  Das  Verfahren  der 
Uebernähung  eingestülpter,  engbegrenzter,  gangränöser  oder 
gangränverdächtiger  Darmstellen  nach  Brucheinklem- 
mung ist,  wie  Crampe  nach  den  Erfahrungen  der  Königsberger 
chirurgischen  Klinik  hervorhebt,  namentlich  bei  kleinen  Darmwand- 
brüchen und  engbegrenzter  Schnürfurchengangrän  indiziert.  Auch 
zirkuläre  Uebemähungen  bieten  bei  sorgfältiger  Ausführung  völlige 
Sicherheit,  ohne  akute  oder  sekundäre  Stenosen  zu  begünstigen. 
Göschel  teilt  4  Fälle  von  Dickdarmresektion  mit,  cLie  er 
nach  dem  mehrzeitigen  Verfahren  von  Mikulicz  vorgenommen  hat 
Nur  für  die  endliche  Beseitigung  des  Anus  praeternaturalis  hat  er 
eine  Modifikation  gewählt.  Er  vermied  bei  der  Ablösung  des  Darmes 
die  Eröffnung  der  freien  Bauchhöhle  und  schützte  die  Darmnaht 
durch  üeberlegen  eines  Dieffenb  ach  sehen  Hautbrückenlappens. 
Seit  der  Publikation  der  Talmaschen  Operation  ist  eine  große 
Brcihe  von  Fällen  beobachtet  worden,  in  denen  die  Operation  mit 
Erfolg  ausgeführt  wurde.  Es  sind  aber  im  ganzen  wenig  Fälle  dar- 
unter, die  über  Jahre  hinaus  verfolgt  sind,  und  das  ist  doch  wohl 
der  Kernpunkt,  ob  die  Adhäsionen,  die  durch  die  Operation  ge- 
schaffen wurden,  genügen,  den  KoUateralkreislauf  dauernd  zu  unter- 
halten, so  daß  er  den  immer  größer  werdenden  Anforderungen  ge- 
nügt. Hildebrand  berichtet  über  eine  Kranke,  die  noch  2'/4  Jahre 
nach  der  Operation  vollkommen  geheilt  war;  nur  der  Milztumor  be- 
stand noch.  Die  funktionelle  Prognose  der  Kniegelenksresektion  im 
Kindesalter  wird  durch  die   Wachstums  Verkürzung  und  die  Ver- 


Chirurgie. 


311 


krümmung  des  Beines  außerordentlich  getrübt.  Diese  sekun- 
dären Flezionskontrakturen  stellen  sich  um  so  sicherer  ein,  je  jünger 
das  Kind  zur  Zeit  der  Operation  war.  Die  Therapie  besteht  in 
Keilosteotomie  an  der  alten  Besektionsstelle  oder  in  traumatischer 
Epiphysenlösung.  Prophylaktisch  empfiehlt  Hofmeister  die  Aus- 
schaltung der  Beugemuskeln,  d.  h.  die  Verlagerung  von  ihren  An- 
sätzen am  Oberschenkel  im  unmittelbaren  Anschluß  an  cLie  Knie- 
gelenksresektion, speziell  bei  Kindern  vor  dem  8.  Lebensjahre.  Bei 
der  Erfolglosigkeit  der  internen  Therapie  verdient  die  chirurgische 
Behandlung  der  Arthritis  deformans  größere  Beachtung.  Die 
bis  jetzt  vorliegenden,  sich  fast  ausschließlich  auf  die  monoartikuläre 
Form  beziehenden  Erfahrungen  sind  nach  Elter  im  allgemeinen  als 
günstig  zu  bezeichnen.  Nach  dem  Vorgänge  von  W.  Müller  ist 
auch  die  operative  Behandlung  der  Arthritis  deformans  kleinerer 
Gelenke  zu  empfehlen.  Die  Beckenhochlagerung  kann  nach 
den  Erfahrungen  von  Kraske  unter  besonderen  Umständen  üble 
Zufälle  und  Gefahren  mit  sich  bringen.  Bei  einem  kranken,  durch 
degenerative  Veränderungen  geschwächten  Herzmuskel  kann  sie  durch 
Ueberfiillung  des  Herzens  und  durch  den  hohen  Druck  der  Blut- 
säule der  Cava  inf.  zu  einer  akuten,  irreparablen  Dilatation  des  Herzens 
iuhren.  Bei  Menschen  mit  großem  Fettreichtum  des  Netzes,  des 
Mesenteriums  und  der  Appendices  epiploicae  kann  es  zu  unerwünsch- 
ter, starker  und  bleibender  Verlagerung  der  Eingeweide  und  zu  einem 
Verschlusse  der  Darmes  kommen.  In  solchen  Fällen  verzichtet  man 
besser  auf  die  Vorteile  der  Beckenhochlagemng.  Nach  den  ausge- 
dehnten experimentellen  Untersuchungen  von  Jensen  sind  die  Pro- 
thesen bei  der  Arterien-  und  Venenvereinigung  nicht  zu  emp- 
fehlen; vielmehr  muß  zur  zirkulären  Vereinigung  durchgeschnittener 
Arterien  und  Venen  die  Naht  angewendet  werden,  und  zwar  in 
Form  von  U-  oder  fortlaufenden  Nähten.  Als  Nahtmaterial  ist  Seide 
vorzuziehen.  Die  Thrombose  nach  einer  Oefslßnaht  ist  auf  eine 
Infektion  mit  pathogenen  Mikroben  zurückzufuhren,  weshalb  man 
diese  Operation  nur  da  vornehmen  darf,  wo  man  die  Gewißheit  eines 
aseptischen  Wundverlaufes  hat.  Nach  neueren  Untersuchungen  von 
Halberstaedter  ist  die  Unterbindung  der  Vena  femoralis 
unterhalb  des  Ligam.  Poupartii  kein  gleichgültiger  Eingriff  fiir 
die  Zirkulation  der  betreffenden  Extremität.  Sie  ist  häufig  von 
schweren  Zirkulationsstörungen  gefolgt,  die  sich  bei  einer  Kom- 
bination ungünstiger  Verhältnisse,  die  sich  meist  von  vornherein 
nicht  absehen  lassen,  bis  zur  Gkngrän  der  betreffenden  Extremität 
steigern  können.    Bei  Verletzungen  ist  deshalb,  wenn  irgend  mög- 


Yerkrflmmang 
des  Beins 
nach  Knie- 
gelenks- 
resektion  im 
Kindesalter. 


Operative 

Behandlung 

der  Arthritis 

deformans. 


Gefahren  der 
Beckenhoch- 
lagemng. 


Zirkuläre 
Oef&ßsutur. 


Unterblndung 

der  Vena 

femoralis 

unterhalb  des 

Ligamentum 

Poupartii. 


312 


Wagner. 


Embolische 
Gftngrftn. 


Osteotomie 
nnd  Osteoklase 
bei 
rhaohitischen 
Defonnitftten 
der  unteren 
Extremität. 


Behandlung 
der  Knochen- 
höhlen in 
der  Tibia. 


Behandlang 
der  Gelenk- 
tnberkulose 
im  kindlichen 
Lebensalter. 


Behandlang 

der 

Aktinomykose. 


lieh,  die  Venennaht  zu  machen;  auf  alle  Fälle  muß  man  die  Art. 
femoral,  zu  erhalten  suchen.  Langsamer  Beginn  der  Gangrän  an 
den  unteren  Extremitäten  spricht  nach  den  Erfahrungen  von  Müh- 
sam nicht  unbedingt  gegen  die  embolische  Natur  der  Erkrankung. 
In  jedem  Falle  von  embolischer  Gangrän  soll,  sobald  eine  Demarkation 
unterhalb  des  Knies  eingetreten  ist,  die  Doppelamputation  am  Ober- 
schenkel, je  nach  dem  Zustande  des  Kranken  in  einer  oder  in  zwei 
Sitzungen,  versucht  werden.  Von  einer  Stumpfversorgung  ist  abzu- 
sehen; die  Wunde  ist  zu  tamponieren.  Bei  den  rhaohitischen  De- 
formitäten der  unteren  Extremitäten  wird,  wie  Kölliker 
hervorhebt,  vor  dem  5.  Lebensjahre  nur  ganz  ausnahmsweise  zur 
Operation  geschritten.  Ob  bei  Genu  valgum  die  Osteotomie  am 
Femur  oder  an  der  Tibia  auszuführen  ist,  wird  von  Fall  zu  Fall 
entschieden,  indem  stets  der  bei  der  Bildung  des  Genu  valgum 
stärker  beteiligte  Knochen  zur  Operation  gewählt  wird.  Maßgebend 
fär  die  Wahl  der  linearen  Osteotomie  oder  der  Keilosteotomie  ist 
die  Schwere  der  Verkrümmung.  Bei  großen  Knochenhöhlen  in 
der  Tibia,  wie  sie  namentlich  nach  osteomyelitischen,  traumatischen 
und  tuberkulösen  Prozessen  zurückbleiben,  empfiehlt  v.  Mangold t 
die  üeberhäutung  in  einfacher  Weise  durch  Hauttransplantationen 
nach  Thiersch  oder  durch  seine  Methode  der  Epithelaussaat  zu 
erzielen.  Bei  Epiph3menhöhlen  ist  das  beste  Verfahren  das  Hinein- 
schlagen von  Hautperiostlappen  oder  von  subkutan  genommenen,  ge- 
stielten Periostlappen.  Die  Behandlung  der  Gelenktuber- 
kulose im  Kindesalter  soll  nach  den  ausgedehnten  Erfahrungen 
Hoffas  grundsätzlich  konservativ  sein.  Es  gelingt  mittels  kon- 
servativer Behandlung  etwa  '/4  aller  kindlichen  Gelenktuberkulosen 
zur  Ausheilung  zu  bringen.  Die  Heilung  kann  in  einer  Beihe  von 
Fällen  bei  zweckentsprechender  Behandlung,  namentlich  bei  früh- 
zeitigem Beginn  und  bei  milder  Form  der  Erkrankung  (Tumor  albus) 
mit  völlig  beweglichem  Gelenk  und  mit  völliger  Erhaltung  der  Funk- 
tion desselben  erfolgen.  Bei  notwendiger  Operation  sind  atypische 
E>esektionen  oder  Arthrektomien  vorzunehmen,  mit  möglichster  Scho- 
nung der  Epiphysenlinien.  Nach  den  Erfahrungen,  die  H einzel- 
mann aus  der  v.  Bruns sehen  Klinik  mitteilt,  ist  die  endgültige 
Heilung  der  Aktinomykose  in  erster  Linie  von  dem  Sitze  der  Er- 
krankung abhängig.  Die  günstigste  Prognose  gibt  die  Kiefer-  und 
Halsaktinomykose  —  89,7  ®/o  Heilungen  — ;  am  ungünstigsten  sind 
die  Lungen-  und  abdominellen  Aktinomykosen  —  27,2  ®/o  Heilungen  — . 
Die  Behandlung  der  Aktinomykose  in  der  Tübinger  chirurgischen 
Klinik  besteht  in  möglichst  radikalen  chirurgischen  Eingriffen  und 


Chirurgie. 


313 


daneben  in  der  innerlichen  Anwendung  des  Jodkalimnfi.  v.  Baracz 
hat  in  8  Fällen  von  schwerem  Milzbrand  mit  günstigem  Erfolge 
intravenöse  KoUargolinjektionen  vorgenommen.  Er  empfiehlt  diese 
Therapie  in  jedem  schweren  Falle  von  Milzbrand,  besonders  bei  dem 
inneren  Milzbrand,  der  sog.  Hademkrankheit.  Das  Rhinophym  hat, 
wie  anch  v.  Bruns  neuerdings  hervorhebt,  sehr  häufig  mit  der 
Acne  rosacea  nichts  gemein  und  kommt  durchaus  nicht  nur  bei 
Trinkern  vor.  Das  Rhinophym  ist  eine  gutartige,  homöoplastische 
Neubildung  —  Zystoadenofibrom  — ,  die  am  besten  mittels  keil- 
förmiger Exzision  mit  sofortiger  Naht  oder  bei  mehr  gleichmäßiger 
Verdickung  mittels  Abschälung  behandelt  wird.  Der  kosmetische 
Erfolg  ist  meist  sehr  günstig.  Innerhalb  25  Jahren  kamen  in  der 
Bemer  chirurgischen  Klinik  24  Fälle  von  traumatischem  Tetanus 
zur  Beobachtung,  von  denen  10  genasen.  Für  die  Behandlung  des 
Tetanus  stellt  Elsäßer  folgende  Regeln  auf:  Möglichst  frühzeitige, 
energische  Wundbehandlung,  unter  Zuhilfenahme  von  Jodtinktur  und 
Karbolsäurelösung,  eventuell  Thermokauter.  Sofortige  subkutane 
oder  intravenöse  Seruminjektion,  eventuell  intrazerebral  oder  intra- 
dural bei  besonders  dringlichen  Fällen.  Ausgiebige  Darreichung  von 
Narkoticis,  um  die  Gefahr  der  Anfälle  zu  beseitigen.  Systematische 
Karbolinjektionen  vom  1.  Tage  an  als  kuratives  Mittel.  Subkutane 
Kochsalzinfusionen  behufs  Flüssigkeitszufuhr.  Ernährung  durch 
Nährklistiere;  strenge  Isolierung  des  Kranken.  Nach  der  Ansicht 
von  Hölscher  empfiehlt  es  sich,  den  Namen  „Pustula  maligna^ 
nur  als  Sammelnamen  für  alle  milzbrand  artigen  Hauta£Eektionen 
anzuwenden  und  in  jedem  Einzelfalle  zu  spezifizieren,  welcher  Art 
die  Pustula  maligna  ist,  ob  sie  eine  Milzbrandinfektion  darstellt, 
was  ja  in  den  meisten  Fällen  zutrefiFen  wird,  oder  ob  sie  anderen 
Infektionserregern,  z.  B.  dem  Staphylococcus  pyog.  aureus,  ihre  Ent- 
stehung verdankt.  Cred6  hat  bisher  schwere  Phlegmonen,  Gangränen, 
allgemeine  Sepsis,  Puerperalfieber,  Pyämie,  septische  Osteomyelitis 
u.  8.  w.  mit  intravenösen  KoUargolinjektionen  behandelt  und  immer, 
wenn  natürlich  teilweise  auch  nur  vorübergehende  Erfolge  erzielt. 
Infolge  der  guten  Löslichkeit  des  verbesserten  Kollargols  benutzt 
Credo  jetzt  meist  eine  2°/oige  Lösung,  von  der  2—10  ccm,  meistens 
4—6  ccm,  d.  i.  0,08 — 0,12  Kollargol  injiziert  werden.  Vielfach  hUSt 
auch  schon  eine  Silberschmierkur  mit  Ungt.  „Oredö**. 

Die  tief  sitzenden  Lipome,  die  häufig  kongenitalen  oder  trau- 
matischen Ursprungs  sind,  machen  in  vielen  Fällen  große  diagnosti- 
sche Schwierigkeiten.  Ein  Hauptmerkmal  ist  ihr  langsames  Wachs- 
tum —  Hodenlipome  ausgenommen  — ,  das  auch  die  verhältnismäßig 


Behandlung 
des  Milz- 
brande  mit 
intravenösen 
KoUargol- 
injektionen. 
Rhinophym. 


Tetanus 
tranmaticas. 


Pustula 
maligna. 


Behandlung 
septisoher 
Erkrankungen 
mit  intra- 
venösen 
KoUargol- 
injektionen. 


Tiefsitaende 
Lipome. 


314  Wagner. 

erst  spät  auftretenden  Beschwerden  erklärlicli  macht.  Die  beste 
Therapie  ist  nach  Dertinger  die  unter  strenger  Asepsis  ausgeführte 
radikale  Exstirpation.  Rezidive  sind  nur  bei  myxomatös  oder  sar- 
komatös entarteten  Lipomen  beobachtet  worden.  Nach  den  Unter- 
suchungen von  V.  Brunn,  die  sich  im  ganzen  auf  368  Fälle  stützen, 
Primärer      entsteht   die  Mehrzahl  der  primären  Extremitäten karzinome 

Krebs  der     ^^  chronisch  entzündlich  verändertem  Boden,  nur  wenige  entstehen 
Extremitäten.  ® 

im  Anschluß   an   einmalige   Traumen.    In  je  jüngeren  Jahren  die 

primäre  Hautveränderung  einsetzt,  um  so  längere  Zeit  verstreicht 

durchschnittlich  bis  zur  Karzinomentwicklung  und  umgekehrt.    Die 

Prognose  der  Extremitätenkrebse  ist  verhältnismäßig  gut ;  mehr  als 

Vt  werden  durch  die  Operation  dauernd  geheilt.    Lins  er  hat  ge- 

Beziehangen  funden,  daß  die  eigentlichen  Blutdrüsen,  zu  denen  Thyreoidea, 

zwischen      Hypophvsis,  Thymus,  Nebennieren  und  Geschlechtsdrüsen  zu  rechnen 
Nebennieren      /t    *^  "^     ,.  ,  .         ,        .  ,  „  ,  , 

und  Biesen-    smd,   sämtuch  untereinander  in  näherem  Zusammenhange   stehen; 

wachs.       sie   können   sich  in    ihrer   Funktion   gegenseitig  beeinflussen   und 
ergänzen    und    sind    von    mehr    oder    weniger    großer    Bedeutung 
für    das   Körperwachstum.     Beim   Riesenwuchs    kommen    meist 
Tumoren  dieser  Drüsen  vor,  während  der  Zwergwuchs  gewöhn- 
lich von  Hypoplasien  resp.  Aplasien  dieser  Organe  begleitet  zu  sein 
scheint.   Das  Vorkommen  der  allmählichen  Lösung  von  Gelenkkörpem 
Geienkm&use.  aus  den  Oelenkenden   wird  durch  die  Beobachtungen  Boerners 
bestätigt.    Der  zumeist  neue,  zum  Teil  gelöste  Körper  kann  lange, 
vielleicht  ofi;  jahrelang,  mehr  oder  weniger  in  seinem  Defekt  fest- 
sitzen und  macht  während  dieser  Zeit  bald  größere,  bald  geringere, 
allgemeine  Beschwerden.    Die  völlige  Lösung  dieser  Stücke  aus  der 
Gelenkfläche  ist  rein  mechanisch  zu  erklären.     Für  einen  entzünd- 
lichen Vorgang  bei  der  Entstehung  freier  Gelenkkörper  hat  Boerner 
Diagnose  der  keinen  Anhalt  gefunden.     Eine  neue  Methode  zur  Diagnosti- 
b  a^h**^      zierung  von  Knochenbrüchen  hat  Plesch  angegeben.    Sie  be- 
ruht darauf,  daß  der  gesunde  Knochen  den  Ton  gleichmäßig  weiter 
leitet,  was  bei  dem  in  seiner  Kontinuität  gestörten,  gesprungenen 
Gelenk-      oder  gebrochenen  Knochen  nicht  der  Fall  ist.   König  hebt  hervor, 
neurosen.     ^^^ß  namentlich  die  Formen  von  neuralgieartigen  Gelenkschmerzen, 
die  durch  Verletzungen  am  Meniskus  hervorgerufen  werden,  in  früherer 
Zeit  ofii  als  Gelenkneuralgie  aufgefaßt  worden  sind.    Will  man  die 
schweren  Konsequenzen  der  Verletzung  vermeiden,  so  erreicht  man 
das  ofl  dadurch,   daß  man  die  Verletzten  4  Wochen  ruhig  liegen 
Perimysitis    läßt.     Als  Perimysitis  oder  Fascioperimysitis  crepitans  be- 
crepitans.     geichnet  Brauer  einen  entzündlichen,   zu  fibrinösen  Auflagerungen 
fuhrenden  Prozeß,  der  das  Perimysium  einerseits,  die  Innenfläche 


Chirurgie.  315 

der  breiten,  die  Muskeln  umhüllenden  Faszienzüge  andererseits  be- 
fiUlt,  und  dessen  wesentliche  Eigenarten  sind,  1.  bei  der  Bewe- 
gung der  Muskeln  ein  knarrendes,  schnurrendes  Geräusch  entstehen 
zu  lassen ;  2.  hierbei  zu  Schmerzempfindungen  zu  fuhren  und  derart 
dann  sekundär  die  Muskelbewegungen  zu  behindern. 

Spezielle  Chirorgie.    Kopf.    Nach   Ossig  ist  bei  Schädel-Revoiverschafl- 
schlissen  stets  ein  operatives  Eingreifen  indiziert.    Dasselbe  hat  vwieteimgen 
sich  auf  eine  Spaltung  und  Reinigung  des  Schußkanales  bis  zum  Ge-  ^q^  Bampfes. 
himeinschuß  mit  nachfolgender  Tamponade  zu  beschränken.   Herz- 
schüsse brauchen  nicht  unbedingt  sofort  tödlich  zu  verlaufen;  sie 
können  sogar  in  Heilung  ausgehen.  Im  Frieden  ist  bei  jedem  Bauch- 
schusse sofortige  Laparotomie  anzuraten;  die  Anwendung  von  Opium 
ist  hier  völlig  zu  verwerfen ;  nur  bei  Elriegsschuß Verletzungen  auf  dem 
Schlachtfelde  ist  sie  zu  empfehlen.     Bei  der  Behandlung  pene-    Extraktion 
trierender  Schädelschußverletzungen  steht  v.  Angerer  ganz    ^^^  Kugehi 
auf  dem  ezspektativen  Standpunkte  v.  Bergmanns:  Desinfektion  ßch&deihöhie. 
der  Umgebung  des  Einschusses,  Bedeckung  der  Wunde.   Eine  Des- 
infektion des  Schußkanals  sowie  jede  Sondierung  desselben  wird  unter- 
lassen.   Eine  Indikation  zur  primären  Trepanation  geben  nur  Blu- 
tungen aus  der  Art.  meningea  med.  mit  Himdruckerscheinungen  und 
Läsionen  der  motorischen  Region.    Die  Indikation  zur  Entfernung 
einer  Kugel  aus  der  Schädelhöhle  ist  nur  dann  gegeben,  wenn  durch 
die  Kugel  dauernde,  schwere  Störungen  bedingt  werden.  Als  oberstes 
Prinzip  bei  der  Kugeleztraktion  aus  dem  Gehirn  muß  der  Grundsatz 
gelten,  daß  durch  die  Extraktionsversuche  nicht  neue  Läsionen  des 
Gehirns,  neue  Störungen  in  den  Leitungsbahnen  verursacht  werden. 
V.  Beck  verfügt  über  10 Fälle  von  Kleinhirnabszeß,  die  von  Lossen     Eieinliini- 
ausführlich  mitgeteilt  werden.   Die  Ursache  der  Abszesse  war  stets     »^szesse. 
eine  chronische  Ohreiterung;  in  8  Fällen  bestand  Cholesteatom  der 
Paukenhöhle.    Die  Prognose  des  Kleinhimabszesses  ist  ohne  Opera- 
tion absolut  schlecht,  auch  die  Prognose  der  operierten  Fälle  ist 
nicht  sehr  glänzend.    Von  8  Kranken,  die  operiert  wurden,  ge- 
nasen 8;  sie  wurden  wieder  vollkommen  arbeitsfähig  und  zeigten 
keine  Ausfallsymptome.     Auf  Grund  einer  sehr  interessanten  Be- 
obachtung hat  Haymann  Untersuchungen  über  den  amniogenen    Amniogene 
Ursprung    der   Hasenscharte   angesteUt.     Bei   der    Seltenheit ^^^^^^^Jj^^^^^^^ 
amniogener  Mißbildungen  der  Extremitäten  neben  Hasenscharten  ist 
es  unwahrscheinlich,  daß  die  Eihautverwachsungen  eine  irgendwie 
wesentliche  Bolle  bei  der  Entstehung  der  typischen  Lippenkiefer- 
gaumenspalte  spielen.    Dagegen  läßt  das  häufige  ZusammentrefiPen 


316  Wagner. 

von  Hasenscharten  mit  Bildnngshemmungen  an  anderen  Stellen  die 
Hasenscharte  nicht  als  amniogenes  Trauma,  sondern  als  piimfire 
Bildungshemmung  aus  inneren  Ursachen  erscheinen.  Die  Wurzel 
aller  primären  Bildnngshemmungen  liegt  in  der  Familie.  Aus  den 
Operation  der  Erfahrungen,  die  Kappeier  über  die  operativen  und  funktio- 
angeborenen  ngHen  Erfolge  der  Operation  der  angeborenen  Gaumen- 
spalte gesammelt  hat,  geht  deutlich  hervor,  daß  nach  einer  gelunge- 
nen Operation  die  anatomischen  und  physiologischen  Verhältnisse 
des  Gaumens  und  des  Rachens  so  liegen,  daß  in  der  Mehrzahl  der 
Fälle  durch  Sprechunterricht  oder  durch  Sprechunterricht  mit  Zu- 
hilfenahme eines  Bachenobturators  ein  fiir  eine  normale  Sprache  hin- 
reichender Abschluß  zwischen  Mund-  und  Nasenhöhle  herbeigeführt 
werden  kann,  daß  aber  die  Operation  allein  nur  in  ganz  seltenen 
Fällen  einen  vollen  funktionellen  Erfolg,  d.  h.  eine  normale  Sprache, 
mit  sich  führt.  Das  beste  Operationsalter  ist  die  Zeit  zwischen 
Rhinopiastik  2. — 6.  Lebensjahre.  Das  wesentliche  der  Rhinoplastik  aus  dem 
ans  dem  Anne. ^j.jj^^  besteht  darin,  einen  am  Arme  fertig  gebildeten  Lappen  zu 
verwenden,  der  so  weit  geschrumpft  und  allseitig  überhäutet  ist,  daß 
er  nach  seiner  üeberpflanzung  keine  Veränderung  mehr  durchmacht. 
Waitz  möchte  die  Lidikation  der  Nasenbildung  aus  dem  Arme 
nicht  nur  auf  Fälle  von  Nasenspitzendefekt  beschränkt  wissen,  son- 
dern hält  auch  den  Ersatz  der  ganzen  Weichteilnase  aus  der  Haut 
Ankyiosis  des  Armes  für  möglich.  Die  Behandlung  der  wahren  Kiefer- 
gelenksankylose  muß  nicht  nur  in  vollständig  entwickelten,  son- 
dern auch  in  beginnenden  Fällen  eine  operative  sein.  Rezidive  sind 
aber  nach  Orlows  Untersuchungen  relativ  häufig.  Schützen  kann 
man  sich  gegen  Rezidive  1.  durch  Entfernung  des  Periosts  zusam- 
men mit  dem  resezierten  Knochen,  2.  durch  ausgedehnte  Knochen- 
resektionen, 8.  durch  Transplantation  von  Muskelstücken  oder  Metall- 
platten  zwischen  die  Flächen  der  resezierten  Knochen,  4.  durch  for- 
zierte  passive  und  aktive  Bewegungen  des  Unterkiefers,  um  die  Bildung 
eines  neuen,  falschen  Gelenkes  an  Stelle  des  entfernten  Knochens 
zu  erzielen.  Im  allgemeinen  ist  das  fanktionelle  Resultat  der  opera- 
tiven Behandlung  der  Kieferankylosen  günstig.  Die  namentlich  in 
den  mittleren  Partien  des  horizontalen  Unterkieferastes  sitzenden 
Zentrale  zentralen  Kieferfibrome  sind  sehr  selten.  Ihr  Wachstum  ist 
sehr  langsam;  sie  tragen  dabei  durchaus  den  Charakter  der  gut- 
artigen Geschwülste,  können  aber  eine  große  Ausdehnung  erreichen. 
Die  sonst  günstige  Prognose  wird  durch  die  allerdings  sehr  selten 
vorkommenden  Uebergänge  in  Sarkom  getrübt.  Die  Therapie  muß 
operativ  sein.    Blauel  teilt  aus  der  v.  Br  uns  sehen  Klinik   einen 


mandibnlae 
Vera. 


Kieferflbrome. 


Chirurgie.  317 

Fall  von  extrakraniellem  Aneurysma  der  Carotis  interna  Extrakranielle 
mit,  der  nach  Ligatur  der  Carotis  communis  und  Ausräumung  des   -^^^^^^smen 
Aneurysmasackes  zur  Heilung  kam.    Der  Fall  lehrt  namentlich  die       interna. 
großen   Sch:vvierigkeiten  würdigen,   die   einer   genauen  Diagnosen- 
stellung besonders  hinsichtHch  des  eigentlichen  Ausgangspunktes  des 
Aneurysmas  erwachsen  können,  wenn  es  eine  so  mächtige  Ausdehnung 
erlangt  hat.    Gegenüber  den  bisher  mitgeteilten  wenigen  Beobach- 
tungen von  symmetrischen  Schwellungen  der  Tränen-  und  Symmetrische 

Mundspeicheldrüsen  bietet  ein  von  Haeckel  beobachteter  Fall   ?'^'^'*"*^ 
^  der  Tr&nen- 

folgende  Eigentümlichkeiten  dar:  1.  Vergesellschaftung  mit  schwerer  und  Mnnd- 
ulzeröser  Enteritis;  2.  zweimaliges  Anschwellen  und  zweimaliges  Speicheldrüsen. 
Abschwellen  der  Drüsen  in  verhältnismäßig  kurzer  Zeit;  8.  Kom- 
bination mit  ausgedehnten  pseudoleukämischen  Infiltraten  der  Haut 
an  den  verschiedensten  Körperteilen.  Das  Wesen  der  pathologisch- 
anatomischen Veränderungen  in  den  Speicheldrüsen  möchte  Haeckel 
mit  Hirsch  in  einem  allgemeinen  lymphatischen  Prozeß  mit  selb- 
ständiger Bundzelleninfiltration  sehen.  Die  Erkrankung  selbst  muß 
als  ein  infektiöser  Prozeß  aufgefaßt  werden. 

Thorax.    Nach  den  Untersuchungen  von  Katzenstein  kommt 
in  sehr  seltenen  Fällen  auf  Grund  eines  chronisch  wirkenden  Traumas 
eine  allmählich  entstehende  Luxation  des  sternalen  Endes  der      Luxatio 
Klavikula  vor.     Sie  erzeugt  meist  nur  sekundäre  Symptome,  be-   ^3,^*0^4^3 
dingt  durch  Druck  der  verlagerten  Klavikula  auf  benachbarte  Organe : 
Oesophagus  und  Plexus  brachialis.    In  diesen  Fällen  muß  therapeu- 
tisch eine  operative  Ankylosierung  des  Stemoklavikulargelenkes  an- 
gestrebt werden.    Die  beste  Methode  der  operativen  Behand-     Operative 
lung  des  Aneurysmas  der  Art.  subclavia  besteht  nach  den   ^^^^^gj^'^^ 
Erfahrungen  von  Jacobsthal  in  der  Exstirpation,  die  sich  beson- Aneurysma  der 
ders  fiir  thrombosierte  Säcke  eignet.   Ist  clie  Exstirpation  nicht  aus-      Arteria 
ftihrbar,  so  ist,  wenn  möglich,  die  proximale  Ligatur  vorzunehmen. 
Tritt  danach  eine  Konsolidierung  des  Sackinhaltes  nicht  ein,  so  ist 
die  distale  Ligatur  hinzuzufügen.    In  den  Fällen,  in  denen  nur  die 
distale  Ligatur  ausgeführt  werden  kann,  muß  die  Aussicht  auf  eine 
Dauerheilung  als  zweifelhaft  betrachtet  werden.    Bei  der  Behand-     stich-  und 
lung  der  penetrierenden  Thoraxverletzungen  sind  die  Ge-  Verletzungen 
gensätze  noch  größer,  als  bei  den  nicht  penetrierenden.    Die  von    des  Thorax. 
Borszöky  aus  der  Budapester  chirurgischen  Klinik  mitgeteilten  Er- 
folge zeigen,  daß  frische  Stichwunden  in  der  Praxis  als  aseptisch  be- 
trachtet werden  können,  und  auch  als  solche  zu  behandeln  sind,  ebenso 
wie  die  Schußwunden.   Im  allgemeinen  ist  bei  Lungen-,  Herzbeutel- 
und  Herzverletzungen  eine  exspektative  Behandlung  am  Platze.    Eine 


318  Wagner. 

operative  Behandlung  soll  hier  nur  auf  Grund  strenger  Indikation 
bei  solchen  Verletzungen  versucht  werden,  die  mit  einer  das  Leben 
direkt  gefährdenden,  schweren  Blutung  verbunden  sind.    Aus  den 
Operation  des  Untersuchungen  von  Küttner  geht  hervor,  daß  jedes  Mamma- 
MaMia-      karzinom,  bei  dem  bereits  vergrößerte  Supraklavikulardrüsen  fuhl- 
bei         bar  sind,  eine  absolut  ungünstige  Prognose  gibt,  daß  auch  bei  gründ- 
vergrößerten liebster  Operation  gar  keine  Aussicht  auf  eine  dauernde  Heilung 
kiavikniar-    besteht.     Trotzdem  werden  wir  auch  hier  in  manchen  Fällen  ans 
drüsen.       Humanitätsgründen  noch  operieren  müssen.   Barth  hat,  wie  Wol£f 
Herznaht     berichtet,  in  3  Fällen  von  Herzverletzung  die  Herznaht  vor- 
^®*®^^®""  genommen  (1  gestorben).    Im  ganzen  finden  sich  in  der  Idteratar 
42  Fälle  von  Herznaht  mit  17  Heilungen.    Aus  diesem  Materiale  zieht 
Wolf  f  folgende  Schlüsse:  Bei  dem  Verdacht  auf  Herzverletzung  durch 
Stichwa£Pen  ist  die  Operation  auch  ohne  vitale  Indikation  zur  Vermei- 
dung späterer  Schädigungen   (Herzaneurysma)  geboten.    Schußver^ 
letzungen  des  Herzens  sind  in  der  B,egel  ezspektativ  zu  behandeln. 
Die  einzige  ungefährliche  Methode  zur  Sicherung  der  Diagnose  ist  die 
schichtweise  Erweiterung  der  Wunde.    Die  Naht  wird  am  zweck> 
mäßigsten  als  Knopfi:iaht  mit  nicht  durchgreifenden  Fäden  angelegt. 
Die  Knotung  der  Fäden  erfolgt  in  der  Diastole.    Die  Herzbeutel- 
wunde ist  in  der  Eegel  durch  primäre  Naht  zu  behandeln.  Die  Tam- 
ponade sollte  nur  bei  bestimmter  Indikationsstellung  (Infektion  des 
Herzbeutels,  unstillbare  Blutung)  angewandt  werden.    Bei  Kranken 
Kardiolysis.    jjß{f^  chronischer  adhäsiver  Mediastino  Perikarditis  und  dadurch 
bedingter  systolischer  Einziehung   breiter   Thorazpartien   empfiehlt 
Brauer  durch  Sprengung  des  knöchernen  Bippenringes  das  Herz 
funktionell  zu  entlasten.    Diese  Kardiolysis  wird  durch  Bippen- 
resp.  Stemumresektionen  erreicht.     Nach  den  Untersuchungen  von 
Dermoid-     Dangschat    sind    die    Dermoidzysten    des    Mediastinum 

zysten  und    ^nticum  auf  eine  Inclusio  foetus  in  foetu  zurückzufuhren.    Die  Er- 
Teratome im  ,      «  r*  .     1      -Tk  ^ 
Mediastinum  krankungen  treten  am  häufigsten  zur  Zeit  der  Pubertät  oder  ersten 

anticum.      Geschlechtsreife  auf.    Der  Verlauf  der  Krankheit  ist  meist  langsam. 
Für  die  Diagnose  entscheidend  ist  der  Nachweis  von  Haaren  im 
Sputum,  der  Nachweis  von  Plattenepithelien  und  Cholestearinkri- 
stallen  in  einer  etwaigen  Punktionsflüssigkeit  und  eine  lange  Zeit 
bestehende  Vorwölbung  des  Thorax.    Die  Prognose  ist  nur  günstig, 
wenn  die  Dermoidzyste  verödet  oder  exstirpiert  werden  kann.    Auf 
Therapie  der  Grund   eigener  Erfahrungen   empfiehlt   v.  Eiseisberg   bei  D er- 
Dermoide des  meiden  des  Mediastinum  anticum  in  erster  Linie  die  Aus- 
Mediastinum 
anticum.      lösung  des  Sackes,  d.  h.  die  Totalexstirpation  zu  versuchen  und  sich 

durch  Adhäsionen  nicht  gleich  davon  abhalten  zu  lassen.    Der  un- 


Chirurgie. 


319 


vermeidlich  dabei  entstehende  Pneumothorax  muß  in  wirksamer 
Weise  bekämpft  werden  durch  Eneumopexie  oder  durch  sofortige 
exakte  Naht  der  Hautwunde  und  Kompressionsverband.  Nur  dort, 
wo  die  Exstirpation  des  Dermoids  wegen  zu  starker  Verwachsungen 
oder  wegen  Kollaps  des  Patienten  v  während  der  Operation  nicht  aus- 
Ahrbar  ist,  wird  das  Einnähen  der  breit  eröffneten  Wandung  in  die 
äußere  Haut  das  beste  Mittel  bleiben.  Wie  Tillmanns  hervorhebt, 
sind  die  Kompressionslähmungen  des  Kückenmarks  bei 
noch  bestehender  Spondylitis  tub er culosa  durch  epidurale 
Exsudate,  Abszesse,  käsige  Zerfallsprodukte  und  durch  peripachy- 
meningitische  Granulationen,  also  durch  Weichteilkompression,  be- 
dingt. Bei  jeder  spondylitischen  Lähmung  muß  zuerst  die  unblutige  — 
orthopädische  —  Behandlung  versucht  werden.  Die  operative  Be- 
handlung der  spondylitischen  Lähmungen  besteht  entweder  in  der 
seitlichen  Bloßlegung  des  Krankheitsherdes,  der  Kostotrans- 
versektomie  nach  M6nard,  oder  in  der  Resektion  der  Wirbel- 
bogen, der  Laminektomie.  Letzteren  Eingriff  hatt  Tillmanns 
llmal  ausgeführt;  die  operativen  Erfolge  waren  günstig,  die  Dauer- 
resultate  ungünstig.  Orüneisen  berichtet  aus  der  Körte  sehen 
Abteilung  über  60  operierte  Fälle  von  subphrenischem  Abszeß; 
40  Operierte  genasen.  Die  Abszesse  müssen  breit  eröf&xet  und  drai- 
niert  werden.  Je  nach  der  Lage  des  Abszesses  können  wir  auf 
zweierlei  Arten  vorgehen,  entweder  von  der  unteren  Thoraxapertur 
aus  oder  durch  die  knöcherne  Thoraxwand  mit  Rippenresektion.  Bei 
freier  Pleura  muß  die  Pleura  costalis  mit  der  Pleura  diaphragmatica 
durch  Steppnaht  umsäumt  werden,  um  eine  Lifektion  der  Pleura  zu 
vermeiden. 

Bauch.  Nach  den  Erfahrungen  von  Friedländer  ist  es  nicht 
nötig,  unbekannte  Vorgänge  anzunehmen,  um  die  Effekte  der 
Laparotomie  bei  der  Behandlung  der  tuberkulösen  Peritonitis 
zu  erklären.  Bei  der  Operation  müssen  vorhandene  Verwachsungen 
nach  Möglichkeit  geschont,  die  Bauchwunde  per  primam  geschlossen 
werden.  Die  namentlich  bei  Kindern  primär  oder  sekundär  nach 
Lungen-  oder  Mittelohrerkrankungen  auftretende  Pneumokokken- 
peritonitis ist  nach  den  Untersuchungen  von  v.  Brunn  durch 
ein  fibrinreiches,  plastisches  Exsudat  charakterisiert,  das  frühzeitig 
zu  Verklebungen  und  Abgrenzungen  des  Prozesses  führt.  Die  Pro- 
gnose ist  meist  günstig,  vorausgesetzt,  daß  die  Abszeßhöhle  breit 
eröffnet  und  drainiert  wird.  Unter  Mesenterialschrumpfung 
versteht  man  nachBrehm  einen  chronisch  verlaufenden  Prozeß  am 
Bauchfell  des  Gekröses,  der  unter  Narbenbildung  heilt  und  durch 


Entstehung 

und 
Behandlang 

der 
spondyliti- 
schen 
Lähmungen . 


Subphrenische 
Abszesse. 


Behandlung 

der 
tuberkulösen 
Peritonitis. 

Pneumo- 
kokken- 
peritonitis. 


Mesenterial- 
schrumpfung. 


320  Wagner. 

Schrumpfcmg  eben  dieser  Narben  eine  Verkleinerung  und  Kontraktur 
des  ganzen  Mesenteriums  in  der  Querachse  bewirkt.  Der  Prozeß  be- 
trifft am  häufigsten  die  Flexura  sigmoidea,  die  bekanntlich  ihr  eigenes 
Mesenterium  hat  und  fuhrt  hier  zu  transitorischer  oder  bleibender 
Chirurgische  Okklusion.    NachOoste  ist  die  Operation  einer  Enteroptose 
^***"der"*^    in  den  Fällen  sehr  wohl  berechtigt,  wo  die  Beschwerden  sich  deut- 
Gastroptose.   Uch  in  einem  Organ  wie  dem  Magen  lokalisieren,  wenn  sie  einen 
ganz  bestimmten  Charakter   tragen   und   die    Funktionsstörung  so 
stark  wird,  daß  sie  einen  das  Leben  gefährdenden  und  bedrohenden 
Charakter  annimmt.     Sind  hier  die  internen  Mittel  erschöpft,   dann 
kann  der  Chirurg,    aber  nur  dann,  mit  Aussicht  auf  Erfolg   ein- 
greifen,   vorausgesetzt,    daß    er  in   seiner  Indikationsstellung    der 
Operation  vorsichtig  ist.    Auf  Orund  seiner  Erfahrungen  empfiehlt 
Chirurgische  Brenner  für  jene  kallösen  Magengeschwüre,  die  tief  in  die 
Behandlung    vordere  Bauchwand  oder  in  das  Pankreas  eingreifen,  die  segmen- 
Magen-      täre    oder    zirkuläre    Resektion    des    Geschwürs.      Die 
geschwttrs.    Gastroenterostomie  ist  auf  die  Fälle  zu  beschränken,  wo   eine  ein- 
greifendere Operation  wegen  Schwäche  des  Kranken  untunlich  er- 
scheint, sowie  auf  die  Geschwüre  an  der  kleinen  Kurvatur  und  dem 
Pylorus,  die  mit  dem  Pankreas  nicht  verwachsen  sind.    Unter  Be- 
nutzung  des  reichen  Materials   der   Zürcher  chirurgischen  Klinik 
Chirurgische  —  264  Fälle  von  Magenkrebs  —  stellt  Schönholzer  folgende 
Behandlung    gg^^^Q  ^^f .  i    D^s  Magenkarzinom,  mit  oder  ohne  Probelaparotomie 
krebses.      sich  selbst  überlassen,   fährt   durchschnittlich   etwa   1    Jahr   nach 
Auftreten  der  ersten  wahrgenommenen  Symptome  zum  Tode.   2.  Die 
Gastroenterostomie  verlängert  das  Leben  im  Mittel  um  d^t  Monate. 
8.  Die  Gastrektomie ,  sofern  sie  von  Rezidiv  gefolgt  ist,  verlängert 
es  durchschnittlich  um  1  Jahr.     Als  diagnostisches  Hilfsmittel  zur 
Frühdiagnose   des  Magenkrebses   empfiehlt  Schönholzer  ebenso 
wie  Bin  gel    auf  Grund    des   Eppendorfer   Krankenmaterials    die 
Vornahme  der  Probelaparotomie.    Caspersohn  hat  bei  20  Kranken 
mit  Magenkrebs  die  Resektion  des  Pylorus  vorgenommen.    Neun 
Kranke  wurden  geheilt  entlassen,  und  vier  davon  sind  4^/t — 7  V>  Jahre 
geheilt  geblieben.     Caspersohn  hat  die  Indikationen  zum  chirur- 
gischen Eingriff  möglichst  weit  und  vor  allem  weit  nach  der  Seite 
des  Versuchs  radikaler  Heilung  durch  Resektion  gesteckt.    Er  hat 
in  seinen  20  Resektionsfallen  die  sog.  erste  Billroth  sehe  Methode 
aastroentero-  angewandt.    Nach  den  in  der  Tübinger  chirurgischen  Klinik  ge- 
^st^^       wonnenen   Ergebnissen   schließt    sich   Trendel    den  Erfahrungen 
Czernys  und  Steinthals  an,  daß  unter  den  relativ  einfachen 
Operationsverhältnissen,  die  ein  schnelles  und  aseptisches  Operieren 


Chirurgie.  321 

möglich   machen,    die  hintere    Gastroenterostomie    mit  zu- 
fahrender kurzer  Schlinge  und  gut  konstruiertem  Murphyknopfe  die 
beste  Gewähr  für  eine  sicher  funktionierende  Magendarmanastomose 
bieten.    Nach  den  kritischen  Untersuchungen  Neuweilers   über    Anwendung 
die  Anwendung    des    Murphyknopfes    bei    Magen-    und   ^^^^^^g^J^r 
Darmoperationen   kann   die  Knopfmethode  in  manchen  Fällen   Magen- und 
unbedingt  ebensoviel  leisten   als  die  Nahtmethode,   und  da  sie  die        Darm- 
Operationsdauer  abkürzt,    so   ist  sie  in  einzelnen  Fällen  der  Naht  ^^®'*  ^^"®'*' 
sogar  vorzuziehen,   so   namentlich  bei  Dünndarmresektionen   nach 
brandigem   Bruche    und   bei   Gastroduodenostomien  nach   Pylorus- 
resektion  wegen  karzinomatöser  Stenose.    Enterogene  Stenosen  Darmstenosen, 
können  nach  den  Untersuchungen  Haaslers  in  der  großen  Mehr- 
zahl der  Fälle  nicht  nur  kompensiert,  sondern  völlig  ausgeglichen 
werden.    Ist  die  Ursache  der  Stenose  eine  Darmerkrankung,  die  nach 
typischem  Ablauf  zur  Heilung  kommt,   so  tritt  fiir  gewöhnlich  nur 
vorübergehende  Stenosierung  auf;  weiterhin  erfolgt  funktionelle  Um- 
gestaltung des  Darmrohres  und  Restitutio  ad  integrum.   Anders  wenn 
die  Erkrankung  einen  fortschreitenden  deletären  Charakter  hat  (Tuber- 
kulose, Karzinom),  oder  wenn  es  sich  bei  relativ  gutartigem  Ghrund- 
leiden  (Lues)  um  multiple  Stenosen  handelt.  Bei  letzteren  bewirkt  die 
schwere  Störung  der  motorischen  Darmfunktion  die  Verschlimmerung 
des  Leidens.    Stenosen  zweifelhaften  Ursprungs  werden  zumeist  der 
tuberkulösen  Aetiologie  zuzuzählen  sein.  Auf  Grund  eigener  günstiger 
Erfahrungen  empfiehlt  v.  Mikulicz  bei  allen  Karzinomen  d e s Darmkarzinom. 
Dickdarmes,    auch  wenn   keine  Komplikationen  vorliegen,    als 
Normalverfahren   die   zweizeitige  Darmresektion.    Beim  Dünndarm 
wendet   er,   falls   nicht  akuter  Heus  vorhanden  ist,  die  einzeitige 
Resektion  mit  primärer  Darmnaht  an.    Die  Tumoren  des  Zökums 
sind  als  Grenzflille  anzusehen.    Während  die  Eesektion  am  Zökum 
nach  Möglichkeit  einzeitig  ausgeführt  werden  soll,  empfiehlt  S  chlof  f  er 
für  die  wegen  Karzinom  vorgenommene  Besektion  am  übrigen    Dreizeitige 
Dickdarm  ein  dreizeitiges  Verfahren:  Zökostomie,  Resektion,  Naht  ^  ^^^^Jjei 
mit  ausgiebiger  Tamponade  der  Wundumgebung.   Die  Darmresektion    Dickdarm- 
und  Vereinigung  kann  dabei  am  „kotfreien"  Darme  vorgenommen     Karzinom, 
werden.    Die  akute  Darminvagination  steht  nach  Barkers  Aknte  Darm- 
Ansicht  genau  auf  demselben  Standpunkte  wie  die  äußeren  Brüche,  iav»«*«»**«» 
Die  größte  Gefahr,  der  die  Kranken  mit  akuter  Darminvagination 
ausgesetzt  sind,  ist  der  Zeitverlust,  der  leider  zu  oft  stattfindet,  ehe 
sie  in  chirurgische  Behandlung  kommen.    Es  kommt  alles  darauf  an, 
eine  frühzeitige  Diagnose  zu  machen  und  dann  sofort  zur  Laparotomie 
zu  schreiten.    Einlaufe  sollen  nur  gebraucht  werden,  wenn  es  ganz 
JalntQch  der  imktischen  Medizin.   1904  21 


322  Wagner. 

zweifelloB  erscheint,  daß  man  eine  Darminvagination  im  allerfirüliesteii 
Stadium  vor  sich  hat.    v.  Eiseisbergs  Erfahrongen  gehen  daliin, 
Radikale      daß  bei  Darminvagination  das  sicherste  Verfahren  die  Eesektion 
^M^am-*   ^®^*    ^^®  vollkommene  Wegräumung  des  in  seiner  Zirkulation  be- 
invagination.  einträchtigten  Darmteiles,  der  eine  schwere  Gefahr  für  den  Organis- 
mus darstellt,  bietet  die  günstigsten  Ergebnisse.  Der  Versuch  einer 
vorsichtigen  Desinvagination  kann  stets  gemacht  werden,  schon  xim 
zu  bestimmen,  ein  wie  großes  Stück  reseziert  werden  solL    Kach 
den  Untersuchungen  von  Hofmeister  ist  die  Besektion  per  aanm 
Proiapsas     bei   denjenigen  Invaginationen   indiziert,    deren  Ursprung    im 
invarfnati     ^^^^^  pelvinum  gelegen  ist.    Bei  denjenigen  Invaginationen,  deren 
Ursprungsstelle  per  rectum  sich  nicht  erreichen  läßt,  ist  die  Laparo- 
tomie indiziert.    Wir  besitzen  eine  Beihe  von  klinischen,  allgemeinen 
und  lokalen  Symptomen,  die  uns  einen  Anhalt  fär  den  Beginn  einer 
Eitrige       Eiterung  resp.  Gangrän  in  der  Umgebung  des  Wurmfort- 
Epityphiitis.  Satzes  darbieten.    Die  Allgemeinsymptome  sind  nach  Küster  die 
Leukozytose,  die  Facies  abdominaUs,  der  Puls,  die  Temperatur,  Ver- 
dauungsstörungen.    Von  den  lokalen  S3rmptomen  sind   zu  nennen 
der  örtliche  Schmerz,  die  Entzündungsgeschwulst,  das  Oedem,  die 
starre  Feststellung  der  Bauchwand  in  der  rechten  Darmbeingrabe. 
Das  letztere  Symptom  ist  ganz  besonders  wichtig.    Küster  hat  es 
Frühoperation  in EiterungsfiQlen  niemals  vermißt.  Nach  Bornhaupts  Erfahrungen 
AppendLitis.  ^^  ®®  keine  prinzipielle  Scheidung  der  exspektativen  und  operativen 
Behandlungsmethode  bei  der  Perityphlitis  geben.    Mit  dem  Eingriffe 
darf  nicht   gesäumt  werden,  sobald  ein  eitriges  Exsudat  mit  Be* 
stimmtheit  nachzuweisen  ist.    Abnorm  hohe  Temperatur,  frequenter 
Puls,  sehr  intensive  Schmerzen,  schlechtes  Aussehen  der  Patienten, 
bretthart  gespannter  Leib,   dabei  palpabler  Processus  vermiformis, 
das  sind  die  Anzeichen  einer  schwer  verlaufenden  Perityphlitis,  tmd 
diese  Anzeichen  verlangen  daher  die  möglichst  sofortige  Operation. 
Nach  Payr  soll  man  den  kranken  Wurmfortsatz  entfernen, 
bevor  er  in  die  freie  Bauchhöhle  perforiert  oder  große  Abszesse  in 
der  rechten  Fossa  iliaca  und  im  kleinen  Becken  oder  Allgemein- 
metastasen erzeugt  hat.    Wenn  dies  gelungen,   so  hat  man  keine 
Frühoperation,  sondern  den  Eingriff  gerade  noch  zur  rechten  Zeit 
gemacht.   Operiert  man  nach  der  Perforation  in  die  freie  Bauchhöhle, 
80   sinken   die  Chancen   der  Heilung   proportional   der  Entfernung 
zwischen  Durchbruch  und  heilendem  Eingriff,  gerade  so  wie  beim 
perforierten  Magengeschwür  oder  der  durchgebrochenen,  eitererfällten 
ChJlenblase.    Ackermann  bespricht  die  seltenen  Fälle  von  voll- 
ständiger oder  teilweiser  Umstülpung  des  Processus  vermi- 


Chirurgie. 


323 


formis,  die  namentlicli  in  den  ersten  Lebensjahren  nach  chronisch 
entzündlichen  Vorgängen  des  Appendix  beobachtet  wird.  In  allen 
Fällen  bestand  sekundär  eine  Intussuszeption,  nnd  zwar  handelte  es 
sich  am  häufigsten  um  eine  typische  Invaginatio  ileocoecalis. 
Die  klinische  Diagnose  einer  primären  Wurmfortsatzinkarze- 
ration  kann  nach  den  Erfahrungen  von  Hon  seil  nicht  mit  Sicher- 
heit gestellt  werden.  Veni^uten  kann  man  einen  eingeklemmten 
Wurmfortsatzbruch  am  ehesten  bei  kleiner  rechtseitiger  Schenkel- 
hemie  einer  älteren  Frau,  wenn  die  Allgemeinerscheinungen  fehlen 
oder  wenig  ausgesprochen  sind.  Die  Diagnose  gewinnt  an  Wahr- 
scheinlichkeit, wenn  außerdem  eine  Besistenz  über  dem  Poupartschen 
Bande  oder  eine  Flexionskontraktur  des  Beines  vorhanden  ist.  Die 
Prognose  ist  nicht  ungünstig.  Der  Wurmfortsatz  ist  grundsätzlich 
in  allen  Fällen  zu  resezieren.  Auf  Orund  des  reichen  Sonnen- 
burgschen  Materials  bespricht  Mühsam  die  bei  Appen- 
dizitis spontan  und  nach  Operationen  auftretenden 
Fisteln.  Nach  Operationen  kann  es  zu  gewöhnlichen  und  zu  Kot- 
fisteln kommen.  Zur  Vermeidung  von  Fisteln  ist  möglichst  genaue 
Stumpfversorgung,  sowie  üebemähung  jedes  bei  der  Operation  ent- 
standenen Serosadefektes  notwendig.  Die  Behandlung  der  Fisteln 
ist  zunächst  eine  exspektative.  Als  Operation  kommen  Besektion 
des  Wurmfortsatzes,  Einstülpen  und  Vernähen  des  Loches  im  Darm, 
Resektion  eines  Darmabschnittes,  Enteroanastomose,  eventuell  Darm- 
ausBchaltung,  in  Betracht.  Hermes  hat  bei  Genitalerkran- 
kungen des  weiblichen  Geschlechtes  in  einem  großen 
Prozentsätze  gleichzeitig  Erkrankungen  des  Wurmfortsatzes  ge- 
funden. Diese  Erkrankungen  bestehen  in  chronischen  Entzündungen 
der  Schleimhaut  mit  abnormem  Inhalt  und  in  Verwachsungen,  die 
häufig  zu  sekundären  Erkrankungen  fuhren.  Die  Erkrankungen 
können  unabhängig  voneinander  sein,  sind  aber  am  häufigsten  fort- 
geleitet von  einem  primär  erkrankten  Genitalorgan  auf  den  Wurm- 
fortsatz. Letzterer  ist  dann  bei  einer  eventuell  vorzunehmenden 
Laparotomie  mit  zu  entfernen.  Gzerny  hebt  hervor,  daß  die  Mast- 
darmfissur mit  dem  gereizten  Grunde  gründlich  entfernt  und  mit 
gesunder  Schleimhaut  überkleidet  werden  muß.  Er  schneidet  die 
Narbe  quer  durch  und  vereinigt  die  Wunde  der  Länge  nach  oder 
umgekehrt.  Zur  Behandlung  des  Mastdarmvorfalles  mittleren 
Grades  empfiehlt  er  eine  Bektopexie  mit  Bectoplicatio.  Auf  Grund 
eigener  Erfahrungen  empfiehlt  Bunge  bei  sicherer  oder  Wahrschein- 
lichkeitsdiagnose auf  akute  Pankreashämorrhagie  nicht  zu- 
zuwarten,   sondern   sofort   zu   operieren.     Die   Operation   kann  in 


Umstttlpung 
des  Proceasas 
vermiformis. 


Isolierte 
Bmohein- 
klemmangen 
des  Wurm- 
fortsatzes. 


Fisteln  im 
Verlauf  der 

Blinddarm- 
entzündang. 


Wurmfortsatz- 
erkrankangen 

bei  gynäko- 
logischen 

Affektionen. 


Behandlung 
der  Fissur 
und  des 
VorfaUs  des 
Mastdarms. 


324 


Wagner. 


Akute 

Pankreas- 

h&morrhagieen 

und 

abdominale 

Fettgewebs- 

nekrosen. 


Pankreas- 
geschwülste. 


Subkutane 
traumatische 
Rupturen  der 
Gallenwege. 


Gholezysto- 
gastrostomie. 


Cholecystitis 

acuta 
infectiosa. 


Hepatiktts- 
drainage. 


seltenen  Fällen  nur  in  Laparotomie  und  Drainage  des  Peritoneums 
bestehen;  mit  Bücksicht  auf  die  meist  zu  erwartende  Nekrose  und 
Eiterung  am  Pankreas  scheint  es  jedoch  empfehlenswert,  das  Pan- 
kreas durch  Tamponade  durch  das  Ligamentum  gastro-colicum  hin- 
durch und  hinter  dem  Magen  und  Mesokolon  gegen  die  Bauchhöhle 
abzuschließen,  damit  eine  Propagation  der  sekundären  Eiterung  auf 
das  freie  Peritoneum  verhütet  wird.    Als  oberstes  Prinzip  für  die 
Operation  muß  festgehalten  werden,  daß  sie  nicht  zu  eingreifend  ist. 
Auch  Pels-Leusden  hebt  ausdrücklich  hervor,  daß  die  Laparo- 
tomie bei  Fettgewebsnekrosen  sehr  schonend  vorgenommen  werden 
muß;   sie  ist  dann   mit  einer  Jodoformgazedrainage  zu  verbinden« 
Ehrlich  berichtet  über  2  Fälle  maligner  Pankreasgeschwülate, 
von  denen  die  eine  ganz  unter  dem  Bilde  einer  Pankreaszyste  auf- 
trat.   Jedenfalls  muß  man  bei  der  Diagnose  großer  Pankreaszysten, 
die  nicht  traumatischen  Ursprungs  sind  und   bei  Leuten  im  vor- 
gerückten Alter  auftreten,  immer  die  Möglichkeit  im  Auge  behalten, 
bei  der  Operation  eine  bösartige  Neubildung  vorzufinden  oder  eine 
solche   im   Laufe   der  Nachbehandlung  entstehen   zu    sehen.     I>ie 
Prognose  ist  daher  in  diesen  Fällen  stets  mit  Vorsicht  zu  stellen. 
Bei  subkutanen  Verletzungen  pathologisch  nicht  veränderter 
Gallenwege  kommt  es  nach  den  Untersuchungen  von  Lewerenz 
niemals  zu  einer  eitrigen,  meistens  dagegen  zu  einer  serös-fibrinösen 
bezw.  adhäsiven  Peritonitis.    Länger  dauernder,  reichlicher  Gallen- 
austritt fuhrt  teils  infolge  von  Besorption  von  Gallensäuren,  teils 
wegen  des  Ausfalles  eines  so  wichtigen  Verdauungssaftes  regelmäßig 
zum  Siechtum  und  Tode.     Es   muß   deshalb   operativ   eingegriffen 
werden:  Verschluß  der  Bißstelle  und  Einleitung  der  gesamten  G^dle 
in  den  Darm.    Hildebrand  will  bei  Gallenstauung,  die  sich  sonst 
nicht  beseitigen  läßt,   die  Gholezystenterostomie  anwenden,   da    sie 
prompt  wirkt.    Er  empfiehlt  femer,  wenn  Schwierigkeiten  bestehen, 
Dünndarm  zu  benutzen,  die  Fistel  zwischen  Gallenblase  und  Magren 
anzulegen,  da  das  nicht   den   geringsten  Nachteil  hat.    Nach  den 
Erfahrungen  von  Körte  ist  auch  im  akuten  Stadium  der  Chole< 
cystitis  acutissima  die  Operation   durchaus  zu  empfehlen;    in 
der  großen  Mehrzahl  der  Fälle  wird  es  gelingen,  durch  den  Eingriff 
ein  schweres  und  im  weiteren  Verlaufe  nicht  übersehbares  Leiden 
zur  Heilung  zu  bringen.    Das  am  meisten  zu  empfehlende  Verfahren 
ist  die  Zystektomie,  weil  dabei  der  ganze  Infektionsherd  entfernt 
wird.  Die  von  B  e  r  g  e  r  aus  der  Kehr  sehen  Privatklinik  mitgeteilten 
Beobachtungen  ergeben,  daß  die  Hepatikusdrainage  der  Chole- 
dochotomie  mit  Naht  vorzuziehen  ist,  weil  sie  bestehende  Gholang^itis 


Chirurgie.  325 

zur  Ausheilung  bringt,  die  nachträgliche  Entfernung  zurückgelassener 
Steine  möglich  macht  und  schneller  auszufuhren  ist.    Es  empfiehlt 
sich,  die  in  ihren  Erfolgen  ausgezeichnete  Hepatikusdrainage  in  jedem 
FaUe  von  Gholelithiasis  auszufuhren,  wenn  dadurch  nicht  eine  er- 
hebliche Erhöhung  der  Operationsgefahr  bedingt  ist.   Kontraindiziert 
ist  sie  nur  beim  akuten  Gholedochusverschluß   und  bei  der  akuten 
eitrigen  Cholezystitis.    Neugebauer  hat  bei  einer  Kranken,  bei     Spulwunn 
der  ein  Choledochusstein  diagnostiziert   worden    war,   neben   zwei    ^j^^^^v^* 
Steinchen  einen  19  cm  langen,  lebenden  Spulwurm  mittels  Chole- 
dochotomie  entfernt.    Wahrscheinlich  hat  es  sich  in  diesem  Falle 
am  primäre  Gbdlensteine  gehandelt,  die  dem  Wurme  das  Eindringen 
in  den  erweiterten  Choledochus  erleichtert  haben.    Nach  den  von 
Schaefer   an   der   Madelungschen   Klinik   angestellten   Unter- 
suchungen sind  die  offenen  Milzwunden  fast  ausnahmslos  mit    Die  offenen 
Verletzungen  anderer  Organe,  besonders  des  Zwerchfells  und  der      ^^  ^^^^ 
Pleura,  kompliziert.    Die  überwiegende  Mehrzahl  der  offenen  Milz-  transpieuraie 
wunden  gehört  zu  den  Brustbauchhöhlenverletzungen.    Häufig  liegt  i*PMotomie. 
die  äußere  Wunde  am  Thorax;  hier  empfiehlt  sich  die  Vornahme 
der  transpleuralen  Laparotomie.     Sie  gewährt  einen  freien 
üeberblick  über  die  Organe  des  linken  Hypochondriums  von  oben 
her  und  schützt  vor  dem  verhängnisvollen  Uebersehen  von  Organ- 
verletzungen.     Sie    verschafft    ein    bequemes    Operationsfeld    und 
garantiert  die  leichte  und  sichere  Ausführung  der  Zwerchfellnaht. 
Aus  den  Untersuchungen  Barths  über  die  funktionelle  Nieren-  FanktioneUe 
diagnostik  geht  hervor,  daß  keine  der  funktionellen  Untersuchungs*    ^mj^ogtik 
methoden  im  stände  ist,  uns  in  jedem  Falle  ein  sicheres  Urteil  über 
die  Leistungsfähigkeit  der  Nieren  zu  geben,   und  daß  sich  damit 
auch  die  Forderung,  lediglich  hiemach  die  Leistungsfähigkeit  der 
zweiten  Niere  bei   beabsichtigter  Nephrektomie  zu  beurteilen  und 
die  Lidikation  zum  Eingriffe  hiervon  abhängig  zu  machen,  von  selbst 
erledigt.    Jedenfalls  aber  werden  uns  diese  diagnostischen  Methoden 
oft  den  Vorteil  bringen,  unnötige  Nierenspaltungen  zu  vermeiden. 
Nach  Israels  Erfahrungen  dagegen  können  wir  unter  gewissen 
Umständen   trotz   suffizienter   Nierentätigkeit   eine   abnorm    starke 
Gefrierpunktsemiedrigung  des  Blutes  finden,  wie  eine  normale  Höhe 
bei  unzureichender  Nierenfunktion.     Die   Phloridzinmethode   kann 
uns  keine  Gewißheiten,  sondern  nur  einige  mehr  oder  minder  große 
Wahrscheinlichkeiten  bieten;  sie  schließt  Irrtümer  in  der  Erkenntnis 
der  Fimktionsfähigkeit  der  Nieren  nicht  aus,  da  die  von  ihr  gelieferten 
Zahlenwerte  durchaus  nicht  immer  dem  Verhältnisse  des  frtnktions- 
fähigen  Farenchyms  beider  Seiten  entsprechen,  und  daß  selbst  dann, 


326  Wagner. 

wenn  sie  richtige  Werte  für  das  Verhältnis  der  Arbeitseinteilang 
lieferte,  dadurch  noch  keine  genügende  Unterlage  für  die  Entschei- 
dung über  die  Zulässigkeit  einer  Nephrektomie  geben  würde,  weil 
diese  von  der  absoluten  Größe  und  der  Kompensations&higkeit  der 
zurückbleibenden  Niere   abhängt,   über   die   die   Phloridzinprnfiing 
nichts  auszusagen  vermag  0*    In  einem  seiner  letzten  Vorträge  über 
Chirurgische  die  chirurgische  Behandlung  des  chronischen  Morbus 
^^^deT"^    Brightii  teilt  Edebohls  mit,   daß  er  bis  Ende  1902  51  solche 
chronischen   Kranke  operativ  behandelt  hat.     29  Kranke  litten  an   chronischer 
Morbus      interstitieller,  14  an  chronischer  diffuser  und  8  an  chronischer  paren- 
chjmatöser  Nephritis.    Von  den  29  Fällen  chronischer  interstitieller 
Nephritis  war  die  Erkrankung  9mal  auf  eine  Niere  beschränkt. 
Der  operative  Eingriff  bestand   in    der  Dekapsulation   einer   oder 
beider  Nieren.    Von  den    51  Operierten,   darunter  47  doppelseitig 
Operierten,  starben  7  innerhalb  17  Tagen  nach  der  Operation,  7  im 
Zeitraum   von   2  Monaten   bis   zu    8  Jahren    nach    der   Operation. 
2  Elranke  sind  nicht  gebessert;  22  Kranke  befinden  sich  gegenwärtig 
in  einem  Zustande  von  befriedigender  Besserung  in  Zeiträumen  von 
2 — 15  Monaten  nach  der  Operation.    Ein  Kranker  hat  nach  einer 
Heilungsdauer  von  4  Jahren  wieder  Brightsche  Nephritis.  9  Kranke 
sind  geheilt  geblieben  1  Jahr  9  Monate  bis  zu  10  Jahren  nach  der 
Operation.    Bazy  berichtet  über  eingehende  Untersuchungen  aber 
Pathogenese   die  Pathogenese  der  intermittierenden  Hydronephrose. 
mitTieTOnden  ^^  ^**'  ^®^  einer  größeren  Anzahl  Neugeborener  die  Nierenbecken 
Hydro-       und  Harnleiter  künstlich  injiziert  und  dabei  die  eigentümlichsten 
nephrose.     Formen   erhalten.    Seiner  Meinung   nach  liegt   der  Ursprung   der 
intermittierenden  Hydronephrose  in  einer  kongenitalen  Disposition 
des  Nierenbeckens  und  des  Ureters.   Vor  allen  Dingen  gehören  hier- 
her abnorm  große   Nierenbecken    mit    horizontalem  Verlaufe  and 
Dudelsackform;  außerdem  Verengerungen,   Falten,  Drehungen  des 
obersten  Ureterenendes.    Die  Seltenheit  dieser  Zustände  soll  auch 
das  seltene  Vorkommen  der  intermittierenden  Hydronephrose  erklären. 
Letztere  kann  auch  die  Folge  einer  beweglichen  Niere  sein;  dock 
ist  nach   Bazys   Ansicht    die   Nierenbeweglichkeit   resp.   der  er- 
worbene Tiefstand  der  Niere    am   häufigsten    erst  eine  Folge  der 
Hydronephrose. 

Bei  intraabdominalen  Blasenrissen  hat  die  einfache  Blasen- 
naht,  auch  wenn  sie  in  mehreren  Etagen  ausgefiihrt  wird,  immer 


^)  Ueber  die  Erfahrungen  von  Kümmell,  Rumpel  u.  a.  siehe  den 
Abschnitt  Krankheiten  der  Hamorgane  S.  245. 


Chirurgie. 


327 


noch  etwas  unsicheres.  Hildebrand  hat  deshalb  in  einem  Falle 
ein  Verfahren  angewendet,  das  geeignet  ist,  für  den  Fall  des  Wieder- 
aofgebens  der  Blasennaht  dies  Ereignis  unschädlich  zu  machen:  durch 
besondere  Peritonealumsäumung  lagerte  er  den  Blasenriß  außerhalb 
der  Bauchhöhle.  Dsirne  hat  bei  186  Kranken  mit  Blasensteinen 
die  Sectio  mediana  mit  1,68*^/0  und  bei  105  Kranken  die  Sectio  alta 
mit  0,95^/0  operativer  Mortalität  ausgeführt.  Der  Medianschnitt  ist 
kontraindiziert  bei  Kindern  unter  12  Jahren,  da  hier  das  Einführen 
des  Fingers  in  die  Blase  zur  Exploration  und  das  Herausziehen  der 
Steine  durch  den  Blasenhals  ohne  übermäßige  Dehnung  desselben 
unmöglich  ist.  Nach  dem  hohen  Steinschnitte  kann  die  Blase  bei 
normalem  Urin  und  normalen  Blasenwandungen  und  nicht  ge- 
quetschten Wundrändem  primär  durch  die  Naht  vereinigt  werden, 
event.  in  Kombination  mit  der  Ventrofixation  der  Blase.  Nach 
Riedels  Ansicht  ist  bei  der  Prostatahypertrophie  nur  die 
Operation  indiziert,  die,  abgesehen  von  der  Narkose,  gar  keine  Ge- 
fahr für  den  Kranken  herbeifuhrt,  wenn  sie  dann  auch  nicht  radikal 
ist  und  nicht  vor  Rezidiven  schützt.  Da  die  hypertrophierte  Prostata 
am  Lebenden  weich  ist  und  sich  leicht  mit  dem  scharfen  Löffel  ent- 
fernen läßt;  so  hat  Riedel  bereits  mehrfach  mit  Erfolg  eine  Ex- 
cochleatio  prostatae  vorgenommen.  Völcker  teilt  aus  der  Heidel- 
berger chirurgischen  Klinik  11  Fälle  von  perinealer,  intrakapsu- 
lärer  Prostatektomie  mit;  Zuckerkandl  verfügt  über  acht  hier- 
her gehörige  Fälle.  Mit  Ausnahme  von  2  Todesfllllen  (Czerny) 
waren  die  Resultate  befriedigend.  Bei  der  Operation  selbst  ist 
namentlich  zweierlei  zu  beachten:  1.  muß  man  sich  streng  innerhalb 
der  sog.  Prostatakapsel  halten;  2.  muß  man  eine  quere  Durchtrennung 
der  Harnröhre  vermeiden.  Einen  neuen  Blasenschnitt,  die  Cysto- 
tomia  perine alis,  empfiehlt  Frank.  Diese  Methode  ist  geeignet, 
einer  Anzahl  von  Lidikationen ,  die  bisher  ausschließlich  der  Sectio 
alta  zufielen,  gerecht  zu  werden.  Das  Verfahren,  das  namentlich 
fbr  alte  fettleibige  Leute  geeignet  ist,  vereinfacht  die  Nachbehand- 
lung, schafft  günstige  Drainageverhältnisse  und  kürzt  die  Heilungs- 
dauer wesentlich  ab.  Bei  seinen  Operationen  zur  Behandlung  des 
Kryptorchismus  konnte  Riedel  den  betreffenden  Hoden  erst  dann 
herunterholen  und  mittels  Matratzennaht  befestigen,  nachdem  er  die 
Vasa  spermatica  nachgiebig  gemacht  hatte.  Sie  mußten  vom  Samen- 
strange getrennt,  hoch  oben  retroperitoneal  bis  in  die  Beckenschaufel 
verfolgt  und  dort  von  den  umgebenden  Geweben  gelöst  werden,  um 
sie  dehnen  zu  können.  Die  Winkelmannsche  Hydrozelen- 
operation,  die  leicht  und  schnell  und  unter  lokaler  Anästhesie 


Extra- 
abdominale 
Versorgung 

intra- 
abdominaler 
Blasenrisse. 
Blasenstein- 
operationen. 


Excochleatio 
prostatae. 


Perineale 
Prostatek- 
tomie. 


Gystotomia 
perinealis. 


Behandlung 
des  Kryptor- 
chismus. 


328 


Wagner. 


Winkel- 

mannsche 

Hydrozelen- 

Operation. 


Arthrodese  des 
paralytischen 

Schlotter- 
gelenkes der 
Schalter. 


NervenlÖBong 

bei  Radialis- 

lähmung  nach 

Oberarm- 

fraktnr. 


Luxation  des 
Nervus 
ulnaris. 


Thiosinamin- 

injektionen 

bei  Dupuytren- 

scher  Finger- 

kontraktur. 

Ganglien  in 
der  Hohlhand. 


Isolierte 

Fraktur  des 

Os  scapho- 

ideum. 


ausführbar  ist,  gibt  auch  bezüglich  des  Nichteintretens  von  Bezidiven 
sehr  günstige  Resultate.  Als  einziger  Nachteil  der  Methode  ist  nach 
Suzuki  der  Umstand  anzuführen,  daß  sie  nicht  in  allen  Fällen  an- 
wendbar ist,  weil  bei  verdickter  Tunika  die  Ektropionierung 
Schwierigkeiten  machen  kann. 

Extremitäten.  Nach  den  Erfahrungen  von  Vulpius  stellt  die 
Arthrodese  das  Normalverfahren  bei  einer  Monoplegie  der  Schulter 
dar,  mit  deren  Erfolgen  sich  die  Leistung  eines  orthopädischen 
Apparates  keinesfalls  messen  kann.  Die  Arthrodese  muß  eine  wirk- 
liche Verödung  des  Schultergelenkes  erzeugen  und  eine  ossäre  An- 
kylose darstellen.  Bei  Badialislähmung  nach  Oberarmfraktur 
hat  die  Operation  unter  allen  Umständen  dafür  zu  sorgen,  daß  der 
Nerv  vollständig  freigelegt  wird,  wenn  nötig  unter  Besektion  des 
Kallus  bezw.  Abtragung  des  Narbengewebes,  sowie  dafür,  daß  die 
Isolierung  des  Nerven  derart  geschieht,  daß  einBezidiv  ausgeschlossen 
ist.  Beisinger  empfiehlt  zu  diesem  Zwecke  die  Einbettung  des 
Nerven  in  Muskelfurchen  des  M.  triceps  bezw.  M.  brachial,  int.  Ent- 
gegen den  bisher  geltenden  Anschauungen  hat  Momberg  gefunden, 
daß  die  Luxation  des  N.  ulnaris  häufig  ist;  daß  sie  bisher  so 
selten  beobachtet  wurde,  beruht  auf  dem  seltenen  Auftreten  einer 
Entzündung  des  Nerven,  die  durch  die  Luxation  erst  beschwerlich 
wird.  Am  häufigsten  ist  die  Luxation  kongenital,  seltener  rein  trau* 
matisch.  Die  Therapie  richtet  sich  nach  der  Nervenentzündung;  die 
Luxation  an  und  fiir  sich  ist  belanglos;  erst  die  hinzutretende  Ent- 
zündung der  Nerven  macht  eine  Therapie  notwendig.  Für  die 
leichteren  und  mittelschweren  Fälle  von  Dupuytrens  eher  Finger- 
kontraktar  empfiehlt  Lengemann  subkutane  Lijektionen  von 
Thiosinamin  in  Verbindung  mit  warmen  Bädern,  Massage  und 
passiven  Bewegungen;  das  Thiosinamin  macht  derbe,  adhärente  Narben 
weich  imd  verschieblich.  Die  in  der  Hohlhand  vorkommenden 
Ganglien,  die  wohl  sämtlich  traumatischen  Ursprungs  sind,  sitzen 
nach  den  Untersuchungen  von  Franz  stets  in  der  Gegend  der  Meta- 
karpophalangealgelenke.  Diese  Ganglien  müssen  als  traumatische 
Degenerationszysten  —  schleimige  und  hydropische  Degeneration  — 
im  paratendinösen  bezw.  tendinösen  Gewebe  aufgefaßt  werden.  An 
den  EEandwurzelknochen  kommen  zwei  Verletzungen  vor,  die  man 
als  typische  bezeichnen  kann:  die  Luxation  des  Os  lunatum  und  die 
Fraktur  des  Os  scaphoideum.  Bei  ganz  frischen  Fällen  dieser 
Frakturform  ist  es  nach  Lilien feld  nicht  leicht,  ohne  Böntgen- 
aufnahme  eine  sichere  Diagnose  zu  stellen.  Meist  findet  sich  eine 
geringe  Badialabduktion  der  Hand,  zirkumskripter  Druckschmerz  in 


Chirargie. 


329 


der  Tabati&re  und  eine  meßbare  Yerbreiterong  der  Gelenkgegend. 
Therapentisch  kommt  es  im  wesentlichen  darauf  an,  möglichst  bald, 
etwa  nachdem  man  8—10  Tage  die  Hand  in  ITlnarabduktion  ruhig 
gesteUt  hat,  mit  einer  mechanischen  Behandlung  und  Massage  zu 
beginnen.  Die  Luxation  des  Mondbeines,  die  nach  v.  Lessers 
Untersuchungen  stets  eine  volare  ist,  entsteht  durch  schwere  Gewalt* 
einwirkungen  auf  das  Handgelenk.  Sie  ist  eine  echte  Luxation  und 
entsteht  genau  so  auf  dem  Wege  der  Hebelwirkung  wie  die  anderen 
Luxationen  am  menschlichen  Skelett.  Die  volare  Mondbeinluxation 
ist  die  einzig  mögliche  echte  Luxation  im  Bereiche  des  Karpus.  In 
den  Fällen  von  Spina  ventosa  der  Diaphyse,  wo  es  gelingt,  die 
zurückbleibende  Höhle  gründlichst  von  tuberkulösen  Granulationen 
zu  säubern  und  aseptische  Verhältnisse  herzustellen,  empfiehlt  Tie- 
mann  ein  dem  unteren  Ende  der  ITlna  entnommenes  Knochenperiost- 
stuck einzuheilen.  Je  jünger  das  Lidividuum  ist,  um  so  größer  muß 
das  Ersatzstück  genommen  werden.  Die  Erfolge  der  Autoplastik 
sind  sehr  günstig.  Nach  den  Untersuchungen  von  Blum  läßt  sich 
die  Einwirkung  der  Bumpflast  als  schädigendes  Moment  fiir  alle 
Formen  der  Coxa  vara  nachweisen,  und  es  spielen  die  von  den 
Autoren  als  Ursachen  der  Coxa  vara  angenommenen  Erkrankungen 
nur  eine  untergeordnete,  begünstigende  Rolle.  Die  Coxa  vara  ist 
somit  eine  statische  Enochenverkrümmung.  In  den  Fällen,  wo  die 
Krampfadern  der  unterenExtremitäten  infolge  von  Schmer- 
zen, Blutungen,  Ekzemen  u.  s.  w.  heftigere  Beschwerden  machen, 
muß  operativ  vorgegangen  werden.  Als  zweckmäßigstes  Operations'^ 
verfahren  erscheint  nach  Fraenkel  die  möglichst  radikale  Aus- 
schälung der  erkrankten  Venengeflechte  mit  Exzision  der  Y.  saphena 
magna  am  Oberschenkel  bis  dicht  unterhalb  der  Fossa  ovalis.  Nur 
in  den  Fällen,  wo  diese  Operation  zu  eingreifend  erscheint,  muß  man 
sich  mit  der  Resektion  der  V.  saphena  magna  begnügen.  Die  Nach- 
teile des  bisher  üblichen  Streckverbandes  bei  Oberschenkelbrüchen 
liegen  hauptsächlich  darin,  daß  das  Kniegelenk  versteift  oder  daß 
durch  den  Zug  des  Streckverbandes  eine  Distraktion  und  damit  die 
Bildung  eines  Schlotterknies  eintritt.  Klapp  vermeidet  diese  Nach- 
teile dadurch,  daß  er  die  Heftpflasterextensionsstreifen  nur  am  Ober- 
schenkel anlegt  und  das  ganze  Bein  bis  hoch  an  den  Oberschenkel 
hinauf  in  einen  aufgehängten,  an  einem  Bollschlitten  beweglichen 
Trikotschlauch  lagert  (Schwebestreckverband).  Bei  der  Be- 
handlung der  Fatellarfrakturen  sind  die  Meinungen  über  den 
Wert  der  Knochennaht  noch  immer  geteilt.  So  hat  kürzlich  wieder 
Müller,  allerdings  an  der  Hand  eines  sehr  kleinen  Beobachtungs- 


Lnxation  des 
Mondbeins. 


Behandlung 

der  Spina 

ventosa  mittels 

Antoplastik. 


Coxa  vara  als 
Belastangs- 
deformitAt. 


Behandlung 
der  Varizen 
der  unteren 
Extremit&t 
durch  Aus- 
sohAlung  nach 
Madelung. 


Behandlung 
*  der  Ober- 
schenkel- 
brflohe. 


Behandlung 

der  PateUar- 

frakturen. 


330 


Wagner. 


Behandlung 

der  Patellar- 

fraktnren. 


Operative 

Behandlung 

der  Knie- 

gelenkB- 

tuberkttlose. 


Supra- 

kondyl&re 

Osteotomie  bei 

Genu  yalgum. 


materials,  gefunden,  daß  bei  Anwendung  der  Knochennaht  die  Be- 
handlungsdauer wesenüich  länger,  die  Funktionsfahigkeit  scMechter 
und  die  Erwerbsstörung  größer  war,  als  bei  den  nicht  genähten 
Fällen.  Schmidt  unterscheidet  bei  den  Patellarfrakturen 
zwischen  Stoßfrakturen  mit  Erhaltung  des  Faszien-  und  Sehnen- 
apparates und  Bißfrakturen,  bei  denen  die  Streckvorrichtungen  zer- 
stört sind.  Während  man  bei  ersteren  mit  Binden-  und  Massage- 
behandlung auskommt,  ist  bei  letzteren  die  Knochennaht  in  mög- 
lichst frühem  Stadium  indiziert.  Die  offene  Naht  der  PateUar- 
&akturen  bietet  gegenüber  allen  übrigen  Methoden  den  Vorteil 
der  genauen  Orientierung  über  die  Konfiguration  der  Fraktur,  die 
Möglichkeit  der  Entfernung  von  Weichteilinterpositionen,  der  gründ- 
lichen Ausräumung  des  im  Gelenke  befindlichen  Blutergusses,  der 
Versorgung  der  Bisse  im  seitlichen  Streckapparat,  der  Entfernung 
abgesprengter  Knochenfragmente  und  gewährleistet  gleichzeitig  mit 
Sicherheit  eine  knöcherne  Konsolidation  der  Fragmente.  Thienger 
empfiehlt  deshalb,  die  offene  Naht  der  Patellarfrakturen  überall  da 
in  Anwendung  zu  bringen,  wo  eine  sorgfiiltige  Asepsis  gehand- 
habt werden  kann.  F eurer  behandelt  die  Kniescheibenbrüche 
mittels  einer  modifizierten  Form  der  offenen  Naht:  Eröffnung  des 
Gelenkes  durch  einen  Längsschnitt,  parostale  Seidennaht  der  Knie- 
scheibe, Kapselnaht,  trockene  Behandlung  des  eröffneten  Gelenkes, 
vollkommener  Schluß  der  Wunde.  Nach  ca.  4  Wochen  aktive  Be- 
wegungen, Massage,  Faradisation.  Die  parostale  Naht  hat  vor  der 
gewöhnlichen  Knochennaht  den  Vorzug  leichterer  und  schnellerer 
Ausführbarkeit.  Nach  den  in  der  v.  Moset  ig -Moorhof  sehen 
Abteilung  gesammelten  Erfahrungen  empfiehlt  Damianos,  die 
Kniegelenkstuberkulose  bei  Kindern  und  Erwachsenen  mittels 
radikaler  synovialer  oder  ossaler  Arthrektomie  zu  behandeln.  Nur 
bei  Kranken  jenseits  der  Vierzigerjahre  ist  die  Amputation  vor- 
zuziehen. Bei  der  Besektion  werden  etwaige  Elnochenherde  mit  dem 
Hohlmeißel  ausgestemmt  und  mit  der  Mosetigschen  rasch  erstarren- 
den Knochenplombe  ausgefüllt  (Jodoform.  60,0,  Cetaceum  40,0,  Sesam- 
öl  40,0).  Nach  den  Erfahrungen,  die  v.  Brunn  aus  der  v.  Bruns- 
schen  Klinik  mitteilt,  ist  die  suprakondyläre,  lineare  Osteo- 
tomie des  Femur  bei  Genu  valgum  eine  ebenso  rationelle  als 
einfache,  ungefährliche  und  dankbare  Operation,  die  funktionell  und 
kosmetisch  sehr  günstige  Besultate  liefert.  Die  in  der  v.  Bruns- 
sehen  Klinik  übliche  Operationsmethode  weicht  nur  wenig  von  der 
Macewenschen  Originalvorschrift  ab,  nämUch  nur  darin,  daß  die 
Blutleere  wegföUt,  die  ganze  Knochendurchtrennung  mit  ein  und 


Chirurgie.  331 

demselben  schmalen  Meißel  ausgeführt  wird  und  in  der  Nachbehand- 
lung mittels  Gipsverband,  der  dem  Kranken  schon  am  Tage  nach 
der  Operation  das  Herumgehen  gestattet.    Nach  Pagenstecher 
kann  man  die  Zerrung,  Einrisse  und  Ausreißung  der  Kreuzbänder      isolierte 
des  Knies  aus  der  Insertion  mit  oder  ohne  Knochenknorpelstück    ^®"!^'"*^, 
zweckmäßig  als  innere  Distorsion  des  Knies  bezeichnen  und       b&nder 
sie  so  in  einen  Gegensatz  zu  dem  D^rangQment  interne ,  der  Los-     ^^^  Knies. 
Sprengung  der  Menisken,  bringen.    Im  klinischen  Bilde  treten  Häm- 
arthros  und  starke  Schmerzhaftigkeit  hervor,  die  zur  Euhighaltung 
des  Gelenkes  zwingen.    Bei  stärkeren  Beschwerden  muß  aktiv  vor- 
gegangen  werden:   Entleerung   des   Blutes  und  der   entzündlichen 
Produkte  durch  einen  Bogenschnitt ,  event.  Naht  der  Kreuzbänder. 
Seitdem  wir  in   der  Diagnose   der  Knochenbrüche  mit  Hilfe   der 
Röntgenstrahlen  größere  Fortschritte  gemacht  haben,  sind  die  Spiral-  Spiraifraktaren 
frakturen  entschieden  häufiger  geworden.    Für  die  Diagnose  der     g!L^^*fg' 
Spiraifraktaren  des  Unterschenkels  gibt  Lauenstein  folgende  An- 
haltsptmkte:   eine  indirekte  torquierende  Gewalt,  die  Bevorzugung 
des  männlichen  Geschlechts,  die  Berücksichtigung  der  Trunkenheit, 
die  offenbar  eine  gewisse  prädisponierende  Bolle  spielt;  die  Außen- 
rotation des  Fußes,  die  geradezu  als  pathognomonisch  für  die  Ver- 
letzung betrachtet  werden  muß;  das  Fehlen  des  Dislocatio  ad  axim, 
die   charakteristische  Entfernung   der  Frakturstelle  der  Tibia  und 
Fibula  voneinander. 

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Ueber  die  operativen  und  funktionellen  Erfolge  der  Operation  der  an- 
geborenen Gaumenspalte.  Deutsche  Zeitschrift  für  Chir.  Bd.  LXVII.  — 
M.  Katzenstein,  Ueber  eine,  durch  ein  chronisch  wirkendes  Trauma  all- 
mählich entstehende  Luxatio  stemoclavicularis.  Arch.  f.  klin.  Chirurg. 
Bd.  LXIX,  H.  4.  —  R.  Klapp,  Ein  Beitrag  zur  Behandlung  der  Ober- 
schenkelbrüche. Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  1  u.  2.  —  Th.  Kocher 
und  F.  de  Quervain,  Enzyklopädie  der  gesamten  Chirurgie.  Leipzig.— 
B.  Kor  ff,  Morphin-Skopolaminnarkose.  Münch.  med.  Wochenschr.  Bd.  L, 
Nr.  46.  —  Th.  Kölliker,  Osteotomie  und  Osteoklase  bei  rhachitischen 
Deformitäten  der  unteren  Extremität.    Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  1 


Chirurgie.  335 

und  2.  —  Königi  Operation  ohne  direkten  Gebrauch  der  Finger.  Berl. 
klin.  Wochenßchr.  Bd.  XL,  Nr,  1.  —  F.  König,  Zur  Geschichte  der  Gelenk- 
neurosen. Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXVII.  —  W.  Körte,  Ueber 
die  Operation  der  Cholecystitis  acuta  infectiosa  im  akuten  Stadium.  Arch. 
f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  1  u.  2.  —  P.  Kraske,  Ueber  Beckenhochlagerung 
und  ihre  Gefahren.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXXI,  H.  2.  —  F.  Krause, 
Zur  Freilegung  der  hinteren  Felsenbeinfläche  und  des  Kleinhirns.  Beitr. 
E.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVII,  H.  3.  —  Kronfeld,  Ueber  einen  mit  Röntgen- 
strahlen dauernd  geheilten  Fall  von  Brustdrüsenkrebs.  MOnch.  med.  Wochen- 
schrift Bd.  L,  Nr.  89.  —  A.  Krogius,  Ueber  einen  mit  Röntgenstrahlen 
erfolgreich  behandelten  Fall  von  Schädelsarkom.  Arch.  f.  klin.  Chirurg. 
Bd.  LXXI,  H.  1.  —  Krönig,  Ueber  Lachgasmischnarkosen.  Münch.  med. 
Wochenschr.  Bd.  L,  Nr.  42.  —  H.  Kümmell  und  0.  Rumpel,  Chirur- 
gische Erfahrungen  über  Nierenkrankheiten  unter  Anwendung  der  neueren 
Üntersuchungsmethoden.  Beitr.  z.  klin.  Chirurg.  Bd.  XXXVII,  H.  8.  — 
£.  Küster,  Die  klinischen  Zeichen  der  eitrigen  und  brandigen  Formen 
der  Epityphlitis.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXVIL  —  H.  Küttner, 
Welche  Aussichten  bietet  die  Operation  des  Mammakarzinoms  bei  ver- 
größerten Supraklavikulardrüsen?  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXYI,  H.  2.  — 
Derselbe,  Ueber  Pseudoappendizitis.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVII, 
H.  lu.  2.  —  C.  Lauenstein,  Beitrag  zur  Frage  der  Spiralfrakturen  des 
Unterschenkels  nebst  Beschreibung  einer  iypischen  Form  des  Spiralbruches 
beider  Knochen.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXVII.  —  F.  Lejars, 
Technik  dringlicher  Operationen.  Nach  der  III.  französischen  Auflage 
deutsch  von  H.  Strehl.  —  P.  Lengemann,  Unblutige  Behandlung  der 
Dupuytrenschen  Fingerkontraktur.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Bd.  XXIX, 
Nr.  23.  —  L.  V.  Lesser,  Ueber  die  Luxation  des  Os  lunatum  carpi.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXVIL  —  Lewerenz,  Ueber  die  subkutanen  Rup- 
turen der  Gallenwege  traumatischen  Ursprungs.  Arch.  f.  klin.  Chirurg. 
Bd.  LXXI,  H.  1.  —  Lilienfeld,  Der  isolierte  subkutane  Bruch  des  Os 
Bcaphoideum  der  Handwurzel,  ein  typischer  Bruch.  Arch.  f.  klin.  Chir. 
Bd.  LXIX,  H.  4.  —  P.  L  i  n  s  e  r ,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Neben- 
nieren und  Körperwachstum,  besonders  Riesenwuchs.  Beitr.  z.  klin.  Chir. 
Bd.  XXXVII,  H.  1  u.  2.  —  C.  Longard,  Beitrag  zur  Aethemarkose.  Münch. 
med.  Wochenschr.  Bd.  L,  Nr.  24.  —  W.  Lossen,  Beiträge  zur  Diagnose 
und  Therapie  der  Kleinhimabszesse.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXIX,  H.  3. 
—  F.  V.  Mangoldt,  Zur  Behandlung  der  Knochenhöhlen  in  der  Tibia. 
Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  1  u.  2.  —  A.  Martina,  Ueber  primäre 
Darmresektionen  bei  gangränösen  Hernien.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXXI, 
H.  3.  —  J.  V.  Mikulicz,  Chirurgische  Erfahrungen  über  das  Darmkarzinom. 
Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  lu.  2.  -~  Derselbe,  Ueber  den  heutigen 
Stand  der  Chirurgie  des  Pankreas.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u. 
Chir.  Bd.  XII,  H.  1.  —  v.  Mikulicz  und  0.  Fittig,  Ueber  einen  mit 
Röntgenstrahlen  erfolgreich  behandelten  Fall  von  Brustdrüsenkrebs.  Beitr. 
z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVII,  H.  3.  --  Momburg,  Die  Luxation  des  N.  ulnaris. 


336  Wagner. 

Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXX,  H.  1.  —  A.  Mouchet,  Chirurgie  intestinale 
d*argence.  Paris.  —  R.  Mühsam,  Die  im  Verlaufe  der  Blinddarmentzün- 
dung auftretenden  Fisteln.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  XI, 
H.  2.  —  Derselbe,  Ueber  doppelseitige  Oberschenkelamputation  bei  embo- 
lischer Gangrän.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chirurg.  Bd.  LXX,  H.  3  u.  4.  — 
B.  Müller,  Narkologie.  Leipzig.  —  G.  Müller,  Zur  Kasuistik  und  Statistik 
der  PateUarfrakturen.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXX,  H.  8.  -  A.  Narath, 
Zur  Technik  der  Magendarmoperationen.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXXI, 
H.  4.  —  F.  Neugebauer,  Askaris  im  Ductus  choledochus.  Choledochotomie. 
Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXX,  H.  2.  —  0.  Neuweiler,  Beitrag  zur  An- 
wendung des  Murphyknopfes  bei  Magen-  und  Darmoperationen.  Arch.  f. 
klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  8  u.  4.  —  L.  W.  Orlow,  iüfikylosis  mandibulae 
Vera.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXVI,  H.  5  u.  6.  —  Ossig,  Zur 
Pathologie  und  Therapie  der  Revolverschußverletzungen  des  Kopfes  und 
Rumpfes.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVII,  H.  1  u.  2.  —  Pagenstecher, 
Die  isolierte  Zerreißung  der  Kreuzbänder  des  Knies.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift Bd.  XXIX,  Nr.  47.  —  E.  Payr,  Weitere  Beiträge  zur  Frage  der 
sog.  Frühoperation  bei  Epityphlitis.    Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXXI,  H.  4. 

—  F.  Pels-Leusden,  Beitrag  zur  Pathologie  und  Therapie  der  akuten 
Pankreaserkrankungen.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXX,  H.  1  u.  2.  — 
G.  Perthes,  Ueber  den  Einfluß  der  Röntgenstrahlen  auf  epitheliale  Gewebe, 
insbesondere  auf  das  Karzinom.  Zentralbl.  f.  Chir.  Bd.  XXX,  Nr.  86.  — 
J.  PI  es  eh,  Eine  neue  Methode  zur  Diagnostiziemng  der  Knochenbrüche. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  5  u.  6.  —  E.  Ponfick,  Topo- 
graphischer Atlas  der  medizinisch-chirurgischen  Diagnostik.  Jena.  —  Pop- 
pert.  Experimentelle  und  klinische  Beiträge  zur  Aethernarkose  und  zur 
Aether-Chloroform-Mischnarkose.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXVIL 

—  C.  Posner,  Therapie  der  Hamkrankheiten.  8.  Aufl.  Berlin.  —  Alice 
Prof  ^,  Ueber  die  bei  operativer  Behandlung  von  Hirntumoren  auftretenden 
Himhemien.  Bibliotheca  medica  D  I,  H.  7.  Stuttgart.  —  W.  Prutz,  Ueber 
die  Enteroanastomose,  speziell  die  Ileokolostomie  in  der  Behandlung  der 
Verschlüsse  und  Verengerungen  des  Darmes.  Arch.  f.  Min.  Chir.  Bd.  LXX, 
H.  1.  —  G.  Reisinger,  Kasuistischer  Beitrag  zur  Nervenlösung  bei  Ra- 
dialislähmung nach  Oberarmfraktur.   Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVI,  H.  S. 

—  Riedel,  Ueber  die  Behandlung  des  Kryptorchismus.  Arch.  f.  klin.  Chir. 
Bd.  LXXI,  H.  2.  —  Derselbe,  Ueber  die  Excochleatio  prostatae.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  Bd.  XXIX,  Nr.  44.  —  H.  Riese,  Zur  Klinik  der  sub- 
kutanen Nierenverletzungen.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXXI,  H.  8.  — 
Ringel,  Die  Resultate  der  operativen  Behandlung  des  Magenkarzinoma. 
Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVIII,  H.  2.  —  0.  Rumpel,  Die  Diagnose  de« 
Nierensteins  mit  Hilfe  der  neueren  Untersuchungsmethoden.  Albers-Schön- 
berg,  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen,  Ergänz.-Bd.  X. 
Hamburg.  — -  Sauerbruch,  Die  Pathogenese  der  subkutanen  Rupturen 
des  MagendarmtraktuB.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  XII, 
H.  1.  —  F.  Schaefer,  Die  offenen  Milzwunden  und  die  transpleurale 


Chinii^e.  337 

Uparotomie.  Beitr.  x.  klin.  Cfair.  Bd.  XXXYI,  H.  3.  --  H.  Schlesinger, 
Die  IiidikationeB  za  chimigischen  Eingriffen  bei  inneren  Erkrankungen. 
Jena.  —  H.  Sebloffer,  üeber  die  emboliache  Verachleppong  von  Projek- 
tilen, nebst  Bemerkmigen  fiber  die  Scbußverleinngen  des  Hersena  und 
der  großen  Gef&ße.  Beitr.  s.  klin.  Chir.  Bd.  XXXYII,  fi.  3.  —  Derselbe, 
Zur  operativen  Behandlung  des  Dickdarmkarzinoms.  Dreizeitige  Radikal- 
operation.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVUI,  H.  1.  —  6.  Schmidt,  Ueber 
die  Entstehong  und  Behandlung  der  Eniescheibenbrüche  mit  besonderer 
BerQckgichtigang  der  Danerezfolge.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  IgYyiX,  H.  3. 

—  Schneid  erlin.  Die  Skopolamin-(H708zin-)Morphiamnarko8e.  Mflnch. 
med.  WochenBchr.  Bd.  L,  Nr.  9.  —  SchOnholzer,  Die  Chirurgie  des 
Magenkrebses  an  der  Kroenleinschen  Klinik  in  den  Jahren  1881 — 1902. 
Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXIX,  H.  1  u.  2.  —  T.  Snznki,  Beitrag  zur 
Winkelmannschen  Hjdrozelenoperation.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXIX, 
H.  2.  —  E.  Thienger,  Zur  operativen  Behandlung  frischer,  subkutaner 
Patellarfrakturen  durch  offene  Enochennaht  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVI, 
H.3.  —  C.  Tiemann,  Die  Behandlung  der  Spina  ventosa  mittels  freier 
Autoplastik.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVI,  H.  1.  —  H.  Tillmanns, 
üeber  die  Entstehung  und  Behandlung  der  spondjlitischen  L&hmungen. 
Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  1  u.  2.  —  Trendel,  Ueber  die  mit  der 
Gastroenterostomia  posterior  in  der  Tübinger  Klinik  gemachten  Erfahrungen. 
Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXIX,  H.  1.  —  Voelcker,  Behandlung  der 
Prostatahypertrophie  mit  perinealer  Prostatektomie.  Arch.  f.  klin.  Chir. 
Bd.  LXXI,  H.  4.  —  0.  Yulpius,  Ueber  die  Arthrodese  des  paralytischen 
Schlottergelenkes  der  Schulter.    Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  1  u.  2. 

—  H.  Waitz,  Die  Bhinoplastik  aus  dem  Arme.  Arch.  f.  klin.  Chir. 
Bd.  LXIX,  H.  1  u.  2.  —  0.  Wandel  und  0.  Ho  ebne,  Ueber  die  mechanische 
Sterilisierung  der  Gummihandschuhe  und  ihre  Verwertung  in  der  Praxis. 
Münch«  med.  Wochenschr.  Bd.  L,  Nr.  9.  —  J.  Wernitz,  Ein  Vorschlag 
und  Versuch  zur  Heilung  der  akuten  Sepsis.  Volkmannsche  Sammlung. 
N.  F.  Nr.  352.  Leipzig.  —  "EL,  Widmann,  Ueber  die  Transplantation  un- 
gestielter Hautlappen  nach  Krause.   Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXVI,  H.  8. 

—  A.  Wiesinger,  Ueber  akute  Darmwandbrflche  der  Linea  alba  und  der 
vorderen  Bauchwand  mit  Ausgang  in  Gangrftn.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir. 
Bd.  LXVIL  —  L.  Wild,  Ueber  die  Skopolamin-Morphiumnarkose.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  Bd.  XL»  Nr.  9.  —  F.  v.  Winckel,  Ueber  Narkosen  mit 
dem  Schleichschen  Gemisch  I.  Münch.  med.  Wochenschr.  Bd.  L,  Nr.  1.  — 
Wolff,  Ueber  drei  Fälle  von  Herznaht  wegen  Herzverletzung.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXIX,  H.  L  —  F.  Zell  er,  Ueber  primäre  Tuber- 
kulose der  quergestreiften  Muskeln.   Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXIX,  H.  3. 

—  B.  ZOppritz,  Ueber  die  Resultate  der  Ezstirpation  des  tuberkulösen 
Sehnenscheidenhygroms  der  Hand.    Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XXXIX,  H.  3. 

—  0.  Zuckerkandl,  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  mittels  Total- 
ezstirpation.    Wien.  klin.  Wochenschr.  Bd.  XVI,  Nr.  44. 


Jahrbuch  der  praktischen  Medizin.    1904.  22 


3.  Geburtshilfe  und  Gynftkologie. 


Desinfektion. 


Lysoform. 
Lysol. 


Sanoform. 


Handschuhe. 

Anästhesie  in 
der  Gebnrt. 


Unterrichts- 
mittel. 


Aohsenxng- 
Eange. 

Steißhaken. 


Perforator. 


Von  Privatdozent  Dr.  J.  Klein,  Lehrer  an  der  Hebammenscbule 
in  Straßburg  L  E. 

eebvtslülfe. 

AllgemeineB.  Wesentliche  Neuerungen  sind  anf  dem  Gebiete 
der  Desinfektion  nicht  zu  verzeichnen.  Fueth  und  Mohaupt  haben 
durch  eigene  Versuche  die  Ueberzeugung  gewonnen,  daß  die  Heiß- 
wasseralkoholdesinfektionsmethode  nicht  im  stände  ist,  die 
Hände  im  Sinne  Ahlfelds  steril  zu  machen.  Nagelschmidt  bricht 
eine  Lanze  zu  Gxmsten  des  Lysoforms  und  hebt  besonders  seine 
Ungiftigkeit  hervor,  während  Hammer  über  einen  FaU  von  Lysol> 
Vergiftung  mit  Exitus  nach  einer  intrauterinen  Ausspülung  von 
3  1  1^/oiger  Lysollösung  bei  Placenta  praevia  berichtet.  Bamberg 
empfiehlt  das  Sanoform  als  Streupulver  oder  als  Sanoformgaze, 
dessen  granulationsanregende  Wirkung  derjenigen  des  Jodoforms 
gleichkommt.  Aus  Schumachers  bakteriologisch-klinischen  Unter- 
suchungen geht  hervor,  daß  der  Unterschied  im  Wochenbettsverlauf 
zwischen  den  mit  oder  ohne  Handschuhen  untersuchten  Wöch- 
nerinnen gering  ist,  so  daß  er  die  allgemeine  Anwendung  der 
Handschuhe  nicht  anrät.  —  Auf  seine  im  Vorjahre  angeführte  kom- 
binierte Skopolamin-Morphium-Halbnark  ose  bei  Kreißen- 
den kommt  V.  Steinbüchel  zurück  und  wird  von  Semon  mit 
52  Fällen  unterstützt,  während  Fla  tau,  der  einen  tödlichen  Aus- 
gang durch  Herzlähmung  und  Lungenödem  erlebte,  davor  warnt.  — 
Um  Studierenden  und  Hebammenschülerinnen  den  Dammschutz  zu 
demonstrieren  und  einüben  zu  lassen,  hat  Zangemeister  ein 
Dammschutzphantom  angegeben.  —  Bichard  Freund  hat  die 
Tarniersche  Achsenzugzange  modifiziert,  indem  er  ihrer 
Schwere  wegen  die  QiiSe  abgenommen  und  durch  kleine  durchlöcherte 
Stümpfe  ersetzt  hat.  Ponfick  wendet  bei  Steißlage  einen  Steiß- 
haken an,  welcher  von  Küstner  angegeben  ist  und  welcher  nur 
an  die  hintere  Hüfte  anzulegen  ist.  Neue  Kindsperforatoren 
verdanken  wir  Tridondani,   dessen  Instrument  dem  Doyenschen 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  339 

zur  Tunnelierong  von  Uterasfibromen  ähnelt,  und  Kadyi,  dessen 
Perforator  trokarähnlich  ist.  Bongs  Dekapitationsinstrument  Dekapitations- 
besteht  aus  zwei  röbrenfbrmigen  Teilen,  durch  welche  eine  Gigli-  ißstrument. 
sehe  Säge  hindurcbgeleitet  werden  kann.  Nassauer  bedient  sich 
einer  neuen  Abortzange,  der  Winterschen  nachgebildet,  aber  mit  Abortzange. 
Krümmung  der  Löffel  und  Anschlag.  Xneise  mißbilligt  dieselbe 
nicht  allein,  sondern  überhaupt  die  Anwendung  einer  Zange  bei 
Abort,  da  er  bei  500  Aborten  nur  4mal  die  Xomzange  anwenden 
mußte,  und  da  er  sonst  allein  mit  manueller  Ausräumung  oder  Küret- 
tage auskam.  Zur  Beckenmessung,  aber  nur  bei  Wöchnerinnen  Beokenmesser. 
und  Nichtgraviden  anwendbar,  hat  sich  Ahlfeld  schmale,  graduierte 
Keile  verschiedener  Länge  konstruiert,  die  von  außen  durch  die  Bauch- 
decken hindurch  zwischen  Promontorium  und  hintere  Symphysen- 
wand  eingekeilt  werden.  Man  sucht  sich  das  Stäbchen  probierend 
aus,  das  gerade  den  Baum  ausfüllt.  Der  Kampf  für  oder  gegen 
Bossis  Dilatatorium  und  diesem  nachgemachte  Instrumente  tobt  Dilatatorien. 
weiter.  Als  Protagonist  der  Gegner  geht  Dührssen  allen  voran, 
welcher  die  Gefahren  der  Zervixrisse  nochmals  betont;  ihm  folgen 
Zangemeister,  Cristofoletti,  v.  Bardeleben  und  Labhardt. 
Hammerschlag  gibt  zu,  daß  bei  jeder  Anwendung  die  Gefahr  des 
Zervixrisses  droht  und  daß  die  Metreuryse  schonender  ist,  wo  keine 
große  Eile  nötig  ist.  Er  hält  daher  bei  Placenta  praevia  und  bei 
großer  Rigidität  der  Zervix  das  Dilatatorium  für  kontraindiziert. 
Aehnlich  denkt  L.  Meyer  bei  Placenta  praevia,  während  er  sonst 
bei  Eklampsie  oder  bedrohlichen  Symptomen  der  Mutter  15mal  dila- 
tierte  ohne  jegliche  Bißblutung.  Obwohl  Ostrcil  niemals  durch  das 
Dilatatorium,  sondern  durch  die  Extraktion  der  Frucht  Bisse  ent- 
stehen sah)  will  er  doch  die  Anwendung  auf  die  allemötigsten  Fälle 
bescbränken.  Auch  Knapp  teilt  nicht  mehr  die  Ansicht  der  abso- 
luten Gefahrlosigkeit  seines  modifizierten  Nowak owskischen  In- 
strumentes. Unbedingt  auf  die  Seite  von  Bossi  stellen  sich  Oster- 
loh,  Beck,  de  Paoli,  Pollak,  de  Seigneux  und  Jentzer. 
Vereinfachungen  des  Instrumentes  haben  Preiß  und  Krull  ange- 
geben. Für  manuelle  Dilatation  nach  Bonnaire  sprechen  sich  Cal- 
mann  und  Meurer  aus.  Anstatt  der  Hegarschen  oder  Fritsch- 
schen  Sonden  lobt  Daniel  sehr  den  Schatz  sehen  Metranoikter,  den 
er  in  100  Fällen  angewandt.  Zur  Scheidendammnaht  bedient  sich  Stolz 
eines  dreiblättrigen  Spiegels.  H.  K 1  e i n  preist  eine  neue  Leibbinde  Leibbinde, 
an,  deren  Vorzüge  in  einer  Erhöhung  und  Verstärkung  des  Bücken- 
teiles, so  daß  der  Lendengürtel  Träger  der  Last  des  Bauches  wird,  und 
in  einer  Versteifung  durch  horizontal  laufende  Stahlfedern  bestehen. 


1 


340 


J.  Klein. 


Geschleohts- 
bestimmong. 


Erbliche 
Anlagen  zu 
Mehrlings- 

geborten. 

Heiratsyerbot. 


Schwangei^ 
echaftsdaner. 


Di&t  in  der 
Schwanger- 
schaft. 

Blntunter- 
sachongen 

in  der 
Schwanger- 
schaft. 


Ikterus  in  der 
Schwanger- 
schaft. 


SyphUis 
in  der 
Schwanger- 
schaft. 
Chorea  in  der 
Schwanger- 
schaft. 


SohwangerBchaft.  Entgegen  Döderlein  meint  B.  Schnitze,  daß  die 
Tatsache,  daß  auch  Eigenschaften  des  Erzengers  Einfluß  üben  auf  die  Yerhält- 
niszahl  der  erzeugten  m&nnlichen  und  weiblichen  Sprößlinge,  nicht  im  stände 
ist,  die  Annahme  zu  erschüttern,  daß  schon  im  Eierstock  jedes  Ei  sein  Ge- 
schlecht hat  Zur  Frage  der  yererblichen  Anlage  zu  Mehrlings- 
geburten  meint  Ro  senfeld,  daß  es  nicht  undenkbar  ist,  daß  dem  Samen  des 
einen  oder  anderen  Mannes  die  Eigenschaft  innewohne,  eine  Teilung  der 
Eeimanlage  bewirken  zu  können  und  daß  diese  Eigenschaft  yererbbar  w&re. 
Nach  Fei  In  er  ist  yom  geburtshilflichen  Standpunkt  aus  das  Heiraten 
zu  verbieten  bei  Lungentuberkulose  nur  in  schweren  Fällen,  bei  Kehl- 
kopftuberkulose,  bei  Mitralstenose  und  F&llen  mit  ausgesprochenen  Kom- 
pensationsstörnngen,  bei  Myokarditis,  chronischer  Nephritis,  bei  bösartigen 
Tumoren,  schwerer  Chorea,  schwerer  Epilepsie  und  bei  Greisteskrankheiten. 
H.  Fuchs  unterstützt  die  Forderung  Zweifels,  bei  besonders  großen 
Fruchtbefunden  eine  Verlängerung  der  Schwangerschaftsgrenze  ge- 
setzlich für  zulässig  zu  erklären,  da  auf  100  Geburten  eine  mit  Ueber- 
schreitung  des  Fötalgewichtes  und  mit  803—341  Tagen  Schwangerschafts- 
dauer vorkäme.  Paton  hat  durch  Versuche  an  Meerschweinchen  fest- 
gestellt, daß  die  Prochowniksche  Diät  für  rhachitische  Mütter  ihre 
Berechtigung  habe.  Hydroplasmie  in  der  Schwangerschaft  nennt  Zange- 
meister die  Verdünnung  des  Blutplasmas,  welche  auf  Vermehrung 
der  Blutmenge  durch  Aufnahme  yon  Wasser  zurückzuführen  ist.  In 
Gemeinschaft  mit  Meißl  hat  sich  ebenderselbe  mit  vergleichenden 
Untersuchungen  über  mütterliches  und  kindliches  Blut  und  Fruchtwasser 
beschäftigt  und  den  Beweis  erbracht,  daß  der  Fötus  mindestens  während 
der  letzten  4  Monate  der  Schwangerschaft  regelmäßig  Urin  an  das  Frucht- 
wasser abgibt.  Trotz  Fellners  Repliken  verharrt  Schröder  bei  seinen 
Anschauungen,  daß  der  Blutdruck  während  der  Gravidität  zwar  nicht  ganz 
gleichmäßig,  aber  allmählich  steige  und  auf  der  Höhe  der  Geburt  seinen 
höchsten  Wert  erreiche.  Im  Fruchtwasser  fand  Bondi  stets  Diastase  und 
Pepsin;  da  diese  Fermente  im  Serum  der  Erwachsenen,  nicht  aber  im 
Serum  der  Neugeborenen,  enthalten  sind,  so  stammen  sie  also  aus  dem 
mütterlichen  Serum. 

Brauer  verfolgte  einen  Fall,  wo  in  4  (Graviditäten  stets  Ikterus 
ohne  Hämoglobinurie  vom  3.-4.  Monat  an  anfhtit.  Nach  seiner 
Ansicht  gehört  der  Gravidit&tsikterus  zu  den  Erkrankungsformen, 
die  in  Abhängigkeit  zu  den  eigenartigen  Stoffwechselvorgängen  wäh- 
rend der  Schwangerschaft  stehen,  wie  z.  B.  Schwangerschaftsniere, 
Eklampsie,  akute  gelbe  Leberatrophie  und  vielleicht  Osteomalazie. 
Gbroßen  Wert  für  die  Diagnose  der  Syphilis  legt  Eosinski  auf  die 
Plazenta.  Das  Collessche  und  das  Profetasche  Gesetz  erkennt 
er  an.  Das  Heiraten  sollte  erst  nach  3—5  Jahren  gestattet  sein. 
Chorea  gravidarum  will  Hirse  hl  in  leichten  Fällen  mit  Brom, 
Chloral,  Arsen  oder  Eisen,  in  schweren  Fällen  mit  künstlicher  Fehl- 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie. 


341 


oder  Frühgeburt  behandeln.  Oegen  die  Verallgemeinerang,  daß 
Hyperemesis  gravidarum  nichts  anderes  als  Hysterie  sei,  wendet 
sich  Feinberg.  Behm  glaubt  an  eine  Intoxikation  des  Blutes  von 
der  Eiperipherie  ausgehend,  wahrscheinlich  synzytialer  Natur.  Er 
sucht  daher  das  Gtift  zu  verdünnen  durch  0,6^/oige  Kochsalzein- 
gießungen.  Für  Dirmoser  dagegen  bleibt  diese  Erkrankung  eine 
intestinale  Autointoxikation.  Als  Beweis  dafiir  fuhrt  er  an,  daß 
Azeton  im  Harn  und  im  Magen  sich  dabei  vorfindet.  Nach  Audi- 
bert und  Barraja  bringt  aber  weder  die  normale  noch  die  patho- 
logische Schwangerschaft  Azetonurie  mit  sich.  Atich  bei  Betention 
eines  abgestorbenen  Fötus  tritt  nicht  immer  Azetonurie  ein.  Nur 
bei  der  Geburt  kommt  sie  oft  vor,  schwindet  aber  rasch  wieder. 
Auf  die  bisher  wenig  beachteten  Wechselbeziehungen  zwischen 
parametritischen  Exsudaten  und  Schwangerschaft,  Geburt  und 
Wochenbett  und  auf  die  nötige,  sofortige,  radikale  Therapie  macht 
Blumreich  aufmerksam.  78  Fälle  von  Zerreißung  der  Gebär- 
mutter in  der  Schwangerschaft  sammelte  Baisch  in  der  Literatur. 
Er  teilt  sie  ein  in  violente  Rupturen  (durch  Traumen  imd  bei  arte- 
fiziellem  Abort),  spontane  Rupturen  (bei  pathologischen  Eünsertionen, 
üterusmißbildungen ,  angeborener  oder  erworbener  Dünnwandigkeit 
des  Uterus,  Entzündungen  und  Neubildungen,  Narben  des  Uterus) 
und  Rupturen  ohne  bestimmte  Aetiologie.  Die  Behandlung  soll  stets 
operativ  sein.  Ebenfalls  operative  Behandlung  bei  Myomen,  sei  es 
bei  der  Geburt,  sei  es  bei  Schwangeren,  hält  Frank  fiir  indiziert^ 
besonders  bei  raschem  Wachstum  derselben,  Störungen  der  Zirku- 
lation und  Atmung,  bei  peritonitischen  oder  Einklemmungserschei- 
nungen,  bei  Myomen  des  Collum  uteri  und  bei  polypösen  Myomen. 
Ein  neues  Zeichen  mehrfacher  Schwangerschaft  gibt'uns 
Jentzer  an.  In  den  Fällen,  in  denen  es  gelingt,  die  Köpfe  von 
zwei  Früchten  gegeneinanderzustoßen ,  erhält  man  das  Gefühl,  als 
ob  zwei  Billardkugeln  unter  Wasser  zusammenstoßen.  Einen  seltenen 
Fall  von  Schwangerschaft  im  56.  Lebensjahr  konnte  Geyl 
konstatieren,  als  er  wegen  septischer  Erscheinungen  die  Totalexstir- 
pation  des  Uterus  vornahm  und  nachher  in  ihm  Plazentarreste  vor- 
fand. Eingehend  haben  E.  Fränkel  und  Hagmann  mit  Missed 
labour  und  Missed  abortion  sich  befaßt.  Letzterer  stellt  fol- 
gende klare  Definition  dieser  Zustände  auf.  Missed  labour  ist  die 
Retention  einer  am  normalen  Ende  der  Schwangerschaftszeit  abge- 
storbenen Frucht  im  Uterus.  Missed  abortion  ist  die  Retention  einer 
vor  dem  normalen  Ende  der  Schwangerschaft  abgestorbenen  Frucht 
im  Uterus  über  die  Schwangerschaftsdauer  hinaus.    Sehr  selten  für 


Hyperemesis 
in  der 

Schwanger- 
schaft. 


Azetonurie 
in  der 

Schwanger- 
schaft. 

Parametritis 

and 
Schwanger- 
schaft. 

üterusruptar 

in  der 
Schwanger- 
schaft. 


Myome  in  der 

Schwangei^ 

Schaft. 


Zeichen 
mehrfacher 
Schwanger- 
schaft. 


Schwanger- 
schaft im 
66.  Lebens- 
Jahr. 
Abort. 


342 


J.  Elein. 


Abort. 


Extranterin- 

schwanger- 

Schaft. 


Schwangerschaftsunterbrechung  ist  die  Aetiologie,  die  Kleinwächter 
in  11  Fällen  vorfand,  nämlich  Zervixrisse,  die  ungeheilt  geblieben 
waren  und  bei  denen  dann  nach  der  Naht  Austragung  eintrat.  Bei 
akuten  Infektionskrankheiten  hat  Stravoskiadis  die  Ursache  von 
Abort  und  Frühgeburt  in  der  akuten  Entzündung  des  Endometriums 
mit  Blutungen  durch  spezifische  Bakterien,  die  auf  hämatogenem 
Wege  hingelangt  sind,  bedingt  gefunden.  Veits  Ansicht  geht  dahin, 
daß  der  künstliche  Abort  bei  Tuberkulose  viel  zu  oft  eingeleitet 
wird;  er  wünscht  daher,  daß  die  Indikation  zum  künstlichen  Abort 
möglichst  streng  gestellt  und  möglichst  ernst  begründet  werde. 
Goenner  ist  ebenfalls  kein  Anhänger  des  künstlichen  Aborts, 
weder  bei  Hyperemesis  noch  bei  Tuberkulose,  noch  bei  Herzfehler, 
Nephritis  oder  Nervensystemkrankheiten.  Er  möchte  denselben  nur 
bei  Blutimgen  und  bei  absoluter  Beckenenge  angewandt  wissen.  Die 
Behandlung  des  Abortus  besteht  nach  Nebesky  in  ruhigem  Ab- 
warten bei  t3rpischem  Verlauf,  Tamponade  des  Uterus  und  der  Scheide 
bei  starker  Blutung,  Ausräumung  mit  Finger  und  Kürette  bei  Infek- 
tion oder  unvollständigem  Abort.  Sorgsame  Wochenbettpflege  ist 
nicht  zu  vergessen.  Mit  der  Anatomie  der  E  xtrauterinschwanger- 
schaft,  der  tubaren  Eieinbettung  und  der  Bildung  der  Membrana 
capsularis  beschäftigen  sich  die  Arbeiten  von  Werth,  Kroemer 
und  Voigt.  Die  Hauptursache  der  Tubargraviditäten  liegt  fär 
Micholitschin  Missbildimgen  der  Tuben,  sei  es  angeborenen,  sei  es 
durch  Entzündung  erworbenen.  Unter  den  Entzündungen  nimmt  nach 
Hahn  und  E.  Bunge  die  Gonorrhöe  den  ersten  Platz  ein.  Darum 
kommt  die  Tubenschwangerschaft  in  großen  Städten,  d.  h.  da,  wo 
die  Gonorrhöe  häufiger  auftritt,  auch  am  häufigsten  vor  und  darum 
nimmt  die  Zahl  der  Fälle  von  Tubenschwangerschaft  in  den  letzten 
Jahren  zu,  weil  die  Gonorrhöe  zunimmt.  Die  beste  Prophylaxe  ist 
also  Schutz  vor  Gonorrhöe.  Die  Aetiologie  der  Graviditas  tubaria 
interstitialis  propria  sucht  Baschkes  in  einer  entzündlichen  Ver- 
engerung des  Ostium  uterinum  tubae,  so  daß  wohl  die  Spermato- 
zoiden,  aber  nicht  das  Ei  hindurchwandem  können.  Eine  primäre 
Bauchhöhlengravidität  auf  einem  Netzzipfel  beobachtete  Witthauer. 
Von  wiederholten  Tubenschwangerschaften  konnte  Vaßmer  182  FäUe 
in  der  Literatur  ausfindig  machen.  Ueber  ausgetragene  Extrauterin- 
graviditäten referieren  Eichard  Freund  und  Sittner.  Letzterer 
wiederholt  seine  früheren  Angaben,  daß  die  Prognose  der  operativen 
Behandlung  derselben  vom  Sitze  der  Plazenta  abhängig  sei.  H.  Freund 
imd  Schambacher  unterscheiden  wahre  und  vorgetäuschte  Tubar- 
schwangerschaften.  Es  gibt  nämlich  Fälle  von  anderen  Erkrankungen, 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie. 


343 


welche  Tubarabort  oder  Ruptur  vortäuschen  können,  speziell  Miß- 
bildungen, Salpingitis  haemorrhagica  und  Tuberkulose.  Kober  steht 
dem  skeptisch  gegenüber,  da  er  auf  75  Eztrauterinschwangerschaften 
nur  2  solche  Fälle,  während  Schambacher  auf  14  4  solche  Fälle 
fand ;  er  bleibt  demnach  dabei,  daß  im  allgemeinen  bei  dem  Befund 
einer  Hämatozele  auch  fernerhin  die  Diagnose  der  ektopischen  Gra- 
vidität als  gesichert  anzunehmen  sei.  In  der  Behandlung  der  Extra- 
uterinschwangerschaffcen  bricht  bei  abgestorbener  Frucht  imd  Tubar- 
abort ohne  Fieber  und  bei  Hämatozelen  ohne  Nachschübe  der  Blutung 
und  ohne  Zersetzungserscheinungen  die  exspektative  und  konserva- 
tive Therapie  immer  mehr  sich  Bahn.  Es  sprechen  sich  deutlich 
dafür  aus:  Thorn,  .Schenk,  Zweifel,  Sarwey  und  v.  Dittel. 
Tritt  jedoch  die  Notwendigkeit  eines  Eingriffes  ein,  so  ziehen  Sar- 
wey, Zweifel,  Bröse  und  Straßmann  die  Kolpotomie  vor, 
während  Kirchgeßner,  Veit  und  v.  Dittel  die  Laparotomie 
bevorzugen.  Eine  neue  Beckenform  schildert  uns  Eppinger 
unter  dem  Namen  „Pelvis  Ohrobak"  oder  Coxarthrolisthesis-Becken. 
Bei  diesen  Becken  ist  eine  Verengerung  des  Querdurchmessers  da- 
durch entstanden,  daß  infolge  einer  Wachstumsanomalie  der  Pfanne, 
die  darin  beruht,  daß  der  Pfannenknorpel  weich  bleibt,  der  Ober- 
schenkelkopf in  der  Richtung  gegen  die  Beckenhöhle  dieselbe  aus- 
buchtet. Muret  beschreibt  einen  Fall  von  kongenitalem  Spaltbecken, 
Richter  von  einfachem  Trichterbecken. 


Beoken. 


Gebort.    Eingehende   Studien  über  die  fötalen  Herztöne       Fötale 
während  der  Geburt  verdanken  wir  Seitz:  Die  Herztöne  werden     fl«'«Wne. 
von  Beginn  der  Geburt  an  bei  jeder  Wehe  infolge  imgenügenden 
Gasaustausches  langsamer;  erstreckt  sich  aber  die  Verlangsamung 
derselben  in  die  Wehenpause  hinein,  so  ist  die  Indikation  zum  Ein- 
greifen gegeben.    Auch  das  Nabelschnurgeräusch  kann  ein  Signal 
zum  genauen  Aufpassen  sein.   Hoehne  diagnostiziert  einen  f&talen 
Herzfehler  an  dem  rauhen  Charakter  eines  mit  dem  mütterlichen 
Pulse  nicht  synchronen  Geräusches.   Es  darf  in  einem  solchen  Falle 
dann  kein  Eingriff  unternommen  werden,  der  für  die  Mutter  irgend 
welche  Gefahr  brächte,  da  das  kindliche  Leben  keiner  Berücksich- 
tigung wert  sei.    B.  Schnitze  warnt  wegen  Infektionsgefahr  davor, 
gleich  nach  geborenem  Kopf  naohzutasten ,  ob  die  Nabelschnur  Nabelschnar- 
umschlungen  sei;  er  will  dies  auf  die  Zeit  aufschieben,  wo  die  »imsolilingimg. 
Schultern  hervortreten,  da  auch  vorher  so  wie  so  das  Lockern  oder 
Durchschneiden  der  Nabelschnur  überflüssig  sei.     Anläßlich  eines 
Falles  von  Wendung,  wo  er  die  Luft  an  seinem  Vorderarm  vorbei- 


344 


J.  K]ein. 


Vagitas 
uterinns. 

Striktnr  bei 
Steißlage. 


Oesichtslage. 


Künstliclie 

Drehung 

der  Frucht. 


Enges  Becken 


ZwilUngs- 
geburt. 


Perforation. 


streichen  fühlte  und  das  Vibrieren  einer  Weichteilfalte  empfand,  als 
der  Vagitns  entstand,  glaubt  Sippel,  alle  Fälle  von  Vagitas 
uterinus  durch  in  Schwingung  gesetzte,  gespannte  Weichteilfalten 
erklären  zu  können.  Bei  Zervixstriktur  und  Steißlage  rät 
de  Bovis  vor  allen  Dingen  in  tiefer  Narkose  einen  Fuß  herunter- 
zuholen, was  wohl  sehr  schwer  ist,  aber  mit  Geduld  gelingt.  G^ 
waltsame  Dilatation  anzuwenden  ist  ge&hrHch;  noch  eher  wäre  eine 
Sectio  caesarea  am  Platze.  Nach  Ostrcil  ist  die  häufigste  Ursache 
der  Gesichtslagen  ein  enges,  besonders  ein  plattes  Becken  und 
abnorme  Größe  der  Frucht  mit  einem  großen,  biparietalen  Durch- 
messer. Die  Dolichozephalie  ist  meist  nur  eine  Folge  und  keines- 
wegs eine  Ursache  dieser  Lage,  denn  nur  sehr  selten  ist  die  Dolicho- 
zephalie primär  und  bedingt  primäre  Gesichtslage.  Exspektativ  will 
Anselm  die  Gesichtslagen  behandeln  imd  scheut  sich  vor  der  Kor- 
rektion derselben.  Fehling  hat  beobachtet,  daß  oft  der  tiefstehende 
Kopf  bei  Anlegen  der  Zange  vom  schrägen  in  den  queren  oder  vom 
queren  in  den  anderen  schrägen  Durchmesser  sich  dreht.  Diese 
Tatsache  kann  therapeutisch  verwertet  werden  bei  tiefem  Querstand 
oder  starkem  Schrägstand  oder  bei  Vorderhauptslagen.  Die  Drehung 
kann  mit  2 — 3  Fingern  an  der  Pfeilnaht  oder  äußerlich  an  der  vom 
liegenden  Schulter  ausgeführt  werden.  Gtinz  ähnlich,  aber  nur  durch 
äußere  Einwirkung  auf  Schulter  und  Rücken  der  Frucht  während 
der  Wehenpause,  möglichst  bald  nach  dem  Blasensprung,  geht  auch 
.Gottschalk  vor.  Zur  Therapie  des  engen  Beckens  be- 
kundet V.  Magnus  eine  Vorliebe  für  langes  Abwarten  und  für  Wen- 
dung und  Extraktion  bei  beweglich  bleibendem  Kopfe;  für  prophy- 
laktische Wendung  spricht  eher  B.  Wolf  f.  Ha  hl  hebt  die  Vorzuge 
der  künstlichen  Frühgeburt  hervor.  Den  nachfolgenden  Kopf  sucht 
S t e f f  e c k  mit  beiden  geballten  Fäusten  inWalcher scher  Lage  ins 
Becken  einzudrücken.  Da  Beck  einmal  27  und  ein  anderes  Mal 
7  Stunden  lang  auf  die  Geburt  des  zweiten  Zwillinges  warten 
mußte,  gibt  er  als  Vorschrift,  nicht  länger  als  wie  fiir  die  Expression 
der  Plazenta,  d.  h.  2  Stunden,  zuzuwarten.  Gegen  den  Ausspruch 
Pinards:  „Pembryotomie  a  v6cu"  wendet  sich  Neumann  und 
präzisiert  folgendermaßen  die  Stellung  des  praktischen  Arztes  zor 
Perforation:  1.  Gesetzlich  ist  es  nicht  erlaubt,  eine  Operation  gegen 
den  WiUen  der  Kreißenden  vorzunehmen.  2.  Die  Wahl  der  Operation 
steht  der  Kreißenden  allein  zu.  8.  Die  Perforation  hat  zur  Zeit  noch 
unvergleichlich  bessere  Chancen  für  die  Mutter  als  der  relative 
Kaiserschnitt.  In  ganz  demselben  Sinne  schreibt  Hofmeier  in 
einer  französischen  Abhandlung:    „Trotz  aller  Fortschritte  in  der 


aeburtshilfe  und  Gynäkologie.  345 

Chirurgie  und  Entbindungskunst  ist  die  Perforation  des  lebenden 
Kindes  berechtigt  geblieben  in  gewissen  Fällen  und  es  ist  nicht  er- 
laubt, die  Symphyseotomie  oder  die  Sectio  caesarea  derselben   zu 
substituieren."    Weder  Wehenschwäche  noch  Beckenenge  sind  für 
V.  Winckel    eine    Indikation    für    die   Zangenoperation.       Zange. 
Auch  die  Schulzange  liält  er  für  verwerflich.    Die  Zange  verursacht 
nach  ihm  zahlreichere  Verletzungen  der  Mutter  und  macht  häufiger 
Plazentarlösungen  nötig.    Als  Anzeige  gilt  fbr  ihn  nur  die  Gefahr 
ftr  Mutter  oder  Kind.    Er  hat  auf  20604  Geburten  nur  in  3,08'/o 
die  Zange   angelegt.     Auch  Sachs  bezeichnet  die  Zange  als  die 
blutigste  geburtshilfliche  Operation  und  hat  dieselbe  auf  80973  Ge- 
burten nur  in  2,46 ^/o  in  der  Klinik  Chrobak  angewandt  gefunden. 
Diesen  zurückhaltenden  Standpunkt  tadelt  Fehling.    Er  beweist, 
daß,  wenn  auch  nach  Zangenoperationen  Verletzungen  der  mütter- 
lichen Weichteile  häufiger  als  olme  Zange  vorkommen,  keineswegs 
jedoch  stärkere  Blutungen  oder  vermehrte  Plazentarlösungen  oder 
häufiger  notwendig  werdende  plastische  Operationen  der  Zange  zur 
Last   gelegt  werden   dürfen.    Für  das  Leben  der  Kinder   ist  die 
Zange  sehr  günstig.    Die  Lidikation  bei  Wehenschwäche  und  für 
Lehrzwecke    bleibt  von   großer   Wichtigkeit.     Einen  wirksameren 
Dammschutz  glaubt  v.  Budberg-Bönninghausen  gefunden  Dunmsoliatz. 
zu  haben,  indem  er  in  Bückenlage  der  Kreißenden  seinen  linken 
Unterarm  auf  den  Bauch  derselben  drückt  und  mit  den  Fingern  der 
linken  Hand,  welche  den  vorrückenden  Kopf  umfassen,  vibrierende 
und  zugleich  leicht  schraubenförmige  Bewegungen  ausfuhrt.    Dieser 
beständig  unterhaltene  Kontakt  zwischen  Kind,  Uterus  und  Unter- 
arm des  Geburtshelfers  verringert  die  kyphotische  Krümmung  des 
Kindesrückens  und  der  Kopf  wird  weniger  gegen  den  Damm  ge- 
trieben.   K.  Hegar  möchte  auffallenderweise  die  Naht  der  fri-    Dammnaht, 
sehen  Dammrisse  etwas  einschränken,  da  sie  doch  nicht  immer 
heilen  und  die  Gefahr  einer  Lifektion  durch  die  Naht  steige.    Damm- 
risse dritten  Grades  sollten  überhaupt  nicht  genäht  werden.  Versuchs- 
weise hat  er  deshalb  53  Dämme  nicht  genäht;  davon  heilten  86,8^/o 
per  primam  und  77,2  ^/o   mit  guten  funktionellen  Resultaten.     Die 
Episiotomie  verwirft  er  ganz.    Schatz  macht  dagegen,  wenn  eine 
Abreißung  der  Scheide  tmd  des  muskulösen  Beckenbodens  zu  be- 
fürchten ist,  einen  prophylaktischen  Paraproktalschnitt  der  Scheide 
bis  zur  mittleren  Höhe  derselben.   Kays  er  erlebte  nach  einer  Zange    Symphyeen- 
bei  ganz  normalem  Becken  eine  Symphysenruptur,  die  er  durch       "»P^™«^- 
Knochennaht  zur  Heilung  brachte.   Bei  einer  Retroversio  uteri    BetroYenio 
gravidi  cum  incarceratione  konnte  Wennerström  durch  hintere  »»^«^  8"^^*« 


346 


J.  Klein. 


Ruptora 
uteri. 


Kolpotomie,  ohne  den  Douglas  zu  eröffnen,  die  hintere  Uteruswand 
spalten  und  den  Uterus  ausräumen.  Die  Frau  hat  spater  wieder 
invereio  uteri,  normal  geboren.  Dienst,  welcher  einen  Fall  von  Inversio  uteri 
operativ  zur  Heilung  brachte,  eröffnete  dagegen  nach  der  Methode 
Küstners  den  Douglas  und  spaltete  dann  die  hintere  Uteruswand. 
Betreffs  Aetiologie  der  Inversio  uteri  bleibt  Schauta  auf  seinem 
früheren  Standpunkt  stehen,  daß  dabei  Kontraktionen  des  Uterus 
keine  EoUe  spielen  können,  sondern  im  Gegenteil  Erschlaffung  des 
Organs  vorhanden  sein  muß.  Uterusrupturen  sahen  Oswald 
infolge  manueller  Plazentarlösung  und  Schwendener  infolge  Credo- 
sehen  Handgriffes  bei  angewachsener  Plazenta,  Knauer  8  Fälle  bei 
vorzeitiger  Plazentarlösung.  Die  Richtigkeit  der  Freund  sehen  Theorie 
der  Zerreißungen  des  Scheidengewölbes  während  der  Geburt  be- 
stätigt in  allen  Stücken  Kaufmann.  Er  befürwortet  die  Naht  per 
vaginam  und  die  Drainage.  Kolomenkin  macht  keinen  Unterschied 
zwischen  kompleter  und  inkompleter  Uterusruptur,  er  hält  die  opera- 
tive, radikale  Therapie  für  besser  als  die  konservative  und  gibt  der 
Exstirpatio  uteri  totalis  abdominalis  mit  Drainage  nach  der  Scheide 
den  Vorzug.  Ivanoff  hat  mit  der  rein  exspektativen  Therapie  nur 
21  ^yo  Heilungen  erzielt,  entschließt  sich  daher  jetzt  fiir  Laparotomie 
mit  Porro.  Zweifel  ist  nicht  mehr  für  Drainage  eingenommen. 
Er  schlägt  vor,  bloß  die  Serosa  über  den  Biß  zu  vernähen  und  vor 
allen  Dingen  die  Bauchhöhle  durch  Aufrichten  der  Patientin  bis  auf 
den  letzten  Tropfen  zu  reinigen,  den  Biß  der  Muskulatur  ungenäht 
zu  lassen  und  nur  die  blutenden  Gefäße  zu  umstechen.  Bayer  ver- 
gleicht die  Placenta  praevia  mit  der  Tubeneckenplazenta,  da  Ent- 
faltung oder  mangelhafte  Entfaltung  des  Zervikal-  resp.  Tuben- 
segmentes ähnliche  Störungen  zwischen  Plazenta  und  Haftstelle  zur 
Folge  haben.  Hammer  hält  fiir  die  beste  Therapie  der  Placenta 
praevia  die  Wendung  nach  Braxton  Hicks,  v.  Braun-Fernwald 
ebenso,  wendet  aber  auch  Tamponade  und  Kolpeuryse  an.  Den 
Kaiserschnitt  erachtet  er  auch  für  einzelne  Fälle  für  vollkommen 
berechtigt,  doch  für  unrichtig,  zu  weite  Gb'enzen  für  denselben  za 
stecken.  Nach  Badtke  kommen  als  Folgezustände  von  Plazenta 
praevia  sehr  ofl  Sterilität  und  Aborte  vor.  Statistische  Angaben 
über  Eklampsie  veröffentlichen  Büttner  und  Schroeder.  Letz- 
terer verlangt  eine  genauere  Statistik  betreffs  UrinbeAmd:  1.  bei  der 
Aufnahme,  2.  während  der  Anfälle,  3.  im  Wochenbett,  4.  bei  der 
Entlassung,  5.  bei  späteren  Untersuchungen.  Was  die  Aetiologie 
der  Eklampsie  betriffst,  kommt  Stroganoff,  wie  alljährlich,  auf 
seine  Theorie  der  infektiösen  Natur  derselben   zurück.    Lauben* 


Placenta 
praevia. 


Eklampsie. 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  347 

barg  hat  einen  Fall  bei  septischem  Abort  beobachtet,  wo  der 
Ausbruch  der  Eklampsie  vielleicht  auf  Invasion  von  Pyogenes  albus 
in  den  Uterus  und  Niereninsuffizienz  zurückzufuhren  ist.  Wei- 
chard bespricht  nochmals  seine  Theorie  des  Antitoxinmangels  gegen 
die  bei  der  Zytolyse  von  Plazentarelementen  frei  werdenden  Toxine. 
Ob  Moles  placentae  ätiologisch  mit  der  Eklampsie  etwas  zu  tun 
hat,  fragt  sich  König.  In  therapeutischer  Hinsicht  bringen  Sin* 
tenis  und  Windisch-Oedön  nichts  Neues,  während  Bumm, 
Dührssen,  Westphal,  Rühl,  Simon,  Ehrendorfer  und  Orth- 
mann  nicht  allein  bei  Eklampsie,  sondern  auch  bei  Hyperemesis, 
Rigidität  oder  Karzinom  der  Zervix  u.  s.  w.  für  den  vaginalen  Vaginaler 
Kaiserschnitt  eintreten.  Den  klassischen  Kaiserschnitt  führ-  Kaisersohnitt. 
ten  Streckeisen  2mal  wegen  Eklampsie  aus,  Olshausen  a^f  Kaiserschnitt 
80  Fälle  62mal  wegen  Beckenenge,  van  der  Briele  Imal  wegen 
eingekeilten  Ovarialtumors,  Küstner  2mal  wegen  in  der  vorher- 
gehenden Schwangerschaft  eingetretener  Uterusruptur.  Letztere  Indi- 
kation bespricht  H.  Freund  an  der  Hand  eines  Falles,  in  welchem 
nach  einer  genähten  Uterusruptur  5mal  der  artefizielle  Abort  und 
zuletzt  eine  künstliche  Frühgeburt  mit  Erfolg  ausgeführt  wurde. 
Es  ist  daher  in  diesen  Fällen  eine  exakte  Untersuchung  des  Uterus 
nötig.  Ist  Atrophie  der  Muskulatur  des  Uterus  im  Narbenbezirk 
vorhanden,  so  ist  der  künstliche  Abort  oder  der  Kaiserschnitt  am 
Platze.  Ist  dagegen  genügende  Regeneration  vorhanden,  so  ist  die 
künstliche  Frühgeburt  eventuell  mit  Kolpeuryse  erlaubt.  Bei  Osteo-  Osteomalazie, 
malazie  ist  Ruehle  für  den  konservativen  Kaiserschnitt  mit  Be- 
lassung der  Ovarien  aus  ethischen  und  sozialen  Rücksichten.  Da  üb  er 
glaubt,  daß  die  medikamentös-diätetische  Therapie  bei  leichten  Osteo- 
malazlefällen  einigermaßen  Dauerresultate  verspricht.  Bei  allen 
schwereren  FäUen  ist  die  operative  der  konservativen  Therapie  vor- 
zuziehen, besonders,  wenn  es  sich  um  Frauen  handelt,  die  dem 
Klimakterium  nahe  stehen.  Bei  jüngeren  Frauen  ist  eventuell  ver- 
suchsweise vor  der  Kastration  Phosphorlebertran  anzuwenden,  und 
erst  zu  operieren,  wenn  die  Medikation  erfolglos  geblieben  ist.  Den 
Lateralschnitt  des  Beckens,  Pubiotomie  oder  Hebotomie,  preisen  Pabiotomie. 
Qigli,  Pestalozza,  L.  Meyer,  Arndt  hoch  an,  während  Baum m 
seine  2  Fälle  an  Sepsis  nach  Platzen  der  Vagina  und  nach  Zer- 
reißung der  Harnblase  verlor.  Daraufhin  heftige  Polemik  zwischen 
Gigli  und  Baumm. 

Hitschmann  und  Volk  behaupten,  daß  es  keine  Veränderungen 
in  der  Plazenta  gäbe,  die  für  Lues  allein  charakteristisch  seien, 
dagegen   fand    Bondi    VeränderuQgen    der    Nabelschnur,    die  für 


348 


J.  Klein. 


Nachgebart.  Syphilis  pathognostisch  sein  sollen,  nämlich  ödematöse  Dnrchtränknng 
der  Gefäßwände,  Emigration  von  polynukleären  Leukozyten  und 
Nekrosen,  also  Arteriitis  resp.  Phlebitis.  Schi  ekele  studierte  die 
Störungen  in  der  Blutzirkulation  der  intervillösen  Räume  der  Plazenta 
und  schlägt  vor,  statt  „Infarkt"  Fibrinknoten  zu  sagen.  -Bohnstedt 
stellte  experimentell  an  Kaninchen,  Katzen  und  Hunden  fest,  daß 
nach  dem  Tode  der  Frucht  im  Gewebe  der  Plazenta  Blutergüsse 
und  deren  Folgezustände  wie  beim  Menschen  auftreten.  Einen  Fall 
eines  335  g  schweren  Fibrochorioangioma  placentae  teilt  uns  Gal- 
derini  mit.  Die  Grundlage  der  Plazentarpol3rpen  ist  nach  Michaelis 
durch  Chorionzotten  gebildet,  die  in  dezidual  veränderten,  mütter- 
lichen Gefflßen  liegen. 


Bakteriologie.  Wochenbett.  In  seinen  Studien  zur  Bakteriologie  des 
Genitalkanales  fand  Stolz  sowohl  bei  normalen  Schwangeren 
imd  normalen  Wöchnerinnen  als  auch  bei  Fiebernden  Streptokokken 
vor.  Er  glaubt  daher,  daß  die  Virulenz  derselben  nach  der  Ein- 
wanderung in  den  Uterus  oder  bei  Fieber  zunehmen  könne.  Bucura 
zählt  in  seiner  Wochenbettstatistik  auf  23639  Geburten  2037  =  8,62®fo 
Fieberfälle  mit  66  =  2,79  '/o  SterbeÄUen.  Das  Vollbad  hat  er 
eliminiert  und  findet  die  Reinigung  unter  fließendem  Wasser  günstig 
wirkend;  gefiSdirlich  ist  die  Rektalmessung;  Selbstinfektion  ist  mög- 
lich. Die  beste  Prophylaxe  ist  Abstinenz  von  septischen  Berührungen 
und  die  peinlichste  Desinfektion  der  Hände.    Nach  Hamm  ist  die 

Paerperale    puerperale  Bradykardie  weder  physiologisch  noch  pathologisch; 

Bradykardie,  gje  kommt  in  8,6 °/o  vor.    An  30  Wöchnerinnen  hat  Kachel  das 

Pnrgatin.     Purgatin  1,5— 2,0  g  pro  dosi  anstatt  des  üblichen  Bizinusöles  am 

3.  Tage  post  partum  mit  gutem  Erfolg  erprobt.    Daß  die  radikale, 

Wochenbett-  chirurgische  Therapie  des  Puerperalfiebers  nur  in  schweren 
und  seltenen  Fällen  einzutreten  hat,  und  daß  die  rationelle  Indikation 
dazu  eigentlich  nur  in  Fällen  von  Plazentarretention ,  Verjauchung 
eines  Uterusfibroms,  Verletzungen  des  Uterus  existiert,  ist  so  ziem- 
lich allgemein  angenommen.  In  diesem  Sinne  unge&hr  sind  die 
Arbeiten  von  Pinard,  Sippel,  Bennecke,  Asch  und  Dolöris 
verfaßt.  Nicht  abgeneigt  gegen  das  Argentum  colloidale  Cred£, 
intravenös  in  Dosen  von  10 — 20  g  2^/oiger  Lösung  eingespritzt, 
zeigen  sich  Fehling,  v.  Herff  imd  Bosenstein.  Eine  künst- 
liche Leukozytose  will  Ho  ff  bau  er  mit  seiner  Nuklein-Xochsalz- 
behandlung  hervorgerufen  und  dadurch  die  puerperale  Sepsis  llmal 
in  12  Fällen  geheilt  haben.  Er  verordnet  6—6  g  Nuklein  per  ob 
und  zugleich  Kochsalzinfusionen»   Dies  ist  nach  12— 24'6tunden  zu 


lieber. 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  349 

wiederholen,  bis  Knochenmarksreaktion,  d.  h.  Enochenempfindlichkeit, 
auftritt.  Watson  hält  das  Wasser,  welches  nach  intrauterinen 
Ausspülungen  bei  Wochenbettfieber  im  Uterus  zurückbleibt,  für 
schädlich,  weil  es  die  vorhandenen  Toxine  löst  und  schneller  in  den 
Kreislauf  bringt  und  weil  es  das  Wachstum  der  Mikroorganismen 
fördert.  Man  muß  daher  das  Wasser  soviel  als  möglich  wieder 
ausdrücken  und  dann  S'^/oiges  Pormalinglyzerin ,  etwa  30  g,  in  den 
Uterus  einspritzen.  Das  Glyzerin  extrahiert  das  Wasser,  das  Formalin 
ist  ein  reizloses  Antiseptikum.  Breuer  betrachtet  die  puerperale 
Pleuritis  imd  Pneumonie  als  entzündliche  Konsequenzen  von  Embolien 
aus  den  Beckenvenen.  Wie  vorsichtig  man  mit  der  Umgebimg  der 
Kreißenden  sein  muß,  beweist  eine  Kindbettfieberepidemie,  die 
Büttner  zitiert,  welche  im  Anschluß  an  eine  Anginaepidemie  auf- 
trat. Für  eine  von  ihm  beobachtete  Unterschenkelgangrän  im  primär 
afebrilen  Wochenbette  macht  Schaeffer  folgende  Umstände  ver- 
antwortlich: 1.  Schwächliche  Konstitution  und  Chlorose.  2.  Schenkel- 
und  Genitalvenenerweiterung.  3.  Subakute  Gonokokkeninfektion. 
4.  Schlechte  Ernährung.  Gute  Erfolge  mit  Antistreptokokkenserum 
notieren:  Steinhauer  (2  Fälle),  Caie  (1  Fall),  Jones  (1  Fall)  und 
Mainzer  (1  Fall).  „Jede  Mutter  soll  selbst  stillen"  ist  die  Devise  Laktation, 
von  Schloßmann.  Er  kennt  keine  Kontraindikation,  weder 
Tuberkulose  noch  Mastitis,  da  durch  Abdrücken  der  Milch  ohne 
Anlegen  des  Kindes  die  Brustdrüse -lange  Zeit  in  Funktion  erhalten 
werden  kann.  Die  Ammenkost  ist  unnütz.  Es  ist  ein  Vorurteil, 
daß  das  Ammenkind  und  das  zu  stillende  Kind  gleichalterig  sein 
sollen.  Die  Beschaffenheit  des  kindlichen  Stuhles  beweist  nichts, 
das  allgemeine  Verhalten  des  Kindes  ist  allein  maßgebend.  Es  gibt 
keine  künstliche  Emährungsart,  die  der  natürlichen  annähernd  gleich- 
wertig wäre.  Nußbaum  hat  einen  Fall  von  Basedow  und  einen 
Fall  von  Endometritis  catarrhaüs  gesehen,  wo  1—2  Jahre  nach  dem 
Absetzen  des  Kindes  die  Milchsekretion  noch  anhielt.  Ordination: 
Antipyrin  und  Druckverband.  Nach  Weinberg  ist  der  Volks- 
glaube, wonach  stillende  Frauen  nicht  schwanger  werden,  Tatsache. 
Dies  gilt  aber  hauptsächlich  für  Stillende  mit  Laktationsamenorrhöe, 
da  bei  solchen  im  ersten  Halbjahr  nach  der  Geburt  nur  in  12  ^/oo, 
bei  den  anderen  dagegen  in  596°/eo  Konzeption  eintrat.  L^vai 
sieht  in  der  Somatose,  Beckmann  in  dem  Laktagol  (8—4  Teelöffel 
voll  pro  Tag)  ein  gutes  Anregungsmittel  für  die  Laktation.  Zur 
Behandlung  der  Schrunden  rät  Blechmann,  die  Mamilla  mit  einem 
mehrfach  durchlöcherten,  nicht  gummierten,  befeuchteten  Gold- 
schlägerhäutchen  vor  jedem  Stillen  zu  bedecken.    Aeußerlich  wird 


350 


J.  Klein. 


es  mit  Zuckerwasser  bepinselt, 
und  die  Warze  abgewaschen. 


Nach  dem  Stillen  wird  es  entfernt 


Blennorrhoe. 


Entbindnngi- 
UUunong. 


KlAviknlar- 
ftraktnr. 


Schttdel- 
impressiouen. 

Pflege  der 
Neugeborenen. 


Scheintod. 


Chol&mie. 


Reserveblut. 


Intrauterine 
Leichenstarre. 


Nengeborene.  Veverka  behauptet  mit  Eintr&ufelungen  von 
20^/0 iger  Protargollösung  den  Prozentsatz  der  Augenblennorrhoe 
von  2°/o  auf  0°/o  bei  1100  Neugeborenen  reduziert  zu  haben. 
Scipiades  stellt  die  l^foige  Argentum  aceticum-Lösung  einer 
2^/0 igen  Argentum  nitricum-Lösung  gleich.  Bischoff  nimmt  das 
alte  Cr e dusche  Verfahren  in  Schutz,  erklärt  den  Argentumkatarrh 
för  harmlos  und  will  höchstens  die  2^/oige  durch  1^/oige  Höllenstein- 
lösung ersetzen.  Die  Aetiologie  der  Entbindungslähmungen 
der  oberen  Extremität  sucht  Eversmann  in  der  starken  Dehnung, 
resp.  direkten  Zerreißung  des  fünften  und  sechsten  Zervikaluerven« 
Dieselbe  kommt  zu  stände  durch  starke,  seitliche  Deflexion  des  Kopfes 
zur  Schulter  hin,  besonders  bei  schwierigen  Extraktionen  in  Becken- 
endlage, noch  häufiger  als  bei  vorangehendem  Kopfe.  Die  Prognose 
ist  meist  sehr  schlecht.  Aehnlich  urteilt  Buehle,  der  vor  Ziehen 
am  Kopfe  und  besonders  vor  Deflexion  des  Kopfes  nach  der  Seite 
und  hinten  warnt.  Klavikularfrakturen  bei  Geburt  in  Schädel- 
lage fand  Muus  auf  150  Geburten  5mal,  ohne  daß  irgend  eine 
Manipulation  vorgenommen  worden  wäre.  Einzig  die  Passage  durch 
das  Becken  kann  daran  schuld  sein.  Schädelimpressionen 
bei  Neugeborenen  hat  Bau  mm  4mal  mit  einem  kleinen  Kork- 
zieher eleviert,  2mal  mit  Heüung.  Pur  die  Pflege  und  Ernährung 
frühgeborener  und  schwächlicher  Säuglinge  in  den  ersten  Lebens- 
tagen ist  nach  der  Ansicht  Polanos  eine  eigene,  gut  geschulte 
Wärterin  das  Wichtigste,  wichtiger  jedenfalls  als  der  Brutkasten. 
Den  Scheintod  Neugeborener  behandelt  Zangemeister  mit 
Sauerstoffeinblasungen  mittels  Trachealkatheters  und  Sauerstoff- 
ballons. Gilbert,  Lereboullet  und  Stein  fanden,  daß  das 
Blut  der  Nabelschnur  dmal  mehr  Gallenfarbstoffe  als  das  mütterliche 
enthält.  Das  Blut  des  Neugeborenen  ist  noch  um  ein  Drittel  reicher 
als  das  der  Nabelschnur.  Es  gibt  also  eine  physiologische 
Cholämie  des  Neugeborenen,  welche  sekundär  eine  Cholämie  der 
Mutter  mit  sich  bringt.  Nach  Scipiades  ist  allem  Anscheine 
nach  die  Blutmenge,  welche  durch  die  späte  Abnabelung  in  den 
Organismus  gelangt,  kein  Ueberfluß  (Reserveblut),  sondern  gehört 
physiologischerweise  dem  Neugeborenen,  so  daß  ihm  bei  der  sofortigen 
Abnabelung  eine  eigentlich  ihm  gebührende  Blutmenge  entzogen 
wird.  B.  Wolff  und  Seitz  setzen  die  intrauterine  Leichen- 
starre dem  Rigor  mortis  gleich.    Sie  kommt  vor,  wenn  das  tote 


Geburtflhilfe  und  Gynäkologie.  351 

Kind  lange  genug  im  Mutterleib  bleibt,  auffallend  oft  bei  Zirkulations- 
Störungen  höchsten  Grades,  z.  B.  bei  Eklampsie  und  bei  immaturen 
Früchten    unter    7   Monaten.      Hämorrhagien    des    Zentral-       GeMrn- 
nervensystems  bei  Neugeborenen  kommen  meist  infolge  schwerer    ^^«*^»ß®n- 
Geburt  zu  stände.     Bei  zu  früh  Geborenen  treten  die  Blutungen 
häufiger  im  Gehirn,  bei  rechtzeitig  Geborenen  häufiger  im  Bücken- 
mark auf    Dies  ist  die  Ansicht  von  Couvelaire.    Achondro-       Achon- 
plasie  nennt  Daniel  eine  auf  Syphilis  beruhende  Dystrophie  des     ^ropiasie. 
Fötus.    Bei  einem  solchen  Fall  barst  während  der  Extraktion  des 
Kopfes   derselbe   spontan.    Hofmeier   ermahnt  zur  Vorsicht   bei 
Beurteilung   der  Todesursachen  Neugeborener  bei  forensi-  Todesursache 
scher  Begutachtung,  da  er  in  3  FäUen  von  unerklärtem  Tode  nur  Neugeborener, 
durch  die  mikroskopische  Untersuchung  zur  Klarheit  kommen  konnte. 

Gynäkologrle« 

Allgemeine  Pathologie  und  Therapie.  Ganz  entschiedene  An- 
hänger der  Aethernarkose  sind  Pfannenstiel  undKroemer,  Narkose, 
während  Burckhard  nicht  den  Mißkredit  billigt,  in  den  die  Chloro- 
formnarkose  gefallen  ist.  Ein  neues  Narkotikum,  aus  2  Teilen 
Aethylchlorid,  4  Teilen  Chloroform  und  12  Teilen  Aether  sulf.  be- 
stehend, haben  Foerster  und  v.  Winckel  angewandt.  Letzterer 
hatte  dabei  2  Todes&lle  und  8  Asphyxien  zu  verzeichnen.  Ohne 
Narkose,  nur  mit  0,01  Morphium  und  eventuell  Schi  eich  scher 
Einspritzung  in  die  Schmerzstellen  beim  Umschnüren  des  unteren 
Teiles  der  Ligamenta  lata  und  beim  Abbinden  der  Adnexe,  hat 
Gradenwitz  drei  vaginale  Totalexstirpationen  zu  gutem  Ende 
bringen  können.  Bei  Diabetes  mellitus  und  gynäkologischen  Opera- 
tionen hält  Füth  die  Allgemeinnarkose  für  gefährlich;  es  ist  aber 
nicht  nötig,  die  Elranke  vorher  zuckerfrei  zu  machen.  In  Becken- 
hochlagerung wird  konstant  die  abdominale  Atmung  bedeutend 
schwächer  und  die  thorakale  verstärkt  sich  nur  wenig  kompen- 
satorisch. Es  treten  daher  nach  Franz  nach  Aethernarkose  in 
Beckenhochlagerung  4mal  so  viel  Bronchitiden  auf  als  in  Bücken- 
lage. Die  Chloroformnarkose  ist  viel  weniger  gefährlich.  Auf  seine 
im  Vorjahre  erwähnte  Ventroskopie  kommt  v.  Ott  ausführlicher  Ventroskopie. 
zurück  und  will  auf  dieselbe  Weise  das  Rektum,  das  Kolon,  die 
Harnblase  und  die  Gebärmutter  zu  diagnostischen  und  operativen 
Zwecken  mit  besonders  konstruierten  Spiegeln  und  elektrischen  Lam* 
pen  beleuchten.  Den  Einfluß  der  Menstruation,  der  Schwanger-  Mensirnation • 
schaf^i,  der  Geburt  und  des  Puerperalstadiums  auf  die  Muskelkraft 


352  J.  Klein. 

Menstraation.  hat  Bossi   mit   dem   Ergograph   Mossos    untersucht.     Vor   der 
Menstruation  nimmt  die  Muskelkraft  ab,  wahrscheinlich  als  Folge 
von  Intoxikation  mit   schädlichen  Stoffen,   die   nachher  eliminiert 
werden.    Die  Muskelkraft  in  der  Oeburt  ist  im  Vergleich  mit  der 
in  der  Schwangerschaft  nicht  sehr  groß,  im  Wochenbett  steigt  die- 
selbe rasch  an.    Nach  Theilhaber  tritt  häufig  Menorrhagie  und 
Metrorrhagie  durch  psychische  Erregungen  bei  gesunden  Nerven  und 
gesunden  Genitalien  auf.    Noch  häufiger  sind  jedoch  entweder  die 
Nerven  oder  die  Genitalien  nicht  ganz  normal  oder  beide.    Die  Be- 
handlung besteht  in  Hydrotherapie,  vegetarischer  Diät,  Vermeidung 
psychischer  Beize,  Ergotin,  Aetzungen  des  Uterus  mit  Formalin  oder 
Chlorzink.    Zur  Stillung  übergroßer  menstrueller  Blutungen  erinnert 
Klemperer  an  das  alte  Kußmaulsche  Verfahren,  vom  hinteren 
und  vorderen  Scheidengewölbe  aus  eine  Xompressionstamponade  des 
Uterus  mit  drei  Tampons  auszufuhren.    Ein  periodisch  auftretendes 
angioneurotisches  Oedem  erklärt  Kermauner  durch  Intoxikation 
mit  Leukomainen,    die  von  der  Keimdrüse  ausgeschieden  werden. 
steriiiut.     Zur  Herbeiführung  der  zeitlichen  Sterilität  hat  Biß  mann  durch 
hintere  Kolpotomie  die  keilförmige  Exzision  der  Tubenecken  voU- 
ftdirt.    Der  Konservatismus  bricht  sich  in  der  Gynäkologie  immer 
Konservative  mehr  Bahn :  B u c u r a  berichtet  über  226 konservative  Kolpokölio- 
^^toSe^*^    tomien  aus  der  Klinik  Chrobak  mit  einem  Todesfall.    Nebesky, 
P  e  h  a  m  und  K  e  i  1 1  e  r  behandeln  die  chronisch  entzündlichen  Adnex- 
erkrankungen  möglichst  konservativ  ohne  Operation  und  nur   bei 
Eiteransammlungen  mittels  Inzision  und  Drainage.   Denselben  Stand- 
punkt nimmt  Jung  ein.    Auch  Treub  stellt  fest,  daß  mehr  als  die 
Hälfte  aller  Salpingo-Oophoritiden  ohne  chirurgischen  EingrifiP  heilen 
können.    Bei  mehrfachen  Rezidiven  kommt  die  Kolpotomia  posterior 
in  Betracht.  Zur  vaginalen  Eröffnung  von  Eiterherden  hat  Fraenkel 
Trokar-      eine  Kombination  von  Kornzange  undTrokar  ersonnen.   Du  t  z- 
Komzange.    j^^nn  meint,  daß  die  Zählung  der  Leukozyten,   besonders  bei  Ex- 
sudaten, ein  ausgezeichnetes  Hilfsmittel  ist,  um  Eiterung  zu  erkennen. 
Waldstein   und   Fellner   sind  gegenteiliger  Ansicht.     Für  sie 
Leukozyten-  bietet    die    Leukozytose    keinen    Anhaltspunkt    in    differential- 
bestimmung.  diagnostischer  Hinsicht  zwischen  Eiterung  und  Blutung.    Eine  um- 
Drainage nach  fangreiche  Diskussion  über  den  Wert  der  Drainage  nach  Laparo- 
Laparotomie,  ^omie  hat  Olshausen  eröffnet,  welcher  seine  Abneigung  gegen 
die  Drainage  laut  aussprach,  da  er  bei  114  schwierigen  FäUen  unter 
1666  Laparotomien  ohne  Drainage  nur  24  tödliche  Ausgänge  zu  ver- 
zeichnen hatte.    Sämtliche  durch  dieses  Urteil  veranlaßte  Veröffent- 
lichungen lauten  zu  Gunsten  der  Drainage  bei  komplizierten  Fällen. 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie. 


353 


Die  einen  Autoren,  wie  Hofmeier,  Fehling,  Thomson,  Marsch- 
ner und  Sippel,  drainieren  durch  die  Bauchwunde  hindurch  mit 
Jodoformgaze  oder  mit  der  Mikulicz  sehen  Schürze,  die  anderen, 
wie  Döderlein  und  Martin,  per  vaginam.  In  welchen  Fällen  zu 
drainieren  ist,  hat  Fehling  am  deutlichsten  präzisiert:  1.  bei  Ein- 
fließen von  Eiter  und  Jauche  ins  Operationsgebiet;  2.  wenn  große 
Stücke  einer  eitrigen  oder  nekrotischen  Sackwandung  zurückgelassen 
werden  mußten;  3.  bei  Blutimgen  in  der  Tiefe  des  kleinen  Beckens ; 
4.  bei  Verletzungen  oder  Fisteln  von  Mastdarm  oder  Blase.  Inter- 
essante Angaben  über  Nebenverletzungen  bei  gynäkologi- 
schen Operationen  in  der  Klinik  Chrobak  verdanken  wir 
Blau.  Auf  2193  Operationen  kommen  46mal,  das  ist  2°/o,  Neben- 
verletzungen vor,  welche  15mal  die  Ureteren,  21mal  die  Blase  und 
14mal  den  Darm  betreffen.  Die  Vaporisation  nach  vorheriger 
Dilatation  und  Abrasio  empfiehlt  Hantke  besonders  bei  Blutungen 
im  Klimakterium,  bei  subserösen  und  interstitiellen  Myomen,  die 
unoperierbar  sind,  bei  unstillbaren  Blutungen  nach  Kastration  imd 
bei  Hämophilie  zur  Herbeiführung  der  Sterilität.  Aehnlich  sind  die 
Erfahrungen  von  Fuchs.  Um  große  Spülungen  mit  Wasser 
von  50®  C.  vornehmen  zu  können,  hat  Hosen feld  einen  kupfernen 
Kessel  von  30  1  Inhalt  mit  Thermoregulatoren  sich  anfertigen  lassen. 
Pinkuß  greift  ebenfalls  zur  Behandlung  chronisch-entzündlicher 
Erkrankungen  der  weiblichen  Genitalien  auf  die  altbewährten  heißen 
Vaginalduschen  zurück.  Heißlufttherapie  ist  nach  Bürger 
bei  Parametritis,  Pelveoperitonitis,  Adnextumoren  gonorrhoischen 
oder  puerperalen  Ursprungs  auf  Gh:*und  ihrer  schmerzlindernden  und 
resorptionsbefördemden  Wirkung  ein  sehr  verwendbares,  konser- 
vatives Heilmittel.  Für  Belastungstherapie,  ganz  im  Sinne  von 
Freund,  plaidiert  Schneider.  Einen  aseptischen  Zervixdila- 
tator  hat  B.  Müller  sich  mit  einem  Laminariastift,  welcher  in  eine 
auskochbare  Gummihülse  hinein  kommt  und  durch  ein  Hodge- 
pessar  in  situ  gehalten  wird,  zusammengebaut.  Koslenko  hält  das 
Thiol,  Neumann  das  Thigenol  f&r  ebenbürtig  dem  Ichthyol 
in  der  resorptionsanregenden  Wirkung.  Das  Thigenol  soll  in  der 
schmerzstillenden  Wirkung  ihm  sogar  überlegen  sein.  Falk  wendet 
es  auch  an  zur  Behandlung  der  chronischen  Gonorrhöe:  40g  in 
einem  Liter  ^jt^loiger  Lysollösung  zur  Uterusausspülung,  50^/oige 
Tampons  imd  Seifensitzbäder  mit  40  g  Thigenol.  Neuwirth  und 
Woyer  ziehen  jedoch  das  Ichthargan  vor,  in  Spülungen  von 
*/ipoo — ^l%ooo  oder  in  Tampons  von  '/looo — */iooo.  Nach  ParÄdi 
ist  das  Dogma  der  Unheilbarkeit  der  Uterusgonorrhöe  nicht  haltbar. 
Jahrbuch  der  praktischen  Medizin.   1904.  28 


Neben- 
verletzungen 
bei  gynäko- 
logischen 
Operationen. 

Vaporisation. 


Heifiwasser^ 
behandlnng. 


Heifiluft- 
therapie. 


Belastungs- 

therapie. 

Zervix- 

dilatator. 


Thiol  und 
Thigenol. 


Gonorrhoe. 


354 


J.  Klein. 


Styptizin  und 
Styptol. 


AdreDElin. 

Strychnin. 

Speknlnm. 

Vegetarische 
Diät. 


Geistes- 
krankheiten. 


Mit  Einspritzungen  in  den  Uteras  und  in  die  Zervix  von  je  1  ccm  Argen- 
taminlösung  (V^o^/oig)  oder  Natriumlygosinatlösang  (5®/«ig)  mit  der 
Braun  sehen  Spritze  sind  nach  40  Tagen  und  nach  12  Einspritzungen 
im  Durchschnitt  die  Gonokokken  aus  dem  Uterussekret  verschwunden. 
Plien  verurteilt  die  Behandlung  der  weiblichen  Gonorrhöe  mit  Hefe, 
da  dieselbe  nicht  im  stände  sei,  die  Gonokokken  abzutöten,  v.  Csiky 
ist  mit  dem  Styptizin,  Katz  mit  dem  ihm  ähnlichen  Styptol 
sehr  zufi;^eden  bei  Blutungen  infolge  Subinvolutio,  bei  Adnexblutungen, 
Fibrom-  und  Retroflexionsblutungen  u.  s.  w.  Gramer  und  Lange 
haben  von  Adrenalin  als  Hämostatikum  nurGutes  gesehen.  Grube 
und  Jaffa  liefern  weitere  Beiträge  zur  Bekämpfung  des  Heus  mittels 
subkutanen  Strychnininjektionen  von  mehrmals  0,003  g.  Ein 
neues,  selbsthaltendes  Spekulum,  welches  am  Tisch  fixiert  werden 
kann,  hat  Spiegel  angegeben.  Die  vegetarische  Diät  soll 
nach  Theilhaber  bei  Neuralgien,  Neurosen  der  Blase,  nervöser 
Schlaflosigkeit,  klimakterischen  Beschwerden,  Galaktorrhöe,  Pruritus 
vulvae,  Dysmenorrhöe,  Insufficientia  uteri,  Obstipation,  Flatulenz, 
Schwangerschafbsniere  u.  s.  w.  zu  empfehlen  sein.  Bei  psychischen 
Erkrankungen  von  Frauen  ist  stets  ein  Genitalbefund  zu  erheben; 
bei  pathologischem  Befund  ist  die  Operation  indiziert,  dieselbe  soll  aber 
möglichst  konservativ  sein.   So  lautet  der  Ausspruch  von  ßaimann. 


Leukoplakie 
der  Vulva. 


AeuBere  Geschlechtsorgane.  Die  leukoplakischen  Ver- 
änderungen der  Vulva  sind  nach  Sz&sz  eine  auf  lange  Jahre 
sich  erstreckende  Affektion,  die  zwei,  wenngleich  verschiedenartige, 
doch  natürliche  Evolutionswege  einhält.  Der  eine  fuhrt  zur  Kraurosis, 
der  andere  zum  Karzinom.  Jung  sah  einen  Fall  von  Kankroid  bei 
Esthiom^ne.  Kraurosis  vulvae.  Die  Aetiologie  des  Ulcus  rodens  vulvae 
oder  Ulcus  vulvae  chronicum  elephantiasticum,  auch  Esthiom^ne  ge- 
nannt, bleibt  für  Szdsz  eine  dunkle.  Einen  Fall  von  Tuberkulose 
der  Vulva,  der  durch  das  Fehlen  von  jeglicher  Ulzeration  auf- 
fallend war,  teilt  uns  Poeverlein  mit.  Den  diabetischen  Pruritus 
vulvae  kuriert  Lorand  mit  Naphthalan  oder  noch  besser  mit 
10^/oiger  Anästhesin-Lanolinsalbe,  innerlich  mit  Natrium  salicylicum. 
Dieser  Pruritus  entsteht:  1.  durch  die  erregend-giftige  Aktion  des 
diabetischen  Blutes,  2.  durch  den  zuckerhaltigen  und  mit  Harnsäure 
übersättigten  Harn  als  Reizagens  und  3.  infolge  nervöser  Prädisposition. 

Oynatresie.  Scheide.     Die  Gynatresie  ist  nach  Pincus  meist  durch  In- 

fektionskrankheiten erworben.  Es  sollten  daher  alle  Kinder  nach 
Infektionskrankheiten  mit  einer  0,5—1  cm  dicken  Kupfersonde  unter- 
sucht werden!!    Zur  Therapie  der  Gynatresien  empfiehlt  Halban 


Tuberkulose 
der  Vulva. 

Pruritus 
vulvae. 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  355 

bei  Hämatometra  und  Hämatosalpinz  die  Laparotomie,  sonst  ist  der 

vaginale  Weg  am  Platze.     Aus   den  Scheidendrüsen   können,   wie 

Widmer  beweist,  Retentionszysten  entstehen,  die  mit  den  Ueber- 

resten  der  Gärtn ersehen  Gänge  nichts  zu  tun  haben.    Zwei  Fälle 

von  Fibromyom  der  Vagina  beschreibt  Potel,  Maly  einen  Fall  von  Tumoren  der 

Carcinoma  vaginae,   durch  Druck  eines  May  ersehen  Ringes  ent-      Vagina. 

standen.    Sechs  ähnliche  Fälle  fand  er  in  der  Literatur. 

Oebftrmutterhals.    Aetiologisch  wichtig  für  die  Erosio  por-      Erosion, 
tionis    vaginalis   ist   die   Anwesenheit    von   Gonokokken    in  Ge- 
websschnitten,  die  Vörner  in  6  Fällen  konstatierte.    Die  primäre 
Tuberkulose  der  Zervix   teilt  Kynoch   ein   in:    1.  ulzeröse       Zerviz- 
Porm,  2.  miliare  und  3.  papilläre  Form.    Therapeutisch  hält  er  die  t^^wi^^iose. 
Hysterektomie  für  angezeigt.    Ein  neues  Verfahren  gibt  Gottschalk 
an,  um  größere  interstitielle   und   interstitiell-submuköse  Zervix-  Zervixmyom. 
myome   exstirpieren  zu  können,   ohne  die  Schleimhautdecke   der 
Gebärmutter  zu  berühren  und  ohne  Naht  im  Geschwulstbett  selbst, 
indem  er  die  ad  maximum  invertierte  Schleimhautkapsel  mit  der 
KoUuminzisionswunde  vernäht,  ehe  sie  abgetragen  wird. 

Oebftrmutter.  Die  Amenorrhoe  dem  Alter  nach  geschlechts-  Amenorrhoe, 
reifer  Mädchen  darf  nicht  nach  Pincus  monatelang  medikamentös 
ohne  Untersuchung  behandelt  werden,  da  es  sich  eventuell  um  G^- 
atresie  (s.  oben)  handeln  könnte.  Experimentell  läßt  sich,  wie  Schiff 
dies  an  Hunden  gezeigt,  die  Reflexwirkung  von  der  Nase  zum  Uterus 
beweisen.  Opitz  sah  einen  Fall,  wo  Suggestion  sicher  ausgeschlossen 
und  nasale  Dysmenorrhöe  erwiesen  ist.  Für  V.  Schultz  ist  es  Dysmenorrhöe, 
sehr  wohl  denkbar,  daß  die  dysmenorrhoischen  Beschwerden  durch 
Struktureigentümlichkeiten  des  Mesometrium  —  durch  eine  mangel- 
hafte Organisation  des  infantilen  Bindegewebes  in  den  „äußeren 
Wandschichten"  des  Uterus  zur  Pubertätszeit  und  über  diese  hinaus  — 
bedingt  werden.  Theilhaber  und  v.  Lorentz  schildern  sowohl 
die  Ursachen  und  Symptome  als  auch  die  pathologische  Anatomie 
der  chronischen  Metritis.  Dieselbe  ist  charakterisiert  durch  Ab- 
nahme der  Muskulatur  und  Zunahme  des  Bindegewebes  mit  Ver- 
größerung des  Organs  und  starke  Blutfüllung,  das  ist  mit  einem 
Worte:  Insuffizienz  des  Uterus.  Ilkewitsch  ätzt  bei  Endometri- 
tiden die  Uterushöhle  mittels  der  Playfairschen  Sonde  2mal  mit 
Acidom  lacticum  concentr.  Nach  Wertheim  sind  die  regionären 
Lymphdrüsen  beim  Uteruskarzinom  in  35  ^/o  der  Fälle  von  Krebs 
ergriffen.  In  '/s  dieser  Krebsfälle  findet  man  deutliche  Krebsmassen 
in  diesen  Drüsen,  in  V»  merkwürdige,  schlauchförmige  Formationen, 


356  J.  Klein. 

uterna-  die  er  als  Metastasen  von  £rebs  ansieht.  Die  Zahl  dieser  Drüsen 
karzinom.  ^^  ^^  Kroemer  glaubt,  viel  größer  als  man  bisher  annahm.  Es 
ist  daher  das  abdominale  Radikalverfahren  mit  Drüsensache  in  den 
meisten  Fällen  nötig  und  die  vaginale  Totalezstirpation  genügt  nur 
für  die  beginnenden,  reinen  Portiokarzinome  und  fiir  die  Körper- 
krebse ohne  Komplikationen.  Steins  Ansicht  ist,  daß  chronisch 
entzündliche  Prozesse  bei  der  Entstehung  des  Oebärmutterkrebses 
eine  Rolle  spielen.  Kundrat  untersuchte  in  80  Fällen  von  Kollum- 
karzinom  die  Parametrien  und  fand  dieselben  in  44  Fällen  =  56®/o 
krebsig.  Es  ist  daher  die  Freund- Wertheimsche  Methode  nicht 
allein  wegen  der  Entfernung  der  Lymphknoten,  sondern  auch  der 
reichlichen  Mitentfemung  des  parametranen  Gewebes  wegen  für  die 
Dauererfolge  von  Wert.  L  o  m  e  r  hat  die  Ueberzeugung,  daß  unter 
gewissen  Umständen  bei  Operationen  Karzinomteile  im  Körper 
zurückbleiben  und  daß  der  Körper  mit  diesen  fertig  wird.  Tiefe 
Alterationen  des  Blutes,  wie  sie  durch  Fieber,  durch  ungemein  große 
Blutverluste  und  vielleicht  auch  durch  umfangreiche  Verbrennungen 
zu  Stande  kommen,  scheinen  heilend  auf  das  Karzinom  einzuwirken. 
Schmidt  hat  bei  Karzinomkranken  Behandlung  mit  abgetöteten 
Reinkulturen  eines  im  Karzinom  vorkommenden  Parasiten  versucht, 
hat  aber  bisher  noch  keinen  Fall  von  vollständiger  Heilung  auf- 
zuweisen. Peham  hält  die  traubenförmigen  Sarkome  der  Zervix 
und  der  Vagina  für  klinisch  und  anatomisch  gut  charakterisiert.  Sie 
sind  auf  kongenitale  Anlagen  zurückzufuhren  und  gehören  den 
malignen  Mischgeschwülsten  an.  Aehnlich  verhält  es  sich  nach 
Keitler  mit  den  Traubensarkomen  im  Corpus  uteri.  Evelt  hebt 
die  große  Seltenheit  und  die  Schwierigkeit  der  Diagnose  der  Uterus- 
Sarkome  hervor.  Bosse  teilt  uns  einen  Fall  von  papillärem  Kar- 
zinom der  Zervix  mit.  Betreffs  Karzinomoperabilität  ist  es,  wie 
Winter  meint,  eine  Aufgabe  der  Zukunft,  das  Karzinom  so  früh- 
zeitig als  möglich  aufzusuchen.  G.  Klein  hält  auch  palliative 
Operationen  zur  Beseitigung  der  Blutung  und  Jauchung  für  nützlich. 
Blau  bestätigt  dies,  indem  er  überraschend  gute  Dauererfolge  bei 
408  Fällen  von  inoperablen  Gebärmutterkarzinomen  mitteilt,  die  mit 
Exkochleation  behandelt  wurden.  Die  doppelseitige  Ligatur  der  zu- 
führenden Gefäße  bei  inoperablen  Fällen  hat  nach  Lindenthal 
nicht  einen  günstigen  Einfluß  auf  die  Blutung,  aber  auf  den  jauchen- 
den Ausfluß;  nach  Stolz  sind  die  Resultate  nicht  besser  als  nach 
Kürettage  und  Verschorfung.  Olshausen  vergleicht  die  vaginale 
mit  der  abdominalen  Operationsmethode  und  hält  an  der  vaginalen 
Operation  fest.     Er  glaubt,    daß  man  in  Zukunft  mehr  abdominal 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  357 

operieren  wird,  da  wo  die  Parametrien  noch  frei  sind  und  man  den 
Ureter  noch  sicher  heranspräparieren  kann.  Er  hat  in  den  letzten 
2  Jahren  210  Oebärmutterkrebsoperationen  vollführt,  206  vaginale 
mit  15  Todesfällen  und  4  abdominale  mit  einem  Todesfall.  Seine 
Dauererfolge  berechnet  er  auf  18  ®/o .  H  e  i  d  e  m  a  n  n  geht  bei  Korpus- 
und  beginnenden  Portiokarzinomen  vaginal,  bei  Zervix-  und  vor- 
geschrittenen Portiokarzinomen  abdominal  vor.  Für  die  Entfernung 
der  Uterusmyome  macht  H.  Freund  mit  Vorliebe  die  supra-  üterusmyom. 
vaginale  Amputation.  Bei  atypischen  Fällen  kann  der  supravaginale 
Querschnitt  während  des  Operierens  diagnostische  Bedeutung  haben. 
Ebenfalls  Anhänger  der  supravaginalen  Amputation  sind  Bond  mit 
Zurücklassung  der  Ovarien,  femer  Gameron,  Doran,  Hinter- 
stoißer,  welch  letzterer  aber  bei  Tumoren  bis  zu  zwei  Mannsfaust- 
größe noch  vaginal  vorgeht.  Czempin  hat  auf  140  Fälle  58mal  vaginal 
und  82mal  abdominal  operiert.  Unter  den  abdominalen  Fällen  sind  19 
supravaginale  Amputationen  und  44  Totalezstirpationen.  Leopold 
und  Ehren  freund  haben  151  vaginale  Totalexstirpationen  von 
Myomen  bis  zu  Kindskopfgröße  zu  verzeichnen.  Sie  haben  ein  oder 
zwei  Ovarien  zurückgelassen,  aber  doch  Ausfallserscheinungen  ge- 
sehen. Auch  Abel  behandelt  nicht  allein  Betroflezionen  und  Ovarial- 
tumoren, sondern  auch  Myome  des  Uterus  prinzipiell  durch  vaginale 
Köliotomie.  Nebesky  betont  die  Wichtigkeit  der  Adenomyome 
des  Uterus  in  Bezug  auf  Prognose,  wegen  der  eventuell  karzinoma- 
tösen  Degeneration,  und  in  Bezug  auf  Therapie  wegen  der  nötigen 
Exstirpatio  uteri.  Funke  konnte  bei  einem  Tubenwinkeladenomyom 
die  richtige  Diagnose  stellen:  1.  aus  der  Lokalisation  des  Tumors; 
2.  aus  seiner  diffusen,  infiltrierenden  Beschaffenheit;  8.  aus  der 
Schmerzhafbigkeit  bei  Betastung;  4.  aus  den  heftigen  dysmenorrhoi- 
schen  Beschwerden ;  5.  aus  der  vollkommen  normalen  Beschaffenheit 
der  betreffenden  Tube;  6.  weil  das  Vorkommen  zirkumskripter  Ent- 
zündung des  Uterus  bei  gesunder  Umgebung  nicht  bekannt  ist.  Für 
die  voluminösen  Adenomyome  gelten  dagegen  nach  Freund  folgende 
Merkmale:  1.  die  Lokalisation  und  die  Wachstumsrichtung  der 
Tumoren ;  2.  die  Komplikation  mit  chronischer  Pelveoperitonitis  und 
Adnextumoren.  Ulesko-Stroganowa  hat  12  Fälle  von  malignem 
Uterusmyom  (Leiomyoma  mab'gnum  uteri)  untersucht.  Das  maligne 
Myom  ist  selten,  weil  es  bisher  als  Sarkom  oder  einfaches  Myom 
beschrieben  worden  ist.  Seine  Malignität  ist  groß.  Sein  Ausgangs- 
punkt ist  die  Muskelzelle,  welche  degeneriert  und  sarkomähnlich 
wird;  es  entwickelt  sich  aus  früher  vorhanden  gewesenen  Myomen, 
seltener  Fibromyomen.  Myoperithelioma  uteri  malignum  nennt  Gott- 


358 


J.  Klein. 


Betroflexio 
uteri. 


ProUpstts 
uteri. 


schalk  ein  malign  entartetes  Uterusmyom,  dessen  Ausgangspunkt 
in  der  Adventitia  der  Blutgefäße,  dem  Perithelium ,  zu  suchen  ist. 
Die  unkomplizierte  Retroflexio  uteri  macht  nach  Pfannenstiel 
keine  Beschwerden  und  bedarf  keiner  Behandlung.  Die  Komplikation 
mit  Fixatio  uteri  erheischt  die  Ventrofixation,  die  Komplikation  mit 
Descensus  und  Prolapsus  vaginae  die  Pessarbehandlung  oder  Vaginae- 
fixation.  Winternitz  unterscheidet  drei  Gruppen:  bei  der  ersten 
Gruppe  treten  die  nervösen  Störungen  in  den  Vordergrund  und  die 
Retroflexio  bedarf  keiner  Behandlung;  bei  der  zweiten  Gruppe,  ge- 
wöhnlich nach  Geburten  auftretend,  ist  Pessar  oder  Operation  am 
Platze;  bei  der  dritten  Gruppe  kommt  der  Descensus  vaginae  mehr 
als  die  Retroflexio  in  Betracht,  daher:  runder  Ring.  Nach  Petersen 
eignet  sich  die  niedere  Vaginaeflxation  fiir  alle  beweglichen  Retro- 
flexionen  geschlechtsreifer  Frauen  und  als  Stütze  der  Zystozele  bei 
Prolapsoperationen;  die  Ventroflxation  eignet  sich  besonders  bei  Retro- 
flexio mobilis  oder  flxata,  bei  Rezidiven  von  Vaginaefixationen  u.  s.  w. 
Dührssen  verteidigt  die  Vaginiflxur.  Dieselbe  muß  aber  mit  einem 
Silkwormfaden,  der  nach  6  Wochen  entfernt  wird,  nahe  der  oberen 
Korpusgrenze  durch  die  vordere  üteruswand  vorgenommen  werden. 
Die  Fixation  der  ganzen  vorderen  Uteruswand  durch  mehrere 
Nähte,  nicht  die  hohe  Fixation  ist  verwerflich.  Er  hat  bei  72  Ge- 
burten nach  Vaginiflxur  nur  2mal  Hindemisse  erlebt.  Auch  nach 
V.  Guörard  sind  nach  sachgemäß  ausgeführten  Ventri-  oder  Vagini- 
flxuren  keine  Geburtsstörungen  zu  erwarten.  Er  beobachtete  57  Ge- 
burten nach  Ventriflxur  und  42  Geburten  nach  Vaginiflxur  und  es 
verliefen  alle  glatt.  Gradenwitz  hebt  die  Nachteile  der  Ventro- 
flxation hervor,  wegen  der  konsekutiven  Metritiden  oder  Bauchwand- 
hemien  und  bevorzugt  die  Alexander- Adams  sehe  Operation. 
Schücking  und  Alexandroff  haben  neue  Operationsverfahren 
ersonnen.  Schücking  von  der  Beobachtung  ausgehend,  daß  der 
Uterus  beim  Abwärtsgleiten  in  Retroflexion  das  hintere  Scheiden- 
gewölbe zusammenfaltet,  sucht  dies  durch  zirkuläre  Ligaturen  mit 
Silberdraht  unter  der  Schleimhaut,  bis  zu  6  Stück,  zu  verhindern. 
AI  ex  androff  nähert  vom  vorderen  Scheidengewölbe  aus  die  peri- 
pheren Enden  der  Basis  der  Ligamenta  lata  und  näht  sie  zusammen. 
Marchais  sah  mehrere  Fälle  von  hartnäckiger  Obstipation,  die  nur 
durch  Retroflexio  uteri  verursacht  war  und  nach  Behandlung  der 
Uterusdeviation  heilte.  Die  Ursachen  der  Genitalprolapse  sucht 
Schatz  in  den  Zerreißungen  des  muskulösen  Beckenbodens  und  in 
der  Abreißung  der  Vagina  von  ihren  seitlichen  Befestigungen  am 
Arcus  tendineus  und  in  der  Längsschlitzung  derselben,  besonders 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  359 

bei  Extraktionen  am  Steiß  oder  bei  Zangen  oder  bei  zu  frühem 
Mitpressen.  Es  ist  deshalb  eine  exakte  Naht  dieser  Risse  sehr 
wichtig.  Martin  gibt  zur  Zeit  noch  keiner  Operationsmethode  des 
Genitalvorfalls  den  Vorzug,  Küstner  nimmt  gern  die  Ventrifixur 
vor,  gleichzeitig  mit  scheidenverengemder  Plastik,  Bumm  empfiehlt 
am  meisten  die  Totalexstirpation  des  Uterus  (106  Fälle  mit  SS^fo 
völliger  Arbeitsfähigkeit),  Theilhaber  reseziert  die  vordere  Scheiden- 
wand in  großer  Ausdehnung,  Fraenkel  wendet  eine  Kombination 
des  Tait-Saengerschen  und  Hegarschen  Verfahrens  an,  Ger- 
suny kommt  auf  seine  früher  angegebene  Operation  der  Zystozele 
zurück  und  nennt  diese  Methode  „Septumnaht" ,  da  das  Wichtigste 
daran  ist,  daß  das  Septum  oder  die  Lücken  im  Septum  wieder  ver- 
einigt und  verschlossen  werden  durch  die  Naht.  Kreutzmann 
operiert  ähnlich  wie  H.  Freund  und  hält  auch  das  Ausschalten  der 
Blase  aus  der  Zystozele  für  die  Hauptsache.  Jacoby  hebt  die 
Vorzüge  der  Alexander-Adams  sehen  Operation  hervor.  J.  K 1  e  i  n 
hat  mit  H.  Freund  zusammen  in  10  Fällen  von  Einnähung  des 
üterusfandus  in  die  Scheide  nach  W.  A.  Freund  9mal  sehr  guten 
Erfolg  gehabt  und  hält  diese  Operation  bei  Greisinnen  für  sehr 
empfehlenswert.  Schauta  operiert  schwere  Formen  auf  folgende 
Art:  Nach  Spaltung  der  vorderen  Scheidenwand  durch  einen  Längs- 
schnitt und  nach  Ablösung  der  Blase  und  Eröffnung  des  Peritoneums 
holt  er  den  Uterus  heraus,  lagert  ihn  in  das  geschaffene  Bett  und 
näht  über  ihn  die  Scheidenwand  wieder  zu.  Bishop  näht  die  Zervix 
an  das  Peritoneum  und  an  das  Periost  des  Sakrum  an  und  kürzt 
dann  nach  Olshausen  die  Ligamenta  rotuada.  Piering  will 
Prolaps  und  Hängebauch  durch  eine  feste  Bauchbinde,  an  deren 
unterem  Ende  ein  Zapfenpessar  mit  einer  Feder  befestigt  ist,  zurück- 
halten. Menge  hat  ein  neues  Pessar,  Keulenpessar ,  angegeben. 
Es  besteht  aus  einem  großen  Ring,  an  den  eine  Keule  durch  Bajonett- 
verschluß angebracht  werden  kann. 

Eierstock«  A.  Hegar  greift  die  Lehre  an,  nach  welcher  die 
spezifische  Keimdrüse  die  anderen  Sexualcharaktere  und  so  den  gan- 
zen Geschlechtstypus  hervorbrächte  und  daß  der  Verlust  der  Keim- 
drüsen die  Charaktere  des  anderen  Geschlechts  erscheinen  lasse. 
Die  Keimdrüse  spielt  also  nicht  die  Rolle,  welche  man  ihr  nach  dem 
alten  Dogma  vom  korrelativen  Einfluß  zugeteilt  hat.  Auch  Halb  an 
sagt,  daß  die  Entstehung  der  äußeren  und  inneren  Geschlechtsteile 
nicht  vom  Vorhandensein  der  Ovarien  abhängig  sei,  daß  aber  die 
volle    Entwicklung   der  Genitalorgane   nur  unter  dem   protektiven 


360 


J.  Klein. 


Taberkulose 
der  Ovarien. 

Ovarial- 
tnmoren. 


Blasenmole. 


Einfluß  der  Keimdrüse  möglich  sei.  Die  Keimdrüsen  seien  für  die 
Entstehung  der  sekundären  Sexualcharaktere  nicht  nötig.  Prüs- 
mann  sah  einen  Fall  von  primärer,  Wechsberg  von  sekundärer 
Tuberkulose  einer  Eierstocksgeschwulst.  Lange  berichtet 
über  Endothelioma  ovarii,  Grouzdew  über  Sarcoma  ovarii  cysticum, 
luteinocellulare,  Miländer  über  Verkalkung  des  Ovariums,  Glockner 
über  ein  fast  ausschließlich  aus  Schilddrüsengewebe  bestehendes 
Ovarialteratom,  Geldner  über  Aktinomykose  der  Ovarien,  wobei  beide 
Ovarien  total  aktinomykotisch  waren,  ohne  daß  ein  anderes  Organ 
erkrankt  war.  Die  Infektion  war  durch  ein  Geschwür  der  Haut 
oberhalb  der  Hüfbe  zu  stände  gekommen.     Gelpke  erkennt  das 

Stieltorsion.  Küstner-Freunds  che  Stieltorsionsgesetz  bei  Ovarialzysten 
nicht  an,  da  man  sich  sonst  fragen  müßte,  warum  überhaupt  nicht 
alle  Zysten  sich  drehen.  Er  glaubt  eher  an  den  Einfluß  von  Gewalt 
durch  Eumpfbeugen,  Tanzen,  Turnen  u.  s.  w.  Nach  Jaff6  sind  die 
Hypothesen  von  der  Entstehung  der  Blasenmole  aus  einem  befruchte- 
ten, kranken  Ei,  das  aus  einem  kranken  Follikel  stamme,  und  von  dem 
endometritischen  Zustand  des  Uterus  als  Folge  primärer  Ovarialerkran- 
kung,  der  zur  Blasenmolendegeneration  des  Eies  führen  soll,  nicht  ge- 
nügend durch  Tatsachen  gestützt.  Heinsius  will  die  vaginale  Ova- 

Ovariotomie.  riotomie  nicht  als  Konkurrenzoperation  der  abdominalen  aufgefaßt 
wissen ;  dieselbe  hat  ihre  eigene  Indikationsstellung.  Die  obere  Grenze 
ihrer  Zulässigkeit  ist  die  Straußeneigröße  des  zu  entfernenden  Ovariums. 

Tabe.  Lichtenauer  hat  zur  chirurgischen  Behandlung  der 
Pyo Salpinx  den  abdominalen  Weg  beibehalten,  drainiert  aber  per 
vaginam.  Adenomatöse  Wucherungen  der  Tubenschleimhaut  be- 
obachtete Stein  2mal  bei  chronischer  Tuberkulose  und  2mal  bei 
Gonorrhöe.  Einen  sehr  seltenen  Fall  von  Fibromyom  der  Tube 
teilt  uns  Stolz  mit.  Die  Stieltorsion  bei  Hydrosalpinx  kann  nach 
Funke  im  Sinne,  wie  Küstner  sie  für  Ovarialtumoren  angibt,  er- 
folgen, oder  im  entgegengesetzten  Sinne. 

Bauchfell.  Bauchwand.  Beokenbindegewebe.  Als  aussichts- 
voll bezeichnet  v.  Franqu6  die  operative  Behandlung  der  Geni- 
Tnberkoiose.  taltuberkulose.  Dieselbe  ist  hämatogen  und  die  aszendierende 
oder  deszendierende  Tuberkulose  der  Hegarschen  Schule  ist  fallen 
zu  lassen.  Die  Entfernung  des  Uterus  ist  nicht  nötig.  Pape  da- 
gegen, ebenso  wie  Gottschalk  ist  für  Totalexstirpation  des  Uterus 
bei  Genital-  und  fxir  Laparotomie  bei  Peritonealtuberkulose.  Auch 
H.  Freund  hält  im  Gegensatz  zu  Borchgrevink  die  tuberkulöse 
Peritonitis  für  heilbar,  sowohl  die  seröse,  als  auch  die  adhäsive  und 


Pyosalpinz. 


Fibromyom. 
Stieltorsion. 


Geburtsbilfe  und  Gyi^ologie. 


361 


Banchnaht. 


Ligamentam 
rotundum. 


eiterig-ulzeröse.  Der  Heilungsvorgang  ist  durch  Entlastung  des 
Abdomens  vom  Erguß  und  durcli  bindegewebige  Produktion,  die  das 
Krankheitsprodukt  abkapselt  oder  vernichtet,  erklärlich.  In  eben 
diesem  Sinne  sprechen  sich  Targett  und  Lea  aus.  Werth  ist  der 
erste  gewesen,  der  die  Vorzüge  der  Etagennaht  der  Bauch- 
wunde anwandte  und  empfahl.  Von  1338  so  vernähten  Laparotomie- 
wunden  konnte  er  893  nachkontrollieren  und  fand  darunter  nur 
13  Hernien,  d.  i.  3,3^/o.  Außerdem  empfiehlt  er  jetzt  noch  einen 
Extramedianschnitt  durch  einen  der  Recti  hindurch.  Menge  lobt 
sehr  den  suprasymphysären  Faszienquerschnitt  nach  Pfannenstiel, 
besonders  in  kosmetischer  Hinsicht.  Neubildungen,  die  vom  Liga- 
mentum rotundum  uteri  ausgehen,  widmet  Nebesky  sein  Inter- 
esse. In  der  Literatur  fand  er  30  Fibromyome,  8  Lipome,  4  Sar- 
kome, 18  Adenomyome  und  Zystofibrome,  2  Dermoide.  Strohecker 
schenkt  nur  den  Fibromen  seine  Aufmerksamkeit;  Emanuel  fand 
2  Fibrome  und  2  Fibromyomata  lymphangiectatica.  Die  Topographie 
des  Ganglienapparates  der  weiblichen  Genitalien  und  seine  Ver- 
änderungen während  der  verschiedenen  Lebensalter,  in  der  Schwanger- 
schaft und  im  Puerperium  ist  von  Hashimoto  genau  studiert 
worden.  Seilheim  hat  durch  mehrere  Serienschnitte  die  herrschende 
Ansicht  über  die  Topographie  der  weiblichen  Geschlechts- 
organe bestätigt  gefunden,  auch  beim  wechselnden  Füllungszustand 
der  Blase  und  des  Mastdarms. 

Hamwege.  Lachs  ist  geneigt  zu  glauben,  daß  die  Urethral-  Harnröhre. 
Prolapse  durch  Harndrang  und  durch  die  Wirkung  der  Bauchpresse 
entstehen  können.  Bei  Hamröhrenplastik  und  bei  Blasenscheiden- 
fisteloperation  ist  nach  Stoeckel  die  infrasymphysäre Blasendrainage, 
d.  h.  die  Anlegung  einer  Blasenfistel  unterhalb  der  Symphyse  im 
unteren  Teil  der  vorderen  Blasenwand,  von  großem  Nutzen.  Zum 
Verschluß  von  Blasenscheidenfisteln  verwenden  Küstner 
und  Thomson  die  Portio  supravaginalis  als  plastisches  Material  nach 
Ablösung  der  Blase  von  der  Zervix.  Hirt  und  Sticher  kommen 
auf  Grund  ihrer  zystoskopischen  Untersuchungen  zum  Schluß, 
daß  papilläre  Wucherungen,  Knoten,  flachhöckerige  Erhabenheiten 
und  Ulzera  in  der  Blase  bei  Uteruskarzinom  an  und  für  sich  den 
Versuch  der  Totalezstirpation  nicht  kontraindizieren. 

Literatur. 
Geburtshilfe. 

F.  Ahlfeld,  Eine  neue  Methode  der  Beckenmessung.  Naturforscher- 
Versammlung  in  Kassel.  —  Derselbe,  Lehrbuch  der  Geburtshilfe,  3.  Aufl. 


Ganglien- 
ftpparat. 


Topographie 
der  Becken- 
organe. 


362  J-  Klein. 

I 
Leipzig.  —  Anselm,  Zur  Behandlung  der  Gesichtslagen.    Münch.  med.  j 

Wochenschr.  Nr.  24.  —  Arndt,  Ein  Fall  von  Heboiomie.  Zentralbl.  f.  Gyn, 
Nr.  49.  —  Asch,  Zur  Radikaloperation  bei  puerperaler  Sepsis.  Monatsschr.  \ 

f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  3.  —  Audibert  et  Barraja,  Ac^tonurie 
et  grossesse.  Annal.  d.  gyn.  et  d'obst.,  Mars.  —  Baisch,  Ueber  Zerreißung 
der  Gebärmutter  in  der  Schwangerschaft.    Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VU,  | 

H.  2.  —  Bamberg,  Sanoform  als  Ersatzmittel  des  Jodoforms.  Berl.  Idin. 
Wochenschr.  Nr.  38.  —  v.  Bardeleben,  Wesen  und  Wert  der  schnellen 
mechanisch-instrumentellen  Muttermundserweiterung  in  der  Geburtshilfe. 
Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  1.  —  Baumm,  Beitrag  zur  Pubiotomie  nach 
Gigli.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  H.  5.  —  Derselbe,  Erwide- 
rung zu  YOTstehendem  Aufsatz  von  Gigli.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  XVIII,  H.  2.  —  Derselbe,  Behandlung  der  Schädelimpression  bei 
Neugeborenen.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  19.  —  H.  Bayer,  Vorlesungen  über 
allgemeine  Geburtshilfe  Bd.  I.  Straßburg  i.  E.  —  Derselbe,  Ueber  fehler- 
haften Sitz  der  Nachgeburt  und  die  Analogien  zwischen  Placenta  praevia 
und  Tubeneckenplazenta.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VII,  H.  3.  —  Beck, 
Zur  Anwendung  des  Dilatators  von  Bossi.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  11.  — 
Derselbe,  Verzögerung  der  Geburt  des  zweiten  Zwillings.  Prager  med. 
Wochenschr.  Nr.  18.  —  Beckmann,  Laktagol,  ein  Laktagogum.  Deutsche 
Medizinalztg.  Nr.  43.  —  Behm,  Ueber  Hyperemesis  gravidarum  mit  Auf- 
stellung einer  neuen  Intoxikationstheorie  vom  Wesen  der  Krankheit.  Arch. 
f.  Gyn.  Bd.  LXIX,  H.  2.  —  Bennecke,  Neuere  Bestrebungen  bei  der  Be- 
handlung des  Puerperalfiebers.   Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  1. 

—  0.  Beuttner,  Gynaecologia  helvetica.  3.  Jahrg.  Genf.  —  Bischoff, 
Zur  Frage  des  Argentumkatarrhs  der  Neugeborenen.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  10. 

—  Blechmann,  Traitement  des  ger^ures,  crevasses  et  fissures  du mamelon. 

Le  mois  thörap.  Nr.  9.  —  Blumreich,  Ueber  die  Wechselbeziehungen  i 

zwischen  parametritischem  Exsudat  und  Schwangerschaft,  Geburt  u.  Wochen- 
bett. Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXVIII,  H.  1.  —  Bohnstedt,  Zur  Frage  über  die  ' 
Veränderungen  der  Nachgeburt  nach  dem  Tode  der  Frucht.  Monatsschr. 
f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Bollenhagen,  Die  An- 
wendung des  Kolpeurynters  in  der  geburtshilflich-gynäkologischen  Praxis. 
Würzburger  Abhandlungen  aus  dem  Gesamtgebiet  der  praktischen  Medizin 
Bd.  ni,  H.  4,  Würzburg.  —  Bondi,  Ueber  Fermente  im  Fruchtwasser. 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  21.  —  Derselbe,  Die  syphilitischen  Veränderungen 
der  Nabelschnur.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXIX,  H.  2.  —  Bong,  Ueber  ein  modi- 
fiziertes französisches  Dekapitationsinstrumeni  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  7.  — 
Bossi,  Zu  der  Mitteilung  von  A.  Dührssen:  Jst  die  Bossische  Methode 
wirklich  als  ein  Fortschritt  in  der  operativen  Geburtshilfe  zu  bezeichnen?*  ' 
Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXVIII,  H.  3.  —  de  Bovis,  La  r^traction  de  l'anneau  j 
de  Bandl  comme  cause  de  dystocie  dans  les  pr^sentations  du  siege.  Semaine 
m^dic.  Nr.  20.  —  Brauer,  Ueber  Graviditätsikterus.  ZentralbL  f.  Gyn. 
Nr.  26.  —  V.  Braun-Fernwald,  Zur  Therapie  der  Placenta  praevia. 
Wien.  klin.  Rundschau  Nr.  35—38.  —  Breuer,  Ueber  puerperale  Pleuritis 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  363 

und  Pneumonie.  Festschrift  Ghrobak,  Wien,  —  van  der  Briele,  Sectio 
caesarea  und  Ovariotomie  wegen  eingekeilten  Ovarialtumors.  Zentralbl.  f. 
Gyn.  Nr.  5.  —  Bröse,  Zur  Behandlung  frühzeitig  erkannter  Tuben- 
schwangerschaften. Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XYII,  Ergänzungsheft. 

—  Bucura,  Wochenbettstatistik.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXIX,  H.  2.  —  v.  Bud- 
berg-Bönninghausen,  lieber  einige  wesentliche  Grundsätze  bei  Damm- 
schutz und  Expression.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  24.  —  Büttner,  Statistik 
und  Klinik  der  Eklampsie  im  Grofiherzogtum  Mecklenburg-Schwerin.  Arch. 
f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  2.  —  Derselbe,  Quellen  und  Wege  der  puerperalen 
Infektion.  Naturforscherversamml.  in  Kassel.  —  E.  Bumm,  Grundriß  zum 
Studium  der  Geburtshilfe.  2.  Aufl.,  Wiesbaden.  —  Derselbe,  Die  sofortige 
Entbindung  ist  die  beste  Eklampsiebehandlung.  Münch  med.  Wochenschr. 
Nr.  21.  —  Gaie,  Gase  of  puerperal  septicaemia,  treated  with  antistrepto- 
coccuB-serum;  recovery.  TheBrit.  med,  Joum.,  Nov.  7.  —  Calderini,  lieber 
einen  Plazentartumor.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungs- 
heft. —  Galmann,  Zur  Frage  der  schnellen  geburtshilflichen  Erweiterung. 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  11.  —  Couvelaire,  H^morrhagies  du  Systeme 
nerveux  central  des  nouveaux-n6s  dans  leurs  rapports  aveo  la  naissance 
pr^matur^e  et  Taccouchement  laborieux.    Annal.  de  gyn.  et  d'obst.,  AvriL 

—  Cristofoletti,  Ueber  die  schnelle  Erweiterung  der  Zervix  nach 
Bossi.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  28.  —  B.  Daniel,  Ueber  den  Schatz- 
schen  Metranoikter.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  H.  1.  —  0.  Da- 
niel, De  Tachondroplasie  chez  le  foetus.  Annal.  de  gyn.  et  d'obst.,  Janvier. 

—  D  au  her,  Bericht  über  die  geburtshilfliche  Abteilung  vom  1.  Januar 
1889  bis  10.  April  1903.  Die  kgl.  Üniversitäts-Frauenklinik  in  Würzburg. 
Stuttgart.  —  Derselbe,  Die  Osteomalazie  in  ünterfranken.  Ebenda.  — 
Dienst,  Eine  nach  der  Küstnerschen  Methode  operierte,  geheilte  Inversio 
uteri  puerperalis.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  28.  —  Dirmoser,  Ein  weiterer 
Beitrag  zur  Autointoxikationstheorie  bei  Hyperemesis  gravidarum.  Wien, 
klin.  Wochenschr.  Nr.  14.  —  v.  Dittel,  Ueber  Extrauteringravidität.  Wien, 
med.  Presse  Nr.  18—19.  —  Derselbe,  Zur  Semiotik  und  Therapie  der 
Extrauteringravidität  Festschrift  Ghrobak,  Wien.  —  Dol^ris,  Hystörec- 
tomie  dans  Tinfection  puerperale.  Annal.  de  gyn.  et  d'obst.,  Mai,  und  Gjm^- 
cologie,  Avril.  —  Dührssen,  Ist  die  Bossische  Methode  wirklich  als  ein 
Fortschritt  in  der  operativen  Geburtshilfe  zu  betrachten?  Arch.  f.  Gyn. 
Bd.  LXVUI,  H.  2.  —  Derselbe,  Nochmals  die  Bossische  Methode.  Arch. 
f.  Gyn.  Bd.  LXIX,  H.  1.  —  Derselbe,  Ein  weiterer  Fall  von  vaginalem 
Kaiserschnitt  bei  Eclampsia  graviditatis.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  16.  — 
Ehrendorfer,  Zum  konservativen,  vaginalen  Kaiserschnitt,  ausgeführt 
wegen  unstillbaren  Erbrechens  in  der  Schwangerschaft.  Zentralbl.  f.  Gyn. 
Nr.  16.  —  Eppinger,  Pelvis  Ghrobak.  Coxarthrolisthesis-Becken.  Fest- 
schrift Ghroback,  Wien.  —  J.  Ettingshaus,  Ueber  den  Verlauf  der 
(Geburt  bei  Riesenwuchs  der  Kinder.  Volkmannsche  Sammlung  N.  F. 
Nr.  358.  —  Eversmann,  Beitrag  zur  Frage  der  Aetiologie  der  Ent- 
bindungslähmungen der  oberen  Extremität.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXVIII,  H.  1. 


364  J*  Klein. 

—  Fehling,  Ueber  die  Anzeigen  für  die  Zangenoperationen.  Beitr.  z.  Geb. 
u.  Gyn.  Bd.  VII,  H.  3.  —  Derselbe,  Beiträge  zum  GebartsmechanismuB. 
Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  L,  H.  1  und  Verhandl.  d.  deutschen  Geaellsch. 
f.  Gyn.  Bd.X.  —  Derselbe,  Zur  Prophylaxe  und  Therapie  des  Puerperal- 
fiebers. Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  38.  —  Fein  borg,  Die  Abhängig- 
keit der  Hyperemesis  gravidarum  von  Hysterie.    Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  25. 

—  0.  Fellner,  Die  Beziehungen  innerer  Krankheiten  zu  Schwangerschaft, 
Geburt  und  Wochenbett.  Mit  Vorwort  von  F.  Schauta,  Leipzig- Wien.  — 
Derselbe,  Inwiefern  verbieten  interne  Krankheiten  vom  geburtshilflichen 
Standpunkt  aus  das  Heiraten?  Naturforscherversamml.  in  Kassel.  —  Der- 
selbe, Ueber  die  Ursachen  der  Blutdrucksteigerung  in  den  Wehen.  Mo- 
natsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  5.  —  Fla  tau,  Ueber  die  Anwen- 
dung der  Morphium-Skopolaminnarkose  in  der  Gynäkologie.  Mflnch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  26.  —  Fogea,  Zur  Technik  der  Füllung  des  Kolpeuiynters. 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  17.  —  Fraenkel,  Ueber  Missed  labour  und  Missed 
abortion.  Volkmanns  Samml.  klin.  Vortr.  N.  F.  Nr.  351.  —  Derselbe, 
Hygiene  des  Weibes.  Berlin.  —  Frank,  Beitrag  zur  operativen  Behand- 
lung der  Myome  in  der  Gravidität.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVH, 
H.  4.  —  H.  W.  Freund,  Ueber  vorgetäuschte  Extrauteringravidität.  Ver- 
handl. d.  deutschen  Gesellsch.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Derselbe,  Indiziert  eine 
Uterusruptur  den  Kaiserschnitt  bei  wieder  eintretender  Schwangerschaft? 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  8.  —  Rieh.  Freund,  Eine  modifizierte  Tamiersche 
Achsenzugzange.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  37.  —  Derselbe,  Beiträge  zur 
Anatomie  der  ausgetragenen  Extrauteringravidität.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  VII,  H.  1.  —  Fuchs,  Ueber  Riesenwuchs  bei  Neugeborenen  und  über 
den  Partus  serotinus.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  83 — 34.  —  Fuetb 
und  Mohaupt,  Beiträge  zur  Händedesinfektion.  Monatsschr.  f.  Geb.  u. 
Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  6.  —  Geyl,  Exstirpation  der  schwangeren  Gebärmutter 
einer  nahezu  56jährigen  Frau.  ZentnJbl.  f.  Gyn.  Nr.  23.  —  Gigli,  Zur 
Pubeotomie  nach  Baumm.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  2.  — 
Gilbert,  Lereboullet  et  Mlle.  Stein,  Recherches  comparatives  sur 
la  Cholämie  phydologique  chez  la  m^re  et  le  nouveau-n^.  Annal.  de  gyn. 
etd'obst.,  Juillet.  —  Goenner,  Die  Berechtigung  des  künstlichen  Abortes 
und  der  Perforation  des  lebenden  Kindes,  sowie  die  Möglichkeit  von  Kon- 
flikten mit  dem  Strafgesetz  wegen  Ausführung  dieser  Eingriffe.  Korrespon- 
denzbl.  f.  Schweizer  Aerzte  Nr.  16.  —  Gottschalk,  Zur  künstlichen 
Drehung  der  Frucht  bezw.  des  Rückens  bei  Schädelgeburten.  Zentralbl.  f. 
Gyn.  Nr.  48.  —  Hagmann,  Ueber  abnorm  lange  Retention  abgestorbener 
Früchte  im  Uterus  (Missed  labour).  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII, 
Ergänzungsheft  —  Hahl,  Klinische  Studie  über  die  künstliche  Frühgeburt 
bei  Beckenenge.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  3.  —  Hahn,  Zur  Frage  der 
Häufigkeit  und  Aetiologie  der  Tubargraviditilt.  Münch.  med.  Wochenschr. 
Nr.  6.  —  Hamm,  Gibt  es  eine  physiologische  puerperale  Bradykardie? 
Inaug.-Diss.  Strafiburg.  —  Hammer,  Lysolvergiftung.  Münch.  med. Wochen- 
schrift Nr.  21.  —  Derselbe,  Beitrag  zur  Therapie  der  Placenta  praevia. 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  365 

Müncb.  mecL  Wochenschr.  Nr.  35.  —  Hammerschlag,  Ueber  Dilatation 
nach  Bossi.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn,  Bd.  XVII,  ErgÄnzungsheft.  — 
E.  Hegar,  Ueber  die  Behandlung  des  frischen  Dammrisses.  Münch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  44.  —  v.  Herff,  Zur  Behandlung  des  Puerperalfiebers. 
Korrespondenzbl.  f.  Schweizer  Aerzte  Nr.  2.  —  Hirschl,  Ueber  Chorea 
gravidarum.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  H.  1.  —  Hitschmann 
und  Volk,  Zur  Frage  der  Plazentarsyphilis.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  28. 

—  Ho  ebne,  Zur  Differentialdiagnose  von  Nabelschnurgeräusch  und  fötalem 
Herzgeräusch  und  zur  Indikationsstellung  bei  intra  partum  erkanntem  Herz- 
fehler. Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXIX,  H.  1.  —  Hofbauer,  Die  Nuklein-Koch- 
salzbehandlung  der  puerperalen  Sepsis  im  Lichte  modemer  Forschung. 
Aroh.  f.  Gyn.  Bd.  LXVIII,  H.  2.  —  M.  Hofmeier,  Die  kgl.  üniversitäts- 
frauenklinik  in  Würzburg  1889—1903.  Berichte  und  Studien,  dem  X.  Kon- 
greß der  deutschen  Gesellschaft  für  Gynäkologie  gewidmet  Stuttgart.  — 
Derselbe,  Ueber  Todesursachen  bei  Neugeborenen  während  und  gleich 
nach  der  Geburt  mit  Rücksicht  auf  ihre  forensische  Bedeutung.  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  35.  —  Derselbe,  De  la  l^gitimite  de  la  Perforation 
de  Fenfant  vivant.  Annal.  de  gyn.  et  d'obst.,  Janvier.  —  Jentzer,  Zur 
Anwendung  des  Bossischen  Dilatators.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  19.  —  Der- 
selbe, Ein  neues  Zeichen  von  mehrfacher  Schwangerschaft.  Ebenda  Nr.  17. 

—  Jones,  Gase  of  puerperal  septicaemia  treated  with  antistreptococcus- 
senim.  The  Brit.  medic.  Joum.,  Nov.  7.  —  Ivanoff,  Etiologie,  prophylaxie 
et  traitement  des  ruptures  de  Tuterus  pendant  les  couches.  Annal.  de  gyn. 
et  d'obst.,  Mai.  —  Kachel,  Ueber  die  Anwendung  des  Purgatin  bei  Wöch- 
nerinnen. Therap.  Monatshefte,  August.  —  Kadyi,  Ein  höchst  einfacher 
Perforator.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  12.  —  K  aufm  an.  Zur  Lehre  von  den 
Zerreissungen  des  Scheidengewölbes  während  der  Geburt.  Arch.  f.  Gyn. 
Bd.  LXVIII,  H.  1.  —  G.  Keller,  Ueber  den  jetzigen  Stand  der  Lehre  der 
Tubenschwangersohaft  M.  Graefes  Sammlung  V,  3/4.  Halle  a.  S.  —  Kirch- 
geßner,  Beitrag  zur  Lehre  der  Extrauteringravidität.  Die  kgl.  Universitäts- 
Frauenklinik  in  Würzburg.  Stuttgart.  —  H.  Klein,  Ueber  Leibbinden. 
Wien.  klin.  Rundschau  Nr.  34—35.  —  Kleinwächter,  Einige  Worte 
über  wiederholte  Schwangerschaftsunterbrechung  seltenerer  Aetiologie. 
Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XLIX;  H.  1.  —  Knapp,  Nochmals  zur  Dila- 
tatorfrage.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  11.  —  Knauer,  Einige  seltenere  Fälle 
von  Gebärmutterzerreißungen  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Mechanik 
der  Zerreißung.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  H.  6.  —  Kneise, 
Zur  Behandlung  des  Abortus.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  43.  —  Kober, 
Ein  Beitrag  zur  Frage  der  wahren  und  vorgetäuschten  Extrauteringravidität. 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  22.  —  Koenig,  Eklampsie,  enorme  Plazenta.  Zen- 
tralbl. f.  Gyn.  Nr.  40.  —  Kolomenkin,  Zur  Frage  über  die  operative 
Behandlung  der  Uterusruptur.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  H.  3 
u.  4.  —  Kroemer,  Untersuchungen  über  die  tubare  Eieinbettung.  Arch. 
f.  Gyn.  Bd.  LXVIII,  H.  1.  —  B.  Krönig,  Die  Anwendung  der  neueren 
Theorien  der  Lösungen  in  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie.    Antrittsvor- 


366  J.  Klein. 

lesung.  Leipzig.  —  KruU,  Ein  einfacher,  praktischer  Uteruadilatator. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  21.  —  Eüstner,  Indiziert  eine üterusruptar 
den  Kaiserschnitt  bei  wieder  eintretender  Schwangerschaft?  ZentralbL  f. 
Gyn.  Nr.  1.  —  Eurrer,  Zur  Technik  der  Füllung  des  Kolpeurynters.  Zentralbl. 
f.  Gyn.  Nr.  7.  —  Labhardt,  Zur  Henkeischen  Abklemmung  der  Uterina 
bei  Postpartumblutungen ;  zugleich  ein  Beitrag  zur  Bossischen  Dilatation. 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  28.  —  L  a  u  b  e  n  b  u  r  g ,  Eklampsie  in  frfiher  Schwanger- 
schaftszeit. Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XYII,  Ergftnzungsheft.  — 
G.  Leopold  und  P.  Zweifel,  Die  geburtshilfliche  Untersuchung.  Für 
Aerzte,  Studierende  der  Medizin,  Hebammen  und  Hebammenschülerinnen. 
4.  Aufl.  Leipzig.  —  L^vai,  Neuere  Beiträge  zur  Frage  der  Nährpräparate. 
Wien.  med.  Presse  1902,  Nr.  51.  —  v.  Magnus,  Zur  Therapie  des  engen 
Beckens.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  H.  2—3.  —  Mainzer, 
Ueber  einen  Fall  puerperaler  Sepsis,  behandelt  mit  Aronsons  Antistrepto- 
kokkenserum.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  50.  —  M eurer,  Ueber 
schnelle  Erweiterung  des  Muttermundes  nach  Bonnaire.  Monatsschr.  f.  Geb. 
u.  Gyn.  Bd.  XVn,  H.  6.  —  L.  Meyer,  Zur  Dilatation  nach  Bossi.  Zentral- 
blatt f.  Gyn.  Nr.  11.  —  Derselbe,  Ein  Fall  von  Lateralschnitt  durch  das 
Os  pubis  nach  Gigli.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  13.  —  Michaelis,  Beitrag 
zur  pathologischen  Anatomie  und  zur  Aetiologie  der  Plazentarpolypen. 
Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Micholitsch, 
Zur  Aetiologie  der  Tubarschwangerschaft.  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XLIX, 
H.  1.  —  Muret,  Ueber  einen  Fall  von  Spaltbecken.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  VII,  H.  8.  —  Muus,  Klavikularfrakturen  Neugeborener  bei  Geburt  in 
Schädellage.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  28.  —  W.  Nagel,  Operative  Geburts- 
hilfe. Für  Aerzte  und  Studierende.  Berlin.  —  Nagelschmidt,  Karbol- 
säure, Lysol,  Lysoform.  Therap.  Monatshefte,  Februar.  —  Nassauer, 
Abortzange.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  49  und  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  88. 
—  Nebesky,  Zur  Behandlung  des  Abortus.  Beitr.  z.  Geb.  u. Gyn.  Bd.  YIU, 
H.  1.  —  Neumann,  Die  Stellung  des  praktischen  Arztes  zur  Frage  der 
Tötung  des  lebenden  Kindes  und  deren  Verhältnis  zur  Symphyseotomie 
und  Kaiserschnitt.  Deutsche  Aerzteztg.  Nr.  7 — 9.  —  Nußbaum,  Ueber 
lange  anhaltende  Funktion  der  Milchdrüsen.  Münch.  med.  Wochenschr. 
Nr.  21.  —  Olshausen,  Der  Kaiserschnitt  nach  seinem  heutigen  Stand- 
punkte. Die  deutsche  Klin.  am  Eing.  des  XX.  Jahrb.,  19.  Vorles.  —  Orth- 
mann.  Gebärmutterkrebs  und  Schwangerschaft;  nebst  Beitrag  zur  Lehre 
vom  vaginalen  Kaiserschnitt.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  5.  — 
Oster  loh,  Beitrag  zur  Anwendung  des  Bossischen  Dilatatorium.  Zentral- 
blatt f.  Gyn.  Nr.  3.  —  Ostrcil,  Erfahrungen  mit  dem  Dilatatorium  von 
Bossi  und  Frommer  nebst  Bemerkungen  über  einen  seltenen  Verlauf  eines 
Eklampsiefalles.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  11.  —  Derselbe,  Ueber  Gesichts- 
lagen. Wien.  klin.  Rundschau  Nr.  6—8.  —  Oswald,  Ueber  Uterusrnptur 
bei  manueller  Plazentarlösung.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VIII,  H.  1.  — 
De  Paoli,  Ueber  die  Behandlung  der  Placenta  praevia  mit  der  Methode 
Bossi.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXIX,  H.  1.  —  Paton,  The  influence  of  diet  in 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  367 

pregnancy  on  the  weight  of  the  offsprings.  The  Lancet,  July  4.  —  Pesta- 
lozza,  Zwei  Fälle  von  Lateralschnitt  des  Beckens  nach  Gigli.  Zentralbl.  f. 
Gyn.  Nr.  4.  —  Pinard,  Indications  de  Thyst^rectomie  dans  l'infecüon 
puerperale  aigue.  Paris,  und  Annal.  de  gyn.  et  drohst.,  Avril,  und  Revue 
pratiq.  d'obst.  et  de  pädiatrie,  Mai.  —  Polano,  üeber  die  Pflege  und  Er- 
nährung frühgeborener  und  schwächlicher  Säuglinge  in  den  ersten  Lebens- 
tagen. Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  35.  —  Po  Hak,  Die  gegen^^Urtige 
Technik  des  accouchement  force.  Festschrift  Chrobak,  Wien.  —  Ponfick, 
Indikation  und  Technik  des  Steifihakens.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  XVIII,  H.  6.  —  Preiß,  Zur  Uterusdilatation.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  11. 
—  Radtke,  üeber  gynäkologische  Folgezustände  der  Placenta  praevia. 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  51.  —  0.  Rapin,  Manuel  d*accouchement  ä  Tusage 
des  sages-femmes.  —  Raschkes,  Beitrag  zur  Frage  von  der  Graviditas 
tubaria  interstitialis  propria.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Er- 
gänzungsheft. —  Richter,  Ein  Beitrag  zur  Frage  des  «einfachen*  Trichter- 
beckens. Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  40.  —  W.  Risel,  üeber  das  maligne 
Chorionepitheliom  und  die  analogen  Wucherungen  in  Hodenteratomen. 
F.  Marchands  Arbeiten  aus  dem  pathologischen  Institute  zu  Leipzig,  H.  1, 
Leipzig.  —  Rosen feld.  Zur  Frage  der  vererblichen  Anlage  zu  Mehrlings- 
geburten. Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  L,  H.  1.  —  Rosenstein,  Zur  Be- 
handlung der  puerperalen  Sepsis.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII, 
H.  3.  —  Rosinski,  Die  Syphilis  in  der  Schwangerschaft.  Stuttgart.  — 
Rühl,  Zur  Technik  und  Anwendung  des  vaginalen  Kaiserschnittes.  Zentral- 
blatt f.  Gyn.  Nr.  10.  —  Ruehle,  üeber  die  Berechtigung  des  konservativen 
Kaiserschnittes  bei  der  Osteomalazie.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII, 
Ergänzungsheft.  —  Derselbe,  Zur  Entstehungsweise  und  Prognose  der 
Entbindungslähmung.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VIII,  H.  1.  —  E.  Runge, 
Beitrag  zur  Aetiologie,  Symptomatologie  und  Therapie  der  Extrauterin- 
gravidität Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  3.  -  M.  Runge,  Lehrbuch  der 
Gynäkologie.  2.  Aufl.  Berlin.  —  Sachs,  Bericht  Über  die  Zangenoperation 
der  Klinik  Chrobak  in  den  letzten  10  Jahren.  Wien.  klin.  Wochenschr. 
Nr.  25  u.  26.  —  Sarwey,  Zur  Therapie  der  Eztrauterinschwangerschaft. 
Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Schaeffer,  üeber  ünter- 
schenkelgangrän  im  primär  afebrilen  Wochenbette.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift Nr.  45.  —  Scfaambacher,  üeber  wahre  und  vorgetäuschte  Tubar- 
schwangerschaft.  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XLVIII,  H.  3.  —  Derselbe, 
Weiterer  Beitrag  zur  Frage  der  vorgetäuschten  Extrauteringravidität. 
Zentralblatt  f.  Gyn.  Nr.  36.  —  Schatz,  üeber  die  Abreifiungen  der 
Scheide  und  des  muskulösen  Beckenbodens  als  Ursachen  von  Genitalprolaps. 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  33  u.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  44.  —  Schauta, 
Die  Aetiologie  der  Inversio  uteri.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  28.  — 
Schenk,  Zur  Therapie  der  Hämatozele  bei  Extrauteringravidität.  MtLnch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  16.  —  Derselbe,  Die  Pathologie  und  Therapie  der 
Unfruchtbarkeit  des  Weibes.  Berlin.  —  Schickele,  Der  sog.  weiße  Infarkt 
der  Plazenta.    Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  37.  —   Schloßmann,  üeber  die 


368  J-  Klein. 

Leistungsfähigkeit  der  weiblichen  Milchdrüsen  und  über  Indikationen  und 
Eontraindikationen  zum  Stillen.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XYII, 
H.  6.  —  Schroeder,  üeber  die  Ursachen  der  Blutdrucksteigerung  während 
der  Schwangerschaft.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  H.  5.  — 
Derselbe,  Zur  Eklampsiestatistik.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XYII, 
H.  2.  —  B.  Schnitze,  Zum  Problem  der  geschlechtsbestimmenden  Ur- 
sachen. Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  1.  —  Derselbe,  Soll  man  gleich  nach 
geborenem  Kopfe  danach  tasten,  ob  die  Nabelschnur  umschlungen  ist? 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  38.  —  Derselbe,  Unser  Hebammenwesen  und  die 
Beformpläne.  Volkmannsche  Sammlung  N.  F.  Nr.  849.  —  Schumacher, 
Bakteriologisch-klinische  Studien  zur  Frage  der  Händedesinfektion  und 
der  Bedeutung  der  Gummihandschuhe  für  den  geburtshilflichen  Unter- 
richt. Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXVÜI,  H.  2.  —  Schwendener,  Ueber  einen 
Fall  von  angewachsener  Plazenta  und  Uterusruptur  nach  Cred^chem  Hand- 
griff. Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  3.  —  Scipiades,  Noch 
einige  Worte  über  den  Wert  des  Argentum  aceticum  in  der  Prophylaxe 
der  Ophthalmoblennorrhöen.  Volkmanns  Samml.  klin.  Vortr.  N.  F.  Nr.  345. 

—  Derselbe,  Beiträge  zur  Physiologie  des  Blutes  der  Neugeborenen  in 
den  ersten  10  Lebenstagen.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  8.  —  de  Seigneux, 
Beitrag  zur  mechanischen  Erweiterung  des  Zervikalkanales  und  des  Mutter- 
mundes während  der  Schwangerschaft  und  der  Geburt.  Arch.  f.  Gyn. 
Bd.  LXX,  H.  3.  —  Seitz,  Die  fötalen  Herztöne  während  der  Geburt 
Tübingen.  —  Derselbe,  Ueber  intrauterine  Totenstarre  und  die  Toten- 
starre immaturer  Früchte.    Volkmanns  Samml.  klin.  Vortr.  N.  F.  Nr.  343. 

—  Semon,  Erfahrungen  bei  der  Anwendung  des  Skopolamins  bei  Narkosen. 
Verband],  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Simon,  Ueber  vaginalen 
Kaiserschnitt  (Hysterotomia  vaginalis  anterior).  Münch.  med.  Wochenachr. 
Nr.  21.  —  Sintenis,  Zur  Eklampsiebehandlung.    Zentralbl.  f.  Gyn«  Nr.  5. 

—  Sippel,  Ueber  Vagitus  uterinus.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  47.  —  Der- 
selbe, Die  Hysterektomie  in  der  Behandlung  der  puerperalen  Infektion 
und  die  Peritonitis  im  Puerperium.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII, 
H.  2.  —  Sittner,  Weitere  Fälle  von  vorgeschrittener  Extrauteringravidität 
bei  lebendem  Kinde,   behandelt  mit  Köliotomie.    Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  2. 

—  Steffeck,  Ein  neuer  Vorschlag  zur  Behandlung  des  nachfolgenden 
Kopfes.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  8.  —  R.  v.  Stein büchel,  Schmerz- 
verminderung und  Narkose  in  der  Geburtshilfe  mit  spezieller  Berück- 
sichtigung der  kombinierten  Skopolamin  -  Morphiumanästhesie.  Leipzig 
und  Wien.  —  Derselbe,  Die  Skopolamin -Morphium -Halbnarkose  in 
der  Geburtshilfe.  Festschrift  Chrobak,  Wien.  —  Steinhauer,  Behand- 
lung von  Puerperalfieber  mit  Antistreptokokkenserum.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  Nr.  12.  —  Stolz,  Studien  zur  Bakteriologie  des  Genitalkanales 
in  der  Schwangerschaft  und  im  Wochenbett.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VU, 
H.  3.  —  Derselbe,  Ein  Spiegel  zur  Scheidendammnaht.  Zentralbl.  f.  Gyn. 
Nr.  51.  —  Strafimann,  Zur  Operation  der  Extrauterinschwangerschafb  von 
der  Scheide  aus.   Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Derselbe, 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  369 

Das  Leben  vor  der  Geburt.  Yolkmannsche  Sammlung  N.  F.  Nr.  353.  — 
StraTOskiadis,  üeber  die  Veränderungen  des  Uterus  bei  akuten  In- 
fektionskrankheiten. Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIT,  H.  1  u.  2.  — 
Streckeisen,  üeber  zwei  Fälle  von  Sectio  caesarea  wegen  Eklampsie. 
Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXVIII,  H.  3.  —  Stroganoff,  Zur  Pathogenese  und 
Therapie  der  Eklampsie.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Er- 
gänzungsheft  —  Thorn,  Zur  Therapie  der  Eztrauterinschwangerschaft. 
Manch,  med.  Wochenschr.  Nr.  21.  —  Tridondani,  Ein  neuer  Eindsper- 
forator.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  26.  —  Vaßmer,  üeber  wiederholte  Tuben- 
Bchwangerschaft.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungsheft. 
—  Veit,  Anatomie  und  Therapie  der  Eztrauterinschwangerschafb.  Ver- 
handlungen d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Derselbe,  Tuberkulose 
und  Schwangerschaft.  Naturforscherversamml.  in  Kassel.  —  Veverka, 
üeber  die  Prophylaxis  der  Augenblennorrhöe  bei  Neugeborenen  durch  Pro- 
targol.  Die  Heilkunde  H.  1.  —  Voigt,  Zur  Bildung  der  Gapsularis  bei 
der  Tubarschwangerschaft.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXVIII,  H.  8.  —  M.  Walt- 
hard,  Zur  Aetiologie  der  Ovarialadenome.  Sond.-Abdr.  Stuttgart.  — 
Watson,  An  adjunct  to  uterine  irrigation  in  puerperal  fever.  The  Lancet, 
31.  Okt.  —  Weichardt,  üeber  die  Aetiologie  der  Eklampsie.  Zeitschr.  f. 
Geb.  u.  Gyn.  Bd.  L,  H.  1.  —  Weinberg,  Der  Einfluß  des  Stillens  auf 
Menstruation  und  Befruchtung.  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  L,  H.  1.  — 
WennerstrOm,  Kolpohysterotomie  bei  Retroversio  uteri  gravidi  cum  in- 
carceratione.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  10.  —  Werth,  üeber  Extrauterin- 
gravidität. Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Westphal, 
Ein  Fall  von  vaginalem  Kaiserschnitt  bei  Eclampsia  gravidarum.  Zentralbl. 
f.  Gyn.  Nr.  46.  —  F.  V.  Win  ekel,  Handbuch  der  Geburtshilfe  in  3  Bdn. 
Wiesbaden.  —  Derselbe,  üeber  die  Mißbildungen  von  ektopisch  ent- 
wickelten Früchten  und  deren  Ursachen.  Wiesbaden.  —  Derselbe,  üeber 
die  Anzeigen  für  die  Zangenoperation.  Die  d.  Klin.  am  Eing.  des  XX.  Jahr- 
hunderts. 20.  Vorles.  —  Windisch-Oedön,  Vier  Fälle  von  Eklampsie. 
ZentralbL  f.  Gyn.  Nr.  40.  —  Witthauer,  Primäre  Bauchhöhlengravidität 
auf  einem  Netzzipfel.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  5.  —  Wolff,  Weiterer  Bei- 
trag zur  Therapie  der  Geburt  beim  engen  Becken.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXIX, 
H.  2.  —  Derselbe,  üeber  intrauterine  Leichenstarre.  Arch.  f.  Gyn. 
Bd.  LXVin,  H.  8.  —  Zangemeister,  üeber  instrumentelle  Dilatation 
der  Zervix  resp.  des  Muttermundes  an  der  hochschwangeren  oder  kreißenden 
Gebärmutter.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  4.  —  Derselbe,  Ein  Dammschutz- 
phantom. Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  16.  —  Derselbe,  Die  Beschaffenheit  des 
Blutes  in  der  Schwangerschaft  und  der  Geburt.  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  XLIX,  H.  1.  —  Derselbe,  üeber  die  Behandlung  des  Scheintodes 
Neugeborener.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  89.  —  Derselbe  und  Meißl,  Ver- 
gleichende Untersuchungen  über  mütterliches  und  kindliches  Blut  und 
Fruchtwasser  nebst  Bemerkungen  über  die  fötale  Hamsekretion.  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  16.  —  R.  Ziegenspeck,  Zur  Aetiologie  des  Pro- 
lapsus uteri.  München.  —  Zweifel,  Zur  Behandlung  der  Hämatozelen. 
Jahrbuch  der  praktischen  Medizin.    1904.  24 


370  J.  Klein. 

Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  34.  —  Derselbe,  üeber  die  Behandlung 
der  üteruaruptur.    Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VIT,  H.  1. 

Gynäkologie. 

Abel,  Vaginale  oder  abdominale  Operation  bei  gynäkologischen  Er- 
krankungen. Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  49.  —  Alexandroff,  Retrofleado- 
operation.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  25.  —  Bishop,  On  prolapsus  uteri;  with 
special  reference  to  an  Operation  for  reproduction  of  the  sacro-uterine 
ligamente.  The  Lancet,  14.  März.  —  Blau,  lieber  die  an  der  Klinik 
Ghrobak  bei  gynäkologischen  Operationen  beobachteten  Nebenverletzungen. 
Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VII,  H.  1.  —  Derselbe,  üeber  die  Dauererfolge 
der  in  der  Klinik  Chrobak  bei  inoperablem  Gebärmutterkrebs  ausgeführten 
Exkochleationen.  Festschrift  Chrobak,  Wien.  —  Bond,  üeber  50  Fälle 
von  Hysterectomia  abdominalis  wegen  Fibrom.  The  Lancet,  17.  Jan.  >- 
Bosse,  üeber  das  papilläre  Karzinom  der  Zervix.  Monatsschr.  f.  Geb.  u. 
Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Bossi,  Einfluß  der  Menstruation,  der 
Schwangerschaft,  der  Geburt  und  des  Puerperalstadiums  auf  die  Muskel- 
kraft. Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXVIU,  H.  3.  —  Bucura,  Die  Kolpoköliotomien 
der  Klinik  Chrobak.  Festschrift  Chrobak,  Wien.  —  Bürger,  Zur  Heiß- 
luftbehandlung gynäkologischer  Erkrankungen.  Wien.  klin.  Wochenschr. 
Nr.  28.  —  Bumm,  üeber  die  Erfolge  der  Radikaloperation  bei  üterus- 
prolaps.  Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Burckhard,  Zur 
Narkosenfrage.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  14.  —  Cameron,  Diagnosis  and 
treatment  of  uterine  fibroids.  The  Brit.  med.  Joum ,  17.  Okt.  —  Gramer, 
Üeber  die  Verwendung  des  Adrenalins  in  der  Gynäkologie.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  Nr.  34.  —  v.  Csiky,  Erfahrungen  mit  Stypticin.  Deutsche 
Medizinal  Zeitung  Nr.  26.  —  Czempin,  Weitere  Erfahrungen  über  Myom- 
operationen an  der  Hand  von  140  in  den  letzten  12  Jahren  operierten 
Fällen.  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XLTX,  H.  3.  —  Döderlein,  üeber 
die  Tampondrainage  der  Beckenbauchhöhle  bei  Laparotomien.  Beitr.  z. 
Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VII,  H.  2.  —  Do  ran.  Die  Fibrome  des  Uterus  und  seiner 
Bänder,  betrachtet  vom  klinischen  und  chirurgischen  Standpunkt.  The 
Lancet,  7.  u.  14.  Febr.  —  Dührssen,  Die  Verhütung  von  Geburtsstörungen 
nach  Vaginifixur.  BerL  klin.  Wochenschr.  Nr.  46.  —  Dützmann,  Die 
Verwertbarkeit  der  Leukozytenbestimmung  bei  Erkrankungen  des  weib- 
lichen Genitalapparates.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H,  1.  — 
Emanuel,  üeber  Tumoren  des  Ligamentum  rotundum  uteri.  Zeitschr.  f. 
Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XLVIII,  H.  3.  —  Evelt,  Drei  Fälle  von  üterussarkom. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  33.  —  Falk,  Zur  Behandlung  der  chroni- 
schen Gonorrhöe.  Therap.  Monatsh. ,  Okt.  —  Fehling,  Zur  Frage  der 
Drainage  bei  Laparotomien.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VII,  H.  2.  — 
Foerster,  üeber  Anesthol.  Ein  neues  Narkotikum.  Zentralbl.  f.  Gyn. 
Nr.  24.  —  Fraenkel,  Trokar-Komzange.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  7.  —  Der- 
selbe,  Sind  Rezidive  durch  eine  Methode  der  Prolapsoperation  zu  ver- 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  371 

hindern?  Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  v.  Franque,  Bei- 
trag zur  Lehre  von  der  Bauchfell-  und  Genitaltuberkulose  beim  Weibe. 
Die  kgl.  Ünivers.-Frauenklin.  in  Würzburg.  Stuttgart.  --  Franz,  Nach- 
teile der  Beckenhochlagerung.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  32.  —  H.  Freund, 
Atypische  Myomoperationen.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  4.  —  Der- 
selbe, Zur  Heilung  der  tuberkulösen  Bauchfellentzündung.  Beitr.  z.  Geb. 
u.  Gyn.  Bd.  YII,  H.  3.  —  Fuchs,  Anatomische  und  klinische  Beiträge  zur 
Vaporisation  des  Uterus.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  XLIX,  H.  1.  —  Fueth,  Dia- 
betes mellitus  und  gynäkologische  Operationen.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift Nr.  4—6.  —  Funke,  Stieltorsion  bei  Hydrosalpinx.  Beitr.  z.  Geb. 
u.  Gyn.  Bd.  VII,  H.  3.  —  Derselbe,  Beitrag  zur  klinischen  Diagnostik 
der  Tubenwinkeladenomyome  nebst  Bemerkimgen  über  die  voluminösen 
Adenomyome.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  49.  —  Geldner,  Aktino- 
mykose  der  Ovarien.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  5.  — 
Gelpke,  Stieltorsion  der  Ovarialzysten.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Gersuny,  Die  Septumnaht  bei  Prolaps- 
operationen.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  40  und  Festschrift  Chrobak, 
Wien.  —  Glockner,  Ueber  ein  fast  ausschließlich  aus  Schilddrüsengewebe 
bestehendes  Ovarialteratom.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  26.  —  Gottschalk, 
Zur  Operation  der  Zervixmyome.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  43.  — 
Derselbe,  Der  erste  Fall  von  Myoperithelioma  uteri  malignum.  Ein  Bei- 
trag zur  malignen  Entartung  der  üterusmyome.  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  XLIX,  H.  3.  —  Derselbe,  Zur  Frage  der  hereditären,  primären  Geni- 
taltuberkulose beim  Weibe.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  1.  —  Graden- 
witz, Vaginale  Totalexstirpation  ohne  Narkose.  Monatschr.  f.  Geb.  u. 
Gyn.  Bd.  XVII,  H.  5.  —  Derselbe,  Nachteile  der  Ventrofixation.  Zentral- 
blatt f.  Gyn.  Nr.  5.  —  Grouzdew,  Beitrag  zur  Frage  der  proliferierenden, 
aus  Luteinzellen  bestehenden  Ovarialgeschwülste.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX, 
H.  8.  —  Grube,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Bekämpfung  des  Ileus  mittels 
subkutaner  Strychnininjektionen.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  17.  —  v.  Gu^rard. 
Sind  Ventrifixur  und  Vaginifixur  bei  Frauen  im  gebärfähigen  Alter  zu 
verwerfen?  Naturforscherversamml.  in  Kassel.  —  Halb  an.  Zur  Therapie 
der  Gynatresien.  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XLIX,  H.  1.  —  Derselbe, 
Die  Entstehung  der  Geschlechtscharaktere.  Arch  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  2. 
—  Hantke,  Ueber  die  Vaporisation.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII, 
Ergänzungsheft.  —  Hashimoto,  Zur  Kenntnis  der  Ganglien  der  weiblichen 
Genitalien.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VIII,  H.  L  —  A.  Hegar,  Korrela- 
tionen der  Keimdrüsen  und  Geschlechtsbestimmung.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  VII,  H.  2.  —  Heidemann,  Die  radikale  Entfernung  der  krebsigen 
Gebärmutter  und  Scheide  auf  abdominalem  Wege.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift Nr.  32.  —  Heinsius,  Ueber  die  Entfernung  entzündeter  und  durch 
Neubildung  erkrankter  Ovarien  mittels  vaginaler  Köliotomie.  Beitr.  z.  Geb. 
u.  Gyn.  Bd.  VII,  H.  1.  —  Hinterstoißer,  Beiträge  zur  Myomoperation. 
Festschrift  Chrobak,  Wien.  —  Hirt  und  Stic  her,  Ueber  zystoskopisch 
nachweisbare   Blasenveränderungen   bei   Uteruskarzinom.     Deutsche  med. 


372  J.  Klein. 

Wochenschr.  Nr.  44  a.  45.  —  Hofmeier,  Für  die  Drainage.  Zentralbl.  f. 
Gyn.  Nr.  8.  —  Jacoby,  lieber  Prolapsoperationen  und  deren  Dauerresultate. 
Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  3.  —  Ja  ff  ^,  Ein  Beitrag  zur  Behandlung  des 
Dens  mit  subkutanen  Strychnininjektionen.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  33.  — 
Derselbe,  Blasenmole  und  Eierstock,  ein  Beitrag  zur  Pathologie  des  Corpus 
luteum.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  3.  —  Jayle,  L'opothörapie  ovarienne. 
Revue  de  gyn.  et  de  chir.  abdom.  Bd.  VII,  Nr.  3.  —  Ilkewitsch,  Ueber 
die  Behandlung  der  Gebärmutter-  und  Scheidenerkrankungen  mit  Milch- 
säure. Russ.  med.  Rimdsch.  Nr.  11  u.  12.  —  P.  Jung,  Eankroid  bei  Krau- 
rosis  vulvae,  mit  spezieller  Berücksichtigung  der  pathologisch-anatomischen 
Verhältnisse  der  letzteren.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVn,  Er- 
gänzungsheft. —  Ph.  Jung,  Erfahrungen  bei  der  Behandlung  eitriger 
Affektionen  der  Adnexe  und  des  Beckenbindegewebes.  Arch.  f.  Gyn. 
Bd.  LXIX,  H.  1.  —  Katz,  Styptol,  ein  neues  Mittel  gegen  Gebärmutter- 
blutungen. Therap.  Monatsh.,  Juni.  —  Eeitler,  Ueber  traubenformige 
Sarkome  im  Corpus  uteri.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  2.  — 
Eermauner,  Periodisches  angioneurotisches  Oedem.  Monatsschr.  f.  Geb. 
u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  G.  Klein,  Die  operative  Behandlung 
des  Gebärmutterkrebses.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  11  u.  12.  —  J.  Klein, 
Prolapsoperationen ,  insbesondere  die  W.  A«  Freundsche  Einnähung  des 
Uterusfundus  in  die  Scheide.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VIII,  H.  1.  — 
Klemperer,  Kußmauls  Methode  zur  Stillung  übergroßer  menstrueller 
Blutungen.  Die  Therap.  d.  Gegenw.,  Juni.  —  Koslenko,  Ueber  die  An- 
wendimg des  Thiols  bei  einigen  Erkrankungen  der  weiblichen  Genitalsphäre. 
AUgem.  med.  Zentralzeitg.  Nr.  2.  —  Kreutzmann,  Rationelles  Operieren 
zur  Beseitigung  der  Scheiden-  und  Gebärmutterprolapse.  Monatsschr.  f. 
Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Kroemer,  Ueber  die  Lymph- 
organe der  weiblichen  Genitalien  und  ihre  Veränderungen  bei  Carcinoma 
uteri.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  5.  —  Derselbe,  Die 
Technik  der  Aethemarkose  an  der  Frauenklinik  zu  Gießen.  Zentralbl.  f. 
Gyn.  Nr.  1.  —  Küstner,  Operative  Behandlung  des  Grebärmuttervorfalles. 
Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Derselbe,  Die  plastische 
Verwendung  der  Portio  supravaginalis  zum  Verschlusse  von  Blasen-Scheiden- 
fisteln. Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XL VIII,  H.  3.  —  Kundrat,  Ueber 
die  Ausbreitung  des  Karzinoms  im  parametranen  Gewebe  bei  Krebs  des 
Collum  uteri.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXIX,  H.  2.  —  Lachs,  Zur  Aetiologie 
der  Urethralprolapse.  Festschrift  Chrobak,  Wien.  —  Lange,  Ueber  [die 
Anwendung  des  Adrenalins  als  Hämostatikum  in  Fällen  verzweifelter  Blutung. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  2.  —  Derselbe,  Ein  Fall  von  Endothelioma 
ovarii.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  3.  —  Lea,  Four  cases  of  tubercnlous  dis- 
eases of  the  Fallopian  tubes  treated  by  Operation.  The  Brit.  med.  Joum., 
17.  Okt  —  Leopold  und  Ehrenfreund,  Ueber  151  Totalexstirpationen 
wegen  Uterusmyomen  und  über  den  Einfluß  der  Erhaltung  des  Eierstöcke 
auf  das  spätere  Befinden  der  Operierten.  Festschrift  Chrobak,  Wien.  — 
Lichten  au  er,  Ueber  die  chirurgische  Behandlung  der  Pyosalpinx.  Monats- 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  373 

Schrift  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  H.  3.  —  Lindenthal,  Die  doppelseitige 
Unterbindung  der  A.  hypogastrica  und  ovarica  bei  inoperablem  Uterus- 
karzinom. Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  10.  —  Lomer,  Zur  Frage  der  Heilbarkeit 
des  Karzinoms.  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  L,  H.  2.  —  Lorand,  Beitrag 
zur  Pathologie  und  Therapeutik  des  diabetischen  Pruritus  vulvae.  Deutsche 
Praxis  Nr.  15.  —  v.  Lorentz,  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  der 
chronischen  Metritis.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  2.  —  Maly,  Beitrag  zur 
Aetiologie  des  Carcinoma  vaginae.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  27.  —  Marchais, 
Sur  le  röle  de  Tut^rus  dans  la  constipation.  Gaz.  des  höp.  Nr.  151.  — 
Marschner,  Ueber  eine  ununterbrochene  Reihe  von  125  glücklich  ver- 
laufenen Laparotomien.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  19.  —  Martin,  Zur  Drainage. 
Festschrift  Ghrobak,  Wien.  —  Derselbe,  Operative  Behandlung  des  Geni- 
talvorfalles. Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Menge,  Ein 
neues  Pessarium  zur  Behandlung  großer  inoperabler  Genitalprolapse.  Zentral- 
blatt f.  Gyn.  Nr.  15.  —  Derselbe,  Ueber  den  suprasymphysären  Faszien- 
querschnitt  nach  Pfannenstiel.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XYII,  H.  6. 
—  Miländer,  Zur  Kasuistik  der  Verkalkung  des  Ovariums.  Zentralbl. 
f.  Gyn.  Nr.  8.  —  Müller,  Aseptischer  Dilatator  für  die  Cervix  uteri  mit 
auswechselbarem  Laminariastift  in  auskochbarer  Hülle.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift Nr.  21.  —  Nebesky,  Kasuistischer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Adeno- 
myome  des  Uterus.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXIX,  H.  2.  —  Derselbe,  Beitrag 
zur  klinischen  Behandlung  der  entzündlichen  Adnexerkrankungen.  Zeit- 
schrift f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XLVIII,  H.  3.  —  Derselbe,  Zur  Kasuistik  der 
vom  Ligamentum  rotundum  uteri  ausgehenden  Neubildungen.  Monatsschr. 
f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  H.  4.  —  Neumann,  Ueber  die  Anwendung  des 
Thigenols  bei  Frauenleiden.  Deutsche  Aerztezeitung  Nr.  19.  —  Neuwirth, 
Ueber  unsere  Erfahrungen  mit  Ichthargan.  Therap.  Monatsh.,  JulL  — 
Olshausen,  Wider  die  Drainage.  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XLVIII, 
H.  2.  —  Derselbe,  Zum  Vergleich  der  vaginalen  und  abdominalen  Ope- 
rationsmethode bei  Carcinoma  uteri.  Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn. 
Bd.  X  und  Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  L,  H.  1.  —  Opitz,  Zur  nasalen 
Dysmenorrhöe.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  37.  —  v.  Ott,  Die  umittel- 
bare  Beleuchtung  der  Bauchhöhle,  der  Harnblase,  des  Dickdarms  und  der 
Gebärmutter  zu  diagnostischen  und  operativen  Zwecken.  Monatsschr.  f. 
Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  5.  -  Parädi,  Ueber  die  Behandlung  der 
Uterusgonorrhöe  bei  Prostituierten.  Arch.  f.  Dermat.  u.  Syph.  Bd.  LXV, 
H.  8.  —  Pape,  Zur  Diagnose  und  Therapie  der  Genital-  und  Peritoneal- 
tuberkulose des  Weibes.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VII,  H.  3.  —  Peham, 
Das  traubige  Sarkom  der  Cervix  uteri.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII, 
H.  2. —  Derselbe  und  Keitler,  Ueber  Erfolge  der  konservativen  Behand- 
lung bei  chronisch  entzündlichen  Adnexerkrankungen.  Festschr.  Cbrobak, 
Wien.  —  Dieselben,  Ueber  die  Behandlung  von  Eiteransammlnngen  in 
den  Adnexen  mittels  Inzision  und  Drainage.  Ibid.  —  Petersen,  Vaginae- 
und  Ventrifixationen  aus  den  Jahren  1895—1902.  Monatsschr.  f.  Geb.  u. 
Gyn.  Bd.  XVII,  Erg&nzungsheft.  —  Pfannenstiel,  Zur  Diskussion  über 


374  J-  Klein. 

die  Behandlung  der  Falschlagen  von  Uterus  und  Scheide.  Monatsschr.  f. 
Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  2.  —  Derselbe,  üeber  die  Vorzüge  der  Aether- 
narkose.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  1.  —  Piering,  Ein  einfacher  Hysterophor 
und  eine  Bandage  gegen  Hängebauch  und  Prolaps.   Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  7. 

—  P  ine  US,  Zur  Prophylaxe  der  Gynatresie.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  XVII,  H.  5.  —  Derselbe,  Die  klinische  Bedeutung  der  Amenorrhoe 
dem  Alter  nach  geschlechtsreifer  Mädchen.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn« 
Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Pinkuß,  Zur  konservativen,  nicht  operativen 
Behandlung  von  Frauenkrankheiten.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  13 — 15.  — 
Plien,  Zur  Behandlung  der  weiblichen  Gonorrhöe  mit  Hefe.  Zentralbl.  f. 
Gyn.  Nr.  48.  —  Poeverlein,  Ein  Fall  von  Tuberkulose  der  Vulva.  Beitr. 
z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VIU,  H.  1.  —  Potel,  Le  fibro-myome  du  vagin.  Eev. 
d.  gyn.  et  d.  chir.  abdom.  Bd.  VII,  Nr.  3.  —  Prüsmann,  Zur  Tuberkulose 
der  Eierstocksgeschwülste.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXVIII,  H.  3.  —  Raimann, 
Zur  Frage  der  kausalen  Beziehungen  zwischen  Frauenleiden  und  Geistes- 
krankheiten. Festschrift  Chrobak,  Wien.  —  Riß  mann,  Eine  modifizierte 
Methode  zur  Herbeiführung  der  weiblichen  Sterilität,  angewandt  wegen 
seltener  Erkrankung.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  50.  —  Rosenfeld,  Ein  neuer 
Apparat  zur  Heißwasserbehandlung  in  der  Gynäkologie.  Neue  Therapie 
Nr.  3.  —  Schatz,  Ueber  die  Abreißungen  der  Scheide  und  des  muskulären 
Beckenbodens  als  Ursachen  von  Genitalprolaps.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  38 
und  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  44.  —  Schauta,  Die  Operation  schwerer 
Formen  von  Gebärmutterscheidenvorfall.  Verhandl.  d.  deutschen  G^.  f. 
Gyn.  Bd.  X  und  Festschrift  Chrobak,  Wien.  —  Schiff,  üeber  nasale  Dys- 
menorrhöe. Festschrift  Chrobak,  Wien.  —  Schmidt,  Reaktionen  und  Heil- 
erfolge bei  Karzinomkranken  nach  Behandlung  mit  abgetöteten  Reinkulturen 
eines  im  Karzinom  vorkommenden  Parasiten.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn. 
Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Schneider,  Die  Belastimgstherapie  in  der 
Gynäkologie.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  42.  —  Schücking,  Versenkte 
zirkuläre  Vaginalligaturen  bei  Retroflexio  uteri.    Zentralbl.  f.  GyxL  Nr.  23. 

—  Schultz,  Ein  Beitrag  zur  Aetiologie  und  Pathogenese  der  Dysmenorrhöe. 
Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  6.  —  Sellheim,  Eine  neue 
Darstellungsweise  des  normalen  Situs  der  Organe  im  weiblichen  Becken. 
Wien.  med.  Wochenschr.  1902  Nr.  52.  —  Sippel,  Die  Drainage  nach  La- 
parotomie. Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  6.  —  Spiegel,  Ein  neues  selbsthaltendes 
Spekulum.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  18.  —  Stein,  Beiträge  zur  Kenntnis  der 
Entstehung  des  Gebärmutterkrebses.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd  XVII, 
H.  2.  —  Derselbe,  Ueber  adenomatöse  Wucherungen  der  Tubenschleim- 
haut bei  chronischer  Tuberkulose  und  Gonorrhöe  der  Tuben.  Monatsschr. 
f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Stoeckel,  Die  infrasym- 
physäre  Blasendrainage.  Ibid.  —  Stolz,  Erfahrungen  über  die  Ligatur 
der  zuführenden  Geföße  bei  inoperablem  Carcinoma  uteri.  Verhandl.  d. 
deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Derselbe,  Die  Fibromyome  der  Tube 
und  Mitteilung  eines  Falles.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Er- 
gänzungsheft. —  Strohecker,   Les  fibromes  du  ligament  large.    Annal. 


Geburtshilfe  und  Gynäkologie,  375 

de  gyn.  et  d'obst.,  Janvier.  —  Sz^sz,  Ueber  „Esthiom^ne".  Monatsschr. 
f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Derselbe,  Ueber  leuko- 
plakische  Veränderungen  der  Vulva,  ihre  Beziehung  zur  Eraurosis  derselben 
nebst  zwei  Fällen  von  Vulvakarzinom.  Ibid.  —  Targett,  Discussion  on 
the  paihology  and  treatment  of  tuberculosis  of  the  uterus  and  adnexa. 
The  Brit.  med.  Joum.,  17.  Okt.  —  Theilhaber,  Die  Anwendung  der  sog. 
vegetarischen  Diät  in  der  Praxis  des  Frauenarztes.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift Nr.  21.  —  Derselbe,  Die  sog.  chronische  Metritis,  ihre  Ursachen 
und  ihre  Symptome.  Arch.  f.  Gyn.  Bd.  LXX,  H.  2.  —  Derselbe,  Die 
Resektion  der  Vagina  als  Mittel  gegen  den  Scheidenprolaps.  Verhandl. 
d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Derselbe,  Der  Einfluß  des  Nerven- 
systems auf  die  Entstehung  von  Uterusblutungen  und  von  Fluor.  Monats- 
schrift f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Ergänzungsheft.  —  Thomson,  Tampon- 
drainage  bei  Laparotomien.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  48.  —  Derselbe,  Der 
plastische  Verschluß  von  Blasenscheidenfisteln  vermittels  der  Gervix  uteri. 
Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  50.  —  Treub,  La  Chirurgie  conservatrice  des  l^ions 
annexielles.  Annal.  de  gyn.  et  d*obst.,  Mai.  —  Ulesko-Stroganowa, 
Ueber  das  maligne  Uterusmyom  (Leiomyoma  malignum  uteri).  Monatsschr. 
f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  3.  —  Vorn  er.  Zur  Aetiologie  und  Anatomie 
der  Erosio  portionis  vaginalis.  Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVII,  Er- 
gänzungsheft —  Waldstein  u.  Fellner,  Zur  diagnostischen  Verwertung 
der  Leukozytose  in  der  Gynäkologie.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  28.  — 
Wechsberg,  Zur  Tuberkulose  der  Eierstocksgeschwülste.  Monatsschr.  f. 
Geb.  u.  Gyn.  Bd.  XVIII,  H.  5.  —  Werth,  Ueber  die  Etagennaht  der  Bauch- 
wunde bei  gynäkologischen  Laparotomien  und  ihre  Ergebnisse.  Beitr.  z. 
Geb.  u.  Gyn.  Bd.  VII,  H.  2.  —  Wertheim,  Zur  Kenntnis  der  regionären 
Lymphdrüsen  beim  Uteruskarzinom.  Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  4.  —  Widmer, 
Ueber  Scheidendrüsen  und  Scheidenzysten.  Beitr.  z.  Geb.  u.  Gyn.  Bd.  Vni, 
H.  1.  —  V.  Winckel,  Ueber  Narkosen  mit  dem  Schleichschen  Gemisch  I. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  1.  —  Winter,  Ueber  Earzinomoperabilität. 
Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  f.  Gyn.  Bd.  X.  —  Winternitz,  Die  Wahl 
der  Behandlungsmethoden  bei  Retroflezio  uteri  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung der  subjektiven  Beschwerden.  Therap.  Monatsh.,  August.  — 
Woyer,  Ueber  die  Wirkung  des  Ichthargans  bei  den  gonorrhoisdien  Er- 
krankungen des  Weibes.    Wien.  kHn. -therap.  Wochenschr.  Nr.  8. 


4.  Augenkrankheiten. 


Von  Professor  Dr.  C.  Uorstmanii  in  Berlin. 


Ueber  die 

Entstehung 

des  Kolobom. 


Innervation 
der  Tränen- 
drüse. 


Physiologie 

und 

Pathologie 

der  Trtoen- 

absondernng 

und  Trftnen- 

abfahr. 


V.  Hippel  konnte  den  experimentellen  Nachweis  für  die  äiiolog^che 
Bedeutung  der  HerediiAt  bei  den  Spaltbildungen  des  Augapfels 
dadurch  erbringen,  daß  es  ihm  gelang,  von  einem  männlichen  Kaninchen 
mit  typischem  Kolobom  unterhalb  des  Sehnerveneintritts  durch  Belegung 
normaler  weiblicher  Tiere  eine  Nachkommenschaft  zu  züchten,  von  der 
18^0  Kolobome  zeigte.  Gleichzeitig  konnte  er  durch  Untersuchung  ver- 
schieden alter  Föten  die  Entstehungsweise  der  Kolobome  erklären«  Ein 
Entzündungsprozeß  war  in  keinem  Falle  zu  ermitteln,  sondern  die  Spalt* 
bildung  stellte  sich  als  ein  mechanisch  verhinderter  Verschluß  der  Fötftl- 
spalte  dar.  Das  Kolobom  war  nämlich  bereits  am  18.  Tage  des  Fötallebens 
nachweisbar;  eine  schmale  Lage  gefäßhaltigen  Mesoderms  drängte  sich 
zwischen  die  Ränder  der  Angenblase  und  hinderte  so  den  um  diese  Zeit 
normalerweise  erfolgenden  Schluß.  Indem  dieser  wachsende  Mesodema- 
zapfen  für  die  Ausbreitimg  der  Retina  ein  Hindernis  bildet,  konmit  es  in 
letzterem  zur  Duplikatur-  und  Faltenbildung.  Der  Defekt  der  Chorioidea 
und  Sklera  entsteht  ebenfalls  durch  das  proliferierende  Mesoderm,  das  zur 
eindringenden  Leiste  ausgebildet  und  an  dieser  Stelle  nicht  zur  Chorioidea 
und  den  inneren  Schichten  der  Sklera  differenziert  wird.  Nach  den  Unter- 
suchungen von  Landolt  verlauf en  im  Fazialisstamm  sekretorische 
Fasern  für  die  Tränendrüse.  Dieselben  verlassen  den  Fazialis  im 
Ganglion  geniculi  und  treten  in  den  Nervus  petrosus  superficialis  ein.  Man 
findet  sie  wieder  im  Nervus  maxillaris  superior  und  bei  einzelnen  Kaninchen 
auch  im  Nervus  ophthalmicus.  Letzterer  Nerv  scheint  nur  selten  der  Träger 
sekretorischer  Fasern  für  die  Tränendrüse  beim  Kaninchen  zu  sein.  Auch 
beim  Affen  verlaufen  im  Fazialisstamm  sekretorische  Fasern  für  die  Tränen- 
drüse und  verlassen  denselben  im  Ganglion  geniculi.  —  Schirmers  Unter- 
suchungen stellten  die  Menge  der  Tränenabsonderung  in  der  Weise 
fest,  daß  bei  Patienten  nach  Exstirpation  des  Tränensackes  die  aus  dem 
Bindehautsack  abtropfende  Flüssigkeit  gemessen  wurde;  nach  Abzug  des 
schätzungsweise  bestimmten  Verdunstungsquantums  beträgt  die  Gresamt- 
menge  der  in  16  Stunden  Wachens  sezemierten  Flüssigkeit  V«-"'A  g- 
Diese  spärliche,  aber  kontinuierliche  Absonderung  erlischt  bei  dem  Aus- 
Schluß  äußerer  Reize  (Kokainisierung  der  Bindehaut,  Trigeminusanästhesie) 
und  hört  daher  auch  während  des  Schlafes  auf.  Weiter  bespricht  Schirmer 
den  Mechanismus  der  Tränenabfuhr.    Die  Tränen  werden  zunächst  von 


Augenkrankheiten.  377 

den  Ausführungsgängen  der  Drüse  zu   den  TrBnenpunkten  ohne  Lidbewe- 
gung durch  die  Schwerkraft,  Wandattraktion  und  elastischen  Druck  der 
Lider  bewegt    Der  Mechanismus  der  Weiterbeförderung  aus  dem  Binde- 
hautsack in  die  Nase  kommt  nicht,  wie  behauptet  worden  ist,  durch  Kapillar- 
attraktion, Aspiration  von  der  Nase  bei  der  Atmung  oder  Hineinpressen 
beim  Lidschlusse  zu  stände;   nach  den  Versuchen  von  Schirmer,  der 
zum  Nachweise  des  Uebertritts  yon  Flüssigkeit  aus  dem  Bindehautsack  in 
die  Nase  l^o  Natr.  salicyl.-Lösung  in  den  ersteren  einträufelte  und  dann 
das  Nasensekret  auf   das  Vorhandensein    von    Salizyl   mit  Liquor  ferri 
sesquichlorati  prüfte,  werden  die  Tränen  vielmehr  in  die  Nase  durch  den 
Lidschlag  befördert,  indem  der  hierbei  tätige  Hornersche  Muskel  den 
Tränensack  erweitert.     So    werden    die    dünnflüssigen  Tränen    aspiriert, 
während  der  zähere  Schleim  an  der  NasenÖffioung  nicht  zu  folgen  vermag. 
Nach  dem  Lidschlage  nimmt  der  Sack  infolge  der  Elastizität  der  Grewebe 
sein  früheres  kapillares  Volumen  wieder  an  und  gibt  die  aufgenommene 
Flüssigkeit  nach  der  Nase  hinab,  da  das  Kaliber  des  Röhrchens  viel  enger 
ist  als  der  Tränennasengang.    Da  dieser  Vorgang  auch  bei  hängendem 
Kopfe  stattfindet,  kaim  der  Schwerkraft  hierbei  keine  wesentliche  Rolle 
zukommen.    Weiter  werden  die  Prinzipien  und  Methoden  einer  Funktions- 
prüfung der  Tränendrüse  durch  Einlegung  von  Fließpapierstreifen  in  den 
Bindehautsack  besprochen,  Fälle  von  sekretorischer  Hypersekretion,  sowie 
Lähmung  der  Tränendrüse  und  Sekretionsverminderung  im  Anfangsstadium 
der  Tabes  geschildert  und  zum  Schluß  auf  verschiedene  Formen  der  Ab- 
flußbehinderung aufmerksam  gemacht,  im  besonderen  hervorgehoben,  daß 
nach  der  Trönensackezstirpation  beim  ruhigen  Sitzen  im  Zimmer  wegen 
der  geringen  Menge  abgesonderter  Tränen  ein  Tränenträufeln  nicht  empfun- 
den wird.    Wenn  der  Mechanismus  der  Tränenabfuhr  durch  Aufhören  des 
Lidschlages  bei  vollständiger  Orbikularislähmung  gestört  ist,  so  kommt 
es  zum  Tränenträufeln,  das  als  Begleiterscheinung  der  Fazialislähmung  im 
wesentlichen  auf  diese  ungenügende  Ableitung  zurückzuführen  ist,  wenn 
auch  die  Eversion  des  Lidrandes  und  die  reflektorische  Reizung  der  Tränen- 
drüse durch  die  ungenügend  bedeckte  Bulbusoberfläche  mitwirkende  Mo- 
mente sein  mögen. 

Nach  den  Versuchen  von  Bach  und  Meyer  an  künstlich  respirierten 
Katzen  beeinflußt  die  Durchschneidung  des  Halsmarks  spinalwärts  von  der 
Rautengrube  die  Pupillarreaktion  nicht;  jedoch  tritt  bei  frontaler  Die 

Durchschneidung  der  Rautengrube  am  spinalen  Ende  Lichtstarre  der  Pu-  Lokalisation 
pillen  und  zwar  bei  rechtseitiger  Schnittführung  linkseitige  Lichtstarre  g^^n^^mg 
und  umgekehrt  ein.  Eine  durch  den  mechanischen  Reiz  bei  Freilegung 
der  MeduUa  oblongata,  speziell  der  Rautengrube,  entstandene  Lichtstarre 
mit  gleichzeitiger  Miosis  konnte  in  prompte  Reaktion  durch  einen  in  der 
Mitte  der  Rautengrube  oder  höher  gelegenen  doppelseitigen  Schnitt  um- 
gewandelt werden.  Aus  diesen  Versuchen  folgerten  Bach  und  Meyer 
das  Bestehen  einer  am  spinalen  Ende  der  Rautengrube  gelegenen  Zone, 
welche  für  den  Lichtreflex  der  Pupille  von  größter  Bedeutung  ist.    Sie 


378  HozBtmann. 

deuten  diese  als  Reflexhemmungssentram  und  nehmen  außerdem  ein  zweites, 
zerebralwärts  gelegenes,  diesem  untergeordnetes  Zentrum  an.  Nach  dieser 
Analogie  werden  auch  beim  Menschen  zwei  ReflezbOgen  konstruiert,  ein 
kürzerer,  der  sich  in  der  Vierhügelgegend  schließt,  und  ein  längerer,  der  sich 
von  hier  zum  Hemmungszentrum  der  MeduUa  oblongata  und  von  diesem 
Binokulare  zentrifugalwärts  zum  Auge  begibt.  —  Heine  erklärt  die  Elschnigsche 
Tiefen-       Beobachtung,    daß   binokulare  Verschmelzungen    stereoskopischer    Photo- 

wa  rne  mung.  gj.j^pygjj  ^  natürlicher  Größe  bei  Nachahmung  der  näheren  Umstände 
des  binokularen  Sehens  in  Objektdistanz  und  Lateraldistanz  der  Objekte 
einen  Überplastischen  Eindruck  machen,  dadurch,  daß  man  im  Stereoskop 
wegen  der  geringen  Konvergenz  das  Objekt  zu  entfernt  sieht,  daher  die 
Querdisparation  besser  ausnutzt  und  die  Tiefendimension  überschätzt. 
Nach  El  sehnig  sind  die  näher  gelegenen  Teile  des  körperlichen  Objekts 
stärker  vergrößert,  sobald  das  binokular  gesehene  Objekt  mit  vermehrter 
Konvergenz  betrachtet  wird,  ohne  daß  man  gleichzeitig  oder  vorher  schon 
das  vorgefaßte  Urteil  über  die  Entfernung  desselben  ändern  müßte.  Bei 
der  Mehrzahl  der  binokular  Sehenden  trat  bei  vermehrter  Konvergenz  eine 
scheinbare  Veränderung  der  Tiefendimension  ein,  da  bei  vermehrter  Kon- 
vergenz unbewußt  der  an  die  Objekte  angelegte  Maßstab  ausgedehnt  wird 
und  diese  Vergrößerung  sich  auch  auf  die  Tiefendimension  ausdehnt. 
Angeborene  Die   angeborene  totale   Farbenblindheit,    die   in   neuerer 

totale  Farben-  Zeit  besonders  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Theorien  des  Farbensehens  ge- 
blindhelt.  ^^rdigt  worden  ist,  hat  durch  Grunert  eine  eingehende  literarische 
Bedeutung  gefunden.  Er  gibt  außer  der  Geschichte  ihrer  Erforschung  eine 
Uebersicht  der  bisher  beschriebenen  Fälle  und  fügt  5  eigene  Beobachtungen 
hinzu.  Bei  3  von  diesen  war  das  zuerst  von  A.  König  theoretisch  postu- 
lierte und  nachgewiesene  zentrale  Skotom  ebenfalls  vorhanden.  Aus  der 
Zusammenstellung  ergibt  sich,  daß  totale  Farbenblindheit  bei  Männern 
fast  doppelt  so  oft  als  bei  Frauen  vorkommt  und  die  Heredität  insofern 
eine  Rolle  spielt,  als  zuweilen  Geschwister  an  derselben  Anomalie  leiden. 
Außer  der  Farbenblindheit  bestehen  die  charakteristischen  Symptome  in 
Herabsetzung  der  zentralen  Sehschärfe,  Lichtscheu  und  Nystagmus.  G  r  u  n  e  r  t 
sieht  in  diesen  Symptomen  besonders  der  zentralen  Amblyopie,  bezw.  dem 
zentralen  Skotom  bei  normaler  peripherer  Sehschärfe,  dem  Vorgange  Königs 
und  Kries*  folgend,  den  Ausdrück  der  Zapfenblindheit  bei  intakter  Funk- 
tion der  Netzhautstöbehen.  Bei  dem  Fehlen  anatomischer  Befunde  muß 
es  noch  unentschieden  bleiben,  ob  es  sich  um  eine  Anomalie  der  Zapfen 
selbst  oder  der  von  ihnen  ausgehenden  optischen  Bahnen  handelt. 
Rolle  der  Infektiöse   Bakterien    rufen   durch  ihre  Anwesenheit  und  die 

Toxine  bei  der  Erzeugung  von  Toxinen  eine  Entzündung  der  Bindehaut  hervor. 
Entzttn  ung  pj^  Rolle,  welche  von  den  letzteren  dabei  gespielt  wird,  bildet  das  Problem, 
das  Randolph  in  Angriff  nimmt.  In  einer  Reihe  von  40  Experimenten 
an  Kaninchen  werden  die  Toxine  des  Gonokokkus,  Staphylococcus  aureus, 
Klebs-Löffler sehen  Bazillus,  Xerosebazillus  mit  der  Bindehaut  beständig 
in  Berührung  gehalten,  was  manchmal  mehrere  Stunden  lang  erfolgte;  in 


Augenkrankheiten. 


379 


keinem  Falle  gab  es  eine  Reaktion.  Wenn  dagegen  diese  Toxine  in  das 
Bindehautgewebe  injiziert  wurden,  wurde  eine  mehr  oder  weniger  heftige 
Reaktion  herbeigeführt,  und  durch  Injektion  in  die  vordere  Kammer  trat 
jedesmal  eine  Iritis  auf.  Stock  injizierte  Diphtherietoxin,  Toxin 
von  Bacillus  pyogenes  aureus  und  von  Bacterium  coli  tief 
in  den  Glaskörper  des  Eaninchenauges;  es  bildete  sich  eine 
schwere  Iridozyklitis  mit  Infiltration  auch  der  Sehnervenscheide  auf  dieser 
Seite;  auf  dem  anderen  Auge  war  es  nicht  möglich,  irgend  eine  entzünd- 
liche Reaktion  hervorzurufen.  Dann  spritzte  er  eine  Bouillonkultur  von 
Bacillus  pyocyaneus  ß  in  die  Ohrvene  des  Kaninchens  und  reizte  durch 
Injektion  von  Erotonöl  in  den  Glaskörper  oder  durch  Implantation  eines 
Stückchens  Kupfer  oder  Silber  in  die  vordere  Kammer  ein  Auge,  auch 
führte  er  die  Einspritzung  von  Bacillus  pyocyaneus  ß  in  die  Ohrvene  aus, 
ohne  daß  gleichzeitig  auch  das  Auge  gereizt  wurde.  In  einem  sehr  großen 
Prozentsatze  der  Fälle  traten  Metastasen  in  den  Augen  auf,  auch  da,  wo 
in  die  Augen  kein  Reiz  gesetzt  war.  Bei  mittelschweren  Infektionen  und 
starkem  Reiz  des  Auges  mit  Krotonöl  war  der  Prozentsatz  der  erkrankten 
zweiten  Augen  ein  sehr  hoher.  Diese  metastatische  Entzündung  verlief 
unter  dem  Bilde  einer  knötchenförmigen  Iritis  und  in  sehr  seltenen  mUen 
dem  einer  Chorioiditis  disseminata.  Wenn  ein  Auge  aseptisch  schwer  ge- 
reizt wurde,  so  ließ  sich  im  pathologisch  anatomischen  Präparate  des  an- 
deren Auges  eine  pathologische  Eiweiß-  und  Rundzellenausscheidung  in  der 
Yorderkammerflüssigkeit  nicht  nachweisen.  Außerdem  injizierte  Stock 
12  Kaninchen  Tuberkulosekulturen  in  die  Ohrvene.  Bei  allen  Tieren  traten 
ohne  Ausnahme  in  beiden  Augen  die  Erscheinungen  einer  tuberkulösen 
Iritis  und  Chorioiditis  auf,  und  zwar  ebenso  bei  den  Kontrolltieren,  wie 
bei  solchen,  deren  eines  Auge  durch  einen  Kupfersplitter  oder  Iiigektion 
von  Krotonöl  in  schweren  Reizzustand  versetzt  war. 

Nach  den  Versuchen  von  Selenkowsky  und  Woizechowsky  ist 
es  möglich,  die  Durchwanderung  der  im  Blut  zirkulierenden  Bakterien  auch 
in  den  hinteren  Teil  des  Auges  bezw.  in  den  Glaskörper  experimentell  zu  er- 
zeugen. Die  Wanderung  der  Bakterien  in  diese  Abteilung  geschieht  nicht 
aus  der  vorderen  Augenpartie,  sondern  durch  die  entsprechenden  Gef&ße 
des  hinteren  Teils.  Die  im  Blut  zirkulierenden  Bakterien  gelangen  ins 
Eammerwasser  ausschließlich  durch  die  Ziliargeföße  und  in  den  Glaskörper 
durch  die  Gefäße  der  Netzhaut  und  der  Aderhaut.  Die  Iris  für  den  vor- 
deren Attgenteil  und  die  Lymphräume  des  Sehnerven  für  den  hinteren 
Teil  spielen  augenscheinlich  in  dieser  Hinsicht  keine  Rolle,  obwohl  die 
Verbreitung  der  Mikroben  manchmal  gleichzeitig  durch  den  Zwischen- 
scheidenraum des  Sehnerven  bis  zum  Auge  per  continuitatem  möglich  ist. 
Unter  einigen  günstigen  Umständen  kann  man  experimentell  auch  heftige 
entzündliche  Erscheinungen  von  seiten  des  Auges  auf  endogenem  Wege 
erzielen.  Bei  einer  schweren  Allgemeininfektion  gelangen  nicht  selten  die 
im  Blut  zirkulierenden  Bakterien  auch  in  den  Glaskörper  der  normalen, 
nicht  gereizten  Augen. 


Unter- 
suchungen 

über 
Lokalisation 
endogener 
Schädlich- 
keiten im 
Auge. 


Endogene 
Infektion 
des  Auges. 


380 


Horstmaim. 


beilkunde. 


Heilangs-  Nach  den  Untersuchungen  von  Weinstein  findet  bei  perforieren- 

verlauf       den  Schnittwunden  der  Hornhaut  die  Regeneration  der  einzebien 

8  h  'tt^'^^'^d^'  Schichten  nicht  gleichzeitig  statt ;  zuerst  regeneriert  eich  das  Epithel,  dann 

der  Hornhaut.  ^^®  Cornea  propria  und  zuletzt  die  Descemetsche  Haut.    Die  Verheilun^ 

aseptischer,  unkomplizierter,  zentraler  Homhautwunden  verläuft  ohne  jede 

Entzündungserscheinungen,    man    bemerkt   vreder  Hornhauttrübung   noch 

Gefäßentwicklung,  noch  Reizerscheinungen.    Die  Regeneration  der  Cornea 

propria  findet  ausschließlich  durch  aktive  Vermehrung  ihrer  eigenen  .£le- 

mente  statt.    Leukozyten  nehmen  daran  dem  Anscheine  nach  keinen  Anteil. 

Die  Arbeit  von  Panas  bietet  eine  Zasammenfassimg  der  in  vielen 
Antisepsis  und  seiner  Abhandlungen   zerstreut  enthaltenen  Ansichten  über  Anti- 
Prophylaxe  in  aepgig  und  Prophylaxe.    Die  erstere  als  eine  äußere  und  innere 
der  Augen-  *  r    ^ 

gedacht,  erstreckt  sich  nicht  nur  auf  Operationen,  sondern  aach  auf 

das  Gebiet  der  allgemeinen  und  speziellen  Therapie  und  Hygiene. 
Wer  die  früheren  Arbeiten  des  Verfassers  kennt,  findet  hier  fast 
nur  Bekanntes.  Panas  befolgt  bei  Verletzungen,  bei  welchen  eine 
schnelle  und  gute  Antisepsis  das  wichtigste  ist,  eine  weitgehende 
konservative  Behandlung  und  hält  die  Furcht  vor  sympathischer  Er- 
krankung für  unbegründet.  Er  ist  nicht  für  die  offene  Wundbehand- 
lung und  hält  einen  Schlußverband  nur  bei  infizierter  und  entzün- 
deter Bindehaut  für  nachteilig.  Die  bakterizide  Wirkung  der  Tranen 
scheint  ibm  nicht  bewiesen.  Als  lokale  Antiseptika  bevorzugt  er 
Methylviolett  und  Jodoform.  Bei  Endoinfektionen  schätzt  er  als 
antiseptisches  und  antiplastisches  Mittel  das  Quecksilber  am  hoch.« 
sten  in  Form  intramuskulärer  Injektionen  der  4 ^/o  igen  öligen  Lösung 
von  Hydrarg.  bijodat.,  nebenher  noch  Einreibungen  mit  grauer  Salbe. 
Auch  die  Serumtherapie  findet  ihr  Gebiet  und,  wo  sie  nicht  anwend- 
bar, gilt  es  die  Toxine  durch  Darm,  Niere  oder  Haut  zur  Ausschei- 
dung zu  bringen. 

Nach  London  erhalten  angeblich  Blinde,  die  gegen  Licht  schwach 
empfindlich  sind,  sogar  im  hellen  eine  Lichtempfindung,  sobald 
man  das  Badiumbromid  dem  einen  oder  dem  anderen  Auge 
nähert.  Blinde,  die  die  Fähigkeit,  Licht  zu  empfinden  und  licht 
vom  Schatten  zu  unterscheiden,  bewahrt  haben,  jedoch  die  Formen 
der  Gegenstände  nicht  mit  den  Augen  perzipieren,  erkennen  im 
dunklen  Zimmer  auf  einem  vom  Badium  beleuchteten  Schirme  die 
Schattenrisse  der  projizierten  oder  darauf  liegenden  Gegenstände 
(in  späteren  Arbeiten  als  unrichtig  erwiesen).  Alle  Menschen  er- 
halten eine  Lichtempfindung  im  entsprechenden  lichtgeschützten 
Auge,  wenn  man  dem  letzteren  das  Radiumbromid  in  Entfernung 
von   10 — 15  cm  oder  ihrer  Stirn,  sogar   Schädel,  Schläfe  nähert. 


Becquerel- 
strahlen. 


Augenkrankheiten. 


381 


jedoch  nicht  alle  in  gleichem  Maße.  Mit  Hilfe  des  Eadiums  lassen 
sich  im  dunkeln  Zimmer  mikroskopische  Untersuchungen  anstellen. 
Man  braucht  hierzu  nur  das  Gesichtsfeld  des  Mikroskops  durch  einen 
guten  Schirm  zu  beleuchten. 

Von  den  neueren  Mitteln  möge  zunächst  das  Itrol  Erwähnung  Neuere  Mittel: 
finden:  Cervicek  behandelte  124  TäUe  von  Conjunctivitis  bleu-  ^^^' 
norrhoica  und  18  Fälle  sezernierenden  Trachoms  mit  Itrol.  Das- 
selbe reizt  mehr  als  eine  2°/oige  Höllensteinlösung,  wirkt  aber 
nachhaltiger.  Er  appliziert  dasselbe  vermittelst  eines  Pulver- 
bläsers, wodurch  die  Wirkung  des  Lichtes  und  der  Luft  auf 
das  sehr  empfindliche  Präparat  ausgeschlossen  ist.  Die  Reizbar- 
keit der  Augen  war  nach  mehrfacher  Anwendung  desselben 
herabgesetzt.  Mit  Kuprozitrol  behandelte  er  26  Fälle  von 
Trachom  in  den  verschiedensten  Stadien,  mit  teilweise  sehr  gutem 
Erfolg.  Er  wandte  eine  5 — 10^/oige  Salbe  an  und  massierte  das 
Auge.  Wolffberg  empfiehlt  das  Gollargol  bei  der  Ophthalmia  Coilargoi. 
gonorrhoica.  Er  wandte  es  in  Salbenform  mit  einem  Zusatz  von 
0,05  Atropin  auf  10  g  Unguentum  Cred6  in  einem  Falle  an,  wo  alle 
andere  Therapie  versagte.  Auch  bei  Keratitis  parenchymatosa  hatte 
er  damit  Erfolg.  Lezenius  benutzte  V«— l^Mgo  Lösung  von  Hetol  Hetoi. 
(zimtsaurem  Natron)  als  subkonjunktivale  Injektion  bei  Herpes  cor- 
neae, Ulcus  corneae  und  Hornhautwunden;  er  hatte  dabei  gute  Er- 
folge. Die  Dauer  der  Keratitis  parenchymatosa  wurde  dadurch  ab- 
gekürzt. Bei  Krankheiten  der  Iris  und  Chorioidea  hatten  sie  eine 
schmerzenstillende  Wirkung.  Die  Krankheitsdauer  der  Skleritis  und 
Episkleritis  wurde  durch  Hetolinjektionen  in  keiner  Weise  abgekürzt. 
Die  äußere  Verwendung  des  Adrenalins  in  der  Augentherapie  Adrenalin. 
hat  nach  Nie  den  sowohl  als  diagnostisches  wie  als  therapeutisches 
Mittel  bei  allen  den  Zuständen  der  oberflächlichen  Häute  seine  Indi- 
kation, die  eine  störende,  vermehrte  BlutüberfäUung  bedingen,  seien 
es  chronische  Blepharitiden,  konjunktivale  Hyperämien,  besonders 
funktioneller  Natur,  Frühjahrskatarrh,  Conjunctivitis  vasculosa  und 
besonders  die  Schwellungszustände  bei  Heufieber;  bei  Hornhaut- 
entzündungen in  gleicher  Weise  nur  dort,  wo  ein  zu  reiches  Blut- 
emährungsmaterial  zuströmt,  wie  Keratitis  fasciculosa,  Pannus  tracho- 
matosus,  und  bei  Episcleritis  acuta  und  chronica.  Ausgesprochen  ist 
auch  der  druckherabsetzende  Einfluß  bei  chronischem  und  absolutem 
Olaukom,  besonders  in  Verbindung  mit  Eserin  und  Pilokarpin.  Haupt- 
sächlich ist  bei  operativen  Vorgängen  an  der  Bindehaut  die  die 
Blutung  verhindernde  Wirkung  des  Adrenalins  zu  rühmen,  wodurch 
es  möglich  wird,  bei  gleichzeitigem  Oebrauch  von  Kokain  die  Vor- 


382  '  Horstmann. 

lagenmg  der  Muskeln  bei  Schieloperationen  im  vollständig  blutleeren 
Operationsgebiet  mit  großer  Genauigkeit  vorzunehmen.  Das  gleiche 
gilt  von  der  Pterygiumoperation.  Nach  den  Erfahrungen  vonHoor 
Jequiritol.  ist  das  Jequiritol  rein  ein  Homhautmittel.  Oegen  Veränderungen 
der  Bindehaut,  Granulationen,  Follikel  oder  Papillen  nutzt  es  nichts. 
Bei  allen  eitrigen  Prozessen  der  Hornhaut  ist  es  zu  verwerfen,  ebenso 
bei  ganz  frischen  Trübungen  und  Flecken  derselben,  bei  firischem 
Pannus  trachomatosus  und  frischem  Pannus  lymphaticus.  Unbe- 
dingt indizirt  dagegen  ist  es  bei  altem  Pannus  trachomatosus 
Aisol.  mit  narbig  degenerierter  Bindehaut.  Pick  wandte  das  Alsol, 
das  Aluminium  acetico-tar^aricum  in  ^4  —  V^ '^/oiger 
Lösung  bei  Blennorrhoea  neonatorum,  akutem  und  chronischem 
Bindehautkatarrh,  Trachom,  skrofulösen  Ophthalmien  und  Hor- 
deola in  Form  von   Umschlägen   und   Auswaschungen   mit   Erfolg 

Eintritt  und  an.     Seggel  spricht  sich  für  die  VoUkorrektion  der  Myopie  aus. 

^d'^^M^'^^^r'^  Seinen  Mitteilungen  liegen  Beobachtungen  von  2070  Myopen  zu 
Grunde,  unter  welchen  461  voll  korrigiert  waren.  Im  Laufe  einer 
Beobachtungsdauer  von  7 — 9  Jahren  blieb  bei  43,4 ®/o  der  Voll- 
korrigierten die  Myopie  stationär,  bei  den  genügend  Korrigierten 
nur  in  22,3  ^/o.  Der  günstige  Einfluß  der  Vollkorrektion  machte  sich 
besonders  im  Alter  bis  zu  14  Jahren  geltend.  Seggel  korrigiert 
die  Myopie  voll  bei  jugendlichen  Individuen  mit  einer  Myopie  von 
1,25  D.  und  mehr,  wenn  gute  Akkommodationsbreite  vorhanden  und 
die  Sehschäxfe  nach  Korrektion  bis  zu  10  D.  nicht  geringer  ist  als  '/s . 
Außerdem  gibt  Seggel  eine  TTebersicht  über  die  Ergebnisse  der  Unter- 
suchungen, die  fortlaufend  an  2002  Mittelschülern  und  7158  Volks- 
Schülern  männlichen  und  weiblichen  Geschlechts  angestellt  wurden. 
Mit  aufsteigender  Klasse  nimmt  die  Entstehung  der  Kurzsichtigkeit 
in  stetigen  Progressionen  zu,  erreicht  den  höchsten  Stand  bei  durch- 
schnittlich 15jährigen  Schülern  und  nimmt  dann  schnell  ab,  so  daß 
mit  18  und  19  Jahren  verschwindend  wenige  mehr  kurzsichtig  werden. 
In  Hinsicht  auf  die  Zunahme  und  Entstehung  der  Kurzsichtigkeit 
erwies  sich  das  16.  Lebensjahr  für  beide  Geschlechter  am  gefähr- 
lichsten, die  männlichen  Zöglinge  hatten  aber  einen  größeren  Prozent- 
satz von  Kurzsichtigen,  als  die  weiblichen.  Ein  Vergleich  lehrte,  daß 
innerhalb  der  letzten  22  Jahre  die  Kurzsichtigkeit  in  diesen  Schulen 
beim  männlichen  Geschlecht  um  10**[o,  beim  weiblichen  um  30°/o 
abgenommen  und  die  durchschnittliche  Schärfe  gestiegen  war.  In 
diesen  Erfahrungen  sieht  Seggel  den  günstigen  Einfluß  schul- 
hygienischer Maßnahmen  auf  Erhaltung  guter  Sehschärfe  und  Ver- 
minderung der  Kurzsichtigkeit  bestätigt. 


Augenkrankheiten. 


883 


Behandlang 

der  Kurz- 

siohtigkeit. 


Nach  Liebreich  kommt  nur  der  nasale  Teil  der  Orbita  iiir 
Hefraktionsanomalien  und  Strabismus  in  Betracht,  da  der  Dreh- 
punkt des  Au^es  und  die  Augenmuskeln  nur  zur  inneren  Orbital- 
wand ein  konstantes  Verhältnis  aufweisen,  während  dasselbe  zu  den 
stets  unsymmetrisch  gebauten  temporalen  Orbitalhälften  sehr  variiert. 
So  tritt  als  Hauptmaß  die  Pupillardistanz  in  den  Vordergrund,  die 
gestatten  soU,  den  Winkel  B,  welchen  die  beiden  Achsen  der  Muskel- 
kegel miteinander  bilden,  festzustellen.  Bei  großem  Winkel  B  haben 
die  Kecti  intemi  bei  Fixation  eine  über  die  Norm  hinausgehende 
Anstrengung  zu  machen,  und  so  entsteht  dann  nach  Liebreich 
ein  zu  großer  Akkommodationseffekt  mit  der  Tendenz,  sich  dem 
fixierten  Gegenstande  übermäßig  zu  nähern.  Um  den  schädlichen 
Einfluß  des  Winkels  B  auszuschließen  und  das  Verhältnis  zwischen 
Akkommodation  und  Konvergenz  zu  regulieren,  verordnet  Lieb- 
reich zur  Prophylaxe  und  Behandlung  der  Myopie  Prismen, 
um  die  Konvergenz  zu  vermindern,  oder  Konkavgläser  behufs  Be- 
nutzung eines  weiter  herausgerückten  Fixationspunktes  oder  eine 
Kombination  beider  Gläser.  Senn  kommt  auf  Grund  statistischen 
Materials  eigener  Beobachtungen  zu  dem  Schluß,  daß  ein  ätiologi- 
scher Zusammenhang  zwischen  Hornhautastigmatismus  und 
zentraler  Chorioiditis  bei  Myopie  bestehe.  Als  abnormen  "**s™*^*^™^^ 
Astigmatismus  bezeichnet  er  den  perversen  und  über  1,25  D.  hinaus- 
gehenden regulären.  Einen  solchen  abnormen  fand  er  bei  205  myopi- 
schen Augen  mit  zentraler  Chorioiditis  in  78,1 ''/o,  gegenüber  21,9  "/o 
mit  mehr  oder  weniger  physiologischem  Hornhautastigmatismus.  Bei 
sämtlichen  während  derselben  Zeit  beobachteten  Augen  mit  Myopie 
von  7  D.  und  darüber  ohne  Chorioiditis  hatten  dagegen  nur  27,6  ^/o 
astigmatische  und  72,4  °/o  normale  Hornhäute.  Li  Hinsicht  auf  die 
hieraus  gezogene  Folgerung,  den  Astigmatismus  bei  Myopie  pein- 
lichst zu  korrigieren,  stellt  Verfasser  22  Fälle  von  zentraler  Chorio- 
iditis bei  Myopie,  kompliziert  durch  Homhautastigmatismus ,  zu- 
sammen, die  seit  ihrer  kombinierten  Korrektion  während  einer 
durchschnittlichen  Beobachtungsdauer  von  2,85  Jahren  eine  durch- 
schnittliche Sehschärfezunahme  von  0,05  zeigten. 

Auf  Grund  einer  Reihe  klinischer  Beobachtungen  und  anatomi- 
scher Untersuchungen  ist  Raehlmann  der  Ansicht,  daß  beim 
inveterierten  Trachom  eine  Tarsitis  trachomatosa  frühzeitig  einsetzt, 
die  sämtliche  Phasen  der  Erkrankung  begleitet  und  im  wesentlichen 
den  Verlauf  des  Leidens  mit  bedingt,  an  welcher  das  Gewebe  des 
Lidrandes  in  Form  einer  wirklichen  Blepharitis  frühzeitig  teilnimmt. 
Zuerst  gibt  sich  die  Erkrankung  des  Knorpels  durch  eine  Verände- 


Homhaut- 


Chorioiditis. 


Trachom. 


384  Hontmann. 

Trachom,  rang  der  Sekretion  der  in  ihm  eingebetteten  Drüsen  zu  erkennen, 
und  zwar  zunächst  der  Meibomschen  Drüsen.  Das  Sekret  derselben 
zeigt  häufig  eine  weich-teigige  bis  krümelige,  halbtrockene  BeschafiPen- 
heit,  später  wird  es  krümelig  und  gleichzeitig  schaumig.  Da  in  diesai 
Fällen  eine  FoUikelbildung  an  der  Conjunctiva  tarsi  stattfindet,  so 
muß  der  Knorpel  von  vornherein  in  Mitleidenschaft  gezogen  werden, 
es  muß  eine  gewisse  selbständige  Affektion  desselben,  eine  Tarsitis, 
auftreten,  die  frühzeitig  von  der  Konjunktiva  auf  den  Knorpel  über- 
geht. In  den  schweren  Fällen  des  Narbentrachoms  entsteht  eine 
beträchtliche  Verdickung  des  Lidrandes,  die  sog.  Tylosis.  Alsdann 
kann  der  Lidknorpel  in  den  oberen  Partien  schon  erweicht  oder 
durch  Atrophie  verkleinert  sein.  In  seltenen  FäUen  tritt  auch  eine 
starke  Verdickung  des  Knorpels  auf.  Infolge  der  Beteiligung  des 
Knorpels  an  der  Entzündung  der  Konjunktiva  entsteht  sehr  häufig 
eine  Verödung  und  Atrophie  der  Meibomschen  Drüsen,  welche  all- 
mählich vollständig  verschwinden.  Innerhalb  des  Lidrandes  zeigt 
sich  die  nächste  Umgebung  der  ZiUenwurzebi,  der  Haarbälge,  der 
Talgdrüsen  und  der  Molischen  Drüsen  eitrig  infiltrirt.  Später  ent- 
wickelt sich  innerhalb  des  Lidrandes  ein  straffes,  zur  B.etraktion 
neigendes  Narbengewebe,  infolgedessen  dasselbe  in  vertikaler  Sich- 
tung verkleinert  wird  und  Entropium  entstehen  kann.  Die  molden- 
fbrmige  Verbiegung  des  Knorpels  tritt  ein,  wenn  die  Trachomnarbe 
auf  seiner  inneren  Oberfläche  sich  verkleinert,  während  der  Knorpel 
selbst  seine  normalen  Flächendimensionen  und  noch  relativ  normale 
Dichtigkeit  und  Widerstandsfähigkeit  bewahrt  hat.  Die  mulden- 
förmige Vertiefung  des  Tarsus  erreicht  aber  nur  geringe  Grade  oder 
bleibt  ganz  aus,  wenn  das  Gewebe  des  Knorpels  selbst  sich  gleich- 
mäßig mit  der  Konjunktivalnarbe  verkleinert;  in  den  Fällen  also, 
wo  die  das  Konjunktivalleiden  begleitende  Tarsitis  eine  Atrophie  und 
Verkleinerung  des  Knorpels  herbeigeführt  hat.  Die  stärkste  Verbie- 
gung des  Knorpels  kommt  zu  stände,  wenn  die  Mitte  seiner  Fläche  vom 
follikulären  Prozeß  ergriffen  und  erweicht  ist,  während  die  Bänder 
ihre  Festigkeit  bewahrt  haben,  dann  wird  der  Knorpel  um  den  er- 
weichten Mittelpunkt  herum  durch  die  konjunktivale  Narbe  typisch 
verbogen  und  die  Verkrümmung  erreicht  die  höchsten  Grade.  — 
RingabBzeß  Fuchs  hat  9  Fälle  von  Ringabszeß  der  Hornhaut  einer  ana- 
der  Hornhaut,  tomischen  Untersuchung  imterzogen.  Derselbe  besteht  aus  einer  In- 
filtration der  Hornhaut  mit  Eiterzellen,  welche  konzentrisch  zum 
Hornhautrande  rings  herumläuft.  Der  Infiltrationsring  hält  sich 
gewöhnlich  1-1,6  mm  vom  Limbus  entfernt.  Die  ihn  bildenden 
Eiterzellen  nehmen  zwei  Zonen  ein,  die  erstere  entspringt  den  mitt- 


Augenkrankheiten.  385 

leren  und  oberen  Lamellen  der  Hornhaut,  die  zweite  den  tiefsten, 
unmittelbar  vor  der  Descemetschen  Membran  gelegenen.  Die  von 
diesem  Einge  eingeschlossenen  hinteren  Homhautschichten  sind 
nekrotisch.  Die  Eitenmg  setzt  sich  auf  die  tiefen  Teile  der  Horn- 
haut fort  und  fuhrt  zur  Panophthalmie.  Im  eitrigen  Exsudate  des 
Augeninnem  finden  sich  Bakterien  in  großer  Menge.  Der  B*ing- 
abszeß  setzt  nicht  notwendig  eine  Wunde  der  Hornhaut  voraus.  Die 
Einwanderung  der  Bakterien  kann  auch  durch  eine  sklerale  Wunde 
geschehen.  Während  sich  das  Ulcus  serpens  nach  oberflächlichen 
Verletzungen  der  Hornhaut  entwickelt,  tritt  der  Ringabszeß  nach 
perforierenden  Wunden  oder  überhaupt  ohne  Verletzung  derselben 
auf.  Ersteres  bildet  sich  um  die  verletzte  Stelle  als  Zentrum,  die 
Lage  des  letzteren  ist  immer  dieselbe,  unabhängig  von  dem  Ort  der 
Verletzung. 

Nach  den  Erfahrungen  von  Axenfeld  geht  die  postopera-  Postoperative 
tive  Aderhautablösung  oft  in  weitgehendem  Maße  und  meist  ^^erhaut- 
auffallend  schnell  unter  einem  gutsitzenden  Druckverband  zurück, 
auch  wird  die  dauernde  Wiederanlegung  desselben  durch  die  Fort- 
setzung eines  solchen  erheblich  beschleunigt.  Die  freiere,  nicht 
kompressive  offene  Wundbehandlung  hat  die  höheren  Grade  der 
postoperativen  Aderhautablösung  häufiger  werden  lassen.  Axenfeld 
sah  nach  einer  Glaukomiridektomie  eine  Aderhautabhebung  mit  aus- 
gesprochener Hypotomie  auftreten.  Die  vorher  vorhandene  glauko- 
matöse Exkavation  des  Sehnerven  war  verschwunden,  entwickelte 
sich  aber  wieder,  sobald  sich  der  intraokulare  Druck  mit  Zurück- 
gehen der  Aderhautablösung  wieder  hob. 

Ischreyt  untersuchte   10  Bulbi  mit  Primärglaukom  ana- Die  Dicke  der 
tomisch.   Hierbei  trat  eine  Dehnung  der  Sklera  mit  Vorliebe  in     Sklera  an 
den  vorderen  und  äquatoriellen  Abschnitten  auf;  ihre  Verdünnung      primär- 
war  im  absoluten  Stadium  als  eine  sehr  häufige  Erscheinung  an-      giaukom. 
zusehen.    Die   hintere  Kalotte  zeigte   nur   ausnahmsweise  Verdün- 
nungen;   dieselben   ließen   sich    als    myopische   Veränderungen   er- 
kennen.    Skleralspome  bei   der   glaukomatösen  Exkavation  wiesen 
auf  eine  myopische  Bauart  des  glaukomatösen  Auges.    Die  Ver- 
längerung des  sagittalen  Durchmessers  glaukomatöser  Augen,  wenn 
man  von  zufälliger  Myopie  absieht,  kam  häufig  durch  eine  Deh- 
nung des   vorderen   Bulbusabschnittes    zu   stände.     Nach  der  An- 
sicht   von    Wahlfors    sind    Drucksteigerung    und    Glau-  Pathogenese 
kom   nicht   identisch.     Das   einfache    und    entzündliche    Glaukom  ^®^  ^^*"*^°™ 
sind  ein  und  dieselbe  Krankheit,   die  unter  wechselnden  Erschei- 
nungen auftritt.    Eine  der  ersten  Erscheinungen  der  Krankheit  ist 
Jahrbuch  der  praktischen  Medizin.    1904.  25 


386  Horstmann. 

Pathogenese  die  Herabsetzung  des  Lichtsinns,  ohne  daß  die  Sehschärfe  oder  das 
des  Glaukom.  Qesichtsfeld  darunter  gelitten  hat,  was  auf  eine  Funktionsstörung 
der  Stäbchen-  und  Zapfenschicht  der  Netzhaut  zurückzuführen  ist. 
Da  diese  Netzhautschicht  von  der  Chorioidea  ernährt  wird,  so  ist 
in  der  Chorioidea  selbst,  insbesondere  in  deren  innerer  Schicht,  die 
Krankheitsursache  zu  suchen,  und  zwar  in  einer  Atrophie  der 
Choriokapillaris.  Da  diese  Atrophie  sich  auch  auf  die  elastischen 
Fasern  der  Lamina  cribrosa  ausdehnt,  büßt  diese  ihre  Widerstands- 
fähigkeit gegen  den  intraokularen  Druck  ein  und  der  Sehnerv  wird 
ausgehöhlt.  Auch  wirkt  der  atrophierende  Prozeß  in  der  Chorioidea 
lähmend  auf  das  Muskelnetz  ein.  Dadurch  wird  die  Kontraktilität 
der  Chorioidea  und  die  Lymphzirkulation  hemmend  beeinflußt.  So- 
lange Sekretion  und  Besorption  sich  das  Gleichgewicht  halten, 
bleibt  der  intraokulare  Druck  unverändert.  Infolge  der  verlang- 
samten Zirkulation  fließt  die  Augenflüssigkeit  in  langsamerem 
Tempo  und  die  geformten  Elemente  haben  Gelegenheit,  sich  in  den 
abfuhrenden  Kanälchen  festzusetzen  und  diese  zu  verstopfen.  Der 
Abfluß  hält  alsdann  mit  dem  Zufluß  nicht  mehr  gleichen  Schritt, 
die  Flüssigkeit  des  Auges  nimmt  zu  und  der  Druck  steigt.  £s 
treten  Zirkulationsstörungen  venösen  Charakters  noch  hinzu,  dadurch 
daß  der  Abfluß  des  venösen  Blutes  durch  die  komprimierten  Venae 
vorticosae  gehindert  wird.  So  entsteht  das  entzündliche  oder,  rich- 
tiger gesagt,  kongestive  Glaukom.  Beim  einfachen  Glaukom  ist  die 
Atrophie  vorzugsweise  in  den  inneren  Schichten  der  Chorioidea,  der 
Choriokapillaris,  zu  suchen,  wodurch  die  nervösen  Elemente,  früh- 
zeitig in  Mitleidenschaft  gezogen,  unter  mangelnder  Ernährung  zu 
Grunde  gehen.  Beginnt  der  atrophische  Prozeß  in  den  äußeren 
Schichten  der  Chorioidea,  ohne  daß  die  Choriokapillaris  mitbeteiligt 
ist,  so  entsteht  ein  akutes  kongestives  Glaukom.  —  Nach  den  £r- 
Ausbruch  des  fahrungen  von  Steindorff  tritt  der  akute  primäre  Glaukom- 
Glaukom-  an  fall  vorwiegend  in  der  kalten  Jahreszeit  auf.  Die  entzündliche 
Drucksteigerung  befällt  mit  Vorliebe  Frauen,  die  nicht  entzündliche 
Männer.  Erstere  ist  besonders  eine  Erkrankung  des  höheren  Alters. 
Durchschnittlich  die  meisten  Glaukomanfälle  kamen  im  Januar,  die 
wenigsten  im  Juni  vor.  Tage  mit  ungewöhnlich  niedriger  und  mit 
ungewöhnlich  hoher  Temperatur  sind  bevorzugt  und  zwar  besonders 
die  ersteren.  Aber  nicht  nur  der  direkte  Einfluß  einzelner  das 
Wetter  ausmachender  Faktoren  kommt  hier  in  Betracht;  zweifellos 
wirken  auch  indirekte  Einflüsse  mit,  die  teilweise  in  den  für  die 
einzelnen  Jahreszeiten  wechselnden  äußeren  Lebensbedingungen  zu 
suchen  sind.    Zunächst    ist   an  die   dem  Sommer   einerseits,   dem 


Augenkrankheiten. 


387 


Winter  andererseits  charakteristischen  Krankheiten  zu  denken:  die 
Krankheiten  der  Verdauungsorgane  und  katarrhalische  sog.  Erkäl- 
tungskrankheiten. Nach  den  Beobachtungen  von  Wygodzski  ist 
die  Iridektomie  bei  den  entzündlichen  Formen  des  Glau- 
koms in  allen  Stadien  angezeigt,  da  auch  im  späten  Stadium  die 
Möglichkeit  eines  guten  Erfolgs  nicht  ausgeschlossen  ist,  die  Pro- 
gnose ist  jedoch  bei  allen  Olaukomformen  um  so  günstiger,  je  früh- 
zeitiger die  Operation  ausgeführt  wird.  Die  beste  Prognose  gibt 
die  Iridektomie  im  Prodromalstadium  des  Glaukoms,  da  zu  jener 
Zeit  noch  keine  anatomischen  Veränderungen  im  Auge  stattgefunden 
haben.  Eine  sehr  günstige  Prognose  gibt  auch  die  Iridektomie  beim 
akuten  Glaukom,  bei  dem  die  Sehschwäche  durch  die  bedeutende 
Trübung  der  brechenden  Medien  und  die  Ischämie  der  Netzhaut 
bedingt  wird.  Indem  die  Iridektomie  hier  die  pathologisch  erhöhte 
Tension  bis  zur  Norm  herabsetzt,  beseitigt  sie  auch  zugleich  die 
genannten  Veränderungen  im  Auge.  Weniger  günstig  als  beim 
akuten  sind  die  Aussichten  beim  chronisch  entzündlichen  Glaukom, 
wobei  sie  aber  um  so  besser  sind,  je  weniger  die  Sehschwäche  durch 
anatomische  Veränderungen  im  Sehnerv  bedingt  ist,  d.  h.  die  Aus- 
sichten sind  um  so  besser,  je  früher  operiert  wird.  Eine  ziemlich 
ungünstige  Prognose  bietet  die  Iridektomie  bei  dem  typischen 
Glaukoma  simplex.  Da  hier  die  Sehschwäche  einzig  und  allein 
durch  die  im  Sehnerven  stattgefundenen  Veränderungen  bedingt  ist, 
80  kann  man  hier  von  der  Iridektomie  im  besten  Falle  nur  den 
Stillstand  des  glaukomatösen  Prozesses  und  des  Status  quo  er- 
warten. Auch  die  Miotika  wirken  bei  dieser  Glaukomform  am 
schwächsten.  Einigen  Erfolg  der  Iridektomie  hierbei  kann  man  nur  in 
den  Fällen  mit  ausgesprochener  erhöhter  Tension,  mit  noch  guter 
zentraler  Sehschärfe  und  ohne  bedeutende  Gesichtsfeldeinschränkung 
erwarten.  Günstiger  als  bei  den  eben  besprochenen  Formen  gestaltet 
sich  die  Prognose  beim  Glaukoma  simplex  cum  inflammatione,  bei 
welchem  die  Iridektomie,  besonders  im  frühen  Stadium,  als  an- 
gezeigt betrachtet  werden  muß.  Nicht  immer  darf  man  beim  Glau- 
kom, besonders  bei  den  entzündlichen  Formen,  sich  auf  eine  Irid- 
ektomie beschränken,  vielmehr  soll  bei  den  ersten  Andeutungen 
eines  Rückfalls,  sobald  sich  die  Miotika  als  unzureichend  erweisen, 
sofort  zur  Nachoperation  geschritten  werden,  sei  es  eine  Sklerotomie 
oder  Iridektomie,  wobei  erstere  nach  Bedarf  wiederholt  werden  kann. 
Die  medikamentöse  Behandlung  ist  nur  da  am  Platze,  wo  die  operative 
aus  irgend  welchen  Gründen  nicht  angezeigt  erscheint.  In  allen  übrigen 
Fällen  sind  die  Miotika  nicht  im  stände,  die  Iridektomie  zu  ersetzen. 


Iridektomie 

bei  Primär- 

glaukom. 


888 


Horstmaim. 


Sympathische 
Ophthalmie. 


Augen- 
Störungen 
elektrischen 
•  Ursprungs. 


Nach  Eoemer  ist  die  sympathische  Ophthalmie  der 
Menschen  eine  für  das  Auge  pathogene,  für  den  Körper  indifferente 
Infektion,  die  durch  Metastase  in  das  andere  Auge  gelangt.  Der 
Erreger  der  S3rmpathischen  Ophthalmie  gelangt  von  einem  Infektions- 
herd in  der  Uvea  des  Auges  in  das  Blut  und  hält  sich  im  Elreis- 
lauf  eine  Zeitlang  auf,  ohne  daß  andere  Organe  davon  infiziert  zu 
werden  brauchen.  Befinden  sich  derartige  Krankheitserreger  von 
längerer  Lebensdauer  einmal  im  Kreislauf,  so  droht  die  Gefahr  der 
sympathischen  Entzündung  immer  noch  eine  Zeitlang,  wenn  auch 
die  Enukleation  oder  Besektion  des  Optikus  ausgeführt  ist.  —  Beim 
Auftreten  der  sympathischen  Ophthalmie  ist  die  Anschauung  der 
modifizierten  Ziliamervenhypothese  unrichtig;  selbst  die  stärkste 
Ziliarreizung  in  einem  Auge  ist  niemals  im  stände,  im  zweiten  Ange 
Zirkulations-  und  Ernährungsstörungen  herbeizuführen.  Demnach 
ist  die  Disposition  zur  Infektion  des  zweiten  Auges  bei  der  sym- 
pathischen Ophthalmie  nicht  von  einer  reflektorischen  Beiziiber- 
tragung  aus  dem  ersten  Auge  abhängig,  sondern  dieselbe  hat  andere 
Ursachen.  Bei  der  intraokularen  Infektion,  die  zur  sympathischen 
Erkrankung  fuhren  kann,  ist  die  individuelle  Disposition  des  Men- 
schen frir  die  Möglichkeit  und  den  Verlauf  der  Infektion  von  aus- 
schlaggebender Bedeutimg. 

Auf  Grund  von  45  eigenen  Beobachtungen  gibt  Terrien  ein 
Bild  der  durch  Kurzschluß  elektrischer  Ströme  hoher 
Spannung  erzeugten  Augenstörungen  und  sucht  Anhalts* 
punkte  für  die  überaus  schwierige  Prognosenstellung  bei  dieser  Ver- 
letzung zu  gewinnen.  Letztere  geschah  immer  auf  dieselbe  Weise 
und  in  einer  Entfernung  80 — 50  cm,  ohne  daß  der  Körper  von  dem 
Strome  getroffen  wurde.  Terrien  unterscheidet  vaskuläre  oder  ent- 
zündliche, funktionelle  und  nervöse  Symptome.  Zu  den  ersteren 
gehört  eine  gegen  die  Behandlung  sehr  hartnäckige,  wirkliche  Kon- 
junktivitis, femer  die  nur  einmal  beobachtete  Hornhauttrübung,  so^e 
Irishyperämie.  Iridozykh'tis,  welche  von  anderen  beobachtet  ist,  kam 
nicht  vor,  ebensowenig  Katarakt.  Die  Papüle  und  Ketina  zeigten 
das  Bild  einer  syphilitischen  Chorioretinitis  mittleren  Grades ;  wahr- 
scheinlich handelt  es  sich  um  ein  Oedem.  Diese  letzteren  Erschei- 
nungen sind  fast  ausnahmslos  selbst  in  den  leichtesten  Fällen  vor- 
handen, bilden  ein  wichtiges  diagnostisches  Zeichen,  sind  bisweilen 
bei  fast  normaler  Sehschärfe  vorhanden,  können  selbst  während  der 
Besserung  weiter  bestehen  und  verschwinden  schließlich  spurlos. 
Nur  in  seltenen  Fällen  tritt  Optikusatrophie  ein.  Zu  den  funktio- 
nellen Störungen   gehört  die  sofort  auftretende  Blendung,   welche 


Augenkrankheiten.  389 

von  Erythropsie ,  Amblyopie  und  einer  meist  konzentrischen  Qe- 
Sichtsfeldbeschränkung  gefolgt  ist.  In  gutartigen  Fällen  kann  Seh- 
schärfe und  Gesichtsfeld  nach  3  bis  4  Wochen  wieder  normal  sein. 
Femer  besteht  Unmöglichkeit  zu  fixieren,  Hyperästhesie  der  Eetina 
und  Hemeralopie.  Unter  den  sensitiven  Störungen  findet  sich  Licht- 
scheu mit  verschieden  starkem  Lidkrampf  und  einem  fast  stets  vor- 
handenen Kopfschmerz,  der  verschwindet  und  anfallsweise  wieder- 
kehrt. Außerdem  fand  Verfasser  Druckempfindlichkeit  der  Nerven- 
austrittstellen  am  Orbitalrande,  der  Ziliargegend ,  sowie  Schmerz 
hinter  dem  Bulbus  bei  Druck  auf  denselben  in  sagittaler  Richtung. 
Als  motorische  Störung  tritt  Blepharospasmus  sowie  Kontraktion 
der  Papille  auf,  mangelhafte  Beaktion  derselben,  sowie  als  besonders 
ungünstiges  Symptom  eine  nach  der  Verengerung  bei  gleich- 
bleibender Beleuchtung  wieder  auftretende  Erweiterung.  Auch  eine 
weite,  starre  Pupille  ist  ein  ungünstiges  Zeichen.  Als  sekretorische 
Störung  fand  Terrien  ein  zuweilen  anfallsweise  ohne  Lichtscheu 
auftretendes  Tränen,  wie  beim  Weinen.  Die  Spannung  der  Augen 
war  stets  normal.  Bei  der  Diagnose,  besonders  bei  Verdacht  auf 
Simulation,  ist  zu  berücksichtigen,  daß  auch  hystero-traumatische 
Neurose  vorhanden  sein  kann.  Die  Prognose  ist  äußerst  schwer  zu 
stellen.  Entfernung  der  Lichteinwirkung,  Litensität  und  Dauer  der- 
selben kommen  dabei  in  Betracht.  Der  Umstand,  daß  der  Patient 
nach  dem  Unfall  weiter  arbeiten  konnte,  ist  prognostisch  ohne  Be- 
lang und  schließt  üblen  Ausgang  nicht  aus.  Lang  andauernde 
Lichtscheu,  ebenso  häufig  wiederkehrende  Konjunktivitis  spricht  für 
schweren  Verlauf.  Die  Netzhauttrübung,  welche  auch  die  leichtesten 
Fälle  begleitet,  ist  ohne  prognostischen  Wert,  ebenso  wie  Sehschärfe 
und  Gesichtsfeld,  welche  beide  in  gleichem,  zuweilen  aber  auch  in 
sehr  ungleichem  Maße  gelitten  haben  können.  Zuweilen  sind  die 
Störungen  hier  sehr  bedeutend,  gehen  aber  rasch  zurück,  andere 
Male  sind  sie  gering,  bestehen  weiter  und  geben  eine  ungünstige 
Prognose.  Von  Bedeutung  für  die  letztere  ist  also  weniger  die  Li- 
tensität der  Störungen,  als  besonders  ihre  Dauer,  femer  das  Vor- 
handensein oder  Fehlen  von  Kopfschmerzen  und  besonders  die 
Druckempfindlichkeit  des  Bulbus,  welche  nur  in  schweren  FäUen 
vorhanden  ist.  Die  Behandlung  leistet  wenig.  Kokainsalben  waren 
ohne  die  von  Maklakoff  beobachteten  Nachteile.  Von  inneren 
Mitteln  schien  Bromkali  am  besten  zu  wirken.  Die  anderen  sonst 
empfohlenen  Mittel  waren  erfolglos. 

Nach  den  Ausfuhrungen  von  Sidler-Huguenin  sind  wir  über 
den  Mechanismus  der  Augenverletzungen  bei  verschiedenem 


390  Horstmann. 

Oebarts-  Oeburtsverlaaf  noch  größtenteils  im  unklaren.  Auch  nach  an- 
verieteungen  geheinend  normalen,  aber  allerdings  protrahierten  Geburten,  die 
ohne  Kunsthilfe  verliefen,  pflegen  ganz  verschiedenartige  Verände- 
rungen an  den  Augen  aufzutreten,  wie  Blutungen  in  den  Lidern, 
Konjunktiva,  Vorderkammer  und  Netzhaut,  oder  lange  bestehende 
Hornhauttrübungen,  femer  schwere  Quetschungen  des  Fazialis  mit 
lange  bestehendem  Lagophthalmus ,  femer  Augenmuskellähmungen, 
ja  sogar  Exophthalmus  mit  vollständiger  Herauspressung  des  Bulbus 
aus  der  Orbita. 

Literatur. 

H.  Ascbheim,  Spezielles  und  Allgemeines  zur  Frage  der  Augentuber- 
kulose. Halle  a.  S.  —  Th.  Axenfeld,  Zar  operativen  Ablösung  der  Ader- 
haut, nebst  einer  Bemerkung  zur  Wirkung  der  Glaukomoperation.  Elin. 
Monatsbl.  f.  Augenbeilk.    Bd.  XLI,  S.  122.   —  L.  Bach  und  H.  Meyer, 

1.  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Abhängigkeit  der  Pupillen- 
reaktion und  Pupillenweite  von  der  MeduUa  oblongata  et  spinalis.  II.  Be- 
sprechung und  schematische  Erläuterung  der  Pupillenreflezbahn  bei  mono- 
und  bilateraler  Pupillenreaktion,  v.  Graefes  Arcb.  f.  Ophthalm.  Bd.  LY, 
S.  414.  —  S.  Baudry,  Etüde  medico-l^gale  sur  les  traumatismes  de 
Toeil  et  de  ses  annexes.  3.  Edition.  Paris.  —  M.  Bondi,  Anleitung  zur 
Bestimmung  der  Refraktions-  und  Akkommodationsanomalien  des  Auges. 
Wien.  —  R.  Burdenell  Carter  und  A.  H.  Cheatle,  Sigbt  and  hearing 
in  childhood.  London.  —  Cervicek,  Ueber  die  Anwendung  des  Itrols 
und  Kuprozitrols.  Der  Militärarzt  1902,  Nr.  19  u.  20.  —  C.  Dahlfeld, 
Bilder  fOr  stereoskopische  Uebungen  zum  Gebrauch  für  Schielende.  4.  Aufl. 
Stuttgart.  —  A.  Elschnig,  Weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  bin- 
okularen Tiefenwahmehmung.  v.  Graefes  Arch.  f.  Ophthalm.  Bd.  LIV, 
S.  411.  —  Th.  V.  Ewetzkj,  üeber  das  Sypbilom  des  Ziliarkörpers. 
Berlin.  —  W.  Feilchenfeld,  Gesundheitspflege  des  Auges  nebst  Rat- 
geber zur  Berufswahl  fQr  Augenleidende.  Berlin  1903.  —  E.  Fuchs, 
üeber  Ringabszeß  der  Hornhaut,  v.  Graefes  Arcb.  f.  Ophthalm.  Bd.  LYI, 
S.  1.  —  S.  Ginsberg,  Grundriß  der  pathologischen  Histologie  des  Auges. 
Berlin.  —  Graefe-Saemisch,  Handbuch  der  gesamten  Augenheilkunde. 

2.  neu  bearbeitete  Auflage.  Leipzig.  39.  u.  41.  Lief.  St.  Beruhe  im  er, 
Aetiologie  und  Pathologie  der  Augenmuskellähmungen.  40.  u.  67.  Lief. 
A.  Groenouw  u.  W.  Uhthoff,  Beziehungen  der  Allgemeinleiden  und 
Organerkrankungen  zu  Veränderungen  und  Krankheiten  des  Sehorgans. 
41. — 47.  Lief.  G.Heß,  Die  Anomalien  der  Refraktion  und  Akkommodation 
des  Auges  mit  einleitender  Darstellung  der  Dioptrik  des  Auges.  48.  u. 
49.  Lief.  H.  Sn eilen,  Operationslehre.  50.,  51.,  59.,  60.,  68.  u.  66.  Lief. 
G.  Landolt,  Die  Untersuchungsmethoden.  52. — 58.  Lief.  Th.  Leber, 
Die  Zirkulations-  und  Emährungsverhältnisse  des  Auges.  61. — 62.  Lief. 
0.  Eversbusch,   Die  Erkrankungen  des  Auges  in  ihren  Beziehungen  zu 


Augenkrankheiten.  391 

Erkrankungen  der  Nase  und  deren  Nebenhöhlen,  sowie  zu  Erkrankungen 
des  Gehörorgans.  —  R.  Greeff,  Auge.  II.  Hälfte.  I.  Teil.  Lehrbuch 
der  pathologischen  Anatomie  von  Orth.  10.  Lief.  Berlin.  —  £.  Grüne rt, 
Ueber  angeborene  totale  Farbenblindheit,  v.  Graefes  Arch.  f.  Ophthalm. 
Bd.  LYI,  S.  132.  —  0.  Ha  ab,  Ophthalmoskopie  und  ophthalmoskopische 
Diagnostik.  Atlas  und  Grundriß  der  gesamten  Augenheilkunde:  Bd.  IL 
München.  —  Viktor  Hanke,  Therapie  der  Augenheilkunde.  Wien  und 
Leipzig.  —  E.  v.  Hippel,  Embryologische  Untersuchungen  über  die 
Entstehungsweise  der  typischen  angeborenen  Spaltbildungen  (Kolobome) 
des  Augapfels,  v.  Graefes  Arch.  f.  Ophthalm.  Bd.  LV,  S.  507.  —  K.  Hoor, 
Das  Jequirity,  das  Jequiritol  und  Jequiritolserum.  Sammlungen  zwangl. 
Abhandl.  a.  d.  Gebiete  der  Augenheilkunde.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr. 
A.  Vossius.  Bd.  V,  H.  3  u.  4.  —  G.  Ischreyt,  üeber  die  Dicke  der 
Sklera  an  Augen  mit  Primärglaukom.  Arch.  f.  Augenheilk.  Bd.  XLVIL 
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schweig. —  J.  Lagrange  et  G.  Valude,  Encydop^die  fran^ise 
d'Ophtalmologie.  Tome  I.  Paiis.  —  H.  Landolt,  Ueber  die  Inner- 
vation der  Tränendrüse.  Pflügers  Arch.  Bd.  XCVIII,  S.  189.  —  M.  v.  Len- 
hossek,  Die  Entwicklung  des  Glaskörpers.  Leipzig.  —  A.  Lezenius, 
Ueber  subkonjunktivale  Injektionen  von  Natron  cinnamylicum  (Hetol).  Klin. 
MonatsbL  f.  Augenheilk.  Bd.  XL,  2,  S.  247.  —  R.  Liebreich,  Zur  Be- 
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Wochenschr.  Nr.  23,  —  Ch.  H.  May,  Grundriß  der  Augenheilkunde.  Autori- 
sierte deutsche  Ausgabe,  bearbeitet  von  F.  N.  Oppenheimer.  Berlin.  — 
J.  V.  Michel,  Elinischer  Leitfaden  der  AugenheiUnmde.  3.  umgearbeitete 
Auflage.  Wiesbaden.  —  Nieden,  Nebenniereneztrakt.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1902,  Vereinsbeil.,  S.  345.  —  Panas,  Asepsie  et  prophylaxie 
en  ophtalmologie.  Arch.  d'Ophtalm.  Bd.  XXIII,  p.  2.  —  L.  Pick,  Ueber 
Alsol  in  der  Augenheilkunde.  Therapeutische  MonatsbL,  Juli.  —  G.  Rähl- 
mann,  Ueber  die  Erkrankung  des  Tarsus  und  des  Lidrandes  bei  Trachom. 
Arch.  f.  Augenheilk.  Bd.  XLVI,  S.  263.  —  R.  L.  Randolf,  Die  Rolle 
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1902,  November.  —  A.  R.  v.  Reuß,  Das  Gesichtsfeld  bei  funktionellen 
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Bd.  LV,  S.  802  und  Bd.  LVI,  S.  439.  —  0.  Schirmer,  Studien  zur 
Physiologie  und  Pathologie  der  Tränenabsonderung  und  Tränenabfuhr. 
V.  Graefes  Arch.  f.  Ophthalm.  Bd.  LVI,  S.  197.  —  0.  Schwarz,  Die 
Funktionsprüfung  des  Auges  und  ihre  Verwertung  für  die  allgemeine  Dia- 
gnostik. Berlin.  —  Derselbe,  Enzyklopädie  der  Augenheilkunde.  Leipzig. 
Lief.  8—10.  —  Seggel,  Meine  Erfahrungen  über  Eintritt  und  Fortschreiten 
der  Myopie,    sowie  über    den  Einfluß   der   Vollkorrektion    auf  letztere. 


392  HorstmaniL 

T.  Graefes  Arch.  f.  Ophthalm.  Bd.  LVI,  6.  551.  —  J.  W.  Selenkowaky 
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Bd.  XLVin,  S.  191.  —  Otto  V.  Sicherer,  Hygiene  des  Auges  im  ge- 
sunden und  kranken  Zustande.  Stuttgart  —  Siedler-Huguenin,  Bei- 
trag zur  Kenntnis  der  Geburtsverletzungen  des  Auges.  EorrespondenzbL 
f.  Schweizer  Aerzte  Nr.  6.  u.  7.  —  K.  Steindorff,  Ueber  den  Einfluß 
der  Temperatur  und  Jahreszeit  auf  den  Ausbruch  des  akuten  primären 
Glaukomanfalls.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1902,  Nr.  52.  —  J.  Stilling, 
Die  Eurzsichtigkeit,  ihre  Entstehung  und  Bedeutung.  Berlin.  —  W.  Stock, 
Experimentelle  Untersuchungen  über  Lokalisation  endogener  Schädlich- 
keiten, besonders  infektiöser  Natur,  im  Auge,  zugleich  ein  Beitrag  zur  Ent- 
stehung endogener  Iritis  und  Chorioiditis,  sowie  der  sympathischen  Oph- 
thahnie.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  Bd.  XLI,  1,  S.  81  u.  228.  - 
E.  Tartuferi,  Ueber  das  elastische  Homhautgewebe  und  über  eine  be 
sondere  Metailimprägnationsmethode.  v.  Graefes  Arch.  f.  Ophthalm.  Bd.  LVI, 
S.  419.  —  J.  Terrien,  Du  prognostic  des  troubles  visuels  d'origine 
^läctrique.  Arch.  d'Ophtahn.  Bd.  XXÜI,  p.  692.  —  W.  Thorner,  Die 
Theorie  des  Augenspiegels  und  die  Photographie  des  Augenhintergrundes. 
Berlin.  —  Uhthoff,  Stereoskopischer  med.  Atlas.  Herausgegeben  von 
Neißer.  Lief.  51.  u.  52.  Breslau.  —  K.  R.  Wahlfors,  Ueber  Glaukom. 
Arch.  f.  Augenheilk.  Bd.  XLVH,  S.  7.  —  Weinstein,  Experimentelle 
Untersuchungen  über  den  Heilungsverlauf  perforierender  Schnittwunden 
der  Hornhaut,  Arch.  f.  Augenheilk.  Bd.  XLVm,  S.  1.  —  E.  Weiß, 
Retinitis  pigmentosa  und  Glaukom.  Yossius,  Sammlung  Bd.  Y,  H.  5. 
Halle  a.  S.  —  H.  Wolff,  Ueber  die  Skiaskopietheorie.  Berlin.  —  Wolff- 
berg,  Augenärztlicbe  Erfahrungen  mit  Eollargolum.  Wochenschr.  für 
Ther.  u.  Hygiene  des  Auges  Bd.  V,  Nr.  50.  —  G.  Wygodzski,  Die 
Dauererfolge  der  Iridektomie  des  Primärglaukoms.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augen- 
heilkunde Bd.  XLI,  2,  S.  177. 


5.  Ohrenkrankheiten. 

Von  Geh.  Sanitätsrat  Dr.  Schwabach  in  Berlin. 


Zu  der  noch  immer  strittigen  Frage  über  die  Funktion  des 
Schallleitungsapparates  liefertBezold,  wie  schon  früher,  wiederum 
einen  Beitrag  auf  Grund  von  Gehörprüfungen  an  4  einseitig  Labjrinthlosen 
mit  normalem  anderem  Ohr.  Er  konnte  dabei  feststellen,  daß  selbst  die 
stärksten  Luftschallwellen,  die  auf  die  Knochenkapsel  auftrafen,  absolut 
nicht  wahrgenommen  wurden,  solange  die  Prüfung  auf  die  untere  Hälfte 
der  Tonskala  beschränkt  war.  Er  spricht  sich  deshalb  dahin  aus,  daß  die 
Annahme  einer  direkten  Enochenleitung  der  Luftschallwellen  zum  Ohr  un- 
haltbar sei.  Er  hält  es  also  auch  für  sicher  nachgewiesen,  daß  ohne  den 
Schallleitungsapparat  ein  Hören  durch  Luftleitung  bis  zur  Höhe  der  ein- 
gestrichenen Oktave  unmöglich  sei.  Diese  Schlüsse  B  e  z  o  1  d  s  hält  Zimmer- 
mann für  unrichtig  aus  Gründen,  die  er  ausführlich  erörtert,  die  aber  in 
einem  kurzen  Referat  nicht  wiederzugeben  sind.  Er  bleibt  bei  der  von 
ihm  schon  früher  begründeten  Ansicht,  wonach  die  Bedeutung  der  Gehör- 
knöchelchenkette nicht  die  eines  Schallleitungsapparates  für  die  tiefen 
Töne,  sondern  die  eines  Akkommodationsapparates  sei. 

Durch  Untersuchungen  von  271  Idioten  konnten  Brühl  und 
Nawratzki  feststellen,  daß  Gaumen-  und  Rachenmandelhypertrophien, 
ebenso  wie  pathologische  Trommelfellbefimde  bei  diesen  Kranken 
häufiger  vorkommen  als  bei  Schulkindern  und  Taubstummen.  Auch 
fanden  Verfasser  bei  ihnen  eine  erheblich  größere  Zahl  von  Schwer- 
hörigen als  unter  Schulkindern.  Die  Ursache  für  das  häufige  Vor- 
kommen der  genannten  pathologischen  Zustände  in  Nase  und  Ohr  ist 
nach  den  Verfassern  in  dem  Wesen  der  Idiotie  zu  suchen  (Indolenz, 
Unsauberkeit  der  Kinder  etc.);  innerhalb  der  idiotischen  Sphäre 
komme  ihr  schädigender  Einfluß  in  derselben  Weise  zur  Geltung, 
wie  bei  vollsinnigen  Individuen ;  sie  steUen  also  keinen  zu  vernach- 
lässigenden Befund  dar,  sondern  erheischen  dringend  ärztlicher  Be- 
handlung zur  Erzielung  besserer  Erziehungsresultate.  —  Als  lokales 
Anästhetikum  in  der  Behandlung  der  Ohren-  und  Nasenkrank- 
heiten empfiehlt  Haike  das  Johimbin  und  zwar  in  1,6^/oiger 
Lösung  in  dO^/oigem  Alkohol  ftir  das  Ohr,  in  2  ^/oiger  wäßriger  Lösung 
für  die  Nase  mittels  Einpinselung.    Die  Wirkung  hält  20—30  Mi- 


Funktion 

des  Schall- 
leitnngs- 
apparates. 


Rachenmandel 
and  Gehör- 
organ der 
Idioten. 


Johimbin  als 

lokales 
An&Bthetikum 
bei  Ohren- 
nnd  Nasen- 
krankheiten. 


394 


Schwabach. 


Tropen- 
krankheit 
der  Ohren. 


Traumatische 
Atresie  des 
äußeren  Gehör- 
gangs. 

Schufi- 
verletzung 
des  Ohres. 


Primäre 
Trommelfell- 
abszesse. 

Apparat  zur 
Anwendung 
der  Luft- 
dusche. 


Vibrations- 
massage der 
Ohrtrompete. 


nuten  an.  —  Als  eine  den  Tropen  eigentümliche  Krankheit 
beschreibt  B.  Müller  eine  von  ihm  als  ossifizierende  Otitis 
externa  bezeichnete,  mit  Schwellung  des  Gehörganges,  subjektiven 
Geräuschen  und  verminderter  Hörfthigkeit  einhergehende  Affektion, 
bei  der  das  Labyrinth  in  Mitleidenschaft  gezogen  werde. 

BudolphyberichtetübereinenFallvon  traumatischer  Atresie 
des  äußeren  Gehörgangs,  der  bei  einem  Soldaten  infolge  eines  Sturzes 
vom  Pferde  und  dadurch  bedingter  Fraktur  der  vorderen  G^hör- 
gangswand,  vielleicht  mit  Abreißen  des  knorpeligen  vom  knöchernen 
Gehörgang,  entstanden  war.  Zwei  Fälle  von  Schußverletzung 
des  Ohrs,  die  beide  zur  Heilung  kamen,  beobachtete  Grunert. 
In  dem  ersten  —  direkte  Schuß  Verletzung  —  hatte  das  Projektil  nicht, 
wie  gewöhnlich,  die  hintere  Gehörgangswand  perforiert  und  sich  in 
den  Warzenfortsatz  eingekeilt,  sondern  hatte  seine  Bichtung  nach 
vom  und  unten  genommen,  wie  aus  der  Narbe  an  der  vorderen 
unteren  Gehörgangswand  in  Verbindung  mit  der  Tatsache,  daß  das 
Geschoß  ausgehustet  wurde,  geschlossen  werden  mußte.  Der  2.  Fall 
stellte  sich  als  ein  Streifschuß  dar  und  gewinnt  nur  dadurch  Be- 
deutung, daß  lange  nach  der  operativen  Entfernung  des  Projektils 
die  durch  die  Schußverletzung  entstandene  hochgradige  Striktur  des 
Gehörganges  mit  Eiteransammlung  hinter  ihm  eine  zweite  Operation 
(Totalaufmeißelung)  nötig  machte.  —  Bei  einem  25jährigen  Manne 
fand  Grunert  am  Trommelfell  in  der  Gegend  des  Umbo  zwei 
stecknadelkopfgroße  Vorwölbungen,  aus  denen  durch  Punktion  je  ein 
Tropfen  Eiter  entleert  wurde  und  die  er  als  primäre  Trommel- 
fellabszesse, bedingt  durch  Streptokokkeninfektion  infolge  früher 
stattgehabter  Verletzung,  ansehen  zu  sollen  glaubt.  —  Als  zweck- 
mäßigen Apparat  zur  Anwendung  der  Luftdusche  empfiehlt 
Lucae  den  zum  Ausschank  des  Bieres  in  Anwendung  kommenden 
Kohlensäure -Bierdruckapparat.  Der  Vorteil  desselben  besteht  nach 
Verfasser  darin,  daß  er  den  Arzt  von  den  Muskelanstrengungen  be- 
freit, die  er  bei  Anwendung  des  üblichen  GummibaUons  aufwend^i 
muß.  —  Ein  Verfahren,  das  er  als  Vibrationsmassage  der 
Ohrtrompete  bezeichnet,  empfiehlt  E.  XJrbantschitsch  beider 
Behandlung  des  chronischen  Mittelohrkatarrhs.  Es  besteht  darin, 
daß  die  Zitterbewegungen,  welche  durch  die  äußere  Massage  mittels 
einer  am  Tragus  oder  Proc.  mastoideus  applizierten  und  durch  einen 
Elektromotor  getriebene  Pelotte  erzeugt  werden,  auf  eine  in  die 
Tuba  bis  zum  Isthmus  eingeführtes  Bougie  übertragen  werden  soUen. 
Verfasser  will  damit  günstige  Besultate  und  besonders  Besserung 
der  subjektiven  Geräusche  erzielt  haben. 


Ohrenkrankheiten.  395 

Klug  hatte  Gelegenheit,  11  Fälle  zu  heohachten,  hei  denen  in  Eontagiosit&t 
kurzen    Zwischenräumen    mehrere    Familienmitglieder    an    akuter     M^*;/li\r? 
Mittelohrentzündung  erkrankt  waren,  ohne  daß  eine  allgemeine  In-   entzündung. 
fektionskrankheit  vorausgegangen  war.   In  einem  dieser  Fälle,  in  dem 
es  sich  um  Bruder  und  Schwester  handelte,  war  es  ihm  gelungen,  die 
gleichen  Ejrankheitserreger :    Streptokokken   und  Pseudodiphtherie- 
bazillen  bakteriologisch  nachzuweisen.  —  Auf  Grund  seiner  Unter- 
suchungen in  20  Fällen  von  Lupus  und  13  Fällen  von  Lepra  behauptet     Mittelohr- 
Felix,  daß  Affektionen  des  Mittelohres  (Otit.  med.  catarrhal.  chron.)    »ffei^tionen 
um  so  häufiger  vorkämen,  je  mehr  die  Nase  an  der  Allgemeinaffektion    ^j^^  Lepra, 
beteiligt  sei.    Die  Prognose  sei  nicht  günstig,   da  die  lokale  Be- 
handlung durch  die  hochgradige  Stenose  der  Nase  sehr  erschwert 
werde.    Eacine  und  Bruns  berichten  über  einen  FaU  (20 jähriger      Tetanus 

TJlane)  von  mittelschwerem  Tetanus,  bei  welchem  der  sichere  Nach-  J*®/?"^,?*  ^^^^^ 

....  Infektion  vom 

weis  geführt  werden  konnte ,  daß  die  Infektion  mit  Tetanusbazillen      ohr  aus. 

vom  Ohr  (der  betreffende  Patient  litt  an  einer  eitrigen  Mittelohrent- 
zündung) ausgegangen  war  und  zwar  durch  Vermittlung  eines,  wahr- 
scheinlich mit  Pferdemist  verunreinigten  Besenreises,  mit  dem  Patient 
sich  im  Qhr  gebohrt  und  dabei  den  äußeren  Gehörgang  verletzt 
hatte.  —  Primäre  Tuberkulose  des  Ohrs  glaubt  Goldstein  Tuberkulose 
in  vier  von  ihm  mitgeteilten  Fällen  annehmen  zu  sollen,  weil  trotz  ^®^  ^^^ 
Nachweises  von  Tuberkelbazillen  im  Ohreiter  sonst  keine  Tuber- 
kulose im  Körper  nachgewiesen  werden  konnte.  Drei  Fälle  heilten 
aus,  der  vierte  ging  an  akuter  Miliartuberkulose  zu  Grande. 
Grimmer  konnte  den  Beweis  von  der  tuberkulösen  Natur  in  5  von 
26  Fällen  chronischer  Mittelohreiterung  durch  intraperitoneale  Im- 
pfung von  Meerschweinchen  erbringen.  Unzutreffend  ist  die  Be- 
hauptung des  Verfassers,  daß  die  von  ihm  in  einem  Falle  am 
Trommelfell  gefundenen  Veränderungen,  welche  auf  eine  Früh- 
tuberkulose des  Mittelohrs  schließen  lassen,  bisher  noch 
nicht  beschrieben  seien.  Beferent  hat  bereits  im  Jahr  1897  in 
seiner  Arbeit  über  „Tuberkulose  des  Mittelohrs"  (Berliner  Klinik 
Heft  Nr.   114)    zwei   derartige    Beobachtungen    ausführlich    mitge-  Geheilte  Fftiie 

teilt.  —  In   einem  Falle  von  schwerer  Mittelohrtuberkulose,  welche  ^  ^  ^°^,„ 

tuoerkulöser 
trotz   Radikaloperation    mit  nachfolgenden   wiederholten  Auskratz-     Mittelohr- 
ungen und  Aetzungen   mit  Chlorzink   nicht   zur  Ausheilung   kam,      eiterung. 
glaubt  Moxter  durch  innerlichen  Gebrauch  von  Tuberkuloalbumin 
definitive   Heilung    des    tuberkulösen  Prozesses    erzielt    zu    haben. 
Auch  Hegetschweiler  berichtet  über  geheilte  Fälle  (4)  von 
Mittelohrtuberkulose.      Nur  in   einem   Falle   waren  Tuberkel- 
bazillen im  Ohr  aufzuweisen.    Der  Beweis,  daß  es  sich  in  den  übrigen 


396  Schwabach. 

3  Fällen  um  eine  tuberkulöse  AfFektion  des  Mittelobrs  gehandelt  habe, 
wird  übrigens  vom  Verfasser  nicht  erbracht,  auch  kann   der  eine 
dieser  Fälle  als  ,,geheilt"  nicht  gelten,  da  die  „frühere  eitrige  Sekre- 
Betro-        tion"   noch   fortbestand.  —  Bei   einem    1jährigen   Kinde,   das   seit 
abszXr^h  ®  T^Ä®"^  ^  akuter  eitriger  Mittelohrentzündung  litt,  entwickelte  sich 
Mittelohr-     unter  heftiger  Atemnot  ein  Betropharyngealabszeß.  Bei  Druck  auf  den 
eiterung      Abszeß  entleerte  sich  Eiter  aus  der  Perforation  des  Trommelfelles. 
^  ^^  '      Nach  Entleerung  des  Abszesses  verschwand  die  Ohreiterung  in  einigen 
Tagen.   Verfasser,  Alb.  Blau,  glaubt,  daß  der  Betropharyngealabszeß 
auf  dem  Wege  der  Tuba  Eust.  resp.  des  peritubalen  Gewebes  zu  stände 
Extraktion    gekommen  sei.  —  Die  Entfernung  der  Gehörknöchelchen  ist 
der  aehör-    j^j^^j^  Suckstorff  nicht'  nur  bei  Erkrankung  dieser,   sondern  auch 
bei  reinen     ^^^  reinen  Schleimhauteiterungen  im  Kuppelraum  indiziert, 
ScUeimhaat-  falls  sie  sich  nicht  durch  eine  längere  Zeit  fortgesetzte  Behandlung 
derMittefohrs  °^*  ^^^  Paukenröhrchen  beseitigen  lassen.    Von  20  über   1   Jahr 
lang  beobachteten  Fällen  von  Hammer-  resp.  Hammeramboßextraktion 
sah  Verfasser  11  ohne  Rezidiv,  5  mit  „schnell  vorübergehendem  Re- 
zidiv^ heilen;  2  wurden  gebessert,  2  blieben  ungeheilt.     Die  Dauer 
der  Behandlung  betrug  durchschnittlich  11  Wochen.  —  Nach  Eulen- 
stein schwanken  die  klinischen  Symptome  bei  der  akuten  Mittelohr- 
Mastoiditis    eiterung  und  bei  der  Mastoiditis  der  Diabetiker,  sowie  der  Operations- 
der  Diabetiker,  ^jefuud  bei  letzterer  ebenso  wie  bei  denjenigen  der  Nichtdiabetiker 
in  den  weitesten  Grenzen  und  sind  mit  ganz  wenigen  Ausnahmen 
von  diesen  nicht  wesentlich  verschieden.    Die  Grundursache  des  Zu- 
standekommens der  Mastoiditis  bei  Diabetikern  sei  nicht  in  dem 
Vorhandensein  des  Diabetes,  sondern  in  allererster  Linie,  ebenso  wie 
beiNichtdiab6tikem,in  dem  anatomischen  Bau  des  befallenen  Warzen- 
fortsatzes zu  suchen,  beruhe  also  auf  einer  individuellen  lokalen  Dis- 
Verfahren  zu  position.  —  Zum  frühzeitigen  Verschluß  der  Wundhöhle  nach 

frühzeitigem  operativer  Eröffnung  des  Warzenfortsatzes  verwendet 
Verschluß  der  —'^ -.  ^  .xrrt  ,.i  •..         .  -i«  i.- 

Wandhöhle     "olitzer  em  Verfahren,  bei  dem  die  nut  gesunden  Granulationen 

nach  Mastoid-  ausgekleidete  Wundhöhle  mit  in  einem  kleinen  Glaskolben  ge- 
operationen.  gchmolzenen,  sterilisierten  Paraffin  ausgegossen  wird  und  nach  Er- 
starren der  Masse  die  Wundränder  mittels  Naht  oder  Michelscher 
Klammem  vereinigt  werden.  Es  eignen  sich  für  dieses  Verfahren 
nach  Politzer  besonders  solche  Fälle,  bei  denen  das  erweichte 
Knochengefüge  des  Warzenfortsatzes  ohne  Eröffiiung  des  Antrums 
ausgeräumt  wurde.  Die  Heilung  soll  durch  dieses  Verfahren  wesent- 
Biutungaus   Hch  abgekürzt  werden.  —  Wiederholte  profuse  Blutung  aus 

em  Smus     ^^^   Sinus  transversus  beobachtete  Eulenstein   bei   einem 
transversus. 

5jähngen   wegen  Mastoiditis  nach  Scharlachotitis  operierten  Kinde. 


Ollrenkrankheiten. 


397 


Zar  definitiven  Stillung  der  Blutung  mußte  schließlich  eine  Unter- 
bindung der  Y.  jugul.  int.  vorgenommen  werden.  Der  Fall  kam  zur 
Heilung.  —  Ueber  allgemeine  Sepsis  bei  chronischer  Mittel- 
ohreiterung mit  zentral  gelegener  Perforation,  also  bei  einer  Form, 
die  sonst  für  harmlos  gehalten  wird,  berichtet  Bezold.  In  dem 
eitrigen  Sekret  wurde  in  allen  3  Fällen  vorwiegend  Streptococcus  pyo- 
genes  gefunden;  2  Fälle  endeten  letal.  Bezold  glaubt,  daß  eine 
gleichzeitige  Erkrankung  der  Mittelohrschleimhaut  und  des  benach- 
barten Lymphge&ßsystems  vorgelegen  habe,  wodurch  die  Infektions- 
keime und  deren  Toxine  leicht  durch  die  Wand  des  Sinus  hindurch 
in  den  Blutkreislauf  gelangen  konnten.  —  In  denjenigen  Fällen  von 
Sinusthrombose,  bei  denen  eine  „genaue  klinische  Beobachtung  er- 
gibt, daß  eine  Ohrerkrankung  nicht  mehr  vorhanden,  daß  sie  schon 
ausgeheilt  ist^,  will  Voß  (Eiga)  den  eventuell  nötigen  operativen 
Eingriff  auch  nur  gegen  die  Sinusthrombose  gerichtet  wissen.  Solche 
Verhältnisse  kommen  nach  Verfasser  nur  bei  akuten  Erkrankungen 
vor  imd  er  meint  deshalb,  daß  bei  Sinusthrombosen,  welche  sich 
an  eine  ausgeheilte  akute  Otitis  media  anschließen,  der  Sinus 
direkt  ohne  Eröfinung  des  Antrums  freigelegt  werden  sollte.  —  Willis 
sah  einen  Fall  von  Thrombophlebitis  des  Sinus  transversus  bei  einem 
19jährigen  Manne,  bei  dem  trotz  Freilegung  und  Ausräumung  des 
Sinus  und  Unterbindung  der  Vena  jugularis  interna  eine  Besserung 
der  septischen  Erscheinungen  nicht  eintrat,  nach  intravenöser  In- 
fusion von  physiologischer  Kochsalzlösung  unter  Zusatz  von  Brandy 
in  drei  aufeinander  folgenden  Tagen  heilen.  —  Auch  Suckstorff 
und  Henrici  berichten  über  einen  Fall  von  Thrombophlebitis 
des  Sinus  transversus,  bei  dem  trotz  Ausräumung  des  Sinus  und 
Unterbindung  der  Vena  jugul.  interna  die  septiko-pyämischen  Er- 
scheinungen fortbestanden  und  schließlich  ohne  weiteren  Eingriff 
Heilung  eintrat.  In  einem  Falle  von  chronischer  Mittelohreite- 
rong  (24jähriges  Mädchen),  kompliziert  mit  Doppeltsehen  (Ab- 
dozenslähmung) ,  Schmerzen  hinter  den  Augen,  Oedem  der  Papill. 
optic,  machte  Ooris  die  Trepanation  des  Schläfenbeins  oberhalb 
der  Linea  zygomatica,  nach  FreUegung  der  Mittelohrräume,  und 
extrahirte  einen  Sequester,  der  dem  Ansehen  nach  durchaus  der 
Spitze  des  Felsenbeins  entsprach.  Es  trat  vollständige  Heilung 
ein.  —  Alexander  brachte  einen  Fall  von  Otitis  media  chronica 
suppurativa,  bei  dem  die  Eiterung  auf  das  Labyrinth  übergegangen 
war,  durch  Badikaloperation  mit  Auskratzung  des  Labyrinths 
zur  Heilung.  Ebenso  kam  ein  Fall  von  Zaalberg,  in  welchem 
die    Fortpflanzung    des    eitrigen    Prozesses    auf    das    Labyrinth 


Allgemeine 

Sepsis  bei 

chronischer 

Mittelohr- 

eiterung. 


Operation  der 
Sinns- 
thrombose 
ohne  Eröffnung 
des  Antrum. 


Thrombo- 
phlebitis des 
Sinus  trans- 
versus geheilt 

nach 
intravenösen 
Infusionen 
mit  Kochsalz- 
lösung. 

Fortbestehen 
der  septiko- 
pyftmischen 

Erschei- 
nungen trotz 

Sinus- 

ausrftumung, 

spontane 

Heilung. 

Mittelohr- 
eiterung mit 
Nekrose  der 

Felsenbein- 
spitze. 

Geheilte 
Labyrinth- 
eiterung. 


398 


Schwabach. 


Otogene 

Meningitis 

serosa. 


Otogene 

Meningitis 

purulenta  and 

Bedentung  der 

Lumbal- 
punktion für 
ihre 
Diagnose. 


Kleinhim- 

abszeß  nach 

Infektion 

durch  das 

Labyrinth. 


infolge  Yerletzong  des  horizontalen  Bogenganges  bei  der  Radikal- 
operation wegen  chronischer  Mittelohreitenmg  eingetreten  war,  nach 
Aosräumong  des  Yestibulums  und  Entfernung  der  Bogengänge  zur 
Heilung. 

lieber  das  Vorkommen  otogener  Meningitis  serosa,  für 
welche  bisher  der  anatomische  Nachweis  noch  fehlte,  spricht  sich 
Brieger  dahin  aus,  daß  diese  Aifektion  nur  dann  angenommen 
werden  dürfe,  wenn  im  Anschluß  an  eine  Ohrerkrankung,  welche 
so  beschaffen  ist,  daß  sie  eine  endokranielle  Komplikation  auszu- 
lösen vermag,  anderweitig  nicht  erklärbare  Erscheinungen  intra- 
kranieller  Drucksteigerung  auftreten,  und  wenn  der  Zusammenhang 
dieser  Symptome  mit  vermehrter  Liquorspannung  durch  das  B.e- 
sultat  einer  Druckentlastung  der  Liquor  führenden  Räume  sicher  be- 
wiesen wird.  Auf  die  Entfernung  größerer  Liquormassen  müsse  das 
Bild  der  Meningitis  serosa  plötzlich  oder  zum  mindesten  so  rasch 
schwinden,  daß  ein  Zusammenhang  zwischen  Rückgang  der  Erschei- 
nungen und  Druckverminderung  ersichtlich  werde.  Von  den  Methoden 
zur  Druckentlastung  ist  nach  Brieger  die  Lumbalpunktion  die 
far  obige  Beweisführung  wertvollste;  zur  Beseitigung  der  auf 
Meningitis  serosa  zu  beziehenden  Erscheinungen  empfiehlt  er  außer 
der  Lumbalpunktion  die  breite  Eröffnung  der  Arachnoidealräume  des 
Schädels.  —  Einen  Beitrag  zur  Lehre  von  der  otogenen  Menin- 
gitis purulenta  liefert  Schulze  auf  Grund  von  81  in  der  Halle- 
schen Klinik  gemachten  Beobachtungen.  Von  ganz  hervorragender 
Bedeutung  für  die  Diagnose  dieser  Erkrankung  ist,  nach  Verfasser, 
die  Lumbalpunktion  und  zwar  sei  der  Bakteriengehalt  des  durch 
dieselbe  entleerten  Liquor  cerebrospinalis  ausschlaggebend,  während 
eine  Trübimg  des  letzteren  wohl  in  jedem  Falle  suspekt,  jedoch 
nicht  in  allen  Fällen  sicher  beweisend  für  das  Vorhandensein  einer 
Meningitis  sei.  Eine  durch  Leukozytenvermehrung  allein  bedingte 
Trübung  soll,  nach  Verfasser,  auch  von  einem  therapeutischen  Ein- 
griff nicht  abhalten ,  doch  ließen  sich  feste  und  das  Vorgehen  des 
Arztes  in  jedem  Falle  bestimmende  Regeln  bezüglich  des  opera- 
tiven Eingreifens  bei  otogener  Meningitis  purulenta  nicht  geben; 
es  sei  ebenso  verkehrt,  in  jedem  Falle  zu  operieren,  wie  es  nach 
den  neuen  Erfahrungen  nicht  angebracht  sei,  in  jedem  Falle  von 
vornherein  die  Hände  in  den  Schoß  zu  legen.  —  Ueber  einen  Fall 
von  Kleinhirnabszeß  nach  Infektion  durch  das  Laby- 
rinth berichtet  Knapp.  Bei  der  wegen  Cholesteatom  des  Ohrs 
vorgenommenen  Mastoidoperation  fand  sich  Karies  des  Labyrinthes, 
welches  breit  eröffiiet  wurde.     Später  mußte  in  einer  zweiten  Ope- 


Ohrenkrankheiten.  399 

ration,  da  die  Erscheinungen  den  Verdacht  auf  Elleinhimabszeß,  der 
nahe  dem  inneren  Oehörgang  gelegen  sei,  erweckten,   das  ganze 
knöcherne  Labyrinth  entfernt  und  das  Elleinhim  freigelegt  werden; 
ausgiebige  Punktionen  des  Elleinhims  hatten  jedoch  keinen  Erfolg. 
Tod  2   Tage   nach   der  letzten   Operation.    Die   Obduktion   ergab 
eitrige  Konvexitätsmeningitis;  eitrige  Infiltration  an  der  Basis;  Klein- 
himabszeß  im  Flokkulus,  Durchbruch  desselben  in  den  vierten  Ven- 
trikel.    Die  Infektion  hatte  ihren  Weg  durch  den  inneren  Gehör« 
gang    genommen    und    eine  Pachymeningitis    mit  Verklebung   der 
Kleinhimsubstanz  und  den  Kleinhimabszeß  erzeugt.  —  Multiple      Multiple 
Kleinhirnabszesse  sah  Denker  in  einem  Falle  im  Anschluß     Kieinhirn- 
an    akute    Mittelohreiterung    auftreten.     Drei    von    den    Abszessen  akuter  Mittel- 
konnten durch  Operation  entleert  werden,  während  der  vierte,  nicht  ohreiterung. 
entleerte  zu  tödlicher  Basilarmeningitis  führte. 

S  trüb  eil   konstatierte   bei   einem    sonst   gesunden,   kräftigen, 
48jährigen  Mann  eine  im  Anschluß   an  resp.   gleichzeitig  mit  dem 
Meniöreschen  Symptomenkomplez  aufgetretene  doppel-  Anosmie  und 
seitige  Geruchs-  und  Geschmacksstörung.  Alle  Erscheinungen,  J^^?^*^®  ?^^ 
bis  auf  das  Ohrensausen,  einige  Hörlücken  und  vollständige  Geruchs-    symptomen- 
losigkeit  gingen  unter  Jodkaligebrauch  zurück.  Als  Ursache  der  ge-      komplex, 
nannten  Erscheinungen  glaubt  Verfasser  eine  oder  mehrere  Läsionen 
im  Labyrinth  und  im  Gehirn  annehmen  zu  sollen.  Natürlich  könnten 
die  Symptome  auch  auf  eine  syphilitische  Basalmeningitis  oder  ein 
Gumma  bezogen  werden,  wofür  die  Wirkung  des  Jodkalis  sprechen 
würde.  —  Die  Diagnose   auf  rheumatische  multiple  Neuritis      Multiple 

mit  besonderer   Beteiligung  des   Nervus    acusticus    und   Neuritis  mit 

.     .  .  1    •       Beteiligung 

trigeminus  glaubte  Meyer  zum  Gottesberge  bei  einem  ITjähn*     des  Nervus 

gen  jungen  Mann  stellen  zu  sollen,  bei  dem  nach  starker  Durch-  acusticus  und 
nässung  auf  einer  Wagenfahrt  unter  Fiebererscheinungen,  XJebelkeit     "8®"^^°^^- 
und  Erbrechen  zunächst  Schwerhörigkeit  und  bereits  am  8.  Tage 
vollständige  Taubheit,  verbunden  mit  Gleichgewichtsstörungen  bei 
negativem  Ohrspiegelbefund,  Herpeseruption  an  beiden  Wangen,  am 
Halse  rechts  und  der  rechten  Ohrmuschel,  motorische  Schwäche  in 
Händen   und  Füßen,   erhebliche   Empfindlichkeit   der  Druckstellen 
aller  peripherischen  Nerven  etc.  aufgetreten  waren.     Während  alle 
Erscheinungen  im  Laufe  von  6  Wochen  zurückgingen,   blieb  Taub- 
heit für  alle  Schallqualitäten  trotz  sofort  eingeleiteter  sachgemäßer 
Behandlung.  —  Bei   3  Fällen   von  Schwerhörigkeit  und   sub-    Aknstikus- 
jektiven  Geräuschen   infolge  übermäßigen  Genusses  von**"^^**^^""^ 
Alkohol  und  Nikotin,   bedingt  durch  Erkrankung   des  Nervus  Alkohol  und 
acusticus,  sah  Alt  Heilung   nach  vollständiger  Abstinenz  des  Ge-      Nikotin. 


400  Schwabach. 

Spontane     ntisses  der  genannten  Gifte  eintreten,  nnd  Eitelberg  berichtet  über 
Tes^Gehöra    ^^®    Spontane   Wiederkehr    des    Hörvermögens    in    einem 
nach  totaler  Falle    Yon    totaler   Taubheit    post    scarlatinam    bei    einem 
Taubheit      10jährigen  Mädchen,  2  Jahre  nach  dem  Auftreten  der  Affektion.  — 
Tchariach!^    Lannois  und  Chavanne  stellen  die  Behauptung  auf,  daß  Taub- 
stummheit, soweit  sie  nicht  Folgekrankheit  einer  Mittelohraffektion 
sei,   als   eine  Krankheit   der  Armen,   der  Degenerierten  und   der 
durch  Alkohol  und  Syphilis  Vergifteten  angesehen  werden  müsse.  — 
Bezüglich  der  erblichen  Belastung  und  der  Verwandtschafteehe  als 
Ursachen  der  ursächliche  Momente  für  Taubstummheit  stellten  Alezander  und 
^  heit.         Kr  ei  dl  aus  statistischen  Untersuchungen  fest,  daß  Blutsverwandt- 
schaft  der  Eltern   nur   bei  erworbener  Taubstunmiheit  als   prä- 
disponierendes Moment  in  Betracht  komme.    Für  die  kongenitale 
Taubheit  sei  das  Vorhandensein  von  Taubstummheit,  Ohren-  und 
sonstiger  Erkrankung  der  Eltern  von  Bedeutung.    Gleichzeitige  Be- 
lastung von  Seiten  der  Familie  des  Vaters  und  der  Mutter   ergibt, 
nach  Verfasser,  für  alle  Fälle  angeborene  Taubstummheit.     Be- 
lastende Momente,  welchen,  sofern  sie  einzeln  auftreten,  keine  be- 
sondere Bedeutung  zukommt,  erhalten,  nach  Ansicht  der  Verfasser, 
auch  dann  nicht  mehr  Bedeutung,  wenn  sie  sich  in  einzelnen  Fällen 
summieren.     Vorhandensein  mehrerer  taubstummer  Kinder  in  einer 
Familie   lasse   mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  die  Diagnose   „kon- 
genitale Taubheit^'   zu  und   die  Wahrscheinlichkeit  steige  mit   der 
Zahl  der  Taubstummen.  —  In  einer  in  Soest  im  März  1902  abge- 
haltenen Versammlung  von  Taubstummenlehrem  und  Aerzten  wurde, 
nach  den  Berichten  Denkers,  folgende  Resolution  bezüglich   des 
Taubstummen- Taubstummenunterrichts  durch  Hörübungen  angenommen: 
d'wTHö*     "^^®  ^^    ^^^  angeführten  Klasse  zu  Soest  gemachten  Erfahrungen 
Übungen.     ^^^^  Beobachtungen  gestatten  noch  kein  abschließendes  Urteil  über 
den   Wert    der    Hörübungen;    sie    ermuntern    aber,    die   Versuche 
fortzusetzen   bezw.   dieselben  dort,    wo    die  erforderlichen  Voraus- 
setzungen in  Bezug  auf  Lehrer  und  Schüler  gegeben  siad,  ebenfalls 
zu  unternehmen  auf  Grund  der  Hörprüfungen  durch  die  kontinuier- 
liche Tonreihe.    Es  empfiehlt  sich,  nach  einiger  Zeit  an  der  Hand 
der   bis   dahin  —  unbeschadet   der   Trennung  nach  den   geistigen 
Fähigkeiten  —  gemachten  Erfahrungen,  die  vorliegende  Frage  noch- 
mals zum  Gegenstand  einer  Konferenz  zu  machen. 


Ohrenkrankheiten.  401 


Literatar. 

Alexander,  Otitis  media  suppurativa  chronica  dextra  etc.  Monats- 
schrift f.  Ohrenheilk.  Nr.  9.  —  Alexander  u.  Ereidl,  Statistische 
Untersuchungen  von  Taubstummen.  I.  Taubstummheit,  erbliche  Belastung 
und  Yerwandtschaftsehe.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  LEX.  —  Alt,  Ueber  Er- 
krankungen des  Hömerven  nach  übermäßigem  Qenuß  von  Alkohol  und 
Nikotin.  Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  5.  —  P.  Bernhardt,  Die  Ver- 
letzungen des  Qehörorganes,  besonders  auch  ihre  Beziehungen  zum  Nerven- 
system. Vierteljahrsschr.  f.  gerichtl.  Medizin.  8.  Folge.  Bd.  XXY.  SuppL- 
Heft.  —  Bezold,  Allgemeine  Sepsis  bei  chronischer  Mittelohreiterung 
mit  zentral  gelegener  Trommelfellperforation.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilkunde 
Bd.  XLII.  —  Derselbe,  Die  Hörprüfung  mit  Stimmgabeln  bei  einseitiger 
Taubheit  und  die  Schlüsse,  welche  sich  daraus  für  die  Enoohenleitung  und 
für  die  Funktion  des  Schallleitungsapparates  ziehen  lassen.  Zeitschr.  f. 
Ohrenheilk.  Bd.  XLY.  —  Alb.  Blau,  Beiträge  zur  Kasuistik  der  Retro- 
pbaryngealabszesse  nach  akuter  Mittelohreiterung.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift Nr.  14.  —  0.  Brieger,  Die  otogenen  Erkrankungen  der  Hirn- 
häute. Würzburger  Abhandl.  aus  d.  Gesamtgebiet  der  prakt.  Medizin 
Bd.  III,  H.  8.  Würzburg.  —  Derselbe,  üeber  das  Vorkommen  otogener 
Meningitis  serosa.  Verh.  d.  deutschen  otol.  Gesellsch.,  11.  Versammlung 
in  Trier.  —  Brühl  u.  Nawratzki,  Rachenmandel  und  Gehörorgan  der 
Idioten.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLV.  —  Denker,  Bericht  über  die 
am  17.  März  1902  in  Soest  abgehaltene  Versammlung  von  Taubstummen- 
lehrem  und  Aerzten.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLII.  —  Derselbe, 
Zur  operativen  Behandlung  der  intrakraniellen  Komplikationen  nach  akuten 
und  chronischen  Mittelohreiterungen.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLUI.  — 
R.  Dölger,  Die  Mittelohreiterungen.  München.  —  Eitelberg,  Spon- 
tane Wiederkehr  des  Hörvermögens  in  einem  Falle  von  totaler  Taubheit 
post  scarlatinam.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilkunde  Bd.  XLV.  —  Eulenstein, 
üeber  die  Mastoiditis  bei  Diabetikern.    Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.    Bd.  XLII. 

—  Derselbe,  Ueber  Blutungen  infolge  von  Arrosion  der  Himblutleiter 
bei  Eiterungen  im  Schläfenbein.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLUI.  — 
Felix,  La  participation  de  Toreille  moyenne  dans  le  lupus  vulgaire  et  la 
löpre  des  voies  aeriennes  sup^rieures.    Annal.  des  mal.  de  Toreille  Nr.  8. 

—  Goldstein,  Primarj  tuberculosis  of  the  ear  foUowed  by  mastoiditis. 
Report  of  four  oases.  Med.  News,  U.  März.  —  Goris,  Un  cas  de  Chirurgie 
cerebrale  pour  complication  d'otite  moyenne  chronique.  Guörison.  Annales 
des  mal,  Januar.  —  Grimmer,  Beitrag  zur  Pathologie  und  Diagnose 
der  tuberkulösen  Mittelohrentzündung.  (Aus  dem  Laboratorium  des  Royal 
College  of  Physicians  in  Edinburgh.)    Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLIV. 

—  Grunert,  Zur  Aetiologie  des  primären  intrakraniellen  Trommelfell- 
abszesses. Arch.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  LVIL  —  Derselbe,  Zur  Prognose 
der  Schufiverletzungen  des  Ohres.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  LTX.  —  Haike, 

Jahrbnoh  der  praktisohen  Medizin.    I90i.  26 


402  Scbwabach. 

Das  Johimbin  (Spiegel)  als  lokales  Anästhetikum ,  besonders  in  der  Be- 
handlung der  Ohren-  und  Nasenerkranknngen.  Therapie  der  (Gegenwart, 
Mai.  —  y.  Hammerschlag,  Therapie  der  Ohrenkrankheiten.  Wien- 
Leipzig.  —  6.  Heermann,  üeber  den  M^niereschen  Sjmptomen- 
komplez.  Halle  a.  S.  —  Hegetschweiler,  Die  Tuberkulose  des 
Ohres  mit  Ausgang  in  Heilung.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLIII.  — 
E.  E  a  7  s  e  r ,  Anleitung  zur  Diagnose  und  Therapie  der  Eehlkopf-, 
Nasen-  und  Ohrenkrankheiten.  2.  Aufl.  Berlin.  —  Elug,  De  la  con- 
tagiosit^  de  Totite  moyenne  aigue.  Annal.  des  malad,  de  Toreille 
Bd.  XXIX,  August.  —  A.  Enapp,  Ein  Fall  von  Eleinhimabszeß  nach 
Infektion  durch  das  Labyrinth.  Tod  infolge  von  Meningitis.  Autopsie. 
Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLII.  —  Eon  ig,  Ohruntersuchungen  in  der 
Dorfschule.    Sammlung  zwangl.  Abhandlungen  Bd.  VII,  H.  8.   Halle  a.  S. 

—  E.  Eroiß,  Zur  Methodik  des  Hörunterrichts.  Wiesbaden.  —  M.  Lan- 
nois  et  F.  Chavanne,  Etiologie  de  la  surdit^mutit^.  (Notes  d*apr^ 
825  cas.)  Annales  des  mal.  de  Tor.  Bd.  XXIX,  Juli.  —  L  e  i  m  e  r ,  Operative 
Eröffnung  des  Warzenteiles  bei  Otitis  media  purulenta  acuta  mit  Aus- 
breitung des  Prozesses  unter  dem  Warzenfortsatze.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk. 
Bd.  XLIII.  —  L  u  c  a  e ,  Ein  zweckmäßiger  Apparat  zur  Anwendung  der 
Luftdusche  bei  Ohrenkranken.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  11.  — 
P.Maas,  üeber  Taubstummheit  und  Hörstummheit  Würzburg.  Abhandl. 
Würzburg.  —  Meyer  zumGottesberge,  Ein  Fall  von  multipler  Neuritis 
mit  besonderer  Beteiligung  des  Nervus  acusticus  und  trigeminus.  Monatsschr. 
f.  Ohrenheilk.  Nr.  2.  —  Mozter,  Ein  Fall  schwerer  Mittelohrtuberkulose. 
Verb.  d.  12.  Versamml.  der  deutschen  otol.  Ges.  Wiesbaden.  —  R.  Müller, 
Eine  Tropenkrankheit  der  Ohren.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLII.  >- 
A.  Politzer,  Verfahren  zum  frühzeitigen  Verschluß  der  Wundhöhle  nach 
operativer  Eröffnung  des  Warzenfortsatzes.   Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  80. 

—  Racine  u.  Bruns,  Zur  Aetiologie  des  sog.  rheumatischen  Tetanns. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  43.  —  Rudolphj,  üeber  traumatische 
Gehörgangsatresien.  (Aus  der  üniver8.-Poliklinik  für  Ohren-  und  Nasen- 
krankh.  in  Breslau.)  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLIL  —  Schulze, 
Beitrag  zur  Lehre  von  der  otogenen  Meningitis,  auf  Grund  von  Beobach- 
tungen in  der  üniversitätsohrenklinik  in  Halle  a.  S.  Arch.  f.  Ohrenheilk* 
Bd.  LVII  u.  LVIII.  —  P.  Stenger,  Die  otitische  Himsinusthrombose. 
Eönigsberg.  —  Strubell,  Mäniörescher  Symptomenkomplez  mit  Anosmie 
und  Ageusie.  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  4.  —  Suckstorff  u.  Henrici, 
Beitr&ge  zur  Eenntnis  der  otitischen  Erkrankungen  des  Hirns,  der  Hirn- 
häute und  der  Blutleiter.  (Aus  der  Ohren-  imd  Eehlkopfklinik  in  Ro- 
stock.) Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLIV.  —  Sucksdorf f.  Zur  Pathologie 
und  Therapie  der  chronischen  Mittelohreiterungen.  (Aus  der  Ohren-  und 
Eehlkopfklinik  in  Rostock.)  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLV.  —  E.  ür- 
bantschitsch,  Vibrationsmassage  der  Ohrtrompete  bei  chronischem 
Mittelohrkatarrh.  Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  Nr.  8.  —  Verhandlungen  der 
Berliner  otol.  Gesellsch.  Bd.  I  (1901/02).  Leipzig.   —  Verhandlungen  der 


Ohrenkrankheiten.  403 

deutschen  otol.  Gesellsch.  zu  Wiesbaden.  Jena.  —  Voß  (Riga),  Operation 
der  Sinusthrombose  ohne  ErÖfinung  des  Antrums  nach  ausgeheilter  akuter 
Mittelohrentzündung.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  XLV.  —  Willis,  Chronic 
suppuration  in  the  middle  ear;  thrombosis  of  the  lateral  sinus;  general  septic 
infection;  Operation;  venous  transfusion;  recovery.  The  Lancet,  10.  Juni. 
—  Zaalberg,  Ueber  Labyrinthoperationen.  Monatsschr.  f.  Ohrenheilk. 
Nr.  10.  —  Zimmermann,  Unrichtige  Schlüsse  aus  Stimmgabelversuchen 
auf  die  Funktion  des  sog.  Schallleitungsapparates.  Zeitschr.  f.  Ohren- 
heilk. Bd.  XLV. 


Nene 
Instramente : 


Stirnreflektor. 


Vorrichtong 

zur  sterilen 

Tamponade 

der  Nase. 


Konchotom. 

Modifiliation 

der  galvano- 

kaustischen 

Schlinge. 


Instrumente 
zur  Operation 
der  adenoiden 
Vegetationen. 


6.  Krankheiten  der  Nase,  des  Nasenrachenraumes,  des  Mundes, 
des  Rachens,  des  Kehlkopfes  und  der  Luftröhre. 

Von  Prof.  Dr.  A«  Jarasz  in  Heidelberg. 

Allgemeines.  Das  Neae  von  Instrumenten,  das  hier  za  notieren 
ist,  ist  vorwiegend  das  Alte  in  modifizierter  oder  verbesserter  Form. 
Znnächst  ist  hier  za  erwähnen  der  bei  Untersuchungen  gebräuchliche 
Stirnreflektor,  dessen  Gewicht  mit  Stirnband  von  B.  Fränkel 
auf  84  g  reduziert  worden  ist  und  deshalb  Vorteile  fär  die  Praxis 
bietet.  Die  Kugelgelenke  sind  leichter  aber  haltbar  gearbeitet  und  die 
metallene  Kapsel  ist  durch  eine  1  cm  breite,  metallene  Eandfassung 
ersetzt,  während  die  übrige  Amalgamfläche  durch  eine  dünne  Lage  von 
Hartgummi  geschützt  wird.  J.  8.  Stewart  hat  an  dem  Reflektor  eine 
andere  Aenderung  vorgenommen.  Er  hat  nämlich  am  Spiegel  eine 
Scheibe  mit  einer  Reihe  von  verschiedenen,  am  Rand  eingesetzten  Linsen 
angebracht,  die  durch  Drehimg  der  Scheibe  in  die  zentrale  Oeffiiung 
des  Reflektors  eingestellt  werden  können.  Hierdurch  kann  der  Unter- 
suchende bei  Kurz-  oder  Weitsichtigkeit  seine  Augen  korrigieren 
und  die  Brille  entbehren.  Behufs  steriler  Tamponade  der  Nase  be- 
nutzt L.  Neufeld  das  Beckmannsche  Nasenspekulum,  an  welches 
ein  zur  Au&ahme  der  Jodoformgaze  dienendes  Reservoir  angelötet 
ist.  Zur  Entfernung  von  Fremdkörpern  aus  der  Nase  und  dem  Ohr 
ist  von  E.  Müller  eine  neue  Pinzette  und  zur  Abtragung  von 
breitbasigen  Muschelhypertrophien  von  H.  Cordes  ein  neues 
Konchotom  konstruiert  worden.  Um  die  galvanokaustische 
Schlinge  nach  dem  Zuziehen  wieder  schnell  bilden  zu  können, 
hat  Kindler  die  Doppelröhrchen  in  der  Weise  modifiziert,  daß  in 
das  eine  Röhrchen  ein  leicht  verschiebbares  Stäbchen  eingelegt  und 
an  dessen  Spitze  das  eine  Drahtende  fixiert  wird,  das  andere  Draht- 
ende wird  dagegen  an  der  Spitze  des  zweiten  Röhrchens  befestigt. 
Abgesehen  von  der  Leichtigkeit  der  Schlingenbildung  ist  es  dadurch 
auch  möglich,  selbst  kurze  Platindrahtstücke  zu  verwenden.  Zu 
den  unzähligen  Verbesserungen  des  Oottsteinschen  Ringmessers 
kommt  eine  neue  von  L.  Katz  hinzu.  Sie  besteht  darin,  daß  der 
Stiel  gebogen  und  länger  ist  und  daß  man  dadurch  bei  größeren 


Krankheiten  der  Nase,  des  Rachens  etc. 


405 


Kindern  und  Erwachsenen  leichter  nnd  sicherer  an  die  Basis  der 
Eachenmandel  gelangen  kann.    Auch  ein  ganz  neues  Instrument  zur 
Entfernung  der  adenoiden  Vegetationen  hat  M.  Depangher  be- 
schrieben.   Eine  neue  Form  der  Guillotine  hat  Arnold  erfunden,     auiiiotine. 
Es  ist  eine  Art  Schere,  bei  der  die  Eingmesser  sehr  gleichmäßig  in 
Tätigkeit  versetzt   werden   können.     Endlich    ist  noch   ein   neuer 
Kehlkopfpulverbläser    von   L.   Spiegel   zu   erwähnen.     Im     Kehlkopf- 
Prinzip  ist  es  der  Eauchfußsche  Pulverbläser,  bei  dem  sich  an  P'iiverbiÄser. 
Stelle  des  Ballons  eine  in  einer  Metallhülse  angebrachte  und   der 
selbstwirkenden  Injektionsspritze  ähnliche  Vorrichtung  befindet. 

Von  einer  großen  Anzahl  von  Arbeiten,  in  welchen  die  guten  Medikamente*. 
Eigenschaften  des  Adrenalins  gepriesen  werden,  heben  wir  die  Adrenalin, 
von  E.  Aronsohn  hervor.  Dieser  Autor  beobachtete  bei  einer  an 
hartnäckigem  Asthma  leidenden  Patientin  eine  vorübergehende,  aber 
stets  prompt  eintretende  kupierende  Wirkung  des  Adrenalins  auf 
die  Anfälle.  Das  Mittel  wurde  in  der  Originallösung  1 :  1000  auf 
die  geschwollene  und  gerötete  Nasenschleimhaut  appliziert.  Nach 
etwa  5  Minuten  verschwand  der  Anfall  und  blieb  etwa  3  Stunden  weg. 
Bei  jeder  neuen  Wiederkehr  des  Anfalls  wurde  stets  derselbe  Effekt 
erzielt.  Da  keine  Nebenwirkungen  vorkommen,  so  gibt  Aronsohn 
dem  Adrenalin  als  einem  das  Asthma  nicht  heilenden,  sondern  nur  die 
Attacken  bekämpfenden  Mittel  vor  dem  Kokain  den  Vorzug.  Sollte 
die  Aufsuchung  oder  lokale  Behandlung  der  asthmogenen  Punkte 
nicht  angängig  sein,  so  wäre  das  Adrenalin  als  Spray  und  zwar 
V'a  Adr.  hydrochlor.  (1:1000)  mit  */s  Vaselinöl,  oder  als  Salbe: 
1—5  g  der  Lösung  mit  5  g  Lanolin  und  Vaselin  ana  zum  Einführen 
in  die  Nase  zu  versuchen.  Leider  ist  das  Adrenalin  nicht  ohne  Neben- 
wirkungen, zu  denen  das  Auftreten  von  Urtikaria  gehört.  A.  Rosen- 
berg hat  bei  wiederholter  Applikation  dieses  Mittels  auf  die  Nasen- 
Schleimhaut  eines  Mädchens  einen  Urtikariaausschlag  auf  den  Ex- 
tremitäten beobachtet.  Die  guten  Eigenschaften  des  Adrenalins 
erkennt  A.  Heim  an  nicht  an.  Er  findet,  daß  dieses  sehr  teuere 
Medikament  nicht  immer  gute  Hesultate  gibt  und  daß  es  selbst  im 
günstigen  Falle  nur  einen  relativen  Wert  besitzt.  In  dieser  Ueber- 
zeugung  glaubt  er,  daß  das  Adrenalin  bald  der  Vergessenheit  an- 
heimfallen wird.  Als  ein  ganz  unschädliches  und  vorzügliches 
lokales  Anästhetikum  in  den  oberen  Atmungsorganen  wird  von 
Gourtade  das  Anästhesin  gerühmt  Am  besten  in  Pulverform  An&sthesin. 
angewandt,  erweist  es  besonders  bei  schmerzhafter  Dysphagie  in 
Fällen  von  Infiltrationen  und  Ulzerationen  im  Rachen  und  Kehlkopf 
sehr  gute  Dienste.    lieber  ein  anderes  Anästhetikum,  das  Yohim- 


406 


Jurasz. 


Inhalations- 

apparat  von 

Saenger. 


Yohimbin,  bin,  berichtet  A.  Strubell.  In  einer  1 — 2 °/oigen  Lösung  mit  dem 
Pinsel  auf  die  Schleimhäute  des  Mundes,  des  Rachens,  der  Nase 
und  des  Kehlkopfes  aufgetragen,  erzeugt  es  eine  oberflächliche  Un- 
empfindlichkeit  und  ist  ganz  unschädlich.  Es  besitzt  aber  gegen- 
über dem  Kokain  und  Adrenalin  die  Eigentümlichkeit,  daß  es 
weder  eine  Abschwellung  noch  eine  Anämisierung  des  Gewebes, 
vielmehr  eine  geringe  Hyperämie  hervorruft.  Das  schon  vielfach 
Thiosinamin.  geprüfte  Thiosinamin  wurde  von  E.  Olas  in  5  Fällen  von  Ehino- 
sklerom  versucht.  Es  wurde  alle  14  Tage  je  ^s  Spritze  15°foiger 
alkoholischer  Lösung  subkutan  in  den  Nacken  injiziert  oder,  wenn 
diese  Applikation  sehr  schmerzhaft  war,  innerlich  dargereicht.  Die 
gute  Wirkung  bestand  darin,  daß  das  E.hinoskleromgewebe  dehnbarer 
wurde  und  das  Dilatationsverfahren  bei  Stenosen  erleichterte.  Es 
zeigte  sich  aber,  daß  dieses  Mittel  bei  subglottischen  Schwellungen, 
welche  eine  starke  medikamentöse  Reaktion  erleiden  und  zunehmen, 
kontraindiziert  ist. 

M.  Saenger  gibt  einen  neuen  Apparat  an,  mit  welchem  es 
gelingt,  Arzneimittel  in  gasformigem  Aggregatzustand  für  In- 
halations-  und  Desinfektionszwecke  zu  verwenden.  Der  Apparat 
besteht  aus  einem  Dampfkessel  und  einem  mit  diesem  kommuni- 
zierenden Arzneibehälter.  Sowohl  aus  dem  Dampfkessel  als  auch  aus 
dem  Arzneibehälter  entspringt  je  ein  Röhrchen,  und  diese  beiden 
sind  so  angeordnet,  daß  ihre  Spitzen  ähnlich  wie  bei  dem  bekannten 
S  i e  g  1  eschen  Apparate  dicht  nebeneinander  Uegen.  Auf  diese  Weise 
erzeugt  der  Dampf,  welcher  an  der  Mündung  des  dem  Arzneibehälter 
angehörenden  Röhrchens  vorbeistreicht,  eine  Luftdruckverminderong, 
reißt  die  angesaugten  Arzneigase  fort  und  gibt  sie  an  die  Zimmer- 
bezw.  die  Einatmungsluft  ab.  Von  Arzneien  können  auf  diese 
Weise  bei  Katarrhen  der  Luftwege:  Ol.  Terebinthinae  oder  Ol.  Pini, 
Eukalyptol,  Menthol,  Balsam.  Peruv.  und  sonstige  ätherische  Oele, 
Balsame  und  Harze  gebraucht  werden.  Sehr  günstig  lautet  der  Be- 
richt von  V.  Schrötter  über  das  Inhalationsverfahren  nach 
BuUing.  Das  Verfahren  besteht  darin,  daß  der  feinste  Flüssig- 
keitsstaub  durch  Zuleitung  von  verdichteter  Luft  (bis  4  Atmosphären) 
in  noch  viel  feinere  Teilchen  (bis  0,0006  mm  im  Durchmesser)  über- 
geführt und  in  einem  bestimmten  Temperaturgrad  eingeatmet  werden 
kann.  Die  Versuche  ergaben,  daß  der  äußerst  feine  Dampf  bis  in 
die  kleinsten  Bronchien  gelangt.  Außer  einem  großen  Apparat,  der 
bei  Vorhandensein  von  entsprechenden  Betriebskräften  in  Anwendung 
gezogen  wird,  gibt  es  auch  einen  kleinen,  tragbaren  Apparat  für 
jeden  Haushalt. 


Inhalation 
nach  BuUing. 


Krankheiten  der  Nase,  des  Rachens  etc. 


407 


Nase  und  Nasenraohenraum.  Die  Frage  nach  der  Aetiologie  Henfleber. 
des  Heufiebers  scheint  endlich  gelöst  zu  sein.  Dun  bar  hat 
n&ndich  nachgewiesen,  daß  PoUenkömer  von  Koggen,  Gerste,  Weizen, 
Reis,  Mais  und  anderen  Oräserarten  eine  Substanz  enthalten,  welche 
bei  solchen  Personen,  die  zu  Heufieber  prädisponiert  sind,  die  Er- 
scheinungen dieser  Krankheit  hervorbringen,  bei  anderen  Personen 
dagegen  unwirksam  sind.  Es  gelang  diesem  Forscher  weiter  fest- 
zustellen, daß  diese  wirksame  Substanz,  das  Pollentozin,  in  Stärke- 
stäbchen enthalten  ist  und  wahrscheinlich  einen  eiweißartigen  Körper 
darstellt.  Aus  diesem  Toxin  stellte  Dun  bar  durch  Ueberimpfung  auf 
Tiere  ein  Heilserum  her,  welches  das  Pollentozin  neutralisiert  und 
bei  Heufieberkranken  eine  Heilung  bezw.  Linderung  der  Beschwerden 
herbeiführt.  Die  Prüfung,  ob  das  Toxin  in  den  verschiedenen  Gras- 
arten identisch  sei  oder  nicht,  ist  bis  jetzt  im  bejahenden  Sinne 
ausgefallen.  Die  Experimente,  welche  F.  Semon  mit  dem  Dunbar- 
schen Toxin  und  Antitoxin  an  sich,  einigen  Kollegen  und  Heu- 
fieberpatienten vorgenommen  hat,  haben  ergeben,  daß  tatsächlich 
das  Toxin  die  charakteristischen  subjektiven  und  objektiven  Symptome 
hervorruft,  bei  nicht  prädisponierten  Individuen  aber  in  der  Mehr- 
zahl ohne  Wirkung  bleibt.  Auch  der  günstige  Einfluß  des  Anti- 
toxins auf  das  Leiden  konnte  bestätigt  werden,  obwohl  in  manchen 
Fällen  wiederholte  Anwendung  nötig  ist,  um  der  Wiederkehr  der 
Anfalle  vorzubeugen.  Bei  der  Mischung  von  gleichen  Teilen  von 
Toxin  und  Antitoxin  zeigte  sich  die  Wirkung  des  ersteren  neutrali- 
siert. Li  einer  zweiten  Publikation  teilt  F.  Semon  eine  Reihe  von 
weiteren  Versuchen  mit,  aus  denen  hervorgeht,  daß  bei  gewissen 
Personen,  die  nicht  an  Heufieber  leiden,  dennoch  eine  besondere 
Empfindlichkeit  gegenüber  dem  Toxin  zu  konstatieren  ist,  und  daß 
diese  Tatsache  vielleicht  dazu  führen  kann,  den  Zusammenhang 
zwischen  Heufieber  und  einfachen  Niesanfällen  oder  dem  nervösen 
Schnupfen  aufzudecken.  Nicht  ohne  Literesse  sind  die  hierher  ge- 
hörenden Ausführungen  von  G.  Bosenf  eld.  Er  weist  zuerst  darauf 
hin,  daß  es  eine  alle  Symptome  des  Heufiebers  zeigende  und  ähnlich 
verlaufende  Krankheit  gibt,  die  zur  Zeit  der  Blüte  der  Platanen 
auftritt  und  als  Platanenschnupfen  oder  Platanenhusten  Platanen- 
aufzufassen  ist.  Li  Stuttgart  kommt  diese  Affektion  häufig  zur  Beobach-  schnupfen  und 
tung.  Die  Ursache  dieses  Leidens  findet  Rosen feld  in  dem  braunen 
•^i^ug)  der  auf  der  Bückseite  der  Platanenblätter  sitzt  und  mikro- 
skopisch betrachtet  aus  „Sternenhaaren"  besteht,  welche  geweih- 
artig nach  allen  Richtungen  hin  von  einem  mittleren  Schafte  abgehen, 
in  spitze  Pfeile  endigen  und  eingeatmet  bei  prädisponierten  Personen 


Platanen- 
hasten. 


408  Jurasz. 

Platanen-     den  Katarrh  erzeugen.  Rosenfeld  gelang  es  außerdem  in  einem  sorg- 
schnupfen  und  fgjtig  beobachteten  Falle  auch  noch  eine  andere  Ursache  des  periodisch 
husten.       auftretenden  und  scheinbar  nervösen  Hustens  und  Bronchialkatarrhs 
zu  finden.    Bei  einer  Dame,  die  aus  der  Sommerfrische  gesund  nach 
Hause  kam,  stellte  sich  ohne  irgend  welche  objektive  Veränderung 
der  Atmungsorgane  Husten  ein,  der  schon  wiederholt  nach  jeder 
Rückkunft  von  einer  Reise  sich  plötzlich  entwickelte.    Bei  genauer 
mikroskopischer  Untersuchung  von  grauen,  auf  der  Rachenschleim- 
haut liegenden  Schleimpartikelchen  wurden  Bestandteile  von  Federn 
eines  Oraupapageis ,  den  die  Patientin  pflegte,  konstatiert  und  als 
Ursache    des   Hustens    durch    experimentelle    Prüfung    festgestellt. 
Hiermit  wird  also  die  Anzahl  der  Erkrankungen,  welche  als  nervöse 
gedeutet  werden,  eingeschränkt.    Durch  weitere  derartige  Beiträge 
wird  es  wahrscheinlich  möglich  sein,  den  Kreis  dieser  Affektionen 
noch   mehr   einzuengen.    M.  Hajeks   Resultate   mit   der  Krieg- 
Fenster-      schenFensterresektion  bei  Verkrümmungen  der  Nasenscheide- 
resektion  bei  ^^nd  Waren   in  mehr   als    100  Fällen   durchweg  gute.    Immerhin 
deviation.     wird  die  Methode  als  umständlich,  technisch  schwierig  und  zeit- 
raubend betrachtet.    Die  Erhaltung  der  Schleimhaut  an  der  resezier- 
ten Stelle  ist  allerdings  ein  Vorteil,  da   die  Heilung  schneller  vor 
sich  geht,    aber  sie  erschwert  bei   ausgesprochener  Knickung  des 
Knorpels  wesentlich  die  Operation.    Mit  der  Ausbildung  der  Technik 
hat  man  aber  auch  dieser  Erschwerung  abgeholfen.     Eine  seltene 
Oeschwulstbildung  in  der  Nase  bei  einem  17  Jahre  alten  Kaufmann 
Lymphangioma  beobachtete  Hamm.    Es  handelte  sich  um  ein  Lymphangioma 

oavernosum    cavernosum    der    linken   unteren  Muschel,    welches    unter   Er- 
der  Nase.  ' 

scheinungen  von  häufigem  Nasenbluten  verlief  und   den  Verdacht 

einer  malignen  Neubildung  erweckte.    Nach  Entfernung  des  Tumors 
trat  Heilung  ein. 
Kieferhöhlen-  Bezüglich   der   Behandlung   der   chronischen  Kieferhöhlen- 

eiterungen.  eiterungen  vertritt  L.  Harmer  mitRecht  den  Standpunkt,  daß  beim 
Mangel  von  Kontraindikationen  zuerst  eine  schonende,  konservative 
Operation  vorzunehmen  sei,  da  sie  im  stände  sei,  bei  geringen  Ver- 
änderungen Heilung  herbeizufuhren.  Sieht  man  sich  genötigt,  eine 
Radikaloperation  zu  machen,  so  dürfe  man  von  keiner  Methode  mit 
absoluter  Sicherheit  das  erwünschte  Resultat  erwarten.  Von  den  ver- 
schiedenen Methoden  hält  Harmer  die  von  Caldwell-Luc,  welche 
besonders  in  Hajek  einen  eifrigen  Verfechter  gefunden  hat,  für 
eiue  der  besten  und  erfolgreichsten.  Er  berichtet  kurz  über  5  Fälle, 
in  denen  diese  Operation  ausgeführt  wurde.  In  keinem  dieser  Fälle 
ist  zwar  eine  vollständige  Heilung  erzielt  worden,  da  es  sich  dabei 


Krankheiten  der  Nase,  des  Rachens  etc. 


409 


nm  sehr  hartnäckige  Eiterungen  gehandelt  hat,  aher  die  Resultate 
Hajeks  in  weniger  schlimmen  Fällen  heleachten  diese  Methode  in 
der  vorteilhaftesten  Weise.  Ueber  die  Killi ansehe  Radikaloperation 
der  Stirnhöhleneiterungen  spricht  sich  F.  Thiele  sehr  günstig 
aus.  Er  fuhrt  6  FäUe  an,  in  welchen  diese  Methode  angewandt 
worden  ist.  In  4  Fällen  war  der  Erfolg  recht  gut.  In  einem  Falle 
starb  die  Patientin  an  Meningitis,  deren  Ursache  wegen  Verweige- 
rung der  Sektion  nicht  aufgeklärt  werden  konnte.  In  einem  zweiten 
Falle  war  das  Resultat  nicht  befriedigend,  aber  nur  deshalb,  weil 
bei  der  Oröße  der  Höhle  die  Operation  zu  schonend  verlief  und  nicht 
alles  Erforderliche  weggenommen  wurde. 


Stimhöhlen- 
eiteningen. 


Mund  und  Bachen.  Die  schwarze  Zunge  als  pathologische 
Erscheinung  kommt  zwar  nicht  sehr  selten  vor,  wird  aber  dennoch 
nicht  häufig  beobachtet.  Die  Affektion  befUlt  Gesunde  und  Kranke, 
Männer  und  Frauen,  Kinder  und  Erwachsene,  am  häufigsten  aber 
alte  Leute  vom  60.  Lebensjahre  ab.  Ueber  das  Wesen  der  Krank- 
heit herrschen  verschiedene  Meinungen.  F.  V e r  d u n  und  O.  Bouchez 
haben  deshalb  in  dieser  Hinsicht  neue  Untersuchungen  angestellt  und 
sind  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  daß  die  Ansicht  von  der  parasi- 
tären Natur  des  Leidens  nicht  stichhaltig  und  darum  zu  verwerfen 
ist.  In  Uebereinstimmung  mitSurmont  glauben  sie  vielmehr,  daß 
die  bei  der  schwarzen  Zunge  nachweisbaren  Veränderungen  an  den 
Papillen  den  Charakter  einer  lokalen  Dystrophie  wahrscheinlich  ner- 
vösen Ursprungs  tragen.  Die  kasuistischen  Beiträge  zur  Lehre  von 
der  Vincentschen  Angina  werden  auch  in  Deutschland  immer  zahl- 
reicher. E.  Conrad  berichtet  über  8  neue  Fälle  und  berücksichtigt 
dabei  gewissenhaft  die  Literatur.  Er  liefert  gleichzeitig  einen  wei- 
teren Beweis  daftir,  daß  der  Bacillus  fusiformis  als  Krankheitsursache 
die  Hauptrolle  spielt.  4  Fälle  von  Komplikation  der  Angina  mit 
akuter  Thyreoiditis  beschreibt  W.  Lublinski.  Es  handelte 
sich  um  weibliche  Individuen  im  Alter  von  20—30  Jahren,  bei  denen 
5—6  Tage  nach  Beginn  einer  fieberhaften  Angina  eine  schmerzhafte, 
mit  Temperatursteigerung  und  Pulsbesohleunigung  verlaufende  Schwel- 
lung der  Schilddrüse  auftrat.  Zur  Eiterung  kam  es  nicht,  der  Ausgang 
war  stets  günstig.  Die  Therapie  bestand  in  Anwendung  von  Eis- 
kompressen. Einen  Fall  von  Struma  accessoria  am  Zungen- 
grunde bei  einer  26  Jahre  alten  Frau  teilt  A.  Onodi  mit.  Der 
Tumor  war  hasehiußgroß,  saß  am  Grunde  der  linken  Zungenhälfte 
und  verursachte  Schluckbeschwerden.  Er  wurde  mit  einer  scharfen 
Zange  ezstirpiert.    Die  Oeschwulst  ist  kongenital  und  sehr  selten. 


Schwarze 
Zunge. 


Vinoentsche 
Angina. 


Angina 
kompliziert 
mit  akuter 
Thyreoiditis. 


Struma 
accessoria 
der  Zunge. 


410  Jurasz. 

Amyioidtnmor  Einen  anderen  seltenen  Tumor  des  Zongengnindes  beobachtete 
der  Zunge,  y  Hanszel.  Bei  einer  60  Jahre  alten  Frau  fand  sich  am  Zungen- 
grond  ein  fast  den  ganzen  Isthmus  faucium  ausfüllender,  breit- 
sitzender, kleinapfelgroßer,  rötlichgelber  und  knorpelharter  Tumor, 
der  merkwürdigerweise  weder  beim  Schlucken  noch  beim  Atmen 
Störungen  hervorrief.  Ein  probeweise  exzidiertes  Stück  zeigte,  daß 
die  Oeschwulst  einAmyloidtumor,  wahrscheinlich  angeboren  und 
aus  Epithelresten  des  Ductus  lingualis  in  der  Gegend  des  Foramen 
coecum  entstanden  war.    Die  verschiedenen  Mittel,  die  zur  Stillung 

Blutung  nach  der  Blutung  nach  Tonsillotomie  empfohlen  werden,  selbst  die 

TonsiUotomie.  ^^^it  ungefährliche  Unterbindung  der  Karotis,  führen  nach  0.  Bur- 

kard  nicht  immer  zum  Ziel.     Dagegen  soll  das  von  Nicoladoni 

angegebene  Aneinandemähen  der  Oaumenbögen  recht  gute  Eesultate 

geben.     0.  Föderl  macht  darauf  aufmerksam,  daß  es  zweckmäßig 

Gaumen-      sei,  bei  der  Oaumenplastik  aus   der  Nasenscheidewand  die 

Plastik  aus    Operation   nicht  gleichzeitig  mit   der  Oberkieferresektion,   sondern 

Scheidewand,  erst  in  einer  zweiten  Sitzung  vorzunehmen.  Hierdurch  wird  näm- 
lich die  Gefahr  geringer,  daß  die  transplantierten  Knorpel-  und 
Knochenstücke,  wie  dies  sonst  häufig  der  Fall  ist,  nekrotisch  werden. 
Zur  Illustration  des  Verfahrens  und  des  Erfolges  werden  2  mit  gutem 
Eesultate  operierte  Fälle  beschrieben. 

Kehlkopf  und  Luftröhre.     Ueber  seine  Erfahrungen  bezüglich 

Intubation     der  Intubation  und  Tracheotomie  bei  Krupp  gibt  F.  Caste- 

^     "^*1     .    lain  folgenden  Bericht.    Unter  100  Fällen,  die  in  der  Privatpraxis 
Tracheotomie  ^  ,  .  '  '^ 

bei  Krupp,    außerhalb  des  Spitals  mit  Intubation  behandelt  wurden,  wurden  69, 

und  unter  100  anderen  Fällen,  bei  denen  unter  ähnlichen  Verhält- 
nissen die  Tracheotomie  zur  Anwendung  kam,  nur  40  geheilt. 
Die  Di£Perenz  zu  Gunsten  der  Intubation  ist  allerdings  zum  Teil 
auf  das  bei  den  intubierten  Patienten  gebrauchte  Serum  zurück- 
zuführen, welches  in  der  Zeit,  aus  der  die  Berechnung  der  Tracheo- 
tomiefälle  stammt,  noch  nicht  bekannt  war.  Wenn  auch  die  Zahlen 
der  Heilerfolge  bei  beiden  Behandlungsmethoden  mit  Bücksicht  auf 
die  ungleichen  Bedingungen  nicht  maßgebend  sind,  so  hält  doch 
Oastelain  die  Intubation  für  die  einzig  richtige  Therapie  bei  Elrupp 
imd  räumt  der  Tracheotomie  nur  in  denjenigen  Fällen  die  Berechti- 
gung ein,  in  welchen  die  Intubation  nicht  gelingt  und  die  Lebens- 
gefahr sehr  groß  ist.  Er  schreitet  zur  Intubation  auch  dann,  wenn 
die  ärztliche  Ueberwachung  nicht  möglich  ist,  da  nach  seiner  Ansicht 
die  etwaigen  unangenehmen  Ereignisse  weniger  schlimm  sind,  als 
nach   der  Tracheotomie.    Den  Eztraktionsfaden  der  Tube,  an   den 


Krankheiten  der  Nase,  des  Rachens  etc. 


411 


sich  die  Kinder  schnell  gewöhneo,  läßt  er  ruhig  liegen,  damit  die 
Tabe  im  Notfall  leicht  entfernt  werden  kann.  Die  Entfernung  mit 
dem  Extraktor,  dessen  Handhabung  nicht  leicht  ist  und  Verletzungen 
des  Kehlkopfes  nicht  ausschließt,  verwirft  er.  Die  definitive  Be- 
seitigung der  Tube  nimmt  er  am  2.  oder  3.  Tage  vor ,  doch  gibt  er 
zu,  daß  man  sich  mitunter  genötigt  sieht,  nachträglich  wieder  zu 
intubieren.  Seine  Ausführungen  beleuchtet  er  durch  eine  Anzahl 
von  zum  Teil  interessanten  und  lehrreichen  Beobachtungen.  In  Form 
einer  mehr  kritischen  Besprechung  behandelt  auch  Trumpp  in  seiner 
Arbeit  die  Intubation  bei  akuten  Larynxstenosen,  indem  er 
dabei  auf  die  Methoden  und  die  dazu  nötigen  Instrumente  näher  ein- 
geht. F.  Ouno  dagegen  schildert  ein  neues  Verfahren,  nach  welchem 
bei  erschwertem  Dekanulement  das  in  den  Kehlkopf  eingeführte 
Intubationsröhrchen  bis  14  Tage  lang  ruhig  liegen  bleiben  kann,  ohne 
daß  es  ausgehustet  wird.  Das  Verfahren  besteht  dann,  daß  ein  am 
unteren  Ende  des  Höhrchens  befestigter  Fizierfaden  zur  Tracheal- 
fistel  herausgeführt  und  hier  mit  dem  oberen  Haltefaden  verbunden 
wird.  Die  Ueberwachung  des  intubierten  Kindes  ist  erforderlich, 
damit  bei  Verstopfung  der  Tube  eine  geschlitzte  Kanüle  sofort  ein- 
gelegt werden  kann.  Kommt  man  auf  diesem  Wege  namentlich  bei 
stärkeren  Stenosen  nicht  zum  Ziel,  so  ist  ein  von  der  Trachealfistel 
einzuführender  Dilatator  in  Form  eines  rechtwinklig  gebogenen  Bol- 
zens zu  benutzen.  Der  Bolzen  hat  durch  seine  ganze  Dicke  einen 
breiten  Spalt,  durch  welchen  der  Patient  atmen  und  den  Schleim 
aushusten  kann  und  wird  an  dem  Kanülenschild  befestigt.  In  dieser 
Lage  kann  er  bis  24  Stunden  lang  getragen  werden.  Einen  Beitrag 
zur  Behandlung  der  echten  fibrösen  Narbenstenosen  des  Kehl- 
kopfes liefert  0.  Kahler.  Unter  Beifügung  von  16  Kranken- 
geschichten spricht  er  sich  übereinstimmend  mit  anderen  Autoren 
gegen  die  Lar3mgofissur  als  ein  radikales  Mittel  aus,  ohne  dabei  zu 
bestreiten,  daß  diese  Operation  in  vereinzelten  Fällen  indiziert  er- 
scheinen kann.  Er  bezeichnet  als  die  beste  Methode  das  mechanische 
Dilatations  verfahren  mit  Schrott  er  sehen  Bolzen  oder  Hartgummi- 
röhren, mit  englischen  Kathetern,  mit  Schomsteinkanülen  oder 
O'Dwyerschen  Tuben. 

In  gedrängter  Kürze  führt  v.  Hansem  an  n  die  wichtigsten 
Momente  aus  der  Anatomie  der  Kehlkopfpolypen  an  und  be- 
rücksichtigt dabei  besonders  die  Differentialdiagnose  zwischen  den 
einzelnen  gutartigen  Geschwülsten,  dem  Karzinom  und  den  tuber- 
kulösen und  syphilitischen  Veränderungen  des  Kehlkopfes.  Einen 
Fall  von  Oornu  laryngeum  beschreibt  B.  Choronschitzky.    Die 


Intubation 
bei  akuten 
Larynx- 
stenosen. 
Intubation  bei 
erschwertem 
Dekanulement. 


Behandlung 
von  fibrösen 
Kehlkopf- 
stenosen. 


Anatomie  der 
Kehlkopf- 
polypen. 


412 


Jurasz. 


Cornu 
l&ryngenm. 


üebergang 

eines  Fibroms 

in  ein 

Karzinom. 


Operative 
Behandlung 
der  malignen 

Kehlkopf- 
geschwülste. 


Larynx- 
tnberknlose 

und 
Schwanger- 
schaft. 


erbsengroße,  zackige,  weiße  Warze  ging  vom  linken  Morgagni- 
schen  Ventrikel  ans  und  saß  am  linken  Stimmbande.  Für  die  Mög- 
lichkeit des  Uebergangs  der  gutartigen  Kehlkopfgescbwülste  in  bös- 
artige scheint  ein  von  V.  Hinsberg  publizierter  Fall  einen  nenen 
Beweis  zu  liefern.  Es  handelte  sich  um  einen  75  Jahre  alten  Mann, 
der  an  einem  walnußgroßen,  blassen,  gelappten  Tumor  in  der  Gegend 
des  rechten  Aryknorpels  litt.  Dieser  Tumor  wurde  ezstirpiert,  rezi- 
divierte aber  7  Monate  später.  Sowohl  die  erste  als  auch  die  zweite 
Geschwulst  erwies  sich  zweifellos  als  ein  Fibrom.  Später  nach  etwa 
4  Wochen  wurde  ein  neu  entstandenes  Knötchen  entfernt,  das  be- 
reits als  Karzinom  erkannt  wurde.  Im  weiteren  Verlauf  entwickelte 
sich  verhältnismäßig  schnell  eine  diffuse  karzinomatöse  Tumormasse, 
die  die  ganze  rechte  Kehlkopfhälfte  einnahm.  Die  näheren  Aus- 
einandersetzungen über  die  mikroskopischen  Untersuchungen  und  die 
daraus  gezogenen  Schlußfolgerungen  müssen  im  Original  nachgesehen 
werden.  In  der  laryngologischen  und  otologischen  Sektion  der  Briti- 
schen med.  Association  fand  eine  Diskussion  über  die  operative  Be- 
handlung der  malignen  Kehlkopfgeschwülste  statt.  Zuerst 
ergriff  das  Wort  F.  S  em  on,  um  auf  die  großen  Vorzüge  der  Thyreo- 
tomie  bei  innerlichem  Kehlkopfkrebs  hinzuweisen  und  seine  Er- 
fahrungen mitzuteilen.  Die  Operation  bietet  die  besten  Aussichten, 
wenn  die  Krankheit  nicht  weit  vorgeschritten  und  die  Infiltration 
nicht  zu  ausgedehnt  ist.  Von  20  mittelst  Thyreotomie  operierten 
Fällen  hat  Semon  in  19  Heilung  erzielt.  Aehnliche  günstige  Re- 
sultate haben  auch  andere  Forscher  während  der  Diskussion  be- 
richtet, wie  H.  Tilley  und  E.  S.  Tonge.  Das  Hauptinteresse  er- 
weckten die  Mitteilungen  von  Th.  Gluck,  der  die  Behandlung 
derjenigen  Kehlkopfkarzinome  besprach,  welche  weit  vorgeschritten 
sind  und  sich  nicht  mehr  für  die  Thyreotomie  eignen.  Dieser  For- 
scher hat  die  vollständige  Exstirpation  des  Lar3mz  zu  einer  ver- 
hältnismäßig sicheren  Methode  gemacht  dadurch,  daß  er  durch  die 
Ablösung  der  Trachea  und  das  Annähen  des  resezierten  Endes  an 
die  Vorderseite  des  Halses  die  Gefahr  der  Schluokpneumonie  redu- 
zierte. Die  glänzenden  Erfolge  beziehen  sich  namentlich  auf  die 
letzte  operative  Tätigkeit  Glucks,  denn  er  zählt  unter  22  voll- 
ständigen Laryngektomien  nur  einen  Todesfall  und  unter  27  Fällen 
von  partieller  Exstirpation  des  Kehlkopfes  und  des  Ilachens  eben- 
falls nur  einen  letalen  Ausgang.  Einen  Beitrag  zu  der  von  Kuttner 
angeregten  Frage  über  die  Larynztuberkulose  und  Schwanger- 
schaft  bildet  die  Publikation  von  Löhnberg,  welcher  5  ein- 
schlägige Fälle  beobachtete.     Die  Schwangerschaft  hat  auf  den  Ver- 


Krankheiten  der  Nase,  des  Rachens  etc.  413 

lauf  der  Krankheit  einen  nachteiligen  Einfluß  ausgeübt,  wobei  die 
Therapie  sehr  wenig  Nutzen  bringen  konnte.     Am  meisten   emp- 
fehlenswert ist  in  diesen  Fällen  die  lokale  Anwendung  der  Henthol- 
Orthoform-Emulsion.    Bei  der  Behandlung   der  Larynztuber-   Behandlung 
kulose  ist  nach    E.  Kronenberg    der   operative  Eingriff  auf  der  Lwrynx- 
natürlichem  Wege  stets  am  Platz,  wenn  bei  gutem  Allgemeinbefinden 
der  tuberkulöse  Herd  mit  Wahrscheinlichkeit  oder  Sicherheit  ent- 
fernt werden  kann.    Die  Laryngotomie  kommt  nur  in  Ausnahms- 
fiülen  in  Betracht.    Ist  die  gänzliche  Ausrottung  des  krankhaften 
Herdes  nicht  möglich,  so  ist  wenigstens  die  Beseitigung  der  bedroh- 
lichen Erscheinungen  zu  erstreben.   Von  Aetzmitteln  hat  keines  eine 
spezifische  Wirkung.   Das  beste  ist  die  Galvanokaustik.    Das  wich- 
tigste ist  eine  Spontanheilung  zu  fördern  durch  Allgemeinbehandlung, 
besonders   durch  physikalisch-diätetische  Methoden.     L.  Neu  fei  d 
weist   auf  die   Schwierigkeiten   der  Diagnose   von  tuberkulösen   Tnberkaiöse 
Kehlkopfgeschwülsten  hin.    Das  beste,  aber  nicht  immer  zu-     Kehlkopf- 
verlässige  Hilfsmittel  ist  das  Mikroskop.    In  2  Fällen,  die  Neufeld  ^^^ 
beschreibt,   wurde  die  Diagnose   auf  diesem  Wege  gestellt.     Die 
Tumoren  wurden  intralaryngeal  mit  gutem  Erfolge  ezstirpiert.   Ein 
Fall  von  Lar3mxtuberkulose,  den  F.  Bode  mitteilt,  ist  deshalb  be- 
merkenswert, weil  es  sich  hier  um  eine  postoperative,  gefährliche 
arterielle  Blutung  handelte.    Bei  einer  53  Jahre  alten  Patientin    aefthrUche 
bestand  eine  starke  tuberkulöse  Infiltration  der  Epiglottis,  aus  der    Blutung  bei 
ein  bohnengroßes  Gewebsstück  mit  der  Kraus  eschen  Doppelkurette        ^^^^^^ 
entfernt  wurde.    Es  stellte  sich  dabei  sofort  eine  arterielle  Blutung  tuberkulösen 
ein,  die  2   Stunden  lang  dauerte  und  weder  durch  Eisschlucken,     ^^<"*"*«8. 
noch  durch  Adrenalinpinselung,  noch  durch  galvanokaustische  Aetzung 
zu  stillen  war.    Sie  ließ   allmählich  von  selbst  nach,  als  man  sich 
bereits   anschickte,   die  Karotis   zu   unterbinden.    Der  Orund  der 
Blutung  aus  dem  Infiltrate  konnte  nicht  festgestellt  werden. 

Die  Kasuistik  der  seltenen  Aktinomykose  des  Kehlkopfes  Aktinomykose 
bereichert  Henrici  durch  VeröflFentiichung  von  2  neuen  Fällen.   Die     *®"  ^®^^' 
Krankheit  trat  in  einem  Falle  in  Form  eines  Abszesses,  in  dem 
anderen  als  tumorartige,  brettharte  Infiltration  auf.   In  beiden  Fällen 
wurden  die  Patienten  nach  einem  operativen  Eingriff  entlassen. 

G.  Killian  notiert  einen  neuen  Fall  von  Entfernung   eines 
Fremdkörpers  (Hemdknopf)  aus   dem   ünterlappen   der   linken 
Lunge  mittels  der  direkten  Bronchoskopie.  Das  Bemerkenswerte    KiiUansche 
war  hier  der  Umstand,  daß  die  Beschwerden  sehr  gering  waren  und  Bronchoskopie, 
daß  der  Patient  mit  dem  Fremdkörper  in  der  Lunge  Solopartien 
singen  konnte.    Einen  zweiten  hierher  gehörenden  Fall   publiziert 


414  Jurasz. 

V.  Eicken.  Mit  Hufe  der  direkten  Bronchoskopie  wurde  ein 
Knochenstückchen  aus  dem  Bronchus  entfernt.  Endlich  ist  noch 
ein  dritter  Fall  von  J.  A.  Killian  zu  notieren,  in  welchem  auf  die- 
selbe Weise  ein  Pfennigstück  aus  dem  rechten  Bronchus  extrahiert 
wurde. 

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Krankheiten  der  Nase,  des  Rachens  etc.  415 

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2.  Aufl.    Berlin. 


7.  Haut-  und  venerische  Krankheiten. 

Von  Prof.  Dr.  Jadassoliii)  Direktor  der  Klinik  far  Hanir  und  venerische 
Krankheiten  in  Bern. 

Hautkrankheiten« 

Es  liegt  nicht  im  Rahmen  dieses  Jahresberichts,  über  Lehrbücher  und 
ähnliches  zu  referieren  —  wenn  ich  davon  heute  eine  Ausnahme  mache, 
so  geschieht  es  nur,  weil  ich  glaube  ein  für  den  Praktiker  außergewöhnlich 
Atlas.  brauchbares  Werk  empfehlen  zu  müssen;  es  ist  das  der  Jacobische  Atlas 
der  Haut-  und  venerischen  Krankheiten,  welcher  zu  einem  erstaunlich 
billigen  Preise  ausgezeichnete,  nach  einem  neuen  Verfahren  reproduzierte 
Bilder  der  praktisch  wichtigen  Hautaffektionen  bringt  —  zur  Auffrischung 
der  oft  ja  leider  recht  verblaßten  Erinnerungsbilder  gibt  es  kaum  eine 
bessere  und  bequemere  Gelegenheit 

Trotz  der  außerordentlich  großen  Zahl  von  Arbeiten,  welche 
sich    mit    allgemein-pathologischen    und    pathologisch-anatomischen 
Fragen  beschäftigen,  und  welche  sehr  viel  wertvolles  Detailmaterial 
beibringen,  ist  doch  über  fundamental  wichtige  Funkte  nicht  zu  be- 
Tumoren-     richten.    Von  den  Hauttumoren,  die  in  stets  detaillierterer  Weise 
keioide.      durchforscht  werden,  will  ich  nur  einiges  wenige  hervorheben.    Die 
Keloide  werden  von  immer  zahlreicheren  Autoren  in  einheitlicher 
Weise  erklärt.    Die  frühere  Unterscheidung  in  wahre  und  falsche 
Keloide  wird  fallen  gelassen,   da  man  meist  eine  vorhergehende, 
wenn  auch  nur  unbedeutende  Läsion  (oft  in  Form  von  Akneknöt- 
chen) nachweisen  kann  (so  z.  B.   Tschlenow).    Von  allgemeinem 
Condyiomata  Interesse  ist  Juliusbergs  Untersuchung  über  spitze  Kondylome, 
acuminata.    Nach  dessen  Ansicht  kommt  die  Gewebswucherung  bei  dieser  AJfek- 
tion  durch  Epitheldefekte  zu  stände,  welche  im  Sinne  der  Weigert- 
schen  Anschauung  „Wachstumshindemisse  für  die  in   den  Zellen 
schlummernde  Wucherungsf^igkeit  fortscha£fen".   Die  Pathogenese 
Urtikaria,     der  Urtikaria  ist  noch  immer  ein  Lieblingsgegenstand  der  Dis- 
kussion; wichtiger  als  die  noch  so  geistreiche  Abwägung  der  ver- 
schiedenen Hypothesen  (Fhilippson)   sind  positive  Befunde,   wie 
sie  Török    und  Hari   beibringen;    sie   konnten   nachweisen,    daß 
gerade  solche  Substanzen,  von  denen  man  annehmen  kann,  daß  sie, 


Haut-  und  venerische  Krankheiten. 


417 


im  Blute  kreisend,  Urtikaria  bedingen,  anch  bei  unmittelbarer  Ein- 
verleibung in  die  Haut  (nach  der  Methode  Fhilippsons)  ein 
„flüchtiges,  oberflächliches  Reizödem^  bedingen,  woraus  sie  schließen, 
daß  auch  die  spontane  Urtikaria  durch  unmittelbare  Einwirkung  der 
im  Blute  zirkulierenden  Substanzen  auf  die  Hautgefaße  zu  stände 
kommen  kann  (aber  wohl  nicht  immer  muß!).  Sehr  wichtig  vom 
praktischen  wie  vom  theoretischen  Standpunkt  sind  einzelne  Be- 
obachtungen wie  die  von  Bendix  (ganz  ähnlich  von  Albu),  daß  ein 
Kind  auf  jeden  Versuch  von  Ernährung  mit  Eiern  (auch  nur  Ei- 
weiß) in  wenigen  Minuten  mit  einem  Urtikariaausbruch  reagiert; 
Bendix  denkt  daran,  bei  chronischer  Urtikaria  die  Eiemahrung 
versuchsweise  ganz  auszusetzen.  —  Durch  ein  schlechtes  Ei  wurde 
bei  der  Patientin  Zanggers  ein  Hautausschlag  bedingt,  welcher 
zuerst  als  Scharlach  imponierte  —  das  Fieber  und  die  Anorexie 
überdauerte  die  Eruption  um  mehrere  Tage;  die  Hände  schuppten 
noch  nach  2—3  Wochen  sehr  stark.  Der  Urtikaria  nahe  stehen 
die  „Jackausschläge"  im  Kindesalter,  mit  denen  sich  Zappert 
in  einer  eingehenden  Studie  beschäftigt.  Er  will  für  sie  den  Aus- 
druck „Strophulus"  beibehalten;  sie  treten  vom  5.-6.  Lebens- 
monat bis  zum  4.  Jahre  auf,  besonders  oft  anfallsweise  und  speziell 
im  Sommer,  sehr  gern  auch  nach  der  Vakzination  und  im  Zusammen- 
hang mit  derselben,  das  beweist  die  Lokalisation  in  dem  gleichen 
Lmervationsgebiet  wie  die  Impfpusteln  (Gillet).  Mit  Recht  hebt 
Zappert  hervor,  daß  die  einzelnen  Knötchen  länger  bestehen,  als 
Urtikariaquaddeln,  daß  sie  gern  Bläschen  an  ihrer  Spitze  tragen, 
daß  aber  auch  varizellenähnliche  und  selbst  bullöse  Effloreszenzen 
vorkomniBn.  Die  Häufigkeit  der  Magen-  und  Darmstörungen,  die 
Zappert  betont,  kann  ich  allerdings  an  meinem  Material  nicht  be- 
stätigen. Therapeutisch  empfiehlt  Zappert  Kalomel,  Karlsbader 
Wasser,  Ichthalbin,  Menthol,  Antipyrin  intern;  Salizylspiritus,  Salizyl- 
puder,  Schwefelzinkpaste,  Naphtholsalbe,  Teerseife  etc.  extern.  — 
Der  Zusammenhang  von  Hautkrankheiten  mit  Diabetes 
ist  oft  gewürdigt  worden;  er  ist  wichtig  nicht  bloß  für  einige 
wenige  Dermatosen,  welche  wirklich  als  diabetisch  bezeichnet 
werden  können  (Xanthoma  diabetic,  Diaböte  broncö,  Gangraena 
diabetica  bullosa  serpiginosa  und  Dermatitis  diabetica  papillomatosa), 
sondern,  wie  das  Saalfeld  an  kasuistischem  Material  beweist,  er 
beeinflußt  auch  in  sehr  wesentlicher  Weise  alle  möglichen  anderen 
Hauta£Pektionen :  Acne  necroticans,  Sykosis,  Paronychie,  Rosacea, 
Liehen  ruber,  Ulcera  cruris,  Zoster,  Balanitis,  Ekzem  etc.;  selbst 
das  Jucken  bei  Pediculi  pubis  kann  nach  Zerstörung  der  Parasiten 
Johrbnch  der  praktischen  Medizin.    1904.  27 


Juck- 
ausschläge 
der  Kinder. 


Diabetes. 


418  Jadassohn. 

unter  dem  Einfluß  des  Diabetes  anhalten  und  durch  antidiabetische 
Diät  beseitigt  werden.  Die  eigenartige  Form  der  Staphylokokken- 
mykose in  Studenskis  Fall  (Pusteln,  nach  deren  Platzen  Granu- 
lationswucherungen  auftraten)  wird  ebenfalls  auf  das  „diabetische 
Terrain"  zurückgeführt.  —  Das  Vorkommen  von  Hauterkrankungen 
Dermatitis  bei  py&misch-septikämischeu  Prozessen  ist  schon  lange  be- 
pyaemica.  ^annt;  man  hat  sie  früher  meist  fär  vasomotorische  Störungen  auf 
toxischer  Basis  erklärt;  speziell  durch  Finger  ist  nachgewiesen 
worden,  daß  sie  metastatischer  Natur  sein  können.  Ein  Fall  Lebets 
beweist  das  aufs  neue  —  es  handelte  sich  um  eine  Pyämie  mit 
massenhaften  Pusteln  und  dem  Erythema  nodosum  ähnlichen  Knoten  — 
auch  in  den  letzteren  fanden  sich  Staphylokokken ;  zum  Teil  kamen 
diese  Hautmetastasen  zur  Vereiterung,  zum  Teil  involvierten  sie  sich 
ohne  solche.  —  Ein  fast  unerschöpfliches  Arbeitsgebiet  stellt  nach 
Tuberkulose,  wie  vor  die  Hauttuberkulose  dar.  Aus  Schieies  klinischen  Be- 
obachtungen über  Lupus  ergibt  sich  die  Häufigkeit  anderweitiger 
tuberkulöser  Lokalisationen  (speziell  in  den  Lungen)  bei  Lupösen; 
auffallend  ist  die  von  Schiele  konstatierte  Häufigkeit  des  Zahn- 
fleischlupus, unbezweifelt  die  Häufigkeit  der  Entstehung  oder  Aus- 
breitung des  Lupus  durch  Autoinokulation,  welche  die  größte  Sauber- 
keit bei  jeder  Behandlung  des  Lupus,  resp.  jeder  offenen  Tuber- 
kulose zur  Pflicht  macht.  Nicht  genügend  bekannt  ist  unter  den 
Praktikern  der  als  Erythema  induratum  (Bazin)  bezeichnete 
Erythema  S3rmptomenkomplex :  chronische,  Erythema  nodosum  ähnliche  Knoten, 
in  uratuio.  gp^^iell  an  den  Unterschenkeln  bei  jüngeren  weiblichen  Individuen; 
die  Knoten  involvieren  sich  spontan  oder  können  auch  in  TJlzeration 
übergehen.  Diese  Symptome  wies  auch  der  FaU  Söllners  auf,  bei 
welchem  (wie  auch  in  einem  Fall  des  Referenten)  zugleich  ein 
Liehen  scrofulosorum  vorhanden  war  und  der  (wie  2  Fälle  des  Be- 
ferenten)  lokal  auf  Tuberkulin  reagierte.  An  dem  Zusammenhang 
dieser  Krankheit  mit  Tuberkulose  ist  nicht  mehr  zu  zweifeln.  Von 
großem  allgemein-pathologischem  und  klinischem  Interesse  ist  ein 
Erythrodermia  von  Bruusgaard  mitgeteilter  FaU:  Eine  universelle,  ezfoliierende 
tubercuiosa.  j^^j^jg  yjj^^  Schuppung  der  Haut  mit  Pigmentierung,  starkem  Jucken, 
Haarausfall  und  Nägelveränderungen  mit  universeller  Lymphdrüsen- 
schweUuDg  führte  unter  Fiebersteigerungen  zum  Tode;  es  fanden 
sich  Lymphdrüsentuberkulose  und  typisch  tuberkulöse  Herde  in  der 
Haut  —  also  eine  hämatogene  Hauttuberkulose  mit  einem  an  die 
Pityriasis  rubra  Hebrae  erinnernden  Bilde;  ein  neues  Glied  in 
der  langen  Kette  der  morphologisch  verschiedenartigsten  Bilder  von 
Hauttuberkulose.    Während  man  früher  den  sog.  Esthiomöne  — 


Haut-  und  venerische  Krankheiten.  419 

chronische  elefantiaertische  und  ulzeröse  Zust&nde  an  der  Vulva,  die  Tuberkulose 
sich  oft  auch  mit  Rektumstrikturen  kombinieren  —  mit  dem  Lupus  *®^^®^**JJ®^®" 
vulgaris  zu  identifizieren  versuchte,  weiß  man  jetzt,  daß  in  dem  bei  Ksthiom^ne. 
weitem  überwiegenden  Gros  dieser  Fälle  eine  Beziehung  zur  Tuber- 
kulose nicht  besteht  und  man  diskutiert  nur  darüber,  ob  sie  zu  der 
Syphilis  in  einer  direkten  Beziehung  stehen  oder  ob  sie  zwar  be- 
sonders oft  bei  syphilitischen  Individuen  vorkommen,  aber  eine 
im  eigentlichen  Sinne  syphilitische  Krankheit  nicht  darstellen; 
Jesionek,  der  sich  ebenso  wie  der  Referent  und  wie  Tschlenow 
auf  den  letzterwähnten  Standpunkt  stellt,  betont  auch  in  Ueberein- 
stimmung  mit  den  meisten  Autoren,  daß  ein  eigentlicher  Lupus 
tuberculosus  in  der  Oenitalgegend  der  Frauen  kaum  zur  Beobach- 
tung käme.  Dagegen  hat  er  die  ulzeröse  miliare  Tuberkulose 
bei  14  Patientinnen  —  meist  Prostituierten  —  konstatiert,  darunter 
8mal  in  Kombination  mit  Veränderungen  an  Anus  und  Rektum, 
welche  der  Oenitalerkrankung  voranzugehen  scheinen.  Das  klinische 
Bild  dieser  Erkrankung  gleicht  ganz  dem  der  Tuberculosis  miliaris 
ulcerosa  am  Mund;  manchmal  kommen  papilläre  Wucherungen  zu 
Stande;  einmal  war  eine  Kombination  mit  Skrophuloderma  (kolli- 
quativer  Hauttuberkulose)  vorhanden.  Jesionek  glaubt,  daß  die 
ulzeröse  miliare  Tuberkulose  auf  hämatogenem  Wege  zu  stände 
komme  (dagegen  ließe  sich  wohl  opponieren)  —  die  klinischen  Be- 
obachtungen des  Verfassers  verdienen  alle  Beachtung.  —  Zu  dem  noch 
immer  in  vielen  Punkten  rätselhaften  Krankheitsbild  des  Lupus  Lupns 
erythematodes  bringt  Voirol  Beiträge  aus  dem  Material  des «^y*^«"**«»^«^- 
Referenten.  Durch  möglichst  genaue  statistische  Untersuchungen 
hat  er  den  vielfach  gesuchten  Beweis  für  den  Zusammenhang  dieser 
Krankheit  mit  der  Tuberkulose  nicht  erbringen  können,  wenngleich 
die  Häufigkeit  tuberkulöser  Drüsenschwellungen  etwas  aufTallend 
war.  Die  Kasuistik  des  atypischen  und  speziell  des  akuten  Lupus 
erythematodes  bereichert  der  Verfasser  um  einzelne  Fälle,  aus  denen 
für  die  Praxis  hervorzuheben  ist,  daß  in  einem  solchen  Falle  lange 
fortgesetzter  Gebrauch  von  großen  Dosen  Chinin  zur  Heilung  ge- 
führt zu  haben  scheint.  Den  Zusammenhang  mit  Tuberkulose 
leugnet  auch  Gunsett  (auf  Grund  der  Sektion  eines  Falles).  —  Sehr 
interessant  ist  für  die  Lehre  vom  Zoster  die  Beobachtung  Zoster. 
Hedingers,  der  bei  einem  Patienten  mit  urämischer  Intoxi- 
kation etc.  einen  Zoster  im  Gebiet  der  11.  Dorsalwurzel  links  (Lum- 
^c^gend  bis  Linea  alba)  beobachtete  und  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  —  der  Patient  war  14  Tage  nach  Beginn  des  Zoster 
gestorben  —  nekrotisch-hämorrhagische  Veränderungen  vor  allem  im 


420 


Jadassohn. 


Herpes 
progenitalis. 


Thalliam- 
alopezie. 


Zoster.  11.  Intervertebralganglion  (femer  Degeneration  im  11.  Interkoetal- 
nerv  und  im  Rückenmark)  fand  nnd  diese  AfFektion  mit  der  Niere 
in  Zusammenhang  bringt,  deren  sympathisches  Geflecht  gerade  zu 
dem  10. — 12.  Dorsalsegment  in  Beziehung  tritt.  Hedinger  hält 
daher  diesen  Zoster  für  einen  „reflektorischen" ;  solche  Zosteren  seien 
dadurch  charakterisiert,  „daß  sie  in  einer  Haut-  und  Nervenzone 
auftreten,  die  mit  einem  erkrankten  inneren  Organ  bekanntermaßen 
in  innigem  Zusammenhang  steht".  Auch  praktisch  wichtig  kann  die 
Anschauung  Ehrmanns  sein,  daß  der  Herpes  progenitalis 
mit  Plattfuß  (durch  Schädigung  des  Nerv,  pudendus  communis)  in 
Zusammenhang  stehen  könne  (die  anatomischen  Details  können  hier 
nicht  wiedergegeben  werden).  —  Nicht  ohne  allgemeines  Interesse 
sind  die  experimentellen  Untersuchungen,  welche  Buschke  über 
dieThalliumalopezie  vorgenommen  hat,  wenngleich  sie  zu  positiven 
Resultaten  vorderhand  noch  nicht  geführt  haben;  die  von  Buschke 
bei  Tieren  erzeugte  meist  fleckige  Alopezie  speziell  am  Bücken 
muß  nach  diesen  Versuchen  als  eine  spezifische  Wirkung  des 
Thalliums  aufgefaßt  werden,  die  mit  der  antihidrotischen  Wirkung 
dieses  Präparats  ebensowenig  in  Zusammenhang  steht,  wie  mit  der 
allgemein  toxischen  Wirkung.  Auch  die  Lokalisation  der  Alopezie 
muß  ihre  ganz  speziellen  Gründe  haben,  denn  selbst  nach  mannig- 
faltiger Schädigung  der  Bauchhaut  bleibt  die  Alopezie  auf  den 
Rücken  beschränkt.  Hier  ist  ein  sehr  interessantes,  an  Rätseln  und 
rätselhaften  klinischen  Analogien  reiches  Gebiet,  das  der  Bearbeitung 
Sklerodermie  harrt.  —  Von  den  beiden  Fällen  von  Sklerodermieim  Kindesalter, 
welche  W.  Ebstein  publiziert,  ist  der  eine  wegen  des  günstigen 
Ablaufs  von  praktischem  Interesse;  man  wird  jedenfalls  dem  Rat 
des  Verfassers  folgen  dürfen,  in  solchen  Fällen  eine  aktive  Therapie 
einzuleiten  (Bäder  mit  essigsaurer  Tonerde  0,25—0,6^/0,  Massage 
mit  Borsalizylsalbe  — 1,0  Natr.  salicyl.  in  100  Ungu.  boricum,  und 
salizylsaures  Natrium  intern  8,0  pro  die).  Die  Aetiologie  der 
Sklerodermie  ist  noch  immer  in  völliges  Dunkel  gehüllt,  das  kaum 
mehr  aufgehellt  wird  durch  die  Annahme  Ehrmanns,  die  merk- 
würdige Krankheit  könne  auf  der  Grundlage  toxischer  oder  auto- 
toxischer Erytheme  entstehen,  als  durch  die  Beziehungen  zum  Morbus 
Basedow  (Krieger).  —  Zu  dem  interessanten,  in  Deutschland  wenig 
beachteten  Krankheitsbild  der  Adipositas  dolorosa  bemerkt 
Thimm  auf  Grund  eines  Falles  von  symmetrischen  schmerzenden 
Lipomen,  daß  er  diese  und  die  Adipositas  dolorosa  nicht  für  im 
Wesen,  sondern  nur  für  in  demselben  Sinne  verschieden  halten 
möchte,  wie  diffuse   und   zirkumskripte  Lipome;   die   lokalen  Be- 


Adipositas 
dolorosa. 


Haut-  und  venerische  Krankheiten. 


421 


Bchwerden  will  er  auf  lokale ,  speziell  auf  Zirkulationsyerhältnisse 
zorückfuhren  (in  seinem  Fall  waren  die  Lipome  auffallend  bläulich). 
Aus  den  Beiträgen,  die  Burgener  zur  Kenntnis  der  Psoriasis 
beibringt,  seien  einige  Funkte,  weil  von  praktischer  Bedeutung,  her- 
vorgehoben.    Statistische  Untersuchungen  haben  ergeben,  daß  die 
Kombination  von  Psoriasis  und  Leukoplakia  oris  zu  selten  ist,  um 
einen  Zusammenhang  zwischen  beiden  konstruieren  zu  können.    Da- 
gegen hat  Oppenheim  einen  Fall  von  nach  seiner  Ansicht  echter 
Psoriasis  der  Mundschleimhaut  (mit  histologischem  Befund)  publi- 
ziert.    Nägelveränderungen  sind   sehr   häufig  und    —  speziell   die 
Grübchen  und  die  peripheren  Abhebungen  der  Nagelplatte  —  bis 
zu  einem  gewissen  Umfang  auch  diagnostisch  verwertbar.    Palmare 
und  plantare  Psoriasis  (sc.  non  syphilitica!)  ist  sehr  viel  häufiger, 
als  man  gemeinhin  annimmt,  und  kommt  in  verschiedenen  Formen 
vor :  klavusähnliche  gelbe  Gebilde,  blasse  kreisförmige  Exfoliationen 
und  intensiv  gerötete  squamöse  serpiginöse  Herde.    Die  Differential- 
diagnose  gegen  Lues  kann  außerordentlich  schwierig  sein.    Eine  be- 
stimmte  Beziehung    der   Psoriasis   zu   Diabetes    (resp.   alimentärer 
Glykosurie)  hat  Burgener  nicht  gefunden,  wohl  aber  zu  chronischer 
deformierender   Arthritis.    Für    die    Pathogenese  der  Psoriasis 
ist  der  Fall  Weidenfelds  interessant:    Es  trat  an  dem  durch  eine 
Poliomyelitis  gelähmten  Bein  die  Psoriasis  nur  ganz  wenig  auf  und 
heilte  dort  spontan  ab  —  die  Veränderung  der  Haut  (speziell  auch  der 
Vasomotoren)  durch  die  Lähmung  macht  den  Boden  für  die  Psoriasis 
ungeeignet.  —  Galewsky  lenkt  auf  die  Häufigkeit  der  Akne  bei 
Bäckergesellen  die  Aufmerksamkeit  —  ätiologisch  wichtig  ist  das 
jugendliche  Alter,  die  häufige  Anämie,  der  Mehlstaub,  die  Backofen- 
temperatur. —  Die  Stimmen  mehren  sich,  welche  die  bekannte  und 
rätselhafte   sog.  Bitter  von  Bittershainsche  Dermatitis  ex- 
foliativa neonatorum   mit  dem  nichtsyphüitischen  Pemphigus 
neonatorum  und  diesen  wieder  mit  der  Impetigo  contagiosa 
oder  vulgaris  zu  identifizieren  suchen.    Einen  interessanten  Bei- 
trag zu  dieser  Frage  brachte  Ostermayer.    Ein  lOtägiges  Kind 
stirbt  an  einer  malignen  exfoliierenden  Dermatitis  ohne  Pemphigus- 
blasen  —  die  Mutter  bekommt  klare,  linsen-  bis  bohnengroße  Blasen 
nur  an  den  Mammae,  späterhin  am  Stemum.  —  Sehr  wenig  beachtet, 
aber    praktisch,    speziell  diagnostisch   sehr    wichtig   sind  Vakzine- 
erkrankungen an  den  weiblichen  Genitalien,  wie  sie  Matzenauer 
und  Brandweiner  publizieren.     Die  Uebertragung  findet  meist 
von  geimpften  Kindern  statt;  die  Krankheit  beginnt  mit  Brennen, 
Jucken,  Rötung  und  Schwellung,  dann  entstehen  erbsengroße,   oft 


Psoriasis. 


Akne. 


Pemphigus 
neonatorum, 
Dermatitis 
exfoliativa, 
Impetigo. 


Vakzine 

an  den 

weiblichen 

Genitalien. 


422 


JadasBohn. 


Acanthosis 
nigricans. 


N&gel. 


Aetzongen 

durch 

Schmierseife. 


Physikalische 
Therapie. 


konfluierende,  sich  in  einigen  Tagen  trübende  Blasen  oder  bald 
Oesohwüre  mit  schmierigem  Belag;  Narben  bleiben  meist  nicht  zu- 
rück. Die  Diagnose  ist  natürlich  in  dem  ulzerösen  Stadium  sehr 
schwierig.  —  Wenig  bekannt  und  doch  gelegentlich  von  großer 
praktischer  Bedeutung  ist  das  Krankheitsbild  der  Acanthosis 
nigricans:  Pigmentierungen  und  papilläre  Wucherungen  an  den 
Gelenkfurchen,  am  Hals,  Nabel  etc.  —  fast  immer,  wenn  nicht 
immer,  kombiniert  mit  malignen  Tumoren  der  Abdominalorgane. 
Heß  berichtet  2  neue  Fälle  —  der  eine  mit  Magenkarzinom;  der 
andere  ohne  nachweisbaren  Tumor  mit  elefantiastischer  Verdickung. 
Ob  der  2.  Fall  nicht  auch  einen  Tumor  hatte,  ließ  sich  nicht 
eruieren,  da  die  Sektion  verweigert  wurde.  (Ich  möchte  zum  Be- 
weis für  die  „prämonitorische"  Bedeutung  dieser  Dermatose  folgende 
Geschichte  erzählen,  die  mir  jüngst  passierte.  Ein  Kollege  beschreibt 
mir  per  Telephon  eine  Hautkrankheit,  die  er  nur  einmal  bei  einer 
durchreisenden  Dame  aus  Italien  gesehen  habe  —  was  das  wohl 
sei?  —  Ich  sage:  „Gewiß  Acanthosis  nigricans;  hat  die  Kranke  keinen 
malignen  Tumor?"  —  „Nein,  sie  hat  sonst  nichts  geklagt."  Nach 
8  Monaten  teilt  mir  der  Kollege  mit,  die  Dame  sei  in  ihrer  Heimat 
an  einer  malignen  Ovarialgeschwulst  operiert  worden !)  —  Daß  auch 
aus  der  Beobachtung  des  Kleinsten  sich  oft  wichtige  Schlußfolge- 
rungen ableiten  lassen,  zeigt  in  eklatanter  Weise  die  lange  ver- 
nachlässigte, in  neuester  Zeit  mehr  gepflegte  und  von  J.  Heller 
mit  besonderer  Liebe  ausgebaute  Lehre  von  den  Nagelerkran- 
kungen. Die  Be  au  sehen  Linien,  die  Querfurchen,  die  sich  nach 
allen  möglichen  schweren  Erkrankungen  einstellen,  der  Nagel- 
ausfall bei  Diabetes,  die  sehr  interessanten  Veränderungen  bei 
Nervenerkrankungen  —  all  das  und  manches  andere  bespricht 
Heller  in  einem  kurzen,  für  den  Praktiker  lesenswerten  Aufsatz.  — 
Mit  Recht  warnt  Most  vor  der  kritiklosen  Anwendung  speziell  der 
ungereinigten  Schmierseife,  die  in  einem  Fall  tiefe  Aetzungen 
hervorrief;  unzweifelhaft  treten  solche  (wie  ich  mich  selbst  wieder- 
holt überzeugte)  auf  pathologisch  veränderter  Haut  sehr  viel  leichter 
und  vollständiger  auf,  als  auf  normaler  Haut;  ja  man  kann  sogar 
einzelne  Krankheitsprodukte  mit  Schmierseifenverbänden  geradezu 
elektiv  verätzen. 

Die  physikalische  Behandlung  der  Hautkrankheiten, 
speziell  des  Lupus  xmd  der  oberflächlichen  Karzinome,  nimmt 
immer  größeren  Umfang  an ;  ich  halte  es  aber  auch  jetzt  noch  nicht 
ftir  geeignet,  diese  Methoden  in  eüiem  für  die  allgemeine  Praxis 
bestimmten  Jahresbericht  zu  erörtern,  glaube  vielmehr,  daß  das  ganze 


Haut-  und  venerische  Krankheiten.  423 

Gebiet  vorerst  noch  den  Kliniken  und  den  Spezialisten  überlassen 
bleiben  sollte.  Ich  gehe  daher  auch  auf  die  Literatur  nicht  ein, 
möchte  aber  nicht  unterlassen,  alle  diejenigen,  welche  sich  einen 
UeberbUck  über  die  ganze  Summe  des  hier  Geleisteten  yerschafifen 
woUen,  auf  das  Buch  von  L.  Freund  über  die  gesamte  Eadio- 
therapie  (inklusive  der  Finsenbehandlung)  und  auf  die  Mitteilungen 
aus  Finsens  Lichtinstitut  aufmerksam  zu  mächen,  welche  praktisch 
und  wissenschaftlich  interessante  Mitteilungen  in  großer  Zahl  dar- 
bieten. Durch  die  Konstruktion  der  „Finsen-Beyn-Lampe^, 
welche  für  einen  Patienten  konstruiert  ist  und  mit  geringerem  Strom- 
verbrauch arbeitet,  als  die  große  Finsenlampe,  ist  auch  für  kleineren 
Betrieb  die  Lichtbehandlung  möglich  geworden.  Aber  auch  mit 
dieser  Lampe  wird  niemand  Erfolge  erzielen,  der  sich  nicht  speziell 
mit  all  den  kleinen,  aber  wichtigen  Details  der  Methode  vertraut  ge- 
macht hat.  Die  Bestrebungen  v.  Tappeiners  und  Jesioneks,  durch 
Licht  und  Einpinselung  mit  fluoreszierenden  Stoffen,  speziell  Eosin, 
Hautkarzinome,  Lupus  und  andere  Krankheiten  zur  Heilung  zu  bringen, 
befinden  sich  noch  im  Stadium  des  Versuchs  —  ihre  theoretischen 
Grundlagen  werden  ebenso  wie  die  praktischen  Resultate,  soweit 
man  aus  einer  vorläufigen  Mitteilung  Dreyers  über  die  Ver- 
wendung sensibilisierender  Stoffe  ersehen  kann,  einer  kritischen 
Nachuntersuchung  unterzogen,  deren  Eesultaten  man  mit  größtem 
Interesse  entgegensehen  muß.  Auch  die  Eadiamtherapie  ist  noch 
nicht  genügend  durchgearbeitet,  berechtigt  aber  ebenfalls  zu  weit- 
gehenden Hoffiiungen.  —  Von  den  neuen  Arsenpräparaten  ist  in 
Deutschland  jetzt  speziell  das  Atoxyl  geprüft  worden;  von  Schild  Arsen, 
und  Bieringer  wurden  wöchentlich  je  2  Einspritzungen  (1  com 
20^/oiger  Lösung)  mit  gutem  Erfolg  und  ohne  unangenehme  Neben- 
wirkungen (außer  bei  Herzkranken)  gegeben.  Der  Liehen  ruber  heüt 
nach  durchschnittlich  23  Lojektionen  ab.  Ueber  die  Hefebehand-  Hefe, 
long  mancher  Hautkrankheiten,  speziell  der  Furunkel,  wird  immer 
wieder  publiziert  (meine  persönlichen  Erfahrungen  sind  leider  meist 
migünstig  geblieben);  jetzt  wird  von  Roos  und  Hinsberg  das 
Carolin,  die  Fettsubstanz  der  Hefe,  von  Goliner  das  Levuretin 
(trockene  Bierhefe,  2 — 3  Kaffeelöffel  in  Milch  oder  Weißwein  un- 
mittelbar vor  dem  Essen)  empfohlen,  unter  den  neueren  Präparaten 
zur  Hautbehandlung  erwähne  ich  das  Thigenol  (mit  10 ^/o  orga-  Neue 
nisch  gebundenem  Schwefel):  geruchlos,  schnell  eintrocknend,  leicht  ??P*^^®* 
abwaschbar  —  als  Ersatzmittel  des  Ichthyols  besonders  bei  Ekzemen 
in  Vs — lO^/oiger  Salbe,  bei  Rosacea  in  wäßrig-spirituösen  Lö- 
sungen etc.  (Saalfeld).   Das  Anthrasol,  einen  gereinigten,  wenig 


424 


Jadassohn. 


Anthrasoi.  riechenden  Steinkohlenteer,  der  in  Lösungen  in  Alkohol  oder  Azeton, 
in  Salben,  aber  auch  rein,  je  nach  der  Indikation,  überall  da  zn  ver- 
wenden ist,  wo  man  sonst  Teerpräparate  gebraucht,   und  der  sich 

Empyrofom.  fagt  immer  als  reizlos  erwiesen  hat.  Das  Empyroform,  ein  Kon- 
densationsprodukt von  Teer  und  Formaldehyd,  das  sich  durch  Ge- 
ruch- und  Reizlosigkeit  auszeichnet,  wurde  von  Sklarek  und 
Kraus  geprüft,  die  ihm  beide  eine  sehr  gute  Zensur  ausstellen;  es 
wird  in  Salbe  (1—20^/0  Vaselin,  resp.  Vaselin  und  Lanolin  ana), 
Zinkpaste  (4— 20^/o),  oder  bloß  mit  Amylum  und  Vaseline  (Emp.  und 
Amyl.  ana  25,0,  Vaselin.  B0,0)  oder  auch  als  Firnis  (Emp.  5,0 — 10,0, 
Chloroform.,  Tinct.  benzoes  ana  ad  50,0,  resp.  Empyroform  5,0  bis 
15,0,  Liniment,  exsiccant.  Pick  100,0)  in  allen,  auch  den  akuten 
Stadien  des  Ekzems  benutzt,  lindert  das  Jucken  und  beseitigt 
akute  und  chronische  Entzündung.  Kraus  hat  es  auch  bei  ober- 
flächlichen Formen  von  Psoriasis  als  1— 5^/oige  Azetonlösung  und  bei 
tiefen  als  5 — 15^/oiges  Liniment  gute  Dienste  geleistet.  Statt  des 
ursprünglichen  aus  dem  Vogelleim  hergestellten  Viszins  empfiehlt 
Vörner  ein  durch  ziemlich  umständliche  Prozesse  hergestelltes 
Viscinum  depuratum,  das  die  Hauptfehler  des  alten  Präparates, 
Geruch  und  Farbe,  verloren  hat,  eine  gute  gleichmäßige  Decke  bildet 
und  für  manche  Fälle  das  Traumatizin  ersetzen  kann.  Auch  v.  Zum- 
busch  bespricht  die  Reinigung  des  Viszins.  Von  bisher  kaum  ge- 
brauchten Oelen  soll  sich  nach  Herxheimer  Ol.  Gossypii  zur 
Herstellung  des  Seifenspiritus,  zur  Verdünnung  von  Unguentmn 
Wilsonii,  als  Zusatz  zu  Haarwässern  etc.,  das  Ol.  Arachielis  für 
Unguentum    emolliens,    das    Oleum    pedum   tauri   für    Jodöl,    das 

Epitheiflrnis.  Libanol  gegen  Pediculi  capitis  eignen.  Als  Firnis  empfiehlt 
Strauß:  Camphor.  2,0,  Epithel.  (Gold)  10,0,  Collod.  ad  50,0;  oder 
Epithel.  (Silber)  10,0,  Traumaticin.  50,0;  oder  (wasserlöslich)  Epi- 
thel. (Gold)  5,0—10,0,  Dextrin.  10,0—15,0,  Aq.  dest.  ad  30,0  (gegen 
Schwielen,  Gewebeekzeme  etc.).  Von  jetzt  schon  ,, älteren"  Mitteln 
wird  das  Thiolum  liquidum  (rein  oder  mit  Glyzerin  gemischt) 
bei  Ekzem,  Erysipel  und  Verbrennungen  von  Iwan  off  gerühmt. 
M.  Joseph  hat  eine  Modifikation  des  Brom okolls,  das  „Bromo- 
collum  solubile"  (durch  Boraxzusatz  löslich  gemacht)  verwendet 
und  zwar  besonders  in  der  Form  einer  Schüttelmixtur  (Br.  5,0  bis 
20,0,  Zinc.  oxyd.,  Amyl.  ana  20,0,  Glycerin.  30,0,  Aq.  dest.  ad  100,0) ; 
er  hat  damit  (ohne  Verband)  bei  juckenden  Hautkrankheiten  gute 
Erfolge  erzielt;  auch  das  Ungu.  caseini  c.  Bromocoll.  solubil.  lO^/o 
(Beiersdorf)  hat  sich  speziell  bei  Pruritus  vulvae  und  ani,  bei 
Strophulus,  der  BromokollpflastermuU  und  der  Trikoplast  bei  zirkum- 


Viazin. 


Oele. 


Thiol. 


BromokoU. 


Haut-  und  venerische  Krankheiten. 


425 


Lnpus- 
behandlung. 


Skripten  chronischen  Ekzemen  bewährt.  —  Mit  Eecht  betont  Philipp- 
son,  daß  man  die  Lnpnsfälle  nicht  alle  gleichmäßig  behandehi 
könne,  sondern  daß  man  sie  danach  unterscheiden  müsse,  ob  es  sich 
nur  tun  eine  änßere  Infektion  bei  einem  sonst  gesunden  Individuum, 
oder  mn   einen   Herd  in  der  Haut   bei   einem    tuberkulösen   Indi- 
viduum handle ;  zu  der  ersten  Gruppe  gehören  die  meisten  FäUe,  in 
denen  der  Lupus  schon  in  der  Kindheit  auftritt  —  was  freilich  so  all- 
gemein nicht  richtig  ist.    Man  müsse  also  primären  und  sekundären 
Lupus  unterscheiden  und  den  letzteren  vor  aUem  allgemein  behandeln, 
dabei  aber  auch  die  unter  der  Haut  gelegenen  Organe,  Ejiochen, 
Drüsen,    Nasenschleimhaut    berücksichtigen.     So   selbstverständlich 
das  vom  allgemein  medizinischen  Standpunkt  erscheint,  so  verdient 
es  doch  noch  immer  besonders  betont  zu  werden.    Freilich  kann 
man  sich  gerade  bei  der  tuberkulösen  Hautinfektion  nicht  auf  die 
allgemeine  Behandlung   beschränken;   denn  wir  kennen  alle  Fälle 
genug,  in  denen  der  Lupus  zwar  unzweifelhaft  sekundär  ist,  in  denen 
aber  nur  die  inneren  Organe,  nicht  aber  die  Haut  unter  der  Allgemein- 
behandlong  mit  der  tuberkulösen  Infektion  fertig  wird.     Zur  Lokal- 
therapie  des  Lupus  der  Nasenschleimhaut,    die  unzweifelhaft  oft 
vernachlässigt  wird,  hat  sich  nach  Wittmaak  10 — 20®/oige  Pyro- 
gallolsalbe  (nach  operativer  Freilegung  der  Herde)  sehr  bewährt.  Für 
Lupus  und  tuberkulöse  Ulcera  empfiehlt  Dreuw  wiederholte  Ver- 
eisung mit  Chloräthyl  und  gründliche  Abreibung  der  vereisten 
Stellen  mit  Acidum   hydrochloricum  crudum.    Die  Behand- 
lung ist  wenig  schmerzhaft,  leicht  durchzufuhren  und  hat  bis  jetzt 
(bei  einem  allerdings  noch  kleinen  und  nicht  lange  beobachteten 
Material)  günstige  Erfolge  gegeben.    Auf  Grund  von  Erfahrungen 
am  eigenen  Körper  empfiehlt  M.  Cohn  zur  Behandlung  der  Furun-  Furankuiose, 
kulose  (außer  Regulierung  des  Stuhlganges)  Bestreichung  jeder 
kleinen  Stelle  (zunächst  der  Umgebung  und  dann  des  Herdes  selbst) 
mit  Ichthargansalbe  (5,0 — 10,0  auf  Aq.   dest.   6,0;  Glyzerin   10,0; 
Lanolin   85,0;   Vaselin  40,0);   später    Salizylseifenpflaster   oder   bei 
Ekzem  1^/oige  Ichthyolpaste ;  speziell  an  der  Genitalgegend  Eröffnung 
mit  dem  Pacquelin ;  täglich  ein  Schwefel-  oder  Ichthyolbad.     Inter- 
essant und  praktisch  verwertbar  ist  die  Erfahrung  C.  Cohns,  daß 
man  mit  zweimal  täglicher  Betupfung  mit  dO^/oigem  Wasserstoff- 
superoxyd (Merck)Pigmentmäler  in  kurzer  Zeit  zerstören  kann . 
Gegen  stark  verdickte  isolierte  Psoriasisherde  empfiehlt  Dreuw: 
Ac.  saücyl.  10,0;  Chrysarobin,  Ol.  rusci  nov.  ana  20,0;  Sapon.  virid., 
Vasel.  ana  25,0,  zweimal  täglich  8 — 4  Tage  einzupinseln;  dann  mit 
Schwefelzinkpaste  dreimal  täglich  bestreichen.   Die  Behandlung  des 


Wasserstoff- 
snperoxyd. 


Psoriasis. 


426 


Jadassohn. 


Rhinophyma.  Rhinophyma  maß  —  darin  stimmen  wohl  alle  Dermatologen  mit 
Dnbrenilh  überein  —  eine  chirurgiBche  sein.  Die  Operation  ist 
sehr  einfach  —  Dnbrenilh  beginnt  sie  mit  dem  Thermokanter, 
ftkhrt  sie  je  nach  Bedarf  mit  dem  Messer  fort,  stillt  die  Bfaitimg 
dnrch  Thermokanter  und  Kompression,  legt  dann  einen  fenchten 
Verband  an  nnd  transplantiert  nach  ca.  8  Tagen  nnr  dann,  wenn 
einzelne  Stellen  frei  von  Talgdrüsengängen  sind,  von  denen  ans  sich 
die  Epidermisierong  sehr  schnell  nnd  gnt  vollzieht.  Die  Basnltate  sind 
nicht  bloß  momentan,  sondern  dauernd  günstig  —  deswegen  sollte  man 
mit  dem  operativen  Eingriff  nicht  zu  lange  warten.  —  Sehr  wichtig 
sind  vom  dermatotherapentischen  Standpunkt  aus  zwei  Beobachtungen, 

vergiftiingen  welche  Wa eis ch  zu  machen  Gelegenheit  hatte:  Bei  einem  Nephri- 
tiker  mit  Jacken  und  Exkoriationen  fahrte  eine  lO^foige  Borvase- 
line zu  imstillbarer  Diarrhoe,  die  nach  Aussetzen  der  Salbe  auf- 
hörte; bei  einem  Nieren-  und  Leberkranken  kam  es  durch  eme 
Salbe  mit  lO^'/o  Chloralhydrat  und  S""/«  Menthol  zu  Schlafsucht  und 
Erythemen  (Einatmung  von  Chloralhydrat?). 


bei  Haut- 
behandlung. 


Yenerische  Krankheiten. 

Prophylaxe.  Die  Prophylaxe    der    venerischen  Krankheiten  ist 

jetzt  auch  in  Deutschland  zu  einem  viel  und  öffentlich  besprochenen 
Thema  geworden.  Das  Hauptverdienst  daran  hat  die  „Deutsche 
Gesellschaft  zur  Bekämpfung  der  Geschlechtskrank- 
heiten", welche  im  Frühjahr  in  Frank&rt  a.  M.  einen  Kongreß 
abgehalten  hat,  der  sehr  stark  besucht  war.  Wer  sich  fiir  diese 
Fragen  interessiert  —  und  das  sollte  eigentlich  jeder  Arzt  tun  — 
findet  Originalaufsätze  und  Referate  des  ganzen  einschlägigen 
Materials  in  den  beiden  Journalen:  den  „Mitteilungen  der 
Deutschen  Gesellschaft  zur  Bekämpfung  der  Geschlechts- 
krankheiten" und  der  „Zeitschrift  für  Bekämpfung  der 
Geschlechtskrankheiten",  von  welchen  die  letztere  die  aus- 
führlichen Berichte  über  die  Verhandlungen  und  die  B^ferate  des 
Frankfurter  Kongresses  enthält.  Die  „Autoprophylaxe"  wird 
in  einer  ganzen  Anzahl  von  Mitteilungen  besprochen ;  neue  Apparate, 
speziell  zur  Verhütung  der  gonorrhoischen  Infektion,  werden  unter 
immer  neuen  Namen  empfohlen  und  immer  wieder  Patente  darauf 
genommen;  prinzipielle  Differenzen  scheinen  dabei  nicht  zu  Tage 
zu  treten;  es  genügt  daher  wohl,  wenn  ich  auf  die  Mitteilungen 
Blokusewskis  aufmerksam  mache,  der  jetzt  wieder  neue  Apparate 
(Samariter  und  Sanitas)   konstruiert   hat  und   einen  „Wachs- 


Haut-  und  venerische  Krankheiten.  427 

waschseifencreme"  mit  1,6^/oigein  Eormalin  hinzugeben  läßt.  Der 
Arzt,  welcher  kaum  mehr  in  der  Lage  ist,  sich  den  Fragen  seiner 
Patienten  über  diese  Dinge  zu  entziehen,  hat  also  bereits  eine  große 
Auswahl  zur  Verfügung;  aber  seine  Hauptpflicht  besteht  meines  Er- 
achtens  darin,  daß  er  den  ihn  um  Rat  Fragenden  mit  größter  Bestimmt- 
heit mitteilt,  daß  eine  Sicherheit  durch  keinen  dieser  Apparate  erzielt 
wird  und  daß  speziell  eine  Wirksamkeit  gegen  Syphilisinfektion 
absolut  nicht  erwiesen  und  nicht  einmal  wahrscheinlich  ist.  Das 
gilt  auch  für  Feibes  „Protektor",  welcher  in  Tubenform  sali- 
zykaures  Quecksilber  enthält. 

(Gonorrhoe.  Unsere  Kenntnisse  über  das  bakteriologische  Bakteriologie. 
Verhalten  des  Gonokokkus  nehmen  noch  immer  zu  —  aber  sie  sind 
für  die  Praxis  kaum  unmittelbar  verwertbar;  aus  Wildbolz'  Unter- 
suchungen geht  hervor,  daß  prinzipielle  Differenzen  zwischen  den 
Gonokokken  akuter  und  denen  chronischer  Gonorrhöen  nicht  nach- 
weisbar sind,  daß  die  kulturelle  Methode  der  Untersuchung  keines- 
wegs immer  der  mikroskopischen  überlegen  ist,  daß  die  Gonokokken 
in  künstlichem  Nährboden  Stoffe  zu  bilden  scheinen,  welche  ihrem 
Wachstum  schädlich  sind,  daß  sie  bald  früher,  bald  später  auch  auf 
serumfreiem  Agar  zum  Wachstum  zu  bringen  sind,  daß  sie  auch  im 
Tierkörper  wachsen  können.  Zur  bakteriologischen  Untersuchung  Kuitiviemng 
der  Urethritiden  hat  man  sich  in  der  Praxis  meist  nur  der  Mikro-  *^ 

skopie  bedient;  zur  Entscheidung  wissenschaftlicher  Fragen  ist  die  Zwecken. 
Kulturmethode  natürlich  unentbehrlich.  Auch  bei  besonders  wichtigen 
Fällen,  speziell  z.  B.  bei  der  Frage  der  Ehekonsenses,  wird  man  sie 
gern  verwerten,  weil  man  sich  bei  dieser  verantwortungsschweren 
Entscheidung  keines  Hilfsmittels,  welches  ein  negatives  Resultat  zu 
sichern  verspricht,  gern  begeben  wird.  Aber  auch  diejenigen,  welche 
sich  der  Kultivierung  viel  bedient  haben,  haben  bisher  fast  aus- 
nahmslos auf  dem  Standpunkt  gestanden,  daß  sie  kaum  mehr  leistet 
als  die  mikroskopische  Untersuchung  und  daß  sie  unter  keinen 
Bedingungen  die  Provokationsmethode  bei  der  Sicherung  der  Diagnose 
ersetzen  darf.  Fritz  Meyer  aber  ist  bei  seinen  Untersuchungen 
zu  einem  abweichenden  Resultat  gekommen;  er  sucht  zahlenmäßig 
die  außerordentliche  Ueberlegenheit  der  Kultur-  über  die  mikrosko- 
pische Methode  zu  erweisen.  Dieser  Nachweis  ist  meines  Erachtens 
an  dem  von  dem  Verfasser  publizierten  Material  nicht  geglückt  — 
und  ich  würde  es  für  sehr  bedauerlich  halten,  wenn  der  Praktiker 
auf  Grund  dieser  Mitteilung  statt  gründlichster,  oft  wiederholter 
mikroskopischer  Untersuchung  nach  Aussetzen  der  Behandlung  nur 


428  Jadassohn. 

eine  einmalige  kulturelle  Untersnchnng  in  einem  Laboratorium  vor- 
nehmen lassen  wurde,  um  die  Nichtinfektiosität  einer  Urethritis  zu 
Niohtr       erweisen.    Für  die  Diagnose  der  Gonorrhoe  ist  wichtig   die 

^*UretMUs^*  in  immer  weiteren  Kreisen  anerkannte  Tatsache,  daß  es  nicht- 
gonorrhoische Urethritiden  beim  Manne  gibt,  bei  welchen 
von  Anfang  an  akutere  Entzündungserscheinungen  fehlen  und  die 
einen  eminent  chronischen  Verlauf  haben;  Galewskyist  geneigt,  zu 
diesen  Prozessen  auch  manche  Katarrhe   zu  zählen,  welche  nach 

Epididymitis   Tripper  auftreten.    Daß  die  Epididymitis  bei  Gonorrhoe  die 

gonorrhoica.  Polge  einer  unmittelbaren  Infektion  mit  Gonokokken  ist,  war  schon 
längst  nicht  mehr  zweifelhaft;  Baermann  aber  hat  das  in  einer 
großen  Anzahl  von  Fällen  durch  Punktion  nachgewiesen  und  hat 
dabei  konstatiert,  daß  meist  eine  Eiteransammlung  auftritt,  von  der 
es  zweifelhaft  bleibt,  ob  es  sich  nur  um  Stauungs-,  d.  h.  Pseudo- 
abszesse  mit  eventuellem  sekundärem  Zerfall  der  Wandung  des  Vas 
epididymidis  oder  um  wirkliche  Abszesse  handelt;  auch  die  akute 
Hydrozele  beruht  auf  unmittelbarer  Einwirkung  der  Gonokokken; 
selbst  bei  lange  bestehenden  Epididymitisresten  lassen  sich  gelegent- 
lich noch  Gonokokken  nachweisen.  Bei  den  Fällen  mit  heftigen 
Entzündungserscheinungen  ist  die  —  allerdings  außerordentlich 
schmerzhafte  —  Punktion  auch  therapeutisch  zu  empfehlen,  und 
zwar  sowohl   die   der  Hydrozele    als    die   der   Epididymis   selbst. 

Paraurethraie  Die  paraurethralen  Gonorrhoen,  welche  relativ  häufig  als  mehr 
Gonorrhoe,  q^qj.  weniger  unscheinbare  aber  wichtige  Herde  der  Infektion  zur 
Beobachtung  kommen,  werden  gemeinhin  auf  die  Gonokokken- 
invasion  präformierter,  mit  Epithel  bekleideter  Röhren  zurück- 
geführt; Seilei  macht  darauf  aufmerksam,  daß  sie  auch  auf  einer 
Fistelbildung  nach  Lymphgefäßinfektion  beruhen  können.  Von 
besonderen  Formen  gonorrhoischer  Erkrankung  ist  hervorzuheben, 
FoUioiOitis    daß  Jesionek  in  Fällen,  welche  klinisch  als  Follikulitiden  in 

gonorrhoica.   ^^^  Umgebung  der  Genitalien  von  Frauen  imponierten,  Gonokokken 

fand,  und  einmal  (bei  einem  Mann)  den  Beweis  erbringen   konnte, 

daß  wirklich  ein  Haarfollikel  gonorrhoisch  erkrankt  war.    Es  bleibt 

I  auffallend,    daß,    wenn    der   Haartalgdrüsenapparat   überhaupt    von 

I  Gonokokken  infizierbar  ist,    solche  Erkrankungen  nicht  öfter   zur 

Beobachtung  gelangen.     Salomon  fand  im  Eiter  von  Ulzerationen 

auf    den    kleinen    Labien    Gonokokken.      Sehr    wichtig    ist    auch 

Panaritium    Fr.  Meyers  Fall  von  „gonorrhoischem  Panaritium"  in  Form 

gonorrhoicum.  ^^^^  Eiterblase  bei  einer  Patientin  mit  Genitalgonorrhoe;  im  Eiter 
fanden  sich  mikroskopisch  und  kulturell  ausschließlich  Gonokokken. 
Vörner  hat   gefunden,    daß    die    Erosionen    der    Zervikal- 


Haut-  und  venerische  Krankheiten.  429 


portion,   welche   man   so  häufig  bei  Gonorrhoe  findet,  wirklich  Gonorrhoische 

Zervikal 
erosion. 


darch  die  Gonokokken  erzeugt  sind,   die  man  nicht  bloß  in  deren      Zervikal- 


sekret, sondern  auch  in  der  Tiefe  des  Portiogewebes  findet.  Ein 
neuer  Fall  von  ulzeröser  Gonokokkenendokarditis  (mit  Endokarditis. 
Sektionsbefund)  wird  von  v.  Frendl  berichtet.  Dagegen  entstand 
bei  Hellers  Patientin  neben  Endokarditis  (der  Tod  trat  infolge 
einer  Embolie  ein)  ein  papulöses  Exanthem,  das,  wie  die  histo- 
logische Untersuchung  post  mortem  ergab,  durch  Staphylokokken- 
infektion  bedingt  war.  Von  außergewöhnlichen  Lokalisationen  des 
Gonokokkus  ist  femer  zu  erwähnen:  der  Fall  Bressels,  in  dem  eine 
Pneumonie  auf  Gonokokken  zurückgeführt  wird,  weil  Gram- 
negative  intrazelluläre  Diplokokken  mikroskopisch  in  dem  nicht  sehr 
zähen,  mißfarbenen  (nicht  blutig  tingierten)  Auswurf  gefunden  und 
zugleich  Gonokokkenkulturen  aus  dem  Blute  gewonnen  wurden.  Auch 
die  Lokalisation  der  gonorrhoischen  Arthritis  im  Elrikoarytänoideal- 
gelenk,  wie  sie  Baumgarten  beobachtet  hat,  ist  jedenfalls 
sehr  selten  und  kann  gewiß  diagnostische  Schwierigkeiten  machen. 
Noch  immer  zu  wenig  bekannt  ist  die  sog.  arthritische  oder 
metastatische  Konjunktivitis,  welche  von  Apetz  zugleich  Conjunctivitis 
mit  Gelenk-  und  Uveaaffektion  beobachtet  wurde.  Auf  ein  eben-  *'^^''itȧ*- 
falls  noch  nicht  genügend  beachtetes  und  bisher  nicht  einwands- 
frei  mit  der  Gonorrhoe  in  Verbindung  gebrachtes  Symptom  macht 
N  0  b  1  aufmerksam.  Es  ist  das  der  meist  mit  Arthritiden  zusammen 
auftretende  „Fersenschmer z^,  eine  Achillodynie,  welche  AchiUodynie. 
nicht,  wie  man  früher  meinte,  auf  eine  Periostitis,  sondern  auf  eine 
(nach  Nobl  rein  gonorrhoische)  Entzündung  des  subtendinösen 
Schleimbeutels  der  Achillessehne  zurückzuführen  ist.  Auch  die 
Arthritiden,  die  Sehnenscheiden-  und  Schleimbeutelentzündungen, 
denen  Nobl  eine  besondere  Studie  widmet,  werden  vielfach  in  ihrer 
Ursache  noch  verkannt.  —  Die  sog.  Liaktivitätsatrophie  bei  gonorrhoi- 
scher Arthritis  sieht  Kienböck  auf  Grund  seiner  radiographischen 
Untersuchungen  als  eine  akute  Atrophie  auf  trophoneurotischer  Grund- 
lage an.  —  Für  die  Behandlung  der  Gonorrhoe  sind  wesentlich  öononhoe- 
neue  Gesichtspunkte  nicht  aufgestellt  worden.  Lewin  versucht  *^®***"<*^'*°8 
prinzipielle  anatomische  Unterschiede  zu  machen  zwischen  ober- 
flächlichen und  tiefen  Prozessen:  die  ersteren  auf  Plattenepithel, 
die  letzteren  auf  Zylinder-  und  Flimmerepithel.  Für  die  ersteren 
empfiehlt  er  Protargol  und  weniger  Albargin  (in  Janetschen  Spü- 
lungen), bei  superakuten  Prozessen  ist  besondere  Vorsicht  notwendig. 
Verschwinden  die  Gonokokken  nicht  schnell,  so  müssen  mechanische 
Hilfsmittel   Platz    greifen.      Leider    sind    diese    aber    bei    frischen 


430 


Jadaasohn. 


Albargin. 


Grurin. 


UroBanol. 


Technik  der 
Injektionen. 


Abortive 
Behandlang. 


Chroniaehe 
Gonorrhoe. 


Gonorrhoen  doch  recht  bedenklich.  Albargin  wird  z.  B.  von 
W.  Pick  in  V«f  V< — 1^/oigen  Lösungen  warm  empfohlen  (die  Oono- 
kokken  verschwinden  durchschnittlich  nach  8  Tagen);  auch  Seifert 
war  sehr  zufrieden  damit  und  rühmt  speziell  die  Billigkeit;  er  be- 
nutzt Spülungen  mit  0,1 — 0,2^foigen  Lösungen.  Crurin  pro  in- 
jectione  ('/> — l°/oig)  hat  R  Stern  gute  Resultate  ergeben. 
Sehr  Günstiges  berichtet  Scharff  über  das  Urosanol  (Protargol- 
gelatine),  welches  in  1-,  3-  und  5°/oiger  Konzentration  von  der 
„Viro^-Gesellschaft  in  Berlin  fabriziert  wird.  Es  werden  jedesmal 
2^1  com  in  die  Harnröhre  eingebracht;  bei  mäßiger  Entzündung 
&ngt  Scharff  mit  8-  oder  5^/oiger  Gelatine  an;  bei  superakuten 
Fällen  beseitigt  er  zuerst  die  akuten  Entzündungserscheinungen,  geht 
dann  zu  schwächsten  Kalihypermanganicum- Spülungen  und  erst 
weiterhin  zu  Urosanol  über.  Bei  der  Behandlung  der  Gonorrhoe 
wird  neben  den  neuen  Mitteln  auch  die  Technik  immer  wieder 
berücksichtigt.  Auf  Grund  des  Satzes,  daß  bei  der  Behandlung  der 
Urethritis  anterior  die  Menge  der  Injektionsflüssigkeit  immer  mit 
der  augenblicklichen  Kapazität  der  vorderen  Harnröhre  überein- 
stimmen soll  —  so  daß  der  Sphinkter  nicht  forciert  wird  — ,  zum 
Zweck  der  gleichzeitigen  Brauchbarkeit  für  Urethra  anterior  und 
posterior  und  der  Aseptik  hat  Engelbreth  eine  neue,  sinnreich 
ausgedachte  Ventilspritze  von  26  ccm  Inhalt  konstruiert,  bei  der  nur 
zu  furchten  ist,  daß  sie  sich  in  der  Praxis  als  etwas  zu  kompliziert 
erweisen  wird.  Für  die  abortive  Behandlung  der  Gonorrhoe 
des  Mannes  hat  Engelbreth  eine  neue  Methode  angegeben;  er 
glaubt,  daß  nur  die  epithelialen  Infektionen  (Gonorrhoen  von 
1— Stägiger  Dauer)  geeignet  sind;  um  die  gesamte  vordere  Harn- 
röhre zu  bespülen,  macht  er  Spülungen,  und  zwar  mit  dem  Gono- 
kokken tötenden  und  das  Epithel  zerstörenden  Argentum  nitricam: 
5—600  g  pro  Spülung,  Temperatur  86^  C,  V»— V»^/oig  (je  nach  der 
Reaktion);  Druckhöhe  im  Beginn  75,  dann  125  cm;  im  ganzen  4  Spü- 
lungen, die  zweite  6 — 12  Stunden  nach  der  ersten,  die  anderen  je 
10—12  Stunden  später;  vor  den  späteren  Injektionen  Kokainisierung 
(2—3  g  8*/oiger  Lösung);  zur  Nachkur  Sandelöl.  Von  80 Fällen  waren 
17  in  2  Tagen  geheilt;  die  anderen  in  4 — 8  Tagen;  je  geringer  die  Ent- 
zündung am  Oriflcium,  je  kürzer  die  Dauer  der  Gonorrhoe,  um  so  besser 
waren  die  Resultate.  Fuchs  kupiert  die  Gonorrhoe  ganz  im  Beginn 
mit  2°/oigem  Albargin  in  mehrfachen  Einspritzungen.  Zur  Behandlung 
der  chronischen  Urethralgonorrhoe  haben  sich  Strauß  am 
besten  Spülsonden  (Aktiengesellschaft  für  Feinmechanik,  Tuttlingen) 
bewährt;   er  benutzt  sie  in  der  Dicke  von  15—82  (Charri§re)  und 


Haut-  und  venerische  Krankheiten. 


431 


Üterine 
Gonorrhoe. 


nimmt  Spülungen  täglich  oder  in  Pausen  von  1 — 3  Tagen  vor;  die 
Flüssigkeit  (Kalium  hypermanganicum,  Argentum  nitricum  etc.)  läßt 
er  am  liebsten  aus  einem  Irrigator  auslaufen.  Bei  der  chronischen  Ure- 
thritis anterior  hat  Schwenk  sehr  günstige  Besultate  mit  den  von 
Kuttner  angegebenen  „Druckspülungen^^  (mittels  einer  100 g-Hand- 
druokspritze  und  eines  kurzen  N^laton)  erzielt.  Die  gute  und  relativ 
schnelle  Heilbarkeit  der  uterinen  Gonorrhoe  in  einer  großen 
Zahl  von  Fällen  behauptet  in  üebereinstimmung  mit  vielen  Syphilide- 
logen,  aber  in  Widerspruch  wohl  mit  der  Mehrzahl  der  Gynäkologen, 
Par&di.  Er  verwendet  von  vornherein  intrauterine  Injektionen 
mit  der  Braunschen  Spritze  und  zwar  empfiehlt  er  besonders  5^/oige 
Losung  vonNatr.  lygosinat.,  das  zweimal  und  öfters  wöchent- 
lich appliziert  wird.  Zur  Therapie  der  gonorrhoischen  Arthri-  Arthritiden 
tiden,  welche  in  manchen  Fällen  eine  außerordentlich  schwierige 
ist,  wird  von  Schuppenhauer  und  zwar  für  die  verschiedensten 
Formen  und  Stadien  die  Fangobehandlung  als  sehr  erfolgreich  ge- 
priesen. Von  den  schwereren  Komplikationen  der  Gonorrhoe  konnten 
4chronische  Pyelitiden  in  B.  Marcus  es  Praxis  erst  durch  Nieren- 
beckenspülungen mit  1  ^/oigen  Argentum  nitricum- Lösungen  zur  Hei- 
lung gebracht  werden.  Die  innereBehandlung  der  Gonorrhoe  wird 
wieder  verschiedentlich  empfohlen;  Meißner  rühmt  als  unschädlich 
das  Gonorol  (gereinigtes  Santalol)  bei  Zystitis,  Urethritis  posterior 
und  Prostatitis;  eine  Anzahl  von  Autoren  hat  sich  speziell  mit  dem 
Gonosan  (einer  Kombination  von  Kawaharz  und  Sandelöl)  beschäf- 
tigt und  lobt  besonders  die  Beseitigung  der  Schmerzen  und  der 
Erektionen;  Saalfeld  gibt  10 — 12  Kapseln  pro  die.  Verschiedent- 
lich ist  Heilung  bloß  durch  dieses  Mittel  beobachtet  worden; 
Spitzer  allerdings  meint,  daß  es  nur  die  schmerzstillende  Wirkung 
vor  den  anderen  Antigonorrhoizis  voraus  habe;  auf  den  Widerspruch, 
den  Boß  dagegen  erhebt,  will  ich  nicht  weiter  eingehen,  sondern 
nur  hervorheben,  daß  dieser  Autor  empfiehlt,  um  Uebelkeiten  zu 
vermeiden,  das  Präparat  nach  dem  Essen  mit  einer  Tasse  warmer 
Milch  nehmen  zu  lassen.  Die  Theorie  der  Wirkung  der 
Balsamika  hat  eine  wesentliche  Aufklärung  durch  die  Unter- 
suchungen von  Winter nitz  gefunden;  er  stellt  neben  der  Diurese 
vor  allem  in  den  Vordergrund  die  meßbare  Verminderung  des  Ex- 
sudates durch  im  Blut  kreisende  balsamische  Mittel. 


PyeUtis. 


Interne 
Therapie : 
Oonorol. 


Gonosan. 


Syphilis.  Auf  die  auch  in  diesem  Jahre  viel  besprochene  Frage  der  Aeüologie  der 
vSyphilisbakterien^'  möchte  ich  hier  im  Detail  nicht  eingehen.      SyP^^"- 
Für  den  unvoreingenommenen  Beurteiler  wird  sich  als  Fazit  der  viel- 


432  Jadassohn. 

Aetiologie  der  fach  recht  polemisch  gefärbten  Pablikationen  wohl  unzweifelhaft  das 
Syphilis.      Urteil  ergeben,  daß  die  von  Joseph  und  Piorkowski  beschrie- 
benen Bazillen  ein  Becht,  als  Syphiliserreger  aufgefaßt  zu  werden, 
nicht  haben.    Sie  werden  von  den  meisten  Nachuntersuchem  zu  der 
Gruppe  der  Pseudodiphtheriebazillen  gerechnet.    Viel  wichtiger  und 
viel  mehr  versprechend  als  diese  bakteriologischen  Untersuchung^ 
sind  die  experimentellen  Ergebnisse  von  Bouz  und  Metschnikoff. 
Impfungen    Diesen    ist    es    augenscheinlich    gelungen,    bei    zwei    Schimpansen 
au     ffen.     gyphüig^  bei  ^Jem  ersten  primäre  und  sekundäre,  bei  dem  zweiten 
nur  primäre  zu  erzeugen.     Die  Richtigkeit  der  Diagnose  ist  kaum 
mehr   zu   bestreiten,    und    damit   wäre  zum   ersten   Male    wirklich 
bei  Tieren  Syphilis  erzeugt.     So  kostbar  auch  das  Versuchsmaterial 
ist,  so  ist  doch  nicht  daran  zu  zweifeln,  daß  diese  Experimente  den 
Ausgangspunkt  für  außerordentlich  aussichtsreiche  Forschungen  bilden 
werden.    Nicht  bloß  die  Aetiologie  und  Pathologie,  sondern  auch  die 
Therapie  der  Syphilis  kann  aus  solchen  Untersuchungen  unschätz- 
Diagnose  der  baren  Gewinn   ziehen.     Außerordentlich  wichtig    sind    alle    solche 
^yP    ^*      Zeichen,  welche  mit  Sicherheit  auf  eine  vor  einiger  oder  längerer 
Zeit  überstandene  Syphilis  schließen  lassen;  von  den  charakteristi- 
schen Narben  und  Enochenauftreibungen  abgesehen,  war  bisher  das 
wichtigste  dieser  Zeichen  das  syphilitische  Leukoderm.    Nobl  macht 
nun  darauf  aufmerksam,  daß  man  2 — 3—5,  aber  selbst  bis  15  und 
20  Jahre  nach  der  Infektion  am  Skrotum  nicht  selten  (27mal  unter 
Zirzinftre      150  ^her  Syphiliskranken)  eine'  „zirzinäre  Skrotalzeichnung" 
Skrotai-      findet  und  zwar  als   „einen   figuriert  angeordneten,  in  Kreis-  und 
Bogenlinien  gruppierten  Fazettenschliff  der  faltenreichen  Oberfläche, 
woraus  äußerst  zarte,  satin-  und  glimmerähnlich  schimmernde,  oft 
erst  im  reflektierten  Licht  scharf  wahrnehmbare,  zierliche,  zirzinäre 
Zeichnungen  resultieren^.    Histologisch  war  dieser  Zustand  durch 
Schrumpfung  des  von  spezifischen  Infiltratresten  durchsetzten  Pa- 
pillarkörpers  charakterisiert.  Ein  schon  länger  bekanntes,  im  gleichen 
Glatte        Sinne  verwertetes  Symptom  ist   die  sog.    „glatte  Atrophie  der 
trophie  der  gungenwurzel",  auf  die  Vircho  w  zuerst  die  Aufmerksamkeit  gelenkt 
Wurzel.      hatte.    Fritz  Lesser,  der  diese  Veränderung  einer  erneuten  Unter- 
suchung  an  pathologisch-anatomischem  Material  unterzogen  hat,  sie 
lieber  als  Olossitis  laevis  (posterior)  (glatte  Zungeninduration)   be- 
zeichnen möchte  und  besonders  darauf  aufmerksam  macht,  daß  sie 
sicherer  durch  die  Palpation  (Induration)   als  durch  die  Inspektion 
zu  erkennen  sei,  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  sie  unzweifelhaft  meist 
auf  Syphilis  zurückzufuhren  sei,  daß  sie  aber  ein  sehr  spätes  n^^^' 
täres^^  Symptom  sei  und  daher  in  den  Syphiliskliniken  relativ  selten 


Haut-  und  yenerische  Krankheiten.  433 

zur  Beobachtung  komme,  aber  gerade  f&x  den  Internisten  eine  große 
Bedeutung  habe.  Große  Hofinungen  hat  für  die  Diagnose  der  Syphilis 
auch   die    sog.    Justussche    H&moglobinprobe  erweckt:    Jus  tu  s  Hämoglobin- 
hatte  behauptet,  es  sei  für  Syphilis  in  hohem  Ghrade  charakteristisch,       p^^^- 
daß  nach  bestimmten  Hg-Darreichungen  ein  plötzliches  Absinken  des 
H&moglobingehaltes  zu  konstatieren  sei ;  die  Nachprüfung  von  Feuer- 
stein hat  ergeben,  daß  diese  oft  wiederholte  Behauptung  von  Justus 
nicht  zutrifft  —  diese  einfache  Methode  zur  Syphilisdiagnose  ist  also 
leider  nicht  benutzbar.    Samberger  ist  durch  Untersuchung  be-      Syphiiia, 
handelter  und  unbehandelter  Syphilitiker  auf  Urobilin  und  auf  alimen-  Urobiim  and 
tära  Glykosurie  zu  interessanten,  wenngleich  freilich  noch  keines-  osnne. 

wegs  bindenden  Schlüssen  gelangt,  welche  vielleicht  auch  für  die 
Praxis  einmal  brauchbar  werden  können.  Er  hält  die  Wirkung  des 
Hg  bei  Syphilis  für  eine  doppelte :  einmal  für  eine  spezifische,  „fast 
antiseptische",  dann  aber  für  eine  hämolytische  —  die  roten  Blut- 
körperchen werden  zerstört  und  dadurch  die  blutbildenden  Organe 
zu  einer  gesteigerten  Tätigkeit  angeregt;  die  Syphilis  selbst  übt 
einen  deletären  Einfluß  auf  rote  Blutkörperchen  und  Leberzellen, 
daher  alimentäre  Glykosurie,  bei  schwereren  Formen  ürobilinurie 
und  eventuell  Ikterus,  den  der  Verf.,  entsprechend  den  Ideen  Grütz- 
ner s,  für  einen  hepatogenen  zu  halten  geneigt  ist.  —  Von  allgemeinem,  . 
vielleicht  aber  auch  von  praktischem  Interesse  ist  das  Eesultat  der 
Lumbalpunktionen,  welche  speziell  Bavaut  in  verschiedenen  LumiMd- 
Stadien  der  Syphilis  gemacht  hat;  das  Vorhandensein  zelliger  Ele-  P^ktion  bei 
mente  in  der  Zerebrospinalflüssigkeit  in  größerer  oder  geringerer 
Zahl  konnte  bei  zerebraler  und  spinaler  Lues,  bei  Tabes  und  Paralyse, 
aber  auch  schon  in  ganz  frühen  Stadien  der  Lues  konstatiert  wer- 
den und  kann  eine  diagnostische  und  eventuell  auch  eine  prognostische 
Bedeutung  gewinnen. — DieDiagnose  der  Erkrankungen  der  Mund- 
Mundschleimhaut  macht  erfahrungsgemäß  dem  nicht  spezialistisch  BohleimhAat. 
erfahrenen  Arzte  sehr  oft  große  Schwierigkeiten,  und  oft  folgen- 
schwere Irrtümer  sind  auf  diesem  Gebiete  noch  häufiger  als  in  der 
eigentlichen  Dermatologie.  Deswegen  ist  es  dankbar  zii  begrüßen, 
daß  Trautmann  auf  Ghrund  eines  sehr  eingehenden  Literatur- 
stüdiiuns  die  DifiPerentialdiagpose  der  Dermatosen  (Liehen,  Lupus 
erythematodes,  Erytheme  etc.)  und  der  Syphilide,  die  sich  im  Munde 
lokalisieren,  einer  monographischen  Bearbeitung  unterworfen  hat. 
Wenn  auch  hie  und  da  die  Tatsachen  etwas  allzusehr  in  ein  Schema 
eingezwängt  werden,  so  ist  doch  dem  Büchlein  weite  Verbreitung 
zu  wünschen,  damit  z.  B.  die  Verwechslungen  von  Liehen  und  Syphilis 
vermieden  werden.  Sehr  wichtig  wäre,  falls  sie  Bestätigung  fiüide, 
Jatebnch  der  pnktiBcheB  Medizin.    1904.  28 


434 


JadaaeohiL 


Erweiehenda 

Babonen  bei 

Syphillf. 

Sheomsioid. 


Venen. 


Viszerale 
»ypliiUs: 


Mftgen. 


die  Beobachtung  von  Baroch,  daß  bei  Patientea  mit  latenter  Laes 
(von  1 — 8  Jahren  Daner)  16 — 20  Stunden  nach  Einreibung  von  10  g 
grauer  Salbe  Plaques  opalinee  auf  der  Zunge  erscheinen.  —  Daß  auch 
rein  syphilitische  Bubonen  der  FrQhperiode  in  ähnlicher  Weise 
wie  Ghunmata  erweichen  können,  wird  von  H.  Marcnse  an 
einem  größeren  Material  nachgewiesen.  —  Die  „syphilitischen 
Bheumatoide*'  zeichnen  sich  durch  das  Fehlen  von  Fieber  und 
Herserkrankungen,  durch  die  nftchdichen  Sdunersen  und  die  geringe 
Funktionsbehinderung  aus  —  man  muß  speziell  auf  Knochenauftrei- 
bungen  untersuchen  (Q.  Singer).  Wie  außerordentlich  mannig- 
faltig die  Ctolenkaffektionen  der  akquirierten  Syphilis  sind,  weist 
Percy  Paton  an  eigenem  und  fremdem  Material  nach.  Man  kann 
sich  seinem  Bäte,  in  allen  diesen  Fällen  kombiniert  mit  Queck- 
silber- und  Jodpräparaten  zu  behandeln,  sehr  wohl  anschließen.  Die 
syphilitischen  Venenentzündungen  lenken  in  neuerer  Zeit 
die  Aufmerksamkeit  mehr  und  mehr  auf  sich.  Hoffmann 
sah  2  solche  Fälle  in  der  Sekundärperiode  in  der  Form  von 
schmerzhaften  und  knotigen  Strängen  an  den  unteren  Extremitäten- 
Ganz  eigentümlich  ist  die  Beobachtung  von  E.  Neisser,  welcher  eine 
knotenförmige  Phlebitis  besonders  an  den  Armen  bei  einem  Patienten 
vermutlich  im  Spätstadiom  auftreten  und  unter  spezifischer  Therapie 
heüen  sah;  das  auffallendste  dieses  auch  pathologisch-anatomisch 
interessanten  Falles  war  die  Tatsache,  daß  die  Knoten  sich  in 
einigen  Tagen  mehrere  Zentimeter  an  der  Venenwand  in  und  ent- 
gegen der  Bichtung  des  Blutstromes  fortzubewegen  schienen,  was 
natürlich  nur  durch  eine  schnelle  Involution  in  loco  und  Fort- 
entwicklung in  der  Nachbarschaft  zu  erklären  wäre;  daher  der 
Name  „wandernde  syphilitische  Phlebitis".  —  Aus  dem  großen  Gtobiet 
der  viszeralen  Lues  kann  ich  hier  natürlich  nur  einiges  anfuhren, 
was  immer  wieder  an  die  Bedeutung  der  syphilitischen  Aetiologie 
fbr  alle  Organe  erinnern  solL  unzweifelhaft  wird  z.  B.  die  Syphilis 
des  Magens  vielfach  vernachlässigt  —  man  denkt  nicht  an  sie  oder 
hält  sie  wesentlich  für  ein  pathologisch-anatonusches  Kuriosum.  Des- 
wegen ist  es  zu  begrüßen,  daß  Fournier  aus  dem  großen  Schatz 
seiner  Erfahrung  und  aus  der  Literatur  die  Beweise  ftLr  die  klinische 
Bedeutung  der  Magensyphilis  zusammenstellt,  deren  Diagnose  aller- 
dings außerordentlich  schwer  ist  (gegenüber  chronischem  Magen- 
katarrh, Magengeschwür  und  -krebs);  bei  xmklaren  Magensymptomen 
und  bei  syphilitischer  Anamnese  empfiehlt  es  sich  also  die  Spezifika 
zu  reichen  (neben  Diät  etc.).  In  den  FäUen  von  Qroß  konnte  eine 
fibröse  Pylorusstenose  auf  Lues  zurückgeführt  werden.    Sehr  wich- 


Haut-  und  venerische  Krankheiten.  435 

tige  diagnostische  Anhaltspunkte  ergeben  sich  auch  aus  den  inter- 
essanten Fällen,  welche  Quincke  von  viszeraler  Syphilis  mitteilt 
(z.  B.  Dilatation  des  Magens  durch  Mesenterialgumma,  Schwielen 
am  Ductus  cysticus  und  Pankreaskopf  etc.)*  Speziell  mit  der  Syphilis 
des  Herzens  beschäftigt  sich  Breitmann;  von  den  klinischen  Herz. 
Symptomen  hebt  er  hervor:  Arhythmie,  Braohy-  resp.  Tachykardie, 
keine  oder  geringe  Vergrößerung  der  Herzdämpfung,  keine  Geräusche, 
schwache  Herztöne,  Asthma,  Angina  pectoris,  Seltenheit  des  Hydrops 
—  für  besonders  charakteristisch  hält  Breitmann  den  Qegensatz 
zwischen  dem  relativ  vorgeschrittenen  anatomischen  und  klinischen  Be- 
fund und  dem  guten  Allgemeinbefinden.  Therapeutisch  empfiehltBreit- 
mann  Jodnatrium  in  hohen  Dosen  und  Hg  —  Digitalis  ist  natürlich 
manchmal  ebenfalls  angezeigt,  und  wenn  es  gut  wirkt,  ist  die  Pro- 
gnose günstig.  Sehr  lehrreich  war  die  Diskussion  über  syphilitische 
Herzafifektionen,  welche  auf  dem  nordischen  Kongreß  für  innere 
Medizin  stattfand.  Buneberg  —  als  Beferent  —  betonte  die  Häufig- 
keit der  sklerogummösen  Prozesse  an  den  Koronararterien  mit  ihren 
Folgeerscheinungen;  Koronarsklerose  mit  Angina  pectoris  ohne  Herz- 
hypertrophie und  allgemeine  Arteriosklerose  im  Alter  unter  50  bis 
66  Jahren  ist  meist  syphilitisch.  Das  gleiche  gilt  für  die  Aortitis 
mit  ihren  Folgen,  Klappenfehlem  und  Aneurysmen.  Bei  den  Aorten- 
aneurysmen sprechen  auch  die  Erfolge  der  spezifischen  Therapie  im 
gleichen  Sinne.  Unzweifelhaft  ist  —  das  erörtert  speziell  Schlechten-  Niere, 
dahl  — ,  daß  auch  gesunde  Nieren  durch  die  Syphilis  allein  ge- 
schädigt werden  können;  aber  meist  kommt  es  nur  zu  einer  Epithel- 
alteration und  nach  Abstoßung  der  lädierten  Epithelien  tritt  unter 
Hg-Behandlung  Heilung  ein.  Daß  aber  nicht  bloß  bei  anscheinend 
banalen  Nephritiden,  sondern  auch  bei  sog.  „chirurgischen  Nieren- 
erkrankungen^'  an  die  Möglichkeit  einer  Syphilis  gedacht  werden 
muß,  zeigt  —  mit  älteren  Beobachtungen  speziell  von  Israel  — 
ein  sehr  eklatanter  Fall  von  v.  Marguli  es.  Ein  Nierentumor  mit 
sehr  geringer  Albuminurie,  mit  Fieber  etc.  erwies  sich  auf  Grund 
der  Anamnese,  der  histologischen  Untersuchung  (die  nichts  von 
Tumor  ergab)  und  vor  allem  des  therapeutischen  Resultats  als 
eine  gummöse  AfFektion.  Sehr  interessant  —  wenn  auch  augen- 
scheinlich sehr  selten  —  sind  die  syphilitischen  Beckengewebs- 
entzündungen,  von  denen  nach  Lancereauz  und  Fournier  jetzt  Beokengewebs- 
Loeb  einen  unter  Ileus  ad  ezitum  gekommenen,  als  Sarkom  im-  ^i^tsttudung. 
ponierenden  Fall  mitteilt;  die  Därme  waren  im  Becken  in  ein  derbes 
Bmdegewebe  wie  eingemauert.  Die  Diagnose  auf  Karzinom  wird 
sehr  leicht  gestellt  werden   bei   der   ebenfalls   seltenen  gummösen 


436 


Jadassolm. 


Syphilis 
hereditaria: 


Para-        Syphilis  der  Mamma  (J.  Heller).    Das  große  Gebiet  der  sog.  para- 
syphiUtiBche  gyphilitischen    Erkrankungen,    deren    Definition   und   Ab- 
Erkrankungen.    ''  ^  /..t  .  i.        i.  •i.-r-j  -j-. 

grenznng   freilich  noch  sehr   wenig   scharf  smd,    wird    in   emem 

eingehenden,  aof  eigenen  Erfahnmgen  nnd  literarischen  Stadien  be- 
rohenden  Buche  von  Hermanides  bearbeitet;  wer  sich  auf  diesem 
theoretisch  und  praktisch  gleich  wichtigen  Gebiete  orientieren  will, 
wird  das  mit  großem  Vorteil  in  den  2  Bänden  dieses  Werkes  ton. 
Die  immer  wieder  auftauchende  Behauptung,  daß  bei  der  Tabes 
nicht  die  Syphilis,  sondern  die  Hg-Behandlung  das  ätiologisch  Wich- 
tige sei,  wird  von  F.  Cohn  widerlegt,  der  unter  86  TabesftUen  63 
fand,  die  nie  mit  Hg  behandelt  worden  waren.  —  Die  Lehre  von  der 
Vererbung  der  Syphilis  ist  in  diesem  Jahre  Gegenstand  emer 
sehr  eingehenden  und  erregten  Diskussion  in  der  Wiener  Gesell- 
schaft der  Aerzte  gewesen  und  zwar  im  Anschluß  an  einen  Vortrag 
Matzenauers,  der  dann  in  monographischer  Form  erschien.  Die 
Allgemeines.  Anschauungen,  welche  Matzenauer  auf  Grund  seines  Literatur- 
Studiums  und  auf  Ghrund  eigener  Erfahrungen  vertrat,  wurden  augen- 
scheinlich vielfach  als  revolutionär  aufgefaßt  und  bekämpft,  troti- 
dem  sie  meist  nur  früher  schon  Angenommenes  enthielten.  Ich  kann 
bei  der  Kompliziertheit  des  Gegenstandes  hier  nur  das  Wesentlichste 
ganz  kurz  reproduzieren  und  muß  alle,  welche  sich  für  diese 
interessante  und  wichtige  Frage  interessieren,  auf  das  Original 
verweisen.  Entschieden  sind  die  seit  Jahrzehnten  strittigen  Punkte 
natürlich  auch  jetzt  noch  nicht;  aber  es  ist  zu  hoffen,  daß  auch 
die  praktischen  Aerzte  aus  ihrem  gerade  in  dieser  Beziehung 
zweifellos  sehr  ergiebigen  Arbeitsfeld  bei  besserer  Kenntnis  der 
Fragestellung  und  darum  genauerer  Beobachtung  zur  Lösung  dieser 
Probleme  beitragen  werden.  Matzenauer  glaubt,  daß  „die  Ver- 
erbung der  Syphilis  immer  von  selten  der  Mutter  durch  intrauterine 
Infektion  der  Frucht  erfolgt";  die  post-  wie  die  antekonzeptionelle 
üebertragung  ist  fakultativ.  Ob  die  erstere  auch  noch  innerhalb 
der  letzten  2  Graviditätsmonate  erfolgen  kann,  ist  zweifelhaft;  je 
früher  die  Mutter  während  der  Gravidität  erkrankt,  um  so  schwerer 
ist  die  kindliche  Syphilis.  Eine  germinative  Üebertragung  der 
Syphüis  ist  nicht  erwiesen;  auch  bei  antekonzeptioneller  SyphiUs 
der  Mutter  ist  eine  Plazentarerkrankung  anzunehmen;  diese  kann 
zu  verschiedener  Zeit  erfolgen,  bei  älterer  Syphilis  tritt  sie 
später,  langsamer  und  seltener  auf,  daher  die  allmähliche  Ab- 
Schwächung  der  hereditären  SyphiUs.  Eine  pateme  Vererbung 
der  Syphilis  (wie  die  germinative  überhaupt)  hält  Matzenauer 
für    nicht    erwiesen    und    er    bekämpft    diese    mit    den    verschie- 


Haut-  und  yenerische  Krankheiten.  437 

densten  Oründen.  Jede  Mutter  eines  hereditärsyphilitischen  Kindes 
ist  ausnahmslos  syphilitisch;  primäre  und  sekundäre  Syphilis  werden 
speziell  bei  Frauen  sehr  oft  übersehen;  es  gibt  keinen  Choc  en 
retour,  keine  Syphilis  conceptionelle  tardive  und  keinen  Tertiarisme 
d'embl^e  und  endlich  und  vor  allem  —  was  wohl  am  meisten  Anlaß 
zur  Diskussion  gibt  —  keine  Ausnahmen  vom  Co  11  esschen  Qesetz. 
Eine  Vererbung  der  Immunität  gegen  Syphilis  ist  nicht  erwiesen. 
Die  für  die  Praxis  wichtigsten  Konsequenzen  dieser  Anschauungen 
sind:  die  Notwendigkeiti  auch  die  scheinbar,  gesunden  Mütter  here- 
ditärsyphilitischer Kinder  mit  Hg  zu  behandeln ;  diese  Mütter  können 
ihre  Kinder  stillen,  ohne  daß  man  Scheu  vor  einer  eventuellen  Aus- 
nahme vom  Co  lies  sehen  Gesetz  haben  müßte.  Die  syphilitischen 
Männer  sollen  erst  mehrere  Jahre  nach  der  Infektion  und  nach 
wiederholten  Hg-Kuren  heiraten,  nicht  weil  sie  an  sich  die  Syphilis 
vererben  können,  sondern  damit  sie  ihre  Frauen  nicht  anstecken. 
Die  Diskussion  ergab  neben  mancher  mehr  oder  weniger  bediugten 
Zustimmung  auch  energische  Opposition;  die  Fragen  werden  jetzt 
hoffentlich  im  Flusse  bleiben.  Wesentlich  abweichend  von  den  An- 
schauungen Matzenauers  sind  diejenigen,  welche  Bosinski  in 
seinem  wertvollen  Buch  über  die  Syphilis  in  der  Schwangerschaft 
darlegt.  Er  hält  an  der  patemen  Vererbung  fest,  hält  die  post- 
konzeptionelle Uebertragung  ftür  selten  etc.  Dieses  Werk  ist  speziell 
vom  histologischen  Standpunkt  aus  wertvoll.  Sehr  wichtig  ist  auch 
das  Ergebnis  von  Hitschmanns  und  Volks  Untersuchungen,  nach 
denen  es  wirklich  für  Lues  charakteristische  Veränderungen  der 
Plazenta  gar  nicht  gäbe.  Die  praktische  Bedeutung  dieser  An- 
schauung wäre  sehr  groß,  da  von  den  pathologischen  Anatomen 
gelegentlich  ausschließlich  auf  PUzentarveränderungen  hin  eine 
Lues  (als  Ursache  für  Abort)  diagnostiziert  wird.  Dagegen  hält 
Bondi  die  entzündlichen  Veränderungen  an  den  Gbf  äßen  der  Nabel- 
schnur für  sehr  charakteristisch,  da  er  sie  nur  bei  syphilitischen 
Föten  gefunden  hat.  Die  Anschauungen  v.  Dürings  und  Kasso- 
wit2s  sind  denen  Matzenauers  nicht  entsprechend;  es  ist  aber 
unmöglich,  auf  ihre  Argumente,  die  wesentlich  den  bisherigen  An- 
schauungen entsprechen,  einzugehen.  Das  Profetasche  Gesetz  (in 
seiner  weiteren  und  engeren  Fassung)  wird  von  v.  Düring  (und 
manchen  anderen)  auf  Grund  seiner  Erfahrung  in  Kleinasien  nicht 
anerkannt.  Die  Klinik  der  hereditären  Lues  gibt  immer  Klinik, 
wieder  zu  interessanten  Beobachtungen  Anlaß.  Sehr  wichtig  sind 
Ffille,  wie  sie  Jordan  publiziert:  doppelseitige  chronische  Gonitis 
bei  einem  Offizier,   der  von  syphilitischen  Eltern  stammte,  selbst 


438 


Jadassohn. 


Heredit&re 
SyphUis: 
Gelenke. 


Hereditäre 

Lues 

ohne  Hant- 

erscheinungen, 


Nebennieren. 

H&mato- 
porphyrinorie. 

Therapie  der 
Syphilis. 


Abortive 
Behandlung. 


aber  nie  Symptome  aufgewiesen  hatte;  schnelle  Heilung  durch  Hg 
und  Jk.  Die  gleiche  Erkrankung  bei  einem  Knaben,  bei  dem  eine 
später  eintretende  Keratitis  parenchymatosa  auf  die  Diagnose  hin- 
wies und  zu  der  spezifischen,  die  Gelenkerkrankung  heuenden 
Therapie  ftihrte.  Besonders  beachtenswert  sind  femer  die  Be- 
obachtungen y.  Hippels,  der  bei  den  Kindern  mit  parenchymatöser 
Keratitis,  bei  denen  außer  dieser  noch  Anhaltspunkte  für  Syphilis 
zu  finden  waren,  in  einem  ganz  auffallend  hohen  Prozentsatz  Ghelenk- 
erscheinungen  (im  Status  oder  in  der  Anamnese)  nachwies  und  zwar 
ganz  besonders  in  Form  eines  serösen  oder  serofibrinösen,  doppel- 
seitigen Kniegelenksergusses,  mit  wenig  oder  ohne  Fieber,  mit  wenig 
Beschwerden  und  meist  mit  Heilung  ohne  bleibende  Veränderung^. 
Diese  Gelenkerscheinungen  sind  unzweifelhaft  häufiger  als  die  Hut- 
chinson sehen  Zähne  und  die  Labyrinthtaubheit  und  deswegen  far 
die  Diagnose  der  hereditären  Lues  sehr  wichtig.  Praktische  Be- 
deutung hat  auch  die  von  Hochsinger  hervorgehobene  Tatsache, 
daß  es  hereditäre  Lues  ohne  Exantheme  gibt,  weil  deren 
Diagnose  und  frühe  Behandlung  zur  Erhaltung  des  Lebens  der 
Elinder  von  besonderer  Bedeutung  ist;  Bliinitis,  Leberschwellung, 
Milztnmor  und  Pseudoparalyse  sind  die  Hauptsymptome  der  fiStalen 
Syphilis  in  diesen  Fällen.  Als  Symptom  von  hereditärer  Lues  sieht 
Guleke  eigenartige  nekrotische  Herde  in  den  Nebenieren  an.  In 
einem  außerordentlich  schweren  Fall  von  hereditärer  Syphilis  (45jährige 
Frau)  fand  Vollmer  die  sehr  seltene  Hämatoporphyrinurie. 

Therapie.  Die  Diskussion  über  die  Bedeutung  der  Hg-Be- 
handlung  speziell  för  das  Tertiärwerden  der  Syphilis  wird  weiter- 
geführt —  wie  mich  dünkt,  noch  immer  nicht  mit  dem  genügenden 
Eifer.  Alles  Zahlenmaterial,  das  überhaupt  zur  Verfügung  steht, 
sollte  in  dieser  Richtung  verwertet  werden,  denn  nur  sehr  große 
Statistiken  mit  mannigfaltiger  Ghruppierung  der  Fälle  können  all- 
mählich zu  einer  definitiven  Entscheidung  der  eminent  wichtigen 
Frage  führen.  Speziell  die  „  Symptomatiker ^  publizieren  in  dieser 
Beziehung  erstaunlich  wenig.  Ficks  Arbeit  aus  der  Ehrmann- 
schen  Poliklinik,  wo  eine  milde  intermittierende  Hg-Behandlung 
durchgeführt  wird,  spricht  sehr  energisch  für  die  präventive  Be- 
deutung dieser  Therapie.  Die  „unvermittelte  Spätsyphilis'^  spielt 
auch  in  diesem  Material  eine  sehr  große  Bolle.  Die  abortive  Be- 
handlung der  Syphilis  durch  Zerstörung  des  Primäraffekts  ist 
bekanntlich  seit  langer  Zeit  Gegenstand  der  Diskussion.  Holländer 
ist  der  üeberzeugung,  daß  durch  die  „kontaktlose  Kauterisation*' 
mit  Heißluft  die  Umwandlung  der  Sklerose  in  eine  reine  Wundfläche 


tionen. 


Haut-  und  venerisohe  Krankheiten.  439 

gelingt  und  daß  damit  der  Ausbruch  der  Syphilis  verhindert  werden 
kann.  Mit  besonderer  Energie  betont  —  und  zwar  schon  seit  langer 
Zeit  —  Koebner  die  Notwendigkeit  und  Wirksamkeit  lokaler  mer-  Lokale 
knrieller  Behandlung  neben  der  Allgemeintherapie :  Exantheme  ver-  B^^Mdiung. 
schwinden  wesentlich  schneller  an  den  Körperstellen,  welche  direkt 
eingerieben  werden;  ebenso  Adenitiden,  Gummata  etc.  Koebner  läßt 
die  Drüsen  (speziell  die  okzipitalen,  die  zervikalen,  die  inguinalen  und 
kruralen)  nicht  bloß  während  der  Friktionskuren,  sondern  auch  noch 
lange  danach  einreiben  (mit  Pausen  zur  Erholung  der  Haut  der 
betreffenden  Stellen).  Plaques  im  Pharynx  und  Nasopharynx  und 
auf  den  Tonsillen  müssen  mit  Hg-Lösungen  gepinselt  werden  —  spe- 
ziell wenn  die  Halsdrüsen  nicht  zurückgehen  wollen.  Als  Ersatz- 
mittel der  offizinellen  grauen  Salbe  empfiehlt  Bosenberg  Hg- Velo-  Grane  Saibe. 
pnrin  (zuerst  trocken,  am  Schluß  mit  etwas  lauem  Wasser  im 
ganzen  V«  Stunde  zu  verreiben,  bis  kein  Bückstand  mehr  bleibt). 
Die  Salbe  wird  sehr  gut  vertragen.  Die  Behandlung  mit  Hg-In-  Hg-ii^ek- 
jek tionen  macht  speziell  in  Erankreich  große  Fortschritte.  Pau- 
trier  empfiehlt  für  die  meisten  Fälle  gelöste  Salze,  für  alle  schweren 
Erkrankungen  Kalomel  oder  graues  Oel.  Eine  besonders  ausführ- 
liche Abhandlung,  deren  Lektüre  jedem  Interessenten  empfohlen 
werden  kann,  gibt  Levy-Bing,  der  in  den  Injektionen  die  klas- 
sische Methode  der  Zukunft  erblickt.  Er  hält  das  Kalomel  für  die 
schwersten  Fälle  noch  immer  für  das  energischste  Präparat;  für  das 
Gros  der  Erkrankungen  bewährte  sich  ihm  am  meisten  das  graue 
Oel.  Im  Anschluß  an  diese  Mitteilungen  macht  Deutsch  ganz 
besonders  auf  die  Langsche  Methode  der  Quecksilberinjektionen 
anfinerksam.  Lang  spritzt  bekanntlich  geringe  Mengen  möglichst 
konzentrierter  Präparate  tief  subkutan  ein  und  glaubt  dadurch  eine 
besondere  Exaktheit  in  der  Dosierung  zu  erreichen  und  Embolien  zu 
vermeiden  (die  aber  bei  der  Methode,  nach  Einstechen  der  Nadel 
zunächst  zu  aspirieren,  wohl  auch  sonst  nicht  mehr  vorkommen); 
die  subkutane  Methode  verdiene  vor  der  intramuskulären  auch  darum 
den  Vorzug,  weil  sie  bei  eventuellen  Intoxikationserscheinungen  die 
Bloßl^gung  der  Depots  erleichtert.  Die  Kalomelölinjektionen, 
zuerst  0,05,  dann  0,1  pro  injectione  in  Btägigen  Intervallen,  höch- 
stens 4—5  Injektionen  hintereinander,  empfiehlt  E.  Lesser  fiir 
schweren  phagedänischen  Schanker,  für  maligne  Lues,  für  tertiäre 
sklerotische  Glossitis,  schwere  Laryngitis  und  hartnäckige  sekun- 
däre Zungenerkrankungen;  diese  heroische  Behandlung  soll  immer 
nur  fbr  Ausnahmefalle  reserviert  bleiben.  Als  neues,  kräftig  wirken- 
des   und    gut    vertragenes    Injektionsmittel    bei    Syphilis    rühmt 


440  Jadassohn. 

Möller  das  von  Blomqaist  nach  seinem  Vorschlag  hergestellte 
Merknrioiöi.   Merkuriolöl    (d.   h.   eine    Suspension    von    Oaecksilberamalgam 
mit  Lanolin,  Mandelöl  und  Olivenöl),  das  45  ^/o  Hg  enthält  und  meist 
intramuskulär  in  die  Qlutäalgegend  (mit  Langscher  Spritze)  in- 
jiziert wird;  es  werden  6 — 10  Lijektionen  k  0,1   (d.  h.   1,6  Teil- 
striche) im  Durchschnitt  gegeben.   Die  Urinuntersuchungen  ergaben 
eine  genügende  Hg-Besorption  und  -Bemanenz.   Vorn  er  veröffent- 
licht des  genaueren  das  Material,  das  der  Biehlschen  Empfehlung 
Behandlung    der  vaginalen  Hg-Behandlung  syphilitischer  Graviden  zu  Ghrunde  lag; 
heredit&ren    ®®  wurden  während  der  Ghravidität  möglichst  früh  und  bis  zur  Ent- 
SyphiUs.      bindung  Globuli  vaginales  aus  1  g  grauer  Salbe  und  1 — 2  g  Butyrum 
^^^  Oacao  bis  zur  Portio  eingeführt  und  mit  Tampons  fixiert.    Durch 

^^B  eine  Vergleichung  mit  anderen  Statistiken  kommt  Vorn  er  zu  dem 

^^m  Besultat,  daß  durch  diese  gut. vertragene  Behandlung  die  Morbidität 

^V  und  Mortalität  der  Kinder  syphilitischer  Frauen  wesentlich  vermin- 

^VEnteritis.     dert  wird.    Zur  Prophylaxe  der  merkuriellen  Enteritis  emp- 
m  fiehlt  Görl  (auf  Grund  von  recht  anfechtbaren  theoretischen  Er- 

W  wägungen  und  auf  Ghnmd  eines  allerdings  sehr  eklatanten  Falles) 

r  die  Darreichung  von  Zymin  (dreimal   täglich  einen  Kaffeelöffel) 

Jodprftparate.  xmd  reichlich  Amylazeen.  üeber  das  Verhalten  der  Jodpräparate 
im  Organismus  hat  Fritz  Lesser  eine  Anzahl  von  theoretisch 
interessanten  und  auch  praktisch  nicht  unwichtigen  Beobachtungen 
gemacht.  Jodkali  ist  im  Blut  (Plasma  und  Blutkörperchen)  und  in 
allen  Organen  (besonders  stark  in  den  Lungen)  nur  als  Jodalkali  vor- 
handen. Nach  Verabreichung  von  Jedipin  per  os  wird  Jod  schnell 
absorbiert,  aber  auch  schnell  ausgeschieden;  im  Blutplasma  und  in 
den  Organen  sind  dann  Jodalkalien  und  Jodfette  nachweisbar,  die 
aber  (abgesehen  von  den  Geweben,  in  denen  sich  physiologisch  Fett 
findet)  schnell  in  Jodalkalien  umgewandelt  werden;  nach  subkutaner 
Lijektion  von  Jedipin  sind  sehr  bald  JodalkaUen  in  Blut  und  Harn 
nachweisbar ;  die  Ausscheidung  dauert  aber  sehr  lange.  „Das  Jedipin 
ist  kein  Ersatzmittel  für  Jodkalium,  sondern  ergänzt  dasselbe,  indem 
es  in  bequemer  Weise  eine  chronische  JodzuAihr  ohne  unangenehme 
Nebenwirkungen  ermöglicht."  Auch  den  Jodismus  sieht  Lesser 
als  eine  Jodkaliwirkung  an;  wenn  er  bei  Jodipininjektionen  aus- 
bleibt, 80  liegt  das  nur  an  den  geringen  Dosen  Jodkali,  welche  bei 
dieser  Medikation  in  besonders  gleichmäßiger  Weise  im  Organismus 
zirkulieren.  Er  glaubt  den  Jodismus  vermeiden  zu  können  durch 
Verabreichung  des  Jodkali  in  schleimigen  Stoffen,  in  möglichst  vielen 
Tagesdosen,  per  dysma,  durch  Verwendung  der  Jodeiweißprä- 
parate und  eventuell  von  Jodipininjektionen.    Diese  Anschauungen 


Haut-  und  yenerische  Krankheiten.  441 

bedürfen  freilich  noch  genauer  Prüfling.    Wichtig  ist  die  Angabe 
Psrelis,  daß  Bhodannatrinm  (t&glich  4  Eßlöffel  l°/oiger  Lö-  Rhodansaize. 
s^uig)  gegen  syphilitisohe  Kopfschmerseil,  aber  auch  gegen  Knochen- 
anftreibnngen  günstig  wirkt;  Jungmann  beobachtete  auch  Rhodan- 
schnupfen  und  -akne. 

ülcas  moUe.  Die  Kultivierung  der  Ulcus  moUe-Bakterien  auf  üioas  moUe- 
Blutagar,  nicht  koaguliertem  Blut,  Blutagarkondenswasser  ist  auch  BaI^^^«'^- 
Tomasozewski  gelungen;  er  hat  mit  diesen  Kulturen  bei  Menschen 
und  Affen,  die  er  im  Detail  beschreibt,  typische  Ulcera  mollia 
erzeugt.  Porosz  behandelt  yenerische  Qeschwüre  (und  andere  Therapie 
Wunden)  mit  gebranntem  Alaun  und  schützt  die  Umgebung  mit  *®^^^°^* 
Watte  oderGhkze;  sowie  Eiter  zurückgehalten  wird,  muß  der  Schorf 
entfernt  und  von  neuem  eingepudert  werden.  Kirstein  empfiehlt 
zur  Behandlung  des  Ulcus  moUe  statt  Karbolsäure  Jodtinktur; 
Stenczel  verwendet  in  erster  Linie  die  Glühhitze  (nach  Beinigung 
mit  Benzin,  Auflegen  von  10°/oiger  Kokainlösung  filr  10 — 15  Minuten 
und  Infiltration  von  Band  und  Basis  nach  Schleich),  Verband  mit 
Jodoform*  oder  Vioformgaze;  außerdem  empfiehlt  er  26°/oige  Kupfer- 
lösung  für  kleine  Ulzera  (nicht  bei  Phimose  xmd  bei  Bubonen) ;  Li- 
quor ferri  (täglich  zu  wiederholen,  danach  Jodoformgaze)  bei  mul- 
tiplen, großen  Geschwüren.  Bubonen  werden  anfangs  mit  Eis,  dann 
mit  Thermophor  behandelt;  bleibt  das  erfolglos,  so  wird  —  even- 
tuell nur  unter  Schleich  —  exstirpiert  und  nur  bei  oberflächlicher 
Einschmelzung  ezkochleiert;  bei  kleinen  fluktuierenden  Herden  Punk- 
tion nach  Lang  und  Lijekion  von  10^/oigem  Jodoform-Glyzerin 
oder  1^/oiger  Argentumlösung. 


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E.  Roux,  üeber  die  experimentelle  Syphilis.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
Nr.  50.  —  Mitteilungen  der  deutschen  Gesellschaft  zur  Beliämpfung  der 
Geschlechtskrankheiten  (Blaschko,  Lesser,  Neisser)  Bd.  I.  Leipzig.  — 
M.  Möller  u.  A.  Blomquist,  Merkuriolöl,  ein  neues  Quecksilberii^ek- 
tionsmittel.  Arch.  f.  Dermatol.  u.  Syph.  Bd.  LXVI,  H.  1  u.  2.  —  E.  Neisser, 
üeber  wandernde  Phlebitis.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  87.  —  G.  Nobl, 
üeber  ein  bisher  nicht  beschriebenes  postsyphilitisches  Merkmal.  Wien, 
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M.  Porosz,  Die  Behandlung  der  venerischen  ülzera  und  Wunden  mit 
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Syph.  H.  L  —  E.  Ries,  üeber  unverschuldete  geschlechtliche  Erkrankungen. 
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—  B.  Rosinski,  Die  Syphilis  in   der   Schwangerschaft.    Stuttgart  — 


Haut-  und  veneriBche  Krankheiten.  447 

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G.  Singer,  üeber  luetische  Rheumatoide.    Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  21. 

—  A.  Stenczel,  Zur  Therapie  des  weichen  Geschwürs  und  seiner  Kom- 
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dem  Erreger  des  Ulcus  moUe.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  26.  — 
Derselbe,  Bakteriologische  Untersuchungen  Über  den  Erreger  des  Ulcus 
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mann, Zur  Differentialdiagnose  von  Dermatosen  und  Lues  bei  den  Schleim- 
hauterkrankungen der  Mundhöhle  und  oberen  Luftwege  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Hautkrankheiten  als  Teilerscheinungen.  Wiesbaden. 
--  E.  Tschlenow,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Elephantiasis  vulvae 
und  Syphilis.  Arch.  f.  Dermatol.  u.  Syph.  Bd.  LXV,  R  2.  —  H.  Vörner, 
Zur  Behandlung  der  fötalen  Syphilis  nach  Riehl.  Arch.  f.  Dermatol.  u. 
Syph.  Bd.  LXVI,  H.  1  u.  2.  —  E.  Vollmer,  Ueber  hereditäre  Syphilis 
und  BOlmatoporphyrinurie.    Arch.  f.  Dermatol.  u.  Syph.  Bd.  LXV,  H.  2. 

—  Zeitschrift  für  Bekämpfung  der  Geschlechtskrankheiten  (Blasohko,  Lesser, 
Neisser.)  Bd.  I.    Leipzig. 


8.  Kinderkrankheiten. 

Von  PriTatdozent  Dr.  H.  Nenmann  in  Berlin. 

Physiologie.  Emil  y.  Lange  machte  die  Gesetzmäßigkeit  im  L&ngen- 

Körpermaaße.  Wachstum  des  Menschen  zum  Gegenstand  seines  Studiums.  Die  vor- 
liegende Arbeit  bedeutet  einen  wichtigen  Fortschritt  in  der  Erkenntnis  der 
maßgebenden  Gesetze.  Auch  wenn  wir  nicht  auf  die  Einzelheiten  ein- 
gehen dürfen,  mfissen  wir  doch  den  neuen  Gesichtspunkt  auseinander- 
setzen. Wenn  wir  von  der  Wachstumsrerschiedenheit  absehen,  welche 
durch  die  Zugehörigkeit  zu  rerschiedenen  St&mmen  und  Yölkem  gegeben 
ist,  so  ist  auch  in  einer  geschlossenen  Gemeinschaft  der  ausgewachsene 
Mensch  verschieden  groß  und  zwar  dadurch,  daß  seine  Wachstumsenergie 
verschieden  stark  war.  Bei  einer  kurvenm&ßigen  Darstellung  des  Wachs- 
tums wäre  der  Ausgangspunkt  bei  der  Geburt  ungefähr  der  gleiche,  wäh- 
rend weiterhin  die  Kurven  garbenfOrmig  auseinandergehen.  Der  Kurven- 
verlauf läßt  zunächst  —  als  Fortsetzung  der  starken  fötalen  Wachstoms- 
energie  —  einen  schnellen  Anstieg  erkennen,  der  sich  vom  2.  Lebenqahr 
bis  zum  Pubertätsantrieb  allmählich  verlangsamt  (unter  dem  Bilde  eines 
Parabelabschnittes),  dann  folgt  der  PuberUtsantrieb  mit  seiner  fOr  die 
beiden  Geschlechter  nach  Eintritt  und  Stärke  schon  bekannten  Verschieden- 
heit. Während  sich  der  Regel  nach  dann  nur  noch  eine  kurze  Erhebung 
anschließt,  bis  die  Kurve  wagerecht  weiterläuft,  kann  das  Pubertätswachstum 
unter  Umständen  allerdings  auch  in  einen  ,üeber-"  oder  ,ünterwuchs' 
ausgehen.  Wesentlich  erscheint  nun  dem  Ref.  folgendes.  Bisher  hatten 
wir  nur  mit  einer  Durchschnittskurve  zu  rechnen,  aus  der  wir  nichts  er- 
kennen konnten,  wenn  wir  über  die  Gesetzmäßigkeit  im  Wachstum  eines 
großen  oder  kleinen  Individuums  eine  Feststellung  machen  wollten;  wir 
können  unmöglich  z.  B.  für  ein .  besonders  kleines  Individuum  den  Jahres- 
zuwachs  beanspruchen,  der  aus  der  Durchschnittskurve  erkennbar  war.  Mit 
der  Berücksichtigung  der  normalen  Schwankungen  der  Wachstnmsenergie 
und  der  hieraus  konstruierten  Garbe  von  .Idealkurven'  läßt  sich  jetzt  mit 
einem  Blicke  erkennen,  wie  sich  das  Wachstum  bei  jeder  AltersgrOße  ge- 
stalten wird,  im  besonderen  auch,  wann  und  in  welcher  Stärke  der  Puber- 
tätsantrieb einsetzen  wird.  Der  Verf.  hat  naturgemäß  nicht  voUstikndig 
das  vorhandene  Material  berücksichtigen  können;  außerdem  fehlt  es  aber 
noch  sehr  an  Messungen,  besonders  der  fortlaufenden  Größenzunahme  von 
Einzelpersonen.  Eine  gleichzeitige  Berücksichtigung  des  Gewichtes  steht 
ebenfalls  aus.    Es  ^vHre   dringend  zu  wünschen,  daß  die  Einrichtung  der 


Kinderkrankheiten.  44g 

Schulärzte  uns  in  dieser  Hinsicht  zuverlässige  Angaben  verschaffte,  welche 
auch  die  sozialen  Verhältnisse  u.  dergl.  berücksichtigte.  In  dieser  Rich- 
tung bringt  einen  schönen  Beitrag  Rietz,  welcher  in  5134  Messungen  das 
Wachstum  Berliner  Schulkinder  während  der  Schu^ahre  untersuchte.  Er 
nahm  Gewicht,  Länge  und  Brustumfang;  er  unterscheidet  zwischen  Knaben 
und  Mädchen  und  zwischen  den  Schülern  der  Gemeinde-  und  der  höheren 
Schulen.  Der  Einfluß  der  Geschlechtsentwicklung  auf  Längen-  und  Massen- 
wachstum macht  sich  in  der  bekannten  Weise  bei  beiden  Geschlechtem 
bemerkbar.  Die  Körperverhältnisse  der  Berliner  Kinder  erscheinen  im 
Vergleich  mit  Kindern  anderer  Städte  und  Länder  in  nicht  ungünstigem 
Licht.  Die  ärmeren  Berliner  Kinder  bleiben  im  Vergleich  zu  den  besser 
gestellten  in  der  Entwicklung  zurück;  im  besonderen  zeichnen  sich  die 
ersteren  durch  eine  geringere  Länge,  die  letzteren  durch  ein  erhebliches 
Gewicht  aus.  Auch  für  Säuglinge  sind  die  Körpermaße  nach  Bevölkerungs- 
gruppen noch  nicht  genügend  bekannt.  An  der  JBrust  der  Mutter  findet 
der  Säugling  freilich  überall  ähnliche  Emährüngsverhältnisse ,  hingegen 
unterliegt  das  Päppelkind  in  seiner  Entwicklung  viel  größeren  Schwan- 
kungen. H.  Neumann  gibt  das  Gewicht  wesentlich  gesunder  Kinder  des 
Arbeiterstandes,  indem  er  bei  der  Au&ahme  in  den  Kinderschutzverein 
und  während  der  Haltepflege  das  Gewicht  der  freilich  unehelichen  Kinder 
bestimmte.  Es  handelt  sich  um  1002  Wägungen  an  665  Kindern.  Etwa 
vom  4. — 5.  Lebensmonat  an  vermindert  sich  die  Zahl  der  Kinder,  welche 
Camerers  Normalkurve  erreichen,  erheblich,  und  die  unterwertigen  Zahlen 
verteilen  sich  über  eine  größere  Gewichtsbreite.  Das  Gewicht  bewegt  sich 
am  häufigsten  im  2.  Monat  zwischen  2500  und  5000  g,  im  8.  Monat 
zwischen  3000  und  5500  g,  im  4.  Monat  zwischen  3500  und  6000  g,  im 
5.  Monat  zwischen  4000  und  7000  g,  im  6.  Monat  zwischen  4500  und 
7000  g,  im  7.  Monat  zwischen  5000  und  7500  g,  im  8.  Monat  zwischen 
5000  und  8000  g,  im  9.,  sowie  im  10.— 12.  Monat  zwischen  6000  und  8500  g, 
im  18.-15.  Monat  zwischen  7000  und  10000  g. 

So  wichtig  auch  für  die  Beurteilung  der  kindlichen  Entwicklung  und     Oberfläche 
im  besonderen  des  Stoffwechsels  die  Kenntnis  der  Gewichtskurve  ist,  so         und 
zeigen  die  folgenden  Untersuchungen,  wie  wesentlich  es  für  ein  tieferes  Stoffwechsel. 
Verständnis  des  Stoffwechsels  ist,    die  Größe  der  Oberfläche  zu  be- 
istimmen.   Gelegentlich  einer  Untersuchung  über  die  Fettsucht  im  kind-     Fettsucht, 
liehen  Alter  erörtert  Rubner,  inwieweit  das  von  ihm  aufgestellte  Ge- 
setz von  der  Proportionalität  zwischen  Oberfläche  und  Stoff^erbrauch  auch 
hier  zutrifft.    Es  ist  möglich,  daß  die  Fettsucht  keine  einheitliche  Ursache 
hat,  oder  daß  mitunter  mehrere  Faktoren  bei  ihrer  Entstehung  gleichzeitig 
mitwirken.    Im  besonderen  glaubt  eine  Reihe  von  Autoren  eine  spezifische 
Erniedrigung  d«r  Leistungen  der  Zellmassen  annehmen  zu  müssen,  wie 
anderseits  auch  eine  funktionelle  Erniedrigung  der  Leistungen  des  Körpers 
durch  Ausfall  von  Muskelbewegangen  möglich  wäre.    Es  traf  sich  nun  sehr 
glücklich,  daß  Rubner  eine  sehr  vollständige  Stoffwechseluntersuohung 
bei  zwei  Geschwistern  vornehmen  konnte,  von  denen  der  eine  Knabe  fett- 
Jahrbuch  der  praktischen  Medizin.    1904.  29 


450  Neumann. 

Fettsncht.  süchtig,  der  andere,  ein  Jahr  ältere,  ganz  normal  entwickelt  war.  Ohne 
daß  an  diesem  Orte  die  Versuche  selbst  mitzuteilen  sind,  wäre  das  Er- 
gebnis kurz  dahin  zusammenzufassen,  daß  der  Eraftwechsel  des  fettsüchtigen 
Knaben  mit  dem  eines  nichtfettsüchtigen  von  gleichem  Gewicht  vöUig 
Übereinstimmte.  Im  besonderen  besteht  bei  dem  Fettsüchtigen  keine  Ver- 
ringerung der  Wärmebildung,  wenn  man  ihn  mit  einer  Person  gleicher 
Größe  und  desselben  Ernährungszustandes  vergleicht;  auf  das  am  EOrper 
befindliche  Eiweiß  bezogen,  muß  die  Eörpermasse  des  Fetten  sogar  relativ 
mehr  zersetzt  haben,  als  die  des  Mageren;  daher  ist  Fettansatz  nur  durch 
die  Zufuhr  einer  Überreichlichen  Kost  möglich,  deren  Üeberschuß  ähnlich 
dem  normaler  Menschen  von  gleichem  Gewicht  bemessen  sein  muß.  Die 
Besprechung  des  absoluten  Energieumsatzes  bei  dem  untersuchten  Knaben 
führt  Rubner  zu  der  Erörterung  des  Energieverbrauches  in  verschie- 
denem Lebensalter;  unter  Verwertung  weiterer  Untersuchungen  sucht 
Rubner  die  Anschauungen  von  Sonden  und  Tigerstedt  ausführlich 
zu  widerlegen,  indem  er  von  neuem  ausführt,  daß  die  Wärmeproduktion 
von  der  relativen  Oberfläche  des  Menschen  abhängig  ist;  Abweichungen 
vom  Gresetz  der  Oberflächenwirkung  erkennt  Rubner  in  der  Verschieden- 
heit der  Arbeitsleistung,  der  Ernährung  und  des  Ernährungszustandes; 
im  besonderen  muß,  was  die  Einwirkung  des  Ernährungszustandes  betrifft, 
der  Kraftwechsel  proportional  der  Masse  sinken.  Jugend  und  Alter  sieht 
Rubner  nicht  in  einem  Abweichen  von  den  elementaren  Gesetzen  des  Kraft- 
wechsels ausgedrückt,  sondern  in  der  verschiedenen  Begrenzung  der  maxi- 
malen Leistungen  der  Zellen,  namentlich  bei  Arbeitsleistungen  und  ver- 
mutlich in  der  besonderen  Begrenzung  regulatorischer  Anpassungsfähigkeit 
Es  steht  nicht  im  Widerspruch  mit  diesen  Feststellungen,  wenn  bei  jung 
und  alt  der  Kraftkonsum  ganz  verschieden  ist.  Die  Arbeitslust  und  der 
Spieldrang  äußern  ihre  Wirkung  auf  den  Nahrungsbedarf  der  Kinder,  welchen 
die  lange  Schlafzeit  und  der  gesunde,  tiefe  Schlaf  der  Jugend  nicht  immer 
völlig  kompensieren  kann.  Es  fällt  daher  der  reichliche  Nahrungsverbrauch 
der  wachsenden  Kinder  ganz  in  die  Zeit  ihres  lebhaftesten  Bewegungs- 
bedürfnisses,  in  die  Zeit,  in  der  sie  ihr  Muskelsystem  ausbauen;  er  beginnt 
nach  etwa  9  kg  Körpergewicht  und  endet  bei  35—38  kg  Gewicht;  bei 
einem  9  kg  schweren  Kinde  machen  die  Muskek  zirka  17^0  und  bei  35  kg 
den  maximalen  Satz  von  etwa  44%  aus.  Wenn  Arbeitstrieb  und  ent- 
sprechender Appetit  zur  normalen  Entwicklung  gehören,  so  ist  es  anderer- 
seits denkbar,  daß  beide  gelegentlich  nicht  im  richtigen  Verhältnis  stehen; 
entspricht  dem  Triebe  zur  Nahrungsaufnahme  nicht  entsprechende  Arbeits- 
lust und  Munterkeit  (wie  es  bei  dem  untersuchten  fettleibigen  Knaben  zn 
beobachten  war),  so  muß  ein  rapider  Ansatz  erfolgen  —  wie  denn  auch 
der  gewaltige  Stoffansatz  des  ersten  Lebensjahres  nur  durch  die  gleich* 
zeitige  Körperruhe  und  den  so  wenig  unterbrochenen  Schlaf  erklärlich  ist 
Uebrigens  kann  bei  einem  Ejiaben,  der  für  seine  Bedürfnisse  zu  viel  ißt, 
auch  schon  die  kohlehydratreiche  und  eiweißarme  Armenkost  zur  Mast 
führen;  bei  dem  untersuchten  Falle  bestand  außerdem  geradezu  noch  eine 


Kinderkrankheiten.  451 

verringerte  Ausnutzung  des  Eiweißes.  Schliefilich  zeigt  Rubner  an  dem 
Vergleich  der  Wasserverdunstung  u.  s.  w.  beim  Fetten  und  Mageren ,  daß 
der  Fette  engere  Grenzen  physiologischer  Leistung  hat.  Die  Fettsucht  muß 
als  verminderte  Gesundheit  betrachtet  werden.  Sie  bietet  im  Knabenalter 
keinen  Unterschied  von  der  eines  Erwachsenen.  —  Wichtig  ist  eine  Unter- 
suchung, die  W.  Li 8 sau  er  in  ähnlicher  Richtung  für  Säuglinge  anstellte. 
Zunächst  bestimmte  er  an  12  Kinderleichen  die  Oberfläche  und  suchte  von 
neuem  das  Verhältnis  zwischen  Gewicht  und  Oberfläche  zu  ermitteln.  Von 
großem  Interesse  ist  die  Beziehung  zum  Nahrungsbedarf.  Wie  oben  er- 
wähnt, ist  er  nach  Rubner  im  großen  und  ganzen  proportional  der  Ober- 
fläche. Je  größer  das  Gewicht  wird,  um  so  kleiner  wird  im  Verhältnis  zu 
ihm  die  Oberfläche  und  umgekehrt;  es  ist  also  bei  Frühgeburten  der  Nah- 
rangsbedarf im  Verhältnis  zum  Gewicht  ein  großer.  Lissauer  stellt  nun 
fest,  daß  die  Oberfläche  gleich  schwerer  Kinder  gleich  ist,  unabhängig  vom 
Alter.  Die  Berechnung  des  Nahrungsbedarfes  nach  dem  Gewicht  führt  nur 
bei  Säuglingen,  die  ihrem  Alter  entsprechend  entwickelt  sind,  zu  brauch- 
baren Durchschnittszahlen.  Der  Nahrungsbedarf  von  Kindern  gleichen 
Alters  und  verschiedenen  Gewichtes  ist  verschieden;  er  ist  hierbei  nicht 
proportional  dem  Gewichte,  sondern  der  Oberfläche.  Eine  wichtige  Ein- 
schränkung des  Rubner  sehen  Gesetzes  ist  nun,  daß  der  Nahrungsbedarf 
von  Kindern  von  verschiedenem  Alter  und  gleichem  Gewicht  trotz  gleicher 
Oberfläche  verschieden  ist.  Die  in  der  Ernährung  zurückgebliebenen 
älteren  Kinder  haben  einen  bedeutend  größeren  Bedarf;  er  entspricht  dem 
eines  normalen  Säuglings  derselben  Altersstufe  (in  den  mitgeteilten  Fällen 
wurde  freilich  nur  die  untere  Grenze  des  dem  Alter  entsprechenden  Kalorien- 
wertes innegehalten).  Es  wird  nach  Lissauer  der  Mehrbedarf  der  zurück- 
gebliebenen, älteren  Kinder  im  Vergleich  zum  gleichschweren,  jüngeren 
Kinde  durch  den  relativ  größeren  Gehalt  an  lebenden  Zellen  bei  Zurück- 
treten des  der  Ernährung  nicht  bedürftigen  Fettes  bedingt.  Vielleicht 
sind  in  ähnlicher  Weise  auch  die  bei  gleichaltrigen  ^  gleichschweren  Kin- 
dern beobachteten  Differenzen  im  Nahrungsbedarf  zu  erklären.  Ref.  möchte 
anregen,  ob  zur  weiteren  Klärung  nicht  das  spezifische  Körpergewicht  in 
Rechnung  zu  ziehen  wäre. 

Ueber  die  Atmungs Verhältnisse  beim  Kinde  hat  Konrad  Gregor  Atmung  im 
mühsame  Untersuchungen  gemacht;  er  wurde  hierin  durch  die  Arbeiten  Kindesalter. 
von  C.  Hasse  und  v.  Recklinghausen  angeregt.  Im  ersten  Lebens- 
halbjahr ist  die  Atmung  schon  in  der  Ruhe  sehr  frequent,  ist  aber  trotzdem 
bei  gesteigerten  Anforderungen  sehr  leistungsfähig  dadurch,  daß  die  Fre- 
quenz ohne  Schwierigkeit  auf  das  Doppelte  gesteigert  werden  kann:  Gre- 
gor bezeichnet  dies  als  eine  große  Aktionsfreiheit  der  Atmungstätig- 
keit mit  Aufwand  einer  großen  Arbeitsleistung.  In  der  zweiten  Hälfte  des 
1.  und  im  2.  Lebensjahre  kann  die  an  und  für  sich  noch  frequente  Atmung 
nicht  mehr  in  dem  gleichen  Grade  variiert  werden;  es  besteht  also  eine 
frequente  Atmung  mit  geringerer  Aktionsfreiheit.  Gleichzeitig  vertieft  sich 
allmählich  die  Atmung.    Diese  Vertiefung  bildet  sich  im  3.-7.  Lebens- 


452  Neumann. 

Atmung  im  jähre  —  gleichzeitig  mit  einer  Yerlangsamung  der  Atmung  —  stärker 
Kindesalter,  ans.  Insofern  sich  die  größten  Differenzen  in  der  Atmungsgröfie  bei  ruhiger 
und  forcierter  Atmung  bilden,  haben  wir  es  auch  jetzt  mit  einer  großen 
Aktionsfreiheit,  jedoch  auf  Basis  der  Vertiefung  der  Atmung,  zu  tun.  Im 
weiteren  Eindesalter  wird  die  Atmung  noch  langsamer  und  tiefer,  die 
Arbeitsleistung  geringer,  und  es  nimmt  die  Aktionsfreiheit  ab.  Die  Er- 
klärung dieser  verschiedenen  Abschnitte  in  der  Atmung  ist  zunächst  darin 
zu  suchen,  daß  der  Säugling  abdominal  atmet:  erst  durch  das  Grehen  und 
Stehen  findet  allmählich  ein  Descensus  der  vorderen  Brustwand  und  der 
Brust-  und  Bauchorgane  statt  und  wird  hiermit  die  thorakale  Atmung 
möglich.  Vom  7.  Jahre  an  wird  die  Bauchatmung  durch  die  Brustatmung 
ausgiebig  unterstützt  und  bei  den  Knaben  sogar  größtenteils  durch  sie  er- 
setzt. Gregor  beobachtete  nun  bei  Atmungskranken  (d.  h.  bei  solchen 
Kindern,  die  fast  ständig  —  aber  nicht  zur  Zeit  der  Untersuchung  — 
Katarrhe  der  tieferen  Luftwege  hatten)  zu  allen  Zeiten  eine  geringere 
Atemtiefe  gegenüber  gleichaltrigen  normalen  Kindern  uAd  dadurch  eine 
fortgesetzte  Beeinträchtigung  der  Tendenz,  durch  Vertiefung  der  Atmung 
die  Arbeitsleistung  einzuschränken.  Vielmehr  wird  die  Frequenz  und  damit 
die  Arbeitsleistung  gesteigert.  Solche  Kinder  haben  auch  ein  besonderes 
Verhalten  der  Atembewegungen;  sie  haben  eine  «schlechte  Haltung', 
d.  i.  schlechte  Schulterhaltung  und  nach  vom  gesunkenen  Thorax,  die  sie 
im  Gegensatz  zu  einfach  muskelschwachen  Kindern  nicht  willkürlich  korri- 
gieren können.  Diese  Veränderung  in  der  Atmungsfrequenz  und  Atmungs- 
bewegung ist  nur,  wie  Ref.  meint,  in  der  Praxis  schon  lange' bekannt;  die 
systematische  Untersuchung  wird  uns  aber  gewiß  weiter  bringen;  so  ist  es 
z.  B.  wichtig,  daß  nach  Gregor  das  Zurückbleiben  in  der  Entwicklung 
der  Atemtiefe  bei  solchen  Kindern  schon  im  2.  Lebenshalbjahr  nachweisbar 
wird.  Leider  ist  die  Methodik  für  diese  wichtigen  Untersuchungen  vor- 
läufig noch  zu  verwickelt. 

Zur  Beurteilung  pathologischer  Verhältnisse  muß  man  sich  das  nor- 
Blut.  male  Verhalten  des  Blutes  beim  Kinde  gegenwärtig  halten.  AnnaPerlin 
untersuchte  in  dem  Jennerschen  Kinderspital  die  physiologischen 
Grenzen  des  Hämoglobingehaltes  und  der  Zahl  der  Blut- 
körperchen im  Kindesalter.  In  ungefährer  Uebereinstimmung  mit 
früheren  Untersuchungen  fand  sie  den  Hämoglobingehalt  in  den  ersten 
3  Lebenstagen  am  höchsten  (106— 119  Vo);  am  4.  Tage  sinkt  er,  so  daß  er 
im  1.  Lebensjahre  das  Minimum  erreicht  (58 — 78  7o);  vom  2.  Jahre  an 
steigt  er  ununterbrochen  (im  4.  Jahre  ist  er  nicht  unter  70%)  bis  zum 
15.— 16.  Jahr  (74— 887o).  Die  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  ist  in  der 
ersten  Woche  am  höchsten  (5,28—7,55  Mill.)  und  wird  vom  11.  Tage  an 
geringer,  im  1.  Jahre  ist  sie  am  niedrigsten  (4,2—5,8  Mill.),  steigt  dann 
etwas  bis  zum  4.  Jahre  (4,75—5,6  Mill.),  bleibt  bis  zum  8.  Jahre  fast  in 
gleicher  Höhe,  und  steigt  dann  weiter  (4,8—6  MiU.).  Die  Zahl  der  weißen 
Blutkörperchen  ist  in  den  ersten  2  Tagen  am  höchsten  (15800—19000), 
sinkt  dann  bis  zum  4.  Jahr  (8240—18400),  bleibt  in  ungeföhr  gleicher  Höhe 


Kinderkrankheiten.  453 

bis  zum  8.  Jahr  (7800—13400)  und  sinkt  dann  rasch  weiter  (7200—9220). 
—  Für  die  künstliche  Ernährung  Neugeborener  ist  es  von  Bedeutung,  daß 
P.  Schilling  (Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  VHI,  H.  3)  zeigte,  daß  die 
submazillare  Speicheldrüse  von  2—3  Wochen  alten  Kälbern  Stärke  in  Submaxillare 
Zucker  umwandelt  Bei  Kindern  im  Alter  von  9  Tagen  bis  6  Wochen  Speioheldrüse. 
(hierbei  nur  1  Flaschenkind)  brachte  Schilling  an  den  Ausführungs- 
gang der  Subungualis  und  Submaxillaris  Stärkekleister,  wobei  er 
durch  Watte  sorgfältig  die  Parotis  isolierte,  und  konnte  auch  hier  die 
Absonderung  eines  stärkeumwandelnden  Fermentes  sicher  nachweisen.  — 
Schließlich  wird  es  überraschen,  noch  unter  der  Besprechung  normaler 
kindlicher  Verhältnisse  die  Diastase  der  Musculi  recti  abdominis  zu  Diastase  der 
finden.  Fried  jung  bezeichnet  sie  als  das  normale  Verhalten  bei  Kin-  Musculi  recti 
dern  ohne  Unterschied  des  Geschlechts;  er  fand  sie  bei  75  von  100  Kindern.  *  ^^  ^*' 
Wenn  die  Diastase  mit  Hysterie  zusammentrifft,  kann  sie  zu  einem  typi- 
schen Krankheitsbild  führen,  das  sich  durch  inkarzerationsähnliche  An- 
fälle charakterisiert;  es  handelt  sich  dabei  um  eine  Hyperästhesie  der 
Baucheingeweide,  die  auch  in  der  anfallsfreien  Zeit  bei  der  Untersuchung 
nachweisbar  ist.  Suggestion  (innerlich  gab  Friedjung  Tinct.  Valerianae)  führt 
schnell  zur  Heilung.  —  Besonders  durch  die  Bemühungen  von  Moro  war 
die  Anwesenheit  verschiedener  Fermente  in  der  Frauenmilch  —  mehr  Frauenmilch, 
oder  weniger  auch  in  der  Milch  verschiedener  Tiere  —  festgestellt.  Es 
besteht  schon  seit  einiger  Zeit  die  Neigung,  den  Vorteil  der  rohen 
Milch  bei  der  Säuglingsemährung  darauf  zurückzuführen,  daß  jene  Fer- 
mente, welche  ebenso  wie  die  Präzipitine,  Agglutinine  u.  s.  w.  durch 
Kochen  zerstört  werden,  zu  einer  physiologischen  Tätigkeit  berufen  sind. 
Dieser  Standpunkt  wird  z.  B.  in  dem  schönen  Buch  von  Marfan 
vertreten.  Allerdings  müssen  wir  den  Ausführungen  von  Soxhlet  bei- 
pflichten, welcher  die  Abscheidung  eines  diastatischen  Fermentes,  zumal 
es  in  der  Milch  gar  nicht  zur  Funktion  kommen  kann,  auf  die  gleiche 
Stufe  wie  die  neuerdings  nachgewiesene  Abscheidung  von  Harnstoff  in  der 
Frauenmilch  stellt.  Daß  trotzdem  in  dieser  Frage  noch  große  üeber- 
raschungen  bevorstehen,  läßt  eine  Mitteilung  von  v.  Behring  ahnen;  er 
fand,  daß  die  rohe  Kuhmilch  einen  erheblichen  Gehalt  von  Antikörpern 
hat,  welche  durch  die  normale  Darminfektion  mit  dem  Bact.  coli  comm. 
entstehen;  es  genügt  aber  schon  einstündiges  Erhitzen  auf  60®  und  darüber, 
um  die  Immunkörper  der  Milch  inaktiv  zu  machen. 

Efinstliche  Ern&hrunfir.  Wir  haben  Mitteilungen  aus  dem 
letzten  Jahresbericht  diesmal  zu  ergänzen.  Die  mit  Pegnin  ge-  Pegninmiioh. 
labte  Kubmilch  erwirbt  sich  vielfach  Anerkennung.  So  hatte 
M.  Levy  (Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  23)  im  Verlauf  eines 
schweren  Brechdurchfalls  mit  ihr  einen  durchschlagenden  Erfolg; 
im  besonderen  rühmte  Siegert  die  Labmilch  auch  auf  der  letzten 
Naturforscherversammlung  (Abt.  f.  Kinderheilk.).  Rein  ach  betont 
&n  gleicher  Stelle,  daß  bei  chronischen  und  akuten  Störungen  mit 


454 


Neamann. 


vorwiegendem  Erbrechen  und  Unruhe  nach  dem  Trinken  die  letzteren 
Symptome  dnrch  die  Pegninmiich  durchweg  günstig  beeinflußt 
wurden.  Die  Anwendung  unverdünnter  Pegninmiich  ist  in  der 
Begel  zu  vermeiden.  Auch  Referent  sah  wiederholt,  daß  es  mit 
der  Labmilch  möglich  wurde  Säuglinge  zu  em&hren,  bei  denen 
andere  Arten  künstlicher  Ernährung  erfolglos  blieben;  übrigens 
verdünnt  auch  er  die  gelabte  Müch  nach  Bedarf.  Erneut  weist 
Bamogen.  Gernsheim  auf  die  Vorzüge  des  Bamogens  und  des  Milch- 
soma toser  amogens  hin.  Die  Kinder,  die  hierbei  gut  ge- 
diehen, bekamen  übrigens  sehr  große  tägliche  Flüssigkeitsmengen, 
die  aber  nach  Gernsheim  und  Biedert  nicht  schaden  sollen. 
Bei  Darmstörungen  beginnt  man  mit  starken  Verdünnungen  (1  Teil 
auf  25  Teile  Wasser) ;  allmählich  kann  man  zu  starker  Konzentration 
Battemüich.  (1:5 — 4^2)  kommen.  Weiter  fesselte  das  Interesse  die  Butter- 
milch. Der  Gefahr,  daß  dasselbe  durch  die  Schwierigkeit  der 
BeschafiPung  erlahmen  werde,  scheint  durch  die  Herstellung  einer 
Konserve  begegnet  zu  werden.    Gelegentlich  ihrer  Verwendung  fand 


Gernsheim  —  worin  ihm  Referent  beistimmen  muß 


daß  sie 


bei  akuten  Brechdurchfallen  im  Stich  lasse.  Kobrak  kommt  unter 
kritischer  Sichtung  der  poliklinisch  mit  Buttermilch  behandelten 
Fälle  zu  folgenden  Schlüssen:  zu  versuchen  ist  die  Buttermilch  bei 
Frühgeburten  und  von  Geburt  schwach  entwickelten  Kindern,  die 
keine  Muttermilch  erhalten  können;  bei  atrophischen  Kindern,  zur 
Verwendung  bei  AUaitement  mixte,  im  dyspeptischen  Stadium  mittel- 
schwerer und  leichter  Darmkatarrhe,  nicht  hingegen  im  akuten 
Stadium,  zuweilen  bei  angeborenem  oder  früh  erworbenem  Er- 
brechen. Hingegen  widerrät  Kobrak  die  Anwendung,  wenn  Wider- 
willen noch  nach  zwei  Tagen  nicht  überwunden  ist,  wenn  Dyspepsie 
mit  stark  saueren  Stühlen  entsteht,  wenn  Darmkatarrh  entsteht  oder 
rezidiviert,  femer  im  dyspeptischen  Stadium  schwerer  Darm- 
katarrhe, oder  wenn  Erbrechen  eintritt;  bei  Tetanie,  bei  Barlowscher 
Krankheit,  schließlich  bei  starker  Verstopfung;  besteht  übrigens 
dringende  Indikation,  so  kann  man  in  letzterem  Fall  die  Buttermilch 
trotzdem  geben  und  die  Verstopfung  durch  Zusatz  von  Malzsuppen- 
extrakt  oder  Theinhardts  löslicher  Kindemahrung  bekämpfen.  Auch 
aus  dem  B ag ins ky sehen  Krankenhaus  wird  Erfreuliches  von  der 
Buttermilch  berichtet.  Caro  teilt  mit,  daß  von  198  Säuglingen  157 
mit  Erfolg  kürzere  oder  längere  Zeit  auf  diese  Weise  ernährt  wurden. 
Sowohl  bei  akuten  wie  auch  ganz  besonders  bei  chronischen  Darm- 
störungen sah  man  besten  Erfolg  mit  den  bekannten,  oft  ungeheuer- 
lichen  Gewichtszunahmen.     Im   Durchschnitt  nahmen  die   Kinder 


Kinderkrankheiten.  455 

übrigens  160-300  g  in  der  Woche  zu.  Wenn  die  Kinder  die 
Buttermilch  im  Anfang  widerwillig  tranken,  so  hat  Referent  mit  seiner 
6  ^/o  Bohrzucker  enthaltenden  Buttermilch  diese  Erfahrung  nicht  ge- 
macht. Nach  Bommel  ist  die  Buttermilch  besonders  bei  akutenMagen- 
darmerkrankungen,  aber  auch  bei  chronischen  Ernährungsstörungen 
ein  überraschend  sicher  wirkendes  therapeutisches  Diätetikum. 
Ihre  Wirkungsweise  erklärt  sich  durch  ihre  Fettarmut  —  zumal  bei 
akuten  Fällen  — ,  durch  die  feine  Verteilung  des  Kaseins,  welche 
mechanisch  durch  den  Prozeß  des  Buttems  zu  stände  kommt  und 
bei  gekochter,  bezw.  sterilisierter  Buttermilch  durch  den  Mehlzusatz 
erhiJten  bleibt,  durch  den  Gehalt  an  Milchsäure,  welcher  abnorme 
Gärungen  verhindert  und  das  Kasein  vor  Fäulnis  behütet,  femer 
eine  unwillkommene  spätere  Labwirkung  ausschließt  und  peptisch 
neben  der  Salzsäure  wirkt.  Der  nachteilige  Einfluß,  den  die  Butter- 
milch durch  ihren  Gehalt  an  Milchsäure  auf  den  Mineralstoffwechsel, 
im  besonderen  die  Ca-Bilanz,  ausübt,  läßt  sie  als  ausschließliche 
Dauemahrung  nicht  geeignet  erscheinen.  Bei  längerer  Anwendung 
ist  es  angezeigt,  den  Zuckerzusatz  beträchtlich  zu  vermindern  und 
den  Gehalt  an  Fett  zu  vermehren.  Außer  der  besonderen  Präparation 
der  Kuhmilch  wäre  für  die  Säuglingsemähnmg  noch  Soxhlets  Kährzacker. 
Nährzucker  wiederum  zu  erwähnen.  Nachdem  er  Mitte  1901  in 
den  Handel  gekommen  ist,  hat  er  eine  sehr  große  Verbreitung  gefunden. 
Es  berichteten  über  seine  Anwendung  neuerdings  Moro  und  Bommel. 
Nachdem  Beferent  auch  seinerseits  in  mehrjähriger  Anwendung  den 
Nährzucker  erprobt  hat,  will  er  nicht  verfehlen,  an  dieser  Stelle  die 
Bedeutung  des  Präparates  zu  beleuchten.  Mit  verschwindend  selte- 
nen Ausnahmen,  in  denen  der  Nährzucker  Aufstoßen  und  sonstige 
Magenbeschwerden  macht,  wird  er  sehr  gut  in  jedem  Lebensalter 
vertragen.  Selbst  die  Gegner  einer  frühzeitigen  stärkehaltigen  Kost 
können  den  Nährzucker  schon  Neugeborenen  geben,  da  er  keine 
Stärke  mehr,  sondern  Maltose  und  Dextrin  zu  gleichen  Teilen  ent- 
hält. In  der  Begel  wird  man  der  Verdünnungsflüssigkeit  10  ^jo 
Nährzucker  zusetzen;  der  Nahrung  Neugeborener  etwas  weniger. 
Beferent  geht  nicht  über  die  Menge  von  60  g  Nährzucker  auf  den 
Liter  Milchmischung  hinaus.  In  diesem  Falle  darf  man  hoffen,  daß 
der  Zusatz  auf  die  Dauer  gut  vertragen  wird,  während  bei  dauern- 
der Verwendung  sehr  großer  Mengen  sich  Störungen  zeigen  können. 
Beferent  verwendet  den  Nährzucker  bei  gesunden  Kindern  anstatt 
gewöhnlichen  Zuckers  wesentlich  dann,  wenn  Neigung  zu  häufigeren 
Entleerungen  besteht;  tritt  unter  seiner  Verwendung  Neigung  zu 
Verstopfung  ein,  so  reguliert  er   dadurch,   daß  er  einen  gewissen 


456  Neomaim. 

N&hrsnoker.  Teil  des  Nährzuckers  durch  Bohrzucker  ersetzt.  Bei  Verdaauogs- 
störungen  akuter  Art  wird  jetzt  wohl  allgemein  für  ein-  bis  zwei- 
mal 24  Stunden  Hungerkost  in  Form  von  Tee,  Eiweißwasser  u.  dergl. 
verordnet.  In  diesem  Stadium  dürfte  man  am  besten  zunächst  von 
dem  Nährzucker  absehen;  sobald  aber  die  häufigen  spritzenden 
Stühle  spärlicheren,  schleimigen  Entleerungen  Platz  machen,  setzt 
Beferent  den  Schleimsuppen,  die  er  jetzt  zunächst  anordnet,  unbe- 
denklich Nährzucker  zu  (1  gehäuften  Eßlöflfel  =  25  g  auf  '/<  1 
Schleim)  und  behält  ihn  auch  bei,  wenn  er  weiterhin  zu  Milch- 
mischungen übergeht.  Für  die  Verwendung  bei  akuten  Darm- 
störungen dürfte  es  sich  empfehlen,  den  Nährzucker  ohne  die  später 
zu  erwähnenden  Zusätze  zu  verwenden.  Beferent  gibt  nicht  selten, 
um  einen  Bückfall  durch  Ernährung  mit  ungeeigneter  Milch  hintan- 
zuhalten, zunächst  Biederts  Bamogen,  mit  starken  Verdünnungen 
beginnend  und  bis  zu  einer  10 ^/o igen  Lösung  fortschreitend;  da 
selbst  letzteres  nur  3^3^/0  Zucker  enthält,  so  verstärkt  er  auch  bei 
der  Verwendung  des  Bamogens  dauernd  den  Nährwert  durch  Nähr- 
zucker. Auch  bei  chronischen  Ernährungsstörungen,  nach 
Bommel  besonders  solchen,  die  bei  milch-  und  fettreicher  Nahrung 
aufgetreten  sind,  bewährt  sich  der  Nährzucker;  übrigens  kommt 
hier  Soxhlets  verbesserte  Liebigsuppe,  auf  die  wir  bei  späterer 
Gelegenheit  zurückkommen  werden,  mindestens  in  gleichem  Maße 
in  Betracht.  Soxhlet  machte  den  Nährzucker  schwach  sauer  und 
setzte  ihm  etwas  Kochsalz  zu;  ob  hierdurch  die  Verdaulichkeit  er- 
leichtert und  der  Bhachitis  entgegengearbeitet  wird,  wissen  wir  nicht. 
Die  reichliche  Verwendung  im  Haushalt  wird  jedenfalls  durch  den 
salzigen  Geschmack  erschwert.  Es  ist  daher  angenehm,  daß  jetzt 
ein  Nährzuckerkakao  in  den  Handel  gebracht  ist,  der  aus  einer 
Mischung  von  Kakao  mit  reinem  Nährzucker  hergestellt  ist  und 
ungemein  nahrhaft  und  bekömmlich  ist.  Wenn  man  nach  Vorschrift 
zwei  gehäufte  Eßlöffel  auf  eine  große  Tasse  nimmt,  wird  man  übrigens 
zur  Süßung  zweckmäßig  noch  etwas  Bohrzucker  zusetzen.  Beferent 
verordnete  dieses  Präparat  z.  B.  bei  einem  Mädchen  mit  Darmtuber- 
kulose und  Darmnabelfistel  mit  gutem  Erfolg,  ebenso  bei  einem 
größeren  Säuglinge,  bei  dem  er  die  stark  stopfende  Wirkung  durch 
Kompott  etc.  aufhob  und  auf  diese  Weise  bequem  zur  gemischten 
Ernährung  gelangte.  Es  erscheint  der  Nährzuckerkakao  zur  Mästung 
von  Personen,  die  zum  Durchfall  neigen,  durchaus  zweckmäßig. 

Krankheiten  der  Neugeborenen.     Wenn  Biether  im  Laufe 
eines    Jahres   an    der  niederösterreichischen   Landesirrenanstalt  in 


Einderkr  ankheiien.  457 

Wien  nicht  weniger    als    66mal   sichere    Klavikolarfrakturen    be-    Eiavikuiar- 
obachten  konnte  und  zwar  bei  spontaner  Geburt,  so  verdient  diese      ^^^^^^'• 
Tatsache  Beachtung:  es  handelt  sich  hier  offenbar  um  ein  bisher 
übersehenes  Vorkommnis,  welches  auf  gleicher  Stufe  z.  B.  mit  dem 
Kephalh&matom  steht. 

Verdaanngsstörungen.  Wir  sind  gewohnt,  den  Soor  als  eine  zwar  Soor, 
häufige,  aber  nur  örtliche  Komplikation,  besonders  bei  Verdauungs- 
störungen, zu  betrachten.  Hiervon  abweichend  sah  Heubner  bei  einem 
1jährigen  Kind  eine  trockene  Nekrose  der  Mandeln.  Unter  Fieber  und 
starker  Dyspnoe  ging  es  zu  Ghrunde,  nachdem  sich  auf  der  Haut  ein 
Exanthem  —  linsengroße,  blaßrote,  hämorrhagische  Flecke  mit  zentraler 
Pustel  —  entwickelt  hatte.  Die  Sektion  ergab  neben  Pharyngitis  und 
Tonsillitis  gangraenosa  diphtherica  eine  Nephritis  und  Hepatitis  paren- 
ch3rmat08a  und  Hyperplasia  lienis.  Die  kulturelle  und  mikroskopische 
Untersuchung  zeigte,  daß  sich  in  den  Tonsillen  keine  Diphtherie- 
bazillen oder  Streptokokken,  sondern  fadenbildende  Stäbchen  und 
Soorpilze  fanden,  und  daß  die  letzteren  sich  in  den  ganzen  Körper 
verbreitet  hatten;  besonders  waren  sie  an  der  Niere  in  der  Mark- 
rindengrenze und  in  der  Rinde  im  Lumen  der  Kapillaren  gewuchert 
und  vielleicht  auch  in  die  Hamkanälchen  eingedrungen.  Während 
auf  dem  Leichentisch  Soormetastasen  schon  öfter  gefunden  wurden, 
ist  hier  zum  ersten  Male  schon  klinisch  die  Vermutung  einer  Soor- 
infektion  aufgetaucht. 

Infektionskrankheiten.    M.  Heinemann  stellt  die  Erfahrungen     Psychosen 
zusammen,   die  über  Psychosen  und  Sprachstörungen  nach    infg^^io^g. 
akut  fieberhaften  Erkrankungen  im  Elindesalter  gemacht  sind,  krankheiten. 
Es  kommen  akute  Psychosen,  Störungen  der  Sinnesorgane  und  der 
Sprache  am  häufigsten  nach  Typhus,  bei  Influenza,  nach  Pneumonie 
vor.    Die  Prognose  ist  günstig,  das  Krankheitsbild  —  wesentlich 
Verwirrtheit  mit  oder  ohne  Halluzinationen  —  nicht  fdr  bestimmte 
Infektionskrankheiten  charakteristisch.    Heinemann  berichtet  aus 
dem  Kaiser-Friedrich-Kinderkrankenhaus  über  eine  Influenzapsychose, 
über  8  Fälle  bei  kruppöser  Pneumonie  —  Psychosen  mit  Aphasie  — , 
über  2  Fälle  von  Sprachstörungen  und  1  FsJl  von  psychischer  Alte- 
ration bei  Typhus. 

Scharlach,  v.  Szikely  berichtet  von  einer  Scharlachansteckung 
durch  Einreiben  mit  infizierter  Zinksalbe;  der  Scharlach  ging  nach 
nicht  ganz  2tägiger  Inkubation  von  der  eingeriebenen  Stelle  aus 
und  verlief  leicht,    v.  Szökely  regt  an,  unter  Umständen  ein  in 


458 


Nei 


Scharlaoh- 
infektlon. 


Erreger  des 
Scharlach. 


gleicher  Weise  abgeschwächtes  Virus  zu  inokulieren.  Man  nimmt 
allgemein  an,  daß  Scharlach  auch  durch  Gesunde  verschleppt  werden 
kann.  Demgegenüber  sind  die  Beobachtungen  von  Sutherland 
von  Wichtigkeit,  zumal  er  sie  in  Arbeiterfamilien  anstellte,  wo  selbst 
bei  Isolierung  des  kranken  Kindes  die  kranken  und  gesunden  Kinder 
von  der  Mutter  abgewartet  wurden.  Zunächst  war  in  zehn  Familien 
von  jeder  Isolierung  des  scharlachkranken  Kindes  abgesehen,  und 
in  jeder  dieser  Familien  kamen  Ansteckungen  nach  2 — 14  Tagen,  vom 
Beginn  der  ärztlichen  Behandlung  an  gerechnet,  vor.  Während  in 
weiteren  40  Haushaltungen  keine  infektionsfahigen  Individuen  vor- 
handen waren,  gab  es  solche  in  82  Familien;  in  diesen  wirkte  die 
Isolierung  in  der  Weise,  daß  in  48  Familien  eine  Ansteckung  ver- 
mieden wurde,  in  84  Familien  hingegen  eine  Ansteckung  stattfand, 
und  zwar  regelmäßig  2  Tage,  nachdem  ein  Verkehr  mit  den  er- 
krankten Sandern,  die  43  oder  weniger  Tage  isoliert  gewesen  waren, 
stattgefunden  hatte.  Es  würde  dies  dafar  sprechen,  daß  nur  die 
Berührung  mit  dem  Scharlachkinde  selbst  ansteckt.  F.  Hasen- 
knopf und  Salge  veröflfentlichen  die  Einzelheiten  ihrer  schon  im 
vorigen  Jahrgang  angedeuteten,  mühevollen  Untersuchungen.  Ohne 
in  die  Einzelheiten  einzugehen,  kann  hier  nur  folgendes  berichtet 
werden:  Die  Scharlachstreptokokken  wurden  durch  das 
Serum  der  Scharlachkranken  in  der  Begel  agglutiniert ;  zweimal  war 
<^d  Agglutinationsflähigkeit  am  28.,  bezw.  36.  Krankheitstage  wieder 
erloschen.  Das  Serum  der  Scharlachkranken  bewirkte  bei  Strepto- 
kokken anderer  Herkunft  und  umgekehrt  das  Serum  von  einem 
Erysipel  und  bei  einer  puerperalen  Sepsis  beim  Scharlachstrepto- 
kokkus  keine  Agglutination.  Durch  Tierpassagen  wurde  der  Strepto- 
kokkus insofern  beeinflußt,  daß  er  nicht  mehr  ebenso  stark  durch 
das  Scharlachserum  —  aber  immerhin  doch  noch  spezifisch  —  agglu- 
tiniert wurde.  Es  ist  nun  sehr  anzuerkennen,  daß  die  Verfasser  auf 
ihre  Untersuchungen  hin  nicht  annehmen,  daß  der  Streptokokkus 
die  Ursache  des  Scharlachs  sei,  sondern  nur  einen  Teil  der  bei 
Scharlach  vorkommenden  Erscheinungen  auf  ihn  zurückführen,  in- 
dem sie  die  Streptokokkeninfektion  als  eine  Komplikation  des 
Scharlachprozesses  auffassen.  „Es  liegt  die  Annahme  nahe,  daß  die 
Streptokokken  beim  Scharlach  einen  ganz  besonders  guten  Boden 
finden,  daß  ihnen  die  intensive  Einwirkung  auf  den  Organismus  sehr 
erleichtert  wird,  daß  die  Beziehung  der  Streptokokken  zum  mensch- 
lichen Organismus  eine  ungleich  engere  wird,  wenn  dieser  Organis- 
mus an  Scharlach  erkrankt^;  hierbei  passen  sie  sich  den  unter 
diesen  Verhältnissen   gebotenen  Bedingungen  in  besonderer  Weise 


Kinderkraiikheiteii. 


459 


an.  Wenn  es  gelänge,  sie  durch  ein  bakterizides  Serom  unschädlich 
zu  machen,  so  würde  hiermit  in  der  Bekämpfung  des  Scharlachs 
ein  großer  Fortschritt  gemacht  sein. 

Keuchhusten.  Arnheim  konnte  in  über  150  bakteriologisch  Eeaohhusten: 
untersuchten  Sputa  sowie  an  der  Leiche,  ebenso  Faul  Beyher  in 
d4FäUen,  ebenfalls  zum  Teil  an  der  Leiche,  die  regelmäßige  Anwesen- 
heit des  Gzaplewski-Hensel sehen  Folbakteriums  nachweisen;  Poibakterium. 
dasselbe  ist  in  Haufen,  zum  Teil  in  den  Epithelien  gelagert.  Leider 
haben  alle  Versuche  die  Kultivierbarkeit  zu  erleichtem  ebensowenig  wie 
das  Tierexperiment  bisher  zu  einem  Erfolg  geführt.  Maximilian  Behandlung. 
Schreiner  rühmt  Zitrophen  —  in  großen  Gaben  —  sowie  Oxy- 
kampfer;  daß  diese  Mittel  mehr  als  andere  leisten,  erscheint  nicht 
hinreichend  bewiesen.  Wilhelm  Steckel  gibt  an,  bei  früher  Be- 
handlung den  Keuchhusten  mit  Euchinin  zu  heilen;  er  gibt  Säug- 
lingen 0,2  in  Suppositorien  2mal  täglich,  mit  jedem  Jahr  gibt  er 
1  Dezigramm  mehr.  lieber  0,7  innerlich,  bezw.  1  g  als  Zäpfchen, 
steigt  er  nicht.  Uebrigens  schließt  er  sich  russischen  Autoren  an, 
indem  er  als  Frühsymptom  einen  blassen  Urin,  der  gleichzeitig  ein 
spez.  Gewicht  von  1020 — 1035  hat,  beobachtet. 

Diphtherie.  Die  Arbeiten  Marfans  und  Wielands,  die  wir 
hier  besprechen  wollen,  sind  nicht  geeignet,  die  Bedeutung  des 
Diphtherieheilserums  zu  erschüttern,  aber  sie  mahnen  uns,  der 
Grenzen  seiner  Wirkung  eingedenk  zu  bleiben  und  es  auf  der  anderen 
Seite  in  der  Biohtung,  in  der  es  den  größten  Segen  stiften  kann,  voll 
auszunutzen.  Mit  Unrecht  hat  man  verlernt  die  Diphtherie  zu  fürchten. 
Jeden  Tag  kann  eine  neue  schwere  Epidemie  hereinbrechen,  wie  sie 
Marfan  aus  diesen  beiden  letzten  Jahren  beschreibt.  Von  1303 
Fällen,  die  er  selbst  behandelte,  starben  271;  zieht  man  die  in  den 
ersten  24  Stunden  im  Krankenhaus  Gestorbenen  ab,  so  mindert  sich 
die  Sterblichkeit  von  20,8  auf  11,5  ^/o.  Wir  hören  von  den  be- 
kannten Formen  schwerer  Diphtherie:  der  deszendierenden,  der 
septischen,  der  schleichend,  aber  mit  schweren  Lähmungen  ver- 
laufenden ;  die  Gerinnselbüdung  in  der  Herzspitze  fuhrt  zuweilen  zu 
Embolien.  Für  die  septischen  Formen  wird  ein  Diplokokkus  be- 
zichtigt, welcher  nicht  mit  dem  gewöhnlichen  Streptokokkus  über- 
einstimmen soll.  Marfan  betont,  daß  auch  die  schweren  septischen 
Formen  bei  sehr  früher  Serumbehandlung  vermieden  werden  können. 
Wieland  untersucht  in  ausführlicher  Weise  die  Verhältnisse  der 
operativen  Larynxstenosen  an  dem  Basler  Kinderspital.  Die 
Diphtherie  ist  in  Basel  in  der  Regel  nicht  sehr  verbreitet  und 
nicht  sehr  bösartig;   umsomehr  muß  es  auffallen,  daß  seit  der  Ein- 


Diphtherie- 
heUsenun. 


460 


Neumaiin. 


Operative 
Larynx- 
stenosen. 


Diphtherie- 
bazillen bei 
Schnupfen. 


fahmng  des  Serams  die  Todesftüle  unter  dem  Bilde  schwerer  Yer- 
giftnng  auftreten;  auch  bei  rechtzeitiger  und  reichlicher  spezifischer 
Behandlung  kamen  Todesfälle  vor.  Die  eingehende  Analyse  zeigt, 
daß  das  Serum  die  langsam  sich  örtlich  ausbreitende  Form  der 
Diphtherie  zum  Verschwinden  gebracht  hat,  hingegen  bei  raschem 
oder  toxischem  Verlauf  wenig  Aussichten  bietet.  Die  wenig  gün- 
stigen Resultate  bei  toxischen  FäUen  erklären  die  unregelmäßigen 
Schwankungen  der  Diphtheriemortalität  (soweit  es  sich  um  gespritzte 
Fälle  handelt).  Nur  Injektionen  in  den  ersten  Stunden  der  Erkran- 
kung, wie  sie  sich  bei  Spitalerkrankungen  ausführen  lassen,  geben 
größere  Sicherheit  des  Erfolges,  Es  ist  darum  im  allgemeinen  von 
der  prophylaktischen  Einspritzung  ausgedehnte  Anwendung  zu 
machen.  —  Theoretisch  spricht  die  wesentlich  örüiche  Heilwirkung 
des  Serums  dagegen,  die  giftbindende  Wirkung  des  Experiments  für 
die  Heilung  des  Kranken  in  unmittelbarer  Weise  heranzuziehen; 
vielmehr  scheint  die  Bedeutung  des  Serums  zum  größeren  Teile  in 
einer  bloß  indirekten,  weitere  Oiftproduktion  verhütenden  Wirksam- 
keit zu  liegen.  Bakteriodiagnostisch  interessant  wäre  die  Mitteilung 
L.  Ball  ins.  Es  wurden  im  Kinderasyl  unter  68  klinisch  als  gewöhn- 
licher Schnupfen  angesprochenen  Fällen  llmal  Diphtheriebazillen  ge- 
funden, und  zwar  nur  zu  einer  gewissen  Zeit  und  nur  auf  2  Stationen 
bei  Kindern,  die  schon  lange  im  Hause  waren.  Ballin  sieht  sich 
genötigt,  die  Anwesenheit  der  Bazillen  als  zufällig  anzusehen,  zumal 
die  Einspritzung  von  Heilserum  den  Verlauf  der  Krankheit  nicht 
beeinflußte.  In  den  vereinzelten  Fällen,  wo  dem  Diphtheriebazillus 
ätiologische  Bedeutung  zuerkannt  werden  mußte,  war  auch  das 
klinische  Bild  ein  anderes :  eitriges  Sekret,  gedunsenes  Gesicht,  auf- 
fallende Störung  des  Allgemeinbefindens  u.  s.  f. 


Headsche 
Zonen. 


Nervenkrankheiten.  Die  Untersuchung  auf  die  von  He  ad 
genau  studierten  und  lokalisierten  Hauthyperästhesien  ergänzt 
das  klinische  Bild  in  einer  bemerkenswerten  Weise;  Bartenstein 
hat  sie  an  der  Breslauer  Kinderklinik  auch  auf  die  Erkrankungen 
der  Kinder  ausgedehnt;  er  fand  sie  vorwiegend  bei  nervösen  Kindern. 
Insofern  die  Zonen  Beflexphänomene  sind,  wäre  in  jedem  Fall  der 
Versuch  zu  machen,  die  ursächliche  Viszeralstörung  aufzufinden  und 
zu  beseitigen.  Johann  v.  Bökay  hat  in  mehr  als  90  Fällen  von 
chronischem  Hydrozephalus  die  systematisch  wiederholte  Lumbal- 
punktion angewendet.  Nur  in  sehr  seltenen  Fällen  ist  die  Kom- 
munikation zwischen  den  Himventrikeln  und  dem  subduralen  Raum 
aufgehoben  und  hierdurch  die  Lumbalpunktion   erfolglos;   bei   an- 


Kinderkrankheiten.  461 

geborenem  internen  Wasserkopf  ist  die  Lumbalpunktion  gewöhn-  Lambai- 
lieh  nutzlos,  weil  die  Himentwicklung  gestört  ist.  Hingegen  ist  der  h^^jJJ^^jI'i®  ^ 
Erfolg  bei  erworbenem  Hydrozephalus ,  z.  B.  nach  epidemischer 
Zerebrospinalmeningitis,  oft  ein  deutlicher,  zuweilen  sogar  ein  voll- 
kommener. Die  Punktion  ist  häufig  zu  wiederholen  und  hierbei 
aUerhöcbstens  eine  Menge  von  &0 — 60  ccm  zu  entleeren;  wenn  die 
Flüssigkeit  zunehmend  mehr  Eiweiß  enthält,  sind  die  Pausen  zu  ver- 
größern. Als  Beispiel  teilt  v.  B6kay  einen  Fall  von  Hydrozephalus 
nach  Zerebrospinalmeningitis  bei  einem  4monatlichen  Eand  mit,  bei 
dem  durch  11  Punktionen  288  ccm  Flüssigkeit  entleert  wurden  und 
Heilung  eintrat.  In  einem  anderen  Fall  wurden  in  15  Sitzungen 
660  ccm  entleert.  Referent  hält  B6kays  Mitteilung  für  beachtens- 
wert. Auch  nach  der  Erfahrung  des  Referenten  können  systematisch 
wiederholte  Punktionen  besonders  nach  frischeren  Entzündungen  der 
Häute  mit  Vermehrung  der  Zerebrospinalflüssigkeit  zur  Heilung 
führen;  die  Punktion  läßt  sich  ambulatorisch  ausfuhren,  wie  dies  auch 
B6kay  tat.  Im  besonderen  nehmen  die  Himdruckerscheinungen 
vorübergehend  oder  dauernd  ab  (Spasmen,  Erbrechen  u.  s.  f.).  Wir 
stehen  im  besonderen  den  verhältnismäßig  frischeren  Formen  des 
entzündlichen  Wasserkopfes  heute  ganz  anders  als  vor  wenigen 
Jahren  gegenüber :  auf  der  einen  Seite  hat  es  sich  ergeben,  daß  ein 
unerwartet  großer  Prozentsatz  der  antisyphilitischen  Behandlung  zu- 
gänglich ist,  auf  der  anderen  Seite  können  wir  bei  richtiger  Indi- 
kation die  Druckerscheinungen,  welche  sekundär  sind  und  trotzdem 
den  Ausgang  der  Krankheit  gewöhnlich  entscheiden,  zuweilen  zum 
Verschwinden  bringen.  Immer  häufiger  sind  Heilungen  selbst  bei 
angeborenem  chronischen  Hydrozephalus  zu  registrieren;  z.  B.  fol- 
gender Fall  von  Franz  SzlÄvik:  der  typische  Hydrozephalus,  der  Spontanheilung 
im  2.  Lebensmonat  bemerkt  wurde,  kam  zu  6  Monaten  zur  Behand-  ^®' 
lung  und  heilte  vollkommen.  Es  wurde  eine  Schmierkur  mit  Jod- 
kalium kombiniert,  außerdem  —  nach  Meinung  des  Referenten  wohl 
überflüssigerweise  —  wiederholt  die  Lumbalpunktion  vorgenommen. 
Der  Stimmritzenkrampf  erweckt  weiter  das  größte  Interesse,  stimmrltzen- 
nachdem  in  ihm  eine  Teilerscheinung  einer  sehr  verbreiteten  Heber-  J^r»™?'« 
erregbarkeit  des  Nervensystems  im  frühen  Eindesalter  erkannt  ist. 
In  Nachprüfung  der  in  früheren  Jahrgängen  besprochenen  Unter- 
suchungen von  Thiemich  und  Mann  sowie  von  Finkelstein 
berichtet  Alfred  Japha  über  die  Ergebnisse,  die  ihm  die  Unter- 
suchung von  über  600  Eändem  geliefert  haben.  Es  vereinigt  sich 
nach  ihm  der  Stimmritzenkrampf  des  Kindes  mit  einer  gewissen  Art 
von  Konvulsionen  und  gewissen  lokalen  Krampfzuständen  zu  einem 


462 


Nemnann. 


Stimmritzen-  Erankheitsbilde,  welches  durch  eine  erhöhte  Erregbarkeit  des  Nerven- 
krampf.  gygtems  gegenüber  allen  Arten  von  Reizen  charakterisiert  ist.  Die 
winterliche  Jahreszeit,  vielleicht  durch  Vermittlung  von  Wohnungs- 
schädlichkeiten,  begünstigt  den  Ausbruch  der  Erkrankung;  von 
allergrößter  Bedeutung  sind  aber  Ernährungsschädlichkeiten,  beson- 
ders kann  die  Kuhmilch  die  Erscheinungen  hervorrufen,  während 
Milchentziehung  dieselben  oft  prompt  für  die  Zeit  des  Aussetzens, 
manchmal  dauernd,  beseitigt,  wofern  man  nur  für  eine  Regelung  der 
Diät  sorgt.  Der  Einfluß  der  Ernährung  scheint  sich  aber  erst 
sekundär  infolge  einer  funktionellen  Organstörung  geltend  zu 
machen. 


Zyklische 
Albaminarie. 


Nierenkrankheiten.  Die  zyklische  Albuminurie  —  wesent- 
lich eine  Erkrankung  des  Kindesalters  oder  mindestens  aus  ihm 
stammend  —  erfuhr  vielfache  Behandlung.  In  entgegengesetzter 
Richtung  bewegen  sich  die  Arbeiten  von  Faul  Edel  und  von  Leo 
Schaps  und  andererseits  die  von  Häuser.  Nach  Schaps  hat  die 
zyklische  Albuminurie  mit  der  chronischen  Nephritis,  die  periodisch 
Eiweiß  zeigt,  nichts  gemein ;  sie  beginnt  wesentlich  nach  dem  fünften 
Jahre;  eine  Entstehung  aus  Infektionskrankheiten  sei  nicht  nach- 
weisbar; sie  ist  nicht  selten  familiär  und  erscheint  als  Symptom 
einer  mit  dem  Wachstum  des  Organismus  sich  allmählich  aus- 
bildenden Konstitutionsanomalie.  Es  scheint  in  derselben  regel- 
mäßig auch  das  Herz  eine  Rolle  zu  spielen.  Schaps  ist  geneigt, 
die  Minderwertigkeit  der  Herzfunktion  der  von  Germain  S6e  be- 
tonten Hypertrophie  et  Dilatation  de  croissance  gleich  zu  setzen. 
EZlinisch  finden  sich  bei  der  Albuminurie:  Kopfschmerzen  ohne 
migräneartigen  Typus,  Appetitlosigkeit,  Mattigkeit,  leichte  Ermüdbar- 
keit bei  der  Arbeit  und  ziemlich  häufig  Verstopfung.  Von  großem 
Interesse  sind  die  seit  einigen  Jahren  laufenden  Untersuchungen  von 
Paul  Edel;  er  stellte  fest,  daß  die  zyklische  Albuminurie  bei  abnorm 
niedrigem  Blutdruck  eintritt;  die  betrefiPenden  Individuen,  welche 
man  als  abnorm  leicht  ermüdbar  bezeichnen  muß,  leiden  an  einer 
neuromuskulären  Asthenia  cordis;  ihr  Zustand  ist  der  gleiche,  wie 
er  vorübergehend  bei  Rekonvaleszenten  nach  akuten  Infektions- 
krankheiten auftritt.  Allerdings  muß  man  außer  der  Schwäche  im 
Zirkulationsapparat  noch  eine  besondere  Empfindlichkeit  der  Niere 
annehmen,  da  die  erstere  nicht  an  und  für  sich  immer  mit  Albumin- 
urie verknüpft  ist.  Im  Gegensatz  zu  diesen  Anschauungen  äußert 
sich  Haus  er:  nach  ihm  handelt  es  sich  „um  Zirkulationsstörungen, 
vielleicht  zum  Teil  um  die  Gifbwirkung,  um  den  Reiz  von  StofP- 


*  Kinderkrankheiten.  468 

wechselprodukten  gelegentlich  größerer  Muskelanstrengongen,  welche 
eine  durch  infektiöse  Prozesse  geschwächte  Niere  veranlassen,  zeit- 
weise Eiweiß  auszuscheiden^;  der  Sitz  der  Läsion  müsse  in  den 
Außenepithelien  der  Olomeruli  angenommen  werden.  Er  verordnet 
auf  lange  Zeit  ausschließliche  Milch-  und  vegetabilische  Diät;  daneben 
diuretische  Wässer.  Er  hat  ebenso  wie  Edel  zuweilen  durch  eine 
vorsichtig  gesteigerte  Muskelarbeit  Heilung  gesehen,  was  uns  aller- 
dings eher  für  die  Edel  sehe  Anschauung  zu  sprechen  scheinen 
würde. 

Konstitutionelle  Krankheiten.  Ehachitis.  Escher  unter- 
suchte auf  Veranlassung  von  Stooß  Sander  klinisch  und  anatomisch 
auf  angeborene  Ehachitis.  Er  benutzte  105  lebende  Eänder  Angeborene 
und  25  Leichen  von  nicht  ausgetragenen  Früchten,  Neugeborenen  R^»c^^*»8. 
und  Kindern  bis  zum  Alter  von  4  Monaten.  Während  er  an  der 
Knorpelknochengrenze  der  Bippen  anatomisch  rhachitische  Verände- 
rungen ausschließen  konnte,  muß  er  für  die  Schädelknochen  eine  ge- 
wisse Schwierigkeit  der  Untersuchung  und  Unsicherheit  der  Dia- 
gnose zugestehen.  In  einem  Falle  mit  sehr  großer  Fontanelle  und 
am  Bande  sehr  nachgiebigen  Elnochen  schließt  Es  eher  Bhachitis 
aus,  weil  der  Schädel  im  fünften  Monat  fester  geworden  war.  Be- 
ferent  erlaubt  sich  zu  dieser  in  den  letzten  Jahren  viel  erörterten 
Frage  einige  kritische  Bemerkungen.  Zunächst  nimmt  man  den 
Beginn  der  Bhachitis  am  Schädel  an;  so  verdienstvoll  es  von 
Tschistowitsch  ist,  gezeigt  zu  haben,  daß  eine  gewisse  Verdickung 
an  der  Bippengrenze  noch  nicht  pathologisch  ist,  so  können  wir  es 
daher  nicht  für  richtig  halten,  sich  für  die  Beurteilung  der  an- 
geborenen Bhachitis  immer  wieder  wesentlich  auf  den  Bippenbefand 
zu  stützen.  In  der  Beurteilung  mangelhafter  Ossifikation  der  Schädel- 
knochen herrscht  jedoch  dieselbe  Unsicherheit,  wie  sie  früher 
fär  den  weichen  Hinterkopf  bestand.  Wenn  man  diese  ftir  eine 
Variation  des  Normalen  halten  will,  so  spricht  dagegen  die  moderne 
klinische  Beobachtung.  Kein  Zweifel,  daß  unter  günstigen  Verhält- 
nissen die  angeborene  Schädelrhachitis  schon  früh  ausheilen  kann; 
ebenso  sicher  kann  sie  aber  später  in  zweifellose  Bhachitis  über- 
gehen. Die  Untersucher  sollten  ein  größeres  Material  —  da  an- 
geborene Bhachitis  nicht  so  häufig  ist,  wie  man  zeitweise  glaubte  — 
fortlaufend  beobachten.  Bei  der  anatomischen  Untersuchung  sollte 
die  Zahnentwicklung  berücksichtigt  werden.  Die  Kauhöcker  der 
ersten  bleibenden  Molarzähne  beginnen  um  die  Zeit  der  Geburt 
Herum  zu  verkalken  (vergl.  H.  Neumann,  Volkmanns  Samml.  klin. 


464  Nei 

Vorträge  1897,  Nr.  172) ;  bei  rbachitischeii  Eroeionen  der  Ueibendea 
Zähne  sind  nie  immer  beteiligt;  ein  Beweis,  daß  schwere  Schädel- 
rhachitis,  welche  die  Kiefer  und  die  in  ihnen  wachsenden  Zahn- 
s&ckchen  beteiligt,  schon  bei  der  Ctebnrt  oder  sehr  bald  nachher 
einsetzt. 

MiizfchweiiQBg  Syphilis.  Marfan  ontersncht  die  Bedentong  der  Ifilxschwellang 
bei  SyphlUf .  jj^  ^^  beiden  ersten  Lebensjahren.  Bei  376  Kindern  dieses  Alters 
fand  sich  40mal  palpatorisch  eine  krankhafte  MilzschweUimg.  In 
45  ^/o  dieser  Fälle  bestand  sicher,  in  32,5  ®/«  wahrscheinlich  Syphilis ; 
in  15  °/o  nur  Bhachitis.  In  einer  Reihe  von  Fällen  fanden  sich  gleich- 
zeitig beide  £[rankheiten.  Wenn  in  4  von  den  40  Fällen  die  Mils- 
Schwellung  eine  Teilerscheinung  der  Anaemia  lienalis  pseadolencaemia 
war  —  welche  Marfan  nur  als  einen  besonders  hohen  Gbrad  der 
lienalen  Anämie  auffaßt  — ,  so  ließ  sich  anch  diese  auf  Syphilis  oder 
in  zweiter  Linie  auf  Rhachitis  beziehen.  Marfan  will  auf  seine 
Statistik  hin  jedes  Eand  mit  Müzschwellung  als  syphilisverdächtig 
betrachten  und  entsprechend  behandeln.  Referent  glaubt,  daß  diese 
Anschauung  nur  für  Milzschwellungen,  welche  aus  den  ersten  Lebens- 
monaten stammen,  berechtigt  wäre. 


Literatur. 

G.  Arnheim,  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  29.  —  L.  B allin,  Jahrb. 
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Bd.  VIII.  —  V.  Behring,  Die  Therapie  der  Gegenwart,  Jan.  1904.  — 
Johann  t.  Bökaj,  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  VII.  —  Caro,  Arch.  f. 
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Leipzig  und  Wien.  —  Alfred  Japha,  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  49.  — 
Erwin  Kobrak,  Die  Therapie  der  Gegenwart,  Juli.  —  Emil  v.  Lange, 
Jahrb.  f.  Kinderheilk.  N.  F.,  Bd.  VIL   —   A.   Liebmann,    Stotternde 


Einderkrankheiten.  465 

Kinder.  Ziegler  u.  Ziehen,  Samml.  VI,  2.  Berlin.  —  W.  Lissauer,  Ueber 
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des  mal.  de  Tenfance,  Mai.  —  Derselbe,  Revue  mens,  des  mal.  de  Penfanoe, 
Okt.  1902.  —  Derselbe,  Handbuch  der  Säuglingsemährung,  übersetzt 
von  Rudolf  Fischl.  Leipzig- Wien  1904.  —  A.  Monti,  Einderheilkunde  in 
Einzeldarstellungen.  Heft  21  (Schluss):  Die  wichtigsten  Hauterkrankungen 
im  Kindesalter.  Berlin- Wien.  —  Derselbe,  Einderheilkunde  in  Einzel- 
darstellungen. Hefb  20:  Krankheiten  der  Neugeborenen.  Wien-Berlin.  — 
Moro,  Elin.-therapeut.  Wochenschr.  Nr.  6.  —  H.  Neu  mann,  Jahrb.  f. 
Einderheilk.  N.  F.,  Bd.  VI.  —  Anna  Perlin,  Jahrb.  f.  Einderheilk.  N.  F., 
Bd.  Vin.  —  J.  Petruschkj,  Die  Sommersterbliohkeit  der  Säuglinge 
und  ihre  Verhütung.  Leipzig.  —  W.  Prausnitz,  Physiologische  und 
sozial-hygienische  Studien  über  Säuglingsemälirung  und  Säuglingssterblich- 
keit. München.  •—  Paul  Reyher,  Jahrb.  f.  Einderheilk.  Bd.  VIIL  — 
Riether,  Wien.  klin.  Wochenschr.  Nr.  24,  1902.  —  Rietz,  Arch.  f. 
Anthropologie  N.  F.,  Bd.  I,  H.  1.  —  Rommel,  Arch.  f.  Einderheilk. 
Bd.  XXXVII  und  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  6.  —  Max  Rubner, 
Beiträge  zur  Ernährung  im  Enabenalter,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Fettsucht  nach  gemeinsam  mit  Dr.  Wolpert  und  Dr.  Euschel  vorge- 
nommenen Untersuchungen.  Berlin.  —  Leo  Schaps,  Arch.  f.  Einder- 
heilk. Bd.  XXXV.  —  F.  Schilling,  Jahrb.  f.  Einderheilk.  N.  F.,  Bd.  VIH. 
—  Maximilian  Schreiner,  Therap.  Monatsh.,  Mai.  —  v.  Soxhlet, 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  47.  —  Wilhelm  Stekel,  Elin.-therap. 
Wochenschr.  Nr.  28.  —  W.  Stoeltzner,  Pathologie  und  Therapie  der 
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V.  Szftkely,  Jahrb.  f.  Einderheilk.  Bd.  VII.  —  Franz  Szlavik,  Jahrb. 
f.  Einderheilk.  Bd.  VIH.  —  F.  Toeplitz,  Die  Ernährung  der  Eindes. 
Breslau.  —  J.  Trumpp,  Gesundheitspflege  im  Eindesalter.  Teil  II:  Eörper- 
und  Geistespflege  im  schulpflichtigen  Alter.  Bibl.  d.  Gesundheitspflege 
Bd.  XV.  Stuttgart.  —  Emil  Wieland,  Das  Diphtherieheilserum,  seine 
Wirkungsweise  und  Leistungsgrenzen  bei  operativen  Larynxstenosen.  Habili- 
tationsschrift. Separatabdruck  aus  Jahrbücher  f.  Einderheilk.  N.  F.,  Bd.  VII. 


Jahrbach  der  praktischen  Medizin.    190A.  30 


IV. 

Aerztliche  Sachverständigentätigkeit. 

Von  Prof.  Dr.  Ernst  Zlemke  in  Halle  a.  S. 

Forensische  Unter  den  Arbeiten,  welche  im  Berichtsjahr  den  biologischen 

Diagnostik:  Blutnachweis  behandehi,  ist  an  erster  Stelle  eine  zusammenfassende 
Arbeit  Von  Uhlenhnth  und  Beumer  zu  nennen,  welche  in  klarer  und 
präziser  Weise  eiae  praktische  Anleitung  zur  gerichtsärztlichen 
Biologischer  Blutuntersuchung  vermittels  des  biologischen  Verfahrens 
Bintnachweis.  ^^^  j^^^  findet  hier  alles  zusammengestellt,  was  zur  Sicherung  des 
Resultats  und  zur  Vermeidung  von  Fehlem  zu  wissen  notwendig  ist.  Es 
sei  hervorgehoben,  daß  auf  Grund  reicher  praktischer  Erfahrung  der 
biologische  Blutnachweis  als  ein  sicheres  und  einwandfreies  Verfahren 
zur  Bestimmung  der  Herkunft  von  Blut  bezeichnet  wird,  eine  An- 
sicht, die  von  den  meisten  Eachgenossen  geteilt  wird  und  der  nur 
die  Ergebnisse  Kookels  widersprechen,  welcher  im  7.  Teil  seiner 
Fälle  das  Menschenblut  refraktär  fand  und  im  11.  Teil  der  Fälle 
die  Reaktion  in  heterologem  Serum  eintreten  sah.  Dem  Vorschlag, 
eine  Zentralstelle  zur  Abgabe  genügend  hochwertiger,  staatlich  ge- 
prüfter Sera  zu  errichten  und  die  Gerichtsärzte  an  den  gerichtlich- 
medizinischen Universitätsinstituten  in  der  biologischen  Methode 
ausbilden  zu  lassen»  kann  nur  beigepflichtet  werden,  weil  hierdurch 
vermieden  wird,  daß  die  Methode  durch  die  Fehlerfolge  Ungeübter 
in  Mißkredit  gebracht  wird.  Da  die  spezifische  Wirkung  des  prä- 
zipitierenden Serums  erst  bei  einer  gewissen  Verdünnung  in  die 
Erscheinung  tritt,  so  ist  eine  genaue  Wertbestimmung  des  Serums 
für  seine  Anwendung  in  der  Praxis  unerläßlich.  Wassermann 
und  Schütze  stellen  sich  hierzu  ein  „Normalpräzipitierungsserum'' 
her.  Sie  verstehen  darunter  ein  Serum,  welches  in  der  Menge  von 
1  com  zu  5  com  0,85°/oiger  Kochsalzlösung,  in  denen  das  in  0,1  com 
angetrockneten  Blutes  vorhandene  Eiweiß  enthalten  ist,  zugesetzt, 
nach  einer  Stunde  im  Brütschrank  bei  37^  eine  deutliche  flockige 


AerzÜiche  Sachverständigentätigkeit. 


467 


Trübung  ergibt,  die  sich  später  als  Niederschlag  absetzt.  Buflb  schon 
0,1  com  des  Serums  die  gleiche  Wirkung  hervor,  so  nennen  sie  es 
ein  ;,lQfaches  Normalpräzipitierungsserum^,  wenn  bei  lOQfacher  Ver- 
dünnung des  Serums  die  Reaktion  eintritt,  sprechen  sie  von  einem 
„lOOfach  normalen  Präzipitierungsserum^'.  Die  in  1  com  eines 
Normalpräzipitierungsserums  enthaltene  Menge  von  präzipitierender 
Substanz  ist  eine  „Präzipitierungseinheit".  Zur  Erreichung  eines 
klaren  Besultates  darf  die  zu  einem  Versuche  zugesetzte  Menge 
Serum  1 — 2  Präzipitierungseinheiten  nicht  überschreiten.  Unter 
diesen  Voraussetzungen  zeigt  das  präzipitierende  Serum  stets  strenge 
Spezifität.  —  Der  Nachweis  individueller  Blutdifferenzen, 
dessen  forensische  Bedeutung  darin  besteht,  daß  man  aus  gefundenen 
Blutspuren  das  Individuum  feststellen  kann,  welchem  das  Blut  zu- 
gehört, ist  auf  verschiedenem  Wege  versucht  worden.  Weichhardt 
bediente  sich  hierzu  der  biologischen  Methode.  Er  entfernte  aus 
dem  präzipitierenden  Serum  durch  Absorption  alle  heterologen  Be- 
standteile und  konnte  nun  zwischen  mehreren  Arten  von  Menschen- 
blut und  Pferdeblut  bei  den  einzelnen  Individuen  sichere  diagno- 
stische unterschiede  beobachten.  Landsteiner  und  Richter 
machten  sich  die  Erfahrung  zu  nutze,  daß  normales  Menschenblut- 
serum  fast  regelmäßig  fremde  menschliche  Blutkörperchen  aggluti- 
niert,  die  eigenen  aber  unbeeinflußt  läßt.  Es  gelang  ihnen  in  einer 
Anzahl  von  Fällen  auf  diese  Weise  mit  Sicherheit  auszuschließen, 
daß  die  untersuchten  Blutflecken  von  einer  bestimmten  Person  her- 
rührten. Wenn  diese  Versuche  auch  die  Hoffiiung  erwecken,  daß 
es  gelingen  wird,  aus  aufgefundenen  Blutspuren  festzustellen,  von 
welchem  Individuum  sie  herrühren,  so  sind  doch  weitere  Unter- 
suchungen, welche  diese  Ergebnisse  bestätigen,  erforderlich,  ehe  ihre 
praktische  Verwertung  vor  Gericht  angängig  ist.  —  Die  Behauptung 
Mosers,  daß  man  mit  Hilfe  der  Hämoglobinkristalle  mit  unbedingter 
Sicherheit  erkennen  könne,  ob  das  zur  Untersuchung  vorliegende 
Blut  Menschenblut  oder  Tierblut  sei,  wird  durch  die  exakten  Unter- 
suchungen, welche  Friebens  unter  Koberts  Leitung  anstellte, 
widerlegt.  Nach  ihm  ist  ein  einwandfreies  Resultat  mittels  der  Dar- 
stellung von  Hämoglobinkristallen  nur  dann  zu  erwarten,  wenn  das 
betreffende  Blut  in  genügender  Menge  vorhanden,  wenn  es  ver- 
hältnismäßig frisch  und  durch  äußere  Einflüsse  nicht  zersetzt  ist 
und  keine  allzugroßen  Verunreinigungen  enthält.  Beim  Auftreten 
nur  weniger,  nicht  charakteristischer  Kristalle  ist  eine  Täuschung 
sehr  wohl  möglich.  In  den  meisten  Fällen,  welche  der  Gerichtsarzt 
zur  Untersuchung  erhält,  trefiPen  diese  Voraussetzungen  nicht  zu; 


Individuelle 

Blut- 
diiferenzen. 


Mikro- 
skopischer 
Bltttnaohweis. 


468  Ziemke. 

Mikro-       einen  Wert  for  die  forenosche  Praxis  kann  das  Mos  ersehe  Ver- 
BitUnachweL  ^^diren  daher  nicht  beanspruchen.  —  Znm  mikroskopischen  Nach- 
weis der  Blutkörperchen  empfiehlt  Marx  eine  Lösung,  welche  aus 
33^/oiger  Kalilauge  und  1^/ooigcr  Lösung  von  Chininum  hydrochloricum 
zu  gleichen  Teilen  besteht.  Man  f&gt  ihr  einige  Kömchen  Eosin  zu 
und  muß  sie  vor  dem  Ctobrauch  stets  frisch  bereiten.    Selbst  aus 
Blut|   das  bis  auf  200°  schnell  erhitzt  war,   ließen  sich  mit  der 
Chininkalilauge  die  Erythrozyten  noch  deutlich  darstellen,  ein  Vor- 
zug, den  das  neue  Verfahren  vor  den  bisher  üblichen  voraus  hat.  — 
Chemischer    Zum  Nachweis  des  Blutes  auf  chemischem  Wege  bedient 
BiutnftchweiB.  j^^^  ^{q^  bekanntlich  der  van  Deen sehen  Guajakterpentinprobe, 
bei  deren  negativem  Ausfall  Anwesenheit  von  Blut  mit  Sicherheit 
auszuschließen  ist.     Dem  Mangel  der  Methode,  daß  außer  durch 
Blut  noch  durch  eine  Reihe  anderer  Substanzen   ein  positiver  Aus- 
fall der  Reaktion  verursacht  werden  kann,  hat  man  schon  verschie- 
dentlich durch  Modifikationen  abzuhelfen  versucht,  bisher  ohne  Er- 
folg.   Neuerdings   will  Rössel  dies  durch   eine  Modifikation  der 
Weberschen  Blutreaktion,  welche  zum  Nachweis  des  BlutfarbstofiTes 
im  Stuhl  angewandt  wird,  erreichen.   Er  schließt  stark  eingetrocknete 
Blutflecken  mit  Eisessig  und  70<^/oiger  ätherischer  Chloralhydratlösong 
auf,  destilliert  den  Aether  ab  und  neutralisiert  den  Rückstand  mit 
Natronlauge,  wobei  der  Blutfarbstoff  ausftllt.   Eine  Lösung  desselben 
in   essigsäurehaltigem   Aether   wird   mit  der   Guajakterpentinprobe 
geprüft.    An  Stelle  der  Ghiajaklösung  kann  auch  eine  alkoholische 
Aloinlösung  benutzt  werden.    Zu  Täuschung  fahrende  Substanzen 
BoUen  durch  die  Fällung  des  Blutfarbstoffes  von  diesem  getrennt 
Sperma-      werden.  —  Goldschmidts  Untersuchungen  über  die  Elorence- 
nachweis.     gehe  Spermaprobe  bestätigen  die  Erfahrung  aufii  neue,  daß  diese 
Reaktion  in  der  forensischen  Praxis  eine  bequeme  und  zuverlässige 
Yorprobe  for  die  Spermauntersuchung  abgibt»  Fällt  sie  negativ  aus, 
unter-       80  ist  kein  Sperma   vorhanden.  —  Die   Unterscheidung  von 
scheidungvon  j^^^a^jl^gj^.  und  Tierknochen  läßt  sich  durch  die  mikrosko- 
Menschen- and     .     -       -,  ,  -ry       ■»  i  i*/w  .*    «.  i      «    • 

Tierknochen,  pische  Untersuchung  von  Enoohenquerschlinen  mit  Sicherheit  er- 
möglichen. Nach  den  Untersuchungen  von  Kenyeres  und  Hegyi 
bestehen  in  dem  feineren  Bau  zwischen  Menschen-  und  Tierknochen 
ganz  wesentliche  Unterschiede,  welche  am  auffallendsten  in  der  Zahl 
und  Weite  der  Ha  veraschen  Kanäle  zum  Ausdruck  kommen  und 
schon  an  ganz  groben  Schliffen,  die  sich  mit  Säge,  Schleifstein  und 
Schmirgelpapier  leicht  herstellen  lassen,  wahrgenommen  werden 
können.  Von  besonderem  Wert  für  die  forensische  Praxis  ist  die 
einfache  Ausführbarkeit  der  empfohlenen  Methode.  —  Der  Sicht- 


Aerztliche  Sachverständigentätigkeit.  469 

barmachung  latenter  Finger*  und  Faßabdrücke  wandte     sichtbar- 
Paul  seine  Aufmerksamkeit  zu.   Als  bestes  Verfahren  empfiehlt  er     ^^^^'^^ 
das  Bestreuen  der  zu  untersuchenden  Fläche  mit  Farbstoffpulver   Finger-  and 
oder  mit  nicht  zu  fein  pulverisiertem  übermangansaurem  Kali.   Nach  FofiAbdrfloke. 
Abschütten  des  Ueberschusses  und  Betupfen  der  Fläche  mit  einem 
buschigen  Pinsel  werden  die  Abdrücke  in  feinen  Farbentönen  sicht- 
bar.   Abdrücke  auf  Glas  bringt  man  am  besten  durch  Aetzung  mit 
Fluorwasserstofibäure  zum  Vorschein.  —  Kockel  hat  sich  weiter 
mit  der  Identifizierung  von  Schartenspuren  beschäftigt.    Er  Identifizierung 

stellt  sich  durch  Schaben  von  Wachs-Zinkweißplatten  mit  der  zu  "^^^  SoJ^arten- 

sparen, 
prüfenden  Messerklinge  Abdrücke  der  Schartenspuren  her,  photo- 

graphiert  bei  seitlich  einfallendem  Bogenlicht  und  mißt  die  Breite 
und  Abstände  der  Spuren.    Auf  diese  Weise  gelingt  es  mit  mathe- 
matischer Exaktheit,  Schartenspuren  auf  Hack-  oder  Schnittflächen 
zu  identifizieren.  —  Der  Identifizierung  von   Personen    dient    ein 
Verfahren,  welches  Windt  als  Daktyloskopie   bezeichnet.    Es  Daktyloskopie, 
beruht  auf  der  Beobachtung,  daß  die  Papillarlinien  der  Haut  an  den 
Fingern  gewisse  Muster  bilden,  die  sich  das  ganze  Leben  hindurch 
gleich  bleiben  und  in  ihren  Details  bei  jedem  Menschen  verschieden 
sind.    Es  ist  also  möglich,  ein  Individuum  mit  Hilfe  seines  Finger- 
abdruckes jederzeit  zu  identifizieren.  Auch  der  gerichtlichen  Medizin 
kann  dieses  Verfahren  bei  der  Rekognoszierung  unbekannter  Leichen 
gute  Dienste  leisten,  es  ist  der  Anthropometrie  wegen  seiner  Ein- 
fachheit entschieden  vorzuziehen.  —  Daß  die^Identifizierung  von  identiflzierang 
Knochen,  auch  wenn  sie  durch  hohe  Temperaturen  schon  stark     stark  ver- 
verändert sind,  bei  exakter  Prüfung  bisweilen   noch  möglich   ist,     Knoohen. 
lehren  Untersuchungen  von  Strauch,  welcher  an  halb  verbrannten 
Enochenresten   durch  vergleichende  Messungen  feststellen  konnte, 
daß  die  Knochen  einem  reifen  oder  nahezu  reifen  menschlichen  Neu- 
geborenen  angehört  hatten.  —  v.  Lepkowski   und   Wachholz 
machen  auf  die  Bedeutung  künstlicher  Gebisse  für  die  Fest-   FeststeUung 
Stellung  der  Identität  von  Leichen  aufmerksam.    Künstliche  Zähne,  ^®^  identit&t 
Porzellan-,  reine  Gold-  und  Zementplomben  leisten  sowohl  extrem ^j^^i^^i^^^^  ^^^ 
hohen  Temperaturen,  als  auch  der  Fäulnis  erheblichen  Widerstand;    kflnstuohe 
Amalgam-    und   Hilsstoppingfiillungen    werden  nach  ihren  unter-      ^^ebisse. 
suchungen  dagegen  durch  starke  Hitze  gänzlich,  durch  die  Fäulnis 
im  Laufe  der  Zeit,  wenn  auch  langsamer,  zerstört.   Die  natürlichen 
menschlichen  Zähne  werden  bei  Einwirkimg  hoher  Hitzegrade  voll- 
ständig kalziniert,   wodurch   die  Erkennimg  unbekannter  Leichen 
erschwert  werden  kann.  —  Die  Bedeutung  der  Photographie 
für  die  gerichtsärztliche  Praxis  wird   von   Straßmann 


470  Ziemke. 

Bedeutung  der  und  Schnlz  erörtert.  Man  findet  in  ihren  Aosfuhrangen  nicKt 
^^^f^^ie^^^  allein  die  Indikationen  zusammengestellt,  welche  im  forezudflchen 
geriohtsirst-  Interesse  photographische  Anfiiahmen  wünschenswert  erscheineii 
Uche  Praxis,  lassen,  sondern  auch  in  technischer  Beziehung  eine  Anleitung,  wie 
gerichtlich-medizinische  Objekte  am  zweckmäßigsten  photographiert 
werden. 
aewaitsame  Die  anatomischen  Befunde  beim  Tode  durch  Erstickung 

Todesw-ten:  werden  von  Beut  er  einer  kritischen  Besprechung  unterworfoi, 
deren  Ergebnis  dahin  geht,  daß  die  sog.  allgemeinen  Erstickungs- 
befunde, namentlich  auch  die  Ekchymosen  der  serösen  Häute,  zwar 
einen  unterstützenden  Wert  für  die  Diagnose  Erstickung  haben, 
aber  keine  sicheren  anatomischen  Merkmale  ftkr  diese  Todesart 
bilden.  Der  Nachweis  des  Erstickungstodes  im  forensischen  Sinne, 
d.  h.  des  „mechanisch  bedingten  Atemstillstandes^,  kann  nur  durcli 
den  Nachweis  der  erstickenden  Ursache  erbracht  werden.  Beuter 
macht  auch  auf  die  Anämie  der  Milz  aufinerksam,  die  er  bei 
zahlreichen  Erstickten  beobachtete.  Auch  diese  Erscheinung  hat 
fär  die  Diagnose  „Erstickung"  nur  unterstützenden  Wert.  Die 
Gerinnbarkeit  Gerinnbarkeit  des  Erstickungsblutes  außerhalb  des  Kör- 
E  t'^r  P^^  prüfte  Mo  SSO  experimentell.  Er  fand,  daß  das  Blut  erstickter 
bintes.  Tiere  im  Beagensglas  viel  schneller  gerinnt  als  normales  Blut  Je 
länger  die  Asphyxie  dauert,  desto  schneller  tritt  die  Gerinnung  des 
Blutes  ein.  Die  Kohlensäure  scheint  die  Gerinnung  zu  begünstigen. 
Den  gewiß  seltenen  Fall  einer  ausgedehnten  Gehirnblutung  konnl£ 
Erhftngongs-  Maresch  bei  einem  Erhängten  beobachten.  Für  das  Zustande- 
^^^'  kommen  der  Blutung  fanden  sich,  wie  im  Beuter sehen  Falle,  prä- 
disponierende Momente,  nämlich  atypische  Lage  des  Strangwerk- 
zeuges, welche  die  Ursache  einer  besonders  starken  Stauung  wurde, 
und  schwere  Erkrankung  der  EEimgefaße.  Eine  ebenfalls  seltene 
Beobachtung  beim  Erhängungstode  machte  Straßmann.  Er  sali 
bei  einem  Selbstmörder,  der  wahrscheinlich  infolge  Beißens  des 
Strickes  gestürzt  war,  einen  Biß  in  der  Schleimhaut  des  Kehlkopf- 
eingangs, der  stark  blutunterlaufen  war.  Die  Entstehung  dieser 
Verletzung  ist  wohl  wie  ähnliche  Verletzungen  an  atypischer  Stelle 
durch  den  gleichzeitigen  Sturz  aus  der  Höhe  zu  erklären.  UebrigenB 
gibt  es  ein  Gegenstück  zu  diesem  Fall  in  einer  Beobachtung  Ha- 
berdas,  der  bei  einem  gehenkten  Baubmörder  eine  reaktionslose 
Durchreißung  der  rechten  Kehlkopffalte  fand.  In  schwierigen  Fällen 
empfiehlt  Bokarius  zur  Lösung  der  Frage,  ob  eine  Strangfurche 
bei  Erhängten  vital  oder  postmortal  entstanden  ist,  die  Körperlage 
und  die  Dauer  des  Verweilens  des  Körpers  in  der  Schlinge  festzu- 


Aerztliche  SachTerständigentätigkeit.  471 

stelleD,  durch  welche  der  Charakter  und  die  Lokalisation  der  Geföß-    Vitale  oder 
hyperämie,  wie  auch  die  Beschaffenheit  und  Eigentümlichkeit  der   ^^1*"^°^^* 
Extravasate  beeinflußt  wird.    Hyperämie  und  Blutergüsse,  bei  mehr-      ^  der 
fachen  Marken  blutige  Zwischenkämme  gehören   zu  den   sicheren  strangmarke. 
Merkmalen   der  vitalen  Strangfurche.    Ob   ein   in   der  Marke   ge- 
fundenes Extravasat  vitalen  oder  postmortalen  Ursprungs  ist,  läßt 
sich  leicht  durch   mikroskopische  Untersuchung  feststellen.    Vital 
entstandene  Extravasate  lassen  die  Ausbreitung  der  Blutkörperchen 
inmitten  der  Gewebselemente  in  bedeutender  Ausdehnung  vom  Ge- 
&ß,  Erguß  von  verhältnismäßig  großen  Blutquantitäten  und  gewöhn- 
lich Ausbreitung  des  Blutes  an  der  ganzen  Zirkumferenz  des  Ge- 
fllßes,  aus  dem  es  ausgetreten  ist,  erkennen.   Postmortale  Blutergüsse 
weisen  diese  Eigenschaften  nicht  auf.    Postmortale  Strangmarken 
werden    durch  Fehlen  von  Hyperämie  und  Blutergüssen  mit  den 
Merkmalen  vitaler  Entstehung  charakterisiert.  Solche  Marken  können 
aber  auch  vital  entstehen,  sowohl  bei  freiem,  wie  bei  unvollständigem 
Hängen  des  Körpers.    Bei  langem  EEängen  der  Leiche  kann  man 
in  der  vitalen  Strangfurche  ein  gemischtes  Bild  von  vitalen  und 
postmortalen   Erscheinungen    finden.     Wie    schon    Untersuchungen 
Carraras  ergeben  haben,  findet  tatsächlich  beim  Tod  durch  Er-    Ertrinken, 
trinken  eine  Verdünnung  des  Blutes  durch  die  Ertrinkungsflüssig- 
keit  statt.   Auch  Placzek  konnte  dies  auf  Grund  pyknometrischer 
Untersuchungen  bestätigen.    Er  benutzte  zur  Bestimmung  des  spe- 
zifischen Gewichts   des  Blutes   die  Hamm  er  schlag  sehe  Chloro- 
formbenzolmethode.    Bevenstorf  will  die  Fehler,   welche  unter 
Umständen   aus   dem  Vergleich  der  kryoskopischen  Werte  beider 
Herzhälften  entstehen  können,  dadurch  vermeiden,  daß  er  den  kryo- 
skopischen Wert  des  Blutes  in  der  linken  Herzkammer  und  der 
Zerebrospinalflüssigkeit  vergleicht.    Beim  Tode  durch  Ertrinken  ist 
die  Konzentration  des  Blutes  immer  wesentlich  geringer  als  die  der 
Zerebrospinalflüssigkeit.   Die  für  den  Tod  durch  Ertrinken  so  charak- 
teristische starke  Ausdehnung  der  Lungen  wird  verschieden  erklärt. 
Margulies  nimmt  an,  daß  sie  durch  eine  wirkliche  „Hyperaerie" 
verursacht  wird  und   begründet  seine  Ansicht  durch  Betrachtung 
der  physikalischen  Verhältnisse,  welche  auf  Thorax  und  Lungen  im 
Moment  des  Ertrinkens  und  im  Wasser  einwirken.    Nach  Sardas 
Untersuchungen  enthält  das  Herz  in  den  meisten  Fällen  bei  dem  Beschaffenheit 
experimentell  herbeigeführten  Ertrinkungstod  schwarze,  wenig  kon-d^a  Herzblutes 
sistente,   zuweilen  sehr  umfangreiche  Gerinnsel,   die  während  der    Ertrinken. 
Fäulnis  erweichen  und  sich  in  flüssiges  Blut  verwandeln.    Die  Be- 
stimmung des  Zeitpunktes  des  eingetretenen  Todes  ist  bisher  nur 


472  Ziemke. 

Beschaffenheit  in  approziinativer  Weise  möglich  gewesen.    Reyenstorf  hat  die 

des  Herzblutes  l^sung  dieses  Problems  auf  kryoskopischem  Wege  an  einer  Anzahl 
Ertrinken.  Wasserleichen  versucht.  Die  molekulare  Konzentration  des  Blutes 
ist  während  des  Lebens  konstant,  sie  sinkt  nach  dem  Tode.  Bei 
niedriger  konstanter  Temperatur  sinkt  der  Oe&ierpunkt  der  Körper- 
flüssigkeiten  fast  gleichmäßig.  Bei  wechselnder  Temperatur  wird 
das  Sinken  beschleunigt,  wenn  auf  niedere  Temperaturen  höhere 
folgen,  im  umgekehrten  Falle  wird  es  verlangsamt.  Unter  Ver- 
wertung dieses  gesetzmäßigen  Verhaltens  bestimmte  der  Autor  an 
einer  Beihe  von  Leichen  die  Todeszeit  und  erreichte  teilweise  eine 
bis  auf  die  Stunde  genaue  Uebereinstimmung  mit  dem  in  den  Polizei- 
akten verzeichneten  Termin  des  Todes.    Mit  einer  umfangreichen 

Verbrennung,  experimentellen  Studie  über  den  Tod  durch  Verbrennung  hat 
uns  Stockis  bedacht.  Neu  ist  seine  Ansicht,  daß  für  den  Eintritt 
des  Todes  nicht  der  plötzliche  Shock,  sondern  ein  langsamer  ein- 
tretender Shock  die  wesentlichere  Bolle  spielt.  Dieser  soll  all- 
mählich anwachsende  Störungen  der  Nervenzentren  bewirken,  welche 
allein  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  den  Tod  erklären  können.  Die 
Hypothese  der  Ptomainintoxikation  lehnt  er  ab. 

Unter  den  eigentlich  traumatischen  Todesarten  ist  eine  Abhand- 

Ueberfahren-  lung  von  Dittrich  über  Verletzungen  und  Tod  durch  Ueber- 
wer  en.  fahrenwerden  und  ihre  gerichtsärztliche  Beurteilung  von  Literesse. 
Es  wird  darauf  hingewiesen,  daß  gelegentlich  bei  Ueberfahrenwerden 
durch  leichte,  nicht  oder  wenig  belastete  Fahrzeuge  völlige  Un- 
versehrtheit der  Haut  angetrofiFen  wird.  Bei  Ueberfahrenwerden 
durch  schwer  beladene  Lastwagen  oder  Eisenbahnwaggons  sind  aber 
immer  erhebliche  Druckspuren  an  der  Körperoberfläche  zu  finden. 
Li  manchen  Fällen  ist  auf  Grund  des  objektiven  Befundes  aus  den 
Verletzungen  mit  Bestimmtheit  auf  ihre  Entstehung  durch  Ueber- 
fahrenwerden zu  schließen,  während  in  anderen  Fällen  eine  andere 
Entstehungsart  nicht  ausgeschlossen  werden  kann.  Je  geringer  die 
Schwere  und  die  Wucht  des  Ge&hrtes  ist,  desto  schwieriger  wird 
die  Erkennung  des  Ueberfahrenwerdens  aus  dem  objektiven  Be- 
funde ;  bei  Eisenbahnverletzungen  gelingt  es  am  leichtesten,  die  Dia- 
gnose zu  stellen.  Die  Frage,  ob  die  durch  das  Ueberüaiiren  ent- 
standenen Verletzungen  intravital  oder  postmortal  zugefiigt  wurden, 
ist  dann  äußerst  schwierig  zu  entscheiden,  wenn  die  durch  einen 
intravitalen  Gewaltakt  zugefugten  Verletzungen  an  Körperstellen 
liegen,  welche  auch  durch  die  überfahrende  Gewalt  direkt  getrofPen 
worden  sind ;  ist  die  Lokalisation  beider  Verletzungen  eine  verschie- 
dene, so  läßt  sich  die  dem  Ueberfahren  vorausgegangene  gewalt- 


Aerztliche  SachTentändigeniAtigkeit. 


473 


Sturz  von 
der  Höhe. 


durch  Flobert- 
sohufiwaffen. 


same  Tötung  in  der  Regel  feststellen.  Die  Entscheidung,  ob 
^  Selbstmord  oder  Unfall  vorliegt,  ist  häufig  innerhalb  natürlicher 
Fehlergrenzen  unter  Berücksichtigung  der  Lage,  Sichtung  der  Ver- 
letzung und  des  ümstandes  möglich,  ob  die  überfahrende  Gewalt 
den  Körper  tangential  oder  in  irgend  einem  Durchmesser  voll- 
kommen getroffen  hat.  Daß  ein  Mord  durch  Ueberfahren  an  einem 
wehrlosen,  auf  dem  Bahngeleise  festgehaltenen  Individuum  begangen 
werden  könnte,  erscheint  wegen  der  mit  der  Tat  verbundenen  Ge- 
fahr und  wegen  der  infolge  der  Gegenwehr  nicht  ruhigen  Lage  des 
Opfers  wenig  wahrscheinlich.  —  Beim  Sturz  von  der  Höhe 
braucht  auch  nach  ganz  erheblichen  Verletzungen  wichtiger  Organ- 
systeme der  Tod  keineswegs  sofort  mit  dem  Moment  des  Absturzes 
zu  erfolgen.  Das  lehrt  wieder  ein  von  Mayer  mitgeteilter  Fall,  in 
welchem  das  Leben  trotz  Schädelbruches,  Gehimquetschung  und 
Lungenruptur  noch  8  Tage  erhalten  blieb.  —  Aus  Beobachtungen 
Beckerts  ergibt  sich,  daß  die  Flobertschußwaffen,  welche  Verletzungen 
in  weiten  Kreisen  als  Spielzeug  angesehen  werden  und  wegen  der 
Kleinheit  der  Geschosse  und  des  Mangels  an  Fulverladung  für  un- 
gefiihrlich  gehalten  werden,  den  übrigen  Schußwaffen  an  Gefähr- 
lichkeit nicht  viel  nachstehen.  Beim  Nahschuß  sieht  man  eine  dem 
Pulverschmauch  ähnliche  Schwärzung  der  Haut,  welche  durch  Ver- 
brennungsprodukte der  Zündmasse  entsteht.  Eine  Flammenwirkung 
ist  gleichfalls  vorhanden,  aber  nicht  so  intensiv,  wie  bei  anderen 
Schußwaffen.  Die  Durchschlagsfcihigkeit  der  Flobertgeschosse  ist 
ganz  bedeutend.  Ein  13  mm  dickes  Brett  aus  weichem  Holz  wird 
in  einer  Entfernung  von  2  m  glatt  durchschlagen.  Die  Kugel  zeigt 
in  allen  Fällen  eine  seichte,  äquatorielle  Rinne,  wodurch  sie  als 
Flobertprojektil  immer  erkannt  werden  kann.  —  Die  gerichtsärzt- 
liche Literatur  ist  auch  in  diesem  Jahre  wieder  durch  Beobach- 
tungen von  plötzlichen  Todesfällen  bei  bestehendem  Status 
thymicus  bereichert  worden,  ohne  daß  man  der  Klärung  der  Frage 
nach  der  Ursache  des  Todes  nähergekommen  wäre.  Li  dem  von 
St.  V.  Horoszkiewicz  beobachteten  Fall  könnte  man  an  eine 
mechanische  Behinderung  der  Luftzufuhr  infolge  Druckes  der  ver- 
größerten Thymus  auf  die  Umgebung  denken,  da  hier  der  plötzliche 
Tod  bei  stark  nach  hinten  gebeugtem  Kopf  eintrat.  Der  von  Dohrn 
mitgeteilte  Fall  läßt  aber  diese  Erklärung  nicht  zu.  Der  Tod  trat 
hier  im  Bette  ganz  plötzlich  ohne  irgend  eine  äußerlich  erkennbare 
Ursache  ein,  nachdem  der  15  Jahre  alte  Junge  kurz  zuvor  noch 
gelacht  und  sich  mit  seiner  Umgebung  unterhalten  hatte.  Die  An- 
nahme, daß  die  hyperplastische  Thymus  auf  die  naheliegenden  Herz- 


PlOtzlicher 
Tod  durch 
Thymus- 
hyperplasie. 


474 


Ziemke» 


Docimasie 
hepatiqae. 


nerven  eingewirkt  habe,  ist  zwar  nicht  aaszoBchließen,  aber  auch 
nicht  KU  beweisen.  Einen  dem  Dohrnschen  Fall  ähnlichen  be- 
Laftembolie.  obachtete  Lenbuscher.  —  Beim  Tod  dnrch  Luftembolie 
galt  bisher  die  Ansicht,  die  anch  von  Stuelp  in  seiner  Arbeit  über 
den  Tod  dnrch  Eihbolie  vertreten  wird,  daß  die  eingedrungene  Lnft 
zum  allergrößten  Teil  sich  im  rechten  Herzen  ansammle  und  der 
Tod  durch  Herzparalyse  eintrete.  Franpois-Franck  ist  auf 
Grund  seiner  Experimente  anderer  Ansicht.  Er  meint,  daß  die  Luft 
keine  mechanische  Behinderung  der  Atmung  durch  Verstopfung  der 
Lungenkapillaren  bewirke,  sondern  der  Eintritt  des  Todes  durch 
eine  Luftembolie  der  Koronararterien  bewerkstelligt  werde.  —  Ueber 
den  Wert  der  ^Leberzuckerprobe"  fiir  die  Feststellung  des  plötz- 
lichen Todes  sind  die  Meinungen  immer  noch  geteilt.  Während  Krju- 
koff  nach  zahlreichen  Beobachtungen  an  Leichen  und  Experimenten 
an  Tieren  den  Schluß  zieht,  daß  der  Tod  bei  Mangel  an  Glykogen 
oder  Zucker  in  der  Leber  als  Folge  krankhafter  Veränderungen  des 
Organismus  oder  irgend  einer  Oifteinwirkung  betrachtet  werden,  bei 
Anwesenheit  normaler  Mengen  Glykogens  oder  Zuckers  in  der  Leber 
aber  angenommen  werden  muß,  daß  der  Tod  den  Organismus  plötz- 
lich bei  vollkommener  Gesundheit  überrascht  hat,  bestreitet  Wach- 
holz  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  der  Lacassagne-Martin- 
sehen  Probe  jede  Beweiskraft  für  die  Diagnose,  ob  der  Tod  langsam 
oder  plötzlich  erfolgt  sei.  Er  konnte  die  Erfahrung  Seegens  be- 
stätigen, daß  beim  Erstickungstod  der  Leberzuckergehalt  ein  sehr 
geringer  ist,  während  man  nach  Lacassagne-Martin  gerade  einen 
mindestens  normalen  Gehalt  der  Leber  an  Zucker  erwarten  sollte.  — 
Die  Frage,  ob  die  Schwimmfähigkeit  der  Lungen,  auch 
*utd  mi^8^^  ^^^^  ^^^  ^^^^  ■"^*'  ^®  stattgehabte  Atmung  Neugeborener  unter 
allen  Umständen  beweise,  wird  nochmals  von  Leubusch  er  an- 
geschnitten. Nach  seinen  Beobachtungen  tritt  nur  ausnahmsweise 
und  höchstens  eine  geringe  Fäulnisgasentwicklung  in  fötalen  Lungen 
ein ;  jede  reichlichere  Gasentwicklung  weist  auf  ein  vorheriges  Ein- 
dringen von  Luft  in  die  Lungen  hin,  sei  es  durch  Atmung  oder 
durch  Wiederbelebungsversuche.  Demgegenüber  sei  nochmals  be- 
tont, daß  Beobachtungen  vorliegen,  in  welchen  fötale  Lungen,  die 
sicher  nicht  geatmet  hatten,  durch  Gasfiiulnis  sohwimm&hig  ge- 
worden waren.  Wenn  solche  Fälle  auch  selten  sein  mögen,  so  sind 
sie  deswegen  doch  nicht  zu  ignorieren.  Es  muß  auch  immer  wieder 
darauf  hingewiesen  werden,  daß  für  den  erfahrenen  Obduzenten  die 
Frage  nach  der  Schwimmfähigkeit  fötaler  Lungen  von  untergeord- 
neter Bedeutung  ist.  —  Ottolenghi  sucht  zur  Entscheidung  der 


Lungen- 


AerzÜiche  SachTersfc&ndigentätigkeit.  475 

stattgehabten  Atmung  bei  Neugeborenen  das  Verhalten  der  elasti-     Elastische 
schenFasern  heranzuziehen.  In  fötalen  Lungen  sind  die  Zwischen-     ^^  ^^ 
räume  zwischen  den  alveolären  Mündungen  sehr  breit  und  enthalten      Langen, 
zahhreiche  elastische  Fasern,  die  nicht  gedehnt,  dünner  und  schwächer 
farbbar  sind,  als  die  elastischen  Fasern  einer  Lunge,  welche  ge- 
atmet hat.  —  Einige  Fälle  von  unerwartetem  Tod  in  und  gleich  Todesursachen 

nach  der  Geburt,  welche  Hofmeier  bei  scheinbar  ganz  gesunden      ^e^  Nen* 

geborenen  iu 
und  kräftig  entwickelten  Kindern  sah,  mahnen  von  neuem  zur  Vor-     und  gleich 

sieht  bei  der  Beurteilung  unerklärlicher  TodesftUe  bei  Neugeborenen.     ^^^  ^^^ 
Sie  lehren  femer,   daß  auch  bei  der  Obduktion  Neugeborener  die 
mikroskopische  Untersuchung  am  frischen  Objekt  von  Wichtigkeit 
ist.    Durch  diese  wurden  2  Fälle  wenigstens  so  weit  geklärt,  daß 
degenerative   Veränderungen    am    Herzen  und  Veränderungen    an 
Lungen  und  Leber  nachgewiesen  und  hierauf  der  Tod  zurückgeführt 
werden  konnte.  —  Muns  konnte  die  Angabe  Biethers  über  das 
Vorkommen  von  Schlüsselbeinbrüchen  bei  Neugeborenen    Eiavikaiar- 
bestätigen.    Er  fand  sie  unter  1700  Geburten  22mal,  gewöhnlich  im     Traktoren 
mitüeren  Drittel.    Der  Wert  dieser  Beobachtung  för  den  Gerichts- 
arzt liegt  in  der  Erkenntnis,  daß  diese  Verletzungen  ohne  fremdes 
Zutun  lediglich  durch  den  Geburtsvorgang  zu  stände  kommen.  — 
Das  Auffinden  von  Leukoz3rteninfiltraten,  das  nach  Kockel  den 
Beweis  für  das  extrauterine  Leben  eines  Kindes  liefern  soll,  Extrauterines 
kann  nach  Untersuchungen  von  Glinski  und  Horoszkiewicz  J'^^^'J  "|<i 

^  Demarkation 

nur  insofern  gerichtlich-medizinische  Bedeutung  beanspruchen,  als    der  Nabel- 
die  Anwesenheit   einer  Demarkationsplatte  an  der  ganzen  Grenz-      schnür, 
fläche  des  Nabelstrangs  und  des  Hautnabels  fast  mit  Bestimmtheit 
den  Schluß  erlaubt,  das  Kind  sei  lebend   geboren  und  mit  einer 
gewissen  Wahrscheinlichkeit  beweist,  daß  es  länger  als  einen  Tag  lebte. 
—  lieber  Pupillenveränderungen  nach  dem  Tode  berichtet     Pupillen- 
Placzek.   Diese  treten  nach  seinen  Angaben  frühestens  10  Stunden  """"^eh^nr" 
post  mortem  auf  und  bestehen  bei  Mensch  und  Tier  in  einer  allmählich        Tode. 
zunehmenden  Verengerung  der  Pupillen  mit  nachfolgender  Erweite- 
rung, welche  im  Einzelfall  sogar  die  Ausgangsstellung  übertreffen  kann. 
Weder  Mydriatica,  noch  Myotika  vermögen  den  gesetzmäßigen  Ablauf 
dieser  Erscheinungen  zu  beeinflussen.    Daß  es  sich  hierbei  um  einen 
rein  muskulären  Vorgang  handelt,  lehren  die  Versuche  mit  Neben- 
niereneztrakt,  welcher  die  Lnsmuskeln  direkt  angreift.    Nach  seiner 
Anwendung  trat  eine  wesentliche  Verzögerung  des  gesetzmäßigen  Ab- 
laufs und  eine  Beeinträchtigung  in  der  Intensität  ein.  Es  gibt  also  auch 
eine  Totenstarre  der  Pupillen,  deren  Vorkommen  bei  anderen  glatten 
Muskeln,  wie  bei  der  Muskulatur  der  Samenblasen,  ja  bekannt  ist. 


476 


Ziemke. 


Auf  toxikologischem  Oebiet  sei  zunächst  auf  eine  Arbeit  von 
Kratter  hingewiesen,  welche  manche  interessanten  Erfahrungen 
Vergiftungen:  über  die  Vergiftung  mit  Arsen,  Phosphor,  QaecksUber,  Blei  nnd 
Kupfer  aus  der  langjährigen  gerichtsärztlichen  Praxis  des  Autors 
enthält.  —  Forensisches  Interesse  bietet  auch  der  von  Kobert 
Arsenik,  mitgeteilte  Arsenikmord,  der  unter  dem  klinischen  Bilde  der 
gastro-intestinalen  Form,  nur  schneller,  verlief.  Kobert  empfiehlt  bei 
dieser  Oelegenheit  besonders  warm  den  Nachweis  des  Arsens  auf 
biologischem  Wege,  den  er  eine  der  segensreichsten  Neuerungen  der 
gerichtlichen  Medizin  nennt.  Er  schätzt  diese  Probe  so  hoch  ein, 
daß  er  den  Chemiker  bei  zweifelhaftem  Besultat  der  Untersuchung  im 
Marschschen  Apparat  und  bei  negativem  Ergebnis  des  biologischen 
Nachweises  berechtigt  hält,  vor  Gericht  die  Anwesenheit  von  Arsen 
zu  verneinen.  Wenn  man  bedenkt,  daß  der  Arsennachweis  auf 
chemischem  Wege  ein  außerordentlich  scharfer  ist,  und  daß  das 
Ergebnis  des  biologischen  Verfahrens  durch  eine  Oeruchswahr- 
nehmung  festgestellt  wird,  die  subjektiven  Schwankungen  untere 
werfen  ist,  so  wird  man  bei  aller  Wertschätzung  der  biologischen 
Probe  hierin  dem  Autor  nicht  beistimmen  können.  —  Oautier  hält 
gegenüber  den  deutschen  Autoren  nach  wie  vor  an  seinen  Angaben 
fest,  daß  Arsen  einen  normalen  Bestandteil  menschlicher  Organe 
bilde  und  wül  solches  neuerdings  auch  im  Muskelfleisch  und  Eigelb 
Phosphor,  gefunden  haben.  —  Beiträge  ziun  Nachweis  des  Phosphors  bringt 
A.  Fischer.  Er  empfiehlt  die  Nattermann-Hilgersche  Modi- 
fikation sowohl  für  den  Nachweis  nach  Mitscherlich,  wie  nach 
Dussard-Blondlot.  Interessant  ist  auch  die  Beobachtung,  daß 
der  Phosphor  sich  verhältnismäßig  gut  im  Gehirn  und  Bückenmark 
nachweisen  läßt,  man  soll  diese  Organe  daher  stets  mit  untersuchen. 
Harn  für  die  ch^nische  Untersuchung  zurückzubehalten,  ist  zwecklos, 
da  der  Phosphor  in  ihn  nicht  übergeht.  Jedenfalls  ist  es  unstatthaft, 
den  Harn  in  ein  gemeinsames  Gefllß  mit  den  Organen  zu  tun,  weil 
durch  ihn  Medikamente  zur  Ausscheidung  gelangt  sein  können, 
welche  das  Leuchten  des  Phosphors  verhindern  und  so  die  chemische 
Analyse  erschweren  können.  —  Die  von  Wachsmuth  experimentell 
festgestellte  Tatsache,  daß  der  Phosphor  von  der  Mutter  auf  die 
Frucht  übergeht,  ist  auch  for  die  gerichtliche  Medizin  wertvoll. 
Wenn  man  an  einer  Frucht  den  für  Phosphor  charakteristischen 
Obduktionsbeftmd,  der  sich  durch  Blutungen  in  die  Gefäßsoheiden 
auszeichnet,  erhebt,  so  ist  die  Vermutung  einer  beabsichtigten 
Fruchtabtreibung  berechtigt.  —  Die  Kasuistik  der  Kohlenoxyd- 
gasvergiftungen  wird  von  Wolf  durch   einen  besonders  be- 


Aerzüiche  Sachventändigentätigkeit.  477 

merkenswerten  Fall  bereichert.  In  einem  Stall  worden  ein  Pferde-  co-Vergiftung. 
bnrsche  nnd  zwei  Pferde  in  liegender  Stellung  tot  aofgeftinden, 
während  zwei  Pferde,  welche  sich  nicht  gelegt  hatten,  am  Leben 
geblieben  waren.  Die  näheren  Nachforschungen  ergaben,  daß  der 
Bnrsche  nnd  die  getöteten  Pferde  durch  einen  am  Boden  des  Stalles 
hinfließenden  Kohlenozydgasstrom  ums  Leben  gekommen  waren. 
Die  beiden  anderen  Pferde  waren  nur  durch  ihre  aufrechte  Stellung 
gerettet  worden.  Das  00-Gas  war  aus  einem  nahen  Kamin  in  den 
Stall  eingeströmt,  weil  durch  plötzliche  Erwärmung  der  Außenluft 
das  Mauerwerk  des  Kamins  nicht  schnell  genug  folgen  konnte  und 
infolgedessen  kälter  blieb  als  die  umgebende  Lufttemperatur.  So 
kam  es  zu  einer  Umkehrung  der  Luftströmung  im  Elamin,  vermöge 
welcher  die  mit  den  00-haltigen  Yerbrennungsgasen  beladene  Luft 
nicht  über  Dach  zog,  sondern  nach  unten  gepreßt  wurde.  —  Daß 
der  Tod  durch  CO- Vergiftung  eintreten  kann,  ohne  daß  an  der 
Leiche  00  im  Blute  nachgewiesen  wird,  lehren  4  Fälle  von  00- 
Vergiftung,  welche  Oarnier  beobachtete.  Die  Erklärung  ist  be- 
kanntlich darin  zu  suchen,  daß  die  Vergifteten  nicht  unmittelbar  an 
der  Einwirkung  des  Oiftes  gestorben  sind,  sondern  noch  so  lange  in 
einer  CO-freien  Atmosphäre  atmeten,  als  zur  „Entgiftung"  ihres 
Blutes  erforderlich  war.  —  Seh  äff  er  wurde  durch  Beobachtung 
von  Erweichungen  und  Blutungen  im  Zentralnervensystem  zweier 
an  CO- Vergiftung  Gestorbener  veranlaßt,  sich  näher  mit  der  patho- 
logischen Anatomie  der  akuten  Kohlenozydvergiftung  zu  beschäftigen. 
Er  sucht  das  Auftreten  der  Blutungen  durch  eine  Fermentintozikation 
zu  erklären,  welche  zu  Kapillarthrombosen  und  intravitalen  Geftß- 
verlegungen  fährt.  Daneben  kommt  es  noch  zu  einer  spezifischen 
Schädigung  der  nervösen  Elemente,  namentlich  der  Markscheiden, 
welche  sich  zu  wirklichem  Zerfall  und  Absterben  der  Nervenfaser 
entwickeln  kann.  —  Die  Leuchtgasvergiftung  wird  gewöhnlich,  Leucfatgas- 
wenn  auch  nicht  als  reine,  so  doch  vorzugsweise  als  CO- Vergiftung  Vergiftung, 
aufgefaßt.  Ferchland  und  Vahlen  treten  dem  entgegen.  Sie 
fanden  das  Leuchtgas  bei  Fröschen  ungleich  viel  giftiger  als  reines 
Eohlenozydgas  und  glauben  daraus  schließen  zu  dürfen,  daß  Leucht- 
gas- und  CO- Vergiftung  nicht  identisch  ist.  Die  Beweiskraft  ihrer 
Versuche  wird  allerdings  von  Kunkel  bestritten.  —  Einen  Fall 
von  akuter  Leuchtgasvergiftung  teilt  Schott  mit;  er  ist  dadurch 
von  besonderem  Interesse,  daß  er  von  Anfang  bis  zu  Ende  unter 
ärztlicher  Kontrolle  stand  und  in  Heilung  ausging.  —  Selbstmord 
durch  Chloroforminhalation  ist  selten.  In  einem  von  Hoff- 
mann beobachteten  Fall  hatte  sich  der  Selbstmörder  beide  Hände 


478 


Ziexoke. 


Ghloroform- 
vergiftang. 


Anilin- 
yergiftnng. 


Schwefel- 
wasserstoff- 
Vergiftung. 


Vergiftung 

durch 

salpetrigsanre 

Salze. 

Vergiftung 

durch 

Zitronensäure , 


Vergiftung 

durch 

Salmiakgeist. 


auf  dem  Bücken  mit  einem  Biemen  gefesselt  nnd  dessen  Ende  mit 
den  Zähnen  festgehalten.  Bei  der  Obduktion  war  im  Herzen  nnd 
Gehirn  Ghloroformgemch  wahrsonehmen.  —  Nach  Untersuchungen 
von  Wrzosek,  Horoszkiewicz  und  Bzegocinski  ist  das 
Anilin  sowohl  ein  Gift  des  zentralen  Nervensystems,  als  auch  ein 
Blutgift.  Die  Vergiftung  mit  Anilin  kann  durch  Lungen,  Magen 
und  auch  durch  die  unverletzte  Haut  zu  stände  kommen.  Die  Aus- 
scheidung erfolgt  teils  unverändert  mit  dem  Harn,  teils  als  Par- 
amidophenol.  Abgesehen  von  den  Erscheinungen,  welche  auf  die 
Hethämoglobinbildung  zurückzuführen  sind,  müssen  aUe  Symptome 
der  Vergiftung  auf  Veränderungen  des  Zentralnervensystems  zurück- 
geführt werden.  Der  anatomische  Befund  ist  wenig  charakteristisch. 
—  Ein  von  Burckhardt  mitgeteilter  Fall  von  Vergiftung  durch 
Schwefelwasserstoff  zeichnet  sich  dadurch  aus,  daß  es  sich 
um  eine  ungewöhnlich  reine  Intoxikation  handelte.  Fünf  Minuten 
nach  der  sehr  heftigen  Entwicklung  von  Schwefelwasserstoff  im  un- 
verschlossenen Gefäß  trat  Bewußtlosigkeit,  Erweiterung  der  Pupillen, 
träge  Lichtreaktion,  Nasenflügelatmen  mit  konvulsivischen  Zuckungen 
einzelner  Muskelgruppen  auf.  Ln  Blut  war  kein  Schwefelstreifen 
bei  spektroskopischer  Untersuchung  festzustellen.  Nach  Anschauung 
des  Autors  gehört  der  SH2  zu  den  entfernt  wirkenden  Giften,  ört- 
liche Veränderungen  erzeugt  er  nicht.  Seine  Giftigkeit  ist  eine  sehr 
hohe  und  äußert  sich  in  exquisiter  Lähmung  der  nervösen  Zentral- 
apparate, der  Atmungs-  und  Koordinationszentren.  —  Unter  Har- 
nacks  Leitung  hat  sich  Zietzschmann  experimentell  mit  der 
inneren  Vergiftung  durch  salpetrigsaure  Salze  beschäftigt. 
Er  konnte  Harnacks  Beobachtung,  der  eine  deutliche  Verfettung 
der  Leber  fand,  bei  allen  seinen  Versuchstieren  bestätigen.  —  Kionka 
trat  der  Frage,  in  welcher  Konzentration  Zitronensäure  bei  innerlicher 
Einfährung  Verätzungen  hervorruft,  auf  experimentellem  Wege  näher. 
Erst  nach  Applikation  einer  20°/oigen  Lösung  traten  auf  der  Magen- 
schleimhaut und  im  Duodenum  deutliche  Aetzwirkungen,  aber  nur 
unter  dem  Bilde  der  hämorrhagischen  Entzündung  ohne  Schleimhaat- 
verlust,  auf  Zum  Unterschied  von  der  Essigsäure,  welche  schon  in 
80^/oiger  Lösung  starke  keratolytische  Eigenschaften  besitzt,  erzeugte 
die  Zitronensäure  selbst  in  der  konzentriertesten  Form  weder  auf 
Mundschleimhaut  noch  Konjunktiva  des  Kaninchens  eine  momentane 
Verätzung.  —  Salmiakvergiftungen  kommen  gewöhnlich  durch 
Unglücks&lle  zu  stände.  Auch  die  von  Beckzeh  und  von  K.  Frank 
beschriebenen  Fälle  hatten  diese  Ursache.  Beide  Verunglückte 
hatten  nur  wenige  Schlucke  getrunken  und  wurden  ohne  schwere 


Aerztliche  SachTeratAndigentätigkeit.  479 

FolgezoBtände  geheilt  In  dem  einen  Fall  war  neben  den  Ent- 
zündangserscheinnngen  der  Schleimhäute  Bildung  von  kruppartigen 
Membranen  vorhanden,  es  fehlten  die  meist  geschilderten  nervösen 
Symptome  und  Beizerscheinungen  vom  Darm.  —  ungewöhnlich  ist 
auch  in  einem  Fall  von  Hang  die  Stelle  des  Körpers,  welche  von 
einer  Karbolsäureverätzung  betroffen  wurde.  Es  war  der  Karbolsäure- 
Gehörgang  und  daa  Trommelfell,  welche  durch  versehentliches  Ein-  ^«^*^«»e 
träufeln  von  starker  Karbolsäure  verätzt  wurden.  —  Eine  Lysol-  Vergiftung 
Vergiftung,  welche  Schwarz  infolge  unglücklichen  Zufalls  bei  durch  Lysol. 
einem  Arbeiter  sah,  war  dadurch  bemerkenswert,  daß  sie  völlig 
unter  den  Erscheinungen  eines  schweren  Bausches  verlief.  Muskel- 
zuckungen oder  Krämpfe  wurden  nicht  beobachtet.  Dagegen  war 
das  rasche  stürmische  Einsetzen  der  Vergifbungserscheinungen  nach 
der  verhältnismäßig  geringen  Menge  Lysol  beachtenswert.  Vom 
Augenblicke  des  Uebelwerdens  bis  zum  Erwachen  aus  dem  somno- 
lenten  Zustand  bestand  vollständige  Amnesie.  —  Experimentelle 
Untersuchungen  über  Lysolvergiftung  hat  Hammer  angestellt.  Wie 
am  Menschen  ließ  sich  auch  am  Tier  die  Giftigkeit  des  Lysols  dar« 
tmi,  indem  neben  lokaler  Aetzwirkung  vorwiegend  das  Zentral- 
nervensystem in  Form  von  Krämpfen  der  Körpermuskulatur  beeinflußt 
wurde.  Ueble  Zufälle,  die  bei  üterusausspülungen  mit  Lysol  gesehen 
worden  sind,  lassen  sich  nach  Meinung  des  Autors  nicht  allein  aus 
der  Anämie  erklären;  hier  spielt  die  Giftwirkung  des  Lysols  gleich- 
falls eine  Bolle.  —  Bößle  teilt  einen  tödlich  verlaufenen  Fall  von 
akuter  Ohromsäurevergiftung  mit,  bei  welchem  der  lokale  Vergiftung 
Befund  an  der  Leiche,  Häutung  und  starke  Grünftrbung  der  Zungen-  Qj^^^^äur 
und  Speiseröhrenschleimhaut,  der  Magenwand  und  des  oberen  Duo- 
denums sehr  stark  hervortrat.  —  Um  einen  Selbstmord  durch  Kali- 
biohromat  handelte  es  sich  in  einem  von  Berka  beobachteten  Fall. 
Nach  12stündigem  Krankheitsverlauf,  welcher  in  seinen  Symptomen 
an  das  Stadium  algidum  der  Cholera  erinnerte,  trat  der  Tod  ein. 
Ein  Verätzen  der  oberen  Luftwege  war  durch  Einschließen  des 
Giftes  in  Feigen  verhindert  worden.  Im  übrigen  ergab  die  Obduktion 
die  charakteristische  rotbraune  Färbung  der  Schleimhaut  des  Magens 
und  Dünndarms.  —  Ein  von  Klose  mitgeteilter  Fall  von  Blei- Bleivergiftung. 
Vergiftung  gewinnt  dadurch  besonderes  Interesse,  daß  jede  Mög- 
lichkeit einer  Bleivergiftung  ausgeschlossen  zu  sein  schien.  Darin 
lag  die  Schwierigkeit  der  Diagnose,  die  noch  durch  das  Zurücktreten 
der  Kolikerscheinungen  erhöht  wurde.  Der  Leichenbeftmd  bot  nach 
keiner  Bichtung  einen  Anhalt,  die  chemische  Analyse  ergab  Spuren 
von  Blei  im  Harn,  Leber  und  Gehirn.    Nachträglich  wurde  ermittelt. 


480 


Ziemke. 


Vergiftang 

daroh 
Kupfenalxe. 


Yergiftimg 

darch 

Aathmapnlver. 


Vergiftung 
durch 
Pilze. 


daß  der  Yeratorbene  sich  die  Yergiftimg  durch  Lötarbeiten,  die  er 
zeitweise  im  hftuslicheii  Ihteresse  ansgeföhrt,  zogesogen  hatte.  —  Yer- 
giftangen  durch  Kupf  ersalse  in  krimineller  Absicht,  die  in  Frank- 
reich an  H&ufigkeit  gleich  nach  Arsen-  und  Phosphorvergiftongen 
kommen,  sind  in  Deutschland  äußerst  selten.  ▼.  Horosskiewicz  sah 
in  Erakau  innerhalb  10  Jahren  nur  3  FftUe.  Sie  betrafen  Selbstmörder. 
Der  eine  FaU  lehrt,  daß  auch  bei  tödlichem  Yerlauf  ein  anatomischer 
Befund  fehlen  kann,  wenn  das  Qift  unmittelbar  nach  der  Aufiiahme 
erbrochen  wird.  In  den  2  anderen  FsUen  trat  die  ätzende  Wirkung 
der  Eupfersalze  deutlich  zu  Tage,  welche  zusammen  mit  der  auf- 
fallenden Orün-  bezw.  Blaufiürbung  der  verschorfien  Gewebe  einen 
durchaus  charakteristischen  Leichenbefund  liefert.  —  Seh  äff  er  be- 
schreibt eine  akute  Kupferrergiftung  beim  Neugeborenen  mit  tod- 
lichem Ausgang.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  fettige 
Metamorphose,  kombiniert  mit  trüber  Schwellung  in  Leber,  Nieren, 
Herz  und  Schläfenmuskeln,  femer  multiple  Blutungen,  in  welchen 
ein  feinkörniger  brauner  bis  schwarzer  Niederschlag  um  die  strotzend 
gefüllten  Gtefkße  zu  sehen  war.  Auch  hier  war  die  Yergiffcnng  in 
krimineller  Absicht  von  der  Mutter  an  ihrem  8  Tage  alten  Eind 
vorgenommen.  —  Einen  eigenartigen  Yergifhmgsfall  betrifft  eine 
Mitteilung  von  Pause.  Zwei  Schachtehi  Asthmapulver,  welch« 
aus  FoL  belladonnae,  Fol.  hyoscyami,  Fol.  dat.  strammonii  und  Eal. 
nitric.  bestand,  waren  in  einen  Beklamezettel  für  Somatose  ein- 
geschlagen und  f&r  solche  gehalten  worden.  Bald  nach  der  Ein- 
nahme eines  Kaffeelöffels  voU  in  Milch  traten  die  Yergiffcongs- 
erscheinungen  ein,  welche  in  Trockenheit  im  Halse,  Todesangst, 
Wadenkrämpfen,  auffallender  Schwäche  in  den  Beinen,  Harnverhal- 
tung, motorischer  Unruhe,  Halluzinationen  und  Bewußtseinsstörungen 
bestanden.  Am  4.  Tage  nach  der  Yergiftung  war  der  Kranke 
wieder  genesen.  —  Eine  Yergiftung  mit  Knollenblätterschwamm, 
Agaricus  phalloides,  infolge  Yerwechslung  mit  Champignons  be- 
obachtete Moers.  11  Personen  erkrankten  durch  den  Genuß  des 
Pilzes,  3  Kinder  starben.  Der  Leichenbefund  deutete  wegen  der 
gelben  FetÜeber  und  der  zahlreichen  Gtewebsblutungen  auf  eine 
Phosphorvergiffamg.  Die  chemische  Analyse  wies  aber  weder 
Phosphor,  noch  irgend  ein  anderes  Oift  nach.  Es  blieb  als  Ursache 
der  Yergiftung  nur  der  Genuß  der  Pilze  übrig.  Der  anatomische 
Befund  stimmt  mit  den  Angaben  anderer  Autoren  überein.  —  Auf 
Grund  mehrerer  Beobachtungen  gibt  Seydel  den  Bat,  bei  Gruppen- 
erkrankungen, die  mit  heftiger  Magendarmreizung  einsetzen,  dann 
Erscheinungen   der   Lähmung  im  Gebiete  des  Okulomotorius  und 


Aerztliche  Sachverständigentätigkeit.  481 

GlossopharyngeuB  erkennen  lassen,  an  eine  Fleisch-  oder  Fisch- 
vergiftung zu  denken.  Sind  konservierte  Fleischwaren  auszuschließen, 
so  hat  man  volle  Veranlassung,  eine  Fischvergiftung  in  Betracht  zu 
ziehen,  die  um  so  wahrscheinlicher  wird,  wenn  es  sich  in  der  wärmeren 
Jahreszeit  um  weit  transportierte  und  nach  ungenügendem  Kochen 
in  Konservierungsflüssigkeiten  aufbewahrte  Fische  handelt. 

Mit  den  Erfahrungen  Winkels,  daß  die  menschliche  Schwanger-    Geburtshilfe 
Schaft  in  einer  Reihe  von  Fällen  länger  dauert,  als  die  im  B.  Ö.B.  ^"g^^j^^®*^^^^^^^ 
festgelegte  Schwangerschaftsdauer  beträgt,  stimmen  die  An-  schaftsdauer. 
gaben  von  Füth  und  Zweifel  überein.    Nach  Zweifels  Ansicht 
genügt  der  S  1717  des  B.  G.B.   für   den  Schutz   der  unehelichen 
Kinder  nicht.     Dieser   setzt  die  Emp&ngniszeit  vom  181.  bis  ein- 
schließlich 802.  Tag  fest;  nach  zuverlässigen  eigenen  Beobachtungen 
können  Sander  aber  länger  als  802  Tage  getragen  werden.   Er  ver- 
langt deshalb  zum  %  1717  den  Zusatz  „sofern  das  neugeborene  Kind 
nicht   übermäßig   ist"*,    oder,   daß   in   solchen   Ausnahmefällen  die 
Judikatur  noch  andere  Beweise  zuläßt,  als  nur  die  absolute  Zahl  der 
802  Tage.  —  Scheidenrisse  sub  coitu  sind  keine  ganz  seltenen  Soheidenrisse. 
Ereignisse.    Zur  Erklärung  derselben  sind  je  nach  Lage  des  Einzel- 
falls verschiedene  Ursachen  heranzuziehen.   So  kommen  in  Betracht 
Krampfzustände  der  Beckenmuskulatur,  überstandenes  Klimakterium 
and  senile  Involution  der  Geschlechtsteile,  Disproportion  der  Ge- 
schlechtsorgane, Brutalität  des  Mannes  und  ähnliches  mehr.    In  dem 
von  R  ü  h  s  beschriebenen  Fall,  in  welchem  ein  glattrandiger  Biß  in 
der  Tiefe  des  hinteren  Scheidengewölbes  gefunden  wurde,  war  neben 
der  abgelaufenen  Involutionsperiode  die  ElnieeUenbogenlage  der  Frau 
während  des  Beischlafs  verantwortlich  für  die  Verletzung.  —  Eine 
nicht   durch   Koitus   entstandene   Scheidenverletzung  teilt  Ost  er- 
mayer  mit.    Sie  betrifft  einen  Biß  im  Vorhof  der  Scheide,  welcher 
die  Hymenalöffnung  der  18jährigen  Virgo  völlig  intakt  ließ  und  durch 
Fall  rittlings  auf  die  Lehne  des  Stuhls  entstanden  war,  auf  welchem 
die  Verletzte  gestanden  hatte.    Die  Schwellkörper  der  Klitoris  und 
der  Harnröhre   waren   eingerissen«   —   Wegen   Unterlassung   einer 
Dammnaht  war  ein  Arzt  der  fahrlässigen  Körperverletzung   Kunstfehler. 
und   auf  7000  Mark  Schadenersatz  angeklagt  worden.    Er  machte 
vor  Gericht  den  Einwand,  daß  solche  Dammrisse  auch  von  selbst 
heilen,  was  von  Zweifel,  der  betonte,  daß  jeder  Dammriß,  ohne 
Unterschied  der  Größe,  genäht  werden  müsse,  bestritten  wurde.    Auf 
einen   anderen  Einwand  des  Angeklagten,   daß  Dammrisse  dritten 
Grades  in  der  Privatpraxis  durch  Naht  nicht  zur  Heilung  zu  bringen 

seien,   mußte  der  Sachverständige  zugeben,  daß  die  Resultate  der 
Jahrbnoh  der  praktischen  Medizin.    1904.  81 


482 


Ziemke. 


Tötung  des 
lebenden 
Kindes. 


Berufs- 
geheimnis. 


Strafbare 
Anpreisung 
eines  Heil- 
verfahrens. 


Naht  in  solchen  Fällen  allerdings  sehr  unbefriedigende  seien.  Ans 
diesem  Omnde,  und  weil  er  nachweislich  versacht  hatte,  einen 
Spezialarzt  zn  EBlfe  zu  rufen,  wurde  der  Angeklagte  freigesprochen. 
—  Die  Stellung  des  praktischen  Arztes  zur  Frage  der  Tötung 
des  lebenden  Kindes  und  deren  Verhältnis  zur  Symphyseotomie 
und  zum  Kaiserschnitt  erörtert  Neumann.  Er  weist  nach,  daß  die 
Erfolge  der  Perforation  heutzutage,  besonders  auch  in  der  Privat- 
praxis,  ganz  wesentlich  bessere  sind,  als  die  Ersatzoperationen  und 
präzisiert  seinen  Eechtsstandpunkt  dahin,  daß  er  jede  Operation 
gegen  den  Willen  der  Kreißenden  für  unerlaubt  hält,  selbst  dann, 
wenn  der  Arzt  sich  auf  die  Moral  berufen  zu  dürfen  glaubt.  Dies 
entspricht  auch  der  Auffassung  der  Juristen,  nach  welcher  ein 
operativer  Eingriff  nur  durch  die  Einwilligung  des  Kranken  zur 
Operation  straffrei  wird,  abgesehen  davon  natürlich,  daß  der  Kranke 
durch  Ohnmacht  oder  ähnliches  nicht  im  stände  ist,  über  sich  zu 
verfugen.  —  In  einem  sehr  lesenswerten  Aufsatz  behandelt  Hans 
Groß  den  S  300  D.  St.O.B.,  der  vom  Berufsgeheimnis  handelt. 
Die  Schwierigkeiten,  welche  das  Wort  „unbefugt"  der  Rechtsprechung 
macht,  sucht  er  durch  die  ursprüngliche  sprachliche  Auslegung  zu 
beseitigen.  Das  „Befugtsein"  im  Sinne  des  Gesetzes  kann  nur  als 
subjektive  Berechtigung  ausgelegt  werden,  und  damit  wird  die  Ent- 
scheidung des  Einzelfalles  der  eigenen  Verantwortung  des  Arztes 
zugeschoben.  Der  Arzt  handelt  dann  nicht  unbefugt,  wenn  er  nach 
bestem  Wissen  und  Gewissen  ein  ihm  als  Arzt  anvertrautes  „Privat- 
geheimnis" im  Interesse  eines  höheren  Zweckes  unter  eigener  Ver- 
antwortung der  richtigen  Person  offenbart;  er  allein  hat  zu  erwägen, 
ob  er  nach  ehrlicher  Ueberzeugung  befugt  ist,  zu  sprechen,  oder  ob 
er  schweigen  muß.  Ob  er  dies  getan  hat,  muß  der  Richter  nach  Dar- 
legung seiner  Beweggründe  im  gegebenen  FaUe  prüfen.  Mit  dieser 
Auslegung  des  S  ^00  können  wir  Aerzte  uns  ohne  weiteres  ein- 
verstanden erklären.  —  Ein  gewerbsmäßiger  Kurpfuscher  hatte 
in  Zeitungsankündigungen  dem  Publikum  seine  „Spezialbehandlung" 
anempfohlen  und  den  Zusatz  angefügt  „auswärts  brieflich  mit 
gleichem  Erfolge".  In  dieser  Ankündigung  sah  das  Gericht,  wie 
Biber feld  mitteilt,  die  Behauptung,  der  Angeklagte  verfuge  über 
besondere  Erfahrung  und  Kenntnisse,  besonders  sei  in  dem  Zusatz 
der  Annonce  die  Zusicherung  zu  finden,  daß  die  Heilmethode  des 
Angeklagten  regelmäßig  zum  Erfolge  führe  und  daß  der  Erfolg  auch 
bei  brieflicher  Behandlung  zu  erreichen  sei.  Nach  der  Beweisauf- 
nahme entsprach  dieses  nicht  den  Tatsachen.  Gegen  diese  Aus- 
legung wandte  sich  der  Angeklagte  in  seiner  Bevisionsschrift,  indem 


Aerztliche  Sachverständigentätigkeit.  483 

er  ausführte^  daß  vom  Gesetz  verlangt  werde,  den  Anschein  eines 
„besonders  günstigen  Angebots^  hervorzurufen.  Das  sei  bei  seiner 
Ankündigung  nicht  der  Fall,  da  ähnliche  Annoncen  alltäglich  die 
Tageszeitungen  füllten,  wobei  sich  jeder  seiner  Erfahrung  und  seiner 
Erfolge  rühme.  Ein  „besonders  günstiges  Angebot"  stelle  solche 
Anpreisung  also  nicht  dar.  Das  Reichsgericht  verwarf  den  Revisions- 
angriff  indessen  als  verfehlt.  —  Auf  Grund  von  Tatsachen,  welche 
schon  zur  gerichtlichen  Verurteilung  von  Kurpfuschern  geführt  haben, 
bespricht  Keferstein  die  Mittel,  welche  erfolgreich  zur  Bekämp- 
fung der  Kurpfuscherei  angewandt  werden  können.  Eine  Bestrafung 
auf  polizeilichem  oder  gerichtlichem  Wege  ist  zu  erreichen,  wenn 
der  Pfuscher  sich  einen  arztähnlichen  Titel  beilegt  und  tatsächlich 
den  Glauben  erweckt  hat,  daß  er  praktischer  Arzt  sei.  Auch  wenn 
er  die  Heilkunde  im  Umherziehen  betreibt,  macht  er  sich  straffällig, 
oder  wenn  er  Arzneien  abgibt,  welche  nach  der  kaiserlichen  Ver- 
ordnung vom  22.  Oktober  1901  dem  freien  Verkehr  entzogen  sind. 
Die  Verfolgung  wegen  Betruges  verspricht  dann  Erfolg,  wenn  bei 
offenbar  unheilbaren  Kranken,  z.  B.  vorgeschrittenen  Schwindsüch- 
tigen, sicherer  Erfolg  versprochen  wird  in  der  Absicht,  sie  zur  An- 
wendung wertloser  Mittel  zu  bewegen.  Bei  GefUirdung  von  Leben 
und  Gesundheit  kann  wegen  fahrlässiger  Tötung  oder  Körper- 
verletzung vorgegangen  werden.  Handelt  es  sich  um  gewerbsmäßige 
Kurpfuscherei,  so  trifft  den  Pfuscher  eine  härtere  Strafe,  weil  er 
die  Aufmerksamkeit  außer  acht  ließ,  zu  der  er  vermöge  seines 
„Gewerbes"  verpflichtet  war.  So  trug  ein  Pfuscher  selbst  zu  seiner 
Verurteilung  bei  durch  die  Behauptung,  er  habe  Unterricht  in  der 
Massage  genossen  und  sein  Gewerbe  schon  jahrelang  ausgeübt.  Er 
hatte  eine  an  Unterleibsentzündung  leidende  Frau  zu  Tode  massiert. 
Nicht  allein  das  pflichtmäßige  Außerachtlassen  der  Aufmerksamkeit, 
sondern  auch  der  Umstand,  daß  er  nach  dem  Maße  seiner  Kennt- 
nisse jene  schädlichen  Folgen  hätte  voraussehen  müssen,  führten  zu 
seiner  Verurteilung.  Auf  marktschreierische  Zeitungsannoncen  ist 
das  Gesetz  zur  Bekämpfung  des  unlauteren  Wettbewerbes  anwend- 
bar. Da  es  sich  um  Zeitungsannoncen  handelt,  kann  auch  gegen 
den  verantwortlichen  Eedakteur  wegen  Beihilfe  vorgegangen  werden. 
Das  ist  namentlich  für  Annoncen  von  Ausländem  wichtig.  Endlich 
ist  eine  Bestrafung  möglich  auf  Grund  der  in  allen  Eegierungs- 
bezirken  erlassenen  Polizeiverordnungen  über  die  Anzeigepflicht  der 
Kurpfuscher  und  das  Verbot  prahlerischer,  auf  Vortäuschung  be- 
rechneter Anpreisungen  von  Behandlungsmethoden.  Man  sieht,  daß 
uns  auch  ohne  eigentliches  Pfuscherverbot  mancherlei  Wege  zur 


484 


Ziemke. 


Sach- 

verst&ndlgen- 

t&tigkeit: 

Meinungs- 

dissonanzen 

der  Psychiater. 


Bekämpfung  der  Kurpfuscherei  offen  stehen,  die  leider  immer  noch 
nicht  genügend  ausgenutsst  werden.  Hierzu  ist  freilich  die  Mitarbeit 
jedes  einzelnen  unter  den  Aerzten  erforderlich. 

Pbychiatrische  In  einer  recht  interessanten  Besprechung  sucht  Berze  die  so 
häufigen  Me in ungs dissonanzen  der  sachverständigen 
Psychiater  zu  erklaren  und  gibt  den  Weg  an,  auf  welchem  diesen 
abzuhelfen  ist.  Den  wichtigsten  Ghrund  sieht  er  wohl  mit  Becht 
darin,  daß  der  Staat  den  psychopathisch  Minderwertigen  nicht  ge- 
recht wird.  Auch  wenn  fiir  diese  durch  Aenderung  des  Strafvollzugs 
in  zweckdienlicher  Weise  vorgesorgt  wird,  werden  zwar  die  Mei- 
nungsdissonanzen der  psychiatrischen  Sachverständigen  nicht  auf- 
hören, aber  ihre  Polgen  werden  nicht  so  schwerwiegende  sein,  wie 
es  heutzutage  der  Fall  ist.  —  Auch  Aschaffenburg  beschäftigt 

strafvoUzng.  sich  mit  dem  Strafvollzug  an  Oeisteskranken.  Er  weist  auf  das 
Bedenkliche  des  jetzigen  Verfahrens  hin,  daß  ein  geisteskranker  Oe- 
fangener,  sobald  er  gebessert  oder  genesen  aus  der  Irrenanstalt  ent- 
lassen wird,  sofort  wieder  zur  Strafverbüßung  herangezogen  werden 
kann.  Dies  führt  bei  der  bekanntlich  ohnehin  seltenen  Heilung  von 
Oeisteskranken  sehr  bald  zu  BückfWen,  durch  welche  eine  weitere 
Verlängerung  der  Strafhaft  herbeigeführt  wird.  Die  wichtigsten 
Forderungen  des  Irrenarztes  an  eine  Reform  des  Strafprozesses  sind 
nach  des  Autors  Ansicht  die  Ausdehnung  des  $  493  St.P.O.  auf 
solche  Fälle,  in  welchen  wegen  voraussichtlicher  Unheilbarkeit  die 
Ueberführung  des  Erkrankten  aus  der  Strafanstalt  in  eine  Irren- 
anstalt unmittelbar  im  Anschluß  an  die  Strafverbüßung  notwendig 
ist,  und  das  Verlangen,  daß  eine  Weiterverbüßung  der  Strafe  nach 
der  Genesung  nur  nach  Einholung  eines  amtsärztlichen  Gutachtens 
stattfinden  darf.  —  Aus  der  Feder  eines  Juristen  ist  ein  Aufsatz 
über  geistige  Krankheiten  und  Gebrechen  und  ihre  rechtliche  Be- 
urteilung erwähnenswert.  Biber feld  versucht  auf  Grund  der  recht- 
lichen Unterschiede,  welche  im  Gesetz  zwischen  den  einzelnen  Gruppen 
der  geistigen  Abnormitäten  bestehen,  über  die  Bedeutung  der  Be- 
griffe Geisteskrankheit,  Geistesschwäche  und  geistiges 
Gebrechen  ins  klare  zu  kommen  und  vergleicht  ganz  treffend  den 
Geisteskranken  mit  einem  Krüppel,  der  überhaupt  nicht  gehen,  und 
den  Geistesschwachen  mit  einem  solchen,  der  nur  wenige  Schritte 
machen  kann.  —  Sehr  sachgemäß  und  klar  wird  von  Heilbronner 

Entmftndigttng  die  Frage,  wann  ein  Paranoiker  in  Bücksicht  auf  seine  Geschäfts- 
von  fähigkeit  nach  Maßgabe  der  Bestimmungen  des  Bürgerlichen  Gesetz- 
buchs zu  entmündigen  ist,  erörtert.  In  energischem  und  durch- 
aus berechtigtem  Widerspruch  zu  Bieg  er  s  Ansichten  betont   er, 


Geistes- 
krankheit 
und 

Geistes- 
sohw&che. 


Aerztliche  Sachverständigentätigkeit.  485 

daß    die   Gültigkeit   der  Willensäußerung   eines   Paranoikers   nicht 
davon  abhängig  gemacht  werden   darf,  daß   krankhafte  Motive  bei 
der  Entschlußfassung  wirksam  gewesen  sind.   —  Zwei  Erlebnisse 
aus  seiner  psychiatrischen  Praxis  geben  Pollitz  Veranlassung,  die 
Bewertung  von  Zeugenaussagen  und  ihre  Benutzung  in  psychiatri-    Zeugenans- 
ßchen  Gutachten  zu   erörtern.    Sein  Vorschlag,  bei  wichtigen  Fällen      ^*^uw**. 
zur  Vernehmung   der   Zeugen   den    gerichtlichen    Sachverständigen     gehen  Gut- 
hinzuzuziehen,  um   ihm   Gelegenheit  zu  geben,    selbst  die  für  die       achten, 
psychiatrische  Begutachtung  notwendigen  Fragen  zweckmäßig  und 
erschöpfend    zu    stellen,    muß    als   durchaus   berechtigt   bezeichnet 
werden.   —  Calmus  bespricht  einen  Fall  von  Ehescheidung,  Ehescheidung 
bei  welchem   der  Ehemann,   durch   die  Ideen   seiner  paranoischen    .  ,  ^f^ 
Ehefrau  infiziert,  ebenfalls  erkrankte,  aber  schließlich  geheilt  wurde,      Irresein, 
während  die  Frau  krank  blieb.     Obwohl  die   geistige  Gemeinschaft 
im  Sinne  des  §  1569  B.  G.B.  nicht  als  aufgehoben  bezeichnet  werden 
konnte,    hielt  der  Gutachter  die  Ehescheidung  fiir  indiziert,  indem 
er  bei  einer  Wiedervereinigung  auf  die  sichere  Gefahr  der  Wieder- 
erkrankung des  Ehegatten  hinwies.    Das  Gericht  schloß  sich  der 
ärztlichen  Ansicht  an.  —  Unter  Schreckreaktion  versteht  D i e h  1      Schreck- 
den  triebartigen  Vollzug  einer  Handlung,  die  unmittelbar  unter  der  '^«■^*\o'^  ^'^^ 
Einwirkung  des  Schrecks  erfolgt  und  zugleich  der  intellektuellen 
und  ethischen  Lage  des  Individuums  nicht  entspricht.     Als  Beispiel 
fuhrt  der  Autor  einen  Fall  an,  der  zur  gerichtlichen  Entscheidung 
führte.     Eine  Frau  wird  von  einer  Bekannten  dabei  überrascht,  wie 
sie  ein  Paar  Schuhe,  welche  jener  gehören,   anprobiert.     In  ihrem 
Schreck,  und  weil  sie   sich   schämt,   ihre   Neugierde   der  anderen 
offenbar  zu  machen,  behält  sie  die  Schuhe  an  und  entfernt  sich  mit 
ihnen.     Sie  sucht,   aber  findet  keine  Gelegenheit,   das  gegen  ihren 
Willen  Entwendete  zurückzubringen  und  wird  wegen  Diebstahls  an- 
geklagt.    Es  ist  richtig,  daß  durch  solchen  ,^Schreckaffekt^'  die  Vor- 
stellungskette jäh  unterbrochen  wird,  und  in  diesem  Augenblick  auch 
die  Bildung  von  Urteil  und  Willensentschließung  und  somit  auch 
die  normale  Handlungsfähigkeit  beeinträchtigt  sein  mag,  es  erscheint 
aber  deswegen  doch  wohl  nicht  zulässig,  wie  der  Autor  will,  die 
Täterin  zu  exkulpieren,  da  sie  ja  nach  Ablauf  der  momentan  ein- 
wirkenden Schreckreaktion  wieder  in  ihre  vorher  bestehende  nor- 
male psychische  Situation,   in  welcher  die  freie  Willensbestimmung 
nicht  behindert  war,  zurückkehrt.  —  Eine  sehr  interessante  Studie 
über  jugendliche  Mörder  und  Totschläger  verdanken  wir 
Baer.    Bei  keinem  seiner  Verbrecher  fand  er  in  der  körperlichen 
Organisation   eine  spezifische  Formation  oder  die  Andeutung  einer 


486 


Ziemke. 


Jugendliche 
Mörder  and 
TotscfaUger. 


Psychosen  der 
Landstreicher. 


Majest&ts- 
beleidigung 
und  Geistes- 
störung. 


Geisteskranke 
Schwindler. 


Brandstiftung 

unter  dem 

Einfluß  des 

Alkohols. 


solchen,  so  daß  sie  als  ein  Merkmal  der  kriminellen  Individualitat 
bezeichnet  werden  könnte.  Die  von  ihm  gefundenen  somatischen 
Erscheinungen  der  Degeneration  standen  in  gar  keinem  Verhältnis 
zu  dem  Grade  der  verbrecherischen  Intensität.  Wieder  einmal  ein 
Beweis  von  der  Irrtümlichkeit  des  Lombro  so  sehen  „Verbrecher- 
typus". Oanz  besonders  traten  die  Merkmale  der  psychischen  De- 
generation hervor.  Den  Defekt  des  moralischen  Empfindens  erklärt 
der  Autor  hauptsächlich  durch  den  Mangel  an  Erziehung  und  durch 
das  Beispiel  der  Umgebung,  durch  das  Milien,  in  welchem  der  Ver- 
brecher aufwächst.  Das  Produkt  dieser  Einwirkungen  ist  den  Ver- 
brechern, wie  auch  vielen  Niqhtverbrechem  aus  den  niederen  Volks- 
kreisen als  Stempel  der  Minderwertigkeit  aufgedrückt.  — Wilmanns 
unterzieht  die  Psychosen  der  Landstreicher  einer  Betrachtung, 
namentlich  in  Eücksicht  auf  die  Beziehungen  zwischen  deren  an- 
geborenem oder  erworbenem  Defekt  und  der  antisozialen  Lebens- 
führung. Das  Gros  der  Landstreicher  rekrutiert  sich  aus  der  Im- 
bezillität, die  Epilepsie  prädestiniert  gleichfalls  zur  Vagabondage.  — 
Puppe  berichtet  über  11  Fälle  von  Majestätsbeleidigung,  in 
welchen  er  die  Täter  gerichtsärztlich  zu  untersuchen  hatte.  Sieben 
wurden  für  unzurechnungsfähig  erklärt.  Das  Begehen  einer  plumpen, 
den  Stempel  der  Motivlosigkeit  an  der  Stirn  tragenden  Majestats- 
beleidigung  muß  den  Verdacht  einer  geistigen  Störung  erwecken.  — 
Daß  es  Geisteskranken  zuweilen  gelingt,  völlig  Gesunde  von  der 
Bealität  ihrer  Wahnideen  zu  überzeugen,  ist  bekannt.  Gerade  solche 
Kranken,  welche  an  der  Delbrückschen  Pseudologia  phantastica 
leiden,  sind  vermöge  ihrer  Phantasterien  hierzu  besonders  geeignet. 
Der  von  Henneberg  ausführUch  mitgeteilte  Fall  bietet  insofern 
forensisches  Interesse,  als  es  dem  Kranken  gelang,  auf  Grund  höchst 
absurder  Angaben  über  seine  Beziehungen  zur  Freimaurerei  durch 
Geheimnistuerei,  Sicherheit  und  Feierlichkeit  des  Auftretens  10  ge- 
sunde Personen  zur  Vornahme  unsittlicher  Handlungen  zu  einer  Art 
Vereinigung  zusammenzufuhren.  —  Wiederholte  Brandstiftung 
unter  dem  Einfluß  des  Alkoholgenusses  beobachtete  Schloß 
bei  dem  schwachsinnigen  Sohn  eines  Trinkers,  ohne  daß  am  Täter 
die  körperlichen  Symptome  der  Trunkenheit  oder  ein  pathologischer 
Bauschzustand  wahrgenommen  werden  konnte.  Er  verübte  die  Brand- 
stiftung, „weil  es  ihm  plötzlich  einfiel,  Feuer  anzulegen",  „weil  es 
ihm  so  in  den  Kopf  kam  und  er  nicht  widerstehen  konnte".  Sonst 
war  er  harmlos,  ruhig  und  bescheiden.  Der  Gedanke  an  das  Feuer- 
anlegen entsprang  bei  ihm  zuerst  dem  Neide  auf  die  von  ihm  ver- 
gebens erstrebte  Montur  der  freiwilligen  Feuerwehr  und  dem  Wunsche, 


Aerztliche  Sachverständigentätigkeit.  487 

sich  beim  Löschen  beteiligen  zu  können.  —  Beiträge  zur  Begat-  Begutachtung 
achtung  alkoholistischer  Störungen  in  foro  liefert  Pollitz;    »Utohoiisti- 
sie  bieten  dem  ärztUchen  Sachverständigen  manches   Interessante,     Störungen 
was  ihm  für  die  Beurteilung  der  alkoholistischen  Geistesstörungen  vor      in  foro. 
Gericht  von  Nutzen  sein  wird.  —  Pf  ist  er  macht  auf  die  Bedeutung 
von  Hautblutungen,  welche  sich  zuweilen  bei  Epileptikern Hautbiutungeu 
nach  dem  Krampfanfall  auf  der  Haut  des  Gesichts,  des  Halses  und  ^^^  Epilepsie, 
der  Brust  finden,  für  die  gerichtsärztliche  Diagnose  der  Epilepsie 
aufmerksam.    Es  leuchtet  ein,  daß  die  Feststellung  derartiger  objek- 
tiver Zeichen,  zu  denen  ja  auch  der  Zungenbiß  gehört,  von  außer- 
ordentlichem Wert  ist,   da  sie  nicht    simuliert  werden  können.  — 
Heilbronner  beschäftigt  sich  in  längeren  Ausführungen  mit  den 
Pugues  und  fugueähnlichen  Zuständen,  mit  welchem  Namen    Fngues  und 
bekanntlich  von  den  Franzosen  der  krankhafte  Wandertrieb  belegt  '"^^^^i^^^® 
wird.    Im  Gegensatz  zur  Heidelberger  Schule,  welche  diese  Zustände 
ausnahmslos  der  Epilepsie  zuzählt  und  dementsprechend  in  ihnen 
begangene  Straftaten  dem  Täter  nicht  anrechnen  kann,  betont  er,  daß 
sich  in  ebensoviel  Fällen  hysterische  und  neurasthenische  Erschei- 
nungen ,  manchmal  aber  auch  nichts  weiter  als  allgemeine  Zeichen 
der  Degeneration  nachweisen  lassen.    Diese  veränderte  Auffassung 
fuhrt  natürlich  auch  zu  einer  anderen  forensischen  Bewertung.  Der 
Sachverständige  wird  seinem  Gutachten  den  minderwertigen  Habi- 
tualzustand  des  Individuums  zu  Grunde  legen  und  von  Fall  zu  Fall 
zu  entscheiden  haben,  ob  die  Voraussetzungen  des  §  51  St.G.B.  zu- 
treffen.    Die  Negierung   der  Zurechnungsfähigkeit  wird   nach   der 
Meinung  des  Autors  nur  in  den  seltensten  Fällen  möglich  sein;  oft 
wird  eine  bestimmte  Entscheidung  für  oder  wider  die  Anwendbar- 
keit des  §  51  nicht  gefällt  werden  können.    Es  läßt  sich  nicht  ver- 
hehlen, daß  die  Heilbronnersche  Auffassung  der  gerichtsärztlichen 
Begutachtung  in  praxi  mancherlei  Schwierigkeiten  macht,  welche 
bei  der  Zurechnung  des  Wandertriebes  zur  Epilepsie  wegfallen.  Aber 
auch  hier  muß  es  der  höchste  Grundsatz  des  Experten  bleiben,  die 
Wahrheit  zu  finden.  —  Hysterische  Dämmerzustände,  welche    Hysterische 

den  Gans  ersehen  Symptomenkomplex,  namentlich  das  Symptom  des      i^^n^er- 
--_.,        £15-..^^/.  .       1       -TT  11     /.  zust&nde  mit 

„Vorbeiredens  ,  das   bei  Gefangenen  in  der  Untersuchungshaft  so  Qanserschem 

leicht  den  Verdacht  der  Simulation  erregt,  boten,  sind  von  West-    Symptomen- 
phal  und  von  Lück  mitgeteilt  worden.    In  forensischer  Hinsicht     *^°™Pi®*' 
kann  wohl  die  Haftfähigkeit  eines  solchen  Kranken  zweifelhaft  sein, 
hinsichtlich  der  Zurechnungsfähigkeit  bei  Begehung  einer  vor  Aus- 
bruch der  Krankheit  begangenen  strafbaren  Handlung  kommt  die 
Störung  nicht  in  Betracht.    Die  Anfalle  dauern  übrigens  nur  kurze 


488  Ziexnke. 

Zeit  und  Bind  stets  von  somatischen  Erscheinungen  begleitet;  wäh- 
Hypnose  vor  rend  derselben  kann  eine  halbe  Lnzidität  bestehen.  —  Der  Hyp- 
Gencht.      notismus  hat  schon  mehrfach  die  Oerichte  beschäftigt.    Zomeist 
handelte    es   sich   um   Verbrechen,   namentlich   Sittlichkeitsdelikte, 
welche  an  Hypnotisierten  begangen  worden.    Dies  trifft  aach  für 
den  von   Longard   mitgeteilten  Fall   des   berüchtigten  Magneto- 
pathen  Mainone  zu,  in  welchem  die  Geschworenen  gegen  das  Ghit- 
achten  aller  Sachverständigen  sich  nicht  davon  zu  überzeugen  ver- 
mochten,  daß   das  Opfer  des  Pfuschers  durch  seine  hypnotischen 
Manipulationen   in  einen  willenlosen  Zustand  versetzt  worden  sei. 
Longards  Mitteilung  lehrt  aber  weiter  die  allbekannte  Tatsache, 
daß  die  Hypnose  mit  gesundheitlichen  Schädigungen  der  Hypnoti- 
sierten verbunden  sein  kann.    Noch  eklatanter  tritt  dies  in  dem  von 
aeistesstörang  Wein  bäum  mitgeteilten  Fall  hervor.    Dieser  betrifft  einen  aller- 
nac      ypnose.  ^^g  disponierten  Primaner,   der  sich  in  den  öffentlichen  Schau- 
stellungen des  „Suggestors"  Weltmann,  eines  früheren  Kaufinanns- 
lehrlings,  als  Medium  benutzen  ließ  und  in  unmittelbarem  Anschluß 
an  die  Vorstellung  geistig  erkrankte.    Die  Verhandlung  gegen  den 
Suggestor  führte  zur  Freisprechung,  da  er  von  der  Verwaltungs- 
behörde die  Erlaubnis  zu  seinen  hypnotischen  Vorführungen  erhalten 
hatte  und  daher  annehmen  durfte,  daß  die  Vornahme  solcher  Vor- 
stellungen an  sich  nicht  strafbar  sei.    Mit  Recht  wendet  sich  der 
Autor  an  die  Aerzte  und  die  Behörden  mit  der  Aufforderung,  zur 
Verhütung    solcher    Unglücks&Ile    beizutragen.     Daß    sich    hierzu 
schon  eine  Handhabe  für  die  Regierung  in  dem  Ministerialerlaß  vom 
12.  Mai  1881,  der  die  Regierungspräsidenten  anweist,  die  öffentlichen 
Veranstaltungen  der  Magnetiseure  zu  untersagen,  bietet,  findet  man 
in  den  Ausführungen,  sowie  manches  andere  Lesenswerte  über  die 
forensische  Beurteilung  der  Hypnose.  —  Hennebergs  Beobach- 
Forensische    tungen  des  vielgenannten  Blumenmediums  Anna  Rother  laufen 
spüitutis*  h^    darauf  hinaus,  daß  diese  Person  gemindert  zurechnungsfUiig  sei  und 
Medien.       ihre  mediumistischen  Leistungen  im  engsten  Zusammenhang  mit  den 
bei  ihr  nachgewiesenen  Störungen  auf  psychisch-nervösem  Oebiet 
stehen.    Im  Anschluß   an  seine  Ausführungen  hat  der  Autor  ein 
interessantes  Material  über  die  Beziehungen  zusammengestellt,   die 
zwischen  Geistesstörung,  Spiritismus  und  bewußtem  Betrug  bestehen.  — 
Sexuelle      Auf  dem  Gebiete  der  Sexual  pathologie  ist  auch  in  diesem  Jahre 
Psychopathie.  ^^^  fruchtbare  Tätigkeit   entwickelt  worden.     Wer   sich  für  die 
Erscheinungen  des  krankhaften  Geschlechtslebens  interessiert,  sei 
auf  das  Jahrbuch  für  sexuelle  Zwischenstufen  von  Magnus  Hirsch- 
feld hingewiesen,  welches  neben  manchem  Entbehrlichen  auch  Ar- 


Aerztliche  Sachverständigentätigkeit.  489 

beiten  enthält,  die  von  ernstem  Porschungseifer  und  Wissenschaft- 
lichem  Streben  getragen  werden.  Erwähnenswert  erscheint  beson- 
ders Hirsch felds  Abhandlung  über  den  umischen  Menschen  und 
Mitteilungen  von  geschlechtlichen  Verirrungen  von  Näcke.  —  Unter 
den  sexualpathologischen  Beobachtungen,  welche  Türkei  mitteilt, 
beansprucht  besonders  die  letzte  forensisches  Interesse,  weil  hier 
das  die  sexuelle  Erregung  auslösende  Moment,  welches  im  Anblick 
großer  psychischer  Angstzustände  bestand,  im  Laufe  der  Zeit  eine 
solche  Steigerung  erfuhr,  daß  der  Betreffende,  ein  Detektiv,  sich 
nicht  damit  begnügte,  wirkliche  Diebe  zu  ertappen,  sondern  ganz 
unschuldige  Personen  weiblichen  Geschlechts  anhalten  und  verhaften 
ließ,  um  durch  den  Anblick  der  vor  Schreck  und  Aufregung  ver- 
zerrten Gesichter  Ejakulationen  herbeizuführen.  Auch  die  Todes- 
angst weiblicher  Delinquenten  bei  Hinrichtungen  verursachte  schließ- 
lich ein  Wollustgefuhl.  Der  erste  der  mitgeteilten  EäUe  ist  seiner 
Aetiologie  wegen  interessant.  Er  zeigt  wieder  einmal,  welche  B^Ue 
die  assoziative  Verknüpfung  zweier  zufallig  koexistierender  Vor- 
stellungen in  einem  minderwertigen  Gehirn  bei  der  Entstehung 
sexueller  Perversitäten  spielt.  — Wilhelms  PaU  von  Androgynie  Androgynie. 
ist  wegen  der  staunenswerten  Sicherheit,  mit  welcher  von  dem  Ge- 
richtsarzt aus  nichts  beweisenden  Befrmden  —  tütenförmige  Ein- 
senkung  der  Nates  zum.  After,  faltenlose  Beschafifenheit  der  Haut 
um  den  After  und  breite  Kondylome  am  Aftereingang  —  die  Dia- 
gnose der  passiven  Päderastie  gestellt  wurde,  von  einem  gewissen 
Interesse.  Es  sei  bemerkt,  daß  der  Täter,  der  sich  Nachts  als 
Dirne  in  Prauenkleidem  auf  der  Straße  herumtrieb ,  wegen  wider- 
natürlicher Unzucht  verurteilt  wurde,  was  der  Autor,  ein  Jurist,  an- 
scheinend nicht  billigt,  da  er  ihn  für  einen  typischen  Homosexuellen 
hält.  Ob  dies  tatsächlich  zutraf,  hätte  erst  durch  die  psychiatrische 
Untersuchung,  wie  auch  Näcke  treffend  bemerkt,  festgestellt  werden 
müssen ;  die  bloße  Feststellung  des  efifeminierten  Eörpertypus  genügt 
nicht,  da  diese  auch  bei  völlig  Heterosexuellen  gefunden  wird.  — 
Paffrath  hatte  einen  Menschen  zu  begutachten,  der,  Fabrikarbeiter  Madchen- 
und  verheiratet,  sich  dadurch  strafbar  gemacht  hatte,  daß  er  drei  ^^^^^^^'^ 
erwachsene  Mädchen  auf  offener  Dorfstraße  ohne  jeden  Grund  durch 
Messerstiche  verletzte.  Bei  zweien  der  Opfer  waren  die  Ver- 
letzungen so  schwere,  daß  die  eine  bald  darauf  starb,  die  andere  an 
lebensgefährlichen  Wunden  längere  Zeit  daniederlag.  Zeichen  für 
eine  geistige  Störung  wurden  vom  Autor  nicht  gefunden.  Er  charak- 
terisiert den  Täter  als  einen  „rohen,  sittlich  verkommenen  Burschen, 
welcher  durch  Alkohol  gereizt  und  vermutlich  sexuell  erregt  war^^ 


490 


Ziemke. 


und  -Ver- 
brennung. 


Vielleicht  hätte  die  Beobachtung  in  einer  Irrenanstalt  dennoch  An- 
haltspunkte für  eine  Geisteskrankheit  ergeben.  —  Eine  solche  wäre 
Leichen-      auch  angezeigt  gewesen  in  einem  Fall  von  Leichenzerstückelung 
Zerstückelung     ^^  -Verbrennung,  den  Hofmann  beschreibt.    Der  Täter  hatte 

und  -vftr-  ® ' 

«ein  Opfer  mit  einem  Stocke  totgeschlagen,  dann  zerstückelt  und 
die  Knochen  und  den  Kopf  im  Stubenofen  verbrannt,  die  Weichteile 
vergraben.  Er  galt  als  arbeitsscheu,  gewalttätig  und  machte  anf 
den  Arzt  den  Eindruck  eines  verschlossenen,  aber  durchaus  schlauen 
und  „gerissenen"  Menschen.  —  Ein  Anonymus  erzählt  einen  Fall 
Sodomie,  von  Sodomie,  der  sich  durch  besondere  Scheußlichkeit  auszeichnet, 
insofern  als  der  eigene  Ehegatte  seine  Prau  zwang,  und  zwar  zu 
wiederholten  Malen,  sich  von  einem  Hunde  begatten  zu  lassen.  Das 
aburteilende  Gericht  neigte  der  Anschauung  zu,  daß  das  Motiv  zur 
Tat  ein  sexuelles  gewesen  sei.  —  Im  Anschluß  an  diesen  macht 
Hab  er  da  auf  einen  ähnlichen  Fall,  den  Lebrun  mitteilt,  auf- 
merksam. Hier  wurde  ein  5jähriges  Kind  von  einem  Manne  in 
seine  Wohnung  gelockt,  aufs  Bett  gelegt  und  einem  Affen  zur  Aus- 
übung des  Geschlechtsaktes  überlassen.  Der  Täter  sah  zu  und 
masturbierte.  —  Nach  den  Erfahrungen  Burgls  zeigt  der  größte 
Teil  der  Exhibitionisten  Störungen  auf  psychischem  Gebiete  von 
verschiedener  Art  und  Intensität.  Das  Delikt  kann  von  Schwach- 
sinnigen begangen  werden,  es  kommt  als  Triebhandlung,  als  Zwangs- 
handlung und  aus  Zufall  oder  Fahrlässigkeit  bei  körperlichen  Ge- 
brechen, welche  die  Urinentleerung  erschweren,  vor.  Nur  für  einen 
kleinen  Teil  der  Fälle  nimmt  der  Autor  geistige  Gesundheit  des 
Täters  und  als  Ursache  sexuelle  Befriedigung  durch  das  Entblößen 
der  Genitalien  an,  meist  bei  jüngeren,  angetrunkenen,  im  sexuellen 
Verkehr  unerfahrenen  Männern  oder  bei  Gewohnheitsonanisten,  die 
Simulation,  impotent  sind.  —  Daß  Simulation  von  Geistesstörung  recht 
selten  ist,  wird  von  allen  psychiatrisch  erfahrenen  Aerzten  zugegeben. 
Es  ist  aber  auch  bekannt,  daß  Geisteskranke  oft  zu  dem  eigent- 
lichen ELrankheitsbild  allerlei  hinzusimulieren,  und  dann  kann  es 
recht  schwer  sein,  zu  entscheiden,  wieviel  auf  Kosten  der  Krankheit 
und  was  auf  die  Simulation  zu  rechnen  ist.  Bolte  teilt  sechs  Be- 
obachtungen mit,  von  denen  drei  durch  Geständnis  als  Simulanten 
erkannt  wurden,  bei  den  anderen  kam  Schwachsinn,  sexuelle  Per- 
versität plus  hysterische  Pseudologia  phantastica  und  hysterischer, 
resp.  katatonischer  Stupor  in  Betracht. 

Die  Vornahme  von  Körpermessungen  an  den  Gliedern 
bei  Untersuchung  und  Begutachtung  versicherungsrechtlicher  und 
forensischer  Fälle  empfiehlt  Miller  und  gibt  einen  von  ihm  hierzu 


ExhibitioniS' 
mus. 


Aerztliche  Sachyerständigentätigkeit.  491 

konstruierten  Winkelmesser- an,  der  im  Berliner  medizinischen  Waren-  Versicherunga- 

hause  zu  haben  ist.     Er  befürwortet  auch  die  Einfuhrung  von  Be-     rechtuche 

fandtabellen,  die  eine  gr5ßere  Uebersichtlichkeit  der  Folgen  einer  verst&ndigen- 

Verletzung  ermöglichen  sollen  und  dies  in  der  Tat  auch  tun.  —     tatigkeit: 

Der  Volkmannschen   Methode   der   Berußungsfußabdrücke  haften    m^^JJ^™ 

mancherlei    Uebelstände    an.     Zu    ihrer  Vermeidung    bedient    sich   an  Gliedern 

Becker  bei  der  Eixierung  der  Plattfußveränderungen       Unfall- 

verletzter 
der  Druckerschwärze  für  die  Herstellung  der  Sohlenabdrücke.     Er    _  [ 

nimmt  die  Funktionsprüfung  in  vier  Stellungen  vor;  im  Stehen,  im    prafUng  des 
Darüberschreiten,   in  Supinationsstellung  und  in  Pronationsstellung.     Plattfußes. 
Die  empfohlene  Methode  vermag  auch  dem  Laien  die  Funktions- 
tüchtigkeit des  Fußgewölbes  einwandfrei  zur  Darstellung  zu  bringen. 
—  Stempel  bespricht  die  Fingerverletzungen  und  ihre  ge-       Finger- 
richtsärztliche  Beurteilung.     Man  wird  sich  seinen  Ausführungen,  Verletzungen 
welche  im  allgemeinen  einer  weniger  konservativen  Behandlung  das 
Wort  reden,  nur  anschließen  können,  insofern  durch  sie  vielfach 
eine  bessere  Gebrauchsfahigkeit  der  Hand  erzielt  werden  kann.  — 
Die  Verletzungen  des  Rückenmarks  und  ihre  Beziehungen    Unfall-  und 

zu  den   chronischen  Rücken  mar  kserkrankungen  sind  schon    oi^ronische 

•  ii»i.i-r.         .        -.1        -11  1  rMi  .1        Rückenmarks- 

vielfach  m  der  Literatur  behandelt  worden.    Stolper  erörtert  ihre  ©rkrankungen 

versicherungsrechtliche  Bedeutung,  gestützt  auf  eine  Reihe  eigener 
Erfahrungen.  Er  tritt  der  Tendenz  entgegen,  alle  möglichen  spinalen 
Erkrankungen  ohne  weiteres  als  direkte  Folge  einer  Rückenmarks- 
verletzung anzusehen  und  betont,  daß  Fälle  von  gröberer  Markläsion 
mit  gröberer  Wirbelsäulenverletzung  erwiesenermaßen  noch  niemals 
zu  einer  progredienten  chronischen  Rückenmarkserkrankung  geführt 
haben.  Er  leugnet  mit  anderen  Worten  die  traumatische  Entstehung 
der  Syringomyelie,  der  Tabes,  multiplen  Sklerose,  progressiven 
Muskelatrophie,  der  spastischen  Spinalparalyse  etc.  Wo  ein  Zu- 
sammenhang behauptet  wird,  sind  andere  ätiologische  Momente  nicht 
mit  genügender  Sicherheit  auszuschließen.  —  Nach  Beobachtungen 
Borchards  kommt  nicht  nur  am  Fußrücken,  sondern  auch  am 
Handrücken  nach  verhältnismäßig  leichten  Verletzungen  ein  Traumatisches 
eigentümliches  Oedem  vor,  welches  sich  durch  große  Hartnäckig-  rr^^^TJ^^^ 
keit  auszeichnet.  Das  elastische  Polster  ist  dick,  derb,  hart  und 
schmerzhaft,  die  Haut  kühl  und  stellenweise  bläulichrot.  Es  fehlt 
jede  Knochenverletzung,  dagegen  kommt  es  zu  einer  Atrophie  der 
Knochen.  Wahrscheinlich  ist  eine  Störung  an  den  kleineren  Ge- 
fäßen und  an  den  Lymphbahnen  die  Ursache.  Die  Arbeitsbehinderung 
ist  eine  erhebliche  und  langwierige.  —  Für  die  ursächliche  Be- 
deutung der  Schädeltra^men  für  Späterkrankungen  des 


492 


Ziemke. 


Spät-        Gehirns  sucht  man  neuerdings  wieder  strengere  Porderangen  auf- 

®^^™°^°?*®°  zustellen.    Sowohl  Israel,  wie  Stadelmann  äußern  sich  in  diesem 
des  Gehirns 
nach  Schftdei-  Sinne.     Israel  halt  die  Annahme  eines  Kausalzusammenhangs  nnr 

traamen.  in  den  Fällen  für  berechtigt,  in  welchen  der  Tod  erst  beträchtliche 
Zeit  nach  der  Verletzung  eintritt.  Die  Zeit,  welche  bis  zum  Eintritt 
der  Blutung  vergeht,  ist  eben  erforderlich,  um  die  zum  Zustande- 
kommen der  Blutung  notwendige,  begrenzte  Himerweichung,  welche 
die  Oef&ße  schädigt,  hervorzubringen.  In  einer  relativ  kurzen  Zeit, 
z.  B.  in  2  Stunden,  kann  diese  Erweichung  nicht  zu  stände  kommen. 
—  Auch  Stadelmann  stellt  eine  Beihe  von  Bedingungen  auf,  um  mit 
einiger  Sicherheit  Gehimerkrankungen  auf  ein  Trauma  zurückfahren 
zu  dürfen.  Die  Kranken  sollen  vorher  nachweislich  gesund  gewesen 
sein,  Lues,  Nephritis,  Potus,  Herzkrankheiten,  Arteriosklerose  müssen 
ausgeschlossen  sein.  Das  Trauma  muß  erheblich  gewesen  sein, 
wenn  es  auch  nicht  gerade  zur  Bewußtlosigkeit  gefuhrt  zu  haben 
braucht.  Die  Erscheinungen  der  Gefaßerkrankungen,  resp.  der 
weiteren  Gehimerkrankungen  müssen  sich  in  kürzerem  Zeitraum 
und  unter  unseren  Augen  entwickelt  haben.  Jahre  ohne  ärztliche 
Beobachtung  dürfen  nicht  dazwischen  liegen.  Hier  wird  die  Skepsis 
doch  wohl  etwas  zu  weit  getrieben.  Man  könnte  schließlich  auch 
verlangen,  daß  jeder,  der  einen  Unfall  erleidet,  sich  vorher  auf  seine 
Gesundheit  vom  Arzt  untersuchen  läßt.  —  Derselben  Skepsis  be- 
gegnen wir  bei  Moser  in  der  Beurteilung  des  ursächlichen  Zu- 
sammenhangs von  Trauma  und  Psychose,  der  in  keinem  der 
drei  mitgeteilten  Fälle  —  es  handelt  sich  um  die  Entstehung  von 
Paralyse  und  Dementia  senilis  nach  leichteren  Kopfverletzungen  — 
geneigt  ist,  dem  Trauma  einen  Einfluß  auf  den  Ausbruch  der  psychi- 
schen Krankheit  einzuräumen.  Wenn  der  Autor  meint,  die  Beur- 
teilung der  Folgen  eines  Traumas  in  der  versicherungsrechtlichen 
Medizin  habe  nach  gleichen  Grundsätzen  zu  geschehen,  wie  in  der 
gerichtlichen  Medizin,  so  irrt  er.  Hier  muß  der  Zusammenhang  mit 
vollkommener  Sicherheit  erwiesen  werden,  während  für  einen  Renten- 
anspruch auch  schon  ein  wahrscheinlicher  Zusammenhang  oder  die 
Annahme  des  Traumas  als  mitwirkende  Ursache  genügt.  —  Stey  er- 
thals  Beobachtung  lehrt  uns,  daß  auch  gesund  und  rüstig  er- 
scheinende Männer,  welche  über  ein  ungewöhnliches  Maß  von 
Körperkräfken  verfügen,  an  Hysterie  leiden  können.  Bei  seinem 
Kranken,  einem  Athleten,  bestand  vollkommene  Anästhesie  der  einen 
Bückenhälfte,  starker  Komberg  und  Krampfzustände  von  hysterischem 
Charakter.  Diese  Symptome  bestanden  schon  vor  einer  schweren 
Kontusion  des  Bückens,  welche  der  Mann  erlitt.    Die  Krankheit 


Trauma  und 
Psychose. 


Trauma  und 
Hysterie. 


Aerziliche  Sachverständigentätdgkeit  498 

konnte  daher  nicht  durch  den  Unfall  hervorgerufen,  wohl  aber  ver- 
schlimmert worden  sein.    Ein  zweiter  Fall,  von  dem  der  Autor  zu 
berichten  weiß,  ist  deswegen  von  besonderem  Interesse,  weil  hier 
keinerlei  Ansprüche  auf  Entschädigung    erhoben  werden  konnten, 
also  kein  Grund  zur  Simulation  oder  Uebertreibung  der  Krankheits- 
beschwerden vorlag.    Das  Leiden  betraf  gleichfalls  einen  Athleten 
und  stellte  sich  unmittelbar  und  plötzlich  nach  einer  Niederlage  beim 
Ringen   ein.    —   Bahr  weist   auf  die   Schwierigkeit  der  Unter-    Un&u  und 
Scheidung  einer  traumatischen  von  einer  rheumatischen     ^'^"»^»so. 
Lumbago  hin  und  will  das  Vorliegen  eines  Unfalls  verneint  wissen, 
wenn  der  Kranke  durch  seine  Beschäftigung  rheumatischen  Ein- 
flüssen ausgesetast  ist  oder  schon  früher  rheumatische  Lumbalneuralgien 
durchgemacht  hat.  —  Eine  Form  von  Nystagmus,  welche  nicht    NysUgmuB 
Zeichen  einer  organischen  Nervenerkrankung,  sondern  höchst  wahr-  ^^^^^  Unfall. 
scheinlich  hysterischer  Natur  war,  sah  Apelt  bei  einer  Reihe  von 
Unfallnervenkranken.     Sie    tritt    besonders    bei    seitlichen    Augen- 
bewegungen auf  und  nimmt  zu  mit  der  extrem  seitlichen  Stellung 
der  Blicklinien.  —  Unter  den  durch  Trauma  entstandenen  Krank-  Tranmatische 

heiten    des  Herzens  ist  zunächst  eine  von  Stern  mitgeteilte  ^5^^^^°^®'* 

des  Herzens, 
traumatische   Endokarditis    zu   erwähnen,    bei   welcher   6  Wochen 

nach  dem  Unfall  das  endokarditische  Geräusch  auftrat.    Li  einem 

anderen  Fall  war  die  traumatische  Entstehung  der  Endokarditis  höchst 

wahrscheinlich.    Nach  einem  Bajonettstoß  vor  die  Brust  war  objektiv 

dreiviertel  Jahre  später  ein  sehr  lautes  Geräusch  über  Aorta  und 

Karotiden    nachzuweisen.    —    Die   Entstehung    der    traumatischen 

Rupturen  des  Herzens  wird  von  Revenstorf  an  der  Hand  von 

selbst  untersuchten  Fällen  besprochen.    Der  Erklärung  durch  direkte 

Quetschung  und  durch  Platzen  fugt  er  noch  die  Zerrungsruptur  zu. 

Die  Herzwand  reißt  an  der  Stelle  ein,   an  welcher  sie  infolge  der 

Verdrängung  des  Herzens  am  strafiFsten  gespannt  wird.  —  Zu  den 

Seltenheiten  gehören  Herzrupturen,  welche  erst  9  Tage  nach  dem 

Unfall  —  im  vorliegenden  Fall  handelte  es  sich  um  Sturz  auf  die 

linke  Seite  aus  dem  5.   Stockwerk   bei   einem  Kinde  —  erfolgen. 

Ebbinghaus  erklärt  sie,  indem  er  zunächst  einen  Ueberstreckungs- 

einriß  der  Herzwand  mit  folgender  Blutung  in  den  Herzmuskel  um 

die  Rißstelle  annimmt,   der  dann  durch  Kompression  der  kleinsten 

Koronararterienästchen    zu   ischämischen   Muskelerweiohungsherden 

und  zum  Durchbruch  Veranlassung  gab.  —  Benedikt  beschreibt 

eine  ^^Herzverdehnung"  nach  Fall  auf  den  Rücken.    Der  Mann,  der 

sie  erlitt,  war  59  Jahre  alt  und  litt  an  Atheromatose  der  Arterien. 

Die  subjektiven  Klagen  desselben  wurden  von  zwei  Vorgutachtem  als 


494  Ziemke. 

TraanuitUche  üebertreibimg  bezeichnet  und  ihm  15  ^/o,  dann  10  ^/o  Erwerbs- 
^dM^a^ns"  ™*^^*^®^*  angesprochen.  Nach  3  Monaten  war  eine  kolossale 
Ausdehnung  der  Herzdämpfung  und  ein  Wogen  von  knollenförmigen, 
pulsierenden  Henrorwölbungen  der  ganzen  Herzgegend  festzustellen. 
Die  Obduktion  ergab  exzentrische  Herzhypertrophie  mit  fettiger 
Degeneration  des  Herzmuskels  und  chronische  Atheromatose  der 
Arterien.  Die  Auffassung  des  Autors,  daß  durch  den  Unfall  min- 
destens „ein  kolossaler  Nachschub  des  Prozesses"  herbeigeführt  ist, 
wird  nicht  jeder  teilen.  Ungewöhnliche  Herzvergrößerungen  bei 
chronischer  Atheromatose  findet  man  sehr  häufig  und  nicht  selten 
ist  man  auch  in  der  Lage  festzustellen,  daß  erst  ganz  kurze  Zeit 
vor  dem  Tode  Kompensationsstörungen  in  Form  von  schweren  Krank- 
Aorten-  heitserscheinungen  sich  geltend  gemacht  haben.  —  Schädigungen 
insuffizienz  ^^g  Herzklappenapparats  infolge  schwerer,  körperlicher  Arbeit 
setzen  meist  krankhafbe  Veränderungen,  welche  schon  vorher  latent 
an  den  Klappen  bestanden  haben,  voraus.  Auch  in  Jessens  Fall 
fand  sich  eine  sklerotisch  verdickte  Aortenklappe,  welche  infolge 
großer  Ueberanstrengung  gerissen  war.  —  Von  den  drei  Klappen- 
segeln der  Aorta  erkrankt  das  hintere  nach  Delhommeaus  Unter- 
suchungen am  häufigsten  traumatisch.  Den  schnelleren  und  schwereren 
Verlauf  der  traumatischen  Aorteninsuffizienz  erklärt  er  damit,  daß 
das  vom  Trauma  „überraschte"  Herz  nicht  Zeit  hat,  sich  durch 
kompensatorische  Veränderungen  den  veränderten  Verhältnissen  an- 
Arteriosklerose  zupassen.  —  Hirschfeld  räumt  einem  voraufgegangenen  Trauma 

^^\   ^     bei  dem  Brande  der  Greise  und  Zuckerkranken  einen  entscheiden- 
traamaiiscber 
Gangrän.      ^^1^  Einfluß  auf  die  Lebensdauer  ein,  auch  wenn  arteriosklerotische 

Oefilßveränderungen  vorhanden  sind.    Die  Arteriosklerose  stellt  zwar 

die  fär  die  Entstehung  der  Krankheit  ausschlaggebende  Disposition 

dar,  die  Gefaßveränderungen  können  aber  Jahre  und  bisweilen  so- 

Diffase       gar  Jahrzehnte  bestehen,  ohne  zur  Gangrän  zu  fähren.  —  Diffuse 

Nephritis     Nierenentzündungen  nach  Unfall  sind  im  Vergleich  zu  den 
durch  Trauma.    .._  ixm-.,  .  -S«-« 

eitrigen  Formen  selten.  Trotzdem  kommen  sie  vor.  Es  muß  Für- 
bring er  zum  Verdienst  angerechnet  werden,  daß  er  ihren  Zu- 
sammenhang mit  Traumen  näher  beleuchtet  und  davor  warnt,  einen 
solchen  oder  bei  vorher  entwickelt  gewesener  Krankheit  eine  wesent- 
liche Verschlimmerung  durch  das  erlittene  Trauma  ohne  weiteres 
Gicht  durch  abzulehnen.  —  Ebstein  nimmt  auch  einen  Einfluß  von  Traumen 
Trauma,  ^^f  ^j^  Entwicklung  der  Gicht  als  möglich  an.  Bei  einem 
Arbeiter  kam  es  infolge  der  primären  gichtischen  Anlage  nach  Bruch 
des  inneren  Knöchels  zu  einer  Steifheit  des  Fußgelenks.  Später 
löste  eine  Verstauchung  des  Fußgelenks  den  ersten  Gichtanfall  aus. 


Aerztliche  Sachverständigentätigkeit. 


495 


—  Die  traumatische  Entstehung  des  Diabetes  wird  durch 
eine  Beihe  weiterer  Beobachtungen  sichergestellt.  Am  beweisend- 
sten  ist  wohl  der  von  Dugge  veröffentlichte  Fall.  Ein  bis  dahin 
gesunder  Mann  erleidet  durch  Sturz  vom  Pferde  eine  Gehirn- 
erschütterung,  bald  darauf  wird  Zucker  im  Harn  nachgewiesen; 
nach  einem  halben  Jahr  stirbt  er  im  Koma.  Die  Hinterbliebenen- 
rente wurde  bewilligt.  Auch  Schwechten  nahm  in  seinem  Fall 
einen  ursächlichen  Zusammenhang  zwischen  dem  bestehenden  Dia- 
betes und  einer  Körpererschütterung  bei  Zugentgleisung  als  in  hohem 
Gh-ade  wahrscheinlich  an.  —  Nach  Hirschfeld  kann  schon  ein 
rein  psychisches  Trauma  Diabetes  herbeiführen.  Wo  Pankreas- 
erkrankungen  nach  einem  Unfall  gefunden  werden,  ist  ein  Zusammen- 
hang zwischen  Unfall  und  Diabetes  sehr  wahrscheinlich.  Bei 
schwerem  Diabetes  genügt  schon  ein  geringfügiger  Unfall  zur  Her- 
beiführung von  Koma  und  Tod.  —  Quetschung  der  linken  Brust- 
seite durch  ein  fallendes  Eisenstück  führte  in  einem  von  Teske 
mitgeteilten  Fall  zur  Entwicklung  einer  chronischen  Pneumo- 
nie, welche  zu  einer  dauernden  Schwächung  des  Körpers  Veran- 
lassung gab.  Der  Verunglückte  erhielt  75  ^/o  Rente.  —  Arsenik- 
vergiftungen, welche  sich  im  Betriebe  ereignen,  sind  meist 
chronischer  Natur  und  werden  daher  zu  den  Gewerbekrankheiten 
gerechnet,  sind  also  nicht  entschädigungspflichtig.  Stempel  be- 
richtet über  einen  Bahnarbeiter,  dessen  Tod  als  Betriebsunfall  an- 
erkannt wurde,  weil  er  sich  in  dem  von  der  Bahnverwaltung  bereit- 
gestellten Eßraum  durch  frei  herumliegendes  Rattengift  eine  akute 
Arsenikvergiftiung  zugezogen  hatte.  —  Zu  den  schwierigsten  Auf- 
gaben des  ärztlichen  Sachverständigen  gehört  die  Entscheidung,  ob 
ein  Unfall  mit  einer  früher  oder  später  in  die  Erscheinung  tretenden 
bösartigen  Neubildung  in  ursächlichem  Zusammenhang  steht. 
Es  ist  wohl  unzweifelhaft,  daß  ein  solcher  Zusammenhang  bestehen 
kann  und  in  diesem  Sinne  spricht  sich  auch  D eilmann  aus,  der 
aus  der  Klinik  v.  Bramanns  15  hierhergehörige  Fälle  von  Sarkom 
zusammengestellt  hat.  Durchaus  berechtigt  ist  aber  die  Forderung 
Mosers,  daß  im  gegebenen  Falle  strenge  Kritik  geübt  werde. 
Unter  seinen  15  Fällen  von  Karzinom  bringt  keiner  einen  wissen- 
schaftlich einwandfreien  Nachweis  von  dem  Zusammenhang  des 
Karzinoms  mit  dem  vorausgegangenen  Unfall.  —  Nach  der  gegen- 
wärtigen Rechtsprechung  des  Reichsversicherungsamtes  sind  Her- 
nien nur  dann  entschädigungspflichtige  Unfcdle,  wenn  die  Be- 
schaffenheit des  Bruches,  Hergang  und  unmittelbare  Folgen  des 
Unfalls  beweisen,  daß  der  Bruch  allein  durch  eine  plötzliche  Gewalt- 


Diabetes  darch 
Trauma. 


Chronische 
Pneamonie 
darch 
Trauma. 
Arsenik- 
Vergiftung 
ein  Betriebs- 
unfall. 


Bösartige 

Neubildung 

durch  Trauma. 


496  Ziemke. 

Hernien  und  einwirkung  bedingt  ist.    Diese  Anschauung  kommt  auch  in  den  von 

Trauma.      Meßler,    Sultan,    Görtz,    Thiem    und    Weber   gegebenen 

kasuistischen  Beiträgen  zum  Ausdruck,  in  denen  mehrere  Autoren 

die  für  die  Annahme  eines   Kausalzusammenhanges  zu   stellenden 

Porderungen  noch  näher  begrenzen.  —  Zwei  bemerkenswerte  Fälle 

Ohr-        von    traumatischen  Paukenhöhlenblutungen  teilt  Haag 

na^TM^mT  °^*'  Beide  wurden  durch  Sturz  auf  das  Gesäß  verursacht.  Der- 
selbe Autor  sah  auch  durch  hochgradige  Erkältung  während  der 
Arbeit  den  Meniöreschen  Symptomenkomplez  entstehen,  der  somit 
Entschei-     als  Betriebsunfall  zu  gelten  hatte.  —  Einige  Entscheidungen, 

^^^^fl  ^®*  welche  vom  Reichsversicherungsamt  im  Berichtsjahr  gefallt 
versioherungB-  worden  sind,  beanspruchen  eine  prinzipielle  Bedeutung.  Nach  dem 
amtes.  Unfallgesetz  soll  der  behandelnde  Arzt  gehört  werden,  wenn  auf 
Ghimd  eines  ärztlichen  Gutachtens  die  Bewilligung  einer  Entschädi- 
gung abgelehnt  oder  nur  eine  Teilrente  festgestellt  wird.  Nach 
einer  Eekursentscheidung  vom  8.  Januar  1902  bedarf  es  der  An- 
hörung des  behandelnden  Arztes  nicht  bei  an  sich  unzulässigem  Ver- 
langen nach  Eentenerhöhung.  Unzulässig  war  das  Verlangen  des 
Biokurs  Einlegenden  deswegen,  weil  er  eine  wesentliche  Verschlimme- 
rung seines  Zustandes  durch  das  beigebrachte  ärztliche  Attest  nicht 
glaubhaft  nachgewiesen  hatte.  —  Das  Beichsgericht  hat  femer  ent- 
schieden, daß  mehrere  Unfidle,  welche  nacheinander  den  gleichen 
Körperteil  betroffen  haben ,  nicht  nach  ihrem  Gesamteinfluß  auf  die 
Erwerbsfi&higkeit  des  Verletzten  mit  einer  Gesamtrente  entschädigt 
werden  dürfen.  Die  durch  den  weiteren  Unfall  eingetretene  Be- 
einträchtigung der  Erwerbsfähigkeit  ist  völlig  selbständig  zu  schätzen 
und  zu  beurteilen.  Demnach  war  bei  einem  mit  einer  Homhaat- 
narbe  behafteten  Auge,  das  durch  einen  zweiten  Unfall  seine  Seh- 
kraft völlig  einbüßte,  die  Bemessung  nicht  in  der  Weise  vorzu- 
nehmen, daß  die  Gesamtbeeinträchtigung  des  Auges  durch  beide 
Unfälle  abgeschätzt  und  für  den  zweiten  Unfall  die  Differenz 
zwischen  ihr  und  der  für  den  ersten  Unfall  bewilligten  Beute  als 
Entschädigung  festgesetzt  wurde,  sondern  die  Entschädigung  war 
völlig  selbständig  von  der  nach  dem  ersten  Unfall  restierenden  Er- 
werbsftlhigkeit  zu  berechnen. 

Literatur« 

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Aerztliche  Sachverständigentätigkeit.  497 

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Leipzig.  —  Groß,  Arch.  f.  Kriminalanthropolog.  Bd.  XIII.  —  Haberda, 
Arch.  f.  Kriminalanthropolog.  Bd.  XIII.  —  Hammer,  Münch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  21.  —  Hang,  Aerztl.  Sachverst.-Ztg.  Nr.  10,  14,  5,  20.  — 
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Nr.  1.  —  Hpffmann,  Viertelj.  f.  gerichtl.  Med.  H.  2.  —  Derselbe, 
Zeitschr.  f.  Med.-Beamte  Nr.  4.  —  Hofmeier,  Münch.  med.  Wochenschr. 
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selbe, Viertelj.  f.  gerichtL  Med.  H.  1.  —  Jessen,  Monatsschr.  f.  ünfall- 
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498  Ziemke. 

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Nr.  4.  —  Placzek,  Viertelj.  f.  gerichtl.  Med.  H.  1.  —  Derselbe,  Virchows 
Arch.  Bd.  CLXXHI.  —  Pollitz,  Arch.  f.   Kriminalanthropolog.  Bd.  XII. 

—  Derselbe,  Aerztl.  Sachverst-Ztg.  Nr.  8.  —  Puppe,  Aerztl.  Sachverst.- 
Ztg.  Nr.  22.  —  Reckzeh,  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  9.  —  Reuter, 
Wien.  med.  Wochenschr.  Nr.  28.  —  Derselbe,  Viertelj.  f.  gerichtl.  Med. 
H.  2.  —  Revenstorf,  Mitt.  a.  d.  Grenzgeb.  der  Med.  u.  Chir.  Bd.  XI.  - 
Derselbe,  Viertelj.  f.  gerichtl.  Med.  H.  1  u.  8.  —  ROßle,  Deutsches 
Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXV.  —  Rössel,  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med. 
Bd.  LXXVI.  —  Ruh 8,  Dissert.  Greifswald.  —  Sarda,  Annales  d'hyg., 
Febr.  —  Schaff  er,  Aerztl.  Sachver8t.-Ztg.  Nr.  20.  —  Derselbe,  Zeitschr. 
f.  Med.-Beamte,  Beilage  zu  Nr.  23.  —  Schloß,  Wien.  med.  Wochenschr. 
Nr.  20.  —  Schott,  Vierte^,  f.  gerichtl.  Med.  H.  8.  —  E.  Schnitze, 
Wichtige  Entscheidungen  auf  dem  Gebiete  der  gerichtlichen  Psychiatrie. 
2.  Folge.  Halle  a.  S.  -—  Schwarz,  Prag.  med.  Wochenschr.  Nr.  27.  — 
Schwechten,  Aerztl. Sachverst.-Ztg.  Nr.  19.  —  L.  Seitz,  Ueber  intrauterine 
Totenstarre  und  die  Totenstarre  immaturer  Früchte.  Samml.  klin.  Vor 
träge  N.  F.  Nr.  348.    Leipzig.  —  Seydel,  Zeitschr.  f.  Med.-Beamte  Nr.  21 

—  Stadelmann,  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  7  u.  8.  —  Stempel, 
Aerztl.  Sachverst.-Ztg.  Nr.  24.  —  Derselbe,  Aerztl.  Sachverst-Ztg.  Nr.  21 

—  Stern,  Allg.  med.  Zentr.-Ztg.  Nr.  2.  —  Steyerthal,  AerztL  Sachverst. 
Ztg.  Nr.  8.  —  Stockis,  Arch.  intern,  de  pharmaco-dynamie  Bd.  XL  — 
S  toi  per,  Zeitschr.  f.  Med.-Beamte  Nr.  22.  —  Straßmann,  Arch.  f. 
KriminalanthropoL  Bd.  XII.  —  Derselbe  u.  Schulz,  Zeitschr.  f.  Med.- 
Beamte,  Beilage  zu  Nr.  23.  —  Strauch,  Viertelj.  f.  gerichtl.  Med.  H.  1 


AerzÜiche  Sachyerständigentätigkeit.  499 

—  Stuelp,  Viertey.  f.  gerichtl.  Med.  Suppl.  H.  1.  —  Sultan,  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  5.  —  Teske,  Balneol.  Zentr.-Ztg.  Nr.  10.  —  Thiem, 
Monatsschr.  f.  Unfallheilk.  Nr.  12.  —  Türkei,  Arch.  f.  Kriminalanthro- 
pologie  Bd.  XI.  —  ühlenhuthu.  Beumer,  Zeitschr.  f.  Med.-Beamt6 
Nr.  5.  —  Wachholz,  Aerztl.  Sachver8t.-Ztg.  Nr.  11.  —  Wachsmuth, 
Vierte^,  f.  gerichtl.  Med.  H.  3.  —  WaBsermann  u.  Schütze,  Deutsche 
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mann,  Dissert.  Halle  a.  S.  —  Zweifel,  Deutsche  med.  Wochenschr. 
Nr.  1. 


V. 

Oeffentliclies  Sanitätswesen. 

Von  Prof.  Dr.  Ferdinand  Hneppe^  Direktor  des  Hygienischen  Institutes 

in  Prag. 

Boden  nnd  Wasser.  Wie  im  yorigen  Jahre  bereits  berichtet 
wurde,  hat  man  in  Paris  zum  Kampfe  gegen  den  Typhus  eine 
Quellen.  Ueberwachong  der  Quellgebiete  der  Wasserversorgung  durchgeführt. 
Im  Anschlüsse  hieran  hat  Duclaux  auch  die  hydrologische 
Untersuchung  dieser  Gebiete  eingehend  in  Angriff  genommen  und 
dabei  eine  Eeihe  interessanter  Erhebungen  über  die  Bildung  nnd 
Mischung  und  die  Temperatur  der  verschiedenen  Quellgebiete  ermittelt. 

Grundwasser.  Dann  versuchte  Kabrhel,  um  den  Filtrationseffekt  des 
Bodens  in  vertikaler  und  horizontaler  Eichtung  fiir  die  B.einheit 
des  Grundwassers  zu  ermitteln,  die  bakteriologische  Untersuchung 
des  Bodens  selbst  heranzuziehen.  Fournier  und  Magnin  ver- 
suchten die  wechselnde  Geschwindigkeit  der  unterirdischen  Wasser- 
ströme durch  Trübung,  Zunahme  der  Bakterienzahl,  Wechsel  der 
Salze,  Zufuhrung  von  Fluoreszem  genauer  festzustellen.  Die  schon 
früher  gemachte  Beobachtung,  daß  bei  Hochwasser  der  Elbe  das 

Grund-  und  Ghrundwasser  der  Stadt  Dresden  ein  trübes  Wasser  zufuhren  kann, 
u  Wasser.  ^^^  W  0 1  f  Veranlassung,  vier  derartige  Werke  einer  vergleichenden 
Untersuchung  zu  unterziehen,  bei  der  sich  ergab,  daß  die  Möglich- 
keit der  Beeinflussung  des  Grundwasserstromes  durch  das  offene 
Gerinne  stark  abhängig  ist  von  der  Natur  der  Ghrundwasser  fuhren- 
den Schichten,  so  daß  vor  Anlage  eines  Wasserwerkes  dieses  Ver- 
hältnis durch  genaue  Ermittlungen  an  Versuchsbrunnen  bei  wechseln- 
dem Wasserstande  des  Flusses  erhoben  werden  muß.    Die  vielen 

Anorganische  Klagen   über   ungünstige  Beeinflussung  der  Flußwässer   durch  die 

Verunreini-    Abwässer  der  Kaliindustrie,  die  zu  vielen  Begutachtungen 
gung  der  «^  « 

Flüsse.       und  ganz  widersprechenden  Auffassungen  gefuhrt  haben,  veranlaßten 
Bub n er,  die  anorganischen  Bestandteile  des  Trink-  und  Nutzwassers 


Oeffentliches  Sanitätswesen.  501 

einer  83r8tematischen  Bearbeitung  zu  unterziehen,  wobei  er  besonders 
die  Bestandteile  der  menschlichen  Eost  in  Bezug  auf  ihren  Salz- 
gehalt einer  genauen  vergleichenden  Prüfung  unterwarf.  Er  macht 
dabei  besonders  auf  gelegentliche  Nachteile  der  Magnesia  Verbindungen 
aufmerksam,  die  wohl  beachtet  werden  dürften,  besonders  weil  ein 
Trinkwasser  keine  Beimengungen  enthalten  dürfe,  welche  als  fremde 
Zutaten  aufzufassen  sind.  Auch  der  Eochsalzgehalt  des  Wassers 
kann  sich  schon  im  Geschmacke  deutlich  aussprechen,  wie  es  übrigens 
bei  der  Gholeraepidemie  im  Jahre  1892  in  Hamburg  schon  bemerkt 
worden  war.  Da  auch  die  Industrie  Wässer  von  großer  Härte  nicht 
gebrauchen  kann,  so  müssen  auch  von  diesem  Standpunkte  aus  auch 
die  indifferenten  Industrieabwässer  mit  Rücksicht  auf  ihren  Salzgehalt 
mehr  beachtet  werden.  So  sollte  zum  Beispiel  die  Beseitigung  der 
Endlaugen  durch  das  zweckmäßigere  Mittel  der  Abdampfung  es  er- 
möglichen, dieselben  von  den  Flußläufen  ganz  auszuschließen.  Auch 
die    organischen  Verunreinigungen    der  Wässer  fanden    Organische 

mehrfache   Bearbeitung.    So  hat  Spitta  besonders  an   der  Spree        .\^^ 

...  unremigungen 

Untersuchungen  angestellt,  bei  denen  die  im  vorjährigen  Berichte 

erwähnten  Verunreinigungen  durch  die  Notauslässe  der  Kanalisation 
besonders  beachtet  wurden.  Er  fand  als  Maßstab  besonders  wert- 
voll die  Feststellung  des  Sauerstoffverbrauches  und  er- 
mittelte, daß  die  gelösten  Stoffe  für  den  Eeinheitsgrad  des  Flusses 
am  meisten  maßgebend  sind;  während  die  sedimentierten  Stoffe  eine 
zwar  länger  dauernde,  aber  weniger  intensive  Quelle  der  Verunreini- 
gung bilden.  Die  Notauslässe  hält  er  nicht  für  so  bedenklich  wie 
die  meisten  Beurteiler.  Die  Badeanstalten  erscheinen  ihm  dagegen 
in  solchen  Flußläufen  trotzdem  nicht  einwandfrei.  Rubner  hat, 
um  den  Charakter  der  Flußverunreinigung  durch  Sielwässer  festzu- 
stellen, gerade  die  Schwebestoffe  genauer  untersucht.  Dieselben  Schwebestoffe 
bestehen  aus  nicht  wasserlöslichen  Teilen  des  Kotes,  aus  Papier  und  ^^^  Flüsse 
Fett.  Rubner  hat  statt  der  Filtration  es  für  praktischer  gefunden, 
die  Schwebestoffe  in  ihrer  Gesamtheit  mit  essigsaurem  Eisen  in  der 
Siedehitze  auszuföllen  und  das  Sediment  zu  analysieren  oder  die  Ver- 
brennungswärme des  Niederschlages  zu  bestimmen.  Als  Ergänzung 
dieser  beiden  Arbeiten  kann  eine  Untersuchung  von  Monti  be- 
trachtet werden,  der  die  Schwimm-  und  Schwebestoffe  der  Siel- 
wässer einer  speziellen  Untersuchung  unterzog,  und  von  Schreiber, 
der  über  die  Fette  der  Abwässer  nach  ihrer  Herkunft  und  Menge 
arbeitete  und  über  das  Verhalten  der  Fette  im  Boden  der  Biese  1-  Fettgehalt  der 
felder  Untersuchungen  anstellte.  Die  Fettmengen,  welche  auf  die  -^^^'«^er. 
Rieselfelder  kommen,  sind  ganz  beträchtlich;  in  Berlin  pro  1  cbm 


502  Hueppe. 

Bieselfeld  mit  3,43  1  Kanalwasser  0,55  g  Fett.    Bonne  macht  von 
neuem  in   seiner  schon  von   früher    her   bekannten   übertriebenen 
Weise  auf  die  Gefahren  der  Flußyerunreinigung  aufmerksam.    Auch 
König  behandelt  diese  Frage.    Daß  den  Medizinalbeamten  bei  der 
Ueber-       Ueberwachung  derselben  eine  wichtige  Bolle  zugewiesen  ist,  will 
deTpiflsB^     ihm  nicht  gefallen,  weil  der  Medizinalbeamte  von  den  Einzelheiten 
zu  wenig  verstehe  und  das  Hauptwort   dem  Chemiker   zukomme. 
Dem  gegenüber  aber  muß  daran  festgehalten  werden,  daß,  wenn 
eine   einheitliche  Ueberwachung  durchgeführt   werden   soll,   natur- 
gemäß die  Instanz,  bei  der  die  Untersuchungen  der  verschiedenen 
Gruppen  von  Sachverständigen  einlaufen  müssen  und  der  infolge- 
dessen  alle   Einzelheiten    zur  Kenntnis    kommen,    immer    der   zu- 
ständige, von  Jahr  zu  Jahr  hygienisch  besser  ausgebildete  Medi- 
zinalbeamte  sein   muß.     Wir   sind   auch   tatsächlich    nur    dadurcli 
weitergekommen,  daß  wir  uns  von  der  Einseitigkeit  der  chemischen 
Ver-        Beurteilung  frei  gemacht  haben.    Daß  die  Verunreinigung  der 
"^tutoTef"^^^^^®'   z.  B.    an  Rhein  und  Elbe,  hohe  Grade  erreicht  hat, 
Fittsse.       ergibt  sich  aus  der  Sammlung  von  Gutachten  über  Flußverunreini- 
gungen, welche  das  kaiserliche  Gesundheitsamt  seit  einigen  Jahren 
herausgibt  und  an  denen  sich  so  erfahrene  Forscher  wie  Gärtner, 
Bubner  und  Schmidtmann  beteiligen.  Welch  außerordentlichen 
Schwierigkeiten  die  BeschafPimg  von  reinem  Wasser  begegnen  kann, 
ersieht  man  aus  einem  Bericht  von  Wartenberg  über  die  Wasser- 
verhältnisse im  Emscher  Gebiete.    Die  rapide  Entwicklung  der  In- 
dustrie in  diesem  rheinischen  Gebiete  hat  eine  Beihe  sozialer  und 
hygienischer  Mißverhältnisse  herbeigeführt,  die  mit  Zunahme  der 
Bevölkerung  immer  unleidlicher  wurden.    Die  Verseuchung 
der  Brunnen,  auf  die  etwa  15*^/o    der  Bevölkerung  angewiesen 
sind,  die  Verseuchung  der  Flüsse  ist  eine  so  große,  daß  Ruhr 
und  Typhus  und  in  einem  Bezirke  sogar  Malaria  als  endemische 
Krankheiten  zu  betrachten  sind.    Die  Flußläufe  vermögen  an  vielen 
Stellen   das    zersetzungsfahige  Material    nicht  mehr   durch    Selbst- 
reinigung zu  verarbeiten,  und  die  Schlammproben  hatten  vielfach 
kotartigen  Geruch.    Die  Versuche,  den  Schlamm  von  den  Flüssen 
fernzuhalten,  die  frühere  Art  der  Kläranlagen,  haben  sich  nicht  nur 
in  den  Städten,  sondern  sogar  in  den  Krankenhäusern  nicht  voll- 
ständig befriedigend  durchfuhren  lassen.   Rieselfelder  sind  undurch- 
führbar, die  offenen  Wässer  sind  für  Trink-  und  Nutzzwecke  oft 
unentbehrlich,  so  daß  nur  durch  eine  planmäßige  Regulierung  der 
Flußläufe  in  Verbindung  mit  der  Herstellung  von  Kläranlagen  eine 
Abstellung  der  Uebelstände  versucht  werden  kann.    Um  diese  Ver- 


Oeffentliches  Sanitätswesen. 


503 


nnreinigang  zu  erkennen,  wurde  auch  versucht,  die  Methodik  zu 
verbessern.  Das  Verfahren  von  Rubner  wurde  bereits  erwähnt. 
£olkwitz  versuchte  die  suspendierten  Bestandteile  durch  das 
Planktonnetz  zu  sammeln  und  so  fiir  die  Untersuchung  zu  gewinnen. 
Prall  und  Müller  sprechen  sich  gegen  den  Heyden-Agar  und 
für  die  Fleischwasser-Pepton-Nährböden  aus,  weil  diese  die  patho- 
genen  Bakterien  besser  zur  Entwicklung  bringen.  Reichenbach 
vertritt  nachdrücklich  den  Standpunkt,  daß  bei  der  Untersuchung 
nicht  darauf  zu  achten  sei,  daß  man  pathogene  Bakterien  erst  nach- 
weise, sondern  daß  die  Vorkehrungen  so  getroffen  werden,  daß 
pathogene  Bakterien  nicht  ins  Wasser  gelangen  können.  Rapp 
hat  die  Selbstreinigung  der  Flüsse  einer  erneuerten  Unter- 
suchung unterzogen,  dabei  die  Verdünnung  und  Sedimentie- 
rung  wiederum  als  wichtige  Faktoren  erkannt,  aber  auch  ermittelt, 
daß  das  Licht  ein  wichtiger  Faktor  werden  kann,  indem  es  Bak- 
terien tötet,  chlorophyllhaltige  Lebewesen  günstig  beeinflußt.  Eine 
gewisse  Bedeutung  komme  sicher  auch  den  Algen  bei  der  Fluß- 
reinigung zu.  Nachdem  durch  die  Arbeiten  von  Schüler  und 
Schumburg  die  Desinfektion  von  Trinkwasser  durch  Brom  be- 
arbeitet worden  war,  hat  neuerdings  Ballner  die  Desinfek- 
tion mit  Chlor  wieder  einer  Untersuchung  unterzogen  und  ge- 
funden, daß  Chlorkalk  bei  genügend  langer  Dauer  die  pathogenen 
Bakterien  vernichten  kann.  Aber  wie  bei  der  Filtration  nicht  das 
Hausfilter,  sondern  das  Zentralfilter  der  Leitung  das  wichtigste  ist, 
so  wird  auch  bei  einer  chemischen  Desinfektion  eine  zentrale  Des- 
infektion sich  wohl  als  übergeordnet  erweisen.  Li  diesem  Sinne 
sind  die  Untersuchungen  über  Ozonisierung  des  Trinkwassers 
aufzufassen,  besonders  nachdem  das  Wasserwerk  der  Stadt  Wies- 
baden die  praktische  Durchführung  im  großen  erwiesen  hat.  Pros- 
kauer  und  Schüder  haben  nun  tatsächlich  festgestellt,  daß  bei 
dem  System  von  Siemens  &  Halske,  wenn  die  Menge  der  oxydier- 
baren Substanzen  bei  der  Berechnung  nicht  vernachlässigt  wird, 
das  Ozon  verfahren  zu  einer  Desinfektion  des  Wassers  führt.  0  hl- 
m  Uli  er  und  Prall  haben  dieselbe  Tatsache  erhoben  und  ebenso 
auch  an  zugesetzten  infektiösen  Keimen  die  Bakterizidie  in  aus- 
reichendem Maße  festgestellt  und  Ohlmüller  hat  bei  der  Jahres- 
versammlung des  Deutschen  Vereins  für  öffentliche  Oesundheitspflege 
über  die  Frage  der  Reinigung  des  Trinkwassers  durch  Ozon  einen 
eingehenden  Bericht  erstattet,  der  die  Zustimmung  der  Hygieniker 
und  Praktiker  fand,  so  daß  die  Frage  der  Ozonisierung  der  Wässer 
aus  dem  Versuchsstadium  heraus  zu  sein  scheint.    Der  Grad  der 


Methodik 
der  Unter- 
Buchung. 


Selbst- 
reüiigang 
der  Fiasse. 


Chemische 

Wasser- 

reinigung. 


Ozon  zur 

Wasser- 

reinigung. 


504 


Hueppe. 


Wasserpiize.  Beinheit  eines  Wassers  kann  oft  nach  der  Vegetation  in  demselben 
mit  bloßem  Ange  beurteilt  werden.  In  dieser  Beziehung  hat  schon 
wiederholt  ein  Wasserpilz,  Leptomitus  lacteus,  eine  große  Bolle  ge- 
spielt, indem  er  die  Ufer  und  Betten  der  Bäche  und  Flüsse  wie 
mit  Schaffellen  überzog.  Eolkwitz  hat  diesem  Pilze  eine  ein- 
gehende Untersuchung  gewidmet,  aus  der  sich  ergibt,  daß  man  prak- 
tisch den  Pilz  durch  Beinigung  der  Abwässer  abhalten  kann.  In 
stagnierenden  Wässern  kommt  er  nicht  fort  und  unterliegt  den 
Fäulnisorganismen,  verträgt  auch  Temperaturen  über  30^  nicht. 
Ebensowenig  verträgt  er  sauere  oder  alkalische  Beaküon.  Mit 
Kenntnis  dieser  Bedingungen  kann  man  geradezu  nach  seinem  Auf- 
treten die  vorausgegangene  mangelhafte  Beinheit  eines  Wassers  er- 
kennen. Ein  anderer  derartiger  Pilz  machte  sich  nach  Boyce  bei 
der  Filteranlage  der  Stadt  Liverpool  unangenehm  bemerkbar,  indem 
er  auf  den  Filtern  einen  flockigen,  schwarzen  Schaum  bildete,  indem 
er  aus  dem  Wasser  Eisen  und  Mangan  ausschied.  Im  letzteren 
Falle  mußte  für  den  Fall  des  weiteren  Versagens  der  Beinigung 

Enteisenung,  des  Wassers  an  eine  Enteisenungsanlage  gedacht  werden.  Die  Ent- 
eisenungsanlagen haben  durch  Oesten  eine,  neuere  Unter- 
suchung erfahren,  bei  der  er  feststellte,  daß  nur  ein  Teil  der  Sauer- 
stoffau&ahme  in  dem  Begenfalle  zur  Oyzdation  des  Eisenozyduls, 
ein  großer  Teil  durch  andere  oxydierbare,  wahrscheinlich  durch 
Huminstoffe  gebunden  wurde.  Dabei  trat  eine  deutliche  Herab- 
minderung der  Härte  des  Wassers  auf,  wobei  der  Kalk  von   den 

Mechanische  Filtern  zurückgehalten  wurde.  Die  Abwässerreinigung,  welche  eigent- 
lich immer  die  Wässer  in  einen  solchen  Grad  der  Beinheit  ver- 
setzen sollte,  daß  sie  ohne  Bedenken  in  den  Fluß  abgeleitet  werden 
können,  wird  sehr  häufig  erschwert  durch  die  suspendierten  Be- 
standteile. Auch  die  Bewirtschaftung  der  Bieselfelder  kann  dadurch 
großen  Schwierigkeiten  begegnen.  In  Deutschland  wird  infolgedessen 
die  Untersuchung  noch  immer  fortgesetzt,  in  welcher  Weise  die 
mechanische  Beinigung  der  Flüsse  gefördert  werden  kann.  Weyl 
berichtet  über  Versuche  nach  dem  System  von  Kremer.  Dieses 
besteht  aus  einem  System  ineinandersteckender  Kästen,  deren  äußerer 
unten  trichterförmig  sich  erweitert,  so  daß  die  leichten  Schwebestoffe 
infolge  der  Verlangsamung  der  Strömungsgeschwindigkeit  Zeit  haben 
nach  oben  zu  steigen,  während  die  Sinkstoffe  sich  im  Trichter  an- 
sammeln. Auf  diese  Weise  gelingt  es,  die  feinen  Schwebe- 
stoffe und  die  Sinkstoffe  untereinander  zu  sondern 
und  von  der  restierenden  Flüssigkeit  zu  trennen.  Es 
ist  also  möglich,  daß  mit  einem  derartigen  Apparat,  der  wesentlich 


Reinigung. 


Oeffentliches  Sanitätswesen.  505 

billiger  und  sicherer  arbeiten  soll  als  die  bisherigen  Klärapparate, 
der  Schlamm  aus  dem  Kanalwasser  so  beseitigt  werden  kann,  daß 
er  auf  den  Bieselfeldem  nicht  mehr  schadet.  Die  Gemeinde  Lichten- 
berg bei  Berlin  konnte  mit  ihrem  bisherigen  Klärverfahren  ihre 
Abwässer  nicht  mehr  genügend  reinigen  und  hat  nach  dem  Vor- 
schlage von  Bruch  eine  biologische  Klärversuchsanlage  hergestellt,  Biologische 
teilweise  mit  kontinuierlichem,  teilweise  mit  intermittierendem  Be-  Rßi'^s^ß- 
trieb.  Die  intermittierende  Anlage  erwies  sich  nach  Kröhnke  als 
die  leistungsföhigere  und  hatte  nach  6  Monaten  im  primären  Körper 
noch  ein  konstantes  Porenvolumen  von  26  ^/o,  im  sekundären  von 
40°/o  des  Oxydationsmaterials.  Dies  wird  darauf  zurückgeführt, 
daß  sich  die  einzelnen  Schlackenteile  der  Oxydationskörper  mit  der 
Zeit  mit  einem  dichten  Basen  von  Kleinlebewesen  überziehen,  und 
daß  in  dem  primären  Körper  ganz  besonders  die  kolloidalen  Ab- 
wässerstofPe  zur  Ausscheidung  kommen.  Infolgedessen  ist  die  Oxy- 
dation in  dem  primären  Körper  eine  geringere  und  geht  nach  Ab- 
Scheidung  der  kolloidalen  Stoffe  erst  in  dem  sekundären  Körper 
rascher  vor  sich,  was  sich  aus  dem  starken  Auftreten  von  Salpeter- 
säure ergibt.  Thumm,  Pritzkow  und  Zahn  machten  an  den 
Abwässern  von  Tempelhof  und  Charlottenburg  weitere  Studien 
über  die  Oxydationskörper.  Der  Grad  der  Oxydierbarkeit  bezüglich 
der  Herabsetzung  des  AmmoniakstickstofPes  erfolgte  in  der  Reihen- 
folge:  Ziegelbrocken,  Schlacke,  Koks,  Kies  und  bewegte  sich  zwi- 
schen 68 — 46  ^/o  des  AmmoniakstickstofiPes.  Auch  die  Gemeinde  Neu- 
weißensee sah  sich  nach  Schlee  genötigt,  um  der  nicht  mehr  be- 
herrschbaren Verschlammung  der  Rieselfelder  entgegenzutreten,  das 
Wasser  einer  Vorreinigung  durch  Absatzbehälter  und  Oxydations- 
beete zu  unterziehen.  Man  sieht  hieraus,  daß  das  von  Erankland 
und  Warrington  schon  angedeutete,  dann  von  Dibdin  und 
Cameron  zuerst  ausgearbeitete  biologische  Beinigungsverfahren 
eine  immer  größere  Bedeutung  gewinnt.  Aber  trotzdem  die  erste 
Anlage  von  Sohweder  bereits  1896  in  Lichterfelde  hergestellt 
wurde,  ist  es  bei  uns  eigentlich  noch  im  Stadium  der  Versuche. 
Es  hängt  dies  wohl  zum  Teil  davon  ab,  daß  die  Abwässer  außer- 
ordentlich verschiedenartig  sind  und  dies  bestimmt,  ob  man  die 
frische  Jauche  nach  Dibdin  direkt  auf  die  Oxydationsfilter  leiten 
kann  oder  ob  man  sie  vorher  nach  Cameron  in  Faulkammern  aus* 
faulen  lassen  muß.  Ich  habe  den  Eindruck,  daß,  wenn  die  mechanische 
Vorreinigung  von  Schwebe-  und  Sinkstoffen  gründlich,  eventuell 
durch  besondere  mechanische  Systeme,  vorgenommen  wird,  der  Eaul- 
raum  wohl  bei  unseren  Verhältnissen  meist  unterbleiben  kann.    Die 


506 


Hneppe. 


Versuchsanlage  in  London,  die  der  Größe  einer  Stadt  von  etwa 
20000  Einwohnern  entspricht,  schien  mir  ein  sehr  gutes  Eesultat 
nach  dieser  Hinsicht  zu  zeitigen.  Es  war  mir  auch  interessant,  die 
größte  biologische  Anlage,  die  bis  jetzt  überhaupt  besteht,  in  Man- 
chester kennen  zu  lernen.  Ein  Teil  des  Wassers  wurde  zur  Zeit 
noch  einer  chemischen  Klärung  unterzogen,  der  größte  Teil  aber, 
einer  Bevölkerung  von  etwa  400000  Einwohnern  entsprechend,  war 
bereits  dem  biologischen  Verfahren  unterworfen.  Hier  hatte  ich 
ganz  entschieden  den  Eindruck,  daß  die  großen  Faulraume  der 
schwächste  Teil  der  Anlage  sind  und  bei  entsprechender  mechani- 
scher Vorbehandlung  wohl  entbehrlich  wären.  Die  in  Arbeit  be- 
findlichen und  die  der  Euhe  überlassenen  Beete  lieferten  ein  Wasser 
von  einem  ganz  befriedigenden  Eeinigungsgrad.  Als  Filtermaterial 
soll,  und  das  steht  im  Einklang  mit  der  oben  gemachten  Angabe 
von  Zahn,  Schlacke  oder  grobgesiebte  Asche  mehr  leisten  als  Koks. 
Ich  will  übrigens  nicht  unterlassen  zu  erwähnen,  daß  man  nach 
Brugger  fiir  den  Kanalisationsverband  von  Beuthen  in  Ober- 
schlesien die  Behandlung  der  Schlammfrage  bei  den  Entwürfen  ent- 
sprechend den  geschilderten  Erhebungen  bereits  in  einem  Umfang 
vorgesehen  hat,  wie  es  bis  jetzt  wohl  noch  nicht  geschehen  ist. 


Bäder  und 
Dusohen. 


Luft  and  Luft  und  EUma.    Wolpert  fand,  daß  der  Bekleidete  bei  Be- 

^^™^-  sonnung  und  bei  fehlender  Besonnung  denselben  Gasaustausch  zeigt, 
der  Nackte  dagegen  bei  Besonnung  weniger  Kohlensäure  abgibt  als 
Besonnniig.  bei  fehlender  Besonnung,  wie  denn  überhaupt  der  Mensch  bei  einer 
Temperatur  über  27''  mit  einer  Einschränkung  der  Stoffzersetzung 
reagiert.  B.  u  b  n  e  r  untersuchte  die  Wirkung  kurz  dauernder  Bäder  und 
Duschen  auf  den  Gaswechsel  und  stellte  fest,  daß  die  Dusche  das 
Atemvolum  sehr  steigert,  besonders  stark  aber  die  Kohlensäure- 
auB Scheidung,  etwas  weniger  die  Sauerstoffau&ahme  beeinflußt. 
Die  Dusche  wirkte  fast  doppelt  so  stark  wie  ein  Bad  derselben 
Dauer  und  Temperatur.  Dabei  war  auch  deutlich  eine  Nachwirkung 
zu  bemerken.  Diese  Steigerung  der  Lungentätigkeit  ist  selbstverständ- 
lich für  Leute,  die  sich  viel  in  schlecht  ventilierten  Räumen  auf- 
halten müssen,  von  ganz  besonderem  Wert,  besonders  weil  nach  den 
Untersuchungen  von  Wolpert  schlechte  Luft  eine  Depression 
auf  Atem-  und  Stoffwechselvorgänge  ausübt.  Wer  sich  im 
Freien  bewegt  und  deshalb  der  abhärtenden  Wirkung  der  Luft- 
bewegung in  entsprechend  leichter  Bekleidimg  aussetzt,  wie  es 
der  Landmann  tut,  lernt  auch  ohne  solchen  besonderen  thermischen 
Reiz  seine   Haut    den    Luftverhältnissen    anpassen    und   abhärten; 


Oeffentliches  Sanitätswesen. 


507 


wo  dies  aber  fehlt,  wird  eine  richtige  Wasseranwendung  vikariierend  Abh&rtung. 
Gates  leisten  können.  Wenn  das  Wasser  schematisch  besonders  als 
Kaltwasserkur  Anwendung  findet,  wird  es  aber  oft  gerade  das  Gegen- 
teil der  Abhärtung  erreichen  können.  Deshalb  haben  sich  B..  Heck  er 
und  Hueppe  sehr  entschieden  gegen  die  Abhärtungsmanie  der 
Wasserfanatiker  ausgesprochen  und  einer  milderen  Abhärtung  das 
Wort  geredet,  nach  welcher  Wasser  und  Luft  nach  Bedarf  Anwen- 
dung finden  können.  Die  günstige  Beeinflussung  der  Haut  durch 
äußere  Reize,  die  zur  Abhärtung  fähren,  das  ,, Turnen  der  Kapillaren", 
wie  esDubois  nannte,  wird  uns  jetzt  besser  verständlich,  seitdem 
8.  Mayer  die  Muskularisierung  der  kapillaren  Blutgefäße  von  neuem 
entdeckt  hat  und  Steinach  und  Kahn  eine  echte  Kontraktilität 
und  motorische  Innervation  der  Blutkapillaren  einwandfrei  nach- 
gewiesen haben. 

Nachdem  die  Lichtbäder  bei  uns  jetzt  auch  zu  turnerischen  Lichtb&der. 
und  sportlichen  Zwecken,  also  im  Sinne  der  Gymnastik  der  Griechen, 
mehr  und  mehr  Aufnahme  finden,  kommt  eine  Untersuchung  von 
Fermi  gelegen,  welcher  fand,  daß  die  Besonnung,  besonders  in 
einzelnen  Monaten,  in  Italien  speziell  während  der  ersten  4  Monate, 
bei  vielen  Personen  Krankheitserscheinungen  auslöst,  besonders  Kopf- 
schmerzen, Trockenheit  der  Nasenschleimhaut,  Schnupfen,  aber  selbst 
Influenza  begünstigt. 

Hueppe  hat  den  Kraft-  und  StofiPwechsel  im  Hochgebirge  einer  Stoffwechsel 
Untersuchung  unterzogen,  bei  der  auch  die  speziellen  hygienischen 
Gesichtspunkte  Berücksichtigung  fanden.  Die  Grenze  fiir  die  längere 
oder  dauernde  Bewohnbarkeit  im  Hochgebirge  liegt  bei  etwa  6000  m. 
Beim  Bergsteigen  können  infolge  von  Muskelermüdung  Atemnot  und 
andere  Erscheinungen  der  Bergkrankheit,  wie  Schlaflosigkeit,  Uebel- 
keit,  Erbrechen,  schon  unter  dieser  Höhe  einsetzen,  bei  krankhaften 
Zuständen  sogar  noch  tiefer.  Man  bekommt  deshalb  gerade  so  wie 
bei  anderen  Körperübungen  für  das  Bergsteigen  eine  Ermüdungs- 
form, die  sich  darin  ausspricht,  daß  der  Körper  sich  der  Verdün- 
nung der  Luft  mit  Herabsetzung  des  Sauerstoffgehaltes,  der  Kälte 
und  den  starken  äußeren  Beizen  durch  Insolation,  Trockenheit, 
Kälte  etc.  anpassen  muß.  Die  mechanische  Anpassung  des  Kreis- 
laufes und  der  Atmung,  ebenso  die  chemische  Anpassung  sind  un- 
verkennbar. Es  kommt  zu  einer  Aenderung  des  Tonus,  die  sich 
sofort  in  einer  relativen  Vermehrung  der  roten  Blutkörperchen  als 
Folge  der  Eindickung  des  Blutes  durch  Geftßverengerung  ausspricht, 
bei  längerem  Aufenthalte  aber  auch  durch  eine  wirkliche  Vermeh- 
rung des  Hämoglobingehaltes.    Als  weitere  Folge  macht  sich  eine 


im  Hoch- 
gebirge. 


508 


Hueppe. 


Stoffwechsel 
im  Hoch- 
gebirge. 


Komprimierte 
Lnft. 


AkkUmati- 

sation, 

Entartung, 

Hygiene  und 

Rasse. 


Steigerung  der  Kohlensäareabgabe  und  eine  Steigerung  der  Oxy- 
dationsprozesse bemerkbar.  Im  allgemeinen  übt  das  Hochgebirge 
einen  außerordentlichen  Einfluß  auf  den  Menschen  aus,  der  zur  ge- 
sundheitlichen Kräftigung  ausgenutzt  werden  kann,  wenn  Ueber- 
anstrengung  vermieden  wird.  Im  einzelnen  wird  dann  noch  nach- 
gewiesen, in  welcher  Weise  die  Ernährung  zu  regeln  ist  und  wie 
die  bei  der  Ernährung  zugefuhrte  Energie  in  die  Bewegung  über- 
geführt wird.  Hierbei  wird  darauf  hingewiesen,  daß  bei  dem  Ersatz 
der  Nahrung  die  chemischen  Krafbzentren  im  Protoplasma  gleichsam 
wie  Akkumulatoren  geladen  werden,  wenn  nur  im  Verlaufe  von 
Tagen  für  die  richtige  Ladung,  das  heißt  angemessene  Zufahr  aller 
nötigen  Bestandteile,  gesorgt  wird.  Eanke  hat  den  Nahrungsbedarf 
im  Hochgebirge  ebenfalls  einer  Untersuchung  unterzogen  und  die 
Abhängigkeit  desselben  vom  Wärmehaushalt  festgestellt.  Infolge 
der  tiefen  Temperatur  kommt  die  Wärmebilanz  nicht  in  Konflikt 
mit  dem  Stoff-  und  Kraftwechsel  wie  in  den  Tropen,  sondern  im 
Gegenteil,  alle  Lebensvorgänge  erscheinen  mächtig  angeregt.  Eine 
sorgfältige  und  durch  eigene  Untersuchungen  ergänzte  Zusammen- 
stellimg  über  die  Bergkrankheit  gibt  Kronecker,  auf  die  ich  wenig- 
stens verweisen  möchte. 

Kabrhel  gibt  eine  gute  Zusammenstellung  der  neueren  Arbeiten 
über  die  Physiologie  und  Hygiene  der  Luftkompression, 
die  bei  Arbeiten  unter  Wasser  eine  große  Bedeutung  gewonnen  haben. 
Er  macht  den  Vorschlag,  daß  auf  Schiffen,  welche  sich  mit  Taucher- 
arbeiten befassen,  komprimierter  Sauerstoff  in  Vorrat  gehalten  werde 
und  daß  der  Taucher  in  allen  Fällen,  in  welchen  er  nach  längerem 
Verweilen  schneller  als  er  sollte  zurückkehrt,  sofort  zur  Einatmung 
von  Sauerstoff  angehalten  werde  und  nicht  erst,  wenn  nachweislich 
Läsionen  eingetreten  sind.  Im  Anschluß  an  die  Frage  des  EJimas 
sei  auch  die  allgemeine  Frage  der  Akklimatisation  insoweit  be- 
rührt, als  neuerdings  die  Eassenhygiene  wieder  intensiver 
bearbeitet  wird.  Dabei  wurde  auch  die  wichtige  Frage  der  Ent- 
artung von  neuem  in  Angriff  genommen.  Prinzin g  ist  der  An- 
sicht, daß  die  Kindersterblichkeit  keine  selektorische  Wirkung  ent- 
faltet, und  versucht  nachzuweisen,  daß  die  Sterblichkeit  der  höheren 
Jahrgänge  durchaus  unabhängig  ist  von  einer  höheren  oder  geringeren 
Eöndersterblichkeit,  übersieht  dabei  aber,  daß  die  Lebensdauer  außer 
von  angeborenen  Anlagen  auch  von  sehr  vielen  anderen  Faktoren 
abhängig  ist.  Kruse  und  Grub  er  glauben  eine  Entartung  über- 
haupt nicht  feststellen  zu  können  und  bekämpfen  die  Richtigkeit 
der  Selektion,  der  natürlichen  Auslese,  als  hygienisch  nichts  leistend 


Oeffentliches  Sanitätswesen.  509 

ziemlich  scharf.  Im  Bahmen  dieses  Berichtes  ist  es  mir  unmöglich, 
anf  diese  Frage  näher  einzugehen,  und  ich  will  mich  begnügen,  darauf 
hinzuweisen,  daß  Schallmayer  diese  Auffassung  bekämpft  und 
zeigt,  daß  Selektion  und  Hygiene  sich  sehr  wohl  vertragen,  eine 
Auffassung,  die  Referent  übrigens  in  seinem  Handbuch  der  Hygiene 
vor  Jahren  dargelegt  hat.  Es  ist  erfreulich,  zu  sehen,  daß  diese 
wichtige  Frage  der  B^ssenhygiene  jetzt  von  den  verschiedensten 
Seiten  in  Angriff  genommen  wird. 

Em&hrong.  Die  allgemeine  Ernährungslehre  hat  eine  auch  für  Ernährung. 
Hygieniker  sehr  wertvolle  Beleuchtung  durch  Bubner  erfahren,  auf 
deren  Einzelheiten  ich  aber  an  dieser  Stelle  nicht  einzugehen  brauche, 
weil  ich  diese  Frage  bereits  im  vorjährigen  Berichte  erwähnt  habe. 
Hueppe  hat,  wie  schon  früher  erwähnt,  die  Frage  untersucht,  wie 
weit  bei  dem  Aufbau  vom  aktiven  Eiweiß  das  Protoplasma  befähigt 
ist,  wie  ein  Akkumulator  zu  arbeiten  und  wie  infolgedessen 
die  menschliche  Kraftmaschine  wie  eine  chemische  imd 
nicht  wie  eine  kalorische  Maschine  arbeitet.  Hierbei  gewinnt 
das  aktive  Eiweiß  nicht  nur  potentielle,  sondern  auch 
kinetische  Energie.  Finkler  und  Lichten  feit  haben  die 
wichtige  Frage  über  Deckung  des  Eiweißbedarfes  vom  hygieni- 
schen und  volkswirtschaftlichen  Standpunkte  einer  erneuten  Prüfung 
unterzogen  und  die  in  den  letzten  Jahren  oft  unterschätzte  Bedeutung 
des  Nahrungseiweiß  entschieden  hervorgehoben.  Hirschfeld  findet 
dagegen  bei  der  derzeit  in  Deutschland  üblichen  Ernährung  der 
Soldaten,  daß  dieselben  statt  der  103  g  Eiweiß,  die  Voit  fordert, 
tatsächlich  nur  70 — 75  g  erhalten  imd  bezweifelt,  daß  die  Soldaten 
dies  Defizit  aus  eigenem  decken  und  glaubt  nachweisen  zu  können, 
daß  das  von  ihm  berechnete  Fleischquantum,  wenn  es  auch  höher 
ist  als  die  Fleischmenge,  welche  die  ärmeren  Klassen  bei  uns  ge- 
nießen, doch  weit  hinter  der  Voit  sehen  Forderung  zurücksteht, 
aber  im  besseren  Einklänge  sei  mit  den  volkswirtschaftlichen  Er- 
hebungen über  den  Fleischkonsum  in  Deutschland.  Albu  unter- 
zieht im  Anschluß  an  Bunge  und  Hueppe  die  vegetarische  Diät  Vegetariani»- 
einer  eingehenden  Kritik,  die  er  selbst  als  wissenschaftliche  Wider-  ^^^ 
legung  dieser  Lehre  glaubt  auffassen  zu  können.  Auch  die  neuere 
Variante  der  laktovegetarischen  oder  hamsäurefr^ien  Diät  zieht  er 
in  den  Kreis  seiner  Betrachtung.  Das  ist  insofern  interessant,  als  ein 
Fanatiker  dieser  Bichtung  (Mann)  im  vorigen  Jahre  bei  einem  Dauer- 
marsch von  Dresden  nach  Berlin,  202  km,  als  Sieger  in  27  Stunden 
18  Minuten  ankam  und  dies  ausschließlich  seiner  Diät  zuschrieb.   Eine 


510  Hueppe. 

Vegeurianis-  Untersuchmig  durch  Albu  und  Caspari  ergab  nun,  daß  entgegen 
™^'  den  subjektiven  üeberiareibnngen  des  Siegers  auch  bei  dieser  vege- 
tarischen  Idealdiät,  die  mit  naturgemäßer  Lebensweise  aber  auch 
nicht  mehr  das  geringste  zu  tun  hat  und  viehnehr  eine  außerordentliche 
Künstelei  darstellt,  die  Zeichen  der  Ueberarbeitung  objektiv  genau  so 
sicher  festzustellen  waren,  wie  bei  gemischter  oder  sog.  Fleischdiät 
Das  sorgftltige  Training,  Enthaltung  von  Alkohol,  besonders  gute 
Anlage  für  die  betreffende  Sportform  und  die  Begeisterung  für  dieses 
neueste  Evangelium  erklären  in  natärlichster  Weise  das  an  sich 
sportlich  gute  Resultat,  üebrigens  haben  Caspari  und  Glaeßner 
auch  für  normale  Verhältnisse  bei  einem  anderen  Vegetarianer  fest- 
gestellt, daß  die  Hamsäureausscheidung  keinen  niedrigen  Wert 
hatte,  daß  abo  bei  mangelnder  Zufuhr  von  Hamsäurebildnem  eine 
endogene  Hamsäureproduktion  heranzuziehen  sei.  Albu  würdigt 
dann  noch  den  Wert  der  vegetarischen  Diät  fiir  die  Krankenemäh- 
rung.  Von  einzelnen  Nahrungsmitteln  wurde  im  Berichtsjahre  be- 
Milch, sonders  die  Milch  mehrfach  zum  Gegenstande  von  Erörterungen 
gemacht,  üeber  die  allgemeine  Ausstellung  für  hygienische  Milch- 
versorgung in  Hamburg  berichteten  v.  Ohlen,  E.  Pfeiffer  und  Sie ve- 
king.  Bei  Gelegenheit  dieser  Ausstellung  wurde  von  besonders  ein- 
geladenen Forschem,  wie  B.ubn  er,  Heubner,  Dunbar,  Soxhlet, 
Ostertag,  teils  in  speziellen  Fachversammlungen,  teils  in  öffent- 
lichen, mehr  populären  Versammlungen  über  die  verschiedensten  Ge- 
biete des  Molkereiwesens  Vorträge  gehalten.  In  einer  etwas  speziel- 
leren Weise  hat  der  deutsche  Verein  für  öffentliche  Gesundheitspflege 
in  seiner  Jahresversammlung  Dunbar  mit  einem  Berichte  über  die 
gesundheitliche  TTeberwachung  des  Verkehrs  mit  Milch  beauftragt 
Auch  bei  anderen  Gelegenheiten,  besonders  bei  der  Erörterung  der 
Tuberkulosefrage,  wurde  die  Milchversorgung  vielfach  berührt  und 
Au  st  widmete  ihr  noch  eine  speziellere  Bearbeitung.  Man  hätte 
annehmen  sollen,  daß  diese  Frage  auf  Grund  der  Untersuchungen 
von  Hueppe,  Flügge,  Sozhlet  und  anderen  sich  in  einer  ruhigen 
und  gedeihlichen  Entwicklung  befinde.  Das  war  auch  zweifellos 
der  Fall.  Aber  der  Vortrag  von  Koch,  nach  dem  die  Perlsucht  des 
Rindes  nicht  und  speziell  nicht  durch  Milch  auf  den  Menschen  über- 
tragbar sei,  hatte  außerordentlich  beunruhigend  gewirkt,  und  dies  er- 
klärt wohl  die  sonderbare  Erscheinung.  Gewiß  hat  niemand  erwartet, 
daß  in  der  verhältnismäßig  kurzen  Zeit,  in  der  man  planmäßig  den 
Kampf  gegen  verdorbene  Milch,  speziell  in  der  Säuglingsemährung, 
aufgenommen  hat,  bereits  ein  voller  Erfolg  zu  erzielen  war.  Wer  wirk- 
lich mit  der  Frage  vertraut  war,  wußte,  daß  es  an  vielen  Orten  damit 


Oeffentliches  Sanitätswesen. 


511 


noch  sehr  übel  bestellt  ist.  Diese  Tatsache  von  neuem  festgestellt 
zu  haben  und  dadurch  vielleicht  auf  weitere  Kreise  von  neuem 
agitatorisch  eingewirkt  zu  haben,  ist  wohl  das  Hauptverdienst  des 
vorigen  Jahres.  Wirklich  Neues  ist  eigentlich  nicht  dabei  heraus- 
gekommen. Daß  die  Sommerdiarrhöen  der  Kinder  mit  der  Temperatur 
zu-  und  abnehmen,  kann  wohl  kaum  oft  genug  in  Erinnerung  ge- 
bracht werden,  und  diese  Abhängigkeit  geht  sogar  so  weit,  daß  nicht 
nur  in  den  wärmeren  Jahren  die  Kindersterblichkeit  größer  ist,  als 
in  den  kälteren,  sondern  daß  man  geradezu  eine  Abhängigkeit  von 
den  größeren  Wärme-  und  Kälteperioden  zu  erkennen  vermag.  Man 
ist  jetzt  geneigt,  diese  Abhängigkeit ,  weil  sie  in  den  Großstädten 
vorwiegend  die  künstlich  ernährten  Kinder  d&t  ärmeren  Kreise  trifft, 
ausschließlich  der  Milchverderbnis  zuzuschreiben.  Demgegenüber 
machte  Me inert  in  der  Diskussion  darauf  aufmerksam,  daß  diese 
Abhängigkeit  von  der  Temperatur  auch  in  Aegypten  sich  unter  den 
Brustkindern  bemerkbar  mache,  und  daß  man  auch  auf  Besonder- 
heiten der  Wohnung  Rücksicht  zu  nehmen  habe.  Schloßmann 
bemerkte  in  der  Diskussion  mit  Becht,  daß  eine  Milch,  die  unter 
ganz  besonderen  Vorsichtsmaßregeln  hergestellt  würde,  auch  teuer 
sein  müsse  und  daß  man  damit  zu  rechnen  habe,  daß  die  meisten  Leute 
gar  nicht  wissen,  wie  reine  Milch  schmeckt,  und  daß  sie  nur  eine  mit 
Stallduft  oder  Kuhschmutz  verunreinigte  Milch  für  richtig  aromatisch 
halten.  Dun  bar  verlangte  vor  allem  eine  schärfere  Kontrolle  des  Ver- 
kehrs mit  Milch,  die  Bildung  von  Vereinen,  welche  sich  die  Fürsorge  fiir 
die  Säuglings-  und  Kinderernährung  zur  Aufgabe  machen,  verspricht 
sich  aber  auch  viel  von  einem  Beichsgesetz,  welches  die  allgemeinen 
hygienischen  Gesetze  der  Milchproduktion,  des  Milchtransports  und 
des  Milchverkehrs  regelt.  Im  letzteren  Punkt  fand  er  vielfach 
Widerspruch  auf  Grund  der  Tatsache,  daß  die  Verhältnisse  in  den 
einzelnen  Landesteilen  zu  große  Verschiedenheiten  bieten.  H.  N  e  u- 
mann  untersuchte  auf  Grund  der  Zunahme  der  Barlow sehen 
Krankheit  bei  Kindern,  die  mit  sterilisierter  Milch  ernährt  wurden, 
derartige  Milch  durch  Gefrierpunktsbestimmungen  und  fand,  daß 
nicht  die  Salzmolekel,  sondern  vor  allem  die  organischen  Molekel 
durch  den  Kochprozeß  verändert  werden.  Er  nimmt  an,  daß  durch 
das  zu  lange  Erhitzen  besondere  Stoffe  entstehen,  welohe  auf  den 
kindlichen  Organismus  eine  GKftwirkimg  ausüben.  Besonders  liegt 
die  Gefahr  der  Erkrankung  vor  bei  Milch,  die  bereits  zu  Sterili- 
siemngszwecken  länger  gekocht  und  dann  zu  Hause  wieder  gekocht 
wird.  Fürst  weist  darauf  hin,  daß  durch  den  Wandel  in  unserer 
Ernährungsweise  schon  in  die  normale  Ernährung  Genußmittel  über- 


Aroma der 
Milch. 


Barlowsohe 
Krankheit. 


512 


Hneppe. 


Genußmittel.  flüssigerweise  hineinkommen  können,  die  besonders  dann  bedenklich 
sind,   wenn   damit  regehn&ßig  differente  Stoffe  zugeführt  werden, 
wie  es  die  Alkaloide  oder  richtiger  IJrei de  bei  Kaffee  und  Tee 
sind,  die  schon  in  viel  zn  jongen  Jahren  zur  Gewohnheit  werden; 
er  redet  deshalb  einem  Ersätze  derselben  dnrch  Gerstenprodokte  das 
Wort.  Unter  den  G^nnßmitteln  fand  der  Alkohol  eine  ganz  besondere 
Alkohol.      Beachtung   dadurch,    daß   ein   internationaler  Kongreß   gegen  den 
Alkoholmißbrauch  in  Bremen  abgehalten  wurde,  bei  dem  die  Ver- 
treter der  Abstinenz  und  der  Mäßigkeit  teilweise  sehr  scharf  auf- 
einander stießen.     Der  TTnfehlbarkeitsstandpunkt   der  Abstinenten, 
nach  dem  nur  Abstinente  wirkliches  Urteil  haben,  das  rabiate  Auf- 
treten einzelner  ihrer  Agitatoren  hat  leider  das  Niveau  dieses  Kon- 
gresses etwas  stark  herabgedrückt.    Die  Untersuchungen  der  letzten 
Jahre  haben  ganz  eindeutig  ergeben,  daß  Alkohol  selbst  bei  Ab- 
stinenten und  nicht  daran  Gewöhnten,  wenn  eine  kurze  Intoxikations- 
periode überwunden  ist,  mit  seinen  Kalorien  isodjnam  für 
Fette  und  Kohlehydrate  eintreten  kann  und  in  diesem 
Sinne  auch  Eiweiß  zu  sparen  vermag.    Trotzdem  beharren, 
ohne  auch  nur  den  Versuch  eines  Beweises  zu  liefern,  die  Haupt- 
agitatoren  wie  Forel  und  Kassowitz  darauf,   daß  Alkohol  nur 
ein  Gift  ist  und  legen  infolgedessen  den  unter  ganz  unnatürlichen 
Bedingungen  angestellten  firüheren  Versuchen  von  Chauveau  eine 
entscheidende  RoUe  bei,  ohne  die  Widerlegung  dieser  Versuche  von 
Hueppe   und   Bosemann   irgendwie   zu  würdigen.     Inzwischen 
sind  noch  die  Versuche  von  Stoklasa  weiter  bekannt  geworden, 
nach  denen  unter  den  Bedingungen,  wie  sie  im  tierischen  Körper 
vorkommen,  bei  dem  Abbau  des  Zuckers  enzymatisch  Alkohol  ge- 
bildet werden  kann.     Wie  weit   dies   regelmäßig   und  in  welchen 
Mengenverhältnissen  es  tatsächlich  bei  der  Ernährung  geschieht,  ob 
also  schließlich  selbst  jeder  Abstinent  seine  kleine  Spiritusfabrik  in 
sich  selbst  besitzt,  ist  noch  näher  zu  untersuchen.    Auf  jeden  Fall 
sieht  es  zur  Zeit  mit  dem  wissenschaftlichen  Beweismaterial  der 
abstinenten  Fanatiker  sehr  fadenscheinig  aus,  so  daß  sogar  ein  so 
ruhiger  Beobachter  wie  Duclauz  den  Alkohol  wieder  nachdrücklich 
als  Nahrungsmittel  hingestellt  hat.    Beferent  muß  von  seinem  Stand- 
punkt ebenfalls   daran   festhalten,   daß   der  Alkohol  Nahrungsstoff 
sein  kann,  aber  er  kann  ihn  im  allgemeinen  weder  für  einen  guten, 
noch  f&r  einen  genügend  billigen   halten.    Dazu  konunt,   daß  bei 
größeren  Mengen,  bei  denen  ein  wirklicher  Nährwert  herauszurechnen 
wäre,  die  schädliche  Giftwirkung  meist  überwiegt.    Es  ist  deshalb 
richtiger,  den  Alkohol,  wesentlich  vom  Standpunkte  des  Genuß- 


OeffenÜiches  Sanitätswesen. 


513 


Alkohol  und 
Körper- 
ftbnngeiL. 


mittels  zu  betrachten  und  dann  zeigt  sich  sofort,  daß  geringe 
Mengen  Alkohol  unter  den  Umständen,  wie  sie  unser  soziales  Leben 
nun  einmal  mit  sich  bringt,  ein  berechtigtes  Oenußmittel  sein 
können.  Deshalb  hat  auch  in  Deutschland  der  Standpunkt  der 
M&ßigkeit  mehr  Aussicht  auf  Erfolg,  wie  die  Zusammenstellung  von 
C.  Fränkel  ergibt,  nach  der  von  89  deutschen  Professoren  der 
Physiologie,  Pathologie,  Psychiatrie,  Hygiene  und  inneren  Medizin 
nur  8  för  vollständige  Abstinenz  sich  aussprachen.  Referent  hält 
es  deshalb  fär  richtiger,  ohne  Vorurteile  zu  ermittehi,  unter  welchen 
Bedingungen  und  bei  welchen  Bevölkerungsklassen  oder  bei  welchen 
Betrieben  Abstinenz  gefordert  werden  muß.  In  diesem  Sinne  hat 
er  selbst  über  die  Beziehungen  des  Alkoholismus  zu  den  Körper- 
übungen in  einem  Vortrage  dargelegt,  daß  ein  ausgiebiger  Be- 
trieb der  Körperübungen  ein  vorzügliches  Mittel  ist, 
um  die  heranwachsende  Jugend  vor  den  Gefahren  des 
Alkoholismus  zu  bewahren.  Ln  Anschlüsse  an  die  Bekämpfung 
des  Alkoholmißbrauchs  macht  sich  auch  das  Bestreben  geltend,  einer- 
seits das  Gasthauswesen  zu  reformieren  nach  der  Bichtung  hin,  den  Hygiene  im 
Trinkzwang  abzuschafiPen  und  andrerseits  in  dem  Gasthauswesen  all-  ^^^^^^s- 
mählich  mehr  hygienische  Zustände  in  Bezug  auf  die  BeschafiPen- 
heit  der  Lokale,  Unterbringung  der  Nahrungsmittel,  Fürsorge  für 
das  Personal  u.  s.  w.  einzufahren,  worüber  Bornträger  ein  ein- 
gehendes Referat  erstattet  hat.  Hüttner  unterzieht  die  hygienische 
Bedeutung  der  Fleischkonservierung  einer  eingehenden  Be-  Fieisoh- 
sprechung  und  fordert,  daß  zur  Konservierung  nur  frisches  Fleisch  ^©"««'^«ruiig. 
von  gesunden  Tieren  verwendet  wird,  daß  Zusätze  von  Antisepticis 
verboten  werden ;  die  Sterilisierung  erfolge  besonders  für  die  Truppen 
durch  Siedehitze.  Kraus  und  Schmidt  sprechen  sich  sehr  entschieden 
gegen  den  Zusatz  von  schwefligsaurem  Natrium  zu  frischem  Hack- 
fleisch aus,  weil  dasselbe  den  Käufer  über  die  wirkliche  BeschaflEenheit 
des  Fleisches  täuscht,  ja  sogar  gestattet,  bereits  verdorbenes  Fleisch 
besonders  durch  Mischen  mit  frischem  in  ein  appetitliches  zu  ver- 
wandeln. In  demselben  Sinne  spricht  sich  auf  Grund  neuerer  Ver- 
suche, welche  die  Gesundheitsohädlichkeit  der  schwefligen  Säure 
und  ihrer  Salze  für  den  Tierorganismus  ergeben,  auch  Artur 
Schulz  aus. 


Heizung»  Ventilatdon  und  Beleuchtung.  Wingen  fordert  neuer- 
dings nachdrücklich  eine  ausgiebige  Beleuchtung  der  Arbeitsplätze 
lind  verlangt  eine  behördliche  Bestimmung:    „Plätze  in   Schulen, 
Bureaus,  Werkstätten,  Fabriken  etc.  dürfen  nur  dann  zu  Arbeits- 
Jahrbuch  der  praktlachen  Medizin.    1904.  38 


516 


Hueppe. 


InfektioiiB- 

krankboiten 

als  Funktion 

variabler 

arOßen. 


DispoBltion. 


Periodizit&t. 


Disposition. 


Germinative 
Infektion. 


die  erreichte  GUftfestigaxig  und  Immonisierang  sich  genau  mit  der 
natürlichen  EmpfiUigliohkeit  oder  erreichten  Immnnisierong  oder 
angeborenen  Immunität  deckt,  während  die  Serumgegenwirkungen 
im  Glase  besonderen  Gesetzen  folgen,  die  mit  den  natürlichen  Ver- 
hältnissen im  Körper  übereinstimmen  können,  aber  durchaus  nicht 
müssen.  Immunität  und  Immunisierung  sind  experimentell  nach- 
weisbar als  Korrelate,  nicht  als  Gegensätze  zur  Krankheitsanlage. 
Auch  der  disponierte  Organismus  macht  den  Versuch, 
sich  der  Krankheitsreize  in  gleicher  Weise  zu  ent- 
ledigen, wie  der  von  Natur  immune  oder  immunisierte 
Organismus,  nur  mit  unzureichenden  Mitteln.  Die 
Disposition  ist  deshalb  gerade  soweit  verständlich  wie 
Immunisierung  und  Immunität  Bail  und  Pettersson 
haben  diese  Erscheinungen  speziell  für  Milzbrand  im  einzelnen  ver- 
folgt. Gottstein  gibt  eine  sehr  sorg&ltige  Analyse  der  Peri- 
odizität der  Diphtherie,  bei  der  er  die  periodische  Auslese  der 
Diphtherieempfliüiglichen  und  die  dadurch  hervorgerufene  verschieden- 
artige Empfänglichkeit  in  den  wechselnden  Generationen  zu  ermitteb 
sucht.  In  der  Tuberkulosefrage  hat  v.  Behring  in  Bezug 
auf  das  allgemeine  ätiologische  Problem  Anschauungen  entwickelt, 
welche  sich  genau  mit  den  vom  Beferenten  seit  mehr  als  10  Jahren 
vertretenen  decken,  und  Koppen  hat  versucht,  die  Disposition  mit 
unseren  allgemeinen  naturwissenschaftlichen  Anschauungen  verständ- 
lich zu  machen.  Es  ist  interessant  zu  sehen,  wie  auch  die  extrem- 
sten Kontagionisten  der  Disposition  jetzt  versuchen  mehr  gerecht 
zu  werden,  als  ob  sie  nie  versucht  hätten,  dieselbe  zu  Gunsten  der 
Exposition  zu  leugnen  oder  auf  die  bloße  Artdisposition  zu  be- 
schränken. Flügge  sucht  Behring  gegenüber  die  Zahl  der  Tuber- 
kulosedisponierten zu  berechnen  und  findet  unter  den  Erwachsenen 
von  18—60  Jahren  60—70  ^/o  Empftngliche.  Da  sicher  jeder  Mensch 
vielfach  Gelegenheit  hatte,  sich  mit  Tuberkelbazillen  zu  infizieren, 
wird  selbst  bei  Flügges  Zurückweisung  der  übiquität  der  Bazillen 
die  ausschlaggebende  Bedeutung  der  Disposition  de  facto  zugegeben, 
weim  er  auch  immer  noch  die  Infektion  höher  wertet.  Da  die 
Krankheitsanlage  angeboren  sein  kann,  so  ist  es  wichtig,  hiervon 
die  germinative  und  intrauterine  Infektion  streng  zu  trennen.  In 
dieser  Hinsicht  ist  es  wichtig,  daß  Seige  die  üebertragbarkeit  der 
Tuberkelbazillen  durch  den  väterlichen  Samen  auf  die  Frucht  durch 
Versuche  widerlegt.  Gegenüber  der  frieren  einseitigen  Betonung 
der  Inhalation  des  Virus  war  schon  von  verschiedenen  Forschem 
darauf  hingewiesen  worden,  daß  auch  primäre  Lungentuberkulose 


Oeffentliches  Sanitätswesdn.  517 

durch  Fütterung  und  Leitung  von  den  Halsorganen,  also  in  letzter  Inhalation 
Linie  lymphogen  und  hämatogen,  entstehen  kann,  und  Hueppe  hatte  ^"^^  Ftttterung. 
weiter  darauf  hingewiesen,  daß  selbst  bei  Lihalation  das  Virus  ein- 
gespeichelt werden  und  auf  dem  Yerdauungswege  zur  Lif ektion  fiihren 
kann.  Welminsky  hat  genauer  ermittelt,  in  welcher  Weise  bei  Ver- 
futterung von  tuberkulösem  Material  primäre  Lungen-  und  primäre 
Darmtuberkulose  entsteht.  Es  stellte  sich  weiter  bei  diesen  Ver- 
suchen heraus,  daß  nach  der  Primärinfektion  der  weitere  Verlauf 
nicht  abhängig  ist  von  einem  einfachen  Fortschreiten,  sondern  daß 
die  Lokalisationen  abhängig  sind  von  der  besonderen 
Empfänglichkeit  der  Organe,  so  daß  bei  gleicher  primärer 
Infektion  verschiedene  Tierarten  ganz  verschiedenartig  reagieren. 
Wagener  bringt  im  Anschlüsse  an  Heller  viele  interessante 
Einzelheiten  über  primäre  Darmtuberkulose.  Ebenso  v.  Hansemann, 
der  besonders  die  Disposition  betont,  in  seinen  Fällen  allerdings 
fand,  daß  eine  sekundäre  Lungenphthise  nicht  zu  stände  gekommen 
war.  Gtegen  die  hygienische  Bedeutung  dieser  Versuche  wendet  sich 
Flügge  mit  der  Bemerkung,  daß  es  ja  schließlich  gleichgültig  ist, 
ob  die  inhalierten  Tuberkelbazillen  von  der  Lunge  oder  vom  Ver- 
dauungstrakt eindringen,  wenn  eben  nur  das  infektiöse 
Material  eingeatmet  werde,  weil  dem  Hygieniker  das  Li- 
fektionsmaterial  und  seine  Bekämpfung  wichtiger  sei,  als  die  patho- 
logische Frage,  was  im  Körper  aus  dem  Materiale  wird.  Flügge 
übersieht  aber  das  eine  vollständig,  daß  durch  diese  Versuche  die 
Bedeutung  der  Erankheitsanlage  in  das  hellste  Licht  gesetzt  wird. 
Die  Beziehungen  der  Menschen  zur  Bindertuberkulose  wurden  im  Menschen-  und 
Berichtsjahre  vielfach  weiter  verfolgt,  und  Orth  gab  eine  sehr  ^^^V' 
treffende  Kritik  der  Arbeiten  aus  dem  kaiserlichen  Gesundheitsamte. 
Westenhöffer  brachte  weitere  Einzelheiten  dazu.  v.  Behring 
und  Römer  ermittelten,  daß  die  Tuberkelbazillen  verschiedener  Her- 
kunft, selbst  von  der  gleichen  Gattung  der  Tiere,  große  Schwankungen 
erkennen  lassen.  Kos  sei,  Weber  und  Heuß  haben  dieselben 
Tatsachen  ermittelt  und  ganz  eindeutig  festgestellt,  daß  Stämme 
menschlicher  Tuberkelbazillen  von  vornherein  für  Binder 
höchste  Virulenz  zeigen  können.  Diese  Arbeit  erregte  insofern 
einiges  Aufsehen,  da  die  Schlüsse  der  Verfasser  im  Sinne  der 
Koch  sehen  Anschauung  der  NichtZusammengehörigkeit  von  Binder- 
und Menschentuberkulose  lauten,  während  das  von  ihnen  selbst  bei- 
gebrachte Material  hierzu  im  schrofbten  Widerspruch  steht.  Das- 
selbe gilt  von  der  Arbeit  von  Weber  und  Bofinger  über 
die   Hühnertuberkulose,    in    der   sie   sich   gegen  die  artliohe  Zu- 


618 


Hueppe. 


Anti- 
tuberkulöse 
Miloh. 


Menschen-  and  sanuiiexigehörigkeit    derselben    mit    der    Säugetiertaberkulose    ans- 
t  ^^^T'      spfe<^on,  während  sie  eine  nooh  viel  engere  Znsammengehörigkeit 
beweisen,  als  sie  früher  von  Hueppe,  Fischel  nnd  Nocard  er- 
mittelt worden  war.    Karlinski  und  Delöpine  bringen  weitere 
Tatsachen    für    die    Uebertragbarkeit    der   Menschentuber- 
kulose  auf  Binder,   Allen  Macfadyen   über   die   Uebertrag- 
barkeit  von   menschlicher  und  Eindertuberkulose  auf  Affen.    Die 
von  J.  Macfadyean  und  v.  Behring  inaugurierte  Immunisierung 
der  Binder  gegen  Tuberkulose  durch  Impfung  mit  Hühner-  bezüg- 
lich Menschentuberkulose   ist  vor  allem  von  Behring   selbst  ge- 
fördert worden.    Interessant  ist,  daß  Eriedmann  mit  dem  Erreger 
der  Tuberkulose  der  Wasserschildkröten  erfolgreiche  Immunisiemng 
bei  Warmblütern   erzielte.     Behring  will,   von  seiner  Idee  aas- 
gehend, daß  die  Tuberkuloseinfektion  nur  in  den  ersten  Jahren  ein- 
setze, nicht  nur   die  Binderbestände    durch    seine  Immunisierung 
tuberkulosefrei  machen,  sondern  auf  diese  Weise  auch  eine  Milch 
für  die   künstliche   Säuglingsemährung   gewinnen,   welche  nicht 
nur  frei  von  Tuberkelbazillen  ist,  sondern  außerdem 
die  aktiven  Schutzstoffe  in  unveränderter  Form,  even- 
tuell sogar  in  gehäufter  Menge  enthalten  soll.    In  Bezug 
auf  den  letzteren  Punkt  macht  ihm  Flügge  denselben  Vorhalt,  wie 
er  Koch,  nur  vom  gerade  entgegengesetzten  Standpunkte  aus,  ge- 
macht werden  mußte,  daß  bei  den  tatsächlichen  Verhältnissen  des 
Molkereibetriebes  eine  derartige  Milch  für  die  Armen  viel  zu  teuer 
käme  und  daß   bei  weitem  die   meiste  Milch   aus   anderen 
Gründen  nach  wie  vor  sterilisiert  werden  müßte.    Brauer 

Anzeigepflicht,  und  Gaff  ky  setzen  sich  für  eine  beschränkte  An  zeige  p  flicht 
bei  Tuberkulose  ein  als  Voraussetzung  weitergehender  Maßnahmen. 
Als  solche  bezeichnet  Gaffky  besonders  die  eventuelle  Entfernung 
der  Kranken  aus  der  Wohnung,  Schaffung  entsprechender  Heim- 
stätten und  Asyle  und  Desinfektion  der  Wohnung.  Hueppe  nimmt 
in  seiner  dritten  Harbenvorlesung  Stellung  zu  den  in  den  letzten 
Jahren  aufgetauchten  Fragen  und  betont  besonders,  daß  neben  den 
anderen  Maßnahmen  die  auf  die  Bekämpfung  der  Krank- 
heitsanlage und  auf  Erzielung  erhöhter  Widerstands- 
fähigkeit gerichteten  Bestrebungen  nicht  vernach- 
lässigt werden  dürfen.  Weicker  untersuchte  die  Resultate 
der  derzeitigen  Tuberkulosebehandlung,  besonders  mit  Bücksicht  auf 
die  Dauererfolge  und  die  Leistungen  der  Heilstätten.  Und  v.  Unter- 
berger  macht,  weil  die  Heilstätten  einem  großen  Teil 
der  Anforderungen  nicht  entsprechen,  nachdrücklich 


Oeffeniliches  Sänitätswesen. 


519 


auf  die  Haussanatorien  in  den  Krankenhäusern  auf- 
merksam. 

Oriffith  beschreibt  einen  interessanten  isolierten  Pestfall  in 
Liverpool,  dessen  Genese  es  verständlich  macht,  wenn  solche  Fälle 
gelegentlich  übersehen  werden.  Nocht  gibt  im  Anschlüsse  an 
einen  eingeschleppten  Fall  eine  Darstellung  des  Vorgehens,  wie  es  in 
Hamburg  eingeführt  ist,  und  beschreibt  im  einzelnen  die  Anwendungs- 
weise eines  Apparates,  mit  dem  das  kohlenoxydhaltige  Wassergas  in 
die  Schiffsräume  eingeleitet  wird  zur  Vernichtung  der  Hatten  als  der 
wesentlichsten  Verschlepper  der  Krankheit,  üeber  einen  in  Berlin  vor- 
gekommenen Fall  von  Laboratoriumspest  und  die  dagegen  ge- 
troffenen Isolierungs-  und  Desinfektionsmaßnahmen  berichten  Kirch- 
ner und  Dönitz.  Bei  der  Bedeutung  der  Frühdiagnose  für  noch 
isolierte  Fälle  hat  Martini  eine  Schnelldiagnose  auszuarbeiten  ver- 
sucht, indem  er  durch  eine  besondere  Impfung  von  Meerschweinchen 
die  Tiere  rapid  zu  infizieren  versucht  und  das  Drüsenmaterial  zur 
bakteriologischen  Untersuchung  bereits  vor  dem  Tode  der  Tiere 
verwendet.  Daß  man  auch  gegen  die  Einschleppung  auf  dem  Fest- 
lande Vorkehrungen  getroffen  hat,  erfahren  wir  aus  einem  Berichte 
von  Kaschkadamoff  über  die  Bekämpfung  der  Pest  im  Bezirke 
von  Astrachan. 

Kelle  und  Prausnitz  haben  versucht,  durch  Verwen- 
dung von  Kulturen  verschiedenster  Herkunft  und  durch  Mit- 
benutzung der  Agglutinationsprobe  die  Diagnose  der  Cholera  zu 
verschärfen. 

Li  ähnlicher  Weise  ist  man  gegenüber  dem  Abdominal- 
typhus zur  Verbesserung  der  Diagnose,  speziell  mit  Rücksicht 
auf  die  Frage  des  Paratyphus,  beschäftigt  gewesen.  Ich  wiU  nur 
auf  die  Arbeiten  von  Courmont  und  Lesieur,  Evans,  Kayser, 
Zupnik  und  Posner  verweisen,  wo  auch  weitere  Literatur  ver- 
merkt ist.  Die  hygienisch  wichtige  Verbreitung  des  Abdominal- 
typhus durch  Milch  ist  durch  Ascher,  Bassenge  und  Behla 
bearbeitet  worden,  unter  dem  Einflüsse  von  Kochs  neuerer  Auf- 
fassung über  Typhus  ist  man  in  Preußen  den  kontagiösen  üeber- 
tragungen  des  Abdominaltyphus  mehr  nachgegangen  und  hat  eine 
ganze  Heihe  solcher  Fälle  vermittelt,  wie  ich  dem  Beferate  von 
0.  Fränkel  entnehme.  Ficker  versuchte  experimentell  zu  er- 
mitteln, ob  Fliegen  bei  dieser  üebertragung  eine  Bolle  spielen 
können.  Man  darf  nur  über  diesen  Versuchen  und  Erhebungen  nicht 
die  große  Ausbreitung  des  Typhus  durch  Wasser  übersehen, 
und  die  Vorkommnisse  in  Paris,  am  Hhein  und  neuerdings  wieder 


Peat. 


VemiohtQng 

der  Soliiflfs- 

ratten. 


Diagnose. 


Diagnose 
der  Cholera. 


Typhus. 

Differential- 
diagnose. 


Infektion 
der  Müoh. 

Kontagion. 


Fliegen. 
Wasser. 


520  Hueppe. 

eiiunal  in  Prag  sprechen  deutlich  f£br  die  grofie  Bedentang  der 
Trinkwasserinfektion. 

In  der  deutschen  Gesellschaft  für  öfifentliche  Gesundheitspflege 
Blindheit,  in  Berlin  gah  Hirsch  eine  gute  Zucdunmenfassung  über  die  Ver- 
hütung der  Blindheit,  wobei  er  die  speziellen  Verhältnisse 
der  Infektionskrankheiten  erörterte  und  besonders  bemerkte,  daß 
die  Infektion  für  das  Auge  um  so  gefährlicher  ist,  je  jünger 
die  infizierten  Individuen  sind.  Die  yermeidbare  Blindheit  be- 
trifPb  vorwiegend  die  unteren  Volksschichten,  die  durch  ihre  Indolenz 
oder  Unwissenheit  selbst  die  Hauptschuld  tragen. 
Desinfektion.  Ballner  versucht  die  Methoden  zur  Prüfung  von  Desinfek- 

tionsmittteln  etwas  zu  verfeinem.  Die  Desinfektion  mit  Form- 
aldehyd  hat  insofern  eine  Erweiterung  erfahren,  als  die  Kombination 
Formaidehyd  mit  Wasserdampf,  wie  sie  von  v.  Esmarch  und  Kokubo  eingeführt 
'*"dam*f^^^  wurde,  sich  auch  in  weiteren  Versuchen  von  Herzog  und  E.  Mayer 
bewährte.  Formaldehydwasserdämpfe  sind  schon  bei  70 — 80^  im 
Stande,  die  widerstandfSähigsten  Sporen  zu  toten,  d.  h.  bei  einer  Tem- 
peratur, welche  fär  Leder,  Pelz,  Seidenstoffe  noch  nicht  schädlich 
Soda.  wirkt.  Simon  hat  von  neuem  die  desinfektorische  Kraft  erwärmter 
Sodalösungen  festgestellt,  besonders  wo  es  sich  um  dicken,  an- 
getrockneten Schmutz  handelt,  so  daß  sich  die  Soda  besonders  zur 
Desinfektion  von  Wohnungen,  namentlich  von  Fußböden  und  Möbeh, 
Bohe  empfiehlt.  Fischer  und  Koske  unterzogen  die  rohe  Karbolsäure 
und  einige  aus  derselben  hergestellte  Präparate  einer  erneuerten 
Untersuchung.  Sie  verlangen,  daß  für  die  Herstellung  von  Kresol- 
mischungen  und  -lösimgen  nur  Präparate  Verwendung  finden,  welche 
den  an  das  Cresolum  crudum  gestellten  Anforderungen  entsprechen. 
Für  grobe  Desinfektion  könne  man  eine  8^/oige  Lösung  einer  ans 
1  Volum  Rohkresol  imd  V>  Volum  roher  Schwefelsäure  bereiteten 
Mischung  verwenden.  In  Fällen,  in  denen  vom  Formaldehyd  ab- 
gesehen werden  muß,  empfiehlt  Matthes  die  Desinfektion  der  Wände 
mittels  eines  besonderen  Sprayapparates. 

Literatur« 

Albrecht,  Hygienische  Rundschau  Nr.  5.  —  Albu,  Die  vegetariBche 
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Karbolsftnre. 


OeffenÜiches  Sanit&tswesen.  521 

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Wochenschr.  Nr.  7,  8.  —  R.  Hecker,  Verh.  der  19.  Vers.  d.  Ges.  f. 
Kinderheilkunde  S.  14;  Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  47;  Abhärtung?  Halle. 

—  Herzog,  Zentralbl.  f.  BakterioL  Bd.  XXXTV,  Nr.  2.  —  L.  Hirsch, 
Hyg.  Rundschau  Nr.  2.  —  Hirschfeld,  Deutsche  VierteJijahrsschr.  f. 
öffentl.  Gesundheitspflege  Bd.  XXXV,  S.  597.  —  Hueppe,  Blätter  f.  Volks- 
gesundheitspflege Nr.  4;  Arch.  f.  d.  ges.  Physiologie  Bd.  XGV,  S.  447;  Körper- 
Übungen  und  Alkoholismus,  Berlin;  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  36; 
The  Harben  Lectures  for  1903,  Journal  of  State  Medicin  Bd.  XÜ,  Nr.  11, 
12,  Bd.  Xm,  Nr.  1.  —  Hüttner,  Deutsche  Vierteljahrsschr.  f.  öffentl. 
Gesundheitspflege  Bd.  XXXV,  S.  597.  —  Jacobitz,  Hyg.  Rundschau 
Nr.  12.  —  Kabrhel,  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  XLVII,  S.  195;  Hyg.  Rundschau 
Nr.  4.  —  Karlinski,  Oesterr.  Monatssch.  f.  Tierheilkunde  Bd.  XXVL  — 
Kaschkadamoff,  Hyg.  Rundschau  Nr.  21.  —  Kayser,  Zentralbl.  f. 
BakterioL  Bd.  XXXV,  Nr.  2.  —  Kirchner,  Berl.  klin.  Wochenschr. 
Nr.  26,  27.  —  König,  Maßnahmen  gegen  die  Verunreinigung  der  Flüsse. 
Berlin.  —  Koppen,  Verhandl.  d.  20.  Vers.  d.  Ges.  f.  Kinderheilkunde  1904, 


522  Hueppe. 

S.  254.  —  Eokubo,  Zentralbl.  f.  Bakteriol.  Bd.XXXHI,  Nr.  7.  —  Kolk- 
witz, Mitt.  a.  d.  kgl.  PrOfungflaiiatalt  f.  Wasservenoi^uiig  H.  2.  —  Kolle, 
Klin.  Jahrbuch  Bd.  XI;,  S.  357.  —  Kossei,  Weber  und  Heuß,  Tuber- 
kulosearbeiten a.  d.  K  Gesundheitsamte  S.  1.  —  Kraus  und  Schmidt, 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  12.  —  Kröhnke,  Techn.  Gemeindeblatt  VI, 
Nr.  28.  —  Kronecker,  Die  Bergkrankheit.  Wien.  —  Kruse,  Zeitschr.  f. 
Sozialwissenschaft  Nr.  6,  7.  —  A.  Macfadyen,  Lancet,  12.  Sept.  — 
Martini,  Zeitschr.  f.  Hjg.  Bd.  XLI,  S.  153.  —  Matthes,  Gesundheits- 
ingenieur  Nr.  7.  —  E.  Mayer,  Hyg.  Rundschau  Nr.  6.  —  S.  Mayer,  Anat. 
Anzeiger  1902,  Bd.  XXI,  Nr.  16,  17.  —  Michaelis,  Journal  f.  Gasbel. 
1902,  Nr.  24.  —  Monti,  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  LXVI,  8.  121.  —  P.  Th.  Müller, 
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Wochenschr.  1902,  Nr.  85,  86.  —  Nocht,  Der  Dienst  des  Hafenarztes  in 
Hamburg  IL  —  Nocht  und  Giemsa,  Arbeiten  a.  d.  K.  Gesundheitsanate 
Bd.  XX,  S.  91.  —  Oesten,  Journal  f.  Gasbel.  1902,  Nr.  16.  —  v.  Ohlen. 
Deutsche  Yierteljahrsschr.  f.  öffentl.  Gesundheitspflege  Bd.  XXXY,  S.  747. 

—  Ohlmüller,  Deutsche  Yierteljahrsschr.  f.  öffentl.  Gesundheitspflege 
Bd.  XXXYI,  S.  182.  —  Ohlmüller  und  Prall,  Arbeiten  a.  d.  K.  Ge- 
sundheitsamte Bd.  XYm,  S.  417.  —  Orth,  Berl.  klin.  Wochenschr. 
Nr.  29.  —  E.  Pfeiffer,  Deutsche  Yiertelljahrsschr.  f.  öffentl.  Gesundheits- 
pflege Bd.  XXXY,  S.  585.  —  Prall,  Arbeiten  a.  d.  K.  Gesundheitsamte 
Bd.  XYIII,  S.  486.  —  C.  Prausnitz,  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  XLHI,  S.  239. 

—  Prinzing,  Zentralbl.  f.  allg.  Gesundheitspflege  H.  8,  4.  —  Proskauer 
und  Schüder,  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  XLI,  S.  227;  Bd.  XLII,  S.  293.  — 
Ranke,  Münch.  med.  Wochenschr.  1902,  Nr.  19.  —  Rapp,  Arch.  f.  Hyg. 
Bd.  XLYH,  S.  291;  Bd.  XLYHI,  S.  179;  Hyg.  Rundschau  Nr.  15.  — 
Reichenbach,  Hyg.  Rundschau  Nr.  9;  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  XLI,  S.  257. 

—  Reman^,  Journal  f.  Gasbel.  1902,  Nr.  46.  —  Römer,  üeber  Tuberkel- 
bazillenstämme verschiedener  Herkunft.  Marburg.  —  Romberg  und 
Hädioke,  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  LXXYI,  S.  809.  —  Rose- 
mann, Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  XGIY,  S.  557.  —  Roth,  Hyg.  Rund- 
schau Nr.  19.  —  Ruh n er,  Yierteljahrsschr.  f.  gerichÜ.  Med.,  8.  Folge, 
Bd.  XXI  u.  XXIY;  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  XLYI,  S.  1  u.  890;  Physiologie  der 
Nahrung  und  Ernährung,  2.  Aufl.,  Leipzig,  im  Handbuch  der  Ernährungs- 
therapie. —  Schallmay er,  Arch.  f.  Rassen- und  Gesellschaftsbiologie  1904, 
Nr.  1.  —  Schlee,  Techn.  GemeindebL  YI,  Nr.  21.  —  Schreiber,  Arch. 
f.  Hyg.  Bd.  XLY,  S.  295.  —  Schüder  s.  Proskauer.  —  Schulz,  Deutsche 
med.  Wochenschr.  Nr.  88.  —  Seige,  Arbeiten  a.  d.  K.  Gesundheitsamte 
Bd.  XX,  S.  189.  —  Sieveking,  Hyg.  Rundschau  Nr.  14.  —  Simon, 
Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  XLHI,  S.  848.  —  Spitta,  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  XLYI, 
S.  64.  —  Steinach  und  Kohn,  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  XGYII, 
S.  105.  —  Stoklasa,  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  Nr.  6.  —  Stflbben 
und  Rumpelt,  Deutsche  Yierte^ahrsschr.  f.  öffentl.  Gesundheitspflege 
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f.  Wasserv.  H.  2.  —  v.  ünterb erger,  Petersburger  med.  Wochenschr.  1904, 


Oeffentliches  Sanit&tswesen.  523 

Nr.  3.  —  0.  Wagen  er,  Hyg.  Rundschau  Nr.  18;  Münch.  med.  Wochen- 
schrift Nr.  47,  48.  —  Wattenberg,  Techn.  Gemeindebl.  VI,  Nr.  23,  24. 
—  Weber  und  Bofinger,  Tuberkulosearbeiten  d.  K.  Gesundheitsamtes 
S.  83.  —  Weicker,  Tuberkulose,  Heilstätten,  Dauererfolge.  Leipsig.  — 
Weleminsky,  BerL  klin.  Wochenschr.  Nr.  87.  --  Westenhöffer,  Berl. 
klin.  Wochenschr.  Nr.  14.  —  Weyl,  Techn.  Gemeindebl.  VI,  Nr.  15.  — 
Wingen,  Gesundheitsingenieur  1904,  Nr.  1.  —  K.  Wolf,  Arbeiten  a.  d.  K. 
Hygienischen  Institut  zu  Dresden  I,  1903;  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  16 ; 
Hyg.  Rundschau  Nr.  22.  —  Wolpert,  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  XLIV,  S.  322; 
Bd.  XLVn,  S.  1;  Bd.  XLVÜI,  S.  107.  —  Zahn,  Mitt  a.  d.  Prüfungsanstalt 
f.  Wassery.  H.  2.  —  Zupnik  und  Posner,  Prager  med.  Wochenschr.  Nr.  18. 


Sachregister.') 


A. 

Abbazia  70. 

Abdominaltyphas,  Adrenalm  gegen 
Darmblutung  272;  Bekämpfung 
des  272;  und  Fliegen  272;  Früh- 
diagnose durch  Milzpunktion  271 ; 
Gangrän  bei  leichtem  270;  Ter- 
schiedene  Heilsera  gegen  272;  In* 
fluenza  und  271 ;  Prophylaxe  gegen 
Bakteriurie  272;  Pyramidon  gegen 
272 ;  mit  zentral  bedingter  Schwer* 
hörigkeit  270;  Statistisches  Aber 
Perforation  269;  Strumitis  nach 
270;  Ursache  der  Thrombose  bei 
270;  8.  Typhus  abdominalis. 

Abführmittel  31,  82. 

Abhärtung  72,  507;  der  Kinder  53, 
71;  mittels  hydriatischer  Proze- 
duren 71. 

Abmagerungskuren  282. 

Abnabelung  850. 

Abortus  341 ;  Behandlung  842 ;  kflnst- 
licher  842. 

Abortzange  339. 

Abrotanolpastillen  217. 

Abszesse  (s.  Eleinhimabszeß) ;  kalte, 
Behandlung  81;  koxitische,  Ver- 
breitung ders.  92;  subphrenische 
319. 

AbürtLsser,  biologische  Reinigung  502 ; 
Fettgehalt  der  501. 

Acanthosis  nigricans  422. 

AchiUessehnenreflex  bei  Tabes  125. 

Achillodynie  429. 

Achondroplasie  351. 

Achsenzugzan^  888. 

Achylia  gastnca,  Anämie  und  299. 

Adenoide  Vegetationen,  Instrumente 
zur  Operation  der  404;  s.  Nasen- 
rachenraum. 


Adenoides  Gewebe,  Beziehungen  dess. 
zu  bösartigen  Gesehwülsten  18, 18. 

Adenom  11. 

Adenomatöse  Wucherungen  der  Tu- 
benschleimhaut 860. 

Adenomyome  des  Uterus  857. 

Aderhautablösung,  postoperatire  885. 

Aderlaß  bei  Urämie  258. 

Adipositas  dolorosa  4^. 

Adnezerkrankungen3ehandlung  352. 

Adonis  Temalis  85. 

Adrenalin  46,  48,  49;  bei  Asthma 
155,  405;  in  der  Augentherapie 
881;  gregen  Darmblutung  bei 
Tjrphus  272;  in  der  Gynäkologie 
354;  bei  Hämophilie  804;  als 
Mittel  gegen  Krebs  50;  Bedeutung 
des,  fOr  die  Lokalanästhesie  307; 
bei  Magenblutung  212;  Neben- 
wirkungen 405. 

Adrenali^lykosurie  und  WUrme- 
stichhyperthermie  286. 

Aegypten  s.  Winterklima. 

Aethei>Chloroform-Mischnarko8e806. 

Aethemarkose  806,  851;  in  Verbin- 
dung mit  Morphium-Skopolamin- 
injektionen  807. 

Agglutination  1 ;  derTuberkelbasillen 
bei  Hauttuberkulose  442;  und 
Typhusdiagnose  271. 

Agglutinationskraft  des  Blutserums 
nach  Pneumonie  169. 

Agfflutinationsrermögen  bei  Psy- 
diosen   189. 

Agglutinierende  Eigenschaft  der 
Galle  und  des  Serums  beim  Ikterus 
226. 

A^:urin  86,  48,  254. 

Ajaccio  58. 

Akklimatisation  508. 

Akne  421. 


>)  Bearbeitet  von  Dr.  Lewitt  (Berlin). 


Sachregister. 


525 


Akoin  in  der  Chirurgie  809. 

Akromegalie  133. 

Aktinomykose  7;  Endresultate  der 
Behandlung  278,  812 ;  des  Herzens 
188;  des  Kehlkopfes  418;  der 
Lungen  278;  der  Ovarien  860. 

Akustikusaffäction  durch  Genuß  von 
Alkohol  und  Nikotin  899. 

Akzessoriuslähmung  bei  Tabes  dor- 
salis  126. 

Albargin  480;  bei  Enteritis  mem- 
branacea  217. 

Albuminurie,  alimentäre  249;  bei 
Aortenklappeninsuffizienz  187;  und 
Blutdruck  249;  febrile  250;  ortho- 
tische  und  Wanderniere  249; 
physiologische  248;  traumatische 
252;  zyUische  248,  462. 

Albumosennachweis  in  den  Fäzes 
219. 

Albumosurie,  experimentelle  251. 

Algen  im  Magensaft  206. 

Algerien  s.  Winterstationen. 

Alkalimeter  297. 

Alkohol  512;  als  Arzneimittel  22; 
als  Eiweißsparer  28;  Einfluß  dess. 
auf  die  Herzgröße  194;  und 
Körperübungen  518. 

AlkoholismuB  s.  Akustikusaffektion ; 
8.  Brandstiftung. 

Alkoholistische  Störungen,  Begut- 
achtung ders.  in  foro  487. 

Alkoholumschläffe  24. 

Alopezie  s.  Thalliumalopezie. 

Alsol  in  der  Augenheilkunde  882. 

Alumen  ustum  bei  Ulcus  molle  441. 

Amaurose,  akute  transitorische,  Pa- 
thogenese 194. 

Amenorrhoe  855. 

Amniogene  und  erbliche  Hasen- 
scharten 315. 

AmCbendysenterie  7. 

Amöbenenteritis  221. 

Amyloid  9. 

Amyloidtumor  der  Zunge  410. 

Anaemia  Bplenica  808. 

Anämie  s.  Haut 

Anämie,  perniziöse  298;  Diagnose 
800 ;  Heilung  durch  Knochenmark 
801;  rektale  Blutinfosion  bei  801; 
durch  Taenia  solium  298. 

Anästhesie  s.  Handbuch ;  in  der  Ge- 
burt 888. 

An&sthesierung  der  oberen  Luftwege 
bei  Tuberkulose  177. 


Anästhesin  44,  405. 

Anästhetika  44,  45;  s.  Tohimbin. 

Anatomie  s.  Grundriß;  s.  Handbuch; 
der  Gallenwege  225;  der  Kehl- 
kopfpolypen 411;  allgemeine  und 
Physiologie  des  Nervensystems  TOn 
Bethe  184;  pathologische  der  Psy- 
chosen 148. 

Anchylostomiasis  221,  289;  in  Frank- 
reich 287. 

Androgynie  489. 

Anesthol  851. 

Aneurysma  arteriae  hepaticae  pro- 
priae  198. 

Aneurysmen  192;  des  Aortabogens 
als  Ursache  von  Emphysem  155; 
extrakranieUe  der  Carotis  interna 
817;  der  Art«ria  subclavia,  opera- 
tive Behandlung  817;  Therapie 
192. 

Angeborene  totale  Farbenblindheit 
378. 

Angina  kompliziert  mit  akuter  Thy- 
reoiditis 409 ;  follicularis,  akute  in- 
fektiöse Leberschwellung  nach 
228;  tonsillaris  und  Perityphlitis, 
Zusammenhang  zwischen  222 ;  Vin- 
centsche  409. 

Ankylosis  mfmdibulae  vera  816. 

Anl^lostomuminfektion,  Eosinophilie 
bei  297. 

Anosmie  und  Ageusie  bei  Mdni^re- 
schem  Symptomenkomplex  899. 

Anthrasol  424,  443. 

Antikörper  17. 

Antipyretikum,  Pyramiden  als  47. 

Antisepsis  und  Prophylaxe  in  der 
Augenheilkunde  880. 

Antiseptische  Behandlung  888;  Wir- 
kung des  Jodoforms  809. 

Antistreptokokkenserum  bei  Endo- 
karditis 190;  bei  Gelenkrheumatis- 
mus 274;  bei  Puerperalfieber  849; 
bei  Scharlach  267. 

Antithyreoidin  183. 

Antitoxinbehandlung  des  Tetanus 
182. 

Antituberkuloseserum  von  Marmorek 
167. 

Anzeigepflicht  bei  Tuberkulose  518. 

Aorta,  Erkrankungen  der  192. 

Aortabogen  s.  Aneuiysma. 

Aortaruptur  bei  Mißbildung  des  Ge- 
fäßes 192. 

Aortenklappeninsuffizienz  186;  Albu- 


526 


Saehregüter. 


minnrie  bei  187;  Herz-  und  Hen- 
spitflsenstoß  bei  186;  Hysterie  und 
187;  iranmatiBche  186,  494. 

Aortitifl  192. 

Aphasie,  akute  transitorische  116; 
transkortikale  142. 

Aphrodisiacmn,  Tohimbin  als  45. 

Apopleide  117. 

Apparate  86;  zur  Fixation  yon  Blut- 
präparaten 297;  zur  ffewaltsamen 
Redression  von  Fußdeformit&ten 
96;  zur  Redression  des  Klump- 
fußes 95 ;  zur  Anwendung  der  Luft- 
dusche394;  zu  gleichzeitiger  Magen- 
saftgewinnung und  Luftaufblähung 
des  Magens  204;   s.  Bewegungs- 

Xrate;  s.  Heißlnftapparate;  s. 
ationsapparate. 

Appendicitis  obliterans  222. 

Appendizitis,  Aetiologie  222;  patho- 
log^che  Anatomie  222;  und  Ghole- 
liüiiasis,  Gleichzeitige  Erkrankung 
an  222;  FrOhoperation  der  822; 
Hyperalgesie  bei  222;  Therapie 
224;  Thrombose  der  Pfortader  bei 
224. 

Argentum  aceticum  in  der  Pro- 
phylaxe der  Ophthalmoblennor- 
rhoen  850. 

Argentum  colloidale  Gred^  gegen 
Puerperalfieber  848. 

Aristochin  47,  48;  zur  Behandlung 
des  Asthmas  155. 

Arsenbad  Levico  72. 

Arsenikyergiftung  476;  ein  Betriebs* 
Unfall  495. 

Arsenpräparate  423;  s.  Atoxyl. 

Arteria  subclavia,  Aneurysma  der, 
operative  Behandlung  817. 

Arteriosklerose  191 ;  und  Diabetes 
288;  bei  traumatischer  Gang^rän 
494;  Genese  der  15;  Verände- 
rungen des  Pankreas  bei  282. 

Arthritis,  chronische  des  Kindes  81 ; 
gonorrhoische  429,  431. 

Aiihritis  cricoarytaenoidea  rheuma- 
tica  gonorrhoica  429. 

Arthritis  deformans  im  Jugendalter 
81;  operative  Behandlung  811. 

Arthrodese  des  paralytischen  Schlot- 
ter^elenkes  der  Schulter  87,  328. 

Arzneibehandlung  s.  Lehrbuch. 

Arzneimittel  20,  48. 

Arzneiverordnungslehre  s.  Lehrbuch. 

Ascaris  8.  Spulwurm. 

Aseptische  Behandlung  333. 


Aspirin  40;  bei  Glykosurie  und  Dia- 
betes mellitus  51 ;  Nebenwirkungen 
41,  49,  51. 

Asthenie  der  Blutbildung  800. 

Asthma,  Adrenalin  bei  405. 

Asthma  bronchiale  154. 

Asthmaanfälle,  Adrenalin  zur  Kupie- 
rung von  48. 

Asthmapulver,  Vergiftung  durch  480. 

Astigmatismus  der  Hornhaut  und 
zentrale  Chorioiditis  383. 

Aszites  s.  Kryoskopie;  bei  Leber- 
zirrhose, chirurgische  Behandlung 
227;  bei  Pfortaderthromboee  225, 
238. 

Aszitesflüssigkeit,  Trübung  der  225. 

Athetose  117. 

Atlas  der  Hautkrankheiten  von  Jacobi 
416;  topographischer  der  medi- 
zinisch-chirurgischen Diagnostik 
von  Ponfick  336;  und  Grundriß 
der  allgemeinen  pathologischen 
Histologie  17. 

Atmung,  Alkoholwirkung  und  22, 
23;  im  Kindesalter  451. 

Atmungsorgane,  Krankheiten  ders. 
152,  175. 

Atmungsübungen  bei  Cholelithiasis 
230. 

Atoxyl  28,  48,  428. 

Atresie  des  Darms  14;  traumatische 
des  äußeren  Gehörgangs  894. 

Atropin,  Wirkung  dess.  auf  die 
Ma^ensaftsekretion  80. 

Atropm Wirkung  beim  Ileus  219. 

Aetzungen  durch  Schmierseife  422. 

Augapfel,  angeborene  Spaltbildnngen 
des  376. 

Au^  s.  Gesundheitspflege;  s.  Grund- 
riß; s.  Hygiene;  endogene  Infek- 
tion des  879;  Funktionsprüfung 
des  391;  Geburtsverletzimgen  des 
890;  gonorrhoisch -metastatische 
Entzündungen  am  429;  Lokali- 
sation  endogener  Schädlichkeiten 
im  879;  Rolle  der  Toxine  bei  der 
Entzündung  des  878;  Zirkulations- 
und Emährungsverhältnisse  des 
390. 

Augen,  Untersuchungsmethoden  890. 

Augenheilkunde  s.  Antisepsis ;  s.  En- 
zyklopädie; 8.  Grundriß;  s.  Leit- 
faden; Therapie  der,  von  Hanke 
391. 

Augenkrankheiten  376;  von  Lobe- 
dank 391. 


Sachregister. 


527 


_en  390;  bei 
forbuB  Basedowii  183. 

Augenoperaiionen  390. 

AujMDspiegel,  Theorie  des,  und  die 
Photographie  des  Angenhinter- 
gnindes  von  Thomer  392. 

Augenstörungen  elektrischen  Ur- 
sprungs 888. 

Augentuberkulose  390. 

Auskultation  des  Herzens  und  der 
großen  Gefäße  185,  198. 

Autointoxikation  bei  Hjperemesis 
graTidamm  841;  intestinale  220. 

Asetonkörper  285. 

Azetonurie  in  der  Schwangerschaft 
841. 

B. 

Babinskisches  Phänomen  115. 

Bacillus  Proteus,  TyphusbaziUus  und 
271. 

Bad  Brückenau  69,  74;  Gastein  73 
Nauheim,  neue  Bäderform  in  73 
Pyrmont  und  seine  Heilmittel  74 
Soden  a.  T.  74;  Inhalatorium  zu 
Bad  Soden  71. 

Baden  bei  Wien  (Kurort)  74. 

Badewanne  s.  Wellenbadewanne. 

Badewesen,  Geschichte  des,  von 
£.  Bäumer  72. 

Bäder  s.  Balneotherapie;  s.  hjdria- 
tische  Behandlung;  s.  Ereuznacher 
Bäder;  s.  Moorbäder;  s.  Solbad; 
bei  Herzinsuffizienz  190 ;  und  Bade- 
wesen inVerganeenheitund  Gegen- 
wart 73;  und  Duschen,  Wirkunff 
karz  dauernder  auf  den  Gaswechsd 
506. 

Bädertag,  der  31.  schlesische  73. 

Bahnfaluten  ins  Hochgebirge  und 
ihre  Gefahren  speziell  für  ältere 
Leute  61. 

Bakterien,  Ausscheidung  ders.  durch 
die  Nieren  1 ;  Bedeutung  der  Ent- 
zOndunff  für  den  Untergang  der 
10;  Biologie  der  1. 

Bakteriologe  des  Genitalkanales  348 ; 
and  Hygiene  18 ;  der  Leberabszesse 

Bakteriologische  Unter8uchungen(  An- 
leitung) 18. 

Bakteriurie,  Helmitol  bei  septischer 
47;  Prophylaxe  gegen  iyphöse  272. 

Balantidium  coli  8;  pathogene  Be- 
deutung des  221. 


Baldrianpräparate  47. 

Balneologische  Hilfsmittel,  Verwen- 
dung ders.  mit  Benutzung  von 
Kurorten  in  der  Armee  74. 

Balneotherapie  65.  72;  des  chro- 
nischen Gelenkrheumatismus  69; 
Ziele  der  73. 

Balsamika,  Wirkung  der  431. 

Bantische  Krankheit  303;  Heilung 
durch  Splenektomie  304;  Kombi- 
nation von  Myasthenie  mit   133. 

Barlowsche  Krankheit  511. 

Basedowsche  Krankheit  s.  Morbus 
Basedowii;  Atoxyl  bei  29;  Be- 
handlung 71 ;  Blutdruck  bei  182. 

Bauchbinden  86. 

Bauchfell-  und  Genitaltuberkulose 
beim  Weibe  360. 

Bauchhöhle  s.  Ventroskopie. 

Bauchhöhlengravidil&t,  primäre  auf 
einem  Netzzipfel  342. 

Bauchnaht  361. 

Bauchschuß  815. 

Bauordnung  515. 

Bazillen  s.  Diphtheriebazillen;  s. 
TVphusbazillen. 

Becken  843;  enges  344. 

Beckenexsudate,  Sitzbäder  bei  71. 

Beckengewebsentzündung ,  syphili- 
tische 435. 

Beckenhochlagerung  351;  Gefahren 
der  311. 

Beckenmesser  339. 

Beckenorgane,  Topographie  der  361. 

Becquerelstrahlen  880. 

Befruchtung,  Einfluß  des  Stillens 
auf  349. 

Belastungsdeformitäten  der  unteren 
Extremität  93. 

Belastungstherapie  in  der  Gynäko- 
logie 353. 

Beleuchtung  513;  der  Arbeitsplätze 
514. 

Bergkrankheit  508. 

Berufsgeheimnis  482. 

Beschutigungsneurosen  83;  der  Tele- 
graphisten  132. 

Besonnung  506. 

Bewegungsapparate  107. 

Bewegungslehre  85. 

BewultseinsstOrungen,  transitorische 
der  Epileptiker  141. 

Biersche  Stauung  82. 

Bindegewebe,  entzündliche  Neubil- 
dung von  10. 

Binokulare  Tiefenwahmehmung  378. 


528 


Sachregister. 


Biologie  der  Bakterien  1. 

Blasendrainage,  infrasjrmphysäre  861. 

Blasenmole  860. 

Blasenrisse,  extraabdominale  Ver- 
sorgung intraabdominaler  827. 

Blasenscheidenfisteln»  plastischer  Ver- 
schluß von  861. 

Blasenschnitt  s.  Cystotomia. 

Blasensteine  259;  Spontanzertrfim- 
merung  der  260. 

Blasensteinoperationen  827. 

Blasentuberkulose  259;  chirurgische 
Behandlung  259 ;  Sublimat  bei  259. 

Blasentumoren  259. 

Blasenyeränderungen  bei  Uterus- 
karsinom  861. 

Bleivergiftung  479. 

Blennorrhoe  der  Neugeborenen  850. 

Blennorrhoische  Synovialmetastasen 
444. 

Blinddarm,  Sarkom  des  224. 

Blinddarmentzündung,  Fisteln  im 
Verlauf  der  224,  828. 

Blindheit,  Verhütung  der  520. 

Blitzverletzungen  184. 

Blut,  Gefrierpunktsemiedrigung  des 
245;  Krankheiten  des  296;  im 
Mageninhalt,  Nachweis  206;  Pro- 
tozoen im,  beim  Flecktyphus  278. 

Blutalkalimetrie  297. 

Blutbefund  bei  Carcinoma  ventriculi 
214;  bei  Kälte  298;  bei  Schwitz- 
prozeduren 298. 

Blutbildung,  Asthenie  der  800. 

Blutdifferenzen,  individuelle  467. 

Blutdruck  180;  Albuminurie  und  249; 
nach  Alkoholdarreichung  28;  Be- 
einflussung des  Flüssigkeitsaus- 
tausches m  Blut  und  Geweben 
durch  Schwankungen  des  181; 
Kohlensäurebad  und  191;  bei  Kör- 
perarbeit 181;  in  kranken  Zu- 
ständen 182;  bei  Herzinsuffizienz 
182;  bei  Morbu  Basedowii  182; 
bei  Sublimatnephritis  182;  Wir- 
kungen des  indifferent  temperierten 
Süßwasser-  und  Kohlensäurebades 
auf  den  66. 

Blutdruckmessung  180,  181. 

Blutdruckreduzierende  Werte  der 
Moorbäder  67. 

Blutdrucksteigerung  während  der 
Schwangerschaft  840. 

Blutflüssigkeit,  Einfluß  von  Trink- 
kuren auf  die  Zusammensetzung 
der  69. 


Blutgetäß^ystem,  Einfluß  thermischer 
Anwendungen  auf  das  62.  68. 

Blutinfusion,  rektale  bei  perniziöser 
Anämie  301. 

Blutnachweis,  biologischer  466;  che- 
miBcher468;  mikroskopischer  467. 

Blutplättchen  8;  Entstehung  der  297. 

Blutpräparate,  Apparat  zur  Fixation 
von  297. 

Blutserum  s.  Agp^lutinationskraft. 

Blutserumtherapie  der  Ruhr  274. 

Blutsrerwandtschaft  und  Taubstumm- 
heit 400. 

Blutung  8.  Hautblutungen;  ans  ge- 
sunden Nieren  250;  aus  dem  Sinus 
tranTersus896;  nach  Tonsillotomie 
410. 

Blutuntersuchung  bei  Blinddannent- 
zündung 228;  im  Kindesalter  452; 
in  der  Schwangerschaft  840. 

Blutveränderungen  durch  thermische 
Beize  64. 

Blutzählapparate  296. 

Blutzirkulation,  intrakranielle ,  Ein- 
fluß der  Analeptika  auf  die  194. 

Boden  (hygienisch)  500. 

Bomyval  47. 

Bossis  Dilatatorium  889. 

Bothriocephalus  latus,  Behandlung 
221. 

Bradykardie  188;  puerperale  848. 

Bradyurie  292. 

Brandstiftung  unter  dem  Einfluß  des 
Alkohols  486. 

Brisement  forc^  79. 

Brombehandlung,  diätetische  der 
Epileptiker  180. 

Bromokoll  424. 

Bronchiektasie,  akute  175;  Sputum 
bei  158. 

Bronchiolitis  bei  Kindern,  Behand- 
lung 154. 

Bronchitis,  chronische,  Sputum  bei 
158. 

Bronchopneumonie ,  eigentümliche 
Form  von  168. 

Bronchoskopie  153,  418. 

Bronchostenose  158. 

Brucheinklemmungen,  isolierte  des 
Wurmfortsatzes  828. 

Brustdrüsenkrebs,  Behandlang  mit 
Röntgenstrahlen  808. 

Bmsthöhlengeschwülste ,  Diagnose 
maligner  175. 

Bubonen,  erweichende  bei  Syphilis 
484. 


Sachregister. 


529 


Buttermilch  zur  Säuglingsemährung 
454. 

C. 

Caput  obstipum  86. 

Garcinom  s.  Karzinom. 

Carotis  interna,  extrakranielle  Aneu- 
xysnlen  der  817. 

Cerolin  423. 

Chinaphenin  46. 

Chinin,  endovenöse  Applikation  28. 

Chininersatzmittel  46. 

Chinoform  298. 

Chirurgie  306;  s.  Enzyklopädie. 

Chirurgische  Eingriffe  bei  inneren 
Erknuokunf^n ,  Indikationen  zu, 
von  Schlesmffer  887. 

Chlorbaryum  sIb  Herzmittel  190. 

Chloroformsauerstoffiaarkose  807. 

Chloroformvergifbung  477. 

Chlorom  10. 

Cholämie  des  Neugeborenen  350. 

Cholagen  231. 

Cholei^titis  acuta  infectiosa  324. 

Cholelithiasis,  Aetiologie  280;  und 
Appendizitis,  gleichzeitige  Erkran- 
kung an  222;  chirurgische  Be- 
handlung 281;  Gljkosurie  bei  280; 
Therapie  280. 

Cholera,  Diagnose  519. 

Cholezystitis,  typhöse  280,  270. 

Cholezystogastrostomie  824. 

Chorea  181 ;  Atoz^l  bei  29;  Hunting- 
tonsche  181;  in  der  Schwanger- 
schaft 340. 

Chorea  mollis  181. 

Chorea  hysterica  traumatica  181. 

Chorea  minor,  pathologische  Ana- 
tomie 181. 

Choreatische  Diplegie,  Sehnentrans- 
plantation bei  84. 

Chorioiditis,  zentrale,  und  Astig- 
matismus der  Hornhaut  883. 

Chorionepitheliom  18,  14;  malignes 
867. 

Chromsäure,  Vergiftung  durch  479. 

Chylurie  infolge  von  Füiariosis  251 ; 
und  Hämaturie  durch  Eustron- 
^lus  gigas  251. 

Colitis  membranacea  und  Blinddarm- 
entzündung 222;  bei  Dickdarm- 
karzinom 216;  bei  Wurmfortsatz- 
erkrankung 216. 

Colitis  ulcerosa,  Behandlung  217. 

Condylomata  acuminata  416. 

Jahrbnoh  der  praktischen  Medizin.    1904. 


Coivjunctiyitis  arthritica  429. 
Cor  mobile  188. 
Comu  laryngeum  411. 
Coxa  yara  98;,  als  Belastungsdefor- 
mität 829. 
Coxarthrolisthesisbecken  848. 
Crurin  480. 
Cystotomia  perinealis  827. 


D. 

Daktyloskopie  469. 

Dämmerzustände,  hysterische  145. 

Dammnaht  345;  s.  Scheidendamm- 
naht. 

Dammschutz  845. 

Dammschutzphantom  888. 

Darm,  Atresie  des  14;  Eiweißfäulnis 
im  220 ;  funktionelle  Diagnose  des 
215;  Uebemähung  gangränver- 
dächtiger  oder  gangränöser  Schnür- 
furchen am  810 ;  Volvulusbildung 
218. 

Darmantiseptika,  Prüfung  der  Wir- 
kung der  220. 

Darmblutung  bei  Typhus,  Adrenalin 
gegen  49,  272. 

Darminvagination  218;  akute  321; 
radikale  Behandlung  der  322. 

Darmkarzinom  321. 

Darmkatarrh,  Behandlung  81. 

Darmparasiten  221. 

Darmresektionen,  primäre,  bei  gan- 
gränösen Hernien  385. 

Darmschleim,  diagnostische  Bedeu- 
tung 215. 

Darmstenosen  321;  Diagnose  multi- 
pler 218 ;  im  Verlaufe  des  Magen- 
krebses 214. 

Darmtuberkulose,  primäre  4,  217, 
517. 

Darmtumoren  der  Regio  iliaca  sini- 
stra  216. 

Darmwandbrüche,  akute  der  Linea 
alba  und  der  vorderen  Bauchwand 
mit  Ausgang  in  Gangrän  837. 

Dauerbad  72. 

Degeneration  s.  Entartung;  fettige 
8;  physiologische  Stigmata  der 
148. 

Dekapitationsinstrument  839. 

Delirium  tremens,  Veronal  bei  48. 

Dementia  praecox  155. 

Demenz,  Begriff  und  Bedeutung  der 
145. 

34 


530 


Sachregister. 


Dermatitis  exfoliativa  neonatoram 
421. 

Dermatitis  pjaemica  418.  429. 

Dermoide  des  Mediastinum  anticom, 
Therapie  818. 

Dermoidzjsten  imd  Teratome  im 
Mediastinum  anticum  818. 

Desinfektion  520;  derGanenwege281. 

Deutsch-Südwestäfrika  als  Euraufent- 
halt  fOr  Tuberkulöse  60. 

Diabetes  insipidus  292. 

Diabetes  mellitus  282;  Arterioskle- 
rose und  288;  Aspirin  bei  51; 
D^ät  bei  291;  und  gynäkologische 
Operationen  851 ;  und  Hautkrank- 
heiten 417;  Karzinom  und  282; 
Lävulose  im  Harn  bei  284;  Lip- 
ämie  bei  8;  Operationen  bei  288; 
Pankreas  und  287,  289;  medika- 
mentöse Therapie  291 ;  durch 
Trauma  495;  Tuberkulose  und 
288;  Vermehrung  des  aminosauren 
N  im  Harn  bei  291. 

Diabetiker,  Mastoiditis  der  896. 

Diagnostik  s.  Atlas. 

Dialysate  s.  Pflanzendialysate. 

Dialysatum  digitalis  grandiflora  (Oo- 
laz)  190. 

Diarrhoe,  Behandlung  der  infektiösen 
217. 

Diastase  der  Musculi  recti  abdominis 
453. 

Diät  bei  Cholelithiasis  280;  bei  Dia- 
betes 291 ;  bei  Epilepsie  130,  141 ; 
bei  Herzkrankheiten  191 ;  bei  Ne- 
phritis 258,  261 ;  in  der  Schwanger- 
schaft 840;. vegetarische  54. 

Diätetik  52;  s.  Lexikon. 

Diätvorschriften  von  Bomträger  56. 

.Diathese,  hamsaure;  Hyperazidität 
des  Magens  und  210. 

Diazorealrtion  244. 

Dickdarmkarzinom,  Colitis  membra- 
nacea  bei  216 ;  dreizeitige  Radikal- 
operation bei  821. 

Dickdarmkatarrh,  Behandlung  des 
chronischen  216.  217. 

Dickdarmresektion,  mehrzeitige  810. 

Dickdarmstenose,  chronische  218. 

Digitalis  190. 

Digitalis-Dialysat  24,  48. 

Digitalistabletten  24. 

Dilatatorien  in  der  Geburtshilfe  889 ; 
s.  Zervixdilatator. 

Dimethylaminobenzolaldehydreak- 
tion  245. 


Diphtherie,  Herzmuskel  bei  15;  Pe- 
riodizität der  516. 

Diphtheriebazillen  6 ;  bei  Schnupfen 
460. 

Diphtherieheilserum  459;  Scharlach- 
ähnliche  Exantiieme  nach  266. 

Diplokokken  und  Rheumatismus  274. 

Dipsomanie  145. 

Dispensaires  112,  164. 

Disposition  1,  516;  Bedeutung  ders. 
för  die  Entstehung  der  Lungen- 
tuberkulose 159. 

Distorsion,  innere  des  Knies  331. 

Diuretika  88,  86,  254. 

Diuretin  254. 

Diuretindiabetes  287. 

Diuretiache  Wirkung  der  Wemarzer 
Quelle  70. 

Dodmasie  hepatique  286,  474. 

Drainage  nacn  Laparotomie  852. 

Ductus  arteriosus  Botalli,  Pathologie 
188;  Persistenz  des  188. 

Ductus  choledochus,  Spulwurm  im 
825;  und  Wirsungianus ,  Verlauf 
des  225. 

Dünndarm,  chronische  Intussuszep- 
tion  des  218. 

Dupuytrensche  Fingerkontraktur  87; 
bei  Tabes  126;  s.  Fingerkontrak- 
tur. 

Duschen  s.  Bäder. 

Dysenterie  274 ;  Behandlung  217. 

Dysmenorrhöe,  nasale  855. 

Dyspeptine  209. 

Dystopie  der  Niere  258. 


E. 

Echinokokkus  der  Leber  229. 

Ehescheidung  bei  Geisteskrankheit 
und  Trunksucht  149;  bei  indu- 
ziertem Lrresein  485. 

Ehrlichsche  Farbenreaktion,  neue  244. 

Eierstock  859. 

Eierstocksgeschwülste,  Tuberkulose 
der  860. 

Eiter  im  Harn,  chemischer  Nachweis 
244. 

Eiweiß  im  Sputum  158. 

Eiweißfäukiis  im  Darm  220. 

Eiweißkörper,  Abbau  der,  im  Magen- 
darmkanal 208. 

Eiweißmast  58,  54. 

Eiweißnachweis  248. 

Eiweißresorption  58. 


Sachregister. 


531 


EiweiBstoffwechsel  290. 

Eiweifiyerdauimg  219. 

Eklampsie  846;  Behandlung  347. 

Elastische  Fasern  in  fatalen  Lungen 
475. 

Elektrische  Bäder  bei  Herzkrank- 
heiten 191. 

Elektrische  Behandlung  bei  Darm- 
affektionen  217. 

Elektrische  Leitfähigkeit  und  funk- 
tionelle Nierendiaffnostik  246. 

Elektrische  Ströme.  Augenstörungen 
durch  EurzschluB  ders.  388. 

Elephantiasis  vulvae  419;  und  Syphi- 
lis 447. 

Ellbogengelenk ,  doppelseitige  an- 
geborene Supinationsstörungdes87. 

Embolie  s.  Luftembolie. 

Embolie  193;  paradoxe  198. 

Embolische  Gangrän  312. 

Embob'sche  Verschleppung  von  Pro- 
jektilen 837. 

Embryome  18. 

Emphysem  s.  Lungenemphysem. 

Empyroform  424. 

Emser  Quellen,  Einfluß  ders.  auf  die 
Harnausscheidung  78. 

Encephalitis  disseminata  118. 

Encydop^die  fran^aise  d'Ophthalmo- 
logie  391. 

Endokarditis,  Behandlung  190 ;  ohne 
Fieber  186 ;  gonorrhoische  186,429; 
Pneumonie  bei  septischer  168 ;  trau- 
matische 493 ;  Widals  Reaktion  bei 
27L 

Endothelioma  ovarii  860. 

Endovenöse  Applikation  von  Medi- 
kamenten  27. 

Entartung»  amyloide  9. 

Entartung,  Geschlecht  und,  von  Mö- 
bius  151. 

Entartung,  Hygiene  und  Rasse  508. 

Entbindungslähmung  850. 

Enteritis  membranacea,  Behandlung 
217;   bei  Dickdarmkarzinom  216. 

Enteritis  mercurialis,  Prophylaxe  der 
440. 

Enteroanastomose  386. 

Entgiftungskasten  111. 

EnimÜndigung  von  Paranoikeni  150. 
484;  wegen  Trunksucht  149. 

Entzündung  10. 

Enuresis  nocturna,  epidurale  Injek- 
tionen bei  260. 

EnzephalitiB,  akute  hämorrhagische, 
Aetiologie  118. 


Enzyklopädie  der  Augenheilkunde 
891;  der  gesamten  Chirurgie  von 
Kocher  und  de  Quervain  884;  der 
mikroskopischen  Technik  17. 

Eosinophilie  bei  EntozoSn  297. 

Epidemische  Pneumonie  169. 

EpididymiÜB  gonorrhoica  428. 

Epidurale  Iigektionen  bei  Enuresis 
nocturna  260. 

Epilepsie  129;  diätetische  Behand- 
lung 130,  141;  Frühdiagnose  145; 
und  Harnsäure  141 ;  Hautblutungen 
bei  487;  hysterische  Anfälle  bei 
129;  Eraniektomie  bei  180;  und 
Migräne ,  Beziehungen  zwischen 
130 ;  Pathogenese  129 ;  durch  Spiri- 
tismus 144. 

Epileptiker,  Erwecken  ders.  aus  dem 
postepileptischen  Schlaf  140;  tran- 
sitorische  Bewußtseinsstörungen 
der  141. 

Epiphyseolyse  79. 

Epithelfimis  424. 

Epityphlitis,  eitrige  822. 

Erbliche  Anlagen  zu  Mehrlingsge- 
burten 840. 

Erbliche  Belastung  bei  Taubstumm- 
heit 400. 

Erbrechen,  fäkulentes  bei  nervösen 
Affektionen  120. 

Erbsche  Plexuslähmung  mit  Beteili- 
gung des  Phrenikus  und  Sympathi- 
kus 128. 

Ergotin  bei  Diabetes  indpidus  292. 

Erhängungstod  470. 

Ernährung  s.  Diät;  509;  im  Knaben- 
alter ^9;  künsUiche  der  Neu- 
geborenen 458;  Nierenkranker  54; 
rektale  220;  subkutane  54. 

Ernährungstherapie  58, 112;  s.  Hand- 
buch. 

Erosion  der  Portio  vaginalis  855, 429. 

EroBionen,hämorrhagische  desMagens 
21L 

Erstickung  470. 

Erstickungsblut,  Gerinnbarkeit  des 
470. 

Ertrinken  471;  Beschaffenheit  des 
Herzblutes  beim  471. 

Erysipel,  Mesotan  bei  87,  88. 

Eiysipelas  faciei,  Anästhesinbehand* 
lung  45. 

Erythema  indüratum  418. 

Erythrodermia  tuberculosa  418. 

Esthiomöne  354,  419. 

Euchinin  47,  49. 


532 


SachregiBter. 


Eostrongylus  gigas»  U&matorie  und 
Ghylnne  dturch  251. 

Exantheme,  echarlaclüLhnliche  nach 
DiphtherieheÜBeram  266;  toxiaGhe 
skarlatinifonne  417. 

Excochleatio  prostatae  827. 

ExhibitionismuB  490. 

Exosioaen,  multiple  kartilaginöse  78. 

Extendonsverband  86. 

Extractom  filida  maris  bei  Anchy- 
lostomiasis  221. 

Extraotum  euprarenale  46. 

Extrauterines  Leben  und  Demarka- 
tion der  Nabelschnur  475. 

Extrauteringravidität  S42;  ausge- 
tragene 842;  Therapie  843;  toiv 
get&uschte  842. 

Extremitäten,  untere  s.  Hautreflexe. 

Extremitatenkarzinome,  prim&re  814. 


F. 

F&kulentes  Erbrechen  s.  Erbrechen. 

Famili&re  Verpflegung  der  Schwach- 
sinnigen in  Deutschland  112. 

Fangobehandlung  481. 

Farbenblindheit,  angeborene  totale 
878. 

Faszienquerschnitt ,  suprasymphj- 
särer  nach  Pfannenstiel  861. 

Fäzes,  Aibumosennachweis  in  den 
219;  Nachweis  und  Bestimmung 
des  Indols  in  den  220. 

Fazialislähmunff,  operative  Behand- 
lung ungeheuter  128. 

Febris  recurrens,  Eochsalzinfusion 
bei  278. 

Femur  s.  Osteotomie. 

Femurdefekt,  kongenitaler,  Bezieh- 
ungen zwischen  Coxa  yara  und  93. 

Femurepiphyse,  Wachstum  und  Archi- 
tektur der  unteren  75. 

Fermente  im  Fruchtwasser  840. 

Fersenschmerz  429. 

Fettembolie  nach  Enoohentrauma  80 ; 
nach  Redressement  80. 

Fettentartung  8. 

Fettgehalt  der  Abwässer  501. 

Fettspaltung  im  Magen  204. 

Fettsucht  282;  im  kindlichen  Alter 
449. 

Fibringerinnsel  bei  parenchymatösen 
Lungenblutungen  154. 

Fibrinurie  251. 

Fibrome  s.  Kieferfibrome. 


Fibromyom  der  Tube  860. 

Fieber,  Albumosurie  und  251 ;  hyste- 
risches 180;  symptomatische  in- 
termittierende 276. 

Fieberthermometer  s.  Thermometer. 

Filiariosis,  Ghylurie  infolge  von 
251. 

Finger,  traumatische  Luxationen  der 
Extensorensehnen  der  87. 

Finger-  und  Fußabdrflcke,  Sichtbar- 
machung latenter  469. 

Fingerkontraktur,  Dupuytrensche  87 ; 
bei  Tabes  126;  Thiosinaminii^ek- 
tionen  bei  328. 

Fingerverletzungen  491. 

Finsentherapie  423,  442. 

Fischver^^ung  481. 

Fisteln  im  Verlauf  der  Blinddarm- 
entzfindung  224,  323. 

Fistula  gasifarocolica  carcinomatosa 
238. 

Flasche,  zerlegbare  108. 

Flecktyphus,  Protozoen  beim  278. 

Fleischkonservierung  518. 

Flexura  sigmoidea,  akute  Entzündung 
ders.  durch  Eotstauunff  216. 

Flimmerepithelzyste  der  Nebenniere 
16. 

Flintsches  Symptom  185. 

Flobert-Schufiwaffen ,  Verletzungen 
durch  478. 

Flüsse,  mechanische  Reinisung  der 
504;  Selbstreinigung  der  503; 
üeberwachung  der  502;  Verun- 
reinigung der,  anorganische  500, 
oiKanische  501,  Methodik  der 
Untersuchung  503;  Verunreini- 
gungen deuächer  502;  und  Siele, 
Schwebestoffe  der  501. 

Folliculitis  gonorrhoica  428. 

Foramen  oyale,  Offenbleiben  des  193. 

Forensische  Beurteilung  spiritisti- 
scher Medien  488. 

Forensische  Diagnostik  466. 

Formaldehyd  und  Wasserdampf,  Des- 
infektion mit  520. 

Formalin,  intravenöse  Injektion  von 
28. 

Fortoin  31. 

Fötale  Harnsekretion  840;  Herztöne 
während  der  Geburt  848 ;  Lungen 
s.  Lungen. 

Fraktur  s.  Eniescheibenbrüche;  s. 
Oberarmfraktur;  s.  Oberschen^el- 
brüche;  s.  Patellarfrakturen;  s. 
Unterschenkel ;  intrauterine.  Actio- 


Sachregister. 


533 


logie  78;  isolierte  des  Ob  scapho- 
ideum  828. 

Fransensbader  Moorbäder  68. 

Frauenkrankheiten ,  Franzensbader 
Moorbäder  bei  68. 

Frauenmilch  453. 

Freiluftbehandlung  der  Nervösen  59. 

Fremdkörper  in  den  Bronchien  153 ; 
in  den  Luftwegen  176;  in  den 
oberen  Luftwegen  414;  der  Nase 
und  Ohren  404. 

Fremdkörpera^pendizitis  222. 

Frucht,  kflnstkche  Drehung  der  344. 

Fruchtwasser  840;  Fermente  im  840. 

Frühgeburt,  künstliche  bei  Becken- 
enge 344. 

Fugues  und  fugueähnliche  Zustände 
487. 

Funktionelle  Diagnose  des  Darms  215. 

Funktionelle  Nierendiagnostik  245, 
825. 

Funktionsprüfung  des  Auges  891 ;  des 
Plattfußes  491. 

Furunkulose  425 ;  Abortivbehandlung 
ders.  mittels  überhitzter  trockener 
Luft  72. 

Fufibodenanstrich  514. 

Fußdeformitäten,  Apparate  zur  ge- 
waltsamen Redression  von  96. 

Fußskelett,  Bau  und  Entwicklung 
des  76. 

Fütterungstuberkulose  157;  Häufig- 
keit ders.  beim  Menschen  157. 


G. 

Gküle,  osmotischer  Druck  der  226. 

Gallenblase,  abnorme  Beweglichkeit 
der  steineführenden  230;  Nekrose 
der  281. 

Qallenblasenkoliken  ohne  Gallen- 
steine 280. 

Gallenblasenmptur  280. 

Gallenfarbstoffe,  Nachweis  im  Harn 
244 ;  Umwandlungen  ders.  bei  den 
verschiedenen  Formen  des  Ikterus 
240. 

Gallenkapillaren,  Histologie  der  226. 

Gallensteinchirargie  281. 

Gallensteine,  Böntgenphotographie 
der  280;  Spülung  der  Gallenwege 
bei  281. 

Gallensteinileus  280. 

GaUensteinperforation  in  den  Magen 


Gallensteinsanatorien  281. 

Gallenwege  s.  Anatomie ;  Desinfektion 
der  231;  subkutane  traumatische 
Rupturen  der  324. 

Gallertkrebs  des  Magens  214. 

Galvanokaustische  Schlinge,  Modifi- 
kation der  404. 

Ganglien  der  weiblichen  Genitalien 
861;  in  der  Hohlhand  328. 

Gangiän  s.  Gasgangrän;  s.  Unter- 
schenkelgangrän; Arteriosklerose 
bei  traumatucher  494;  embolische 
812;  bei  leichtem  Typhus  270. 

Gasgangrän  5. 

Gasteiner  Thermen,  physikalische 
Untersuchung  der  74. 

G^troenterostomia  posterior  820. 

Gastrophor  bei  Magendarmoperatio- 
nen 310. 

Ghwtroptose,  chirurgische  Behand- 
lung 820;  in  Württemberg  210. 

Gaumenplastik  aus  der  Nasenscheide- 
wand 410. 

Gbiumenspalte,  Operation  der  ange- 
borenen 816. 

Gebännuttervorfall  858. 

Gebärmutterzerreißung  s.  Uterus- 
ruptur. 

Geburt  343;  Anästhesie  in  der  888; 
fötale  Herztöne  während  der  348; 
das  Leben  vor  der,  von  Straßmann 
869;  Verlauf  der,  bei  Riesenwuchs 
der  Kinder  868;  Zerreißungen  des 
Scheidengewölbes  während  der  846. 

Geburtshilfe  s.  Grundriß;  s.  Hand- 
buch; s.  Lehrbuch;  s.  Vorlesungen; 
888;  operative,  von  Nagel  866; 
UnterrichUmittel  888. 

Geburtshilfliche  Untersuchung  von 
Leopold  und  Zweifel  366. 

Geburtsmechanismus  844. 

Geburtsverletsungen  des  Auges  890. 

Geftßsutur,  zirkuläre  811. 

Gtefriexpunktsbestimmung  des  Ge- 
samthams  247;  des  Harns  jeder 
einzelnen  Niere  246. 

Gefrierpunktsemiedrigung  des  Blutes 
245. 

Gehirn,  Balkenstrahlung  des  19;  Gkis- 
zysten  im  5;  Einfluß  hvdriatischer 
Prozeduren  auf  die  Reaktionsfähig- 
keit des  68;  Phvsiolog[ie  114;  phy- 
siologische und  klinische  Unter- 
suchungen von  Hitzig  149;  Spät- 
erkrankungen nach  Schädeltrau- 
men dess.  492. 


534 


Sachregister. 


(Jehim  und  Seele  von  Schultz  151. 

Gehirnblutungen  bei  Neugeborenen 
851. 

OehimvermeBsung  149. 

GehOrgang,  traumatiBche  Atresie  des 
&ufieren  894. 

Gehörknöchelchen,  Extraktion  ders. 
bei  reioen  Schleimhauteiterungen 
des  Mittelohrs  896.      . 

Gehörorgan  der  Idioten  898;  Ver- 
letzungen des  401. 

Gehstfltzapparat  107. 

Gtehverbände,  abnehmbare  86.  . 

Geisteskranke,  allgemeine  Beziehung 
des  B.G.6.  zu  den  148;  Laienwelt 
und,  von  Fischer  150;  Sprache  der 
150;  Strafvollzug  bei  148;  Yeronal 
bei  Erregungszuständen  ders.  48; 
Zeugmsfähigkeit  bei  148. 

Geisteskranke  Schwindler  486. 

GeisteskrankheitundGeistessch  wache 
484. 

Geisteskrankheiten,  Diagnostik  und 
Prognostik  der,  von  Fuhrmann  150; 
Ehescheidung  bei  149;  Frauenlei- 
den und  354;  SchreibstOrungen  bei 
146,  150;  Zivilisation  und  188. 

Geistesstörung  nach  Hypnose  488; 
Majestätsbeleidigung  und  486 ;  Si- 
mulation von  490;  und  SpiritiB- 
mus  144. 

Creistesstörungen  in  der  Armee  zur 
Friedenszeit  150. 

Gelatineinjektionen  bei  Aneurysmen 
192;  per  rectum  bei  Hämophilie 
804. 

Gelatosesilbemitrat  s.  Albargin. 

Gelbfieber  in  Havanna  277;  Moskito 
und  276. 

Gelenkaffektionen,  chronische,  Be- 
handlung ders.  mittels  physikali- 
scher Heilmethoden  65,  Hyperämie 
als  Heilmittel  82;  gonorrhoische 
431 ;  syphilitische  484;  bei  heredi- 
tärer Syphilis  488. 

Gelenke,  Erkrankungen  der  80;  Tem- 
peratur chronisch  erkrankter  82. 

Gelenkentzündung,  eitrige  bei  Pneu- 
monie 169. 

Gelenkmäuse  82,  314. 

Gelenkneurosen  814. 

Gelenkrheumatismus,  Mesotan  bei  36, 
87 ;  akuter ,  Antistreptokokken- 
serum  bei  274,  Diplokokken  und 
274;  chroni8Cher81,  Balneotherapie 
69. 


Gelenktuberkulose  s.  Kniegelenks- 
tuberkulose;  Behandlung  S);  Dia- 
gnose 80 ;  im  Kindesalter,  Behand- 
lung 98,  812. 

Gemütserregpungen  und  Krankheiten 
149. 

Genitalien,  weibliche,  Ganglien  ders. 
861;  Tuberkulose  ders.  860,  419; 
Vakzine  an  dens.  421. 

Genitalprolaps  358;  s.  Scheide. 

Genitaltnberkulose  8. 

Genu  valgum,  Epiphyseolyse  bei  79; 
suprakondyläre  OsteotoHiie  des  Fe- 
mur  bei  94,  880. 

Genu  varum,  Redression  des  95. 

Genufimittel  512. 

Gerichtliche  Medizin  (Vorträge)  497. 

Grerichtliche  Psychiatoie  von  Gramer 
148. 

Geschichte  des  Badewesens  von  £. 
Bäumer  72. 

Geschlecht,da8  dritte  149 ;  Entstehung 
des  19. 

Geschlecht  und  Entartung  von  Möbios 
151. 

Geschlechtsbestimmende  Ursachen 
840. 

Geschlechtsbestimmung,  KeimdrOsen 
und  859. 

G^schlechtscharaktere,  Entstehung 
der  359. 

Geschlechtskrankheiten,  Prophylaxe 
445. 

Geschwülste  s.  Brusthöhlengeschwül- 
ste; 8.  Darmtumoren;  s.  Tumoren; 
10  ;der  Blase259 ;  des  Knochenmarks 
802;  der  Leber  229;  des  Ligamen- 
tum rotundum  uteri  361 ;  des  Ma- 
gens 215;  der  Nieren  258;  der 
Ovarien  860;  des  Pankreas  232, 
824;  der  Plazenta  848;  des  Stirn- 
hims  119;  der  Vagina  855. 

Gesichtsfeld  bei  funktionellen  Nerven- 
leiden 391. 

Gesichtslage  344. 

Gesundheitspflege  des  Auges,  von 
Feilchenfeld  390. 

Gicht,  Pathogenese  der  298;  durch 
Trauma  494. 

Gichtknoten  298. 

Gips  und  Azetonzelluloid  86. 

Gipsdrahtschienen  86. 

Gipsverbände,  artikulierende  86. 

Glaskörper,  Entwicklung  des  891. 

Glaukom,  Pathogenese  885 ;  s.  Primär- 
glaukom. 


Sachregister. 


535 


Crlaukomanfall,.  AoBbruch  des  386. 

Gleichgeschlechtliche  Liebe  149. 

Gliom  10. 

Glykolyse  287. 

Glykosal  39,  40. 

GlykoBurie  s.  Adrenalinglykosarie; 
Aspirin  bei  51;  bei  Gholelithiasis 
230. 

Glykuronsäuren,  Nachweis  der  286. 

Gonokokkenendokarditis  429. 

Gonokokkenpneumonie  168,  429. 

Gonokokkus,  Kultivierung  zu  diagno- 
stischen Zwecken  427. 

Gonorol  481. 

Gonorrhoe,  Bakteriologie  427;  chro- 
nische 430;  chronische  des  Weibes 
353;  paraurethrale  428;  und  Tuben- 
schwangerschaft 342. 

Gonorrhoebehandlung  429;  abortive 
480;  interne  481;  Technik  der 
Injektionen  480;  uterine  431. 

Gonorrhoisch-metastatische  Entzün- 
dungen am  Auge  429. 

Gonorrhoische  Arthritis  429,  431; 
Endokarditis  186;  Pyelitis  und 
PyelonephritiB  256;  Zervikalerosion 
429. 

Gonorrhoisches  Panaritium  428. 

Gtonosan  481. 

Grundriß  der  pathologischen  Anato- 
mie von  Meifiner  18;  der  Augen- 
heilkunde von  May  391 ;  der  patho- 
lo^chen  Histologie  des  Auges  von 
Ginsberff  390;  zum  Studium  der 
Geburtshilfe  von  Bumm  363;  der 
gerichtlichen  Medizin  von  Gk>tt- 
sdialk  497;  der  Lungenchirurgie 
von  Garrö  und  Quincke  333;  der 
gesamten  Radiotherapie  von  Freund 
423. 

Grundwasser  500. 

Grund-  und  Flußwasser  500. 

Guillotine  405. 

Gummihandschuhe388;  Sterilisierung 
der  809. 

Gymnastik  85;  häusliche  107;  bei 
chronischen  Herzkrankheiten  191. 

Gynaecolo^a  helvetica  362. 

Gynäkologie  s.  Lehrbuch;  351;  Adre- 
nalin in  der  48;  und  Geburtshilfe, 
Hydrotherapie  in  der,  von  0. Franke 
62. 

Gynäkologische  Erkrankungen,  Heiß- 
luftbehandlung ders.  71 ;  Verände- 
rungen des  Wurmfortsatzes  bei  222, 
823. 


Gynäkologische  Operationen,  Neben- 
verletzungen bei  853. 
Gynatresie  354. 

H. 

Haargeschwulst  des  Magens  215. 

Haemangioma  hepatis  229. 

Hämatoporphyrinurie,  hereditäre  Sy- 
philis und  438. 

Hämatozele  belEztrauteringravidität, 
Therapie  343. 

Hämaturie  nach  Oxalsäure ven^iftung 
250;  und  Ghylurie  durch  Eustron- 
gylus  gigas  251. 

Hämoglobinprobe  bei  Syphilis  433. 

Hämoglobinurie,  paroigrsmale  251. 

Hämophilie,  innerliches  Styptikum 
804;  lokale  Styptika  304. 

Hämostatikum,  Adrenalin  als  49. 

Hallux  valgus  96. 

Halsrippen  und  Skoliose  88. 

Hand  s.  Hohlhand;  s.  Sehnenscheiden- 
hygrom. 

Handbuch  der  allgemeinen  und  loka- 
len Anästhesie  von  Dumont  333; 
der  pathologischen  Anatomie  des 
Nervensystems  18;  der  Augenheil- 
kunde von  Graefe-Saemisch  890; 
der  praktischen  Chirurgie  von 
V.  Bergmann,  v.  Bruns,  v.  Mikulicz 
382;  der  Ernährungstherapie  von 
V.  Le;^den  56;  der  Geburtshilfe  von 
V.  Winckel  369;  der  Hautkrank- 
heiten von  Mracek  442;  der  all- 
Semeinen  und  speziellen  Hydro- 
lerapie  von  Schweinburg  62;  der 
Krankenversorffung  iind  Ikranken- 
pflege  von  Liebe,  Jacobsohn  und 
G.  Meyer  103;  der  pathogenen 
Mikroorganismen  von  Eolle  und 
Wassermann  18;  der  Säuglings- 
emährung  von  Marfan  465;  der 
Therapie  innerer  Krankheiten  von 
Penzoidt  und  Stintzing  20,  50 ;  der 
Urologie  von  v.  Frisch  und  Zucker- 
kandl  838. 

Handgelenk,  spontane  Subluxation 
des  87, 

Handrückon,  traumatisches  Oedem 
des  491. 

Handwurzel  s.  Os  scaphoideum. 

Händedesinfektion  838. 

Hängebauch,  Verhütung  des  52. 

Harn  s.  Gefrierpunktsbestimmung ; 
8.  Eryoskopie ;  s.  Stickstofihusschei- 


536 


Sachiegister. 


düng;  Diazoreaktion  244 ;  Dimethyl 
aminobenzolaldehydreaktion  245 
chemischer  Nachweis  von  Eiter  244 
Eiweißnachweis    248;     Farbstoff- 
menge  dess.  in  24  Stunden  245 
Nachweis  von  Gallenfarbstoff  244 
bei  Herzkrankheiten  189 ;  Tuberkel 
bazillen  im,  Nachweis  257;  Nach- 
weis vonürobilin  244;  Vermehrung 
des  aminosauren  N  bei  Diabetes 
291;  Verteilung  der  stickstoffhal- 
tigen Substanzen  im  262;  Zucker- 
proben 244,   282;  jodometrische 
Zuckerbestimmung  244. 

Harnausscheidung,  Verhältnis  ders. 
zu  der  aufgenommenen  Flüssig- 
keitsmenge 246. 

Hamkrankheiten  248;  Therapie  der, 
von  Posner  886. 

Hamröhrenplastik  861. 

Harnsäure  Diathese  s.  Diathese. 

Harnsäure,  Ausscheidung  ders.  bei 
Gicht  298. 

Hamsegregatoren  247. 

Hamsekretion,  fQtale  340. 

Hamstoffbestimmung  des  Urins  jeder 
Niere  246. 

Hamwege,  Wirkung  von  Salizylprä- 
paraten  auf  die  49. 

Hartparaffinprothesen  809. 

Harzburger  Kurvorschriften  74. 

Hasenscharten,  amniogene  und  erb- 
liche 315. 

Haut,  regionäre  Anämie  reep.  Hypo- 
thermie ders.  als  Ausdrudc  funk- 
tioneller Störungen  innerer  Organe 
19 ;  thermische  Wirkung  von  Salzen 
auf  die  67. 

Hautbehandlung,  Vergiftungen  bei 
426. 

Hautblutungen  bei  Epilepsie  487. 

Hauterkrankungen  im  Eindesalter 
von  Monti  465. 

Hautgefäße,  Beeinflussung  der,  durch 
thermische  Reize  68. 

HautgeschwQre  gonorrhoischer  Natur 
428. 

Hauthyperäsihesien  460. 

Hautkrankheiten  s.  Atlas ;  416 ;  Ato- 
zyl  bei  29;  Diabetes  und  417;  phy- 
sikalische Therapie  422;  Quellsalz- 
seifen bei  72. 

Hautleiden  kleiner  Kinder  von  Jeß- 
ner  442. 

Hautrefiexe  an  den  unteren  Extremi- 
täten 115. 


Hautreizungen  durch  Mesotan  87, 
88,  39. 

Hauttuberkulose  418. 

Hauttumoren  416. 

Headsche  Zonen  460. 

Hebammenwesen  von  B.  Schnitze 
368. 

Hebotomie  847. 

Hedonal  49. 

Hefebehandlung  der  weiblichen  Go- 
norrhoe 354;  bei  Hautkrankheiten 
423. 

Heftpflasterverband  zur  Behandlung 
der  Wandemiere  258. 

Heilanstalten  fBLr  minderbemittelte 
Nervenkranke  188. 

Heilmethoden,  Behandlung  chroni- 
scher Gelenkaffektionen  mittels 
physikalischer  65. 

Heilquellen ,  dbenüsch-physikaliBche 
Beschaffenheit  der  78. 

Heilsültten  163. 

Heilstättenerfolge,  Kritik  der  163, 
175. 

Heilungsvorgänge  bei  Nephritis  255. 

Heimstätten,  städtische  fQr  Gene- 
sende 118. 

Heiratsverbot  (vom  geburtshilflichen 
Standpunkt  aus)  840. 

Heißluftapparate  110;  bei  Nephro- 
lithiasis  256. 

Heißluftbäder,  Blutbefnnd  beim 
Schwitzen  in  298. 

Heißluftbehandlung  72;  gynäkologi- 
scher Erkrankungen  71,  358. 

Heißwasseralkoholdesinfektionsme- 
thode  838. 

Heißwasserbehandlung  in  der  Gynä- 
kologie 853. 

Heizung  518. 

V.  Helmholtz,  H.,  von  Königsbezger 
891. 

Helmitol  47,  49,  50,  259. 

Hemiplegia  superior  altemans  bei 
Meningitis  tuberculosa  121. 

Hemiplegie,  Störung  des  Flanken- 
ganges  bei  116. 

Hemisystolie  184. 

Hemizephalus  135. 

Hepatikusdrainage  324. 

Hepatoptose  226. 

Hereditärer  Ikterus  226. 

Heredii&t  und  Spaltbildungen  des 
AujB^apfels  876. 

Hernien  s.  Himhemien;  primäre 
Darmresektionen  bei  gangränösen 


Sachregister, 


537 


335 ;  Hariparaf finprothesen  bei  309 ; 
und  Trauma  496. 

Herpes  progenitalis  420. 

Herpes  zoster  419. 

Herz.  Aktinomykose  des  188;  Aus- 
koitation  des  193;  seltenere  aus- 
kultatorische Erscheinungen  185; 
Beweglichkeit  des  188;  Druck  im 
rechten  Yorhof  180;  metastatisches 
Chorionepitheliom  des  14;  Modelle 
des  fötalen  179;  Schußverletzungen 
815,  387;  Syphilis  des  188,  435; 
traumatische  Erkrankungen  des 
493 ;  Verdrehung  dess.  nach  Trauma 
189. 

Herzarbeit,  Erleichterung  der,  durch 
balneothezapeutische  Mittel  73. 

Herzarhythmien,  Pathogenese  182; 
Prognose  182. 

Herzbigeminie  188,  184. 

Herzblut,  Beschaffenheit  dess.  beim 
Ertrinken  471. 

Herzdilatation,  akute  186. 

Herzfehler,  angeborene  188;  Hyper- 
globulie  bei  189. 

Herzgrenzen,  Bestimmung  der  184. 

Herzhypertrophie  bei  Nierenkrank- 
heiten 185,  252. 

Herzinsuffizienz,  Behandlung  190; 
Blutdruck  bei  182. 

Hennagen  188. 

Herzklappenfehler  186;  von  v.  Jür- 
gensen  179;  Diagnose,  von  Dennig 
179. 

Herzkrankheiten,  Harn  bei  189;  hy- 
driatische  Behandlung  64;  Ereuz- 
nacher  Bäder  bei  66;  Moorbäder  bei 
68;  Therapie,  von  L.  Braun 
179. 

Herzmuskel  bei  Diphtherie  15;  seine 
Bedeutung  für  Physiologie,  Patho- 
logie etc.  von  E.  Albrecht  179. 

Herznaht  wegen  Herzverletzung  318. 

Herzruptur  189. 

Herz-  und  Herzspitzenstoß  bei  Aorten- 
klappeninsuffizienz 186. 

Herztöne,  fötale  während  der  Ge- 
burt 343. 

Hetolinjektionen ,  subkonjunktivale 
881. 

Heufieber,  Aetioloffie  407. 

Hinterhaupts-  und  Schläfenlappen- 
tumoren  120. 

Hirnhäute,  krebsige  Infiltration  der 
weichen  11. 

Himhemien,  bei  operativer  Behand- 


lung von  Hirntumoren  auftretende 
336. 

Himsinusthrombose,  otitische  402. 

Hirntumoren  119,  120. 

Histologie  s.  Atlas;  der  Gallenkapil- 
laren 226. 

Historisches  s.  l^phus  abdominalis. 

Hochgebirge  s.  Bahnfahrten;  Stoff- 
wechsel im  507. 

Hodenembryom  18. 

Höglauers  Fluß-,  Quell-  und  Wellen- 
badewanne 65. 

Höhenkuren  für  Nervenleidende  59. 

Hohlfuß  96. 

Hohlhand,  Ganglien  in  der  828. 

Homosexualität  151. 

Honthin  gegen  Darmkatarrh  31. 

Hornhaut ,  Heilungsverlauf  perfo- 
rierender Schnittwunden  der  380; 
Ringabszeß  der  384. 

Homhautastigmatismus  und  zentrale 
Chorioiditis  383. 

Homhant^webe,  elastisches  392. 

Höruntemcht,  zur  Methodik  des,  von 
Kroiß  402. 

Hflftankylose,  knöcherne,  operative 
Behandlung  92. 

Hüftgelenk,  juvenile  Osteoarthritis 
deformans  des  97;  Spontanluxa- 
tionen  des  92. 

Hüftgelenksverrenkung,  angeborene; 
blutige  Operationen  91 ;  unblutige 
Reposition  ders.  91. 

Hundswut  7. 

Hydriatische  Behandlung  der  Herz- 
krankheiten 64;  akuter  fieberhafter 
Infektionskrankheiten  71 ;  der 
Ischias  71 ;  Prozeduren,  Abhärtung 
mittels  ders.  71 ;  Einfluß  ders.  auf 
den  respiratorisdben  Gaswechsel  72 ; 
auf  die  Reaktionsfähigkeit  des  Ge- 
hirns 63. 

Hydronephrose,  intermittierende,  Pa- 
thogenese 826. 

Hydrophobie,  differentielle  Diagnose 
der  279. 

Hydrosalpinz,  Stieltorsion  bei  860. 

Hydrotherapie  62,  71;  Einfluß  ders. 
auf  die  Motilität  des  Magens  64; 
Lehrbücher  der  62;  Prophylaxe 
und  72;  des  Typhus  abdominalis 
(Historisches)  72. 

Hydrozelenoperation ,  Winkelmann- 
sche  328. 

HydrozephaJus,  Lumbalpunktion  bei 
461;  Spontanheilung  des  461. 


538 


Sachregister. 


Hygiene  des  Auges  von  y.  Sicherer 
892;  Bakteri(uogie  und  18;  im 
Gasthaus  513;  der  Nerven  und  des 
Geistes  von  Forel  134;  und  Basse 
508;  des  Weibes  von  Fraenkel 
364. 

Hyperämie  als  Heilmittel  382,  chro- 
nischer Gelenkerkrankungen  82. 

Hyperal^esie  bei  Appendizitis  222. 

Hyperaudii&t  s.  Magen. 

Hyperchlorhydrie  k  forme  diarrhöique 
209. 

Hyperemesis.  gravidarum  841. 

Hyperglobulie  bei  kongenitiJen  Herz- 
kra^eiten  189. 

Hyperglykämie  durch  operative  Ein- 
griff 287. 

Hypemephrome,  maligne  258. 

Hypnose,  Geistesstörung  nach  488; 
vor  Gericht  488. 

Hypnotikum  s,  Yeronal. 

Hypoglossuslfthmung,  peripherische 
128. 

Hypophysis  und  Akromegalie  183. 

Hypothermie  s.  Haut 

Hysterie  und  Aortenklappeninsuffi- 
zienz 187;  Fehlen  des  Patellar- 
reflexes  bei  130;  Trauma  und  492. 

Hysterische  Anf&Ue  bei  Epileptikern 
129;  Dämmerzustände  145,  mit 
Ganserschem  Symptomenkomplez 
487;  Tachypnoe  bei  organisdien 
Herzerkranknngen  187;  trauma- 
tische Chorea  131. 

Hysterisches  Fieber  180. 


I. 


Ichthargan  bei  Gonorrhoe  358. 

Ichthyoüdin  298. 

Icterus  chronicus  simples  227. 

Identität,  Feststellung  ders.  durch 
natürliche  und  künstliche  Gebisse 
469. 

Idioten,  Rachenmandel  und  Gehör- 
organ der  393. 

Ikterus,  herediüxer  226;  Pathoge- 
nese des  15,  226 ;  in  der  Schwanger- 
schaft 340 ;  sypl^ilitiBcher  488 ;  Um- 
wandlungen der  Gallenfarbstoffe 
bei  den  verschiedenen  Formen  des 
240;  WidaJsche  Reaktion  bei  226. 

Ileokolostomie  886. 

Ileus,  Atropinwirkun^  bei  219 ;  Stiych- 
nininjektionen  bei  219,  354;  in- 


folge von  Thrombose  der  Vena 
mesenterica  219. 

Imbezillität  145. 

Immunisierung  gegen  die  Pest  275; 
gegen  Tuberkulose  166,  177;  der 
Binder  gegen  Tuberkulose  5. 

Immunii&t  2. 

Impetigo  421. 

Indigkarminmethode  zur  fiinktio- 
neUen  Nierendiagnostik  247. 

Indol,  Bestinmiung  dess.  in  den 
Fäzes  220. 

Infektion,  germinative  516;  durch 
Inhalation  und  Fütterung  517;  der 
Müch  519. 

Infektionskrankheiten  als  Funktion 
variabler  Größen  515;  akute  all- 
gemeine 266;  Veränderunffen  des 
Uterus  bei  342;  hvdriatis(£e  The- 
rapie akuter  fieberhafter  71 ;  Ereis- 
laufBstörungen  bei  akuten  194; 
Psychosen  und  Sprachgtörungen 
nach  457. 

Infektionsmodus  bei  Tuberkulose  8. 

Influenza  und  AppendizitLs  222;  in 
Göttin^^en  273;  im  Kindesalter  280; 
Orchitis  bei  273 ;  Spondylitis  nach 
274;  und  Typhus  271. 

Infusion  s.  Blutmfusion;  s.  Kochsalz- 
infosion. 

Infusionen,  intravenöse  mit  Koch- 
salzlösung bei  Thrombophlebitis 
des  Sinus  transversus  397. 

Infusiohstherapie  der  Psychosen  147. 

Inhalation  s.  Sauerstoffinhalationen; 
nach  Bulling  406;  von  Kalkstaub 
gegen  Tubenulose  165;  zersiftubter 
Flüssigkeiten  62. 

Inhalationsapparate  108;  von  Sänger 
406. 

Inhalatorium  zu  Bad  Soden  71. 

Inkohärenz,  primäre  148. 

Innere  Krankheiten,  Beziehungen 
ders.  zu  Schwangerschaft,  Geburt 
und  Wochenbett  364;  s.  Chirur- 
gische Eingriffe. 

Innervation  der  Tränendrüse  876. 

Inowrazlaw  (Solbad)  72. 

Inselbad,  Heilwirkungen  der  Ottilien- 
quelle  78. 

Instrumente  zur  Operation  der  ade- 
noiden Vegetationen  404. 

Intermittierende  Fieber,  symptoma- 
tische 276. 

Intoxikationen,  s.  Lehrbuch. 

Intubation   bei   erschwertem   Deka- 


Sachregister. 


539 


nolement  411 ;  und  Tracheotomie 
bei  Empp  410 ;  bei  akuten  Laiynz- 
stenosen  411. 

Intussnszeption  218. 

Invagination    8.    Darminvagination. 

Inversio  uteri  346. 

Iridektomie  bei  Primärglaukom  887. 

Irrenanstalten,  Leitfaden  zum  Unter- 
richt für  das  Pflegepersonal  an 
Öffentlichen  113. 

Irrenwesen,  Fortschritte  des  150. 

Irresein,  Ehescheidung  bei  induzier- 
tem 485. 

Irri^torspritze  110. 

Ischias,  hydriatische  Behandlung  71. 

Itrol  bei  Augenkrankheiten  881. 

Itrol-Glutoidkapseln  31. 


J. 

Jahrbuch  för  sexuelle  Zwischenstufen 

▼on  Hirschfeld  488. 
Jeqoiritol  382. 

Jedipin  25;  Nebenwirkungen  49. 
Jodismus,  Verhütung  des  27.  440. 
Jodkali  bei  Aneurysmen  192. 
Jodoform,  antiseptische  Wirkung  309. 
Jodpr&parate,    Verhalten    ders.    im 

Organismus  440. 
Jodtinktur  bei  Ulcus  molle  441. 
Juckausschl&ge  der  Kinder  417. 
Jugendliche  MOrder  und  Totschläger 

486. 

K. 

Kachexien,  allgemeine,  intestinalen 
Ursprungs  301. 

Kaiserschnitt,  klassischer  347;  vagi- 
naler 347. 

Kalkaneus,  Spongiosabau  und  funk- 
tionelle Struktur  des  77. 

Kalkaneusexostose  78. 

Kalomeliiyektionen  bei  Syphilis  489. 

Kältewirkung,  Einfluß  ?on  intensiver 
189. 

Kankroid  bei  Kraurosis  vulvae  354. 

Karbolsäure,  reine  bei  Pocken  269; 
rohe  520. 

Karbolsäureverätzung  479. 

Karbunkulosis,  AlkoholnmschUlge  bei 
24. 

Kardiolysis  318. 

Kardiospasmus,  Radioskopie  zur  Dia- 
gnose des  199. 


Karlsbader  Thermen  73. 

Karzinom  s.  Darmkarzinom ;  s.  Dick- 
darmkarzinom ;  s.  Magenkarzinom; 
8.Mammakarzinom;  1 1;  Behandlung 
mit  Röntgenstrahlen  308;  bran- 
chiogenes  17;  und  Diabetes  282; 
Genese  1 1 ;  parasitäre  Aetiologie  12 ; 
der  Vagina  855;  Verbreitungs- 
weise 11. 

Kassenrezepte  s.  Sammlung. 

Katatonie  143. 

Kathetersterilisation  259.  260. 

Kehlkopf,  Aktinomykose  des  418; 
Krankheiten  des  404 ;  Krankheiten 
des,  und  der  Luftröhre,  von  Schech 
415. 

Kehlkopfgeschwfllste,  operative  Be- 
handlung der  malignen  412;  tuber- 
kulöse 418;  Uebergang  der  gut- 
artigen in  bösartige  412. 

Kehlkopfpolypen,  AniEitomie  der  411. 

Kehlkopfpulverbläser  405. 

Kehlkopfstenosen,  Behandlung  von 
fibrösen  411. 

Kehlkopfstörungen  bei  Tabes  414. 

Keimdrüsen  und  Geschlechtsbestim- 
mung 859. 

Keloide  416. 

Keuchhusten,  Aristochin  bei  47;  Be- 
handlang 49 1  50,  459;  Euchinin 
bei  47;  Polbakterium  bei  459; 
Veränderungen  im  Zentralnerven- 
system bei  185. 

Kieferflbrome,  zentrale  316. 

Kiefergelenksankylose,  wahre  816. 

Kieferhöhleneiterungen  408. 

I[inder,  chronische  Arthritis  der  81. 

Kinderabhärtung  53,  71. 

Kinderkrankenpflege  105. 

Kinderkrankheiten  448. 

Kinderlähmung,  spinale  82;  zere- 
brale, Aetiologie  und  Symptomato- 
logie 82. 

Kindesalter  s.  Hauterkrankungen;  s. 
Juckausschläge;  s.  Sklerodermie; 
s.  Tuberkulose;  Atmung  im  451; 
Blut  im  452 ;  Behandlung  der  Ge- 
lenktuberkulose im  812 ;  Influenza 
im  280;  Kniegelenksresektion  im; 
Verkrümmung  des  Beins  nach  811 ; 
nicht  traumatische  Oesophagus- 
perforation  im  200;  Physiologie 
448. 

Kindsperforator  838. 

Kinesiotherapie  75. 

Ejssingen  s.  Solbäder. 


540 


SachregiBter. 


Kitzelreflex  bei  zerebralen  Affekiionen 
117. 

Elavikula,  Luxation  des  stemalen 
Endes  der  817. 

Elayikularfraktor  Neugeborener  350, 
467,  475. 

Kleidung,  weibliche  52. 

Kleinhirn,  Freilegong  der  hinteren 
FeLsenbeinfläche  und  des  385; 
Mensch  ohne  149. 

Kleinhimabszesse  815 ;  nach  Infektion 
darch  das  Labyrinth  898;  multiple 
nach  akuter  Mittelohreiterung  899. 

Klima  506  (s.  Seeklima). 

Klimakterium,  Atoxylbehandlung  bei 
Wallungen  im  29. 

Klimatische  Kurorte  70. 

Klimatotherapie  57,  70;  der  Nerven- 
krankheiten 59. 

Klumpfuß,  Behandlung  95. 

Klumphand,  angeborene  87. 

Knie,  isolierte  Zerreißung  der  Kreuz- 
bänder des  831. 

Kniegelenk ,  kongenitale  Luxation 
des  94;  Luxation  der  Semilunar- 
knoipel  des  94;  Röntgenbilder  zur 
Pathologie  des  85. 

Kniegelenkserkrankungen  94. 

Kniegelenkskontrakturen,  Ausgleich 
von  94. 

Kniegelenksresektion  im  Kindesalter, 
Verkrümmungen  des  Beines  nach 
94,  311. 

Kniegelenkstuberkulose,  Behandlung 
94;  operative  Behandlung  380. 

Kniescheibe  s.  Patella. 

Kniescheibenbrüche  s.  Patellarfrak- 
turen;  operative  Behandlung  ver- 
alteter 84. 

Knochen,  Bau  und  Architektur  der 
75;  Erkrankungen  der  77;  Identi- 
fizierung stark  verbrannter  469. 

£[nochenbrüche ,  Diagnose  der  314. 

£[nochenbrüchigkeit  bei  Psychosen 
140. 

Knochenhohlen  in  der  Tibia,  Be- 
handlung 312. 

Knochenmark  bei  Typhus  17. 

Knochenmarktumoren  802. 

£[hochensensibilit&t  115. 

Knochensystem,  Architdcturveribide- 
run^en  dess.  unter  pathologischen 
Bedmgungen  76. 

Knochentrauma,  Fettembolie  nach  80. 

Knochen-  und  Gelenktuberkulose, 
Diagnose  80. 


£[nochenverletznng,  Diagnose  durch 
die  Röntgenstrahlen  85. 

Knötchen-  oder  Schwielenkop&chmerz 
186. 

Kochbuch  fQr  Zuckerkranke  von 
V.  Groflschedel  56. 

Kochsalzinfnsion  bei  Febris  recur^ 
rens  278;  in  der  Therapie  der 
Psychosen  147;  bei  Ur&mie  253; 
in&avaskul&re  bei  septischen  Er- 
krankungen 278. 

Kochsalzstoffwechsel  254. 

Kohlenoxydgasvergifbung477;  Zucker- 
und Glykogengehalt  der  Leber  bei 
286. 

Kohlens&urebad  und  Blutdruck  191; 
Wirkung  des  indifferent  tempe- 
rierten, auf  den  Blutdruck  66. 

Kohlens&nrehaltige  Thermalsolen, 
Wirkung  der  66. 

Kokain  und  Adremdin  48. 

Köliotomie,  vaginale  360. 

Kollargol  48 ;  bei  Augenkrankheiten 
881. 

Kollargolii^ektionen,  intravenöse,  bei 
Milzbrand  313 ;  bei  septisdien  Er- 
krankungen 818;  zur  Behandlung 
der  pueiperalen  Septikopy&mie  50. 

Kolobom,  Entstehung  des  376. 

Kolon,  nervöse  Erkrankungen  des 
238. 

Kolpeurynter  862,  864,  366. 

Kolpoköliotomie,  konservative  352. 

Kompendium  der  praktischen  Toxi- 
kologie von  R.  Kobert  49. 

Konchotom  404. 

Kondylome,  spitze,  Pathogenese  416. 

Kontagiositftt  der  akuten  Mittelohr- 
entzündung 895. 

Konzeption  bei  Stillenden  349. 

Kopftchmerz,  Massage  bei  chroni- 
schem 85,  136. 

Körpermaße  448. 

Körpermessungen  an  Gliedern  Un- 
fallverletzter  491. 

Körperübungen,  Alkohol  und  518. 

Korsett  52. 

Korsettbehandlnng  der  Skoliose  89. 

Kostotransversektomie  819. 

Koxitis,  doppelseitige  92 ;  tuberkulöse, 
operative  Behandlung  92. 

Koxitische  Abszesse  s.  Abszesse. 

Krampfadem  s.  Varizen. 

Kraniektomie  bei  Epilepsie  130. 

Krankenbetten  111. 

Krankenpflege  s.  Lexikon ;  108;  Ans- 


Sachregister. 


541 


Stellungen  105;  als  Erziehungs- 
gegensti&nd  104;  bei  ansteckenden 
Krankheiten  105;  bei  Unterleibs- 
operationen 118;  weibliche  am 
Mfijinerbett  104. 

Erankenpflegenachweis  104. 

Erankenpflegepersonal  108;  s.  Leit- 
faden. 

Krankenpfleger  s.  Unterrichtsbuch. 

JErankenpflegerprüf ung ,  staatliche 
103. 

Krankenpfiegeverhältnisse  in  England 
105;  in  New  York  106. 

Erankentransportbett  111,  112. 

Krebs,  Adrenalin  als  Mittel  gegen  50; 
primärer  der  Elztremit&ten  814; 
primärer  des  Pankreas  282;  und 
Tnberkulo8e,Zusammenvorkommen 
von  11;  Krebserkrankungen,  Zu- 
nahme der  12. 

Kreislauf,  Theorie  des  179* 

Kreislaufsorgane,  Krankheiten  ders. 
179,  194. 

Kreislaufsstörungen  bei  akuten  Infek- 
tionskrankheiten 194. 

Kreusnacher  Bäder  bei  Herzkrank- 
heiten 66,  191. 

Kriminalpsychologie  149. 

Krupp,  Intubation  und  Tracheotomie 
bei  410. 

Kryoskopie  bei  Leberkrankheiten  226. 

Kryptorchismus,  Behandlung  827. 

Kunstfehler  481. 

Kupfersalze,  Vergiftung  durch  480. 

Kurorte,  klimatische  70;  und  Heil- 
quellen des  Großherzogtums  Baden 
74;  österreichische  70. 

Kurpftischerei  482. 

Kurschiff  für  Lungenkranke  60. 

Kurzsichtigkeit  von  Stilling  892 ;  Be- 
handlung 888. 


L. 

Labyrinth ,     Kleinhimabszeß     nach 

Infektion  durch  das  898. 
Labyrintheiterung,  geheilte  897. 
Lachgasmischnarkose  806. 
Lävulose  und  Paraffiniigektionen  bei 

Tuberkulose  165. 
Lävulosurie,  isolierte  288;  und  Dez- 

trosurie,  gleichzeitiges  Vorkommen 

Ton  284. 
Lähmungen  s.  Akzessoriuslähmung ; 

8.  Augenmuskellähmung;  s.  Ent- 


bindungslähmuog;  s.  Fazialisläh- 
mung; s.  H^pog^ossuslähmung;  s. 
OkulomotonuslUimung;  s.  Raidia- 
lislähmung;  des  Peroneus  88; 
spondylitische,  Entstehung  und 
Behandlung  ders.  89,  819. 

Laktagol  349. 

Laktation  849. 

Laminektomie  819. 

Landeck  s.  Schwefelthermen. 

Landiysche  Paralyse  122. 

Laparotomie  s.  Bauchnaht;  Drainage 
nach  852;  Krankenpflege  bei  118. 

Laiynzstenosen,Intubation  bei  akuten 
411;  operative  460. 

Laiynxtuberkulose,  Behandlung  418 ; 

E ostoperative    arterielle    Blutung 
ei  413;  und  Schwangerschaft  41 2. 
Lateralsklerose,  amyotrophische,  Pa- 
thogenese 127. 
Lazarettschiffe  106. 
Leber  s.  Kohlenozydvergiftung;  Qe- 
schwülste  der  229 ;  knotige  Hyper- 

Slasien  der  228;  Lageveränderung 
ers.  bei  Meteorismus  226;  und 
Pankreas  282;  Resektion  der  831; 
Verlagerung  der  226. 

Leberabszeß  229;  Bakteriologie  14. 

Leberadenome,  maligne  11. 

Leberatrophie,  akute  gelbe  15,  228. 

Leberechinokokkus  229. 

Lebererkrankungen,Behandlung  ders. 
mittels  subkutaner  Sublimatixgek- 
tionen  228;  WidaJsche  Reaktion 
bei  226. 

Leberkarzinom  229. 

Leberkrankheiten ,  Kiyoskopie  bei 
226. 

Leberlappen ,  bewegliche  abge- 
schnürte 226. 

Leberophthalmie  228. 

Leberprobe  226. 

Leberruptur  230. 

Leberschwellung,  akute  infektiöse 
nach  Angina  follicularis  228. 

Lebersyphius  228. 

Leberzirrhose,  Aetiologie  227;  Hei- 
lung der  227;  Therapie  227. 

Leberzuckerprobe  474. 

Lehnstuhl  111. 

Lehrbuch  der  klinischen  Arznei- 
behandlung von  Penzoldt  20,  50; 
der  allgemeinen  und  speziellen  Arz- 
neiverordnungslehre von  R.  Böhm 
48;  der  Geburtshilfe  von  Ahlfeld 
861 ;  der  Gynäkologie  von  M.  Runge 


542 


Saduregister. 


367;  der  Hydrotherapie  von  Box- 
baam  62;  der  XntoziKationen  von 
B.  Robert  49;  der  PharmaJcognosie 
des  Pflanzenreicbes  Ton  G.  Karsten 
49;  der  Psychiatrie  von  y.  Eraffb- 
Ebing  150;  der  Urologie  von 
L.  Oasper  260,  382. 

Leibbinden  52,  86,  389. 

Leicbenstarre,  intaraaterine  350. 

Leichenzerstückelung  und  -verbren- 
nang  490. 

Leitfaden,  klinischer,  der  Angenbeil- 
knnde  von  v.  Michel  891;  Eum 
Unterricht  ftir  das  Pflegepersonal 
an  Öffentlichen  Irrenanstalten  von 
Schloß  113. 

Leitungsanästhesie  807. 

Lepra,  Mittelohraffektionen  bei  895. 

Leuchtga8vergifiung477;  und  Sauer- 
stoffeinatmuQg  514. 

Leukämie  802. 

Leukoplakie  der  Vulva  354. 

Leukozyten  bei  Meningitis,  Tabes, 
Paralyse  297;  bei  Perityphlitis 
297. 

Leukozytenbestimmung  bei  gynäko- 
logischen Erkrankungen  352. 

Leukozytendiagnostik  296. 

Leukozytenzählung  bei  Perityphlitis 
228. 

Levico  (Arsenbad)  72. 

Levuretin  423. 

Lexikon  der  physikalischen  Therapie, 
Diätetik  und  Krankenpflege  von 
A.  Bum  112. 

Libanol  gegen  Pediculi  capitis  424. 

Liehen  scrofulosorum  418. 

Lichtbäder  507. 

Lichtluftbäder  59. 

Lidoperationen,  Tohimbin  bei  45. 

Ligamentum  rotundum  uteri,  Tumo- 
ren des  861. 

Linea  alba  s.  Darmwandbrüche. 

Lipämie  285;  bei  Diabetes  8. 

Lipoma  arborescens  94;  fibro-myo- 
matosum  des  Uterus  10< 

Lipome,  schmerzende  sjrmmetrische 
420;  tiefsitzende  318. 

Liquor  cerebrospinalis,  Zytodiagnose 
des  126. 

Lokalanästhesie,  Bedeutung  des  Adre- 
nalins für  die  807. 

Luft  506;  komprimierte  508;  Abortiv- 
behandlung  der  Furunkulose  mit- 
tels überhitzter  trockener  72. 

Luftdusche  s.  Apparat. 


Luftembolie  8;  Tod  durch  474. 

Luftröhre,  Knnkheiten  der  404. 

Luftwege,  Fremdkdrper  in  dens.  176; 
s.  Fremdkörper. 

Lumbaffo,  Unfall  und  493;  rheuma- 
tica,  Mesotan  bei  86. 

Lumbalpunktion  bei  Hydrozephalus 
461;  bei  Kopfschmerzen  der  an 
Morbus  Brightii  Leidenden  253; 
bei  Lungen-LuftrOhreninfektionen 
im  Kindesalter  169;  bei  otogener 
Meningitis  purulentei  398 ;  bei  Sy- 
philis 438;  bei  Ui^mie  258;  diagno- 
stischer Wert  ders.  121. 

Lungen,  elastische  Fasern  in  fatalen 
475. 

Lungenabszeß,  operative  Behandlung 
174. 

Lungenaktinomykose  278. 

Lungenblutungen,  Fibringerinnsel  bei 
parenchymatösen  154. 

Lungenchururgie  s.  Grundriß. 

Lungenemphysem,  Aetiologie  155. 

Lungenheilstätten  518;  in  Südwest- 
afrika 60. 

Lungeninfarkt,  Sputum  bei  158. 

Lungenkranke,  Kurschiff  für  60. 

Lungenkrankheiten,  operative  Be- 
handlung 172;  spezielle  Pathologie 
und  Therapie  der,  von  A.  Fraenkel 
175 ;  Röntgenstrahlen  zur  Diagnose 
ders.  152. 

Lungenschwimmprobe  und  Fäulnis 
474. 

Lungenspitzen,  Fehlerquelle  bei  der 
Untersuchui^  der  160;  Perkussion 
ders.  nach  njrönig  160. 

Lungentuberkulose,  Bedeutung  von 
Infektion,  Heredität  und  Disposi- 
tion für  die  Entstehung  der  159; 
Behandlung  165, 175;  Beziehungen 
der  Ozäna  zur  175;  Diagnose  160; 
Einfluß  des  Seeklimas  auf  die  176; 
Entstehung  und  Bekämpfung  der, 
von  Jacob  und  Pannwitz  176. 

Lupus,  Mittelohraffektionen  bei  395. 

Lupus  erythematodes  419;  vulgaris 
418. 

Lupusbehandlnng  425. 

Luxatio  stemoclavicularis  817. 

Luxation  s.  Spontanluxation;  s.  Sub- 
luxation; s.  Verrenkung;  trauma- 
tische der  Extensorensehnen  der 
Finger  87;  kongenitale  des  Knie- 
gelenks 94;  des  Mondbeins  329; 
des  Nervus  ulnaris  828;  habituelle 


Sachregister. 


543 


der  PAtella   94;   der  Sexnilunar- 

knoipel  des  Eni^elenks  94. 
Lymphangiom  der  Leber  229. 
Ljmphangioma  caTemoBum  der  Nase 

408. 
Ljmphomatose  802. 
Lymphosarkome,  parasitäre  Gebilde 

in  803. 
Lysoform  838. 
Lysolyergifbong  888,  479. 
Lyssa  279. 


M&dchenstecher  (Piqnear)  489. 

Magen,  Behandlung  der  Motilitäts- 
stOrnn^n  210;  Einfloß  der  Hydro- 
therapie auf  die  Motilität  des  64; 
eiweiäverdauende  Kraft  des  208; 
Fettspaltang  im  204;  Haarge- 
schwolst  des  215;  hämorrhagisdie 
Erosionen  des  211 ;  H^perazidität 
des,  und  hamsanre  Diathese  210; 
Eapazitätsbestimmung  des  204; 
difnise  karzinomatOse  Infiltration 
des  214;  Perkassionsansknltation 
des  205;  Plätschergeräosch  206; 
Resorptionsfähigkeit  verschiedener 
Stoffe  203 ;  Sahlische  Fonktionspra- 
fang  des  205;  Salzsänreprodnktion 
und  motorische  Tätigkeit  des  208 ; 
segmentierter ,  Pathologie  213 ; 
Sensibilii&tsnenrosen  210;  Sokkus- 
sionsgeräusoh  207;  Syphilis  des 
484;  Therapie  der  Sekretionsstö- 
rungen 209;  Verdünnungssekretion 
des  208. 

Magenatonie»  Therapie  207. 

Magenausheberung,  Technik  der  204. 

Magen-  und  Darmbewegung  204. 

Magenblutung,  diffuse  septische  218; 
Therapie  212. 

Magenchirurgie  832 ;  Erfolge  der  215. 

Magendannoperationen ,  Gastrophor 
bei  810. 

Magendarmtraktus,  Pathogenese  der 
subkutanen  Rupturen  des  886. 

Magengeschwür  s.  Ulcus  ventriculi; 
chirurgische  Behandlung  des  kai- 
lösen 820. 

Mageninhalt,  Nachweis  von  Blut  im 
206;  proteolytische  Kraft  des  203. 

Magenkarzinom ,  chirurgische  Be- 
handlung 820 ;  Blutbefund  bei  214 ; 
Darmstenosen  im  Verlaufe  des  214; 
Diagnose  218. 


Magenkolonfistel  219. 

Magenleiden,  Skopolamin  bei  81. 

Magenmyom  215. 

Magenjserforation  s.  Perf orationsperi- 
tonitis. 

Magensaft,  Algen  im  206;  quantita- 
tive Bestimmung  desPepsingehaltes 
205,  206;  Titration  des  205;  Wir- 
kung des  Atropins  auf  die  Abson- 
derung des  80,  des  Morphins  30, 
202. 

Magensaftfluß,  chronischer  207,  208; 
intermittierender  208. 

Magensaffcgewinnung  s.  Apparat. 

Magensaftßekretion,  Einfluß  verschie- 
dener Nahrung  auf  die  202. 

Magensarkom  215. 

Magenschlauch,  physikalische  Unter- 
suchungen mit  dem  204. 

Magenstenose,  Operation  bei  218. 

Magenstrikturen,  syphilitische  218. 

Magenverdauung,  Einfluß  der  Fette 
auf  die  209. 

Majestätsbeleidigung  und  Geistesstö- 
rung 486. 

Mal  perforant  du  pied  nach  Durch- 
trennung des  Nervus  ischiadicus 
136. 

Malaria  in  Berlin  276;  endovenöse 
Ghininbehandlung  28 ;  Euchinin 
bei  47. 

Malariaforschung,  italienische  276. 

Malzpräparate  55. 

Mamma,  gummöse  Syphilis  der 
436. 

Mammakarzinom  und  Azillardrüsen- 
tuberkulöse  11;  Operation  des,  bei 
vergrößerten  SupraklavikulardrÜ- 
sen  818. 

Marienbad,  Rudolfsquelle  in  78. 

Massage  s.  Nierenmassage;  s.  Vibra- 
tionsmassage;  85,  98,  102;  gegen 
chronischen  Kopfschmerz  85,  136. 

Massageverfahren,  neues  834. 

Mastdarm,  Behandlung  der  Fissur  und 
des  Vorfalles  des  828. 

Mastkuren  58,  54. 

Mastoiditis  der  Diabetiker  396. 

Mastoidojperationen ,  Verfahren  zu 
frühzeitigem  Verschluß  der  Wund- 
höhle nach  896. 

Mediastinum  anticum,  Dermoidzysten 
und  Teratome  im  818;  Therapie 
der  Dermoide  des  818. 

Medikamente,  endovenöse  Applika- 
tion 27. 


544 


SachregiBter. 


MehrlingBgeborten,  erbliche  Anlagen 
zu  840. 

M^öre6cherS7mptomenkomplex402; 
mit  Anosmie  und  Agensie  399. 

Meningitis,  Leukozyten  bei  297 ;  cere- 
brospinaÜB  durch  PfeifferbazilluB 
278;  eitrige  121;  operative  Behand- 
lung 185;  purulenta,  otogene  898; 
seroea,  otogene  398;  tuberculosa, 
Hemiplegia  superior  altemans  bei 
121,  zirkumskripte  120. 

Menschen-  undRindertuberkulose  517. 

Menschen-  und  Tierlmochen,  Unter- 
scheidung von  468. 

Menstruation,  Einfluß  ders.  auf  die 
Muskelkraft  351;  Einfluß  des  Stil- 
lens auf  849. 

Menstruelle  Blutungen,  Stillung  über- 
großer 852. 

Meralgie  93,  94. 

Merkuriolöl  440. 

Mesenterialsdirumpfung  319. 

Mesotan  86,  48,  50. 

Metaplasie  10. 

Meteorismus,  Lageveränderung  der 
Leber  bei  226. 

Methylenblau  zur  Behandlung  infek- 
tiöser Diarrhoen  217. 

Metritis,  chronische  855. 

Migr&ne  von  Möbius  187;  Beziefaun* 
ffen  zwischen  Epilef^sie  und  130. 

M&rographie  s.  SchreibstOrungen. 

Mikroorganismen  s.  Handbuch. 

Mikroskopische  Technik  s.  Enzyklo- 
pädie. 

Milch  S.Frauenmilch;  510;  antituber- 
kulöse  518;  Aroma  der  511 ;  immu- 
nisierter Kühe  166;  Infektion  der 
519 ;  Nutzlosigkeit  der  sterilisierten 
166. 

Milchnahrung  54. 

Milchsäure  bei  Endometritis  855. 

Milchsekretion  349. 

Miliartuberkulose,  hämatogene  177; 
Sepsis  mit  278. 

Militärische  Bedeutung  der  Reinhal- 
tung imserer  deutschen  Gewässer 
von  Bonne  521. 

Milz,  Einfluß  thermischer  Beize  auf 
das  Volumen  der  64;  und  Pankreas 
282. 

Milzbrand  6,  278;  Behandlun^^  mit 
intravenösen  EoUargoliigektionen 
318. 

Milzbrandserum,  Sclavosches  279. 

Milzfunktion  16. 


Milzpunktion,  Frühdiagnose  des  Ty- 
phus durch  271. 

Müzschwellung  bei  Syphilis  464. 

Milzwunden,  offene,  und  die  trans- 
pleurale Laparotomie  825. 

Mineralquellen  des  Edertales  73. 

Mineralvri&sser  s.  Trinkkuren;  physi- 
kalische Analyse  der  69. 

Mischges<diwülste  13. 

Mißbildungen  von  ektopisch  ent- 
wickelten Frachten  und  deren  Ur- 
sachen von  V.  Wittckel  369;  der 
Trikuspidalis  189. 

Missed  ai>ortion  841. 

Missed  labour  841. 

Mitbewegungen  150. 

Mitralinsaffiaenz  mit  hystorischerTa- 
chypnoe  187;  traumatische  187. 

Mittelohraffektionen  bei  Lnpua  und 
Lepra  395. 

Mittelohreiterung  401 ;  mit  Nekrose 
der  FelsenbeinspiUe  897 ;  multiple 
Kleinhimabszesse  nach  akuter  899; 
Retropharyngealabszeß  nach  aku- 
ter 896;  allgemeine  Sepsis  bei  chro- 
nischer 397;  tuberkulöse,  geheilte 
F&Ue  895. 

Mittelohrentzündung,  Eontagiosität 
der  akuten  395. 

Mittel-Vorderfußbeschwerden  und 
deren  Behandlung  95. 

Mondbein,  Luxation  des  829. 

Moorbäder ,  blutdruckreduzierende 
Werte  der  67;  Franzensbader  68. 

Moral  insanity  151. 

Morbus  Basedowii,  Serotherapie  183; 
Sklerodermie  nach  133;  Sympto- 
matologie und  Therapie  133  (s. 
Basedowsche  Krankheit). 

Morbus  Brightii,  chirurgische  Behand- 
lung des  chronischen  326. 

Morphium,  Wirkung  dess.  auf  die 
Absonderung  des  Magensaftes  80, 
202. 

Mosers  Serum  267. 

Motorische  Funktion  114. 

Mund,  Krankheiten  des  404. 

Mnndhöhlengeräusch  185. 

Mundschleimhaut,  Erkrankungen  der, 
Diagnose  438;  Psoriasis  der  421. 

Mundspatel  109. 

MundspeicheldrOsen,  symmetrische 
Erkrcuikunff  der  Tränen-  und  817. 

Murphyknopf,  Anwendung  des,  bei 
Ifogen-  und  Darmoperationen  821. 

Musiäherapie  107. 


Sachregister. 


545 


Muskelarbeit  and  Muskelermüdung 
85. 

Muskelatrophie  bei  zerebralen  Her- 
den 117. 

Muskelkraft,  Einfloß  der  Menstruation 
auf  die  852. 

Muskeln,  quergestreifte,  primäre  Tu- 
berkulose der  387. 

Muskelrheumatismus,  Me80tanbei86, 
87. 

Muskelübungen  zur  Behandlung  der 
Schrumpfiiere  255. 

Myasthenie  138. 

Myelitis  122;  bei  malignen  Tumoren 
136. 

Myelom  10. 

Myogen  (EiweiBprftparat)  55. 

Myoklonie  131. 

]^ome  s.  Zervizmyom ;  in  der  Schwan- 
gerschaft 341. 

Myomoperationen  857. 

My  openthelioma  uteri  malignum  857. 

Myopie,  Eintritt  und  Fortschreiten 
der  882. 

N. 

Nabelschnur,  extrauterines  Leben  und 
Demarkation  der  475;  Syphilis  der 
847,  437. 

Nabelschnurumschlingung  848. 

Nachgeburt  848. 

Nagelerkrankungen  422. 

N&hrUistiere,  gebrauchsfertige  220. 

Nfthrpränarate,  künstliche  54. 

Nfthrstotf  Heyden  54. 

N&hrsucker  455. 

Nfthrzuckerkakao  456. 

Näht  s.  Bauchnaht 

Narkose  s.  Aetheraarkose;  851;  in 
der  Qeburtshilfe  888;  mit  dem 
Schleichschen  Oemisch  I  807. 

Nasale  Dysmenorrhoe  855. 

Nase  und  Augenkrankheiten  391 ;  Er- 
krankungen der  Nebenhöhlen  der, 
von  Hajek  414;  Fremdkörper  der 
404;  Krankheiten  der  404 ;  Krank- 
heiten der,  und  des  Nasenrachens, 
Ton  Zamiko  415;  Lymphangioma 
caTemosum  der  408;  Nebenhöhlen 
der,  von  Killian  414;  sterile  Tam- 
ponade der  404. 

Nasen-  und  Mnndatmung  414. 

Nasenrachenraum,  Krankheiten  des 
404;  Thorazdeformit&ten  bei  Vege- 
tationen des  89. 
Jahrbncb  der  praktischen  Medizin.   I90i. 


Nasenscheidewand,  Gaumenplastik 
aus  der  410. 

Nasenschleimhaut,  Lupus  der,  Be- 
handlung 425. 

Natron  cinnamylicum  s.  Hetol. 

Nebennieren,  pathologische  Anatomie 
16;  FlimmerepithäzTste  der  16; 
kongenitale  Adenomknötchen  der 
11 ;  und  Riesenwuchs,  Beziehungen 
zwischen  814;  bei  kongenitaler  Sy- 
philis 16,  488;  zystische  Entartung 
16. 

Nebenniereneztrakt  50. 

Nebennierenprftparate  46. 

Negativismus  146. 

Nekrose  der  Gallenblase  281. 

Nephritiden,  chirurgische  Behand- 
lung 264;  Di&t  bei  253,  261;  Pa- 
thog^ese  der  252. 

Nephritis  s.  Scharlachnephritis ;  s. 
Sublimatnephritis ;  251 ;  akute, 
Behandlung  ders.  mit  Eis  253; 
diffuse  durch  Trauma  494;  Fi- 
brinurie  bei  251;  FlüssiglEcits- 
zufuhr  bei  254;  HeilungsTor- 
g&nge  bei  255;  syphilitica  251; 
traumatische  252. 

Nephrolithiasis,  Diagnose  durch  Ra- 
diographie    255 ;    Differentialdia- 

gnose  256;  geo^phische  Aus- 
reitung  255;  HeißMtapparat  bei 
256;  interne  Behandlung  256; 
Symptomatologie  256;  Ureteren- 
katheterismusDei256;  Zystoskopie 
bei  256. 

Nerven  s.  Hygiene. 

Nervenheilstätten  184. 

Nervenkranke,  Heilanstalten  für  Min- 
derbemittelte 138. 

Nervenkranke  Kinder,  Schulen  für 
134. 

Nervenkrankheiten,  Klimatotherapie 
der  59. 

Nervenleiden,  Gesichtsfeld  bei  funk- 
tionellen 391. 

Nervenlösung  bei  Radialisl&hmung 
nach  Oberarmfraktur  828. 

Nervensystem  s.  Anatomie;  s.  Hand- 
buch; s.  Physiologie;  Einfluß  dess. 
auf  die  Entstehung  von  Uterus- 
blutungen  852;  Krankheiten  des 
114. 

Nervus    ischiadicus,    Qef&fiverhftlt- 

nisse  des,  und  ihre  Beziehungen 

zur   Dehnungslähmung   83;    Mal 

perforant   du   pied  nach  Durch- 

85 


546 


trennnng  des  136;  nlnarie,  Lnza* 
tion  des  828. 

Neubildung,  bösartige,  durch  Trauma 
495. 

Neuenahrer  Sprudel,  Wirkung  dess. 
auf  die  Blntbeschaffenheit  69. 

Neugeborene  s.  Todesursachen;  350; 
Cholämie  ders.  350;  Gehirnblu- 
tungen bei  851;  Klavikularfrak- 
turen  ders.  850,  457,  475;  Krank- 
heiten ders.  456 ;  Krankheiten  ders., 
von  Monti  465;  Pflege  der  850; 
Scheintod  ders.  350;  Todesursache 
ders.  351. 

Neuritis,  multiple,  mit  Beteiligung 
des  Nervus  acusticus  und  trige* 
minus  899 ;  toxische,  nach  Sulfonal- 
gebrauch  128. 

Neurosen  s.  Beschäftigungsneurosen; 
s.  Gelenkneurosen;  129,  187;  psy. 
chische  Behandlung  146;  psychi- 
sche Grundlage  von  142. 

Nieren,  anatomische  Läsion  imd 
Funktionsstörungen  keine  kon- 
flpruenten  Größen  248;  Ausschei- 
dung der  Bakterien  durch  die  1; 
Blutungen  aus  gesunden  250 ;  De- 
kapsulation  der  826 ;  Dystopie  der 
258;  Einfluß  thermischer  Reize 
auf  das  Volumen  der  64. 

Nierendiagnostik,  funktionelle  245, 
325. 

Nierenentzündung,  Entstehung  der 
eitrigen  257 ;  im  Frühstadium  der 
Syphilis  435. 

Nierenkranke,  Ernährung  ders.  54. 

Nierenkrankheiten,  Herzhypertrophie 
bei  185,  252;  üntersuchungs- 
methoden  248. 

Nierenmassage,  Gefährlichkeit  der 
258. 

Nierensteinkrankheit  s.  Nephrolithia- 
sis. 

Nierentuberkulose,  Diagnose  258 ;  ex- 
perimentelle Beiträge  257;  Nach- 
weis von  Tuberkelbazillen  im  Harn 
257;  Spontanheilungen  258;  The- 
rapie 258. 

Nierentumoren  258. 

Nierenvenenthrombose  256. 

Nierenverletzungen,  subkutane  336. 

Nierenwassersucht,  Behandlung  und 
Verhütung  der  264. 

Nikotin  s.  AkustikusafiPektion. 

Nordsee,  Indikationen  ders.  bei  Ner^ 
venkrankheiten  59. 


Nuklein-Kochsalzbehandlung  bei 

puerperaler  Sepsis  848. 
Nystagmus  durdi  Unfall  498. 


0. 

ObduktionsnrotokoU  17. 

Oberarmfraktur,  Badialisl&hmung 
nach;  Nervenlösung  bei  828. 

Oberschenkel,  Sehnenüberpflanzung 
am  102. 

Obersdienkelbrüche,  Behandlung  329. 

Oberschenkeldefekt,  angeborener  und 
Goxa  vara  98. 

Obstipation  durch  Retroflexio  uteri 
358;  spastische  216. 

Oedem ,  periodisches  angioneuroti- 
sches  352 ;  traumatisches  des  Hand- 
rückens 491. 

Oesophagoskopie  199;  beim  Diver- 
tikel 202. 

Oesophagus,  idiopathische  Erweite- 
rung des  199;  Pulsionsdivertikel, 
Genese  ders.  200;  Stnkturen  des 
200;  TraktionsdLvertikel ,  Genese 
ders.  201. 

Oesophagusdilatation,  spasmogene 
diffuse  200. 

Oesophagusdivertikel  14;  epiphrenale 
201 ;  tiefsitzende  201. 

Oesophagushypertrophie  14. 

Oesophaguskrebs,  Entstehung  11. 

Oesophaffusperforation,  nicht  trau- 
matiscme  200. 

Oesophaguspolyp  202. 

Oesophagussonden  202. 

Oesophagusspritze  202. 

Ohr,  Fremdkörper  des  404;  Schuß- 
verletzung des  894;  Tropenkrank- 
heit des  894;  Tuberkulose  des  895. 

Ohrenkrankheiten  398 ;  Anleitung 
zur  Diagnose  und  llierapie  der 
Kehlkopf-,  Nasen-  und,  von  Kayser 
402;  Tnerapie  der,  von  Hammer- 
schlag 402. 

Ohrerkrankungen  nach  Trauma  496. 

Ohrtrompete,  v  ibrationsmassage  der 
894. 

Ohruntersuchungen  in  der  Dorf- 
schule 402. 

Okulomotoriuslähmung,  rezidivie- 
rende 128. 

Okzipitaltumoren  120. 

Oele,  dermatotherapeutische  Verwen- 
dung 424. 


Sachregister. 


547 


Olivenöl  bei  ülcns  ventriculi  212. 

Operaüon  ohne  direkten  Gebrauch 
der  Finger  309. 

Operationen  s.  GyniLkologische  Ope- 
rationen; bei  Diabetes  288;  Tech- 
nik dringlicher,  von  Leiam  835. 

Operationsübungen  an  dfer  Leiche 
von  ßennecke  881. 

Operative  Behandlung  der  Arthritis 
deformans  811 ;  der  Lungenkrank- 
heiten 172. 

Ophthahnie,  sympathische  388. 

Ophthalmologie  s.  £n<7clop^e. 

Ophthalmoskopie  von  Haab  891. 

Oppenheimscher  ünterschenkelreflex 
115,  116. 

Orchitis  bei  Influenza  278. 

Organotherapie  bei  Leberzirrhose 
227. 

Orthodia^aphie  184. 

Orthopädie  75. 

Os  lunatum  carpi  s.  Mondbein;  sca- 
phoideum,  isolierte  Fraktur  des 
828. 

Osmotischer  Druck  der  Galle  226. 

Ossifikation  des  Fußskeletts  76. 

Osteoarthritis  deformans  82. 

Osteoarthropathie,  tabische»  der 
Wirbelsäule  90. 

Osteochondritis  dissecans  82. 

Osteoidchondrosarkom  der  Schild- 
drüse 10. 

Osteoklasten  79. 

Osteomalacia  chronica  deformans 
hypertrophica  77. 

Osteomalazie  847. 

Osteopsathyrosis  idiopathica  77. 

Osteotom  s.  Revolverosteotom. 

Osteotomie,  Kombination  der  Osteo- 
klase  und  der  79 ;  suprakondyläre 
des  Femur  bei  Genu  valgum  94, 
880;  und  Osteoklase  bei  rhachi- 
tischen  Deformitäten  der  unteren 
Extremität  812. 

Oesterreichisches  Inselklima  70. 

Otogene  Meningitis  purulenta  und 
Bedeutung  der  Lumbalpunktion 
für  ihre  Diagnose  898;  Meningitis 
serosa  898. 

Ovarialkystom  18. 

Ovarialtumoren  360. 

Ovarialzysten ,  Stieltorsion  der  360. 

Ovarien,  Aktinomykose  der  360;  Tu- 
berkulose der  360. 

Ovariotomie  860. 

Ovos-Nährpräparat  54,  56. 


Oxalsäurevergiftung,  Hämaturie  nach 
250. 

Oxykampfer  50. 

Oxvuris  als  Ursache  akuter  Appen- 
dizitis 222;  Behandlung  221. 

Ozäna,  Beziehungen  ders.  zur  Lun- 
gentuberkulose 175. 

Ozon  zur  Wasserreinigung  503. 


P. 

Pachymeningitis  externa  121. 

Pagets  disease  77. 

PaUästhesie  115. 

Panaritium  gonorrhoicum  428. 

Pankreas,  Chirurgie  des  238,  385; 
Diabetes  und  287,  289;  Leber  und 
232;  Milz  und  282;  Veränderun- 
gen dess.  bei  Arteriosklerose  282. 

Pankreasapoplexie  282. 

Pankreasdiabetes  15,  282. 

Pankreasgeschwülste  282,  824. 

Pankreashämorrhagieen,  akute,  und 
abdominale  Fettgewebsnekrosen 
824. 

Pankreassaft,  lipolytische  Wirkung 
232;  normaler  231. 

Pankreaszjrsten  282. 

Pankreatitis,  chronische  232. 

Papiermach6v6rbände  98. 

Paraffiniigektionen  bei  Tuberkulose 
165. 

Paralyse,  allgemeine,  Leukozyten  bei 
297;  Landrysche  122;  myastheni- 
sche 188;  progpressive ,  Aetiologie 
140. 

Paramedum  8. 

Parametritis  und  Schwangerschaft 
341. 

Para-  und  Perimetritis,  Alkohol- 
nmschläge  bei  24. 

Paranoia,  Primärsymptom  der  149. 

Paranoiker,  Entmündigung  von  150, 
484. 

Parasitäre  Gebilde  in  Lymphosar- 
komen 808. 

Parasiten  der  Pocken  268;  tierische 
17. 

Paras^hilitische  Erkrankungen  486. 

Parotitis  bei  Pneumonie  168;  epide- 
mica 278. 

Partus  serotinus  840. 

Patella,  habituelle  Luxation  der  94. 

Patellarfrakturen,  Behandlung  329, 
881. 


548 


Sachregister. 


Patellarreflex,  Fehlen  dess.  bei 
Hysterie  180. 

PaukenhOhlenblutungen,  trauma- 
tische 496. 

Pawlows  Versache  202. 

Pedicnli  capitis,  Libanol  gegen 
424. 

Pegninmüch  209,  458. 

Pelvis  Chrobak  848. 

Pemphigus  neonatorum  421. 

Pentosurie  285. 

Pepsineehalt  des  Magensaftes,  quan- 
titaüve  Bestimmung  205,  206. 

Perforation  des  lebenden  Kindes  344. 
482. 

Perforationsperitonitis,  Symptom  bei 
225. 

Perforator  888. 

PeriarteriitiB  16. 

Pericarditis  iyphosa  270. 

Perikarditis  189. 

Perimjsitis  crepitans  814. 

Periocuzität  der  Diphtherie  516. 

Peritonealtuberkulose  des  Weibes 
860. 

Peritonitis  s.  Perforationsperitonitis; 
Rigidität  des  Abdomens  bei  225; 
tuberkulöse,  Behandlung  819,  Pro- 
gnose 224,  Thalassotherapie  78. 

Perityphlitis  und  Angina,  Zusammen- 
hang zwischen  222;  Leukozyten 
bei  228,  297. 

Perkussion  des  Epigastriums,  ein 
diagnostisches  Hilfsmittel  bei  Ulcus 
▼entriculi  211;  des  Herzens  185; 
der  Lungenspitzen  nach  Erönig 
160. 

Perkussionsauskultation  des  Magens 
205. 

Peroneuslähmung  88;  operative  Be- 
handlung 84. 

Perversitäten,  sexuelle  148. 

Pes  calcaneus  paralyticus,  Behand- 
lung 85. 

Pessar  zur  Behandlung  inoperabler 
Genitalprolapse  859. 

Pest  519;  Diagnose  519;  Immuni- 
sierung gegen  die  275;  klinische 
Symptome  der  275;  sanitätspolizei- 
liche Bekämpfung  der  275;  Ver- 
nichtung der  Schiffsratten  519. 

Pestfall  in  Berlin  274. 

Pestsera,  verschiedene  275. 

Pfeifferbazillus,  Meningitis  cerebro- 
spinalis durch  278. 

Pflanzendialysate  22,  24. 


Pfortader,  Thrombose  der,  bei  Appen- 
dizitis 224. 

Pfortaderthrombose,  Aszites  bei  225, 
288. 

Pharmakotherapie  20. 

Phloridzindiabetes  287. 

Phloridzinmethode  zur  funktionellen 
Nierendiagnostik  246,  825. 

Phosphaturie,  Helmitol  bei  47. 

Phosphor,  Nachweis  des  476. 

Photographie  des  Augenhintei^gmn- 
des  892;  Bedeutung  ders.  ftUr  die 
geriohtsärzÜiche  Pnizis  470. 

Phthisiker,  chronische  Enteritis  der; 
Behandlung  81;  Gefahr  ders.  für 
die  Umgebung  159;  Sensibilitäts- 
neurosen des  Magens  bei  210;  Wir- 
kung der  Bettruhe  auf  das  Fieber 
der  177. 

Phthisis  pulmonum,  Pyramiden  als 
Antipyretikum  bei  47 ;  Sputum  bei 
158. 

Physikalische  Therapie  s.  Heilmetho- 
den; s.  Therapie. 

Physiologie  des  Nervensystems  134, 
185;  des  Sehens  114;  und  Patho- 
logie der  Tzänenabsondernng  und 
Tränenabfuhr  376 ;  der  Verdauung 
202. 

Physostigminwirkung  219. 

Piffmentmäler,  Behandlung  425. 

Fme,  Vergiftung  durch  480. 

Pinzette  zur  Ennemung  von  Fremd- 
körpern aus  der  Nase  und  dem 
Ohr  404. 

Placenta  praevia  346;  Dilatatorien 
bei  839. 

Plastik  s.  Sehnenplastik. 

Platanenschnupfen  und  Platanen- 
husten 407. 

Plattfuß,  Behandlung98;  Funktions- 
prüfnng  des  491 ;  Heilung  des  85; 
Herpes  progenitalis  und  420. 

Platt-  und  Hackenfuß  95. 

Plattfußeinlagen  95. 

Plazenta,  Uterusruptur  nach  Grede- 
schem  Handgriff  bei  angewachsener 
346. 

PlazentarlOsung,  Uterusruptur  bei 
manueller  346. 

Plazentarpolypen  848. 

Plazentarsyphüis  847,  437. 

Plazentartumor  348. 

Pleura,  Tumoren  der  172. 

Pleuritis,  Diagnose  170. 

Pleuritis  diaphragmatica  170. 


Sachregister. 


549 


Pleuritis  pnlsans  170. 

Pleuritis  sicca,  Mesotan  bei  chroni- 
scher 87. 

Pleoritische  Exsudate,  Behandlung 
171 ;  Mineralwässer  bei  70. 

Pneumatotherapie  61,  71. 

PneumokokkenperitonitiB  319. 

P&eumonia  desquamativa  obliterans 
167. 

Pneumonie  8.Gonokokkenpneumonie ; 
Agelutinationskraft  des  Blutserums 
n&cn  169;  Behandlung  72;  chro- 
nische durch  Trauma  495 ;  epide- 
mische 169;  Frahrezidiv  bei  fibri- 
nöser 168;  eitrige  Gelenkentzün- 
dung bei  169;  Häufigkeit  der 
kruppGsen,  bei  kleinen  Kindern 
177;  Heilung  der  169;  Parotitis 
bei  168;  bei  septischer  Endokar- 
ditis 168;  Sputum  bei  158;  West- 
phalsches  Zeichen  bei  169;  zere- 
brale Erscheinui^en  bei  169. 

PneumoniekokkenfVerbreitungsweise 
ders.  im  EOrper  5,  6. 

Pneumothorax,  klinische  Formen  des 
178;  spontaner  171;  Therapie  des 
geschlossenen  171. 

Pocken,  Councilmans  Erreger  der 
268;  reine  Karbolsäure  bei  269; 
Parasiten  der  268 ;  Botlichtbehand- 
lung 269;  Serumbehandlung  der 
269;  Thiolum  liquidum  bei  269. 

Poliomyelitis  anterior  acuta  infan- 
tum, pathologische  Anatomie  82. 

Polymyositis  129. 

Polyneuritis  128. 

Polypen  des  Oesophagus  202. 

Polyzythämie  und  chronische  Zyanose 
298. 

Poriomanie  144. 

Pottsche  Erkrankung,  Endresultate 
nach  der  mechanischen  Behand- 
lung der  89. 

Primärglaukom,  Dicke  der  Sklera  an 
Augen  mit  885;  Iridektomie  bei 
887. 

Processus  vermiformis  s.  Wurmfort- 
satz; ümstülpung  des  828. 

Prochowniksche  Diät  i.  d.  Schwanger^ 
Schaft  840. 

Prolaps  s.  Qenitalprolaps. 

Prolapsoperationen  859. 

Prolapsus  intestini  invaginati  822. 

Prolapsus  uteri  858. 

Prophylaxe  und  Hydrotherapie  72; 
in  der  Psychiatrie  188. 


Prostata  s.  Excochleatio. 

Prostatektomie,  perineiüe  827. 

Protargol  zur  Prophylaxis  der  Augen- 
blennorrhoe  bei  Neugeborenen  350. 

Protozoen  beim  Fleck^hus  273. 

Pruritus  vulvae  354. 

Pseudarthrose,  Behandlung  78. 

Pseudoappendizitis  223,  238,  385. 

Pseudoleberzirrhose  228. 

Pseudoleukämie  802. 

Pseudopepsin  203. 

Pseudorheumatismus,tuberkulöser81. 

Psoriasis  421 ;  Behandlung  425. 

Psychiatrie  s.  Lehrbuch;  188,  149; 
gerichtliche  von  Gramer  148,  497; 
Prophylaxe  in  der  138. 

Psychiamsche  Gutachten ,  Zeugen- 
aussagen in  485;  Sachverständigen- 
Ifttiffkeit  484. 

Psychische  Behandlung  von  Neu- 
rosen 146 ;  Grundlage  von  Neurosen 
142. 

Psychologie,  experimentelle  188. 

Psychopathia  sexualis  von  v.  Krafft- 
Ebing  150. 

Psychopathie,  sexuelle  488. 

Psychosen ,  AgglutinationsvermSgen 
bei  189;  patholoffische  Anatomie 
der  148;  nach  Infektionskrank- 
heiten 457;  Infusionstherapie  der 
147;  Knochenbrüchigkeit  bei  140; 
der  Landstreicher  486 ;  Pathogenese 
akuter  189;  bei  Tabes  185,  188; 
Trauma  und  492. 

Pubertätsalbuminurie ,  orthotische 
und  248. 

Pubiotomie  847. 

Puerperale  Bradykardie  848. 

Pueiperalfieber  848 ;  intravenOse 
Injektion  von  Formalin  bei  28. 

Pnlmonalarterie,  Stenose  der  198. 

Puls  180;  Ung:leichheit  der  Stärke 
dess.  bei  Persistenz  des  Ductus  art. 
BotaUi  188. 

Pnlsatorische  Erschütterungen  des 
Kopfes  185. 

Pulsus  altemans  182;  deficiens  182; 
paradoxus  188. 

Pupillenstarre  bei  hereditärer  Syphilis 
125. 

Pupillenveränderungen  nach  dem 
Tode  475. 

Pupillenzentrum,  Lokalisation  des 
877. 

Pnrgatin  81,  48,  49,  848. 

Pnrgen  82,  50,  51. 


550 


Sachregister. 


Purpura  haemorrhagica  nach  Schar- 
lach 266. 

Pustula  maligna  813. 

Pyämie  s.  DermatitiB;  intravenöse 
Injektion  von  Formalin  bei  28. 

Pyelitis,  Helmitol  bei  47;  nach  Go- 
norrhoe 256,  481. 

Pyoperikardium  189. 

Fyosalpinx  860. 

Pyramiden  47;  gegen  Typhus  272. 

Pyramidonsalze,  kampfersaure  50. 

Pyrogallussäure  zur  Behandlung  des 
Schleimhautlupus  der  Nase  425. 


Quecksilbervelopurin  489. 

Quellen  500. 

Quellsalzseifen  bei  Hautkrankheiten 

72. 
Querulantenwahnsinn  148. 


Rabies  7. 

Rachen,  Krankheiten  des  404,  414* 

Rachenmandel  und  Gehörorgan  der 
Idioten  898. 

Radialislähmung  nach  Oberarmfrak- 
tur, Nervenlösung  bei  828;  Sehnen- 
transplantation bei  traumatischer 
84. 

Radiographie  zur  Diagnose  der  Ne- 
phrolithiasis  255. 

Radioskopie  bei  Krankheiten  der 
Yerdauim^organe  199. 

Radiotherapie  s.  Grundriß. 

Ramogen  454. 

Rassenhygiene  508. 

Reaktion  s.  Diazoreaktion;  s.  Ehrlich- 
sche  Farbenreaktion ;  s.  Widalsche 
Reaktion;  Beförderung  der,  nach 
kalten  Wasserprozeduren  71. 

Reaktionsföhi^keit  des  Gehirns,  Ein- 
fluß hydriatischer  Prozeduren  auf 
die  68. 

Redressement,  Fettembolie  nach  80. 

Reflex  s.Kitzelreflez;  s.  ünterschenkel- 
reflex;  Babinskischer  115. 

Reflexe,  Verhalten  ders.  bei  Tabes 
125. 

Reformkleidung  för  Säuglinge  58. 

Refraktions-  und  Akkommodations- 
anomalien  des  Auges  890. 


Regeln  für  die  Pflege  von  Mutter 
und  Kind  von  L.  Pfeiffer  113. 

Regeneration  9. 

Reichsversicherungsamt,  Entschei- 
dungen des  496. 

Rektale  Blutinfudon  bei  perniziöser 
Anämie  801;  Ernährung  220. 

Renoform  46,  49. 

Resektion  s.  Darmresektionen;  s. 
Kniegelenksresektion;  mehrzeitige 
des  Dickdarmes  810;  der  Lebei 
881;  der  Vagina  bei  Scheiden- 
prolaps  859. 

Resorption  s.  Eiweißresorption;  im 
Magen  208. 

Respirator  109. 

Respiratorischer  Gaswechsel ,  Ein- 
fluß hydriatischer  Prozeduren  auf 
den  72. 

Retinitis  pigmentosa  und  Glaukom 
892. 

Retroflexio  uteri  858. 

Retropharyngealabszeß  durch  Mittel- 
ohreiterung bedingt  396. 

Retroversio  uteri  gravidi  345. 

Revolverosteotom  79. 

Revolverschußverletzungen  d.  Kopfes 
und  Rumpfes  815. 

Rezeptschreiben  s.  Sammlung. 

Rhacnitis,  Symptomatologie  78;  an- 
geborene 468. 

Rhachitische  Deformitäten  der  unte- 
ren Extremität,  Osteotomie  und 
Osteoklase  bei  812. 

Rheumasan  89. 

Rheumatismus  s.  Pseudorheumatis- 
mus;  Behandlung  87,  89. 

Rheumatoide,  syphilitische  484. 

RhinopharyngoI.Operationslehre  414. 

Rhinophym  813;  Behandlung  426. 

Rhinoplastik  aus  dem  Arme  816. 

Rhodi^en  188. 

Rhodansalze  bei  Syphilis  441. 

Riedels  Kraftnahrung  55,  56. 

Rieselfelder,  Fette  im  Boden  der  501. 

Riesenwuchs,  Beziehungen  zwisdien 
Nebennieren  und  814. 

Rindertuberkulose  4;  Artgleichheit 
der  Menschen-  und  156. 

Rippenknorpel,  Anomalien  ders.  als 
Ursache  von  Emphysem  156. 

Rippenresektion  bei  schwerer  Sko- 
liose 89. 

Rizinusöl  82. 

Röntgenbehandlung  von  Tumoren 
883. 


Sachregister. 


551 


Röntffenphotograpliie  der  Gallen- 
steine  230. 

Röntgenstrahlen  zur  Diagnose  der 
Longenkrankheiten  152;  bei  der 
Diagnose  der  Tuberkulose  175; 
EiniuB  ders.  auf  bösartige  Neu- 
bildungen 808. 

Röntgentechnik  85. 

Rotes  Kreuz  106,  118;  in  Russland 
106. 

Rotlichtbehandlung  der  I'ocken  269  ; 
bei  Scharlach  268. 

Rückenmark ,  doppelseitige  Halb- 
seitenerkrankungen  des  122 ;  Kom- 
pression des,  bei  Karies  der  Wirbel- 
säule 98. 

Rückenmarkserkrankungen,  trauma- 
tische 127 ;  Unfall-  und  chronische 
491. 

Rückenmarkssyphilis  122. 

Rückenversteifung,  muskuläre  90. 

Rückfallfieber  278. 

Ruhr  7;  Blutserumtherapie  der 
274. 

Ruhrbazillen  274. 


S. 

Sachverständijgentätigkeit,  ärztliche 
466 ;  psychiatrische  484 ;  versiche- 
rungsrechtliche 491. 

Salizylpräparate  86,  89;  Wirkung 
ders.  auf  die  Hamwege  49. 

SalmiaJcgeist,  Vergiftung  durch  478. 

Salochinin  46. 

Salpetrigsaure  Salze ,  Vergiftung 
durch  478. 

Salus  (Nährpräparat)  55. 

Salzschlirf  74.  ^ 

Salzwasserinfusion  bei  Urämie  258. 

Sammlung  taxierter,  ökonomischer 
Kassenrezepte  nebst  kurzer  An- 
leitung zum  Rezeptschreiben  50. 

Sanatorien,  schwimmende  60. 

Sanatorium  Wehrawald  59. 

Sanduhrmagen,  Pathologie  des  218. 

Sanitätspolizeiliche  Bekämpfung  der 
Pest  275. 

Sanitätswesen,  öffentliches  500. 

Sanoform  388. 

Sanosin  165. 

Sarcoma  ovarii  cysticum  860. 

Sarkom  s.  Magensarkom ;  s.  Osteoid- 
chondrosarkom; s.  Schädelsarkom; 
8.  Uterussarkom;   des  Blinddarms 


224; 
856. 


traubenfSrmiges,  des  Uterus 


Sauerstoff,  erste  Anwendung  dess.  im 
Gharit^krankenhause  zu  Berlin  im 
Jahre  1783  71. 

Sauerstoffeinatmung  bei  Gasvergif- 
tungen 514. 

Sauerstoffinhalationen  61. 

Säuglinge,  Disposition  ders.  zur  Tuber- 
kulose 158;  Sommersterblichkeit 
der  465. 

Säuglingsemährung  s.  Handbuch. 

Säuglingsreformkleidung  53. 

Schädeldefekte,  Deckung  traumati- 
scher 310. 

Schädelgeburten,  künstliche  Drehung 
der  Frucht  bei  344. 

Schädelhöhle,  Extraktion  von  Kugeln 
aus  der  315. 

Schädelimpressionen  bei  Neugebore- 
nen 350. 

Schädelsarkom,Behandlung  mit  Rönt- 

genstrahlen  308. 
ädelschüsse  815. 

Schädeltraumen ,  Späterkrankungen 
des  Gehirns  nach  117,  492. 

Schallleitungsapparat,  Funktion  des 
393. 

Scharlach,  Erreger  des  458;  5mal 
bei  einem  Individuum  266;  ver- 
schiedene Heilsera  267;  Leberzii^ 
rhose  im  Anschluß  an  228;  auf 
einer  Masemstation  266;  Purpura 
haemorrhagica  nach  266;  Rekon- 
valeszentenserum  267;  Rotlicht- 
therapie 268;  Spontanluxation  des 
Hüftgelenkes  bei  92 ;  Streptokokken 
bei  267;  totale  Taubheit  infolge 
von ;  spontane  Wiederkehr  des  Ge- 
hörs nach  400. 

Scharlachähnliche  Exantheme  nach 
Diphtherieheilserum  266. 

Scharlachinfektion  457. 

Scharlachnephritis ,  ürotropin  zur 
Verhütung  von  258,  268. 

Scharlachverbreitung  durch  Milch267. 

Schartenspuren,  Identifizierung  von 
469. 

Scheide,  Abreißungen  der,  und  des 
muskulösen  Beckenbodens  als  Ur- 
sachen von  Genitalprolaps  845. 

Scheidendammnaht,  Spiegel  zur  389. 

Scheidendrüsen  und  Scheidenzysten 
855. 

Scheidengewölbe,  Zerreißungen  des, 
während  der  Geburt  346. 


552 


Sachregister. 


Scheidenprolaps,  Resektion  der  Va- 
gina bei  859. 

Scneidenrisse  481. 

Scheintod  Neugeborener  850. 

Schenkelhalsbrüche  im  jugendlichen 
Alter  98. 

SchenkelhalsTerbiegongen ,  Aetio* 
logie  98. 

Schiefhals,  angeborener  86. 

Schielende,  Bilder  für  stereoskopisehe 
üebungen  zum  Gebrauch  für,  von 
Dahlfeld  890. 

Schienen  86. 

Schilddrüse,  Osteoidchondrosarkom 
der  10. 

Schimmelpilze  7. 

Schlaf,  postepileptischer  140. 

Schl&femappentumoren  120. 

Schlafkrankheit  7,  277;  Aetiologie 
119. 

Schlafmittel  s.  Veronal. 

Schlottergelenk,  paralytisches  87;  der 
Schulter,  Arthrodese  828. 

Schmierseife,  Aetzunffen  durch  422. 

Schnupf en,Diphtheriebazillen  bei  460. 

Schreaoreaktion  vor  Gericht  485. 

Schreibkrampf  88 ;  psychische  Grand- 
lage 142. 

Schreibstürungen  bei  Geisteskrank- 
heiten 146,  150. 

Schrumpfniere,  Behandlung  ders. 
durch  Muskelübungen  255. 

Schulen  für  nervenkranke  Kinder 
184. 

Schulskoliose  88. 

Schulter  s.  Schlotterselenk;  angebo- 
rene Verrenkung  der  87;  piuraly- 
tisches  Schlottergelenk  der  87. 

Schulterblatthochstand,  angeborener 
87;  erworbener  87. 

Schußverletzungen  des  Herzens  und 
der  großen  Geföße  887 ;  des  Ohres 
894. 

Schwachsinnige,  famili&re  Verpfle- 
ffung  ders.  112. 

S<£wach8innsgrade,  leichtere  145. 

Schwangerschaft  840;  Azetonarie  in 
der  841;  Beziehungen  innerer 
Krankheiten  zu  864;  Blutdruck- 
steigerung  während  der  840;  Blut- 
untersuchungen in  der  840 ;  Chorea 
in  der  840 ;  Diät  in  der  840;  Hyper- 
emesis  in  der  841;  Ikterus  in  der 
840;  Larynxtuberkulose  und  412; 
im  56.  Leben^ahr  841 ;  Myome  in 
der  841;  Parametritis  und  841; 


Syphilis  in  der  840,  437;  Tuber- 
kulose  und  842;  üterasrnptar  in 
der  341;  Zeichen  von  mehrfacher 
841. 

Schwangerschaftsdauer  840,  481. 

Schwebmtreckverband  bei  Ober- 
Bchenkelbrüchen  329. 

Schwefelthermen  von  Landeck  74. 

Schwefelwftsser,  kalte  von  Preaton 
(Kanada)  74. 

SchwefelwasserstoflfVergiftang  478. 

Schwerhörigkeit,  Abdominaltyphus 
mit  zentzal  bedingter  270. 

Schwitzbett  s.  Heißluftapparate. 

Schwitzen,  Einfluß  dess.  auf  die  Blut- 
zusammensetzung 64. 

Schwitzprozeduren,  Blutbefand  bei 


Seeale  comutum  bei  Diabetes  insi- 
pidus  292. 

Sectio  caesarea  s.  Kaiserschnitt 

Seeklima,  Einfluß  dess.  auf  die  Lon- 
l^entuberkulose  176 ;  und  Seebäder 
m  ihrem  Einflüsse  auf  den  Qe- 
samtstoflFwechsel  des  Menschen  60. 

Seekrankheit,  Behandlung  112. 

Sehfunktion  114. 

Sehnendefekte ,  plastischer  Ersatz 
von  85. 

Sehnenplastik  83 ;  Heilungsvorg&nge 
nach  83. 

Sehnenscheidenhygrom  der  Hand, 
Ezstirpation  des  tuberkulösen  837. 

Sehnen-  und  Muskeltransplantation 
84. 

Sehnenüberpflanzung  am  Oberschen- 
kel 102. 

Sehnenwanden,  Heilung  der,  nach 
Sehnenplastik  9. 

Sehorgan,  Beziehungen  der  Allge- 
memleiden  und  Organerkraakan- 
gen  zu  Veränderangen  und  Krank- 
heiten des  890. 

Sepsis  5 ;  akute  887 ;  allgemeine,  bei 
chronischer  Mittelohreiterung  897; 
Leukozytendiagnostik  bei  296;  mit 
Miliartuberkulose  278. 

SeptikopYämie,pu€»rpende;  Behand- 
lung ders.  mit  intravenösen  Kol- 
largoliigektionen  50. 

Septische  Endokarditis  s.  Endokar- 
oitiB. 

Septische  Erkrankonpien  278;  intra- 
vaskuläre  Kochsalzinfusion  bei  278 ; 
Behandlung  mit  intravenösen  &1- 
laigolii^eraonen  813. 


Sachregister. 


553 


Septumdeviation^Fensterresektion  bei 
408. 

Serombehandlung  des  Abdominal- 
typhos  272;  bei  Milzbrand  279; 
des  Morbus  Basedowii  183;  der 
Pest  275;  der  Pocken  269;  des 
Scharlachs  267. 

Serumreaktion  s.  Widalsche  Reak- 
tion. 

Sessel  111. 

Sexualtrieb,  perverser  und  Sittlich- 
keitsverbrechen  148. 

SexueUe  Funktionsstörungen  beim 
Manne,  Therapie  71 ;  Psychopathie 
488. 

Sielwftsser,  Schwimm-  und  Schwebe- 
stoffe der  501. 

Sigmoiditis  216. 

Simulation  von  Qeistesstörung  490. 

Sinnesorgane,  Physiologie  der  184. 

Sinus  transversus,  Blutung  aus  dem 
896;  Thrombophlebitis  des;  Fort- 
bestehen der  septikopy&mischen 
Erscheinungen  trotz  Sinusausräu- 
mung, spontane  Heilung  397,  ^- 
heilt  nach  intravenösen  Infusio- 
nen mit  Kochsalzlösung  897. 

Sinusthrombose  122;  Operation  der, 
ohne  Eröffiiung  des  Antrum  397. 

Sitzb&der,  kühle,  bei  Beckenexsuda- 
ten 71. 

Skiaskopietheorie  392. 

Sklera,  Dicke  der,  an  Augen  mit 
Primftrglaukom  885. 

Sklerodermie,  Aetiologie  420;  im 
Kindesalter  420;  nach  Morbus 
Basedowii  183. 

Sklerose,  mtdtiple,   Differentialdia- 

fnose  123;  Kombination  von  Ta- 
es  und  126;  Stauungspapille  bei 
123. 

Skoliose  s.  Schulskoliose;  patholo- 
gische Anatomie  88;  angeborene 
88;  Experimentelles  88;  Halsrip- 
pen  und  88;  Korsettbehandlung 
89;  Patiiogenese  der  kindlichen 
88;  Rippenresektion  bei  schwerer 
89 ;  Unterschiede  in  der  Form  bei 
m&nnlichen  und  weiblichen  Indi- 
viduen 88;  Wandemiere  und  88. 

Skoliosenredressionsapparat  86. 

Skopolamin  bei  Ifogenleiden  81. 

Skopolamin-Morphiumnarkose     807, 

Skopolamin  •  Morphium-  Halbnarkose 
in  der  Geburtshilfe  888. 


Skrotalzeichnung,  zirzinäre  432. 

Soda  zur  Desinfektion  520. 

Soden  s.  Bad  Soden. 

Sodomie  490. 

Solbad,  Wirkung  des,  und  des  koh- 
lens&urehaltigen  Solbades  66. 

Solbad  Inowrazlaw  72. 

Solbäder,  kohlensaure  eisenhaltige, 
in  Kissingen;  neue  Erwärmungs- 
art der  74. 

Somatose  849. 

Sondierung  der  Speiseröhre  202. 

Sonnenbäder  59. 

Soor  457. 

Spaltbecken  343. 

Spätapoplexie,  traumatische  117. 

Späterknuikungen  des  G^himB  nach 
Schädeltraumen  492. 

Speicheldrüse,  submaxillare  458. 

Speisenthermophore  55. 

Speiseröhrengesch  wür,peptisches  200. 

Spekulum  354. 

Spermanachweis  468. 

Sphygmograph  180. 

Spina  ventosa,  Behandlung  ders. 
mittels  Autoplastik  829. 

Spinalparalyse,  spastisdie  126. 

Spiralfrakturen  des  Unterschenkels 
331. 

Spiritismus,  Geistesstörung  und  144. 

Spiritistische  Medien,  forensische  Be- 
urteilung ders.  488. 

Spitzfuß,  hysterischer  und  Trauma  96. 

Splenektomie  bei  Bantischer  Krank- 
heit 304. 

Splenomejralie  808. 

Spondylitis  nach  Influenza  274;  in- 
fecti08a91;  traumatica  90 ;  tuber- 
culosa  89;  typhosa  90. 

SpondylitiBche  Lähmungen  s.  Läh- 
mungen. 

Spontanheilung  des  Hydrozephalus 
461 ;  von  Nieren-  und  Blasentuber- 
kulose  258;  der  tuberkulösen  Peri- 
tonitis 224. 

Spontanluxationen  des  Hüftgelenkes 
92. 

Spontanzertrümmerung  der  Blasen- 
steine 260. 

Sprache  der  Geisteskranken  150. 

Sprachstörungen  nach  Infektions- 
krankheiten 457. 

Sprachzentrum ,  Hemmungsfünktio- 
nen  des  akustischen  116. 

Spulwurm   im   Ductus  choledochus 


554 


Sachregister. 


Sputum ,  diagnosÜBche  Bedeutung 
des  weohsemden  Eiweißgehalts  im 
153. 

Sta^hylokokkenmjkosis  der  Haut  bei 
Diabetes  mellitus  418. 

Stauungspapille  bei  multipler  Skle- 
rose 123. 

Steinniere,  doppelseitige  264. 

Steißhaken  338. 

Steißlage,  Zeryixstriktur  und  844. 

St^lzbem  86. 

Stenose  der  Pulmonalarterie  198 ;  der 
Vena  azygos  193. 

Stereoskopischer  gerichtsärztlicher 
AÜas  von  Lesser  498;  med.  At- 
las 392. 

Sterilisation  kleiner  Verbandstoff- 
men^en  107. 

Sterilisierung  der  Gummihandschuhe 
809. 

Sterilit&t  352. 

Stich-  und  Schußverletzungen  des 
Thorax  317. 

Stickstoffausscheidung  im  Harn*  in 
patiiologischen  Zuständen  252. 

Stieltorsion  bei  Hydrosalpinx  360; 
der  OvaiiakTsten  360. 

Stillen  349. 

Stimmritzenkrampf  461. 

Stimmungsschwankungen  bei  Epi- 
leptikern 145. 

Stimhimtumoren  119. 

Stimhöhleneiterungen  409. 

Stimreflektor  404. 

Stoffwechel  s.  Seeklima;  Einfluß  des 
Meeresklimas  und  der  Seebäder  auf 
den  74 ;  im  Hochgebirge  507 ;  Ober- 
fläche und  449;  der  Tuberkulose 
177. 

Stoffwechselkrankheiten  282. 

Stokes-Adamssche  Krankheit  182. 

Stottern  414. 

Stotternde  Kinder  von  Liebmann  464. 

StrafyoUzug  bei  Geisteskranken  148 ; 
484. 

Strangmarke  bei  Erhängten,  vitale 
oder  postmortale  Entstehung  der 
471. 

Streptokokken  bei  Scharlach  267. 

Strikturen  s.  Magenstrikturen ;  des 
Oesophagas  200. 

Strophulus  417;  postvaccinalis  417. 

Struma  accessoria  der  Zunge  409. 

Strumitis  posttyphosa  270. 

Strrchnininjektionen  bei  Diabetes  in- 
sipidus  292;  bei  Ileus  219»  854. 


Sturz  von  der  Höbe  473. 

Stjptika  bei  Hämophilie  304. 

SiTptizin  354. 

SiTptol  854. 

Subkutin  45,  48. 

Sublamin  gegen  Syphilis  80,  49. 

Sublimat  o«i  Blasentuberkulose  259. 

Sublimatiigektionen,  subkutane  bei 
Leberaffektionen  228. 

Sublimatnephritis,  Blutdruck  bei  182. 

Subluxation,  spontane  des  Hand- 
gelenkes 87. 

Subphrenische  Abszesse  319. 

Sulfonal,  toxische  Neuritis  nach  Ge- 
brauch von  128. 

Suprarenin  46,  50. 

Snspensionsapparate  107. 

Symphysenruptur  345. 

Synovialmetastasen,  blennorrhoische 
444. 

Syphilis  s,  Rückenmarksi^hilis ;  Ton 
Schuster  443;  Aetiologie  481 ;  abor- 
tive Behandlung  438;  lokale  Be- 
handlung 439;  erweichende  Bu- 
bonen4ä;  Diagnose  432 ;  Elephan- 
tiasis vulvae  und  447 ;  Hämoglobin- 
probe bei  438;  des  Herzens  188, 
435;  Impfungen  auf  Affen  432; 
Iigektionstherapie  439 ;  latente  434 ; 
der  Leber  228;  Lumbalpunktion 
bei  433 ;  des  Magens  434 ;  ffummSse 
der  Mamma  436;  Milzschwellung 
bei  464 ;  der  Mundschleimhaut  438 ; 
der  Nabelschnur  347 ;  kon^nitale 
der  Nebenniere  16 ;  Nephritis  durch 
251 ;  der  Nieren  435 ;  der  Plazenta 
847;  Prognose  der  442;  in  der 
Schwangerschaft  340 ;  und  multiple 
Sklerose,  Differentialdiagnose  123 ; 
Sublamin  gegen  30,  49;  tertiäre 
488;  Therapie  438;  ürobilin  und 
Glykosurie  433;  viszerale  217. 

Sypmlis  hereditaria436;  von  Buschke 
441;  Behandlung  440;  Gelenk- 
erscheinungen bei  438 ;  und  Häma- 
toporphyrlnurie  438;  ohne  Haut- 
erscheinungen 438;  Nebennieren 
bei  488;  Pupillenstarre  bei  125. 

Syphilisimmumtät  445. 

Syphilitische  Beckengewebsentzün- 
dung  435;  Magenstrikturen  218; 
Rheumatoide  434;  Venenentzün- 
dungen 434. 

Syphilom  des  Ziliarkörpers  390. 

Syringomyelie ,  Verbiegungen  der 
Wirbelsäule  bei  89. 


Sachregister. 


555 


T. 

Tabes  dorsalis,  Aetiolope  124;  Ak- 
zessorinsl&hmung  bei  126;  Früh- 
diagnose 125,  126;  juvenile  124; 
Eehlkopfstörungen  bei  414 ;  Leuko- 
zyten bei  297;  Pathogenese  126; 
Psychosen  bei  135,  138;  Queck- 
BÜberätiologie  der  436;  Verhalten 
der  Reflexe  bei  125;  mit  multipler 
Sklerose  126;  Statistisches  124. 

Tabische  Osteoarthropathie  der 
Wirbels&ule  90. 

Tachykardie,  paroxysmale  183. 

Taenia  solium,  perniziöse  Anämie 
durch  298. 

Talmasche  Operation  227,  810;  bei 
Synechia  pericardii  189. 

Tamponade,  sterile  der  Nase  404. 

Taschensterilisator  112. 

Taubheit,  totale  infolge  von  Schar- 
lach,  spontane  Wiederkehr  des 
Gehörs  nach  400. 

Taubstummenunterricht  durch  Hör- 
übungen 400. 

Taubstummheit  und  Hörstummheit 
402;  Ursachen  der  400. 

Temperatur  chronisch  erkrankter 
Gelenke  82;  entfernter  HautsteUen, 
EinfluB  thermischer  Beize  auf  die 
63. 

Tenodese  84. 

Teratome  s.  Mediastinum. 

Tetanie,  pathologische  Anatomie  132 ; 
Beziehungen  ders.  zur  Epilepsie 
und  Hysterie  182;  gastrische  und 
intestinale  220;  Pathologie  der  132. 

Tetanus  bedingt  durch  Infektion  vom 
Ohr  aus  395 ;  antitoxische  Behand- 
lung 132;  traumaticus  313. 

Tetanusbazillus,  Vorkommen  des  132 ; 

ThaJassotherapie  73,  74;  der  tuber- 
kulösen Peritonitis  73. 

Thalliumalopezie  420. 

Theozin  33,  34,  48,  190,  255. 

Therapie  s.  Handbuch;  s.  Pharma- 
kotiierapie;  physikalische  s.  Lexi- 
kon, der  Hautkrankheiten  422; 
physikalisch  -  diätetische  in  der 
ärztlichen  Praxis  von  Presch  113. 

Thermische  Anwendungen,  EinfluB 
ders.  auf  das  Blutgefäßsystem  62, 
63. 

Thenmsche  Reize ,  Blutverände- 
rungen  durch  64;  Einfluß  ders. 
auf    die    Temperatur    entfernter 


Hautstellen  63;  Einfluß  ders.  auf 
das  Volumen  der  Milz  und  Niere 
64. 

Thermische  Wirkung  von  Salzen  auf 
die  Haut  67. 

Thermometer,  auskochbares  111. 

Thermophor  55. 

Thigenol  423;  bei  Frauenleiden 
353. 

Thiolum  liquidum  424;  bei  Frauen- 
leiden 353;  bei  Pocken  269. 

Thiosinamin  406. 

Thiosinamineinspritzungen  bei  Du- 
puytrenscher  Fingerkontraktur  87, 
828. 

Thorax,  Stich-  und  Schußverletzun- 
gen des  317. 

Thorazdeformitäten  bei  Vegetationen 
des  Nasenrachenraumes  89. 

Thrombophlebitis,  eitrige  des  Sinus 
cavernosus  im  Anschluß  an  Ziü^- 
karies  122;  des  Sinus  transversus 
397. 

Thrombose  S.Nierenvenenthrombose; 
s.  Pfortaderthrombose ;  8 ;  der  Pfort- 
ader bei  Appendizitis  224;  bei 
Typhus,  Ursache  der  270;  der 
Vena  mesenterioa  mit  Ileus  219. 

Thymol  gegen  Bothriocephalus  latus 
221. 

Thymus,  persistente  138. 

Thvmushyperplasie,  plötzlicher  Tod 
durch  473. 

Thyreoiditis,  Angina  kompliziert  mit 
akuter  409. 

Tibia,  Enochenhöhlen  in  der,  Be- 
handlung 312. 

Tic  136. 

Tinctura  aconiti  bei  Urämie  253. 

Tod,  plötzlicher  durch  Thymushyper- 
plasie  473. 

Todesarten,  gewaltsame  470. 

Todesursachen  bei  Neugeborenen  in 
und  gleich  nach  der  Geburt  351, 
475. 

Todtmoos  im  Schwarzwald  58. 

Tollwut,  Negris  Erreger  ders.  be- 
stritten 279. 

Toluylendiaminvergiftung  299. 

Tonsillen  und  das  Zäpfchen  bei 
Tuberkulose  175. 

Tonsillotomie,  Blutung  nach  410. 

Topographie  der  Beckenorgane  361. 

Torticollis  spasticus  86. 

Totenstarre  s.  Leiohenstarre ;  intra- 
uterine 498. 


556 


Sachregister. 


Tötung  des  lebenden  Kindes  344, 
482. 

Toxikologie  s.  Eompendinm. 

Toxine,  KoUe  der,  bei  der  EntzQn* 
dang  des  Auges  878. 

Tracheotomie  bei  Krupp  410. 

Trachom,  Erkrankung  des  Tarsus 
und  des  Lidrandes  bei  888. 

Tränenabsonderung  und  Tränen- 
abfuhr, Physiologie  und  Patho- 
logie der  376. 

Tränendrüse,   Innenration  der  876. 

Tränen-  und  Mundspeicheldrüsen, 
symmetrisdie  Erkrankung  der  817. 

Transplantation  9 ;  ungestielter  Haut- 
lappen nach  Krause  309. 

Trauma  s.  Knochentrauma ;  s.  Schädel- 
traumen; und  Hysterie  492;  und 
Psychose  492;  und  Tabes  124. 

Traumatische  Erkrankungen  des  Her- 
zens 498 ;  Nephritis  252 ;  Rücken- 
markserkrankungen 127. 

Trichocephalus  als  Ursache  akuter 
Appendizitis  222. 

Tridit^rbecken  843. 

Trigemin  47,  50. 

Trigeminusneuralgie ,  Mesotan  bei 
87. 

Trikuspidalis,  MiBbildungen  der  189. 

Trinkkuren,  Einfluß  ders.  auf  die 
Zusammensetzung  der  Blutflüssig- 
keit 69. 

Trinkwasserinfektion  520. 

Trockenheiflluftapparat  110. 

Trokar-Komzange  852. 

Trommelfellabszesse,  primäre  894. 

Trommelschlegelfinger  189. 

Tropenkrankheit  der  Ohren  894. 

Trunksucht,  Ehescheidung  bei  149; 
Entmündigung  wegen  149. 

Trypanosoma  rProtozoon)  7,  277. 

Tryptophanreastion  und  Magenkar- 
zinom 214. 

Tuben,  Fibromyom  der  860. 

Tubenschleimhaut,  adenomatöse  Wu- 
cherungen der  360. 

Tubenschwangerschaft  842;  von 
Keller  865;  wahre  und  vorge- 
täuschte 842;  wiederholte  842. 

Tuberkelbazillen  s.  Agglutination; 
im  Harn,  Nachweis  257. 

Tuberkulineinspritzung,  Gefahren 
der  162. 

Tuberkulinimpfung,  diagnostische 
161. 

Tuberkulose  s.  Augentuberkulose ;  s. 


Fütterungstuberkulose;  s.  Gelenk- 
tuberkulose; 8.  GFenitaltnberku* 
lose;  s.  Kniegelenkstuberkulose;  s. 
Lungentuberkulose ;  s.  Rindertuber- 
kulose; Anästhesierung  der  oberen 
Luftwege  bei  177;  Anzeigepflicht 
bei  518;  Atoxylbei29;  Auftreten 
ders.  in  Zigarrenfabriken  175  ;  Be- 
kämpfung der  162;  Biologie  der 
Bazillen  8 ;  und  Diabetes  283 ;  Dis- 
position des  Säuglings  zur  158; 
Einfluß  der  Wohnung  auf  die  Er- 
krankung au  159,  163;  Genese 
der  hämatogenen  16;  der  weib- 
lichen Genitalien  419;  Heilungs- 
fähigkeit 162;  Immunisierung 
ge^en  166,  177;  Infektionsmodus 
bei  8;  Inhalation  von  Kalkstaub 
gegen  165;  des  Kindesalters  176; 
Lävulose  und  Paraffiniigektionen 
bei  1 65 ;  primäre  der  quergestreiften 
Muskeln  837;  des  Ohres  895;  der 
Ovarien  860 ;  Röntgenstrahlen  bei 
der  Diagnose  der  175;  Sanosin 
gegen  165;  und  Schwangerschaft 
342;  Stoffwechsel  der  177;  Ton- 
sillen und  das  Zäpfchen  bei  175; 
der  Vulva  854 ;  Weg  der  Infektion 
beim  Erwachsenen  158;  der  Zer^ 
vix  355. 

Tuberkulöse  Bauchfellentzündung 
860;  Kehlkopfgeschwülste  413; 
Koxitis  s.  Koxitis;  Meningitis  s. 
Meningitis;  Peritonitis  s.  Peritoni- 
tis, Behandlung  319. 

TuberkulöserPseudorheumatismusSl* 

Tuberkulosesterblichkeit  176. 

Tumoren  s.  Geschwülste;  Myelitis 
bei  malignen  186 ;  der  Pleura  172; 
Röntgenbehandlung  von  333. 

Tumapparate  107. 

Typhen,  atypische  271. 

l^höse  Cholezystitis  230,  270;  Peri- 
karditis 270. 

Typhus,  Pettenkofer  und  Koch  269. 

l^phus  abdominalis  s.  Abdominal- 
typhus; Adrenalin  gegen  Darm- 
blutung bei  49 ;  Ausbreitung  durch 
Walser  519;  Differentialdiagnose 
519;  Hydrotherapie  (Historisches) 
72;  Knochenmark  bei  17,  90;  Kon- 
tagion 519;  Pyramiden  bei  47; 
üeoertragung  durch  Fliegen  519; 
Verbreitung  durch  Milch  519. 

Typhusbazillen ,  toxische  Wirkung 
der  5. 


Sachregister. 


557 


Typhasbazillos  und  Bacillus  proteus 

271. 
Typhusdiagnose,  Agglutination  und 

271. 
lyphusdiagnostücum,  neues  271. 


ü. 

üeberfahrenwerden  472. 

üebemähung  s.  Darm. 

Ulcus  molle,  Erreger  des  441;  The- 
rapie 441. 

Ulcus  pepticum  200. 

Ulcus  rodens  vulvae  854. 

Ulcus  ventriculi  211 ;  Anästhesin  bei 
44;  chirurgische  Behandlung  212; 
Diagnostik  211;  Perforation  bei 
218;  Therapie  212. 

Unfall  und  Lumbago  498;  Nystagmus 
durch  498. 

Unfall-  und  chronische  Rückenmarks- 
erkrankungen  491. 

Unfallnervenkranke,  Begutachtung 
von  134. 

Unfallverletzte,  Körpermessungen  an 
Gliedern  ders.  491. 

Unfruchtbarkeit  des  Weibes,  Patho- 
logie und  Therapie  der,  von  Schenk 
867. 

Unguentum  argenti  coUoidalis  Cred^ 
50. 

Unterbindung  der  Vena  femoralis 
unterhalb  des  Ligamentum  Pou- 
partii  811. 

Unterrichtsbuch  für  freiwillige  Kran- 
kenpfleger 118. 

Unterschenkel,  Spiralfrakturen  des 
881. 

Unterschenkelgangr&n  im  primär  afe- 
brilen Wochenbette  849. 

Unterschenkelgeschwüre,  Behandlung 
71. 

Unterschenkelreflex,  Oppenheimscher 
115,  116. 

Uribnie,  Entstehung  der  258;  The- 
rapie 258. 

Ureterenkatheterismus  bei  Nephro- 
lithiasis  256. 

Urethralii^'ektionen,  Technik  der  480. 

Urethralprolaps  861. 

Urethritis,  nichtgonorrhoische  428. 

Urinsejpregatoren  247. 

Urobilin,  Nachweis  von  244« 

Urologie  s.  Lehrbuch. 

Urosanol  480. 


Urosin  293. 

Urotropin  zur  Verhütung  von  Schar- 
lachnephritis  258,  268;  zur  Pro- 
phylaxe gegen  typhöse  Bakteriurie 
272. 

Urtikaria  durch  Adrenalin  405;  Pa- 
thogenese 416. 

Uterus  s.  Inversio;  s.  Retroversio; 
Lipoma fibromyomatosum  des  10; 
Zusammenvorkommen  von  Krebs 
uind  Tuberkulose  im  12. 

Uterusblutunffen,  Einfluß  des  Nerven- 
systems auf  die  Entstehung  von  852. 

Uterusdilatation  839. 

Uterusffonorrhoe  481. 

Uteruskarzinom  855 ;  Blasenverände- 
rungen bei  861. 

Uterusmyom  857;  maligne  Entartung 
858. 

Uterusprolaps,  Aetiologie  869. 

Uterusruptur  nach  CrecuSschem  Hand- 
griff bei  angewachsener  Plazenta 
846 ;  bei  manueUer  Plazentarlösung 
846 ;  in  der  Schwangerschaft  841 ; 
operative  Behandlung  846. 

Uterussarkom  856. 


y. 

Vagina,  Tumoren  der  355. 

Vaginaefixation  858. 

Vaginale  Köliotomie  s.  Köliotomie. 

Vaginale  Operation  bei  gynäkologi- 
schen Erkrankungen  857. 

Vaginaler  Kaiserschnitt  847. 

Vaginifixur  858. 

Vagitus  uterinus  844. 

Vakzination  s.  Strophulus. 

Vakzine  an  den  weiblichen  Genitalien 
421. 

Vaporisation  858. 

Varizen  der  unteren  Extremitilt,  Be- 
handlung ders.  durch  Ausschälung 
nach  Madelung  829. 

Vasomotoren  194. 

Vegetarianismus  509. 

Vegetarische  Diät  54;  bei  Frauen- 
leiden 852,  854. 

Vena  azygos,  Stenose  der  193 ;  femo- 
ralis, Unterbindung  ders.  unterhalb 
des  Ligamentum  Poupartii  811; 
mesenterica,  Thrombose  der,  mit 
Ileus  219. 

Venenentzündungen ,  syphilitische 
484. 


558 


Sachregister. 


Venerische  Krankheiten  426;  Pro- 
phylaxe ders.  426. 

yentilaüon513;derWa8chküchen514. 

Yentrofixation  358. 

Yentroskopie  851. 

YerbBnde  86. 

Yerbandeimer  107. 

Yerbandstoffe,  gewaschene  108. 

Yerbandstoffsterilisation  107,  108. 

Yerbrennnng,  Tod  durch  472. 

Yerdaaungs.Eiwei£Terdaaang;  Phy- 
siologie der  202. 

Yerdaunngsorgane,  Krankheiten  der 
199. 

Yererbong  18;  der  Syphilis  486. 

Yergiftnngen  s.  Kohlenozydvergif- 
tung;  8.  Oxalsäurevergiilning ;  s. 
Toluylendiaminyergiftiuig;  476 ; 
bei  Hautbehandlung  426. 

Verkalkung  der  Arterienwand  16; 
des  Ovariums  360. 

Verletzungen  durch  Flobertschuß- 
Waffen  473. 

Veronal  41,  48,  51,  147. 

Verrenkung,  angeborene  der  Schulter 
87. 

Versicherungsrechtliche  Sachverstfin- 
digentäti^eit  491. 

Verwandtscmaftsehe  und  Taubstumm- 
heit 400. 

Vibrationsgefühl  115. 

Vibrationsmassage  der  Ohrtrompete 
894. 

Visdnum  depuratum  424. 

Viszeralsyphilis  217,  484. 

Vizzavona  58. 

Volvulusbildung  218. 

Vomitus  gravidarum,  Anästhesin  bei 
45. 

Vorbeireden,  Symptom  des  145. 

Vorhof  s.  Herz. 

Vorlesungen  über  allgemeine  Geburts- 
hilfe von  Bayer  862. 

Vulva  s.  Elephantiasis ;  Leukoplakie 
der  354;  Tuberkulose  der  854. 


Wachstumsosteitis,  apophysäre  77. 

Wandanstrich  515. 

Wanderleber  226. 

Wandemiere,  orthotische  Albumin- 
urie und  249;  Behandlung  ders. 
durch  Heftpflasterverband  258 ;  und 
Skoliose  88. 


Wandertrieb,  krankhafter  144. 

Wanne  s.  WeUenbadewanne. 

W&rme,  Anwendung  konstanter  72; 
Wirkungen  der  s&ahlenden  65. 

Wärmeapplikation,  lokale  71. 

Warzenfortsatz  s.  Mastoidopera- 
tionen. 

Waschtisch,  aseptischer  fCbr  das  Ope- 
rationszimmer 108. 

Wasser,  Enteisenung  des  504. 

Wasserbad,  indifferentes,  und  Blut- 
druck 66. 

Wasserpilze  504. 

Wasserprozeduren»  Beförderung  der 
Reaktion  nach  kalten  71 ;  Emfluß 
lokaler,  auf  den  Tonus  der  großen 
Gefäße  62. 

Wasserreinigung,  chemische  508; 
Ozon  zur  508. 

Wasserstoffsuperoxyd  zur  Behandlung 
der  kidten  Abszesse  81;  zur  Be- 
handlung der  Pigmentmäler  425. 

Wattenlaulen,  ein  therapeutischer 
Sport  68. 

Wechselfieber,  mikroskopische  Dia- 
gnose 276. 

Wehen,  Ursachen  der  Blutdruck- 
steigerung in  den  840. 

Wehrawald  s.  Sanatorium. 

Wellenbadewanne,  Höglauersche  65. 

Wemarzer  Quelle,  diuretische  Wir- 
kung der  70. 

Westphalsches  Zeichen  bei  Pneu- 
monie 169. 

Widalsche  Reaktion  bei  Endokar- 
ditis 271;  bei  Lebererkrankunffen 
226. 

Winterklima  Aegyptens  57. 

Winterstationen  und  Heilquellen 
Algeriens  70. 

Wirbelsäule,  chronisch  ankylosie- 
rende Entzündung  der  18,  90;  Er- 
krankungen der  88;  Kompression 
des  Rflckenmarkes  bei  Karies  der 
98;  und  Rflckenmarksverletzungen 
127 ;  Verbiegung^en  der,  bei  Syringo- 
myelie  89;  tabische  Osteoarü^- 
pathie  der  90. 

Wirbelsäulenentzündung,  ambulante 
Behandlung  der  tuberkulösen  90. 

Wirbelsäulenerkrankunffen,  Darstel- 
lung ders.  durch  Sie  Röntgen- 
strahlen 85. 

Wochenbett  848. 

Wochen'bett&eber  348. 

Wochenbettstatistik  848. 


Sachregister. 


559 


Wöchnerinnen,  Porgatin  als  Abführ- 
mittel bei  31. 

Wohnung,  Einfluß  ders.  auf  die  Er- 
krankung an  Tuberkulose  159, 168. 

Wohnungs&age  515. 

Wohnungsgesetz  515. 

Wurmfortsatz  s.  Processus  vermi- 
formis; isolierte  Brucheinklem- 
mungen des  328;  Verftnderungen 
dess.  bei  gynäkologischen  Erkran- 
kungen 222,  328. 

Wurmfortsatzerkrankung ,  Colitis 
membranacea  bei  216. 

Wurmkrankheit  s.  Anchylostomiasis. 


r. 

Yohimbin  45;  als  lokales  Anästhe- 
tikum  406;  bei  Ohren-  und  Nasen- 
krankheiten 898. 


Z. 

Zahnkaries,  eitrige  Thrombophlebitis 

des  Sinus  cavernosus  im  Anschluß 

an  122. 
Zanderapparate  85. 
Zangenoperation,  Indikation  für  die 

845. 
2tehenphänomen,  Babinskisches  115. 
Zentralnervensystem ,      postmortale 

Veränderungen  am  149. 
Zervikalerosion,  gonorrhoische  429. 
Zervix,  traubenförmiges  Sarkom  der 

856. 
Zervixdilatator  858. 
Zervixmyom  855. 


Zerviztuberkulose  855. 
Zeugenaussagen    in    psychiatrischen 

Gutachten  485. 
Zeugnisföhigkeit  bei  Geisteskranken 

und  bei  Grenzzusiftnden  148. 
Ziliarkörper,  Syphilom  des  890. 
Zimtsaures  Natron  s.  Hetol. 
Zirkulator  109. 
Zitarin  298. 

Zitronensäure,  Vergiftung  durch  478. 
.Zitrophen  50. 

Z9kut»,  akute  Entzündung  des  224. 
Zoonosen  278. 
Zoster  419. 

Zuckerbildung  aus  Eiweiß  290. 
Zuckerkranke  s.  Kochbuch. 
Zuckemachweis  im  Harn  282. 
Zunge,  Amyloidtumor  der  410;  Struma 

accessoria  der  409 ;  schwarze  409. 
Zungenspatel  109. 
Zungenwurzel,  glatte  Atrophie  der 

482. 
Zurechnungsfähigkeit  498. 
Zwerchfellatmung,  Physiologie  und 

Pathologie  der  195. 
Zwer^uchs  814. 
Zwillingsgeburt  844. 
Zyanose,   chronische,  Polyzythämie 

und  298. 
Zylindrolyse  250. 
Zylindrurie  250,  268. 
Zymin  zur  Prophylaxe  der  merku- 

riellen  Enteritis  440. 
Zystitis,  Helmitol  bei  47. 
Zystoskonie  zur  Diaffnose  der  Blasen- 

und  Nierentuberkulose   258;   bei 

Nephrolithiasis  256. 
Zytoaia^ose  170;  des  Liquor  cere- 

brospmalis  126. 


Autorenregister. 


A. 

Abadie  87,  96. 

Abbott,  A.  6,  17. 

Abel  857,  870. 

AbrikoBBoff  10,  17. 

Ackermann  822,  881. 

d'Acry  Power  198,  194. 

Adler  15,  17. 

Adler,  E.  271,  280. 

Adler,  L.  228,  289. 

Abifeld,  F.  889,  861. 

Albarran,  J.  258,  260. 

Albrecbt  515,  520. 

Albrecbt,  E.  179,  194. 

Alba,  A.  207,  220,  288,  286,  509, 

510,  520. 
Albutt,  a  191,  192,  194. 
V.  Aldor,  216,  230,  286,  289. 
Aletter  110,  112. 
Alexander  175,  397,  400,  401. 
Alexander,  B.  160,  175. 
Alexandroif  858,  870. 
Alt  112,  141,  899,  401. 
Alter  145,  147,  149. 
Alter,  W.  257,  260. 
AmbroBioB  175. 
V.  Angerer,  0.  315,  881. 
Anschüts,  W.  831. 
Anselm  844,  362. 
Anton,  G.  149. 
Apelt  493,  496. 
Apetz,  W.  429,  444. 
Apolant,  H.  12,  17. 
Apt,  H.  414. 
ArendB,  G.  48. 
Armit  245,  260. 
Amd  88,  96. 
Arndt  347,  362. 
Ambeim  188,  194,  288,  289,  294. 


Ambeim,  G.  459,  464. 

Arnold  405,  414. 

Arnold,  J.  8,  9,  17. 

Aronbeim  147. 

Aronbeim  (GevelBberg)  44,  48. 

Aronsobn  48,  155,  175. 

AronBobn,  E.  405,  414. 

Aronson  286,  294. 

AronBon,  H.  267,  268,  279. 

Aach  848,  862. 

Ascb,  Panl  257,  260. 

Aschaffenbiug  145, 148, 149, 484, 496. 

Ascber  519,  520. 

Ascbbeim,  H.  890. 

Ascoli  58,  56. 

Ascoli,  M.  249,  260. 

Askanazy  221,  286. 

Aßmus  53,  56. 

AtbanasBOw  88,  96. 

Atwater  28. 

Audibert  341,  862. 

Anerbach,  S.  186. 

Aufrecht  158,  175. 

AuBt  510. 

Axenfeld,  Tb.  385,  390. 


B. 

Baber,  G.  109,  112. 
Bacco  185. 
Bach,  L.  877,  890. 
Bade  85,  89,  94,  96. 
Baffinsky,  A.  268,  279. 
Bahr  498,  497. 
Bau  2,  17,  516,  520. 
BaiBch  341,  862. 
BaUance  128,  186. 
BaUin  228,  289. 
Ballin,  L.  460,  464. 


Auiorenregister. 


561 


BaUint  130,  137. 

Ballner  508,  520. 

Bamberg  838,  862. 

Bandler,  Viktor  259,  260. 

Baer  485,  496. 

▼.  Baracz,  B.  813,  331. 

Baidach  72. 

▼.  Bardeleben  889,  862. 

Bardet  293,  295. 

Barg  90,  96. 

Barler,  A.  821,  881. 

B&rlocher,  H.  381. 

Baermann,  G.  428,  444. 

Baroch,  £.  484,  445. 

Barraja  841,  862. 

Bartenstein  460,  464. 

Barth  246,  260,  818,  825,  881. 

Bamoh^  S.  71. 

Baiisenge  519,  520. 

Bancke  118,  184. 

Baudry,  S.  390. 

Banermeister  55,  56. 

Baum  48. 

Baum,  S.  71. 

Bämner,  £.  72. 

Baumgarten  3,  17. 

Baomgarten,  E.  429,  444. 

B&umler,  Ch.  224,  286. 

Baomm  847,  350,  862. 

Baonutark  220,  286. 

Bi^er,  H.  346,  862. 

Bayerthal  119,  184. 

Baty,  P.  826,  381. 

Beattle  15,  17. 

BeauTois  107,  112. 

V.  Beck  815. 

Beck  889,  844,  862. 

Becker  48,  86,  87,  88,  89,  96,  222, 

236,  491,  497. 
Beckert  473,  497. 
Beckmann  349, 
Beerwald  104. 
Beerwald,  E.  72. 
Behla  12,  17,  519,  521. 
Behm  841,  862. 
Behr,  M.  165,  175. 
Behrend  282,  294. 
▼.  Behring  4,  5,  17,  182,  187,  156, 

158,  159,  168,  165,  175,  458,  464, 

516,  517,  518,  521. 
Belan  48. 
Benda  87,  97. 
Bender  86,  88,  97. 
Bendix  170,  175. 
Bendix,  B.  417,  441. 
Bendix,  E.  285,  294. 

Jahxtndi  der  pnktiaohen  Medizin.    1904, 


Benedikt  23,  189,  194,  493,  497. 

Benneoke  881,  848,  362. 

Berdach,  G.  280,  289. 

Berent  48,  48,  147. 

Berg  141,  149. 

Bergel  72. 

Berger  117,  184,  189,  149. 

Berger,  E.  824,  881. 

▼.  Bergmann,  E.  882. 

Bergmann  48. 

Berka  479,  497. 

BerUt  74. 

Bermbach  54,  56. 

Bemabeo,  G.  882. 

Bemard,  Fei.  216,  222,  287. 

Bemet  225. 

Bernhardt  249,  260. 

Bernhardt^  P.  4Ö1. 

Bemheim,  S.  112. 

Bemheimer,  St.  890. 

Bertarelli,  E.  7. 

Bertelsmann  92,  97. 

Bertram  11,  17. 

Berze  149,  484,  497. 

Besancon  81,. 97,  296,  305. 

Besold  175. 

Besta,  C.  7,  17. 

Bethe,  A.  184. 

Bettencoort  119,  134. 

Bettmann  90,  97. 

Beumer  466,  499. 

Benttner,  0.  862. 

Bezold  398,  897,  401. 

Biberfeld  482,  484,  497. 

Bickel  184,  194,  258.  260. 

Bienenstock,  W.  445. 

Bier  82,  97. 

Bier,  A.  882. 

Biggs  77,  97. 

Bilhaut  95,  97. 

Binet,  M.  74. 

Binz  22,  28,  48. 

Bircher-Benner,  M.  112. 

Biringer  48,  428,  441. 

Biro  129,  187. 

Bischoff  850,  862. 

Bishop  859,  370. 

Bittorf  188,  194,  216,  287. 

Bize  95,  99. 

Black-Jones  72. 

Blackham  188,  194. 

Blake  224,  289. 

Blasi  7,  17. 

Blau  858,  856,  370. 

Blau,  Alb.  396,  401. 

Blauel,  G.  816,  882. 

86 


562 


Aatoxenregister« 


Blechmann  349,  862. 

Bldchröder  208,  288,  286. 

Bloch  297,  800,  802,  805. 

BlokiuewBki  426,  444. 

Blomqnigt,  A.  440,  446. 

T.  Blum  829,  882. 

Blum  98,  97. 

BlmnenÜial  87, 97, 287, 289,  290, 294. 

Blumreich  841,  862. 

BoaB  282,  294. 

BoM,  J.  211,  217,  284,  287. 

Book  108,  112. 

Boeckel,  J.  882. 

Bofinffor  107,  112»  517,  528. 

Boehler,  E.  258,  260. 

Böhm,  B.  48. 

Bohnstedt  848,  862. 

Boehr  191,  194. 

Boehr,  E.  66,  72. 

Bohrmaim,  Friedr.  65,  78. 

da  Boü-Beymond  85. 

BokarioB  470,  497. 

y.  B<Ska7,  Johann  460,  464. 

BoUenhagen  862. 

Bollinger,  0.  12,  17. 

Bolte  490,  497. 

Bond  857,  870. 

Bondi  840,  847,  862. 

Bondi,  J.  487,  445. 

Bondi,  M.  890. 

Bonfanti,  A.  249,  260. 

Bong  48,  889,  862. 

Bongert  6,  17. 

Bomb,  F.  W.  269.  279. 

Bonne  502,  521. 

Bönninger  208,  284. 

Borchard  89,  98,  97,  491,  497. 

Borchgrevink,  0.  224,  289. 

Boerner  82,  97. 

Boemer,  E.  814,  882. 

Bornhaupt^  L.  822,  882. 

Bomstein  170,  177. 

Borntrftger  56,  518,  521. 

Borna  92,  97. 

Borst  88.  97. 

Borst,  M.  9,  17. 

Borsz^ky,  K.  817,  882. 

Boß  481. 

Bosse  856,  870. 

Bossi  1,  17,  352,  362. 

Bottiffnani  279,  281. 

Bonchez,  G.  409,  415. 

de  Bovis  844.  862. 

Bojte  504,  521. 

Eitdihaw,  B.  78. 

Inat  232,  242. 


Brandweiner,  A.  421,  442. 

Brat  285,  294. 

Braaer  340,  362,  518,  521. 

Braaer,  L.  175,  314,  318,  832. 

Bratm  48. 

Braun.  H.  307,  306,  882. 

Braun,  L.  179.  194. 

Braun,  M.  17. 

▼.  Braon-Femwald  846,  362. 

Branner,  L.  228,  289. 

Brannschweig,  M.  149. 

Brehm,  O.  218,  287,  319,  882. 

Brehmer  90,  97. 

Br^on,  Aim^  202,  288. 

Breitmann,  M.  188.  194,  435,  445. 

Brenner,  A.  820,  832. 

Bresler  48,  148,  149. 

Bressel  168,  175,  429,  444. 

Breton  237. 

Breuer  849,  362. 

Brieger,  L.  65,  71. 

Brieger,  0.  398,  401. 

van  der  Briele  347,  363. 

Brindl^,  A.  E.  269,  279. 

Brodnitz  90,  97. 

Brondgeest  48,  190,  195. 

Brook  175. 

BrOse  343,  363. 

Brownlee,  J.  268,  280. 

Bruch  505. 

Bruner  506,  521. 

BrflhI  393,  401. 

BrOnet,  G.  17. 

y.  Brunn  81, 94, 97, 314, 819, 330, 332. 

Brunner,  F.  213,  234. 

V.  Bruns,  P.  313,  832. 

Bruns  895,  402. 

Bruusgaard,  E.  418,  441. 

Bryant  297,  305. 

Bucco  195. 

Bucura  348,  852,  363,  870. 

y.  Budberg-BSnninghausen  345,  368. 

Büdinger  75,  97. 

Bukofzer  48. 

BuUing  62. 

Bum  85,  97,  112. 

Bumm  347.  359,  363,  370. 

Bunge  232,  242,  310,  823,  382. 

y.  Büngner  225,  239. 

Burckhard  351,  870. 

Burckhardt  478,  497. 

Burdenell  Carter,  R.  390. 

Buigener,  O.  421,  441. 

Bürger  353,  870. 

Bürger,  O.  71. 

Burgl  490,  497. 


Autorenregister. 


563 


Burgonzio,  L.  C.  64,  71. 
Burkard,  0.  410,  414. 
Burkhardt  183,  187,  251,  260. 
Burkhardt,  A.  162,  175. 
Burkhardt,  L.  215,  882. 
Baschan  105,  118. 
BoBchke,  A.  420,  441. 
Bosse,  0.  14,  17. 
Butlin,  H.  T.  211,  284. 
Bntters  224,  287. 
Büttner  846,  849,  868. 
Boxbamn,  B.  6%  64,  71. 
Byk  47,  48,  272,  280. 

C. 

Caie  849,  868. 

Caims,  L.  275,  281. 

Calderini  848,  868. 

Calmann  889,  868. 

Galmns  485,  497. 

Calv^  92,  97. 

CalTO,  A.  205,  286. 

Cameron  857,  870. 

de  la  Camp  184,  186,  195. 

Cantab  218,  289. 

Cantani  2.  17. 

Garleß,  A.  212,  284. 

Caro  454,  464. 

Casardi  272,  280. 

Caspari  54,  56,  510,  520,  521. 

Casper,  L.  246,  259,  260;  882. 

Caspersohn  820,  882. 

Gassirer  116,  184,  185. 

Castelain,  F.  410.  414. 

GasteUani  7,  17,  277,  281. 

Gastellino  182,  195. 

Gathelin,  F.  247,  261,  882. 

Gathomas,  J.  B.  71. 

CelU  7,  17,  276. 

Ceni  7,  17. 

Cenicek  881,  890. 

Ghantemeflse,  A.  272,  274,  280. 

Gharanne,  F.  400,  402. 

Gheatle,  A.  H.  890. 

Chiari  5,  17,  808,  305,  414. 

Chlopin,  G.  W.  1,  17. 

Ghoronschitzky,  B.  411,  414. 

Cinnston  87,  97. 

Cipolina  157. 

Gitron  204,  205,  206,  284,  244,  261, 

282,  294. 
Glar  68,  70. 

Glarke,  MicheU  804,  305. 
Glemens,  P.  190,  195. 
Glemm,  W.  N.  217,  287. 


Glopatt  23. 

GodiTÜla  84,  98,  97. 

Gohn  98,  97. 

Gohn,  G.  425,  441. 

Gohn,  J.  247,  261. 

Gohn,  M.  425,  441. 

Gohn,  P.  149,  486,  445. 

Gohnheün,  O.  288,  289,  294. 

Gohnheim,  P.  206,  284. 

GoUins  149. 

Golt,  G.  H.  194. 

Gombemale  48,  217,  237. 

Gomby  77,  97. 

Gonrad,  E.  409,  414. 

Gordes  258,  404,  414. 

Gomet  65,  71. 

Gomü,  V.  9,  17. 

Goste  820,  882. 

Gondray  9,  17. 

Gonrmont  519,  521. 

Gonrtade  405,  414. 

Gonvelaire  851,  368. 

Gowan  188,  195. 

Gramer  48,  854^  870. 

Gramer,  A.  (Göttingen)  188, 148, 149, 

497. 
Gramer,  H.  61,  71,  108,  112,  113. 
Gr&mer,  Friedr.  207,  284. 
Grampe  810,  382. 
Gredä  818,  832. 
Greite  129,  137. 
y.  Griegem  87,  175,  194,  195. 
Gristofoletti  389,  863. 
Gronbach  182,  187. 
Groner,  W.  283,  294. 
T.  Gsiky  854,  870. 
GuUen  266,  279. 
Gumston  229,  282,  289,  242. 
Guno,  F.  411,  414. 
Gorschmann  jr.,  H.  187,  195. 
Gzempin  357,  870. 
Gzemy  231,  240. 
G«erny,  V.  828,  888. 
▼.  Gzyhlan  189,  195. 

D. 

Daoonto,  S.  809,  388. 

Dahlfeld,  G.  390. 

Dahlgren,  E.  229,  240. 

Damianos  94,  97, 122, 184,  330,  338. 

Danelins  165,  175. 

Dangschat,  B.  318,  838. 

Daniel,  B.  889,  863. 

Daniel,  G.  851,  863. 

Dansauer  5,  17. 


564 


Aatorenregister. 


Dapper,  G.  254,  263. 

Dare  297,  805. 

Dauber  347,  863. 

Davidsohn,  C.  14,  17. 

Davidflohn,  H.  71. 

Dean,  G.  4,  17. 

Deilmann  405,  497. 

Deiters  150. 

Delanglade  94,  97. 

Delbet,  P.  833. 

DeUage  73. 

DeUpue  518,  521. 

Delherm,  L.  217,  287. 

Delhommean  494,  497. 

Domie  3,  17,  276,  281. 

Dengler,  C.  73. 

Denker  899,  400,  401. 

Dennig,  A.  179,  195,  210,  284. 

Depangber,  M.  405,  414. 

Dertinger,  E.  814,  883. 

Dessy  5. 

Destey  17. 

Deutsch,  Ed.  489,  445. 

Dentschl&nder  84,  88,  97. 

Diehl  71,  485,  497. 

Diem,  K.  61,  71. 

Dienst  846,  863. 

Dietrich  52,  56. 

Dirksen  (Cuxhaven)  298,  305. 

Dirmoser  841,  863. 

Disse  4,  17. 

V.  Dittel  343,  363. 

Dittrich  472,  497. 

Doebert,  A.  266,  279. 

Dodds,  A.  270,  280. 

Döderlein  858,  870. 

Dohm  478,  497. 

Dokuczajewa  188,  195. 

Dol^s  848,  363. 

Dölger,  R.  401. 

Doli  104,  113,  184,  195. 

Donath  121,  180, 134,  137,  144, 150, 

182,  195,  228,  287. 
DOnitz  274,  281,  519,  521. 
Doepke,  K.  6,  17. 
Doran  857,  870. 
Dorendorf,  H.  414. 
Döring  255,  261. 
Döring  (Berlin)  84,  48. 
Doering,  C.  190,  195. 
Dom  293,  295. 
Dove,  K.  60,  70. 
Downes  247. 
Drehschmidt  514,  521. 
Dreser  38,  47,  48. 
Dreser,  H.  190,  195,  261. 


Dresler  155,  175,  188,  195. 

Dreuw  425,  442. 

Dreyer  56. 

Dsime,  J.  327,  833. 

Dubois  146,  150. 

Dubreuilh,  W.  426,  442. 

Duckworth  190,  195,  211,  234. 

Dndaux  500,  512,  521. 

Dngge  495,  497. 

Dührssen  889,  847,  358,  863,  370. 

Dumont,  F.  L.  838. 

Dunbar  407,  414,  510,  511,  521. 

Duncanson  49. 

V.  Düngern,  C.  17. 

Dfinschmann,  H.  69,  73. 

Dürck,  H.  17. 

Duret  120,  184. 

V.  Düring  437,  445. 

Dfitzmann  352,  870. 

E. 

EbbinghauB  11,  17.  493,  497. 
Ebstein  168,  175,273,280,420,44^ 

494,  497. 
Eckstein,  H.  809,  888. 
Edebohls,  G.  M.  326,  338. 
Edel,.M.  150. 

Edel,  Paul  249,  255,  261,  462, 464. 
V.  Eden  86,  97. 
Edlefsen  216. 

Ehler,  F.  230,  232,  240,  242. 
Ehrendorfer  847,  368. 
Ehrenfreund  857,  372. 
Ehret,  H.  227,  240. 
EhrHch,  G.  232,  242,  824,  833. 
Ehrlich,  P.  2,  17. 
Ehrmann,  S.  420,  442. 
Ehmroth  221,  237. 
V.  Eicken  414. 
Einhorn  208,  211.  212,  218.234. 

299  805. 
V.  Eiselsbeig  318,  822,  338. 
Eitelberg  400,  401. 
Ekehom,  G.  215,  284. 
Ekholm,  K.  267,  279. 
Eider,  J.  M.  270,  280. 
Elkan  175. 
EUiesen  14,  17. 
Elsäfier,  A.  818,  883. 
Elschnig,  A.  878,  390. 
Eisner,  H.  200,  211,  283,  284. 
Elter  81,  97,  811,  883. 
Emanuel  214,  235,  361,  870. 
Embden,  G.  12,  17. 
Emerson  214. 


Autorenregisier. 


565 


Enderlen  230,  240. 

Eng  218,  289. 

Engel  154,  175,  185,  195. 

Engel  Bey  57,  70. 

Engel,  Fr.  252,  261. 

Engelbreth,  G.  480,  444. 

Engelman  92,  97. 

Engetröm,  Otto  259,  261. 

Eppinger  15,  17,  226,  240,  843,  868. 

Erb  126,  135. 

Erben,  P.  252,  261. 

ErbBlöh  120,  128,  185,  186. 

Ersettdg,  H.  6. 

Erding  94,  100. 

Escher,  G.  468,  464. 

Escherich,  Th.  267,  279. 

Escomel  175. 

y.  Esmarch  520. 

Espinay  182,  195. 

Ettdngshaus,  J.  868. 

Eulenburg  45. 

Eulenstoin  896,  401. 

Evans  519,  521. 

Evelt  856,  870. 

Erersbusch  390. 

Eversmann  850,  868. 

Ewald,  C.  A.  205,  216,  284,  287,  268, 

271,  279,  280. 
Ewart  804,  805. 
▼.  Ewetzky,  Th.  890. 
Euer,  A.  888. 


F. 

Faber,  £.  222,  287. 

Fabian  154,  175,  801,  805. 

Fabozzi,  S.  282,  242. 

Fahr  189,  195. 

Falk  858,  870. 

Falk,  £.  807,  888. 

Falta  282,  290,  291,  294. 

Fanoni,  A.  278,  281. 

Fanser  (Budapest)  86,  49. 

Fauo  186,  195. 

Federmann,  A.  228,  287. 

Fehling  844,  845,  848,  858,  864,  870. 

Feibes  445. 

Feilchenfeld  292,  294. 

Feilchenfeld,  W.  890. 

Feinberg  12,  17,  841,  864. 

Feindel,  E.  186. 

Feinschmied  288,  289,  294. 

Feldt,  A.  175. 

Felix  395,  401. 

Fellner  840,  852,  864,  875. 


Ferchland  477,  497,  514,  521. 

Fergusson  188,  195. 

Fermi  507,  521. 

Ferranini  186,  195,  203,  226,  227, 

284,  240. 
Ferrari,  E.  16,  17. 
Feuerstein,  L.  488,  445. 
Feurer  880. 
Kok,  J.  438,  445. 
Ficker  519,  521. 
Ficker,  M.  270,  272,  280. 
Fielding  266,  279. 
Fießinger  78. 
Fink,  F.  281,  240. 
Finkelburg  125,  185. 
Finkelstein  258,  261, 
Finkler  509,  521. 
Finsen,  N.  269,  279. 
Fisch  294,  295. 
Fischöl,  Leop.  209,  210,  284. 
Fischer  44,  49,  181,  187,  147,  520, 

521. 
Fischer,  A.  476,  497. 
Fischer,  B.  8,  11,  14,  18,  200,  288, 

286,  290,  294. 
Fischer,  E.  41,  49,  175. 
Fischer,  F.  8,  9,  18. 
Fischer,  G.  185,  195. 
Fischer,  M.  150. 
Fischer,  W.  147. 
Fischera,  G.  282,  242. 
Fischl  112,  118. 
FiBchl,  B.  464. 
Fittig,  0.  808,  885. 
Flamm  52,  56. 
Flatau  126,  185,  888,  864. 
Flatau,  E.  18. 
Fleck  230,  240. 
Fleiner,  W.  220,  287. 
Floret  36,  87. 

Flüffge  515,  516,  517,  518,  521. 
Focken  18,  90,  98. 
Föderl,  0.  410,  414. 
Foges  864. 
Folet,  H.  225,  289. 
Forel  184,  512. 
ForseU,  0.  H.  257,  261. 
Forster,  J.  18. 
Foerster  851,  870. 
Foerster,  0.  150. 
Foumier  484,  445,  500,  521. 
Fracskiewics  49. 
Francke,  C.  280,  240. 
Francois-Franck  474,  497. 
Frank  841,  864. 
Frank,  Karl  478,  497. 


566 


Autorenr^gister. 


Frank,  0.  180,  195. 

Frank,  B.  827,  338. 

Franke  11,  18,  49. 

Franke,  0.  62,  72. 

Fraenkel  90,  98,  352,  359,  870. 

Fraenkel,  A.  160,  161,  168,  175. 

FriLnkel,  B.  404,  414. 

Frftnkel,  0.  513,  519,  521. 

Fraenkel,  E.  17,  18,  341,  364. 

Fraenkel,  F.  329,  383. 

Frankenbnrger  38,  49. 

Frankenh&uBer,  F.  65,  67,  71,  78. 

V.  Franqu^  360,  371. 

Franz  328,  333. 

Franze  191,  195. 

Fräser  286,  294. 

▼.  Frendl,  E.  186,  195,  429,  444. 

Freudenihal,  W.  175. 

Freund  132,  137. 

Freund,  H.  357,  360,  371. 

Freund,  H.  W.  342,  347,  864. 

Freund,  L.  423,  442. 

Freund,  Bichard  338,  342,  364. 

Frey  49. 

Freyer,  P.  J.  259,  261. 

Freymuih  161,  175. 

Frick  10,  188,  196. 

Friebens  467. 

Frie4Jung  453,  464. 

▼.  Fnedl&nder  95,  98. 

Friedl&nder  49,  124,  135. 

Friedlftnder,  B.  64,  71. 

Friedl&nder,  G.  319,  333. 

Friedmann  518,  521. 

Friedmann,  F.  8,  5,  18. 

▼.  Frisch,  A.  383. 

Frits  88t  98. 

Fröhlich  88,  91,  93,  98. 

Fromherz  189,  195. 

Frotscher  182,  137. 

Froussard  217,  237. 

Fuchs  353,  871. 

Fuchs,  £.  272,  280,  884,  890. 

Fuchs,  F.  480,  444. 

Fuchs,  H.  840,  864. 

Fuchsig,  E.  218,  284. 

Fuhrmann,  M.  150. 

Funke  867,  860.  371. 

Funkenstein  10,  18. 

Fürbringer,  P.  243,  248,  249,  252, 

261,  494,  497. 
Fümrohr  127,  135. 
FOiBt  511,  521. 
FQth  288,  294,  388,  851,  364,  371, 

481,  497. 
Fatterer,  A.  7,  18. 


Gaffky  518,  521. 

Gager,  C.  78. 

GJdi  167,  168,  176. 

Galewsky  421,  428,  442,  444. 

GaUi  186,  196. 

GaUi-Valerio  222,  237. 

Galliard227,  240. 

Gambarati  227,  240. 

Gandy,  Ch.  270,  280. 

Ganghofiier  157,  176. 

Garnier  91,  98,  477,  497. 

Garrö  158,  172,  247,  261,  383. 

G&rtaier  180,  196,  502. 

Gaspero  128,  186. 

Gaube,  J.  73. 

Gaucher  125,  135. 

Gauckler  77,  100. 

Gautier  476,  497. 

Geisel,  Paul  189,  196. 

Geldner  360,  371. 

Gell6  122,  135. 

Gelpke  360,  871. 

Gemgroß  228,  237. 

Gemsheim  454,  464. 

Gersuny  359,  371. 

Geyl  341,  364. 

Ghon  5,  18. 

Giemsa  522. 

GigU  847,  364. 

Gübert  227,  240,  350,  364. 

Gildersleeve,  N.  6. 

Gillet,  H.  417,  442. 

GiUiland  5,  19. 

Ginsberg,  S.  390. 

Glas,  E.  406,  414. 

Glaser,  B.  231,  240. 

Glaefiner  54,  56, 208,  214,  281,  234, 

242,  510,  521. 
Glax,  J.  (Abbazia)  57. 
Glinski  475,  497. 
Glockner  860,  371. 
Gluck,  Th.  412,  414. 
Glflcksmann  199,  238. 
Goebell,  Budolf  246,  261. 
Goedhuis  218,  287. 
Goldberg  259,  261. 
Goldflam  115,  184. 
Goldschmidt  49,  167,  468,  497. 
Goldschmidt,  S.  259,  261. 
Goldstein  395,  401. 
Goliner  423. 
GoluboflF,  N.  222,  237. 
Golubow  155,  176. 
Goenner  842,  864. 


AutorenregiBter. 


567 


Gk>ntennaim,  G.  883. 

GoodaU,  £.  139,  150. 

Gordon  804,  805. 

Gorgas,  W.  C.  276,  277,  281. 

Goris  897,  401. 

GOrl,  L.  260,  261,  440,  445. 

Görtz  496,  497. 

GöBchel  810,  838. 

Goetges,  H.  228,  237. 

GotschUch,  E.  273,  280. 

Gottachalk  844,  855,  857,  860,  864, 

871,  497. 
Gottstein  516,  521. 
Gonraud,  F.  X.  270,  280. 
Gradenigo,  G.  414. 
Gradenwitz  851,  858,  871. 
Graefe-Saemisch  390. 
Grftser  49. 

Graeser  (Neapel)  272,  280. 
Graetzer  90,  98. 
Graul  216,  287. 
Grawitz,  E.  296,  301,  805. 
Greeff,  B.  891. 
Gregor,  Conrad  451,  464. 
Gren  175. 
Greppin  281,  240. 
Griffith  519,  521. 
Grimmer  895,  401. 
Gröber  37,  49. 
Groedel  IL,  Th.  78. 
Groenouw,  A.  890. 
Groß  146,  150,  434,  445. 
Groß,  A.  221,  287. 
Groß,  Hans  482,  497. 
Groß,  Heinr.  218,  234. 
Große  259,  261. 
▼.  Großschedel  56. 
Grosz  7,  18. 
Grote  66,  74,  191,  197. 
Grouzdew  860,  871. 
Grube  854,  871. 
Grube,  H.  219,  287. 
Grube,  E.  69,  78. 
Gruber  2,  508,  521. 
Grflneberg  199,  283. 
Grflneisen,  M.  819,  888. 
Grunert  878,  891,  894,  401. 
Grünwald  176. 
V.  Gu^rard  858,  371. 
Guiard  258,  262. 
Guillain  126,  186. 
Guillaume  92,  97. 
▼.  Gulat-WeUenburg  78,  98. 
Guleke,  N.  16,  18,  488,  445. 
GOmbel,  Ph.  10,  18. 
Gumprecht  (Weimar)  52,  108. 


Gunsett,  A.  419,  442. 
Gutkind  189,  196. 
Gutmann  172,  176,  290,  294. 
Gutmann,  G.  15,  18,  282,  242. 
Gutschy,  L.  8,  18. 
Guyon,  F.  256,  261. 


H. 

Haab,  0.  391. 

Haan,  J.  de  5,  18. 

Haasler  321,  883. 

Haberda  470,  490,  497. 

Haberer  135. 

Habs  82,  98. 

Haeckel,  H.  317,  884. 

Haedicke  159,  177,  522. 

Haglund  77,  98. 

Hagmann  341,  864. 

Hahl  844,  864. 

Hahn  280,  240,  342,  864. 

Haike  893,  401. 

Haim  271,  280. 

Hajek,  M.  408,  414. 

Halban  854,  359,  871. 

Halberstaedter,  L.  311,  884. 

Hall  92,  98. 

Hall,  A.  189,  196. 

Hall,  Walker  261,  298,  295. 

Hallauer,  Benno  248,  261. 

Halls-Dallj  152,  176. 

Halpem,  M.  251,  252,  261. 

Hamm  848,  864,  408,  414. 

Hammer  888,  846,  864,  479,  497. 

Hammerschlag  389,  365,  402. 

Hanau  222,  237. 

Hänel  127,  185. 

Hanke,  Viktor  391. 

Y.  Hansemann  4,  18,  157,  176,  411, 

414,  517,  521. 
Hansen  257,  261. 
Hanszel,  F.  410,  414. 
Hantke  858,  871. 
Hilri,  P.  416,  443. 
Harmer,  L.  408,  414. 
Hamack  478. 

Harrison,  Reginald  255,  261. 
Hartmann  280,  240. 
Hartmann,  H.  884. 
Hartog  270,  280. 
Hartog,  G.  307,  884. 
Hasebrock  85,  95,  98. 
Hasebroek  179,  191,  196. 
Hasenknopf,  F.  458,  464. 
Hashimoto  861,  871. 


568 


Antorenregister. 


Hasselwander  76,  98. 

HaBlauer  98. 

Hang  479,  496,  497. 

Haiuer  248,  261,  462,  464. 

Havelbarg,  W.  276,  281. 

HajaBhikawa  271,  280. 

Haymann,  Th.  815,  884. 

Hecker  58,  56,  71. 

Hecker,  B.  507,  521. 

Hedinger,  E.  419,  442. 

Hedmann,  K.  221,  287. 

Heermann  49. 

Heermann,  Q.  402. 

Hegar,  A.  859,  871. 

Hegar,  K.  345,  365. 

Hegetschweiler  895,  402. 

He^  468,  497. 

Heidemann  857,  871. 

Heilbroimer  144, 148,  150,  484,  487, 

497. 
Heüe,  B.  308,  834. 
Heim,  M.  78. 
Heiman,  A.  405,  414. 
Heine  378. 
Heineke  89,  98. 
Heinexnaim,  M.  457,  464. 
Heinlein  224,  237. 
Heinrich  85,  98. 
Heinrich,  M.  71. 
Heinsins  860,  871. 
Heinz,  B.  (Erlangen)  20. 
Heinzelmann  278,  281. 
Heinzehnann,  6.  312,  834. 
Helbing  88,  98. 
Helfer,  Q.  217,  237. 
Heller  4,  18,  221,  287. 
Heller,  B.  71. 

Heller,  J.  422,  429,  486, 442, 444, 445. 
Heller  (Kiel)  157,  176. 
Hellesen,  E.  282,  294. 
Helly,  H.  16,  18. 
HemuB  (Frankfurt)  45,  49. 
Henneberg  486,  488,  497. 
Henneberg,  B.  144,  150. 
Henrid  897,  402,  418,  414. 
Hepp,  M.  209,  234.  . 
Herczel  218,  237. 
Herescu  292,  294. 
V.  Herff  348,  865. 
Herhold  96,  98. 
Hering  184,  196. 
HermanideB,  S.  B.  436,  445. 
Hermann,  Alfr.  213,  284. 
Hermann,  J.  S.  140,  150. 
Hermes  222,  238,  328,  384. 
Hemnann  129,  187. 


Herter  287,  294. 

Herüe  85,  98,  121,  135. 

Hexzheimer  290,  294. 

Herxheimer,  C.  424,  442. 

Herzheimer,  G.  9,  15,  16,  18. 

Herz  82,  98. 

Herz,  M.  63,  71,  72. 

Herz,  B.  442. 

Herzog  86,  98,  520,  521. 

Herzog,  B.  185,  196. 

Herzog,  H.  3,  18. 

HeiS,  C.  890. 

Heß  (Gera)  34,  49. 

Heß,  0. 181, 196,  228, 232,  240,  242, 

422,  442. 
Hessing  98. 

Heubner  457,  464,  510. 
Heosner  92,  95,  96,  98. 
Henß  49,  517,  522. 
Henß,  E.  259,  261. 
Hüdebrand,  0.  310,  824,  827,  384. 
Hinsberg  412,  414,  423,  443. 
Hinterstoisser  357,  371. 
▼.  Hippel  876,  391,  488. 
Hirsch  87,  98. 
Hirsch,  L.  520,  521. 
Hirsch,  Bahel  288,  289,  294. 
Hirschberg  41. 

Hirschfeld  494,  495,  497,  509,  521. 
Hirschfeld,  Magnus  488,  497,  498. 
Hirschl  340,  365. 
Hirschlaff  47,  49. 
Hirt  361,  371. 
His,  Wilhehn  282. 
Hitschmann  802,  805,  347,  365,  437, 

445. 
Hitzig  114,  134,  149,  150. 
Hoche,  A.  150. 

Hochhaus  152,  188,  196,  232,  242. 
Hochsinger,  G.  438,  446,  464. 
Hodara,  M.  251,  268. 
HOdlmoser,  G.  200,  233. 
Hofbauer  190,  196,  348,  865. 
HofiPa,  A.  75,  80,  93,  94,  98,  99,  812, 

334. 
Hoffinann  83,  99,  477,  490,  497. 
Hoffmann,  Aug.  183,  196. 
Ho£biann,  E.  434,  446. 
Hoffmann,  B.  232,  242. 
Hofmann  95,  99. 
Hofmann,  G.  806,  334. 
Hofmeier  344,  351,  353,  865,  372, 

475,  497. 
Hofmeister  94,  99,  289,  294. 
Hofmeister,  F.  311,  822,  834. 
Hohlbeck  132,  187. 


Autorenregister. 


569 


Hoehne  348,  365. 

Höhne,  0.  309,  887. 

Holländer,  £.  488,  446. 

Hölscher,  B.  818,  834. 

Holst!  80,  49. 

Holsti,  H.  203,  284. 

Holub  182,  187. 

Holzapfel  107,  113. 

Homburger  219. 

Honda,  F.  12,  18. 

Honigmann  49. 

Honsell,  B.  70,  828,  884. 

Hoor,  E.  882,  391. 

Hopkins  79,  99. 

Hoppe  141,  150. 

Hoppe-Seyler  282,  242. 

Hornberg,  A.  F.  202,  284. 

Homung  184,  196. 

y.  HoroszkiewicK,  St  478,  475,  478> 

480,  497,  499. 
Horstmann,  C.  876. 
Y.  HöBlin  81,  62,  72,  800,  805. 
Houston,  Thomas  800,  805. 
y.  Hovorka  86,  99. 
Haber  169,  176,  189. 
Hübl  14,  18. 
HudoYemig  181,  187. 
Hnguenin,  B.  280,  240. 
Hunter,  William  299,  805. 
Hnpfer  298,  295. 
Hueppe,  Ferdinand  500,  507,  509, 

512,  515,  517,  518,  521. 
Hueter  229,  240. 
Hüttner  518,  521. 
Hyslob,  B.  Theo  150. 

I. 

Hberg,  G.  150. 

Ilkewitsch  855,  872. 

nioway  191,  196. 

Imbert»  L.  258,  260. 

Impens,  E.  259,  262. 

Inouye  204,  284. 

Ischreyt,  Q.  885,  891. 

Israel  245, 246, 262, 825, 884, 492, 497 , 

Ito  3,  18. 

Ito  Fukasche  176. 

lyanofiP  846,  865. 

IwanofiP,  S.  J.  424,  442. 

J. 

Jacob  85,  99,  191,  196. 
Jacob,  J.  66,  78. 


Jacob,  P.  164,  176. 

Jacobi  262. 

Jacobi,  £.  416,  442. 

Jacobsohn  108,  104,  118. 

Jacobsohn,  L.'  18. 

Jacobson  158,  176. 

Jacobson,  Otto  248,  262. 

Jacobsthal,  H.  817,  884. 

Jacoby  859,  372. 

Jadassohn  416. 

Jaff6  354,  860,  872. 

Jagifi,  N.  15,  226,  240. 

Jahrm&rker,  M.  150. 

Jakobi  (Klaosenborg)  86,  49. 

Jakobitz  514,  521. 

Jakoby  .289. 

▼.  Jaksch  262,  291,  294. 

Japha,  Alfred  461,  464. 

Järisch,  Manfred  258,  262. 

Jayle  872. 

Jehle  169,  176. 

Jelinek  295. 

JeUinek  188,  187. 

Jennings,  W.  E.  281. 

Jensen  11,  12,  18. 

Jensen,  Q.  811,  884. 

Jentzer  389,  841,  865. 

Jesionek  419,  428, 428, 442,  448,  444. 

Jessen  186,  196,  494,  497. 

Jeßner  442. 

Joachim,  J.  225,  289. 

Joachimsthal  98,  99. 

Jochmann,  G.  267,  279. 

Johnson,  A.  V.  139,  150. 

JoUes,  Adolf  244,  262. 

Jelly  48,  122,  185,  147,  148,  150. 

Joly.  M.  P.  278,  280. 

Jones  849,  865. 

Jones,  Robert  188,  150. 

Jordan  224,  288,  437,  446. 

Joseph,  E.  247,  265. 

Joseph,  M.  424,  482,  442. 

Josias  272,  280. 

Joliosbiarg,  M.  416,  442. 

JondeU,  J.  280,  240,  270,  280. 

Jnng,  F.  A.  B.  208,  284. 

Jung,  P.  854,  872. 

Jung,  Ph.  852,  872. 

Jnngmann  441. 

Jnngnickel,  H.  200,  288. 

Jorasz,  A.  404. 

Jürgens  274,  280. 

Jürgens,  S.  7,  18. 

T.  Jüxgensen,  Th.  179,  196. 

Jürgensen  266. 

Jürgensohn,  A.  280,  240. 


570 


Autorenregister. 


K. 

Eabrhel  500,  508,  521. 

Kachel  348,  865. 

Kachel  (Karlsruhe)  81,  49. 

Kadyi  889,  865. 

Kafemann,  R.  414. 

Kahler,  0.  411,  414. 

Kahn  180,  198,  507. 

Kaiserling,  0.  206,  234. 

Kamen,  L.  18. 

Kantorowicz  113. 

Eappeler,  0.  816,  884. 

Kapsammer,  G.  246,  247,  260,  262. 

Karewski  174,  176. 

Karlinski  518,  521. 

Karlinski,  J.  278,  280. 

Karrenstein  181,  196. 

Karschulin,  A.  280,  240. 

Karsten,  G.  49. 

Kaschkadamoff  519,  521. 

Kashiwamura  7,  18,  278,  281. 

Kassowitz  487,  446,  512. 

Kathby  176. 

Katz  854,  872. 

Katz,  Fr.  176. 

Katz,  J.  60.  70. 

Katz,  L.  404,  414. 

Katzenstein,  M.  817,  884. 

Kaufmann  257, 262, 291, 294, 846, 865. 

Kaufmann,  Fr.  214»  284. 

Kaufmann,  M.  53,  56. 

KayserSS,  49,  87,  99,  845,  519,  521. 

Kayser,  K.  402. 

Kayserling  176. 

Keays,  L.  218. 

Keferstein  488,  497. 

Kehr  193,  196. 

Kehr,  H.  281,  240. 

KeiÜer  352,  856,  372,  878. 

Keller,  G.  865. 

Keller,  H.  66,  78. 

Kelling,  G.  219,  288. 

Kelly  802,  305. 

Kempner,  W.  8,  19. 

Kenyeres  468,  497. 

Kermauner  852,  872. 

Kert^sz  218. 

V.  Kettly  170,  176. 

Keydel  247,  262. 

Kienböck,  B.  187,  196,  429,  444. 

KilUan  153,  176. 

Külian,  G.  418,  414. 

Killian,  J.  A.  414. 

Kindler  404,  414. 

Kingdon,  W.  192,  196. 


Eionka  478,  497. 

Kionka,  H.  73. 

Kirch  804,  805. 

Kirchgeßner  343,  865. 

Kirchner  275,  281,  519,  521. 

Kirmisson  91,  95,  99. 

Kirste  232,  242. 

Kirstein,  M.  441,  446. 

Kisch  190,  196. 

Kisch,  H.  78. 

Kißkalt,  K.  10,  18. 

Kittel  49. 

Klapp,  R.  829,  334. 

Klem  52,  56,  86,  99. 

Klein,  G.  356,  872. 

Klein,  H.  839,  365. 

Klein,  J.  838,  359,  372. 

Kleinwächter  342,  365. 

Klemperer  56. 

Klemperer,  G.  245, 256,  262,  352,  372. 

Klimenko  8,  18. 

Klink,  Wilhekn  250,  262. 

Klippel  232,  242. 

Klose  479,  497. 

Klug  203,  395,  402. 

Kluge  176. 

Knapp  389.  365. 

Knapp,  A.  898,  402. 

Knapp,  H.  H.  G.  270,  280. 

Knauer  846.  365. 

Kneise  389,  365. 

Knopf  287,  294. 

Kober  843,  865. 

Kobert  25,  49,  54,  56, 111, 113, 467, 

476,  497. 
Koebner,  H.  439,  446. 
Kobrak,  Erwin  454,  464. 
Koch,  J.  A.  229.  240. 
Koch,  Ph.  219.  288. 
Koch,  B.  272,  280. 
Kocher,  Th.  834. 
Koohmann,  Martin  66,  73. 
Kockel  466,  469,  497. 
Kofmann  86,  99. 

Köhler  82.  99,  160,  161,  168,  176. 
Köhler,  F.  226.  240. 
Kohn  522. 

Kokubo  16.  18.  520.  522. 
Kolb  182,  196. 

Kolbassenko  24.  49.  269.  280. 
Kolisch  290,  291,  294. 
Kolkwitz  503,  504,  522. 
KoUarits  125,  135. 
KoUe  18,  274,  275,  281,  519.  522. 
Kölliker,  Th.  312,  884. 
Kolomenkin  346,  365. 


Autorenreguter. 


571 


König  92,  94,  99,  809,  314,  885,  847, 

865,  402,  502,  521. 
Königsberger,  L.  891. 
Königstein,  B.  226,  240. 
Koeppe,  Hans  247,  262. 
Koppen  88,  99,  142,  150. 
Koppen  497,  516,  521. 
Korff,  B.  884. 
Kornemann,  H.  208,  284. 
Korach  108,  118. 
Körte,  W.  324,  885. 
Koske  520,  521. 
Koslenko  858,  372. 
Koslowsky,  J.  227,  240. 
Kossei  4,  5,  18,  156,  517,  522. 
Kostelezky,  Th.  18,  18. 
Köster,  B.  150. 
Kövesi  251,  262. 
Kowarsky  297,  805. 
V.  Koziczkowsky,  Engen  254,  262. 
Kraffb,  Gh.  224,  288. 
▼.  KrafitrEbing,  B.  150. 
Krämer  78,  99,  190,  196. 
Kramer  (Gießen)  84,  49. 
Kramer,  H.  255,  262. 
Kraemer  3. 
Kraske,  P.  811,  885. 
Kratter  476,  498. 
Krans  9,  518,  522. 
Kraus,  A.  424,  442. 
Kraus,  F.  18. 

Kraus,  Fr.  199,  238,  290,  294. 
Kraus,  B.  1,  18. 
Krause  298,  295. 
Krause,  F.  885. 
Krause,  K.  A.  270,  280. 
Krause,  Paul  270,  280. 
Krause,  B.  17. 
KrauB,  F.  191,  196. 
Krebs  52,  58,  56,  65,  72,  298,  805. 
Kredel  176. 
Kreidl  400,  401. 
Kretz  251,  262. 
Kreutzmann  859,  372. 
Krieger  138,  187. 
Krieger,  H.  420,  442. 
Kijukoff  474,  498. 
Krogius,  A.  808,  885. 
Kröhnke  505,  522. 
Kroiß,  K.  402. 
Krokiewicz  800,  305. 
Kroemer  342,  351,  856,  365,  872. 
Krompecher,  E.  3. 
Krön  118,  185,  147. 
Kronecker  508,  522. 
Kronenberg,  E.  413,  414. 


Kronfeld  808,  885. 

Krönig  306,  835. 

Krönig,  B.  365. 

Kropf,  L.  205,  284. 

Kropil  87,  49. 

Krukenberg,  H.  230,  240. 

Krall  105,  113,  839,  866. 

Krase  274,  280,  281,  508,  522. 

Kuhn  110,  113. 

Kuhn,  Fr.  281,  240,  241. 

Kühn,  F.  206,  284. 

Kuliga,  P.  14,  18. 

KfimmeU,  H.  245,  246,  247,  255,  262, 

835. 
Kundrat  856,  872. 
Kunkel  477. 
Kurella,  H.  498. 
Kurpjuweit  214,  235,  302,  805. 
Kurrer  366. 
Küster,  E.  322,  835. 
Küstner  347,  359,  361,  866,  872. 
Kutscherski  192,  196. 
Küttner,  H.  223,  288,  818,  885. 
Kynoch  855. 


L. 

Labat,  A.  78. 

Labb«  296.  805. 

Labhardt  389,  366. 

Lachs  361,  872. 

Lafargue,  D.  118. 

Laffrange,  J.  391. 

Lahmann,  W.  414. 

Lambotte  247,  262. 

Landau,  Anast.  245,  262. 

Landmann  171,  176. 

Landolt,  6.  890. 

Landolt,  H.  876,  891. 

Landsberg  284,  294. 

Landsteiner  467,  498. 

y.  Lang  298,  295. 

Lang,  G.  202,  235. 

V.  Lange,  Emil  448,  464. 

Lange  49,  83,  95,  99,  354,  860, 372. 

Langstein,  L.  226,  241. 

Lannois,  M.  400,  402. 

Lanz  133,  137,  222,  288. 

Laquer  147,  150. 

Laquer,  B.  59,  70. 

Laqueur,  A.  65,  71. 

Laqueur,  W.  73. 

LLarrion,  Mariani  187,  196. 
ktzko  185. 
Laubenburg  846,  366. 


572 


Autorenregiater. 


Lanenstein  95,  99. 

Laaeiuiein,  C.  881,  885. 

Laaterbach  251,  262. 

LawBon,  D.  152,  176. 

Lea  861,  872. 

Leart,  G.  209. 

Leber,  Th.  890. 

Lebet,  A.  418,  442. 

Lebnm  490. 

Lefas  282,  242. 

Legram  258,  262. 

Lehndoxff  802,  305. 

Leibhols  294,  295. 

Leimer  402. 

L^ars,  F.  885. 

Lengemann  87,  99,  828.  885. 

LenharU,  H.  277,  281. 

▼.  Lenhost^,  M.  891. 

LenEmann,  B.  228,  241. 

Leopold  857,  866,  872. 

Upme  120,  185. 

y.  Lepkowiki  469,  496. 

Lerat,  G.  286. 

Lerebonllet  227,  240,  850,  864. 

Leiedde  125,  186. 

Leronx  78. 

Leäeiir  519,  521. 

T.  Leaser,  L.  829,  885. 

Le«er  26,  49. 

Le«er,  A.  498. 

Lener,  E.  489,  446. 

Le«er,  Friti  482,  440,  446. 

▼.  Leabe  187,  197. 

Lenbnacher  474»  498. 

L^Tai  849,  866. 

Levin  258,  262. 

Lev7  49. 

Levy,  M.  453. 

Levy-Biiig  489. 

Leiver«BB  280,  241,  824»  885. 

Lewin,  A.  429,  444. 

LezBlake  212. 

T.  Lejden  56,  124,  186,  168,  176, 

184,  197. 
LeMBiiH,  A.  881,  891. 
Liehtenaiier  860,  872. 
Liehtsnielt  509,  521. 
Lichtenrteni,  Boberi  247,  262^ 
Liebe  108,  176. 
LieUeiB  86,  99,  230,  241. 
Liebmaui.  A.  150,  464. 
Liebrach.  R.  888,  89L 
Lftepelt37. 

LflieaMd  48,  49,  147,  888»  385. 
LiadeftUial  356,  878. 
UndBtt,  BL  238. 


Link  188,  187. 

Linser  124,  186,  814,  885. 

Lion  284,  294. 

Liflsauer,  W.  451,  465. 

Litten  89,  49,  248,  262. 

Loeb  485. 

Lobedank  891. 

Loebel  67,  78. 

Lobry  de  Brayn  284. 

Lockwood,  C.  B.  200,  288. 

Löhnberg  412,  414. 

Loison  96,  99. 

Lomer  856,  878. 

Lommel  62,  72,  204,  285,  248,  268. 

London,  £.  8.  880,  891. 

Longard  806,  885,  488,  49a 

Longridge,  N.  223,  288. 

Lorand  354,  878. 

Y.  Lorents  355,  373. 

Lorenz  (Grat)  199. 

Lossen  107,  118. 

LoMen,  J.  199,  200,  288. 

LoMen,  W.  815,  885. 

Losiorfer  251,  268. 

Lotheiaen  202,  288. 

Lotheißen,  G.  282,  242. 

LotBch  43,  49,  147. 

Loewenbach,  G.  442. 

Loewenhardt,  F.  246,  268. 

LOwenstein,  E.  2. 

L5w7  45,  49. 

Lnblinski  W.  409,  414. 

Lncae  894,  402. 

Lncaa  273,  280. 

Lfick  487,  498. 

Lademann  176. 

Lndloff  75,  80,  99. 

Lukas,  Clement  256,  268, 

Lofltig  211. 

Lüigeiath  149,  150. 

Lütlue  49,  250,  268,  287,  294. 

Lütken  105,  118. 

Loxembniger  127,  186. 

Laye  247. 

Lynee  107,  118. 


Mm»  86,99. 
Maas,  F.  402. 

Maefadjen  5,  18,  518,  522. 
XackoBiie,  6.  W.  269,  280. 
Madeod.  T.  M.  H.  4^ 
Mader  198,  197. 
Mader,  L.  414. 
Mager,  W.  192,  197. 


Autorenregiflter. 


573 


Magnani  45,  50. 

Magnin  500,  521. 

▼.  Magnus  344,  866. 

Maffum  217. 

MtSm  50. 

Mahr  94,  99. 

MaUland  81,  100. 

Mainzer  349,  366. 

Miuet,  Luden  142,  150. 

Maly  355,  373. 

Mamlock,  G.  L.  71. 

Manasse  87,  99. 

▼.  Mangoldt,  F.  812,  385. 

Manninger  92,  99. 

Mansbach  232,  242. 

Maragliano,  £.  252,  263. 

Maragliano,  V.  64,  71. 

Marcbais  858,  878. 

Marcband  228,  229,  241,  808,  805. 

Majrcbetti,  G.  16,  18. 

MarcuBe,  B.  256,  263,  481,  444. 

Marcuse,  J.  72,  73. 

Marcuse,  M.  484,  446. 

Marescb  229,  241,  470,  498. 

Marfan  458,  459,  464,  465. 

Margoin  237. 

V.  Margnlies,  M.  435,  446. 

MarguSes  471,  498. 

Manani  801,  805. 

Marie  126,  186. 

Marmorek  166,  177. 

Mancbner  358,.  378. 

Martin  853,  359,  378. 

Martin,  A.  63,  72,  180,  197. 

Martina,  A.  385. 

Martini  519,  522. 

Martini,  E.  281. 

Marx  468. 

Mataien,  A.  210,  285. 

Matbieu  217,  220,  238. 

Matthes  520,  522. 

Matzenauer  421,  436,  446. 

Maurer,  L.  H.  60,  70. 

Maximow,  A.  10,  18. 

May  273,  296,  305. 

May,  Cb.  H.  391. 

Mayer  95,  99,  130,  187,  298. 

Mayer,  E.  520,  522. 

Mayer,  G.  442. 

Mayer,  Jaquea  78. 

Mayer,  L.  C.  209.  285. 

Mayer,  Moritz  478,  498. 

Mayer,  P.  286,  294. 

Mayer,  S.  507,  522. 

Mays,  W.  J.  231,  241.       . 

Meerwein,  H.  226,  241. 


Megele  226,  241. 

Meige,  H.  186. 

Meinert  511. 

Meinertz  (Berlin)  38,  50. 

Meißl  840,  369. 

Meißner  50. 

Meißner,  P.  18,  481,  444. 

Menciäre  79,  80,  92,  100. 

Mendel  147: 

Mendel  (Essen)  27,  28,  29,  50. 

Mendel,  F.  211,  235. 

M^n^trier  77,  100. 

Menge  859,  861,  878. 

Menzer  177,  274,  280. 

y.  Mering  41,  49,  210,  285. 

Mering  147. 

Merkel  10,  18. 

Mersb  Strong  296,  305. 

Mertens,  V.  E.  6,  18. 

Merzweiler  92,  100. 

du  Mesnil  de  Rocbemont  182,  197. 

Meßler  496,  498. 

MetsobnikofiP,  E.  482,  446. 

Meurer  339,  366. 

Meyer  41,  50,  305. 

Meyer,  E.  65, 72, 188, 140, 148, 148, 150. 

Meyer,  Fritz  427,  428,  444. 

Meyer,  G.  103,  104,  113. 

Meyer,  H.  877,  390. 

Meyer,  L.  839,  347,  866. 

Meyer,  Otto  150. 

Mey6r,  Rob.  18,  18. 

Meyer  zum  Gottesberge  399,  402. 

Meyerhoffor,  W.  78. 

Micbael,  Fr.  60,  70. 

Micbaelis  848,  366,  5U,  522. 

Micbabki,  J.  222,  288. 

y.  Michel,  J.  891. 

MichoHtsch  342,  366. 

y.  MiknUez  238, 242, 308, 321, 382, 885. 

Mü&nder  360,  878. 

Miller  490,  498. 

Müler,  J.  W.  275,  281. 

Milner,  B.  273,  280. 

Minkowski  88. 

Minor,  L.  18. 

Mintz,  S.  201,  238. 

MiodOwski  215. 

Mitulescu  177. 

MObius  183,  187. 

Möbius,  P.  J.  151. 

y.  Modlinsky  89,  100. 

Mohaupt  888,  364. 

Mohr  87,  100,  138,  137. 

Mohr,  L.  252,  254,  268,  285,  294. 

Möhring  90,  lOÖ. 


574 


Autorenregister. 


Hoeli,  £.  145,  148,  151. 
MOUer,  B.  159,  177. 
MöUer,  M.  440,  446. 
Mombnrg  828,  385. 
MOnckeberg  9,  16,  18,  122,  186. 
Montag  (Jena)  86,  50. 
Monti  465,  501,  522. 
Moody,  B.  109,  118. 
Moritz,  F.  184,  197. 
Moritz,  0.  181,  182,  197. 
Moro  453,  455,  465. 
Morris,  H.  12,  18. 
Moers  480,  498. 
Motaner,  Anton  254,  26a 
Mosano  258,  263. 

Moser  215,  235,  467,  492,  495,  498. 
Moser,  P.  2,  18,  267,  279. 
V.  Mosetig-Moorhof  200,  23a 
Messe,  M.  17. 
Mosso  470,  498. 
Most,  A.  422,  442. 
Moszkoviez,  L.  219,  238. 
Motz  259,  263. 
Monchet,  A.  336. 
Moniin,  M.  222,  288. 
Moxter  395,  402. 
Moynihan  280,  285,  241. 
Mracek,  F.  442. 
MüUig  251,  263. 
Mühsam,  E.  151. 

Iltthsam,  B.  224,  238,  812,  323,  336. 
MüUer  9,  45,  49,  50,  82,  85,  90,  91, 
100,  119,  181, 185,  187,  225,  288. 
MflUer,  B.  886,  853,  373. 
MflUer,  £.  192,  197,  404,  414. 
MQUer,  F.  259,  263. 
Müller,  Frans  59,  70. 
Müller,  Q.  329,  886. 
Müller,  Johannes  244,  263. 
Müller,  P.  Th.  1,  18,  503,  522. 
Müller,  B.  394,  402. 
Muns  475,  498. 
Münser  282,  294. 
▼.  Moralt,  L.  151. 
Mnret  843,  866. 
Mniphy,  J.  B.  28a  241. 
Hntnmann  11,  18. 
Muns  350,  866. 
M7a280. 
Myoen  177. 

N. 

Nftcke489. 
Nagel,  W.  866. 
Nagelsehmidt  888,  366. 


Narath  91,  100,  310,  386. 

Nassaaer  389,  366. 

Nannyn  183,  197. 

Nawratzki  893,  401. 

Nebelthan  8,  18,  177. 

Nebesky  342,  352, 357,  361,  866, 373. 

Negri  7. 

Neuser  94,  100. 

Neisser,  E.  434,  446. 

NenadoTics  68,  73. 

Nespor,  G.  72. 

Nenbaner  245,  263. 

Neufeld  5,  18,  177. 

Neufeld,  L.  404,  413,  414. 

Neugebauer,  F.  325,  336. 

Neumann  23,  55,  56,  87,  100,  247, 

344,  358,  866,  878,  482,  498. 
Neumann,  Alfr.  204,  235. 
Neumann,  E.  10,  18. 
Neumann,  H.  69,  74,  448,  449,  455, 

463,  465,  511,  522. 
Neurath  78,  100,  135. 
Neutra  126,  136. 
Neuweiler,  0.  321,  336. 
Neuwirth  353,  378. 
Nieden  381,  391. 
Nierenstein  206,  285. 
Nilsson,  G.  223,  288. 
NizzoH  228,  241. 
Nob^court  169,  178. 
Nobl,  G.  429,  432,  444,  446. 
Nocht  519,  522. 
Nonne  130,  136,  187. 
y.  Noorden  291,  294. 
Norström  85,  100,  186. 
Nötzel,  W.  1,  18. 
Nußbaum  849,  366. 
Nuthall,  A.  W.  214,  235. 

0. 

Obemdorfer  252,  263. 

Oberwinter  266,  279. 

Odelga  110,  118. 

Offer  147. 

OefBnger,  H.  74. 

Ogle,  C.  190,  197. 

y.  Ohlen  510,  522. 

Ohhnüller  503,  522. 

OHyetü  201,  233. 

Olshausen  347,  852,  356,  866,  373. 

Onodi,  A.  409,  414. 

yan  Oordt  59,  70. 

Opitz  355,  373. 

Oppe,  W.  222. 

Oppenheim  115,  129,  136,  147. 


AntorenregiBter. 


575 


Oppenheim,  A.  226,  241. 

Oppenheiin,  M.  421,  442. 

OrglmeiBter  121,  185. 

Orhan-Abdi  90,  100. 

Orlow,  L.  W.  816,  886. 

OradiAiiskj,  J.  18. 

Oertgen  82,  100. 

Orth  4,  19,  156,  517,  522. 

Orthxnann  847,  866. 

Osler  182,  197,  298,  804,  805. 

Osdg  815,  886. 

Oesten  504,  522. 

Osterloh  889,  866. 

Ostermajer  421,  448,  481,  498, 

Ostertag  510. 

Ortrcil  889,  844,  866. 

Ostrowiez  74. 

Oswald  346,  866. 

V.  Ott  851,  878. 

Ott,  A.  244,  268. 

Otto  41,  50. 

Otto,  B.  275,  281. 

Otto,  V.  208,  285. 

Ottolenghi  474,  498. 

Orerlach  50. 

P. 

Pafrath  489,  498. 

Pagenstecher  881,  886. 

Pimiter  94,  100. 

Pakes,  W.  C.  C.  271,  280. 

Pal,  J.  193,  194,  197. 

Paltaof  15,  19. 

Pan,  0.  188,  197. 

Panas  880,  891. 

P4nd7  126,  186. 

Paaniritz,  G.  176. 

Pansky  128,  186. 

Pantrier  489,  446. 

de  Paoli  839,  866. 
Pape  860,  878. 
Papon  80,  100. 
Pappenhehn  808,  805. 
Pappenheim,  A.  245,  268. 
Par&di  858,  878,  431,  444. 
Pariser  215,  288. 
Parry  804,  805. 
P&ßler  194,  197. 
Paterson  804,  805. 
Paton  840,  866,  484,  446. 
Paul  469,  498. 
PauU  441,  446. 
Pause  480,  498. 
Paviot  120,  185. 
Payr,  E.  822,  886. 


Pearson  5,  19,  177. 

Peham  852,  856,  878. 

P^n  189,  197. 

Peiser,  JuL  228,  288. 

Pel  54,  56,  253,  268. 

Pels-Leusden  282,  242,  324,  886. 

Penzoldt  20,  82, 40,  47,  50. 177,  226, 

241. 
Perlin,  Anna  452,  465. 
Perthes,  G.  808,  386. 
Pemtz  229,  241. 
PesialoEza  347,  867. 
V.  Peethy  205,  285. 
Peters  182,  187. 
Petersen  358,  878. 
Petmschky,  J.  465. 
Pettersson  2,  17,  516,  520. 
PezoUi,  E.  448. 
PAhler  281,  240. 
Pfannenstiel  851,  858,  373,  874. 
Pfeifer  116,  184. 
Pfeiffer  75. 
Pfeiffer,  E.  510,  522. 
Pfeiffer,  L.  118. 
Pfeü  298,  295. 
Pfister  487,  498. 
Pflüger  290,  294. 
Philipp  274,  280. 
PhiHpp,  C.  109,  118. 
Philippson,  L.  416,  425,  448. 
Piassetska,  J.  de  2,  19. 
Pichler  168,  177,  229,  241. 
Pick  116,  117,  182,  185,  187. 
Pick,  A.  146,  151,  226,  241. 
Pick,  L.  882,  891. 
Pick,  W.  480,  444. 
Pickardt  (Berlin)  30,  50. 
Pickert  160,  161,  163,  177. 
Piering  359,  374. 
Pi^n  151. 
Pierre  86,  100. 
Pinard  848,  367. 
Pineas  854,  355,  874. 
Pini  123,  136. 
Pinknß  858,  874. 
Pinkuß,  A.  118. 
Pirone,  B.  232,  242. 
Pirquet,  C.  v.  2. 
Pirrone  229,  241. 
Placzek  471,  475,  498. 
Plehn,  F.  275,  281. 
Plesch,  J.  314,  836. 
Plicque,  A.  P.  177. 
Plien  854,  374. 
Plimmer,  H.  G.  12,  19. 
Pohl  47,  50. 


576 


Autoiemegister. 


Polano  350,  367. 
Politzer,  A.  396,  402. 
PöUak  94,  100,  839.  867. 
PoUatschek  177. 
Pollitz  485,  487,  498. 
Poly  42,  50,  147. 
Poncet  81,  100. 
Ponfick  336,  338,  367. 
PopielBki,  L.  231,  242. 
Poppert  806,  336. 
Porges,  A.  443. 
PoroBz,  M.  441,  446. 
Port  232,  242. 
Porter,  Bruce  256,  263. 
Posner  336,  519,  523. 
PospiBchül,  D.  267,  279. 
Posselt  37,  50. 
Potd  355,  874. 
Poeverlein  354,  374. 
PraU  503,  522. 
Praetorins  82,  100. 
Prausnitz,  G.  519,  522. 
Pransnits,  W.  465. 
Preindelsberger  80,  100. 
Preiß  839,  367. 
Presch,  B.  118. 
Pribram  292,  294,  304,  305. 
Prinzing  508,  522. 
Pritohard  279,  281. 
Pritzkow  505,  522. 
Prof^,  Alice  336. 
Proskaner  503,  522. 
Prüsmann  360,  374. 
Prutz,  W.  836. 
Puchberger  8,  19,  297,  805. 
Puppe  ^,  498. 
Pütter  164,  177. 

Q- 

Quensel  447. 
de  Quervain,  F.  334. 
Quesse  74. 
Quiatkowski  16,  19. 
Quincke  91, 100, 172,  217,  225, 
383,  435,  446. 

B. 

Babinowitsch,  L.  4,  8,  19. 
Babow  41,  50. 
Racine  895,  402. 
Baecke  141,  151. 
Badtke  346,  367. 
Baehlmann,  E.  243,  263. 
Baehlmann,  G.  388,  891. 
Bahn  50. 


Baimann  854,  374. 

Bainer,  F.  J.  227,  241. 

Bammstedt  222,  238. 

Bandolph,  B.  L.  878,  391. 

Bänke  508,  522. 

Bankin,  G.  192,  197. 

Bansohoff  118,  135. 

Banz!  88,  100. 

Bapin,  0.  367. 

Bapp  503,  515,  522. 

Baschkes  342,  367. 

Battner  190. 

Batz  40,  50. 

Bavaut,  P.  438,  446. 

Beach,  F.  203,  235. 

Beckzeh  165, 177,  276, 281,  302,  305, 

478,  498. 
Bedard  87,  100. 
Bedlich,  E.  (Wien)  114. 
Beese  256,  263. 
Behfiflch  182,  197. 
Behn  297,  805. 
Behn,  L.  228,  238. 
Beich,  N.  72. 
Beiche  177. 
Beichel  78,  100. 
Beichenbach  503,  514,  522. 
Beif  109. 
Beinach  453. 
Beiner  79,  84,  98,  100. 
Beis  286,  294. 

Beisinger  224,  238,  328,  836. 
Beifiner  191,  197. 
Beißner,  0.  66,  74. 
Beitzenstein  219,  238. 
Bemann  522. 
Bemlinger  251,  263. 
V.  Beuß,  A.  B.  391. 
Beuter  470,  498. 
Bevenstorf  471,  472,  493,  498. 
Beye  186,  197. 
Beyher,  Paul  459,  465. 
Bibbert,  Hugo  1,  8, 13,  19,  222,  238. 
Bichter  115, 134,  287,  294»  343,  367, 

467,  498. 
Bichter,  A.  19. 
Bichter,  P.  F.  246,  260. 
Biebold,  G.  14,  19,  201,  283. 
Biedel  327,  336. 
Biegel  23. 

Riegel,  F.  183,  184,  197. 
Biegler  282,  294. 
Biegler,  E.  244,  263. 
Bies,  K.  446. 
Biese,  H.  336. 
Biether  456,  465. 


Autorenregifiter. 


577 


RiethuB  78,  101. 

Rietz  449,  465. 

Riiidfleisch  181,  137,  298,  295. 

Ringel  820,  886. 

Riöel  6,  18,  19,  278,  281,  367. 

Rißmann  852,  874. 

Ritechl  86,  101. 

Ritsert  45. 

Roasenda,  G.  64,  71. 

Robertson,  F.  140,  151. 

Robin,  A.  74. 

Robson,  Majo  214,  285. 

Rode,  F.  418,  414. 

Röder  37,  169,  177. 

Röder,  H.  247,  263. 

Rodhe,  £.  229,  241. 

RbUeston  212,  235,  304.  305. 

RoUy  194,  197,  286,  294. 

Roloff,  M.  69,  74. 

Romberg  159,  177,  522. 

Römer  158,  517,  522. 

Roemer,  J.  888,  891. 

Roemer,  P.  4,  19. 

Rommel  50,  455,  465. 

Ronkan  109,  113. 

Roo8  423,  448. 

Rdpke  96,  101. 

Rose  128,  186,  287,  294. 

Rosemann  28,  512,  522. 

Rosenau  204,  235. 

Rosenbacb,  0. 19, 179, 197,  228,  241. 

Rosenbaum  288,  289,  294.      • 

Rosenberg  94,  101. 

Rosenberg,  A.  405,  414. 

Rosenbexg,  W.  489,  446. 

Rosenfeld  9,  19,  118,  128, 185,  186, 

147,  840,  858,  867,  874. 
Rosenfeld,  G.  407,  415. 
Rosenfeld  (Straßbnrg)  44,  50. 
Rosenbaupt  98,  101. 
Rosenstein  50,  848,  367. 
Rosenthal  168,  177. 
Bosenthal,  C.  415. 
Rosenthal,  L.  (Moskau)  274,  281. 
Rotin,  H.  17. 
Rosinski  840,  867. 
Rosinski,  B.  437,  446. 
RoB,  R.  276,  281. 
Rössel  468,  498. 
ROßle  479,  498. 
ROßler,  0.  248,  268. 
Roth  514,  522. 

Rothmann  114, 116, 127, 184, 185, 186. 
Rothschüd  47,  71,  171. 
Ronx  217,  288. 
Ronx,  E.  432,  446. 

Jabrbndi  der  praktischen  Medisln.    1904. 


Ronx,  J.  Gh.  210,  235. 

Rowland  5,  18. 

Rubner  72,  449,  465,  500,  501,  502, 

506,  509,  510,  514,  522. 
Rudolphy  894,  402. 
Rage,  H.  18,  19. 
Rüge,  R.  276,  281. 
Ruhemann  87,  88,  50,  248. 
Rühl  347,  867. 
Ruehle  847,  850,  867. 
ROhs  481,  498. 

Rmnpel,  0. 245, 255, 262, 264, 385, 886. 
Rumpelt  515,  522. 
Rumpf  188,  197. 
Rumpf,  Th.  9,  19. 
Runeberg,  J.  W.  188,  197,  485,  447. 
Runge,  E.  342,  367. 
Runge,  M:  867. 
Rydel  115,  184. 
Rzegocinski  478,  499. 
▼.  Rzentkowski  64,  72,  203,  285. 

S. 

Saalfeld,  E.  417,  428,  431,  448,  444. 

SabraEÖs  147. 

Sachs  5,  18,  845,  367. 

Sachs,  Richard  256,  264. 

Sack,  A.  443. 

Sadger,  J.  72. 

Salge  458,  464. 

Salgo  148,  151. 

Salomon,  H.  218,  285. 

Salomon,  0,  428,  444. 

Saltykow  10,  19. 

Salus,  GotÜieb  258,  264. 

Salzwedel  108,  118. 

Samberger,  F.  488,  447. 

Sanfelice  12,  19. 

Saenger  108,  118,  120,  185. 

Saenger,  M.  406,  415. 

Sarbö  124,  186. 

Sarda  471,  498. 

Sarwey  848,  867. 

SatÜer  186. 

Sauerbeck  11,  18,  294w 

Sauerbruch  886. 

Saw,  A.  227,  241. 

Sawada  16,  19. 

Sawadt  177. 

Sazer  11.  ' 

Scaffidi  10,  19. 

Schaefer,  F.  825,  886. 

Schaffer  188,  137,  849,  867,  477, 

480,  498. 
Schallmayer  509,  522. 

87 


1 


578 


Autorenregister. 


Schambacher  842»  348,  867. 

Schanz  84,  93,  101. 

S<^ap8,  Leo  462,  465. 

Schardinger  55,  56. 

ScharfF  480. 

Scharlan  105,  113. 

Schatz  845,  858,  367,  874. 

Schanta  846,  859,  867,  874. 

Schech,  Ph.  415. 

Schedel,  H.  190,  198. 

Scheffler  84,  85,  86,  101. 

Schenk  843,  367. 

Schick,  B.  6,  19. 

Schickele  348,  867. 

Schiele,  W.  418,  443. 

Schiff  206,  235,  855,  874. 

Schild,  W.  428,  448. 

Schüling  128,  136. 

Schilling,  F.  202,  238,  453,  465. 

Schirmer,  0.  876,  891. 

Schittenhelm  124,  125,  136. 

Schlagenhanfer  18,  19. 

Schlagintweit,  F.  74. 

Schlayer  229,  241. 

Schlechtendahl  251,  264,  485,  447. 

Schlee  505,  522. 

Schlesinger  190,  198,  288,  294. 

Schlesinger,  H.  201,  218,  283,  238, 

255,  264,  887. 
Schlesinger  (Wien)  85,  50. 
Schlesinger,  Wilhelm  244,  264. 
Y.  Schlichting  104,  113. 
Schlippe,  Paul  204,  235. 
Schloffer,  H.  321,  387. 
Schloß  118,  486,  498. 
Schloßmann  849,  867,  511. 
Schlüter  131,  187,  278,  281. 
Sohmeidler  (Magdeburg)  81,  50. 
Schmidt  856,  874,  518,  522. 
Schmidt,  A.  220,  238. 
Schmidt,  Ad.  154,  160,   161,  177, 

274,  280. 
Schmidt,  G.  880,  887. 
Schmidt,  M.  B.  11,  19. 
Schmidtmann  502. 
Schmieden  77,  101. 
Schmilinsky  206,  235. 
Schmitz,  B.  258,  264. 
Schmorl  18,  198,  198. 
Schnaudigel  50. 
Schneider  853,  874. 
Schneider,  P.  8,  19. 
Schneiderlin  807,  387. 
Scholder  88,  101. 
Scholz,  W.  267,  279. 
Scholze  148. 


Schoenbom  126,  136. 

Schönholzer  214,  235,  320,  337. 

Schorlemmer  208,  205,  206,  285. 

SchoU  477,  498. 

Schottelius  4,  19. 

SchouU  268,  279. 

Schreber,  P.  151. 

Schreiber  189,  198,  501,  522. 

Schreiber,  J.  199,  233. 

Schreiner  50. 

Schreiner,  Maximilian  459,  465. 

Schroeder  7,  340,  846,  868. 

Schrohe  111,  118. 

V.  Schrötter  62,  71,  406,  415. 

Schrötter  171. 

Schücking  858,  874. 

Schuckmann  133,  187. 

Schüder  279,  281,  508,  522. 

Schule  42,  50,  147,  162,  177. 

SchüUer  116,  185. 

Schultes  222,  288. 

Schnltheß,  H.  251,  264. 

Schultz,  P.  151. 

Schultz,  V.  855,  874. 

Schnitze  94,  101. 

Schnitze,  B.  840,  848,  868. 

Schnitze,  E.  498. 

Schnitze,  Ernst  188,  151. 

Schnitzen  74. 

Schulz  225,  288,  470,  498. 

Schulz,  A.  518,  522. 

Schulz,  Joh.  212,  235. 

Schulze  91,  101,  290,  294,  898,  402. 

T.  Schumacher,  S.  259,  264. 

Schumacher  838,  868. 

Schumachers,  Fr.  134. 

Schuman-Leclercq  291,  294. 

Schuppenhauer  431,  444. 

Schur  808,  805. 

Schuster  443. 

Schütze  466,  499. 

Schwabach  898. 

Schwalbe,  E.  297,  805. 

Schwalbe,  J.  (Berlin)  58,  70. 

Schwartz  50. 

Schwarz  170,  177,  479,  498. 

Schwarz,  G.  Chr.  184. 

Schwarz,  L.  198,  198,  288,  285,  291, 

294. 
Schwarz,  0.  891. 
Schwarzkopf  159,  177,  250,  264. 
Schwechten  495,  498. 
Schweinburg,  L.  62,  72. 
Schwendener  846,  368. 
Schwenk,  A.  431,  444. 
Scipiades  850,  868. 


Autorenregister. 


579 


Sclavo,  A.  279,  281. 

Sooth  Warthin  299,  804,  305. 

Seegen  226,  241,  286,  294. 

Seggel  382,  891. 

Sttfert  259,  264,  480,  445. 

Seiffer  115,  184. 

Seige  8,  19,  516,  522. 

de  Seigneux  339,  368. 

Seitz  343,  850,  868,  498. 

Selenkowsliy  879,  892. 

Seligmann  296,  804,  805. 

SeUei,  J.  428,  445. 

Seilheim  361,  874. 

Semon  888,  868,  407,  412,  415. 

Senator,  H.  90,  101,  185,  197,  248, 

248,  249,  252,  264. 
Senn,  A.  888,  892. 
Seydel  10,  19,  480,  498. 
S^er  126,  186. 
Sheen,  W.  227,  241. 
Sherren,  J.  228,  288. 
Shiga  274. 

Shnttleworth,  G.  E.  151. 
y.  Sicherer,  Otto  892. 
Sick,  K.  16,  19. 
Sieber,  N.  288,  289,  294. 
Siedler  56. 

Siedlei>Haguenin  389,  892. 
Siegert  453. 
Sieveking  510,  522. 
Sihle  155,  177. 
Sübergleit  188,  197. 
8im4cek  287,  294. 
Simmonds  16,  19,  198. 
Simnitzky  191,  197. 
Simon  802,  305,  847,  868,  520,  522. 
Sinclair-White  227,  241. 
Singer,  E.  59,  70. 
Singer,  G.  216,  239,  484,  447. 
Sintenis  847,  368. 
Sippel  844,  848,  858,  868,  374. 
Sittner  842,  368. 
SUarek  424. 
Slomann  91,  101. 
Smimow  80,  101. 
Smith  184,  197. 
Smith,  Manie  140,  151. 
Snellen,  H.  890. 
Söllner,  J.  418,  448. 
Sommer  180. 
Sommerfeld  165,  175. 
Bonnenbnrff  228,  289. 
Soetbeer  298,  295. 
Soeter  177. 

▼.  Soxhlet  458,  456,  465,  510. 
van  Spai\je  204,  286. 


Spaet,  Franz  269,  280. 

Späth  169,  177. 

Specht  115,  134. 

Sperling  78,  101. 

Spiegel  354,  874,  405,  415. 

Spiegelberg,  Job.  B.  280. 

Spielmeyer  147. 

SpieB,  G.  158,  llt 

Spirlas  12,  14,  19. 

Spitta  501,  522. 

Spitzer,  L.  481,  445. 

Spitzy  76,  81,  85,  101. 

Sprengel  228,  239. 

Ssawaljew  226,  241. 

Ssobolew  290,  294. 

Stadelmann  117,  184, 185,  286,  295, 

492  498. 
Stadler  168,  177,  228,  289. 
Staffel  79,  101. 
y.  Starck  182,  198,  227.  241. 
Stai-ck,  H.  199,  200,  202,  238. 
Stark  121,  185. 
St&nble  1,  19. 
Stander,  A.  210,  286. 
Steckel,  Wühelm  459,  465. 
Steffeck  344,  868. 
Stein  356,  860,  874. 
Stein,  B.  236. 
Stein,  J.  255,  264. 
Stein,  Mlle.  850,  364. 
Steinach  180,  198,  507,  522. 
Steinbach  297,  805. 
y.  Steinbüchel,  R.  838,  868. 
Steindorff,  E.  386,  392. 
Steiner  117,  135. 
Steiner,  B.  74. 
Steinert  18,  19. 
Steinhaaer  349,  868. 
Steinhaus  289. 
Steinhaus,  Fr.  15,  19. 
Steinhaus,  J.  13,  15,  19,  241. 
Steinhaus,  S.  228. 
Steinsberg  68,  74. 
Stelzner,  H.  68,  74. 
Stempel  491,  495,  498. 
Stempo,  L.  253,  264. 
Stenczel,  A.  441,  447. 
Stenger,  P.  402. 
y.  Stenitzer  170,  177. 
Stern  264,  498,  498. 
Stern,  R.  271,  280,  480,  445. 
Stemberg  10,  185. 
Stettiner,  H.  248. 
Steyens  183,  187. 
Stewart,  J.  S.  404,  415. 
Steyerthal  492,  498. 


580 


Aatorenregister. 


Sucher  361,  371. 

Stiel  50. 

Stier  131,  137. 

StOlisg,  J.  392. 

StintziDg  20,  50. 

Stock,  W.  379,  392. 

Stoeckel  258,  264.  361,  374. 

SiockiB  472,  498. 

Stoklasa  287,  295,  512,  522. 

StoUrind,  E.  T.  271,  280. 

Stolper  491,  498. 

Stoeltzner,  W.  465. 

Stolz  339,  848,  356,  860,  368,  374. 

Stransky,  H.  70. 

Strasborger,  J.  220,  239. 

Straßer,  A.  64,  72. 

StraBmann  848,  368,  469,  470,  498. 

Strauch  469,  498. 

Strauß,  A.  424,  430,  443,  445. 

Strauß,  H.  69,  74,   191,  198,  207, 

226,  236,  241,  247,  254,  264. 
StravoBkiadiB  342,  369. 
Streckeisen  347,  869. 
Street,  A.  F.  70. 
Streit  (Wien)  85,  50. 
Stroganoff  346,  369. 
Strohecker  861,  874. 
Strohmayer  130,  137. 
Stroß  (Wien)  35,  50. 
Stroß,  0.  255,  264. 
StrubeU  399,  402,  406,  415. 
Struppler  186,  198. 
StQbben  515,  522.      . 
Studenski,  J.  B.  418,  443. 
Stuelp  474,  499. 
Sturmann  62,  71. 
StuertE  220,  289,  251,  264. 
SuckstorfF  896,  397,  402. 
Sudeck  85,  101. 
Sultan  496,  499. 
Sumikawa  15,  19. 
Surmont,  H.  209,  286. 
Suter,  F.  258,  264. 
Sutherland  249,  264,  458,  465. 
Sutfcer  88,  101. 
Suauki,  T.  328,  837. 
SyUaba  185,  197. 
Sz&Bz  354,  375. 
▼.  Szökely  467,  465. 
SzUvik,  Franz  461,  465. 

T. 

y.  Tabora  190,  198. 
TallquiBt  292,  295. 
Tamman,  G.  1,  17. 


▼.  Tappeiner,  H.  423,  443. 

Targett  361,  375. 

Tartuferi,  E.  892. 

Tavel  2,  19,  274,  280. 

Taylor  78,  89,  101. 

Templeman  13,  19. 

Tenu,  C,  275,  281. 

Terrien,  J.  388,  392. 

Teeke  495,  499. 

V.  Than,  C.  74. 

Theilhaber  352,  354,  355,  359,  375. 

Th^Yenot  188,  198. 

Thibierge,  G.  447. 

Thiele,  F.  409,  415. 

Thiem  496,  499. 

Thieme  41,  51. 

Thienger  (Nürnberg)  35,  51. 

Thienger,  E.  330,  337. 

Thimm,  P.  420,  443. 

Thomassen  5. 

Thomsen  147. 

Thomson  253,  265,  268,  280,  353, 

361,  375. 
Thorel  15,  19. 
Thorel,  Ch.  255,  265. 
Thom  343,  869. 
Thomer,  W.  392. 
Thumm  505,  522. 
Thunger,  Karl  255,  265. 
TickeU  304,  305. 
Tiemann,  C.  829,  337. 
Tilley,  H.  412. 
Tilhnanns  89,  101. 
Tillmanns,  H.  319,  337. 
Todd,  Ch.  217,  239. 
Tomasczewski,  E.  441,  447. 
Tombleson,  James  B.  276,  281. 
Toeplitz,  F.  465. 
Torday  170,  176. 
Tömqui8t>  G.  W.  230,  241. 
Török,  L.  416,  443. 
Traina,  R.  8. 
Trautmann,  G.  433,  447. 
Trendel  320,  337. 
Treplin  230,  241^  255,  265. 
Treub  352,  375. 
Treutiein  6,  19,  250,  265. 
Treyor,  S.  804,  805. 
Triboulet,  H.  274,  280. 
Tridondani  338,  369. 
Tripold,  F.  246,  265. 
Troie  4,  19,  178. 
Trolldenier  54,  56. 
Truhart,  H.  232,  242. 
Trumpp  411,  415,  465. 
Tflchermak,  A.  202,  236. 


Autorenregisier. 


581 


Tschlenow  416,  419>  443,  447. 
Tuczek  145,  151. 
Türk  19,  802,  805. 
Türkei  489,  499. 
Turnbull,  A.  229,  241. 

U. 

üghetti  180,  137. 

Uhlenhuth  466,  499. 

ühthoff  390,  892. 

Ulesko-Stroganowa  857,  375. 

Ullmaim,  E.  72. 

Umber  287,  290,  291,  295. 

Umbreit  91,  101. 

▼.  Unterberger  518,  522. 

UrbanUcbitsch,  E.  394,  402. 

üry,  H.  219,  289. 

T. 

Vahlen  477,  497,  514,  521. 

Vau,  Mc.  258,  265. 

Valentini  272,  280. 

Valade,  G.  89L 

▼.  Yamossy  51. 

Vanflelow  74. 

Vasey,  S.  A.  282,  295. 

Vasaeur  48. 

Vaßmer  14,  19,  842,  869. 

Vedora  211,  286. 

Veit  842,  848,  869. 

Veiten  70. 

Verdun,  P.  409,  415. 

Verhaeren  177. 

Veszpr^mi  8,  16,  19. 

Vererka  850,  .869. 

Vierordt,  Hermann  266. 

Vincent  98,  101. 

Vitek  295. 

Vogel  96,  101. 

Vogt  189,  151. 

Vo^rt  842,  869. 

Voirol  419. 

Voisin  169,  178. 

Voelcker  247,  265,  827,  887. 

Volhard,  Fr.  208,  205,  206,  214, 

Volk  847,  865,  487,  445. 

VoUbracht  228,  241. 

Vollmer,  E.  488,  447. 

Volpino,  G.  7. 

Voretzsch  288. 

Vörner  355,  875. 

Vömer,  H.  428,  440,  445,  447. 

Vörner,  K.  424,  443. 

Voß  183,  187. 

Voß  (Riga)  897,  408. 


Vulpiua  83,  86,  87,  95, 101, 102, 107, 
118,  328,  837. 

W. 

Wachholz  469,  474,  498,  499. 

Wachsmuth  476,  499. 

Wagener,  0.  217,  289,  517,  528. 

Wagner  188,  198. 

Wagner,  L.  107,  118. 

Wagner,  M.  212,  286. 

Wagner,  0.  514,  528. 

Wagner,  Paul  806. 

W&hlfors,  K.  R.  885,  892. 

Waitz,  H.  816,  887. 

Wakeman  287,  294. 

Waldstein  352,  875. 

Walko,  K.  209,  212,  236. 

Walkoff  76,  102. 

Wallart  12,  19. 

Wallis  218,  286,  289. 

Waelsch,  L.  426,  448. 

Walter  91,  102. 

Walthard  869. 

Wandel,  0.  6,  19,  809,  887. 

Wanner  152. 

Wasastjema  192,  198. 

Wassermann  18,  223,  289,  466,  499. 

WaUon  849,  869. 

Wattenberg  502,  523. 

Weber  44,  51,  59,  70, 143,  496,  499, 

517,  522,  528. 
Weber,  F.  178,  218,  236. 
Weber,  F.  W.  74. 
Weber,  H.  165,  222,  289. 
Weber,  L.  W.  147. 
Weohsberg  860,  875. 
Wegner  228,  241. 
Weichardt  347,  869,  467,  499. 
Weioker  118,  168,  518,  528. 
Weidenfeld,  St  421,  448. 
Weigandt  188. 
Weigert,  C.  17. 
Weinbaum  488,  499. 
Weinberg  849,  869. 
Weinberger,  M.  198,  198. 
Weinstein  880,  892. 
Weinzirl  298,  805. 
Weiß,  £.  892. 

Weleminsky  8,  19,  517,  528. 
Wennerström  845,  869. 
Wentscher,  J.  9,  19. 
Wernits,  J.  887. 
Werth  842,  861,  869,  875. 
Wertheim  855,  875. 
Westenhöffer  214,  236,  517,  523. 


582 


Autorenregistor. 


Westphal  145, 151,  d47, 369, 487, 499. 

Wettendorfer,  A.  74. 

Weyl  604,  528. 

White,  W.  H.  227,  232,  241,  242, 

271,  280,  286,  295. 
Whitmaa  81,  84,  94,  102. 
Wichmann  81,  102. 
Wichmann,  R.  74. 
Wickel  147,  151. 
Widal,  F.  280. 
Widemann  58,  70. 
Widmann,  H.  310,  337. 
Widmer  355,  875. 
Widowitz  253,  265,  268,  279. 
Wiechowski,  W.  194,  198. 
Wieland,  Emil  459,  465. 
Wiener  51,  147,  292. 
Wiesinger,  A.  337. 
Wieener  107,  118. 
Wieting  89,  102. 
Wiggins,  C.  A.  277,  281. 
Wüd,  L.  307,  337. 
Wüdbolz,  H.  427,  445. 
Wilhelm  489,  499. 
Wüliamson  51. 
Willis  897,  403. 
Wilmanns  486,  499. 
Wilms  13,  218,  289. 
T.  Winckel  807, 887. 845, 851, 369, 375. 
Windi8ch-Oed5n  847,  369. 
Windscheid,  F.  134. 
Windt  469,  499. 
Wingen  518,  528. 
Winkelmann  51. 
Winkler,  F.  68,  69,  72,  74. 
Winter  102,  356,  375. 
Wintemitz  25,  51,  358,  375. 
Wintemitz,  E.  179. 
Wintemitz,  R.  481,  445. 
Wintemitz,  W.  72. 
Winters  78. 
Wittek  84,  85,  102. 
Witthaner  342,  869. 
Wittmaak  425,  443. 
Wohrizek  89,  102. 
Woit  8,  19. 

Woizechowsky  879,  892. 
Wolf  11,  476,  499. 
Wolf,  H.  64,  72. 
Wolf,  K.  500,  514,  515,  523. 
Wolf,  L.  P.  8,  19. 
Wolff  25,  51,  156,  818,  837. 
Wolff,  A.  55,56, 160, 163, 178, 292, 295. 
Wolff,  B.  844,  850,  369. 
Wolff,  H.  392. 


Wolff,  JuHna  (t)  95,  102. 
Wolff,  W.  303,  305. 
Wolffberg  881,  892. 
Wolpert  506,  514,  523. 
Wood  191,  198. 
Woods-Hatchinson  293,  295. 
Wossidlo,  H.  445. 
Wovor  853,  375. 
Wnght,  A.  E.  270,  280. 
Wrzosek  478,  499. 
Wulff,  Paul  250,  265. 
Wallstein  86,  102,  218,  286. 
Würth  44,  72,  147. 
Wybauw,  A.  74. 
Wygodzski,  G.  387,  892. 

Y. 

Tamasaki  15,  18,  228,  241. 
Tellowleß,  David  151. 
Tonge,  E.  S.  412. 
Toung  236. 

Z. 

Zaalberg  397,  408. 

Zabludowski  88,  102. 

Zahn  505,  528. 

Zangemeister  247,  265,  388,  339,  340, 

350,  869. 
Zangger,  Th.  61,  70,  417,  448. 
Zappert,  J.  417,  443. 
Zamiko,  G.  415. 
Zeidler  82,  102. 
Zeigan  89,  51. 
V.  Zeißl,  M.  445. 
Zeller,  F.  837. 
Zesas,  D.  G.  227,  242. 
Ziegenspeck,  R.  369. 
Zitier,  E.  19. 
Ziehen  86,  102. 
Ziemke,  Ernst  466. 
Zietzschmann  478,  499. 
Zimmer  104,  113,  136. 
Zimmermann  8,  398,  403. 
Zinkeisen  302,  805. 
Zinn,  W.  221,  289. 
Zöppritz,  B.  837. 
Znckerkandl,  0.  327,  833,  337. 
▼.  Zambusch  424,  443. 
Zupnik  178,  519,  528. 
Zuppinger,  G.  200,  283. 
Zwttfel  843,  846,  866,  869,  870,  481, 

497,  499. 
Zweig,  N.  205,  286. 


Verlag  von  FEBDINAND  ENKE  in  Stuttgart. 

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Soeben  erschien: 

Grundriss 

der 

Praktischen  Medizin 

mit  Einschluss  der  Gynäkologie  (bearb.  von  Dr.  A.  Czempin) 
und  der  Haut-  und  Geschlechtskrankheiten  (bearb.  von  Dr.  M.  Joseph). 

Für  Studierende  und  Aerzte. 

Von  Professor  Dr,  J,  Schwalbe. 

Dritte,  vermehrte  Auflage. 

Mit  65  Textabbildungen, 
gr.  8^    1904.    36  Bogen.    Geheftet  M.  8.—  ;  in  Leinwand  gebunden  M.  9.— 

Oeheimrat  Prof.  Dr.  Fttrbringer,  Berlin,  sagt  in  der  „Dentsohen  medizinischen 
Wochenschrift"  ieo4,  Nr.  17: 

Wir  haben  schon  zweimal  Gelegenheit  gehabt ,  der  besonderen  Vorzüge  dieses  Lehr- 
werks  zu  gedenken  (diese  Wochensomift  ises,  Nr.  6  und  1898,  Literatar-BeUage,  8.  2).  Zu 
ihnen  tritt  eine  emente,  den  Umformungen  der  rastlosen  wissenschaftlichen  Forschung 
Rechnung  tragende  Durcharbeitung,  ein  Zuwachs  von  Illustrationen,  ein  sechster,  die 
Zusammensetzung  der  gebrftuchllchsten  Nahrungsmittel  etc.  behandelnder  Anhang,  endlich 
ein  stattUoheres  Format:  letzteres  hat  im  Verein  mit  einer  modifizierten  Druckweise  eine 
Preisverringerung  ermöglicht,  die  wir  in  Ansehung  des  auch  in  der  Ausstattung  Gebotenen 
als  erstaunlich  anzusprechen  nicht  zögern.  Auf  Schritt  und  Tritt  merkt  man  die  bessernde 
Hand;  sie  hat  eine  Feder  geführt,  welcher  der  vorgesehene  Leserkreis  scharf  und  klar, 
groBsenteils  lapidar  gefasste  Darbietungen  zur  schnellen  Orientierung  dankt,  die  weitab 
vom  Begriife  des  schlichten  Kompendiums  liegen.  Der  ErftUlung  des  im  Vorwort  ausge- 
sprochenen Wunsches  sind  wir  sicher :  Es  wird  der  dritten .  ganz  auf  die  HOhe  der  Zeit 
gebrachten  Auflage  des  „Bttchleins"  wie  es  der  Autor  bescheiden  nennt,  keine  mindere 
unst  beschieden  sein,  als  ihren  Vorgftngerinnen.  Nicht  Wenige  durften  den  ihnen  lieb 
gewordenen,  zuverUssigen  Führer  noch  lieber  gewinnen. 

Handwörterbuch 

der 

Gesamten  Medizin. 

unter  Mitwirkung  zahlreicher  Fachgelehrten  herausgegeben  von 

Dr.  A.  Villaret 

Königlich  prenssischem  Generalarzt. 

Zweite,  gänzlich  neu  bearbeitete  Auflage.    Zwei  Bände. 

I.  Band  (A— H). 

gr.  S^,  1899.   68  Bogen.    Geheftet  M.  27.—  ;  in  Halbfranz  geb.  M.  30.— 

n.  Band  (I— K). 
gr.  8^  1900.   74  Bogen.  Geheftet  M.  29.60;  in  Halbfranz  geb.  M.  32.60 

Das  .Handwörterbuch  der  gesamten  Medizin**  soll  —  und  wie  es  der  Erfolg  der 
ersten  Auflage  gezeigt  hat,  ist  es  hierzu  auch  vortrefTlich  geeignet  —  dem  Praktiker 
durch  die  FflOe  neuer  wissenschaftlicher  Ermngensohaften  ein  kundiger  Führer  sein,  ein 
Berater,  der  auf  Jede  dem  Arzte  auftauchende  Frage,  sei  es  in  der  Chirurgie,  in  der 
Inneren  Medizin,  in  der  (Hburtshilfe,  in  der  Pharmakolocde,  Toxikologie,  in  den  Spezial« 
wie  in  den  Hilfswissenschaften,  möglichst  rasch,  kurz  und  sicher  Antwort  gibt. 

Die  Namen  der  Mitarbeiter  bürgen  dafür,  dass  diese  nicht  leichte  Aufgabe  saohgemass 
gelOst  wurde,  wie  dies  Ja  auch  bereits  für  die  erste  Auflage  anerkannt  worden  ist.  Die 
zweite  Auflage  ist,  wie  dies  natürlich,  voUst&ndiger  als  die  erste,  manches  ungenaue  ist 
verbessert  worden,  Neues  hinzugebracht.  Altes  pemlich  genau  revidiert. 


Verlag  von  FEBDINAND  BNKE  in  Stuttgart. 

Vor  kurzem  VOftetfJidiV  ersehitnen.: 


Handbuch  der  praktischen  Medizin. 

Unier  Mitwirkviig  zahlreicher  Gelehrter 
redigiert  von 

]>r.  IKT.  Cbfttein,      imd     Dp«  JT.  üehwalbe^ 

G«h.  M«dlsfiuü!rat,  o.  Vnhmor  In  GOttingan,  H«rMM|«b«r  dar  DmImImo  iMd.  Wodiwwiuift 

herauBgegeben  von 

ya¥.  Ebstein. 

FOnf  Bände. 

LBand.   Die  Krankheiten  der  Atmungs-  nnd  Kreislanfsorgane. 

Beaxbeitet  Yon  Geh.  Medicinalntt  Prof.  Dr.  KSalf  in  Berlin,  Prof.  Dr.  Ltnharts  in  Hambug, 

Prof.  Dr.  rea  LtebenaeiBter  in  Tilbingeli,   o.  Prof.  Dr.  Bewbery  in  üerbnrg,  o.  Prot  Dr. 

Stribing  in  Greübwald,  Prof.  Dr.  UnTerriekt  in  Magdeburg. 

llit  114  AbbUdongen.  gr.  8^   1899.    Geh.  M.  24.—;  in  Halbfrz.  geb.  H.  27.— 

n.  Band.   Die  Krankheiten  des  Blntes^  der  bintbereitenden 
Organe  nnd  der  Yerdannngsorgane. 

Bearbeitet  von  GMi.  Kediainalrat  Prof.  Dr.  Braaa  in  Gdttingen,  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr. 

Bbtteln  in  Göttbigen.  Prof.  Dr.  Bpsteta  in  Prag,  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  Krau  in  Berlin, 

Oberarzt  Dr.  KtMaeu  in  Hamborg,  Prof.  Dr.  Laaehe  in  Ofarietiania,  Prof.  Dr.  Pel  in  Anuterdam, 

Hofrat  Prof.  Dr.  PrlbraH  in  Prag,  Prot  Dr.  Saltan  in  Gdttingett. 

Mit  180  Abbildungen,   gr.  8^  1900.  Geh.  M.  26.60;  in  Halbfrz.  geb.  M.  29.60. 

in.  Band.    1.  Teil.    Die  Krankheiten  der  Hamorgane  nnd  des 
männlichen  Gesehleehtsapparates.  Yenerisehe  Krankheiten. 

Bearbeitet  yon  Geh.  Medizinabrat  Prof.  Dr.  P.  Firbriager  in  Berlin ,  Prof.  Dr.  Jadamaka  in 
Ben,  Oberarzt  Dr.  KftameU  in  Hamburg,  Prof.  Dr.  E.  Leter  in  HaDe  a.  S.,  Prof.  Dr.  8.  Baaea- 

stein  in  Leiden. 

Mit  226  Abbüdnngen.  gr.  8^  1900.  Geh.  M.  15.-;  in  Halbfrz.  geb.  M.  18.— 

in.  Band.    2.  Teil.    Krankheiten  der  Hant    Die  sogenannten 
Konstitntionskrankheiten.   Krankheiten  der  Bewegnngsorgane. 

Bearbeitet  von  Prof.  Dr.  Dawieh  in  Gdttingen,  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  Ebiteln  in  Göttingen, 

Prof.  Dr.  4adai80ha  in  Bern,  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  Neliser  in  Breslau,  Geh.  Medizinaiiat 

Prof.  Dr.  Im  Baieabaeh  in  Gdttingen. 

Mit  99  Abbüdnngen.    gr.  8^    1901.    Geh.  M.  21.— ;  in  Halbfrz.  geb.  M.  24.— 

IV.  Band.   Die  Krankheiten  des  Nerrensystems. 

Bearbeitet  von  Geheimrat  Prof.  Dr.  KaUabarg  in  Berlin,  Geheimrat  Prof.  Dr.  Jally  in  Berlin, 

Prof.  Dr.  EilUker  in  Leipzig,  Prof.  Dr.  Niealaler  in  BerUn,  Prof.  Dr.  Oberetelaer  in^K^en, 

Prof.  Dr.  Bedlleh  in  ^en,    Geheimrat  Prof.  Dr.  SehMldt-simpler   in    Halle,    Prof.  Dr. 

Stelnbrflgge  in  Giessen,  Prof.  Dr.  Zleken  in  HaUe. 

Mit  48  Abbildungen,    gr.  8^   1900.    Geh.  M.  21.-;  in  Halbf^.  geb.  M.  24.— 

y.  Band.    Psychiatrie*    Infektionskrankheiten.    Zoonosen. 

Tergiftnngen. 

Bearbeitet  von  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  Brleger  in  Berlin,  Prof.  Dr.  Dekta  in  Dornt ,  Dr. 
Flalar  in  Havanna,  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  Harnaek  in  Halle  a.  S. ,  Stabsarzt  Dr.  Man 
in  Frankfurt  a.  M.,  Prof.  Dr.  Mendel  in  Berlin,  Prof.  Dr.  Nleolaler  in  Berlin,  Oberarzt  Dr.  Beleko 
in  Hamburg,  Prof.  Dr.  Rampf  in  Bonn,  Prof.  Dr.  J.  Sekwalbe  in  Berlin,  Prof.  Dr.  Stleker  in 
Giessen,  Prof.  Dr.  UaTerrlekt  in  Magdeburg,  Prof.  Dr.  Wassermann  in  Berlin. 

Mit  47  Abbildungen,    gr.  8^    1901.    Geh.  M.  21.—;  in  Halbfranz  geb.  M.  24.— 
Einbanddecken  4  M.  l.eo« 


568 


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Haßlaue; 
Hüug  47  i^. 
Häuser  *l* 
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£»%  5«^  86,  99^ 

a  356^  372. 

H.33a,  d6&* 

JL  338,  8S9,  372* 
3til,  3«5* 

; 0.245,256.  262,  S52,  an] 
&  13. 

250,  262. 
/jmmU  SSS;  242. 
^xM  479,  497. 
O«  303.  395.  402. 
O^  176. 
bApp  339.  365. 
Ka*pp.  A.  398,  402. 
Ettifp.  H^  H.  G.  27a  280. 
£a4uier  ^6.  365. 
'  '»?:»e  339,  365. 
p!  267,  294. 
Cijiwr  WS,  365. 
1to6«rt  25,  49,  54,  56, 111,  U3,467* 

476.  497. 
Kotfboer,  H.  439.  446. 
fi:^brak,  Erwin  454,  464. 
Koch,  .r  A.  229.  240. 
üiKK  ?h.  219.  238. 
Itock,  B.  272,  280. 
Kocher,  Th.  334. 
Kochmann«  Martin  66>  73. 
Kockel  466.  469,  497. 
Kafmann  86>  99. 
KöWer  82.  99,  160,  161,  163,  176. 
KOhi^r,  F.  226   240. 
Koha  522. 

Kokubo  16.  18.  520.  522. 
K.  Ib  1S2,  196, 
^    buMXiko  24.  49.  269*230. 
K.'iiach  290.  291,  294. 
Kolkwitz  508,  504,  522. 
Küllitrits  125,  135.  ^ 

KoUe  18,  274.  275.  281,  519.  523. 
Komiker,  'Vh.  S12,  334. 
KüloineakiD  346,  365.